Gipfelkreuze in Tirol: Eine Kulturgeschichte Mit Gegenwartsbezug (German Edition) [Aufl. ed.] 9783205787273, 3205787277

Gipfelkreuze sind Symbole des christlichen Glaubens und markieren die hochsten Punkte der Berge. Als Zeichen kollektiver

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Gipfelkreuze in Tirol: Eine Kulturgeschichte Mit Gegenwartsbezug (German Edition) [Aufl. ed.]
 9783205787273, 3205787277

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Wolfgang Kunz

Gipfelkreuze in Tirol Eine Kulturgeschichte mit Gegenwartsbezug

Böhlau Verlag Wien · Köln · Weimar

Gedruckt mit Unterstützung durch das Amt der Tiroler Landesregierung.

Umschlagabbildung: Gipfelkreuz am Egger Berg. © Wolfgang Kunz Umschlaggestaltung: Michael Haderer Layout: Eva-Christine Mühlberger Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek. Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-205-78727-3 Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 2012 by Böhlau Verlag GES.M.B.H. & CO. KG., Wien · Köln · Weimar http://www.boehlau-verlag.com Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefrei gebleichtem Papier. Druck: arrabona PRINT, Győr

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

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2. Vom kulturellen Umfeld der Gipfelkreuzsetzungen 2.1. Alpinismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2. Religion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3. Säkularisierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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3. Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes 3.1. Die frühen Gipfelkreuze aus der Zeit um 1800. . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1. Von Bittprozessionen und Gletscherkreuzen. . . . . . . . . . . . 3.1.2. Die frühen Gipfelkreuze. . . . . . . . 3.1.3. Ausgewählte frühe Gipfelkreuzsetzungen. . . . . . . . . 3.2. Gipfelkreuze der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und die Heimkehrerkreuze. . . . . . . . . . . . . . . 3.3. Gipfelkreuzsetzungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis heute. . . . . . . .

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4. Typologie der Gipfelkreuze 4.1. Unterscheidung nach Motivkategorien. 4.1.1. Gedenkkreuze.. . . . . . . . . . . 4.1.2. Freundschaftskreuze. . . . . . . . 4.1.3. Die Kreuzsetzung aus ästhetischen Gründen. . . . . . . 4.1.4. Dankeskreuze. . . . . . . . . . . . 4.1.5. Der Ersatz von Gipfelkreuzen. . .

. . 29 . . 29 . . 35 . . 40 . . 59 . . 82

91 . . . . 92 . . . . 92 . . . . 99 . . . . 113 . . . . 119 . . . . 125

Inhaltsverzeichnis

4.2. Unterscheidung nach Personenkategorien. . . 146 4.2.1. Privat- oder Einzelpersonen als Aufsteller von Gipfelkreuzen. . . . . . . 146 4.2.2. Vereinskreuze. . . . . . . . . . . . . . . . 154 5. Das Gipfelkreuz als Kulturphänomen. Weitere Aspekte 185 5.1. Die unterschiedlichen Konjunkturen der Gipfelkreuzsetzungen im Vergleich. . . . . . . 185 5.2. Strukturelle Entwicklungen unserer Gesellschaft und Kultur als mögliche Erklärungsmuster für eine Konjunktur der Gipfelkreuzsetzungen. . . . . . . . . . . . . . . 191 5.3. Die Trennung des Hergestellten vom Hersteller. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 6. Buddhistische Zeichen des Glaubens auf den Gipfeln im Raum Tirol

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7. Zeichen der Ablehnung von Gipfelkreuzsetzungen

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8. Schlusswort

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9. Abbildungsverzeichnis

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10. Bibliografie

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1. Einleitung Das Kreuzsymbol, Zeichen des christlichen Glaubens, zeigt auf vielen Bergen deren höchsten Punkt an. Solche Gipfelkreuze sind jedoch mehr als nur Markierungszeichen: Sie sind auch Produkte kollektiver oder individueller religiöser Handlungen und erlauben Rückschlüsse auf die Glaubenswelten der Menschen. Aus vielfältigen Gründen wurden und werden Kreuze in den Tälern errichtet, beispielsweise in Form von Weg- und Flurkreuzen. Aber auch auf den Bergen finden sich Kreuze; einerseits als Joch- und Wetterkreuze, andererseits als Kreuze auf den höchsten Punkten der Berge, eben als Gipfelkreuze. Diese Gipfelkreuze stellen ein nicht zu übersehendes kulturelles Phänomen dar, sie prägen die hochalpine Naturlandschaft und überziehen sie mit einer kulturellen Folie; durch die Gipfelkreuzsetzungen wird die Naturlandschaft zur Kulturlandschaft. In diesem Buch wird diese Kulturlandschaft vorgestellt und beschrieben. Es soll ein Lesebuch sein, welches es ermöglichen will, ein im hochalpinen Raum angesiedeltes kulturelles Phänomen „herunter in das Tal zu holen“. Berge sind zumindest für alpinistisch interessierte Menschen und die Bewohner der alpinen Bereiche von besonderer Bedeutung. Für Erstere bieten Berge immensen Freizeitwert; den Bewohnern alpiner Regionen wiederum werden die Lebensbedingungen maßgeblich von den Bergen vorgegeben. Berge sind jedoch nichts schlicht „objektiv“ Gegebenes: „Ein Berg wird ein Berg durch die Menschen, die an seinen Hängen wohnen, dort

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jagen oder die Landschaft kultivieren bzw. ihn besteigen. Aber der Berg wird auch ein Berg durch jene Menschen, die über ihn schreiben, Bilder von ihm anfertigen, ihn in ein Netzwerk von Zeichen einbringen.“1 Der Berg ist auch ein Sinnbild für das Erhabene. Berge spielten und spielen in vielen Kulturen eine bedeutende Rolle. Der Historiker Peter Grupp hält fest, dass die Menschen seit jeher zu den Bergen gehen. Aber sie taten und tun dies nicht, weil der Berg sie ruft, sondern weil sie sich von Gott gerufen fühlen: „Sie gehen nicht zu irgendeinem Berg, sondern zum Berg ihres Gottes und damit zu ihrem Gott.“2 Laut Peter Danner, ebenfalls Historiker, waren die Berge jahrhundertelang den Göttern, dämonischen Wesen, Ungeheuern und Toten vorbehalten. „Die Menschen, für welche die Berge nicht – wie für die Jäger, Hirten und Bergleute  – Lebens- und Wirtschaftsraum waren, hielten sich dort vor allem zur Begegnung mit den Göttern auf.“3 Auch der Bischof der Diözese Innsbruck Dr. Manfred Scheuer betont den sakralen Aspekt der Berge. In seiner Predigt anlässlich der Gipfelkreuzeinweihung auf der Serles am 6. Juli 2008 sagte der Innsbrucker Bischof: „In der ganzen Religionsgeschichte und so auch in der Geschichte unseres Glaubens gelten und galten die Berge als Orte einer besonderen Be­gegnung mit Gott.“4 Das Sakrale der Berge, ihre Spiritualität und Heiligkeit, findet man in den unterschiedlichsten Kulturen: So verehren beispielsweise Pilger und Wallfahrer mit ihrer Wallfahrt rund um den Kailash in Tibet oder beim peruanischen Volksfest des Qoyllur Riti das Heilige. „Der Fujiyama ist den Japanern heilig, den australischen Aborigines der Ayers Rock, der Mount Kenya den Kikuyus und den Navajos und Hopis sind es die San Francisco Peaks.“5 Der Religionswissenschaftler Mircea Eliade führt diese 8

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Form des Ausdrucks von Religion auf den Himmelssymbolismus zurück. „Die Berge sind dem Himmel nahe, und das verleiht ihnen Heiligkeit. Alles, was dem Himmel näher ist, hat an der Transzendenz teil.“6 Auf zahlreichen Tiroler Berggipfeln stehen Gipfelkreuze. Sie finden sich auf einfach zu erreichenden Bergen, aber auch auf anspruchsvollen Gipfeln. So besitzt der Großglockner als höchster Berg Tirols und Österreichs ein Gipfelkreuz; unter alpinistischen Gesichtspunkten sehr schwierig zu erreichende Gipfel, wie die Watzespitze oder der Pflerscher Tribulaun, besitzen ebenfalls ein solches. Auch auf entlegenen Gipfeln wie der Hochwilde (im besonders stark vergletscherten hochalpinen Bereich gelegen) und einigen Gipfeln im wenig erschlossenen Karwendel befinden sich Gipfelkreuze. Teilweise sind diese Kreuze bereits einige Jahrzehnte alt. Es gibt aber auch solche, die erst in den letzten Jahren errichtet wurden. Für Gipfelkreuzsetzungen lassen sich grundsätzlich keine vorgeschriebenen Standardisierungen und Normierungen feststellen, die für die Aufstellungen eines Gipfelkreuzes verantwortlichen Personen sind in der Ausgestaltung, Organisation und Durchführung ihres Projektes nicht an Vorgaben gebunden (allerdings ist die Erlaubnis des Grundstückeigentümers einzuholen). Die Motive für die Aufstellungen sind vielfältig. Die Anzahl der Gipfelkreuzsetzungen in den letzten Jahrzehnten ist enorm, ebenso fanden zahlreiche Gipfel- und Einweihungsmessen statt. Es handelt sich hierbei um religiöse Praktiken außerhalb des Kirchenraumes, also außerhalb der Örtlichkeit der Kirche und außerhalb des traditionellen liturgi9

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schen Rahmens. Der Theologe Ulrich Körtner spricht von einer „[…] Renaissance des Religiösen, die vor zwei Jahrzehnten [bezogen auf das Erscheinungsdatum dieses Buches im Jahr 2000] begonnen hat.“7 Das ist auch der zeitliche Rahmen, welcher hier vorwiegend relevant ist. Die Nachrichten und Meldungen, die laufend in unseren Alltag einfließen, zeigen das Bild einer – offenbar – säkularen Kultur. Trotzdem werden immer wieder neue Gipfelkreuze errichtet und alte ersetzt. Im zweiten Kapitel wird das kulturelle Umfeld der Gipfelkreuzsetzungen untersucht. Dazu werden einerseits Aspekte der Religion und der Säkularisierung erörtert und andererseits der Alpinismus als kulturelles Ereignis beschrieben. Und es wird deutlich, dass die Gipfelkreuzsetzungen erstens den Nährboden eines breiten Alpinismus brauchen und zweitens es doch recht unterschiedliche Sichtweisen auf das Phänomen der Säkularisierung gibt. Anschließend an die Skizzierung des kulturellen Umfeldes der Gipfelkreuzsetzungen stelle ich die Kulturgeschichte der Gipfelkreuze von ihren Ursprüngen bis zur Gegenwart herauf dar. Folgende Fragestellungen standen dabei im Mittelpunkt: Seit wann gibt es eigentlich Gipfelkreuze? Wer errichtet(e) Gipfelkreuze und wie laufen bzw. liefen die Gipfelkreuzsetzungen ab? Die Kulturgeschichte beginnt mit den frühen Gipfelkreuzsetzungen aus dem 19. Jahrhundert und geht später über zu den Gipfelkreuzsetzungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In diese Zeit fallen auch die Heimkehrerkreuze, die besonders nach dem Zweiten Weltkrieg bis hinein in die 1950erJahre errichtet wurden. Der Wegfall des Heimkehrermotivs als 10

Einleitung

Auslöser für die Errichtung eines Gipfelkreuzes führt uns zu einer dritten Phase von Gipfelkreuzsetzungen, nämlich den Gipfelkreuzsetzungen der letzten Jahrzehnte, beginnend mit den 1960er-Jahren bis herauf in die heutigen Tage. Auf der Suche nach dem „Warum“ von Gipfelkreuzsetzungen ließen sich in den Motiven der einzelnen Kreuzsetzungen oft Gemeinsamkeiten finden. Das erlaubte mir den Versuch einer Typologie der Gipfelkreuzsetzungen. Dazu wurden die Gipfelkreuzsetzungen, die sich in den Aufstellmotiven oder in der Gruppe der Aufsteller entsprechen, zu einzelnen Kategorien beziehungsweise Typen zusammengefasst und somit modellartig verdichtet. Die Typologisierung soll dabei helfen, dem interessierten Leser auf kompakte Weise Informationen anzubieten.8 Es geht in diesem Buch also um das Gesamtphänomen der Gipfelkreuzsetzungen; zuerst einmal soll der Leser einen Überblick erhalten. Die Gipfelkreuzsetzungen werden vorgestellt und somit für den Leser einordenbar. Und zweitens sollen die detaillierten Darstellungen der Gipfelkreuzaufstellungen dazu dienen, die Bedeutungen, die das Aufstellen von Gipfelkreuzen für die dahinterstehenden Menschen hat, herauszuarbeiten und zu hinterfragen. Sinnzusammenhänge sollen sichtbar gemacht werden und dahinterliegende Ordnungen gesucht werden. Während der Forschungsarbeiten zu diesem Buch kristallisierten sich oft Einzelpersonen und Einzelereignisse heraus, denen eine zentrale Bedeutung für generelle kulturelle Entwicklungen zugeschrieben werden konnte. Im Text finden sich daher einzelne Exkurse und Skizzen zu kulturellen Besonderheiten und 11

Einleitung

Porträts von ausgewählten Persönlichkeiten, die im Umfeld der Gipfelkreuzsetzungen angesiedelt sind. Sie runden das eigentliche Thema ab beziehungsweise ergänzen es. Es sind aber nicht mehr nur die Symbole des Christentums, die auf den Berggipfeln verankert werden; immer öfter lassen sich auch buddhistische Gebetsfahnen auf den Gipfeln finden. Diese sind entweder unmittelbar am Gipfelkreuz befestigt oder – im Falle eines Gipfels ohne Kreuz  – direkt am Boden. Mit dem Vorhandensein dieser Symbole des Buddhismus auf den Tiroler Bergen und deren Gipfeln eröffnen sich neue Perspektiven, die ich in diesem Buch beleuchten werde. Folgende Fragestellungen standen dabei im Mittelpunkt: Welche Funktion erfüllen die Gebetsfahnen und was bedeuten sie? Warum wurden sie am Gipfel – oder am Kreuz – angebracht? Können wir das Behängen von Gipfelkreuzen mit Gebetsfahnen noch als „Ansammlung von Einzelfällen“ einstufen oder stecken vielleicht tiefer liegende Bedeutungen dahinter? Die Existenz und das Errichten von neuen Gipfelkreuzen werden aber auch oft sehr kritisch gesehen; es gab und gibt nicht nur Befürworter von Gipfelkreuzsetzungen, sondern auch entschiedene Gegner. Die Ursprünge der Ablehnung reichen weit in die Vergangenheit der Gipfelkreuzsetzungen zurück. Aber auch heute sprechen sich Menschen oft deutlich gegen die Existenz von Kreuzen auf den Bergen aus. Sie gehen sogar so weit, dass ihre Ablehnung bis zur Demontage oder Zerstörung des Kreuzes führen kann. Diese Zeichen und Gesten der Ablehnung von Gipfelkreuzsetzungen wurden untersucht und werden hier ebenfalls dargestellt. 12

2. Vom kulturellen Umfeld der Gipfelkreuzsetzungen 2.1. Alpinismus Bergbesteigungen lassen sich bis in die Antike und in vorgeschichtliche Zeit zurückverfolgen. „Vielfach wurden seit vorgeschichtlicher Zeit Berge aus religiösen Gründen bestiegen, darunter auch von Herrschern“9, sagt Peter Danner. Er führt aber noch weitere Motive für Bergbesteigungen an: Bergbesteigungen zur Ausübung der Jagd, Bergsteigen zur Festlegung einer Landesschenkung und letztendlich Bergsteigen als Freizeitbeschäftigung. „Herrscher traten aber nicht nur selbst als Bergsteiger in Erscheinung, sondern sie gaben in einigen Fällen den Auftrag zu Bergexpeditionen.“10 Die Historikerin Marianne Klemun weist auf Bergbesteigungen hin, welche im Rahmen von kriegerischen und montanistischen Unternehmungen oder im Rahmen der Notwendigkeiten des Lebensraumes durchgeführt wurden. Als geistiger Vater des europäischen Alpinismus gilt Francesco Petrarca, dem zugeschrieben wird, am 26. April 1336 in Südfrankreich den knapp 2000 Meter hohen Mont Ventoux bestiegen zu haben. Petrarca hat seine Gedanken während des Aufstiegs in Form eines Briefes an einen Freund festgehalten. Seine Bergbesteigung steht für den Beginn eines ästhetischen Alpinismus, der sich von Bergbesteigungen mit strategisch-kriegerischem Hintergrund und von wirtschaftlich orientierten Besteigungen durch Hirten und Jäger unterscheidet. Ein sich erst deutlich später entwickelndes neues Naturverständnis klingt hier bereits

Vom kulturellen Umfeld der Gipfelkreuzsetzungen

ansatzweise durch. In seinem Brief formuliert er aber auch Gedanken, die auf sein religiöses Denken und Empfinden während des Aufstieges hinweisen. „In jüngerer Zeit allerdings konnte nachgewiesen werden, dass das Datum der Besteigung fiktiv ist, von Petrarca aus Gründen der Symbolik gewählt wurde und, dass er auch den Brief beträchtlich vordatiert hat“11. Der definitive Wahrheitsgehalt dieses Berichts mag umstritten sein, revolutionär sind allerdings der kulturelle Blick Petrarcas auf den Berg und der Wunsch, diesen zu besteigen. „Den höchsten Berg dieser Gegend, den man nicht zu Unrecht Ventosus, den ‚Windigen‘, nennt, habe ich am heutigen Tag bestiegen, allein vom Drang beseelt, diesen außergewöhnlich hohen Ort zu sehen.“12 Eine weitere frühe Bergbesteigung wird aus dem 15. Jahrhundert überliefert. Im Jahr 1492 bestieg Antoine de Ville auf Weisung Königs Karl VIII. den Mont Aiguille in Frankreich. Im Zuge dieser Besteigung wurden sogar Gipfelkreuze errichtet.13 Historische Bergbesteigungen sind aber nicht nur aus den Alpen überliefert, sondern sie sind auch von anderen Kontinenten bekannt, etwa von Südamerika. Wie spanische Chronisten und archäologische Ausgrabungen belegen, bestiegen dort bereits die Menschen der präkolumbianischen Kulturen die höchsten Gipfel der Anden. So unternahm der im deutschen Sprachraum gut bekannte Kletterer Matthias Rebitsch 1955/1956 Expeditionen auf die höchsten Gipfel der Anden, beispielsweise etwa auf den knapp 6000m hohen Cerro Galan, wo er am Gipfel archäologische Grabungen durchführte und Opfergaben der Inka fand. In den 1980er- und 1990er-Jahren hat sich unter anderem auch der amerikanische Archäologe und 14

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Anthropologe Johan Reinhard einen Namen als Entdecker von Inkamumien machen können und belegte somit ebenfalls die Bergbesteigungen der Inka. Die Inka bestiegen aus religiösen Gründen die Berge. Auch wenn die Berge für die Menschen von jeher eine besondere Stellung einnahmen, so war die Ausbildung einer allgemeinen alpinistisch orientierten Bewegung zeitlich noch weit entfernt. Eine solche Entwicklung ist erst eine Begleiterscheinung der Aufklärung. Der Volkskundler Martin Scharfe spricht von einem bürgerlichen Alpinismus, der ab 1750 begann, sich als Massenbewegung zu konstituieren. Mit Albrecht von Haller (1708–1777) und Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) kam die Wende zu einer neuen Ära der Sicht auf die Natur und den Alpenraum. Hallers Gedicht „Die Alpen“ rief „[…] ein ganz erstaunliches Echo hervor.“14 „Der Schweizer Mediziner Albrecht von Haller verdammte in seinem 1732 veröffentlichten Lehrgedicht ‚Die Alpen‘ die zivilisierte Welt und verherrlichte ein Ideal unverbildeter Natürlichkeit, das er in den Alpenbewohnern verkörpert sah.“15 Bei dem in der Literatur oft zitierten Jean Jacques Rousseau (1712–1778), er ist bekannt als Philosoph, Naturforscher und Aufklärer, klingt das so: „Niemals hat flaches Land, wie schön es auch immer gewesen sein möchte, in meinen Augen dafür [als schöne Landschaft] gelten können. Mein Sinn verlangt nach Sturzbächen, nach Felsen, Tannen, schwarzen Wäldern, Bergen, nach aufwärts und abwärts steilen Pfaden, und rechts und links müssen Abgründe liegen, die mir Furcht einjagen.“16 15

Vom kulturellen Umfeld der Gipfelkreuzsetzungen

Diese Notiz von Rousseau in seinem Werk „Les Confessions“ (Die Bekenntnisse) von 1782 wertet Scharfe als „[…] Ausdruck eines radikal, ja revolutionären Bruches mit tradierten Landschaftserfahrungen“17, also als Bruch „[…] mit der herkömmlichen Sicht der Alpen als bedrohlicher, häßlicher und gräßlicher Wüstenei.“18 Dieser Wandel in der Sicht auf die Natur und im Naturempfinden vollzog sich aber noch nicht in allen Bevölkerungsgruppen. Vorwiegend das Bürgertum aus den Städten interessierte sich für die alpine Natur. Die Einheimischen „[…] hüteten sich wohl vor dem Berge, wo der Zuggeist [der Geist der Zugspitze] hauste, der Jeden vom Vordringen zu den lichten Höhen abschreckte.“19 Einen wesentlichen Anteil an dieser Aneignung der Berge durch die Menschen hatten die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Sie schufen Klarheit darüber, ob es überhaupt möglich war, einen Aufenthalt auf einem hohen Gipfel gesundheitlich unbeschadet zu überstehen. Durch dieses neue Wissen verschwanden die Angst und das Erschrecken der Menschen auf den Bergen. Scharfe geht sogar so weit zu sagen, „[…] daß die Bergreisen des frühen Alpinismus um 1800 ohne die fast manischen Studien und Messungen und Beobachtungen gar nicht hätten durchgeführt werden können[…].“20 In den folgenden Jahrzehnten stellten sich für die Pioniere des Alpinismus schnell die Erfolge an den höchsten Bergen der Alpen ein. Am 8. August 1786 wurde der höchste Berg der Alpen, der Mont Blanc (4.807m), erstmals bestiegen. Am 28. Juli 1800 wurde der Großglockner erstbestiegen, im August 1800 der Watzmann und am 27. September 1804 der Ortler (3.905m). 16

Alpinismus

Diese hier angesprochenen Berge stehen stellvertretend für die nun angebrochene Ära der Erstersteigungen der Alpengipfel; ein Trend, dessen Beginn, je nach Sichtweise, mit der Zeit um 1800 festzumachen ist. Der österreichische Geograf und Historiker Eduard Richter schrieb in seinem Werk „Die Erschliessung der Ostalpen“ von 1893: „Damals war eine hervorragende Hochalpenbesteigung nach keiner Richtung minder werthvoll als eine Entdeckungsfahrt in einen fremden Welttheil. Alles war unbekannt: die Gliederung und der Zusammenhang der Gebirgsketten, die Höhe der Berge, die Flora und Fauna, der Gebirgsbau, nicht minder die physikalischen Erscheinungen der Schneeregion.“21 Die Pioniere des Alpinismus bereisten die Berglandschaften und erschlossen sich und späteren Generationen von Bergsteigern das Gebirge. Ziel war es, den Gipfel zu ersteigen, der Weg dorthin sollte möglichst einfach sein. „Zusätzlich wächst eine Generation von Menschen heran, die sich aus touristischen Gründen für die Bergwelt interessieren. Zugleich steigt das Erholungsbedürfnis der immer anstrengender thätigen, in immer größeren Städten zusammengehäuften, immer ferner der Natur lebenden Menschen.“22 In den Alpen entwickelte sich ein Tourismus, welcher der dort ansässigen Bevölkerung ein zusätzliches Einkommen ermöglichte. „Das 19.  Jahrhundert ist das Jahrhundert des Sehens  – und gerne ruht sein Blick auf den Alpen.“23 Wie der Volkskundler Bernhard Tschofen anmerkt, wurden die Alpen nun nicht nur 17

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mit Nagelschuhen und Eispickel erschlossen, sondern auch mit Bildern, sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinn. Der Blick auf das Gebirge veränderte sich, die Berge wurden zum „[…] ästhetischen Arrangement.“24 Die Alpen wandelten sich somit von einer Naturlandschaft zu einer Kulturlandschaft. „Nicht nur das Reisen im Allgemeinen hat sich in eine Angelegenheit der Massen verwandelt  – auch die Bergreise (wie die Zeit um 1800 sagte) als spezielle und besonders anspruchsvolle Form des Reisens hat sich ‚demokratisiert‘: sie ist für alle oder doch für viele zugänglich, sie ist gewöhnlich geworden.“25 Die Zeit der Erstersteigungen zog sich in den Alpen bis weit in das 19.  Jahrhundert hinein. Vor allem technisch schwierige Berge, die bis dahin als unersteigbar gegolten hatten, wurden in dieser Zeit bestiegen. Das Matterhorn (4.477m), am 14. Juli 1865 zum ersten Mal erstiegen, steht hier stellvertretend für diese Phase des Alpinismus. Paul Grohmann, ein Pionier der Dolomitenerschließung, schreibt im Jahr 1877: „Als ich vor Jahren die Absicht fasste, die Sorapiss, wenn irgend möglich zu ersteigen, war sie thatsächlich nicht nur noch unbetreten, sondern sie wurde auch von competenten Männern für nicht zugänglich gehalten.“26 Neue Werte begannen sich in der Gesellschaft zu konstituieren: Freizeitorientierung und Sportlichkeit rückten vermehrt in den Mittelpunkt des Interesses, „[…] was die bürgerlichen Akteure zu Vorläufern des Massentourismus in Europa macht“27, wie der Volkskundler Burkhart Lauterbach meint.

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Alpinismus

Heute hat sich das eigenverantwortliche, führerlose Bergsteigen längst durchgesetzt und wird neben dem traditionellen, geführten Bergsteigen zusätzlich praktiziert. Neben den kleinen, individuell organisierten Bergführerbüros finden wir heute auch die Bergsteigerschulen der großen Alpenvereine – beispielsweise den DAV Summit Club oder die ÖAV Globetrek Bergsteigerschule –, welche aktiv beim Anbieten von Alpinreisen tätig sind. National und international aufgestellte „klassische“ Reiseunternehmen bemühen sich ebenfalls um erlebnishungrige Kunden und treten zu den Bergschulen in Konkurrenz beziehungsweise ergänzen deren Angebot. Den interessierten Alpinisten wird heute auf kommerzieller Basis ein Angebot präsentiert, das sich über die Vermittlung von alpinspezifischen Lehrinhalten über jugendpädagogische Angebote bis hin zur internationalen 8000er-Expedition erstreckt. Auch im 21. Jahrhundert besetzen die Alpen und der Alpinismus immer noch eine bedeutungsvolle Rolle innerhalb unserer Kultur. „Einmal ins Blickfeld der Moderne geraten, wird das Gebirge als Ort der Sehnsucht und als ästhetisches Ideal in Theorie und Praxis bearbeitet.“28 Was Tschofen hier so elegant ausdrückt, beschreibt in der Praxis eine bunte und laute, massenhafte Breitenbewegung, deren bekannte Erscheinungsformen sich stetig weiterentwickeln. Die klassischen Disziplinen des Sommer- und Winterbergsteigens und des Kletterns ergänzend, hält nun mit der Durchführung nationaler und internationaler Skitouren-Wettkämpfe ein neues leistungsorientiertes Denken im Gebirge Einzug. Andere Trends, wie etwa das Pistenskitourengehen bei Tag und Nacht, weisen ebenfalls auf ein wachsendes und nachhaltiges Interesse am Alpinismus hin. 19

Vom kulturellen Umfeld der Gipfelkreuzsetzungen

Die Beschäftigung mit dem Gebirge findet aber nicht nur in der Natur statt, sondern auch in den Büros des Berufsalltags. So werden beispielsweise standardisierte Prozesse zur Vermeidung von Gefahren entwickelt, diese werden laufend überprüft und wenn notwendig verbessert (solche Prozesse findet man beispielsweise in Form der Kletterregeln für das Klettern in Hallen oder in Form des „Stop or Go“-Systems des Österreichischen Alpenvereins zur Verringerung des Lawinenrisikos). All das sind Beispiele für die Vitalität dieser Bewegung. Die Menschen dehnen also ihre alpinistischen Aktivitäten stetig aus, begleitet wird das von einem „Leitplankenkonzept“, welches den Umgang mit der Gefahr lenken soll. Die kulturellen Ausprägungen des Alpinismus auf wenige Zeilen zu verdichten, wird vermutlich nie vollständig und erschöpfend gelingen und ist hier auch nicht das Ziel. Trotzdem wird erkennbar, dass den Menschen heute ein vielseitiges Angebot zur Verfügung steht, die Berge für sich zu nutzen. Der Alpinismus, getragen von einer Masse an Bergsteigern ist gleichzeitig Voraussetzung und Begleiterscheinung für die Entstehung und Ausprägung des Phänomens der Gipfelkreuzsetzungen.

2.2. Religion Den Religionsbegriff detailliert zu fassen ist eine komplexe Aufgabe. „Seit Beginn des 19. Jahrhunderts bemühen sich die Wissenschaften, den Religionsbegriff zu festigen, doch entzieht er sich immer wieder allen Versuchen einer exakten Bestimmung.“29 „Religion“ lässt sich einerseits eng definieren und meint damit vor allem Gottglauben, Jenseitsgedanken, Transzendenz und Wiederauferstehung. Andererseits schafft eine weite Definition 20

Religion

Spielraum, um Handlungen wie beispielsweise dem Sport, dem Kult rund um das Auto oder auch vielleicht dem Schönheitskult religiösen Charakter zuzuweisen. Eine Möglichkeit für eine Eingrenzung des Religionsbegriffes finden wir beim amerikanischen Kulturanthropologen Clifford Geertz. „Die Einstellung eines Golfspielers zu seinem Sport lässt sich zwar durchaus als ‚religiös‘ beschreiben, aber nicht schon dann, wenn er ihn nur leidenschaftlich gerne und bloß sonntags betreibt: er muss in ihm außerdem ein Symbol für transzendente Wahrheiten sehen.“30 Im selben Text präsentiert Geertz auch seinen Definitionsversuch zum Religionsbegriff: „Religion ist ein Symbolsystem, das darauf abzielt, starke, umfassende und dauerhafte Stimmungen und Motivationen in den Menschen zu schaffen, indem es Vorstellungen einer allgemeinen Seinsordnung formuliert und diese Vorstellungen mit einer solchen Aura von Faktizität umgibt, dass die Stimmungen und Motivationen völlig der Wirklichkeit zu entsprechen scheinen.“31 Bei Martin Scharfe finden wir folgende Umschreibung von Religion, die die Beziehung des Subjekts zu Gott in den Mittelpunkt rückt32: Scharfe spricht von zwei jüngeren religionsgeschichtlichen Tendenzen: „[…] zum einen diejenige, die in der empirischen Beobachtung zum Ausdruck kommt, daß die einzelnen Menschen ihr Verhältnis zu ihrem Gott über die Zeiten hinweg unterschiedlich intensiv gestaltet haben, und zum andern diejenige, die zum historisch jungen Urteil geführt hat, daß dieses Verhältnis ins Belieben des Einzelmenschen gesetzt sei und niemanden sonst etwas angehe.“33 21

Vom kulturellen Umfeld der Gipfelkreuzsetzungen

Hier klingt eine nahende Privatisierung von Religion durch, eine Emanzipation der Menschen in ihrem Verhältnis zu Gott; eine Loslösung der strikten Liturgien der traditionellen Religion und eine Individuation des Glaubens. Für die Menschen der späten Moderne wurde die Glaubenswelt formbar, an die Anforderungen der Alltagswelt anpassbar. Die Grundsteinlegung dazu erfolgte bereits früher: „Doch der Gott des 18. Jahrhunderts verwandelt sich nicht nur in das erhabene und höchste Vernunftwesen, er zieht sich zugleich auch in die Seele des Individuums zurück, er wird gleichsam privatisiert.“34 Die beiden Begriffe „Religion“ und „Berg“, die für dieses Buch von maßgeblicher Bedeutung sind, können zueinander in einem Naheverhältnis stehen. Nach dem Religionswissenschaftler Mircea Eliade ist die Natur für den religiösen Menschen niemals nur „natürlich“, sondern sie ist immer von religiöser Bedeutung erfüllt. Eliade meint, dass das „Übernatürliche“ für den religiösen Menschen unauflöslich mit dem „Natürlichen“ verbunden sei; in der Natur ließe sich also Heiligkeit finden. Dem ‚natürlichen‘ Himmel fällt dabei ein besonderer Stellenwert zu. „Die einfache Betrachtung des Himmelsgewölbes löst bereits ein religiöses Erlebnis aus“35, so Eliade.

2.3. Säkularisierung Über Religion zu schreiben verlangt auch über Säkularisierung zu schreiben. Der Begriff der Säkularisierung steht für „Verweltlichung“, also eine sukzessive Loslösung der engen Bindung der Religion an das Leben der Menschen. Nach dem Religionsso22

Säkularisierung

ziologen Hubert Knoblauch meint Säkularisierung die „Abnahme und Schrumpfung von Religion […].“36 Die Religion gerate immer mehr in den Hintergrund; insbesondere die okzidentalkatholische Religion verliere stetig an Bedeutung, meinen die Vertreter der Säkularisierungstheorie. Die Gipfelkreuzsetzungen finden im Spannungsbogen zwischen Säkularisierung und Religion statt. Auf der einen Seite steht die Religion, welche über Jahrtausende das Leben der Menschen bestimmte, auf der anderen Seite befinden sich säkulare Strukturen, die nicht zu übersehen sind. Die mit der Aufklärung einhergehende Moderne stellt den zeitlichen Ausgangspunkt für die hier angestellten Betrachtungen dar. Martin Scharfe zeigt in seinem Buch „Über die Religion“ sehr detailliert, wie der Glaube seit dem 18. Jahrhundert langsam, aber beständig für die Menschen an Bedeutung verloren hat. Er beschreibt, „[…] wie der mitteleuropäische Alpenraum die Erfindung eines neuen Christengottes (wenn man so sagen darf ) und zugleich eines neuen Christenvolkes befördert hat“37. Er bezieht sich in seiner Analyse des Stellenwerts von Religion unter anderem auf Hallers Alpengedicht von 1729. Scharfe meint, dass „[…] die historisch neue Stimmung, die in Hallers Alpengedicht von 1729 sich Ausdruck sucht, die notwendige Antithese ist zu jahrhunderte-, ja jahrtausendelanger Verachtung und Drückung der Massen und zu ihrer Beschimpfung als tölpel- und pöbelhaftes Volk“38. Ein weiteres, recht bekanntes Beispiel für einen sich verflüchtigenden Glauben bringt Scharfe mit jener lavierten Federzeichnung aus dem Jahre 1829, die das Kreuz auf dem steirischen Erzberg zeigt. „Doch während der ‚gemeine Mann‘ vielleicht noch 23

Vom kulturellen Umfeld der Gipfelkreuzsetzungen

glauben mochte, das neugesetzte Kreuz, dieser ‚Anker‘, schütze seine Fluren, war dem Erzherzog diese Zuversicht längst abhanden gekommen: er ließ sein Kreuz mit einem Blitzableiter sichern.“39 Das, was früher den Menschen schützen sollte, bedurfte nun selbst des Schutzes. Auch in der Kunst findet Scharfe Indizien für den Niedergang der Religion und spricht davon, dass die Maler Ende des 19.  Jahrhunderts die Faszination, Erscheinungen der Volksfrömmigkeit zu malen, verloren hatten. „Vor allem aber scheint der Glaube an die Frömmigkeit des Volkes, der auch vorher gewiss nicht jeden Maler beseelt hatte, nun insgesamt dahingesunken zu sein […].“40 Weiter meint Scharfe zur Kunst: „Man kann mithin die Kunst des religiösen Genres […] als Indiz betrachten, als ästhetischen Ausdruck einer Verlusterfahrung in der bürgerlichen Kultur des 19. Jahrhunderts.“41 Dieser kurze Blick durch die Jahrhunderte zeigt einen stetigen Prozess der Entfremdung der Menschen von Religion und Glaube. Aber auch in unserem gegenwärtigen Alltag finden wir Zeichen und Indizien, die in diese Richtung weisen. „Das wohl nur geringfügigste Indiz dafür ist der Tourist, der beim Betreten der Kirche die Kappe auf dem Kopf lässt“42, oder die „Entheiligung von Sonn- und Feiertag durch Arbeit“43. Auch der Volkskundler Christoph Daxelmüller denkt in diese Richtung. „So verschwindet in akademischen Traktaten die im 17. und 18. Jahrhundert gebräuchliche Abkürzung ‚QDBV‘  – quod deus bene vertat  – Gott möge (die Arbeit) zum Guten wenden […]. Man bedankt sich bei Kollegen für Rat und Tat und bei Geldgebern für die Ermöglichung der Drucklegung, nicht jedoch bei Gott, der das Werk zu einem guten Ende kommen ließ.“44 Daxelmüller führt 24

Säkularisierung

weiter aus, dass die Gottbezogenheit der Menschen in ihren Handlungen und in ihrem Denken aufgebrochen ist. Eine industrialisierte Welt, die nicht mehr magisch-jenseitigen, sondern naturwissenschaftlich-exakten Begründungen folgt, unterstütze nach Daxelmüller dieses Aufbrechen. „Wo die Angst vor Krankheit und Tod durch das Vertrauen auf die Apparatemedizin und die pharmazeutische Drogenkunst abgemildert wird, geraten die aus Not geborenen Gebete und Gelübde in Vergessenheit.“45 Neu auftauchende Strömungen lassen aber vermuten, dass das Phänomen der Säkularisierung nicht so ohne Weiteres behauptet werden kann. Eine begriffliche Differenzierung ist festzustellen: Glaube, Religiosität und Gläubigkeit sind nicht mehr unbedingt mit Kirche gleichzusetzen. „Von der Hausse am Markt der neuen Religiosität konnten die Kirchen bislang nicht profitieren.“46 Dieser vom Theologen Ulrich Körtner angesprochene Markt der neuen Religiosität erstreckt sich über weite Bereiche des Alltags. „Religion findet sich auch außerhalb des christlichen Bereichs in vielfältigen Formen.“47 Adrian Portmann, ein Schweizer Theologe, spricht damit die Gruppierungen und Bewegungen der Sekten und der Esoterik an, aber ebenso die sozialen und kulturellen Entwicklungen rund um die Situation der MigrantInnen in Europa. In Europa fußfassende Religionen, wie beispielsweise der Buddhismus, bieten den Christen offenbar ebenfalls eine Alternative zu ihrem Glauben. „Nun wird aber von vielen AutorInnen vermutet, dass es darüber hinaus noch weitere Phänomene gibt, die dem religiösen Feld in vorläufig noch unbestimmter Weise zuzurechnen sind.“48 Es lässt sich also auch mit einem erweiterten Religionsbegriff operieren, welcher Ideologien und Bewegungen wie beispiels25

Vom kulturellen Umfeld der Gipfelkreuzsetzungen

weise Körperkult oder Kapitalismus mit einschließt. „Es könnte sein, dass sich hier neue Formen von Religion entwickeln, dass insbesondere unterschiedliche profane Phänomene religiös aufgeladen werden und religiöse Funktion übernehmen.“49 Trotz angeblicher Säkularisierung kann der aufmerksame Beobachter nach wie vor zahlreiche in unseren Alltag eingebettete Signaturen des Christentums erkennen. Es sind dies neben der sichtbaren Teilnahme am traditionellen religiösen Leben – beispielsweise an Sakramenten der Taufe, der Firmung und der Ehe – zumindest der gelegentliche Kirchenbesuch beziehungsweise die Teilnahme am religiös geprägten Jahresablauf. Über weite Strecken sind es vor allem zahlreiche latente Gebärden, Denkweisen und Grundeinstellungen, die unseren Alltag als christlich geprägt konstituieren; beobachtbar ist diese Einstellung zur Religion an den unterschiedlichsten Zeichen unserer Kultur. So weisen beispielsweise die Diskussion über das Kreuz als Glaubenssymbol in den Schulen, der Kopftuchstreit oder auch das Festhalten an christlichen Feiertagen auf eine christlich-kulturelle Grundorientierung hin. In der Einstellung zum Tod und zum kirchlich begleiteten Begräbnis lassen sich ebenso noch Bekenntnisse zur Religion finden, es sind aber oftmals „versteckte Bekenntnisse“. „Es ist also nochmals daran zu erinnern, dass sich in das Gefüge unserer Emotionen, unserer Wertmaßstäbe und Werturteile, ja dass sich in unsere gesamte Gewissensbildung Spuren unserer mitteleuropäisch-christlichen Vergangenheit eingekerbt haben  – und zwar in einem von uns nicht gekannten Ausmaß.“50 Die Behauptung einer generellen Säkularisiertheit unserer gegenwärtigen Kultur scheint also nicht zuzutreffen. Auch der 26

Säkularisierung

Philosoph Jürgen Habermas steht dem Begriff der Säkularisierung skeptisch gegenüber. Nach Habermas „[…] trifft das Theorem, dass einer zerknirschten Moderne nur noch die religiöse Ausrichtung auf einen transzendenten Bezugspunkt aus der Sackgasse verhelfen könne, auch heute wieder auf Resonanz.“51 Habermas stellt also fest, dass religiöse Werte in unserer gegenwärtigen Kultur durchaus einen Stellenwert besitzen. Grundsätzlich geht Habermas vom Fortbestehen religiöser Gemeinschaften in einer sich säkularisierenden Gesellschaft aus. „Es kommt zu einer Art Neuerfindung des Religiösen als Rekomposition ihrer Elemente […]“52, meint Knoblauch. Nach Knoblauch laufen zwei zuvor als unvereinbar geltende Entwicklungen ab: „[…] die Säkularisierung scheint gleichzeitig mit der Entsäkularisierung zuzutreffen.“53 Knoblauch kommt zu dem Schluss: „[…] und das Nachlassen der kirchlichen Religiosität (das die Säkularisierungstheorie behauptet) wird durch eine neue Form der Religion konterkariert, die eben nicht traditionell mit Kirchlichkeit verknüpft ist.“54 Knoblauchs These lautet somit: „Religion ist weder wieder auferstanden noch wird sie fortgesetzt. Vielmehr hat sich die Religion in den letzten vier Jahrzehnten schleichend, aber grundlegend geändert. Es geht also um eine Transformation der Religion.“55

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3. Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes 3.1. Die frühen Gipfelkreuze aus der Zeit um 1800 3.1.1. Von Bittprozessionen und Gletscherkreuzen Die Alpen waren bis zum Einsetzen der neuen, ästhetisch orientierten Sichtweise auf die Berglandschaften hauptsächlich ein Verkehrshindernis für Reisende und ein mit vielen Gefahren für das Leben und Überleben der Menschen versehener Raum. „Es versteht sich von selbst, daß ihn [den mühsamen Weg über den Pass] die Reisenden rasch hinter sich zu bringen suchten, sie hatten kein Auge für irgendwelche ‚Landschaft‘ sie sahen – das ist hinreichend bekannt – nur Häßliches und Gräßliches.“56 Eine der ältesten Karten von Tirol stammt von Warmund Ygl aus dem Jahr 1605. Ygls Darstellungen der Berge sind keinesfalls naturrealistisch und sollten es auch nicht sein. Aus der Art der Naturdarstellung kann aber viel herausgelesen werden. Ygl benennt viele Berge, vornehmlich solche, die für Land- und Forstwirtschaft und den Bergbau wichtig sind. Die Karte Ygls zeichnet sich in mehrfacher Hinsicht aus. „Bergfiguren dominieren das Kartenbild, zum ersten Mal finden sich Berge, wie Patscherkofel, Frau Hitt, Martinswand, namentlich bezeichnet.“57 Ygl benennt vornehmlich Berge, die für Land- und Forstwirtschaft und den Bergbau wichtig sind, daneben ist auch die Darstellung von Gletschern bedeutsam. Im Bereich der Ötztaler und Stubaitaler Alpen zeichnet Ygl eine zusammenhängende, mit Spalten durchzogene Gletscherfläche ein. Diesen Gletscher nennt er „Der Groß Verner – Glacies continua et perpetua“. „Diese bildliche Wiedergabe eines Gletschers oder Ferners, die erste eines

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

alpinen Gletschers in einer Karte, begründete oder festigte zumindest Ygls Nachruhm als Kartograph.“58 In einem seiner Karte angefügten Kommentar beschreibt Ygl die Grafschaft Tirol. Dabei unterscheidet er ganz eindeutig zwischen dem eisigen Hochgebirge und den Bergen, die den Menschen von Nutzen sind. Einerseits sind es die Eisflächen mit ihren vom Schnee überdeckten Spalten, die eine besondere Herausforderung darstellen können: „Bauern, Bergleute und Jäger pflegen nämlich im Sommer in der Richtung von Tal zu Tal über jenes Eisgebirge zu gehen.“59 Andererseits bietet Tirol mit seinen durch die Menschen bearbeiteten Bergen Getreide, Wein, Weiden für das Vieh, Salz, Marmor und ungeheure Mengen an Metallen und Mineralien.60 Eine knappe Anmerkung in Ygls Kommentar lässt die damals vorherrschende Einstellung der Menschen gegenüber dem Gebirge erahnen: „Und wenn auch diese Gegend sehr gebirgig ist, so weist sie doch nicht überall raue und unzugängliche Kämme […] auf.“61 Für die Menschen des 17. Jahrhunderts waren die Gebirgslandschaften grundsätzlich also noch unerschlossen und wurden als abweisend empfunden. Die kulturelle Sichtweise der Menschen auf das Gebirge war noch undifferenziert. Was ist ein Berg, was ein Tal? Die Beantwortung dieser Frage blieb noch offen. „Die Pässe zeichnet Ygl meist als Berge und bezeichnet sie auch als mons. Nur vereinzelt, etwa beim Brenner, wird diese Gepflogenheit durchbrochen.“62 In der Schweiz stand laut Scharfe die Bezeichnung „Berg“ ursprünglich für Gipfel, Alpen und Pässe und in den Ostalpen bezeichnete „Tauern“ einen Übergang, Rücken oder eine bestimmte Berggruppe.63

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Die frühen Gipfelkreuze aus der Zeit um 1800

Die Menschen des alpinen Raumes waren neben den erschwerten Lebensbedingungen zusätzlich den Naturgefahren, beispielsweise den Gefahren, die von den Gletschern ausgingen, ausgesetzt. In Tirol sind vor allem die Gletscher der Ötztaler Alpen für sogenannte „Bittgänge“ bekannt. Besonders der Vernagtferner und der Gurgler Ferner sorgten immer wieder für verheerende Katastrophen die teilweise bis in das Inntal hinaus Verwüstungen nach sich zogen. Die vorstoßenden Gletscher stauten Bäche in Form von Eisseen auf – so lange, bis der Druck auf die Mauer aus Eis zu groß wurde und sich das aufgestaute Wasser sturzartig in das Tal ergoss. „Berühmt und zugleich berüchtigt ist seit über 400 Jahren zum Beispiel der Vernagtferner in den Ötztaler Alpen. Aus einem Seitental ist der Gletscher in den Jahren 1600, 1676, 1678, 1771, 1772 und dann wieder 1845 und 1848 in das Rofental vorgestoßen und hat, mit dem Guslarferner vereinigt, hinter der Zwerchwand eine Eismauer gebildet, weit über 100 Meter hoch“64, schreibt der Ötztaler Volkskundler Hans Haid. Im Atlas Tyrolensis von Peter Anich (1723–1766) und Blasius Hueber (1735–1814) aus dem Jahr 1774 sind solche GletscherEisseen eingezeichnet und schriftlich erwähnt. Deutlich erkennbar ist beispielsweise die Gletscherzunge, die durch das Vernagt Thal in das Rofen Thal hinunter und über den Rofen Thaler Achen Bach reicht. Zur Bewältigung der von den Gletschern drohenden Gefahren griffen die Menschen auf das Mittel der Prozession zurück. So sind in Tirol mehrere solcher „Gletscherprozessionen“ bekannt, alle mit dem Ziel, die Menschen und ihre Lebensgrundlagen vor den mit den Gletschern verbundenen Gefahren zu schützen. Ziel einer solchen Gletscherprozession war beispielsweise der sogenannte „Steinerne Tisch“ im hinteren Ötztal. Anich und 31

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

Huber vermerken in ihrem Atlas diesen Ort am Rand des „Großsen Oetzthaler Ferners“ als das „Steinene Tisch Bild“. Auch im Pitztal wurden Gletscherprozessionen durchgeführt. Die letzte Prozession fand im Jahr 1926 statt. Richard Schucht berichtet über diese Prozession im Alpenvereinsjahrbuch von 1900: „Alljährlich am St. Annatag – am 26. Juli – wird ein Bittgang von St. Leonhard bis Mittelberg (3½–4 Stunden) unter Vorantragung eines Kreuzes und unter Führung des Pfarrers von St. Leonhard abgehalten. Die Bitte bei dieser Prozession geht dahin, eine Verheerung des Thales durch den Mittelberggletscher bzw. durch den Ausbruch des Eissees bei der Braunschweiger Hütte zu verhüten. Gegenwärtig endigt die Prozession in der Capelle von Mittelberg. Vor 40 bis 50 Jahren, zu einer Zeit, als der Mittelberggletscher noch bis dicht an den Weiler Mittelberg heranreichte, begab sich die Prozession bis zum Mittelberggletscher. Hier hatten die Bewohner von Mittelberg in den Gletscher eine Kanzel eingehauen, von der herab der Geistliche die Bitte zu den vor dem Gletscher knieenden Pilgern sprach.“65 „Ein anderes Hilfsmittel, speziell unmittelbar neben gefährlichen anwachsenden und vorstoßenden Gletschern, war das Aufstellen von Kreuzen.“66 Aus der Schweiz und aus Frankreich ist das Aufstellen von sogenannten Gletscherkreuzen bekannt: „Verschiedentlich wurden Holzkreuze in der Nähe von bedrohlich anwachsenden Gletschern aufgestellt, um sie am weiteren Vorrücken zu hindern.“67 32

Die frühen Gipfelkreuze aus der Zeit um 1800

Diese Form der Gletscherbannung ist unter anderem aus dem Gebiet des Aletschgletschers überliefert. Dort wurden zwei Kreuze errichtet, beide trugen die Jahreszahl 1818 eingekerbt. Auch von zwei Gletschern bei Chamonix, dem Mer de Glace und dem Glacier de Bossons, werden solche Gletscherkreuze überliefert.68 Abbildung 3 zeigt zwar ein Gipfelkreuz, im Bildzentrum befindet sich aber der Gletscher. Das Bild fängt die Ästhetik der Gletscher ein und besitzt somit auch glaziologischen Dokumentationswert. Es kann aus ihm aber auch die historische Sorge vor der Gefahr, die von Gletschern ausging, herausgelesen werden. Diese Abbildung versinnbildlicht das Motiv der Gletscherbannung durch Gletscherkreuze. Das Kreuz in seiner Form als Flurkreuz oder Bergkreuz gerät im Laufe der Zeit immer mehr in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Scharfe leitet die Entwicklung hin zum Gipfelkreuz aus einem Wandel ab, der die Jochkreuze betraf. „In der Regel stand an der höchsten Stelle der Straße – also am kritischen Punkt – ein weithin sichtbares Kreuz, das zu frommer Andacht einlud; erst mit dem seit Ende des 18. Jahrhunderts aufkeimenden Interesse an den Berg-Gipfeln ist das Joch-Kreuz als Gipfel-Kreuz auch auf die Bergspitzen selbst ,gewandert‘.“69 Das neue Naturverständnis, vielleicht noch etwas zögerlich in seinen Anfängen, musste scheinbar mit althergebrachten Konzepten abgesichert werden. Joch- oder Passübergangskreuze können einerseits als Besinnungskreuze, andererseits aber auch als Dankeskreuze verstanden werden. Diese Kreuze stehen für Gebet, Andacht, Beschwörung und Danksagung und sollen Schutz für die unternommene Reise bringen. 33

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

Aber auch den Bedrohungen durch Unwetter sollte durch die Errichtung von Kreuzen, sogenannten Wetterkreuzen, entgegengewirkt werden. Die Wetterkreuze sollten Heim und Ernte vor Unwettern schützen. „Diese wettergrauen Kreuze verkörpern damit die Verchristlichung der älteren heidnischen Vorstellung, nach der Blitz, Donner und Hagel mit ihren oft furchtbaren Begleiterscheinungen zu bösen, überirdischen Mächten zählten.“70 Die Wetterkreuze sind zumeist dadurch gekennzeichnet, dass sie zwei oder mehrere Querbalken tragen und im Gelände an ausladenden Kuppen oder anderen exponierten Stellen stehen. Bei Grohmann finden wir 1877 eine kurze Erwähnung eines Wetterkreuzes am Eggerberg bei Sillian. Grohmann beschreibt eine Anhöhe mit einem Kreuz, eben dem Wetterkreuz, welche „[…] eine recht schöne Übersicht der Gegend bietet.“71 „Ein äusserst dankbarer kleiner Weg von beiläufig einer halben Stunde führt beim Schiessstand vorbei zu dem sogenannten Wetterkreuz am Eggerberg unter der Ortschaft Radsberg.“72 Der Historiker Otto Stolz schreibt von den ersten Gipfelkreuzen als Markierungspunkte für Grenzen: „Auf nicht allzu schroffen und schwierigen Gipfeln errichtete man schon früh, zum mindesten zwecks Andeutung der Alm- und Gemeindegrenzen, eigene Gipfelzeichen.“73 So wurden „[…] anlässlich einer Markenbegehung am Allgäuer Hauptkamm, vom Hochvogel nordwärts zwischen den Grafschaften Tirol und Rotenfels (Allgäu) im Jahre 1560 auf den Gipfeln ,Kreutze und Stainige Man‘ (Steinmanndeln) aufgestellt. […] Auch aus der Brixner Gegend wird um das Jahr 1575 berichtet, dass auf den Graten der Plose ,staine Mändle und Creutz‘ die Weide34

