Baukunst in Südwestafrika, 1884-1914 : die Rezeption deutscher Architektur in der Zeit von 1884 bis 1914 im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika (Namibia) 9780949995346, 0949995347

Drei Jahrzehnte lang, von 1884 bis 1914, stand Südwestafrika unter dem Schutz des Deutschen Reiches. Die vorkoloniale Ze

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Baukunst in Südwestafrika, 1884-1914 : die Rezeption deutscher Architektur in der Zeit von 1884 bis 1914 im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika (Namibia)
 9780949995346, 0949995347

Table of contents :
Inhaltsverzeichnis

Dank des Autors: 5
Karte von Deutsch Südwestafrika: 7
Vorwort: 9
Abkürzungsverzeichnis: 10
EINLEITUNG: 11

Kapitel 1: 21
ZEIT DER NOMINALHERRSCHAFT 1884-1893

Kapitel 2: 53
GRüNDUNGSZEIT 1894-1903

Kapitel 3: 121
KRISENJAHRE 1904-1907

Kapitel 4: 167
BLüTEZEIT 1907-1914

SCHLUSSBETRACHTUNG: 321
Bibliographie: 327
Register: 332

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WALTER PETERS

Baukunst in Südwestafrika 1884—1914 DIE REZEPTION DEUTSCHER ARCHITEKTUR IN DER ZEIT VON 1884 BIS 1914 IM EHEMALIGEN DEUTSCHSUDWESTAFRIKA (NAMIBIA).

Herausgegeben vom Vorstand der SWA Wissenschaftlichen Gesellschaft Windhoek 1981

Nachdruck oder Übersetzung, ganz oderteilweise, nur mit Genehmigung des Autors und des Vorstandes der SWA Wissenschaftlichen Gesellschaft. Verlag und Schriftleitung: Postfach 67, Windhoek. Druck: John Meinert (Pty) Ltd., Postfach 56, Windhoek.

ISBN 0-949995-34-7

Inhaltsverzeichnis REES FNIORS A ne ee nee Beizte von Deutsch Südwestafrika

5

....-.-...-..2..cceeeseenernnnn

ee ee ee BEnDEBverzeichnis ©... .:.u..02 nes ee

10

BerüNg: -:.2.0..2....:: 0 0er. ea

11

Kapitel 1 ZEIT DER NOMINALHERRSCHAFT 1884-1893 .......22cc2220.

21

Kapitel 2 FRUNDUNGSZEIT 1894-1903... ..................0.. 002

53

Kapitel 3 BESISENJAHRE 19041907 .........2...: cn

121

Kapitel 4 BRONEZEIT ISOT1A 0.2... nee an

167

421 Das neue Eundament ................. 0.0... 4.2 Die Christuskirche als „Friedensdenkmal“ . 2. cc.

167 168

4.3 „Wendepunkt im Baugewerbe“ der Hauptstadt ........2......

4.4 4.5 4.6 4. 4.8 4:9

Der Swakopmunder „Baukasten“ ... cn „Bauliches und Unerbauliches“ in Lüderitzbucht . 222222... Zwischen Granit- und Kalkstein 2 ec. Die Herrenhäuser des Landes... ..... 8 Der „Tintenpalast“ des Gouvernements 2 een „Barock oder Barack“ ........... 0... 000

BSEIBUSSBETRACHTUNG ................. 2

175 197 217 247 272 286 300

321

i..2..ean ren. 327 ee

332

Dank des Autors Für die Hilfe und Unterstützung folgender Personen und Institutionen sei an dieser Stelle gedankt: IN SÜDAFRIKA Prof. Dr. Barrie Biermann, auf dessen Anregung diese Arbeit begonnen ist, der Bibliothek der University of Natal und der Fotografischen Abteilung des Department of Architecture und Prof. Dieter Holm.

IN SÜDWESTAFRIKA (NAMIBIA) Für ein Stipendium der Stiftung Simon van der Stel; Fräulein Christel Stern vom Staatsarchiv in Windhoek, Frau Ursula Massmann von der Gesellschaft für Wissenschaftliche Entwicklung in Swakopmund, Frau Anneliese Dyck vom Lüderitzbuchter Museum, Edda Schoedder, Piet und Adelheid Odendaal und zahlreichen Südwester n, die mir ihre Häuser geöffnet und privaten Fotosammlungen anvertraut haben.

IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND Für ein Stipendium des, Deutschen Akademischen Austauschdienstes; Prof. Dr.-Ing.

Günther Kokkelink und Prof. Peter Böhme, der Universitätsbibliothek Hannover und der Niedersächsischen Landesbibliothek, dem Hamburger Welt-Wir tschafts-Institut, dem Bundesarchiv Koblenz, Herrn Heinrich Bremer und dem Architek turstudenten Helmut Knocke für sprachliche Hilfe. Frau Helga Feulbach hat die Disserta tion mit der Maschine geschrieben.

Besonderer Dank gebührt meiner Frau Dale für ihre förder nde Anteilnahme an dieser

Arbeit in allen drei Ländern.

Hannover, den 1. Dezember 1980

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"Karte von Deutsch-Südwestafrika }

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— Im Betrieb.

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Abb. 4. Deutsch-

Stüdwestafrika.

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= DSWA1908 (ZdB)

22°

Vorwort Drei Jahrzehnte lang, von 1884 bis 1914, stand Südwestafrika unter dem Schutz

des Deutschen Reiches. Die vorkoloniale Zeit kennt keine massiven Häuser und keine Städte. Daher sind die in der wilhelminischen Kaiserzeit errichteten Gebäude die ältesten im Lande. In Südwestafrika verschwinden Bauwerke dieser Epoche oft, ohne daß davon Notiz

genommen wird. Andere werden bis zur Unkenntlichkeit ‚modernisiert‘. Die Hauptstadt Windhoek hat diskussionslos einen großen Teil der Zeugnisse ihrer Vergangenheit verloren. Oft werden Bauwerke dieser Zeit mit dem Argument abgewertet, sie seien nur aus luftgetrockneten Ziegeln gebaut, daher minderwertig und nicht erhaltenswert, obwohl einige dieser Häuser eine Lebensdauer von 70 und mehr Jahren nachweisen können. Um diesen und ähnlichen negativen Beurteilungen entgegenzutreten und wissenschaftliches Rüstzeug zur bauhistorischen Wertung zu schaffen, stellte die Simon van der Stel-Stiftung, eine Interessengemeinschaft, deren Ziel es ist, architektonisch

und historisch wichtige Gebäude zu restaurieren und zu erhalten, ein Stipendium

bereit, die deutsche Architektur aufzuarbeiten und darzustellen. Mit dieser Zielsetzung begann die Forschungsarbeit neben meiner Dozententätigkeit an der University of Natal im Januar 1978. In allen Universitätsferien der nächsten zwei Jahre, insgesamt zehnmal, besuchte ich Südwestafrika. Systematisch wurden die Ortschaften bearbeitet und ein Karteiverzeichnis aufgestellt. Kontaktpersonen informierten über Farmerhäuser und abgelegene Baulichkeiten. Die fotografis chen

Aufnahmen und Skizzen wurden im Staatsarchiv in Windhoek überprüft, wo, dank der im Jahre 1898 erlassenen „Baupolizeiordnung für das südwestaf rikanische Schutz-

gebiet“, genehmigte Pläne der Häuser größerer Ortschaften aufbewahr t werden. Historische Fotografien wurden aus Privatsammlungen, Museen und Archiven in Südwestafrika und der Bundesrepublik Deutschland beschafft.

Die wissenschaftliche Verarbeitung dieser Bestände konnte nicht in Südafrika stattfinden, weil die dazu benötigte Literatur und die erwünschten Gespräc hspartner nicht vorhanden sind. Ein vom Deutschen Akademischen Austaus chdienst gewährter dreisemestriger Aufenthalt an der Universität Hannover ermögli chte eine gründliche Bearbeitung. Nach diesem Studium ist mir dankbar bewußt, daß meine Dissertation

nur durch die zuvorkommende Hilfe von Mitgliedern des Fachbereiches Architektur und der Universitätsbibliothek in Hannover gelingen konnte.

In der Zwischenzeit hat sich das Regionalkomitee der Simon van der Stel-Stiftung in Südwestafrika aufgelöst. Der Südwestafrikanisch e Architektenbund hat die Anliegen der Öffentlichkeitsarbeit übernommen und zunächst eine Aufnahme aller baulichen Denkmalsobjekte beschlossen. Möge die Dissertation als Basisinformation und Arbeitsunterlage dienen und ein Beitrag zur Wertung und zu umfassenden Erhaltungsmaßnahmen der Gebäude in Südwes tafrika-Namibia sein. Durban, im April 1981

Abkürzungsverzeichnis DBZ DKB DKG DKGfSWA DKZ DSWA DSWAZ era Ebd. GfWE JBdKBV KuH LBM LBZ OMEG Rbm RKA RMG SAW SB SWA Ssz WN

10

Deutsche Bauzeitung Deutsches K.olonialblatt

Deutsche Kolonialgesellschaft Deutsche Kolonial Gesellschaft für Südwestafrika Deutsche Kolonialzeitung Deutsch-Südwestafrika

Deutsch-Südwestafrikanische Zeitung eigene Aufnahme Ebenda

Gesellschaft für Wissenschaftliche Entwicklung, Swakopmund Jahresbericht der Kaiserlichen Bauverwaltung Kolonie und Heimat Lüderitzbucht Museum Lüderitzbuchter Zeitung Otavi Minen- und Eisenbahn-Gesellschaft

Regierungsbaumeister

Reichskolonialamt Rheinische Missionsgesellschaft Staatsarchiv Windhoek Südwestbote Südwestafrika Swakopmunder Zeitung Windhuker Nachrichten

Einleitung Militärische Erfolge ermöglichen ein vereinigtes Deutschland und die Gründungdes Kaiserreiches unter Kaiser Wilhelm I. (1797—1888) und dem Reichskanzler Otto von Bismarck (1815—1898) im Jahre 1871. Endlich kann das einst revolutionäre Bekenntnis Heinrich Hoffmannsvon Fallersleben (1790—1874) „Einigkeit und Recht und Freiheit ... von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt“ in Erfüllung gehen. Diese Verse — die spätere Nationalhymne — schreibt der Dichter im Exil auf der seinerzeit noch englischen Insel Helgoland. Zwischen den genannten Flüssen und Meeresarmen leben Deutschsprachige, die nicht mehr durch Grenzen voneinander getrennt sein wollen!. Durch den neuerwachten Nationalismus und gefördert durch geschicktes politisches Manövrieren Bismarcks, sowie die Forderungen der Industrie, wird der vom Stapel gelassene neue

Staat zu einer der treibenden Kräfte Europas.

Die französischen Kriegsentschädigungen rufen einen außerordentlichen wirtschaftlichen Konjunkturaufschwung in den Jahren 1871— 1873 hervor. Diese paar Jahre, benannt die Gründerjahre des Kaiserreichs, sind von einer

rücksichtslosen Ausnutzung des Bodens und dem Beginn des übertriebenen Prunkes in der Architektur gekennzeichnet, mit einer allge-

meinen Wandlung von spätbiedermeierlicher Einfachheit in der ersten Jahrhunderthälfte zum großbürgerlichen Luxus?. Das 19. Jahrhundert beginnt mit einer starken klassischen Architekturrichtung. Jedoch machen die Repräsentanten dieser Strömung, Karl Friedrich Schinkel (1781—1841) und Leo von Klenze (1784—1864) den Anfang, mit anderen Stilen zu experimentieren, undliefern die ersten Impulse zur Entstehung des Historismus in Deutschland. Klenze wählt die italienische Frührenaissance, Schinkel die englische Gotik.

Die Architekten um 1810-1830 verwenden

neben dem vorherrschenden Klassizismus verschiedene Stile der Vergangenheit aus romantischen Beweggründen, um Wohnhäuser und

einfachere Bauten zu dekorieren. Gleichzeitig hat man beträchtliche Zweifel an der Richtigkeit der eigenen Architektur und beginnt mit der Suche nach einem neuen deutschen Stil. Wesentlichen Anstoß gibt Heinrich Hübsch (1795—1863) in seinem 1828 erschienenen Heft, in dem er herausfordernd fragt: „In welchem Style sollen wir bauen?“ In Antwort auf seine rhetorische Frage preist er den Bogen als wesentliche Neuerung in der Entwicklung der Architektur nach den Griechen undschlägt deshalb einen Bogen- und Gewölbestil vor, der in der Folgezeit eine Mischung von frühchristlichen, byzantinischen, italienisch-romanischen und florentinisch-renaissancistischen Elementen hervorbringt. Diese historischen Formen unterliegen einer Metamorphose mit dem Endergebnis eines selbständigen Stiles, der als der Rundbogenstil bekannt wird’. Dieser neue konstruktive Stil mit seiner Vorliebe für den Ziegelbau, der in den 1830er und 1840er Jahren hauptsächlich von Hübsch, Schinkel, Gärtner, Chateauneuf und Andreae

vorgeprägt wurde, findet zunächst Eingang in den Bereich der Nutzbauten, wie Markthallen, Krankenhäuser, Schulen, Bahnhöfe und Fabriken*. Überraschenderweise wählt Waesemann

für das von 1859-1870 erbaute sogenannte „Rote Berliner Rathaus“ (Abb. a) ebenfalls die rationale Formensprache des Rundbogenstils, mit den strengen Kompositionen der vorwiegend runden Öffnungen und Blendbögen 1 Lemmer, K. Berlin zur Kaiserzeit. Berlin: Rembrandt Verlag, 1978,

Sr>D.

2 Zentner, C. Deutschland 1870 bis heute. München: Südwest, 1970,

S. 86.

3 Pevsner, N. Some architectural writers of the nineteenth century. Oxford: Clarendon, 1972, S. 64. 4 Brix, M. & Steinhauser, M. Geschichte allein ist zeitgemäß. LahnGießen: Anabas, 1978, S. 210.

11

ng von Wahrheit, wobej i n als „ehrrk Be Dekoratio Aus-

In dieser lich“ bezeichnet werden kann!

onellen legung ist ein früher Beginn funkti

gotiker auf Denkens enthalten. Für die Neu

rheit eine der anderen Seite bedeutet die Wah

eine EntZweckmäßigkeit des Grundrisses und

s und des blößung des konstruktiven Aufbau

Materials, wofür die gotischen Kathedralen

vorbildlich sind.

Die Repräsentativbauten der Gründerjahre

müssen im Sinne Wilhelm Lübkes (18261893) Buch von 1873 „Geschichte der deut-

schen Renaissance“ gesehen werden. Dieses Buch führt eine Wiederbelebung der deutschen

Renaissance herbei und liefert einen wichtigen Beitrag in der Diskussion um die Suche nach einem deutschen nationalen Stil. Obgleich dieser Baustil aus Italien und Holland impor-

Abb. a: Berliner Rathaus, 1861-69. (Joseph)

und mit der Reihung und Wiederholung iden-

tischer Bauelemente, wie Lisenen und Eckstabtürmchen.

Umdie Jahrhundertmitte beginnt der Historismus mit dogmatischen Stellungnahmen zur Architektur. Gottfried Semper (1803— 1879) verteidigt einen aus der italienischen Hoch-

renaissance

entwickelten

Baustil.

während

Hase und andere‘ die funktionelle und wahrhaftige Architektur der Gotik verherrlichen, mit starken Tendenzen zur Backsteingotik. Wichtig ist dabei, daß in beiden Schulen die Argumente sich auf den Wahrheitsbegriff konzentrieren. So schreibt Semper: „Nur einen Herrn kennt die Kunst, das Bedürfnis. Sie artet aus, wo sie der Laune des Künstlers,

mehr noch, wo sie mächtigen Kunstbesch üt-

zern gehorcht“°. Mit diesem Bekenntnis erklärt. Semper, daß die Funktion des Gebäudes im Grundriß, in der Ansicht und in der Dekoration zum Ausdruck kommen solle, einer ver12

tiert ist, hat er eine eigene Prägung auf deutschem Boden gewonnen und wird deshalb angesichts des starken nationalen Zeitgeistes als wesenseigen und als angemessen empfunden (Abb. b). Besonders findet dieser Stil im gehobenen Häuserbau und später in Mietshäusern seinen Ausdruck.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wird von

einzelnen Hamburger Handelshäuse rn der Gedanke, deutsche überseeische Besi tzungen zu schaffen, neu aufgegriffen. Nach der Reichsgründung werden derartige Pläne von Akademikern und Kaufleuten stärker propagiert.

Dadurch wird die Gründung zweier

Gesellschaften zur Förderung des Kolonialgedankens begünstigt. Bismar ck lehnt aus seiner kontinentalen Grundhalt ung heraus ents pre-

chende Bestre

bungen ab. Er ände rt anscheinend seine Ansicht: Kolonien, die lediglich den Schutz des Reiches erhalten, sollen durch pri-

marck den Erwerbun sen von Adolf Lüde ritz (1834— 1887 ) im südDB Afrika den Schutz des Reiches. ıe Verhandlungen i n

Togo und Kameru n und



5 z.B. Unge witter, Stat z und Schmid 6 Semper, t. M.&H Kleine S,ch riften von Gottfried Se mper.

: Berlin

Abb. b: Bielefelder Rathaus, 1904. (Joseph)

die 1885 von Dr. Carl Peters (1856-1918)

getroffenen Abmachungen in Ostafrika führen

dazu, daß auch diese Gebiete als Schutzgebiete erklärt werden. Später kommen Kolonien’ in der Südsee und das Pachtgebiet Kiautschou in China hinzu. Das Jahr 1888 — das Dreikaiserjahr — erlebt den Tod Wilhelm I., eine kurze Regierungszeit von Friedrich III. (1831—1888) und die Thronbesteigung des 29jährigen Wilhelm II. (1859-1941). Meinungsverschiedenheiten zwischen Bismarck und dem jungen Kaiser führen zur Entlassung Bismarcks, welche durch die berühmte Karikatur vom Jahre 1890 charakterisiert wird: „Der Lotse geht von

Bord“$,

Hiermit beginnt in Deutschland die wilhelminische Epoche, während der Wilhelm II. ein „Persönliches Regiment“ führt. Graf Leo von Caprivi (1831-1899) wird Nachfolger Bismarcks, und ein „neuer Kurs“ setzt ein, der den Industrialismus fördert und den Agrar-

sektor vernachlässigt, z.B. werden die Getrei-

dezölle herabgesetzt. Die Landflucht verstärkt

sich durch Abwanderung der Landarbeiter in industrielle Berufe. Die Bevölkerung Berlins wächst von 800000 im Jahre 1871 auf ca. 2 000 000 im Jahre 1900. Anders aber als in Paris, wo Haussmann einen neuen Boulevard-

Stadtplan einführt, erweitert sich Berlin im

Rahmen des 1862 von Hobrecht entworfenen Planes, welcher die Bodenspekulation begünstigt. Hier versuchen private Bauherren, die riesige Wohnungsnot durch Mietshäuser zu lindern.

Dieser Haustyp, mit dem treffenden Ausdruck „Mietskaserne“ bezeichnet, besteht aus vier oder mehr Geschossen, aus Vorder-, Seiten-

7 Offiziell werden die deutschen Kolonien bis 1918 als Schutzgebiete bezeichnet. Obwohl zwischen den beiden Bezeichnungen Unterschiede bestehen, bleiben diese im wilhelminischen Deutschland unbeachtet. 8 Wohl die international berühmteste Karikatur der Entlassung Bismarcks in der englischen Zeitschrift „Punch“, März 1890.

13

rings umbauten und Hintergebäuden, mit s an der Zahl, Höfen bis zu fünf oder sech nungen. Diese Woh mit vielen meist kleinen Wohnungen ten lan kleinen unzweckmäßig gep len Gängen, mit verschwenderischen und dunk r Zimmer“, internen Zimmern, genannt ,„Berline kasernen und die Überbelegung, führen zu

. c). Da ähnlichen Wohnverhältnissen (Abb n histoelle form mit diese Mietshäuser aber

risierenden Fassaden versehen sind, prägt der

Berliner das Wort: „Vorne Hui, hinten Pfui* für solche Bautypen.

c: Berliner Mietshäuser, ca. 1900. (Hartmann)

Als alternative Wohnungsmöglichkeit bietet sich am Rande der Stadt die Villa an (Abb. d). Entworfen für ein gesellschaftliches Leben, übersehen diese Villen oft den sanitären und technischen Komfort, indem sie zu viel Wert auf Repräsentation des Eigentümers legen.

Abb. d: Berliner Villa,

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Abb. e: Reichstagsgebäude, Berlin, 1884—1894. Ausgeführte Entwurfszeichnung. (Posener)

Aufein hohes Kellergeschoß aufgesetzt, häufig in mittelalterlicher Pracht mit reich geschnitzten Fachwerkgiebeln, sind diese Villen oft von

der deutschen Renaissance und später vom Neubarock geprägt. In der Architektur des Wilhelminismus kann das Jahr 1904 als Zäsur zwischen zwei Epochen betrachtet werden’. Die erste Epoche beginnt mit Paul Wallots (1841—1912) Reichstagsbau von 1884—1894 (Abb. e) am Königsplatz in Berlin. Dieser Bau, das Parlament des Kaiserreiches, soll die neuerrungene Vereinigung Deutschlands verkörpern und wird in einem höchst pathetischen Neubarock (Wilhelminischer Barock) gestaltet, der Plenarsaal wird mit einer riesigen Kuppel aus Eisen und Glas versehen. Jubelnd feiert Cornelius Gurlitt (1850-1938), ein führender Kunsthistoriker, Wallot als „den Sieger über den Hellenismus aller Schinkelschüler“'® und bewirkt damit, daß der Neubarockinnerhalb der Pluralität der angewendeten Stile um die Jahrhundertwende auflebt.

In dieser Zeit des Eklektizismus ‚kann man sämtliche Stilarten der Vergangenheit gleich-

zeitig an einem einzigen Bauwerk verwenden!!. Hinzu kommt der von der Pluralität

hergelockte Jugendstil, der seine Anregungen

von Pflanzenformen holt und von 1895 an in der Fassadendekoration angewendet wird. Mit der Vielfalt an historisierenden Formen und Dekorationsmöglichkeiten können Architekten ihren kreativen Talenten freie Hand lassen. Sehr reiche Straßenbilder mit Erkern, Loggien, Balkonen, Türmchen und Giebeln mit Schwerpunkten an den Straßenecken werden geschaffen (Abb.fl).

Die erste Epoche des Wilhelminismus hat keinen eigenen Stil, wohl eine eigene Haltung, deren Wesensmerkmale große Dimensionen, Überladenheit, Protzentum und Ostentation

sind!?,

Daskaiserliche Deutschland ist ohne Zweifel der dynamischste Staat Europas, der im kulturellen, ökonomischen und politischen Bereich bis zum äußersten auf Expansion eingestellt ist. Dieses Streben scheut keine Kosten, sich über den Fortschritt der konkurrierenden Länder zu informieren. Dem Aspekt des na9 Posener, J. Berlin auf dem Wege zu einer neuen Architektur . München: Prestel, 1979, S. 24.

10 Gurlitt, C. Zur Befreiung der Baukunst. Berlin: Ullstein, 1968, 8:7: 11 Pevsner, N. Lexikon der 1976, S. 245.

Weltarchitektur. Hamburg:

Rowohlt,

12 Posener, J. Berlin auf dem Wege, S. 81.

15

Abb. f: Mietwohnhaus, Berlin, 1905—07. (BuSB)

tionalen Aufstiegs dient ein Netz technischer Attaches, die den kaiserlichen Botschaften in

den Welthauptstädten zugeteilt werden!?. Der einflußreichste dieser Männer ist Hermann Muthesius, Königlicher Regierungsbaumeister an der Botschaft in London, der mit dem ausdrücklichen Auftrag, die englische „Arts and

Crafts“-Bewegung und den Einfamilienhausbau zu studieren, dorthin entsandt ist. Besonders beeindruckt Muthesius die Arbeit von Richard Norman Shaw (1831—1912), der im „Queen-Anne-Revival-Stil“ baut, eine Ziegel-

architektur des 18. Jahrhunderts, in welcher architektonischer Formalismus zugunsten einer einfachen, vernünftigen Bauweise beseitigt

wird. Muthesius behauptet, das englische Landhaus biete alles, was das deutsche Bürgertum brauche, um angemessen zu wohnen und zu leben!*. Sein Hauptwerk ist das 1904 erschienene Buch „Das englische Haus“.

Mit der Rückkehr von Muthesius 1903 beginnt

die zweite Epoche des Wilhelminismus. Durch

16

ihn gefördert, wird der Villenbau durch den

Landhaustypus verdrängt, dessen Funktionen genau auf das tägliche Leben der Familie ausgerichtet werden. Das Erdgeschoßliegt nun in Gartenhöhe, und selbst der Garten wird funktionell gegliedert. Die Architektur wirkt, dem

Wesen des Hauses entsprechend, zurückhal-

tend; die Innenräume werden aufgehellt durch

große Fenster. Nur sparsam werden Jugendstil-

Motive angewendet. Andere Merkmale sind das hohe, ruhig gehaltene Dach, die Giebel und die Gaubenfenster,

Ohne den Einfluß der 1902 gegründeten deut-

schen Gartenstadtbewegung aufgrund einer aus England überkommenen Beeinfluss ung und das Befürfnis nach Ruhe, ländlicher Umgebung und gesunder Atmosphäre ist das

Landhaus nicht denkbar (Abb. g).

13 \I saton, L. American architecture A co) mes of age, Cambridge: MIT Press, 1972, S. 56, 14 Architekten Verein z u Berlin i , Berli seine Bauten. V CS,

Berlin: Ernst, 1975.

ing

‚Abb. g: Berliner Landhaus. 1908. (Posener)

Die Aufhebung des Historismus wird auch in anderen Bautypen spürbar, besonders im Bereich des Warenhauses. Alfred Messel (1853 — 1909) kann im Kopfabschnitt des Warenhauses Wertheim 1904 die Fassade als einfache lineare Gliederung des Steins gestalten (Abb. h). Den direktesten Weg ins 20. Jahrhundert aber nimmt Peter Behrens": (1868— 1940), wahrscheinlich die Schlüsselfigur!® dieses so wichtigen Abschnitts in der Geschichte der modernen Architektur. Schon 1901 schafft er in seinem eigenen Haus auf der Mathildenhöhe in Darmstadt (Abb. i) einen eigenst ändigen, kraftvollen Stil, der nur geringf ügig dem Jugendstil verpflichtet ist. Er bahnt in seinen Villenbauten einen strikt kubisc hen Stil an und entwickelt für repräsentative Bauten

einen vom Klassizismus geprägten Stil (Abb.

D. 1906 wird Behrens von der AEG in Berlin

als Architekt und Chef-Designer berufen und entwirft für diese Firma sowohl Produkte wie Bauten, die international zu den Höchstleistungen gehören, vor allem die 1909 erbaute Turbinenfabrik (Abb. k), die, in ihrer zweckmäßigen, funktionellen Gestaltung bis hin zur Monumentalität, vom Historismus der Vergangenheit befreit ist. Die Alfelder Schuhleistenfabrik seines Schülers Walter Gropius (1883— 1969) ist in der Verwendung von Stahl und Glas noch radikaler als die Turbinenfabrik und beherrscht bereits 1911 die architek tonischen Elemente, die den internationalen Stil

15 Pevsner, N, Lexikon der Weltarc hitektur, S. 141. 16 Benevolo, L. Geschichte der Archite ktur des 19, und 20, Jahrhun derts, Bd. 2. 2 München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1978, S. 8.

I:

Abb. h: Kopfbau Warenhaus Wertheim, Berlin, 1904. (Posener)

Abb. i: Haus von Peter Behrens, Darmstadt, (Whittick)

1901.

bestimmen sollen. Mit diesen Bauten und der kulturellen Organisation „Deutscher Werkbund“, deren Ziel es ist, „die handwerkliche Arbeit zu veredeln und sie mit der Kunst und

Industrie zu verbinden“, wird Deutschland

zum Mittelpunkt der modernen Baukunst der Welt.

Das geistige und kulturelle Leben des wilhelminischen Deutschlands bietet ein besonders vielfältiges Bild. Es ist eine Zeit des mächtigen Aufblühens der Wissenschaften, vor allem

der Naturwissenschaften und der Medizin und eine Zeit der Spitzenleistungen der Technik!”. Graf Zeppelin unternimmt Flugexperimente,

Werner von Siemens entwirft die Dynamomaschine, 1905 rollen die ersten Automobile durch die Straßen Berlins. In diese Zeit ge-

hören auch Entwicklungen auf dem Gebiet der ; ge 5; Das Wilhelminische Deutschland. Frankfurt: Fischer,

Abb. j: Haus Wiegand von Peter Behrens, 1911-12. (BuSB)

Abb. k: AEG Turbinenfabrik, Berlin, 1909. (Whittick)

19

Elektrizität, der Fotografie, des Telefons und

des Grammophons. Die Kunst findet im Jugendstil eine Wendungins Moderne,die sich besonders im Expressionismus und in der Gründung der Gruppe „Blauer Reiter“ herausbildet. In der Musik seien die Zwölftontechnik Arnold Schönbergs genannt, in der Literatur die Werke Gerhard Hauptmanns, z.B. „Die Weber“ und der klassische Roman von Thomas Mann „Die Buddenbrooks“.

Nach dreißig Jahren deutscher Schutzherrschaft ist Südwestafrika 1914, mit knapp 15 000 weißen Bewohnern, die meist besiedelte deutsche Kolonie. Doch ihr Einsatz ist weit größer und wirksamer, als diese verhältnismäßig geringe Zahl andeutet. Im Ersten Weltkrieg muß die Kolonie vorhersehbar kapitu-

20

Deutschen wird lieren, rund die Hälfte der

t ‚als Völkerausgewiesen, die Kolonie geh ikanische Union bundsmandat an die Südafr deutsche Einüber. Trotzdem hat sich der

heute erschlag in Kultur und Wirtschaft bis

halten.

MögIn DSWA sind jedem Deutschen größere

lichkeiten geboten, dem Kaiser als persönlichem Repräsentanten des Reiches mehr Ruhm und Ehre zu verschaffen, als in den engen Grenzen des Vaterlandes: Es beginnt

keine Versammlung ohne ein Kaiserhoch, kein

Kaisergeburtstag am 27. Januar vergeht ohne Feier. So sieht man heute in SWA/ Namibia und in Deutschland rückschauend trotz vieler Schattenseiten gern auf die wilhelminische

Kaiserzeit zurück.

KAPITEL |

Zeit der Nominalherrschaft 1884-1893 Im Mai 1883 schließt der Bremer Tabakkauf-

mann Adolf Lüderitz (1834—1886) einen Vertrag mit dem Nama-Hottentotten-Häuptling in Bethanien, in dem Lüderitz die Bucht von Angra Pequena und später noch andere Gebiete zugesprochen werden. Am 24. April 1884 teilt Bismarck mit, daß die Erwerbungen des Adolf Lüderitz unter dem Schutz des Deutschen Reiches stehen. Damit wird dieser Küstenbereich zur Grundlage des Schutzgebiets Deutsch-Südwestafrika. Die kaiserliche Flagge mit dem deutschen Adler wird in Angra Pequena und an verschiedenen Orten entlang

der Küste Südwestafrikas gehißt, bis auf die

Walfischbai, welche seit 1878 von Britannien aus politischen Gründen annektiert ist. Südwestafrika erstreckt sich an der Küste des südlichen Afrikas zwischen den Flüssen Kunene im Norden und Oranje im Süden. Sein Hauptgebiet, das vom Wendekreis des Steinbocks durchschnitten wird, liegt zwischen dem 17. und 29. Breitengrade. Entlang der Atlantikküste zieht sich die verödete Namibwüste. Im Inneren des südlichen Landesteils herrscht Halbwüste, die Mitte des

Landes hat Steppencharakter, im Norden

findet man Savanne vor. Der größte Teil des Landes ist Hochland mit 1200 m Durchschnittshöhe. Dank dieser Höhenlage weist

SWA für Europäer ein gesundes Klima auf.

Große Temperaturunterschiede herrschen zwischen Tag und Nacht. In der Sommerzeit, von Dezember bis April, treten Niederschläge auf, meist als Gewitterregen, die in Wolkenbrüche ausarten. Nur die Grenzflüsse führen das ganze Jahr hindurch Wasser, alle anderen Wasserläufe, bis auf den Fisch-Fluß, nur kurze Zeit nach Regenfällen. Dementsprechend ist Getreideanbau sehr ge-

ring. Im ganzen Land gilt Viehzucht als

Haupttätigkeit der Farmer, obwohl die Weiden

keinen regelmäßigen Ertrag bieten. Wasser, das kostbare Gut, kann oft nur durch Senken von Bohrlöchern gewonnen werden. Die Küste Südwestafrikas ist den portugiesischen Forschungsreisenden seit dem 15. Jahrhundert bekannt, als Diego Cäo ein Kreuz am Kreuz-Kap errichtet und Bartholomaeus Diaz eines auf der Diaz-Spitze in der Bucht von Angra Pequena. Das Land wird fast 300 Jahre lang nur wenig angesteuert. Auch im 19. Jahrhundert wird die Walfischbai nur von Walfängern angelaufen, wo sie von den NamaHottentotten Fleisch kaufen. Zu dieser Zeit ist der Norden Südwestafrikas bekannt als Amboland (Ovamboland), die Mitte als Damaraland und der Süden als GroßNamaland. Innerhalb dieses ausgedehnten Gebietes, das anderthalb mal so groß ist wie das Zweite Deutsche Reich, wohnen schwarze Völker infolge ständiger Verfeindung weit verstreut. Im Norden leben die Ambo (Ovambo) und in der Mitte des Landes die Herero. Letztere stehen ständig auf Kriegsfuß mit den Nama-Hottentotten des Groß-Namalandes. Die Bastards, eine gemischte Rasse aus dem Kapland, ziehen mit ihren Missionaren um 1870 in das Gebiet Rehoboth undsiedeln sich dort zwischen den feindlichen Herero und Nama-Hottentotten an.

Finanzielle Probleme veranlassen Adolf Lüderitz, im April des Jahres 1885 seine Besitzungen an die in Deutschland gegründete „Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika“ zu verkaufen, an eine Gesellschaft, die nach Bismarcks Konzeptdas Schutzgebiet finanzieren und verwalten soll. Die Gesellschaft zögert, Souveränitätsrechte auszuüben. Darum entsendet Kanzler Bismarck den Reichskommissar Dr. jur. Heinrich Göring (1831—1913) mit zwei Beamten nach Südwestafrika. Adolf Lüderitz ertrinkt 1886 an der

2:

ionary zunächst im Auftrage der London Miss

ionary SoSociety, später der Wesleyan Miss

ciety und schließlich ab 1842 der Rheinischen Missionsgesellschaft mit Sitz in Barmen?.

niaMissionare sind es, die den deutschen kolo

len Expansionsgedanken im Deutschen Reich durch ihre Bitten um Schutz in SWA fördern.

RheiFriedrich Fabri, Missionsinspektor der sein nischen Missionsgesellschaft, wird für bahnbrechendes Werk von 1879 „Bedarf Deutschland der Kolonien?“ in einem Nachruf

der Deutschen Kolonialzeitung vom 23. Juli 1891 als „Vater der deutschen Kolonialpolitik“ geehrt.

In der ersten Ausgabe der „Deutschen Kolo-

nialzeitung“ faßt Missionar Dr. C. G. Büttner (1848-1887) die baulichen Erfahrungen der Missionare in SWA zusammen‘. Diese Zeit-

schrift ist das amtliche Organ der Deutschen

Kolonialgesellschaft, der Zusammenschluß des

= Abb. 1: Hererofrauen beim Hüttenbau. (Barth)

Oranjemündung. Ihm zum Gedächtnis wird der Ort Angra Pequena in Lüderitzbucht umbenannt. Nachdem Heinrich Göring erkennt, daß der

Schwerpunkt der kolonialen Entwicklung niemals in dem dürren Südenliegen werde,begibt er sich über die Walfischbai nach Otjimbingwe!, der Hauptniederlassung der Rheinischen Missionsgesellschaft im Zentrum des Landes. Dort richtet Göring den Regierungssitz ein. Auch die DKGfSWA läßt sich in Otjimbingwe nieder. Für das Reichskommissariat kauft Göring das Augustineum und baut ein zweites Haus mit den nötigen Dienst- und Wohnräumen hinzu. Dr. Göring und Missioum nar Büttner der RMG bereisen das Land, mit Verträge Reiches namens des Deutschen

den Häuptlingen zu schließen, wobei die be-

Schutz treffenden Stammesgebiete unter den

des Reiches gestellt werden’.

en, Deutsche Missionare sind die ersten Weiß n, fahre ika stafr Südwe nach ng die zur Ansiedlu

22

1882 gegründeten „Kolonialvereins“ und der 1884 von Dr. Carl Peters gegründeten „Gesell-

schaft für deutsche Kolonisation“ zur Förderung des Kolonialgedankens im deutschen Volk. Büttner weist auf die völlige bauliche Um-

stellung im primitiven Afrika hin. Er setzt

voraus, daß man die Häuser der Eingeborenen nicht „allzusehr verachten“ möge, sie seien durch Jahrhunderte hindurch aus demjenigen Material hergestellt, welches im Lande reichlich vorhanden ist, und die Bauweise enthalte manches Beachtenswerte (Abb. 1 und 2). Erstrangig sei die Auswahl der Baustelle, denn die europäischen Kriterien, möglichst am Wasser, nahe am Gartenlande, in unmittelbarer Nähe großer und schattiger Bäume zu bauen,

führe meist zu. Bauen in der Fieberregion des

Ortes. Das *iaus solle auf solidem Felsgrund erbaut werden oder auf der höchsten Stelle, an der kein Grundwasser vorhanden sei. FerI F. J. von Bülow. Drei Jahre im Lande Hendrik Witbooi. Berlin: Mittler, 1896, S. 99, 20. ‚von Weber. Geschichte des Schutzgebietes Deutsch-SüdwestAfrika. Verwoerdburg: Im Selbstverlag, o.J., S. 33. str Goldblatt. History of South West Africa from the beginning of the nineteenth century. Cape Town: Juta, 1971, S. 3. AIGG: Büttner. Über das Erbauen von Häusern für Europäer im Inneren Afrikas, in Deutsche Kolonialzeitung, 1. Heft 1887, S. 16 ft.

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Beurils,

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Spree.

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Abb. 2: Werft christlicher Herero. (Schwabe)

ner habe man an etwas zu denken, was ganz außerhalb der Berechnung der europäischen Architekten liege, die Sicherung des Baugrundes gegen die Termiten. Diese blieben nur

solchem Grunde fern, der von Kochsalz oder

Salpeter durchsetzt sei. Im Felsgrunde sei ihnen unmöglich zu arbeiten.

Als Baumaterial kämen nur Bruchsteine oder Lehmziegel in Frage. Lehm für Ziegel finde man meistens in der Nähe der Wasserläuf e. Wegen Mangels an passenden Bäumen werd e man von einer ausgiebigen Verwendung von Bauholz abgehen müssen.

Häuser das Hauptbaumaterial. Ziegel werden gestrichen und in der Sonne getrocknet. Diese werden dann beim Mauern auch durch Lehm verbunden. Wenn die Mauern vor anhaltender Feuchtigkeit geschützt bleiben, haben sie eine dauerhafte Festigkeit.

Die Hauptsache werde bei einem solchen Hause das Dach sein. Ein Strohdach sei zu empfehlen, doch es erfordert „ein gewisses Maß von Handfertigkeit“. So habe man sich meist für ein „Plattdach“ entschieden. „Plattdächer sind sehr leicht herzustell en, man

kann dazu auch krummes Holz verw enden, wenn es nur genügend stark ist. Wir pflegten die Plattdächer in folgender Weise herzustellen: Die eine Mauer des Hauses wurde etwas

„In Südwestafrika ist das Holz der Bäume entweder so weich, daß es sehr rasch verfault und von den Insekten sehr bald verd orben wird, oder so hart, daß es eigentlich nur auf der Eisendrehbank zu behandeln war. Und

höher als die andere gebaut, auf eine Zimmerbreite von 4—5 m etwa 30 cm, darauf wurden

dabei ist alles so krumm gewa chsen, daß

von Mauer zu Mauer genügend starke Balken gelegt, etwa einen Meter vonei nander, quer über diese Balken kam Strauchw erk möglichst dicht, noch besser bewährte sich hier eine Lage hohes Riet, weniger dage gen war eine Bretterdecke zu empfehlen, die Bretter werfen sich und bringen dadurch das Dach in Un-

gerade Balken von mehr als 20 Fuß Länge nur höchst selten und dann immer mit großem Verlust an Spänen hätten geha uen werden

können.“

Wo es angängig sei, werde man mit Bruch-

Steinen bauen müssen und das Fundament der

Backsteinhäuser jedenfall s von solchen herstellen. Lehm bilde für die in SWA erbauten

——

5 DKZ, 1. Heft 1887, S. 20,

23

ruhe. Auf das Strauchwerk kommt dann eine Schicht Lehm, mit Gras oder Stroh vermengt, hierauf pflegten wir eine Schicht an der Sonne getrocknete Backsteine in Lehm zu legen und

obenüber kommt dann eine Schicht Lehm, der ziemlich stark mit Sand vermischt wurde, um das Reißen zu verhüten. An geeigneten Stellen werden dann Abzugsrinnen angelegt, die, mit Blech ausgekleidet, den Dachrand, welcher ein paar Ziegel hoch gemauert ist, durchbrechen, um das vom Dacheabfließende Regenwasser von den Mauern fern zu halten. Man sieht, es bedarf zu solchem Dachekeiner besonderen technischen Fertigkeit; das einzige, das zu beachten ist, daß die eigentlichen, tragenden Balken nicht zu schwach gewählt werden und daß diese nicht unvermittelt auf die Mauer gelegt werden, sondern entweder durch lange Steine oder Hölzer an ihren Enden unterstützt werden.“®

Trotz der durch Temperaturwechsel entstehenden Ritzen und der durch Termiten verursachten Beschädigungen haben sich „Plattdächer“ bewährt. Solch denkbare Schäden seien leicht zu reparieren; kleinere Ritzen schlössen sich,

sobald der Regen einige Zeit anhalte und der Lehm feucht geworden sei.

Wellblech sei wegen der Transportkosten zu teuer, die Hitze unter Wellblechdächern unerträglich und anfallende Reparaturarbeiten nicht auszuführen, denn Metallarbeiter gäbe es nicht. Die Plattdächer könne man durch Bewurf mit Kalk gegen stärkeren Regen schützen. Ein weiterer Vorteil des Lehmplattdaches sei die Sicherheit gegen Funkenflug. Büttner empfiehlt, überall um das Haus eine Veranda zu bauen, damit weder Sonnenstrahlen noch Regen die Wände treffen. Durch eine solche Veranda werde der bewohnbare Raum des Hauses „ganz ungemein vergrößert“. Viele Arbeiten ließen sich dort bequem erledigen, sie sei ein sehr geeigneter Begegnungsort und müsse als ein Teil des Hauses angesehen werden.

Zur Herstellung von Fußböden gibt Büttner besondere Empfehlungen. Bretterböden seien nur in seltenen Fällen möglich, Steinfliesen nur dort angängig, wo solches Material vorhanden, also bleibe man beim Lehmflur.

24

„Aber auch der beste Lehm bröckelt und n, staubt, so muß man nach einem Mittel suche

Südum ihn etwas fester zu machen. Die n finde e, boren afrikaner, Buren wie Einge er , welch dieses Mittel in frischem Rindermist mit etwas Wasser verdünnt wird, und sie oden streichen (schmieren) damit den Fußb

allwöchentlich und öfter. Für uns Europäer bleibt

diese

Sitte denn doch

etwas sehr

unappetitlich, und das Parfum der Häuser ist nach dieser Prozedur nicht das allerangenehm-

ste. Statt dessen möchte es sich empfehlen,

die Lehmflur, sobald sie völlig ausgetrocknet ist, mit gekochtem Leinöl, wie es die Maler gebrauchen, gehörig anzustreichen. Man darf

das Öl dabei nicht sparen, sondern man muß

dem Boden soviel davon geben, als er aufzufangen vermag. Man erhält aber dann auch, wenn der Anstrich getrocknetist, einen Fußboden besser fast als von Zement, von sehr

großer Dauerhaftigkeit. Das Öl verbindet sich

mit dem Lehm zu einer steinharten Masse, die Jahre hindurch keine Reparaturen braucht. Es kann diese Art der Hausflur überall empfohlen werden.“’

Außer Fenstern solle man dicht unter der

Zimmerdecke Öffnungen für die Ventilation lassen, vor allem in Häusern mit Plattdach, damit dicht unter der Dachplatte die Luft kräftig vorbeistreiche und die Dachplatte ab-

kühle. Man müsse überhaupt so bauen, daß

das Haus vom Zugwind gut durchweht werde. Keller verschüfen in Afrika keine kühleren Räume; die Temperatur des Kellers sei im allgemeinen der durchschnittlichen Jahrestemperatur ziemlich angeglichen. Da aber die Temperatur bei Nacht stark herabsinke, solle man die Häuser tief abkühlen lassen und die kühle Luft lange im Hause halten. Also müsse man Fenster und Türen bei Nacht weit öffnen, bei Tag verschlossen halten. Besonders in Häusern, die von Veranden umgeben seien, blieben die Zimmer kühl und böten

erholsamen Aufenthalt in der Mittagszeit,

wenn die Arbeit im Freien unmöglich sei. Um

wirklichen Erfolg zu erzielen, solle man die

Fenster nicht zu klein bemessen und mit

Drahtgeflecht versehen, damit bei Nacht Käfer, 6 DKZ, 1. Heft 1887, S. 21. 7 DKZ, 1. Heft 1887, S. 22.

Abb. 3: Kaufhäuser in Walfischbai ca. 1860. (Wilken and Fox)

Motten,

Heuschrecken,

Fledermäuse

oder

Eulen nicht in das Zimmer hineinkämen.

Drahtgeflecht sei fast nötiger als Glas.

„Ist also das Haus auf gesundem Baugrunde, hoch,fest und dabei luftig erbaut, so läßt sich auch im Inneren Afrikas ganz gut wohnen,

ein Mittelpunkt für weitere Arbeiten, ein angenehmer Ruheplatz nach vollbrachtem Tagewerk mit einfachsten Mitteln gewinnen,bis bei fortschreitender Kultur auch an die architektonische Ausschmückung des neuen Heimes gedacht werden kann.“s®

Bilder über die Baukunst und die Missionsstationen vor Beginn der deutschen Schutzherrschaft in SWA sind hauptsächlich durch den Bericht? und das Fotoalbum!® des Spe-

zialkommissars W. C. Palgrave überliefert.

Palgrave wird aufgrund erneuter britischer Herrschaftsansprüche auf SWA 1876 vom Kap-Parlament entsandt. Seine Reise beginnt in Walfischbai und führt über Damaraland und Groß-Namaland zurück zum Kap. Bei

Ankunft in Walfischbai notiert er:

„Die Kaufhäuser in Walfischbai sind aus Holz und Eisen, auf einem künstlichen Erdwall aus Sandsäcken stehend ... Es sind nur wenig Häuser an der Zahl und von diesen sind zwei von Größe; eines gehört der Missions Handels Aktien Gesellschaft, das andere den Herren Eriksson

und

Haus.“!! (Abb. 3)

Co.

ein

schwedisches

Die Empfehlung Palgraves führt am 12. März

1878 zur Annexion Walfischbais durch Groß-

britannien und zur Ernennung eines Magistrats durch die Regierung des Kaplandes. Man

entschließt sich in Kapstadt zum Bau eines auf

Pfähle gestellten Magistratshauses. Dieser Entschluß und der von Palgrave erwähnte Erdwall sind Maßnahmen gegen die unterirdisch gestauten Wasser des Kuisib-Flusses, welches sich bei starken Meeresfluten aus dem

Sande hebt!?.

Ein Plan des Hauses wird vom Public Works

Department (Abteilung für Öffentliche Arbei-

ten) in Kapstadt angefertigt (Abb. 4) und hat als Vorbedingung der Vergabe folgenden Para-

graphen:

„Der gesamte Aufbau oberhalb des Bodens muß in Kapstadt zusammengesetzt, dann wie-

der abgebaut und verpackt werden. Der Vertrag muß alle zur vollen und richtigen Errichtung notwendigen Eisenbauteile beinhaltennane 8 DKZ, 1. Heft 1887, S. 23.

9 Cape of Good Hope. Ministerial Department of Native Affairs. Report of W. Coates Palgrave Esq., special commissioner to the tribes north of the Oranje River, and of his mission to Damaraland and Great Namaqualand in 1876. Cape Town: Saul Solomon, 1877. (G 50-77). (Palgrave Bericht) 10 Fotoalbum im Staatsarchiv, Windhoek. 11 Palgrave Bericht, S. 7. 12 Siehe Hans Grimm,Die Dreizehn Briefe aus Deutsch-Südwest-Afrika S. 69. 13 Vorschriften im Plan eingetragen (Abb. 4).

25

Abb. 4: Haus des Magistrats, Walfischbai, 1878. (SWA Dept. of Works)

Abb. 5: Haus des Magistrats, Walfischbai, ca. 1898. (Wilken and Fox)

Dies ist meines Wissens das erste professionell entworfene Haus in Südwestafrika. Der Grundriß ist der vorgefertigten Holzbretterkonstruktion entsprechend einfach gehalten. Der rechteckige Grundriß ist in vier Zimmer eingeteilt mit abseits angelegter Küche. Später wird das Haus vergrößert und 1898 ein Leuchtturm angeschlossen. Im Jahre 1891 landet der Deutsche Premierleutnant F. W. von Bülow in Walfischbai und beschreibt sorgfältig ein genaues Bild der Siedlung: „Ich musterte noch einmal aus der Nähe die Gebäude und fand, daß sich links am Ende der Reihe ein reinliches, langgestrecktes Holzhaus befand, welches gar nicht so übel aussah, sondern sogar einen recht wohnlichen Eindruck machte. An einer Flaggenstange vor

diesem Hause flatterten eine Unzahl grell-

bunter Fahnen und Wimpel, gekrönt von dem im blauen Felde roth und weiß durchquerten Union-Jack, der Flagge Großbritanniens, lustig im Winde. Hier war die Wohnung des Magistrats, und auf der Treppe, welche von der

Veranda auf einen sorgfältig gehaltenen Tennisplatz herabführte, stand eine Dame, um-

geben

26

von einer Schaar hübscher blonder

Abb. 6: Walfischbai, ca. 1890, Kirche der RMG links. (Wilken and Fox)

Kinder, deren frisches Aussehen bezeugte, daß

das Klima der Walfischay doch wohl ein gesundes

sein

mochte.

Rechts

von

diesem

obrigkeitlichen Gebäude stand ein anderes, ebenfalls niedriges und langgestrecktes Holzhaus, welches an dem biblischen Spruch über der Tür leicht als die Wohnung des Missio-

nars kenntlich war, und an dieses wieder

reihte sich ein zweistöckiges freundliches Haus mit breitem Balkon, das des Landungsagenten Herrn Ludwig Koch. Rechts von den genann-

ten stand als letztes in der dem Meere zu-

gekehrten Reihe ein winkliges Wohnhaus mit einem großen Schuppen aus Wellblech. In diesem war der sogenannte englische Store, das Kaufhaus des Händlers John Gunning. Etwas im Vordergrunde stand ein gelbes Kirchlein mit niedrigem Thurme... Die Wohnung des Herrn Mertens lag in der zweiten Reihe und bestand aus einem Holzgebäude, welches ein Wohn-, zwei Schlaf-

zimmer und einen Verkaufsraum enthielt und außerdem in einer kleinen Wellblechhütte seine Küche hatte ...

Die Kirche ist von Holz und klein, ungefähr 6 Schritt breit und 12 Schritt lang, und hell-

blau in Ölfarbe gestrichen. Altar und Kanzel sind einfach, aber würdig und hübscher aus-

gestattet, als in manchen heimathlichen Dorf-

kirchen. Am Sonntag Vormittag um % 10 Uhr läutet die kleine Glocke laut und anhal-

Nach Abschluß seines Besuchs in Walfischbai fährt Palgraveins Inland zunächst nach Otjimbingwe. An diesem verkehrswichtig gelegenen Ort am Swakop-Fluß hat die missionarische Arbeit 1849 unter den Herero begonnen. Palgrave notiert folgendes: „Otjimbingwe rühmt sich mit dem besten

Warengeschäft im Lande (Missions-Handels-

Acktien-Gesellschaft) (sic) und eine sehr schöne Kirche. Im Zusammenhang mit dem ersteren gibt es eine Schmiede und eine Wagenbauerei. Außer der Kirche unterhält die Rheinische Missions-Gesellschaft eine gut besuchte Schule und ein ausgezeichnetes Eingeborenen-Lehrerseminar. Die Bevölkerungliegt gegenwärtig zwischen fünf und sechshundert “15

Im Jahre 1869 wird von Dr. Hugo Hahn

eine Missionskolonie ins Leben gerufen. Zu diesem Zwecke werden Handwerker ausge-

sandt, die jungen Herero Anleitung und Unterricht in handwerklichen Tätigkeiten erteilen

sollen. Einer der Missionskolonisten, Hälbich, ist Wagenbauer und Schmied, ein anderer ,

Wilhelm Redecker, ist Landwirt und Vater des ersten in Südwestafrika geborenen Architekten. Im Jahre 1867 gründet Hahn das Augustineum, eine Ausbildingsstätte für einge-

tend, denn sie soll die Eingeborenen, welche

5 km von der Niederlassung der Weißen entfernt wohnen, herrufen.“!4 (Abb. 5 und 6)

14 F. J. von Bülow, Drei Jahre, S. 36, 37 und 39, 15 Palgrave Bericht, S. 12,

27

atsgebäude. (Schwabe) Abb. 7: Augustineum in Otjimbingwe, 1867. Späteres Reichskommissari

borene Lehrer (Abb. 7)!%. Im gleichen Jahr

Swakop-Flusses. Der Ort wird von den ersten Missionaren zur Erinnerung an ihre Ausbildungszeit in Barmen/ Deutschland auch GroßBarmen genannt. Palgrave schreibt:

Die Rheinische Missionsgesellschaft gründet

u... Otjikango (Barmen) ist eine Missionsstation der Rheinischen Gesellschaft ... die

wird auch die Kirche, ein Langhaus mit steilem Satteldach, eingeweiht, die erst 1899 ihren Turm bekommt (Abb. 8).

llim Jahre 1870 eine Missions-Handelsgese

rschaft. Sie übernimmt das 1854 von Kupfe und bergwerksarbeitern errichtete Warenhaus gründet Zweigstellen in Okahandja und Reho-

lschaft both. Als Bollwerk baut diese Gesel zum der , turm Wehr einen den „Pulverturm“,

t Wahrzeichen von Otjimbingwe wird. Erbau

von ist er aus Feldsteinen in einer Höhe ionsMunit für Lager 10 Metern. Er dient als einer Ortsvorräte und gewährt während

e Zubelagerung durch Feinde eine sicher flucht!? (Abb. 9). lonie Neun Jahre später wird die Missionsko nsich aufgelöst. Redecker und Hälbich mache Betriebe. selbständig und eröffnen eigene 1882 geAuch die Handelsgesellschaft wird

als Warenschlossen und wird von Hälbich

geschäft übernommen. nach OtjiDie Reise führt Palgrave weiter lauf des Ober am kango, einer Missionsstation

28

Bevölkerung von Barmenist etwa die gleiche,

wie die in Otjimbingwe, aber da es weniger Gemeindemitglieder gibt, gibt es auch weniger Häuser. Außer der Kirche und dem Missionshaus, und ich glaube zwei anderen quadra-

tischen Häusern, sind nichts als Hütten zu

sehen. *!8

Die Kirche, auf die hingewiesen wird, ist 1871 eingeweiht. In der Mitte des Schiffes befinden sich zwei Säulenreihen!, die vermutlich das

recht breite Dach stützen sollen. Gestelzte Rundbogenfenster durchbrechen die Längs-

16 Nachdem 1885 das Gebäude des Augustineums zum Reichskom-

missariat wird, erbaut die RMG eine neue Ausbildungsstätte in Okahandja, die 1891 bezogen wird.

17 Metzkes, J. Otjimbingwe, Windhoek: SWA Wissenschaftliche Gesellschaft, 1962, S. 75. 18 Palgrave Bericht, S. 13.

19 Dr. N. Mossolow, Otjikango oder Groß Barmen, Windhoek: Im Selbstverlag, 1977, S. 53.

Abb. 8: Otjimbingwe, östlicher Teil. Kirche links, erbaut 1867. (SAW Palgrave Album)

Abb. 9: Otjimbingwe, Missions-Handelsgesellschaft der RMG, 1854 erbaut, Pulverturm im Hintergrund, 1870. (SAW Palgrave Album)

Abb. 10: Otjikango/Groß Barmen, Kirche der RMG, 1871. (Rehbock)

German. =

a MaaläSEE

u

29

2

Abb. 12: Omaruru, Missionshaus, vor 1892. (Seidel)

Abb. 13: Omaruru, Missionshaus, nach 1892. (Kreuz und Quer)

%

Abb. 14: Rehoboth, ca. 1870. (SAW Palgrave Album)

Die Kirche in Okahandja wird 1876 einge-

gesiedelt. Sie haben die 1864 verlassenen Missionsgebäude wieder aufgebaut und die Zahl der Bauten in der Bauweise des Kaps vermehrt. Palgrave findet weißgetünchte Häuser mit Giebeln und Strohdächern vor (Abb. 14) sowie auch Hartebeesthäuser?® (Abb. 15).

diese mit flachem Dach und Blendgiebel ver-

Von Bülow berichtet von seiner Reise ausführlich über Hartebeesthäuser:

mauern, den Mauerabschluß bildet ein durch-

laufendes Zahnschnittgesims. Um das vertraute Bild einer Kirche herzustellen, erhebt sich

über der Eingangsseite ein Blendgiebel (Abb. 10).

weiht. Ähnlich der Kirche in Otjikango ist sehen, doch bildet ein Zinnenkranz den Mauer-

abschluß. Die Zinnen sowie die kleinen Fensteröffnungen rufen den Eindruck einer Wehrkirche hervor (Abb. 11). Paigrave besichtigt das Missionsgehöft in Omaruru. Man sagt, das schadhafte Flachdach des Wohnhauses habe die Missionsfrau veranlaßt, ihre Eltern in Deutschland davon zu unterrichten (Abb. 12). Daraufhin schickt der Vater ca. 1892 gewölbtes Wellblech für ein Tonnensegmentdach zur Deckung des Hauses (Abb. 13). In diesem Zustand steht das Haus noch heute.

Als nächste Missionsstation besucht Palgrave Rehoboth. Hier haben sich Bastards aus dem Kap mit ihren Missionaren und unter ihrem Häuptling Hermanus van Wyk ca. 1870 an-

„Hermanus

wohnt

in

einem

sogenannten

Hartebeest-Haus, welches alle Boeren und Bastards Südafrikas sich in wenigen Tagen aus Luftziegeln dort aufbauen, wo sie sich niederzulassen gedenken. Solch ein Hartebeest-Haus sieht aus wie eine umgestülpte Kiste. Gerade Wände und ein flaches Dach, niedrig und gedrückt, mit einer Thür in der Mitte und je einem Fenster rechts und links davon, vor der Thür ein glatt gefegter Auftritt, die als Sitzplatz besonders beliebte Stoep; im Innern ein kahles Zimmer, mit dürftig abgeputzten rauchgeschwärzten Wänden, mit 20 Der Name „Hartebeest* steht bezüglich „Wohnungsbau“ mit den

Antilopen gleichen Namens in keinem Zusammenhang. Die Voor-

trekker Buren bezeichnen Häuser als „Hardebieshuis“ (Hartebeesthaus), abgeleitet von „harde biesies“, die also aus harten Riedbinsen

konstruiert werden. Siehe: Walton, J. Homesteads and Villages of South Africa. Pretoria: Van Schaik, 1965, $. 97.

31

Abb. 15: Rehoboth, Hartebeest-Haus mit Satteldach, ca. 1885. (Schwabe)

einem Tisch, der Vorderkiste des Wagens an der Wand und ein oder zwei niedrigen Feldstühlen: das ist der ganze Bau und dessen

innere Ausstattung.“ ?!

Auf der deutschen Kolonialausstellung von 1896 in Berlin wird ein Hartebeesthaus ausgestellt. Darüber hat die DKZ vom 3. Oktober 1896 berichtet und empfohlen: „Dasselbefindet in Südwestafrika vielfach dort

Anwendung, wo die Mittel zu der Herstellung eines steinernen Hauses aus irgend einem Grunde fehlen und wo auf der anderen Seite das Bedürfnis vorhanden ist, eine einigermaßen

feste Wohnungan Stelle eines nicht immer angenehmen Zeltes zu benutzen. Drüben wird

ein solches Hartebeesthaus aus einem Gerüst von Holzpfählen (meist Kameeldorn) und aus Zwischenwänden hergestellt, die am besten aus dem starken Ried des Landes gebildet

werden. Ein Bewurf von mit Rindermist gemengtem Lehm gibt diesen Wänden vielfach erhöhte Festigkeit, und ein Dach aus Ried und Binsen hält den Regen ab. Solch ein Bauwerk verdient wegen der Leichtigkeit, mit

welcher es herzustellen ist, den Vorrang vor

D2

europäischen, d.h. aus Mauersteinen und gebrannten oder luftgetrockneten Ziegeln gebauten Häusern. Diese nämlich sind, ebenso wie

die aus europäischen Balken, Brettern und Wellblech aufgezimmerten, bei den hohen Frachtsätzen und Arbeitslöhnen viel zu teuer, als daß es für den eine Farm beziehenden Ansiedler oder einen im Felde wohnenden Händler sich lohnen dürfte, ein solches Haus während der ersten Zeit seines Aufenthaltes zu errichten. Es sei das an dieser Stelle nachdrücklich betont, denn gerade in dieser Hin-

sicht wird von manchem ohne größeres Ver-

ne Auswandernden außerordentlich viel geehlt.

Bei dem wunderbar günstigen Klima unseres Schutzgebietes genügt ein solches Hartebeesthaus, das ja beliebig groß angelegt werden kann, durchaus für die ersten Jahre als Wohnung für den Europäer. Auf diesen Punkt

hinzuweisen ist gegenüber den unsinnigen Vor-

stellungen, mit denen einzelne Leute nach

Südwestafrika gegangen sind und leider wohl 21 F. J. von Bülow, Drei Jahre, S. 164.

Abb. 16: Rehoboth. Zeichnung von E. Mayer, 1907. (SAW)

noch öfters gehen werden, angebracht. Es

kommt hinzu, daß die billigsten festen Häuser

im Lande, die aus an der Luft getrockneten Lehmziegeln, nach starken Regengüssen oft kostspielige und schwierige Ausbesserungen verlangen, während solche bei einem Hartebeesthause ohne Mühe und Geldaufwand vorgenommen werden können.“

Folglich wird in amtlichen Handbüchern für Auswanderer das Hartebeesthaus als ein vorläufiges Obdach für deutsche Ansiedler auf Farmen vorgeschlagen. Von Bülow ist von Rehoboth nicht begeistert. Er beschreibt 1896 den Ort als „ein unregelmäßiges Gemisch schlecht gebauter und noch schlechter gehaltener Lehmhäuser, die bald ihre Front, bald ihre Rückseite der allgemeinen Dorfstraße zuwenden.“ ?

Von der umgebenden Landschaft mit roten Felsen, grünem Gras und den schattigen Akazien, wie auch vom Missionsgehöft ist er jedoch freudig überrascht. „Hier bot sich uns schon ein freundlicheres Bild, denn Haus und Kirche lagen in einem

offenen Rechteck um ein Gärtchen, über dessen Mauern die dichten rothen Blüthen eines Oleanderstrauches sahen. Niedrig und mit flachem Dache, aber blendend weiß abge-

putzt und sauber wie ein Schmuckkästchen, mit sauberen Fenstern, an denen Kattungardinen sichtbar waren, freundlich, hell und einladend, wie eine wahre Stätte des Friedens und der Freude, so lag das Haus vor uns, “24

Der bekannte südwestafrikanische Künstler Erich Mayer gibt 1907 diese Szene, im Vordergrund der abschirmenden Bergwelt liegend,

am besten wieder (Abb. 16).

In Groß-Namaland besucht Palgrave zunächst die Missionsstationen Bethanien und Berse ba, zwei Siedlungen mit weißgetünchten Häus ern inmitten einer öden Landschaft. In Beth anien (Abb. 17) hat möglicherweise die heimatlich e 22 Siehe z.B. Deutsch Südwestafrik a, Amtlicher Ratgeber für Auswa n derer, Berlin: Reimer, 1912, S, 50,

23 F. J. von Bülow, Drei Jahre, S. 161.

24 Ebd., S. 162,

33

Abb. 17: Missionsstation Bethanien 1870. (SAWPalgrave Album)

Abb. 18: Missionsstation Berseba, ca. 1870. (SAW Palgrave Album) Abb. 19: Kircheninneres, Berseba. (SAWPalgrave Album)

Verbundenheit des Missionars zu seinem Seminarort mit den zweitürmigen Kirchen in Barmen und Elberfeld angeregt, die Missionskirche in gleicher Weise doppeltürmig zu erbauen. In Berseba (Abb. 18) hat die Kirche ein Satteldach, doch ist das Schiff mit einer flachen Rieddecke versehen (Abb. 19). Keetman, der Präsident der Rheinischen Missions-Gesellschaft, faßt um 1866 den Entschluß, im Süden des Groß-Namalandes in dem Orte Swartmodder oder Zwartmorast eine Missionsstation zu gründen. Ihm zu Ehren erhält die Station den Namen Keetmanshoop. Hier wird 1868 eine Kirche eingeweiht und zwanzig Jahre später von Missionar Tobias Fenchel (1849-1910) eine Gehilfenschule erbaut. Diese Schule ist das erste mit gebrannten Ziegeln errichtete Gebäude in Groß Namaland. Der Missionsbericht der Rheinischen Missions-Gesellschaft von 1885 betrachtet die Verwendung gebrannter Ziegel als „einen sehr wesentlichen Fortschritt ... und es wäre zu wünschen, daß diese gebrannten Ziegeln nun bei allen Bauten unserer Missionare zur Anwendung kämen. Nur das Brennmaterial dort zu Lande ist so schwer zu beschaffen. Allerdings bittet er (Fenchel) noch auf unsere Kosten ein Wellblechdach draufsetzen zu dürfen. Diese Bitte wird man ihm

natürlich gerne gewähren ...“2

Im Jahre 1890 zerstört eine Wasserflut Schule,

Kirche und Missionshaus. Diese Gebäude sind unwissentlich in einem Flußbett gebaut worden, einem Flußbett, „von dem allerdings auch kein Eingeborener mehr erzählen konnte,

wann der Fluß überhaupt einmal geflossen war. “26 Fenchel muß noch einmal bauen. Das neue Missionswohnhaus wird auf einem nahe gelegenen Hügel errichtet. Den Bauplatz hat der Häuptling der Mission geschenkt. Dieses Mal entscheidet sich Fenchel für einen Bau aus örtlichen Bruchsteinen:

und es waren bei der Schwäche der Nama und der Schwere der Steine mehr Hände beim Bau nötig. Ungeachtet all dieser Schwierigkeiten nahm er die Arbeit sofort in Angriff,

hoffend, daß die Bruchsteine sicherer gegen Feuersgefahr seien und ein solches Haus

weniger Reparaturen erforderte.“ ?’

Wellblech, Türen und Fenster holt Fenchel

aus Lüderitzbucht. Er legt die verschiedenen Gebäudeteile um einen Innenhof und umfrie-

digt das Haus mit einer Bruchsteinmauer.

Der Garten wird in verschiedene Nutzflächen

eingeteilt (Abb. 20). Bei Fenchels Eifer und

dem seiner Mitarbeiter wird der Wiederaufbau des Missionswohnhauses im Jahre 1891 vollendet.

Danach nimmt Fenchel den Bau der neuen Kirche in Angriff. Er wird technisch beraten, und als Vorbild wählt er die Kirche seines Heimatdorfes Gambach in der Wetterau in Deutschland. Fenchel entschließt sich hingegen, Emporen an beiden Enden des Schiffes zu errichten. „Der Kirchbau wurde mit aller Energie be-

trieben. Frühmorgens, weil später das Wellblech zu heiß wurde, arbeitete der Missionar hoch auf dem Gerüst stehend mit seinen Werkleuten an der Aufführung des Turmes,

dessen Spitze bald ein Hahn zierte.“?®

Im Mai 1895 ist die Kirche mit einem 100 Fuß hohen Turm vollendet und im folgenden Jahr auch die Schule. Die Kirche ist zu einem besonderen Architekturwahrzeichen der Stadt geworden; äußerlich die elegante Verjüngung des hohen Turms von einem quadratischen zu einem achteckigen Grundriß (Abb. 21), innen die gewölbte Holzdecke, sichtbar durch die freigelegten Dachbinder (Abb. 22). Außerdem sorgt die Bruchsteinkonstruktion wegen der niedrigen Wärmeaufnahmefähigkeit für kühle Räume in dem sehr heißen Süden. Das neue Missionsgehöft wirkt anregend auf eine in der ganzen Stadt beginnende boden-

„Der Versuch mit den gebrannten Ziegelsteinen ... erforderte zuviel Holz, auch hatte

das Material in Keetmanshoop zuviel Salze und wurde arg in der Luft angegriffen. Das Bauen mit gebrochenen Steinen war aber dollpelt so schwer, kostete das doppelte Geld

25 H. Becker Fenchel, Die Fenchels, Unveröffentlichtes Manuskript,

0.0.v.v., S. 35. 26 Ebd., S. 37. 27 Ebd,, S. 40. 28 Ebd., S. 42.

38

Abb. 20: Missionsgehöft, Keetmanshoop, 1895. (Bauaufnahme)

36

Abb. 21: Schule, 1895 erbaute Kirche und Wohnhaus des Missionsgehöfts, Keetmanshoop. (H. Becker Fenchel)

ständige Bauweise. Keetmanshoop zeichnet

sich später durch das einheitlich verwendete

Abb.

22: Kircheninneres, Becker Fenchel)

Keetmanshoop,

1895.

(H.

Bruchsteinmauerwerk aus (Abb. 23).

Die letzte Missionsstation, die Palgrave besucht, ist Nisbett’s Bath im äußersten Süden

des Landes, später bekannt als Warmbad. Diese älteste Missionsstation in Südwestafrika

wird 1805 von der London Missionary Society

gegründet. Palgraves Foto des Missionsge-

höfts (Abb. 24) zeigt zwei von einer Mauer

umgebene Häuser, die mit den Strohdächern und dem Schornstein am Giebel deutlich den

en home un.

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Einfluß Kap-englischer Cottages zeigen.

Die Rheinische Missionsgesellschaft hat auch

Stationen, die Palgrave nicht besucht hat. Eine davon ist Hoachanas im Zentrum des

Landes (Abb. 25). Ein Bericht aus dem Jahre 1896 schildert ihre Lage: „Auf dem von der Außenwelt fast gänzlich abgeschnittenen Platze hat Missionar Judt in

langjähriger Arbeit einen der schönsten Missionssitze des Landes geschaffen, der in der sterilen Umgebung nur um so mehr zur Wirkung kommt.“ ?? Das Missionsgehöft ist von seinem Vorgänger erbaut, der zum Gerüstbau kein Holz findet infolge der vielen Grasbrände, welche das Wachstum größerer Bäume verhindert haben.

29 Rehbock, Th. Deutsch-Südwest-Afrika. Seine wirtschaftliche Er schließung unter besonderer Berücksichtigung der Nutzbarmachung des Wassers. Berlin: Reimer, 1898, S. 15.

3W

38

Abb. 23: Missionsgehöft inmitten des Ortes Keetmanshoop, ca. 1900. (SAW)

Abb. 24: Missionsgehöft, Warmbad, ca. 1870. (SAW Palgrave Album) Abb. 25: Missionsstation Hoachanas, ca. 1875. (Rehbock)

un en

„Da benutzte er einfach die schon erbaute

Im Jahre 1869 begeben sich sieben finnische

rundum auf die Mauer, er füllte die Thürund Fensteröffnungen zunächst auch ruhig

it dem Ziel, eine Tätigkeit en des Landes, um Ovamboland,

war, und dann erst fing er an, die nötigen Tocken auszubrechen 0

bei gewissenhafter Beachtung des Savannenklimas Baulichkeiten mit großen Walmdächern

Mauer als Gerüst und baute rückwärts gehend immer eine Reihe Ziegel nach der andern

mit Ziegeln aus, bis die Mauer ganz fertig

Büttner et diesen Vorgang als „practica est multiplex“.

Missionare und drei Missionskolonisten nach Südwestafrika mit d i i ätigkei

fzunehmen”". Hier errichten die Missionare

„9 pxz. ı. Heft 1887, 8.23. 31 Deutsches Kolonialblatt, 1. Jg. 1890, S. 78. 39

Abb. 26: Kirche in Olukonda, Ovamboland, ca. 1872. (DKB)

Abb. 27: Kircheninneres, Olukonda, ca. 1872. (DKB)

40

4

Abb. 28: Kirche in Ombandja, Ovamboland, ca. 1872, (Kreuz und Quer)

Abb.

20%: Missionsstation Olukonda, ca. 1872. (DKB)

IS

— lmargte > Ara _

und breitem Überhang als umgebende Veran

da, welche die Mauern vor Regen schützt. Eine durchlaufende Öffnung zwischen Dach und Mauerkrone sorgt für stetige Luftzirku lation. Die Kirche in Olukonda (Abb. 26 und 27) ist ein überzeugendes Beispiel einer der Umgebung angemessenen Bauweise. Diese

Konstruktion läßt sich auch bei zweistöckigem Hausbau wirtschaftlich anwenden (Abb. 28).

Solche Missionsansiedlungen mit Einheitlich-

keit der Dachform, des Baumaterials und des umgebenden Palisadenzaunes rufen ein ruhiges und in sich geschlossenes Bild hervor (Abb. 29), 4

Palgrave Album) Abb. 30: Zeichnung des Missionsgehöfts, Omandonga, 1876. (SAW

In Ondanga im Ovamboland besteht Mangel an Bauholz. Die finnischen Missionare wissen sich im Sinne von Pfettendächern zu helfen. „Da sie von den vielen Bäumen jener Gegend

doch kein passendes Holz zu Dachsparren erhalten konnten, eben weil alles zu krumm gewachsen ist, so haben sie einfach jede Querwand des Hauses, wie eine Giebelmauer,

bis an die Spitze des Daches hineingebaut und dann die Latten von Mauer zu Mauer

hinübergelegt.“??

Neben dem Mangel an Bauholz fehlt geeigneter Lehm zur Herstellung eines haltbaren Fußbodens. In dieser mißlichen Lage helfen sich die finnischen Missionare dadurch, daß

sie ihre Zimmer mit Holzpflöcken pflastern®°.

Obwohl er diesen Ort nicht besucht hat,trägt Palgrave eine Zeichnung der Siedlung „Oman-

donga“ in seinem Fotoalbum ein (Abb. 30).

Die Entwicklung des Landes durch den deutschen Kolonialherren geht langsam und zögernd voran. Nach einem mißglückten Versuch der DKGfSWA,eine Schutztruppe aus Eingeborenen aufzustellen, und die deutschen Beamten sich gezwungen sehen, in der britischen Walfischbai Zuflucht zu suchen, wächst die Erkenntnis der Untauglichkeit des Bismarck-

42

schen Konzepts, die Souveränität auf eine pri-

vate Gesellschaft zu übertragen, denn deutsche Gesellschaften verweigern die erforderliche Investition.

Hieraufhin wird Hauptmann Curt von Frangois (1852-1931) mit seinem Bruder und einer

Truppe von 21 Freiwilligen nach Südwestafrika entsandt. Dieses Kontingent landet am

24. Juni 1889, getarnt als wissenschaftliche

Expedition, in Walfischbai und bezieht Quartier in Tsaobis, unweit von Otjimbingwe, entlang dem alten Bai-Wegins Innere des Landes.

Von dieser Stelle kann der Verkehr ins Inland hervorragend überwacht werden, vor allem die

Zufuhr von Munition und Alkohol. Tsaobis

wird von der Truppe befestigt. Dies erste Bollwerk wird die „Wilhelmsfeste“ genannt (Abb. 31). Von Bülow besucht diese Feste 1891 und berichtet ausführlich über die „Burg von Tsao-

bis“:

„Ein Haufen roher, unverbunden aufeinander-

geschichteter Felssteine, ein Gebäude, roh; unregelmäßig und gedrückt in der Form und 32 DKZ, 1. Heft 1887, S, 21. 33 Ebd, S. 21,

Abb. 31: Die Wilhelmsteste von Tsaobis, 1899, (DKZ)

unfreundlich — denn außer einer Thüre hatten die Wände nur winzige Schießscharten —, aber fest, sehr fest, so war diese erste deutsche Zwingburg im fernen Süden. Ein Kritikus hat diesen Bau einmal als eine Räuberhöhle bezeichnet und dadurch den Zorn der Erbauer auf sich geladen, aber ich muß sagen, wenn mit dieser Benennung auch keine Schmeichelei verbunden war, so doch der Nagel auf den

Kopf getroffen wurde. Auch ich hatte beim

ersten Anblick der Feste von Tsaobis Gedanken, welche sich kurz in dem Ausdruck ‚Räuberhöhle‘ hätten zusammenfassen lasSn... Nach diesem dienstlichen Empfange auf der Wilhelmsfeste zu Tsaobis betraten wir das Innere der Feste, einen kleinen Hof, auf welchen die Thüren der einzelnen Wohnräume mündeten. Ich gewann sofort den Eindruck, daß dies für das Auge unschöne, kunstlose Bauwerk seinen Schöpfern alle Ehre macht. Der Bau ist zwei-

fellos mit großer Mühe und großem Fleiße bewerkstelligt worden. Die großen Feldsteine,

oft Y qm umfassend, mußten mehrere Hundert

Meter weit getragen werden. Unbehauen und

ohne Bindemasse sind sie aufeinander gefügt

worden. Über die bis % m dicke Mauer wurden Balken aus dem Holz der GiraffenAkazie gelegt, und über diese wiederum eine Schicht von Schilfröhricht gedeckt. Die Fugen und Ritzen in den Mauern sind von kleinen Steinchen ausgefüllt, über welche dann später eine Masse, aus Kuhdung und Sand gemischt, gestrichen wurde. Diese spinatfarbige Verzierung der Wände erhöht ihre Schönheit nicht und hat auch wohl wenig Zweck; aber der Kuhdung ist ebenso wie seine Lieferanten und Fabrikanten ein so wichtiger und beliebter Gegenstand in diesem Lande, daß man dem Enthusiasten wohl vergeben kann, wenn er den Theil und sogar diesen Theil, für das Ganze verehrt. Der Kuhdung vertritt in diesem Lande der Öchsenvergötterung in manchen Häusern oder Hütten sogar das fehlende Parkett, indem nämlich der Kuhdung aufgeweicht und mit Sand vermischt auf einen festgestampften Boden gestrichen wird, wo er sich durch die Trockenheit der Luft so erhärtet, daß er schließlich wie Cementist ... Im Inneren der Feste bestehen die Wände der an die Außenmauer angefügten Wohnräume aus dünneren Mauern, zum Theil sind sie

43

e

sogar nur aus alten Kistendeckeln zusammen-

gefügt.

Die Räume, welche wir bewohnten, hatten den

waren als Dach Balken gelegt und mit Gras bedeckt. Zwischen den Balken und der Mauer

Wind. kann von Frangois im Oktober 1890 hoek, im Zentrum des Landes gelegen, beon setzen und mit dem Bau einer Truppenstati

leichten graugelben Sand hereintrug und über unser Essen und unsere Lagerstätten breitete.

Meereshöhe) ist zu dieser Zeit vereinsamtes und herrenloses Land zwischen den Herero und Witbooi Nama-Hottentotten. Es kann

natürlichen Sandfußboden, die Wände zeigten

die nackten Felssteine, und über diese Wände

war aber ein Zwischenraum von 25 cm offen geblieben, durch den der Abendwind einen

Auf den inneren Mauern nahmen die Hühner

mit lautem Gegacker Platz, kratzten den Sand von oben herunter und setzten sich dann zum Schlafen nieder.

Danach unternahmich einen kleinen Spazier

gang, zu dessen Schluß ich dann den besonders

stark erbauten Eckthurm der Feste bestieg. Derselbe hat zwei Stockwerke und birgt in seinem unteren Raum die Vorrathskammern mit Gewehren und Munition. Auf dem oberen Theile, der unbedeckt von einer mannshohen Mauer umgeben ist, flatterte an einer sehr krummen Fahnenstange das Reichskriegsbanner.“ *

Die wachsende Bedeutung der Kolonialprobleme verlangt im Jahre 1890 die Einrichtung einer Kolonialabteilung im Auswärtigen Amt. Diese Abteilung verfügt über ein offizielles Organ, das „Deutsche Kolonialblatt“, und wird beraten von einem Kolonialrat, der die wichtigsten kolonialen Interessengruppen vertritt.

Mit der Ernennung von Leo Graf von Caprivi

(1831-1899) zum Reichskanzler im Jahre 1890 beginnt ein „neuer Kurs“ in der Kolonisation Südwestafrikas. Die Grenzen des Schutzgebietes werden in einem BritischDeutschen Vertrag festgesetzt. Den Helgoland-Sansibar-Austausch und den Erwerb des Caprivi-Zipfels, eines 50 km breiten Landstreifens zwischen Südwestafrika und dem schiffbaren Sambesi-Fluß schließt der Vertrag ein.

