Die Weltbevölkerung von den Anfängen des anatomisch modernen Menschen bis zu den Problemen seiner Überlebensfähigkeit im 21. Jahrhundert [1 ed.] 9783428479931, 9783428079933

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Die Weltbevölkerung von den Anfängen des anatomisch modernen Menschen bis zu den Problemen seiner Überlebensfähigkeit im 21. Jahrhundert [1 ed.]
 9783428479931, 9783428079933

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DEUTSCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG

BEITRÄGE ZUR STRUKTURFORSCHUNG HEFT 148 · 1994

Rolf Krengel

Die Weltbevölkerung von den Anfängen des anatomisch modernen Menschen bis zu den Problemen seiner Überlebensfähigkeit im 21. Jahrhundert

DUNCKER & HUMBLOT · BERLIN

D E U T S C H E S I N S T I T U T FÜR

WIRTSCHAFTSFORSCHUNG

gegründet 1925 als INSTITUT FÜR KONJUNKTURFORSCHUNG von Prof. Dr. Ernst Wagemann Königin-Luise-Straße 5 · D-14195 Berlin (Dahlem)

VORSTAND Präsident Prof. Dr. Lutz Hoffmann Sir Leon Brittan · Prof. Dr. Johann Eekhoff · Dr. Norbert Meisner · Wolfgang Roth · Dr. Ludolf-Georg von Wartenberg

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Mitglieder Der Bundespräsident Bundesrepublik Deutschland Bundesministerium der Finanzen Bundesministerium für Wirtschaft Bundesministerium für Verkehr Bundesministerium für Post und Telekommunikation Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Bundesministerium für Forschung und Technologie Land Berlin Senatsverwaltung für Wissenschaft und Forschung Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie Senatsverwaltung für Verkehr und Betriebe Senatsverwaltung für Bundes- und Europaangelegenheiten Freistaat Bayern, vertreten durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr Freie und Hansestadt Hamburg, vertreten durch die Behörde für Wirtschaft Land Niedersachsen, vertreten durch das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Verkehr Land Nordrhein-Westfalen, vertreten durch das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Wirtschaftsministerium Deutsche Bundesbank Bahn AG Postbank Deutsche Bundespost Postdienst Deutsche Bundespost Telekom Bundesanstalt für Arbeit Wirtschaftsvereinigung Bergbau Christlich-Demokratische Union Deutschlands Sozialdemokratische Partei Deutschlands Freie Demokratische Partei Deutscher Gewerkschaftsbund Industriegewerkschaft Metall Berliner Bank Aktiengesellschaft Berlin Hyp Berliner Hypotheken- und Pfandbriefbank AG 1KB Deutsche Industriebank AG Berliner Kraft- und Licht (Bewag)-Aktiengesellschaft Elektrowerke GmbH Holding Vereinigung der Freunde des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung

Persönliche Mitglieder Dr. Günter Braun Dr. Dieter Hiss Dr. Karl-Heinz Narjes * Präsident und Abteilungsleiter sind gemeinsam für die wissenschaftliche Leitung verantwortlich.

D E U T S C H E S I N S T I T U T FÜR WI RTS C H A F Τ S F 0 R S C H U Ν G

BEITRÄGE ZUR STRUKTURFORSCHUNG

HEFT 148

1994

Rolf Krengel

Die Weltbevölkerung von den Anfängen des anatomisch modernen Menschen bis zu den Problemen seiner Überlebensfähigkeit im 21. Jahrhundert

DM

DUNCKER & HUMBLOT

BERLIN

Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme Krengel, Rolf: Die Weltbevölkerung von den Anfängen des anatomisch modernen Menschen bis zu den Problemen seiner Überlebensfähigkeit im 21. Jahrhundert / Rolf Krengel. [Hrsg.: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin]. Berlin : Duncker & Humblot, 1994 (Beiträge zur Strukturforschung ; H. 148) ISBN 3-428-07993-0 NE: GT

Herausgeber: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Königin-Luise-Str. 5, D-14195 Berlin Telefon (0 30) 82 99 10 - Telefax (0 30) 82 99 12 00 Schriftleitung: Dr. Reinhard Pohl Verlag: Duncker & Humblot GmbH, Carl-Heinrich Becker-Weg 9, D-12165 Berlin. Alle Rechte vorbehalten Druck: 1994 bei ZIPPEL-Druck, Oranienburger Str. 170, D-13437 Berlin Printed in Germany ISBN 3-428-07993-0

Inhalt Seite I.

Die zahlenmäßige Entwicklung der Weltbevölkerung von den Anfangen des anatomisch modernen Menschen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. 1.

Methodische Vorbemerkungen.

11

2.

Altsteinzeit (Paläolithikum).

13

3.

Jungsteinzeit (Neolithikum).

16

4.

Frühe Metallzeit.

19

5.

Frühe, klassische und späte Antike.

20

6.

Mittelalter.

22

7.

Neuzeit bis 1900.

24

8.

Entwicklung der Weltbevölkerung im 20. Jahrhundert.

27

9.

UN-Prognose der Weltbevölkerung von 1985 bis 2025.

32

10.

Eine Projektion der Weltbevölkerung von 2025 bis 2100.

34

11.

Eine Zeitreihe der Geburtenüberschüsse bis zum Ende des 21. Jahrhunderts.

12.

37

Graphische Darstellungen der Entwicklung der Weltbevölkerung während der Metallzeit von 3000 v.Chr. bis 2100 n.Chr.

II.

9

41

Die Weltbevölkerung und ihre wichtigsten Lebensbedürfnisse im 21. Jahrhundert.

47

1.

Zur Definition des Begriffs "wichtigste Lebensbedürfnisse".

49

2.

Ständig von Menschen bewohnbare Landfläche der Erde und Weltbevölkerung.

50

3.

Weltwasservorräte und Weltbevölkerung.

54

4.

Weltproduktion von Nahrungsmitteln und Weltbevölkerung.

58

5.

Weltverbrauch und Weltreserven an nicht erneuerbaren Rohstoffen.

63

6.

Probleme des weltweiten Umweltschutzes.

66

7.

AIDS - Die auch heute noch unterschätzte Geißel der Weltbevölkerung des 21. Jahrhunderts.

67

8.

Bewertung der Ergebnisse.

70

9.

Schlußfolgerungen.

72

3

in.

Quellen und Quellenkritik

75

1.

Unterscheidung der Quellen vom Literaturverzeichnis.

77

2.

Quellen zur Altsteinzeit.

77

3.

Quellen zur Jungsteinzeit.

78

4.

Quellen zur frühen Metallzeit.

79

5.

Quellen zur Antike.

79

6.

Quellen zum Mittelalter.

84

7.

Exkurs: In der Epoche der Aufklärung erwacht plötzlich das

8.

9.

Interesse der Wissenschaften an der Zahl der Weltbewohner.

86

Quellen zur Neuzeit.

89

Frühe Neuzeit I

- 1500 bis 1650

89

Frühe Neuzeit II

- 1650 bis 1800

90

Neuzeit ΙΠ

- 1800 bis 1900

91

Neuzeit IV

- 1900 bis 1945

93

Neuzeit V

- 1945 bis 1990

94

Neuzeit VI

- 1990 bis 2025

98

Quellen und Quellenkritik zur Berechnung des Wasservorrats der Erde.

IV. V.

4

101

Literaturverzeichnis.

105

Tabellenanhang.

113

Erzähle mir die Vergangenheit, und ich werde die Zukunft erkennen. Konfuzius

5

Vorwort Der Zweck dieser Untersuchung bedarf keiner komplizierten Erklärung. Die bisher vorliegenden Veröffentlichungen zu ähnlichen Themen haben sich - von wenigen Ausnahmen abgesehen - entweder als unverständlich fur den "normalen" Leser oder als weitgehend bekannt, daher uninteressant für den "fachlich gebildeten" Leser erwiesen. Der hier vorgelegte Versuch, mit Hilfe seit langer Zeit erprobter "robuster" Methoden der empirischen Wirtschaftsforschung gewonnene Ergebnisse so darzustellen, daß sie von fachlich zwar nicht gebildeten, aber - unverzichtbar - intelligenten Lesern leicht verstanden werden, besteht aus drei Teilen: 1.

Aus dem in der bisherigen Literatur noch nie vorgelegten Versuch, eine Zeitreihe der zahlenmäßigen Entwicklung der Weltbevölkerung vom ersten Auftreten des anatomisch modernen Menschen vor 100 000 Jahren bis zum Jahr 2100 zu quantifizieren. Die Ergebnisse, in Tabellen dargestellt, werden von einem Essay ohne vom Text ablenkende Fußnoten dargestellt.

2.

Im zweiten Teil wird die Prognose der Entwicklung der Weltbevölkerung im 21. Jahrhundert mit Prognosen der wichtigsten Lebensbedürfnisse in der gleichen Zeit zusammengeführt. Im einzelnen sind dies die bewohnbare Landfläche, die Süßwasserverfügbarkeit, die Versorgung mit Nahrungsmitteln und nicht erneuerbaren Rohstoffen, alle insgesamt und je Weltbewohner berechnet. Hinzu kommen Anmerkungen zum weltweiten Umweltschutz und - last not least zur Entwicklung der weltumspannenden Gefährdung der Menschheit durch AIDS, die Menschengeißel des 21. Jahrhunderts. Auch hier wird die Untersuchung nicht durch Fußnoten unterbrochen.

3.

Der dritte Teil beschäftigt sich eingehend mit den Quellen der Berechnungen und mit der Kritik an einzelnen Quellen. Sehr eingehend wird die Weltbevölkerungsstatistik der UN und ihre Prognose bis 2025 dargestellt. Die Berechnung des Wasservorrats der Erde und der Vergleich mit den Ergebnissen anderer Autoren beschließt dieses Kapitel.

4.

Das Literaturverzeichnis und ein statistischer Anhang schließen die Untersuchung ab.

Dank für die Unterstützung meiner Arbeit schulde ich vor allem Herrn Prof. Dr. Lutz Hoffmann, dem Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin, der mir unentbehrliche technische Hilfe zur Verfügung stellte. Ich danke ferner Herrn Dipl. math. Detlef Filip für seine Beratung und Frau Astrid Brüsseler für ihre mustergültigen Schreibarbeiten, insbesondere der unentbehrlichen Tabellen. Rolf Krengel

7

I. Die zahlenmäßige Entwicklung des anatomisch modernen Menschen von seinem ersten Auftreten vor rd. 100 000 Jahren bis zum Ende des 21. Jahrhunderts

1. Methodische Vorbemerkungen Die Entwicklung der Weltbevölkerung ist von zwei Faktoren abhängig: Von der absoluten Zunahme aufgrund der Gesamtzahl der Geburten in der gewählten Periode (1 Jahr, 5 Jahre usw.) und von der absoluten Abnahme um die Gesamtzahl der in der gleichen Periode Gestorbenen. Der Saldo beider Größen ergibt die absolute Zunahme der Weltbevölkerung. Entsprechend ergibt der Saldo der Geburten- und Sterbeziffern je gewählte Weltbevölkerungseinheit (hundert, tausend usw. Personen) die Zuwachsrate der Bevölkerung.

Jahresdurchschnittliche Zuwachs-, Geburts- und Todesraten je 1000 Personen der Weltbevölkerung 1950 bis 1990

Zuwachsraten

Geburtsraten

Todesraten

1950-55 1955-60 1960-65 1965-70 1970-75 1975-80 1980-85 1985-90

18 17 18 20 18 18 17 17

37 36 34 34 30 29 27 27

20 19 16 14 12 12 11 10

Abnahme in vH

-6

-27

-50

Die vorstehenden Daten sind der jährlichen Bevölkerungsstatistik der UN entnommen und zeigen sehr deutlich, daß abnehmende Geburtsraten bis zu einem gewissen Grad, aber keineswegs auf Dauer durch gleichzeitig abnehmende Todesraten kompensiert werden können. Wie die Daten zeigen, sind die Sterberaten heute bereits sehr niedrig; die weitere Abnahme geht langsam vor sich. Das bedeutet, daß aller Voraussicht nach eine weitere Abnahme der Geburtenhäufigkeit in Zukunft die Zuwachsrate der Weltbevölkerung stärker senken wird als in den letzten Jahrzehnten. Ob diese Entwicklung in absehbarer Zeit in eine stationäre oder gar abnehmende Weltbevölkerung mündet, wird eines der größten Probleme des 21. Jahrhunderts sein. Obwohl für die Frühzeit des anatomisch modernen Menschen keinerlei verwendbare Informationen über die Entwicklung von Geburtenund Sterbeziffern existieren, ist es möglich, eine Zeitreihe der Weltbevölkerung zu konstruieren und dabei den Geburtenüberschuß als Kontrollmittel zu benutzen.

11

Zu beachten sind bei der Verwendung dieses Kontrollmittels immer wieder auftauchende Sondereinflüsse wie Kriege, Naturkatastrophen, Krankheiten, insbesondere Seuchen. Entsprechende Informationen sind allerdings erst seit der Spätantike zu erhalten, überdies häufig sehr ungenau.

12

2. Altsteinzeit (Paläolithikum) Die sowohl anthropologisch wie archäologisch sehr bedeutenden Funde, die um die Jahreswende 1987/88 israelischen und französischen Archäologen bei Qafzeh am See Genezareth gelangen, haben für die dort geborgenen Fossilien von frühen anatomisch modernen Menschen überraschenderweise ein Alter von rd. 100 000 Jahren ergeben - weit mehr als bisher bekannt waren.

Die Fossilien wiesen die typische Schädelform des heutigen Menschen auf, das Skelett war zierlicher, die Extremitäten besser ausgebildet und leistungsfähiger als beim Neandertaler. Trotz der gegenüber älteren Menschenarten bestehenden körperlichen und geistigen Überlegenheit des anatomisch modernen Menschen dauerte es fast 70 000 Jahre, bis dieser sich als die einzig überlebende Menschenart durchgesetzt hatte. Um diese Zeit wanderte eine nicht geringe Zahl von ihnen aus unbekannten Gründen - vielleicht auf der Suche nach mehr Nahrung - nach Europa aus. Das gleichzeitige Aussterben der Neandertaler ist oft als das Ergebnis dieser Suche interpretiert worden. Angesichts ihrer numerischen Überlegenheit fiel es den Neuankömmlingen sicher nicht schwer, die in Europa ansässigen Neandertaler zu "verdrängen", d.h. auszurotten.

Die Altsteinzeit (Paläolithikum) dauerte etwa 2 Millionen Jahre und ist eng mit der Menschheitsentwicklung verbunden. Sie endete mit dem Ende der Eiszeit. Der anatomisch moderne Mensch ist mit seinem Alter von 100 000 Jahren der jüngste, wie alle Vorgänger durch Mutation veränderte und verfeinerte, Menschentyp und - wie erwähnt - der einzige, der die vor allem in Europa und Asien schwierigen klimatischen Verhältnisse überstand. Daraus ergibt sich für die Schätzung einer Zeitreihe folgende Datenkonstellation in der Altsteinzeit: 1.

Dauer vom ersten Auftreten 98 000 v.Chr. bis zum Ende der Altsteinzeit 8000 v.Chr.: 90 000 Jahre.

2.

Endbestand nach vorliegenden Quellen im Jahr 8000 v.Chr. 5-10 Millionen Weltbewohner.

3.

Über den Anfangsbestand kann nur spekuliert werden. Er kann nicht groß gewesen sein, weil die Zahl der damals im Nahen Osten lebenden Menschen, die älter waren als der anatomisch moderne Mensch, mit Sicherheit recht klein gewesen ist. Andererseits kann die Zahl der allerersten Menschen des heutigen Typs sich nicht auf ganz wenige Individuen beschränkt haben. Die damaligen Lebensformen verlangten ein Leben in der Gemeinschaft von Rudeln. In der hier vorgelegten Zeitreihe wird von einem Anfangsbestand von 100 Menschen des frühen anatomisch modernen Typs ausgegangen.

13

4.

Der Geburtenüberschuß war anfangs ohne Zweifel sehr gering, nahm aber - zunächst sehr langsam - zu und erreichte den altsteinzeitlichen Höhepunkt in den letzten 10 000 Jahren von 18 000 bis 8000 v.Chr. Der relative Geburtenüberschuß wird während der ganzen Untersuchung als die jahresdurchschnittliche Zunahme der Weltbevölkerung - bezogen auf eine Million Weltbewohner - ausgewiesen. Dadurch entsteht - sozusagen als Nebenprodukt der Arbeit - eine für die ganze Periode vergleichbare Zeitreihe des relativen Geburtenüberschusses, wobei hier die übliche Berechnung in Prozent und Promille nur selten übernommen wird, weil man sich unter einem Geburtenüberschuß von z.B. 0,124 Menschen je 1000 nichts rechtes vorstellen kann.

Wird der relative Geburtenüberschuß in der Altsteinzeit kleiner angesetzt, ergibt sich für die Jungsteinzeit ein vergleichsweise größerer Bevölkerungszuwachs und umgekehrt, falls man - was sicher sinnvoll ist - für das Ende der Jungsteinzeit eine feste Zahl für die Weltbevölkerung annimmt (vgl. Tabelle "Vergleichsrechnung für die Steinzeit"). Vergleichsrechnung für die Steinzeit

Anfangsbestand 98 000 v.Chr.in Pers. Endbestand 8000 v.Chr.in Mill. Pers. Jahresdurchschnitt!. Zuwachs je 1 Mill. Menschen Anfangsbestand 8000 v.Chr. in Mill. Endbestand 3000 v.Chr.in Mill. Jahresdurchschnitt!. Zuwachs je 1 Mill. Menschen

Altsteinzeit 100 5,0

100 7,0

100 10,0

+ 120

+ 124

+ 128

Jungsteinzeit 5,0 28,0

7,0 28,0

10,0 28,0

+ 345

+ 277

+ 206

Die Vergleichsrechnung spricht für die mittlere Variante. Diese besagt, daß der jahresdurchschnittliche relative Geburtenüberschuß in der Jungsteinzeit mit 277 Menschen je 1 Million Welteinwohner etwas mehr als doppelt so hoch war wie in der Altsteinzeit mit nur 124 Menschen. Als der gesuchte Endbestand der Weltbevölkerung im Jahr 8000 v.Chr. fügt sich die Zahl von 7 Millionen problemlos in die Zeitreihe ein. Bei der nachstehenden Schätzung der Bevölkerungsentwicklung in der Altsteinzeit ist sie verwendet worden (vgl. Tabelle "Modellrechnung der Entwicklung der Weltbevölkerung in der Altsteinzeit").

14

Modellrechnung der Entwicklung der Weltbevölkerung in der Altsteinzeit

Jahr v.Chr.

Bevölkerung Absolut in Millionen

98 000 88 000 78 000 68 000 58 000 48 000 39 400 38 000 28 000 21 500 18 000 8 000

0,000 100 0,000 300 0,000 930 0,003 000 0,010 000 0,034 000 0,100 000 0,119 000 0,425 000 1,000 000 1,620 000 7,000 000

Altsteinzeit 0

Bevölkerungszuwachs Jahresdurchschnittlich je 1 Mill.Menschen

_

+ + + + + + + + + + +

0,000200 0,000630 0,002070 0,007000 0,024000 0,066000 0,019000 0,306000 0,575000 0,620000 5,380000

+ 6,999900

+ + + + + + + + + + +

110 113 117 120 122 125 125 127 132 138 146

+ 1241)

Entspricht 0,124 v.Tsd.

Ergänzend kann aus der Modellrechnung für die Zeit der Auswanderung nach Europa errechnet werden, daß um 30 000 v.Chr. die anatomisch modernen Menschen insgesamt eine Zahl von rd. 330 350 000 erreicht hatten. Die Zahl der Auswanderer wird erheblich niedriger gewesen sein. Bereits rd. 13 000 bis 14 000 Jahre vor dem Ende der Altsteinzeit erreichte die Weltbevölkerung schon lange nur aus anatomisch modernen Menschen bestehend - die erste Million. Sie benötigte dazu vom ersten Auftreten der frühen Menschen des anatomisch modernen Typs an rd. 76 000 bis 77 000 Jahre. Wie die Zusatztabelle über die Millionensprünge der Weltbevölkerung zeigt, wurden bis zur zweiten Million "nur" noch rd. 5000 Jahre gebraucht; am Ende der Altsteinzeit vergingen noch 900 Jahre, um die Bevölkerung von 6 auf 7 Millionen zu erhöhen. Zum Vergleich: Am Ende des 20. Jahrhunderts - von 1985 bis 1990 - nahm die Weltbevölkerung im Jahresdurchschnitt um rund 88 Millionen zu. Dies entspricht einer täglichen Vermehrung um rd. 240 000 Menschen bzw. einer wöchentlichen Zunahme um knapp 1,7 Millionen Weltbewohner. Nichts beleuchtet die Problematik der zukünftigen Entwicklung der Menschheit deutlicher als diese Zahlen. Hinzu kommt die Tatsache der außerordentlichen Differenz des Geburtenüberschusses zwischen den industrialisierten und den Entwicklungsländern.

15

Die Grundlage für die Probleme des 21. Jahrhunderts wurde ohne Zweifel bereits in der Altsteinzeit gelegt: Alle Menschenarten bis auf eine starben aus. Die überlebende Art des anatomisch modernen Menschen überstand die Altsteinzeit und steigerte die Geburtenüberschüsse - von gelegentlichen regionalen Abnahmen durch Seuchen und Kriege abgesehen - ständig: Die Weltbevölkerung schrumpfte im Weltmaßstab niemals (vgl. Tabelle "Modellrechnung der Millionensprünge der Weltbevölkerung in der Altsteinzeit").

Modellrechnung der Millionensprünge der Weltbevölkerung in der Altsteinzeit

Jahr (v.Chr.)

98 000 21 500 16 500 13 600 11 600 10 100 8 900 8 000

Zeitveränderg. in Jahren

Weltbevölkerung in Millionen

+ + + + + + +

0,000100 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0

76 500 5 000 2 900 2 000 1 500 1 200 900

Jahresdurchschnitt!. Wachstum je 1 Mill. Menschen

+ + + + + + +

120 129 140 144 149 152 171

Die vom Verfasser für die Altsteinzeit geschätzten Daten können keinen Anspruch auf exakte Genauigkeit erheben, lassen aber die Beschleunigung der Zuwachsraten der Weltbevölkerung bereits in der Altsteinzeit erkennen.

3. Jungsteinzeit (Neolithikum) Keine Periode der Entwicklung des heutigen Menschen unterschied sich von der vorhergehenden und den folgenden Perioden mehr als die Jungsteinzeit. In Europa und großen Teilen Chinas ging die Altsteinzeit etwa zur gleichen Zeit wie die Eiszeit zu Ende. Die sich allmählich einstellende Klimaänderung gestattete es der wachsenden Weltbevölkerung, die mühsame Nahrungssuche durch Jagen und Sammeln aufzugeben und zur "dörflichen Produktionsweise" überzugehen. Diese Änderung der Wirtschaftsweise erbrachte offenbar relativ bald landwirtschaftliche Überschüsse, ohne die es unmöglich gewesen wäre, von der dörflichen Siedlungsweise in zunehmenden Maße zur Gründung von anfangs recht kleinen - Städten überzugehen, die zunächst vor allem Verwaltungszentren der

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zahlreichen neu entstehenden - mehr oder weniger despotisch regierten - Staaten waren, die sich vor allem im Nahen Osten bildeten. Jericho 1 - die älteste Schicht der Stadt - war ein stark befestigter Stutzpunkt ohne städtische Funktionen, der vor rd. 7000 Jahren, d.h. in der mittleren Jungsteinzeit, entstanden ist.

Die Jungsteinzeit brachte den damals lebenden Menschen im Vergleich zur Altsteinzeit nach und nach eine ganze Reihe von beachtlichen Verbesserungen ihrer Lebensbedingungen, insbesondere die weitgehende Beseitigung der früher unvermeidbaren, jahreszeitlich bedingten Hungerphasen den Ersatz der gefährlichen und verlustreichen Großwildjagden durch Haustierhaltung und -Züchtung den Ersatz der rohen Fellkleidung durch die Herstellung von Wollstoffen und Leder den Bau von winterfesten Hütten und Häusern, je nach der Verfügbarkeit von Baustoffen. Alle diese Verbesserungen der Lebenshaltung führten zu einer deutlichen Erhöhung des Geburtenüberschusses. Die nachstehende Modellrechnung der Entwicklung der Weltbevölkerung in der Jungsteinzeit ist mit der einzigen Quelle zur Bevölkerungsentwicklung in dieser Zeit verträglich. Dank der besseren Versorgung mit Nahrungsmitteln sah man sich nicht mehr, wie in der Altsteinzeit, genötigt, zur "Unzeit" geborene Kinder zu töten; hinzu kam die Verlängerung der Lebenserwartung der Erwachsenen, also eine Verringerung der Todesrate. Die in den fünf Jahrtausenden von 8000 bis 3000 v.Chr. anhaltende Steigerung des absoluten und relativen Bevölkerungszuwachses ist im Rahmen der Gesamtentwicklung bis zur Zeitenwende durchaus plausibel. Im Vergleich zum Bevölkerungszuwachs während der frühen Metallzeit blieb jedoch die Zunahme auch im letzten Jahrtausend der Jungsteinzeit noch deutlich niedriger.

17

Modellrechnung der Entwicklung der Weltbevölkerung in der Jungsteinzeit

Jahr v.Chr.

Bevölkerungszuwachs Bevölkerung Absolut Jahresdurchschnitt!. in Millionen je 1 Mill. Menschen

8000 7000 6000 5000 4000 3000 Jungsteinzeit 1}

7,0 8,4 10,5 13,5 18,5 28,0

+ + + + +

1,4 2,1 3,0 5,0 9,5

+ 21,0

+ + + + +

182 223 251 315 415

+ 277 υ

Entspricht 0,277 v.Tsd.

