Die Weistümer des Klosters St. Matthias in Trier: Studien zur Entwicklung des ländlichen Rechts im frühmodernen Territorialstaat 9783110506624, 9783828253223

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Die Weistümer des Klosters St. Matthias in Trier: Studien zur Entwicklung des ländlichen Rechts im frühmodernen Territorialstaat
 9783110506624, 9783828253223

Table of contents :
Vorwort der Herausgeber
Inhalt
Tabellenverzeichnis
Kartenübersicht
Abkürzungen
Α. Ausgangspunkt der Untersuchung und Themenstellung
Β. Der Weistumsbegriff
C. Historisch-geographischer Überblick (Stand 1789)
D. Die zeitliche Einordnung des Weistumsbestandes
E. Die Art der Überlieferung
F. Entstehung der Weistümer und Ursachen für ihre Niederschrift
G. Der Inhalt der Weistümer
H. Die Funktion der Weistümer in den Jahrgedingen
J. Ergebnis
Quellen- und Literaturverzeichnis
Orts- und Sachregister

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R. Hinsberger Die Weistümer des Klosters St. Matthias in Trier

Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte Herausgegeben von Günther Franz und Peter Blickle Band 34

Die Weistümer des Klosters St. Matthias in Trier Studien zur Entwicklung des ländlichen Rechts im frühmodernen Territorialstaat von Rudolf Hinsberger mit 1 Karte und 54 Tabellen

Gustav Fischer Verlag Stuttgart New York 1989

Adresse des Autors: Landrat Dr. Rudolf Hinsberger In der Domp 2 6688 Illingen-Hüttigweiler

CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Hinsberger, Rudolf Die Weistümer des Klosters St. Matthias in Trier : Studien zur Entwicklung des ländlichen Rechts im frühmodernen Territorialstaat / von Rudolf Hinsberger. - Stuttgart ; New York : Fischer, 1989 (Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte ; Bd. 34) Zugl.: Saarbrücken, Univ., Diss., 1984 ISBN 3-437-50322-7 NE: GT ISSN 0481-3553 © Gustav Fischer Verlag Stuttgart New York 1989 Wollgrasweg 49 D-7000 Stuttgart 70 (Hohenheim) Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Filmsatz Jovanovic, Ruhstorf Druck: Guide Druck GmbH, Tübingen Verarbeitung: Großbuchbinderei Heinr. Koch, Tübingen Printed in Germany

Meiner Frau Margret Meinem Sohn Erik

Vorwort der Herausgeber Die Reihe «Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte» wurde 1943 von Günther Franz und Friedrich Lütge im Verlag Gustav Fischer, damals Jena, begründet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs führten die beiden Herausgeber gemeinsam mit Wilhelm Abel die Reihe im gleichen Verlag in Stuttgart fort. Nach den zwei im Krieg verlegten Bänden konnten bis 1980 weitere 30 Bände erscheinen, die nach dem Tod Friedrich Lütges (1968) von Wilhelm Abel und Günther Franz als Herausgebern betreut wurden. Nach einer mehljährigen Unterbrechung - Wilhelm Abel war mittlerweile verstorben - veranlaßte Günther Franz den Verlag, die Reihe unter der Mitherausgeberschaft von Peter Blickle weiterzuführen. Dies nicht zuletzt deswegen, weil die Agrargeschichte, wenn auch unter anderen thematischen Schwerpunkten, im europäischen und internationalen Rahmen neue Bedeutung gewann: «Peasant society», Alltag und bäuerlicher Widerstand sind dafür drei signifikante Beispiele, die stellvertretend für andere Forschungsschwerpunkte stehen können. Der deutschen Forschung würde, soweit sie sich an diesem Diskurs beteiligt - und sie tut es in nicht ganz unerheblichem Maße - , ein thematisch ausgerichtetes Publikationsforum fehlen, wenn es die «Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte» nicht gäbe. Sie zu reaktivieren geschieht in der Absicht, einer gleichermaßen traditionsreichen wie neuen Forschungsrichtung in Mitteleuropa eine «Behausung» zu bieten und eine international anerkannte Plattform zu sichern. Herausgeber und Verlag

VII

Inhalt Vorwort der Herausgeber Tabellenverzeichnis Kartenübersicht Abkürzungen

VII XI XII XIII

A. Ausgangspunkt der Untersuchung und Themenstellung

1

B. Der Weistumsbegriff

6

C. Historisch-geographischer Überblick (Stand 1789)

9

D. Die zeitliche Einordnung des Weistumsbestandes

12

E. Die Art der Überlieferung

18

F. Die Entstehung der Weistiimer und Ursachen fur ihre Niederschrift....

21

G. Der Inhalt der Weistiimer I. Die Weistümer im Gebiet der «Abtei» 1. Der Herrschaftsstatus des Klosters im Gebiet der «Abtei» aufgrund der Gesamtweistümer 2. Der Herrschaftsstatus des Klosters aufgrund der Weistümer der einzelnen Berichtsbezirke 3. Gesamtweistümer für die wirtschaftliche Organisation und die Abgaben im Gebiet der «Abtei» 4. Abgaben und Dienste der Untertanen aufgrund der Weistümer der einzelnen Gerichtsbezirke a. Die Entwicklung der Abgaben und Dienste in KrettnachObermennig 50, b. Die Entwicklung der Abgaben und Dienste in Pellingen 53, c. Die Entwicklung der Abgaben und Dienste in Lampaden 57, d. Die Entwicklung der Abgaben und Dienste in Hentern 60, e. Zusammenfassung: Abgaben und Dienste 64 5. Besondere Aufgaben und Entgelte sowie besondere Rechte und Pflichten in den Weistümern der «Abtei» 6. Zusammenfassung: Inhalt der Weistümer im Gebiet der «Abtei» II. Die Weistümer im Gebiet «Saarburg» 1. Die Weistümer in Palzem-Dilmar 2. Die Weistümer in Nennig 3. Die Weistümer in Helfant 4. Die Weistümer in Rommelfangen 5. Die Weistümer in Soest

29 29 33 37 44 46

65 74 75 76 81 85 87 90 IX

6. Die Weistümer in Sinz 7. Die Weistümer in Tettingen-Butzdorf 8. Die Weistümer in Kahren 9. Die Weistümer in Dittlingen 10. Zusammenfassung: die Weistümer im Gebiet «Saarburg» . . . III. Die Weistümer im Amt Grimburg 1. Die Weistümer in Weiskirchen 2. Die Weistümer in Mandern 3. Die Weistümer in Rappweiler und Konfeld IV. Die Weistümer in St. Matthias V. Die Weistümer in Euren VI. Die Weistümer in Trittenheim VII. Die Weistümer in Polch VIII. Die Weistümer in Villmar IX. Die Weistümer in Langsur X. Die Weistümer in Königsmacher XI. Die Weistümer in Mondorf XII. Ergebnisse der inhaltlichen Untersuchung der Weistümer

92 95 97 100 101 102 103 108 112 116 123 125 132 135 139 146 153 160

H. Die Funktion der Weistümer in den Jahrgedingen I. Krettnach-Obermennig 1. Die Jahrgedinge im 16. Jahrhundert a. Das Gerichtsverfahren im Jahrgeding 165, b. Der Inhalt der Jahrgedinge 166, c. Die Zuständigkeit und Aufgabenverteilung 178 2. Die Jahrgedinge im 17./18. Jahrhundert a. Der Inhalt der Jahrgedinge 182, b. Das Schöffengericht des Klosters, sein Verhältnis zum kurfürstlichen Amt Saarburg und zur Gemeinde 203 3. Zusammenfassung: Die Jahrgedinge in Krettnach-Obermennig II. Die Jahrgedinge in Palzem-Dilmar III. Die Jahrgedinge in Weiskirchen IV. Zusammenfassung: Die Funktion der Weistümer in den Jahrgedingen

164 164 165

J. Ergebnis I. Das Kloster wahrt seine Gerichtsrechte II. Das Weistumsrecht ist geltendes Recht III. Die Agrarverfassung bleibt stabil IV. Erklärungsansätze

X

181

210 211 227 233 234 234 237 239 240

Tabellenverzeichnis Tab. 1 Tab. 2 Tab. 3 Tab. 4 Tab. 5 Tab. 6 Tab. 7 Tab. 8 Tab. 9 Tab. 10 Tab. 11 Tab. 12 Tab. 13 Tab. 14 Tab. 15 Tab. 16 Tab. 17 Tab. 18 Tab. 19 Tab. 20 Tab. 21 Tab. 22 Tab. 23 Tab. 24 Tab. 25 Tab. 26 Tab. 27 Tab. 28 Tab. 29 Tab. 30 Tab. 31 Tab. 32 Tab. 33 Tab. 34 Tab. 35 Tab. 36 Tab. 37 Tab. 38 Tab. 39 Tab. 40 Tab. 41

Weistümer mit eigenem Datumsvermerk Abschriften Huldigungen und Weisungen Herrschaftstitel - Krettnach Herrschaftstitel - Pellingen Herrschaftstitel - Lampaden Herrschaftstitel - Hentern Abgaben - Krettnach Abgaben - Pellingen Abgaben - Lampaden Abgaben - Hentern Aufgaben und Entgelte - Krettnach Aufgaben und Entgelte - Pellingen Aufgaben und Entgelte - Lampaden Aufgaben und Entgelte - Hentern Weistümer - Palzem/Dilmar Weistümer - Nennig Weistümer - Helfant Weistümer - Rommelfangen Weistümer - Soest Weistümer - Sinz Weistümer - Tettingen/Butzdorf Weistümer - Kahren Weistümer - Dittlingen Weistümer - Weiskirchen Weistümer - Mandern Weistümer - Rappweiler Weistümer - Konfeld Weistümer - St. Matthias Weistümer - Euren Weistümer - Trittenheim Weistümer - Polch Weistümer - Villmar Weistümer - Langsur Weistümer - Königsmacher Weistümer - Mondorf Bezirksbeschreibungen Jahrgedinge - Krettnach 16. Jahrhundert Inhalt Jahrgedinge - Krettnach Inhalt Jahrgedinge - Krettnach Übersicht - Bußen

14f. 16 f. 25 38 39 40 41 51 f. 54 58 61 67 68 69 70 77 82 86 88 91 93 96 98 101 104 109 113 113 f. 117 124 126 133 136 140 147 154 161 167f. 168 168 f. 180 XI

Tab. 42 Tab. 43 Tab. 44 Tab. 45 Tab. 46 Tab. 47 Tab. 48 Tab. 49 Tab. 50 Tab. 51 Tab. 52 Tab. 53 Tab. 54

Jahrgedinge - Krettnach 17.-18. Jh Inhalt Jahrgedinge - Krettnach Inhalt Jahrgedinge - Krettnach Inhalt Jahrgedinge - Krettnach Inhalt Jahrgedinge - Krettnach Inhalt Jahrgedinge - Verordnungen Inhalt der Verordnungen Jahrgedinge - Palzem/Dilmar Inhalt Jahrgedinge - Palzem/Dilmar Inhalt Jahrgedinge - Palzem/Dilmar Verordnungen - Palzem/Dilmar Inhalt der Verordnungen Jahrgedinge - Weiskirchen

183 f. 185 186 186 188 f. 197 f. 201 212 215 216 f. 220 220 225 f.

Kartenübersicht Karte: Orte mit Weistümern des Klosters

XII

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Abkürzungen

A BAT Bd. Bde. d DWL

Albus Bistumsarchiv Trier Band Bände Denar siehe: Lamprecht, Karl: Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter f. und die folgende Seite ff. und die zwei nachfolgenden Seiten folio = nicht modernisierte Seitenangabe bei Quellen fol. Grimm, Weistümer: siehe Grimm, Jacob (gesammelt): Weistümer H Heller Herausgeber Hg. Hs Handschrift Κ Kreuzer LHAK Landeshauptarchiv Koblenz M Malter MRUB siehe: Beyer, Heinrich - Eltester, Leopold - Goerz, Adam (Bearbeiter): Urkundenbuch NF Neue Folge Pfennig Pfg S Sester S. Seite ß Schilling Scotti siehe: J.J. Scotti: Sammlung der Gesetze StAL Archives de l'État Luxembourg St AW Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden StBT Stadtbibliothek Trier V Vierzel vgl. vergleiche ZGO Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins

XIII

Α. Ausgangspunkt der Untersuchung und Themenstellung Vor einem halben Jahrtausend, lange vor der Zeit Jacob Grimms, hob Nikolaus von Kues, der mit dem Kloster St. Matthias und seinem bedeutenden Abt Johannes Rode in Verbindung stand, in seiner Schrift «De Concordantia Catholica» (1432-33) die Bedeutung der ländlichen Weistümer, die noch vom alten Gewohnheitsrecht erfüllt sind, hervor und machte auf den Wandel aufmerksam, der in den Städten bereits zu neuen Stadtrechten geführt hatte1. Seit den Arbeiten Jacob Grimms haben der Streit um den Weistumsbegriff, damit verbunden die Abgrenzung gegenüber anderen Quellen, die Fragen nach der Entstehung und die daraus gezogenen Schlüsse über die genossenschaftliche oder herrschaftliche Bewertung des Inhaltes2 oder auch das Problem des Alters der einzelnen Weistumsartikel3, zwar immer neue Erkenntnisse über die Weistümer und die übrigen ländlichen Rechtsquellen4 geliefert5, aber sie haben die Weistumsforschung nicht aus ihrer isolierten Stellung, in die sie durch die textimmanente Betrachtungsweise geraten war, führen können. Allerdings schärfte sich im Laufe der Zeit der Blick für den Zusammenhang, in dem die Weistümer zu sehen sind. So wurden, neben der Untersuchung ihrer Entstehung und des Inhalts, auch ihr Zweck und ihre Funktion im jeweiligen landesgeschichtlichen Rahmen fester Bestandteil der Weistumsforschung. Ebenso konnte aufgrund der jeweils spezifischen Quellenlage und der lokalen geschichtlichen Entwicklung ihre Funk-

1 Zur Schrift «De Concordantia Catholica» vgl. die Angaben bei: N. GRASS, Einleitung, zugleich ein Überblick über ein halbes Jahrhundert Weistümerforschung in Tirol (österreichische Weistümer, 17. Bd. V. Teil), Innsbruck 1966, S. XI. Zum Verhältnis zur Abtei : P. BECKER, Die Abtei St. Eucharius-St. Matthias und Nikolaus von Kues, in: Kurtrierisches Jahrbuch, 18, 1978, S. 31-51. Zu Jacob Grimm: J.GRIMM, Deutsche Rechtsaltertümer, 2 Bde. (unveränderter Nachdruck, Darmstadt 1965). 2 Als Beispiel die Kontroverse zwischen Stahleder und Amrhein: H. STAHLEDER, Weistümer und verwandte Quellen in Franken, Bayern und Österreich, in: Zeitschrift für bayerische Landesg e s c h i c h t e , 3 2 , 1 9 6 9 , S. 5 2 5 - 6 0 5 u n d 8 5 0 - 8 8 5 . M . AMRHHN, B e m e r k u n g e n z u m g e n o s s e n s c h a f t -

lichen Charakter der Weistümer, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, 33, 1970, S. 8 1 1 - 8 1 7 .

3 K . H . BURMEISTER, Probleme der Weistumsforschung, in: P. BLICKLE, (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen. Probleme der Weistumsforschung, Stuttgart 1977, S. 74-86. Hier S. 76-77 Einzelbeispiele, die auf ein höheres Alter hinweisen. Burmeister sah als Rechtshistoriker in der Untersuchung der Geschichte des Rechts eine Hauptaufgabe der Weistumsforschung. 4 P. BLICKLE, (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen, S. 5. Dieser Begriff wurde vom Herausgeber gebraucht als «ein unscharfer Oberbegriff für Weistümer, Offnungen, Dorfordnungen, Landsbräuche und andere Quellen». 5 Eine ausführliche Darstellung über die Geschichte der Weistumsforschung, auf die deshalb an dieser Stelle verzichtet werden soll, bei: D. WERKMÜLLER, über Aufkommen und Verbreitung der Weistümer. Nach der Sammlung von Jacob Grimm, Berlin 1972, S. 11-141.

1

tion fur die Grundherrschaft erkannt werden6. In den letzten Jahrzehnten wurde die Rolle der Weistümer als Mittel der Territorialpolitik herausgearbeitet7 oder auf ihre besondere Funktion für die Gerichtsbarkeit hingewiesen8. Ausgehend vom jeweiligen methodischen Ansatz bei der Auswertung der Quellen, versuchte Gehring bereits 1940, eine Dreiteilung in der damaligen Weistumsforschung vorzunehmen. Er stellte eine Forschung «über» Weistümer, eine Forschung «in» Weistümern und eine Forschung «mit» Weistümern fest9. Diese Einordnung kann auch heute noch als Raster bei der Überprüfung der Forschungsansätze zugrundegelegt werden. Dabei kann die Forschung «in» Weistümern, der als Vertreter für das Moselgebiet Markgraf mit seiner Untersuchung über das moselländische Volk in seinen Weistümern zuzuordnen wäre10, als überwunden gelten, weil sich als Ergebnis solcher Arbeiten, die sich auf die Weistümer als Quellengrundlage beschränken, ohne sie in ihrem Zusammenhang zu sehen, ein einseitiges Bild ergibt. Die Aussagen der Weistümer müßten durch andere Quellen wie Urbare, Jahrgedingsprotokolle, Verordnungen, Urkunden, Einnahme- und Ausgaberegister ergänzt werden. Trotzdem gibt es heute von diesem Ansatz her Versuche, die Themenstellung auf die Untersuchung «in» Weistümern zu beschränken11. Das Schwergewicht der Weistumsforschung liegt aber neuerdings, wie Burmeister feststellte, in der Forschung «über» Weistümer12. Auch die jüngsten Untersuchungen können so

6 E. PATZELT, Entstehung und Charakter der Weistümer in Österreich. Beiträge zur Geschichte der Grundherrschaft, Urbarialreform und Bauerngesetzgebung von Maria Theresia, Budapest 1924. H. WIESNER, Sachinhalt und wirtschaftliche Bedeutung der Weistümer im deutschen Kulturgebiet, Wien 1934. K. LAMPRECHT, Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter - Untersuchungen über die Entwicklung der materiellen Kultur des platten Landes auf G r u n d der Quellen zunächst des Mosellandes, 3 Bde., Leipzig 1885-1886. 7 K. ARNOLD, Dorfweistümer in Franken, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, 38,1975, S. 819-857. TH. BOHLER, Gewohnheitsrecht und Landesherrschaft im ehemaligen Fürstbistum Basel (Rechtshistorische Arbeiten, Bd. 8) Zürich 1972, S. 858. I.EDER, Die saarländischen Weistümer - Dokumente der Territorialpolitik (Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung, Bd. 8) Saarbrücken 1978. F. ZIMMERMANN, Die Weistümer und der Ausbau der Landeshoheit in Kurpfalz, Berlin 1937. 8 H. BALTL, Die österreichischen Weistümer. Studien zur Weistumsgeschichte, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, 59, 1951, S. 355-410 und 61, 1953, S. 37-78. K . H . BURMEISTER, Die Vorarlberger Landsbräuche und ihr Standort in der Weistumsforschung, Zürich 1970. H. FEIGL, Rechtsentwicklung und Gerichtswesen Oberösterreichs im Spiegel der Weistümer (Archiv für österreichische Geschichte, Bd. 130) Wien 1974. 9 P. GEHRING, Weistümer und schwäbische Dorfordnungen, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, 4, 1940, S. 4 8 - 6 0 . Neu in: P. BLICKLE (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen, S . 4 1 - 5 1 . Danach hier und im folgenden zitiert: S.44. 10 B. MARKGRAF, D a s moselländische Volk in seinen Weistümern, G o t h a 1907. Auf die Diskussion ging H . F e h r ein: H.FEHR, Über Weistumsforschung, in: Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 13, 1916, S . 5 5 5 - 5 6 1 . Neu in: P. BLICKLE (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen, S. 11-15. D a n a c h hier zitiert: S. 14f. 11 G.KOCHER, Richter und Stabübergabe im Verfahren der Weistümer (Grazer Rechts- und Staatswissenschaftliche Studien, Bd. 25) G r a z 1971. 12 K . H . BURMEISTER, Die Vorarlberger Landsbräuche, S.6.

2

eingeordnet werden 13 . Einem solchen Ansatz lagen vor allem die auf die Weistümer selbst bezogenen Fragestellungen zugrunde, die bei der Vielfalt der Quellen und der Verschiedenartigkeit der Herrschaften und der Verhältnisse keine allgemeingültigen Antworten zuließen, aber für die Quellenkritik eine detaillierte Arbeitsgrundlage zur Verfügung stellten 14 . Eine Veränderung in der Weistumsforschung mußte deshalb von einer neuen Fragestellung ausgehen. Diese neue Zielrichtung brachte Baiti in seiner Arbeit über die österreichischen Weistümer. Obgleich es ihm in erster Linie darum ging, die These von den Weistümern als Ausfluß der Grundherrschaft 1 5 zurückzuweisen und ihren bäuerlich-genossenschaftlichen Charakter ins rechte Licht zu rücken, erhob er die Forderung, neben der Untersuchung des Inhalts und insbesondere der Formen, des Geltungsbereiches und der Entstehung, auch den verfassungsgeschichtlichen Zusammenhang zu sehen. Für ihn waren die Weistümer Elemente der mittelalterlichen Verfassung; sein Ziel war es, eine verfassungsgeschichtlich orientierte Darstellung zu geben, als deren Ergebnis sich eine Verbindung der Weistümer mit der Gerichtsverfassung und der Gerichtsbarkeit und damit eine Verbindung zu wesentlichen Elementen der Verfassung herausstellte 16 . In der Folge orientierte sich die Weistumsforschung inhaltlich und in ihrer Fragestellung stärker an der allgemeinen Geschichtsforschung. Kollnig übertrug diese Erkenntnisse auf die Editionstätigkeit und forderte, die Weistümer nicht mehr nach einem heutigen geographischen oder politischen Raum, sondern nach dem Herrschaftsbereich, in dem sie entstanden sind, zu sammeln und zu untersuchen 17 . Eine weitere Frage nahm Gehring mit seiner Kritik an der textimmanenten Arbeitsmethode auf. Er wies darauf hin, «daß den Weistümern ihr eigentlicher Wert erst abgewonnen werden kann, wenn es gelingt, sie nicht nur für sich zu betrachten, sondern mit dem sonstigen geschichtlichen Quellenstoff in lebendigen Kontakt zu bringen.. ,»18. Sowohl die textimmanente Arbeitsmethode als auch der fehlende Bezug der Weistümer zu den übrigen Quellen ihres Herrschaftsbereiches in den Editionen hier könnte man hinzufügen: auch teilweise in den bisherigen Untersuchungen bilden die beiden Hauptpunkte, die Stahleder am Schluß seines sehr kritischen Beitrages zur Abgrenzung zusammengefaßt hat, der sich über weite Strecken in Form einer Entgegnung mit den Ergebnissen von Baiti auseinandersetzt und die herrschaftliche Komponente der Weistümer betont 19 . 13 TH. BÜHLER, Gewohnheitsrecht. K. ARNOLD, Dorfweistümer. I. EDER, Die saarländischen Weis-

tümer. D. WERKMÜLLER, Uber Aufkommen und Verbreitung der Weistümer. 14 Zusammenfassung bei: K.H. BURMEISTER, Probleme der Weistumsforschung, S. 75-80. 15 These von E.PAATZELT und H . WIESNER; vgl. Anmerkung 6. 16 H. BALTL, Die österreichischen Weistümer, S. 370-372. 17 K. KOLLNIG, Probleme der Weistumsforschung, in: Heidelberger Jahrbücher, 1, 1957, S. 13-30. Neu in: G. F R A N Z (Hg.), Deutsches Bauerntum im Mittelalter (Wege der Forschung, Bd. 416) Darmstadt 1976, S. 394-423. Danach hier zitiert S. 395. Diese Ansicht auch in: K . KOLLNIG, Neue Beiträge zur Weistumsforschung, in: ZGO N F 127, 1979, S.403-411. Hier S.403. 18 P. GEHRING, Weistümer und schwäbische Dorfordnungen, S. 46. 19 H. STAHLEDER, Weistümer und verwandte Quellen, S. 574f. In dieser Arbeit wurde er allerdings seiner Kritik selbst nicht gerecht.

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Trotz dieser methodischen Erkenntnisse konnte sich die Weistumsforschung in der Praxis noch nicht vollständig von ihrem Sonderforschungscharakter lösen. Textimmanente Arbeitsmethode, Herauslösung aus ihrem Herrschaftsbereich und fehlende inhaltliche Verbindung zu den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungsprozessen können als die entscheidenden Kritikpunkte der Forschung «über» Weistümer hervorgehoben und zusammengefaßt werden. Dabei ist festzustellen, daß sich heute die Untersuchung der Weistümer im Zusammenhang mit ihrer jeweiligen Herrschaft durchgesetzt hat 20 . Auch bei den Editionen gibt es Versuche, den Herrschaftsbezug und den Quellenzusammenhang zu berücksichtigen21. Ziel der Weistumsforschung sollte sein, die Weistümer im Zusammenhang ihres herrschaftlichen Kontextes zu erfassen, sie mit den übrigen Quellen zu konfrontieren und den sich daraus ergebenden neuen Fragen in bezug auf die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Strukturen und Entwicklungen nachzugehen. Die Hauptschwierigkeit dürfte im Umfang und in der Vielfalt des Quellenmaterials zu suchen sein, das zum größten Teil nicht ediert ist, so daß eine Beschränkung auf kleinräumige Gebiete und Herrschaften notwendig wird. Damit wird von einer Forschung «über» Weistümer zu einer Forschung «mit» Weistümern übergegangen. Nicht mehr neue Erkenntnisse «über» Weistümer sollten im Vordergrund stehen, obwohl sich auch dies aus der quellenkritischen Untersuchung ergeben kann, sondern die Erforschung der Verfassungswirklichkeit für die ländliche Bevölkerung und ihr Beitrag am staatlichen und politischen Leben wird das Ziel 22 . Als Beispiel für eine in diesem Sinne umfassende Untersuchung können die «Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes» von Karl Siegfried Bader gelten, in denen der Sonderforschungscharakter der Weistümeruntersuchungen durch die Heranziehung aller ländlichen Quellen überwunden worden ist 23 . Auf einem Teilgebiet, der Gerichtsbarkeit, hat das jüngst Feigl versucht und dabei festgestellt, daß die Taidingbücher eine gute Quelle für die Entwicklung des Gerichtswesens und insbesondere für die Geschichte der Gesetzgebung sind 24 . 20 Als Ausnahme kann gelten: D. WERKMÜLLER, Über Aufkommen und Verbreitung der Weistümer. In dieser Arbeit wird aufgrund der Weistümersammlung Jacob Grimms eine räumliche und zeitliche Verteilung der Weistümer vorgenommen. D a die Sammlung Grimms in beiden Fällen große Lücken aufweist, kann das Ergebnis nicht zum Vergleich herangezogen werden. 21 K. KOLLNIG, Die Weistümer der Zent Kirchheim. Badische Weistümer und Dorfordnungen 3. Bd. (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe A Quellen, Bd. 29) Stuttgart 1979. Über die Probleme bei der Auswahl weiterer Quellen, die in eine Edition aufgenommen werden, vgl. die Besprechung dieser Reihe durch H. FEIGL, Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, 89, 1981, S. 163-165. 22 Diese Zielrichtung bei: P. BLICKLE, Die staatliche Funktion der Gemeinde - Die politische Funktion des Bauern, in: P. BLICKLE (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen, S. 2 0 5 - 2 2 3 ; hier S. 206. 23 K.S. BADER, Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, 3 Bde., Wien-Köln-Graz 1957-1974. Die Meinung zur Methodik des Forschungsansatzes bei: Κ. H. BURMEISTER, Die Vorarlberger Landsbräuche, S. 6. Ebenso W. MÜLLER, Die Offnungen der Fürstabtei St. Gallen. Die Ergebnisse im Spiegel der Weistumsforschung, in: P. BLICKLE (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen, S. 52-69. Hier der Hinweis auf S. 54 und S.65 und in Anmerkung 16. 24 H. FEIGL, Rechtsentwicklung und Gerichtswesen, S. 192.

4

Der nachfolgenden Untersuchung liegen als Ausgangspunkt die Weistümer des Klosters St. Matthias zugrunde. Sie sollen quellenkritisch untersucht werden, in Verbindung mit weiteren Quellen die Struktur dieser Grundherrschaft erkennbar machen, ihren Wandel erfassen und die Teilnahme und den Beitrag der ländlichen Bevölkerung am öffentlichen Leben ihres Bereiches näher beleuchten. Auf dieser Grundlage soll die Bedeutung des Weistumsrechtes im frühmodernen Staat - in diesem Fall im Kurfürstentum Trier - herausgearbeitet werden. Die Beschränkung auf das Kloster St. Matthias ist methodisch durch die Verzahnung mit den übrigen Quellen der klösterlichen Grundherrschaft bedingt, deren Auswertung wegen ihrer Fülle teilweise in exemplarischer Form erfolgen muß. Das Ergebnis dieser Fallstudie kann deshalb keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben, sondern soll, gemessen an der allgemeinen Entwicklung, den Einzelfall darstellen, der als Baustein bei der Erforschung des Weiterbestehens und der weiteren Geltung des Weistumsrechts im frühmodernen Staat aufgefaßt werden kann. Auf diese Weise läßt sich der Beitrag der Grundherrschaft und der ländlichen Bevölkerung an der rechtlichen und damit auch politischen Entwicklung im Kurfürstentum erkennen.

5

Β. Der Weistumsbegrííf Durch den Titel der Sammlung Jacob Grimms kam der Begriff Weistum in den wissenschaftlichen Sprachgebrauch und sogleich in die Diskussion, da die darunter subsummierten Quellen unterschiedliche Merkmale aufweisen und deshalb auch differenziert zu betrachten sind. So ist es nicht verwunderlich, daß in der Literatur und bei Editionen unterschiedliche Weistumsbegriffe zugrundegelegt werden. Um aber Forschungsergebnisse vergleichen zu können und um Mißverständnisse bei der Interpretation zu vermeiden, ist eine Klärung des verwendeten Weistumsbegriffes notwendig. Bei der Strukturierung der vorliegenden Begriffsdefinitionen lassen sich im wesentlichen fünf Grundmerkmale feststellen. 1. Formales Element des Weisens (Gesamtakt 1 von Gehöfer und Herr) 2. Materialer Inhalt (Gewohnheitsrecht zwischen Gehöfer und Herr 3. Personaler Geltungsbereich (bäuerlicher Lebenskreis und Herr) Name Grimm 2 Fehr 3 Gehring 4 Burmeister 5 Bühler-Reimann 6 Below7 Huppertz 8 Arnold 9 Zimmermann 10 Kollnig 11 Baiti 12 Werkmüller 13 Gerlich 14 Eder 15 Stahleder 16 Endres 17

formal material

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Ordnung

+ Formweistum + Formweistum

keine Verordnung -(-deutsche Natur

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Rechte der Herrschaft X

auch in der Stadt + Bannbezirk + Ordnung im Dorf

1 K. S. BADER, Bauernrecht und Bauern frei hei t im späten Mittelalter, in: Historisches Jahrbuch, 61, 1941, S. 51-87; hier S.79. 2 J. und W. GRIMM, Deutsches Wörterbuch, XIV 1, 1, Leipzig 1955, Spalte 1171.

4. Lokaler Geltungsbereich (lokal, auf ein bestimmtes Gebiet bezogen) 5. Politische Zielsetzung (Verbindlichkeit der Rechtsordnung für die Zukunft) In der vorstehenden Übersicht werden unterschiedliche Definitionen in diesen Raster eingeordnet. Die im Raster eingeordneten Elemente ergeben eine breite Übereinstimmung in bezug auf den materialen Inhalt und den personalen und lokalen Geltungsbereich. Tatsächlich gibt es mit Ausnahme von Stahleder in der Literatur darüber keine grundlegenden Differenzen. Dagegen unterscheiden sich die vorliegenden Definitionen in der Bewertung des formalen und politischen Elementes. Für die von Baiti umfassend begründete Definition, die das formale Element der Weisung umfaßt und das politische Element der Sicherung der Rechtssituation für die Zukunft ausschließt, spricht die klare Überprüfbarkeit und die Systematik der wissenschaftlichen Arbeitsweise. Das in die Zukunft gerichtete Ziel der dauernden Regelung der Rechtsverhältnisse oder die von Stahleder eingeführte18 Gleichsetzung der im Rechtsbereich geltenden Gewohnheitsrechte als Herrenrechte sind jeweils als Arbeitshypothesen in die Forschungsarbeit mit den Weistümern einzuführen, innerhalb der sie einen wichtigen Teil der Wirkungsgeschichte ausmachen. Sie sollten jedenfalls nicht als Begriffsmerkmal verstanden werden. Von Gehring kam der Vorschlag, eine Trennung des Weistumsbegriffs vorzunehmen in Editionsweistum als Oberbegriff und Formweistum als Teilbegriff, dessen Merkmal das formale Element der Weisung ist. Diese Einteilung

3 H.FEHR,

4 5 6 7 8

9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Über

Weistumsforschung, in: V S W G ,

13, 1 9 1 6 , S. 5 5 5 - 5 6 1 .

Neu abgedruckt

in:

P. BLICKLE (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen, S. 11-15; danach hier zitiert S. 12. P. GEHRING, Weistümer und schwäbische Dorfordnungen, S. 43. K . H . BURMEISTER, Die Vorarlberger Landsbräuche, S. 28. TH. BÜHLER-REIMANN, Warnung vor dem herkömmlichen Weistumsbegriff, in: P. BLICKLE (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen, S. 87-102; hier S. 89 f. G. v. BELOW, Besprechung von H. Fehr, Die Rechtsstellung der Frau und der Kinder in den Weistümern, Jena 1912, in: Zeitschrift für Sozialwissenschaften NF. 5, 1914, S. 363. B. HUPPERTZ, Die Verbreitung der Weistümer, in: Räume und Schichten bäuerlicher Kulturformen in Deutschland. Ein Beitrag zur Deutschen Bauerageschichte, Bonn 1939, S. 243-259; neu in: P. BLICKLE (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen, S. 27-40; hier S.27. K. ARNOLD, Dorfweistümer in Franken, S. 822. F. ZIMMERMANN, Die Weistümer und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, S. 9-10. K. KOLLNIG, Probleme der Weistumsforschung, S.401. H. BALTL, Die österreichischen Weistümer, S. 377. D. WERKMÜLLER, Über Aufkommen und Verbreitung der Weistümer, S. 138. A. GERLICH, Frühes Weistumsrecht in der Eifel, an der Mosel und Rhein, in: P. BLICKLE (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen, S. 116-141; hier S. 118. I. EDER, Die saarländischen Weistümer, S. 28. H. STAHLEDER, Weistümer und verwandte Quellen, S. 564. R. ENDRES, Ländliche Rechtsquellen als sozialgeschichtliche Quellen, in: P. BLICKLE (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen, S. 161-184; hier S. 165. Stahleder nimmt Ergebnisse von Johannes Kühn auf, der die Weistümer der Basler Dompropstei als «unifizierende, herrschaftliche Satzung» definiert. J. KÜHN, Zur Kritik der Weistümer, in: Festgabe Gerhard Seeliger, Leipzig 1920, S. 29 -50. Neu abgedruckt in: G. FRANZ (Hg.), Deutsches Bauerntum im Mittelalter (Wege der Forschung, Bd. 416) Darmstadt 1976, S. 374-393. Danach hier zitiert S. 380.

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wurde von Burmeister übernommen, um die Vorarlberger Landsbräuche unter die Weistümer einordnen zu können. Sie sollte aber zugunsten des Begriffspaares «ländliche Rechtsquellen» als Oberbegriff und «Weistümer» als Teilbegriff zurückgestellt werden 19 . Für die hier vorgelegte Untersuchung kann vom Wort her auf die Quellen zurückgegriffen werden, die ab dem 16. Jahrhundert als Weistümer bezeichnet werden. Für früher überlieferte Quellen läßt sich auf Grund des Textvergleichs der Begriff entsprechend übertragen. In anderen Landschaften treten unterschiedliche Bezeichnungen auf 2 0 , für die es dann schwierig wird, sie dem Begriff unterzuordnen, so daß die Forderung aufkam, «für 12 verschiedene Quellen auch 12 verschiedene Begriffe» einzuführen 21 . Wenn dies auch übertrieben erscheint, so ist auf alle Fälle zu fordern, daß der jeweils unterlegte Weistumsbegriff deutlich strukturiert dargestellt wird. Die als Weistum bezeichneten Quellen des Klosters St. Matthias haben die nachfolgenden Merkmale: a) eine förmliche Versammlung der Gehöfer und Schöffen mit den Vertretern der Herrschaft oder der Herrschaften, b)die Herrschaft fordert zum Weisen auf, c) der älteste Schöffe oder alle Schöffen weisen, d) der Inhalt der Weisung besteht aus den Rechten und Pflichten der Gehöfer, des Gerichts, der Herrschaft und dem Bannbezirk, e) der Inhalt gilt für die Gehöfer und die Herrschaft im Bannbezirk. Daraus ergibt sich folgende Definition: Unter Weistum sind die auf einer gemeinsamen förmlichen Versammlung der Gehöfer und der Herrschaft nach Aufforderung der Herrschaft durch die Gerichtsschöffen gewiesenen gemeinsamen Rechte und Pflichten im dazugehörigen Bezirk zu verstehen. Diese Definition entspricht in ihren Elementen der von I. Eder, deren Untersuchungsbereich, das Saarland, unmittelbar benachbart ist 22 .

19 Vgl. dazu a u c h S. EPPERLEIN, Weistumsforschung. P r o b l e m e ländlicher Rechtsquellen im späten Mittelalter, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, 1979 Teil IV, S. 1 9 7 - 2 1 0 . Hier insbesondere S . 2 0 0 und S . 2 0 3 . 20 Eine A u f z ä h l u n g bei: H. WIESNER. Sachinhalt, S. 2 0 - 2 3 . 21 H. STAHLEDER, Weistümer und verwandte Quellen, S. 884. 22 Z u m Weistumsbegriff: I. EDER, D i e saarländischen Weistümer, S . 2 8 . Z u m U n t e r s u c h u n g s b e reich.· I. EDER, Die saarländischen Weistümer, S . 2 3 f .

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C. Historisch-geographischer Überblick (Stand 1789) Orte mit überlieferten Weistümern des Klosters St. Matthias 3.1. im Kurfürstentum Trier 1 : 1. im Amt Saarburg: a) Hochgericht Benrath mit Krettnach-Obermenning, Hentern, Pellingen, Lampaden (gebrauchte Abkürzung «Abtei»); b) Helfant, Kahren, Palzem-Dilma, Rommelfangen, Sinz, Soest, Tettingen-Butzdorf; 2. im Amt Pfalzel: Euren, St. Matthias, Trittenheim; 3. im Amt Grimburg: Mandern, Weiskirchen (Erwähnung in den Weistümern des Stifts St. Simeon in Rappweiler und Konfeld); 4. im Amt Kobern: Polch; 5. im Amt Limburg: Villmar; 3.2. in Frankreich: Königsmacher, Mondorf; 3.3. im Herzogtum Luxemburg: Dittlingen, Langsur; 3.4. im Kondominium Luxemburg/Trier: Nennig.

1 Zur Amtseinteiiung vgl. : W. FABRICIUS, Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz (Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde, XII.2) Bonn 1898, S. 146-158.

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e Wein; Weistum um 1457 in L H A K 210/910 S. 31. Im J a h r e 1528 wird ergänzt, d a ß der Meier das M a ß in St. M a t t h i a s holen m u ß ; L H A K 210/2207 S. 158. Im Weistum 1599 wird das Recht der G e h ö f e r , ihr eigenes Wachstum zu verkaufen, ausdrücklich b e t o n t ; L H A K 210/2225 S. 64 und GRIMM, Weistümer 2, S. 116. 196 L H A K 210/2225 S. 62 und GRIMM. Weistümer 2, S. 115. 197 Der Dem m u ß t e sogar gezahlt werden, wenn keine Schweine in den Wald von Schillingen getrieben wurden. Wenn in Lampaden zuviel acker in den weiden, daß nicht nach Schillingen getrieben wird, soll der Schultheiß von Schelingen nach Lampaden und Sehr kommen auf die misten und unsere schwein demen als irhe schwein. Und soll jeglich hausgesesse zu Lampaden und Sern auf st. martinabend schicken ghen Schelingen einen martinsschilling ( a m R a n d : 2 heller, welche der meier dem Schultheiß zu Schelingen liefert). Item kompt der bot von Schelingen alhero ghen Lampaden [und J Sern auf neuwejaretag, so gibt jeglicher hausgesesse ime 2 brot und einen heller vor die weide (um R a n d : und ackerJ, dernhalben sollen wir frei uberfaren in dem acker und weide mit allem unserem vieh, dus gespalten foes hat; L H A K 210/1555. S. 58. 198 Weistum 1568 im L a m p a d e n ; L H A K 210/1555 S. 61. Im Anschluß an die Verlesung des Weistums von 1528 sagten die Schöffen, d a ß etwas fehlte: nemblich ob einer binnen der lampader vogdien gesessen zue unschuldgefangen und so weit jhenseits Reins were, als hie von dannen an den Rein ist, soll der her mit seinem Schreiber dahin reitten, inen erledigen, schützen und schirmen. Dargegen dan man seiner erwurden die vogthaber und andere gerchtigkeit gibt. Wie aus dem Vorspann hervorgeht, d ü r f t e diese Schirmpflicht schon früher bestanden haben. Die G e h ö f e r legten aber nun Wert d a r a u f , d a ß die B e s t i m m u n g in das Weistum a u f g e n o m m e n wurde.

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der Gehöfer seine Schulden gegenüber dem Kloster über den Meier und gegenüber den Nachbarn über den Zender beglich 199 . Dies ist in den Weistümern der einzige Hinweis darauf, daß es neben der in Gerichten oder Meiereien aufgeteilten herrschaftlichen Organisationsstruktur eine darunterliegende kommunale Verwaltung gegeben hat, deren Einzelheiten durch die nachfolgende Untersuchung der Jahrgedinge erschlossen werden kann. Neben dem bäuerlichen Besitz aus dem das Kloster seine Zinsen bezog und aufgrund dessen es Frondienste beanspruchte, bildeten die verpachteten klostereigenen Höfe und Mühlen den wirtschaftlichen Schwerpunkt des Kloster im Gebiet der «Abtei». Die Pachtverträge der Höfe zeigen, daß das Kloster den Pachtzins kaum erhöhte 200 , dagegen verkürzte sich die Pachtdauer. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert verringert sie sich von einer Pachtzeit auf Lebenszeit bis zu einer Pachtdauer von 9 Jahren 201 . Durch die kürzere Pachtdauer vergrößerten sich die Einflußmöglichkeiten des Klosters auf seine Eigengüter, und gleichzeitig beugte man einer Entfremdung dieser Güter vor 2 0 2 . Im gleichen Zeitraum läßt sich auch feststellen, daß vergleichbar mit dem festgestellten Rückgang der Geldzinsen auch Geldpachtbeträge in Naturalabgaben umgewandelt oder als Dienstleistungen erbracht werden 203 . Ein Renditevergleich von Pachtzinserträgen zur Höhe der von den übrigen Gehöfern zu leistenden Grundzinsen am Beispiel des Hofgutes in Pellingen ergibt, daß «im Gegensatz zu sonst von der Forschung geäußerten Meinungen, die Verzinsung des Bodens beim Pachtland geringer erscheint als beim Hufenland» 204 . In Wirklichkeit dürfte aber der Nettoertrag für das Kloster höher

199 LHAK 210/2207 S. 142. 200 Die gleichbleibende Pachthöhe ergibt sich aus einem Vergleich der Pachturkunden (z. B, LHAK 210/1371 ; 2217; 2222; 2227 mit den Angaben im Urbar um 1750 in LHAK 210/2203 S. 1 -16. Die gleiche Feststellung traf auch M. NIKOLAY-PANTER, Untersuchungen zur spätmittelalterlichen Grundherrschaft. Das Beispiel Benratherhof, in Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, 6, 1980, S. 69-95. Hier S. 86-88. 201 Vgl. M. NIKOLAY-PANTER, Spätmittelalterliche Grundherrschaft, S. 86-87. Danach wurde im 16. Jahrhundert der Hof Benrath 1521 auf 18 Jahre, der Hof Pellingen 1529 auf 18 Jahre, derselbe 1544 auf 12 Jahre, 1556 auf Lebenszeit und 1565 bereits wieder auf 12 Jahre verpachtet. Der Hof in Paschel 1531 in Zweileiberpacht (Lebenszeit und Lebenszeit des Kindes). Aus dem Urbar um 1750 geht hervor, daß alle Verpachtungen auf 9 Jahre abgeschlossen waren; LHAK 2 1 0 / 2 2 0 3 S. 1 - 1 6 .

202 Beispiele für die Gefahr der Besitzentfremdung im Zuge der Villikationsauflösungen: W. RÖSENER, Die spätmittelalterliche Grundherrschaft im südwestdeutschen Raum als Problem der Sozialgeschichte, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 127, 1979, S. 17-69; hier S. 31. Das Kloster St. Matthias versuchte seine Eigengüter noch auszuweiten. Im Jahre 1531 kaufte Abt Petrus Olevian für 561 Gulden den Hof in Paschel; STBT 1657/362 fol. 400-401. 203 Die Mühle in Krettnach-Obermennig wurde 1563 auf 27 Jahre für 11 Radergulden verpachtet; LHAK 210/929 und 210/1569 S. 15-16. 1711 wurde sie auf 18 Jahre für 5 Malter Korn, ein Mühlenschwein im Wert von 6 Gulden, einen Mühlstein im Wert von 6 Reichstalern und zwei Traubenfuhren nach St. Matthias verpachtet; LHAK 210/1542 S. 1 2 . Die Pachtabgabe blieb in der Folgezeit fast gleich, nur die Pachtzeit verringerte sich auf 9 Jahre und die Anzahl der Fuhren stieg bis auf sechs. 204 Vgl. M. NIKOLAY-PANTER, Untersuchungen zur spätmittelalterlichen Grundherrschaft, S. 88.

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gewesen sein; da ein Teil der Grundzinsabgaben für die örtliche Administration verwandt wurde und die Erhebung der Pachtzinsen einfacher und sicherer im Vergleich zu den Grundzinsen war 2 0 5 . Betrachtet man zusammenfassend die Betreffe, die dem wirtschaftlichen und sozialen Bereich und damit am ehesten dem älteren Hofrecht zuzuordnen sind, so zeigen sich auf engstem Raum beträchtliche lokale Unterschiede. Die Vereinheitlichungstendenzen sind wie die Fronen, Geldabgaben, Wegfall der Beherbergungspflicht, Zugrechte und Schirmpflichten zeigen, eher jüngeren Datums und in den Weistümern mit der großen Renovation von 1599 weitgehend abgeschlossen.

6. Zusammenfassung: Inhalt der Weistiimer im Gebiet der «Abtei» Die Artikel, welche Herrschaftsstatus und Gerichtsbarkeit betreffen, bilden einen geschlossenen Block, der, durch die Gesamtweistümer gestützt, die Einheit des gesamten Gebietes der «Abtei» betont. Diesen auf die Herrschaft bezogenen Angaben entsprechen auf der anderen Seite die Gehöferartikel über Freizügigkeit und Schirmpflicht. Die Geschlossenheit des Verwaltungsbezirkes wird durch die zum Benrather Hof zu leistenden Kornfronen noch unterstrichen. Dem stehen im wirtschaftlichen Bereich viele Einzelregelungen entgegen, die häufig auf ältere Verhältnisse zurückgehen dürften. Daraus kann der Schluß gezogen werden, daß die Grundherrschaft um den Benrather Hof eher eine Neuschöpfung des Klosters seit dem 13. Jahrhundert gewesen ist. Die Veränderungen innerhalb der Weistümer sind verhältnismäßig gering. Weide- und Holzschlagrechte in fremden Bannbezirken entfielen, was auf eine stärkere Abgrenzung der Grundherrschaften hinweisen dürfte. Die ausführliche Darstellung der Gerichtsrechte diente der Zurückweisung der Ansprüche des kurfürstlichen Amtmannes von Saarburg, und die Präzisierung im Bereich der Liegenschaften war möglicherweise ein Eingriff in die Rechte der Gemeinden. Breiten Raum nehmen die sich verringernden Geld- und die gleichbleibenden Produktrenten ein, die gemeinsam mit den normierten Arbeitsrenten die wirtschaftlichen Einkünfte des Klosters sichern sollten. Diese beruhten auf kombinierten Pacht- und Zinseinnahmen und sollten durch die Meier und Schöffen einerseits und die Hof- und Mühlenpächter andererseits garantiert werden. Vor allem mit der Renovation durch Johann Kail 1599 wurden die Weistümer überarbeitet und stärker vereinheitlicht; in der nachfolgenden Zeit änderten sie sich dann inhaltlich nur noch wenig.

205 Zur Verwendung eines Teils der Abgaben für Meier, Schöffen und Boten vgl. die Tabellen der Weistümer und die Einnahmeregister des 17. Jahrhunderts; LHAK 210/2236 bis 2239. Uber den Wandel beim Rentenbezug vom Fronhofsverband zum Pachthof im gesamten Rheinland vgl. H. AUBIN, Geschichte des Rheinlandes von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart, 2 Bd., Essen 1922. Hier Bd. 2, Seite 127 ff.

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II. Die Weistiimer Im Gebiet «Saarburg» Der Besitz des Klosters im Gebiet von Saarburg läßt sich bis vor die Gründungszeit des Klosters um 978 zurück verfolgen. In einem Prekarievertrag, den Erzbischof Ruotger 924 aufgekündigt hatte, mußte der Edle Liutfrid mehr Eigengüter in die gemeinsame Abmachung einbringen. Er erhielt dann die von ihm eingebrachten Güter und die ihm zu Lehen gegebenen Güter in Nennig, Palzem und Helfant auf Lebenszeit zurück. Nutznießer waren nach ihm seine Frau und sein Sohn, falls sie ihn überleben sollten. Danach sollten alle Güter an die Kirche des hl. Eucharius in Trier fallen 206 . In diesem Punkt wurde die Urkunde im Kloster St. Eucharius/St. Matthias im 11. Jahrhundert gefälscht 207 . Dabei war vom Kloster an die Stelle der ursprünglich ausgewiesenen Kirche des hl. Petrus (Domkirche in Trier) die Kirche des hl. Eucharius eingesetzt worden 208 . Wahrscheinlich war das Kloster nach seiner Gründung um 978 durch Erzbischof Egbert (977-993), der Benediktinermönche aus seiner flandrischen Heimat an die Kirche berufen hatte und mit der Gründung des Benediktinerklosters das dort bestehende Klerikerkollegium ersetzte, durch Schenkung in den Besitz der Urkunde und der Güter gekommen 209 . Im 11. Jahrhundert erscheint der Besitz auch im Testament des Adalbero 210 . Obwohl auch diese Urkunden als formale Fälschungen anzusehen sind, entsprachen sie den tatsächlichen Besitzverhältnissen 211 . Auf ein bischöfliches Obereigentum verweist die Urkunde, in der Erzbischof Hillin 1159 auf alle Rechte in Nennig, Palzem, Helfant und Dilmar mit Ausnahme einer Tagesfron zur Burg in Saarburg verzichtet 212 . Schwierigkeiten ergeben sich jedoch bei der Abgrenzung des gesamten Besitzes. Neben den genannten Orten Nennig, Palzem, Dilmar und Helfant hatte das Kloster auch Besitz in Tettingen, Butzdorf, Sinz, Rommelfangen, Soest, Kahren und Dittlingen. Im Urbar um 1750 werden mit Ausnahme des Besitzes in Dittlingen keine näheren Angaben zur Herkunft gemacht. Dies ist außergewöhnlich und wohl ein Hinweis darauf, daß es zu diesem Zeitpunkt für das Kloster nicht möglich war, den Besitz mit Urkunden nachzuweisen.

206 MRUB I, Nr. 164. 207 F. PAULY, Die ältesten Urkunden für die Trierer Kirche St. Eucharius und ihre Bedeutung für die Frühgeschichte der Abtei, in: Kurtrierisches Jahrbuch, 8, 1968, S. 12-20. 208 F. PAULY, Die ältesten Urkunden, S. 15-16. 209 F. PAULY, Die ältesten Urkunden, S. 16. 210 MRUB I, Nr. 308 I, II, III. 211 C. WAMPACH, Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, 10 Bde., Luxemburg 1935-55. Hier Bd. 1, Nr. 249 und die Ausführungen über die Fälschungen. 212 MRUB I, Nr. 616. Zum Fälschungsproblem vgl. O. OPPERMANN, Rheinische Urkundenstudien, Zweiter Teil, Die trierisch-moselländischen Urkunden, Groningen-Djakarta 1951, S. 261 und S. 2 6 8 .

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Dittlingen gelangte als Schenkung der Maria Elisabeth Braun von Schmidtburg 1666 in den Besitz der Abtei 2 1 3 . Der Besitz in den übrigen Ortschaften gehörte möglicherweise zu einem ehemaligen Hofverband Nennig-Palzem 2 1 4 . In den Orten Nennig, Sinz und Soest war der Abt von St. Matthias nicht der alleinige Grundherr, sondern eine Reihe anderer Herren war an der Grundherrschaft in unterschiedlicher Form beteiligt. 215 .

1. Die Weistümer in Palzem-Dilmar Palzem und Dilmar waren ein Schwerpunkt des St. Mattheiser Besitzkomplexes im Gebiet «Saarburg». Beide Orte bildeten zumindest seit dem 16. Jahrhundert ein gemeinsames Gericht 2 1 6 , vergleichbar den ortsübergreifenden Gerichten im Gebiet der «Abtei». Zentrum des Gerichtes war der klostereigene Hof in Palzem, dessen Güter sich aber auch auf Dilmarer Bann erstreckten und dort von einzelnen Gehöfern bearbeitet wurden 2 1 7 . Ein Vergleich der einzelnen Weistumsangaben (Tabelle 16) läßt die Entwicklung vom Hofweistum zum Bannweistum und damit das Ziel der Abtei sichtbar werden, die Herrschaft im Bannbezirk zu erringen. Das älteste überlieferte Weistum von 1486 kann als Hofweistum bezeichnet werden. Der Abt des

213 F ü r Dittlingen: U r b a r um 1750, L H A K 210/2203 S.242. Vgl. dazu auch StBT 1657/362 fol. 6 3 0 - 6 3 2 und 6 4 4 - 6 4 9 . Für die weiteren Orte vgl. das U r b a r : L H A K 210/2203: Sinz S. 249. Tettingen S. 255, Rommelfangen S. 257 und K a h r e n S. 265. 214 Vermutung von F. PAULY, Siedlung und Pfarrorganisation im alten Erzbistum Trier, D a s Landkapitel Perl und die rechts der Mosel gelegenen Pfarreien des Landkapitels Remich, Das B u r d e k a n a t Trier (Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier 16) Trier 1968. Vgl. hier für Tettingen S. 146, für Sinz S. 144, für Rommelfangen S. 136. Die Vermutung stützt sich auf die U r k u n d e M R U B II, Nr. 199. In ihr wird bei der A b g r e n z u n g gegenüber den Herren von Berg eine Verbindung des Hofes Sinz zum Schöffengericht Nennig-Palzem hergestellt. 215 In Nennig teilten sich die Herren von Bübingen (Luxemburg), die Herren von Berg (Lothringen) und der Abt von St. M a t t h i a s in die Herrschaft in der Weise, d a ß jedem der drei ein getrennter Bezirk zustand. Vgl. dazu W. FABRICIUS, Geschichtlicher Atlas der Rheinprovinz, Blatt 6 Karte von 1789. D a z u : Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz (Publikationen der Gesellschaft f ü r rheinische Geschichtskunde 12. 2.) Bonn 1898. Hier S. 181. In Sinz waren der A b t von Mettlach zu einem Viertel und der Kurfürst in einem bestimmten Gebiet neben dem Abt von St. Matthias die G r u n d h e r r e n . Vgl. dazu L H A K 210/2225 S. 99-103. In Soest hatten neben dem A b t von St. Matthias die Trierer Domherren u n d der Kurfürst in bestimmten Liegenschaften grundherrliche Rechte. Vgl. dazu L H A K 210/2225 S. 160. 216 Im U r b a r um 1750: L H A K 210/2203 S.227. Im J a h r e 1526 huldigten die G e h ö f e r von Palzem und Dilmar gemeinsam und wiesen das gemeinsame Weistum: L H A K 210/2207 S. 49. Die Weistümer von 1486 und 1521 wurden als Weistümer von Palzem gewiesen. Die Schöffenlisten von 1521 und 1526 waren verschieden. Nur zwei Schöffennamen waren identisch. In der Schöffenliste von 1526 wurden noch zwei Meier a u f g e f ü h r t ( Meier Clais von Dilmar und Johan. meier zu Pfalzel), was d a r a u f schließen läßt, d a ß der Z u s a m m e n s c h l u ß zu einem Gericht erst um 1526 vorgenommen worden war. 217 L H A K 210/1450 S. 3 - 8 . Der Hof u m f a ß t e 158 Morgen Land. 85 Morgen gehörten zum Hof und 73 Morgen in Dilmar waren an vier Gehöfer I Clais von Dilmar, Hans von Dilmar, Theis von Dilmar und Thieter, Clais son von Dilmar) ausgegeben.

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Tabelle 16: Herrschaftsstatus des Klosters aufgrund der Weistümer in Palzem-Dilmar 1486 1. Herrschaftstitel Grundherr Gerichtsbarkeit ohne: Körperverletzung, Diebstahl, Ehrabschneidung Vogteibezirk Fischrecht in der Mosel Jagdrecht im Bezirk Herrenwälder Holzhauverbot andere Wälder Grundherr: Bau- und Brennholz den Gehöfern nicht zum Kalkbrennen 2. Gerichtsbarkeit Schöffen setzen M a ß und Gewicht, Buße dem Herrn Schöffen davon '/ 3 Zinsversäumnis, Buße dem Herrn Buße bei Grenzänderungen in Liegenschaften - Güterstreit Pfänden bis zum Land bei Zins Pfänden bis Mobilien bei Güterstreit Recht, Zeugen zu gebieten bei Liegenschaftsstreit Gebühr für Markensetzen Sondergericht für Witwen und Waisen gemeinsam mit Nennig und Helfant 3 Gerichtstage: Ostern: Zins heben Montag: Güterbegehung Dienstag: Sondergericht 3. Hof und Wirtschaft Hof mit Asylrecht Zinssammeistelle 7M Korn + 3M Hafer +einigeV Federzinsen und Eier großer + kleiner Zehnt Heufron Kornfron in Achten Hofmann gibt Fronessen Hofmann Vorschnitt im Brühl Hofmann Bauholz zum Hof Hofmann Verpflegung des Vogtes Hofmann Recht auf Schafherde Hofmann beköstigt Asylsuchende Hofmann gibt getreide beim Zinsheben an Schöffen-fGehöfer Hofmann hat Jagdrecht Hofmann kann Land verteilen Meier + Schöffen setzen Wein Wirt gibt Meßwein (oder Hofmann) Gehöfer haben Fischrecht in Mosel Vögte erhalten nur das Vogtrecht

1521

1526

1572

1600

1702

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Weistum 1526 = LHSK 210/2207 S. 4 9 - 5 6 . Weistum 1486 = L H A K 210/1910 S. 8 9 - 9 3 . Weistum 1521 = L H A K 210/1450 S. 1-2. Weistum 1572 = LHAK 210/1450 S. 25-27. Weistum 1600 = L H A K 210/2225 S. 13-134; Dieses Weistum ist unvollständig abgedruckt in GRIMM, Weistümer 2, S. 2 2 5 - 2 5 7 .

Weistum 1702 = L H A K 210/1450S. 197-206; Dieses Weistum ist inhaltlich weitgehend identisch mit dem Weistum von 1600.

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Klosters St. Matthias wurde als Grundherr gewiesen, dem die Gerichtsrechte mit Ausnahme der Strafjustiz zustanden. Der klostereigene Hof stand im Mittelpunkt diese Weistums. Er besaß ein Asylrecht als besondere Freiheit gegenüber der kurfürstlichen Strafverfolgungsbehörde in Gestalt des Amtmannes von Saarburg 218 . Neben diesen gerichtsverfassungsmäßigen Weisungen, die in den späteren Weistümern erhalten blieben und spezifiziert wurden, war der Hof auch wirtschaftliches Zentrum. Hier wurden die Zinsen vom Gericht eingesammelt 219 , Zinssäumige wurden mit Bußen belegt, die bis zur Pfändung von Immobilien und Liegenschaften gehen konnten, und in den Hof wurden die Fronen geleistet 220 . Dieses Grundraster blieb in allen Weistümern erhalten. Markante Abweichungen sind bei der breiten Darstellung der Rechte und Pflichten des Hofmannes festzustellen. Sie verweisen sicherlich auf ältere Verhältnisse, wie die Bestimmungen über die Pflicht zur Verpflegung des Vogtes 221 und die Behandlung der Asylsuchenden durch den Hofmann erkennen lassen 222 . Diese Angaben entfie-

218 LHAK 210/1450 S. 1 : Item der hoeff also frye als die hillige kirche. 219 In einem Weistum von 1600, das deutlich Konzeptcharakter trägt und möglicherweise als Vorstufe des endgültigen Weistum von 1600 anzusehen ist, wird das deutlich umschrieben: LHAK 210/1450 S. 78: Und so uf Brictii zu morgen genen, sollen die klocken leuthen, dan sol'1 ein jeder zinsman alhir erscheinen und sol der meyer einenb> andern meyer machen, und sollen die gericht sitzen und den zins empfangen; doch dez der federzins, nemlich die" 24 honer obgenannt, erst geliefert werden, und wen die lieferung geschee durch den gehover, sol"] er fragen, meyer hab ich nhun mein zins geliefert, so gebt mir urlaub; alsoa) sol er in Urlaub gehen, so die scheffen erkent, des er recht geliefert, a) Hs: so. b) Hs: ein. c) Hs: der. d) Hs: als. 220 Die Fron veränderte sich von einer Heufron zu einer Kornfron. 1486 hatte der Hofmann einen Tag Vorschnitt bei der Heumahd. Wenn schlechtes Wetter herannahte, mußten die Schöffen mithelfen das Heu aufzumachen und die Gehöfer hatten das Heu zu fahren. Wenn ein Gespann dazu nicht in der Lage war, mußten die Schöffen es auswechseln; LHAK 210/1910 S. 90. Der Hofmann hatte auch den Vorschnitt 1486 im Korn, wobei allerdings keine Fronen erwähnt wurden. Die Heufron bliebauch 1521 (LHAK 210/1450 S. 1) und wurde später zur Kornfron in den Achten des Hofes. 1526 konnte noch gemäht oder geschnitten oder eine andere Arbeit verlangt werden (LHAK 210/2207 S. 55), 1572 war die Fron in den Achten als Kornfron (LHAK 210/1450 S. 26) und 1600 wurde die Kornfron und das Entgelt ausführlich beschrieben (LHAK 210/2225 S. 132 und GRIMM, Weistümer 2, S. 257). Fronpflichtig war 1486 wer einen dreistempligen Stuhl besaß, 1521 fronte der, der ein Erbe hatte. Die Fron richtete sich nach der Größe des Besitzes. 1526 fronte der in der Vogtei sitzende einen Tag. Bei Verhinderung konnte mit zwei alten Streben oder an anderer Stelle mit 12 Pfennigen der Ausfall bezahlt werden. 1572 war diese Möglichkeit nicht mehr verstanden worden. An Stelle der zwei alten Streben, einer Geldmünze, stehen im Weistum zwei alte stecken. Im Weistum 1600 bestand keine Ablösungsmöglichkeit der Fron mit Geld mehr. Wie im Gebiet der «Abtei» behielt die Fron ihre wirtschaftliche und herrschaftssichernde Bedeutung. 221 LHAK 210/1910 S. 91 92. Der Hofmann mußte dem Vogt, seinem Knecht und den Pferden Heu und Frucht geben, die Tafel decken, ein Essen und eine Schlafstelle bereiten. Notfalls mußte er die Hilfe der Gehöfer in Anspruch nehmen : . . . auch ist dan sach, dat der hoffmann nit sovil beth hait, daß er .sy ufflegen, so sal der Hoffmann gein mit des foit knecht in dat dorf in Palt zeli'1 und sullen da beth holen1", das der foit uff sieffe, und diz hoiffmann ist nitc) schuldich, [die] beth wieder uns heymzudragen. a) Hs: plat zeli, b) Hs: halben, c) Hs: nut. 222 LHAK 210/1910 S. 92-93. Der Straffällige hatte zunächst 6 Wochen und 3 Tage Asylrecht. Wenn er nicht fortkommen konnte, besaß er dieses Recht erneut für den gleichen Zeitraum. In diesem Fall war der Hofmann nicht schuldig, dem Straftäter die Kost zu reichen.

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len in den nachfolgenden Weistümern. Gleiches geschah mit den Artikeln, die den wirtschaftlichen Bereich betreffen. Die hofspezifischen Angaben über das Halten der Schafherde und das damit verbundene Weiderecht sowie über das Recht, genau beschriebenes Bauholz beim Bau des Hofes aus den Gemeindewäldern zu entnehmen, erscheinen in den nachfolgenden Weistümern nicht mehr 223 . Die Veränderungen vom Hofweistum zum Bannweistum werden 1521 sichtbar. Dieses Weistum ist Bestandteil einer Renovation der Hofgüter und bringt in verkürzter Form die Artikel, welche alle Gehöfer betreffen, während die den Hofmann tangierenden Aussagen nicht eigens aufgeführt werden. Bemerkenswert ist das den Hofleuten eingeräumte Recht, die freien Achten und Weinberge zu verleihen, wobei von den Lehnleuten (Pächtern) der Zehnt weitergezahlt werden mußte 224 . In den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts versuchte das Kloster, die wirtschaftlichen Verhältnisse in Palzem-Dilmar neu zu ordnen. Der Renovation der Hofgüter 1521 folgten 1530 die Renovation der Hofzinsen in Palzem 225 und der Zinsen in Dilmar 226 . Das Weistum 1526, das anläßlich der Huldigung des neuen Abtes Petrus Olevian gewiesen worden war, konnte deshalb diese Zinsen noch nicht enthalten. Die Zielsetzung des Weistums lag in der Zusammenstellung aller auf den Bannbezirk bezogenen Rechte des Klosters. In diese Richtung weisen die Aufnahme des Palzem und Dilmar umfassenden Bannbezirkes (Vogteibezirk genannt), die Aufnahme besonderer Bannrechte wie das Fischrecht in der Mosel, alle Rechte in den klostereigenen Wäldern und die Kontrolle der Grenzänderungen bei Liegenschaften im Bezirk, die in die Gerichtsbarkeit des Hofgerichtes gezogen wurde 227 . Diese Entwicklung wird 1572 fortgesetzt mit der Änderung des Jagdrechtes, das noch 1526 dem Hofmann zustand und nun dem Abt gewiesen wurde 228 , sowie dem Recht, daß Meier und Schöffen einem Wirt den 223 LHAK 210/1910 S. 91. Im Gemeindewald standen dem Hofmann bei Bauarbeiten am Hof zu: ein Firstbalken, eine Fußpette und eine untere oder obere Schwelle. 224 LHAK 210/1450 S. 1-2. Im Jahre 1521 bei der Renovation der Hofgüter wurden die in Dilmar gelegenen Güter an vier Gehöfer ausgegeben. Im Jahre 1572 wurde bei der Ausleihe ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Schöffen davon in Kenntnis gesetzt werden mußten. 225 LHAK 210/1450 S. 8-9. Auf einzelne Parzellen verteilt, die nun in der Hand von 8 Gehöfern sind, wurden insgesamt 7 Malter Korn und 4 Malter und 1 Vierzel Hafer als Zinsen umgelegt. Die Stabilität dieser Grundzinsen zeigt sich im Weistum von 1600. Danach waren 7 Malter Korn und 3 Malter Hafer nebst etlichen Vierzeln laut Register abzuliefern; LHAK 210/2225 S. 130; Urbar um 1750: LHAK 210/2203 S.423. Die Angabe fehlt bei: GRIMM, Weistümer 2, S.256. 226 LHAK 210/1450 S. 11 : Die Berechnungsgrundlage sind hier 40 Hühner und pro Huhn ein Faß Hafer. Der Hafer wird zu zwei trier. Maltern zusammengefaßt. Im Urbar um 1750 wird diese Abgabe als Schaffhaber bezeichnet und beträgt 3 Malter und ein Faß. Für Palzem wie für Dilmar werden die Pachtentgelte des Hofes und der Hofgüter getrennt ausgewiesen. 227 Im Weistum 1572 wurde erstmals ausdrücklich das Recht des Gerichtes aufgeführt, im Bannbezirk die Marken zu setzen gegen ein Entgelt von einem Sester Wein; LHAK 210/1450 S. 27. 228 LHAK 210/2207 S. 55, Weistum 1526: Item witers wißen und erkennen wir, das unsers erwurdigen hern hoibmann zu paelzell maigt habe, zwei garen zu halten und maig damit jagen soweit unsers erwirdigen hern vurgeschriben herlicheit reichen ist zu palzell. LHAK 210/1450 S. 26, Weistum 1572 : Item diejagerey mit hasengarn, so weith als die vogtey. LHAK 210/2225 S. 129 und GRIMM, Weistümer 2, S. 256; Weistum 1600: Item erkennen unserm hern binnent der vogtey freye jagerei. Das ist ein gutes Beispiel, wie durch allmähliche Veränderungen im Wortlaut ein dem Hofmann zustehendes Recht in ein Bannrecht des Klosters umgewandelt wurde.

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Wein «auftun» und bei Grenzänderungen im Bereich der Liegenschaften neue Marken setzen können, wofür sie einen Sester Wein erhielten. Insgesamt lehnt sich die Renovation des Weistums 1572 inhaltlich eng an das Weistum 1526 an, vergleichbar den Renovationen 1568 im Gebiet der «Abtei». So wurden z.B. die 1530 renovierten Grundzinsen noch nicht ins Weistum aufgenommen. Andererseits wurde ein 1526 eingeführter Artikel, der den Vögten nur das Vogtrecht und sonst keine Gerechtigkeiten zuweist, noch ergänzt. Im Konfliktfalle sollte sich der Vogt an den Meier halten und seine Rechte nicht durch Zugriff auf die Gehöfer durchsetzen 2 2 9 . Beides sind erneut Hinweise auf die Zielsetzung dieser Weistümer, welche die alleinige Herrschaft des Klosters im Bannbezirk absichern und fremde Gewalten ausschalten sollten. Die abschließende und umfassende Neuordnung wurde, wie auch im Gebiet der «Abtei», von Johann Kail nach seinem Amtsantritt 1600 vorgenommen. Die 1530 renovierten Grundzinsen wurden in das Weistum aufgenommen und der Bereich der Gerichtsbarkeit und des Strafvollzuges wurde genauer abgegrenzt und definiert 2 3 0 . Der Umfang der Gerichtsbarkeit, bei der nach Aussage der Weistümer die Strafgerichtsbarkeit ausgeschlossen war, bezog sich in positiver Weise im Weistum 1486 auf das Setzen und Überwachen der Maße und Gewichte und der Verfolgung bei Zinsversäumnissen. Im Weistum 1526 wurden Streitigkeiten im Bereich der Liegenschaften, seien es Überfahren, Übermähen oder Überpflügen in die Gerichtsbarkeit des Klosters einbezogen 2 3 1 . Bei einem notwendigen Urteilsvollzug unterstrich das Weistum im Falle von Zinsversäumnissen das in allen Weistümern gewiesene Recht des Klosters, nichtbezahlte Bußen durch Pfändung bis zu den liegenden Gütern einzutreiben, wobei die Gehöfer und ihre Erben ein Auslösungsrecht hatten 2 3 2 . Im Falle von zivilrechtlichen Güterstreitigkeiten zwischen den Gehöfen stand dem Kloster das Pfändungsrecht nur im Bereich der Mobilien zu. Das dem Kloster zustehende Gerichtsrecht in diesen Fällen wurde allerdings durch das Recht unterstrichen, bei solchem Streit durch den Meier Zeugen aufbieten zu lassen 2 3 3 . Die präzise Abgrenzung der klösterlichen Rechte im Weistum 1600 ging zurück auf einen Entscheid des Kurfürsten Jakob von Eitz aus dem Jahre 1577, der den Streit zwischen dem Amtmann von Saarburg und dem Abt von St. Matthias über die gegenseitige Kompetenzabgrenzung entschied 2 3 4 . Auf einem anderen Feld versuchte das Kloster, auch im Bereich der Strafgerichtsbarkeit Kompetenzen zu erlangen. Die Freiheit des Hofes von fremder 229 LHAK 210/1450 S. 26. Dieser Zusatz ist im Weistum 1572. 230 Für die Grundzinsen vgl. Anmerkung 225 dieses Kapitels. 231 Weistum 1526: LHAK 210/2207 S. 54: Missel in den Gütern; in einem anderen Weistum 1526: LHAK 210/2218 S. 147-156: bei überahrt und überjhert. Weistum 1572: LHAK 210/1450 S. 26: bei überahrt und überfehert. Weistum 1600: LHAK 210'2225 S. 128 und GRIMM, Weistümer 2, S. 256. Item weisen wir, so einer den andern in Pailtzeler oder Dylmarer vogtey uberährt oder uberjhurt oder sonsten in grundsachen ubertrette. 232 LHAK 210/2225 S. 131 und GRIMM, Weistümer 2, S.256. 2 3 3 L H A K 2 1 0 / 2 2 2 5 S. 128 und GRIMM, Weistümer 2, S . 2 5 6 .

234 LHAK 210/2219 S. 138f. Vgl. SCOTTI I, Nr. 120, S. 505.

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Gerichtsbarkeit und das damit verbundene Asylrecht wurden ergänzt durch ein Gerichtsrecht des Abtes in Strafsachen innerhalb des Hofes 2 3 s . Diese Artikel sind im Weistum 1600 nicht mehr enthalten. In der Gerichtsbarkeit erscheint im Weistum von 1600 eine Besonderheit: erstmals wird ein gemeinsames Sondergericht für die Witwen und Waisen der Orte Nennig, Palzem-Dilmar und Helfant erwähnt 236 . Was den Status der Gehöfer anlangt, so stehen ihren Fronpflichten und Zinsleistungen ein eingeschränktes Fischrecht in der Mosel 237 und ein Holzeinschlagrecht für die eigenen Bedürfnisse in den nicht im Klostereigentum stehenden Wäldern gegenüber 238 . Holz zum Kalkbrennen durfte allerdings nicht geschlagen werden. Im Gegensatz zu den Weistümern der «Abtei» fehlt in den Weistümern von Palzem-Dilmar die Weisung des freien Zuges. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß in diesem Fall die Entwicklung des Weistums aus einem Hofweistum zu einem auf den Bann bezogenen Weistum gut erkennbar wird, dessen Zweck es war, die angestrebte Grundherrschaft im Bannbezirk zu festigen. In dieser Entwicklung war die inhaltliche Ausgestaltung der Gerichtsbarkeit und des damit verbundenen Strafvollzugsrechtes ein wichtiges Mittel zur Sicherung der klösterlichen Stellung. Mit der Renovation des Weistums 1600 war diese Entwicklung abgeschlossen, da sich die Weistümer nun nicht mehr veränderten.

2. Die Weistümer in Nennig Ein Vergleich der einzelnen Weistumsartikel (Tabelle 17) zeigt, daß sich das Weistum aus dem Jahre 1526 später nur noch unwesentlich ändert. Nur ein Artikel, der dem Hofmann das Halten einer Schafherde zuwies, entfiel in den späteren Weistümern, und die Buße bei der Verweigerung der Huldigung oder des Gehorsams wurde von 10 Albus in 10 Kreuzer umgewandelt 239 . Wenn man die inhaltlichen Angaben mit denen von Palzem-Dilmar vergleicht, läßt sich die gleiche Grundstruktur erkennen.

235 1526: LHAK 210/2207 S. 55. 1572: LHAK 210/1450 S.26. 236 Möglicherweise handelt es sich hier um die Reste eines gemeinsamen Gerichts für den ehemaligen Hofverband Nennig-Palzem; denn ein solches Sondergericht dürfte es in Wirklichkeit nicht gegeben haben. Es könnte andererseits aber auch ein Hinweis auf Bestrebungen des Klosters gewesen sein, nach dem Vorbild der «Abtei» einen neuen verwaltungsmäßigen Zusammenschluß herbeizuführen, der durch ein gemeinsames Obergericht stabilisiert werden sollte. 237 LHAK 210/2207 S. 54: Auch wisenn und erkennen wir vilgenainnte scheffen, das die inwoenerer des dorfs palzell maigt haben, von wegen unsers erwurdigen hern zufischen in der M oeseilen, so ferne als einer mil einem zaun reichen maigh, doch denne in der hende halde und nit witers. 238 Als freie klostereigene Wälder werden genannt: 1526: LHAK 210/2207 S. 54: broell busch und die eplie. Im Weistum 1600: LHAK 210/2225 S. 128: bruelbusch, jungh eptev, alt eptey. 239 LHAK 210/2225 S. 90; bei GRIMM, Weistümer 2, S. 254 bleibt es dagegen bei 10 Albus.

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Tabelle 17: Herrschaftsstatus des Klosters aufgrund der Weistümer in Nennig 1526

1528

1600

1702

1. H e i T s c h a f t s t i t e l

Grundherr Gerichtsbarkeit ohne: Körpervletzung, Diebstahl, Erabschneidung Dem festsetzen und mit dem Junker von Berg teilen 2. Gerichtsbarkeit Schöffen setzen Aufsicht über Maß und Gewicht Herrenbuße: Schöffen 1 / 3 Bäcker: Brotkontrolle Huldigungsverweigerung 10 Albus

Χ

X

X

Χ

X

X

Χ

X

X

Χ Χ Χ X χ

X X X X χ (Kreuzer)

X X X X =

χ χ χ

χ χ χ

X X X

X X X

X X X

X X X

3. Hof und Wirtschaft Höfe mit Aslyrecht Streit im Hof: Gerichtsbarkeit dem Abt Hofmann Jagdrecht mit 4 Garnen Hofmann Recht auf Schafherde Hofmann Brühl und Achten einfrieden Hofmühle mit Asylrecht Müller: Bauholz aus dem Gemeindewald Zins: Kapaune, aber der Herr kann Geld dafür nehmen Fronen: Heu machen im Brühl Fronpflichtig: Besitzer zinsbarer Güter

χ χ χ

4. Besondere Rechte der Gehöfer freies Zugrecht

Χ

5. Besondere Zusätze Frage zum Einschlagrecht der Schweine Frage zur Demverteilung Frage zum Kalkbrennen Kurfürstliche Deklaration zum Umfang der Gerichtsbarkeit Weistum Weistum Weistum Weistum

82

1526: 1528: 1600: 1702:

LHAK LHAK LHAK LHAK

210/2208 210/2218 210/2225 210/1551

χ χ χ χ χ χ χ

χ χ

X

X

X X X X

X

S.41-47; auch LHAK 210/2218 S.57-64. S.62 - 64 (Hofweistum). S. 85-95; unvollständig abgedruckt bei GRIMM, Weistümer 2, S. 253-255. S.41-50.

Das Kloster war Grundherr und ihm stand die Gerichtsbarkeit mit Ausnahme der Strafjustiz zu 2 4 0 . Es hatte außerdem die Aufsicht über Maße und Gewichte; in diesem Zusammenhang wurde ausdrücklich der Bäcker erwähnt 2 4 1 . Von den Bußen, die bei Zuwiderhandlungen verhängt wurden, bekamen die Schöffen ein Drittel. Ähnlich wie in Palzem gab es auch in Nennig ein nur auf den Hof bezogenes Weistum, das aber hier erst im Jahre 1528 und damit nach der Weisung von 1526 erstellt wurde und auch keine den Hofmann in seiner wirtschaftlichen Tätigkeit berührende Fragen zum Inhalt hatte, sondern ausschließlich die besondere Freiheit und Gerichtsbarkeit im Hof betonte. In den das ganze Gericht betreffenden Weistümern nahmen die klostereigenen Höfe und die Mühle, die dem gleichen Recht wie die Höfe unterworfen war, einen breiten Raum ein 2 4 2 . Im Gegensatz zu Palzem-Dilmar wurde die kurfürstliche Entscheidung zur Abgrenzung der Gerichts- und Pfandungsrechte nicht in das Weistum 1600 und 1702 eingearbeitet, sondern als Anhang beigefügt und verlesen. Es fallt weiter auf, daß ein Vogteibezirk ins Weistum aufgenommen wurde und daß bezüglich anderer Bannrechte, die die Jagd und vor allem die Rechte im Wald betreffen, eine unklare Situation bestand, wie aus den Fragen im Anschluß an die Weisung zu schließen ist 2 4 3 . Diese Fragen wuden bei der Erstellung der Urbare geklärt 2 4 4 . Die Abgaben der Gehöfer wurden in den Weistümern unverändert sehr ungenau mit etlichen Kapatmen angegeben, die das Kloster in Geld umwandeln konnte. Auch hier wurde vom Kellner Marsilius Zewener 1529 bei der Erstellung

240 Im Weistum 1600 werden die ausgenommenen Fälle criminalia genannt, welche in das hochgericht hoeren. LHAK 210/2225 S.87; GRIMM, Weistümer 2, S.253. 241 In Palzem-Dilmar wurden 1600 Wirt und Weber genannt, die am Osterabend im Hof ihr Maß nehemen mußten. LHAK 210/2225 S. 128; GRIMM, Weistümer 2, S.256. 242 In Nennig besaß das Koster zwei Höfe wie aus der Zeugenliste bei Weisung des Hofweistums hervorgeht. LHAK 210/2218 S. 64: Steifann im hoiff zu Nennig und This im Hoiff zu Nennig. Vgl. auch das Urbar von 1750: LHAK 210/2203 S.215. 243 LHAK 210/2207 S. 47: Fraigstuck, welge man von den scheffen yn künftigen jargedingen fragen sali: Item so einige ader mehe jare in Nennicher buschen und weiden ecker wacsen wurde, wer denselbigen ecker zu et zen habe und des zu gemessen. Item abe auch iemans mehe ain dem deme deill habe dann das gotzhus von sand Mathis als recht grondherren aingesehen", der deme uß dem gronde erstehet. Item abe die gehoeber zu Nennich einige maigt haben, nahe irhen willen kalk zu brennen und das van holtz und steinen der herlicheit sand Mathis goitzhuis, sonder willen ader erlaubnis eines herns zu sand Mathis als eins rechten grondhems. a) Hs: aingesshen. 244 Die Waldungen wurden gemeinsam mit den Herren von Berg genutzt; gleiches galt für das Ackerrecht, wobei der Herr von St. Matthias den Dem setzte, der anschließend geteilt wurde. Dabei hatten die Hofpächter je 10 Stück, der Müller 4 Stück und die Gehöfer 2 Stück frei. Von den übrigen sollte ein Dem von 4 Albus je Schwein gezahlt werden. Der Preis konnte aber mit Hinweis auf das Weistum gesteigert werden. Stehet uns doch frey, selben hoher anzusetzen, weilten kein ausdrucklicher preyhs in scheffenweisthumb gemeldet wird; LHAK 210/2203 S. 209. Die wichtige Frage des Kalkbrennens wurde in den Urbaren nicht behandelt.

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des Urbars eine genauere Aufstellung gemacht 2 4 5 , die aber nicht in die nachfolgenden Weistümer aufgenommen wurde. Diese von Hühnern abgeleiteten Zinsen waren auch in Dilmar vorhanden 2 4 6 . Die Gehöfer hatten als Fron, beim Heumachen im Brühl zu helfen, was ebenfalls den ursprünglichen Fronen in Palzem-Dilmar entsprach. Zwei Artikel versuchten zu klären, wer unter die Fronpflicht fiel. Nach einer wohl älteren Aussage mußte der im D o r f ansässige die Fron leisten 2 4 7 , während ein zweiter Artikel die Fronpflicht an den Besitz des Bodens unabhängig vom Wohnsitz b a n d 2 4 8 . Mit diesem zweiten Artikel wurde der eingetretenen Grund- und Bodenmobilität Rechnung getragen, da auch etliche Gehöfer aus den umliegenden Dörfern Grundbesitz in Nennig hatten 2 4 9 . Damit hatten alle Gehöfer, die in Nennig Land bebauten, den gleichen Status. Im Gegensatz zu Palzem-Dilmar wurden die Weistümer in Nennig fast nicht mehr verändert, wie bei der Weisung 1600 deutlich wurde, als die Schöffen beantragten, das alte Weistum aus dem Buch vorzulesen 2 5 0 . Der Grund lag wahrscheinlich in der besonderen Situation in Nennig, wo luxemburgische, lothringische und trierische Interessen zusammentrafen, so daß hier ein Kondominium der drei Herrschaften entstanden war, aus dem Frankreich als Nachfolger Lothringens zugunsten Österreich-Luxemburg 1769 ausschied 2 5 1 . Dem Abschluß dieses Gebietsänderungsvertrages waren auch Schwierigkeiten in der Grundherrschaft St. Matthias vorausgegangen. 1768 waren 20 Untertanen

245 L H A K 2 1 0 / 2 2 0 3 S. 212: N a c h d e m Register von 1529 waren 71 Kapaune und 1 3 1 / * Sester Hafer zu leisten, die laut Heberegister um 1750 auf 6 3 3 / 4 Kapaune reduziert worden waren, welche lauth scheffenweisthum in natura geleistet werden, können doch von uns taxiert und mit gelt bezahlt werden und geben gemeiniglich, der kein kappen hat, vor jeden 12 albus. Dazu sollen 42 Hühner und 13 '/* Sester oder Vierzel Hafer, was einem Malter entspricht, und zwei Frontage und 24 Eier geliefert werden. Nach dem Register von 1529 waren es 3 2 ' / 2 Hühner und gleichviel Frontage. 246 Vgl. Anmerkung 226 in Kapitel II I. 247 L H A K 2 1 0 / 2 2 0 7 S. 4 5 ; GRIMM, Weistümer 2, S. 254: Item wehe ynn dem dorf Nennich sitzt ader wonet und des borns drinkt, der die moele drieft, der selbiger sol in des" hern broel allejerlichs helfenn das hauwe machen und husten, a) Hs: der. 248 S. 2207 S. 4 5 ; GRIMM, Weistümer 2, hier fehlt dieser Artikel, der in der Vorlage 2 1 0 / 2 2 2 5 S. 89 enthalten ist. Forters welliger mann zynsbar guther uff und under unserm erwurdigen hern zu sand Mathis in Nennicher voigdien liegen hait, aber derselbiger uff der voigdienn woeneal ader nit, yst er dannoch des gronds halber unserm erwirdigen hern gewoenliche froen schuldich zu thoin. a) Hs: waene. 249 Als Beispiel kann die Schöffenliste von 1528 dienen, in der Schöffen von auswärts genannt wurden: Johan von Doidlingen, Loesen Stephan von Remich, Claiß von Nittel, Johan Schonmecher, This uff reffge. Welters Claiß, Ulrich Kremer, L H A K 2 1 0 / 2 2 1 8 S . 6 4 . 250 L H A K 2 1 0 / 2 2 2 5 S. 87: Steffen Schmit, der Meier, bittet, da das Weistum zeimlich weitluffigh und deswegen das'1 mundlich zu erholen etwas beschwerlich fallen wolt. Wan aber dieselbe weisthumben irem aldha zu Nennigh habenden scheffens- undgerichtsbuch schriftlich inverleibt, alsob) exhibirt er, Steffen, dasselb buch in hand, meinemc) notary mit bitt zu befehelen, daselbe zu eröffnen und die darin verfast weisthumben für allen umbstant clarlich furzulesen. a) Hs: die. b) Hs: als. c) Hs: mein. Da das Weistum im Schöffenbuch war, dürfte es für das Kloster schwer gewesen sein, Textänderungen vorzunehmen. In anderen Gerichten war um diese Zeit ein Gerichtsbuch noch nicht nachzuweisen. 251

H . KLEIN, D a s H e r z o g t u m

Luxemburg,

in: K .