Im gleichen Jahr, 1890, verläßt Reichskommis-

sar Göring das Schutzgebiet; Curt von Fran-

gois führt provisorisch die Geschäfte des

Reichskommissars neben seiner Stellung als Truppenkommandeur. 1893 werden diese 44

wird zum Dienstposten vereinigt, von F rangois befördert, Major und zum Landeshauptmann 50 Mann Nach Verstärkung der Truppe auf

bzw. Festung beginnen. Windhoek (1670 m

also ohne Belästigungen der Schwarzen gebaut

werden. Windhoek besitzt reichlich Wass: 2, und ein für Europäer gesundes ne Provisorische Unterkunft bietet das i Miss | hennisc Missionshaus der Rhei schaft in Klein-Windhoek. Etwas nordwestlich des Missionshauses baut die Truppe ein „Fort*?° (einen Wehrturm), und in dessen Nähe auf dem Rücken einer Kuppe, die Großund Klein-Windhoek trennt, ein „kleines Häus-

chen“, von dem aus beide Ortsteile zu

übersehen sind. Dieses Belvedere in „schwindelnder Höhe und luftiger Umgebung“ wird von den Reitern „Sperlingslust“ getauft”® und dient als Kommunikationsverbindung. 1894

wird dem Bau ein Turm hinzugefügt” (Abb. 32).

Die Truppenstation, bekannt als die „Feste“ (Abb. 33), ist ein großer viereckiger Backsteinbau, auf allen Ecken von schräggestellten, vortretenden Wehrtürmen überragt, die es

ermöglichen, die Fronten der Feste zu be-

streichen. Zwischen diesen Türmen zieht sich

eine hohe, mit Schießscharten versehene Mauer hin, die den Kasernenhof umschließt. An die

Mauer lehnen sich die Kasernengebäude. Von Frangois hat selbst den Plan der Feste ent-

worfen. Er braucht als Vorbild die typische

römische Befestigungsanlage in rechteckiger Form; eine Überlieferung aus der Frühzeit

des Nahen Ostens. Aus militärischen Gründen liegt die Kaserne auf der Anhöhe und bietet

34 35 36 37 38 39

F, 3. von Bülow, Drei Jahre, $. 79-0, O. von Weber, Geschichte des Schutzgebietes, S. 48. DKZ, 12. Dezember 1891, 8. 172. F. 3. von Bülow, Drei Jahre, 8. 12, Ebd. Staatsarchiv W bericht über Per?Fee ee > or ar

Abb. 32: „Sperlingslust“, Windhoek, 1890 begonnen. (SAW)

Abb. 33: Lageplan der Feste in Windhoek, 1895. (SWA Dept. of Works)

Abb. 34: Die Feste in Windhoek, 1895. (Leutwein)

Unterkunft für 50 Mann, samt Tischlerei, Büchsenmacherei, Schuster-, Sattler- und

Im Jahre 1895 wird die Feste in östlicher Richtung erweitert. Die Nord- und Westansichten werden später mit Veranden versehen, und 1912 werden auf den Türmen pyramidenförmige Wellblechdächer angebracht und die Zinnen entfernt. Die Feste hat keine Kampfhandlung erlebt.

bis 1,5 m Höhe in Kalksteinen und bis 4,5 m

Die Ziegelei in Windhoekist zweckmäßig organisiert. Auf einer Arbeitsfläche von 2 500 qm werden alle drei Wochen 20000 gebrannte Ziegel und 40 000 Luftziegel hergestellt. Aber damit kann der Bedarf nicht befriedigt wer-

Schmiedewerkstatt*'. Der Grundstein wird am 18. Oktober 1890 gelegt. Die Gebäude werden von der Truppe mit Hilfe von etwa 100 Eingeborenen errichtet”! und nach wenigen Monaten bezogen‘. Die Außenmauern sind

Höhe außerhalb mit gebrannten und innerhalb mit ungebrannten Ziegeln ausgeführt. An gutem Material hat es nicht gefehlt. Kalk wird im nahe gelegenen Avis gebrannt”. Das den sehr ergiebigen warmen Quellen entnommene Wasser hat starken Schwefelgeschmack. Aus diesem Grunde ist bei der Planung des Kasernements „Bedacht genomdas Regenwasser der Dächer in men Zisterne und in eisernen Wassergroßen einer behältern zu sammeln und als Trinkwasser zu benutzen“*. Möglicherweise ist die Zisterne der im Hof des Grundrisses eingetragene „Brunnen“. Bemerkenswert ist, daß das Prinzip eines Impluvium des römischen Atriumhauses im ersten Kasernement des Schutzgebietes benutzt ist.

Der Grundriß ist mit seiner Regelmäßigkeit der für ein flaches Gelände. Die Anpassung an den schrägen Boden wird die Ursache des gestuften Profils und der unterschiedlichen Höhe von 6 und 9 Metern der östlichen und westlichen Türme sein (Abb. 34).

46

den*, denn die Schutztruppe plant umfang-

reiche Bauarbeiten. Gleichzeitig mit dem Bau der Feste 1890/91 soll das Kommissariatshaus, das Haus für Offiziere, die Kantine, die Arrestanstalt und ein großer steinerner Viehkraal gebaut werden*. Zuerst wird das Kommissariatshaus fertiggestellt?” (Abb. 35), ein zweiflügeliges Haus, das für den Reichskommissar, für Beamte und für ein Amtszimmer bestimmtist. An Räumen

40 Deutsches Kolonialblatt, \. März 1892, S. 149. 41 DKB 1. März 1892, S. 144. 42 DKZ 11. Juni 1892, S. 272. 43 DKZ 12. Dezember 1891, S. 172. 44 DKB 1891, S. 320. 45 Ebd. 46 DKB 1. März 1892, S. 143, n i 47 Dr. BeN.re Windhoek Damals, Windhoek: Im Selbstverlat:

Abb. 35: Kommissariatshaus, Windhoek, ca. 1891. (Bülow)

Abb. 36: Kommissariatshaus, Windhoek, ca. 1898. (Schwabe)

erhält das Kommissariat acht Wohnzimmer, ein großes Dienstzimmer, ein Speisezimmer, eine Küche mit Speisekammer und einen Vorratsraum®®. Die Funktion des Hauses wird später geändert, so daß der östliche Flügel das Offiziers- und Oberbeamtenkasino enthält und der südliche Flügel die Wohnungen der

Offiziere und Oberbeamten sowie das Gou-

vernementsbüro®. In der Zeit 1897/98 wer-

den sämtliche Büros der Zivilverwaltung im Kommissariatshaus vereinigt‘. Es ist anzu-

nehmen, daß der auffällige mit Zinnen verse-

hene Sechseckanbau auch aus dieser Zeit stammt (Abb. 36). 48 F.J. von Bülow, Drei Jahre, S. 174. 49 DKZ 11. Juli 1901, S. 272. 50 SAW ZBU146 A.vi.a. 3. Jahresbericht über die Bautätigkeit des Gouvernements Deutsch-Südwest-Afrika, 1897/98, S. 15.

47

Abb. 37: Offiziershaus bzw. Von-Frangois-Haus, Windhoek, ca. 1898. (GfWE)

Abb. 38: Blick auf Windhoek, ca. 1898. (Kreuz und Quer)

Abb. 39: Windhoek, 1892. (DKB)

Etwas oberhalb des Kommissariatshauses befindet sich das vom Kommandeur vonFrangois entworfene und nach seiner Anlei-

Beide, das Kommissariats- und das Offiziers-

haus, bestehen aus L-förmigen Grundrissen.

37). Es ist bekannt als „Von-Frangois-Haus“ und ist gekennzeichnet durch seinen Turm, der wohl bei einem Angriff die Rolle eines

Die Nord- und Westflügel sind mit Veranden umgeben. Die Dächer hat man mit Wellblech gedeckt, entgegen Büttners Erfahrungen. Sie erhalten ihr „Gefälle“ dadurch, daß eine Außenmauer etwas höher ist als die andere°!,

verband ausgeführten Mauern weisen auf die Hand eines Maurers hin.

51 F. J. von Bülow, Drei Jahre, S. 174.

tung 1891/92 erbaute Offiziershaus (Abb.

Bergfrieds annehmen könnte. Die im Kreuz-

49

t unter der Bis 1893 hat die Truppe, meis

el (1866— Leitung des Maurers Gustav Tünsch Rehobother 1952) und mit Hilfe einiger Remise für Bastards, ein Provianthaus, eine für die aum Eßr zehn Wagen”, Küche und Geein r, use Mannschaften, zwei Beamtenhä eine , cke bäude für meteorologische Zwe fotografiung eit arb Ver Dunkelkammer zur Wachein , nis äng scher Aufnahmen, ein Gef

fslokal’?, ein Proviantmagazin, ein Verkau

arett und haus, ein Kassengebäude, ein Laz

hauptein Haus für den Sekretär der Landes hoek ind ß-W . Gro lt** stel mannschaft fertigge nd miliege rwi hat in diesen Jahren einen übe 38). b. n tärischen Charakter angenomme (Ab Im Jahre 1892 wird ein zweieinhalb Morgen großer Gemüsegartenin Groß-Windhoekangelegt. Bis dahin liefert ein Garten in KleinWindhoek das Gemüse. In der trockenen Zeit von Juni bis November des Jahres 1892 werden Wasserbassins zur Berieselung des Gartens und zum Waschen hergestellt’. Die Karte von 1892, die von Frangois angefertigt hat, zeigt, daß eine Gartenanlage mit geome-

trischem Wegenetz geplant ist (Abb. 39). Westlich der Feste, im Flußtal von GroßWindhoek, entlang des Weges von Otjimbingwe nach Rehoboth, siedeln sich Kaufleute an. Die Grundstücke liegen 100 bis 200 m auseinander’®. Das erste und für längere Zeit einzige Geschäftshaus hat die Firma Mertens & Sichel geführt”. August Schmerenbeck hat sich als nächster Geschäftsmann niedergelassen. Ernst Heyns eröffnet eine Gastwirtschaft (Abb. 40). Das Haus von Heyns ist mit schmalen Öffnungen im Deckenbereich versehen. Wahrscheinlich sind diese Öffnungen im Sinne der Ventilationsempfehlungen von Missionar Büttner angebracht, die zu Anfangdieses Kapitels geschildert sind. 1892 bildet die DKGfSWA in Berlin die „Siedlungsgesellschaft für D-SWA“, die sich zunächst die Besiedlung des Klein-Windhoeker Tals und des Landes östlich von Windhoek

zur Aufgabe macht°’. Zu diesem Zwecke läßt von Frangois Heimstätten in Klein-Windhoek vermessen, die im gleichen Jahr von den ersten Ansiedlern bezogen werden. Albert Nitze

50

sen, Familie kauft das ehemalige Missionsanwe ltet. John geze g lan r Stoß hat über ein Jah aus East Griqualand im Ludwig (1857-1913),

. Er baut ein Kap kommend, siedelt auch hier Bierausschank mit Wohnhaus und legt einen stalt in einem Kegelbahn und eine Badean

Oberfläche an®®, Wasserbecken von 50 qm eigentlichen KoloDieses ist der Anfang der nisation. ral gelegenen Die Suche nach einem zent

henden deutschen Hafen führt zur vorüberge

südlich der Benutzung des Sandwichhafens, Ort beWalfischbai. 1890 wird von diesem richtet:

„Das zum Betriebe einer Export-Schlächterei und -Fischerei zu Sandwich-Hafen, errichtete Etablissement besteht aus drei größeren aus

Holz und Wellblech hergerichteten Wohnhäusern mit Verkaufsladen und Warenlager, ei-

nem Maschinenhaus, in welchem eine Dampfmaschine zur Eisbereitung und zum Betriebe

einer

Knochenmühle

aufgestellt

ist,

ferner

einer geräumigen Schlachthalle mit Kühlhaus, einem Räucherthurm und großen Schuppenzur Aufbewahrung von Baumaterialien, Kohlen und Sägespänen ... Das ganze Etablissement, in der Nähe des Oceans und inmitten der hohen fliegenden Sanddünen gelegen, macht einen eben so über-

raschenden und eigenthümlichen als interessanten Eindruck.“ °?

Der Hafen versandet, wird allmählich unbrauchbar und 1895 aufgegeben. Dann biete!

sich nördlich der Mündung des Tsoakhaub-

Flusses ein geeigneter Platz. Von Frangois

belegt 1892 mit einer kleinen Militärbesetzung von vier Leuten diesen Ort Tsoakhaubmund, der später Swakopmund genannt wird. 189

beginnt Adolph Woermann (1847—1911), ein Hamburger Reeder und Kolonialförderer, mit

52 DKB 1892, S. 211. 53 DKB, 15. Mai 1893, S. 255. 54 DKB, 1. Dezember 1894, S. 636/ 7. 53 Ebd, S. 637.

56 Ebd.

k

ser

a Be 5 x jen 57 O. Hintrage aa r, Südwesta n, ie frika afrika in i der deutschen Zeit, München: old

58 F. J. von Bülow, Drei Jahre, S, Pic 59 DKB 1890, S. 135,

Abb. 40: Heyns Gastwirtschaft, Windhoek, 1895. (Schwabe)

seiner Woermann-Linie regelmäßige Schiffsverbindungen zwischen Hamburg und DSWA einzurichten.

Über Swakopmund schreibt Dove später: „Der Ort allerdings, wenn man überhaupt

diese Bezeichnung anwenden durfte, bestand noch im Dezember 1893 aus vier mehr als

einfach eingerichteten Wellblechhäusern; doch

gab es immerhin schon eine kaufmännische Niederlassung der Firma Mertens und Sichel gehörig. Diese bestand aus einem kleinen

Zelt... 00 Die deutsche Herrschaft erstreckt sich nun auf Windhoek und Umgebung sowie auf einige

Stationen am Bai-Wege und Swakopmund.

Die Kolonisation des Landes kann erst nach

Anerkennung der deutschen Herrschaft durch den Nama-Häuptling Hendrik Witbooi vollendet

werden.

1892

beendet

dieser

seine

Feindseligkeiten mit den Herero und schließt Frieden. Ein gemeinsames Vorgehen der bei-

den Stämme gegen von Frangois Kolonialbestrebungen ist auf jeden Fall unangenehm bis gefährlich. Die Herero lehnen den Plan des Nama-Häuptlings ab, und von Frangois entschließt sich, mit weiterer Truppenverstär-

kung Hoornkranz, den Wohnsitz Witboois, anzugreifen und ihn zur Anerkennung der

deutschen Herrschaft zu zwingen. Der Angriff

schlägt fehl, Witbooi flüchtet und beginnt eine Schreckensherrschaf. Am Ende des Jahres wird Major Theodor Leutwein (1849—

1921) nach DSWA entsandt. Leutwein löst von Frangois bald darauf als Landeshauptmann ab, und Leutwein gelingt es im September 1894, mit Witbooi den deutschen Schutzvertrag abzuschließen. Erst dann, nach zehn Jahren und erforderlicher Truppenver-

stärkung, kann eine erfolgversprechende Besiedlung des Landes beginnen. 60 DKZ, 31. Oktober 1901, S. 433.

51

KAPITEL 2

Gründungszeit 1894—1903 Nachdem Witbooi 1894 besiegtist, beginnt ein Friede in SWA, der rund zehn Jahre dauert. In dieser Zeit wird die Ansiedlung gefördert und das Land verwaltungsmäßig erschlossen. Die Rinderpestepidemie bricht 1897 in SWA aus und dezimiert die Anzahl der Zugtiere. Die Lähmung des Transports zwingt zum Bau einer Eisenbahn von Swakopmund nach Windhoek. Kurz hierauf beschließt der Reichstag den Bau einer Mole in Swakopmund, wodurch dieser Hafenort endgültig zum Tor der Kolonie wird. So wird die Bautätigkeit besonders in den beiden genannten Orten und entlang der Bahnlinie gefördert.

Um eine tatsächliche Schutzherrschaft aufzurichten, entschließt sich Leutwein zu einem

Netz von Militärstationen. Die Schutztruppe,

bisher der DKGfSWAunterstellt, wird 1894

zur Kaiserlichen Schutztruppe umgewandelt

und in sieben Militärdistrikte disloziert. Jeder

Militärdistrikt ist ausgestattet mit einer Hauptstation, einer Festung, meist mit Innenhof

und mehreren Wehrtürmen, und Unterstationen, die als Forts bezeichnet werden können.

Man wählt strategisch günstige Plätze, die von Natur aus befestigt sind, oder mit umliegendem flachem, besser noch leicht abfallendem Vorgelände, wo den Angreifern kein toter

Abb. 41: Festung in Okahandja, begonnen 1894. (Schnee)

Abb. 42: Innenhof der Festung Okahandja (Schnee)

Winkel geboten ist. Größere Festungen sind im

Sinne der Windhoeker „Feste“ geplant, jedoch

werden Ecktürme nur leicht oder gar nicht

vorgezogen. Forts der Unterstationen sind eintürmig angelegt mit Mannschaftsräumen und Veranda. Der Schutzvertrag mit Samuel Maherero, Oberhäuptling der Herero, erlaubt den Deutschen die Aufstellung einer Truppe mit Festung in Okahandja (Abb. 41)!. Der „sturmfreie“ Bau wird unter der Leitung von Offizieren errichtet und beherbergt die Wohnungen des Distriktschefs und der Truppe, Büros, Proviant- und Munitionslagerräume und Pferdeställe. Der innere Umkreis wird als Kolonnade mit Bögen gestaltet; im Zentrum des Hofes wird ein Brunnen angelegt (Abb. 42). Die einzige Okahandjaer Unter-

In den Jahren 1908/09 baut man die Station zwecks Unterbringung einer Polizeistation um. Doch auch diese wird bald aufgegeben, und der Bau zerfällt*. Die Festung in Omaruru ähnelt der in Okahandja (Abb. 45). Eine ihrer Unterstationen

ist Okombahe, ein lehm-verputztes Fort mit

niedrigem Wehrturm und Veranda (Abb. 46). In Otjimbingwe wird die Hauptstation eintürmig errichtet, in baulicher Verbindung zu dem ehemaligen Kommissariat und den Nebengebäuden (Abb. 47). Eine der Unterstatio-

nen ist Salem, eine kleine, von einer Brustwehr umgebene Station mit Beobachtungstürmchen

(Abb. 48).

Im Schutzvertrag mit den Witboois wird festgesetzt, in Gibeon eine Militärstation aufzu-

station ist die in Groß-Barmen (Abb. 43), ein

aus Luftziegeln erbautes Fort. Um das Fort äußerlich ansprechender zu gestalten, hat die

Truppe Zahnfriese und Blendgiebel angebracht. Es wird etwa 1900 vergrößert, und die Veranden werden von Segmentbögen getragen (Abb. 44). Schon 1902 wird das Fort aufgegeben’. "54

1J. H. Esterhuyse, South West Africa 1880-1894. Kapstadt:

Struik, 1968, S. 221.

2 Illustrierte Beilage zur DKZ, 24. März 1908.

3 Beilage zum DKB, 1903, $. 63, 4 SAW ZBU 156 A. vi. a. 3. Bd. 19. Jahresbericht der Bau verwaltung des Kaiserlichen Gouvernements für das Etatsjahr 1908/ 09 $. 289,

Abb. 43: Unterstation Groß-Barmen 1894. (Schwabe)

Abb. 44: Unterstation Groß-Barmen ca. 1900 (LBM)

Abb. 45: Festung in Omaruru, begonnen 1894. (LBM)

Abb. 46: Unterstation Okombahe, ca. 1895 erbaut. (M. v. Eckenbrecher)

Abb. 47: Festung Otjimbingwe, ca. 1894 erbaut. (Leutwein)

Abb. 48: Unterstation Salem, ca. 1895 erbaut. (Leutwein)

Abb. 49: Festung Gibeon, ca. 1894 begonnen. (KuH)

stellen. Zu diesem Zwecke läßt Leutwein „die

Kirche, noch im guten Zustand“°, ausbauen und vergrößern (Abb. 49). Das Fort der Unterstation Gochas (Abb. 50) soll später durch vier Türme vergrößert worden sein. Der Plan ist nur teilweise ausgeführt (Abb. 51). Der Bau der Festung Keetmanshoop wird 1895 begonnen und 1898 fertiggestellt. Sie ist die außergewöhnlichste Festung Südwest-

afrikas: ein langgestreckter Granitbruchstein-

bau unter Satteldach, aus dessen vier Ecken

quadratische, zinnenbekrönte Türme bis über die Firstlinie aufsteigen, der eher das Aussehen

eines großen Schuppens als das einer Festung

erweckt (Abb. 52 und 53). Über einen Mit-

telflur in der Querachse wird das Gebäude 5 T. Leutwein, EIfJahre, S. 29.

7

n. (GfWE) Abb. 50: Unterstation Gochas, ca. 1895 begonne

ee

Abb. 51: Unterstation Gochas. (Rafalski)

Abb. 52: Festung Keetmanshoop, 1895—1898. (Leutwein)

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Abb. 53: Grundriß der Festung Keetmanshoop, 1900. (SWA Dept. of Works)

39

Abb. 54: Unterstation Warmbad, ca. 1895 erbaut. (Rafalski)

Abb. 55: Grundriß der Festung Gobabis, 1896. (SWA Dept. of Works)

Blan Carpe Kernenfa. ww

a

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Abb. 56: Station Namutoni, 1897. (SWA Dept. of Works)

erschlossen. Die Mannschaftsräumeliegen an

einem Mittelgang in der Längsachse des Gebäudes.

Der

Nordseite

gegenüber

ist

ein

flacher dreiflügeliger Bau für Proviant-, Handwerker- und Lagerräume angebracht. Die Festungsanlage ist umgeben von einer gezinnelten Ringmauer, an den Süd- und Westseiten mit „Geschützständen“ versehen, ähnlich Barbakanen einer, Stadtbefestigung. Eine Unterstation ist das eintürmige Fort in Warmbad, ebenfalls von einer Ringmauer umgeben (Abb. 54). Mit der Ausführung des Bauentwurfs für den Militärdistrikt Gobabis beauftragt die Truppe den freien Architekten P. Moczelany. Er wählt einen bastionierten Grundriß mit vorge-

zogenen Sternschanzen, zwischen denener die Mauern, mit Schießscharten versehen, als Kurtinen hochführt (Abb. 55). Später wird dem Bau eine Veranda hinzugefügt.

Zweitürmige Forts werden 1897 im Norden

in Outjo und in Grootfontein errichtet. Zwischen den beiden Türmen erstrecken sich Veranden.

Im Jahre 1897 bricht in SWA die Rinderpestepidemie aus. Also werden an der Etoscha-

pfanne, im Norden der Kolonie, Forts zur Absperrung der Tiertransporte gebaut. In

Namutoni wird ein zweitürmiges Fort errichtet (Abb. 56), in Okaukwejo wahrscheinlich ebenfalls. Nachdem die Epidemie abgeklungenist, werden diese Stationen als Grenzposten ver61

Abb. 57: Station Zeßfontein, 1903. (Schnee)

7 erbaut. (GfWE) Abb. 58: Hotel ©. Glöditzsch, Otjimbingwe, 1896/9

wendet. Eine dritte Station wird 1903 in Zeßfontein errichtet (Abb. 57).

Die friedliche Zeit erlaubt verwaltungsmäßige

Anderungen. Im April des Jahres 1898 wird Landeshauptmann Leutwein zum ersten Kaiserlichen Gouverneur von DSWA ernannt; aus der Landeshauptmannschaft wird nun eine Kolonie®. Aus den Militärdistrikten, die langsam in Bezirkshauptmannschaften umgewandelt sind, werden Bezirksämter. Im Jahre 1903 bestehen sechs Bezirksämter mit je einem Bezirksamtmannin Outjo, Omaruru, Swakopmund, Windhoek, Gibeon und Keetmanshoop. Gobabis und Grootfontein bleiben, ihrer Gefährdung wegen, zunächst selbstän-

dige Militärdistrikte”.

Seiner geographischen Lage, halbwegs zwischen Windhoek und der Küste, an der wichtigsten Frachtstraße des Landes, verdankt Otjimbingwe sein starkes Aufblühen ab 18938, Zu dieser Zeit gibt es hier zwei Hotels, zwei Warenhäuser und zwei Wagenbauereien und als „Zierde des Ortes“ den Dattel- und Fächerpalmengarten des Kommissariatsgebäudes. Eines der Hotels, das des Herm O. Glöditzsch (Abb. 58), ist zum Schutz gegen Witterungsschäden mit verzinkten Metallwandplatten verkleidet und steht dadurch noch heute in gutem Zustand. Der Jahresbericht 1896/97 bezeichnet das Hotel als ein „europäischen Ansprüchen genügendes hübsches

und geräumiges“ Gästehaus'".

Die Verkehrsentwicklung begünstigt besonders die Wagenbauwerkstätten in Otjimbingwe. Die Qualitätsarbeit der Firmen Hälbich und Glöditzsch, sowohl im Neubau als auch in der Reparatur von Wagen, ist der Leistung ähnlicher Werkstätten in Windhoek überlegen. Hälbich und Glöditzsch müssen ihre Werkstätten erweitern, um die anfallenden Aufträge

erfüllen zu können!!.

Eduard Hälbich, der die Firma von seinem Vater, dem ehemaligen Schmied unter den Missionskolonisten, übernommen hat, wendet sich wegen der Vergrößerung seiner Arbeits-

stätte an seinen Jugendfreund Gottlieb Re-

decker, der zu dieser Zeit in Deutschland Architektur studiert. Redecker wurde am 30.

April 1871 in Otjimbingwe als Sohn des Missionskolonisten und Landwirts Wilhelm Redecker geboren. Nach 15jährigem Aufenthalt in Deutschland und Ausbildung als Bauingenieur übernimmt er 1895 Planung und Ausführung der neuen Wagenbauerei für die

Firma E. Hälbich Witwe!

Redecker legt die Gebäude des Werkstättenkomplexes bewußt in einer architektonischen Ordnung an, indem er die Bauten an drei Seiten eines ummauerten Hofes errichtet (Abb. 59). In der Mitte des Hofes stellt er eine Windkraftanlage auf, welche die Energie für den Antrieb der Maschinen erzeugt. Wasserkraft zu nutzen, ist nicht möglich’. Der nach einem Patent von Friedrich Filler, Hamburg, erbaute Windmotor von etwa acht Pferdestärken erzielt große Leistung, indem er sich selbsttätig nach der Windstärke reguliert und auch von selbst nach der Windrichtung einstellt!*. Da sich in Otjimbingwe wegen des Holzmangels keine gebrannten Ziegelsteine anfertigen lassen, werden die Fundamente in Beton ausgeführt und die Wände mit getrockneten Lehmsteinen gebaut!°, die dann, um dauerhaft zu bleiben, verputzt werden. Auffallend sind an dem Hauptgebäude (Abb. 60), welches 30 x 10 m mißt, die Archivolten über den Türund Fensteröffnungen, die Lisenen, die Giebelumrahmungen, die Traufen mit knappem Überstand, wie auch die allgemeinen klassizistischen Proportionen der Stirnseiten, alles Merkmale der Berliner Schule. In diesem Gebäude werden Stellmacherei und Schmiedeeingerichtet. Die Teilung wird außen angedeutet 6 Amtlich werden die deutschen Kolonien bis 1918 als Schutzgebiete bezeichnet, doch werden beide Begriffe verwendet. 7 T. Leutwein, Elf Jahre, S. 224 und 225. 8 Illustrierte Beilage zur DKZ, 24. Februar 1898. 9 DKZ, 15. Oktober 1892, S. 153.

10 SAW ZBU A.vi. a. 3. Bd. 2 a. Jahresbericht über die Entwicklung des Schutzgebietes 1896/97, S. 529. 11 Illustrierte Beilage zur DKZ, 24. Februar 1898. 12 Dr. N. Mossolow, Architekt Gottlieb Redecker, in: Afrikanischer

Heimatkalender 1978, S. 24.

13 Otjimbingweliegt zwar am Zusammenfluß zweier Flüsse, die aber nur selten Wasser führen. 14 DKZ, 5. Juni 1897, S. 226. 15 Ebd.

63

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Abb. 59: Wagenbauerei E. Hälbich Wwe., Otjimbingwe, 1896. (Leutwein)

durch die Lisene an der Längsseite. Es werden in der Stellmacherei Bandsäge, Dreh-, Stemm- und Rohrbank und in der Schmiede eine Eisenbohrmaschine aufgestellt und für spätere Einschaltung einer Hobelmaschine und Eisendrehbank Sorge getragen. Die Transmission muß unterirdisch angelegt werden, da die Wände, in getrockneten Lehmsteinen gebaut, nicht genügende Festigkeit bieten!®. Der Windmotor treibt im Hof eine Pumpe,

die die Einrichtungen mit Wasser versorgt!”,

Nach sechsmonatiger Bauzeit kann die Anlage benutzt werden. Der Windmotor, meint Redecker, ist in seiner ganzen Ausführung als ein tadelloses Werk anzusehen, das in DSW A bevorzugt werden sollte!®, Die Firma Filler

empfiehlt ihre Windmotoren zur Erzeugun g

elektrischen Stromes!°, ein Gedanke, der in

64

Windhoek zu Ende der deutschen Herrschaft

verbreitet ist,

Die Einweihung der Anlage findet am 7. Oktober 1896 statt. Redecker hält von der Galerie

des Windmotors aus eine Ansprache?!. Esist

merkwürdig, daß dieser Mann, der wenige Jahre später zum Leiter des Referats für Bauwesen in DSWA ernannt wird, trotz des zwanglosen Auftretens bei der Einw eihung

dieser Anlage nur sehr selten als Regierungs-

baumeister öffen

tlich auftritt. Nachdem Re decker den Hälbichschen Bau vollendet hat, 16 DKZ, 5. Juni 189 7, S. 226. 17 DKB, 1. April 189 7, S. 207 und 208. 18 Ebd. 19 DKZ,5. Juni 1897, S. 239, 20 DSWAZ, 4, Mär z 1913 und 17. Jan uar 1914. 21 DKB, |. April 1897, S, 208.

Abb. 60: Werkstatt der Wagenbauerei E. Hälbich Wwe., Otjimbingwe. (Kolonie und Heimat)

reist er am Ende desselben Jahres wieder nach Deutschland zurück.

Die Landeshauptmannschaft, die bislang aus

vier „Verwaltungsbureaus“ besteht, wird im

November 1896 in sieben Referate gegliedert??. Referat 3 wird das „Bauwesen“ und veranlaßt die Gründung einer Bauverwaltung für DSWA. Dieses Referat soll von einem Regierungsbaumeister geleitet werden, einem Baubeamten, der die Technische Hochschule absolviert und die große Staatsprüfung im Baufach abgelegt hat. Zum ersten Leiter des Referats für Bauwesen in DSWA wird Carl Ludwig (geb. 1852) ernannt, der im Königreich Preußenseine Staatsprüfung abgelegt hat und sich daher Königlicher Regierungsbaumeister nennen darf. Ludwig trifft am 25. Juni 1896 in SWAein

und beginnt seinen Dienst am nächsten Tag?*. Paul Moczelany (geb. 1850 in Oberschlesien),

der als freischaffender Architekt in SWA weilt, wird ebenfalls in den Dienst des Refe-

rats genommen?*. Er wird Ludwig als Bau-

techniker unterstellt, ein Dienstrang, der einem Baubeamten zuerkannt wird, der eine Bauge-

werkschule mit Erfolg besucht hat und bereits auf Bauten praktisch beschäftigt war. Pläne von Moczelany für Gebäude der Schutztruppe erscheinen ab 1895. Auf seinen Plan für die Festung in Gobabis ist schon hingewiesen worden. Laut seinem Stempel bezeichnet er sich als „P. Moczilany Engenheiro e

Architecto“?°. Es ist daher anzunehmen, daß Moczelany in einem portugiesischen Land eine Praxis geführt hat, möglicherweise in der Nachbarkolonie Angola, wo er einige Erfahrungen in der tropischen Bauweise gesammelt

22 Windhoeker Anzeiger, 9. November 1899.

23 SAW ZBU 326. B. vi. a. 3. Bd. 1, Beamtenverzeichnisse 1897/ 1900. 24 SAW ZBU 44. A. ii. f. 1. Bd. 1, Organisation und Geschäftsgang des Gouvernements. Generalia. 1896-1914.

25 In allen offiziellen Dokumenten und in seiner Unterschrift wird sein Name Moczelany geschrieben. Daher wird in dieser Arbeit die Schreibweise wie auf dem Stempel nicht verwendet.

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Swahnpmund im Jahre 1896. a0 ae Abb. 61: Swakopmund im Jahre 1896. Deutlich erkennbar sind die beiden Schluchten südlich und nördlich der Truppenstation „A“. (Schwabe)

haben könnte. Ludwig und Moczelany gestalten die Architektur der Landeshauptmann-

schaft DSWA während der nächsten drei Jahre, die normale Verpflichtungsspanne für Kolonialbeamte. Während dieser Zeit wird

eine Maßnahmeeingeführt, welche die gesamte

Bautätigkeit in DSWA regeln soll. Am 12.

September 1898 wird die „Bau-Polizeiordnung

für das südwestafrikanische Schutzgebiet“ erlassen?*. Wegen ihrer Wichtigkeit erscheint sie als Leitartikel auf dem Titelblatt der Uraus-

gabe des „Windhoeker Anzeiger“ vom 12.

Oktober 1898, der ersten Zeitung in DSWA. Bebauungspläne sind in Groß- und KleinWindhoek und an den Sitzen der Bezir kshauptmannschaften und Distriktskomman dos

sowie in Lüderitzbucht aufzustellen. Für Neu-,

An- und Erweiterungsbauten ist in diesen Orten die baupolizeiliche Genehmigungei nzuholen. Skizzen in doppelter Ausfertigung sind dem schriftlichen Gesuch beizufügen . Ge-

bäude müssen Baufluchtlinien einhalten, jedes 66

Grundstück muß wenigstens eine Zufahrt zur Straße aufweisen. Ein freier Raum von mindestens drei Meter Breite muß zwischen Gebäuden eines Grundstücks bleiben, bei Holzbauten acht Meter. Dieser Abstand kann bei Verkleidung der Umfassungswände mit Well blech oder Zink auf fünf Meter herabgesetzt werden. Aborte müssen mit wasserdichten, Müllagerstellen mit feuersicheren beweglichen

Behältern auf jedem bewohnten Grundstück

vorhanden sein. Grubenanlagen sind verboten.

Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis

zu 150 M oder Haft bestraft.

Vor der Herausgabe dieser Baupoliz eiverordungen sind bereits einige Bebauungspläne abgeschlossen. Die Bauabteilung der DKGfSWA hat im gleichen Jahr einen Bebauungsp

lan für Swakopmund angefertigt, der die Geländeverhältnisse in den beiden Schluch——

26 Die deutsche Kolonial-Ges etzgebung 1897 bis 1898. Berli n: Mittler 1899, S. 123 und 124.

Na

LAGEPLAN DER STADT

SWAKOPMUND DEUTSCH SÜDWESTAFRIKA

agerem TIZedrer mngansatnuen Arzaler ar der Finer aszrden ds pe II Die Malbien ausnzwchnen Faranlier m de banaiacı amden de

Abb. 62: Lageplan der Stadt Swakopmund, ca. 1903. (Sander)

ten nördlich und südlich der ersten Truppen-

station und bei den beiden Landestellen berücksichtigt?” (Abb. 61). Nach diesem Plan wird das Straßennetz in einem lockeren Schachbrettraster angelegt. Gleise der Feldbahn werden in den Straßen verlegt, auf denen die Güter in von Pferden gezogenen Loren vom Landungsplatz in die Lagerhäuser oder später zum Bahnhof befördert werden (Abb.

62). Die Bauverwaltungstellt im Jahre 1897/ 98 einen neuen Bebauungsplan für Windhoek auf”. Pläne für Otjimbingwe, Okahandja,

Omaruru, Gibeon und Keetmanshoop werden

im Jahr 1898/99 herausgegeben. Für Lüderitzbucht

wird

1898

angefertigt (Abb. 63).

ein

brettraster aufgestellt, doch die Entwicklung nimmt einen anderen Kurs. Merkwürdig ist jedoch, daß in beiden Hafenstädten die Eisenbahnlinien sofort eingetragen werden. Ein besonderes Merkmal der Kolonialarchitek-

tur ist die Veranda. Wie notwendig dieses bauliche Element ist, hat Missionar Büttner

schon betont”. Die Veranda mildert die

unmittelbar zerstörende Einwirkung von Sonneneinstrahlung und Regen auf die Hauswand.

Gleichzeitig ist sie wegen der hervorragenden

klimatischen Abschirmungen der bevorzugte Aufenthaltsraum. Diesem Hinweis Büttnersist

Bebauungsplan

Auch für diese Stadt mit ihrem sehr unregel-

mäßigen Gelände wird ein Plan nach Schach-

27 H. Rautenberg, Das alte Swakopmund 1892-1919. Swakopmund: Lions Club und Museum, 1967, S. 125. 28 SAW ZBU 146 A.vi. a. 3. Bd. 1-2. JBdKBV 1897/98, S. 15. 29 Siehe Kapitel 1.

67

ur

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Pause des Bebauungsplans von

LÜDERITZBUCHT

Aufgestet: 838 durch den vereideten Landmesser Scheller

Abb. 63: Bebauungsplan von Lüderitzbucht, 1898, (Sander)

68

üntulsturnHE Abb. 64: Südveranda des von-Frangois-Hauses, Windhoek, 1899. (DKZ)

Abb. 65: Proviantamtsanbau (GfWE)

1898/99,

Windhoek.

die Bemerkung hinzuzufügen, daß die Veranda gerade im inländischen Wüstenklima Südwestafrikas, als der wohl meist genutzte Raum des

Hauses, die größte funktionale Bedeutung gewinnt und im Laufe der Entwicklung als

architekturbestimmendes Bauglied erscheint. Schon die ersten Häuser der Truppe werden mit Veranden versehen. Beide Kommissariats-

gebäude und das Offiziershaus sind an den Nord- und Westansichten mit Veranden aus-

gestattet (Abb. 35 und 37). In beiden Fällen dienen die Veranden als Zugang zu den Zim-

mern, wodurch ein Flur überflüssig wird. Am Von-Frangois-Haus (unter dem Namen ist das Offiziershaus bekannt) wird 1899 eine Veran-

da am Südende des Hauses angebaut, wahr-

scheinlich, um einen besonders kühlen Aufenthaltsort für die heißen Sommermonate zu schaffen. Leutwein, der erste Gouverneur,

benutzt diese Süd-Veranda häufig’® (Abb.

64), während Seitz, der letzte Gouverneur, edene Fotos, auf denen Leut30 T. Leutwein, Elf Jahre. Siehe verschi aufhält. a Verand der auf jeweils wein sich

69

Abb. 66: Kassengebäude Windhoek, 1898. (DKZ)

in seinen Memoiren schreibt: „Das Beste am

Gouverneurshaus war der Turm und die große Veranda.“°!, Die architektonische Ausführung dieser ersten Veranden ist auf bloße Nützlichkeit gerichtet. Das Kommissariat hat eine Backsteinbrüstung mit schlanken Stützen, wahrscheinlich aus Eisenrohren, während die Ecke und die Eingänge mit kräftigen Backsteinstützen versehen sind. Die Veranda des Von-Frangois-Hauses wird mit weit auseinandergestellten Backsteinstützen versehen. Keiner dieser ersten Versuche ist architektonisch repräsentativ gestaltet. Die Vergrößerung des 1898/99 erbauten Proviantamtsgebäudes (Abb. 65) zeigt eine Veranda, die in ihrer schlichten Konstruktion

die Rolle eines wichtigen Wohnraumes und Lebensmittelpunktes. Das besondere Problem in SWA, eine Veranda in die Backsteinarchitektur zu integrieren, verursacht ein konstruktives wie auch ein architektonisches Problem. Im britischen Natal werden die Verandenstützen beim Wohnungsbau in Holz ausgeführt, bei Geschäftsbauten in Gußeisen?”. Ungeschütztes Holz würde in Windhoek in kürzester Zeit von Termiten zerstört, Gußeisen hat in der deutschen Architektur nie eine große Rolle gespielt und findet daher nur geringen Eingang in die Kolonie DSWA. Eine Veran-

denarchitektur muß also mit dem örtlichen Baumaterial,

Backstein,

ausgeführt

werden,

und es ist eine These dieser Arbeit, daß sich

fast wie ein Fremdkörper vor der reich ge-

in DSWA eine einzigartige bodenständige

Der Bautypus der Veranda in Nord-Europa

Betonung des oberen Abschlusses der Back-

gliederten Giebelarchitektur steht. Die ersten Baumeister beherrschen das Entwerfen und Gestalten von Veranden zunächst noch nicht.

unterscheidet sich nach Funktion, Größe und

Bedeutung erheblich von den hier dargestell-

ten. Während die europäische Veranda als Übergangsstation vom Haus zum Garten nur in der repräsentativen Villenarchitektur zu findenist, spielt sie im Innern Südwestafrikas

70

Verandenarchitektur entwickelt, die im übrigen Afrika wenig Parallelen hat.

Vom Jahre 1898 an beginnt man mit einer

steinpfeiler.

Die

Pfeiler der Veranda des

Kassengebäudeanbaus weisen einen deckplat-

——

31 T. Seitz, Vom Aufstieg und Niederbruch deutscher Kolonialmacht, Bd. 3, Karlsruhe: Müller, 1929, S. 5, SORT Kearney, Architec fi 2 to 1893. 93. Cape Town: Balkema, 1973. S.ture n. in Natal al from 1824 Cap

Abb. 67: Tanzsaal für Herrn A. Ludwig, Klein-Windhoek. Auszug vom genehmigten Plan von 1898. (SAW)

tenähnlichen Abschluß auf (Abb. 66), während die Pfeiler der Veranda des Von-FrangoisHauses mit Halsringen und Deckplattenabschlüssen in der Form von Backsteinkonsolen entworfen sind (Abb. 64). Diese Versuche sind auszulegen als eine Erhebung der Backsteinpfeiler in den Rang von Säulen der klassischen Tempel. Die Pfeiler erhalten eine kapitellartige Bekrönung, was eine Übersetzung des klassischen Ordnungsprinzips in Backsteinformen bedeutet. Moczelany wendet diese neue Ordnung in der Veranda eines Tanzsaales für Herrn A. Ludwig, Hotelbesitzer in Klein-Windhoek, an (Abb. 67). Sehr deutlich unterscheidet er zwischen den Pfeilern, die mit Basis und Kapitellen versehen sind, und den Brüstungsmauern. Außerdem sind Hauptdach und Pultdach voneinander abgesetzt. Das etwas höher

entwicklung der Veranden eine wichtige Vermittlungsrolle spielt. Die Sparrenköpfe werden profiliert, die Kapitelle bestehen aus drei

ohne Überhang; das Verandendach kragt jedoch weit vor (Abb. 68). Deutlicher noch kommendie Feinheiten dieser Verandenarchitektur in dem Anbau von 1902

als solide Konstruktion gelten, trotzdem sind viele solche vorgehängte Dachrinnen noch erhalten. Diese besondere Verandenbauweise bleibt der offiziellen Architektur von DSWA

liegende Hauptdach endet in einer Traufe

am Hause des stellvertretenden Truppenkom-

mandeurs zum Vorschein (Abb. 69 und 70). Dieser Anbau wird unter Regierungsbaumei-

ster Redecker durchgeführt, der für die Weiter-

Konsolen und einem Halsring, an der Unterkante des Trägers wird ein Vorhang aufge-

hängt. Zwischen dem Träger und dem Well-

blechdach bleibt ein offener Ventilationsraum, der bei einer durchbrochenen Balustrade, wie sie in vielen Häusern angebracht ist, eine

Konvektionsströmung der Luft ermöglicht. Bei geschlossenem Vorhangist es wichtig, daß

unterhalb und oberhalb Öffnungen bleiben, die

das Zirkulieren der Luft fördern. Ludwig von

Estorff, der lange Jahre als stellvertretender

Truppenkommandeur dient und dieses Haus

bewohnt, schreibt später, daß durch die Veran-

da das Haus auchbei der stärksten Sonnenglut immer kühl bleibe®?.

Die Befestigung der Dachrinnenträger unmit-

telbar an den Enden des Wellblechs kann nicht

in den gesamten drei Jahrzehnten deutscher

Südwestafrika, Ost33 L. von Estorfl, Wanderungen und Kämpfe in -Friedrich afrika und Südafrika 1894-1910. Wiesbaden: Christoph Kutscher, 1968, S. 133.



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SANnn OB. Abb. 68: Schnitt durch den Tanzsaal des Herrn A. Ludwig, Klein-Windhoek. (SAW)

Abb. 69: Verandendetails am Anbau des Hauses des stellvertretenden Truppenkommandeurs von 1902. Heutiger Zustand. e.A.

Herrschaft

erhalten;

und

kann

wegen der

weiten Verbreitung als der Südwestafrikani sche Verandenstil bezeichnet werden.

Auf die Fenster des Tanzsaales (Abb. 67) muß noch hingewiesen werden. In den ersten Jahren werden Fenster aus Kapstadt bezogen. Daher verwendet man in DSWA auch Hebe

fenster des englischen Typs „sliding sash“. Moczelanysetzt solche Fenster in die Segment bogenöffnungen des Tanzsaales ein und muß den Raumzwischen FensterrahmenundSturz bogen füllen. Von Moczelany stammen aus dieser Zeit die Entwürfe zweier Windhoeker Wahrzeichen, ein Denkmal und ein Gebäude

mit Uhrturm. An der Hauptstraße, „inmitten einer

geschmackvoll

arrangierten

Anlage“,

steht das am 5. April 1897 enthüllte Kriegerdenkmal für die in den Witbooi-Feldzügen gefallenen Schutztruppler. Gemessen am übliAbb. 70: Verandendetails am Anbau des Hauses des stellvertretenden Truppenkommandeurs von 1902. Heu-

tiger Zustand. e.A.

Abb. 71: Kriegerdenkmal, Windhoek, 1897. (Leutwein)

11

dem Kriege gegen den „Dem Andenken der in nen n 1803 und 1804 afalle der Wilboois in den Jahre Belvden.“ tinhbo rl) dboel (Strienerdenfmal in Win

1

ung H. Voigts) Abb. 72: Kammergebäude, Windhoek, 1899. (Samml

chen Aufwandsonstiger wilhelminischer Denkmäler, ist dieses — ein 2 m hoher eiserner Obelisk, gekrönt mit einem geflügelten goldenen Adler, umgeben mit einem Gitter — sehr bescheiden’ (Abb. 71). Das 1899 erbaute Bataillonskammergebäudeist ein dreiflügeliger Bau der um einen Innenhofangelegtist. Seine Mitte wird durch einen Uhrturm betont, der auf dem Plattformgeschoß, das auf Konsolen herauskragt, ein Glockengestell trägt. Die Gestaltung des gezinnelten Turmes verstärkt den militärischen Charakter der Hauptstadt (Abb. 72).

Nach Ablauf seiner Kontraktfrist tritt Ludwig

Anfang 1899 seinen Heimaturlaub an. Während dieses Urlaubs beantragt der Königlich

Preußische Minister der öffentlichen Arbeiten

über die Kolonial-Abteilung des Auswärtigen

lich geleitet hat von Regierungsseite so wenig und so unpraktisch gebaut worden als mit dessen Hiersein. ... Die Ursache dieser ge ringen Leistungen auf praktischem Gebiete gründet sich lediglich auf die unpraktische Veranlagung des Baumeisters Ludwig sowie auf seinen Mangel an Fähigkeit des Umganges

mit Menschen ... sonach paßt der genannte

Beamte in unsere einfachen Bauverhältnisse

nicht. Hier muß in erster Linie gebaut werden und zwar rasch und viel nicht in erster Linie

geschrieben und gezeichnet. Ebenso ist &

nicht zweckmäßig einen größeren Wert auf

architektonische Ausstattung zu legen als auf

die rechtzeitige Fertigstellung derselben. Auch

... hat Ludwig ... von allen seinen Bauten während seines Hierseins keinen einzigen ® vollenden vermögen. Daß derselbe sich noch

ändert steht infolge seiner Neigung zur Recht haberei und Selbstzufriedenheit leider nicht ZU

Amts in Berlin, eine „Nachweisung“ in bezug

erwarten. ... Derselbe würde in einem Mi

meisters Ludwig. Gouverneur Leutwein gibt

sein als ien a

auf die dienstliche Eignung des Regierungsbau-

einen unbefriedigenden Bericht:

„... Noch nie ist in Windhoek an welcher dort der genannte Beamte die Bauten persön-

74

nisterium in der Heimat gewiß mehr am Platze

34 DKB,15. Juli 1897. 3 a Be Zul 209 B.

1.

A.

11.

: Persönliche Verhältnisse &

preußischen Reg. Baumeister. Generalia. Bd. 1. S. 56 fl

Abb. 73: Wohnhaus für den verheirateten Baubeamten. Das spätere Obergericht und Gericht, Windhoek, 1898/99. (GfWE)

Obwohl der vom Gouverneur Leutwein ge-

schriebene Bericht durchgestrichen ist und mit dem Vermerk „ungültig“ versehen ist, kehrt Ludwig nicht wieder zurück nach SWA. Provisorisch leitet Oberstleutnant Müller die Geschäfte der Bauverwaltung 1899 für etwa ein Jahr”. „Bezüglich der Art des Ersatzes würde ich mir nach getroffener Entscheidung zu Berichten gestatten“, war der Schlußsatz

des „Nachweises“. Es ist aber deutlich, daß Leutwein den Antrag Redeckers, eines gebürtigen südwestafrikanischen Architekten, der sich in seinem Heimatlande bewährt?’ hat, günstig bewertet. Daraufhin wird Gottlieb Redecker zum Leiter des Referats „Bauwesen“ ernannt und trifft zum Jahresende in SWA ein. Moczelany aber bleibt im Dienst des Gouvernements bis März

19003®, Dann reist er nach Deutschland zu-

rück.

Die Jahresberichte des Baureferats während der Amtszeit Ludwigs weisen, trotz der durch

den Ausbruch der Rinderpest gelähmten Transportverhältnisse, auf eine erhebliche Bau-

tätigkeit hin. In seinem Jahresbericht für das

Jahr 1897/98°° beklagt er sich, daß in den

amtlich gedruckten Jahresberichten eine „Un-

terdrückung“ deutlich ist. Es fällt schwer, ein Urteil über Ludwigs Tätigkeit zu fällen, da die Arbeit einer Bauverwaltung korporativen Charakter trägt. Es ist jedoch anzunehmen, daß der Entwurf des 1898/99 erbauten Hausesfür

den „verheirateten Baubeamten“*, also für 36

Windhoeker Anzeiger, 6. Juni 1901. 37 Siehe die Hälbichsche Wagenbauerei in Otjimbingwe, in diesem Kapitel beschrieben (s. S. 63-65). 38 SAW ZBU 149, A. vi. a. 3. Bd. 6. Jahresbericht der Kaiserlichen Bauverwaltung für das Etats-Jahr 1900/01. S. 99. 39 SAW ZBU 146, A. vi. a. 3. Bd. I bis 2, Jahresbericht über die Bautätigkeit des Gouvernements von DSW-Afrika während des

Etatsjahres 1897/98, S. 77.

4

Ebd. S. 13.

75

Abb. 74: Haus der DKGfSWA, Swakopmund, 1896. (GfWE)

ihn selber, größtenteils von ihm stammt (Abb. 73). Betrachtet man die aufwendige Bauweise, bis zum konkaven Dach des Erkers, so wird

werden. Da kein Lehm in der Wüste entlang der Küste vorhandenist, entscheidet man

klar, daß Ludwig bei den herrschenden Ver-

hältnissen die Prioritäten nicht erkannt hat.

sich für Holzhäuser, deren Bretter aus Kapstadt oder aus dem Mutterland bezogen werden. Größere Häuser sind vorgefertigt, wer-

.Die Liebe zur Dekoration, zur architektonischen Ausuferung,liegt im Zuge der damaligen Zeit, und in diesem Sinne hat Ludwig

den seefertig verpackt und nach Katalog aus Deutschland bestellt. So entstehen verschiedene Stile von Holzhäusern. Anstelle von

Schönes geschaffen. Die Segmentbögen der Veranda mit den Vorhängen zum Schutz der direkten Sonneneinstrahlung hat Ludwig geschickt gelöst. Obwohl Ludwig beruflich nicht

anerkannt wird, bedauert Leutwein den Verlust des „angenehmen geselligen Hauses“ dieses Architekten. Ludwigs Weggang wird im Windhoeker Anzeiger*! hervorgehoben, denn

im Ludwigschen Hause wurde viel musiziert. Ludwig hat trotz des schwierigen Transports

sein „kreuzseitiges“ Klavier nachschicken las-

sen, worauf er sehr stolz war*.

Die politische Unsicherheit des Ortes Swakopmund als Haupthafen der Kolonie führt zu-

nächst dazu, daß Bauten leichter Art errichtet

76

Wellblech als Dachdeckungsmaterial bevor-

zugt man wegendes starken Rostenseine Teer-

und Asphaltpappe.

Im Jahre 1894 entsendet die DKGfSWADr.

Max Rhode als Bevollmächtigten ihrer Gesellschaft nach Swakopmund*. Nach zwei Jahren legt er seine Vorschläge in Berlin vor

und kehrt mit einem vorgefertigten Haus der

Firma Wolgaster AG®: nach SWA zurück, 41 Windhoeker Anzeiger, 19. Janua r 1899,

42 DSWAZ, 1907, Nr. 63.

43 SAW ZBU 149, A. vi. a. 3. Bd. 7. Jahresbericht der Bauverwaltung für das Etatsjahr 1901/02, S. 15.

44 H. Rautenberg, Das alte Swakopmund, S. 97. 45 Ebd., S. 98.

Abb. 75: Haus der Siedlungsgesellschaft für DSWA, Swakopmund, 1896. (GfWE)

einer Berliner und pommerschen Firma, die als Spezialität zerlegbare Tropenhäuser liefert*s (Abb. 74). Dieses Haus ist das erste zweistöckige in Swakopmund. Es entspricht dem „Schweizer Stil“, gekennzeichnet durch das an allen Seiten weit vorkragende Dach und den Balkon mit Zierbretterbrüstung im Obergeschoß, der See zugekehrt. Treffend wurde das Haus „Das Schweizer Haus“ genannt. In ihm sind das Warengeschäft und die Buchhandlung der Gesellschaft im Erdgeschoß untergebracht

und

Wohnungen

im

Obergeschoß®’.

Dr.

Rhode, ein Mann, von dessen organisatori-

schem und wirtschaftlichem Talent berichtet ist, dehnt die Tätigkeit der Gesellschaft wesentlich aus*®. Es werden nicht weniger als 25 Weiße in den Betrieben der Gesellschaft in

Swakopmund angestellt. Die Gesellschaft betreibt auch ein Baugeschäft, das sich 1896/ 97 bedeutend entwickelt.

„So läßt es gegenwärtig ein Haus entstehen für die Siedelungsgesellschaft (sic) und ein

großes Hotel ‚Zur Stadt Hamburg‘, das 15 Fremdenzimmer umfaßt, 2 Speisesäle, Billard-

zimmer und Kegelbahn. Am 25. Januar 1897 hat der Bau des letzteren begonnen, am 12. März bereits sollten die unteren Räumlichkeiten eröffnet werden.“*

Ein Jahr später brennt das aus Holz gebaute Hotel vollständig ab’. Das Gebäude der Siedlungsgesellschaft, ebenfalls zweigeschossig, weist französische Züge auf (Abb. 75). Ein Seitenrisalit bietet auf seinem hohen Dach mit gotischen Dachgauben eine Aussichtsplattform. Das Haus enthält im Erdgeschoß die Kaiserliche Post und im Obergeschoß Mietwohnungen®! mit Balkon im Risalitbereich.

46 Inserat in der DKZ, 1897, S. 179. 47 Illustrierte Beilage zur DKZ, 27. Oktober 1898, S. 391. 48 DKZ, 3. April 1897, S. 133. 49 Ebd. 50 DKZ, 19. Mai 1898. 51 Illustrierte Beilage zur DKZ, 27. Oktober 1898, S. 392.

Abb. 76: Haus der Fa. von Tippelskirch & Co., Swakopmund 1896. (DKZ) Abb. 77: Wohnhaus mit Betsaal der Kath. Mission, Swakopmund, 1899. (GfWE)

Abb. 78: Kaserne der DKGfSWA, Swakopmund, 1898. (GfWE) Abb. 79: Lazarett in Swakopmund, 1898. (GfWE)

Durch rege Bautätigkeit werden in Swakopmund mindestens noch weitere fünf bemerkenswerte vorgefertigte Holzgebäude erstellt. Die Firma von-Tippelskirch, eine Militärbekleidungsfirma in Berlin, richtet 1896 eine Niederlassung in Swakopmund ein, deren Haus im

Erdgeschoß Lagerräume und Werkstätten um-

faßt und im oberen Stockwerk die Wohnungen der Angestellten (Abb. 76). Auffallend ist das Akroterium am Firstpunkt der Giebel-

bretter und die Veranden an beiden Geschossen der Vorderfront. Letztere sind klimatisch

nicht bedingt und werden später zugebaut und als Erweiterung der Innenräume benutzt. Die Katholische Mission errichtet

1899 in

Swakopmund ein Wohnhausmit Betsaal (Abb.

77). Das Haus mit sichtbarem Fachwerk und

First- und Giebelverzierung entspricht wie-

derum dem Schweizer Stil. Auf dem Dach wird ein Glockenstuhl angebracht.

79

Abb. 80: Warengeschäft der DKGfSWA, Swakopmund, 1898. (GfWE)

Die DKGfSWA baut eine Kaserne, einen doppeltverschalten Holzbau mit Beobachtungs-

und die Trostlosigkeit des Küstenstriches von Südwestafrika mit dem Ausspruch „Land der

Lazarett mit Veranda und einer Vielzahl von Giebeln mit sichtbaren Kehlbalken (Abb. 79) und ein neues Warengeschäft der Gesellschaft, das über eine Freitreppe zugänglich ist. Den Turm schmückt eine Uhr (Abb. 80).

Zwei durchgeführte Projekte bestimmen die

Bei dem beginnenden Molenbau fängt man an, dauerhafte Materialien zu verwenden. Holzbau hat viele Nachteile. Die Häuser sind „recht feuergefährlich“ und bieten „nur gerin-

gen Schutz“ gegen den „fatalen Ostwind mit seinem feinen Staub“°°?. „Während der Wintermonate aber, wenn die

östlichen Winde auftreten, wird die Temperatur zu Zeiten fast unerträglich: der Wind, der oft mehrere Tage ununterbrochen weht, führt

feinen Sand mit sich und die Häuser und Stores bieten dann einen kläglichen Anblick.“

So spricht sich ein englischer Besucher aus,

der für die Kapstädter „Cape Times“ schreibt,

80

modernen Märtyrer“ bezeichnet“.

Entwicklung Swakopmunds: der Bau der Ei-

senbahn nach Windhoek und der Bau der Mole. Dadurchsteigt diese Niederlassung zum Haupthafenort der Kolonie auf. Zu ersterem Entschluß kommt man, nachdem die Rinderpestepidemie 1897 durch Ausfall der Zugtiere

das Transportwesen lahmlegt. Die 382 km

lange Schmalspurbahn wird durch sehr schwieriges und oft steiles Gelände vom deutschen

Militär unter der Aufsicht der Offiziere des Kommandos der Eisenbahnbrigade gelegt. Die Arbeit beginnt am 1. September 1897 in Swakopmund und erreicht Windhoek fünf Jahre später.

52 H. Rautenberg, Swakopmund, S. 233. 53 DKZ, 17. November 1898, S. 417. 54 Afrika-Post, Erste August-Ausgabe, 1901.



turm und Pyramidenhelm‘? (Abb. 78), ein

Abb. 81: Wohnhaus des Rbm. W. Ortloff, Swakopmund, 1899. (Kolonial-Zeitschrift)

Auf Empfehlung eines Marinebaumeisters, der im Auftrage der Kolonialverwaltung nach

Swakopmund entsendet ist, entschließt sich

der Reichstag im Jahre 1898 zum Bau einer granitsteinernen Mole für einen Leichterhafen

in Swakopmund°’”. Zum Bau der Hafenan-

lage landet im November des gleichen Jahres Rbm. Wilhelm Ortloff (geb. 1860) mit seinem Personal. Die erforderlichen Vorbereitungsarbeiten bestehen aus der Beschaffung von Häusern für das Personal, dem Senken eines

neuen Brunnens im Flußbett des Swakops, dem Einrichten eines etwa 1,2 km entfernten Steinbruchs und dem Bau einer 60 cm breiten

Schmalspur-Feldbahn zur Herbeischaffung der Steine. Die Häuser für das Personal und für Ortloff sind vorgefertigte Holzhäuser.

Ortloffs Haus (Abb. 81), durch den vorgezogenen Mittelrisalit und die Firstbretter gekennzeichnet, steht auf einem steinernen Sockel

zum Meer, also zum Westen hin und ist mit einer verglasten Veranda versehen. Bei dem großen

Vorbereitungsprogramm

kann

die

Grundsteinlegung der Mole erst am 2. September 1899 erfolgen.

Während des Bahn- und Molenbausentwickelt sich Swakopmund besonders rasch. Diese beiden verkehrswichtigen Bauvorhaben führen dahin, daß man mit der massiven Hausbauart aus Stampfbeton und Zementsandstein beginnt.

Dem einzigen am Ort bestehenden Baugeschäft der DKGfSWA erwächst infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs der Stadt recht bald Konkurrenz. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, wird der Architekt Carl Schmidt, der

Ende 1898 in Swakopmund ankommt, mit der

Leitung des Baugeschäftes beauftragt. Durch Schmidt prägen Neurenaissance und Rundbo-

genstil das architektonische Ortsbild Swakopmunds. Eines der ersten massiv errichteten Häuser ist das 1899/1900 erbaute Wohnund Geschäftshaus der DKGfSWA,das später als Bank dient’’” (Abb. 82). Schmidt

entscheidet sich für Repräsentation. Er gestaltet den Bau mit zwei Seitenrisaliten, die einen beischlagähnlichen Vorplatz umschließen, 55 H. Rautenberg, Swakopmund, S. 138. 56 Beilage zur Deutsch-Südwestafrikanischen Zeitung, 12. Februar 1903. 57 H. Rautenberg, Swakopmund, S. 151.

8

|

Bank, Swakopmund 1899/1900. (GfWE) Abb. 82: Wohn- und Geschäftshaus der DKGfSWA; spätere mund, 1899. Heutiger Zustand. (e.A.) Abb. 83: Wohnhaus der Fa. von Tippelskirch, Swakop

ii: der über eine kurze Treppe erreicht wird. Eine neurenaissancistische Fassade nach dem in Europa sehr verbreiteten Stil der von verputzten Rahmenbauteilen eingefaßten Backsteinflächen tritt hiermit zum ersten Male in SWA auf. Zur gleichen Zeit baut Schmidt ein zweigeschossiges Wohnhaus für die Firma

82

von-Tippelskirch, dessen Blendgiebel das Datum 1899 trägt. Dieses Hausist ebenfalls mit

neurenaissaneistischen Zügen errichtet, doch .: die Umrahmungen schwächer auf (Abb. 83).

Die baupolizeiliche Abnahme zweigeschossigel

massiver Gebäude bereitet dem Bezirksamt

Schwierigkeiten. So wird zur technischen Überprüfung Rbm Ortloff des Hafenamtsdiese Arbeit anvertraut.

Bahnhofs, eines langgestreckten eingeschossigen Hauptbaus, von zweistöckigen Flügelbauten begrenzt.

Die Ausschreibung zum Bau des Bezirksgerichts wird an die Swakopmunder Handelsgesellschaft vergeben. Das ist die neue Geschäftsbezeichnung ab Januar 1901 für das selbständig geführte Baugeschäft der

Zum Gleis hin erstreckt sich eine lange Veranda, Zugang zur Bahnanlage ist jedoch nur über das renaissancistische Portal möglich. Im Dachbereich des Hauptbaus sind zwischen Zwerchhaus und Zwerchgiebel Dachhäuschen angebracht. Die Stirnseiten der Flügel sind von gestelzten Rundbogenfenstern durchbrochen. Gesimse, Umrahmungen, Quaderung und eingeblendete Balustraden gliedern das

DKGfSWA®®.

Der Entwurf von Schmidt

führt den Rundbogenstil in einer eigenwilligen Alternative, die besonders durch dengestelzten Rundbogenfries charakterisiert ist, in Südwestafrika ein (Abb. 84 und 85), 1905 wird der Bau entsprechend dem Entwurf der Bauverwaltung in Windhoek vergrößert und das Haus mit einer Turmuhr versehen (Abb. 86). Das Bezirksamt wird im Anbau untergebracht. Seitz, der letzte Gouverneur von DSWA, bewohnt bei seiner Ankunft im November 1910 vorübergehend diesen Bau. Später bemerkt er kritisch über diesen „Palazzo“: „... von außen nicht schön und innen dunkel ...“°. Trotz dieses unfreundlichen Kommentars wird das Haus heute noch als Sommerresidenz des Administrators von SWA benutzt. Leicht vom Rundbogenstil geprägt ist auch das Haus der Eastern und South African Telegraph Company, „Die Kabelmesse“ (Abb. 87). Durch Vermittlung dieser Gesellschaft bekommt SWA einen Anschluß an das Kapstadt-Mossamedes-(Angola)-Kabel. Auch dieser Bau wird zweigeschossig ausgeführt und mit Risaliten, Umrahmungen und Gesimsen

gegliedert. Ob die abgeflachten First- und

Traufpunkte der Giebel ursprünglich Akroterien getragen haben, konnte nicht festgestellt werden. Das größte Werk von Schmidt ist der 1901 erbaute Swakopmunder Bahnhofsbau mit ei-

nem Gemisch von Rundbogenstil und renais-

sancistischen Stilelementen (Abb. 88). Swakopmund, als Ausgangspunkt der Staatsbahn ins Innere, muß sich zunächst mit einer

„unansehnlichen Wellblechbude“° begnügen.

Nach erfolgter Vergabe mit beschränkter Submission beginnt die Swakopmunder Handelsgesellschaft mit der Errichtung des neuen

Mauerfeld, ein gestuftes Fries das Giebelfeld.

Alle Giebel sind mit Akroterien verziert. Der reichgestaltete „ein umfangreiches, hübsches zeichnet, „dessen sich keine

oder Obelisken Bau wird als Bauwerk“ beMittelstadt in

Deutschland zu schämen brauche.“®!

Während der Bauausführung des Bahnhofs gerät die Swakopmunder Handelsgesellschaft in finanzielle Schwierigkeiten. Im Jahresbericht der Berliner Geschäftsleitung der Gesellschaft‘ wird Schmidt einer „unglaublichen

Mißwirtschaft“

beschuldigt.

Man

habe

Schmidt „besonders eingeschärft“, es handele sich in Swakopmund um eine „ganz neue Bauart“, mit „Cement-Luftziegeln“, und dabei solle er „doppelt vorsichtig“ sein; er habe zu viele Leute eingestellt, „die wenig schaffen und sich womöglich im Wege standen“; auch sei „sein schroffes Wesen Schuld daran, daß wirklich tüchtige Leute nicht lange bei ihm arbeiteten“, und durch ungenügende Beaufsichtigung sei „eine Menge Material“ verschwendet worden. „Manist beinahe versucht zu glauben, daß hier böser Wille seitens Schmidt vorgelegen hat.“ Vier Gebäude sind noch im Bau, der Gesamtverlust beträgt 99 952,54 M. Im November 1901 verläßt

Schmidt nach Ablauf seines dreijährigen Kon-

trakts das Land. Sein Nachfolger wird der

58 H. Rautenberg, Swakopmund, S. 136.

59 T. Seitz, Deutsche Kolonialmacht, S. 4. 60 Afrika-Post, Zweite April-Ausgabe, 1902, S. 118. 61 DSWAZ,14. Oktober 1901.

62 SAW ZBU U. N. c. 2. DKGfSWA, Bericht der Berliner Geschäftsleitung der Swakopmunder Handelsgesellschaft mbH, 1901/ 2, S. 9 und 10.

83

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Berliner Architekt Wilhelm Sander“ (1861—

1930), der am 23. Oktober 1901 an Bord der „Somali“ in Swakopmundeintrifft‘, Sander übernimmt die Fertigstellung der vier Gebäude: des Bezirksgerichts, des Hauses der

Kabelmesse, des Staatslazarettes und des Bahnhofs. Die Swakopmunder Handelsgesellschaft wird nach Baubeendigung aufgelöst und Sander im Juni 1902 entlassen‘,

84 °

Anscheinend sind die drei erstgenannten Ge-

bäude nach Schmidtschen Plänen vollendet. Der Bahnhofhatein Wahrzeichen bekommen, das nur Sander zuzuschreiben ist. Es bleibt ein Rätsel, wie Sander die Bauh erren von —

63 Laut Taufschein im Ev. Zentra larchiv Berlin: Ernst Julius Wilhelm Sander, geboren am 10. Dezember 1861.

64 Beilage zur DSW AZ, 23, Oktober 1901.

65 SAW ZBU U. iv. c. 2, Bd. 2. DKGfSWA, S. 10.

Abb. 86: Anbau des Bezirksamts, 1905, Swakopmund. (SWA Dept. of Works) Abb. 87: Haus der Eastern and South African Telegraph Company, die „Kabelmesse“, 1901. Heutiger Zustand. (e.A.)

der Notwendigkeit des aufwendigen Turms mit Pyramidenhelm überzeugthat, dessen einziger Zweck die Befestigung der Uhr ist. Man kann nur vermuten, Sander habe für einen starken,

senkrechten Akzent am Ausgangsbahnhof der wichtigsten deutschen Kolonialbahn plädiert.

Stilistisch in Form und Detail von der Rundbogenarchitektur des Hauptgebäudes abweichend, wird dieses typisch wilhelminische Bauelement das erste Beispiel einer romantischen Stilrichtung, wofür die Architektur Sanders in Südwestafrika bekannt geworden ist.

85

Abb. 88: Bahnhof Swakopmund, 1901. (GfWE) Abb. 89: Paul-Emisch-Haus, Lichterfelde, Berlin, 1894. (Berliner Postkarte)

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Berlin, 1894. (Mitteilung des Vereins für die Geschichte Abb. 90: Nachtragszeichnung des Paul-Emisch-Hauses, Berlins. 1974)

|

87

Durch die Hinzufügung des Turmes erhält der

Bahnhof den Charakter einer illusorischen Kulisse inmitten der Wüste. Sander hat das Baufach in Höxter, Westfalen, studiert®°. Vielleicht erklären Höxters schöne Fachwerkhäuser aus dem 16. Jahrhundert Sanders Liebe zur mittelalterlichen Baukunst. Sicherlich ist er darin auch von seinen Lehrern beeinflußt worden.

Nach dem Studium beginnt Sander eine Praxis

in Berlin. Unter anderem baut er sich selbst ein Haus in der Villenkolonie Lichterfelde im Jahre 1894. Dieses Haus, ein beliebtes Motiv auf Berliner Postkarten, wird 1973 mit erheblichen Kosten restauriert. Weil das Haus unter Denkmalschutz steht, kann sich auch die Berliner Stadtbildpflege finanziell an der Restauration beteiligen” (Abb. 89). Die Nachtragspläne sind erhalten und zeugen von Sanders Formenreichtum (Abb. 90). Das zweigeschossige Eckhaus, von einem Mansar-

dendach gedeckt, wird an jeder der Frontseiten

durch ein anderes mittelalterliches Giebelrisalit betont. An der einenSeite ein gotischerStaffelgiebel und Balkon mit Vierpaßbrüstung, auf der anderen ein Fachwerkgiebel mit seitlich angelegtem Balkon. An die Ecke setzt Sander einen Turm mit Glockendach, wodurch sie zum Schwerpunkt des Gebäudes im wilhelminischen Sinne wird. An den Eingängen des Fachwerkrisalits verwendet er kurze Säulen

mit Würfelkapitellen, wie er sie später oft

in SWA verwendet. Den hier vertretenen Formenreichtum verwendet Sander in der Kolonie nicht. Er verzichtet auf Mansardenund Glockendächer, auf Korbbogenöffnungen und gotische Stilelementee Zum Bauen in einem städtischen Maßstab wie in Lichterfelde ist ihm natürlich in SWA wenig Möglichkeit geboten. Nach Abschluß der Bauarbeiten gerät Sander in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Er verkauft das Haus an Paul Emisch, dessen Namen es

heute noch trägt. Sander reist nach SWA®,

Nachdem die Swakopmunder Handelsgesell-

schaft aufgelöst ist, begibt sich Sander ins

Innere des Landes, wo er einen Ziegeleibetrieb

88

ers Frau in anfängt. Auf einen Brief von Sand

l 1904, Potsdam schreibt Leutwein im Apri “(sic) agen lbeh „woh „Baumeister Sander“ lebe °®. in Windhoek ngt OrtDer Fortschritt des Molenbaus bedi Gebäun ante loffs Beschäftigung mit den gepl

hoher den des Hafenamtes. Ein 11,5 m mit inen hste n Bruc uene beha aus rm Leuchttu ergänzendem Bau in Form einer dem Meer zugewandten konvexen Kurve kann 1903 in

Dienst genommen werden (Abb. 91). Auch

der 59,5 x 15 m breite Zollschuppen mit Laderampen an beiden Längsseiten ist ge-

brauchsfertig””.

Mit

einem

Entwurf

für

Familienwohnungen des Hafenamtpersonals wird Schmidt noch vor seiner Abreise beauftragt. Er löst die Aufgabe durch eine Reihenhausentwicklung, die er im Stil der Neurenais-

sance ausführen will”!. Die Veranden sollen aber verglast und die Fassade wesentlich

vereinfacht werden (Abb. 92). Am 12. Februar 1903 wird die Mole eingeweiht. Einen Monat später reist ihr Erbauer, Rbm Wilhelm Ortloff „erfolgreich“ in die Heimat und hinterläßt die Mole als sein „bleibendes Denkmal“.

Nach Beendigung des Molen- und Bahnbaus wird der Norden der Kolonie erschlossen”.

Das größte Betriebshindernis in der Strecken-

führung der Staatsbahn von Swakopmund nach Windhoek, ist die 60 km von Swakopmund entfernte Schlucht des Khan-Flusses”.

Nach Bewältigung der diesseitigen Böschung mit einer Neigung von 1:35, verlief die Bahn-

linie mehrere Kilometer auf der Flußsohle entlang, bis ‘mit Hilfe einer zweiten Lokomotive

die 1:20-Steigung des jenseitigen Flußufers überwunden wird. 66 Dr.N. Mossolow, Architekt Wilhelm Sander, im Afrikanischen Hei-

matkalender, 1969, S. 121. 67 J. Schlenk, Die Wiederherstellung des Paul-Emisch-Hauses, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, Jahrgang 70, Nr. 13, 1. Januar 1974, S. 393 ff.

68 Ebd.

69 SAW ZBU D. iv. n. i. Bd. 1, S. 189 und 190, Leutwein an Frau Paola Sander, 20. April 1904.

70 Beilage zur DSWAZ, 12, Februar 1903. 71 Plan im Archiv des SWA Works Departmen t, Windhoek: Projekt

zum Neubau eines Wohnhauses für 4 Familien, C. Schmidt, Architekt, 12. Februar 1901. 72 DSWAZ, 3. April 1903, 73 Afrika-Post, zweite April-Ausgab e 1902, S. 119.

Abb. 91: Leuchtturm Swakopmund, 1903. (GfWE) Abb. 92: Familienwohnung des Hafenpersonals, 1901/02. (GfWE)

Größere Bahnhofsgebäude erhalten Jakals-

water, 100 km von Swakopmund entfernt, die erste Haltestelle nach Überquerung der Namib

Wüste (Abb. 93), Karibib, die Haupt-, ZwiSchen- und Abgangsstation für den Frachtverkehr nach dem Norden, Okahandja, BrakWater, nach welchem ein gewisser Vorortsver-

kehr von Windhoek zu erwarten ist’”* und

Windhoek. In diesen Stationen erhält das Bahnhofsgebäude ein Restaurant und einen Güter- und Lokombotivschuppen.

Da die größeren Bahnhöfe sich in der Gesta ltung und im Detail ähneln, ist es nicht aus74 Afrika-Post, zweite April-Ausgabe 1902, S. 118.

89

geschlossen, daß Schmidt als Architekt der

Swakopmunder Architekt

des

Handelsgesellschaft

Ausgangsbahnhois

und

Swakop

mund, alle diese Empfangsgebäude konzipiert

hat. Ab September 1900 ist Arthur Hintz im Dienst der Eisenbahnverwaltung als Bau

techniker tätig. Die Ausführungszeichnungen

des Okahandjaer Bahnhofsgebäudes hat er

Abb. 93: Bahnhof Jakalswater, Abb. 94: Bahnhof Richthofen,

1899, (Leutwein) 1900. (GfWE)

ten nicht angefertigt, andere Zeichnungen konn onen, Stati ren ande Alle en. werd aufgefunden bis auf

Waldau, wo die Lokomotiven ausge

wechselt werden, erhalten nur kleine Gebäude, en aus vier Räumen bestehend. Dort werd

Raum Büro mit Telefon, ein Lagerraum, ein

zu zur Unterbringung des Weichenstellers, der r. onist onsyo Stati und Telef gleicher Zeit als

Abb. 95: Bahnhof Rössing, ca. 1900. (DKZ)

steher fungiert, und der vierte Raum für den

sehen durch einen Turmaufsatz, der mit einer Uhr versehen ist (Abb. 95).

Die kleineren Bauten bestehen meist aus einem mit Wellblech gedeckten Pultdach, wobei die

Die typischen aus vier Räumen bestehenden

Bahnmeister vorgesehen’.

Stationsgebäude werden massiv gebaut, aus

höhere Mauer dem Gleis zugewandt ist. An dieser Seite wird das Gebäude mit einer Veranda versehen. Im Rahmen eines Blendgiebels in der Attika wird der Name der Station und die Entfernung der Bahnstrecke nach den nächstgrößeren Bahnhöfen in jeder Richtung

Stampfbeton oder Bruchsteinmauerwerk mit luftgetrockneten oder gebrannten Ziegeln’®.

angegeben. Richthofen, eine Station nach dem

der Marmorsteinbruch Etusis liegt unmittelbar

damaligen Kolonialdirektor Freiherr Oswald von Richthofen (1847—1906) benannt, ist eine typische kleine Station (Abb. 94). Die Bauweise der Stationsgebäude wird von dem am billigsten zu beziehenden bzw. herzurichtenden Baumaterial bestimmt. Beim Bau der ersten Gebäude z.B. Rössing, das in der Wüste liegt, wo kein Baumaterial gefunden wird, müssen Eisenfachwerk, Holzbretter und Wellblech aus Swakopmund herbeigeschafft

“werden. Man verschönt das nüchterne Aus-

Die konsequente Anpassung der Konstruktionsart an die örtlich zu beziehendenbilligsten Baumaterialien führt zum Bau des Stationsgebäudes Ababis aus Marmor, denn

bei Ababis (Abb. 96). Als dieses Marmor-

lager in Deutschland bekannt wird, erkennt sogar die Deutsche Bauzeitung, die sich in der 30jährigen deutschen Kolonialzeit nur mit Eisenbahn- und Molenbau beschäftigt, die Eignung des Materials für Zwecke der Baukunst und der Skulptur”. 75 Afrika-Post, zweite April-Ausgabe 1902, $. 119, 76 Ebd., S. 118. 77 Deutsche Bauzeitung, 29. Oktober 1902.

91

Abb. 96: Bahnhof Ababis, 1901. (Kreuz und Quer)

Von den kleinen Stationen schreibt ein Reisender im Jahre 1902: „Die Bahnhöfe machen, durchweg sauber gehalten, mit ihren Abgrenzungen von weißen Steinen und den bescheidenen Anpflanzungen, wie es der Wüsten- oder Steppencharakter der Gegend eben nur gestattet, überall einen

freundlichen Eindruck.“ ”®

Von den allgegenwärtigen Gaslampen, die vor

jeder kleineren Station aufgestellt sind, mit

Ochsenwagens als Haupttransportmittel, de-

nen Otjimbingwe sein Aufblühen verdankt, sind gezählt. Otjimbingwe kehrt zu seiner

ursprünglichen missionarischen Funktion zu rück.

Die Eisenbahn erreicht Karibib am 1. Juli 1900, und daher wird dieses Datum al

Gründungsdatum des Ortes festgesetzt.

Das

Karibiber

Bahnhofsempfangsgebäude

ihren lustig gestreiften Lampenpfählen und den hohen Flaggenstangen, wird im Reisebericht

ähnelt in seinen Grundzügen dem Swakopmunder Bahnhof, doch ist dieser durchweg ein

Die Bahnlinie hätte ab Dorstrevier, entweder

das Bahngleis zu erreichen ist, zum Mittelrisalit erhoben wird (Abb. 97). Der waage

nichts erwähnt,

über Okongava in der Nähe von Otjimbingwe oder über Karibib, den Ort Okahandja er-

reichen können. Man entschließt sich für den Bau in Richtung auf Karibib, weil diese Strecke wenige topographische Hinder nisse aufweist. Eine Abwanderung der Händl er von Otjimbingwe nach Karibib erfolgt, und Kari-

bib

92

entwickelt

sich

rasch.

Die

Tage

des

geschossig, wobei das Portal, durch welches

rechten Lagerung des Gebäudes fehlt eine

senkrechte Betonung. Von der ursprüngli chen Absicht, die Hauptwerkstätten für die Bahnin

Swakopmund anzulegen, geht man ab, weil die

Lage Karibibs in der Mitte der Linie

aus Betriebsrücksichten vorteilhafter ist und da —— 78 DSWAZ, ı8 Dezember 1902

Abb. 97: Bahnhof Karibib, 1900. (Leutwein)

De

Abb. 98: Eisenbahn-Werkstattgebäude, Karibib, 1900. (SAW)

$

trockenere Klima für eine Eisen- und Maschinenwerkstatt günstiger erscheint”®. Die Werkstattgebäude werden aus Eisenfachwerk mit

Korkplattenausfachung

hergestellt®®,

weil

Kork bekanntlich in hohem Maße isoliert

(Abb. 98). Ab 20. Juni 1900 kann der Windhoeker Anzeiger über den Ort berichten:

„In Karibib ist man fleißig mit dem Abstecken der zukünftigen ‚Stadt‘ beschäftigt. Vor dem Bahnhofe ist ein breiter halbrunder

Platz vorhanden. Viele Grundstücke sind bereits verkauft und es dürfte sich bald eine lebhafte Bauthätigkeit entwickeln. Von der Firma E. Hälbich Wwe.ist ein großes Warenhaus errichtet worden, danebenist eine Filiale

der Wagenbauanstalt in Otjimbingweentstanden. Gegenüber dem Stationsgebäudeist ein Gasthof gebaut.“ 79 Afrika-Post, zweite April-Ausgabe 1902, S. 119. 80 DSWAZ, 14. Oktober 1901.

