Die Verfassung der Kirche von England [Reprint 2018 ed.] 9783111705163, 9783111315911

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Die Verfassung der Kirche von England [Reprint 2018 ed.]
 9783111705163, 9783111315911

Table of contents :
INHALT
Erläuterung der Anführungen
I. Geschichte der Kirchenverfassung
II. Quellen des Kirchenrechts
III. Verhältnis der Kirche von England zu anderen christlichen Kirchen
IV. Der geistliche Stand und die Weihegrade
V. Die einzelnen Kirchenbehörden
Anhang
Register

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DIE VERFASSUNG DER

KIRCHE YON ENGLAND.

DIE VERFASSUNG DER

KIRCHE VON ENGLAND. VON

FELIX

MAKOWER, Dr. jur.

„Non debet dici tendere in praejudicium eccleticulicae libertatit quod pro Rege et re publica necettarium invenitur." Patent v. 2 t Novbr. 1816 (0 Ei. / / s t . 1 Ärtteuli Citri o 8)

Berlin. J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung. 1894.

Alle Rechte

vorbehalten.

INHALT. I. Geschichte der Kirchenverfassnng.

§ 1. § 2. § 3. § 4. § 5. § 6. § 7. § 8. § 9. § 10. § 11. § 12. § 13.

1. England. A. Bis zur normannischen Eroberung a) Einführung des Christentums b) Verhältnis von Staat und Kirche zu einander c) Ausgestaltung der Kirchenverfassung im Innern B. Von der normannischen Eroberung bis zur Reformation. a) Verhältnis von Staat und Kirche zu einander b) Ausgestaltung der Kirchenverfassnng im Innern C. Von der Reformation bis zur Gegenwart. a) Die Refonnation b) Der Kampf gegen Papisten und protestantische Sekten am Ende des 16. und im 17. Jahrhundert c) Verhältnis von Staat und Kirche zu einander d) Ausgestaltung der Kirchenverfassnng im Innern 2. Schottland 3. Irland 4. Kolonien und Ausland. A. Allgemeines B. Vereinigte Staaten von Nordamerika und amerikanische Hissionsgebiete

II. Quellen des Kirchenrechts. § 14. 1. Allgemeines § 16. 2. Das Gebetbuch. (Book of Common Prayer) § 16. 3. Bekenntnisse

Mtj

1 7 11 13 40 61 72 102 lOtf 108 132 147 168

165 171 177

III. Verhältnis der Kirche von England zn anderen christlichen Klrehen. § 17. 1. Das Verhältnis der reformirten „Kirche von England" zur Kirche in England vor der Reformation 183 § 18. 2. Das Verhältnis der reformirten „Kirche von England" zu anderen christlichen Kirchen der Neuzeit 186 § 19. 3. Das Verfahren gegen Ketzer 193 IV. Der geistliche Stand und die Weihegrade. §20. 1. Allgemeines § 21. 2. Teilnahme der Geistlichen am Parlament § 22. 3. Geschichte der Eheverbote

204 209 222

V. Die einzelnen Kirchenbehdrden.

§ 23. § § § § §

24. 25. 26. 27. 28.

§ 29. § 30. § 31. § 32.

§ 33. § 34. § 35. § 36. § 37. § § § § § § §

38. 39. 40. 41. 42. 43. 44.

§ § § §

46. 46. 47. 48.

§ § § § §

49. 60. 51. 52. 63.

§ § g § §

54. 56. 56. 57. 68.