Auf die Entwicklung des anatomisch modernen Menschen in der Steinzeit zurückblickend, kann man zusammenfassend feststellen: Der heutige Mensch ist der einzige, der die Eiszeit überstand. In den ersten 60 000 Jahren seiner Existenz unterschied er sich von Anfang an von den früheren HominidenLinien; seine Überlegenheit trat jedoch erst deutlich zutage, als er die anderen Menschenarten überlebt hatte. Nach der langen Lernphase zeichnete ihn vor den anderen Menschenarten in Europa, vor allem vor den Neandertalern, nicht nur seine körperliche (Extremitäten!), sondern insbesondere seine geistige Überlegenheit aus. Seine Sprech- und Lernfähigkeit wurde von einem leistungsfähigen Gehirn unterstützt.

Der Übergang von der Jungsteinzeit zur Metallzeit ging zunächst sehr langsam und regional mit großen Zeitunterschieden vonstatten. Die Menschen jener Zeit versuchten, die in den Metallerzen enthaltenen Metalle in möglichst reiner Form zu gewinnen. Sie hatten erkannt, daß die Ablösung der Steinwerkzeuge und ähnlich primitiver Hilfsmittel durch aus Metallen gewonnene Werkzeuge ihre Lage wesentlich bessern könnte. Jedoch reichten die in den frühen Schmelzöfen erzielbaren Temperaturen zunächst nur aus, Metalle mit niedrigem Schmelzpunkt zu gewinnen. Daher dominierten am Ende der Jungsteinzeit und in der frühen Metallzeit neben den Edelmetallen Gold und Silber vor allem Kupfer, Zinn und Blei sowie die durch Legierung gewonnene Bronze.

18

4. Frühe Metallzeit Den während des 3. Jahrtausends v.Chr. in Ägypten, in China und im Vorderen Orient (Mesopotamien, Palästina, Syrien) entstandenen Hochkulturen folgten mit verhältnismäßig geringem zeitlichen Abstand in Kreta die minoische, in Griechenland die mykenische und später weitere, auch kleinstaatliche Kulturen vor allem im Nahen Osten und in Osteuropa. Alle diese Staaten zeichneten sich bei vielen Unterschieden im einzelnen - durch dynastisch-despotische Herrschaftssysteme, hochentwickelte Religionen mit Götter- und Totenkult und mit einem erheblichen politischen Einfluß der Priesterschaft aus. Hinzu kam die Entstehung von im jeweiligen Staatsgebiet geltenden Sprachen und Schriften, die in ganz verschiedener Weise überliefert wurden - sei es an Felsen oder an den Mauern von monumentalen Tempel- und Palastbauten, sei es in Archiven von Geschäfts- oder Vertragstexten. Die neuen Staaten und die Lösung der ihnen erwachsenden neuen Probleme - z.B. die Sicherung der Ernährung durch die Konstruktion von raffinierten Bewässerungssystemen - benötigten anstelle der zunächst noch weitverbreiteten Steinkultur die bereits bekannten, aber in viel zu geringen Mengen erzeugten Metalle. Solange es nicht gelang, die zur Eisengewinnung notwendigen hohen Temperaturen der Schmelzöfen zu erreichen, blieb neben den Edelmetallen die aus Kupfer und Zinn legierte Bronze der wichtigste Rohstoff der frühen Metallzeit.

Daß der Übergang von der Jungsteinzeit zur frühen Metallzeit den Menschen jener Zeit insgesamt gut gelungen ist, wird in der nachstehenden Modellrechnung der Weltbevölkerung unterstellt (vgl. Tabelle "Modellrechnung der Entwicklung der Weltbevölkerung in der frühen Metallzeit"). Modellrechnung der Entwicklung der Weltbevölkerung in der frühen Metallzeit

Jahr

3000 2000 Frühe Metallzeit l)

Bevölkerungszuwachs Bevölkerung Absolut Jahresdurchschnittlich in Millionen je 1 Mill. Menschen

28 47

_

_

+ 19

+

518

+ 19

+

518 "

Entspricht 0,518 v. Tsd.

19

Für die drei Perioden vom ersten Auftreten des anatomisch modernen Menschen an bis zum Beginn der Antike ergibt sich folgende Entwicklung des jahresdurchschnittlichen Geburtenüberschusses, bezogen auf 1000 bzw. 1 Mill. Pers. der Weltbevölkerung:

Periode Altsteinzeit

Zeit v.Chr.

v.Tsd.

je 1 Mill.

98 000 - 8000

+ 0,124

+ 124

Jungsteinzeit

8000 - 3000

+ 0,277

+ 277

Frühe Metallzeit

3000 - 2000

+ 0,518

+ 518

5. Frühe, klassische und späte Antike Über die zeitliche Abgrenzung der Antike besteht bei den Fachhistorikern keine vollständige Übereinstimmung. Während der Untergang des weströmischen Reichs im Jahr 476 n.Chr. und die Schließung der Platonischen Akademie in Athen durch Justinian im Jahr 529 n.Chr. allgemein als das Ende des griechisch-römischen Altertums gelten, wird als Beginn dieser Periode entweder die Einwanderung griechischer Stämme nach Griechenland um 2000 v.Chr. oder die Dorische Wanderung um 1100 v.Chr. angesehen.

In dieser Untersuchung wird als Beginn der Antike das Jahr 2000 v.Chr. angesetzt, d.h. die Blütezeit und das Ende der minoischen und der mykenischen Kultur und damit auch der trojanische Krieg werden als Bestandteile der Antike betrachtet. Die klassische Antike - den "dunklen Jahren" der Frühantike und der schriftlichen Fixierung der Ilias und Odyssee folgend - beginnt um 500 v.Chr. und endet vor Christi Geburt. Die späte Antike ist im wesentlichen identisch mit der römischen Kaisergeschichte. Sie beginnt mit Christi Geburt und endet kurz vor 500 n.Chr. In den 2500 Jahren der Antike vollbrachte die Weltbevölkerung Leistungen in einer Fülle, die weit größer war als die der früheren Perioden. Dies gilt ganz besonders, aber keineswegs allein, für die klassische Periode der Antike. Die Ideen, Entdeckungen und Erfindungen, die sich von 500 v.Chr. bis 500 n.Chr. im griechisch-römischen Reich entwickelten, schufen eine nie zuvor erreichte Kultur und Zivilisation, die alle Lebensbereiche veränderte. Von Griechenland ausgehend, von Rom angenommen und - wenn nicht geistig, so doch technisch - oft verbessert, entstand im Mittelmeer-Raum eine neue Großmacht, die geistigkulturell und technisch-zivilisatorisch ihresgleichen suchte. Begleitet war diese Entwicklung von einer lebhaften Bautätigkeit sowohl Griechenlands als auch Roms: Die Zeugen dieser Arbeit sind noch heute zu sehen und zu bewundern - von Südfrankreich bis in die östliche Türkei und bis nach Nord-

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afrika, die zahlreichen Bauten in Italien und Griechenland - kaum eine Stadt ohne Forum, Tempel, Thermen und Theater! Ausgangspunkt dieser Entwicklung war Griechenland, ein kleines Land mit selten mehr als 3 Millionen Menschen, die in seinen Grenzen lebten.

Die Modellrechnung der Entwicklung der Weltbevölkerung kann sich ein zweites Mal auf eine relativ genaue Schätzung stützen, diesmal auf die Zeit von Christi Geburt am Ende des klassischen Antike. Dank einem glücklichen Zufall liegen für die Jahre 14 bzw. 2 nach Christus fast zeitgleich Zensusdaten für das römische bzw. das chinesische Reich vor, was bedeutet, daß etwa 60 vH der Weltbevölkerung am Beginn der christlichen Zeitrechnung erfaßt sind. Die bei der Berechnung der Weltbevölkerung zur Zeit von Christi Geburt verwendeten Quellen werden nachstehend im Kapitel III zitiert, z.T. kritisiert und auch widerlegt.

Modellrechnung der Entwicklung der Weltbevölkerung in der Antike

Jahr

2000 v.Chr. 1500 1000 500 1AD 500 n.Chr.

Antike

Bevölkerungszuwachs Bevölkerung Absolut Jahresdurchschnittlich in Millionen je 1 Mill. Menschen 47 62 87 132 215 260

+ + + + +

15 25 45 83 45

+ 213

+ + + + +

554 678 834 976 380

+ 684"

1) Entspricht 0,684 v.Tsd.

Die Modellrechnung zeigt fur die frühe Antike einen ständigen Anstieg des jahresdurchschnittlichen Geburtenüberschusses und fur die klassische Antike einen Höhepunkt mit jahresdurchschnittlich fast 1000 Personen je 1 Mill. Weltbevölkerung. Diese Kennziffer wurde erst am Beginn der Neuzeit (von 1500 bis 1600) übertroffen, sie sank im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wieder unter das in der klassischen Antike erreichte Niveau. Bereits in der Spätantike nahm der Bevölkerungszuwachs stark ab. Der Verfall der römischen Macht ging einher mit großen Verlusten in den ständigen Grenzkriegen und infolge zweier schwerer Pestepidemien, die im zweiten und dritten Jahrhundert n.Chr. wüteten

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und zu einem starken Rückgang der Bevölkerung des römischen Reichs, vor allem in Italien selbst, führten. Hinzu kamen in dieser Zeit langanhaltende Wirren und Bürgerkriege in China, die auch dort zu schweren Bevölkerungsverlusten führten.

Insgesamt waren die Wachstumsraten der Weltbevölkerung während der Spätantike noch positiv, sie blieben jedoch in dieser Periode hinter denen zurück, die am Ende der Jungsteinzeit (von 4000 bis 3000 v.Chr.) erreicht worden waren, also ein Rückfall von 4000 Jahren! Die Daten lauten 380 Personen je 1 Mill. Welteinwohner im Durchschnitt der Jahre 1AD bis 500 n.Chr. gegen 415 im letzten Jahrtausend der Jungsteinzeit.

6. Mittelalter Das Mittelalter, der Antike nicht mehr zugehörig, aber ihr - zumindest anfangs - artverwandt und ihr großes geistiges Erbe sorgsamer bewahrend und überliefernd, als es die Antike selbst vermochte, wurde nach großartigen eigenen Leistungen in seiner Spätzeit durch schwere Krisen religiöser (Papsttum), politischer, ökonomischer (Agrarkrise, Geldentwertung) und nicht zuletzt demographischer Art (Kreuzzüge, zahllose Kriege, Pest - der schwarze Tod 1348 bis 1352) immer wieder erschüttert, vor allem in Europa.

Die zeitliche Abgrenzung ist - was den Anfang des Frühmittelalters angeht - bis heute umstritten, während das Ende in dem Fall Konstantinopels 1453 oder in der Entdeckung Amerikas 1492 gesehen wird. In dieser Untersuchung wird aus praktischen Gründen die Dauer des Mittelalters auf die Zeit vom Ende des weströmischen Reichs bis zum Höhepunkt des Zeitalters der Entdeckungen (500 bis 1500 n.Chr.) festgelegt. Über die Entwicklung der Weltbevölkerung während des Mittelalters gibt es zwar einige Quellen für einzelne Regionen (China, einzelne Länder Europas und Westeuropa), aber keinerlei Daten über die Höhe der Weltbevölkerung von 500 bis 1000 n.Chr. Was die Zeit von 1000 an angeht, sind in einem sowjetrussischen Schulbuch im Jahre 1964 Zahlen der Weltbevölkerung für die Jahre 1000, 1200, 1400 und 1500 veröffentlicht worden, die einer kritischen Prüfung nicht immer standhalten. Überdies sind die verwendeten Quellen nicht angegeben.

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Bei der Schätzung der in die Modellrechnung fur das Mittelalter eingehenden Bevölkerungsdaten waren die Auswirkungen bedeutender historischer Ereignisse auf die Bevölkerungsentwicklung zu bedenken: u.a. der Einfluß der Christianisierung, Beginn und Ende der Kreuzzüge und die sie begleitenden "kleinen Pestausbrüche", der "schwarze Tod", nicht zuletzt der Zusammenbruch der griechisch-römischen Zivilisation in den westlichen Nachfolgestaaten des weströmischen Reichs.

Modellrechnung der Entwicklung der Weltbevölkerung im Mittelalter

Jahr n.Chr. 500 1000 1200 1400 1500

Bevölkerungszuwachs Bevölkerung Absolut Jahresdurchschnittlich in Millionen je 1 Mill. Menschen 260 310 370 410 450

Mittelalter 0

+ + + +

50 60 40 40

+ 190

+ + + +

352 885 513 931

+ 5491}

Entspricht 0,549 v.Tsd.

Insgesamt gesehen war das Mittelalter eine tausendjährige Periode der Entwicklung der Weltbevölkerung mit deutlich geringeren Zuwachsraten, als sie in der vorhergehenden Zeit der Antike erzielt worden waren. Die auffallend starken Schwankungen des relativen Bevölkerungszuwachses während der zweiten Hälfte des Mittelalters lassen sich nicht exakt belegen, jedoch weisen zahlreiche Einzelangaben darauf hin, daß im Frühmittelalter das Bevölkerungswachstum nicht höher war als in der Spätantike, eher weniger. Die Sterblichkeitsziffern müssen erheblich höher gewesen sein als in der klassischen Antike, weil die Völkerwanderung und die ihr folgenden germanischen Staatsgründungen im Mittelmeer zahlreiche "Barbaren" in die ehemals weströmischen Provinzen brachten, die völlig unfähig waren, die technischen Einrichtungen der griechisch-römischen Zivilisation (Thermen!) funktionsfähig zu halten. Hinzu kam die "Leibfeindlichkeit" des frühen Christentums, deren Folgen sicher nicht zur Verringerung der Sterblichkeitsziffern beitrug. Nachdem das von den Christen befürchtete Ende des tausendjährigen Reichs Christi nicht gekommen war, nahm der Bevölkerungszuwachs zu. Das jahresdurchschnittliche Wachstum je 1 Mill. Einwohner stieg in der Zeit von 1000 bis 1200 auf fast 900 Einwohner. Diese höchste, im Mittelalter erreichte Zahl war allerdings noch immer niedriger als die in der klassischen Antike erreichte Ziffer. Die Jahre

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1200 bis 1500 waren gekennzeichnet durch bedeutende soziale Umschichtungen, insbesondere den Machtzuwachs der Städte, die weitgehende Verelendung der Bauern und den Niedergang des Rittertums. Erst im letzten Jahrhundert des Mittelalters wurde wieder ein relativ hoher Zuwachs der Weltbevölkerung mit jahresdurchschnittlich 930 Einwohnern je 1 Mill. Welteinwohner erzielt.

7. Neuzeit bis 1900 Abschluß des Mittelalters und zugleich Beginn der Neuzeit war das Zeitalter der geographischen Entdeckungen, dessen Ergebnisse gegen alle Widerstände, vor allem der katholischen Kirche, zu einem neuen Weltbild führten. Die neuen Erkenntnisse der Geographie und Physik bewirkten eine rasche Entwicklung dieser Wissenschaften, die von niemandem mehr aufzuhalten war. Für das Bevölkerungswachstum besonders wichtig waren die Ergebnisse der medizinischen Forschung, die nach großen Leistungen in der Antike - vor allem in Griechenland - im Mittelalter lange durch kirchliche Dogmen, Verbote und schwere Strafen behindert worden war. Anatomie und Pathologie, die Voraussetzungen weiterer medizinischer Erkenntnisse, entstanden im wesentlichen erst im 16. und 17. Jahrhundert. Die hierdurch verursachte Zunahme des ärztlichen Wissens läßt sich an der sprunghaften Zunahme des jahresdurchschnittlichen Geburtenüberschusses je 1 Million Weltbevölkerung ablesen. Er stieg nach den hier vorgelegten Berechnungen von weniger als 600 Personen im Mittelalter auf rd. 1250 Personen im 16. Jahrhundert und - trotz des dreißigjährigen Krieges - auf knapp 1800 Personen im 17. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert nahm diese Kennziffer sprunghaft, auf fast 4000 Personen zu und stieg im 19. Jahrhundert auf über 6000 Personen. Leider nahm sich im Gegensatz zur Medizin eine für diese Untersuchung unentbehrliche Wissenschaft mehr Zeit zu ihrer Entwicklung - die Bevölkerungswissenschaft! Als ihre Geburtsstunde wird heute allgemein das Jahr 1741 angesehen, in dem Johann Peter Süßmilch sein erstes Buch veröffentlichte. Vor ihm waren seit 1661 einige Veröffentlichungen erschienen, die unterschiedlichster Qualität waren und die Bevölkerungszahl der Erde - z.T. ganz nebenbei und immer falsch - angaben. Süßmilch wurde bei seinen eigenen Schätzugen der Weltbevölkerung das Opfer einer sonderbaren Voreingenommenheit - er wollte, wie er in seinem ersten Buch schrieb, auf eine

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Weltbevölkerung von 1000 Millionen kommen und erhöhte seinen Schätzfehler damit erheblich. Wirklich zuverlässige Berechnungen waren bis ins 19. Jahrhundert hinein selten. Heute stehen uns sorgfältige und zuverlässige Berechnungen für die Jahre 1650, 1750, 1800, 1850, 1870 und 1900 zur Verfügung, die wir Autoren aus den USA, Großbritannien, Deutschland und Frankreich verdanken und die alle erst nach 1930 veröffentlicht wurden. Aus diesem Grund ist es nicht mehr berechtigt, die Fortsetzung der Bevölkerungszeitreihe fur die Neuzeit als "Modellrechnung" zu bezeichnen, sondern von 1500 an als gutfundierte Schätzungen und Ergebnisse von sorgfältigen Berechnungen zu betrachten.

Entwicklung der Weltbevölkerung in der Neuzeit bis 1900

Jahr

Bevölkerung Absolut in Millionen

1500 1600 1620 1650 1700 1750 1800 1850 1870 1900

450 510 530 545 610 730 905 1170 1345 1665

Neuzeit bis 1900 0

+ + + + + + + + +

60 20 15 65 120 175 265 175 320

+ 1215

Bevölkerungszuwachs Jahresdurchschnittlich je 1 Mill. Menschen

+ + + + + + + + +

1252 1925 931 2256 3598 4307 5150 6994 7140

+ 3276υ

Entspricht 3,276 v.Tsd.

In den ersten 400 Jahren der Neuzeit ist die Beschleunigung des Wachstums der Weltbevölkerung nur im 17. Jahrhundert unterbrochen worden - im und noch nach dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis etwa 1650. Während dieses Krieges, der große Teile Europas und vor allem Deutschlands verwüstete und entvölkerte, sank die Zuwachsrate der Weltbevölkerung unter das Niveau des während der klassischen Antike erreichten Geburtenüberschusses von 976 Personen je 1 Mill. Weltbewohner. Die Ausrottung ganzer Dörfer und Städte drückte auch nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges den Geburtenüberschuß noch etwa für eine Generation herab. Die direkten und indirekten Verluste lassen sich nach dem Verlauf der Weltbevölkerungszeitreihe auf etwa 15 Millionen Menschen veranschlagen.

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Die Dynamik des Bevölkerungszuwachses seit dem Beginn der Neuzeit zeigen die nachstehenden Daten bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts (vgl. Tabelle "Entwicklung der Weltbevölkerung in der Neuzeit von Jahrhundert zu Jahrhundert").

Entwicklung der Weltbevölkerung in der Neuzeit von Jahrhundert zu Jahrhundert

Jahr

1500 1600 1700 1800 1900

Bevölkerung Absolut in Millionen

450 510 610 905 1665

1500-1900

Bevölkerungszuwachs Jahresdurchschnittlich je 1 Mill. Menschen

+ 60 + 100 + 295 + 760

+ + + +

1252 1792 3953 6115

+ 1215

+ 3276

Zum Vergleich 2000 V.-500 n.Chr. (Antike)

+ 213

+

684

500 - 1500 (Mittelalter)

+ 190

+

549

Etwa um 1825 überschritt die Weltbevölkerung die erste Milliarde! Zeitaufwand: 98 000 Jahre v.Chr. -I- 1825 Jahre n.Chr. Die zweite Milliarde wurde sehr viel rascher erreicht - etwa 1927 - und damit nur etwas mehr als 100 Jahre nach der ersten.

Das zwanzigste Jahrhundert wurde in der Silvesternacht 1899 in vielen Ländern der Erde enthusiastisch, ja mitunter geradezu hysterisch begrüßt. Die große Bevölkerungszunahme, die dadurch stimulierte Baukonjunktur, die in den USA und in Europa entstandene und mit all ihren Vorzügen und Nachteilen rasch wachsende Industrie, die das 19. Jahrhundert kennzeichneten, lösten einen Zukunftsoptimismus aus (Der deutsche Kaiser: "Ich führe Euch herrlichen Zeiten entgegen!"), der durch die Realität des 20. Jahrhunderts bitter enttäuscht werden sollte.

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8. Entwicklung der Weltbevölkerung im 20. Jahrhundert Unter dem in dieser Untersuchung vorherrschenden Aspekt der Bevölkerungsentwicklung ist es nicht zweckmäßig, das 20. Jahrhundert als eine homogene Zeiteinheit zu betrachten. Zu deutlich sind die Entwicklungsunterschiede zwischen der ersten und zweiten Hälfte dieses Säkulums. Noch exakter läßt sich der schroffe Übergang von einem relativ moderaten zu einem plötzlich stark zunehmenden und lang anhaltenden Zuwachs erkennen, wenn die jahresdurchschnittlichen Zuwachsraten der Weltbevölkerung von 1900 bis 1945 mit denen der Jahre von 1945 bis 2000 verglichen werden (vgl. Tabelle "Entwicklung der Weltbevölkerung im 20. Jahrhundert").

Entwicklung der Weltbevölkerung im 20. Jahrhundert Jahr

Bevölkerung in Mill.

1900 1945 2000 1900-2000 0

Jahresdurchschnitt!. Zuwachs je 1 Mill. Menschen

1665 2310° 6251 2 ) + 4586

+ +

7303 18265

+

13317

3) 3) 3)

Eigene Schätzung. - 2 ) UN-Prognose. - 3 ) Entspricht 0,73 vH, 1.8265 vH bzw. 1.3317 vH.

Wachstumshemmungen 1900 bis 1945 Bereits in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts blieb der Geburtenüberschuß der gesamten Weltbevölkerung hinter dem in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts erreichten deutlich zurück. Ursache war in erster Linie die sich in den Industrieländern mehr und mehr durchsetzende Familienplanung, die auf die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung reagierte. Die immensen Verluste im Ersten Weltkrieg (rd. 7 Millionen Tote), der durch ihn verursachte Geburtenausfall von rd. 5 Millionen und die 1918/19 von Spanien ausgehende Grippe-Pandemie verringerten den Bevölkerungszuwachs einschließlich der verschont gebliebenen Länder so sehr, daß das Wachstum der Weltbevölkerung von 1914 bis 1920 auf nur rd. 20 Millionen abnahm. Genaue Zahlen liegen nicht vor, auch nicht für die zahlreichen Opfer der sowjetrussischen Revolution. Nach 1920 stieg die Weltbevölkerung bis 1930 wieder stark an -allerdings nur kurze Zeit. Die 1929/30

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beginnende Weltwirtschaftskrise ließ den Bevölkerungszuwachs bis 1940 wieder schrumpfen. Zu berücksichtigen sind auch die großen Menschenverluste Chinas in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, über deren Ausmaß jedoch Zahlen nicht vorliegen. Der japanisch-chinesische Krieg von 1937 bis 1941 hat wahrscheinlich mindestens 20 Millionen Menschenleben gekostet. Alle diese Zahlen werden von den Verlusten im Zweiten Weltkrieg weit übertroffen, die sich nach seriösen Schätzungen auf 50 bis 55 Millionen beziffern lassen (ohne Geburtenausfall). Insgesamt lassen sich die Menschenopfer in den ersten 45 Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts einschließlich des Geburtenausfalls und der Opfer der europäischen Grippe-Pandemie von 1918/19 auf 120-130 Millionen schätzen - eine schaurige Bilanz weltweiter politischer Unfähigkeit, die in der Entwicklung der Weltbevölkerung ihresgleichen sucht. Nachstehende Zahlenübersicht basiert auf Angaben der UN sowie auf eigenen Schätzungen. Die Tabelle zeigt die enormen Schwankungen der Entwicklung der Weltbevölkerung in der hier betrachteten Zeit (vgl. Tabelle "Entwicklung der Weltbevölkerung 1900 bis 1945"). Entwicklung der Weltbevölkerung 1900 bis 19451}

Jahr 1900 1914 1920 1930 1940 1945 1900- 1945 1950 1900- 1950

Bevölkerung Zuwachs in Millionen

Jahresdurchschnitt!. Zuwachs je 1 Mill. Menschen

1665 1790 2 ) 1811 2070 2295 2310 2 )

+ + + + +

125 21 259 225 15

+ + + + +

5184 1946 13457 10372 1304

2515

+ +

645 205

+ +

7303 17150

+

850

+

8283

3)

l)

Die zugefugten Daten für 1950 zur Demonstration der enormen Steigerung des Geburtenüberschusses ab 1945. - 2 ) Eigene Schätzungen. - 3 ) Entspricht 0,8283 vH.

Der Tabelle sind die Bevölkerungsdaten für das Jahr 1950 zugefügt. Die für dieses Jahr von der UN ermittelte und bis in die achtziger Jahre immer wieder revidierte Zahl ist wohl die genaueste bisher ermittelte Bevölkerungsziffer der Welt - dies deshalb, weil die UN noch heute die Daten für 1950 als Basiszahl für zahlreiche Berechnungen verwendet.

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Wachstumsrekorde

von 1945 bis 2000 und ihre Ursachen

Obwohl die UN nach dem offiziellen Gründungstag am 24.10.1945 unverzüglich mit dem Aufbau der Organisation, darunter auch mit der Bildung der notwendigen Stabsabteilungen, begannen, dauerte es zwangsläufig einige Zeit, bis die vom Völkerbund übernommenen statistischen Arbeiten gut funktionierten. Das galt auch und insbesondere für die Erweiterung der Bevölkerungsstatistik auf die neuen UN-Mitglieder, deren Verwaltung in sehr unterschiedlichem Maße auf die Kooperation mit den Abteilungen des Statistischen Amts der Vereinten Nationen vorbereitet waren. Angesichts der annähernd zehn Jahre dauernden schrittweisen Verbesserung der Statistiken der Weltbevölkerung war es selbst gut informierten Insidern der UN-Statistik zunächst nicht möglich zu entscheiden, ob die sprunghafte Zunahme des Geburtenüberschusses 1945/46 und in den folgenden Jahren bald wieder durch eine "Normalisierung" abgelöst werden würde oder nicht. In dieser Zeit - in den frühen fünfziger Jahren - war es in der Tat außerordentlich schwierig, wenn nicht unmöglich, eine hinreichend verläßliche Prognose der Entwicklung der Weltbevölkerung zu wagen. Julian S. Huxley, der erste Generaldirektor der im November 1945 gegründeten UNESCO hat es dennoch getan und - nach seinem Rücktritt im Jahr 1948 - einen knappen Essay über die Entwicklung der Weltbevölkerung seit dem Ende der Altsteinzeit geschrieben, der - 1950 veröffentlicht - so manches Buch zu diesem Thema an Bedeutung weit übertrifft. Dazu mehr im Kapitel der Quellen und Quellenkritik.