93

Abb. 99: Hotel Roesemann, Karibib, 1900. (GfWE)

In kurzer Zeit wird der Platz, genannt Bahnhofsplatz, von zwei Hotels, Hotel Roesemann

(Abb. 99) und Hotel Kaiserhof (Abb. 100), bestimmt und begrenzt. Die Entwicklung geschieht rasch. Schon 1901 benötigt Karibib eine eigene Zivilverwaltung und wird zum selbständigen Bezirk erhoben. Das Hotel Roesemann benutzt den stumpfen Winkel des Bahnhofsplatzes als Ausgangspunktder Architekturgestaltung. In der Ecke wird ein zweistöckiger Turm mit Pyramidenhelm angelegt. Von diesem Turm aus erstrecken sich Veranden bis zu den Giebelrisaliten. Der rechte Giebel ist breitgelagert und seine Wand von großen Fenstern zu beiden Seiten des Eingangs und von einem Oberlicht durchbrochen. Das Giebelfeld wird mit Zieranker und Rundfenster

geschmückt. Durch differenziertes Streichen der Wellblechplatten und Firstbekrönung mit

Namen des Hotels wirkt das Dach sehr

lebendig.

Diesem gegenüber, am anderen Ende des

Bahnhofsplatzes, erhebt sich das Hotel Kaiser-

hof, ein zweigeschossiger Bau, von einem

Walmdach bedeckt und mit Veranden an beiden Geschossen versehen. Der typische

94

wilhelminische Begriff eines Eckbaus ist nur schwach vorhanden, der ganze Bau wirkt zu-

rückhaltend und einfach. Dekorativ sindledig-

lich der geschweifte Zwerchknickgiebel und die Firstbekrönung mit dem Namen des Hotels.

1901/02 wird der Bahnhofsbau in Okahandja gebaut (Abb. 101). Dieser Bau wird zwei-

geschossig und T-förmig gestaltet, dochist der

Nordflügel an seinen drei Seiten auf beiden

Geschossen von Veranden umgeben und erreicht daher die gleiche Gesamtbreite wie der Seitenflügel. Gute Ziegel können in Okahand-

ja gebrannt werden, so daß der Bau haupt-

sächlich in Sichtziegeln ausgeführt werden kann. Nur das Obergeschoß wird zwischen

den quaderverblendeten Ecken und Umrahmungen verputzt. Neu ist der Altan am Seiten-

flügel, der im Erdgeschoß von Segmentbögen

getragen wird.

Derletzte größere Bahnhof ist Brakwater, dem

Okahandjaer Bahnhofbis auf den eingeschos-

sigen Nordflügel sehr ähnlich. Dieser Bau

wird jedoch verputzt und das vorkragende

Walmdach im Giebelbereich mit einer Balkenanlage verziert (Abb. 102).

Abb. 100: Hotel Kaiserhof, Karibib, 1900/01. (SAW)

Abb. 101: Bahnhof Okahandja, 1902. (GfWE)

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Abb. 104: Wohnhaus des Baumeisters Redecker, Windhoek, 1900/01. (SWA Dept. of Works)

Am 19. Juni 1902, am Tag des Beginns der zweiten Landesausstellung,erreichtdie Staats-

seiner Familie an Bord der „Marie Woermann“ am 14. September 1899 in Swakop-

werden im Geist der Zeit zur Förderung der

Dienst in Windhoek. Nach fast zwei Probejahren, im Jahre 1901, wird Redecker die Stelle eines Vorsitzenden für das Bauwesen des Kaiserlichen Gouvernements von DSWA

bahn ihr Ziel in Windhoek; in Windhoek Landwirtschaft Ehrungen bei Ausstellungen

für besondere Leistungen ausgesprochen®!. Trotz des glücklichen Zusammentreffens beider Termine muß sich die Hauptstadt bis 1912 anstelle eines stattlichen Bahnhofsbaues mit

einer vorgefertigten Baracke begnügen (Abb. 103). Jedoch kommt keine normale Baracke

zur Verwendung, sondern eine mit doppeltem Tropendach, wobeiein ständiger Luftdurchzug zur Kühlung des inneren Raumesdient.

Im August des Jahres 1899 begibt sich Gottlieb Redecker wieder nach SWA®?. Ingenieur Redecker, nun 28 Jahre alt, hat seit seinem Bau der Wagenbauerei in Otjimbingwe

eine Stellung in Duisburg bekleidet®?. Als Regierungsbaumeister landet Redecker mit

mund®* und beginnt eine Woche später seinen

übertragen®®.

Wie auch sein Vorgänger, muß Redecker zunächst um ein Wohnhaus für seine Familie Sorge tragen. Der Entwurf besteht schon, er ist am 18. März 1899 aufgestellt für die Wohnung des Finanzkommissars Pahl®. 81 T. Leutwein, Elf Jahre, S. 417. 82 SAW ZBU 326 B. vi. a. 3. Beamtenverzeichnisse 1897/1900. 83 Dr.N.

Mossolow, Architekt Gottlieb Redecker, in: Afrikanischer

Heimatkalender, 1978, S. 24. 84 Windhoeker Anzeiger, 14. September 1899. 85 DKB,1. Juni 1901, S. 387. 86 SAW, Plan Nr. 3045.

97

.—

— a—

Abb. 105: Baubüro der Kaiserlichen Bauverwaltung, Windhoe k, 1901/02. (SAW)

Dieser Entwurf dürfte von Moczelany stam-

men, der nach der Abreise Ludwigs als einziger Baumeister im Dienst des Gouverne-

ments steht. Das Haus (Abb. 104) erweckt

den Anschein einer Kombination zweier Häuser: ein Wohnhaus, von drei Veranden umgeben, und ein Wirtschaftshaus mit bedecktem Hof, wahrscheinlich zum Besatteln der Pferde

gedacht. Gebaut wird das Haus 1900/01 und mit den typischen südwestafrikanischen Verandendetails versehen. Redecker übernimmt einen geri ngen Etat, gegründet auf „flüchtigen Vore ntwürfen und

98

oberflächlich geschätzten Berechnungen“. Es gelingt ihm, den Gouverneur von den unhalt-

baren Schwierigkeiten des Ressorts zu über-

zeugen, so daß ihm ein Bauzeichner, ein Bau-

schreiber, drei Poliere zur Beaufsicht igung der Bauten im Norden,in Windhoek und im Süden, und eine Anzahl Handwerker zugew iesen Wel-

den“, Im Jahre 1902 bezieht die Bauverwal

tung ihr neues Baubüro, in dem die Werk stätten, die bislang mehrere Kilometer entfernt ——

87 SAW ZBU 148. A. vi. a. 3, B d. 5, Jahresbericht der Kalt“ i lichen Bauverwaltung 1899 / 1900,

Abb. 106: Baubüro der Kaiserlichen Bauverwaltung, Windhoek, 1901/02. (SAW)

liegen, vereinigt sind und ihre Beaufsichtigung erleichtert. Die Repräsentationsfront des Baubüros wird geprägt von einer gebrochenen Fassadenlinie, von der Attika mit Pfeilervorlagen und Konsolfries und der vorgezogenen Veranda. Die im Hinterhof liegenden Werkstätten werden durch den Bürobau verdeckt (Abb. 105 und 106). Unter dem Vorsitz Redeckers nimmt die Bauverwaltungeine fachgerechte Struktur an, und eine für das Land angemessene Bautechnologie wird entwickelt. Ein guter Sandstein zum Sockelbau wird drei Kilometer östlich von Windhoek festgestellt und der Steinbruch durch einen Schienenstrang mit Windhoek verbunden. „Ein Mangel dieses Materials ist niemals zu befürchten“, lautet

es im Jahresbericht von 1899/1900. Backsteine können in Windhoek von zwei Lehmarten gewonnen werden: Ein roter Lehm, der,

gebrannt, einen befriedigenden Ziegelstein ergibt, und ein grauer Lehm, der wegen seines starken Salpetergehaltes nicht gebrannt werden kann, aber luftgetrocknet einen termitensicheren Ziegel liefert. Wegen der geringen Niederschläge reichen häufig luftgetrocknete Ziegel aus, und es kann der spärliche Holzbestand geschont werden. Mörtel von rotem Lehm kann anstelle teuren Kalks verwendet werden, doch verschafft dieses Bindemittel den Termiten sehr „geeignete Lebensbedingungen“. Ungebrannt und gestampft kann der im Lande vorhandene Kalk zum Termitenschutz genutzt werden. Unfern Swakopmunds wird ein Marienglaslager aufgefunden, das zum Fußbodenestrich und Fassa-

denputz verwendet wird®®.

88 SAW ZBU 149. A. vi. a. 3., Bd. 6. JBdKBV 1900/01, S. 102.

99

i von Westen, ca. 1902 . { (Leutwein) Abb. 107: Totalansicht von Windhoek, Blick Abb. 108: Lazarett, Windhoek, 1903. (GfWE)

Eine allgemein gültige Bauvorschrift für das

ganze Land kann wegen der Verschiedenh eit

der örtlich vorhandenen Rohmateriali en nicht

aufgestellt werden. So werden die Häus er in

Swakopmund vorzugsweise mit Klip penfundamenten, Stampfbeton-Erdgeschoßma uern und

Zementsandstein-Obergeschoßmauern

herg

estellt*®, in Omaruru aus gebrannt en Ziegel-

steinen, in Otjimbingwe aus Luftziegeln und

100

an verschiedenen anderen Orten mit Wellblech

oder verschaltem Holzfachwerk ®,

Unter Redecker blüht bis zu m Ausbruch der großen Aufstände eine Backstein architektur in

den Regierungsbauten in Windhoek. Diese Architektur is —

t der flachen Dachne igung wegen

89 SAW ZBU 150. A. via. 3,

Bd. 9. JBdKBV 1902/03, S. 6% 20 SAW ZBU 149, A, vi. a. 3, Bd. 6. JBdKBV 1900/01, 5. 10. 7

ER EEE

SU

Abb. 109: Kaiserliche Landvermessung, Windhoek, 1902/03. (Sammlung W. Rusch)

im wesentlichen eine Wandarchitektur, wobei große Rücksicht auf Mauergestaltung, Verandenbrüstungen, Pfeiler, Giebel und Giebel-

denen man eine erfreuliche Aussicht schaffen will, notgedrungen der heißen Westsonne ausgesetzt sind.

gibt ein einheitliches Stadtbild, das in der

Das Offiziersgebäude und das Postgebäude sind probeweise mit Kalksteinen eines Wind-

bekrönungen genommen wird. Diese Bauweise

Ansicht von ca. 1902 deutlich wird (Abb. 107). Grundrisse für Regierungsbauten werden geometrisch einfach und meist symmetrisch ge-

plant. Anstalten wie das Lazarett (Abb. 108) bestehen aus zwei Eckrisaliten mit dazwischen angelegter Veranda. Die Giebel der Risalite

werden mit von Akroterien bzw. Fialen ab-

geleiteten Backsteinformen verziert. In den Giebelfeldern werden Rundfenster, Nischen

oder Wappen verwendet. Fenster- und Türstürze sind Segmentbögen. Ist infolge der Geländeneigung eine Freitreppe erforderlich, so wird in Windhoek mehrfach eine schmiedeeiserne Brüstung verwendet. Gebäude der verschiedenen Ressorts bestehen aus einer

repräsentativen Vorderfront und Werkstätten

bzw. Lagerräumen im Hinterhof (Abb. 109 und 110). Bei den Ressortgebäuden wird eine Veranda oft in der ganzen Länge angebracht. Windhoek hat den Nachteil, daß Gebäude,

hoeker Unternehmers verblendet?!. Der Kalk

stammt aus den bei Okahandja liegenden Kalksteinbrüchen und wird in vielfarbigen Steinen zum Verblenden verarbeitet. Der Grundriß des Offiziersgebäudesist streng geometrisch angelegt und an allen vier Seiten von Veranden umgeben. Durch Sattelkammern mit Zwerchgiebeln wird jedem der vier Offiziere, die in diesem Haus wohnen, sein Bereich, bestehend aus Schlafzimmer, Wohnzimmer und Veranda, gesondert zugeteilt. Ge-

meinsam sind nur Baderäume. Der Aufriß ist sehr reich und plastisch gestaltet. Die umrahmende Backsteinarbeit wird aufwendig

detailliert, in den Giebelfeldern werden Kalksteine verwendet. Das Gelände erfordert Frei-

treppen, wodurch die Repräsentation gesteigert wird. Während der großen Aufstände 91 SAW ZBU 151. A. vi. a. 3., Bd. 10. JBdKBV 1903/04, S. 15.

101

Typhusdient dieses Haus provisorisch als

lazarett (Abb. 111 und 112).

Sn;

s städtiDas Postgebäude ist im Rahmen eine ebäuonsg tati schen klassizistischen Repräsen elMitt ker star des entworfen (Abb. 113). Ein den mit ist risalit, den der Kabelturm krönt, t sind, Seitenrisaliten, die als Pavillons gestalte wirde durch Veranden verbunden. Die Wän

Umrahmungen aus ken lebendiger durch die Mauerflächen aus Backsteinen und durch die elrisalits Kalksteinen. Das Giebelfeld des Mitt

Rundfenster ver. wird durch Dreipässe und ein

ist die große ziert. Höhepunkt der Fassade , und stark detaillierte Eingangstür (Abb. 114)

llon Das Gebäude wird 1909 / 10 um einen Pavi

erweitert (Abb. 115).

Abb. 110: Zollgebäude, Windhoek, 1902/03. (SWA Dept. of Works) Abb. 111: Offiziersgebäude, Windhoek, 1903/04. (SAW)

Abb. 112: Detailzeichnung, Südansicht des Offiziersgebäudes, Windhoek, 1903/04. (SWA Dept. of Works)

Abb. 113: Postgebäude Windhoek, 1903/04. (Tsumeb Museum)

Von. Während der Jahre 1902/03 wird das wird h tisc emis Frangois-Haus umgebaut. Euph als keit das Haus danach in der Öffentlich r. Bauye Die ?. „‚Gouverneurspalast“ bekannt? einen turm Wehr waltung gestaltet aus dem

nhelm und Repräsentationsturm mit Pyramide en Giebein klein und herausgezogener Traufe im sid. en werd (Abb. 116). Die Veranden

westafrikanischen Verandenstil ausgebesser (Abb. 117 u. 118), der Kniestock mit Blendgiebeln und über dem Eingang mit Zwerchgiebel versehen. Später wird das Haus verputzt und der Zugang nur über das Schilderhaus gestattet. Trotz dieser Bemühungen der Bauverwaltung schreibt Seitz in seinen Memoiren von dem „armseligen Eindruck*

dieses Hauses neben dem „weißen Schloß“ des

Gouverneurs in Buea,

welches er während

seiner Gouverneurszeit in Kamerun bewohnt

s

hat”°. Bu

.

re

E

en Ani

u?fü Abannt

Pirumsister,

a

.

Abb. 114: Haupteingangstür des Postgebäudes, Windhoek, 1903/04. (SWA Dept. of Works)

92 Bundesarchiv Koblenz. Kleine Erwerbungen Nr. 29, Nachlaß Dr. W. Külz, Veröffentlichungen zu kolonialen Angelegenheiten, haupt-

sächlich betr. D-SWA. Bd. 1., vD 1908-1911, S.51.

93 T. Seitz, Deutsche Kolonialmacht, S. 5.

Abb. 115: Erweiterung des Postgebäudes, Windhoek 1909/10. (SWA Dept. of Works)

Falagan

Ban für da Suwsitnung dr Roolspkänte in Windink. „e1013|

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Abb. 116: Westansicht des Gouverneurshauses, Windhoek. Umbau 1902/03. (Hintrager) Abb. 117: Südansicht des Gouverneurshauses, Windhoek. (Seitz)

tert dieses in Keetmanshoop (Abb. 120) erläu beweigen Dage . Form r Prinzip in einfachste sen die 1901 entworfenen drei Mannschafts. häuser in Omaruru (Abb. 121-123) mit den Akroterien das grundlegende klassische Begeh. ren dieser Architektur.

anderer. Die Bemühungen, die großen Ausw

Wellen von Deutschland aus vorwiegend nach

Amerika und Kanada, die etwa 1820 beginnen

und im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts

gihren Höhepunkt erreichen, wenigstens gerin , eiten umzul nien Kolo n füsie in die deutsche rigen 30jäh end der e. Währ Sand verlaufen im

er deutschen Kolonialherrschaft verlegen wenig ten gesam die in sitz Wohn ihren sche Deut deutschen Kolonien, als in einem Jahrin die

USA auswandern’. Im Jahre 1894 erreicht die Zahl der europäischen Einwohner in Südwestafrika — Truppenangehörige sind nicht berücksichtigt — 803, im Jahre 1904 steigt die Zahl auf 3 701°, wovon wenigstens em Drittel Buren? sind, die infolge des südafrkanischen Burenkriegs nach DSWA abwan-

dern. Sie sind nicht die ersten Buren, die sich

Als Beispiel eines Beamtenhausessei das Haus „G“ in Windhoek genannt, das 1901 als Doppelhaus für zwei unverheiratete Oberbeamte entworfen wird (Abb. 119). Beamtenhäuser sind meist symmetrisch angelegt, mit

einer oder sonnenbedingt mit zwei Veranden und

einer

repräsentativen

Front

versehen.

Der Grundriß des Hauses „G“ ist so starr, daß der Anblick einen gleichgültigen, unfreundlichen Eindruck erweckt, wenn nicht Differen-

ziertheit des Aufrisses und Backsteindekoration große Vielfalt erweckten. Bauten werden an anderen Orten des Inlandes ebenfalls

in

der

eigentümlichen

Backstein-

über die Kalahari-Wüste und das Damaraland

in Angola, frei von englischer Herrschaft, neue Siedlungen zu gründen. Zu diesen Siedlem zählen die „Dorstlandtrekker“, die sich n Rusplaas im Kaokoveld, im nördlichen SWA, 1879/1880 niederließen. Eines ihrer Häuser, aus Steinen erbaut, steht heute unter Denkmaschutz (Abb. 124). Aus Angola zurückgekehrte Buren siedeln in Grootfontein, wo 1885

die „Republik Upingtonia* gegründet wird. aber nur zwei Jahre währt. Im Jahre 1895

besucht Leutwein die Siedlung von Dr. Georg Hartmann, dem Vertreter der South West

I

Abb. 118: Westveranda des Gouverneurshauses, Windhoek. (SAW)

in SWA ansiedeln. In den 1870er Jahren verlassen mehrere Buren den Transvaal, um

Africa Company, in Grootfontein. Er be schreibt die Siedlung als „ein freundliches

Burendorf“*”. Die meisten Buren führen abet 94 L. H. Gann and P. Duignan, Rulers of German Africa, S 1

architektur geplant. Die Betonungfällt immer

95 O. Hintrager, SWA in der deutschen Zeit, 96 Die Buren nennen sich heute Afrikaaner

ration und den Aufbau der Giebel. Das Haus

Vermeidung von Begriffsverwirrung in dieser Arbeit & ” Bezeichnung „Buren“ beibehalten. 97 T. Leutwein, ElfJahre, S. 82.

auf den einfachen Grundriß, die Backsteindeko-

für „Schule, Lehrer- und Pensionärswohnung“ 106

S. 41.

(mit zwei „a“) Da S® im allgemeinen unter Afrikanern Schwarze bezeichnet werden. ##* zur

Abb. 119: Wohnhaus „G“, Windhoek, 1901. (SWA Dept. of Works)

ein Nomadenleben, daher Trekburen genannt, andere werden Transportführer. Wegen der erheblichen Einwanderung während des Burenkrieges fehlt es 1901/02 in der Bauverwaltung nicht an weißen Handwerkern und Arbei-

tern”. Die meisten Buren lassen sich im Süden der deutschen Kolonie nieder, besonders in den Orten Gibeon, Keetmanshoop und Warmbad. Die Ansiedlung Deutscher geht sporadisch vor sich. Schutztruppler, denen das Landlieb gewordenist, siedeln sich nach ihrer Entlassung

in der Nähe der Militärstationen an. Es sind nicht Bauern, sondern hauptsächlich abenteuerlustige, ledige Männer, welche die Kolonie anzieht. Der Mangel an deutschen Frauen wird zur großen Sorge, deshalb begünstigt der Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft für deutsche Mädchen die Fahrt nach SWA. Weil die ersten Mädchen um Weih-

nachten Dezember 1899 in Swakopmundlan-

deten, wurden solche Frachten „Weihnachts98 SAW ZBU 149. A. vi. d. 3., Bd. 7, JBdKBV 1901/02, S. 16.

107

Abb. 120: Schule, Lehrer- und Pensionärs wohnung, Keetmanshoop, 1901. (SWA Dept. of Works)

kisten“ genannt?®. Nach kurzer Zeit sind alle verheiratet! Ansiedler, die sich für das bäuerlic he Leben entscheiden, bauen meist zuerst ein Harte-

beesthaus!® oder ein Haus aus luft getrockne-

ten Backsteinen oder Bruchsteinen mit Binsen oder Wellblech gedeckt (Abb. 125). Der Kölner Hermann Brandt , der sich zuvor in Südafrika aufgehalten hat, baut sich ein einfaches Hausin der Bauart der Karroo bzw.

des Kaps mit Pultdach und leicht gestufter

108

Attika (Abb. 126). Einige Farmerhäuser erlangen einen hohen Grad der Kultiv iertheit,

z.B. das Haus von Moritz Pilet aus Magdeburg, das er nordöstlich von Windhoek auf seiner Farm Frauenstein baut. Er errichtet ein Wohnhaus aus gebrannten Ziegeln mit vorgezogenen Eckrisaliten, eines mit Erkervorbau,

welche die Veranda einschließ en. Seinen Heimatstolz als Deutscher beku ndet er mit dem — 99 0.\ Hintrager, SWA in t der deut schen Zeit, S. 41. 100 Siehe Kapitel 1,S, Sk

a.

Abb. 121: Kasernen der 2. Feldkompagnie in Omaruru, 1900/01. (Leutwein)

"GER "RB

neen en nee

URN: ODE

BEN:

GGG VEN MDR

NEM,

Abb. 122: Ausführungszeichnung der Kasernen in Omaruru. (SWA Dept. of Works)

N BoEr SFT IE =

Sechnansichk

pagnie in Omaruru. (SWA Dept. of Works) Abb. 123: Seitenansicht, Detail einer Kaserne der 2. Feldkom

Abb. 124: Dorstlandtrekkerhaus, Rusplaas, 1879/80. (SAW)

110

Abb. 125: Erste Behausung eines Farmers. (Barth)

Abb. 126: Erste Niederlassung des Aussiedlers Brandt, ca. 1894. (Rehbock)

Abb. 127: Das Wohnhaus auf „Frauenstein“, 1897. (DKZ)

häufigen Hissen der auffälligen Flaggen Magdeburgs, Preußens und Deutschlands (Abb. 127). Im Jahre 1896 beginnt die DKGfSWA einen Farmbetrieb auf der Farm Spitzkoppjes. Hier ist das Wohnhaus, mit Pultdach und vorgesetzter Veranda,in den Vordergrund der hohen Granit-Spitzkuppe gestellt (Abb. 128). Die Siedlungsgesellschaft für DSWA baut auf ihrer Farm „Hoffnung“ etwa 15 km nordöstlich von Windhoek ein einfaches Wohnhaus mit 111

DE ENT er Abb. 128: Das Wohnhaus auf „Spitzkoppjes“, 1896. (Sander)

Abb. 129: Das Wohnhaus auf „Hoffnung“, ca. 1899. (DKZ) John Ludwig, Kl.-Windhoek,

Abb. 130: Wohnhaus ca. 1900. (GfWE)

sehr hohen Mauern und großer Veranda (Abb. 129).

John

Ludwig,

Ansiedler

in

Klein-

Windhoek, der Wein, Obst und später auch F

Tabak anbaut, errichtet sich ein Haus mit

zweistöckigem Turm

(Abb. 130).

und

Laternenaufsatz

Das beste Beispiel einer Reaktion städtischer

Menschen im Erschaffen einer eigenen Umwelt

inmitten der öden Landschaft Südwestafrikas bietet ohne Zweifel das Haus der Familie von

Eckenbrecher in Okombahe, westlich vol

I Zu en

men

Abb. 131: Wohnhaus der Familie von Eckenbrecher, Okombahe, 1902. (M. v. Eckenbrecher)

Omaruru (Abb. 131). Ehemann Themistokles ist schon einige Zeit mit der Schutztruppe in SWA, als 1902 seine Frau Margarete von

der Reichshauptstadt Berlin, dem Zentrum

deutscher Kultur, Zivilisation, Handel und Industrie, in die Kolonie kommt. Von dem Ehepaar selbst wird dieses Haus, eine Kombination zwischen improvisierter Baukonstruktion und „Klassizismus“, entworfen. In einem Buch der Frau von Eckenbrecher werden alle

Entschlüsse Schritt für Schritt beschrieben!. Luftgetrocknete

Lehmziegel

werden

von

Schwarzen gestrichen und Felsblöcke für das

Fundament aus dem Gebirge herbeigeholt. Nachdem das Fundament vollendet ist, wird das Ganze noch mit einer starken Zementschicht bestrichen, als sicherstes Mittel gegen

die Termitenplage, weil die Termiten den Zement nicht durchdringen können!”.

Das Bauen von Tür- und Fensterstürzen, in der von Termiten heimgesuchten Umgebung,

wird sehr geschickt gelöst:

Schwierigkeiten.

nicht durch Balken stützen und mußten deshalb Bogen

mauern.

geplagt!“103

Was

haben

wir

uns

da

Dem Klima angemessen wird im Dachbereich das in Deutschland bekannte „Kaltdach-Prinzip“ angewandt: „Das Haus bestand aus vier großen Zimmern,

der Küche, Speisekammer und dem geräumi-

gen Vorratsraum. Uht hübsch kühl zu haben, bauten wir die Mauern sehr hoch. Dann legten wir dünne Querbalken als Decke und auf dieselben in einigen Zimmern Riet:

in anderen wieder nagelten wir Kattun von Balken zu Balken und bekamen dadurch eine

sehr gute Zimmerdecke. Darüber wurden die

Mauern noch einen Meter höher aufgeführt. Dannerst legten wir die dicken Balken, die

das Wellblech tragen sollten. Auf diese Weise

erhielten wir zwischen dem Wellblech und der

101 M. von Eckenbrecher, Was Afrika mir gab und nahm, Berlin:

„Beim Mauern der Fenster stießen wir auf un erwartete

darüber war, konnten wir der Termiten wegen

Die

Wand,

die

Mittler, 1907.

102 Ebd,, S. 113. 103 Ebd,, S. 114.

113

Abb. 132: Die Veranda des Hauses. (M. v. Eckenbrecher)

Zimmerdecke eine Isolierschicht von Luft, die

wilder wurde auch das Getrampel. An zwei

wesentlich dazu beitrug, das Wohnen angenehm und kühl zu machen. Hat man die Wellblechplatten direkt über dem Kopf, so strömen

Vormittagen wurden diese Übungen fortge-

setzt, und dann hatten wir einen tadellosen festen Fußboden. Nachdem der Lehm ganz trocken war, wurde tüchtig ungebleichtes Leinöl darüber gegossen, das sich einsog und trocknete. Dann war der Fußboden fertig.“

sie eine unsagbare Hitze aus.“ !%*

Für die Bodenbefestigung kommt ihnen die rthythmische Tanzfreude der Frauen entgegen:

„Nun kam der Fußboden an die Reihe. In einigen Zimmern entschlossen wir uns der Billigkeit wegen zu dem im Lande allgemein üblichen Lehmfußboden. In Eimern wurde von den Weibern der Lehmbrei hereingetragen. Er mußte vierzehn Tage lang, unbetreten und un-

angerührt, trocknen. Dann mußte er festgestampft bzw. festgetrampelt werden. Wieder mußten die Weiber heran. Mein Mann setzte sich in die Mitte des Zimmers und spielte ihnen auf der Treckorgel einen flotten Tanz. Sofort fingen sie an, in ihren thythmischen Bewegungen im Kreise herum auf und ab zu tram-

peln, und je wilder die Musik war, desto

114

Der Fußboden muß nebenseiner ursprünglichen

Aufgabe dem Raum etwas Komfortables bieten:

„In anderen Zimmern mischten wir einen Teil

Zement mit vier Teilen Sand und strichen ihn ungefähr zehn Zentimeter dick auf die Erde.

Auch diese Art war ganz gut geraten. Sie

hatte den Vorteil, daß man den Fußboden

tüchtig naß sprengen konnte, um die Zimme r

kühl zu halten. Aber der Zemen t war sehr hart. Er griff die Schuhsohlen an und machte

mich leicht ‚Pflastermüde‘.“

——

104 M. von Eckenbrecher, Was Afrika mir gab und nahm, S. 115.

Die Veranda wird zum Außen-Wohnzimmer erhoben: „Auf die Veranda verwendeten wir besondere Sorgfalt, denn sie sollte doch sozusagen als Wohnzimmer dienen. Sie ward sehr geräumig und hoch erbaut und erhielt einen aus Felssteinen gepflasterten Fußboden. Inwendig malte mein Mannsie hellblau aus und verzierte sie mit allerlei Blumenornamenten (Abb. 132). Wir verbrachten in ihr den größten Teil des Tages, dort nahmen wir alle Mahlzeiten ein

und saßen oft beim Lampenschein bis zum frühen Morgen. Um das Haus äußerlich ein wenig zu verschönern, bauten wir das Verandadach in Giebelform, und mein Mann bemal-

te es. Auf die eine Ecke der Längsseite kam ein Pegasus: die geistige Kraft, auf die andere ein Zentaur: die physische Stärke. Mit beiden ausgerüstet, gedachten wir den Kampf mit dem unwirtlichen Lande aufzunehmen. Zwischen beiden Figuren stand mein Lieblingsvers aus dem Horaz: ‚Caelum non animum

mutant qui trans mare currunt.‘ (Die über das Meer fahren, ändern wohl den Himmel über sich, aber nicht das Herz.“!% (Abb.

133)

Der hohe Grad, in dem sich dieses Haus

dem Klima anpaßt, und die Dekoration, ein

wesentlicher Teil wilhelminischer Architektur, geben diesem sonst von außen häßlichen Wohnhaus einen Anstrich von Kultiviertheit. Ob-

wohl wenige Häuser so zwanglos geschaffen werden wie dieses, werden ähnliche fundamen-

Abb. 133: Skizze des Hauses. (M. v. Eckenbrecher)

Straße umgetauft ist. In anderen Orten Südwestafrikas wird die Benennung der Hauptstraße ebenfalls nach dem Namen des Monarchen vorgenommen. Die Kaiser-Wilhelm-Straße ist eine breite von Nord nach Süd verlaufende Straße. An der Westseite reihen sich Handelsfirmen aneinander. Das Gouvernement hat die Ostseite für

sich reserviert (Abb. 134). Die Geschäfte müssen wegen des Bedarfs breiteren Hof-

raumes voneinander Abstand bewahren, wo-

durch die Straße kein geschlossenes Bild aufweist. Am Südende der Straße befindet sich

der

Ausspannplatz,

eine

für

afrikanische

Städte in dieser Zeit stets erforderliche Ein-

tale Prinzipien nicht selten in SWA ange-

richtung.

Einer Expansion des Handels und des Verkehrsfolgt die Ausbreitung der Farmwirtschaft während der Zeit des allgemeinen Friedens.

Kaiser-Wilhelm-Straße, Mertens & Sichel und

wandt.

Große Vermehrung der „Stores“ kennzeichnet den Charakter Windhoeks als Handelszentrum,

trotz Truppenkonzentration und dadurch bedingter Militärbauten!®. Redakteure in Deutschland machensich beträchtliche Sorgen, den Namen „Store“ zu übersetzen. Sie einigen sich letztlich auf die Bezeichnung „Ge-

schäftshaus“!0”. Die Windhoeker kümmern sich nicht um die Verdeutschung. Ihre sehr lange Hauptstraße wird wegen der vielen Stores auch weiterhin „Store-Straße“ genannt, obwohl

die Straße 1901 amtlich zur Kaiser-Wilhelm-

Zu den ursprünglichen zwei Firmen in der

August Schmerenbeck, gesellen sich die Fir-

men Carl Wulff & Co und Wecke & Voigts. Letztere Firma baut sich ein Haus mit flachem Satteldach und versieht Ecken, Tür- und

Fensteröffnungen mit breiten verputzten Um-

rahmungen (Abb. 135). Türen werden besonders betont, indem die Umrahmung abgesetzt

und wie ein Torbogen ausgebildet wird. Im Hof wird ein Wohnhausflügel angelegt, dessen 105 M. von Eckenbrecher, Was Afrika mir gab und nahm. Berlin: Mittler, 1907, S. 116. 106 Illustrierte Beilage zur DKZ, 27. Januar 1898, S. 33. 107 Windhoeker Anzeiger, 12. September 1901.

115

1898. (DKZ) Abb. 134: Südende Kaiser-Wilhelm-Straße, Windhoek,

Abb. 135: Warenhaus der Fa. Wecke u. Voigts, Windhoek, 1892-1967) Abb. 136: Hof der Firma, ca. 1900. (Sammlung H. Voigts)

1894. (Broschüre

75 Jahre Wecke & Voigts,

Abb. 137: Veranda des Wohnhauses, ca. 1900. (Sammlung G. Voigts) Abb. 138: Kirche der RMG, Windhoek, 1903. (Leutwein)

F

Veranda nach Südengerichtet ist und im heißen

Sommer einen höchst angenehmen Aufent-

haltsort bietet (Abb. 136 und 137).

Zwei Hotels weist die Hauptstadt nun auf. In der Art der Verandengastwirtschaft, wie sie Heyn begonnen hat, kommen andere Brauerei-Ausschankstellen mit Billardräumen nach und nach dazu. Andere Wahrzeichen Windhoeks sind die Got-

teshäuser und kirchlichen Gebäude. Im Mai

1903 wird die Kirche der Rheinischen Mis-

sionsgesellschaft eingeweiht, die vom Missionstechniker Jakob Diehl entworfen!” ist (Abb.

138). Im März des gleichen Jahres!’ wird

der Grundstein der katholischen Kirche gelegt,

die neben dem 1898 erbauten Priesterhaus errichtet!!? wird (Abb. 139). Beide Kirchen

108 DSWAZ, 21. Mai 1903. 109 DSWAZ, 10. April 1903.

110 DKZ, 26. Januar 1899.

2m

achsial sind einfach gehalten, ein Langhaus mit geangelegtem Turm am Eingang. Die evan ausge en Form lische Kirche wird in gotischen il Baust hem nisc roma führt, die katholische in Bogenmit gestelzten Rundbogenfenstern und

friesen. Der Turm ist mit einem Faltdach

bedeckt.

wird von der Bay. Für die Kinder in Windhoek n, verwaltung ein Kindergartenhaus entworfe

großen Spiel. bestehend aus einem 4,5 X 9 m nungfür Woh r raum, einer Veranda und eine Mauer, en hoh Die . die Schwester (Abb. 140) Frieg, und n ene Lis ch des Hauses werden dur Be. vom ig seit rück gen gegliedert und ber mit den r wer lde dfe . Wan dach schauer das Pult

Umrahmungen, Rundfenstern

und Nischen

dekoriert, wie es die Bauverwaltung in dieser

Zeit im allgemeinen tut. Das Haus wird am 21. Dezember 1902 eingeweiht''!.

Der Friede währt nicht länger als ein Jahr-

Missionshaus des Paters O. M. J.

zehnt. Im Dezember 1903 zwingt ein Auf. stand der Bondelswarts Leutwein, zum Süden

zu eilen. Während seiner Abwesenheit und vollkommen unerwartet, beginnt am 12, Januar 1904 in Okahandja der Hererokrieg mit

der Ermordung 123 weißer Ansiedler. Leutwein wird die Niederwerfung des Aufstands nicht anvertraut, und ein Offizier höheren Ranges, Generalleutnant Lothar von Trotha Abb. 139: Kath. Kirche, Windhoek, 1903/04. (GfWE) Abb. 140: Kindergarten, Windhoek, 1902. (SAW)

111 DSWAZ, 3. April 1903.

(1848—1920), landet im Juni 1904 mit Verstärkungen in Swakopmund und übernimmt alsbald den Oberbefehl. Von Trotha erklärt für das ganze Land den Kriegszustand und

bringt den Hereros am 11. und 12. August

eine entscheidende Niederlage am Waterberg bei. An den Hereroaufstand schließen sich am

3. Oktober Hendrik Witbooi und seine Nama Hottentotten mit der Ermordung des Gibeoner

Bezirksamtmanns und zahlreicher Weißer an.

Das Leutweinsche Regierungssystem des „divide et impera“ hat versagt. Bis November bleibt Leutwein als Zivilgouverneur. Nach ihm übernimmt von Trotha beides, die Zivilverwal-

tung und das militärische Oberkommando. Leutwein verläßt SWA endgültig nach elf Jahren Kolonialdienst mit seinem Heimaturlaub. Das bisherige zukunftsfreudige Entwicklungstempo wird eingeschränkt, viele Siedler sind ermordet, die Herero zerstreut.

119

Pe KAPITEL 3

Die Krisenjahre 1904—1907 Die Herero- und Nama-Hottentotten-Aufstände in SWA während der Jahre 1904 bis 1907, führen zu einer Sachlage, die entscheidend auf die Entwicklung der gesamten deutschen Kolonialherrschaft wirkt. Dieser Aufruhr löst den ersten Krieg des wilhelminischen Reiches aus, die erste bewaffnete Auseinandersetzung nach

dem französisch-deutschen Krieg von 1870/ 71. Der südwestafrikanische Kampf, aufgefaßt

als deutsches Gegenstück zum Burenkrieg,

wird ein langwieriger Streit, der erhebliche Millionen Mark undviel deutsches Blut fordert und allmählich zu einer bitteren Enttäuschung führt. Das Reich und die deutsche Nation müssen sich nach zwei Jahrzehnten deutscher Kolonisation endlich zu einem „Für oder Wider“ entscheiden. Für den Ausbau der Kolonie DSWA ist der:

Krieg von größter Bedeutung. Während im Innern die Farmwirtschaft lahmgelegt wird,

erlebt Swakopmund als militärischer Landeplatz eine nicht zu wiederholende HochkonJunktur. Als sich dann der Krieg zum Süden ausdehnt, erleben Windhoek

und Lüderitz-

bucht ebenfalls einen wirtschaftlichen AufSchwung als Orte, über welche die Nachschublinien verlaufen. So findet Lüderitzbucht, das seit Beginn der deutschen Herrschaft nur geringfügig gewachsen ist, seinen ersten Anstoß. j

In Swakopmund führt die Versandung der Mole zum Bau einer Landungsbrücke. Zur kriegsbedingten Versorgung der kämpfenden

Truppe wird eine zweite Bahnlinie von Swakopmund nach Karibib beschleunigt gebaut und eine von Lüderitzbucht bis Aus.

Während die freie Wirtschaft blüht, leidet die Bauverwaltung unter der Engstirnigkeit der

Kolonialverwaltung underreicht den Tiefpunkt

Ihrer Existenz.

Nureinmal beteiligen sich die Ovambo an dem Krieg. Am 28. Januar 1904 stürmen 450 bis 500 Ovambo die Feste Namutoni, eine Station,

die im äußersten Norden des Landes, an der Etoscha-Pfanneliegt. Die Station wird von nur vier Schutztruppenangehörigen und drei nach der Station geflüchteten Farmern verteidigt. Nach erheblichen Verlusten der Ovambo durch diese wenigen Männer, die sich in den Türmen der Station aufhalten, ziehen sich die Ovambo zurück, um bei Nacht erneut anzu-

greifen. Bei beginnender Dunkelheit sind aber

die Deutschen geflohen, und die nun leerstehende Station wird gestürmt und vernichtet.

Im Dezember 1904 wird Namutoni wieder von einer kleinen Truppe besetzt. Deren vorläufige Unterkunft sieht folgendermaßen aus: „Es wurden Gestelle aus Stangen gemacht, diese wurden mit Riet (Schilf, das bis 5 Meter hoch wird und in dem dicht bei der Station befindlichen Sumpf wächst) bekleidet, als Dach wurden Zeltbahnen benutzt.“!

Im Februar 1905 wird mit dem Bau der neuen Feste begonnen. Ein ehemaliger Sergeant des Masch.-Gew.-Zuges Namutoni berichtet in Deutschland über den Wiederaufbau durch die Truppe: „Nun darf nicht vergessen werden zu erwähnen, daß sich das Bauen dort auf ganz andere Art und Weise vollzieht, wie hier in Deutschland. Hier werden Mauersteine, Mörtel, Holz herangefahren und man beginnt mit dem Bau. Im Norden von Südwestafrika, wo die Bahnstation (s. Z. Karibib) 450 Kilometer entfernt liegt, von der man eventuell Baumaterialien erhalten könnte, fehlte es an Transportmitteln (Ochsenwagen), denn die vorhandenen konnten kaum die Station mit Proviant versorgen. Es wurde nun nach geeignetem Boden gesucht, 1 Kolonie und Heimat, 14. August 1909, S. 5.

121

(KuH) Abb. 141: Die Feste Namutoni, 1905.

rsteiwelcher sich zur Herstellung von Maue en wurd inen nen eignet, Formen zu Mauerste

r die gefertigt und nun versuchten die Reite

Herstellung von Steinen, was auch gut gelang. Dann wurden Eingeborene angelernt, welche später 2000 Stück pro Tag fertig brachten.

, Die Steine werden nicht wie bei uns gebrannt

sondern 2 Tage an der Sonne getrocknet und sind dann fertig zum Gebrauch. Die beiden

gelernten Maurer,die vorhanden waren, lern-

ten noch einige Reiter an und es wurde mit dem Bau begonnen. Die Holzarbeiter hatten es auch nicht leicht, aus dem gerade zu Bauzwecken nicht besonders geeigneten Holze Balken zu schneiden. Mit großer Mühe und nach langem Warten kamen von der Bahnstation Wellblechplatten, welche als Dach dienen. Die unter Dach befindlichen Gebäude wurden mit Firniß gestrichen, damit der Regen die Mauern nicht abwusch, und dann geweißt und gekalkt. Im Jahre 1906 war die schöne Feste mit den 4 Türmen fertig gestellt. Es sind alle nötigen Räumlichkeiten vorhanden. Offiziers- und Mannschaftsstuben, Küche,

ch als 3 ein höherer Wehrturm, der wahrscheinli

„Bergfried“ und als Waffenarsenal dient. An dieser Ecke zeigt die Anlage Unregelmäßigkeiten, die vom Schema abweichen, wahrschein-

lich zur besseren Bestreichungsmöglichkeit im Ernstfall. Außergewöhnlich ist die Vielzahl von drei Toren und die Schießscharten, derentiefe und schmale Ausführung ohne Zweifel der besseren Verteidigung dient. Doch hätte nach Ansicht des späteren Chefs dieses Distrikts nur ein Kanonenschuß der Feste ihr Ende bereiten können. Die Feste wirkt nach seiner Meinung nur scheinbar abschreckend’, ähnlich den meisten Festen des Landes.

Die allgemeinen Betrachtungen über Swakopmund, zu Beginn dieses Kapitels geschildert,

unterstreichen zwei weitere Entschlüsse: Zum

einen die Otavi Minen- und Eisenbahn-Gesell-

schaft (OMEG), eine Gesellschaft, die für die Ausbeutung der reichen Kupferlager im Nor-

Backofen und Backstube,

den der Kolonie gegründet ist, hat sich für Swakopmund als Umschlagplatz entschieden. Im Oktober 1903 beginnt die Berliner Firma

Fahrzeuge, Schmiede, Büchsenmacherei, Tischlerei und Stellmacherei. Ein Badebassin

gen Schmalspurbahn von Swakopmund nach Tsumeb. Das Unternehmen errichtet seine

Fleischkühlraum,

Bekleidungs- und Reitzeugkammern, Fahrzeugschuppen für die Maschinengewehr-

sorgt für die so nötige Erfrischung in dem

heißen Klima. Auf 3 Türmen befindet sich je ein Maschinengewehr mit nötiger Munition, welche die Ovambos von weiteren Dummheiten abhalten werden.“? (Abb. 141 und 142)

Arthur Koppel AG den Bau der 570 km lan-

Büros, Werkstätten, Maschinen- und Lager-

raume am Südende Swakopmunds, einem Ortsteil, der bald als Koppelsdorf bekannt

wird, zur Unterscheidung von Kriegerfeld, der

militärischen Niederlassung am Nordende‘.

Die Feste Namutoni wird zu einer der größten

der Kolonie. Auch hier wird ein viereckiger

Befestigungsplan mit Innenhof gewählt (Abb.

143). An drei Ecken werden vorspringende

Ecktürme angebracht, an der Nordwest-Ecke

122

——

2 KuH,14. August 1909, S. 5, 3Dr. N Mossolow. ’ Die G eschicht 'hte e von Namu Namitoni, » Windho

4 DSWAZ, 2. Novemb er 1914.

Abb. 142: Namutoni. (KuH)

Abb. 143: Grundriß der Feste Namutoni. (SWA Dept. of Works)

mm 123

Zum anderen, nachdem die Mole plötzlich im Juni 1904 versandet, wird wegen der außer-

ordentlich großen Frachten an Gütern, Pferden und Truppenlandungenbeschlossen, eine Landungsbrücke zu bauen, die 250 bis 300 Meter weit ins Meer hinausreichen soll. Die Brücke soll zwei Gleise für die Eisenbahn und ein Krangleis tragen, damit an ihr größere Boote gelöscht werden können’. Zur Durchführung dieses Baues landet die Zweite Eisenbahnkompagnie im Oktober 1904. Einige Zeit haben die Männer der Eisenbahnkompagnie gezeltet, ehe sie in einer eigenen Kaserne untergebracht werden können. Die vom MilitärBaukreis entworfenen Unterkunftsräume sind in einem zweiflügeligen Bau, der im Jahre 1906 vollendet ist, untergebracht. Obwohl seine Mauern von Maschikulikrönung, Flankentürmen und Eckquaderung überwuchert sind und dieses der wohl massivste Militärbau in SWA ist, dient er nicht als Befestigungsanlage, sondern lediglich als Kaserne, wie schon seine großen Fensteröffnungen beweisen (Abb. 144 und 145). Die starke Bevölkerungszunahme Swakopmunds von 380 im Jahre 1903 auf 1433 im Jahre 1905% (ausschließlich Truppenangehörige) und eine gleichzeitige rege Bautätigkeit veranlassen den Bezirksamtmann zu der Anregung, die geltende Baupolizeiordnung für das südwestafrikanische Schutzgebiet aus dem Jahre 1898 zeitentsprechend zu ändern. Der Gouverneur erläßt daraufhin am 20. März 1905 die „Baupolizeiordnung für die Ortschaft

Swakopmund“”.

Zur Baugenehmigung werden künftig drei Exemplare der Bauvorlagen benötigt, die Bauabstände können bei Verwendung von dauerhaften Materialien verringert werden. Besonders beachtet werden Abort- und Abfallanlagen, deren Fassungsvermögen einer wöchentlichen Entleerungsfrist entsprechen muß. Der lebhaft wachsende Ort führt Straßennamen ein, folglich sind Eigentümer anliegender Grundnstücke verpflichtet, Hausnummern anzubri gen. Absatz 3.2 ist eine Besonderheit Swakop munds: 124

„Die Erteilung des Bauerlaubnisscheines kann davon abhängig gemacht werden, daß die Herrichtung des Straßenkörperseinschließlich des Bürgersteiges nach Maßgabedergeltendenallgemeinen Bestimmungenerfolgt oder gesichert ist.“

Zur Erfüllung dieser Bestimmung dient der Versuch mit „modernem“ Zementbeton, der

sich aber wegen des Abbröckelns nicht bewährt hat. Deshalb kommt man auf einen 1,5 m breiten Bohlendamm aus Holzdielen auf Balkenunterlage, welche der Bauherr längs der Straßenseite seines Grundstücks zu errichten hat (Abb. 146). Laufen oder Gehen in dem feinen und tiefen Sand ist sehr beschwerlich,

außerdem bieten geschlossene Straßenzüge mit massiven Häusern ohne feste Fußwege einen

unwürdigen Anblick®. Bei Mißachtung dieser

Vorschrift erfolgt mit der Erteilung eines Verweises die Aufforderung zur Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 100 M. Ist eine Monatsfrist verstrichen und der mangelhafte Zustand nicht beseitigt, läßt die Behörde auf Kosten des Bauherrn die Herstellung des Holz-

fußsteiges

ausführen’. Dr.

Wilhelm

Külz

(1875—1949), Bürgermeister von Bückeburg, der 1907/08 die Selbstverwaltung für DSWA verfaßt, schreibt über die Holzfußsteige:

„... in der Praxis sieht das etwa so aus, als ob man in Bückeburg vom Schloßtor bis zur Kirche auf Kistendeckeln ginge. Tatsächlich steht auf den Dielen sehr oft noch ihr früherer Verwendungszweck darauf, so z.B. auf denen vor dem Garnisonsgebäude. Die Reinhaltung dieser Holzbankette von Sand ist äußerst schwierig, aber sie wird gewissenhaft gehandhabt.“!°

Um die Bürgersteige nicht zu überladen, müssen Schwarze, nötigenfalls unter Verlassen des Steiges, den Weißen ausweichen, darf nie-

mand auf den Bürgersteigen umherstehen oder

liegen, außerdem ist das Tragen größerer Lasten auf dem Steig untersagt. Strafen bis zu 60 M, 5 Afrika-Post, Zweite September-Ausgabe 1904, S. 278-280. 6 H. Rautenberg, Swakopmund, S. 156 und 179.

7 Die deutsche Kolonialgeseizgebung, IX. Band, 1905, S. 73-76. 8 DSWAZ, 6. April 1907. 9 Siehe Verweise in den Akten SAW BSW. 10 Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung, 6. Juni 1908.

Abb. 144: Kaserne der 2. Eisenbahnkompagnie, Swakopmund. 1905/06. (GfWE)

Abb. 145: Innenhof der Kaserne. (GfWE)

IIIEE EEE LZ2E,

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Abb. 146: Poststraße, Swakopmund, ca. 1908. (GfWE)

147: Litfaßsäule, Abb. (GfWE)

Swakopmund,

ca.

1914.

Gefängnis mit Zwangsarbeit und im Rückfalle Prügelstrafen werden Übertretenden erteilt!!, Holzbürgersteige dieser Art sind heute nur noch am Wasserwerk zu sehen. Etwa 1905 werden in Swakopmund Litfaß-

säulen

eingeführt’?

(Abb.

147).

Solche

Straßenmöbel zum Anschlagen von Plakaten sind 1855 in Berlin von dem Drucker E.Litfaß eingeführt, gemäß eines Vertrages mit

dem Berliner. Polizeipräsidenten aus dem Jahre 1854 über öffentlichen Zettelaushang". In

Swakopmund ist das Material dieser Säulen von den Kaufleuten und Hoteliers gespendet

und zum unentgeltlichen Nutzen der Öffent-

lichkeit gedacht. Eine beantragte Verpachtung

der Säulenflächen wird vom Gemeinderat der

Stadt im Jahre 1911 in seiner Mehrheit abge-

lehnt; denn „die Litfaßsäulen seien zu jedermanns unbeschränktem Gebrauch da.“!* Lei-

der besteht nur noch eine, ungenutzt und vom Verfall bedroht. I1 Koloniale Zeitschrift, 24. März 1911, S. 204.

12 H. Rautenberg, Swakopmund, S. 180.

13 Brockhaus Enzyklopädie, Wiesbaden: Brockh aus, 1970. 14 Südwest, 30. Juni 1911,

126

2

D.

Abb.

8 w. A.

haus

Woemannli nie in Swakopmund

148: Geschäftshäuser der Woermann-Linie, Swakopmund. Mitte: Gebäude von

von 1903; rechts: Anbau 1904/05 (GfWE)

In den Kriegsjahren werden in Swakopmund

die größten Gebäude für die Woermann-Schif-

fahrtslinie und die Damara- und Namaqua-

Handelsgesellschaft gebaut. Beide Firmen sind aus der Hamburger Stammfirma C. Woermann

hervorgegangen”.

Die

Woermann-

Linie hat 1900 in Swakopmund eine eigene Agentur errichtet!‘, die Damarageseilschaft

Niederlassungen an vielen Orten der Kolonie!?. In Swakopmund unterhält die Damara-

gesellschaft eine Bauabteilung, deren Leiter der Architekt Friedrich Höft ist. Im Jahre 1903 baut Höft für die WoermannLinie ein zweites Wohnhaus für das Personal

des Landungsgeschäfts (Abb. 148) und danach ein neues weiträumiges Geschäftshaus

für die Damaragesellschaft (Abb. 149). Beide Häuser sind verhältnismäßig einfach gestaltet.

Im Geschäftshaus kommenhistoristische Ele-

mente vor, doch sie dominieren nicht. Der

geschweifte Knickgiebel, von einem Akrotefium gekrönt, das gekröpfte Gesims und das

Ornamentierte und mit Schildern versehene

Friesband sind Zierelemente, von denen Höft

1900; links: Gebäude

in weiteren Bauten mehr und mehr abgeht. Wegen der stark vermehrten Seetransporte sehen sich beide Gesellschaften schon in der zweiten Hälfte des Jahres 1904 zur Vergrößerung gezwungen. Das 1904/05 erbaute neue Wohnhaus der Damara- und Namaqua-Handelsgesellschaft fällt besonders auf, denn es zeigt starke Einflüsse aus der Gedankenwelt der progressivsten deutschen Architekten dieser Zeit (Abb. 150). England hat sich für den Einfamilienhausbau in der Bewegung des „Domestic Revival“ einen Ruf erworben. Für die deutsche Aufmerksamkeit an dieser englischen Bewegung spricht die Entsendung des deutschen Architekten Hermann Muthesius (1861— 1927) nach London, wo er von 1896-1903 der deutschen Botschaft als Kulturattache angehört. Dort studiert Muthesius englische Architektur und englisches Design. Diese Ideen 15 H. Rautenberg, Swakopmund, S. 101.

16 DKZ, 27. September 1900, S. 454. 17 H. Rautenberg, Swakopmund, S. 102.

127

Abb. 149: Geschäftshaus der Damara- und Namaqua-Handelsgesellschaft, Swakopmund. 1904. Aufnahme ca, i 1912. (GfWE) Abb. 150: Damara-Haus, Swakopmund. 1905. West-Ansicht, dem Atlantischen Ozean zugekehrt. (Restorica)

macht er in Deutschland bekannt und ver-

schafft ihnen Geltung'®. Im Damarahaus in Swakopmund kommtdie einfache und wohn-

liche Bauweise zum Ausdruck, wie sie Muthe sius befürwortet.

Zur Lösung des komplexen Raumproblems der Familie des Chefs, der Gäste, Anges tell-

128

ten und Lehrlinge der Firma, macht Höft von

einem Innenhof mit Säulengang Gebrauch

(Abb. 151). Familie und Gäste werd en im

zweigeschossigen Bautrakt, der dem Westen



18 Pevsner, Sir Nikolaus, er al., Lexikon der Welta rchitektur, Bd. 2 Hamburg: Rowohlt, 1979, S. 397, Muthesius’ Buch „Das engli sche Haus (1904) ist zum Standardwerk geworden .

Abb. 151: Grundriß des Damara-Hauses. (SAW)

und dem Atlantischen Meer zugekehrtist, untergebracht, Angestellte und Lehrlinge in

den Süd- und Ostflügeln. Im Nordflügel, der klimatisch bevorzugten Seite, befinden sich Salon, Wohnzimmer und Speisezimmer. An

der Nordostecke liegt die Küche, an der Süd-

gang über den Innenhof zu bieten, als der Grundgedanke des Planes gelten.

Im wesentlichen entspricht seine lockere Gruppierung um den Innenhof, der als Gartenhof

Ostecke das Gesellschaftszimmer bzw. das Billardzimmer und hinter diesen die Toiletten.

gestaltet wird, den zeitgemäßen englischen Architekturvorstellungen. Historistische Formen werden gebraucht, doch ist Höft sparsam

Leuten getrenntes Wohnen mit eigenem Zu-

nicht nur dekorativ sind, sondern der innere

So dürfte die praktische Überlegung, allen

und verwendet solche hauptsächlich, wo sie 129

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Abb. 152: Damara-Haus, Swakopmund. 1905. Westansicht. (GfWE) Abb. 153: Säulengang entlang des Gartenhofes. (GfWE)

130

Abb. 154: Glockenblumenfries der Erkerstirn, DamaraHaus Swakopmund. (e.A.)

Abb. 155: Türklinken-Detail. (e.A.)

Komfort durch Licht, Sonne und Ausblick

gleichzeitig mit den Gegenstücken des Heimatlandes.

räumen, die auch klimatisch günstig liegen, angebracht und als gemütliche Ecken angenommen, oder an der Westansicht, dem Meer

Im Sinne des Landhauses ist das zweite

erhöht wird. So werden Erker an Tages-

zu, wo der Erker einen breiten und gezielten Ausguck ermöglicht. So ist die äußere Ge-

staltung der Bevorzugung der inneren Räume angemessen. Dieses Haus entspricht dem von Muthesius befürworteten Landhaustypus, und ist für sein Datum 1904 eine Ausnahme in der Rezeption deutscher Vorbilder. Die Übertragung der

Architekturströmungen eines Mutterlandes in seine Kolonien erfolgt im allgemeinen mit einer Zeitverzögerung; in diesem Falle aber entsteht das Haus in der Kolonie SWA stilistisch

Geschoß in Fachwerk ausgeführt und der Turm

ihm angepaßt. Jugendstilmotive kommen zur

Verwendung, wie auch historistische Reminiszenzen. Für ersteres sprechen die Pfeiler des Umgebungszaunes (Abb. 152), die Fliesen

an den Kapitellen des Säulengangs (Abb. 153), der Glockenblumenfries der Erkerstirn (Abb. 154) wie auch die Türklinken (Abb. 155), alles Einzeldetails des Jugendstils. In den Tagesräumen sind historistische Verzierungen zu finden: Groteske (Abb. 156), Kassettierung der Decke, Täfelung. Auch die Erker können als Reminiszenz bezeichnet werden. Doch sprechen schon die weit überkra131

genden Dächer der Erker an der Nordansicht für die nüchterne Überlegung hinsichtlich Sonnenabschirmung

und

des

gewünschter

Komforts des Erkers.

Obwohl der Turm nicht in der genehmigt

Zeichnung erscheint, wird er wahrscheinl zur gleichen Zeit gebaut und nachträgl

polizeilich abgenommen. Bestimmt ist se praktische Funktion eine navigatorische,sei architektonische ein senkrechter Akzent de Komplexes. Stilgeschichtlich ist dieses Haus den noch z erbauenden Häusern in Swakopmund weitvor:

aus. Im Jahre 1909 wird die Damaragesell

schaft aufgelöst. Ihr „Damara-Haus“ wird im Sinne der nachfolgenden Firma Woermann Brock & Co., als „Woermannhaus“ bekannt Altona-Haus heißt der Wohnhausanbau am Agenturgebäude der Woermann-Linie. Höft löst das schwierige Problem des Anbausan ein Abb. 156: Decken-Detail. Aufnahme im Wohnzimmer. (Restorica)

Abb. 157: Wohnhaus der Woermann-Agentur, (Ritterburg), Westansicht, 1905/06. (GfWE)

MH

TH DIDV,HH / Y

Abb. 158: Südansicht. (GIWE)

bestehendes Eckhaus, indem er am Punkt der

Erweiterung einen in Fachwerkkonstruktion ausgeführten auffallenden Mansardgiebel und emporragenden Signalturm hinzufügt. Dadurch wird der langen Fassade ein Schwerpunkt gegeben. Putzgesimse werden konsequent durchgeführt und die Traufenlinie eingehalten.

Es wird ein

sauberer

Bau

ohne

irgendwelche Ornamentik. Aus einer langgestreckten, eintönigen Fassade bildet Höft eine beachtenswerte Straßenfront, die als wei-

tere Bescheinigung für die Fähigkeit dieses Mannes zu gelten hat (Abb. 148). Im Juli 1906 wird ein weiteres Wohnhaus der Woermann-Linie in Swakopmund bezogen. Auch die Ritterburg, die ihren Namen von der Familie Theodor Ritter, den ersten Bewohnern des Hauses, erhalten hat, ist nach einem

Entwurf von Höft gebaut. Hier hat Höft einen zweigeschossigen kubusähnlichen Bau geplant, der mit einem überkragenden Satteldach ge-

deckt und einem Krähennest bekrönt ist. Er wählt einfache und starke Formen. Die dem Meer zugekehrte Westansicht wird etwas reicher gestaltet. Hier bringt Höft einen Seiten-

giebel, eine verglaste Loggia mit Auskragung

und schmiegt der Nordwestecke einen Turm an. Am Eingang an der Südseite dient ein Vorbau als Schwerpunkt. Obwohldie verputzten Mauerflächen des Baus durch zwei Sohlbänder und Fensterumrahmungen unterbrochen werden, umrahmt Höft ein Fenster mit

einer Ädikula an der Ostseite und dekoriert

das niedrige Turmgeschoß mit Wappenstuck (Abb. 157 und 158). Ihm ist der Bau sonst wohl zu nüchtern. In seinem nächsten Bau für die Woermann-Linie, dem Wohnhaus in

Lüderitzbucht, der Ritterburg sehr ähnlich, führt er die Einfachheit des Baus konsequenter durch. Das ruhig gehaltene Dach der Ritterburg erlaubt größere Dachdeckungsziegel. Es scheint, Höft habe in diesem Bau Zement-Dachfalzsteine verwendet, die möglicherweise am Ort

gepreßt worden sind!”. Auch ist dieses Haus eines der ersten in Swakopmund, das mit elektrischem Licht ausgestattet ist?",

Die Epoche der Elektrizität hat begonnen, Zunächst wird das Militärlager mit elektri19 Vgl. Inserat im DKB vom 15. Dezember 1904. 20 DSWAZ, 6. April 1907.

133

Abb. 159: Korinthisches Kapitel. (e.A.)

Abb. 161: Blendbalustrade und Fruchtgehänge. (e.A.)

Abb. 160: Putten zu beiden Seiten eines Wappens mit den Initialen des Bauherrn. (e.A.)

„Afrika

Kaiser Wikelmstrade

Abb. 162: Kaiser-Wilhelm-Straße, Swakopmund, ca. 1907. (GfWE)

schem Strom versorgt, danach das Depot und die Regierungsgebäude, sodann wird an der Mole die Beleuchtungseinrichtung ange-

bracht?!.

Eine private Versorgungszentrale

für elektrischen Strom wird Anfang 1907 vollendet. Das „Damara-Werk“ beliefert zu-

nächst die Grundstücke und Gebäude der Damaragesellschaft

und

der

Woermann-

Linie??, später wird der gesamte Ort von dieser Zentrale versorgt. Eine beachtliche Anzahl Häuser, die für Swa-

kopmund als typisch bezeichnet werden können, entstehen in den Kriegsjahren durch die Baufirma Gebr. Bause. Albert Bause (1872— 1930) und Heinrich Bause (1874—1925) stam-

men allem Anschein nach aus Alfeld an der Leine und wandern mit ihren zwei anderen Brüdern, Adolf und Richard, zunächst nach

öden Umgebung ein entzückendes Element geschenkt. Jedes Haus ist durch geringe Dekorationsvariation mit eigener Besonderheit versehen, einige sind mit Pilastern und Kapitellen, andere mit Stuckarbeiten und figürlichen Plastiken, Frucht- oder Laubgehängen, auch mit Blumengewinden oder Festons (Abb. 159— 161). Nicht selten sind die Initialen des Bauherrn und das Baujahr eingetragen. Gemeinsam ist vielen Häusern die Attika mit oder ohne Balustrade, mit Gesimsaufsätzen, mit kleinem Rundgiebel zur Betonung des Eingangs und die Fahnenstange. Die Häuserreihe entlang der Kaiser-Wilhelm-Straße ist reichlich mit Verzierungen dieser Art gestaltet

(Abb. 162).

Vielfach werden die Häuser mit assymmetri-

schen Satteldächern und der Straße zugewen-

dem Kap aus?®. Ab ca. 1902 ist die Firma in Swakopmund ansässig und baut hauptsäch-

deten kurzen Traufenseite versehen. Diese an der Straßenseite erhöhte Konstruktionsart hebt

Mit ihrem Streben nach Schönheit und RepräSentation haben die Erbauer der Stadt ihrer

21 DSWAZ, 2. November 1904. 22 DSWAZ,6. April 1907. 23 H. Rautenberg, Swakopmund, S. 176, Anm. 210.

lich kleinere Häuser, deren historistische Fassadenelemente unsere Beachtung wecken.

135

Abb. 163: Hohenzollern-Haus, Swakopmund. 1905/06. (GfWE)

Abb. 164: Hohenzollern-Haus. (Sammlung Frl. Dietz)

Abb.

165: Neidkopf und

Fensterumrahmung. (e.A9

das Aussehen des Hauses. Die Anwendung solcher Dächer und Dekorationen ist eine

Sache des Statussymbols, wobei selbst unbe-

deutende Gebäude Anspruch auf Kultiviertheit gewinnen können. Kein anderes Haus erreicht den Grad der Verzierung wie das 1905/06 erbaute Hohen-

zollernhaus, ein neubarocker Bau mit renaissancistischen

Anklängen

(Abb.

163-165).

Häuser von Swakopmunderinnern lebhaft an die aus dem Boden geschossenen Gebäudedes ‚wilden Westens‘ von Amerika“ nur teilweise zugestimmt werden?*. ‚Wild‘ kann höchstens für das äußere Bild des Obergeschosses zu-

treffen. Die örtliche Zeitung charakterisiert

den hohen Standard des Hauses und seiner Ausstattung durch den anerkennenden Ausdruck, das Hotel weise von „afrikanischer

Seltsam wirkt das prunkvolle Haus in der

Ursprünglichkeit“ nichts auf?°. Leider ist das

Wüstenlandschaft, umgeben von kleinen barackenartigen Bauten. Ebenfalls fremd wirkt

gebrannt?®.

in dieser Zeit in SWA die reichgestaltete

Fassadengliederung von Erkern, Balkonen und die Stuckarbeit. Man sagt, daß die Stuckarbeit von für den Otavibahnbau angeworbenenItalienern ausgeführt worden sei. Ornamentale und figürliche Stuckarbeiten werden an diesem Haus angebracht. Den schräg gestellten Eckvorbau krönt Atlas, der Träger des Himmelsgewölbes. Karyatide, das weibliche Gegen-

stück zu Atlas, Neidköpfe und ein Amoretten-

gesims geflügelter kleiner Knabenfehlen nicht. Besonders belebt ist der Dachbereich mit

Firstkamm und gotischen Gauben zwischen

den Zwerchgiebeln der Dacherker. Dieser Be-

reich wird durch das verkröpfte Gesims mit

Zahnkammfries deutlich von den Mauern mit der Vielfalt an Fenstern und Fenstereinteilungen und dem Reichtum an Stuckarbeit getrennt. Von wem der Entwurf dieses Hauses stammt,

konnte nicht festgestellt werden. Zuerst dient das Haus als Hotel, danach als Verwaltungsgebäude der Stadt und schließlich als Wohnhaus.

Während der großen Wohnungsnot dieser Jahre bauen die Gebrüder Bause mehrere Hotels, darunter eines, das Adolf Bauseleitet.

Im Mai des Jahres 1905 öffnet das Hotel Kaiserhof seine Pforte (Abb. 166). An einer wichtigen Straßenkreuzunggelegen, hat dieses Haus mit wilhelminischem Grundzug seinen

Schwerpunkt an der Ecke, wo ein schmales

Hotel 1914 bis auf die Umfassungsmauern abDie von der Firma Gebr. Bause geplanten und ausgeführten Gebäudesind zum Teil ganz ausgezeichnet. Die Konzeption eines Gebäudes als einfachen Kubus, wie im Falle des Stores für A. Schmerenbeck, gilt im Jahre 1905 noch als sehr kühn, denn erst später wird die

Ökonomie des Entwurfs und die gestalterische Einfachheit zum Dogma der Architektur. Das unwiderstehliche Begehren der Zeit, ästhetisches Vergnügen zu schaffen, wird mit den Keilsteinen der Öffnungen und Quaderung der Ecken durch verhältnismäßig bescheidene Dekorationselemente ausgedrückt. Das Laubgehänge am Eckpfeiler des Erdgeschosses aber datiert das Gebäudein die wilhelminische Zeit und identifiziert sehr deutlich die Hand der dekorationsbewußten Gebrüder Bause (Abb.

167).

Die aus der Heimat zur Verstärkung herangeführten starken Truppenverbände bedingen den erhöhten Briefverkehr, der in Swakopmund im Mai 1905 auf 137000 Stück an-

steigt?”. Diese postalische Überlastung erfor-

dert ein massives Postgebäude, für das die Bauverwaltung zu sorgen hat. Am 1. April 1907, einen Tag nach Kriegsschluß, öffnen sich dem Publikum die Türen zum ersten Male (Abb. 168). Das neue Gebäude ruft beträchtliche Kritik in einem detaillierten Bericht und einem Brief in der örtlichen Zeitung hervor*.

Türmchen den Erker des ersten Geschosses

betont. Das Hotel bietet im Obergeschoß 16 Fremdenzimmer mit insgesamt 26 Betten und mehrere Gastzimmer im Erdgeschoß. Schaut Man dieses Haus an, kann dem 1908 empfundenen Eindruck eines Bauinspektors: „Die

24 Deutsche Kolonialpost, September 1908, S. 7. 25 DSWAZ, 17. Mai 1905. 26 Südwestbote, 10. Mai 1914. 27 H. Rautenberg, Swakopmund, S. 179. 28 DSWAZ, 30. März und 6. April 1907.

137

Abb. 166: Hotel Kaiserhof, Swakopmund. 1904/05. (GfWE)

Abb. 167: Store des Herrn A. Schmerenbeck, Swakopm und. 1906. (GfWE)

Abb. 168: Postgebäude Swakopmund. 1906/07. (GfWE)

Im Konzept habe der Entwurf versagt. Die Eigenschaft des Eckgrundstücks und die Möglichkeit des Ausblicks auf die See seien in

der Planung nicht genutzt, heißt es in dem

Brief. Der Bericht aber geht noch weiter. Das Gebäude erinnere „an eine Kaserne älteren Stiles“ und verliere zudem im Gesamteindruck, infolge der sehr geringen Maße des Hauptportals (nur 1,30 Meter breit und 2,10

Meter hoch!). Der Eingang müsse im Sinne öffentlicher Architektureinschätzung offenbar der Schwerpunkt der Fassade sein, wobei die Größe der Tür auf die Wichtigkeit des Gebäudes hätte hinweisen müssen. Für das größte öffentliche Bauwerk der Kolonie wirkt diese Kritik vernichtend.

Der Entwurf des Postamtes löst das komplexe Raumprogramm zwar rationell, jedoch nur

mittelmäßig (Abb. 169). Neben der Unter-

bringung der technisch fortgeschrittenen Telegraphen- und Fernsprecheinrichtungen dient das Haus auch als Wohnung des Personals,

einem Vorsteher und acht Beamten, wie es in DSWA in Postämtern, Bahnhöfen usw. üblich ist. Zur Lösung dieses Problems legt die Bauverwaltung im Mittelbereich des Erdgeschosses die Schalterhalle an, zu jeder Seite Dienstbzw. Einrichtungszimmer und an den beiden Enden Treppenhäuser, die das bewohnbare Obergeschoß mit dem Erdgeschoß verbinden. Die Treppen sind auch von außen zugänglich und daher von dem Dienstbereich durch Gußeisentore gesperrt. Als Entwurfsbasis ist das Haus symmetrisch um die kurze Achse

und mit einem Mittelkorridor entlang der langen Achse angelegt. Scharfe Kritik übt

der Zeitungsbericht an dem 36 Meter langen und 1,5 Meter breiten Mittelkorridor. Er mute „etwas kasernenmäßig“ an, und bei den fast durchweg gegenüberliegenden nach außen zu öffnenden Türen seien Zusammenstöße und Be-

hinderungen des Verkehrs auf dem Korridor kaum

zu

vermeiden.

Gemeinschaftliche

Räume im Obergeschoß sind ein großes Speise-

zimmer mit Veranda nebst Küche.

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Yamada Abb. 169: Grundrisse des Postgeb gebäude ä s, Swakopmund ‚ 1906. (SWA De Pt. of Works)

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Um die Wichtigkeit des modernen öffentlichen

Telefons zu betonen, ist die Fernsprechzelle am Kreuzungspunkt der beiden Achsen, also

im Mittelpunkt des Gebäudes, angelegt. Alle Seiten der Zelle erhalten Mauern von tragen-

der Stärke, höchstwahrscheinlich aber aus

Schalldichtigkeitsgründen, um das private Gespräch des Benutzers zu schützen.

Als erster Ort in SWA erhält Swakopmund im Jahre 1901 ein Fernsprechnetz??. Die neue Einrichtung wird mit 87 Fernsprechanschlüssen versehen. Bei Gesprächen nach außerhalb

zeigen vier Sanduhren selbsttätig die Dauer

der Verbindungen an. In der Schalterhalle wird eine Schließfacheinrichtung angebracht mit 120 Abholfächern. Solche Anlagen werden noch heute in SWA benutzt. Es wird im ganzen Lande keine Post ausgetragen, die Empfänger mieten Postfächer. Das Postamt hat sich dadurch zu einem wichtigen sozialen Treffpunkt entwickelt. Im Hinterhof des Postamtes ist ein Anschluß an die Straßengleise zur schnellen und bequemen Beförderung der Postsachen verlegt. Im Kabelturm auf dem Dach sind die Schutzvorrichtungen gegen atmosphärische Störungen und Starkstromgefahr untergebracht. Erst 1911 werden die Diensträume dem Stromnetz

des Damarawerkes angeschlossen; bis dahin

dienen Petroleumlampen zur Beleuchtung”. Mit der Verlegung des Hauptfernsprechkabels wird das Fernsprechgestänge aus den Straßen von Swakopmund entfernt. So umweltbewußt ist dieser Ort in formaler Hinsicht zu einem relativ frühen Zeitpunkt.

Die Baukonstruktionsweise entspricht den Küstenbauprinzipien der Bauverwaltung. Der

Sockel wird aus Granitbruchsteinen ausgeführt, die verputzten Mauern aus Kalk- und ZementSteinen, das Dach ist mit Teerpappe auf

Holzschalung gedeckt. Die Fassade aber

bleibt umstritten. Nie zuvor sind aus Grün-

den der Symmetrie Blendfenster bei den Arbei!en der Bauverwaltung angebracht worden. Hier finden wir sie an der dem Atlantischen “er zugewandten Westseite

und

auf der

Rückansicht. Das Haus steht am Übergang

?weier Stile, die nicht streng voneinander

Abb. 170: Treppenhausfenster. (e.A.)

abgegrenzt sind. So sind vortäuschende Ele-

mente des Historismus, Giebel und Fachwerk historistische Ansätze zum Jugendstil, die

sensitiven Schwingungen des Blumenmotivs in den Fenstern der Treppenhäuser (Abb. 170), das Leitmotiv des vollausgeprägten Jugend-

stils, die geometrisch-lineare Gestaltung der

Vorderansicht und die Fenstereinteilungen aus dem späten Jugendstil?!. Obwohl die Herero am Waterberg entscheidend geschlagen wurden, sind sie nicht völlig vernichtet. Viele, die in die Wüste entflohen, verkommen elendig. Andere führen den

Kampf guerillahaft weiter. Darum erläßt von-

Trotha, der Kommandeur der Truppe, am 2.

Oktober 1904 den berüchtigten „Vernichtungsbefehl“. Am nächsten Tag erheben sich die

Witbooi und auch die meisten Nama-Hottentotten-Völker im mittleren und im Süden der 29 H. Rautenberg, Swakopmund, S. 188. 30 DSWAZ, 13. Juni 1911. 31 R. Schmutzler, Art Nouveau — Jugendstil, Stuttgart: Hatje, 1962, S::8;

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Abb.171: Bahnhofsgebäude der Otavi-Bahn, 1905. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure)

Kolonie. Aus dem Herero-Aufstand entsteht der Herero-Hottentottenkrieg, der 21000 deutsche Soldaten im Jahre 1905 in DSWAerfordert, im Vergleich zu den 500 mit 280 Polizei- und Zollbeamten zuvor. Der erschütternde Widerhall der deutschen Nation aufgrund dieser Ereignisse wirkt ausschlaggebend

für das gesamte deutsche Kolonialreich?2,

Besorgt um den Nachschub geht das Reich auf Drängen von Trothas einen Beschleuni-

gungsvertrag mit der OMEG ein. Die deutsche Regierung bewilligt im August 1904

eine Prämie, um den Bau der Bahnlinie über Onguati nach Karibib und von Onguati bis nach Omaruru so schnell wie möglich beenden

zu können. Die Zweiglinie Onguati-Karibib

eröffnet einen günstigeren Weg für die Mili-

tärtransporte von Swakopmund nach Windhoek®°, über den der Nachschub zu der im Süden der Kolonie kämpfenden Truppe erfolgt .

In Usakos wird die Betriebsleit ung stationiert

und die Werkstätten für die Otav ibahn aufgestellt. Diese Platzwahl hat die glei che stimulierende Wirkung auf den Ort wie die Errichtung der Werkstätten der Staatsba hn in Kari-

142

bib im Jahre 1900. Folgerichtig dehnt Bezirksamtmann von Swakopmund, unter

sen Befugnis Usakos steht, die Baupoli

ordnungen

seiner

Stadt

auf diesen

Ansiedler. Warenhäuser und zwei Bäckerei

en’° sorgen für Verpflegung der Bevölkerun und zwei Hotels für die Unterkunft

Fremden.

Sämtliche Bahnhofsgebäude entlang der Otavi

bahn werden aus verzinktem Wellblech au

Eisengerippe mit innerer Holzverschalungaus: geführt. Bahnmeistereien erhalten zwei Zim

mer, wichtige Haltestellen vier und die Hau pt

bahnhöfe Usakos, Omaruru und Otjiwarongo

je sechs Zimmer nach einem vorgefe rtigten

System (Abb. 171). In Tsumeb, dem Endbahnhof der Otavibahn, wird ein Wellbl ech

— 32 J. Spidle, The German colonia lcivil service: organisation, selecti on and training. Ann Arbor: Univ. Microfilms, 1972, S. 72-74. 33 Die Otavi-Bahn, in: Zeii tschrift des Vereins Deutscher Ingenieure, 9. Februar 1907, S. 202. 34 Die deutsche Kolonialge setzgebung, Bd. II, Jg. 1907, S. 60 u. 61, 35 Die Otavi-Bahn, in: Zeischrift des Vereins Deutscher Ingenie e 9. Februar 1907, S. 207.

Glebelansicht.

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Abb. 172: Bahnhofsgebäude in Tsumeb, 1906. (Zeitschrift des Vereins d eutscher Ingenieure) Abb. 173: Bahnhof Omaruru, 1905. (SAW)

gebäude mit 14 Zimmern gebaut. Dieses enthält Dienst-, Gaststätten- und Wohnräume und ist wahrscheinlich aus Termitensiche non mit Unterbau versehen (Abb.

Im Mai 1905 erreicht die Bahn Karibib, im

August Omaruru (Abb. 173). Für Omaruru

Vird ein Bebauungsplan angefertigt, der beide

Ufer des Flusses berücksichtigt. Dieser wird als großzügig und als begrüßenswert für die weitere Niederlassung bezeichnet”. Der Ort

entwickelt sich so, daß mit der Einweihung der neuen katholischen Kirche am ersten Pfingsttage des Jahres 1907°’ die Koloniale 36 Koloniale Zeitschrift, 25. Oktober 1906, S. 388. 37 DSWAZ, 8. Juni 1907

143

Abb. 174: Kapelle der kath. Mission, Omaruru, 1907. (Schwabe und Leutwein)

Abb. 175: Bahnhofsgebäude der Otavi-Bahn, Swakopmund, 1907. (GfWE)

Abb. 176: Lüderitzbucht im Jahre 1903. (SAW)

Zeitschrift berichten kann, Omaruru habe

„ganz den Anstrich eines deutschen Dorfes

gewonnen“® (Abb. 174). Am 12. Dezember 1906 wird die Otavibahn von der OMEG dem Verkehr übergeben. Von diesem Datum an

kann Kupfererz regelmäßig über Swakopmund ausgeführt werden. Ursprünglich soll die Otavibahn den Staatsbahnhof der Hafenstadt mitbenutzen, zu dem Zweck wird ein behelfs-

mäßiger Bau errichtet. Darauf wird verzichtet,

und 1907 kann der endgültige Otavi-Bahnhof

in Gebrauch genommen werden, der an die

Landungsbrücke und den Lagerplatz am Strande durch ein besonderes Gleis angeschlossen ist. Die beiden Bahnhöfe sind aus praktischen Gründen durch mehrere Gleise Miteinander verbunden’. Die örtliche Zei-

ung beschreibt den Otavibahnhof als einen,

der „dem Bahnhofsgebäude einer kleinen deut-

chen Stadt“ ähnele*’ (Abb. 175).

z der Ausdehnung des Krieges nach Süden

sich auch Lüderitzbucht als Hafen

Nachschubbasis der Truppen. Seit etwa 24 Stagniert dieser Ort mit drei Handels-

niederlassungen und 20 Einwohnern (Abb. 176). Im Laufe des Jahres 1904 wächst die Einwohnerzahl auf 800. Dementsprechend entwickelt sich eine rege Bautätigkeit in Lüderitzbucht. Im Berichtsjahr

1905/06*! ‚werden 34 neue Gebäude im Ort

errichtet und 14 meist kleine Speicher aus Wellblech im Burenkamp, wie der Ausspannplatz außerhalb des Ortes genannt wird. Um die Häuser schnell fertigstellen zu können, werden durchweg Holz und Wellblech beim Bau verwendet. Die Versorgung der Truppe mittels Ochsenwagen über den 140 km breiten Wüstengürtel mit seinen ausgedehnten Wanderdünen ist höchst beschwerlich und läßt nur eine beschränkte Anzahl Truppen zu. Ungeheure Transportkosten entstehen. Der Krieg wird 38 Koloniale Zeitschrift, 25, Oktober 1906, $. 388. 39 Die Otavi-Bahn, in: Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure, 9. Februar 1907, S. 206. 40 DSWAZ, 6. April 1907, 41 Beilage zum DKB, 1907, S. 85.