Die frühen Gipfelkreuze aus der Zeit um 1800

mark zwischen den Gemeinden von St. Leonhardsberg und Lüsen bezeichneten.“74 Eine neue Ära der Kreuzaufstellungen erfolgte laut Wilhelm Eppacher, der ein Buch über „Berg- und Gipfelkreuze in Tirol“ verfasst hat, in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. „Kriegsgräuel und die Pest ließen die Menschen im Glauben Zuflucht suchen. Es wurde viel gebetet, geopfert und verlobt, damit der Himmel die furchtbare Seuche abwenden möge. Um ihre Gelöbnisse zu tun und dieselben zu erfüllen, stiegen die Bergler, da der Weg ins Tal zu gefährlich war, höher zu Berg. So entstanden damals zum ewigen Gedächtnis jener düsteren Zeit eine Reihe von Bergkreuzen, auf welche die geängstigten Leute ihr altes verehrtes Hauskruzifix, das sie in bitterster Stunde inbrünstig um Rettung angefleht hatten, befestigten.“75 3.1.2. Die frühen Gipfelkreuze Die geglückten Erstersteigungen von Bergen wurden durch die Alpinisten der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Zum Beweis ihrer Erfolge mussten sie aber auf den Gipfeln Spuren hinterlassen. Diese Gipfelsiege wurden beispielsweise in Form von Steinhaufen, sogenannten „Steinmandln“, von Steinsäulen, von Inschriften, von Fahnen und Stangen dokumentiert. Das sind Gipfelzeichen, die man als Zeichen der Eroberung, des Sieges über die Natur und über den Berg verstehen muss. In dieser Zeit des beginnenden Alpinismus wurden aber nicht nur profane, nicht religiöse Gipfelzeichen geschaffen, sondern es wurden auch Gipfelkreuze gesetzt. 35

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

Nach Scharfe ist das Gipfelkreuz „[…] eine kulturelle Innovation der Zeit um 1800, genauer wohl: des Jahres 1799, als das erste seiner Art, ein knapp zwei Meter hohes Eisenkreuz, auf dem Kleinglockner aufgestellt wurde“76. Diese frühe Gipfelkreuzsetzung fiel in eine Zeit des Umbruchs. Der frühe Alpinismus befand sich im Spannungsfeld zwischen tradierten Denkweisen und neuen Strömungen. Einerseits bedeuteten die alpinen Bereiche für die Menschen Gefahr, doch andererseits wuchs der Wunsch, die Ästhetik des Gebirges zu erforschen. „Es geht um völlig neue Erfahrungen der Menschen mit Gott, mit der Natur, mit dem eigenen Leib und Geist und mit der eigenen Seele; und all dies sind keine Kopf- oder Schreibtischerfahrungen, sondern gewagte Experimente, die in einem gefährlichen Freiluftlaboratorium anzustellen waren.“77 Die alten Weg- und Jochkreuze dienten noch der Andacht und dem Gebet. Die Gipfelkreuze des frühen Alpinismus hingegen werden nun auch als Zeichen eines Wandels interpretierbar, der die gesamte Gesellschaft betrifft. Für Scharfe hat sich die Symbolik des Gipfelkreuzes der damaligen Zeit geändert. Scharfe spricht von der „Inversion des Kreuzes“ (dem Austausch der Bedeutung bei unverändertem Äußeren) und sieht im Kreuz um 1800 (Erzberg, Klein- und Großglockner) nur mehr „schmückende Zutat“78. „Einst zeigte der Weg zum Bergkreuz eine christliche Wallfahrt an  – nun [um 1800] aber ist es säkulare Bergfahrt.“79 Scharfe spricht Liberalisierungen im Denken der Menschen an, ein Aufbrechen tradierter Formen stand an. Die Menschen wurden neugierig, „[…] sie denken an die Möglichkeit einer totalen Erkenntnis und Unterwerfung der Natur und ihrer Kräfte“80. Für Scharfe ist das neue Gipfelkreuz „[…] ein Mal der Naturunterwerfung, ein Zeichen des Menschensieges; es gehört 36

Die frühen Gipfelkreuze aus der Zeit um 1800

nicht mehr ins Gefolge einer Frömmigkeitsagentur, sondern ins Gefolge des Alpinismus und somit in den Sog der Aufklärung, welche die Religion zur Privatsache erklärt und tendenziell abzuschaffen sich bemüht.“81 Die Kulturhistorikerin Marianne Klemun untersuchte die beiden Großglocknerexpeditionen von 1799/1800 zur Erst­ ersteigung dieses Gipfels eingehend. Beides Mal wurde ein Gipfelkreuz gesetzt. Bei ihr finden wir Berührungspunkte und Verbindungen von Theologie und Alpinismus: „Es waren Wissenschafter und Geistliche […].“82 Marianne Klemun bringt noch einen weiteren Hinweis auf die Teilnahme von Geistlichen an dieser Expedition: „Die erlesene Gesellschaft besteht aus Naturforschern, wenigen Repräsentanten der bürgerlichen Elite und vor allem aus Vertretern des geistlichen Standes.“83 Die Expedition wurde vom Fürstbischof von Salm geleitet. Pfarrer Matthias Hautzendorfer, Pfarrer Franz Joseph Orrasch und der Theologiestudent und spätere Priester Valentin Stanig gehörten ebenfalls zur Expeditionsgruppe. Hautzendorfer und Stanig erreichten schließlich den Gipfel des Großglockners. Weiters spricht Klemun von einer Analogie des Bergsteigens und des Lebenslaufs. Der Aufstieg auf einen Berg gleiche dem des Lebensweges. Diese Analogie bietet nach Klemun eine Vielfalt von Deutungen, wie etwa die Sinnsuche, die Bewährungsprobe, die Einsamkeit und den Tod. „In der schönen Literatur des ausgehenden 18. Jahrhunderts zählt die Gleichsetzung der Gipfelsituation mit der des Todes zu einem wichtigen Element eines literarischen Grundmusters.“84 Die Aufstellung eines Gipfelkreuzes unterstützt diese These. „Die Unsterblichkeitsvorstellung dokumentiert das auf dem Gipfel errichtete Kreuz.“85 37

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

Eine weitere bedeutungsvolle Kreuzsetzung in dieser Zeit war die Errichtung des Kreuzes auf dem Erzberg. „Im Juni des Jahres 1823 ließ er [Erzherzog Johann] auf der Spitze des Erzberges ein Kruzifix errichten, das, aus dem Eisen eben dieses Berges gegossen und seinerzeit an einem Kreuzstamm aus Lärchenholz befestigt, den Mittelpunkt einer grandiosen Einweihungsszenerie bildete (es ist heute wieder auf dem Erzberggipfel installiert).“86 In der Einweihungspredigt, welche auch als Flugschrift publiziert wurde, wurden der schwindende Glaube und die Gleichgültigkeit der Menschen gegen Gott angeprangert. Scharfe spricht von einer traumatischen Verlusterfahrung, die die Menschen des frühen 19.  Jahrhunderts gemacht hätten. Das Gipfelkreuz am Erzberg sollte nach Erzherzog Johann den „[…] guten, an ihrem Glauben festhaltenden Gebirgsbewohnern, ein Anker sein.“87 Diese frühen Gipfelkreuzsetzungen waren nicht nur Dokumentation der Eroberung der Höhen; sie können auch als Versuch gedeutet werden, Gott gnädig zu stimmen, stellen dabei aber auch ein Zeichen der Unsicherheit dar: Wie wird Gott auf diese neue Entwicklung „Alpinismus“ reagieren und was sagen die Menschen im Tal unten dazu? Die Abneigungen der Menschen gegenüber den frühen Bergersteigungen finden wir bei Scharfe kommentiert. „Auch Stanig [der Erstersteiger des Watzmanns] wird gewusst haben, dass die Bewohner der Alpen das Vermessen der Berge weiterhin für Frevel hielten, der bestraft werde.“88 Mit dem sich ausprägenden Alpinismus erfuhren die Gipfelkreuze eine erste Konjunktur. „Im Zuge der alpinistischen Bestrebungen und bei Durchführung der Landesvermessung von der Mitte des 19.  Jahrhunderts an errichteten einheimische 38

Die frühen Gipfelkreuze aus der Zeit um 1800

Bergsteiger auf besonders besuchenswerten Gipfeln, neben den Steinmandln oder anstelle derselben, aus einfachen mitgeschleppten Holzlatten schlichte Kreuze“89, ist bei Eppacher zu lesen. In der Literatur wird die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts gerne als das „Goldene Zeitalter des Alpinismus“ bezeichnet. In dieser Zeitspanne wurden viele bedeutende Alpengipfel erstiegen. „Am Ende dieser kurzen Phase, um 1865, war dann die Erscheinung des Alpinismus voll ausgebildet und ein Stand erreicht, in dem auch alle künftigen Entwicklungen bereits klar und deutlich angelegt waren.“90 Als Reaktion auf die angebrochenen alpinistisch-touristischen Aktivitäten konstituieren sich in den 1850er- und 1860erJahren die großen europäischen Alpinvereine. So wird 1857 in London der erste alpine Verein, der „Alpine Club“ gegründet. Es geht nun um den Durchbruch des modernen Alpinismus, „[…] was in direktem Zusammenhang mit jenen englischen Bergsteigern steht, welche sich in den 1850er und 1860er Jahren serienweise an Erstbesteigungen abarbeiten“91. Kurz darauf wird 1862 der Österreichische Alpenverein gegründet und 1869 der Deutsche Alpenverein. Mit der Gründung dieser drei alpinen Vereinigungen bestätigte und festigte sich ein sportlich-naturwissenschaftlich orientierter Trend. „Die Alpen, das Objekt der Vereinsfürsorge, werden hier [bezogen auf den Österreichischen Alpenverein und den Deutschen Alpenverein] weniger praktisch-bergsteigerisch als vielmehr naturkundlich-forschend und vor allem ästhetisch-empfindend wahrgenommen.“92 Die Religion wich sozusagen, in dieser Phase des beginnenden touristischen Interesses an den Berglandschaften, der Naturwissen39

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schaft. „Ohne die umfassenden und subkutanen Religionszweifel des späten 18. Jahrhunderts wäre es niemals zu jener Domestizierung der Berge gekommen, […].“93 Den Erstersteigern folgten zumeist die Vermesser – wenn nicht bereits die Erstersteiger selbst Vermesser waren. Aus den Berichten der Vermesser sind oft Bemerkungen und Aufzeichnungen über die Existenz von Gipfelzeichen zu entnehmen. Der Vermesser Hermann von Barth, Erschließer des Karwendels, berichtet 1874: „Ein mächtiger dreigipfliger Felsblock, so standen im Nordosten die Jägerkarspitzen mir gegenüber; der niedrigste, südliche Gipfel zeigte eine Signalstange, der höchste, mittlere ein Kreuz, der nördlichste der dreien dagegen kein Wahrzeichen einer Ersteigung.“94 Barth bezeichnet also das Gipfelkreuz als Wahrzeichen einer Ersteigung. Die zunehmende Zahl von Vermessungsstangen auf den Gipfeln ermöglichte das Anbringen von kleinen Hauskreuzen oder Kruzifixen. Diese stellen somit eine frühe Form von Gipfelkreuzen dar. 3.1.3. Ausgewählte frühe Gipfelkreuzsetzungen Das Gipfelkreuz auf dem Großglockner, 3.798m, Hohe Tauern Im Rahmen des ersten Besteigungsversuches am 19. August 1799­ erhielt der Kleinglockner, ein Vorgipfel des Großglockners, bei seiner Ersteigung über den Normalweg ein Gipfelkreuz (damals waren die deutlich höheren Tiroler Berge wie der Ortler, 3.905m, und die Königsspitze, 3.859m, noch nicht bestiegen). Der Fürstbischof von Gurk, Franz von Salm-Reifferscheidt, 40

Die frühen Gipfelkreuze aus der Zeit um 1800

brach mit einer aus 30 Personen bestehenden Gesellschaft, darunter als Führer und Träger auch 19 Bauern, zur neu erbauten Salmhütte (2.620m) auf, um von dort aus die Erstersteigung des Glockners zu unternehmen. Gleichzeitig mit der Erstersteigung des dritthöchsten Berges des damaligen Österreichs sollte auf dessen Gipfel ein Kreuz errichtet werden. Aufgrund der schwierigen Wetterbedingungen musste die Expedition zum Hauptgipfel aber abgebrochen werden, es wurde lediglich der Gipfel des Kleinglockners erreicht und somit das mitgebrachte Kreuz dort aufgestellt. „Endlich, am Bartholomäus Tag (: der schön und heiter und warm war:) um Viertl über 10 Uhr vormittags wurde der Glockner (: die Spize ist ein ungeheurer großer steiler Fels, auf den man mit einer Leiter gelangte:) ersteigen, ein großes eisernes Kreuz in denselben eingekeilt und unsere Reise ward vollbracht, Gott sey es gedankt ohne Unglück.“95 In diesem Bericht von Franz Xaver Wulfen, einem Begleiters des Fürstbischofs, wird nicht zwischen dem Kleinglockner und dem Großglockner unterschieden. Der Glockner galt mit der Ersteigung des Kleinglockners offenbar auch schon als erstiegen. Nach Marianne Klemun lässt dieser Bericht offen, welcher der beiden Gipfel eigentlich bestiegen wurde. „Aber ein Erfolg muß als solcher dargestellt werden, und jede Einschränkung, wie der Hinweis, daß nur der niedrigere Gipfel, der Kleinglockner, erreicht worden war, hätte der ruhmvollen Erstbesteigung den Glanz genommen.“96 Auch im Bericht eines anderen Teilnehmers, Sigismund von Hohenwart, fehlt die nötige Detaillierung: „Ho41

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henwart [nachweislich einer der Erstersteiger des Kleinglockners] thematisierte das Problem der zwei Gipfel nicht. […] Das war für ihn nicht entscheidend.“97 Im folgenden Jahr wurde ein zweiter Versuch unternommen, den Hauptgipfel zu erreichen. Diesmal war die Expedition wirklich erfolgreich. Nun erhielt endlich der Großglockner ein Gipfelkreuz. Franz Joseph Orrasch, Pfarrer der Pfarre St. Margarethen in Dellach, berichtet: „Der Fürstbischoff hatte ein grosses mit 4 vergoldeten beweglichen Blenden versehenes eisernes Kreuz mit sich gebracht, woran die Blenden dergestalten gerichtet sind, dass wenn sich eine bewegt, sich alle bewegen müssen.“98 Um das Kreuz aufstellen und befestigen zu können, musste der Gipfel erst von einer Schneewechte befreit werden. Dieser „Schneeklotz“ wurde kurzerhand untergraben, so lange, bis er Richtung Pasterze hinunterstürzte. In dieser frühen Gipfelkreuzsetzung vereinigen sich zwei kulturelle Aspekte. Einerseits ist die alpinistische Eroberungsgebärde unübersehbar, andererseits wird mit der Kreuzsetzung auch eine religiöse Handlung durchgeführt. Orrasch beschreibt die Kreuzsetzung ausführlich: „Todt ist sie hier, die Natur, die kältesten Grüfte sind ihre Zierde, in einem blassen Klagemantel eingehüllt, verscheucht sie alle lebende Wesen von sich. […] Elendes Steinmoos, in karger Anzahl, ist der Sterbekranz auf dem Todtenkopf der Natur, dem nakten Gipfl des Glokners. Der todte König, der Glokner, steht in der Mitte. […] Fürst Salm hat nun den Kopf des Königs mit dem Kreuze des sterbenden Erlösers geziert, was ihm gebührt.“99 42

Die frühen Gipfelkreuze aus der Zeit um 1800

Exkurs: Gipfelszene am Großglockner Am Tag nach der erfolgreichen Erstersteigung spielte sich folgende Szene am Gipfel ab: „Der Student Stanig, den Professor Schiek mit sich brachte, besitzt alle Eigenschaften zu Ersteigung gefährlicher Anhöhen. An eben den 29.ten Julius wekte er die Bauern, gieng mit ihnen hinauf, blieb bey Einsetzung des Kreuzes und seiner Befestigung gegenwärtig, stieg auf die dort im Felsspitz befestigte Leiter, so hoch er konnte und streckte den Kopf so weit in die Höhe hinauf, als er mochte. Die Bauern erschraken; sie wussten nicht, will der Mensch einen Salto mortale in den Himmel hinauf versuchen, will er einen fruchtbaren Regen über ihre verbrannten Fluren heranzaubern oder will er den Wohlgeruch des Herrn vom Himmel herabschmecken? Sie sahen bald den Studenten Stanig und seine Gebehrden, bald den Himmel an, bald sahen sie ängstlich um sich her, was etwa dieses hocus pocus für ein Phaenomen auftretten werde?“100 Valentin Stanig, Student der Philosophie und Theologie und gleichzeitig exzellenter Bergsteiger, tat dies in der Absicht, „[…] daß niemand von der Gesellschaft so hoch am Glokner gewessen seyn sollte, als sein Kopf, er habe geflissentlich seine Absicht geheim gehalten, damit es ihm niemand nachmachen sollte“101. In diesem Sommer 1800 bestieg Stanig auch den Watzmann – er war dessen Erstersteiger – und den Hohen Göll. Bergsteigen in der Zeit um 1800 beinhaltete auch oft, die Tier- und Pflanzenwelt zu erforschen, die Himmelsfarbe zu bestimmen, den Puls zu zählen und zu vermessen. Vor allem die Temperatur 43

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

und die Höhe des Berges standen im Mittelpunkt der Interessen. Stanig führte solche Vermessungen im Zuge seiner Erstersteigung des Watzmanns durch. In der Person Stanigs vereinen sich also die Theologie  – er wurde 1802 zum Priester geweiht  – und das Interesse an den Naturwissenschaften. Im Jahr 1878 wurde der Österreichische Alpenklub gegründet. Bereits 1879 wurde in einer Vorstandssitzung entschieden, auf dem Großglockner ein neues Kreuz zu errichten, da das alte Kreuz bereits desolat war. Dieses „[…] erlag, weil es in Folge der damals noch minder vollkommenen Mittel der Technik nicht entsprechend ausgestattet war, dem Ansturm der Elemente, so dass heute nur noch die von zahllosen Blitzeinschlägen niedergebogenen Schutzstangen vorhanden sind“102. Anlässlich des 25-jährigen Ehejubiläums des Kaiserpaares sollte diese Kreuzsetzung erfolgen. Daher erhielt dieses Kreuz auch die Zusatzbezeichnung „Kaiserkreuz“. Im ersten Schritt musste von Kaiser Franz Josef die Erlaubnis zur Errichtung dieses Gipfelkreuzes eingeholt werden. Am 20. Mai 1879 erfolgte eben diese Genehmigung. „Da der Glocknergipfel zu zwei Kronländern, nämlich Kärnten und Tirol, gehörte, musste die Grundfrage für beide Länder getrennt geregelt werden.“103 Zu den Behörden, die den kärntnerischen Teil vertraten, bestanden bereits seit dem Kauf des Grundstückes auf der Adlersruhe zum Zwecke der Errichtung der Erzherzog-Johann-Hütte gute Beziehungen. Nach der Anfrage des Alpenklubs bezüglich der Errichtung eines Gipfelkreuzes beim Eigentümer des Kärntner Teiles, Dr. Aicher von Aichenegg, erteilte dieser „mit größtem Vergnügen die Bewilligung 44

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zur Aufsetzung eines Kreuzes zu der am höchsten gelegenen Spitze des Großglockners“.104 Dr. Aichenegg hat sich lediglich ausbedungen, dass für den Fall der „Auflassung“ des Kreuzes der Grund wieder an ihn zurückfällt. Auf der Tiroler Seite des Gipfels war das k. k. Ackerbauministerium Eigentümer des Gipfelbereiches. Dieses lehnte einen Eigentumsübertrag in Form einer Schenkung ab, überließ jedoch einen Baugrund in der Größe von vier Quadratklaftern dem Alpenklub zur Errichtung des Kreuzes. Für den künstlerischen Entwurf zeichnete das Klubmitglied Dombaumeister von St. Stephan k. k. Oberbaurat Friedrich von Schmidt verantwortlich. Von Schmidt hatte zuvor bereits das Wiener Rathaus gebaut und auf der Spitze des Stephansdoms ein Kreuz gesetzt. Die Idee eines fünf Meter hohen drehbaren oder fix montierten Kreuzes wurde aber wieder verworfen. Der Vorschlag, dieses Kreuz unter der Adlersruhe zu errichten, wurde vom Alpenklub nicht weiter verfolgt. Der nächste Schritt im Projekt der Gipfelkreuzsetzung folgte mit der Besichtigung des Gipfels, bei der Klarheit über die geologischen Verhältnisse und über die Art der Befestigungsmöglichkeiten erlangt werden sollte. Die dann folgende Planung des Kreuzes oblag Schmid und Ing. Berendt. Den schlussendlichen Bau des Kreuzes übernahm die Kärntner Firma „Hüttenberger Eisenwerks-Gesellschaft“ in Klagenfurt, die auch die gesamten Kosten für den Bau des Kreuzes trug. Das Kreuz wurde mit folgender Widmung versehen: „Zum feierlichen Andenken an das von den dankbaren Völkern Österreichs am 24. April 1879 begangene Familienfest des Kaisers Franz Josef I. und Kaiserin Elisabeth errichtet vom AlpenClub-Oesterreich“105. 45

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

Nach der Fertigstellung in Klagenfurt wurde das Kreuz per Eisenbahn nach Wien transportiert, wo es in der Fabrik Berendts montiert wurde. Ebenso wurden dort die Vergoldung und der Blitzschutz angebracht. Von 17. Juli bis 20. Juli war das Kreuz anlässlich der Niederösterreichischen Gewerbe-Ausstellung dem Wiener Publikum öffentlich zugänglich. Auch Kaiser Franz Josef I. besichtigte das Kreuz. Noch Mitte Juli wurde es nach Kals transportiert. Dort musste das ca. 300kg schwere Kreuz in seine Einzelteile zerlegt werden, um es auf den Gipfel des Großglockners tragen und aufstellen zu können. Die Bergführer von Kals, unter der Leitung von Thomas Groder, übernahmen diese Arbeiten. Am 18. August 1880 konnte das Kaiserkreuz anlässlich der Eröffnung der Erzherzog-Johann-Hütte auf der Adlersruhe geweiht werden. Aufkommendes Schlechtwetter verzögerte aber das weitere Vorgehen. Die verbleibenden sehr steilen 350 Höhenmeter bis zum Gipfel konnten erst ab dem 27. September mit den Kreuzteilen begangen werden. So gelang es schließlich am 2. Oktober 1880, das Kreuz endgültig aufzustellen und am Fels zu verankern. Anlässlich des 200-Jahres-Jubiläums der Großglockner-Erstersteigung sollte das seit knapp 120 Jahren am Gipfel stehende Kreuz renoviert werden. Die Kalser Bergführer ließen also im August 1999 das „Kaiserkreuz“ mit einem Hubschrauber vom Gipfel zum Lucknerhaus hinunterfliegen. Dort wurde das Kreuz auf einem Felsen aufgestellt und abgespannt. In einem feierlichen Akt wurde es von den Bergführern, Schützen, Honoratioren, Musikanten, Feuerwehrleuten und vielen Touristen „in Empfang genommen“. Vor der Demontage wurde das Einvernehmen mit den Bergführern aus Heiligenblut hergestellt, da am Gipfelgrat des Großglockners die Grenze zu Kärnten verläuft. In Folge wur46

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den die Verankerungen ausgebessert, die Schrift poliert und Blitzschäden behoben. Diese Arbeiten wurden in einer Lienzer Kunstschlosserei durchgeführt. Nach der Instandsetzung wurde das Kreuz für zwei Tage den Bergführern und anderen Interessierten aus Heiligenblut für eine Feier zur Verfügung gestellt. Anstelle des Kaiserkreuzes wurde zwischenzeitlich ein provisorisches 2,5 Meter hohes Kreuz aus Fichtenholz, das dem Originalkreuz nachgebildet war, aufgestellt. Am 29. August fand dann ein Festakt zur „Verabschiedung“ des Kaiserkreuzes statt, bevor es wieder auf den Gipfel geflogen wurde.106 Das Gipfelkreuz vom Vorderen Sonnwendjoch, Rofan, 2.224m: Das Thurwieserkreuz Das Vordere Sonnwendjoch im Rofangebirge erhielt im Jahr 1823 ein Gipfelkreuz, errichtet vom Kramsacher Bergsteiger und Theologen Peter Karl Thurwieser. Diese Gipfelkreuzsetzung stellt somit eine der besonders frühen bekannten und dokumentierten Gipfelkreuzsetzungen dar. Eppacher schreibt 1957 von einem „[…] 3 Meter hohen Kreuz, das im Jahre 1823 der hervorragende Alpinist und Salzburger Universitätsprofessor Dr. theol. Peter Karl Thurwieser mit einigen Gesinnungsfreunden auf die Höhe getragen hat“107. Diese Kreuzsetzung Thurwiesers fand im selben Sommer wie die Gipfelkreuzsetzung am Erzberg durch Erzherzog Johann statt. In den Jahren 1885 und 1892 wurden am Kreuz erforderliche Ausbesserungsarbeiten durchgeführt. Dieses Kreuz wurde später jedoch durch Blitzschlag zerstört. Die Sektion „Mittleres Unterinntal“ des Österreichischen Alpenvereins beschloss 1927 anlässlich des Stiftungsfestes zum 40-jährigen Bestehen der 47

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Sektion, ein neues Kreuz auf diesem Gipfel zu errichten, wobei noch vorhandene Bestandteile des alten Kreuzes sowie die Thurwieser-Gedenktafel neuerdings Verwendung fanden.108 Dieses Kreuz wurde dem „Altmeister der Alpinistik Peter Karl Thurwieser“109 gewidmet. Im Jahr 2005 wurde in der Alpenvereinssektion überlegt, abermals ein neues Gipfelkreuz auf dem Vorderen Sonnwendjoch aufzustellen, da das Holz des alten Kreuzes im Verlauf der Jahrzehnte teilweise morsch geworden war. Der schneereiche Winter 2005/2006 setzte dem Kreuz darüber hinaus zu. Nach dem Ausreißen einer Verankerung neigte sich das Kreuz auch noch zur Seite. „Jetzt war es höchste Zeit, an ein neues Kreuz zu denken. Ich war mit Begeisterung dabei, besorgte im Sägewerk Schrettl in Münster – kostenlos – das Lärchenholz für das neue Kreuz. Nach monatelanger Trocknung auf meiner Terrasse ging‘s an die Herstellung nach Maßgabe des alten Kreuzes“110, so Josef Unterberger, ein Mitglied der Alpenvereinssektion. Die Verantwortlichen in der Alpenvereinssektion diskutierten dann im Herbst 2005 die geplante Kreuzaufstellung. Die Organisation des Gipfelkreuzprojektes wurde von der Ortsgruppe Münster übernommen. Im Juni 2006 wurde das Kreuz fertig (Höhe 4,56 Meter und Breite 2,50 Meter). Im Schnittpunkt der Balken wurden zwei Metallplatten befestigt, die beide mit einem Edelweißmotiv versehen wurden. Ursprünglich war angedacht, das Gipfelkreuz auf das Sonnwendjoch zu tragen. Die Höhe des Gesamtgewichts sprach dann aber letztendlich dagegen. Das Kreuz wiegt ca. 330kg, je eine Metallplatte 75kg. Das Kreuz wurde am 19. September mit einem Hubschrauber auf den Gipfel geflogen, dort verankert und befestigt. 48

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Porträtskizze Peter Karl Thurwieser: Drei frühe Gipfelkreuze Thurwieser wurde am 30. Mai 1789 in der Tiroler Gemeinde Kramsach geboren. Er besuchte in Hall das Gymnasium und studierte dann 1809 in Innsbruck an der Universität zunächst Logik, Metaphysik und Mathematik. 1810 wechselt Thurwieser nach Salzburg in das dortige Priesterseminar, wo er seine theologische Ausbildung begann. „Er hatte nie an etwas anderes gedacht, als an den Eintritt in den geistl. Stand“111, schreibt der Thurwieser-Biograf Schöpf. Die Priesterweihe erfolgte 1812 in Salzburg. 1820 erhält er die Stelle eines „Supplenten für das Neue Testament“. Thurwieser unterrichtete von nun an am Salzburger Lyceum. Der Theologe Thurwieser beschäftigte sich aber auch mit der Meteorologie. Im Jahr 1826 sollten für die Universität Edinburgh  – diese ließ einen Aufruf zu Forschungen über alpin-meteorologische Beobachtungen an mehrere Universitäten ergehen  – folgende Punkte beobachtet werden: „1. Barometer; dessen Temperatur. 2. Temperatur der Luft. 3. Hygrometer nach Daniel. 4. Luftelektrizität. 5. Richtung und Stärke des Windes. 6. Gestalt und Dichtigkeit der Wolken, nebst ihrer Richtung. 7. Farbe des Himmels. 8. Regenmenge. Strahlende Wärme. 10. Thermometer in der Sonne. Dann ist anzugeben Länge und Breite und Meereshöhe des beobachteten Ortes.“112 Thurwieser führte seine Beobachtungen auf dem Watzmann und auf dem Gaisberg durch, die Resultate veröffentlichte er in einer Salzburger Zeitung. Die Zeit der großen Bergfahrten Thurwiesers reicht von 1820 bis in die 1850er-Jahre. Thurwieser begründete seine Lust am Bergsteigen so: „Eine besonders frohe Empfindung regte sich 49

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

in mir von frühester Jugend beim Anblick der Berge; ich wusste mir sie nicht zu erklären und konnte sie nicht nennen.“113 Thurwieser bestieg die Berge aus Lust am Steigen, an der reinen Luft, an der freien Aussicht. Barometer und Botanisierbüchse wurden zwar noch mitgeführt, aber sie waren doch nicht mehr die Hauptsache, wie sie es für die ersten Glocknerfahrer gewesen waren.114 Seine Philosophie war es, „[…] der eigenen Natur zu folgen, die Herrlichkeit des Gotteswerkes zu bewundern und sich gründlich aufzuheitern und zu erholen.“115 Schöpf schreibt in seiner Biografie, dass Thurwieser die Bekanntschaft Erzherzog Johanns gemacht hatte und mit diesem öfter gemeinsame Bergfahrten unternahm. Thurwiesers alpinistische Aktivitäten konzentrierten sich auf die Berge der Ostalpen: So bestieg er unter anderem 1828 den Großglockner, 1830 das Birnhorn und 1834 den Dachstein. Die Dachsteinbesteigung wurde von den Brüdern Gappmayr geführt, Thurwieser war Tourist und Initiator dieser Tour. Am Gipfel errichteten sie ein Holzkreuz, das erste Gipfelkreuz auf dem Dachstein.116 Seine Dachsteinbesteigung kann als erste Touristenbesteigung dieses Gipfels bezeichnet werden. Mit dem Gipfelkreuz auf dem Ankogel117 und eben auf dem bereits erwähnten Vorderen Sonnwendjoch zeichnet Thurwieser für die Setzung dreier Gipfelkreuze verantwortlich. Der frühe Alpinismus in der Zeit zwischen 1750 und 1850 war die Ära der Erstersteigungen und des Entdeckens. Man kann diese Phase auch als eine Zeit der „kulturellen Aneignung“ der Berge durch die Menschen bezeichnen. Bereits Descartes sprach Anfang des 17. Jahrhunderts davon, dass sich die Menschen zu Herren und Eigentümern der Natur machen sollten. Den Be50

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ginn der kulturellen Aneignung der Alpen macht Martin Scharfe mit der Besteigung des Mt. Blanc durch Saussure 1787 fest.118 Seit diesem kulturellen Ereignis sei das „Projekt“ der Aneignung laut Scharfe nicht mehr aufzuhalten gewesen. Der Erfolg dieser Aneignung ist nicht nur an den vielen Bergbesteigungen und Gipfelsiegen ablesbar, man kann ihn auch abseits des eigentlichen Bergsteigens erkennen. Die Aneignung der Berge geschieht parallel zum eigentlichen Bergsteigen auch durch das Verfassen und Publizieren von Berichten über diese Erstersteigungen. Man könnte also auch von einer „literarischen Aneignung“ sprechen. Den wohl stärksten Beitrag zur Aneignung der Alpen liefert, wie bereits kurz angerissen, die wissenschaftliche Forschung. Durch neu gewonnene wissenschaftliche Erkenntnisse schwinden Ängste und Sorgen vor dem Betreten ehemaliger Tabuzonen. Thurwieser war mit seinen alpinistischen Aktivitäten Teil dieser umfassenden kulturellen Aneignung. Neben den bereits erwähnten Bergen bestieg er 1836 den Habicht und den Lisener Fernerkogel; auch bei diesen Bergfahrten wurde Thurwieser von Einheimischen geführt. Im Rahmen der Besteigung des Lisener Fernerkogels beschreibt er eine von ihm oft und gerne gepflogene Gewohnheit: „Ich steckte, wie gewöhnlich, auch hier Steine vom höchsten Punkte des Berges als Andenken ein, überblickte noch ein paar mal die große Runde, und nahm, weil es endlich sein mußte, um 2 Uhr 37 Minuten von der schon lange mir werthen, jetzt noch theurer gewordenen Spitze Abschied.“119 Diese Geste kann als Form einer „persönliche Aneignung der Berge“ gedeutet werden. „Er [Thurwieser] besitzt eine Sammlung von Steinen, die er auf denselben [Gipfeln] brach, dann schliff, und mit einer Inschrift versah, an welchem Tage er die Besteigung unternommen.“120 51

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

Das Gipfelkreuz auf der Zugspitze, 2.962m, Wetterstein Eduard Richter berichtet über die Erstersteigung der Zugspitze im Jahr 1820: „Als Zeichen der gelungen Besteigung pflanzten sie einen kurzen Bergstock mit drangebundenem Sacktuch auf.“121 Als Beweis der Besteigung und als Dokument der Erstersteigung musste also ein Kulturartefakt am Gipfel hinterlassen werden, welches der Nächste als solches erkennt und vielleicht sogar wieder mit in das Tal bringt. Richter schreibt von der Errichtung einer Steinpyramide durch die Zweitbesteiger im Jahr 1823 und von der Bestätigung der Existenz dieser Pyramide durch die Drittbesteiger im Jahr 1834. Diese errichteten eine neue, höhere Pyramide, welche von Partenkirchen aus mit dem Fernrohr sichtbar war. Auch der Rauch eines angezündeten Feuers durch die Drittbesteiger – für alle im Tal sichtbar – dokumentierte deren Erfolg. 1851 erhielt der Westgipfel der Zugspitze aufgrund einer Initiative des Pfarrers Christoph Ott ein Eisenkreuz mit Vergoldungen. Ein Kupferschmied aus Schongau stellte das Kreuz her, den Auftrag dazu erteilte Pfarrer Ott. Sylvia Fritsch schreibt in der Broschüre des Werdenfels Museums: „Die Idee, auf dem Gipfel der Zugspitze endlich ein Kreuz zu errichten, hatte Christoph Ott als er als meteorologischer Observator am Hohenpeißenberg arbeitete. Ihm stach der kahle und schmucklose Berg in die Augen.“122 Pfarrer Ott ging es darum, „[…] auf der höchsten westlichen Zinne des Zugspitzes ein der Zeit und den meteorischen Einflüssen trotzendes Signal – ein vergoldetes Metallkreuz  – zu errichten.“123 Das Projekt wurde „namentlich unterstützt durch die Königin Marie von Baiern.“124 Für die Finanzierung fand er zusätzlich Münchner Geschäftsleute, über eine Spendenaktion und mittels der Er52

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träge aus den Vorbestellungen seines geplanten Buches über die Zugspitzerstersteigung erschloss er sich weitere Geldquellen. Am 1. August 1851 wurde das vollendete Kreuz nach Hohenpeißenberg transportiert. Am 4. August wurde es dort aufgestellt, präsentiert und geweiht. Am 6. August wurde es nach Partenkirchen transportiert, wo es bis zum 10. August für die Allgemeinheit zugänglich im Forstamtsgarten aufgestellt wurde. Ursprünglich war angedacht, alle an der Finanzierung beteiligten Personen bei der Aufstellung des Kreuzes auf dem Zugspitzgipfel zur Feierlichkeit einzuladen. Aber aufgrund der unsicheren Witterung und des gefährlichen Geländes im Gipfelbereich wurde davon wieder Abstand genommen. Der Forstwart Karl Kiendl wurde mit der Aufgabe betraut, sich die notwendige Anzahl Träger für den Transport des Kreuzes zu überlegen und diese auszusuchen. Kiendl erschien mit zehn Trägern im Forstgarten, um das Kreuz abzubauen und zu zerlegen. Im Laufe des Tages erhöhte sich die Zahl der Träger noch auf insgesamt 19 Personen. Das 150kg schwere Kreuz wurde mit einem Fuhrwerk bis zum Eingang der Partnachklamm gefahren. Dort wuchs die Expedition auf inzwischen 28 Personen an, die nun durch die Klamm zum Reinthalbauern marschierten. Im Bericht Christoph Otts liest man: „Die Bäuerin, nach freundlichem Gruße, versprach günstige Witterung und brachte einen tüchtigen Butterwecken und Käse herbei.“125 Nach dieser Pause führte der weitere Weg an den sogenannten „Blauen Gumpen“ vorbei zur Angerhütte, dem Ziel dieses Tages. Diese Hütte bot nur für zwei Personen Platz, also musste der Großteil der Expeditionsteilnehmer unter den umstehenden Fichten übernachten. 53

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

Am nächsten Morgen führte der Weg über den Schneeferner Richtung Gipfelaufbau. „Grauenhaft und unheimlich ist hier der Blick über die fast senkrecht abfallenden Wände; doch passierte man den Grat und dessen vielgezackten Kamm ohne irgendeinen Unfall.“126 Noch vor neun Uhr vormittags erreichten alle Teilnehmer den Gipfel unter Jubel, berichtet Ott. Für die Kreuzsetzung musste nun zuerst der Schotter weggeräumt werden, um dann ein Loch graben zu können. Während dieser Arbeiten am Boden wurde das Kreuz aus seinen Einzelteilen zusammengebaut. Die eigentliche Kreuzaufstellung wurde dann von 12 Mann durchgeführt: „Man zog es mit Seilen in die Höhe, während rückwärts die Last mit der vom Kreuzcentrum auslaufenden Stützstange nachgeschoben wurde und der Schlosser den Kreuzstangenfuß in das Loch dirigierte. Schauerlich war es anzusehen, wie drei Männer, auf der äußersten, kaum zwei Fuß breiten Zinne des schmalen Gipfels, der im Ganzen kaum von der Länge und Breite eines mäßigen Tisches und von drei Seiten von den tiefsten Abgründen umgeben ist, an dem Seile mit der größten Todesverachtung arbeiteten. Das Ausreißen des Seiles, ein einziger falscher Tritt oder die geringste Anwandlung von Schwindel hätte Alle unrettbar in die fürchterliche Tiefe gestürzt. Doch munter und unbesorgt verrichteten die rüstigen Bursche [sic!] ihre schwere Arbeit; nach kurzer Mühe war das Schwierigste überwunden, das Kreuz kam zum Stehen und erhielt die verlangte Richtung.“127 Abschließend wurden die Namen aller Beteiligten notiert und in einer Weinflasche unter dem am Fuß des Kreuzes aufgerichte54

Die frühen Gipfelkreuze aus der Zeit um 1800

ten Gestein deponiert. Nach dem Beten eines „Vaterunser“ und „Ehre sei Gott“ wurde der Abstieg begonnen. Am 15. August wurde in Partenkirchen zum Dank an die unfallfreie Expedition ein Hochamt abgehalten. 1882 wurde das Kreuz nach 14 Blitzeinschlägen renoviert und musste auf den Ostgipfel übersiedeln, da eine Neuaufstellung auf dem brüchigen Untergrund des Westgipfels nicht mehr befürwortet werden konnte. Eine Wiederaufstellung auf dem Westgipfel hätte aufgrund des notwendigen Fundamentbaus eine schlechtere Sicht vom Tal auf das Kreuz hinauf bedeutet, also wurde das Kreuz auf dem gut einsehbaren Ostgipfel neu errichtet, berichtet Richter. Im Laufe der Jahrzehnte litt das Kreuz stark unter den Witterungseinflüssen, aber auch unter zu heftigem „Interesse“ der Besucher. Es bekam zunehmend mehr Risse, Löcher und Einritzungen. Die Löcher stammen aus den letzten Kriegstagen, amerikanische Soldaten verwendeten das Kreuz als Zielscheibe, Bergsteiger und Touristen „verewigten“ sich mit dem Einritzen von Zeichen oder ihrer Namen. Das Kreuz kann heute im Werdenfels Museum in Garmisch-Partenkirchen besichtigt werden. Das gegenwärtige Kreuz auf der Zugspitze ist eine Nachbildung des alten Kreuzes. Es wurde 1993 aus vergoldetem Kupfer und Stahl geschaffen. Eine Renovierung des alten Kreuzes wäre ebenso kostspielig gewesen wie eine Neukonstruktion und Neuerrichtung. „So wurde das Original mit zwei doppelspannigen Rossfuhrwerken unter Polizeischutz nach Partenkirchen transportiert, geweiht und unter Glockengeläut ins Werdenfels Museum gebracht.“128 55

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

Nachdem Witterung und Touristen auch beim neuen Kreuz eine Renovierung notwendig machten, wurde es im Jänner 2009 abmontiert und mit einem Hubschrauber ins Tal geflogen. Bis der Metallrestaurator das Kreuz übernehmen konnte, wurde es in der Betriebswerkstätte der Zugspitz-Zahnradbahn zwischengelagert. Das Kreuz sollte ausgebessert und neu vergoldet werden. Im April 2009 wurde dann das renovierte Kreuz mit der Zahnradbahn zum Zugspitzplatt gebracht, wo es seinen ökumenischen Segen durch Kardinal Friedrich Wetter und die evangelisch-lutherische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler erhielt. Auch der Partenkirchener Pfarrer Karl Hofherr und Manfred Reitlinger von der evangelisch-lutherischen Johanneskirche nahmen daran teil. Doch Schlechtwetter verhinderte eine umgehende Aufstellung auf dem Gipfel. Diese wurde dann am 22. April nachgeholt. Ein Hubschrauber flog das Kreuz auf den Gipfel, nach fünf Minuten Montagezeit war das Kreuz wieder im Fels verankert. Die Medien berichteten ausführlich über die gesamte Aktion. Das Gipfelkreuz auf der Ellmauer Halt, 2.344m, Wilder Kaiser Die Ellmauer Halt ist der höchste Gipfel im Wilden Kaiser. Der Gipfel ist auf keinem Weg einfach zu erreichen, der sogenannte „Gamsängersteig“ stellt als Klettersteig den Normalweg auf den Gipfel dar. Das erste Kreuz auf der Ellmauer Halt, ein 3,50 Meter hohes massives Eisenkreuz, mit verzinktem Blech überzogen, wurde am 30. Juni 1883 errichtet. „Fünf ‚Kranzler‘, so nennen sich die Mitglieder des Münchner Turner-Alpen-Kränzchen, nämlich Carl Babenstuber, Georg Hofmann, Max Kleiber, Josef Mader 56

Die frühen Gipfelkreuze aus der Zeit um 1800

und Heinrich Schwaiger, von anderen Kranzlern und Alpenfreunden unterstützt, stellten am 30.6.1883 auf der Ellmauer Halt, dem höchsten Gipfel des Kaisergebirges, ein Metallkreuz auf.“129 Dieses Kreuz wurde am Peter und Paul-Tag in Ellmau gesegnet. Im Kreuzungspunkt befand sich eine in Kupfer getriebene, feuervergoldete Kugel, am Fuß des Kreuzes befand sich ein Behälter für ein Gipfelbuch. Im Jahr 1905 musste das Kreuz witterungsbedingt ausgebessert werden, wofür Bergsteiger aus dem „Turner-Alpen-Kränzchen München“ sorgten. Bereits 1913 musste das Kreuz jedoch aufgrund wieder eingetretener Schäden abmontiert werden. Diesmal engagierte sich die Sektion München des Alpenvereins und sorgte für ein neues Kreuz. Die Aufstellung dieses Kreuzes durch die Münchner Bergsteiger wurde am Vorabend durch das Entzünden zahlreicher Bergfeuer durch die Tiroler Bevölkerung begleitet und gefeiert. Doch bereits 1935 zerstörten Blitzeinschläge dieses Kreuz und ließen es eine Wand hinunterstürzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein zwei Meter hohes mit Blech verkleidetes Holzkreuz aufgestellt, aber auch dieses hielt der Witterung nicht stand.130 Im Jahr 1983 übernahm ein Mechaniker aus Scheffau gemeinsam mit dem Hüttenwirt Ernst Erhart die Renovierung des ursprünglichen Gipfelkreuzes. Beim Auseinandernehmen der einzelnen Teile fand man in der Kreuzkapsel die Originalurkunden zur Kreuzsetzung von 1883 einschließlich der Dokumente der vorangegangenen Renovierungen von 1905 und 1913. Die Teile des Kreuzes wurden ausgebeult, neu zusammengesetzt und gestrichen. „Das renovierte Kreuz wird auf der Kirchweihfeier am 15. 10. 1983 am Bergaltar neu geweiht und findet bei der nächsten Kirchweihfeier am 20.10.1984 einen schönen und 57

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

gut sichtbaren Standplatz auf einer Erhebung nördlich oberhalb der Gruttenhütte in Richtung Kopftörl.“131 Im Jahr 1998 wurde das gegenwärtige Gipfelkreuz versetzt, weil ein Blitz die Verankerungen beschädigt hatte. Diese Arbeiten führte die Scheffauer Bergrettung zusammen mit dem Sohn des Pächterehepaars Ernst Erhard jun. durch. Martin Scharfe stellt die These auf, dass „[…] die Aufstellung von Gipfelkreuzen nicht ein uraltes, sondern ein modernes Phänomen, und daß die Gipfelkreuze selbst letztlich nicht Ausdruck des Christenglaubens, sondern Symptom verbreiteten Glaubenszerfalls seien“132. Die frühen Gipfelkreuze waren tatsächlich nicht einfach nur Symbole des christlichen Glaubens, auf Berggipfeln errichtet. Sie wurden in einer Zeit der gesellschaftlichkulturellen Umbrüche auf den Gipfeln errichtet, in einer Zeit des Fortschritts und damit auch der Verunsicherungen. Diese Gipfelkreuze können aber auch als Versuch verstanden werden, gegen den Glaubenszerfall zu wirken oder gegen diesen zu appellieren. Zwar wurden die Bergsteiger und Forscher zunehmend von den alpinen Naturlandschaften angelockt, die Sorge vor frevelhaftem Verhalten, vor der Tabuverletzung quälte aber noch. Ein religiöser Unterbau dieser frühen Gipfelkreuze ist zumeist vorhanden, oft waren Theologen initiativ beziehungsweise sogar direkt an der Kreuzerrichtung beteiligt. Beim Glocknerkreuz ist die Religion zumindest noch durch die Initiatoren und Erstersteiger des Berges vertreten, demgegenüber finden wir bei Heinrich von Barth, dem Erschließer des Karwendels im auslaufenden 19. Jahrhundert, nur noch Gesten säkularen Sports. Für Barth steht das Gipfelkreuz als Beweis einer sportlichen Tat. 58

Gipfelkreuze der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

3.2. Gipfelkreuze der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und die Heimkehrerkreuze Die ersten 50 Jahre des 20. Jahrhunderts wurden durch zwei Weltkriege signifikant bestimmt. Die Dominanz dieser markanten Einschnitte im Leben der Menschen finden wir bei den Motiven für die Aufstellungen von Gipfelkreuzen wieder. In dieser Zeit handelt es sich bei den neu aufgestellten Kreuzen in hohem Maß um sogenannte Heimkehrerkreuze. Eppacher meint: „Da eine Heldenehrung im Bereich der Ortschaften von wegen der Besatzungsmächte nicht durchführbar war, stiegen die Heimkehrer in die Einsamkeit der Bergwelt, um ihren toten und vermissten Kameraden doch ein Zeichen der Liebe und Zusammengehörigkeit zu setzen.“133 Im Heimkehrerkreuz steckt aber noch mehr an Verborgenem: Es ist eine Materialisation von Ängsten, Erlebnissen, Taten und Hoffnungen. Im Krieg begegneten die Soldaten auf unterschiedliche Weise dem Bild des Kreuzes. Es war im Kriegsalltag und in der Schlacht für die Soldaten oft präsent, schreibt der Kulturwissenschaftler Nicholas J. Saunders in einer Studie über den Ersten Weltkrieg: „Der Krieg hauchte dem Bild des Kruzifixes neues Leben ein, als tragbare Miniatur genauso wie als Bildstock am Wegesrand.“134 Die Menschen versuchten, über unterschiedliche rituelle Gebärden die traumatischen Kriegserfahrungen aufzuarbeiten. Die Volkskundlerin Alexandra Kaiser meint: „Die Vorstellung, dass die kirchlichen Totengedenktage nicht mehr ausreichten, um das Gedenken an die Gefallenen inhaltlich zu fassen, setzte 59

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

sich nach Kriegsende immer mehr durch und der Ruf nach einem konfessionsübergreifenden nationalen, von der Regierung gestützten, also politischen Trauertag wurde immer lauter.“135 Die Einrichtung solcher jährlich wiederkehrender Gedenktage, Kranzniederlegungen oder der Bau von Erinnerungsstätten zeugen davon. Der Kulturwissenschaftler Thomas Fliege sagt, dass besonders nach dem Ersten Weltkrieg eine Dominanz des christlichen Kreuzes als Trauersymbol feststellbar ist. Die vorangegangenen Kriege des 19.  Jahrhunderts seien von einem kollektiven, anonymen Erinnern geprägt gewesen. Die Kriegstoten seien durch eigene Denkmäler ohne persönliche Bezüge sowie in Dichtung und Prosa gewürdigt worden. Für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg spricht er von einer Individualisierung des Gefallenengedenkens, Denkmäler werden nun mit Gedenktafeln versehen.136 Die Heimkehrerkreuze sind Teil dieser Häufung kultureller Ausdrucksformen des Gefallenengedenkens und ermöglichen eine individualisierte Erinnerungsform, erkennbar durch am Kreuz angebrachte Inschriften oder Zusatztafeln. Auch im Liedgut lassen sich Spuren des Gefallenengedenkens finden. So gehörte „Das Lied vom guten Kameraden“ zu den beliebtesten Soldatenliedern des Ersten Weltkrieges. Der Text dieses Liedes stammt von Ludwig Uhland und wurde bereits 1809 verfasst. Uhland beschreibt in drei Strophen den Augenblick des Todes eines Soldaten, erzählt von seinem überlebenden Kameraden.137 In der Zeit der Nazidiktatur kam es zu einer Instrumentalisierung des Liedes, es wurde mit einem „[…] Ausschließlichkeitsanspruch durch die Nazis“138 belegt. 60

Gipfelkreuze der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird das Lied im Rahmen von Gedenkfeiern weiterhin oft gesungen. Nach der unmittelbaren Kriegserfahrung drohte vielen Soldaten eine neue Form von Belastung, die Kriegsgefangenschaft. „Allein auf deutscher Seite gerieten 11 Millionen Soldaten in Gefangenschaft, in mehr als 20 Gewährsländern.“139 Die Gefangenschaft konnte sich bis in die ersten Wochen des Jahres 1956 hinziehen. Das betraf vorwiegend Gefangene in russischen Lagern. Kriegsgefangene aus den westlichen, etwa den amerikanischen oder englischen Lagern wurden schon wenige Jahre nach Kriegsende, meistens noch vor 1950, entlassen. In sowjetischen Lagern starben 1,1 Millionen Gefangene, hauptsächlich an Hunger, Entkräftung und Krankheit.140 Mit der Ankunft zu Hause wurden die Heimkehrer mit neuen Gegebenheiten konfrontiert. Schon während der Gefangenschaft mussten sie sich beispielsweise mit Scheidung oder gar mit der Nachricht vom Tod des Ehepartners auseinandersetzen. Ein sporadischer Briefkontakt mit der Heimat ermöglichte diese Kommunikation. Spät heimkehrende ehemalige Studenten oder Gymnasiasten sorgten sich wegen eines Bildungsdefizits gegenüber den zu Hause bereits arbeitenden Gleichaltrigen. Der Volkskundler Albrecht Lehmann, der sich mit deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion auseinandergesetzt hat, spricht auch Ressentiments und Ablehnung der heimkehrenden Kriegsgefangenen durch die Bevölkerung an. „Sie waren schließlich ein Teil jener Vergangenheit, die die meisten damals schnell hinter sich bringen wollten.“141 Generell standen die Heimkehrer vor der Herausforderung, sich nach der Bewältigung des Krieges und der Gefangenschaft 61