Die tatsächliche Entwicklung der Weltbevölkerung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts konnte 1949 kein noch so gut informierter und noch so erfahrener Experte voraussehen, d.h. wissenschaftlich begründen. Heute wissen wir, daß die starke Vermehrung der Bevölkerung keineswegs wegen der Zunahme der Geburtsraten, sondern trotz ihrer Abnahme zustande kam. Diese bis heute weithin unbekannte Tatsache wird nach wie vor von Politikern und von Regierungen kaum beachtet. Die Erklärung: Die Todesraten nahmen zwar in den Industrieländern seit 1950 kaum ab, jedoch in den Ländern der dritten Welt umso mehr. Seit 1985 sind die durchschnittlichen Todesraten in den Industrie- und den Entwicklungsländern mit knapp 10 v.Tsd. gleich hoch, bzw. gleich niedrig. Die außerordentlich hohe Abnahme der Sterblichkeitsziffern in den Entwicklungsländern - darunter auch die Säuglings- und Kindersterblichkeit - von 24 auf 10 v.Tsd. (1950/55 bis 1985/90) ist die entscheidende Ursache für die Stabilisierung des Geburtenüberschusses seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf dem zuvor niemals erreichten Niveau von 1,86 vH der Weltbevölkerung (Jahresdurchschnitt 1945 bis 1990).

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Die mit der regionalen Differenzierung der Geburtenüberschüsse einhergehende Veränderung der regionalen Bevölkerungsstruktur wird in der ganzen Welt seit langem beachtet, aber an ihre wichtigste Ursache haben wir uns längst gewöhnt und schenken ihr kaum mehr Beachtung: Die während des Zweiten Weltkrieges in den großen kriegführenden Staaten forcierte Entwicklung und Produktion von neuen Medikamenten, vor allem von solchen zur wirksamen Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Nach dem Kriegsende standen die in großen Mengen vorhandenen Bestände der ganzen Welt zur Verfügung. Dabei dürfte die Verfallzeit der Wirksamkeit wohl eine Rolle gespielt haben. Das Ergebnis war die erwähnte rapide Verlängerung der Lebenserwartung der Bevölkerung in den Entwicklungsländern.

Zu den ökonomischen Auswirkungen ist zu sagen: Die bis heute noch immer nicht den schlagartig veränderten Gegebenheiten angepaßte Kinderzahl stürzte die Länder der dritten Welt in wirtschaftliche Krisen undfinanzielle Schwierigkeiten. Die dazu führende Kausalkette: Zunahme der Lebenserwartung der Bevölkerung - absolute Steigerung der Kinderzahl trotz allmählicher Abnahme der Geburtenziffern - zu geringe Ausgaben für die Ausbildung - hohe Rüstungsaufwendungen - daraus erwachsende Lust zu außen- oder innenpolitischen Konflikten - permanent hohe Arbeitslosigkeit - wachsende soziale Konflikte - Korruption u.a. Die aus dieser in den meisten Entwicklungsländern zu beobachtenden Erscheinung des "Fasses ohne Boden" verursacht Fehlentwicklungen, die ohne eine straff organisierte und kontrollierte Entwicklungshilfe niemals beseitigt werden können, wenn überhaupt. Die nachstehende Tabelle "Entwicklung der Weltbevölkerung 1945 - 2000" faßt die Daten der Weltbevölkerung von 1945 bis 2000, ihren absoluten und relativen Zuwachs zusammen.

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Entwicklung der Weltbevölkerung 1945 - 2000

Bevölkerung Zuwachs in Millionen Jahr 19451} 19461' 19471) 1948° I9491)

1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 19953) 20003»

2310 2350 2390 2430 2470 2515 2752 3019 3336 3698 4080 4450 4854 5292 5766 6251 1945 - 2000

0 4)

Jahresdurchschnitt!. je 1 Mill. Menschen

+ 40 + 40 +205 2) + 40 + 40 + 45 + 237 + 267 + 317 + 362 + 382 + 370 + 404 + 438 + 474 + 485

+ + + + + + + + + +

+3941

+ 182654)

+ 17 1 502)

18174 18692 20170 20818 19856 17513 17532 17429 17304 16284

Eigene Schätzungen, abgerundet. - 2 ) 1945 - 1950 - 3 )Prognose der UN, mittlere Entwicklung. Entspricht 1,8265 vH.

Die beiden Tabellen zur Entwicklung der Weltbevölkerung von 1900 bis 1945 bzw. von 1945 bis 2000 lassen die sprunghafte Steigerung des Geburtenüberschusses der Weltbevölkerung seit dem Ende des zweiten Weltkrieges erkennen, die 1946 einsetzte und mit bis 1970 steigenden, danach langsam abnehmenden Zuwachsraten wuchs. Von 1965 bis 1970 nahm die absolute Zahl der Weltbevölkerung um fast 10 vH zu - eine bis dahin und danach nie erreichte Zahl. Die absolute Steigerung der Weltbevölkerung übertraf 1960/65 mit 317 Millionen erstmals die 300 Millionen-Marke und wird nach der UN-Prognose der mittleren Entwicklung am Ende des 20. Jahrhunderts 1995/2000 mit 485 Millionen Menschen einen Höchststand erreichen, der nicht mehr übertroffen werden dürfte.

Von 1945 bis 2000 wird die absolute Weltbevölkerung von 2,31 auf 6,25 Mrd. Menschen zunehmen. Zum Vergleich: Der in diesen 55 Jahren zu erwartende Zuwachs der Weltbevölkerung um 3,94 Mrd. Personen wird beinahe doppelt so hoch sein wie die von Christi Geburt bis 1945 erreichte Zunahme von rd. 2,1 Milliarden Menschen. Es gibt keine seriöse Prognose für die Entwicklung der Menschenzahl im 21. Jahrhundert, die eine Fortsetzung dieser Entwicklung für möglich hält. Aber die auf die 31

Menschheit zukommende Entwicklung wird hoffentlich nicht weiter bagatellisiert oder gar weiterhin unbeachtet bleiben.

9. UN-Prognose der Weltbevölkerung von 1985 bis 2025 Die Vereinten Nationen haben 1989 eine Prognose der Entwicklung der Weltbevölkerung von 1985 bis 2025 im Rahmen ihrer "Population Studies" veröffentlicht, die für die Prognose der Entwicklung im 21. Jahrhundert unentbehrlich ist.

Die mit großer Akribie erarbeitete Studie enthält 3 Varianten der Berechnung: Medium, High, Low, wobei die mittlere Variante die tatsächliche Entwicklung der Weltbevölkerung seit 1950 "fortschreibt". Die mittlere Variante wird ergänzt durch eine Bevölkerungsprognose bis 2025 für die "mehr" und "weniger" entwickelten Regionen von 1950 an (vgl. Tabelle "Die mittlere Variante der UN-Prognose der Weltbevölkerung").

Die mittlere Variante der UN-Prognose der Weltbevölkerung fur 2000 und 2025

Jahr

Industrieländer

Entwicklungsländer

Welt

Weltbevölkerung in Mill. 0 1950 1975 2000 2025

832 1096 1262 1352

1950 1975 2000 2025

33,1 26,9 20,2 16,0

1683 2984 4989 7115 Anteile in vH

0

66,9 73,1 79,8 84,0

2515 4080 6251 8467 100,0 100,0 100,0 100,0

UN-Department of International Economic and Social Affairs, Populations Studies No 106, New York 1989.

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Die regelmäßige Ermittlung und Veröffentlichung der Prognose-Daten durch die UN ist eine große Leistung, die im Lauf der Zeit eine eminente politische Bedeutung erlangt hat, sei es für die Entwicklung und Planung der Entwicklungshilfe sei es für die von den Vereinten Nationen ansatzweise schon seit geraumer Zeit versuchte Bevölkerungspolitik. Diese ist in der Tat unverzichtbar, soll nicht in wenigen Jahrzehnten zwischen entwickelten Industrieländern mit ihrer Bevölkerungspolitik der familiären Selbstverantwortung und den Entwicklungsländern, deren Bevölkerung und oft auch Regierungen bis heute nicht erkannt haben, daß ein ungehemmtes Bevölkerungswachstum die Entwicklungshilfe und große Teile der eigenen Finanzkraft im wahrsten Sinne des Wortes "auffrißt" und die erstrebte Stärkung der ökonomischen Basis immer weiter verhindert, sich eine Kluft auftut, die niemals wieder zu schließen sein wird. Zur Illustration dieses Problems die Zahlen in der Tabelle "Zuwachsraten der Bevölkerung der Industrie- und Entwicklungsländer von 1950 bis 2025".

Zuwachsraten der Bevölkerung der Industrie- und Entwicklungsländer von 1950 bis 20251}

Jahr

1950/75 1975/2000 2000/2025 0

Industrieländer

Entwicklungsländer

Welt

+ 31,7 + 15,1 + 7,1

+ 77,3 + 67,2 + 42,6

+ 66,2 + 53,2 + 35,5

Aus den vorstehenden Daten der UN-Prognose errechnet; mittlere Variante.

Bei der Analyse der Zahlen darf nicht übersehen werden, daß in den letzten Jahrzehnten einige Entwicklungsländer sich recht rasch zu Industrieländern entwickelt haben - allerdings handelt es sich bisher noch um kleinere Länder wie Hongkong, Singapur, Südkorea und Taiwan in Ostasien sowie Israel im Nahen Osten. Für die Zukunft ist damit zu rechnen, daß weitere "Schwellenländer" sich zu Industrieländern und weitere Entwicklungsländer sich zu "Schwellenländern" mausern werden.

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10. Eine Projektion der Weltbevölkerung von 2025 bis 2100 Grundlagen Die nachstehende Projektion der Weltbevölkerung von 2025 bis 2100 ist hier auf der Basis der UNProjektion von 1990 bis 2025 - mittlere Entwicklung - geschätzt worden und im einzelnen der Tabelle 3 des Tabellenanhangs zu entnehmen.

Im Rahmen dieser Untersuchung kann auf die Projektion wichtiger Daten bis zum Ende des 21. Jahrhunderts wegen ihrer Bedeutung für die Entwicklung der Weltbevölkerung und ihrer Überlebenschancen nicht verzichtet werden. Die Ergebnisse der UN-Projektion von 1985 bis 2025 sind - wie erwähnt - in 3 Varianten 1989 veröffentlicht worden: low, medium, high. Hier wurde die mittlere Entwicklung als Basis einer Projektion der Weltbevölkerung bis 2100 gewählt. Diese Schätzung geht von der üblichen Annahme aus, daß in dieser Zeit keine Ereignisse eintreten, die die Entwicklung der Weltbevölkerung mehr als normal (z.B. regionale Mißernten, Krankheiten und Naturkatastrophen, kriegerische Auseinandersetzungen u.ä.) beeinträchtigen. Bei der hier präsentierten Projektion der Weltbevölkerung wurde nicht nur die UN-Prognose von 1985 bis 2025 als Basis benutzt, sondern aus guten Gründen auch die "Philosophie" der UN übernommen, daß es keineswegs utopisch sei, bis 2100 das Wachstum der Weltbevölkerung in den "stationären Zustand" zu verwandeln (sog. Null-Wachstum). Heute ist es unmöglich zu sagen, ob die Weltbevölkerung bis dahin 11,12 oder gar 14 Milliarden Menschen erreicht haben wird.

Ergebnisse Nachstehend einige Daten, die aus der UN-Projektion und der hier vorgenommenen Projektion errechnet sind. So plausibel der Verlauf der Zuwachsraten der Weltbevölkerung in der UN-Projektion zu sein scheint, so fraglich ist es, wann das Weltbevölkerungswachstum aufhört und wann es womöglich in eine allmähliche Schrumpfung übergeht (vgl. Tabelle "Zuwachsraten der Weltbevölkerung von 2000 bis 2100").

34

Zuwachsraten der Weltbevölkerung von 2000 bis 2100 in vH

Zeitraum

Insgesamt

Jahresdurchschnitt!.

2000-2025 2025-2050 2050-2075 2075-2095 2095-2100

+ 35,5 + 21,9 + 13,7 + 4,0 + 0,0

+ + + + +

1,22 0,79 0,05 0,02 0,0

2000-2100

+ 95,2

+

0,67

Die Graphik 1 zeigt die hier angenommene Entwicklung der Weltbevölkerung im 21. Jahrhundert. Ihre Anknüpfung an die mittlere UN-Projektion bis 2025 läßt den Schluß zu, daß auch die Projektion des Wachstumsverlaufs bis 2100 immer noch zwischen hohen und niedrigen Erwartungen liegt, also nicht völlig unwahrscheinlich ist. Wie schon die Tabelle "Zuwachsraten der Weltbevölkerung von 2000 bis 2100" zeigt, sind im 21. Jahrhundert vor allem die ersten Jahrzehnte vermutlich eine kritische Phase der Entwicklung. Alle Weltprobleme, die sich am Ende des 20. Jahrhunderts immer mehr in den Vordergrund drängen, werden schon vor der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts eine gefahrliche Massierung erreichen. Diese aus den noch länger anhaltenden Zuwachsraten resultierenden Weltbevölkerungswachstumsprobleme auf dem im Lebensraum begrenzten Planeten Erde werden unsere Enkel und Urenkel als Erbschaft vorfinden und zu meistern haben.

35

Graphik 1

Entwicklung der Weltbevölkerung im 20. und 21. Jahrhundert

Jahre

36

11. Eine Zeitreihe der Geburtenüberschüsse bis zum Ende des 21. Jahrhunderts Während der nach heutigen Erkenntnissen rd. 100 000 Jahre umfassenden Geschichte des anatomisch modernen Menschen hat es mit Sicherheit kurzfristige Perioden der absoluten Schrumpfung der Bevölkerung in einzelnen Regionen gegeben. Ursache dafür waren in erster Linie Seuchen, aber auch größere Kriege. Für die Weltbevölkerung lassen sich jedoch - zumindest bisher - selbst kurzfristige Abnahmen der gesamten Zahl nicht feststellen. Stets wurden Bevölkerungsverluste in einer Region durch gleichzeitige Zunahmen in anderen Regionen übertroffen, soweit es sich nicht um reine Wanderungsbewegungen handelte, die die Weltbevölkerung insgesamt nicht veränderten. Dennoch hat es - nachweisbar seit der Spätantike - immer wieder Perioden der Beschleunigung ufid Verlangsamung der Geburtenüberschüsse gegeben. Die nachstehende Tabelle verdeutlicht das Ausmaß dieser Schwankungen. Für die Steinzeit ist es jedoch unmöglich, die damals sicherlich auch eingetretenen Auf- und Ab-Bewegungen der Bevölkerung zu schätzen, weil die Zahl der Fossilienfunde auch heute noch sehr klein ist, "Hochrechnungen" nicht gestattet und mit Sicherheit niemals ermöglichen wird. Die in der nachstehenden Tabelle zusammengestellten Daten der jahresdurchschnittlichen Geburtenüberschüsse der Weltbevölkerung sind nach folgenden Gesichtspunkten ausgewählt: a) Anfangs- und Schlußdaten b) Minimale und maximale Daten c) Daten zu den wichtigsten Entwicklungsstörungen der Weltbevölkerung.

Zu Punkt a Die relativen Geburtenüberschüsse der Jahre 2000 bis 2025 werden - nach der mittleren Entwicklung der UN-Projektion von 1988 - fast 100 (98,5) mal so hoch sein wie im Durchschnitt der 90 000 Jahre der Altsteinzeit. Bezogen auf die ersten 10 000 Jahre des anatomisch modernen Menschen (98 000 bis 88 000 v.Chr.) werden die von der UNO prognostizierten Geburtenüberschüsse von 2000 bis 2025 rd. 110 mal so hoch sein (vgl. Tabelle "Jahresdurchschnittliche relative Geburtenüberschüsse der Weltbevölkerung").

37

Jahresdurchschnittliche relative Geburtenüberschüsse der Weltbevölkerung in Personen je 1 Mill. Weltbewohner

Periode

Zeit

Personen je 1 Mill. Weltbewohner, jahresdurchschnittl.

Vor Christus Altsteinzeit Jungsteinzeit Frühe Metallzeit Frühe u. klass. Antike

98000 - 8000 8000- 3000 3000 - 2000 2000 - 1 AD

+ + + +

124 277 518 761

Nach Christus Spätantike Frühmittelalter Hochmittelalter Neuzeit

Durchschnitt 1}

1 AD - 500 500 - 1000 1000- 1500 1500 - 2025 1500 - 1620 1620- 1650 1650 - 1900 1900 - 1920 1920- 1940 1940 - 1945 1945 - 1950 1950 - 1975 1975 - 2000 2000- 2025 2025 - 2100

+ + + + + + + + +

98000 v. - 2100 n.Chr.

+

Daten nach UN-Prognose 1988, mittlere Entwicklung. Entwicklung. - 3 ) Entspricht 0,186 v.Tsd.

38

380 352 746 5606 1365 931 4477 4212 11913 + 1304 + 17150 + 19541 + 17212 1) + 12211 1) + 4882 2)

2)

186

3)

Projektion des Verfassers, mittlere

Zu Punkt b Werden die Minimalzahlen von 110 Personen Geburtenüberschuß je 1 Million Menschen jahresdurchschnittlich für die Anfangszeit der Weltbevölkerung von 98 000 bis 88 000 v.Chr. mit den von 1950 bis 1975 erzielten maximalen Daten verglichen, so ergibt sich, daß diese nahezu 180 mal so groß waren wie im ersten Jahrzehntausend des anatomisch modernen Menschen.

Zu Punkt c

Größere Entwicklungsstörungen der Weltbevölkerung während des Altertums sind nicht nachweisbar. Die einzige uns genau überlieferte Seuche dieser Periode ist die Pest, die kurz nach dem Beginn des Peloponesischen Krieges in der von Flüchtlingen überfüllten Stadt Athen ausbrach, bald die Oberstadt erreichte und 429 v.Chr. auch Perikles, den größten Sohn der Stadt, hinwegraffte. Nach Thukydides soll die Krankheit in Äthiopien entstanden sein und sich bis ins persische Reich verbreitet haben - ein Beweis ist nicht bekannt. Der Einfluß auf die Weltbevölkerung war unbedeutend.

Für die Spätantike sind zwei sehr schwere Pesten überliefert. Im Jahr 166 n.Chr. brachten die Legionen Marc Aurels, von einem Parther-Krieg nach Rom heimkehrend, eine Pest mit, die bald in ganz Italien und im Westen des Reichs wütete. 250/51 n.Chr. breitete sich eine zweite schwere Pest von Ägypten kommend - im römischen Reich aus. Die in römischen Quellen weit übertriebenen und später in der angelsächsischen Geschichtsschreibung übernommenen Angaben über die Verluste waren mit Sicherheit geringer als von Edward Gibbon im 18. Jahrhundert angegeben. Aber nicht nur Seuchen, sondern auch die zahllosen spätantiken Abwehrkriege, die Folgen der Völkerwanderung, und andere Ursachen halbierten von der Zeitenwende bis 500 n.Chr. den zuvor während der frühen und klassischen Antike - erzielten Geburtenüberschuß von 760 auf 380 Menschen jahresdurchschnittlich je 1 Mill. Weltbewohner. Im anschließenden Frühmittelalter (500 bis 1000 n.Chr.) ging der Überschuß der Geburten gegenüber der Spätantike nochmals leicht auf 350 Menschen je 1 Mill. Einwohner im Jahresdurchschnitt zurück. Der ein Jahrtausend anhaltende Geburtenüberschuß von durchschnittlich nur 366 Menschen - möglicherweise weniger durch die Abnahme der Geburtenzahl als durch die sinkende Lebenserwartung aller verursacht -resultierte in einer abnehmenden Zunahme der absoluten Weltbevölkerung in dieser Zeit.

39

Von der Zeitenwende bis 1000 n.Chr. stieg die Weltbevölkerung von 215 auf 310 Millionen Menschen, d.h. um 95 Millionen. Diese Zahl gewinnt Interesse, wenn sie mit den Ergebnissen der Berichterstattung der UN über die Entwicklung der Weltbevölkerung 1990/91 konfrontiert wird: Vom 1. Juli 1990 bis zum 1. Juli 1991 nahm die Weltbevölkerung um 93 Mill. Menschen auf 5385 Mill, zu - in einem einzigen Jahr um fast soviel, wie im ersten Jahrtausend nach Christi Geburt! Im Hochmittelalter (1000 bis 1500 n.Chr.) erhöhte sich der Geburtenüberschuß trotz der verlustreichen Kreuzzüge im 11. bis 13. Jahrhundert und der riesigen Opfer des "Schwarzen Todes", der Europa von 1348 an einige Jahre heimsuchte. Das Niveau des durchschnittlichen relativen Geburtenüberschusses im Hochmittelalter blieb dennoch hinter jenen der klassischen Antike noch weit zurück - mit 746 Menschen Geburtenüberschuß je 1 Mill. Menschen im Jahresdurchschnitt gegenüber 975 Menschen während der klassischen Periode der Antike. Die Welt hat für die Zerstörung der griechisch-römischen Welt und ihrer nie zuvor erreichten Hochkultur einen gewaltigen Preis zu Lasten der Weltbevölkerung bezahlen müssen.

Es bleiben die Entwicklungsstörungen der Neuzeit. Wie den Daten der Tabelle "Jahresdurchschnittliche relative Geburtenüberschüsse der Weltbevölkerung" zu entnehmen ist, sind drei schwere Störungen seit 1500 n.Chr. festzustellen: Der Dreißigjährige Krieg und die beiden Weltkriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Rückgang des Geburtenüberschusses war im Dreißigjährigen Krieg wesentlich geringer als in anderen Kriegen, weil in seinem Verlauf der häufig in ähnlicher Lage festzustellende Geburtenausfall vermutlich dadurch verringert wurde, daß die jeweils siegreichen Soldaten die Rolle der Väter übernahmen, während die fehlenden Väter anderswo die gleiche Rolle spielten. Die beiden Weltkriege von 1914 bis 1918 und von 1939/41 bis 1945, die verheerende Pandemie von 1918/19, die von Spanien aus ganz Europa überzog, haben - wie erwähnt - insgesamt rd. 120 bis 130 Millionen Menschenleben vernichtet, hinzu kommt die unbekannte, aber sehr große Zahl von Opfern des Leninismus/Stalinismus in der Sowjetunion. Das Ergebnis dieser Menschenopfer in den ersten 45 Jahren des 20. Jahrhunderts war die Tatsache, daß der Geburtenüberschuß je 1 Mill. Menschen jahresdurchschnittlich mit 7300 Menschen im 20. Jahrhundert bis zum Ende des zweiten Weltkrieges kaum höher war als in der Zeit von 1850 bis 1900 - und dies trotz der erheblichen Zunahme der relativen Geburtenüberschußziffer zwischen beiden Weltkriegen. Schließlich zeigt die Tabelle der relativen Geburtsüberschüsse die wahrhafte "Explosion" der Ziffern bereits von 1945 bis 1950 und noch mehr von 1950 bis 1975, die nach den Prognosen der UN bis

40

zum Jahr 2000 und 2025 zurückgehen und dann nach der Projektion des Verfassers bis 2100 stark sinken werden.

Hier noch ein Wort zu dieser Projektion. Es gibt keinerlei Zweifel, daß die in New York arbeitenden Bevölkerungsstatistiker seit Jahrzehnten hervorragende Arbeit leisten. Die schon seit 1950/55 zu beobachtende Abnahme der Geburtsraten hat die UN-Statistiker zu der Auffassung gebracht und wurde durch sehr detaillierte Untersuchungen bestätigt, daß man auch für 1990 bis 2000 und 2000 bis 2025 sinkende Geburtenraten annehmen kann. Wegen der noch für längere Zeit in den Entwicklungsländern anzunehmenden sinkenden Todesraten werden die absoluten Bevölkerungszuwächse jedoch erst im 21. Jahrhundert - zunächst nur langsam - abnehmen. Alles in allem ist die Entwicklung der Weltbevölkerung - soweit nachweisbar - in den letzten rd. 2500 Jahren mehrfach schwer gestört worden. Dies gilt sicher auch für die Bevölkerung Asiens, vor allem Chinas und Südostasiens, jedoch fehlen hierüber hinreichend zuverlässige Angaben in der Literatur. Die rasche Zunahme der Bevölkerung Chinas von 1600 bis heute, wie sie in neueren Veröffentlichungen angegeben ist, kann ohne erhebliche Gebietserweiterung Chinas nicht zustandegekommen sein, ist also wohl zu Lasten anderer Staaten erfolgt.