145

Abb. 177: Bahnhof Aus, 1905/06. (M. Krafft, Windhoek)

sich ausdehnen. Deshalb dringt von Trotha auf beschleunigten Bahnbau von Lüderitzbucht ins Innere des Landes. Die hohen Ausgaben

des

Reiches

für

DSWA,

von-

Trothas hartes Vorgehen gegen die Herero und sein Vernichtungsbefehl haben die Geduld der deutschen Heimat fast erschöpft, und der Reichstag reagiert höchst widerwillig. Nachdem aber im November 1905 ein Rinderpestausbruch den Ochsenwagenverkehr vollkommen lahmlegt und von Trotha einen mißlungenen Transportversuch mit Kamelen gemacht hat, stimmt im Dezember der Reichstag einem 143 km langen Bahnbau in Kapspur*? bis Aus zu

So erklärt sich das Bestreben in Lüderitz-

bucht, in der zweiten Hälfte des Berichts-

jahres 1905/06, „durch bunten Anstrich,

durch Verputzen, durch Veranden und Türme

auch dem Schönheitsbedürfnis etwas Rechnung zu tragen, soweit das rasch und ohne bedeutende Mittel geschehen“ kann. Unter den Neubauten befinden sich vier Gasthöfe, 22 große und kleinere Läden, eine Buchhan d-

lung, eine Fleischerei, drei Bäckereien und eine Schuhmacherwerkstatt.

Im Oktober 1906 erreicht die Bahn den Ort Aus. Erst im April des folgenden Jahr es wird 146

der Weiterbau fortgesetzt. Schon im Jahre 1883 hat Adolf Lüderitz hier die erste deut sche Niederlassung gegründet, läßt Steinge-

bäude errichten und Brunnen graben“. Die-

ser Ort wird nun zum Sitz der EisenbahnBauverwaltung und erlebt dadurch große Aktivität bis zum Ende des Hottentottenaufstandes.

Im Berichtsjahr 1906/07*° werden 15 Häuser

von Privatleuten errichtet, darunter zwei Gasthöfe, eine Bäckerei, eine Schlachterei und elf Läden. Charakterisiert werden die meisten Bahnhöfe dieser ersten Strecke durch ihre hohen verputzten Mauern, ihre großen und überkragenden Dächer, das niedrige Dachge-

fälle und die breiten, dem Gleis zugewandten

Veranden (Abb. 177). Lüderitzbucht aber, der Ausgangsbahnhof der Linie, muß sich bis 1913 mit einer kleinen Wellblechbude begnügen. 42 DBZ, 13. März 1909, $, 138. Die Bauausführung wird der Firma Lenz & Co. übertragen, die die Unterbauarbeiten ausführt, währe nd das Verlegen des gesamten Oberbaus der Eisenbahn Baukompagn ie zufällt. Weil langfristig ein Anschluß an das Netz der südafr ikanischen britischen K.olonialbahnen in Frage kommt, wird die Bahn in der Kapspur 1,067 m hergestellt, 43 O. von Weber, Geschichte des Schutzgebietes, S. 165. 44 Beilage zum DKB, 1907, S. 85. 45 Rudol Adreßfbuch Stadı undn duch Geic , für Bezirk hke G Lüderi zirk Lüder 'eritz bucht, itzbu cht, 1914. k Lüderi üderiitzbucl ht:: 46 Beilage zum DKB , 1908, S. 9,

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ucht, 1906. (SAW) Abb. 178: Genehmigter Plan des Woermann-Hauses, Lüderitzb

Beauftragt mit dem Transport der Truppe, deren Bewaffnung und Ausrüstung vom Mut-

terland nach DSWA, sieht sich die Woermann-

Linie zur Gründungeiner Agentur in Lüderitzbucht genötigt und beginnt im Mai 1906 mit mit dem Bau eines massiven Kontorgebäudes zwei Wohnräumen nach den Plänen des Bauführers der Linie Woermann, H. Becker”. Schon im nächsten Monat wird näch dem

Entwurf des Hausarchitekten, Friedrich Höft,

ein neues Wohngebäude für die Linie geneh-

migt, das im Februar 1907 baupolizeilich

abgenommen werden kann (Abb. 178). Anders als Swakopmund im offenen, flachen, Sandigen Gelände, liegt Lüderitzbucht male-

isch, von hohen Felsen umgeben, auf steini-

gem Boden. Um ein größeres Haus zu errich-

werden. ten, muß der Boden zuerst gesprengt

Das dabei anfallende Gestein hat Höft sichern lich veranlaßt, nicht nur den Sockel, sonder des den ganzen Bau bis zur Sohlbankhöhe ersten Geschosses mit Bruchsteinen zu bauen.

er nur die Über diese Höhe hinaus gestaltet

terHausecken und Lisenen bis zur Dachun kante

mit

Bruchsteinen

(Abb.

179).

Höft

Angliedert die zum Roberthafen gerichtete zweiein dem aus , Risalit einem sicht mit

versieht die wetstöckiger Erker vorspringt. Er

mit zwei termäßig günstigere Nord-Ansicht Stockwerk ersten im en Balkon drei und Erkern Hafenstr. 6. Woermann-Linie 47 SAW BLU 212 (BAL 777),

147

SW-Ansicht. (LBM) Abb. 179: Woermann-Haus, Lüderitzbucht, Abb. 180: Nordost-Ansicht. (LBM)

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(Abb. 180). Dieses Haus, mit seinen konsequenten und einfachen Formen und dem ruhig

gehaltenen Dach, das von einem Krähennest und Flaggenmast gekrönt ist, die beide mehr der Nachrichtenübermittlung dienen als der Dekoration, wirkt mit seinem natürlichen Material wie aus seiner Umgebung gewachsen.

148

Doch es ist nicht nur architektonisch bemerkenswert,

sondern

auch

hinsichtlich

seiner

technischen Neuerung in Lüderitzbucht. Da

Wasser nur zu einem hohen Preis zu beschaf-

fen ist, durch den Kondensator gewonnen oder aus Kapstadt eingeführt werden muß, ent-

schließt sich Höft, für die Versorgung dieses

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Abb. 181: West-Ansicht zum Robert-Hafen. (LBM)

Hauses eine eigene Seewasserleitung anzulegen. Ein großer Behälter wird mit Seewasser gefüllt und beschickt über ein Bassin im Bodenraum die Badeeinrichtungen und Wasserklosetts. Das gleiche Prinzip verfolgt man später in anderen Bauten des Ortes. So wird ein Haus

gen der Eingangstür und des Erkervorbaus der Westansicht werden abgeschrägte Öffnungen,

„an dieser unwirtlichen Küste doppelt und dreifach wertvoll ist“. Darum fragt die DSWAZ,

einem Doppeltorfassadenelement. Es ist möglich, daß der Wunsch nach stärkerer Wirkung des Gebäudes bei seiner herausragenden Lage

mit allem gewünschten Komfort erstellt, das

warum im Lichte solch vorbildlicher Anlage

der „Enthüllungsfeldzug“ im Reichstag über

das Monopol und die Gewinne der Woermann-

Linie sich nicht beruhigen könne; denn die Gewinne kämen der Kolonie zugute, durch Verbesserung der Verbindungen und durch unmittelbar im Lande gemachte Anlagen, wie auch dieses Haus in Lüderitzbucht, „das ein gewaltiges Geld gekostet haben muß! (Abb.

181). Vielleicht würden sie erkennen, daß sie

bei ihrer Entrüstung recht Wichtiges außer

acht gelassen haben.“*#

blendung Außer der Veränderung der Mauerver

hrung ändert Höft im Laufe der Bauausfü unöffn &inige Details. Aus den Segmentbogen

die zweiteiligen Fenster im Obergeschoß des

Risalits werden zu dreiteiligen Fenstern, die Einfassungen sämtlicher Fenster des Obergeschosses werden auffallend akzentuiert, und

die Balkonöffnung der Nordansicht wird zu

über dem Roberthafen die Veranlassung zu

den Änderungen gibt. Die falsche Beschriftung der Ansichten des genehmigten Planes läßt vermuten, daß Höft über die besondere t Lage des Baugrundstückes wenig informier

ist.

der Die Investition der Schiffahrtslinie und in t Bauar ver massi Bahnbau veranlassen zu en gründ Bause der Gebrü Die Lüderitzbucht. itzbucht. alsbald eine Niederlassung in Lüder der südin äft Gesch das führt Bause t Alber

r lichen Hafenstadt und trennt sich nach einige ar 1907. 48 DSWAZ., 30. Janu

149

Abb. 182: Deutsche-Afrika-Bank, Lüderitzbucht, 1907. (SAW)

Abb. 183: Dienstgebäude des Distriktamts, Lüderitzbucht, 1907. (Rafalski)

Abb. 184: Anbau am Kapps Hotel (rechts), 1906. (LBM)

Zeit von seinem Bruder Heinrich, der das Swakopmunder Geschäft allein weiterführt. Der erste in Lüderitzbucht gemeinsam durchgeführte Bau der Gebrüder ist das Bankgebäude der Deutschen-Afrika-Bank AG, das 1907 errichtet wird (Abb. 182). Diese Bank mit Sitz in Hamburg geht als privates Bankunternehmen 1905 aus der Bankabteiiung der

Damara- und Namaqua-Handelsgesellschaft hervor“. Im Charakter, wie von Höft be-

gonnen, bauen die Gebrüder Bause das Erdgeschoß des Gebäudesundeine Ecke des Ober-

geschosses aus Bruchsteinen. Der Giebel be-

kommt einen zweistöckigen Erkervorbau,dessen Formen dem des Woermannhauses sehr

ähnlich sind. Der zurückhaltende Baustil des Woermannbaues gefällt den Gebrüdern Bause nicht, die anstelle der Einfachheit das Re-

Pertoire an wilhelminischen Architekturelementen in Lüderitzbucht einführen. Das Ge-

bäude erhält eine Loggia, einen schräggestellten Eckerker, der auf einer Architravkonsole

auskragt, ein Fenster mit Vorhangbogen, ein

Glockendach und einen renaissancistischen

Giebel. Obwohl das Haus auf keinem Eckgrundstück steht, wird es der Zufahrt wegen zurückgesetzt. Dadurch wird die Möglichkeit gegeben, die Ecke im wilhelminischen Sinne zu formen. Bis 1907 benutzt der Distriktsamtmann°®als Dienst- und Wohngebäude ein Holzhaus. Die Gebrüder Bause entwerfen 1906 ein massives Dienstgebäude, das der Kommissar der Eisenbahnverwaltung, der auch für die Regierungsbauten im Süden der Kolonie zuständig ist, in der Vorderfront neu gestaltet. Die von den Gebrüdern Bause entworfene überladene Front wird vom Rbm Oswald Georg Reinhardt(geb. 1873), dem zweiten Aufsichtsbeamten des Bahnbaues, vereinfacht. Er entwirft einen neubarocken Giebel und hebt die Ecken durch Quaderung hervor (Abb. 183). Die Gebrüder Bause führen auch andere Häuser aus. Hier sei ein Holzfachwerkhaus 49 H. Rautenberg, Swakopmund, S. 208. 50 Lüderitzbucht wird im Berichtsjahr 1907/08 zum Bezirksamt erhoben.

151

des Herrn Troost erwähnt und der Anbau an

Kapps Hotel. Die Eintragung der Bahnlinie auf dem gerasterten Bebauungsplan verursacht Abschrägungen an viereckigen Grundstük-

ken’'. Auch das Hotelgrundstück erhält dadurch einen spitzen Winkel. Die Gebrüder erkennen die Möglichkeit auf dieser neuen Grundstücksform ein Straßenwahrzeichen zu schaffen. Darum legen sie an diesen Punkt

den Eingang zur Schankwirtschaft und versehen die Ecke mit einem Turm, der am niedrigen Turmgeschoß mit Fachwerk verziert und

von einem facettierten Kegeldach gekrönt wird

(Abb. 184).

Die starke Bevölkerungszunahme und die Baukonjunktur Lüderitzbuchts veranlassen den

Distriktschef des Ortes, im Sinne der öffentlichen Sicherheit, eine Straßenbeleuchtungs-Ver-

ordnung einzuführen‘?. Jeder Grundstücks-

eigentümer oder dessen Vertreter wird verpflichtet, die Straße vor seinem Grundstück

während der Zeit von einer halben Stunde nach Sonnenuntergang bis 11 Uhr abends zu beleuchten. Eine hellbrennende Laterne für

je 50 m Straßenfront ist anzubringen; Zuwi-

dessen Nähe ein „Büreaugebäude“ baut°®, beteiligt sich an der Baukonjunktur. In Windhoek wird ein Bezirksverein der Grundstücks- und Hausbesitzer gegründet. Im Fe-

bruar 1905 wendet sich der Verein an das

Windhoeker Bezirksamt mit der Bitte,

„daß ein Bebauungsplan für Windhoek möglichst bald festgelegt werde, in dem die für Privatleute käuflichen Grundstücke eingetragen werden und aus dem genau zu ersehen ist, welche Grundstücke für das Gouvernement reserviert bleiben.“°’

Die Begründung dieser Bitte wird von Sander schriftlich ausgefertigt und nach einstimmiger Annahme von ihm unterschrieben. Es liegen zu der Zeit mehr Grundstückskaufgesuche vor als je zuvor. Die Bauwilligen müssen häufig mit langen und erfolglosen Wartezeiten rechnen. Außerdem hat „das Gouvernement die ganze östliche Hälfte, die schönste der Stadt,

für sich reserviert“. Diese Maßnahmeder Regierung vereitelt die Privatbautätigkeit, „denn es gibt auch Privatleute, die Geschmack genug

besitzen, um auch auf gute Lage ihres Wohn-

derhandlungen werden mit 60 M Geldstrafe

sitzes etwas zu geben“. Vermutlich ist dieser Sachverhalt auf spätere, beabsichtigte Projekte der Baumeister Sander und Busch zurückzuführen.

verhängten Geldstrafen fließen in eine Kasse

Es ist anzunehmen, daß das Gesuch des Bezirksvereines zunächst nicht beantwortet wird. Fünf Monate später widmet sich die DSWAZ der „uralten Frage“S®, Sie fragt, mit welchem Recht die Regierung die „Honoratio-

oder mit einer Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Das Erfreuliche an dieser StraßenbeleuchtungsVerordnung verkündet der letzte Absatz: „Die

zur Verbesserung der öffentlichen Beleuchtung des Ortes.“

Windhoek, dessen Name seit August 190353 bis 1920 ‚Windhuk‘ geschrieben wird, erlebt nach Beendigung des Herero-Aufstandes eine wirtschaftliche Belebung. Begründet ist diese Konjunkturlage durch die über diesen Ort ver-

laufende Nachschublinie für die Versorgung

der im Süden der Kolonie im Hottent ottenAufstand kämpfenden Truppe.

Die Steigerung des Geschäftslebens ruft eine

rege Bautätigkeit hervor. So werden im Berichtsjahr 1906/07 47 Häus er in diesem Ort

aufgeführt‘. Daran beteiligen sich unter andere

n das Baugeschäft von Otto Busch und solchen, deren Vertrag mit der Bauverwaltung

beendet ist. Auch Sander, der sich 1906 ein Wohnhaus „am Windmotorhüg el“SS und in 152

n

rengegend“ für Wohnungen seiner Beamten

in Anspruch nehme, unter grundsätzliche r 51 Siche Bebauungsplan,Kapitel 2, $. 68.

52 SAW BLU 91, S. 7. © 1906-1910.

14. Beleuchtungsanlage. Lüderitzbucht,

53 DKB, 1. August 1903. 54 Beilage zum DKB, 1908, $. 9.

55 Windhoeker Stadtverwalt ung, BW I Bd.

Wohnhause

10. Entwurf

zu einem für Herrn Architekt Sand inder er aı am Wi indmo Windmtorhü otorhüge gel. ws

56 Maulueker Stadtverwa ltung, BW I Bd.

10. Entwurf zu einem Ohnhause für Herrn Architekt Sande r am Windmotorhügel. W.

57 SAW BWI 7 Bd. . IV, IV, Beziirksverein i am Bezirk i : 1905; gez. W. Sander, Archi tekt. 58 DSWAZ, 12. Juli 1905.

BE

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Abb. 185: Villenviertel in Windhoek, ca. 1915. (SAW)

Ausschließung der übrigen Einwohner. „Auch der Zivilbevölkerung muß das bekannte Plätz-

chen an der Sonne gegönnt werden!“

Otto Busch, ein Bauunternehmeraus Port Eli-

zabeth im Ostkap®, siedelt sich 1905 in

Windhoek an. Busch zeichnet sich besonders als Villenbaumeister aus. Mehrere Villen baut er während der nächsten Jahre an der nörd-

Von den drei von Busch 1905/07 erbauten

Villen wirkt die des ‚Herrn F. Kiesewetter überragend (Abb. 186 und 187). Ihre Front betont ein Turm mit regenschirmartigem Dach und Fahnenstange. Im Erdgeschoß dient der Turm als Wohnzimmererker. Vom Wohn-

zimmer ist über eine einläufige Treppe der

grupgend am Rande der Stadt und eine frei gesonRaum pierte Anordnung, wobei jeder

Turmraum zu erreichen‘. Zwei Veranden, eine Eingangsveranda und eine vom Wohnzimmer und Schlafzimmer zugängliche Südveranda sind vorhanden. Beide Veranden sind mit Holzpfeilern, Zierbrüstungen und Spandrilbunten len als zierliche Bogenkolonnade und Kieseversehen. hutz Sonnensc als s Segelrollo wetter protzt mit den Lettern seines Namens n im Gurtfries des Turmes dieser exotische beeinVilla dieser von lich Offensicht Yilla.

Umintime Beziehungen zum Garten und zur

ndhoek den Jahre eine gleiche Villa in Klein-Wi

lich der „Honoratiorengegend“ gelegenen Boysenschanze, in einem Stadtteil, der als das

charakteristische Villenviertel bekannt gewor-

den ist (Abb. 185).

Die Villa unterscheidet sich deutlich von an-

deren Wohnhaustypen. Sie erfordert eine Ge-

dert betont ist. Zwar wünscht sich die Villa Kellergebung, doch schwebt sie auf einem

geschoß hoch darüber. Sie will das besondere und Wesen des Eigentümers widerspiegeln

Aussehens Autzt häufig zur Belebung ihres durch: iert artikul sich eine Formensprache, die

ornamentierte Giebel, Erker, Türmchen und ch Zierformen, Sie ist oft durch bunten Anstri

hervorgehoben.

folgendruckt, läßt sich Herr Albert Kiss im von Busch bauen‘.

5892/32. 59 SAW Absentee Estate Nr. au , BW I Bd. 12, Plan zum Neub 60 Windhoeker Stadtverwaltung , Kiesewetter, Windhoek. ©. Busch F. Herrn für es haus Wohn eines 13. Juni 1906. .

Herrn Albert Kiss 10, B.1.b, Wohnhaus für 61 SAW BWI 7 (a) Bd. , November 1907.

Busch im Klein Windhoeker Tal. ©.

153

Abb.

186: Villa des Herrn

F.

Kieseweiter,

1906 / 07,

links im Vordergrund, Aufnahme von ca. 1909. (GEWE)

Abb. 187: Detail der Westansicht der (SAW)

Villa Kiesewetter.

Abb. 188: Innenhof (SAW)

auf

Sperlingslust,

ca.

1906.

Die vielen in Windhoek stationierten Truppen veranlassen Sander 1905/06 zum Bau von zwei Vergnügungslokalen in der Hauptstadt. Im Januar 1905 schließt er einen Vertrag mit dem örtlichen Bezirksamt über den Kauf des Grundstückes Sperlingslust ab, das wegen der „zerklüfteten und abgelegenen“ Lage nur 50

Pf. für den Quadratmeter kostet6?”. Zum Ge-

samtpreis von nur 498 M hat Sander dieses Wahrzeichen von Windhoek erworben. Beim Kauf verpflichtet sich Sander, binnen einer Frist von sechs Monaten nach Vertragsdatum, mit einem Hausbau zu beginnen und nach

weiteren sechs Monaten zu vollenden. Es ist zu vermuten, daß der Speisesaal in Form eines Remters in dieser Zeit gebaut wird (Abb.

190). Seine Mittelsäule wird durch vier aus-

strahlende Bögen mit den Seitenwänden ver-

bunden. Der Hofwird ein gut besuchter Bier62 SAW ZBU 1836, U, II, 8. os verkant von HausgrundStücken im Kronlandgebi

et. Bezirk Windhoek, Juli 1903 — Oktober

154

1905, Vertrag vom 2, Februar 1905.

Abb. 189: Klubhaus in Windhoek, 1905/06. (SAW)

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Abb. 190: Remte |

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155

ehemaligen garten (Abb. 188). Aus dem angebahnt. Burg Belvedere wird der Bau einer

Die Wirtschaft verpachtet Sander. Er selber

widmet sich seinem Baugeschäft. Im September 1905 wird ein Plan, der von Sander stammen dürfte, zum Bau eines Klubhauses ın

Windhoek genehmigt‘. Aus diesem, eben-

falls burgartigen Bau, wird das Beamtenkasino (Abb. 189). Doch das Sandersche Baugeschäft geht nicht

gut. Wegen Sanders finanzieller Verpflichtung

gegenüber dem Gouvernement beantragt dieses Zwangsvollstreckung der Sperlingsluster Gastwirtschaft, die wegen des Verpachtrechtes untersagt wird. Besorgt wendet sich das Gouvernement an den Bezirksamtmann,der jedoch nur von der „ungünstigen Vermögenssache des Sanders“ berichten kann. Das Gericht erläßt

am 6. Februar 1907 einen Zahlungsbefehl‘*.

zu gewinnen, werden Proviant- und Bekleidungsschuppen, selbst Lazarettbaracken als Holzfachwerkhäuser mit Wellblechbekleidung in den militärisch besetzten Orten ausge-

führt”®.

Da die Eisenbahn mit militärisch wichtigen

Transporten überlastet ist, können nur geringe Mengen an Baumaterialien von der Küste ins

Innere befördert werden. Private Fuhrwerks-

besitzer sind selbst bei angebotenen hohen

Frachtgebühren zur Beförderung der im Lande gewonnenen Baumaterialien zur Baustelle nicht bereit. Entweder geben Truppen Fracht-

fahrern einen bequemeren Verdienst oder die Gefahr von Tierverlusten durch Seuchen oder Futtermangel schreckt ab. Redecker erwirbt Ochsen aus Kapstadt, die aber an Krankheiten eingehen oder ihm gestohlen werden. In Windhoek erweist sich die von Maultieren

Wahrscheinlich wird auf diesem Wege Herr

gezogene Feldbahn der Bauverwaltung „vorzüglich“ und wird bedeutend erweitert”!.

Die verheerenden Folgen des ausgedehnten Krieges sind durch die sich steigernden Probleme der Bauverwaltung deutlich dargestellt. Zu Beginn des Herero-Aufstandes werden sämtliche Beamten und Handwerker zum Wehrdienst eingezogen. Der größte Teil der eingeborenen Arbeiter wird von der Eisenbahnverwaltung zur Wiederherstellung der von den Hereros bzw. durch die Witterungsverhältnisse zerstörten Eisenbahnlinie Swakopmund

Zwangsläufig müssen Entwürfe häufig über-

Edgar Sentefol Besitzer von Sperlingslust‘°.

— Windhoek eingesetzt‘. Anfang Februar

1904 tritt Rbm. Redecker, der Vorsteher für das Bauwesen, seinen Heimaturlaub an. Der Betrieb der Bauverwaltung ruht mehrere

Wochen vollständig”. Bis zur Entlassung der

zum Militärdienst Eingezogenen muß sich die Bauverwaltung auf die allernotwendigsten Arbeiten beschränken. Selbst danach kann

wegen Personalmangel nur ein Teil der bewilligten Bauten ausgeführt werden.

Ab 1903 werden sämtliche Staatsbauten in der Kolonie aus Gründen der Sparsamkeit und zur Erreichung besserer Arbeiten unter die Leitung der Bauverwaltung gestellt®®. Durch den Aufstand erforderlich gewordene Militärbauten bedrängen die Bauverwaltung mit kurz-

fristig zu bewältigenden Aufgaben‘®. Um Zeit 156

arbeitet werden. Entweder die Bedürfnisse für

den Bau oder die Höhe der Baupreise oder aber auch die Möglichkeiten, das vorgesehene Baumaterial zu beschaffen, haben sich ge-

ändert”?. Wegen Mangel an Holz oder an

Fuhrwerken können in Windhoek keine ge-

brannten Backsteine hergestellt werden. Die Güte der Luftziegel hat infolge von Erschöp-

fung der früheren guten Materiallager sehr nachgelassen. Als Ersatz werden Zementsandsteine verwendet, die sehr teuer sind und nur

in beschränkter Zahl angefertigt werden können’®. An Handwerkern und Arbeitern mangelt es sehr”®,

63 SAW BWI 7 Bd. IV, Entwurf zu einem Klubhaus für Windhoek,

5. September 1905. 64 SAW ZBU F. VIII. C. 3, Bd. 2.

65 Siehe Inserat Windhuker Nachrichten, 28. März 1908. „Billig zu verpachten oder zu verkaufen. 66 67 68 69 70 TI 72 E

Näheres bei dem Besitzer E. Sentefol,

Postfach 142.“

SAW Ebd. SAW SAW SAW SAW Ebd. SAW SAW

ZBU 151, A. VI. a. 3, Bd. 10, JBIK BV 1903/04, S. 16. ZBU ZBU ZBU ZBU

151, 152, 151, 153,

A. A. A. A.

VL VL VL VI.

a. a. a. a

3 Bd. 3 Bd. 3 Bd. 3 Bd.

10, JBdKBV 11, JBdKBV 10, JBdIKBV 12, JBdKBV

1903/04, S. 14. 1904/05, S. 4. 1903/04 S. 17. 1905/06, S. Il.

ZBU 154, A. VL a. 3, Bd. 14, JBdK BV 1906/07, S. 223. ZBU 153, A. VL.a. 3, Bd. 12, JBdKBV 1905/06, S. 12.

Die Bauverwaltungbeteiligt sich mit rückständigen Bauten aus früheren Etats’® an der

regen Bautätigkeit in Windhoek 1906/07”%,

Infolge Wettbewerbsmangels liegen die Baupreise außerordentlich hoch. Obwohl Redecker von der geringen Leistungsfähigkeit weiß, ist er gezwungen, die hohen Anforderungen der

„nur gesellenmäßig ausgebildeten“ Unternehmer zu akzeptieren und die Schwierigkeit des Umganges mit ihnen hinzunehmen”’. Arbeitsdruck und Überstundenarbeit infolge Personalmangels bei nicht

ausgeglichenem

Gehalt,

führen zur allgemeinen Unzufriedenheit in der

Bauverwaltung. Günstigere Arbeitsverhältnisse bestehen bei privaten Firmen, die unter der Hochkonjunktur blühen. Einige Beamte

kündigen und machen sich selbständig; zu gering besoldete Handwerker versuchen, durch Nachlässigkeit, Widersetzlichkeit oder Trunkenheit von der Bauverwaltung entlassen zu werden’®. Schwarze Arbeiter sind nur schwer zu bekommen, deshalb werden der Bauverwaltung Kriegsgefangene zugewiesen. Von den Herero-Gefangenen berichtet Redecker, sie seien „körperlich zu sehr heruntergekommen, um ordentliche Arbeit leisten zu können, sie

zeigten sich aber stets willig und arbeitssam.“ Etwa 50 % dieser Gefangenen sterben während ihres Dienstverhältnisses bei der Bauverwaltung infolge „Schwäche durch die

erlittenen Kriegsstrapazen und Krankheiten“®. Im Juni 19068! werden der Bauverwaltung

38

Witbooi-Hottentotten zugewie-

sen‘?, Diese armseligen Gefangenen werden

nach vorhergegangener Verschleppung nach Togo, dann nach

Kamerun, der Bauverwal-

tung in Windhoek übergeben. Sie leiden dermaßen an Fieber, daß höchstens die Hälfte zur Arbeit erscheinen kann. In der Zeit der

größten Arbeiterknappheit werden Ovamboangeworben, doch

diese

sind großenteils un-

brauchbar, entlaufen oft und werden daher bald auf ihre Bitten ins Ovamboland zurückgesandt®,

in Windhoek®*. Dieser Bericht wird über den Gouverneur an die Kolonial-Abteilung des

Auswärtigen Amts weitergeleitet: Eine neue

Regelung der Gehälter für Baubeamte sei herbeizuführen. Der Grundsatz, Techniker mit Fachschulbildung, aber ohne abgelegte

Staatsprüfung, geringer zu besolden,lasse sich

in den Kolonien nicht aufrechterhalten.

Hier sei die Examensmöglichkeit nicht gege-

ben wie in Deutschland. In SWA kommees hauptsächlich auf praktische Tüchtigkeit an und auf das Vermögen, sich und seine Arbei-

ten an allen Orten den gegebenen Verhältnissen anzupassen. Es sei sogar ein Nachteil, wenn der Techniker sich von den heimischen Gewohnheiten und Vorschriften nicht trennen könne. Redecker fragt: „Was nützen dem Techniker sämtliche Prüfungen, die er in der Heimat vielleicht mit den besten Erfolgen gemacht hat, wenn er sich nicht den neuen Verhältnissen anzupassen vermag?“

Wenn aber Leute gefunden sind, die sich in der Kolonie bewährt haben, dann solle man sie berufs- und besoldungsmäßigso stellen, daß sie bei Rückkehr in die Heimat gegenüber den zu Hause Gebliebenen nicht benachteiligt seien. In Deutschland steht der Techniker günstiger da als ein Handwerker. In SWA verdiene der Handwerker das Doppelte von dem, „was der Techniker des Gouvernements

sein Einkommen nennt.“

Unter solchen Umständen sei es ganz natürlich, daß die Unzufriedenheit des technischen Personals der Bauverwaltung immer mehr überhand nehme. Redecker schildert die Lage der einzelnen Beamten: Finke, Krause, Matheis, Bauermeister, und bittet um Auf75 SAW ZBU 154, A. VI. a. 3, Bd. .14, JBdKBV 1906/07, S. 222.

76 Beilage zum DKB 1908, S. 9.

77 SAW ZBU 153, A. VI. a. 3, Bd. 12, JBdKBV 1905/06, S. 12.

78 Ebd., S. 13.

Ununterbrochene Klagen über nicht genügen-

79 SAW ZBU 153, A. VI. a. 3, Bd. 11, JBdKBV 1905/06, S. 75. 80 SAW ZBU 154, A. VI. a. 3, Bd. 14, JBdKBV 1906/07, S. 226. 81 I. Goldblatt, History of SWA, S. 142. 82 SAW ZBU 154, A. VI. a. 3, Bd. 14, JBdKBV 1906/07, S. 225. 83 Ebd., S. 226.

Rbm. Redecker, im Dezember 1905 zu einem

84 SAW ZBU 212, B. 1. G. 3, Bd. 1, Gehaltsverhältnisse und Klassifizierung der Beamten bis zum Inkrafttreten des Kolonial-Beamten-

de Besoldung des technischen Personals veranlassen den Leiter der Bauverwaltung, den

ausführlichen Schreiben an das Gouvernement

gesetzes. Generalia. Redecker am Kaiserlichen Gouvernemen t, 5.

Dezember 1905.

157

Bewährung, besserung der Gehälter, je nach bleiben. lten damit sie dem Gouvernement erha

wie ungeheuer Abschließend hebt er hervor,

sel, wenn schwierig es für einen Vorgesetzten

denen Mäner fast ausschließlich mit unzufrie ltung sei erwa Bauv Die . habe iten nern zu arbe

t stets mit in den sechs Jahren seiner Tätigkei

ale ArArbeit überbürdet gewesen, die norm tagtagt efas beitszeit von neun Stunden werd

lich durch Überstunden, und dies nicht selten an Sonn- und Feiertagen, überschritten.

Im Februar gibt Redecker den Austritt Krau-

ses bekannt und den Entschluß von Matheis, nur bis zum Eintreffen eines Ersatzmannes zu bleiben®s. Beide verlassen die Bauverwaltung aus Unzufriedenheit über ihre Gehaltsbezüge

und wegen der Ungewißheit, ob das Gouvernement in bezug auf Arbeitsüberlastung und Gehaltsaufbesserung ihnen zu helfen gewillt sei. Als Ersatz für diese beiden tüchtigen Techniker bittet Redecker um Beamte mit folgenden Fähigkeiten: Ein Hochbautechniker mit Praxis von min-

destens drei Jahren als Maurer sei „unbedingt

erforderlich“, notwendig ist die Abschlußprüfung eines Technikers oder einer Baugewerkschule, zugebilligt wird ein Anfangsgehalt von 4800 M. Von vornherein seien Verwandte von ansässigen Technikern auszuschließen, da die „Gefahr so groß ist, daß sie neben ihren

Aufgaben private Interessen verfolgen.“ Bis zum Juli 1906 ist noch keine Antwort von der Kolonial-Abteilung eingegangen®®. Eine neue Regelung habe zwar stattgefunden, doch entspreche diese keineswegs den Anforderungen Redeckers. Bauermeister wünsche nun auch seine Entlassung, falls eine Auf-

besserung seines Gehalts nicht möglich sei. Die Arbeit in der Bauverwaltung sei infolge des Kriegszustandes „auf das dreifache gegen sonst vermehrt“. Alle Arbeiten seien im Rückstand. Zur Bewältigung der von Tag zu Tag größer werdenden Arbeitslast bittet er um beschleunigte Entsendung der zwei Ersatztechniker. Endlich, im August 1906, antwortet die Kolo-

nial-Abteilung®”. Für Beamte in den Kolonien 158

en Verwaltunhabe „auch der für die heimisch

en, daß die gen maßgebende Grundsatz zu gelt mäßige fach ne Betreffenden eine abgeschlosse

hlußprüVorbildung besitzen, d.h. die Absc fung

auf

einer

haben müssen.“

Baugewerkschule

abgelegt

unFolglich treten 1906/ 1907 „große Veränder gen“ beim Personal der Bauverwaltung ein®®, ten Bis auf Finke treten alle technischen Beam s. ment erne Gouv des st Dien aus dem ändUnter den Kriegsverhältnissen ist es verst lich, daß der größte Neubau in Windhoek das

1905 bis 1907 erbaute massive kastellartige

Gefängnis ist (Abb. 191). Das Gefängnis wird „ganz aus Klippen“ hergestellt und wie eine Festung rechteckig mit Innenhof gebaut. Zwei wehrturmartige Bauteile sind dem Rechteck angefügt und dienen als Wachtstube und als

Küche mit Vorratszimmer. Eine Fluchtmög-

lichkeit ist erschwert durch die wohlüberlegte Anlage. Ein Gang innerhalb der Außenmauer umschließt das Ganze. Von ihm aus sind die dem Innenhof zugewendeten Zellen erreichbar. Fliehen ist folglich nur möglich durch den bewachten Eingang oder über den Innenhof. Da aber ein Wehrgang auf dem Dach das

Ganze umschließt, ist auch der Weg über den

Hof versperrt.

In Okahandja wird zur gleichen Zeit, sicherlich auch als Zeichen wiederhergestellter Ord-

nung, ein neues Distriktsgebäude gebaut (Abb. 192). Der Turm kann möglicherweise auch

eine Rolle bei der Verteidigung spielen; jedenfalls läßt sich dieser Entschluß aus dem Vorentwurf ziehen, der Wehrgang und Ecktürmchen aufweist®?. Redecker vermerkt im Jahresbericht der Bau-

verwaltung von 1906/07 eine Änderung der

85 SAW ZBU 212, B. I. b. 3, Bd. 1, Gehaltsverhältnisse und Klassifizierung der Beamten bis zum Inkrafttreten des Kolonial-Beamtengesetzes. Generalia.

Redecker an Kolonial-Abteilung, Berlin, 8. Februar 1906.

86 SAW ZBU 212, B. 1. b. 3., S. 62.

Redecker an Gouvernement, 4. Juli 1906.

87 SAW ZBU 212, B. 1. b. 3., S. 66.

Kolonial-Abteilung an Gouverneur in Windhuk, 9. August 1906.

88 SAW ZBU 154, A. VI. a. 3, Bd. 14, JBdKBV 1906/07, S. 225. 89 SAW B 12 DOK 7 Bausachen des Amtes. Entwurf zum Neubau eines Distriktsgebäudes in Okahandja. September 1905.

Abb. 191: Grundriß des Gefängnisses in Windhoek, 1905—07. (SWA Dept. of Works) Abb. 192: Distriktsgebäude in Okahandja, 1905/06. (SWA Dept. of Works)

Abb, 193: Wohnhaus des 1. Referenten und Oberrichters in Windhoek, 1905/06. (SWA Dept. of Works) Ab. 194: Detail der Ost-Ansicht des Wohnhauses für den 1. Referenten und den Oberrichter in Windhoek, 1905/06. (SWA Dept. of Works)

500

r

160

Architektur”. Die äußere Ansicht der Gehäude sei Merkmal für das Erbauungsjahr. Dabei sei die Materialbeschaffungsmöglichkeit entscheidend. Nachdem Redecker einen großen Teil des Jahres 1904 im Heimaturlaub ver-

bracht hat, ist stark zu vermuten, daß die „Putzarchitektur“, die zu der Zeit in Deutschland Modeist, ihn angeregt hat. Unter „Putzarchitektur“ versteht Redecker eine Fassadengestaltung, bei der Putzflächen durch ZiegelVerblendungen an den Bauteilen, die Witterungseinflüssen stark ausgesetzt oder bestoßen werden, umrahmtsind.

Eines der ersten Häuser, das in dieser Form

ausgeführt wird, ist das 1905/06 erbaute

Wohnhaus des 1. Referenten und des Oberrichters in Windhoek, das Beamtenhaus „S“ (Abb. 193). Offensichtlich erfüllt ein großer Teil der Ziegelverblendung nur ein dekoratives Begehren, z.B. die Giebelverzierung und die Gesimsbänder in der Brüstungs- und Fenstersturzzone (Abb. 194). Doch entwickelt sich die Architektur im Sinne der von ihm beschriebenen Putzarchitektur. Der Grundriß folgt immer noch dem grundsätzlichen DoppelhausEntwurfsprinzip, eine in Deutschland um die Jahrhundertwende sehr beliebte Anordnung,

zwei Wohnungen in einem Haus zu erstellen.

Abb. 195: Schule in Karibib, Abrechnungs-Zeichnung von 1903. (SWA Dept. of Works)

90 SAW ZBU 154, A. VI. a. 3, Bd. 14, JBdK5V 1906/07, S. 224.

Abb. 196: Schule in Karibib, 1906/07. (SAW)

161

Winnnox. Worınnnos.VTor 40 Mittiene BenMre in Enneexnons.

Winpmon,sen20. Juri 4906. Die Brovenwnıtune des Knisenuien Beurennemanne:

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Abb.

197: Grundriß des Wohnhauses für 10 mittlere Beamte in Windhoek, 1906/07. (SWA Dept. of Works)

Im Dachbereich tritt eine wesentliche Veränderung ein. Das flache Satteldach ohne Überhang wird abgelöst von einem steilen

Krüppelwalmdach, meistens von 30°, manch-

mal

sogar

45°

Neigung,

mit

deutlichem

Überhang. Gründe hierfür werden nicht gege-

ben, doch schreibt Redecker an anderer Stelle’!, die Erfahrung habe erwiesen, daß eine steilere Dachneigung zweckmäßig sei. Vielleicht wählt er diese Änderungen aus ästhetischen Gründen.

In Karibib kommt 1906/07 der schon 1903 geplante Schulbau zur Ausführung”. Dieser

erhält nun statt der bisherigen Dachdetail s 162

steile überkragende Krüppelwalmdächer mit

Eck- und Öffnungsziegelsteinverblendungen, im Sinne von Redeckers „Putzarchitektur“,

die nun von der Bauverwaltung gefördert wird (Abb. 195 und 196).

Mit ähnlichen Details wird das Haus für 10 mittlere Beamte mit „H“-förmigem Grundriß

geplant (Abb.

197). Das „Zehnmannhaus“,

wie es genannt wird, hat an den vier äußer en

Ecken des Grundrisses je einen vorspringen-

91 SAW, BAU B 21, A. 45. Erläuterungsbericht zum Entwurf eines Postgebäudes in K eetmanshoo p, 11. Mai 1908. 92 Zeichnung vom 24. Juni 1903 im SWA Department of Works.

:

jonunnos „Yon yrerraygenen m Winanom

NW

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A

163

den Turmbau, die augenscheinlich keinen

dadurch praktischen Nutzen erfüllen, doch Festung einer en Ausseh das mehr Bau dem

als eines Wohnungsbaues geben (Abb. 198). Bemerkenswert ist die Anlage einer jeden Beamtenwohnung, mit einem 5x 5 m großen Zimmer und einem 2 x 2 m kleinen Zimmer,

innerhalb des „H“-förmigen Grundrisses, mei-

nes Wissens eine Anordnung ohne deutsches

Vorbild. Außerdemist auffällig, daß die Verandenstützen in Holz ausgeführt sind, trotz der großen Termitengefahr! (Abb. 199) Selbstverständlich stehen diese Stützen heute nicht

mehr. Gebaut ist das Haus 1906/07 von

Adolf Matheis, der als Bautechniker der Bauverwaltung wahrscheinlich die Ausführungs-

zeichnungen noch vor seinem Ausscheiden selbst angefertigt hat.

Nachdem der Hererokrieg beendet ist und Hendrik Witbooi am 29. Oktober 1905 den

der in dem er Monopolkontrakte, insbesondere

Woermann-Linie und der Firma Von-Tippels-

kirch aufdeckt. Die Propaganda des August

Bebel (1840—1913), dem Politiker für soziale Reform, verschärft den „Feldzug“, der für den

Kolonialdirektor, Erbprinz Ernst zu Hohenlohe-Langenberg (1863—1950), unerträglich

wird. Er legt sein Amt nieder, nachdem er

weniger als ein Jahr im Dienstist””.

Im März 1906 erleidet die Bülow-Regierung drei wichtige parlamentarische Niederlagen: Gelder für die Expeditionstruppe in SWA werden drastisch gekürzt, die Erweiterung der Südbahn, die das Militär zur Beendigung des Hottentottenkrieges für wichtig hält, wird vom Reichstag verweigert, und die Schadenersatzansprüche der Ansiedler in DSWA, die im Herero-Krieg Verluste erlitten haben, werden wesentlich reduziert”.

Soldatentod findet und ein Ende der Namakämpfe naht, hält von Trotha seine Aufgabe

Das Kolonialsystem braucht neues Personal, und Bülow wählt als Leiter der Verwaltung Bernhard Dernburg (1865—1937), einen Ge-

nie am 19. November 1905 über Lüderitzbucht. Berthold von Deimling (1853—1944)

bis dahin als Direktor für 39 Firmen gedient hat, unter anderen der AEG?’. Im November 1906 versammelt sich der Reichstag zur neuen

gouverneur der Kolonie ernannt wird. Von

fernrede, verspricht Herstellung fester Ordnung in der Kolonialverwaltung, ökonomische Reformen in den Kolonialbestrebungen und

in DSWA für beendet und bittet um seine Abberufung”. Von-Trotha verläßt die Koloübernimmt den Oberbefehl, während Dr.jur. Friedrich von Lindequist, vorheriger juristischer Berater in DSWA, zum ersten Zivil-

Lindequist erbarmt sich sofort der traurigen Lage der Hereros. Er erläßt einen Aufruf an die Hereros, sich in die Aufnahmelager zu begeben, wo Missionare der RMG die erschöpften Hereros verpflegen und behandeln. Der neue Gouverneur bemüht sich um Beru-

higung und Wiederaufbau des Landes°*.

Trotz der hohen Kosten, die Deutschland auf sich lädt, die Aufstände der Eingeborenen in SWA zu unterdrücken, findet der Krieg kein

Ende. Bitterer Widerstand erhebt sich im Reichsparlament. Das deutsche Kolonialreich

bleibt eine finanzielle Belastung. Weit verbrei-

tete Unzufriedenheit vermehrt die Vorwürfe gegen die Kolonialverwaltung, und Matthias Erzberger (1875—1921), der Finanzexperte der Zentrumspartei, beginnt einen „Enthüllungsfeldzug“ gegen Ende des Jahres 1905, 164

schäftsmann, Bankier und Finanzexperten, der

Legislaturperiode. Dernburg hält seine Jung-

die Gewinnung der deutschen Öffentlichkeit

zur Stützung des Kolonialgedankens. Daraufhin legte Bülow einen Kolonialnachtragshaushalt vor: für unbestimmte Zeit soll eine

starke Truppe in SWA stationiert, die Süd-

bahn soll von Aus bis Keetmanshoop weitergeführt werden. Als der Reichstag bei der Plenarsitzung am 13. Dezember 1906 diese Anforderungen ablehnt, verliest von Bülow spontan zur Überraschung sämtlicher Parla-

mentarier und des deutschen Volkes den Auflösungserlaß des Reichstags. Diesist der Tiefpunkt der Kolonialkrise. Neue Wahlen werden 93 ©. von Weber, Geschichte des Schutzgebietes, S. 163. 94 I. Goldblatt, History of SWA, S. 133. 95 J. Spidle, German colonial civil service, S. 186-188.

96 Ebd., S. 188. 97 L. Gann & P. Duignan, Rulers of German Africa, S. 53.

vorzeitig ausgeschrieben und wegen der Bedeutung der Streitfrage in DSWA als die

‚Hottentottenwahlen“ bekannt. Diese Wahlen finden am 25. Januar 1907 statt und werden allgemein als Referendum des deutschen Kolonialismus angeschen®®.

Der große Wahlsieg der „Kolonialgruppe“ ist zu einem erheblichen Teil den Bemühungen Dernburgs zuzuschreiben, der den Kolonialgedanken von neuem gestärkt hat. In seinen

öffentlichen Reden schildert er die Kolonien als wesentlichen Teil der deutschen ökonomischen Expansion und gibt die Schuld an den gegenwärtigen Problemen dem Mangel an moralischer und finanzieller Unterstützung. Er ist überzeugt, daß das Kolonialreich zum ökonomischen Gewinn werden könne, wenn die Kommunikations- und Transportprobleme, die bislang den Ausbau verhindern, vorrangig beachtet würden. Dernburg macht die Kolonien in Deutschland noch einmal attraktiv.

Am 12. März 1907 nimmt der neue Reichstag den vorher verweigerten Kolonialnachtragshaushalt an. Im Zusammenhang damit

wird ein Entwurf gebilligt, der zur Schaffung

eines selbständigen Ministeriums führt, dem Reichskolonialamt. Im Mai des gleichen Jahres wird Dernburg zum ersten Staatssekretär des Reichskolonialamtes berufen. Unter ihm wird der Landesausbau in SWA durch ver-

stärkte Ansiedlung der Weißen gefördert, das

Eisenbahnnetz ausgedehnt, die Selbstverwaltung eingeführt, Kolonialbeamte ausgebildet und das Reichskolonialbeamtengesetz gebil-

ligt””.

Obwohl einzelne Terroranschläge im Süden der Kolonie noch bis 1909 verübt werden, ist der Krieg im Grunde genommen Anfang 1907 vorbei. Deshalb erklärt der Kaiser am

31. März 1907 den Kriegszustand in DSWA

für beendet. Der erfahrene südwestafrikanische Soldat, Oberstleutnant Ludwig von

Estorff (1859—1943) löst Deimling als Truppenkommandeur ab!", Das Ausmaß des Krieges hat die Kolonie überfordert: Die Mehrzahl der Ansiedler ist verarmt, die Schwarzen befinden sich in einer

verzweifelten Lage. Paradoxerweise entstehen in diesen drei Jahren 1903/1907 in SWA einige

seiner bemerkenswertesten Gebäude.

Nach der Kolonialkrise, die aus den Ereignissen in SWA hervorgegangenist, entsteht eine wesentlich verbesserte Kolonialverwaltung, ein neuer Geist der Entschlossenheit begleitet den Ausbau Südwestafrikas für den Rest der deutschen Herrschaft. 98 J. Spidle, German colonial civil service, S. 250-252. 99 Ebd., S. 252-258. 100 ©. von Weber, Geschichte des Schutzgebietes, S. 163.

165

KAPITEL 4

Blütezeit 1907—1914 4.1 Das neue Fundament

Nach Beendigung der Herero- und NamaHottentotten-Aufstände werden die vielen Reichstruppen rasch abgezogen. Geordnete Verhältnisse führen zur Trennung von Militärund Polizei-Verwaltung; die Landespolizei für DSWAwird 1907 gebildet. Für den Ansiedler ist das Land künftig sicher, die Schwarzen erheben sich nicht wieder.

die Beamtenverhältnisse. Die Besoldung wird erhöht, die Arbeitsbedingungen begünstigt, so daß beide denen in der Heimat mindestens gleich sind. Die Personalnot in der Bauverwaltung in DSWA wird nun behoben. Den Beamten wird ab 1912 die Gelegenheit geboten, die für eine Beförderung erforderlichen Prüfungen in der Kolonie abzulegen.

1907/14 sind die lang ersehnten Jahre des Aufblühens. Der Landesausbau wird gefördert durch verstärktes Ansiedeln der Weißen. Der Farmwirtschaft werden günstige Voraussetzungen geschaffen. Die Farmer beginnen mit der Karakulschafzucht, die zu einem wichtigen Teil des Exportes wird. Die reichen Kupferlager des Nordens der Kolonie werden ausge-

Während des Hottentotten-Wahlkampfes von 1906 kündigt Dernburg seine Kolonial-Reiseabsichten an. Er will persönlich die Sachen inspizieren, für die er dem Deutschen Reich gegenüber verantwortlich ist. Zusammen mit dem Großindustriellen Dr. phil. Walter Rathenau (1867—1922) und seinen Sachverständigen bereist er von Mai bis August 1908 DSWA auf dem Wege über britisch Südafrika. Spannende Einzelheiten seiner Reise werden in Deutschland bekannt. Damit wird der Kolonialgedanke aufs neue in der deutschen Nation gestärkt.

beutet, 1908 findet man im Hinterland von Lüderitzbucht Diamanten. Dadurch braucht die Kolonie nicht mehr um ihre Existenz zu

kämpfen.

Dernburg, der Staatssekretär des Reichskolonialamtes, legt die Grundlagen für eine neue Kolonialpolitik. Er reorganisiert die zentrale Verwaltung in Berlin. Großen Wert legt er dabei auf die Sicherung der wirtschaftlichen Entwicklung in den Kolonien. Er $trebt an, die finanziellen Zuschüsse an die Kolonien zu reduzieren. Er löst den Kolonialrat auf, der jahrelang ständig Zielscheibe allseitiger Kritik war. Damit hören sämtliche Kolonialskandale auf.

Dernburg erkennt, daß geeignete Vorbildung der zu entsendenden Kolonialbeamten notw endig sei, um die gesamte Kolonialarbeit zu verbessern. Zu diesem Zweck werden unter anderem das Kolonialinstitut in Hamburg und die Kolonialschule in Witzenhausen gegründet. 1910 wird das Reichskolonialbeamtengese tz! eingeführt. Eingehende Bestimmungen regeln

Für die weitere Politik im Hinblick auf SWA sind seine persönlichen Reiseerfahrungen bestimmend. Er findet seine Ansicht bestätigt, Südwestafrikas wirtschaftliche Entwicklungsei abhängig vom Ausbau des Kommunikationsnetzes. Deshalb treibt er den Bau von Eisenbahnen stark voran und beschleunigt die Erschließung des Landes. Er eröffnet auf seiner Reise die Lüderitzbucht—Keetmanshoop-Südbahn. 1910 wird gleichzeitig in Windhoek und Keetmanshoop mit dem Bau der Nord-Sü dBahn begonnen. Im selben Jahr wird die Otavibahn verstaatlicht und eine neue Strecke von Karibib bis Windhoek gelegt. Die 391 km lange Strecke Swakopmund— Windho ek kann nun in etwa 14 Stunden zurückgelegt werden. 23: Tesch. Die Laufbahn der deutschen Kolonialbeamten . ReichsKolonialbeamtengesetz vom 8. Juni 1910, S. 157-185,

167

Um die Siedler an der Landesverwaltung teilnehmen zu lassen, wird 1909 die Selbstverwaltung eingeführt. Zu ihrer Einrichtung hat

Dernburg den Oberbürgermeister der Stadt

Bückeburg, Dr. Wilhelm Külz (1875—1948) nach SWA entsandt. Dieser hatin seiner Stadt die fortschrittlichste Kommunalverwaltung der

damaligen Zeit eingeführt. In der Folge wer-

den in DSWA Kommunal- und Bezirksverbände aufgebaut und die Teilnahme der Bevölkerung an der Landesverwaltung durch

den Landesrat ermöglicht. In jeder der gröBeren Ortschaften werden Bürgermeister und Stadträte gewählt. Diese günstigen Umstände bewirken neue und

weitere Bauaufgaben.

Alle

Städte erleben

einen Aufschwung. Im Inland werden großzügige Herrenhäuser errichtet. Den Architek-

ten und Baumeistern gibt diese Zeit Gelegen-

heit, dem Lande ein dauerhaftes Gepräge zu verschaffen. 4.2 Die mal“

Christuskirche

als

„Friedensdenk-

Nach dem Ende des Hereroaufstands reift langsam der Gedanke zum Bau der ersten deutschen evangelischen Kirche in SWA. Die Kirche möge als Friedensdenkmal? immerwährend mahnen, dankbar zu sein für den

schwer errungenen Frieden. Wie ihre Schwesterkirchen in Tsingtau und Dar-es-Salaam soll auch diese Christuskirche heißen.

Bestimmend für den deutschen evangelischen Kirchenbau sind zu dieser Zeit die Satzungen des Eisenacher Regulativs von 1861 und des Wiesbadener Programms von 1891?. Das Eisenacher Regulativ nennt das lateinische Kreuz als Grundform, mit Orientierung zum Osten. Danach wird die Kanzel am Chorpfeiler in Richtung auf das Schiff, die Orgel an der Westseite, die Emporen an den Längsseiten errichtet. Nur dauerhaftes Material ohne Bewurf oder Anstrich wird verwendet. Im Ge-

gensatz zum Eisenacher Regulativ, das eine

Anlehnung an historische Baustile bevorzugt,

in erster Linie den gotischen Stil, fördert das Wiesbadener Programm einen ernsten Versuch zur Neuformung aus dem Zeitbedürfnis

168

heraus. Die Kirche soll das Gepräge eines

Versammlungshauses tragen, ohne Trennung

von Chor und Schiff, und die Kanzel dem Altar mindestens gleichbedeutend sein.

1896 wird die deutsche evangelische Gemeinde

in Windhoek gegründet‘. 1898 wird vor dem

Gouvernementskassengebäude ein Platz zur

Errichtung einer evangelischen Kirche bestimmt’, doch streitet man sich noch lange um die Platzfrage®. Redecker entwirft 1900 einen

Plan’ und 1901 einen zweiten. Im Mai 1903

stehen zwei Pläne zur Verfügung; der zweite

von Redecker und ein im Auftrage des Evangelischen Oberkirchenrates in Berlin ausgearbeiteter. Keiner der beiden wird von der

Gemeinde genehmigt. Zur Vermeidung zu

großer Einförmigkeit hinsichtlich der anderen zwei Windhoeker Kirchen wird der zweite von Redecker ausgearbeitete Plan verweigert®. Da

die katholische Kirche und die der RMG im

gotischen Stil ausgeführt sind, ist anzunehmen,

daß Redecker den zweiten Entwurf in der gleichen Formensprache angefertigt hat. Die Gemeinde ersucht Redecker, seinen Plan um-

zuarbeiten, und bietet außerdem den übrigen im Lande ansässigen Architekten und Technikern die Möglichkeit, sich an einem Wettbewerb zu beteiligen. Doch der Aufstand der Herero verzögert die kirchenbauliche Entwicklung bis 1906.

Am Ende wird Redecker beauftragt. Im Einvernehmen mit dem Gouvernement und nach Präzedenzfällen in anderen deutschen Kolonien? fertigt er während des Personaltiefstands der Bauverwaltung die Pläne an. Er wählt

eine neuromanische Richtung mit starken go-

tischen Anklängen und legt seinen Entwurfin

aquarellierten Zeichnungen vor. In Gegenwart 2 O. Hintrager, SWA in der deutschen Zeit, S. 90. Entnommen der el zum2Sjährigen Bestehen der Christus kirche in Windhoek, 935, S. 25,

3 Wasmuths Lexikon der Baukunst, Berlin: Wasmuth, 1937. 4 O. Hintrager, SWA in der deutsch en Zeit, S. 131.

5 DKZ, 11. Juli 1901, S. 273,

6 Siehe Windhoeker Anzeiger vom 11. April 1901, 23. Mai 1901 und 1. August 1901 sowie DSWAZ vom 5. Juni 1903.

7 DSWAZ, 23. Januar 1901.

8 DSWAZ,5. Juli 1903.

9 Dieses Abkommen wird im Falle der Swakop munder Ev. Kirche genannt, siehe DSWAZ, 28. November 1908.

Abb. 200: Grundrisse der Christuskirche, Windhoek, 1906. (Ev. Gemeinde, Windhoek)

des Gouverneurs von Lindequist, inzwischen zum Unterstaatssekretär des Reichskolonialamts ernannt, wird am 11. August 1907 der

Grundstein gelegt.

Bei dem Entwurf der für 400 Sitzplätze ausgelegten Kirche wird Redecker von den Satzungen des Eisenacher Regulativs geleitet (Abb. 200). Die Kirche ist geostet. Das lateinische Kreuz des Grundrisses wird durch ein Längsseitenschiff und einen Vorhallenraum ergänzt. Allerdings werden die Querärme des Kreuzes nicht durch ein Querschiff, sondern durch Nebenräumebeiderseits des Chores gebildet, in denen sich Sakristei und Treppenhaus befinden. In der Nordwest-Ecke, zwischen Seitenschiff und Vorhalle, erhebt sich der 42 m hohe Turm mit spitzem gotischen Turmhelm. Die Emporeliegt im Bereich des Seitenschiffs und des westlichen Jochs, wo Orgel und

Sängerchor untergebracht sind. Sie wird von einer Arkade mit kurzen Säulen und Würfelkapitellen getragen. Die Kanzel steht am

Chorpfeiler dem Schiff zugewandt. Die Mauern sind aus dauerhaftem Material. Zu diesem Bedarf wird Quarzitsandstein mit der Feldbahn herangeholt. „Vom Fundament bis zum obersten Giebel gesunder, fester Sandstein!“ bestätigt die DSWAZ!®, Zur Aussteifung der Mauern werden an den Längsseiten je zwei Strebepfeiler angebracht. Zwischen diesen steigen die gleichen Giebel wie an der Westansicht auf (Abb. 201). Es sind geschweifte Bogenstaffelgiebel vom Jugendstil angeregt, eine Strömung, der Redecker seit 1906 aufgeschlossen gegenübersteht. Diese Giebel schließen das Kreuzdach ab. Weil das Schiff im Grundriß nicht qua-

dratisch ist, wird über dem Seitenschiff das

ostwestliche Satteldach des Kreuzdachs abgeschleppt (Abb. 202). Diese Abschleppung

wird zum ästhetischen Problem. Ihre Giebelansicht wird im Westen vom Turm verdeckt, 10 DSWAZ, 1. Oktober 1910.

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Abb. 201: Ansichten der Christuskirche, Windhoek, 1906.

im Osten wird die Ansicht durch einen zeltdachartigen Abschluß gelöst (Abb. 203). Innen wird die Kreuzung des Daches über dem Mitteljoch des Schiffes als ein Sterngewölbe ausgeführt (Abb. 204). Der vom Schiff abgetrennte Chor wird mit einem Klostergewölbe versehen und der Vorraum mit einem Kreuzgewölbe. Kleinere Seitenfenster im Erdgeschoß dienen zur Belüftung. Die Hauptlichtquellen sind die großen Fenster in der Lichtgadenzone

der Längsseiten (Abb. 205). Drei vom Kaiser

gestiftete Buntglasfenster schmücken den Chor. Die verputzten Fenstergewände erwecken den Anschein gehauener Steine. Nur die Giebelgesimse sind aus Stein. Das Dach wird mit dem üblichen verzinkten Wellblech gedeckt,

der Dachstuhl wird anscheinend nicht in Holz ausgeführt, wie aus den Zeichnungen zu ersehen ist, sondern aus Eisen, von der Firma

170

Eggers in Hamburg geliefert. Die Ventilation des Dachraumes erfolgt durch Vierpässe in den Giebelfeldern.

Nachdreijähriger Bauzeit wird die Kirchevollendet. Bedauerlicherweise kostet der Bau am Ende das Doppelte des ersten Anschlags. 1907 werden die Baukosten auf 180 000 M geschätzt!!, endgültig belaufen sie sich auf 360000 M'?. Man hat vorausgesetzt, die Arbeitslöhne würden nach Beendigung des Aufstands wesentlich sinken, doch das Gegenteil tritt ein. Daher können wegen mangelnder Geldmittel vorläufig innere Einrichtung und Gestühl nicht beschafft werden. Einstweilen behilft sich die Gemeinde mit den primitiven Einrichtungs-Gegenständen des bishe11 DSWAZ, 23. Januar 1907. 12 DSWAZ, 9. November 1910.

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Abb. 202: Dach-Konstruktion der Christuskirche. (Ev. Gemeinde, Windhoek) Abb. 203: Christuskirche, Windhoek, 1910, Nordwest-

fassade, Zeltdach links. (GfWE)

rigen Beitsaals. Viele Geber kommen zu Hilfe, selbst Se. Maj. der Kaiser macht ein „hoch-

herziges Geschenk“!?. Obwohl die Woermann-Linie einen Frachtnachlaß von 25 % auf Baumaterial einräumt, betragen die Frachtkosten allein 70 000 M von den Gesamtbaukosten!*. Trotz dieser unvorhergesehenen Unkosten wird die Kirche am 26. Oktober 1910 festlich eingeweiht. Der Bürgermeister spricht die Bitte aus, die Häuser an beiden Kirchweihtagen, Sonnabend

und Sonntag, zu beflaggen'‘. Am Vorabend erklingen die Glocken vom hohen Kirchturm zum ersten Male und leiten damit das Fest

ein. Zu Beginn der Feier im alten Betsaal erscheint als offizieller Vertreter des Kaisers der stellvertretende Gouverneur. Er überreicht 13 Windhuker Nachrichten, 1. Oktober 1910. 14 DSWAZ, 9. November 1910.

15 Windhuker Nachrichten, 12. Oktober 1910.

1A

(Ev. Gemeinde, Windhoek) Abb. 204: Gewölbeschnitte der Christuskirche in Windhoek, 1906.

Abb. 205: Schnitte der Christuskirche in Windhoek, 1906. (Ev. Gemeinde, Windhoek) eutsche evangel.Hirc) a

Ankündigung des Bürgermeisters: der Gemeinderat habe beschlossen, die Turmuhr zu stiften. Viele Ehrungen werden Redecker zuteil, doch das größte Kompliment macht ihm der Bauführer, dessen Schlußrede auch große Heiterkeit hervorruft. Die Bauleute hätten es sich wenig bequem machen können, weil Herr Redecker stets der erste und der letzte auf dem Bau gewesen sei, ihm fehle jegliches Verständnis für die „Einrichtung eines blauen

Orden im Namen des Kaisers an den Pastor, den Schatzmeister und an Redecker. Beide letzteren erhalten den Roten Adlerorden IV. Klasse. Nach dem Festakt und anschließendem Kirchenkonzert findet abends ein Fest-

essen im Saal des Hotels „Stadt Windhuk“ statt. Es ist das bisher größte Bankett in der Kolonie, 250 Personen sind geladen zur Feier des viribus unitas. Nach dem Kaiserhoch folgen Reden. Am willkommensten ist wohl die 12

Montags“!e. In der Woche darauf treten beide, der Pastor und Redecker, einen Heimaturlaub an. In Anerkennung der mühe- und sorgenvollen Arbeit neben seiner eigentlichen Berufstätigkeit veröffentlichen die „Windhuker Nachrichten“ am 22. Oktober 1910 eine Anerkennung Redeckers und wünschen ihm gute Erholung undeine glückliche Rückkehr. Nach sechseinhalb Jahren ununterbrochener Arbeit, vermerkt Redecker selber, brauche er „einen längeren Erholungsurlaub“!’. Aber es wird kein reiner Entspannungsurlaub. Er nimmtdie Vorentwurfspläne für das neue Verwaltungsgebäude in Windhoek mit auf seine Reise nach

Deutschland. Er hat die Absicht, mit dem Staatssekretär

diskutieren'®,

des

Reichs-Kolonialamts

zu

16 Windhuker Nachrichten, 26. Oktober 1910. 17 SAW ZBU 161, A. v. I. a. 5. Bd. 1, JBdKB V 1911/12, S. 143. 18 SAW BAU 38 B. 46, Bd. 2, Verwaltungsg ebäude 1910-1912. Brief vom Staatssekretär an den Gouverneur in Windhoek, datiert 15. Mai 1911.

BG

In der Christuskirche ist neben dem direkten Einfluß deutscher historistischer Architekten

auch ein anderer, indirekter Einfluß spürbar.

Das wilhelminische Deutschlandteilt nicht nur seiner kaiserlichen Botschaft in London einen Architekten als Kulturattache zu, sondern

auch anderen Weltstädten. Karl Hinckeldeyn gehört von 1884 bis 1887 der deutschen Botschaft in Washington an. Er würdigt die

Arbeit des großen amerikanischen Meisters Henry Hudson Richardson (1838—1886) in Deutschland und publiziert 1897 das Buch „Neubauten in Nordamerika“!?. Obwohl dieses Buch die Arbeit zahlreicher amerikanischer Architekten enthält, überstrahlt die Arbeit Richardsons alle anderen zeitgenössischen Leistungen. Es ist aber nicht nur Hinckeldeyn zu verdanken, daß amerikanische Einflüsse Deutschland erreichen. Die 1876 Philadelphia Centennial Exposition und die 1893 Chicago World Fair locken mehr europäische Architekten und Architekturkorrespondenten nach jenseits des Atlantiks denn je zuvor. Von dieser Zeit an genießt amerikanische Architektur beträchtliche Verbreitung in den europäischen Fachzeitschriften. Richardson beginnt seine Kirchenbauten in der modischen Neugotik, doch wendeter sich von

1870 bis 1873 der Neuromanik zu. Er entwickelt im Rahmendieser Richtungeine eigene, freie und persönliche Prägung und besteht auf Unversehrtheit des Mauerwerks mit charakteristischer Rustika. Auf diese Weise trägt Richardson bedeutend zur BeendigungdesStil-

kampfes im 19. Jahrhundert bei?". Er ist es

auch, der mit dem asymmetrischen Kirchen-

bau beginnt, wobei der Turm längs des Schiffes angebracht wird. Bald wird seine Neuromanik in Europa stark imitiert. Eine Entscheidung zwischen Einflüssen Richardsons und der zeitgenössischen Neuromanik in Deutschland fällt bezüglich der Christuskirche in Windhoek schwer. Die Kontinuität der Oberfläche ohne Lisenen und Bogenfriese, die rustizierte Mauerfläche und die asymmetrische Anordnung des Turms weisen auf Richardsons Einfluß hin, vielleicht

mehr als auf deutsche Vorbilder; denn die

deutsche Neuromanik arbeitet mit glatten Mauern und rheinisch-romanischer Formensprache. Allerdings ist den Entwurfsansichten nicht zu entnehmen, ob Rustikamauerwerk von Anfang an beabsichtigt war. Die farbige Hervorhebung einzelner Steine könnte auf vorspringende Quader hindeuten. Für die Giebel wählt Redecker kein einfaches Dreiecksprofil, wie es Richardson in der Neu-

romanik vorzieht. Er entscheidet sich für ein geschweiftes Jugendstil-Giebelprofil, wie bereits erwähnt. Gründe hierfür können auch aus der bevorzugten Lage der Kirche in der Stadt und in ihrer Umgebung entnommen werden. Bei einer von allen Seiten sichtbaren Kirche wirkt der geschweifte Giebel weniger monumental, der ganze Bau plastischer und lebendiger (Abb. 206). Beachtenswert ist außerdem, wie meisterhaft Redecker den Westgiebel in die Turmkante hineinlaufen läßt. Das romanische Säulenportal, dessen Archivolten in italienischem Carrara-Marmor ausgeführt sind, und andere untergeordnete Bauteile erhalten dagegen einfache Dreiecksgiebel. Eine einfache Geometrie bestimmt die Unterteilung der Hauptfenster. Die Rose der Eingangsfront besteht aus sieben Lochfenstern, doch wird aus der senkrechten Anordnung im Entwurf eine waagerechte in der Ausführung, m.E. zum Nachteil der Giebelfront. Die überragenden Fenster der Längsseiten sind Kombinationen kleinerer Bogenfenster in einem größeren, dessen Kämpferpunkte von zwei Lochfenstern durchbrochen werden. Die Einfachheit der Maßwerkformenist ein Merkmal des späten geometrisch-linearen Jugendstils. Die schöpferische Qualität, spürbar in der gelungenen Metamorphose der verschiedenen Stile in einem malerischen Baukörper, beweist

die Begabung des Architekten und außerdem, daß man 1910 in SWA imstande ist, baulich

Außergewöhnliches zu leisten. Ob die Westfront dieses Friedensdenkmals absichtlich den Umriß einer zum Frieden mahnenden Hand?! 19 Graef, P., und Hinckeldeyn, K. Neubauten in Nordamerika. Berlin:

Julius Becker, 1897. 20 L. K. Eaton, American Architecture comes of age, Cambridge, Mass.: MIT Press, 1972, S. 13 und 14. 21 WN, 26. Oktober 1910.

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Abb. 206: Christuskirche in Windhoek, Ansicht, 1910. (GfWE)

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ie als symbolisches Zeichen bekommenhat,ist nicht zu beweisen.

4.3 „Wendepunkt im Baugewerbe“

(es lebe, blühe und gedeihe)?.

der Hauptstadt

In Windhoek beginnt ab 1908 eine Wendung im Baugewerbe. Eine wirtschaftlich vorausschauende Gesellschaft, das Deutsch-Afrikanische Sandsteinwerk, stellt einen Kunstsandstein her, ein gut verwertbares und absolut termitensicheres Material. In Klein-Windhoek

errichtet die Firma ihr Fabrikgebäude. Wasser

ist aus einem Brunnen auf dem Grundstück zu erhalten, Sand wird mittels Feldbahn vom Flußbett zum Fabrikplatz befördert?’, Kalk liefern die Kalkbrennereien der Gebrüder

Matheis in Okakango bei Okahandja?°.

Die große Druckfestigkeit der Kunststeine

garantiert eine entsprechende Dauerhaftigkeit sowie Tragfähigkeit des mit diesen Steinen hergestellten Mauerwerks. Zweistöckige Häuser und Etagenbauten können nun ohne Wagnis errichtet werden.

Die Firma erzeugt außer Bauziegeln und Zementsandsteinen auch andere Erzeugnisse der Kunststeinindustriee Kunst-Marmor, Kunst-Granit und verwandte Baustoffe für Treppenstufen, Tür- und Fenstereinfassungen, bunte Fußbodenfliesen, Dachziegel, Gurtgesimse, Säulen, Kapitelle, Tischplatten und Grabdenkmäler. Diese Sandsteine sind schlechte Wärmeleiter und schaffen dadurch kühlere Räume. Die Windhoeker Nachrichten bezeichnen die Herstellung dieser Kunststeine als „Wende-

punkt im Baugewerbe“?* und führen an, man

könne in Windhoek daran denken, „Stockwerke aufzusetzen, Salons mit schönem Stuck zu schmücken und mit billigen Tapeten die traute deutsche Wohnstube“ einzurichten”. Zur Vermauerung müßte ein guter Kalkmörtel verwendet werden, mit einer Mischung von einem Teil Kalk zu vier bis fünf Teilen Sand, und nicht zu sehr mit Wasser verdünnt.

Nur solcher Mörtel (in SWA auch Monoko genannt)

wäre

termitensicher.

Leiter

nung den Gouvernementsrat als Gast zu seinen ä Sandsteinwerken ein. Am Ende der Vorführung bittet er, die Gläser zu leeren auf ein „Vvivat, crescat, floreat Deutsch-Südwestafrika!“

der

Firma, Herr Schloifer, lädt kurz nach Eröff-

Die ersten zweigeschossigen Geschäftshäuser, mit „Schloiferschen Zementsandsteinen“ gebaut?, sind von dem Swakopmunder Baumeister Heinrich Bause errichtet. Es sind die 1908 erbauten Häuser der Deutschen-AfrikaBank AG und die Windhoeker Filiale der Swakopmunder-Buchhandlung (Abb. 207 und 208). Beide sollen mit roten Ziegeln der Deutsch-Afrikanischen Sandsteinwerke ge-

deckt werden. Im Erdgeschoß liegen die Ge-

schäftsräume, im Obergeschoß die Wohnungen der Angestellten. Die Afrikabank steht an einer Straßenkreuzung und hat daher wie fast selbstverständlich in der wilhelminischen Zeit ihren Schwerpunkt an der Ecke. An diesen Punkt setzt Bause einen auskragenden Fachwerkerker mit einer Welschen Haube und Wetterfahne. Beide Häuser bekommen, der Kaiser-WilhelmStraße zu, einen Giebelrisalit. Der Giebelrisalit der Bank beginnt im ersten Stock und ruht auf einem Bogenfries. Die Bank ziert ein geschweifter Knickgiebel, die Buchhandlung ein Dreiecksgiebel mit Akroterien. Beide Giebelfelder sind gestuft. Alle Öffnungen sind mit Bogen versehen, die breiteren Öffnungen des Erdgeschosses mit Segmenten, die des oberen Wohngeschosses mit Rundbogen. In den Wohngeschossen sind Loggien mit gekuppelten Öffnungen von einer Säule getragen. Bause verwendet für beide Häuser eine Architektur, bei der Öffnungen und Ecken vonZiegeln umrahmt und die Mauerflächen verputzt sind. Die Häuser weisen kein stark historistisches Gepräge auf, sie gleichen den zeitgenössischen Ziegelbauten in der Heimat. Doch 22 WN, 15. Februar 1908.

23 WN, 29. Februar 1908. 24 WN, 15. Februar 1908.

25 Ein etwas merkwürdiger Kommentar, denn die Tapeten halten sich infolge übermäßiger Lufttrockenheit nur kurze Zeit an den Wänden. Siehe KuH, Jg. 7, Nr. 42, S. 2.

26 WN, 25. April 1908. 27 WN, 7. November 1908

175

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Abb. 207: Deutsche-Afrikabank AG und die Swakopmunder Buchhandlung, Windhoek, Aufnahme vom Südosten, 1908. (Swakopmunder Museum)

Abb. 208: Das gleiche von Nordosten, 1914. (GfWE)

Abb. 209: Beamtenwohnhaus „g“, 1908. (SAW)

in den Abbildungen fällt auf, daß das Dach der Bank ein Wellblechdach ist. Doch ein Problem ist eingetreten. Das Gouvernement entscheidet, das Beamtenhaus „g“

soll der Lage und der Benutzung des Gebäudes

entsprechend

„etwas

reicher

gehalten

wer-

den“?® (Abb. 209 und 210). Das Haus soll

den Staatssekretär Dernburg bei seinem Aufenthalt in Windhoek während seiner InspizieTungsreise im Juli 1908 beherbergen. Danach soll es dem Gouverneur als Arbeitsplatz die-

nen”. Die reichere Gestaltung soll insbesondere „eine von den hiesigen Sandsteinwerken unter guten Garantien gelieferte Eindeckung aus roten Zementsand-Dachziegeln“ erhalten und damit eine weitaus bessere Außenwirkung erzielen. Das Decken mit Ziegeln bedarf eines

Steileren Dachgefälles. Daher muß die Veran-

da, die bis dahin in Gouvernementsbauten mit einem flacheren Dach und gesondert gegliedert ist, in das steile Walmdach integriert werden. Das erfordert zusätzliche Ausgaben.

Nach Dernburgs Abreise im Dezember 1908

stellt sich beim ersten Regen heraus, daß das

Dach „vollständig undicht“ ist. Die Sandstein-

werke erkennenals einzige Reparatur die Neu-

deckung des ganzen Hauses an. Verschiedene

Stellen sind auch danach noch undicht. Nach Beendigung der Regenzeit und Austrocknung

der

Dachziegel

platzen

verschiedene;

ein

großer Teil verzieht sich und hebt sich voll-

ständig aus seiner ursprünglichen Lage. So schreibt Redecker 1908 in einem Memoran-

dum?® an das Gouvernement: „Das ganze

Dach gleicht jetzt eher einem Siebe, als einer wasserdichten Decke“.

Die Bauverwaltung entschließt sich zum Neu-

eindecken, aber nur mit „dem sich bis jetzt

einzig bewährten“ verzinkten Wellblech. Das Gouvernement fordert von den Sandsteinwer-

28 SAW ZBU 156 A. VI. a. 3, Bd. 19, JBdKBV 1908/09, S. 286: 29 Keetmanshooper Zeitung, 4. Dezember 1913, 30 SAWBAU B36, Bd. 1, Bauverwaltung des Kaiserlichen Gouverne ments, Beamtenhaus „g“.

177,

Abb. 210: Beamtenwohnhaus „g“, das Dernburghaus, 1908. (SWA Dept. of Works)

ken wegen Nichterfüllung der Verpflichtungen Rückzahlung der gezahlten Beträge und Rückvergütung der für den Dachstuhl des Ziegeldachs aufgewandten Mehrkosten.

Nach Meinung Redeckers widersprechen die Dachziegel allen Regeln der Technik und den in SWA gemachten Erfahrungen. Ein zu getinger Zementzusatz bei mangelhaft gereinigtem Sand, unter ungenügendem Druck hergestellt, führe zu der spröden mit den Fingern zerreibbaren Masse. Das Fabrikat sei so schlecht, daß es nicht einmal ein Aufbinden auf der Lattung gestatte. Die den Bindedraht fassende Nase breche schon beim Befestig en vollständig ab. Außerdem fehle der an das obere Ende jedes einzelnen Ziegels gehören de

Falz vollständig. Es sei ausgeschlossen, bei

der geringen Überblattung der einzelne n Ziegellagen ein dichtes Dach zu erzielen.

Nach diesen Erfahrungen scheint die Firma Dachziegel aus ihrem Angebot gestrichen zu

178

n

haben. Erst im April 1911 wird laut Zeitungsbericht ein zufriedenstellendes, aber teures Fabrikat angeboten?!. Wie es das Schicksal will, stirbt Direktor Schloifer einen Monat später”, doch die Firma wird weitergeführt und der Umsatz an Zementsteinen gestei-

ger

Obwohl das Dernburghaus (Beamtenhaus Rn in der Ausführung mit erheblichen Schwierig-

keiten verbunden ist, weist es auf den Weg

hin, den die Bauverwaltung in ihren Arbei -

ten während der letzten Jahre deutscher Herrschaft verfolgt. Veranden werden nur an den

klimatisch ungünstigen Hausseiten angebracht , also an den Nord- und Westansichten. Sie

werden als integrierter Teil des Baukörpers anerkannt und nicht mehr als zusätzliches

Element. Die fast waagerechten Satteldächer 31 SB, 22. April 1911, 32 Ebd. 33 DSWAZ,23. Januar 1912.

Grundriss.

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Abb. 211: Entwurfsskizze des Elisabethhauses, Windhoek, 1907/08. (KuH)

der ersten Zeit werden von hohen Walmdächern abgelöst. Die Innenräume erhalten Holzfußböden mit Linoleumbelag. Was andere Beamtenhäuser natürlich nicht erhalten, ist der portikusähnliche Vorbau mit Loggia an der Haupteingangsseite des Dernburghauses. Dieser entspricht dem Begehren nach wohlhaben-

dem Ausdruck des Hauses gemäß seiner BeStimmung.

Zum Bau eines Wöchnerinnenheims in Windhoek ruft die DKG 1907 auf. Nach der Gattin ihres Präsidenten, der Herzogin Elisabeth von

Mecklenburg, soll das Heim Elisabeth-Haus heißen. Der Bauplatz liegt auf einem Hügel westlich der Stadt mit prächtigem Ausblick

auf den im Tal liegenden Ort und die umlie-

genden hohen Bergketten. Der geschäftsführende Ausschuß des Berliner Kuratoriums in 179

Abb. 212: Ansichten des Elisabethhauses, Windhoek, 1907/08. (KuH) Abb. 213: Elisabethhaus, Windhoek, 1908. (DKZ)

Windhoek skizziert einen Plan, den die Bau-

verwaltung übernimmt (Abb. 211). Der Bau enthält ein gemeinschaftliches Wohn- und Eß-

zimmer, das im Mittelpunkt des Hauses liegt, vier Zimmer für die Wöchnerinnen im süd-

lichen Gebäudeflügel, ein Schwesternzimmer, 180

Küche, Operationsraum und ein Nebengebäude mit Waschküche. Auf angenehm temperierte Räume wird besonders geachtet. ° Deshalb ist das Dach durch Schleppgauben

und einen Dachreiter ständig ventiliert, und alle Räume haben an beiden Seiten Zuga ng

Abb. 214: Hotel Stadt Windhuk, Windhoek, 1907/08. (KuH)

zu den Veranden und dadurch ständig Frisch-

Spandrillen sind kleine vertiefte Flächen vor-

luftzufuhr. Außerdem sind die Veranden als Liegehallen gedacht.

gesehen. Die nach hinten liegenden Veranden

Um günstige, natürliche Beleuchtung zu erreichen, ist der Operationsraum mit großen gestelzten Bogenfenstern versehen und springt aus dem Bau vor. Wie ein großer polygonaler Erker ist dieser Raum zum Schwerpunkt

In der Ausführung werden die dekorativen

des Gebäudes gestaltet. In dem Mitteilungs-

blatt der DKG heißt es zwar, man habe jede unnötige Pracht und Verschwendung vermieden’, doch sind die Ansichten des Entwurfs sehr reich gestaltet (Abb. 212). Weil der Verandenraum als Aufenthaltsraum und Liegehalle vorgesehen ist, wird dessen Front nicht mit einfachen Stützen ausgeführt, sondern als Arkade. Zwischen den Stützen der Stirnseite werden große Öffnungen entworfen, die sich bis zur Kämpferhöhe trapezartig verjüngen und

dann in Segmentbögen übergehen. In der Mitte der Brüstungsfelder sitzen nach unten

gerundete Fächerrosetten. Die Pfeiler deuten Vorsprünge in Kämpferhöhe an, in den

sind einfacher gestaltet. Elemente

größtenteils

entfernt.