HOPPSTÄDTER,

H.W.

HERRMANN ( H g . ) ,

Ge-

schichtliche Landeskunde des Saarlandes, Bd. 2, Saarbrücken 1977, S. 2 2 7 - 2 4 3 . Hier S.242.

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des Klosters und damit Kurtriers zur lothringischen Bailliage Busendorf übergegangen und hatten sich somit der klösterlichen Gerichtsbarkeit entzogen. Nach dem Vertrag gehörten sie nun zu Luxemburg. Deshalb versuchte das Kloster in der Folge, mit juristischen Mitteln vor dem Rat in Luxemburg in einer Klage gegen die Herren von Berg seine Gerichtsrechte zurückzuerlangen. Im Jahre 1788 kam es zu einem Vergleich, der ein gemeinsames Jahrgedingsgericht vorsah, das im Jahre 1789 erstmals tagte 252 . Das Beispiel zeigt, daß das Kloster auch gegen Ende des 18. Jahrhunderts alles versuchte, seine Gerichtsrechte zu erhalten.

3. Die Weistiimer in Helfant Die Weistümer in Helfant zeigen im Gegensatz zu Nennig, aber vergleichbar mit Palzem, im 16. Jahrhundert eine Entwicklung, die vor allem im Bereich der Gerichtsbarkeit und hinsichtlich der Liegenschaften sowie dem damit verbundenen Pfandungsrecht die Stellung des Klosters und seines Schöffengerichtes präzisiert und im wirtschaftlichen Bereich die Position des Klosters als Grundherr im Bannbezirk durch die Aufnahme der Grundzinsen, Zehntabgaberegelungen und Weinausschankrechte deutlich werden läßt. Beispielhaft zeigt sich dies am Wechsel der Zuweisung des Jagdrechtes für den Hofmann in Weistum 1526 zum Jagdrecht für den Herrn im Weistum 1600. Als wichtiges Bannrecht lag es nicht nur auf den klostereigenen Gütern, sondern galt für den Grundherrn im ganzen Bannbezirk; seine Beschreibung war ebenfalls als wichtiger Bestandteil im Weistum enthalten 253 . Die im Vergleich der einzelnen Weistumsartikel (Tabelle 18) erkennbare Struktur in der Grundherrschaft war ähnlich der in Palzem-Dilmar und Nennig. Das Kloster war Grundherr und beanspruchte die Gerichtsbarkeit mit Ausnahme der Straftatbestände, die zum Hochgericht in Saarburg gehörten. Der klostereigene Hof war das Zentrum und besaß ein Asylrecht, das der Abt auch auf die klostereigenen Wälder und Achten auszudehnen versuchte. 254 . Bei der Präzisierung der Gerichtsrechte, die mit dem Recht, Erbschaften zu bestätigen, in die freiwillige Gerichtsbarkeit hineinreichte und über die Weisungen in PalzemDilmar hinausführte, wurde auch der Entscheid des Kurfürsten von 1577 in das Weistum von 1600 eingearbeitet. Insgesamt fallt auf, daß die Leistungen und Entgelte für das Gericht, z.B. beim Markensetzen oder der Bestätigung der

252 Bericht über die Vorgänge in einer Vorlage des Stiftsdechanten Pidoll 1788 an den Kurfürsten; BAT 63, 2 Nr. 40. Das Jahrgeding 1789: LHAK 210/1551 S. 101-124. 253 LHAK 210/2207 S. 58-59 mit anderer Hand eingefügt in das Weistum 1526. 254 LHAK 210/2225 S. 146; GRIMM, Weistümer 2, S. 258: Auch wisen wir und erkennen, obe" es sich begebe, das fiendschaft were, so soll [der ] sankt Matheishoiff zu Helfant solche freyheit haben, so die nachparn ihr vehe der in flegen, soll gefreihet sein, a) Hs: abe. Item wir weisen unserm ehrwürdigen hern seine hoffachten und wiesen durchaußfrey, zudem zwenn freyer weit.

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Tabelle 18: Herrschaftsstatus des Klosters aufgrund der Weistümer in Helfant

1. Herrsduftstitel Grundherr Gerichtsbarkeit ohne: Körperverletzung, Diebstahl und Erhabschneidung Vogteibezirk alle Gerichtsbarkeit in den Herrenwäldern 2 Wälder (Abtei + Mosell) dem Herrn und der Gemeinde gemeinsam Jagdrecht dem Herrn 2. Gerichtsbarkeit Schöffen setzen Hof und seine Felder haben die volle Gerichtsbarkeit Jeder Gehöfer hat Anrecht auf Rechtsprechung Strafrecht bei Übertretung des Herrengebotes Aufsicht über Maß und Gewicht Recht, Zeugen zu gebieten bei Liegenschaftsstreit Pfandungsrecht in solchen Fällen bis Mobilia Recht, Marken zu setzen gegen Gebühren Recht, Erbschaften zu bestätigen Holzhauverbot im klostereigenen Wald 3. Hof und Wirtschaft klostereigener Hof mit Asylrecht Hofmann hat das Jagdrecht grundzins in Weizen, Hühner und Eier Zehnt 2/3 dem Herrn und '/ 3 dem Pastor Schöffen heben Zins und Zehnt gegen Kosten freie Mühle Meier legt gekauften Wein gegen Gebühr auf 4. Besondere Rechte der Gehöfer freies Zugrecht «Ackerrecht» und «Langhalm» in den Klosterwäldern Ausschankrecht bei eigenem Wein

1526

1600

1702

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Weistum 1526: LHAK 210/2207 S. 59-62; ebenfalls LHAK 210/2218 S. 153 156. Weistum 1600: LHAK 210/2225 S. 139-151 ; mit einigen Abweichungen in der Form eines Konzeptes: Huldigung und Scheffenweistum zu Helfant und Soest 1600, in: LHAK 210/1450 S. 67-73. Das Weistum von 1600 ist auch unvollständig abgedruckt in: GRIMM: Weistümer 2, S. 257-259. Weistum 1702: LHAK 210/1471. S. 33-44; Hier wurde das Weistum von 1600 als Unterlage genommen, und mit einer späteren Handschrift wurden die Namen und Daten auf 1702 überschrieben. Inhaltlich ist das Weistum mit dem von 1600 identisch.

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Erbschaften, genauer normiert worden sind 255 . Auch die Zinsen wurden ins Weistum von 1600 aufgenommen 256 . Im Gegensatz zu Palzem und dessen Weistümern hatten die Gehöfer in Helfant das freie Zugrecht, und im Weistum von 1600 wurde ihnen das Weiderecht mit Schweinen (Eckerrecht) und mit Kühen (Langhalm) in den klostereigenen Wäldern gewiesen; außerdem konnten sie ihren eigenen Wein verkaufen, nachdem sie beim Meier das Maß genommen hatten. Insgesamt bestätigt sich, daß die Renovation der Weistümer von 1600 durch Abt Johannes Kail die Texte inhaltlich auf den aktuellen Stand bringen sollte. In der Folgezeit änderte sich der Inhalt des Weistums nicht mehr.

4. Die Weistümer in Rommelfangen Für Rommelfangen ergibt ein Vergleich der tabellarisch aufgeführten Weistumsartikel (Tabelle 19), daß der Status des Klosters als Grundherr im einzelnen nicht weiter präzisiert worden ist. Nach dem Weistum von 1483 beschränkte sich die Verbots- und Gebotsgewalt auf die Festsetzung von Bußen beim Setzen und Versetzen der Marken in den Gütern. Alle anderen Bußen gehörten dem Erzbischof 257 . So gering war die Macht des Klosters in keinem der anderen Gerichte. Im Weistum 1532 wurde die dem Kloster zustehende Gebots- und Verbotsgewalt mit dem unklaren Zusatz «so weit unser erwurdiger herre des zu thon hait» versehen 258 . Nachfolgend präzisierte man die Zuständigkeit, welche sich nur auf Grenzstreitigkeiten bezog, wobei der Meier bei solchem Streit nach «Hofrecht» entscheiden sollte 259 . Dieser Hinweis auf das Hofrecht läßt die enge Verbindung

255 LH AK 210/2225 S. 149; GRIMM, Weistümer 2, S.259: Schließlich erkennen wir scheffen vor markenrecht von jeder marken zween sester weins, von einem gebot 1 ein maß weins und dem bot ten im hoff vier heller, auß dem hoff ein maß weins. Item von insatz mit gebotten erlangter gütter drey sester weins, von bestendnußen in erbschaften von jedem kind zween sester weins, von bestendnuß aber erkaufter gütter drey sester, und soll ahnstatt möglichen costens in gerichtssachen der scheffen haben acht albus rotates wie das ietz also verordnet. Der letzte Satz bezieht sich auf die Verordnung des Kurfürsten vom 7.1.1597 more trev. ( = 1598) in der zur Vermeidung von Zechgelagen bei den Gerichten die Naturalverpflegung abgeschafft und durch Geldzahlungen ersetzt werden sollten. Vgl. SCOTTI I, Nr. 163, S. 576-577. 256 LHAK 210/2225 S. 147; fehlt in GRIMM, Weistümer 2, S. 257. In einer anderen Abschnrift des Weistums von 1526 sind die Zinsen fast vollständig enthalten: LHAK 210/22-18 S. 156: 60 Hofmaß Weizen, 30 Hofmaß Hafer, 60 Hühner und 60 Hühner, die mit einem Pfg. pro Huhn abgelöst sind. Es fehlen 5 Kapaune und 206 Eier. Die Abschrift dieses Weistums stammt aus dem 16. Jahrhundert. 257 LHAK 210/1910 S. 95: Die Schöffen weisen dem Ehrwürdigen Herrn alle bisse zu Romelfang von marken und von allen anderen stucken den erzbischoff antrifft. 258 L H A K 210/2207 S.72.

259 LHAK 210/2207 S. 72: Ferners so einer den andren uberare'] ferners dan sin were und markenn begerthe, sol derjenigeb), sich des zu beclagen, zu dem meier zu Rommelfangen gehenn von wegen unsers er würdigen hern und begeren, die plaitz zu scheiden wie hoefsrecht. a) Hs: uberure. b) Hs: den jenige.

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Tabelle 19: Herrschaftsstatus des Klosters aufgrund der Weistümer in Rommelfangen

1. Herrschaftstitel Grundherr Vogteibezirk

1483

1532

1600

1702

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χ

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2. Gerichtsbarkeit Gebot und Verbot soweit der Herr zu tun hat Gebot und Verbot in Liegenschaften Buße bei Gebotsübertetung nach Hofrecht Buße bei Gebotsübertretung - Liegenschaften (10 Kreuzer) Gebühr für Markensetzen χ Beurkundung von Erbschaften und Käufen Maß und Gewicht Buße bei Zinsversäumnis Pfänden bis zum Land bei Zinsversäumnis Meier gebietet im Liegenschaftsstreit Meierrecht, Zeugen bei Liegenschaftsstreit zu benennen

χ χ χ χ χ

3. Hof und Wirtschaft Herr kann Hof be- und entsetzen zwei Zinstage Getreidezins Hühner- und Eierzins Schöflenentgelt für Zinsheben 1 Malter Weizen ans Hospital St. Matthias

χ χ χ χ χ χ

4. Besondere Rechte der Gehöfer freies Zugrecht

χ

Weistum 1483: LHAK 210/1910 S.95. W e i s t u m 1 5 3 2 : L H A K 2 1 0 / 2 2 0 7 S. 6 7 - 7 5 ; a u c h in 2 1 0 / 2 2 1 8 S. 1 5 9 - 1 6 7 u n d 2 4 9 - 2 5 9 ; L H A K 2 1 0 . 1 5 9 8 S. 1 - 2 2 u n d

23-32, wobei der Anfang jeweils fehlt. Weistum 1600: LHAK 210/2225 S. 113-121; LHAK 210/1598 S.49 57; LHAK 210/1410 S.25-30; LHAK 210/2287 S. 1-7; unvollständig abgedruckt in GRIMM. Weistümer 2, S. 259-260. Weistum 1702 : LH AK 210/1598 S. 61 -65, nach Vorlage von : LH AK 210/1598 S. 49 -57 ist das Weistum von 1600. Hier wurden in der Vorlage die alten Namen überschrieben und auf 1702 datiert. Damit ist das Weistum von 1702 weitgehend identisch mit dem Weistum von 1600.

e r k e n n e n , die z w i s c h e n d e m Besitz des k l o s t e r e i g e n e n H o f e s und der P o s i t i o n im B a n n b e z i r k b e s t a n d 2 6 0 . M i t A u s n a h m e d e s E n t g e l t e s für die S c h ö f f e n b e i m Z i n s h e b e n w u r d e n keine den H o f o d e r d e n H o f m a n n betreffende Artikel ins W e i s t u m a u f g e n o m m e n 2 6 1 . D i e unklare S i t u a t i o n hinsichtlich der G e b o t s g e w a l t u n d d a m i t a u c h der Gerichtsbarkeit wird b e s o n d e r s deutlich im V o r s p a n n z u m W e i s t u m v o n 1532 ausgedrückt. A u f die F r a g e des klösterlichen S c h u l t h e i ß e n , o b

260 LHAK 210/2217 S. 58: Der Hof war 1531 an Hans (Meier von Rommelfangen) neu verpachtet worden. Die damit vorhandene Identität von Meier und Hofmann kommt möglicherweise in dem in der vorigen Anmerkung zitierten Artikel zum Ausdruck. 261 Nach dem Pachtvertrag von 1707 hatte der Hof in Rommelfangen den Abt und seine Diener anläßlich der Jahrgedinge oder anderer Geschäfte zu verpflegen; LHAK 210/1371. 88

das Kloster jährlich ein freies Jahrgeding hätte, gaben die Schöffen zur Antwort, daß nie ein solches Jahrgeding in Rommelfangen stattgefunden habe. Sie wollten sich aber dem Abt nicht widersetzen und das Jahrgeding durchführen und weisen 262 . Die sich im Weistum 1532 nur auf die Liegenschaften beziehende Gerichtsgewalt wurde im Weistum 1600 dadurch präzisiert, daß für das Setzen der Marken in den Feldern 263 oder für die Beurkundung von Erbschaften und Käufen feste Gebührensätze eingeführt wurden 264 . Im Hinblick auf die Verfahrensordnung wurde dem Meier das Recht gewiesen, Zeugen in Liegenschaftsstreitigkeiten aufzubieten, was der kurfürstlichen Entscheidung von 1577 entsprach 265 . Bei einer Weigerung war eine Herrenbuße fallig, und den Schöffen stand der Ersatz ihrer Kosten zu, die gemäß Verordnung von 1578 mit 8 Albus abgegolten wurden 266 . Es fehlt allerdings im Weisungstext ein Hinweis auf das Pfandungsrecht, das als Mittel des Strafvollzuges die Gerichtsbarkeit absicherte 267 . Nur die 1600 neu aufgenommene Bestimmung über das Setzen von Maßen und Gewichten verweist auf eine über die Liegenschaften hinausfuhrende Herrschaft im Bann. Die Grundzinsen waren in Rommelfangen, im Gegensatz zu den Weistümern von Palzem-Dilmar, Nennig und Helfant, bereits Bestandteil des Weistums von 1532, da dieses nach der Erstellung des Urbars 1529 gewiesen worden war 268 . In der Höhe der Zinsen ergeben sich Veränderungen, die auf den Zukauf von Land durch das Kloster zurückzuführen sind 269 . Insgesamt lassen die Weistümer erkennen, daß in der Zeit des Abtes Petrus Olevian (1526-33) versucht worden ist, die wirtschaftlichen und herrschaftlichen Interessen des Klosters zu sichern und auszubauen. Mit der Renovation durch

262 LHAK 210/2207 S.69. 263 LHAK 210/2207 S.73, Weistum 1532: eine Mark mit Frieden gesetzt ein Sester Wein; bei Streitigkeiten mußte eine Herrenbuße gezahlt und den Schöffen die Kosten ersetzt werden. LHAK 210/2225 S. 116, Weistum 1600: Wenn eine Mark in die Fuhre gesetzt wurde: ein Sester Wein; eine Mark in ein angrenzendes fremdes Feld kostete zwei Sester. 264 LHAK 210/2225 S. 116: Erbschafts- und Kaufbeurkundung kosteten 6 Kreuzer weniger ein Rader Heller. Die Beurkundung eines Kaufes, die spätestens nach einem Jahr vorgenommen werden mußte, kostete ein Sester Wein. 265 Vgl. Anmerkung 234, Kapitel II.l. 266 Vgl. Anmerkung 255 dieses Kapitels und SCOTTI I, Nr. 163. 267 Es wurde allerdings der kurfürstliche Entscheid über die Gerichtsbarkeit und das Pfändungsrecht von 1577 verlesen. Vgl. LHAK 210/2225 S. 120. 268 Urbar 1529: LHAK 210/2220 S. 4 1 6 - 4 3 7 . 269 Es waren ursprünglich 65 Hofmaß Weizen zu leisten (Weistum 1532 = 3 Malter 6 Vierzel, wobei 14 H o f m a ß ein Malter ergaben. Von der Gesamtsumme waren 22l¡2 Hofmaß wegen vom Kloster eingezogener Güter entfallen; L H A K 210/2203 S. 257f. Die restlichen 42'/'2 H o f m a ß waren umgerechnet worden in 31 '/z Vierzel neues Mattheiser Maß. Das Weistum 1600 hat hier die falsche Angabe von 31 Hofmaß; L H A K 210/2225 S. 117. Zusätzlich zum Weizen waren 50'/* Hofmaß Hafer zu leisten - diese Angabe fehlt im Weistum 1532 - von denen 17l/i Hofmaß ebenfalls entfallen waren. An Federzinsen waren 147* Hühner, von denen 4 Hühner weggefallen waren, und 72 Eier, 20 Eier entfallen, zu leisten. Pro Huhn war 1532 ein Schilling zu zahlen, der nun in zwei Heller umgewandelt worden war. Um 1750 im Urbar sind dies 1 Albus; LHAK 210/2203 S.258.

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Johannes Kail (1599-1612) wurden die Weistümer der Entwicklung angepaßt und neue Entscheidungen und Verordnungen in den Text aufgenommen. Die nachfolgende Renovation des Weistumstextes durch Abt Wilhelm Henn (17001727) kam einer Abschrift gleich.

5. Die Weistümer in Soest Das älteste überlieferte Weistum aus der Zeit um 1474 macht bereits deutlich, daß der Herrschaftsbereich des Klosters nicht den ganzen Bannbezirk umfaßte, sondern sich auf die eigenen Güter und die Sicherung der daraus kommenden Zinseinnahmen beschränkte 270 . Beim Vergleich mit den übrigen Weistümern der Gerichte im Gebiet Saarburg fallt das Fehlen eines Weistums aus der Regierungszeit des Abtes Petrus Olevian (1526-33) auf. Wie aus dem Urbar von 1529 hervorgeht, bestand ein Schöffengericht, das auch die Zinsen und Hofrechte gewiesen hatte 271 . Möglicherweise kam es danach zu Schwierigkeiten mit den anderen Grundherren - dem Domkapitel und dem Amtmann von Saarburg als Vertreter des Kurfürsten - so daß die Schöffen nach der Huldigung 1532, als der klösterliche Schultheiß Franz von Senheim von den Schöffen des Hofs die Weisung der klösterlichen Rechte verlangte, nach einer Beratung begehrten, die Weisung auf eine spätere Zeit zu verschieben, was der Schultheiß auch zuließ 272 . Das Problem lag vielleicht darin, einen bestimmten Bezirk abzugrenzen 273 . Das Weistum 1600 ähnelt inhaltlich dem Weistum von Rommelfangen. Die Umschreibung der grundherrlichen Rechte bezieht sich im wesentlichen auf die Hofgüter in Obersoest 274 . Erst mit dem Weistum von 1702 wurde ein Bezirk aufgezeichnet, in dem der Abt von St. Matthias Grundherr war und die Gerichtsbarkeit mit Ausnahme der Hochgerichtsfalle, die nach Saarburg gehörten, innehatte 275 . Dabei wurde aber ausdrücklich gewiesen, daß in diesem Bezirk auch andere Herren Hofgüter liegen hatten, auf die der Abt von St. Matthias

270 LHAK 210/1910 S.84: Das Weistum selbst ist ohne Datum. Das nachfolgende Weistum von Kahren trägt mit gleicher Handschrift das Datum 1474. Beide Weistümer wurden möglicherweise zur gleichen Zeit verfaßt. Item wiißen der scheffen mynen hern von sent Mathys vor eynen rechten grunthern zu Suyst, alß fernealß syn erbschaft geit. a) Hs: ferre. 271 LHAK 210/2220 S. 448 450 und S. 468. 272 LHAK 210/2207 S.77f. 273 Der Bezirk wurde erst um 1702 in die freigelassenen Seiten des Weistums von 1600 eingefügt; LHAK 210/2225 S. 159 f. Die Erstüberlieferung der Bezirksweisung stammte vom Jahrgeding 1692 (LHAK 210/2283 S. 10.) und war dort als Ergänzung nach der Wiederholung des Weistums von 1600 von den Schöffen gewiesen worden. 274 LHAK 210/2225 S. 255: Anfenklich erkennen wir scheffen urtsern erwurdigen hern zu sant Mattheis in demhoff zu Obersoest so weith irer erwurden bezirk geitt vor ein freyen grundhern. a) Hs: den. 275 LHAK 210/2225 S. 159f.: ...aile hochgericht und die drey stuck, alß heleffgeschey, blodige wunden, diebstall und waß ahn halß und bauch dient, daß hört ins hochgericht zu Sarburg.

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Tabelle 20: Herrschaftsstatus des Klosters aufgrund der Weistümer in Obersoest 1474

1600

1702

1. Henschaftstitel Grundherr im Hof Obersoest Vogteibezirk Gerichtsbarkeit ohne: Körperverletzung, Diebstahl und Erabschneidung einen freien Wald - Holzhauverbot drei freie Achten zwei freie Wiesen 2. Gerichtsbarkeit Schoflen setzen und entsetzen Zinsversäumnisbuße erheben Marken setzen (Weinentgelt) Meier hat das Recht, Zeugen zu gebieten bei Liegenschaftsstreit dies gemäß kurfiirstl. Deklaration und Konfirmation (1670) Verlesen der kurfürstlichen Deklaration Pfandrecht bei Zinsversäumnis 3. Hof und Wirtschaft Herrenhof gemeinweidig im Langhalm mit Wincheringen und Fisch Hof Obersoest und Niedersoest sind gemeinweidig, nicht von Rechts wegen, sondern aus Nachbarschaft Herr hat im Wald das Eckerrecht Grundzinsen für St. Matthias (11V Hafer + 10V Weizen) Grundzinsen für Domkapitel: 1 l / 2 M Weizen Hühner und Geld aus Erbschaften Hofmann gibt aus Achten und freien Wiesen kein Zehnt Herr hat halben Zehnt aus Feld in Wincheringen Hofmann hat diesen Zehnt Hofmann gibt Schöffenessen für Zinsheben

(anderes Weistum) χ

(anderes Weistum)

Weistum 1474: LHAK 210/1910 S. 84; Das Weistum steht hier ohne Datumsangabe. Das Nachbarweistum von Kahren ist von 1474. Weistum 1600: LHAK 210/2225 S. 153-160; Die Seiten 159 und 160 wurden mit einer Handschrift von 1702 ergänzt und umfassen den Vogteibezirk mit anschließender Weisung der Gerichtsrechte. Kleine Abweichungen (s.o.) enthält der Text in: LHAK 210/1450 S.73-75. Weistum 1702: LHAK 210/2248 S. 58-61; LHAK 210/2283 S. 13-20.

keine Rechte hatte. Außerhalb des Bezirkes hatte das Kloster ebenfalls eigene Güter liegen; hier hatte es den gleichen Status wie die anderen Herren 276 . Die Aufgaben des Gerichtes wurden in Anlehnung an den Entscheid des Kurfürsten durch das Recht des Meiers präzisiert, bei Streitigkeiten in Liegenschaften Zeugen aufbieten zu können. Das Pfandungsrecht wurde wie in Rom276 LHAK 210/2225 S. 160: . . . und busent demselbigen bezirk*' und kraiß hatI mein herr zu sanct Mattheiß und Convent liegen erbgütter, [darin ] soll man unß halten alß wir andere herren halten. a) Hs: gezirck.

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melfangen nicht eigens aufgeführt, aber durch das Verlesen der kurfürstlichen Deklaration abgedeckt. Eine weitere Aufgabe des Gerichts war das Setzen der Marken in den Feldern und Wiesen. Die Entgelte waren noch nicht wie in Helfant und Rommelfangen durch Geld ersetzt 2 7 7 . Es gibt auch keinen Hinweis auf das Recht des Gerichtes, Erbschaften und Käufe zu beurkunden. Zentrum der Grundherrschaft war auch in Soest der klostereigene Hof, der ebenfalls kurz nach der Herstellung des Urbars im Jahre 1530 neu verpachtet worden war 2 7 8 ; dies weist auf die wirtschaftliche Bedeutung der Neuordnung zur Zeit des Abtes Petrus Olevian hin. Ein Vergleich der Grundzinsen mit den Pachtabgaben zeigt, daß hinsichtlich der Einnahmen der Hof für das Kloster eine größere Bedeutung hatte 2 7 9 . Dort war auch die Einsammelstelle für die Zinsen. Ansonsten fehlen mit wenigen Ausnahmen hofspezifische Angaben. Jedoch wurden in einer anderen Niederschrift des Weistums von 1600 dem Hofmann bestimmte Zehntpräferenzen gewiesen 280 , und der Hofmann muß den Schöffen für das Zinsheben ein Essen geben. Außerdem wurden gegenseitige Weiderechte mit Fisch und Wincheringen gewiesen, die wohl auf Verbindungen aus früherer Zeit zurückgehen dürften und im Weistum 1702 beibehalten wurden. Insgesamt konnte sich das Kloster St. Matthias in Soest nur in eingeschränkter Form als Grundherr durchsetzen, was auf den Einfluß anderer Herren zurückzuführen sein dürfte 2 8 1 . Erst im Weistum 1702 gelang es, im Gegensatz zu den Weistümern der bisher untersuchten Gerichte, durch die Weisung eines Bezirkes und die Präzisierung der Gerichtsrechte eine abschließende Beschreibung des klösterlichen Status in Soest vorzunehmen.

6. Die Weistiimer in Sinz Die Übersicht der Weistümer von Sinz (Tabelle 21) zeigt zunächst, daß auch hier kein Weistum aus der Zeit des Abtes Petrus Olevian (1526-33) überliefert ist, obwohl im Urbar 1529 drei Schöffen benannt werden, welche die Güter und Zinsen des Hofes Sinz mit dem klösterlichen Kellner gemeinsam erstellten 282 . 277 LHAK 210/2225 S. 157: eine Mark- und Erbschaftsbeurkundung zwei Sester und Verkaufsbeurkundungen drei Sester Wein. 278 LHAK 210/2217 S. 77. 279 Grundzinsen 1600: LHAK 210/2225 S. 156: 11 Vierzel Hafer (ein Malter und 3 Vierzel) und 10 Vierzel Weizen (ein Malter und 2 Vierzel); dazu kamen 7 Hühner aus bestimmten mit Namen belegten Erbgütern. Der Pachtzins des Hofes: LHAK 210/2217 S.77: 4 Malter Korn und 3 Malter Hafer. 280 LHAK 210/1450 S. 75. Vgl. dazu Tabelle 20. 281 LHAK 210/2225 S. 156: Die Schöffen hoben für das Domkapitel 1 1 h Malter Weizen - n a c h d e m Urbar sollten es sogar 2 Malter sein (LHAK 210/2220 S.468.) - was an Grundzinsen fast den Zinsen für das Kloster entsprach. 282 LHAK 210/2220 S. 384-390; auf Seite 319 ein Hinweis auf die Rodenmacher Güter, die dem Kurfürsten gehörten. Für Sinz ist aus dieser Zeit auch keine Huldigung überliefert, das läßt auf Schwierigkeiten schließen.

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Tabelle 21 : Herrschaftsstatus des Klosters aufgrund der Weistümer in Sinz 1600

1702

1. Herrschaftstitel oberster Grundherr im Dorf Sinz Abtei Mettlach 4. Teil Kurfürst Grundherr in den Rodenmacher Gütern Zock und Flock dem Kurfürst

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2. Gerichtsbarkeit im Dorf Sinz 4 Gerichtsschöffen 3 Gerichtsschöflen hinter dem Abt St. Matthias 1 Gerichtsschöffe hinter dem Abt Mettlach Maße und Gewicht St. matthias

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3. Hof und Wirtschaft (Ergänzung des Weistums 1600 im Jahre 1607) Grundzinsen St. Matthias: 9 Malter 6 Faß: je '/ 3 Korn, Hafer, Weizen 22 Hühner 66 Eier von den Schöffen zu heben, in den Hof zu liefern

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Weistum 1600 mit Zusatz von 1607:' LHAK 210/2225 S.99-103; ebenso: LHAK 210/1607 S. 1-5; S. 89-96. Weistum 1702: LHAK 210/1607 S. 107-111; dabei wurde das Weistum 1600/1607 bei den Namen auf 1702 umgeschrieben. LHAK 1607 S. 131-133; ohne Zusatz der Grundzinsen 1 Der Zusatztext trägt das Datum 30.1. 1607, was bei dem damals gültigen Trier Stil der 30.1. 1608 wäre.

Die Ursache könnte wiederum in den sich überschneidenden Rechten verschiedener Grundherren zu finden sein, darauf weist die Zusammensetzung des Gerichtes im Weistum von 1600 283 . In Sinz war der Abt von St. Matthias zu drei Viertel und die Abtei Mettlach zu einem Viertel an der Grundherrschaft beteiligt. Zusätzlich war der Kurfürst Grundherr in einem gesondert benannten Gebiet, den «Rodemacher Gütern». Ihm stand als Bannrecht zock undflock zu 284 . Das Kloster St. Matthias hatte als eigenes Bannrecht nach dem Weistum das Setzen von Maß und Gewicht. Darüberhinaus wußten die Schöffen nichts mehr, versprachen aber, sie wollten es dem Kloster vortragen, wenn sie etwas Neues erfahren sollten 285 . Nachdem im Jahrgeding 1607 ein neues Register über die Hofgüter in Sinz erstellt worden war 286 , kamen im darauffolgenden Januar die vier Grundschöffen von Sinz nach

283 LHAK 210/2225 S. 191. Vgl. Tabelle 21. 284 flock als Recht an den Bienen und damit dem Honig und Wachs, bzw. an allem was fliegt, zock als Recht an den Fischen und dem umherziehenden Wild. 285 LHAK 210/2225 S. 101. 286 LHAK 210/1607 S. 102-104.

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Trier ins Kloster und wiesen die Grundzinsen 287 . Die zu liefernden Hühner und Eier waren als «Rauchhühner» urspünglich eine Gerichtsabgabe, die auf den Häusern lag, wie aus einer Rüge auf dem Jahrgeding 1707 hervorgeht 288 . Auffallend ist das Fehlen einer Bezirksweisung, was die Gehöfer als nachteilig empfanden, da diese zu Übergriffen aus den Nachbardörfern führte 2 8 9 . Im Gegensatz zu allen anderen Schöffengerichten bestand das Gericht in Sinz nur aus vier Schöffen, zu denen aber noch der klösterliche Meier gehörte 290 . Um dieses Gericht kam es nach 1747 zu Streitigkeiten, als zunächst der Abt von Mettlach aufgrund seiner Teilhabe am Gericht neben dem Abt von St. Matthias den Beisitz im Vorsitz und damit einen Teil der Bußen forderte 291 und der Amtmann von Saarburg den kurfürstlichen Meier in Sinz als Schöffen in das Gericht brachte 292 . Nachdem die Abtei Mettlach und der Kurfürst im Gericht vertreten waren, beantragten beide im Jahrgeding 1770, daß auch ihre Zinsen und Gefalle aufnotiert werden sollten 293 . Dies geschah jedoch nicht. Die Weistümer von Sinz lassen erkennen, daß ihre Funktion in erster Linie darin bestand, den Status des Klosters St. Matthias gegenüber den anderen Herrschaften abzusichern. Erst um 1747 mußte St. Matthias die Abtei Mettlach und den Kurfürsten tatsächlich am Gericht und an den Bußen beteiligen 294 . Die einzelnen Aufgaben dieses Gerichtes, wie sie in den Weistümern der übrigen Gerichte aufgeführt sind, oder die Einarbeitung der kurfürstlichen Entscheide und Verordnungen fehlen in den Weistümern von Sinz. Auch im wirtschaftlichen Teil wurden die Grundzinsen erst 1608 an das Weistum angefügt; besondere Angaben über den Hof oder den Hofmann fehlen völlig. Nach 1702 änderte sich das Weistum, das zu diesem Zeitpunkt besreits einer Abschrift gleichkam, nicht mehr. Die 1770 erfaßten Grundzinsen für die Abtei Mettlach und den Kurfürsten wurden nicht mehr in ein neu redigiertes Gesamtweistum aufgenommen.

287 Die Grundzinsen von 9 Malter und 6 Faß waren höher als die Pachtabgaben des Hofes (insgesamt 6 Malter: 1 Malter Korn, 3 Malter Weizen, 2 Malter Erbsen). Die Weisung fand am 3 0 . 1 . 1 6 0 7 trier. Stil ( = 30.1.1608) statt. 288 LH AK 210/1551 S. 71 : Auf dem Jahrgeding rügte der Kellner, daß ein Rauchhuhn laut Register nicht abgeliefert worden sei. Die Gemeinde gab zur Antwort, daß das Haus, das zu liefern hatte, vor Jahren verfallen sei. 289 LHAK 210/1551 S. 35: Beschwerde auf dem Jahrgeding 1692. 290 LHAK 210/1607 S. 71 : Auf dem Jahrgeding 1718 trat der Meier, der gleichzeitig Schöffe war, von diesem Amt zurück, um es bei der Zahl von vier Schöffen und dem Meier im Gericht belassen zu können. 291 LHAK 210/2284 S. 69-71. 292 LHAK 210/2284 S. 76. 293 LHAK 210/2284 S.156. 294 LHAK 210/2203 S. 249: Nach dem Urbar um 1750 waren die Rodenmacher Güter nur bei der letzten Bannteilung eingemessen worden. Danach hatte der kurfürstliche Meier nun a n den Bußen bei Liegenschaftsstreit gemäß seinem Landanteil zu partizipieren.

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7. Die Weistiimer in Tettingen-Butzdorf Aus dem Doppelort Tettingen-Butzdorf ist wie aus Rommelfangen, Soest und Sinz kein Weistum aus der Zeit des Abtes Petrus Olevian (1526-33) überliefert, obwohl auch hier 1529 bei der Erstellung des Urbars ein Schöffengericht vorhanden war. Wie in Sinz wurde auch von den Gehöfern in Tettingen-Butzdorf keine Huldigung aus dieser Zeit überliefert, was vielleicht auf die unsichere Stellung des Kloster hindeutet. Im Urbar dieser Zeit fallt auf, daß die Angaben für Tettingen-Butzdorf in zwei Teilen von unterschiedlichen Gehöfern gewiesen worden sind. Zunächst stellten Hans der Meier von Tettingen, Stephan der Meier von Nennig und Johann von Dodelt, ein Schöffe aus Nennig, der Kellner und der Schreiber die klösterlichen Rechte im Bann fest. Danach war der Abt von St. Matthias Grund- und Vogtherr und alle Güter sollten ihm zinspflichtig sein. Dem Kloster wurden außerdem drei Liegenschaften und ein Wald, genannt der Hohe Wald, zugesprochen. In diesem Wald durfte kein Holz geschlagen werden; bei Waldschaden sollte der Meier die Bußen entsprechend dem Ausmaß des Schadens verhängen 295 . Anschließend wurde das Zinsregister vom Kellner gemeinsam mit dem Meier Hans von Tettingen und den Schöffen Henrich von Borgen, This von Tettingen, Hans von Boitzdorf, Peter von Boitzdorf und Peter dem Meier von Wochern erstellt. Sie wiesen insgesamt 15 Malter und 3 Vierzel Korn und 7 Kapaune, was den Zinsen im späteren Weistum von 1600 entspricht. Diese mußten von den Schöffen eingenommen werden, wofür ihnen eine Mahlzeit zustand. Bei Zinsversäumnissen sollte der Meier pfänden können, um davon die ausstehenden Zinsen zu bezahlen 296 . Die Bestätigung des klösterlichen Eigentums im Bann durch den Meier von Tettingen und die Vertreter von Nennig, aber ohne die Schöffen von TettingenButzdorf, könnte darauf schließen lassen, daß diese Eigentumsrechte im Bann von den Gehöfern möglicherweise nicht anerkannt wurden. Darauf deutet auch der Weistumstext von 1600. Während das von den Schöffen erstellte Zinsregister fast unverändert ins Weistum 1600 übernommen wurde (dort als Gesamtsumme), lehnten die Schöffen um 1600 die Weisung eines klostereigenen Waldes ab, der vorher vom Meier und den Nenniger Schöffen dem Kloster zugesprochen worden war 297 . Auf dem Jahrgeding 1702 wurde diese Eigentumsfrage am Wald vom Abt noch einmal aufgeworfen, nachdem die Schöffen das Weistum unverändert vorgetragen hatten. Der Abt protestierte dagegen, daß die Schöffen den klostereigenen Wald nicht gewiesen hatten und verwies zum Beweis auf das sogenannte Lager- oder Salbuch des Klosters, worin sich dieser Wald finde298.

295 296 297 298

LHAK LHAK LHAK LHAK

210/2220 210/2220 210/2225 210/1410

S. 373-378. S. 382. S. 108: daß aber unser her ein wald zu Tettingen habe, wisen wir nitt. S. 37.

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Tabelle 22: Herrschaftsstatus des Klosters aufgrund der Weistümer Tettingen-Butzdorf 1600

1702

χ χ

χ χ

χ

χ

2. Gerichtsbarkeit Schöffen setzen - entsetzen Maße und Gewicht setzen Gebot und Verbot in Liegenschaften Zinsversäumnis

χ χ χ χ

χ χ χ χ

3 Wirtschaft Grund- und Vogtzinsen: 15 Malter +2Viertel Korn Gericht nimmt ein Gerichtsentgelt: 6Malter 2Vierzel vom Zins 7 Kapaune ans Kloster 1 Fuder Holz ans Kloster 2 klostereigene «Meierfelder» Schöffen weisen keinen klostereigenen Wald

χ χ χ χ χ χ χ

χ χ χ χ χ χ χ

1. Herrschaftstitel Grundherr Vogtherr Gerichtsbarkeit ohne: Körperverletzung, Diebstahl, Erabschneidung (Hochgericht)

Weistum 1600: L H A K

2 1 0 / 2 2 2 5 S. 1 0 5 - 1 1 2 ; e b e n f a l l s i n : L H A K

210/1410 S . L - 8 ; S . 9 - 2 0 ; S.21 24;

LHAK

210/2243 S. 1-6, unvollständig abgedruckt in GRUMM, Weistümer 2, S. 255. Weistum 1702: LHAK 210/1410 S. 31-40; Dieses Weistum ist mit Ausnahme der Namen und Daten inhaltlich identisch mit dem Weistum von 1600.

Die Gemeinde erkannte diesen Anspruch des Klosters zunächst nicht an, so daß es zu einem Prozeß kam, der 1719 mit einem Vergleich endete. Dem Kloster wurde ein Wald zugesprochen, der im Bann ausgemarktet wurde 2 9 9 . Im Gegensatz zu den übrigen Orten im Gebiet Saarburg besaß das Kloster hier keinen eigenen Hof, der als Herrschaftszentrum hätte dienen können 3 0 0 . Das dürfte mit ein Grund für die Schwierigkeiten des Klosters gewesen sein. Die inhaltliche Analyse der einzelnen Weistumsartikel (vgl. Tabelle 22) zeigt, daß wie im benachbarten Nennig (vgl. Tabelle 17) eine Präzisierung der Aufgaben des Gerichtes und des Meiers oder die Gebührenordnungen nicht in den Weistümern enthalten sind. Es blieb bei der allgemeinen Umschreibung, daß die Gerichtsbarkeit des Abtes sich auf Streitigkeiten im Liegenschaftsbereich bezog 3 0 1 . Nach der Erstellung des Weistums um 1600 änderte sich der Inhalt nicht mehr, insbesondere blieben auch die Grundzinsen bis ins 18. Jahrhundert gleich 302 . 299 LHAK 210/2203 S. 256 im Urbar um 1750. 300 Bei der Huldigung und Weisung 1600 fand die Gehöferversaminlung im Klosteihof vor der Kirche in Nennig statt; LHAK 210/2225 S. 106. 1702 waren die Gehöfer in Hof Sinz; LHAK 210/1410 S. 34. 301 LHAK 210/2225 S. 107: gebott und verboll ihn grundsachen. 302 LHAK 210/2203 S.255 im Urbar um 1750.

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8. Die Weistiimer in Kahren Ein inhaltlicher Vergleich der einzelnen Weistumsartikel (Tabelle 23) läßt für das Weistum 1600 die genauere Umschreibung der Aufgaben des Gerichts erkennen. Die Erweiterung ist vergleichbar mit der Entwicklung im benachbarten Helfant sowie den Nachbarorten Palzem-Dilmar, Rommelfangen und Soest. Das Kloster war in Kahren Grundherr, besaß aber keinen eigenen Hof 3 0 3 . Ihm gehört ein Brühl, der von Zehntabgaben und von Grundzinsen befreit war, und aus dem acht bis neun Fuder Heu in den klostereigenen Hof nach Helfant geliefert werden sollten 304 . Es besaß darüber hinaus zwei Rodungsbüsche, die von den Gehöfern gegen Abgabe der 7. Garbe (Medum) genutzt werden könnten 305 . Außerdem verfügte es über weiteres Flurland, aus dem ihm der Zehnt zustand und das verpachtet war 306 . Hinsichtlich der Vogtei sind die Angaben in den Weistümern sehr unübersichtlich. Für Kahren wurde nur im Weistum 1474 der Dompropst als Vogt genannt 307 . Ansonsten beziehen sich die Angaben auf die Vogtei im benachbarten Körrig, die aufgrund der Abgaben zur Hälfte dem Kloster und zur anderen Hälfte dem Junker Oswald gewiesen wurde. Der letztgenannte Anteil des Junkers wurde im Weistum 1600 ausdrücklich dem Kloster allein zugestanden 308 . In Kahren selbst wurden an einem von der Grundzinserhebung getrennten Termin (14 Tage später) als Vogtrecht 14 Malter Frucht (halb Weizen, halb Hafer) und 14 Hühner erhoben, wovon dem Junker Oswald drei Malter Frucht und drei Hühner zustanden. Mit diesem Junker ist möglicherweise Oswald von Bellenhausen gemeint, der als Amtmann von Saarburg 1448 Anlaß zur Abhaltung des Zeugenverhöres über die Rechte des Klosters im Gebiet der «Abtei» gab 309 . Damit würde dieser Artikel auf Verhältnisse in der Mitte des 15. Jahrhunderts verweisen, die erst im Weistum 1900 der Realität angepaßt wurden. Um 1486 hatte das Kloster die Vogtei über seine Güter von den Nachkommen des Jacob von Montclair zurückgekauft 310 . Wie aus dem Urbar um 1750 zu entnehmen ist, gab das Kloster die Vogtei in der Folgezeit wieder als Lehen aus. Als letzter war zum damaligen Zeitpunkt Abt Martin von St. Maximin belehnt worden 311 .

303 Der Hof, der 1326 bei der Vogteiübergabe an Jacob von Montclair bezeugt ist, war im 16. Jahrhundert nicht mehr nachweisbar. Als Rest könnte der Brühl gelten; STBT 1657/362 S. 609 614. Auch die Urbare und Pachtregister der Höfe führen keinen Hof in Kahren. 304 LHAK 210/2203 S.268. 305 Die 7. Garbe war keine Zehntabgabe, sondern war als Medum eine Pachtabgabe auf dem gerodeten Land, das ursprünglich ein klostereigener Wald gewesen war. Nach F. PAULY, Das Landkapitel Perl, S, 128, könnte sie als Zehnt aufgefaßt werden. 306 LHAK 210/2203 S. 268-269. Die Pacht betrug einen Malter Weizen; LHAK 210/2205 S.424. 307 LHAK 210/1910 S.87. 308 LHAK 210/2225 S.185. 309 Vgl. Anmerkung 45 in Kapitel 1.1. Text auch in StBT 1657/362 fol. 365-383. 310 StBT 1657/362 fol. 621-625. 311 LHAK 210/2203 S. 267.

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Tabelle 23: Herrschaftsstatus des Klosters St. Matthias nach den Weistümern Kahren

1. Herrscbaftstitel Grundherr Vogtherr in Körrig zur Hälfte Dompropst Vogt in Kahren Gebot und Verbot 2. Gerichtsbarkeit Schöffen zu setzen und zu entsetzen Maße und Gewichte Pfandungsrecht des Meiers bei Liegenschaftsstreit Buße bei Liegenschaftsstreit: 10 Kreuzer Gebühr bei Bestätigung von Erbschaften: 1 Heller Gebühr bei Bestätigung von Käufen : 1 Sester Wein Gebühr bei Setzen von Marken: 1 Sester Wein Gebühr bei 2 Marken : 2 Sester Wein 3 oder mehr Marken in einer Fuhre: 2 Sester Wein Setzen einer Grenzmarke: 2 Sester Wein Buße bei Zinsversäumnis für Herrn und Schöffen Freies Essen fur Meier und Gericht 3. Wirtschaft ein klostereigener zehntfreier Brühl Grundzinsen an zwei Tagen zu liefern 10Μ Weizen und 5M Hafer + 37 Hühner + 5 E/Huhn den Schöffen am Gerichtstag: 2V Weizen = IV Hafer + 2 Sester Wein 14 Tage später Vogtrecht: '/ 3 dem Junker Oswald V7 vom Medumland 4. Besondere Rechte der Geböfer freies Zugrecht der Gehöfer die Wälder gehören den Gehöfern

1474

1547

1600

1702

χ

χ

χ χ

χ χ

χ

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χ χ χ χ χ χ χ χ χ

χ χ χ (28H)

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Weistum 1474: LHAK 210/1910 S. 85-87. Weistum 1547: LHAK 210/2207 S. 81-84 nachträglich in diese von Abt Petrus Olevian angelegte Weistümersammlung aufgenommen worden. Auch in LHAK 210/2218 S. 205-208. Weistum 1600: LHAK 210/2225 S. 161-168; auch in 210/1503 S. 13-20 und 21-22 (hier aber als Konzept mit Lücken). Weistum 1702: LHAK 210/2245 S. 13-17; Das Weistum überarbeitet die beim Weistum 1600 zunächst vorgelesenen Teile von 1547 und die dann angehängten Zusätze von 1600 zu einem zusammengefaßten einheitlichen Text. Das Weistum 1547 ist auch teilweise abgedruckt in GRIMM, Weistümer 2, S. 450f. Von Grimm wurde dieses Weistum irrtümlich dem Ort Carden an der Mosel gegenüber von Treis zugeordnet.

98

Während im Weistum 1547 noch alle Artikel über die Gerichtsbarkeit des Abtes von St. Matthias in Kahren fehlen - im Weistum 1474 wurde ihm als Grundherrn wenigstens das Recht zugesprochen, Gebot und Verbot zu setzen - wurden 1600 ausdrücklich als Ergänzung zum Weistum 1547 das Schöffengericht und seine Befugnisse gewiesen. Aus der Zeit des Abtes Petrus Olevian fehlen Hinweise auf die Huldigung und die Weisung, was möglicherweise auf Schwierigkeiten hindeutet, die sich aus dem Urbar von 1529 erschließen lassen. Hier wurde auf ein Weistum von 1518 hingewiesen, das dem Kloster St. Matthias als Grund- und Vogtherrn in Kahren das Schöffengericht und die Gerichtsbarkeit mit Ausnahme der Hochgerichtsfalle zugewiesen hatte 312 . Möglicherweise machte der Amtmann von Saarburg dem Kloster die Gerichtsbarkeit streitig 313 . Der Streit über diese Rechte war möglicherweise zur Zeit des Abtes Petrus Olevian, vielleicht noch um die Mitte des 16. Jahrhunderts nicht entschieden, wie aus dem Fehlen entsprechender Artikel im Weistum 1547 geschlossen werden kann. Aus dem kurfürstlichen Entscheid zur Grundgerichtsbarkeit des Kurfürsten von 1577 geht hervor, daß die Grundherrschaft und Gerichtsbarkeit des Klosters St. Matthias zu diesem Zeitpunkt in Kahren gesichert war, da im Text neben Palzem, Nennig, Helfant und Rommelfangen, Kahren als Geltungsort ausdrücklich benannt wurde 314 . Das Weistum von 1600 übernimmt hinsichtlich der Gerichtsbarkeit die im Entscheid verfügten Einzelheiten. Auch das Recht des Meiers, bei Liegenschaftsstreitigkeiten Zeugen aufbieten zu können, das in den Weistumstexten nicht eigens erwähnt wurde, stand dem Kloster zu 315 . Wie in Rommelfangen entfiel in den Weistümern ab dem 16. Jahrhundert das Zugrecht für die Gehöfer, was aber wahrscheinlich keine gravierende Statusverschlechterung bedeutete, sondern eher als Selbstverständlichkeit nicht mehr gesondert gewiesen wurde. In einem anderen Punkt trat für die Gehöfer eine Verbesserung ein. Mit dem Weistum 1547 wurden die Wälder den Gehöfern gewiesen, während noch im Urbar von 1529 das Kloster zwei Wälder besaß, die mit einem Holzhauverbot belegt waren 316 . Da im Urbar von 1750 auch keine klostereigenen Wälder mehr enthalten sind, waren diese Wälder wohl mit den beiden Rodungsbüschen identisch, für die dem Kloster als Medum die 7. Garbe zustand 317 . Die Grundzinsen blieben wie in den anderen Orten sehr stabil. Im Weistum von 1474 waren die Abgaben der Hühner und Eier noch an bestimmte Personen gebunden 318 .

312 LHAK 210/2220 S. 438-447. 313 Über Eingriffe auch aus späterer Zeit: LHAK 210/1551 S. 38. LHAK 210/2245 S. 69-90. 314 SCOTTI I, Nr. 120. Nach erneutem Streit gab es im Jahre 1670 eine Bestätigung dieses Entscheides: BAT 62, 2 Nr. 2. 315 LHAK 210/1503 S.21-22; Konzept eines Weistums von 1600. 316 LHAK 210/2220 S.446. 317 LHAK 210/2203 S.268. 318 LHAK 210/1910 S.86.

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Das Weistum 1702 vereinigte die beiden im Jahre 1600 getrennt gewiesenen Teile (Weistum 1547 und ergänzende Zusätze) zu einem geschlossenen Text, ohne an dem Inhalt etwas zu ändern. Damit kann auch in Kahren das Weistum 1600 als Abschluß der Entwicklung gelten.

9. Die Weistümer in Dittlingen Die Überlieferungssituation in Dittlingen unterscheidet sich grundlegend von der bisher bekannten, da der Besitz in Dittlingen erst seit 1663/66 datiert 319 : Nach der Einnahme des Besitzes fand 1680 eine erste Huldigung vor Cyrillus Kersch verbunden mit einem Jahrgeding statt, zu dem auch die Gehöfer des benachbarten Esingen gehörten 320 . Abt Wilhelm Henn führte nach seinem Amtsantritt 1702 eine erneute Huldigung durch und ließ das alte Weistum von 1545 der Herren von Wolckringen auf seinen Namen weisen 321 . Beim Vergleich des Inhalts (Tabelle 24) fallt auf, daß nähere Aussagen über die Tätigkeiten des Schöffengerichtes fehlen, während andererseits die auf ältere Verhältnisse zurückreichende Beherbergungspflicht noch im Weistum vorhanden war 322 . Eine mit den übrigen Gerichten vergleichbare Gebührenordnung für den Bereich der Liegenschaften wurde schon 1702 nach der Weisung vom Kloster verordnet 323 . Die Rechte und Pflichten des Meiers wurden 1707 vom Kellner des Klosters St. Matthias neu festgelegt. Danach standen dem Meier nun, statt der im Weistum gewiesenen je vier Hofmaß Weizen und Hafer mit den zwei Hühnern, je 20 Hofmaß Weizen und Hafer mit den zwei Hühnern zu. Als Gegenleistung mußte er am Brictiustag (13. November) den Schöffen, die die Zinsen einzunehmen hatten, ein Essen reichen; er mußte auch die Grundzinsen auf seine Kosten nach St. Matthias liefern. Ferner sollte er das Geld aus dem Heuzehnt zahlen; dafür mußte das Kloster als Gegenleistung das Jahrgeding auf seine Kosten abhalten 324 . Diese Veränderungen brachten den Meier in die Rolle eines Pächters wie er aus den übrigen Orten bekannt ist.

319 LHAK 210/2203 S. 242 und StBT 1657/362 fol. 6 3 0 - 6 3 2 und 6 4 4 - 6 4 9 . Dittlingen gehörte zum Herzogtum Luxemburg. Vgl. dazu W. FABRICIUS, Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, Karte von 1789. 320 LHAK 210/2203 S. 243. 321 L H A K 210/2248 S. 3 3 - 3 8 . LHAK 210/2203 S. 243-244. 322 L H A K 210/2203 S. 244: Der Herr konnte am St. Brictiustag mit 3 Mann zu Pferd, mit dem Habicht auf der Hand, mit vier Hunden und drei Windhunden ins Meierhaus kommen. Fand er einen guten Freund im Feld, so konnte er ihn mitbringen. Da solle er finden ein gut feuer sonder rauch, ein dich mit schönen tuchen gedeckt und neunerleygutter essen darauf und jeglich gedoppelt; auch ist der meier schuldig, den perten haber zu geben bis ahn die äugen und stroh bis ahn den bauch, dem habbicht des abends ein huhn und des morgens eins undjeglichem fremd ein brodt als der grundherr isset. a) Hs: neuerley. b) Hs: daraus. 323 L H A K 210/2248 S. 35. 324 L H A K 210/2203 S. 245-246.

100

Tabelle 24: Herrschaftsstatus des Klosters St. Matthias in Dittlingen 1702 (1545) 1. Herrschaftstitel Grundherr Bannherr

χ χ

2. Gerichtsbarkeit Schöffen setzen und entsetzen freies Jahrgeding

χ X

3 Hof und Wirtschaft Zinsen und Schaff: 4 Hofmalter Weizen 8 Hofmalter Hafer 13 trier. Sester Weizen 24 Hühner + 5 Eier/H uh 1 trier. Schilling

χ χ χ χ

4. Meier- und Scböffenrechte Zinsheben durch Schöffen - Kosten Herbergs- und Verpflegungspflicht des Meiers beim Jahrgeding Meierrecht: 4 Hofmaß Weizen + Hafer + 2 Hühner

χ χ χ

X

Im Jahre 1702 wurde das alte Weistum der Herren von Wolckringen aus dem Jahre 1545 auf den neuen Abt Wilhelm Henn gewiesen. Es ist in inhaltlich knapper Form überliefert anläßlich der Huldigung und des Jahrgedings 1702 in : LHAK 210/2248 S. 33-42. Ausführlicher steht es im Urbar um 1750: LHAK 210/2203 S. 243-244.

Alle diese vom Kloster eingebrachten Neuerungen wurden in der Folgezeit nicht mehr zu einem neuen geschlossenen Weistumstext verarbeitet, was darauf hindeutet, daß das Weistum als alte Urkunde noch von Bedeutung war, die ständige Anpassung an die neuen Verhältnisse im 18. Jahrhundert in dieser Rechtsquelle aber nicht mehr vorgenommen wurde.

10. Zusammenfassung: die Weistiimer im Gebiet «Saarburg» Aus der zeitlichen und inhaltlichen Analyse der Weistumsniederschriften im Gebiet «Saarburg» erweisen sich die drei Orte Palzem-Dilmar, Helfant und Nennig als Schwerpunkte der klösterlichen Herrschaft mit dichter Weistumsiiberlieferung vor allem in Palzem-Dilmar. Für alle drei Orte konnte das Kloster auf Schenkungsurkunden zurückgreifen, die allerdings teilweise gefälscht worden waren, aber für ihre Zeit als Besitzurkunden galten. Die mit mehr oder minder großer Verzögerung vor allem in und nach der Zeit des Abtes Petrus Olevian (1526-1533) einsetzenden und inhaltlich weniger umfangreichen Weistümer der umliegenden Orte Soest, Rommelfangen, Sinz, Tettingen-Butzdorf, Kahren und Dittlingen enthielten aufgrund der jeweiligen 101

Besitzverhältnisse im Bannbezirk eigene Weistumsangaben, die den lokalen Besonderheiten Rechnung trugen. Die Renovation der Weistümer um 1600 nahm die Entwicklung und Differenzierung der Gerichtsbarkeit im 16. Jahrhundert auf und präzisierte die diesbezüglichen Angaben nach einem Entscheid des Kurfürsten von 1577. In der Folgezeit wurden die Weistümer inhaltlich nicht mehr verändert. Insgesamt entstanden keine deckunsgleichen Weistumstexte, sondern Texte, die lokalspezifische Angaben besonders im wirtschaftlichen Bereich mit gleichgerichteten Angaben zur Gerichtsbarkeit verbinden, hinter denen die klösterliche Redaktion zu vermuten sein dürfte. Umstrittene grundherrliche Verhältnisse oder eine Gemengelage wie in Nennig oder Sinz begünstigten die Niederschrift von Weistümern offensichtlich nicht. Im Gegenteil ergab sich die größte Überlieferungsdichte im gut gesicherten PalzemDilmar. Daraus kann geschlossen werden, daß der Anlaß zur Niederschrift weniger in Streitigkeiten mit anderen Herrschaften zu suchen sein dürfte, sondern eher klosterinterne Absichten dafür ausschlaggebend waren, die in erster Linie auf die Sicherung der Einnahmen und der Gerichtsrechte abzielten.

III. Die Weistümer im Amt Grimburg325 Aus dem kurfürstlichen Amt Grimburg sind in den Beständen des Klosters St. Matthias Weistümer von Weiskirchen, Mandern und Rappweiler-Konfeld vorhanden. Aus diesen Orten gibt es auch eine vielfaltige besitzgeschichtliche Überlieferung. Der klösterliche Besitz in Weiskirchen ging zurück auf eine Schenkung der Markgräfin Jutta von Lothringen und ihres Gemahls Adelbert; auf sie wird in der Urkunde von 1030 326 und in der Konfirmation von 1037 327 hingewiesen. Obwohl beide Urkunden als Fälschungen des 13. Jahrhunderts anzusehen sind 3 2 8 , dürften sie wohl als Ersatz für verlorengegangene Dokumente angefertigt worden sein und im wesentlichen den Besitzstand bestätigen 329 .

325 Zum Amt Grimburg vgl. E. SCHÖMER, Burg und Amt Grimburg. Der Hochwald von der Urnenfelderkultur bis zur französischen Herrschaft 600 v. Chr.-1800 n. Chr., Hermeskeil ohne Jahresangabe. 326 MRUBI, Nr. 303, S. 356: Item villam Wiskirche cum decima ibidem et omni iure et attinentiis suis. 327 MRUB I, Nr. 309. 328 O. OPPERMANN, R h e i n i s c h e U r k u n d e n s t u d i e n 2, G r o n i n g e n - D j a k a r t a 1951, S. 2 6 5 - 2 7 1 .

329 F. PAULY, Siedlung und Pfarrorganisation im alten Erzbistum Trier, Das Landkapitel Wadrill, Trier 1965, S. 92-95; hier S. 92-93. Pauly weist nach, daß in der Fälschung die Verlagerung der Pfarrkirche von Thailen nach Weiskirchen zum Ausdruck kam. Da der Hof in Thailen dem Trierer Stift St. Simeon gehörte, die Pfarrkirche aber dem Kloster St. Matthias, war diese Verlagerung im 12./13. Jahrhundert durchaus im Sinne einer stärkeren Absicherung der klösterlichen Position.

102

Im 15. Jahrhundert konnte das Kloster weitere Güter und Rechte, darunter auch Vogteirechte, von Friedrich von Milburg, Herr zu Hamm, und seiner Frau Hildegard von Bellenhausen, die Erben des ehemaligen Amtmannes von Saarburg Oswald von Bellenhausen waren, in Weiskirchen, Mandern, Rappweiler und Lauterstein erwerben 330 . Dazu kamen 1506 ein Achtel der Vogteirechte von Adam von Schaumburg und 1509 ein weiteres Viertel an den Vogteirechten der Witwe Johann von Schaumburgs 331 . Der Besitz in Mandern ging zurück auf eine Schenkung der Adelheid von Schaumburg im Jahre 1519, die dem Kloster ihre Güter zu Mandern mit ihren Gerichtsrechten und einem Achtel der Vogtei vermachte; sie hatte bereits 1500 dem Kloster ein Achtel ihrer Vogteirechte in Rappweiler geschenkt 332 . Aus den Schenkungs- oder Kaufurkunden geht hervor, daß das Kloster nicht alleiniger Grundherr oder Vogtherr in den Orten war. Die Weistümer in den genannten Orten tragen dem Rechnung. Sie unterscheiden sich aber auch in ihrem stilistischen Aufbau von allen anderen Weistümern des Klosters, da sie in Form von Fragen und Antworten aufgeschrieben und überliefert worden sind.

1. Die Weistümer in Weiskirchen Ein erster inhaltlicher Vergleich (vgl. dazu die nachfolgende Tabelle 25) zeigt, daß sich das Weistum von 1457 deutlich von den späteren Texten unterscheidet. Es geht vom Hof des Klosters in Weiskirchen aus und bezieht sich, wie sich aus dem Vorspann ergibt, auf die mit diesem Besitz zusammenhängenden grundherrlichen Rechte 333 . Der Bezug zu diesem Hof wird weiter durch einen in den nachfolgenden Weistümern fehlenden Artikel deutlich, der auf eine Mark hinweist, die den Besitz der Pfarrkirche vom abteilichen Hofbesitz trennt 334 . Bemerkenswert ist auch der spätere Wegfall der Artikel, die sich auf die dem Kloster zustehenden grundherrlichen Abgaben beziehen 335 . Damit wird deutlich, daß sich die Intentionen bei der Erstellung der Weistümer änderten 336 . Der Schwerpunkt der nachfolgenden Weistümer liegt in der Abgrenzung der Rechte zwischen dem Kloster St. Matthias als Grundherrn und den Vögten. Durch seine

330 StBT 1657/362 fol. 4 6 0 - 6 2 ; Kauf aus dem Jahre 1485. 331 StBT 1657/362 fol. 4 7 5 - 4 8 2 . 332 LHAK 210/2206 S. 521-525. StBT 1657/362 fol. 4 8 4 - 4 8 6 . Bei der Schenkungsbeurkundung waren als Kellner des Klosters 1519 Marsilius Zwewner und als Schultheiß Peter der Meier von Pellingen anwesend. 333 LHAK 210/1910 S. 37: Zu wissen das jairgedinge ist gehalden zuo Wiißkirch off den dritten moyndagh nae Oester en anno domini 1457 durch diß sieben scheffen deßselben hoy ffs. 334 LHAK 210/1910 S. 37: Item haint sii gewiist, eyn marck stiet vor•> des kircheren huyß hindert an unser huyß zu hant vur der porten, da man yngiet in des pastors huiß; eyne mark, die underscheit die aptye und wedemhoyff. a) HS: vir. 335 LHAK 210/2227 S. 78. Im Weistum 1576 wird dazu ausdrücklich auf die Register des Klosters verwiesen. 336 Ähnlich in Palzem-Dilmar. Vgl. Kapitel G.II.l.

103

Tabelle 25: Herrschaftsstatus des Klosters nach den Weistümern in Weiskirchen 1457 1. Herrschaftstitel Abt ist Grundherr Abt und Vogt sind gemeinsame Grundherren Vogt ist als Landesherr Hochgerichtsherr Abt setzt Maß und Gewicht Bezirk, in dem die Vögte den Medum haben Wälder mit unterschiedlicher Bußenverteilung zwischen Abt und Vögten 2. Gerichtsbarkeit Abt hat Vorsitz im Jahrgeding Abt besetzt Gericht Abt und Vogt besetzen Gericht gemeinsam Abt und Vögte setzen Boten gemeinsam Bote hütet die Wälder: Festnahmerecht Abt und Vögte geben Schöffen die Kosten Abt setzt alle Bußen Abt und Vögte setzen die Bußen gemeinsam 3. Abgaben und Fronen 4 Malter Hefer 15 Eier/Faß Hafer 1 Vierzel Hafer + 1 Huhn pro Haus dem Vogt Schöffen für Zinsheben 1 Sester Wein Heufron im Brühl für den Abt - gibt Suppe 8 Frontage für den Kurfürst

1513

1548

χ

χ

1573

1576

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. Markttag an Jakobus Vögte schirmen den Markt im Umkreis einer Meile: Bußen 2 / 3 Abt - '/ 3 Vogt außerhalb der Meile: Bußen l / 3 Abt - 2 / 3 Vogt Fuhrfron von 1 / 2 Fuder Wein von St. Matthias nach Weiskirchen: 2 Ohm dem Kloster - 1 Ohm Vogt Abt gibt den Fronern 1 Sester Wein + 2 Brot Wein wird am Markttag verzapft Trinkpflicht der Gehöfer Gehöfer stellen Stühle und Bänke Hofmann verpflegt den Vogt und Diener Kaufleute zahlen Zoll: Abt 3 / 4 , Vogt '/ 4 Meier und Bote heben Zoll Vogt straft bei Nichtzahlung des Zolles Vogt und Abt strafen gemeinsam

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Weistum 1457: L H A K 210/1910 S. 37-38. Weistum 1513: L H A K 210/2207 S. 107-114: Abschrift nach 1526. L H A K 210/2218 S. 195 204. L H A K 210/1495 S. 1-21. Weistum 1548: L H A K 210/2305 S. 555-570 ist weitgehend identisch mit d e m Weistum von 1513. Weistum 1573: L H A K 210,973: 210/1490 S. 1 - 2 4 ; 210/1495 S. 6 1 - 6 9 als eine Kopie von 1634; 210/2227 S. 6 8 - 8 2 . Weistum 1576: L H A K 210/974; 210/1495 S. 3 3 - 4 4 .

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Erwerbungen 1485,1506 und 1509 war das Kloster Mitinhaber der Vogteirechte geworden. Deshalb könnte auch die Erstellung des Weistums 1513 mit dem Erwerb der Vogteirechte in Zusammenhang stehen. Da es bei der Festlegung der gegenseitigen Rechte zu Streit kommen konnte, versuchten die Untertanen sich aus dem Streit herauszuhalten. Das wird bereits 1526 deutlich, als Abt Petrus Olevian im Anschluß an die Huldigung die Weisung der klösterlichen Rechte verlangte. Nach einer gegenseitigen Beratung weigerten sich die Schöffen zu weisen, weil die Vögte fehlten. Sie schlugen vor, die Weisung bis nach dem St. Jakobustag zu verschieben 337 . Zwischen den Weistümern von 1513 und 1548 einerseits und denen von 1573 und 1576 andererseits stellen sich sowohl was den herrschaftlichen Status als auch die Gerichtsbarkeit anlangt für das Kloster negative Veränderungen ein. Abgesehen von den Wäldern, die einen besonderen Rechtsstatus besaßen 338 , wurde 1513 der Abt des Klosters als der alleinige Grundherr gewiesen, der das Gericht im Jahrgeding zu berufen und die Bußen zu setzen hatte ; 1573 und 1576 hingegen mußte er diese Rechte mit dem Vogt teilen. Diese Verschiebung der Rechtslage ist auf eine Vereinbarung mit dem Kurfürsten Jakob von Eitz aus dem Jahr 1572 zurückzuführen 339 . Die Neuformulierungen im Weistum 1573 sind eindeutig auf eine redaktionelle Bearbeitung auf der Grundlage dieser Vereinbarung zurückzuführen. Die neu angesetzte Weisung ist eine Folge dieses Vergleichs; als Vertreter des Kurfürsten nahm der Burggraf (Amtmann) von Grimburg auf dem Jahrgeding an der Weisung teil. Im Anschluß daran wurde die Vereinbarung von 1572 verlesen, und die Schöffen baten, sie ihrem Weistum einzuverleiben 340 . Aufgrund der Vereinbarung standen dem Kurfürsten als Landesherrn die Landsteuern, die Wehrhoheit, die Appellation in Gerichtsverfahren und das Blutgericht zu 3 4 1 . Der «Angriff», die Festnahme eines Übeltäters, wurde von beiden gemeinsam vorgenommen und die Kosten und die Einkünfte in Form von Geldbußen nach bestimmten Quoten verteilt. Im Falle eines hochgerichtlichen Vergehens sollte der Täter dem kurfürstlichen Amtmann nach Grimburg ausgeliefert werden und allein seiner Jurisdiktion unterliegen. Es wird also auch hier ein Unterschied in der Strafverfolgung zwischen hoher Kompositionsgerichtsbarkeit, die beiden zusteht, und hoher Blutgerichtsbarkeit vorgenommen, die in die Kompetenz des Kurfürsten kraft seiner Eigenschaft als Landesherr gehört. Die Rechtsprechung im Bereich der Liegenschaften, der Versäumnisse bei der Abgabe der grundherrlichen Zinsen und der Ausführung der Frondienste fand im Jahrgeding statt. Die Berufung der Gerichtsschöffen für dieses Gericht sollte gemeinsam vorgenommen werden. Dem Abt stand aber der Vorsitz im Gericht

337 L.HAK 210/2207 S. 106-107. 338 Dazu gehörte ein Wald, in dem das Kloster die 6 0 ß Buße, d.h. die Hochbuße beanspruchte; LHAK 210/1910 S. 38. Beispiele für diese Hochbuße bei: I. EDER, Die saarländischen Weistümer, S. 114. 339 LHAK 210/2206 S. 4 9 3 - 4 9 4 . Auch im Weistum von 1573 enthalten: LHAK 210/2227 S. 7 9 - 8 0 . 340 LHAK 210/2227 S.81. 341 LHAK 210/2227 S. 79 und 210/2206 S.493: Schätzung, reiß, appellation, herschaw, leib- und lebensstraff und dero remission.

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zu, und er hatte das Recht, im Falle von Zinssäumigkeiten, die seine Gefalle betrafen, die Untertanen zu pfänden. Vergleicht man diese Angaben mit dem Inhalt der Weistümer, so wird deutlich, daß das Kloster durch diese Vereinbarung seine ehemals starke Stellung im Bereich der Gerichtsbarkeit in Weiskirchen verloren hatte und den Kurfürsten als dominierenden Mitherren anerkennen mußte 342 . Der thematische Schwerpunkt der Weistümer lag nun in der Umschreibung und Abgrenzung der gegenseitigen Rechte von Kloster und Kurfürst; dies wird daran deutlich, daß einerseits die für das Kloster als Grundherrn spezifischen Einnahmen nicht mehr verzeichnet werden 343 , während andererseits im Weistum 1576 die Fronen für den Kurfürsten neu aufgenommen sind 344 . Die Renovation des Weistums von 1513 im Jahre 1548 ist auf Streitigkeiten mit Emmerich von Dietz zurückzuführen 345 . Seine Ansprüche auf die dem Kloster gewiesenen Rechte wurden von diesem mit Hilfe des Weistums und einer zusätzlichen Bestätigung durch einen Schöffen zurückgewiesen 346 . Dieser Streit erreichte sogar das Reichskammergericht, wurde dort aber wieder zurückgezogen 347 . Abgewiesen wurden auch Versuche des Grafen Sebastian von Halckenstein, einem Lehensmann Lothringens, in diesen, aus lothringischen Schenkungen herrührenden Besitzungen, den Abt des Klosters St. Matthias zum Empfang des Lehens zu bewegen und damit die Oberhoheit Lothringens zu erreichen 348 .1561 wies der Abt den Grafen daraufhin, daß diese Oberhoheit nie bestanden habe; die entsprechenden Unterlagen wollte er später vorlegen, da der Urkundenbestand des Klosters in den vorausgegangenen Kriegen in Unordnung geraten war 349 . Eine Besonderheit gegenüber den bisher untersuchten Texten bilden die Weisungen zur Ausgestaltung des Markt- und Kirmestages am Fest des hl. Jako-

342 Vgl. in Tabelle 25 die Angaben zu Herrschaftstitel und Gerichtsbarkeit. 343 LH AK 210/2227 S. 78. Hier wurde ausdrücklich daraufhingewiesen, daß Schaffund Zinsen laut klösterlichem Register zu entrichten sind. Im Urbar aus dem Jahre 1750 ist fast die gleiche Summe (es fehlen etwa 3 /4 Vierzel) an Schaffund Zinsen angegeben wie im Weistum von 1457 steht; LHAK 210/2203 S. 142-143. 344 LHAK 210/974. 345 Emmerich von Dietz war zum Teil Besitzer und zum Teil kurfürstlicher Lehensträger der Burg Weiskirchen, die er nach längerem Verfall wieder instandsetzte. Vgl. dazu K. HOPPSTÄDTER, Die Burg Weiskirchen und ihre Besitzer, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend, 17/18, 1969/70, S. 193-208; hier S. 199. Vgl. auch C. VON BRIESEN, Urkundliche Geschichte des Kreises Merzig, Saarlouis 1863 (unveränderter Nachdruck, Dillingen 1980) S.223. 346 LHAK 210/2305 S. 12-34: Darstellung des Streites. S. 555-570 Weistum von 1548 und S. 571 die Bestätigung der klösterlichen Darstellung durch einen Schöffen. 347 StBT 1657/362 fol. 4 5 5 - 4 5 7 . 348 StBT 1657/326 fol. 4 6 5 - 4 6 8 . Der Herzog von Lothringen unternahm in der Mitte des 16. Jahrhunderts auch an anderen Stellen den Versuch, seine Oberhoheit durchzusetzen. Vgl. K. HOPPSTÄDTER, H.W. HERRMANN (Hg.), Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes Bd. 2, Saarbrücken 1977 S. 199-200. 349 StBT 1657/326 fol. 467-468.

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bus (27.7.) 350 . Darin wird auch das komplizierte Verhältnis zwischen dem Abt als Grundherrn und Mitvogt und dem Kurfürsten als Vogt und Landesherrn sichtbar. Im ersten Weistum von 1457 fehlen diese Artikel noch vollständig, was seinen Charakter als grundherrliches Hofweistum noch betont. Erst nachdem das Kloster ebenfalls Vogteirechte besaß, wurde dieser Teil 1513 in das Weistum aufgenommen. An dem besagten Markt- und Festtag, der vom Vogt geschützt werden mußte, waren die gegenseitigen Rechte und Pflichten genau abgegrenzt. Wer den Marktfrieden störte, wurde vom Vogt mit Bußen belegt. Wenn er den Bußfalligen innerhalb einer Meile festnahm, erhielt der Abt zwei Drittel des Bußgeldes und der Vogt ein Drittel. Außerhalb dieses Raumes war die Verteilung umgekehrt. Die Kaufleute mußten einen Zoll zahlen, wenn sie auf dem Markt an diesem Tage ihre Waren feilboten; diesen teilten Abt und Vogt ebenfalls im Verhältnis zwei Drittel zu einem Drittel. Zusätzlich zum Aufteilungsmodus der Bußgelder wurde aber hier ausdrücklich darauf hingewiesen, daß dem Abt als Mitvogt vom Vogtanteil ein Viertel zusteht 351 , so daß sich sein Gesamtanteil auf drei Viertel erhöhte. Der Hofmann des Klosters hatte die Aufgabe, den Vogt, einen Diener und die Pferde zu verpflegen. Die Gehöfer mußten die Stühle und Bänke aufstellen und darüberhinaus am Fest Maria Magdalena (22.7.) vom Kloster ein halbes Fuder Wein abholen und nach Weiskirchen fahren 352 . Von diesem Bannwein konnte der Abt zwei Ohm und der Vogt ein Ohm gegen Bezahlung verzapfen lassen, was einer zusätzlichen Einnahme gleichkam. Wein, der nicht verkauft worden war, mußte von den Gehöfern gegen Bezahlung abgenommen werden. In diesem Zusammenhang findet sich eine in den Weistümern von St. Matthias seltene, in anderen saarländischen Weistümern häufigere Bestimmung, wonach der Bote den restlichen Wein, wenn die Gehöfer ihn nicht abnehmen wollten, vor das Hühnerloch schütten und trotzdem das fehlende Geld eintreiben konnte 353 . Diese Weinabnahmepflicht der Gehöfer ist im Urbar um 1750 in eine Abnahmepflicht des Hofmannes umgewandelt 354 .

350 Solche Bestimmungen sind auch in den saarländischen Weistümern selten, Vgl. I.EDER, Die saarländischen Weistümer, S. 98. 351 LHAK 210/2227 S. 76 im Weistum 1576. Im Urbar von 1750 wird diese Aufteilung auch für die Bußen angegeben; LHAK 210/2203 S. 138. 352 Ein Fuder hatte 6 Ohm. Im Weistum 1513 sollten vier Ohm im Kloster abgeholt werden; LHAK 210/2207 S. 113. Diese Angabe ist möglicherweise ein Schreibfehler. 353 LHAK 210/2207 S. 113. Vgl. für den saarländischen Raum: I. EDER, Die saarländischen Weistümer, S. 9 5 - 9 8 . Aus dem Text wird klar, daß der Bote auch dann, wenn der Gehöfer alle Türen verschlossen hielt, den Wein vor sein Haus schütten konnte. Diese Bestimmung kann wie auch die von der Verpflegung des Vogtes als ältere Weistumsbestimmung gelten. 354 LHAK 210/2203 S. 137: anjetzo aber ist der hoffmann lauth seines briefs schuldig, soviell wein abzunehmen, als man ihm aufladet, und bekombt er im closter die kost und seine pferd fuder.

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2. Die Weistümer in Mandern Die Weistümer des Klosters wurden in Mandern auf den Jahrgedingen erfragt und auch in Form von Fragen und Antworten aufgeschrieben und überliefert. Fast alle Aussagen beziehen sich auf Fragen zum Herrschaftsstatus und zur Gerichtsbarkeit 355 . Dabei läßt sich erkennen, daß dem Kloster nur ein kleinerer Teil an der Herrschaft zustand, was bereits aufgrund der Urkunden zu erwarten war 356 . Eine Verbindung nach Weiskirchen ist nicht vorhanden. Ein erster Vergleich der einzelnen Aussagen in den Weistümern zeigt, daß, sowohl was die Zuweisung der Grundherrschaft als auch die Ausübung der Gerichtsbarkeit anlangt, die Inhalte voneinander abweichen und sich die dominierende Rolle der Herren von Veltzberg und Sötern zum Kurfusten von Trier hin verschiebt. Dabei können oder wollen die Schöffen in wichtigen Fragen keine genauen Antworten geben. Das Weistum von 1527 enthält ausschließlich Aussagen zur Herrschaftsverteilung und zur Ausübung der Hochgerichtsbarkeit 357 . Die Aufteilung sah folgendermaßen aus: die vier Herren von Veltzberg zu zwei Teilen und die von Sötern und Rappweiler zu je einem Teil. Auf die Frage, welchen Sitz die Herren im Gericht einnehmen, wie also der Stab umgeht, verlangten sie 14 Tage Zeit, um sich zu beraten 358 . Sie konnten auch keine Antwort darauf geben, wie die Güter der Hingerichteten unter die Herren zu verteilen waren 359 , da diese Verteilung vom jeweiligen Anteil an der Herrschaft abhing. Aus den Verhandlungen auf dem Jahrgeding läßt sich erkennen, daß vor dem Schöffengericht der «vier» Herren die üblichen Rügen (Abwesenheit vom Jahrgeding, Holzhauen ohne Erlaubnis, persönliche Streitigkeiten) verhandelt wurden 3 6 0 . Alle die Grundherrschaft, Gebot und Verbot, Abgaben und Fronen betreffende Artikel und Rügen fehlen. Im Jahrgeding 1549 gaben die Schöffen auf diese Fragen genauere Auskunft. Danach sollte der Herr von Veltzberg zwei Jahre lang dem Gericht Vorsitzen und den Stab halten. Die übrigen Herren bekamen den Stab im Verhältnis der ihnen zustehenden Anteile an den Einnahmen 361 . Trotz Ermahnung durch den Stabhalter Philipp Jakob zu Veltzberg konnten oder wollten die Schöffen die einzelnen Anteile an den «Renten, Herlichheiten und Hochheiten» nicht weisen 362 . Sie 355 356 357 358

359 360 361 362

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Vgl. die nachfolgende Tabelle 26. Vgl. das Eingangskapitel III. LHAK 210/2207 S. 118. LHAK 210/2207 S. 115. Die Antwort war für die Schöffen schwierig, weil die Anteile an der Herrschaft durch Erbschaft, Kauf oder Schenkung aufgeteilt waren. Aus der Liste der beim Jahrgeding anwesenden Herren lassen sich die Inhaber erfassen: Philipp Jakob von Helmstedt, Herr von Veltzberg; Nieláis von Hagen; Johann von Schwartzenburg; Marsilius, Kellner von St. Matthias; Bernhart Mettrich, Amtmann von Grimburg; Junker Bernhard von Flersheim (Montzemer), Amtmann von Schwarzenburg für Jungfrau Adelheid von Schauenburg. LHAK 210/2207 S. 118. LHAK 210/2207 S. 116. LHAK 210/2218 S. 178. LHAK 210/2218 S. 178.

Tabelle 26: Herrschaftsstatus nach den Weistümern in Mandern 1527 1. Herrschaftstitcl Grundherr: Herr von Veltzberg alle 4 Herren Bannbezirk Jagdrecht Fischrecht Fund Wald den 4 Herren Grundbezirk St. Maximin '/ 6 Dem, Medum, Holz an St. Maximin Zinsgüter der Abtei Tholey Zinsgüter des Domkapitels Hochgerichtsherr Veltzberg 2 Teile Sötern 1 Teil Rappweiler 1 Teil ( = Erzbischof + Abt) 2. Gerichtsbarkeit Hochgericht der 4 Herren hat zu richten über Hals und Halsgebein zu brennen, zu hängen zu ertränken Festnahme durch 4 Herren Gemeinsame Aufteilung: der Kosten des Gerichts der Bußen Pfandrecht des Kurfürsten bei Fron- und Steuersäumnis Kurfürst Landesherr

1549

1579

1653

χ wissen es nicht

Kurfürst 4 Herren Kurfürst

nach Anteil der Renten

kurfürstliche Hochgericht in Kell

Forsthuber in Irsch oder Gericht in Kell

3. Abgaben und Fronen 3 Tage Fron im Sommer dem Kurfürsten nach Grimburg Ackerrecht im Wald gegen Zahlung des Dem Weistum 1527: LHAk 210/2207 S. 115-118; 210/2218 S. 169-172. W e i s t u m 1549: L H A K S. 106.

2 1 0 / 2 2 1 8 S . 1 7 3 - 1 8 5 ; 2 1 0 / 1 5 3 8 S . 1 - 1 5 . T e i l w e i s e a b g e d r u c k t i n GRIMM, W e i s t ü m e r 2,

Weistum 1579: LHAK 210/2225 S. 310-308; inseriert im Jahrgedingsprotokoll von 1653: LHAK 210/2225 S. 290308. Weistum 1653: LHAK 210/2295 S. 1-28; Jahrgedingsprotokoll 1653 mit Weistum von 1573 und anschließender neuer Weisung. Der am Tag danach gewiesene Weistumstext 1653: LHAK 210/2295 S. 22-28.

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benannten aber den Herrn von Veltzberg als alleinigen Grundherrn und halben Hochgerichtsherrn. Die übrigen Herren waren je nach ihren Einnahmen am Hochgericht beteiligt 363 ; dessen Unkosten sie auch anteilmäßig tragen mußten 3 6 4 . Neben der Präzisierung der Rechte der vier Herren, wobei die alleinige Grundherrschaft der Herren von Veltzberg besonders hervorzuheben ist, wurde auch auf die Lage im gesamten Bann genauer eingegangen. Nach der Weisung des Bannbezirkes, die auch schon 1527 erfolgte 3 6 5 , wiesen die Schöffen im Bann der «vier» Herren einen grundherrlichen Bezirk des Klosters St. Maximin mit einem eigenen Grundgericht und Rechte weiterer Herren, die aber die Rechte der «vier» Herren nicht berührten 3 6 6 . Diese letzte Weisung steht im Gegensatz zur alleinigen Grundherrschaft der Herren von Veltzberg und ist ein Hinweis auf den starken Einfluß des jeweils im Jahrgeding anwesenden Herren auf die Aussagen der Schöffen. Das Weistum 1573, das nur in Abschriften von 1653 vorliegt, zeigt, daß in der Zwischenzeit Veränderungen eingetreten sind. Sie betreffen zunächst die grundherrlichen Rechte. Die Schöffen wiesen 1573 den Herrn von Veltzberg nicht mehr als alleinigen Grundherren, sonder alle «vier» Herren gemeinsam als Grundherren gemäß ihrer Anteile an der Hochgerichtsbarkeit 367 . Gegen diese Abweichung protestierte der Amtmann von Dagstuhl 1579 im Namen von Philipp Jakob von Flersheim als Nachfolger der Herren von Veltzberg, indem er auf das alte Weistum verwies und die Vorlage von Urkunden forderte, die diese Veränderungen belegen sollten 3 6 8 . Des weiteren präzisierten die Schöffen 1573 bei ihrer Weisung die Gerechtigkeiten anderer Grundherren. Dem Kloster St. Maximin wiesen sie erneut seinen Bezirk mit eigener Grundgerichtsbarkeit und zusätzlich den 6. Teil des den «vier» Herren zustehenden Demgeldes, des Medums (insgesamt die 7. Garbe als Abgabe der Untertanen) und des eingeschlagenen Holzes 369 . Nach der Weisung der Schöffen besaßen außerdem das Trierer Domkapitel und die Abtei Tholey eigene Zinsgüter, die aber der Gerichtsbarkeit im Jahrgeding der «vier» Herren unterlagen 3 7 0 . Bedeutsamer sollte aber die Antwort auf die Frage nach dem Hochgerichtsherrn im Bezirk werden. Die Schöffen erklärten, daß sie kein Hochgerichtsweistum führten und ein solches von den Vorfahren auch nicht gewiesen worden sei. Sie erkannten als

363 364 365 366

L H A K 210/2218 S. 179. L H A K 210/2218 S. 182. L H A K 210/2218 S. 1 8 0 - 1 8 1 ; Weistum 1549. L H A K 2 1 0 / 2 2 0 7 S. 1 1 6 - 1 1 7 ; Jahrgeding 1527. L H A K 210/2218 S. 1 8 1 - 1 8 2 . D i e s e Erweiterung ist wahrscheinlich auf ein Weistum für die Abtei St. Maximin von 1537 zurückzuführen und ist ein H i n w e i s auf den A b l a u f der E n t w i c k l u n g eines Weistumstextes im 16. Jahrhundert. D a s Weistum 1 5 3 7 ist unvollständig abgedruckt in GRIMM, Weistümer 2, S. 1 0 5 - 1 0 6 . Vollständig abgedruckt in GRIMM, Weistümer 6, S . 4 7 4 478. 367 L H A K 210/2225 S . 3 0 5 . 368 L H A K 210/2225 S. 3 0 5 - 3 0 6 . 369 L H A K 210/2225 S. 3 0 2 - 303. Diese Ergänzung k o m m t bereits im Weistum 1537 für St. M a x i m i n v o r . Vgl. G R I M M , W e i s t ü m e r 2, S. 105. G R I M M , W e i s t ü m e r 6, S. 4 7 8 .