12. Graphische Darstellungen der Entwicklung der Weltbevölkerung während der Metallzeit von 3000 v.Chr. bis 2100 n.Chr. Den mit Quantitäten und deren Messung beschäftigten Wissenschaften stehen im allgemeinen mindestens zwei Methoden für die Darstellung von Messungs- oder Berechnungsergebnissen zur Verfugung, nämlich - Die Tabelle oder ein Tabellensatz, von der sich die vorgegebenen und die errechneten Einzelergebnisse ablesen lassen. Jedoch ergibt sich dabei - insbesondere bei langen Zeit- und sonstigen Reihen - kein Gesamtüberblick, auf den jedoch häufig nicht verzichtet werden kann. - Diesem Nachteil hilft die graphische Darstellung ab. Allerdings ist bei dieser Methode das genaue Ablesen von Zwischenergebnissen, insbesondere bei der Verwendung großer Zahlen nicht möglich. Ein weiterer Vorteil spricht für die graphische Methode: Sie läßt extreme Veränderungen während der untersuchten Periode sofort erkennen. Im Grunde sind beide Methoden im Rahmen dieser Untersuchung unverzichtbar. Nachstehend wird auf die Einbeziehung der Frühzeit des anatomisch modernen Menschen bei den Graphiken verzichtet zugunsten einer wesentlich deutlicheren Darstellung der

41

zahlenmäßigen Entwicklung der Weltbevölkerung seit dem Ende der Jungsteinzeit. Die nachstehenden Graphiken unterscheiden sich durch folgende Merkmale: Graphik 2 zeigt die Entwicklung der Weltbevölkerung während der Metallzeit von 3000 v.Chr. bis 2100 n.Chr., und zwar im linearen Maßstab. Dieser Maßstab besagt: Wächst die Weltbevölkerung in einer Periode um den gleichen absoluten Betrag jährlich, gibt die Graphik diese Periode als Gerade wieder, sonst als Kurve.

42

Graphik 2

Entwicklung der Weltbevölkerung während der Metallzeit bis 2100 n. Chr.

14000-

12000-

10000-

8000-

6000-

4000-

2000-

O t l M l l l l l l l l l M l l M l l l l l l l M I I i l l l l T l l l l l l l l l l l l l M 3000

2500

2000

1500

1000

500

0

500

1000

1500

2000

Jahre vor Chr.

nach Chr.

43

Graphik 3 zeigt die gleiche Entwicklung wie in Graphik 2 im logarithmischen Maßstab. Im Unterschied zum linearen Maßstab wird die Kurve zu Geraden, wenn die jährliche Zuwachsrate gleich bleibt.

Die Graphik 2 läßt sehr deutlich erkennen, daß das Schwergewicht der absoluten Entwicklung sich ganz eindeutig auf die Periode von 1945 an bis ins 21. Jahrhundert hinein konzentriert. Vergleicht man die Zuwachsraten der Entwicklung in Graphik 3, so ergibt sich u.a. die vorstehend erwähnte Reduzierung der Zuwachsraten der Weltbevölkerung von Christi Geburt bis 1000 n.Chr. und die vom Beginn des Hochmittelalters an wieder steigenden Zuwachsraten, die von 1650 an rasch zunehmen, bis sie sich im 21. Jahrhundert wieder abflachen. Die dramatische Entwicklung der Weltbevölkerung seit 1945 wird in beiden Graphiken deutlich wiedergegeben. Trotz der Verringerung der Zuwachsraten der Weltbevölkerung während des 21. Jahrhunderts ergibt sich für das absolute und relative Wachstum (jahresdurchschnittlich je 1 Mill. Weltbevölkerung) zwischen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (ab 1945) und dem 21. Jahrhundert eine scharfe Differenz zwischen der Entwicklung der absoluten und relativen Weltbevölkerung.

Während der jahresdurchschnittliche Geburtenüberschuß je 1 Mill. Einwohner im 21. Jahrhundert wesentlich geringer sein wird als er im 20. Jahrhundert war (rd. 6700 gegenüber rd. 13 300), wird der absolute Geburtenüberschuß im 21. Jahrhundert mit 5950 Mill. Menschen nach der Prognose deutlich höher, als er nach der UN mit 4585 Mill. Menschen im 20. Jahrhundert sein wird (vgl. Tabelle "Vergleich des absoluten und relativen Geburtenüberschusses der Weltbevölkerung seit dem Auftreten des anatomisch modernen Menschen"). Vergleich des absoluten und relativen Geburtenüberschusses der Weltbevölkerung seit dem Auftreten des anatomisch modernen Menschen

Periode

Geburtenüberschuß Absolut (Mill.) Jahresdurchschnittlich je 1 Mill. Menschen

98000 - 1AD 1 AD - 1000 1000 - 1500 1500 - 1650 1650 - 1900 1900 - 1945 1945 - 2000 2000 - 2100

+ 215 + 95 + 140 + 95 + 1120 + 645 + 3940 + 5950

+ + + + + + + +

149 366 746 1278 4777 7303 18265 6709

Insgesamt

+ 12200

+

186

44

Graphik 3

Entwicklung der Weltbevölkerung während der Metallzeit bis 2100 n. Chr.

Jahre vor Chr.

nach Chr.

IL Die Weltbevölkerung und ihre wichtigsten Lebensbedürfnisse im 21. Jahrhundert

47

1. Zur Definition des Begriffs "wichtigste Lebensbedürfnisse" Die vorstehende knappe Darstellung der Entwicklung der Weltbevölkerung von den Anfängen des heutigen Menschentyps an und der Nachweis der eminenten Beschleunigung ihres Wachstums seit dem Ende des zweiten Weltkriegs führt selbstverständlich zwangsläufig zu der Frage, wie heute und noch mehr im 21. Jahrhundert diese weiterhin zunehmende Menschenzahl aus den irdischen Ressourcen versorgt werden kann, ohne das "System Erde" zu überfordern oder gar gefährlich zu stören.

In den letzten Jahrzehnten hat die Diskussion über diese Probleme wesentliche Erkenntnisse gebracht, aber sie ist leider nicht selten emotional gefuhrt worden, manchmal mit falsch errechneten Daten und - glücklicherweise selten - auch mit nicht durchdachten Behauptungen. Nicht für alle "wichtigsten Lebensbedürfnisse" liegen die unverzichtbaren Informationen vor, die es gestatten, seriöse Urteile über ihre Erfüllung oder Nichterfüllung im 21. Jahrhundert abzugeben. Aber was die Grundbedürfnisse aller Menschen dieser Erde betrifft, so gibt es doch Möglichkeiten, einige Erkenntnisse für die Zukunft zu gewinnen. Nachstehend werden Projektionen zu den Themen: Lebensraum - Wasserversorgung - Nahrungsmittel - Rohstoffverbrauch - und anderen Problemen vorgelegt und kritisch kommentiert. Doch zunächst ist es notwendig, auf die unterschiedlichen Lesarten des Bevölkerungszuwachses hinzuweisen, die sich aus den benutzten Berechnungsmethoden für das 21. Jahrhundert ergeben. Vom Ende des 20. Jahrhunderts bis zum Ende des 21. Jahrhunderts ergibt sich aus der Projektion der Weltbevölkerung ein Zuwachs um 5 950 Mill. Personen oder rd. 95 vH. Zu anderen Zahlen führt der Vergleich zwischen der jahresdurchschnittlichen Weltbevölkerung des 20. Jahrhunderts mit der des 21. Jahrhunderts. Bei der Berechnung genügt es, mit 10-Jahresabständen zu arbeiten, wie Vergleiche mit 5 Jahresabständen gezeigt haben. Die Schätzung des Zuwachses der Weltbevölkerung vom Anfang bis zum Ende des Jahrhunderts ergibt für die Jahre 2000 bis 2100 eine knappe Verdopplung, im 10 Jahresdurchschnitt dagegen eine Zunahme um mehr als das Dreifache für die gleiche Zeit (vgl. Tabelle "Berechnung der jahresdurchschnittlichen Weltbevölkerung des 20. und 21 Jahrhunderts").

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Berechnung der jahresdurchschnittlichen Weltbevölkerung des 20. und 21. Jahrhunderts

Jahr

Weltbev.in Mill.

Jahr

1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000

1665 1770 1811 2070 2295 2515 3019 3698 4450 5292 6251

2000 2010 2020 2030 2040 2050 2060 2070 2080 2090 2100

3167 = 100

Durchschnitt tl

0

Weltbev.in Mill.

UN-Prognose 1989

2)

6251 " 7191 8062 " 8859 2 ) 9609 2 ) 10319 2 ) 10969 2 ) 11511 2 ) 11921 2 ) 12156 2 ) 12200 2 )

9913 = 313 vH

Eigene Projektion.

Beide Berechnungsmethoden haben ihren Sinn, obwohl sie verschiedene Ergebnisse erbringen. Die zweite, vorstehend vorgeführte Methode kann nur für die Bevölkerungsentwicklung im 20. und 21. Jahrhundert berechnet werden, weil für die frühen Jahrhunderte nicht genügend Daten für die Weltbevölkerung zur Verfügung stehen.

2. Ständig von Menschen bewohnbare Landfläche der Erde und Weltbevölkerung Umfang der ständig von Menschen bewohnbaren Landfläche der Erde Die Erdoberfläche ist mit rd. 510 Millionen km2 vermessen, davon sind rd. 362 Millionen km2 Wasserflächen und rd. 149 Millionen km2 Land. Diese Fläche ist bedeutend größer als die von Menschen ständig bewohnbare, die nach Abzug der Binnengewässer, der Hochgebirge, der Regionen ewigen Eises am Südpol und ständiger Trockenheit in den Wüsten und Halbwüsten, aber auch in anderen Regionen auf 90 bis 95 Millionen km2 geschätzt wird (Siedlungs-Ökumene).

50

Die Nutzung dieser Fläche und ihre geringen Veränderungen gehen aus Berechnungen der fao der UN hervor, die jährlich veröffentlicht werden. Leider läßt sich aus diesen Zahlen die oben genannte ständig bewohnbare Landfläche nicht herauslösen. So sind z.B. in der als Restposten ausgewiesenen Position "Sonstige Landflächen" vermutlich auch die landwirtschaftlich nur begrenzt nutzbaren Wüsten enthalten, die nicht ständig bewohnbar sind.

Bewohnbare Landfläche je Erdbewohner

Mit Sicherheit hat die von Menschen bewohnbare Landfläche in der Zeit von Christi Geburt bis heute durch die großen Urwaldrodungen von der Antike bis heute zugenommen, aber es ist nicht möglich, die Auswirkungen dieser Waldvernichtung zugunsten des Baus von menschlichen Siedlungen und besonders auch des Baus von ungezählten Kriegs- und Handelsschiffen in allen Kontinenten auf die bewohnbare Landfläche zu quantifizieren.

Die nachstehend angenommene Konstanz dieses Lebensraums während der Spätantike und des Mittelalters - also für 1500 Jahre nach Christi Geburt - führt daher anfangs vermutlich zu überhöhten Zahlen für die bewohnbare Fläche je Welteinwohner und damit zu entsprechend geringeren Angaben für die Weltbewohner je 1000 km2 Landfläche. Für die Zahlen seit 1900 wird diese Fehlerquelle sich nicht mehr spürbar auswirken. Das bedeutet: Von 1900 bis 1950 hat sich die Durchschnittsfläche je Erdeinwohner von 57 000 qm auf 37 800 qm, also um rund 34 vH verringert. Von 1950 bis 1990 nahm die bewohnbare Fläche je Erdbewohner auf 18 000 qm ab, d.h. um 48 vH. Bis zum Jahr 2000 ist eine weitere Abnahme der Wohnfläche auf 15 200 qm zu erwarten. Das heißt: Im 20. Jahrhundert ist die durchschnittliche ständig bewohnbare Landfläche der Erde je Einwohner um 73 vH gesunken. Sie wird nach der UN-Prognose im Jahr 2025 nur noch 11 200 qm erreichen, und sie wird - falls die Projektion der Bevölkerungsentwicklung bis 2100 einigermaßen stimmen sollte - am Ende des 21. Jahrhunderts nur noch zwischen 7300 und 8600 qm je Einwohner erreichen (vgl. Tabelle "Ständig bewohnbare Landfläche der Erde und die Entwicklung der Weltbevölkerung im Vergleich seit Christi Geburt").

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Ständig bewohnbare Landfläche der Erde0 und die Entwicklung der Weltbevölkerung im Vergleich seit Christi Geburt

Jahr

Weltbevölkerung

Bewohnbare Fläche

Weltbewohner

in Millionen

je Weltbewohner0

je 1000 km2 Landfläche

1 AD

215

442 000

2 260

500

260

365 000

2 740

1000

310

306 000

3 260

1500

450

211 000

4 740

1650

545

174 000

5 740

1800

905

105 000

9 530

1900

1665

57 000

17 530

1950

2515

37 800

26 470

1960

3019

31 500

31 780

1970

3698

25 700

38 930

1980

4450

21 300

46 840

1990

5292

2000 2025 2100 min 2100 mittel 2100 max

18 000

55 700

6251

3)

15 200

65 800

8467

3)

11 200

89 100

11 000

4)

8 600

116 000

12 200

4)

7 800

128 400

13 000

4)

7 300

137 000

1)

Landfläche 149 Mill, km2 abzüglich rd. 54 Mill, km2 nicht ständig bewohnbar.

2)

In qm (abgerundet) 3 ) Prognose der UN 1989, Mittelwert. 4) Eigene Schätzungen auf UN-Prognose 1989 basierend, Minimum, Mittelwert und Maximum.

52

Umgekehrt gerechnet steigt die Zahl der Weltbewohner je 1000 km2 ständig bewohnbare Landfläche von 17 500 im Jahr 1900 auf 26 500 Menschen im Jahr 1950 und auf 66 000 im Jahr 2000. Bis zum Jahr 2100 nimmt die projektierte Menschenzahl auf 116 000 bis 137 000 je 1000 km2 Landfläche zu.

Sind nun diese Entwicklungen erschreckend oder kann man sie gelassen hinnehmen? Das soll nachstehend untersucht werden.

Aussagewert dieser Berechnungen und Schätzungen Gehen wir aus von der Erwartung, daß unsere Urenkel im Jahr 2100 mit durchschnittlich 8100 qm Fläche (ohne unbewohnbare Teile) auskommen müssen: Das entspricht pro Weltbewohner einer Grundfläche von 90 χ 90 m. Bei einer Großfamilie von 10 Familienangehörigen entspräche das einer Grundfläche von 285 χ 285 m. Wenn nun mit diesen Grundflächen nur die Wohnbedürfhisse der Weltbevölkerung befriedigt werden müßten, wäre alles in Ordnung. Aber, da sind ja anteilig je Weltbewohner noch eine große Zahl von Bedürfnissen zu befriedigen, von deren endloser Liste wir nur die wichtigsten nennen wollen: Kultivierte Landwirtschaftsflächen Wiesen und Weiden für die Viehhaltung Wälder und Holzwirtschaft Flächenbedarf des produzierenden Gewerbes Flächenbedarf des Verkehrs (Straßen, Wasserstraßen, Flughäfen, Eisenbahnen usw.) Flächenbedarf der öffentlichen Bauten (Schulen, Hochschulen, Krankenhäuser, Verwaltungen usw.) Flächenbedarf der Freizeitgesellschaft und Kulturbauten (Vom Fußballstadion bis zum Golfplatz, vom Kino bis zu Theatern und Museen usw.) Gewiß, alle diese Flächen ergeben - dividiert durch χ Milliarden Menschen - nicht alle die allein von kultivierten Landwirtschaftsflächen benötigten 11 vH der ständig bewohnbaren Landfläche der Erde, aber insgesamt gesehen wird es am Ende des 21. Jahrhunderts für die Weltbevölkerung und ihren Wohnbedarf recht eng werden. Dies gilt insbesondere angesichts der reduzierten Aussagekraft der Durchschnittsflächen und der Unmöglichkeit der Schätzung von Ober- und Untergrenzen der Berech-

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nung und damit auch der sozialen und regionalen Streuungen der individuellen Wohnflächen im 21. Jahrhundert.

Finanzielle Barrieren gegen den riesigen Investitionsbedarf

der Welt im 21. Jahrhundert

Das Anwachsen der Weltbevölkerung von rd. 6,25 Milliarden Menschen im Jahre 2000 auf möglicherweise 11 bis 13 Milliarden oder mehr nur hundert Jahre später wird die verfugbare Wirtschaftskraft der Weltwirtschaft im 21. Jahrhundert vor Aufgaben stellen, die noch nie zuvor von ihr gefordert wurden. Bedenkt man, daß die Probleme der Entwicklungsländer - wenn überhaupt - erst am Ende des 21. Jahrhunderts gelöst sein werden, so liegt die Last der Bewältigung der Aufgaben bei den Industrieländern, insbesondere in finanzieller Hinsicht. Was das für den Ausbau der Infrastruktur, den Wohnungsbau, für die Expansion der Wirtschaft und für die Staatshaushalte bedeutet, können wir nur ahnen. Fazit: Die drohende Überforderung der auf der Erde noch zur Verfügung stehenden Flächen für die im 21. Jahrhundert zunächst noch rasch wachsende Bevölkerung ist ein kaum zu überwindendes Hindernis gegen die ungehemmte Vermehrung der Weltbevölkerung. Politische Unruhen, Verteilungskämpfe, eine neue Völkerwanderung, alles scheint möglich zu werden und noch viel Schlimmeres.

3. Weltwasservorräte und Weltbevölkerung Weltwasservorräte Im Gegensatz zu der - bei wachsender Weltbevölkerung - ständig knapper werdenden Siedlungsfläche je Welteinwohner ist die Situation bei den Weltvorräten an Salzwasser insgesamt unproblematisch und beim Süßwasser heute weit besser als bei den Landflächen. Jedoch sind die regionalen Unterschiede bei den Süßwasservorräten erheblich. Die Literatur über die regionalen Probleme der Wasserwirtschaft und deren Lösungen ist unüberschaubar groß, während Veröffentlichungen über die Weltwasservorräte vergleichsweise selten sind -

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insbesondere in Verbindung mit der Weltbevölkerung. Die Genauigkeit der Berechnung der Weltwasservorräte hängt ab - von der präzisen Vermessung der Fläche der Ozeane und ihrer Nebenmeere - von der exakten Ermittlung der durchschnittlichen Wassertiefe der Weltmeere.

Diese Daten stehen seit über einem Jahrzehnt dank der Satellitentechnik und der technisch stark verbesserten Meeresforschung zur Verfugung und haben sich seither nicht mehr nennenswert verändert. Die Fläche der Weltmeere und ihrer Nebenmeere bedeckt 362,03 Millionen km2. Bei einer durchschnittlichen Tiefe der Welt- und ihrer Nebenmeere von 3729 m = 3,729 km ergibt sich für sie ein Wasserinhalt von insgesamt 1350 Millionen km3, das sind 1,35 χ IO18 cbm. Dimensionen der Berechnung

Bei der rechentechnischen Verwendung sehr großer Zahlen ist es nicht nur zweckmäßig, sondern unentbehrlich, bei der Berechnung nicht mehr die üblichen Bezeichnungen - Million, Milliarde, Billion - zu verwenden, sondern stattdessen mit Zehner-Potenzen zu arbeiten: 103

=

Tausend

106

=

Million

Tausend χ Tausend

9

=

Milliarde

Tausend χ Million

Billion

Tausend χ Milliarde

Billiarden

Tausend χ Billion

10

12

10

15

10

18

=

10 = Trillion

Tausend χ Billiarde usw.

Diese Entscheidung ist deshalb unvermeidlich, weil bereits die Zahl 109 in Europa als "Milliarde" bezeichnet wird, in den USA dagegen als "billion". Der das Verständnis erschwerende Unterschied dieser Bezeichnungen verschwindet bei der Verwendung von Zehnerpotenzen. Erdvolumen - Meereswasservolumen

- Süßwasservolumen insgesamt und je Erdbewohner

Zunächst ist ein Vergleich des Volumens der Erdkugel mit dem Wasservolumen und dem Volumen des Süßwassers zweckmäßig, da er die Relationen der Volumina berechnen läßt.

55

Das Erdvolumen ist vermessen auf 1 083 219 000 000 km3, das ist in 10er Potenzen 1,083219 χ ΙΟ12 χ IO9 cbm oder 1,083219 χ 1021 cbm. Das Wasservolumen der Weltmeere und ihrer Nebenmeere beträgt 1350 χ ΙΟ6 χ 109 cbm, das sind 1,35 χ 1018 cbm Die Relation des Erdvolumens zum Wasservolumen der Weltmeere errechnet sich aus: 1,083219 χ 1021 : 1,35 χ IO18 = 0,802384 χ IO3 = 802,4 : 1 Die riesigen Zahlen, die das Volumen von Erde und Wasser ausdrücken, zeigen sehr eindrucksvoll, daß weder die "geplünderte Erde" noch die zur Verfügung stehenden Wassermengen - obwohl sie "nur" 1,25 v.Tsd. des Erdvolumens erreichen, in absehbarer Zeit am Ende ihrer Leistungsfähigkeit, die Menschen mit Rohstoffen und Wasser zu versorgen, angekommen sind. Das Volumen der Süßwasservorräte ist 1989 von James Moore auf 2,8 vH des Weltmeerwassers geschätzt worden. Das sind in Zehnerpotenzen ausgedrückt: 37,8 χ ΙΟ6 χ 109 cbm = 37,8 χ IO15 cbm. Zum Verbrauch verfügbares Süßwasser: 42,5 χ 1012 cbm = 1,1 v.Tsd. der Vorräte. Jährlicher Süßwasserverbrauch 1990: 2,8 χ 1012 cbm. Die Daten für die Weltbevölkerung 1990 betrugen: 5,292 Milliarden = 5292 χ IO6 Menschen. Die obigen Daten je Kopf der Erdbevölkerung lauten: Süßwasservorräte 37,8 χ 1015 cbm : (5292 χ IO6 Weltbewohner) = 0,00714 χ IO9 = 7,14 χ IO6 = 7,14 Mill. cbm. Für Verbrauch verfügbares Süßwasser: 42,5 χ IO12 cbm : (5292 χ IO6 Weltbewohner) = 0,00803 χ IO6 = 8,03 χ IO3 = 8030 cbm.

56

Jährlicher Süßwasserverbrauch je Weltbewohner: 2,8 χ 1012 cbm : (5292 χ IO6 Weltbewohner) = 0,000529 χ IO6 = 0,529 χ IO3 = 529 cbm. (In dieser Verbrauchszahl ist der gesamte Süßwasserverbrauch von Landwirtschaft, Industrie, sonstigem Gewerbe usw. mit einbezogen).

Den Unterschied zwischen dem verfugbaren Süßwasser von jährlich 8030 cbm und der tatsächlichen Verbrauchsziffer von 529 cbm jährlich kommentierte Moore 1989 wie folgt (S.3): "Shortfalls in water supply will not occur for the foreseeable future". Allerdings bestehen interkontinental beachtliche Unterschiede der Süßwasservorräte - ebenfalls nach Moore berechnet - wie die Tabelle "Süßwasservorräte und Weltbevölkerung nach Kontinenten" zeigt.

Süßwasservorräte und Weltbevölkerung nach Kontinenten

Erdteil

Süßwasser

Weltbevölkerung0

Süßwasser je Einwohner2)

in 109 cbm

1980

1990

1980

1990

Nordamerika

6000

252

276

23800

21740

Südamerika

11000

362

448

30390

24555

Europa

3500

750

787

4670

4720

Afrika

4000

470

642

8510

6230

Asien

12500

2641

3113

4730

4015

Australien/Oz.

3000

23

26

130430

115380

Antarktis

2500

4498

5292

9450

8030

Welt

42500

Berechnungen der UN, in 106 Einwohnern. 2 ) In cbm.

57

Falls die sich ankündigenden Klimaveränderungen auf der Erde die Niederschläge nicht drastisch verringern, wäre ein langsamer Anstieg der Süßwasserverbrauchsquote denkbar und zu verkraften. Allerdings müßte dann ein Problem gelöst sein, das riesige Investitionen benötigen wird: Die Trennung des heutigen Leitungssystems in zwei getrennte Systeme für Trink- und für Brauchwasser, und zwar auch aus Umweltgesichtspunkten. Ob eine solche Trennung bereits im 21. Jahrhundert nötig sein wird, ist angesichts der zur Zeit noch hohen Süßwasservorräte noch nicht abzusehen. Jedoch ist zu bedenken, daß die Zahl der auf Süßwasser unbedingt angewiesenen Weltbewohner im 21. Jahrhundert insgesamt mehr als dreimal so groß sein wird als im zwanzigsten Jahrhundert.

Fazit: Die Versorgung der Weltbevölkerung mit Süßwasser ist auf längere Zeit - von regionalen Wassermängeln abgesehen - gesichert. Im Vergleich zur Entwicklung einer interkontinentalen Knappheit an ständig von Menschen bewohnbaren Landflächen ist die Versorgung mit Süßwasser auf absehbare Zeit nicht bedroht. Eine weiterreichende Versorgungsplanung ist jedoch unverzichtbar. Diese Forderung gilt besonders für die Regionen der Erde mit notorischem Wassermangel (z.B. Vorderer Orient, Steppengebiete Afrikas, die Mittelmeerregion u.a.).

4. Weltproduktion von Nahrungsmitteln und Weltbevölkerung Weltproduktion

von Nahrungsmitteln von 1950 bis 1990

Die Installation der weltweiten und jährlich fortgesetzten Erfassung der Nahrungsmittelproduktion ist ein Verdienst der Food and Agriculture Organisation (fao) der UN in Rom, die nach dem Abschluß der überaus schwierigen Vorarbeiten in allen UN-Mitgliedsstaaten erstmals im 11. Jahrgang des Produktions-Jahrbuchs der fao von 1957 jährliche Indexziffern der Nahrungsmittelproduktion der Welt von 1948/49 an veröffentlichte. Aus den seither publizierten Indexziffern, deren Basiszahl mehrfach wechselte, wurde die in der Tabelle "Indexziffern der Nahrungsmittelproduktion, Weltbevölkerung und Produktion je Welteinwohner" aufgeführte Zeitreihe errechnet und z.T. geschätzt.

58

Indexziffern der Nahrungsmittelproduktion, Weltbevölkerung und Produktion je Welteinwohner, 1950 = 100

Jahr

Nahrungsmittel

1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

100,0 114,4 133,3 155,5 173,4 197,0 216,0 248,2 270,0

100,0 109,4 120,0 132,6 147,0 162,2 176,9 193,0 210,4

100,0 104,6 111,1 116,9 118,0 121,5 122,1 128,6 128,3

+ 4,6 + 6,2 + 5,2 + 0,9 + 3,0 + 0,5 + 5,3 -0,2

Jahresdurchschnittlicher Zuwachs in vH

+ 2,5

+ 1,9

+ 0,6

+ 0,6

Bevölkerung

Nahrungsm. je Einwohner

Die beiden Indexziffern der Nahrungsmittelproduktion und der Weltbevölkerung, die völlig unabhängig von einander in Rom und in New York berechnet werden, zeigen, daß die Nahrungsmittelerzeugung je Welteinwohner von 1950 bis 1965 um 16,9 vH zugenommen hat, d.h. jahresdurchschnittlich um 1,05 vH. Von 1965 bis 1990 erreichte das Wachstum der NahrungsmittelProduktion je Welteinwohner insgesamt nur noch 9,8 vH, jahresdurchschnittlich also nur noch 0,37 vH. Dieser geringere Zuwachs der Nahrungsmittelerzeugung je Weltbewohner kam durch die unbefriedigende Produktionsentwicklung von 1965/70, 1975/80 und 1985/90 zustande.