1. Der König. A. Mittelalterliche Gewalten. a) Im Verhältnis zu a u s l ä n d i s c h e n Einwirkungen. 1. Oberste richterliche Gewalt. Beschränkung der Berufungen an den Papst 2. Beschränkung der Legaten des Papstes 3. Beschränkung des Einbringens von Briefen des Papstes (Placet) 4. Urlaub zu Auslandsreisen der englischen Kirchenbeamten . . b) Im Verhältnis zur Landeskirche B. Der Supremat der Reformation 2. Staatliche Kirchenverwaltungsbehörden. A. Behörden der Reformationszeit. a) Behörden zur Verwaltung der Einkünfte des Staates aus einzelnen kirchlichen Quellen b) High Commission for Ecclesiastical Causes B. Behörden der Gegenwart. a) Die Verwaltungsbehörde der Königin-Anna-Stiftung b) Die vereinigte «Kirchliche Kommission für England" und „Kirchenbaukommission" 3. Erzbischöfe und Bischöfe. A. Entstehung der einzelnen Erzbistümer und Bistümer B. Geschichte des Vorranges der Erzbischöfe von Canterbury vor denen von York C. Rechte und Pflichten der Erzbischöfe D. Rechte und Pflichten der Bischöfe 4. Kapitel 5. Vertreter und Gehilfen der Erzbischöfe und Bischöfe. A. Gehilfen bei Ausübung der Regierungsgewalt B. Gehilfen bei Ausübung der Weihegewalt C. Gehilfen bei Ausübung der Regierungs- und Weihegewalt. Koadjutorett D. Verwaltung des Erzbistums oder Bistums während Erledigung . . . 6. Archidiakone 7. Landdekane 8. Pfarrer 9. Vertreter und Gehilfen der Pfarrer. A. Stipendiary Curates (Besoldete Kuraten) B. Readers (Vorleser) C. Diakonissenvereine, Schwesterschaften, Brüderschaften 10. Ckurchwariens (Kirchenwarte) 11. Unterbeamte an Pfarrkirchen. A. Parish Clerks (Kantoren) B. Sextons (Küster) C. Beadle» (Büttel) D. Organisten 12. Lecturers (Vortrager) 13. Kirchenversammlungen. A. National- und Provinzialsynoden. a) Geschichtliches b) Die provinziellen Konvokationen der Gegenwart c) Die Häuser der Laien B. Diözesansynoden und Diözesankonferenzen C. Landkapitel

BeiU

235 242 215 249 251 261

270 272 275 279 284 293 305 306 310 319 321 324 326 328 334 339 351 354 357 359 362 363 364 364 365 366 387 392 393 397

Batte

§ 60. § 60. § 61. § § § § §

62. 63. 64. 65. 66.

14. Kirchengerichte. A. Geschichtliches. a) Bis zur normannischen Eroberung b) Von der normannischen Eroberung bis zur Reformation . . . . c) Von der Reformation bis zur Gegenwart B. Die einzelnen Gerichtshöfe. a) Königliches Gericht b) Erzbischöfliche Gerichte c) Bischöfliche Gerichte d) Archidiakonalgerichte e) Sonstige kirchliche Gerichte

399 407 400 473 476 479 480 481

Anhang. I. Verordnung Wilhelms I betreffend die Zuständigkeit der Kirchengerichte. (Gegen 1085) II. Freibrief Stephans v. 1136 III. Freibrief Heinrichs II v. 1154 IV. Konstitutionen von Clarendon, 1164 V. Urkunden, betreffend die Unterwerfung Johanns unter die Oberlehnsherrlichkeit des Papstes, 1213. 1. Übertragung des Reichs an den Papst 2. Formel des Treueides VI. Freibrief Johanns v. 1214 betreffend Prälatenwahlen VII. Auszug aus der Magna Carta von 1215 VIII. Statutum de Provisoribus, 25 Ed. III (1350/1) st. 4 IX. Auszug aus dem Freibrief Eduards IV v. 2. November 1462 X. Gesetz, 25 Hen. VIII (1533/4) c. 20 s. 3 u. 4, betreffend Besetzung der Stellen von Erzbischöfen und Bischöfen XI. Die 39 Artikel v. 1563 in der lateinischen Ausgabe v. 1571 XII. Auszug ans den Kanones v. 1604 Xni. Beispiele einer Anweisung und Bestallung für Landdekane im 19. Jahrh. 1. Anweisung für Landdekane des Bistnms Canterbury, 1833 . . . . 2. Bestallung für Landdekane, gegenwärtig gebräuchlich im Bistum Salisbury XIV. Übersieht der Litteratur. I. Urkundensammlnngen II. Kirchengeschichte. 1. Chroniken 2. Rechtsbücher 3. Werke aus der Neuzeit über Kirchengeschichte III. Kirchenrecht IV. Die wichtigeren der benutzten Werke aus der Neuzeit, welche Darstellungen von Teilen der Kirchengeschichte oder des Kirchenrechts neben anderem enthalten V. Statistische Werke, Verzeichnisse der einzelnen Kathedralen, Klöster, Bischöfe, u. s. w XV. Regienmgsjahre der Könige von England seit der normannischen Eroberung . Register

482 482 483 483 486 487 487 488 493 495 496 498 504 518 519 520 622 642 544 545 546 647 648 651