Aus

den

Öffnungen werden hohe Segmentbögen mit

Zuganker in Kämpferlinie, an den Pfeilern

Kapitelle angebracht (Abb. 213). Es bleiben zur Verzierung lediglich rauhe Putzflächen im Brüstungs- sowie im Spandrillenfeld. Mit dem Spruch: „Der Not der Frauen wehre, den Stamm in Südwest mehre, mach Arbeit uns und Ehre!“ schlägt der erste in Windhoek ansässige Arzt seine drei Hammerschläge

auf den Grundstein’. Am 25. Januar 1908

prangt zum Richtfest die Flagge des Herzogtums Braunschweig auf dem Dachgerüst. Es

ist ein Dankeszeichen für die große finanzielle Beihilfe dieses deutschen Staates’. Knapp 34 DKZ, 16. März 1907, S. 105. 35 KuH, Jg. 6, Nr. 25. 36 WN, 25. Januar 1908.

181

Abb. 215: Saal des Hotels Stadt Windhuk. (KuH)

Abb. 216: Villa Lanwers, Windhoek, 1908. (Beilage zum DKB)

BERSENE

Abb. 217 und 218: Sockel- und Wohngeschoß der Villa Lanwers, 1908. (SAW)

ein halbes Jahr dauert die Bauzeit. Schon im April werden die Einwohner Windhoeks zu einer Besichtigung des Hauses eingeladen’”. Im September 1907 wird ein Plan für die Erweiterung des Hotels „Stadt Windhuk“ genehmigt. Er zeigt Giebel im Stil der deutschen Renaissance”. Ausgeführt wird jedoch eine veränderte Form mit geschweiften Knickgiebeln, deren Giebelfeld einen Stufengiebel beschreibt und durch Lisenen geteilt ist (Abb.

214). Fenster und Türen mit rundbogigen

Oberlichten und geohrten Gewänden sowie ein Zahnkammziegelfries verzieren die Fassade. Paradoxerweise erhebt sich über diesem Reichtum ein einfaches Wellblechdach mit Ventilatoren in der Form von Dachfenstern. Das Dach läßt keinen Zweifel daran, daß dieses

ein europäisches Haus in Afrika ist. Daß die

Fassade ein reines Repräsentationsbedürfnis erfüllt, weist am deutlichsten der Blendgiebel rechts des Hauses aus. Im Dezember 1908 entwird der neue Saal eingeweiht”. Dieser bogena Korbb m breite mit hält eine Bühne tionen Dekora digen aufwen mit der, schluß, aufweist beladen, in der Mitte den Reichsadler

(Abb. 215). Aufwendige Kopfbügel des Kehlbalkendaches sind im Raum sichtbar. Sein oberer Abschluß ist die reich bemalte Balkendecke. Eine „Benoid-Gaslicht-Einrichtung“

verbreitet ein „an Stärke dem Sonnenschein

ähnliches

Licht“. Rühmend schreiben die

Windhuker Nachrichten: es entstehe ein Saal, „wie ihn die alte Heimat hier im fernen Afrika

sicherlich nicht vermutet“. Besonders sei der Saal für Farmertagungen, patriotische Feiern, Vortragsabende usw. geeignet. Auch werde der Saal als Kinematographen-Theater benutzt. Ab 1909 bietet das Hotel seinen Gästen sogar

eine Fünf-Minuten-Fahrt vom Bahnhof im eigenen Hotelwagen! Eines der ersten Wohnhäuser, die aus dem

neuen Sandzementmaterial ausgeführt werden,

ist die Villa des Herrn W. Lanwers, die Otto

Busch entwirft und 1908 baut (Abb. 216). Im Villenviertel an der Boysenschanze steht das Haus, dessen helle, luftige Räume als 37 WN,24. April 1908.

ten Hotel Stadt Windmuk. 38 SAW BWI 7a) Bd. x. Erweiterungs-Bau 8. September 1907.

39 WN, 9. Dezember 1908.

183

Abb. 219: Turnhalle, Windhoek, Nordansicht, Vorderfront, 1909. (Restorica)

Abb. 220: Turnhalle, Windhoek, Südansicht zum Turnplatz, 1909. (Restorica)

184

Abb. 221: Anbau der Turnhalle, 1912/13. (Restorica)

die „schönsten in Südwest“ bezeichnet wer-

den“. Die Villa Lanwers ähnelt den Villenkonzeptionen in Deutschland. Der Zugang führt über eine Südveranda. Über diese betritt man das Empfangszimmer oder die Treppen zum Kellergeschoß (Abb. 217). Man unterscheidet zwischen dem Wohngeschoß und dem „Sockelgeschoß“, wobei die Küche im Sockelgeschoß untergebracht wird (Abb. 218). In Deutschland werden Speisen über einen Aufzug zu einer Anrichte beim Eßzimmer befördert. Busch verlegt das Eßzimmer in dieser Windhoeker Villa ebenfalls ins Sockelgeschoß. Dadurch ist das Obergeschoß nur über die Veranda mit dem Sockelgeschoß verbunden, was zu einer problematischen Zweiteilung des Hauses führt. Ein runder Turm mit Welscher Haube bestimmt die dem Westen zugekehrte Frontansicht. Der Turmraum dient im unteren Geschoß als Speisekammer, im Wohngeschoß ist er Spielzimmer neben dem Wohnraum, zum Attikageschoß führt kein Zugang. Der Turm dient der Repräsentation, der überspitzten Absicht des Eigentümers der Villa. 1906 wird in Windhoek der Turnverein gegründet, 1905 hat man einen Bauplatz erwor-

ben“. Turnbruder Otto Busch entwirft die

22 x 14 m große Halle, deren Plan im

Dezember 1908 genehmigt wird. Da die gesammelten Gelder des Vereins nicht ausreichen, genehmigt der Gouverneur eine Turnhallen-

bau-Lotterie””. Nunmehr kann der Grundstein am 6. März 1909 gelegt werden.

Busch hat sich in Windhoek als Villenbaumeister einen Ruf erworben, doch zählen zu seinem Können auch Geschäftshäuser*’. Der Turnhallenbau beweist ebenfalls seine Fähigkeit. Er deckt die große Halle mit einem einfachen Krüppelwalmdach, das durch Bohlenbinder getragen wird, eine Konstruktion, die in der Kolonie zum ersten Male bei diesem 40 KuH, 22. November 1908. 41 Gründer des Turngedankensist „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn (1778—1852). Jahn begeistert zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Berliner Jugend für sein neuartiges Turnen, das er in den Dienst

der nationalen Wiedererweckung stellt für den Kampf gegen die Herrschaft Napoleons über Preußen. 1811 eröffnet er den ersten Turnplatz in der Hasenheide in Berlin. 1819—1842 wird das öffentliche Turnen verboten. Es beschränkt sich während der Turnsperre auf Hallenturnen und entwickelt in dieser Zeit die Vielfalt der Geräteübungen. Nach der Aufhebung der Sperre werden in Deutsch-

land viele Tumnvereine gegründet. In DSWA gründet Rbm. Ortloff in Swakopmund während des Molenbaus 1898 den ersten Turnverein. In dieser Stadt wird 1905 der Grundstein zu einer Turnhalle

gelegt, doch wird ein Bau nicht ausgeführt. 1914 wird ein Architek-

turwettbewerb ausgeschrieben, den der Hafenamtstechniker Meyer

gewinnt, doch der Ausbruch des Krieges verhindert die Ausführung. Siehe: Brockhaus Enzyklopädie, Wiesbaden: Brockhaus, 1970, und

H. Rautenberg, Swakopmund, S. 251. 42 DSWAZ, 13. Februar 1909.

43 Z.B. siehe SAW BWI 7(b) Bd. 11, B. 1. b, Geschäftshaus für die Herren v. Brockdorff und Schuster, Windhoek, 7. April 1909.

185

Bau angewendet wird** (Abb. 219 und 220).

Die Vorderseite wird repräsentativ gehalten. Ein Vorbau mit einem Rundbogenportal betont den Eingang; Schwerpunkt bildet ein Giebelrisalit. Dieser wird von einem tiefer liegenden großen Rundbogenfenster und zwei kleineren höheren Fenstern durchbrochen. Alle anderen Fenster dieser Fassade werden

durch ein breites Band, das den Lisenen und

Risaliten folgt, in Kämpferhöhe geteilt. So entstehen rechteckige und halbrunde Öffnun-

gen, die höhlenartig und fast abstrakt wirken.

Diese Öffnungen sind maßgerecht dem massigen Bau angepaßt. Die Rückseite, zum Turnplatz hin, wird durch schwache Pfeilervorsprünge in fünf Felder geteilt. Diese sind jeweils von zwei Fenstern unter einem Zierbogen unterteilt. Die Ostansicht weicht von dem Schemaab. Hier bringt Busch über einem Blendportal lange, schmale Fenster- und Blendöffnungen im Giebelfeld an, eine Anordnung, die an den Anhalter-Bahnhof von Schwechten in Berlin erinnert. Im Dezember wird der Bau seiner Bestimmung übergeben. Wohlwollend kommentieren dazu die Windhuker Nachrichten: „... äußerlich ist die Turnhalle das schönste Bauwerk des nördlichen Stadtteils ...“*“ Sehr stolz sind auch die Turnbrüder. Auf Ersuchen des deutschen Ausschusses für Turnen entsendet der Windhoeker Turnverein Pläne und Fotografien seiner Turnhalle zur Ausstellung der 1911 in Dresden stattfindenden Internationalen Hy-

giene-Ausstellung*°! In den Plänen wird der

beabsichtigte Erweiterungsbau berücksichtigt.

Doch wünscht man eine bessere Lösung hin-

sichtlich der Fassade des Erweiterungsbaus.

Aus diesem Grunde legen Busch und der Architekt Willy Sander auf Wunsch des Vereins Entwürfe vor. Der Buschsche Entwurf wird angenommen. Nach diesem Plan „wird der Bau den Eindruck des bisherigen Entwurfs nicht aufkommenlassen,als sei an die Halle

etwas angeflickt worden“, Busch hat einen

Erweiterungsbau vorgeschlagen, der den Eingangsvorbau der bestehenden Halle als Ausgangspunkt nimmt, die Stärke und wahrscheinlich das entscheidende Argument zugunsten

186

seines Planes. Doch weist der Erweiterungsbau wenig von der kühnen geometrischen Einfachheit des ursprünglichen Baues auf (Abb. 221). Der karniesähnliche Giebel des Mitteltrakts, die Drillingsöffnungen der Loggien auf beiden Geschossen und die Gesamthaltung des symmetrischen Anbaussind historistische Anklänge, die mit der Frische des Altbaus nicht verträglich sind, weil sie anachronistisch wirken. Im Erdgeschoß enthält der Anbau Garderoben und Aborte, im Obergeschoß das Versammlungszimmer, das „Turnerheim“. Am 7. Dezember 1912 wird das Richtfest gefeiert, Anfang 1913 der Bau benutzt.

Im Jahre 1909 wird Hans Kock (gest. 1961) aus Deutschland von seinem Bruder nach SWA gerufen. Er soll den zweigeschossigen Neubau der Firma Kock und Schmidt in der Kaiser-Wilhelm-Straße der Hauptstadt errichten®. Es ist ein Ziegelsteinbau, der mit seinen großen, rechteckigen Öffnungen einen nüchternen Eindruck macht. Giebel und „Kniestock“ werden der Bauweise in der Heimat angepaßt, mit Fachwerk und stilisierten Fächerrosetten verziert (Abb. 222). Es ist zu vermuten, daß die solide Ausführung des Hauses Kock und Schmidt Sander veranlaßt, mit Hans Kock, dem Erbauer des

Hauses, eine Baufirma zu gründen. Obwohl

die Firma schon 1909 besteht, wird sie erst

1912 ins Handelsregister eingetragen*®.

1910 baut die Firma Sander und Kock für die Ein- und Verkaufs-Genossenschaft GmbH ein Wohn- und Geschäftshaus in der KaiserWilhelm-Straße. Ausgeführt wird nur ein Teil des Gesamtbaues, dessen Plan vorsieht, das Geschäftshaus um die Straßeneckein der Post-

straße weiterzubauen‘®. Der ausgeführte Bauabschnitt ist ein zweistöckiges Haus mit stei44 WN, 30. Juni 1909, 45 WN, 1. Dezember, 1909, 46 SB, 13. Mai 1911.

47 SB, 16. Februar 1912. 48 Allgemeine Zeitung, 21. Februar 1961. 49 SAW BAU 39 B 46 (Bd. 5), Verwalt ungsgebäude 1912. Richterliche Anordnung vom 22. Mai 1912. 50 SAW BWI 7 c Bd. XII Wohnund Geschäftshaus für die Genoss en-

schafts-Schlachterei. 29, April 1910. W. Sander.

. . 4

2

u

De

Abb. 222: Wohn- und Geschäftshaus der Firma Kock und Schmidt, Windhoek, 1909. (Klaus Kock) Abb. 223: Wohn- und Geschäftshaus der Firma Ein- und Verkaufs-Genossenschaft GmbH, Windhoek, 1910. (Frau H. Strey)

187

lem

Dach

und

Seitenrisaliten

(Abb.

223).

Beide Risalite sind abgewalmt, doch ist ein Risalit breiter und der Giebel dadurch höher. Sander wählt Sandsteinmauern, vielleicht veranlaßt durch seinen Duwisiber Schloßbau im Vorjahr. Meines Wissens der erste Profanbau in Windhoek, der aus Sandstein aufgeführt ist.

Das Erdgeschoß wird in Buckelquader ausgeführt und mit einem Gurtgesims vom oberen Geschoß aus glattem Quadermauerwerk getrennt. Die großen Bogenöffnungen des Erdgeschosses dienen den Schaufenstern, die zum Sonnenschutz mit Markisen versehen sind. Beide Obergeschosse der Risalite enthalten Loggien mit Drillingsöffnungen vor den Wohnungen. Damit das Dach zur Kühlung des Hauses dient, bringt Sander in den Giebeln

Öffnungen an.

Unter der Vielzahl von 14 Entwürfen im Wettbewerb um den Windhoeker Regierungs-Schulhausneubau wird der von Sander’! prämiert. Ihm wird im Juni 1911 der 650-M-Preis verliehen und seine Firma, Sander und Kock,

mit der Ausführung beauftragt’. Ausschlag-

gebend sei für das Preisgericht, dem auch der Oberlehrer der Schule angehört, die Grundrißlösung. Sämtliche Unterrichtsräume liegen im Erdgeschoß, was im Interesse des „Unterrichtsbetriebes“ wünschenswert ist. Im

Obergeschoß befindet sich lediglich die Aula°?. Sander umschließt den Hof mit zwei Flügeln und einem zweistöckigen Hauptbau°“.

In den Flügeln entstehen jeweils vier Klassenzimmer mit Veranden nach beiden Seiten, im Erdgeschoß des Hauptbauesliegen Konferenzraum und Rektorbüro dem Hofe zu,die Stadtbücherei und das Landesmuseum nach der

Straße‘. Zur Aula führt eine Treppe auf der Mittelachse, auf die das Gebäude bezogenist. Dieser Raum ist 200 qm groß und mit einer Rabitzdecke versehen‘, eine nachträglich ein-

gezogene Drahtgewebedecke mit Zementmörtelbewurf.

Neu ist im Sanderschen Repertoire der architravierte Mauerabschluß und die senkrechten Sprossen der Fensteroberlichte (Abb. 224).

Ansonsten folgt der Hauptbau den bekannten Sanderschen Normen der Repräsentation; ein 188

Mittelrisalit mit Krüppelwalmgiebeldach betont den Hauptbau; sein Giebelfeld wird mit

Fachwerk versehen. Das rustizierte Erdgeschoß bekommt Rundbogenöffnungen, der Eingang dominiert durch ein Drillingsportal. Zweiteilige Fenster durchbrechen das glattverputzte Obergeschoß. Den Giebel ziert ein Pyramidentürmchen für die geplante Schuluhr. Hoch über der Schule thront ein Zierhahn. Einfacher und funktioneller sind die Klassenzimmerflügel gestaltet. Der direkte Zugang zum Innenhof ist gegeben, doch wäre der ganze Bau spiegelbildlich ratsamer angelegt, weil dadurch der Hof der Sonne zugekehrt wird und die Klassenzimmer im Winter wärmer und komfortabler würden. Am 20. April

1912 wird der Bau einge-

weiht’’. In diesem Monat wird die Firma

Sander und Kock mit der Errichtung des größten Baues der Kolonie, dem neuen Gouvernements-Verwaltungsgebäude, beauf-

tragt.

Im März 1912 wird die Nord-Süd-Bahn vollendet. Die Baufirma Koch und Schultheiss hat das massive Bahnhofs-Empfangsgebäude

in der Hauptstadt Windhoek nahezu vollendet.

Im Mai läuft hier der erste Schnellzug der

Kolonie ein, der die Strecke Swakopmund— Windhoek in etwa 14 Stunden zurücklegt®®. Das Empfangsgebäude ist mit allem Komfort für den Reisenden ausgestattet und erweckt einen „ansprechenden Eindruck“ (Abb. 225) Besonders hebt die Afrika-Post die flankierende Säulenreihe an der dem Westen zuge-

wandten Bahnseite hervor, über welcher der

Eingang zu den Diensträumen liegt’ (Abb.

226).

Obwohl keine Hinweise aufzufinden sind, kann man vermuten, daß der Entwurf im Auftrage 51 SB, 12. Juli 1911. 52 DSWAZ, 29. August 1911. 53 SB, 12. Juli 1911.

54 SAW BWI 7 c Bd. XIV, Schulhaus Windhoek, Volksschule, 30. August 1911. 55 SB, 21. April 1912. 56 Ebd. 57 SB, 27. März 1912. 58 KuH, Jg. 5, Nr. 51, S. 17. 59 Afrika-Post, 23. März 1912, S. 11.

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Abb. 224: Regierungs-Schule, Windhoek, 1911/12. (GfWE)

Abb. 225: Bahnhofsempfangsgebäude, Windhoek, Vorderfront, 1912/13. (GfWE)

Abb. 226: Bahnhofsempfangsgebäude, Windhoek. Ansicht zur Bahnseite. (GfWE)

des Eisenbahnbau- und Betriebskonsortiums Bachstein-Koppel in Deutschland angefertigt worden ist. In seiner Haltung entspricht dieser zweigeschossige Bau einer Metamorphose verschiedener Stilrichtungen. Die Säulenreihe am Gleis zeugt von konstruktiv einfacher Verarbeitung, doch ist der Bau in seiner Gliederung und in seinem Dachbereich von barocken Kennzeichen geprägt; ein plastischer Ansatz, den der Jugendstil aufgreift. Die Vorderfront mit dem hervorgehobenen, symmetrischen Gebäudetrakt scheint auf einen späteren Bauabschnitt ausgerichtet zu sein, der dem Bahnhofsgebäude den anderen offensichtlich noch fehlenden Seitentrakt hinzufügt. Damit wird die barocke Ordnung vollendet. Obwohl Fledermausgauben und Dachhäuschen einem funktionellen Belüftungszweck dienen, sind sie wie die Zierspitzen der Anfallspunkte und dem krönenden Ventilatorenaufbau in erster Linie Dekorationselemente dieser dachaufbaufreudigen Zeit. Der Mitteltrakt wird im Obergeschoß durch eine stilisierte Säulenreihe mit Kapitellen

190

betont, ein Balkon ruht auf dem Vorbau des Eingangs, einem Altan.

In Windhoek ist Sankt Gambrinus, der angebliche Erfinder des Bieres, nicht unbekannt. Das „deutscheste aller Gewerbe“, eine Bier-

brauerei, entsteht bald nach Gründung der Stadt‘. 1912 soll ein neues Sudhaus, eine neue Schankhalle und ein Kontorgebäude für

die Felsenkeller-Brauerei AG errichtet werden.

Die Baufirma Koch und Schultheiss wird mit der Planung und der Ausführung beauftragt. Hiernach wird dieses Unternehmen zum größ-

ten gewerblichen in der Kolonie. Für die Neu

bauten wählt Koch zwei zweigeschossige Bauten, die durch eine überbrückte Einfahrt verbunden sind. Es sind einfache kubische Gez

bäude mit Walm- bzw. Fußwalmdächern gedeckt und die Fronten mit Ziegellisenen um Putzfüllungen herum ausgeführt. Alle Fenster

sind rundbogig und zweckmäßig mit vielen

kleinen Scheiben unterteilt (Abb, 227). Bald wird in den Gastwirtschaften nur noch lokales 60 KuH, 17. Januar 1909, S. 5.

Abb. 227: Neubauten der Felsenkeller Brauerei, Windhoek, 1912. (SAW)

Bier ausgeschenkt, die Einfuhr von Münchner Bier kann eingeschränkt werden. Der zu Anfang dieses Kapitelteiles beschriebene Wendepunkt, der durch das neue Baumaterial, den Zementsandstein hervorgerufen ist, findet eine Parallelerscheinung, die für

die Bauverwaltung entscheidend wirkt.

Die Schilderung der Krisenjahre läßt klar erkennen, daß die Bauverwaltung denihr gestell-

ten Aufgaben nicht gerecht werden kann, weil ihr die geeigneten Mitarbeiter fehlen. Der mit der Ernennung des Staatssekretärs Dernburg im Reichs-Kolonialamt eingezogene neue Kurs behebt auch die Personalnot der Bauverwaltung in Windhoek. Im August 1906 wird der Architekt Carl Ankenbrandt angestellt‘', ab

1907/08 kommt dazu ein Rechnungsbeamter.

Weiterhin erhält dieses Referat nicht weniger

als sechs Bautechniker zur Mitarbeit. Im Jahresbericht 1911/12 heißt es, daß den deutschen Handwerkern fünf Schwarze zur Ausbildung im Bauhandwerk zugeteilt werden.

Allen Technikern soll die Gelegenheit gegeben werden, in höhere Besoldungsklassen aufzu-

rücken. Eine Prüfungsordnung wird 1912 vom Reichs-Kolonialamt erlassen, die den lokalen

Wünschen Rechnung trägt‘. Sie läßt auch ein

Aufrücken nach „Maßgabe des dienstlichen Bedürfnisses und der Fähigkeit“ des betreffenden Technikers zu, ohne weitere Prüfung

nach angemessener Berufserfahrung und vorhandener Planstelle oder bei Beamten, die eine

Beförderung verdient haben. Eine mündliche Prüfung soll die schriftliche ergänzen. Der Anwärter muß mit den wichtigsten allgemeinen Verwaltungsvorschriften vertraut sein und möglichst Kenntnisse einer Eingeborenensprache besitzen. Wird eine Prüfung abgelegt, so nimmt der Gouverneur mit Stimmrecht den Vorsitz der Prüfungskommission ein. 61 SAW ZBU 154 A. VI. a. 3. Bd. 14. JBdKBV 1906/07, S. 225. 62 SAW ZBU

212 B.

I. b.

7.

Bd.

I. Annahme und Besoldungs-

bestimmungen für Techniker pp generalia. Staatssekretär des RKA an den Gouverneur, 20. Dezember 1912.

191

Abb. 228: Gerichtsgebäude, Windhoek, 1908. (SAW) Abb.

229: Bogenfriesdetail

des

Gerichtsgebäudes.

(SWA Dept. of Works)

Derfast vollständige Wechsel im Personal der

Bauverwaltung 1906/07 bringt auch einen

architektonischen Richtungswechsel mit sich. Zunächst greift man auf die Tendenzen des Rundbogenstils zurück.

1908 wird in Windhoek am Nordende der Stadt ein neues Bezirksgericht gebau t. Mit Rücksicht auf die spätere Aufbring ung eines zweiten Stockwerks werden alle Maue rn aus Zementsandstein hergestellt” (Abb . 228).

192

Ein länglicher Hauptbaukörper wird an beiden Enden von überhöhten Seitenbauten begrenzt. Vor dem Hauptbau erstreckt sich eine Veranda mit Arkaden. Über diese sind die Gerichtsräume zu erreichen. Die Arkadeist für Ziegelmaterial sehr fein gestaltet. Segmentbögen mit vorgezogenen Schlußsteinen ruhen auf schlanken Säulen mit stilisierten Kapitellen. In Traufhöhe der Veranda zieht sich über die Fenster des rechten Flügels ein Gesims; im linken Flügel ist das Gesims der höheren Fenster in der Traufhöhe des Hauptbaukörpers angebracht. Diese Fenster dienen zur Beleuchtung des am Ende untergebrachten Sitzungssaales. Beide Giebelfelder der Seitenflügel sind mit einem Bogenfries, einem häufig verwendeten Ziermotiv der Hochromanik, versehen (Abb. 229). Die Dreiecksgiebel sind mit Akroterien aus Ziegelsteinen gekrönt. Bogenformen bestimmen in dieser Zeit 1908 / 09 auch die Beamtenwohnhäuser (Abb . 230). Der Verandenvorbau des Beamtenh auses „e* wird von gestelzten Rundbögen getra gen, gekuppelte Fenster mit Überfangbogen, wie auch

die Tür, werden mit Segmentb ögen versehen.

Zwischen den Ziegelverblendungen der Ecken 63 SAW ZBU 156, A. VI, a. 3., JBdKBV 1908/09, S, 285,

Abb. 230: Beamtenwohnhaus „e“, Windhoek, 1908/09. (SAW)

und der Öffnungen wird die Mauer verputzt. Diese Dekorationsart wird amtlich als „Ziegel-

rohbau mit eingelegten Putzflächen“ beschrie-

ben‘. Die Bauart sei billig, biete den sich

sonst leicht ablösenden Putzflächen einen besseren Halt, schütze die Ecken gegen Bestoßungen und verleihe dem Äußeren mit den steifen grauen Wellblechdächern eine lebhafte Ansicht. Es stellt sich heraus, daß die in früheren Jah-

ren ohne technische Leitung aus minderwertigen Materialien und mit ungeübten Handwerkern ausgeführten Bauten mit den vorgesehenen Mitteln von 3 % des Bauwertes nicht

gebrauchsfähig zu erhalten sind‘. Um so

mehr bemüht sich die Bauverwaltung um eine verbesserte Baukonstruktion. Besondere Vorkehrungen gegen Termitenplage und steigende Erdfeuchtigkeit werden bei der Erbauung ge-

troffen. Über den Fundamenten aus Kalkmörtel

wird

eine

Isolierung

aus

„Ruberoid“-

Isolierpappe verlegt. Die unteren drei Schich-

ten des aufgehenden Ziegelmauerwerks werden mit Zementziegeln in Zementmörtel verstärkt. Der übrige Teil des aufgehenden Mauerwerks wird zunächst noch in Luftziegeln in Lehmmörtel hergestellt. Nur an besonders stark der Termitengefahr ausgesetzten Bauplätzen wird

auch beim aufgehenden Mauerwerk Kalkmörtel verwendet‘.

Mangelnde Erfahrung bei Anwendungder neuartigen Erzeugnisse der Sandsteinwerke und der Kalkbrennerei veranlassen die Bauverwaltung, die mit Öffentlichen Geldern baut, zu

vorsichtiger und geringfügiger Verwendung dieser Baumaterialien. Sie wird daher als „entwicklungsfeindlich und rückständig“ be-

zeichnet. Doch beginnt man ab 1908/09, den Lehmmörtel durch Kalkmörtel zu ersetzen; Luftziegel werden als sichtbares Ziegelrohbaumauerwerk nicht mehr verwendet. Derartige Bauteile werden aus Zementsandstein oder aus gebrannten Ziegeln hergestellt und mit Zementoder Kalkmörtel verfugt. Im allgemeinen ist der Außenputz aus Kalkmörtel, der Innenputz vorerst noch aus Lehm-

mörtel. Fußböden bestehen in den Wohn- und Schlafräumen entweder aus Linoleumbelag auf Zementbetonestrich oder Holzfußboden aus!“ (25,4 mm) starkem amerikanischem Kiefern-

holz mit Ölfarbenanstrich. Holzfußböden erhalten stets zum Schutz gegen Termiten und Stockfäule eine möglichst starke unterseitige Ventilation. Alle übrigen Räume bekommen

Zementbetonfußböden.

Plattklippenpflaster

64 SAW ZBU 156, A. VI. a. 3, JBdKBV, 1908/09, S. 285. 65 Ebd.S. 281. 66 SAW ZBU155, A. VI. a. 3, JBdKBV 1907/08, S. 217.

193

men wie kommt nur in untergeordneten Räu ng. Ställen zur Verwendu Alle zum Aufenthalt von Menschen bestimmten Räume erhalten eine Holzdecke aus 1%'' (12,7 mm) starken, möglichst astfreien, gehobelten und gestäbten Brettern amerikanischer Kiefer. Der Deckenanstrich besteht in einigen Räumen aus einem hellen Ölfarbenanstrich, in anderen aus einer durchsichtigen Lackierung mit Firnisvorstrich und beibehaltenem Naturton des Holzes. Sämtliche Innenwände erhalten dreimaligen Kalk- oder Ölfarbenanstrich mit einfacher Schablonenmalerei. Als Farben werden Englisch Rot, Chromgrün, Goldocker, Ultramarinblau, Schwarz oder Zinkweiß verwendet. Türen und Fenster werden aus astfreiem Kiefernholz und soweit als möglich nach Normalformaten angefertigt. Heizung erfolgt in der kalten Zeit durch Petroleumöfen, bauliche Vorrichtungen werden als unnötig empfunden. In nur seltenen Fällen werden Kamine eingebaut. Heizungsanlagen werden nur für die Küchen vorgesehen. Alle Dächer werden aus Kiefernholz konstruiert und bis auf den Versuch mit Zementdachziegeln, im Innern der Kolonie mit Wellblech, gedeckt. Ab 1907/08 wird verbessertes Wellblech benutzt. Aus Deutschland eingeführtes 0,75 mm starkes Wellblech, wird

anstatt des bis dahin benutzten nur 0,55 mm starken Kapschen, verwendet. In Windhoek erhalten die Gebäude Anschluß an die Wasserleitung. Aborte liegen getrennt vom Hauptgebäude und haben keine Wasserspülung. Grundstücke werden mit einer Einfriedigung aus verzinktem Drahtgeflecht versehen, um den Bewohnern die Anlage von kleineren Anpflanzungen zu ermöglichen.

Mit der Zeit verwendet auch die Bauv erwaltung ausschließlich Zementsandstein oder gebrannte Ziegel. Weil brauchbarer Leh m zum Ziegelbrennen nicht mehr anste ht, müssen Ziegel von außerhalb bezogen werden. Der Verbrauch von Luftziegeln und Lehmmörtel unterbleibt, statt dessen werden die termitensicheren Materialien mit Kalkmört el verwendet,

194

so daß alsdann die Güte der hiesigen Bauwe “6 u solchen der Heimat gleichkommen. Die Hauptbautätigkeit der Bauverwaltung liegt, durch die Bedürfnisse und Entwicklung des Landes bedingt, in Windhoek. Die Feldbahn leistet der Bauverwaltung hervorragende Dienste. Sie wird zu günstig gelegenen Sand- und Kieslagern nach Bedarfverlegt. Die gesamte Herstellung von Baumaterial im Lande und dessen Anfuhr geschieht durch Unternehmer im Akkord. Die Beschaffung der Materialien vom Ausland wird im Wege der öffentlichen Ausschreibung unter Zusammenfassung des Gesamtjahresbedarfs durch die im Lande ansässigen Firmen besorgt. Die Lie-

ferung erfolgt dergestalt, daß die Lieferanten

zu einer bestimmten Zeit ein vorgeschriebenes” Quantum von jedem Material in Swakopmund bereithalten müssen. Nach Bedarf und Verwendungsmöglichkeit bezieht die Bauverwaltung die Materialien. Die Lieferungen erfolgen frei Swakopmund bei Abnahme am Verbrauchsort oder in Windhoek. Die Vergabe aller Bauarbeiten erfolgt im Stückvertrag nach Gewerken getrennt und Bereitstellung aller Baustoffe durch die Bauverwaltung. Im Wege der Gesamtunternehmung

kommennur solche Gebäude zur Ausführung, wo sich geeignete Unternehmer nicht finden.

1909 müssen hohe Baupreise gezahlt werden. Im Glauben, daß viele Arbeitskräfte für die Neubauten der Nord-Süd-Bahn benötigt werden, fordern die Windhoeker Unternehmer außerordentliche Löhne. Um ihren Forderun-

gen größeren Nachdruck verleihen zu können,

gründen sie im Juni 1909 einen Handwerkerund Gewerbe-Verein und verabreden Mindestsätze für alle Arbeiten. Da die Hoffnungen der Unternehmer auf Zuweisung von Bahnbau arbeiten nicht in erwartetem Maße erfüllt wer-

den, sinken die Preise wieder auf das Nor-

male°®. Der beträchtliche Verkauf von Bau-

plätzen an Privatleute in Windhoek zwingt die Bauverwaltung bei gewissen Bauvorh aben auf ungünstigem Gelände Bodenregulierungsarbe i-

67 SAW ZBU 156 A. VI. a. 3, JBdKBV 1908/09, S. 253-2565 68 SAW ZBU 159, A. VI. a. 3. Bd. 27. JBdKBV 1910/ 11, S. 25%

Abb. 231: Beamtenwohnhaus „0“, Windhoek, 1910/11. (SAW)

Abb. 232: Abrechnungszeichnung des Beamtenwohnhauses „o“. (SWA Dept. of Works)

ten vorzunehmen. So entstehen vergrößerte Fundamentmauerwerksmengen und Anfüllungsmassen, welche Kosten erfordern, die über den im Etat vorgesehenen Berechnungen

liegen‘?.

Die Bauverwaltung behält die Doppelhausbauweise und die „Putzarchitektur“ von Ziegelrohbau mit Putzflächen im allgemeinen bei. Entweder wird eine Gliederung des Bauwerks unter Anpassung an das Gelände vorgenommen (Abb. 231 und 232) oder durch Anlage

ERBRGOEM

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einer durchgehenden Fundamenthöhemitteilweiser Ausnutzung als Wirtschaftsräume (Abb. 233 und 234). Mit der Gliederung des Bauwerks entsteht eine bereicherte Fassade. Anstatt des einfachen Satteldaches kommen nun Sattel-, Pult- und Schleppdächer zur Verwendung sowie auch Giebelvorbauten bzw. 69 SAW ZBU 155, A. VI. a. 3, JBdKBV 1907/08, S. 214.

195

Abb. 233: Beamtenwohnhaus „p“, Windhoek, 1910/11. (SAW) Abb. 234 und 235: Abrechnungszeichnung und Fensterdetail des Beamtenwohnhauses „P“. (SWA Dept. of Works)

196

E5

Risalite, kleine seitliche Belüftungsgiebel und -schleppgauben sowie erhöhte Brandmauern. Giebelfelder werden mit Fachwerk bzw. schmalen Ziegelsteinlisenen und Putzfeldern

verziert. Veranden werden mit Schleppdächern gedeckt, deren Giebelseiten durch Holzstäbe abgeschlossen sind. Die Pfeiler krönt

nur noch eine Deckplatte, oder man verzichtet

ganz auf einen Abschluß.

Windhoek. Am 27. Januar 1912, am Geburtstag des Kaisers, wird das Denkmal enthüllt (Abb. 236). Es stellt einen überlebensgroßen Reiter dar, auf einem Granitsockel,insgesamt 10 m hoch, der heute bekanntist als der „Reiter von Südwest“. Nach der Heim-

reise stirbt Kürle plötzlich. Ihm wird post-

hum der Rote-Adler-Orden IV. Klasse verliehen’®,

Die Pläne werden so angelegt, daß das Wohn- Nach Vollendung des Verwaltungsgebäudes zimmer dem Weg zugekehrt ist, die Küche : des Gouvernements setzt in Windhoek, im meist nach hinten. Zwei Veranden werden den Gegensatz zu Swakopmund und Lüderitzbucht, Wohnungen angefügt; eine Wohn-Veranda wo kaum noch gebaut wird, eine rege unund eine Küchen-Veranda, eine Anordnung, unterbrochene Bautätigkeit ein. die im ganzen südlichen Afrika für praktisch und erstrebenswert erachtet wird. Die Symmetrie ist jedoch in der Plananordnung immer 4.4 Der Swakopmunder „Baukasten“ noch ausschlaggebend. Segmentbögen bestimmen nach wie vor die Laibung der Fensteröffnungen. Wie die Giebelfelder, werden auch die Fenster zur Steigerung der Fassadenwirkung reicher mit Sprossen unterteilt (Abb. 235). Die Fenster werden mehrteilig gegliedert und zur Eigenform erhoben. Breite Setzhölzer und Querhölzer teilen das Fenster senkrecht und waagerechtin sechs Felder. So entstehen acht Flügel. Alle Flügel sind nach deutschem Brauch nach innen zu öffnen. Die einzelnen Glasflächen der Flügel werden durch weitere Einteilungen verringert. Rahmen werden in SWA aus astfreiem Kiefernholz angefertigt, eine Verglasung erfolgt mit 2 mm starkem, rheinischem Glas.

Nach fünf Jahren ist die Erinnerung an die

Krisenjahre 1903/07 lebendig wie je und die Wunden, die den deutschen Truppen geschlagen wurden, unvergessen. Somit fällt der Aufruf des Kommandeurs der Truppe von Estorff, in Windhoek ein Ehrenmal aufzustellen, auf

fruchtbaren Boden. Ein Denkmalwettbewerb

findet in Berlin statt. Die Wahl des Motivs

und die Art der Ausführung wird dem Ermes-

sen des Künstlers freigestellt. Die Schutztruppe beauftragt den mit dem zweiten Preis ausgezeichneten Künstler Adolf Kürle (1856—

1912), der schon das Hermann-von-WissmannDenkmal in Dar-es-Salaam entworfen hat. Der

Bildhauer leitet selbst die Aufstellung 1911 in

Die Aufstände und der danacheinsetzendeallgemeine Aufschwung des Landes schaffen in wenigen Jahren das noch heute erhaltene Stadtbild von Swakopmund. Am 1. April 1907, dem Tag nach der Aufhebung des Kriegszustands für DSWA durch den Kaiser, zählt Swakopmund 1682 weiße Einwohner,

einschließlich 22 Mann Militär. Von allen deutschen Kolonialortschaften, mit Ausnahme Tsingtaus (Kiautschou), hat Swakopmund demnach die stärkste europäische Bevölkerung’”!. Der Lebensstil sei in der Stadt zu dieser Zeit nur als ein „notwendiges Übel“

anzusehen, dessen „Schönheit im Geldverdienen liegt“, nach dem Motto: „Ubi bene ibi patria“, oder wo man Geld verdient, da läßt sich’s gut leben, schrieb 1908 die Zeitschrift des Frauenvereins der DKG, Kolonie und Hei-

mat”?. 1906/09 leitet Rbm. Otto Ertl das Hafenamt in Swakopmund. Die von ihm ent-

worfenen Gebäude, die des Baumeisters Her-

mann Wille, und die Beiträge von Ing. Friedrich Kramer haben den baulichen Charakter dieser Stadt vollendet. 1908 gründet die Windhoeker Firma Deutsch-Afrikanische

Sandsteinwerke eine Zweigniederlassung in 70 Dr. N. Mossolow, Windhoek. Drei historische Windhoek: Im Selbstverlag, 1972, S. 21-25.

Wahrzeichen.

71 Deutsche Kolonialpost, August 1907, S. 2.

72 KuH, 20. Dezember 1908, S. 4.

197

a

Abb. 236: Reiterdenkmal, Windhoek, 1912. (Hintrager)

Swakopmund’”®. Als Hauptbaumaterial werden nun Zementsandsteine verwendet. Ein

Bruchsteinfundament dient als Sockel. Die Mauern werden verputzt und die Dächer mit Asbestschiefer gedeckt. Fenster können bald in Swakopmundhergestellt werden. Sand und Kies nehmen die Bauhandwerker unbefugterweise von den Straßen! Erst 1914 wird eine Kiesgrube angelegt”*. Wegen des durch den kalten Benguela-Meeresstrom verursachten feucht-kühlen Klimas gibt es wenig Probleme bei der Rezeption deutscher Architektur. Der Dachboden dient dabei weniger der Kühlung des Hauses, Mansardendächer können

teilweise ausgebaut werden. Einzelne nach deutschem Vorbild erstellte Bauwerke stehen willkürlich wie Fremdkörper auf dem flachen goldgelben Wüstensand. Es bietet sich der Siedlung eine in keiner Weise beengende Fläche dar. Treffender als der Kommentar des neu ankommenden Gouverneurs Seitz im Jahre 1911 kann das Stadtbild kaum bezeich-

198

net werden: „... ein sauberes, freundliches

Städtchen, das aber doch etwas an die Häuser aus einem Baukasten erinnerte ...“’° (Abb. 2a).

Nach 1907 vermindert sich die Bevölkerungszahl und Bautätigkeit. 1910 zählt die Statistik 1 129 weiße Einwohner, 43 neue Gebäude und 12 Bauunternehmer. 1912 stehen einige Gebäude leer’*. Der alteingesessene Baumeister Heinrich Bause gerät in Konkurs’’. Nur ein großes Bauprojekt bleibt, der Bau der eisernen Landungsbrücke. Für diesen Bau, mit dem 1912 begonnen wird, bilden die Firmen Flender AG in Benrath bei Düsseldorf und Grün und Bilfinger in Mannheim eine Betriebsgemeinschaft”®, 73 DKP, Juni 1908, S. 4. 74 DSWAZ, 4. März 1914.

75 T. Seitz, Deutsche Kolonialmacht, S. 2;

76 H. Rautenberg, Das alte Swako pmund, S. 207. 77 DSWAZ, 19. Juli 1912. 78 DSWAZ, 3. Oktober 1911.

Abb. 237: Swakopmund, ca. 1920. (GfWE) Abb. 238: Kaiser-Wilhelm-Straße, Swakopmund, ca. 1914. (GfWE)

Für Swakopmund bedeutet die 1909 einge ken Stoc ein chst führte Selbstverwaltung zunä

des Regierungs-Schulbauprojekts. 1913 baut die Gemeinde ein eigenes Schulhaus. Bald erwirbt die Stadt die alte hölzerne Kaserne

Schule der DKGfSWA, die einige Jahre als um.

aus gedient hat, und baut sie zum Rath ichkeimögl Die Stadt erweitert ihre Einkaufs s- und ten und entwickelt sich als Erholung

d. Banken Badeort für die Ansiedler im Inlan

gründen ihren Hauptsitz hier. Man bemüht

sich um „Verschönerung“ der Stadt. „Überall

in den Straßen sieht man jetzt Zypressenund neuerdings auch Kapweidenbepflanzung. Nach einigen, wenigen Jahren wird Swakopmund nicht wieder zu erkennen sein.“’”? (Abb. 238). „Eine Weltstadt könnte Swakop-

mund werden, wenn es einen Hafen hätte.“, 79 Südwest, 1. September 1911

199

Abb. 239: Entwurfspläne des Gefängnisses in Swakopmund, 1906. (SWA Dept of Works)

hieß es sogar in einer 1911 erschienenen Aus-

gabe der „Augsburger Abendzeitung“®.

Rbm. Otto Ertl (geb. 1877) tritt am 9. Juli 1906 in den Kolonialdienst: ein, als Vorsteher des Hafenamtes in Swakopmund. Im Sinne der wilhelminischen Zeit wird Ertl als Leutnant der Reserve mit der bronzenen Prinzregent-Luitpold-Medaille ausgezeichnet, bevor

er seine dreijährige Verpflichtungszeit antritt®!.

Seine dienstliche Zuständigkeit erstreckt sich auf beide Hafenorte, seine architektonische Betätigung, die ihm „aus Neigung nebenher oblag“, ist für Swakopmund von bleibendem Wert. So äußert sich die DSWAZ bei seiner Heimreise 1909, seine Gebäude seien „neben der großen einheitlichen und wirkungsvollen Anlage der Damara- und Namaqua-Handelsgesellschaft eigentlich die einzigen, dem ästhetischen Empfinden genügenden Bauten

des Orts.“?2, 200

Sein erstes Bauwerk ist das Gefängnis m Swakopmund, das er im Dezember 1906 ent?

worfen hat (Abb. 239). Das Aussehen dieses”

am Randeder Stadt erbauten Gebäudes gleicht in seiner charakteristisch späthistoristischen 7

Art mehr einem Landhotel als einem Gefäng- © nis. Hierfür sprechen die überragenden Krüp ° pelwalmdächer, die Fachwerkgiebelverzierun

gen und der aus unbehauenen Bruchsteinen 7 erstellte Sockel, der in den Ecken mit behaue nen Quadern höher gezogen ist. Die Repra ° sentationsfront mit Wärterwohnungen verbirgt { die mit flachem Pultdach versehenen Zellen ° im Hinterhof vor der Sicht des Beschauers Die Detailzeichnungen lassen einen Architek80 DSWAZ, 16. Juni 1911. 81 SAW ZBU 07 R ı. & 1 Algemeine Beamtenangeisgenheiten \

Specialia, 1894-1914.

82 DSWAZ, 14. Apr 1909.

83 DSWAZ, 28. August I

ten erkennen, der mit historischen Einzelhei-

ten in Holz und Stein gründlich vertraut ist (Abb. 240 und 241). Doch weisen die Ohren

des Windbretts, die Hörner der Firstanfallspunkte und die vielen Oberlichteinteilungen der

Fenster auf zeitgenössische Jugendstileinflüsse hin, eine Richtung, von der die Arbeit Ertls in SWA zunehmend bestimmt wird.

Im April 1907 entwirft Ertl eine dreiklassige

Schule nebst Wohnungfür die Lehrkräfte im ersten Stock. Im August werden in öffentlichen Ausschreibungen die Erdgeschoßarbei-

ten an „Reichsdeutsche“ angeboten®®. Nach

Beendigung dieses Bauabschnitts gerät der Bau

ins Stocken. Der Reichstag in Berlin hat die

zweite Rate nicht bewilligt. „Wie eine Ruine

aus alter Zeit starrt der halbfertige Schulneubau in Swakopmund gen Himmel“,

schreibt die DSWAZ vom 6. Mai 1908. Im Juni 1908 führt die Bürgerschaft zur Vollendung des halbfertigen Schulbaues eine Samm-

lung durch, die den Gesamtbetrag von 30 M

ergibt. „Es war bei der Stimmung im Ort und

der überaus flauen geschäftlichen Lage nicht anders zu erwarten“. Eine Ansichtskarte

Abb. 240 und 241: Detailzeichnungen des Gefängnisses. (SWA Dept. of Works)

des Baus mit Bilderrätsel kommt in Umlauf.

„Zum Regierungs-Schulneubau in Swakop-

mund. REBUS: Wo ist die II. Rate?“ Die

Karte auf den Kopf gestellt, ist am unteren

Ende zu lesen: „Auskunft erteilt kostenlos der hohe Reichstag in Berlin“ (Abb. 242). Während der Anwesenheit des Gouverneurs von Schuckmann im Juli 1908 wird die Schul-

baufrage besprochen. Seine Exzellenz ordnet

an, das Gebäude soll mit den Mitteln für

eine Richterwohnungfertiggestellt werden. In das untere Stockwerk wird das Bezirksgericht

gelegt, oben wird einer der Herren Richter

Wohnung nehmen! Das bisherige Bezirksgerichtsgebäude soll gänzlich den Zwecken des Bezirksamtes zur Verfügung stehen. Einen

Monatspäter schlägt der Gouverneur die Bitte

des Schulvorstandes ab, den Schulbau zu er-

werben. Die Kommune müsse selbst eine

Schule bauen®°. So passiert es, daß 1908/09

aus dem Schulbau das Bezirksgericht wird 84 DSWAZ, 20. Juni 1908. 85 DSWAZ, 9. September 1908.

201

Zum Regierungs-Schulbau in Swakopmund

Abb. 242: Schulneubau in Swakopmund im Bau, 1908. (GfWE)

Abb. 243: Bezirksgericht, Swakopmund, 1909. (GfWE)

202

REBUS Wo ist die Il. Rate?

gesetzt werden. Der Berliner Bildhauer A. M. Wolff hat die in der Reichshauptstadt gegossenen Statuen entworfen. Anders als den Obelisk, den man in Windhoek zum Andenken

an die im Witbooi-Krieg 1893—94 Gefallenen enthüllt hat, bevorzugt manhier einfigürliches Denkmal: Auf einem Felsblock werden ein gefallener und ein zum Feind blickender Soldat dargestellt. Am 16. August 1908 wird das

Denkmal eingeweiht®® (Abb. 244),

Neben den Regierungsbauten entwirft Ertl einen Plan für ein Krankenhaus der katholischen Mission, das

1907/08 errichtet ist,

undfertigt den Entwurf zu einer evangelischen Kirche, die 1910/11 erbaut wird. Das Krankenhaus wird in der Nähe des Postamtes, ebenfalls an einer Straßenecke, errichtet. Ertl lernt klugerweise aus der Kritik an Redeckers Postgebäude®. Besonders betont die DSWAZ denvortrefflichen Fernblick aus dem ersten Stock des Krankenhauses, „wo man

Abb. 244: Marine-Denkmal, (KuH)

Swakopmund,

1908.

(Abb. 243). Die Stadt erwirbt ein ehemaliges Truppengebäude aus Eisengerippefür die Realschule, das außen aus Wellblech besteht und innen mit Holz verschalt ist, und für die Regierungsschule die hölzerne Kaserne der DKGfSWA. Im Jahre 1913 wird das neue massive Haus bezogen, das sowohl für die Regierungs- als auch für die Realschule bestimmtist.

Das hier genannte ‚Bezirksgericht‘ ist heute bekannt als ‚Altes Amtsgericht‘. Es ist an der

Nordfassade durch den geschweiften Doppelgiebel und das Glockendach des zweigeschossigen Erkervorbaus gekennzeichnet. Die beachtliche Plastizität des Baukörpers und die geschwungenen Formen bezeichnen den vom Historismus angeregten Jugendstil, den Ertl nun stärker vertritt. Als zuständiger Regierungsbaumeister leitet Ertl die Aufstellung des Marine-Denkmals. Marine-Einheiten

sind die ersten, die beim

r Ausbruch des Herero-Aufstandes im Janua ein1904 in Swakopmund landen und sofort

weit übers Meer schauen und die Ankunft der Schiffe beobachten kann“®®. Außerdem

enthält der Bau einen Keller, eine Seltenheit

im feuchten Swakopmund®°. Im Erdgeschoß

befinden sich der Operationssaal, die Apotheke, drei Krankenzimmer, ein Badezimmer,

ein Abort mit Wasserspülung sowie eine Veranda für Rekonvaleszenten. Das obere Stock-

werk enthält acht Krankenzimmer, ein Badezimmer, Aborte und zwei Veranden, davon

eine verglast. An jedem der 25 Betten befindet sich als erstaunliche Neuerung ein Knopf, der ein elektrisches Läutewerk in Bewegung setzt, und zugleich erscheint auf einem Zeigewerk im Korridor die Nummer des betreffenden Zimmers”. Ein Jahr nach der Grundsteinlegung wird am 8. März 1908 das Krankenhaus als „Stätte der Barmherzigkeit“ mit dem Namen „Antonius-Hospital“ geweiht (Abb. 245). Die stark vertretenen historistischen Formen im Gefängnisbau werden hier nun vom Jugendstil übertrumpft. Als Grundform wählt Ertl 86 Kritik der DSWAZ vom 30. März 1907 und vom 6. April 1907. 87 Ebd. 88 DSWAZ, 9. November 1907. 89 Ebd. 90 DSWAZ, 14. März 1908.

203

Abb. 245: Antonius-Hospital, Swakopmund, 1907/08. (GIWE)

einen zweigeschossigen Bau mit Walmdach. Diesem Baukörper fügt er eine Vielzahl von Formen hinzu. Es entsteht ein reichhaltiger Bau. Besonders ist das Leitmotiv des ge-

schwungenen Jugendstils in dem Hauptgiebel deutlich, der von einer Zierlinie akzentuiert und mit Ohren abgeschlossen wird. Am Eingangsportal wird die Giebelbedachung mit der

Zierform nur angedeutet. Ein zweistöckiger

Erkervorbau im Hauptgiebelbereich wird ähnlich dem Bezirksgericht mit einem Glockendach bedeckt. An der Ecke des zweiten Geschosses ist, wie schon erwähnt, die verglaste Veranda angebracht. Sie wird von einem leichten Holzbau getragen, dessen Spandrillen

als Dreiecke ausgeführt sind, so wie sie in die-

ser Zeit in Deutschland an verglasten Veranden häufig gestaltet werden. Daß der Bau allgemein erfreut, bestätigt die DSWAZ, die besonders die „harmonische Gliederung seiner Architektur“ in ihrem Bericht hervorhebt’". Ertls Meisterwerk ist die Ev. Kirche mit Pfarrhaus, dessen Bau lange nach seiner Heimreise

204

begonnen wird. Zwei Monate nach der Kirchweihe in Windhoek wird am 18. Dezember

1910 in Swakopmund der Grundstein für eine deutsche evangelische Kirche gelegt. Das ist der Kulminationspunkt eines langen Vorgangs: Der Missionar der RMG, Heinrich Vedder (1876—1972), kündigt 1905 an allen sechs Litfaßsäulen der Stadt seinen ersten Gottes-

dienst an. Doch kein Besucher erscheint”.

Bräute, die von Bord der aus Deutschland kommenden Dampfer Swakopmund betreten, verwechseln häufig vom Schiff aus den Turm des Damara-Hauses oder den Leuchtturm mit einem Kirchturm. Wenn sie nach der Landung

immer noch keine evangelische Kirche vorfinden, in der nach der langen Seefahrt ihr Wunschziel Erfüllung finden und ihre Trauung gefeiert werden kann, obwohl sie das stattliche Krankenhaus, das Pfarrhaus und die Kapelle

91 DSWAZ, 14, März 1908. 92 H, Rautenberg, Das alte Swakopmund, S. 228.

der katholischen Mission erblicken, wird die

spöttisch-neckende Antwort, die man ihnen an

Bord zugeworfen hat, peinlich wahr: „Die Bropmunder werden auch ohne Kirche ferN

Schon

1898 fertigt der Bautechniker der

DKGfSWA einen Kirchenentwurf an. „Das Reich aber hat für eine Kirche kein Geld,

und die Gemeinde scheut die Höhe der Bausumme“, heißt es’. Konstituiert wird die Kirchengemeinde erst 1906, nachdem der Ort durch den Krieg auseiner kleinen Ansiedlung zur verkehrsreichen Stadt erblüht ist. Für diese neue Gemeinde wird Vedder neben seinem Hauptamt als Missionar der RMG zum Pfarrer ernannt. In seinem Eifer wendet sich Vedder in einem Schreiben vom 28. Dezember 1906 an den Swakopmunder Bauunternehmer Heinrich Bause und informiert ihn über die am 9. Januar 1907 stattfindende Kirchengemeindeversammlung, in der über den Bau einer deutschen evangelischen Kirche in Swakopmund gesprochen werdensoll. „Als Unterlage müßten wir nun einen Bauplan und Kostenanschlag vorlegen. Würden Sie nun wol (sic) die Liebenswürdigkeit haben, und

uns beides anfertigen.“ Als Vorlage soll ein

Entwurf vom Architekten Höft dienen, der

zum Bau der nichtausgeführten Missionskirche in Swakopmund angefertigt wurde. Die Apsis soll um zwei oder drei Stufen erhöht werden, was „praktisch“ und „das Innere der Kirche bedeutend“ heben solle. Schließlich fordert Vedder die Entfernung der Glocke am Eingang, die beim Läuten störe”‘. Für diese reichliche Arbeit stehen Bause also nur 12 Tage, in die auch noch die Neujahrsfeiertage fallen, zur Verfügung — eine starke Zumutung! Über die Reaktion Bauses auf diesen Brief und den Versammlungsbeschluß ließ sich nichts auffinden. Endlich, nach zehn langen Jahren, wird Ende 1908 der katholische Ertl als „unparteiischer“

Regierungsbaumeister nach

Genehmigung des Gouvernements mit dem

Entwurf für die evangelische Kirche und das

Pfarrhaus betraut”. Die Bauplatzfrage ist aber noch nicht gelöst. 1907 muß ein Grundstück gekauft werden, da

die Regierung nichts mehr zu verschenken

hat’. Die Gemeindeversammlung vom 5. August 1907 vertritt demgegenüber einen anderen Standpunkt. Der Kauf eines Grundstücks erscheint nicht angebracht. Die Regierung habe seinerzeit eine Reihe Plätze von der DKGfSWA zugewiesen bekommen, mit

der ausdrücklichen „Verabredung“, die Plätze für Öffentliche Gebäude, wie Kirchen, Schulen

usw., zu benutzen. Außerdem habe die Regierung bereits der katholischen Gemeinde „solchen sehr günstig gelegenen Platz“ zum Bau einer Kirche und eines Krankenhauses abgetreten. Es wird beschlossen, den Kaufvertrag rückgängig zu machen®. Dieser Entschluß wird durchgeführt.

Am 25. November 1908 soll endlich eine Entscheidung über den Entwurf fallen. Man glaubt, der Kirchenbau werde das Stadtbild günstig beeinflussen, und drängt daher auf zahlreiche Beteiligung an der beschlußfassen-

den Versammlung?°. Um den Passagieren der

einlaufenden Dampfer das Blickfeld auf die künftige Kirche freizugeben,bittet der Gemeindekirchenrat, die Straße teilweise zu verlegen. Darauf antwortet die DKGfSWA,daß wegen vieler Katasterschwierigkeiten der Antrag abgelehnt werden müsse!. Doch scheint man dem Wunsch der Gemeinde entgegengekommen zu sein. Das gegenüberliegende Grundstück wird aufgeteilt und ein zum Bauen nicht mehr geeignetes dreieckiges Reststück bleibt übrig. Um die Kircheallseitig sichtbar zu machen, rückt man sie soweit wie möglich in die Poststraße vor. Sie wird zum Osten orientiert und dem Beschauer vom Meer die Westfront geboten. Der Turm wird seitlich angeordnet,ein Entschluß, der zur Kontroverse

führt. Doch rechtfertigt Ertl seine Ansicht mit Erfolg; die Westfront wird durch die seit-

93 Mitteilungen des Vereins zur Pflege des deutschen ev. Lebens im Auslande. Juli 1910, S. 43. 94 DKZ, 29. Dezember 1898, S. 473. 95 Akten der Ev. luth. Kirche Swakopmund. Sache: Kirchbau 7. September 1906 — März 1911. Vedder an Bause, 28.12.1906. 96 DSWAZ, 28. November 1908. 97 Mitteilungen, Juli 1910, S. 45. 98 DSWAZ, 7. August 1907. 99 DSWAZ, 25. November 1908. 100 Akten der Ev. Gemeinde Swakopmund. Sache: Kirchbau I, Sept.

1906 — März 1911. DKG an Gemeinderat. 30. Dezember 1908.

205

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Nu: : cı

T

z

Abb. 246: Ev. Kirche, Swakopmund, Entwurf der Nord-Ansicht. (GfWE)

liche Anbringung des Turmes verbreitert und

die Wirkung gesteigert!"!. So schreibt der Pastor nach der Kirchweihe:

„Wenn ich direkt vor den Längsseiten der

Kirche stehe, dann will’s mich dünken, daß

der Turm nicht recht organisch aus dem Bau hervorwachse, sondern nur wie ein Glied, das auch fehlen könnte, an ihn angeheftet sei.

Wenn ich aber von Westen her, etwa von der

Post aus, den Bau betrachte, dann macht die Kirche einen so prachtvollen Eindruck, dann

reden Turm und Giebel in der edlen Sprache ihrer Formen und Farben so überzeugend zu meinem Herzen, daß ich bekennen muß: Der Baumeister hat doch recht gehabt.“102 (Abb. 246 und 247)

Ertl richtet sich in seinem Kirchenent wurf

nach den Satzungen des Wiesbadener Programms!® von 1891. Die Kirche mit 300 206

Sitzplätzen wird als Predigtkirche und Ver sammlungshaus der feiernden Gemeinde gestaltet. Chor und Schiff bilden einen einheitlichen Raum. Für Orgel und Sängerchor wird am

Westende

eine

Empore

angebracht.

Schließlich wird durch einen Kanzelaltar, eine protestantische Sonderform des 18. Jahrhunderts, die Kanzel dem Altar gleichgestellt (Abb. 248). Der Kanzelaltar steht auf der

Mittelachse, deshalb ist eine geschlossene Anordnung des Gestühls erforderlich, und da;

durch entsteht ein schmaler Mittelgang. Einige

Gemeindeglieder, die den Prozessionsgang aus

der Heimat gewohnt sind, klagen zunächst,

geben sich aber bald zufrieden!®, Die Haupt101 Evangelisches Gemeindeblatt für DSWA, Januar 1912, $. 6.

102 Ebenda.

103 Wasmuths Lexikon der Baukunst. Berlin: Wasmuth, 1937,

104 Evangelisches Gemeindeblatt für DSWA, Januar 1912, S. 6.

eingangstür und zwei Seitentüren ermöglichen den Kirchenbesuchern, das Gotteshaus ohne

Gedränge verlassen zu können.

Von großer Bedeutung ist im Wiesbadener Programm der Versuch einer architektoni-

schen Neuordnung „aus dem Zeitbedürfnis

heraus“. Ertl wählt für diesen Bau „freie Barockformen“!®, einen neubarocken Histo-

rismus. Möglicherweise ist er inspiriert durch den vielverbreiteten Barock in seiner Heimat-

stadt Ingolstadt in Bayern!, mit Sicherheit

aber hat ihn der wiederauflebende Barock im wilhelminischen Zeitalter, wie von Wallot beim Berliner Reichstagsbau begonnen, beeinflußt. Auf jeden Fall schafft Ertl damit ein Wahrzeichen für die Verbundenheit mit der Heimat. Es fällt die Vereinfachung der Barockformen im Grund- und im Aufriß auf, und besonders

im Pfarrhaus ist dies Bestreben zu spüren (Abb. 249). Das Hausist als einfacher Kubus

mit einem Mansardwalmdach gestaltet. Die Mauerfläche ist in rechteckig-lineare Dekora105 Mitteilungen, Februar 1912, S. 130.

Abb. 247: Ev.

Kirche,

Swakopmund,

Entwurf

106 SAW ZBU 207 B. 1. a. 2. Allgemeine Beamtenangelegenheiten, specialia. 1894— 1914.

West-Ansicht. (Mitteilungen) Abb. 248: Innenaufnahme der Ev. Kirche, Swakopmund, 1911. (GfWE)

207

Abb. 249: Ansicht des Ev. Pfarrhauses, Swakopmund.(e.A.) Abb. 250: Ev. Kirche und Pfarrhaus in Swakopmund, 1911. (GfWE)

208

tionsfelder aufgeteilt; in die alternierenden Felder sind oben jeweils zwei kleine Quadrate eingefügt. Diese Einteilung ist dem späten geometrischen Jugendstil zuzuschreiben. In der einfachen Ausbildung wendet sich Ertl in leichten Ansätzen gegen den Historismus, der

im Sinne des Wiesbadener Programms nicht gefördert werden soll. In der klaren Gliederung der Bauteile und in ihren einfachen For-

men hat Ertl Wesentliches durchgeführt (Abb. 250).

In diesem Zusammenhang

paßt

der

Kommentar der Kolonialen Zeitschrift vom 15. Dezember 1911!°, Swakopmund habe

„ein schlichtes aber würdiges evangelisches Kirchlein sich erbaut“.

Etwas seltsam für den Barockstil ist die Farbenwahl. Grün sind die großen Mauerflächen, wahrscheinlich dem Jugendstil entsprechend. Alle anderen Mauergliederungen sind weiß gestrichen. Das Dach ist mit schwarzem

Asbestschiefer

gedeckt!®.

Innen ist man

konservativer und achtet sehr aufs Detail. Das Schiff ist „in weiß und mattgelben Far-

ben mit diskreter Vergoldung gehalten“!®. Unter der Gadenzone zieht sich ringsherum eine Wandverkleidung aus weiß lackiertem, ‚goldgerändertem Holz. Sie umsäumt in geschwungenen Linien eine Reihe von kleinen Fenstern, die in Brüstungshöhe die Mauer durchbrechen. Diese Fenster dienen der Belüftung; die großen Rundbogenfenster in der Gadenzone aus schlichtem Kathedralglas her-

Kirche findet anderthalb Jahre später, am 18. Dezember 1910 statt. Die Bauaufsicht übernimmt das kaiserliche Hafenamt, das Herrn

Techniker

Helling

damit

betraut!!!.

Mit

großer Umsicht hat Ertl seinen Kostenanschlag aufgestellt. Wirkliche Kosten von 90 000 M decken den Kirchbau (ohne Einrichtung) vollkommen!!?. Das Ergebnis der Ausschreibung der Kirche fällt der Baufirma F. H. Schmidt, Hamburg-Altona, zu. Diese Firma,

mit Niederlassungen in der deutschen Kolonie Kamerun!!® und im deutschen Pachtgebiet Kiautschou, unterhält seit 1908 ein Zweiggeschäft in Swakopmund, „weil die Reichsregierung ihr wahrscheinlich den Bau der großen eisernen Landungsbrücke übertragen wird!! Der Gemeindekirchenrat empfiehlt, den Auftrag der Firma zu erteilen. Ingenieur Friedrich Kramer, Leiter des Zweiggeschäfts und Swakopmunder Stadtratsmitglied, habe die Bauten seiner Firma „in beiden Küstenstädten so ausgezeichnet geliefert, wie bislang noch keine Firma“'!5. Andere Angebote werden von Heinrich Bause, Karl Adler, Wil-

ly Blödorn und Hermann Wille gemacht, letzterem wird der Bau des Pfarrhauses übertragen.

Beide Unternehmer beginnen im November 1910 ihre Arbeit. Die Mauern werden mit Zementsandsteinen ausgeführt. Am 10. Juni 1911 grüßt vom First des eisernen Kirchenschiffdachstuhles eine stolze, buntbebänderte

Windhoeker Christuskirche wird auch hier zwischen den Fensterfunktionen unterschieden. Die Kirche wird von der Symmetrie

Handwerkskrone, und vom Dachgerüst des schlanken Turmes wehen stolz über Stadt und Namib die deutsche und dazu die Hamburger Flagge, die Farben der Baufirmen aus der hanseatischen Heimatstadt!!‘. Ende Juli wird

und belüftet.

das

gestellt, dienen der Beleuchtung. Ähnlich der

des Grundrisses her gleichmäßig beleuchtet Die Ostfenster zeigen reichen Bilderschmuck. Das linke Fenster reicht in den Dachraum über der Sakristei. Merkwürdigerweise dient die Sakristei auch als Konfirmandensaal und ist daher unverhältnismäßig geräumig. Trotz

zwei Lichtöffnungen im Dach dieses Anbaus ist das linke Fenster immer etwas dunkler.

Am 9. April 1909 hat Ertl die Kolonie nach Ablauf seiner dreijährigen Verpflichtungszeit

verlassen!!'.

Die

Grundsteinlegung

der

Pfarrhaus

fertig,

Ende

Dezember die

107 Koloniale Zeitschrift, 15. Dezember 1911, S. 833. 108 Südwest, 1. August 1911. 109 Mitteilungen, Februar 1912, S. 132. 110 DSWAZ, 14. April 1909. 111 Evangelisches Gemeindeblatt für DSWA, Januar 1912, S. 5. 112 Ebd. 113 DKB, 1892. 114 Akten der Ev. Gemeinde Swakopmund. Sache: Kirchbau I, Sept. 1906 — März 1911. Ev. Gemeinde Swakopmund an Deutschen Ev. Kirchen-Ausschuß, Berlin, 18. August 1910.

115 Ebd. 116 DSWAZ, 13. Juni 1911.

209

Abb. 251: Hotel „Zum Fürsten Bismarck“, Saal und Cafe, 1925, Logierhaus von I

Kirche, doch erst am 7. Januar 1912 kann die Kirche eingeweiht werden. Die Geldsamm-

lung in Deutschland wird nicht nur begründet

mit dem Kirchenbau und damit zur Erhaltung

des Glaubens, sondern auch, daß „unsere Brüder draußen“ die „deutsche Art und Sitte“ erhalten‘! Die Gesamtkosten der Baugruppe betragen 170000 M, die Hälfte der Kosten für die Windhoeker Christuskirche!

Unter den Swakopmunder Bauunternehmern tritt ab 1910 Hermann Wille (1881—1915) mit seinen Arbeiten besonders hervor. Im April 1910 stellt er das neue „Logierhaus“ des Hotels „Zum Fürsten Bismarck“ fertig''°, einen Bau im Neurenaissancestil, mit Sockel-, Haupt- und Attikageschoß undleicht vorgezogenem Mittelrisalit mit geschweiftem Giebel und Obelisken. Seine Geschosse werden durch gekröpfte Gesimse unterteilt und durch ein Kranzgesims abgeschlossen. Die Fassade wird von nur wenig aus der Wand hervortretenden Pilastern senkrecht gegliedert. Umrahmte Fenster liegen in den von Gesimsen

210

und Pilastern gebildeten Rasterfeldern. Die Fenster des Sockel- und des Hauptgeschosses sind mit eingeblendeten Balustraden versehen, zusätzlich sind die Fenster des Sockelgeschosses mit Dreiecksgiebeln verdacht. Ein Rundbogenfenster mit eingeblendeter Balustrade bildet den Schwerpunkt des Giebels im Mittelrisalit, darüber das Baujahr 1910. Dieser Bau dürfte als das beste Beispiel für den Neurenaissancestil in Südwestafrika gelten (Abb. 251). Im Jahre 1911 baut Wille für sich selbst ein Wohnhaus in der Nähe der Ev. Kirche (Abb.

252). Das Haus ist in seinem zweigeschossigen Maßstab und in seiner Gliederung dem Kirchbau angemessen. Ein Turm mit Attikaseschoß betont die Straßenecke, die deckende Welsche Haube trägt auf ihrer Zierspitze ein „W“, ein stolzes Kennzeichen für die Initiale

der Familie Wille. Alle Fenster werden umrahmt und mit einem Putzband umschlossen. 117 Koloniale Zeitschnft, 118 DSWAZ, 13.

2

Abb. 252: Wohnhaus Hermann Wille, 1911. (GfWE)

Im Erdgeschoß sind die Fenster geohrt und im Jugendstil dekoriert. Der Eingang des Hauses ist unter dem Altanvorbau. Seine Stützen sind mit Festons verziert. Der Giebel über dem Altan ist geschweift. Wille setzt das Grundstück deutlich von der umgebenden Wüste durch eine Mauer mit Pfeilern und dekorativen Holzgittern ab. Weniger erfolgreich ist er in seiner Darstellung

als Architekt und Baumeister bei dem Bau für die weltweit bekannte Hamburger Schuh- und Lederwarenfirma J. Kronheimer & Co. Für diese baut Wille 1912/13 ein Wohn- und Geschäftshaus, das im Erdgeschoß Verkaufsräume hat, die mit großen korbbogigen Schaufenstern versehen sind. Im Obergeschoß werden Wohnungen untergebracht, daher die Haushaltsfenster. In diesem Geschoßist asym-

metrisch ein Giebel mit Balkonen zu beiden Seiten vorgezogen. Zur Dekoration teilt Wille die Mauerflächen in Lisenen und Gesimseein. Die Fenster im Obergeschoß werden portalähn-

lich umrahmt. Im Giebelfeld werden zur Ver-

zierung Festons angebracht, eine Ornamentik,

die den schon von der kleinmütigen Asym-

Metrie des Hauses unerfreuten Beschauer verhöhnt (Abb. 253):

Hiernach führt er den Schulneubau und das Gebäude

der

Bodenkredit-Gesellschaft

aus,

bevor er im Mai 1914 das alte Holzhaus des Hotels „Zum Fürsten Bismarck“ entfernt und mit einem neuen Eckbau beginnt!!®. Ein großer Saal und ein Cafe im ersten Stock mit Blick zum Meer sind geplant. Doch das Gebäude wird vor Kriegsausbruch nicht mehr fertig. Das Richtfest erfolgt daher ein Jahrzehnt später, im Januar 1925. Aus dem Plan entsteht endgültig ein monumentaler Bau mit kräftigem Eckturm.

1910 wird Ing. Kramer, Leiter der Firma F. H. Schmidt, mit dem Bau der Swakopmunder Niederlassung der Deutschen-AfrikaBank beauftragt. Höchstwahrscheinlich ist das Haus in Deutschland entworfen worden.

Es ist ein zweistöckiges Haus mit Mansarddach und einem vorspringenden asymmetri-

schen Mitteltrakt mit Dachgauben (Abb. 254). Auffällig ist der leichte Klassizismus mit der

Kolossalordnung und den stilisierten ionischen

Kapitellen. Die starren Fensteröffnungen und die rechteckige Portallaibung prägen die Fassade. Solche neoklassizistischen Tendenzen er119 H. Rautenberg, Das alte Swakop mund, S. 258.

211

Abb. 253: Wohn- und Geschäftshaus J. Kronheimer & Co., 1912/13. (GfWE) Abb. 254: Deutsche-Afrika-Bank, Swakopmund, 1909. (KuH)

212

scheinen mit diesem Bau zum ersten Male in

SWA. Sie können eine Rezeption des von Peter Behrens in dieser Zeit für repräsentative Bauten entwickelten Klassizismus bedeu-

ten. Auf die Decke des Erdgeschosses muß

hingewiesen werden. Es ist eine Variante der

preußischen Kappendecken mit Eisenträgern und flachen Gewölben aus Stampfbeton, die in SWA nicht oft angewandt wird. Die DSWAZ schreibt lobend über diesen Bau: „ein Meisterwerk bester, gefälliger und, wenn der Schein nicht trügt, auch dauerhaftester

Arbeit“. Hervorgehoben wird als erstmalig in Swakopmund ein weißer Kachelofen. Man wolle sich die kalten Winterabende wohl etwas behaglicher machen!?".

Nachdem Ing. Kramer die Funkturmanlage in Swakopmund errichtet und die Kolonie in direkter Funkverbindung mit dem Mutterland steht. tritt Kramer aus dem Dienst von F. H. Schmidt aus und wird 1912 Leiter der Technischen Abteilung der Firma Woermann Brock & Co. Außerhalb der Stadt richtet Kramer Tischlerei. Schmiede, Schlosserei und Maschi-

nenwerkstätten ein. Die Anlage erhält einen eigenen Gleisanschluß, wodurch sie sowohl mit dem Hafen als auch mit der Bahn direkt verbunden wird!?!, In unmittelbarer Nähe baut er sich 1912 ein großes Haus. Nach ihm heißt bald dieser Teil der Stadt „Kramersdorf“.

das Nachdem aus dem geplanten Schulhaus sich neue Bezirksamt gewordenist, entschließt im November

Schulgebäude

1911

zu

der

Gemeinderat, ein

errichten!?.

Im

Januar

1912 hat Ing. Kramer Skizzen bereit!??,

rfe als doch werden diese und andere Entwü der sich t zu teuer verworfen!?*. So entschließ eWettb einem Gemeinderat im Juni 1912 zu

den werb!25, Insgesamt stehen 120 000 M für soll ude Gebä Das Neubau zur Verfügung.

nnte Schulen zwei voneinander völlig getre - und die aufnehmen, nämlich die Regierungs e sollen Schul jede städtische Realschule. Für n, die werde ichtet einger drei Klassenzimmer

soll dadurch Trennung der beiden Schulen

zu den Klassenzum Ausdruck kommen, daß jeden Schule einer zimmern und Nebenräumen LehrerAuf n. führe gesonderte Eingänge

zimmer, Bibliothek, Gerätezimmer und Aula soll sich die Trennung nicht erstrecken. Lehrerwohnungensollen auch eingeschlossen werden. Dem Baustil wird freier Spielraum gelassen. „Nur muß Rücksicht auf den Charakter einer Schule genommen werden und aufdie Nähe der im Barockstil ausgeführten evangelischen Kirche und Pfarrhaus.“ Der Baukostennachweis ist nach dem Satze 24 M per cbm für das Hauptgebäude zuzufügen. Sollte der Gesamtbetrag nicht ausreichen, können in der Reihenfolge: Aula, Gerätezimmer und Lehrerwohnungen wegfallen. Am 24. September 1912 fällt das Preisgericht sein Urteil. Den ersten Preis bekommt die Lüderitzbuchter Firma Metje und Ziegler'”°. Ein Angestellter dieser Firma, Emil Krause, hat den Plan entworfen!?’. Ausführungspläne werden vom Techniker des Hafenamts,

W. Meyer, angefertigt (der den zweiten Preis

bekommen hat), der auch die Bauaufsicht

führt. Erd- und Maurerarbeiten fallen Her-

mann Wille zu, andere Arbeiten der Firma

des Ing. Kramer!?®. Nach neun Monaten ist der Bau im Oktober 1913 vollendet (Abb.

239).

In Anlehnung an die Kirchenbaugruppe hat Krause ein zweistöckiges Haus mit Mansarddach entworfen. Vom Mittelrisalit aus sind beide Schulen durch getrennte Eingangshallen zugänglich. Alle Klassenzimmer sind im Erdgeschoß untergebracht. Das Obergeschoß enthält Lehrerzimmer und -wohnungen sowie die Bibliothek. Von einer Aula muß aus Kosten-

gründen abgesehen werden. Wie die Kirche, so ist auch die Schule von der Straßenecke zurückgesetzt — eine Stärke des Entwurfs. Bloß hat die Schule, der Nord-

fassade der Kirche gegenüber, den großen —— S. 209. 120 H. Rautenberg, Das alte Swakopmund, 121 DSWAZ, 2. Mai 1913. 122 Südwest, 14. November 1911. 123 Swakopmunder Zeitung, 24. Januar 1912. 124 SZ, 20. Juni 1912.

(Bd. 2) 125 Siehe Wettbewerbsbedingungen, SAW BAU 11. A. 16. e. Schulneubau in Swakopmund. 126 SZ, 26. September 1912. 127 Lüderitzbuchter Zeitung, 20. September 1912. 128 H. Rautenberg, Das alte Swakopmund, S. 243.

213

een i

Abb. 255: Schulgebäude, Swakopmund, 1913. (GfWE) Abb. 256: Schule und Ev. Kirche, Swakopmund, 1913. (SAW)

Swakopmund) ubau, Swakopmund, 1912. (Stadtverwaltung Abb. 257: Wettbewerbseingang zum Schulne

Nachteil, daß die Klassenzimmer zum Süden ß orientiert und daher dem wärmenden Einflu e der Sonne ausgesetzt sind. Jedoch hat Kraus in den Baukörper im Verhältnis zur Kirche Vielder n ersi besond der Fassadenlösung und anfalt des Maßstabes und der Dekoration 256). erkennenswert verträglich gelöst (Abb. ist aufzuNur ein anderer Wettbewerbsentwurf

Vollendung finden (Abb. 257). Da jedoch zur

tt benödieser Fassade ein zweiter Bauabschni verständlich. tigt wird, ist seine Ausscheidung Bau eines 1913 wird ein Wettbewerb zum diesen Für en. rieb esch ausg Schulpensionats ügung. Zehn Verf zur M 00 1000 n stehe Bau t als beim Entwürfe gehen ein. Umgekehr r Meyer den nike Tech der t erhäl lbau Schu be, den zweiten ersten (und dritten) Preis

Ausbruch des kommt Krause!?. Doch der

Die Schul- und Krieges verhindert den Bau. lich eine teilräum uppe bleiben

Kirchenbaugr

weise geschlossene Gruppe.

Bayerische LandesIm Jahre 1910 schenkt der s vom Deutschen ein ver uen Fra des verband en Betrag zur Erßer grö Roten Kreuz einen ms. Aus klimatihei ngs olu Erh s eine richtung Swakopmund tadt Sees die schen Gründen ist Heim soll Das ”®. in Aussicht genommen' Inneren des dem aus igen ürft sbed Erholung

Aufenthalt nach Landes, die zu längerem

Swakopmund kommen, um in dem frischen Seeklima ihre Kräfte zu stärken, Unterkunfts-

räume anbieten. Nach längeren Verhandlungen werden im August 1913 der Technischen Co. Abteilung der Firma Woermann, Brock &

die Umbauarbeiten vom Vorstandin München übertragen!’!. Das alte Staatslazarett, das

1901 vom Architekten der Swakopmunder entworfen Handelsgesellschaft, Carl Schmidt, neues mit ist, wird umgebaut und soll ein erhalten. Asbestschiefer gedecktes Satteldach geschweifte Kramer gibt dem Bau durch Kreuz, an Giebel mit eingetragenem roten

henjedem der beiden Seitenrisalite, ein ansprec

dienen zur des Ansehen. Fledermausgauben

Diese besseren Ventilation des Dachraumes.

zur Gestaltung Änderungen tragen unermeßlich Januar 1914 Im 258). (Abb. bei des Heims ung bei. wohnt Gouverneur Seitz der Einweih benannt, eim recht-H sin-Rup Prinzes Es wird RuPrinzen chen bayeris nach der Gattin des Maße um die gigem großzü in sich die precht,

Errichtung bemüht hatız BodenkreditEndlich wird 1912 in Berlin eine

t. Gegenstand des Anstalt für SWA gegründe 1913. 129 DSWAZ, 6. Dezember 130 DSWAZ, 2. April 1910. g, 4. Dezember 1913. 131 Keetmanshooper Zeitun von SWA, S. 208. 132 H. Lenssen, Chronik

Abb. 258: Prinzessin-Ruprecht-Heim, Swakopmund, 1913/14. (GfWE)

Abb. 259: Südwestafrikanische Bodenkredit-Gesellschaft, Swakopmund, 1913/14. (GfWE)

216

Abschnitt kommt es nicht, der Bau bleibt asymmetrisch (Abb. 259). Es ist im deutschen

Swakopmund

das

sachlichste Haus. Das

Walmdach mit Fledermausgauben ist von den Mauern durch ein Dachgesims sauber getrennt, auf der glattverputzten Mauer sind nur die

Fensterumrahmungen betont, Mittelrisalit und

Ecken sind mit geputztem Bossenwerk versehen. Der Gesamtcharakter des Hauses wirkt zurückhaltend, wobei das Sohlband in Höhe der oberen Fensterbänke einen leicht erhabenen Eindruck macht. Im Inneren des Baues

ist das eichene Rollstabgeländer der Haupt-

treppe mit eingefügten Ellipsenrahmen beach-

tenswert (Abb. 260). Dieses Haus ist der

letzte vollendete Bau in Swakopmund vor Kriegsausbruch; architektonisch ein gemäßigtes Ende, gegenüber manchem Reichtum anderer Bauten.