Während die Indexziffern der Weltbevölkerung sich durch eine große Stetigkeit der Entwicklung seit 1945 auszeichnen, werden die Zuwachsraten der Nahrungsmittelerzeugung von der ständigen Wetterabhängigkeit erheblich beeinflußt. Bei der Prognose der Nahrungsmittelproduktion der Welt ist stets zu bedenken, daß der Flächenbedarf der Landwirtschaft in Zukunft stärker denn je mit dem Flächenbedarf der übrigen Bedürfhisse konkurrieren muß und daß - wie schon in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts - die Chancen der Landwirtschaft, beim Ringen um den Flächenbedarf zum Zug zu kommen, gering sein werden.

59

Weltproduktion

von Nahrungsmitteln von 1990 bis 2100

Im 21. Jahrhundert wird es demnach mehr denn je darauf ankommen, die Bodenproduktivität weiterhin zu steigern. Da die technischen Mittel dazu, insbesondere die künstliche Düngung, weitgehend erschöpft sind und immer mehr auf Ablehnung stoßen, wird in dem schon lange die GattVerhandlungen belastenden Streit über die weltweite Freiheit der Agrarmärkte schließlich und endlich eine Lösung gefunden werden müssen, die den auf die Dauer unvermeidlichen Zuwachs der Nahrungsmittelproduktion sichert.

Die Expansion der Weltproduktion von Nahrungsmitteln von 1950 bis 1990 ist bekannt. Die Erzeugung wuchs in dieser Zeit auf das 2,7 fache des Niveaus von 1950. Die weitere Steigerung von 1990 bis 2100 muß mindestens dem Zuwachs der Weltbevölkerung in dieser Zeit entsprechen. Jedoch ist es außerdem notwendig, eine über die in dieser Untersuchung projektierten Zuwachsraten der Weltbevölkerung hinausgehende Steigerung um jahresdurchschnittlich 0,5 - 0,7 vH anzustreben.

60

Die Rechnung sieht dann so aus, wie in der Tabelle "Varianten des Zuwachses der Welterzeugung von Nahrungsmitteln von 1950 bis 1990 und von 1990 bis 2100" dargestellt.

Varianten des Zuwachses der Welterzeugung von Nahrungsmitteln von 1950 bis 1990 und von 1990 bis 2100 1950 bzw. 1990 = 1,00

Von... bis

Minimum

Mittelwert

Maximum

1. Zuwachs 1950- 2100 nach fao bis 1990 und jahresdurchschnittl. Bevölkerungsentwicklung 1990 - 2100 1950 - 1990°

2,70

2,70

2,70

1990 - 2100

2,08

2,30

2,46

Insgesamt

5,62

6,21

6,64

2)

2. Zuschläge fur Bodenproduktivität 1990 - 2100 + 0,5 vH

1,73

1,73

1,73

+ 0,6 vH

1,93

1,93

1,93

+ 0,7 vH

2,16

2,16

2,16

3. Zuwachs 1990 - 2100 einschl. Zuschlägen

1}

+ 0,5 vH jährl.

3,60

3,98

4,26

+ 0,6 vH jährl.

4,01

4,44

4,75

+ 0,7 vH jährl.

4,49

4,97

5,31

Nach fao production yearbook.2) Nach Bevölkerungsprognose der UN bis 2025 und nach Projektion

des Verfassers der Weltbevölkerung von 2025 bis 2100, ohne Zuschläge für Bodenproduktivität.

61

Ein deutlicheres Bild gibt die Matrix der projektierten jahresdurchschnittlichen Zuwachsraten der Weltproduktion von Nahrungsmitteln 1990 - 2100 (Tabelle "Jahresdurchschnittliche Zuwachsraten 1990 - 2100").

Jahresdurchschnittliche Zuwachsraten 1990 - 2100 in vH

Bezeichnung der Zuwachsraten

Minimum

Mittelwert

Maximum

Entspr. Bevölkerungswachstum0

0,67

0,76

1,17

1,26

0,82

Zuwachs der Bodenproduktivität im Jahresdurchschnitt 0,5 vH 0,6 vH 0,7 vH 0

2)

1,32 3)

1,27

1,36

1,37

1,47

1,42 1,53

Prognose der UN bis 2025, Projektion des Verfassers bis 2100. - 2 ) Realisiert wurden von 1950 bis

1990 jahresdurchschnittlich 0,6 vH. - 3 ) Mittelwert 1990 bis 2100.

Die durchschnittliche Zuwachsrate der projektierten Nahrungsmittelproduktion der Welt für die Zeit von 1990 bis 2100 liegt mit 1,36 vH genau beim Mittelwert der oben angegebenen Wachstumsraten. Von 1950 bis 1990 hatte die tatsächlich erreichte jährliche Steigerung 2,51 vH betragen, also wesentlich mehr als die oben angegebene mittlere Zuwachsrate von 1,36 vH jährlich. Da das auf der Erde zur Verfügung stehende Ackerland sich seit Jahrzehnten - nach den Angaben der fao über die Landnutzung der Erde - bei einem Anteil von rd. 11 vH stabilisiert hat und auch in Zukunft nicht nennenswert - wenn überhaupt - wird zunehmen können, müßte das Wachstum der Nahrungsmittelproduktion auch nach 1990 - wie schon seit 1950 - durch die Steigerung der Flächenproduktivität erreicht werden. Ob dies über mehr als ein Jahrhundert verwirklicht werden kann, ist heute nicht zuverlässig zu beantworten. Derart lang anhaltende agrartechnische und biologische Verbesserungen setzen einschneidende Entwicklungen der landwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit voraus, z.B. auf dem Gebiet der Gen-Technik oder durch erhebliche Änderungen der Nahrungs-

62

struktur, etwa durch die weltweite Verringerung des Fleischverbrauchs, vor allem in den Industrieländern.

Fazit: Selbst wenn es gelingt, die hier skizzierte Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion der Welt zu erreichen, wird mit großer Wahrscheinlichkeit wegen der niemals auszuschließenden Mißernten das Gespenst großer regionaler Hungersnöte im Verlauf des 21. Jahrhunderts auf die Erde zurückkehren, falls die Weltbevölkerung im projizierten Umfang wächst.

5. Weltverbrauch und Weltreserven an nicht erneuerbaren Rohstoffen Von einigen nicht erneuerbaren Rohstoffen abgesehen, die schon in der Steinzeit an einigen Fundorten verarbeitet wurden (z.B. das heute selten gewordene Obsidian), wurden die ersten Metalle in kleinen Mengen im Mittelmeerraum bereits im 4. Jahrtausend v.Chr. gewonnen. Dabei beschränkte man sich aus technischen Gründen auf Metalle mit niedrigen Schmelzpunkten - Gold, Silber, Kupfer, Blei, Zinn und Zink. Die Legierung von Kupfer und Zinn - die Bronze - beherrschte ein Jahrtausend lang die frühe Metallzeit ab 3000 v.Chr.

Die Gewinnung von Eisen in nennenswerten Mengen gelang im 2. Jahrtausend v.Chr. den Hethitern, die ihr Monopol der Eisenherstellung und Verarbeitung einige Jahrhunderte durch drakonische Gesetze (striktes Ausreiseverbot für die Eisenerzeuger und -verarbeiter) verteidigten und dank der Herstellung neuer Waffen aus Eisen (Streitwagen) allmählich zu einer regionalen Großmacht aufstiegen. Da es bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein keine statistischen Informationen über die Entwicklung des Weltverbrauchs an Rohstoffen gibt, muß an ihre Stelle eine Reihe von Schätzungen der Entwicklung des Verbrauchs an nicht erneuerbaren Rohstoffen vom Beginn der Metallzeit (3000 v.Chr.) bis zum Ende des 20. Jahrhunderts und eine Prognose des Weltverbrauchs im 21. Jahrhundert treten. Für die Zeit des höchsten RohstoffVerbrauchs im 20. Jahrhundert liegen jedoch seit 1950 statistische Zeitreihen der UN vor. Zwei Variable determinieren die geschätzte Zeitreihe des Weltverbrauchs, nämlich die Entwicklung der Weltbevölkerung von 3000 v.Chr. bis 2000 bzw. 2100 n.Chr. und das Wachstum des Verbrauchs je Weltbewohner. Diese Schätzung ist keineswegs besonders kühn, weil die Entwicklung des RohstoffVerbrauchs für die Jahre des maximalen Verbrauchs auf jährlichen Berechnungen der UN für die Rohstofifproduktion und die Weltbevölkerung beruht, also gut fundiert ist.

63

Die Berechnung bzw. Schätzung geht davon aus, daß die Anteile der frühen Metallzeit, der Antike und der Spätantike am gesamten RohstoffVerbrauch der Metallzeit trotz des Wachstums in den ersten 3500 Jahren der Metallzeit (3000 v.Chr. bis 500 n.Chr.) im ganzen noch minimal waren. Erst im Mittelalter - vor allem im Hochmittelalter, in der Blütezeit des Rittertums in Europa, im Vorderen Orient und in Asien - erreichte der WeltrohstoffVerbrauch erstmals einen nennenswerten Anteil am Gesamtverbrauch der Metallzeit. Während der Neuzeit (von 1500 an) nahm der WeltrohstoffVerbrauch ständig zu. Es fällt auf, daß der Verbrauch bis zum Jahr 1650 noch niedrig war. Aber dies ist leicht zu erklären. Die schwer gepanzerten Ritterheere der Kreuzzugszeit (1099 bis 1291) waren den neuzeitlichen Waffen seit langem nicht mehr gewachsen, aber erst die vernichtende Niederlage des burgundischen Ritterheeres durch eine schweizerische Bauernstreitmacht bei Murten 1476 bewies unwiderruflich die Nutzlosigkeit schwerer Panzerung gegen die Armbrust und deren Stahlpfeile. Ergebnis: Der Verbrauch von Eisen und Stahl sank vorübergehend. Der Dreißigjährige Krieg brachte keine Änderung, da die neu in Erscheinung getretene schwere Artillerie lange Zeit Steinkugeln verschoß! Entscheidend für den raschen Zuwachs des Weltrohstoffverbrauchs ist die Entwicklung bis zum 20. Jahrhundert, dessen Anteil am Weltverbrauch von Rohstoffen in 5000 Jahren auf rd. 80 vH zu veranschlagen ist. Dabei spielt die starke Zunahme der Weltbevölkerung seit 1945 die entscheidende Rolle. Der Anteil des 21. Jahrhunderts am gesamten WeltrohstoffVerbrauch in den 5100 Jahren der Metallzeit wird nach der hier präsentierten Projektion auf 84 vH zunehmen. Dabei ist zu bedenken, daß im Durchschnitt aller Jahre des 21. Jahrhunderts die Weltbevölkerung mit rd. 9 Milliarden Menschen etwa drei mal so groß sein wird wie im Durchschnitt des 20. Jahrhunderts (vgl. Tabelle "Weltverbrauch an nicht erneuerbaren Rohstoffen seit Beginn der Metallzeit Gesamtverbrauch von 3000 v. Chr. bis 2000 n. Chr. bzw. 2100 n. Chr.") Dies bedeutet, daß die verarbeitende Industrie der Welt im 21. Jahrhundert das drei- bis vierfache Volumen der im 20. Jahrhundert verbrauchten Rohstoffe benötigen wird. Die Diskussion über die Bewältigung dieser Aufgabe ist oft nicht überzeugend. Ohne sich um die ökonomischen Probleme der Rohstoffe erzeugenden und verarbeitenden Industrie zu kümmern, die für die Weltwirtschaft von größter Bedeutung sind und selbstverständlich in Zukunft mehr denn je die vielfältigen Probleme des Umweltschutzes mit einschließen müssen, begnügt man

64

Weltverbrauch an nicht erneuerbaren Rohstoffen seit Beginn der Metallzeit Gesamtverbrauch von 3000 v. Chr. bis 2000 n. Chr. bzw. 2100 n. Chr. = 100°

Zeitalter

Frühe Metallzeit Antike

Dauer

Anteil am Gesamtverbrauch in vH

Von ... bis

bis 2000 n.Chr. bis 2100 n.Chr.

3000 - 2000 v.Chr. 2000 - 1AD

1,27

0,20

Spätantike

1AD - 500 n.Chr.

Mittelalter

500 - 1500

3,36

0,52

1500 - 2000/2100

95,37

99,28

1500 - 1650

1,65

0,26

1650 - 1800

4,04

0,64

1800 - 1900

9,02

1,41

1900 - 1950

15,98

2,50

1950 - 1975

23,01

3,60

1975 - 2000

41,67

6,53

Neuzeit Davon

-

11,36

2025 - 2050

-

17,94

2050 - 2075

-

24,70

2075 - 2100

-

30,34

2000 - 2025

100,00

100,00

Vor Christus

0,67

0,10

Nach Christus

99,33

99,90

Insgesamt Davon:

l)

Schätzungen des Verfassers. Die für die Aussagekraft entscheidenden Daten für den RohstoffVer-

brauch ab 1950 sind den Statistischen Jahrbüchern der UN entnommen. Hinweis: Die Anteilsziffern lassen keinen Schluß auf die Rohstoffreserven zu, die bisher stets - meist erheblich - unterschätzt worden sind.

65

sich heute weitgehend mit der Frage nach der "Reichweite" der Vorräte. Daß man dabei zu den wunderlichsten Ergebnissen kommt, z.B. dazu, daß Rohstoffe, deren Verarbeitung wegen der erwiesenen und nicht zu beseitigenden Umweltbelastung zurückgeht, eine zunehmende "Reichweite" haben, sei am Rande erwähnt.

Kaum jemand - außer den hochspezialisierten Fachleuten - weist bei der Kommentierung dieser "Reichweiten" auf die bei einzelnen Rohstoffen recht verschiedenen Kosten der Vorratssuche von der Exploration bis zum Beginn der Förderung hin, die meistens steigende Tendenz haben und die Unternehmen veranlassen, ja zwingen, zwischen Produktionserlösen und Explorationskosten eine ökonomisch ausgewogene Balance aufrecht zu erhalten, anstatt die Suche nach Reserven zu maximieren - Reserven und Rohstofflager - die ohne Zweifel außerordentlich groß und in einer mit menschlicher Technik durchaus erreichbaren Tiefe zu erschließen sind.

Der wichtigste Aspekt der Versorgung der Weltwirtschaft mit Rohstoffen wird im 21. Jahrhundert weniger Knappheit sein, sondern vor allem und damit mehr noch als heute die Entwicklung von Förder- und Verarbeitungsmethoden, deren Emission von Schadstoffen auf ein Minimum sinkt und die Umweltbelastung reduziert.

6. Probleme des weltweiten Umweltschutzes Die Weltkonferenz von Rio de Janeiro im Juni 1992 hat sehr deutlich erkennen lassen, daß keineswegs nur die Länder der Dritten Welt beim Aufbau eines weltweiten Systems zur frühzeitigen Erkennung von Umweltschäden und zu ihrer raschen Verringerung noch ganz am Anfang stehen. Intensiver nationaler Umweltschutz kann bei verschiedenen Problemen sehr viel bewirken - etwa bei der Verbesserung der Wasserqualität von Flüssen, Seen oder Binnenmeeren. Bei emittierenden, die Atmosphäre belastenden oder gar vergiftenden Schäden kann letztlich nur eine koordinierte Anstrengung aller Staaten der Erde helfen, das Problem zu lösen. Dabei ist vor allem eine gemeinsame Politik der Industriestaaten - und keineswegs nur der großen - notwendig. Die deutschen Anstrengungen auf dem Gebiet der Emissionsverringerung sind für die Reduzierung der weltweiten Luftverschmutzung zwar quantitativ nicht entscheidend. Ihre große Bedeutung liegt aber

66

darin, daß die Erfahrungen der deutschen Umweltforschung und die Erprobung neuer Fertigungsverfahren bei großen Industrieanlagen zeigen, daß sich viele Erfolge erzielen lassen.

Ernst Ulrich v. Weizsäcker, der sich in seiner "Erdpolitik" ausführlich und kompetent mit den im 21. Jahrhundert zu erwartenden Weltproblemen des Umweltschutzes befaßt, ist der Überzeugung, das kommende Jahrhundert werde das "Jahrhundert der Umwelt" sein. Diese Prognose ist stark überspitzt. Natürlich ist es notwendig, die endlosen Diskussionen über den Umweltschutz endlich durch Taten zu ersetzen. Aber: Zunehmende Ansprüche an die Produktionsfaktoren werden im 21. Jahrhundert mit Sicherheit auch die "klassischen" Bereiche der Weltwirtschaft erheben, allein wegen des noch jahrzehntelang anhaltenden weiteren Wachstums der Weltbevölkerung. (Im Jahr 2050 wird die Weltbevölkerung voraussichtlich fast viermal so groß sein als ein Jahrhundert früher).

Es fällt nicht schwer vorauszusagen, daß der Kampf um die Produktionsfaktoren im Lauf des 21. Jahrhundert zu wachsenden Auseinandersetzungen führen wird, wobei es völlig offen ist, mit welchen Mitteln diese internationalen Auseinandersetzungen ausgetragen werden.

7. AIDS - Die auch heute noch unterschätzte Geißel der Weltbevölkerung des 21. Jahrhunderts Eine Untersuchung über die Entwicklung der Weltbevölkerung kann auf die Einbeziehung des weltweiten AIDS-Wachstums auf keinen Fall verzichten, insbesondere wegen der zukünftigen Aspekte. AIDS [Abkürzung von "Aquired Immune Deficiency Syndrom"]

ist keine Krankheit,

sondern - nach Koch1 - die genau definierte Endstufe einer Infektion durch den Virus HIV ["Human Immuno Deficiency Virus"]. Die Endphase dauert im allgemeinen etwas länger als ein Jahr - davon die Hälfte im Krankenhaus -, während die HIV-Phase im Durchschnitt rd. 10 Jahre anhält, davon die meiste Zeit beschwerdefrei. Alle Bemühungen, ein neues Heilmittel zu finden, blieben bisher erfolglos und werden nach Meinung der Experten auch in den nächsten Jahrzehnten keinen Erfolg haben.

'Kenntnisse über AIDS und ihre Vorstufe HIV- Virusinfektion vermittelt die Lektüre einiger Veröffentlichungen des Spektrum-Verlages, insbesondere des dort 1989 erschienenen Buches "AIDS", das der Arzt Michael G. Koch geschrieben hat. Es ist bedauerlich, daß die exakte Analyse dieser neuen unheilbaren Krankheit durch Koch in der deutschen Bevölkerungsforschung bisher so gut wie gar nicht beachtet wird. Sicher ist die Anzahl der Opfer von AIDS in der Bundesrepublik Deutschland bisher noch gering, aber die hohen Zuwachsraten in den ersten Jahren entsprachen dem internationalen Muster.

67

Das zu Beginn der 80er Jahre erstmals mehrfach auftretende AIDS hat sich - von Zentralafrika ausgehend - von einer zunächst endemischen Erkrankung in den USA zu einer amerikanischen Epidemie entwickelt. Inzwischen hat AIDS alle Länder der Welt erreicht und ist damit zu einer Pandemie geworden, die weit gefahrlicher ist als alle früheren Pandemien, eben weil diese Krankheit im Gegensatz zu allen anderen Infektionskrankheiten bis heute - und voraussichtlich noch auf lange Zeit - unheilbar ist. "Einmal Virus - immer Virus". Die Wandlungsfähigkeit dieses Virus hat sich bisher jedem neuen Impfstoff entzogen.

Leider trägt auch menschlicher Leichtsinn zur Verbreitung von HIV bei. Die heute von Ärzten nicht mehr gestützte, in den 80er Jahren aufgestellte Behauptung, nur Homosexuelle und Prostituierte seien AIDS-gefahrdet, wird noch heute geglaubt - ein Irrtum, der schon Tausende das Leben gekostet hat. Es ist (Koch, S. 167/168) heute erwiesen, daß AIDS in der Rangordnung der Infektionskrankheiten in den USA an erster Stelle steht und nicht mehr an dritter wie 1988. Die von der WHO (World Health Organisation) der UN Anfang 1989 gemeldete Gesamtzahl von angeblich 132.583 Fallzahlen weltweit entspricht nur einem Bruchteil der tatsächlichen Zahl. Verschleiert wurde diese Zahl hauptsächlich von den afrikanischen Ländern, aber auch von den sozialistischen Ländern mit AfrikaKontakten. Über die Entwicklung in der Bundesrepublik bringt M. Koch auf S. 166 folgende Daten:

Die Entwicklung von AIDS-Fällen in der Bundesrepublik Deutschland Zuwachs je Monat in vH Sept. Febr. Nov. Jan.

1983 1985 1986 1988

46 Fälle 154 Fälle 741 Fälle 1703 Fälle

+ 7,4 + 7,8 + 6,1

17 Monate 21 Monate 14 Monate

Durchschnitt

+ 7,2

52 Monate

-

Die monatsdurchschnittlichen Zuwachsraten besagen, daß sich in der Bundesrepublik die Zahl der registrierten AIDS-Kranken in jeweils 10 Monaten mehr als verdoppelt hat, ein für die ersten Monate nach dem Ausbruch von AIDS typische Entwicklung. Daß es bisher nicht gelungen ist, ein Weltmodell der Ausbreitung der HIV-Infizierten zu erarbeiten, liegt nicht an theoretischen Mängeln, sondern vor allem am Mangel an zuverlässigen Daten. Die nachstehende Modellrechnung ist keineswegs eine Prognose und darf auch nicht als solche angesehen 68

werden. Es soll lediglich gezeigt werden, welche Auswirkungen der Zuwachs der Zahl der HIVInfizierten auf die Entwicklung der Weltbevölkerung haben kann. Für das Jahr 1990 sind Zahlen übernommen worden, die von Koch für die USA genannt wurden (S. 159) und hier auf die Weltbevölkerung hochgerechnet wurden (vgl. Tabelle "Die Entwicklung der Zahl der HIV-Infizierten der Weltbevölkerung").

Die Entwicklung der Zahl der HTV-Infizierten der Weltbevölkerung in Mill. Personen 1990 bis 2100 in Abhängigkeit von der Zuwachsrate Modellrechnung des Verfassers

Jahresdurchschnitt!.

Jahre/Mill. Personen

Zuwachs in ... vH

1990

2000

1 2 3 4 5 5,2

45 45 45 45 45 45-

50 55 60 67 75

2050

2100

2100 noch lebend

82 135 148 397 265 ^ , 1 1 6 2 ^•473""" 3364 817 9370 942 11882

15 40 120 340 940 1190

Die Pfeile zeigen eine Entwicklung der Zahl der HIV-Infizierten mit sinkender Zuwachsrate an: Zahl der HIV-Infizierten Jahr 1990 2000 2050 2100

HlV-Infizierte in Mill. 45 73 473 1162

Zuwachsrate in vH je Jahr

+ 4,96 vH + 3,81 vH + 1,81 vH Durchschnitt 1990 bis 2100 + 3,00 vH

Von den - nach der Modellrechnung - für das Jahr 2100 zu erwartenden 1,16 Mrd. HIV-Infizierten der Weltbevölkerung werden in diesem Jahr nur noch rd. 120 Mill, leben. Rd. 1 Milliarde wird dann

69

AIDS, der Endstufe der HIV-Infektion, erlegen sein. Dazu kommt eine nicht zu berechnende Zahl von Geburtenausfällen. Die Zahl von einer Milliarde Weltbewohnern, die im allgemeinen relativ jung im 21. Jahrhundert wahrscheinlich den AIDS-Tod erleiden werden, ändert an der hier geschätzten Zahl von 12,2 Mrd. Erdbewohner im Jahr 2100 nichts, da eine revidierte Zahl immer noch innerhalb der Minimal-und Maximalschätzung der Weltbevölkerung am Ende des 21. Jahrhunderts liegen dürfte, die hier auf 11 bzw. 13 Mrd. geschätzt wird.

8. Bewertung der Ergebnisse Bei der Wahl der Reihenfolge der einzelnen Untersuchungen zum Thema "wichtigste Lebensbedürfnisse" wird keineswegs von subjektiven Vorstellungen von der Bedeutung dieser Bedürfhisse ausgegangen, sondern allein von der Zuverlässigkeit der für die Berechnung notwendigen Quellen. Daher also die vorstehende Rangordnung: Bewohnbare Landfläche Wasservorräte und -verbrauch Nahrungsmittelerzeugung Verbrauch und Reserven an nicht erneuerbaren Rohstoffen Umweltschutz AIDS Diese Rangordnung hat also mit der Bedeutung der einzelnen Ergebnisse für die Entwicklung der Weltbevölkerung im 21. Jahrhundert nichts zu tun. Die Bewertung der Ergebnisse fuhrt zu einer anderen Rangordnung, die nur individuell entschieden werden kann. Die vom Verfasser gewählte Rangordnung - mit sinkender Problematik für das 21. Jahrhundert - lautet: AIDS Umweltschutz Bewohnbare Landfläche Nahrungsmittelerzeugung RohstoffVerbrauch Wasserverbrauch

70

Diese Rangordnung wird wie folgt begründet: 1.

AIDS ist das Problem Nr. 1 der Weltbevölkerung, weil die AIDS-auslösende, jahrelang vorausgehende Infektion mit HIV-Viren sich bisher als unheilbar und als völlig neue, tödliche Krankheit erwiesen hat. Die Aussichten einer Heilung werden von Biologen und Virologen als gering angesehen.

2.

Umweltschutz ist das Problem Nr. 2, weil die Gefahren, die von einer Unterlassung ausgehen, insbesondere beim Schutz der Atmosphäre, unkalkulierbar groß sind. Bisher sind die Bemühungen um diesen Schutz, der viel Geld für Forschung und Investitionen verlangt, weltweit noch als minimal zu bezeichnen.