370 L H A K 210/2225 S. 303.

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Recht, daß den «vier» Herren gemeinsam die Vollstreckung der Todesstrafe zustand 371 . Diese Aussage sollte 1653 wieder aufgegriffen werden. Am Dienstag, den 14. Oktober 1653, trafen sich die Vertreter der in Mandern betroffenen Herrschaften zum Jahrgeding 372 . Durch die Einrichtung des Fideikommisses Dagstuhl für das Haus Sötern waren die ehemaligen Anteile der Herren von Veltzberg und von Sötern unter dieser Herrschaft vereinigt worden 373 . Stabhalter und damit Vorsitzender des Gerichts war der Amtmann von Dagstuhl. Er stellte während dieses Jahrgedings die Fragen. Erstmals wiesen dabei die Schöffen die genaue Reihenfolge im Vorsitz 374 . Zu anderen Fragen konnten sie keine genaue Auskunft geben 375 . Auch das Weistum war ihnen nicht mehr im Gedächtnis, weil es viele Jahre nicht mehr gewiesen worden war. Sie baten deshalb, das alte Weistum zu verlesen, worauf sie seinen Inhalt bestätigen wollten 376 . Am folgenden Mittwoch 377 verlangte der am Vortag zu spät gekommene kurtrierische Amtmann Johann Vogt zu Hunolstein, Amtmann zu Pfalzel, die erneute Einberufung des Gerichtes am üblichen Jahrgedingsort. Er forderte von den Schöffen eine Erklärung, warum im Weistum keine Bestimmungen über das Hochgericht enthalten seien. Die Schöffen verwiesen darauf, daß das Hochgericht von den Forsthubern 3 7 8 und den Schöffen von Oberkell dem Kurfürsten gewiesen worden sei. Weil der Bezirk Mandern in diesem kurfürstlichen Hochgericht gelegen sei, hätten sie kein Hochgericht gewiesen. Sie baten den Amtmann, dabei verbleiben zu dürfen 3 7 9 . Anschließend erfragte der kurfürstliche Amtmann weitere Rechte und Gerechtsame des Kurfürsten. Sie bezogen sich dabei auf Fundsachen, den Bienenfund, die Jagd und Fischerei, den Bereich der Landstraße, den Wehrdienst, die Erhebung von Landessteuern, die Revision bei Gerichtsverfahren, Fronen, das Einziehen von Pfandern, das Bestimmen von 371 LHAK 210/2225 S. 304. 372 LHAK 210/2225 S. 291 : Wolf Friedrich Zoller, Amtmann von Dagstuhl; Philipp Franz Freiherr von Sötern, Herr zu Dagstuhl; Wolf Henrich von Steinhaldenpalz, durch schriftlichen Ausweis als Vertreter des Kurfürsten Karl Kapar von der Leyen; Eucharius und Gerhard Gruntinger als Vertreter des Abtes von St. Matthias. 373 Kurfürst Philipp Christoph von Sötern versuchte während seiner Regentschaft durch Kauf und durch Entfremdung kurtrierischer Besitztitel für seine Familie eine eigene Herrschaft Dagstuhl durch Bildung eines Fideikommisses zu erreichen (6.5.1634). Nach dem Tod des Kurfürsten 1653 setzten Streitigkeiten um einzelne Besitztitel ein, die 1654 und 1657 durch Vergleich mit dem Kurfürsten Karl Kaspar von der Leyen beendet wurden. Das Jahrgeding 1653 in Mandern fiel in diese Zeit der Besitzstreitigkeiten. Vgl. K. HOPPSTÄDTER, H.W. HERRMANN (Hg.), Geschichtliches Landeskunde des Saarlandes, Bd. 2, S. 376-388. 374 LHAK 210/2225 S. 296. Der Herr von Veltzberg sollte zwei Jahre, der Herr von Sötern ein Jahr und der Erzbischof ein Jahr den Stab halten. Das sollte dreimal geschehen. Im 12. Jahr sollte der Abt an die Stelle des Kurfürsten treten. 375 Sie kannten die Reihenfolge nicht mehr, in der das Jahrgeding zu bannen war. Möglicherweise wollten die Schöffen nicht in den Streit zwischen dem Kurfürsten und den Herren von Dagstuhl eingreifen; LHAK 210/2225 S.298. 376 LHAK 210/2225 S. 300. Die Schöffen verwiesen auch darauf, daß die alten Schöffen tot seien. 377 Im Text steht irrtümlich das Datum 16. September; LHAK 210/2295 S. 23. 378 Zum Gericht der Forsthuber vgl. Kapitel 1.1. S. 36. Auch F. RÖRIG, Die Entstehung der L a n d e s h o h e i t , S. 4 4 - 4 6 .

379 LHAK 210/1195 S. 23-24.

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Maßen und Gewichten und das alternative Anrufen von Gerichten (herschawJ380. Alle vorgenannten Rechte wurden dem Kurfürsten als Landesherren von den Schöffen gewiesen und der Amtmann der Herrschaft Dagstuhl legte keinen Protest ein. Damit hatte sich die ehemals dominierende Rolle der Herren von Veltzberg und Sötern - jetzt vertreten durch Philipp Franz Freiherr von Sötern und Herr von Dagstuhl - hin zum Kurfürsten von Trier verlagert, was auch im Weistum der Schöffen vollzogen wurde. Das ehemalige Hochgericht, das die Schöffen in den Weistümern von 1527, 1549 und 1573 gewiesen hatten, ist 1653 in seinen Befugnissen zu einem Jahrgedingsgericht geworden, das sich hauptsächlich mit den Rügen im Liegenschaftsbereich befaßte 381 . Ganz wesentlich waren die Befugnisse des Hochgerichts durch die Möglichkeit der Anrufung der kurfürstlichen Gerichte ausgehöhlt worden 382 . Auch der Galgen, ein Zeichen des Hochgerichts, verfiel383. Die Funktion der Weistümer in Mandern lag demnach weniger in der Absicherung klösterlicher Einnahmen und Rechte - im Gegensatz zu den Urbaren 384 fehlen in den Weistümern alle Angaben über Abgaben der Gehöfer - , sondern sie spiegeln die Auseinandersetzungen um die Hochgerichtsbarkeit zwischen dem Kurfürsten und der Herrschaft Dagstuhl wider, bei denen es letztlich um die Landesherrschaft ging.

3. Die Weistümer in Rappweiler und Konfeld In Rappweiler und Konfeld nahm das Stift St. Simeon aus Trier die beherrschende Stellung ein. In beiden Gerichtsbezirken wiesen die Schöffen des Stifts den Propst von St. Simeon als alleinigen Grundherrn, dem auch, mit einigen Unterschieden zwischen Konfeld und Rappweiler, die Bannrechte zustanden 385 . Es gab 1547 ein Schöffengericht, das sowohl für Rappweiler als auch für Konfeld zuständig war 386 . Beide Gerichtsbezirke blieben aber unabhängig voneinander, was auch dadurch deutlich wurde, daß die Schöffen getrennte Weistümer für Rappweiler und Konfeld wiesen.

380 LHAK 210/2295 S. 24-26. 381 LHAK 210/2225 S. 300. Im Jahrgeding 1653 wurden die Rügen, die sich auf Übertretungen im Liegenschaftsbereich bezogen, protokolliert und dem Meier übergeben. 382 LHAK 210/2295 S.26. 383 LHAK 210/2203 S. 129 ein Hinweis im Urbar um 1750. 384 Angaben im Urbar 1529: LHAK 210/2220 S. 52. Angaben im Urbar um 1750: LHAK 210/2203 S. 133. 385 Vgl. die nachfolgenden Tabellen 27 und 28. 386 LHAK 210/2218 S. 187. Die Namen der Schöffen: Ketheren Hans von Niedertoischen, Johann von Zwalbach, Karhens Hans Meier, Hieronymus von Conwald, wiehe Hans Clais zu Conwald, Brucken Theis von Niedertoischen und Hans Dederichs Peters son von Rapweiler alsamt scheffen zu Rap weiter und Conwaldt.

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Tabelle 27: Herrschaftsstatus nach den Weistümem in Rappweiler

1. Herrschaftstitel Grundherr: Propst St. Simeon Bannbezirk Bannrechte: Propst St. Simeon Jagen und Fischen: Propst und den Vögten zu '/ 3 den Vögten Grundzins und Besthaupt dem Propst Kurfürst ist Landesherr 2. Gerichtsbarkeit Grundgericht dem Propst Hochgericht dem Propst bis zur 3. Sprosse darüber hinaus den Vögten Bußen: 2 / 3 Propst, '/ 3 Vögte Propst hebt die Bußen Festnahme: Propst, wenn notwendig mit Hilfe der Vögte Lieferung nach Grimburg 3. Vogtrechte Schaff: Korn, Hühner; Geld: aufgeteilt: '/ 3 Adelheid von Schauenburg (Fleckenstein) l u Kurfürst '/ 6 Abt St. Matthias Äckerrecht in den Wäldern Strafrecht am Markttag in Büchern 4 Wälder 4. Besondere Rechte der Gehöfer Äckernutzung im Wald ohne Demzahlung Äckernutzung gegen Zahlung des Dem

1547

1595

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Weistum 1547: LHAK 210/2218 S. 187-194. LHAK 210/2225 S. 359-365; aber ohne Zusatz zum Markt Büchern. Teilweise abgedruckt bei GRIMM, Weistümer 2, S. 101-102. Weistum 1595: LHAK 210/2218 S. 309-317. Inhaltlich weitgehend identisch mit 1547, aber redaktionell nicht mehr in Form von Fragen und Antworten.

Tabelle 28: Herrschaftsstatus nach dem Weistum in Konfeld 1. Herrschaftstitel Grundherr: Propst St. Simeon Vögte: Adelheid von Schauenburg Herr von Fleckenstein Kurfürst Abt St. Matthias Besondere Rechte für den Herrn von Fleckenstein: Schaff + Fronen Bannbezirk Bannrechte: Propst 2/3, Vögte '/ 3

χ χ χ χ χ χ χ x Fortsetzung -»

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Tabelle 28: Fortsetzung Bußen: Propst 2 / 3 , Vögte '/ 3 in Morscholz: alle Rechte dem Propst Propst erhält das Besthaupt

χ χ χ

2. Gerichtsbarkeit Propst ruft das Jahrgeding ein Er richtet bis zur 3. Sprosse Vögte richten bis zum Ende (Vollzug) Wer seine Lehengüter verwirkt hat, davon gehört Propst 2 / 3 , Vögte ' / Propst gibt des Schöffen ein Essen Revisionsgericht: Gericht Nalbach

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3. Besonder beiten: Weisung eines Markttages

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Weistum 1547: L H A K 2 1 0 / 2 2 2 5 S. 3 5 1 - 3 5 7 . L H A K 210/2218 S. 2 2 7 - 2 8 3 . D a s W e i s t u m ist teilweise a b g e d r u c k t bei GRIMM, W e i s t ü m e r 2, S. 102.

Nach beiden Weistümern besaß der Abt des Klosters St. Matthias nur einen bescheidenen Anteil an den Vogteirechten, durch die er an der Hochgerichtsbarkeit beteiligt war 3 8 7 . Diese war zwischen dem Stift St. Simeon und den Vögten in beiden Gerichten so aufgeteilt, daß der Propst die Gerichtsverhandlung zu führen und das Urteil zu fällen hatte und an der Hinrichtung durch das «Heben bis zur dritten Sprosse» der Leiter am Galgen beteiligt war. Die endgültige Vollstreckung stand den Vögten zu 3 8 8 . In Rappweiler wiesen die Schöffen dem Propst auch den «Angriff», das Recht zur Festnahme eines Büß- oder Straffälligen. Dabei war es ihm freigestellt, die Vögte zu Hilfe zu rufen 3 8 9 . Der gewachsene Einfluß des Kurfürsten läßt sich 1595 in der Erweiterung dieser Weisung sehen. Danach konnte der Propst den Täter wie früher festnehmen, mußte ihn aber nach Grimburg in das Gefängnis des kurfürstlichen Amtmannes liefern 390 . Ein weiterer Zusatz verstärkte diesen Einfluß: Die Schöffen wiesen 1595, daß nur dem Propst als Grundherrn und dem Kurfürsten als Landesherrn gehuldigt werden durfte 3 9 1 .

387 Anteil in Rappweiler: LHAK 210/2218 S. 191-192: Frage was den vogden gepuer an schaffkorn und hoenergeld? Antworten die scheffen und sagen, die theilungh sei'* inen kundigh, aber die haubtsachb) unbewußt; uß dem schaffguth, das sie haben, gepure junfraw Aleten das dreiteil, unserem gnädigsten hern von Trier ein viertheil und uß den dreien theilen meinem hern von sanct Matheis ein halb drittheil oder uß dem gantz schaft ein sechtetheil a) Hs: sie. b) Hs: heubt sach. 388 Konfeld: LHAK 210/2225 S. 354. Rappweiler: LHAK 210/2218 S. 189 für das Weistum 1547 und LHAK 210/2218 S. 312 für das Weistum von 1595. Diese Art der Kompetenzverteilung kommt auch in den Weistümern anderer Grundherren dieser Gegend vor. Als Beispiel das Weistum des Klosters Mettlach in Losheim; in: I. EDER, Die saarländischen Weistümer, S. 160. 389 LHAK 210/2218 S. 189 Weistum Rappweiler 1547. LHAK 210/2218 S. 313 Weistum Rappweiler 1595. 390 LHAK 210/2218 S.313. 391 LHAK 210/2218 S. 315. 114

Im Weistum Konfeld sieht es anders aus. Hier ist zunächst bemerkenswert, daß das Gericht im Nalbacher Tal als Revisionsinstanz für das Gericht in Konfeld gewiesen wurde. 392 . Dahinter dürfte der Versuch des Propstes zu sehen sein, mit der Zuordnung zum Gericht in Nalbach eine Einflußnahme des Amtmannes von Grimburg zu verhindern. Im Nalbacher Tal war das Stift St. Simeon alleiniger Grundherr. Obervögte waren Kurtrier und Kurpfalz, Schirmvogt war Lothringen. Die Landeshoheit hatten später die Kurfürsten von Trier und die Freiherren von Hagen gemeinschaftlich inne. Sie bildeten auch ein gemeinsames Hochgericht 393 . Eine weitere Gemeinsamkeit mit den Weistümern der umliegenden Orte bildet die Weisung des Markttages. Dabei wird in dem zum Rappweiler Gericht gehörenden Büchern 394 den Vögten an diesem Tag das Strafrecht gewiesen 395 . In einem späteren Zusatz wird von der Neubelebung des Marktes nach 50 jähriger Pause berichtet. An diesem Tag war vom abteilichen Meier in Weiskirchen im Namen der Vögte ein halbes Fuder Wein für 93 Gulden und 8 Albus ausgeschenkt worden 396 . Der klösterliche Schreiber könnte dies als Ergänzung des Weistums angesehen haben, da im Weistumstext selbst ein Ausschankrecht der Vögte - wie ζ. B. in Weiskirchen - nicht gewiesen worden war. Die Schöffen wiesen den Vögten außerdem vier Wälder 397 und das Recht, diese Wälder für ihre Schweinemast zu nutzen. Dies durften nach Aussage der Schöffen auch die Gehöfer in Rappweiler. Es ergibt sich aber zwischen den beiden zeitlich versetzten Weistümer in Rappweiler ein wichtiger Unterschied. 1547 durften die Gehöfer den Wald unentgeltlich nutzen 398 ; 1595 wurde die Nutzung nur gegen Zahlung des Dem gewiesen. Es wurde sogar eine Buße angedroht, die auch für das nicht genehmigte Holzeinschlagen erhoben wurde 399 . An diesem Beispiel wird die Verdichtung des Herrschaftsanspruches der Grund- und 392 LHAK 210/2218 S. 356. Zuständig wäre das kurfürstliche Gericht in Kell gewesen. 393 Zur Geschichte dieser Herrschaft: K. HOPPSTÄDTER, Die Herrschaft Nalbacher Tal, in: K. HOPPSTÄDTER, H . W . HERRMANN (Hg.), Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, Bd.2, S. 4 2 4 - 4 2 9 . Weitere Literatur dort in Anmerkung 1). In einem Prozeß vor dem Reichskammergericht versuchte das Stift vergeblich, Teilhaber an der Landeshoheit zu werden. 394 Büchern ist eine spätere Wüstung nördlich von Rappweiler. Vgl. D. STAERK, Die Wüstungen des Saarlandes - Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saarraumes vom Frühmittelalter bis zur Französischen Revolution (Veröffentlichungen der Kommission fur saarländische Landesgeschichte und Volksforschung, Bd. 7) Saarbrücken 1976, S. 125-127. 395 LHAK 210/2218 S. 192-193. 396 LHAK 210/2218 S. 194. Die Wiedereröffnung war im Jahre 1685. Vgl. dazu D. STAERK, Die Wüstungen des Saarlandes, S. 126. Dort zitiert nach den Akten des Stifts St. Simeon. 397 LHAK 210/2218 S. 192 und S.314. In beiden Weistümem sind die Namen der Wälder nicht identisch. Auf die Rechte an diesen vier Wäldern wird auch im Urbar um 1750 hingewiesen. LHAK 210/2203 S. 156. 398 LHAK 210/2218 S. 193-194. Frage, ob man schwein in der vogde weide schlagen wurde umb den deme; waß der deme sei? Antworten die scheffen und sagen, es sei nicht viel bei inen geschehen, und sie haben sich allezeit also freundlich und lieblich gehalten, das die hern wolt zufreden gewesen und des ir auch also thut und dessen beraidt begerte und also deßmals abgescheiden. 399 LHAK 210/2218 S. 315. Die Vögte konnten den acker selbst nutzen oder mögen den acker vermitz geburlichen dheme den nachbarn zu Rapweiler verlassen. Bei uberbruch, sofern ackerweisung oder holzhauen treffe, können die Gehöfer gestraft werden.

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Vogtherren auf alle der allgemeinen Nutzung zugänglichen Bannteile und vor allem das größere Interesse am Wald deutlich. Aus den wenigen beim Kloster St. Matthias überlieferten Jahrgedingen des 18. Jahrhunderts ergibt sich, daß das Gericht für Konfeld und Rappweiler am gleichen Tag gemeinsam abgehalten wurde 4 0 0 . Neben den üblichen Rügen, die sich auf Übertretungen im Liegenschaftbereich und auf private Streitigkeiten bezogen, wurden 1759 auch Polizeisachen verhandelt. Einem Angeklagten wurde vorgeworfen, er habe eine Frau und ihre Kinder aus dem Trierischen bei sich zu Hause aufgenommen. Das Gericht beschloß, daß der Beklagte die Frau und ihre Kinder innerhalb von 24 Stunden aus dem Haus zu entfernen hatte 4 0 1 .

IV. Die Weistümer in St. Matthias Der Besitz des Klosters in St. Eucharius/St. Matthias wurde 1147 in der Bestätigung durch Papst Eugen III. anläßlich der Einweihung der neuerrichteten Kirche aufgeführt. Dort wird das Dorf St. Eucharius mit seiner Kirche und der gesamten Gerichtsbarkeit, ausgenommen ein Zoll am Feste des hl. Eucharius, als Besitz des Klosters bestätigt 4 0 2 . Der Besitz dürfte auf ein ehemaliges Kollegiatstift zurückgehen, das an gleicher Stelle bestanden hatte, bevor durch Erzbischof Egbert (975-993) das Benediktinerkloster bei der Kirche des hl. Eucharius begründet worden war 4 0 3 . Die Benennung des Klosters wie auch des Dorfes nach dem hl. Eucharius, einem der ersten Bischöfe in Trier, wurde im 12./13. Jahrhundert allmählich durch den Namen des hl. Apostels Matthias ersetzt, dessen Gebeine man bei den Bauarbeiten an der neuen Kirche 1127 fand, und dessen Verehrung in der ganzen Umgebung rasch zunahm 4 0 4 . In die Zuständigkeit des Gerichts St. Matthias gehörten nach Ausweis der Huldigung von 1526 die umliegenden Orte St. Madert, Heilig-Kreuz und die Gehöfer weiterer Höfe des Klosters 4 0 5 . 400 LHAK 210/1439: Jahrgedinge 1719, 1746, 1754, 1759. Auf dem Jahrgeding 1719 wurde das Schöffenweistum von 1595 von Rappweiler verlesen und von den Schöffen bestätigt. Die Konfelder, die auf dem Jahrgeding anwesend waren, rügten die Weiskircher, daß diese einen Teil ihres Bannes bearbeiten und damit einer fremden Nutzung zuführen würden; LHAK 210/1439 S.10-11. 401 LHAK 210/1439 S. 125. 402 M R U B I, Nr. 545: villam sancii eucharii cum ecclesia et cum tota iustiticia eiusdem ville, excepto teloneo diei natalis sancii eucharii. 403 F. PAULY, Die ältesten Urkunden für die Trierer Kirche St. Eucharius, in: Kurtrierisches Jahrbuch 8, 1968, S. 12-20. Hier S. 14-15. Ebenfalls F. PAULY, Siedlung und Pfarrorganisation im alten Erzbistum Trier. Das Burdekanat Trier (Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier, Bd. 16) S.261. 404 J. HAU, N. IRSCH (Hg.), Achthundert Jahre St. Matthiaskirche in Trier, Trier 1948, S. 6 2 - 6 6 . J. HAU, Die St. Matthiasverehrung im Rheingau während des 12. Jahrhunderts, Mainz 1948. 405 LHAK 210/2207 S. 3.

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Tabelle29: Herrschaftsstatus des Klosters nach den Weistiimern in St. Matthias 1457 1. Herrschaftstitel Abt ist: Lehenherr Vogt Grundherr Hochgerichtsherr Er hat Bannrechte unterschiedlicher Art Bannbezirk 7 Höfe mit Asylrecht 2. Gerichtsbarkeit Hochgerichtsbarkeit 3 Jahrgedinge 3 Bußen: 5ß, 60ß, Hinrichtung hohe und kleine Bußen besondere Bußen- und Geührenordnung Aufsicht über die Größe der Brote 3. Abgaben und Dienste Schaff: 1 ß/Feuerstelle Zins: Bote hebt und kann pfänden Heufron zum Hof Irsch 3 Tage Fron gegen Kosten 4. Besondere Rechte und Pflichten der Geböfer freier Zug Rückkaufrecht (Abtrieb) für Verwandte Verbot fremden Wein zu verkaufen Unterschultheiß hat Festnahmerecht bei nächtlichem Aufruhr 5. Hof in St. Matthias freier, vorfälliger Hof ( = Wenn von den Eheleuten einer stirbt, erbt der andere den Hof) Weistum 1457:

1532/33

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1600

χ χ χ χ χ χ x (Schöffenhäuser) χ χ

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LHAK 210/1910 S. 3. Das im Text stehende Datum Maria Lichtmeß 1456 ist nach trier. Stil der 2 . 2 . 1457.

Weistum 1532/33: LHAK 210/842 ist eine Einzelurkunde mit den beiden Weisungen. Am 8.8. 1532 weisen die Schöffen den Bannbezirk und am 22.9. 1533 die Rechte. Gleicher Text in: LHAK 210/1623 S. 1 - 1 0 . Weistum 1600: LHAK 210/2225 S. 203-218. Der Weistumstext der Rechte ist in einem Jahrgedingstext von 1604 inseriert. Das Weistum ist unvollständig abgedruckt bei GRIMM, Weistümer 2, S. 2 8 4 - 8 5 .

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Der Vergleich der einzelnen Artikel der drei Weistümer zeigt erhebliche Unterschiede 406 . Das Weistum von 1457 ist in seinen wesentlichen Teilen eindeutig auf die Grundherrschaft bezogen, deren Mittelpunkt in dieser Zeit möglicherweise der Irscher Hof war 4 0 7 . Die Weistümer von 1532 und 1533 treffen stattdessen Aussagen über das Ausmaß der klösterlichen Gerichtsrechte. Im Weistum von 1600 werden beide Vorlagen zusammengefaßt und präzisiert. Wie die Weistümer zeigen, dürfte für das Kloster der Umfang seiner Gerichtsrechte von besonderer Bedeutung gewesen sein. Im Weistum 1457 wird der Anspruch auf die Gerichtsherrschaft durch die Weisung als Vogt, dem auch der Schaff" gebührt, in allgemeiner Form erhoben 4 0 8 . Das Schöffengericht urteilte im Jahrgeding, in dem kleine und hohe Bußen verhängt werden konnten 4 0 9 . 1532/33 wurden die Gerichtsrechte des Abtes im Bannbezirk, der 1457 nur erwähnt wurde, genauer gewiesen. Der Umfang der Gerichtsbarkeit wurde im Weistum durch die Höhe der Bußen bezeichnet, die vom Gericht verhängt werden konnten 4 1 0 . Die 5 Schilling Buße galt für die Aburteilung kleinerer Frevel, demnach für die Nieder- oder Grundgerichtsbarkeit, während die 60 Schilling Buße als die seit dem 6. Jahrhundert bekannte königliche Buße für das Hochgericht stand 4 1 V Ausgenommen von der äbtischen Zuständigkeit sollte das «haltz geband» sein. Dieserhalb wurde dem Abt zwar der Angeklagte mit «leib und gutt» gewiesen; um diesen selbst aber zur richten, mußte der Abt seinem Schultheiß und dem Gericht zunächst 60 Schilling geben, d. h. den Verurteilten auslösen 4 1 2 . Diese eigenartige Regelung, nach der dem Abt die Vollstreckung des Urteils nicht unmittelbar zustand, entsprach wohl nicht der Realität, sondern weist bruchstückhaft auf ältere Verhältnisse 413 . Im Weistum von 1600 ist dieser besondere Teil nicht mehr enthalten. Die Schöffen präzisierten dort den Zuständigkeitsbereich der Hochgerichtsbarkeit durch eine Aufzählung von Ordnungswidrigkeiten im Bereich der Liegenschaften und der Straftatbestände für den Hochgerichtsbereich. Zusätzlich verboten sie den Gehöfern, ein fremdes Gericht

406 Vgl. Tabelle 29. 407 Im Weistum heißt der H o f Yesch: LHAK 210/1910 S. 3. Zum Problem der Identifizierung dieses Namens mit «Irsch» vgl. R. GALL, Mattheiser Besitzungen, in: Neues Trierisches Jahrbuch, 1978. S. 4 2 - 4 5 ; hier S. 4 3 - 4 4 . 408 K. LAMPRECHT, D W L I , 2, S. 1135. Danach verstand man schon im Spätmittelalter unter Vogtei jede Art der Gerichtsbarkeit. Vogtei und Gerichtsbarkeit waren demnach eng miteinander verbunden. 409 L H A K 210/1910 S. 3. 410 LHAK 210/1623 S. 9: auch wißen sie meinem ehrwürdigen herrn von sancì Mattheiß dreiy bußenn, das ist fünf schillingh und sechzich schilling h und ist haltz geband. 411 60 Schilling als Hochgerichtsbuße: vgl. K. LAMPRECHT, D W L 1,2, S. 1003 - 1 0 3 4 und Anmerkung 338 hier in Kapitel III. 1. 412 LHAK 210/1623 S . 9 - 1 0 : «Han ein armer mensch das vermacht hett, wisen sie ihn" meinem ehrwürdigen Herrn mit leib und gutt außer dem haltz geband; soll der ehrwürdiger herr abt zu sanct Mattheiß seinem Schultheiß und seinen gerichten geben sechzich schillingh, alsdan magh seine ehrwurden den menschen ¡aßen fahren, er magh ihn"] laßen gehen, er magh ihn*' laßen hencken oder erdrencken, so wie dem armen beschehe, daß ihm recht widerfahre,», a) Hs: ihne. 413 Vgl. dazu die nachfolgenden Ausführungen, insbesonder Anmerkung 419 dieses Kapitels.

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anzurufen 414 . Die Umschreibung der Jurisdiktionsrechte stimmt fast wörtlich mit dem Text in den Weistümern der «Abtei» von 1599 überein 415 , was auf eine redaktionelle Bearbeitung im Kloster hindeutet. Die Vollstreckung der Urteile stand demgegenüber im Weistum 1600 dem Abt allein zu. In diesem Zusammenhang verwiesen die Schöffen ausdrücklich auf einen Brief des Kurfürsten aus dem Jahre 1590, in dem die Einzelheiten geregelt waren 416 . In diesem Brief, dessen Inhalt nicht im Weistum enthalten ist, bestätigte 1590 Kurfürst Johann III. von Schönberg (1581-1599) dem Abt von St. Matthias das Recht, einen Galgen bei «casholz» errichten zu dürfen 417 . Er bezog sich dabei auf eine Bewilligung des Kurfürsten Johann II. von Baden (1456-1503) aus dem Jahre 1495, in der dem Kloster dieses Recht erstmals zugestanden wurde 418 . Mit seiner Entscheidung wollte der Kurfürst dem Kloster größere Unkosten ersparen und das Gerichtsverfahren verbessern. Im alten Verfahren vor 1495 hatte das klösterliche Gericht, das aus dem Schultheiß und sieben Schöffen bestand, das Verfahren zu führen. Zur Vollstrekkung des Todesurteils mußte der Verurteilte dem Schultheiß in Trier übergeben werden, der die Exekution am Hochgericht Euren ausführen mußte 419 . Die dabei anfallenden Kosten hatte das Kloster zu tragen. Über dieses Verfahren und über seine Kosten war es zum Streit gekommen. Nach der Neuregelung von 1495 konnte das klösterliche Gericht selbst die Exekution vornehmen. Dieses Hochgericht stand aber weiterhin unter der Aufsicht des Kurfürsten, da während der Vollstreckung der Urteile der Amtmann von Pfalzel oder sein Vertreter mit zwei Dienern auf Kosten des Klosters anwesend sein mußte 420 . Außerdem schrieb der Kurfürst 1590 als Grundlage des Verfahrens die Halsgerichtsordnung Karls V.

414 LHAK 210/2225 S. 214: «Item weisen wir unserm ehrwürdigen hern alß einem grund- und hochgerichtshem alle hohen und kleinen boeßen wie die der arme man verbrechen kan; es seie ahn zu kleiner ehlen, maßen und gewicht; es sei ahn zerbrochen wegen und Stegen, uberart, uberfart, übersatt, ubermätt, mit marcken zu schrecken oder zu wecken; es sei von dieberey, zauberey, hurerey, scheltewort; es sei von bloedigen wunden, helfengeschrey und allem demjenigen, das gegen einen erwurdigen hern und deßen gotshaus sein magh». 415 Vgl. Kapitel G . I . l . und G.I.2. 416 LHAK 210/2225 S. 214: Item weisen und erkennen wir, da ein mißthätiger mensch das leben vermacht hette, denen weisen wir unserm erwurdigen hern zu mit leib und gutt, denselben haben ire erw urden macht, lauth uralten scheffenerkantnuß hinzurichten oder das leben zu schenken. 417 LHAK 210/1001 und 1002 Brief in zweifacher Ausfertigung vom 10. Juli 1590 (Urkunde mit Siegel). 418 LHAK 1 A 11821 Brief v o m 21. März 1494 stilus trev. = 1495. 419 Der Richtplatz und die Exekution in Euren steht mit älteren Verhältnissen im Zusammenhang. Nach einem Text, dessen Inhalt auf das 13. Jahrhundert zu datieren ist und dessen Niederschrift aus dem 16. Jahrhundert (1513) stammt, gab es im Trierer Raum ein Hundeigeding oder Hochgericht, zu dem neben Trier und Pfalzel mit St. Eucharius/St. Matthias eine ganze Reihe weiterer Orte gehörte. Den Vorsitz in diesem Gericht hatte der kurfürstliche Schultheiß inne. Dem Gericht gehörten die Zender aller Gerichtsgemeinden an. Verhandelt wurden die Hochgerichtslalle, die mit einer 60 Schillingbuße oder mit der Todesstrafe geahndet wurden. Vgl. dazu: STEIN, D a s Eurener Hundeigeding oder Hochgericht, in: Trierisches Archiv, 10, 1907, S. 85 94. Der Text ist auch unvollständig abgedruck bei Grimm, Weistümer 2, S. 279 280. 420 Anstelle des Amtmannes wird 1494 der Unterschultheiß mit zwei Dienern als teilnahmeberechtigt genannt. Der Unterschultheiß war nur für St. Matthias zuständig.

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vor und wies auf die ihm vorbehaltenen Rechte als Landesherr hin, zu denen auch das Begnadigungsrecht gehörte. Gemäß diesem Entscheid verurteilte das Schöffengericht von St. Matthias unter Vorsitz des Schultheißen Diederich Baln am 2. August 1590 eine Frau wegen Zauberei. Bei der Verbrennung durch den «Nachrichter» am neuen Hochgericht auf «Kalmett fur Kaßholtz» nahm für den Landesherrn anstelle des Amtmannes von Pfalzel der Meier von Ehrang teil 421 . Diese Regelung war auch im 18. Jahrhundert noch in Kraft. 1765 setzte der Abt die Schöffen des Hochgerichts ein und ließ den Galgen auf «calmet» erneut aufrichten 4 2 2 . Im Unterschied zum 16. Jahrhundert waren die Schöffen keine Untertanen aus St. Matthias, sondern kurfürstliche Hof- und Kammerräte, die unter dem Vorsitz des klösterlichen Oberschultheißen zu Gericht saßen 4 2 3 . Sie verurteilten 1765 vier Diebe zur Todesstrafe und begnadigten eine junge Frau mit Verbannung. Die Hinrichtung wurde vom Trierer Stadtschultheißen befohlen, der sie durch seinen «Nachrichter» ausführen ließ. Den Amtmann von Pfalzel lud man mündlich zur Exekution aufgrund des Entscheides von 1590 ein. Zum Schutz bot der Schlutheiß des Klosters die Meier und Untertanen der Dörfer der «Abtei» auf. Es waren zusätzlich zehn kurfürstliche Schützen anwesend. Der Schultheiß wies aber ausdrücklich darauf hin, daß ihre Anwesenheit keinen Präzendenzfall für die Zukunft schaffen dürfe; denn die klösterlichen Rechte sollten durch ihre Anwesenheit nicht beeinträchtigt werden 4 2 4 . Die Weistümer haben damit die gesamte Entwicklung im Bereich der Hochgerichtsbarkeit aufgenommen. Der Präzisierung der Hochgerichtsrechte in den Weistümern entspricht andererseits eine Zunahme der wirtschaftlichen und flurpolizeilichen Regelungen, zu der auch eine Normierung der Gebühren und Bußen gehörte. In den Weistümer 1457 und 1532/33 finden sich dazu nur allgemeine Formulierungen, während das Weistum 1600 eine Fülle von Einzelheiten bringt, die aber nicht alle neu waren. Als Ausgangspunkt für diese Regelungen läßt sich eine Übereinkunft zwischen Abt Johannes Rode (1421-1439) mit dem Gericht und der Gemeinde aus dem Jahre 1431 nachweisen 4 2 5 . Sie gehört in den Rahmen der Vereinbarungen aus der Zeit des Wiederaufbaus der klösterlichen Grundherrschaft 4 2 6 . Abt, Schöffen und Gemeinde vereinbarten, daß dem Abt die Gebots- und Verbotsgewalt zustand, und daß er die notwendigen Bußen und Strafen verhängen konnte. Wenn eine Buße über jemand verhängt wurde, konnte der Abt oder sein Vertreter im Weigerungsfall pfänden. In bezug auf die Höhe des einbehaltenen Pfandes 421 LHAK 210/1646 S. 1-11. 422 LHAK 210/2233 S. 51-53. 423 LHAK 210/2233 S. 51: Simon Daniel Werner, Dr. beider Rechte als Oberschultheiß; die Schöffen: Johann Baptist Coals, Matheis Joseph Cleber, Dominico Gandt als trier. Hofräte; Frantz Ludwig Carove, Dr. beider Rechte, Johann Matheis Cramer als kurtrier. Hofkammerrat. Zwei Schöffen fehlten. 424 LHAK 210/2233 S. 5 4 - 5 8 . 425 StBT 1657/362 fol. 118-123. 426 Vgl. für das Gebiet der «Abtei» eine Vereinbarung aus dieser Zeit in Kapitel G.I.2. Anmerkungen 79-82.

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hatte der Verurteilte ein Widerspruchsrecht; die Entscheidung darüber traf das Gericht in St. Matthias. Die Anrufung dieses Gerichts hatte aufschiebende Wirkung; die Pfändung unterblieb, bis das Gericht entschieden hatte 4 2 7 . Wer sich der Pfändung grundsätzlich widersetzte wurde straffällig, und der Abt konnte ihn ohne Einschaltung des Gerichts verurteilen, festnehmen und pfänden. Hier wird eine gewisse Unabhängigkeit des Gerichts vom Abt erkennbar. Der Abt bestimmte des weiteren im Einvernehmen mit der Gemeinde, daß niemand fremden Wein nach St. Matthias einfuhren durfte. Bei Übertretung dieses Gebotes mußten für «jecklich stück weins» zwei rheinische Gulden Strafe entrichtet werden 428 . Gütlich kam man überein, daß der Abt die Gemeinde bitten konnte, ihm einen Tag auf Kosten des Klosters zu fronen. Für diese Regelung gab es keinen Rechtsanspruch, sondern die Gemeinde bewilligte sie «von freundschaft und beden wegen». Auch wenn der Abt um einen zweiten Tag bat, sollten ihm die Untertanen diesen Tag nicht verweigern. Wer am Frontag nicht an der Arbeit teilnehmen konnte, war berechtigt, einen Vertreter zu schicken 429 . In den beiden Weistümern von 1457 und 1532/33 steht nur in dem von 1457 eine nicht näher definierte Heufron mit dieser Vereinbarung in Zusammenhang, während im Weistum 1600 drei Frontage, zwischen denen zwei freie Tage sein müssen, angeführt sind. Der Abt mußte für die Fronarbeit die Kosten übernehmen 430 . Noch deutlicher wird die Verbindung zwischen der Vereinbarung von 1431 und dem Weistum von 1600 durch die Weisung des Verbotes, fremden Wein einzuführen und zu verkaufen 431 . Gleiches gilt für die Zuweisung des Pfandungsrechtes an den Abt, dessen Bote von den Zinspflichtigen Pfand nehmen konnte lauth irer erwürden habenden brieff und Siegel*32. Durch die vereinheitlichten Bußen und Gebühren, die erstmals im Weistum 1600 erscheinen, wird aber auch neues Recht gesetzt. Dazu ist anzumerken, daß die Bußen und Gebühren den Schöffen zustanden 4 3 3 . Die Gebühren für die Be427 StBT 1657/362 fol. 119-120: dürfte ihm aber, daß ihme mit solcher pfendung zu kurtz oder zu hart geschehen, soll ein abt ihme gefällig sein und ihme widerfahren laßen an dem gericht zu sanct Mattheis unterlästigh die pfend biß zu austrag der'* rechten, a) Hs: des. 428 StBT 1657/362 fol. 120. 429 StBT 1657/362 fol. 121. 430 LHAK 210/2225 S.215. 431 LHAK 210/2225 S.214. Es wird zugefügt: erkennen aber, daß ein underthan macht habe, sein aigen wachstumb binnent dem bezirck zu verzapfen*' ohne ungelt; wart aber vor sanct Martinstagh einen wusch ausstechen wurde, von dem wusch ein rader heller zu geben schuldigh; soll auch bey der boeß den gesten weiters nichtsb) dan wein und brot uffsetzen. a) Hs: versapffen. b) Hs: nichst. 432 LHAK 210/2225 S.215. Hier wird wahrscheinlich auf die Vereinbarung abgehoben. 433 LHAK 210/2225 S.213 und 216. 213: Buße bei zu kleinem Brot den Schöffen. S.216: Jahrgedingsversäumnis 10 Kreuzer, Rügen im Liegenschaftsbereich 10 Kreuzer, ein Verbot setzen und das 1. Pfand nehmen kosteten in St. Mathias und St. Madert vier Denare (Pfg) und in Heilig Kreuz und Vianden 6 Denare. Bei erneutem Tätigwerden wurden 15 Albus (allig für die Schöffen, Grenzmarken setzen 1 Sester Wein und dem Boten 4 Denare.'Wenn das Gericht hinzugezogen wurde, mußten die Kosten für die Schöffen bezahlt werden. Kauf- oder Verkaufsbeurkundungen 9 Albus. Wenn die Schöffen gebraucht wurden 16 Albus für die Schöffen und 8 Albus dem Gerichtsschreiber.

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urkundungen von Käufen und Verkäufen sind darüber hinaus von besonderer Bedeutung, da sie ähnlich wie das den nahen Verwandten innerhalb eines Jahres eingeräumte Rückkaufrecht 4 3 4 ein Hinweis auf größere geschäftliche Aktivitäten darstellen. Insgesamt sind diese Ergänzungen und Präzisierungen im Weistum von 1600, zu denen auch die Ausübung von Polizeibefugnissen durch den klösterlichen Unterschultheiß gehörte - er war berechtigt, bei nächtlichem Aufruhr und bei Schlägereien die Übeltäter festzunehmen 4 3 5 - ein Anhaltspunkt für die Funktionsfähigkeit des Weistums als geltende Rechtsgrundlage und für ein intensiveres Einwirken der Herrschaft auf das Gericht, die Gemeinde und ihre Mitglieder. Nach 1600 änderte sich der Weistumstext nicht mehr, und er wurde in den Jahrgedingen verlesen. In keinem Weistum finden sich Bestimmungen, die auf das Verhältnis zwischen Kloster, dessen Gericht und der Gemeinde eingehen, obwohl die kommunalen Vertreter in den Jahrgedingen aktiv tätig waren. An Hand einiger Beispiele wird die Entwicklung der Aufgaben- und Kompetenzverteilung zwischen dem Kloster und der Gemeinde deutlich. Im 15. Jahrhundert hat sich gezeigt, daß der Abt mit der Gemeinde und dem Schöffengericht eine Vereinbarung über die Abgrenzung der gegenseitigen Rechte und Pflichten geschlossen hat 4 3 6 . Aus dem 16. Jahrhundert ist im Anschluß an die Huldigung 1526 ein ähnliches Beispiel überliefert. Das Kloster verlangte von der Gemeinde eine Steuer zur Begleichung der Schäden, die durch die kriegerischen Handlungen im Verlauf der Sickingenfehde entstanden waren. Außerdem war das Geld für die kurfürstliche Schätzung aufzubringen. Der Abt verlangte 150 Goldgulden, die Gemeinde wollte nur 6 Gulden zahlen. Nach einer zweitägigen Beratung bot die Gemeinde 12 Gulden, was der Abt ablehnte. Alle anschließenden Verhandlungen verliefen ergebnislos 437 . Das Beispiel zeigt, daß das Kloster in dieser Zeit nur eine eingeschränkte Herrschaft ausübte. Allein - ohne Konsens mit der Gemeinde - konnte es keine Steuern erheben. Hier gilt das gleiche Prinzip wie auf der Territorialebene für die Mitwirkung der Landstände bei den Steuerverhandlungen. Im 18. Jahrhundert ist dieses Mitwirkungsrecht der Gemeinde verschwunden. Der Zender wurde wie die Schöffen zu einem vom Abt eingesetzten Beamten 4 3 8 . Die Aufgaben der Gemeinde wurden 1759 in einer umfangreichen Gemeindeordnung geregelt und die Gemeinderechnung unterlag der jährlichen Kontrolle des Klosters 4 3 9 . Pflichtversäumnisse des Bürgermeisters oder der übrigen Gemeindebediensteten wurden vor dem Schöffengericht gerügt und abgeurteilt 4 4 0 .

434 435 436 437 438 439 440

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LHAK 210/2225 S. 216-217. LHAK 210/2225 S.216. St BT 1657/362 fol. 118-123. Vgl. Anmerkungen 4 2 5 - 4 2 9 Kapitel G.IV. LHAK 210/2207 S. 3-7. LHAK 210/2285 S. 39. Aus dem Zweiervorschlag wählt der Abt einen aus und setzt ihn ein. LHAK 210/2285 S. 178-180 und S. 186. LHAK 210/2285 S.223.

Im 18. Jahrhundert nimmt das Kloster damit gegenüber seinen Untertanen die dominierende Rolle ein.

V. Die Weistiimer in Euren In der Urkunde, mit der Papst Eugen III. 1147 alle Besitzungen des Klosters St. Eucharius/St. Matthias bestätigte, wird ein Hof in Euren erwähnt 441 . Im Jahre 1255 erhielt das Kloster als weiteren Anteil ein Haus mit den dazugehörenden Gütern 4 4 2 . Der Besitz des Klosters umfaßte demnach nicht das ganze Dorf. Andere Rechte wie Vogtei- oder Gerichtsrechte wurden nicht erwähnt. Aufgrund der inhaltlichen Übersicht 443 über das Weistum 1528, läßt sich die Situation des Klosters in Euren gut erkennen. Mittelpunkt der Grundherrschaft ist ein eigener Hof, dem mit dem Asylrecht ein besonderer Rechtsstatus zugewiesen wird. Die Stellung des Hofmannes wird dadurch hervorgehoben, daß ihm im Hof und Bezirk kein Pfand genommen werden darf. Daneben besitzt das Kloster weiteres Land, das gegen Zahlung von Grundzinsen erblich ausgeliehen ist. Um den Rechtsanspruch zu sichern, muß bei der Übernahme der Erbschaft dem klösterlichen Schöffengericht von jedem Erben ein Albus gezahlt werden. Für Güter, deren Zins in die Kirche entrichtet wird, gilt eine besondere Regelung: Für sie erhält der Kellner als Besitzsymbol ein paar Hände voll Heu, während die Schöffen nichts bekommen 444 . Gehöfer, die neu hinzukommen, müssen nach ihrer Belehnung huldigen und den Gehöfereid schwören 445 . Auf der Basis seiner grundherrlichen Rechte übte das Kloster im Jahrgeding die Gerichtsbarkeit über die ihm zinspflichtigen Gehöfer aus, die alle jahrgedingspflichtig waren. Vor Beginn des Jahrgedings hob das Gericht die Zinsen 446 . Wer seinen Zins nicht zahlte, mußte eine Buße von 10 Albus an das Kloster, einen Sester Wein an die Schöffen und an den Meier 5 Schilling entrichten 447 . Wer dem Boten den Zins und die Bußen nicht zahlen konnte oder wollte, konnte bis zu seinen Liegenschaften gepfändet werden. Ab 1614 sind in unregelmäßigen, ab 1684 in regelmäßigen Abständen bis 1722 Jahrgedinge überliefert, in denen das Weistum verlesen wurde und Grundlage der Gerichtstätigkeit war 448 . Nach einer längeren Überlieferungspause nahm der 441 442 443 444

445 446 447 448

MRUB I, Nr. 545: curtem de Uren cum appendiciis suis. MRUB III, Nr. 1301. Vgl. Tabelle 30. LHAK 210/2225 S. 222. Vgl. dazu das Urbar um 1750; in ihm wurden diese Zahlenangaben der Entwicklung angepaßt. Die Schöffen erhalten 12 Albus und die paar Hand Heu, die dem Kellner bei in die Kirche zinsenden Gütern zusteht, müssen mit 12 Albus verrechnet werden; LHAK 210/2203 S. 64. LHAK 210/1673 S. 182. Im Jahrgeding 1760 wurde eine solche Belehnung vorgenommen. LHAK 210/2220 S.66 im Urbar von 1529. LHAK 210/2225 S.221. LHAK 210/1674 und 1673.

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Tabelle30: Herrschaftsstatus des Klosters nach dem Weistum von 1528 in Euren 1. Herrschaftstitel Grundherr Lehnherr Zinsherr Gebot und Verbot als Grundherr 2. Gerichtsbarkeit Schöffen setzen ein freies Jahrgeding alle Gehöfer jahrgedingspflichtig Buße bei Zinsversäumnis Pfandrecht bei Zins- und Bußenversäumnis Gebühr bei der Bestätigung von Erbschaften 3. Hof und Abgaben und Dienste Hof mit Asylrecht Hofmann darf nicht gepfändet werden Korn-, Hafer-, Hühner-, Silberzins Fronen für den Kurfürst

W e i s t u m 1528: L H A K 210/2225 S. 2 1 2 - 2 2 2 . 210/1674 S. 1 - 3 u n d die E r n e u e r u n g des W e i s t u m s im J a h r e 1763 in 2 1 0 / 1 6 7 4 S. 8 5 - 8 7 . D i e D a t i e r u n g d e s W e i s t u m s ist im Text zweideutig. Als J a h r wird Tausenl funffhunderl achtzigh zveey (1582) a n g e g e b e n . I m V o r s p a n n w i r d allerdings P e t r u s Olevian (1526 33) als a n w e s e n d e r A b t , v o r d e m die W e i s u n g s t a t t g e f u n d e n h a t , g e n a n n t . M e i n e s E r a c h t e n s liegt bei d e r J a h r e s z a h l 1582 ein Ü b e r t r a g u n g s f e h l e r vor, d e r in d e n s p ä t e r e n A b s c h r i f t e n b e i b e h a l t e n w u r d e . D a s W e i s t u m g e h ö r t z u r S a m m l u n g a u s d e r Zeit des A b t e s P e t r u s O l e v i a n u n d m ü ß t e a u f d a s J a h r 1528 richtig d a t i e r t w e r d e n , z u m a l a u s dieser Zeit a u c h ein E i n t r a g im U r b a r s t a m m t ; vgl. L H A K 210/2220 S.770.

Abt Adalbert Wiltz (1758-1773) 1760 die Gerichtssitzungen wieder auf. 1763/64 erneuerte der Kellner die Zinsen, d.h. die Zuordnung von Boden und Zinsen wurde überprüft, was auf einen Neuanfang hindeutet 4 4 9 . Der gewachsene Einfluß des Kurfürsten in Euren wird dadurch deutlich, daß der kurfürstliche Meier bei der Gerichtssitzung anwesend war 4 5 0 . Die Erneuerung des alten Weistums von 1528 mag dazu gedient haben, im Jahrgeding 1763 die Ansprüche des Klosters zu betonen. Die Schöffen und der Hofmann bestätigten ausdrücklich, dieses Weistum auf jedem Jahrgeding gehört zu haben 4 5 1 . Der erneute Versuch, ein eigenes Jahrgedingsgericht zu setzen, dürfte vergeblich gewesen sein. 1772 führte das Kloster noch einmal eine Begehung der Güter und eine Renovation der Zinsen durch, bei der der Kellner die kurfürstlichen Schöffen hinzuzog 4 5 2 . Weitere Jahrgedinge sind nicht mehr überliefert 453 . 449 450 451 452 453

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LHAK 210/1673 S. 159-179. LHAK 210/1674 S.89 auf dem Jahrgeding 1763. LHAK 210/1674 S. 87-89. LHAK 210/1673 S. 189-219. Das Verschwinden von «Immunitätsgerichten», die es nicht zur Ausbildung eines eigenen Bannbezirkes brachten, war ein verbreiteter Vorgang. Vgl. dazu: H. AUBIN, Die Entstehung der Landeshoheit nach niederrheinischen Quellen. Studien über Grafschaft, Immunität und Vogtei (Historische Studien, Heft 143) Berlin 1920. S.261.

VI. Die Weistümer in Trittenheim Der Besitz des Klosters in Trittenheim geht auf eine Schenkung des Trierer Erzbischofs Egbert (977-993) zurück und umfaßte einen Hof, die Kirche und die Zehntrechte 4 5 4 . Neben dem Kloster St. Matthias waren der Kurfürst und die Herren von Manderscheid in Trittenheim begütert und übten gemeinsam die Landeshoheit aus. Im Jahre 1699 übernahm der Kurfürst den Anteil der Herren von Manderscheid 4 5 5 . Beim Vergleich der einzelnen Weistümer des Klosters in Trittenheim fallt auf, daß - mit Ausnahme des Weistums von 1561 - die einzelnen Bestimmungen fast vollständig miteinander übereinstimmen 4 5 6 . Das Weistum von 1511 war Grundlage für die nachfolgenden Texte, in denen fast immer ein Hinweis auf die Verlesung zu finden ist, auch wenn im Weistum selbst die Jahresangabe einer Vorlage nicht genannt wird 4 5 7 . Wenn man die inhaltlichen Angaben der Weistümer näher untersucht, läßt sich als Kern ein grundherrliches Hofweistum erkennen. Zum Hof, der mit der besonderen Freiheit des Asylrechtes ausgestattet war und in dem der Abt allein zu strafen hatte, gehörte eine Acht (eine große zusammenhängende Ackerflur) und ein gesondert gewiesener Bann bezirk, der sich am Berg auf der anderen Seite der Mosel befand. Aus diesem Land standen dem Kloster die Grundzinsen zu. Aus dem gesamten Gebiet, einschließlich dem der anderen Herren, beanspruchte es den Zehnt, der nach einer anderen Fassung des Weistums von 1511 dem Abt zu zwei Drittel und dem Pastor zu einem Drittel zustand 4 5 8 . Nach dieser Fassung des Weistums, die allerdings später nicht mehr renoviert oder abgeschrieben wurde, ergibt sich ein noch stärkerer Bezug zum Hof als dem Mittelpunkt der Grundherrschaft. Die Schöffen weisen dem Abt von namentlich aufgeführten Gehöfern das Besthaupt 4 5 9 . Diese Weisung dürfte auf ältere Vorlagen zurückgehen und zur damaligen und späteren Zeit nicht mehr in Gebrauch gewesen sein. In dem gewiesenen Bezirk besaß das Kloster die gesamte Gerichtsbarkeit, soweit der Übeltäter mit Bußen gestraft werden konnte. Bei der Erhebung des Zinses gab es für das Kloster eine besonders günstige Regelung. Für die

454 M R U B I, Nr. 545: Papst Eugen III. bestätigte 1147 dem Kloster curtem de Trittenheim cum ecclesia, decimis et pertinentiis suis. Vgl. auch M R U B I, Nr. 1131. 455 F. PAULY, Die Landkapitel Piesport, Boppard und Ochtendung, S. 92-93. LHAK 1 C 6940 und 7279 und 7289. Vgl. auch den Hinweis im Jahrgeding 1757, in: LHAK 210/1640 S. 6 5 - 6 8 . 456 Vgl. Tabelle 31. 457 Weistum 1561: LHAK 210/2218 S. 27. Weistum 1589: LHAK 210/1000. Weistum 1511 verlesen im Jahrgeding 1531 : LHAK 210/1639 S. 6-12. 458 LHAK 210/1640 S. 16. Im Weistum des Hochgerichtsbezirks von 1561 wird - von späterer Hand zugesetzt - der Zehnt dem Abt gewiesen; LHAK 210/2218 S. 25. 459 1640 S. 17: Die Schöffen weisen die hernachgenente leuth zu sinem hoff vor haubtrechte. Anschließend sind die Namen aufgeführt. Sie weisen den Abt wegen seines Hofes auch für einen einichs man gleich anderen einichs mennern. Das Besthaupt als Todfallabgabe weist auf ältere Verhältnisse hin.

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Tabelle 3 1 : H e r r s c h a f t s s t a t u s n a c h d e n W e i s t ü m e r n d e s K l o s t e r s in T r i t t e n h e i m

1. H e f T s c h a f t s t i t e l G r u n d h e r r in seiner Vogtei Bannrechte Elle, M a ß u n d G e w i c h t Hochgerichtsbezirk g r u n d h e r r l i c h e r Bezirk H o f mit Asylrecht freie A c h t 2. Gerichtsbarkeit G e b o t u n d V e r b o t in s e i n e m Bezirk A b t alle G e r i c h t s b a r k e i t in s e i n e m H o f alle B u ß e n g r o ß + klein a u s g e n o m m e n Blutgericht Blutgericht d e r G e m e i n d e S t r a f e , bei Z i n s v e r s ä u m n i s , d i e d e r W i r t v o r s t r e c k e n m u ß G e s a m t g e r i c h t b e s t e h t a u s 14 S c h ö f f e n : 7 Manderscheid, 4 Kurfürst, 3 Abt 3. Besondere Rechte der Gehöfer freies Z u g r e c h t F u n d darf nicht im H a u s gesucht werden

1511

1561

1589

1599

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Weistum 1511 : LHAK 210/2218 S. 17-20. Der Hochgerichtsbezirk ist mit späterer Hand angefügt. Das Weistum auch in: LHAK 210/1639 S. 1 -3. In 210/1640 S. 15 17 ist das Weistum 1511 in teilweise veränderter Form enthalten. Weistum 1561 : LHAK 210/2218 S. 23-25 Weisung des Hochgerichtsbezirkes durch alle 14 Schöffen von Trittenheim. LHAK 210/2218 S. 26-30: Die St. Mattheiser Schöffen weisen allein die Rechte und Pflichten. Weistum 1589: LHAK 210/1000: Weistum der Schöffen von St. Matthias für den Hof zu Trittenheim. Weistum 1599: LHAK 210/2225 S. 169-177. Auch in LHAK 210/2287 S. 1-8. Auf S. 9 - 1 2 ist der Hochgerichtsbezirk des Weistums 1561 angefügt. Gleiches auch im Jahrgedingsbuch von 1719: LHAK 210/2287 S. 1-12. Die nachfolgenden Weistümer ändern sich im Inhalt nicht mehr. Es handelt sich um Abschriften, die aber als solche nicht gekennzeichnet sind. Weistum 1604: LHAK 210/2286 S. 9-12. Das Weistum ist Teil einer Güterrenovation aus dem Jahre 1604. Gleicher Text auch in LHAK 210/2288 S. 9 15. Weistum 1612: LHAK 210/2225 S. 223-231. Weistum 1630: LHAK 210/2225 S. 237-247. Weistum 1702: LHAK 210/2248 S. 65-68. Das Weistum ist unvollständig und bricht ab. Das Weistum 1599 ist unvollständig abgedruckt bei GRIMM, Weistümer 2, S. 324 325.

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fehlenden Grundzinsen konnte der Diener des Herrn beim Wirt Wein nehmen, wobei er unter drei Wirten den nach seinem Vermögensstand mittleren auswählen mußte. Der Zinssäumige mußte diesem Wirt den an das Kloster gegebenen Wein nach dem Martinstag bezahlen. Das verhängte Bußgeld für die nicht gelieferten Zinsen stand dem Schultheiß direkt zu 4 6 0 . Von der Gerichtsbarkeit des Abtes war die Hochgerichtsbarkeit ausgenommen. Sie gehörte nach Weisung der Schöffen in die Zuständigkeit der Gemeinde 461 . Die Gehöfer hatten das freie Zugrecht und einen besonderen Schutz in ihrem Haus. Bei der Suche nach Fundsachen, die im klösterlichen Bezirk dem Abt zustanden, durfte am Feuerplatz oder Herd und am Platz des Bettes nicht gesucht werden; während der Suche sollte beim Gehöfer möglichst wenig Schaden angerichtet werden 462 . Diese Bestimmung dürfte ebenfalls ein hohes Alter aufweisen. In den späteren Weistümern entfiel teilweise die genaue Angabe des Herd- oder Feuerplatzes und der Bettstelle; es verblieb bei der Aufforderung, möglichst keinen Schaden bei den Nachforschungen anzurichten 463 . Das Besondere an den Weistümern des Klosters in Trittenheim liegt aber nicht in den grundherrlichen und hofrechtlichen Bestimmungen, die weitgehend identisch bleiben 464 , sondern in der Verteilung der Gerichtsrechte auf die einzelnen Herrschaftsträger. Eine Reihe von Artikeln geben Hinweise auf die Gesamtsituation in Trittenheim. So wiesen die Schöffen 1599 für Trittenheim ein Gericht von 14 Schöffen, von denen 7 Schöffen hinter dem Grafen von Manderscheid, 4 Schöffen hinter dem Kurfürsten und 3 Schöffen hinter dem Abt von St. Matthias saßen 465 . Der Abt hatte also gemeinsam mit den beiden anderen Herren Teil an der Herrschaft in Trittenheim 466 . Das gemeinsame herrschaftliche Gericht, dessen Kompetenz nicht näher definiert wurde, übte jedoch nicht die Hochgerichtsbarkeit aus, sondern diese stand der Gemeinde zu 4 6 7 . Im Bereich der Grundherrschaft des Klosters St. Matthias stellt die Tatsache, daß die Gemeinde im Besitz der

4 6 0 L H A K 2 1 0 / 2 2 1 8 S . 2 0 . GRIMM, W e i s t ü m e r 2, S. 3 2 4 - 3 2 5 . 4 6 1 L H A K 2 1 0 / 2 2 1 8 S. 19. GRIMM, W e i s t ü m e r 2, S. 3 2 4 . 4 6 2 L H A K 2 1 0 / 2 2 1 8 S. 20. GRIMM, W e i s t ü m e r 2, S. 3 2 5 .

463 LHAK 210/2218 S. 28. Im Weistum 1561 ist die Herd- und Feuerplatzangabe nicht enthalten. 464 Als Beispiel kann eine Präzisierung im Weistum 1599 gelten, als die Schöffen nach Verlesen des Weistums dem Abt auch die Aufsicht über Maße und Gewichte zuweisen. Wenn das Hauptmaß verlorengegangen war, mußte es im klösterlichen Hof in Bernkastel geholt werden; LHAK 210/ 2225 S. 174. 465 LHAK 210/2218 S. 28: Item mein gnädigster herre von Trier hatt zu Trittenheim mit meinem herrn zu sanct Matheis sieben scheffen, und mein junckher von Manderscheit allein sieben und sind in nothen ein gericht und gehend in einen rath. Dasselbe schon in der besonderen Fassung des Weistums von 1551: LHAK 210/1640 S. 16. Im Weistum 1599 die genauere Aufteilung: LHAK 210/2225 S. 174: gnädigster herr zu Trier vier, abt sanct Matheis drei, graf von Manderscheid sieben Schöffen. 466 LHAK 210/1640 S. 17: in der besonderen Fassung des Weistums von 1511 : Die Schöffen weisen den Abt wegen seines Hofes für einen einichs man gleich anderen einichs mennern. 467 GRIMM, Weistümer 2, S. 324: Weistum von 1599: So aber etwaßmißbrauchs daselbst sich begeben, welche haltz und bauch antreffen wurd und damit der leib vermacht were, das haben die gemeind zu thun alß von hochgerichts wegen. 127

Hochgerichtsbarkeit war, einen Sonderfall dar. Für das gesamte Kurfürstentum Trier bildet Trittenheim aber keine Ausnahme. Nikolay-Panter konnte in einer Vielzahl von Fällen die Kompetenzen von Gemeinden in der Hochgerichtsbarkeit nachweisen 468 . Auf derartige kommunale Zuständigkeiten außerhalb des Trierer Raumes hat auch Bader hingewiesen 469 . Im Bereich der Grundherrschaft S. Matthias waren in anderen Fällen solche alten Zuständigkeiten der Gemeinden, vertreten durch ihre Zender, in den ehemaligen Hochgerichtsverbänden Euren, zu dem St. Matthias als Gemeinde gehört 4 7 0 , und Igel, zu dem Langsur gehörte 4 7 1 , während des Mittelalters in die Kompetenz der Grund- und Landesherren übergegangen. In Trittenheim war eine Aufteilung der Zuständigkeiten auf Grundherren und Gemeinde erfolgt. Die untere Gerichtsebene bildete das Jahrgeding der Grundherren. In einer Kopie eines kurfürstlichen Weistums von 1572, das im wesentlichen die Landeshoheit des Kurfürsten und seinen Vorsitz im Gericht betont, wird auch die Funktion und die Zuständigkeit des Jahrgedings gewiesen. Danach fand einmal im Jahr, am Montag nach Martini, für die drei Herren ein Jahrgeding statt, auf dem jedem der drei Herren seine Rechte in seinem grundherrlichen Bezirk gewiesen wurden 4 7 2 . Wie das vor sich ging, ist aus dem Vorspann des Jahrgedings 1511 zu ersehen: Alle 14 Schöffen waren gemeinsam im Hof des Klosters versammelt, von Seiten des Klosters nahmen der Kellner Marsilius Zewener und der Schultheiß Junker Weinard Hack teil; die 14 Schöffen berieten sich, und einer von ihnen trug dann das Weistum vor 4 7 3 . Später löste sich das gemeiname Jahrgedingsgericht auf. 1561 tagte das Gericht mit dem klösterlichen Meier und den drei Schöffen am Montag nach Dreifaltigkeit 474 und wies die grundherrlichen Rechte des Klosters. Am Montag nach Kilian 4 7 5 tagte das Gesamtgericht und wies das Hochgerichtsweistum, das den Bezirk des Hochgerichtes Trittenheim umfaßte 4 7 6 . Hier wird ein Einschnitt deutlich. Das Gesamtgericht verliert seinen Einfluß in den grundherrlichen Angelegenheiten, was zu Folge hat, daß die Stellung des

468 M. NIKOLAY-PANTER, Entstehung und Entwicklung der L a n d g e m e i n d e im Trierer R a u m (Rheinisches Archiv, 97) Bonn 1976, S. 8 0 - 1 1 0 . D a s Beispiel Trittenheim S. 8 7 - 8 8 . 469

K . S . BADER, D o r f II, S. 3 4 6 .

4 7 0 Vgl. Kapitel G.IV. und die dortige A n m e r k u n g 419. 471 Vgl. Kapitel G . I X . 472 L H A K 2 1 0 / 1 6 4 0 S. 22: Item weisen die scheffen auch, daß im jähr einmalI das jahrgeding zu Trittenheim nehlich nechsten montag nach martini}·'* fällig und das jeder allenn dreyen herren zu; und einem jedem herren wirt auff desselbigen tag das seint auff dem sein gewiesen, a) Hs: matiniy. Dieses Weistum ist eine Kopie des Weistums für den Kurfürsten von 1563; L H A K I, A / 1 1 4 3 1 nicht durchpaginiert. 4 7 3 L H A K 210/2218 S. 17: Die Schöffen werden namentlich aufgeführt dann heißt es anschließend: Alsament darbeigewest und mit abgemelten sanct Matheis gotzhaus scheffen zu rat h gangen unddiß nachgeschrieben weistumb eindrechtiglich durch einen mund als ein ganz gericht benentlich durch Berg Jacob gethan, vomi wort zu wort wie nachfolgt. 4 7 4 L H A K 210/2218 S . 2 6 . M o n t a g nach Dreifaltigkeit = 2. Juni. 475 L H A K 210/2218 S. 23. M o n t a g nach Kilian = 14. Juli. 4 7 6 L H A K 210/2218 S. 2 3 - 2 5 . Mit einem Zusatz in späterer Schrift, die dem A b t den großen und kleinen Zehnten weist.

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Grundherren sich verstärkt. Jeder Grundherr besitzt nun eine gewisse Autonomie in seinem Bezirk, weshalb dieser Bezirk in den späteren Weistümern auch immer wieder aufgeführt wird. Das Gesamtgericht wird auf Notfalle beschränkt 477 . Im Weistum für den Kurfürsten aus dem Jahre 1572 werden die Kompetenzen und Aufgaben der Gemeinde und des Gesamtgerichtes näher erläutert. Ein Übeltäter war, wenn man ihn mit Hilfe der Gemeinde festgenommen hatte, dem Zender zu übergeben, der ihn einen Tag und eine Nacht zu versorgen hatte. Danach sollte er ihn in den Stock schlagen lassen, und die Gemeinde mußte den Gefangenen versorgen, bis er vom Scharfrichter hingerichtet wurde. Das Urteil hatten die 14 Hochgerichtsschöffen zu fallen, und der Zender hatte es mit Hilfe der Gemeinde zu vollstrecken 478 . Darin wird deutlich, daß dem Zender gemeinsam mit der Gemeinde der Angriff und die Vollstreckung des Urteils zustand. In einem anderen Weistum von 1532 für die Herren von Manderscheid sind Abweichungen festzustellen. Der Gemeinde wird ein freies Hochgericht gewiesen, in dem der Zender den Vorsitz hat 4 7 9 . Der Zender sollte «hinter dem Herrn von Manderscheid, der Bote hinter dem Kurfürsten wohnen». Die Festnahme, Verwahrung, Verurteilung und Exekution weisen die Schöffen in gleicher Weise wie im kurfürstlichen Weistum, allerdings mit dem Zusatz, daß die Gemeinde, wenn sie Feindseligkeiten mit Freunden des Verurteilten zu befürchten habe, das Haus Pfalz-Neuerburg auf Gemeindekosten zu Hilfe rufen konnte. Außerdem standen der Gemeinde die Güter des Hingerichteten zu 480 . Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Weistümern liegt in der Zuordnung des Vorsitzes, der als Symbol für die Beherrschung des Gerichtes angesehen werden kann. Ein Prozeß vor dem Hochgericht über einen von der Gemeinde gefangengenommenen Dieb bringt Klarheit über die tatsächlichen Verhältnisse gegen Ende des 16. Jahrhunderts 481 . Der Amtmann von Pfalzel als Vertreter des Kurfürsten nahm den Vorsitz ein. Als Zeichen und Symbol der Gerichtsbarkeit hielt er in seiner Hand einen weysen stecken**2. Neben ihm saßen der Vertreter des Herrn von Manderscheid und der Schultheiß des Klosters St. Matthias. Es folgte der trierische Meier mit vier Schöffen, der manderscheidische Meier mit sieben

477 LHAK 210/2218 S. 28 im Weistum 1561: und sind in noethen ein gericht und gehend in einen rath. 478 LHAK 210/1640 S. 22: fort weisen die scheffen, wan sach wehre, das ein mistähetiger mensch binnent diesem bezirck [und ] hochgericht gegriffen wird, den soll man libern in des'* zendersch haus; da solt der zenden den b) mistätigen mensch mit hilfen der gemeind versorgen ein tag und nacht, darnach solt der zender den mistätigen lassen schlagen in den stock, im stock soll ime die gemeind versorgen bis ahn die zeit, das der mistetige gerechtfertigt ist durch den Scharfrichter. So derc) mensch durch solche ergreiffung misthätig erfunden worden und durch die fierzehn hochgerichtsscheffen nach erkantnus seiner missetat zum tot verurteilt worden, so soll der zender mit hilf der gemeind ihm sein recht lassen thun. a) Hs: das. b) Hs: das. c) Hs: die. 479 GRIMM, Weistümer 2, S. 322-324. Hier S. 323. 480 GRIMM, Weistümer 2, S. 323. 481 LHAK 210/1639 S. 32-38. Als Datum der Quelle: 29.1.1572 more trev. = 1573. 482 LHAK 210/1639 S.32. Zur Funktion des Stabes beim Gerichtsverfahren vgl. G. KOCHER, Richter und Stabübergabe im Verfahren der Weistümer (Grazer Rechts- und Staatswissenschaftliche Studien, Bd. 25) Leykam/Granz 1971.

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Schöffen und der abteiliche Meier mit drei Schöffen. Der Angeklagte wurde in seinen Halsketten vor das Gemeindehaus gestellt 483 , und der Zender kündigte im Namen der Gemeinde den Angeklagten dem Gericht an, welches das Urteil über den Dieb fallen sollte. Der trierische Meier bannte das Gericht 4 8 4 und führte die Gerichtsverhandlung. Ein klösterlicher Schöffe verlangte, den Angeklagten ungebunden vor das Gericht zu bringen, damit ihm das Urteil vorgelesen werde, worauf ihn der Gemeindebote herbeiführte. Der Notar verlas das Urteil, das nach der Halsgerichtsordnung Karls V. auf Handabschlagen lautete. Ein manderscheidischer Schöffe sprach das Urteil über den Angeklagten. Danach ritten die drei Amtleute mit dem Verurteilten zum Richtplatz, wo das Urteil vollzogen wurde. Der trierische Meier bezahlte die Schützen, die den Richtplatz bewachten. Nach der Exekution bildete die Gemeinde drei Gruppen nach ihrer Zugehörigkeit zum jeweiligen Grundherren. Die Trierischen baten ihren Amtmann von Pfalzel zu sich und erklärten ihm, daß sie als einfache Bauern besser mit Karst und Pflug umgehen könnten als mit der Halsgerichtsordnung; sie boten ihm als Vertreter des Kurfürsten die Übernahme ihrer Anteile am Hochgericht an 4 8 5 . Die gleiche Bitte äußerten die klösterlichen Gehöfer durch ihren Meier gegenüber dem Schultheißen. Beide Amtleute wollten der Bitte nur nach Zustimmung ihrer Herren stattgeben. Eine Stellungnahme der Manderscheidischen wird nicht gesondert erwähnt. Die Abgabe der Zuständigkeiten für das Hochgericht dürfte aber der Wunsch der gesamten Gemeinde gewesen sein. Diese Gerichtssitzung von 1573 ist in mehrfacher Hinsicht aufschlußreich. Den Stab und damit den Vorsitz im Gericht führt der kurfürstliche Amtmann 4 8 6 . Der Kurfürst nahm demnach in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die dominierende Rolle in Trittenheim ein. Die Funktion der Gemeinde hat sich verändert. Der Zender als Gemeindevertreter und der Gemeindebote beschränken sich auf die Festnahme und Vorführung des Gefangenen; die Aufgaben der Gemeinde im Gericht sind auf die Meier und Schöffen übergegangen. Gleiches gilt für die Exekution, wobei bezeichnend ist, daß nicht die Gemeinde den Aufwand bezahlt, sondern der trierische Meier. Der Funktionsverlust der Gemeinde wird auch augenfällig bei der Übergabe der gemeindlichen Rechte am Hochgericht auf die Herrschaften. Die Gemeinde handelt nicht mehr als Einheit. Man kann fast von der Bildung dreier Gemeinden sprechen. Die Verhandlungen werden von den Meiern als herrschaftlichen Funktionsträgern geführt. Das

483 LH AK 210/1639 S.33: Demnach ist der misthädige in dem haltsbande am spilhaus gestalten worden. 484 LH AK 210/1639 S. 34. Er bat zunächst den ältesten Schöffen, die B a n n u n g des Gerichtes vorzunehmen. Dieser gab ihm diese A u f g a b e aber wieder zurück. 485 L H A K 210/1639 S. 3 6 - 3 7 : und hat der trierische meier angezeigt in namen der trierischen. Wiedas sie bauersleuth weren, welche besser mit dem karst und pflüg umzugeen wisten dan mit den hochgerichtssachen, weiten ir theil, so sie am hohegericht daselbst hetten, im als amptmann im'* namen ires churjurstliehen herrn ufdragen. a) H s : in. 486 Der Zender hat den Stab nicht mehr. Vgl dazu auch M. NIKOLAY-PANTER, Entwicklung der Landgemeinde S. 88.

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Hochgericht verbleibt in der gemeinsamen Verantwortung von Kurfürst, der später den Anteil Manderscheid übernimmt, und Abt 4 8 7 . Aus dem gesamten Vorgang wird deutlich, daß sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts in der Gerichtsverfassung Trittenheims die Kompetenzen zugunsten der Herrschaften verschieben. Die Gemeinde selbst unterstützte diesen Funktionsverlust, obwohl sie früher, im Gegensatz zu königlichen Erlassen 488 , ihre Rechte wahrgenommen hatte 489 . Von diesen Veränderungen der Gerichtsverfassung blieben die Weistümer des Klosters St. Matthias unbeeinflußt. Ihr Inhalt änderte sich in diesen wesentlichen Teilen nicht, da sie sich nur am Rande mit dem Hochgericht befaßten. Die Bedeutung der Weistümer des Klosters in Trittenheim lag stärker auf der Absicherung der grundherrlichen Rechte, die durch die Bildung eines eigenen Jahrgedingsgerichtes gelungen war. Die Funktionsfähigkeit dieses Gerichtes wird durch die große Zahl von überlieferten Gerichtsprotokollen bestätigt 490 . Die Vielzahl der überlieferten Weistumstexte ist auf die Konkurrenzsituation der drei Herrschaften und der Gemeinde zurückzuführen, von denen im 16. Jahrhundert Manderscheid und Kurtrier um die Landeshoheit in Trittenheim stritten, wobei Kurtrier sich durchsetzte 491 .

487 Als Beispiel mehrere Urteile über Verbrennungen aus dem Jahre 1629; in LHAK 210/1640 S. 4 3 45. Außerdem ein Instrument, in dem die Schöffen gemeinsam die Mithochgerichtsrechte des Abtes im Jahre 1757 bestätigen; in: LHAK 210/1640 S. 65-68. Vgl. dazu das Urbar um 1750: LHAK 210/2203 S. 288-289. 488 Im Erlaß König Maximilians I. aus dem Jahre 1497 forderte dieser, unter Berufung auf seine Vorgänger, die den Trierer Erzbischöfen bereits die Hochgerichtsrechte der Gemeinden übergeben hatten, von der Gemeinde Trittenheim die Abtretung ihrer Hochgerichtsrechte an den Erzbischof und Kurfürsten; LHAK 1 C/7272 fol. 1-2. Im Jahre 1314 übergab König Ludwig der Bayer bereits die gesamte Gerichtsbarkeit, die von den Gemeinden ausgeübt wurde, dem Trierer Erzbischof; LHAK 1 A/4496. 489 LHAK 210/1639 S.9. Der Zender verfolgte 1531 einen Täter in den klösterlichen Hof. Der Hofmann verhinderte aufgrund des Asylrechtes eine Festnahme. Der Schultheiß billigte das Verhalten mit dem Hinweis auf die im Weistum gewiesene Freiheit des klösterlichen Hofes. Ein anderes Beispiel für die Ausübung der Gerichtsbarkeit durch die Gemeinde bei: M . N I K O L A Y PANTER, Entstehung der Landgemeinde, S. 87 in Anmerkung 262. Die Gemeinde begnadigte einen Verurteilten. 490 Vgl. LHAK 210/1639; 2287; 2288. Im Jahre 1771 ζ. B. wies das Kloster einen Pfandungsversuch des Amtes Pfalzel zurück; LHAK 210/1658 S. 17-20. 491 Vgl. M. NIKOLAY-PANTER, Entstehung und Entwicklung der Landgemeinde, S. 88. Noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts versuchten die manderscheidischen Untertanen mit Hilfe Luxemburgs ihre Rechte zu wahren. Vgl. dazu LHAK 1 C 7272.

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VQ. Die Weistümer in Polch 1059 schenkte Erzbischof Eberhard der Abtei St. Eucharius/S.Matthias einen Hof mit den Zinsleuten und allen dazugehörenden Gütern und Rechten in Polch 4 9 2 . Ein inhaltlicher Vergleich der Weistümer aus dem Klosterbestand zeigt deren Entwicklung und läßt auf ihre Funktion schließen 493 . Das Weistum von 1521 494 steht in Zusammenhang mit einer Güterrenovation in Polch und bezieht sich auf den Hof und dessen Rechte 4 9 5 . Einen Hinweis auf die wirtschaftliche Neuordnung zum Zeitpunkt der Weisung liefert die Anwesenheit des Kellners Marsilius Zewener, der das Jahrgeding leitete und die Weisung verlangte, sowie die ebenfalls überlieferten Zusammenstellungen von Gütern und Zinsen 4 9 6 . Das Weistum von 1521 unterscheidet sich grundlegend von dem «anderen Weistum», das ohne Datumsangabe überliefert ist, aber auf jeden Fall während der Amtszeit des Abtes Petrus Olevian (1526-33) bereits existiert hat, wie seine Aufnahme in die Weistümersammlung des Abtes beweist 497 . Dieses Weistum wurde jedoch nicht dem Abt von St. Matthias gewiesen. Während 1521 drei Schöffen dem Abt - als Vertreter war der Kellner anwesend - seine Rechte wiesen, verlangten im «anderen Weistum» der gnedigste herr von Trier oder sine amptlute von couvern und die erben die Weisung 498 . Diese unterschiedlichen Andressaten vermitteln einen Eindruck von den Herrschaftsverhältnissen in Polch. Die Hochgerichtsbarkeit 4 9 9 über das ganze Dorf hatten der Kurfürst oder sein Amtmann von Kobern und eine nicht näher definierte Gruppe von erben inne. Hinter diesen erben verbirgt sich eine Gruppe von Adligen 5 0 0 , die im 13. Jahr492 MRUB I, Nr. 352. Die Donation ist auch im Gerichtsbuch für Polch überkliefert: LHAK 210/2276 S. 3-6. Vgl. dazu auch F. PAULY, Landkapitel Piesport, Boppard und Ochtendung, S. 266. Ebenfalls F. STEINBACH, Der «adlige Dingtag» von Polch auf dem Maifeld, in : Rheinische Vierteljahresblätter 24, 1959, S. 203-209; hier S. 206. 493 Vgl. Tabelle 32. 494 Datierung des Weistums: Samstag nach St. Matthias 1520 more treverensis = 3. März 1521. 495 Deutlicher Hinweis im Urbar vor der Abschrift des Weistums 1529: hernache folgt scheffenwistumb yn sant Mathis goitzhaus hoiffe zu poilch durch die scheffen dase lbs geschienn; LHAK 210/2220 S. 605. Der Hof war von besonderer Bedeutung für das Kloster. Er wurde z. B. 1563 für eine Summe von 150 Goldgulden verpachtet; LHAK 210/2222 S. 270-271. Im Einnahmeregister von 1684 werden von 128 Malter Getreide aus Pachtverträgen allein 101 Malter aus Polch angegeben; LHAK 210/2239 S. 17. 496 LHAK 210/1552 S. 1-28. Auch im Urbar 1529: LHAK 210/2220 S. 503 600. 497 Sammlung in: LHAK 210/2207. Datierung im Gegensatz zu F. STEINBACH, Der «adlige Dingtag», S. 206. Er hält das Weistum fur jünger als 1550. 498 Im Weistum 1521; LHAK 210/2207 S. 23. Im «anderen» Weistum: GRIMM, Weistümer 2, S. 470. 499 GRIMM, Weistümer 2, S. 471 : Item were sach, das einiche geweltlich sache geschee zu Polcher gerieht, das mag der ambtman zu Couern von unserem gnädigsten herrn und von der erben wegen fumemen und straffen. 500 Die Zusammenhänge und Einzelheiten dieser Genossenschaft sind dargestellt bei : F. STEINBACH, Der «adlige Dingtag», S. 203-209. Die nachfolgende Zusammenfassung im obigen Text bezieht sich auf den zitierten Artikel.

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Tabelle 32 : Herrschaftsstatus des Klosters nach den Weistiímern in Polch 1521

a.W.

1709

1. Herrschaftstitel Erbherr Grundherr Vogtherr Lehnherr Jägerei, Fischerei, Wasser und Weide wie der H o f von Kobern 2. Gerichtsbarkeit 5 Jahrgedinge Strafrecht des Abtes bei: Jahrgedingsversäumnis Schöffe: 10 Heller Jahrgedingsversäumnis G e h ö f e r : S Heller Anmeldungsversäumnis für neue G ü t e r Anlage neuer Wege Verkauf von Hofgütern Zinsversäumnis Vogtheller nicht gezahlt fremdes Gericht anrufen Hofgüter als Eigentum verkauft Wenn der Bürge nicht zahlt, kann Bote pfänden Bußfälliger kann Bürge setzen andernfalls pfändet der H e r r sofort Güterteilung ohne Z u s t i m m u n g des H e r r n Gebühren: Güterempfangnis - 6Viertel Wein Güterteilung ohne Zinsen zu teilen

χ χ χ χ χ χ χ χ χ χ χ χ χ χ

χ χ

(6 ß)

(6ß) (6ß)

(5ß) (6ß) (6ß)

(6ß)

χ χ

3. Hofrechte 2 Tage Vorschnitt Schafherde mit 100 Schafen Fischerei in der Nette Waldrechte 4. Hofpflichten Schirmkorn an Herrn von Kobern 1 Malter Korn/Schöffe Jahrgedingsessen für Schöffen 5. Rechte und Pflichten der Gehöfer 30 Schafe als Gemeindeherde Recht an Wasser, Weide u n d Wald Besthaupt schuldig Grundzinsen schuldig

χ χ

6. Rechte anderer Herr von Kobern setzt: Heimburge, Geschworene, Schützen, Klöckner, Bote Kobern: Schafherde mit 100 Stück 2 Tage Vorschnitt Waldrechte «weltliche» Gerichtssachen zu strafen Bei Urteil der Heimburgen und Schöffen-Revision am «Erbending» W e i s t u m 1521 :

L H A K 2 1 0 / 2 2 1 8 S. 2 3 7 - 2 4 3 . A u c h in 2 2 0 7 S. 2 3 - 2 7 . A u c h 2 2 0 4 S. 3 1 6 - 3 1 8 u n d 2 2 1 3 S. 4 5 7 - 4 6 0 .

«anderes» Weistum: ohne Jahreszahl LHAK 210/2207 S. 29-31, 2204 S. 373-375. Unvollständig in GRIMM,

Weistum 1709:

Weistümer 2, S. 316-317 und 470-471. LHAK 210/2276 S. 7-15, auf den ersten Seiten Gerichtsbuch für St. Matthias.