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

wieder in ein Berufs- und Familienleben einordnen zu müssen. Sie mussten einen Bruch in ihrer Lebensgeschichte verarbeiten. Gräben waren in den Jahren der Abwesenheit aufgerissen worden und mussten in den Folgejahren überwunden werden. Anpassungsarbeit war also zu leisten, sowohl von den Heimkehrern als auch von den Menschen zu Hause. Mit den Heimkehrern prallten unterschiedliche Vorstellungswelten aufeinander. So bestand beispielsweise die Gefahr, in der Gefangenschaft einer Überhöhung der Vergangenheit, des Lebens vor dem Krieg, zu unterliegen. Lehmann spricht vom „[…] Fehlen einer seelischen Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart“142. Aber auch die Menschen zu Hause bauten Erwartungen an die Heimkehrer auf. „Von einem, der aus England oder den USA zurückkehrte, wurde unbesehen erwartet, dass er nicht nur  – auch im Vergleich zur daheim gebliebenen Bevölkerung in Deutschland  – wohlgenährt und gut gekleidet nach Hause kam; jeder hielt ihn außerdem für angemessen vorbereitet auf ein Leben in der vom englischen und amerikanischen Vorbild beeindruckten Nachkriegsgesellschaft.“143 Mit den Setzungen von Gipfelkreuzen als Heimkehrerkreuze wurden zusätzlich zu den Glaubensaspekten der Religion Möglichkeiten gefunden, Trennlinien zu überwinden. Die Gipfelkreuzsetzung stellte einen sozialen Akt der Vergangenheitsbewältigung dar, aber auch einen Akt, der einen gemeinschaftlichen Neustart markieren konnte. Die folgenden Darstellungen ausgewählter Gipfelkreuzsetzungen sollen einzelne Details aufzeigen und das bis jetzt gezeichnete Bild der Heimkehrerkreuze weiter schärfen: 62

Gipfelkreuze der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Das Heimkehrerkreuz auf dem Hochvogel, 2.592m, Allgäuer Alpen Auf dem Hochvogel wurde 1920 ein zehn Meter hohes und 750kg schweres Kreuz errichtet. Es handelte sich um ein mit Blech beschlagenes Holzkreuz. Das Kreuz diente der Erinnerung an die im Ersten Weltkrieg gefallenen bayerischen Gebirgsjäger. Eppacher berichtet: „Unter Böllerkrachern erfolgte am 19.IX. die Weihe, wobei  – trotz ungünstiger Witterung  – die Immenstädter Regimentskapelle flotte Weisen aufspielte. Rund 200 Personen aus Bayern und Tirol waren zu diesem feierlichen Anlaß auf die kühne Spitze gekommen.“144 Im Jahr 1972 erhielt der Gipfel ein neues Kreuz, dieses wurde auf den Gipfel getragen. Allerdings hielt es der Witterung nicht lange stand und musste ersetzt werden. Das geschah dann am 15. August 2002. Das neue Kreuz wurde per Helikopter auf den Gipfel geflogen und dort im ebenfalls neuen, deutlich stabileren Fundament verankert.145 Das Gipfelkreuz auf dem Zuckerhütl, 3.507m, Stubaier Alpen Das erste Kreuz auf dem Zuckerhütl stammt aus dem Jahr 1947. Der damalige Kaplan Loven aus Kreith initiierte die Aufstellung des Kreuzes. Gemeinsam mit der Jugend des Stubaitals und Heimkehrern aus dem gerade zu Ende gegangenen Weltkrieg wurde das Projekt angegangen, die Fulpmer Werksgenossenschaft übernahm die Finanzierung. Diese Kreuzaufstellung war für die Aufsteller eine Möglichkeit der Artikulation ihres Glaubens und ein Symbol dafür, dass die Gräuel des Krieges und der Diktatur nun vorbei waren. Mit der Gipfelkreuzsetzung sollte symbolisch ein Neuanfang markiert werden: ein Neuanfang 63

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

im profanen Alltagsleben, aber auch im religiösen Empfinden. Vorbei war die Zeit der Demontage von Gipfelkreuzen, wie beispielsweise auf dem Sonnenstein. „Dort wurde durch die Nazis das Kreuz vom Gipfel runter geschmissen. Auf der Burgstallwand wurde sogar ein weit hin sichtbares Hakenkreuz rauf gemalt“146, berichtet Heinz Pfurtscheller, Mitglied der Aufstellergruppe aus dem Jahr 1947. An einem Freitag im August 1947 wurden die losen und markierten Teile des aufzustellenden Kreuzes mit einem Fuhrwerk nach Mutterberg gebracht. Am folgenden Tag wurden die Einzelteile auf die Dresdner Hütte hinaufgetragen. Die Gipfelkreuzaufsteller kamen größtenteils mit dem Fahrrad nach Ranalt, von dort weg marschierte man. „Zu der Zeit hat man nie gedacht: wie lange muss ich jetzt gehen, da ist man einfach gegangen“, meint Heinz Pfurtscheller. Nach der Übernachtung auf der Dresdner Hütte ging der Aufstieg, mit den Einzelteilen des Kreuzes auf der Kraxe, zuerst über die Moränen zum Fernauferner. „Das schlimmste Stück zum Tragen war die Lange Pfaffennieder, das ist eine apere Seite ohne Gletscher, ein loses Geröll. Drei Schritte vor, einen zurück, oft zwei auch. Dann über den Sulzenauferner zum Zuckerhütl rüber war es überhaupt kein Problem mehr. Dort dann hinauf über den Grat haben wir müssen Eisen anlegen. Ich hatte dort schon Schuhe mit dem sogenannten Stubaier Beschlag.“147 Am Gipfel wurde mithilfe des mitgebrachten Holzes Schnee geschmolzen, um das Wasser für das Betonieren des Fundamentes zu erhalten. Kasten für Kasten wurde dann das Kreuz zusammengebaut und verankert. Während der unmittelbar im Anschluss an die Errichtung gehaltenen Gipfelmesse kam es zu einem besonderen Ereignis: 64

Gipfelkreuze der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

„Der Kaplan Loven hat dann die Gipfelmesse gefeiert. Und exakt, genau bei der Wandlung ist eine Eislawine von der Sonnklarspitze abgegangen. Das war ein imposantes Donnern und es war ergreifend, dass just im Moment der Wandlung das passiert ist.“148 Beim Abstieg vom Gipfel ging man wieder in Seilschaft. Nach dem „Eiskropf “ musste der steile Eisgrat zum Gletscherbecken hinuntergegangen werden. „Und was passiert: Der Fritz, mein Nachbar  – selbst guter und vorsichtiger Bergsteiger  – rutscht aus und stürzt die Südtiroler Seite hinunter. Und ich bin gleich nachgesprungen, auf die andere Seite hinunter, sodass wir beide sicher im Seil gehangen sind. Ohne den Sprung, am Grat geblieben, hätte ich ihn nie halten können.“149 Für Pfurtscheller war es damals wichtig, bei der vorgenommenen Kreuzsetzung aktives und gestaltendes Mitglied der Gruppe gewesen zu sein: „Hätte ich es nur rauftragen müssen, dann hätte ich es einfach gemacht. Aber wenn man dabei gewesen ist es herzustellen, dann gibt das noch eine zusätzliche Bindung.“150 Porträtskizze Kaplan Karl Loven: „Das Gipfelkreuz. Jugend in Kampf und Bewährung“ In seinem Buch „Das Gipfelkreuz. Jugend in Kampf und Bewährung“ schildert Loven die an die Realität angelehnten Geschehnisse rund um eine Jugendgruppe und deren Kaplan in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs in Tirol. Loven beginnt sein Buch mit der Beschreibung eines Treffens zwischen dem Kaplan und seiner Jugendgruppe bei einer Bergkapelle während der frühen Morgenstunden  – ein Treffen, das sowohl für den Kaplan als auch für die Jugendlichen aus politischen Gründen gefährlich ist. 65

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

„Es ist die frühe Stunde zwischen Dämmerung und Tag.“151 – Metaphorisch steht dieser erste Satz für ein bald nahendes Ende des Krieges, aber auch als Hinweis auf die dunkle Zeit während des Krieges. Die Diktatur der Nationalsozialisten drängte die Kirche und Religion sukzessive in ein Vakuum. Diese Entwicklung fand in den 1930er-Jahren ihren Anfang und setzte sich in den Kriegsjahren fort. So sah sich Anfang der 1940er-Jahre die katholische Presse, insbesondere die Bistumszeitungen, Repressalien ausgesetzt und wurde sogar verboten. Auch wurde der staatliche Schutz kirchlicher Feiertage aufgehoben, ebenso wurden beispielsweise Klöster beschlagnahmt oder die Wehrmachtseelsorge immer weiter eingeschränkt. In diesem politischen Umfeld betreut ein Kaplan in einem Tiroler Dorf eine Gruppe Jugendlicher. „Das Gesetz des Staates war ein anderes geworden und lautete: Die Priester in die Kirchen – die Jugend in die Hände des Staates!“152 Der Kaplan sieht sich im Verlauf der Handlung immer mehr dem Druck des Regimes ausgesetzt. Er wird sogar von einem ehemaligen Mitglied der Jugendgruppe, Max, bei der Staatspolizei denunziert. Folglich wird die Jugendgruppe verboten. Indem er nur mehr aus dem Hintergrund heraus aktiv tätig ist, versucht der Kaplan, die Gruppe doch noch weiter zu betreuen. Der Kaplan spricht zum Vater des besonders engagierten Jugendlichen Fritz, der die Führung der Gruppe übernehmen soll: „Ich bin der Meinung, man muß etwas wagen im Leben, im Geschäft, überall. Unser höchstes Ziel ist nicht Geld und Vermögen, sondern das ewige Leben! Um dieses hohen Preises willen müssen wir eben auch ein hohes Wagnis auf uns nehmen.“153 66

Gipfelkreuze der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

In einem zweiten Handlungsstrang beschreibt Loven Max´ Probleme. Er schildert hier die Zerrissenheit eines jungen Menschen auf der Suche nach sich selbst und dessen Anfälligkeit für die Beeinflussung durch das herrschende Regime. Mit Parolen wie der folgenden wurde versucht, die Jugendlichen auf die gültigen Staatsideologien einzuschwören: „Der Glaube unserer Zeit ist der Glaube an unsere eigene Kraft, an den Sieg unserer Gemeinschaft, an die Tapferkeit unserer Soldaten und an das Genie unseres Führers.“154 Letztendlich soll der Kaplan durch Max bei der Staatspolizei denunziert und angezeigt werden. Es kommt zu dieser Anzeige, der Kaplan wird festgenommen, verhört und schließlich in ein Gefängnis gebracht. Fritz leitet inzwischen die Heimabende, Max wird in den Krieg eingezogen. Während einer gemeinsamen Bergtour auf das Zuckerhütl, kurz bevor alle Jugendlichen eingezogen werden, beschließen sie, nach der Heimkehr aus dem Krieg dort ein Gipfelkreuz zu errichten. „Daß es ein Eisenkreuz werden muß, ist selbstverständlich, kommen sie doch alle aus dem Schmiededorf. Wer es herstellen soll und wer es hinauftragen muß, wie es oben zu befestigen ist, alles wird überlegt, so daß der Plan eigentlich fix und fertig ist, als sie nach Hause kommen.“155 Mit Kriegsende wird der Kaplan freigelassen, die Jugendlichen kommen wieder gesund nach Hause und beginnen, ihren Plan von der Gipfelkreuzsetzung zu verwirklichen. Loven lässt Fritz sprechen: „Wir brauchen aber etwas, das wir mit den Händen erarbeiten, das wir uns verdienen müssen. Wir müssen uns müde 67

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

machen dabei.“156 Die Burschen wollen „ein Werk“ schaffen. Und der Kaplan spinnt die Gedanken von Fritz weiter fort: „Unsere Väter versprachen sich dem Herzen Jesu. Und wir wollen dies Versprechen auf unsere Art erneuern. Öffentlich wollen wir uns zu unserem Glauben bekennen […]. Das Kreuz soll auch ein Dank sein, daß das Tal vom Krieg verschont blieb. Eine Sühne soll es sein, weil viele aus unserem Volke in schwerer Zeit ihren Herrgott verraten haben.“157 In den 1950er-Jahren ist Loven auch als „Filmkaplan“ bekannt. Als Rektor leitete er damals die katholische CI-Film-GmbH in Düsseldorf und bemühte sich „um den guten religiösen Film“158. Sein Film „Gesetz ohne Gnade“ – Loven schrieb das Drehbuch und spielte selbst den Hauptdarsteller  – basiert auf seinem Roman „Gipfelkreuz“ und „[…] ist seit der Berliner Uraufführung im Februar 51 durchaus erfolgreich gelaufen.“159 „Er bezeichnet seinen Film als eine Warnung vor der Idee eines totalitären Staates.“160 Zusätzlich zum Kreuz auf dem Zuckerhütl sind Loven noch weitere Gipfelkreuzsetzungen zuzuschreiben. So gehen die Setzungen der Kreuze auf dem Pfriemesköpfl im Jahr 1945 und auf dem Spitzmandl im Jahr 1951 ebenfalls auf seine Initiativen zurück. Beide Gipfel stellen Vorgipfel der Nockspitze dar und befinden sich in der näheren Umgebung von Lovens Wahlheimat. Zusätzlich weihte er 1947 das neu errichtete Gipfelkreuz auf dem Olperer ein. Loven war auch als begeisterter Bergsteiger und Fotograf bekannt. Er besaß eine umfangreiche Sammlung eigener Schwarz-Weiß-Fotos und Farbaufnahmen. 68

Gipfelkreuze der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Nach 54 Jahren auf dem höchsten Gipfel der Stubaier Alpen wurde das Kreuz baufällig und kippte schließlich um. Es blieb dort liegen, ohne dass sich jemand um das Kreuz gekümmert hätte. Bis zu dem Tag, an dem ein diesen Umstand kritisierender Leserbrief in der Zeitung auf den Zustand des Kreuzes aufmerksam machte. Die Bergführer in Neustift übernahmen daraufhin die Initiative und entschlossen sich, ein gänzlich neues Gipfelkreuz zu errichten, anstatt das Kreuz zu renovieren und wieder aufzustellen. Unter Mitwirkung des Fulpmer Künstlers Johannes Maria Pittl konstruierte die HTL Fulpmes im Jahr 2003 für das Zuckerhütl ein neues Gipfelkreuz aus Metall. Für das neue Kreuzprojekt war es dem Projektteam wichtig, die ursprünglichen Ersteller von 1947 mit einzubinden. Das neue Kreuz besticht durch seine besondere Bauweise: Es besitzt insgesamt zwei Querbalken, sodass nun vier Balkenteile je vier 90°-Winkel bilden. So ist dem Bergsteiger von jeder Himmelsrichtung aus erkennbar, dass es sich um ein Kreuz handelt. Es ist als Rahmenkonstruktion gebaut, das eigentliche Kreuz wird durch einen formgebenden Metallrahmen dargestellt. In der Mitte, beim Schnittpunkt der Querbalken befindet sich eine den Erdball stilisierende Metallkugel. Das Kreuz wurde nach der Einweihungsmesse in Neustift beim Musikpavillon mit einem Hubschrauber auf den Gipfel geflogen; von dort wurde es in die vorbereitete Verankerung eingepasst und befestigt. Die Kosten für den Transport übernahmen die Stubaier Gletscherbahnen. Die Geschichte des Gipfelkreuzes vom Zuckerhütl stellt somit einen Bogen durch die Jahrzehnte dar. Das alte Kreuz bestand aus Gestänge und Metallplatten und stellt den denkbar einfachsten, den ästhetisch unverformten Archetypen eines Kreu69

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zes dar. Das neue Kreuz ist mit künstlerischer Ästhetik versehen und soll durch seine künstlerische Gestaltung eine besondere Strahlkraft erreichen. Das Gipfelkreuz auf dem Habicht, 3.277m, Stubaier Alpen Am 28. und 29. August 1948 haben ca. 100 Heimkehrer, darunter zwei Kriegsinvaliden, aus Steinach am Habicht ein imposantes Gipfelkreuz errichtet. Holz, Eisenteile, Beton, Wasser und Werkzeug mit einem Gesamtgewicht von ca. 1.000kg wurden von Gschnitz aus startend und an der Innsbrucker Hütte vorbei auf den Gipfel gebracht. Die Arbeiten am Kreuz mussten aber aufgrund eines unvermittelt auftretenden Gewitters mit Hagelschlag abgebrochen werden. Am nächsten Tag behinderten dann dichter Schneefall und Kälte die Arbeiten am Berg. Gegen Mittag konnte die Kreuzaufstellung aber doch erfolgreich abgeschlossen werden. Ein kunstvoll ausgestattetes Gipfelbuch enthielt die Namen der 63 gefallenen Kameraden aus der Gemeinde, das Wappen von Steinach und das Bild der Pfarrkirche. Darin war zu lesen: „Wir haben die Hölle auf Erden geschaut und kehrten Heim nach Leiden und Not. Wir essen zufrieden der Heimat Brot und haben zum Dank dieses Kreuz erreichtet.“161 Auf einer am Kreuz angebrachten Tafel steht zu lesen: „Dem Herrn Ruhm und Dank Unsern Gefallenen zum Gedenken  – Und der Heimat Zeichen unseres Zusammenhaltens. Die Heimkehrer von Steinach 1948.“ Das Heimkehrerkreuz auf dem Schützenmahd, 2.373m, Karnische Alpen Am 13. August 1948 errichteten Kriegsheimkehrer der Gemeinde Sillian das Sillianer Heimkehrerkreuz. Eppacher berichtet: „In 70

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vorbildlicher Gemeinschaftsarbeit wurde das solid angefertigte Kreuz unter Aufbietung der besten verfügbaren Kräfte auf die Höhe getragen. Dort führten Fachkräfte die Erhöhung und Verankerung sowie die Anbringung eines Blitzableiters durch.“162 Auf dem Kreuz ist folgender Spruch in Metall-Lettern abgebracht: „DONA NOBIS PACEM“ [lat.: Schenk uns Frieden]. Die Einweihungsfeier am nächsten Tag wurde durch Böllerschüsse eingeleitet. „Wohl an die 300 Menschen scharen sich um den als Altar benutzten Kreuzsockel, als um ½ 11 Uhr der Dekan von Sillian, Josef Hanser, die Messe zelebriert und die Weihe des mächtigen Kreuzes (mit seinen gut 9 Metern eines der größten in unserer Gegend) vornimmt. Die Sillianer Musikkapelle spielt die ‚Deutsche Singmesse‘ und dann spricht der Heimkehrer Dr. Ravelli zu seinen Kameraden.“163 Am Abend desselben Tages wird von Darstellern der Sillianer Volksbühne am festlich dekorierten Marktplatz das Mysterienspiel ‚Der Totentanz‘ aufgeführt.164 Im September 2008, anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Kreuzes, feierte der Innsbrucker Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer gemeinsam mit Dekan Cons. Manfred Hoffmann und hunderten Menschen eine Bergmesse.165 Die Sektion Sillian des Österreichischen Alpenvereins und der Kameradschaftsbund Sillian erstellten anlässlich dieses Jubiläums eine eigene Briefmarke. Diese Marke wurde mit einer Auflage von 400 Stück limitiert und um zwei Euro verkauft. Das rege Interesse führte zu einem schnellen Ausverkauf der Marke, berichtet die Alpenvereinssektion auf ihrer Homepage. „Das im Pustertal weithin sichtbare Gipfelkreuz wurde als Dank für die gute Heimkehr und zum Gedenken an all die gefallenen und vermissten Soldaten und Opfer des 2. Weltkrieges errichtet. Das Denkmal am 71

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

westlichen Karnischen Kamm soll uns und kommende Generationen auch an die Schrecken und an die Sinnlosigkeit des Krieges erinnern.“166 Das Heimkehrerkreuz auf der Weißkugel, 3.739m, Ötztaler Alpen 1948 wurde auf der Weißkugel vom Innsbrucker Jugendchor „Walter von der Vogelweide“ in Zusammenarbeit mit Mitgliedern der katholischen Jugend Saggen, St. Nikolaus und Pradl, ein Kreuz aus Zirbenholz errichtet. Mit Spendengeldern konnten das Zirbenholz, die Metallbeschläge, der Blitzableiter und die notwendigen Verstrebungen angeschafft werden. Der Transport des Kreuzes beziehungsweise seiner Einzelteile erfolgte mit einem LKW der Innsbrucker Verkehrsbetriebe. In Zwieselstein im Ötztal musste das Kreuz auf einen geländegängigen Wagen umgeladen werden, damit es nach Vent gebracht werden konnte. „Viel Idealismus und Bewährung seitens aller Beteiligten erforderte dann das Hinauftragen der Lasten zum Hochjochhospitz. Das letzte und schwierigste Stück, das über den größten Gletscher Tirols führt, musste der vielerlei Schwierigkeiten wegen etappenweise überwunden werden.“167 In seiner Predigt drückte der Priester den Wunsch aus, dass das Kreuz, dessen Querbalken sich über Nord- und Südtiroler Boden ausbreiten, den beiden auseinandergerissenen und doch einigen Tiroler Landesteilen stets das Höchste bedeuten möge.168 Das Gipfelkreuz auf der Birkkarspitze, 2.749m, Karwendel Auf der Birkkarspitze errichteten Anton Gaugg und Albuin Reinpold aus Scharnitz 1953 ein sechs Meter hohes Holzkreuz. Sie wurden bei ihren Arbeiten von O. Sprenger und H. Klotz 72

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unterstützt. Die vier Scharnitzer gelobten während ihrer gemeinsam erlebten Kriegsgefangenschaft in Russland für den Fall einer gesunden Heimkehr, auf dem Hauptgipfel des Karwendels ein Kreuz zu errichten. „Wenn er heimkommen sollte, dann ist für ihn die Birkkarspitze der Berg, wo er ein Gipfelkreuz aufstellen möchte“169, erzählt Siegfried Gaugg, Sohn von Anton Gaugg. Im Juli 1953 begannen sie mit den Arbeiten. „Gemeinsam trugen sie die schweren Lasten in siebenstündigem Aufstieg zum höchsten Gipfel des Karwendels und mit Hilfe von Mitgliedern der Alpenvereinsjugend und der Höhlenforscher gelang schließlich auch die Erhöhung des Kreuzes auf eingemauerten Eisenpfählen.“170 Das Kreuz wurde nach vier Richtungen im Boden abgespannt verankert und zusätzlich mit einem Blitzableiter versehen. Die Einweihungsmesse hielt ein Pfarrer aus Deutschland ab, ein Sommergast aus Scharnitz. Drei Jahre später erhielt das Kreuz einen in Fulpmes geschmiedeten Strahlenkranz aus Stahlblech, der um den Kreuzungspunkt angebracht wurde. Auf dem Strahlenkranz kann man lesen: „Aus Dank für gesunde Heimkehr. Den Gefallenen der Heimatgemeinde“. Porträtskizze Anton Gaugg Mit dem Bergsteigen im Karwendel, aber auch mit Gipfelkreuz­ setzungen verbunden ist die Person des Scharnitzers Anton Gaugg (1920–2007). Während der Zeit der Gefangenschaft in Russland arbeitete Gaugg als Zimmerer, er kehrte am 17.12.1949 von der Gefangenschaft in Russland heim. Mit der Rückkehr aus der Gefangenschaft entschloss sich Anton Gaugg, auf der Pleisenspitze, das ist der westlichste Begrenzungsberg im Karwendel-Hauptkamm, Grund zu kaufen und dort eine Hütte zu bauen. 73

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

Sein Sohn Siegfried berichtet: „1953 hat er [Anton Gaugg] die Pleisenhütte gebaut, aber davor noch hat er das Gipfelkreuz aufgestellt. Auf der Birkkarspitze, weil‘s der höchste Berg im Karwendel ist. Vater war sein Leben lang im Karwendel unterwegs, den haben die anderen Gebirge nicht so interessiert wie das Karwendel. Nach der Gefangenschaft wurde er Bergführer und ist für die Hochgebirgsschule Tirol durchs Karwendel gegangenen.“171 Die Hütte liegt auf einer Seehöhe von 1.757m und bietet sich als Ausgangspunkt für Gipfeltouren im Sommer als auch im Winter an. Die Rodungsarbeiten wurden in Eigenregie durchgeführt. Seine Affinität zum Karwendel, im Besonderen zur Pleisenspitze, brachte Anton Gaugg den Spitznamen „Pleisen-Toni“ ein. In den späten 1950er-Jahren startete Anton Gaugg eine Karriere als Vortragsreisender in Deutschland. Seine Erfolge, seine Botschaften und sein Wirken dokumentierten die Medien damals ausführlich. Das Gipfelkreuz auf dem Großen Solstein, 2.492m, Karwendel Der Große Solstein stellt den westlichen Begrenzungsberg der Nordkette des Karwendels dar. Auf Anregung der Zirler Heimkehrer errichtete die Bergwacht 1955 unter ihrem Obmann Georg Widmoser gemeinsam mit Zirler Bergsteigern ein fünf Meter hohes Eisenkreuz, das an die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Landsleute erinnern soll. Das aus Eisenrohren bestehende Kreuz wurde in der Werkstatt von Josef Schmid, „Schmied-Seppl“, gefertigt und wiegt 120kg. Das Kreuz wurde „[…] anfangs mittels Traktor, vom Oberbach weg auf den Schultern von fünf Männern hochtrans74

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portiert.“172 Für die Einweihungsfeier erhielt das Kreuz einen Kranz aus Bergblumen und Latschenzweigen, Böllerschüsse leiteten die Einweihungsfeier ein, welche von der Zirler Musikkapelle begleitet wurde. Der Vertreter der Tiroler Bergwacht „ermahnte die anwesenden Bergsteiger von Land und Stadt, das neue Kreuz am Solstein nicht bloß als Gipfelzeichen gewöhnlicher Art zu betrachten, sondern in ihm auch ein Mahnmal inneren Friedens und tirolischer Freiheit zu erblicken.“173 Das Gipfelkreuz auf dem Glungezer, 2.679m, Tuxer Alpen Der Glungezer, ein bekannter und oft besuchter Berg in der näheren Umgebung Innsbrucks, erhielt 1956 ein acht Meter hohes und mit einem Eisenkranz verziertes massives Holzkreuz. Der Sportverein Tulfes zeichnete für die Aufstellung dieses Kreuzes verantwortlich. Unter der Initiative von Roman Haas und Ludwig Gabmair wurde das Kreuz zu Ehren der Toten der beiden Weltkriege gebaut und errichtet. Die Balken, sie waren 30cm x 22cm dick, wurden an vier Sonntagen im Sommer des Jahres 1956 auf den Gipfel transportiert. Der Transport wurde per Jeep durch das Viggartal zum Meißner Haus auf 1.707m durchgeführt. Von dort weg wurden die insgesamt 800kg wiegenden einzelnen Teile von 40 Trägern auf den Gipfel gebracht. Am 12. August fand die Einweihungsmesse, gehalten von Kooperater Leo Hafner aus Tulfes, statt.174 Die unterschiedlichen Tiroler Medien berichteten in dieser Zeit nahezu regelmäßig über Setzungen von Heimkehrerkreuzen: 1947 stellten ein „Dutzend junger Burschen von St. Nikolaus“175 am Brandjoch ein vier Meter hohes Holzkreuz zum Andenken an die gefallenen Soldaten des Zweiten Weltkrieges auf. Das 75

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

Kreuz trug die Inschrift „Lobet den Herren!“ Unmittelbar nach der Aufstellung erfolgte die Einweihung des Kreuzes durch den Stadtpfarrkooperator von St. Nikolaus unter Anteilnahme „einer großen Volksmenge“. Auf diesem Gipfel war bereits seit dem Ende des Ersten Weltkrieges ein Kreuz gestanden, allerdings hatte dieses den Wettereinflüssen nicht standgehalten.176 Ebenfalls in der näheren Innsbrucker Umgebung, auf der Östlichen Kaminspitze, wurde 1948 ein Holzkreuz errichtet. Zwei Innsbrucker Familien stellten das 2,20 Meter hohe Holzkreuz zum Dank für die gesunde Heimkehr ihrer Familienmitglieder auf und widmeten das Kreuz „Den gefallenen Kameraden“.177 Drei nicht näher bezeichnete Bergsteiger errichteten 1950 auf der Arnplattenspitze bei Scharnitz zum Andenken an die gefallenen Kameraden ein Kreuz.178 Ebenso wurde 1950 durch Heimkehrer von St. Anton „zu Ehren des göttlichen Bundesherrn von Tirol“ am Sattelkopf ein Kreuz errichtet.179 Die Ortsgruppe Wattens der Bergwacht stellte 1953 auf dem Haneburger zum Gedenken an die gefallenen Kameraden ein Gipfelkreuz auf.180 Der Osttiroler Bote von 1953 berichtet von der Aufstellung eines Heimkehrerkreuzes durch die Bannberger Heimkehrer auf dem „schönsten Aussichtspunkt Osttirols“, dem Schönbühele. Anschließend an die Bergmesse wurde durch den Pfarrer eine Heldenehrung durchgeführt.181 Die Hohe Munde bei Telfs erhielt 1953 ein Heimkehrerkreuz.182 Bis weit in die 1950er-Jahre hinein lässt sich die Aufarbeitung der beiden Weltkriege und der Kriegsgefangenschaft als ausschlaggebend für die Errichtung von Gipfelkreuzen erkennen. 76

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Diese kollektiv durchgeführten Gipfelkreuzsetzungen stellten für die Heimgekehrten Möglichkeiten dar, ihre Erlebnisse zu bewältigen. Die Ausnahmeerscheinung Krieg brachte kulturelle Tiefenprägungen zum Vorschein, die sonst eher im Verborgenen geblieben wären. Die Heimkehrerkreuze können als Ausdrucksformen solcher Tiefenprägungen verstanden werden. Sie sind Verarbeitungsformen der Kriegsrealität durch die Ideen von Religion, sie sind eine individuelle und kollektive Verarbeitung von Kriegserfahrung in Form einer religiös geprägten Sachkultur. Die Verarbeitung dieser Erlebnisse musste aber nicht ausschließlich über die Setzung von Gipfelkreuzen durchgeführt werden. Der Volkskundler Gottfried Korff spricht davon, dass auch Mittel der Kunst, Literatur und Wissenschaft zur Krisenbewältigung herangezogen wurden. Saunders schreibt in seiner Studie über „Kruzifix, Kalvarienberg und Kreuz. Materialtität und Spiritualität in den Landschaften des Ersten Weltkrieges“: „Der Bildstock am Wegesrand erinnert nun nicht mehr an das Opfer Christi, sondern an die Opfer zahlloser verwundeter und toter Soldaten.“183 Auch für die Heimkehrerkreuze lässt sich behaupten, dass in ihnen die ursprüngliche Symbolik des christlichen Kreuzes um die Zuschreibungen der Kriegserfahrungen erweitert wird. Das Heimkehrerkreuz ist also ein doppelt aufgeladenes Symbol: Einerseits ist es Zeichen des Glaubens und der christlichen Religion und andererseits ist es durch die Verknüpfung mit der Erfahrungswelt der Heimkehrer ein Symbol für die Erlebnisse im Krieg, ein Symbol für Gefangenschaft und Leid. „Symbolisierung ist Voraussetzung dafür, dass Erfahrungen allgemein zugänglich, wiederholbar, übertragbar und damit dauerhaft sind.“184 77

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Diese Effekte ermöglichen es, dass über eine religiöse Symbolwelt ein mentales Verarbeiten der Kriegstraumata geschehen kann. „Religion […] ist eine sozial organisierte Form der Transzendenzerfahrung, die im Krieg in intensiver Weise herausgefordert wird und sich dementsprechend in vielfältigen symbolischen Praktiken artikuliert“.185 Eine dieser Praktiken ist die Setzung von Gipfelkreuzen durch die heimkehrenden Soldaten. Diese Kreuze sind aber auch Gedenkstätten für die Überlebenden, die diese in Form von „Pilgerfahrten“ regelmäßig besuchen können. Das sind Pilgerreisen, die nicht mehr zurück zu den Orten der Kriegserfahrung führen, sondern auf die heimischen Berge. Nicht nur Veteranen haben die Möglichkeit der „Pilgerfahrt“, auch Hinterbliebene können diese Art der Bewältigung nutzen. Die Religion bot aber nicht für alle Soldaten mentale Zuflucht vor den Gräueln des Kriegsalltags. Es konnte auch zu einer definitiven Ablehnung Gottes kommen. Die Krise als Auslöser für eine Hinwendung zu Glaube, Religion und Gott kehrt sich um in eine Ablehnung von Gott: „Wenn es einen Gott gäbe, könnte er all das Leid ihres Schicksals [der Soldaten und der Gefangenen] nicht zulassen.“186 Albrecht Lehmann gibt dazu aber zu bedenken: „Religiöse Fragen und die religiöse Weltdeutung waren bereits in den Jahren davor unter ‚jungen Männern‘ von 20 bis 40 Jahren nicht verbreitet. Genau wie heute.“187 Während des Krieges waren die Soldaten neben dem religiösen Denken oft auch mit den Denkweisen und Instrumenten der Magie in Kontakt. „In einem Krieg, der durch Giftgas, Panzerfahrzeuge und andere technische Innovationen entschieden werden sollte, suchten die Kriegsteilnehmer Schutz bei rituellen 78

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Handlungen und magischen Vorstellungen“188, sagen Christine Beil und Ralph Winkle. Einerseits wurde mit modernsten technischen Mitteln gekämpft und andererseits griffen Soldaten zu alten, sogenannten prälogischen Handlungskonzepten zurück. „[So] trug der Krieg aus der Sicht der zeitgenössischen Kriegsvolkskunde zum Wiederaufleben des Primitiven und Archaischen bei, etwa in Form des Kriegs- und Soldatenaberglaubens.“189 Die Soldaten versuchten sich beispielsweise mit Amuletten vor den Gefahren des Kriegsalltags zu schützen. Magische Objekte fanden generell durch Handel eine weite Verbreitung, meinen die beiden Kriegs-Volkskundler. Neben dem Motiv der Heimkehrer finden sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch zusätzliche Motivationen für Gipfelkreuzsetzungen: Am Kleinen Solstein wurde von der Pfarrjugend Kranebitten 1946 zum Gedächtnis an den Tiroler Herz Jesu Bund ein Gipfelkreuz errichtet.190 Am Hechenberg wurde 1949 ebenfalls durch die Katholische Jugend Kranebitten ein Gipfelkreuz zum Andenken an die Primiz des dortigen Herz-Jesu-Missionars Josef Plattner errichtet.191 Im Jahr 1952 errichteten 150 Jugendliche der Katholischen Jugend Köln am Wilder Freiger ein Gipfelkreuz. Sie wollten damit ihre Verbundenheit mit dem gleichzeitig in Berlin unter dem Motto „Gott lebt“ stattfindenden 75. Deutschen Katholikentag Ausdruck geben. An dieser Gipfelkreuzaufstellung beteiligten sich auch Jugendliche aus der Schweiz, aus dem Stubaital und aus Amsterdam. Damit sollte diese Aktion zugleich ein sinnvoller Beitrag zur Völkerverständigung sein.192 79

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Die katholische Jugend von Nassereith errichtete 1953 auf dem Wanneck ein Gipfelkreuz. In der Einweihungsmesse wies Pfarrer Neururer darauf hin, dass der Sinn dieses Gipfelkreuzes darin bestünde, den Idealismus und die Opferbereitschaft der Jugend für die heiligste Sache unter Beweis zu stellen.193 Das Gipfelkreuz auf der Wildspitze, 3.770m, Ötztaler Alpen Im Jahr 1907 gründeten Bergführer in Sölden den „Verein katholischer Bergführer Sölden“. Im Jahr 1932, anlässlich des 25-jährigen Jubiläums, hielt der Verein seinen Herbstvereinstag in bewusst festlicher Weise ab: Die Bergführer führten beim gemeinsamen Marsch zum Gottesdienst, begleitet von der örtlichen Musikkapelle, ihre Vereinsfahne mit. Im Rahmen der Festpredigt erinnerte Kaplan Albuin Guggenbichler die Bergführer daran, die heilige Sonntagspflicht einzuhalten und auf Führungen zu verzichten. „So musste der katholische Führer die Sonntagspflicht fallen lassen, oder mit dem Gast die Vereinbarung treffen, erst nach dem Gottesdienst die Tour antreten zu dürfen.“194 Zum Schluss der Predigt erklärte Kaplan Guggenbichler, „[…] dass die Berge das große Alphabet Gottes seien, hineingeschrieben in die Natur zum Lobpreis des Allerhöchsten. Und es wurde vom Kaplan die Anregung gemacht, die katholischen Bergführer des Ötztales sollten zum Denkmal an die 25. Jubelfeier ihres Vereines auf der Wildspitze ein großes Eisenkreuz errichten mit der Inschrift ,Es lebe Christus unser König‘.“195 Auf dem zweithöchsten Gipfel Österreichs und höchsten Gipfel Nordtirols sollte ebenfalls ein Gipfelkreuz stehen, wie es seit Jahrzehnten auf dem Großglockner steht, so Kaplan Guggenbichler. 80

Gipfelkreuze der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Bereits im darauf folgenden Jahr wurde der Plan zur Errichtung eines Kreuzes auf dem Gipfel verwirklicht. „In vier Teile zerlegt, wurde es von da mit Saumtieren auf die Breslauer Hütte (2.848 m) befördert und von dort am 11.9. von 14 jungen Bergführern auf den Gipfel geschleppt, wo es am Tag der heiligen Kreuzerhöhung (14. September) zur Aufstellung gelangte.“196 Das Kreuz hatte eine Höhe von fünf Metern und eine Breite von 2,20 Metern. Am 14. September 1933 waren alle Arbeiten abgeschlossen und das Gipfelkreuz aufgestellt. Die auf der Vorderseite des Kreuzes befestigte Erinnerungstafel trug die Inschrift: „Im Jubiläumsjahre des heiligen Kreuzes 1933, gewidmet von den katholischen Bergführern und Gastwirten des Oetztales.“197 Dieses erste Kreuz wurde durch Witterungseinflüsse im Lauf der Zeit zerstört. Das neue Kreuz wurde nach dem Weltkrieg errichtet und präsentiert sich in seiner jetzigen Form zum ersten Kreuz ein wenig verändert. Im Frühjahr 2010 formierte sich schließlich eine Gruppe Bergführer und startete ein Projekt zum Ersatz des leicht beschädigten Kreuzes. Das noch am Gipfel stehende Kreuz sollte durch ein neues, repräsentativeres ersetzt werden. Im September 2010 war es dann so weit: Das neue Kreuz, in Bauart und Stil ähnelt es dem alten, wurde auf dem Gipfel errichtet. Das Gipfelkreuz auf dem Gschnitzer Tribulaun, 2.940m Bereits 1934 erhielt der Gschnitzer Tribulaun ein Gipfelkreuz. Es handelte sich um ein gotisches Eisenkreuz im Ausmaß von 2,20 Meter x 1,34 Meter. Die Innsbrucker Firma Franz Glätzle stellte das Kreuz ursprünglich für die Turmspitze der Fliesser Pfarrkirche her, diese ursprüngliche Zweckbestimmung wurde jedoch wieder fallen gelassen. Die Herstellerfirma stiftete das 81

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

Kreuz folglich für die Aufstellung auf dem Tribulaun. Die Aufstellung erfolgte im Anschluss an die Eindachung der Tribulaun Hütte durch die Arbeiter der Firma.198 Sechs Innsbrucker Bergsteiger errichteten 1976 auf diesem Berg ein neues Gipfelkreuz. Über den Verbleib des alten Kreuzes ist nichts bekannt. Am 11. September 1977 fand die Gipfelkreuzeinweihung statt. Die Messe wurde von der Bläsergruppe aus Neustift im Stubaital musikalisch umrahmt, mehr als 100 Bergsteiger nahmen daran teil. Errichtet wurde dieses Kreuz aufgrund einer Privatinitiative. Dazu musste der Weg auf den Gipfel insgesamt zehnmal zurückgelegt werden, berichtete die Tiroler Tageszeitung 1977.199 Ein paar Jahre später wurde auf das Kreuz eine Tafel mit folgender Inschrift montiert: „Zur Erinnerung an Frau Erika Brandl, welche am 8.11.1981 am Tschirgant tödlich verunglückte. Ihre Bergkameraden“.

3.3. Gipfelkreuzsetzungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis heute Im Laufe der 1960er- und 1970er-Jahre vergrößert sich der zeitliche Abstand zu den beiden Weltkriegen. Somit werden die Kreuzaufstellungen zum Andenken an die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege, aber auch der Dank und das Andenken an die gesunde Heimkehr aus dem Krieg beziehungsweise aus der Kriegsgefangenschaft immer seltener. Diese Kreuze werden wenn notwendig ausgebessert oder durch eine Neuerrichtung ersetzt. Die traumatischen Ereignisse rücken aber nicht nur für die ehemaligen Kriegsteilnehmer, sondern auch für die nach82

Gipfelkreuzsetzungen

kommende Generation in den Hintergrund. Andere Gründe, zumeist individueller und persönlicher Art, treten nun vermehrt als Motive für Gipfelkreuzsetzungen auf. Nicht mehr Gefangenschaft, Verletzung und Krieg stehen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, sondern es sind immer öfter persönlich-individuelle Schicksale, die bei den Menschen neue Ausdrucksformen finden. So entwickelt sich zunehmend der Wunsch, etwa tödlich verunglückten Personen durch die Setzung von Gipfelkreuzen zu gedenken. Ein neuer Typ von Gipfelkreuzen entsteht, sie sind unter der Bezeichnung „Gedenkkreuze“ zusammenfassbar. Die Tiroler Tageszeitung berichtet im Jahr 1962 gleich über mehrere Neusetzungen von Gipfelkreuzen mit diesem Hintergrund: Die Bergrettung Maurach errichtet auf der Rotspitze ein Gipfelkreuz zum Gedenken an verunglückte Bergsteiger im Rofan.200 Die Soldaten der „Olympia-Kompanie“ errichten am Hoadl ein neun Meter hohes Holzkreuz zum Andenken an die Verunglückten und zur generellen Andacht an Gott.201 Und der „Alpine Klub Kalkkögler“ stellt ein schlichtes Holzkreuz auf der Schlickerseespitze auf.202 Anlässlich des 50-jährigen Vereinsjubiläums sollen mit diesem Kreuz die Toten des Vereins geehrt werden. 1966 wird von der Katholischen Jugend Stubai auf der Stubaier Wildspitze ein Kreuz errichtet und eingeweiht. Es dient dem Andenken an einen während eines Bergrettungseinsatzes 1953 tödlich verunglückten Bergführer. Das Kreuz erinnert aber auch an ein Mitglied der katholischen Jugend, das ebenfalls verunglückte.203 83

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

Auf dem Glockturm wird von „Bergkameraden aus Pfunds“ 1977 ein Gipfelkreuz errichtet. Die Bergwacht bringt am Kreuz eine Tafel mit einer Inschrift „Zum Gedenken an die Verunglückten unserer Berge“ an.204 Die Tiroler Tageszeitung berichtet 1965 von der Einweihung eines Gipfelkreuzes im Karwendel am Stempeljoch. Die katholische Jugend Saggen errichtete dieses Gipfelkreuz zum Andenken an den verunglückten Toni Renk.205 Das Gipfelkreuz auf der Wechselspitze, 2.637m, Zillertaler Alpen Dieses Gipfelkreuz wurde im Sommer 1974 zum Gedenken an Hermann Kammerlander – er verstarb an Leukämie – von dessen Freund Otto Podlipnik errichtet. Es soll auch an die erste und letzte gemeinsame Bergtour der beiden Freunde erinnern. Im Winter 1974 planten Josef Riedlsberger und Otto Podlipnik das Kreuz, fertigten die Teile an und transportierten diese nach Gerlos. Von dort aus wurden die Kreuzteile über fünf Stützpunkte auf den Gipfel getragen. Für die Realisierung der Gipfelkreuzsetzung musste Otto Podlipnik in der Zeit von 18. Mai bis 18. August insgesamt 240 Stunden oder 20 Tage an Zeit investieren. Das Kreuz erhielt ein Fundament aus Beton. Dazu wurden Wasser und Sand von zwei Helfern aus Ramsau bis zur Stackerlalm gebracht. Die tatsächliche Kreuzaufstellung wurde dann von vier zusätzlichen Helfern und Freunden unterstützt. Am 8. September 1974 wurde das Kreuz schließlich von Pfarrer Leopold Puhar aus Gerlos eingeweiht. Die Einweihungsfeier wurde von einem Akkordeonspieler musikalisch begleitet. Die Bergrettung übernahm die Organisation der Bergmesse und der Gipfelkreuzweihe.206 84

Gipfelkreuzsetzungen

Im Wetteifer um das höchste Gipfelkreuz – Klimmspitze, Hocheder und Vorderes Kreuzjoch Noch bevor die Klimmspitze bei Elmen ein besonders großes Gipfelkreuz erhalten sollte, wurde in den 1950er-Jahren ein erstes, nur vier Meter hohes Holzkreuz als Symbol des Friedens von Bergfreunden der Gemeinde Elmen errichtet. Die Anregung, nicht im Sommer, sondern bereits im Frühjahr das Kreuz aufzustellen, kam vom damaligen Bürgermeister Krabacher und von Schulleiter Blaas. Das Kreuz wurde in einem sechsstündigen Aufstieg über den hartgefrorenen Firn auf den Gipfel getragen, berichtet Eppacher. Die Einweihung wurde von Ortspfarrer Lechleitner vorgenommen, während der Messe sang ein Männerchor unter der Leitung des Schulleiters die Schubert-Messe. Neben den ca. 80 anwesenden Personen waren auch 14 Schüler anwesend, die Gedichte vortrugen. „In seiner Ansprache forderte der Priester, der selbst eifriger Bergsteiger war, die Jugend auf, das neue Kreuz in ihre Obhut zu nehmen; und wenn es einmal durch Blitz oder Sturmgewalt Schaden gelitten haben sollte, es neuerdings auf diesen Platz zu stellen.“207 1968 wurde das Kreuz durch Blitzschlag stark beschädigt.208 In Oberhofen wurde 1963 am Hocheder vom Sportverein Oberhofen ein 15 Meter hohes Metallkreuz errichtet. Das wuchtige, weithin sichtbare Monument wurde „Zu Ehren der Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege“ aufgestellt und sollte als „ein eindringliches Mahnmal zur Stärkung des gefährdeten Glaubens“ ein Zeichen sein. Das Kreuz wurde von der Schlosserei Prantl in Telfs gebaut, es war in Gitterkastenbauweise konstruiert und mit 3mm-Blech verkleidet. Seine 160 Einzelteile wurden von der Pfaffenhofener Alm aus auf den 85

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

Gipfel getragen. Am Tag der Einweihungsmesse am 8. August 1963 lag 20cm frischer Schnee, trotzdem kamen ca. 100 Teilnehmer auf den Gipfel. Die Musikkapelle Oberhofen war mit 20 Mann vertreten. Die Messe endete mit Böllerschüssen und dem „Lied vom guten Kameraden“. Um einen sicheren Abstieg zu gewährleisten, mussten für Kinder und Greise schwierige und gefährliche Wegstücke mit Seilen gesichert werden. Von nun an sollte jährlich eine Gipfelmesse auf dem Hocheder stattfinden.209 Im Jahr 1968 fasste eine „kleine Gruppe von Bergfreunden den Entschluss, als Dank für ihre immer unfallfreien Touren ein neues Gipfelkreuz auf der Klimmspitze aufzustellen“210. Eine Schmiedewerkstätte aus Häselgehr erhielt den Auftrag, das neue Kreuz aus starken Profileisen herzustellen. Mit einer geplanten Höhe von 16,25 Metern sollte es nach Angaben der Initiatoren das höchste Gipfelkreuz der Alpen werden.211 Das neue Kreuz bestand aus 13 Einzelteilen, die zusammen ca. 1500kg wogen. Unter der Initiative von Ernst und Manfred Bischof wurden die Einzelteile des Kreuzes sowie die nötigen Drahtseile für die Verankerung, Wasser, Zement und Schotter von Männern aus Elmen auf den Gipfel getragen. Zusätzlich transportierte ein Hubschrauber Material von rund 1.000kg Gewicht auf den Gipfel. Die Arbeiten auf dem Gipfel mussten wetterbedingt mehrmals unterbrochen werden, einmal musste sogar auf dem Gipfel übernachtet werden. Insgesamt stieg die 20-köpfige Gruppe siebenmal mit Material beladen auf den Gipfel. Mit 300 Meter Stahlseil wurde das 16,25 Meter hohe Kreuz am Berg verankert. Am 25. Mai 1969 konnten alle Arbeiten abgeschlossen werden.212 86

Gipfelkreuzsetzungen

Im Juni 1969 erschien in der Tiroler Bauernzeitung ein Artikel, in dem der Sportverein Oberhofen zum Artikel über das vermeintlich „höchsten Gipfelkreuz Europas“ in Elmen Stellung nimmt. Der Sportverein spricht nun von einer wirklichen Höhe von 17 Metern und einer Breite von 8,5 Metern für das 1963 erbaute Kreuz am Hocheder. Das Schreiben endet folgendermaßen: „Wir wollen mit diesem Gegenartikel in keiner Weise die Leistung der Bergkameraden aus Elmen schmälern, im Gegenteil, wir gratulieren zu dieser Leistung, denn wir wissen, wie viel Arbeit so ein Werk kostet. Die Leistung der Sportkameraden aus Oberhofen darf aber dabei nicht übersehen werden, denn sie hatten 1200 kg zu tragen und einen Höhenunterschied von 600 m mehr zu bewältigen. Aus diesem Grund können wir uns das höchste Gipfelkreuz nicht nehmen lassen, solange es kein höheres gibt.“213 Der Wettlauf um das „höchste Gipfelkreuz Europas“ findet mit dem Gipfelkreuz am Vorderen Kreuzjoch in See im Paznauntal seine Fortsetzung. Die Tiroler Tageszeitung berichtet 1969 im Artikel „Europas höchstes Gipfelkreuz steht im Paznaun“ ausführlich über die Vorgeschichte des Wetteifers um das höchste Kreuz und geht dann auf die aktuelle Kreuzsetzung am 2.854 Meter hohen Vorderen Kreuzjoch ein. Das Kreuz wiegt 2.000kg, ist 17,73 Meter hoch und 10,3 Meter breit. Das Kreuz besteht aus 82 Lärchenholz- und 116 Eisenteilen. Es wurde von den Gemeindebewohnern auf den Berg transportiert. Die Weihe des Kreuzes stand ganz im Zeichen des im Vorjahr bei einem Verkehrsunglück tödlich verletzten Pfarrers von See. 250 Teilnehmer fanden sich am Gipfel zur Einweihungsmesse ein.214 87

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

In der medialen Berichterstattung zum „höchsten Gipfelkreuz der Alpen beziehungsweise Europas“ fehlen allerdings nachvollziehbare Aufzählungen und Vergleiche von Gipfelkreuzsetzungen in anderen Gebirgsregionen wie etwa den Pyrenäen, dem Apennin oder anderen alpinen Gebirgsgruppen. Bemerkenswert aber ist die Tatsache, dass Gipfelkreuzsetzungen zumindest im Raum Tirol von den jeweiligen Aufstellergruppen aufmerksam beobachtet wurden. Das „Höchste Gipfelkreuz der Alpen“ kann auch als Metapher für den kulturellen Stellenwert von Gipfelkreuzsetzungen verstanden werden. Das regionsübergreifende Interesse der angesprochenen Personengruppen an Gipfelkreuzsetzungen passt sehr gut in eine Zeit, in der es generell sehr häufig zu solchen Aktivitäten kam. Diese kurze Skizze zum Wetteifer über „das höchste Gipfelkreuz Europas“ steht stellvertretend für die breite Aufmerksamkeit, die Gipfelkreuzsetzungen in diesen beiden Jahrzehnten genossen. Zu den in den 1960er- und 1970er-Jahren immer öfter auftretenden Gedenkkreuzen wurden in dieser Zeit auch Kreuze gesetzt, die zusammengefasst „Für Frieden, Gott und Heimatland“ stehen: Die Tiroler Bauernzeitung berichtet 1960 von der Kreuzaufstellung auf der Kohlbergspitze unter dem Motto „Friede den Völkern auf Erden“215. Der Osttiroler Bote berichtet 1961 über die Kreuzaufstellung auf der Kreuzspitze in Innervillgraten. Die katholische Landjugend war für diese Aufstellung maßgeblich verantwortlich. „Gott schütze unsere Heimat“ lautet der Spruch auf dem Kreuzbalken.216 Die bereits erwähnte Kreuzaufstellung am Hocheder geschieht unter dem Motto „Zur Stärkung des gefährdeten Glaubens“.217 88

Gipfelkreuzsetzungen

Die Jungbauern Sautens errichteten 1964 auf dem Mitterkarkopf ein Gipfelkreuz unter dem Motto „Das Kreuz als Wahrzeichen Gottes“218. Die Lehrlinge der deutschen Firma MAN errichteten 1964 gemeinsam mit der katholischen Jugend Nürnberg am Östlichen Feuerstein ein Gipfelkreuz. Dieses Kreuz sollte ein Mahnmal und Zeichen des Friedens und der Völkerversöhnung auf der Grenze zwischen zwei Völkern sein.219 Die Jungbauern aus Außervillgraten wollten mit ihrem Kreuz auf dem Gölbner 1974 zum Frieden in der Welt beitragen220 und die Kartitscher Schützen und das Österreichische Bundesheer setzten mit der Aufstellung des „Europa Friedenskreuzes“ auf dem Großen Kinigat entsprechende Akzente.221 Diese Kreuzsetzungen mit den Hintergründen der Besinnung und der Heimatverbundenheit ergänzen diese Jahrzehnte der intensiven Gipfelkreuzsetzungen. Anhand des Kreuzsymbols wird die Religion aus dem Kirchenraum hinausgetragen und außerhalb der Kirche – eben auf den Bergen – praktiziert. „Das Bedürfnis, durch Bild und Zeichen Außersinnliches und Übernatürliches zu vergegenwärtigen oder die wirksame Gegenwart des Heiligen zu verkörpern, äußert sich aber nicht nur innerhalb der Grenzen des geschlossenen Ortes, sondern darüber hinaus auch in der freien Landschaft: durch Errichtung von Weg-, Feld-, Wetter- und Bergkreuzen“222, sagt der Volkskundler Lenz Kriss-Rettenbeck. In den nun kommenden Jahrzehnten werden die einzelnen Gruppen von Gipfelkreuzaufstellern zahlreicher und vielfältiger. Zu den früher dominierenden Großgruppierungen der Jung89

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

bauern, der Katholischen Jugend/Pfarrjugend, der Schützen und Bergrettung treten nun vermehrt kleinere Vereine und auch Privatpersonen als Aufsteller von Gipfelkreuzen auf (so stellte beispielsweise ein Tischlerlehrling aus dem Ötztal als erstes selbständiges Werkstück ein Holzkreuz auf seinem Hausberg auf ).“223 Für die späten 1950er-Jahre hielt Eppacher fest: „In neuester Zeit haben begrüßenswerter Weise manche Vereine auf ihrem ‚Hausberg‘ ein Gipfelkreuz errichtet und bei seiner Einweihung eine alljährliche Zusammenkunft auf ihrem Gipfel gelobt.“224 Dieser bei Eppacher beschriebene Trend setzte sich in den 1960er- und 1970er-Jahren fort und findet in dieser dritten Phase von Kreuzaufstellungen – nach den frühen Gipfelkreuzen und den Gipfelkreuzen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – seine weitere Entfaltung.