3.

Die von Menschen ständig bewohnbare Landfläche wird im 21. Jahrhundert - wenn überhaupt kaum zunehmen, während sich die Weltbevölkerung in der gleichen Zeit um 95 vH erhöht, vielleicht auch - wegen der Bevölkerungsverluste durch AIDS - spürbar weniger. In jedem Fall wird die Notwendigkeit, die Zahl der Weltbevölkerung zu stabilisieren, angesichts der sich im 21. Jahrhundert verschärfende Raumnot immer klarer erkannt werden.

4.

Es fallt schwer zu entscheiden, ob die Probleme des RohstoffVerbrauchs oder die der Nahrungsmittelproduktion im 21. Jahrhundert größeres Gewicht haben werden. Sicher scheint nur eins zu sein: Die Nahrungsmittelproduktion kann der Entwicklung der Weltbevölkerung im 21. Jahrhundert nur dann folgen, wenn die Bodenproduktivität über mehr als einhundert Jahre lang zunimmt, eine Aufgabe, die nicht einfach zu lösen sein wird. Eine kaum durchzusetzende Variante wäre die deutliche Reduzierung des Fleischverbrauchs in den Industrieländern.

5.

Der Rohstoffverbrauch wird noch rascher wachsen als die Nahrungsmittelproduktion. Seine Deckung wird im 21. Jahrhundert wohl weniger Schwierigkeiten machen, als heute allgemein angenommen wird. Die Rohstoffreserven sind weit größer als die "Reichweite" angibt. Erinnert sei hier an die vielen Fehlprognosen, die es bezüglich der Reserven des Erdöls gegeben hat. Angesichts des knappen Raums im 21. Jahrhundert wird es leichter sein, den Rohstoffverbrauch als den Nahrungsmittelbedarf zu decken. Dies allein schon deshalb, weil ein zunehmender Anteil der Rohstoffgewinnung außerhalb des von Menschen ständig bewohnbaren Landes, z.B. in Wüsten, an der Küste oder in Meeren stattfindet, die Ackerflächen jedoch schon seit längerer Zeit langsam abnehmen.

71

6.

Zunächst die geringsten Sorgen wird im 21. Jahrhundert die Wasserversorgung machen. Von regionalen Problemen abgesehen, wird der Süßwasserverbrauch noch längere Zeit erheblich unter dem verfugbaren Süßwasser-Bestand liegen. Zusätzlich steht der Wasserwirtschaft ein erhebliches Maß an Fachwissen zur Verfugung, das weiterhin entwickelt und genutzt werden muß, insbesondere bei der Beseitigung von regionalen Problemen des Wassermangels und bei der Verbesserung der Trinkwasserqualität.

9. Schlußfolgerungen Die Entschärfung der unsere Nachkommen bedrohenden Probleme wird die wichtigste Aufgabe der Weltpolitik im 21. Jahrhundert sein. Die hier vorgelegte Projektion der Entwicklung der Weltbevölkerung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts geht von der Annahme aus, daß es angesichts einer unzureichenden "Weltbevölkerungspolitik" nicht gelingen wird, den Zuwachs der Weltbevölkerung schneller und stärker zu reduzieren, als die Vereinten Nationen in ihrer Prognose bis 2025 errechnet haben und für die Zeit danach erwarten. Daher ist die Annahme einer Weltbevölkerung von 11 bis 13 Milliarden Menschen im Jahr 2100 keineswegs unrealistisch. Dann wird allerdings die Belastbarkeit des "Systems Erde" ihrer Sollbruchstelle so nahe gekommen sein, daß es zu spät sein wird, die Kette von Katastrophen zu verhindern, die den Menschen der 12 Milliarden-Weltbevölkerung drohen - ob durch Krankheiten, Umweltkatastrophen, lokale Hungersnöte immer größeren Umfangs, Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot, Kriege, große Wanderungen u.a.

Die bisherigen Versuche zur Eindämmung der Kinderflut - bezeichnender Weise in den beiden volkreichsten Ländern China und Indien, gemacht - sind mehr oder weniger gescheitert. Sowohl das chinesische Experiment des Verbotes einer Zwei-Kinder-Ehe als auch die indischen Bemühungen wurden von der Bevölkerung weitgehend sabotiert, in Indien wegen der rigorosen Methoden der Regierung auch noch durch die Reaktion der Wähler quittiert. Ein nach aller Erfahrung recht erfolgreiches Instrument zur Unterstützung von politischen Maßnahmen wurden in den besonders kinderreichen Staaten der Dritten Welt bisher praktisch nicht angewandt: Ein System von Belohnung und "Bestrafung", z.B. nach dem Muster für die Ein-Kind-Ehe Steuernachlaß und Schulfreiheit, für das zweite Kind weder Belohnung noch Bestrafung der Eltern, vom dritten Kind an ein mit der Kinderzahl steigender Steuerzuschlag. Rückwirkend darf selbstverständlich dieses System keine Anwendung finden. Denkbar ist aber auch eine Kopplung der Entwicklungshilfe an die

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Zuwachsrate der Bevölkerung des Empfängerlandes - je niedriger die Steigerung der Bevölkerung, desto mehr Entwicklungshilfe und umgekehrt. Sicher wäre eine längere Zeitspanne vonnöten, ein derartiges System der Umverteilung zu installieren, insbesondere in Flächenstaaten mit landwirtschaftlicher Bevölkerung. Auf die Dauer allerdings ist die Änderung der gegenwärtigen Entwicklungspolitik aus vielerlei Gründen unverzichtbar.

Die Rigorosität dieser Vorschläge mag heute erschrecken, aber eine weiterhin hemmungslos wachsende Weltbevölkerung ist nicht nur gefahrlicher, sondern auch viel schrecklicher als die Einführung des "Wer nicht hören will, muß fühlen ,f-Prinzips in die Entwicklungspolitik.

73

ΠΙ. Quellen und Quellenkritik

75

1. Unterscheidung der Quellen vom Literaturverzeichnis Als Quellen sollen hier alle Veröffentlichungen bezeichnet werden, die seriös ermittelte2 Daten der Weltbevölkerung des anatomisch modernen Menschen von seinen Anfängen vor 100 000 Jahren bis zu seiner Entwicklung im 21. Jahrhundert enthalten.

Das Literaturverzeichnis spannt den Bogen weiter und enthält auch Veröffentlichungen, die wichtige Spezialprobleme behandeln (z.B. der Gelehrtenstreit über die Bevölkerung Roms zur Zeit von Augustus oder intellektuell hervorragende Arbeiten wie David Humes Essay "Of the Populousness of Ancient Nations").

In beiden Gruppen sind die Veröffentlichungen der UN vertreten, die "rein" statistischen bei den Quellen, die übrigen wissenschaftlichen sowohl bei den Quellen wie im Literaturverzeichnis.

2. Quellen zur Altsteinzeit Über die Entwicklung der Weltbevölkerung (anatomisch moderne Menschen) von den Anfängen um 98 000 v.Chr. bis zum Beginn der Jungsteinzeit um 8000 v.Chr. gibt es verständlicherweise so gut wie keine literarischen Quellen mit Ausnahme der jüngsten Veröffentlichungen über die Funde von Qafzeh in Israel, die 1987/88 französischen und israelischen Archäologen gelangen. Sie brachten Relikte früher anatomisch moderner Menschen zutage, deren Alter überraschender Weise auf rd. 100 000 Jahre gemessen wurde, also viel mehr als bisher3. 90 000 Jahre später (8000 v.Chr.), also beim Übergang zur Jungsteinzeit, war die anfangs geringe Zahl von anatomisch modernen Menschen auf 5 bis 10 Millionen Menschen angewachsen4. Die anderen Hominiden waren inzwischen alle ausgestorben oder ausgerottet worden.

2 Einen guten Überblick über die enormen Schwankungen der Quantifizierung der Weltbevölkerung von 1661 bis 1845 gibt: Willcox, Walter F. (Ed.), International Migrations, Volume II, Interpretations, Appendix I, Previous Estimates of the World's Population, Table I Estimates of the Population of the Earth and of the Continents, made between A.D. 1650 and 1850. Die dort zusammengestellten Schätzungen zeigen anfangs meistens eine gewaltige Überschätzung der Weltbevölkerung, die im Lauf der Zeit zu einer Unterschätzung wurde. Wirklich brauchbar war fast keine Zahl, anfangs waren sie auch mitunter einfach geschwindelt.

'Stringer, Christopher Β. "Die Herkunft des anatomisch modernen Menschen", in: Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg, Februar 1991, insbes. S. 116. 4 Diese von keinem geringeren als Julian S. Huxley geschätzten Zahlen hat er in einem Essay "Population and Human Destiny" in: World Review, London, Januar und Februar 1950 vorgeschlagen. Huxley war von 1946 bis 1948 der erste Generaldirektor der Unesco und hat sich vielfältig mit Bevölkerungsfragen beschäftigt. Des Verfassers Prüfung der Huxley'sehen Zahlen hat ergeben, daß die Zahl von 7 Millionen Welteinwohnern für 8000 v.Chr. die "beste" Zahl ist.

77

Quellenkritik: Im Text seines Essays schreibt Huxley "in any case we can be certain, that the figure did not reach twenty millions" und plädiert für eine Obergrenze von 10 Millionen Menschen. In der Graphik von Huxleys Essay auf S. 13 (Februar 1950) ist als Obergrenze für das Jahr 8000 die verbal abgelehnte Zahl von 20 Millionen eingezeichnet - wohl ein Mißverständnis zwischen Huxley und dem Verlag oder ein Fehler des Graphikers? Zum Glück ist in der Graphik auch eine Prognoselinie ab 10 Millionen Menschen eingezeichnet.

Aus der Annahme einer Primärbevölkerung von 100 Menschen des anatomisch modernen Typs im Jahr 98 000 v.Chr. und einer Weltbevölkerung von 7 Mill. Menschen 90 000 Jahre später ergibt sich ein jahresdurchschnittlicher Geburtenüberschuß von 124 Menschen je 1 Million Erdbevölkerung. Daraus wurde hier die Modellrechnung für die Bevölkerungsentwicklung während der Altsteinzeit entwickelt.

3. Quellen zur Jungsteinzeit Die Weltbevölkerung am Beginn der Jungsteinzeit ist ex definitione identisch mit der am Ende der Altsteinzeit, die hier - basierend auf Julian Huxleys Schätzung für das Jahr 8000 v.Chr. - auf 7 Mill. ; Menschen des anatomisch modernen Typs geschätzt wurde. Die Fortschreibung dieser Schätzung bis 7000 v.Chr. und 6000 v.Chr. stimmt mit 8,4 Mill. bzw. 10,5 Mill. Menschen (im Durchschnitt 9,5 Mill.) mit einer Schätzung von Marston Bates5 überein, der die Weltbevölkerung für 7000 bis 6000 v.Chr. auf 5 bis 10 Mill. Menschen schätzte. Die Übereinsiimmung mit Julian Huxley ist wohl zufällig, aber sie deckt die Weltbevölkerung von rd. 9,5 Mill, für das Jahr 6500 v.Chr. gerade noch ab. Für die Fortschreibung bis zum Ende der Jungsteinzeit 3000 v.Chr. gibt es keine Quellen. Sie geht von der Vorstellung aus, daß die Lebensverhältnisse der Weltbevölkerung in der Jungsteinzeit dank der weltweiten Besserung des Klimas und der dadurch veränderten Lebensweise der Menschen gegenüber der Eiszeit erhebliche Fortschritte machten.

Als Beleg hierfür dienen 3 hochqualifizierte Veröffentlichungen, zwei neue und eine ältere, um nicht zusagen altmeisterliche6. Besonders faszinierend ist Roman Herzogs Buch.

5

Bates, Marston, The Prevelance of People, New York, 1955, p. 27.

6

Herzog, Roman, Staaten der Frühzeit - Ursprünge und Herrschaftsformen, München 1988. Mumford, Lewis, The City in History - Its Origins its Transformation and its Prospects, New York 1961. Siedlungen der Steinzeit, Spektrum-Verlag 1989. Die meisten Beiträge betreffen Grabungen in Anlagen der Jungsteinzeit.

78

Der Besserung der Lebensverhältnisse in der Jungsteinzeit entspricht auch die Zunahme der jahresdurchschnittlichen Geburtenüberschüsse von 124 je 1 Million Weltbewohner in der Altsteinzeit auf 277 in der Jungsteinzeit, also auf mehr als das Doppelte.

4. Quellen der frühen Metallzeit Bekannt sind weder Informationen noch Schätzungen über die Entwicklung der Weltbevölkerung während der Bronzezeit von 3000 bis 2000 v.Chr. Der Begriff der "Weltbevölkerung" existierte damals noch nicht, aber das Wachstum der Bevölkerung hat mit Sicherheit angehalten, der Geburtenüberschuß nahm weiter zu. Kulturhistorisch sind Jungsteinzeit und diefrühe Metallzeit außerordentlich interessant, weil in diesen Perioden der Weltbevölkerungsentwicklung in Europa und Asien eine Reihe von Hochkulturen entstanden, über die wir weit mehr wissen als über die Bevölkerung.

5. Quellen zur Antike Das völlige Desinteresse an der Entwicklung der Weltbevölkerung hielt verständlicherweise auch in derfrühen Antike an. Dagegen wuchs in der klassischen Antike erstmals ein ökonomisch-militärisches Interesse an Volkszählungen, die sich allerdings niemals auf mehr als einzelne Städte und Regionen erstreckten.

Vermutlich war es ganz gut, daß die griechischen und römischen Historiker es unterließen, eigene Schätzungen der Weltbevölkerung zu wagen. Was hätte ein Herodot oder ein Diodorus Siculus da wohl produziert? Und was hätten ihre aufgeblasenen Riesenzahlen in der Diskussion des 17. und 18. Jahrhunderts in Europa angerichtet? Erst im 19. und im 20. Jahrhundert gelang es, die erste Bevölkerungsschätzung für das römische Weltreich und erste Schätzung der Weltbevölkerung zur Zeit von Christi Geburt zu erarbeiten.

79

Die Weltbevölkerung

bei Christi Geburt aus der Sicht

des 20. Jahrhunderts Es ist einem Zufall zu verdanken, daß die ersten römischen Censuszahlen der Kaiserzeit zusammen mit anderen Daten erhalten blieben. Der deutsche Historiker Julius Beloch7 veröffentlichte 1886 die Ergebnisse seiner Schätzungen für das Römische Reich: Bevölkerung bei Augustus Tod (14 n.Chr.) rd. 54 Mill.; davon rd. 800 000 in Rom. Einige Jahre später prüfte Eduard Meyer8 die von Beloch errechneten Daten und kam für das Römische Reich auf 55 Mill. Einwohner, davon in Rom rd. 700 000; die Unterschiede waren gering und lagen innerhalb der Fehlergrenzen. Beide Arbeiten wurden jahrzehntelang akzeptiert und nicht angezweifelt, auch nicht nach dem Erscheinen einer aus dem Chinesischen übersetzten Arbeit, die von Ta Chen9 stammte. Nach einer Volkszählung aus dem Jahr 2 nach Christus betrug die Bevölkerung Chinas in diesem Jahr, nur 12 Jahre vor Augustus' Tod, rd. 59,5 Mill. Menschen, also rd. 8 vH mehr als im Römischen Reich. Dieser Unterschied wurde zunächst widerspruchslos akzeptiert. Wladimir und Emma Woytinsky verwendeten in ihrem Riesenwerk10 ganz am Anfang Belochs/Meyers Berechnungen für das Römische Reich und Ta Chengs Angabe für die chinesische Volkszählung vom Jahr 2 n.Chr. Einschließlich der Bevölkerung im übrigen Asien, in Afrika, Amerika usw. veranschlagten sie die Weltbevölkerung um Christi Geburt auf 210 bis 250 Mill. Menschen.

7

Beloch, Julius, Die Bevölkerung der griechisch-römischen Welt, Gotha 1886, Ergebnisse S. 506 und 507.

'Meyer, Eduard, Die Bevölkerung des Altertums, in: Handwörterbuch der Staatswissenschaft, II. Band., 3. Aufl. 1909, S. 898-913. *Ta Chen, Population of Modern China (1. Aufl. 1946), 2. Auflage New York 1974, Tabelle auf S. 5. I0

Woytinsky, Wladimir und Emma, World Population and Production - Trends and Outlook, New York 1953, S. 33 und 34.

Ein Kampf um Rom Von diesen Schätzungen ganz unabhängig war es 1939/43 zwischen deutschen und italienischen Archäologen zu einer lebhaften Debatte über die "tatsächliche" Einwohnerzahl Roms in der Kaiserzeit gekommen, die "allmählich den Charakter eines schweren Duells" annahm11. Sie wurde - sicher unbeabsichtigt - mit ausgelöst durch eine Veröffentlichung des französischen Archäologen Jérôme Carcopino von 1938, die 1939 in Deutschland erschien12 und für Rom Einwohnerzahlen nannte, die alle bisher vertretenen Daten bei weitem übertraf. Armin v. Gerkan, damals Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin, arbeitete zu dieser Zeit daran, die mögliche Bevölkerungszahl Roms in der Kaiserzeit mit Hilfe einer in der Archäologie damals noch kaum bekannten Methode der Topographie - zu berechnen12. Gegen v. Gerkans meßtechnisch ermitteltes Ergebnis wandten sich leidenschaftlich einige italienische Archäologen13.

Bevölkerung von Rom, die Schätzungen im Vergleich in Mill. Beloch

1886

rd. 0,8

Meyer

1900

rd. 0,7

Carcopino

1938

v. Gerkan

1940/1943

Lugli

1941/1942

0

1,215 bis 1,728 rd. 0,7 (beide Male) 1,258°

Anfangs wurden auch 2 Mill, genannt, aber nicht aufrechterhalten.

Zu einem allgemein akzeptierten Ergebnis kam man bis 1943 nicht; danach hatte man längere Zeit andere Sorgen. Aber der Gegensatz blieb.

"Gerkan, Armin v., Die Einwohnerzahl Roms in der Kaiserzeit, 1940, Weiteres zur Einwohnerzahl Roms in der Kaiserzeit, 1943, beide in: Boehringer, Erich (Hrsg.), Von antiker Architektur und Topographie, gesammelte Aufsätze v. Armin v. Gerkan, 1959, S. 296 bis 316 und 317 bis 330. Lugli, G. " Il valore topografico e guiridico dell'insula in Roma antica" u. andere Veröffentlichungen. 12

Carcopino, Jérôme, Rom- Leben und Kultur in der Kaiserzeit, Stuttgart, 1977.

81

Das Römische Reich von 14 n.Chr. überholt die Bevölkerung Chinas im Jahr 2 n.Chr. im Jahr 1965 - aber nur auf dem Papier Seit dem unentschiedenen Kampf um Rom im Jahr 1943 und der Publikation der chinesischen Volkszählung im Jahr 2 n.Chr. blieben die italienischen Archäologen, Ökonomen und Statistiker nach 1946 längere Zeit mit Stellungnahmen sehr zurückhaltend. Diese Zurückhaltung änderte sich schlagartig, als im Jahr 1965 Luigi Pareti13 im Auftrag der Unesco das zitierte Mammutwerk herausgab. Wie aus dem Gesamtwerk hervorgeht, handelt es sich bei dem Herausgeber um einen hochgebildeten und sehr klugen Mann. Aber wie sehr viele andere gescheite Menschen hatte er keinen "Zahlensinn" und wußte vielleicht auch nicht, daß italienische Stellungnahmen zu Belochs Berechnungen per se voreingenommen sein mußten. Dies deshalb, weil es ihnen anders nicht gelingen konnte, die Bevölkerung des Römischen Reichs so "aufzublasen", daß es zum volksreichsten Staat der Welt in der Zeit von Christi Geburt wurde. Wie auch immer, die in Paretis Werk auf S. 820 erstmals auftauchende Behauptung, Belochs Zahl von 54 Mill. Einwohnern müsse auf 100 oder 110 Mill, erhöht werden, ist schlicht falsch.

Aber die erhöhte Zahl "is probably not far from the truth" - die natürlich niemand kennt!. Ein Mann vom Format Paretis kann diesen Text nicht geschrieben haben. Er ist ihm wohl von seinen italienischen Mitarbeitern "unterschoben" worden, in der Hoffnung, daß Paretis Name diese Zahlenspielereien sakrosankt machen werde. Zwei Jahre nach Paretis Veröffentlichung erschien eine von Durand14 herausgegebene Veröffentlichung, zu der er eingangs einen eigenen Essay beisteuerte15, der sich mit der langfristigen Entwicklung der Weltbevölkerung befaßte. Durands Eigenart, sich ungern für eine Zahl zu entscheiden, sondern fast stets die Ober- und Untergrenzen anzugeben, wird auch in diesem Beitrag deutlich. Bei einer von ihm geschätzten Zahl von 300 Millionen für die Weltbevölkerung bei Christi Geburt16 meint er, sie könnte auch um 100 Mill, zu hoch oder zu niedrig sein (S. 4)!

13 Pareti, Luigi (Ed.), History of Mankind-Cultural and Scientific Development, Volume II The Ancient World - from the Beginning of the Christian Era to about AD 500, Part three, London, 1965, S. 820. 14 Durand, John D., World Population, in Th. Sellin (Hrsg.), The Annals of the American Academy of Political and Social Science, Philadelphia, 1967. 15

Durand, John D., A Long-Range View of World Population Growth, S. 1 bis 8.

16

Diese Zahl entspricht in etwa Paretis Vorstellungen.

82

Die Spannweite von 200 bis 400 Millionen bei Christi Geburt hat Eingang in eine wichtige und sehr interessante Veröffentlichung der UN 17 gefunden. Die Tabelle auf S. 10 ist ganz deutlich durch Durands Neigung, nach Möglichkeit Ober- und Untergrenzen anzugeben, gekennzeichnet. Die Begründung der Spannweite von 200 Mill, bei der Weltbevölkerung im Jahr 1 n.Chr. war ein allerdings rasch überwundener - Tiefpunkt der Diskussion über die Bevölkerung des Römischen Reichs in dieser Zeit.

Ein Ansatz zur Problemlösung Die 8000 Jahre vom Beginn der Jungsteinzeit bis zur Zeitenwende sind durch wachsende, aber stets noch geringe Zuwachsraten der Weltbevölkerung gekennzeichnet: Jungsteinzeit 277 Menschen jahresdurchschnittlich je 1 Million Bevölkerung, frühe Metallzeit 518, frühe Antike 689, im Durchschnitt der 8000 Jahre ein Zuwachs von jahresdurchschnittlich 392 Menschen je 1 Million Weltbewohner. Für die Zeit nach Christi Geburt steht fest, daß die Spätantike und das Mittelalter stark schwankende Geburtenüberschüsse erzielten, insgesamt jedoch und einschließlich der frühen Neuzeit bis 1650 deutlich mehr als die oben errechneten 392 Menschen je 1 Mill. Einwohner jahresdurchschnittlich. An den langfristig weiter zunehmenden Geburtenüberschüssen der Weltbevölkerung nach Christi Geburt kann kein Zweifel bestehen.

Das heißt aber: In den 8000 Jahren vom Ende der Altsteinzeit bis zu Christi Geburt muß der relative Geburtenüberschuß niedriger gewesen sein als nach der Zeitenwende bis zum Jahr 1650, dessen Bevölkerungszahl statistisch gut abgesichert ist. Aus der Logik dieser Konstellation ergibt sich zwangsläufig die Folgerung, daß die maximale Größe der Weltbevölkerung zur Zeit von Christi Geburt an jenem Punkt festzumachen ist, an dem die durchschnittliche Zuwachsrate der Bevölkerung vor Christi Geburt kleiner ist als danach. Bei den Berechnungen wird stets ausgegangen von 7 Millionen Weltbevölkerung im Jahr 8000 v.Chr. 545 Millionen Weltbevölkerung im Jahr 1650 n.Chr. Bei einer Weltbevölkerung von 200 Mill, im Jahr ADI ergeben sich folgende Daten für die Zuwächse je 1 Million Bevölkerung jährlich: Vor Christus 419, nach Christus 608.

I7

UN-Population Studies No. 50, The Determinents and Consequences of Population Trends, Volume I, Chapter II, History of World Population, insbes. S. 10, 15 und 16.

83

Bei 250 Millionen Weltbevölkerung Vor Christus 447, nach Christus 472. Bei 300 Millionen Weltbevölkerung Vor Christus 470, nach Christus 362. Bei 400 Millionen Weltbevölkerung Vor Christus 506, nach Christus 187.

Resultat: Die maximale Weltbevölkerung ist 250 Mill, bei vollständiger Erfüllung der Bedingungen (bei 260 Mill, ist die Grenze überschritten). Daraus folgt: Die Weltbevölkerung bei Christi Geburt kann höchstens 250 Mill. Personen gewesen sein, wahrscheinlich weniger, etwa 210 bis 220 Millionen. Damit ist auch das Märchen von den 100 bis 110 Millionen Einwohnern des Römischen Reiches zur Zeit von Christi Geburt widerlegt.

Des Verfassers Schätzung der Weltbevölkerung ADI ist bei 215 Millionen angesiedelt - selbstverständlich mit einer Varianz von + 10 Millionen. Zum Schluß dieses Teils der Arbeit: Hochachtung vor Waldimir und Emma Woytinsky, die vor fast 40 Jahren eine Marge von 210 bis 250 Mill, geschätzt haben. Zahlengefühl und Zahlensinn sind bei solcher Arbeit wichtiger als Nationalismus und Ideologie!