133

hundert im Besitz der Gerichtsrechte in Polch gewesen ist. Als Vögte des klösterlichen Hofes hatten die Herren von Kobern den Vorsitz dieser Adelsgenossenschaft. Die Übertragung des Gerichts an die Trierer Kurfürsten durch königliche Erlasse im 14. Jahrhundert änderte an der tatsächlichen Lage zunächst nichts. Erst der Erwerb der Herrschaft Kobern durch die Kurfürsten brachte ihnen als Nachfolger der Herren von Kobern den Vorsitz im Erbetiding501 und damit die beherrschende Stellung in Polch. Als Rechtsnachfolger übten, wie die Weistümer ausweisen, die Kurfürsten und die Adelgenossenschaft die Gerichtsbarkeit gemeinsam aus 5 0 2 . Dem Kurfürsten wurde jedoch in einem anderen Weistum der Schöffen des kurfürstlichen Hofes, welches die führende Rolle des Kurfürsten in der Adelsgenossenschaft betont, bereits die Hochgerichtsbarkeit allein gewiesen 503 . Das Bestreben des Klosters, das nicht Mitglied der Adelsgenossenschaft war und damit auch keinen Teil an der Gerichtsbarkeit und der Gesamtherrschaft über das Dorf Polch bekommen konnte, war es, seinen Herrschaftsanspruch auf den eigenen Gütern abzusichern und zu verstärken. Als wichtigstes Mittel diente dazu der Aufbau einer eigenen Gerichtsbarkeit im Bereich seiner Liegenschaften. Das Weistum von 1521 bildet mit seiner umfangreichen Aufzählung von Straftatbeständen im grundherrlichen Bereich ein gutes Beispiel für die Absicherung eines solchen Liegenschaftsgerichtes, dessen Sitzungen an fünf Tagen des Jahres stattfanden. Sowohl der Umfang der aufgenommenen Straftatbestände wie auch die Anzahl der überlieferten Gerichtssitzungen bilden im Weistumsbestand des Klosters eine Besonderheit. Mit der Gründung des eigenen Hofgerichtes hatte das Kloster demnach Erfolg. Im Weistum von 1709 sind das Hofweistum von 1521 mit den für das Kloster überwiegend positiven wirtschaflichen Artikeln des «anderen Weistums» zusammengefaßt und überarbeitet worden 504 . Den inhaltlichen Regelungen hat man durch die Definition der herrschafltichen Grundposition als Erb-, Grund-, Vogtund Lehnherr den passenden Rahmen gegeben, der die abgesicherte Stellung des Kloster unterstreicht. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß diese Überarbeitung des Weistums 1709 auf klösterlichen Einfluß zurückgeht. Die erreichte Stellung, die sich im eigenen Liegenschaftsgericht ausdrückt, wird durch die Überlieferung der entsprechenden Jahrgedinge im 18. Jahrhundert unterstri-

501 Für die Versammlung der Adligen gab es eine besondere Ordnung. Vgl. GRIMM, Weistümer 6, S. 617-620. Dingtag von 1485. 502 Der Amtmann von Kobern im Namen des Kurfürsten und der erben. Vgl. Zitat in Anmerkung 499. Das Gericht war aber auch ein Appellationsgericht für das dörfliche Heimburgengericht. GRIMM, Weistümer 2, S. 471 : Item ob einich gedingt da were und zuurlel gesielt wurde, des der heimburger und geschworen nit wys enwere, sulten sie sich beruefen an die erben in dem nehesten erben dink. Wullen aber die partheien, die des zu thun ha int, der sachen ein ende hain, so soll der heimburger die erben verboeden uff beider partheien cost, der erben nit minder dan sieben, den partheyen zu irem rechten zu helfen, a) Hs: deding. 503 GRIMM, Weistümer 2, S. 471-472: Weisthumb so jarlichs von den hofferen uf meinem gnädigsten herrn hoff zu Polch geweist wird. S. 472 : und weisen auch meinen gnädigen herrn zu einem obersten richter über haltz und bauch. 504 Vgl. Tabelle 32. Als Beispiel mögen die Zahlenangaben bei den jeweiligen Bußen dienen.

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chen 505 . Mit Hilfe dieses Gerichtes konnte das Kloster die direkte Kontrolle über seine Zins- und Hofgüter ausüben und einen Verlust verhindern 506 .

VIII. Die Weistümer in Villmar Der Besitz des Klosters in Villmar ging auf eine Schenkung Kaiser Heinrichs II. zurück. Im Jahre 1053 übergab dieser dem Kloster St. Eucharius/St. Matthias den Hof Villmar mit allem Zubehör als Gegengabe für die ihm überlassenen Gebeine des hl. Valerius 507 . Im Jahre 1111 bestätigte Kaiser Heinrich V. diese Schenkung in einer fast identischen Urkunde, die in einem Zusatz das Recht des Klosters anführte, seinen Vogt frei bestimmen zu dürfen 5 0 8 . Gleichgültig, ob es sich hier um eine Fälschung des Klosters handelt 509 , zeigen die Weistümer des 15. Jahrhunderts das Kloster im Besitz der Grundherrschaft, der gesamten Gerichtsbarkeit und der Vogtei, mit der die Herren von Isenburg belehnt waren 510 . Aus dem Inhalt der Weistümer ist zu schließen, daß der Schwerpunkt der klösterlichen Interessen in seinen grundherrlichen und gerichtlichen Rechten lag. Es bezog den Zehnten, Grundzinsen und Pachtentgelte aus seinen Eigengütern, darunter dem Hof, und den Zinsgütern; dazu kamen noch Einnahmen aus umliegenden Dörfern 511 . Auf ältere Verhältnisse dürfte auch hier die Weisung des Besthauptes zurückgehen, das von jenen, die «huobengüter» innehatten, im Todesfall zu erheben war 512 . Eine praktische Bedeutung hatte diese Bestimmung wahrscheinlich nicht mehr, da von einer durchgeführten Erhebung nicht berich-

505 LHAK 210/2276 Jahrgedinge von 1709 bis 1775. 506 Als Beispiel für einen solchen Fall: LHAK 210/2276 S. 310. Auf dem Jahrgeding 1731 wurde ein Gehöfer verurteilt, weil er Land ohne Einwirkung Maiheiser Gerichts verkauft hatte. Der Schultheiß - hier nicht der zum damaligen Zeitpunkt den Titel Oberschultheiß tragende Beamte des Klosters St. Matthias, sondern ein dem Hofgericht in Polch Vorsitzender Unterbeamter verurteilte den Angeklagten aufgrund des Schöffenweistums zu einer Buße von 6 Schilling. Zusätzlich mußte er den Verkauf rückgängig machen. 1773 wurden die Hofgüter unter Aufsicht der Schöffen und des Hofschultheißen erneuert; LHAK 210/2275 S. 1. 507 MRUB I, Nr. 340. 508 MRUB I, Nr. 420: als Zusatz et nichilominus advocatiam cui et quamdiu vult committendi. 509 Vgl. A.M. KUHNIGK, Villmar. Geschichte und Gestalt einer hessen-nassauischen Großgemeinde, Villmar 1976, S. 15 und die Literatur in Anmerkung 14. 510 Vgl. Tabelle 33. 511 Vgl. dazu: H. GENSICKE, E . E I C H H O R N (Hg.), Geschichte von Oberbrechen, Brechen-BrechenOberbrechen 1975, S. 69 und S. 73-74. 512 Vgl. dazu die gleichen Rechte bei den aus alten Schenkungen herkommenden Höfen Trittenheim, Polch und Kues (LHAK 210/2289 S. 165, bei der Verpachtung 1593 erwähnt). Das Besthaupt als leibherrliche Abgabe dürfte auf die in der Schenkungsurkunde genannten mancipiis zurückgehen, die auf einem mansus - später «huobe» oder Hufe - saßen. Daneben gab es damals schon in Villmar auch andere Zinspflichtige, die als tributarii bezeichnet werden. Vgl. MRUB I, Nr. 340.

135

Tabelle 33: Herrschaftsstatus nach den Weistümern des Klosters in Villmar 1422

1442

χ χ χ χ

χ χ χ χ

2. Gerichtsbarkeit Abt hat die gesamte Gerichtsbarkeit

χ

χ

3. Rechte und Benutzung Abt stehen Besthaupt,

χ χ χ

χ χ χ

χ χ χ χ χ

χ χ χ χ χ

χ

χ

χ χ χ χ χ χ χ

χ χ χ χ χ χ χ

1. Herrschaftstitel Oberhoheit-Lehnherr Hochgerichtsherr Erbherr (eigenbesitz) Bannrechte Herrschaftsbezirk

Pflichten der Bürger von Wald, Feld, Wasser und Weide Zehnt und Renten zu wer Hofgüter hat (huobengiiter)

4. Besondere Rechte des Abtes Wenn ein neuer Abt seine Rechte als Erbherr in Villmar einnehmen, das Hochgericht besetzen und die Rechte und Freiheiten erfragen will, übergibt man ihm die Stadtschlüssel. Pförtner übergibt, erhält einen Rock Glöckner läutet, erhält halben Rock Abt erhält jährlich Fische die Hälfte der Mühle 5. Vogtrechte (erfragt vom Vogt) Abt hat zu belehnen: den Vogt mit dem Zehnt von Oberbrechen + Erblehen in Vogtei (ist aber zur Zeit versetzt) Nach der Einsetzung hat der Vogt an Rechten: 90 Gulden Limburger Währung die Hälfte der Mühle Fischerei soweit notwendig und Jagd Ungeld vom Weim Bußen und Bede viermal im Jahr eine Fuhre Holz Aufgabe: die Stadt schirmen

1564 (1654)

Weistum 1422: L H A K 210/2207 S. 11-16, in die S c h i l d e r u n g d e r H u l d i g u n g 1526 inseriert. StAW 1 1 5 / U r k . 166 Blatt l - 2 v , A b s c h r i f t von 1641. STAW/171 B 2 2 8 fol. 69 -73v; in H u l d i g u n g 1526 inseriert u n d irrtümlich auf 1442 d a t i e r t . W e i s t u m 1442: StAW 115/Urk. 166 Blatt 2 v - 4 v ; A b s c h r i f t a u s d e m J a h r e 1641. S t A W 1 1 5 , U r k . 2 8 9 a : W e i s t u m von 1442 im J a h r e 1555 e r n e u e r t . W e i s t u m 1564: StAW 115/Urk. 292: dieses Weistum des Bezirkes w u r d e 1564 d e m K u r f ü r s t e n gewiesen, 1654 in d a s G e r i c h t s p r o t o k o l l a u f g e n o m m e n u n d liegt in vidimierter F o r m von 1764 vor.

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tet wird. Als tradierter Rechtsanspruch dürfte das Besthaupt ein Symbol für den Herrschaftsanspruch des Abtes gewesen sein. Ein weiteres Symbol dieser Herrschaft bildete die Übergabe der Stadtschlüssel an einen neuerwählten Abt 5 1 3 , wenn er in die Stadt kam, um die Weisung seiner Rechte und die Huldigung der Bevölkerung und der Vögte entgegenzunehmen. Die eigenen Rechte über die Vogtei waren für das Kloster weniger wegen der Einkünfte, sondern aus Gründen der Herrschaftssicherung wichtig. Die Herren von Isenburg als Lehnsträger der Vogteirechte verpfändeten diese Rechte; das Kloster versuchte seine Ansprüche dadurch zu sichern, daß die Verpfandung nur mit seiner Einwilligung vorgenommen werden durfte und die jederzeitige Wiedereinlösung durch das Kloster möglich war 514 . Aufgrund der Rechtslage, welche die Urkunden und Weistümer ausweisen, hätte das Kloster in Villmar die Möglichkeit gehabt, die Landeshoheit zu erreichen. Diese Option kommt möglicherweise in der prunkvollen Zeremonie zum Ausdruck, als Abt Petrus Olevian vom 16. bis 19. Dezember in Villmar Hof hielt und die Huldigung der Vögte Graf Philipp zu Solm-Münzenberg und Graf Johann von Isenburg-Büdingen entgegennahm 515 . Daß es zu einer solchen eigenen Herrschaftsbildung nicht kam, lag neben den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in die das Kloster in der Mitte des 16. Jahrhunderts geraten war und die ihm eine Auslösung des Pfandes nicht ermöglichten, wohl überwiegend an der

513 LH AK 210/2207 S. 13: Λ uch wyssen wir vor recht und alt herkommen, wellige zeit ein nuver abt von sand Mathis gehenn Villmar khumbd das inzunhemhen als ein erbherre und aldo uff sinem hoeff gericht besetzenm) will und siner herlicheit, rechten und friheit fragenn, das man imhe dann die schlussel von allen portenn sollgebbenn und uberliebern, die magh er uff sinen stuell under sin kissen legenn und sitzenn daruff, zu erkentnis allermenlichen, das ein abt von sand Mathis von sins goitzhius wegenn ein erpherre ist der staidt Villmar und aller siner zubehoirden. a) Hs: besitzen. 514 LHAK 210/2206 S. 1305-1309. Vogt Diether von Isenburg einigte sich 1439 mit Abt Johannes Rode, nachdem es zu Schwierigkeiten gekommen war, als er 1430 die Vogtei ohne Einwilligung des Klosters gegen Zahlung von 6000 Rhein. Gulden von seinem Onkel Philipp von Isenburg als Pfand übernommen hatte. 1439 genehmigte Abt Johannes diese Verpßndung bis zu dem Zeitpunkt, daß das Kloster in der Lage wäre, mit 6000 Rheinischen Gulden selbst die Verpfandung auszulösen. Vgl. insbesondere S. 1307. 515 LHAK 210/2207 S. 9-21. Mit der breiten Schilderung des Rittes, mit der Entgegennahme der Huldigung und der Renovation des Weistums 1526 - als erste Amtshandlung des neugewählten Abtes in der Grundherrschaft vorgenommen und im Chartular aufgezeichnet - wird die Bedeutung der Stadt Villmar von Abt Petrus Olevian besonders hervorghoben. Auf dem ausführlich geschilderten Ritt machte der Abt in Polch, Kobern und Koblenz Station, wo er auch mit dem kurfürstlichen Hofmeister Johann von Nassau zusammentraf, der ihn nach Villmar begleitete. Nachdem er wie im Weistum gewiesen mit Glockengeläute in die Stadt eingeritten war, nahm er im Mönchshof die Huldigung der Vögte in einer prunkvollen Zeremonie, bei der weitere Adlige anwesend waren, entgegen. Dabei schworen die Vögte, daß sie nach altem Herkommen, Schöffenweistum und kaiserlicher Privilegien dem Abt und seinen Nachkommen treu seien, sie vor Schaden bewahren, seine Rechte und Einnahmen schützen und die Leute von Villmar bei ihren Rechten und Freiheiten beschirmen wollten. Die Bürger huldigten nicht, da sie bereits vor den beiden Amtleuten gehuldigt hatten.

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übermächtigen Konkurrenz der Trierer Kurfürsten, die in diesem Gebiet von Limburg aus ihre Landeshoheit zu erweitern suchten 516 . Die wirtschaftlichen Probleme des Klosters und wohl auch das Desinteresse des Abtes Heinrich von Koblenz an größeren politischen Zielen ermöglichten dem Kurfürsten Johann VI. von der Leyen (1556-1567) seinen Zielen in Villmar näher zu kommen. Im Jahre 1563 verpachtete der Abt die gesamte Grundherrschaft in Villmar für 25 Jahre an den Kurfürsten gegen Zahlung von jährlich 400 Frankfurter Gulden und 120 Goldgulden 517 . Wichtiger noch war die Tatsache, daß der Kurfürst dem Grafen Reinhard von Isenburg-Büdingen und seinen Mitinhabern Ernst und Eberhard von Solms-Münzenberg die Vogteirechte für 14000 Frankfurter Gulden abkaufte. Abt Heinrich stimmte diesem Vertrag von 1565 zu und versuchte so den klösterlichen Rechtsanspruch als oberster Lehnherr zu wahren 518 . Im 17. Jahrhundert versuchte das Kloster, auch aufgrund besserer wirtschaftlicher Voraussetzungen 519 , sowohl den Pachtvertrag, der sich zwischenzeitlich verlängert hatte, als auch die verpfändete Vogteiinhaberschaft vom Kurfürsten zurückzuerlangen. Erfolg hatte das Kloster zunächst bei der Lösung des Pachtvertrages von 1563 und der Rückübertragung seiner grundherrlichen Rechte. Abt Nikolaus Drinckler (1630-49) kündigte am 29. November 1638 in einem Schreiben an das Trierer Domkpitel, das während der Gefangenschaft des Kurfürsten Christoph von Sötern die Regierung des Landes ausübte, den Pachtvertrag aus dem Jahre 1563. Das Kloster und sein Hospital waren in Schwierigkeiten gekommen, weil die ihnen zustehenden Fruchtlieferungen aus den Besitzungen in Lothringen und Luxemburg wegen des Krieges nicht nach Trier gelangen konnten. Das Kloster verlangte deshalb die alsbaldige Rückübertragung seiner Güter und Rechte in Villmar und forderte die seit 1630 ausstehendenden Pachtgelder 520 . Trotz des formalen Mangels - die Kündigungsfrist war mit einem halben Jahr vor Ende der 25 Jahresfrist bereits überschritten - kam es zu einem Kompromiß zwischen dem regierenden Domkapitel und dem Abt. In einer Vereinbarung von 1641 gab das Kurfürstentum dem Kloster die grundherrlichen Besitzungen und Rechte zurück. Die verpfändeten Vogteirechte sollten dagegen in ihrem Status nicht berührt werden und damit die Landeshoheit des Kurfürsten bestehenbleiben. Eine Wiedereinlösung der verpfändeten Vogtei sollte allerdings weiterhin möglich sein. Der Abt verzichtete andererseits auf die seit 1630 ausstehenden Pachtgelder für seine grundherrlichen Besitzungen 521 . Die Übergabe der Grundherrschaft 516 Zu den Bestrebungen der Trierer Kurfürsten, Villmar unter ihre Herrschaft zu bringen, vgl. A . M . KUHNIGK, Villmar S. 16. Hervorzuheben ist hier Kurfürst Balduin, der Villmar 1346 bereits von Kaiser Karl IV. die Stadtrechte erteilen ließ. 517 StAW 115/341 (Verpachtung erwähnt im Kündigungsschreiben von 1638). 518 StAW 121/Isenburg. Vgl. A . M . KUHNIGK, Villmar, S. 15-16. Irrigerweise ordnet er die Bestätigung beim Wechsel der Vogteiinhaberschaft an den Kurfürsten dem Abt Petrus Olevian zu. 519 Die Zahlungsfähigkeit des Klosters wird unterstrichen durch die Ausleihe von 4000 Gulden an den geistlichen Stand des Obererzstiftes für die Begleichung der Landsteuer und Reichsunionsteuer im Jahre 1625; StBT 1657/362 fol. 155-159. 520 StAW 115/Urk. 341 nicht durchpaginiert. 521 LHAK 210/2206 S. 1333-1338.

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fand 1644 statt. Aus diesem Anlaß wurde auch die Ausübung der Gerichtsbarkeit vorläufig geregelt, weil in den kurfürstlichen Archiven damals nicht alle strittigen Rechte durch Urkunden überprüft werden konnten. Nach der vorläufigen Regelung setzten Abt und Kurfürst gemeinsam die Schöffen und je einen Schlutheißen ein. Das Gericht sollte zuständig sein für alle Zivil- und Kriminalsachen im Namen des Erzstifts als Inhaber vogteilichen Hochund Oberkeit und für alle Grund- und Erbsachen im Namen des Abtes als Grundund Erbherr. Gleichzeitig sollten im Gericht zwei Siegel geführt werden J e eines zur Siegelung in den kurfürstlichen und den abteilichen Zuständigkeiten 522 . Im Jahre 1650 mußte noch vor dem Reichskammergericht gegen den Einspruch des Kurfürsten Philipp Christoph von Sötern die Einbeziehung der Zehntleistungen in die Rückgabe erstritten werden 523 . Damit war das Kloster wieder im Besitz seiner grundherrlichen Rechte, auch wenn es seinen früheren in den Weistümern überlieferten Einfluß auf die Gerichtsbarkeit durch die langjährige Verpachtung und den Vogteiwechsel verloren hatte 524 . Die Huldigung im Jahre 1677 nahm Abt Cyrillus Kersch nur noch als Grundherr entgegen. 525 . Den Bestrebungen des Klosters, auch die Vogteipfandschaft einzulösen - was ihm nach seinen Urkunden und Verträgen zustand - gaben die Kurfürsten nicht mehr nach. Mit einem solchen Schritt wäre die Landesherrschaft Kurtriers tangiert worden. Im Jahre 1719 verzichtete die Abtei endgültig gegen Zahlung von 20000 Reichstaler auf die Wiedereinlösung der Vogtei 526 . Das Grundgericht bestand noch 1791, obwohl es damals schon längere Zeit nicht mehr getagt hatte 527 . Die Weistümer veränderten sich seit 1422 auch nach der Renovation der Grundherrschaft nicht mehr und nahmen damit die eingetretenen Veränderungen nicht mehr auf.

IX. Die Weistümer in Langsur Der Besitz des Klosters St. Eucharius/St. Matthias erscheint erstmals in zwei Urkunden von 978 und 979 528 . Danach schenkte Erzbischof Egbert von Trier

522 L H A K 210/2206 S. 1340-1341. 523 StAW 115/Urk. 347. 524 D i e Abschriften der alten Weistümer in dieser Zeit stehen im Zusammenhang mit der Rückgabe der Grundherrschaft. Vgl. dazu Tabelle 33. 525 StAW 115/Urk. 360. 526 J. MARX, Geschichte des Erzstifts Trier, d. i. der Stadt Trier u. des trier. Landes, als Churfürstenthum und als Erzdiöcese, von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1816,3 Bde., Trier 1858 64. Hier Bd. 2, S. 214. 527 A . M . KUNIGK, Villmar, S.20. 528 M R U B I, Nr. 250a und 250b.

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Tabelle 34: Herrschaftsstatus des Klosters nach den Weistümern in Langsur 1527/30

1563

1573

1664

1. HerTSchaftstitel

Grundherr Vogtherr

Letuiherr Hochgerichtsherr Bannrechte Bannbezirk Außer dem Abt, niemand: Bede, Renten, Zins, Fron

2. Gerichtsbarkeit Asylrecht in Hof, Mühle, 7 Schöffenhäuser alle Bußen groß und klein Zinsversäumnis 10 albus Pfand nehmen 3 freie Jahrgedinge Schöffen einsetzen Schöffenentgelt: Jahrgeding 1 Sester Wein Marken setzen die Kosten

3. Gerichtsverfahren Festnahme Urteil durch die Schöffen Benachrichtigung des Amtnmannes von Grevenmacher: Schirmpflicht wegen des Landfürsten (Luxemburg)

4. Wirtschaft Hof mit 5 Achten Fischrecht des Abtes im Wehr Zehntrecht (Verteilung auf Abt und Pastor) (Kälberzehnt mit 4 Eier abgegolten) Hofmann hebt Zehnt und Zins von Eigengütern Die Schöffen heben von Lehengütern

X (4) χ χ X X X

5. Besondere Rechte und Pflichten der Gehöfer freies Zugrecht der Gehöfer Gemeinde Wehr unterhalten (begrenzt fischen) Jedes Haus: 1 Vogttag (Fron) Fron auf bestimmten Gütern: 1 Tag im Berg graben + '/ 2 Tag Mähfron + 1 Huhn + 2 Eier Wein- + Fruchtzins Schaff von jedem Zinspflichtigen Bote besitzt eine Acht Heufron der Gemeinde aus Wiese in Mompach

Weistum 1527: LHAK 210/2218 S.65-73. ( D a t u m 26.1. 1526 m.Trev. = 1527 Text mit kleinen Änderungen: LHAK 210/2207 S. 87-95). Weistum 1530: LHAK 210/1522 S. 1 - 9 . N u r kleine Änderungen zu 1527. Weistum 1563: LHAK 210/2218 S. 75-86. Weistum 1573: LHAK 210/2218 S. 293-305 in Huldigung von 1600 inseriert. Auch in: LHAK 210/2225 S. 179 197 Weistum 1664: LHAK 210/2261 S. 15-25. D a s Weistum von 1527 ist unvollständig abgedruckt bei GRIMM, Weistümer 2. S. 267-269. Dort ohne Angabe einer Jahreszahl.

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dem Kloster aus seinem bischöflichen Besitz die Güter in Langsur 529 . In der Urkunde von 979 befindet sich ein wichtiger Einschub, der allerdings wie die gesamte Urkunde als Fälschung angesehen werden muß 5 3 0 ; danach erhielt die Abtei vom Erzbischof auch die Vogteirechte, die von Herzog Adalbert und seiner Gemahlin Judith von Lothringen gekauft worden waren 531 . Vergleicht man die inhaltlichen Aussagen der Weistümer, so ist ihre Kontinuität von 1527 bis 1664 klar zu erkennen 532 . Das Weistum aus dem Jahre 1527 ändert sich in seinen wesentlichen Teilen nicht mehr. Die Gerichtsverfassung und die wirtschaftlichen Regelungen bilden die Schwerpunkte der Weistümer. Im Mittelpunkt der klösterlichen Wirtschaftsbeziehungen stand der klostereigene Hof, der an einen «Hofmann» verpachtet war. Für diesen Hof und die Mühle beanspruchte das Kloster ein besonderes Asylrecht, das auch für die sieben Schöffenhäuser gelten sollte. Dieses Asylrecht weist sicher auf ältere Verhältnisse zurück 533 . Es wurde ergänzt durch ein Strafrecht gegenüber jenen, die diese Asylfreiheit verletzten. Damit sollte die Eigenständigkeit von der übergeordneten Gerichtsbarkeit unterstrichen werden. Zum Hof gehörten ursprünglich fünf Achten und einige weitere Grundstücke, von denen der Pastor keinen Zehnt erhielt und die zum Teil verpachtet waren. Die Pachtentgelte dieser Grundstücke wurden vom Hofmann eingenommen. Außerhalb dieser Eigengüter war das Land erblich an die Gehöfer gegen Zahlung eines Zinses ausgegeben. Der erhobene Zehnt gehörte zur Hälfte dem Pastor; der Zins wurde von den Schöffen eingenommen. Zum Eigengut gehörte auch eine Wiese in Mompach, möglicherweise ein ehemaliger herrschaftlicher Brühl, in dem die Gemeinde Langsur unter Leitung des Zenders das Heu zu machen und diejenigen, welche in Langsur ein Gespann hatten, das Heu in den Hof zu fahren hatten; dafür gab der Hofmann das Essen 534 . Diese Heufron dürfte wie im Gebiet der «Abtei» 535 auf ältere Verhältnisse zurückgehen, weil auch hier die Fronpflicht auf den Zender und die Gemeinde gelegt ist 536 . 529 Zur Entstehungszeit des Klosters vgl. F. PAULY, Die ältesten Urkunden für die Trierer Kirche St. Eucharius, in: Kurtrierisches Jahrbuch 8, 1968, S. 12-30. 530 O. OPPERMANN, Rheinische Urkundenstudien, 2, Groningen-Djakarta 1951, S. 267-268. C. WAMPACH, Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien, 1 10, L u x e m b u r g 1 9 3 5 - 1 9 5 5 . H i e r B d . 1, S.260FF.

531 532 533 534

MRUB I, Nr. 250b. Vgl. Tabelle 34. Als weiteres Beispiel das Asylerecht der sieben Schöffenhäuser in St. Matthias. Vgl. Kapitel IV. LH AK 210/2207 S. 93. Bei GRIMM, Weistümer 2, S. 268 fehlen die Fronen des Zenders und der Gemeinde. 535 Vgl. Kapitel 1.4. 536 Wegen der eingetretenen erblichen Verlehnung und der damit in der Folge entstandenen Besitzzersplitterung waren in den anderen Gerichtsbezirken in dieser Zeit die Fronen nicht oder nicht mehr auf die Gemeinde gelegt, sondern auf alle, die Land im Bannbezirk besaßen. Dazu gehörten auch die auswärtigen Besitzer und Gehöfer. Das war wichtig, um einen einheitlichen Untertanenverband im Gerichtsbezirk durchzusetzen. Die Gemeinde und die Gerichtspflichtigen waren nicht mehr identisch. Dementsprechend beaufsichtigten in diesen Fällen auch nicht die Zender, sondern die Meier und Schöffen die Fronen.

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So unterschiedlich wie die Herkunft und Verteilung der Pachtgelder und Zinsen, so verschieden waren auch die übrigen Fronen. Jedes Haus hatte einen Frontag zu leisten, dessen Bezeichnung als Vogttag auf die Vogteirechte und damit auf die Gerichtsrechte des Klosters zurückzuführen ist. Im Urbar um 1750 wurde dieses Vogtrecht durch die Lieferung je eines Vogthuhnes ergänzt, was aus den Weistümern der «Abtei» ebenfalls bekannt ist 5 3 7 . Diese Fronen mußte der Meier, der eine Gerichtsfunktion innehatte, organisieren. Dafür war er von der Fron befreit S 3 8 . Zusätzlich gab es weitere Fronen, die auf bestimmten Grundstücken lagen. Ihre Herkunft läßt sich nicht mehr erschließen. Sie sind aber ein gutes Beispiel für die Verschiedenartigkeit des Bodenrechtes. Auch im Urbar um 1750 blieben sie erhalten 5 3 9 . Eine Besonderheit in Langsur war der Schaff, eine Gerichtsabgabe, die hier von jedem Zehntpflichtigen erhoben werden sollte. Im Gebiet der «Abtei» bezog sich der Schaff auf alle Zinspflichtigen und war auf das Land umgelegt 5 4 0 . In Langsur war die Lieferung des Schaffs bereits um 1527 nicht mehr in Übung. Er war bereits früher auf ein bestimmtes Stück Land gelegt worden, das nach Aussage des Weistums nicht mehr im Besitz der Gehöfer war 5 4 1 . In den späteren Weistümern ist der Artikel dementsprechend auch entfallen. Die unterschiedlichen Belastungen auf den Bodenparzellen erforderten eine möglichst intensive Kontrolle der Liegenschaften. Die Schöffen hatten das Land jedes Jahr zu besichtigen; es wurden entsprechende Register angelegt und weitergeführt, in denen bereits 1564 ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, daß Güter nicht ohne Wissen des Klosters verkauft werden durften 5 4 2 . Zu den wirtschaftlichen Unternehmungen des Klosters gehörte neben der Mühle auch ein in der Sauer gelegenes Wehr zur Fischaufzucht, das von der Gemeinde unterhalten werden mußte und später ebenfalls verpachtet war 5 4 3 . Die umfangreichen wirtschaftli-

537 LHAK 210/2203 S. 77. Für die Weistümer im Gebiet der «Abtei» vgl. Kapitel G.I.4. 538 GRIMM, Weistümer 2, S. 268: und soll der hoibman solchen vogttagh dem meyer jederzeit zuvor ansagen. welcher dan fort denselbigen durch den botten soll außkündigen lassen; und soll er, der meyer, solches vogttages frey sein. Diese Aufgabenverteilung an den Meier und Boten fehlt in der Fassung LHAX 210/2207 des Weistums von 1527. In der anderen Fassung ist sie dagegen enthalten. 539 Sie fehlen ebenfalls in der Fassung LHAK 210/2207. Sie sind aber in LHAK 210/2218 S. 72 enthalten. Auch im Urbar um 1750 werden noch 6 Frontage aufgeführt, von denen aber zwei weggefallen sind, weil Schneiders das daß ¡and liegen lassen; LHAK 210/2203 S. 77. 540 Vgl. Kapitel G.1.4.e. 541 Dieser Zusatz nur in der Fassung LHAK 210/2207 S. 92: item wisenn wir auch, welliger man also vili zehnbers erbs hinder unserm erwurdigen hern dem abt und sinem gotzhus hait, das man ein dreistempiger stuill daruffsetzen magh, ist er schuldich herbstschafft zu gebbenn; ist itz nit in ubonge, wannt die viher herrnbusche, daruß mir vonn Langsur den schafft zu geben schuldich sind, uns genomhen. 542 Ein solches Register ist zu finden in den Archives de l'Etat Luxembourg: StAL A/XLIV/Nr. 1. Auf weitere Güterrenovationen weist das Urbar um 1750 hin: LHAK 210/2203 S. 74. Danach waren die Gärten, Wiesen und Weinberge 1732, 1733 und 1735 neu geordnet worden. 543 LHAK 210/2203 S.81. Verpachtung auf sechs Jahre. 142

chen Interessen des Klosters in Langsur wurden im 18. Jahrhundert wie im Gebiet der «Abtei» durch einen Propst verwaltet 544 . Der weitere inhaltliche Schwerpunkt der Weistümer liegt auf der Gerichtsbarkeit. Neben den grundherrlichen Rechten und dem Hof bildet sie die zweite Stütze für die äbtische Herrschaft in Langsur. Nach den Weistümern und dem Urbar von 1750 54S stand dem Abt die gesamte Gerichtsbarkeit zu. Dieses Recht geht auf die Vogteirechte in der gefälschten Urkunde von 979 zurück. Im Gegensatz zu Villmar mußte das Kloster für Langsur die Herzöge von Luxemburg an den Vogteirechten teilhaben lassen und ihre Landeshoheit anerkennen 546 . Der Schutzpflicht der Herzöge von Luxemburg entspricht in den Weistümern die Benachrichtigung bei der Vollstreckung der Todesurteile und die Bitte um Schutz bei der Exekution 547 . Die Weistümer übermitteln damit den Rechtszustand der frühen Neuzeit. Vergleichbar mit der Entwicklung in St. Matthias 548 existierte auch um Langsur im Mittelalter ein größerer Gerichtsverband, über dessen gerichtliche Zuständigkeiten ein Weistum aus dem Jahre 1374 Auskunft gibt 5 4 9 . Danach war der Gemeindeverband Träger des Blutbannes. Der Ablauf des Strafverfahrens war genau festgelegt 550 . Spätestens im 15. Jahrhundert war dieser Hochgerichtsverband der Gemeinden aufgelöst; denn die Gerichtsrechte der Gemeinde Langsur und ihres Zenders 551 waren auf das Kloster St. Matthias

544 Vgl. P. BECKER, Langsur und die Abtei St. Eucharius-St. Matthias, in: 1000 Jahre Langsur 9781978, L a n g s u r 1978, S. 9 2 - 9 9 . H i e r S. 9 6 - 9 7 .

545 LHAK 210/2203 S. 70-85. Hier S.73. 546 LHAK 210/2206 S. 839-840. 1437 bat der Abt den Grafen um Schutz und Schirm für Langsur, was ihm gewährt wurde. Dafür mußte jeder hausgesesse ein Pfund Pfeffer und der Hof zwei Pfund Pfeffer entrichten. Vgl. auch die Schatzungsregister, die Langsur ab 1473 fuhren : J. GROB, Dénombrements des feux des Duché de Luxembourg et comté de Chiny, Bd. 1, Bruxelles 1921. 547 Vgl. das Schirmrecht des Trierer Kurfürsten im Gebiet der «Abtei» in Kapitel G.I.l. und G.I.2. 548 Vgl. Kapitel G.IV. insbesondere Anmerkung 419. 549 Weistum 1374 bei GRIMM, Weistümer 2, S. 266-267. Zur Funktion dieses Gerichts: M. NIKOLAYPANTER, D i e L a n d g e m e i n d e , S. 8 9 - 9 0 .

550 Die fünf Gemeinden Igel, Liersberg, Langsur, Grewenich und Mesenich-Wedenich bildeten gemeinsam einen Hochgerichtsverband, der zumindest für die Blutgerichtsbarkeit zuständig war. Das Recht und die Pflicht zur Festnahme eines Verbrechers lag bei den Gemeinden und ihrem Zender. Das Gericht bestand aus den fünf Zendern, die einen aus ihrer Mitte zum Vorsitzenden wählten. Dieses Gericht sprach das Urteil, das der Bote zu vollstrecken hatte, wobei die einzelnen Gemeinden unterschiedliche Aufgaben erfüllten. Die Gemeinde Liersberg sollte die Gerichtsbank stellen, die von Igel die Leiter, Langsur den Galgen und MesenichWedenich die drei Hölzer zum Erdrosseln und den Boten, der die Exekution vollziehen sollte, und die Gemeinde Grewenich die wyd, damit gerichtert wird. (Möglicherweise ein Stab aus Weiden). Vgl. GRIMM, Weistümer 2, S. 266-267. In Langsur ist später das Kloster in der Nachfolge der Hochgerichtsrechte zu finden. Dabei gelingt es ihm bis weit in die Neuzeit den Galgen zu erhalten. Vgl. dazu die Karte von 1692: Les Environs de Trêves et de Consarbruch, Paris 1692; StBT Kt 3/101 a. Vgl. dazu auch die nachfolgenden Ausführungen in diesem Kapitel, insbesondere Anmerkungen 551-564. 551 Deutlich wird hier die größere Bedeutung, die Zender und Gemeinde als Institutionen im Mittelalter hatten. Das könnte die Betrauung des Zenders und der Gemeinde bei der im Weistum überlieferten Heufron erklären. Vgl. dazu hier im Kapitel Anmerkung 536.

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und auf die Herzöge von Luxemburg übergegangen 552 . 1473 beantragte und erhielt das Kloster von Karl dem Kühnen als Herzog von Luxemburg und Burgund und dem Hohen Rat in Luxemburg die Erlaubnis, als Hoch-, Mittelund Niedergerichtsherr in Langsur einen Galgen zu errichten 553 , der als Zeichen der Hochgerichtsbarkeit zu gelten hatte 554 . Mit dieser Erlaubnis war eine Verfahrensordnung verbunden, nach der das Gericht des Abtes in Langsur zuständig war für die Festnahme des Straftäters, die Führung des Prozesses und die Aburteilung. Die Exekution wurde vom luxemburgischen Landrichter von Grevenmacher vorgenommen, dem deshalb die Hälfte der konfiszierten Güter zustanden 555 . Im Jahre 1571 bestätigte der Gubernator in Luxemburg im Namen des spanischen Königs die Gerichtsrechte des Abtes gegenüber dem «Hals- und Landrichter in Grevenmacher» 556 . Das Kloster unterstrich in der Folgezeit seinen Hochgerichtsanspruch durch kleinere redatkionelle Änderungen in den Weistümern 557 und vor allem durch die Erneuerungen des Galgens 558 . Im 16. Jahrhundert kann ohne Zweifel davon ausgegangen werden daß das Kloster die beanspruchten Gerichtsrechte auch tatsächlich ausübte 559 . An den regelmäßigen Gerichtstagen (Jahrgedingen) wurden auch Hochgerichtssachen verhandelt. Seit dem 17. Jahrhundert wurden aber auf keinem Jahrgeding solche Anklagen mehr vorgebracht 560 , obwohl ausdrücklich danach gefragt wurde 561 . Möglicherweise lagen tatsächlich keine Straftatbestände dieser Art vor 5 6 2 , so daß man sich auf die üblichen Rügen beschränken konnte, die überwiegend

552 Das wird deutlich durch die Bewilligung des Galgens und der damit verbundenen Aufgabenverteilung: Festnahme und Verurteilung war Sache des Abtes und die Exekution Aufgabe des luxemburgischen Landrichters. Vgl. L H A K 210/609 und 610 und das Zitat der Bewilligung in der Prozeßschrift von 1571 ; LHAK 210/2206 S. 867. 553 Bewilligungsurkunden: L H A K 210/609 vom 15.12.1473 und LHAK 210/610 vom 19.4.1474. 554 L H A K 210/610: Bewilligung zur Errichtung des Galgens dem signe de haulte justice. 555 LHAK 210/2206 S.867 und 210/609 und 610. 556 LHAK 210/2206 S. 863-871. Die ausdrückliche Bestätigung der Regelung von 1473/74 auf den Seiten 870 und 871. 557 Bei der Huldigung 1600 wurden die Schöffen als geschworen gerichtsscheffen des hochgerichts und des hofs bezeichnet: LHAK 210/2225 S. 179. Auf dem Jahrgeding 1633 wurde der Meier als grund- und hochgerichtsmeyer tituliert. Unter den Schöffen findet sich neben sechs Gehöfern auch mit Dr. jur. Franciscus Pahs aus Wasserbillig ein Jurist, was für ein einfaches Liegenschaftsgericht undenkbar wäre. Das verdeutlicht den Willen des Klosters, die Hochgerichtsrechte auch tatsächlich auszuüben. 558 Neue Aufrichtung des Galgens 1633, nachdem er von herumstreifenden Soldaten umgestürzt worden war; LHAK 210/2225 S. 249-253. Weitere Erneuerung 1751; L H A K 210/2203 S. 73. 559 LHAK 210/2206 S. 864 und 868 f. Im Prozeß 1571 erhielt das Kloster das Strafrecht über eine des Giftmodes angeklagte Frau. Über die Verbrennung dreier Hexen am Ende des 16. Jahrhunderts: J. MERGEN, Der Henker ritt auf einem stolzen Ross, in: 1000 Jahre Langsur, S. 109-112. 560 Jahrgedinge von 1609-1669: LHAK 210/1522. Von 1661-1715 in L H A K 210/2261. 561 L H A K 210/2225 S. 258: Die scheffen sollen außgehen, sich bedenken, waft rührig vorbringen: es seie mit Scheltworten, geschleg, bludigen wenden, zauberey, dieberey, falscher massen, falsche eilen und gewigt, pfund, prund, vlock, zock, der fisch im wasser, der vogell in der luft. 562 L H A K 210/2225 S. 258: Meier und Schöffen hatten sich zur Beratung zurückgezogen. Als sie wieder hereinkamen, gaben sie zur Antwort: Sie weisen von keiner schlegerei, iniurien, dieb- noch Zauberei noch einigen boussen zu sagen...

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feldpolizeiliche Übertretungen betrafen. Urteile in Hochgerichtssachen sind aus dem 17. und 18. Jahrhundert aus Langsur nicht mehr überliefert. Der Anspruch auf die gesamte Gerichtsbarkeit, von der laut Bewilligung die Exekution ausgenommen war, wurde aber vom Kloster aufrechterhalten 563 und von anderen nicht mehr betritten 564 . Damit hatte das Kloster in Langsur ein wichtiges Ziel, die Ausschaltung jeder fremden Gerichtsbarkeit, erreicht. Vor diesem Hintergrund dürfte es zweitrangig sein, ob nun tatsächlich noch Verurteilungen ausgesprochen und Exekutionen, die ohnehin vom luxemburgischen Landrichter ausgeführt werden mußten, vorgenommen worden sind. Im 17. und 18. Jahrhundert lag das Hauptaugenmerk des Klosters auf der Verwaltung seiner Güter und grundherrlichen Rechte und der Sicherung der wirtschaftlichen Erträge. Neben der Renovation der entsprechenden Zins- und Abgabenregister und der Abhaltung der Jahrgedinge, auf denen das Weistum zuvor verlesen wurde, war es notwendig, der wirtschaftlichen Entwicklung mit neuen Regelungen zu begegnen. Eine solche Gebots- und Verbotsordnung setzte das Kloster auf dem Jahrgeding 1634 s65 . Aus seinem Inhalt ist besonders hervorzuheben, daß der Gemeinde jedes eigene Strafrecht untersagt wird 566 . Daraus kann geschlossen werden, daß die Gemeinde bis zu diesem Zeitpunkt in bestimmten Bereichen der Feld- und Weinbergordnungen ein eigenes Strafrecht ausübte. Das Verbot jeglicher Gemeindegerichtsbarkeit ist ein Anzeichen für die Verstärkung des klösterlichen Herrschaftsanspruchs in Langsur gegenüber den Untertanen. Die Entwicklung der Beziehungen zum Landesherren in Luxemburg, die sich in der Anerkennung der Landeshoheit und der Teilhabe an der Hochgerichtsbarkeit äußerte, und die Verdichtung des Herrschaftsanspruchs gegenüber dem Untertanenverband hatte auf die Weistümer in Langsur keinen Einfluß 567 . Diese blieben im wesentlichen unverändert. Der Grund dafür könnte darin liegen, daß im Weistum von 1527 detaillierte Zahlenangaben über die Abgaben fehlten und damit ein wichtiger Ansatzpunkt für eine redaktionelle Überarbeitung entfiel, die 563 Vgl. im Urbar um 1750: LHAK 210/2203 S.73. 564 Bei der Wiedererrichtung des Galgens 1668 sagten die Schöffen, daß ihnen kein Streit über die dem Abt zustehenden Hochgerichtsrechte, insbesondere was die Errichtung des Glagens betrifft, bekannt ist. LHAK 210/2261 S. 32. 565 LHAK 210/1522 S. 117. Im folgenden eine Zusammenfassung: 1. Es darf ohne Erlaubnis des Herrn mit der Traubenlese nicht begonnen werden. 2. Die Gemeinde hat kein Strafrecht. Der Abt hat als Grund- und Hochgerichtsherr allein die Bußen zu setzen. 3. Der Abt setzt den Beginn der Traubenlese nach seinem Willen fest. 4. Niemand darf vorher Trauben lesen. Das gilt auch für die Besitzer der Zinsgüter. 5. Es ist verboten, Krebse zu fischen und Hasen mit der Schlinge zu fangen. 6. Wer seine Herbstzinsen nicht liefert, soll der Strafe und Buße verfallen sein. 7. Es ist verboten unter Androhung einer Herrenbuße, neue Wege anzulegen oder zu fahren. 566 LHAK 210/1522 S. 177: 2. Den nachbhawren solle kheine bueßnit gebhuren, sonder dieselbe solle dem grund- und hochgerichtsherrn, einem hern zu sancì Mathieß, zustehen. 567 Das steht im Gegensatz zu den Weistümern im Gebiet der «Abtei», bei denen beispielsweise die Landeshoheit des Kurfürsten ausdrücklich in den Weistümern von 1599 gewiesen wurde. Gleiches gilt auch hier für die Präzisierung des Strafrechtes im Liegenschaftsbereich, die in die Auflistung der Gebots- und Verbotsfalle aufgenommen wurde. Vgl. Kapitel G.I.3. und G.I.4.

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hätte Anlaß geben können, auch andere Themenbereiche zu präzisieren. Im Weistum von 1527 war bereits die Trennung von Weistum und Urbar als eigenständige Textformen vollzogen. Die Renovation des Weistums 1573 stand sicher im Zusammenhang mit dem Prozeß über die Hochgerichtsbarkeit 568 .

X. Die Weistümer in Königmacher Der Besitz des Klosters St. Matthias in Königsmacher 569 ist auf einen Tausch mit dem Stift Maria Magdalena in Verdun zurückzuführen 570 . Das Kloster St. Eucharius/St. Matthias übergab dem Stift seine Güter in Etain und erhielt dafür Königsmacher; im Jahre 1223 schenkte Bischof Conrad von Metz dem Kloster die dortige Pfarrkirche mit den dazugehörenden Rechten, wozu vor allem der gesamte Zehnt gehörte 571 . Vögte des Ortes und der Besitzungen des Klosters waren die Grafen von Luxemburg, die dieses Recht zunächst den Herren von Distroff verliehen hatten 572 . Herzog Wenzel II. von Luxemburg erwarb 1370 die Vogtei zurück und bildete einen neuen Administrationsbezirk (prévôté) Königsmacher 573 , den er durch einen Propst (prévôt) verwalten ließ 574 . Nach dem Pyrenäenfrieden von 1659, dem Vertrag von Vincennes 1661 und den sich anschließenden Réunionen kam auch Königsmacher zu Frankreich und wurde dem Verwaltungs- und Gerichtsbezirk Thionville (Diedenhofen) angegliedert 575 . Neben dem Kloster St. Matthias gab es in Königsmacher vier weitere Grundherrschaften 5 7 6 mit vier Vögten 5 71 . Aus diesem Grund wurden diese Grundherr568 LHAK 210/2206 S. 868. Hinweis auf die im Weistum gewiesenen Rechte als Beweismittel im Prozeß. 569 heutiger Name Koenigsmacker. 570 M R U B I, Nr. 169 und Nr. 190. Die Urkunde 169 enthält die Schenkung von Konigsmacher (1221). Die Urkunde Nr. 190 behandelt den Tausch (1222). 571 M R U B I, Nr. 219. Vgl. zur Entwicklung dieser Zeit auch N. DICOP, La franchise de Koenigsmacker des origines jusqu' à la Révolution française (Région de Thionville - Etudes historiques, 22) Metz 1964, S. 7-18. 5 7 2 N . DICOP, K o e n i g s m a c k e r , S. 1 1 - 1 2 .

573 N. DICOP, Koenigsmacker, S. 27-28: «C'est vers 1370 que le duc Wenceslas acquit le bourg des mains de Jean de Distroff et de son fils Gilles, qui en étaient les voués. En même temps, il en fit une prévôté dorénavent indépendante de Thionville et directement rattachée à la souveraineté du duché de Luxembourg». 574 Die Ersetzung der erblichen Vögte durch absetzbare Beamte (prévôts) ging bereits auf die Zeit der Gräfin Ermesinde (1226-1247) zurück. Vgl. dazu: H. KLEIN, Das Herzogtum Luxemburg, in H . W . HERRMANN, K . HOPPSTÄDTER ( H g ), G e s c h i c h t l i c h e L a n d e s k u n d e 2, S. 2 3 2 . 5 7 5 N . DICOP, K o e n i g s m a c k e r , S. 9 8 .

576 N. DICOP, Koenigsmacker, S. 14: «Ce sont les voueries du prieuré de Thionville. De l'abbaye de Villers-Bettnach, de la chartreuse de Rettel et de l'ordre des Chevaliers teutoniques de Trêves». Der Besitz des Deutschen Ordens lag in Breisheim, der der übrigen in Königsmacher. 577 StAL A/VII/7 S. 17 im Weistum für die Vögte: von wegen der vier hern, Meißenburg, Brandenburg und Körich. Einer der Herren war möglicherweise im Besitz von zwei Vogteien, oder es fehlt ein Name (vielleicht der Ritterorden).

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Tabelle35: Herrschaftsstatus des Klosters nach den Weistümern Königsmacher 1457

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1. Herrschaftstitel G r u n d - und Gerichtsherr Bannrechte dazu 4 Vögte (Vogteien): gehören ins Jahrgeding St. Matthias 6 Schöffen zu setzen - 1 Schöffe Deutsche Orden Schöffen sind nur dem A b t geschworen 2. Gerichtsbarkeit ein freies Jahrgeding zuständig für Bußen bis 5 ß Bußen über 5 ß - Richter in Königsmacher Asylrecht für Hof und 7 Schöffenhäuser Buße bei Zehntversäumnis

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3. Wirtschaftliche Regelungen klostereigener H o f und Mühle Reihenfolge beim Mahlen, Schöffen, Bürger Müller hat Unterhaltungspflicht klostereigene Wälder - Holzhauverbot H o f m a n n hat das Zielvieh zu halten 4. Abgaben (werden vom Zender gewiesen) Lämmerzehnt (unter 10 Lämmer berechnen) 1 Kalb Zehnt: 1 D = 12Pfg. = 1 Strebe 10 Kälber: 1 Kalb als Zehnt 1 Fohlen/Feld gezogen = 4 Pfg. 1 Fohlen/unter Dach gezogen = 2 Pfg. Von allem anderen soll der Zehnt gegeben werden Bienenzehnt 5. Besondere Rechte der Gehöfer freies Zugrecht nach A b r e c h n u n g mit H o f m a n n

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Weistum 1457: LHAK 210/1910 S. 36. Datum Mo. nach St. Sebastian 1456 more treverensis = 24.1. 1457. Das Weistum ist unvollständig abgedruckt bei GRIMM, Weistümer 2, S. 239. Weistum 1530: LHAK 210/2207 S. 33 40. Datum Mo. n. St. Sebastian 1529 m. tr. = 24.1.1530. Weistum auch in : L H A K 2 1 0 / 2 2 1 8 S. 3 1 - 3 8 .

Weistum 1592: StAL A/VII/7 S. 10-15; im Jahrgeding 1592 S.9-15. Datum Mo. n. St.Sebastian 1591 = 24.1. 1592. Weistum abgedruckt bei: HARDT (Hg ), Luxemburgische Weistümer, S.406-410.

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Schäften auch Vogteien genannt 578 . In einer Abschrift von 1651 existiert ein Weistum von 1576 für diese vier Vögte 579 , auf dessen Inhalt im Zusammenhang mit den Weistümern des Klosters eingegangen werden soll. Aus dem Jahre 1273 stammt das älteste Schriftstück, das zwischen dem Kloster und seinem Vogt ausgehandelt wurde. Es betrifft eine Einigung zwischen dem Abt Theoderich von St. Matthias und dem Vogt und Ritter Johann, Herr von Villario, über die Ländereien, die Zehnten, die Mühle, die Wälder und sonstigen Rechte 580 ; auch sein Inhalt wird bei der Untersuchung der Weistümer zu berücksichtigen sein 581 . Die Weistümer des Klosters setzen 1457 ein 582 . Das älteste Weistum beschränkt sich im wesentlichen auf die Regelung der Zehntabgaben und verfolgt damit die Absicherung der Einnahmen des Klosters. Es ist nicht vermerkt, daß die Zehntabgaben und ihre Verrechnung vom Zender im Namen der Gemeinde gewiesen worden sind, wie das in den späteren Weistümern geschieht. Es fällt auf, daß das Weistum 1457 nicht als Hofweistum aufgebaut ist, zumal in den Jahrzehnten vorher die Freiheiten des klösterlichen Hofes und seine Rechte vom Propst und seiner örtlichen Administration 583 in Frage gestellt worden waren. In zwei Briefen wies die Herzogin Elisabeth 1439 den Richter, die Schöffen und die Gemeinde 584 sowie den Propst in Diedenhofen 585 an, den Hof des Klosters in Königsmacher bei seinen alten Rechten und Freiheiten, wie sie von den Schöffen gewiesen wurden, zu belassen. Das Weistum von 1457 jedoch weist nur die Rechte des Abtes im Bannbezirk 586 ; es fehlen alle mit der Gerichtsbarkeit in Zusammenhang stehende Weisungen. Im Weistum von 1530, das 1592 nur noch redaktionell geändert wurde 587 , weisen die Schöffen über die Zehntabgaben hinaus die Grundlage der Herrschaft 578 StAL A/VII/7 S. 17: Item seind diß jähre siebentzig sech ein und dreißig 31 vogdeyen. Hier sind die Häuser gemeint, von denen die vier Herren eine Geldabgabe erhielten. LHAK 210/2207 S. 36: Item es sind auch viher voigdienn gewesen von alders, die drie sinl zu Macherenn und Brunchen ist die viherte. 579 StAL A/VII/7 S. 17. Das Jahr 1576 ist nicht gesichert, da im Text nur 76 erwähnt wird. Aus einem anschließenden Register, das aber nicht unbedingt mit dem Weistum in Zusammenhang stehen muß, ergibt sich das Datum 1576. 580 StAL A/VII/7 S. 1-4. Compositio inter abbatem monaster» sancti Matthiae et advocatum de Machra regis de terris, decimis, molendino, silvis, juribusetc. Vollständig abgedruckt in: HARDT, Luxemburgische Weistümer, Luxemburg 1870, S. 4 0 4 - 4 0 6 . 581 Wie schon aus dem Titel (compositio) hervorgeht, bildet dieser Text kein SchöfTenweistum, sondern ist ein zwischen Vogt und Abt ausgehandelter Vergleich. Eine Weisung der Schöffen oder anderer wird nicht vermerkt. HARDT und DICOP, Königsmacker, S. 61 63, ordnen diese Einigung fälschlicherweise unter die Weistümer ein. 582 Vgl. Tabelle 35. 583 Die Administration wird vom Zender der Gemeinde, der vom Kloster bestätigt werden mußte, und v o m Hochgerichtsrichter und dessen Schöffen gebildet. 584 LHAK 210/2206 S.779. 585 LHAK 210/2206 S. 780. 586 LHAK 210/1910 S. 36: Bannformel: mann und bann, Hasser und weide von der Erde bis an den himmel. Es fehlt vor allem der Hinweis auf ein Gebots- und Verbotsrecht. 587 Im Weistum 1530 werden die Vorfragen zum Einsetzen der Schöffen als Verfahrensfragen im Jahrgeding gestellt. Daran schließt sich die Bannung des Gerichtes an. Anschließend beginnt erst der als Weistum gekennzeichnete Text. 1592 wird der ehemalige Verfahrensteil in das Weistum eingearbeitet.

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des Klosters St. Matthias in Königsmacher. Das Weistum wurde ein halbes Jahr nach der urbariellen Erfassung der Güter und Zinsen erstellt*88; die im Urbar erfaßten Einzelheiten wurden nicht ins Weistum übernommen. Im gesamten Weistum erkennen die Schöffen den Abt des Klosters als Grundherren an; zur Absicherung seiner grundherrlichen Rechte stand ihm ein Gericht zu, das aber nur Bußen bis fünf Schilling verhängen durfte. Die Zuständigkeit war damit auf feldpolizeiliche Gegenstände und Abgabenversäumnisse eingeschränkt, was auch in der Bannformel zum Ausdruck kommt 589 . Dieser Jurisdiktion waren auch die Angehörigen der vier übrigen «Vogteien» unterworfen 590 . Ausdrücklich wird gewiesen, daß den Vögten keine Strafgewalt zusteht. Nur die Vogtei der Deutschordenskommende Trier in Breisheim besaß ein Sonderrecht; denn aus ihr stammte einer der sieben Schöffen des Jahrgedingsgerichtes, der aber ebenfalls seinen Eid vor dem Abt ablegen mußte 591 . Die Gerichtsbarkeit über fünf Schilling hinaus stand dem landesherrlichen Gericht in Königsmacher zu, das als Hochgericht bezeichnet wurde und im Besitz der Pröpste von Königsmacher war 592 . Diese Weisung entspricht nicht ganz dem Inhalt des Weistums für die vier Herren (Vögte) von 1576. Auch hier wird zwar der Abt als Grundherr anerkannt, der die Schöffen zu setzen hatte 593 , in bezug auf die Verteilung der Gerichtsrechte weisen die Schöffen aber ihren Vögten die Bußen bis zu 15 blanken (Albus). Über diese Summe hinaus erkennen sie auf die Zuständigkeit des Hochgerichts, dessen Richter bei der Weisung anwesend war. Die Schöffen des abteilichen Gerichts und des Hochgerichts waren miteinander identisch, nur bei der Eidesleistung

588 LHAK 210/2220 S. 287-300 und 311-313. 589 Vgl. Anmerkung 586. Die Bannformel veränderte sich nicht. 590 LHAK 210/2207 S. 36: «Item es sint auch viher voigdienn gewesenη vonn alders. Die drie sin! zu Macherenn und Brunchen ist die viher te, und gehoerenn die undersaessen alle ynn des erwurdigen hern des apts zu sanct Mathis jargedinge.» 591 LHAK 210/2207 S. 36: «Item diescheffen sind dem Commenthur auch nit forters geschworen dann anderen voigdenn». Auch nachdem Breisheim nach dem 30 jährigen Krieg nicht mehr aufgebaut wurde, stellte die Kommende weiterhin einen Schöffen, der in Königsmacher wohnte. Der Abt forderte von ihm die gleichen Leistungen, gab ihm aber nicht die gleichen Entgelte. Vgl. N. DICOP, Koenigsmacker, S. 78. Vgl. R. SCHMIDT, Die Deutschordenskommenden Trier und Beckingen 1242-1794 (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 9) Marburg 1979, S. 181. 592 LHAK 210/2206 S. 779. Das Schreiben der Herzogin von 1439 war gerichtet an den Richter, die Schöffen und die Gemeinde in Königsmacher. Sie sollten den Abt und dessen Hofmann bei seinen Rechten belassen. Vgl. auch StAL A/VII/7 S. 17. 593 StAL A/VII/7 S. 17: Item der grundherr ein abt zu sanct Mattheiß. Item die vier hern haben des orts kein scheffen zu setzen.

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wurde zwischen ihren beiden Funktionen unterschieden 594 . Sie erkannten den vier Herren auch das erste «gehör in einilichen sachen», d.h. einen ersten Einigungstermin in Zivilstreitigkeiten; wenn sich die Parteien nicht einigten, sollte das Hochgericht tätig werden. Die vier Herren konnten auch einen eigenen Meier setzen (Meyer in der Obergassen), der Verwaltungsfunktionen ausübte. Ihm und dem Gericht standen ein Drittel der Bußen zu. Welche Rolle dieses Gericht der vier Herren tatsächlich spielte, ist nicht bekannt 595 . Die Funktionsfähigkeit des klösterlichen Gerichtes war im 17. Jahrhundert gefährdet. In Urteilen des Hohen Rates von Luxemburg von 1619,1627 und 1634 wurden jedoch die Versuche der Pröpste zurückgewiesen, ihrem Hochgericht auch die Zuständigkeiten der klösterlichen Jurisdiktion einzuverleiben 596 . Bei der Bekanntgabe dieses Urteils vor Ort am 4. Mai 1634 durch Abt Nikolaus Drinckler kritisierte dieser vor allem die Schöffen, die ihrem Eid, die Rechte des Klosters zu schützen, nicht nachgekommen waren; die Schöffen baten daraufhin um Vergebung, daß sie dem Hochgerichtsherren gefolgt waren 597 . Um solchen Schwierigkeiten in der Zukunft auszuweichen und seine Stellung gegenüber der Bevölkerung in Königsmacher zu stärken, kaufte Abt Wilhelm Henn 1724 das Hochgericht. Als Hochgerichtsherr huldigte Abt Modestus Manheim 1730 dem französischen König Ludwig XV. in Metz. Er ließ 1736 einen Galgen als Symbol seiner Hochgerichtsherrschaft neu errichten; gleiches tat sein Nachfolger Adalbert Wiltz im Jahre 1766 598 . Nachdem aber seit 1659 Königsmacher französisch geworden und dem Verwaltungszentrum (baillage) Thionville eingegliedert worden war, dürfte es sich bei den Hochgerichtsrechten in dieser Zeit mehr um einen Titel als um tatsächlich ausgeübte Rechte gehandelt haben 599 . Im Weistum von 1530 wurden auch die wirtschaftlichen Faktoren stärker berücksichtigt. Im Mittelpunkt der klösterlichen Grundherrschaft stand der verpachtete Hof, der ebenso wie die Schöffenhäuser ein besonderes Asylrecht besaß, das auf älteren Verhältnissen beruhen dürfte. Zum Hof gehörte eine

594 StAL A/VII/7 S. 15-16. Die Schöffen schwörten zunächst einem Abt von St.Matthias als Grundherrn der Freiheit zu Königsmacher, seine ihm zustehenden Rechte zu schützen und zu bewahren. Beneben dem auch gelob und schwere ich bei obgesagter peen, daß ich dem hochgerichtshern dieser freiheil als ein frommer scheffen treuwe und hutd sein will, ihna> [vor ] schaden warnen, bestes befördern, ihre hochgerichtsgerechtigkeit wie sich gebührt helfen handhaben, nichts davon verlohren laßen werden, und da etwaß davon verlohren were, soviel [wie J mögllich wiederumb helfen wiederbringen und ergentzen, auch daß gericht helfen zu iederzeit frühe und spath besetzenden partheien recht wiederfahren zu laßen, auch alle heimligkeit deßgerichts verschweigen denn armen wie den reichen, auch [den] witwen. a) Hs: ihnen, b) Hs: besitzen. 595 Bei DICOP, in dessen Buch sehr viele Einzelheiten erwähnt werden, ist dieses Gericht nicht beschrieben. Weitere Quellen waren ebenfalls nicht zu finden. 596 LHAK 210/2225 S. 263-269. Vgl. N. Dicop, Koenigsmacker, S. 68-70. 5 9 7 L H A K 2 1 0 / 2 2 2 5 S. 264. Vgl. N . DICOP, K o e n i g s m a c k e r , S. 70.

598 Vgl. das Urbar um 1750: LHAK 210/2203 S. 189. 599 N. DICOP, Koenigsmacker, S. 64: «Jusqu'en 1659, le seigneur haut-justicier de Koenigsmacker était le voué de Luxembourg. Sous la souveraineté française, cette fontion revenait au bailliage de Thionville, mais le titre en était maintenu. Titre honorifique avant tout, mais lucratif pour le gouvernement du roi, car cette fontion était vénale comme toutes les charges sous l'Ancien Régime». Vgl. auch dort S. 67 und 70.

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verpachtete Mühle, die ehemals eine Bannmühle war, wie aus dem besonderen Mahlrecht der Gehöfer zu schließen ist. Eine Mahlpflicht wird jedoch nicht mehr gewiesen; sie dürfte von den Schöffen als Folge der geringen herrschaftlichen Durchsetzungsmöglichkeit beseitigt worden sein. Zum Hof gehörten auch umfangreiche Hofgüter 600 . Bemerkenswert ist die kurze Pachtzeit von neun Jahren, mit der der Hof zum Beispiel 1540 verpachtet wurde 601 . Zu dieser Zeit verpachtete das Kloster seine anderen Höfe auf Lebenszeit des Pächters und seiner Kinder 602 . Durch die kurze Pachtzeit behielt das Kloster einen größeren Einfluß auf den Hof und den Pächter, der auch die Unterhaltung der dem Abt zustehenden Gebäudeteile einschließlich einer Kapelle zu übernehmen hatte. Der Hofpächter, der den Abt während des Aufenthalts in Königsmacher verpflegen mußte, war verpflichtet, die als Pachtentgelt zu liefernden 25 Malter Getreide ebenso wie die 18 Malter aus dem benachbarten Griesberg auf seine Kosten nach Trier zu liefern. Außerdem mußte er dem Pastor 24 Malter Getreide (je zur Hälfte Weizen und Korn) und je ein Fuder Heu und Stroh liefern 603 . Die Lieferungen nach Trier ins Kloster wurden mit Schiffen über die Mosel vorgenommen, wobei es immer wieder zu Schwierigkeiten mit den dazwischenliegenden Herrschaften kam 604 . Neben den Pachtabgaben war der Zehnt die wichtigste Einnahmequelle. Der kleine Zehnt stand dem Hofmann zu, wofür er das männliche Zuchtvieh zu stellen hatte. Zum kleinen Zehnt gehörte auch der Blutzehnt, dessen Berechnungsmodus der Zender im Weistum bestätigte. Der große Zehnt, der vom Wein und Getreide erhoben wurde, stand dem Kloster zu 60S . Angaben über seine Höhe und über den Erhebungsmodus fehlen im Weistum, obwohl bereits in der Vereinbarung mit dem Vogt 1273 und im Urbar um 1750 darüber ausführliche Angaben gemacht werden. Während laut Vereinbarung von 1273 der Weinzehnt bereits von den gelesenen Trauben oder dem Most erhoben wurde 606 , sollte nach 600 Vgl. N. DICOP, Koenigsmacker, S. 43-45. Hier ist das Hofregister von 1595 mit der Güterbeschreibung anläßlich der Verpachtung abgedruckt. 601 Vgl. N. DICOP, Koenigsmacker, S. 39-41. Hier ist der Pachtvertrag abgedruckt. 602 Vgl. LHAK 210/2217 S. 58 Rommelfangen 1531 ; S. 77 Soest 1530; Pellingen 1529 S. 83. LHAK 210/2220 S.244 Benrath 1529. 603 Vgl. Hofverpachtungen von 1540 und 1595. Anmerkungen 600 und 601. Nach dem 30 jährigen Krieg ermäßigte das Kloster die Pachtentgelte auf 38 Malter (14 Malter Weizen, 18 Malter Korn und 6 Malter Erbsen). Vgl. N. DICOP, Koenigsmacker, S. 41. 604 Darauf verweisen die eingeholten Durchfahrtgenehmigungen 1532. 1555,1576. Vgl. N. DICOP, Koenigsmacker, S. 52-56. LHAK 210/2222 S. 275-376; die Genehmigung von 1586. 605 Zur Aufteilung des Zehnt: LHAK 210/2203 S.193. Vgl. dazu N. DICOP, Koenigsmacker, S. 53-54. 606 StAL A/V1I/7 S. 1. und HARDT, Luxemburgische Weistümer, S.404: Quod homines villae de Macheren, aut alii quicunque habentes vineas infra bannum villae de Macheren, et quas habituri sunt in futurum infra dictum bannum, uvas suas ad torcularia in villa de Macheren ferent, mediantibus nuntio vel nuntiis dictorum abbatis et conventus sancti Matthiae Treverensis, et de vino pedibus calcato incontinenti dabunt decimam, et de vino torculari expresso similiter incontinenti solvent decimam nuncio praedictarum abbatis et conventus, ante quam deducant vina ex domo torcularis, et si deduxerint vina ad domus suas ipsi homines, decima non persoluta, tenebuntur ad emendam ad summam sexaginta solidorum denariorum Metensis, secundum quod dicat curtís de contumacia.

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dem Urbar um 1750 der Zehnt vom Wein im Haus erhoben werden 607 . In der Folgezeit ging man wieder zur Erhebung bei der Lese auf dem Feld über, worüber sich die Betroffenen beschwerten, da ihnen dadurch immer die besten Trauben genommen würden 608 . Im Weistum von 1530 wiesen die Schöffen dem Abt auch Wälder, in denen die Gehöfer kein Holz schlagen durften. Es fehlt aber im Weistum jeder Hinweis auf die Schweineweide im Wald. Nach dem Urbar um 1750 609 und der Vereinbarung von 1273 hatten die Untertanen das Recht, Schweine in den Wald zu treiben, die sie selbst von ihrem eigenen Trog aufgezogen hatten. Fremde oder von anderen Gehöfern gekaufte Schweine durften dagegen nicht eingeführt werden 610 . Auf jeden Fall mußten der Meier und das Gericht des Abtes davon in Kenntnis gesetzt werden 611 . Nach der Vereinbarung von 1273 stand den Gehöfern aus den Wäldern auch das Bauholz für eigene Zwecke zu 612 . An diesen Beispielen wird deutlich, daß die Weistümer des Klosters in Königsmacher keine vollständige Umschreibung der Rechte und Pflichten der Herrschaft und der Gehöfer darstellen. Das Weistum wurde auch nach 1530 inhaltlich nicht mehr geändert. Ihm kam auch nach dem 30 jährigen Krieg keine besondere Funktion mehr zu 6 1 3 . Im Jahre 1730 hielt Abt Modestus Manheim selbst in Königsmacher das einzige im 18. Jahrhundert überlieferte Jahrgeding ab. Nach dem Kauf der Hochgerichtsbarkeit dürfte sein Zweck darin gelegen haben, die klösterliche Stellung wieder zu festigen. Auf dem Jahrgeding stand aber nicht mehr das Weistum im Mittelpunkt, sondern der Gerichtsbeamte (le greffier) erließ eine Art

607 LHAK 210/2203 S. 192. Die Früchte waren auf den Feldern zu zehnten. Vom Wein wurde der Zehnt im Haus erhoben. Vgl. dazu N. DICOP, Koenigsmacker, S. 65. 608 N. DICOP, Koenigsmacker, S. 110-112. Eine Zusammenfassung der Doléances wie sie zu Anfang des Jahrs 1789 von der Gemeinde für die Ständeversammlung in Versailles angefertigt worden war. 609 LHAK 210/2203 S. 194. Nach dem Urbar durften die Schöffen des Abtes doppelt soviele Schweine wie die einfachen Leute einschlagen. Der Schöffe der Deutschordenskommende war davon ausgenommen. Der Hofmann konnte soviel Schweine wie der Meier eintreiben. 610 StAL A/VII/7 S.2: Tem de quatuor sylvis bannalibus ad curtem de Macheren spectantibus, quicunque immiserii porcos extráñeos in silvas praedictas ad pascendum de glandibus ibidem consistentibus, solvent jura dictis abbati et conventui, quae vulgariter dicitur deme, exceptis hominibus villae de Macheren, qui sine dolo et fraude immitent porcos suos ad pascendum sine dema (e), quos nutriunt in domibus suis, non aliunde emptos, nec conductos. 611 StAL A/VII/7 S. 2: Nec in quatuor silvis praedictis aliquis secabit ligna sine licentia nuncii praedictorum abbatis et conventus, sed homines villae de Macheren, si habuerint necesse pro aedificio, petent ab abbate vel nuncio ejus ligna. 612 In einem Bescheid erkennen der Zender und die Gemeinde 1596, daß es ihnen nicht zugestanden habe, Dehmschweine ohne Vorwissen eines Prälaten oder Meiers und Gericht aufzunehmen, sowohl im Gemeinde- als auch im Gotteshauswald; StBT 1657/362 fol. 755-756. 613 Ν. DICOP, Koenigsmacker, S. 67: «Sous la souveraineté française et pendant tout le XVIII e siècle, l'échevinage de Koenigsmacker perdit beaucoup de son importance. Les plaids annaux ne se tinrent plus régulièrement; les records de justice étaient tombés en désuétude, et la présence des échevins était devenue superflue. La cour échevinale qui, jusqu'alors, avait constitué la charpente de l'administration seigneuriale, était insensiblement remplacée par l'organisation bailliagére der Thionville. L'ancien état de choses disparut ainsi progressivement».

152

Gemeindeordnung (Ordonnances et Règlements de Police) 614 . Sie regelte nicht nur das Halten von Gänsen, das Verschließen der Weinberge und Gärten, das Verbot neue Wege anzulegen, das Ausheben der Gräben zur Bewässerung, sondern enthielt auch Bestimmungen über den Brandschutz. Danach mußten die Kamine regelmäßig gereinigt und überprüft werden, und es war verboten, den Flachs und den Hanf im Haus am Feuer zu trocknen oder abends bei Licht zu verarbeiten. Das Trocknen war nur außerhalb des Dorfes möglich. Außerdem mußten alle Nester mit Raupen zerstört werden 615 . Damit hatte die Verordnung das Weistum als Grundlage der Verwaltung und Gerichtsbarkeit in der Grundherrschaft und im Dorf zwar nicht abgelöst; aber neue Ge- und Verbote wurden nun auf dem Verordnungswege gesetzt.

XI. Die Weistiimer in Mondorf Das Kloster St. Matthias führte seinen Besitz in Mondorf auf eine Schenkung des Markgrafen Adalbert und der Markgràfìn Judith von Lothringen zurück. Mit zwei Urkunden von 1030 und 1037 schenkten sie dem Kloster St. Eucharius/ St. Matthias ihre Grundherrschaft in Mondorf mit den dazugehördenden Rechten 616 . Obwohl auch diese Urkunde als formale Fälschungen des 13. Jahrhunderts anzusehen sind 617 , kann von einer tatsächlichen Schenkung durch das Lothringer Grafenhaus ausgegangen werden 618 . Ein Jahrhundert später erließ Herzog Matheus von Lothringen dem Kloster die in Mondorf bisher geforderten Jagdfronen 6 1 9 . Die thematische Auflistung der einzelnen Artikel aus den Weistümern läßt gut erkennen, wie sich der Text entwickelt hat und im Laufe der Zeit vervollständigt wurde 620 . Das älteste überlieferte Weistum von 1493 beschränkt sich auf die Weisung des Abtes als Grundherrn, dem gewisse Bannrechte zustehen 621 , sowie der Rechte am Wald; wobei der Gemeinde 622 und dem Hofmann die Schweineweide im Wald gemeinsam gehörten 623 . 614

ARCHIV DES DEPARTEMENTS MOSELLE: H 3 6 5 1 . 2. Dabei wurde das Weistum von den Schöffen in gekürzter Form vorgetragen. Außerdem erwählten sie 6 alte Bürger von Königsmacher, welche die Rechte der Gemeinde wahren sollten. Die Geindeordnung ist abgedruckt bei N. DICOP,

Koenigsmacker, S. 1 0 9 - 1 1 0 . 6 1 5 N . DICOP, K o e n i g s m a c k e r , S . 1 0 9 - 1 1 0 .

616 MRUB 1, Nr. 303 Urkunde von 1030 und Nr. 309 Urkunde von 1037. 617 Vgl. O. OPPERMANN, Rheinische U r k u n d e n s t u d i e n 2, S. 2 6 1 - 2 6 3 .

618 619 620 621

Vgl. F. PAULY, Landkapitel Perl, S. 86-88. MRUB I, Nr. 595. Vgl. die nachfolgende Tabelle 36. LHAK 210/2207 S. 99: ban, man, zuck undfluck, von der erden bis*' an den hemmel, wasser und weide, weide, fischerey, jegerey, fond, prund. a) Hs: mit. 622 Das Recht war der Gemeinde zugesprochen, damit waren auswärtige Gehöfer, auch wenn sie Land in Mondorf bebauten, ausgenommen. 623 LHAK 210/2207 S. 99: und die gemeinde wan acker ist in den weiden gebrucht sichs mit dem hoiffman durgh gewonheit und nit durch recht.

153

Tabelle36: Herrschaftsstatus des Klosters nach den Weistümern in Mondorf 1493

1526

1540

1701

1. Herrschaftstitel Grundherr Mittel- und Vogtherr. Zehntherr Bannrechte Gebot und Verbot können Bannbezirk nicht weisen 2. Gerichtsbarkeit wer Güter hat, jahrgedingspflichtig Schöffen einsetzen alle Bußen als Grund Mittelherr (wissen es nicht genau) Buße bei falschem Maß Schöffen müssen die Achten weisen 3. Wirtschaft Hof mit Asylrecht Schöffen wissen von keinem Asylrecht Hofmann hat Vorrechte in einem Teil des Bannes eine Bannmühle vier Wälder: Holzhauverbot Schmalzweide der Gemeinde (Gewohnheit) fremde Schweine - Dem zahlen 4. Abgaben Grundzins Schaff 32 Erbhühner 5 Eier/Huhn 2 Rauchhühner/Haus wissen von keinen Kapaunen sie müssen sich über die Zinsen bedenken wer Land bebaut, ist Zins + Schaff schuldig es gibt kein zinsfreies Land

x(3)

x(40)

5. Fronen 3 Tage Ackerfron 6 Tage Kornfron Heufron im Brühl zu Fremersdorf Heufron in Bruchwiese Stecken liefern und einzäunen (Kirchenacht) Baufron für Hof und Mühle Mühlenteich pflegen 6. Besondere Rechte Bote ist zins- und fronfrei Bote hat Anspruch auf Kostenersatz Gemeinde hat Schmalzweide in den Wäldern Weistum 1493: Weistum 1526: Weistum 1540: (15.4. 1540)

LHAK 210/2207 S.99-100. 7.5. 1493. LHAK 210/1450 S. 21-23. 8.6. 1526. LHAK 210/2225 S. 321-324. Im gleichen Bestand S. 325-328 das Weistum von 1540 in französischer Sprache im Jahre 1715 aufgezeichnet. Weistum in deutsch und französisch auch in LHAK 210/2313 S. 7-11 und 42-47. Deutsch in LHAK 210/2218 S. 265-269. Weistum 1701: LHAK 210/2225 S. 367-375, 210/2313 S. 17-24.

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Im Weistum von 1526 fallt auf, daß die Schöffen zu allen wichtigen Fragen, welche die Gerichtsbarkeit, den Bannbezirk und die Zinsen betreffen, keine abschließende Aussagen machen können oder sich Bedenkzeit erbitten. Zur Begründung verweisen sie darauf, daß sie nicht beraten konnten, weil der Abt so plötzlich gekommen sei 624 . Der gesamte Text macht einen unfertigen Eindruck und beschränkt sich in erster Linie auf die Weisung der Fronen. Er wurde in dieser Form auch nicht in die von Abt Petrus Olevian angelegte Weistümersammlung aufgenommen 6 2 5 . Dadurch wird erneut deutlich, daß es dem Abt im Jahre 1526 in erster Linie auf die Huldigung und eine erste Erfassung der klösterlichen Rechte ankam 6 2 6 . Kurze Zeit später konnte der Kellner Marsilius Zewener 1529 bei der Renovation der klösterlichen Güter und Rechte in Mondorf die Zweifel der Schöffen aufklären. Im Urbar wurden vor allem die Rechte des Hofes und seine Besitzungen nach der Vorlage der Hofurkunden und die Zinsen und Fronen von den Schöffen anerkannt 6 2 7 . In einer Anmerkung dazu wiesen sie, daß der Hofmann für ihre (der Schöffen) Kosten aufzukommen habe 628 . Auch die Nutzung der «Schmalzweide» in den vier Wäldern wurde dahingehend präzisiert, daß die Nachbarn eigene Schweine in den Wald «einschlagen» durften. Fremde Schweine durften dagegen nicht kostenlos eingetrieben werden. Dieses Recht durfte von den Gehöfern auch nicht verkauft werden. Von fremden Schweinen stand dem Abt dann der Dem zu 6 2 9 . Außerdem wurde der große und kleine Zehnt gewiesen. Der Meier erhielt offensichtlich für die Erhebung des Zehnt einen schlechten Gulden aus jedem Dorf 6 3 0 . Der Bote besaß für seine Dienste einige Zinsgüter, für die er keine Zinsen zu zahlen hatte; außerdem bekam er bei einem Einsatz die Kosten erstattet 631 . Die Notwendigkeit einer intensiveren Kontrolle durch das Kloster zeigte sich in einem Prozeß 1528/29, in dem der Hofmann gestand, bei der Abmessung des klösterlichen Zinses seit längerem ein zu kleines Maß benutzt zu haben. Er wurde zu einer Strafe von 12 Goldgulden verurteilt 632 . Beim Blick auf das Weistum 1540 läßt sich feststellen, daß sowohl die beiden Weistümer von 1493 und 1526 als auch die Angaben im Urbar zu einem Text zusammengefaßt und die Gerichtsrechte des Abtes zusätzlich umschrieben und präzisiert wurden. Mit dieser Fassung des Weistums, hinter dem die klösterliche Reaktion zu vermuten ist, stand dem Kloster in Mondorf eine umfangreiche

624 625 626 627 628 629 630

LHAK 210/1450 S. 23. Sammlung in Band: LHAK 210/2207. Vgl. Kapitel F. LHAK 210/2220 S. 2 6 5 - 2 7 7 , Urbar von 1529. LHAK 210/220 S.265. LHAK 210/2220 S.266. Vgl. F. PAULY, Landkapitel Perl, S. 86. Er nennt als dem Abt zehntpflichtige Orte: Hintingen, Bettingen, Gongelfangen, Biringen, Silvingen und Waldwiese. 631 LHAK 210/2220 S. 277. 632 LHAK 210/2222 S. 4 7 - 5 0 .

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Grundlage zur Ausübung seiner Herrschaft zur Verfügung. Das Weistum von 1701 zeigt, daß die zusätzlichen Änderungen nur marginalen Charakter haben 6 3 3 . Wesentlich waren die Präzisierungen in bezug auf die Gerichtsbarkeit. 1540 weisen die Schöffen dem Abt die Grund- und Mittelgerichtsbarkeit und alle in diesen Kompetenzbereich fallenden Bußen zu. Eine genaue Abgrenzung zur Hochgerichtsbarkeit fiel aber schwer; bereits 1526 waren sich die Schöffen nicht sicher. Kleine Bußen, die für ungehorsam oder Güterfrevel ausgesprochen wurden, für Straftatbestände oder Ordnungswidrigkeiten also, die nicht Hals oder Bauch (Hochgericht) betrafen, gehörten dem Abt. Was andere Fälle anbelangt, wollten sie sich nochmals bedenken 6 3 4 . Aus einem anderen Artikel wird deutlich, daß es das gemeinschaftliche Gericht Saargau war, das die Jurisdiktions- und Administrationsgewalt des Klosters beeinträchtigte. Dieses Gericht hatte die Aufsicht und Strafgewalt über die Maße auch in Mondorf an sich gezogen, möglicherweise deshalb, weil sich das Kloster seit längerer Zeit nicht mehr um seine Grundherrschaft gekümmert hatte. Im Weistum 1526 wiesen die Schöffen aber dem Abt das Recht zu, nach seinem Willen wieder die Maße zu bestimmen 6 3 5 ; hier dürfte auch der eigene Vorteil, das Maß im klostereigenen Hof in Mondorf zu nehmen, eine Rolle gespielt haben. Das Gericht im Saargau, das eine größere Anzahl von Gemeinden umfaßte, war gemeinsamer Besitz der Kurfürsten von Trier, der Herzöge von Lothringen und der Herren von Montclair. Bereits im 14. Jahrhundert kamen der Trierer Kurfürst Kuno von Falkenstein (1361-1388) und Herzog Johann von Lothringen überein, in diesem Gebiet links und rechts der Saar wegen sich überschneidender Rechte eine Gemeinherrschaft einzurichten. Am 24. Oktober 1368 entstand so das Kondominium Merzig-Saargau 6 3 6 . In der Folgezeit versuchten beide Herren durch zusätzliche Vereinbarungen (1485 und 1620/23) neu aufgetauchte Probleme zu lösen. Seit dem Vertrag von 1620 besaß die Gemeinherrschaft ein eigenes Berufungsgericht für die örtlichen Gerichte. Ihm gehörten zwei Richter an, von denen je einer vom Kurfürsten und vom Herzog ernannt wurde. Das Kondominium war in drei Meiereien unterteilt: die Meierei Merzig, die Obermeierei Saargau mit dem Hauptort Hilbringen, zu der auch Mondorf gehörte, und die Untermeierei Schwemlingen mit jeweils einem eigenen Gericht. Erst nachdem Frankreich 1766 endgültig die lothringischen Rechte übernommen hatte, kam es am 1. Juli 1778 zur Auflösung des Kondominiums. Alle

633 1701 wird der Abt auch als Zehntherr gewiesen. Aus dem Urbar stammte die Weisung, daß der Hofmann Vorrechte in bestimmten Teilen des Bannes hatte. Er konnte dort soviel Land wie er brauchte vorrangig bebauen. Auf die eingetretene Bodenzersplitterung verweist die Jahrgedingspflicht für alle, die Land bebauten. Dazu gehörten auch Auswärtige. Das Botenrecht entfiel. 634 LHAK 210/1450 S. 22: willen sich wider bedenken wie hinforta) zu doin sy mit anderen stucken. a) Hs: im fort. 635 LHAK 210/1450 S.22. 6 3 6 H . W . HERRMANN, D a s K u r f ü r s t e n t u m Trier, in: H . W . HERRMANN, K . HOPPSTÄDTER ( H g . ) ,

Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, 2, S. 151-152. Zu den Einzelheiten der geschichtlichen Entwicklung vgl. die dortigen Literautrangaben. Vgl. auch C. v. BRIESEN, Urkundliche Geschichte des Kreises Merzig.