4.5 „Bauliches und Unerbauliches“ in Lüderitzbucht

Abb. 260: Treppendetail (e.A.)

Unternehmens ist die Gewährung von Boden-

und Kommunalkredit in den Gemeinden von DSWA. Zunächst mieten die Vertreter des Geldinstituts in Swakopmund ein Haus. lü Berlin wird 1913 die Firma Breslauer und Salinger mit dem Entwurf eines neuen Ge-

bäudes beauftragt. Alfred Breslauer (geb.

1866) arbeitet ab 1897 im Büro des neoklassizistischen Architekten Alfred Messels. Dort nimmt Breslauer an den großen Arbeiten

Messels, dem Kaufhaus Wertheim und dem Landesmuseum in

Darmstadt teil, bevor er

sich 1901 mit dem Baumeister Salinger asso-

ziiert!?®, In einem einfachen Neoklassizismus plant die Firma das neue zweigeschossige Ge-

bäude der Bodenkredit-Gesellschaft in zwei

Bauabschnitten. Hermann Wille führt 1913/ 14 den ersten Bauabschnitt aus. Zum zweiten

Die beiden Hafenorte der südwestafrikanischen Kolonie sind grundverschieden. Gemeinsam haben beide Plätze nur das Fehlen von Vegetation. Swakopmund dehnt sich an einer langgestreckten, flachen, gelben, sandigen Küste aus, wo häufig Nebel auftritt. Lüderitzbuchtliegt an einer Felsenbai in einer abgeschlossenen Lage, stürmischen Winden ausgesetzt. Anfang 1907 wird der Ort noch als „einem ausgedehnten Müllhaufen ähnlich“

beschrieben!?*.

Bedingt ist diese Aussage

durch die vielen Wellblech- und Holzhäuser, die durch den militärisch-ökonomischen Aufschwung während des Hottentotten-Aufstandes entstanden sind. Verstärkt wird dieser „Müllhaufen“-Eindruck durch die Pontoks!”® und Baracken für die schwarzen Kriegsgefangenen auf der Haifischinsel. Umherliegender Schutt und widerwärtiger Schmutz erhöhen die unhygienischen Verhältnisse und bringen 133 Thieme, U. & Becker, F. Allgemeines Lexikon der Bildenden

Künstler. Leipzig: Wilhelm Engelmann, 1910,

134 DSWAZ, 1. Mai 1907.

135 Hütte der Herero, Hottentotten und anderer Stämme. Der Pontokist ein halbkugeliges Gerüst aus in den Boden gesteckten Ästen, das

mit Matten oder Fellen und Gras bedeckt und mit Lehm und Kuhmist beschmiert wird. Brockhaus Enzyklopädie. Wiesbaden: Brockhaus, 1972.

217

Doch es Typhusgefahr für die Bevölkerung. ändert sich.

ein nachhaltiger Im Jahre 1908 ereignet sich cksal der KoloSchi ige künft das der Vorfall,

es werden nie bestimmt. Im April des Jahr

an der Eisen16 km östlich von Lüderitzbucht in Kolmanss, t—Au buch ritz Lüde cke bahnstre st Stauch kuppe, Diamanten gefunden. Augu end des währ , 1908 (1872-1947) gibt im Juni seinen , burg Dern etärs ssekr Besuches des Staat liche tmög größ us Fisk dem Um nnt. beka Fund

Vorteile zu verschaffen, gründet Dernburg die

anDiamanten-Regie-Gesellschaft. Alle Diam

ten sollen an diese Gesellschaft abgegeben und

amt durch sie verkauft werden. Das Kolonial enBreit 26. sperrt das Gebiet südlich des

grades bis zum Oranje-Fluß in einer Breite von 100 km landeinwärts für die freie Schürfder Tochtergesellschaft Eine tätigkeit. DKGfSWA, die Deutsche Diamanten Gesell-

schaft, wird gegründet, undihrallein ist dieses Gebiet vorbehalten. Diese willkürliche Verfügung ruft allgemeine Empörunghervor. Die Lüderitzbuchter beeinflussen einige Reichs-

tagsabgeordnete, die Zentrum-Partei tritt der

Weisung des Kolonialamtes scharf entgegen. Dernburg mißachtet alle Vorwürfe, so daß es am 25. Januar 1910 im Reichstag zu einem Sturm gegen das Kolonialamt kommt. Durch diese Entwicklung macht sich Dernburg nicht nur Bevölkerung und Beamte in SWA zum Gegner, sondern auch den Deutschen Reichstag. Im Juni 1910 legt er sein Amt nieder. Von Lindequist, Unterstaatssekretäft im Reichskolonialamt und früherer Gouverneur von DSWA, wird zum Nachfolger ernannt. In Berlin sitzt nun an leitender Stelle ein Landeskundiger.

Die Fundanzeige gibt das Signal für einen allgemeinen Aufbruch der Bewohner Lüderitzbuchts und bald auch anderer Ortschaften nach den Diamantenfeldern.

Anfänglich hält man nur ein Gebiet um Lüderitzbucht für diamantenführend, bald zeigt sich

jedoch, daß an vielen Stellen der südlichen

Namib Diamanten vorhanden sind. Die Schürf- und Abbautätigkeit nimmt großen Umfang an. Geschlossene Siedlungen werden von

218

gegründet. Meist den einzelnen Gesellschaften

nde, vor den liegen diese auf höherem Gelä werden Holzst Zuer Wanderdünen geschützt.

doch schon ab und Wellblechhäuser errichtet,

in Kol1909 beginnt man den massiven Bau

agen, Schupmanskuppe. Nebst Maschinenanl

lt die pen und der nötigen Polizeistation erhä

Bäckerei, Kaufläden, Postamt, Siedlung Schule, , ahn elb Keg no, Kasi , Schlachterei ge und Ledi für gen nun Woh us, nha nke Kra b. 261). Verheiratete und Direktorenhäuser (Ab liche fhör unau , der Die unwirtliche Umwelt

Wind und die Unmenge Sand zwingen zum n Bau von Wellblech-Schutzwände um die Häuser und verglasten Veranden. Von der Bahnstation Kolmanskuppeführt eine Schmalspur-Bahn nach Pomona und zum Bogenfels. Dort hat die Deutsche Diamanten Gesellschaft Dampfkondensatoren zur Gewinnung von Trinkwasser aufgestellt. Die Siedlung in Elisabethbucht, an der Küste südlich von Lüde-

ritzbucht gelegen, wird noch größer als die in Kolmanskuppe.

Heute sind die Siedlungen verlassen. Die Einsamkeit und die andauernden klimatischen Einwirkungen auf das Material der Gebäude haben diese zu gespenstischen Wesen werden lassen. Skelette ihrer ursprünglichen Form, stehen die Gerippe dieser Gebäude in der Wüste. In Elisabethbucht überlebt der Mörtel

den Ziegelstein (Abb. 262), in Kolmanskuppe

hat der Sand manches Haus fast vergraben (Abb. 263). Für den Konservator ist die Erhaltung dieser geisterhaften Landschaftserscheinung eine besondere Aufgabe. In Lüderitzbucht setzt eine Zeit überhasteten Aufschwungs ein, wie sie der Ort in den Jah-

ren 1904 und 1905 durchgemacht hat. Menschen strömen in Erwartung müheloser Gewinne nach Lüderitzbucht. Der gewaltig anwachsende Verkehr führt zur Errichtung von weiteren provisorischen Unterkunftsräumen, Gebäuden primitiver Art aus Wellblech und

Holz, sowohl für Durchreisende, als auch für

neu sich niederlassende Händler, Handwerker und Unternehmer aller Art. Diese Zeit des Übergangs dauert aber nicht lange. Das Bezirksamt drängt unnachsichtig auf Errich-

Abb. 261: Siedlung Kolmanskuppe, 1914. (LBM) Abb. 262: Mauer eines Hauses in Elisabethbucht, heutiger Zustand. (e.A.)

tung standfester Gebäude mit vorschriftsmäßi-

gen, gesundheitlichen Einrichtungen"’®,

Eine Zusatzbestimmung zu der „Baupolizei-

ordnung für DSWA“ vom

12. September

1898 ist „sehr dringlich, soll nicht ein nicht

wieder gut zu machender Schaden entstehen.“ In eingehender Beratung mit dem Vorstand des Lüderitzbuchter Bürgervereins, dem Vertreter der DKGfSWA, der größten Grundstückseigentümerin und den dortigen Bauunternehmern entwirft der Bezirksamtmann im Januar 1909 eine Verordnung für das Bauwesen in seiner Ortschaft!?’”. Folglich wird am 3. Februar 1909 eine eigene Verordnung für die Ortschaft Lüderitzbucht erlassen!?#. 136 H. Rafalski, Vom Niemandsland, S. 361-362. 137 SAW BLU 2 B.

1.

a. Baupolizei 1898—1912. Kaiserlicher Bezirks

amtmann an Gouvernement, 21. Januar 1909

138 Die deutsche Kolonial-Gesetzgebung, 1909, Berlin: Mittler, 1910, S. 3940. x

219

Abb. 263: Haus in Kolmanskuppe, heutiger Zustand. (e.A.)

Die folgenden Paragraphen sind bezeichnend für die Entwicklung der Stadt: Bauten für

Wohnungen der Weißen haben in massiver

Bauweise zu erfolgen; zwei oder drei Geschosse werden je nach Straßenbreite zugelassen, ein beschränkter Dachausbau sei aus architektonischen Gründen sowie „im Interesse der auf einzelne Zimmer angewiesenen

zahlreichen Junggesellen wünschenswert“.

Dem kühleren Küstenklima angemessen, werden lichte Höhen auf 3,2 m und in Einfamilienhäusern auf 3 m herabgesetzt. Bauten auf

Grundstücken außerhalb des in den Bebauungs-

plan einbezogenen Gebiets werden nur erlaubt,

wenn sich der Bauherr „verpflichtet, das Ge-

bäude ohne Entschädigung wieder abzubrechen, wenn der Platz bei Ausdehnung des Bebauungsplanes als Straßen- oder Platzgelände oder für Herstellung öffentlicher Verkehrsanlagen gebraucht wird.“ Paragraph 2, der bei Herstellung von Bauten die massive Bauweise bestimmt, führt bei der

220

herrschenden Wohnungsnotzu scharfer Kritik. So schreibt die örtliche Zeitung im Juni 1909: „Man könnte der Not leicht abhelfen, wenn man die Errichtung einer Anzahl von Wellblechhäusern (hat nicht der Fiskus eins hinter der Post bauen dürfen?) zum Bewohnen und

Vermieten außerhalb der Stadt, etwa beim

Burenkamp, gestattete. Die rigorose Durchführung der Baubestimmungen für Lüderitzbucht, die den herrschenden Verhältnissen nicht gerecht werden, bedeuten augenblicklich geradezu eine Härte. In ganz Südafrika gestattet man die Errichtung von Wellblechhäusern, warum nicht hier? Man hofft, daß sich die künftige Gemeinde die Baubestimmun-

gen noch einmal näher ansehen wird.“!*

Doch der Bezirksamtmann hat seine überzeugenden Gründe dem Gouvernement vorgetragen: 139 SAW BLU 2, B. 1. a. Baupolizei 1898-1912, Bezirksamtmann an Kaiserliches Gouvernement. Entwurf der Verordnungen, 2], Januar 1909, S. 51. 140 LBZ, 12. Juni 1909.

„Die massive Bauweise erscheint für Lüderitzbucht vor allen Dingen aus gesundheitlichen Gründen notwendig. Die Wellblechhäuser

können weder den Sand noch den Wind genügend abhalten, sind im Sommer glühend heiß und nutzen sich rasch ab. Überdies

sind sie außerordentlich hellhörig und beliebte Schlupfwinkel für Ratten (Pest!).“!#

1912 noch überlegt man, ob die Verordnung

zur massiven Bauweise gerechtfertigt sei. Man schaut auf den benachbarten Hafenort Port Nolloth im Kap. Dort beherrschen geschmackvolle Einfamilienhäuser aus Wellblech und Holz das Stadtbild. In denen läßt es sich „sehr wohl wohnen“. Weit billiger sei diese Bauart und „eine sehr beträchtliche Summe“ für „andere wirtschaftliche und werbende

Zwecke freigewesen“!#2,

Den Bürger ärgert besonders die Bestimmung, massiv zu bauen, während die Regierungselbst Häuser baut, ohne diese Anordnungen zu berücksichtigen und „Unerbauliches“ erstellt. Der Gipfel der Unverfrorenheit ist ein Kontrollgang eines Polizeiwachtmeisters, der „in allen Höfen und allen Winkeln umherkroch und nachforschte, ob auch für jeden Hühnerund Taubenstall eine baupolizeiliche Genehmigung eingeholt worden sei“!#?, In einem Artikel wird schließlich gefragt: „Gibt es denn für die Regierung keine Bauvorschriften, keine

Polizeiverordnung ?“ 1

Der Bürgerverein spielt in der Entwicklung der Stadt eine besondere Rolle. Im Februar 1909 bittet er um einen erweiterten Bebauungsplan!®. Die DKGfSWA verkaufe Grundstücke in einer noch nicht vermessenen und im bestehenden Bebauungsplan nicht aufgenommenen Gegend. Durch die schon verkauften Baugrundstücke ist eine spätere ge

im Wege lägen“, gebaut werde. Da manches

Hindernis nur durch Wegsprengen beseitigt

werden kann, soll die Bauerlaubnis vom vorher ausgeführten Wegebau durch den Bauherrn entlang seiner Straßenfront, abhängig gemacht werden. Da diese Angelegenheit drängt, bittet der Bürgerverein das Gouvernement um

telegraphische

Anweisung!*.

Zwei

Tage

nach der Bittschrift tritt am 21. September 1909 die Verordnung in Kraft: „Die Bauerlaubnis kann davon abhängig ge-

macht werden, daß sich der Bauherr verpflichtet, die am Baugrundstücke vorbeiführende Straße innerhalb einer in der Bauerlaubnis

festzusetzenden Frist in der Länge des Baugrundstücks und bis zu einer Breite von 10 m fahrbar oder, falls es sich um einen Fußweg handelt, gangbar herzustellen.“!#7

Bei der Erteilung der Bauerlaubnis tritt in Lüderitzbucht eine zusätzliche Notwendigkeit auf. Da der felsige Boden keine Gruben zuläßt, muß der Bauherr neben Abort- und Müllbehälter auch für ein Spülwassergefäß sorgen. In der wasserarmen Lüderitzbucht spielt die Wasserversorgung eine besondere Rolle. Reichlich Wasser hat man mit der Wünschelrute während des Südbahnbaus in Garub,

104 km landeinwärts!* entdeckt. Aus die-

sem Bohrbrunnen erhält die Stadt einen Teil ihres Wasserbedarfs mittels Tank und großen Wassersäcken. 1912 kostet der Kubikmeter 16 M, vorher sogar 20 M. Dadurch hat sich im Laufe der Zeit große Sparsamkeit im Wasserverbrauch entfaltet. Bäder gehören zum größten Luxus!*’. Man bemüht sich um Wiederverwendungsmöglichkeiten des Wassers.

Ordnete Straßenführung unmöglich und führe

141 SAW BLU 2. 1. a. Baupolizei 1898-1912. Bezirksamtmann Lüderitzbucht an Gouvernement. Entwurf der Verordnung en, 21. Januar 1909, S. 48.

halb stellt der Bürgerverein den Antrag, die

142 LBZ, 31. August 1912.

Zu „krummen und winkligen“ Straßen. DesBaugenehmigung nicht zu erteilen.

auf diesen

Grundstücken

Im September des gleichen Jahres wendet der Verein sich wieder an das Bezirksamt, und

2war, die rasche Entwicklung habe zur Folge,

daß an Straßen, die weder befahrbar noch

Sangbar sind, weil „Klippen und Vertiefungen

143 LBZ, 25. April 1913. 144 LBZ, 27. Juli 1912.

145 SAW BLU B. 1. a. Baupolizei 1898-1912 . Bürger-Verein an Bezirksamt, 9. Februar 1909.

Lüderitzbuchter

146 SAW BLU B. 1. a. Baupolizei 1898-1912. Lüderitzb Bürger-Verein an Bezirksamt. Brief vom 19. August 1909. uchter

147 Die Deutsche Kolonial-Gesetzgebung. Bd. 13. Jg. 1909. Berlin: Mittler, 1910, S. 451. 148 DBZ, 13. März 1909. 149 LBZ, 14. Dezember 1912.

221

1908

gegründeten

Zweigniederlassung

der

Deutsch-Afrikanischen Sandsteinwerke gebraucht!5?, Die Steine werden mit Kalkmörtel verbaut; Kalkverputz bedeckt die Mauerflächen. Auf die Dächer kommen „Eternitschiefer“, Wellblech oder verzinkte Metalldachplatten. Letztere sind wegen ihrer geringen Ausmaße besonders günstig zu transportieren und im Baugewerbe deshalb bevorzugt.

Regierungsbauten sind in Lüderitzbucht dem

Eisenbahnkommissar

unterstellt,

bzw.

dem

Hafenbaubüro, einer Zweistelle des kaiserli‘chen Hafenamts in Swakopmund. Bautechniker Arthur Hintz fertigt die meisten Pläne an, bis er im November 1911 die Kolonie verläßt und von Voelkel abgelöst wird, der

seit 1909 in der Kolonie weilt!°?.

Abb. 264: Entwurf zur Abflußanlage im Wohn- und Geschäftshaus des Herrn P. Weiß, 1909. (SAW)

Hintz ist seit 1900 in SWA zunächst als Bautechniker der Windhoek-SwakopmundStaatsbahnverwaltungtätig. Als diese Verwaltung wegen Mangel an technischen Arbeiten keine Verwendung mehr für ihn hat, wird er im Oktober 1904 von der Bauverwaltung in Windhoek übernommen!°*. Hintz fährt Mitte 1905 in Urlaub, aber Redecker fordert ihn nach Ablauf der Urlaubszeit nicht wieder an, „da er sich hier nicht bewährt hat“'‘°,. Doch tritt Hintz schon einige Monate später mit dem Eisenbahnkommissar Schlüpmann der Südbahn Lüderitzbucht—Aus, die Ausreise

nach Lüderitzbucht an!‘®. Hier geht er in den

Der Architekt E. Seeliger hat 1909/10 in

einem Wohn- und Geschäftshausfür die Firma Paul Weiss & Co. eine Entwässerungsanlage geplant, wobei benutztes Badewasser in einem Sammelbassin gestaut und zur Spülung der Klosetts verwendet werden soll (Abb. 264). Ob diese Anlage ausgeführt wordenist, konnte nicht festgestellt werden. Auf die Seewasserleitung im Woermann-Haus, vom Architekten

Höft geplant, ist schon hingewiesen worden!°. Doch bezieht die Woermann-Linie weiterhin ihren Süßwasserbedarf aus Kapstadt!‘!, Als Baumaterial ist nur Granitstein örtlich zu finden, der in den Sockeln verwendet wird. Im Oberbau werden Zementsandsteine von der

222

Dienst des Hafenbauamts, wo er dem Eisenbahnkommissar unterstellt ist. Sein Dienst führt ihn nach Swakopmund, Seeheim und

Windhoek. Da Hintz zu Beginn des Südbahn-

baus in Lüderitzbucht ist, ist anzunehmen, daß die meisten Pläne der Bahnhöfe entlang

der Strecke von ihm angefertigt sind. Im November 1911 verläßt er die Kolonie und 150 Siehe 3. Kapitel, S. 148. 151 LBZ, 14. Dezember 1912. 152 DKP,Juli 1908, S. 4. 153 DKB, 15. März 1909, S. 260. 154 SAW ZBU 152 A. vi. a. 3, Bd. I1, JBdKBV 1904/05, S. 6. 155 SAW ZBU 212 B. i. b. 3, Gehaltsverhältnisse und Klassifizietung. Redecker an Gouvernement, 5.12.1905, S. 40. Als Ersatz für Hintz wird Adolf Matheis der Bauverwaltung zugeteilt. 156 DKB, 1. Oktober 1905, S. 575.

vergessen, dass Süc Linie ein d« Foy lun

Abb. 265: Regierungsschule in Lüderitzbucht. (KuH) Abb. 266: Bergamt und Post, Lüderitzbucht, 1912 und 1908 erbaut. (LBM)

Lüderitzbucht Bergamt und Post

glichenempfängt 1912 vom Kaiser den Köni Kronen-Orden 4. Klasse'””. hooper Nach Fertigstellung des Keetmans ischen echn baut die sich en wend Bahnhofsbaus Süden im uten gsba erun Regi ren ande Kräfte wird t hard Rein der Kolonie zu. Rbm Oswald

s Schlüpnach Rückkehr des Bauinspektor nkommismann in die Heimat, zum Eisenbah

sar der Südbahn bestellt'‘®. Von ihm dürfte

der Keetmanshooper Bahnhofsbau stammen.

Er entwirft auch den Lüderitzbuchter Regierungsschulbau, der 1908 bezogen wird (Abb. 265). Wie im Keetmanshooper Bau wählt Reinhardt einfache Formen; ein Krüppel157 DKB, 1.

Januar 1913, S. 4.

158 DKB, 15. Dezember 1906, S. 800,

223

|

Abb. 267: Wohnhaus des Bezirksamtmanns, Lüderitzbucht, 1908. (SAW)

walmdach mit hessischem Fachwerk betont die Stirnseite, vom Palladiomotiv abgeleitete drei-

teilige Fenster verzieren Giebel- und Seiten-

ansicht, der Eingang wird durch ein kleines Zeltdach hervorgehoben, mit Lamellen verse-

hene Schleppgaubenventilieren den Dachraum, eine holzumrandete Veranda (die bald verglast wird) bietet einen zusätzlichen Aufenthalts-

raum. Außerdem werden die Ecken mit Quaderung von Granitgestein versehen, auf dem die Schule und der gesamte Ort fundieren.

Von der Lage und von der aufeinander abgestimmten sparsamen Formenwahlher ist die Bemerkung der Windhuker Nachrichten verständlich; die Architektur „berühre das Auge

wohltuend“'°®,

Reinhardt konzipiert auch den ersten Plan des Lüderitzbuchter Postamtes!®. Doch wird

durch seinen Nachfolger, Rukwied, aus dem Entwurf eines aus Fachwerk konstruierten

Obergeschosses ein

völlig

massives Haus

(Abb. 266). Nur in den Giebelfeldern des von Beamten bewohnten Obergeschosses und

an dem mit einem Krüppelwalmdach bedeck224

ten Turm wird zur Verzierung Fachwerk angebracht. Nach Vollendung des Postgebäudes wird der Turm zur Aufstellung der öffentlichen Uhr ausersehen. In der Neu-

jahrsnacht 1908/1909 ertönt die Glocke zum ersten Mal. Obwohl Mittel seit längerer Zeit

zur Verfügung stehen, ist anscheinend kein geeigneter Platz dafür zu finden! 1912 wird

die Uhr dort entfernt und am Kirchturm angebracht.

Rukwied entwirft das 1908 erbaute Wohnhaus

des Bezirksamtmanns (Abb. 267). Er führt in diesem Bau die Vereinfachung, die er im Postgebäude begonnen hat, weiter. Steile Dachformen bedecken die glattverputzten Mauern. Von jeglicher angebrachter Orna-

mentik, bis auf die Zieranker, wird abgesehen, dafür gibt es aber eine Vielfalt an Fenster-

anordnungen, die, wie aus der Mauer geschnitten, die Oberfläche durchbrechen.

159 WN, 2. Mai 1908, 160 SAW BAU 17 A. 30 Postgebäude in Lüderitzbucht.

Abb. 268: Beamtenhäuser in Lüderitzbucht, 1908. (Rafalski) Abb. 269: Bezirksgericht und Richterwohnung, Lüderitzbucht, 1911. (SAW)

Kaiserl, Bezirks- Gericht Lüderitzhu D.-5.-W Afrika

Selbst Putzbänder oder -umrahmungenfehlen. Im gleichen Jahr schließen sich dem Haus zwei Weitere Beamtenwohnhäuser an und bilden

zu einem rein geometrischen Dekorationsfeld

Sind diese von Hintz entworfen. Rukwieds

reduziert. Ob diese schlichte Bauweise der Gebäude des Eisenbahnkommissariats auf Ein-

Formensprache im Gebäude des Bezirksge-

ist nicht nachzuweisen. Es mögen auch ein-

eine Straßenreihe (Abb. 268). Wahrscheinlich

Nachfolger Rintelin führt 1911 die einfache

richts mit Richterwohnung weiter (Abb. 269). Das Dach kragt nicht vor, das Fachwerk wird

flüsse von Adolf Loos zurückzuführen sind, 225

Abb. 270 und 271: West- und Nordansicht, Wohnhaus

Goerke, Lüderitzbucht, 1909. (SAW & LBM)

Abb. 272: Entree des Wohnhauses Goerke. (e.A.)

fach die Entwurfsgepflogenheiten von Ingenieuren sein, wie es die Kommissare waren. Eines der wirkungsvollsten Gebäude am Dia-

mantberg ist das Wohnhaus Goerke, 1909/ 10 erbaut (Abb. 270 und 271). Es enthält zwei Wohngeschosse, ein Turmzimmer undist

halb unterkellert. Eine kreuzgewölbte Vor-

halle begrüßt den Besucher: „Wer guter Mei-

nung kommt herein, soll lieb hier und willkommen sein.“ Mit fließenden Linien der impressionistischen Malerei ist die Decke ver-

ziert (Abb. 272). Eine Holzfachwerklaube trennt die Vorhalle von der Halle, über die

alle Zimmer zugänglich sind. Abseits der

Halle und von Bogen getrennt, ist das geräu-

mige Treppenhaus angelegt, das der Verbindung beider Etagen dient (Abb. 273). Gestützt sind die Bogen von einer Säule mit dorischem Kapitell und deutlicher Schaftschwellung, die wiederum Anklang an ägyptische Säulenformen aufweist. Die Treppenpfosten sind eigenständige Kompositionen und 226

Abb. 273: Treppenhaus. (e.A.)

Abb. 274: Leuchter-Detail. (e.A.)

haben nur entfernte Ähnlichkeit mit histori-

züge. Auf Konsolen kragt die Wohnstubeaus, das Eßzimmer wird erweitert durch einen gerundeten Erker, die Schlafzimmer bekommen Balkone oder Dacherker. Wilhelminische Dekorationen, bis zu diesem Punkt in SWA nicht bekannt, sind die Sonnenuhr und die gußeisernen Wasserspeier am Balkon des Hauptschlafzimmers. Der Architekt des Hauses ist nicht bekannt; doch läßt manches Detail

schen Vorbildern. Es ist, als ob eine Metamorphose eines zahnfriesartigen Kastens auf eine gotische Fiale stattgefunden hat. Das sind Beweise der Experimentierfreudigkeit dieser Zeit. Die Buntglasfenster des Treppenhauses zeigen eine Flamingoszene, deren fließende Linien typisch für den Jugendstil sind. Alle Zimmer haben elektrisches Licht. Die Leuchter sind phantasievolle Kompositionen mit Elementen des Klassizismus und des Jugendstils und sind nicht der Sachlichkeit der Werkbundleuchter zuzuordnen, die in dieser Zeit in Deutschland bereits auf dem Marktsind (Abb. 274). Außen weist der Bau stärkere historistische Züge auf. Teilweise reicht die Quaderung der Kellermauern in den Aufriß hinein. Jeder

auf die Hand des von 1906/09 als Hafen-

amtsvorsteher in Swakopmund amtierenden Rbm. Otto Ertl, schließen, der sich bekanntlich in beiden Hafenorten betätigt hat!°!. Erste Versuche zum Zusammenschluß der evangelischen Deutschen finden 1906 statt; doch erst im Mai 1909 erfolgt die Gründung der Lüderitzbuchter Kirchengemeinde. Im

Raum wird äußerlich gesondert hervorgehoben

und erlangt dadurch erhebliche wohnliche Vor-

161 DSWAZ, 14. April 1909.

227

- Afrika Lüderitzbucht, Deutsch -Südwest Kirche

Neben

ahl Schriftstücken werden eine Anz

rn A. Bause Münzen und „einige von Her

Glase wohlgestiftete Diamanten in einem t!*. efüg eing n verwahrt“ dem Grundstei ReBause entwirft im Rahmen des Eisenacher wie gulativs. Er wählt einen gotischen Bau, n!‘ ohle empf v lati Regu in erster Linie vom

wird. Er differenziert in der Massenverteilung

Abb. 275: Ev. Kirche, Lüderitzbucht,

1912. (LBM)

Dezember des Jahres wird ein Geistlicher aus Deutschland entsandt. Bauunternehmer Heinrich Bause errichtet 1910 das Pfarrhaus mit geschenkten Mitteln aus Deutschland; ein mit Mansarddach gedeckter Bau mit vorgezogenem Verandenrisalit. Die ursprüngliche Absicht, die Kirche auf demselben Grundstück zu erbauen, muß wegeneines inzwischen erfolgten Baues, durch den der Blick auf die Kirche für den größten Teil der Stadt verdeckt worden wäre, aufgegeben werden. Deswegen erfolgt ein Grundstücksaustausch mit der

Stadtgemeinde!°?,

Die Kirchengemeinde entscheidet sich für einen Entwurf des Herrn Albert Bause!#, Dieser wird mit der Ausführung des Baues betraut. Drei Wochen später, am 19. November 1911, wird der Grundstein gelegt.

228

Die Wiederaufnahme gotischer Formen geht von England aus und verbreitet sich im 19. Jahrhundert. Mit zunehmendem Wissen um die Baukunst des Mittelalters wird die gotische Formensprache immer fachkundiger gebraucht. Zwar geht damit die einfache Frische des romantischen Klassizismus verloren, jedoch beginnt man in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Gotik in reicher körperlicher Durchdringung und mit konstruktiven Details zu gebrauchen!‘,. Die Lüderitzbuchter Ev. Kirche zeigt noch die frischen, klaren, stereo-

metrischen Formen der ersten neugotischen

Periode. Sie entspricht eher der englischen

„Vietorian Gothic“ als der zeitgenössischen

deutschen Neugotik. Die vier Gebrüder Bause 162 LBZ, 25. November 1911.

163 LBZ, 21. Oktober 1911. 164 LBZ, 25. November 1911.

165 Siehe Windhoeker Christuskirche, S. 169 dieser Arbeit. 166 Pevsner et al, Lexikon der Weltarchitektur, Hamburg: Rowohlt, 1979, S. 405.

ae

7

am Westende bietet weitere 30 Plätze. Diese Kirche kostet 46 300 M und wird nach achtmonatiger Bauzeit am 4. August 1912 geweiht. Die Gebäude der Stadt haben Fahnenschmuck angelegt, alles lebt in froher Erwartung auf die Feier. Ihre Majestät die Kaiserin schenkt die Altarbibel, Seine Majestät der Kaiser das große Altarfenster.

N a u

zusätzlich ist Platz für 30, die Orgel-Empore

en _______ U

Klostergewölbe. Obwohl sich zwischen den Pfeilern der Südfassade ein Giebel erhebt, wird dieses innen räumlich nicht bestätigt. Das große, dreiteilige Lanzettfenster (Abb. 275) wird in Buntglas ausgeführt und bietet dem Raum ein gedämpftes Licht. Im Schiff werden Sitzplätze für 140 Personen geboten,

e

Schiff wird innen von einem Tonnengewölbe m abgeschlossen, der Altarraum von eine

Tee in

zwischen Altarraum, Schiff und Turm. Das

Abb. 276: Kirche und Pfarrhaus, Lüderitzbucht, 1910 und 1912 erbaut. Blick vom Diamantberg zum LüderitzHafen. (LBM)

kommen von Kapstadt nach SWA!#. Esist daher möglich, daß Albert Bause die Formensprache des englischen viktorianischen Kaps mitbringt. Bause ist kein Architekt und in der Ornamentik nicht völlig fachkundig. Mit einer gewissen Naivität plant er die Kirche.

Diese Auffassung beleuchten die Blendbogen über dem Haupteingang, die unterschiedliche Höhe der Fenster an der südwestlichen Ecke, die Art der Strebepfeileranbringung an den Giebelecken und der bis zu

% in Bruch-

Steinen hochgezogene Turm, der nur teilweise im Zusammenhang mit dem Langhaus gestaltet ist. Doch ist das Gesamtbild der Kirche dadurch nicht beeinträchtigt. Ihre Lage in der Stadt am steil aufragenden und die Stadt beherrschenden Diamantberg, der dem See-

fen. Ein Zeichen der Anerkennung des Baues ist die Benennung der Kirche durch die Bevölkerung als die „Felsenkirche“ (Abb. 276). Da der Kirchturm von allen Seiten sichtbar ist, bewilligt der Stadtrat die Verlegung der Stadtuhr vom Postturm an den Kirchturm!®. Anläßlich der Fertigstellung der Kirche läßt S.M. der Kaiser einen Monat später den Bauunternehmer mit dem Verdienstkreuz in Silber auszeichnen und den Bauführer Daeniky mit dem Allgemeinen Ehrenzeichen in Bronze!®., Doch Bause erwirbt sich nicht nur durch den Kirchenbau die Anerkennung. Vor allem ist

er mit seinen Reihenhäusern der Wohnungsnot

entgegengetreten.

Mehrere Gruppierun-

gen mit Korbbogenfenstern und Zwerchgiebeln in der Ringstraße stammen von ihm. Mit die-

fahrer von weitem sichtbarist, gibt der Kirche einen heiteren Akzent und läßt sie zur Zierde

geländes das geschlossene Bild verschafft.

Stadtbild gewinnt wesentlich durch diesen Bau. Auf dem beengten Grundstück hat Bause

168 LBZ, 16. Dezember 1911.

der felsigen

Stadt werden.

Das malerische

ein unverwechselbares Wahrzeichen geschaf-

sen hat er auch der Stadt jenseits des Bahn-

167 H. Rautenberg, Das alte Swakopmund, S. 133, Anmerkung 210.

169 LBZ, 14. September 1912.

229

frika-Bank, 1907; Geschäftshaus Abb. 277: Bismarckstraße, Lüderitzbucht, ca. 1914. Von links: Deutsche-A 1910; Eisenbahnempfangsgebäude, Hartmann, R. aus Geschäftsh und Wohn1909; h, der Fa. von Tippelskirc

1913/14. (LBM)

Schon vor dem Bau der deutschen Ev. Kirche

Deutschen-Afrika-Bank und paßtsich dieser im

haben zwei Gotteshäuser das Stadtbild mar-

Maßstab und in der Gliederung an (Abb. 2):

eigenen Hände“, im Februar 1911 einweihen können!”. Im Jahr zuvor wurde die Missionskapelle der Kath. Pfarrei St. Petrus und Paulus vollendet.

Mit einem steilen, geknickten Giebel stellt Kramer die Kontinuität des Straßenbildes her, wobei die Zierlinie des Giebels zum Gegenstück des Erkervorbausder Afrika-Bank wird. Kramer beweist sofort seine Einfühlungsgabe. Hiernach fallen ihm zwei Wohnhausaufträge für Herrn Emil Kreplin (1871—1932) zu.

kiert. Nach vier Jahren „unablässiger Mühe“ hat Missionar Laaf die „schlichte“ Kirche der RMG, „zum größten Teil das Werk seiner

In der Hoffnung, den Auftrag der eisernen Landungsbrücken zu erhalten, gründet die Firma

F.

H.

Schmidt,

Hamburg-Altona,

1908 eine Niederlassung in Swakopmund!”!. Das Projekt wird aufgeschoben. Ingenieur Friedrich

Kramer,

der

Leiter

der

Firma,

eröffnet vorübergehend ein weiteres Zweiggeschäft in Lüderitzbucht. Dadurch beteiligt sich Kramer bedeutend am Aufbau dieses Hafenortes 1909/1910. Sein erster Bau, ein

Geschäftshaus für die Firma von-TippelskirchNachfolger, wird im März 1909 genehmigt. Das Gebäude ist ein eingeschossiger Bau, dessen Mansarddach zur Wohnung ausgebaut wird. Es steht neben der 1906/07 erbauten

230

Kreplin ist Bahnverwalter, der nach seiner Entlassung zum Direktor einer Diamantengesellschaft und Ende 1909 zum ersten Bürgermeister der Stadt Lüderitzbucht gewählt wird. Das erste Haus liegt markant am Ende eines Blickpunktes, an einem Platz, wo sich vier Straßen kreuzen. Wieder zeigt Kramersich als

Meister der Straßenbildgestaltung. Er stellt die

Hauptfront des Hauses als Blickfang quer zur

Achse der Hauptstraße und bildet damit einen

geschlossenen Straßenraum (Abb. 278). Das 170 LBZ, 6. Februar 1911. 171 Siehe Swakopmunder Kirche, S. 209 dieser Arbeit.

Abb. 278 und 279: Wohnhaus E. Kreplin, 1909. (LBM & SAW)

Zweite Haus aus „Capstädter“ gebrannten Zie&elsteinen erbaut!”?, steht diesem diagonal gegenüber an der Ecke von zwei der vier Straßen. Als Drehpunkt der Ecke gestaltet Kramer einen zweistöckigen polygonalen Erkeryorbau mit facettiertem Kegeldach. Auf die ausgewogene Gliederung des größeren

deanhauses muß weiter eingegangen weren'”?, Wie auch bei dem Von-Tippelskirch-

Bau läuft das Dach an einer Seite gegen eine

senkrecht hochgeführte Wand. Ein zweistöcki-

ger Erkervorbau reicht bis zum Dachraum und endet in einem kleinen Giebel. Dieser starke senkrechte Vorbau schließt den Bau gegen die Ecke mit der glatten Wand ab. Hieran zieht 172 SAW BLU 206 (BAL29) E. Kreplin. Bergs in Allgemeine Zei 173 E. Schoedder, Seine Häuser und ihre Erbauer, tung, 31. Februar 1980

231

Abb. 280: Geschäfts- und Wohngebäude der Fa. Krabbenhöft & Lampe, 1909/10. (LBM)

bracht, vor dem Salon ein Erker mit Welscher

Haube. Diese aus Wohnlichkeitsgründen veranlaßten Gestaltungselemente dienen auch zur Belebung und zum Ausgleich der großen Front. Die geschwungenen Fachwerkstreben und kleingliedrigen senkrechten Fachwerkunterteilungen der Giebel sowie die oberen Fenstersprosseneinteilungen sind Merkmale des Jugendstiles, die Kramer bei dem Bau sparsam verwendet. Die Hinterhöfe beider Wohnhäuser enthalten Nebengebäude mit Waschküche und Wäscheraum, Geschirrkammer, Pferde-

ställe und Eingeborenenräume. Vor dem Hauptbau des größeren Hauses ist ein schma-

232

ler Garten angelegt. Aus den konkav flachbogigen Gartenmauern werden bedauerlicherweise bald rechteckige Pfeiler und Gitter. Zum Ausgleich werden Bäume, Büsche und Stauden auf dem Granitgesteinboden gepflanzt (Abb. 279)! In seiner Haltung und grundsätzlich funktionellen Anlage entspricht dieses Haus dem Landhaustypus, wie er von Muthesius nach seiner Rückkehr aus England in Deutschland gefördert wird. So gehört dieses Haus der zweiten Epoche des Wilhelminismus an und ist wie das 1904 erbaute Damara-Haus in Swakopmund eines der wenigen Exemplare dieser Baugattung in SWA. Nach den Kreplin-Häusern baut Kramer 1909/10 ein Geschäfts- und Wohngebäudefür die Handelsfirma Krabbenhöft & Lampe, die schon in Gibeon und Keetmanshoop Niederlassungen unterhält. Für diese Firma entwirft er ein zweistöckiges Haus mit Mansarddach. Es weist Züge der Neorenaissance auf, das Erdgeschoß ist rustiziert verputzt, das Obergeschoß glatt verputzt, das Mansardengeschoß ist mit abwechselnden Kastengauben versehen (Abb. 280). Es fällt kaum auf, daß die Fas-

us nen En Dun ln ul 2 ne

sich nach rechts der übrige Baukörper mit breitgelagerter horizontaler Betonung. Der Kniestock wird durch ein feines, dreiteiliges Putzband umlaufend abgesetzt. Darüber erhebt sich das mit diagonal verfalzten Blechplatten gedeckte Mansarddach. Zur Mitte der Frontansichtist eine offene Loggia angebracht, die nach kurzer Zeit wegen der in Lüderitzbucht vorherrschenden Sturmwinde verglast wird — ein Umbau, der in mehreren Lüderitzbuchter Häusern vorgenommen wird. Über der Veranda ist ein Giebel mit Balkon ange-

Abb. 281: Wohn- und Geschäftsgebäude R. Hartmann, 1909/10. (LBM)

sadenöffnungen in den Achsen nicht genau übereinanderliegen, die Fassade erscheint regelmäßig gegliedert wie ein kleiner Palazzo. Richard Hartmann, Vorstandsmitglied einer Diamantengesellschaft, hat ein Wohn- und Geschäftshaus auf seinem Eckgrundstück von der Firma Metje & Ziegler im neoklassizistischen Stil entwerfen lassen!”*. Dieser Plan wird genehmigt und der Bau begonnen. Doch läßt Hartmann die Ansichten von Kramer umarbeiten, es soll ein Bau im Stil der Neurenaissance werden, vielleicht ein Anklang an das von Kramer erbaute Krabbenhöftsche

gestaltet, so entsteht eine schwache Fassaden-

lösung. Es ist von allen Kramerschen Bau-

ten am schwunglosesten geraten. Das dreige-

schossige Haus ist eine Folge der steigenden Grundstückskosten. Dadurch soll das Anlagekapital sich günstiger verzinsen. Die Baupolizeiverordnung läßt als höchstes „Maß der Ausnutzung“'”” die Dreigeschossigkeit zu.

Sie darf keinesfalls das in Deutschland übliche Maß einer Mittelstadt überschreiten. So entstehen Etagenwohnungen in Lüderitzbucht,

wie sie im ganzen südlichen Afrika in dieser Zeit kaum vorkommen!”, Nach diesem Bau begibt sich Kramer nach Swakopmund, wo er

Haus. Die Eckabschrägung bekommt einen Mittelrisalit, aus dem sich ein geschweifter Knickgiebel erhebt (Abb. 281). Zu beiden

die Errichtung des Gebäudes der DeutschenAfrika-Bankleitet.

Verputzte Lünetten angebracht. Die Fassade

Ab 1909 baut Emil Krause (1876-1918) in Lüderitzbucht. Er ist bei der Militärbaube-

Seiten des Risalits werden in der Ausführung

Wird in ein rustiziert verputztes Erdgeschoß und zwei glatt verputzte Obergeschosse ein-

8eteilt, die durch ein Gesimsband getrennt

174 SAW ZBU 212

Dacherkern auf den Achsenlinien der Fenster

175 SAW BLU 2 B.

Sind. Das Mansarddach wird mit kleinen

Versehen. Doch der Bau ist nicht kräftig genug

B. 1. b. 3, Gehaltsverhältnisse und Klassifizierung der Beamten bis zum Inkrafttreten des Kolonial Beamten-

gesetzes, Generalia, Bd. 1, S. 38-40. I. a.

Baupolizei

1898-1912

an Gouvernement. 21. Januar 1909, S. 51.

Bezirksamtmann

176 LBZ, 31. August 1912.

233

usa

een2.10

EINES G ILSSL OR) Pau.)

H H \) Ä

=gaEra Abb. 282: Geschäftshaus Schröder, Lüderitzbucht, 1909/10, genehmigter Plan. (SAW)

hörde in Graudenz (im heutigen Polen) tätig gewesen, bevor er Ende März 1903 in den

Dienst der Bauverwaltung in DSWA tritt. Redecker beurteilt Krause als einen, der sich „ganz besonders bewährt“, und bittet das Gouvernement, dem Krause eine Aufbesse-

rung zu gewähren, damit dieser der Bauverwaltung weiterhin erhalten bleibe!’”. Nach Ablauf seiner Dienstperiode im Jahre 1906 verläßt er aber doch die Bauverwaltung aus

Unzufriedenheit über die Besoldung und wegen der Unsicherheit künftiger Gehaltsaufbesserung. Er wird von der OMEG engagiert. Nach Ablauf einer dreijährigen Verpflichtung bei der OMEG schließt Krause 1909 eine Architektenpartnerschaft mit Adolf Matheis (1876—-1930)!”8, seinem früheren Kollegen in der Bauverwaltung. Matheis hat zuvor in 234

der Militärbauverwaltung in Kiautschou gedient!” und verläßt nach kurzer Tätigkeit (September 1905 bis Juni 1906) den Dienst bei der Bauverwaltung in Windhoek. Er führt eine Baufirma in dieser Stadt!bevor er in Okahandja eine Kalkbrennerei in Betrieb setzt. 1908 beginnt er ein zweites Kalkwerk in Seeheim bei Keetmanshoop'®!, In der Zeitung wirbt Matheis „Baut in Kalk. Keine Termiten — kein Abregnen“!®?, In ihrer 177 SAW BLU 208 (BAL 45) Bismarckstr. 13, Hartmann 1909-1912, 178 Inserat LBZ, 23. Oktober 1909, 179 SAW ZBU 212, B, 1. b. 3. Bd. 1, S. 40,

180 Siehe SAW BWI 7 Bd. v. Wohnund Geschäftshaus. A. F. Howald, Oktober 1906, und Stadtverwaltung Windhoek BWI B. 1. b., Bd. VIII (sic) Umbau Wohngebäude für Herrn John Ludwig, Januar 1907.

181 WN, 9, September 1908. 182 WN, 20. Mai 1908.

Abb. 283: Ringstraße, Lüderitzbucht, ca. 1914. Rechts : Geschäftshaus Schröder. (SAW)

Annonce betont die Architekturfirma Matheis & Krause deutlich ihre Besonderheit. „Eigene Kalkwerke. Stets frischen Kalk auf

Baper.

Zwei Saalbauprojekte für Herrn P. Weiß werden nicht verwirklicht!®. Zur Ausführung kommt meines Wissens lediglich ein Geschäftshaus für Herrn Schröder (Abb. 282

und 283). Die verputzte Mauerfläche soll

nicht nur als Schutzschicht dienen, sondern

in der Hauptsache Gelegenheit zur Dekoration

schaffen. Für Matheis und Krause ist die

Fassade ein Dekorationsfeld, das durch glaite ungen und rauhe Putzbänder und -umrahm e des Merkmal sind lebendig wird. Dieses

Jugendstils,

einer

Richtung,

die

besonders

Bau Krause stark vertritt. Natürlich fehlt dem

Zeit die im Sinne dieser dekorationslustigen

aufgesetzte Welsche Haube nicht! ein Die Partnerschaft hält knapp

Jahr. rei, renne Matheis kehrt zurück in seine Kalkb

Krause tritt in den Dienst des Baugeschäfts

Metje & Ziegler in Lüderitzbucht. Heinrich Ziegler (1875—1914) ist Architekt der historistischen Richtung. Beim Bau des Wohn- und Geschäftshauses für Herrn S. Keller (Abb. 284) wendet er einen neubarocken Stil mit Balkonen an. Diese können im stürmischen Lüderitzbucht nur eine dekorative Funktion erfüllen. An dem schon erwähnten Haus des Herrn Hartmann verwendet er einen neuklassizistischen Stil. Als Ziegler sich Ende 1910 auf seine Farm begibt, beauftragt er Krause zur Vertretung und gibt der Öffentlichkeit bekannt, daß Krause für die Firma Metje &

Ziegler zeichnungsberechtigt ist!?°.

Eines seiner nächsten Projekte für die Firma

Metje & Ziegler ist ein Geschäftshaus für

die Herren Schuster und Metje. Krause läßt seinen kreativen Einfällen freien Lauf. Es entsteht eine Fassade in der Dekorationsart 183 LBZ, 23. Oktober 1909. 184 SAW BAU 216 BAL 190 und BAU 213 BAL 140. 185 LBZ, 12. November 1910.

235



\

RN

Lüderitzbucht

Dentsch-Südwest-A

Abb. 284: Wohn- und Geschäftshaus des Herrn S. Keller, 1908. (SAW) Abb. 285: Entwurf der Straßenansicht, Wohn- und Geschäftshaus der Herren Schuster und Metje, 1911. (SAW)

von August Endell (Abb. 285). Ein gekurvter Ziergiebel, durchbrochen von hohen Lise-

nen mit Fackeln, die über die Giebellinie aufsteigen, augenscheinlich aus Gußeisen, krönen den einstöckigen Bau. Zwischen den Schaufenstern wagt Krause die Anordnung eines Zimmers als Wohnung in diesem Geschäftshaus! Wie in dem Schröderschen Geschäfts-

236

haus verwendet er hier auch Dekorations-

felder in glattem und in liniertem Putz. Nach-

dem im September 1910 das Nachbargebäude abbrennt'®®, wird Krause mit dem Neuaufbau beauftragt.

186 DSWAZ, 1. Oktober 1910.

Nr. 119: Deulsch-Südwest-Airi ka. Bismarckstraße -

Löderitzbucht

Abb. 286: Wohn- und Geschäftshaus C. Hallerbäumer, 1910. (LBM) W

Er gestaltet das Eckhaus mit hohem asymme- Gartenseite bringt Krause einen zweistöckigen trischen Mansarddach (Abb. 286). An die Erkervorbau an, dessen oberer Stock einen Ecke kommt ein Erker, doch ist nicht hier offenen Balkon enthält. Bald wird dieser der der Schwerpunkt des Hauses, sondern an der Sturmwinde wegen verglast. Bemerkenswert längeren Seitenansicht. Mit einem vorstehen- ist das freie und plastische Gestaltungsverden, hohen Risalit, der in einem bogenförmi- mögen Krauses. Auch Innenflächen werden gen Giebel endet, kontrastiertt Krause den zur Fortführung der geometrischen Dekorawaagerechten Bau. Die Putzfläche wird glatt tion genutzt (Abb. 288). gehalten, nur zwei Putzbänder teilen die Fassadenfläche. Die Umrahmung des Risalits be- 1911/12 führt die Firma Metje & Ziegler ein Jugendheim in Lüderitzbucht aus, ein steht aus Bruchsteinen und betont dieses EleHaus mit vorspringendem Erkereingang und ment. Geplant hat er ein Erdgeschoß mit zweiläufiger Freitreppe (Abb. 289). Es: ist Quaderverblendung und segmentbogigen im Auftrag des Frauenbundes der DKG, Schaufenstern!®”. Bedauerlicherweise werden das zweite „Kulturwerk“ in DSWA!S®. Hier große rechteckige Schaufenster ausgeführt. werden Kinder täglich einige Stunden mit Abgesehen von diesen baulichen Mängeln ist Arbeit und Spiel beschäftigt. Verschiedene zu bemerken, daß dieses Haus sich in die Abteilungen und Gauverbände stiften Teile Grundstücksecke hervorragend einschmiegt der Inneneinrichtung. Selbst Ihre Majestät die wie selten ein anderer Bau in SWA. Esist Kaiserin betätigt sich durch die Schenkung ein städtebaulich gelungenes Projekt. der Bilder des Kaiserpaares, die im großen Hiernach, 1911, baut Krause ein Einfamilien- Schulsaal ihren Ehrenplatz finden! Sehr zufriehaus für Herrn G. F. Schmidt (Abb. 287). den mit seiner Leistung, schreibt das Organ Wiederum legt er großen Wert auf die deko- des Frauenbundes: „Es ist ein kleines Schmuck"ativ verputzte Fassade. Es kommtlinierter

Putz im Sockel zur Anwendung, rauher Putz

an Wandfeldern und am Kniestock. Auf der

187 SAW BLU 207 (BAL 37) C. Hallerbäumer, Bismarckstr. 3,1910.

188 Erstes ist das Heimat-Haus in Keetmanshoop, 1907/08 erbaut.

237

Abb. 287: Entwurf der Garten-Ansicht, Wohnhaus G. F. Schmidt, 1911. (SAW)

Abb. 288: Deckenbemalung des G. F. Schmidt. (e.A.)

Entree,

Wohnhaus

kästchen, einfach, gediegen und sehr gemüt-

lich, eine Zierde unserer Stadt“!°,

Im Jahre 1912 baut Krause zwei größere Häuser in Lüderitzbucht und gewinnt den

Wettbewerb für den Schulneubau in Swakopmund'”. Für das Importgeschäft Carl Bödiker & Co. entwirft er ein neues Warengeschäft in der Nähe des Hafens (Abb. 290). Es ist ein symmetrisches, zweigeschossiges Haus. Eine Laterne krönt den Mansardengiebel des Mittelrisalits. Der Giebel ist in der Art der Berliner AEG-Turbinenfabrik 1909 von Peter Behrens erbaut. Zwei Erker im oberen Geschoß betonen den Mittelrisaliten. 189 KuH, Jg. 5, Nr. 33. S. 8. 190 Siehe Kapitel 4.4, S. 306 dieser Arbeit.

238

Abb. 289:

Jugendheim, Lüderitzbucht, 1911

Abb. 290:

Geschäftshaus der Fa. Carl Bödicker & Co., 1912/13. (LBM)

12. (SAW)

und Fensterumrahmungen, Pilaster, Gurt rest das , verputzt glatt werden Traufengesims

te De liche Mauerfeld rauh. Weitere stilisier deut werden t, angereg smus tails, vom Histori Traufe der an ims lich, z.B. das Konsolfriesges Giebelohren. und das Blumenmotiv an den Die Kapitelle

der

Pilaster

scheinen

durch

t ZU sein. ägyptische Palmenkapitelle angereg

Für das kaiserliche Bergamt entwirft Krause ein zweigeschossiges Haus mit Keller- und

Dachgeschoß. In den Entwurfszeichnungen

rustiziert er das Erdgeschoß und hebt beson-

ders das Bossenwerk der Eckquader hervor'?!, Außerdem gestaltet er die Loggia der 191 Zeichungen im SWA Dept. of Works.

239

Abb. 291: Kaiserliches Bergamt, 1912. (SAW) Abb. 292: Elektrizitätswerk, 1912. (LBM)

Westansicht mit stilisierten dorischen Kapitelführung wirkt das Gebäude äußerst starr, ein glattverputzter Bau mit nur „konstruktiven“ Details (Abb. 291). Das Freundliche und Ornamentliebende, das die anderen Bauten Krauses charakterisiert, fehlt. Es mag ein Experiment sein, im Sinne aufkommender Sachlichkeit.

Strom. Wegen des starken Energieverbrauchs wird es zu einem der größten der südlichen Erdhalbkugel ausgebaut. Die Berlin-Reinikendorfer Firma Hein, Lehmann & Co. AG, erweitert den Eisenfachwerkbau im Jahre 1913'°? (Abb. 292). Krause tritt in den Dienst des Elektrizitätswerkes ein und entwirft im gleichen Jahr zwei neue Wohnhäuser für das Maschinenpersonal auf dem gegen-

Im Jahre 1912 errichtet die Koloniale Bergbaugesellschaft in Lüderitzbucht ein Elektrizitätswerk. Dieses versorgt die Diamantfelder mit

192 Adreßbuchfür Stadt und Bezirk Lüderitzbucht 1914. Lüderitzbucht: Rudolf Geschke, 1914.

len und Kanneluren (Abb. 266). In der Aus-

240

EEE

Abb. 293: Wohnhäuser für das Maschinenpersonal der Lüderitzbuchter Elektrizitätsgesellschaft, 1913/14. (LBM)

überliegenden Grundstück. Genehmigung der Baupläne wird gemäß Anordnung der Lüderitzbuchter Bauverordnung von der Herstellung des Weges abhängig gemacht. Das Grundstück steht an der Ecke zweier Straßen, und die Gesellschaft will vom 4 m hohen Felsen&inschnitt der einen Straße befreit werden.

schieblinge hervorgehoben. Krause hat sein Bestreben nach Dekoration gedämpft. Die Fassade wird waagerecht in drei Bereiche eingeteilt, von denen der mittlere glatt verputzt

vorgetragen; die Stadt hält sich aber an ihre Verordnung: Straßenbau geht der Bebauung des Grundstücks unbedingt voraus!!” Dieses ist der einzige mir bekannteStreitfall zwischen

Zwei vom Stadtbild her gesehen wichtige Gebäude entwirft 1911 der Bahnmeister der Königlich-Preußischen Staatseisenbahn, Otto

Verschiedene Argumente werden der Stadt

Bauamt und Bauwilligen um Befolgung der zusätzlichen Bauverordnung vom 21. Septem-

ber 1909, Wie aus dem Bild zu ersehen ist,

hat die Gesellschaft nachgegeben (Abb. 293). Vernünftig löst Krause die Unterbringung der

vielen Angestellten. Zwei identische BaukörPer werden, durch einen Hof getrennt, Rücken

an Rücken gestellt. In jedem Geschoß entstehen drei Wohnungen, mit je einem Balkon, die bald verglast und mit Jalousien versehen

Werden. Große Wellblechdächer bedecken die Häuser, Die Windfedern werden durch Auf-

ist, die äußeren rauh. Dieses ist wohl der letzte

größere Bau Krauses — eines Mannes, dem Lüderitzbucht sein Jugendstil-Erbe hauptsächlich zu verdanken hat.

Braune!”,

in

Diensten

der

Eisenbahnbau-

und Betriebsgesellschaft!”. Er fertigt den Entwurf der Lüderitz-Lese- und Gedächtnishalle an (Abb. 294). Unter den eingereichten Entwürfen für das Bezirkskrankenhaus wird sein Plan ausgewählt!” (Abb. 295). Beide Pläne werden im November 1911 genehmigt 193 Siehe Korrespondenz. BAU 211 BAL 89 Diazstr 16, Lüderitzbuchter gesellschaft, 1913. 194 LBZ, 30. Dezember 1911, Verlobungsannonce. 195 LBZ, 9. Dezember 1911 196 Ebd

Elektrizitäts

241

Abb. 294: Lüderitz-Lese- und Gedächtnishalle, 1912/13.

(KuH)

und die Ausführung der Firma Albert Bause und dem Unternehmer Metje & Ziegler über-

verband der Stadt Magdeburg sendet eine

tragen.

Im April 1909 beauftragt der Lüderitzbuchter Bürgerverein einen Ausschuß mit der Ausarbeitung von Vorschlägen für die Errichtung eines Denkmals für den Gründer der Kolonie DSWA, Herrn F. A. E. Lüderitz aus Bremen. Der Ausschuß entscheidetsich zuerst für die Aufstellung eines Felsblocks oder Obelisken, beschließt aber später, statt dessen eine Lüderitz-Lese- und Gedächtnishalle zu errichten, „die den doppelten Zweck verfolgt, das Gute mit dem Nützlichen zu vereinen, das Andenken jenes Mannes lebendig zu erhalten und zugleich praktisch-idealen Interessen und Bedürfnissen zu dienen ...“ und trifft Vorbereitungen zur Sammlungfreiwilliger Beiträge sowohl in der Kolonie als auch in der Heimat. In Lüderitzbucht findet der Appell regen

Widerhall, in der Heimat beeinträchtigt die

„Mär von den reichen Lüderitzbuchtern“ den Erfolg der Sammlung. Die gespendeten Gelder reichen nicht aus, es wird von der Stadtgemeinde vereinbart, die Finanzierung der Lesehalle und die Folgekosten zu übernehmen. Für die Ausstattung der Bibliothek stellt der Frauenbund der DKG eine große Büchersendung zur Verfügung. Leiderfällt diese Anfang

242

1912 einer Feuersbrunst zum Opfer. Der Gauzweite Bücherspende, die als „Freifrau von Liliencron Stiftung“ betitelt wird!?”. Die Lage des Krankenhauses wird reiflich erwogen. Im Juni 1911 schreibt der kaiserliche

Eisenbahnkommissar Rintelin an das Gou-

vernement in Windhoek, ein Platz auf der Haifischinsel werde von ihm befürwortet: „Der Platz auf der Haifischinsel bietet weite

Aussicht nach dem Roberthaven mit Lüderitzbucht einerseits und nach dem Lüderitzhafen mit dem offenen Meere andererseits. Er liegt

gegen dem Winde kaum geschützt, doch führen diese erfahrungsmäßig keinen Sand bis zur Haifischinsel. Andererseits werden Anstekkungskeime von der herrschenden Winden nicht nach Lüderitzbucht getragen ... See-

wasser kann als Spül- und Badewasser aus dem Roberthafen heraufgepumpt und nach

Verwendung nach den Lüderitz-Hafen abge-

lassen werden, ein Vorteil auf den namentlich der Regierungsarzt hinweist“!%%,

Obwohl der Krankenhausbau weit umfang-

reicher ist als die Lesehalle, kann er am 1.

Dezember

1912'% in Betriebe genommen

197 LBZ, 2. Januar 1914. 198 SAW ZBU 895 H. VIII (sic) h. 1. Kranken haus des BezirksVerbandes 1910-1914, Brief vom 13. Juni 1911. 199 DSWAZ, 24. Dezember 1912.

Abb. 295: Westansicht des Bezirkskrankenhauses, Lüderitzbucht, 1912. (LBM)

werden, die Lesehalle jedoch erst am 28. Dezember 19132, Beide Gebäude Otto

Braunes erinnern an Arbeiten von Peter Behtens. Besonders deutlich wird dieser Einfluß

in der starren Rechteckigkeit und in der Massenverteilung des Krankenhauses. Im

Dach, in den geknickten Giebeln und in den Lisenen, die bis zum Dach reichen, fallen

die von Behrens geprägten Strömungen ins

Auge. Beim Schachbrettfries beider Häuser ist ein Zierelement von Richardson verwen-

det, wie z.B. in Austin Hall, Cambridge,

Massachusetts. An der Lesehalle treten ägyp-

tische Pylonen am Eingang hervor, ebenfalls eine Liebhaberei von Behrens. Doch unterscheidet sich der Lesehallenbau in seiner Massenverteilung deutlich von dem des Kranken-

hausbaues. Die Welsche Haube am Turm in

der Eckabschrägung ist ein historistisches

Element, ein Fremdkörper in der Formen-

Sprache dieses Mannes. Doch bildet es an der

Ecke einer wichtigen Straße ein wesentliches

Element im Stadtbild.

Die Person Otto Braune und seine Arbeit sind

wenig bekannt. Es ist stark zu vermuten und durch stilistische Züge begründet, daß der 1912/13 erbaute Turnhallenbau von ihm

stammt. Jedoch hätte Braune solch hohen Felssteinsockel nicht unbeeinflußt verwandt.

Diese Änderung im Laufe der Ausführung

kann auf den Baumeister Albert Bause zurückzuführen sein.

Zwei Angebote gehen auf die Ausschreibung vom Bauausschuß des Lüderitzbuchter Männerturnvereins ein. Die Versammlung vom 26. Oktober 1912 entscheidet sich zur Annahme des Angebotes vom Turnbruder Albert Bause?"! (Abb. 296). Als Grundgedanke ist ein großer viereckiger Bau gewählt, der von einem Walmdach bedeckt wird. Um den An-

sichten einen Maßstab zu geben, werden die

großen Wandflächenin Lisenenfeldereingeteilt. Zwischen diesen sind zwecks günstiger Be200 LBZ, 2. Januar 1914. 201 LBZ, 2. November 1912.

243

Abb. 296: Turnhalle, Lüderitzbucht, 1912/13. (KuH)

leuchtung große viereckige Fenster mit vielen Einteilungen durch feine Sprossen angebracht. Die Vorderfront wird mit einem konvexbogigen Giebel versehen. Der Giebelrisalit wird starr von einer halbkreisförmigen Fenster-

fläche durchbrochen, eine Lösung, die zu die-

ser Zeit in deutschen Fabrik- und Industriebauten wie auch in Bahnhofshallen angewandt wird. Ferner wird die Vorderfront in Blendflächen eingeteilt und die Lisenen dekorativ gekrönt. Der Sturz über der Eingangstür trägt stolz das Abzeichen der deutschen

Turnvereine; ein Abzeichen, das aus den vier

Anfangsbuchstaben des Turnerwahlspruchs:

„Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei“ gestaltet ist

und von weitem einem griechischen Kreuz ähnelt.

Im Laufe der Bauentwicklung verschwinden in Lüderitzbucht

Wellblech-

und

Holzbauten.

Nur bei einem Rundgang fallen eine Zahl dieser „das Auge verletzenden“ Gebäude auf. „Was aber jedem, der Lüderitzbucht zuerst betritt, unfehlbar auffällt, ist das Bahnhofsgebäude, der häßlichste Bau der ganzen Stadt,

244

welches geradezu ein öffentliches Ärgernis darstellt.“ Als Eingangstor des Südens der Kolonie und als Ausgangspunkt der Kapspur-

Bahn, die sich bis Karibib erstreckt, befinde

sich auf der ganzen Strecke kein Bahnhofsgebäude, das sich „mit Bezug auf abstoßende Häßlichkeit auch nur einigermaßen mit dem unsrigen messen kann“, kleine Bahnhöfe an den Haltestellen seien „wahre Schmuckkästchen“. Lüderitzbucht, dessen Bezirk drei Viertel der Schutzgebietseinnahmen aufbringt, muß sich mit einer „elenden Baracke“ begnügen. Die Regierung solle einen preiswerten Bau bald in Angriff nehmen, weil die Bautätigkeit in

Lüderitzbucht 1912 fast aufgehört habe?0?,

Es scheint, als ob die Regierung den Rat angenommen hat. Im Juni 1913 wird in öffentlicher Ausschreibung die „schlüsselfertige Herstellung“ des Eisenbahnempfangsgebäudes vergeben?". Der Entwurf stammt vom Swakopmunder Hafenamtsvorsteher, Rbm. Kurt 202 LBZ, 31,

August 1912,

203 DSWAZ, 28. Juni 1913,

StabionTLüderitzbucht. Abb. 297: Bahnhofsempfangsgebäude, Lüderitzbucht, 1913/14. (SAW)

Lohse; das Baugeschäft von Albert Bause wird mit der Ausführung beauftragt. Lohse

hat

eine

mit

Mansardwalmdächern

gedeckte Baugruppe auf drei Achsen mit stumpfwinkeligen Ecken geplant. Im Obergeschoß werden, wie in solchen Bauten in

DSWAüblich, die Beamtenwohnungen untergebracht. An die Ecke kommt ein überhöhter Mitteltrakt von einem Krähennest gekrönt.

Vom Stadtbild her macht das Gebäude einen

vorteilhaften Eindruck (Abb. 297). Der Mit-

teltrakt wird mit einer Blend- und Lisenen-

architektur gestaltet. Das Gebälk enthält eine Reihe Ochsenaugen und einen spitzbogigen

Giebel mit Kartusche, dem einzigen Stuck-

detail des Hauses. Als Eingang zum Emp-

fangsgebäude dient ein Portalvorbau mit ge-

knicktem Giebel.

Trotz der vielen öffentlichen Klagen wird das Gebäude wenig beachtet, wohl aber Der

Entschluß, die ganze Anlage zu beleuchten” .

Im April 1914 wird der Bau dem Verkehr übergeben?®. Es ist das letzte, größere Bauwerk in Lüderitzbucht. Der Bahnhof weist mit leichten Ansätzen einer fabrikbaumäßigen Formgebung auf den Beginn der Integration von Technik und Architektur, die in dieser Zeit in Deutschland in die Moderne führt. Nicht mehr ausgeführt wegen des Ersten Welt-

krieges wird ein Postbeamten-Wohnhaus, des-

sen

Entwurf

1914

durch

das Kaiserliche

Hafenamt in Swakopmund angefertigt ist (Abb. 298). In seinen anheimelnden Zügen klingt das Haus leicht an die Ziele der Hei-

matschutzbewegung in Deutschland an. Heimatschutz ist um die Jahrhundertwende aus kultureller und ethisch-sozialer Not geboren. Er bezweckt den Schutz der Natur und fordert die Fortbildung der überlieferten, boden204 LBZ, 20. Februar 1914 205 LBZ, 24. April 1914.

245

ZrGe u ua

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Emtmunf au einem Jootbeamien Wohnhans im Erlnitbuchk.

Abb. 298: Entwurf zu einem Postbeamten-Wohnhaus in Lüderitzbucht, 1914. Nicht ausgeführt. (SAW)

ständigen, ländlichen und bürgerlichen Bau-

weise?%,

In DSWA sind ihre Ziele nicht gänzlich unbekannt. Der Landesverband „Sächsischer Heimatschutz“ hat sich z.B. an die Windhoeker Stadtverwaltung gewandt und sich durch einen Prospekt bekannt gemacht. Dem Landesverein läge daran, durch seine Prospekte den „weitesten Kreisen zum Bewußtsein zu bringen, wie wichtig und unerläßlich es ist, die Planungen der Wohnstätten ... mehr als bisher, in die Hände praktisch erfahrener und künstlerisch gebildeter Architekten zu legen.“ Zur Aufklärung und Anregung geschmackvol-

lerer Gestaltung solle eine Prospekt dienen”, 246

Von den Postbeamten wäre ein neues Haus dankbar angenommen worden. Über das bisherige Dienstwohnungsgebäude der Post hat

man sehr geklagt?®. Es liegt nämlich am

ungünstigsten und ungesundesten Platz des Ortes, am Burenkamp, wo es acht oder neun Monate im Jahr den herrschenden Südweststürmen ausgesetzt ist.

„Damit nicht genug, hat der Architekt, Re-

gierungsbaumeister oder was er sonst ist, der

die Pläne für diese Regieruingsbauten nach

206 Wasmuths Lexikon der Baukunst. Berlin: Wasmuth, 1930. 207 SAW SVW 4 B. 2. d. Wohnhäuser für Beamte und Angestellte 1913. 208 LBZ, 27. Juli 1912.

m

Schema F entwirft, ausgesprochen in der

Windrichtung den Herren Beamte n noch fünf

Aborte vor die Nase gesetzt!“

Für Lüderitzbucht erklingen 1914 die letzten Hammerschläge der Baumeister. Später verlagert sich der Diamantenabbau in den Süden nach Oranjemund. Die Stadt verliert ihre ökonomische Bedeutung, der Hafen wird immer weniger angelaufen. Heute ist diese Stadt ihrem Schicksal über-

lassen. Immer noch wartet sie auf den dritten

und dauernden Impuls.

4.6 Zwischen Granit- und Kalkstein

Im abgelegenen SWA müssen die Gebäude mit den örtlich zu gewinnenden Baumaterialien errichtet werden. Dadurch entstehen regionale Bauarten in den verschiedenen Gegenden. In Keetmanshoop können haltbare gebrannte Ziegel nicht hergestellt werden, deshalb wer-

Versuche mit „Flugapparaten“?!2 trifft 1914 das erste Flugzeug ein?!?, Dank dieser Ver-

einsgründung ist es möglich, über Keetmanshoop Luftaufnahmen zu machen, was im übrigen SWA noch nicht durchführbar ist (Abb. 299). Deutlich läßt sich der afrikanische Charakter des Ortes erkennen. Aus dem ehemaligen sumpfigen Ort „Swartmodder“?!4 hat sich eine Stadt mit meist reckteckigen Häuserblocks entwickelt. Die großräumige Anlage und die einstöckigen Häuser mit weiten Hofräumen lassen den Ort eine viel ausgedehntere Fläche einnehmen als eine Stadt von 600 Einwohnern in Europa. Die Straßen sind, wie die aller südwestafrikanischen Städte die-

ser Zeit, aus „schönem, tiefen Sand“?'S, Da es keine Bürgersteige gibt, „watet man

hübsch langsam durch Keetmanshoop, wenn man nicht hoch zu Roß durch die Stadt trabt“. In der Mitte der Stadt liegt der Bürgerpark, um den sich Kaserne, Post, Bezirks-

amt und Gericht gruppieren. Chronischer Wassermangel im Süden des Landes läßt den Bruchsteine in den Außenmauern verwandt. Bäume auf dem Bild vermissen. An der Weiter südlicher, in Warmbad, muß man sich Peripherie der Stadt, im Nordwesten, liegt die mit Luftziegeln behelfen, da die Beschaffung „Werft“? !6 das Wohnviertel der Schwarzen. von besserem Material zu schwierig ist. Hier stehen die Pontoks und Hütten der Gebrannte Ziegel werden hauptsächlich im schwarze Bevölker ung. n Norden verwandt, mit Ausnahme von Grootfontein, wo wegen des sehr kalkhaltigen Ton-

bodens Ziegel nicht angefertigt werden. Deshalb benutzt man zum Mauerbau den örtlich vorkommenden, leicht zu bearbeitenden Kalk-

stein, auch Kalktuff genannt. Da sich dort kein brauchbarer Sand findet, muß die Anwendung von Zement ganz unterbleiben?®”.

Fußböden der Wirtschaftsräume werden meist

mit Bruchsteinplatten belegt in anderen Räumen wird häufig Linoleum auf Zementbeton

verlegt. Für die Dächer im Inland kommt

stets das „alleinseligmachende“?!° Wellblech zur Anwendung.

Keetmanshoop liegt im Mittelpunkt des süd-

lichen Teiles der Kolonie. Seine zentrale Lage

hat diesen Ort zum Verwaltungszentrum geMacht und zu einer Verkehrs- und Handels-

Stadt entwickelt. In diesem Ort wird 1912 ein »Luftflottenverein“

gegründet”.

Für

die

In Keetmanshoop, als einzigem Ort, wird für

die Errichtung von Gouvernementsbauten ein Bautechniker der Bauverwaltung ständig sta-

tioniert. Zur Vollendung der Lüderitzbucht— Keetmanshoop-Südbahn haben bislang teure Frachten die Zufuhr von Wellblech und Holz erschwert. Folglich sind hier 1907 wenig provisorische Bauten anzutreffen; man errichtet Häuser mit Bruchsteinen und Lehmzie209 SAW ZBU 159, A. VI. a. 3, Bd. 27, JBdKBV1910/11, S. 257. 210 KuH, Jg. 7, Nr. 42, S. 2. 211 Swakopmunder Zeitung, 9. Mai 1912.

212 KuH, Jg. VII, Nr. 29. Ob die beabsichtigte Stationierung von Flugapparaten in Karibib durchgeführt worden ist, konnte nicht

bestätigt werden.

213 H. E. Lenssen, Chronik von DSWA, S. 209. 214 Siehe $. 35 dieser Arbeit. 215 KuH, Jg. V, Nr. 41, S. 2.

216Iniederländ. Werf] In SWA allgemeine Bezeichnung für die Siedlung einer nichtweißen

Bevölkerung; heute auch Lokation genannt. Brockhaus Enzyklo-

‚pädie, Wiesbaden: Brockhaus, 1974.

247

Abb. 299: Luftaufnahme Keetmanshoop, 1914. (SAW) Abb. 300: Bahnhof Keetmanshoop, 1907/08. (100 Jahre Keetmanshoop)

248

Abb. 301: Bahnhof Seeheim, 1906/07. (SAW)

ge?!’. Mission und Militär haben diesem Ort durch ihre soliden Granitsteinbauten einen

besonderen Stempel aufgedrückt und den Ton zum weiteren Bauen angegeben. Doch die Eisenbahn- und auch die Bauverwaltunghalten diese Bauart zunächst nicht ein.

In den Jahren 1907/08 wird das Keetmans-

hooper Bahnhofsempfangsgebäude errichtet (Abb. 300). Sein Entwurf stammt wahrscheinder Ende lich vom Rbm. Oswald Reinhardt,

1906 zum Eisenbahnkommissar der Südbahn

befördert wird?!8. Als Endstation der Süd-

v und bahn gestaltet er den Bau repräsentati

mit versieht ihn nach wilhelminischem Muster letztere ist ein Turm und Flaggenstange. Für

Fachwerk verAuslug in der Spitze des mit

Stange zierten Giebels vorgesehen, aus dem die

und die Waagerecht herausgeschoben wird ein deckt Turm cht hängt. Den Flagge senkre

Traufe; Pyramidenhelm mit herausgezogener

sind Abin den Ecken seines Obergeschosses sind seine Ecken Schrägungen vorgenommen,

ührt. Zwiim Erdgeschoß mit Quadern ausgef Gebäude das ist schen Turm und Giebelrisalit

zum Gleis hin mit zwei Palladiomotiven versehen, die mit Fachwerk umrahmte Verandaist von Topfpflanzen umgeben, die die Veranda für den wartenden Gast angenehmer machen. Selbst echtes Münchener Bier steht für den wartenden Gast in der Bahnhofswirtschaft bereit.

Die Bahnhofsgebäude entlang der Südbahn sind weniger aufwendig gestaltet. Seeheim am Knotenpunkt des Kalkfontein-Süd-(Karasburg)-Abzweigs ist ein Beispiel eines größeren Gebäudes, kennzeichnet jedoch die Merkmale dieser Bauten: hohe verputzte Mauern, schmale senkrechte Tür- und Fensteröffnungen, flache, mit Teerpappe gedeckte Krüppelwalmdächer und eine zum Gleis gerichtete, mit Holz umrahmte Veranda (Abb. 301). — Im Jahre 1910 wird mit der Windhoek

von Keetmanshoop-Nordsüdbahn gleichzeitig

ein beiden Endstationen begonnen. Gibeon, ke Strec größerer Bahnhofsbau entlang der 217 DSWAZ, 20 April 1907

800 218 DKB, 15. Dezember 1906, S.

249

Abb. 302: Bahnhof Gibeon, ca. 1911. (SAW)

Bei der Gestaltung eines Mädchenheimes in Keetmanshoopist häusliches Aussehenerstrebenswert. Der im mittleren Teil der Kolonie mit Erfolg beschrittene Weg, deutsche Mädchen durch Vermittlung der DKGin die Familien zu entsenden, ist im Süden nicht zu empfehlen, weil hier die Zahl der Farmer, die Mädchen aufnehmen können, noch zu gering ist?!9,. So droht dem Deutschtum im Süden der Kolonie durch das Anwachsen der Mischlingsbevölkerung und die zunehmende Verburung äußerste Gefahr, wenn nicht bald deutsche Familien in nennenswerter Zahl gegründet werden. Infolgedessen plant der Frauenbund der DKGdie Errichtung eines Mädchenheims in Keetmanshoop, das Heimathaus, welches deutsche Mädchen ausbilden und Far-

250

ferde: 2a

Strasse

Zur.

Grenze Amim

Ö Ss

Hühner stall

charakterisiert die Gebäude entlang dieser Bahnlinie: unumrahmte Fensteröffnungen, wie aus der Mauer geschnitten, steile Wellblechdächer und eine Giebelverzierung (Abb. 302). Das steile Dach kann dem höheren Niederschlag zuzuschreiben sein, doch spielt die Mode gewiß eine Rolle.

3

Abb. 303: Grundrißskizze des Heimathauses, Keetmanshoop, 1909. (KuH)

R 6artenl]

Sg Neujerbauties

T

Volrder!

mern und Ansiedlern Gelegenheit geben soll, sie kennenzulernen?°, Das Heim soll sich durch Waschen, Plätten, Küche, Bäckerei, Geflügelzucht und landwirtschaftlichen Betrieb zum Teil selbst erhalten. Ein Anwesen mit Brunnen, umgeben von Bäumen, wird gekauft. Das Haus wird vergrößert und ein neues weiteres Gebäude hinzugefügt. Zwischen beiden Bauten entsteht ein Hof (Abb. 303 und 304). Das neue Haus 219 KuH, 1. August 1909, S. 8. 220 DSWAZ, 18. August 1909.

Abb. 304: Heimathaus, Keetmanshoop, 1909/10. (100 Jahre Keetmanshoop)

dürfte von der Bauverwaltung stammen. Es entspricht der allgemeinen Bauart der Jahre

Postbeamte sowie einen festen Telephonturm, der über die Höhe der anliegenden Dachflächen hinausgeführt werden soll??!. Die

sind von umrahmten Rund- und Segmentbo-

Sie fertigt einen symmetrischen Plan mit überhöhtem Mittelrisalit und Eckrisaliten an. Zwischen den Risaliten werden Veranden angelegt,

1908/09, die von dieser Verwaltung für Beamtenwohnhäuserf angewandt ist: Mauerflächen genöffnungen durchbrochen. Doch werden die

Mauern roh gelassen und die Umrahmungen

Bauverwaltung wird mit dem Bau beauftragt.

gestrichen. Zur Gliederung der langen Fassade werden Lisenen, zur Krönung des Giebels

durch welche die Wohnungenzu erreichen sind

in der Stadt der Granitsteintradition diese

der Bauverwaltung mit Lisenen und eingelegten Putzflächen ausgeführt werden???. Je-

ein Aufbau mit Zierspitze angebracht. Ob Bauart aus Kostenersparnisgründen vorgenommen ist, konnte nicht bewiesen werden.

Vielleicht empfand man den Stein als kalt und unwohnlich. Jedenfalls ist merkwürdig, dal die Bauverwaltung nicht die örtliche Granit-

Stein-Bauart vorzieht. Mit dem Wachsen der Stadt Keetmanshoop als Militär- und Beamtenzentrum und als

Knotenpunkt zweier Bahnen stellt sich die Notwendigkeit eines Postneubaus heraus. Die

Reichspost benötigt neben Büroräumen für ost und Telegraphie auch Wohnräume für

(Abb. 305). Das Gebäude soll aus Ziegelsteinen

im

Rahmen

der

„Putzarchitektur“

doch wird das Haus nach einem Gutachten

des Bezirksamtmanns von Keetmanshoop aus Granit-Bruchsteinen aufgeführt??’: Gebrannte Ziegel seien sehr teuer und gar nicht

einwandfrei herzustellen; sie zerfielen und bröckelten leicht. Brauchbarer Sand zur An-

221 SAW BAU 21 A 45 Erläuterungsbericht zum Entwurf eines Post-

gebäudes in Keetmanshoop, 11. Mai 1908.

222 SAW BKE

162, B II, 45 b spec.