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4. Typologie der Gipfelkreuze Bei Gipfelkreuzsetzungen lassen sich strukturelle Gemeinsamkeiten finden. Das erlaubt den Versuch einer Typologie und ermöglicht es, die einzelnen Gipfelkreuze entsprechend einzuordnen. Die in diesem Kapitel durchgeführte Fokussierung auf eine „Motivkategorie“ und eine „Personenkategorie“ hat zum Ziel, ein konkretes Bild vom Kulturphänomen Gipfelkreuz zu liefern. Die Eingrenzung auf wenige Typen von Gipfelkreuzen bezieht sich auf die Gipfelkreuzsetzungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und ermöglicht es, die kulturellen Aspekte von Gipfelkreuzsetzungen herauszuarbeiten und zu beschreiben. Die beiden Kategorien können jeweils noch einmal in einzelne Typen aufgegliedert werden. Für den jeweiligen Gipfelkreuztyp beispielhaft werden einzelne Kreuzsetzungen detailliert dargestellt und um mehrere Kurzberichte ergänzt. Diese Gipfelkreuztypen müssen sich nicht zwingend scharf voneinander abgrenzen, sondern bestimmen sich über das primär ausschlaggebende Motiv. In der „Motivkategorie“ lassen sich folgende Aufstellmotive – also auch Typen  – unterscheiden: Ersatzkreuze (beschädigte oder verfallene Kreuze werden ersetzt), Gedenkkreuze, Dankesund Freundschaftskreuze und letztlich Kreuzsetzungen aus ästhetischen Gründen. Die „Personenkategorie“ unterscheidet nach Einzelpersonen oder nach Vereinen, die als Aufsteller von Gipfelkreuzen tätig waren oder tätig sind.

Typologie der Gipfelkreuze

4.1. Unterscheidung nach Motivkategorien 4.1.1. Gedenkkreuze In der Form des Gedenkkreuzes wird das Gipfelkreuz zusätzlich zu seiner Funktion als Symbol des Glaubens auch zum Zeichen für Andacht und Gedenken. Es zeigt den durch Krankheit oder Unfall verursachten frühen Tod eines einzelnen Mitmenschen an, es kann aber auch als Gedenkstätte etwa für verstorbene Vereinsmitglieder errichtet werden. Diese Form des kulturellen Umgangs mit dem Tod bildet einen signifikant ausgeprägten Typus von Gipfelkreuzsetzungen. Dieser Typus von Gipfelkreuzen stellt eine kollektive Form der Todesbewältigung dar, die zur individuellen Bewältigung noch dazu kommt. „Mit diesen Aktivitäten übersteigt dieser Tod die bloß private und nachbarschaftliche Trauer und Erinnerung, beide gehören der regionalen Öffentlichkeit.“225 Der Volkskundler Konrad Köstlin führt diesen Gedanken bezogen auf die Gedenkkreuze bei Verkehrsunfällen mit tödlichem Ausgang aus. Weiters konstatiert er, dass „[…] die Familie für diesen öffentlichen Tod und seine Markierung an sozialer Bedeutung verloren hat.“226 Diese These lässt sich zumindest teilweise auch auf die Gedenkkreuze auf den Bergen anwenden. Zusätzlich zum familiären Gedenken treten nun auch Vereine und Freundesgruppen auf, die in Form von Gipfelkreuzsetzungen den Verstorbenen gedenken. Im Folgenden werden einzelne Gipfelkreuzsetzungen dieser Kategorie beschrieben. Das Gipfelkreuz auf dem Isskogel, 2.264m, Kitzbühler Alpen Bereits seit den 1970er-Jahren befand sich ein einfaches Kreuz aus Birkenholz im Bereich der „Latschenalm“, welches zum Gedenken 92

Unterscheidung nach Motivkategorien

an eine tödlich verunglückte Skifahrerin aufgestellt wurde. Im Zuge der geplanten Ausbesserung dieses Kreuzes 1978 wurde aber beschlossen, ein neues Kreuz auf dem G ­ ipfel des Isskogel aufzustellen und damit gleichzeitig ein Andenken an alle verstorbenen Bergrettungskamerden zu errichten. Das Kreuz wurde von Raimund Kerschdorfer aus Gerlos angefertigt und von der Bergrettung Gerlos mithilfe der Liftgesellschaft Gerlos aufgestellt. 2003 musste es abgetragen werden, daraufhin wurde ein ­neues Kreuz aus Lärchenholz aufgestellt. Diesmal zeichnete Herbert Kellauer für den Kreuzentwurf verantwortlich, Raimund Egger aus Gerlos fertigte das Kreuz an. Bereits im Tal wurde das Kreuz gebaut und anschließend mit einem „Motorkarren (Schlepper)“ bis unterhalb des Gipfels geführt. Die Aufstellung erfolgte mithilfe der Bergrettungskameraden.227 Die Gipfelstatue auf der Hohen Kirche, 2.634m, Zillertaler Alpen Die Hohe Kirche ist ein Berg, der dem Zillertaler Alpenhauptkamm nördlich vorgelagert ist. Als solcher steht er im Schatten der bekannten 3000er seiner unmittelbaren Umgebung. Am Gipfel befinden sich zwar auch zwei kleinere Kreuze, die Funktion des zentralen religiösen Gipfelzeichens trägt aber eine ­Jesusplastik. Im Zuge der Aufstellungen dieser Plastik sorgten die Aufsteller auch für den Bau und die Markierung eines Weges von der letzten Alm bis zum Gipfel. Vorher existierte am Gipfel lediglich ein hölzernes Vermessungszeichen in Form einer Pyramide. Die Jesusplastik ist einen Meter hoch. Die Hohe Kirche ist der „Hausberg“ der Initiatoren, deshalb fiel die Wahl für die Aufstellung der religiösen Zeichen auf diesen Berg. Anlass dafür war der frühe, unerwartete Tod eines Nachbarn. 93

Typologie der Gipfelkreuze

Im Jahr 1996 wurde mit dem Wegebau begonnen, gleichzeitig suchte man bei Südtiroler Künstlern eine adäquate Jesusplastik. Der Sand für den Beton des Sockels wurde am Gipfel direkt gesiebt, das Wasser musste zunächst hinaufgetragen werden, bis das eigens dafür ausgehobene Becken mit Regenwasser gefüllt war. Dazu wurde eine bereits vorhandene kleine Senke weiter vertieft. Der Zement und die Werkzeuge wurden ebenfalls auf den Gipfel hinauf getragen. Die Entscheidung, welche Art eines religiösen Zeichens auf dem Gipfel errichtet werden sollte, fiel zugunsten der Plastik aus. „Ein Kreuz werde ich nicht hinauf tragen. Es muss nicht immer ein Kreuz sein“228, meinen die Aufsteller. Die Jesusplastik, sie wiegt ca. 30kg, wurde am ersten Tag bis zur Alm getragen und am zweiten Tag dann auf den Gipfel. Dort standen bereits einfache Holzkreuze, die von den Kindern des Aufstellers aus dem Holz der Gipfelpyramide gebaut worden waren. Zusätzlich zur Jesusplastik wollte man aber unbedingt auch eine Bank errichten, um den Bergsteigern generell die Möglichkeit einer komfortablen Gipfelrast zu bieten. Neben der Jesusplastik wurde für die zu errichtende Bank ein Sockel aus Natursteinen betoniert, in den zusätzlich Bergkristalle und Quarze eingearbeitet wurden. Diese waren den Initiatoren des Projektes von Mineraliensuchern geschenkt worden. Es kommt aber immer wieder vor, dass die Halbedelsteine aus dem Sockel herausgebrochen werden. Dann sorgen die Verantwortlichen für Ersatz der Mineralien und bauen diese wieder in den Sockel ein. Der Sockel weist aber noch eine weitere Besonderheit auf, wie der Initiator berichtet:

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Unterscheidung nach Motivkategorien

„Dann kam das Rohr hinein, mit der Schnapsflasche drinnen. Das wollten sie mir dann schon nachmachen [andere Gipfelkreuzaufsteller], auf den Gipfeln oben. Das haut aber nicht so recht hin. Der Schnaps in den Blechdosen ist fetzwarm. Und der Schnaps bei mir da oben ist immer kühl. Im Jahr brauche ich da schon zwei, drei Liter.“229 Das Gipfelkreuz auf dem Arbiskogel, 2.049m, Zillertaler Alpen Dieses Kreuz wurde zum Gedenken an die drei tödlich verunglückten Kameraden Andreas Sticker, Wilfried Hauser und Andreas Emberger, alle aus Gerlos, errichtet. Es handelt sich um ein kunstvoll gestaltetes Kreuz, dessen Holz von einer Zirbe am Arbiskogel stammt. Der Baum wurde im Winter 2004 gefällt und mit einem Pistengerät der Liftgesellschaft Gerlos auf den Gipfel transportiert. Im Frühsommer fertigte Raimund Egger direkt am Gipfel und alleine mit einer Motorsäge das Kreuz an. Anschließend wurde es mit Unterstützung der Bergrettung und des Wintersportvereins Gerlos aufgestellt. Im Rahmen einer feierlichen Bergmesse wurde das Gipfelkreuz am 25. Juli 2004 eingeweiht.230 Das Gipfelkreuz auf dem Hanger, 2.472m, Zillertaler Alpen Das Gipfelkreuz auf dem Hanger wurde 2005 zum Gedenken an einen Bergsteiger aus Gerlos errichtet, der am 30. Dezember 2004 verstorben war. Sowohl die Teile des Kreuzes als auch das gesamte Material wurden auf den Gipfel getragen. Das Kreuz ist vier Meter hoch, zwei Meter breit und wiegt 400kg. Das für die Kreuzsetzung notwendige Material wog ebenso 200kg, für das Betonfundament wurden 900kg an Material auf den Gipfel getragen. 95

Typologie der Gipfelkreuze

Im Kreuzungspunkt befindet sich ein Edelweiß aus Metall. „Die Vorlage für das Edelweiß im Kreuz wurde vom Schmied Manfred Hörl aus Jenbach am Hanger gepflückt und dann in Metall originalgetreu nachgebaut.“231 Das Kreuz wurde im September 2005 von Pfarrer Strassl aus Gerlos gesegnet. Insgesamt wurde eine Gesamtlast von 1.500kg auf den Gipfel getragen. „Großen Wert legen wir darauf dass alles getragen wurde und dass kein markierter Weg auf den ,Hanger‘ führt. Wir möchten auch vermeiden, dass ein markierter Weg oder Steig auf den Berg errichtet wird, denn es soll ein Berg für Bergsteiger bleiben“232, sagen die Projektverantwortlichen. Das Gipfelkreuz auf dem Figerhorn, 2.745m, Hohe Tauern – Glocknergruppe Auf dem Figerhorn bei Kals wurde im September 2008 ein Gipfelkreuz errichtet. In diesem Jahr verunglückte beim Verlegen einer Rohrleitung für ein Kraftwerk Andreas Luckner aus Osttirol tödlich. Der Osttiroler Bote berichtet von der tiefen Betroffenheit der ganzen Gemeinde Kals und ebenso des „Krampusvereins Dark Devils“, deren Mitglied der Verstorbene war. Die Mitglieder des Vereines wollten ihrem „einzigartigen Freund und Kumpel“ ein Zeichen setzen. Bereits vor ein paar Jahren während einer gemeinsamen Skitour auf das Figerhorn wurde die Idee geboren, ein Gipfelkreuz zu errichten. Andreas Luckner meinte damals, „dass es hier ja noch gar kein Gipfelkreuz gibt“. Dem Krampusverein wurde nun der Vorschlag unterbreitet, zum Gedenken an den verunfallten Freund auf diesem Gipfel ein Kreuz zu errichten. Die Vereinsmitglieder entschieden sich 96

Unterscheidung nach Motivkategorien

für ein Edelstahlkreuz, welches in einer ortsansässigen Maschinenschlosserei angefertigt wurde. Bereits ein halbes Jahr nach dem Unfall wurde das Kreuz mit einem Hubschrauber auf den Gipfel geflogen und dort verankert. Am Kreuz befindet sich eine Gedenktafel mit dem Bild des Verunglückten und dem Spruch: „Für den einzigartigen Freund und Kumpel“. Die Segnung des Gipfelkreuzes erfolgte im Juli 2009. Die Gipfelmesse wurde von einer Bläsergruppe begleitet, es nahmen ca. 250 Personen daran teil.233 Im Folgenden werden einige weitere Beispiele für Gedenkkreuze angeführt: Am Sölder Grieskogel wurde 1980 ein Gipfelkreuz zur Erinnerung an einen bei einem Rettungseinsatz tödlich verunglückten Bergrettungsmann von der Ortstelle der Bergrettung Sölden errichtet.234 Am Theirjoch wurde anlässlich des Tiroler Gedenkjahres 1984 (175-jähriges Jubiläum der Bergiselschlachten unter Andreas Hofer) von Idealisten ein sieben Meter hohes Gipfelkreuz errichtet.235 Ebenfalls anlässlich des Andreas-Hofer-Gedenkjahres wurde 1984 von der Gemeinde Ried/Zillertal auf der Wetterkreuzspitze ein Gipfelkreuz errichtet. Auf der Westlichen Hochgrubachspitze wurde 1985 für einen verstorbenen Freund und Bergkameraden ein Gipfelkreuz aufgestellt.236 Am Arbiskopf errichteten die Gemeinde Kaltenbach, der Fremdenverkehrsverband und die Bergrettungsortsstelle ein Gipfelkreuz zum Andenken an die bei Einsätzen verunglückten Bergrettungsmänner.237 97

Typologie der Gipfelkreuze

Bergrettung und Bergwacht gemeinsam errichteten 1986 in der Wildschönau auf der Breiteggspitze ein Gipfelkreuz zum Andenken an zwei tödlich verunglückte Bergkameraden.238 Die Weißseespitze in den Ötztaler Alpen erhielt 1988 ein Gipfelkreuz. Dieses Kreuz wurde von der Belegschaft der Kaunertaler Gletscherbahnen zum Gedenken an die bei einer Explosion verunglückten Kameraden errichtet.239 Zum Andenken an ihre verunglückten Bergrettungsmänner errichtete die Bergrettung Scheffau 1993 auf dem Treffauer ein Gipfelkreuz.240 Das Gipfelkreuz auf dem Thaurer Zunterkopf wurde 1999 errichtet, als christliches Andenken an den frühen Tod von Romed Haider/Schiestl Romed.241 Auf der Sulzspitze wurde 1999 zum Andenken an einen tödlich verunglückten Kameraden der Bergwacht ein neues Kreuz aufgestellt. Nachdem das alte Kreuz durch Blitzschlag beschädigt worden war, beschloss die Bergwacht-Bergrettung Tannheim, ein neues Kreuz aufzustellen.242 Mit den alpinen Gedenkkreuzen finden wir Kulturphänomene, die mit den Unfallkreuzen am Straßenrand vergleichbar sind. Beide sind Erinnerungsstätten für Tote, beide Erinnerungsformen werden durch das Symbol des Christentums verkörpert. Die Unfallkreuze an der Straße fokussieren eine bestimmte Todesart, sie zeigen auf den Tod im Straßenverkehr. Neben der Funktion der Erinnerung und der Trauerbewältigung bieten Unfallkreuze am Wegesrand noch andere Deutungsmöglichkeiten: „Am Kreuz spiegelt sich die Hoffnung auf ,Einsicht‘, ,Vermeidbarkeit‘ und ,Einflussnahme‘ wider.“243 Diese Kreuze 98

Unterscheidung nach Motivkategorien

markieren einen Todesort und sollen somit auch Mahnmal für das Vermeidliche sein. „Die Unfallstätten wurden langsam zu Erinnerungsstätten.“244 Die alpinen Gedenkstätten hingegen weisen auf unterschiedliche Todesformen hin. So werden Kreuze für Menschen errichtet, die beispielsweise an einer Krankheit verstorben sind, während eines Rettungseinsatzes tödlich verunglückten oder die während der Ausübung ihrer alpinistischen Freizeitaktivitäten starben. Die Gedenkkreuze markieren keinen Todesort. Sie befinden sich auf den Gipfeln der Berge; sie befinden sich an Orten, welche von den Menschen mit Himmelsnähe, Transzendenz und Metaphysik assoziiert werden können. Der Berggipfel als Ort des Numen versieht also das Gedenkkreuz mit einer besonderen Nähe zu den Konzepten und Sehnsüchten des Glaubens. 4.1.2. Freundschaftskreuze Die Massenmedien nehmen im Alltag unserer heutigen Gesellschaft eine wichtige Stellung ein. Sie beliefern die Haushalte regelmäßig und zeitnah mit Nachrichten über Kriege und Unglücke; generell über die aktuelle Lage des Schreckens in der Welt. Das beiläufige Hineinstreuen dieser Nachrichten in den täglichen Erwerbs- und Lebensalltag unserer Kultur führt zu einer Inflationierung des Schreckens. Überreizung, Globalisierung und Entfremdung bilden Schlüsselwörter dieser Entwicklungen und bergen die Gefahr eines generellen Abstumpfens in sich. „Die Menschen reagieren aufgrund von Überreizung erneut selbstbezogen, trinken Cola und telefonieren, während das Leiden anderer über den Bildschirm vermittelt wird“245, meint die Anthropologin Ina-Maria Greverus. 99

Typologie der Gipfelkreuze

Die Gipfelkreuzsetzungen, die hier unter dem Motiv der „Fr­ eund­schaft“ zusammenfassbar sind, beziehen sich auf einen komplexen kulturellen Wert, dem selbst wiederum andere Werte innewohnen. So bezeichnet Freundschaft auch Werte wie „Zuneigung, Wertschätzung und Vertrauen“. Mit dem Begriff der Freundschaft ist die Sympathie verwandt. Sympathie meint eine „gefühlsmäßige Übereinstimmung“. Kommt es zu einer Störung dieser Übereinstimmung, werden Schritte in Richtung der Entfremdung gesetzt. Der Begriff der Entfremdung meint dabei die „Aufhebung einer ursprünglichen Gemeinschaftlichkeit“, ein „Fremdwerden“. Kult­ urelle Trennlinien werden in der Folge sichtbar. Unsere gegenwärtige Gesellschaft ist neben vielen anderen Herausforderungen auch mit der kulturellen Trennlinie zwischen dem „Nicht-Fremden“ und dem Fremden konfrontiert. Fremdsein bezieht sich dabei nicht nur auf Zuwanderer und Migranten, sondern auch auf die „Nicht-Fremden“, also auf die „Eigenen“, die vertrauten Mitglieder unserer Gesellschaft. In seinem Buch „Wo liegt Afrika?“ stellt der Pädagoge und Bildungswissenschaftler Peter Stöger Fragen nach sozialen Spannungen und Verwerfungen und findet diese nicht nur im Verhältnis der „Ersten Welt“ zur „Dritten Welt“, sondern auch innerhalb der „Ersten Welt“. Kolonialismus, Neokolonialismus und Eurozentrismus sind die zentralen Themen, um die herum Stöger eine Analyse unserer gegenwärtigen Gesellschaft durchführt, Problematiken anspricht und Lösungsmöglichkeiten skizziert und konkret vorschlägt. Einen zentralen Teil seines Modells stellen die Strukturen der Entfremdung dar. Menschen können über Parzellierungen und Splitterung getrennt werden, das bereitet der Entfremdung den 100

Unterscheidung nach Motivkategorien

Weg. Stöger zeigt mehrere Entfremdungssituationen auf, die sich zeigen: • • • • •

in der Kapitalisierung der Menschen und deren Gefühle, in der Splitterung von „mein“ und „dein“, in der Aufgabe des Respekts vor der Natur, in dem zunehmenden Verlust der Verantwortlichkeit, in der Hypertrophierung des Ich und in der damit verbundenen Entwicklung des Anspruchs, überlegen zu sein, • im alten „divide et impera“ (lat.: „teile und herrsche“): Diese Redewendung geht von der Teilung des Ganzen aus, um es folglich leichter beherrschen zu können. In Wirtschaft, Schule und Wissenschaft sind solche Tendenzen zu finden, • in den Grenzbereichen von Elektronik, Biochemie und medizinischer Forschung, wo der Einzelne nur mehr ein Etwas für wirtschaftlich-wissenschaftliche, militärischtechnische bzw. andere Interessen ist.246 Durch diese Entfremdungssituationen geht die Idee der „einen Welt“, der geeinten Welt, verloren. Eine entfremdete, gesplitterte Welt braucht aber „[…] Menschen, die Brücken bauen, literarisch, künstlerisch, religiös wie politisch.“247 Solche Brückenbauer wären nach Stöger beispielsweise der Dalai Lama, Rigoberta Menchu oder Nelson Mandela. Diese Brücken sollten in der Beziehung zum Fremden gebaut werden, um eine neue Nähe erreichen zu können. Die folgenden Gipfelkreuzsetzungen können auch als solche Brücken interpretiert werden. Die in dieser Kategorie zusammengefassten Gipfelkreuze beziehen sich auf Aspekte des 101

Typologie der Gipfelkreuze

Zwischenmenschlichen, auf das soziale Gefüge der Menschen untereinander. Die Begriffe der Freundschaft, Zusammenhalt, Toleranz und Interesse für den anderen bilden diese Gipfelkreuzkategorie. Das Gipfelkreuz auf dem Aperen Freiger, 3.262m, Stubaier Alpen Die drei Stubaier Norbert Schöpf, Hansjörg Egger und Peter Margreiter stellten ein Gipfelkreuz auf dem Aperen Freiger auf. Das Kreuz besteht aus Lärchenholz und wiegt 90 bis 100kg. Die Aufsteller verzichteten bewusst auf die Unterstützung eines Hubschraubers. Also musste das Kreuz in seine Einzelteile zerlegt auf den Berg getragen und am Gipfel zusammengebaut werden. Zudem erschwerten die Kletterpassagen im Gipfelbereich das Gehen. In einer ersten Planungsphase wurden mehrere unterschiedliche Modelle angefertigt. Der erste Modellentwurf beispielsweise zeigte ein Kreuz in der Form vieler einzelner Wegweiser. Jeder davon wies in eine andere Richtung. Einige der Wegweiser waren mit Ortsnamen versehen, wie etwa „Peking“, andere Tafeln blieben unbeschriftet. Diese Kreuzversion hätte die Funktion eines Glaubensymbols und eines Wegweisers im Leben verkörpern sollen, das Nachdenken der Bergsteiger hätte angeregt werden sollen. Letztendlich wurde diese Idee aber nicht umgesetzt. Schließlich wurde ein Kreuz konstruiert, welches auf dem Querbalken drei Orgelpfeifen eingearbeitet hat, die bei entsprechendem Wind den Ton „cis“ von sich geben. Laut Peter Margreiter entspreche das cis dem „Sonnenton“. „Der Sonnenton errechnet sich aus der Frequenz des Umlaufs der Erde um die Sonne“248, so Margreiter. „Drei Oktaven höher schwingt der Ton 102

Unterscheidung nach Motivkategorien

in einer Frequenz, die einem cis der chromatischen Tonleiter entspricht. Dieses cis ist in vielen Religionen zuhause. Tempelglocken und Gongs werden auf ihn gestimmt. Nicht nur in Indien, sondern in Tibet, Japan und Bali. Wer zu diesem Ton meditiert, stellt eine Beziehung her zu allem wofür die Sonne steht: Licht, Klarheit, Freude, Fülle des Lebens und Erleuchtung.“249 Ein Sägewerk in Neder schnitt das Lärchenholz. In der Werkstatt von Hansjörg Egger erhielten die Einzelteile ihre vorbestimmte Form. Ein Orgelbauer in Steinach war für den Bau der drei Orgelpfeifen verantwortlich, welche dann in den Querbalken des Kreuzes eingesetzt wurden. Das Kreuz soll „singen“, so die Idee. Der Orgelbauer legte besonderen Wert auf die Legierung des Metalls; die Farbe des Tons und der Klang sind wichtig. Norbert Schöpf, Hüttenwirt der Sulzenauhütte, meint: „Mir kommt auch vor, es [die Orgelpfeifen] haucht dem Kreuz ein bisschen ein Leben ein. Und wenn man alleine oben ist zum Beispiel, oder bei schlechtem Wetter, dann kann das durchaus beruhigend sein, wenn man einen Ton hört. Dann fühlt man sich vielleicht nicht alleine oder weniger in Gefahr.“250 Das Kreuz soll sich grundsätzlich von anderen, bereits bestehenden Gipfelkreuzen rund um den Aperen Freiger unterscheiden. Es soll laut den Aufstellern Werte wie „Bodenständigkeit“ und „Weltoffenheit“ widerspiegeln. Die Zahl „drei“ spielt im Gesamtkonzept des Gipfelkreuzes eine wesentliche Rolle, sie soll einerseits das Göttliche in Form der Dreifaltigkeit und andererseits Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft symbolisieren. Zusätzlich hat Egger den Charakter des Weges in das Kreuz eingear103

Typologie der Gipfelkreuze

beitet. Es ist ein schmaler Steig, der über horizontal geschichtete Steinplatten in vielen Stufen über steiles Gelände aufwärts führt. Dazu hat Egger drei Stufen beziehungsweise drei Ebenen in die Kreuzbalken eingebaut. Das Friedenssymbol am Kleinen Gilfert, 2.383m, Tuxer Alpen Der Kleine Gilfert zählt zur Gemeinde Weerberg und liegt am Gratverlauf zwischen dem etwas bekannteren (großen) Gilfert und dem Rastkogel. Der Gipfel ist sowohl im Sommer als auch im Winter einfach zu besteigen. Im Sommer 2008 wurde auf dem Kleinen Gilfert ein Friedenssymbol errichtet. Die Idee und das Konzept, Religionen und Kulturen als Einheit darzustellen beziehungsweise einen neuen Ort der Ruhe und der Besinnlichkeit mit Symbolkraft zu schaffen, stammt von Herbert Kirchmair, einem Angestellten der Justizanstalt Innsbruck. Unter seiner Leitung bauten Gefangene der Justizanstalt nicht nur das Kreuz, sondern waren auch aktiv und initiativ sowohl an der Entwicklung von Ideen als auch an der Konstruktion des Kreuzes, beteiligt. Das Metallkreuz ist fünf Meter hoch und hat einen Querbalken mit 2,5 Metern Länge. Ein sogenannter Formrohr-Rahmen bildet die äußere Begrenzung des eigentlichen Kreuzes. Die Hauptbalken des Kreuzes wurden mit Messingplatten verkleidet, strukturiert, grün patiniert und am Formrohrrahmen vertieft montiert. Die Errichter wählten diese besondere Bauart, um ein leichtes und elegantes Erscheinungsbild des Kreuzes zu erreichen. Ein massives Betonfundament ermöglicht es, dass das Kreuz ohne Seilverspannungen frei stehen kann. Dieses Fundament besteht aus einem umweltfreundlichen Beton, der in der Zusammensetzung dem auf dem Gipfel vorhandenen Schiefergestein nachempfunden wurde. 104

Unterscheidung nach Motivkategorien

Auf das Gipfelkreuz wurde ein symbolisiertes „Gipfelbuch“ aus Bronzeguss montiert. In diesem „Gipfelbuch“  – es hat die Form eines aufgeschlagenen Buches  – finden wir einen in 12 Sprachen übersetzten Leitspruch, der dem spätmittelalterlichen Theologen und Philosophen Meister Eckhart zugeschrieben wird. „Das ewige Wort wird nur in der Stille laut.“ Im Schnittpunkt des Kreuzes befindet sich eine Relieftafel, ebenfalls aus Bronze gefertigt. Diese zeigt einen Phönix, einen Vogel aus der griechischen Mythologie. „Der Phönix stürzt sich alle 450 Jahre in das Feuer, verbrennt zur Gänze und steigt als junger Vogel mit neuer Energie und Lebenskraft aus den Flammen wieder hervor“, erklärt der Projektverantwortliche. „Der Phönix aus der Asche wurde lebensbejahend und siegessicher gestaltet, nach dem Motto: Mich kann nichts aufhalten, ich stelle mich jedem auch noch so schweren Kampf und trete als Gewinner hervor, mit noch mehr Energie und noch mehr Selbstvertrauen.“251 Mit dieser Symbolfigur des Phönix will der Erbauer zeigen, dass in unserem Alltagsleben Prüfungen darauf warten, gemeistert zu werden. „Trennungen, Diskriminierungen, Schicksalsschläge, Erkrankungen, Arbeitsplatzverlust und andere Auswüchse des täglichen Daseins können jedes einzelne Individuum immer und jederzeit ereilen. Hiermit wird das Nichtaufgeben, das Weiterkämpfen, das ‚Ansichglauben‘ dargestellt und es ergibt sich daraus ein universeller Anspruch für alle Menschen in ihren jeweiligen Lebenssituationen“, so der Projektverantwortliche. Um den Phönix herum sind acht christliche Glaubenssymbole kreisförmig angeordnet. Damit wurde der Versuch unternommen, alle verschiedenen christlichen Konfessionen vereint 105

Typologie der Gipfelkreuze

darzustellen. Des Weiteren sind um das Gipfelkreuz herum die Symbole von neun Weltreligionen angeordnet. Durch den Kreis sind sie alle miteinander verbunden, das soll ihre Gleichwertigkeit ausdrücken, wobei die Aufteilungen nicht zufällig erfolgten: Den drei monotheistischen Religionen wurden links und rechts je eine polytheistische Religion zugeordnet. Alle Symbole und Einheiten wurden in der gleichen Größe angefertigt. Das achtspeichige Rad der Buddhisten vereint mit dem Davidstern der Juden und dem Schrein der Shintoisten wurde als eine Einheit zusammengefasst. Der neunzackige Stern der Bahai`i-Religion, vereint mit dem Christentum und dem Yin & Yang des Daoismus, wurden als Einheit bestimmt. Das Om der Hinduisten, vereint mit dem Halbmond und Stern der Muslime und der Hand des Jainismus, bilden eine weitere Einheit. Unter den drei Einheiten der Weltreligionen sind drei Granitbänke montiert. „Sie sind nicht nur als Rastplatz für den Wanderer gedacht, damit er am Ziel seiner Tour die Jause beziehungsweise das Gipfelschnaps´l bequem trinken kann, nein sie sollen auch zur Diskussion anregen und den Dialog fördern zum Thema fremde Kulturen mit ihren Religionen und menschliche Nähe schaffen.“252 Dieses Kreuz auf dem Kleinen Gilfert nimmt eine besondere Stellung innerhalb der sonst bekannten Gipfelkreuze ein. Nicht mehr die primäre Aufarbeitung von Kriegstraumata, von persönlichen Verlusterfahrungen, oder etwa das Andenken an Verstorbene, stehen im Vordergrund, sondern ein stark gegenwartsbezogener philanthropischer Denkansatz. Das Ich und Du stehen hier zentral im Mittelpunkt des Denkens. Unsere christlich-abendländisch geprägte Kultur berührt weltweite Kulturen. Deswegen spricht der Aufsteller dieses Gipfelkreuzes auch 106

Unterscheidung nach Motivkategorien

nicht unbedingt von seinem „Gipfelkreuz“, sondern durchwegs von seinem „Friedenssymbol“. Er sieht das Kreuz „[…] als ein Zeichen der Toleranz und des gegenseitigen Respekts in einer Gesellschaft die sich immer mehr aus verschiedenen Kulturen zusammensetzt“253. Deswegen wurde beschlossen, ein Kreuz zu errichten und es als Friedenssymbol zu bezeichnen. „Dieses Projekt soll auf den Unterschied zwischen den Religionen, ihre verschiedenen Normen, Werte, Glaubenssysteme und ihrer politischen Haltungen aufmerksam machen und Diskussionen darüber auslösen. Als Zeichen der Toleranz und als Zeichen des Friedens soll dieses Symbol Anregung geben zum Thema Einbürgerungen, Integration, Assimilierungen, Heirat zwischen unterschiedlichen Nationalitäten und vieles mehr.“254 Der Projektbetreiber betont ausdrücklich, dass alle Religionen in ihren Grunddogmen und Lehren friedlich ausgerichtet sind und dass der Mitmensch unabhängig von Nationalität und Hautfarbe in jeder Konfession gleich geachtet wird. „Mit welcher Geisteshaltung sich Menschen begegnen, hängt von ihrem Wissen ab.“255 Ein besonderes Erlebnis soll auch der Wanderweg zum Friedenssymbol in sich bergen. Am Start befindet sich eine Informationstafel, die einen Überblick über die am Kleinen Gilfert abgebildeten Symbole gibt. Der Weg im Gelände ist mit „Steinmandln“ und mit 17 auf Fels gemalten Symbolen markiert. Weiter oben, auf den letzten Metern zum Gipfel, wandert man über die sogenannte „Phönixtreppe“ direkt zum Friedenssymbol hinauf. Dort kann man im Gipfelbuch Informationen über die dargestellten Religionen und Zeichen nachlesen. 107

Typologie der Gipfelkreuze

Das Gipfelkreuz auf dem Olperer, 3.476m, Zillertaler Alpen Der Olperer in den Zillertaler Alpen ist ein alpinistisch durchaus anspruchsvoller Gipfel. Seine markante Berggestalt bestimmt das Landschaftsbild nicht nur im Bereich Zillertal, sondern genauso auch im mittleren und südlichen Wipptal Richtung Brenner. Das alte, drei Meter hohe Kreuz bestand aus dem Holz des Gebälks des ehemaligen Glockenstuhls von Mutters. Es wurde im Juli 1947 von „einer aus 15 Burschen und vier Mädchen bestehenden Innsbrucker Jugendgruppe (Mittelschüler und Werktätige) unter der Führung von Willy Tanzer“256 aufgestellt. Der Weg auf den Gipfel führte über die Geraer Hütte. Von dort „[…] erreichte die mutige Bergkameradschaft nach sechsstündigem schwierigen Aufstieg die Spitze des von blauem Eis und vielen tückischen Spalten umgebenen Olperer, wobei die Kreuzbalken über die jähen Felsen teilweise nur mit Ho-ruck-Kommandos hinaufzubringen waren.“257 Auch das restliche Material, wie Wasser, Sand, Zement und Werkzeug, wurde über den Grat auf den Gipfel gebracht. Noch am ersten Tag gelang das Verankern der Eisenschienen, auf welche das Kreuz montiert wurde. Am zweiten Tag folgten das Verspannen des Kreuzes, das Anbringen des Blitzableiters und das Anstreichen mit Karbolineum. „Kaplan Loven, der bekannte Jugendführer, nahm schließlich die Einweihung des Kreuzes vor, das mit der Inschrift ,Herr der Berge‘ geziert ist. Ein Chor sang dabei neben anderen besinnlichen Liedern auch das ergreifende ,Mein Gott, wie schön ist deine Welt‘.“258 Im Jahr 1980 erhielt der Olperer ein neues Gipfelkreuz, da das alte Kreuz durch Blitzschlag zerstört worden war. Das neue Gipfelkreuz soll für alle ,Olpererbezwinger‘ ein Symbol von 108

Unterscheidung nach Motivkategorien

Kameradschaft und Zusammenhalt sein.259 Die Männer der Bergrettung Tux griffen bereits in den Jahren vor 1980 den Gedanken auf, auf dem Olperer ein neues Kreuz zu errichten. Mit dem Blitzschlag und der Zerstörung des alten Kreuzes fiel dann endgültig die Entscheidung für das neue Gipfelkreuz. Der Besitzer der Zillertaler Gletscherbahnen, Franz Dengg, konnte für die Unterstützung dieses Projektes gewonnen werden. Dengg erklärte sich bereit, die Kosten für die Anschaffung des neuen Gipfelkreuzes zu übernehmen. Im Juli des Jahres konnte mit dem Transport des zerlegten Kreuzes von Lanersbach auf das Gefrorene-Wand-Kees begonnen werden. Schlechtwetter verhinderte aber die weiteren Arbeiten. Im August wurden dann trotz Neuschnee im Gipfelbereich die einzelnen Kreuzteile auf den Gipfel gebracht. Zu diesem Zweck errichteten die Bergrettungsleute einen Flaschenzug, um die einzelnen Teile und Geräte über die Felswand auf den Gipfel zu ziehen. Mitte August war das neue Lärchenholzkreuz fertig errichtet, die geplante Einweihungsfeier musste jedoch aufgrund des schlechten Wetters auf das folgende Jahr verschoben werden.260 Das Gipfelkreuz vom Gamsjoch, 2.452m, Karwendel Das Gamsjoch im Karwendel bildet den westlichen Begrenzungspunkt der Eng  – ein ausgedehntes Almgelände im östlichen Karwendel – und wird jährlich von zahlreichen Bergsteigern erstiegen. Vom Gipfelkreuz existiert am Gipfel heute nur mehr die Betonfundamentplatte, das Kreuz wurde von Unbekannten zerstört und in die Nordwand hinuntergeworfen. Anlässlich ihres 50. Geburtstages im Jahr 2004 stiftete Margit Kofler, Wirtin des Alpengasthofes Eng, Bergsteigerin und Bergwanderführerin, ein Gipfelkreuz. Es sollte ein einfaches 109

Typologie der Gipfelkreuze

und schlichtes Kreuz sein. „Als Material wurde Edelstahl dem Holz vorgezogen, da die Holzkreuze kaum gegen Blitzschlag absicherbar seien“261, so Margit Kofler. Als Symbol für Naturverbundenheit und Bergheimat wurde dem Kreuz im Schnittpunkt der Balken ein in etwa faustgroßer Bergkristall eingesetzt. Mit der Errichtung dieses Gipfelkreuzes wollte die Aufstellerin, anstatt eine aufwendige Feier zum 50. Geburtstag auszurichten, bleibende Werte schaffen und vermitteln. Das Kreuz sollte „ein Angebot an die Nachkommen“262 sein, sagt Margit Kofler. Das Projekt wurde von der Sektion Oberland des Deutschen Alpenvereins unterstützt, ebenso vom Österreichischen Bundesheer, welches für den Transport der Materialien zuständig war. Die Kosten für die Errichtung des ca. 360kg schweren Kreuzes waren moderat, einen Großteil bestritten Sponsoren. Margit Kofler selbst hatte kaum Kosten zu übernehmen. „Es gab unheimlich viele Leute, die es befürworteten und unterstützten, auf diesem Gipfel ein Kreuz aufzustellen.263“ Zur Einweihungsmesse wurden Freunde und Bekannte der Familie Kofler und die beim Aufstellen des Kreuzes maßgeblich beteiligten Leute der Bergrettung, des Österreichischen Bundesheeres und der Österreichischen Bundesforste eingeladen. Das Gipfelkreuz auf der Inneren Sommerwand, 3.122m, Stubaier Alpen Die Innere Sommerwand ist ein Gipfel im Nahbereich der FranzSenn-Hütte und kann sowohl im Sommer als auch im Winter gut bestiegen werden. Das Gipfelkreuz wurde im Jahr 2006 von der „Österreichischen Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin“ gestiftet und errichtet. Diese führt seit vielen Jahren auf der Franz-Senn-Hütte in den Stubaier Alpen Ausbildungskurse­ 110

Unterscheidung nach Motivkategorien

durch. „Da es auf diesem unseren schönen Hausberg bislang kein Gipfelkreuz gab, entschlossen wir uns auf Einladung der Hüttenwirte, Familie Fankhauser, dort oben ein ,Alpinärztekreuz‘ zu errichten.“264 Ein Schlosser aus Kaprun und Mitglied der „Österreichischen Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin“ entwarf das Modell für das Kreuz und baute dieses. Eine Spedition führte das Kreuz in das Stubaital und weiter in das Oberbergtal, den Ausgangspunkt zur Franz-Senn-Hütte, bzw. zur Inneren Sommerwand. Mit der Materialseilbahn wurde es sodann zur Hütte hinaufgeführt. Das Kreuz wurde im Nahbereich der Hütte provisorisch aufgestellt, bis es mit einem Hubschrauber auf den Gipfel gebracht werden konnte. Vorbereitend wurde von Fankhauser Vater und Sohn auf dem Gipfel ein Fundament betoniert. Diese Arbeiten geschahen bereits im Sommer des Vorjahres. Dazu mussten die benötigten Materialien wie Sand, Zement und Wasser auf den Gipfel getragen werden. Zum betonierten Fundament wurden im nächsten Schritt die Befestigungsanker gesetzt. Im Juni konnte das Kreuz von den Hüttenwirten aufgestellt werden, ein paar Monate später – im September 2006 – wurde auch noch das Gipfelbuch deponiert. Nach mehreren wetterbedingten Verschiebungen gelang am 5. Juli 2008 die Gipfelkreuzweihe. Das ganze Projekt wurde nicht über das Budget der Gesellschaft finanziert, sondern über private­ Geldgeber. Das Gipfelkreuz der Inneren Sommerwand steht genau am höchsten Punkt des Berges, ist vom Talboden aus aber nicht sichtbar. Erst im Verlauf des Anstieges wird es möglich, direkt auf das Kreuz zu schauen. Es „schaut“ in die Richtung der aufsteigenden Bergsteiger hinunter. Das Kreuz wurde bewusst so aufgestellt, dass man es während des letzten Teils des Aufstiegs sieht. 111

Typologie der Gipfelkreuze

Die Familie Fankhauser übernimmt die Kreuzpflege und die Fürsorge für das Gipfelbuch. Es sind aber auch die Bergsteiger, die das Gipfelkreuz und das Gipfelbuch interessiert beachten. Sie geben allenfalls dem Hüttenwirt „feedback“, vor allem dann, wenn die Verankerungen am Kreuz nachgestellt werden müssen, oder etwa das Gipfelbuch vollgeschrieben ist. Fankhauser erzählt auch, dass Bergsteiger immer wieder das vollgeschriebene Gipfelbuch zu ihm in die Hütte bringen. In diesem Zusammenhang ergibt sich hin und wieder die Möglichkeit, die Hüttengäste in die Pflegeaktivitäten rund um das Kreuz und das Buch einzubinden; diese werden dann gebeten, ein neues Gipfelbuch auf ihre Tour mitzunehmen und beim Kreuz zu deponieren. „Die Leute fühlen sich nachher sehr geehrt, wenn sie so was tun durften“265, so Thomas Fankhauser. Das Gipfelkreuz auf dem Regenstein, 2.891m, Deferegger Gebirge Ein weiteres Beispiel für die Kategorie der Freundschaftskreuze ist das Gipfelkreuz auf dem Regenstein. Dort stellten Jugendliche 1997 das „Jugend-Gipfelkreuz“ auf. Als Motto für das Kreuz wählten die Aufsteller „Begegnung und Leben“. Das Kreuz und seine Inschrift sollen Wanderer zum Nachdenken anregen.266 Josef Walder, der Initiator dieser Gipfelkreuzsetzung, meint: „Auf der einen Seite gibt es im christlichen Glauben das Wort, das ganz ein großes Gewicht hat. Es hat aber ein anderes Gewicht und eine andere Qualität, wenn man zusammen was tut. Wenn man zusammen auf den Berg geht, dann […] ist das oft auch mühsam, hat, so wie das Kreuz an sich, was mit Leiden zu tun. Aber wer zusammen auf den Berg geht, der muss sich auch gut leiden können, damit das ein schönes und tragendes Erlebnis 112

Unterscheidung nach Motivkategorien

wird.“267 Für Walder werden im Kreuz zwei Aspekte versinnbildlicht: Die Horizontale steht für den Weg, das Irdische oder das Materielle. Die Vertikale stellt den Blick nach oben dar, das Suchen und die Bitte um den Segen. Begegnung und Leben sind für Walder zwei Schlüsselbegriffe. „Der Mensch wird am Du zum Ich. Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, sagt Walder und zitiert damit den Religionsphilosophen Martin Buber.268 Der eilige Wanderer wird die beiden Begriffe „Begegnung“ und „Leben“ von ihrer originären, ursprünglichen Bedeutung her verstehen und interpretieren. Begegnung in diesem Sinn ist aber mehr, Begegnung ist eine Voraussetzung für Freundschaft. Buber stellt seine Aussagen in einen umfassenderen Zusammenhang, letztendlich geht es ihm auch um die Beziehung des Menschen zu Gott. 4.1.3. Die Kreuzsetzung aus ästhetischen Gründen Bei diesem Typus von Gipfelkreuzsetzungen stehen primär das Gesamtprojekt beziehungsweise das Gipfelkreuz selbst im Mittelpunkt des Interesses der handelnden Personen. Es geht hier zuallererst um eine Fokussierung auf das Planen, das Bauen und das Errichten von Gipfelkreuzen. Auf dem höchsten Punkt eines Berges soll ein Kreuz montiert werden. Die Aufsteller verzichten zumeist auf zusätzliche Gründe, wie beispielsweise Motive des Dankes oder des Gedenkens. Es sind Aspekte von Schönheit, von Harmonie, vielleicht sogar Aspekte von Sinnlichkeit, die die Menschen dazu bewegen, ihre Gipfelkreuze zu errichten. Hier werden diese Gipfelkreuze unter dem Überbegriff der „Ästhetik“ zusammengefasst. Ästhetik meint Schönheit; Ästhetik ist eine Sammlung von Reizen, die vielleicht sogar über das 113

Typologie der Gipfelkreuze

Schöne allein hinausgehen. Schön ist, was gefällt; die Ästhetik, so wie sie hier im Text verwendet wird, holt weiter aus. Sie erweitert das Bedeutungsspektrum von Schönheit um Adjektive wie „erhaben“ oder „prächtig“. Im Zusammenhang mit den Gipfelkreuzsetzungen können von den Gipfelkreuzsetzern Aspekte von Ästhetik und Religion miteinander verknüpft werden. Was scheinbar dem eigenen Wohlergehen dienen soll, nämlich die erfolgreiche Gipfelkreuzsetzung, ermöglicht den Weg zu tiefer liegenden Momenten und Erfahrungen. Im Folgenden werden einige ausgewählte Beispiele für diesen Gipfelkreuztypus beschrieben. Das Gipfelkreuz auf der Watzespitze, 3.533m, Ötztaler Alpen Die Watzespitze, der höchste Berg im Kaunergrat und für versierte Bergsteiger einer der attraktivsten Berge Tirols, besaß bis 2003 kein Gipfelkreuz. Lediglich eine Eisenstange markierte den Gipfel. Ein einfaches Gipfelbuch, unter einer Steinplatte geschützt und versteckt, welches nur von informierten Bergsteigern gefunden werden konnte, war am Gipfel deponiert. Der Hüttenwirt der Kaunergrathütte bedauerte das Fehlen eines Gipfelkreuzes stets und sagt: „Seit wir im Jahr 2001 mit der Bewirtschaftung der Kaunergrathütte begonnen haben, sind wir diesem wunderbaren Gipfel im Sommer sehr nahe.“269 Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Hütte wurde ein Kreuz im Tal gebaut und in Einzelteilen zerlegt die 1200 Höhenmeter zur Hütte getragen. „Es war für uns und die schon anwesenden Gäste auf der Hütte etwas ganz besonderes, als diese ,Wallfahrt‘ auf der Hütte ankam“, erzählt die Hüttenwirtin.270 Das Kreuz 114

Unterscheidung nach Motivkategorien

wurde vor der Hütte aufgestellt und bildete einen wunderbaren Rahmen für die Bergmesse, bei der es auch gesegnet wurde. Im darauf folgenden Sommer wurde es mit einem Hubschrauber auf die Watzespitze geflogen, dort aufgestellt und versichert. Es ist von der Hütte aus gut zu sehen. Die Hüttenwirtin berichtet, dass sich die Gäste, die den Gipfel von früher kennen, immer wieder über das schöne, einfache Kreuz auf diesem tollen Gipfel freuen. Das Gipfelkreuz auf der Mittleren Jägerkarspitze, 2.604m, Karwendel Ein Innsbrucker Sportverein stellte 2004 auf der Mittleren Jägerkarspitze ein Kreuz auf. Ursprünglich sollte das beschädigte Gipfelkreuz am Brandjoch neu errichtet werden, allerdings wird dieses Kreuz von der Schützenkompanie St. Nikolaus betreut. Dort existierten bereits Überlegungen zur Neuerrichtung dieses Kreuzes. Die Idee der Aufstellung eines Gipfelkreuzes sollte aber weiter verfolgt werden. Es wurde überlegt, auf dem Katzenkopf, der höchsten Erhebung auf Höttinger Gemeindeboden, ein Kreuz aufzustellen. Diese Idee wurde aber wieder fallen gelassen. Das Projekt scheiterte am banalen Namen des Berges, sagt der verantwortliche Gipfelkreuzsaufsteller. Die Verlängerung des Katzenkopfes, der Bartgrat, führt zur Mittleren Jägerkarspitze, einem Gipfel ohne Gipfelkreuz. Bergsteiger aus Hötting fanden kurz vor der Gipfelkreuzaufstellung das Gipfelbuch der Mittleren Jägerkarspitze, ca. 50 Meter unterhalb des Gipfels, im Geröll liegend. Die älteste Eintragung stammt aus dem Jahr 1913. „Es haben viele von den Vereinsmitgliedern ihre Väter drinnen gefunden. Wenn man das liest, das sind ganz interessante Eintra115

Typologie der Gipfelkreuze

gungen. Auf das hinauf haben wir gesagt, wir tun das Gipfelbuch herunter, tun ein neues hinauf und stellen im dem Zuge ein Gipfelkreuz auf.“271 Das Gipfelbuch wurde der Sektion Innsbruck des Österreichischen Alpenvereins übergeben und kann dort in der Geschäftsstelle besichtigt werden. Auf der Mittleren Jägerkarspitze wurde ein Holzkreuz errichtet. Das Holz dazu stammte aus einem Windwurf aus dem Gebiet „Aschbach“ auf dem Südabhang oberhalb von Innsbruck zwischen Kranebitten und Hötting. Die Herkunft des Holzes sollte einen Bezug zum Wohnort Hötting darstellen. Im Internet suchte man generelle Informationen über die Ausmaße von Gipfelkreuzen, um diese Daten für die künftigen Maße des eigenen Kreuzes zu verwenden. Ein Bekannter aus dem näheren Umfeld des Sportvereins schnitt das Holz in Patsch in vier Einzelteile, ein Tischler sorgte für die endgültige Bearbeitung des Holzes. Die Gipfelkreuzsetzung sollte so „puristisch“272 wie möglich gestaltet werden, es wurde also auf Hubschrauberunterstützung verzichtet. Aufgrund der langen Distanzen im Karwendel musste eine Fahrgenehmigung bis zur Möslalm beantragt werden, von dort weg wurden alle Arbeiten ohne technische Unterstützung durchgeführt. Im Zuge des Aufstellungsprojekts wurde die Strecke auf den Gipfel an die 20 Mal bewältigt, der Zement und die Arbeitsgeräte mussten auf den Gipfel getragen werden. Die Rucksäcke wogen zwischen 30kg und 35kg. Das für die Betonierungsarbeiten notwendige Wasser, es handelte sich hierbei um Regenwasser und etwas Tau, konnte einem kleinen Wasserbecken entnommen werden, welches knapp unter dem Gipfel gebaut wurde. Das notwendige Steinbruchmaterial wurde direkt am Gipfel gesiebt. Das Kreuz steht nun genau am 116

Unterscheidung nach Motivkategorien

höchsten Punkt des Berges, es wurde auf eine Aluminiumplatte montiert, die wiederum selbst mit dem umgebenden Fels fest verschraubt ist. Die erste Weihe fand in und vor der Höttinger Kirche statt. Damit sollte Menschen, die nicht die Gelegenheit hatten, an der eigentlichen Einweihungsfeier teilzunehmen, die Möglichkeit geboten werden, am Gipfelkreuzprojekt doch noch teilzuhaben. Vierzehn Tage später fand mit ca. 25 Bergsteigern die eigentliche Einweihung statt. Um den Teilnehmern den Aufstieg zu erleichtern, wurden im Gipfelbereich Seile gespannt, an denen sich die Bergsteiger während der letzten Meter des Aufstiegs festhalten konnten. Diese sechs Kletterseile sind nach der Einweihungsfeier verschwunden. Ebenso wurden Spuren entdeckt, aus denen man schließen konnte, dass versucht wurde, das Gipfelkreuz aus seinen Verankerungen zu reißen. Allerdings ist das auf der Mittleren Jägerkarspitze nicht geglückt. Nach der Kreuzaufstellung und der Einweihung wurde auf der Möslalm eine Dankesmesse für die unfallfreie Aufstellung gefeiert. Im Rahmen dieser Dankesmesse wurden den am Projekt beteiligten Personen kleine Geschenke überreicht. Der Anmarsch zur Messe erfolgte über das Hafelekar und die Pfeishütte. „Das hat relativ viele Leute in den Bann gezogen, muss ich sagen, das Gipfelkreuz.“273 Nach welcher Richtung das Kreuz ausgerichtet werden sollte, wurde im Verein lange diskutiert. Letztendlich entschied man sich für die Nord-Süd-Richtung, „also es schaut nach Süden. Es hat sich so irgendwo ergeben. Wir haben ein bisschen geschaut, wie es die anderen hingestellt haben.“274 Die Kosten für das Gipfelkreuzprojekt wurden vom Verein und von Sponsoren bzw. Förderern bestritten. „Da waren einige sehr 117