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Gemeinden links der Saar, zu denen auch Mondorf gehörte, kamen zu Frankreich. Aus dem 16. Jahrhundert sind für das Gebiet Saargau eine Reihe von Weistiimer der Gemeinherren überliefert. Sie geben sowohl für Merzig 637 als auch für den Saargau 638 einen Eindruck von der Vielgestaltigkeit der gegenseitigen Rechte. Die nachfolgenden Ausführungen beschränken sich auf die Situation im Saargau, weil zu diesem Bereich auch Mondorf gehörte. Nach dem Weistum von 1562 waren der Kurfürst von Trier als «Grundlehnherr» und der Herzog von Lothringen und der Herr zu Montclair gemeinsam als Vögte gewiesen worden. Die weiteren Grundherrschaften wurden nicht erwähnt. Die grundherrlichen Rechte des Kurfürsten in diesem Gebiet wurden von einem Meier und einem Boten wahrgenommen. Für die vogteiliche Gerichtsbarkeit, die zusätzlich zur Hochgerichtsbarkeit alle großen und kleinen Bußen umfaßte 6 3 9 , war das Gebiet in zwei Teile aufgeteilt. In Schwemlingen gab es nur ein Gericht, das der Vögte, dem ein den beiden Vögten gemeinsam geschworener Vogtmeier vorsaß. Im Restteil, zu dem auch Mondorf gehörte, existierte ein Gericht mit 14 Schöffen, von denen sieben dem Kurfürsten verantwortlich und in Liegenschaftsangelegenheiten zuständig waren; die übrigen sieben Schöffen gehörten zu beiden Vögten. Dem vogteilichen Gericht wurden alle Bußen und Strafen einschließlich der Blutgerichtsbarkeit gewiesen. Die Aburteilung der Delinquenten und die Vollstreckung von Todesurteilen geschah in Merzig. Die Situation in Mondorf ist vor diesem Hintergrund zu sehen. Das klösterliche Gericht ist in seiner Zuständigkeit zu vergleichen mit dem kurfürstlichen «Grundgericht». Unbestritten war es zuständig für den Bereich der Liegenschaften. Es ist nicht verwunderlich, daß die Schöffen 1526 bei weiteren Tatbeständen im Weistum keine Auskunft geben konnten. Erst 1540 wiesen sie dem Abt neben seiner Gebots- und Verbotsgewalt im Bereich der feldpolizeilichen Gegenstände auch die Mittelgerichtsbarkeit zu. Diese war aber im Weistum nicht definiert. Es ist davon auszugehen, daß zur Mittelgerichtsbarkeit persönliche Angelegenheiten wie Beleidigungsklagen, Schlägereien und kleinere Vergehen gehörten, für welche die Todesstrafe nicht in Frage kam 640 . Die Grenzen zum Hochgericht waren fließend, was zu Kompetenzstreitigkeiten führen konnte. Im Jahre 1767 wurde vom Obergericht der Gemeinherren in Merzig und Saargau im Streit zwischen dem Kloster und dem Hochgerichtsmeier zu Hilbringen, der das abteiliche Gericht auf Liegenschaftsstreitigkeiten beschränken

637 Weistum 1529 für Merzig, renoviert 1569, gedruckt in: C. v. BRIESEN, Urkundliche Geschichte des Kreises Merzig, S. 5 3 - 5 9 . Ausführliche Quellennachweise: I. EDER, Saarländische Weistümer, S. 262. 638 Weistum des Saargaues 20.1.1561 m. trev. = 1562, gedruckt in: C. v. BRIESEN, Urkundliche Geschichte der Kreises Merzig, S. 242-245. Quellennachweise: I. EDER, Saarl. Weistiimer, S. 266. 639 C . v . BRIESEN, Urkundliche Geschichte, S. 243: Weistum Saargau. 640 Vgl. M. NIKOLAY-PANTER, Entstehung und Entwicklung der Landgemeinde, S. 111-112.

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wollte, dem Abt die Mittelgerichtsbarkeit zugesprochen 6 4 1 . Bei diesem Anlaß bestätigte das Gericht gleichzeitig einen entsprechenden Spruch aus dem Jahre 1757. Den Vorsitz in diesem Gericht mußte ein rechtskundiger Mann innehaben. Deshalb bestellte das Kloster dazu einen örtlichen Schultheißen aus Merzig, der gemeinsam mit den Schöffen die Eintragungen in das Gerichtsbuch vornahm und die Entscheide unterschrieb 642 . Das Gericht tagte je nach Notwendigkeit vor allem bei Grundstücksangelegenheiten und regelmäßig im Jahrgeding, wobei das Weistum verlesen wurde 6 4 3 . Dabei kamen auch wirtschaftliche Probleme zum Vortrag. So bestätigten die Schöffen im Jahrgeding 1701 nach dem Vortrag des Weistums den gesamten Text mit Ausnahme der Heufronen im Brühl. Sie waren nach ihrer Aussage auf die zwischenzeitlich vergrößerte brouch wies übertragen worden 6 4 4 . Von grundsätzlicher Bedeutung für die Fronen war ein Urteil des Obergerichts Merzig-Saargau in Sachen Zender und Gemeinde Mondorf gegen das Kloster St. Matthias bezüglich der Baufronen zum Hof. Das Gericht bestätigte 1708 das Weistum, aufgrund dessen die Baufronen zu leisten waren 6 4 5 . Im 18. Jahrhundert hatte sich somit das Obergericht der Gemeinherren als zuständiges Gericht in Streitigkeiten zwischen Gehöfern, Gemeinde und Grundherr gemäß den Bestimmungen von 1620 als Berufungsgericht durchgesetzt. Damit war der Versuch des Abtes aus dem 16. Jahrhundert gescheitert, sein Hochgericht in St. Matthias als Revisionsgericht für Mondorf einzurichten 6 4 6 . Auch die Zinsangaben wurden der Entwicklung angepaßt. 1526 wiesen die Schöffen 26 Malter an Zinsen und 40 Hühner. Dazu kamen zwei Rauchhühner pro Haus. Eine genauere Aufteilung und Zusammensetzung dieser Angaben wußten sie nicht mehr; darüber wollten sie noch einmal nachdenken 6 4 7 . Bei der Weisung 1540 machten sie präzisere Angaben. Es mußten 24 Malter - halb Weizen und halb Hafer - 32 Erbhühner und 5 Eier pro Huhn und zwei Rauchhühner pro Haus geliefert werden. Bemerkenswert war, daß die 24 Malter jetzt als Grundzinsen und Schaff bezeichnet wurden. Diese Aufteilung hatte mit Sicherheit für die Gehöfer keine Bedeutung. Das Kloster dagegen stützte mit dieser theoretischen Aufschlüsse-

641 LHAK 210/2315 S. 1-15. Dabei wurde die Mittelgerichtsbarkeit definiert: scilicet quodactiones civiles el personalis. Auf dem Jahrgeding 1769 wurde dementsprechend das Gericht als Civilgericht bezeichnet; LHAK 210/2315 S. 37. 642 Vgl. das Gerichtsbuch aus dem 18. Jahrhundert: LHAK 210/2315. 643 Vgl. L H A K 210/2313 und 2315. 644 LHAK 210/2313 S. 30. 645 LHAK 210/2313 S.40. 646 Im Anschluß an das Weistum von 1540 wurde von einem Streit zwischen Kloster und Hofleuten um eine Scheune, einen Garten und einen Weinberg berichtet, die nach dem Urbar von 1529 zum Klostergut gehörten. Das Schöffengericht konnte offenbar keine Entscheidung treffen. Sie wurden deshalb zum «Oberhoeß zu St. Matheis gezogen, daselbst recht und urtheil erfahren, und sey desselbigen urtheil dem ehrwürdigen herrn von sanct Matheis als Kläger zu gutt kommen»; LHAK 210/2225 S. 323-324. 647 LHAK 210/1450 S. 22-23.

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lung seine in diesem Weistum präzisierten Gerichtsrechte, da der Schaff wie auch in den anderen Weistümern der Grundherrschaft als Abgabe im Zusammenhang mit der Gerichtsbarkeit stand 6 4 8 . Im Urbar um 1750 wird berichtet, daß im Jahre 1706 im Beisein des Kellners und der Schöffen die 24 Malter St. Mattheiser Maß auf 8 Malter Weizen Merziger Maß als Grundzinsen und 8 Malter und eineinhalb Faß Merziger Maß Hafer als Schaff umgerechnet wurden 649 . Erst im Jahrgeding 1771 erklärten die Schöffen nach der Verlesung des Weistums, daß die angegebenen 24 Malter an Grundzinsen und Schaff nicht mehr gehoben würden. Als neue Angaben wiesen sie wie im Urbar angegeben 8 Malter Weizen als Zins und 8 Malter und zweieinhalb Faß als Schaffhaber. Für das Heben der Zinsen und des Schaffs standen den Schöffen 5 Malter Weizen und 5 Malter Hafer als berg-zinsen zu, die in den oben genannten Abgaben nicht enthalten sein sollten. Der gesamten Neufassung stimmten Kellner, Schöffen und Gehöfer zu 6 5 0 . Diese Beispiele zeigen, daß das Weistum als reale Grundlage für die äbtische Herrschaft in Mondorf gelten kann, an der die Gehöfer durch ihre Schöffen teilhatten. Dies hing zum Teil mit der besonderen verfassungsrechtlichen Situation des Kondominiums zusammen. Im Konkordat von 1620 bestimmten die beiden Landesherren Kurtrier und Lothringen, daß die Gerichte «den Gebrauch des Orts und das Municipalrecht oder den gemeinen Landsbrauch der ganzen Pflegschaft Merzig und Saargau, und wo derselbe mangelt, das gemeine Recht» gelten lassen sollten 651 . Das örtlich durch die Schöffen gewiesene Recht bewies seine Wirksamkeit auch nach den ständigen politischen Veränderungen im 17. Jahrhundert 652 . Nachdem im Frieden von Rijswijk 1697 Herzog Leopold sein Amt in Lothringen wieder einnehmen konnte, führte er eine umfangreiche Verwaltungsreform durch. In diesem Zusammenhang ließ er nach einem Beschluß seines Rates das Weistumsrecht aufzeichnen, um bei Streitigkeiten gegebenenfalls darauf zurückgreifen zu können 653 . Im Jahre 1715 wurde aus diesem Grund das Weistum von 1540 in französischer Sprache für die Sammlung des Herzogs aufgezeichnet 654 . Mit der Aufteilung des Kondominiums 1778 und dem Aufbau der französischen Verwaltung - 1738/39 war das Herzogtum durch Tausch an den vertriebenen polnischen König Stanislaus Lesczynski, nach dessen Tod war es 1766 an den

648 649 650 651 652

Vgl. Kapitel G.I.3. und G.1.4.e. und G.IV. und G.IX. LHAK 210/2203 S. 167-168. LHAK 210/2315 S. 142-143. C. v. BRIESEN, Urkundliche Geschichte des Kreises Merzig, S. 50. Die erste französische Besetzung Lothringens dauerte von 1634-1661. Die zweite von 1670 1697. Es bleibt anzumerken, daß aus dem 17. Jahrhundert keine Jahrgedinge für Mondorf überliefert sind. 653 LHAK 210/2313 S. 50: ils ont fait faire und déclaration par le maire et les Echevins du dit Momendorf qu'ils produisent à nostre ditte Chambre por satisfaire à I'arrest de nostre conseil en procédant à leurs verifications ordonner que le tout sera registres du greffe de nostre ditte Chambre pour y avoir recours le cas Eschéant. 654 LHAK 210/2225 S. 3 2 5 - 3 2 8 .

159

französischen König Ludwig XV. gefallen - Schloß das Banngericht in Mondorf seine Akten 6 5 5 .

XII. Ergebnisse der inhaltlichen Untersuchung der Weistümer Die Untersuchung der Weistümer ergab eine große Vielfalt einzelner Bestimmungen, die aber eine bestimmte Struktur erkennen lassen. An erster Stelle, auch nach dem formalen Aufbau des Weistumstextes, standen die Weistungen der Gerichtsrechte des Abtes. Sie zeigten starke örtliche Unterschiede und paßten sich den jeweiligen verfassungsmäßigen Gegebenheiten und politischen Rahmenverhältnissen an. Diese Rechte des Klosters nahm ein Gericht aus in der Regel sieben Schöffen war, das unter dem Vorsitz des klösterlichen Schultheißen tagte. Unter den Schöffen nahm der Meier eine herausgehobene Stellung ein. Bei Vakanz eines Schöffenstuhles konnte das Gericht einen Zweiervorschlag machen, aus dem der Abt einen zum Schöffen auswählte. Dem Gericht war ein Bote zugeordnet, dem beim Ablauf des Gerichtsverfahrens administrative Aufgaben zukamen. Die Zuständigkeiten des Gerichtes waren entsprechend der jeweiligen örtlichen Verfassungssituation sehr unterschiedlich. In diesem Zusammenhang kam der Weisung eines geschlossenen Bezirkes eine besondere Bedeutung zu, weil dadurch die Abgrenzung nach außen gegenüber konkurrierenden Herrschaften klarer wurde. Jene Weisungen, die im weitesten Sinne die Wirtschaft betreffen, bilden den zweiten und aufgrund der Anzahl der Artikel umfangreicheren Schwerpunkt der Weistümer. Im Mittelpunkt der wirtschaftlichen Organisationsstruktur stand in den meisten Fällen der klostereigene verpachtete Hof mit umfangreichen Ländereien und zum Teil auch mit Mühlen. Er bildete häufig auch die Sammelstelle für die verschiedenen Abgaben der übrigen Gehöfer. Das Einsammeln war in der Regel Sache des Gerichtes und des Boten, denen neben ihren gerichtlichen Aufgaben somit auch administrative Befugnisse und Pflichten zustanden. Das Gericht überwachte auch die Fronarbeiten. In beiden Bereichen hatte vor allem der Meier besondere Aufgaben zu erfüllen. Die Abgaben bestanden aus Geldzinsen und Naturalabgaben, wobei die letzteren weit überwogen. Festzuhalten ist, daß die Naturalabgaben nicht in Geld umgewandelt wurden. Zu diesen Produktrenten leisteten die Gehöfer Arbeitsrenten in Form sehr unterschiedlicher Fronen in die klostereigenen Höfe. Einen dritten Schwerpunkt bilden die Artikel über die Lage der Gehöfer. Parallel zur Entwicklung der Bannherrschaft gelang es dem Kloster, einen

655 LH AK 210/2315 S. 596. Die letzte Eintragung ist aus dem Jahre 1780. Das letzte Jahrgeding fand 1779 statt: LHAK 210/2315 S. 585-595. Auf ihm war das Weistum von 1540 als Eingangstext verlesen worden.

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geschlossenen Untertanenverband zu schaffen. Mit der Umlage der Zinsen und Fronen auf das Land war ein einheitlicher Bezugspunkt für die Untertanenschaft und ihre Zugehörigkeit zum Banngericht vorhanden. Im Idealfall gab es kein abgabenfreies Land. Nicht überall ist das erreicht worden. Die Gehöfer besaßen das freie Zugrecht. Alle weiteren mit der Leibeigenschaft in Verbindung stehende Belastungen wie z.B. das Besthaupt kamen nur in Ausnahmefallen vor. Neben der Zugehörigkeit zum herrschaftlichen Banngericht bildeten die Gehöfer eine Gemeinde, deren Repräsentant der Zender war. Die Zugehörigkeit zu beiden Körperschaften war jedoch nicht identisch. Im Gegensatz zur Gerichtszugehörigkeit, die sich vom Landbesitz her definierte und deshalb auch Auswärtige umfaßte, hing die Zugehörigkeit zur Gemeinde vom

TabelJe37: Erstmalige Bezirksbeschreibung in den Weistümern zur Zeit der Äbte Johannes Donner 1451-84 Benrath 1 Hentern Krettnach Lampaden Pellingen

Antonius Lewen 1484-1519

Wilhelm Henn 1700-27

klostereigene Höfe

X

x(E)+x(B)

X3

x(E) + x ( B ) x(E)+x(B) x(E)

Helfant Kahren Nennig Palzel/Dilm. Rommelfangen Sinz Soest Tettingen/B.

X3

x(B)

X3

X

X X

X

X

X

X X X

Euren St. Matthias Trittenheim Mondorf Polch Villmar

X

X

X X

X

X X X

Dittlingen Königsmacher Langsur

X X X

Mandern Weiskirchen Konfeld 2 Rappweiler 2 (E) = Etterbezirk

Petrus Olewian 1526-33

X

X X

X

(B) = Bannbezirk

1 Zentralhof nach dem die Weistiimer für das gesamte Gebiet der «Abtei» benannt sind. 2 Grundherr ist der Probst von St. Simeon. Im Weistum von 1547 wurde ihm der Bezirk gewiesen. 3 Höfe ohne besondere administrative Zuordnungen im Rahmen der Bannherrschaft.

161

jeweiligen Wohnsitz ab. Gehöferschaft und Gemeinde waren keine identischen Bezugsgruppen. Die mit diesen drei Schwerpunkten grob umrissene Struktur der Grundherrschaft war, wenn man die Entwicklung der Weistümer verfolgt, nicht statisch angelegt, sondern in einer Entwicklung begriffen, die sich in den Weistümern widerspiegelt. Deutlich läßt sich dieser Vorgang, der in der Regel mit der Renovation der Texte 1599/1600 als abgeschlossen gelten kann, in Einzelfallen aber auch noch später durchgeführt wurde, durch die Präzisierungen im Bereich der Jurisdiktionsrechte nachvollziehen. Das Kloster war dabei bestrebt, die eigenen Zuständigkeiten so weit als möglich auszudehnen und fremde Gerichtsrechte zurückzudrängen. Kompromisse, die dabei mit anderen geschlossen werden mußten, arbeitete man häufig in den späteren Weistumstext ein. Damit wurden auch das Interesse und der Einfluß der Herrschaft bei der Gestaltung des Textes deutlich. Einige Weistümer zeigen die Entwicklung vom Hofweistum zum Bannweistum, wodurch die Herrschaft über den Hof, seine dazugehörenden Eigengüter und Menschen auf alle Gehöfer in einem bestimmten Bannbezirk ausgedehnt werden konnten. Dies ist dem Kloster nicht überall gelungen 656 . Die Weisung eines Bannbezirkes kann als Indikator für die Ausdehnung der Herrschaft, die örtlich und zeitlich in verschiedenen Phasen ablief, angesehen werden 6 5 7 . Bereits im 15. Jahrhundert waren Bezirks- und Etterweisungen im Gebiet der «Abtei» vorhanden, ohne Zweifel einem Schwerpunkt der klösterlichen Grundherrschaft. Es folgten mit Trittenheim und Weiskirchen mehrherrige Orte, in denen der Abt seine Herrschaft nicht auf den gesamten Bann ausdehnen konnte. Erst zur Zeit des Abtes Petrus Olevian erschienen die Bezirksweisungen im Gebiet «Saarburg» für das Zentrum Palzem-Dilmar, Helfant und Rommelfangen und für die außerhalb dieses Gebietes liegenden Gerichte St. Matthias, Langsur und das mehrherrige Mandern. Nur in wenigen Fällen wurden die Weistümer später noch um den Bannbezirk ergänzt, obwohl Begehungen und Markierungen stattfanden 6 5 8 . Die Geldabgaben paßten sich der Währungsentwicklung an, während die Höhe der Naturalabgaben und die Fronen relativ stabil blieben. Veränderungen in diesem Bereich gingen teilweise auf die Initiative der Gehöfer zurück.

656 Zu verweisen ist hier auf den in Kapitel G.V. beschriebenen Versuch in Euren, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts scheiterte. Bei anderen bedeutenden Höfen wie der Hof Roscheid in Konz, die Höfe in Merzlich und Bernkastel kam es zu keinen Versuchen, da sich hier andere Bannherren durchsetzten. 657 Vgl. Tabelle 37. Zur Entwicklung der Bannbezirke und der Gerichtsbarkeit vgl. H. AUBIN, Die Entstehung der Landeshoheit, S. 251 -289. 658 LHAK 210/2245 S. 69. Auf dem Jahrgeding 1770 wurde der Kahrener Bannbezirk erwähnt, auf dem der Amtsbote von Saarburg nicht zu pfänden hatte; LHAK 210/2243 S. 13. Auf dem Jahrgeding Tettingen-Butzdorf wurde gerügt, daß der Herr von Berg in seinem Bezirk Marken gesetzt hatte, die den Bezirk des Abtes tangierten.

162

Obwohl sich demnach die Weistümer, was die dargestellten Grundlinien anlangt, in Übereinstimmung entwickelten, fand eine Vereinheitlichung nicht statt. Lokale Angleichungen sind nur im geschlossenen Gebiet der «Abtei» und, weniger stark, im Gebiet «Saarburg» festzustellen. Ansonsten blieben die örtlichen Besonderheiten bestehen und prägten sich teilweise noch stärker aus. Insgesamt gesehen hatten die Weistümer den Zweck, die Herrschaft nach innen und außen abzugrenzen - was sich in der Hervorhebung der Gerichtsbarkeit ausdrückt - und mit ihren wirtschaftlichen Regelungen die Einkünfte der Abtei zu sichern. Dabei konnte festgestellt werden, daß sie bis ins 18. Jahrhundert in Gebrauch waren, so daß einiges für die Relevanz und Bedeutung der Weistümer als lebendige Rechtsgrundlagen spricht. Wie weit sich dieser Anspruch auch in Wirklichkeit durchsetzen konnte oder ob im Weistum nicht doch eine veraltete, der Realität nicht mehr entsprechende Beschreibung von Rechten vorlag 659 , soll exemplarisch wegen der Fülle des Materials an drei Beispielen ausführlicher untersucht werden, wobei im Einzelfall die Aufzeichnungen der übrigen Gerichte herangezogen werden. Ausgewählt wurde aus dem Gebiet der «Abtei» das Gericht Krettnach-Obermennig, weil es im Randbereich zum Kloster und zur Stadt Trier lag und deshalb Aufschlüsse über eventuelle Verbindungen oder Einwirkungen von dort zu erhoffen sind. Im Gebiet «Saarburg» bietet sich aufgrund der dichten Weistumsüberlieferung das Zentrum Palzem-Dilmar an; im Kontrast dazu soll anschließend aus dem mehrherrigen Bereich paradigmatisch auf Weiskirchen eingegangen werden. Als Grundlage der Untersuchung werden die Jahrgedinge herangezogen, jene Gerichtssitzungen, auf denen die Weistümer vorgetragen und die Probleme der Gehöfer angesprochen und entschieden wurden.

659 Hinweis bei E. PATZELT, Grundherrschaft und bäuerliches Weistumsrecht, in P. BLICKLE (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen, S. 24. Sie weist darauf hin, daß neben Neuerungen auch «veraltetes Recht» mitgeschleppt und aufgezeichnet wurde, «als kein Mensch mehr nach ihm lebte». Auch aus der Feststellung Stahleders, daß die fränkischen Weistümer «um 1540 vollständig und fast schlagartig verschwinden, möglicherweise als Nachwirkung der Bauerkriege 1525, die vielleicht eine Neuordnung des Rechts- und Herrschaftswesens mit sich brachten», ist zu schließen, daß er den Weistümern in der nachfolgenden Zeit keine Funktion mehr zubilligte. Vgl. H. STAHLEDER, Weistümer und andere Quellen, S. 603.

163

H. Die Funktion der Weistiimer in den Jahrgedingen I. Krettnach — Obermennig Die regelmäßige schriftliche Aufzeichnung der Jahrgedinge setzt in Krettnach mit dem Jahre 1565 ein. Die fehlende Überlieferung vor diesem Datum 1 ist darauf zurückzuführen, daß erst mit der von Kurfürst Johann 1537 erlassenen Untergerichtsordnung eine Aufzeichnungspflicht für die Gerichte verordnet worden war. Die Untergerichtsordnung galt für alle erzstiftische weltliche Untergerichte, demnach auch für die Gerichte der landsässigen Klöster und war vom Kurfürst als Landesherr erlassen worden 2 . Die kriegerischen Unruhen dieser Zeit, Epidemien und Wirtschaftskrisen verhinderten in der Zwischenzeit eine geordnete Verwaltung in der klösterlichen Grundherrschaft. Die Liste der Aufzeichnungen weist auch in späterer Zeit einige Lücken auf, die auf ähnliche Ereignisse zurückzuführen sein dürften 3 . Wegen der fehlenden Jahrgedinge von 1600 bis 1655 und der Renovation des Weistums im Jahre 1599 bietet es sich an, die Untersuchung nach dieser Zäsur in zwei Abschnitte aufzuteilen.

1 Aus dem 15. Jahrhundert ist ein kurzer Text eines Jahrgedings von 1499 überliefert; LH AK 210/1910 S. 6. Zweimal wurden Zinsversäumnisse, zweimal Holzfrevel und eine Tätlichkeit gerügt. Außerdem wurde das Weistum von 1444 im Jahre 1528 auf dem Jahrgeding renoviert. Rügen sind aus diesem Jahr aus Krettnach nicht vorhanden. 2 Zum Geltungsbereich vgl. den Vorspann zur Ordnung bei SCOTTI I, Nr. 69, S. 305: Zur Beseitigung der bei den erzstiftischen weltlichen Untergerichten bisher mangelhaft bestandenen Justizpflege, so wie Behufs Einführung eines gleichförmigen, regelmäßigen und raschen Prozeßganges bei denselben, wird eine, nach reiflicher Erwägung, aus landesherrlicher Macht aufgestellte Untergerichts-Ordnung publicirt, und deren strenge Beachtung allen erzstiftischen Gerichten und Unterthanen befohlen. Mit «Untergericht» war immer das örtliche Dorf- oder Stadtgericht gemeint, nicht die Gerichte beim Amtmann. Vgl. dazu R. MAURENBRECHER, Die Rheinpreußischen Landrechte, 2. Bd., Bonn 1831, S. 132, Anmerkung 120. Die Geltung der Untergerichtsordnung für die landsässigen Herrschaften geht indirekt auch daraus hervor, daß Kurfürst Lothar von Metternich auf dem Rechnungstag 1599 und auf dem Landtag 1600 die Stände um ihre Mithilfe für eine Umgestaltung des Polizeiwesens und der Untergerichtsordnung bat. Wie schon früher war das Interesse gering, und der Antrag blieb unerledigt liegen. Vgl. dazu P. SCHWARZ, Die Landstände des Erzstifts Trier und Lothar von Metternich von 1599-1623, in: Trierisches Archiv 26/27, S. 1-65; hier S. 59 und Anmerkung 2. Es kann festgestellt werden, daß sich die Stände mit der inhaltichen Ausgestaltung des im Kurfürstentum geltenden Rechts kaum befaßten, sondern dies dem Kurfürsten überließen, der diese Freiheit gegenüber den Ständen nicht «mißbrauchte». Vgl. dazuR. MAURENBRECHER, Landrechte, S. 21. Zum Inhalt der Untergerichtsordnung: Vgl. das Inhaltsverzeichnis in SCOTTI I, Nr. 69 und G. MARQUARDT, Vier rheinische Prozeßordnungen aus dem 16. Jahrhundert (Rheinisches Archiv, 33) Bonn 1938. 3 Vgl. Tabellen 38 und 42.

164

1. Die Jahrgedinge im 16. Jahrhundert a. Das Gerichtsverfahren im Jahrgeding Der formale Ablauf des Gerichtsverfahrens wird erstmals 1568 ausführlich beschrieben, als der neue Schultheiß Senheim im Namen des Abtes Peter von Niederweis das Jahrgeding hielt 4 . Die Eröffnung des Jahrgedings war mit der Beantwortung eines feststehenden Fragekataloges durch die Schößen verbunden. Die Fragen wurden vom Schultheiß gestellt und vom Meier und den Schöffen in der Reihenfolge ihres Alters beantwortet. Als erstes bestätigte der Meier dem Abt ein freies Jahrgeding am Montag nach Dreikönigstag. Anschließend rief der Bote die Gehöfer zur Versammlung. Der älteste Schöffe forderte vom Schultheiß dem Jahrgeding banne und fridenn zu tun; damit sollte während der Gerichtssitzung Friede sein. Niemand durfte einen anderen stören und keiner das Jahrgeding verlassen. Wer zu spät kam oder fehlte, war nun ein Bußgeld schuldig. In die Friedensformel waren alle Teilhaber der Herrschaft eingeschlossen. Bei mehrherrigen Gerichten lassen sich aus der Reihenfolge der Benennung Rückschlüsse auf die Bedeutung der einzelnen Herrschaften ziehen. In diesem Fall wurde allein der Abt, sein Prior und der Konvent genannt. Als Heiligenpatron erscheint aber nicht der hl. Matthias, sondern der hl. Eucharius; diese Formulierung verweist damit auf den älteren Stand in der Klostergeschichte vor dem 13. Jahrhundert. Im Anschluß an die Eröffnung gaben der Meier und der Bote einen Bericht über die Erledigung der grundherrlichen Verpflichtungen (Abgaben und Fronen). Es folgte nun auf Verlangen des Schultheißen der Vortrag des Weistums, das meist vom Notar oder dem Schreiber vorgelesen und anschließend von den Schöffen bestätigt oder mit Anmerkungen versehen wurde. Danach wurden nach Aufforderung durch den Boten die Klagen und Rügen vorgebracht und verhandelt 5 . Der Schultheiß schloß das Jahrgeding, indem er den Gerichtsstab niederlegte. Im wesentlichen ist diese Verfahrensordnung auch im Vorspann für alle vier Jahrgedinge in Krettnach, Pellingen, Lampaden und Hentern des Jahres 1585 enthalten 6 . Aus dieser Gerichtsverfahrensordnung ist zu schließen, daß der Schultheiß im Jahrgeding als Richter das Verfahren leitete, da er den Gerichtsstab in Händen hielt. Die sieben Schöffen sprachen das Urteil 7 , das vom Schultheißen verkündet

4 LHAK 210/1472 S. 23 -31. Text des Jahrgedings in Hentern. 5 Bei der Aufzählung der rügbaren Fälle entsprachen diese dem Weistumstext von 1599. LHAK 210/1472 S.28: Es were mit uberart, uberfart, tibermeyt, mit bludigen wenden, helgfeschrey, dieberey, zauberey, hurerey, scheltworten, zu kleinen elen, massen und gewicht und sunst allen denjehenigen, das wider des hern gerechtigkeit und den'] hoffmann ist. a) Hs = dem. 6 LHAK 210/1472 S. 57. Dabei präzisierten die Schöffen, daß der Abt das Recht hat, auch abweichend vom gewiesenen Termin das Weistum oder eine Wissigung, also ein zweiter Termin, abzuhalten. Vgl. dazu auch das Jahrgeding 1593 (LHAK 210/2218 S.230). 7 Vgl. G. KOCHER, Richter und Stabübergabe, S. 34.

165

und damit rechtskräftig wurde 8 ; Eröffnung und Abschluß des Verfahrens wurden vom Schultheiß durch Aufnehmen und Niederlegen des Stabes angezeigt9. Auf die Funktion der Beteiligten soll im Anschluß an die inhaltliche Untersuchung der Jahrgedinge genauer eingegangen werden. b. Der Inhalt der Jahrgedinge Eine erste Übersicht weist im 16. Jahrhundert 17 Gerichtssitzungen aus, von denen drei «Wissigungen» und damit Zweittermine innerhalb eines Jahres waren 10 . Die Protokolle führen die abwesenden Gehöfer auf, die in der Zeit von 1565 bis 1570 mit 11 Abwesenden einen Höhepunkt erreichen, während sie später auf 2-3 zurückgehen. Eine Ausnahme bildet das Jahrgeding 1583. Die relativ hohe Fehlzahl von 6 dürfte auf die Unterbrechung der Jahrgedinge seit 1577 zurückzuführen sein. Die Gesamtzahl der Teilnehmer kann nicht erschlossen werden. Zwar sind nach dem Feuerbuch 1563 in Krettnach-Obermennig 24 Feuerstellen nachgewiesen 11 ; es ist aber zusätzlich mit einer größeren Zahl auswärtiger Gehöfer zu rechnen, die Land im Bann bebauten und deshalb jahrgedingspflichtig waren 12 . Auf diesen Jahrgedingen wurden insgesamt 183 Rügen und Klagen vorgebracht. Es wird ein formaler Unterschied gemacht zwischen Rügen (139) und Klagen (14), die auch als «Gerichtssachen oder Gerichtshändel» bezeichnet werden und die zivilrechtliche Ansprüche von meist Einzelpersonen beinhalten. Die Klagegegenstände berührten häufig auch öffentliche Rechte, wie zum Beispiel beim Mahlen in der Bannmühle und beim Versetzen von Marken. Deshalb wurden in den nachfolgenden Übersichten Rügen und Klagen nach Urhebern, Adressaten und Sachgebieten geordnet 13 . Die Aufschlüsselung der Rügen und Klagen nach ihren Urhebern und Adressaten läßt den formalen Unterschied zwischen Rügen und Klagen deutlich werden 14 . Das Gericht brachte in erster Linie die Rügen vor, während die Klagen hauptsächlich von Privatpersonen vorgetragen wurden. Die Adressaten waren in jedem Fall überwiegend einzelne oder mehrere Gehöfer. Was die Gegenstände der Klagen oder Rügen anlangt, läßt sich für die Klagen ein Schwerpunkt bei den

8 L H A K 210/1513 S. 138-139. Auf dem Jahrgeding 1577 erkennen die Schöffen das Recht, indem sie einen Gerügten verpflichten, einen Bürger zu benennen. Das Urteil hat der Schultheiß verkündet. Damit ist es Recht und Gerechtigkeit geworden. 9 Vgl. G. KOCHER, Richter und Stabübergabe, S. 48-77. 10 Vgl. Tabelle 38. 11

W . FABRICTUS, E r l ä u t e r u n g e n I I , S . 1 5 0 .

12 Vgl. die Rüge im Anschluß an das Weistum in Hentern 1528. Eine Frau, die in Trier wohnte, wurde gerügt, weil sie als Inhaberin des Hofs zu Schoemerich am Jahrgeding nicht teilgenommen hat; L H A K 210/2207 S. 133. Im Weistum Hentern von 1528 (LHAK 210/1472 S. 84) wird ausdrücklich vermerkt, daß niemand ein freies Erbe in der Vogtei hat. Die Jahrgedingspflicht konnte auch nicht auf Kinder übertragen werden. Wer ein Kind als Vertretung schickte, galt als abwesend; LHAK 210/2270 S. 29. 13 Vgl. Tabellen 39 und 40. 14 Vgl. Tabelle 39.

166

Tabelle 38: Übersicht über die Rügen in Krettnach (16. Jahrhundert) Jahr

1565 1568 1569 1569 W 1570 1570 W 1571 1571 W 1572 1573 1574 1575 1576 1577 1583 1585 1593

Rügen

12 2 12 2 8 3 1 9 12 -

13 9 10 4 15 10 17 139

Klagen

Anwesende Abwesende

_

5

2 5 10 4

5 3 11 4

-

-

1 2 1 1 4 3 3 2

3 4

Bestand LHAK

Seite

2218 1555 1513 1513 1513 1513 1513 1513 1513 1513 1513 1513 1513 1513 1556 1556

225--228 70 18--23 27--29 37--45 46--47 48 55--58 65--78 93 98--102 109--118 125--132 135--141 16--18 24--27

2218

229- 236

-

2 3 2 2 6 -

2

2

44

1 (beurlaubt)

W = Wissigungstag als Zweittermin nach dem Jahrgeding.

Tabelle39: Jahrgedinge 16. Jahrhundert) 1. Aufschlüsselung der Rügen und Klagen (insgesamt 183) nach ihrem

1. Schöffen/Gericht 2.ungenannt, vermutlich Gericht 3. Privatpersonen 4. ungenannt/etliche 5. Meier 6. Meier + Bote 7. Bote 8. Zender/Gemeinde 9. Müller 10. Hofmann 11. Klostervertreter 12. Auswärtige/Gemeinde

Urheber

%

112 10 28

61,2 5,5 15,3

-

-

7 1 1 8 7

3,8 0,5 0,5 4,3 3,8

3,2 -

103 46 7 -

100

183

-

4,9

183

6

-

-

%

-

2 5 1 1 2 10

9 -

Adressaten

56,2 25,1 3,8 -

1 2,7 0,5 0,5 1 5,5 100

Fortsetzung -»

167

Tabelle 39: Fortsetzung 2. Aufschlüsselung der Rügen (insgesamt 139) nach ihrem Urheber

/o

111 10 1

1. Schöffen/Gericht 2.ungenannt, vermutlich Gericht 3. Privatpersonen 4. ungenannt/etliche 5. Meier 6. Meier + Bote 7. Bote 8. Zender/Gemeinde 9. Müller 10. Hofmann 11. Klostervertreter 12. Auswärtige/Gemeinde

79,9 7,2 0,7

-

-

4 1 1 5

2,9 0,7 0,7 3,6

-

-

-

-

6

4,3

-

-

139

Adressaten 4

2,9

-

-

67 45 7

100

7/o

48,2 32,4 5

-

-

2 3

1,4 2,2

-

-

1 1 9

0,7 0,7 6,5

139

100

. Aufschlüsselung der Klagen (insgesamt 44) nach ihrem

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Privatpersonen ungenannt/etliche Müller Gericht Meier Zender/Gemeinde Auswärtige/Gemeinde Klostervertreter

Urheber

/o

Adressaten

7/o

27

61,4

36 1 1 2

81,8 2,3 2,3 4,5

-

-

7 1 3 3

15,9 2,3 6,8 6,8

-

-

3

6,8

44

100

-

-

2 1 1

4,5 2,3 2,3

44

100

Tabelle40: Aufschlüsselung der Rügen und Klagen nach Sachgebieten Klagen 1. Herrschaftliche Rechte: 1.1. als Gerichtsherr: 1. Jahrgedingsversäumnis 2. zu frühes Verlassen/Jahrgeding 3. Bußen/Rügen nicht ausgeführt 4. Diebstahl 5. Körperverletzung 6. Schlägerei 7. Beleidigung 8. nächtlicher Ausgang 9. Totschlag 10. Verstoß gegen Schöffen Weisung 11. Pfandverweigerung 12. Anrufen eines fremden Gerichts 13. Gerichtsverfahrensfragen Gesamt:

168

1 2 3 1 1 3 1

gesamt

% von 183

3 1 17 3 1 1 11 1

1.6 0,5 9,3 1,6 0,5 0,5 6,0 0,5

% von 47 6,4 2,1 36,1 6,4 2,1 2,1 23,4 2,1

-

-

-

-

1

3 4

1,6 2,2

6,4 8,5 4,3

-

-

2

2

1.1

15

47

25,7

-

-

100

Tabelle 40: Fortsetzung Klagen

gesamt

% von 183

5 1 1

2 19 7 5 1 9

1,1 10,4 3,8 2,7 0,5 4,9

% von 43 4,7 44,2 16,3 11,6 2,3 21

7

43

23,5

100

1 3 1

6 3 7 3 6 1

3,2 1,6 3,8 1,6 3,2 0,5

% von 26 23 11,5 27 11,5 23 3,8

5

26

14,2

100

6

3,2

27

122

66,7

1 3 1

2 1 4 4 1 25 1 3

1,1 0,5 2,2 2,2 0,5 13,6 0,5 1,6

% von 41 4,8 2,4 4,9 4,9 2,5 61,0 2,4 7,3

5

41

22,4

100

8 2

8 1 3

4,4 0,5 1,6

% von 12 63,6 9 27,2

10

12

6,5

100

2

1 2

0,5 1,1

2

3

1.6

5. Kompetenzstreit 1. Gemeinde 2. Meier 3. Bote

1 3 1

0,5 1.6 0,5

Gesamt:

5

2,7

1.2. als Bannherr: 1. Waldfrevel 2. neue Wege 3. Wildern 4. Bannmühle 5. Maße 6. Banngrenzverletzungen Gesamt: 1.3. als Grundherr 1. Zinsversäumnis 2. Fronversäumnis 3. Güterausfertigung 4. Marken setzen 5. Umwandlung von Gütern zu Wald 6. Wirtschaftliche Vorrechte des Klosters Gesamt: 1.4. als Zehntherr Zehntversäumnis Insgesamt: herrschaftliche Rechte 2. Dörfliche Wirtschaftsordnung 1. Ableiten von Wasser 2. schadhafte Hecken 3. brachliegende Güter 4. Grundstücksverletzungen 5. Vieh in Wiese/Feld/Weinberg 6. verfallene Häuser 7. Feuergefahr 8. Verstoß gegen die Weinleseordnung Gesamt: 3. Zivilrecht 1. Erbschaft 2. Pflegekindregelungen 3. Schulden Gesamt: 4. Gemeindezuständigkeiten 1. Unterlassene Hilfeleistung dem Zender 2. Verstoß gegen die Gemeindeordnung Gesamt:

Gesamtverteilung :

44

183

100 %

% von 3 33,3 66,6 100 % von 5 20 60 20 100

100

169

Zivilstreitigkeiten erkennen 1 3 . Zehn von 44 Klagen bezogen sich auf Erbschaftsstreitigkeiten bei der Aufteilung von Grundstücken oder auf die Nichtbegleichung von Schulden. Dieser Anteil von rund 23 % an den Klagen ist aber nicht so umfangreich, daß bei der inhaltlichen Auswertung eine Trennung zwischen beiden Anklageverfahren vorgenommen werden sollte. Der Unterschied bestand häufig nur darin, daß die Rüge vom Gericht und die Klage von einer Privatperson vorgebracht wurde 1 6 . Festzuhalten bleibt, daß die Zivilstreitverfahren über die in den Weistümern gewiesenen Zuständigkeiten hinausgingen. Das breite Spektrum der Rügen betraf die im Weistum dem Abt gewiesenen Rechte. Von den 183 Rügen und Klagen bezogen sich 122 (66,7%) auf die gerichts-, bann-, grund- und zehntherrlichen Rechte des Klosters 17 . Sie reichten von Straftaten wie Körperverletzung und Diebstahl bis zu den für die Sicherung der klösterlichen Einnahmen wichtigen Rügen bei Zins- und Fronversäumnissen. Auf die Regelung der dörflichen Ordnung, die im engeren Sinne mit den landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen und -Verhältnissen identisch ist, entfielen 41 Rügen und Klagen, was etwa einem Viertel (22,4 %) der Gesamtrügen entspricht. Eine genauere Analyse zeigt, daß sich der weitaus größere Teil davon (25 von 41 = 61 %) auf verfallene Häuser bezog; darin spiegeln sich die schwierigen Zeitläufe wider, auf die bereits eingegangen worden ist 18 . Auffallend ist, daß alle unmittelbar mit der bäuerlichen Arbeit zusammenhängenden Problemfelder, wie die Verletzungen der Grundstücksgrenzen durch Überfahren, Überackern, Übersäen und Übermähen oder das Einlaufen von Vieh in die Felder, Wiesen und Weinberge der Nachbarn einen untergeordneten Stellenwert einnehmen. Im Gegensatz dazu rügten die Schöffen und Gehöfer Beleidigungen, Schlägereien oder Diebstahlsdelikte, die ebenfalls das Zusammenleben und den dörflichen Frieden störten, so daß davon auszugehen ist, daß es entsprechende Streitfalle gegeben haben dürfte. Als Erklärungsansatz bieten sich die Feststellungen an, die bei der Entwicklung der Weistumstexte gemacht wurden. Bereits bei der inhaltlichen Analyse zeigte sich, daß die flurpolizeilichen Gegenstände in den Weistümern aus der Zeit des Abtes Petrus Olevian (1528) noch fehlten und erst im Laufe des 16. Jahrhunderts, vor allem 1568 und bei der Renovation 1599, in die Weistümer aufgenommen worden waren 1 9 . In Krettnach erweist sich nun, daß diese Textänderung mehr war als nur eine Präzisierung von immer schon ausgeübten herrschaftlichen Rechten. Es zeigt sich, daß die Weistumsbestimmungen ernst genommen wurden, sie galten also nicht nur formal, sondern waren lebendiges Recht. Unter den Rügen, die sich auf die Gemeindezuständigkeiten beziehen, erscheint 1565 ein solcher Fall. Der Meier rügte die Gemeinde, weil sie einen Gehöfer bestraft hatte, der Äste abgeschlagen hatte. Nach Meinung des Meiers

15 Vgl. Tabelle 40. 16 LHAK 210/2218 S. 234 und 236. Der gleiche Gegenstand, Überbauungeines Grundstücks, wird von den Schöffen gerügt und von einem Gehöfer als Klage vorgetragen. 17 Vgl. Kapitel G.I.l. und G.I.4. 18 Vgl. Kapitel F. 19 Vgl. Kapitel G.I.l. und G.I.2.

170

war dies eine Überschreitung der Gemeindekompetenzen, weil eine solche Strafe nur vom Abt und seinem Gericht auszusprechen und zu erheben war 20 . Damit wird erstmals eine eigene Strafgewalt der Gemeinde erwähnt. Der Zender widersprach im übrigen der Meinung des Meiers. Auf dem Jahrgeding 1569 wies er im Namen der Gemeinde darauf hin, daß ihr die Jurisdiktionsgewalt bei Liegenschaftsstreitigkeiten und beim Abschlagen von Gehölzen - gedacht war sicher an Gehölze, die auf Gemeindeland standen - zustehe 21 . Die sonstigen Rechte des Abtes im Banngebiet sollten davon nicht berührt werden. Die Aufstellung eines Nutzungsplanes für die Anpflanzung und Bewirtschaftung des Bodens und dessen Überwachung lag damit wohl in der Zuständigkeit der Gemeinde. Der Verdacht liegt nahe, daß der Meier diese Rüge möglicherweise zu seiner Entlastung oder zur Ablenkung vorgebracht hat, so daß die inhaltlichen Differenzen in den Zuständigkeiten über persönliche Animositäten zum Austrag gekommen sind. Im Jahre 1565 hatte nämlich unmittelbar vor seiner Rüge der Zender im Namen der Gemeinde den Meier gerügt, weil dieser den Grenzbaum gefallt haben sollte 22 . Die beiden vorgetragenen Rügen wurden zunächst nicht geklärt; sie kamen 1569 im Jahrgeding erneut zum Vortrag, wobei sich in bezug auf den Grenzbaum Meier und Zender gegenseitig der Aussagefalschung bezichtigten 23 . Die wichtige Frage der Zuständigkeiten zwischen der abteilichen und der gemeindlichen Strafgewalt blieb zunächst ungelöst. Das beweist eine weitere Rüge auf dem Jahrgeding 1570. Ein auswärtiger Gehöfer beschwerte sich über die Gemeinde, weil sie ihn unrechtmäßig wegen der Nichtbeachtung der Gemeindeordnung mit einer Geldbuße von einem Taler bestraft habe. Der Zender brachte dagegen vor, daß er den Auswärtigen die Gemeindeordnung, die an Allerheiligen beschlossen worden sei, mitgeteilt habe. Nach dieser Ordnung sollten die Hecken und Zäune in der Fastnachstzeit auf ihre Vollständigkeit überprüft werden. Der Beklagte wies darauf hin, daß eine solche Ordnung eine Neuerung sei, von der er nie etwas gehört habe; er verlangte deshalb 50 Albus Schadenersatz. Der Zender gab an, daß diese Ordnung zum Besten aller Gehöfer von der Gemeinde gesetzt worden sei24. Auf dem Wissigungstag 1570 stand diese Rüge erneut auf der Tagesordnung. Diesmal wurde vom Gericht eine Entscheidung getroffen: der auswärtige Gehöfer wurde wegen Nichtbeachtens der Gemeindeordnung zusätzlich zur Strafe, die er an die Gemeinde geleistet hatte, zur Abgabe eines Sesters Weins verurteilt und zur zukünftigen Beachtung der

20 LHAK 210/1447 S. 3. In der Rüge heißt es: Die Gemeinde hat gegen eine Person, die neste abgehauwenn hat, eine Strafe erhoben, so doch die straffe einem erwürdigen herrn von St. Matheis zuheben und zusetzen gepiirt und nicht der Gemeinde. Bei den neste dürfte es sich wohl um Äste gehandelt naben, die in ein Feld oder einen Weinberg hineingeragt haben. 21 LHAK 210/1513 S. 21: Zuständigkeit der Gemeinde bei ackermißbrauch und schädliche nest abhauenn. Weitere Zuständigkeiten oder Verpflichtungen: Nach der Übernahme eines ererbten Gutes mußte auch mit der Gemeinde abgemarktet werden; LHAK 210/1513 S. 154. Die Gemeindemitglieder waren auch verpflichtet, dem Zender bei seiner Arbeit zu helfen; LHAK 210/1447 S.2. 22 LHAK 210/1447 S. 3. 23 LHAK 210/1513 S. 20, 21-23. 24 LHAK 210/1513 S. 52.

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Ordnung angehalten 25 . Mit diesem Entscheid wurde damit indirekt auch die Zuständigkeit der Gemeinde anerkannt. Auf dem Jahrgeding 1570, das 14 Tage vorher stattfand, rügten die Schöffen den Müller, weil er durch das angestaute Wasser der Mühle andere Grundstücke unter Wasser gesetzt hatte 26 . Während bei dieser Grundstücksverletzung die Zuständigkeit des abteilichen Gerichts schon wegen der klösterlichen Bannmühle gegeben war und die Gemeindeordnung dementsprechend nicht tangiert war, zeigt die Behandlung einer ähnlichen Klage im Jahrgeding 1576 einen Wandel an. Ein Gehöfer klagte gegen einen anderen, der ihm in sein bebautes Feld - einen ehemaligen Driesch, d.h. brachliegendes Land - gefahren war, aus welchem dem Kloster die 7. Garbe zustand und das die Gemeinde als Weide nutzen konnte. Der Meier und der Schöffe stellten nun fest, daß deijenige, der Land in ordnungsgemäßer Weise mit der Erlaubnis des Meiers besaß und seinen Zehnt daraus gab, dieses Land bebauen durfte. Dementsprechend war es für andere verboten, über dieses Grundstück hin wegzufahren. In dieser Weise entschied auch die beigeladene Gemeinde 27 . Dieses Urteil verdeutlicht, daß das Recht der Grundstücksfertigung unbestritten dem Meier und damit dem Gericht zukam; denn er und die Schöffen waren nach dem Weistum verantwortlich für die Verteilung und Hebung der Zinsen, die auf dem Land lagen. Er wirkte auch mit den Schöffen bei der Anlage neuer Urbare und Zinsregister mit 28 und mußte infolgedessen die Grundstücksverteilung überwachen. Neu ist, daß im vorliegenden Streitfall der Meier die Untersuchung vornahm und eine Entscheidung verkündete, der die Gemeinde anschließend nur noch zustimmte; aus den vorher angeführten Beispielen konnte noch geschlossen werden, daß die Gemeinde selbst solche Streitigkeiten regelte. Auf dem Jahrgeding 1593 wurde der Übergang dieses Sanktionsrechtes der Gemeinde auf das Banngericht auch formal legitimiert. Vor Eintritt in die Gerichtssitzung verlangte der klösterliche Schultheiß von den Schöffen, die Verfahrensordnung, die Rügepflichten der einzelnen Beteiligten und die Rechte des Abtes zu weisen. Die vorgenommene Rechtsweisung durch die Schöffen für den Abt bezog die Grundstücksstreitigkeiten ausdrücklich in dessen Jurisdiktionsgewalt ein 29 . Vor den Rügepflichtigen war der Meier gehalten, insbesondere alle mit Zins- und Abgabenversäumnissen zusammenhängende Vergehen und andere Straftaten vorzutragen. Der Bote sollte diejenigen anzeigen, die ihre

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LHAK 210/1513 S. 59. LHAK 210/1513 S. 38. LHAK 210/1513 S. 130-131. Das gesamte Verfahren fand in St. Matthias statt. LHAK 210/2220 Urbar von 1529. LHAK 210/2218 S. 233: erkennen hern abt als rechten grundhern, vogthern und lehnherrn binnent der vogteien zu Crittenach, darbinnen er macht hat scheffen undgericht zu setzen und zu entsetzen, w eisen im zu, ban und man, zugh undflugh, fund undprund, wasser und weide, den Vogel in der tufi, das wild uf demfeld, den fisch im Wasser, den sand uj dem grund, alle büßen"' groß und klein, sein wegen ubersadt, übermad, uberard, uberfard, marken zu stecken oder entstecken, zu kleinen gewichts, eile, wegen alles dessen, was der Mensch mit der boiß oder beutel bezallen kan und magh. a) Hs = Buße.

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Rügen nicht beheben, die Pfander nicht herausgeben oder die Fronen im Brühl und in Benrath nicht ordnungsgemäß verrichteten. Im Anschluß daran wies der Schultheiß ausdrücklich auf die Rügepflicht für alle Gehöfer hin, insbesondere auf die besondere Verpflichtung des Zenders, im Namen der Gemeinde jene Vergehen zu rügen, die ihren Entscheidungsbereich betreffen 30 . Damit war erreicht, daß die Gemeinde zwar noch Aufsichtspflichten wahrzunehmen hatte, das Sanktionsrecht jedoch war zu einer Rügepflicht umgewandelt worden. Eine Rüge der Schöffen und eine Klage von Privatpersonen, die sich beide auf das Überbauen von Grundstücken durch andere Gehöfer bezogen, zeigen den tatsächlichen Übergang der Liegenschaftsstreitigkeiten von der Gemeinde auf das Banngericht 31 . Der Zender rügte im Auftrag der Gemeinde wegen Brandgefahr einen Gehöfer, der seinen Schornstein abgerissen hatte und trotzdem Feuer machte; dies hatte in früherer Zeit wohl ebenfalls zu seiner Jurisdiktion gehört, da es die erste Rüge dieser Art ist 32 . Ein Vergleich mit den Rügen und Klagen der übrigen Gerichte im Gebiet der «Abtei» im 16. Jahrhundert zeigt, daß die Entwicklung nicht überall gleich verlief. Im großen und ganzen jedoch stimmen die verhandelten Gegenstände mit denen in Krettnach überein. Streitigkeiten über die Abgrenzung der Jurisdiktionsrechte zwischen Gemeinde und klösterlichem Banngericht fehlen aber, obwohl auch hier die Gemeinde ein eigenes Strafrecht zumindest zeitweise ausübte. In Hentern rügten die Schöffen 1528 die Gemeinde, weil sie einen Gehöfer, der im Wald wahrscheinlich Holz geschlagen hatte, zu einer Buße verurteilt hatte 33 . Das Beispiel zeigt, daß die Gemeinde zumindest in dieser Zeit eine eigene Sanktionsgewalt ausübte. Auf dem Jahrgeding 1565 kann aus der Rüge, mit der die Schöffen einen Gehöfer riefen, der in einem fremden Feld gegraben hatte, geschlossen werden, daß spätestens zu diesem Zeitpunkt die Gerichtsbarkeit bei Grundstücksstreitigkeiten dem klösterlichen Banngericht zustand 34 . Das wird auch im Jahrgeding 1585 unterstrichen, als die Schöffen einen Gehöfer wegen Übermähens rügten 35 . In Lampaden wurde der Zender im Weistum von 1528 erwähnt. Nach Weisung der Schöffen mußten bei ihm die Fortziehenden ihre Schulden begleichen, die sie gegenüber der Gemeinde hatten 36 . Eine präzisere gerichtliche Zuständigkeit ist aus den Jahrgedingsprotokollen nicht erkennbar. Im Vorspann des Jahrgedings

30 31 32 33 34

LHAK 210/2218 S. 233. LHAK 210/2218 S. 233-234. LHAK 210/2218 S. 235. LHAK 210/2207 S. 134. LHAK 210/2218 S. 102. Bei der Renovation des Weistums 1568 wurden diese Streitigkeiten ausdrücklich dem Abt zugewiesen (LHAK 210/960) und in den späteren Weistümern aufgeführt (Vgl. Tabelle 7). 35 LHAK 210/1556 S. 19. Im Jahre 1593 forderte der Schultheiß von der Gemeinde 20 Goldgulden als Strafgeld, wiel sie eigenmächtig Wildhecken abgeschlagen und den Kupferzehnt nicht gegeben hatte; LHAK 210/2218 S. 106. 36 LHAK 210/2207 S. 142.

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1568 wiesen die Schöffen die Grundstücksstreitigkeiten wie in Hentern dem abteilichen Gericht zu 37 . In Pellingen gab es den besonderen Begriff der «Gemein ruge» bereits im Jahrgeding 1528. Im Anschluß an die Weisung rügten die Schöffen die Gemeinde 38 . Leider wurde der Inhalt der Anklage nicht näher ausgeführt. Als Strafe hatte jeder Gehöfer dem Schultheiß 5 Schilling und einen Eimer Wein zu zahlen. Eine Klage zwischen zwei Gehöfern auf dem Jahrgeding 1565 wegen Überzäunens zeigt, daß auch hier die Grundstücksstreitigkeiten vor dem Banngericht verhandelt wurden 39 . Für einen weiteren kritischen Bereich, den der schweren Vergehen wie Mord, Raub, Diebstahl, Brandstiftung oder Zauberei, für die es in den Weistümern eine besondere Zuständigkeitsregelung innerhalb und außerhalb markierter Etter, Wälder und Einzelhäuser zwischen dem Abt und dem kurfürstlichen Amtmann von Saarburg gab, lassen sich in den Jahrgedingsaufzeichnungen kaum Belege finden. Die überlieferten Diebstahlsdelikte, die ausnahmslos Klagen zwischen Gehöfern waren, bezogen sich auf weniger schwere Fälle, für welche die Todesstrafe nicht in Frage kam 40 . Auch die angeführten Schlägereien beziehen sich auf Gehöferklagen und waren nicht mit schweren Verletzungen verbunden 41 . Gleiches gilt für eine Klage wegen versuchter Körperverletzung, welcher der Beklagte widersprach, und die offensichtlich nicht weiterverfolgt wurde 42 . Aus dem Fehlen der schweren Kriminalfalle in den Unterlagen der Jahrgedinge kann aber nicht geschlossen werden, daß das Kloster die Hochgerichtsbarkeit nicht ausübte. Kriminalfalle dürften nicht bis zur Jahrgedingssitzung zurückgestellt worden sein, sondern unmittelbar - «handhafter Tat» - abgeurteilt worden sein. Tatsächlich zeigen andere Unterlagen die Gerichtstätigkeit des Klosters in Hochgerichtsfallen. Im Anschluß an die Weisung des Gesamtweistums 1515 für das Gebiet der «Abtei» erklärten drei ältere Schöffen mit der Zustimmung weiterer Schöffen, daß bei Pellingen an der Richtstätte ein Todesurteil vom klösterlichen Schultheiß vollstreckt worden sei 43 . Vor allem aus den Prozeßunterlagen, die während der Jahre 1531-1535 zur Untermauerung des abteilichen Anspruchs auf die alleinige Kompositionsgerichtsbarkeit im gesamten

37 LHAK 210/1555 S. 54. Vgl. dazu Tabelle 6. Beispiel: eine Buße für übermähen, LHAK 210/2216 S. 70. 38 LHAK 210/2207 S. 160: Item ist gescheen ein gemein roege über die gemein zu pellingen. Der Begriff gemein roege hat später die Bedeutung von «allgemein für alle Gehöfer». Im Jahrgeding 1585 (LHAK 210/1556 S. 22) unterscheidet das Protokoll zwischen gemein Rugen, zu denen alle Jahrgedingsversäumnisse, nicht ausgerichtete Rügen aus dem Vorjahr, baufällige Häuser und neue Wege gehörten für welche die Adressaten nicht namentlich aufgeführt waren, und Specialia, bei denen die Schöffen einzelne namentlich aufgeführte Gehöfer rügten. 39 LHAK 210/1472 S. 18. 40 1573: Klage wegen Holzdiebstahls; LHAK 210/1513 S.93. 1585: Klage wegen Holzdiebstahls im Herrenwald; LHAK 210,1556 S. 27. 1593: Klage wegen Kohldiebstahls; LHAK 210/2218 S. 13-14. 41 Wissigung 1569; LHAK 210/1513 S. 29. 42 LHAK 210/1556 S. 27: hab innen einmall mit einem messer erstechen willen... 43 LHAK 210/2207 S. 179 -180.

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Gebiet der «Abtei» erstellt wurden, zu deren Durchsetzung auch das alleinige Recht zur Pfändung gehörte 44 , und des Blutgerichts im Etter der Dörfer und in bestimmten Wäldern und Häusern, ergeben sich Hinweise zur Ausübung der Hochgerichtsbarkeit. Der Anwalt des Klosters fügte in einem Anhang zum Weistum eine Auflistung der durchgeführten Gerichtsverfahren bei. Die Aufzählung, die lokal nach den einzelnen Gerichten der «Abtei» geordnet ist, führt neben einer Vielzahl kleinerer Vergehen, die vor allem die Bannrechte betreffen wie Fundsachen, Marken setzen, Maß geben, auch schwere Straftaten 45 an. Dieses gegen den Anspruch des Amtmannes auf Pfändung im Gebiet der «Abtei» gerichtete Streitverfahren führte 1535 zwar zu einem «Abscheit unde gehaltenen Tage» vor dem Kurfürsten, auf dem die gegensätzlichen Standpunkte vorgetragen wurden 46 . Zu einer Entscheidung in der Sache kam es aber nicht. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts brachte die Justizreform des Kurfürsten Jacob von Eitz ( 1567-1581) das Kloster im Gebiet der «Abtei» bei der Ausübung seiner Gerichtsrechte in Bedrängnis. Im Jahre 1574 erließ der Kurfürst eine neue Ordnung für die Amtleute und Verwaltungen der Ämter im Kurfürstentum Trier, in der neben der Verpflichtung zur Aufzeichnung der Weistümer 47 detaillierte Anweisungen zur Durchführung der Gerichtsverfahren, zu den Gerichtskosten, zur Ausfertigung der Urteile und zu den Zuständigkeiten der unterschiedlichen kurfürstlichen Gerichte aufgeführt werden 48 . In einem gesonderten Abschnitt wird zusätzlich daraufhingewiesen, daß keinem anderen Herrn das Recht zusteht, zu pfänden, festzunehmen oder wegzuführen, d.h. ein Urteil zu vollstrecken; das mußte vor dem Amtmann des Kurfürsten geschehen 49 . Durch diese Regelung war es möglich, jede amtsfremde Gerichtsbarkeit unwirksam werden zu lassen, da sich die Untertanen an das Gericht des Amtes

44 LHAK 210/2216 S. 179: Item wannhe die von Sarburgh buissent eders byrmen unserer vogdien hoich- und nyddergricht heften, woe wurden sie widder allen gebruich der rechtlichen Pfändung unsern armen daß vhie uff demfelde abnhemen und pfenden, derglichen myt den samen im felde. Item marcken, soe die erschreckt oder erweckt zu boessen, und weßsich bussent edes in unserer vogdien begebbt, sullen'' im hochgericht Sarburgh verhandelt, also weren unser gericht schier vergebbens, derglichen mit fond und prond wie in den articulen vermeldet, a) H s = Wullen. 45 LHAK 210/2216 S. 67-81. Im einzelnen sind dies: LHAK 210/2216 S. 68-69, Schlägerei mit blutigen Wunden in Hentern; S. 71, Schlägerei mit blutigen Wunden; S. 73, Messerstecherei ; S. 73, Verwundung durch einen Spieß in Lampaden; S. 75, Schlägerei mit Büchsen, Armbrüsten, Spießen und Degen auf der Pellinger Kirmes; S. 78, Diebstahl von Äpfel und Birnen; S. 78, Schlägerei bei Franzenheim jeweils zum Pellinger Gericht gehörend; S. 79, Schlägerei in Krettnach; S. 80, Diebstahl von Äpfel und Birnen in Krettnach. 46 LHAK 210/2215 S. 193-257. 47 SCOTTI I, Nr. 113. Die Aufzeichnungspflicht galt nur für die Dörfer, in denen der Kurfürst grundherrliche Rechte hatte. In der Sammlung dieser Weistümer fehlen z.B. die des Klosters St. Matthias. Vgl. dazu die kurfürstlichen Weistümer: LHAK 1 C 88 a + b . 48 SCOTTI I, N r . 113, S. 4 9 4 - 4 9 9 .

49 SCOTTI I, Nr. 113, S. 299: Wir wollen auch undbevelen hiermit erstlich, daßkeinem herrn vom adel oder jemand andern gestattet werden soll, seine leibeigene leuth, die in unserm gepieth und obrigkeit gesessen seind, selbs eigner thadt zu pfenden, anzugreiffen, wegzu ftiren, sondern was der leibsherr an seinen leibseigenen zu sprechen, das soll vor den amptleuthen geschehen, der ime, wozu er recht hatt, furderlich verhelfen soll, a) Hs = da.

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wenden konnten 3 0 oder der Amtmann die Vollstreckung der fremden grundherrlichen Gerichte unterbinden konnte. Damit wurde eine Regelung schriftlich fixiert, die vorher bereits praktiziert wurde. Um 1572 verweigerte ein Gehöfer auch nach dem Gerichtsbeschluß des abteilichen Gerichts die Herausgabe eines Pfandes und rief stattdessen das Gericht des Amts in Saarburg an (Herschaw kreischen)51. Erst nachdem der klösterliche Schultheiß über den Kurfürsten das Recht erwirkte, in Saarburg als Zeuge in diesem Prozeß aufzutreten, beschloß der Amtmann die Rückführung des Verfahrens an das abteiliche Gericht 52 ; hier wurde der Gehöfer dann rechtskräftig verurteilt 53 . Wie an diesem Beispiel zu sehen ist und wie im Zusammenhang der Weistumsuntersuchungen für die Dörfer im Gebiet «Saarburg» bereits gezeigt 54 , war es für das Kloster notwendig, gegen diese Amtsordnung vorzugehen, wenn es seine Gerichtsrechte behaupten wollte. Das Kloster wandte sich zunächst an den Kurfürsten, der in einem ersten Schreiben vom Mai 1577 die Position des Abtes Johannes Plutzert (1573-1599) gegen den Amtmann von Saarburg unterstützte. Er bezog sich dabei auf den am Hofgericht in Koblenz anhängigen Prozeß des Klosters gegen den Amtmann von Saarburg, der die umstrittenen Gerichtsrechte zum Gegenstand hatte 55 . Am gleichen Tag bestätigte der Kurfürst dem Abt, in den Dörfern des Gebietes «Saarburg» bei Grundstücksstreitigkeiten das Urteil seines Gerichtes auch durch Pfänden vollziehen zu lassen 56 . Durch einen weiteren Erlaß vom gleichen Tag präzisierte er die gerichtlichen Zuständigkeiten zwischen dem Amtmann und den übrigen Gerichtsherren, vor allem den Abteien und dem Domkapitel im Amt Pfalzel-Grimburg. Aus dem Text geht hervor, daß diese Erklärung auch für das Amt Saarburg Gültigkeit hatte 57 . Die Bestimmungen dieses Erlasses modifizierten und schränkten die gerichtliche Tätigkeit des Amts auf eine Vorprüfung ein und bestätigten die Rechte der übrigen Herren, auch in Hochgerichtsfällen zu urteilen und zu richten sowie das Begnadigungs-

50 Vgl. dazu H. VON HAM, Die Gerichtsbarkeit an der Saar im Zeitalter des Absolutismus (Rheinisches Archiv, 32) Bonn 138, S. 13. Die Prävention entschied den Ort des Verfahrens. 51 LHAK 210/1513 S. 72-78. 52 LHAK 210/1513 S. 77. Der Schultheiß empfand die Anrufung des Amtmannes als persönliche Niederlage. . . . und herschaw über den schultessen und bott zue Crittenach gekreischen, welche gen Irsch gefurt worden. Aber damit nil erstediget*' gewest, der einmal zue crittnach herschaw gekreichen, sonder auch zue Emmel herschaw gekreischen halt. Also zweymal solche schmähe erliden mußen. a) Hs = erstedigen. 53 LHAK 210/1513 S. 78 : Demnach ist derselb durch bevelh dejβ scholtessen zue sanct Matheiß umb pfend angenommen worden. Die Ablehnung dieser Anrufung wird durch einen Zusatz im Anschluß noch unterstrichen : Das herschaw kreischen hat im der teuffei gerathen, dan solches ime über fünfzig gulden gestanden, neben der gefengnus. 54 Vgl. Kapitel G.II. 55 LHAK 210/2227 S. 185-187. 56 SCOTTI I, Nr. 120. LHAK 210/2219 S. 138-139. 57 LHAK 210/2222 S. 369: wenn jemand durch die herschaw gen Pfaltzel oder Sarburg gelieffert... V g l . SCOTTI I, N r . 1 2 2 .

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recht des Kurfürsten58. Damit waren die Gerichte des Abtes zwar in die Gerichtsverfassung des Kurfürstentums eingebaut, ihre Eigenständigkeit gegenüber der Gerichtsbarkeit des Amtes blieb aber erhalten. Ein «Revers» aus dem Jahre 1580 zeigt, daß der Amtmann von Saarburg sich an diese Erlasse hielt. Eine der Zauberei angeklagte Frau war vom Schultheiß nach Benrath ins Gefängnis geführt worden, von wo sie noch vor dem Gerichtstermin auf Saarburgisches Gebiet floh. Der Schultheiß bat den Amtmann um die Auslieferung, weil die Frau der Hochgerichtsbarkeit des Klosters St. Matthias unterlag, und der Amtmann lieferte die Frau aus. Er bestand jedoch darauf, daß diese Auslieferung nicht aus einer rechtlichen Verpflichtung, sondern aufgrund des guten Willens und der guten Nachbarschaft erfolgt sei 59 . In der Zwischenzeit hielt der Abt von St. Matthias seine Klage vor dem kurtrierischen Hofgericht in Koblenz gegen den Amtmann von Saarburg unabhängig von den genannten kurfürstlichen Erlassen aufrecht. Der Kurfürst selbst unterstützte in einem Brief vom 11.2. 1578 (trier. Stil = 1579) an den Official zu Trier erneut den Standpunkt des Klosters, das die gesamte Gerichtsbarkeit in den Etterbezirken beanspruchte60. Das Hofgericht fällte am 23. Januar 1583 (trier. Stil = 1584) sein Urteil, das am 16. Juni durch die Verkündigung rechtskräftig wurde61 und die Hochgerichtsrechte des Abtes innerhalb der Etter im Gebiet der «Abtei»62 bestätigte. Die Weisung der Ettergrenzen und der dazugehörenden 58 LHAK 210/2222 S. 369-371. Im einzelnen enthielt der Erlaß folgende Regelungen: 1. Wer von einem Gericht verurteilt ist, kann nicht mehr das Amt anrufen. Damit stand dem Abt die selbständige Gerichtsaburteilung zu. 2. Im Falle der Anrufung hatte der Amtmann die Anklage zu überprüfen, wenn ein Angeklagter vor seinem Prozeß durch seine Anrufung des Amtsgerichtes nach Saarburg ausgeliefert worden war. 3. Wenn die Anklage zurecht bestand, mußte der Angeklagte an sein zuständiges Gericht zurückgeführt werden. Dort war er zu richten. Die Anrufung des amtlichen Gerichts durfte allerdings keine Strafe nach sich ziehen. 4. Im Falle seiner Verurteilung stand dem Kurfürsten das Recht der Begnadigung zu. S. Diese Regelung galt auch ausdrücklich für Hochgerichtsfalle (in peinlichen und Malefitzsachen). 6. Wenn die Vorprüfung durch den Amtmann die Unschuld des Angeklagten zu erwarten ließ, war er ebenfalls dem zuständigen Gericht zu überweisen, das in jedem Fall zu urteilen hatte. Vgl. dazu SCOTTI I, Nr. 122. 59 LHAK 210/2227 S.229. 60 StBt 1657/362 fol. 320-322. Dieser Brief bezog sich auch auf die Unterstützung für das Kloster St. Maximin, das ebenfalls die Hochgerichtsbarkeit im Etter beanspruchte. 61 LHAK 210/997. Die Klagebegründung des Klosters enthielt erneut eine Reihe von Verurteilungen in Hochgerichtsfallen und den Hinweis, daß das Kloster in Benrath ein Gefangis und die Hinrichtungsgegenstände unterhielt (LHAK 210/997 S. 4: Dinge zur Verrichtung peinlicher Straf). Folgende Gerichtsverfahren wurden angeführt: LHAK 210/997 S. 5, Diebstahl. Der Dieb wurde nach St. Matthias geliefert und gehängt. S. 5, Theis von Lampaden auf Befehl des Schultheiß durch Nachrichter zu Pellingen nach Scheffen Weisthumb an einen Baum gehängt. S. 5, zwei aus Krettnach, von denen einer gehängt und der andere geköpft wurde. S. 6, ein Pferdedieb aus Hentern, dessen Auslieferung 1570 der Meier von Irsch im Auftrag des Amtmannes forderte, wurde vom Kloster gerichtet. 62 LHAK 210/997 S. 18-19: das der her abt in possessione, vel quasi jurisdictionis des hochgerichts zu Hentern, Lampaden, Pellingen und Crittenach, sampt andern dazughörigen hoffen und dörfern, innerhalb eders gewesen und derowegen einem amptmann zu Sarburgh nicht geburth, inen an solchen possession vel quasi zu turbieren, sondern davon abzustehen und gedachten hern abt bey solcher possession, vel quasi gerumiglich verpleiben zu lassen schuldigh... 177

Gerichtsrechte durch die Schöffen in den Weistùmern besaß durch diesen Urteilsspruch einen realen Bezug 63 . c. Die Zuständigkeiten und Aufgabenverteilung Ein Gerichtsprotokoll von 1574/75 eröffnet einen Einblick in das Verfahren bei Hochgerichtsfallen. Ein Gehöfer aus Obermennig war in Pellingen in ein verschlossenes Haus eingebrochen, um zu stehlen. Dabei überraschte ihn die Magd, und die Hausbewohner nahmen ihn unter Mithilfe der Nachbarn fest 64 . Der Schultheiß des Klosters wurde benachrichtigt, kam nach Pellingen und verhörte den Einbrecher; anschließend ließ er ihn vom Gerichtsboten von Pellingen nach St. Matthias zur Abschreckung «über die offende Straße führen». Im Beisein zweier Schöffen von St. Matthias verhörte er den Angeklagten erneut 65 . Später begnadigte er den Angeklagten, der geständig war und Besserung gelobt hatte, aus Anlaß der Wahl eines neuen Abtes. Hier wird deutlich, daß das Kloster bei Strafverfahren in Hochgerichtsfallen keine lokalen Unterschiede zwischen dem Gebiet der «Abtei» und St. Matthias machte. Der klösterliche Schultheiß zog die Untersuchung an das Hochgericht nach St. Matthias. Für diese Verschiebung dürften praktische Erwägungen maßgebend gewesen sein 66 . Die Untersuchungsund Vollzugseinrichtungen dürften in Benrath nicht in besonders gutem und sicherem Zustand gewesen sein 67 . Auch die Gehöfer selbst brachten schwere

63 1585 wies der Schultheiß in Pellingen ausdrücklich auf das Urteil hin, als er das Jahrgeding eröffnete; LHAK 210/1472 S.62. 64 LHAK 210/975. Die Festnahme ist nicht näher beschrieben. Aus einem Hinweis im Jahrgeding Pellingen von 1578 (LHAK 210/1513 S. 152) ist zu schließen, daß der Gemeinde die Aufgabe der Friedewahrung zukam. Die Gemeinde war als Landschaft gemeinsam früher aufgeboten worden, den Wolf zu jagen. 65 LHAK 210/975: Dabei brachte der Angeklagte vor, daß er für sein Weib und seine Kinder kein Brot gehabt habe. Er wollte nur ein Brot nehmen. 66 Die ausführliche Untersuchung der Hochgerichtsfälle führte zu einer entsprechenden Untersuchungshaft. In diesem Fall vom 14.11.1574 bis 18.3.1574 (trier. Stil = 1775), was einen Gefängnisaufenthalt nach sich zog. Es war leichter und billiger an zentraler Stelle beim Kloster ein solches Gefängnis zu unterhalten. Die Untersuchungen durch den Schultheiß waren zeitlich auch einfacher in St. Matthias zu führen. 67 LHAK 210/2227 S.229: Eine der Zauberei verdächtigte und deshalb festgehaltene Frau konnte 1580 aus dem Gefängnis in Benrath entfliehen. LHAK 210/997 S. 6: Im Prozeß jener Jahre am Hofgericht in Koblenz führte der Amtmann in seiner Entgegnungsschrift aus, daß die Voraussetzungen zum Vollzug von Hochgerichtsurteilen nach Aussage des Abtes vielleicht vorhanden sein könnten. Der Abt gebrauche sie aber nicht. Trotzdem zeigt ein anderer Hinweis, daß auch im Gebiet der «Abtei» in dieser Zeit Hochgerichtsurteile vollstreckt wurden. LHAK 210/1472 S. 69 70: In einer Klage wird 1585 darauf hingewiesen, daß in Benrath Leute, die wegen Zauberei verurteilt worden waren, hingerichtet worden sind. 178

Klagen direkt im Kloster vor 68 , weil sie wohl nicht den Termin des Jahrgedings abwarten wollten. Im Gegensatz dazu wandten sie sich, das weisen die im Jahrgeding vorgebrachten Rügen und Klagen aus, bei den weniger schweren Vergehen an das für sie zuständige Schöffengericht. Im Einzelfall forderten sie sogar den Wechsel des Gerichtsortes. Als am 4. März 1574 (trier. Stil = 1575) eine Klage wegen Sachbeschädigung vor dem Schultheiß in St. Matthias vorgetragen wurde, ließ der Angeklagte durch einen Vertreter vortragen, daß er sich nur vor dem fur ihn zuständigen Schöffengericht in Hentern verantworten wolle 69 . Die Aufgabenverteilung zwischen Schultheiß, Meier und Schöffen und die Form des Strafvollzugs für die in den Jahrgedingen vorgebrachten Rügen und Klagen lassen sich an einem weiteren Beispiel erkennen 70 . Der Schultheiß war als Vertreter des Abtes der Stabhalter; er saß damit dem Gericht als Richter vor und leitete das Verfahren. Im dargestellten Fall rügten die Schöffen zwei Gehöfer, weil sie ihre Zinsen nicht ordnungsgemäß abgeliefert hatten und sich zunächst geweigert hatten, einen Bürgen zu benennen. Im Anschluß an die Rügen forderte der Schultheiß beide erneut auf, ihre Bürgen bekanntzugeben, worauf einer, der Müller von Krettnach, dieser Aufforderung folgte, während sich der andere, ein auswärtiger Gehöfer aus Wiltingen, weiterhin weigerte. Der Schultheiß verlangte daraufhin von den Schöffen eine Weisung über die Verfahrensordnung bei Ausführung der Rügen. Die Schöffen erkannten nach einer Beratung, daß jeder Gehöfer verpflichtet ist, im Falle einer Rüge, einen Bürgen zu benennen; falls er sich weigere, solle man ihm verbieten, seine Güter zu bearbeiten, bis er sich vergleicht. Zwei Jahre später war das Verfahren noch nicht abgeschlossen 71 ; obwohl der Meier den Spruch des Gerichtes ausgeführt und dem Gehöfer die weitere Bearbeitung seines Landes verboten hatte, hielt dieser sich nicht an das Urteil. Auf Anfrage des Schultheißen bestätigten die Schöffen erneut die Verpflichtung eines Gehöfers, im Falle einer Rüge einen Bürgen zu benennen. Sie erkannten außerdem, daß im Falle einer Weigerung auch ein Bußgeld fällig wird. Dabei unterschieden sie zwischen einer «rechten büße», die 10 Albus betrug, und einer «frevel büße», die der Schultheiß nach der Schwere des Vergehens und nach seinem Gefallen setzen konnte.

68 LH AK 210/1472 S. 6 9 - 7 0 : In der bereits in Anmerkung 67 angesprochenen Klage, beschuldigt ein Krittenacher Gehöfer einen anderen, gegenüber seiner Frau den ungerechtfertigten schweren Vorwurf der Zauberei erhoben zu haben. Als der letzte zu Benrad mit feur abgerichten, heb beclagter zu clegers frauwen, sie sull zu meck stehen, sie gehoer auch in das feur. Der Beklagte wich der Untersuchung zunächst aus, indem er darauf verwies, daß er hinter dem Amtmann sitze. Er verlangte 14 Tage Bedenkzeit. Nach dem Gerichtsbescheid sollte er zu einem zweiten Termin erneut erscheinen. 69 LHAK 210/1513 S. 103-105. 70 LHAK 210/1513 S. 111: Jahrgeding 1575. Moler Clas war wegen Zinsversäumnis und Beckers Theis hensen war wegen der Traubenlese trotz eines Verbotes gerügt worden. 71 LHAK 210/1513 S. 140: Jahrgeding 1577.

179

Tabelle 41 Ort

Buße bei

Krettnach

Jahrgedingsversäumnis Wissigungsversäumnis beide Vergehen Zinsversäumnis Waldbuße Nichtmahlen in der Bannmühle

Pellingen

Lampaden

Hentern

Jahrgedingsversäumnis Wissigungsversäumnis beide Vergehen Zinsversäumnis Waldbuße

1457

1599' X2

10 Albus 5 ß 5 ß

X

Jahrgedingsversäumnis Wissigungsversäumnis Zinsversäumnis Waldbuße Nichtmahlen in der Bannmühle Jahrgedingsversäumnis Wissigungsversäumnis Zinsversäumnis Waldbuße Nichtmahlen in der Bannmühle

1528

5 ß

10 Kreuzer

X

10 Albus

X X

X X

10 Kreuzer 10 Kreuzer

10 Albus 10 Albus

10 Kreuzer

X

X

10 Albus

10 Kreuzer X

X X

5 ß 10 Albus 1 Sester Wein

10 Kreuzer

X X

X X

1 Quellenangaben vgl. Tabellen 4 - 7 2 χ = eine Buße ohne nähere Zahlenangabe.

Wenn auch dieses Bußgeld nicht gezahlt wurde, konnte gepfändet werden; zunächst pfändete man die Mobilien, dann erst die Immobilien. Dieses Urteil der Schöffen wurde vom Schultheiß verkündet und damit rechtskräftig. Die Benennung eines Bürgen erleichterte den Vollzug des Urteils, weil dieser sowohl für die fehlenden Abgaben wie auch für die ausgesprochene Strafe mithaften mußte. Das Kloster konnte so seine Einnahmen und Strafgelder sofort sicherstellen, während der Bürge sich privat mit dem Verurteilten auseinandersetzen mußte. Das von den Schöffen gewiesene Bußgeld in Höhe von 10 Albus entsprach durchweg den Angaben, wie sie in den Weistümern von 1528 festgelegt worden waren 7 2 . Aber auch hier läßt sich beim Vergleich feststellen, daß die Weistümer der einzelnen Gerichte nicht vollständig übereinstimmen. Neben der Buße von 10 Albus existiert die Buße von 5 Schilling und in einem Fall von einem

72 Vgl. Tabelle 41.

180

Sester Wein. Es ist hinzuzufügen, daß das Bußgeld dem Kloster zustand, während das Gericht für seine Bemühungen 12 Sester Wein verlangte 73 . Von den sieben Schöffen des Gerichts nahm der Meier eine besondere Position ein. Wie Einzelfalle zeigen, konnte er auch allein gerichtlich tätig werden. So verglich der Meier von Lampaden 1575 zwei Gehöfer, die sich beleidigt hatten 74 ; er schlichtete den Streit und verwies den Beklagten in die Herrenbuße. Dem Meier stand aber im Zusammenhang mit den administrativen Aufgaben im Auftrag der Herrschaft 75 auch die Überwachung der Grundstücksübertragungen zu 76 .

2. Die Jahrgedinge im 17. und 18. Jahrhundert Die zeitliche Übersicht (Tabelle 43) weist eine kontinuierliche Überlieferung der Jahrgedinge im 17. und 18. Jahrhundert auf, in der es nur wenige Lücken gibt 77 . Die überlieferten Jahrgedinge setzen im Jahre 1655 ein. Die große Zahl von Rügen und Klagen dieses Jahres und gleichzeitige Renovation der Weistümer 78 im Gebiet der «Abtei» markieren nach der langen Unterbrechung seit 1599 einen

73 Im Urteilsspruch des Jahrgedings 1575 wiesen die Schöffen als Gerichtsgebühr für sich: den scheffen ihre Gerechtigkeit wie von alters (LHAK 210/1513 S. 138). In den Weistümern von 1528 erhalten die Schöffen 12 Sester Wein. Vgl. Lampaden (LHAK 210/2207 S. 145); Krettnach (LHAK 210/2207 S. 166); Pellingen (LHAK 210/2207 S. 158). In allen drei Fällen bleiben diese Angaben in den späteren Weistümern erhalten. In Hentern (LHAK 210/2207 S. 130) werden unterschiedlich 1 Sester und 12 Sester gewiesen, die allerdings mit anderer Handschrift dem Text beigefugt sind. 1599 werden die Angaben zu 12 Sester vereinheitlicht mit dem Zusatz, daß das Maß mit lOPfg. abgelöst werden konnte (GRIMM, Weistümer 2, S. 111). Diese Weingebühren stehen im Gegensatz zum Erlaß des Kurfürsten vom 7.1.1567 (trier. Stil = 1598), der die Abschaffung der Zechgelage bei den Untergerichten vorsah und zu diesem Zweck die Naturalverpflegung der Schöffen abschaffte ( S c o r n I, Nr. 163). Nur in Hentern sah das Weist um 1599 die Ablösungsmöglichkeit in Geld vor. 74 LHAK 210/1513 S. 118. 75 Vgl. Analyse der Weistümer Kapitel G.I.5. und Tabellen 12-15. 76 LHAK 210/1513 S. 20: In Krettnach rügten die Schöffen 1569 zwei Erbengemeinschaften, weil sie ihre Liegenschaftsgüter nicht nach hobsbrauch in Empfang genommen hatten. Ihnen sollte das Betreten und Begehen so lange verboten werden, bis die Übernahme ordnungsgemäß durchgeführt worden war. Der Meier sollte diese Grundstücksübertragungen bei beiden Parteien nochmals anmahnen. 77 Die Lücken im 17. Jahrhundert (1666-1690 und 1687-1695) finden sich auch in Pellingen, Lampaden und Hentern, hier nur durchbrochen durch jeweils ein Jahrgeding aus dem Jahre 1692. Diese Unterbrechungen dürften im Zusammenhang mit den Kriegen Ludwigs des XIV. stehen. Dabei diente das Kloster zeitweise sogar als Militärlager. Die Lücken im 18. Jahrhundert (17161723 und 1733-1740 und 1742-1749) sind teilweise auf Krettnach beschränkt. Gründe dafür waren in den Quellen nicht zu finden. Im Jahrgeding Hentern wurde 1737 auf eine Besetzung durch Franzosen hingewiesen; LHAK 210/2249 S. 66-75. 78 Vgl. Tabelle 1.

181

neuen Anfang 79 . Die Quellen für Pellingen 80 , Lampaden 81 und Hentern 82 weisen eine ähnliche Dichte auf. In fast allen Jahrgedingstexten ist ausdrücklich vermerkt, daß das Weistum zu Beginn vorgelesen und von den Schöffen bestätigt worden ist 83 . Es bildete damit die Grundlage für die Abhaltung der Gerichtssitzung. Ab der Jahrhundertwende zum 18. Jahrhundert ergänzte das Kloster den Inhalt des Weistums durch Verordnungen, die auf dem Jahrgeding häufig aus aktuellen Anlässen erlassen wurden 8 4 . Diese Verordnungen wurden aber nicht in den Weistumstext aufgenommen und auch nicht zu einer Sammlung im Sinne einer Dorfordnung zusammengestellt. a. Inhalt der Jahrgedinge Die Bearbeitung der 315 vorgebrachten Rügen und Klagen blieb wie schon im 16. Jahrhundert die Hauptaufgabe im Jahrgeding. Die Gerichtstätigkeit war verbunden mit einer Bestätigung der klösterlichen Herrschaft und Stellung, wie durch Fragen des Schultheißen an das Gericht zum Ausdruck kam 8 5 . Die Aufschlüsselung der Rügen und Klagen nach ihren Urhebern und Adressaten weist zwar die gleichen Schwerpunkte wie im 16. Jahrhundert auf, läßt aber leichte prozentuale Verschiebungen erkennen 86 . So geht die Rolle des Gerichts als Rügender und Ankläger zurück; dafür treten die Gehöfer und die Gemeinde in diesen Funktionen stärker hervor. Das häufigere Auftreten der Gemeinde wäre noch augenfälliger, wenn die von den gemeindlichen Feld- und Waldaufsehern dem Gericht vorgelegten Pfandungs-

79 D i e Unterbrechungszeit zeigt, daß die G r ü n d e nur teilweise im Z u s a m m e n h a n g mit dem 30 jährigen Krieg stehen können. 8 0 L H A K 210/1472; 2 1 0 / 2 2 7 0 und 210/2271, 2 1 0 / 1 5 5 6 . 81 L H A K 210/1472; 2 1 0 / 2 2 6 0 und 210/1513, 2 1 0 / 1 5 5 6 . 8 2 L H A K 2 1 0 / 1 4 7 2 ; 2 1 0 / 1 5 1 3 ; 2 1 0 / 2 2 4 9 und 2 1 0 / 2 2 5 0 . 83 A u s n a h m e n : 1763 fehlt ein Hinweis ( L H A K 2 1 0 / 2 2 6 4 S. 59). 1783 wurde das Weistum nicht vorgelesen, weil es im Vorjahr schon g e m a c h t w o r d e n war ( L H A K 2 1 0 / 2 2 6 4 S . 162). 1786 hielt der S c h u l t h e i ß es nur vor ( L H A K 2 1 0 / 2 2 6 4 S. 187) und 1787 bestätigten die Schöffen das im Vorjahr gelesene Weistum ( L H A K 2 1 0 / 2 2 6 4 S. 187). Erst a b 1788 bis 1791 wird im Protokolltext das Weistum nicht mehr erwähnt. 8 4 Vgl. Tabelle 42 und Tabellen 46 und 47. 85 A l s Beispiel kann die Einführung in das Jahrgeding ¡681 dienen. L H A K 210/1447 S. 1 5 5 - 1 5 9 . 86 Vgl. Tabellen 39 und 44/45. Im 16. Jahrhundert erscheint der Zender für die G e m e i n d e in 4,3 % d e r Fälle als Urheber und die G e m e i n d e in 2 , 7 % der Fälle als Adressat. Im 17. und 18. Jahrhundert bringen die G e m e i n d e und ihre Bediensteten in 7,9 % der Fälle die Rügen und Klagen vor und sind in 1 3 , 3 % aller Fälle gerügt oder angeklagt.