Postgebäudes 1909.

la, Pläne zum Neubau des

223 SAW BAU 21 A 45 Postgebäude Keetmanshoop 1908/1913, Be zirksamtmann Keetmanshoop an Gouvernement, 29. Juni 1909.

251

Abb. 305: Grundriß des Postgebäudes, Keetmanshoop, 1910. (SAW)

fertigung von Zementziegeln sei nicht vorhanden. Es wäre weit praktischer, das Gebäude aus den am Ort vorhandenen Bruchsteinen herzustellen und nur innen Luftziegel zu verwenden. Das wäre zwar etwas teurer, dafür

halte der Bau auch „Jahrhunderte ohne äußere Reparatur“. Zum Bauen in Keetmanshoop

empfehle sich fortan überhaupt nur dieses „unvergängliche Material“.

Diese konstruktiven Vorschläge werden genehmigt, allerdings muß die Fassade Abweichungen erfahren, nämlich aus den Segment- und

Rundbogenfenstern werden rechteckige, aus

den abgewalmten Eckrisaliten getreppte Giebel.

Die Beibehaltung des Dreieckgiebels des Mit-

telrisalits erfordert im Giebelfeld ein verputztes Stufengesims. Alle Fenster werden durch Quaderverblendung und Architrav umrahmt. Nur die zweiflügelige mit hohem Oberlicht versehene Haupteingangstür behält einen Segmentbogen. Diese Tür vermittelt über den als Windfang ausgebildeten Teil des Turms den Zugang des Publikums zu den Schaltern.

Da sich kein geeigneter Unternehmer findet, wird der Bau ausnahmsweise auf dem Weg

der Generalunternehmung vergeben??*. Die 282

Firma Seebach & Bach bekommt den Auftrag. Bach ist als Polier der Bauverwaltung

1903/1906 in Keetmanshoop stationiert und

mit der örtlichen Bauart gut vertraut. Bauholz und Wellblech wird preiswerter aus der englischen Kolonie des Kaps bezogen; nur Fenster und Türen werden in Deutschland

bestellt. Der Bau wird Mitte gestellt (Abb. 306).

1910 fertig-

Erwähnenswertist eine Feststellung Redeckers

im Erläuterungsbericht zum Entwurf des Post-

gebäudes. Als Dachneigung sei 30° angenommen, da diese Neigung nach den Erfahrungen für dortige Verhältnisse sich als die‘ zweck-

mäßigste erwiesen habe?”‘, Öffnungen im Mauerwerk des Dachraumes sowie die Dach-

luke im Mittelbau Lüftung gedacht.

seien für durchgehende

Die Übersetzung des Entwurfs von Ziegel in

Bruchsteinmauerwerk bringt eine Unversehrtheit mit sich, wodurch die Giebeltrakte kräftiger geprägt werden. Die strenge Gliederung

des Gebäudes in Giebel- und Traufentrakte vermittelt den Anschluß an den bestehenden

224 SAW ZBU 157, A. VI. a. 3, Bd. 21, JBdKBV 1909/10, S. 3. 225 SAW BAU 21, A. 45, Erläuterungsbe richt zum Entwurf eines Postgebäudes in Keetmanshoop, 11. Mai 1908.

Abb. 306: Postgebäude, Keetmanshoop, 1910. (Keetmanshoop Museum) Abb. 307: Postgebäude am Paradeplatz, Keetmanshoop. (SAW)

schon kann Baucharakter des Ortes, darum

dieser Bau als gelungen bezeichnet werden (Abb. 307). UneinheitlichDer Bürgerverein ist über die

nsichtlich Offe keit des Stadtbildes besorgt.pun kt zwischen hat Keetmanshoop als Knoten

n ein Anwachsen Südbahn und Nord-Slüd-Bah hren. So entstehen der Bevölkerungszah

erfa

Einstimmig wird Wohnhäuser aus Wellblech. hlossen, „beim besc 1912 am 23. November Weliblech-, daß en, trag bean Bezirksamt zu zu Wohnzwecken Bretter- oder Zeltschuppen Lagerhäuser aus Wellnicht errichtet und daß bahnen nicht an der blech, Brettern oder Zelt dürfen“??”. Ob en t werd ühr Straße ausgef —

226 LBZ, 7. Dezem

253

u ist dieser Antrag Gesetzeskraft erlangt hat, r Bürge des che Wuns nicht festgestellt. Dem der t komm , bauen zu vereins, künftig solide Johanniterorden entgegen. Da der Süden der Kolonie nur über ein

Krankenhaus verfügt, das Bezirkskrankenhaus in Lüderitzbucht, entschließt sich der Johanni

terorden auf Anregung seines Ehrenritters,

Kommandeur der Schutztruppe in DSWA, Major Joachim von Heydebreck (1861-1914), zum Bau eines Krankenhauses im Innern des

Landes??’. Bei der Erwägung des Kranken-

haus-Standortes entscheidet mansich für Keet-

manshoop, da dieser Ort zentral und verkehrs-

günstig lieg. Am 27. Juni 1912 wird in Gegenwart des gerade auf Inspektionsreise hier weilenden Staatssekretärs des Kolonialamts, Dr. Wilhelm Heinrich Solf (1862-1936), und des Gouverneurs Seitz der Grundstein gelegt. Von Heydebreck erläutert in seiner Ansprache, das Krankenhaus solle, wie das Elisabethhaus in Windhoek, in erster Linie der Behandlung und Genesung von Frauen und Kindern dienen, „auf deren Erhaltung und Gesundung die Erstarkung eines guten deutschen Stammes beruht“. Deshalb soll zunächst eine

und Spülraum werden in einem Nebengebäude untergebracht. Speisen werden in einem verdeckten Küchenwagen in den Flur des Haupt-

gebäudes

geschafft.

Diese

Anordnung 2 der

Küchenräume ist von der deutschen Architekturfirma wohlüberlegt unter Berücksichtigung des heißen Klimas im südlichen SWA”,

Die Außenmauern werden in Bruchsteinen aus-

geführt, die Innenmauern mit gebrannten Zie-

gelsteinen. Sämtliche Räume haben Zementboden mit Linoleumbelag. Ein erbohrter Brunnen auf dem Grundstück sorgt mit Windmotor

und Hochbassin für den Wasserbedarf des

Hauses und der Gärten, die an drei Seiten

des Hauses gedacht und bei denen bereits vorbereitende Arbeiten begonnen sind.

Die Bauleitung übernimmt der Techniker des Militärbaukreises, Wagner, die Ausführung wird der Firma Seebach und Bach übertragen. Diese Firma ist mit 80000 M die Mindest-

fordernde?!. Zur Einweihung am 22. August 1913 scheut das Exzellenzenpaar Seitz den weiten Weg von Windhoek nach hier nicht.

Die Pläne sind in Deutschland von der Archi-

Ein erster Blick erinnert den Norddeutschen an die im westlichen Schleswig-Holstein vorkommende Form des friesischen Bauernhau-

des Klimas im südlichen Südwestafrika (Abb. 308 und 309). Das Haus ist von einer brei-

310 und 311). Hierauf weisen zunächst die relativ niedrigen Außenmauern, das hohe Walmdach und die kleineren Giebelaufbauten.

Frauenabteilung eingerichtet werden?*®.

tektenfirma Mohr & Weidner angefertigt?”?. Die Firma plant bei gewissenhafter Beachtung

ten Veranda umgeben. Auf dieser werden bequeme Liegestühle und Rohrsessel den Rekonvaleszentinnen geboten. Zur Durchlüftung bei heißem und windigem Wetter dient ein drei Meter breiter Flur, der das ganze Haus

in der Längsrichtung durchzieht. Dieser soll

bei ungünstiger Witterung und in der kalten Jahreszeit auch als Aufenthaltsort benutzt werden und wird daher mit Korbsesseln ausgestattet. Zehn Krankenräume mit insgesamt vierzehn Betten werden vorgesehen. Beson-

ders sorgfältig ist der Operationssaal mit Vorbereitungsraum geplant, das Bad und Mikroskopierzimmer. Zwei Schwesternzimmer,

eine kleine Apotheke, ein Büro, weitere Bäder und Abstellräume im Bodenraum vervollstän-

digen den Hauptbau. Küche, Vorratsräume 254

ses, an das Barghus bzw. den Haubarg (Abb.

Auchdas Detail des Windbretts und die Krüp-

pelwalmgiebel verweisen auf das strohgedeckte Bauernhaus. Doch sind diese Tendenzen wahrscheinlich anderen Einflüssen zuzuschreiben. Besonders erfrischend ist die lockere Gliederung, die in erster Linie auf den nur

wenig asymmetrischen Grundriß zurückzuführen ist. Ebenfalls erfreulich ist die Ausführung

ohne den hohen Sockel, sondern die Räume auf ebener Erde zum Garten zu öffnen, eine

Eigenschaft, die in Deutschland selten befolgt wird. Teilweise sind diese Erscheinungen An-

227 O. Hintrager, SWA in der deutsch en Zeit, S. 156. 228 Johanniter-Ordensblatt 1912, $. 85, 229 Johanniter-Ordensblatt 1913, S. 104. Sie he dazu Entwurfspläne vom Militär-Baukreis, Abb, 308 und 309, 230 Johanniter-Ordensblatt 1912, S. 85. 231 Südwest, 2. Juli 1912,

- Entwurf zueinem Krankenhaus ın Neelmanshoopn_

-,

2021

Abb. 308: Entwurf zum Johanniter-Krankenhaus, Keetmanshoop, August 1911. (SWA Dept. of Works)

Abb. 309: Ansichten des Johanniter-Krankenhauses, Februar 1912. (SWA Dept. of Works) er

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Entwurf au einem Krankenhaus „ keeimanshoop.

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p) Abb. 310: Johanniterkrankenhaus Keetmanshoop im Bau, 1913. (100 Jahre Keetmanshoo

Abb. 311: Johanniterkrankenhaus Keetmanshoop, 1913. (Johanniter-Ordensblatt)

256

regungen zuzuschreiben, die im Hinblick auf das englische Landhaus von Muthesius nach Deutschland gebracht wordensind. Diese Hal-

tung und die Mauern aus bodenständigem

Granitbruchstein geben dem Haus ein maleri-

sches Element, eine Qualität, die in SWA nicht oft erreicht wordenist.

Schwerpunktdes Hauses ist das vorgezogene Eingangsportal. Der höhere Risalit trägt im Giebelfeld das Zeichen des Johanniterordens. Als dekorativ kann höchstens die Wellenform der Windbretter der Giebel bezeichnet werden.

Diese sind aber eher sparsame Anregungen des Jugendstils, eine weitere Eigenschaft des Landhauses. Das Pittoreske und die Forde-

rungen des Schlichten und Wohnlichen sind Elemente, die ihren Ursprung in England haben und einerseits nach dem englischen Kapland im südlichen Afrika übertragen worden sind. Andererseits hat Hermann Muthesiusals

den dortigen Verhältnissen am best en entspreche3,

Zur Ausführung kommt es nicht. Der Erste

Weltkrieg verhindert das Vorhaben . Wie Mis-

sionar Fenchel 1895 in Keetmanshoop mit

dem Kirchenbau der RMG aus Gran itbruchsteinen begonnen hat, haben in den folg enden Jahren die Baumeister bei anderen Baut en die gleiche Bauart konsequent weiterge führt.

Auch die 1930 eingeweihte deutsche evange-

lische Kirche wird aus Granitbruchstein en er-

baut und mit Wellblech gedeckt (Abb. 312). Der Entwurf stammt angeblich vom Architekten Willy Sander?” und ist damit meines Wissens sein einziger Sakralbau. Wenn auch

das Wesen des Architekten nicht der Einfach-

heit des Baues entspricht, die Quelle nennt Wilhelm Sander als Architekten.

Im Norden entwickeln sich besonders die Orte

Kulturattache diese englischen Ideen nach Deutschland gebracht. Von hier aus geheneinige Impulse nach DSWA und wirken sich dort in Swakopmund zuerst im Bau des

Okahandja, Omaruru und Tsumeb. In Oka-

Krankenhaus in Keetmanshoop zeigt sich eine ausgereifte Landhausidee, der die englischen

schäftshauses in Lüderitzbucht?°. Das sind

Damara-Hauses

aus.

Bei

dem Johanniter-

Baugattungen aus dem Kapland entgegenkom-

men. So entsteht hier ein allmählicher, sanf-

ter architektonischer Übergang vom südlichen

nach dem südwestlichen Afrika, von der engli-

schen Bautradition zur deutschen. Der Kran-

kenhausbau in Keetmanshoop kann architektonisch als Verbindung zwischen zwei euroPäischen Baukulturen im südlichen Afrika auf-

gefaßt werden.

Im Januar 1914 kauft die deutsche evange-

lische Gemeindein Keetmanshoop ein GrundStück für den Bau einer Kirche und eines

Pfarrhauses. Das „alte, schadhafte, das Gesamtbild Keetmanshoop verunzierende“ Ge-

bäude soll in absehbarer Zeit verschwinden

handja führt Adolf Matheis neben seiner Kalk-

brennerei eine Architekturpraxis. Er plant häufig im Sinne des mit seinem ehemaligen Partner Krause erbauten Schröderschen Ge-

Häuser mit symmetrischer Front, Welscher Haube bzw. Zwerchgiebel und Mauerflächen, die als Dekorationsfeld benutzt werden. Hier verwendet Matheis rauhen und glatten Putz in linearer Geometrie. Im Falle des Hotels Wilhelmshof, das etwa 1913 erbaut ist, wird der Zwerchgiebel geschweift, das Giebelfeld als stilisiertes Palmettenmuster ausgeführt

(Abb. 313). Viele der Häuser entlang der

Kaiserstraße dürften von Matheis stammen und sind ebenfalls lebendig dekoriert. Von wem das Wohnhaus des Bürgermeisters Dr. G. Fock stammt, konnte nicht festgestellt werden (Abb. 314). Auffallend ist der mansarddachartige Turmhelm, eine in DSWA selten angewandte Dachform.

Undstatt dessen ein „hübscher neuer“ Bau auf-

Im Jahre 1909 wird eine Schule errichtet. Die Bauverwaltung sorgt für den Plan, der

Schwinghschen-Anstalt-Bethel bei Bielefeld an-

232 Keetmanshooper Zeitung, 8. Januar 1914. 233 Keetmanshooper Zeitung, 9. Juli 1914. in: Afrikanischer Hei 234 Dr. N. Mossolow, Architekt Wilhelm Sander, matkalender, 1969, S. 128. . 235 Siehe S. 235 dieser Arbeit

Tagen??? Pläne werden von einem Dipl.-Ing. Kawel sowie vom Bauamt der von-Bodel-

Sefertigt, Die Gemeindeversammlung vom 6.

Wi 1914 entscheidet sich für die zweite

Marbeitung des Bethelschen Entwurfs, die

257

ähnlich wie in Regierungsgebäuden den Unterrichtsraum und die Wohnung des Lehrers enthält. Durch eine Rundbogenöffnung betritt man eine Veranda, über die Klasse und Woh-

nung zu erreichen sind (Abb. 315). Im linken

Teil des Giebeltraktes des Gebäudes wird der Schulraum untergebracht, im Flügel die Woh-

nung. Daraus ergibt sich ein Unterrichtsraum,

der nur vom Süden beleuchtet und ohne jegliche Durchlüftung ist (Abb. 316). Um Gleichgewicht in der Frontansicht zu erreichen, werden zwei Blendbogenfenster angeordnet, ein Hilfsmittel,

welches die angestrebte

Wirkung verfehlt.

Das Wahrzeichen der Stadt Omaruru ist der

1908 eingeweihte Franke-Turm??*. In Erinne-

rung an die Einschließung des Ortes durch die Herero vom 16. Januar bis 4. Februar 1904 und die heldenmütige Entsetzung durch die Soldaten unter Hauptmann Franke, baut die Einwohnerschaft einen Wachtturm. Dieser

liegt frei im Gelände mit Blickrichtung auf

Abb. 312: Ev. Kirche, Jahre Keetmanshoop)

Keetmanshoop,

1930. (100

die Festung (Abb. 317). Über einem recht236 DSWAZ, 15. Januar 1908.

Abb. 313: Hotel Wilhelmshof in der Kaiser-Wilhelm-Straße, Okahandja, ca. 1917. (GfWE) .

Abb. 314: Wohnhaus Dr. G. Fock, Okahandja, ca. 1912. (SAW)

Abb. 315: Plan zum Schulneubau, Okahandja, 1908. (SWA Dept. of Works)

Monıban einer Ihnle in Ohahandya.

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259

Abb. 316: Schule in Okahandja, 1909. (SAW)

Abb. 317: Franke-Gedenkturm, Omaruru, 1908. (SAW)

260

0

Abb. 318: Schule in Omaruru, 1911/12. (SAW)

eckigen Sockel erhebt sich der runde Turm,

den eine durchbrochene Brüstungsmauer krönt. Auf seiner Plattform ist eine Schale angebracht, von der im Falle einer Feindannähefung oder Gefahr Feuersignal zu der in der Nähe liegenden Festung gegeben wird. In Omaruru wird 1911 ein Schulbau ausge-

führt (Abb. 318)%7, Ein Giebelvorbau mit

gekuppelten Öffnungen, die von einer gemeinsamen, sich verjüngenden Säule gestützt werden, betont den Eingang. Man wählt eine einfache Hausform mit Satteldach und versieht

die Klassenzimmer mit guter Beleuchtung.

Neben diesem Bau erhebt sich in ähnlicher

ein neues Direktionsgebäude in dieser Stadt (Abb. 319). Vergleicht man diesen Bau mit anderen aus der Mannschen Zeit in der Bau-

verwaltung?°®, so kann angenommen werden, daß das Direktionsgebäude von ihm stammt. Es ist ein seltsames Haus, wegen der Zusam-

menfügung eines Wohnhauses mit einer Repräsentationsfront. Letztere ist in keiner Weise dem Bau angeglichen. Gesimsbänder laufen

nicht durch, die senkrechte Betonunghebtsich

stark von der waagerechten ab, die geschwun-

genen Linien stehen in keinem Zusammenhang mit den geraden dieses Hauses. Zudem

Bauart und Gliederung ein Pensionsgebäude.

ist das Hineinlaufen des Giebels in die Turmmauer kein glücklicher Einfall.

Bautechniker Rudolf Mann, der 1906-09 im

Offensichtlich soll der Turm irgendwelche Werte versinnbildlichen. Er überragt alle anderen Bauten und zeigt der Stadt die Größe und ökonomische Macht der zu seinen Füßen

Wegen der sehr weiten Schulwege sind Schülerheime in den Orten mit Schulen im Inland erforderlich, Dienst der Bauverwaltung steht, läßt sich nach

Seiner Entlassung im Norden der Kolonie in

Sumeb nieder. Etwa 1910 baut die Otavi-

Minen- und Eisenbahn-Gesellschaft (OMEG)

237 Südwest, 10. Oktober 1911 238 Z.B. das Wohnhaus für den 1. Referenten und den Oberrichter in Windhoek (Abb. 193), oder den ersten Entwurf zum Keetmans-

hooper Postneubau (SAW. BKE 162, B II, 45 b. spec. la.).

261

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1

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Abb. 319: Direktionsgebäude der OMEG, Tsumeb, ca. 1910. (SAW)

Abb. 320: Katholische Kirche, Tsumeb, 1913. (SAW)

|

Abb. 321: Pauluskirche, Rehoboth, 1908. (Frau H. Strey)

wirkenden Gesellschaft. Um diesen Eindruck zu verstärken, versieht der Autor den Turm

mit einem Wehrgang, im Sinne eines mittelalterlichen Wehrturms. Über diesem befindet Sich die Turmuhr, die ein Pyramidendach mit herausgezogener Traufe beschützt. Das Turmgeschoß wird mit senkrechten Putzbändern dekoriert, die möglicherweise Reminiszenzen

eines Fachwerkturms sind. Um den Turm stärker hervorzuheben, ist der Sockel aus

Bruchsteinen gebaut und keilförmig ausge führt, jedoch geschwächt durch den tieflie-

genden breiten Rundbogen. Der Zugang ıns

Haus erfolgt über die Veranda. Über zwei

Segmentbögen ist das Giebelfeld mit gestelzten Rundbogenfeldern verziert. Überhöhte Felder werden am Anfallspunkt und am Traufenende angebracht. Esist nicht unmög-

lich, daß der Autor zu dieser Anordnung durch

den Darmstädter Hochzeitsturm angeregtist,

der 1907 von Joseph Olbrich gebautist.

Mission Beim Bau der Kirche der katholischen im gleichen Ort beschränkt Mann dekorative

Züge auf dem Turm (Abb. 320). Das Gotteshaus ist ein 1913 erbautes einfaches Ge-

bäude mit %-Chor, vom Längsschiff ge-

schieden. Der am Eingang axial angelegte Turm ist mit Krüppelwalmdach versehen. Zu beiden Seiten des Eingangs sind Beichtnischen angeordnet, darüber liegt die Empore. Alle Fenster sind Rundbogenöffnungen, das Ein-

gangsportal ist leicht vorgezogen. Holzstäbe bedecken zur Verzierung am Eingang die Giebelfelder. Der Turmdachbereich ist wie ein

separates Element dem Turm aufgesetzt und gibt dem Sakralbau etwas Häusliches. Hoch

über die Zierspitzen hinaus ragt ein dekoratives Kreuz als Wahrzeichen des Glaubens. Im Gegensatz zu der auf dem fotografischen

Bild gezeigten kahlen Umgebung wird die

Kirche heute von dichter subtropischer Vege-

tation umsäumt. Die einfachen und starken

Formen des Baus wirken von Palmwedeln umgeben weicher und plastischer. Die Rheinische Missionsgesellschaft bevorzugt

in ihren Kirchenbauten gotische Formen und

263

Abb. 322: Christuskirche, Karibib, 1910. (SAW)

eine Vielfalt von Turmdächern. In der Hauptsache entwerfen und errichten Missionstechniker diese Gebäude. Als größtes Gotteshaus wird die mit 800 Sitzplätzen ausgestattete neue Pauluskirche in Rehoboth 1907 eingeweiht. Missionstechniker Jakob Diehl, der die Missionskirche in Windhoek 1903 errichtet hat,

baut auch die in Rehoboth?”” (Abb. 321). Er wählt einfache, starke Formen für Kirche und Pfarrhaus und betont dann die Ecken, Öffnungen, lichten Höhen und Achsen, auf

die sich die Bauten beziehen, durch gebrannte 264

Ziegel. Innerhalb dieser Begrenzung verwendet er einen rauhen Putz. Dieses Dekorations-

mittel belebt die Baukörper, die sich als guter Ersatz für die bescheidene weißgetünchte Kir-

chengruppe, die Palgrave 1876 vorfand, erweisen?*0. Redecker entwirft die Karibiber Christuskirche im „freigotischen Stil“ (Abb. 322). Sie wird

am ersten Adventssonntag 1910 eingeweiht. 239 WN, 25. November 1908. 240 Siehe Kapitel 1, S. 31.

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Audi.

Ethnien ne

Abb. 323: Plan zu einem Fachwerk-Pferdestall für die Landespolizei, 1907. (SWA Dept. of Works)

Es ist die erste Kirche, in der südwestafrikanischer Marmor verwendet wird”. Die Kolonial-Afrika-Marmor-Gesellschaft, mit Sitz in Karibib, hat den Taufstein, die Altar- sowie die Eingangstreppenstufen aus weißem Habiser

Marmor hergestellt. Der Sockel des Taufsteins zeigt den blaugrauen Stein des Karibiber Capra-Bruchs, Säule mit Taufbecken, die eigentlichen Kunstwerke, sind von einer Ham-

burger Steinmetzfirma angefertigt’*”. hoek, Im Gegensatz zur Christuskirchein Wind

, wählt die im gleichen Jahr eingeweiht wird und

men Redecker strengere, einfache For Straffheit im Grundriß. Der Chor wird vom über dem EinLängshaus getrennt, der Turm gen. Gedeckt gang auf die Mittelachse bezo m facettierwerden diese drei Bauteile von eine

der Turm von ten Dach, einem Satteldach und wird in ZieBau Der einem hohen Faltdach. der „Putzgelsteinen ausgeführt im Sinne

der Bauverwaltung architektur“, wie 1909 von ng herrscht verwandt. Auch in der Gestaltu

Straffheit vor, die Putzflächen im Giebelfeld

des Langhauses werden auf einfache Dreiecksfelder reduziert, die Öffnungen im Turm sind schmal und senkrecht gehalten. Man vermißt den gelösten Ausdruck der Windhoeker Kirche. 1908 wird ein Gotteshaus der RMG aufeiner Anhöhe in Klein-Windhoek eingeweiht, 1913 eines in Grootfontein. Missionstechniker Jürgens errichtet die Missionskirche in Gibeon, deren Turm ein Faltdach deckt. Sie wird 1914 eingeweiht?*. Die Landespolizei für DSWA, die erstmalig 1907 als eigenständiger Ordnungsdienst aufgestellt wird, teilt das Land in vier und später wird in fünf Polizeibezirke. Jeder Polizeibezirk SWA zu dieser Zeit längst be241 Obwohl die Marmorvorkommen in Marmor gebaut ist, z.B. kannt sind und auch schon einiges aus etwa 20 km südwestlich von das Bahnhofsgebäude in Ababis, 1908 genauere Untersuchungen Karibib, werden erst 1907 und l-

Afrika-Marmor-Kolonia angestellt. Aus diesen geht 1910 die

, 9. August 1913. Gesellschaft hervor. Siehe DSWAZ September 1911. 23. e, stbot Südwe Der 242 1914. 243 Südwest, 7. Juni

265

Srumwaf gu einem Wahntramn Für 1Dante Varna

Abb. 324: Plan des Beamtenwohnhauses, Waterberg, 1908. (SWA Dept. of Works)

von einem geographisch günstig gelegenen Depot aus geleitet. Im Falle des Nordbezirks befindet sich das Depot am Waterberg. Für dieses entwirft die Bauverwaltung 1907 einen Pferdestall in Holzfachwerk (Abb. 323) und

den (Abb. 326). Dienstzimmer und Wohnungen werden im gleichen Haus untergebracht. Gekennzeichnet wird der Wohnbereich durch die Veranda, den bevorzugten Raum des Hau-

einfaches Haus mit umlaufender. Veranda (Abb. 324). Das Bauen eines so ausgedehnten Wohnhauses erfordert zur Anpassung an das abfallende Gelände einen mächtigen Felssteinsockel, über den mehrstufige Freitreppenin die Wohnräume führen. Diese Anhebung des Gebäudes und die rund um das Haus geführte Veranda vor dem majestätischen Waterberg geben dem Bau einen besonderen Charakter und machenihn zum schönsten Beamtenwohnhaus und Depot des Landes (Abb. 325).

ses. Andere Merkmale solcher Regierungsbauten sind die hohen Zimmerdecken mit 4,30 m lichter Höhe, das einfache Satteldach und die merkwürdige Proportionsordnung, wobei die Fensterstürze viel höher sind als die Türstürze. Die äußere Gestaltung folgt meist dem Prinzip der „Putzarchitektur“, d.h. von Ziegeln umrahmten Putzflächen, doch wird je nach örtlich vorkommendem Material das Gebäude seiner Region angepaßt. In Tsumeb, wo im gleichen Hause Post und Polizei untergebracht sind, werden die Umrahmungen glatt verputzt, die Flächen rauh (Abb. 327).

Die von der Bauverwaltung geplanten normalen Polizeistationen ähneln anderen kleineren Regierungsbauten, wie z.B. den Postgebäu-

Zweifellos ist die Station Schuckmannsburg, genannt nach dem Gouverneur Bruno von Schuckmann (Väterchen), am östlichen Ende

1908 ein Wohnhausfür 50 Polizeibeamte, ein

266

x

Be Abb. 325: Beamtenwohnhaus, Waterberg, erbaut 1908/09. (Rafalski) Abb. 326: Postgebäude, Omaruru, 1910. (SAW)

|

267

Abb. 327: Post und Polizeistation, Tsumeb, 1908. (SWA Dept. of Works)

des Caprivi-Zipfels, 400 m entfernt vom Sambesi-Fluß, für die dort eingesetzten Polizei-

beamten beruflich die außergewöhnlichste?**. Bis 1908 ist von der Ausübung deutscher Schutzherrschaft im Caprivi-Zipfel nichts zu spüren. Folglich wird das Gebiet zwischen dem portugiesischen Angola, dem britischen Südrhodesien und dem britischen Betschuana-

land ein Zufluchtsort für alles „Lichtscheue“,

dassich hier jeder polizeilichen Verfolgung entziehen kann; denn die britischen Behörden

respektieren die Grenzen der deutschen Kolonie. Eine sichtbare Inbesitznahme und eine wirksame Verwaltung wird dringend benötigt. Deshalb bricht Anfang 1908 eine Expedition auf,

die

nach

zweimonatiger

Reise

über

Betschuanaland und am Ngamisee vorbei, den Zipfel erreicht und dort provisorische Unterkünfte in Hütten errichtet. Diese auch gesundheitlich äußerst gefährdete Station der Landespolizei bedingt ständigen Personalwechsel. Die Ablösung nimmt den bequemeren und schnelleren Weg über Kapstadt, Bulawayo, 268

Viktoriafälle und Livingston! Von hier geht der Marsch mit Trägerkolonne am Ufer des Sambesi entlang bis zu der drei Tagereisen

entfernten Bootstation Mombowa; dann wird

Schuckmannsburg in zweitägiger Bootsfahrt erreicht. Derartig abgelegen liegt diese Station. Zwar wird im Januar 1911 von der Bauver-

waltung ein eintürmiges Stationsgebäude entworfen?*, doch nie ausgeführt. Die beiden 1911 entsandten Polizeibeamten errichten eigenhändig eine „menschenwürdige Behausung“ bis auf die Bedachung, denn für diese Arbeit verfügen die Schwarzen über gründ-

liche Übung. Die neue Unterkunft bekommt mit ihrem überragenden Rieddach und ihrer

sichtbaren Fachwerkkonstruktion eher das Aussehen eines Niedersachsenhauses, ais das

eines Stations- und Wohngebäudes der Polizei in SWA (Abb. 328). Dieser Eindruck wird 244 Rafalski, H. Vom Niemandsland zum Wernitz, 1930, S. 155—160.

Ordnungsstaat. Berlin:

245 SAW Plansammlung Nr. 2319, datiert Januar 1911.

am Giebelende verstärkt, wo manein großes

Tor zu erkennen glaubt, welches aufeine mitt-

lere Längsdiele mit zu beiden Seiten liegen den Nebenräumenführt. Auch die flache Lage und die umgebenden großen Laubbäume erinnern an das niedersächsische Bauernhaus. Hier werden bis zu 24 Schwarze ausgebildet ıgw *

cur

und Patrouillendienste abgeritten. Die von

Windhoek abgesendeten Briefe müssen wegen des großen Umweges mit Auslandsporto ver-

sehen werden?*,

In den Krisenjahren wird die Bauverwaltung

überfordert. Deshalb werden die militärischen Bauten einem neueingerichteten „Militärbau-

kreis“ übertragen. Dieser wird in zwei Bezirke

gegliedert: für den Norden ist Bausekretär und Direktor H. Zschischang in Windhoek zuständig, für den Süden der Bautechniker Franz Wagner in Keetmanshoop.

NeueStationen der Schutztruppe werden nicht

länger als starke schutzbietende Festungs-

bauten geplant, sondern als Militärniederlas-

sungen. Obwohl manche dieser mit ihren vielen Wohnhäusern dem Anblick einer großen Farmgesellschaft oder anderen Zivil-Siedlung ähnlich sehen, beherrscht meist ein Beobachtungsturm das Bild. Narubis, im Süden der Kolonie, wo ca. 1908/09 für die 1. Gebirgsbatterie eine Station gegründet ist, wird der Turm einem Krähennest ähnlich gestaltet. Selbst von Zinnenbekrönung rät man in der friedlichen Blütezeit ab (Abb. 329 und 330). Abb. 328: Stations- und Wohnhaus in der Schuckmannsburg, ca. 1912. (Rafalski)

Abb. 329: Ansichten der Station Narubis, 1912. (GfWE)

246 Deutsch-Südwestafrikanisches Schulze, 1914, S. 245.

Adreßbuch

1914.

Swakopmund:

Abb. 330: Station Narubis. (SAW) Abb. 331: Militärstation Chamis, ca. 1908. (Schnee)

In Chamis im Südwesten scheint man wenig Wert auf befestigte Gebäude gelegt zu haben, wohl aber auf die natürliche Lage. So wird das Gelände nur von höher angelegten Bauten beobachtet (Abb. 331). In Churutabis, im äußersten Süden, scheinen die Baulichkeiten

von den Truppen selbst improvisiert zu sein (Abb. 332).

270

Als Behelfshütten werden vielfach in DSWA Baracken aufgebaut. Häufig findet man daran den Namen Döcker, der auf den Erfinder dieses zerlegbaren, transportablen Barackensystems hinweist, den dänischen Rittmeister

Döcker?*’

(Abb.

333).

1874

werden

in

247 Der Baumeister, August 1904, $. 129-132, und September 1904, S. 137-140.

Abb. 332: Militärstation in Churutabis, ca. 1909. (SAW) 333: Döcker-Baracke, Windhoek, ca. 1905. (SAW)

Schlesien, im heutigen Niesky (Oberlausitz in ma Christoph & Unmack

Polen) von der Fir

Sie dienen im solche Baracken hergestellt. lege und wer npf nke Kra der zunächst

Kriege Isolier-Pavillons bei den in Friedenszeiten als in normalen utzt, auftretenden Epidemien ben

cken, Zeiten als Mannschaftsbara

Unterrichts-

r?“*. In SWA gebäude oder Privatwohnhäuse abwertendem bei Wird der Name Döcker oft

da sieht jede Vergleich angewendet: „... Gebraucht aus“. besser Baracke Döckersche in Baracken diese werden meines Wissens Bereich. militärischen im DSWA ausschließlich ruhende Trotz leichter Bauart sind sie durch durch und Lufträume zwischen den Wänden der in Isolierpappen und Einlage von Kork —

1909 248 DBZ, 16. Juni

Abb. 334: Koppel-Bude, ca. 1906. (Tsumeb Museum)

Hitze Südwestafrikas bestens verwendbar. Einwandfreie Beleuchtung ist gegeben, Ent-

lüftung geschieht über die Ventilatoren auf

schaft. Die Zahl der Landmesser wird vermehrt. Grundstücke werden den entlassenen Soldaten und neuen Ansiedlern unter

Rollos gedämpft. Von diesen Baracken stehen

Unterstaatssekretär des Kolonialamts fördert

dem Dach, die Sonneneinstrahlung wird durch heute selbstverständlich keine mehr.

Die Firma Arthur Koppel AG benutzt beim Otavibahnbau kleinere Holzbaracken, Koppelbuden genannt (Abb. 334). WellblechBaracken werden in Swakopmund vom Militär verwendet (Abb. 335), Eisengerippe, die innen mit Holzbrettern verschalt sind. Das ehemalige Offizierskasino wird nach dem HereroKrieg provisorisch als Realschule in dieser Hafenstadt benutzt?*”. Man solle nicht vergessen, daß einige Baracken zu fast dauernden Bauten wurden, die Hauptstadt Windhoek hat sich ein Jahrzehnt lang mit einer Tropenbaracke als Bahnhofsempfangsgebäude abfinden müssen?°®, 4.7 Die Herrenhäuser im Lande

Nach Beendigung des Krieges widmet man sich in SWA dem Neuaufbau der Farmwirt272

großzügigen

Bedingungen

angeboten.

Als

von Lindequist die Einfuhr von Karakulschafen, die in SWA von besonderer Bedeu-

tung sind. Der „Amtliche Ratgeber“?°! emp-

fiehlt dem einwandernden Farmer als vorläufige Unterkunft ein Hartebeesthaus, d.h. eine „viereckige Hütte, wie sie die Buren und

Bastards hergebrachtermaßen benutzen“22, Erst nach sorgfältiger Erkundung des erworbenen Geländes und nach Beratung durch erfahrene Ansiedler solle der Einwanderer sich

für den Bauplatz entscheiden.

„Auch die auf der Farm vorherrschende Wind-

richtung ist bei Wahl des Bauplatzes für das

Haus zu beachten, um zu bewirken, daß der

249 KuH, Jg. 5, Nr. 25, und H. Rautenberg, Das alte Swakopmun d, S. 240. 250 Siehe Abb. 103 dieser Arbeit. 25l DSWA Amtlicher Ratgeber für Auswanderer. 19127 252»Ebd,, 8.50:

Berlin: Reimer,

Abb. 335: Wellblech-Baracke, Swakopmund, ca. 1902, (Scheel) Abb. 336: Farmhaus auf Voigtland, ca. 1904. (H. Voigts)

Wind die am Wasser stets heimischen Insek-

ten nicht auf das Haus zu, sondern von ihm weg weht. Mancher folgt der Verlockung , sein Haus unter schattigen Bäumen in einem

BL ai errichten En bald wird er aber

merken, daß es hier unten abends und nachts,

pamentlich in der Trockenzeit, bitter kalt wird,

viel kälter, als wenige Meter höher in unmitte-

barer Nachbarschaft.“ 253

Als B :

i

aumaterial werd

e Lehm-

luftgetrocknet hm Ziegel empfohlen, die en der Ansiedler selbst her-

stellt. Außenwände müssen zum Schutz gegen

ungünstige Witterungseinflüsse geölt oder verputzt werden. i . = ; Erfah

rene Farmer sind die Gebrüder Voigts.

Zwei der Brüder kommen 1892 als Händler

und gründen Niederlassungen ihrer Firma

Wecke & Voigts im ganzen Land.

kauft Gustav

Voigts die Farm

1897

Voigtland

253 DSWA Amtlicher Ratgeber für Auswanderer, Berlin: Reimer , 1912. S. 49,

273

mw

Abb. 337: Farmhaus auf Voigtland, ca. 1907. (H. Voigts) ca. 1910. (Barth) Abb. 338: Marmorsteinkrale für Rinder, Farm Okongava,

östlich von Windhoek und errichtet ein „T“förmiges Wohnhaus aus den am Ort befindlichen Quadersteinen. Das Dach an der Kreu-

zung beider Flügel wird erhöht (Abb. 336).

Ein Italiener, der bei dem Bau der Otavibahn beschäftigt gewesen ist, hat für Voigts einen Rinderkraal aus weißem Marmor erstellt. Voigts erkennt die Geschicklichkeit des Ita-

274

lieners. Er beauftragt ihn, die mit einer Veranda versehene Repräsentationsfront des Wohnhauses umzubauen. Er wünscht eine

Loggia, die in der Umgangssprache später „toskanische Loggia“ genannt wird?°* (Abb.

337). Bald darauf läßt der Farmer Gustav 254 O. Hintrager, SWA in der deutschen Zeit, S. 171.

Te

Abb. 339: Farmgehöft Voigtskirch, ca. 1908. (H. Voigts) Abb. 340: Voigtskirch, Entwurf von W. Sander, ca. 1910. (H. Voigts)

Lad

Rösemann auf seiner Farm Okongava,in der

Nähe von Karibib, mit dem auf seiner Farm ausfindig gemachten Marmor Rinderkrale und

ein Wirtschaftsgebäude errichten (Abb. 338). Eine zweite Farm nordöstlich von Windhoek,

am Zusammenfluß des Nossob und des Otjihase, kauft Gustav Voigts 1897 vom Herero-

Häuptling Samuel Maharero. Auf dieser Farm steht eine verlassene Kirche, die Voigts zum

Wohnhaus umbaut (Abb. 339). Für die Gestaltung des Hofes nimmter ca. 1910 die Hilfe eines Fachmanns in Anspruch. Architekt

Willy Sander nutzt die günstige Lage des Zusammenflusses der beiden Flüsse. Er schlägt eine Terrasse vor, ‘und zur Betonung des

275

Abb. 341: Wohnhaus Voigtsgrund, 1907. (Beilage zum DKB)

vollendeten Gehöfts hebt Sander es über die gewachsene Landschaft hinaus (Abb. 340). Der Umriß der Terrasseist von einer festungsähnlichen Ringmauer mit Ecktürmen charakterisiert. Aus den Ecktürmen werden aber in diesem Fall ein Gartenpavillon mit Aussicht auf die Flußbetten und ein Wasserbassin mit Pumphaus.

Albert Voigts tritt 1906 aus der Handelsfirma aus. Er widmet sich ganz seinen Far-

men Abbabis und Voigtsgrund. Auf der letzteren Farm, ca. 300 km südlich von Windhoek gelegen, begannen 1900 Experimente mit der Karakulschafwirtschaft in SWA. Ein Farmerhaus wird 1906/07 am Ende einer

Reihe von Wirtschaftsgebäuden gebaut (Abb.

341). Im Osten ist die Veranda offen nach dem Garten, an der Nordseite liegt die Stube mit Erker und Loggia. Bedeckt ist der Erker mit einer welschen Haube, deren Wetterfahne das Datum 1907 trägt. 1908 besucht Staatssekretär Dernburg dieses Haus. Dr. Oskar Bongard, der ihn begleitet, schreibt in Deutschland über dieses Haus: „Hier bot sich Gelegenheit, erfüllt zu sehen,

was man für die Bewohner des Landes dereinst an Wohlstand und als Wohnsitz erhoffen

Klänge abends durch die Räume rauschen,

vierzehn Tage weit mit dem Ochsenwagen von Windhuk aus nach seinem Bestimmungsort ge-

fahren werden mußte. Albert Voigts Farmbe-

trieb ist der größte in der Kolonie.“?°°

Der Hamburger Reeder und Kolonialförderer Adolph Woermann kauft 1904 eine Farm im südlichen Teil des Bezirks Rehoboth, am Fischfluß gelegen, von der Damara-und-Nama-

qua-Handelsgesellschaft. Wollschafund Straußenzucht sind hier die Hauptwirtschafts-

zweige. Ende 1907 übernimmt Woermanns Sohn Carl die Farm. Ein neues großes Wohn-

haus (Abb. 342 und 343), Wirtschaftsgebäude, Schmiede, Lagerschuppen und steinerne Tiertränke werden gebaut?”. Aufgrund aller Ge-

gebenheiten stammt der Entwurf des Wohnhauses von Friedrich Höft, dem Hausarchitekten der Damara-Gesellschaft und Woermann-

Linie (Abb. 344). Somit ist dieses der einzige Bau Höfts im Innern Südwestafrikas. Einzig-

artig ist die Bauweise, die das Wohnhaus vor Sonneneinstrahlung schützt. Anstelle einer Veranda, die sehr oft eine Verdunkelung der Wohnräume zur Folge hat, wählt Höft eine luftige, durchbrochene Laube, deren Breite nach Bedarf variiert (Abb. 345). So ent-

möchte. Das Wohnhaus ist ein wirklich ge-

mütliches Heim. Für afrikanische Verhältnisse muß man es aber luxuriös nennen, wenn man bedenkt,

276

daß

der

Blüthner-Flügel,

dessen

255 Dr. O. Bongard, Staatssekretär Dernburg in BritischDeutsch-Süd-Afrika. Berlin: Süsserott, 1909, S. 25.

und

256 Prof. Dr. Dade, Die deutsche Landwirtschaft unter Kaiser Wil‚helm II., Halle a.S.: Marholf, 1913, S. 479-484.

Abb. 342: Farmgehöft Gras, 1908. (SAW) Abb. 343: Wohnhaus Gras. (Dade)

steht vor den Schlafzimmertüren entlang des und vor Laubenganges eine Kusblicksnische

plaz. dem Eßzimmer und der Stube ein Freisitz tonisch architek Ganzen dem gibt Laube Die einen eineine stärkere Form und formt schließenden

Baukörper.

Beides

kann

eine

der Veranda nicht bewirken. Schwerpunkt

Fassade ist der Turm, der diesen wichtigsten äußerlich beWohnraum, den Freisitzplatz,

der Sonnentont. Die eigenwillige Lösung ein nur noch abschirmung ist meines Wissens

in einem einziges Mal in SWA angewendet,

der Entwürfe für den „Tintenpalast“ in Windhoek257. Vielleicht ist sie anderen Bauherren

zu teuer. Gewiß spielt das große, durchlüftete

Dach wie auch die Küchenanordnungeine be-

deutende Rolle für die Kühlung der inneren

Räume. Be- und Entlüftung wird durch die großzügigen Lamellenöffnungen an den fünf

Giebeln gefördert. Die Küche ist in einem des besonderen Küchengebäude nördlich

Wohnhauses untergebracht; ihre Verbindung . 257 Siehe Abb. 286 dieser Arbeit

277

Abb. 344: Grundriß des Wohnhauses auf Farm Gras, 1908 erbaut. (Bauaufnahme)

Abb. 345: Laubengang des Wohnhauses. (e.A.)

zum Wohnhaus wegen der Witterung überdacht. So können Speisen unbehindert in den Flur des Hauses geschafft werden. Alle Baumaterialien müssen. 215 km weit von Windhoek, der nächsten Bahnstation, mittels Ochsenwagen herangeschafft werden. Dabei dauert die Hin- und Rückfahrt vier Wochen und länger.

In völligem Mißklang zu seiner Umgebung

steht das Wohnhaus auf der Farm Neu-Heusis. Neben anderen Farmen erwirbt 1908 die Deutsche Farmgesellschaft diese Farm im Khomashochland, ca. 53 km westlich von Wind-

hoek?‘®, Diese Farm soll der Verwaltung

als Hauptsitz dienen (Abb. 346). Neben dem Direktorenwohnhaus entstehtein Verwaltungs-

haus mit Zinnenkranz und Wehrturm, mög-

licherweise zur Verteidigung gedacht, Familie n258 Dade, Prof., Deutsche Landwirtschaft , S. 489-492.

278

Abb. 346: Farmgehöft Neu-Heusis, ca. 1912. (GfWE)

Abb. 347: Direktorenhaus Neu-Heusis, ca. 1912. (GfWE)

Abb. 348: Wintergarten des Direktorenhauses. (GfWE)

Wohnhäuser und Wohnungen für die Angestellten. Die große Zahl der Angestellten erfor-

dert einen Kaufladen und eine Postagentur?”?,

dazu als Einmaligkeit auf südwestafrikanischen Farmen eine Kegelbahn. Der Hauptzweck dieser Farm ist die Viehzucht. Sobald nämlich ausreichender Viehbestand in der Kolonie vorhandenist, soll eine Fleischverwertungsfabrik betrieben werden. Doch so weit kommtes nicht. Auffällig ist das Wohnhaus des Direktors Dr. R. Hartig, das ca. 1912 erbaut ist (Abb. 347). Der bewußte Abschluß des Hauses, hoch über dem Sockelgeschoß, ohne inneren Zusammenhang mit seiner Umgebung, macht das Haus zum Stadthaus und nicht zum ländlichen Herrensitz. So wird der Fremdkörper in der wellenförmigen Landschaft von der Bevölkerung Pralltriller genannt. Im Mansarddach sind die Schlafzimmer untergebracht, auf dem

280

Sockel die Wohnräume. Zum Westen hin öffnen sich die Wohnräume auf einen Altan,

dessen Unterbau eine Autogarage ist! Diese ist sogar mit Werkstättengrube versehen. Längs des Eßzimmers ist ein Wintergarten angebracht — eine Nachahmung europäischer Wohnverhältnisse, die in SWA vollkommen

überflüssig ist (Abb. 348). Merkwürdigerweise entsteht 1914 in Windhoek ein Einfamilienhaus für Dr. R. Hartig, im Schnitt und daher auch im Charakter eine Miniatur des Neu-Heusis-Wohnhauses. Laut Plan ist das Haus von Dr. Hartig selbst entworfen?°. Daher ist es auch möglich, daß er der „Komponist“ des Pralltrillers auf Neu-

Heusis ist.

259 Swakopmunder Zeitung, 8. Juni 1912.

260 SAW BWI 7. Bd. 24. Genehmigung von Neu- und Umbauten. Einfamilienhaus in Windhoek. Entwurf Dr. R. Hartig, Juli 1914.

Abb. 349: Wohnhaus, Farm Haribes, 1912/13. (e.A.)

August Stauch, der Entdecker der Diamanten in SWA, erwirbt 1911 im Bezirk Gibeon die große Farm Haribes. Dort will er Viehzucht mit Wollschafen, Pferden und Straußen betrei-

ben, sowie Ackerbau in großem Umfang be-

ginnen. Mit diesem Entschluß wirderall denen zum Vorbild, heißt es, die durch Diamanten zu Wohlstand oder Reichtum gekommen

sind?®1, Nach dem Muster eines deutschen

Gutshofes legt er die Wirtschaftsgebäude an. 1912 wird vom Bau des Wohnhauses berich-

tet?%2, Yon wem der Entwurf stammt, konnte nicht festgestellt werden. Doch ist die vom Klassizismus geprägte Front mit ihren ein-

fachen Rundpfeilern bemerkenswert (Abb. Bau 349) und gilt deshalb als sehr moderner für SWA in dieser Zeit.

us in SWA Das außergewöhnlichste Herrenha Distrikt ist das auf der Farm Duwisib im

WindMaltahöhe, ca. 350 km südlich von

mit dem hoek. Architekt Willy Sander wird Farm, tzer der Bau des Hauses vom Besi

Hauptmann a.D. Hansheinrich von Wolf (1873-1916), beauftragt. Sander baut ein Schloß aus dem vor Ort anstehenden roten Stein. Der Bau zeigt beides: das Aussehen

eines Bollwerks in dem noch kriegerischen Süden und einen Ausdruck von Selbstgenügsamkeit. Wahrscheinlich dient es jedoch in erster Linie der Befriedigung eines höchst gesteigerten Bedürfnisses nach Repräsentation. Für den Fremden erweckt dieses Schloß in der Weite des südlichen Südwestafrikas das Bild einer Fatamorgana (Abb. 350).

Als Grundriß dient ein Festungsplan mit Innenhof (Abb. 351). An drei Flügeln sind Wohnräume um einen Säulengang mit toskanischer

Säulenordnung angebracht (Abb. 352). Zum Norden hin wird der Hof von einer Mauer abgeschlossen. Der mittlere Hauptbau enthält den Keller und die Halle, ein überhöhter Saal 1911. S: 531. 261 Koloniale Zeitschrift, 25. April

er 1912. 262 Lüderitzbuchter Zeitung, 16. Novemb

281

Abb. 350: Farmgehöft Schloß Duwisib, 1909. (GfWE)

Abb. 351: Schloß Duwisib, Bauaufnahme des Autors.

282

Abb. 352 : Toskanische Säulen mit Abfasung. (e.A.)

in

Vierlingsfensterform.

(e.A.)

Abb. 355: Quaderbogen zwischen Halle und Hauptein-

gang. (GfWE)

Süden der Kolonie. Die Hauptwohnräume sind im Burgcharakter ohne Flur miteinander verbunden (Abb. 356) und liegen zum Süden mit Blick auf ein weites Tal. Folglich sind

sie vom Einfluß der Sonnefrei, aber im Winter bitter kalt. Auch in den Zimmern um den Innenhofist wegen des Säulengangs die vom Norden einfallende wärmende Sonneneinstrahlung nur gering spürbar. So sind die Kamine, von welchen jeder Wohnraum einen aufweist mit „Sängergalerie* (Abb. 353). Beleuchtet wird der Saal durch Obergaden in Vierlingsfensterform (Abb. 354). Von der Galerie betritt man ein Herrenzimmer mit auf Konso-

len auskragendem Fachwerkerker. Seine Brü stung weist Vierpaßmotive auf, die Sander im

Paul-Emisch-Haus in Berlin schon angewandt

hat?®,

Ein

Quaderbogen

Haupteingang.

trennt die Halle

Dieser ruht auf zwei Säulenordnungen, bestehend aus je einem Postament, kurzer Säule mit Schwellung und

vom

romanischem

Würfelkapitel

(Abb.

355).

Über dem gotischen Oberlicht des Eingangs

und die Halle sogar zwei, zum Heizen äußerst

nötig.

Äußerlich wird das Schloß durch vier leicht-

vorspringende Ecktürme und ein „Corps de logis“ mit Turmaufbau bestimmt (Abb. 357 und 358). Alle Außenmauern sind mit Buckelquader errichtet (Abb. 359) und mit einem

durchlaufenden Maschikulikranz gekrönt (Abb. 360). Ost- und Westansicht erhalten zusätzlich

je einen größeren, einzelnen Maschikuli. Aus

dem am Ort vorhandenen Stein läßt sich von

Wolf später ein Wirtschaftsgebäude, Pferde-

krale und Hütten für die schwarzen Farmarbei-

ist das Baujahr 1909 eingetragen.

ter bauen. Durch Verwendung des örtlichen

Die konsequente Anpassung des Festungs plans macht das Haus unwohnlich. Die Fenster, als Schießscharten gestaltet, und selbst

Gesteins passen

Landschaft an.

heißen front bieten ungenügende Ventilation im

263 Siehe Abb. 90

der Vorder die gotischen spitzbogigen Fenster

sich

die

Farmgebäude der

Abb. 356: Hauptwohnräume. (GfWE) Abb. 357: Schloß Duwisib, Nord-Ansicht. (GfWE)

ch

Abb. 358: Schloß Duwisib, Südwest-Ansicht. (GfWE)

Abb. 359: Buckelquader in Schloß Duwisib. (e.A.)

Abb. 360: Maschikulikranz-Krönung von Schloß Duwisib. (e.A.)

285

4.8 Der „Tintenpalast‘“ des Gouvernements Das Fehlen eines allgemeinen Verwaltungsgebäudes des Gouvernements führt dazu, daß die Büroräumeder verschiedenen Verwaltungszweige in Windhoek in sieben zum Teil räumlich weit auseinander liegenden Baulichkeiten untergebracht sind. Der gestiegene Geschäftsumfang in allen Zweigen der Verwaltung gestattet nicht mehr länger eine Dezentralisation der Verwaltungsstellen. Das dienstliche Interesse verlangt daher eine Zusammenlegung der Dienststellen. Mit dieser Begründung wendet sich Gouverneur von Schuckmann im August

1909

an

das

Reichs-Kolonialamt?**.

Zur

Bestimmung des Bauplatzes ernennt von Schuckmann eine Kommission,in der auch die Einwohnerschaft Windhoeks vertretenist. Einstimmig wählt der Ausschuß den Hügel hinter der Christuskirche, einen Platz, der wegen seiner Entlegenheit heftigen Protest hervor-

ruft?6,

Trotzdem werden im Februar 1910 drei von der Bauverwaltung angefertigte Entwürfe an das Reichskolonialamt gesandt. Der Grundriß des ersten Entwurfs sieht einen langgestreckten Haupttrakt vor mit zwei nach hinten ausgedehnten schmaleren Flügeln (Abb. 361). An beiden Seiten des Mittelgangs auf die Längsachse des Haupttraktes bezogen, sind eine Vielzahl gleichartiger Räume angelegt. Im Sinne eines damaligen Verwaltungsgebäudes ist der Bau durch Mittel- und Eckrisalite gegliedert. Entsprechend dem Repräsenta-

tionsbedürfnis führt eine geräumige Treppen-

anlage zu dem im ersten Stock befindlichen Sitzungssaal des Landesrats. Dieser Saal öffnet sich über einem Balkon nach vorn zur Gartenanlage. Von einem Mansardwalmdach

wird der Sitzungssaal des Landesrates im Mittelrisalit hervorgehoben, ein Satteldach

deckt das restliche Haus.

Die äußere Gestaltung des ersten Entwurfs mit

französischen neubarocken Zügen besagt: Der Sockel wird aus Sandsteinquadern gebaut, das Erdgeschoß rustiziert, das Obergeschoß durch gerahmte Wandvorlagen gegliedert, eine Balustrade schließt das Dachgesims ab, den Mittel-

risalit ziert ein Frontispiz mit ornamentiertem 286

Reichsadler, das Obergeschoß des Mittelrisalits wird mit Pilastern und einer Attika gestaltet.

Der zweite Entwurf gleicht im Grundzug dem

ersten Entwurf. Unterschiedlich vom ersten

Entwurf sind die durchbrochene Laubenfront und eine umlaufende Veranda an der Hofseite

(Abb. 362). Im Aufriß ist das Erdgeschoß der

Repräsentationsfront mit großen Rundbogen-

Öffnungen zwischen den Lisenen versehen, das

Obergeschoß mit gekuppelten Öffnungen zwi-

schen gekuppelten Pilastern, in beiden Geschossen der Laubenfront dienen Balustraden als Brüstung, der Mittelrisalit wird einfacher gestaltet, ein Gebälk ersetzt das Frontispiz, der Schwerpunkt des Risalits fällt auf den Eingang im Erdgeschoß, der von gekuppelten und rustizierten Pilastern umrahmt wird. Dieser Fassadenentwurf, dem Klima eher angemessen, entspricht einer neubarocken und italienisch-spätrenaissancistischen Mischung. Der dritte Entwurf enthält im Grundriß einen zusätzlichen, sich nach hinten erstreckenden

Flügel, der auf die Mittelachse des Entwurfs

bezogen ist (Abb. 363). Dieser Flügel enthält das Treppenhaus und den nur eingeschossigen Sitzungssaal des Landesrates, zum Treppenhaus führt ein Korridor entlang der Mittelachse. Im Aufriß entfallen Eckrisalite, der Mittelrisalit wird ohne Übergang von einem

abgewalmten Satteldach gedeckt, die Zimmer im Haupttrakt werden im Erdgeschoß von einer gestelzten Rundbogenlaube vor Sonneneinstrahlung geschützt, im Obergeschoß voneiner Veranda, das Verandenschirmdach ist vom

Hauptdach getrennt, im Mittelrisalit werden

gestelzte Rundbogenöffnungen mit Balustradenbrüstungen in beiden Geschossen verwen-

det, mehr betont wird nun die Freitreppe. Dieser Entwurf ist in seiner Ausführung einfacher und zurückhaltender. Ohne deutliches deutsches bzw. europäisches Vorbild, dem Reichstagsbautypus fremd,ist er ohne Zweifel ein kolonialer Bau.

Im Reichskolonialamt kommentiert der SWA-

landeskundige Staatssekretär von Lindequist 264 SAW BAU 38, B. 46 (Bd. 1) Verwaltungsgebäude 1910/11. Sammeltelegrammauszug, Gouverneur an R.K.A., 7. August 1909. 265 O. Hintrager, SWA in der deutschen Zeit, S. 157.

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1910. (SAW)

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Abb. 364: Skizze des 4. Entwurfes des Verwaltungsgebäudes in Windhoek, August

1910. (SAW)

290

selbst”. Er kennt die Bürokratie des Reichs

und die Auffassung der Finanzverwaltung. Wird der Bau des Verwaltungsgebäudes in

Windhoek trotz der „schwierigen Finanzlage des Reiches“ dringend benötigt, so müssen Umarbeiten und Ergänzungen der Entwürfe vorgenommen

werden. Alle Räume sollen

ihrem besonderen Zweck entsprechend bemes-

sen und angeordnet werden. Vierzig gleich große Zimmer von je 25 qm Grundfläche erscheinen als Grundlage nicht geeignet und

genügen nicht, die Notwendigkeit des Baues zu begründen. Für Referentenzimmer, die nur

mit einem einzigen Beamten zu besetzen sind, ist eine Breite von 3,5 bis 4 m als angemessen zu erachten. Als Zimmertiefe ist 5 m angebracht. Die Anordnung der Veranden an den beiden Hauptfronten, wie auch des mittleren Längsflures ist zweckentsprechend. Derdritte Grundrißentwurf soll beibehalten werden. Doch ist den hinter den Veranden liegenden Räumen möglichst viel Licht zuzuführen. Es empfehle sich daher,anstatt der im Erdgeschoß vorgesehenen Bogenreihen die Verandenpfeiler oben mit flachen Tragwerken abzuschließen und das Schirmdach der Veranden des Obergeschosses hoch anzuordnen, damit eine hinreichende Lichtzuführung in die hinter den Veranden gelegenen Räume gesichertist. Die Anordnung des Eingangs über einen Korridor zum Treppenhaus ist völlig ungeeignet; eine Anordnung wie in den ersten zwei Entwürfen ist aufzugreifen. „Die Architektur des Gebäudes ist möglichst einfach zu halten. Hierbei ist die Entwurfsskizze 3 der Weiterbearbeitung zugrunde zu legen.“ am, daß „Ich mache noch darauf aufmerks

der erferdie Aussichten für die Bewilligung gen

Maße stei derlichen Baumittel in demselben Grundlage als werden, als es gelingt, in dem allgemeiden llen für ihre Anforderung aufzuste ei der undb g ltun esta nen Entwurf bei der Ausg

der WirtVeranschlagung den Rücksichten Einfachgrößter schaftlichkeit, unter Wahrung entsprechen.“ zu it igke kmäß Zwec heit und

bericht solKostenanschlag und Erläuterungs Entwurf vorgelegt len mit dem überarbeiteten zu erörtern werden. Auch ist die Platzfrage

an für das Geund ein Stadtplan mit Lagepl

bäude vorzulegen. Die genannten Unterlagen sind für die Verhandlungen mit der Reichsfinanzverwaltung und zur Vorlage des Entwurfs im Reichstag unentbehrlich. Im August 1910 wird ein überarbeiteter Ent-

wurf mit einem Erläuterungsbericht, beides von der Bauverwaltung in Windhoek aufge-

stellt, an das Reichskolonialamt gesandt?”

(Abb. 364). Über die Gestaltung des vierten Entwurfs schreibt Redecker: „Die Architektur ist dem Zweck des Gebäudes und dem Material entsprechend und so einfach wie mög-

lich gehalten. Die Hauptwirkung wird sich aus

dem Ausbau der einzelnen Bauteile und aus

der Lage des Gebäudes ergeben.“

Im neuen Aufriß ist die Veranda in das Hauptdach integriert (Abb. 365). Das Dachist als Satteldach konstruiert undallseitig abgewalmt.

Der Mittelrisalit wird zur Erzielung einer bes-

seren architektonischen Wirkung höher gehalten. Kleineseitliche Giebel dienen zur Lüftung des Dachraumes. Über eine breite Freitreppe gelangt man zum Treppenhaus, das durch ein Oberlicht beleuchtet wird. Zum Hof hin ist der Sitzungssaal mit 7 m lichter Höhe angelegt; im Obergeschoß des Mittelrisalits befin-

det sich das Arbeitszimmer des Gouverneurs. In der Hauptfront sind an den Verandenstützen stilisierte Kapitelle angedeutet, im Mittelrisalit behält man Rundbogenöffnungen. Aufeine gute Belichtung wird besonderer Wert gelegt, dementsprechend sind soviele Fenster für jeden Raum vorgesehen, „als mit der Stabilität des Mauerwerks vereinbar ist“. Auch auf gute Lüftung wird geachtet; die zu den Veranden führenden Zimmertüren werden als Fenstertüren ausgebildet, Lüftungssiebe in den Außen- und Korridorwänden sowie im Dachraum angebracht. Als Bauplatz wird der von der Kommission vorgeschlagene beibehalten, wegen der an diesem Platz geringen Planierungskosten bei erforderlichen Erweiterungsbauten. Die Gesamtkosten der Anlage betragen rund 450 000 M. —— ungsgebäude. Von Linde266 SAW BAU 38, B. 46 (Bd. 1) Verwalt quist an Gouverneur, 18. Mai 1910. tungsgebäude 1910/11. 267 SAW BAU 38, B. 46 (Bd. 1) Verwal

291

Skizze fürein 7 rwaltungsgebände in Windhuk

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Abb. 365: Skizze des 4. Entwurfes für das Verwaltungsgebäude in Windhoek, August

1910. (SAW)

292

A Staatssekretär von Lindequist gewinntbe i eingehender Prüfung der Entwurfsunte rlagen den Eindruck, das Gouvernementin DSWA habe

„sich in den Anforderungen für das Gebäude

größere Beschränkung auferlegt, als technisch wohl vertretbar erscheinen kann“. In einem Schreiben vom 2. März 1911 teilt er dem Gouverneur mit, er habe im Einvernehmen mit Redecker, der von November 1910 bis April 1911 seinen Heimaturlaub in Deutschland verlebt, sich entschlossen, „den Entwurf behufs dieser Unzulänglichkeiten umarbeiten zu lassen“ ?68,

Hierauf entsendet von Lindequist am 18. März 1911 Abdrücke des „neuen Entwurfs“ und erläutert die Änderungen?%°. Das Oberlicht im Treppenhaus könne den Mangel an direktem Licht nicht völlig ersetzen. Auch würde die Säuberung des Oberlichtes dauernde Schwierigkeiten verursachen. Um diesen Übelständen abzuhelfen und Luft und Licht in genügender Menge in das Innere des Gebäudes

hierdurch ungefähr um 54000 M steige n. „Der Reichstag wird in der Budget-Kommission entsprechend unterrichtet werden.“

Die Platzfrage wird in Windhoek weiterhin ablehnend beurteilt. Im Auftrage der Stadtgemeinde schreibt der Bürgermeister am 25. Oktober 1910 an das Bezirksamt Windhoek?”°. Da die Windhoeker Gemeinde an der Lage des zukünftigen Verwaltungsgebäudes „stark interessiert“ ist, hält es der Gemeinderat für seine Pflicht, zu der Platzwahl

des Gouvernements Stellung zu nehmen. Der geeignetste Platz liegt inmitten der Stadt. Solche Lage der Behörde kommtder Erfüllung staatsbürgerlicher Pflichten der Bevölkerung entgegen. Dann kann jeder seine alltäglichen Anliegen den zuständigen Amtsstellen vortragen, ohne daß ein beschwerlicher Weg den Bürger hindert, die Verwaltung aufzusuchen. Die Gemeinde bevorzuge deshalb das Hauptmagazingrundstück und mache ein entgegenkommendes Angebot:

zu bringen, sei zwischen Saal und Hauptbau

„Nunist allerdings das Hauptmagazinsgrundstück in seinem ganzen Umfange bereits der Gemeindefür Errichtung öffentlicher Gebäude

ein kleiner offener Lichthof vorgesehen. Mit Rücksicht auf das fallende Baugelände sei der Sitzungssaal des Landesrates mit seiner

in dankenswerter Weise angeboten worden,

der Gemeinderat mißt aber der Lage des Verwaltungsgebäudes mitten in der Stadt eine

Längsachse parallel zur Hauptfront des Ge-

bäudes gestellt.

solche Bedeutung bei, daß er bereit ist, sich

Die Nordfront des nördlichen Seitenflügels sei durch eine Schutzlaube vor Sonnenstrahlen zu schützen. Während des größeren Teiles des

mit einem Teil des Hauptmagazinsgrundstücks zu begnügen, weil er der Meinungist, daß auf dem großen Grundstück neben dem Verwaltungsgebäude auch noch für die Baulichkeiten der Gemeinde Platz ist.“

Jahres treffen gerade zu den mittleren Tages-

stunden die Sonnenstrahlen diese Seite des Hauses. Auch an der entgegengesetzten Seite

des Südflügels, die während des Hochsommers der gleichfalls in hohem Maße den Strahlen

Sonne ausgesetzt ist, sei eine Schutzlaube Überleaußerordentlich wünschenswert, eine im allen Bürokrat einem gung, die man von ‚Kosten: gemeinen nicht erwartet. Zwecks in Höhe bis nur jedoch sie solle ersparnis ses vorgesehen der Hinterfront des Langhau werden.

in den Achsen der Verandastützen liegen nun h die Fener, verdunkeln dadurc

Diese Stellung nimmt auch der Bezirksrat des Bezirks Windhoek ein. Nach Ausscheiden von Schuckmanns überdas nimmt Theodor Seitz im November 1910 rStellve oek. Windh in Amt als Gouverneur die auf er Brückn Rat Geh. tet tretend antwor ——

Verwaltungsgebäude 1910/1912. 268 SAW BAU 38, B. 46 (Bd. 2) 2. März 1911. Von Lindequist an Gouverneur,

Verwaltungsgebäude 1910/1912. 269 SAW BAU 38, B. 46 (Bd. 2) einem Brief wird

werden. In Die Pläne konnten nicht gefunden Schnee (In Vertretung) an Gouein Rbm. Drescher genannt; siehe nicht

Nameerscheint jedoch verneur, 25. November 1911. Dieser

Fensterpfeil

en der Hofseite sterflächen nicht; die Verand geschränkt, die ite ein sind auf 1,75 m Bre Die Kosten werden ht. fac Dachformen verein

270

Reich 1911 oder 1912. im Handbuch für das deutsche der Stadt zu der Errichtung SAW SVM B. 2. m. Stellungnahme

Bürgermeister an Beamtlicher Gebäude (Platzfrage) 1910/13. zirksamt, 25. Oktober 1910.

293

Eingabe des Bürgermeisters?’'. Nach gründlicher Überlegung habe er sich für den Bauplatz auf dem Höhenrücken östlich des Bezirksamts entschieden. Brückner erläutert seinen Entschluß und gibt seine Gründe gegen den vorgeschlagenen Platz der Stadtgemeinde an. Der Platz des Hauptmagazins sei infolge der schlechten Gründung und durch das stark

geneigte Gelände für ein großes Gebäude ungeeignet.

Die Bevölkerung wünscht nach wie vor ein zentral gelegenes Grundstück; Gouverneur Seitz hingegen stellt einen dritten Platz am Nordende der Stadt, in der Nähe des Gerichts,

in Aussicht. Empört reagieren die Windhoeker. In einem Sammeltelegramm überbringen sie dem Reichskolonialamt ihren Protest. Die Mitglieder des Gemeinde-Bauausschusses tele-

grafieren ihrem Vorsitzenden Gustav Voigts. Dieser ist zu der Zeit in Kapstadt auf dem Wege nach Pretoria. Das Telegramm vom 10. Oktober 1911 lautet: „Entscheidung Platz Verwaltungsbautrifft Ko-

lonialamt schreiben Sie daher eingehend mit

allernächster Post Staatssekretär, daß Dreivier-

tel Bevölkerung nach dem Magazinsplatz ausscheidet dringend um ursprünglichen Platz hinter dem Bezirksamt bittet und den vom Gouverneur vorgeschlagenen Gerichtsplatz bekämpft da sonst jegliche Zentrallage sowie südlich und Mitte festgelegten Werte und Klein-Windhuker Interessen verloren Gerichtsplatz ebenfalls Fundierungs und Ausbau Schwierigkeiten wie beim Magazinsplatz was

bei Bezirksamtsplatz fortfällt.“?”?

In einem sehr persönlichen Brief wendet sich Voigts von Pretoria an den Staatssekretär von Lindequist: „Euerer Exzellenz

behändige ich anbei sehr ergebenst ein Telegramm aus Windhuk und bemerke dazu, daß

ich meinen Freunden gesagt hatte, ich würde mich mit der Platzfrage des Verwaltungsgebäudes nicht mehr befassen. Nach Erhalt des Telegramms kann ich jedoch nicht umhin, Euerer Exzellenz ganz ergebenst mitzuteilen, daß sich mein Standpunkt mit dem Inhalt des Telegrammsdeckt. Ich bin auch heute noch der Ansicht, daß das Gebäude mitten unter die Bevölkerung

294

gehört aus Gründen, über die ich mich schon

mehrfach öffentlich ausgesprochen habe. Ich hätte jedoch nie ein Wort gegen den Platz hinter dem Bezirksamt gesagt, wenn ich gewußt hätte, daß ein Platz ganz am Nordende der Stadt in Aussicht genommen werden könnte, der eigentlich unmöglich ist und eine rationelle Bebauung Windhuks für immer undurchführbar macht. Exzellenz Seitz sagte allerdings im

Landesrat, er wolle dort am Nordende ein

neues Zentrum schaffen, was sich jetzt aber nie mehr erreichen lassen wird, nachdem sich die Banken, Post, Genossenschaft und größere Firmen festgelegt haben. Ich fuhr jetzt durch die Kapkolonie zum Dryfarming Congress hier in Pretoria und war erstaunt, wie großzügig und rationell die alten Buren ihre Ortschaften angelegt haben. Selbst Potchefstroom hat einen großen freien Platz mit Kirche und (Schule) Rathaus, um den der Ort in schönster Weise gruppiert. In Windhuk ist genau das Gegenteil der Fall, sagte doch selbst Exzellenz Seitz, daß ein durchdachter Bebauungsplan für Windhuk bis heute noch nicht bestände. Da nun Euere Exzellenz stets ein großes Interesse für Windhuk gezeigt haben, bitte ich Euere Exzellenz sehr ergebenst, die Entscheidung in der Platzfrage des Verwaltungsgebäudes so zu treffen, daß es in der Stadt bleibt und wenn die Plätze am Casino, neben der

Post oder am Magazinsplatz ausscheiden, dann doch auf alle Fälle den Platz hinter dem Bezirksamt zu wählen undnicht den Platz am Nordende der Stadt. In der Hoffnung, daß Windhuk doch nochin eine ansehnliche und wirtschaftlich praktische Form gebracht werden möge, verbleibe ich mit verzüglichster Hochachtung. Euerer Exzellenz ergebenster

gez. Gust. Voigts.“?”?

Dieser Brief erreicht von Lindequist wahrscheinlich nicht. Er hat die Ausführung des zweiten Französisch-Deutschen-MarokkoAbkommens von. 1911 mißbilligt und sein Amt 271 SAW SVM B. 2. m. Stellungnahme der Stadt zu der Errichtung amtlicher Gebäude (Platzfrage) 1910/13. Gemeinde Windhuk, 3. Februar 1911.

Gouverneur an die

272 SAW BAU 38, B. 46 (Bd. 2) Verwaltungsgebäude

Telegramm vom 10. Oktober 1911.

1910/12.

273 SAW BAU 38, B. 46 (Bd. 2) Verwaltungsgebäude 1910/12.

niedergelegt”. In Vertretung depeschiert Dr. Heinrich Schnee (1871-1949) vom Reichskolonialamt folgende Botschaft: „Baut Verwaltungsgebäude hinter Bezirksamt nach hiesigem Entwurf. Erlaß folgt“?”S, Am 25. November

1911

erläutert

Schnee

seine Depesche in einem Brief an den Gouverneur?’. Für Seitz ist der Brief ein großer Rückschlag. Zu der Platzfrage heißt es: „Die Dringlichkeit des Baues und der Umstand, daß Änderungen in der Wahl des Bauplatzes gegenüber den Vorlagen zur Etatsan-

meldung bereits zu unliebsamen Erörterungen mit dem Reichsschatzamt geführt haben,lassen es mir bedenklich erscheinen ... einen anderen als den vom früheren Herrn Gouverneur von Schuckmann vorgeschlagenen Platz zu wählen.“

Dieser Platz biete für „alle Zeiten“ genügende Erweiterungsmöglichkeiten. Das Gebäude käme auf der Höhe mehr zur Geltung. Es

belebe dort das Stadtbild weit mehr als in der Tiefe am Fuße eines Berges am Nordende der Stadt, auf dem die bereits errich-

teten, „architektonisch wenig ansprechenden“

Privathäuser keinen wirksamen Hintergrund bilden.

Damit nicht genug, erfolgt eine zweite beleidigende Ohrfeige: „Hinsichtlich der verschiedenen Eingaben der Bevölkeruno von Groß- und Klein-Windhuk erübrigt sich wohl ein weiteres Eingeben, da, wie aus den Euerer Exzellenz wahrscheinlich noch nicht bekannten Anlagen hervorgeht, dreiviertel der Bewohner von Groß-Windhuk den wie auch die von Klein-Windhuk sich für n proche ausges samt Bezirk Platz hinter dem haben.“

Nach von Lindequists umgearbeitetem „neuen für Entwurf“ trifft Schnee seine Entscheidung Maßudes. sgebä den Neubau des Verwaltung Ansicht gebend ist ihm dabei die „wirksamere gere würdi llos von außen vor allem die zweife in die und Durchbildung des Treppenhauses

ordEinzelheiten zweckmäßigere Grundrißan nung.“ Er empfiehlt zusätzlich:

stellen, ob „Zur Erwägung möchte ich noch den abgenicht an Stelle der mit hohen Wän

schlossenen zweistöckigen Verbindungsgänge

zwischen dem Hauptgebäude und dem Sit-

zungssaale wandelhallenartige Verbindungsgänge vorzuziehen sind. Dabei würde für die Wandelgänge des Obergeschosses statt der

überdachten Umfassungswände eine abschließende Brüstung von etwa 1,20 m Höhe genügen. Die Gefahr, daß der Lichthof kastenartig wirkt, würde dadurch vermieden.“

Endlich sind alle Entwurfsentschlüsse gefallen.

Das Personal der Bauverwaltung in Windhoek muß „monatelang“ in Überstunden tätig sein?’”. Im Februar 1912 sind die Ausschrei-

bungsunterlagen vollständig (Abb. 366-369). Die Arbeiten und Lieferungen für den Bau sollen im ganzen oder in Losen, nach Hand-

werk bzw. Material getrennt, vergeben wer-

den. Auf diese Weise bleibe es dem Gouvernement überlassen, je nach Leistungsfähigkeit der Unternehmer, insgesamt an einen oder

getrennt in einzelnen Losen an verschiedene Unternehmer zu vergeben. Es wird beabsichtigt, die tüchtigsten und erfahrensten Kräfte

der Bauverwaltung mit der Leitung des Baues zu betrauen?”®.

Am 17. April 1912, vormittags 10 Uhr, werden die Offerten geöffnet. Für den Gesamtbau schwanken die Preise sehr günstig zwischen 360 541,72 M und 414 888,84 M?”. Doch bedarf es genauerer Prüfungen, das

günstigste Angebot herauszufinden. Sämtliche

Arbeitsleistungen einschließlich eines Teiles der Inlandmaterialbeschaffungen werden an die

Firma Sander und Kock vergeben. Nunmehr

fühlen sich die beiden Herren,die seit 1909/ 10

partnerschaftlich das Geschäft führen, veranlaßt, ihr Unternehmen als offene Handelsgesellschaft eintragen zu lassen?®".

274 J. Spidle, German colonial civil service, 8:31: 275 SAW BAU 38, B. 46 (Bd. 2) Verwaltungsgebäude 1910/12. 1911. Staatssekretär des RKA an Gouverneur, 25. November 276 Ebd.

S. 138. 277 SAW ZBU 161, A. VI. a. 5., Bd. 7, JBdKBV 1911/12,

Verwaltungsgebäude 1910/12, S. 278 SAW BAU 38, B. 46 (Bd. 2)

1911. 23, Redecker an RKA, Hilden, 2. Mai

1912. Proto279 SAW BAU 39, B. 46 (Bd. 5) Verwaltungsgebäude

koll vom 17. April 1912. Verwaltungsgebäude 1912, Be280 SAW BAU 39, B. 46 (Bd. 5) 1912. zirksgericht an Sander, 22. Mai

295

Abb. 366: Erdgeschoß des Verwaltungsgebäudes, Ausführungszeichnung, Februar 1912. (SWA Dept. of Works) Abb. 367: Obergeschoß des Verwaltungsgebäudes. (SWA Dept. of Works)

296

Abb.

912.

368-

Vorder-

und

Februar Rückansicht des Verwaltungsgebäudes in Windhoek, Ausführungszeichnung,

(SWA Dept. of Works)

369:

Seitenansicht und Schnitte. (SWA Dept. of Works)

| u re

JEFER wi r

ß des Das Fundament bzw. das Kellergescho hBruc aus Verwaltungsgebäudes wird massiv Ansandstein mit einfacher Bearbeitung der sichtsflächen ausgeführt. Zementsandsteine im in Mischverhältnis 1:8 werden in Windhoek

bester Qualität für Mauerwerk das besonders

hohen Belastungen standhalten muß, herge

stellt?®!, Guter Kalk wird von Okahandja

bezogen. Ein besonderer Schutz gegen Erd-

feuchtigkeit sowie gegen Termitenfraß ist bei

dieser Konstruktion

nicht notwendig.

Alle

übrigen Materialien, bis auf Holz, werden aus Deutschland eingeführt. Auf Anregung des Gouverneurs Seitz, der vorher Gouverneur in Kamerun war, wird Holz aus dieser Kolonie

billiger eingeführt?® und in DSWA wahrscheinlich in diesem Bau zum ersten Male verwendet?®. Als Deckenkonstruktion werden Eisenbetondecken vorgesehen. Eine zweiarmige Treppe, die aus Beton mit Eiseneinlagen herzustellen ist, führt vom Erd- zum Obergeschoß. Die Dachkonstruktion besteht beim Hauptbau aus Holz mit Wellblechdekkung, beim Sitzungssaal des Landesrates aus einer

Eisenkonstruktion,

die eine gewölbte

Decke trägt.

Nach einem Jahr kann am 12. April 1913 das

Richtfest stattfinden. An diesem Festakt nehmen teil Herr Geheimrat Dr. O. Hintrager, Vertreter des Bauherrn vom Fiskus, die Bauunternehmer Sander und Kock, Beamte der Bauverwaltung, die Lieferanten und die Ar-

beiterschaft. Über den Verlauf des Festes berichtet der Südwestbote vom 16. April 1913: „Herr Baurat Sander bestieg nicht nur den Giebel des Hauses, sondern auch den Pegäsus und hielt in launiger Weise ungeachtet des sich etwas störrisch zeigenden Dichterrosses die Richtfestrede. Nun begabensich alle Teilnehmer in ein für diesen Zweck mit Tischen und Bänken versehenes Zimmer, wo Herr Geheimrat Dr. Hintrager eine kurze Ansprache hielt, die in dem Wunsche ausklang: Mögen nur gute Gedanken und Gesetze von diesem Hause ausgehen. Er schloß mit einem Hoch auf die Bauleiter. Darauf wurde dem Gerstensafte in einer bei solchem Anlaß üblichen Weise zugesprochen und zwar in Ab-

298

wechselung mit einer aus heißen Würstchen

bestehenden kompakten Magenstärkung.“?#4 der Nach neunzehnmonatiger Bauzeit wird dieZu gen. bezo Bau Mitte November 1913 sem größten Gebäude der Kolonie, dessen Platzfrage die Gemüter so sehr erregt hat, schweigen unbegreiflicherweise die Zeitungen in SWA. Im Südwestboten heißt es lediglich: „Am Montag vollzog sich der Umzug der Regierung in den neuen Gouvernementspalast, der für die jetzigen Verhältnisse gerade aus-

reichend ist.“25° Nur die Keetmanshooper

Zeitung äußert sich recht deutlich zum Umzug und zum hochgelegenen Platz:

w.. sogar der Herr Gouverneur hat das Dernburghaus verlassen undist in einen großen Raum oberhalb des mächtigen Portals übergesiedelt. „Der Weg war steil und die Sonne stach“, kann da mit Löwe singen, wer bei Tage die Höhe zur Akropolis Windhuks erklomm, und die durch eine solche Bergpartie bewirkte Beschleunigung der Herztätigkeit wird für manchen, der häufiger dort hinauf muß, Anlaß sein, die Erholungsreise an die

See oder in die Heimat früher anzutreten, als es sonst notwendig gewesen wäre. Wie wär’s mit einer Zahnradbahn von der Kaiserstraße bis dort hinauf? Eines ist sicher: zum Vergnügen wird gewiß niemand in die Wolken steigen, wo die Götter thronen und vorallzu großem Zudrang der Bevölkerung werden die Gouvernementsbehörden dort oben sichersein. Räumlich ist die viel beredete ‚Kluft‘ zwischen Gouvernement und Bevölkerung jetzt noch weiter geworden, doch trägt dies hoffentlich nicht dazu bei, die Verständigung zwischen

Regierung und Regierten zu erschweren.“ ?*°

In den in der Heimat erscheinenden Kolonialzeitschriften bleibt der Bau ebenfalls unbeachtet. Selbst die illustrierte Zeitschrift „Kolonie und Heimat“, die ihren Lesern reichlich viel Fotografien bietet, widmet diesem größten Bau kein Bild. Nur die DKZ veröffentlicht

ein Foto*’ (Abb. 363). Jeder Kommentar 281 SAW ZBU 161, A. VI. a. 5, Bd. 2 JBdKBV 1912/13, S. 94. 282 KuH, Jg. 7, Nr. 42, S. 2.