Typologie der Gipfelkreuze

beleidigt, weil wir sie nicht um Geld gefragt haben“275 Die das Gipfelkreuzprojekt dokumentierenden Fotos wurden im folgenden Winter beim alljährlichen Ball des Vereins ausgestellt und dienten der Dekoration, waren aber auch käuflich erwerbbar. Seit der Aufstellung fand sich immer jemand aus dem Verein, der sich um die Sicherheit und um den Zustand des Kreuzes kümmerte. Zumindest einmal im Jahr wird das Kreuz besucht. Weitere Beispiele für Kreuzsetzungen aus ästhetischen Gründen: Am Plattigkogel wurde 2005 von einer Privatperson ein Gipfelkreuz aufgestellt, „da dieser Gipfel ein besonderer Platz ist, der nicht für jedermann erreichbar ist“. Weiters sagt der Aufsteller dieses Kreuzes, er identifiziere sich mit den Bergen, da er seit seiner Kindheit dort lebt. Das Kreuz, es ist sein [mit besonderer Betonung] Kreuz, sei für ihn ein besonderes Symbol. Der Initiator dieser Gipfelkreuzsetzung ist Schmied und hatte es sich zum Ziel gesetzt, selbst einmal ein Gipfelkreuz zu schmieden.276 Am Bösen Weibele wurde 1984 ein Gipfelkreuz von 30 Gästen eines Osttiroler Gästehauses aufgestellt. Die Lehrlinge des Jugenddorfes Niederrhein hatten das Kreuz gebaut, eine Spendensammlung deckte die Kosten ab.277 Die Teilnehmer der Familienbergwoche der Stiftspfarre Göttweig errichtete 1984 ein Gipfelkreuz auf der Seespitze.278 Das Schrandele erhielt 1988 ein Gipfelkreuz. Dieses wurde aus Freude an der Projektarbeit selbst und wegen der Ästhetik des Gipfels errichtet, sagt die verantwortliche Person.279 Ein weiteres Kreuz dieser Kategorie ist das Kreuz auf dem Östlichen Daunkogel, 3.330m. 1985 errichteten es dort vier Bergsteiger der „Bergsteigerriege Olympisches Dorf “, weil dieser ästhetisch 118

Unterscheidung nach Motivkategorien

besonders schön geformter Gipfel noch kein Kreuz trug. Zement, Wasser und das eineinhalb Meter große Aluminiumkreuz wurden auf den Gipfel getragen.280 Die Freiwillige Feuerwehr Niederbreitenbach errichtete 1993 auf der Rudersburg anlässlich des 65. Geburtstags ihres Bezirkskommandanten ein Gipfelkreuz.281 Am Karkopf wurde 1981 von Telfer Bergfreunden ein Gipfelkreuz errichtet. Diese private Initiative ,begeisterter Bergwanderer‘ wurde von der Bergwacht Telfs und den Naturfreunden Telfs unterstützt.282 Der Achentaler Mittagskogel erhielt 1985 ein Gipfelkreuz, ,einfach weil er ein oft besuchter Berg ist‘. Eine Privatinitiative von Bergfreunden benannte diesen Gipfel, der vorher noch keinen Namen hatte, und entschloss sich zusätzlich, da dieser Gipfel von Skitouristen gerne besucht wird, ein Gipfelkreuz aufzustellen.283 Auf der Vorderen Sommerwand und auf dem Wilden Turm wurden im Jahr 1998 Gipfelkreuze errichtet. Den Gästen der Franz-Senn-Hütte sollten „anziehende Ziele“ geschaffen werden.284

4.1.4. Dankeskreuze

Unterschiedliche Formen des Dankes lassen sich als Motive für Gipfelkreuzsetzungen finden und bilden eine eigene Kategorie. Sowohl profane Dankbedürfnisse als auch religiös angelegte Orientierungen sind es, die Menschen zu solchen Gipfelkreuzsetzungen veranlassen können. Im Folgenden werden Beispiele für diese Kategorie beschrieben. 119

Typologie der Gipfelkreuze

Das Gipfelkreuz auf dem Messeling, 2.693m, Hohe Tauern Auf dem Messeling wurde im August 1981 ein Gipfelkreuz errichtet und eingeweiht. Das Kreuz wurde von Anton Trojer aus Virgen gespendet. Er lebt seit 32 Jahren in Hard am Bodensee und besucht jährlich ,die unvergessliche Bergwelt Osttirols‘, insbesondere das Großvenedigergebiet. Das Kreuz besteht im Gerüst aus Stahlrohren, an denen Platten aus Aluminium aufgeschraubt sind. Es ist sechs Meter hoch und drei Meter breit und trägt einen aus Kupfer getriebenen Christuskopf. Dieser wurde von einer Kunstschlosserei in Matrei hergestellt. An das Kreuz wurde außerdem ein Kasten für das Gipfelbuch angebracht. Zur Aufstellung wurden die einzelnen Kreuzteile verpackt und mit einem Hubschrauber zusammen mit 150kg Zement und 100kg Sand vom Matreier Tauernhaus auf den Gipfel geflogen. Die Vorbereitungsarbeiten am Gipfel wurden durch Trojer, seinen Bruder und drei Freunde durchgeführt. „Trojer hat das Kreuz errichtet als Dank für immer wieder gesunde Heimkehr von seinen vielen Bergtouren.“285 Das Gipfelkreuz auf der Rinnenspitze, 3.000m, Stubaier Alpen Auf der Rinnenspitze errichtete 1985 das 21. St.  Johanner Jägerbatallion ein Kreuz als Dank für die alljährliche freundliche Aufnahme auf der Franz-Senn-Hütte im Rahmen der Truppenausbildung des Bundesheeres. Das 100-jährige Bestandsjubiläum der Franz-Senn-Hütte war dann konkreter Anlass für die Umsetzung eines Gipfelkreuz-Aufstell-Projektes. Die Rinnenspitze stellt einen oft besuchten Gipfel direkt oberhalb der Hütte dar, welcher zum damaligen Zeitpunkt allerdings noch kein Kreuz besaß. Der Schmied der Garnison St. Johann 120

Unterscheidung nach Motivkategorien

baute das 4,5 Meter hohe Kreuz. Die Gemeinde St. Johann finanzierte zusätzlich eine Bronzetafel mit der Aufschrift „Berg Heil, Garnison St.  Johann i. T.“, dem Gemeindewappen und dem Garnisonswappen. Im Rahmen der jährlichen Truppenausbildung wurde das Kreuz errichtet und eingeweiht. Ein Militärhubschrauber flog das Kreuz am Tag vor der Einweihung auf den Gipfel. Die symbolische Einweihung des Kreuzes fand am 21. Juli am etwas tiefer gelegenen Rinnensee statt, dieser bot den ca. 200 anwesenden Gästen ausreichend Platz. Die Einweihung wurde vom Österreichischen Rundfunk in einem 50-minütigen Film aufgezeichnet. Neben den Soldaten nahmen an der Einweihungsfeier Verwaltungsbeamte des Landes Tirol und des Bezirks Kitzbühel, der Hauptmann und das Kaderpersonal des Jägerbataillons, die Hüttenwirtsfamilie, eine Abordnung der Militärmusikkapelle Vorarlberg und die „Seinihonsa“ (der St.  Johanner Viergesang) teil. Militärdekan Josef Haselwanner zelebrierte die schlichte Messe. Abschließend spielte die Militärmusikkapelle Vorarlberg vor der Franz-Senn-Hütte ein Platzkonzert.286 Das Gipfelkreuz auf der Peilspitze, 2.392m, Stubaier Alpen Heinz-Günter Piede, Pfarrmesner der Dekanatspfarrei Matrei am Brenner, initiierte die Gipfelkreuzsetzung auf der Peilspitze. Er kam vor ca. 35 Jahren aus Anrath/Krefeld in Deutschland nach Matrei/Mühlbachl, um hier einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Die Tiroler Berge wurden ihm nach eigener Auskunft zu einer neuen Heimat. Das 25-Jahres-Jubiläum veranlasste Heinz-Günter Piede darüber nachzudenken, wie er sich für die freundliche Aufnahme bedanken könne.

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„Nach 25 Jahren, von Freude erfülltem Leben, mit einer von Gastfreundlichkeit geprägten Tiroler Bevölkerung, die mir Freundschaft und viel Vertrauen schenkte, besonders in meiner 20jährigen Jugendarbeit bei der Österreichischen Alpenvereins-Jugend der Sektion Matrei a. Br. dachte ich an eine Jubiläums- eher Dankesfeier, in der ich ein besonderes ‚DANKE‘ sagen und zeigen wollte. Danke an die Tiroler, die mir in ihrem Lebensraum Aufnahme und Heimat schenkten. Danke an die Einheimischen, die mich viel Freude und großes Vertrauen erleben ließen. Danke an unseren Schöpfer, der mir den Weg in die herrliche Bergwelt zeigte, in der ich eine besondere Liebe zur Natur, erfüllte Hoffnung auf meinem Lebensweg und viel Vertrauen im christlichen Glauben fand.“287 Da die Berge ein wichtiger Grund für Piedes Übersiedlung nach Tirol waren, sollte sein Dank auch mit den Bergen zu tun haben. Die Idee der Gipfelkreuzsetzung war geboren. Der ursprüngliche Wunsch, auf dem Weißen Wandl (1900m) ein Kreuz aufzustellen, ließ sich nicht realisieren, da auf diesem Gipfel bereits um eine Gipfelkreuzsetzung angesucht worden war. Auf der Peilspitze jedoch stand bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Kreuz, und außerdem hatte Heinz-Günter Piede den Gipfel während seiner Tätigkeit als Jugendführer für die ÖAV-Sektion mehrmals bestiegen. Gründe genug, um die Peilspitze als Ort für die Errichtung eines Gipfelkreuzes zu wählen. Grundstückseigentümer der Gipfelzone ist die Agrargemeinschaft Mühlbachl, die Heimatgemeinde Piedes. Auf eine Hubschrauberunterstützung sollte verzichten werden, die Unterstützung der Bergret122

Unterscheidung nach Motivkategorien

tungskollegen beim Planen, Bauen und Errichten des Kreuzes ermöglichte das. Piede spricht von Begeisterung unter den Freunden. „Dieses geschenkte Kreuz sollte ein Dankeskreuz werden. Ein Dank in besonderer Weise an alle Menschen, die mir in meinem Leben hier in Tirol begegnet sind und die mir eine zweite Heimat schenkten. Dieses geschenkte Kreuz sollte jedem gehören, der zu ihm hinaufgeht. Dank sagen und Dank weitergeben ist ein großes Geschenk, das uns Gott gab. Keine Initialen und Widmungen sind am Kreuz, nur ein Spruch: ‚Gott sei gedankt für Freunde, Hoffnung und Vertrauen‘.“288 Für Heinz-Günter Piede bedeutsam war auch das Erlebnis der Begeisterung der Menschen, die beim Aussuchen des Materials, bei den Tischlereiarbeiten und bei den Schmiedearbeiten besonders spürbar wurde. Ganz zentral waren die Bedeutung der Gemeinschaftlichkeit des Projektes und die Freude der Menschen. Vor allem die gemeinsam erlebten Momente der Aufstellung des Kreuzes, verbunden mit der Gefahr, das Kreuz eventuell zu verlieren oder selbst beim Aufstellen des Kreuzes im schwierigen Gelände verletzt zu werden, waren ihm wichtig. „Aber es hat jeder jedem vertraut. Das ist einfach ein gewaltiges Erlebnis gewesen, man hat richtiggehend ein Gefühl von Gemeinschaft gespürt. Eine Gemeinschaft, die heute ja immer weniger anzutreffen ist“289.

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Typologie der Gipfelkreuze

Die Gipfelkreuzaufstellung war Anlass für eine seither einmal jährlich abgehaltene Jugendmesse am Berg. Die Kreuzpflege teilt sich auf den gesamten Verein auf. Zumindest einmal im Jahr werden die Befestigungen und das Kreuz kontrolliert. „Es ist unser Kreuz [nicht allein meines], es gehört allen Menschen. Der Gipfel der Peilspitze mit seinem Kreuz ist für mich einfach ein besonderer Ort, wo ich gerne hingehe. Das ist ein Platz, wo meine Erinnerungen lebendig werden. Aber auch für die Menschen soll es eine Erinnerung, ein Ort des Nachdenkens sein, wenn sie diesem Kreuz auf der Peilspitze begegnen und ihre Anliegen anbringen.“290 Weitere Beispiele für Dankeskreuze: Auf der Pfannspitze wurde 1988 ein Dankeskreuz errichtet. „Es sollte einerseits ein Dankeszeichen sein für so viele schöne verbrachte Urlaube und andererseits den Familien gewidmet sein.291“ Ein Kreuz als Danksagung für das Überleben eines Herzinfarktes stiftete ein Tuxer Künstler. Das Gipfelkreuz wurde auf der Weißen Wand aufgestellt. Auf einer kleinen Tafel im unteren Teil des künstlerisch gestalteten Kreuzes liest man: „Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen.“292 Für die Kreuzaufstellung auf der Hohen Warte wird ebenso der Dank als ein Grund angegeben, hier vor allem für eine geglückte Auslandsbergfahrt. Sepp Neuner bedankte sich mit der Aufstellung eines Kreuzes am Haller Zunterkopf für einen glimpflichen verlaufenen Bergunfall.293

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Unterscheidung nach Motivkategorien

4.1.5. Der Ersatz von Gipfelkreuzen Ein häufig auftretender Grund, ein Gipfelkreuz zu errichten, liegt im Wunsch nach dem Ersatz eines alten Kreuzes. Solche älteren Kreuze, bereits seit mehreren Jahrzehnten der extremen Witterung des Gebirges ausgesetzt, halten dieser oft nicht mehr stand. Niederschlag und Kälte strapazieren das Holz, Stürme wirken für die Verankerungen des Kreuzes belastend, Blitzschläge zerstören Kreuze mitunter komplett. Viele neue Kreuze werden deshalb mit Blitzableitern versehen (das neue Kreuz auf der Serles beispielsweise hat drei davon). Die ursprünglichen Motive der Aufstellungen schreiben sich zumeist fort. Das Gipfelkreuz auf dem Acherkogel, 3.008m, Stubaier Alpen Im August 2004 erhielt der Acherkogel ein neues Gipfelkreuz. Das alte Holzkreuz, aufgestellt 1956, war vom Blitz getroffen worden und im oberen senkrechten Teil gespalten. Hansjörg Swoboda von der Ortsstelle Ötz der Tiroler Bergrettung initiierte den Ersatz des alten Kreuzes durch ein neues. Die Errichtung dieses Kreuzes sollte im Rahmen der Bergrettung durchgeführt werden; es ging Hansjörg Swoboda darum, „diese einzigartige, verantwortungsvolle und nachhaltige Aufgabe“294 als Gemeinschaftsprojekt durchzuführen. Das neue Kreuz besteht aus Aluminium und wurde in einer Schlosserei in Ötz gefertigt. Es konnte mit einem Fahrzeug bis zur neuen Bielfelder Hütte (einer der Ausgangspunkte zur Ersteigung des Acherkogels) gebracht werden. Von dort erfolgte nach der Einweihung der Transport mit einem Hubschrauber auf den Gipfel. Das neue Kreuz wurde verankert, das alte nahm 125

Typologie der Gipfelkreuze

der Hubschrauber auf und transportierte es hinunter zur Bielefelder Hütte, wo es erneut aufgestellt wurde. Die Hubschrauberunterstützung sorgt für neue Perspektiven im Rahmen von Kreuzaufstellungen. Nicht ausschließlich im traditionellen Stil körperlicher Arbeit erfolgte die Gipfelkreuzsetzung, sondern mithilfe modernster Technik. Generell ermöglicht die Unterstützung durch Hubschrauber überhaupt erst die Aufstellung entsprechend großer Gipfelkreuze auf exponierten Gipfeln. Je nach Art und Form des Gipfels ist es unter Umständen ganz einfach unmöglich, ein drei bis vier Meter hohes Kreuz auf den Gipfel zu bringen und dort manuell zu montieren. Das schlichte alte Kreuz des Acherkogels war hoch und schmal und aus Holz gefertigt. „Aluminium für das neue Kreuz zu verwenden hat den Vorteil, dass die Reflexion der Sonnenstrahlen das Gipfelkreuz im Ort Ötz besser sichtbar macht“295, berichtet Hansjörg Swoboda. Die Einweihungsmesse konnte aufgrund der hochalpinen Exposition des Gipfels nicht direkt am Aufstellungspunkt stattfinden, sondern fand auf dem Almgelände neben der Bielefelder Hütte statt. Gemeinsam mit den Messeteilnehmern sorgte die Musikkapelle für einen entsprechenden Rahmen. Für die Segnung des Kreuzes wurde dieses provisorisch auf dem Gelände aufgestellt. Das „fliegende Kreuz“ wurde filmisch und fotografisch festgehalten, eine DVD dokumentiert das gesamte Gipfelkreuzprojekt. Das Gipfelkreuz auf der Serles, 2.718m, Stubaier Alpen Im Frühsommer 2008 erhielt die Serles ein neues Gipfelkreuz. Das fertig konstruierte Kreuz wurde im Juni mit einem Hubschrauber auf den Gipfel geflogen, beim Rückflug transportierte 126

Unterscheidung nach Motivkategorien

dieser das alte Kreuz hinunter zur Waldrast. Die Serles als Ort der Gipfelkreuzsetzung wurde deswegen ausgewählt, da das alte Kreuz bereits sehr baufällig war und die Alpenvereinssektion schon in früheren Jahren über eine neue Kreuzaufstellung auf der Serles nachgedacht hatte. Es liegt aber auch einfach an der Form dieses Berges, der so zentral das Landschaftsbild südlich von Innsbruck dominiert. „Die Serles liegt zentral in Tirol, sie ist ein bisschen ein Mythos.“296 Das neue Kreuz sollte sich vom alten nicht wesentlich unterscheiden, also wieder aus Holz gebaut sein. Am 6. Juli 2008 wurde vom Innsbrucker Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer auf der Serles das neue Gipfelkreuz eingeweiht. Die Gipfelmesse wurde von einer Blasmusikkapelle begleitet. Die Einweihung des Kreuzes war in das „1. Tiroler Wanderfest“ eingebunden. Im Rahmen dieses Festes bestand die Möglichkeit, an der Einweihung des Kreuzes und an geführten leichten Wanderungen in der Umgebung des Klosters Maria Waldrast teilzunehmen. In der Servitenklosterkirche von Maria Waldrast fand am selben Tag eine heilige Messe mit musikalischer Umrahmung statt, gehalten vom Innsbrucker Altbischof Dr. Reinhold Stecher. „Anschließend beginnt das Festprogramm mit den Walchseer Dorfmusikanten bei gutem Essen, Trinken und geselligem Beisammensein.“297 Eine Internet-Homepage sorgte für die touristische Verwertung dieser Gipfelkreuzaufstellung: „Rund um die Einweihung gibt es das 1. Tiroler Wanderfest im Wallfahrtsort Maria Waldrast. Die Tiroler Wanderhotels bieten dazu Urlaubspakete.“298 Der Zusammenschluss der „Tiroler Wanderhotels“ feierte sein 10-jähriges Bestehen und übernahmen die Patenschaft und Finanzierung für das Gipfelkreuz auf der Serles. Die Sektion 127

Typologie der Gipfelkreuze

Matrei am Brenner des Österreichischen Alpenvereins war für die Errichtung verantwortlich. Der ursprüngliche Vorschlag der Vereinigung der Wanderhotels, eine Panorama-Informationstafel aufzustellen, fiel in der Alpenvereinssektion nicht auf fruchtbaren Boden. Die Alpenvereinssektion fühlt sich auch für die „Pflege“ und Beobachtung des Kreuzes zuständig und versorgt das Kreuz in regelmäßigen Abständen mit einem neuen Gipfelbuch. Als Standpunkt für das Kreuz wählte man exakt den Platz des alten Kreuzes, seine Balken weisen von Ost nach West, somit „schaut“ es, genauso wie das alte Kreuz (1949 aufgestellt, nachdem sich bereits seit 1935 ein Kreuz am Gipfel befunden hatte299) direkt nach Innsbruck. Dieses wurde dann im Bereich der Klosteranlage so lange aufbewahrt, bis es schließlich in unmittelbarer Nähre des Schöpfungsweges, einem neuen Besinnungsweg im Bereich der Waldrast, im Sommer 2010 wieder aufgestellt wurde. Die Kreuzaufstellung auf der Serles war in ein umfangreiches und übergreifendes Gesamtkonzept gebettet. Der Bereich rund um den Wallfahrtsort Maria Waldrast erfuhr eine generelle Neugestaltung. Die Neugestaltung der Kapelle, inklusive Erklärungstafeln zur Wirkung des Waldraster Wassers, die Einrichtung eines Wasserweges und des Schöpfungsweges sollen ein breites spirituelles Angebot darstellen. Wirtschaftliche Hintergründe und Interessen dürfen ebenfalls vermutet werden. So waren in der Projektierungsphase die Gemeinden Matrei und Mühlbachl, der Tourismusverband, die Agrargemeinschaft und der Servitenkonvent „Maria Waldrast“ involviert.

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Abbildung 1: Stich: Gurgler Eissee, Ende 19. Jahrhundert, Eigenbesitz

Abbildung 2: Wieland Hans Beat, Bittgang zum Mittelberg fernen (Gletscherprozession), Aquarell, oJ. © Alpenverein, Museum Innsbruck, Inr. Nr. 2655.

Abbildung 3: Glacier d‚Aletsch (Valais). Stahlstich Mitte 19. Jahrhundert, Eigenbesitz

Abbildung 4: Gipfelkreuz Kleiner Gamsstein, Foto Wolfgang Kunz

Abbildung 5: Aufstellung Gipfelkreuz Zugspitze, Holzstich 1851. In: ­Ott, Christoph: Die Zugspitz=Expedition zur Errichtung eines vergoldeten­ Eisen=Zylinder=Kreuzes auf dem höchsten westlichen Zugspitzgiebel. München 1851. Zur Verfügung gestellt durch das Werdenfelser Museum in Garmisch-Partenkirchen

Abbildung 6: Gipfelkreuz auf dem Habicht, Foto Michael Kluckner

Abbildung 7: Segnung Heimkehrerkreuz, Postkarte nach einer Fotografie, ohne Datierung, Eigenbesitz

Abbildung 8: Gipfelkreuz auf dem Vorderen Kreuzjoch in See im Paznauntal, Foto Marko Hellings

Abbildung 9: Gipfelstatue auf der Hohen Kirche, Foto Wolfgang Kunz

Abbildung 10: Gipfelkreuz/Friedenssymbol auf dem Kleinen Gilfert, Foto Wolfgang Kunz

Abbildung 11: Gipfelkreuz auf dem Aperen Freiger, Foto Andreas Rauchegger

Abbildung 12: Gipfelkreuz Pflerscher Tribulaun, Foto Wolfgang Kunz

Abbildung 13: Gipfelkreuz auf der Serles, Foto Wolfgang Kunz

Abbildung 14: Das Gipfelkreuz der Inneren Sommerwand behangen mit Gebetsfahnen, Foto Thomas Fankhauser Abbildung 15: Gebetsfahnen auf einem Stupa in Kathmandu-Nepal, Foto Wolfgang Kunz

Abbildung 16: Das zerstörte Gipfelkreuz des Gamsjochs, Foto Margit Kofler

Unterscheidung nach Motivkategorien

Weitere Beispiele für Ersatzkreuze: Auf der Arnplattenspitze wurde 1985 von der Bergrettung der Ortsstelle Leutasch ein neues Gipfelkreuz aufgestellt, da das alte Kreuz nur mehr in Stücken am Gipfel aufzufinden war. Am 8. September 1985 fand die feierliche Einweihung statt. Einige Jahre später wurde dann für Pfarrer Karl Kneisl, ebenso Mitglied der Bergrettung, anlässlich dessen Priesterjubiläums eine Kupfertafel auf dem Gipfelkreuz seines ‚Hausberges‘ angebracht.300 Der Künstler und ehemalige Fulpmer HTL-Lehrer Johannes Maria Pittl fertigte anlässlich der 100-Jahresfeier der HTL Fulpmes 1997 mit einer seiner Klassen ein Metallkreuz an und ersetzte damit das alte Holzkreuz am Schlicker Kreuzjoch. Das neue Kreuz wurde in Teilen auf den Gipfel getragen und dort zusammengesetzt. Die Einweihung des Kreuzes erfolgte durch den damaligen Innsbrucker Bischof Kothgasser.301 Das bereits erwähnte „Thurwieserkreuz“ vom Vorderen Sonnwendjoch zählt ebenfalls zu den Ersatzkreuzen (bereits 1823 war auf diesem Gipfel ein Kreuz aufgestellt worden, 1927 wurde dieses anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Alpenvereinssektion neu errichtet).302 Der „Alpine Klub Edelweiß“ aus Hall ersetzte 1983 das vom Blitz zerstörte alte Kreuz auf der Pfeisspitze durch ein neues Kreuz aus Metall und versicherte es zwei Jahre später mit Drahtseilen. Im Jahr 1958 errichtete die „Burschenschaft Grins“ auf der Parseierspitze ein Gipfelkreuz. Der desolate Zustand machte einen Ersatz notwendig. Unter der Initiative des Hüttenwirtes der Augsburger Hütte wurde 1988 ein neues Kreuz aus Holz und Metall errichtet.303 145

Typologie der Gipfelkreuze

4.2. Unterscheidung nach Personenkategorien Eine Einteilung der Gipfelkreuzsetzungen nach den aufstellenden Personen oder Gruppen stellt eine geänderte Sichtweise zu den bereits beschriebenen Motivkategorien dar. Hier steht nicht mehr der Grund der Aufstellung im Mittelpunkt, vielmehr interessiert nun, wer Gipfelkreuze aufstellt. Nahezu immer werden Gipfelkreuze von Personengruppen aufgestellt, selten von Privat- oder Einzelpersonen. Auch ist zu vermuten, dass von Einzelpersonen aufgestellte Gipfelkreuze nicht immer Eingang in die mediale Berichterstattung finden. Somit sind diese Aufstellungen und deren Hintergründe aufwendiger zu rekonstruieren. 4.2.1. Privat- oder Einzelpersonen als Aufsteller von Gipfelkreuzen Das Gipfelkreuz auf dem Lehner Grieskogel, 3.032m Ötztaler Alpen Der Lehner Grieskogel ist ein gut 3000 Meter hoher Berg am Geigenkamm in Zaunhof. Das Gipfelkreuz wurde 1990 in einer 2-Tages-Aktion von einem Vater und seinen drei Söhnen aus Zaunhof aufgestellt und mit einem Gipfelbuch versehen. Das Kreuz besteht aus einem einzigen Lärchenstamm, welcher in einen Kreuzstamm und Kreuzbalken geschnitten wurde. Am Abend des ersten Tages wurde das Kreuz beim Übernachtungsbiwak „zusammengenagelt“ und am zweiten Tag von den vier Aufstellern über 500 Höhenmeter weit auf den Gipfel getragen, wo es aufgestellt und mit einem Betonfundament und zwei Seil146

Unterscheidung nach Personenkategorien

abspannungen stabilisiert wurde. „Seit der Berg ein Gipfelkreuz und ein Gipfelbuch besitzt, besuchen mehr Menschen diesen Berg. Auf dem Gipfel war noch kein Kreuz, es ist etwas abgegangen“, meint der Aufsteller.304 Das Gipfelkreuz auf dem Weißen Wandl, 1.830m, Stubaier Alpen Das Weiße Wandl ist ein gut zu erreichender Gipfel in der Nähe von Matrei am Brenner und wird sowohl im Sommer als auch im Winter oft von Bergsteigern aus der näheren Umgebung gerne erstiegen. Am Gipfel steht ein schlichtes ca. 2,5 Meter hohes und 1,5 Meter breites Metallkreuz. Das Gipfelkreuz wurde von einem Ehepaar aus dem Wipptal aufgestellt. Während eines schneereichen Winters wurde die Idee geboren, auf diesem Punkt ein Kreuz aufzustellen. Die Gipfelkreuzaufstellerin berichtet: „Ich habe zu meinem Mann gesagt, es wäre eigentlich schön, wenn da jetzt ein Kreuz wäre. Man kann sich dann ein bisschen besinnen. Nach kurzer Überlegung kamen wir zum Schluss: Ja, dann machen wir das.“305 Das Fundament wurde 2001 betoniert und das Kreuz dann auch im selben Jahr errichtet. Im Jahr 2003 wurde das Kreuz am Weißen Wandl eingeweiht. „Wir hatten eine sehr schöne Einweihungsmesse. Seit das Kreuz oben ist, gehen wahnsinnig viele Leute hinauf. Das ist ein Anziehungspunkt geworden.“306 Mit dem Gipfelkreuz auf diesem Berg wollen die Aufsteller anderen Menschen die Möglichkeit zur Besinnung in der Natur geben. Sie sorgen sowohl für einen ordnungsgemäßen Zustand des Weges zum Kreuz als auch für Sauberkeit im Bereich des Gipfelkreuzes. Ein Tisch und eine Bank sollen den Aufenthalt 147

Typologie der Gipfelkreuze

am Gipfel angenehmer machen, sie sollen aber auch die Möglichkeit der Besinnung unterstützen. „Wir glauben schon, dass es gut tut, wenn man sich niederlassen kann und in die Weite schauen. Wenn man das alles genießen kann. Es ist eine herrliche Aussicht, du siehst ganz nach Innsbruck hinaus.“307 Das Kreuz ist auch mit einem Gipfelbuch versehen. Die Aufsteller haben die Aufgabe übernommen, dafür zu sorgen, dass immer ein Buch im dafür vorgesehen Behälter ist. Wenn dieses vollgeschrieben ist, wird es mit nach Hause genommen und durch ein neues Buch ersetzt. In jedes Gipfelbuch wird auf die erste Seite ein Spruch geschrieben. So steht im letzten Buch: Nur wer in kühnem Wagnis lebt, Wer stets nach höheren Höhen strebt, Der weiß, wie weit der Himmel misst, Wie groß die Welt, die Heimat ist, Der weiß auch, dass die Welt, Den Menschen nicht zufrieden stellt, Dass dort im blauen Firmament Die Sehnsucht erst nach Gott entbrennt Die Gipfelkreuzaufstellerin meint: „So wie andere Kaffeetrinken gehen, gehe ich da hinauf, auf das Weiße Wandl. Es ist immer fein in der Früh, da ist kein Mensch unterwegs, da kannst du so entspannen. Mir kommt vor, da fallt alles ab von einem. Besonders schön ist es am Heiligen Abend. Es führen immer Fußstapfen durch den Schnee hinauf zum Kreuz.“308

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Unterscheidung nach Personenkategorien

Das Gipfelkreuz auf der Hohen Burg, 2.198m, Stubaier Alpen Die Hohe Burg erhebt sich direkt vom Gschnitztal in Richtung Serleskamm und besaß noch kein Gipfelkreuz. Der Gipfel ist nicht ganz einfach zu erreichen, daher wurde im Rahmen des Gipfelkreuzprojektes 2005 und 2006 der Weg ausgebessert. Um mehr Menschen die Möglichkeit zu geben, den Gipfel mit dem neuen Kreuz erreichen können, wurden steile und gefährliche Wegstellen mit Seilsicherungen versehen: „Dann dachten wir, es wäre fein, wenn wir den Weg richten würden. Dann können mehr Leute rauf gehen. Dadurch hat sich alles sehr belebt. Die Leute gehen jetzt gern hinauf und sagen eigentlich alle: Danke für das schöne Kreuz, oder für den schönen Weg.“309 Mit der Gipfelkreuzsetzung auf der Hohen Burg wurde von den Aufstellern des Kreuzes auf dem Weißen Wandl bereits die zweite Kreuzsetzung durchgeführt. Dieses Kreuz, es ist ein Metallkreuz, wurde in der Werkstatt der Projektverantwortlichen gebaut, zwei Arbeitskollegen und der Bruder des Projektbetreibers halfen dabei mit. Es wurde als fertig gebautes Werkstück von den Aufstellern auf den Gipfel getragen und ist somit eines der wenigen Kreuze, welches nicht in Teilen auf den Gipfel getragen wurde. Die feste Verankerung im Boden ermöglichte den Verzicht auf Seilabspannungen. Auch die Metallkassette für das Gipfelbuch wurde von den Aufstellern selbst hergestellt. Wie am Weißen Wandl wurden eine Bank und ein Tisch gebaut, um den Ausblick auf die Berge des Zillertaler Alpenhauptkammes besser genießen zu können. Für die Feier der Einweihungsmesse konnte der Pfarrer von Patsch gewonnen werden. Dieser wurde an einer Reepschnur gesichert über die steilen Wegpassagen zum neuen Kreuz hinaufgeführt. Die Einweihung des Kreuzes wurde im Freundeskreis bekannt gemacht. 149

Typologie der Gipfelkreuze

Es wurde bewusst eine schlichte, einfache Form für das Kreuz gewählt. Das Kreuz sollte nicht auffallen oder aufdringlich wirken. „Das Metall hat den Vorteil, dass man das Kreuz bei Sonnenschein von Trins aus gut erkennen kann“310, sagen die Aufsteller des Kreuzes. „Ich gehe jetzt viel alleine auf den Berg. Weil ich das gerne mag. Oft trifft man andere Bergsteiger. Mit denen kann man dann reden, oder mit ihnen gemeinsam weiter gehen. Wenn man nicht will [gemeinsam gehen], dann geht man eben alleine. Es redet jeder mit jedem und überall kennt man die Leute. Das ist fein. Der Kopf wird so frei, das kannst du nur jedem wünschen“, so die Aufstellerin. Weitere Beispiele für Gipfelkreuzsetzungen durch Privatoder Einzelpersonen: Das Kreuzjochle ist für die Familie eines Tischlerlehrlings ein gerne und oft besuchter Gipfel. „Da ich gerade die Tischlerlehre begonnen hatte, kam mir die Idee ein Gipfelkreuz zu bauen. Mein Vater hat mich als Tischlermeister unterstützt, wir haben es gemeinsam gemacht und anschließend hochgetragen und aufgestellt. Anfangs wurde das Kreuz jährlich gestrichen, so lange, bis es eine schöne Farbe bekam.“311 Auf der Agglspitze im Pflerschtal und am Piz Linard in der Silvretta wurden ebenfalls von einer Einzelperson jeweils Gipfelkreuze errichtet. Hierbei handelt es sich um die denkbar einfachsten Bauvarianten von Kreuzen. Das Gipfelkreuz des Piz Linard wurde in drei Fahrten von Innsbruck aus am Gipfel errichtet. Es besteht aus zwei zu einem Kreuz verschraubten Leichtmetallrohren. Dieses Kreuz wurde mit grüner Farbe bestrichen und mit einem Steinsockel von Natursteinen am Gipfel befestigt.312 150

Unterscheidung nach Personenkategorien

Auch auf der Durrenseespitze wurde von einer Einzelperson ein Gipfelkreuz errichtet. Der Anlass dazu war die Erfüllung eines Gelübdes. Das Gipfelkreuz ist ein eineinhalb Meter großes schmiedeeisernes Grabkreuz, das vom Aufsteller auf den Gipfel gebracht und dort verankert wurde.313 Exkurs: Gipfelkreuze als Votivgaben Dass Gipfelkreuzsetzungen Formen von Votivgaben sein können, hielt Eppacher bereits 1957 fest; bis zu den gegenwärtigen Kreuzsetzungen herauf lassen sich immer wieder Votivstrukturen feststellen. Das Votivbrauchtum ist eine Form von Brauchtum, deren Wurzeln weit in die Geschichte zurückreichen. Im gegenwärtigen Alpinismus finden sich Fortführungen und Entsprechungen zu diesem Brauchtum. Die Gipfelkreuzsetzung kann der Vollzug eines Gelöbnisses sein, einerseits des Dankes und andererseits auch als Bitte. Die Votivgabe ist die Erfüllung einer selbst auferlegten Pflicht. Der Votant verpflichtet sich gemäß eines Gelübdes – ex voto – eine Votivgabe zu geben, beispielsweise als Zeichen des Dankes für die Rettung aus einer Notlage (Krankheit, Unfall, Katastrophe…). „Votivbilder, oder ‚Ex-Votos‘, wie sie nach ihrer lateinischen Inschrift auch benannt wurden, gab es in ganz Europa, seit der antike Brauch der Tafelspende im 16. Jahrhundert neu entstand.“314 Die Setzungen von Gipfelkreuzen können je nach Motiv mit solchen votiven Inhalten verbunden sein. Lenz Kriss-Rettenbeck geht von einem sehr lebendigen Votivbrauchtum aus. Er sagt: „Das Votivbrauchtum entfaltete sich in vielen Variationen und verband und vermischte sich mit Kulthandlungen, durch die der Gläubige die Nähe und Gegenwart 151

Typologie der Gipfelkreuze

Gottes oder der Heiligen immer wieder zu einem neuen Erlebnis zu gestalten wusste oder den Glauben an die wirksame Gegenwart Gottes oder eines Heiligen wahrnehmbar kundtat und bekräftigte.“315 Eine Votivgabe stellt beispielsweise das Kreuz der Freispitze dar. Dieses Gipfelkreuz wurde 1999 vom Aufsteller als Einlösung eines Gelöbnisses an Gott errichtet. Der Kreuzaufsteller versprach in einem Gelübde, auf der Freispitze ein Kreuz errichten zu wollen, sollte ein Freund von dessen schwerer Krankheit genesen. Die Genesung trat ein, das alte Kreuz – es stand bereits seit 66 Jahren auf dem Gipfel – war baufällig und wurde abmontiert. Das 10-jährige Gipfelkreuzjubiläum feierten der Aufsteller und der von seiner Krankheit geheilte Freund gemeinsam am Gipfel.316 Das soeben erwähnte Gipfelkreuz auf der Durrenseespitze wurde 1980, ebenfalls als Einlösung eines Gelöbnisses, aufgestellt. Der Aufsteller gelobte die Errichtung des Kreuzes für den Fall der komplikationslosen Geburt seines ersten Sohnes, nachdem die Schwangerschaft bereits risikoreich verlaufen war und von den Ärzten Geburtskomplikationen erwartet worden waren.317 Zur Verbindung zwischen Krieg und Votivtafelbrauchtum meint Almut Amereller: „Es wird wohl kaum einen Krieg geben, der nicht seine Zeugnisse im Bereich des Votivtafelbrauchtums zurückgelassen hätte.“318 Innerhalb des Phänomens der Gipfelkreuzsetzungen zeugen die Heimkehrerkreuze, als Dank für die gesunde Heimkehr aus Krieg und Gefangenschaft, von votiven Hintergründen und Motivationen. So gelobte beispielsweise 152

Unterscheidung nach Personenkategorien

Anton Gaugg für den Fall der gesunden Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft, auf der Birkkarspitze ein Gipfelkreuz zu errichten.319 Diese Gipfelkreuze stellen also eine gewandelte, eine dem Freizeitverhalten angepasste Form von Votivbrauchtum dar. Sie können als die neue Ausdrucksform eines alten Brauches gedeutet werden, die im Alpinen sichtbar wird. Auch wenn die Menschen des späten 20. Jahrhunderts auf die Erkenntnisse aus den Naturwissenschaften zurückgreifen, verzichten zumindest die Votivgeber nicht auf den Kontakt zu einer übergeordneten Instanz. „Das Darbringen von Kreuzchen ist eine Votivhandlung, in der sich ein Anliegen, eine Bitte, Dank oder das Einlösen eines Versprechens manifestiert“320, sagt Kriss-Rettenbeck. Er beschreibt damit die Gebärde der Gabe, der Hinterlegung von zumeist kleinen Kreuzchen an Steinen, an Ruinen, an Quellen und Bäumen, Wegkreuzen und Bildsäulen. Die Durchführung dieser religiösen Handlung ist oft mit einer Wallfahrt zu diesen Pilgerorten verbunden. Im alpinen Raum wandelt sich das Bild des „Kreuzchens“ zum Gipfelkreuz. Diese werden nicht hinterlegt, sondern auf Gipfeln errichtet. Für den religiös denkenden Bergsteiger ist dieser Weg zum Gipfelkreuz ganz offensichtlich ein Weg zu einem Kreuz beziehungsweise ein Weg zu einem „Wallfahrtsort“. Zusätzlich können dort schriftliche Eintragungen in das Gipfelbuch vorgenommen werden. Neben den profanen Gipfelbuchsprüchen lassen sich auch religiöse Eintragungen finden, ähnlich den Eintragungen in Anliegenbüchern. Auch das Sprachbild „ganze Karawanen pilgern Richtung Gipfelkreuz“ deutet in diese Richtung. Nach Scharfe wurde bereits im frühen 153

Typologie der Gipfelkreuze

Alpinismus zwischen 1750 und 1850 „[…] das Bergsteigen nicht nur metaphorisch mit dem Wallfahren verglichen“321. Es lässt sich also die Vermutung anstellen, dass sich im Akt des Bergsteigens, zumindest bei religiös interessierten Bergsteigern, Spuren und Gebärden einer Wallfahrt finden. 4.2.2. Vereinskreuze Das Gipfelkreuz auf dem Gilfert, 2.505m, Tuxer Alpen Der Gilfert erhebt sich bei Weer direkt vom Inntal nach Süden. Er ist ein von vielen Bergsteigern und Wanderern sowohl im Sommer als auch im Winter oft besuchter Gipfel. Der Skiklub Weer errichtete bereits im Jahr 1954 auf diesem Gipfel ein Kreuz. Damals waren der Obmann des Skiklubs Heinrich Ebner und der Zimmermeister E. Pradler maßgeblich für das Projekt verantwortlich. Am 10. Oktober 1954 wurde dieses Kreuz mit einer feierlichen Messe durch Pfarrer Zangerle eingeweiht. Abschließend spielte die Musikkapelle zu Ehren der Gefallenen der Heimatgemeinde Weer das Lied „Der gute Kamerad“. „Am Vorabend sah man den Gipfel des aussichtsreichen Ski- und Wanderberges durch ein Feuerwerk beleuchtet“322, berichtet Eppacher. Das Gilfert-Kreuz aus dem Jahre 1954 musste aufgrund witterungsbedingter Schäden und aufgrund von Beschädigungen durch Blitzschlag abgetragen werden. Im Vereinsbericht liest man weiters, dass „[…] das Kreuz auch wegen anderer, mutwillig herbeigeführter Beschädigungen, abgetragen werden musste“323. Das neue Kreuz wurde 1985 eingeweiht. Die Kosten für das Projekt trug die Weerer Bevölkerung, die in Form von Spenden zur Realisierung des Projektes maßgeblich beitrug. 154

Unterscheidung nach Personenkategorien

„Das 910 kg schwere Kreuz dessen Entwurf von Günther Kirchmair stammt, ist aus Dreifach-Leimbindern aus Fichtenholz angefertigt. Trotz einer Höhe von acht Metern und einer Querbalkenlänge von 4,8 Metern wurde es freistehend errichtet und nicht mit Seilen verspannt. Besonders wichtig war deshalb ein stabiles Fundament. Insgesamt acht Kubikmeter Beton (= 17.600 kg) wurden für die Befestigung zweier U-Profile gebraucht. Das neue Kreuz wurde zu einem Symbol für die gute Zusammenarbeit der Weerer Vereine und ist den Gefallenen der Weltkriege und den Verstorbenen der Weerer Vereine gewidmet.“324 Das in Weer fertig montierte Kreuz wurde mit einem Hubschrauber auf den Gipfel geflogen. „Wohl keiner, der dabei war, wird dieses eindrucksvolle Erlebnis je vergessen, als der Hubschrauber über die Köpfe der Bergbegeisterten schwebte.“325 Das Kreuz wurde von Pfarrer Moosbrugger gesegnet. Der Transport des Kreuzes wurde von Salutschüssen der Schützen und von der Musikkapelle begleitet, die die Tiroler Landeshymne und das Lied „Der gute Kamerad“ spielte. Seit dieser Gipfelkreuzaufstellung 1985 nehmen jährlich Vertreter der vier Vereine, die die Organisation und Aufstellung veranlassten, an einer Gipfelmesse am Gilfert teil. Anschließend wird jeweils ein kleines Almfest in der Nons-Alm veranstaltet. Im Fünf-Jahres-Takt nimmt zudem die gesamte Schützenkompanie an der Bergmesse beim Gipfelkreuz teil. „Es war eine einzigartige Stimmung, die unter den mehr als 1.000 Bergkameraden herrschte, als am Sonntag, dem 1. September 1985, auf dem Gipfel des 2.505 m hohen 155

Typologie der Gipfelkreuze

Gilfert das neue Gipfelkreuz eingeweiht wurde. Dass die Musikkapelle von Weer die Gilfert-Gipfelmesse musikalisch umrahmte und die Mitglieder des Skiklubs zugegen waren, gehört zur Tradition dieses Berggottesdienstes. Dass aber auch die gesamte Schützenkompanie oben angetreten war, deutete auf ein außergewöhnliches Ereignis hin. Die Segnung des Gipfelkreuzes bildete den Abschluss einer über Monate dauernden intensiven Zusammenarbeit des Skiklubs, der Musikkapelle, der Feuerwehr und der Schützenkompanie Weer. Der Gilfert ist unser Hausberg der mit schützender Hand auf unser Dorf herunterschaut. Wir sind stolz auf ihn.“326 Das Gipfelkreuz auf der Grafmartspitze, 2.720m, Tuxer Alpen Die Grafmartspitze liegt nördlich von Navis in den Tuxer Alpen. Markus Penz, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Navis, hegte bereits seit Längerem den Wunsch, ein Gipfelkreuz aufzustellen – „auch weil in Navis bereits jeder Verein zumindest einmal ein Gipfelkreuz aufgestellt hat und folglich dieses betreut.“327 So hatte die Bergwacht Kreuze auf der Schafseitenspitze und über der Naviser Hütte aufgestellt; die Aufstellung eines neuen Kreuzes am Pfoner Kreuzjöchl – aus Metall und Stein, gebaut vom vom Matreier Künstler Amort – wurde vom Pfoner Altbürgermeister initiiert; die Jungbauern hatten Kreuze auf der Seblesspitze und auf dem Klammschober errichtet, und „[…] auf der Naviser Sonnenspitze sind eben die Schuhplattler, auf den Tarntaler Köpfen ist das Bundesheer gewesen. Da sind nämlich zwei unter die Lahne gekommen und denen zu Ehren, wurde das Kreuz aufgestellt“328. „Kreuzjöchl hat der Kameradschafts156

Unterscheidung nach Personenkategorien

bund, Scheibenspitze Schützen, Schafseitenspitze die Bergwacht. Wir Naviser werden da vielleicht etwas aus der Rolle tanzen.“329 Für das neu zu errichtende Gipfelkreuz der Freiwilligen Feuerwehr fiel die Wahl auf die Grafmartspitze, da dort bis dahin nur ein altes Holzkreuz stand. Aufgrund der bereits bestehenden Dichte an Gipfelkreuzen war es für die Feuerwehr gar nicht so einfach, noch einen freien Gipfel zu finden. „Das war ein ganz einfaches, schlichtes Kreuz, aufgestellt von einem Innsbrucker Bergsteiger. Ich habe mit ihm gesprochen und ihn gefragt, ob es ihm gleich ist, wenn wir es weg tun und austauschen gegen ein großes.“330 Zusätzliche Gespräche wurden mit den Almenbesitzern geführt, alle unterstützen das Projekt. Das alte Kreuz wurde seinem Aufsteller zurückgegeben, über dessen weitere Verwendung ist nichts bekannt. Zunächst wurde ein Modell des neuen Kreuzes angefertigt, welches dann der Partnerfeuerwehr Großhabersdorf geschenkt wurde (seit knapp 20 Jahren besteht zwischen den Feuerwehren Navis und Großhabersdorf in Bayern eine Partnerschaft). In der Tischlerei von Markus Penz wurde das Kreuz entworfen, der erstmalige Zusammenbau erfolgte in der Feuerwehrhalle. Die Wahl des Materials oblag dem Tischler, dieser entschied sich für Holz. „Wir haben herinnen eigentlich wenige Eisenkreuze. Auf dem Grünberger [einer der viel besuchten Hauptgipfel im Tourenbereich Navis] das Kreuz ist ein Eisenkreuz. Auf den Tarntaler Köpfen das ist auch ein Eisenkreuz. Ein Schlosser muss sich sicher eines aus Metall machen. Wir Tischler dürfen uns da nicht versündigen und Eisen anstatt Holz verwenden.“331 Die erste Einweihungsmesse fand Anfang September auf der Vögeleralm statt. Für diese Einweihung wurde das Kreuz auf der Alm zusammengebaut und aufgestellt. Die Witterungsver157

Typologie der Gipfelkreuze

hältnisse erlaubten die Einweihung direkt am Gipfel nicht, diese musste um ein Jahr verschoben werden. Laut Markus Penz war es schwierig, für die Einweihungsmesse am Gipfel einen Pfarrer zu bekommen; zeitliche Engpässe, aber auch das tendenziell hohe Alter der Priester machten die Suche nach einem geeigneten Pfarrer schwierig. Das Kreuz steht genau am höchsten Punkt des Berges. Es ist vom Ort Navis aus nicht zu sehen, da eine Geländekuppe die Sicht verstellt. Bei der Ausrichtung des Kreuzes überlegte man eine strikte West-Ost Ausrichtung des Balkens. Letztendlich wurde das Kreuz aber zur Kirche hin schauend ausgerichtet. „Das Kreuz erhielt keinen Blitzableiter, am senkrechten Balken ist es mit einem Eisendach zum Schutz des Holzes gegen Wind und Wetter ausgestattet.“332 Die Kosten für das Holz wurden vom ehemaligen Feuerwehrkommandanten bestritten, die restlichen Materialkosten beglich man aus der Vereinskasse. Die Feuerwehr aus Großhabersdorf beteiligte sich mit einer Geldspende am Gipfelkreuzprojekt, die handwerklichen Arbeiten rund um das Kreuzprojekt erledigten die Mitglieder der Naviser Feuerwehr unentgeltlich. Markus Penz weiß noch eine Geschichte zu einer anderen Kreuzaufstellung zu berichten: „Auf der Naviser Sonnenspitze steht ja das Kreuz von den Schuhplattlern, gleich neben einem Kreuz, das von Volderern aufgestellt wurde. Hier stehen also zwei Gipfelkreuze innerhalb eines Abstandes von 20 bis 30 Meter Luftlinie. Diese wurden im gleichen Jahr aufgestellt, beide Aufstellergruppen wussten nichts vom Projekt des jeweils anderen.“333

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Unterscheidung nach Personenkategorien

Das Gipfelkreuz auf der Parseier Spitze, 3.036m, Lechtaler Alpen Bereits im Jahr 1958 hatte die Burschenschaft Grins auf der Parseierspitze ein Gipfelkreuz errichtet. Im Laufe der Jahre wurde das Kreuz desolat und musste ersetzt werden. Im Jahr 1988 unterstützte die Alpenvereinssektion Augsburg des DAV die Initiative des Hüttenwirtes Robert Schimpfössl der Augsburger Hütte für ein neues Kreuz. Für die Konstruktion und Metallanfertigung zeigte sich Oskar Nigg verantwortlich, für die Holzarbeiten und Schnitzereien Karl Proberschnig. Die Aufstellung des neuen Kreuzes fand unter der Teilnahme von drei der ursprünglichen Kreuzaufsteller statt. Am folgenden Tag wurde das Kreuz von Pater Erich aus der Gemeinde Perjen eingeweiht, die Messe wurde von der Musikkapelle Grins begleitet.334 Die Kapelle auf dem Kellerjochgipfel, 2.344m, Tuxer Alpen Das Kellerjoch ist eine markante Berggestalt bei Schwaz. Die Kapelle auf dem Gipfel lässt sich für geübte Wanderer und Bergsteiger aufgrund der bestehenden Seilversicherungen gut erreichen. Von der Kellerjochhütte führt ein schmaler Steig den Grat entlang bis zum letzten kurzen Anstieg auf den Gipfel und somit zur Kapelle. Bereits im Jahr 1536 wurde von Knappen auf dem Gipfel eine Kapelle errichtet, daher auch „Knappenkapelle“ genannt. Allerdings verfiel die Kapelle und anstelle der alten Kapelle wurde im Jahr 1823 ein Kreuz errichtet. Dieses jedoch wurde durch Blitzschlag zersplittert, sodass 1844 wieder eine Kapelle errichtet wurde. Diese zweite Kapelle wurde mit Lärchenholz aus Gnadenwald gebaut. „In Gnadenwald wurden die 190 Teile 159