Erläuterung der Anführungen. Über die benutzten Auflagen der einzelnen Schriften s. Anhang XIV. — Das Lehrbuch des Kirchenrechts von Aemilius Ludwig Richter ist nach der 8. Auflage, Leipzig 1886 angeführt. Die angelsächsischen Gesetze sind angefühl t nach Schmid, Gesetze der Angelsachsen, 2. Auflage, die englischen Gesetze bis zum Ende der Regierung Annas (1714) nach Statutes of the Realrn, Ausgabe der Recoril Covimission (Anhang XIV, I, 2) — Bei Anführung der seit dem 13. Jhdt. erlassenen Gesetze ist, wie in englischen Schriften üblich, das Regierungsjahr des Königs vorangestellt und das einzelne Gesetz als „Kapitel (e)" des einheitlich gedachten Landtagsabschiedes, jede Unterabteilung des Gesetzes als „Sektion (s)" bezeichnet. Rer. Brit Scr = Die Sammlung Rerum Britannicarum Mertii Aei'i Scriptores Die hinzugefügte Nummer bezieht sich auf die Nummer des im Anhang XIV, II, lc abgedruckten Katalogs jener Sammlung Soweit nichts anderes bemerkt, bezeichnen bei Anführung von Büchern die lateinischen Zahlen den Band, die arabischen die Seite. Die Jahreszahlen, welche bei Anführung der vor 1752 erlassenen Gesetze in Klammern hinzugefügt sind, beziehen sich (entsprechend den Angaben in der Gesetzsammlung Statutes of the Realm) auf den bis zu jener Zeit in England in Gebrauch befindlichen alten Kalender, nach welchem das Jahr mit dem 25. März begann. Alle übrigen Jahreszahlen, auch soweit sie die Zeit vor 1752 betreffen, beziehen sich auf das mit dem 1 Januar beginnende Jahr.

I. Geschichte der Kirchenverfassung. 1. England. A. Bis zur normannischen Eroberung. § i. a. E i n f ü h r u n g des Christentums.® Schon im Anfang des dritten Jahrhunderts war das Christentum in der römischen Provinz Britannien weit verbreitet, sowohl unter Römern als Eingeborenen. Die Verfassung war die bischöfliche. Mitglieder der britannischen Geistlichkeit nahmen Teil an den Konzilien von Arles (314), Nicaea (325) und Rimini (359). Von den dogmatischen Streitigkeiten wurde die Kirche Britanniens nicht unberührt gelassen. Durch Bekehrangsversuche, welche teils von Britannien, teils unmittelbar von Rom ausgingen, entstanden christliche Kirchen auch in Irland und an mehreren Punkten des heutigen Schottland. Zu der Zeit als die Ansiedelungen deutscher Stämme begannen (seit 450), war die römische Provinz im wesentlichen christlich. Jene heidnischen Ansiedler eroberten jedoch allmählich den südöstlichen Teil der Hauptinsel1, und ihre Ansiedelungen schlössen sich zu 7 kleinen Königreichen zusammen, deren Grenzen untereinander sich häufig verschoben: Kent (von Jüten bevölkert), Essex, Sussex, Wessex (Ost-, Süd-, Westsachsen), Ostangeln, Mercia, Nordhumberland (alle drei von Angeln bevölkert). Bald diesem, bald jenem dieser Staaten fiel längere Zeit hindurch die Führung zu. Der König des führenden Staates wurde dann als Bretwalda2 bezeichnet. Die früheren britischen Bewohner der eroberten Landesteile wurden teils erschlagen oder verjagt, teils nur unterworfen und in die niedrigsten Stellungen gedrängt. Von • P e r r y , Bat. of the Engl. Ckurch I c 1—9 — Vergl. ferner Anhang XIV, II 3», b. 1 Zusammenstellung der Daten, welche die allmähliche Eroberung des Landes veranschaulichen, siehe bei H a d d a n & S t u b b s , Councils I, 43. Die Eroberung des Landes südlich der Themse erfolgte 450—510, die Eroberung der ganzen Ostküste 516—77. 2 Der Name kommt in verschiedenen Formen vor. Er wird von einigen als „Britenwalter", richtiger jedoch wohl von anderen als „Breitwalter" (vom Adjektiv: bryten) verstanden. Die Würde des Bretwalda bildete geschichtlich eine Vorstufe zu dem späteren, filr alle angelsächsischen Staaten gemeiniamen Königtum. Über die Ableitung des Namens und über die Stellung des Bretwalda vgl. F r e e m a n , Hist. of Norman Conquest. 3. Ausgabe I, 548, Anhang B.