182

Tabelle 42: Inhaltsübersicht - Jahrgedinge Krettnach 17. und 18. Jahrhundert Jahr

1655 1655W 1657 1657W 1658 1658W 1662 1662W 1663 1663W 1666 1666W 1680 1680W 1681 1683 1687 1695 1696 1698 1700 1702 1703 1705 1706 1707 1712 1715 1716 1723 1724 1726 1727 1733 1741 1749 1752 1754 1756 1759 1761 1762 1763 1764 1766 1769 1770 1771

Rügen

Klagen

12 3 16 3 3 3 9 10 3 11 3 3 6

12 4 2 2

-

1 2 1 2 2 1 1 -

3 -

1 1 4 4

Anzahl der VerordPfandlisten nungen 1

AnAbwesenden

_

47 -

-

-

-

-

-

-

-

-

3

-

-

-

-

-

1

-

-

-

2

-

4

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

4 1 1 1 1 1

-

-

-

48

-

-

-

-

51 57

-

-

-

-

2 -

2 1

2

-

-

3

1 2 1

4

-

5

-

-

2

2

-

-

54 -

17 -

65 70 -

66 62

-

1 2

-

-

9

-

-

84

-

-

-

86

-

3

-

-

-

2

-

1 1

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

1

1 2 2

-

-

-

-

-

4 1

-

-

1

6

-

-

-

-

-

-

-

2 2 4

3

-

-

-

2209

-

-

118 115 112 101 111 116 104 103 101 96 93 95 90 89

131-132

-

1

-

-

1 -

1

Seite

5158657287-

57 61 71 75 88

9 1 - 97

3 2 1

-

-

1447

1

-

19 14 7 7 3 5 2 5 7 6 1

Bestand LHAK 210/

2264

103-106 107-111 113-115 117-120 136-139 147-150 150 155-161 168-171 175-179 4 5 - 48 4 9 - 52 5 5 - 56 5 7 - 58 5 9 - 61 6 2 - 64 6 5 - 67 6 8 - 71 72 7 4 - 81 8 2 - 87 8 8 - 90 9 1 - 95 9 6 - 97 99-103 104-105 106-109 110-125 125-140 141-152 152-162 2 9 - 37 3 9 - 45 4 6 - 50 5 1 - 54 5 6 - 62 6 4 - 68 6 9 - 70 7 1 - 72 7 3 - 75 7 6 - 79

Fortsetzung - • 183

Tabelle 42: Fortsetzung Jahr Rügen 1772 1773 1774 1775 1776 1777 1778 1779 1780 1781 1782 1783 1784 1785 1786 1787 1788 1789 1790 1791

Klagen

3 8 1 3 2

2

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

5

-

1 -

1 -

-

-

265

1 3 4 1 4 1 4 2 3 2 1 1 1

-

4 7 14 3 1 4 1 7 1 5 3 1

Anzahl der VerordPfandlisten nungen

50

1 1 1 1 1 79

1 (4 Fälle) -

-

-

-

1 (8 Fälle) 1 (17 Fälle) 1 (12 Fälle) 1 (24 Fälle) 1 (25 Fälle) 1 (15 Fälle) 1 (16 Fälle) 1 (15 Fälle) 1 (4 Fälle) 1 (9 Fälle) 2 (30 Fälle) 1 (keine F.)

AnAbwesenden 89 97 109 119 -

101 -

119 118 109 98 100 132 109 110 2 -

102 102 96

Bestand LHAK 210/

Seite

80- 85 85- 95 95- 99 100-103 104-105 106-108 109-111 112-116 117-124 126-143 143-158 160-164 166-170 170-175 177-184 184-193 194-198 199-209 209-218 219-223

14 (179 Fälle)

= 315

listen in dieser Statistik enthalten wären 8 7 . Dem verstärkten Auftreten der Gemeinde und ihrer Bediensteten als Urheber entspricht auch eine verstärkte Benennung als Adressat von Rügen und Klagen. Diese Verschiebungen waren aufgrund der Entwicklung zwischen Klosterherrschaft und Gemeindeautonomie im 16. Jahrhundert zu erwarten, die, wie bereits aufgeführt, zu einem Abbau der gemeindlichen Gerichtstätigkeit und zur Einbindung dieser Jurisdiktion in das klösterliche Gericht geführt hatte 8 8 . Die inhaltliche Aufschlüsselung der Rügen und Klagen läßt wie im 16. Jahrhundert keine eindeutige Zuordnung der Rügen zum öffentlich-rechtlichen Bereich und der Klagen zum privatrechtlichen Bereich zu, auch wenn die Klagen sich fast zur Hälfte auf zivilrechtliche Ansprüche

87 Zur Gesamtzahl von 315 Rügen und Klagen können die 14 Pfandlisten der Flur- und Waldaufseher mit 179 Einzelfállen der Gemeinde gezählt werden, die dem Gericht vorgelegt werden mußten (vgl. Tabelle 42). Das würde 494 Verfahrensfalle ergeben. Diese zusätzlichen Ordnungswidrigkeiten beziehen sich ausschließlich auf Übertretungen im Rahmen der Flur- und Waldordnung, deren Gesamtzahl von 121 = 38,4% von 315 auf 300 = 60,7% von 494 ansteigt. Die Pfandlisten mußten von den Gemeindebediensteten erstellt werden. Damit würde sich die Zahl der von Bediensteten der Gemeinde vorgebrachten Rügen und Klagen von 14 = 4,4 % von 315 auf 193 = 39% von 494 erhöhen. 88 Vgl. Ausführungen im Kapitel H.I.l.

184

Tabelle 43: Jahrgedinge 17. und 18. Jahrhundert Aufschlüsselung der Rügen (Gesamtzahl 265) nach ihrem Urheber 1. Gericht Gericht Meier Schöffen Meier + Gericht Meier + Schöffen Schöffen + Schultheiß Meier + Gemeinde Meier + Gehöfer Bote

153 69 57 1 20 3 1 1

57,7

9 1 4 2

3,4

1 -

-

1

1

-

23 10 7 3 3

8,7

3. Geböfer Gehöfer mit Namen genannt etliche (ungenannt) Auswärtige Gehöfer + Gericht ein Pflegevater

59 58

4. Bedienstete der Gemeinde Prätor (Feldschütz) Förster Waldschütz Hirte

14 2 5 6 1

5,3

5. Gemeinde Gemeinde Zender Gehöfer Zender + Gemeinde

9 2 5 1 1

3,4

6. Pächter Hofmann von Roscheid Müller

3 2 1

7. Pfarrkirche Pastor oder die Kriche Küster oder Kirchendiener Pfarrangehörige

4 3 1

4 3

1,5

-

1

-

206 158 38 9

22,3

-

1

77,7

-

1

-

8

3,0 6 1 -

1 33 26 6

12,5

-

1 1,1

_

_

1,5

4 2 1 1

1,5

1

0,4

100%

265

100%

-

265

%

-

2. Kloster Kloster Kellner Schultheiß Schultheiß + Gericht Herr

8. Juden

Adressaten

/o

185

Tabelle 44: Jahrgedinge 17. und 18. Jahrhundert Aufschlüsselung der Klagen (Gesamtzahl SO) nach ihrem Urheber 1. Gehöfer Gehöfer mit Namen genannt etliche (ungenannt) Auswärtige

32 32

2. Gericht Meier Meier + Gericht Meier + Gemeinde Bote

Adressaten 64,0

43 35 7

86,0

16,0

8,0

3. Kloster Kellner Kloster

4,0

2,0

4. Gemeinde Zender Gemeinde

4,0

2,0

5. Pächter Müller Hofmann von Roscheid

6,0

2,0

6. Pfarrkirche Pastor Kirche Sendschöffe

6,0

50

100,0

50

100,0

Tabelle45: Aufschlüsselung der Rügen und Klagen (Gesamtzahl 315)

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Gericht Kloster Gehöfer Bedienstete der Gemeinde Gemeinde Pächter Pfarrkirche Juden

Urheber

0/ /o

Adressaten

y/o

160 25 91 14 11 6 7

50,8 7,9 28,9 4,4 3,5 1,9 2.2 -

13 5 249 8 34 1 4 1

4,1 1,6 79,0 2,5 10,8 0,3 1,3 0,3

100,0

315

100,0

-

315

186

zwischen Gehöfern beziehen 89 . Deshalb soll auch hier - bei der Untersuchung ihres Inhalts - keine Differenzierung nach diesen Kriterien erfolgen. Die Aufschlüsselung der Rügen und Klagen nach bestimmten Sachgebieten ergibt eine deutliche Verschiebung der Schwerpunkte gegenüber dem 16. Jahrhundert 90 . Bezogen sich im 16. Jahrhundert noch 66% aller Fälle auf herrschaftliche Rechte und Gerechtsame und 23 % auf die dörfliche Wirtschaftsordnung, so vermindert sich der Anteil der verletzten Herrschaftsrechte auf 46 % und der Anteil, der einen Bezug zur dörflichen Wirtschaftsordnung hat, nimmt im 17. und 18. Jahrhundert auf 38,4% zu. Hier wird im inhaltlichen Bereich unterstrichen, was bereits bei den Urhebern und Adressaten festgestellt werden konnte. Zusätzlich muß noch ergänzt werden, daß die 14 dem Gericht vorgelegten Pfandlisten mit ihren 179 Einzelfällen, die sich auf flurpolizeiliche Übertretungen beziehen, in den Rahmen der dörflichen Wirtschaftsordnung gehören 91 . Das Verfahren bei der Verfolgung dieser zuletzt angeführten Ordnungswidrigkeiten, die im 16. Jahrhundert aus der Zuständigkeit der Gemeinde und damit ihrer Selbstverwaltung herausgenommen und in Form einer Rügepflicht der Gemeinde in die Zuständigkeit des klösterlichen Gerichts eingegliedert worden waren, wird in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vom Kloster standardisiert und ihr Vollzug auf Bedienstete der Gemeinde übertragen 92 . Betrachtet man die Sachgebiete der Tabelle 46 im einzelnen, so kann aus dem Umfang und der Vielzahl der Einzelfalle geschlossen werden, daß das Kloster mit seinem Schöffengericht in Krettnach-Obermennig die ihm zustehenden Gerichtsrechte auch ausübte. Vergleicht man die einzelnen Gerichtsfalle mit dem Inhalt der Weistümer, so ist festzustellen, daß die Bedeutung der Weistümer über eine dekorative Wirkung hinausging 93 . Sie bildeten für das Kloster, die Schöffen und die Gehöfer eine normative Grundlage für die Gerichtstätigkeit 94 . Die Zuständigkeiten in der Hochgerichtsbarkeit, die im 15. und 16. Jahrhundert von den jeweiligen kurtrierischen Amtmännern von Saarburg in Frage gestellt worden waren, versuchte das Kloster am Ende des 30jährigen Krieges durch eine Erneuerung der Hochgerichtszeichen beim Hof Benrath 1645 abzusichern 95 . Auch wenn es in den

89 Vgl. Tabelle 46. Als Beispiel für die undifferenzierte Benutzung beider Begriffe: Der Meier klagte einen Gehöfer an, weil er nicht in der Bannmühle habe mahlen lassen. Der Beklagte wurde dann in die rughe mit Vorbehalt der Herrenbuße verwiesen. LHAK 210/1447 S. 110. 90 Vgl. Tabelle 40 und 46 jeweils die Zusammenfassungen. 91 Vgl. dazu Kapitel H.I. Anmerkung 87. Unter Einbezug der 179 Ordnungswidrigkeiten würde der Vergleich mit der Zusammenfassung der Tabelle 46 folgendermaßen aussehen: 1. Herrschaftliche Rechte : 145/315 = 46 % 145/494 = 29,3 % 2. Kompetenzstreit: 10/315= 3,2%; 10/494 = 2,0% 3. Zivilrecht: 39/315 = 12,4%; 39/494= 7,9% 4. Dörfliche Wirtschaft: 121/315 = 38,4%; 300/494 = 60,7% 92 Zu den Einzelheiten dieser Entwicklung vgl. in diesem Kapitel nachfolgend S. 193-195. 93 Vgl dazu die Tabellen 40 und 46 mit den Tabellen 4, 8 und 12. 94 Zu Beginn des Jahrgedings 1681 gab der Schultheiß des Klosters an, daß er und das Gericht im Namen des Abtes zur befurderungh und erhaltungh der auff sie hergebrachten hohen und niederen Jurisdictionalien das Jahrgeding zu halten hätte. LHAK 210/1447 S. 155 95 LHAK 210/2203 S.91.

187

Tabelle 46: Aufschlüsselung der Rügen und Klagen nach Sachgebieten Klagen 1 Herrschaftliche Rechte: 1.1. als Gerichtsherr: 1. Jahrgedingsversäumnis 2. Zu frühes Verlassen/Jahrgeding 3. Bußen/Rügen nicht ausgeführt 4. Diebstahl 5. Körperverletzung + Totschlag 6. Schlägerei 7. Beleidigung 8. Anrufen eines fremden Gerichts 9. Gerichtsverfahrensfragen

1.2. als Bannherr: 1. Waldfrevel 2. neue Wege angelegt 3. Wildern 4. Bannmühle 5. Maße 6. Banngrenzverletzungen 7. Bannmarken erneuern 8. Bienenfang

1.3. als Grundherr 1. Zinsversäumnis 2. Fron Versäumnis 3. Güterübertragung 4. Markensetzen 5. Wirtschaftliche Vorrechte des Klosters Gesamt: 1.4. als Zehntherr: Zehntversäumnis 1.5. Polizeimaterien:

Gesamt: 3. Zivilrecht: 1. Erbschaft 2. Pflegekindregelungen 3. Schulden 4. Schätzung

188

3 5 4 5 22

0,9 1,6 1,3 1,6 7,0

2

18

°/0 von 45 4,4 6,6 11,1

8,8 11,1

48,9 4,4 4,4

2

0,6 0,6

45

14,3

100

15 19

4,7 6,0 0,6 0,6

% von 44 34,0 43,0 4,5 4,5 4,5

2 2 2

Gesamt:

2. Kompetenzstreitigkeiten mit: 1. Gemeinde 2. Meier 3. Boten

, von 315

0,6

Gesamt:

Insgesamt: herrschaftliche Rechte

gesamt

0,6

2 2

0,6 0,6

44

14,0

22 10 1 3 1

7.0 3.1 0,3 0,9 0,3

37

11,7

100

12

3,8

% von 12 100 100

7

2,2

145

46,0

4 4 2

1,3 1,3 0,6

10

3,2

3 1 10 5

0,9 0,3 3,1 1,6

4,5 4,5 100 % von 37 59,4 27,0 2,7 8,1

2,7

% von 10 40 40 20

100 von 39 7,7 2,6

26,0

13,0

Tabelle 46: Fortsetzung Klagen

gesamt

% von 315

3 2 7

3 3 14

0,9 0,9 4,4

22

39

12,4

100

3 12 14 20 2 20 5

0,9 3,8 4,4 6,3 0,6 6,3 1,6

% von 121 2,5 9,9 11,5 16,5 1,7 16,5 4,1

1

0,3

0,8

1

14 4 3 10 1 5 3 4

4,4 1,3 0,9 3,1 0,3 1,6 0,9 1,3

11,5 3,3 2,5 8,5 0,8 4,1 2,5 3,3

8

121

38,4

19 1 22 8

145 10 39 121

46,0 3,2 12,4 38,4

50

315

5. Kaufverträge 6. Landverpfändung 7. Eigentumsfragen/Grundstücke Gesamt: 4. Dörfliche Wirtschaftsordnung 1. Ableiten von Wasser 2. Schadhafte Hecken + Zäune 3. Felder/Wiesen überfahren o. überbauen 4. Felder/Weinberge brach 5. Wiesen nicht gemäht 6. Vieh in Wiese/Feld/Weinberg 7. mangelhafte Viehobhut 8. Anteile an Allmende 9. Verstöße gegen Weide-, Ernte-, Weinberg· und Weinleseordnung 10. Sachbeschädigung 11. verfallene Häuser 12. Verstöße gegen Feuerordnung 13. Schaden durch Errichtung eines Zaunes 14. Weinbergschäden durch Bäume 15. Brühl zu Garten umgewandelt 16. Weg verschlossen

Zusammenfassung : 1. Herrschaftliche Rechte 2. Kompetenzstreitigkeiten 3. Zivilrecht 4. Dörfliche Wirtschaftsordnung

-

3 -

1 -

1 1 -

1 -

7,7 7,7 35,9

100

100

189

Quellen keine Hinweise auf die Vollstreckung von Urteilen an dieser Richtstätte gibt, wurde doch mit der Errichtung des Galgens der Anspruch auf die Gerichtsrechte dokumentiert. Die Aufzeichnungen der Jahrgedinge zeigen, daß das Kloster seine Rechte auch ausübte. Körperverletzung und Diebstahl waren Verhandlungsgegenstände im Jahrgeding 96 . Wenn auch Mord- und Totschlagsdelikte nicht auftauchen, so ist ein Fall von Körperverletzung, den Meier und Schöffen 1712 im Jahrgeding von «Amts wegen» vortrugen, für die Ausübung der Gerichtsbarkeit aufschlußreich 97 . Ein Gehöfer hatte im Winter des vergangenen Jahres den Sohn seiner Schwester durch Messerstiche schwer verletzt. Der Schultheiß hatte die Erstuntersuchung sofort vorgenommen; ein Urteil war aber noch nicht ergangen. Deshalb baten Meier und Gericht, den Angeklagten «anderen zur abscheu» gebührend zu strafen. Das Verfahren wurde vor dem Jahrgedingsgericht eröffnet. Der Angeklagte war geständig und bat um mildernde Umstände, weil er zum Zeitpunkt der Tat betrunken gewesen sei. Er wurde «wegen solcher höchststräflicher frevelthat und der gemeind dadurch gegebener scandal» dazu verurteilt, dem geschädigten Jungen und der Mutter öffentlich Abbitte zu tun, in der Kirche zu Krettnach drei Messen lesen zu lassen, dem Herrn Prälaten 10 Goldgulden als «Herrenbuße» zu zahlen und den Geschädigten allen Schaden und die Unkosten zu ersetzen. Hier war das bereits bekannte Verfahren angewandt worden, wonach der klösterliche Schultheiß bei schweren Verbrechen sofort tätig wurde, ohne das Jahrgeding abzuwarten 98 . Es wird aber auch deutlich, daß die Gemeinde und das Schöffengericht ein besonderes Interesse an der Verfolgung dieser Delikte hatten und diese auch im örtlichen Schöffengericht verhandelten 99 ; denn hier ging es, wie auch bei den Diebstahlsdelikten, die sich auf Heu, Honig oder Obst bezogen, in besonderem Maße um den inneren Frieden im Dorf 1 0 0 . Für das Kloster wie für die Gehöfer waren alle Bestimmungen der Weistümer, die sich unmittelbar auf ihre wirtschaftliche Lage bezogen, von besonderer Bedeutung. Dazu gehörten die Zins- und Fronleistungen, die auch rund 10%

96 In den Weistümern als blutige Wunden und Dieberei bezeichnet. Vgl. dazu Kapitel G.I.l. und G.I.2. 97 LHAK 210/2209 S. 77 78. In Hentern klagte der Meier auf dem Jahrgeding 1739 zwei Gehöfer an, sie hätten einen anderen auf den tot geschlagen. Sie wurden zu je 6 Goldgulden und je ein Tag Kerker bei Wasser und Brot verurteilt; LHAK 210/2249 S. 102. 98 Vgl. dazu die Ausführungen in dem Kapitel H.I.l. Anmerkungen 6 4 - 6 7 , S. 178. In solchen Fällen konnten auch die Schöffen sofort tätig werden. Im Jahre 1763 waren der Pastor und zwei Schöffen gerufen worden, als der Zender seine Stieftochter mit Messerstichen schwer verwundet hatte. Die Schöffen werden im Text ausdrücklich als Hochgerichtsschöffen bezeichnet. Der Beschuldigte kannte die Autorität der beiden aber nicht an und sagte: Er könne seine Kinder züchtigen wie er wolle und konten 2 Scheffen einen ehrlichen Man nicht an den galgen bringen. Wegen der Züchtigung und der Antwort an die Schöffen verurteilte ihn das Gericht zu 1 Goldgulden Herrenstrafe. LHAK 210/2264 S.59 60. 99 Zu den beiden beschriebenen Beispielen wären noch anzuführen: LHAK 210/2209 S. 86-87: Ein Gehöfer war von einem anderen mit dem Beil geschlagen und verletzt worden. LHAK 210/2209 S. 146: Die zwei Fluraufseher waren geschlagen und verletzt worden. 100 Zu den Hochgerichtsfällen wären noch die Schlägereien und Beleidigungen zu zählen. Vgl. Tabelle 46.

190

aller Gerichtsfälle ausmachten 101 . Die sich auf die Zinsleistungen beziehenden Rügen oder Klagen betrafen überwiegend Versäumnisse bei der jährlichen Zinslieferung, die auch vom Meier dem Verantwortlichen für die Zinseinnahme vorgebracht wurden. Die Gerichtsverhandlungen erhellen die Besonderheiten und Schwierigkeiten bei der Zinserhebung. So brachte der Meier 1655 vor, daß niemand das Gut eines im Krieg abwesenden Gehöfers bebauen darf, ohne daß es ihm nach «Hofsbrauch» übertragen ist. Erst nach einer solchen Übertragung darf es bebaut werden, wobei dann die entsprechenden Hühner- und Zinsabgaben zu leisten sind 102 . Im gleichen Jahr klagt ein Gehöfer gegen den Meier um die Herausgabe des Kerbstockes, auf dem seine mittlerweile bezahlten Zinsen festgehalten waren 103 . Auch in anderen Fällen diente der Kerbstock dem Meier als Notizblock für noch ausstehende Abgaben 104 . Besonders häufig traten Probleme bei der Zinseinnahme im Jahre 1655 und insgesamt im 17. Jahrhundert auf, was mit den Kriegen und Unterbrechungen bei der regelmäßigen Führung der Verwaltung in diesem Zeitraum zusammenhängen dürfte 1 0 5 . 1695 klagen Meier und Gericht, daß es jährlich bei der Hebung der Zinsen zu Streit komme. Der Schultheiß bestimmte darum, daß - abweichend von der Regelung im Weistum - die Zinsen von den Gehöfern zukünftig nicht mehr beim Meier und den Schöffen, sondern im Kloster St. Matthias einzeln abzuliefern waren 1 0 6 ; bis 1741 gab es dann keine Rüge oder Klage zu diesem Thema mehr 1 0 7 . Im 18. Jahrhundert traten demgegenüber häufiger Rügen und Klagen über Zehntversäumnisse auf. Als Patronatsherr und Verantwortlicher für die Seelsorge hatte das Kloster, wie die Weistümer zeigen, ein Recht auf den großen und kleinen Zehnt, der in den Weistümern niedergelegt war 108 . Die zwölf Rügen und Klagen zeigen, daß die Weistumsangaben der Realität entsprachen. Sie geben auch Aufschluß über die Art der Erhebung. Der Fruchtzehnt lag auf dem Ackerland, die Gärten waren davon ausgenommen. Deshalb schmälerte eine Nutzungsänderung zugunsten von Gärten die Zehnteinkünfte des Klosters 109 . Den Kornzehnt erhob der Meier unmittelbar nach dem

101 102 103 104

105

106 107 108 109

Vgl. Tabelle 46. Zinsversäumnis 7 % und Fronversäumnis 3,1 %. LH AK 210/1447 S. 54. LH AK 210/1447 S. 57. 1657 bringen Meier und Schöffen vor, daß Kerbstöcke für die zu liefernden Kapaune, die durch Geld abgelöst waren, nicht zu finden seien. Deshalb würden einige ihr Geld nicht entrichten. LHAK 210/1447 S.68. 7 von 22 Rügen und Klagen stammen aus dem Jahre 1655, und 17 von 22 stammen aus dem 17. Jahrhundert. Aus Pellingen ist eine Verfahrensordnung bei Zinsversäumnissen aus dem Jahre 1655 überliefert. LHAK 210/2209 S. 47. Im Jahre 1663 war noch die Regelung des Weistums bestätigt worden. Vgl. LHAK 210/1447 S. 126. LHAK 210/2209 S. 120. Vgl. Tabelle 8. 1698 rügte ein Pater des Klosters, daß Äcker zu Gärten umgewandelt würden. Damit würde dem Kloster der Zehnt geschmälert. L H A K 210/1447 S. 56.1763 klagte der Pastor, weil die Gemeinde die Herde zu früh in die Felder getrieben hatte; LHAK 210/2264 S.60.

191

Schnitt auf dem Feld 1 1 0 ; ähnliches galt für die Erhebung des Weinzehnt 11 Für den Ferkelzehnt war dagegen die Gemeinde anzeigepflichtig 112 . Das Strafrecht in Zehntangelegenheiten hatte sich eigentlich der Landesherr vorbehalten. Die hier gezeigten Beispiele zeigen aber, daß man sich daran im Kloster nicht hielt 113 . Zu den Abgaben kamen für die Gehöfer die Frondienste, die nach dem Weistum als Kornfron in den Hof Benrath oder als Heufron in den Brühl in Krettnach zu leisten waren. Auch hier zeigen die Gerichtsverfahren, daß das Kloster beide Fronen beanspruchte und keine Ausnahmen zuließ 1 1 4 . Dabei erkannte es auch die kurfürstliche Verordnung zur Fronbefreiung für Untertanen, die Militärdienst abgeleistet hatten, in seinem Bereich nicht an 1 1 5 . Auch die Gemeinde achtete darauf, daß sich keiner ein Sonderrecht anmaßte 1 1 6 . Wenn ein Eigentümer nicht mehr feststellbar war, mußte die Gemeinde für den Frondienst aufkommen 1 1 7 . Bei der Ausführung der Fronen beharrte das Kloster ebenfalls auf dem Weistumstext, nach dem sal ein ieder der obgeschribenner froener so starck sin, das er mans-ader frawenloen verthyenen moege118.

110 Ein G e h ö f e r hatte 1741 o h n e Vorwissen des Meiers, der Einnehmer des Zehnt war, seine G a r b e n aus dem Feld geführt. L H A K 210/2209 S. 118. Ähnliche Beispiele aus Pellingen: L H A K 210/ 1556 S. 63 aus dem J a h r 1665; L a m p a d e n L H A K 210/2260 S. 152 aus dem J a h r 1741. In der Mitte des 18. J a h r h u n d e r t s wurde auch der KartofTelzehnt erhoben. H e n t e r n ; L H A K 210/2249 S. 73. L a m p a d e n 1741; L H A K 210/2260 S. 150. Eine allgemeine Regelung zum KartofTelzehnt im K u r f ü r s t e n t u m kam 1746. Vgl. J.J. BLATTAU (Hg.), Statuta Synodlaia ordinationes et m a n d a t a Archidiocesis Treverensis, Lintz 1857, Bd. 4, Nr. 126. 111 Verstöße a n g e f ü h r t in Tabelle 46, Nr. 4.9. Beispiel von 1782; L H A K 210/2264 S. 150. 112 1715 rügte der Meier die G e m e i n d e , weil sie den Ferkelzehnt falsch angezeigt hatte. L H A K 210/2209 S. 86. Im J a h r e 1780 rügte die Gemeinde einige G e h ö f e r , die ihren Ferkelzehnt nicht entrichtet hatten. L H A K 210/2264 S. 121. 1 1 3 Vgl. SOTTI I, N r . 2 4 0 v o n

1674.

114 D a s Gericht rügte 1657 einen Trierer Bürger, weil er f ü r sein G r u n d s t ü c k die Fron in Benrath nicht geleistet hatte. D e r G e r ü g t e wollte mit Hilfe seines Kaufbriefes beweisen, d a ß er nur zu Fron im Brühl zu K r e t t n a c h verpflichtet sei. Mit Hinweis auf das Weistum erkannte der Schultheiß diese Darstellung nicht an. L H A K 210/1447 S. 65 66; S. 73 u. S. 86 87. 115 L H A K 210/2264 S. 189-190 aus dem Jahre 1787. Eine entsprechende Verordnung bereits aus dem J a h r e 1705 in: SCOTTI II, Nr. 304. 116 L H A K 210/2209 S. 79. Der Zender rügte 1707 den Meier, weil dieser bei der Heufahrt nach St. M a t t h i a s nicht mitgemacht hatte, weil sie meinen, daß der meier sich daraus eine Freiheil von den gemeindten fröhnen anmassen wollte... 117 L H A K 210/2209 S. 58 aus dem J a h r e 1700. 118 L H A K 210/2207 S. 170. Im Jahrgeding 1698 wurde d a r a u f h i n verboten, Kinder zum Frondienst zu schicken; L H A K 210/2209 S. 55. Gleiches Verbot in L a m p a d e n 1707; L H A K 210/2260 S. 35. D a n a c h d u r f t e n Kinder unter 12 Jahren nicht zur F r o n geschickt werden. 1737 wurde der Meier von H e n t e r n deshalb gerügt; L H A K 210/2249 S. 72. Im J a h r e 1730 verlangte der Meier in Hentern, weil er vermutete, d a ß die Achten des H o f s vergrößert worden seien und die Fron an einem Tag nicht mehr geleistet werden könne, den G e h ö f e r n a u c h am 2. Tag die Kost zu geben. Der Kellner lehnte a b ; L H A K 210/2249 S. 50. Auf das Verhältnis zu den auswärtigen Gehöfern beim F r o n e n in K r e t t n a c h geht eine Rüge von 1707 ein. D a n a c h brauchten die Auswärtigen nicht noch einmal zu helfen, wenn das Heu vor dem A u f m a c h e n n a ß geworden war und erneut getrocknet werden m u ß t e ; L H A K 210/2209 S. 72.

192

Das Interesse der Gehöfer an gegenseitiger Überwachung wurde noch dadurch gefordert, daß die Buße, die von einem Säumigen entrichtet werden mußte, zur Hälfte den übrigen Frönern zugute kam 1 1 9 . Auch die Rügen und Klagen, welche die Bannherrschaft des Klosters betrafen, korrespondieren mit den Artikeln der Weistümer 120 . Dabei kommt den Bannmarken eine besondere Bedeutung zu. Für die Abgrenzung der Gerichtsrechte zwischen dem Amtmann von Saarburg und dem Abt von St. Matthias hatte jedes Gericht im Gebiet der «Abtei» einen Bannbezirk und einen kleineren Etterbezirk 121 . Das Kloster achtete darauf, daß die in den Bezirksbeschreibungen der Weistümer genannten Grenzmarken nicht nur im Bannbezirk, sondern auch im Etterbezirk erneuert wurden 122 . Zu Streitigkeiten in der Gerichtspflege mit dem Amtmann von Saarbug kam es aus diesen Gründen nicht mehr. Die für die Gehöfer wichtige Ausdehnung der Gerichtsbarkeit bezüglich der flurpolizeilichen Übertretungen 123 führte im 18. Jahrhundert zu einer organisatorischen Neuordnung. Die Entwicklung läßt sich in den Jahrgedingen verfolgen. Im Jahre 1700 wird in einer Verordnung des Schultheißen auf die Pflicht verwiesen, in den Dörfern Krettnach und Obermennig «förster» zu bestellen 124 . Diese Förster oder Boten sollten alle Schäden im Bann erfassen und für die damit verbundene Buße einstehen. Für diese Arbeit empfingen sie von jedem Grundstückseigentümer eine Garbe Frucht. Die Art

119 LH AK 210/2264 S. 102. Ein Gehöfer wurde 1775 wegen Fronversäumnis zur Herrenstrafe von 36 Albus verurteilt; das Strafgeld zur Hälfte den Gehöfern zugesprochen. 120 Vgl. Tabelle 46 Abschnitt 1.2. mit dem Kapitel G . I . l . u. G.I.2. Nur einmal wurde das Jagdrecht präzisiert. Auf dem Jahrgeding 1658 in Hentern wurde den Untertanen die Jagd mit dem Strick und dem Herrn die Jagd auf das große und kleine Wild zugesprochen. Die Untertanen hatten stillschweigend acceptiert und angenommen; LHAK 210/1472 S. 96. 121 Vgl. dazu die Ausführungen in Kapitel G.I.l. und G.I.2. 122 In Krettnach wurde 1752 festgestellt, daß 2 Hochgerichtsmarken an den Banngrenzen zu Mettlach und zum Domkapitel fehlen. Sie sollten erneuert werden; LHAK 210/2209 S. 146. Im Jahre 1779 wies der Abt den Schultheiß an, auf dem Jahrgeding in Krettnach gesondert zu erfragen, ob die marcken so den großen und kleinen eder abstechen noch alle vorfundlich; LHAK 210/1448 S. 85. Diese Frage wurde auf dem Jahrgeding 1780 gestellt; LHAK 210/2264 S. 114115. Eine Mark in Richtung Niedermennig war zunächst nicht gefunden, dann von den Niedermenniger nicht anerkannt worden; Vgl. LHAK 210/2264 S. 120, S. 131 und S. 147. In Hentern machten die Schöffen 1656 nach Verlesen des Weistums darauf aufmerksam, daß die Weistumsangaben nicht vollständig miteinander übereinstimmen, und daß beim Etter eine Mark verfallen sei; LHAK 210/1472 S. 169-170. Im Jahre 1724 machten die Schöffen in Hentern darauf aufmerksam, daß zu Conservirung des gotteshaus gerechtsame und jurisdiction hochnotwendig wäre, daß der eder auffs newe begangen und die marcken ernewert wurde; LHAK 210/2249 S. 25. Die gleiche Forderung wurde 1726 vorbegracht; LHAK 210/2249 S. 30. Im Jahre 1750 und 1751 wurden die Ettermarken im Beisein des kurfürstlichen Gerichts aus Irsch in Hentern erneuert; LHAK 210/2314 S. 413-441. 1752 fand eine Grenzbegehung mit St. Paulin statt; LHAK 210/1472 S. 221-231. Auch in Pellingen forderten die Schöffen die Erneuerung einiger Hochgerichtsmarken; LHAK 210/2270 S. 158 im Jahre 1746.1761; LHAK 210/2271 S. 74.1656; LHAK 210/1556 S.61. 123 Vgl. Tabelle 46 Abschnitt 4. 124 Vgl. nachfolgende Tabelle 47. Beispiel für Krettnach: LHAK 210/2209 S. 58. Für Lampaden aus dem Jahre 1702: LHAK 210/2260S. 28. Die Bezeichnung/ors/er für Bote stammt bereits aus der Vereinbarung von 1441 zwischen dem Kloster und den vier Meiereien; LHAK 210/2218 S. 7. Die damalige Bezeichnung für den Gerichtsboten wird jetzt für einen Gemeindeboten gebraucht.

193

ihrer Bestellung und ihre Dienstpflichten waren im einzelnen noch nicht klar umrissen. In einer zweiten Verordnung des Jahres 1700 erhielt der Meier das Recht zu pfänden, wenn jemand außerhalb der festgelegten Wege durch den Bann fuhr 1 2 5 . Damit ist eine Aufgabenteilung gegeben. Der Fluraufseher sollte die Schadensverursacher feststellen; der Strafvollzug lag beim Meier. Der Fluraufseher handelte im Auftrag der Gemeinde, die für die Einhaltung der Flurordnung verantwortlich blieb 1 2 6 . In der nachfolgenden Zeit versahen die bestellten Fluraufseher ihr Amt nicht immer zufriedenstellend. 1706 mußten sie in einer Verordnung ermahnt werden, unter Androhung eines Bußgeldes von 1 Goldgulden, ihr Amt besser zu versehen und die Pfänder hinter den Meier zu bringen 1 2 7 . 1712 wurde im Anschluß an das Jahrgeding verordnet, daß Zender und Gemeinde verpflichtet seien, dem Kloster für Krettnach und für Obermennig je einen «Prätor» vorzuschlagen, der als Gemeindebote das Amt des Fluraufsehers versehen sollte. Fünf Tage nach dem Jahrgeding erschien der Zender im Kloster und schlug zwei Gehöfer für diese Ämter vor. Gleichzeitig wurde festgelegt, daß der Zender und der Bote 2 Albus und das Gotteshaus 1 Albus je Pfand erhalten sollte 1 2 8 . Damit hatte der Fluraufseher das Recht, in bestimmten feldpolizeilichen Angelegenheiten (Vieh im Felde) zu pfänden. Über die Arbeit der Fluraufseher gibt es in den Jahrgedingen bis 1741 keine weiteren Angaben. In diesem Jahrgeding rügte der Meier zwei Gehöfer, weil sie entgegen dem Verbot morgens und abends vor und nach dem Läuten der Betglocke Obst gerafft hätten. In der Verhandlung stellte sich heraus, daß die beiden Fluraufseher dem Meier dies falsch gemeldet hatten. Beide Aufseher wurden wegen falscher Anschuldigung zur Strafe von 18 Albus verurteilt 129 . Bei der Verfolgung solcher Ordnungswidrigkeiten hatten die Aufseher demnach noch keine Amtsgewalt, sondern sie berichteten dem Meier, der die Fälle als Rüge im Jahrgeding vorbrachte 1 3 0 . Das blieb auch in den folgenden Jahren s o 1 3 1 .

125 LHAK 210/2209 S. 58. Wie Hentern zeigt, hatte der Meier auch das Recht bei Zinsversäumnissen zu pfänden; LHAK 210/1472 S. 133-134. 126 Im 16. Jahrhundert war das zeitweise noch eine Selbstverwaltungsangelegenheit. Vgl. Ausführungen Kapitel H.I.l. Anmerkung 20. Jetzt ist die Gemeinde verpflichtet, dem Kloster Amtshilfe zu leisten. Nach einer Verordnung von 1703 hat die Gemeinde den Schaden zu zahlen, wenn Vieh in die Felder einläuft und der Eigentümer des Viehs nicht festgestellt werden kann; LHAK 210/2209 S. 63. 127 LHAK 210/2209 S. 70. 128 LHAK 210/2209 S. 81. 129 LHAK 210/2209 S. 116-117. Die Buße von 18 Albus war die Hälfte der üblichen Herrenbuße. 130 Beispiele für dieses Verhalten : 1742 rügte der Meier 3 Gehöfer, deren Vieh im Kornfeld war. Die Fluraufseher bestätigten; LHAK 210/2209 S. 117. Im gleichen Jahrgeding trug das Gericht vor, daß zwei Jungen von den Fluraufsehern beim Hasen- und Vogelfangen gesehen worden waren; LHAK 210/2209 S. 123. Als Beispiel, daß Meier und Gericht eine Pfändungspflicht hatte, möge die Verordnung von 1761 dienen, die beim Antreffen von Vieh in den Weingärten gelten sollte; LHAK 210/2264 S.49. 131 1749: L H A K 210/2209 S. 134. 1759: LHAK 210/2264 S. 45. 1770: LHAK 210/2264 S. 75, als Bußgeld wurde 18 Albus/Einzelvieh festgelegt. 1772: LHAK 210/2264 S.84. 1774: LHAK 210/ 2264 S. 99.

194

Das Amt des Fluraufsehers war offensichtlich nicht sehr populär 1 3 2 , da zu ihrer Unterstützung teilweise zusätzlich Schützen eingesetzt wurden 1 3 3 . Auf dem Jahrgeding 1770 nahm das Kloster eine Neuordnung vor. Es erließ eine Verordnung, um die Aufgaben der Aufseher abzusichern und die verhängten Bußgelder zu normieren 134 . Die Übernahme der kurfürstlichen Verordnung vom 23.4. 1774, die das Pfänden unter 2 Goldgulden in den Orten betraf, verstärkte die Standardisierung 135 . Im Jahre 1777 wurde das Verfahren mit Hilfe einer Art Durchführungsverordnung weiter gestrafft; darin wurden die Feld- und Waldaufseher verpflichtet, dem Meier monatlich eine Liste der Gepfändeten vorzulegen. Der Meier mußte dann die Zusammenstellung anfertigen, die dem Jahrgeding vorgelegt wurde 136 . Den Aufsehern bereitete das zunächst Schwierigkeiten 137 , führte aber schließlich dazu, daß die Bearbeitung der Ordnungswidrigkeiten auf dem Verwaltungswege vollzogen wurde. Im Jahrgeding wurden von 1781 an die mit den entsprechenden Bußgeldern versehenen Frevellisten zur Kenntnisnahme vorgelegt 138 ; eine Verhandlung über die einzelnen Delikte fand nicht mehr statt. Damit hatten die Gehöfer die Möglichkeit verloren, eine Gegendarstellung zu geben oder Rechtsmittel einzulegen; auf der anderen Seite konnte das Gericht ein Bußgeld nicht mehr - abweichend von den Normen - nach eigenen Kriterien wie etwa der Schwere der Verfehlung oder nach den finanziellen Verhältnissen des Betroffenen festlegen 139 . Ein weiterer Schwerpunkt der Gerichtstätigkeit, der für die Gehöfer von direkter Bedeutung war, lag in den zivilrechtlichen Zuständigkeiten 140 . Diese waren den örtlichen Gerichten teilweise sogar nach der kurfürstlichen Amtsordnung verblieben 141 . Der Rechtspflege diente dabei ein besonderes

132 1753: LHAK 210/2209 S. 146, Prätor war geschlagen worden. 1759: LHAK 210/2264 S.45, Prätor war beschimpft worden. 133 LHAK 210/2209 S. 162 = 1754.1762: LHAK 210/2264 S. 54.1766: LHAK 210/2264 S. 70. Die Gemeinde mußte nachts einen Mann mitgeben. 134 LHAK 210/2264 S. 75. Als Bußgeld waren 18 Albus pro Stück Einelvieh festgelegt. Dazu kamen Pfandgelder und Schadenersatzforderungen der Geschädigten. Die Bannschützen sollten achtgeben und dem Meier anzeigen. Der brachte es im Jahrgeding vor. 1781 wurde die Buße auf 6 Albus je Stück Vieh bei Tag und 12 Albus bei Nacht verringert; LHAK 210/2263 S. 132. 135 LHAK 210/2264 S. 98. Hentern und Pelling: Bußen nach Landesverordnung 1742. LHAK 210/ 2250 S.44 und LHAK 210/2271 S. 133. Zur Landesverordnung vgl. SCOTTI II, Nr. 497. 136 LHAK 210/2264 S.108. 137 1780 war eine unvollständige Liste von den Aufsehern vorgelegt worden. Sie wurden deshalb zur Strafe von 36 Albus verurteilt; LHAK 210/2264 S. 124. 138 1781 : LHAK 210/2264 S. 132-134. Diese Liste umfaßte 17 Einzelfälle. Für die nachfolgenden Jahre vgl. die Angaben inTabelle42. Ähnliches gilt für Pellingen: 1. Liste; 1779 LHAK 210/2271 S. 150. Von 1789-1792 wurden auf dem Jahrgeding nur noch die Listen vorgelegt; LHAK 210/ 2271 S. 2203-232. Hentern: 1. Liste 1775; LHAK 210/2250 S.44. In St.Matthias 1. Liste 1766; LHAK 210/2285 S. 211. 139 Möglich nach Landesverordnung von 1718: SCOTTI II, Nr. 354. 140 Vgl. Tabelle 46, Abschnitt 3. 141 Amtsordnung: S c o r n II, Nr. 360 §39, Amtsordnung von 1719; Bei den übrigen in jedem Amt, oft an mehreren Orten, vorhandenen, durchgehends mit ungelehrten und wenig erfahrenen lauten besetzten Gemeinen-Gerichten, soll nur über Contrakte, Vormundschafts-Bestellungen, Vormünder· oder Curatoren-Rechnungen und Testamens Errichtungen verhandelt werden dürfen, wogegen aber alle Streitsachen vor dem Amtsverhör untersucht, verhandelt und entschieden werden.

195

Gerichtsbuch, in das jeder Gerichtsakt, insbesondere alle Landverkäufe, eingetragen wurden 142 . Dabei handelte das Schöffengericht selbständig ohne Zuziehung des klösterlichen Schultheißen, wie aus den überlieferten Unterschriften unter die Rechtsakte zu schließen ist. Das Buch wurde auch vom Schöffengericht im Dorf in besonderer Weise verwahrt 143 , um Mißbräuche und Rechtsbeugungen zu verhindern. Die verhandelten Gerichtsfalle der Sachgebiete «Zivilrecht» und «Dörfliche Ordnung» zeigen aber auch, daß die Tätigkeit des Gerichts über das materiale Recht der Weistümer hinausging. Die Rechtsgrundlage, die teilweise in den Weistümern in allgemeiner Form enthalten war 144 , wurde stärker differenziert und den aktuellen Bedürfnissen angepaßt; als Instrument dieser Anpassung diente die Verordnung. Die nach ihren Entstehungdaten geordnete Tabelle 47 zeigt, daß der Erlaß von Verordnungen bereits 1655 beginnt, der Schwerpunkt aber im 18. Jahrhundert liegt. Betrachtet man die Verordnungen im Kontext der Jahrgedingsverhandlungen, sind die Ursachen für den Erlaß teilweise zu erkennen. Die Verordnung bildete häufig die unmittelbare Reaktion auf aktuell gewordene Probleme im Gerichtsbezirk 145 . Ein Vergleich mit den Jahrgedingsaufzeichnungen der übrigen Gerichte im Gebiet der «Abtei» oder mit dem Hauptort St. Matthias ergibt selten eine unmittelbar zeitliche Übereinstimmung 146 , so daß eine gezielte Verwaltungspraxis des Klosters, die mit Hilfe der Verordnungen eine Vereinheit-

142 Als Beispiel das Gerichtsbuch Hentern; LHAK 210/2314. Im Anschluß an das Weistum von 1655 findet sich die erste Eintragung aus dem Jahre 1699. Es folgen dann Eintragungen bis ins Jahr 1796, also über die Existenz des Klosters hinaus. Das Schöffengericht von 1796 war noch bis auf einen Schöffen identisch mit dem Gericht von 1793, als das Kloster noch bestand. Diese Zuständigkeit war auch im Landrecht erwähnt. Vgl. R. MAURENBRECHER, Landrecht, S. 132 und Anmerkung 120. 143 LHAK 210/1447 S. 90. Das Schöffenbuch und der Schlüssel, mit dem es abgesperrt werden konnte, wurden von zwei Schöffen getrennt verwahrt. Im vorliegenden Fall mußte in Krettnach das Schloß des Schöffenbuches (Gerichtsbuch) repariert werden. Zu diesem Zweck wollte der eine Schöffe den Schlüssel bei seinem Mitschöffen abholen. Dabei war der Schöffe nicht zu Hause. Dessen Ehefrau beleidigte diesen Schöffen, er sei ein Schellm und seye des Scheffenstuls unwurdigh. Die Frau wurde wegen Schöffenbeleidigung zu einer vergleichbar hohen Strafe von 4 Goldgulden verurteilt. 144 Als Beispiel kann die Behandlung der flurpolizeilichen Übertretungen gelten, für welche die Gebots- und Verbotsgewalt des Klosters in die Weistümer 1599 aufgenommen worden war. Vgl. die Ausführungen in Kapitel H.I. 145 Dazu gehören die in Tabelle 47 mit einem Punkt ( O ) gekennzeichneten Verordnungen. Es sind 23 von 79 Verordnungen. 146 Als Beispiel für getrennte Zeitpunkte: In Krettnach wurde 1706 verordnet, daß die Klagen nicht in Saarburg beim Amtmann, sondern in St. Matthias beim Abt einzubringen waren; LHAK 210/2209 S. 71. In Hentern wurde diese Verordnung 1753 im Anschluß an eine Rüge gegen die Gemeinde, die solche Prozesse in Saarburg geführt hatte, erlassen; LHAK 210/2260 S. 196 198. Übereinstimmung gibt es bei der Verordnung zur Einsetzung von Feldaufsehern 1700 in Krettnach (LHAK 210/2209 S. 58) und 1702 in Lampaden (LHAK 210/2260S. 28), dort aber mit einer Bußgeldliste. Die Übereinstimmung besteht weiter in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In Krettnach wird 1774 für das Pfänden auf die kurfürstliche Verordnung von 1774 verwiesen; LHAK 210/2264 S. 98. In Hentern (LHAK 210/2250 S. 44) und in Pellingen (LHAK 210/2271 S. 133) 1775 auf die kurfürstliche Verordnung von 1742. Vgl. dazu S c o r n II, Nr. 497.

196

Tabelle47: Inhalt der Verordnungen: zeitlich gegliedert Jahr 1

Inhalt

LHAK Bestand Seite 210/

1655 Ο - Wer falschen Weg benutzt - Anzeigepflicht. 1477 Ι 663 O - Der Bote hat die Ausführung der Rügen zu überwachen. Wer für einen Abwesenden im Jahrgeding spricht, hat dem Gericht einen Sester Wein zu zahlen. 1695 O - Zinsen nicht mehr beim Meier und Gericht, sondern in St. Matthias 2209 abzuliefern. O - Alle Geißen sind abzuschaffen. 1696 Ο - Zaunausbesserungspflicht am Herrenbrühl. Ι 700 - Fron liegt auf allen Gütern - wenn der Besitzer nicht feststellbar ist, Gemeindepflicht. Meier Pfandungspflicht bei Benutzung unzulässiger Wege. Gemeinde verpflichtet zur Einsetzung von Fluraufsehern, die für den Schaden verantwortlich sind. Entlohnung: 1 Garbe Frucht/Begüterten. 1703 - Gehöferpflicht: Weinberg einzäunen. Kinder beaufsichtigen, damit Zäune nicht zerstört werden. Gemeinde verantwortlich, wenn Tiere Schäden anrichten, deren Eigentümer nicht ermittelt werden. Meier hat das Recht auf die Kornreste beim Dreschen. 1706 - Gemeinde Obermennig ist verpflichtet, eine Hecke am Weinberg zu setzen. Bote hat die Pfander sorgfaltiger einzunehmen. Weg über Calmet nach St. Matthias ist zu meiden. Gemeinden Crittenach + Obermennig: Zaun am Brühl. Klagen sind beim Abt und nicht beim Amt Saarburg vorzubringen. 1712 O - Gemeinde hat Straße auszubessern. Gemeinde hat Fluraufseher einzusetzen. 1724 - Schweine verwahren, bis Hirte das Zeichen gibt. 1726 - Weinberge besser pflegen. 1741 Ο - Hecken pflegen und Wege verhindern. Ι 749 - Brache in Weinberge umzuwandeln. Während der Weidezeit Gärten, Wiesen und Weingärten schließen. 1752 - Verbot, Steine auf Gänse zu werfen. Pfandgelder an Trierer Bürger sind zu zahlen. 1759 O - Gerichtspersonen sind zu achten. 2264 O - Feuerverordnung. Bei Güterübertragung auch Bäume übertragen. alle Fuß- und Nebenwege sind verboten. 1761 - Gericht hat Pfandpflicht bei Vieh im Weinberg. 1763 O - Schweineordnung: Schweine sind in der Herde zu halten. O - fehlerhafte Schornsteine sind einzuschlagen. O - innerhalb der Weinberge darf keine Brache sein. Gemeinde hat Lesetermin 2 Tage vorher im Kloster anzukündigen. O - alle Brachen sind bis zum nächsten Jahr zu bebauen. Es darf nur eine Geiß gehalten werden, überzählige sind abzuschaffen; der Hirte hat das Recht auf zwei. Gemeinde muß dem Boten beim nächtlichen Rundgang einen zweiten Mann mitgeben. 1769 - Ergänzung Geißenordnung 1766: Geißen dürfen nicht in die Weinberge oder den Wald geführt werden. Neuer Weg nach Niedermennig muß eingetragen werden. -

54 117 47

58

63

64 70

71 80 81 97 103 120 138 139 148 43 44 45 49 60 61 62 70

75 75

Fortsetzung 197

Tabelle 47: Fortsetzung Jahr

Inhalt

LHAK Bestand Seite 210/

1770

- Geißen sind vor St. Jakobstag abzuschaffen. Gemeinde hat ein Gatter zu errichten. Vieh im Weinberg: zu bestrafen. Verordnungen des Vorjahres werden wiederholt. - Weinberge sind namentlich zu kennzeichnen. - Gemeinde: Gatter am Gemeindeweg zu errichten. Verordnung zur namentlichen Kennzeichnung wiederholt (vgl. 1772). Ο - Ferkelzehnt von Niedermennig zu entrichten: Meier legt Listen an. O - Kurfürstliche Verordnung zum Pfänden: 23.4. 1774 publiziert. Wiederholung früherer Verordnungen: Weinberge mit Hecken einzuzäunen. im Wald angeschlagenes Bauhols soll so schnell als möglich geschlagen und aus dem Wald geführt werden. Meier + Gericht sind verantwortlich, daß die Verordnung zum Schutz gegen die Raupen durchgeführt wird. Ο - Schornsteine müssen zweimal im Jahr überprüft werden. - Vermögensverwaltung von Waisenkindern. Gemeinderechnung ist im Kloster vorzulegen. Fluraufseher haben eine Namensliste der Gepfändeten vorzulegen. Wenn die Zehntgarben im Feld liegen, darf kein Vieh hingeführt werden. - Gemeinderechnung ist im Kloster vorzulegen. - Neue Bannmarken sind nach den Angaben im Weistum zu setzen. Bauholz ist durch Abt (Vertreter) anzuschlagen. Liste der Gepfändeten ist vorzulegen. Bisherige Verordnungen, Wege betreffend, werden wiederholt. - Verordnungen bezüglich Nebenwege, heimliches Obstraffen und die kurfürstliche Wiesenverordnung (keine Weide nach dem 15. März) werden wiederholt. Bauholz weist der abteiliche Jäger zu. - Feuerordnung: Schornstein zweimal im Jahr von einem durch die Abtei bestellten Schornsteinfeger zu reinigen. O - Weinleseordnung. Bußenzahlung innerhalb von 8 Tagen. - Zusatz zur Weinleseordnung 1781. O - Handelsverbot für Juden an Sonn- und Feiertagen. - Gemeinnützige Kurfürstl. Verordnungen, insbesondere die Dorfordnung vorgehalten. - Bußenordnung: Bußen innerhalb 14Tagen zu bezahlen. Ο - Normierung der Frevelbußen: pro Stück Vieh bei Tag 3 Albus und bei Nacht 6 Albus. Die gleichen Beträge müssen als Pfandgeld entrichtet werden. Ο - Fronbefreiung des Kurfürsten gilt nicht für den Klosterbereich. Ο - Bote soll brachliegende Weinberge auf Kosten der Eigentümer instandsetzen. Ο - Auswärtige Gehöfer haben auch Entgelt für die Feldschützen zu entrichten (Fruchtgarbe). - Weinbergsordnung erneuert (mit Namen zu kennzeichnen). Ο - Weinbergsordnung ist jährlich durch Begehung des Gerichts zu überprüfen.

75

-

1772 1773 Ι 774

1775 Ι 777

1778 1779

1780

1781

1782 1783 1784 1785 Ι 787 Ι 788 Ι 789 Ι 790 1791

83 90 93 98 99

103 108

110 114 115 116 122 123 138 139 150 151 164 170 173 191 197 206 f. 218 222 f.

1 Die mit einem Punkt ( O ) gekennzeichneten Verordnungen stehen in Zusammenhang mit Rügen oder Klagen.

198

lichung anstrebte, nur in Ansätzen erkennbar ist 147 . Schwierig ist es, das Verhältnis der vom Kloster erlassenen Verordnungen zu den kurfürstlichen Verordnungen dieser Zeit zu bestimmen, weil damit auch das Verhältnis eines landsässigen Klosters zum Territorialstaat berührt wird. Das Kloster St. Matthias war Mitglied der Landstände des Kurfürstentums Trier und führte den Vorsitz im Direktorium des geistlichen Standes bis 1669. Dann übernahm das Kloster St. Maximin diese Rolle, nachdem sein Versuch, die Reichsunmittelbarkeit durchzusetzen, mißlungen war 1 4 8 . Aufgrund der unbestrittenen Zugehörigkeit zum Trierer Kurfürstentum darf unterstellt werden, daß das kurtrierische Landrecht auch für das Kloster Geltung besaß 149 . Die Übernahme der übrigen kurfürstlichen Erlasse und Verordnungen war demgegenüber nicht unmittelbar gegeben, da die Veröffentlichung und Bekanntgabe von Verordnungen im Gebiet der «Abtei» nicht durch die kurfürstliche Amtsverwaltung von Saarburg, sondern durch die Vertreter des Klosters vorgenommen wurde 150 . Betrachtet man die Verordnungen, die in den Jahrgedingsaufzeichnungen überliefert sind, unter diesem Gesichtspunkt, so ist festzustellen, daß erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ausdrücklich auf die kurfürstlichen Verordnungen hingewiesen wird 151 . Für den gesamten Zeitraum fehlt es auch weitgehend an einer zeitlichen Übereinstimmung zwischen dem Erlaßdatum der kurfürstlichen Verordnungen und der Bekanntgabe durch den klösterlichen Vertreter in den Gerichten der «Abtei». Im Gegenteil gibt es eine Reihe von Belegen für größere

147 Als Beispiel zwei Verordnungen aus St. Matthias. LH AK 210/2285 S. 187-180: Diese Verordnung von 1759 regelte die Arbeit von Zender und Gemeinde. Sie galt als Gemeindeordnung, wie aus dem Jahrgeding 1761 hervorgeht. Zu Beginn des Jahrgedings wurde sie verlesen; LH AK 210/2285 S. 186. Die zweite Verordnung aus dem Jahr 1761 regelte wirtschaftliche Probleme; LHAK 210/2285 S. 187. 148 R. LAUFNER, Die Landstände von Kurtrier, in: Rheinische Vierteljahresblätter, 32,1968, S. 2 9 0 317. 149 M. DIRKS, D a s Landrecht des Kurfürstentums Trier, Saarbrücken 1964 (Annales Universitatis Saraviensis, 18) S. 28. 150 Es gibt keinen Hinweis, auch nicht in indirekter Art in Form einer Beschwerde, über eine Bekanntgabe durch kurfürstliche Beamte. 151 Vgl. Tabelle 47. Für Krettnach waren es die kurfürstliche Verordnung zum Pfänden im Jahre 1774; die kurfürstliche Verordnung über das Verschließen der Wiesen ab dem 15. März für die Viehweide im Jahre 1780; die Gemeinnützigen kurfürstlichen Verordnungen, insbesondere die Dorfordnung im Jahre 1783. SCOTTI II, Nr. 497 von 1742. In der Verodnung zum Hüten der Schweine in einer Herde von 1724 wird auf eine entsprechende Verordnung des Kurfürsten hingewiesen. In Hentern war 1770 die Trierische Forstordnung von 1720 angeschlagen (LHAK 210/2250 S. 20) und 1772 war diese Ordnung vorgelesen worden (LHAK 210/2250 S. 32); Vgl. SCOTTI I I , N r . 3 7 1 .

199

zeitliche Differenzen zwischen beiden Daten 1 5 2 . Dazu kommen inhaltliche Abweichungen oder Abänderungen 153 , die den Schluß erlauben, daß das Kloster im Bereich der «Abtei» ein eigenes Satzungsrecht ausübte, dessen Grenzen gegenüber dem Kurfürsten in den Weistümern gewiesen worden war 154 . Eine Verbindung zum kurfürstlichen Rechtsbereich bildet die Person des Schultheißen, der in der Regel auch in der kurfürstlichen Rechtspflege tätig war 155 . Die inhaltliche Aufgliederung der Verordnung weist erwartungsgemäß ein Schwergewicht im Bereich der bäuerlichen Wirtschaftstätigkeit aus 1 5 6 ; fast die Hälfte (46%) aller Verordnungen beziehen sich auf diesen Bereich. Der Verbesserung der Gerichtspflege und der Arbeit der Gemeinde dienen jeweils etwa ein Fünftel der Verordnungen. Dabei zeugen die Verordnungen gegenüber der Gemeinde von einem gewissen Aufsichtsrecht des Klosters, während die Gerichtstätigkeit des Klosters aufgrund der Weistümer und der Entwicklung der Gerichtsbarkeit zu erwarten war 157 . Sieben Verordnungen (8,4%) beziehen sich auf die Aufsicht und Absicherung des Bannbezirkes; davon wenden sich allein sechs gegen das Anlegen neuer Wege, ein Übel, das auch in den Rügen eine bedeutende Rolle spielte 158 . Von den drei Verordnungen (3,6 %) steht die Waisenkinderverordnung in Zusammenhang mit dem kurtrierischen Landrecht 159 . Die Aufgliederung der Rügen und Klagen nach Sachgebieten zeigt sowohl im Bereich der Polizeimaterien als auch in dem des Zivilrechts, daß der Kompetenzbereich des Jahrgedings

152 Vgl. als Beispiel die Bekanntgabe der Forstordnung von 1720 im Jahre 1770 und 1772 in Hentern (Anmerkung 151): in Krettnach die kurfürstliche Dorfordnung von 1742 im Jahre 1783; in Hentern (LHAK 210/2250 S.44) und Pellingen (LHAK 210/2271 S. 133) wurde 1775 auf diese Landesverordnung als Rechtsvorlage für das Pfänden verwiesen. 1777 wurden Meier und Gericht in Krettnach daran erinnert, die Vormundschaftsrechnungen jährlich zu überprüfen. 1752 war in Hentern bereits daraufhingewiesen und auf das Landrecht abgehoben worden; LHAK 210/2249 S. 187. Das Landrecht war 1688 erlassen und 1713 neu verkündet worden. Vgl. dazu M. DIRKS, Das Landrecht, S. 17-23. Die Forderung zur jährlichen Rechnungslegung vor dem zuständigen Gericht steht bereits im Landrecht: R. MAURENBRECHER, Die Rheinpreußischen Landrechte, 2. Band, Bonn 1831, S. 127. 153 Z.B. die Nichtanerkennung der Fronbefreiung für Militärdienstleistende. Vgl. Anmerkung 115 Kapitel H.l.l. In einer Verordnung von 1674 bestimmte der Kurfürst, daß Zehntvergehen nicht von den Zehntherren, sondern vom kurfürstlichen Gericht oder dessen Beamten gestraft werden sollten; SCOTTI I, Nr. 240. Für das Gebiet der «Abtei» zeigen die Rügen und Klagen, daß das klösterliche Gericht das Strafrecht ausübte (vgl. Tabelle 46 Abschnitt 1.4.). 154 Im Gesamtweistum von 1654 wurde dem Abt die gesamte Gebots- und Verbotsgewalt im Gebiet der «Abtei» gewiesen, ausgenommen Schätzung, herschaw und die hohe landtstraße, die dem Kurfürsten als Landesherrn zugehörten; LHAK 210/2249 S. 3. Vgl. dazu Kapitel G.I. 1. Vgl. auch das Jahrgedingsprotokoll in Pellingen 1655; LHAK 210/1556 S.42. 155 Als Beispiel: 1599 «Thiederichen Baln der Rechten Doctor und jetzgen. Churfl. weltlichen hochgerichts zu Trier Scheffen und Schultheiß zu Sand Mattheiß»; LHAK 210/2225 S. 8. Zu vergleichen auch 1765 die Zusammensetzung des klösterlichen Hochgerichts zu St. Matthias; LHAK 210/2233 S. 51-53 und die Ausführungen in Kapitel G.IV. 156 Vgl. Tabelle 48. 157 Vgl. Ausführungen in den Kapiteln G.I.I., G.I.2. und H.l.l. 158 Im 16. Jahrhundert vgl. Tabelle 40, dort 10,4% aller Rügen. Im 17. u. 18. Jahrhundert vgl. Tabelle 46, dort 6% aller Rügen. 159 Vgl. dazu die Ausführungen in Kapitel H.I.2. und Anmerkung 152.

200

Tabelle48: Inhalt der Verordnungen: nach Themenbereichen gegliedert Zahl

% von 83'

1. Bann bezirk nicht genehmigte Wege Bannmarken 8,4% 2. Gericht Gerichtsautorität Aufgaben des Gerichts + (Meier und Bote) Meierentgelt Bußenordnung Pfänden Gerichtsverfahren Gerichtszuständigkeit

1 8 1 3 2 1 1 17

3. Wirtschaft Weinberge Weinlese Einzäunen Weidezeit Viehhaltung Brache Bauholz Frondienst Grundzins Zehnt Handelsverbot am Sonntag Schädlingsbekämpfung

4 3 9 1 8 3 3 2 1 2 1 1 38

4. Gemeinde Unterhaltung der Gemeindewege Fluraufseher Feuerschutz Schadenersatzpflicht, wenn Verursacher nicht feststellbar Gemeinderechnung

20,5%

45,8%

2 5 4 2 2 15

18,0%

5. Zivilrecht Waisenkinder Güterübertragung Pfandgeldzahlung an Auswärtige 3,6% 6. Wiederholungen

3,6% 83

100%

! Die Bezugszahl 83 weicht von den 79 Verordnungen (vgl. Tabelle 47) um 4 a b , da sich einige Verordnungen a u f mehrere Themenbereiche beziehen.

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in seinen Rechtsmaterien flexibel war und über die Weistümer hinausging 160 . Für die Verhandlung zivilrechtlicher Ansprüche vor dem Jahrgedingsgericht - mit rund 12% aller Rügen und Klagen ein beträchtlicher Anteil - galt als Rechtsgrundlage das kurtrierische Landrecht und das gemeine Recht 161 . In diesem Bereich setzte das Gericht seine Tätigkeit fort, die im 16. Jahrhundert bereits ausgeübt wurde 162 . Die Rügen, welche unter dem Begriff «Polizeimaterien» zusammengefaßt sind, stehen zum Teil in Zusammenhang mit kirchenrechtlichen Sachverhalten. Im Jahre 1695 rügte der Pastor einige Gehöfer vor dem Jahrgedingsgericht, weil sie die Sonntagsmesse versäumt hatten 163 . Wegen Ruhestörung während des Gottesdienstes rügte das Gericht einige Gehöfer im Jahre 1782 164 . 1752 rügte der Pastor den Kirchendiener, der die ihm obliegenden Arbeiten im Kirchendienst nicht verrichtet hatte 165 . Dem Bereich der Unzucht, der ebenfalls der kirchlichen Jurisdiktion unterlag 166 , ist die Verhandlung gegen ein Geschwisterpaar wegen Blutschande 167 zuzuordnen, wie auch gegen einen Gehöfer, der 1741 eine fremde Frau in seinem Haus aufgenommen hatte 168 . Mit dem besonderen Schutz der Sonntage, aber auch mit der Einschränkung der wirtschaftlichen Betätigung der Juden, hängen die Rüge und Verordnung zusam160 Vgl. Tabelle 46, Abschnitt 1.5 und 3. 161 M. DIRKS, Das Landrecht der Kurfürstentums Trier, S. 60. «Als Privatrecht galt im Kurstaat Trier das gemeine Recht, mit Ausnahme der Institutionen, die in dem kurtrierischen Landrecht (beider Fassungen) besonders geregelt waren.» Zum Begriff «gemeines Recht»: B. DICK, Die Entwicklung des Kameralprozesses nach den Ordnungen von 1495 bis 1555 (Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich, Bd. 10) Köln/Wien 1981, S. 221; «Gemeines Recht sind die im ganzen Reiche gültigen Reichssatzungsquellen und das rezipierte römische und kanonische Recht». 162 Vgl. Tabelle 40: Zivilrechtliche Verfahren 6,5%. Tabelle 46: Zivilrechtliche Verfahren 12,4%. 163 LHAK 210/2209 S.46. Im Jahre 1683 rügte das Gericht einige Gehöfer wegen ungebührlicher Reden vor der Kirche; LHAK 210/1447 S. 171. 1761 wurde ein Gehöfer verurteilt, weil er sagte er glaube keinem Geistlichen, LHAK 210/2264 S. 49. 164 LHAK 210/2264 S. 151. 165 LHAK 210/2209 S.97. 1752 lehnte ein Gehöfer die Ernennung zum Kirchendiener ab; LHAK 210/2209 S. 149. 166 Vgl. dazu SCOTTI II, Nr. 368 von 1719: Publikation einer General-Vikariats-Ordnung für das erzstiftische Consistorium zu Trier und das geistliche Commissariat zu Coblenz. Im Kapitel XIII Von Haltung der christlicher Lehr in andern Stätten und Dörfern des Ertzstifts Trier wird in Absatz 11 darauf hingeweisen, daß Wegen des grossen Lasters der Unzucht seind zwar von Ihrer Chrußirstl. Gnaden Johan Hugo hochseel. Andenckens sehr heylsame Ordinationes geschehen, und die Denuncijrung deren Delinquenten denen Pastoribus aufgetragen worden. Die Sendschöffen sollten den Pastoren dabei helfen. Die Leute sollten schärfer auch mit Kirchenbußen bestraft werden. 167 LHAK 210/2209 S.86. Im Jahrgeding 1715 brachten der Vizeschultheiß und das Gericht das Delikt vor. Die Angeklagten waren nicht im Gericht. Nachdem die Gehöfer das Gericht verlassen hatten, erschienen beide und bestätigten die Anklage. Sie wurden wegen Blutschande aus der unerlaubten Zusammenkunft war ein Kind entstanden - in die Kirchen- und Herrenbuße von 50 Reichstaler verurteilt. 168 LHAK 210/2209 S. 116. Vgl. dazu die Verordnung von Hentern aus dem Jahre 1658, nach der dem Meier, dem Gericht und der Gemeinde befohlen wird, keine Fremden aufzunehmen ; LHAK 210/1472 S. 96. Vgl. dazu die kurfürstliche Verordnung von 1690 mit dem Verbot der Aufnahme unzüchtiger Frauenzimmer in: SCOTTI I, Nr. 287. Die Landdechanten sollten diese Verordnung den Weltgeistlichen verkünden und überwachen.

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men, nach der es verboten war, an Sonn- und Feiertagen mit Juden Handel zu treiben 169 . In den Bereich der guten Zucht gehört auch die Verordnung aus Pellingen von 1718, wonach das Kartenspielen verboten wurde110. b. Das Schöffengericht des Klosters, sein Verhältnis zum kurfürstlichen Amt Saarburg und zur Gemeinde Das Schöffengericht des Klosters bestand aus sieben Schöffen, dem Meier, der in der Regel ebenfalls als Schöffe fungierte 172 , und einem Boten. Die Besetzung weist über den gesamten Untersuchungszeitraum eine große personelle Kontinuität auf 1 7 3 , denn die jeweiligen Ämter waren in der Regel auf Lebenszeit vergeben 174 . Bei Besetzung eines vakanten Schöffenstuhls hatte das bestehende Gericht das Recht, dem Abt zwei Vorschläge zu unterbreiten, von denen einer vom Abt oder Schultheißen zum Schöffen ernannt wurde 175 . Das Gericht, dem als Richter der klösterliche Schultheiß vorsaß, hatte sowohl administrative Aufgaben im Bereich der Abgabenerhebung und der Fronüberwachung als auch Satzungsbefugnisse und rechtspflegerische Aufgaben 176 . In den Jahrgedingen

169 1782 wurde ein Handelsverbot am Sonntag während des Gottesdienstes verhängt; LHAK 210/2264 S. 151. Vgl. dazu die Kirchenordnung von 1589; SCOTTI I, Nr. 142 Abschnitt 11. Danach war für solche Fälle das kirchliche Sendgericht zuständig. 170 LHAK 210/2270 S.65. 171 Jahrgeding Pellingen 1655; LHAK 210/1556 S. 35: Meier und sieben Scheffen und ein Bot sei ein gant ζ gericht. 172 Ausnahme in Hentern 1724; LHAK 210/2249 S. 21-26. In der Aufzählung des Gerichts werden sieben Schöffen und als Meier der Johan Philipp von Paschel aufgeführt. 173 In Krettnach wurde in der Zeit von 1695 bis 1712 jeweils 1702,1706 und 1707 ein verstorbener Schöffe durch einen neuen ersetzt; LHAK 210/2209 S. 45-72. Im Jahre 1712 waren drei Schöffenstühle durch Tod vakant, darunter auch der Meier, der durch den gleichnahmigen Sohn ersetzt wurde. Das war eine Ausnahme, da das Meieramt nicht erblich war. Zwei Schöffen des Jahres 1712 amtierten bereits im Jahre 1695; LHAK 210/2209 S.74. 1726 amtierte noch der gleiche Meier, die Schöffenstühle waren alle neu besetzt; LHAK 210/2209 S. 99.1741 waren noch zwei Schöffen von 1726 im Gericht; LHAK 210/2209 S. 110. Ein Vergleich der Schöffenlisten von 1741 bis 1779 zeigt eine kontinuierliche Entwicklung. Nur in Einzelfällen wurden verstorbene Schöffen ersetzt. Ein Schöffe (Marx Zimmer) von 1742 war bis 1778 im Gericht und wurde von einem Nachfolger 1780 abgelöst. 174 Nach dem Weistum von Lampaden (LHAK 210/2207 S. 142) des Jahres 1528 konnte der Schultheiß einen Schöffen wegen Alters oder anderer Gründe entlassen. Das mußte aber im Gericht beraten werden. Eine Suspendierung ist nur in einem Fall überliefert, als in Lampaden ein Schöffe Garben gestohlen hatte. LHAK 210/2218 S. 125 im Jahre 1593. In Krettnach waren 1666 der Meier und zwei Schöffen suspendiert worden, bis sie ihren Streit beenden; LHAK 210/1447 S. 139. In Pellingen erklärte 1737 der alte Meier aus Altersgründen seinen Rücktritt; LHAK 210/2270 S. 123. 175 LHAK 210/1448 S. 11. Ein Schöffenvorschlag aus der Zeit um 1700 ohne Ortsangabe. Die Schöffen begründen ihre Vorschläge überwiegend mit einer regional ausgewogenen Verteilung, um die Einsammlung der Zinsen sicherzustellen. Daneben spielen verwandtschaftliche Gründe eine Rolle. Iñ Krettnach machten Meier und Schöffen einen Zweiervorschlag. Beide Vorgeschlagenen waren aus Niedermennig; LHAK 210/2209 S.96. 176 Vgl. dazu die Ausführungen in Kapitel H.I.l. Anmerkungen 63-76.

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nach dem 30-jährigen Krieg ergänzte und präzisierte das Gericht das bestehende Weistumsrecht 177 . Unter der Vorbedingung, daß der Abt den Gehöfern ihre alten Rechte bestätigte, präzisierten die Schöffen die Rechte des Kurfürsten auf der hohen Straße, die 18 Schuh breit war und auf welcher der Fund dem Kurfürsten allein zustehen sollte 178 . Die «gemeine Straße» hatte demgegenüber eine Breite von 14 Schuh, und der 10 Albus übersteigende Fund stand dem Kloster zu. Besonders herausgestellt wurde die Schutzpflicht des Klosters, sicher eine Folge der vorausgegangenen Kriegszeiten. Bei «Unfrieden» sollte der Abt einen Reiter schicken, der die Störungen zu beseitigen hatte, damit die Leute ihren Schaff gewinnen mögen. Die Hervorhebung der Schutzpflicht findet ihre Entsprechung in dem Beschluß der Schöffen, Fastnachthühner und Fastnachthafer zukünftig Vogthühner und Vogthafer zu nennen 179 . Mißtätige sollten auf Ansuchen des Boten in ihre Herkunftsgebiete abgeschoben werden und entflohene Angeklagte sollten vom Abt bis zum Rhein verfolgt und vor das zuständige Gericht zurückgebracht werden. In Abgrenzung zur Vollzugsgewalt des Amtmannes von Saarburg wurde dem Abt das alleinige Recht bestätigt, im kleinen Bann oder Etter zu pfänden 1 8 0 . Im Liegenschaftsbereich gaben die Schöffen eine genauere Weisung für den Fall, daß Grenzsteine zu den Nachbargrundstücken umgefahren wurden. Der Betroffene sollte sich unverzüglich im Feld nach einem Schöffen umsehen; falls keiner in der Nähe zu finden war, mußte der Tatbestand dem Meier angezeigt werden. In dessen Anwesenheit war der Grenzstein unter Vorbehalt etwaiger Strafen und Bußen neu zu setzen. Zusätzlich beschlossen die Schöffen, daß der Hof in Pellingen ein vorfälliger Hof sei, d.h., die Verwandten konnten innerhalb von zwei Jahren verkaufte Güter oder rückständige Pachtgebühren zurückkaufen bzw. nachentrichten 181 . Im Vollzugsrecht wiesen die 177 Die nachfolgenden Beispiele stammen aus Pellingen; LHAK 210/1556 S. 42-45. In ähnlicher Weise sind sie für Hentern, LHAK 210/1472 S. 134-136, und Lampaden, LHAK 210/1513 S. 176-180, jeweils aus dem Jahre 1655 überliefert. 178 Vgl. dazu eine kurfürstliche Straßenverordnung von 1577, die eine solche Breite und das Fundrecht beinhaltet; SCOTTI 1, Nr. 121. Vgl. dazu auch H. AUBIN, Die Entstehung der Landeshoheit, S. 197. 179 Die neue Bezeichnung setzte sich nicht durch. Auf dem Jahrgeding 1666 in Hentern rügte der Meier die Gemeinde, weil sie ihm im letzten Jahr den Fastnachthaber nicht geliefert habe; LHAK 210/1472 S. 189. 180 Diese Weisung wurde 1773 in Pellingen im Anschlußan einen Streitfall mit dem Amt wiederholt; LHAK 210/2271 S. 124. 181 LHAK 210/1556 S. 45; Die Schöffen weisen den hofvor ein vorfelligen h o f f , daß ist wan ein kauf) geschiht, sollen die ingsten freund innerhalb 6 wochen und 3 tagen das gutt lößen. Edoch daß sie es mit guttem sonnenschein lößen, vermitz erlegung deß kauffschillings und aller gerichtlicher Unkosten. Der steyllkauff habe diesen verstandt, daß die negsten freund inwendig zweyen jähren die gutter*' lößen können, a) Hs = giitten. Diese Ergänzung wurde im Anschluß nochmals bekräftigt. LHAK 210/1556 S.48: es sey bey ihn ein vorfelliger freyher h o f f , haben es hiermit beschlossen, demnach der herr Schultheiß den stab abgelegt. Ahnliches wurde in Lampaden beschlossen; LHAK 210/1513 S. 179. Zu verweisen ist in diesem Zusammenhang auf einen Artikel des Weistums St. Matthias von 1600. Vgl. Kapitel G.IV. Tabelle 29, Anmerkung 434 und Seite 122. U m 1600 wurden solche Ergänzungen demnach noch in den Weistumstext aufgenommen. 1655 ist dies im Gebiet der «Abtei» nicht mehr geschehen. Der Tatbestand als solcher steht auch im Zusammenhang mit dem Landrecht. Vgl. R. MAURENBRECHER, Landrecht, TitulusXX §43 vom Abtreiben.

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Schöffen in Pellingen und Hentern 1655 das Verfahren für das Pfänden bei Zinsversäumnissen 182 . Das Satzungsrecht des Schöffengerichts schwand allerdings mit dem Einsetzen der Verordnungen, die als neuer Ordnungsfaktor in der Regel vom Schultheißen verkündet wurden. Nur einmal im Jahre 1696 wurde in Krettnach eine Verordnung vom Schultheiß und den Schöffen gemeinsam verkündet, nachdem Vieh in den Herrenbrühl eingelaufen war und dort Schaden angerichtet hatte 183 . In den übrigen Fällen setzte der Schultheiß von Obrigkeit wegen184. Von besonderer Bedeutung für die Gehöfer war die Tätigkeit des Schöffengerichts in der Rechtspflege 185 . Sie korrespondierte mit der Funktion des Schultheißen, der als Richter dem Gericht vorsaß und das Urteil verkündete 1 8 6 . Unbestritten war die Kompetenz des Schöffengerichts, auch ohne Anwesenheit des Schultheißen, in Fällen der freiwilligen Gerichtsbarkeit, darunter Vormundschaftssachen, Nachlaß- und Teilungssachen, Handelssachen und Grundbuchsachen, wie sich in den Gerichtsbüchern der einzelnen Schöffengerichte niederschlug 187 . Auch in den Jahrgedingen kommt die Zuständigkeit des Gerichts zum Ausdruck, wobei im Verlauf des 18. Jahrhunderts die eigene Rechtsprechung zurücktritt und sich die Tätigkeit im wesentlichen auf das Führen von Untersuchungen und die Berichterstattung darüber beschränkte 188 . 182 Pellingen; LHAK 210/1556 S.42. Hentern; LHAK 210/1472 S. 133. Die Regelung sah vor, daß der Meier dem Zinssäumigen im 1. Jahr die Blumen und im 2. Jahr den Grund verbieten sollte. Im 3. Jahr war zu pfänden. Dabei sollte drei Tage nach der Aufforderung, wenn der Zinssäumige seine Schuld nicht beglichen hatte, der Meier den Boten zu ihm schicken. Wenn der Mann krank war, sollte die Pfändung ausgesetzt werden bis zur Genesung. Danach sollte, wenn die Schuld nicht beglichen wird, das Pfand verkauft werden können. Vgl. dazu auch die Ausführungen zum Rückkaufrecht beim vorfälligen Hof Anmerkung 181 in diesem Kapitel. Diese Regelung diente dem Schutz der Gehöfer, die dadurch eine aktuelle Notlage überbrücken konnten. 183 Vgl. Tabelle47 und LHAK 210/2209 S. 51 : Nach Besichtigung des Schadens ist durch Schultheiß und Schejfen geordtrtet worden. 184 Tabelle 47. Die Verordnungen 1706 sind erstmals überschrieben: von Obrigkeit wegen wird verordnet; LHAK 210/2209 S. 70. Die Verordnungen haben keinen unmittelbaren Zusammenhang mit den verhandelten Rügen und Klagen. 185 1655 heißt es in Pellingen: jedermann mag sein recht widerfahrenlassen, was die sieben scheffen erkennen können, was recht ist; LHAK 210/1556 S. 35. a) Hs = wiederfahren. 186 Vgl. im Kapitel H.I.l. die Anmerkungen 6 - 9 und 70-71. 187 Hier liegen als materiale Rechtsgrundlage die entsprechenden Titel und Paragraphen des Landrechts zugrunde. Die im Landrecht als zuständig genannten «Untergerichte» sind immer solche Schöffengerichte. Vgl. dazu Anmerkung 120 bei R. MAURENBRECHER, Landrecht S. 132: «Es ist damit nur das betreffende Untergericht bezeichnet; nicht einmal die Amtsgerichte sind darunter zu verstehen. Diese sowohl als die Gerichte der höheren Instanz haben nie s.g. Verpfandungsbücher gehabt. Dieses Verhältnis ist notorisch. - In dem Landrechte bezeichnet der Ausdruck «Gericht» überhaupt nur die Untergerichte, und wird der Amtmann resp. Amtsverwalter nie mit diesem Ausdrucke bezeichnet.» 188 In Krettnach entschieden Meier und Gericht 1666 in einer Beleidigungsklage; LHAK 210/1447 S. 138. 1665 übertrug der Schultheiß in Pellingen dem Gericht, einen Zinsstreit zu schlichten; LHAK 210/1556 S. 64. In gleicher Weise verwies er dort 1684 einen Güterstreit an das Gericht; LHAK 210/1556 S. 77. Im Jahre 1658 hatte der Schultheiß in Pellingen die auf das Jahrgeding folgende Wissigung den Ortsschöffen und dem Gericht übertragen; LHAK 210/1556 S. 74. Die nachfolgenden Beispiele zeigen aus Krettnach, wie sich die Funktion des Schultheißen verstärkt und die Rolle des Gerichts auf die Durchführung der Untersuchung zurückgeht. 1695 erkannten Schultheiß und Schöffen als Recht, daß die, welche im Gottesdienst fehlten, bestraft werden;

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Die Aufgaben des Schöffengerichts im Gebiet der «Abtei» erstreckten sich neben der Wahrung des in den Weistümern gesetzten Rechts auch auf die Überwachung der neu erlassenen Verordnungen 189 . Daneben hatte das Gericht auf Grund der Weistümer umfangreiche administrative Aufgaben zu bewältigen. Dazu gehörten in erster Linie die Einziehung der Zinsen und Zehnten und die Überwachung der Fronen 190 . Hier zeigt sich am Beispiel einzelner Rügen und Klagen, daß auch weniger bedeutsame Weistumsartikel noch in Kraft waren und teilweise präzisiert wurden. Verantwortlich war der Meier für die Erhebung der Abgaben und die korrekte Durchführung der Fronen 191 . In diesem Bereich stand ihm eine Leitungsfunktion gegenüber den Schöffen, dem Boten und der Gemeinde zu 1 9 2 . Auch hatte er die Verpflegung des Gerichts zu übernehmen 193 . Ebenso wie die Schöffen und der Bote 1 9 4 wurde

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LHAK 210/2209 S. 47. Im Anschluß daran vernahmen beide einen Angeklagten wegen Grundstücksstreitigkeiten. 1726 verglichen Meier und Gericht zwei Gehöfer, die sich stritten und beleidigten. Der Schultheiß setzte eine Herrenbuße fest; LHAK 210/2209 S. 123. Ähnliches geschah 1749. Danach sollten drei Schöffen die Untersuchung im Falle einer Sperrung eines Fahrweges vornehmen und den Befund vortragen; LHAK 210/2209 S. 137.1752, als der Pastor einen Gehöfer rügte, der sich weigerte das Amt des Kirchendieners auszuüben, befragte der Schultheiß das Gericht nach der bisherigen Regelung. Das Gericht bestätigte, daß der Berufene sein Amt ausüben mußte. Der Schultheiß sprach das Urteil; LHAK 210/2209 S. 149. 1754 verwies der Schultheiß die Untersuchung eines vorgetragenen Streites an das Gericht, weil die Zeit zur Klärung zu kurz war. Das Gericht sollte beim nächsten Jahrgeding referieren; LHAK 210/2209 S. 160. 1772 sollte das Gericht den angerichteten Viehschaden untersuchen und berichten; LHAK 210/2264 S.84. Einzelne Verordnungen des Klosters weisen ausdrücklich daraufhin. Vgl. dazu Tabelle 47. 1761 wurde die Pflicht des Gerichts, bei Viehschäden zu pfänden, bekräftigt; LHAK 210/2264 S. 49. 1763 wurde das Gericht verpflichtet, fehlerhafte Schornsteine und Backöfen einzuschlagen; LHAK 210/2264S. 61.1774 wurden Meier und Gericht verantwortlich gemacht, die Verordnung über das Vernichten der Raupen zu überwachen; LHAK 210/2264 S. 99. 1781 wurden die Verordnungen und deren Einhaltung vom Schultheiß abgefragt; LHAK 210/2264 S. 132-134. In eingeschärnkter Form gab es das schon 1780; LHAK 210/2264 S. 122. 1752 mußte das Gericht die bessere Verwertung des alten Bauholzes bei abgerissenen Häusern überwachen; LHAK 210/ 2209 S. 151. 1781 wurde es beauftragt, das Säubern der Weinberge zu überprüfen; LHAK 210/ 2264 S. 156. Vgl. die Angaben der Weistümer in Kapitel G.I.5. und den Tabellen 12-15, die Aussagen der Rügen in Kapitel H.I.2. Vgl. die Untersuchung der Weistümer in Kapitel G.I.5. und den Tabellen 12 15 und die Ausführungen in Kapitel H.I.2. und die Anmerkungen 101-119. In Krettnach wies der Meier 1662 darauf hin, daß die Schöffen für den Zinseinzug zuständig sind; LHAK 210/1447 S. 106. Im Jahre 1707 forderte er die auswärtigen Gehöfer zur korrekten Ausführung der Heufronen auf; LHAK 210/2209 S. 72. 1713 forderte er von der Gemeinde die rechtzeitige Lieferung des Ferkelzehnten; LHAK 210/2209 S. 86. In Hentern rügte der Meier die Gemeinde 1680, weil sie ihm den Fastnachthafer nicht rechtzeitig geliefert hatte; LHAK 210/ 1472 S. 189. In Pellingen wurde 1684 der Meier gerügt, weil er dem Gericht den Wein nicht serviert hatte; LHAK 210/1556 S. 78. In Hentern rügte der Schultheiß 1666 den Meier, weil er Essen und Trinken lauf Schöffenweistum nicht ausgegeben hatte; LHAK 210/1472 S. 19Î f. Bei den Angaben in den Weistümern von Lampaden und Hentern ausdrücklich aufgeführt. In Pellingen mußte sich der Bote 1655 wegen der ausstehenden Zinslieferung rechtfertigen; LHAK 210/1556 S. 47. 1656 wurde er verurteilt, weil er nicht alle ins Jahrgeding gerufen hatte; LHAK 210/1556 S.62f. Gleiches kam 1781 in Hentern vor; LHAK 210/2250 S. 69.

auch der Meier 195 bestraft und mußte Schadenersatz leisten, wenn er seine Amtspflichten verletzt hatte. Von allen Amtspersonen erwartete das Kloster ein vorbildliches Verhalten. Bei der Strafzumessung für etwaige Vergehen drückte sich das in einer höheren Buße aus 1 9 6 . Andererseits genossen sie den besonderen Schutz des Klosters 197 , und es standen ihnen besondere Deputate zu 1 9 8 . In der Höhe der den Gehöfern angedrohten Bußen und Strafen sind im 17. und 18. Jahrhundert Veränderungen festzustellen. Im 17. Jahrhundert ist durchweg in den Weistümern noch eine Verbindung von «Herrenstrafe» in unterschiedlicher Geldform mit einer Weingabe als Gebühr für die Schöffen vorhanden 199 .