Typologie der Gipfelkreuze

gefertigt, mit dem Schiff bis nach Buch geführt und von dort durch Bergknappen und Sennleute aufs Kellerjoch getragen.“335 Sieben Jahre später wurde die Kapelle durch einen Sturm vom Gipfel getragen und zerstört. Allerdings wurden die noch brauchbaren Teile vom Alppersonal der Gartalpe wieder auf den Gipfel hinaufgebracht, um dort eine neuen Kapelle zu errichten. Diesmal wurde die Kapelle mit Drahtseilen im Boden verankert. Arbeiter der Tabakfabrik in Schwaz kauften 1857 ein Muttergottesbild und trugen dieses im Rahmen einer Prozession auf das Kellerjoch. Dieses Bild sollte ein altes ersetzen, das vom Mesner der Kellerjochkapelle Georg Hußl nach Schwaz zur Restaurierung gebracht worden war. Am 9. Mai 1908 wurde die Kapelle ein weiteres Mal durch ein Unwetter zerstört. Erst sechs Jahre später wurde eine neue Kapelle errichtet. Anlässlich dieses Neubaus kam auch wieder das alte Muttergottesbild, das sich bis dahin in Schwaz befunden hatte, zur Gipfelkapelle. Aber bereits 1915 wurde die Kapelle durch einen Blitzschlag abermals zerstört. „Der junge Ertl Bauer am Zintberg, dem eine Magenoperation bevorstand, machte das Gelöbnis, im Falle seiner Genesung sich für einen Neubau der Kapelle einzusetzen. Der alte Hußl war ihm dabei behilflich. Die Hauptarbeit übernahm Johann Vogler.“336 Am 21. Juni 1931 war es dann so weit, die wiedererrichtete Kapelle wurde unter der Anwesenheit von 1200 Gläubigen und mit musikalischer Umrahmung durch die Stadtmusik Schwaz eingeweiht. Im Jahr 1936 erhielt die Kapelle eine neue Glocke  – eine Schenkung durch die Tabakfabrik Schwaz. Ebenfalls 1936 wurde das neue Muttergottesbild von der Pirchangerkapelle zur Kapelle am Joch gebracht. 160

Unterscheidung nach Personenkategorien

Die Kapelle am Berggipfel des Kellerjochs steht seit 1850 unter der Obhut verschiedener Personen oder Vereine. „Ab 1976 übernahm die 1. Schwazer Schützenkompanie die Betreuung.“337 Ein weiteres Beispiel für ein Vereinskreuz stellt das Kreuz auf dem Steingrubenkogel dar. Auf diesem Gipfel stellte der Kemater Kameradschaftsverein der „Funkner“ anlässlich seines 15-jährigen Bestehens ein Kreuz auf.338 Die Tiroler Schützenkompanien als Aufsteller von Gipfelkreuzen Von vielen Tiroler Schützenkompanien sind Gipfelkreuzsetzungen durchgeführt worden. Die Motive bewegen sich im Rahmen der überlieferten Werte, für welche die Schützen stehen. Mit diesen Gipfelkreuzen steht die „Treue zu Gott und Vaterland“ im Mittelpunkt. „Es geht hier aber auch um die Bewahrung von Tradition, Brauchtum, Freundschaft und anderen christlichen Werten.“339 Die Tiroler Schützen in ihrer gesamten und vielfältigen Organisationsstruktur und Ideologie an dieser Stelle zu präsentieren und vorzustellen, würde wohl den Rahmen sprengen. Stattdessen soll folgende Richtlinie aus den Satzungen präsentiert werden, die auch auf die Motive der Gipfelkreuzsetzungen durch Schützenkompanien anwendbar ist. Sie stammt aus der Internetpräsentation der Tiroler Schützen: „Die Treue zu Gott und dem Erbe der Väter der Schutz von Heimat und Vaterland die geistige und kulturelle Einheit des ganzen Landes die Freiheit und Würde der Menschen die Pflege des Schützenbrauches“340 161

Typologie der Gipfelkreuze

Das Gipfelkreuz auf der Mairspitze aus dem Jahre 1981 fällt unter diese Kategorie341, ebenso das Kreuz auf dem Jochgrubenkopf, welches die Schützenkompanie Schmirn 1998 zu „Ehren des Herzen Jesu“ errichtete.342 Das Gipfelkreuz am Bärenkopf von 1985 wurde von der Schützenkompanie Pertisau errichtet. Es wurde in den Jenbacher Werken aus Aluminium hergestellt, per Hubschrauber auf den Gipfel geflogen und dort verankert. Die Schützenkompanie Pertisau zahlt seitdem jährlich für die Grundfläche des Kreuzes eine Pacht von einem Euro an die Österreichischen Bundesforste. Neben diesem Gipfelkreuz betreut die Schützenkompanie auch noch Marterln und andere Besinnungsstationen, berichtet Hauptmann Wöll. Bei der Errichtung eines Gipfelkreuzes geht es um „die Bewahrung von Tradition, Brauchtum, Freundschaft und anderen christlichen Werten“343, so Hauptmann Wöll. Auch das Gipfelkreuz auf dem Sonnjoch wurde von der Schützenkompanie Pertisau aufgestellt und ist ein Ersatzkreuz, den Heimkehrern des Zweiten Weltkriegs gewidmet. Bereits 1919 hatten hier Heimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg ein Gipfelkreuz errichtet, im Jahre 1946 wurde dieses Kreuz, da es durch die Witterung stark beschädigt war, von den Heimkehrern aus dem Zweiten Weltkrieg neu errichtet. Beim jetzigen Kreuz, welches im Sommer 2007 wiederum erneuert und am 29. Juli 2007 eingeweiht wurde, handelt sich um ein Lärchenholzkreuz.344 Die Schützenkompanie Westendorf stellte 1988 am Floch ein Kreuz auf.345 Auf dem Gartjoch bei Lermoos erneuerte die Schützenkompanie Lermoos 1990 das Gipfelkreuz, nachdem das alte Kreuz durch einen Blitzschlag zerstört worden und abgebrannt war. Am 9. September wurde das Gipfelkreuz eingeweiht.346 162

Unterscheidung nach Personenkategorien

Auf dem Sonnenjoch stellten die „Sonnjochkompanien“ – das sind die Kompanien aus Alpbach, Hopfgarten, Stumm und aus der Wildschönau  – 1974 ein Gipfelkreuz auf. Dort wird seit 1974 am letzten Sonntag im August gemeinsam eine Messe gefeiert.347 Die Schützenkompanie St. Nikolaus-Mariahilf vom Bataillon Innsbruck-Stadt hat ein Gipfelkreuz auf dem Brandjoch errichtet.348 Die Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend als Aufsteller von Gipfelkreuzen Im Jahr 1948 wurde die Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend als Sektion des Tiroler Bauernbundes gegründet. Auf der Homepage des Vereins gibt die Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend einen Mitgliederstand von über „17.500 Mädchen und Burschen im Alter von 14 bis 35 Jahren“349 an. In 290 Ortsgruppen werden pro Jahr 6000 Veranstaltungen durchgeführt. Die Mitgliedschaft ist Jungbauern, Schülern, Studenten, Arbeitern und Angestellten möglich. Die Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend stellt eine besonders mitgliederstarke Vereinigung junger Menschen in Tirol dar. Die Aktivitäten des Vereins erstrecken sich auf ein weites Spektrum, welches die Freizeit und die Arbeitswelt umfasst. Die Arbeit gliedert sich in sieben unterschiedliche Schwerpunkte. Im Folgenden werden die Grundzüge der Vereinstätigkeit (verdichtet) dargestellt.350 • Gesellschaft und Familie: Die Vereinsmitglieder wollen einen Beitrag dazu leisten, dass der Stellenwert der Familie als kleinster Keimzelle unseres Staates nicht verloren geht. 163

Typologie der Gipfelkreuze

• Umwelt und Lebensraum: Der verantwortungsvolle Umgang mit der Umwelt hat oberste Priorität. Mit unterschiedlichen Aktionen soll in unserer Gesellschaft die Sensibilität dafür gesteigert werden. • Bildung und Beruf: Ein umfangreiches Bildungsangebot soll jungen Menschen die Chancen im Beruf verbessern. • Landwirtschaft: Die Bedeutung und Wichtigkeit des Bauernstandes soll hervorgehoben werden, die Landwirtschaft in ihrer jetzigen Form soll erhalten und gepflegt werden. • Soziales: Die Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend unterstützt in Not geratene Familien mit Geldspenden aus einem Sozialfonds. • Gemeinschaftspflege: Zusammenhalt und Gemeinschaft sollen durch gemeinsame Aktivitäten wie beispielsweise das Durchführen von Grillfesten gefestigt werden. • Religion und Kultur: „Wir bekennen uns zu unserem Glauben und auch zum Kulturerbe unseres Landes. Viele Bräuche und Traditionen werden durch unsere Organisation am Leben erhalten und bereichern das Zusammenleben in unseren Gemeinden. Gleichzeitig werden aber auch wir in unseren Wertvorstellungen gefestigt und lernen über die Geschichte unserer Heimat.“351

Das Gipfelkreuz auf dem Obernberger Tribulaun, 2.776m, Stubaier Alpen Die Obernberger Jungbauern errichteten das sechs Meter hohe Holzkreuz am Obernberger Tribulaun. Dieses wurde am 25. August 1957 eingeweiht. Bei der Einweihung wirkte eine Abordnung der Obernberger Musikkapelle mit.352 Am Kreuz ist eine Tafel mit folgender Inschrift montiert: 164

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Im Nord und Süd das Land Tirol In Treue Dir geweiht sein soll, Beschirme, Herr, es gnadenvoll“ Die Jungbauern Das Gipfelkreuz auf dem Sattelberg (Leckner), 2.115m, Stubaier Alpen Der Sattelberg, der „Hausberg der Grieser“ so die Jungbauern/ Landjugend, erhielt 2004 ein neues Gipfelkreuz. Das Kreuz ist sieben Meter hoch und 3,5 Meter breit. Bereits 1966 hatten die Jungbauern/Landjugend auf dem Sattelberg ein Gipfelkreuz aufgestellt und organisierten seitdem eine jährliche Messe zum Gedenken an die verstorbenen Grieserinnen und Grieser des jeweils vergangenen Jahres. Nach knapp 40 Jahren sollte dann ein neues Kreuz errichtet werden, da die Witterung dem alten Kreuz erheblich zugesetzt hatte. Die Gemeinde Gries stellte das Holz kostenlos zur Verfügung. Die Lärche, die dafür gefällt werden musste, wurde im Dezember 2003 abgeholzt. Im folgenden Frühjahr wurde der Stamm von einem Jungbauernmitglied so geschnitten, dass mit den daraus gewonnenen Brettern das neue Kreuz nach den Plänen der Initiatoren gebaut werden konnte. Die Kreuzeinweihung im August 2004 durch den Grieser Pfarrer Helmut Neuwirth erfolgte unter der Teilnahme der Schützen, der Musikkapelle sowie einer Fahnenabordnung der Feuerwehr.353 Die einzelnen Ortsgruppen der Jungbauernschaft stellten im Jahr 1980 u.a. Gipfelkreuze am Kreuzbühel,354 den Spießnägeln355 und am Venet356 auf, in den Folgejahren auf der Vorderen Kendelspitze357 und am Sattelkopf.358 165

Typologie der Gipfelkreuze

Die Ortsgruppen der Bergrettung als Aufsteller von Gipfelkreuzen Von Mitgliedern einzelner Ortsstellen der Bergrettung wurden ebenfalls Gipfelkreuze aufgestellt. Die Tiroler Landesleitung des Österreichischen Bergrettungsdienstes ist eine von sieben österreichischen Landesleitungen und gliedert sich in 93 Ortstellen. Sie betreut nach eigenen Angaben das größte Einsatzgebiet Österreichs. In diesen Ortstellen sind per Ende 2008 insgesamt 4.217 Bergrettungsleute und 56 Suchhunde organisiert. Die ehrenamtlich tätigen Tiroler Bergrettungsleute rücken jährlich zu ca. 4.000 Einsätzen aus, bei denen ca. 5.000 Menschen in Bergnot geholfen wird. Das Interesse an dieser ehrenamtlichen Tätigkeit sei enorm, berichtet die Bergrettung. Bergretter kann nur werden, wer sich über ein Aufnahmeverfahren und eine mehrjährige Ausbildung für die gestellten Anforderungen qualifiziert. „Bergretter müssen weiters mit Stress und seelischen Belastungen – etwa nach Totbergungen – umgehen können.“359 Der Eignungstest dauert zwei Tage, anschließend folgen die Grundausbildungskurse, die im Ausbildungszentrum auf der Jamtalhütte in der Silvrettagruppe stattfinden. Danach folgen Spezialkurse der Landesleitung und Aus- und Fortbildungseinheiten innerhalb der Ortstellen. Üblicherweise dauert diese Ausbildung zwei bis drei Jahre, danach kann der Anwärter in den aktiven Bergrettungsdienst aufgenommen werden. Die gegenwärtige Situation der Bergrettung ist von Bemühungen geprägt, die Qualitäten der Bergretter umfassender zu präsentieren. „Es gilt, ein Leitbild zu finden, das die Bedeutung der Bergretter unterstreicht und deren Leistungen für die Öffentlichkeit noch stärker hervorhebt.“360 166

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Bei den Gipfelkreuzen, die von Bergrettern errichtet wurden, vermischen sich oft die Motive. Hier finden wir Kreuze, die vor allem als Ersatzkreuze oder Gedenkkreuze aufgestellt wurden. So wurde beispielsweise das Gipfelkreuz auf dem Olperer361 von der Bergrettung Tux als Ersatzkreuz errichtet; das Gipfelkreuz auf der Arnplattenspitze362 von 1985 zählt ebenso zu den Ersatzkreuzen. Am Neunerköpfle363 wurde 1998 das Kreuz ersetzt, dieses ist zusätzlich als Gedenkkreuz einordenbar. Das Gipfelkreuz auf dem Hochiss, 2.299m, Rofan Die Bergrettung Maurach errichtete 1986 am Hochiss ein Gipfelkreuz. Das Kreuz wurde als Zeichen des Dankes für 25 Jahre unfallfreie Bergrettungseinsätze auf dem höchsten Gipfel des Rofangebirges aufgestellt. Das Kreuz wurde mit einem Hubschrauber auf den Gipfel geflogen. Pfarrer Heinz Kleinlercher aus Pertisau segnete das fünf Meter hohe Lärchenholzkreuz vor 200 Bergsteigern.364 Die Alpenvereinssektionen als Aufsteller von Gipfelkreuzen Der Österreichische Alpenverein (OeAV) wurde 1862 als erster alpiner Verein auf dem europäischen Festland in Wien von den drei Studenten Paul Grohmann, Edmund von Mojsisovics und Guido von Sommaruga in der Akademie der Wissenschaften gegründet. Der Verein verstand sich als wissenschaftlich ausgerichteter Kulturverein und legte seine Schwerpunkte auf das Erforschen des Gebirges, auf das Sammeln und das Vermitteln von Erkenntnissen. Vereinszweck war es, „[…] die Kenntnis von den Alpen zu verbreiten, die Liebe zu ihnen fördern und ihre Bereisung zu erleichtern“365. Als Kritik an der wissenschaftlichpublizistischen Ausrichtung des österreichischen Vereins und 167

Typologie der Gipfelkreuze

an der fehlenden praktischen Arbeit im Gebirge wurde 1869 der Deutsche Alpenverein (DAV) mit 15 Sektionen gegründet. Es sollte ein dezentrales Konzept verfolgt werden, bei dem die Gründung selbständiger Sektionen einen wesentlichen Teil darstellte.366 Heute ist der OeAV mit 360.000 Mitgliedern die größte Vereinigung im Vergleich aller alpinen Vereine in Österreich. „Die wichtigsten Aufgaben des OeAV als alpinem Verein liegen in der Förderung und Ausübung bergsportlicher Tätigkeiten wie Wandern, Bergsteigen, Klettern, Skitouren und vieler Trendsportarten in den Bergen und der dazu notwendigen Ausbildung von Fachleuten.“367 Zu den Hauptaufgaben des OeAV gehören auch das Erarbeiten und Umsetzen von Konzepten zur Steigerung der Sicherheit im Alpinismus. Die Alpenvereinssektionen betreuen 241 Schutzhütten und ein Wegenetz von 40.000 Kilometern. Zu diesem Angebot im Gebirge kommen noch mehr als 200 Indoor-Kletteranlagen dazu, die ebenfalls von den Sektionen betreut werden. Die Arbeit in den Sektionen wird von 22.000 ehrenamtliche MitarbeiterInnen und FunktionärInnen durchgeführt. Mitglieder einzelner Sektionen der Alpenvereine können auch als Errichter von Gipfelkreuzen auftreten. Auch wenn der Gesamtverein Projekte zu Gipfelkreuzsetzungen nicht unterstützt, wie im Fall des Österreichischen Alpenvereins, so können Gipfelkreuze doch im Rahmen des „Sektionslebens“ aufgestellt werden. Die einzelnen Sektionen sind in ihrer Entscheidung, Gipfelkreuzsetzungen aktiv zu unterstützen oder durchzuführen, nicht an den Gesamtverein gebunden.

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 Das Gipfelkreuz am Galtjoch, 2.109m, Lechtaler Alpen In den Wintermonaten 1974/1975 schlugen Franz Prischner, damaliger 1. Vorsitzender der Sektion Reutte des Österreichischen Alpenvereins, die „Hüttengeister der Reuttener Hütte“ (ein Kreis von Freunden) und die Jugendgruppe der OeAV Sektion Reutte vor, das durch einen Blitz zerstörte alte Gipfelkreuz auf dem Galtjoch durch ein neues zu ersetzen. Einzelteile des alten Kreuzes lagen schon längere Zeit am Boden verstreut herum und dienten den Bergsteigern als Sitzgelegenheiten. Die Planung und Ausführung des Projektes führte Erich Ihrenberger durch. Den Großteil der Kosten des Gipfelkreuzprojektes übernahm die OeAV Sektion Reutte, einen weiteren Teil eine ortsansässige Metallfirma. Deren Lehrlingswerkstatt stellte die Stahlteile wie Strahlenkranz, Kreuz- und Sockelverankerung, Beschläge, Verschraubungen, Seilverankerungen, Blitzableiter und Gipfelbuchkassette unentgeltlich her. Innerhalb von ca. vier Wochen wurden alle Einzelteile angefertigt und zur Feuerverzinkung nach Vorarlberg geschickt. Die Holzkonstruktionsteile wurden im Bauhof der Gemeinde Reutte angefertigt. Dort waren noch entsprechende Lärchenholzbalken vorhanden. Diese wurden dann durch den Bauhofleiter Ignaz Schennach und seine Helfer in deren Freizeit auf den notwendigen Querschnitt bearbeitet, auf Teillängen gesägt, gehobelt und gebohrt und mit den vorhandenen Konstruktionsteilen zusammengebaut. Nach einer Probemontage und Kennzeichnung der Einzelteile wurden das Kreuz wieder zerlegt und die Holzbalken mit einer Holzlasur gestrichen. Die Transportarbeiten wurden mit einem geländegängigen Fahrzeug durchgeführt. Die einzelnen Kreuzteile, Zement und 169

Typologie der Gipfelkreuze

Sand wurden mit einem Unimog bis zur Alpe Raaz gefahren. Von dort weg trug man die Kreuzteile und das Material über mehrere Wochenenden verteilt auf den Gipfel hinauf. „Für das Betonfundament musste ein großzügiges Loch ausgehoben werden. Felsiger Untergrund erschwerte die Arbeit. Auch mit einer ‚Donarit-Sprengnudel‘ wurde versucht das Loch zu vergrößern. Die Helfer wurden großräumig vom ‚Geschehen‘ entfernt, vorsichtshalber unterhalb des Gipfels geschickt. Leider war nur ein kleiner ‚Bumser‘ spürbar. Somit musste weiter von Hand mit Meißel, Schlägel und Schaufel gegraben werden. Die Stahlhalterung wurde gesetzt und fixiert, anschließend Beton angemischt und zusammen mit viel Aushubsteinen das Fundament aufgefüllt. Dann wurde noch ein kleiner Sockel aus Natursteinen betoniert.“368 Am Freitag, den 15. August 1975 wurde das Gipfelkreuz durch Kooperator Pater Raimund Kreidl vom Franziskanerkloster und Pfarre St. Anna in Reutte feierlich eingeweiht. Da es bei der Feier am Gipfelkreuz stark regnete, fiel die Zeremonie sehr kurz aus. Die eigentliche Einweihungsfeier fand anschließend in der Gaststube der Reuttener Sennalpe Raaz statt. Seit der Einweihungsfeier 1975 wurden keine Gipfelmessen mehr abgehalten, auch nicht zum 30. Jubiläum im Jahre 2005. Allerdings wird jährlich am 15. August oder am darauf folgenden Sonntag auf der Sennalpe Raaz beim Almkreuz eine Messe gefeiert. Das Kreuz steht auch heute noch auf dem Galtjoch.369

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Das Gipfelkreuz auf dem Längentaler Weißer Kogel, 3.218m, Stubaier Alpen Das Gipfelkreuz auf dem Längentaler Weißer Kogel wurde 1997 gebaut und am 1. März 1998 von Pfarrer Sebastian Huber aus St. Norbert gesegnet. Bis zu diesem Zeitpunkt stand auf dem Gipfel noch kein Kreuz. Bei der Bauweise des Kreuzes handelt es sich um eine feuerverzinkte Stahlbaukonstruktion. Winfried Schatz, der Initiator des Projektes sagt: „Ich trage dieses Vorhaben, ein Kreuz mit Gleichgesinnten auf einem Gipfel zu platzieren, schon seit meiner Jugendzeit mit mir herum. Es war nur mehr eine Frage des Zeitnehmens, des Bekanntenkreises, des Planens, des Suchens.“370 Das Team der Jugendführer der Sektion Innsbruck des Österreichischen Alpenvereins begeisterte sich schnell für das Projekt, die Finanzierung erfolgte ebenfalls durch die Sektion. Ein Transport durch einen Hubschrauber wurde ausgeschlossen, das gesamte für die Aufstellung notwendige Material des Kreuzes (einzelne Teile des Kreuzes wogen zwischen 15kg und 20kg) wurde auf den Gipfel getragen. Eine auf das Kreuz montierte Tafel erinnert an ein Vorstandsmitglied des Vereins, das maßgeblich am Projekt beteiligt war und nur einen Tag vor der Kreuzeinweihung verstarb. Eine Bronzetafel auf dem Gipfelbuchbehälter soll auf den Organisator hinweisen und auch religionsfernen Bergsteigern Gedanken auf den Weg mitgeben. „Den Lebenden ein Zeichen – den Vergangenen ein Andenken“, steht auf der Tafel geschrieben. Der gesamte Bauvorgang inklusive der schriftlichen Arbeiten ist in einer bebilderten Chronik festgehalten. Die Chronik vermerkt für den 19. Oktober 1997: „Gegen 15.00 Uhr ist die gesamte Tragemannschaft beim Kreuz versammelt: ein tolles Er171

Typologie der Gipfelkreuze

lebnis!“371 Die Fotos in der Chronik zeigen 12 am Bau und an der Aufstellung beteiligte Personen, die sich um das neue Kreuz herum auf dem ausgesetzten Gipfel gruppieren. „Die tatkräftige Mithilfe bei den Transport- und Montagebauten ließ nicht nur die Mannschaft leichter auf einen Hubschrauber verzichten, sondern schuf auch viel menschliche Nähe“372, so Schatz. Er berichtet auch von einer lebhaften Teilnahme der Belegschaft der das Kreuz bauenden Firma. Schatz sagt ganz allgemein: „Ich habe den Wunsch, daß auch der Kirche fern stehende und Angehörige anderer Konfessionen mit dem christlichen Kreuz als Nachdenksymbol in Richtung Transzendenz, Natur, Humanität leben können.“373 Ein weiteres Motiv für die Kreuzaufstellung war es, verstorbenen Jugendführern ein Ehrenmal zu errichten. Anlässlich der Einweihungsmesse im März 1998 formuliert Pfarrer Huber Gedanken zur generellen Bedeutung des Kreuzsymbols beziehungsweise eines Gipfelkreuzes. Er sieht das Kreuz als ein Verbindungssymbol. „Es verbindet Himmel und Erde und es verbindet die ganze weite Welt von Ost nach West. Das Kreuz verbindet aber auch die Menschen zu mehr menschlicher Nähe und zu mehr menschlichem Miteinander.“374 Winfried Schatz kontrolliert einmal jährlich den Zustand des Bauwerkes. Im ersten Jahr des Bestehens brachten laut Winfried Schatz Unbekannte eine unerwünschte Aufschrift an:„Tirol den Tirolern“. Das Gipfelkreuz auf dem Schrankogel, 3.496m, Stubaier Alpen Der Schrankogel ist der zweithöchste Gipfel der Stubaier Alpen. Der Gipfel ist für seine rund 200 Meter hohe Eiswand in 172

Unterscheidung nach Personenkategorien

Bergsteigerkreisen gut bekannt, ansonsten bestimmen Felsen und Schrofengelände den Charakter dieses Gipfels. Wie auf vielen anderen Gipfeln wurde dort noch vor der Setzung eines Gipfelkreuzes ein Vermessungszeichen angebracht. Das alte Kreuz wurde im Jahr 1963 anlässlich des 75-jährigen­ Jubiläums der Amberger Hütte errichtet. Es handelte sich dabei um ein drei Meter hohes Kreuz aus Aluminiumrohr mit einer Querbalkenlänge von ca. einem Meter. Mitglieder der DAV Jungmannschaft der Sektion Amberg um Adi Schmid, Rudolf Kracher und Alfons Altmann fertigten es an, trugen es auf den Gipfel und stellten es dort auf. Nach den Betonierarbeiten wurde das Kreuz mit Verankerungsseilen und Klemmen am Fels befestigt. Die Messfeier fand nicht auf dem schmalen Gipfel statt, sondern im unmittelbaren Nahbereich der Amberger Hütte. Das neue Kreuz, ein fünf Meter hohes Lärchenholzkreuz, wurde 1988 zum 100-jährigen Jubiläum der Amberger Hütte errichtet. Dieses Gipfelkreuzprojekt wurde von der DAV Sektion Amberg gemeinsam mit der Bergrettung Gries durchgeführt. Diese sorgte für das Material und den Bau des Kreuzes. Das fertiggestellte Kreuz wurde schließlich per PKW auf die Amberger Hütte gefahren. „Das Kreuz wurde dann von Mitgliedern der Sektion im Herbst 1987 zum Schwarzenbergferner, an den Fuß der Ostwand des Berges, gebracht. Am 6. Oktober 1987 wurde es dann von der Bergrettung Gries mit 200 Meter langen Seilen über die Ostwand auf den Gipfel gezogen, in einen vorbereiteten Eisenfuß einbetoniert und mit Seilen verankert.“375 Im Schnittpunkt der Balken weist das Kreuz ein Emblem auf. Es handelt sich um ein im Durchmesser ca. 50cm umfassendes 173

Typologie der Gipfelkreuze

Edelweiß aus Metall, welches in einen doppelten Metallring eingearbeitet ist. Dieser trägt die Aufschrift „1888–1988 Amberger Hütte“. Am Edelweiß ist das Akronym „DAV“ für den Deutschen Alpenverein angebracht. Dieses wurde von Adi Schmid, Josef Inzelsperger, Alfons Altmann und Birgit Ewald über den Südgrat auf den Gipfel getragen und am Kreuz angeschraubt. Am 22. Juli 1988 fand unterhalb des Gipfels am Südostgrat auf ca. 3.100m die Einweihungsmesse mit etwa 200 Bergsteigern, davon die Hälfte aus Amberg, statt. Anschließend trafen sich die Teilnehmer der Einweihungsmesse auf der Amberger Hütte für weitere Feierlichkeiten zum 100-jährigen Hüttenjubiläum. Die Mitglieder der Sektion Amberg haben auf zwei weiteren Gipfeln Kreuze aufgestellt. So erhielt die Kuhscheibe, 3.189m, 1986 ein Kreuz. Dieses 2,5 Meter hohe Metallkreuz wurde von Sektionsmitgliedern gestiftet und aufgestellt. Für das Aufstellen des Kreuzes wurden alle notwendigen Werkzeuge und Mittel, wie Zement und Wasser, auf den Gipfel getragen. Die Messfeier fand aufgrund der schlechten Witterung nicht direkt am Kreuz, sondern im Nahbereich der Amberger Hütte statt. Mit dem Hinteren Daunkopf, 3.225m, erhielt ein weiterer, bei Bergsteigern sehr beliebter Gipfel ein Kreuz. Ein Jahr nach der Gipfelkreuzsetzung auf der Kuhscheibe stifteten die Sektionsmitglieder nun ein verzinktes, ebenfalls 2,5 Meter hohes Metallkreuz und stellten dieses auch selbst auf dem Gipfel auf. Auch dieses Mal wurden alle Teile getragen. Im Jahr 2000 jedoch stürzte dieses Kreuz bei einem Felsabbruch im Gipfelbereich hinunter Richtung Mutterberger Alm. 174

Unterscheidung nach Personenkategorien

Heute steht aber wieder ein Kreuz auf diesem Gipfel. Dieses wurde gemeinsam mit der Bergrettung Gries – das Projekt startete im Jahr 2002 – errichtet. Das Aufstellen des neuen Gipfelkreuzes erfolgte im Winter desselben Jahres durch die Mitglieder der Bergrettung Gries, die das Kreuz in seinen Einzelteilen auf den Berg getragen hatten.376 Das Gipfelkreuz auf dem Pflerscher Tribulaun, 3.097m, Stubaier Alpen Eine handschriftliche Eintragung auf der ersten Seite des Gipfelbuchs am Pflerscher Tribulaun beschreibt den Berg folgendermaßen: „Der Pflerscher, ein großer Berg. Die dominierende Gestalt der Stubaier Alpen. So stark er scheint – so brüchig und fragil ist er wenn man an ihm klettert. Hier fühlt man sich so richtig klein und unwichtig. So kommt man wieder ins Tal und ist für eine Weile kleinlaut und zufrieden.“377 In den Stubaier Alpen, an der Grenze zu Südtirol, ragen drei besonders markante Berge in den Himmel und bestimmen das Landschaftsbild. Diese drei Berge bilden einen topografischen Kulminationspunkt und sind durch ihren Namen Tribulaun quasi geeint. Auch wenn sie nahe beisammen stehen, sind die Ausgangspunkte für ihre Ersteigung doch auf drei Täler  – Obernberger Tal, Gschnitztal und Südtiroler Pflerschtal – verteilt, die den Tribunlaunen genauere Bezeichnungen geben. In der Alpenvereinskarte „Brennerberge“ ist ein vierter Tribulaun eingezeichnet. Dieser, der Kleine Tribulaun, ist dem Obernberger Tribulaun geografisch vorgelagert. Karl Finsterwalder erklärt die Herkunft des Namens Tribulaun aus dem Lateinischen tribulu – „Dreschstein, Steinplatte“ – plus 175

Typologie der Gipfelkreuze

dem Suffix -one. Der ursprüngliche Name soll also „Tribulone“ gelautet haben, wurde dann aber zu Tribulaun. Der Suffix -one steht für eine „Vergröberung“, also sollte der Name Tribulaun für einen „großen Dreschplatz“ stehen. Bereits 1667 war der Name als „Dribulaun“ bekannt.378 Die Tiroler Nachrichten berichten im Jahr 1953 von der Aufstellung des Gipfelkreuzes auf dem Pflerscher Tribulaun, dem „Tiroler Matterhorn“. Vier Burschen aus Sterzing trugen ein in seine Teile zerlegtes Eichenholzkreuz auf den Gipfel, um dieses dann dort zusammen zu bauen. Mit Stahlseilen wurde es am Fels zusätzlich verankert.379 Das Gipfelkreuzprojekt startete aber bereits im Juli 1952. In den Tagen vor der geplanten Aufstellung des Kreuzes wurde das Material auf die Südtiroler Tribulaunhütte gebracht und dort zwischengelagert. Den Männern gelang es, einen der Balken auf den Gipfel zu bringen, wobei Kletterstellen im brüchigen Felsgelände zu bewältigen waren. „Beim Emporschaffen der anderen zwei Kreuzteile mussten sie, aus Rücksicht auf die nachkommenden Kletterer, etwa 20 Minuten unterhalb des Gipfels eine längere Pause einschalten. Während des Wartens sauste von der trutzigen Höhe plötzlich ein gewaltiger Stein herab und riß den Kameraden Josef Oberprantacher mit sich in die Tiefe.“380 Durch den tödlich verlaufenen Unfall verzögerte sich die Gipfelkreuzaufstellung. Zwei Wochen später stiegen die Männer erneut auf, um die im Gipfelbereich deponierten Kreuzteile nun endgültig zu montieren. Allerdings waren die beiden Balken in der Zwischenzeit in die Tiefe gestürzt, einer davon konnte geborgen und wieder verwendet werden. Noch im selben Jahr wurde ein neuer Balken 176

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auf den Gipfel getragen. Am 26. Juli 1953 gelang es dann, im Gedenken an den verunglückten Bergkameraden das Kreuz aufzustellen. Am 9. August. 1953 wurde das Kreuz eingeweiht. Es trug die Inschrift: „Christus dem König“.381 Heute ist nur mehr ein kleiner Holzstumpf des alten Kreuzes vorhanden. Im Jahr 1974 jährte sich die Erstersteigung des Tribulauns zum hundertsten Mal. Anlässlich dieses Ereignisses wurde vom CAI [Club Alpino Italiano]  – Sektion Vipiteno  – ein neues Kreuz aus Metall errichtet. Kulturskizze: Die Erstersteigung des Pflerscher Tribulauns Die Gipfelkreuzsetzung auf dem Pflerscher Tribulaun fand aufgrund des Jubiläums der Erstersteigung statt. Die Erstersteigung fällt in eine von kulturellem Wandel geprägte Zeit. Dabei treffen traditionelle Denkwelten auf moderne Vorstellungen und finden noch nicht zueinander. Die Ablösung des alten Denkens wird durch die Ersteigung dieses Gipfels versinnbildlicht. Das ist eine für die Entwicklung des Alpinismus kulturell interessante Situation, deshalb soll sie hier etwas detaillierter dargestellt werden. Bereits 1872 gelang dem Gschnitzer Bergführer Georg Pittracher mit dem Gast und Touristen H. Waitzenbauer die Erstersteigung des etwas niedrigeren Ostgipfels des Pflerscher Tribulauns. Pittracher wählte dabei den Anstieg über das von ihm später so genannte Tribulaun Joch, eine Einsattelung zwischen Gschnitzer und Pflerscher Tribulaun. Pittracher nannte den Pflerscher Tribulaun „die Schara“. Auch heute noch wird der Tribulaun, wenigstens von den älteren Personen in Gschnitz, so genannt. Bei dieser Bezeichnung handelt 177

Typologie der Gipfelkreuze

es sich um eine Verballhornung von „Schere“; sie verweist damit auf das scherenartige Aussehen des Doppelgipfels. „Das End-a in diesem Wort ist aber keineswegs er, sondern nur dialektisches Anhängsel.“382 Die letztendlich erfolgreiche Initiative für die Erstersteigung des Hauptgipfels des Pflerscher Tribulauns ging von den beiden Deutschen Georg Hofmann und Nikolaus Winhart aus. Die beiden „Touristen“ wurden vom Johann Grill aus Ramsau  – Berchtesgaden, auch bekannt als „der Kederbacher“, geführt. Der Gschnitzer Georg Pittracher war ebenfalls als Führer dabei. Die Erstersteigung erfolgte von der Nordtiroler Ortschaft Gschnitz aus. Von dort führte der Anstieg durch das Sandestal Richtung Sandesjoch. Ein in Wolken gehüllter Berg verhinderte aber die Erstersteigung für diesen Tag. Um vier Uhr nachmittags wurde der Versuch abgebrochen, die Gruppe ging zurück zum Widum in Gschnitz und beschloss, am nächsten Tag, dem 22.  September 1874, einen weiteren Versuch zur Erstersteigung zu unternehmen. Um sechs Uhr morgens startete die Gruppe wieder. Um 8 Uhr 25 wurde der Talschluss des Sandestales erreicht. Die Bergführer entschlossen sich nun, nicht Richtung Tribulaunjoch aufzusteigen, sondern nach rechts Richtung Pflerscher Pinkel auszuweichen. Der weitere Anstieg führte über eine steile Geröllhalde auf das Sandesjoch hinauf. Pittracher und Kederbacher führten ihre Gäste nun in steilem Gehgelände Richtung Südseite des Berges, wo ein kletterbarer Weg erhofft wurde. „Ungefähr eine ¾ Stunde nach Verlassen des Jochs“ – so lesen wir in Georg Hofmanns Besteigungsbericht – „hält Pittracher inne.“383 Pittracher sprach sich für einen Abbruch aus, Kederbacher wollte 178

Unterscheidung nach Personenkategorien

aber weitersteigen. Laut dem Bericht musste nun eine ca. 20 Meter hohe senkrechte Stelle überwunden werden. Grill kletterte als erster hinauf und holte mit seinem Seil die Gäste und Pittracher nach. Von dort weg übernahm wieder Pittracher die Führung, allerdings führte diese Wegvariante direkt vor einen Abgrund und musste abgebrochen werden. Pittracher sprach sich wieder für einen generellen Abbruch aus. Grill entschied sich dafür, ein paar Meter zurückzugehen und über die vorher passierten Wände aufzusteigen. „Die Rucksäcke kamen von den Schultern, ein Seil wurde hervorgeholt, des sicheren Trittes halber entledigten wir uns der Bergschuhe. Da erhebt Pittracher Einsprache ,Da nauf geht´s nit, da kimmt koa gams net auffi, zwoa derfalln si gwiss von euch‘ rief er uns zu. Dann erklärte er aufs bestimmteste, keinen Schritt weiter zu gehen. Nachdem wir ihm bedeutet, dass ein derartiges Benehmen den Muth der Touristen nicht besonders aneifere, verließen wir ihn.“384 Grill und Winhart klettern nun barfuß weiter, Hofmann mit dicken Strümpfen. Um zwei Uhr nachmittags erreichten sie dann tatsächlich den Gipfel. „Ein Jauchzen aus drei Kehlen sollte den umstehenden Riesen den Fall ihres Herrschers verkünden, aber mitleidsvoll mit dem Besiegten übertönte der Sturm die schwachen Laute.“385 Als Wahrzeichen und Beweis der Erstersteigung wurde ein „Steinmandl“ errichtet. Nach 45 Minuten Gipfelrast wurde der Abstieg begonnen. Für den unten wartenden Pittracher findet Hofmann folgende Worte: „Dichter Nebel deckte die Tiefe, in welcher Pittracher vielleicht ängstlich unser harrte.“386 179

Typologie der Gipfelkreuze

Kulturskizze: Die Sage vom Berggeist am Tribulaun Bei dieser Expedition treffen zwei unterschiedliche Kulturen aufeinander. Führer und Geführte stammen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen und erfahren die Bergwelt dementsprechend anders. Aber sie brauchen einander und bilden eine Symbiose. 1874 sind bereits viele der großen Alpengipfel ersteigen, jetzt richtet sich das Interesse auf die technisch schwierig zu erreichenden Berge. Ortskundige Führer sind gefragt. Mit Pittracher haben wir einen Führer, der sehr genau um die Gefahren, insbesondere den Steinschlag, auf diesem Berg Bescheid weiß. Sein Zögern und sein Verweigern können also einfacher Ausdruck der Sorge um die von ihm geführten Gäste sein. Pittracher stellt aber auch ein Symbol für die Denkmuster der Einheimischen des frühen Alpinismus dar. In dieser Zeit des beginnenden Interesses für die Berge und die Natur war das Betreten der Gipfel oft noch mit einem Tabu belegt. Der Gipfel gehörte Gott, das Betreten des Gipfels kam einer unerlaubten Näherung gleich. Aber nicht nur die Nähe zu Gott führte zu Schrecken am Gipfel, die Berge waren auch von Geistern besetzt. „In den katholischen Regionen des Alpenbogens herrschte die Vorstellung, das hohe Gebirge und zumal der Gletscher sei der den Armen Seelen – also den noch nicht im Jüngsten Gericht abgeurteilten, aber dennoch schon bei den Toten – zugewiesene Ort.“387 Hofmann schreibt in seinem Bericht von einem mehrmals, als es darum ging, den Gipfel zu erreichen, zögernden Pittracher. Schon während des Anmarsches erklärt Pittracher, dass er das Goldkappl für unersteigbar hält. Das Gold herunterzuholen, sei keine leichte Arbeit, sagt Pittracher und spielt damit auf die Sagenwelt des Gschnitztals an. 180

Unterscheidung nach Personenkategorien

Auch vom Tribulaun wird eine Sage überliefert. Sie erzählt von einem Berggeist und einem geizigen und habgierigen Bergkönig, der in der Gegend des Tribulauns lebte. Dieser König nutzte die Bauern aus und misshandelte sie. „Dann ist es einmal geschehen, dass ein Bäuerlein in seiner Angst dem Bergkönig entfloh und immer höher und höher in die Berge kam, um dem grausamen Verfolger zu entrinnen. Da aber erschien plötzlich der alte Bergriese, der am Tribulaun Wacht hielt und wies den geizigen Bergkönig zurecht, er solle ablassen von der Verfolgung des armen Bauern, und er solle seinen goldenen Popanz wegwerfen und aufgeben. Aber der Bergkönig wandte sich ab und wollte dem Riesen wieder entfliehen und setzte dem Bauern weiter nach. Da schlug der Riese mit der Faust auf den Gipfel des Tribulaun, dass er sich spaltete und heute noch doppelgipflig ist. In dieses Loch hinein flüchtete sich das Bäuerlein, während der geizige König fliehen wollte, aber der Alte hatte ihn in einen Felszacken verwandelt, der heute noch zu sehen ist: das Goldkappl.“388 Eine leicht abgeänderte Version der Berggeistsage berichtet von einem ehemals guten Berggeist, der die Menschen oft mit kleinen Goldstücken versorgte, da diese ihn besuchten und ihm Geschichten aus dem Tal und aus der Welt erzählten. Doch die Menschen wurden gierig und begannen den Riesen immer öfter zu überlisten. Dieser wehrte sich, indem er mit Felsbrocken auf sie warf, um sie wieder loszuwerden. Das soll die Existenz der Felsen im hinteren Sandestal am Bergfuß des Tribulauns erklären.389 181

Typologie der Gipfelkreuze

Die Expedition auf den Tribulaun war von einer kulturellen Trennlinie durchzogen. Der dem bürgerlichen Denken angepasste Kederbacher und seine Gäste fanden kein einendes Element mit dem traditionell orientierten heimischen Führer. Pittracher war den tradierten Denkmustern verhaftet, er schloss die Sorge vor den überlieferten Gefahren mit ein. Der Rest der Gruppe aber verfolgte konsequent den möglichen Gipfelsieg und rückte dieses Ziel in den Mittelpunkt des Tuns. Die aufgeklärten Bürger nahmen von den Sagen der Einheimischen keine Notiz. Das Gipfelkreuz auf dem Südlichen Fluchthorn, 3.395m, Silvretta Das Südliche Fluchthorn ist der höchste in Tirol gelegene Gipfel der Silvretta-Gebirgsgruppe. Seine Ersteigung ist eine alpinistisch anspruchsvolle Hochtour. Der „einfachste“ Weg auf den Gipfel führt über die sogenannte Weilenmannrinne, anfangs eine steile Geländeflanke, die sich dann nach oben hin verengt, und über felsiges Klettergelände. Vor der Errichtung eines ersten Gipfelkreuzes stand ein hölzernes Gipfelzeichen, ein Vermessungspunkt, auf dem Gipfel. Zum 90-jährigen Vereinsjubiläum der Sektion Heidelberg des Deutschen Alpenvereins wurde 1959 das erste Gipfelkreuz auf dem Südlichen Fluchthorn errichtet. „Das Holzkreuz dürfte vermutlich in Einzelelementen hochgetragen und auf dem Gipfel zusammengezimmert und verankert worden sein. Die Fundierung des Kreuzes stellte vermutlich eine Vertiefung im Fels dar, das Kreuz wurde mit Steinblöcken verkeilt“390, meint Karl Bellm von der Alpenvereinssektion. Die Einweihungsmesse fand am 14. September 1959 statt. Sowohl von der Heidelbergerhütte als auch von der benach182

Unterscheidung nach Personenkategorien

barten Jamtalhütte brachen Bergsteiger auf, um an der Messe am Gipfel teilzunehmen. „Als plötzlich fernes Motorengeräusch aufklang, wurde allen klar, dass auch Herr Milo Bigler aus dem Unterengadin die Einladung nicht vergessen hatte. In mehrfachem Anflug grüßte er die Festversammlung, um sodann einen Blumenregen auf den Gipfel abzuwerfen, der tatsächlich sein Ziel erreichte“391 Die Einweihung des Kreuzes erfolgte durch Pfarrer Maas von der Pfarre in Ischgl. „Mit dem wahrhaft von Herzen kommenden Lied ‚Großer Gott wir loben dich‘ wurde diese eindrucksvolle Feier, die wohl den Höhepunkt aller Feierlichkeiten dargestellt hat, beschlossen.“392 Das Gipfelbuch wurde von der Jugendgruppe der Sektion Heidelberg aufgelegt. Das Kreuz wurde im Laufe der Jahre durch die Witterungseinflüsse sehr stark beschädigt. Anlässlich des 120-jährigen Vereinsjubiläums der Sektion Heidelberg und des 100-jährigen Jubiläums der Heidelberger Hütte wurde ein neues, das zweite Gipfelkreuz errichtet. Das zweite Gipfelkreuz ist ein massives Holzkreuz, welches im Tal vorgefertigt und zusammengebaut wurde. Das fertige Kreuz wurde mit einem Hubschrauber auf den Gipfel geflogen und dort abgelegt. Eine Gruppe von acht Personen der damaligen Bergsteigergruppe der Sektion stellte dann im Juli 1989 das Gipfelkreuz auf. Dazu wurde das Kreuz in einen Felsspalt gestellt und mit Steinen verkeilt und die noch bestehenden Hohlräume mit Beton ausgegossen. Der dafür notwendige Kies und das Wasser wurden ebenfalls mit dem Hubschrauber auf den Gipfel transportiert. Das frei stehende Kreuz wurde abschließend noch mit Drahtseilen verankert, die Verankerungen im Fels wurden ebenfalls einbetoniert. 183

Typologie der Gipfelkreuze

Über die Gipfelkreuzweihe ist in den Sektionsnachrichten Heft Nr. 107 folgendes vermerkt: „Mit ‚Ehre sei Gott in der Höhe‘ begann die Gipfelmesse […]. Auf einem Altar aus Rucksäcken und Bergseilen feierte Dekan Hubert Rietzler aus Imst die Einweihung des neuen Gipfelkreuzes, das er anschließend einsegnete. Kräftig schallte das Lied über die Gipfel der Silvretta […].“393 Das Gipfelkreuz auf dem Lizumer Reckner, 2.884m, Tuxer Alpen Im April 1972 verunglückte die Jungmädelführerin der OeAV Sektion Wattens Cilli Hayder bei der Durchsteigung der Kletterroute „Direkte Martinswand“ an der Martinswand bei Zirl tödlich. Die Jungmannschaft der Alpenvereinssektion unter der Führung von Emil Reisigl fasste daraufhin den Entschluss, dem verunglückten Mitglied eine Gedenkstätte zu errichten. Auf einem Gipfel in der näheren Umgebung sollte ein Kreuz errichtet werden. Auf der Suche nach einem würdigen Platz fiel die Entscheidung auf den Lizumer Reckner, den höchsten Gipfel der Tuxer Alpen. Im August 1975 nahm die gesamte Jungmann- und Jungmädelschaft den Plan in Angriff; an mehreren Wochenenden wurde ein Sockel für das Gipfelkreuz gemauert. In den Sockel eingearbeitet ist eine Gedenktafel aus Bronze für die verunglückte Cilli Hayder. Ein frühzeitiger Wintereinbruch stoppte das Projekt, sodass die Arbeiten erst im Sommer 1975 vollendet werden konnten. Bei der Einweihung des Kreuzes im September 1975 folgten 250 Bergkameraden und Freunde der Einladung.394

184

5. Das Gipfelkreuz als Kulturphänomen. Weitere Aspekte 5.1. Die unterschiedlichen Konjunkturen der Gipfelkreuzsetzungen im Vergleich Gipfelkreuzsetzungen können als Artikulationen unserer Gesellschaft und Kultur gedeutet werden, als Zeichen deren Verfasstheit. „Ja vielleicht sind am Gipfelkreuz selbst auch Spuren der Tendenzen des Zeitalters zu entdecken“395, meint Scharfe. Er bezieht sich mit seiner Vermutung zwar auf die Zeit um 1800, allerdings können wir in den gegenwärtigen Kreuzsetzungen ebenso Tendenzen und Zeichen unserer Kultur finden. Das Bergsteigen – Begleiterscheinung, Ausdruck und Ergebnis der Moderne – stand ursprünglich ganz im Zeichen des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns. Die Natur wurde vermessen und erforscht, alpin-sportlicher Ehrgeiz begleitete diese Entwicklung. Für Religiosität war in den frühen Jahren des Alpinismus der Platz beschränkt. In dieser Zeit wurden die Gipfel aber nicht nur bestiegen, sondern auch markiert. Dabei reicht die Palette der kulturellen Gebärden von einfachen anonymen Spuren (beispielsweise von Deponaten als Beweise, dass jemand schon hier war) über auffällige, aber immer noch anonyme Zeichen (beispielsweise Steinmandln oder Fahnen) bis hin zu den dokumentarischen Feststellungen, wer den Gipfel wann erreicht hat (Wahrzettel, Gipfelflaschen und Gipfelbücher). Gipfelkreuze setzen diese Chronologie von Gipfelzeichen fort.396

Das Gipfelkreuz als Kulturphänomen. Weitere Aspekte

Die bisherigen Darstellungen und Beschreibungen zeigen unterschiedliche Konjunkturen von Gipfelkreuzsetzungen. Die ersten, frühen Gipfelkreuze fielen mit der Aufklärung in eine Zeit des Aufbruchs, in eine Zeit der Vernunft. Peter Grupp charakterisiert diese Zeit so: „Die langsamen Entwicklungen, die in den Jahrhunderten seit der Initialzündung durch Renaissance und Humanismus zu beobachten gewesen waren, beschleunigen sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ganz wesentlich und verdichten sich zur Jahrhundertwende hin noch weiter.“397 Der Kleinglockner erhielt bereits 1799 das zwei Meter hohe Gipfelkreuz aus Eisen. Der Erzberg in der Steiermark erhielt 1823 sein acht Meter hohes Kreuz. „In der Einweihungspredigt, welche alsbald gedruckt wurde und ihrer professionellen Bergtheologie wegen fortan als Musterrede galt, pries der Redner, der Priester Aegidius Scherer aus dem Stift Admont, das Kreuz als Zeichen des Heils, das ‚in diesen frostigen, eiskalten Tagen einer vornehmen Gleichgültigkeit gegen Gott‘ in besonderer Weise zu beachten und zu verehren sei – als ,Zeichen der Erlösung‘.“398 Im Zuge der Erstersteigungen – oder später in Folge der Erstersteigungen – wurde die Höhe der Berge vermessen, die naturwissenschaftlichen Zusammenhänge der Meteorologie wurden erforscht. „Der Schritt auf den Gipfel ist erst dann ein öffentlicher, wenn er als solcher durch die Geste der Eroberung, sei es durch das Setzen eines Kreuzes oder sonstiger Markierungen bzw. durch einen Bericht offiziell wird.“399 Diese Berichte beschrieben die Tätigkeiten von Geologen, Botanikern und Mineralogen. Bis dahin gültige religiöse Ansichten verloren nun an 186

Konjunkturen der Gipfelkreuzsetzungen im Vergleich

Bedeutung. Die Menschen der Aufklärung wurden „mündig“, sie hinterfragten und erforschten Naturphänomene, deren Entstehung und deren Folgen bis dahin weitestgehend auf Gott bezogen waren. Durch die naturwissenschaftlichen Experimente, durch das Vermessen und auch durch das Betreten der Gipfel vollzog sich eine Aneignung der Berge durch die Menschen. Diese Besitzergreifung durch die Menschen ging zulasten der Religion. Es handelt sich um eine Verdrängung des Religiösen aus dem alpinen Bereich. Diese „neue Mündigkeit“ der Menschen wollte gelebt werden und führte zu einem Aufschwung im Alpinismus. Marianne Klemun spricht in ihrer Studie über die Erstersteigung des Großglockners die Verdrängung Gottes gemeinsam mit der geistigen Besitzergreifung der Erde durch die Europäer an: „Die globale eurozentristische Wissenschaft ignorierte die Grenzen der engen politischen Areale, der alten sakral definierten Tabubezirke der Natur und des lokal gewachsenen Wissens der indigenen Völker.“400 Die Ideen der Aufklärung verdrängten Gott und den Glauben aus dem Leben der Menschen. „Die Abwesenheit Gottes, oder sein Verlust […] ist nicht eine vorübergehende Erscheinung, sondern gehört zu den theoretischen Voraussetzungen der Moderne“401, sagt Ulrich Körtner. Aufgrund traumatischer Erlebnisse vor allem im Zweiten Weltkrieg vollzog sich später ein Wandel im Empfinden und Denken der Menschen. Heinz Pfurtscheller, maßgeblich an der Gipfelkreuzsetzung am Zuckerhütl von 1947 beteiligt, erzählt: „Nach dem Krieg, nach dem Druck aus der Nazi-Diktatur, empfanden wir das Projekt der Kreuzaufstellung wie einen 187

Das Gipfelkreuz als Kulturphänomen. Weitere Aspekte

Befreiungsschlag. Weil während der Nazizeit die Kirche weitestgehend, ich sage nicht verfolgt, aber unterdrückt wurde.“402 Die Konjunktur der Gipfelkreuze des 20. Jahrhunderts begann sich nun zu entwickeln. Vorwiegend wurden in dieser Zeit Heimkehrerkreuze errichtet. Mit dem wachsenden zeitlichen Abstand zu den beiden Weltkriegen verlor sich jedoch das Motiv der Heimkehrerkreuze wieder. Es rückten zunehmend gewandelte und neue Aufstellmotive in den Vordergrund und auch die Personengruppen von Aufstellern wandelten sich teilweise. Vermehrt wurden nun Gedenkkreuze errichtet. Das Kulturphänomen der Gipfelkreuzsetzungen findet besonders im fortgesetzten 20. Jahrhundert seine Entfaltung, in einer modernen und aufgeklärten Zeit. Die bedeutenden Gipfel der Alpen sind bereits längst erstiegen, ihre Höhen vermessen, die Zusammenhänge der Meteorologie erforscht. Trotzdem entschließen sich immer wieder Menschen dazu, neue Gipfelkreuze zu errichten. Diese kulturelle Gebärde wird nun nicht mehr durch ein dominierendes Grundmotiv bestimmt, wie das bei den Heimkehrerkreuzen nach dem Zweiten Weltkrieg der Fall war, sondern die Gründe werden vielfältiger. Nun werden Gedenkkreuze, Freundschafts- und Dankeskreuze errichtet. Gipfelkreuze werden heute aber auch aus ästhetischen Grundmotivationen heraus errichtet, einfach, um Werten wie Schönheit, Erhabenheit und Besinnlichkeit einen materiellen Ausdruck zu geben. Die Aufstellmotive werden in den letzten drei Jahrzehnten vielschichtiger. Bei den meisten Kreuzen der Gegenwart fehlen die Grundmotivationen der Aufsteller der ersten Hälfte des 20. 188

Konjunkturen der Gipfelkreuzsetzungen im Vergleich

Jahrhunderts fast völlig und werden durch individuelle Motive ergänzt. Auch werden die Wahl des Materials und der Stil des Gipfelkreuzes zu einem wesentlichen Teil eines Kreuzaufstellungsprojektes. Zwar werden sehr wohl noch einfache Holzkreuze gebaut und errichtet; kunstvoll durchdachte Kreuze, zumeist aus Metall oder einer Kombination aus Holz und Metall, gewinnen aber vermehrt an Bedeutung. Peter Kapelari vom Österreichischen Alpenverein, generell ein Gegner weiterer Gipfelkreuzsetzungen, spricht in einem Interview eine interessante Bedeutungsnuance an. Die Tiroler Tageszeitung berichtet dazu: „Auch Kapelari vom Österreichischen Alpenverein legt Wert auf die Gestaltung [des Gipfelkreuzes] und auf eine Verbindung mit dem Wesen des Berges.“403 Damit werden im Wesentlichen Form, Gestalt, Material und Konstruktion eines Kreuzes angesprochen. Kaperlari sieht in einem Gipfelkreuz aber auch eine zweite Dimension. Für ihn kommen bei den Gipfelkreuzsetzungen nicht nur religiöse Aufstellmotive zum Tragen. Er spricht von einer „Inbesitznahme des Berges“404 durch die Kreuzaufstellung, dokumentiert durch das Anbringen von Tafeln mit den Namen der Gipfelkreuzsetzer. Die Gipfelkreuzsetzungen zeigen aber auch die Existenz und den Wunsch nach einer gelebten Religion auf. „Wir erleben eine Distanzierung von den äußeren Formen, von den kanonischen Interpretationen, den Dogmen, bei gleichzeitiger Suche nach einer neuen Religiosität, die das Ich und den ‚eigenen Gott‘ direkt miteinander in Verbindung setzt.“405 Der Soziologe Ulrich Beck spricht auch von einer Eigeninitiative und Eigenautorität der Menschen, die beobachtbar ist. Wir sehen also eine modifizierte Form von Glaubensausübung. Die Kreuzaufsteller wollen an einer lebendigen Religion teilhaben und versuchen dieses Bedürfnis mit dem 189

Das Gipfelkreuz als Kulturphänomen. Weitere Aspekte

Bau und der Aufstellung von Kreuzen zu befriedigen. Nach Beck ist diese Suche und Hinwendung zu einem subjektiven Glauben jedoch nicht unbedingt neu. Diese Tradition des eigenen Gottes sei laut Beck bereits in der Geschichte des Christentums angelegt. Die Menschen kommen mit ihren Glaubenstransformationen Gott näher, sie „basteln“ sich ihre Religion selber. „Darin liegt die Möglichkeit eines sehr intimen Umgangs mit Gott.“406 Der Kreuzbau selbst stellt die Möglichkeit anfassbarer Religion dar. Der Kontakt zu Gott wird weniger mental-spirituell, sondern menschlicher, körperlicher, greifbarer. Körtner sieht einen Scheidepunkt zwischen den Diskursen des Wandels der Religion und dem der Wiederkehr der Religion. Die gewandelte Religion beinhaltet Gott und die Transzendenz und grenzt sich somit von oberflächlicher Spiritualität ab. „Nicht das von der modernen Religionskritik prognostizierte Absterben der Religion, sondern ihre Privatisierung ist die Folge, die in der Depotenzierung des theistisch-metaphysischen Gottes angelegt ist.“407 Körtner meint damit eine Schwächung Gottes und das Aufkommen eines neuen Wertepluralismus. Letztendlich bedeutet das dann für ihn: „Die moderne Religion ohne Gott, der aufgeklärte Polytheismus, hat sich zur rein diesseitsorientierten Religion irdischer Liebe gewandelt.“408 Körtner postuliert die „[…] Nachreligion der Liebe, eine vollkommen traditions- und institutionslose Religion“409. Dieser letzte Argumentationsstrang, vertreten durch Körtner, scheint für die Gipfelkreuzaufstellungen allerdings zu weit gegriffen. Gegenwärtig nähern sich die Menschen Gott wieder, allerdings auf einer anderen Ebene. „Der eigene Gott könnte die religiöse Passform des eigenen Lebens, des eigenen Raums sein“410, sagt der Soziologe Ulrich Beck. 190

Entwicklungen der Gesellschaft als Erklärung für Gipfelkreuzsetzungen

Die Gipfelkreuzsetzungen können als Indiz für eine solche Annäherung an Gott gesehen werden. Beck spricht sogar von einem „Zusammenbruch der Säkularisierungstheorie“411 und damit von einer Wiederkehr der Religion, besonders im 21. Jahrhundert. Wenn in Europa über die Säkularisierung gesprochen wird, wird darunter laut Beck gemeinhin „die Enteuropäisierung des Christentums“ verstanden. „Das außereuropäische Christentum blüht auf, das europäische verwelkt“412, so Beck. Er stellt auch fest: „Früh, bereits in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts, erkannten Religionssoziologen, dass der Besuch des Gottesdienstes nicht das Ein und Alles der Religionsausübung, und schon gar nicht die einzige Ausdrucksform von Glauben und religiöser Zugehörigkeit, ist.“413 Als weitere Ausdrucksformen für Religiosität führt er Pilgerfahrten, Heilungsrituale und lokale Heiligenkulte an. Auch Gipfelkreuzsetzungen können als solche weiteren (beziehungsweise erweiterten) Ausdrucksformen des Glaubens gedeutet werden.