F. M a k o w t r , Verflunng der Kirche von England.

1

2

I, 1A. Bis zur normannischen Eroberung.

der christlichen Kirchen verfassuug erhielten sich in diesen Gegenden nur schwache Reste, welche schnell abstarben.3 Noch während die Zurückdrängung der Briten durch die neuen Ansiedler fortdauerte, wurde die Bekehrung der letzteren von Rom aus unternommen. Der Papst Gregor I sandte kurz nach einander zwei Missionen, die erste 597 unter der Führung des Augustinus, die zweite zu deren Verstärkung 601 unter der Führung des Laurentius 4 und Mellitus. Als erster Angriffspunkt wurde Kent ausersehen. Der kentische König Aethilberht hatte damals die Stellung eines Bretwalda. Die Königin, eine fränkische Prinzessin, war Christin geblieben und übte bereits den christlichen Gottesdienst in einer aus der Römerzeit stammenden Kirche bei der Hauptstadt von Kent, Canterbury (= Kenterburg). Das Christentum, wie es die römischen Missionare lehrten, unterschied sich in verschiedenen äufseren Bräuchen von dem Christentum der Landesteile mit keltisch gebliebener Bevölkerung. Die Unterschiede betrafen hauptsächlich die Berechnung des Ostertages, die feierlichen Handlungen bei der Taufe und die Gestalt der Tonsur.5 Den Sendlingen des Papstes gelang innerhalb kurzer Zeit die Ausbreitung der Kirche in Kent und in Essex. Zu dem letzteren Lande hatte Augustinus, da ein Verwandter des Aethilberht, Saeberht, dort herrschte, leicht Zutritt bekommen. In Kent erhielt sich die Kirche trotz späterer Erschütterung, in Essex wurde sie jedoch schon 617/618, nachdem Saeberht gestorben, wieder unterdrückt. Inzwischen (seit 616) war N o r d h u m b e r l a n d unter dem König Eadwin führender Staat geworden. Eadwin warb um die Schwester des 3 Über den angeblichen Erzbischof v. York, Samson, der Ende 5. Jhdts. gelebt haben soll, s. H a d d a n & Stubbs, Counc. I, 149 Anm. — Es berichtet ferner der nicht glaubwürdige G e o f f r e y v. Monmouth, Historia Britonum (ed. Giles•) lib. XI § 10 und nach ihm Matth. P a r i s i e n s i s , Chron. major.: Gegen den britischen König Careticns [nach Matth. P a r i s , (jßer. Brit. Scr.), Chr. Maj. I , 250 kommt er 586 zur Regierung] rufen die Sachsen einen afrikanischen König Gormund, welcher einen Einfall in Irland gemacht hatte, zu Hilfe. Dieser schlägt den Careticus und tritt einen grofsen Teil des eroberten Landes den Sachsen ab. „Secesserunt itaque Britonum reliquiae in Occidentales regni partes; Cornubiam videlicet atque Gualias. . . . Tres igitur archipraesules, videlicet urbis Legionum, Theonus Londoniensis, et Thadioceus Eboracum omnes ecclesias sibi subditas, usque ad humum destructas vidissent: am censis, omnibus ordinatis, gut in tanto discrimine superfuerant, diffugiunt ad tutamina nemorum in Gualias Plures etiam Armoricanam Britanniam magno navigio petiverunt: ita ut tota ecclesia duarum provinciarum, Loegriae videlicet et Northanhumbriae, a conventibus suis desolaretw: sed haec alias referam, cum librum de exulatione eorurn transtulero." Ein ähnlicher Bericht findet sich n i c h t in der angelsächsischen Chronik, Beda Hist. Eccles., N e n n i u s Hist. Britonum oder G i l d a s De excid. Britanniae. Über Gorm nnd vgl. auch W. H a r d y in Her. Brit. Scr. No. 39; I, 596. 4 Laurentius hatte die Berichte nnd Anfragen Augustins im Auftrage desselben nach Rom gebracht. (Einltg. zu den Antworten Gregors, abgedr. H a d d a n & S t u b b s , Counc. III, 18.) 6 Die Einzelheiten s. bei H a d d a n & Stnbbs, Counc. I, 152.