195 In Hentern rügte 1737 der Propst des Klosters in Benrath den Meier, da die Froner ihre Arbeit nicht richtig versehen hätten. Der Meier sollte den Schaden ersetzen; LHAK 210/2249 S. 72. Im Jahre 1742 kam es ebenfalls in Hentern zum Streit zwischen dem Meier und dem Boten über die korrekte Abwicklung der Zinshühnerlieferung. Dabei wurde die Weistumsaussage bestätigt, daß der Bote die Hühner nach St. Matthias zu liefern hatte. Ein während der Lieferung eingetretener Verlust war vom Meier zu ersetzen; LHAK 210/2249 S. 109. 196 1663 wurde ein Schöffe wegen seines offenen Weinbergs zu 20 Albus und 2 Sester Wein an die Mitschöffen verurteilt; LHAK 210/1447 S. 118. Im Jahre 1702 wurden die Sendschöffen der Kirchengemeinde Krettnach und der Meier und die Schöffen zu einer Herrenstrafe von zwei Goldgulden verurteilt, weil sie S Bäume aus dem Herrenwald zum Bau der Kirche geschlagen hatten. Die Strafe wurde ausgesprochen, obwohl die Beklagten geltend machten, daß sie auf Weisung des Paters Benedictus gehandelt hatten; LHAK 210/2209 S. 60-61. Die übliche Herrenbuße betrug 1 Goldgulden. Vgl. dazu die Bußen auf dem Jahrgeding 1703; LHAK 210/ 2209 S. 63. Im Jahre 1754 wurde ein Schöffe ausdrücklich verurteilt, weilen beklagter alß mitscheffen vor allem die Ordnung und befahlen beybehalten, nicht aber durch dessen frewendtlichs iibertretten anderen böses Exempelgeben sollen, alß hätten hierumb zur gebührender Straf 18 (dbus zu erlegen; LHAK 210/2209 S. 156. Der Schöffe war durch den Herrenbrühl gefahren, weil er anders nicht auf sein Land kam. In Hentern wurde ein Schöffe 1742 zur Strafe von 8 Goldgulden verurteilt wegen Tätlichkeit. Andere Beklagte mußten für das gleiche Delikt 6 Goldgulden entrichten; LHAK 210/2249 S. 99-102. 197 Vgl. die Verordnung zur Achtung der Gerichtspersonen in Krettnach von 1759; LHAK 210/2264 S. 42-43. Ein Gehöfer in Pellingen wurde 1684 zur Strafe von 6 Goldgulden verurteilt, weil er die Schöffen beleidigte, die beim Zutrinken beieinander saßen; LHAK 210/1556 S. 77. 198 Der Kellner des Klosters verpflichtete 1769 in Pellingen die Gemeinde erneut, das «Königsbrot» jährlich wie früher am Dreikönigstag an den Meier zu liefern. Die Schöffen waren von dieser Lieferung befreit; LHAK 210/2271 S. 105. Diese Bestimmung ist bereits in den ältesten Weistümern enthalten. Vgl. dazu Tabelle 9. Im Namen des Brotes lebte noch der frühere Jahrgedingsund Zinshebetermin fort (Dreikönigstag). In Hentern bestand 1585 der Meier auf seinem Recht, den Windfall im Wald zu bekommen; LHAK 210/1556 S. 10. In Krettnach beschwerten sich 1688 die Schöffen, daß sie nur noch 1 Schwein demfrei in den Wald treiben durften, während es früher zwei gewesen wären. Sie kritisierten, daß das Kloster eine neue Ordnung ohne ihr Ersuchen und ihre Einwilligung gesetzt habe; LHAK 210/1448 S. 31-32. Tatsächlich standen den Schöffen auf Grund einer Weisung von 1665 das Recht auf zwei Schweine zu; LHAK 210/2237 S. 36. In Lampaden rügte der Meier 1715 die Pascheler, weil sie seinen Zuchteber nicht kostenlos hüten wollten. Der Schultheiß verpflichtete die Schöffen, die Hut wie in den übrigen Gemeinden zu übernehmen; LHAK 210/2260 S. 55. In Krettnach standen, wie aus einer Rüge 1703 hervorgeht, dem Meier auch die Kornreste beim Dreschen zu; LHAK 210/2209 S. 64. 199 Vgl. Tabelle 41, die eine Zusammenstellung der Angaben in den Weistümern gibt. Beleidigungen wurden 1657 mit 1 Sester Wein für die Schöffen und 16 Kreuzer für den Schultheiß geahndet; LHAK 210/1447 S. 72. 1658 (ein Schöffe beleidigt) mit 4 Goldgulden; S. 90. 1666 mit 3 Florin; S. 138. Die Nichtverschließung eines Weingartens (ein Schöffe als Besitzer) mit 20 Albus und 2

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Im 18. Jahrhundert ändert sich die Höhe der geforderten Bußgelder im Vergleich zu den Angaben der Weistümer. Als Herrenbußen werden 36 Albus oder 1 Goldgulden festgesetzt 200 . Zur Ahndung minder schwerer Vergehen stand die halbe Buße von 18 Albus 2 0 1 zur Verfugung. In besonderen Fällen sprach das Gericht noch geringere Bußgelder aus 2 0 2 . Vor allem die Standardsätze, die als Handlungsrahmen für die Feldschützen 1781 eingeführt wurden, hatten eine geringere Höhe, waren aber durch ihre große Zahl und die damit verbundene Überwachungstätigkeit besonders belastend 203 . Bemerkenswert ist, daß das Gericht gegenüber einem auswärtigen Grundbesitzer aus Trier das Bußgeld nach den Weistümern verhängte 204 . Das zeigt, daß es im Außenverhältnis, wenn die Ansprüche eventuell bei Berufungsverfahren vor fremden Gerichten ausgetragen werden mußten, wichtig war, das Weistum und damit die in ihm gesetzte Norm als Grundlage für die formale

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Sester Wein an die Schöffen, was die doppelte Buße ist; S. 118. Die Gemeinde, weil sie einen neuen Weg angelegt hatte mit 10 Albus Strafe und 1 Sester Wein für die Schöffen; S. 148. Ein Gehöfer, der Wasser abgeleitet hatte mit 1 Goldgulden als Strafgeld und 1 Sester Wein und 10 Albus für das Gericht. Diese Angabe von 1680 bildet mit dem Goldgulden und den 10 Albus den Übergang zur Herrenstrafe von 1 Goldgulden. Im Bestand LHAK 210/2209: Androhung bei Fronversäumis im Jahre 1698 36 Albus; S.55. 1703 für Schweine im Brühl und für das ö f f n e n eines Zaunes je 1 Goldgulden; S. 63. Stellvertretend für eine ganze Reihe ähnlicher Fälle: 1723 ins Land eines anderen eingegriffen; LHAK 210/ 2209 S.95. 1741 Zehnt Versäumnis; S. 119. Beleidungung des Meiers; S. 119. Schlägerei; S. 123. 1749 einen Markstein versetzt; S. 132. 1759 Schornstein defekt; LHAK 210/2264 S. 44. 1763 brachliegendes Land; S. 62.1775 Fron Versäumnis; S. 102. Die Buße von 36 Albus entspricht der umgerechneten Summe, die 1759 an das Weistum angeheftet wurde; LHAK 210/2264 S. 17. Eine Währungstabelle von 1728 bei SCOTTI I, S. 918 rechnet einen Goldgulden mit 32 Albus. Die halbe Buße galt z.B. bei Übertretungen durch Kinder. Ein Junge fuhr 1703 mit Pferden durch eine fremde Wiese; LHAK 210/2209 S. 64. Bis zur Neufestsetzung 1781 wurde der Besitzer von frei im Feld oder Weinberg oder Wald herumlaufendem Vieh mit 18 Albus oder 1¡2 Goldgulden bestraft; 1749 LHAK 210/2209 S. 135; LHAK 210/2209 S. 117. Gleiches galt für Weinberge, die man brach liegen ließ; L H A K 210/2209 S. 135. Mit gleichem Bußgeld wurde die Amtsversäumnis des Feldschützen bestraft; LHAK 210/2209 S. 117; LHAK 210/2264 S. 115. Gelegentlich wurde ihnen auch die doppelte Strafe angedroht; LHAK 210/2264 S. 125. Ein Gehöfer wurde 1772 mit 12 Albus bestraft, weil sein Vieh wild geworden war; LHAK 210/ 2264 S. 84. Eine Frau hatte ein Bürde Reisig aus dem Wald genommen. Dafür erhielt sie ein Bußgeld von 9 Albus; LHAK 210/2264 S. 163 - Jahr 1783. Im gleichen Jahr nahm ein Kind 2 Bund Holz nachts aus dem Wald. Dafür wurden 10 Albus Bußgeld ausgesprochen. 1784 erhielt ein Gehöfer für ein Bund Holz 9 Albus Strafe; L H A K 210/2264 S. 164 und S. 168. 1790 wurden für fehlende Erkennungszeichen.am Weinberg 6 Albus ausgesprochen; LHAK 210/2264 S. 218. 6 Albus für Vieh, das am Tage im Feld war, und 12 Albus während der Nachtzeit; LHAK 210/2264 S. 132. Vgl. Anmerkung 134 Kapitel H.I.2. S. 195. 1771 wurde Matheis Berens von Trier wegen Ausbleiben vom Jahrgeding zu 10 Albus und wegen Zinsversäumnis zu einer Buße nach Schöffenweisthumb verurteilt; LHAK 210/2264 S. 79. 1778 wurde der gleiche Bürger gerügt, weil er erneut Zins- und Fronleistungen versäumte und im Jahrgeding nicht anwesend war. Die aufgelaufenen Summen und Bußgelder sollten ihm schriftlich zugestellt werden. Wenn er dann seinen Zahlungen nicht nachkam, sollte das Gericht ihm innerhalb von 6 Wochen seine Güter pfänden; LHAK 210/2264S. 110. A b 1782 wurden die Fälle von Zins- und Jahrgedingsversäumnis mit 6 Albus Bußgeld belegt; LHAK 210/2264 S. 156, S. 187 (Jahr 1787) und S. 202 (Jahr 1789). Diese Buße von 6 Albus steht im Zusammenhang mit der Festlegung der 6 Albus-Buße für geringere Vergehen in der Bußenordnung für die Feldschützen von 1781; LHAK 210/2264 S. 132.

Richtigkeit der ausgesprochenen Strafen einzuhalten. Von besonderer Bedeutung sind die Bußen, die über der Norm lagen. Auf mehrere, die sich mit dem Schutz des Gerichts 205 , den Polizeimaterien206 und den Hochgerichtsfällen207 befaßten, ist schon weiter oben hingewiesen worden. In diesen Fällen entsprach die Höhe der Buße in der Sicht des Klosters der Schwere der Tat. Dies galt auch dann, wenn der Herrschaftsstatus des Klosters unmittelbar berührt wurde. Aus der Verhandlung der vorgebrachten Rügen wird deutlich, daß vom Kloster jeder Versuch eines Gehöfers und vor allem einer Gemeinde, sich mit einer Klage an ein kurfürstliches Gericht zu wenden, hart bestraft wurde208. Auf Grund der geringen Anzahl dieser Versuche und einer Gegenklage des Zenders von Pellingen 1773 über Eingriffe des Amts Saarburg in die Gerichtsrechte des Klosters 209 , kann festgestellt werden, daß es dem Kloster gelungen ist, die in den Weistümern gewiesene eigene Rechtsposition gegenüber dem Amt Saarburg zu festigen. Auch gelang es dem Kloster, die sonst vom Kurfürsten beanspruchte Gemeindeaufsicht selbst auszuüben und die Gemeinde in die Gerichtsorganisation des Klosters einzugliedern210. 205 206 207 208

Vgl. Anmerkung 196 und 197 S.207. Vgl. Anmerkungen 166-168 S.202. Vgl. Anmerkungen 97-100 S. 190. Vgl. Tabelle46 Abteilung 1.1.8.1772 wurde in Hentern ein Gehöfer zur Strafe von 2 Goldgulden verurteilt, weil er einen anderen Gehöfer in Saarburg verklagt hatte, der angeblich seinen rauchhaber nicht korrekt abgeliefert hatte. Er wurde verurteilt, weil er sich in competenzen nach Saarburg gewand, die an sich grwidsachen seien; LHAK 210/2250 S. 32. In einer Verordnung von 1753 wurde der Gemeinde Hentern aufgegeben, künftig keine Prozesse beim Landesfursten zu fuhren, weil sie erfolglos seien und für die armen Leute nur unnötige Kosten verursachten. Zur stärkerem Überprüfung der Gemeinde wird dem Zender aufgetragen, künftig die Gemeinderechnung jährlich bei der Oberschultheiserei in St. Matthias vorzulegen; LHAK 210/2249 S. 196-198. In Krettnach ging es 1762 und 1764 im Streit zwischen der Gemeinde und dem Kloster um die Bezahlung von Arbeiten anläßlich der Grenzsteinlegungen. Weil das Kloster diese Arbeiten der Gemeinde nicht bezahlt hatte, zeigte der Zender 1762 dies beim Amt Saarburg an. Er wurde wegen versuchter jurisdiction zu 2 Reichstaler Herrenstrafe und unter Androhung der Exemtion verurteilt; LHAK 210/2264 S. 55.1764 wurde die Gemeinde in gleicher Sache zu 4 Goldgulden Herrenstrafe verurteilt; LHAK 210/2264 S. 67. In einem anderen Text wird es verdeutlicht. Die Gemeinde habe sich angemaßt in einer bürgerlichen sachen die abteyliche oberschultheyserey als ihre obrigkeit furbeyzugehen; LHAK 210/1447 S. 183. Im Anschluß wird darauf hingewiesen, daß die Gemeinde auch in einer anderen bürgerlichen sachen betreff des Küsterlohns versucht hatte, die klösterliche Gerichtsbarkeit zu umgehen. Deshalb wurde sie ebenfalls zu 4 Goldgulden Herrenstrafe verurteilt; LHAK 210/2271 S. 187. 209 LHAK 210/2271 S. 124. Der Zender von Pellingen klagte vor dem Schöffengericht, daß ihn ein anderer Gehöfer beim Amt Saarburg verklagt habe, ihn beim Wachehalten geschlagen zu haben. Er war zu 1 Goldgulden und Ersetzung der Kosten verurteilt worden. Meier, Schöffen und die Gemeinde beschwerten sich, ja protestierten, daß jemand anders als die abtei st. Matthias sich einer herrenstrafe über sie, besonders binnent dem dorfeder, anmaßen wolen. 210 Nach der Amtsordnung 1719 stand die Gemeindeaufsicht der kurfürstlichen Administration zu; S c o r n II, Nr. 360, § 32, S. 794. Die Beamten müßen darauf wachen, daß jährliche vor oder gleich nach dem Brüchtenverhöre die Kirchen-, Amts- und Gemeinde-Rechnung gehörig abgelegt, untersucht und recessirt werden. Im Jahre 1750 gibt es aus dem Gericht St. Matthias den ersten Hinweis, daß das Kloster die Aufsicht über die Genieinderechnung ausübte. Im Jahrgeding klagte der Prälat, daß bei Ablegung der Gemeinderechnung an Martini Zank entstanden sei. Es wurde beschlossen, daß diese Gemeinderechnung in Zukunft vorher von geistlichen henden in

209

Um seine Ansprüche zu sichern, drohte das Gericht bei den schwereren Vergehen den Betroffenen zusätzlich zur Geldbuße mit der Exemtion211. Es wird zwar nicht eindeutig erklärt, was damit gemeint ist, dürfte sich aber um den Ausschluß von allen gemeinsamen Nutzungen (Allmende) und Einrichtungen handeln 212 .

3. Zusammenfassung: Die Jahrgedinge in Krettnach-Obermennig Die Untersuchung der Jahrgedinge im Gebiet der «Abtei», die schwerpunktmäßig für Krettnach-Obermennig durchgeführt wurde, ergibt zunächst, daß die Weistümer bis zum Ende der klösterlichen Grundherrschaft für die Gehöfer und für das Kloster von realer Bedeutung waren.

anwesenheit einiger deputierter aus jedem dorf vor den hochgerichtsscheffen abgelegt und respectiert werde; LHAK 210/2285 S. 162. Im Gebiet der «Abtei» gab es aus Pellingen 1753 eine solche Verordnung; LHAK 210/2271 S. 53. Ähnliches aus Hentern im Jahre 1753; LHAK 210/2249 S. 196-198. Im Anschluß an eine Verurteilung der Gemeinde wegen des Führens unnötiger Prozesse. Aus Krettnach ist eine vergleichbare Verordnung aus dieser Zeit nicht überliefert. Im Gebiet der «Abtei» wurde dann 1777 in Krettnach (LHAK 210/2264 S. 108) eine solche Verordnung erlassen. Das gleiche geschah erneut in Pellingen im Jahre 1777; LHAK 210/2271 S. 138. In Hentern ist diese Verordnung aus dem Jahre 1781 überliefert; LHAK 210/2250 S. 71. Am Beispiel Krettnach zeigt sich, daß das Kloster Mühe hatte, diese Verordnung durchzusetzen. Dies aber nicht, weil die kurfürstliche Administration diese Kompetenzen streitg gemacht hätte, sondern weil die Gemeinde und ihr Zender nicht in der Lage waren, diese Rechnung ordentlich zu erstellen. 1778 wurde die Gemeinde wegen der ausstehenden Rechnung gerügt. Der Zender gab an, daß man die Rechnung wie immer mit Kreide auf den Tisch geschrieben habe; LHAK 210/2264 S. 110. Auch 1781 und 1782 wurde die Gemeinde dieserhalb gerügt; LHAK 210/2264 S. 136 und S. 148. Auch in Hentern wurde dieses Versäumnis 1781 gerügt. Der Zender gab zur Antwort, da sie kein landboten und alles aus ihren säcken bezahlen müßten, glaubten sie kein rechnung nötig zu haben. Der Schultheiß bestand aber auf der Vorlage; LHAK 210/2250 S. 71. 211 1741 wurde ein Gehöfer verurteilt, weil er eine herumreisende Frau bei sich im Haus hatte. Wegen ärgerlichen Lebenswandels wurde er zu 6 Goldgulden und der Androhung der Exemtion, wenn er die Frau nicht sofort aus seinem Haus entfernt, verurteilt; LHAK 210/2209 S. 116.1761 wurde ein Gehöfer wegen Beschimpfung des Pastors zu 2 Goldgulden und im Wiederholungsfalle zur Exemtion verurteilt; LHAK 210/2264 S. 54. 1762 wurde der Zender als Vertreter der Gemeinde wegen der Führung von Prozessen beim Amt Saarburg zu 2 Reichtaler und der Androhung der Exemtion verurteilt; LHAK 210/2264 S. 55.1781 wurde den Gehöfern befohlen, jährlich von einem Schornsteinfeger die Schornsteine gegen eine Gebühr von 2 Albus putzen zu lassen. Bei Zuwiderhandlungen wurde Exemtion angedroht; LHAK 210/2264 S. 138. Im gleichen Jahrgeding wurde den Gehöfern eine Frist zur Begleichung ihrer Bußgelder von 8 Tagen gesetzt. Bei Nichtzahlung wurde Exemtion angedroht; LHAK 210/2264 S. 143.1790 wurde dies an einem Einzelfall bei Schäden, die durch Schweine verursacht worden waren, wiederholt und auf die 8 Tage-Frist hingewiesen; LHAK 210/2264 S.217. 212 Dieser Schluß läßt sich auf G r u n d der kurfürstlichen Dorf-Ordnung \on 1742ziehen. Dort wurde den Gemeindemitgliedern, die ihre Bußgelder nicht rechtzeitig bis zum Rechnungs-Tag, an welchem der Zehnder seine Jahres-Rechnung bey der Gemeind ableget, ihre Schuldigkeiten nicht werden abgeßihret haben, so soll diesen morosen Debenten die Gemeind geschlossen, und ihnen kein gemeiner Nutzen mehr und zwarn in so lang, biß dahin völlige Richtigkeit gemacht haben, gestattet noch gegeben werden. Vgl. SCOTTI II, Nr. 497 S. 1034.

210

Als das «alte» überkommene Recht bildeten sie durch das regelmäßige Verlesen im Jahrgeding einen formalen Bestandteil der Gerichtssitzung. Die verhandelten Rügen und Klagen beweisen, daß der Inhalt des Weistums im wesentlichen nicht veraltet, sondern materielle Rechtsgrundlage für die Entscheidungen des Schöffengerichts war. Das bedeutet andererseits, daß der Inhalt der Weistümer als geltendes Recht im Gerichtsbezirk für die Gehöfer und das Kloster anzusehen ist. Mit der Renovation der Weistümer 1599 kam eine Entwicklung zum Abschluß, in deren Verlauf es dem Kloster gelang, die kommunalen Zuständigkeiten in seine Herrschaft zu integrieren und die Ansprüche des kurfürstlichen Amtmannes von Saarburg abzuwehren. In den nachfolgenden Jahrhunderten übte das Kloster auf dieser Grundlage seine Herrschaft aus. Änderungen und Neuerungen, die im Verlaufe dieser Zeit eintraten, wurden nicht mehr in die Weistümer aufgenommen, sondern erlangten durch Verordnung Rechtskraft. Dieses Verfahren hatte eine Verminderung der Mitwirkungsmöglichkeiten der Gehöfer zur Folge. In den Verordnungen kommt der Einfluß des polizeilichen Denkens zum Ausdruck, wie es damals überall in Deutschland herrschte. Im Vergleich zu anderen Landschaften ist die Verordnungstätigkeit nur schwach ausgeprägt 213 . Die Verordnungen bewegen sich fast nur im engeren Bereich des Weistumsrechts und ersetzen dieses nicht. Auch gegenüber der kurfürstlichen Administration und Gerichtsbarkeit grenzte sich das Kloster weiter ab. Es gab die kurfürstlichen Verordnungen im Bedarfsfall weiter, unterband aber den Rechtsgang an das Amtsgericht und übte die Gemeindeaufsicht aus. Insgesamt kann festgestellt werden, daß das landsässige Kloster St. Matthias im Gebiet der «Abtei» eine gewisse autonome Stellung erreichte.

II. Die Jahrgedinge in Palzem-Dilmar Die Zahl der überlieferten Jahrgedinge in Palzem ist nicht so umfangreich wie in Krettnach 214 . Darin äußert sich die unterschiedliche Dichte der herrschaftlichen Bindungen und Beziehungen. Die Überlieferung in Palzem-Dilmar bildet für das Gebiet «Saarburg» im klösterlichen Besitz keine Ausnahme, sondern ist mit der Überlieferung aus den übrigen Orten vergleichbar 215 . Bemerkenswert sind die 213 Zum Vergleich mag das benachbarte Fürstentum Nassau-Saarbrücken dienen. Hier waren im 18. Jahrhundert an die Stelle der Weistümer die vom Landesherrn verkündeten Dorfordnungen getreten. Vgl. dazu: N . M . SCHERER, Die Landgemeindeverwaltung im Fürstentum NassauSaarbrücken 1735-1793, jur. Diss., Saarbrücken 1971, S. 16-39; S. 166-167. 214 Vgl. die nachfolgende Tabelle 49 mit den Tabellen 38 und 42 S. 167 und 183. Während aus Palzem-Dilmar vom 16. bis 18. Jahrhundert 27 Jahrgedinge überliefert sind, gibt es aus Krettnach 85. 215 Nennig letztes Jahrgeding unter Klostervorsitz 1784; LHAK 210/1551 S. 93-95. Letztes Jahrgeding unter gemeinschaftlichem Vorsitz mit den Herren von Berg 1789; LHAK 210/1551 S. 101-124. Weitere Jahrgedinge in LHAK 210/2269. In Sinz letztes Jahrgeding 1771; LHAK 210/2284 S. 172-180. 1779 bestätigten die Schöffen nochmals die Rechte des Klosters; LHAK 210/1607 S. 139-141. In Soest letztes Jahrgeding 1783; LHAK 210/1615 S. 77-82. Weitere

211

Tabelle 49: Übersicht Aber den Inhalt der Jahrgedinge aus Palzem-Dilmar Jahr 1571 1572 1573 1579 1633 1669 1670 1671 1679 1680 1685 1692 1694 1702 1707 1711 1715 1721 1725 1731 1747 1751 1757 1760 1763 1770 1771 27

Rügen

1 1 5 5 4 3 2 2 2 4

Klagen 2 1 2 1 5 6 1 1 5 1

Bitten

Pfandlisten

Verordnungen

40

47

1783

8-11 17-23 23-30 55-56 194 187-188 24-27 34-35 45-46 57-60 64 66 68-69 204-206 77-78 79-82 83-84 92 96 100-101 112-113 119-122 130-132 138 142-144 149-154 158-162

1450 2244

1 1 1 1

1450 2244

1 1 1 1

2 4

Seite

1

4 5

1 1 1 2 3 3

Bestand1

4

1 1

2 1

3 1 1 2 6 2

2

2

22

1 Bestand: LHAK 210

w e n i g e n Gerichtstage, die in d e n siebziger Jahren des 16. Jahrhunderts in fast allen Orten dieses Klosterbesitzes stattfanden und g e m e i n s a m überliefert s i n d 2 1 6 . A n l ä ß l i c h der Weistumsniederschriften sind im 16. Jahrhundert keine Gerichtsp r o t o k o l l e ü b e r l i e f e r t 2 1 7 . A u f die lange U n t e r b r e c h u n g durch den 30-jährigen Krieg wird in vielen Texten ausführlich h i n g e w i e s e n 2 1 8 . Jahrgedinge in LHAK 210/2283. In Tettingen-Butzdorf letztes Jahrgeding 1771; LHAK 210, 2243 S. 98-103. Weitere Jahrgedinge in LHAK 210/1551 und 1617. In Rommelfangen letztes Jahrgeding 1771; LHAK 210/2282 S. 119-121. Weitere Jahrgedinge in LHAK 210/1551 ; 1598 und 1599. In Kahren letztes Jahrgeding 1771 ; LHAK 210/2245 S. 71-77. Weitere Jahrgedinge in LHAK 210/1503 und 1551. Jahrgedinge von Helfant in LHAK 210/1471 und 1551. 216 LHAK 210/7183. Neben Palzem-Dilmar (Vgl. Tabelle 49) waren es 1571 Nennig; S. 1-6. Helfant; S. 12-17. 1572 Tettingen; S.21 und Nennig S.22. 1575 Helfant; S.31-38. 1576 Rommelfangen; S. 39-40. 1578 Tettingen; S. 41-44. 1579 Helfant; S. 45-50 und Kahren S.44. 217 1526 und 1600 waren die Weisungen mit der Huldigung und Einführung des neuen Abtes verbunden; LHAK 210/2207 S. 49-56 und 2225 S. 123-134. 1572 wurde als Grund für die 212

Für Palzem-Dilmar und einen Teil der Gerichte bilden die Jahrgedinge 1771 den Abschluß der Überlieferung 219 . Die Gründe dafür sind nicht klar, liegen aber möglicherweise in den ständigen Auseinandersetzungen mit dem Amt Saarburg über die Abgrenzung der gegenseitigen Gerichtsrechte, die 1793 durch ein rechtskräftiges Urteil des kurfürstlichen Hofgerichts in Koblenz entschieden wurden 220 . Betrachtet man den Inhalt der Gerichtsprotokolle näher, so muß erwähnt werden, daß im 16. Jahrhundert unter dem Stichwort Gerichtshändel nur Zivilstreitigkeiten verhandelt wurden, die sich fast immer auf das Eigentum an Grundstücken bezogen. Eine Ausnahme stellt 1573 die Verhandlung über die Übertragung der Pflegschaft für Waisenkinder dar, in der Übersicht als Rüge aufgeführt, die vom Schöffengericht geregelt wurde. Rügen des Gerichts fehlen in den Niederschriften des 16. Jahrhunderts. Es entsteht der Eindruck, daß die klösterliche Administration und Gerichtsbarkeit besonders im Vergleich zum Gebiet der «Abtei» geringer ausgebildet war 2 2 1 . Erst mit dem ersten Jahrgeding 1669 nach dem 30-jährigen Krieg erreicht das Kloster diesen Stand. Der Ablauf des Jahrgedings entspricht nun in formaler Hinsicht dem Verfahren im Gebiet der «Abtei» 222 . Insbesondere wird versucht, Rügen und Klagen getrennt aufzuführen, die aber auch hier vom Inhalt her nicht mehr klar zu unterscheiden sind 223 .

218

219 220 221

222 223

Zusammenkunft nur die Weisung und Renovation der Zinsen angegeben; LH AK 210/1450 S. 25. Gleiches gilt für 1521 u. 1530; S. 1-7 u. 8-11. Das erste Mal trafen Huldigung, Weisung und Abhaltung des Jahrgedings 1702 zusammen. Aus diesem Anlaß wurden alle Gerichte in ein gemeinsames Buch aufgenommen; LHAK 210/2248. In Palzem LHAK 210/1450 S. 181. Abt Martin Feiden (1649-75) kam 1669, nach langen Kriegswirren zur handhabung dero gotteshaus wolherkommener iurisdiction ein freies jahrgeding in ihren grundhöfen zu halten. Ähnlich in Nennig 1669; LHAK 210/1551 S. 1. Abt Martin kam nach langwierigen Kriegszeiten. Die Rüge aus dem Jahre 1633 in Palzem-Dilmar (vgl. Tabelle 49) wurde nicht auf einem Jahrgeding vorgebracht, sondern vom Meier, der sich dazu in das Kloster nach St. Matthias begeben hatte; LHAK 210/1450 S. 194. Er rügte Zins- und Fronversäumnis eines Gehöfers. Vgl. Anmerkung 215. Aus Nennig, Sinz und Soest sind spätere Texte überliefert. Streitfälle zwischen 1773-93 in LHAK 1 C 19183. Das Gerichtsurteil 1793 in LHAK 1 C 19171. Dieser Eindruck wird verstärkt durch die Bitte der Schößen 1572, nachdem sie das Weistum und die Zinsen erneuert hatten, in Palzem ein Gerichtsbuch anzulegen. Sie wollten es sogar selbst bezahlen. Dadurch wird der -unsch der Gehöfer nach Rechtssicherheit vor allem bei den Güterübertragungen deutlich; LHAK 210/1783 S. 23. Hier ist noch auf die Ausführung zur Anlegung schriftlicher Gerichtsaufzeichnungen im Kapitel H.I. Anmerkungen 47-50 S. 175f. hinzuweisen. Der Kurfürst erließ für seine Ämter 1574 eine solche Anordnung; S c o r n i , Nr. 113. S. 495. LHAK 210/1450 S. 181-188. Rügen als Vergehen im öffentlich-rechtlichen Bereich und Klagen als dem zivilrechtlichen Bereich zugehörig versuchte man zu trennen. Schon 1669 kam es zu Schwierigkeiten. Ein vom Gericht vorgebrachtes Fronversäumnis wurde als Rüge und ein durch einen Gehöfer vorgebrachtes Zinsversäumnis wurde unter den Klagen aufgeführt; LHAK 210/1450 S. 187-188. Sie sollten deshalb auch hier gemeinsam untersucht werden.

213

Der Neuanfang nach dem Krieg war sehr schwierig. Im Jahrgeding 1669 waren von den 13 aufgeführten Gehöfern aus Palzem-Dilmar 9 abwesend 224 . Dieses Verhältnis normalisierte sich, und man kann davon ausgehen, daß die Gehöfer immer fast vollständig am Jahrgeding teilnahmen 225 . Die besondere Bedeutung dieser ersten Jahrgedinge 1669 und 1670 drückt sich auch in der erhöhten Zahl von Rügen und Klagen aus 2 2 6 . Beim Vergleich der jeweiligen Urheber und Adressaten mit der Übersicht von Krettnach 2 2 7 ist eine ähnliche Vielfalt von Beteiligten festzustellen. Gleichzeitig läßt sich eine deutliche Schwerpunktverschiebung erkennen : sowohl bei den Rügen als auch bei den Klagen stehen die einzelnen Gehöfer eindeutig im Vordergrund. Sie bringen fast die Hälfte aller Fälle vor, während das Gericht nur bei etwa einem Viertel von sich aus tätig ist 228 . Dies dürfte eine Folge der umstrittenen Rechtslage gewesen sein, die, im Gegensatz zum Gebiet der «Abtei», dem Gericht in Palzem-Dilmaer nur eingeschränkte Zuständigkeiten zuwies 229 . Demgegenüber bringt die Aufschlüsselung nach Adressaten ein mit Krettnach vergleichbares Ergebnis 230 . Die Zuweisung der Rügen und Klagen aufgrund ihres Inhalts zu den einzelnen Sachgebieten weist im Vergleich zu Krettnach einige Abweichungen auf 2 3 1 . Wegen der geringen Anzahl der Jahrgedinge im 16. Jahrhundert und wegen ihres zivilrechtlichen Inhaltes muß sich der Vergleich im wesentlichen auf die Weistümer des 17. u. 18. Jahrhunderts beschränken 232 . Dabei ergibt sich aus den prozentualen Anteilen, daß jeweils fast die Hälfte aller verhandelten Tatbestände wie in Krettnach einen unmittelbaren Bezug zu den in den Weistümern dem Kloster gewiesenen herrschaftlichen Rechten hatte 2 3 3 . Demgegenüber stellen sich die beiden übrigen Schwerpunkte - Angelegenheiten der dörflichen Wirtschaftsordnung und zivilrechtliche Ansprüche - in umgekehrter Bedeutung dar. In Palzem-Dilmar machen die zivilrechtlichen Verfahren mit 30 % einen weit größeren Anteil aus als

224 LHAK 210/1450 S. 103. Von den Auswärtigen fehlten 4 aus Bredimus von 5, der eine aus Nennig. Der Müller, der aus Trier war, und ein Gehöfer aus Tarbern waren anwesend. 225 Die Übersicht von 1702 weist für Palzen-Dilmar von 23 Gehöfern nur 2 Abwesende auf. Ähnliches gilt für die übrigen Orte; LHAK 210/2248 S. 37. 226 Vgl. Tabelle49. 1669 waren es 5 Rügen und 5 Klagen und 1670 waren es 5 Rügen und 6 Klagen. Das ist fast ein Viertel aller Rügen und Klagen. 227 Vgl. Tabelle 50 mit den Tabellen 39, 44 und 45. 228 In Tabelle 50 Teil 4, Absätze 2, 3 , 4 und 5 ergeben zusammen für das Gericht als Urheber 27,1 %. 229 Vgl. dazu die Weistumsanalyse in Kapitel G.II. Diese Vermutung soll in der nachfolgenden Untersuchung des Inhalts der einzelnen Rügen und Klagen überprüft werden. 230 Vgl. Tabelle 50 mit den Tabellen 44, 45 und 39. In Tabelle 50 ergeben Teil 4 Absatz 1, 6 und 9 zusammen 73,1 % als Adressat für einzelne Gehöfer. In Krettnach waren es 81,8 und 79%. Bei den Adressaten bilden demnach in Palzem-Dilmar die Gehöfer mit 73,1 % und die Gemeinde mit 13,5% die beiden mit Krettnach vergleichbaren Schwerpunkte. 231 Vgl. Tabelle 52 mit den Tabellen 40 und 46. 232 Vgl. Tabelle 49 und Ausführungen S. 211 f. 233 Die Tabelle 46 weist für Krettnach im 17. und 18. Jahrhundert einen entsprechenden Anteil von 4 6 % aus. Die Tabelle 51 zeigt für Palzem-Dilmar 49,4%.

214

Tabelle SO: Aufschlüsselung des Inhalts nach Urhebern und Adressaten Urheber 1. Aufschlüsselung der Rögen: 40 1. Privatpersonen 2. Gericht 3. ungenannt (Gericht) . 4. Meier 5. Schöffen 6. etliche (Privatpersonen) 7. Klostervertreter 8. Vikar 9. Auswärtige 10. Gemeinde 11. Bote 2. Aufschlüsselung der Klagen: 47 1. Privatpersonen 2. Gericht 3. ungenannt (Gericht) 4. Meier 5. Schöffen 6. etliche (Privatpersonen) 7. Klostervertreter 8. Vikar 9. Auswärtige 10. Gemeinde 11. Bote 12. Hofmann 13. Wirt 14. Amtmann von Saarburg

17 3 2 3 1

4. Zusammenfassung insgesamt: 89 1. Privatpersonen 2. Gericht 3. ungenannt (Gericht) 4. Meier 5. Schöffen 6. etliche (Privatpersonen) 7. Klostervertreter 8. Vikar 9. Auswärtige 10. Gemeinde 11. Bote 12. Hofmann 13. Wirt 14. Amtmann von Saarburg

%/40 42,5 7,5 5 7,5 2,5

-

-

8 2 1 1 2 40

20 5 2,5 2,5 5 100 %/47 53,2 8,5

25 4 -

9 1

-

19,2 2,1

14 1

°/„/40 35 2,5

-

-

1

2,5

-

-

11

27,5

-

-

-

-

3 10

7,5 25

-

-

40

100

31 1

%/47 66 2,1

-

-

-

-

4

8,5

4 5 1

-

-

-

-

1 1 1 2

2,1 2,1 2,1 4,3

1 2

2,1 4,3

-

-

-

-

47 3. Aufschlüsselung der Bitten: 2 1. Schöffen 2. Klostervertreter 3. Gemeinde

Adressat

100

-

1 1 47

1

-

-

2

1 2 42 7 2 12 3 -

12 2 2 2 3 2 -

89

8,5 16,7 2,1

_ _

2,1 2,1 100

2

%/»

47,2 7,9 2,3 13,5 3,4 -

13,5 2,3 2,3 2,3 3,4 2,3 -

-

100

45 2 -

1 4 16 3 -

4 12

%/» 50,6 2,3 -

1,1 4,5 18 3.4 -

4,5 13,5

-

-

-

-

1 1 89

1,1 1,1 100

215

Tabelle 51: Aufschlüsselung der Rügen, Klagen und Bitten nach ihrem Inhalt Klagen

gesamt

% von 90

% von 45

17

18,8

37,8

13,3

26,7

15,5

31,1

2,2

4,4

1. Herrschaftliche Rechte 1.1. als Gerichtsherr: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.

Jahrgedingsversäumnis Bußen/Rügen nicht ausgeführt Gerichtskosten nicht bezahlt Gegen Verbotsgewalt/Meier Diebstahl Beleidigung Vollstreckungsbegehren Schaden ohne Gericht geregelt Anrufen eines fremden Gerichts Pfandverweigerung Gerichtskosten nicht bezahlt Begehren eines SchöfTenbuches Bitte um Bußenermäßigung Gesamt:

1.2. als Bannherr: 1. Waldfrevel 2. neue Wege

4 7 1

3. Gebühr für Bannmarken fehlt

12

Gesamt:

1.3. als Grundherr: 1. 2. 3. 4. 5.

1 5 2 3 3

neue Zinsverteilung Zinsversäumnis Fronversäumnis Güterübertragungen Umwandlung von Gütern Gesamt:

14

1.4. als Zehntherr: 1. Zehntversäumnis Insgesamt: herrschaftliche Rechte

2. Ortskirebe: 1. Meßweinlieferung

19

45

49,4

1,1

3. Dörfliche Wirtschaftsordnung 1. 2. 3. 4. 5.

Schadhafte Hecken Felder brach Feldschaden am Wegrand versperrte Wege Weinberg offen

6. Behinderung beim Pflügen/Zaun Gesamt:

4. Zivilrecht: 1. Erbschaften (Güter) 2. Streit beim Güterkauf

216

8,9

100

Tabelle 51: Fortsetzung Klagen

1

11 1 1 1 1 1

20

27

5. Gemeinde: 1. Wege nicht angelegt/gepflegt

1

5

6. Kompetenzstreit mit anderen Herren: 1. fremde Herrschaften 2. Amtmann von Saarburg

1 1

3 1

2

4

47

90

3. 4. 5. 6. 7. 8.

Streit um Grundeigentum Streit bei Güterteilung Landverpfändung Schulden Pflegekindregelung Botenentgelt fehlt Gesamt:

Gesamt: Insgesamt:

7 1 1 1

gesamt

% von 90

% von 45

30 5,5

4,4 100

in Krettnach 234 . Die Unterschiede zu Krettnach werden in der Einzelbetrachtung noch deutlicher, da der prozentuale Anteil allein nur ein ungenauer Vergleichsmaßstab sein kann und vor dem verfassungsrechtlichen Hintergrund gesehen werden muß. Aufgrund der Aussagen der Weistümer stand dem Kloster die Gerichtsbarkeit mit Ausnahme der Fälle von Körperverletzung, Diebstahl und Beleidigung zu 2 3 5 . Gerade diese Fälle bildeten den überwiegenden Teil der Rügen und Klagen dieses Bereiches in Krettnach 2 3 6 . In Palzem-Dilmar gibt es nur zwei Fälle, die mit diesen Sachverhalten zu tun haben 2 3 7 . Im übrigen beziehen sich die unter dem Sachgebiet «Gerichtsherrschaft» zusammengefaßten Beispiele überwiegend auf Gerichtsverfahrens- und Gerichtskostenfragen, die nicht den sachlichen Zuständigkeitsbereich des Gerichts berühren. Auf die im Weistum gewiesenen Bannrechte beziehen sich die Rügen und Klagen über Waldfrevel und das Verbot zum Anlegen neuer Wege. Eine Klage des Hofmannes, der an den drei im Weistum gewiesenen Gerichtstagen die Schöffen verpflegen mußte, auf 6 Albus von jedem beim Bannrundgang eingesetzten 234 Die Tabellen 40, 46 und 51 weisen aus: Palzem-Dilmar Krettnach 16., 17./18. Jhd. Dörfliche Wirtschaft 8,9% 22,4% 38,4% Zivilrecht 30,0% 6,5% 12,4% 235 Vgl. Tabelle 16. 236 Aufgrund der Tabelle 46 sind es rund 8 0 % aller sich auf die Gerichtsherrschaft des Klosters beziehenden Fälle. 237 1670 beleidigten die Erben des verstorbenen Meiers den neuen Meier, der die neuen Aufgaben weiterführen wollte; LHAK 210/2244 S. 26. Nur noch aus Nennig ist - unter anderen rechtlichen

217

Markstein, wies das Gericht zurück 238 . Die Sicherung der Banngrenzen bildet in den Jahrgedingen der anderen Gerichte häufiger einen Beratungspunkt, zumal damit Eingriffe benachbarter Gemeinden abgewehrt wurden 239 . Andere Bannrechte, wie z.B. das Setzen der Maße oder das Jagdrecht, werden in den Jahrgedingen selten erwähnt 240 . Die verhandelten Gegenstände aus dem grundherrlichen Bereich entsprechen dem Stand der Weistümer und beziehen sich überwiegend auf die Grundzinsen und die Fronen 241 . Sie bilden auch in den Jahrgedingen der anderen Gerichte einen Schwerpunkt 242 . Der gleiche Bezug zum Weistum gilt für die Zehntversäumnisse und die Lieferung des Meßweines, zu dem laut Weistum der Wirt oder Hofpächter

238 239

240

241 242

218

Voraussetzungen - im gemeinschaftlichen Jahrgeding mit den Herren von Berg 1789 ein Gehöfer wegen schwerer Beleidigung der Herrschaft zu 15 Goldgulden und der Androhung der Exemtion verurteilt worden; LHAK 210/1551 S. 115-118. Das Diebstahlsdelikt bezog sich auf Obst, als der Kellner 1770 die Palzemer rügte, weil einige heimlich die Obstbäume geschüttelt und das Obst mitgenommen hätten; LHAK 210/2244 S. 77. Ein ähnlicher Fall von Diebstahl wurde 1707 in Sinz gerügt und deshalb die Einsetzung von 2 Prätoren (Feldschützen) verordnet; LHAK 210/1551 S. 71. LHAK 210/1450 S. 204. Weil es in Sinz 1692 keine Bannmarken gab, wollten sie sich an den Amtmann wenden; LHAK 210/1551 S. 35. Im gleichen Jahr bezeichneten in Soest die Schöffen den Busch mit drei Marken; LHAK 210/2283 S. 10. In Rommelfangen forderten die Schöffen und der Meier eine Bannbegehung 1671; LHAK 210/2282 S. 25. Das gleiche wurde 1702 in Tettingen-Butzdorf gefordert, wobei der Kellner auf das Urbar von 1529 verwies; LHAK 210/2243 S. 15. Hier rügten auch die Schöffen, daß der Herr von Berg entgegen dem Weistum drei Marken gesetzt hatte, 1707; LHAK 210/1551 S. 68. In Soest sollten 1783 die Bannmarken überprüft werden; LHAK 210/ 1615 S. 77-82. In Palzem-Dilmar wurde 1770 verordnet, daß die Maße, dazu gehörten auch die Elle und die Gewichte, regelmäßig zu überprüfen seien; LHAK 210/2244 S. 154. Vgl. dazu auch die nachfolgenden Tabellen 52 und 53. In Nennig wurde 1711 ein Wirt gerügt, weil er Bier verzapft hatte, ohne sein M a ß nach den Vorschriften des Schöffenweistums geholt zu haben. Er erhielt eine Buße von 12 Albus und das Gericht V2 Sester Wein; LHAK 210/2269 S. 83-84. 1707 wurde in Nennig der Kellner von einigen Gehöfern verprügelt, als er die Schweine zählen wollte, um die Abrechnung zur Zahlung des Dem zu erstellen; LHAK 210/1551 S. 62-63. Vgl. dazu im Kapitel G.II.2. die Anmerkung 244. Vgl. die Tabellen 16 und 51. Dabei spielt die Verteilung der Zinsen auf die einzelnen Parzellen eine große Rolle. 1670 erklärten die Schöffen in Sinz, daß sie die Zinsverteilung nicht mehr wissen; LHAK 210/2284 S. 11.100 Jahre später wird eine Renovation durchgeführt. Im Anschluß daran wollten auch die Abtei Mettlach und der kurfürstliche Vertreter eine neue Zinsumlage durchführen; LHAK 210/2284 S. 156. In Tettingen forderte ein Gehöfer 1702 ebenfalls eine neue Zinsverteilung; LHAK 210/2243 S. 10. In Rommelfangen wiesen die Schöffen 1747 ebenfalls darauf hin, daß die Zinsgüter mittlerweile untereinander verkauft und vertauscht seien; LHAK 210/2282 S. 95. Als zweites ging es um die Hühnerabgabe. 1702 verlangte der Kellner in Nennig, ihm keine alten Hähne anstatt der Kapaunen zu liefern. 1707 verlangte der Kellner 1 Rauchhuhn vom Hirtenhaus, das aber nach Aussage des Schöffen seit Jahren verfallen ist; LHAK 210/1551 S. 71 in Sinz. Nur aus Kahren wird die Umwandlung der Hühnerabgabe 1669 in eine Geldabgabe von 3 Albus gewünscht; LHAK 210/1471 S. 8. Die Rüge von Fronversäumnissen ist nur aus Palzem-Dilmar überliefert; LHAK 210/1471 S. 11. Dabei wurde darauf hingewiesen, daß der Gehöfer seine Arbeit nachgeholt hat.

verpflichtet war 243 . Über die Zuständigkeit des Gerichts hinaus brachten die Ortsgeistlichen vereinzelt auch erzieherische Probleme 2 4 4 oder andere Streitpunkte vor 2 4 5 . Der Inhalt der Rügen und Klagen, die sich auf die dörfliche Wirtschaftsordnung im engeren Sinn beziehen, unterscheidet sich vom Beispiel Krettnach. In Palzem-Dilmer stehen die vorgebrachten Sachverhalte ausschließlich und unmittelbar im Zusammenhang mit Grundstücksangelegenheiten. Nur gering ist die Zahl der direkten Schadensfalle, die beispielsweise durch Vieh in den Feldern oder Weinbergen verursacht wurden; dies gilt auch für die baupolizeilichen Tatbestände (verfallene Häuser, Verstöße gegen die Feuerordnung) 246 sowie für den zivilrechtlichen Bereich. Hier haben die verhandelten Fälle ebenfalls fast immer einen Bezug zu Grundstücken. Vor allem reine Geldschuldenangelegenheiten oder auch Pflegekindfalle sind äußerst selten 247 . Während die baupolizeiliche Überwachung nicht durch die Zuständigkeit des Gerichts im Weistum abgedeckt ist und von daher die fehlenden Rügen zu erklären sind, stellt die geringe Zahl der Rügen zur Viehhaltung eine Besonderheit dar; wenn man die klösterlichen Verordnungen zum Vergleich heranzieht, kann man nämlich feststellen, daß sich fast ein Fünftel aller Verordnungen mit dieser Thematik befassen 248 . Bei der Durchsicht der Jahrgedinge der übrigen Gerichte im Gebiet «Saarburg» ergibt sich der gleiche Sachverhalt 249 . Zum Teil können die Rügen in den nicht näher aufgeschlüsselten Pfandlisten der Feldschützen enthalten sein 250 . Andererseits sind die wiederholten Verordnungen, daß Grundstücksverkäufe vor das Schöffengericht gehören, ein Hinweis darauf, daß die Gerichtsautorität des klösterlichen Schöffengerichts immer wieder in Frage gestellt wurde 251 . Das geschah zunächst durch die Gehöfer und die Gemeinden selbst, die unter Umgehung der klösterlichen Jurisdiktion die einge-

243 Vgl. Tabelle 16. 244 In Nennig rügt der Pastor 1680, daß die Kinder noch bis Mitternacht draußen herumlaufen; LHAK 210/1551 S . l l . 245 In Helfant rügten die Pfarrangehörigen, daß die Filialkirche baufällig und der Grund- und Zehntherr zur Reparatur verpflichtet sei. Sie wurden aber abgewiesen und sollten die Reparatur aus eigenen Mitteln vornehmen; LHAK 210/1551 S. 27. In Tettingen begehrte der Pastor 1669 den Zehntteil der Strafe, die von der Gemeinde bei Feldschäden erhoben wurde; LHAK 210/ 1617 S. 19. 1751 weigerte er sich hier, aus Anlaß des Jahrgedings die Glocke zu läuten, um die auswärtigen Gehöfer herbeizurufen. Er war der Meinung, daß die Glocke nur aus religiösen Anlässen geläutet werden dürfe; LHAK 210/2243 S. 6 0 - 6 3 . 246 Vgl. Tabelle 46. Sie machten in Krettnach rund 10% aller Rügen und Klagen aus. In PalzemDilmar gehören zwei Rügen, die unter der Gruppe der Waldfrevel eingeordnet sind, dazu. Einmal war Vieh im Brühlbusch und einmal im Wald; L H A K 210/2244 S. 154 und S. 161-162. 247 Nur im 16. Jahrhundert wird 1573 auf eine Pflegekinderregelung hingewiesen, als das Gericht die Vormundschaft eines Gehöfers bestätigt; L H A K 210/1783 S. 25. Die Geldschulden stammen 1679 aus einem Geldkauf; LHAK 210/2244 S.45. 248 Vgl. die nachfolgenden Tabellen 52 und 53. 249 Für die Jahrgedinge wird auf die Belegnummern in Anmerkung 215 dieses Kapitels verwiesen. 250 Vgl. Tabelle 49 Pfandlisten von 1751 und 1757. In Rommelfangen gibt es sie aus 1747; LHAK 210/2282 S. 95. 251 Vgl. Tabellen 52 und 53 Abs. 2. Tettingen 1770; L H A K 210/2243 S.96.

219

Tabelle52: Inhalt der Verordnungen: zeitlich gegliedert Jahr

Inhalt

1680 1685 1692 1715

-

1747 1751 1757 1763 1770

-

LHAK 210 Be- Seite stand

Schweine sichern - Strafe 2 Goldgulden 2244 60 Schweine sichern - Beobachtung durch Gericht 64 Verbot - Fußwege anlegen - 1 Florin 66 Verbot - Anlegen neuer Wege - 6 Albus 83 Verbot - Vieh in den Gärten - 6 Albus, Schweine 3 Albus 83 Zäune von Weingärten schließen - Meier prüft 83/84 Wilde Bäume im Weinberg schlagen 84 Verbot - Anlegen neuer Wege 112 Landverkäufe nur vor dem Schöffengericht und Eintragung ins Gerichtsbuch 112 l Zäune bis / 2 März um Gärten bis '/ 2 April um Wiesen 113 Verordnungen von 1547 wiederholt 120 Gericht - Zaunüberprüfung - Anzeigepflicht 130 Gericht - Wald- und Grundbußen einzunehmen 132 Vieh muß in die Gemeindeherde 143 Grundstücksverkäufe nur vor dem Gericht 145 Grundstücksverkäufe nur vor dem Gericht - sonst bleiben die Lasten bestehen (Fron +Zins) 149 Verbot - Anlegen neuer Feldwege, wenn Feld bebaut 150 Heimliche Regelung von Schäden ohne Gericht verboten: 36 Albus 151 Wegen Holzmangel keine Planken zum Einzäunen (kurfürstliche Verordnung) 153 Abschaffung der Geißen innerhalb 1 Monats - Buße nach Landesverordnung 153 Maße ordnungsgemäß überprüfen 154 Kaufbeurkundungen nur vor Gericht - 1 Goldgulden 159 Gericht und Gehöfer sollen das Schöflenweistum beachten 159

TabelIeS3: Inhalt der Verordnungen: nach Sachbereichen gegliedert % von 23 1. Bann bezirk nicht genehmigte We Überprüfung der Ma 2. Gericht Aufgaben des Geriet Grundstücksverkäufi 3. Dörfliche Wirtschaft

220

tretenen Schadensfalle privat regulierten 252 oder auf kommunaler Ebene ahndeten 253 . Die Probleme des klösterlichen Schöffengerichts werden auch deutlich, wenn es ihm nicht immer gelingt, die Gerichtsentscheidungen auch durchzusetzen 254 . Die Ursache für diese Schwäche lag zu einem erheblichen Teil im Konkurrenzverhältnis zum kurfürstlichen Amt Saarburg 255 . Zur Klärung dieses Verhältnisses und zur Unterstützung seiner Ansprüche hat das Kloster mehrmals beim Kurfürsten oder dem kurfürstlichen Hofrat, dem höchsten Gericht, interveniert. Im Anschluß an den Erlaß der neuen Amtsordnung von 1574, welche die Gerichtsherrschaft des Klosters dadurch stark beeinträchtigte, daß die Möglichkeit eingeräumt wurde, das kurfürstliche Gericht im Amt anzurufen, konnte das 252 Vgl. Tabelle 52 und die Verordnung von 1770, wonach das Kloster die heimliche Regelung von Schäden ohne Hinzuziehung des Gerichts verbot; LHAK 210/2244 S. 151. In Nennig rügen 1669 die Hofpächter die Gemeinde, weil sie den im Bann verübten Schaden schätze und reguliere. Dem Zehntherr entstanden dadurch Nachteile bei seinen Einnahmen; LHAK 210/1551 S.6-8. 253 In Tettingen begehrte der Zender 1669 '/io von den Gemeindestrafen; LHAK 210/1471 S. 3. Die Gemeinde billigte es ihm zu. In einer anderen Niederschrift dieses Weistums war es der Pastor, der den zehnten Teil der von der Gemeinde eingenommenen Strafgelder verlangte; LHAK 210/1617 S. 19. Diese Angabe dürfte wahrscheinlich stimmen, da der Pastor dieses Zehntel als Äquivalent für den entgangenen Zehnten ansah. In Nennig wurde 1685 ein Gehöfer mit der Buße von 10 Albus belegt, weil er vorzeitig das Jahrgeding verlassen hatte. Der Zender sollte die Summe einfordern; LHAK 210/1551 S. 17. In Helfant rügte 1692 der Zender den Meier, weil dieser sich mit der Nachbargemeinde Wincheringen wegen der umstrittenen Viehweide geeinigt habe, ohne die Belange der Gemeinde zu berücksichtigen; LHAK 210/1551 S. 29. Hier bestätigten auch Gericht und Zender 1711 dem Kloster seine Waldrechte; LHAK 210/1471 S.53. In diesen Wäldern sollte der Gemeinde das Weiderecht zustehen. Auf Holzeinschlagrechte im Wald verwies 1671 die Gemeinde gegenüber dem Kloster in Tettingen; LHAK 210/1671 S. 32. Das Kloster lehnte diese Rechte unter Hinweis auf das Urbar 1529 ab. 254 Vgl. Tabelle 51. In Palzem-Dilmar sind in LHAK 210/2244 folgende Fälle überliefert: Ein Gehöfer erkannte die Verbotsgewalt des Meiers in Grundstücksangelegenheiten nicht an; S. 57. Grundbußen wurden nicht gezahlt; S. 77. Geldbußen wurden nicht entrichtet und Widerstand gegen die Pfändung; S. 161. Ein Gehöfer zahlte seinen Anteil am Schaden nicht; S. 158. Ein anderer leistete Widerstand gegen die Pfändung; S. 26. 1771 ist aus Nennig die Pfändung von Grundstücken wegen Bußenverweigerung überliefert; LHAK 210/1551 S.91. 1707 rügte der Kellner in Tettingen, daß die Gehöfer die Grundbußen verweigern; LHAK 210/1551 S. 68. Diese Verweigerung der Zahlung der vom Gericht ausgesprochenen Bußgelder gab es in Krettnach im 17. und 18. Jahrhundert nur selten; 3 Fälle von 315 Rügen und Klagen. Vgl. Tabelle 46. 255 In Kahren rügten Meier und Gericht, daß ein Pfand widerrechtlich auf dem Bann genommen worden war; LHAK 210/1551 S. 38 im Jahre 1692. In Helfant wurde die Gemeinde 1707 zu 1 Goldgulden verurteilt, weil sie im Auftrag des Amtmannes 3 Fuhren Backholz nach Saarburg geliefert hatte; LHAK 210/1551 S. 76. In Helfant ging es 1669 und 1685 um den Anspruch auf den Bienenfund zwischen Abt und Amtmann; LHAK 210/1471 S. 7 und S. 28-29. In Rommelfangen wurde 1673 ein Gehöfer gerügt, weil er beim Streit um eine Wiese sich an den Amtmann gewandt hatte. Weillen solches aber pure grundsachen sein, vermeind klage solches begure sich alhir im hoff zu besehen; LHAK 210/2282 S. 31.1692 war wieder ein Gehöfer wegen einer Wiese in Rommelfangen beim Amtmann; LHAK 210/1551 S. 25-26. 1669 machte ein Gehöfer einem anderen die gekauften Grundstücke streitig. Als Angeklagter war er der Meinung, daß das Sache des Amtmannes sei; LHAK 210/2244 S. 16. 1702 rügten die Gehöfer, daß der Amtmann seit einigen Jahren die Grundbußen verlangt habe; LHAK 210/2244 S. 73. In Kahren rügte das Gericht 1770, daß der Amtsbote gepfändet hatte; LHAK 210/2245 S. 69-70. 1771 ordnete der Amtsverwalter in Kahren an, daß die Kahrener Junggesellen zur Bannhütung verpflichtet sein sollten; LHAK 210/2245 S. 73-74. Weitere Beispiele in den Gerichtsakten; LHAK 1 C 19171 und 1 C 19183.

221

Kloster 1577 nach einer Beschwerde eine Klarstellung seiner Jurisdiktion durch einen Erlaß des Kurfürsten Jakob von Eitz erreichen 256 . Aufgrund seiner unbestrittenen Grundherrschaft in den Dörfern Palzem, Nennig, Helfant, Rommelfangen und Kahren im Amt Saarburg wurde das Recht eingeräumt, in Streitigkeiten, die Grund und Boden berühren, Zeugen zu gebieten und das Urteil durch Pfänden von beweglicher Habe und durch die Beschlagnahme von Grund und Boden zu vollstrecken 257 . Dieser Erlaß wurde in die Weistümer eingearbeitet oder im Anschluß an die Weisung jeweils verlesen 258 . Ahnlich wie im Bereich der «Abtei» versuchte auch hier das Kloster, sein Hochgericht in St. Matthias als Appellationsinstanz einzuführen, um sich stärker aus dem Amt zu lösen 259 . Das gelang nicht vollständig. Immerhin konnte das Kloster in dieser Funktion das Amt ausschalten; denn als Berufungsinstanz galt der kurfürstliche Hofrat oder das Konsistorium als höchstes für geistliche Fragen zuständige Gericht in Trier 260 . Insbesondere nach dem 30-jährigen Krieg war es notwendig, Eingriffe des Amtmannes abzuwehren 261 . Um 1728 häuften sich wieder die Streitfalle und 1729 erließ der kurtrierische Hofrat eine Sentenz, in der er die Rechte des Klosters bestätigte 262 . Seit den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts kam es erneut zu Übergriffen des Amtes 263 , die zu einem neuen Prozeß führten. Während des Verfahrens mußte der Amtsverwalter vom Hofrat ermahnt werden, Zurückhaltung im Verfolgen seiner Ansprüche zu üben bis ein Entscheid vorliege 264 . In der Prozeßphase intervenierten auch einzelne Schöffen256 Vgl. die Ausführungen zu diesem Problem in Kapitel H.I. und die Anmerkungen 47-50 S. 175f. und 54-57 S. 176. 257 SCOTTI I, Nr. 120 S . 5 0 5 und eine klösterliche Abschrift in L H A K 210/2219 S. 1 3 9 - 1 4 0 .

258 Vgl. dazu die Ausführungen in Kapitel G.II, bei der Analyse der Weistümer. 259 LHAK 1 C 19165 ohne numerierte Seitenzahlen. Inden Akten zur Klage 1790 vordem Hofrat ist ein Brief des Klosters. Er weist darauf hin, daß bereits in Originalakten 1600 die grundgerichten zu Nennig, Helfant, Palzem etc. schriftliche Handlung inter partes gepflogen, und daß damahlen die appellatoren von denen grundgerichtern ahn des gotteshaus Schulteis und Scheffen dahier zu St. Matheis appelliert werden, dessen sich aber das Gotteshaus zeithero begeben hat, also daß hierüber jetz und ferner keine questia. 260 LHAK 1 C 19165 Appellation in Grundbrüchen aber be ν all hiesigem Hofrath. 1680 in Rommelfangen an das Konsistorium; LHAK 210/2282 S. 46-47. An den Hofrat 1729; LHAK 210/1335. 261 Im Jahrgeding Soest wurde im Anschluß an die Weisung der kurfürstliche Erlaß von 1577 verlesen und auf seine Bestätigung 1670 hingewiesen; LHAK 210/2248 S. 60-61. Auf diese Bestätigung 1670 wird auch in den Gerichtsakten von 1790 hingewiesen; 1 C 19165 in LHAK. Vgl. BAT Abt. 63.2 Nr. 2. 262 LHAK 210/1335. Danach sollte das Kloster bei seinen hergebrachten Grundgerechtigkeiten und der Ausübung nach Ausweis seiner Schöffenweistümer und der erhaltenen kurfürstlichen concession und alter observantz verbleiben; nämlich in causa fundalibus schriftlich handlung anzunehmen, die gewohnliche jura als wohl straffen und waldbußen nach inhalt vorberuhrter Schejfenweisthumben erheben, in mobilibus pfänden lassen und die Appellation in solchen Urteilen beim hiesigen Hofrat vornehmen können. Als in Sinz 1751 ein Gehöfer nicht pfänden lassen wollte, wurde auf diesen Gerichtsstand verwiesen; LHAK 210/2284 S. 113. 263 In Kahren pfändete 1770 der Amtsbote widerrechtlich; LHAK 210/2245 S. 69-70. 1771 ordnete er widerrechtlich an, daß die Kahrener Junggesellen den Bann zu hüten haben; LHAK 210/2245 S. 73 -74. 1770 berichtete der Pastor, daß in Sinz das Amt widerrechtlich das Pfänden verhindert hatte; LHAK 1 C 19171 ohne Seitenzahlangabe. Weitere Fälle in 1 C 19183. 264 LHAK 210/1551 S. 87 in den Akten des Jahrgedings in Nennig 1777.

222

gerichte und verfaßten Entschließungen, in denen sie die Rechte des Klosters bestätigten 265 . Die Entscheidung des Hofrates war als Vergleich angelegt 266 . Die Abtei ging von ihrer Absicht auf die Mittel- und Civilgerichtsbarkeit ab, und das Amt Saarburg gestand dem Kloster die Grundherrlichkeit zu. Bei Abgrenzungsschwierigkeiten sollte eine kurfürstliche Kommission eingeschaltet werden. Aufgrund der Interpretation der bisherigen Erlasse von 1577, 1670 und 1729 war die Gerichtsbarkeit des Klosters auf die Güter, Wiesen, Feldmarken, Feldschäden, Hypotheken und sich darauf beziehende Rechtsstreitigkeiten beschränkt, welche den fundum unmittelbar betreffen und dabei zu einer real action geeignetschaftet sind, d. h. Grund und Boden unmittelbar berühren. Dazu zählten die Beurkundung der Grundstücksverkäufe oder des Grundstückstausches, die Verteilung bei Erbschaften, die finanzielle Belastung von Grundstücken, die Erhebung der Grundzinsen, das Recht auf die Fronen und die Exekution in solchen Angelegenheiten durch Pfändung. Bei Konkursen durften keine Urteile über die unterschiedliche Bedienung der verschiedenen Gläubiger gesprochen werden. Die Maße und Gewichte konnten vom Kloster bestimmt und entsprechende Vergehen geahndet werden, sofern es nicht zu einer größeren Untersuchung darüber kam. Kleine Märkte durften abgehalten und ein entsprechendes Standgeld erhoben werden. In die Zuständigkeit des Amtes hingegen fiel die Abhaltung ordentlicher Jahrmärkte, auf denen beispielsweise Vieh verkauft wurde. Aufgrund seiner Kompetenzen als Grundherr oblag dem Kloster der Schutz des Bannes; zu diesem Zweck sollten junge Burschen eingesetzt werden. Entstandene Schäden mußten von zwei Gerichtsschöffen geschätzt werden, die dafür je 6 Albus erhielten. Weil die bisherige Schätzung des Schadens willkürlich war, sollte eine Normierung in einer Verordnung vorgenommen werden 267 . Solche Schadensfalle waren im Jahrgeding zu rügen und es bestand das Recht zur Pfändung. In diesen Zuständigkeitsbereich gehörten auch die einfachen Felddiebstähle; bei solchen Fällen war auch eine Hausdurchsuchung erlaubt. Für schwere Diebstähle war das Amt zuständig. Eine feste Gebührenordnung sollte für die im Rahmen der Gerichtsbarkeit stattfindenden Versteigerungen erlassen werden. Sehr umfangreich waren die Ausführungen im kritischen Bereich der Rechtsmittel gegen Gerichtsentscheidungen, der Appellation. Klagen, die sich auf eine vermeintliche oder tatsächliche Kompetenzüberschreitung des klösterlichen Gerichts bezogen, waren nur beim kurfürstlichen Hofrat möglich. Wenn in konkreten Fällen, ζ. B. bei Excessen, Übertretungen, Nichtstrafung, das Amt und der Hofrat angerufen wurden, so sollte das Amt nicht sofort auf Ladung erkennen. Wenn sich Gehöfer gegen eine Jahrgedingsverfügung an das Amt wandten, weil 265 1779 auf dem Jahrgeding in Nennig; LH AK 210/1551 S. 97-99. Im gleichen Jahr in Sinz; LH AK 210/1607 S. 139-141. 266 LH AK I C 19171 ohne Angaben von Seitenzahlen. 267 Zu vergleichen sind hier die entsprechenden Verordnungen im Gebiet der «Abtei» in Tabelle 47 von 1785.

223

beispielsweise die Strafe zu hoch war, mußte das Amt sich mit der Oberschultheißerei in St. Matthias ins Benehmen setzen, um zu einem friedlichen Ausgleich zu kommen. Ohne richterliche Entscheidungen konnte es nicht tätig werden. Solange das Berufungsverfahren nicht eingeleitet war, konnte der Abt Einsicht in die Unterlagen nehmen. Zum Verfahren und der Verfassung des klösterlichen Gerichts bekräftigte der Hofrat den Erlaß des Kurfürsten von 1778, nach dem ein rechtskundiger Richter als Vorsitzender die Gerichtsbarkeit ausüben mußte, sonst waren die ausgesprochenen Urteile nicht rechtskräftig 268 . Das Gericht hatte zur Aufbewahrung seiner Unterlagen und der Gerichtsgelder eine Kiste mit Schloß zu benutzen, zu der der älteste und der jüngste Schöffe je einen Schlüssel besaßen. Des weiteren bestand das Kloster in Sinz nicht mehr auf seiner Ablehnung kurfürstlicher Schöffen. In der Übereinkunft wurde das Jahrgedingsgericht gemeinsam vom Kloster St. Matthias mit einem Meier, Gerichtsschreiber und drei Schöffen, vom Erzstift mit zwei Schöffen und vom Kloster Mettlach mit zwei Schöffen besetzt. Dieser Übereinkunft mußte das Kloster Mettlach noch zustimmen 2 6 9 . Ein inhaltlicher Vergleich dieses Urteils mit den Weistümern und den verhandelten Rügen und Klagen und den erlassenen Verordnungen ergibt eine weitgehende Übereinstimmung 270 . Das Kloster konnte das aus den Schöffen 271 und Boten 272 des jeweiligen Dorfes, zu dem auch die auswärtigen Grundstückseigentümer gehörten 273 ,

268 Diese Verordnung in gedruckter F o r m : L H A K I C 13290. Diese Verordnung war bereits Bestandteil der A m t s o r d n u n g von 1719 im §17. Vgl. SCOTTI II, Nr. 360 S. 795. Die Wiederholung dieser Verordnung auch in SCOTTI III, Nr. 741 S. 1295. Dieser erneute Hinweis durch K u r f ü r s t Clemens Wenzelslaus 1778 kann als Anzeichen d a f ü r gewertet werden, d a ß man sich im K u r f ü r s t e n t u m nicht überall d a r a n gehalten hat. 269 Z u dieser Frage sind die Streitigkeiten auf den Jahrgedingen in Sinz von 1747 bis 1771 ( L H A K 210/2282 S. 6 9 - 1 8 0 ) und die A u s f ü h r u n g e n in Kapitel G.II.6. zu vergleichen. 270 Vgl. die Tabellen 16-24, die Tabelle 51 und 52-53. 271 Die Schöffen n a h m e n eine herausgehobene Stellung ein. Nur in R o m m e l f a n g e n ist 1669 vom Meier ein A n t r a g auf die Entlassung eines Schöffen wegen einer Reihe von Verfehlungen gestellt worden, der aber vom Schultheiß abgewiesen wurde; L H A K 210/1599 S. 2 - 5 . Hier war 1692 ein Schöffe auch abgesetzt worden. Deshalb sollten die übrigen Schöffen dem Abt zwei taugliche M ä n n e r f ü r das A m t vorschlagen; L H A K 210/2282 S. 57-58. Auf diesen Zweiervorschlag wird a u c h 1600 in Palzem-Dilmar hingewiesen; L H A K 210/2225 S. 125-126. Ebenso 1692 in Tettingen; L H A K 210/1551 S. 33. Den Schöffen standen für ihre Arbeit bestimmte G e b ü h r e n zu, die normiert waren und häufig in die Weistümer Eingang gefunden hatten; L H A K 210/2225 S. 149 f ü r Helfant. 1680 in Rommelfangen; L H A K 210/1559 S. 2 5 - 3 0 . 1702 in Helfant; L H A K 210/1471 S. 4 5 - 5 0 . Zu den Weistümern sind die Tabellen 16-27 zu vergleichen. Den Schöffen stand auch ein Essen zu. Sehr umfangreich ist das vorgeschriebene Essen in K a h r e n ; L H A K 210/2218 S. 208. N u r in Tettingen rügten die Schöffen 1616 den Meier, d a ß er bei seiner A m t s ü b e r n a h m e sein Essen gegeben habe, als das Gericht noch nicht vollständig gewesen sei; L H A K 210/1617 S. 1 - 4 . Hier rügten sie auch die Ämterkumulation in einem H a u s . Indes Meiers Haus drei Dienst. Vater und Sohn sind Schöffen und dazu kommt das Meieramt. 272 Wichtigste A u f g a b e für das Gericht war die Einberufung aller G e h ö f e r zum Jahrgeding. D a s w u r d e in Sinz 1711 gerügt; L H A K 210/1617 S. 56. Ebenso in Tettingen 1751 ; L H A K 210/2243 S. 6 0 - 6 3 . 273 Sie wurden bei den Anwesenheitslisten immer getrennt aufgeführt. Als Beispiel Palzem-Dilmar 1.669; L H A K 210/1450 S. 183.

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gebildete Gericht unter Vorsitz seines Schultheißen mit der auf die Liegenschaften bezogenen Zuständigkeit erhalten 274 . Damit war es auch möglich, seine unmittelbaren Interessen am Bezug seiner Zinsen zu sichern und die verpachteten Höfe zu schützen.

III. Die Jahrgedinge in Weiskirchen Wie im Gebiet der «Abtei» und in den Orten des «Moselgaues» bildete das Weistum mit den darin gewiesenen Rechten und Pflichten die Grundlage für die Jahrgedinge. Seit 1569 und insbesondere seit 1573 sind die entsprechenden Protokolle mit lediglich einer größeren Unterbrechung für die Zeit von 1600 bis 1655 geschlossen überliefert 275 . Regelmäßig wird in den Texten vermerkt, daß das Weistum von 1576 am Anfang der Gerichtssitzung verlesen wurde 276 . Im Unterschied zu den bisher untersuchten Jahrgedingen, in denen die klösterlichen Gerichte ihre Tätigkeit zwar auf unterschiedlicher rechtlicher Grundlage, aber immer vor dem Hintergrund der alleinigen Grundherrschaft ausübten, ergeben sich in Weiskirchen aus dem Ineinandergreifen von klösterlicher und kurfürstlicher Gerichtsherrschaft Schwierigkeiten; diese tangieren immer wieder den Inhalt des Weistums und lassen es notwendig erscheinen, einzelne Bestimmungen neu auszulegen. Beim Ablauf des Jahrgedings wurden die Formalien genau eingehalten, da sie Rückschlüsse zulassen auf die Verteilung der Zuständigkeiten, die aus den Weistümern bekannt sind. Das Fragerecht, und damit der Vorsitz, stand dem Abt zu; Zeitpunkt und Anzahl der Jahrgedinge wurden vom Abt und dem kurfürstlichen Vertreter gemeinsam festgelegt, das Gericht war also beiden verpflichtet. Der Bote hatte die dingpflichtigen Gehöfer mit Namen einzurufen, der älteste Schöffe bannte das Jahrgeding im Namen des Kurfürsten, des Abtes, des Konventes, des Schultheißen, des Amtmannes von Grimburg, des Meiers, der Schöffen und der Einwohner 277 . Ebenso wurde das Ende der Gerichtssitzung formal korrekt vom Schultheißen des Klosters durch Aufheben des Bannes und Niederlegen des Gerichtsstabes festgestellt 278 . 274 Als Beispiel dafür kann die Führung der Grundgerichtsbücher bei den Schöffengerichten gelten, in die alle mit den Liegenschaften im Zusammenhang stehenden Vorgänge eingetragen wurden. Für Kahren LHAK 210/2317; für Nennig LHAK 210/2318; für Tettingen-Butzdorf LHAK 210/2319. 275 Vgl. die nachfolgende Übersicht. Sie enthält neben der Liste der Jahrgedinge auch Hinweise auf wichtige Sachverhalte. Es wurde darauf verzichtet, wie bei den Beispielen Krettnach und Palzem-Dilmar, alle Rügen und Klagen aufzuschlüsseln, weil sie sich im Rahmen des bereits Bekannten hielten. 276 Zuletzt im Weistum von 1786; LHAK 210/1494 S. 217. Einmal wurde 1720 das Weistum von 1513 vorgelesen; LHAK 210/2292 S.79. 277 LHAK 210/2227 S. 68-71, auf dem Jahrgeding von 1573. 278 LHAK 210/2227 S.81, auf dem Jahrgeding von 1573.

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Tabelle 54: Übersicht über die Jahrgedinge in Weiskirchen Jahr 1569 1573 1573 1574 1575 1575 1576 1577 1577 1579 1582 1583 1587 1589 1593 1594 1595 1596 1599 1655 1656 1658 1660 1661 1662 1663 1664 1665 1666 1666 1668 1669 1680 1684 1692 1693 1694 1697 1701 1702 1703 1704 1706 1707 1708 1709 1710 1712 1713 1714 1715

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Besondere Merkmale

Bestand LH AK 210/ 1490

Streit zwischen Fund-Diebstahl Pastor rügt fehlenden Zehnt Renovation der Abgaben Rechte der Gemeinde im Wald einzelne Klagen

1495 1490

Streit mit Junker von Dietz - Viehschaden Gericht schätzt Pfänder (75 Reichstaler) Schlägerei, Beleidigung, Maße Zoll für Metzger am Fest St. Jakob

1492 1490

Gemeinde gegen den Burgherrn in Weiskirchen

1492 1491

Heufronen; Weinausschank Weinausschank Weinausschank Weinfron; Heufron; geringe Gehöferzahl Korn- und Haferzinsen Weinfron; Schlägerei Mühlenpacht; Amtmann fehlt Anteil am Weinzapfrecht; Festnahmerecht Amtmann nicht anwesend

1492 1491 1492

Jg. fällt aus, weil Amtmann fehlt Amtmann schützt den Markt nicht; eigene Schützen Beschreibung einer Fahrt nach Weiskirchen Amtmann von Dagstuhl oft gerügt Pferde in der Frucht Schäden durch Geißen und Wege Fronversäumnis; Zender und Feldhüter eingesetzt Kirmesstreit mit Losheimer Junggesellen Beleidigung Unterschrift nur des Klostervertreters

gemeinsame Unterschrift: Amtmann + Schultheiß

1493

2292

Seite 25 -29 1 -24 33 -40 41 -42 47--52 53 -57 33 -44 58 -64 25 -27 65 -72 73 -78 79 85 -102 149 -152 109 -120 121 -124 125 -128 129 -144 142 -148 1 -10 11 -15 17 -38 41 -56 57 -64 123 -126 65 -82 113 -122 101 -112 91 -100 79 -90 71--78 69 61 -68 53 -60 37- 40 1 -11 41--44 15 -28 1 -4 5 -8 9 -12 13 -16 17--24 25 -26 6 -9 13--15 14--16 17--23 24--31 32--39 40 -53

Tabelle 54: Übersicht über die Jahrgedinge in Weiskirchen (Fortsetzung) Jahr 1716 1717 1718 1720 1721 1722 1723 1724 1725 1726 1727 1729 1730 1733 1737 1740 1742 1744 1745 1749 1750 1751 1752 1753 1754 1756 1757 1758 1760 1761 1762 1763 1764 1766 1767 1768 1774 1775 1778 1779 1781 1782 1783 1784 1785 1786 1787 1789

Besondere Merkmale

Bestand Seite LH AK 210/ 54-61 62-65 66-70

Jg. wegen Unpäßlichkeit des Schultheiß nicht

Frage von 1743: Beisitz des kurfürstl. Meiers Das Jahrgeding auch in:

1493

Streit um Beisitz dauert immer noch an Befehl des Kurfürsten: Beisitz

Bestätigung des Gerichts für Kloster Streit um Beisitz vom Kloster vorgebracht

Grundbußen nicht gezahlt Streit um Verteilung der Pfandgelder Gemeinschaftliche Bußensetzung wegen zu späten Zapfens Abt und Amtsverwalter setzen Gericht gemeinsam Amt: Hälfte der Pfandgelder Pfandliste durch den Meier vorgelegt Klage einer geschändeten Frau

1494

78-83 84-85 86-88 89-95 96 97-99 100-105 106-109 110-119 120-129 130-133 124-139 140-154 166-179 29-40 41-50 51-62 63-86 99-130 131-146 147-168 169-184 185-198 199 1-20 21-36 37-44 45-52 53-62 63-74 75-80 81-86 87-92 93-106 107-112 113-132 133-146 147-166 167-178 179-194 195-206 207-214 215-222 223-234 235-246

99 Jahrgedinge

227

In der Mehrzahl der Fälle urteilte das Gericht auf der Grundlage des Weistumsrechtes. Dazu gehörte die Pfändung bei Übertretungen im Bereich der Liegenschaften oder bei Zinsversäumnissen 279 und das Setzen von Bußen bei Schlägereien, Beleidigungen oder beim Gebrauch von falschen Maßen. Letzteres stand überwiegend mit dem Kirmestag im Zusammenhang, deshalb wurde die Kirmesordnung immer wieder aktualisiert 2 8 0 . Mit der Untersuchung einer Beschwerde des Pastors über das Eingehen des Zehnten wurde aber auch der materiale Inhalt des Weistums überschritten 281 . Aus den strittigen Entscheidungen lassen sich deutlichere Rückschlüsse auf die Funktion des Weistums in Weiskirchen ziehen. Bereits 1673 stand ein solcher Fall an. Ein Pferd wurde von einem Fremden nach Weiskirchen zum Markt gebracht. Man beschuldigte ihn, es gestohlen zu haben. Der Beschuldigte floh daraufhin und ließ das Pferd zurück. Der Burggraf (Amtmann von Grimburg) plädierte auf Diebstahl, weil der Mann geflohen war, mit der Folge, daß das Delikt zum Hochgericht gehörte und damit dem klösterlichen Gericht auf dem Jahrgeding entzogen war. Der Schultheiß des Klosters machte geltend, daß auch in diesem Fall - aufgrund des Weistums und der Vereinbarung - dem Kloster gemeinsam mit dem Vogt die Festnahme und die Untersuchung des Falles zustünden. Er schlug aber vor, den Vorfall nicht als Diebstahl, sondern als Fundsache zu behandeln. Der Fund sollte wie die Hochbußen zur Hälfte geteilt werden. Der Burggraf willigte in diesen Vorschlag ein, verlangte aber, daß der Abt Kaution hinterlege, falls sich das Delikt als Diebstahl erweisen sollte. Daraufhin wurde das Pferd auf 15 V2 Taler geschätzt. Der Burggraf behielt das Pferd und zahlte dem klösterlichen Schultheiß 7'/ 2 Taler aus. Die Kaution mußte vom Hofmann des Klosters gestellt werden 2 8 2 . Bemerkenswert an dieser Entscheidung ist die Verteilung des Fundwertes je zur Hälfte auf Kloster und Vogt, obwohl im Weistum von 1573 die Aufteilung der Bußen, zu denen auch «fund und pfrund» gehörten, im Verhältnis von zwei Teilen für den Abt und einem Teil für den Vogt gewiesen worden war 2 8 3 . Die auf dem Jahrgeding 1573 getroffene Entscheidung, die Bußen zu gleichen Teilen aufzuteilen, wurde in das Weistum von 1576 aufgenommen 2 84 .

279 L H A K 210/1490 S. 80. Auf dem Jahrgeding 1583 wurden Pfänder im Wert von 74 Taler gesetzt. 280 L H A K 210/1490 S. 116-117. Auch die Metzger mußten den Verkaufszoll zahlen (Jahrgeding 1593). 281 L H A K 210/1490 S. 44 (Jahrgeding 1574). 282 L H A K 210/1490 S. 3 8 - 4 0 (Jahrgeding 1573). Vgl. auch L H A K 210/2227 S. 9 0 - 9 4 . 283 L H A K 210/2227 S.78. 284 L H A K 210/1495 S. 4 1 - 4 2 . Auf die Frage des Schultheiß: Wie die boßen und Straßen von alters getheilt worden, und wann etwas gefunden werde oder worden, wie solches gelheilt werden soll oder worden sei, darüber die scheffen abgetretten sich undereinander beratschlaget und nochmalß einhellig durch einen mond geantortet. Wanne hiebevorn etwas gefunden, sei solches sechs wochen und drey tagh erhalten worden, wanne darzwischend niemand kommen, welcher es gesucht, sey es dem herren von sanct Mattheiß und meinem gnädigsten churfursten und herrn sameter hand verfallen, wie sie auch die boßen zugleich getheilt haben.