6. Quellen zum Mittelalter Dem Verfasser ist nur ein einziger Versuch bekannt, Weltbevölkerungszahlen für die Jahrhunderte des hohen und späten Mittelalters zu schätzen. Nach dem großen Buch von Witthauer, das eine vorzügliche Quellensammlung ohne eigene Berechnungsversuche ist18, enthielt ein sowjetrussisches Schulbuch19 aus dem Jahr 1964 eine Schätzung der Weltbevölkerung in den Jahren 1000, 1200, 1400 und 1500 nach den Kontinenten aufgeteilt, allerdings ohne die Quellen der exakt scheinenden Zahlen zu belegen, wie Witthauer zu Recht anmerkt. In den Jahren 1000 bis 1500 haben sich durch die Kreuzzüge (1099 bis 1291) und durch den "Schwarzen Tod", die schwere, 1348 beginnende und bis 1352 anhaltende, in Europa grassierende Pest sehr große Bevölkerungsverluste ergeben. Die dadurch verursachten Schwankungen der Geburtenüberschüsse waren erheblich, aber aus genetischen Gründen geringer, als die sowjetische Quelle meint. Die Behauptung einer Verfünffachung der Geburtsüber-

18

Witthauer, Kurt, Verteilung und Dynamik der Erdbevölkerung, Gotha-Leipzig, 1969.

19

Maksakovskij, V.P., Die ersten Kurslektionen der ökonomischen Geographie der Auslandsstaaten, 1964, in: Witthauer, S. 40.

84

schüsse von 1400 bis 1500 ist auch dann noch unglaubhaft, wenn bedacht wird, daß die große Zahl der Pesttoten 1348 bis 1352 noch im folgenden Jahrhundert den Geburtenüberschuß deutlich erhöhen mußte. Ferner ist der Zuwachs der mittelalterlichen Weltbevölkerung bei Maksakowskij von 1000 bis 1500 zu hoch und mit der Gesamtsituation der Weltbevölkerung in dieser Zeit nicht in Übereinstimmung zu bringen. Alles in allem ist aber die Arbeit durchaus respektabel, insbesondere, wenn bedacht wird, daß Maksakowsky keine Möglichkeit hatte, seine Berechnungen in eine Zeitreihe von Bevölkerungsdaten einzupassen.

Quellenkritik: Dem sonst so sorgfältigen Kurt Witthauer ist in seinem Buch von 1969 ein peinlicher Fehler unterlaufen. Er zitierte Huxleys Essay "Population and Human Destiny" nicht unter dem Namen des Verfassers, sondern nannte L. Dudley Stamp als Autor. In der Tat hat Stamp 195220 in seinem ersten Buch Huxleys Arbeit ausfuhrlich und anerkennend zitiert, aber keineswegs Huxleys Namen unterschlagen. Während Huxleys Arbeit 1952 von Stamp und 1953 von den Woytinskys ausführlich zitiert wurde, verschwand danach sein Essay aus der Fachliteratur - vielleicht das Ergebnis von Witthauers Flüchtigkeitsfehler? Die Entwicklung der Weltbevölkerung im Mittelalter

Jahr

Nach Maksakovskij1}

Nach eigener Schätzung

1. Absolute Zahl in Mill. Menschen 500 1000 1200 1400 1500 500 1000 1200 1400 1500 l)

260 310 375 410 450

-

275 348 373 446 2. Jahresdurchschnittlicher Geburtenüberschuß in Menschen je 1 Mill. Weltbevölkerung -

+ 1178 + 347 + 1789

+ + + +

.

352 885 513 931

Nach K. Witthauer, Verteilung und Dynamik ..., Gotha, Leipzig, 1969, S. 40, Tabelle 2.

20

L. Dudley Stamp, Our Undeveloped World, London 1952, S. 24/25.

85

Der Vergleich der vorstehenden Zahlen zeigt, daß beide Berechnungen ein deutliches Auf und Ab der Geburtenüberschüsse in gleicher Periodisierung zeigen, besonders deutlich von 1200 bis 1400 durch den schwarzen Tod von 1348 bis 1352. Die Höhepunkte sind bei Maksakovskij jedoch ohne Zweifel weit übertrieben.

7. Exkurs: In der Epoche der Aufklärung erwacht plötzlich das Interesse der Wissenschaften an der Zahl der Weltbewohner Walter F. Willcox21, dem Herausgeber der unten zitierten Veröffentlichung, ist dafür zu danken, daß er dem Anhang I des zweiten Bandes zwei sorgfältig recherchierte Tabellen der nachweisbaren Schätzungen der Weltbevölkerung beifügte. Die erste Tabelle enthält die Schätzungen von 1661 bis 1845, darunter ein gutes Dutzend der in der Epoche der Aufklärung entstandenen ältesten Schätzungen von 1661 bis 1763.

Keine dieser frühen Versuche kann als wissenschaftlich exakte Arbeit bezeichnet werden, es fehlt nicht an verrückten Über- und Untertreibungen, und zumindest in einem Fall ist eine schlichte Lüge nachzuweisen22. Die Spannweite der Schätzungen reicht von 4000 bis 60 Millionen, die hohe Zahl aus dem alten Testament errechnet, die niedrige vier Jahre vor Süßmilchs bahnbrechender Arbeit, die längst als die Wiege der modernen Demographie anerkannt wird. Beides Narreteien! Nachstehend wird Willcox' Arbeit durch die Hinzufügung der annähernd richtigen Zahlen der Weltbevölkerung zu den von ihm zitierten Schätzungen ergänzt(siehe Tabelle "Die ältesten Schätzungen der Weltbevölkerung in der Epoche der Aufklärung nach W.F. Willcox"). Die besten Schätzungen stammen von Voltaire mit + 9 vH der tatsächlichen Bevölkerung, King mit + 16 vH und Vossius mit - 16 vH. Die höchste Abweichung ist bei Riccioli festzustellen (+ 79 vH), die zweithöchste bei Süßmilch mit + 41 vH. Im Durchschnitt der zehn oben zitierten Autoren ergibt sich im Vergleich zur tatsächlichen Bevölkerung eine Abweichung von + 18 vH, das ist überraschend wenig. Riccioli und Süßmilch lieferten die methodisch besten Arbeiten, aber ihre Schätzungen waren keineswegs die besten.

21 Willcox, Walter F., International Migration, Vol. II, Appendix I, Tabelle I 1650 bis 1850, Tabelle II 1850 bis 1930, S. 639-644, New York 1931. 22

Der längst entlarvte Lügner war Sir William Petty, im 17. Jahrhundert ein hoch geschätzter Nationalökonom. Im Reprint von "The Economic Writings of Sir William Petty" heißt es auf S. 463: "320 Millions now in the World" mit dem Zusatz "Computed by some Learned Men...". Der Herausgeber des Reprints dazu trocken "Pettys learned men have not been identified".

86

Die ältesten Schätzungen der Weltbevölkerung in der Epoche der Aufklärung nach W.F. Willcox

Autor1* Riccioli Petty Vossius King Nicholls Struyck Süßmilch 1 Wallace Süßmilch 2 Büsching Voltaire l)

Veröff.jahr 1661 1682 1685 1696 1696 1740 1741/42 1753 1761 1762 1763

Bevölkerungsschätzung2) Tatsächl. Bevölk.3) 1000 320 500 700 960 500 950 - 1000 1000 1080 1000 900

560 590 595 605 605 710 710 730 825 825 825

Ohne Whiston und Ganz. - 2 ) Schätzung der Autoren, in Mill. Pers. - 3 ) Eigene Schätzung.

Was Süßmilchs erste Schätzung von 1741 angeht, so ist in seinem Buch -neben der Ergebnistabelle folgendes zu lesen: "Wenn ich also für Europa 150, für Afrika auch 150, ebensoviel für Amerika und 500 für Asien rechne, so bekomme ich 950 Millionen. Ich will aber 1000 Millionen vollmachen"23. In der Tabelle auf S. 97 schreibt er: "950 od. 1000 Millionen". Die Unsicherheit bei der Schätzung der Zahl der Weltbevölkerung schmälert jedoch nicht Süßmilchs historischen Verdienst: Er war der Begründer der Demographie24 und wird als solcher nicht nur in Deutschland anerkannt. Bei den vorstehend angeführten Schätzungen der Weltbevölkerung muß eines bedacht werden: ihre Abhängigkeit von den antiken Historikern! Das über mehr als 1500 Jahre unerschütterte Vertrauen zu diesen Autoren führte dazu, daß in der sich entwickelnden Diskussion über die Zuverlässigkeit der von ihnen genannten Zahlen zunächst jene Meinung vorherrschte, die besonders extrem Charles de Montesquieu vertrat:

23

Süßmilch, Johann Peter, Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts, aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen, Berlin, 1. Auflage 1741 (Reprint 1977), S. 96/97. 24

Birg,Herwig (Hrsg.), Ursprünge der Demographie in Deutschland. Leben und Werk Johann Peter Süßmilchs (1707-1767) Frankfurt a.M./New York, 1986.

87

Er schrieb in seinem ersten Werk, den "Perserbriefen" im 112. Brief-Rehdi an Usbek in Paris:25 "Wenn ich eine so genaue Berechnung anstelle, wie sie bei derlei Dingen irgend möglich ist, finde ich, daß heute auf der Erde kaum noch der zehnte Teil der Menschen wohnt, die in alten Zeiten dort gelebt haben. Und am erstaunlichsten ist, daß sie sich noch immer weiter entvölkert". Da in Wahrheit genau die entgegengesetzte Entwicklung von Montesquieus "Berechnung" festzustellen ist - erhebliche Zunahme der Bevölkerung seit der Antike, keine Entvölkerung im 18. Jahrhundert - ist es notwendig, darauf zu verweisen, daß die Kinder des europäischen Hochadels nicht nur in dieser Zeit überhaupt nicht rechnen konnten, weil ihre Hauslehrer sie weder in der Algebra noch in der Mathematik unterrichten sollten. Dies traf auch auf Montesquieu zu!

Die in jeder Weise entgegengesetzte Position nahm der große englische Philosoph und Historiker David Hume in seinem politischen Essay "Von der Bevölkerungsdichte alter Nationen"26 ein. In seiner 62 Druckseiten umfassenden Untersuchung beschäftigt er sich eingehend mit der Zuverlässigkeit bzw. Unzuverlässigkeit der griechischen und römischen Historiker bei Angaben über die Bevölkerung von Provinzen und Städten, bei der Quantifizierung von Verlusten in Schlachten und Kriegen und bei den Angaben zur Zahl von Sklaven. Als zuverlässig läßt Hume nur wenige Historiker gelten, so die Griechen Thukydides, Xenophon und Polybios sowie den Römer Sallust. Meistens überwiegt wie Hume vielfach nachweist - die Überlieferung zu großer Zahlen. Das Ergebnis seines Essays faßt er am Schluß nach dem Zitat einer Passage von Diodorus Siculus, in der dieser nach einem Hinweis auf das Millionenheer des Assyrischen Reiches (um 1400 v.Chr.) von der "gegenwärtigen (1. Jahrhundert v.Chr.) Leere und Entvölkerung" spricht, so zusammen: "The humour of blaming the present and admiring the past, is strongly rooted in human nature, and has an influence even on persons endued with the profoundest judgment and most extensiv learning". Die ausfuhrlichste Kritik an Humes' Essay wurde bereits 1753 veröffentlicht 27. Der Verfasser, ein schottischer Minister i.R., konnte nicht umhin, viele der von Hume genannten Übertreibungen zuzugeben. Auf die Arbeit einzugehen, lohnt sich nicht, da seit ihrer Veröffentlichung das Märchen von der hohen Bevölkerung in der Antike längst widerlegt ist. Beeindruckend ist jedoch die Form der Auseinandersetzung der beiden Autoren in Inhalt und Form, besonders im sprachlichen Stil. Der Vergleich mit Süßmilchs Prediger-Deutsch im spät-lutherischen Stil ist ein wenig deprimierend!

"Montesquieu, Charles, Lettres Persaues, Paris 1721 (Erste Ausgabe), erw. Ausgabe 1754. Der 112. Brief entstand 1718. 26 Hume, David, Political Essay XI. Of the Populousness of Ancient Nations, London 1752. Zitiert nach der zweibändigen Ausgabe der Essays Moral, Political and Literary, ed. by T.H. Greene and T.H. Grose, London 1875, S. 381 bis 443.

"Wallace, Robert, A Dissertation on the Numbers of Mankind in Ancient and Modern Times, London 1753 (Reprint der zweiten Edition 1809, Revised and Corrected, New York 1969).

88

Fazit: Die Epoche der Aufklärung, die so viele Wissenschaften befruchtete, ja erst begründete, hat auch die Demographie, die Bevölkerungswissenschaft, aus der Taufe gehoben. Den ersten, mitunter noch recht unbeholfenen Arbeiten über die Weltbevölkerung, die vorstehend kurz analysiert wurden, folgten schon im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts weitere Arbeiten, die bemüht waren, die langweilige 1000 Millionen-Marke zu verlassen und exaktere Zahlen zu liefern. Das gelang aber einigermaßen zuverlässig erst, nachdem in immer mehr Ländern Statistische Ämter entstanden waren, die die Ergebnisse ihrer Bevölkerungsstatistik veröffentlichten.

8. Quellen zur Neuzeit Frühe Neuzeit 1 - 1500 bis 1650 Die Weltbevölkerung am Beginn der Neuzeit entspricht ex definitione derjenigen am Ende des Mittelalters. Die vom Verfasser für das Jahr 1500 geschätzte Zahl von 450 Millionen Menschen stimmt mit der vorstehend zitierten Berechnung von Maksakowsky für das gleiche Jahr praktisch überein. Weit besser belegt ist die Weltbevölkerung im Jahr 1650, am Ende des Dreißigjährigen Krieges. Als erster legte Walter F. Willcox im Jahr 1931 Daten der Weltbevölkerung für die Jahre 1650, 1750, 1800, 1850 und 1900 vor, die das lebhafte Interesse anderer Demographen fanden und diese zu eigenen Berechnungen anregten - in der Zeit von 1936 bis 1967 von fünf Autoren veröffentlicht. Da diese Daten mit 1650 beginnen und bis 1900 (und weiter) reichen, ist es logisch, diesen Datenkranz im nachstehenden Abschnitt - Frühe Neuzeit II - einzuordnen und zu bewerten. Es bleibt noch die Aufgabe, die Weltbevölkerung am Anfang des Dreißigjährigen Krieges in die Zeitreihe einzupassen eine Arbeit, die eine Vorstellung über die Verluste während dieses längsten europäischen Krieges zur Voraussetzung hat.

Leider sind die Verfasser von Veröffentlichungen über den Dreißigjährigen Krieg mit Zahlen über die Verluste sehr zurückhaltend, z.T. auch gar nicht daran interessiert, über allgemeine Bemerkungen hinauszugehen. Beloch28 schätzte die Bevölkerung Deutschlands im Jahr 1600 auf rd. 20 Millionen. Während des Dreißigjährigen Krieges verloren 40 bis 50 vH der deutschen Bevölkerung, also rd. 10 Mill. Menschen, ihr Leben. Die übrigen Nationen, die an diesem Krieg teilnahmen, hatten z.T. auch

28

Beloch, Julius, Die Bevölkerung Europas zur Zeit der Renaissance, in: Zeitschriii für Socialwissenschaften, III. Jahrgang, Berlin 1900, S. 765 bis 786.

89

Millionenverluste; hinzu kamen die Geburtenausfälle - alles in allem rd. 15 Millionen Menschen mußten in diesem ersten europäischen Krieg sterben, der sich von den eigentlichen Kriegszielen immer mehr entfernte und schließlich zu einem Kampf zwischen Räuberbanden entartete. Die Weltbevölkerung nahm von 1600 bis 1620 noch um rd. 20 Mill. Menschen zu, von 1620 bis 1650 nur um 15 Mill. Der jahresdurchschnittliche Geburtenüberschuß der Weltbevölkerung sank während des Krieges auf weniger als die Hälfte des von 1600 bis 1620 erreichten Überschusses (siehe Tabellenanhang S. 106).

Frühe Neuzeit II - 1650 bis 1800 Daten zur Entwicklung der Weltbevölkerung seit 1650 nach verschiedenen Autoren und eigener Schätzung in Mill. Menschen

Autor, Jahr

1650

Willcox, 193129) Carr-Saunders, 193630) Mombert, 193631) Reinhard, 194932) Ohlin, 196533) Durand, 196734)

465 545 581

Zum Vergleich: Eigene Schätzung des Verfassers 29) 30) 31) 32) 33) 34)

-

553 -

545

1700

-

564 -

-

610

1750

1800

1850

1900

660 728 761 699 726 750

836 906 930 906 960

1098 1171 1171 1171 1325 1240

1551 1608 1608 1608 1663 1650

730

905

1170

1665

-

Willcox, Walter F. (Ed.), International Migrations Vol II, Chapter I, Increase in the Population of the Earth since 1650, S. 33 bis 81, insbesondere S. 78. Carr-Saunders, Alexander M. - World Population-past Growth and present Trends, London 1936 (Reprint 1964) S. 30 und 42. Mombert, Paul: Die Entwicklung der Bevölkerung Europas seit der Mitte des 17. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für Nationalökonomie, Band VII, Wien 1936, S. 533-545. Reinhard, Marcel R.: Histoire de la Population Mondiale de 1700 à 1948, Paris 1949, S. 760. Ohlin, Göran: Historical Outline of the World Population Growth. Background Paper, World Population Conference 1965 (unveröffentlicht). Durand John.D.: World Population Estimates 1750-2000, in: Proceedings of the World Population Conference. Belgrade 1965, Volume II, New York 1967, S. 21.

Die heute für die Weltbevölkerung von 1650 bis 1800 verfügbaren Daten wurden nach dem ersten Versuch einer Berechnung, den Willcox 1931 vorlegte, 1936 zweimal revidiert: Von Alexander M. Carr-Saunders und - allerdings nur für Europa - von Paul Mombert. 1949 veröffentlichte Marcel R. Reinhardt seine Berechnungen für 1700 und 1750, Göran Ohlin legte die Ergebnisse seiner Neuberechnung 1965 vor und John D. Durand publizierte 1967 die Daten, die er zur Weltbevölkerungskon-

90

ferenz 1965 in Belgrad mit Unter- und Obergrenzen erarbeitet hatte. Die Schätzung des Verfassers beruht auf den Daten von Carr-Saunders und Ohlin (1900). Die Tabelle "Daten zur Entwicklung der Weltbevölkerung seit 1650 nach verschiedenen Autoren und eigener Schätzung in Mill. Menschen" zeigt deutlich, daß die Berechnung von Carr-Saunders von den anderen Autoren die meiste Zustimmung erhalten hat. Momberts Zahlen weichen von Carr-Saunders Daten für 1650 und 1750 ab. Da dieser Unterschied auf eine Berechnung Momberts für Europa zurückgeht und bei den anderen Erdteilen keine Änderungen vorgeschlagen wurden, wäre es problematisch, seine Berechnungen für 1650 und 1750 zu übernehmen. Ohlin vertritt für 1850 eine viel zu hohe Zahl, bringt aber als erster die richtige Zahl für 1900, die von der UN noch 1973 zwischen 1550 und 1762 Millionen Menschen angesiedelt wurde. Auch Durands Zahlen sind meistens zu hoch, vor allem die für 1800 und 1850.

Neuzeit III - 1800 bis 1900 Das 19. Jahrhundert war für die an der möglichst genauen Ermittlung der Weltbevölkerung interessierten Demographen gewissermaßen die Lehrlingsausbildung. Sehr deutlich läßt sich das an den von Walter F. Willcox für die Zeit von 1803 bis 1900 zusammengetragenen Daten zahlreicher Autoren zeigen35. Wie berechtigt die Bezeichnung "Lehrlingsausbildung" ist, zeigt die von C.F. Volney 1803 veröffentlichte Zahl von 437 (!) Millionen Weltbewohnern (die heute allgemein anerkannte Zahl ist 906 Millionen) und zeigen auch die anderen Ergebnisse für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1845. Noch immer wurde in dieser Zeit mehr geraten als exakt gerechnet. Aus diesem Grund ist eine hinreichend genaue Schätzung für ein Jahr zwischen 1800 und 1850 einfach nicht möglich. Das Getümmel auf der Demographen-Spielwiese hörte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fast schlagartig auf, als - 1850 beginnend - in Österreich jährlich ein kleines Heft erschien, das unter dem Titel "Otto Hübner's Geographisch-statistische Tabellen", ständige Berechnungen der Bevölkerung der Erde enthielt und sich als äußerst langlebig erwies. Allerdings zeigten die Berechnungen zweier deutscher Statistiker für 1854 und 1859, daß in den Statistischen Bureaus Deutschlands die Weltbevölkerung wesentlich höher veranschlagt wurde als von Otto Hübner. Für 1854 rechnete F.W.L. von Reden mit 1135 Mill, gegenüber Hübner's Zahl von 1007 Mill, für das gleiche Jahr - immerhin ein Plus von 12,7 vH. Für 1859 kam K.F.W. Dieterici auf

35

Vergl. Fußnote 23, S. 640 und 643.

91

1288 Mill, im Vergleich zu Hübners Zahl von 1068 im gleichen Jahr um nicht weniger als 20,5 vH mehr. Im Jahr 1866 veröffentlichte der deutsche Geograph Ernst Behm im 1. Band des neuen Geographischen Jahrbuchs eine Untersuchung der Größe der Weltbevölkerung in der Mitte der sechziger Jahre, die an Ausführlichkeit und Wiedergabe der Quellen alles bis dahin Veröffentlichte weit übertraf 36. Am Schluß seiner Untersuchung geht Behm in einem "Vergleichenden Résumé" mit großer Offenheit auf die unvermeidlichen Mängel seiner Berechnungen ein und stellt fest, daß in vielen Ländern, vor allem in Asien und Afrika, "jede irgend Vertrauen verdienende Schätzung fehlt". Behm kommt auf 1350 Mill. Welteinwohner für 1865 gegenüber 1148 bzw. 1146 Mill, in Otto Hübner's Tabellen 1865/66 bzw. 1866/67, also wieder um 17,7 vH mehr. Die Reaktion auf diese beständige Differenz veranlaßte Otto Hübner, seine Bevölkerungsschätzung 1869 - nachdem Behm ein zweites Mal im Geographischen Jahrbuch 1868 eine höhere Zahl veröffentlicht hatte - schlagartig auf 1308 Millionen, d.h. um 15,1 vH gegenüber dem Vorjahr zu erhöhen. Spätere Überprüfungen 37 ergaben, daß die vom Statistischen Reichsamt im Jahr 1942 veröffentlichte Weltbevölkerungszahl für 1870 den Berechnungen von Behm 1865 und Hübner für 1869 nahekam. Das deutsche Reichsamt schätzte die Zahl für das Jahr 1870 auf 1343 Mill. Weltbewohner. So ergibt sich aus den brauchbaren Quellen für das 19. Jahrhundert folgende Bevölkerungsentwicklung der Erde (in Mill.): 38

1800

905

Alexander M. Carr-Saunders 1936 (abgerundet)

1850

1170

Alexander M. Carr-Saunders 1936 (abgerundet)

1870

1345

Statist. Reichsamt 1942, nach Friedrich Burgdörfer 1951

1900

1665

Göran Ohlin 1965

36

Behm, Ernst, "Areal und Bevölkerung der Erde", in: Geographisches Jahrbuch, I. Band, 1866, S. 21-137. Zitat auf S. 129/130, Gotha, Justus Perthes, 1866. "Burgdörfer, Friedrich, Bevölkerungsdynamik und Bevölkerungsbilanz - Entwicklung der Erdbevölkerung in Vergangenheit und Zukunft, München 1951, S. 23. 38 Die von W. Willcox aufgeführten Arbeiten von Behm, Wagner und Supan wurden 1904 eingestellt. Otto Hübner's GeographischStatistische Tabellen wurden im Jahr 1927 zum letzten Mal veröffentlicht.

92

Neuzeit IV - 1900 bis 1945 Das zwanzigste Jahrhundert hielt für die Weltbevölkerungsexperten eine nicht geringe Zahl an schwer zu knackenden Nüssen bereit - insbesondere von 1914 bis 1945 bzw. 1950 - die alle mehr oder weniger großen Einfluß auf die Entwicklung der Weltbevölkerung hatten. 1914 bis 1918

Erster Weltkrieg

1917

Russische Revolution

1918/19

Grippe-Pandemie

1929/30

Beginn der Weltwirtschaftskrise

193 7/41

Chinesisch-japanischer Krieg

1939/41 bis 1945 Zweiter Weltkrieg und Holocaust In diesen rd. 30 Jahren haben die oben genannten Ereignisse mindestens 120 bis 130 Millionen Menschen das Leben gekostet, wodurch der jahresdurchschnittliche Geburtenüberschuß von 1900 bis 1945 auf 7303 Personen je 1 Mill. Weltbevölkerung gedrückt wurde; gegenüber 8485 je 1 Mill, ohne die Opfer der politischen Krisen dieser Zeit. Zum Vergleich: Der Geburtenüberschuß von 1850 bis 1900 betrug jahresdurchschnittlich je 1 Mill. Menschen der Weltbevölkerung 7080 Personen, d.h. um nur 3 vH weniger als von 1900 bis 1945. Was die Quellen für die ersten vier Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts angeht, so ist es nicht mehr notwendig, die zeitgenössischen Berechnungen aufzuspüren und auszuwählen, da das Statistical Office der United Nations sich dieser Arbeit nach seiner Gründung annahm und die Ergebnisse für 1920, 1930 und 1940 mehrfach veröffentlichte. Der erste Versuch wurde vom Department of Social Affairs bereits 1949 unternommen39. Die dort veröffentlichten Daten für 1920, 1930, 1937 und 1947 wurden von späteren Berechnungen bald überholt, insbesondere die Schätzungen für 1920 und 1930. In den seit 1948 regelmäßig40 erscheinenden Jahrbüchern - Statistical Yearbook, Demographic Yearbook der UN - wurden im Jahrgang 1952 erstmals Bevölkerungszahlen für die Jahre 1920, 1930, 1940 und 1950 mit Ober- und Untergrenzen geschätzt. Immerhin wurden die Mittelwerte -in Klammern gesetzt -beigefügt 41. Endgültige

39

UN-Department of Social Affairs, World Population Trends 1920-1947, New York, 1949.

^Die Regelmäßigkeit der Veröffentlichung der Jahrbücher hat in den letzten Jahren leider nachgelassen, wahrscheinlich aus finanziellen Gründen. 4

'Demographic Yearbook 1952, S.102, New York 1952.