3

§ 1. Einfühhing des Christentums.

kentischen Königs. Er erhielt sie zur Frau nnter der Bedingung, ihr freie Religionsübung zu gestatten. Paulinus, Mitglied der zweiten römischen Mission, begleitete 625 die Fürstin in die Hauptstadt Nordhumberlands, York. Ihm 8 gelang es, den König und die Edelleute 627 zur Annahme des Christentums zu bewegen; er breitete das Christentum in Nordhumberland aus und trug es auch nach einigen Orten in Mercia. Im Jahre 633 wurde Eadwin bei Haethfelth durch die vereinigten Könige von Mercia und der westlichen Briten, ersterer heidnisch, letzterer britisch-christlich, geschlagen und in der Schlacht getötet. Infolgedessen wurde das römische Christentum in Nordhumberland und Mercia verfolgt und die geschaffene Organisation im wesentlichen zerstört; Paulinus flüchtete nach Kent, wo er als Bischof von Rochester bis zu seinem Tode wirkte. Es folgte eine Regierung zweier Teilkönige in den beiden Provinzen Nordhumberlands, Deira und Bernicia. Beide Könige, früher zum britischen Christentum bekehrt, traten von demselben beim Regierungsantritt zurück.' Sie führten den Krieg weiter und wurden beide getötet Nunmehr wurde Oswald König in Nordhumberland und schlug die Briten bei Denisesburna (= Dilston?, i. J. 635).8 Oswald war Christ geworden, als er sich verbannt im Norden aufhielt. Er hatte von seinen Lehrern das Christentum b r i t i s c h e n Brauches angenommen. Nach seinem Siege führte er diese Form des Christentums in Nordhumberland ein, unterstützt durch den aus dem Kloster der Hebrideninsel Jona herbeigerufenen Bischof Aidan.9 Infolge des vorwaltenden Einflusses der damaligen Könige Nordhumberlands wurde das Christentum bald auch in Mercia und Essex wieder ausgebreitet; 10 auch hier jedoch nunmehr das b r i t i s c h e Christentum. In O s t a n g e l n hatte schon früher (zwischen 628 und 632) der König Eorpwald auf Anraten des römisch-christlichen Königs Eadwin von Nordhumberland das Christentum angenommen. Nach kurzer Unterbrechung in den Fortschritten der Mission wurde dann letztere mit Genehmigung des Erzbischofs Honorius von Canterbury durch den burgundischen Bischof Felix wieder aufgenommen (zwischen 631 und 636)" und mit Erfolg fortgeführt. Später wurde das Christentum daselbst teils von römischen, teils von britischen Quellen aus weiter verbreitet. Die Bekehrung von Wessex wurde durch den 634 in Britannien eingetroffenen Missionar Birinus in Angriff genommen. Es war dies 6 Vgl. jedoch anch die Berichte bei H a d d a n & S t u b b s , Counc. I, 123 über das Taufen Eadwins durch einen anscheinend b r i t i s c h e n Geistlichen Run, Sohn des Urbgen. 7 Beda, Bist. Eccles. Buch III, c 1 § 150. 8 Beda, Eist. Eccles. Buch III, c 1 § 151. 9 Beda, Rist. Eccles. Buch III, c 3. 10 Hadan & Stubbs, Counc. III, 93 ff. — Im Jahre 654 wurde nach 37jähriger Unterbrechung wieder ein Bischof von London geweiht, der Bischof Cedd. 11 H a d d a n & S t u b b s , Counc. III, 83. Über das Datum s. d a s e l b s t III, 89 Anm. a.

1*

4

I, 1 A .

Bis zur normannischen Eroberung.