283 SAW BAU 38, B. 46 (Bd. 1) Verwaltungsgebäude 1910/11, Erläuterungsbericht, 1. August 1910, S. 23. 284 SB, 16. April 1913.

285 SB, 19. November 1913. 286 Keetmanshooper Zeitung, 4. Dezember 1913. 287 DKZ, 25. April 1914, S. 277.

Abb. 370: Das Verwaltungsgebäude in Windhoek, der „Tintenpalast“, 1913. (GfWE)

fehlt. Diese Gleichgültigkeit in SWA und Deutschland gibt zu denken! Betrachtet man den fertiggestellten Bau, so fällt seine Einfachheit und Sachlichkeit auf (Abb. 370). Das ruhiggehaltene Wellblechdach, das nach allen Seiten abgewalmt und

vorgekragt ist, deckt den Baukörper und die umlaufende Veranda. Innere Räumlichkeiten sind äußerlich nicht ablesbar, bis auf den Eingang und die Räume des Gouverneurs. Diese

werden durch die Freitreppe und den nurleicht vorgezogenen Portikus hervorgehoben und seitlich von breiten Pfeilern abgeschlossen. Zwischen diesen ragen sechs Säulen auf. In der Mittelachse ist das Interkolumnium breiter; hier sind die Säulen auch gekuppelt. Alle Säulen stehen auf Postamenten, sind unkanneliert, und verjüngen sich nach oben, werwo sie von ionischen Kapitellen gekrönt Portikus. dem fehlen den. Gebälk und Giebel die sich Sie entsprechen nicht der Gestaltung,

ableitet ganz aus der Funktion des Bauwerkes

und daher weggelassen sind.

, doch Im Detail ist man kräftig im Ausdruck stur gang tein e Haup sachlich. Die zweiflügelig

n unterteilt. ist mit quadratischen Füllunge r ist eınpfe käm Tür t über dem Das Oberlich

fach durch Stäbe gegliedert (Abb. 371). Als Verbindung der beiden Geschosse dient die zweiarmige dreiläufige Treppe mit gemeinsamem Antritt. Das Treppenhaus, von dem auch die Zimmer des Gouverneurs zu erreichen sind, wird durch Pilaster gegliedert. Zwischen

diesen sind gerahmte Putzfelder eingefügt, die Felder im Brüstungsbereich kleiner gehalten. Nur die wichtigeren Pilaster, d.h. die auf die Gebäudeachsen bezogen sind, werden mit Kapitellen gekrönt, aber auch diese tragen kein massives Gebälk. Das Treppengeländer besteht aus einfachen Holzstäben mit Handlauf (Abb. 372).

Für die Zeit um 1913 ist der „Tintenpalast“,

der Name, unter dem das GouvernementsVerwaltungsgebäude bekannt ist, ein sehr

moderner Bau. Die Strenge der Komposition und die klare Ausprägung der Einfachheit stehen in starkem Gegensatz zum organisch

tendierenden und reichlich dekorierenden Wilhelminismus. Es gibt nichts Anheimelndes an diesem Bau, seine monumentale Formen-

sprache wirkt fremd!

Wenn man bedenkt, daß die Veranda klimatisch erforderlich und deshalb bei den einfachen Beamtenwohnhaüsern schon ab 1898

299

En E E22| Fe er

no 2

Abb. 371: Detailzeichnung des Treppenhauses, Februar 1912. (SAW)

Abb. 372: Detailzeichnung (SAW)

der

Haupteingangstür.

Es ist ein sachlicher Bau, zu sachlich für die

mfissen 3

Allgemeinheit im Jahre 1913. 4.9 Barock oder Barack

1913, das längst prophezeite kritische Jahrist

|

ANRKNKR RARIRIAR RRRIRAR ARIKRR

—ım

nun da. Der Handel, den der Aufstand mit sich brachte, hat nachgelassen. Die günstigen

Absatzverhältnisse für Diamanten sind enorm zurückgegangen. Auch der Bahnbau mit seinem regen Verkehr ist beendet?°. Für den Farmer ist 1913 ein verlustreiches Jahr, weil

durch Futtermangel, der infolge Regenausfall entsteht, ein erhöhter Anfall von Schlachtvieh entstanden ist, das schließlich nicht mehr ab-

Ban

angewandt ist und sich zu dem „südwest-

afrikanischen Verandenstil“?#® entwickelt hat, so muß man den „Tintenpalast“ als logische Fortsetzung dieser Einsicht betrachten. Er erreicht hier einen außergewöhnlichen Maßstab, der ihm den Anspruch auf Vollwertigkeit gibt?#?.

300

gesetzt werden kann??!. Diese mißliche Lage im Innern des Landes überträgt sich naturgemäß auch auf Handel und Verkehr in den Hafenstädten. Dagegen liegen die wirtschaftlichen Verhältnisse in der Landeshauptstadt anders. 288 Siehe $. 73 dieser Arbeit. 289 B. E. Bierman, Boukuns in Suid-Afrika. Kapstadt: Balkema, 1955, 290 DSWAZ, 29. März 1913. 291 DSWAZ, 22. Mai 1913.

Bürger > meister und Rat der Stadt Windhoek verfügen durch lebhaften Handel über günstige

denn

einer Kanalisation befassen??, Weiter hat sie Verbindung zu Firmen in der Heimat aufge-

Nun hörte ich kürzlich in ei Tokareı n sehr lebhaften Debatte zu, gemischt z mit bauerschütterndem Gelächter; es waren Landes-

Steuereinnahmen. Die Stadt kann sich mit

h

isi

Side. »rakerider. don ui

nommen zwecks Errichtung eines Gaswe rkes für eine Beleuchtungsanlage?®,. Auch Stromerzeugung durch Windturbinen wird erwo-

kenner aller Berufe, darunter auch Baufachleute, die sich über den in heimischen Kolo-

die Konkurrenz achtet, schießen in Windhoek

Kolonie einen einheitlichen Baustil einführen.

gen?°*. Während man im restlichen Land auf

nialkreisen aufgetauchten Gedanken lustig

machten, man solle in Südwest als deutsche

die Läden „wie Pilze aus der Erde“. Weiter schreibt der Sudwestbote am 21. Juni 1913: „... überall wird aufgemacht und keiner macht zu. Ein gutes Zeichen, trotz der schlechten Zeit, von der man spricht.“

= anwesender Banpli ernsthaft die, AumE zinnte Kapitol der sinnverrückenden ‚Kapi-

„Weniger sprechen hört man von der Baukonkurrenz, aber desto mehr sieht man davon —

Eine liebt ‚Barock‘, der Andere „Barack“ Zweifelsohne bezieht sich das Feuilleton in

vom Baustil, und von der Konkurrenz in der

tole‘ im hirnverzwickten Südwest. Und das Gelächter nahm zu, denn - so warf ein tech-

nisch Halbgebildeter ein: Laßt sie doch, der

erster Linie auf Willy Sander, dessen Büro in

Phantasie der Baukreise und ihrer Gebilde. Wehmütig blicken die älteren Behausungen in

dieser Zeit floriert. Dem Stadtbild hat er sein persönliches Gepräge aufgedrückt, das bis

ehemals blicken läßt, muß er sich schon ge-

Inder Kaiser-Wilhelm-Straße baut Sander 1913

merkt, wer den Entwurf zum alten Windhuk

teten Genossenschaftshaus. Er bevorzugt für

der Hauptstraße zu den neuen Emporkömmlingen auf, und wo sich der Architekt von hörig ducken, oder mindestens nicht zu laut von vergangenen Zeiten reden, damit niemand geliefert hat. Und das ist erst 20 Jahre her.

heute noch erhaltenäist

das Wohn- und Geschäftshaus Gathemann (Abb. 373) neben dem 1910 von ihm errichden Neubau die Symmetrie undteilt den Bau-

Wie sich doch die guten und die schlechten

körper in drei Trakte. Die Mitte des Baues

Siehst Du, sagt der Eine, dies Modell habe

gen. Die Geschäftsräume in den Seitentrak-

Zeiten ändern: Erst war das Schlechte in der guten Zeit: gut genup, u2 I EB er gigamigphaft Sa u se Sl m

ich mir in Nürnberg abgeguckt, ea sieht. dc Bach was aus. — Nein, ee en A

ururenkel von einem Rittergutsbesitzer, ich

liebe mir den Schatten einer Burg. — Ein

mit der Tordurchfahrt wird durch einen turmartigen Risalit hervorgehoben, den ein Firstkamm krönt. Im Erdgeschoß liegen die Geschäftsräume, im Obergeschoß Mietwohnun-

ten sind durch Drillingsöffnungen gekennzeichnet, deren mittlerer Bogen tiefer liegt und die

Eingangstür enthält. Zwei} kurze 3Schafte auf u

Dritter will was ganz Apartes haben undgreift

Postamenten tragen zu jeder Seite der Tür

Stil — Nebensache, Hauptsache die Lage und

im Obergeschoß Loggien der Wohnungen.

das Fremdländische muß in deutschen Landen

ten Öffnungen abgeschirmt. Hier wählt San-

zur Villa vom Rhein, während der Hansastädter sagt: Bau mir nur was, das Kassa bringt, _ der Neid der Konkurrenz. — Aber auch

über Würfelkapitellen die Bögen der Schaufenster. Über den Schaufenstern befinden sich

Diese sind durch Arkaden von fünf gekuppel-

zu seinem Recht kommen, daher der deutsche ger eine toskanische Säulenordnung. Im MitUnterbau mit dem moslemitischen Hut. Das eitrakt befinden sich rundbogige Schaufenster t, im ObergeTordurrchfahr der Fenste asie” jeder Seitelige ist der Übergang zum afrikanischen Phantder und vohoß zweitsi

Stil. Es ist dies ein Stil, über den sich selbst wuneinheimische Architekt manchmal

dert und von dem sich manch Einer das Zeug-

weiß ich nis ausstellt: Offen gestanden, damit SO Aber, soll; en selbst nicht, was ich anfang wichtig, ch stilistis meint er, dies er Stil ist

392 DSWAZ, 10. Dezember 1913. 293 DSWAZ, 17. Januar 1914.

294 Ebd.

301

| |

Abb. 373: Wohn- und Geschäftshaus Gathemann, Windhoek, 1913. (GfWE)

Abb. 374: Gathemann- und Genossenschaftshaus, Windhoek, ca. 1914. (GfWE)

302

Drillingsöffnung der Loggia, deren mittlerer Bogen überhöht ist. Das Dach des mittleren Traktes enthält Gauben und im „Turm“ einen auskragenden hölzernen Erker.

Obwohl dieser Bau auf eine Mittelachse bezogen ist, paßt er sich dem benachbarten Ge-

nossenschaftshaus an, so daß manch einer

heute glaubt, es wäre ein Gesamtbau (Abb. 374). Für die Kontinuität sprechen die waagerechten Linien der Schaufensterhöhen, der Loggien der Obergeschosse, die allgemeine

Trauf- und Firstlinie und das gleiche Material, nämlich Stein und Wellblech. Im Rahmen dieser Linien hat Sander in der Dachlandschaft eine besondere Vielfalt geschaffen. Diese Häuser stehen heute als die stärksten Wahrzeichen der deutschen Zeit in der Kaiserstraße

und gelten als seine bestgeratenen Stadtbauten.

Im Jahre 1914 führt Sander den Erweiterungsbau des Elisabeth-Hauses aus (Abb. 375). Dieser wird durch einen überdachten Gang mit dem bestehenden Bau verbunden. Obwohl die Abbildung den Anschein eines symmetrischen Baus zum Osten erweckt, ist sein Grundriß

auf eine Nordsüd-Achse bezogen, vom Gang

des Altbaus ausgehend. Die Lage der Zimmer und die Richtung des Korridors im Aufriß bestärken die im Grundriß aufgezeichnete Idee der Nordsüd-Achse. Die Wöchnerinnenzimmer liegen nach Süden, wahrscheinlich, weil

das die kühlere Seite ist. Sie haben Ausgänge auf die Veranda. Sander betont jedoch

die Ost-Ansicht durch einen Turm und paßt

i

dadurch den Neubau der Hauptfront des Alt-

schon baus an. Die Zeitung „Südwest“ kann an wird gefällig jetzt schreiben: „Besonders

| \

der kleine Turm des neuen Teiles machen

Anschein, und später sogar: „... es hat den

|

daß das Elisabeth-Haus durch den Anbau ach bearchitektonisch gewinnt. «296 Hiern

, durch die er ginnt Sander seine Burgenbauten geworden ist. Ihre vor allem weithin bekannt hat sie zu Wahrzeichen | herausragende Lage werden lassen (Abb. ‘ der Stadt Windhoek

376).

ert die Burg IntroIm Gegensatz zur Villa ford sucht einen Ausvertiertheit. Der Bauherr

|

druck für seinen Lebensstil, der durch Höhenlage und mittelalterlichen architektonischen Rahmen seinen besonderen Lebensansprüchen genügensoll. Seine erste Burg ist der Umbau von Sperlings-

lust. Nachdem der bisherige Besitzer, Edgar Sentefol,

zwei

gescheiterte gastronomische

Versuche gemacht hat?” und Sperlingslust 1908 „billig“ zur Verpachtung oder zum Ver-

kauf angeboten hat?%, erwirbt Graf Schwerin im April 1913 käuflich die „Bergruine“2%. Dr. Hans Bogislav, Graf von Schwerin, der frühere Distriktschef von Gobabis, trifft Ende 1912 wieder in der Kolonie ein. Er wird als Beamter im Zentralbüro des Gouvernements

in Windhoek beschäftigt?",

Schwerin beauftragt Sander mit den Umbau-

plänen, die Anfang März 1914 genehmigt werden?! (Abb. 377). Der von Natur felsige Platz bietet die Möglichkeit, eine mittelalteriiche Höhenburg zu schaffen. Der Wehrturm ist vorhanden, auch der 1905 von Sander errichtete Remter. Für die neuen Wohnräume wählt er einen „Palas“ und setzt Turm, Palas und Nebenbauten um einen Hofinnerhalb eines gemeinsamen Mauerrings beisammen. Zugänglich ist der Hof über eine kellerhalsähnliche Treppe, die von der niedriger liegenden Empfangsterrasse unterhalb der Ringmauer hinaufführt.

Aus dem ehemaligen Wehrturm wird ein „Bergfried“. Das Kegeldach wird entfernt und eine Wehrplattform mit Maschikulikranz angebracht. An den Turm schmiegt sich der Palas, der durch eine Veranda vom Hofaus erreichbar ist. Zwei Wohnräume enthält der Palas. Diese sind, wie in mittelalterlichen Burgen üblich, ohne Flure verbunden; alle Räume

gehen ineinander über. Die Haupträume sind

durch Kamine heizbar. Die drei Kamine ste— 295 Südwest, 5. Dezember 1914. 296 Südwest, 14. Dezember 1914. 297 SB, 31. Mai 1911.

298 WN, 28. März 1908. 299 DSWAZ, 19. April 1913.

1912. 300 SB, 24. November von von Sperlingslust, Herrn Graf 301 SAW BWI Bd. 22, Umbau 1914. Schwerin gehörig, 10. März

303

von Sander links. (GfWE) Abb. 375: Elisabeth-Haus, 1914, Aufnahme von Südosten, Anbau ca. 1920. (GfWE) Abb. 376: Von links: Schwerinsburg, Heynitzburg und Sanderburg, Aufnahme

304

Abb. 377: Umbaupläne von Sperlingslust (Schwerinsburg), Windhoek, 1914, (SAW)

|

Abb. 378: Schwerinsburg, Fensterdetail. (e.A.)

Abb. 379: Schwerinsburg, Westansicht. (e.A.)

9

hen gruppiert um gemeinsame Trennwän de. Gedeckt wird der Palas von einem steilen Krüppelwalmdach. Drei Zwillingsfenste r mit Überfangbögen durchbrechen die West ansicht, eines die Stirnansicht (Abb. 378). Durch sie wird in der luftigen Höhenlage ein einzigartiger Ausblick auf die Stadt gebo ten. Da die Wohnräume der Nordwest-Sonne ausgesetzt sind, bieten sie im Winter höch st angenehme Wohnqualitäten, die sie zu bevo rzugten Wohn-

305

garTTNE PLN Wohnhauses

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Abb. 380: Pläne zum Neubau eines Wohnhauses für W. Sander, Windhoek, 1914. (SAW)

gemächern in der südwestafrikanischen Metropole machen. Nachdem die Burg vollendetist, wird sie nach ihrem Besitzer „Schwerinsburg“

benannt?” (Abb. 379). Wie in einer richti-

gen Burg, fehlt auch hier der Brunnen nicht. An einer mittels Wünschelrute gefundenen Stelle erbohrt Schwerin einen ergiebigen Brunnen in einer Tiefe von über 100 Metern. Dieser Erfolg beeindruckt alle Zweifler, die beim Anblick der von 18 Ochsen langsam auf den Berg gezogenen Bohrmaschine den

Kopf geschüttelt

haben’.

Schwerin

hat

auch geplant, das nach allen Seiten steil abfallende Gelände in seine Burganlage durch Ausbau von Terrassen, Treppen und Wegen

306

einzubeziehen°*. Der Erste Weltkrieg verhindert jedoch dieses Vorhaben.

Im Mai 1914 beantragt Sander die Genehmi-

gung zum Neubau eines Wohnhausesfür sich selbst (Abb. 380). Sander baut ein „Jung-

gesellenheim“°0° auf einem Grundstück un-

weit der Schwerinsburg, das einen noch weiteren Rundblick bietet als die Burg. Er errichtet einen dreigeschossigen Donjon, einen Turm, der im Gegensatz zum deutschen mittel302 R. Geschke, Führer durch Windhuk, S. 38. 303 O. Hintrager, SWA in der deutschen Zeit, S. 90.

304 R. Geschke, Führer durch Windhuk, S. 38. 305 Ebd., S. 40.

ae Abb. 383: Erweiterung des Wohnhauses W. Sander (Heynitzburg), Windhoek, Ostansicht,

1917, Aufnahme

ca. 1920. (SAW)

alterlichen Bergfried zum dauernden Wohnen ausgebaut wird. Durch die Verjüngung der

oberen Geschosse entstehen zwei Terrassen,

deren Brüstungsmauern im Sinne einer Befestigungsanlage

mit

Zinnenkränzen

versehen

sind. Das erhöhte Erdgeschoß birgt den Keller. Hauptraum ist eine getäfelte Halle mit Kamin an einem Ende und Fensternische am anderen. Daneben liegt ein Arbeitszimmer. Eine gemauerte Wendeltreppe führt zum ersten Geschoß, welches Schlafzimmer und Badenthält. Darüber befindet sich das Turmzimmer, von dem eine Leiter zur „Wehrplattform“ führt. Diese wird von einem Maschikulikranz abgeschlossen. In der Ausführung entfällt der Pyramidenhelm des Turms. Ein Fachwerkaufbau, der Hurde eines Wehrganges ähnlich, überdeckt das Treppenhaus. Zwei Geschosse werden in Granit- und Glimmerschieferquadern gemauert, das Turmzimmerwird verputzt. Außenmauern werden 50 cm stark gebaut. Sander legt das Grundstück mit ummauerter Gartenterrasse aus. Eine Besonderheit ist das

308

von einer Pergola umgebene Freibad, in welches „bronzene Löwenköpfe plätschernde Wasserstrahlen“ speien?’° (Abb. 381). Im November 1916 wird eine Erweiterung genehmigt (Abb. 382). Aus dem Donjon wird eine Burg mit Bergfried. Die neu erbauten Zimmer werden von einer Ringmauer mit Ecktürmen umschlossen (Abb. 383 und 384). Die Neigung des Pultdachs verhindert den Bau einer

Schildmauer mit Zinnenbekrönung im Bereich zwischen den Ecktürmen. Dem Klima angemessen bringt Sander in dem Neubau große zwei- und dreiteilige Fenster an und betont deren Öffnungen durch verputzte Umrahmungen. Eine Küche wird im Keller gebaut. Die Ecktürme enthalten im Keller die Speise-

kammer, im Erdgeschoß neben dem Schlafzim-

mer das Bad undseitlich vom Eßzimmereinen Erker. Die Türme werden von Zinnen gekrönt und mit facettierten Kegeldächern gedeckt; aus den Terrassen des Bergfrieds werden Log306 R. Geschke, Führer durch Windhuk, S. 40.

Abb. 384: Südansicht der Heynitzburg. (Barth)

gien mit Bogenöffnungen. Diese Burg ist heute

als die Heynitzburg bekannt. Sie ist angeblich

nach Margarethe von Heynitz benannt, der Gattin des Grafen von Schwerin?”, in dessen

Besitz die Burg überging.

Auf einem gegenüberliegenden Grundstück baut Sander 1917 ein weiteres Wohnhaus,wieder einen Donjon. Dieses Mal wird als Grundform ein runder Turm mit fünf Meter Durchmesser und mit seitlich angelegtem Treppen-

wird auch dieser Donjon ebenfalls zur Burg erweitert und mit einem Wohnzimmer aus Fachwerk im ersten Stock gekennzeichnet (Abb. 387). Anders als in seinen vielen Bauten bringt Sander in dieser Burg an mehreren Stellen, innen und außen, ein im Jugendstil ausgeführtes Relief mit dem Aussehen eines alten Mannes an, das möglicherweiseihn selbst

darstellt?”® (Abb. 388).

bringt Sander eine Kaminecke an, gegenüber ein Drillingsfenster (Abb. 386), unter dem sich

Baumeister Otto Busch errichtet 1913/14 inmitten der Stadt eine „kleine Villenkolonie“ (Abb. 389). Auf dem Grundstück Ecke Bülow- und Stübel-Straße entstehen sechs

das Schlafzimmer mit versenktem Bad im aus-

ist über einen kleinen Vorgarten und eine

haus bevorzugt (Abb. 385). Im Erdgeschoß

eine Sitznische befindet. Im Obergeschoß liegt

kragenden Erker! Von diesem Geschoß führt

eine gewendelte Treppe zum Turmzimmer. Aus den vorgesehenen gekuppelten Fenstern

mit Aussicht nach allen vier Himmelsrich-

tungen werden acht halbkreisförmige Fenster. kommt Das Bogenkranzgesims der Mauer

Nicht zur Ausführung; das facettierte Kegel-

dach deckt die Mauern unvermittelt. Später

Mietsvillen und eine Apotheke’. Jede Villa

307 DSWAZ, 8. November 1913. Eheschließung in Swakopmund am 21. Oktober 1913. 308 Sander wird nicht interniert. Er zieht seines Herzleidens wegen 1922 nach Lüderitzbucht. Dort stirbt er plötzlich im Jahre 1930. Beerdigt wird er aber in Windhoek, in der Stadt seiner größten

Leistungen. Dr. N. Mossolow: Architekt Wilhelm Sander, in: Afrikanischer Heimatkalender, 1969, S. 128. 309 SAW BWI Bd. XIX, Skizze zu massiven Wohngebäudenfür Otto Busch, Windhoek, 11. Juni 1913.

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Abb. 385: Wohnhaus für den Architekten W. Sander, Windhoek, 1917. (SAW)

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Abb. 386: Drillingsfenster der Sanderburg, Windhoek, heutiger Zustand. (e.A.)

Abb. 387: Sanderburg, Windhoek, ca. 1920. (Barth)

Die wachsende Hauptstadt erfordert ein Rathaus. Bisher sind in noch überflüssige Räume des Regierungs-Schulgebäudes die Büros der Gemeindeverwaltung verlegt, „bis Zeit und Gelegenheit“

kommt,

„ein

architektonisch

schönes und für die Dauer ausreichendes Rathaus“ zu errichten®'!'. Am 30. Juli 1913 ist es soweit. Der Bürgermeister läßt ein Preisausschreiben bekanntmachen: Die Gemeinde beabsichtigt, das alte Hauptmagazingebäude in ein Rathaus umzubauen?!?. Das Magazin mit seinem Grundstück hat die Stadtgemeinde

von der Truppe erworben. Die Entwürfe sollen einen Sitzungssaal, eine Kanzlei, Büros, einen

Privatraum und Wohnungen für verheiratete und ledige Beamte enthalten. Alle Räume sollen

ausreichend

Licht

haben,

eventuell

durch Lichthöfe. Einsendeschluß ist der 27. August 1913, entschieden wird am folgenden Tage. Als Preise werden 300, 200 und 100 M

angesetzt.

Empört reagiert die DSWAZin einem Artikel

„Ausschreibung“ auf die geringen Summen der Preise:

Abb. 388: Detailaufnahme eines häufig verwendeten Motivs in der Sanderburg. (e.A.)

Veranda zugänglich. Die Wohnzimmer werden der Straßenfront zugekehrt, Küche und Badezimmer den Höfen zugewandt, die Aborte werden draußen in den Höfen angebracht. Die Villen werden in der Cottagearchitektur ausgeführt, im Sinne kleiner englischer Landhäuser. Die Giebel werden mit Fachwerk verziert, Blumenkästen schmücken die Wohnzimmerfenster. Eine Vielfalt an Dachformen, Schornsteinen, Zierspitzen, ein Turm, verschieden-

artige Ventilatoren und die überhöhten Brandmauern geben dem Ganzen den CottageMaßstab. Es entsteht ein einheitlicher Zusammenschluß aller Villen, ohne daß dabei das

Individuelle der einzelnen Villa benachteiligt wird. Dieses ist der einzige Versuch einer Wohnsiedlung in gemischter Bauweise in DSWA®!!, 312

„So lobenswert dieses Vorgehen an und für sich ist, das ja auch in Deutschland für derartige Bauten in der Regel angewandt wird, so sollten doch vor allem bei solchen Ausschreibungen in erster Linie die ausgesetzten Entschädigungen im rechten Verhältnis zu den gestellten Anforderungen gehalten werden. Bei der besagten Ausschreibung in Windhuk ist

dies jedenfalts nicht der Fall.“?!?

Folglich gehen nur drei Offerten ein. Da auch Sander und Busch sich beteiligen, ist anzu-

nehmen, daß wegen der geringen Preise die Bewerber nur geringfügige Mühe zeigen. Zu den Eingängen meint der Südwestbote, es wird

jetzt die Ansicht im Gemeinderat vertreten, mit

dem Bau zu warten, „bis ein anständiges Ge-

bäude errichtet werden kann.“?!* Hingegen entscheidet sich der Gemeinderat als Schieds-

310 1914 fährt Familie Busch nach Deutschland. Dort überrascht sie der Erste Weltkrieg. Eine Rückreise nach SWA findet nicht statt. 311 SB, 11. März 1911.

312 SAW SVW 4, B. 2. e, Rathaus, Überweisung, Umbau und Instandhaltung, 1910/1918, S. 33. 313 DSWAZ, 16. August 1913. 314 SB, 19. September 1913.

Abb. 389: Villenkolonie in Windhoek, 1913/14. (SAW)

Abb. 390: Rathaus, Windhoek, 1913/14. (SAW)

gericht am 6. Oktober 1913 zur Verteilung

nur eines zweiten Preises?'‘. Der Autor des Entwurfs, Bauunternehmer Wilhelm Koch,sei Entverpflichtet, seinen Grundriß nach dem öfe Lichth Die . beiten umzuar wurf von Busch ech Wellbl mit zu straße Kaiser der nach sollen hin unund Glas verdeckt werden, nach Osten

heinbedeckt bleiben, ein Entschluß, der wahrsc de zustan nden onsgrü entati lich aus Repräs hen Plan kommt. Koch hat einen symmetrisc

vorgelegt. Im Sinne städtischer Verwaltungs-

gebäude wird der Eingang durch einen Porti-

kus hervorgehoben (Abb. 390). Durch diesen ist der Gemeinderatssaal zu erreichen. Dieser ist auf die Mittelachse bezogen und wird an beiden Längsseiten über Lichthöfe beleuchtet und belüftet — eine praktische Anordnung. Koch wählt einen stilisierten Portikus, ohne S. 34. 315 SAW, SVW 4, B. 2. e, Rathaus, 1910/1918,

313

die Zergliedeblockhaftere Baugattung ersetzt s

ffung des Baue rungstendenzen. Diese Stra

ernementshängt sicherlich mit dem Gouv en, das 1912/13 Verwaltungsgebäude zusamm rt efüh . ausg wird

tete OberAus zwei Wohnhäusern für verheira

deutlich (Abb. beamte wird die neue Haltung an den Nordden wer nden 391 und 392). Vera

Abund Westansichten angebracht, wo ihre endach and Ver Das ist. lich rder gerfo rmun schi

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Abb. 391: Beamtenwohnhaus „r“, Windhoek, 1911/12. (SAW) Dept. of Works) Abb. 392: Abrechnungszeichnung des Beamtenwohnhauses „r“. (SWA

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dem von seiner Zweifel eine Anregung von eker Bahnhofsdho Firma 1912 errichteten Win he Eckrunduntisc iden der empfangsgebäude, . eist gen aufw schaft tritt eine Zum Ende der deutschen Herr der Beamtentur Veränderung der Architek gegen alle sich et wend Man wohnhäuser ein. starr rechten werd n unge Öffn on, rati Deko mit einem weit eckig gebaut, der Gesamtbau Eine hen. verse dach Walm vorkragenden

Abb. 393: Beamtenwohnhaus „s“, Windhoek, 1911/12 . (SAW)

istin das Gesamtdach integriert, eine Tendenz,

die im Ziegeldachversuch des Dernburghauses begonnen und im Verwaltungsgebäude konsequent durchgeführt ist. Die Veranden werden starr gegliedert, wirken daher höhlenartig.

Wohnzimmer werden durch Giebelvorbauten

betont. Über diese Giebel und die Zwerch-

giebel wird der Dachraum durchlüftet. Große

senkrechte rechteckige Fenster beleuchten den

Wohnraum. Im Beamtenhaus „s“ werden die Fenster in ein schwaches Lisenenfeld gefügt (Abb. 393). Diese Fenster scheinen, im Gegensatz zu den von der Bauverwaltung ange-

wandten normalen Flügelfenstern, Hebefenster zu sein.

Einige weitere Beamtenhäuser werden noch

vor Kriegsausbruch ausgeführt. In diesen wer-

den die hier beschriebenen Tendenzen fortge-

führt und die Dächer mehr und mehr zum

. dominierenden Element des Baues erhoben

Im Laufe der Jahre läßt die Güte der Sand ge gerin zu zementsteine ständig nach. Eine Bindefähigkeit verursacht Risse in den GebäuZiegel, wenn den. Daher wird der gebrannte

vorhanden, dem Zementsandziegel vorgezogen. SandzementEs werden bei Neubauten mit Steinen Verstärkungen der Fundamente vorge

nbalken mit nommen, alle Stürze durch Beto

Eiseneinlage ersetzt und durchgehende Eisenanker in den Mauern eingefügt. Möglicherweise ist man aufgrund dieser Beobachtungen von Bogenstürzen zu geraden Stürzen übergegangen. Trotz dieser statischen Maßnahmen sind Rißbildungen kaum zu vermeiden, doch

wird die Stabilität und Haltbarkeit dadurch gehoben?"®.

Im Jahre 1912/13 wird die 1906/07 erbaute Bürgerschule (Abb. 394) zur Realschule aus-

gebaut. Sie soll für „lange Zeit“ den Bedürf-

nissen der Schule genügen und enthält daher

neben einer „mächtigen“ Aula (15 x 13,5 m) je ein geräumiges Lehrmittel- und Bibliotheks-

zimmer und drei „sehr große“ Klassenzim-

mer?!”. Das Anbauproblem wird geschickt gelöst: im Mitteltrakt die Aula, zu einer Seite der Altbau, zur anderen der Neubau (Abb. 395). Die Aula, auf die Mittelachse bezogen, überragt mitihrer lichten Höhe von 6 m. Zur Belüftung sind im Dach verschiedene Schleppgauben eingebaut, zur Entlüftung ein auffälliger Ventilator. Zur Abhaltung der Sonnenstrahlen sind an den Fenstern der Ostansicht

durchlaufende Schutzdächer angebracht; eine Vorrichtung, die in-Schulen der SüdafrikaniS. 140. 316 SAW ZBU 161 A. vi. a. 5. JBdKBV 1911/12, 317 DKZ, 16. März 1907, S. 105.

315

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Abb. 394: Schulhaus in Windhoek, 1907/08. (SWA Dept. of Works)

schen Union in dieser Zeit sehr weit verbreitet ist; doch in DSWA wird sie nur wenig verwendet. Die hohen Mauern der Aula werden ähnlich der Gestaltung des Sitzungssaals des Landesrates im Verwaltungsgebäude ausgeführt. Große, von Lisenen umrahmte Felder enthalten die rechteckigen mehrteiligen Fenster und gliedern die überhöhte Mauerfläche (Abb. 396). Der Verzicht auf einen Giebel am Portikus des Verwaltungsgebäudes hat für Redecker eine Nachwirkung. Im Jahre 1914 wird ein neues Bezirksamtsgebäude für Windhoek geplant (Abb. 397). In der Kaiser-WilhelmStraße soll es stehen, unweit des Rathauses vor dem ehemaligen Gebäude der Bauverwaltung, die jetzt im „Tintenpalast“ untergebracht ist. Für jenes Amt entwirft die Bauverwaltung einen zweigeschossigen Kernbau mit

316

Walmdach. Die Schauseite zur Straße hin wird von einem Portikus mit Giebel ausgezeichnet, ein hoher Sockel soll den Bau hervorheben

(Abb. 398). Diese Konzeption im Sinne des Villen-Grundtyps von Palladio könnte als

Reaktion auf die Sachlichkeit des Verwaltungsgebäudes angesehen werden. Die Ausführung des Gedankens vom Palladionismus bleibt jedoch ein Traum. Der Krieg verhindert die Errichtung dieses letzten geplanten größeren Gebäudes des Gouvernements. Das Referat für Bauwesen, allgemein genannt „Bauverwaltung“, wird 1910 zum Referat für

Hochbauwesen

umbenannt’.

Da jedoch

diese Verwaltung von der Bevölkerung, von den Ämtern und von sich selbst weiterhin mit der allgemeinen Bezeichnung benannt wird, nimmt der Gouverneur daran Anstoß. In ei318 DSWAZ, 24. September 1910.

NIIIINNN

mn

Abb. 395: Grundriß des Ausbaus zur Realschule, 1912/ 13. (SWA Dept. of Works) Abb.

Abb. 396: Ansichten des Ausbaues, 1912/13. (SWA Dept. of Works)

397: Entwurf zum Windhoeker Bezirksamtsgebäude,

1914, nicht ausgeführt. (SWA Dept. of Works)

un

Abb. 398: Frontansicht des geplanten Bezirksamtsgebäudes in Windhoek.

nem Rundbrief an alle Bezirks- und Distriktsämter schreibt Seitz, es gäbe solch eine selbständige Behörde nicht. Die Geschäfte des Hochbauwesens werden von dem „Hochbaureferat“ des Gouvernementserledigt. Die Bezeichnung „Bauverwaltung“ habe zu unterblei-

ben®"®. Folglich zeichnet auch Redecker seinen letzten Jahresbericht”? als Hochbau-

referent.

Für die Allgemeine Landesausstellung 1914 werden über den Weg der Ausschreibung

mehrere Gebäude vom Bezirksamt Windhoek vergeven”?!. Unter diesen sind das massive Hauptgebäude mit einer Größe von etwa 10

mal 28 Meter und der Musikpavillon. Das

erstere wird ein straff gegliedertes Haus mit

klaren Öffnungen. Ein langes, flaches, recht-

eckiges mit Satteldach versehenes Gebäude wird von einem höheren in der Mittelachse durchbrochen. An der Stirnseite des höheren

318

wird über drei Öffnungen, von zwei über-

höhten Pylonen getrennt, ein großes halbrundes Fenster hart in die Wand geschnitten (Abb. 399). Es entsteht eine Zusammenfügung einfacher geometrischer Formen. Hochangesetzte Doppelfenster zwischen Lisenen beleuchten die Längshalle, ebenfalls eine für diese Zeit

asketische Baugesinnung. Dieser Haupthalle steht im Hof der Musikpavillon gegenüber, 319 SAW ZBU 44 A.il. f 1. Organisation und Geschäftsg ang des Gouvernements. Generalia. Bd. 2. 1896/1914. Gouverneur an die Bezirks(Distrikts-)ämter. 28. Juli 1913,

320 SAW ZBU 161 A. vi. a. 5. Bd. 2 Jahresbericht des Hochbaureferats des Kaiserlichen Gouvernements 1912/13. Nach kurzer Internierungszeit in Kimberley im Norden des Kaps wird Redecker

entlassen. 1921 kehrt er nach Deutschland zurück und wird zum

Regierungsrat befördert. Später wird ihm der Titel Geheimer Regierungsrat verliehen. Als Pensionär lebt er in Berlin. Bei einem

Bombenangriff während des Zweiten Weltkrieges auf die Stadt Gütersloh, wohin er sich wegen der ständigen Luftangriff e auf die

Reichshauptstadt Berlin zurückgezogen hat,stirbt er am 21. Januar 1945. Dr. N. Mossolow: Architekt Gottlieb Redecker, in: Afrika-

nischer Heimatkalender, 1978, S. 25. 321 Südwest, 3. März 1914.

Abb. 399: Haupthalle der Landesausstellung, Wind-

Abb. 400: Musikpavillon der Landesausstellung, Windhoek, 1914. (KuH) .

ein offenes achteckiges Bauwerk (Abb. 400).

Lüderitzbucht im September 1914 und Swakopmund im Januar 1915 besetzt werden,

hoek, 1914. (KuH)

Gestelzte RundbogenöffnungenprägendieSeiten, ein facettiertes Kegeldach deckt den Pavillon. Merkwürdigerweise paßt dieser in keiner Weise zur Haupthalle. Im Gegensatz zur schlichten Haupthalle ist seine Attika mit einem Festonfries und einem Wappen dekoriertt; eines der letzten Lebenszeichen des Wilhelminismus in SWA. Gouverneur Dr. Seitz eröffnet die Ausstellung am 29. Mai 1914. Er weist auf die drei Jahrzehnte deutscher Arbeit in SWA hin. Das vom Herero-Nama-Hottentotten-Aufstand

völlig

niedergeschlagene Land sei nun wieder auf eine „stolze Höhe der Entwicklung“ gekommen. Die Überzeugung sei berechtigt, die Kolonie gehe einer weiteren erfolgreichen Entwicklung entgegen???.

Diese Überzeugung sollte sich nicht bewahrheiten. Am 2. August des gleichen Jahres

beginnt der Erste Weltkrieg. Am 7. August

ordnet Seitz die allgemeine Mobilmachung in

DSWA an. Am 10. August entscheidet sich

für die Regierung der Südafrikanischen Union

die Unterstützung Großbritanniens. Unter der Leitung des Premierministers General Louis

Botha und des Verteidigungsministers General

können Botha und Smuts erst im Februar

den Oberbefehl in SWA übernehmen. Zahlenmäßig ist die Kolonie zur Verteidigung nicht in der Lage. EIf Monate lang kann die Kolonie den Angriff abwehren, doch ist der Aus-

gang vorauszusehen. Am 9. Juli 1915 muß Gouverneur Seitz in Khorab, im Norden, die Kolonie übergeben, unter Bedingungen zur

Sicherung der deutschen Siedler. Ein Offiziersgefangenenlager wird in Okanjande, einer westlich des Waterberges gelegenen Schutz-

truppen-Station, eingerichtet. Die aktiven Mannschaften der Schutztruppe und der L.andespolizei werden nach Aus im Süden überführt und in einem dort errichteten Lager

untergebracht. Kriegsrecht wird eingeführt, Zivilisten sollen in ihren Wohnsitzen verbleiben und ihrem Beruf nachgehen. Man wartet auf den Ausgang des Krieges in Europa.

Aufgrund der kolonialen „Schuldlüge“, daß Deutschland seine Kolonien nur als Ausgangs-

punkt zur Beraubung anderer mißbraucht habe, muß es 1919 im Vertrag von Versailles auf

sämtliche Überseegebiete verzichten.

Die ehemalige Kolonie DSWA wird in ein

Mandatsgebiet des Völkerbundes verwandelt,

SWA Jan Smuts soll die deutsche Kolonie fahangegriffen werden. Am 14. September

unter Hoheit der Südafrikanischen Union, und

afrikanischen Häfen ab. Diese Aktion ent-



ten die ersten Truppenschiffe für die südwest-

Obwohl zündet einen Aufstand in der Union.

322 KuH, Jg. 8, Nr. 45, S. 12

319

Staat als integrierter Bestandteil von diesem

verwaltet. Englisch und Hoch-Holländisch werden als Amtssprachen eingeführt, die Hälfte aller Deutschen, inklusive aller Beamten

und Soldaten mit ihren Familien, werden aus-

gewiesen.

320

Eine

starke

Bureneinwanderung

erfolgt. Die Deutschen werden zur nationalen Minderheit. So entsteht eine andere Kultur mit anderer baulicher Gesinnung. Die Kolonialarchitektur entwickelt sich in SWA nicht

weiter, sie bleibt als Mikrokosmos eine in

sich geschlossene Welt.

Schlußbetrachtung Die deutsche Herrschaft in SWA erstreckt sich über drei Jahrzehnte. Aufstände haben meh-

rere Jahre lang die Aufbauarbeit verhindert,

beträchtliche Zeit vergeht infolge mangelnden kolonialen Verständnisses im Reich. Trotzdem haben wenige Ansiedler mit geringen Mitteln unverkennbare Werte geschaffen. Im Jahre 1914 haben sich in SWA knapp 15 000 Einwanderer aus Deutschland angesiedelt; das entspricht der Bevölkerungszahl einer kleinen deutschen Residenz wie Bückeburg. Diese haben in einem sich im Naturzustand befindenden Gebiet von anderthalbfacher Größe des damaligen Deutschen Reichs in dreißig Jahren die Infrastruktur des Landes aufgebaut. Die vorkoloniale Zeit kennt noch keine Städte, keine Eisenbahn und keine Häfen, die Oase Swakopmund wie auch das

Inlandzentrum Windhoek verdanken ihre Existenz ausschließlich dem deutschen Kolonialgedanken!.

Aufschlußreich ist am Ende der deutschen Zeit ein Vergleich mit der britischen Enklave Walvisbai. Da der Ort mit seinem Hinterland in keiner Weise verbunden ist, ist seine Existenz vollkommen von Kapstadt abhängig. Alle Bauten werden auf Holzfachwerk mit Wellblech verschalt. Daraus ergibt sich eine Einheitlichkeit, und weil sich die Stadt nur langsam ausdehnt, bleibt auch der bauliche Maßstab erhalten (Abb. 401).

Eine Eigenschaft, die in DSWA nicht vorhan-

den ist, zeigt die umfassende Hausgattung,

die in der Dünenlandschaft große Übereinstimmung findet. Zwischen Familienwohn tnisse Verhäl haus und Garten werden enge zu gebildet, die in deutschen Häusern selten Forche plastis hen entste Es finden sind. sind men. Erker, Veranda und Walmdach ck Eindru Der sanft aufeinander abgestimmt. hen deutsc den was sk, wirkt locker und pittore

Gegenstücken etwas fremd ist. Doch kann

sich die Walvisbai mit ihrer Nachbarstadt Swakopmund wirtschaftlich nicht vergleichen.

Walvisbai ist eine künstliche Stadt, die nur politischen Zwecken dient. Sie ist keine Siedlerstadt. Die eben hervorgehobene Einheitlich-

keit ist Folge einer wirtschaftlichen Stagnation. Außerdem sind in dieser Zeit die Vor-

züge des Einfamilienhauses dem Deutschen

noch sehr fremd.

Nachdem SWA zum Mandat Südafrikas erklärt ist, löst diese Stadt Swakopmund als

nördliche Hafenstadt ab. Sie erlebt einen Aufsehwung, der der Wellblechbaukunst ein Ende setzt.

Eineletzte deutsche „Siedlung“ muß noch her-

vorgehoben werden. Anfang 1916 besucht der

amerikanische Generalkonsul aus Kapstadtdie deutschen Gefangenenlager in Okanjande und

Aus. Während in Okanjande die Offiziere in dort befindlichen Gebäuden untergebracht

sind, stehen hierzu in Aus nur Zelte zur Verfügung. Zelte bieten aber gegen die infolge der Höhenlage von Aus verursachten hohen Temperaturunterschiede zwischen Tag und

Nacht und gegen die dort vielfach herrschenden Sandstürme nicht genügend Schutz. Darum errichten die internierten Mannschaf-

ten selbst eine größere Anzahl Gebäude aus Luftziegeln, die eine Verbesserung der Unterbringungsverhältnisse ermöglichen?.

Die Gefangenenstreichen Ziegel in einfachster Art (Abb. 402), die dann im luftgetrockneten Zustand zum Bau von Einmannhäusern verwendet werden. Als Bedachung werden Sattelund Pultdächer bevorzugt. Man zieht die Giebel bzw. Seitenmauern über die Dachebene hinaus und schafft dadurch Möglichkeiten zur

Bekrönung dieser Mauern (Abb. 403). Die 1 Gann und Duignan, Rulers of German Africa, p. 205. 2 DKB, Nr. 3/4, 1917, S. 86.

321

bai, ca. 1914. (GfWE) Abb. 401: Die englische Enklave Walvis

n, 1915/16. (LBM) Abb. 402: Kriegsgefangenenlager Aus. Ziegelstreiche

Mauerflächen werden als Dekorationsfelder benutzt, sie werden rustiziert, rauh oder glatt verputzt, Abzeichen kommen zur Verwendung, Umrahmungen werden betont. Am Versammlungsplatz baut man einen Turm mit Uhr (Abb. 404). In einfachster Art entsteht aus eigenem Antrieb ein Dorf.

finden. Dazu beabsichtigt das Reichskolonialamt, Fotografien von Gebäuden aus der Kolonie, „welche sich besonders bewährt haben“, auszustellen. In dieser Angelegenheit wendet sich der Gouverneur an die Gemeinden Windhoek, Lüderitzbucht, Swakopmund und Keetmanshoop?. Nimmt man die darauf erfolgten

Von Mai bis Oktober 1914 soll in Köln die Ausstellung des Deutschen Werkbundesstatt-

3 SAW BWI Bd. 6, B. 1. a. Baurecht und Bauordnung 1898/1913, S. 28, J. Nr. 21909, 25. Oktober 1913.

322

Abb. 403: Straßenszene, ca. 1917. (LBM) Abb. 404: Uhrturm, ca. 1919. (LBM)

Eingänge als Spiegel von dem, was die Gemeinden von ihrer Stadt in Deutschland zeigen wollen, so ist bezeichnend, daß von Windhoek

vierzehn Fotografien direkt nach Köln entsandt werden und daß die Bauverwaltung zwölf Fotografien, ein Panorama und 14 Blaupausen ihrer Arbeit sowie auch 15 Fotografien von Lüderitzbucht auswählt. Von Swakopmund konnte kein Eingang nachgewiesen werden, Keetmanshoop hat verzichtet, vielleicht mit

Rücksicht auf sein „undeutsches“ weitläufiges afrikanisches Erscheinungsbild.

Windhoek mit 3 200 Einwohnern trägt geographisch und ästhetisch das stärkste deutsche Gepräge (Abb. 405). Hierfür sprechen die umschließenden Auas- und Eros-Gebirgsketten, das viele Grün und dazu die Krone der Stadt,

die Christuskirche. Lüderitzbucht weist ein anderes deutsches Gepräge auf, nicht in der Landschaft, sondern in der geschlossenen Bauweise und in den Etagenwohnungen, Zeichen

des städtischen Fortschritts (Abb. 406). Für den Ansiedler bleibt das Mutterland die Heimat. Seinen Lebensstil stellt er völlig deutsch ein. Kriegervereine, Turn- und Kegelklubs ge323

er) Abb. 405: Panorama von Windhoek, ca. 1914. (Hintrag rg aus, ca. 1912. (LBM) Abb. 406: Blick auf Lüderitzbucht und den Roberthafen vom Diamantbe

324

hören zum alltäglichen Leben. So ist es auch

nicht anders zu erwarten , daß er sein Haus und seine Stadt möglichst dem in der Heimat

anpaßt. Stolz wird sein Erstrebe n in der Zeitschrift des Frauenvereins der DKG bestätigt: „Man wohnt demnach heute an den größeren

Plätzen der Kolonie genaus o wie in einer

kleinen Landstadt zuhause .. .“

Merkwürdigerweise wendet sich die DKGj edoch zur gleichen Zeit an das Reichskolonialamt mit folgender Bitte: „Das Reichskolonialamt wird gebeten, darauf hinzuwirken, daß die in den deutschen Kolo-

nien entstehenden Neubauten, sowohl öffentliche wie private, mehr als bisher in ihrer äußeren Erscheinung dem Charakter des Landes angepaßt und sowohl hinsichtlich des Materials wie der Bauformen mehr im Sinne einer bodenständigen Architektur ausgeführt werden.“*

Um ihrem Anliegen Ausdruck zu geben, schreibt de DKG im März 1914 einen Architektenwettbewerb aus’. In diesem Wett-

bewerb handelt es sich nicht um Entwürfe, die zur Ausführung bestimmt sind, sondern

um „Vorbilder zur Förderung der kolonialen Bauweise“. Für jede Kolonie wird ein bestimmter Bautypus gewählt. Alle Eingänge werden bis zum 2. August 1914 im Architektenhaus in Berlin ausgestellt‘. Dreigleiche Preise sind an heimische Architekten für das „Regierungsstationsgebäude“ in DSWA erteilt. Nach der Ausstellungszeit in Berlin werden die preisgekrönten Entwürfe zur Werkbundausstellung nach Köln gesandt’. Fraglich ist, ob ein Ideenwettbewerb ohne Ausführungsmöglichkeiten starke Anregungenver-

ursachen kann; zu diesem späten Datum, kurz

vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, schon

gar nicht. Außerdem ist in einem Land, das

klimatisch und in der Materialbeschaffenheit

derartig unterschiedlich ist wie SWA, die Be-

ziehung zumindest auf einen Inlandort oder eine Küstenortschaft notwendig. Der Wettbewerb der DKG läßt den Gedanken aufkommen, daß in Deutschland ein gewisser Informa-

tionsmangel über die bauliche Entwicklung in den Kolonien herrscht. Ein Vorwurf ist den

Mitgliedern der DKG nicht zu machen, denn

es ist leichter, rückschauend eine Entwicklung zu erkennen, als es damals der DKG möglich

war.

Typisch ist in allen Kolonien, daß die architektonischen Entwicklungen des Mutterlandes nach einer gewissen Zeitspanne und mit lokalbedingten Variationen rezipiert werden. In bescheidenem Maße werden zunächst in SWA Rundbogenstil und eine renaissancistische

Richtung vertreten. Ertl ist der Repräsentant des Historismus, doch auch er wird mehr und

mehr vom Jugendstil angeregt. Höft vertritt eine von Muthesius von England nach Deutschland hergebrachte Landhaus-Architektur. Krause ist der Hauptvertreter des Jugendstils. Sander, der wohl am meisten gebaut hat, bleibt bei seiner Begeisterung für das Mittelalter. In dieser Hinsicht ist die Entfaltung in SWA typisch.

Nicht allgemein-typisch ist jedoch in SWA die große Vielfalt an Bautypen. Aus wirtschaftlichen Gründen entstehen Etagenwohnungen in Lüderitzbucht und eine Villenkolonie in Windhoek, aus individuellen Grün-

den Burgen und selbst ein Schloß.

Das Besondere in DSWA ist die rasche Entwicklung einer Provinzialarchitektur, wobei bahnbrechend die Bauverwaltung voranschreitet. In den achtzehn Jahren ihrer Existenz

hat sie eine eigenständige Bauart entwickelt. Diese ist gebunden an die örtlich vorkommenden Materialien, wird bedingt durch die klimatischen Anforderungen und beschränkt durch die geringen Etatsmittel. Diese Verhältnisse führen zum Verandenstil, der in den Beamten-

häusern, in den verschiedensten Verwaltungsgebäuden und in dem zentralen Verwaltungsbau konsequent durchgeführt ist. Diese Entwicklung basiert auf pragmatischen Überlegungen, führt eine Sachlichkeit des Bauens herbei, die an der Wende vom 19. zum 20.

4 SAW BWI Bd. 6, B. 1. a. Baurecht und Bauordnung 1898/1913, S. 28, J. Nr. 21909, 25. Oktober 1913.

5 DBZ, 25. März 1914. 6 ZdB, 1. August 1914. 7 DBZ, 5. August 1914. Trotz großer Bemühungen ist es mir nicht gelungen, diese Eingänge

aufzufinden.

325

a

EEE

Jahrhundert die Schwelle der Modernebetritt.

einer umfassenden Erhaltungspolitik liefern. Mögen die Einwohner von Südwestafrika-

sehen werden, der damals noch nichtin seiner

mit ihren alten Bauten etwas Einmaliges zu besitzen und sie erhalten zu wollen. Diese Einstellung ist die beste Gewährleistung zum Schutz der Gebäude, denn solang sie geschätzt und genutzt werden, werden sie auch gepflegt.

So muß der Verandenstil als ein wichtiger Übergang vom Historismus zur Moderne ge-

Wirkung erkannt wird.

Nach 70 Jahren stehen heute noch eine große

Anzahl der auf diesen Seiten besprochenen Bauten und weit mehr. Auf jedes einzelne

erhaltene Gebäude einzugehen, ist zur Be-

handlung des Themas nicht erforderlich und sprengt den Rahmen dieser Arbeit. Um wirksame Schutzmaßnahmeneinzuleiten, wird jedoch eine listenmäßige Erfassung und Bewertung der Gebäude für dringend nötig gehal-

ten. Diese Arbeit möchte in der Öffentlich-

keit eine größere Wertschätzung dieses Kultur-

erbes erwecken und dadurch einen Beitrag zu

326

Namibia in dem Bewußtsein bestärkt werden,

Das Erscheinungsbild der Orte, mit ihren Bauten aus der ersten Siedlungszeit, verleiht dem

Land etwas Charakteristisches und spricht von der Eigenart seiner Geschichte und jener Leute, die hier Geschichte gemacht haben. Mögen diesem ersten unverwechselbaren Aus-

druck weitere neue Elemente hinzugefügt werden, die Zeugnis ablegen von einem selbständigen Südwestafrika-Namibia.

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Register Ababis 91, 265 Adler, K. 209 AEG 164, 238

Altona-Haus 132 Angra Pequena 21f Ankenbrandt, C. 191 Antonius-Hospital, siehe Krankenhäuser Architektenhaus, Berlin 325 Architektenwettbewerb 168, 188, 213, 215, 312, 325 Architektureinflüsse; amerikanische 173 englische 16, 129, 257, 312, 325 Arts and Crafts-Bewegung 16 Augustineum 22, 27

Aula 316 Aus 146, 164, 319, 321 Aussiedler 106ff., 167

Avis 46

Backsteine 99, siehe auch Ziegel Backsteinarchitektur 106 Bahnhofsempfangsgebäude Swakopmund 83f Windhoek 97, 188, 272, 314 Keetmanshoop 223, 249 Lüderitzbucht 146, 244f Bahnhofsgebäude, entlang der Staatsbahn 89-97 Otavibahn 142-145 Südbahn 146, 249 Nordsüdbahn 249f Bai-Weg 42, 51 Baracken 97, 270-272 Barghus (Haubarg) 254 Bastards von Rehoboth 21, 31, 50 Batalionskammergebäude, Windhoek 74 Bauermeister 157f Baugeschäft der DKGfSWA, siehe Deutsche Kolonial-

gesellschaft für SWA Bauholz 23, 252 Baumaterial 23f, 99, 156, 222, 247 Bautätigkeit, rege Lüderitzbucht 145 Swakopmund 124 Windhoek 152, 157 siehe auch Hochkonjunktur Bauverordnungen; für das Schutzgebiet 66, 219 Swakopmund 124 Usakos 142 Lüderitzbucht 219—221, 241

332

Bause, A. 135, 149, 228f, 243, 245 Bause, Gebr. 135-137, 149-152 Bause, H. 135, 149, 175, 198, 205, 209, 228

Bautechniker 65, 90, 157f 118, 121, Bauverwaltung für DSWA 65-75, 97-106,

141, 156-164, 167, 257, 266, 268, 286, 291, 295, 298, 314, 318, 323, 325

Bauweise, gemischte 312 geschlossene 323 Beamtenkasino (Klubhaus), Windhoek 156 Beamtenwohnhäuser 106, 161-164, 224f, 299, 314f

Bebel, A. 164

Bebauungspläne 66, 143, 152, 220f Becker, H. 147

Behrens, P. 17, 213, 238, 243 Belvedere 44, 156 Bergamt, Lüderitzbucht 239

Bergfried 122, 303, 308 Berlin 13, 15, 76, 88, 167 Berliner Schule 63 Berliner Zimmer 14 Bevölkerungszunahme; Swakopmund 124 Lüderitzbucht 152 Keetmanshoop 253 Bezirksämter; allgemein 63

Windhoek 152, 293, 316

Swakopmund 82, 201 Bezirksgericht

Windhoek 192

Swakopmund 83, 201 Lüderitzbucht 225 Bezirkskrankenhaus, Lüderitzbucht, siehe Krankenhäuser Bezirksverein der Grundstücks- und Hausbesitzer, Windhoek 152 Bismarck, O. v. 11, 21, 42

Blödorn, W. 209

Bodelschwing v., Anstalt Bethel 257

Bödiker, C., Importgeschäft 238 Bongard, O. 276 Botha, L. 319 Boysenschanze 153 Brakwater 89, 94 Brandt, H. 108 Braune, O. 241, 243 Breslauer und Salinger 217 Bruchsteine 23, 35, 147, 247 Brückner 293

Bückeburg 124, 321 Bülow, F. W. v. 26, 31, 42 Bülow, B., Fürst v., Reichskanzler 164 Buren 106, 320 Burenkrieg 107, 121 Burenkamp, Lüderitzbucht 145, 246 Burgen; allgemein 303 Heynitzburg 303 Sanderburg 309 Schwerinsburg 306, siehe auch Sperlingslust Sperlingslust 44, 154, 156, 303 Bürgerschule, Windhoek 315 Bürgerverein; Keetmanshoop 253

Lüderitzbucht 221, 242 Busch, ©. 153, 183, 185f, 309f Büttner, C. G. 22-25

Cäo, Diego 21 Cape Times 80 Caprivi L. v. (Zipfel) 13, 44, 268 Carrara-Marmor 173 Chamis 270 Christuskirche,

Windhoek 168-175, 265, 286, 323 Karibib 264

Churutabis 27 Corps de Logis 283 Cottagearchitektur 312

Dachbau 23f Dachneigung 162 Daeniky 229 Damarahaus (Woermann-Haus) 127—132, 232, 257

Damaraland 21 Damara- und Namaqua-Handelsgesellschaft 127. 151, 276 Bauabteilung der 127 Damara-Werk 135, 141 Dar es Salaam 168 Deimling, B. v. 164f Denkmäler 73, 197, 203, 242 Dernburg, B. 164-168, 177, 218, 276 Dernburghaus 178, 298, 315 Deutsch-Afrika-Bank Lüderitzbucht 151, 230 Windhoek 175 Swakopmund 211, 233 197, 222 Deutsch-Afrikanische Sandsteinwerke 175, Deutsch-Ostafrika 13 Deutsche Bauzeitung 91 Deutsche-Diamanten-Gesellschaft 218 Deutsche Farmgesellschaft 278 Deutsche Gartenstadtbewegung 16 325 Deutsche Kolonialgesellschaft 22, 250, Frauenbund der 107, 197, 237, 325

Deutsche Kolonialgesellschaft für SWA 21, 42, 50, 53, 66, 76, 77, 80, 111 Baugeschäft der 66, 77, 83 Deutsche Kolonialzeitung 22, 298 Deutsches Reich 12 Deutsch Südwestafrikanische Zeitung 149, 152, 312 Diamanten 218, 300 Diamanten Regie-Gesellschaft 218 Diehl, J. 117, 264 Distriktsgebäude

Okahandja 158

Lüderitzbucht 151 Döcker 270f Donjon 306, 309 Dorstlandtrekker 106 Dreikaiserjahr 13 Duwisib 281—283 Eastern & South African Telegraph Company (Kabelmesse) 83 Eckenbrecher, Fam. T. v. 112—115 Eggers, Fa. 170 Eingeborenenaufstände 164, siehe auch Herero und Nama-Hottentotten Ein- und Verkaufs-Genossenschaft GmbH 186, 301 Eisenacher Regulativ 169, 228 Eisenbahn (-Bauverwaltung) 222—226 Eisenbahnen; Staatsbahn 80, 83, 88, 97, 156 Otavibahn 122, 142 Südbahn 146, 164, 167, 249, 253 Nordsüdbahn 188, 249, 253 Eisenbahnkompagnie, 2. 124 Eklektizismus 15

Elektrizität 133

Elisabethbucht 218 Elisabeth-Haus 179—183, 254, 303 Endell, A. 236 England 127 Enthüllungsfeldzug 149, 164 Etoschapfanne 61 Evangelische Kirchen; Windhoek, siehe Christuskirche Swakopmund 204—210 Lüderitzbucht 227—229 Keetmanshoop 257 Ertl, ©. 197, 200—208, 227, 325 Erzberger, M. 164 Estorff, L. v. 71, 165 Expansion, deutsche 15 Expeditionstruppe 164 Fabri, Fr. 22 Fallersleben, H. H. v. I1 Farmwirtschaft 108-115, 167, 272-286 Feldbahn 81, 169 Felsenkeller-Brauerei 190 Fenchel, T. 35, 257 Fernsprechnetz, Swakopmund 141 Feste, Windhoek 44f, 54

333

|

n Festungen 53—63, siehe auch Militärniederlassunge

Filler, Fr. 63f Finke, H. 157f Flugapparate 247 Fock, Okahandja 257 Frangois, C. v. 42, 44, 51 Frangois-Haus, v. 49, 104 Franke, (-Turm) 258

Französisch-deutscher Krieg 11, 121 Frauenbund der DKG, siehe Deutsche K.olonialgesellschaft Frauenstein, Farm 108 Friedrich III. 13 Fußböden 24 Gambach in der Wetterau 35 Garub 221 Gathemann, Wohn- und Geschäftshaus 301f Gefangene; Deutsche 319, 321f Schwarze 157, 217

Gefängnis, Swakopmund 200f Windhoek 158

Genossenschaftshaus, siehe Ein- und Verkaufs-Genossen-

schaft GmbH Gesellschaft für deutsche Kolonisation 22 Gibeon 54, 249, 265 Glimmerschieferquader 308

Glöditzsch, ©. 63

Gobabis 61, 65, 303 Gochas 57 Goerke 226f Göring, H. 21f, 44 Gotischer Stil 110, 168, 228, 263f Gouvernementspalast 104, siehe Frangois-Haus

Granitquader 308

Gras, Farm 276—278 Grootfontein 61, 63, 106, 247 Gropius, W. 17

Großbritannien 21, 25, 319 Groß-Barmen 54, siehe auch Otjikango Groß-Namaland 21

Groß-Windhoek 44, 66, siehe auch Windhoek

Gründerjahre 11f Gurlitt, ©. 15

Hafenamt, Swakopmund 83, 209, 222, 244

Hafenbaubüro, Lüderitzbucht 222 Hahn, H. 27 Hälbich, E. 63 Hälbich, Wagenbauer und Schmied 27, 63

Hallerbäumer, C., Wohn- und Geschäftshaus 236 Hamburg 127, 170

Handwerker 157 Haribes 281 Hartig, R. 280 Hartebeesthäuser 31—33, 108, 272 Hartmann, G. 106 Hartmann, R. (-Haus) 233, 235

334

Haus des 1. Referenten 161 Haus des stellvertretenden Truppenkommandeur 71

Heimathaus, Keetmanshoop 250f

Heimatschutzbewegung 245 Helgoland 11 Helling 209

Herero 21, 27, 44, 51, 54, 141, 157, 164 Hereroaufstand 121, 168 Herero-Hottentottenkrieg 142, 319

Hererokrieg 118, 164 Heydebreck, J. 254 Heynitz, M. v. 309 Heynitzburg 309 Heyns, E. 50 Hinckeldeyn, K. 173

Hintrager, O. 298 Hintz, A. 90, 222

Historismus 11f, 17, 141, 207, 325

Hoachanas 37f

Hochkonjunktur, bauliche;

Lüderitzbucht 152 Swakopmund 121 Windhoek 157 siehe auch Bautätigkeit Hochzeitsturm, Darmstadt 263 Hoffnung, Farm 111

Höft, Fr. 127-133, 147—149, 205, 222, 276, 325 Höhenburg 303 Hohenlohe-Langenberg, Erbprinz E. v. 164 Hohenzollernhaus, Swakopmund 137 Holzfachwerkhäuser 156 Holzfußsteige 124f Holzhäuser 76-80 Honoratiorengegend, Windhoek 153 Hoornkranz 51 Hotels; Kaiserhof, Swakopmund 137 Kaiserhof, Omaruru 94

Kapps, Lüderitzbucht 152 Rösemann, Omaruru 94

Stadt-Windhuk 172, 214 Wilhelmshof, Okahandja 257

Hottentotten, siehe Nama-Hottentotten

Hottentottenaufstand 146, 152 Hottentottenkrieg 164

Hottentottenwahlen 165 Hottentottenwahlkampf 167 Hurden 308 Jakalswater 89 Johanniterorden 254—257 Jugendheim, Lüderitzbucht 237f Jugendstil 15, 16, 17, 18, 131, 141, 169, 173, 190, 203, 204, 209, 211, 227, 257, 309, 325 Jürgens 265 Kaiserreich 11 Kaiser-Wilhelm-Straße, Windhoek (Kaiserstraße) 115, 298, 301, 303, 316 Kalk 46, 99, 101, 175, 234, 259, 298

Kalkfontein-Süd (Karasburg) 249 Kalkstein (Kalktuff) 46, 247

Kaltdach-Prinzip 113 Kamerun 12, 104, 298 Kanzelaltar 206 Kaokoveld 106

Kapland 21, 135

Kap-Parlament 25

Kapps-Hotel, Lüderitzbucht, siehe Hotels

Kapstadt 25, 76, 148, 222, 229, 321 Karakulschafe 167, 272, 276 Karibib 89, 92-94, 121, 142, 162, 264f, 275 Katholische Kirchen: Lüderitzbucht 230 Omaruru 143 Swakopmund 79 Tsumeb 263

Windhoek 117

Kawel 257 Keetman, J. 35

Keetmanshoop 35, 57, 106, 164, 223, 247-257, 323

Keetmanshooper Zeitung 298 Keller 24, 153, 185

Khan-Fluß 88

Khomas-Hochland 278 Khorab 319 Kiautschou (Tsingtau) 13, 168, 197 Kiesewetter, F. (-Villa) 153 Kindergartenhaus, Windhoek 118 Klassizismus 17, 213, 281

Klein-Windhoek 44, 50, 66, 112, 153, 175, 265

Klenze, L. v. Il Koch, W. 313 Koch und Schultheiss 188

Kock, H. 186 Kock & Schmidt 186

Kolmanskuppe 218 Kolonialabteilung im Auswärtigen Amt 44, 157f, siehe auch Reichs-Kolonialamt Kolonial-Afrika-Marmor-Gesellschaft 265 Kolonialamt, siehe Reichskolonialamt Kolonialbeamte 66, 165 Koloniale Bergbaugesellschaft 240 Koloniale Schuldlüge 319 Kolonialgedanken 12, 22, 164, 167, 321 Kolonialherrschaft, Deutsche 106, 121 Kolonialinstitut 167 Kolonisation, Deutsche 121

Kolonialkrise 164f

Kolonialnachtragshaushalt 165 Kolonialpolitik 167 Kolonialrat 44, 167 Kolonialreich, deutsches 142, 164f Kolonialschule Witzenhausen 167 Kolonialskandale 167 Kolonialsystem 164 Kolonialverwaltung 164f Kolonie und Heimat 298 Kolonien, Deutsche 12, 167 Kommissariatshaus 46f, 49, 69

Kommunalverwaltung 168 Koppel, A.G., Fa. 122, 272 Koppelbuden 272 Koppelsdorf 122 Krabbenhöft & Lampe 232 Kramer, Fr. 211, 213, 230—233 Kramersdorf 213

Krause, E. 157, 213, 233—241, 257, 325

Kreplin, E. 230f Kriegerdenkmal, Windhoek, siehe Denkmäler Kriegerfeld 122 Kronheimer, J. & Co. 211 Kuisib-Fluß 25

Külz, W. 124, 168

Kunene-Fluß 21 Kunstsandsteinindustrie 175 Landesausbau 165, 167 Landesausstellung 97, 319 Landeshauptmann 44, 51, 63 Landeshauptmannschaft 63 Landespolizei für DSWA 167, 265-269, 319 Landesrat 168, 286, 316

Landflucht 13 Landhaus 16, 131 Landhäuser, englische 131, 232, 257, 312, 325 Landungsbrücke, Swakopmund 121, 124, 198, 230

Lanwers, W. 183f Lazarette; Swakopmund 80 Windhoek 101 Leutwein, Th. 51, 53, 57, 63, 69, 74, 106, 110f Lindequist, Fr. v. 164, 169, 218, 272, 286, 293, 294 Litfaßsäulen 126, 204 Lohse, K. 244f London Missionary Society 22 Loos, A. 225 Lübke, W. 12 Lüderitz, F. A. E. 12, 21, 146, 242 Lüderitzbucht 22, 35, 121, 145-152, 164, 167, 213, 217-247, 257, 319, 323 Lüderitz-Lese- und Gedächtnishalle 242 Ludwig, A. 71 Ludwig, C. 65f, 74—76 Ludwig, J. 50, 112 Luftflottenverein 247

Mädchenheim, Keetmanshoop (Heimathaus) 250f

Maharero, S. 54, 275 Mann, R. 261 Marine-Denkmal 203 Marmor 265 Marokko-Abkommen, Zweites Französisch-Deutsche 294 Maschikuli 124, 283, 303, 308 Matheis, A. 157, 164, 175, 234 Metje & Ziegler 213, 233, 235, 242 Meyer, W. 213, 215 Militär-Baukreis 124, 269 Militärbauten 156, siehe auch Festungen

335

Militärdistrikte 53, 63

Militärniederlassungen 269, siehe auch Festungen Missionare; Deutsche 22

Finnische 39

siehe auch Rheinische Missionsgesellschaft Missions-Handelsgesellschaft 28 Missionskolonie 27

Missionsstationen 27—42 Moczelany, P. 61, 65f, 71, 73, 75 Mohr und Weidner 254

Mole 53, 80f, 88, 121, 124 Monoko 175

Mörtel 99 Müller, Oberstleutnant 75 Nama-Hottentotten 21, 44, 119, 141, siehe auch Wit-

boois

Namakämpfe 164

Namibia 326

Namibwüste 21, 89 Namutoni 61, 121f Narubis 269 Natal 70 Neubarock (Wilhelminischer Barock) 15, 137, 207, 286 Neugotik 173

Neu-Heusis 278—280

Neuklassizismus (Neoklassizismus) 211 Neuromantik 168, 173

Niedersachsenhaus 268 Nisbett’s Bath 37

Nitze, A. 50

Nordsüdbahn, siehe Eisenbahnen Offiziersgebäude, Windhoek 101 Offiziershaus 49, 69, siehe auch Frangois-Haus

Pahl, Finanzkommissar 97 Palas 303, 305 Palgrave, W. A. 25, 28, 31, 33, 37, 264 Palladiomotiv 224, 249 Palladionismus 316 Pauluskirche, Rehoboth 264 Peters, C. 13, 22 Pilet, M. 108 Pittoreske, das 257 Port Nolloth 221 Postgebäude;

Keetmanshoop 251—253 Lüderitzbucht 224 Omaruru 267 Swakopmund 137—141 Tsumeb 266 Windhoek 101f

Prinzessin-Rupprecht-Heim 215 Proviantamtsgebäude, Windhoek 70

Provinzialarchitektur 325

Public Works Department, Kapstadt 25

Pulverturm, Otjimbingwe 28

Putzarchitektur 161, 265

Quarzitsandstein 169 Queen-Anne-Revival-Stil 16

Rathaus, Windhoek 312—314 Rathenau, W. 167 Realschule, Windhoek 315

Redecker, G. 63f, 71, 75, 97—106, 156—164, 168-175, 222, 234, 252, 291, 293, 318 Redecker, W. 27f, 63

Referate 65

Okombahe 54, 112

Referat für Bauwesen 65, 316 Referat für Hochbauwesen 316, 318 Regierungsbaumeister 65 Regierungsbauten bzw. Staatsbauten 100, 156, 266 Regierungs-Schule, Windhoek, siehe Schulen

Olbrich, J. 263 Olukonda 41 Omaruru 31, 54, 100, 142—145, 257-261

Reichskommissar 21, 44, 46

Okahandja 28, 31, 54, 89, 94, 101, 118, 158, 175, 257, 298 Okakango 175 Okaukwejo 61

Okongava, Farm 275 Okonjande 319, 321

OMEG,siehe Otavi Minen- und Eisenbahngesellschaft Ondanga 42 Onguati 142 Oranjemündung 21, 218, 247

Orden 172, 223 Ortloff, W. 81, 83, 88 Otavibahn, siehe Eisenbahnen

Otavi Minen- und Eisenbahngesellschaft 122, 142, 234,

261 Otjikango 28, siehe auch Groß Barmen Otjimbingwe 22, 27f, 54, 63f, 92, 97, 100 Otjiwarongo 142

Outjo 61

Ovambo 21, 121, 157

Ovamboland 21, 39-42, 157

336

Rehoboth 21, 31—33, 264 Reichskolonialamt 165, 167, 169, 218, 286, 291, 295, 822, 328 Reichskolonialbeamtengesetz 165 Reichskommissariat 22

Reichstag 53, 146, 149, 164, 291, 293 Reichstagsbau 15, 207 Reichstruppen 167

Reinhardt, O. G. 151, 223, 249 Reiter von Südwest 197

Remter 154, 303

Rheinische Missionsgesellschaft 22, 28, 35, 37, 44, 117,

28115208 Kirchen der, 27—39, 117, 263—265

Missionare der, 22, 164 Handelsgesellschaft der, 29

Rhode, M. 76 Richardson, H. H. 173, 243 Richthofen, Freiherr v. 91

Rinderpest 53, 61, 80, 146 Rintelen 225, 242 Ritter, T. 133 Ritterburg 133 Roberthafen 147 Rösemann, G. 275 Ruberoid Isolierpappe 193 Rukwied 224 Rundbogenstil 11, 81, 83, 85, 192 Rusplaas 106 Salpeter 23, 99

Sander, W. 84, 88, 152, 154, 156, 275, 281, 298, 301— 309, 312, 325 Sanderburg, siehe Burgen

Sander & Kock 186, 188, 295, 298

Sandstein 99, 169

Sandsteinwerke, siehe Deutsch-Afrikanische Sandsteinwerke Sandwichhafen 50

Schinkel, K. F. 11 Schloifer 175, 178

Schloßbau 325, siehe auch Duwisib Schlüpmann 222 Schmerenbeck, A. 50, 115, 137 Schmidt, C. 81-88, 215

Schmidt, F. H., Baufirma 209, 211, 213, 230 Schmidt, G. F. 237 Schnee, H. 295 Schröder 235, 257 Schuckmann, B. v. 266, 286, 293 Schuckmannsburg 266-269 Schulen; Karibib 162 Keetmanshoop 106 Lüderitzbucht 223f Okahandja 257f Omaruru 261 Swakopmund 199, 201-203, 213—215 Windhoek 188, 312, 315f Schuldlüge, siehe Kolonialschuldlüge Schuster und Metje 235 Schutzgebiete 13, 44 Schutzherrschaft 20, 25 Schutztruppen 42, 46, 53, 73, 107, 319 Schwerin, H. B., Graf v. 303, 306, 309 Schwerinsburg 306, siehe auch Sperlingslust Seebach und Bach, Fa. 252, 254 Seeheim 249 Seeliger, E. 222 Th. 83, 104, 215, 254, 293-295, 319

Selbstverwaltung 124, 165, 168 Sentefol, E. 156, 303 Shaw, R. N. 16

Siedlungsgesellschaft für D-SWA 50, 77, I11

Smuts, J. 319 Solf, W. H. 254 Sperlingslust 44, 154, 156, 303 Spitzkoppjes, Farm I11 Staatsbahn, siehe Eisenbahnen

Staatsbauten, siehe Regierungs bauten

Staatssekretär des Reichskoloniala mtes 165, 172 Stadtverwaltung, Windhoek 246 Stampfbeton 81 Stauch, A. 218, 281 Stores 115, 137 Store-Straße, Windhoek 115

Stoß, Fam. 50

Straßenbeleuchtung 152

Südafrikanische Union 20, 167, 315, 319 Südbahn, siehe Eisenbahnen

Südwest (Zeitung) 303 Südwestafrikanische Bodenkreditgesellsch aft 215, 217

Südwestafrikanischer Verandenstil 73, 104, 300, 325

Südwestbote 298, 301, 312 South West Africa Company 106 Swakop-Fluß 27 Swakopmund 50, 53, 76-88, 99, 119, 124—141, 147, W217, 237, 210, 319, 321, 353

Swakopmunder Handelsgesellschaft 83f, 88, 90, siehe

auch Baugeschäft der DKGfSWA Swartmodder (Zwartmorast) 35, 247, siehe auch Keetmanshoop

Termiten 23, 164

Tippelskirch & Co., Fa. 164 Swakopmund 79, 82 Lüderitzbucht 230 Tintenpalast 277, 286-300, 316 Togo 12

Trekburen 107, siehe auch Buren

Troost 152 Tropenhäuser 77

Trotha, L. v. 118, 141, 146, 164

Tsaobis 42—44 Tsingtau 231, siehe auch Kiautschou 168 Tsumeb 122, 142, 261, 263, 266 Tünschel, G. 50 Turnhallen; Windhoek 185f Lüderitzbucht 243f Upingtonia, Republik 106 Usakos 142 Van Wyk, H. 31 Vedder, H. 204f Veranda 24, 67-73, 115, siehe auch Südwestafrikani-

scher Verandenstil Vergnügungslokale 154 Vernichtungsbefehl 141, 146 Vertrag von Versaille 319

Verwaltungsgebäude, Windhoek 172, 314, siehe auch

Tintenpalast Victorian Gothic 228 Villa 14, 17, 70, 153, 183, 185, 303, 309, 312 Villenkolonie, Windhoek 309, 325 Villenviertel, Windhoek 153 Voelkel 222

337

Voigts, A. (Abbabis, Voigtsgrund) 276 Voigts, G. (Voigtland, Voigtskirch) 273-275, 294

Völkerbund 20, 319 Vorgefertigte Häuser 76 Wagenbauereien 63f Wagner, F. 254, 269 Walfischbai 21f, 25—27, 42, 50, 321 Wallot, P. 15, 207 Warmbad 37, 61, 247 Washington 173 Waterberg 119, 141, 266, 319

Wecke und Voigts 115, 273 Wehrplattform 308 Weiss, P. & Co. 222, 235 Wellblech 24, 100, 177, 247

Weltkrieg I. 20, 319, 325 Werkbund, Deutscher 13, 227, 322, 325

Wiesbadener Programm 168, 206f Wilhelm I. 11, 13 Wilhelm II. 13, 165, 170, 228 Wilhelminisch 73, 85

Wilhelminismus 15, 16, 299, 319 Wilhelminische Architektur 115, 137, 151, siehe auch

Neubarock Dekoration 227 Epoche 13 Wilhelminisches Deutschland 18 Wilhelmsfeste 42 Wille, H. 197, 209, 213, 217 Windhoek 44, 46, 51, 53, 64, 70, 80, 83, 89, 97, 99, 101, 115, 121, 142, 152—156, 168, 175, 286—319, 322f

338

Windhuk 152 Windhoeker-Anzeiger 66, 76, 93 Windhuker-Nachrichten 172, 175 Windmotoren 64 Witbooi, H. 44, 51, 53, 119, 141, 164 Witboois 44, 51, 141 Woermann, A. 50, 276 Woermann, Brock & Co. 132, 215 Woermann, C. 127, 276

Woermann-Linie 51, 127, 132—135, 147, 149, 164, 171, 276 Woermann-Häuser; Swakopmund 132, siehe auch Damarahaus Lüderitzbucht 147—149, 222 Wohnhaus des Bezirksamtmannes, Lüderitzbucht 224— 226 Wolf, H. 281, 283 Wolgaster AG 76 Wulff & Co. C. 115 Wünschelrute 306 Zehnmannhaus 162

Zement-Sandsteine 81, 156, 175, 315, siehe auch Sand-

steinwerke Zentrumspartei 164, 218 Zeßfontein 63 Ziegel;

gebrannte 46, 99f, 247 ungebrannte 46, 64, 99f, 156, 247 Zementziegel 83, 100, 156, 175 Ziegelei 46, 88 Ziegler, H. 235 Zschischang, H. 269