5.2. Strukturelle Entwicklungen unserer Gesellschaft und Kultur als mögliche Erklärungsmuster für eine Konjunktur der Gipfelkreuzsetzungen „Gerade die wachsende soziale Dynamik, die Veränderung der äußeren Bedingungen durch die Industrialisierung und die gesellschaftliche Umschichtung, ließ nicht nur bei den im strikten Sinne herrschenden Schichten, sondern auch in weiten Teilen des Bürgertums das Bedürfnis nach einer festen, unveränderlichen Grundlage entstehen.“414 191

Das Gipfelkreuz als Kulturphänomen. Weitere Aspekte

Dieses Zitat von Hermann Bausinger weist auf einen Aspekt einer Entwicklung hin, die in der gegenwärtigen Technisierung unserer Alltags- und Lebenswelt eine Fortführung findet. Die Technisierung greift in die Lebens- und Arbeitsprozesse der Menschen ein und konfrontiert die Menschen mit einer sich schnell verändernden Lebensumwelt. Das Bedürfnis nach einer festen, unveränderlichen Grundlage scheint unverändert wichtig zu sein und findet unter anderem in der aktuellen Konjunktur der Gipfelkreuzsetzungen eine mögliche kulturelle Ausdrucksform.415 Für die Philosophin Evelyn Hanzing-Bätzing, und Werner Bätzing, Kulturgeograf, bildet das Phänomen der Entgrenzung das zentrale Phänomen unserer Gegenwart. Das Dogma der Aufhebung aller traditionellen Grenzen gelte heute als Voraussetzung für Fortschritt und Freiheit. Das Phänomen der Entgrenzung durchdringe alle Lebensbereiche. „Überlieferte Normen und Werte, die den Kern abendländischer Identität und identitätsstiftender Menschenbilder ausmachten, lösen sich auf und werden ersetzt durch den Entzug von Identität – anything goes in der aus äußerlichen Versatzstücken zusammengeschweißten postmodernen patchwork identity.“416 Dieses Phänomen trete in vielfältigen Erscheinungsformen auf. Hanzing-Bätzing und Bätzing sagen, heute herrsche die Auffassung vor, dass beispielsweise alle Erlebnisse unbegrenzt gesteigert werden können; weiters meinen sie, dass Krankheit, Schmerz und Alter durch biomedizinische und gentechnische Verfahren quasi beseitigbar sind. Dadurch würden die Grenzen zwischen Mensch und Maschine aufgelöst. „Unsere Realität bzw. Kultur bezeichnet diese Paradigmen als Zuwachs an Autonomie und Freiheitsgewinn 192

Entwicklungen der Gesellschaft als Erklärung für Gipfelkreuzsetzungen

des Einzelnen.“417 Die Lebenswelt des Menschen sei durch grenzenlosen Machbarkeitsglauben gekennzeichnet, ungeschmälerte Leistungsbereitschaft und Anpassungsfähigkeit sorgen dafür, dass niemand wirklich „da“ sei, dafür aber überall verfügbar. Dies führe laut Hanzing-Bätzing und Bätzing zu innerer Ortlosigkeit. Der Soziologe Heiner Keupp spricht von einer pluralen und widersprüchlichen sozialen Welt und führt das auf Individualisierungs- und Fragmentierungsprozesse zurück. „Die Individualisierungs- und Fragmentierungsprozesse sind einerseits eine Aufforderung zum selbstbestimmten Leben, andererseits sind die damit einhergehenden Unübersichtlichkeiten, die Mehrdeutigkeiten und die schwindende Vorhersagbarkeit wieder Momente der Fremdbestimmtheit des Menschen.“418 Keupp beschreibt hier Aspekte, die beim Identitätsfindungsprozess zu bewältigen sind. Nach Keupp ist das Subjekt stets aufgefordert, zur Identitätsfindung sogenannte „Passungsarbeit“ zu leisten. Diese „Passungsarbeit“ soll zu einer gelungenen Einpassung des Subjekts in eine komplexe Welt führen. In einer „[…] ambivalenten, dynamischen und komplexen Welt […] ist gelungene Identität ein temporärer Zustand einer gelungenen Passung.“419 Bausinger definiert Identität „[…] als Gefühl der Übereinstimmung des Individuums mit sich selbst und seiner Umgebung“420. Noch deutlicher, meint Bausinger, „[…] fühlt das Individuum Identität in seiner negativen Form, im Bewusstsein oder Gefühl mangelnder Übereinstimmung.“421 Über den Term Identität meint der Volkskundler Wolfgang Kaschuba, „ […] dass offenbar kein anderer Begriff in ähnlicher Weise die beständige gesellschaftliche Suche nach kulturellen Mustern innerer wie äußerer Übereinstimmung zu bezeichnen vermag“422. 193

Das Gipfelkreuz als Kulturphänomen. Weitere Aspekte

Noch sind die Individuen in einer dynamisierten und komplexen Welt gezwungen, durch funktionierende „Passungsarbeit“ einen temporären Zustand der Identität zu erlangen. Die Individuen sind mit Individualisierungs- und Fragmentierungsprozessen aus ihrer Lebensumwelt heraus konfrontiert, die es zu bewältigen gilt. Übereinstimmung und Passung sind die beiden Schlüsselbegriffe, um die herum sich ein möglicher Erklärungsansatz für Gipfelkreuzaufstellungen ableiten lässt. Diese Darstellung einer krisenbehafteten Lebenswelt findet sich in der Literatur oft. Bausinger konstatierte bereits 1976 den inflatorischen Gebrauch des Begriffes „Identität“ und wies somit indirekt bereits damals auf eine Zeit des Umbruchs und Wandels hin. Identität steht bei Bausinger für einen „Moment von Ordnung und Sicherheit inmitten eines Wandels“423. Auch der Philosoph Konrad Paul Liessmann spricht von der „Unübersichtlichkeit und Komplexität unserer Welt“424. „Wenn wir den Zerfall bestimmter ehemals gültiger Horizonte verfolgen, scheinen wir der heutigen Volkskultur näherzukommen“425, stellte Bausinger bereits 1961 fest. Der Kulturwissenschaftler Alfred Vierkant leitete schon 1931 die Motivation für Sport aus einer Sinnleere des kapitalistischen Lebens her. „Die Leere im Lebensgefühl. Sie ergibt sich aus der dominierenden Stellung des Geldes und der Zerstörung aller Eigenwerte.“426 Dieses Zitat Vierkants genießt heute in einer Zeit der weltweiten Finanzmarktkrise wieder neue Relevanz und ist auf das Phänomen der Gipfelkreuzsetzungen anwendbar.

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Die Trennung des Hergestellten vom Hersteller

5.3. Die Trennung des Hergestellten vom Hersteller Mit der erfolgten Gipfelkreuzsetzung und der Einweihungsmesse wird das Gipfelkreuz öffentlich, es erfolgt eine Trennung des Hergestellten vom Hersteller. Martin Scharfe sagt: „Es [das Hergestellte] hat eigenes Leben und eigene Macht gewonnen und ist wert, als nun eigenständig Gewordenes beschrieben und interpretiert zu werden.“427 Mit der Trennung erhält das Hergestellte einen zusätzlichen Wert, eine zweite Dimension. Das Hergestellte, das „Menschenwerk“ Gipfelkreuz, ist ein Symbol. Im Verlauf der Jahrzehnte erfahren Symbole Umdeutungen, Sinnerweiterungen, ja vielleicht sogar Instrumentalisierungen. Durch die Platzierung im öffentlichen Raum erhält nun jeder Mensch die Möglichkeit des Zuganges zum Gipfelkreuz und seiner Symbolwelt. Die Aufstellung eines Gipfelkreuzes wirkt über ihren Symbolcharakter in die Alltagswelt zurück. Das Gipfelkreuz auf der Thaurer Lattenspitze steht hier als Beispiel für diese Rückwirkung; in diesem Fall für die Rückwirkung eines Heimkehrerkreuzes. Die Bedeutung dieses Gipfelkreuzes wird durch die Aussage eines Thaurer Bergsteigers unterstrichen: „Anstelle des offiziellen Namens dieses Gipfels wird in Thaur fast durchwegs nur die Bezeichnung ‚Gipfelkreuz‘ verwendet. Obwohl auf den 13 Gipfeln unseres Gemeindegebietes inzwischen ebenso viele Kreuze stehen, weiß doch jeder, dass jenes auf der Lattenspitze gemeint ist.“428 Auch der exakte Punkt, an dem ein Kreuz aufgestellt wird, kann ein Indiz dafür sein, dass ein Gipfelkreuz zurück in die Alltagswelt wirken kann. Die Kreuze müssen nicht immer au195

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

tomatisch am höchsten Punkt des Gipfels stehen, sie können ebenso etwas versetzt, in Richtung Tal orientiert, aufgestellt werden. So stehen beispielsweise die Kreuze des Acherkogels und der Stempeljochspitze (hier steht die alte Kreuzstange ca. fünf Meter hinter dem neuen Kreuz) nicht am höchsten Punkt des Berges. Auch das ehemalige Kreuz am Gamsjoch wurde auf dem etwas niedrigeren, aber besser einsehbaren Nebengipfel aufgestellt. Der höchste Punkt des Fundusfeilers ist mit einer Messmarke und mit einer 1,5 Meter hohen Steinsäule versehen. Das Gipfelkreuz selbst ist einige Meter südlich davon aufgestellt, sodass man es von Längenfeld im Ötztal aus sehen kann. Die bessere Sichtbarkeit vom Tal aus kann also ein Grund sein, das Kreuz nicht genau am höchsten Punkt des Berges zu errichten. Ein ganz banaler Grund kann aber auch sein, dass die Befestigungsmöglichkeiten am höchsten Punkt nicht immer die besten sind (das Gipfelkreuz der Talleitspitze in Vent konnte aus diesem Grund nicht am höchsten Punkt aufgebaut werden und kann dadurch vom Tal aus nur von bestimmten Orten aus gesehen werden). Mit der Ausrichtung des Kreuzes wird eine „Verbindung“ zu den Menschen hergestellt. So sind die Kreuze zumeist in Richtung der Menschen „schauend“ ausgerichtet. So „schaut“ das Kreuz der Inneren Sommerwand hinunter zum aufsteigenden Bergsteiger, das Stempeljochkreuz ist nicht Richtung Innsbruck ausgerichtet, sondern zum Gleirschtal. Ähnlich wie das Acherkogelkreuz „schaut“ das Watzekreuz vom Gipfel bis zur Hütte hinunter, umgekehrt berichten die Menschen, dass sie stets zum Gipfelkreuz hinauf blicken (was eine der Grundmotivationen für die Errichtung des Gipfelkreuzes auf dem Gamsjoch/Eng war). 196

Die Trennung des Hergestellten vom Hersteller

Das Kreuz ist wohl eines der aussagekräftigsten und wirkmächtigsten Symbole des Christentums. „Die Abhängigkeit des Menschen von Symbolen und Symbolsystemen ist derart groß, daß sie über seine kreatürliche Lebensfähigkeit entscheidet“429, sagt der amerikanische Ethnologe Clifford Geertz. Nach Geertz lösen heilige Symbole in den Menschen Dispositionen und zugleich allgemeine Ordnungsvorstellungen aus; das Symbolsystem sei ein Kulturmuster. „Unter geistigem Druck aber können ganz vertraute Dinge plötzlich ihre Einordnung verlieren und uns in Panik versetzen. Daher sind die Symbole der allgemeinen Orientierung in der Natur, auf der Erde, in der Gesellschaft und in dem, was wir tun, die Symbole unserer Weltanschauung und Lebensanschauung, immer am wichtigsten für uns“430, so Geertz. Die Nachhaltigkeit einer Gipfelkreuzaufstellung und das Einschreiben in die Erinnerung der Menschen, die bei Planung, Bau und Aufstellung mitwirkten, zeigt der Bericht zur Einweihung des neuen Gipfelkreuzes am Gilfert in Weer: „Wohl keiner, der dabei war, wird dieses eindrucksvolle Erlebnis je vergessen, als der Hubschrauber über die Köpfe der Bergbegeisterten schwebte, Pfarrer Moosbrugger die Segnung vornahm, die Weerer Schützen hoch droben auf dem Berggipfel den Salut schossen und die Musikkapelle die Landeshymne und den ‚Guten Kameraden‘ spielte.“431 Die Gipfelkreuzsetzung ist nicht nur eine einmalige kulturelle Gebärde. Sobald das Kreuz am Gipfel errichtet ist, lebt es im Gedächtnis der Menschen und Vereine. Bei der Aufstellung des Gilfertkreuzes war der Großteil der Weerer Bevölkerung, zumindest über Spenden, engagiert. Bei der Einweihungsmesse waren „[…] mehr als 1000 Bergkameraden dabei. […] Und so steht nun auf dem Gilfert eines der schönsten Gipfelkreuze im Alpenraum.“432 197

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

Das Gipfelkreuz der Inneren Sommerwand wurde, bevor es auf den Gipfel gebracht werden konnte, provisorisch im unmittelbaren Nahbereich der Franz-Senn-Hütte aufgestellt. Hier bot sich dem Hüttenwirt Thomas Fankhauser die Möglichkeit, das Interesse von Bergsteigern zu beobachten. Das Kreuz stand auf einem Felsen, ca. 50 Meter neben der Hütte. „Da sind schon sehr viele Leute hingegangen und eher andächtig gewesen. Also das hat sie schon berührt irgendwo, denke ich. Von dem her käme schon fast ein bisschen die Motivation, so was Ähnliches einmal direkt im unmittelbaren Hüttenbereich aufzustellen.“433 Man konnte gut beobachten, dass die Besucher länger beim Kreuz verweilten und nicht sofort wieder hinunter gingen, so Fankhauser. Für Josef Walder, theologischer Referent des Bischofs der Diözese Innsbruck, gibt es eine weitere Dimension des Kreuzes. Nach Walder besitzt das Grüne Kreuz der Österreichischen Bergrettung eine besondere Symbolkraft. „Das Kreuz ist nicht nur für uns Theologen, sondern auch für die Bergrettung ein Symbol des Heils. Es gibt Menschen, die setzen viel Energie, oft auch ihr Leben ein, um anderen Menschen zu helfen, um denen aus ihren Brüchen, aus der Not, aus der Krankheit zu helfen.“434 Kreuzsetzungen mitsamt dem Ritual der Einweihungsmesse, der Pflege des Kreuzes und der Pflege eines Gipfelbuches können Menschen die Möglichkeit bieten, Religion zu leben und die Nähe zu Gott zu suchen. Mit dem Kreuz bauen die Menschen ein sinnbildliches Bindeglied zum Himmel. Eliade meint: „Für die Christen ist das Kreuz tatsächlich der Träger der Welt […] es liegt im Mittelpunkt der Welt, dem Ort des Übergangs zwischen Himmel, Erde und Unterwelt“435. 198

Die Trennung des Hergestellten vom Hersteller

Abseits der direkt beobachtbaren spirituell-religiösen Aspekte von Gipfelkreuzsetzungen stellen Gipfelkreuze für viele Alpinisten aber auch einfach nur die Markierungen der höchsten Punkte von Bergen dar. In dieser Funktion bildet das Gipfelkreuz quasi einen Teil der Topografie des Berges und wird zum Gegenstand der unterschiedlichsten kulturellen Gipfelszenen. Zum einen kann es für den sportlich orientierten Alpinisten eine Kulisse darstellen, die für das Beweisfoto der Gipfelbesteigung unbedingt benötigt wird. Das Gipfelkreuz zeigt das (nahende) Ende einer zumeist stundenlangen Selbstüberwindung an und weist den Alpinisten auf den Umkehrpunkt hin. Der eilige Wanderer oder Bergsteiger „erbeutet“ ein Beweisfoto seiner erfolgreichen Gipfelbesteigung und kann dieses zu Hause im Freundeskreis stolz präsentieren. Diese Gipfelszene  – und das Gipfelfoto – kann sich noch um das Erklettern des Kreuzes durch die Bergsteiger erweitern. Zum anderen kann das Gipfelkreuz auch als „Messmarke“ dienen. Für Bergsteiger, die auf besonders schnelle Besteigungen ihrer Berge Wert legen, erfüllt das Gipfelkreuz die Funktion des Zielbandes, welches es zu erreichen, ja vielleicht sogar zu berühren gilt. Gipfelkreuze können auch als Befestigungsmöglichkeit für meteorologische Messinstrumente und Gipfelbuchkassetten dienen. Die Gipfelbücher, besonders ihre Vorfahren, wie die Weinflasche und der Wahrzettel, waren auch schon vor der Errichtung von Gipfelkreuzen auf den Gipfeln zu finden; Gipfelbücher werden auch heute noch auf Gipfeln ohne Kreuzen in Steinmandln „eingebaut“ oder am Gipfel unter einer Steinplatte vergraben. Mit dem Aufkommen der Gipfelkreuze wanderte das Gipfelbuch auf diese hinauf.436 199

Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes

Die jüngste kulturell-religiöse Entwicklung auf den Bergen stellt das Verankern von Gebetsfahnen auf Gipfeln oder das Behängen von Gipfelkreuzen mit denselben dar. Im folgenden Kapitel wird der Herkunft und Bedeutung dieser Glaubenszeichen des Buddhismus auf den Berggipfeln Tirols nachgegangen.

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6. Buddhistische Zeichen des Glaubens auf den Gipfeln im Raum Tirol Auf den Tiroler Gipfeln befinden sich nicht nur die christlichreligiösen Glaubenszeichen, sondern es kann auch vorkommen, dass man dort Zeichen und Symbole des buddhistischen Glaubens findet: Immer wieder ist beobachtbar, dass Gipfelkreuze mit Gebetsfahnen behangen sind und auch auf Gipfeln ohne Kreuzen sind bisweilen Fahnen zu finden. So besitzt beispielsweise die Breite Krone in der Silvretta-Gruppe zwar kein Gipfelkreuz, dafür aber Gebetsfahnen. Diese sind direkt am Boden befestigt. Die Gebetsfahnen befinden sich aber nicht ausschließlich nur auf den Gipfeln der Berge. Auch in der Nähe oder direkt bei den alpinen Unterkunftshütten findet man immer wieder diese Zeichen buddhistischen Glaubens. Eine Gebetsfahne besteht aus insgesamt 25 Einzelfahnen, wobei sich jeweils fünf Fahnen mit unterschiedlichen Farben jeweils fünf Mal wiederholen. Auf jeder Einzelfahne ist ein tibetisches Mantra aufgedruckt. Ein Mantra kann in etwa mit einem Gebet in der christlichen Religion verglichen werden. „Es handelt sich hierbei um eine heilige Silbe und einen Klang, die die genetische Essenz eines Wesens bergen und diese für den Geist erfahrbar machen.“437 Das wohl bekannteste Mantra lautet: „OM MANI PADME HUM“. Diese buddhistische Glaubensformel ist „[…] ein Gebet an die Manipadma, eine dem Avolokiteshvara nahe stehende Göttin“438. Dieses Gebet soll wie durch den Laut „HUM“ bezeichnet segenspendend wirken. Der Name Manipadme kann mit „einen Lotos aus Edelsteinen habend“439

Buddhistische Zeichen des Glaubens auf den Gipfeln Tirols

übersetzt werden. In Franz-Karl Erhards „Lexikon des Buddhismus“ finden wir eine alternative Erklärung: Hier wird das „MANI PADME“, das Juwel im Lotos, mit dem Erleuchtungsgeist gleichgesetzt. Dieses Mantra ist nach Erhard „Ausdruck der grundlegenden Haltung des Erbarmens, und in ihrem Rezitieren formuliert sich der Wunsch nach Befreiung zum Wohle aller Lebewesen“440. Die einzelnen Gebetsfahnen haben die Farben Rot, Gelb, Weiß, Blau und Grün. Vereinfacht gesagt symbolisieren diese fünf Farben die buddhistische Lehre der fünf Elemente (Erde, Wasser, Feuer, Luft und Leere bzw. Raum) sowie im tibetischen Buddhismus die vier Himmelsrichtungen und das Zentrum (Stupa). Zusätzlich zum bereits erwähnten Mantra können die Fahnen mit anderen Mantras und buddhistischen Motiven versehen sein. „Am häufigsten wird auf den Bannern Lungta, das Windpferd, abgebildet, Träger des alle Wünsche erfüllenden Juwels“441. Durch den Wind sollen diese Gebete in alle Himmelsrichtungen hinaus getragen werden. „In Tibet und Nepal findet es [das Mantra OM MANI PADME HUM] sich auf zahllosen drehbaren Metalltrommeln, so genannten Gebetsmühlen, Amuletten oder Steinen (Mani-Steine) eingraviert und schwingt so nach volkstümlicher, etwas bequemer Vorstellung von selbst.“442 Die Fahnen werden durch die Witterung schnell beschädigt oder verschlissen, was aber der Glaubensvorstellung der Menschen nicht schadet. Die Fahnen und die Gebete vergehen in der götterbesetzten Natur und nehmen die Gebete mit in den Himmel. „Mit diesen Gebetsfähnchen will man allen Wesen in den bevölkerten Weiten wie in den öden Unermeßlichkeiten ein gutes Wort zukommen lassen. Sie haben aber auch die Funkti202

Buddhistische Zeichen des Glaubens auf den Gipfeln Tirols

on, Glück zu bringen, Gesundheit zu bewahren, indem sie vor Krankheit, bösem Blick, Dämonen oder Unglück schützen, und schließlich Dank auszudrücken für ein erfülltes Gelübde oder eine unerwartete Wohltat.“443 Im buddhistischen Religionsraum, beispielsweise in Tibet, Nepal oder Indien, finden sich die Gebetsfahnen an vielen Orten. Bergsteiger und Trekkingtouristen kennen die Fahnen von ihren Touren in den Berglandschaften des Himalayas. Dort findet man die Fahnen auf Pässen, auf den Gipfeln, an heiligen Orten wie Klosteranlagen oder an Stupas. „Die Stupa stellt eine charakteristische Ausdrucksform buddhistischer Baukunst dar und ist eines der Hauptsymbole des Buddhismus […] Ursprünglich war die Stupa ein Grabmal über den sterblichen Überresten des historischen Buddha und anderer Heiliger. Die Stupas sind Hilfsmittel zur Meditation und Symbol des Erleuchtungszustandes.“444 Stupas können Reliquien beinhalten, an deren Stelle können im Inneren der Stupa aber auch lediglich religiöse Texte oder Bilder eingebaut sein. Dass die tibetische Kultur und ihre Gebetsfahnen längst schon in unserer „westlichen Welt“ angekommen sind, kann man beispielsweise auch daran erkennen, dass der Dalai Lama hier lange schon hohes politisches und gesellschaftliches Ansehen genießt. Aus der öffentlich und privat geführten Diskussion über einen eventuellen Boykott der Olympischen Spiele 2008 in Peking lässt sich ebenfalls auf das hohe Maß an Aufmerksamkeit und Sympathie für diese Kultur und Religion schließen. Damals entfachte sich ein weltweiter Disput darüber, ob angesichts der generellen Menschenrechtssituation in China, der Besetzung 203

Buddhistische Zeichen des Glaubens auf den Gipfeln Tirols

Tibets, der politisch angespannten Situation zwischen China und Taiwan oder etwa der Unterdrückung der Uiguren in Westchina ein Olympiaboykott Sinn machen könnte. Dieses in unserer gegenwärtigen Kultur zunehmend wachsende Tibet- beziehungsweise Asieninteresse wurzelt hauptsächlich in den frühen Entdeckungsreisen. So erforschten die Brüder Adolph, Hermann und Robert Schlagintweit bereits im mittleren 19. Jahrhundert Teile des Himalaya und des Karakorums. Auch der schwedische Geograf Sven Hedin (1865–1952) bereiste Zentralasien und zählt ebenso zu den bedeutenden Forschungsreisenden und Begründern eines europäischen Interesses an Asien. Im beginnenden 20. Jahrhundert wurde der Österreicher Herbert Tichy (1912–1987) zur Schlüsselfigur des Interesse Europas an Tibet. Tichy war Geologe, Bergsteiger und Reiseschriftsteller. Ihm gelang im Rahmen einer spektakulären und zukunftsweisenden Kleinexpedition gemeinsam mit Sepp Jöchler und Herbert Heuberger die Erstersteigung des 8.188m hohen Cho Oyu im Jahr 1954. Bereits im Jahr 1935 brach Tichy nach Tibet auf, um als Pilger verkleidet den Kailash – dieser Berg besitzt in mehreren Religionen den Status von Heiligkeit – zu umrunden. In seinem 1937 erschienen Buch „Zum heiligsten Berg der Welt“ beschrieb er diese Reise und trug somit maßgeblich an einem sich in Europa konstituierenden Tibetinteresse bei. Eine weitere Schlüsselfigur für das keimende Interesse an der tibetischen Kultur war Heinrich Harrer (1912–2006). Im Sommer 1939 nahm Harrer an einer Expedition zum Nanga Parbat teil. In seinem Bestseller „Sieben Jahre in Tibet“ beschrieb Harrer ausgehend von seiner Internierung in Indien durch die 204

Buddhistische Zeichen des Glaubens auf den Gipfeln Tirols

Engländer im Zuge des ausgebrochenen Zweiten Weltkrieges seine Flucht nach Tibet und Lhasa und den daran anschließenden langjährigen Aufenthalt ebendort. Der Kulturwissenschaftler Bernhard Tschofen spricht davon, dass „[…] Werk und Wirken Harrers stark die europäische Wahrnehmung [Tibets] bestimmt haben.“445 Heute – ein paar Jahrzehnte später – scheint sich das Interesse an der buddhistischen Kultur eher sogar noch verfestigt zu haben. „Der Buddhismus im Westen gewinnt besonders unter unangepassten, klugen und frischen Leuten immer mehr Zuspruch: Buddhas Ermutigung, den eigenen Verstand zu gebrauchen und eigene Erfahrung zu machen, wirkt hier befreiend.“446 Die aktuellen Trends im Alpinismus zeigen eine signifikante Entwicklung hin zur außeralpinen Bergreise. Nepal und Tibet werden nun regelmäßig von Wanderern und Bergsteigern bereist. Deren Erlebnisse werden über Bilder und Erzählungen in unsere Kultur transformiert und dort weitergegeben. Die Skizzierung dieser Hintergründe soll helfen, die Existenz der buddhistischen Gebetsfahnen auf unseren heimischen Gipfel besser verstehen zu können. Möglicherweise wehen sie aus einem rein ästhetischen Motiv heraus auf den Bergen, sozusagen als Erinnerungsartefakte eines touristischen Reiseerlebnisses. Sie lassen sich aber auch als Manifestationen eines in unserer Kultur Fuß fassenden neuen Glaubens interpretieren. Für Tschofen wurde in Form der Gebetsfahnen auf unseren Bergen ein imaginäres Bild des Buddhismus, welches sich in unserer Kultur generell ausgebreitet hat, plötzlich real. „Jemand hat in die Alpen übertragen, was in Bildern und Berichten ohnehin längst präsent war.“447 205

7. Zeichen der Ablehnung von Gipfelkreuzsetzungen Das Aufstellen von Gipfelkreuzen kann von Menschen auch negativ empfunden werden, sie können ablehnend auf Gipfelkreuze und deren Symbolik reagieren. Eugen Guido Lammer (1863–1945) soll hier als Repräsentant und Protagonist einer Sichtweise stehen, die die unberührte Natur und Wildnis der Bergwelt in den Mittelpunkt rückt. Lammer war ein Vertreter des führerlosen Bergsteigens und des Alleinganges. Er gilt als einer der Gründer des damals neu aufkommenden Schwierigkeitsalpinismus. „Für mich definiert sich der Alpinismus über die Leistung und über die Todesverachtung. So lauert in ihr verborgen noch ein ganz ausgesuchter Kitzel für den nervösen Sohn des Jahrhunderts, ein Reiz stärkster Art, wie ihn kein anderer Sport bietet, auch nicht die Löwenjagd oder die Ballonfahrt oder das Segeln auf offener See – ich meine die Todesgefahr.“448 Lammers Sichtweise auf den Extremalpinismus konzentriert sich auf das Alleingängerwesen und auf einen selbst gewählten Todespathos, spirituelles oder religiöses Erleben ist hier ausgeklammert. Lammer sieht Gipfelkreuze und Gipfelbücher als unnötige Menschenwerke an. „Droben im Kahlgebirge, im Niemandsheim, im Herrschbereich der zweckfreien, unnützen Naturkräfte, da soll kein einziges Menschenwerk stehen; was hinaufgeraten

Zeichen der Ablehnung von Gipfelkreuzsetzungen

ist in blindem Erschließerwahn, muß nach unten entfernt werden. Vor allem die Kunstpfade und Drahtseile und Eisenstifte und Mauerhaken; die Gipfelbücher, die Denksteine und Tafeln und Fahnen, die Grenzsteine und Steinmandln, die Farbenstriche und Wegweiser, die Kreuze, Bildstöcke und ähnliches.“449 Diese Forderung Lammers in Bezug auf die Gipfelkreuze findet sich auch heute noch im Denken mancher Bergsteiger und ist in seiner extremsten Ausformung an den Zerstörungen und Demontagen von Gipfelkreuzen erkennbar. Eugen Guido Lammer richtete sich aber nicht grundsätzlich gegen das religiöse Empfinden der Alpinisten; es ist die Wildnis der Bergwelt, welche möglichst unberührt erhalten bleiben soll. Lammer formuliert das in seiner wortgewaltigen und ausdrucksstarken Art so: „Was hat das Kreuz in der Gebirgsöde zu sagen? Dieses Denkmal des scheußlichsten Justizmordes aller Zeiten! Lasset doch die Sprache der Elemente rein erklingen, lasset die Natur unverfälscht zu eurer Seele sprechen!“450 Lammers Ideen grenzten sich deutlich von den Hintergründen der kommenden Phase von Gipfelkreuzablehnungen ab; es waren die massiven politischen Umbrüche der 1930er- und 1940er-Jahre, die sich auf die aufgestellten Gipfelkreuze auswirkten. Es kam vor, dass Gipfelkreuze abmontiert oder einfach umgesägt wurden. Im Rahmen der Einweihungsmesse für das Kreuz auf dem Zuckerhütl im Jahr 1947 nimmt Kaplan Loven zu diesen Geschehnissen Stellung: „Zum Dank steht dieses Kreuz, da es dem 208

Zeichen der Ablehnung von Gipfelkreuzsetzungen

Herrn gefallen hat, dieses Tal vor der Kriegswut zu beschützen. Zur Sühne, weil in den vergangenen Jahren so manches Tiroler Gipfelkreuz geschändet wurde und auch aus diesem Land so viel Verrat zum Himmel schrie.“451 Am 25. Juli 1934 wurde der österreichische Bundeskanzler Dollfuß im Zuge eines Putsches ermordet. Zum Andenken an ihn wurde im August 1934 auf dem Lüsener Fernerkogel von der „Vereinigung Jungvaterland Tirol“ ein fünf Meter hohes Metallkreuz gebaut und 1935 eingeweiht. Einige Jahre später wurde das Kreuz „umgesägt“ und über die Westwand des Lüsener Fernerkogels hinuntergeworfen. Erst im August 1947 konnten Haller Bergsteiger das Kreuz bergen und wieder aufstellen.452 Weitere politisch motivierte Kreuzzerstörungen sind vom Kreuz am Haneburger, vom Kreuz am Spitzmandl und vom Kreuz am Tschirgant durch Wilhelm Eppacher dokumentiert und überliefert. Auch vom Gipfelkreuz am Spitzen Stein im Osttiroler Pustertal sind diese Formen der Ablehnung überliefert. Auf diesem Gipfel wurde im Juli des Kriegsjahres 1942 von sechs jungen Männern aus Abfaltersbach ein Kreuz errichtet. Die Einweihung nahm Kooperator Draxl aus Sillian vor. „Bald darauf wurden die Burschen aufgefordert, das Kreuz wieder abzubrechen, da es in der Spezialkarte nicht aufscheine. Dieser Anordnung der geheimen Staatspolizei wurde insofern entsprochen, dass wohl der Querbalken vorübergehen abgenommen, nicht jedoch das ganze Kreuz niedergelegt wurde.“453 Auch das Gipfelkreuz der Serles von 1935 verschwand. „Wie manch anderes Gipfelkreuz der Heimat unterlag bedauerlicherweise auch das auf der Serles den politischen Stürmen der Jahre 1938 bis 1945.“454 209

Zeichen der Ablehnung von Gipfelkreuzsetzungen

In den 1950er-Jahren wandelte sich die Diskussion über die Gipfelkreuzerrichtungen. Nun rückte vermehrt ein neues, wiedergefundenes Naturverständnis in den Mittelpunkt. „Nach Ansicht maßgeblicher alpiner Kreise soll aus Rücksicht auf die Unberührtheit der heimischen Bergwelt aber auch nicht auf jedem x-beliebigen Berg und untergeordnetem Höhenrücken ein Gipfelkreuz errichtet werden, sondern das Gipfelkreuz soll gewissermaßen eine Auszeichnung sein für jene Auslese von Bergen, die dem Tiroler als Inbegriff der Heimat besonders lieb und teuer sind.“455 Im Jahr 1989 befasste sich der Hauptausschuss des Österreichischen Alpenvereins ausführlich mit dem Thema der Gipfelkreuzsetzungen und beschloss, diese grundsätzlich nicht zu unterstützen. Diese Beschlussfassung fügt sich in die Gesamtstrategie des Alpenvereins ein, neben dem Verzicht auf weiteren Hüttenbau die Ursprünglichkeit der Bergwelt zu erhalten. Die Alpinzeitschrift „Everest“ widmete 1990 den Gipfelkreuzen einen Beitrag. „Das Kreuz mit dem Kreuz“ lautete der Artikel in dem zu lesen war von: „[…] alpine[n] Kultpenisse[n] einer merkantilen Gläubigkeit“456 und von der „Zupflasterung der Berge mit Kreuzen, mit protzigen Denkmälern. Das Motiv des Deflorierens, Markierens, Besitzens durchzieht den Alpinismus wie ein roter Faden. […] Der Erfolg wird dokumentiert und besiegelt“457. Gipfelkreuze seien „Identifikationsobjekte eines Volkes und einer Weltanschauung“. Der Autor des Artikels kritisiert, dass die Bezeugung des eigenen Denkens [in der Form von Gipfelkreuzsetzungen] so flächendeckend und massiv erfolgte.

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Zeichen der Ablehnung von Gipfelkreuzsetzungen

Im Jahr 2000 erschien in der Zeitschrift des Österreichischen Alpenvereins „Alpen VEREIN“ ein Beitrag zum Thema Gipfelkreuze. In der Ausgabe Nr. 2 meinte Dr. Andreas Ermacora, Sachwalter für Rechtsangelegenheiten: „In den vergangenen Jahrzehnten nahm die Gewohnheit, Gipfelkreuze zu erreichten, ständig zu. Die Unsitte, jeden Gipfel der Alpen mit einem Gipfelkreuz zu ver-(un)zieren, nahm überhand.“458 Die jüngsten Ausprägungen von Gipfelkreuzablehnungen sind die Demontage und Zerstörung der Gipfelkreuze auf dem Gamsjoch und auf der Kaltwasserkarspitze. Das Gipfelkreuz des Gamsjochs stand nur etwas länger als ein Jahr am Gipfel. Im Sommer 2005 wurde es von Unbekannten demontiert und Richtung Laliderertal in die Tiefe geworfen. Das Kreuz zerbrach und konnte erst während eines Suchfluges mit dem Polizeihubschrauber ein paar Tagen später gefunden, geborgen und abtransportiert werden. Das Ehepaar Kofler überlegte, das demolierte Kreuz als „Mahnmal“ im Tal aufzustellen, nahm aber dann doch davon Abstand. Inzwischen ist das Kreuz repariert und wieder am Gipfel aufgestellt. Gleichzeitig mit der Zerstörung des Gipfelkreuzes vom Gamsjoch kam es, ebenfalls im Karwendel, auf der Kaltwasserkarspitze zum Sturz des Gipfelkreuzes. Auf der Mittleren Jägerkarspitze wurde ein solcher Versuch, das Kreuz aus seiner Verankerung zu reißen abgebrochen. Die Berge des Karwendels sind in den „Alpenpark Karwendel“ eingebettet. Der Alpenpark Karwendel versucht, die Natur über weite Strecken in ihrem ursprünglichen Zustand zu belassen 211

Zeichen der Ablehnung von Gipfelkreuzsetzungen

bzw. über Informationsschienen die Natur den Menschen näherzubringen. Zusätzlich zu den Zerstörungen der Gipfelkreuze gab es in der Bergsaison 2005 weitere Akte von Zerstörungen. So berichtet das Magazin 12/2005 des Alpenparks Karwendel: „Während der Wandersaison 2005 war in den Medien immer wieder über die Zerstörung von Gipfelkreuzen, die Demolierung von Wegweisern oder Seilsicherungen und Übermalungen von Markierungen zu lesen.“459 Die Koordinationsstelle des Alpenparks verurteilt Vandalismus, räumt aber gleichzeitig ein, dass das Karwendel „nicht zur Sportarena degradiert werden soll, wo jeder Gipfel mit einem Kreuz und einem gesicherten Zugang versehen wird.“460

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8. Schlusswort Mit diesem Buch sollte zuallererst ein deskriptives Bild der Tiroler Gipfelkreuze gezeichnet werden. Seit wann gibt es eigentlich Gipfelkreuze? Welche Motive werden von den Aufstellern der Gipfelkreuze genannt? Wer errichtet(e) Gipfelkreuze und wie laufen bzw. liefen die Gipfelkreuzsetzungen ab? Der Darstellung der Historie der Gipfelkreuze folgte der Versuch, die Kreuze zu typologisieren, Gemeinsamkeiten zu finden, das Phänomen der Gipfelkreuzsetzungen verdichtet darzustellen. Diese Typologisierung erlaubte es schließlich, die Bedeutung, die das Aufstellen von Gipfelkreuzen für die dahinterstehenden Menschen hat, herauszuarbeiten und zu hinterfragen. Mit dem hier vorliegenden Buch versuchte ich, auf die angesprochenen Fragestellungen Antworten zu geben. Die ersten Gipfelkreuzsetzungen, hier bezeichnet als die „frühen Gipfelkreuze“, erfüllten eine paradoxe Funktion. Sie wurden hauptsächlich von Theologen als Zeichen des Glaubens und zur Verehrung Gottes errichtet, aber auch als Ausdruck einer Furcht vor einem generellen Verlust des Glaubens. In dieser manifestierten Gefahr des Glaubensverlustes lag die paradoxe Funktion der Gipfelkreuze, sie wurden dadurch als Zeichen des Zweifels oder gar des Glaubensverlustes interpretierbar. Die zahlreichen Aufstellungen von Heimkehrerkreuzen können als erste umfassende Ausprägung des Gipfelkreuzphänomens gesehen werden; als Wegbereiter für die Konjunktur der Gipfelkreuze in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts überwog das Motiv der Heimkehrerkreuze, ergänzt um andere Aufstellmotive wie beispielsweise das

Schlusswort

„Kreuz zur Überwindung des modernen Heidentums auf der Pfriemeswand“461, das „Gedächtniskreuz des Tiroler Herz-Jesu Bundes am Kleinen Solstein“462 oder das Kreuz für „Herrgott und Vaterland auf der Vikarspitze“463. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Gründe für die Kreuzaufstellungen zunehmend vielschichtiger, es traten zunehmend mehr Gipfelkreuzsetzungen mit dem Motiv des Gedenkens auf. Ein genauer Zeitpunkt oder Zeitraum ist für diesen Wandel schwer festzumachen, der Übergang ist fließend. Mit den Gipfelkreuzsetzungen wurden neue Formen von religiösen Handlungen in den alpinen Raum gebracht, beginnend mit der Kreuzsetzung am Kleinglockner im Jahr 1799. Die Säkularisierung unserer Gesellschaft beziehungsweise die Säkularisierungsdebatte bildeten den Ausgangspunkt und den Rahmen für meine Überlegungen bezogen auf die gegenwärtigen Gipfelkreuzsetzungen. Eine Säkularisiertheit der Gesellschaft scheint aber nicht so einfach feststellbar zu sein, eine Säkularisierungsdebatte­ hingegen schon. Ein Prozess der Trennung von Kirche und Glaube begleitet den Zeitraum der Gipfelkreuzsetzungen. „So vielgestaltig die Religiosität in Europa auch ist, so steht doch außer Zweifel, dass Kirche und Religion hier mehr als anderswo auseinanderfallen.“464 Dieses Auseinanderfallen von Kirche und Religion bildet das Spannungsfeld, in welchem die Gipfelkreuzsetzungen durchgeführt werden. Reduzierte Kirchlichkeit bedeutet nicht automatisch auch reduzierte Religiosität. Dem Bedeutungsverlust der Institution Kirche als oberstem Vermittler­ von Glaube und als Anbieter von „Religionsinfrastruktur“ steht häufig der individuelle Wunsch nach Religion und Glaube ge214

Schlusswort

genüber. Den Bergsteigern und den Menschen, die in den alpinen Lebensräumen wohnen, bietet sich die Möglichkeit, das Bergsteigen mit religiösen Elementen zu verknüpfen. Sie können dadurch Religion abseits der traditionellen Kirchlichkeit praktizieren. Das sich entwickelnde Phänomen der Gipfelkreuzsetzungen weist in diese Richtung. Die gegenwärtigen Gipfelkreuzsetzungen geschehen in einem Spannungsfeld zwischen dem, was die Kirche vorschreibt und dem, was die Menschen im Rahmen ihrer religiösen Ausrichtung tatsächlich tun. „Das heißt: für uns spielt nicht die unklärbare Frage eine Rolle, ob das, was die Menschen glauben, wirklich ist; vielmehr betrachten wir das, was die Menschen für wirklich halten und deswegen in ihren Handlungen umsetzen und verwirklichen“465. Die Existenz von offen sichtbaren religiösen Artikulationen im Alpinen – wie Gipfelkreuzen und Jahresmessen – ermöglichte es, sichtbare Aspekte von Religion zu beschreiben und verborgene zu suchen. Hubert Knoblauch skizziert für die Religion ein „Modell der ewigen Wiederkehr“466. Er spricht damit mehrere sich entwickelnde Konjunkturen der Religion  – einen Wechsel von Wiederbelebung und Rückzug in den letzten 250 Jahren – an. Aktuell hinterfragt Knoblauch die Gültigkeit des Begriffs der „Postmoderne“. „Zunächst erschien die Postmoderne in theologischer Hinsicht eine Möglichkeit, die Phänomene des New Age bzw. der alternativen Religiosität zu erfassen“467. Allerdings verschob sich der „Schwerpunkt postmoderner Deutung mehr in Richtung Resakralisierung“468. Knoblauch spricht deshalb auch von einer „[…] späten Moderne, welche die Reflexivität der Moderne aber auch die Reflexion der Tradition betont“469. 215

Schlusswort

Die Gipfelkreuzsetzungen fallen also in eine schwer zu charakterisierende Zeit, deren bestimmende Akzente offenbar (noch) wenig deutlich ausgeprägt sind. Habermas geht von einer „entgleisenden Säkularisierung der Gesellschaft“470 und einer „postsäkularen Gesellschaft“471 aus. Er meint damit, „[…] dass sich die Religion in einer zunehmend säkularen Umgebung behauptet und dass die Gesellschaft bis auf weiteres mit dem Fortbestehen der Religionsgemeinschaften rechnet.“472 Die Indizien für einen neuen Stellenwert der Religion verdichten sich offenbar. Diese Vermutung ist beispielsweise auch aus dem Konflikt um die Existenz von Kreuzen in Schulklassen oder über das Tragen des islamischen Kopftuches, generell in der Diskussion rund um den Islam in Europa, ableitbar. „Die religiösen Traditionen und Symbolsysteme treten zueinander in ein Konkurrenzverhältnis und erzwingen damit auch, dass man sich mit ihnen auseinandersetzt.“473 Gipfelkreuzsetzungen sind Aktivitäten, die öffentlich beobachtbar sind. Sie spielen sich nicht im diskreten, religiösen Rahmen ab, sondern im Licht der Öffentlichkeit, zumeist unter Miteinbeziehung eines Kollektivs. Projektmeetings, Kleingruppen und gemeinsames Arbeiten am Projekt charakterisiert die Tätigkeiten im Vorfeld einer Kreuzsetzung. Daxelmüller spricht davon, „[…] dass die volkskundliche Auseinandersetzung mit der Religiosität der Gesellschaft darauf zu achten hat, wie der Mensch innerhalb eines ethisch bestimmten Bezugsrahmens seine Bezogenheit zu Gott und auf den Mitmenschen begreift und für sich selbst begründet“474. Der Mensch tritt als Gestalter seiner Religion auf. So zeigen beispielsweise die mit einem Blitzableiter versehenen Gipfelkreuze, wie die Menschen ihren Bezug zu Gott gestalten. 216

Schlusswort

Das Gipfelkreuz auf dem Erzberg wurde 1823 errichtet und mit einem Blitzableiter versehen. Dazu meint Scharfe: „Was einst – als Wetterkreuz – die Fluren vor dem verderbenden Einfluss zu schützen hatte, das Kreuz als Zeichen des siegreichen Erlösers: das bedurfte fortan selbst des Schutzes – und zwar einer schützenden Einrichtung aus Menschenhand.“475 Diese „neue kulturelle Figur“, wie Scharfe sie nennt, war zweifellos Dokument der historischen Umbrüche, die für diese Zeit prägend waren. Heute gehören Blitzableiter zur standardmäßigen Bestückung eines Gipfelkreuzes, vor allem auf Holzkreuzen. So finden sich am neuen Kreuz der Serles gleich drei Stück davon. Die Blitzableiter der Gegenwart kann man als Symbol dafür deuten, dass eine Veränderung im Glauben der Menschen stattgefunden hat. Eingebettet in das sich verändernde Verhältnis zu Gott stellen die Menschen Gipfelkreuze auf und bearbeiten diese künstlerisch. Nach dem Volkskundler Lenz Kriss-Rettenbeck tendieren die Menschen dazu, mehr die Pracht als die Heiligkeit zu verehren. Tatsächlich manifestiert sich ein Trend, die Gipfelkreuze handwerklich-künstlerisch zu gestalten. Das betrifft beispielsweise das oben beschriebene Gipfelkreuz am Zuckerhütl (Kreuz mit zwei um 90° versetzte Querbalken), das Kreuz am Aperen Freiger (drei Orgelpfeifen in cis, aufwendige Holzkonstruktion), das Kreuz vom Golzentipp (aufwendig konstruiertes Holzkreuz) und das Kreuz vom Sennjoch (aufwendiges Metallkreuz, konstruiert anlässlich der 100-Jahr-Feier der HTL Fulpmes). Der Wunsch, einfache und schlichte Kreuze aufzustellen, ist dennoch auch gegenwärtig zu finden. Diese werden sehr wohl noch aufgestellt, so beispielsweise auf der Peilspitze oder am Kleinen 217