93

Berechnungen für 1920 wurden 1961 publiziert42, die endgültigen Weltbevölkerungsdaten für die Jahre 1930 und 1940 sind im Demographic Yearbook 1964 zu finden 43. Leider hat der Statistische Dienst der UN keinerlei Daten für die so wichtigen Daten für 1914 und 1945 berechnet oder geschätzt. Wenn doch, sind sie niemals veröffentlicht worden.

Diese Lücken in der Zeitreihe der Weltbevölkerung sind hier - faute de mieux - durch eigene Schätzungen ergänzt. Damit ergibt sich folgende Datenreihe für die Zeit von 1900 bis 1945 mit den Quellen: Millionen Weltbewohner 1900

1665 Mill.

Göran Ohlin 1965

1914

1790 Mill.

Eigene Schätzung

1920

1811 Mill.

Statistical Office der UN, 1961

1930

2070 Mill.

Statistical Office der UN, 1964

1940

2295 Mill.

Statistical Office der UN, 1964

1945

2310 Mill.

Eigene Schätzung

1950

2515 Mill.

Statistical Office der UN 1988

Die Berechnung der Weltbevölkerung für 1950 wurde von der ersten Veröffentlichung an ständig geringfügig verändert, auch noch in den frühen neunziger Jahren. Da das Jahr 1950 als Basisjahr eine besondere Bedeutung hat, war die Berichtigung um größere Millionenzahlen durchaus berechtigt. Heute ist es aber wirklich gleichgültig, ob die für 1950 geltende Bevölkerungszahl 2515 oder 2516 Millionen beträgt. Das Statistical Office der UN sollte mit derart geringen Revisionen aufhören, zumal sie alle innerhalb der Fehlergrenzen derartiger Berechnungen sind.

Neuzeit V - 1945 bis 1990 Keine Periode der Weltbevölkerungsentwicklung ist statistisch besser belegt als die zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts von 1950 bis 1990. Nach der Gründung der United Nations44 im Oktober

"Vorläufige Daten enthalten die Jahrgänge 1953-1960 des Demographic Yearbook. Endgültige Zahlen für 1920 im Jahrgang 1961 S.120. 43

Endgültige Daten für 1930 und 1940 im Demographie Yearbook 1964, S. 111.

44 Die in Deutschland üblich gewordene Bezeichnung "UNO" ist falsch. - Alle Veröffentlichungen der Vereinten Nationen erscheinen ohne den Zusatz "Organisation".

94

1945 wurde das Statistical Office beauftragt, eine ständige Berichterstattung über die Entwicklung der Weltbevölkerung zu organisieren.

Von vornherein war das Statistical Office entschlossen, sich nicht mit dem zufriedenzugeben, was der Völkerbund bei seinen Zählungen der Weltbevölkerung erreicht hatte. Zu Recht wurde es für besser gehalten, die notwendigen Vorbereitungen sorgfältig und in allen Mitgliedsländern durchzusetzen. Doch die Aufgabe war schwer! Hierzu ein Zitat aus der vorstehend in Fußnote 39 angegebenen Veröffentlichung der UN aus dem Jahr 1949: "Anyone who attempts... to determine the size of the world's population is faced with a formidable problem of inadequate statistics". An gleicher Stelle ist zu lesen, daß für das erste Demographic Yearbook 1948 nur 25 vH der geschätzten Weltbevölkerung einigermaßen präzise berechnet werden konnten, für ebenfalls 25 vH fehlten alle Angaben, für 38 vH gab es keine Statistiken der Geburten und Todesfälle. Angesichts dieser Ausgangslage ist die Arbeitsleistung der UN-Statistiker in den Jahren nach 1948 kaum zu glauben: Im Jahr 1949 erschien das erste DYB 45 für 1948 mit einer ersten Schätzung der Weltbevölkerung für 1947. Im Jahr 1950 erschien im DYB 1949-50 auf S. 10 eine Tabelle mit Weltbevölkerungsdaten für 1920, 1930, 1939, 1949. Im Jahr 1951 erschien im DYB für 1951 auf S. 103 eine Schätzung der Weltbevölkerung Mitte 1950. Im Jahr 1952 erschien im DYB für 1952 erstmals auf S. 102 eine Tabelle der Weltbevölkerung für 1920, 1930, 1940, 1950 und 1951, enthaltend minimale und maximale Zahlen der Weltbevölkerung und Mittelwerte, die alle bisherigen Daten ungültig machten. Diese Berechnungen wurden 1953 und 1954 fortgesetzt für die Jahre 1952 und 1953. Im DYB 1955 legte das Statistical Office zum ersten Mal Daten ohne Minima und Maxima für die Jahre 1920, 1930, 1940, 1950 und für 1954 vor (auf S. 115). Damit hatten die UN eine zuverlässige Datenbasis erhalten, die zu schaffen sie das Statistical Office zehn Jahre vorher gebeten hatten. Wie gewissenhaft das Statistical Office neue Informationen während und nach der Errichtung von Statistischen Ämtern in den Mitgliedsstaaten der UN verarbeitete und auch die Weltbevölkerungszahlen von 1920, 1930 und 1940 so genau wie möglich berechnete46, zeigt die Liste der in den

45

DYB = Abkürzung für Demographie Yearbook.

'"Tür 1920 gab es offensichtlich keine neuen Daten, die eine nennenswerte Änderung der Bevölkerungszahlen rechtfertigte.

95

Demographic Yearbooks veröffentlichten "Daten der Weltbevölkerung von 1920 bis 1960 nach den Berechnungen des Statistical Office der UN von 1951 bis 1981".

Daten der Weltbevölkerung von 1920 bis 1960 nach den Berechnungen des Statistical Office der UN von 1951 bis 1981

1920

DYB

1930

1940

1951

1950

1960

2400

_

1952°

1813

1987

2213

2411

-

19541}

1813

1987

2213

2455

-

1955

1810

2013

2250

2504

-

1956

1810

2013

2246

2476

-

1957

1810

2013

2246

2495

-

1958

1810

2013

2246

2493

-

1959

1810

2013

2246

2494

-

1960

1810

2013

2246

2495

-

1961

1811

2015

2249

2510

2995

1962

1811

2015

2249

2509

3008

1963

-

2015

2249

2509

3010

1964

-

2070

2295

2517

2990

1965

-

2070

2295

2517

3003

1966

-

2070

2295

2517

3005

1970

-

-

-

2486

2982

1974

-

-

-

2501

2986

1979

-

-

-

2513

3027

1981

-

-

2525

3037

Pop. Stud. No. 106, 1989

2515

3019

No. 120, 1991

2516

3020

Zum Vergleich

1}

Mittelwerte

97

Neuzeit V I - 1990 - 2025 Auf der heute verfugbaren Zeitreihe der Weltbevölkerung von 1950 bis 1990 aufbauend, haben die UN eine ganze Reihe von Prognosen für 2000 und 2025 erarbeitet und veröffentlicht. Ältere Arbeiten haben zwar nur noch historischen Wert, aber gerade sie sind für eine kritische Überprüfung dieser Berechnungen von Bedeutung. Beispiele hierfür bringen die beiden Tabellen über die UN-Prognosen für die Jahre 2000 und 2025.

Weltbevölkerung UN-Prognosen für das Jahr 2000 Quellen der Daten Pop. Studies

63, 1979 72, 1980 78, 1981 93, 1985 Global Estimates, 1987 Pop. Studies 103, 1988 111, 1989 106, 1989 Global Estimates, 1989 Pop. Studies 120, 1991

Ergebnis in Mill. 6254 Mittelwert II 6199 II 6119 II 6127 II 6122 II 6122 II 6122 II 6251 II 6251 II 6261

Weltbevölkerung UN-Prognosen für das Jahr 2025

Quellen der Daten Pop. Studies

63, 1979 78, 1981 93, 1985 Global Estimates, 1987 Pop. Studies 103, 1988 111, 1989 106, 1989 Global Estimates, 1989 Pop. Studies 120, 1991

98

Ergebnis in Mill. 8661 Mittelwert 8195 8177 8206 8206 8206 8467 8467 8504

Auf den ersten Blick fällt auf, daß die Prognosen in den Population Studies No. 63 von 1979, also in den ersten Berechnungen sowohl für das Jahr 2000 als auch für das Jahr 2025, den zur Zeit letzten Prognosen außerordentlich nahe gekommen waren.

UN-Prognosen für die Jahre 2000 und 2025

2000

2025

Erste Berechnung, 1979

6254 Mill.

8661 Mill.

Letzte Berechnung, 1991

6261 Mill.

8504 Mill.

Abweichung

+ 0,11 vH

- 1,81 vH

Natürlich sind derartige Resultate ebenso selten zu erreichen wie schwer zu erklären. Offenbar glaubte man im zuständigen UN-Department 1979, die erarbeiteten Ergebnisse für die Jahre 2000 und 2025 seien viel zu hoch! Im Gegensatz zu den großen Veränderungen der Weltbevölkerungsprognosen 1979/81 für das Jahr 2025 - Abnahme um 5,38 vH! - sind in den bisher letzten Veröffentlichungen von 1989 bis 1991 die Abweichungen der Prognosen sowohl für das Jahr 2000 als auch für das Jahr 2025, so gering, daß es nicht gesichert ist, daß die neueste Berechnung von 1991 wirklich besser ist als die 1989 veröffentlichte.

Kritik: Vergleicht man die den Prognosen zugrunde liegenden Daten und die daraus errechneten Prognoseergebnisse der Population Studies No. 106, 1989 und No. 120, 1991 miteinander, so fällt deutlich die fast alle Statistiker bedrohende Neigung zur "Erbsenzählerei" auf, d.h. die Neigung zur ständigen Änderung von bereits veröffentlichten Daten um außerordentlich kleine Beträge. Man vergleiche zum Beispiel die in den vorstehend zitierten Quellen veröffentlichten Daten der Weltbevölkerung von 1950 bis 2025. Korrekturen um 1 Mill, bei einer Gesamtbevölkerung von 2515 (1950), d.h. um 0,3976 v.T. und um 0,245 v.T. im Jahr 1975 sind als unnötig, ja als schädlich zu bezeichnen, weil sie eine Genauigkeit der Berechnung vortäuschen, die bei Bevölkerungszählungen niemals erreichbar sind (vgl. Tabelle "Vergleich der UN-Prognosen im Jahr 1989 und 1991 in Million Menschen bzw. in vH").

99

Vergleich der UN-Prognosen im Jahr 1989 und 1991 in Million Menschen bzw. in vH

Jahr

Weltbevölkerung in Mill. Pop.St.106

Pop. St. 120

Jahresdurchschnitt!. Zuwachsraten Pop. St. 106

Pop. St. 120

1950

2515

2516

1,80

1,79

1955

2752

2752

1,86

1,86

1960

3019

3020

1,99

1,99

1965

3336

3336

2,06

2,06

1970

3698

3698

1,96

1,96

1975

4080

4079

1,74

1,73

1980

4450

4448

1,74

1,74

1985

4854

4851

1,73

1,74

1990

5292

5292

1,71

1,73

1995

5766

5770

1,62

1,63

2000

6251

6261

1,47

1,47

2005

6729

6739

1,33

1,33

2010

7191

7204

1,21

1,23

2015

7640

7660

1,08

1,10

2020

8062

8092

0,98

0,99

2025

8467

8504

1950 - 2025

Jahresdurchschnittlich

1,63

1,64

Auch dieser Vergleich zeigt, daß die Prognosen von 1989 und 1991 so geringfügig voneinander abweichen, daß es keineswegs sicher ist, daß die neueste Prognose bessere Resultate bringen wird. Die Differenz der 1989 und 1991 veröffentlichten Prognosedaten für das Jahr 2025 differieren um 37 Millionen, d.h. um 0,43 vH. Diese Differenz liegt innerhalb der Fehlergrenzen derartiger Berechnungen.

100

9. Quellen und Quellenkritik zur Berechnung des Wasservorrats der Erde Für die Berechnung des Salzwasservorrats der Erde sind nur zwei Daten notwendig, die allerdings nicht einfach zu haben sind. 1. Die Fäche der Weltmeere und ihrer Nebenmeere. Nach neuesten Berechnungen mit Hilfe der Satellitentechnik beträgt sie 362,03 Millionen Quadratkilometer, bzw. 362,03 χ ΙΟ6 χ 106 = 0,36203 χ IO15 qm. 2.

Die durchschnittliche Wassertiefe, die über längere Zeit vor allem von US-amerikanischen und sowjetrussischen U-Booten vermessen wurde, beträgt 3729 m = 3,729 χ IO3 m.

3.

Das Volumen des Salzwasservorrats der Erde ergibt sich aus der Multiplikation von Wasserfläche und Wassertiefe und beträgt in cbm 0,36203 χ 3,729 χ IO15 χ IO3 bzw. 1,35 χ IO18 cbm. wobei IO18 die in der "Laien"-Sprache selten benützte Trillion = 1 Million χ 1 Million χ 1 Million ist.

In der neuen deutschen Literatur finden sich zwei Angaben über den Weltwasservorrat, die von der richtig errechneten Zahl stark abweichen: In einem Fall handelt es sich um einen folgenschweren, weil unentdeckt gebliebenen Druckfehler 47, der leider den praktischen Wert dieses sonst ausgezeichneten Buches sehr stört. In der Tabelle 8 auf S. 77 - Die Wasservorkommen der Erde - muß in der ersten Zeile das Wasservolumen des Weltmeers richtig mit 1.338 km3 statt mit 338 km3 angegeben werden. Eine sehr viel härtere Kritik ist an einer Untersuchung notwendig, die im September 1989 in einem Sonderheft von Greenpeace veröffentlicht wurde48. Der Verfasser schreibt zum Wasservolumen: "Gigantische Wassermassen - etwa 1,7 Billiarden Kubikmeter - prägen das Bild der Welt" und beziffert das Süßwasservolumen auf "knapp 70 Billionen Kubikmeter".

47

Endlicher, Wilfried, Klima, Wasserhaushalt, Vegetation - Grundlagen der physischen Geographie II, Darmstadt 1991, S. 77.

48

Schramm, Engelbert, Der Stoff aus dem das Leben ist, in: Greenpeace, Wasser ist Leben, Sonderheft Wasserwissen, September 1989, S. 5 bis 9.

101

In Zehner-Potenzen geschrieben ergeben die Angaben von Schramm: Meerwasser

1,70 χ IO15 cbm

Süßwasser

70 χ IO12 cbm

Anteil des Süßwassers = 4,1 vH des Meerwassers. Dagegen die Berechnungen von Moore49 und Gross50: Meerwasser

1,35 χ IO18 cbm

Süßwasser

3,78 χ IO16 cbm

Anteil des Süßwassers = 2,8 vH des Meerwassers.

Werden die beiden Berechnungen miteinander verglichen, so ergibt sich: Meerwasser Moore

1,35 χ IO18 cbm

Schramm

1,70 χ IO15 cbm

Relation Moore zu Schramm 794 : 1 Schramm zu Moore 1,259 : 1000 Süßwasser Moore

37,8 χ IO15 cbm

Schramm

70 χ IO12 cbm

Relation Moore zu Schramm 540 : 1 Schramm zu Moore 1,852 : 1000 Zum Ergebnis: Ursachen der fehlerhaften Berechnungen Schramms sind: 1. Die Verwechslung von 1 Billiarde (1015) mit 1 Trillion (1018). 2.

Die viel zu große durchschnittliche Wassertiefe der Welt- und Nebenmeere.

3.

Die Annahme eines zu hohen Anteils des Süßwassers am Wasservorrat der Erde.

Zum Schluß sei ein Wort des Verfassers an die Greenpeace Redaktion erlaubt: Ich habe viel Verständnis für Ihr Anliegen - wenngleich die von Ihnen benutzten Methoden mitunter allzu aggressiv sind. Ich halte es jedoch für zwingend notwendig, eine Ihnen vorgetragene Illusion zu zerstören, die 49

Moore, James W., Balancing the Needs of Water Use, New York-Heidelberg-London-Paris-Tokyo, 1989.

30

Gross, A.C., Water quality management worldwide, in: Environmental management, No. 10/1986. - Zitiert nach James Moore.

102

wäre sie wahr - in der Tat schreckenerregend wäre. Daß der Wasservorrat der Erde beim Salzwasser 794, beim Süßwasser 540 mal so groß ist, wie von Ihrem Gewährsmann errechnet, sollte uns alle veranlassen, Katastrophenmeldungen besonders sorgfältig zu überprüfen und Wahrheiten - auch wenn sie nicht in ein bestimmtes Weltbild passen - zu akzeptieren. Die Tatsache, daß der Süßwasservorrat je Erdbewohner 1990 nicht 13 230, sondern 7,143 Mill, cbm betrug, sollte zu denken geben.

103

IV. Literaturverzeichnis

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Hinweis Wie üblich werden Lexiken, Jahrbüchern und Spezialnachschlagewerken entnommene Daten nicht zitiert. Als unentbehrlich zu bezeichnen sind die Jahrbücher der UN, insbesondere das Statistical Yearbook, das Demographic Yearbook und das fao production yearbook. Als sehr hilfreich haben sich erwiesen der Große Brockhaus, Meyers Taschenlexikon Biologie, ferner die Große Weltgeschichte von Ploetz und der Kleine Pauly, dtv - Lexikon der Antike.

112

V. Tabellenanhang

113

Tabelle 1

Daten und Quellen zur Entwicklung der Weltbevölkerung von 98 000 v.Chr. bis 2025 n.Chr.

Jahr

Bevölkerung in Mill.

Quellen

Vor Christus 98 000

0,000 100

88 000

0,000 300

78 000

0,000 930

68 000

0,003 000

Modellrechnung nach Schätzungen des

58 000

0,010 000

Verfassers, den nachfolgenden Daten

48 000

0,034 000

39 400

0,100 000

Alters des bisher frühesten anatomisch

38 000

0,119 000

modernen Menschen (Funde bei Qafzeh

28 000

0,425 000

bei Nazareth 1988)

21 500

1,000 000

18 000

1,620 000

8 000

7,0

7 000

8,4

6 000

10,5

5 000

13,5

4 000

18,5

3 000

28,0

1950 vorgeschlagenen Ober- und Unter-

2 000

47,0

grenzen der Weltbevölkerung seit dem

1 500

62,0

Beginn der Jungsteinzeit

1 000

87,0

500

132,0

1 AD

215,0

^

angepaßt unter Berücksichtigung des

Schätzungen des Verfassers, stets innerva

halb der von Julian S. Huxley Anfang

/

s. Quellen und Quellenkritik im Text

115

Noch Tabelle 1

Jahr

Quellen0

Bevölkerung in Mill.

Nach Christus

1 AD

215

500

260

1000

310

Schätzungen des Verfassers

1200

370

z.T. erheblich von Maksakovskij abweichend

1400

410

1500

450

1600

510

1620

530

Vom Verfasser interpoliert

1650

545

A.M. Carr-Saunders 1936

1700

610

Vom Verfasser interpoliert

1750

730

1800

905

>•

1850

1170

1

1870

1345

F. Burgdörfer 1951

1900

1665

G. Ohlin 1965

1914

1790

Schätzung des Verfassers

1920

1811

DYB 1961

1930

2070

DYB 1964

1940

2295

DYB 1964

1945

2310

Schätzung des Verfassers

1950

2515

UN Population Studies No. 106

0

S.Quellen und Quellenkritik im Text

DYB = Demographic Yearbook der UN.

116

A.M. Carr-Saunders 1936

Noch Tabelle 1

Jahr

Bevölkerung in Mill.

Quellen

Noch nach Christus 1950

2515

1955

2752

1960

3019

1965

3336

1970

3698

1975

4080

1980

4450

UN World Population Prospects 1988

1985

4854

Population Studies No. 106, New York, 1989,

19901'

5292

p. 35

19952)

5766

2)

6251

2)

6729

2

2010 '

7191

20152)

7640

20202)

8062

20252)

8467

2000 2005

0

Vorläufig

2)

Prognose, mittlere Entwicklung

117

Tabelle

Absoluter und relativer Zuwachs der Weltbevölkerung von 98.000 v.Chr. bis 2025 n.Chr.

Jahr

Bevölkerung

Zuwachs

in Mill. Menschen

Jahresdurchschnitt!. Zuwachs in Personen je 1 Mill. Menschen

I. Steinzeit 1. Altsteinzeit 98 000

0,000100





88 000

0,000300

+ 0,000200

+ 110

78 000

0,000930

+ 0,000630

+ 113

68 000

0,003000

+ 0,002070

+ 117

58 000

0,010000

+ 0,007000

+ 120

48 000

0,034000

+ 0,024000

+ 122

39 400

0,100000

+ 0,066000

+ 125

38 000

0,119000

+ 0,019000

+ 125

28 000

0,425000

+ 0,306000

+ 127

21 500

1,000000

+ 0,575000

+ 132

18 000

1,620000

+ 0,620000

+ 138

8 000

7,000000

+ 5,380000

+ 146

+ 6,999900

+ 1241}

Altsteinzeit 0

Entspricht 0,124 v.Tsd.

118

Noch Tabelle

Jahr

Bevölkerung

Zuwachs

in Mill. Menschen

Jahresdurchschnitt!. Zuwachs in Personen je 1 Mill. Menschen

Noch I. Steinzeit 2. Jungsteinzeit 8000

7,0

7000

8,4

+ 1,4

+ 182

6000

10,5

+ 2,1

+ 223

5000

13,5

+ 3,0

+ 251

4000

18,5

+ 5,0

+ 315

3000

28,0

+ 9,5

+ 415

+ 21,0

+ 2772)

Jungsteinzeit





Steinzeit, insgesamt Altsteinzeit

+ 7,0

+ 124

Jungsteinzeit

+21,0

+277

Insgesamt

+ 28,0

+ 1323)

2)

Entspricht 0,277 v.Tsd. - 3 ) Entspricht 0,132 v.Tsd.

119

Noch Tabelle

Jahr

Bevölkerung Zuwachs in Mill. Menschen

Jahresdurchschnitt!. Zuwachs in Personen je 1 Mill. Menschen

II. Metallzeit 3. Frühe Metallzeit 3000 2000

28 47

+

19

+ 518

+

19

+ 5184)

Frühe Metallzeit

4. Frühe, klassische und späte Antike 2000 1500 1000 500 1 AD 500

47 62 87 132 215 260

Antike

+ + + + +

15 25 45 83 45

+ 213

+ + + + +

554 678 834 976 380

+ 6845)

5. Mittelalter 500 1000 1200 1400 1500 Mittelalter 4H)

120

260 310 370 410 450

+

+ +

+

50 60 40 40

+ 190

Entspricht 0,518 v.Tsd., 0,684 v.Tsd. u. 0,549 v.Tsd.

+ + + +

352 885 513 931

+ 5496)

Noch Tabelle

Jahr

Bevölkerung

Zuwachs

Jahresdurchschnitt!. Zuwachs in Personen je 1 Mill. Menschen

in Mill. Menschen

Noch II. Metallzeit 6. Neuzeit bis 1900

1500

450

1600

510

+

60

+ 1252

1620

530

+

20

+ 1925

1650

545

+

15

+

1700

610

+

65

+ 2256

1750

730

+

120

+ 3598

1800

905

+

175

+ 4307

1850

1170

+

265

+ 5150

1870

1345

+

175

+ 6994

1900

1665

+

320

+ 7140

1215

+ 3276

Neuzeit bis 1900

931

7)

7. Neuzeit bis 1950 1900

1665

1914

1790

+

125

+ 5184

1920

1811

+

21

+ 1946

1930

2070

+

259

+ 13457

1940

2295

+

225

+ 10372

1945

2310

+

15

+ 1304

1950

2515

+

205

+ 17150

+

850

+ 8283

Neuzeit von 1900 bis 1950 7)



8)

Entspricht 3,276 v. Tsd. 8 ) Entspricht 8,283 v. Tsd.

121

Noch Tabelle

Jahr

Bevölkerung

Zuwachs

Jahresdurchschnitt!. Zuwachs

in Mill. Menschen

in Personen je 1 Mill. Menschen

Noch II. Metallzeit 8. Neuzeit ab 1950 1950

2515

1955

2752

+ 237

+ 18174

1960

3019

+ 267

+ 18692

1965

3336

+

317

+ 20170

1970

3698

+

362

+ 20818

1975

4080

+ 382

+ 19856

1980

4450

+

370

+ 17513

1985

4854

+

404

+ 17532

1990

5292

+

438

+ 17429

1995

5766 9 )

+

474

9)

+ 17304

9)

2000

6251 9 )

+

485 »)

+ 16284

9)

2005

6729

9)

+

478

9)

+ 14846

9)

2010

7191 9 )

+

462

9)

+ 13369

9)

2015

7640 9 )

+

499

9)

+ 12187

9)

2020

8062 9 )

+

422

9)

+ 10811

9)

2025

8467

9)

+

405

9)

+

9)

Neuzeit

9)



9851

1950 - 2000

+ 3736

+ 18376

10)

2000- 2025

+ 2216

+ 12211

n)

1950 - 2025

+ 5952

+ 16317

12)

Prognose der UN in World Population Prospects 1988, New York 1989, p.35 - , 0 ) Entspricht 1,8376

vH -

122

n)

Entspricht 1,2211 vH -

,2)

Entspricht 1,6317 vH.

Tabelle

Projektion der Weltbevölkerung 1985 - 2100

Jahr

Zuwachs Bevölkerung in Mill. Menschen

1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025

4854 5292 5766 6251 6729 7191 7640 8062 8467

2025 2030 2035 2040 2045 2050 2055 2060 2065 2070 2075 2080 2085 2090 2095 2100

8467 8860 9240 9610 9970 10320 10655 10970 11250 11510 11735 11920 12060 12155 12200 12200

0 2)

1)2)

Jährliche Zuwachsraten in vH

+ + + + + + + +

438 474 485 478 462 449 422 405

1,74 1,73 1,63 1,48 1,34 1,22 1,08 0,99

+ + + + + + + + + + + + + +

393 380 370 360 350 335 315 280 260 225 185 140 95 45 0

0,91 0,84 0,79 0,74 0,69 0,64 0,58 0,51 0,46 0,39 0,31 0,23 0,16 0,07 0,00

1985 - 2025 nach der mittleren Variante der UN, in: Population Studies No. 106, New York 1989 2025 - 2100 Schätzung des Verfassers

123