228

Auf dem Jahrgeding 1577 verlangte die Gemeinde, die ihr zustehenden Rechte im Wald zu weisen 285 . Während in den Weistümern 1457 und 1513 das Recht der Gemeinde im Wald noch negativ als Verbot des Holzschlagens ohne Genehmigung des Herrn gewiesen wurde 286 , erscheint es in den Weistümern 1573 und 1576 nicht mehr, so daß es für die Gemeinde durchaus notwendig war, eine Klärung ihrer Rechte herbeizuführen. Auf dem Jahrgeding 1577 wiesen die Schöffen, daß, wer Bauholz braucht, vorher die Genehmigung beim Meier einholen muß und dann erst das entsprechende Holz schlagen darf. Der Gemeinde wurde außerdem, wie den Herren, das Ackerrecht gewiesen, d.h. das Recht, Schweine in den Wald zu treiben und zu mästen. Wenn die Herren - gemeint sind wohl deren Hofleute - selbst keine Schweine hatten, mußten die Gehöfer für das Ackerrecht einen Rader Heller bezahlen 287 . Im Gegensatz zur gemeinsamen Bußenverteilung wurde dieses Recht nicht mehr in das ständig verlesene Weistum aufgenommen. Schwierigkeiten gab es bei der Durchsetzung der Gerichtsgewalt im Bannbezirk mit dem Ritter von Dietz auf der Burg Weiskirchen. Auf dem Jahrgeding 1582 rügte die Gemeinde durch ihren Zender den Junker von Dietz 288 , weil dieser seine Pferde und Schweine in die Frucht der Gehöfer hatte laufen lassen. Die Gemeinde nahm deshalb als Pfand eines seiner Pferde im Wert von 30 Talern in Gewahrsam. Auf dem Jahrgeding war der Junker persönlich anwesend, verlangte die Rückgabe seines Pferdes und forderte die Abschrift der Klage. Er weigerte sich außerdem, einen Bürgen zu benennen und damit die Entscheidung des Gerichts anzuerkennen, weil er sich zur Ritterschaft des Erzstifts zählte und die Reichsunmittelbarkeit für sich in Anspruch nahm 2 8 9 ; als Beweis verwies er auf das Beispiel seines Vaters. Das Gericht versuchte, bei seiner Entscheidung einem Streit mit dem Junker auszuweichen. Der Schultheiß schlug vor, daß die Gemeinde das Pferd zurückgeben und den Schaden erfassen sollte; zur endgültigen Entscheidung sollte der Amtmann von Palzem und Grimburg hinzugezogen werden und der Junker von Dietz sollte seinen Streit nicht mehr weiterführen. Diesen Vergleichsvorschlag nahmen die Gemeinde und der Junker an 2 9 0 . Eine endgültige Entscheidung wurde offensichtlich nicht gefallt, da auf den nachfolgenden Jahrgedingen die Angelegenheit nicht mehr erörtert wurde. Für das Ende des 16. Jahrhunderts läßt sich ein einvernehmliches Zusammenwirken auf der

285 LHAK 210/1490 S. 62. 286 Weistum 1457: LHAK 210/1910 S. 37; und were darynne hauet holtz sunder willen myns hern, der ist umb 8β tzuo boyß mynem hern alleyn. Diese Weisung bezieht sich auf den einen Wald des Klosters. 1478 gibt es zu dieser Aussage einen Zusatz: LHAK 210/1910 S. 38; ist die boysse 60ß. Im Weistum 1513 bleibt diese Weisung bestehen: LHAK 210/2207 S. 110; wer Holz schlägt ohne Erlaubnis 60ß. 287 LHAK 210/1490 S.62. 288 Seit 1576 war Hans Jakob von Dietz, Sohn des Emmerich von Dietz, Inhaber der Burg Weiskirchen. Vgl. C. v. BRIESEN, Urkundliche Geschichte des Kreises Merzig, S. 223 und K. HOPPSTÄDTER, Die Burg Weiskirchen, S. 193-208. 289 LHAK 210/1490 S. 76. weil er vom adell des styfts und des kreihs, sei er kein bürgen schuldig zu geben. 290 LHAK 210/1490 S. 73-78.

229

Grundlage der Weistümer und der Vereinbarung von 1572 zwischen Abt und kurfürstlichem Amtmann feststellen. Im 17. Jahrhundert ist in der Überlieferung eine große Lücke bis zum Jahr 1655 festzustellen, die wohl auch auf den 30jährigen Krieg zurückzuführen sein dürfte. Neben den Problemen, die sich mit den Herren von Weiskirchen ergaben 291 , war es nach der langen Unterbrechung notwendig, die herrschaftlichen Rechte gegenüber den Untertanen zu erneuern; als Grundlage dieser Renovation diente das Weistum von 1576. Auf den Jahrgedingen 1655, 1656 und vor allem 1658 wurde das Weistum nicht nur wie sonst üblich verlesen, sondern auch neu aufgeschrieben und an kritischen Stellen durch die Schöffen und den klösterlichen Schultheißen aktualisiert 292 und ergänzt 293 . Von Bedeutung für das Kloster waren die Spannungen mit dem Amtmann und späteren Amtsverwalter von Grimburg. Zunächst ergaben sich Differenzen im wirtschaftlichen Bereich, denn der Amtmann hielt sich nicht an die Aufteilung des Weines, die dem Kloster am St. Jakobustag zwei Ohm und dem Amtmann ein Ohm zum Verkauf zuwies. Vom klösterlichen Schultheißen wurde die alte Aufteilung mit juristischen Mitteln, nämlich mit dem Hinweis auf das Schöffenweistum, verteidigt, während der Amtmann seinen Standpunkt aufgrund seiner bewaffneten Macht gewaltsam durchsetzte 294 . In der gleichen Zeit behinderte der 291 LHAK 210/1491 S. 9; Gemeinde klagt gegen Caspar in der Burg, weil er Gemeindeland an sich gezogen habe, Jahrgeding 1658. LHAK 210/1491 S.61ff.; Jahrgeding 1661: Klage der Gemeinde, weil er zuviel Vieh hielt. Die Folge war wohl eine zu starke Beanspruchung der Gemeindeweide. 292 LHAK 210/1491 S.22-26; Jahrgeding 1658. LHAK 210/1492 S. 13; Jahrgeding 1656. Der Schultheiß hob hervor, daß die Maße, wie im Weistum gewiesen, im klostereigenen Hof zu nehmen und die Zolleinnahmen nach Ausweis des Weistums zu teilen sind. LHAK 210/1491 S. 26; beim Jahrgeding 1658 forderte der Schultheiß von den Zinsleuten die gewiesene Heufron, die in der Zwischenzeit in Vergessenheit geraten war. Später rügte der Kellner mehrmals in gleicher Sache (LHAK 210/1491 S. 49) und wegen der Fuhrfron des Weines; LHAK 210/1491 S.74-75. Dabei machten die Gehöfer 1663 geltend, daß sie jetzt nur noch 9 wären, während es früher 24 gewesen seien. Sie schlugen vor, die Fron auf die Güter umzulegen; LHAK 210/1491 S. 74. Der Kellner blieb aber bei der Fron nach Schöffenweistum. Ein späteres Beispiel vom Jahrgeding 1704 zeigt, daß es bei der alten Regelung geblieben war; LHAK 210/1493 S. 13-16. Auch die Fron für den Kurfürsten wurde von den Gehöfern beklagt; LHAK 210/1491 S. 26; Jahrgeding 1658. 1663 beschwerte sich die Gemeinde, daß der Amtmann von Grimburg die Kornfron in eine Heufron im Gegensatz zum Weistum umgewandelt habe. Das sei für sie von Nachteil, weil sie dann die Frauen nicht schicken könnten. Die Frauen könnten zwar Korn schneiden, aber nicht das Gras mähen; LHAK 210/1491 S. 75. 293 Die Schöffen verlangten für ihre Arbeit eine Kostenerstattung, die ihnen der Schultheiß aus gutem Willen zustand. Laut Weistum stünde ihnen kein Entgelt zu; LHAK 210/1491 S. 78 auf dem Jahrgeding 1663. 294 LHAK 210/1491 S. 27-33. Auf dem Jahrgeding 1658 (26. Juli) protestierte der Schultheiß dagegen, daß der Burggraf am 25. Juli (Jakobusfest) mehr als den ihm zustehenden Wein verzapft habe und nicht gewartet habe, bis das Kloster seinen Wein ausgeschenkt hatte. Dabei verwies der Schultheiß auf die Regelung des Weistums. Der Burggraf gab zur Antwort, daß für ihn das Weistum nur fabul werckh sei, er werde sich notfalls armata manu durchsetzen. Der Schultheiß verwies darauf, daß er sich gegen Gewalt nicht wehren könne, aber sich unter Hinweis auf das Weistum auf sein Recht berufen wolle. Da der Burggraf am Nachmittag weiter ausschenken ließ, beauftragte der Schultheiß den Boten, dem Spielmann, der beim Faß des Burggrafen aufspielte, die Musikinstrumente abzunehmen und in den klösterlichen Hof zu

230

Burggraf die Ausübung der Gerichtsbarkeit, indem er am Jahrgeding nicht teilnahm295. Er verstieß damit gegen die Bestimmungen des Weistums und der Vereinbarung von 1572, nach denen das Jahrgeding von beiden Herren gemeinsam abgehalten werden mußte 296 . Nachdem von Seiten des Klosters 1669 schriftlich beim Kurfürsten Klage gegen dieses Verhalten erhoben worden war 297 , nahm der Amtmann wieder am Jahrgeding teil 298 . Der Burggraf vernachlässigte auch seine ihm nach dem Weistum zugewiesene Pflicht, den Markt zu schützen299. Für die Folgezeit trafen 1684 der Kellner des Klosters und der Burggraf eine vom Weistum abweichende Regelung, wonach die Schützen des Dorfes den Schutz des Marktes übernehmen mußten300. Diese Neuregelung scheint sich bewährt zu haben, da nur noch aus dem Jahre 1706 eine Klage über eine größere Schlägerei zwischen den «Junggesellen» von Weiskirchen und denen von Losheim überliefert ist 301 . tragen, um den Burggrafen zu Verhandlungen zu zwingen. Der aber ließ den freien Hof umstellen und zwei Schützen nahmen die Instrumente heraus. Dagegen protestierte der Schultheiß; LHAK 210/1491 S.48.

296 297

298 299 300

301

Bestand LHAK 210/

Seite

Jahrgeding

teilgenommen/nicht

1491 1491 1491 1491 1492 1492 1492 1492

S. 32 S. 41 S. 57 S. 65 S. 113 S.101 S. 79 S. 69

1658 1660 1661 1663 1664 1665 1666 1669

nicht teilgenommen nicht teilgenommen nicht teilgenommen nicht teilgenommen teilgenommen nicht teilgenommen nicht teilgenommen nicht teilgenommen

Um diesen formalen Mangel zu beseitigen, ließ der Schultheiß 1660 den kurfürstlichen Meier und 1666 den Pastor ausnahmsweise teilnehmen. Weistum 1576: LHAK 210/2227 S.75 und 77-78. Einigung von 1572: LHAK 210/2227 S.79. 1669 hatte der Bruggraf zwar gemeinsam mit dem Schultheiß des Klosters den am Tage zuvor stattfindenden Markt eröffnet und das ihm laut Weistum zustehende Essen im Hof des Klosters erhalten, am nächsten Tag das someter H a n d stattzufindende Jahrgeding versäumt. Wenn daraus Schaden entstehen sollte, so war nicht das Kloster, sondern der Burggraf von Grimburg daran schuld. Darüber wurde der Kurfürst schriftlich unterrichtet; LHAK 210/1492 S. 69. Eine Teilnahme ist 1684 erwähnt; L H A K 210/1492 S.53. LHAK 210/1492 S.79. Auf dem Jahrgeding 1666 rügt der Schultheiß die Abwesenheit des Burggrafen nicht nur am Jahrgeding sondern auch am Markttag. Deshalb war es zu einer großen Schlägerei zwischen kurtrierischen Reitern und «Junggesellen» von Konz gekommen. Alle Schützen sollten verpflichtet sein, den Markt in Weiskirchen zu schützen. Um 7 Uhr morgens sollten sie vor dem Mattheiser Hofmann mit ihren Gewehren am St. Jakobstag erscheinen. Wer nicht erschien, sollte durch den Meier und den Boten herbeigebracht und bestraft werden. Als Führer und Kommandant wurde der Meier von Rappweiler bestimmt. Alle, die man bei Schlägereien oder des nicht entrichteten Zolles wegen festnahm, legte man, weil kein Gefängnis vorhanden war, zunächst in Ketten. LHAK 210/1492 S. 53-54. LHAK 210/1493 S. 17-24. Die Markthüter nahmen dabei sieben Mann fest, die eine Strafe von 2 Goldgulden erhielten. Die Junggesellen, die als Gruppen aus ihren jeweiligen Dörfern auftraten, sind teilweise auch eine Folge des Bevölkerungsanstieges. In dieser Zeit erhielten sie auf dem Festplatz sogar getrennte Spiel- und Tanzplätze, um Auseinandersetzungen zu vermeiden. In diesem Fall waren die Weiskircher Junggesellen von den Losheimern von ihrem Tanzplatz vertrieben worden.

231

Das Festnahmerecht, der Angriff, das nach dem Vertrag von 1572 Abt und Kurfürst gemeinsam zustand, mußte vom Vertreter des Klosters nur einmal auf dem Jahrgeding 1666 gerügt werden, als der Amtmann einen Übeltäter festgenommen hatte und nach Grimburg brachte 302 . Bis zum Jahre 1743 konnte so das Kloster im wesentlichen auf der Grundlage der Weistümer und der Vereinbarungen seine Gerichtsrechte ausüben 303 . Erst Mitte des 18. Jahrhunderts ergaben sich Streitigkeiten über den Geltungsbereich der klösterlichen Jurisdiktion. Ausgangspunkt war der Beisitz des kurfürstlichen Vertreters im Gericht. Zunächst versuchte der kurfürstliche Amtsverwalter, seinen Kellner zum Jahrgedingsgericht hinzuzuziehen und für ihn ein Stimmrecht zu erhalten, was vom Kloster unter Hinweis auf das Weistum abgelehnt wurde 304 . In gleicher Sache beantragte der Amtsverwalter 1750, den kurfürstlichen Meier gleich dem St. Mattheiser Meier ins Gericht aufzunehmen. Auch dies lehnte der klösterliche Schultheiß ab, da dies dem Weistum und dem gemeinsamen Vertrag zuwiderlaufe 305 . Nach einem Entscheid des Kurfürsten wurde 1753 das alte Verfahren abgelöst und der gemeinschaftliche Vorsitz im Gericht eingeführt. Diese Veränderung wurde vom Schultheißen des Klosters akzeptiert 306 . Als Folge davon beanspruchte der kurfürstliche Kellner die Hälfte der Bußgelder, die das Gericht auch im Bereich der Liegenschaften verhängte. Das führte dazu, daß das Gericht in Weiskirchen den Standpunkt des Klosters unterstützte; am 29. November 1758 gab es die Erklärung ab, daß der Amisverwalter von Grimburg sich niemals in Grundbußen auf dem Jahrgeding eingelassen hat, sondern St. Matheis ein solches jederzeit allein uberlassen301. Der Streit hielt auch 1760 noch an. Der Oberschultheiß verwies dabei erneut auf das Weistum und den Vergleich von 1572, wogegen der Amtsverwalter den Entscheid des Kurfürsten anführte 3 0 8 . Tatsächlich verblieb es zunächst weiter bei der alten Regelung in bezug auf den Vorsitz und die Aufteilung der Grundbußen 3 0 9 . Erst 1783 stimmte der klösterliche Kellner der hälftigen Verteilung der 302 LHAK 210/1492 S. 7 9 - 9 0 . 303 LHAK 210/1492 S. 3 - 5 . Die Normalität wird durch diese Art Tagebuchnotiz eines Klosterangehörigen deutlich, der am Jahrgeding 1693 teilgenommen hatte. Er kam mit den Fuhrleuten des Weintransportes von St. Matthias über Benrath morgens zwischen 7 und 8 Uhr in Weiskirchen an. Der Markt wurde nach altem Brauch eröffnet. Einem Schuhmacher aus der Zunft in Trier mußte der Gerichtsbote das Maß geben. Während des Festtages wurde der gesamte Wein ausgeschenkt (1 quart zu 6 Albus). A m nächsten Morgen wurde die Gegend besichtigt und das Jahrgeding gehalten. 304 LHAK 210/1493 S. 31-33; Jahrgeding 1743. Gegen einen Vertreter, der allerdings nur als zusätzlicher Beisitzer gelten dürfe, hatte das Kloster nichts einzuwenden. Nach dem Weistum konnte aber nur der Amtmann beköstigt werden. Die Anfertigung einer Kopie des Weistums 1746 könnte im Zusammenhang mit diesem Streit stehen. 305 LHAK 210/1493 S. 6 6 - 6 9 . 306 LHAK 210/1493 S. 149-150. 307 LHAK 210/1494 S. 13-16. 308 LHAK 210/1494 S. 32. 309 LHAK 210/1494 S. 109; Jahrgeding 1775. Der Amtsverwalter verwies darauf, daß der Streit noch nicht erledigt sei. LHAK 210/1494 S. 113ff. Jahrgeding 1778. Im Streit um die Verteilung der Pfandgelder beharrt der abteiliche Kellner bei der bisherigen Einziehung durch das Kloster.

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Pfandgelder zu 3 1 0 ; diese wurden bei Ordnungswidrigkeiten im Bereich der Liegenschaften durch den Feldhüter eingenommen, der seit 1704 wie der Zender der Gemeinde jährlich neu eingesetzt wurde 3 1 1 . Im Jahrgeding wurden sogar solche Ordnungswidrigkeiten geahndet - Zapfen nach 9 Uhr, Vernachlässigung der Nachtwache durch die Gemeinde - die vom Amtsverwalter als «Polizeisachen» und damit als Überschreitung der Kompetenz des Gerichts kritisiert wurden 312 . Bis 1789 tagte das Gericht jedes Jahr, wobei es sich einerseits darauf beschränkte, nach der Verlesung des Weistums die Liste des Feldhüters mit den festgelegten und bereits eingenommenen Bußgeldern für begangene Ordnungswidrigkeiten in Feld und Flur in Empfang nehmen 3 1 3 , andererseits aber auch Straftaten verhandelte, die zur Hochgerichtsbarkeit gehörten 314 . Insgesamt kann festgestellt werden, daß das Weistum in Weiskirchen sowohl als Grundlage der Gerichtsbarkeit galt, als auch als Beweismittel bei der Abgrenzung klösterlicher und kurfürstlicher Herrschaftsansprüche diente.

IV. Zusammenfassung: Die Funktion der Weistümer in den Jahrgedingen Die dargestellten Beispiele geben einen Eindruck von der Vielfalt der ländlichen Gerichtsbarkeit. Sie bestätigen damit die in den übrigen Gerichten bei der Analyse der Weistümer gemachten Feststellungen. Auch unter dem starken Druck der jeweiligen kurfürstlichen Amtsverwaltung konnte das Kloster mit Hilfe des Kurfürsten oder des Hofgerichtes, gestützt auf seine Besitztitel und die Weistümer, seine Ansprüche zum großen Teil wahren. Bei der praktischen Durchführung der Gerichtsbarkeit lagen die Weistümer als materiales Recht zugrunde. Dieses Recht schützte auch die Gehöfer vor willkürlichen Veränderungen, insbesondere im Bereich der Abgaben und Frondienste 315 . Durch die Tätigkeit der Schöffengerichte blieben die Gehöfer auch an der Gerichtsausübung beteiligt. 310 LHAK 210/1494 S. 190f. Er wies gleichzeitig darauf hin, daß er in dieser Frage eine Klage einreichen werde. Die Pfandgelder betrugen von 1777 bis 1783 insgesamt 87 Reichstaler. 311 L H A K 210/1493 S. 13-16. 312 LHAK 210/1494 S. 133-145. 313 LHAK 210/1494 S. 217 Jahrgeding 1786. 314 LHAK 210/1494 S. 227; Jahrgeding 1787. Eine Frau beschuldigt einen Mann, in der Nacht ihre Haustür eingeschlagen, ihr mit dem Tod gedroht und sie geschändet zu haben. Zeugen sollten nach dem Ende des Jahrgedings gehört werden. 315 Zu Recht wies P. Blickle daraufhin: «Am Weistum zu betonen, daß es die Rechte der Herrschaft umschreibt, «nicht die der Bauern»", könnte von der Erkenntnis ablenken, daß die Weistumsbestimmung: der Huber hat dem Herrn drei Tage zu fronen, auch bäuerliches Recht festhält, derart, daß er eben nicht mehr als drei Tage zu fronen hat.» P. BLICKLE, Die staatliche Funktion der Gemeinde - Die politische Funktion des Bauern, in: P. BUCKLF. (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen, S. 205. Die im Zitat angebrachte Anmerkung 1) bezieht sich auf: H. STAHLEDER, Weistümer und verwandte Quellen in Franken, Bayern und Österreich, in: ZBLG 32 (1969), S. 553.

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J. Ergebnis I. Das Kloster wahrt seine Gerichtsrechte Die vorliegende Untersuchung der Weistümer und die Auswertung der Jahrgedinge zeigen, daß das Kloster im Verlauf der frühen Neuzeit seine Gerichtsrechte gegenüber dem Landesherrn und dessen Gerichtsbehörden wahren konnte. Das ist deshalb wichtig, weil die Gerichtsherrschaft als zentrales Element im Ringen um eine höhere soziale bzw. politische Position gelten kann 1 . Die rechtsund verfassungsgeschichtliche Forschung geht demgegenüber davon aus, daß während der frühen Neuzeit in dem sich bildenden Territorialstaat ein «Verstaatlichungsprozeß»2 vor sich geht, bei dem der Landesherr durch den Aufbau einer mehrere Instanzen umfassenden Gerichtsverfassung versuchte, die landständische Gerichtsbarkeit durch Kompetenzentzug zu beschneiden. Im Gerichtsverfahrensrecht wurde das Rügeverfahren vor den Schöffengerichten, das als Störung des nachbarlichen Friedens «besonders unbeliebt war», seit dem 14. Jahrhundert zurückgedrängt und schließlich ganz beseitigt. In der frühen Neuzeit verharrte das Landvolk schließlich «in dumpfer Abhängigkeit gegenüber Grundherren und einem autoritären Polizeistaat»3. Ähnlich H. Conrad, der vom preußischen Beispiel ausgeht, wonach der absolute Staat die Gerichtsorganisation verstaatlicht oder staatlicher Aufsicht unterworfen hat. Dabei geriet die alte deutsche Gerichtsverfassung mit den rechtsweisen, aber ungelehrten Richtern und Schöffen in Verfall4. Aus der stärker lokalen rechtsgeschichtlichen Forschung ergibt sich ebenfalls, daß in Kurtrier der Erlaß der Amtsordnung von 1574 als ein Zeichen des Verfalls der kleineren Schöffengerichte gewertet werden kann 5 . Insbesondere van Ham verweist darauf, daß die kurfürstlichen Amtmänner die Rechtsprechung erlang-

1 M. WEBER, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie, Tübingen 5 1972, S. 559. Das galt auch für Frankreich. Vgl. E. LABROUSSE, Histoire Economique et Sociale de la France, Tome II, Paris 1970, S. 123. 2 G. OESTREICH, Verfassungsgeschichte vom Ende des Mittelalters bis zum Ende des alten Reiches, in: GEBHARDT, Handbuch der deutschen Geschichte, 2. Bd., Stuttgart 9 1970, S. 360-436. H. MITTEIS, H . LIEBERICH, D e u t s c h e R e c h t s g e s c h i c h t e , M ü n c h e n

16

1 9 8 1 , S. 3 2 9

3 5 0 . P . BLICKLE,

Deutsche Untertanen - Ein Widerspruch, München 1981, S. 3 8 - 4 3 . In diesem Prozeß kommt dem Aufbau einer Behördenorganisation und der Polizeigesetzgebung eine besondere Bedeutung zu. Zu vergleichen auch: F. HÄRTUNG, Deutsche Verfassungsgeschichte vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Stuttgart 9 1969. 3 H. MITTEIS, H. LŒBERICH, Deutsche Rechtsgeschichte, S. 280, S. 284, S. 298, S. 344. Zum Weiterbestehen der auf der Grundlage der Weistümer funktionierenden Gerichte vgl. die als zeitgenössische Quelle anzusehende Abhandlung von J.N. HONTHEIM, Prodromus historiae Treverensis diplomaticae et pragmaticae, Augsburg 1757, S. 299, insbesondere Anmerkung d. 4 Η. CONRAD, Deutsche Rechtsgeschichte, 2 Bde., Karlsruhe 1962 und 1966. Hier Bd. 2, S. 283-286. 5 Μ. DIRKS, Das Landrecht des Kurfürstentums Trier, S. 83.

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ten. Ursache sei die Rezeption des römischen Rechts und seines schriftlichen Verfahrens gewesen. Dieses «gemeine Recht» hätte das bisherige Recht der Weistümer und ihr altertümliches mündliches Verfahren zurückgedrängt. Nach seiner Auffassung kam die Rügegerichtsbarkeit nirgends so früh zugunsten des Amtmannes zum Verschwinden wie in Trier6. Diese Meinung wurde auch von G. Franz in seiner Geschichte des Bauernstandes für das Gebiet Trier übernommen7. Die Untersuchung hat außerdem gezeigt, daß der Kurfürst die Gerichtsbarkeit des Klosters auch nicht durch eine bewußte Förderung der kommunalen Selbstverwaltungsrechte gegenüber dem Grundherrn einschränkte, wie es Rörig für dieses Gebiet festzustellen glaubte 8 . Eine ähnliche These von der Stütze der gemeindlichen Selbstverwaltung durch den Kurfürsten «in seinem Kampf gegen die geringen noch vorhandenen Reste patrimonialer Bevormundung» stellte Steinbach für den Moselraum auf 9 . Das wurde schon von Conrad in seiner allgemeinen Gültigkeit bezweifelt10 und auch von Nikolay-Panter mit Fragezeichen versehen, als sie für den Moselraum einen Rückgang der gemeindlichen Selbstverwaltung konstatierte 11 . Tatsächlich konnte im Rahmen dieser Untersuchung vor allem in den Kerngebieten der klösterlichen Grundherrschaft ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhun-

6 H. VAN HAM, Die Gerichtsbarkeit an der Saar im Zeitalter des Absolutismus (Rheinisches Archiv, 32) Bonn 1938. Vgl. S. 6, S. 26, S. 112: hier am Beispiel St. Wendel, wobei die Abschaffung der Rügegerichtsbarkeit dem Stadtgericht zugute kam. S. 27 wird als Begründung für die Veränderungen auf den «Radikalismus in der Rezeption» des römischen Rechts verwiesen. Eine gewisse Einschränkung im 16. Jahrhundert gibt es auf S. 14: «Neben der hiermit umrissenen amtsgerichtlichen Zuständigkeit war die Volksgerichtsbarkeit zwar in der Verteidigungsstellung, aber keineswegs schon bedeutungslos geworden. Theoretisch hatte sich noch für die mittleren privaten Rechtssachen ihre Zuständigkeit behauptet. Selbst die ländlichen Dorfgerichte besaßen grundsätzlich für diesen mittleren zivilen Gerichtszwang noch eine Zuständigkeit; in der Praxis war diese allerdings im Absterben begriffen». H. Wend sieht demgegenüber die Entwicklung differenzierter. Er konstatiert eine Beschränkung der Zuständigkeiten der Schöffengerichte auf die Protokollierung von Güterwechseln und Verrechnung der Gefalle, geht aber insgesamt davon aus, daß die ländlichen Schöffengerichte weiterexistierten und «eine schwer zu beeinflussende Instanz bildeten.» Vgl. H. WEND, Die Anwendung des Trierer Landrechts von 1668/1713 im rechtsrheinischen Teil des Kurstaates, Frankfurt/M. 1973, S . 2 0 und S. 141. 7 G. FRANZ, Geschichte des deutschen Bauernstandes vom frühen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert (Deutsche Agrargeschichte, Bd. IV) Stuttgart 2 1976, S. 6 8 - 6 9 . 8 F. RÖRIG, Die Entstehung der Landeshoheit des Trier Erbischofs zwischen Saar, Mosel und Ruwer und ihr Kampf mit den patrimonialen Gewalten (Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, Ergänzungsheft 8) Trier 1906. Er stellte seine These gerade mit Belegen aus der Grundherrschaft des Klosters St. Matthias im Gebiet der «Abtei» auf (S. 58-61). Seine Aussage (S. 60), daß nach dem Verlust der Hochgerichtsrechte mit Blick auf die nach Zahl und Inhalt immer dürftiger werdenden Jahrgedingsprotokolle des 16. bis 18. Jahrhunderts die gesamte öffentliche Niedergrichtsbarkeit an das Amt übergegangen war, wird durch die Auswertung der Jahrgedinge in Kapitel H widerlegt. 9 F. STEINBACH, E. BECKER, Geschichtliche Grundlagen der kommunalen Selbstverwaltung in Deutschland (Rheinisches Archiv, 20) Bonn 1932, S. 106. Er bezieht sich dabei auf die Gemeinde Wallersheim bei Prüm und verallgemeinert in unzulässiger Weise. 10 H. CONRAD, Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 2, S. 273. 11 M. NIKOLAY-PANTER, Entstehung und Entwicklung der Landgemeinde, S. 110.

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derts ein - vergleichbar mit anderen Landschaften 12 - leichter Rückang der kommunalen Selbstverwaltungsrechte festgestellt werden, der im 18. Jahrhundert bis zur «Gemeindeaufsicht» durch das Kloster führte. Nutznießer dieser Veränderung war aber nicht der Kurfürst, sondern in allen Fällen das Kloster. Dieser Rückgang der gemeindlichen Selbstverwaltung beginnend mit dem Ende des 16. Jahrhunderts und vor allem nach dem 30-jährigen Krieg ist keine Besonderheit im Raum Trier. Die Entwicklung ist eingebettet in einen Prozeß der gesellschaftlichen Veränderungen zwischen Untertanen und Obrigkeit in der deutschen Geschichte, der zwischen 1300-1550 eine «aufsteigende Phase der politischen Emanzipation» aufweist und zwischen 1550 und 1800 in «eine zweite der politischen Entmündigung» für die Gehöfer mündet 13 . Der Prozeß ist im Bereich des Klosters auch deshalb nicht so stark ausgeprägt, weil wichtige Faktoren wie der Ausbau einer starken Administration 14 oder der verstärkte Zugriff auf die Allmende 15 im wesentlichen unterblieben. Als wichtiges Mittel der Mitwirkung blieb den Untertanen neben der eingeschränkten kommunalen Selbstverwaltung die Beteiligung als Schöffen an den Schöffengerichten 16 und damit auch an der Gerichtsbarkeit und der Administration der Grundherrschaft.

12 P. BLICKLE, Deutsche Untertanen, S. 23-43. 13 P. BLICKLE, Deutsche Untertanen, S. 139. 14 Im 18. Jahrhundert wurde nur in Langsur und im Gebiet der «Abtei» ein Propst als Verwalter mit Sitz auf dem Benrather Hof eingestellt. 15 Die Gehöfer behalten z.B. ihre gemeinsamen Rechte an den Wäldern oder an den Rottflächen, was sich noch nach der Aufhebung des Klosters im Weiterbestehen des gemeinsamen Landbesitzes der Gehöferschaften in diesem Raum verfolgen läßt. Vgl. dazu R. ZSCHOCKE, Die Kulturlandschaft des Hunsrücks und seiner Randlandschaften in der Gegenwart und in ihrer historischen Entwicklung (Kölner Geographische Arbeiten, 24) Wiesbaden 1970, S. 91-94. Die dort geäußerte Annahme - beeinflußt von den Vorstellungen Steinbachs - daß durch die relativ späte Gemeindebildung kein Gegengewicht gegen die Macht der Grundherren gebildet worden sei und dies als Ursache für den Fortbestand der Zinsgemeinschaften und damit der grundherrlichen Gehöferschaften zu gelten habe, läßt sich allerdins nicht aufrechterhalten. Wie das Beispiel im Gebiet der «Abtei» zeigt, waren die Gemeinden als Organisationsstruktur bereits im Spätmittelalter vorhanden. Es kann nur festgestellt werden, daß die Grundherren ihre Position nicht ausnutzten, um die Rechte der Gehöfer zu schmälern. 16 Auf diesen Aspekt verweist auch: A. GERLICH, Frühes Weistumsrecht in der Eifel, an der Mosel und Rhein, in: P . BLICKLE (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen, S. 116-141. Hier S. 131. G. L. MAURER, Geschichte des altgermanischen und namentlich altbairischen oefTentlich-muendlichen Gerichtsverfahrens, Neudruck der Ausgabe 1824, Osnabrück 1965, S. 330f. H. Wend verweist ebenfalls auf die selbständige Tätigkeit der Schöffen. Er sieht aber ihre Arbeit eher kritisch, weil dadurch die Einheitlichkeit der gerichtlichen Praxis in Kurtrier verhindert wurde. Vgl. dazu H. WEND, Die Anwendung des Trierer Landrechts von 1668/1713 im rechtsrheinischen Teil des Kurstaates, Frankfurt/M. 1973, S. 142 und 149f.

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II. Das Weistumsrecht ist geltendes Recht Das Weistumsrecht muß im hier untersuchten Bereich als geltendes Recht verstanden werden, das in der Rechtsprechung angewandt und im täglichen Leben für die Gehöfer und das Kloster seine praktischen Konsequenzen hatte. Die Weistümer bildeten in den einzelnen Gerichten eine Art «Verfassung», auf deren Grundlage sich das Verhältnis zwischen Gehöfern und Herrschaft entwickelte. Sie blieben bis zum Ende der Grundherrschaft wirksam und von Bedeutung. Im Gegensatz dazu geht man in der allgemeinen Diskussion 17 und in der Weistumsforschung 18 davon aus, daß Weistümer, Offnungen und verwandte

17 W. SCHULZE, Bäuerlicher Widerstand und feudale Herrschaft in der frühen Neuzeit (Neuzeit im Aufbau, Bd. 6) Stuttgart 1980, S. 64. Er sieht im frühmodernen Territorialstaat keinen Raum mehr für ein quasi - vertragliches Verhältnis von Herren und Holden. Die Abnahme der Weistümer als Ausdruck einer «autonomen» Regelung der Beziehungen seit dem 16. Jahrhundert zeigt diese Entwicklung ebenso deutlich an wie die steigende Zahl territorialer Bauern-, Untertanen·, Hut-, Gesinde- und Fronordnungen, die an ihre Stelle traten. Ähnlich G. FRANZ, Geschichte des deutschen Bauernstandes, S. 59. Für ihn stammen die Weistümer überwiegend aus dem 15. und 16. Jahrhundert. In der Folge überwiegt die herrschaftliche Ordnung und das herrschaftliche Mandat. An anderer Stelle (S. 235) weist er darauf hin, daß vor allem in 18. Jahrhundert im Dorf und im Gericht die bäuerliche Selbstverwaltung vom landesfürstlichen Beamtentum zurückgedrängt wird. Nach H. M i r r a , H. LIEBERICH, Deutsche Rechtsgeschichte, S. 276, entstanden die Weistümer im späten Mittelalter und sind «eine Spiegelung der Kämpfe zwischen Grundherren und Bauern». Für diese Zeit waren sie «unschätzbare Quellen der Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgerschichte». Ihre Bedeutung für die Rechtspflege und fur die frühe Neuzeit wird nicht mehr erwähnt. Ebenso K. KROESCHELL, Deutsche Rechtsgeschichte, 2. Bd., Hamburg 3 1978, S. 126-129 und S. 281-283. Das Weistumsrecht beschränkte sich demnach auf das Spätmittelalter. Seit der Reformation setzten sich die Polizeiordnungen als geltendes Recht durch. 18 H. BALTL, Österreichische Weistümer, S. 405-408 weist darauf hin, daß die Weistümer ab dem 16. Jahrhundert überwiegend durch Verordnungen abgelöst werden. Nach TH. BÜHLER, Gewohnheitsrecht und Landesherrschaft, S. 193, hatten die Rödel im Sinne von Weistümern ihre Bedeutung im 13. bis 15. Jahrhundert. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden sie durch die «coutumiers» abgelöst, die als Kodifikationen des geltenden Rechts im lokalen Bereich als Folge der Rezeption des röm. Rechts entstanden und stark von den alten Rodeln, die zwar als Grundlage dienten, abwichen. K . H . BURMEISTER, Vorarlberger Landsbräuche, S. 116-117, stellte fest, daß die Vorarlberger Landsbräuche im 16. Jahrhundert bereits als «fortgebildete Weistümer» entstanden und danach von Jahrhundert zu Jahrhundert mehr zu regionalen Landsatzungen tendieren. Die saarländischen Weistümer entstanden überwiegend im 15. Jahrhundert und wirken ins 16. Jahrhundert fort. Zu diesem Zeitpunkt sind sie in erster Linie «Dokumente des Landesausbaus». Innerhalb der Hofgemeinschaft hatten sie keine Bedeutung. Vgl. dazu I. EDER, Die saarländischen Weistümer, S. 174 und S. 250. H. FEIGL, Von der mündlichen Rechtsweisung zur Aufzeichnung. Die Entstehung der Weistümer und verwandten Quellen, in: Vorträge und Forschungen, 23, 1977, S. 425-448. Vgl. S. 444-445: Die Gerichtsherren setzten dabei in der frühen Neuzeit das in den Weistümern überlieferte «uralt Recht und Herkommen schrittweise» außer Kraft und ersetzten es durch «herrschaftliche Untertanen-, Dorf-, Markt- und Stadtordnungen». Auch P. GEHRING, Weistümer und schwäbische Dorfordnungen, S. 44, verweist darauf, daß das «zeremoniell-altertümliche» Weistum des 14. bis 16. Jahrhunderts von der herrschaftlichen Dorfordnung abgelöst wird. Nach W. MÜLLER, Die Öffnungen der Fürstabtei St. Gallen, in: P. BLICKLE (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen, S. 63, stehen die St. Galler Offnungen

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Rechtsquellen seit dem 16. Jahrhundert nur mehr ein Schattendasein führten, wenn sie nicht überhaupt völlig überholte Texte waren - überholt durch die Polizeiordnungen und Polizeimandate des frühmodernen Staates 19 . Die Verordnungstätigkeit des Klosters unterscheidet sich von dieser allgemeinen Entwicklung. Während spätestens in der Mitte des 18. Jahrhunderts z. B. im benachbarten Nassau-Saarbrücken an die Stelle der genossenschaftlichen Dorfeinungen fürstliche Rechtsgebote in der Form staatlicher Dorfordnungen traten 20 , regelten die abteilichen Verordnungen überwiegend aktuell aufgetretene Probleme im Gericht. Die Verordnungen können damit zwar als herrschaftliche Gesetzgebungsakte angesehen werden, sie galten aber komplementär zum Weistumsrecht und ersetzten dieses nicht. Von ihrem Inhalt her decken sie sich weitgehend mit dem materialen Gehalt des Weistumsrechtes. Diese Verordnungstätigkeit paßt damit zwar tendenziell in die allgemeine Entwicklung des Polizeiwesens in Deutschland; es fehlt aber der Übergang zur herrschaftlichen Dorfordnung mit der das «Gemeinderecht verstaatlicht» wird 21 . Die Weistümer selbst sind im Vergleich mit denen anderer Landschaften als relativ junge Dokumente anzusehen, die von den Äbten mit Zustimmung der Untertanen entwickelt worden sind 22 . Sie waren kein Mittel zum Ausbau der Landeshoheit und auch kein Mittel zur Territorialpolitik 23 ; sie dienten aber bei Prozessen und Eingaben zur Untermauerung der klösterlichen Ansprüche 24 . Gemeinsam mit den Urbaren, Schenkungsurkunden und Privilegien sicherten sie

mit ihrer Begründung auf Übereinkunft zwischen G e h ö f e m und Herrschaft noch im Rahmen der mittelalterlichen Rechtstradition. Die grundlegend neue Entwicklung, die Satzungsrecht anstelle Gewohnheitsrecht setzte und nur noch dies als Recht gelten ließ, beginnt im St. Galler Klosterstaat erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts mit dem Amts- und Polizeirecht und den zentralen Kodifikationen. Vgl. dazu auch W. MÜLLER, Die Offnungen der Fürstabtei St. Gallen. Ein Beitrag zur Weistumsforschung, St. Gallen 1964, S. 5 0 - 6 0 . 19 Einen knappen zeitlich und räumlich gegliederten Überblick gibt: P. BLICKLE, Deutsche Untertanen, S. 37-51. Vgl. auch F. HÄRTUNG, Deutsche Verfassungsgeschichte. 20 N . M . SCHERER, Die Landgemeindeverwaltung im Fürstentum Nassau - Saarbrücken, S. 166. 21 Vgl. H . MITTEIS, H . LIEBERICH, D e u t s c h e R e c h t s g e s c h i c h t e , S. 3 4 1 - 3 4 7 . N . M . SCHERER, D i e

Landgemeindeverwaltung, S. 166. Öffnungen, in: P . B L I C K L E (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen, S. 5 6 . Er meint, d a ß sich zwar in der neueren Forschung «auch die vermittelnde Beurteilung durchgesetzt hat, im Weistum begegneten sich herrschaftliche und genossenschaftlich-bäuerliche Elemente 2 2 , so gewinnt - weniger unter dem Eindruck der Dopsch - Schule als der Merkmale in den Texten selber - allgemein doch die Auffassung vom überwiegend herrschaftlichen Charakter der Weistümer Raum 2 3 ». In Anmerkung 22 verweist er auf Baiti, Kollnig und Bader; in Anmerkung 23 auf Gehring, Fehr, Künßberg und Günther. Zur Beurteilung der Offnungen und ihrer Funktion ist zu bedenken, d a ß sie dem A u f b a u der herrschaftlichen Gerichtsbarkeit dienten. 23 Vgl. Anmerkung 7 in Kapitel A. 24 In diesem Zusammenhang ist für die Langlebigkeit der Weistümer noch ein Kuriosum zu erwähnen. Nach dem 2. Weltkrieg, als der rechts der Sauer gelegene Grundbesitz der Gemeinde Langsur und ihrer Bewohner durch Luxemburg enteignet werden sollte, legte die Gemeinde eine Denkschrift vor, in welcher sogar noch mit Hilfe der Weistümer versucht wurde, die langjährigen Besitzansprüche der Bürger von Langsur zu untermauern. Immerhin wurde die Enteignung schließlich nicht durchgeführt. Vgl. J. HAU, Denkschrift der Gemeinde Langsur an der Sauer zu der Landabtretung nach dem Kriege 1939-1945, Langsur 1946.

22

W . MÜLLER,

238

die Existenz des Klosters und ermöglichten den inneren Ausbau der Grundherrschaft im sich entwickelnden Territorialstaat 25 .

III. Die Agrarverfassung25 bleibt stabil Die untersuchten Quellen lassen für die Grundherrschaft des Klosters eine stabile, sich nur geringfügig verändernde Agrarverfassung erkennen, die örtlich differenziert in ihren Grundstrukturen das frühmittelalterliche Fronhofsystem in angepaßter Form weiterführte und weiterentwickelte. In einem geschlossenen Bannbezirk bildeten die klostereigenen verpachteten Höfe den Mittelpunkt der klösterlichen Wirtschaftsordnung, zu der noch klostereigene Wälder mit bestimmten Nutzungsrechten, Brühle und verpachtete Mühlen gehörten. Die Höfe hatten auch die Herbergspflicht für den durchziehenden Abt oder seine Vertreter. Vom übrigen Land leisteten die Gehöfer Abgaben und Fronen. Dieses als Villikationsverfassung bekannte System, das «Produkt-, Geld- und Arbeitsrenten» umfaßte, läßt sich bereits im 9. bis 10. Jahrhundert in der Grundherrschaft des Klosters Prüm nachweisen 27 . Die Struktur bleibt in der Grundherrschaft bis zur Auflösung 1794 bestehen. So enthält das um 1750 neu angelegte Urbar bis in die Einzelheiten der Abgaben und Fronen und deren Entgelte die in den Weistümern des 15. und 16. Jahrhunderts enthaltenen Bestimmungen. Die Rügen und Klagen der Jahrgedinge bestätigen die Angaben als geltendes Recht. Nur unpraktische Abgaben wie Hühner und Eier können nach Bedarf des Klosters mit Geld abgelöst werden, wobei die Höhe des Entgelts dabei festgelegt ist. Auch die Einnahmeregister zeigen die Erhebung der Abgaben, die bei Hühnern und Eiern in weit abgelegenen Dörfern häufig dem Hofpächter oder Meier überlassen werden. Das Kloster steigerte im Untersuchungszeitraum weder die Abgaben noch die Fronen, die sowohl in den Weistümern als auch in den Urbaren schriftlich fixiert waren und wegen der starken Grundstücksmobilität immer wieder renoviert werden mußten. Dabei waren die Schöffen und Meier beteiligt und achteten auf

25 Auf diese Verbindung verweist auch: K. ARNOLD, Dorfweistümer in Franken, S. 820 und 853. 26 Zum Begriff «Agrarverfassung» vgl. W. RÖSENER, Die spätmittelalterliche Grundherrschaft, S. 21 f. Dort auch die Kritik an dem von F. LÜTGE gebrauchten Begriff. Eine gute Übersicht über die Agrarverfassung der Moselgegend mit der entsprechenden Literaturübersicht bei: M. MÜLLER, Säkularisation und Grundbesitz: Zur Sozialgeschichte des Saar-Mosel-Raumes 1794-1813 (Forschungen zur deutschen Sozialgeschichte, 3) Boppard 1980, S. 45-65. Grundlegend für die Agrargeschichteder Rheinlande: H. AUBIN, Agrargeschichte; in: H. AUBIN u.a. (Hg.), Geschichte der Rheinlande, Bd. 2, Essen 1922, S. 115-148. 27 Dargestellt in: L. KUCHENBUCH, Bäuerliche Gesellschaft und Klosterherrschaft im 9. Jahrhundert - Studien zur Sozialstruktur der familia der Abtei Prüm (Vierteljahreszeitschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beihefte 66) Wiesbaden 1978. Er gebraucht die oben zitierten Begriffe und anstelle des Begriffs «Villikation» in Anlehnung an die französische Forschung den Begiff «bipartites System».

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die Einhaltung der Abgabensumme. Nur bei den Hofverpachtungen, die im Ermessen des Klosters lagen, wurde die Höhe des Pachtzinses leicht verändert, vor allem aber die Pachtdauer verkürzt, was die Einflußmöglichkeiten des Klosters vergrößerte und einer Entfremdung vorbeugte. Insgesamt gesehen handelt es sich bei der Entwicklung der Grundherrschaft des Klosters St. Matthias um die vorsichtige Weiterentwicklung der aus dem frühen Mittelalter bekannten Villikationsstruktur 28 . Das Ergebnis steht im Kontrast zur sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Forschung wie sie ζ. B. von Lütge vertreten wird, die demgegenüber von der Auflösung der Villikationsverfassung, Fronablösungen, insbesondere Ablösungen bei Naturalabgaben und von einem Aufbau der sogenannten Rentengrundherrschaft ausgeht 29 .

IV. Erklärungsansätze Die vorgelegte Untersuchung stellt eine Fallstudie dar, die sich auf die Entwicklung einer landsässigen Klosterherrschaft im sich bildenden kurtrierischen Territorialstaat bezieht und auf die Stellung der Untertanen in diesem Prozeß eingeht; deshalb erhebt das Ergebnis keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sondern sollte an weiteren Beispielen überprüft werden. Die staatliche Struktur mit ihren Bindungen und Abhängigkeiten zwischen der kurfürstlichen Zentralinstanz, dem Kloster als Grundherren und den Gehöfern bleibt relativ stabil, wobei auch die Gehöfer ihre zwar eingeschränkten Mitwirkungsrechte erhalten konnten. Auf mögliche Urachen für diese Entwicklung sollte in diesem Zusammenhang noch hingewiesen werden; eine erschöpfende Antwort muß dabei der weiteren Forschung überlassen bleiben. Für Lamprecht sind soziale und politische Gründe für die von ihm als eher negativ charakterisierte Erfolglosigkeit der Landeshoheit gegenüber den Ständen und Grundherrschaften «auf dem platten Land» maßgebend 30 . Als sozialen Grund führt er an, daß der Kurfürst als «primus inter pares» die Grundherren nicht in der Weise entmachten konnte wie die Städte. «Jeder Schlag gegen die Grundherren war auch ein Schlag gegen sich selbst». Im politischen Bereich wirkte für ihn der Selbstbehauptungswille der nicht inkorporierten Stände wie 28 Es gibt z. B. Klöster aus dem bayerischen Bereich, die ebenfalls die Beibehaltung der Strukturen mittelalterlicher Villikationen zeigen: R. HADERSTORFER, Die Säkularisation der oberbayerischen Klöster Baumburg und Seeon (Forschungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Bd. 9) Stuttgart 1967. A. HOCHHOLZER, Die niederbayerischen Ammerhöfe, München 1964. Vgl. zu beiden Arbeiten die Besprechung von P. FRIED in der: Vierteljahresschrift für Sozial- und W i r t s c h a f t s g e s c h i c h t e , 5 7 , 1 9 7 0 , S. 1 2 5 - 1 2 7 .

29 F. LÜTGE, Geschichte der deutschen Agrarverfassung vom frühen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert (Deutsche Agrargeschichte, Bd. 3) Stuttgart 2 1967, S. 4 5 - 1 1 1 . Als Typ dieser Region die westdeutsche Grundherrschaft S. 191 f. 3 0 K . LAMPRECHT, D W L I, 2, S. 1 3 4 5 - 1 3 4 6 .

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die Abtei Prüm oder die Abtei St. Maximin als Beispiel für die übrigen ständischen Herrschaften. In diese Argumentationsrichtung zielen auch die Schwierigkeiten, die sich für den Kurfürsten durch die verfassungsrechtlichen Auseinandersetzungen mit dem Domkapitel und der Ritterschaft ergaben 31 . Sie schwächten letzten Endes die Stellung des Landesherrn. Während die bisher genannten Gründe nur den «Oberbau» betreffen und im Vergleich zur Gesamtentwicklung im Reich geringer zu bewerten sind, liegen wohl die wesentlichen Erklärungsansätze in fehlenden Strukturänderungen der «Basis». Zu untersuchen wären beispielsweise die wirtschaftliche und politische Rolle und Stärke des Adels, sein Verhältnis zu den geistlichen Herrschaften und zum Landesherrn, die Bedeutung des Handels insbesondere des Fernhandels mit Getreide, die jeweilige Städtedichte und die damit verbundenen Einnahmemöglichkeiten des Landesherrn sowie die daraus folgende geringe Abhängigkeit des Staates von der Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft und schließlich die jeweilige Stärke des sich bildenden Beamtenapparates 32 . Legt man diese Maßstäbe an die Verhältnisse im Trier Raum an, so kann festgestellt werden, daß im Gegensatz zum Kurfürsten und vor allem den Klöstern und geistlichen Stiften der Adel nur wenig begütert war 33 . Dessen politisches Ziel war auch nicht die Integration in den sich bildenden Staat, sondern die Trennung durch den erstrebten Status der Reichsunmittelbarkeit. Was die wirtschaftliche Entwicklung anlangt, so hängt sie eng mit der demographischen Entwicklung zusammen. Im 16. und 17. Jahrhundert blieb die Bevölkerungszahl ziemlich stabil, wobei im 30-jährigen Krieg ein Einbruch zu verzeichnen war, der erst in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufgeholt wurde 34 . Besonders stark war Trier als zentraler Ort und wirtschaftliches Zentrum betroffen. Von rund 10000 Einwohnern am Ende des Mittelalters ging seine Zahl auf 2800 im Jahre 1695 zurück und erreichte selbst um 1787 mit 7072 noch nicht die Größe des Mittelalters 35 . Auch vor dem 30-jährigen Krieg war die 31 R. LAUFNER, Die Landstände von Kurtrier im 17. und 18. Jahrhundert, in: Rhein. Vierteljahresblätter, 32,1968, S. 290-317. Ε. H AXEL, Verfassung und Verwaltung des Kurfürstentums Trier im 18. Jahrhundert, in: Trierer Zeitschrift, 5, 1930, S. 47-88. P. SCHWARZ, Die Landstände des Erzstifts Trier unter Lothar von Metternich von 1599-1623, in: Trierisches Archiv, 26/27, S. 1-65. 32 P. BLICKLE, Deutsche Untertanen, S. 4 8 - 5 1 . Er spricht an dieser Stelle mögliche Ursachen für die getrennte Entwicklung im Westen u n d Osten des Reichs an. 33 Vgl. G. REITZ, Die G r ö ß e des geistlichen und ritterschaftlichen Grundbesitzes im ehemaligen Kur - Trier, Koblenz 1919. Vgl. die Tabelle bei Reitz, S. 35. Danach besaßen um 1720 der Adel etwa 11,9 % und der Klerus 20,4 % des Gesamtvermögens im ehemaligen Kurtrier. 34 Vgl. dazu die statistische Zusammenstellung bei: LAGER, Eine statistische A u f n a h m e der volkswirtschaftlichen Zustände im A m t Saarburg vor und nach dem 30 jährigen Krieg, in: Trierisches Archiv, 11, 1907 S. 42-56. W. FABRICIUS, Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, S. 146-158. Vergleich der Feuerbücher 1563-1684. 35 W. LAUFER, Die Sozialstruktur der Stadt Trier in der frühen Neuzeit (Rheinisches Archiv, 86) Bonn 1973, S. 74-89; insbesondere die Graphik S.98. Vgl. auch R. LAUFNER, Die Trierer Judengemeinde im 17. und 18. J a h r h u n d e r t , in: Kurtrierisches Jahrbuch, 18,1978, S. 66-78; hier S.69f. Durch die Kriege, die Einquartierungslasten, die Seuchen und das Schwinden des Wirtschaftslebens waren weite Kreise der Bürgerschaft Triers verarmt. Vgl. auch M. MATHEUS, Trier am Ende des Mittelalters, S. 13 und S. 21.

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Stadt Trier kein überragendes expandierendes wirtschaftliches Zentrum mit entsprechendem Fernhandel oder eigenem Konsum, das auf die umliegenden Orte einen entsprechenden wirtschaftlichen Anreiz ausgeübt hätte. Um 1600 betrugen die Einnahmen des städtischen Haushaltes rund 7000 Florin (Gulden), wobei die Hälfte (3321 Florin) auf die Weinsteuer entfielen 36 . Im Vergleich dazu betrugen die durchschnittlichen Einkommen des Klosters St. Matthias in den Jahren 1590-1599 jeweils 56 Malter Korn, 191 Malter Weizen, 11 Malter Gerste, 117,8 Malter Hafer, 30 Fuder Wein, 5 Malter Erbsen und 950 Gulden 37 . In Gulden umgerechnet entspricht das einer Summe von 3142,6 Gulden 38 , was fast die Hälfte des städtischen Haushalts ausmacht. Es lag damit an der Spitze aller Klöster des Kurfürstentums, wobei St. Maximin in der Liste nicht berücksichtigt ist, da es zum damaligen Zeitpunkt auf seiner Reichsunmittelbarkeit bestand. Aufgrund der geringen Wirtschaftskraft der Stadt Trier waren die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen der Stadt und den Dörfern im Gebiet der «Abtei», die noch im Nahbereich der Stadt lagen, unbedeutend. Es entwickelte sich deshalb auch keine intensive Marktverflechtung, die durch den Absatz von Überschußproduktionen der Landwirtschaft nach Trier zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturänderungen in den Dörfern hätte führen können 39 . Zentrum für die Dörfer und ihre Gehöfer war das Kloster geblieben. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß auch die Administration im Kurfürstentum auf regionaler Ebene schwach ausgebildet war. In der Zeit des Kurfürsten Balduin waren in der Mitte des 14. Jahrhunderts die Ämter gebildet worden, an deren Spitze ein Amtmann stand 40 . Die Leistungsfähigkeit dieser Lokalverwaltung kann für das 16. bis 18. Jahrhundert mit Fragezeichen versehen werden 41 . 36 W. LAUFER, Die Sozialstruktur der Stadt Trier, S. 51. Die Haushalte von 1452-1520 in ähnlichen Größenordnungen. Vgl. dazu: M. MATHEUS, Trier am Ende des Mittelalters, S. 395. 37 LH AK 1 C 11354. Zusammenstellung bei: F.J. HEYEN, Ein Verzeichnis der durchschnittlichen Jahreseinkünfte der Stifte und Klöster des Ober- und Niederstifts Trier für die Jahre 1590 bis 1599 ; in: Kurtrierisches Jahrbuch 8, 1968, S. 141-149. 38 Die Umrechnung wurde vorgenommen nach den Angaben bei: P. SCHWARZ, Die Landstände des Erzstifts Trier, S. 46, Anmerkung 1. Er bringt das Schema der Wertbestimmung, wie es 1601 für die oben angeführte Aufstellung der Einkünfte vorgesehen war. Umgerechnet war der Wert der einzelnen Produkte je Malter: Korn = 4 Gulden, Weizen = 5 Gulden, Gerste = 3 Gulden, Hafer = 2 Gulden, Erbsen = 5 Gulden, 1 Ohm Wein = 4 Gulden. Als Bemessungsgrundlage für die Steuern wurden die einzelnen Werte, so auch der Gulden mit 25 multipliziert. Die Schätzung dürfte wohl an der unteren Grenze der tatsächlichen Einnahmen liegen. 39 Vgl. den Hinweis bei W. RÖSNER, Die spätmittelalterliche Grundherrschaft, S. 50. Als Beispiel für Veränderungen aufgrund einer intensiven Stadt-Landverflechtung: H. HARNISCH, Bauern Feudaladel Städtebürgertum. Untersuchungen über die Zusammenhänge zwischen Feudalrente, bäuerlicher und gutsherrlicher Warenproduktion und den Ware-Geld-Beziehungen in der Magdeburger Börde und dem nordöstlichen Harzvorland von der friihbürgerlichen Revolution bis zum Dreißigjährigen Krieg (Abhandlungen zur Handels- und Sozialgeschichte, 20) Weimar 1980. Zur Vermögensverbindung Trierer Bürger mit dem Umland vgl. W. LAUFER, Die Sozialstruktur der Stadt Trier, S. 111 119. 40 Für das Spätmittelalter vgl. W. R. BERNS, Burgenpolitik und Herrschaft des Erzbischofs Balduin von Trier (1307-1354) (Vorträge und Forschungen, Sonderband 27) Sigmaringen 1980, S. 33-55 u n d S. 1 8 5 - 1 8 9 .

41 Für die frühe Neuzeit: E. HAXEL, Verfassung und Verwaltung Triers, S. 65 70 und S. 73. Die übliche personelle Ausstattung mit Amtmann, Kellner und Amtsschreiber war für eine leistungs-

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Auch die Reformen des Kurfürsten Franz Ludwig von 1719, in deren Folge der adlige Amtmann immer stärker zu einer Hofdienstfunktion wurde und dessen Stelle von einem Amtsverwalter übernommen wurde, änderten daran nichts Wesentliches42. Die innenpolitischen Auseinandersetzungen, die geringe wirtschaftliche Entwicklung und Leistungskraft und die wenig ausgebildete Administration könnten zusammengenommen die Hauptursachen für die statisch gebliebenen sozialen Verhältnisse im Kurstaat abgeben. Erst die endgültige Auflösung des Klosters im Gefolge der Besetzung der Rheinlande durch die französische Revolutionstruppen im Jahre 1794 und 1802 43 und die damit verbundene Säkularisation des Klosterbesitzes veränderten grundlegend die alten Strukturen 44 ; auch wenn das im Gegensatz zu Frankreich für die Bauern wegen der hier günstigeren wirtschaftlichen und vor allem rechtlichen Lage nicht ganz die vergleichbare Bedeutung hatte 45 . Es zeigte sich auch beim Verkauf der Klostergüter, daß die Bauern häufig nicht in der Lage waren vor allem bei bedeutenderen Wertobjekten wie Höfen, Mühlen oder den Stadthäusern mit den städtischen Bürgern mitzubieten, so daß sie nur teilweise neues Land erwerben konnten 46 . Im 19. Jahrhundert verschärften sich dann durch Bevölkerungswachstum, Landaufteilungen und administrative Maßnahmen die Lage vor allem der auf dem Land und von der Landwirtschaft lebenden Bevölkerung des Trierer Raumes 47 .

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fähige Verwaltung kaum ausreichend. Vgl. dazu auch G. DROEGE, Die Territorien am Mittel- und Niederrhein, in: K.G. A. JESERICH u.a. (Hg.), Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. 1, Stuttgart 1980, S. 694 und 696. Diese Zweiteilung an der Verwaltungsspitze führte zu zusätzlichen Auseinandersetzungen über die gegenseitige Aufgabenverteilung. Vgl. E. HAXEL, Verfassung und Werwaltung Triers, S. 71-72. Auflösung der Grundherrschaft 1794 und endgültige Aufhebung des Klosters 1802. Vgl. StBT 2092/683 fol. 17. M. MÜLLER, Säkularisation und Grundbesitz: Zur Sozialgeschichte des Saar-Mosel-Raumes 1794-1813, Boppard 1980. Die Güter der Abtei sind aufgeführt S. 235-397. F.. WEIS, Ergebnisse eines Vergleichs der grundherrlichen Strukturen Deutschlands und Frankreichs vom 13. bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 57, 1970, S. 1-14. Hier S. 13-14. Auch M. MÜLLER, Säkularisation und Grundbesitz, S.65. Zu Änderungen in der Struktur: M. MÜLLER, Säkularisation und Grundbesitz, S. 215-220. Die Käufer sind zu finden bei: Μ. MÜLLER, Säkularisation und Grundbesitz, S. 325-397. Allein im Kanton Trier wurden Güter des Klosters St. Matthias im Wert von 581448 Franken verkauft. Als Folge kam es zu Auswanderungen: P. MARSCHALCK, Deutsche Übersee Wanderung im 19. Jahrhundert, Stuttgart 1973. Auswirkungen auf die Winzer: H. PELGER, Karl Marx und die rheinpreußische Weinkrise. Ein Beitrag zur Lage der Moselwinzer um 1840 und zu Marx' erster Auseinandersetzung mit sozialökonomischen Fragen mit sechs unbekannten Marx-Artikeln, in: Archiv für Sozialgeschichte, 13, 1973, S. 309-375. Zur Lage auf den landwirtschaftlichen Höhengebieten: H. MONZ, Der Waldprozeß der Mark Thalfang als Grundlage für Marx' Kritik an den Debatten um das Holzdiebstahlgesetz, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, 3, 1977, S. 395-418.

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Quellen- und Literaturverzeichnis I. Eingedruckte Quellen Archives départementales de la Moselle, Metz: H 3651 : Koenigsmacker. Archives de l'état Luxembourg (StAL) : A, VII, 7: Koenigsmacker. A, XLIV. 1 : Langsur. Bistumsarchiv Trier (BAT): 63, 2: darin insbesondere folgende Nummern: 2: Jurisdiktionsstreit im Gebiet «Saarburg» von 1670, 15: Klage gegen den Abt wegen durchgeführter Huldigung (1782), 40: Abschrift eines Vertrages mit Luxemburg über die Jurisdiktionsrechte in Nennig (1788), 46: Bruchstück eines Jahrgedings um 1660 aus Krettnach, 48: Schuldverschreibungen 1721-1771, 12; 18; 21; 24; 25; 26; 27; 35: interne klösterliche Schwierigkeiten ab 1780. Stadtbibliothek Trier (StBT): Hs. 362/1657: Kopiar St.Matthias Hs. 2092/683: Protokollbuch des Aemiliani Reichmann 1744. Kt. 3/101 a, b, c. Karte der Umgebung Triers von 1692. Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (StAW): Abt. 115 Urk. 166; 179; 261; 189a; 292: Abschriften von Weistümern. Abt. 171 Β 228 Fol. 69-73v: Abschrift eines Weistums. Abt. 115 Urk. 292; 314, 342a und b; 343; 347; 348; 360; 383 und 296: Urkunden zur Rückgabe der Grundherrschaft ab 1638. Landeshauptarchiv Koblenz (LHAK): Abteilung IC: Kurfürstentum Nr. 88a, S. 147-148: Weistum Trittenheim 1572. Nr. 6895: Schatzungsregister Krettnach von 1740. Nr. 12928: Feuerbücher. Nr. 13290: kurfürstliche Verordnung Dorfgerichte 1778. Nr. 14675: Hofrecht Benrath. Nr. 15194: Landmaßbuch Dilmar 1720. Nr. 15212: Landmaßbuch Krettnach-Obermennig 1721. Nr. 15225: Landmaßbuch Palzem 1520. Nr. 6898: Schatzungsregister Palzem von 1740. Nr. 19165: Jurisdiktionsrecht im Gebiet «Saargau» 1728 und 1729. Nr. 19171: dasselbe 1793 und Hochgerichtsbarkeit St.Matthias 1765. Nr. 19183: Streitfalle in diesem Zusammenhang 1773-1793. Abt. 210: St. Matthias Nr. 477-479: 3 Urkunden des Vergleichs der Gemeinde St. Matthias mit dem Abt 1431. Nr. 480: Vidimus obiger Urkunde durch Nikolaus von Kues. Nr. 481: Schutzbrief der Stadt Trier für das Kloster 1433. Nr. 609: Erlaubnis zur Errichtung eines Galgens in Langsur 1473. Nr. 610: Gleicher Inhalt 1474. Nr. 842: Weistum St.Matthias 1532/33. Nr. 960: Weistum Hentern 1568. Nr. 973: Jahrgedingsprotokoll Weiskirchen 1573. Nr. 974: Jahrgedingsprotokoll Weiskirchen 1576. Nr. 975: Gerichtsprotokoll St.Matthias 1574. Nr. 997: Hofgerichtsurteil - Hochgerichtsbarkeit in der «Abtei» 1584. Nr. 1000: Weistum Trittenheim 1589.

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Nr. 1001-1002: Hochgerichtsbestätigung St. Matthias 1590. Nr. 1335: Gerichtsbarkeit «Saarburg» 1729. Nr. 1336: Rechte in Franzenheim 1730. Nr. 1337: Jagdrecht in Trittenheim 1747. Nr. 1338: Zehntrechte in Trier 1760. Nr. 1371 : Verpachtung des Klosterhofes in Rommelfangen 1707. Nr. 1410: Weistümer «Saargau». Nr. 1417: Weistümer «Abtei». Nr. 1439: Weistümer Konfeld-Rappweiler und Jahrgedinge. Nr. 1446: Streitigkeiten Krettnach-Oberemmel. Nr. 1447: Weistümer und Jahrgedinge Krettnach-Obermennig. Nr. 1448: Abt. Güter zu Krettnach-Obermennig. Nr. 1450: Jahrgedinge und Weistümer Palzem-Dilmar. Nr. 1471: Jahrgedinge und Weistümer Gebiet «Saarburg». Nr. 1472: Jahrgedinge und Weistümer im Gebiet «Abtei». Nr. 1490: Jahrgedinge Weiskirchen. Nr. 1491: Jahrgedinge Weiskirchen. Nr. 1492: Jahrgedinge Weiskirchen. Nr. 1493: Jahrgedinge Weiskirchen. Nr. 1494: Jahrgedinge Weiskirchen. Nr. 1495: Jahrgedinge Weiskirchen. Nr. 1503: Jahrgedinge und Weistümer Kahren. Nr. 1513: Jahrgedinge und Weistümer im Gebiet der «Abtei». Nr. 1514: Weistümer Lampaden. Nr. 1522: Jahrgedinge Langsur. Nr. 1538: Jahrgedinge und Weistümer Mandern. Nr. 1542: Pachturkunden Bannmühle Obermennig. Nr. 1551: Jahrgedinge im Gebiet «Saarburg». Nr. 1552: Güterrenovation und Weistum Polch. Nr. 1555: Weistümer im Gebiet der «Abtei». Nr. 1556: Jahrgedinge im Gebiet der «Abtei». Nr. 1572: Abt. Rechte im Gebiet der «Abtei». Nr. 1598: Jahrgedinge und Weistümer in Rommelfangen. Nr. 1599: Jahrgedinge und Weistümer in Rommelfangen. Nr. 1607: Jahrgedinge und Weistümer in Sinz. Nr. 1610: Abt. Rechte in Sinz. Nr. 1615: Jahrgedinge in Soest. Nr. 1617: Jahrgedinge in Tettingen/Butzdorf. Nr. 1623: Weistum und Rechte in St. Matthias und Trittenheim. Nr. 1635: Weistümer und Rechte im Gebiet «Abtei». Nr. 1639: Jahrgedinge Trittenheim. Nr. 1640: Jahrgedinge Trittenheim. Nr. 1658: Rechte in Trittenheim. Nr. 1673: Güterrenovation und Jahrgedinge in Euren. Nr. 1674: Weistum und Jahrgedinge Euren. Nr. 1776: Gerichtsverhandlungen in St. Matthias. Nr. 1783: Gerichtsakten der Schöffengerichte im Gebiet «Saarburg». Nr. 1910: Weistümer und Urbar des 15. Jahrhunderts. Nr. 2203: Urbar aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Nr. 2204: Kopie von 1738 des Urbars von 1520. Nr. 2206: Chartular mit Urkunden-Verträgen und Rechten. Nr. 2207: Weistümersammlung des Abtes Petrus Olevian. Nr. 2208: Chartular mit Urkunden. Fronweistum «Abtei». Nr. 2209: Weistümer und Jahrgedinge Krettnach. Nr. 2210: Huldigungen und Weistümer 2. Hälfte 17. Jahrhundert. Nr. 2213: Westümer und Urbar Polch.

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Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

2216: Kopiar älterer Urkunden und Gerichtsstreitigkeiten. Weistümer «Abtei». 2217: Hofverpachtungen um 1530. 2218: Weistümer und Jahrgedinge 16. Jahrhundert. 2219: Chartular Vergleiche, Abgaben, Güterübertragungen. 2220: Urbar von 1529 mit Nachträgen. 2222: Geschäftsvorgänge um 1600, Hofverpachtungen, Gerichtsrechte. 2225: Weistümer 1599/1600. 2227: Schriftverkehr über strittige Rechte und Gefalle. 2230: Einnahmeregister 1773-1777. 2231: Ausgaberegister 1773-1779. 2233: Huldigungen und Weistümer in der Zeit des Abtes Adalbert Wiltz. 2235: Einnahmeregister 1549-1554. 2236: Einnahme- und Ausgabenregister 1658-59. 2237: Einnahme- und Ausgabenregister 1665. 2238: Einnahme- und Ausgabenregister 1693-94. 2239: Einnahme- und Ausgabenregister 1684. 2243: Weistümer und Jahrgedinge Tettingen/Butzendorf. 2244: Jahrgedinge Palzem/Dilmar. 2245: Weistümer und Jahrgedinge Kahren. 2248: Huldigungen und Weistümer im Gebiet «Saarburg» 1702. 2249: Weistum und Jahrgedinge Hentern. 2250: Weistum und Jahrgedinge Hentern. 2260: Weistum und Jahrgedinge Lampaden. 2261: Weistum und Jahrgedinge Langsur. 2264: Weistum und Jahrgedinge Krettnach. 2269: Weistum und Jahrgedinge Nennig. 2270: Weistum und Jahrgedinge Pellingen. 2271: Weistum und Jahrgedinge Pellingen. 2275: Weistum und Jahrgedinge Polch. 2276: Weistum und Jahrgedinge Polch. 2282: Weistümer und Jahrgedinge Rommelfangen. 2283: Weistum und Jahrgedinge Soest. 2284: Weistum und Jahrgedinge Sinz. 2285: Jahrgedinge St. Matthias. 2286: Güterrenovation Trittenheim 1604. 2287: Weistümer und Jahrgedinge Trittenheim. 2288: Weistümer und Güterrenovationen Trittenheim. 2289: Urbar Trittenheim, Kues und Pünderich. 2290: Urbar Trittenheim. 2292: Weistum und Jahrgedinge Weiskirchen. 2294: Landmaßprotokoll St. Matthias 1719. 2295: Weistum und Jahrgedinge Mandern. 2305: Streitigkeiten mit anderen Grundherren. 2312: Protokollbuch des Schöffengerichts St. Matthias. 2313: Gerichtsbuch Mondorf. 2314: Gerichtsbuch Hentern. 2315: Jahrgedinge und Gerichtsstreitigkeiten Mondorf. 2319: Gerichtsprotokolle Tettingen/Butzdorf. 2321 : Gerichtsbuch Helfant. 2402: Sammlung unterschiedlicher Rechte und Gefalle.

Handschriftliche Quellenzitate wurden überarbeitet nach: SCHUI.TZF, JOHANNES: Richtlinien für die äußere Textgestaltung bei Herausgabe von Quellen zur neueren deutschen Geschichte, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte, 102, 1966, S. 1-10.

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Grafschaft Saarbrücken im 17. und 18. Jahrhundert, Diss, jur., Saarbrücken 1972 SAARBRÜCKEN ARBEITSGRUPPE: Huldigungseid und Herrschaftsstruktur im Hattgau (Elsaß), in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, 6, 1980, S. 117-155 SCHERER, NORBERT MATHIAS: D i e L a n d g e m e i n d e v e r w a l t u n g i m F ü r s t e n t u m

Nassau-Saarbrücken

1735-1793, Diss, jur., Saarbrücken 1971 SCHMIDT, RÜDIGER: Die Deutschordenskommenden Trier und Beckingen 1242-1794 (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, 9) Marburg 1979 SCHNEIDER, ALBERT: Koenigsmacker. Histoire paroissiale (Région de Thionville Etudes historiques, 12) Metz 1951 SCHÖMER, EDMUNG: Burg und Amt Grimburg. Der Hochwald von der Urnenfelderkultur bis zur franz. Herrschaft 600 v. Chr.-1800n. Chr., Hermeskeil, ohne Jahresangabe SCHULZE, WINFRIED: Bäuerlicher Widerstand und feudale Herrschaft in der frühen Neuzeit (Neuzeit im Aufbau, Bd. 6) Stuttgart 1980 SCHWARZ, PETER: Die Landstände des Erzstifts Trier unter Lothar von Metternich von 1599-1623, in: Trierisches Archiv, 26/27, 1916, S. 1 - 6 5 SCOTTI, J. J. : Sammlung der Gesetze und Verordnungen, welche in dem vormaligen Churfürstenthum Trier über Gegenstände der Landeshoheit, Verfassung, Verwaltung und Rechtspflege ergangen sind, 3 Bde. Düsseldorf 1832 SPAETGENS, HUBERT: Die Landmaßbücher aus den Jahren 1718-1720 als Spiegelbild der Agrarverfassung der jeweiligen Gemarkungsstruktur u. der wirtschaftlich-sozialen Lage der Bevölkerung in den Landgemeinden des Kurstaates Trier, in: Landeskundliche Vierteljahresblätter, 11, 1965, S. 1 2 - 2 6

STAERK, DIETER: Die Wüstungen des Saarlandes. Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saarraumes vom Frühmittelalter bis zur Französischen Revolution (Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung, Bd. 7) Saarbrücken 1976 STAHLEDER, HELMUTH: Weistümer und verwandte Quellen in Franken, Bayern und Österreich, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, 32, 1969, S. 525-605 und S. 850-885 STATISTIK VON RHEINLAND-PFALZ: Territorialverhältnisse der Gemeinden in Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Bd. 172, Bad Ems 1967 STEIN: Das Eurener Hundeigeding oder Hochgericht, in: Trierisches Archiv, 10, 1907, S. 85-94 STEINBACH, FRANZ: Die Rheinischen Agrarverhältnisse, in: Collectanea Franz Steinbach, Aufsätze und Abhandlungen zur Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, geschichtlichen Landeskunde und Kulturraumforschung, Bonn 1967, S. 412-433 STEINBACH, FRANZ: Der «adlige Dingtag» von Polch auf dem Maifeld, in: Rheinische Vierteljahrsblätter, 24, 1959, S. 203-209 STEINBACH, F R A N Z - BECKER, ERICH: G e s c h i c h t l i c h e G r u n d l a g e n d e r k o m m u n a l e n S e l b s t v e r w a l t u n g

in Deutschland (Rheinisches Archiv, 20) Bonn 1932. Zuletzt in Collectanea Franz Steinbach, S. 487-555 STOLZ, OTTO: Weistümer und Grundherrschaft, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 29, 1936, S. 161-179 TIMM, ALBRECHT: Die Waldnutzung in Nordwestdeutschland im Spiegel der Weistümer. Einleitende Untersuchungen über die Umgestaltung des Stadt-Land-Verhältnisses im Spätmittelalter, Köln 1960 ULBRICH-MANDERSCHEID, CLAUDIA: D e r B a u e r n k r i e g i m S a a r - P f a l z - R a u m , i n : A . WOLLBRETT, L a

guerre des paysans 1525 (Etudes Alsatiques, 93) Saverne 1975, S. 133-136 ULBRICH, CLAUDIA: Freiheit und Eigenschaft in spätmittelalterlichen ländlichen Rechtsquellen des Oberrheingebietes, in: P. BLICKLE (Hg.), Deutsche Ländliche Rechtsquellen, S. 185 196 WALDE, ELMAR: Über Entstehung, Funktion und Geltungsgrund normativer Rechtsaufzeichnungen im Mittelalter. Notizen zu einem Durchblick, in: Vorträge und Forschungen, 23, 1977, S. 5 0 3 - 5 1 8

252

WAMPACH, CAMILLE: Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, 10 Bde., Luxemburg 1935-1955 WEBER, MAX: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie, Tübingen 5 1972 WEIS, EBERHARD: Ergebnisse eines Vergleichs der grundherrschaftlichen Strukturen Deutschlands und Frankreichs vom 13. bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, in: Vierteljahrschrift für Sozialund Wirtschaftsgeschichte, 57, 1970, S. 1-14 WEND, HAGEN: Die Anwendung des Trierer Landrechts von 1668/1713 im rechtsrheinischen Teil des Kurstaates. Zugleich eine Studie zum Verhältnis zwischen Gesetzesrecht und Rechtswirklichkeit im ausgehenden 17. und im 18. Jh., Diss, jur., Frankfurt/M 1973 WERKMÜLLER, DIETER: Über Aufkommen und Verbreitung der Weistümer - Nach der Sammlung von JACOB GRIMM, B e r l i n 1 9 7 2

WIESSNER, HERMANN: Sachinhalt und wirtschaftliche Bedeutung der Weistümer im deutschen Kulturgebiet (Veröffentlichungen des Seminars für Wirtschafts- und Kulturgeschichte an der Universität Wien, Bd. 9/10) Baden-Wien 1934 ZENZ, EMIL: Die Taten der Trierer, gesta Treverorum, 8 Bde., Trier 1955-1965 ZIMMER, THERESIA: Das Kloster St. Irminen-Oeren in Trier von seinen Anfängen bis ins 13. Jahrhundert, in: Trierer Zeitschrift für Geschichte und Kunst des Trierer Landes und seiner N a c h b a r g e b i e t e , 2 3 , 1 9 5 4 - 5 5 , S. 7 - 1 8 0

ZIMMERMANN, FRITZ: Die Weistümer und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz (Historische Studien, 311) Berlin 1937 ZORN, WOLFGANG: Neue Forschungsansätze zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Rheinlande im 18 /19. Jahrhundert, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte, 102, 1966, S.47-61 ZSCHOCKE, REINHART: Die Kulturlandschaft des Hunsrücks und seiner Randlandschaften in der Gegenwart und in ihrer historischen Entwicklung (Kölner geographische Arbeiten, 24) Wiesbaden 1970 ZSCHOCKE, REINHART: Siedlungsgeographische Untersuchungen der Gehöferschaften im Bereich von Saar-Ruwer-Prims (Kölner geographische Arbeiten, 22) Wiesbaden 1969

253

Ort»- und Sachregister Orte sind kursiv gedruckt

A Abgaben, vgl. Weistümer (Orte) Abt 12ff„ 22ff., 176 Abtei 21 ff., 164ff. Agrarverfassung 239 f. Asylrecht, vgl. Weistümer, Weistumsorte Β Baldringen 37 Bannrechte, vgl. Weistümer (Orte) Bauernkrieg 23 f. Benrath 29, 33ff., 3 8 f f , 44ff„ 51 ff, 67 Besitzgeschichte, vgl. Weistümer (Orte) Besthaupt 133, 136 Bezirk 33ff., 161 f., 218 Bote, vgl. Weistümer (Orte) und Jahrgeding Bußen, vgl. Weistümer 66,190,202,207ff. D Dittlingen 100 f. Dorfordnung 12, 153, 182 E Etter 33ff. Ettergericht 174 ff. Euren 119, 123ff. F Franzenheim 42, 57 Forsthubergericht/Irsch 35f., 43 Frondienst G Gehöferschaften 236 Gemeinde - H e l f a n t 221 - . H e n t e r n 173 - , Krettnach 170ff., 182ff„ 194, 206 - , Königsmacher 148 - , Lampaden 173 - . L a n g s u r 141 ff. - . M o n d o r f 153ff. 254

- , Nennig 221 -.Pellingen 209f. - , St. Matthias 120ff. - , Tettingen 221 -, Trittenheim 127 ff. - , Weiskirchen 229f. Gemeindeordnung 153, 171 Gericht, vgl. Jahrgeding Gerichtsrechte des Klosters 234ff. Gerichtsverfahren 165 ff. Grundherrschaft 2ff., 9ff., vgl. Weistümer (Orte) H Helfant 85ff, 211ff. Hentern 26, 33, 37ff„ 60ff., 70ff, 165ff., 181 ff. Hochgericht 31, 33ff., 117ff., 127ff„ 132ff„ 143 ff., 150 ff. Hof, allgemein 25 -, Benrath 29ff., 44ff. - , Euren 124 - , Königsmacher 147 - , Langsur 140 f. -, Mondorf 153 ff. -, Nennig 83 - , Palzem 78 ff. - , Polch 133ff. - , Rommelfangen 87f. - , St. Matthias 117 - S i n z 92f. - , Soest 90 f. -, Trittenheim 125 ff. - V i l l m a r 137 - , Weiskirchen 103ff. Hofverpachtungen 73, 240 Hufe 46ff. Huldigung 24f., 116, 137 Hundeigeding 119 Hunriarechte 31 I Irsch 35f., 43

J Jahrgeding, allgemeine Hinweise 18, 36, 66, 233 -, Orte , Euren 123 f. - -, Helfant 212 - - Hentern 41, 66, 165, 173 ff. - -, Kahren 212ff. - - Konfeld 116 , Königsmacher 148f., 152f. - -.Krettnach 38, 66, 164ff. - -.Lampaden 40, 165, 173ff. , Langsur 144 f. - - , Mandern 108 ff. - - , Mondorf 159 - - , Nennig 21 Iff. - - Palzem-Dilmar 21 Iff. - - , Pellingen 39, 165, 174 ff. - - Polch 133 ff. , Rappweiler 116 — , Rommelfangen 212ff. - - , St. Matthias 117, 122 - -, Sinz 21 Iff. - -, Soest 212ff. - - , Tettingen 212 ff. , Trittenheim 128 --.Weiskirchen 105, 225 ff. Κ Kahren 97ff., 212ff. Karte 10 Kimmelerhof 37 Klagen 166ff„ 212ff. Kondominium/Merzig-Saargau 156 ff. Konfeld 112ff„ 116 Königsmacher 146 ff. Körrig 97

Ν Nennig 81 ff., 211 ff. Niedermennig 36 Notariatsurkunden 19 f. O Oberemmel 36 Obermennig 42 Ρ Palzem-Dilmar 76ff., 211 ff. Paschel 34, 42 Pellingen 32, 37ff, 46ff., 53ff, 68ff„ 165, 174 ff. Polch 132 ff. R Rappweiler 112ff. Rommelfangen 87ff., 212ff. Rügen, vgl. Jahrgeding S Sankt Matthias 5 -.Kloster 22f. - , Grundherrschaft 116 ff. Schillingen 48, 59, 66, 72 Schöffen, vgl. Weistümer, vgl. Jahrgeding 203 ff. Schömerich 37 Schultheiß 19, 205, vgl. Jahrgeding Sehr 42 Sinz 92ff., 21 Iff. Soest 90ff., 21 Iff. Τ Tettingen-Butzdorf 95ff., 212ff. Trittenheim 125 ff.

L Lampaden 26,40ff„ 57ff., 69ff„ 165,173ff. Langsur 139 ff.

U

M Mandern 108 ff. Markttag 104, 106 f., 115 Meier, vgl. Weistümer (Orte), Jahrgeding Mondorf 153 ff. Mühlen, vgl. Weistümer (Orte)

V Verordnungen 2, 145, 193f., 196ff., 238 Villikation 21, 47, 239f. Villmar 135 ff. W Weiskirchen 103ff., 225ff. Weistum -Begriff 6ff.

Urbar 18f., 25, 49, 75, 83

255

-.Entstehung 2Iff. - , Entstehungszeit 12 ff. - , Funktion 164ff. - , Inhalt 29ff., 160ff. -.Überlieferung 18 ff. Weistumsforschung - , Forschungsstand 1 ff. - , Forschungsergebnis 234ff. Weistumsrecht 5, 237 ff. Weistümer (Orte) - , Bestandsübersicht 14ff., Tab. 1 und 2 - , Ortsübersicht 9 f. - - «Abtei» 29ff., 33ff., 44ff„ 65ff., 74 - -, Dittlingen 100 f. - - , Euren 123ff. - - , Helfant 85 ff. - - , Hentern 26, 32ff„ 37ff„ 46ff., 60ff, 65 ff. - -.Kahren 97ff. - - , Konfeld 112ff. — , Königsmacher 146 ff. - - , Krettnach 32, 37ff„ 46ff., 50ff., 65ff. - - , Lampaden 26, 40ff., 57ff, 69ff. — , Langsur 139 ff. - - . M a n d e r n 108ff. - -.Mondorf 153ff. - -.Nennig 8 Iff. — , Palzem-Dilmar 76 ff.

256

- - , Pellingen 32, 37ff., 46ff., 53ff„ 68ff. - -.Polch 132ff. — , Rappweiler 112 ff. , Rommelfangen 87 ff. - - , St. Matthias 116ff. - - , Sinz 92 ff. - - , Soest 90 ff. , Tettingen-Butzdorf 95ff., - - , Trittenheim 125ff. - - , Villmar 135 ff. — , Weiskirchen 103 ff. Ζ Zender - , Helfant 221 - , Hentern 73 - , Königsmacher 148 - , Krettnach 171,173,182,194 - , Lampaden 59, 173 -.Langsur 141,143 - , Mondorf 158 - , Nennig 221 - , Pellingen 209 - , St. Matthias 119,122 - , Tettingen 221 - , Trittenheim 129 f. - , Weiskirchen 229 Zerf 30. 36

Quellen und Forschungen zur Agrargeschichfe Herausgegeben von G. Franz und P. Blickle Band 35/Blickle

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