Schlusswort

Zunig. Gelegentlich wird die Minimalform des Kreuzes noch zusätzlich mit einfachen Artefakten versehen. An den Gipfelkreuzen können sich beispielsweise Strahlenkränze befinden, die um den Schnittpunkt der Balken herum angebracht sind. Es können aber auch Steine vom Gipfel oder Bergkristalle in das Kreuz eingearbeitet sein. Nicht nur die Form des klaren, einfachen Lärchenholzkreuzes wird von den Aufstellern gewählt, sondern auch künstlerisch-ästhetisch gestaltete Formen finden heute Anklang. Die Setzung von technisch aufwendig konstruierten und schweren Metallkreuzen wird vor allem erst durch den Einsatz von Hubschraubern ermöglicht. Die Gipfelkreuze können aber auch Träger von Zeichen des Buddhismus sein, indem sie oft mit buddhistischen Gebetsfahnen behangen sind. Die Gebetsfahnen gehen dabei eine „Symbiose“ mit dem Kreuz ein: Die vorhandenen Verankerungen dienen oft als Träger der Fahnen. Diese Symbiose zweier zentraler, bedeutungsstarker Religionssymbole versinnbildlicht die Möglichkeit der friedlichen Koexistenz von Religionen. Diese Arbeit zeigte eine kulturelle Gebärde auf, die vor dem Hintergrund eines Rückgangs kirchlich-institutionalisierter Religion von den Menschen gelebt wird. Gipfelkreuzsetzungen, Einweihungsmessen und Gipfelmessen zeigen, dass zumindest ein Teil der Alpinisten und der in den alpinen Bereichen lebenden Menschen gegenwärtig auf religiös-sakrale Handlungen und Glaubensformen in ihrem Leben Wert legen. Bei den Gipfelkreuzsetzungen der Gegenwart finden sich aber auch andere Motive: So können Gipfelkreuze durchaus als feierlicher Ausdruck eines grundsätzlich profanen Ereig218

Schlusswort

nisses aufgestellt werden, Vereinsjubiläen und Geburtstage als Motive für die Gipfelkreuzsetzungen weisen in diese Richtung. Auch einfach nur persönliche Gründe, wenn „individuelle Geschmacksvorstellungen“ durch die Aufstellung eines Kreuzes auf einem Gipfel befriedigt werden, können für eine Aufstellung auslösend sein. Auch die Suche nach gemeinschaftlichen Erlebnissen stellt eine weitere Erklärungsmöglichkeit dar. Das Projekt der Gipfelkreuzsetzung kann für die handelnden Personen mit Erlebnischarakter versehen sein. Eine von den Menschen gelebte Innenorientierung wird mit dem Projekt einer Gipfelkreuzsetzung kombiniert und soll zum „Projekt des schönen Lebens“476 beitragen. Das kann sowohl im Rahmen einer gemeinschaftlich orientierten Aufstellung geschehen, als auch bei einer ausschließlich privaten. Selten allerdings wird einer Gipfelkreuzsetzung ausschließlich ein einziges Motiv zuweisbar sein, vielmehr ist eine Vermischung von Motiven erkennbar. Selbst die Ablehnung von Gipfelkreuzen ist ein nicht zu übersehendes Phänomen, welches sich bereits seit vielen Jahrzehnten als Diskussion, aber auch in Form von Handlungen, bemerkbar macht. Hauptsächlich die Sehnsucht nach unberührter oder unverfälschter Natur motiviert die Gegner von Gipfelkreuzsetzungen aktiv zu werden und vielleicht sogar Gipfelkreuze von den Bergen zu entfernen. Eine etwas anders gelagerte Form der Ablehnung von Gipfelkreuzen, im hier zitierten Fall von Religion allgemein, wird in einem Spruch deutlich, der im Gipfelbuch des Vorderen Brandjochs bei Innsbruck hinterlassen wurde:

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Das Gipfelkreuz es schreit: lobet den Herrn! Ist das doch der Wahrheit Kern. Doch läuft es auch in meinem Sinn, wenn ich Kind Gottes bin?477 Die Religion im alpinen Raum grenzt sich aber von populären, neuen Religionsformen ab, die beispielsweise einzelnen Lebensbereichen Religiosität zuschreiben. Körperkult, Geld oder Arbeit mögen nach einer weiten Definitionen von Religion in die Nähe von Religion gerückt werden, die Religion im alpinen Raum ist aber trotz ihres Wandels mit der traditionellen Grundstruktur der kirchlichen Religion  – der Amtskirche  – fest verbunden. Dieser Wandel wird nicht nur von den Menschen nachgefragt und durchgeführt, sondern findet auch innerhalb der institutionellen Kirche eine Entsprechung. Es wandelt sich also nicht nur der Wunsch der Menschen, die Religion modifiziert zu leben; in der Teilnahme der Kirche als Institution an den Einweihungsfeiern finden sich auch Wandlungs- und Anpassungsmuster der Amtskirche an ein neues Religionsverständnis. Die zahlreichen Durchführungen gut besuchter Bergmessen und eben die Gipfelkreuzsetzungen weisen darauf hin. Über die kulturelle Gebärde der gegenwärtigen Gipfelkreuzsetzungen wird es den Menschen ermöglicht, individualisierte und privatisierte Glaubenshandlungen zu tätigen. Ein „eigener Gott“ gewinnt an Stellenwert, eine Privatisierung der Religion wird erkennbar. Die Gipfelkreuzsetzungen fügen sich in eine Zeit ein, in der eine Säkularisierungsdebatte vor sich geht. Als Gesamtphänomen zeigen die Gipfelkreuzsetzungen an, wie Menschen auf sehr vielschichtige Art und Weise Herausforderungen des Alltags in kulturell-religiöse Handlungen umsetzen. 220

9. Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Stich: Gurgler Eissee, Ende 19. Jahrhundert, Eigenbesitz Abbildung 2: Wieland Hans Beat, Bittgang zum Mittelberg fernen (Gletscherprozession), Aquarell, oJ. © Alpenverein, Museum Innsbruck, Inr. Nr. 2655. Abbildung 3: Glacier d‚Aletsch (Valais). Stahlstich Mitte 19. Jahrhundert, Eigenbesitz Abbildung 4: Gipfelkreuz Kleiner Gamsstein, Foto Wolfgang Kunz Abbildung 5: Aufstellung Gipfelkreuz Zugspitze, Holzstich 1851. In: Ott, Christoph: Die Zugspitz=Expedition zur Errichtung eines vergoldeten Eisen=Zylinder=Kreuzes auf dem höchsten westlichen Zugspitzgiebel. München 1851. Zur Verfügung gestellt durch das Werdenfelser Museum in Garmisch-Partenkirchen Abbildung 6: Gipfelkreuz auf dem Habicht, Foto Michael Kluckner Abbildung 7: Segnung Heimkehrerkreuz, Postkarte nach einer Fotografie, ohne Datierung, Eigenbesitz Abbildung 8: Gipfelkreuz auf dem Vorderen Kreuzjoch in See im Paznauntal, Foto Marko Hellings Abbildung 9: Gipfelstatue auf der Hohen Kirche, Foto Wolfgang Kunz

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 10: Abbildung 11: Abbildung 12: Abbildung 13: Abbildung 14: Abbildung 15: Abbildung 16:

Gipfelkreuz/Friedenssymbol auf dem Kleinen Gilfert, Foto Wolfgang Kunz Gipfelkreuz auf dem Aperen Freiger, Foto Andreas Rauchegger Gipfelkreuz Pflerscher Tribulaun, Foto Wolfgang Kunz Gipfelkreuz auf der Serles, Foto Wolfgang Kunz Das Gipfelkreuz der Inneren Sommerwand behangen mit Gebetsfahnen, Foto Thomas Fankhauser Gebetsfahnen auf einem Stupa in Kathmandu-Nepal, Foto Wolfgang Kunz Das zerstörte Gipfelkreuz des Gamsjochs, Foto Margit Kofler

222

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Anmerkungen zu Kapitel 1

Anmerkungen zu Kapitel 1: Einleitung 1 Arlt, Herbert: Die kulturelle Dimension. In: Arlt, Herbert (Hrsg): Uhuru Peak/Kilimanjaro. Die kulturelle Dimension. Wien 2008, 49 2 Grupp, Peter: Faszination Berg. Die Geschichte des Alpinismus. Köln · Weimar · Wien 2008, 15 3 Danner, Peter: Götter, Kaiser, Kannibalen. Berge als Zone der anderen. In: Aspetsberger, Friedbert (Hrsg): Der Berg. Einige Berg- und Tal-, Lebens- und Todesbahnen. Innsbruck 2001, 257 4 Kunz, Wolfgang: E-Mail der Diözese Innsbruck, eingegangen am 1.10.2008 in Rum 5 Grupp, Peter: Faszination Berg. Die Geschichte des Alpinismus. Köln · Weimar · Wien 2008. 16 6 Eliade, Mircea: Die Religion und das Heilige. Elemente der Religionsgeschichte. Salzburg 1954, 132 7 Körtner, Ulrich H.J.: Der verborgene Gott. Zur Gotteslehre. Neukirchen-Vluyn 2000, V 8 Die Bedeutungsstrukturen der einzelnen Gipfelkreuztypen können hier allerdings nur angerissen werden, ein größerer Umfang würde wohl den Rahmen sprengen; jede dieser Kategorien hätte das Potential, in seinen Bedeutungsstrukturen detaillierter und tiefer erforscht zu werden.

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Anmerkungen zu Kapitel 2

Anmerkungen zu Kapitel 2: Vom kulturellen Umfeld der Gipfelkreuzsetzungen   9 Danner, Peter: Götter, Kaiser, Kannibalen. Berge als Zone der anderen. In: Aspetsberger, Friedbert (Hrsg): Der Berg. Einige Berg- und Tal-, Lebens- und Todesbahnen. Innsbruck 2001, 226 10 ebd, 231 11 Grupp, Peter: Faszination Berg. Die Geschichte des Alpinismus. Köln · Weimar · Wien 2008, 26 12 Petrarca, Francesco: Die Besteigung des Mont Ventoux. Stuttgart 1995, 5 13 Vgl dazu: Perfahl, Jost: Kleine Chronik des Alpinismus. Rosenheim 1984, 27 14 Scharfe, Martin: Über die Religion. Glaube und Zweifel in der Volkskultur. Köln 2004, 9 15 Danner, Peter: Götter, Kaiser, Kannibalen. Berge als Zone der anderen. In: Aspetsberger, Friedbert (Hrsg): Der Berg. Einige Berg- und Tal-, Lebens- und Todesbahnen. Innsbruck 2001, 256 16 Rousseau, Jean-Jaques: Bekenntnisse. Frankfurt am Main und Leipzig 1985, 257 17 Scharfe, Martin: Über die Religion. Glaube und Zweifel in der Volkskultur. Köln 2004, 9 18 ebd, 9 19 Richter, Eduard: Die Erschliessung der Ostalpen. Berlin 1893, 121 20 Scharfe, Martin: Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus. Wien · Köln · Weimar 2007, 99 21 Richter, Eduard: Die Erschliessung der Ostalpen. Berlin 1893, 2 233

Anmerkungen zu Kapitel 2

22 ebd, 2 23 Tschofen, Bernhard: Berg, Kultur, Moderne. Volkskundliches aus den Alpen. Wien 1999, 228 24 ebd, 229 25 Scharfe, Martin: Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus. Wien 2007, 18 26 Grohmann, Paul: Wanderungen in den Dolomiten. Wien 1877, 152 27 Lauterbach, Burkhart: Tourismus. Eine Einführung aus Sicht der volkskundlichen Kulturwissenschaft. Würzburg 2006, 9 28 Tschofen, Bernhard: Berg, Kultur, Moderne. Volkskundliches aus den Alpen. Wien 1999, 228 29 Knoblauch, Hubert: Populäre Religion. Auf dem Weg in eine spirituelle Gesellschaft. Frankfurt am Main 2009, 43 30 Geertz, Clifford: Religion als kulturelles System. In: Ders. Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme. Frankfurt am Main 1983, 59 31 ebd, 48 32 Das ist eine Möglichkeit der Definition. Scharfe spricht aber auch davon, dass Religion ganz einfach Kultur sei, kulturelles Menschenwerk. 33 Scharfe, Martin: Über die Religion. Glaube und Zweifel in der Volkskultur. Köln 2004, IX 34 ebd, 10 35 Eliade, Mircea: Das Heilige und das Profane. Vom Wesen des Religiösen. Frankfurt am Main 1998, 105 36 Knoblauch, Hubert: Populäre Religion. Auf dem Weg in eine spirituelle Gesellschaft. Frankfurt am Main 2009, 16 37 Scharfe, Martin: Über die Religion. Glaube und Zweifel in der Volkskultur. Köln 2004, 10 234

Anmerkungen zu Kapitel 2

38 ebd,11 39 ebd, 18 40 ebd, 24 41 ebd, 25 42 ebd, 167 43 ebd, 187 44 Daxelmüller, Christoph: Volksfrömmigkeit. In: Brednich, Rolf W. Grundriß der Volkskunde. Einführung in die Forschungsfelder der europäischen Ethnologie. Dritte und überarbeitete Auflage. Berlin 2001, 493 45 ebd, 494 46 Körtner, Ulrich H. J.: Wiederkehr der Religion? Das Christentum zwischen neuer Spiritualität und Gottvergessenheit. Gütersloh 2006, 11 47 Portmann, Adrian: Kochen und Essen als implizite Religion. Lebenswelt, Sinnstiftung und alimentäre Praxis. Münster 2003, 40 48 ebd, 41 49 ebd, 42 50 Scharfe, Martin: Über die Religion. Glaube und Zweifel in der Volkskultur. Köln 2004, 4 51 Habermas, Jürgen: Vorpolitische Grundlagen des demokratischen Rechtsstaates? In: Ders. u. Ratzinger, Joseph: Dialektik der Säkularisierung. Über Vernunft und Religion. Freiburg im Breisgau 2005, 27 52 Knoblauch, Hubert: Populäre Religion. Auf dem Weg in eine spirituelle Gesellschaft. Frankfurt am Main 2009, 26 53 ebd, 40 54 ebd, 40 55 ebd, 12 235

Anmerkungen zu Kapitel 3

Anmerkungen zu Kapitel 3: Kulturgeschichte des Gipfelkreuzes 56 Scharfe, Martin: Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus. Wien · Köln · Weimar 2007, 183 57 http://www.onb.ac.at/sammlungen/karten/kartenzimelien/17.htm (Stand: 23.12.2009) 58 Beimrohr, Wilfried: Warmud Ygl und seine Karte von Tirol. Tiroler Landesarchiv, 5 59 ebd, 7 60 vgl. dazu: Beimrohr, Wilfried: Warmud Ygl und seine Karte von Tirol. Tiroler Landesarchiv, 7 61 ebd, 7 62 ebd, 5 63 vgl. dazu Scharfe, Martin: Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus. Wien · Köln · Weimar 2007 64 Haid, Hans: Über Gletscherbannung, Bittgänge, scharfe Gelübde, Kinderprozessionen zum Ferner usw. In: Ist es der Sindtfluss? Kulturelle Strategien & Reflexionen zur Prävention und Bewältigung von Naturgefahren. Innsbruck 2008, 73 65 Schucht, Richard: Das Pitzthal. In: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. München 1900, 128 66 Haid, Hans: Über Gletscherbannung, Bittgänge, scharfe Gelübde, Kinderprozessionen zum Ferner usw. In: Ist es der Sindtfluss? Kulturelle Strategien & Reflexionen zur Prävention und Bewältigung von Naturgefahren. Innsbruck 2008, 76 67 Holzhauser, Hanspeter: Die Alpen. Sonderheft zum 125jähigen Bestehen des SAC. Bern 1988, 150 68 ebd 236

Anmerkungen zu Kapitel 3

69 Scharfe, Martin: Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus. Wien · Köln · Weimar 2007, 183 70 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 6 71 Grohmann, Paul: Wanderungen in den Dolomiten. Wien 1877, 250 72 ebd, 236 73 Stolz, Otto: Anschauung und Kenntnis der Hochgebirge vor dem Erwachen des Alpinismus. In: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Band 59. München 1928, 35 74 ebd, 35 75 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 6 76 Scharfe, Martin: Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus. Wien · Köln · Weimar 2007, 270 77 Scharfe, Martin: Valentin Stanig besteigt den Watzmann, 1800. Fallstudie zu einer kulturellen Szene. In: Zimmermann, Harm-Peer (Hrsg): Was in der Geschichte nicht aufgeht. Inderdisziplinäre Aspekte und Grenzüberschreitungen in der Kulturwissenschaft Volkskunde. Marburg 2003, 129 78 Scharfe, Martin: Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus. Wien · Köln · Weimar 2007, 270 79 ebd, 272 80 ebd, 21 81 Scharfe, Martin: Das Gefühl der Höhe. Bilder zur Frühgeschichte der Bergsteigerseele. In: Felsch, Philipp (Hrsg); Gugger, Beat (Hrsg); Rath, Gabriele (Hrsg): Berge, eine unverständliche Leidenschaft. Buch zur Ausstellung des Al237

Anmerkungen zu Kapitel 3

penverein-Museums in der Hofburg Innsbruck. 2. Auflage 2009, Wien/Bozen, 40 82 Klemun, Marianne: Dynamisierung von Zeit und Raum. Die Großglockner-Expeditionen 1799/1800. In: Aspetsberger, Friedbert (Hrsg): Der Berg. Einige Berg- und Tal-, Lebens- und Todesbahnen. Innsbruck 2001, 149 83 Klemun, Marianne: Der „fürstliche“ Großglockner anno 1799 und 1800: Ziel wissenschaftlichen Begehrens. Ein Reiseführer zur „Ausstellung 200 Jahre Großglockner-Erstbesteigung“. In: Österreichische Alpenzeitung. Folge 1551– 1553. Mai–Oktober 2000, 5 84 Klemun, Marianne: Dynamisierung von Zeit und Raum. Die Großglockner-Expeditionen 1799/1800. In: Aspetsberger, Friedbert (Hrsg): Der Berg. Einige Berg- und Tal-, Lebens- und Todesbahnen. Innsbruck 2001, 157 85 ebd, 158 86 Scharfe, Martin: Über die Religion. Glaube und Zweifel in der Volkskultur. Köln 2004, 16 87 ebd, 20 88 Scharfe, Martin: Valentin Stanig besteigt den Watzmann, 1800. Fallstudie zu einer kulturellen Szene. In: Zimmermann, Harm-Peer (Hrsg): Was in der Geschichte nicht aufgeht. Inderdisziplinäre Aspekte und Grenzüberschreitungen in der Kulturwissenschaft Volkskunde. Marburg 2003, 145 89 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 8   90 Grupp, Peter: Faszination Berg. Die Geschichte des Alpinismus. Köln · Weimar · Wien 2008, 58  91 Lauterbach, Burkhart: Tourismus. Eine Einführung aus 238

Anmerkungen zu Kapitel 3

Sicht der volkskundlichen Kulturwissenschaft. Würzburg 2006, 148  92 Günther, Dagmar: Alpine Quergänge. Kulturgeschichte des Bürgerlichen Alpinismus (1870–1930). Frankfurt/ New York 1998, 36  93 Scharfe, Martin: Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus. Wien · Köln · Weimar 2007, 21  94 http://www.bergruf.de/alpinhistorie/barth/kalkalpen/ karwendel_gleiersch_entschluss.html (Stand:7.11.08)  95 Klemun, Marianne: Der „fürstliche“ Großglockner anno 1799 und 1800: Ziel wissenschaftlichen Begehrens. Ein Reiseführer zur „Ausstellung 200 Jahre GroßglocknerErstbesteigung“. In: Jubiläum Großglockner 200 Jahre. Österreichische Alpenzeitung 2000, 18   96 ebd, 18   97 Klemun, Marianne: … mit Madame Sonne konferieren. Die Großglockner-Expeditionen 1799 und 1800. Klagenfurt 2000, 151   98 Orrasch, Franz Joseph: Transkription durch Marianne Klemun. In: … mit Madame Sonne konferieren. Die Großglockner-Expeditionen 1799 und 1800. Klagenfurt 2000, 310   99 ebd, 342 100 ebd, 351 101 ebd, 352 102 Chorvat, Helmut: Das Gipfelkreuz auf dem Großglockner. In: In: Österreichische Alpenzeitung. Folge 1551–1553. Mai–Oktober 2000, 51 103 ebd, 54 104 ebd, 54 105 ebd, 51 239

Anmerkungen zu Kapitel 3

106 Tiroler Tageszeitung 1999, Nr: 176, 7 107 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 53 108 ebd, 53 109 Kunz, Wolfgang: E-Mail von Unterberger Josef, eingegangen am 24.11.2008 in Rum 110 ebd 111 Schöpf, J.A.: Peter Carl Thurwieser. Salzburg 1871, 2 112 ebd, 35 113 ebd, 40 114 Richter, Eduard: Die Erschliessung der Ostalpen. Berlin 1893, 9 115 Schöpf, J.A.: Peter Carl Thurwieser. Salzburg 1871, 42 116 vgl dazu: Lehr, Rudolf: Dachstein. Abenteuer in Vergangenheit und Gegenwart. Linz 1982, 144 117 vgl . dazu Scharfe, Martin: Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus. Köln 2007, 273 118 ebd, 93 119 Thurwieser, Peter Karl: Die Besteigung und Messung des Fernerkogels und der Habichtspitze im Jahre 1836, hier S. 25. In: Sechster Band der Zeitschrift des Ferdinandeums. Innsbruck 1840. Quelle: http://books.google.com/ 120 Schöpf, J.A.: Peter Carl Thurwieser. Salzburg 1871, 61 121 Richter, Eduard: Die Erschliessung der Ostalpen. Berlin 1893, 121 122 Fritsch, Sylvia: Erlebnis Museum. Werdenfels Museum Garmisch-Partnkirchen. Garmisch Partenkirchen 2007, 88 123 Ott, Christoph: Die Zugspitz-Expedition zur Errichtung eines vergoldeten Eisen-Zylinder-Kreuzes auf dem höchsten westlichen Zugspitzgiebel. München 1851, 5 240

Anmerkungen zu Kapitel 3

124 Richter, Eduard: Die Erschliessung der Ostalpen. Berlin 1893, 124 125 Ott, Christoph: Die Zugspitz-Expedition zur Errichtung eines vergoldeten Eisen-Zylinder-Kreuzes auf dem höchsten westlichen Zugspitzgiebel. München 1851, 8 126 ebd, 11 127 ebd, 14 128 Fritsch, Sylvia: Erlebnis Museum. Werdenfels Museum Garmisch-Partnkirchen. Garmisch Partenkirchen 2007, 89 129 Rost, Bernd: 100 Jahre Gruttenhütte. Festschrift zur Jubiläumsfeier a. 15. /16. Juli 2000. München 2000, 9 130 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 56 131 Rost, Bernd: 100 Jahre Gruttenhütte. Festschrift zur Jubiläumsfeier a. 15. /16. Juli 2000. München 2000, 36 132 Scharfe, Martin: Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus. Köln 2007, 21 133 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 8 134 Saunders, Nicholas, J: Kruzifix, Kalvarienberg und Kreuz. Materialität und Spiritualität in den Landschaften des Ersten Weltkrieges. In: Korff, Gottfried (Hg.): Alliierte im Himmel. Populare Religiosität und Kriegserfahrung. Tübingen 2006, 296 135 Kaiser, Alexandra: „Allerheldentotenfest“. Politische Sinnstiftung und rituelle Formung des Gefallenengedenkens. In: Korff Gottfried (Hg.): Alliierte im Himmel. Populare Religiosität und Kriegserfahrung. Tübingen 2006, 86 241

Anmerkungen zu Kapitel 3

136 vgl dazu: Fliege, Thomas: „Und wenn die Welt voll Teufel wär“. Die Instrumentalisierung des Michaelskultes im Ersten Weltkrieg. In: Korff, Gottfried: KriegsVolksKunde. Zur Erfahrungsbindung durch Symbolisierung. Tübingen 2005, 249 137 Textteil. 138 Kaiser, Alexandra: „Allerheldentotenfest“. Politische Sinnstiftung und rituelle Formung des Gefallenengedenkens. In: Korff Gottfried (Hg.): Alliierte im Himmel. Populare Religiosität und Kriegserfahrung. Tübingen 2006, 111 139 Lehmann, Albrecht: Gefangenschaft und Heimkehr. Deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion. München 1986, 9 140 Lehmann weist aber darauf hin, dass dieses Sterben nicht auf besondere Härten durch die russischen Verantwortlichen bedingt war. Nach dem jahrelangen Krieg auf russischem Terrain war es den Russen selbst nicht möglich, die eigene Bevölkerung ausreichen zu ernähren. Als das dann später doch möglich wurde, setzte man alles daran, die Gefangenen genauso gut zu versorgen wie die vom Krieg betroffenen Sowjetbürger. 141 Lehmann, Albrecht: Gefangenschaft und Heimkehr. Deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion. München 1986, 136 142 Lehmann, Albrecht: Gefangenschaft und Heimkehr. Deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion. München 1986, 143 143 ebd, 134 144 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 16 145 Kunz, Wolfgang: E-Mail von Matthias Hill, DAV-AllgäuImmenstadt, eingegangen in Rum am 25.3.2010 242

Anmerkungen zu Kapitel 3

146 Kunz, Wolfgang: Interview mit Herrn Heinz Pfurtscheller, geboren am 17.2.1928, aufgenommen am 12.3.2009 in Fulpmes 147 ebd 148 ebd 149 ebd 150 ebd 151 Loven, Karl: Das Gipfelkreuz. Jugend in Kampf und Bewährung. Recklinghausen 1951, 5 152 ebd, 6 153 ebd, 16 154 ebd, 38 155 ebd, 152 156 ebd, 158 157 ebd, 159 158 Der Spiegel vom 30.5.1951, Nr. 22, 33 159 ebd, 33 160 ebd, 33 161 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 39 162 ebd, 67 163 Chronik Sillian, vgl. Osttiroler Bote vom 20.8.1948, Bericht von Anton Lanser 164 ebd 165 http://www.alpenverein.at/sillian/Berichte/2008_03_ 29_11426889_Marke.php?navid=19 (Stand: 27.11.2009) 166 167 ebd 167 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 28 168 ebd 243

Anmerkungen zu Kapitel 3

169 Kunz, Wolfgang: Interview mit Siegfried Gaugg, Sohn von Anton Gaugg und jetziger Wirt der Pleisenhütte, aufgenommen am 19.3.2009 in Scharnitz 170 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 30 171 Kunz, Wolfgang: Interview mit Siegfried Gaugg, Sohn von Anton Gaugg und jetziger Wirt der Pleisenhütte, aufgenommen am 19.3.2009 in Scharnitz 172 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 32 173 ebd, 32 174 ebd, 43 175 Land Tirol 1952. Nr. 18, 4 176 ebd, 4 177 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 47 178 Tiroler Tageszeitung 1950. Nr. 177, 4 179 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 21 180 Tiroler Nachrichten 1953. Nr. 227, 4 181 Osttiroler Bote 1953. Nr. 29, 3 182 Tiroler Bauernzeitung 1953. Nr. 33, 4 183 Saunders, Nicholas, J: Kruzifix, Kalvarienberg und Kreuz. Materialität und Spiritualität in den Landschaften des Ersten Weltkrieges. In: Korff, Gottfried (Hg.): Alliierte im Himmel. Populare Religiosität und Kriegserfahrung. Tübingen 2006, 297 184 Korff, Gottfried: Vorwort zu KriegsVolksKunde. In: KriegsVolksKunde. Zur Erfahrungsbindung durch Symbolbildung. Tübingen 2005, 25 244

Anmerkungen zu Kapitel 3

185 ebd, 27 186 ebd, 112 187 Lehmann, Albrecht: Gefangenschaft und Heimkehr: Deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion. München 1986, 112 188 Beil, Christine; Winkel, Ralph: „Primitive Religiosität“ oder „Krise der sittlichen Ordnung“? Wissenschaftsgeschichtliche Anmerkungen zur Aberglaubensforschung im Ersten Weltkrieg. In: Korff, Gottfried: KriegsVolksKunde. Zur Erfahrungsbindung durch Symbolisierung. Tübingen 2005, 149 189 ebd, 176 190 Land Tirol 1952. Nr. 18, 4 191 ebd, 4 192 Tiroler Nachrichten 1952. Nr. 181, 4 193 Tiroler Nachrichten 1953. Nr. 194, 4 194 Fiegl, Otto: 100 Jahre „Verein der katholischen Bergführer Sölden, Ötztal“. Festschrift 2007, 4 195 Tiroler Volksbote 1932. Nr. 47 196 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957. 26 197 Fiegl, Otto: 100 Jahre „Verein der katholischen Bergführer Sölden, Ötztal“. Festschrift 2007, 10 198 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 42 199 Tiroler Tageszeitung 1977. Nr. 209, 3 200 Tiroler Tageszeitung 1962. Nr. 238, 3 201 Tiroler Tageszeitung 1962. Nr. 243, 4 202 Tiroler Tageszeitung 1962. Nr. 254, 5 203 Tiroler Tageszeitung 1962. Nr. 239, 3 245

Anmerkungen zu Kapitel 3

204 Tiroler Bauernzeitung 1978. Nr. 33, 12 205 Tiroler Tageszeitung 1965. Nr. 204, 5 206 Kunz, Wolfgang: E-Mail K.H., eingegangen am 29. 10. 2009 in Rum 207 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 16 208 Tiroler Bauernzeitung 1969. Nr. 24, 14 209 Tiroler Nachrichten 1963. Nr. 211, 4 210 Tiroler Bauernzeitung 1969. Nr. 24, 14 211 Außerferner Nachrichten 1969. Nr. 25/ 1 212 Tiroler Bauernzeitung 1969. Nr. 24, 14 213 Tiroler Bauernzeitung 1969. Nr. 26, 9 214 Tiroler Tageszeitung 1969. Nr. 226, 10 215 Tiroler Bauernzeitung 1960. Nr. 37, 11 216 Osttiroler Bote 1961. Nr. 37, 9 217 Tiroler Bauernzeitung 1969. Nr. 26, 9 218 Tiroler Tageszeitung 1964. Nr. 192, 3 219 Der Bergsteiger. 32. Jahrgang. Heft 3. Dezember 1964, 275 220 Osttiroler Bote 1974. Nr. 34, 14 221 Osttiroler Bote 1979. Nr. 33, 34 222 Kriss-Rettenbeck, Lenz: Bilder und Zeichen religiösen Volksglaubens. München 1963, 12 223 Kunz, Wolfgang: E-Mail von J.Z., eingegangen am 14. 11. 2008 in Rum 224 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 13

246

Anmerkungen zu Kapitel 4

Anmerkungen zu Kapitel 4: Typologie der Gipfelkreuze 225 Köstlin, Konrad: Totengedenken am Straßenrand. Projektstrategie und Forschungsdesign. In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde. Wien 1992 (95), 310 226 ebd, 315 227 Kunz, Wolfgang: E-Mail K.H., eingegangen am 29. 10. 2009 in Rum 228 Kunz, Wolfgang: Interviewpartner wollte ungenannt bleiben, aufgenommen am 28.6.2009 in Vals 229 ebd 230 Kunz, Wolfgang: E-Mail K.H., eingegangen am 29. 10. 2009 in Rum 231 ebd 232 ebd 233 http://www.osttirolerbote.at/(Stand:18.9.2009) 234 Oberländer Rundschau 1980. Nr. 42, 5 235 Tiroler Tageszeitung 1984. Nr. 184, 4 236 Kitzbühler Anzeiger 1985. Nr. 41, 2 237 Tirol aktuell Ost 1986. Nr. 38, 7 238 Tirol aktuell Ost 1986. Nr. 34, 3 239 Blickpunkt Landeck 1988. Nr. 31, 21 240 http://bergrettung.scheffau.net/chronik (Stand: 12.3.2008) 241 Gostner, Fritz; Bertsch, Josef: Vom Marterl zum Gipfelkreuz. Christliche Wegzeichen in Thaur. Thaur 2004, 113 242 Tiroler Tageszeitung 1999. Nr. 153, 17 243 Aka, Christine: Unfallkreuze. Trauerorte am Straßenrand. Münster/New York/München/Berlin 2007, 86 244 ebd, 87 247

Anmerkungen zu Kapitel 4

245 Greverus, Ina-Maria: Anthropologisch Reisen. Hamburg 2002, 7 246 Vgl. Stöger, Peter: Wo liegt Afrika? Pädagogisch-anthropologische Grundpositionen zum Nord-Süd-Dialog. Band 8. Frankfurt am Main 2000, 126 247 ebd, 133 248 Transkription aus Film „Dem Himmel nah“, Archiv Egger 249 ebd 250 ebd 251 Kunz Wolfgang: E-Mail der Projektgruppe, eingegangen am 20.4.2009 252 ebd 253 ebd 254 ebd 255 ebd 256 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 45 257 ebd, 45 258 ebd, 45 259 Zillertaler Heimatstimme 1980. Nr. 42, 12 260 Zillertaler Heimatstimme 1980. Nr. 42, 12 261 Kunz, Wolfgang: Interview mit Frau Margit Kofler, aufgenommen am 18.10.2008 in der Eng 262 ebd 263 ebd 264 Berghold, Franz: Einweihung des Alpinärzte-Gipfelkreuzes auf der Inneren Sommerwand. In: Alpinmedizinischer Rundbrief 36. August 2007, 5 265 ebd, 5 266 Tiroler Tageszeitung 1997. Nr. 182, 10 248

Anmerkungen zu Kapitel 4

267 Transkription aus Film „Dem Himmel nah“, Archiv Kunz 268 vgl. dazu Buber, Martin: Ich und Du. In: Das dialogische Prinzip. Gütersloh 2009, 15 269 Kunz, Wolfgang: E-Mail von C.J., eingegangen am 18. 11. 2008 in Rum 270 ebd 271 Kunz, Wolfgang: Interview mit einem Vertreter des Sportvereins, aufgenommen am 30.10.2008 in Innsbruck 272 ebd 273 ebd 274 ebd 275 ebd 276 Kunz, Wolfgang: E-Mail einer Privatperson, eingegangen am 14.11.2008 in Rum 277 Osttiroler Bote 1984. Nr. 33, 11 278 Osttiroler Bote 1984. Nr. 38, 40 279 Kunz, Wolfgang: E-Mail einer Privatperson, eingegangen am 23.11.2008 in Rum 280 Tiroler Tageszeitung 1985. Nr. 202, 5 281 Kunz, Wolfgang: E-Mail von der Freiwilligen Feuerwehr Niederbreitenbach, eingegangen am 19.11.2008 in Rum 282 Blickpunkt Innsbruck Land 1981. Nr. 44, 13 283 Kitzbühler Anzeiger 1985. Nr. 34, 37 284 Kunz, Wolfgang: E-Mail einer Privatperson, eingegangen am 23.11.2008 in Rum 285 Osttiroler Bote 1981. Nr. 32, 4 286 Kitzbühler Nachrichten 1985. Nr. 31, 7 287 Zitat aus dem Bericht von Heinz-Günter Piede zur Gipfelkreuzsaufstellung auf der Peilspitze, Archiv Kunz 288 ebd 249

Anmerkungen zu Kapitel 4

289 ebd 290 ebd 291 Osttiroler Bote 1988. Nr. 31,52 292 Kronen Zeitung, 6.8.2008, 19 293 Gostner, Fritz; Bertsch, Josef: Vom Marterl zum Gipfelkreuz. Christliche Wegzeichen in Thaur. Thaur 2004, 114 294 Kunz, Wolfgang: Interview mit H.S., aufgenommen am 16. 11. 2008 in Rum 295 ebd 296 Kunz, Wolfgang: Interview mit Herrn E.V., aufgenommen am 23.10.2008 in Matrei 297 http://www.wanderhotels.at/xxl/_lang/de/_area/47212 4/_subArea/472166/_id/505558/index.html 298 http://www.rad-wandern.de/reportage.asp?id=125 299 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 40 300 Kunz, Wolfgang: E-Mail von K.N., eingegangen am 14. 11. 2008 in Rum 301 Kunz, Wolfgang: Interview mit Johannes Maria Pittl, aufgenommen am 17.11.2008 in Matrei 302 Kunz, Wolfgang: E-Mail von Josef Unterberger, eingegangen am 24.11.2008 in Rum 303 Blickpunkt Landeck 1988. Nr. 29, 15 304 Kunz, Wolfgang: Interview mit einer Privatperson, aufgenommen am 7.2.09 in Zaunhof 305 Kunz, Wolfgang: Interview mit einer Privatperson, aufgenommen am 30.6.2009 in Innsbruck 306 ebd 307 ebd 308 ebd 250

Anmerkungen zu Kapitel 4

309 ebd 310 ebd 311 Kunz, Wolfgang: E-Mail von J.Z., eingegangen am 14. 11. 2008 in Rum 312 Kunz, Wolfgang: Interview mit einer Privatperson, aufgenommen am 7.3.09 in Navis 313 Kunz, Wolfgang: Interview mit einer Privatperson, aufgenommen am 11.1.09 in Innsbruck 314 Amereller, Almut: Votiv-Bilder. Volkskunst als Dokument menschlicher Hilfsbedürftigkeit, dargestellt am Beispiel der Votiv-Bilder des Klosters Andechs, 5 315 Kriss-Rettenbeck, Lenz: Bilder und Zeichen religiösen Volksglaubens. München 1963, 96 316 Kunz, Wolfgang: Interview mit einer Privatperson, aufgenommen am 12.1.2009 in Rum 317 Kunz, Wolfgang: Interview mit einer Privatperson, aufgenommen am 20.4.2009 in Innsbruck 318 Amereller, Almut: Votiv-Bilder. Volkskunst als Dokument menschlicher Hilfsbedürftigkeit, dargestellt am Beispiel der Votiv-Bilder des Klosters Andechs. München 1965, 9 319 Kunz, Wolfgang: Interview mit Siegfried Gaugg, Sohn von Anton Gaugg, aufgenommen am 19.3.2009 in Scharnitz 320 Kriss-Rettenbeck, Lenz: Ex Voto. Zeichen, Bild und Abbild im christlichen Votivbrauch. Zürich 1972, 40 321 Scharfe, Martin: Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus. Wien · Köln · Weimar 2007, 227 322 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 50 323 Beicht der Vereine von Weer zur Aufstellung des Gilfert Gipfelkreuzes 1985. Archiv Kunz 251

Anmerkungen zu Kapitel 4

324 ebd 325 ebd 326 ebd 327 Kunz, Wolfgang: Interview mit M.P., aufgenommen am 27.10.2008 in Navis 328 ebd 329 ebd 330 ebd 331 ebd 332 ebd 333 ebd 334 Blickpunkt Landeck 1988, Nr. 29, 15 335 Entnommen aus der Beschreibung: Geschichte von der Kapelle am Kellerjoch, angebracht an der Kapelle 336 ebd 337 ebd 338 Blickpunkt Innsbruck Land 1982. Nr. 40, 12 339 Kunz, Wolfgang: E-Mail von H.W., eingegangen am 19.11.2008 in Rum 340 http://www.tiroler-schuetzen.at/# 341 vermerkt auf einer Tafel am Kreuz 342 http://www.schuetzen.schmirn.at/Fotos/Schuetzenkreuz/index.html (Stand: 20.11.2008) 343 Kunz, Wolfgang: E-Mail von H.W., eingegangen am 19.11.2008 in Rum 344 ebd 345 Kitzbühler Anzeiger 1988. Nr. 32, 30 346 Kunz, Wolfgang: E-Mail von M.K., eingegangen am 30.12.2008 in Rum 347 Wörgler Rundschau 25.9.1974 252

Anmerkungen zu Kapitel 4

348 Kunz, Wolfgang: E-Mail vom Bund der Tiroler Schützen, eingegangen am 6.7.2010 in Rum 349 http://www.tjblj.at/index.php?option=com_content&vie w=article&id=89&Itemid=172 (Stand: 12.12.2009) 350 vgl dazu die Homepage www.tjblj.at 351 Vgl: http: //www.tjblj.at/ index.php?option = com_content & view = article & id = 89 & Itemid = 172 (Stand: 12. 12. 2009) 352 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 42 353 http://www.griesambrenner.tirol.gv.at/system/web/fotogalerie.aspx?bezirkonr=0&detailonr=217609541&menu onr=218696364 (Stand: 23.1.2010) 354 Tiroler Tageszeitung 1980. Nr 220, 3 355 Oberländer Rundschau 1980, Nr. 42, 5 356 Oberländer Rundschau 1980, Nr. 42, 5 357 Osttiroler Bote 1981. Nr. 34, 10 358 Osttiroler Bote 1982. Nr. 38, 58 359 http://www.bergrettung.at/uploads/media/bergrettung 3_231109.pdf (Stand: 12.12.2009) 360 Veider, Viktoria: Tradition und Innovation als Einheit. In: Bergretter. Mitgliedermagazin der Bergrettung Tirol. Telfs 2009, 3 361 Zillertaler Heimatstimme 1980. Nr. 42, 12 362 Kunz, Wolfgang: E-Mail von K.N., eingegangen am 14.11.2008 in Rum 363 Tiroler Tageszeitung 1998. Nr. 154, 3 364 Tirol aktuell Ost 1986, Nr. 40/9 365 http://www.oeav.at/portal/Der_Verein/Geschichte/index.php?navid=201 (Stand:13.12.2009) 253

Anmerkungen zu Kapitel 4

366 vgl: http://www.oeav.at/portal/Home/Downloads/Alpenverein_Geschichte.pdf (Stand:13.12.2009) 367 http://www.oeav.at/portal/Der_Verein/Geschichte/index.php?navid=201 (Stand: 13.12.2009) 368 Kunz, Wolfgang: E-Mail von M.P., eingegangen am 5.1. 2009 in Rum 369 ebd 370 Schatz, Winfried: Ein Gipfelkreuz? Ja, ein Gipfelkreuz! In: Mitteilungen des Zweiges Innsbruck des ÖAV 4/1997, 8 371 Chronik Gipfelkreuz Längentaler Weißer Kogel des ÖAV Innsbruck 372 ebd, 9 373 ebd, 9 374 ebd, 9 375 Kunz, Wolfgang: „Archiv DAV Sektion Amberg, E. Misler“, E-Mail eingegangen am 30.4.2009 in Rum 376 ebd 377 Handschriftliche Eintragung auf der ersten Seite des Gipfelbuchs am Pflerscher Tribulaun, August 2009, Archiv Kunz 378 vgl dazu: Finsterwalder, Karl: Tiroler Ortsnamenkunde I, Innsbruck 1990, 43 379 Tiroler Nachrichten 1953, Nr. 183, 4 380 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 82 381 ebd, 82 382 Gsaller, Carl: Zur Nomenklatur der Tribulaune: In: Mitteilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins 1883, 17 254

Anmerkungen zu Kapitel 4

383 Hofmann, Georg: Erste Besteigung des Grossen Tribulaun. In: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. München 1875. Band VI, 139 384 ebd, 140 385 ebd, 140 386 ebd, 140 387 Scharfe, Martin: Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus 1750-1850. Köln 2007, 81 388 Pranger, Martina: Eine sagenhafte historische Wanderung durch das Gschnitztal. Innsbruck 2007, 53 389 ebd 390 Kunz, Wolfgang: E-Mail von Bellm Karl, DAV Sektion Heidelberg, eingegangen am 2.9.2009 in Rum 391 ebd 392 ebd 393 ebd 394 Der Bergsteiger 1976, Jg. 43, Nr. 2, 97

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Anmerkungen zu Kapitel 5

Anmerkungen zu Kapitel 5: Das Gipfelkreuz als Kulturphänomen. Weitere Aspekte 395 Scharfe, Martin: Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus. Wien · Köln · Weimar 2007, 272 396 vgl. dazu Scharfe, Martin: Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus. Köln 2007 397 Grupp, Peter: Faszination Berg. Die Geschichte des Alpinismus. Köln · Weimar · Wien 2008, 43 398 Scharfe, Martin: Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinimus. Wien · Köln · Weimar 2007, 272 399 Klemun, Marianne: Dynamisierung von Zeit und Raum. Die Großglockner-Expeditionen 1799/1800. In: Aspetsberger, Friedbert (Hrsg): Der Berg. Einige Berg- und Tal-, Lebens- und Todesbahnen. Innsbruck 2001, 150 400 ebd, 163 401 Körtner, Ulrich H. J.; Der verborgene Gott. Zur Gotteslehre. Neukirchen-Vluyn 2000, 2 402 Kunz, Wolfgang: Interview mit Herrn Heinz Pfurtscheller, geboren am 17.2.1928, aufgenommen am 12.3.2009 in Fulpmes 403 Tiroler Tageszeitung 2009. Nr. 218, 4 404 ebd, 4 405 Beck, Ulrich: Auf der Suche nach dem eigenen Gott. In: Conturen 3/08-Magazin zu Fragen der Zeit. Brunn am Gebirge 2008, 14 406 ebd, 15 407 Körtner, Ulrich H.J.: Der verborgene Gott. Zur Gotteslehre. Neukirchen-Vluyn 2000, 2

256

Anmerkungen zu Kapitel 5

408 Körtner, Ulrich H.J.: Wiederkehr der Religion? Das Christentum zwischen neuer Spiritualität und Gottesvergessenheit. Gütersloh 2006, 59 409 ebd, 59 410 Beck, Ulrich: Der eigene Gott. Friedensfähigkeit und Gewaltpotential der Religionen. Frankfurt am Main 2008, 28 411 ebd, 37 412 ebd, 39 413 ebd, 42 414 Bausinger, Hermann: Volkskunde im Wandel. In: Bausinger, Hermann; Jeggle, Utz; Korff, Gottfried; Scharfe, Martin: Grundzüge der Volkskunde. 4. Auflage 1999, 8 415 Auf diese Aspekte hinweisende Eintragungen in die Gipfelbücher unterstützen diese Argumentation. 416 Hanzig-Bätzing, Evelyn u. Bätzing Werner: Entgrenzte Welten. Die Veränderung des Menschen. Zürich 2005, 9 417 ebd, 10 418 Keupp, Heiner u.a.: Identitätskonstruktionen. Das Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne. Reinbeck bei Hamburg 2006, 276 419 ebd, 276 420 Bausinger, Hermann: Identität. In: Ders., U. Jeggle, G. Korff, M. Scharfe (Hrsg): Grundzüge der Volkskunde. Darmstadt 1993, 204 421 ebd, 204 422 Kaschuba, Wolfgang: Einführung in die Europäische Ethnologie. München 2003, 133 423 Bausinger, Hermann: Identität. In: Grundzüge der Volkskunde. Bausinger, Hermann; Jeggle, Utz; Korff, Gottfried; 257

Anmerkungen zu Kapitel 5

Scharfe, Martin: Grundzüge der Volkskunde. 4. Auflage 1999, 204 424 Liessmann, Konrad Paul: Denken, das an der Zeit ist. In: Ders. Philosophicum Lech. Die Freiheit des Denkens. Band 10. Wien 2007, 8 425 Bausinger, Hermann: Volkskultur in der technischen Welt. Erweiterte Neuausgabe Stuttgart 2005, 53 426 Vierkant, Alfred: Moderner Lebensstil und Sport. In: Caysa, Volker (Hrsg.): Sportphilosophie. Leipzig 1997, 35 427 Scharfe, Martin: Menschenwerk. Erkundungen über Kultur. Köln, Weimar, Wien 2002. 192 428 Gostner, Firtz; Bertsch, Josef: Vom Marterl zum Gipfelkreuz. Christliche Wegzeichen in Thaur. Thaur 2004, 117 429 Geertz, Clifford: Religion als kulturelles System. In: Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme. Frankfurt am Main 1983, 60 430 ebd, 60 431 Bericht der Vereine von Weer zur Aufstellung des Gilfert Gipfelkreuzes 1985. Archiv Kunz 432 ebd 433 Kunz Wolfgang: Interview mit T.F., aufgezeichnet am 28.10.2008 in Neustift 434 Transkription aus Film „Dem Himmel nah“, Archiv Kunz 435 Eliade, Mircea: Die Religion und das Heilige. Elemente der Religionsgeschichte. Salzburg 1954, 335 436 Im frühen bürgerlichen Alpinismus wurde üblicherweise gewässerter Wein als Getränk mit auf die Bergtour genommen. In die leere Flasche, die dann am Gipfel deponiert wurde, wurde ein Zettel mit den Namen der Ersteiger gesteckt. 258

Anmerkungen zu Kapitel 6

Anmerkungen zu Kapitel 6: Buddhistische Zeichen des Glaubens auf den Gipfeln im Raum Tirol 437 Blau, Tatjana und Mirabai: Buddhistische Symbole. Darmstadt 1999, 73 438 Glasenapp, Helmut von: Die fünf Weltreligionen. 2. Auflage. Düsseldorf 1967, 118 439 ebd, 118 440 Erhard, Franz-Karl: Das Lexikon des Buddhismus. Bern 1992, 167 441 Levenson, Claude B.: Symbole des Buddhismus. Wien 1996, 32 442 Scherer, Burkhard: Buddhismus. Alles, was man wissen muss. Gütersloh 2005, 167 443 Levenson, Claude B.: Symbole des Buddhismus. Wien 1996, 32 444 ebd, 209 445 Tschofen, Bernhard: Die verlängerten Alpen. Skizzen zur europäischen Tibetsehnsucht. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde. 99. Jahrgang. Basel 2003. Heft 1, 69 446 Scherer, Burkhard: Buddhismus. Alles, was man wissen muss. Gütersloh 2005, 195 447 Tschofen, Bernhard: Die verlängerten Alpen. Skizzen zur europäischen Tibetsehnsucht. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde. 99. Jahrgang. Basel 2003. Heft 1, 73

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Anmerkungen zu Kapitel 7

Anmerkungen zu Kapitel 7: Zeichen der Ablehnung von Gipfelkreuzsetzungen 448 Lammer, Eugen Guido: Bergpredigt. In: Jungborn. Bergfahrten und Höhengedanken eines einsamen Pfadsuchers. Zweite stark vermehrt und veränderte Auflage- München 1923. 190 449 Lammer, Eugen Guido: Naturfreunde und Naturschutz. In: Messner, Reinhold (Hrsg); Höfler, Horst (Hrsg): Eugen Guido Lammer. Durst nach Todesgefahr. Augsburg 1999, 130 450 ebd, 127 451 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 39 452 ebd, 35 453 ebd, 68 454 ebd, 41 455 ebd, 9 456 Beikircher, Werner: Das Kreuz mit dem Kreuz. In: Alpinmagazin Everest 4/90, 46 457 ebd, 48 458 Ermacora, Andreas: Ein Kreuz mit dem Gipfelkreuz. In: AlpenVEREIN. Heft 2/2000. Jahrgang 55 (125), 4 459 http://www.karwendel.org/down/pdf/APK_Magazin_4.pdf. 9 460 ebd, 9

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Anmerkungen zu Kapitel 8

Anmerkungen zu Kapitel 8: Schlusswort 461 Land Tirol 1952. Nr. 18, 4 462 Eppacher, Wilhelm: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. Innsbruck 1957, 37 463 Land Tirol 1952. Nr. 18, 4 464 Knoblauch, Hubert: Populäre Religion. Auf dem Weg in eine spirituelle Gesellschaft. Frankfurt am Main 2009, 30 465 Knoblauch, Hubert: Religionssoziologie. Berlin 1999, 13 466 Knoblauch, Hubert: Der Mythos der Entzauberung, die populäre Religion und das Ende der Privatisierung. In: Korff, Gottfried (Hrsg): Alliierte im Himmel. Populare Religiosität und Kriegserfahrung. Tübingen 2006, 373 467 ebd, 373 468 ebd, 373 469 ebd, 373 470 Habermas, Jürgen: Vorpolitische Grundlagen des demokratischen Rechtsstaates? In: Ders. u. Ratzinger, Joseph: Dialektik der Säkularisierung. Über Vernunft und Religion. Freiburg im Breisgau 2005, 17 471 ebd, 33 472 ebd, 33 473 Beck, Ulrich: Auf der Suche nach dem eigenen Gott. In: Conturen 3/08, 11 474 Daxelmüller, Christoph: Volksfrömmigkeit. In: Brednich, Rolf W.: Grundriß der Volkskunde. Einführung in die Forschungsfelder der Europäischen Ethnologie. Dritte überarbeitete und erweiterte Auflage. Berlin 2001, 508 475 Scharfe, Martin: Menschenwerk. Erkundungen über Kultur. Köln · Weimar · Wien 2002, 74 261

Anmerkungen zu Kapitel 8

476 vgl dazu: Schulze, Gerhard. Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart. Frankfurt 2005 477 Gipfelbuch Vorderes Brandjoch 15.7.86, Archiv ÖAV Sektion Innsbruck

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HANS HAID

MYTHEN DER ALPEN VON SALIGEN, WEISSEN FRAUEN UND HEILIGEN BERGEN

Von Frankreich bis Slowenien, über die Schweiz nach Italien, Deutschland und Österreich zieht sich eine Welt der bisher kaum bekannten Kultstätten und Sagen – die Alpen. Hans Haid erwandert und erkundet geheimnisvolle Wallfahrtsorte, hoch hinauf zum Rocciamelone auf über 3500 m, von Maria Alm über das Steinerne Meer zum Königssee, von Fusch über die Hohen Tauern nach Heiligenblut. Auf seinen Wegen rund um Großglockner, Montblanc, Dachstein, Triglav oder Similaun trifft er auf die alte »religio«, Kulte, heilsame Quellen und Stätten, an denen totgeborene Kinder notgetauft wurden und sich jahrtausendealte Orte der Mutterkulte befanden. Der Alpenmythos begleitet die längst vergessenen Totenzüge, erinnert an die alten Betkugeln und erhält Rituale wie Kreisziehen und Bann am Leben. Die Saligen und Aldeunen, das Vreneli, die Weiße Frau am Gletscher und das »rotzige Weibl« (»mumma veglia«) – sie alle zeugen von der Vielfalt der alpinen Kultur. 2006. 365 S. 120 S/W- U. FARB. ABB. GB. 135 X 210 MM. ISBN 978-3-205-77541-6

böhlau verlag, wiesingerstrasse 1, a-1010 wien, t: + 43 1 330 24 27-0 [email protected], www.boehlau-verlag.com