eine selbständige, von Norditalien ausgehende Mission. Nachdem auch hier ein Stillstand eingetreten war (643—50), wurde das Bekehrungswerk durch Agilbert (seit 650) fortgesetzt, welcher aus Gallien stammte, sich aber lange in Irland zu Studienzwecken aufgehalten hatte.12 In Sussex begann erst gegen 680 durch die Thätigkeit des von York vertriebenen Bischof Wilfrid die Bekehrung der Bevölkerung. König und Königin waren bereits vorher Christen. In der Mitte des 7. Jahrhunderts waren daher selbst innerhalb der deutschen Bevölkerung Britanniens die beiden Formen des Christentums, das römische und das britische etwa in gleicher Stärke vertreten. Der Gegensatz in untergeordneten Punkten wurde von beiden Seiten bis zu völliger Aufhebung nicht nur der Glaubens-, sondern auch der Lebensgemeinschaft übertrieben.13 Der irische Bischof Dagan weigerte sich, auch nur in derselben Unterkunft zu essen, wie der Erzbischof von Canterbury. u Die römischen Geistlichen ihrerseits, sobald sie sich stark genug fühlten, betrachteten die britischen Geistlichen als zum Amte nicht berechtigt und erkannten die von diesen erteilten Weihen nicht als giltig an." Versuche, die Briten zum Aufgeben ihrer besonderen Bräuche zu veranlassen, waren wiederholt gemacht worden, so durch Augustinus in zwei feierlichen Verhandlungen (etwa 603),10 ferner durch den zweiten Erzbischof von Canterbury, Laurentius, in Briefen an die Geistlichkeit der Iren und Briten," beide Male ohne Erfolg. Nur in Süd-Irland gelang es den Päpsten schon vor Mitte des 7. Jahrhunderts, die Annahme der römischen Bräuche zu erreichen.18 12

H a d d a n & S t u b b s , Counc. III, 90. Nachrichten bei H a d d a n & S t u b b s , Counc. I, 202. Vgl. aus späterer Zeit Beda (f etwa 734) Hist. Eccles. Buch II, c 20 § 147: „ . . . ; quippe cum usque hodie moris xit Brittonum, fidem religionemque Anglorum pro nihilo habere, neque in aliqtio eis magis communicnre quam paganis." 14 Brief des Erzb. Laurentius v. Canterbury an die irischen Bischöfe und Äbte (604/610), abgedr. H a d d a n & Stubbs, Counc. III, 61: „ . . . Daganus Episcopus ad nos veniens, non solum cibum nobiscum, sei nee in eodem hospitio quo vescebamur, sumere voluit." 15 Vgl namentlich Bufsordnung Theodors (Haddan & S t u b b s , Counc. III, 173 ff.) Buch II c 9 § 1—3. § 1 lautet: „Qui ordinati sunt a Scottorum vel Britonum Episcopis, qui in Pascha vel tonsura catholici non sunt, adunati aecclesiae non sunt, sed iterum a catholico Episcopo manus impositione confirmentnr." Ebenso Äufserung Wilfrids (664) nach E d d i u s (709), abgedr H a d d a n & S t u b b s III, 108. — N a c h der Konferenz von Streoneshalch weihte jedoch 664 Wini, Bischof des römischem Branche folgenden Wesses unter Zuziehung zweier b r i t i s c h e r Bischöfe den für York ernannten Ceadda zum Bischof. H a d d a n & S t u b b s I, 124. 16 H a d d a n & S t u b b s , Counc. III, 38ff. 17 Abgedruckt H a d d a n & S t u b b s , Counc. III, 61. 18 Über die Bemühungen des Papstes Honorius I. (625—38) und des zum Papst erwählten (640) Johann IV. berichtet B e d a Hist. Eccles. Buch II c 19. — Beda a. a. 0. Buch III c 3 § 155: „. . . Hoc etenim ordine septentrionalis Scottorum (Scolti — die Bewohner Irlands und der westschottischen Inseln) provincia et omnis natio Pictorum iüo atlhuc tempore [i. J. 635] pascha Dominicum celebrabat, aestimans se in hac observatione 13

§ 1. Rfafnhmng des Christentmiis.

5

Seitdem nun die Gebiete der beiden Formen des Christentums nicht mehr mit den Gebieten der Völker, Kelten nnd Deutsche, zusammenfielen, sondern auch innerhalb der deutschen Königreiche beide Formen vertreten waren, drängte sich eine Ausgleichung noch gebieterischer auf und war auch, da die Yolksgegensätze hier nicht hineinspielten, innerhalb dieser deutschen Königreiche leichter durchzuführen. In Nordhumberland waren bei der Flucht des Paulinus Geistliche, welche dem römischen Brauche folgten, zurückgeblieben. Durch den Verkehr mit den südlichen Königreichen der Angelsachsen, mit Gallien und Italien behauptete sich auch später in Nordhumberland eine römische Partei. Sie erhielt dadurch einen stärkeren Rückhalt, dafs der Nachfolger Oswalds, König Oswin eine kentische Prinzessin zur Frau nahm, und dafs er seinen Sohn Alchfrid durch den Priester Wilfrid unterrichten liefs, der seine Studien in Rom und Lyon gemacht hatte und sich zur römischen Partei hielt. Um den Streitigkeiten ein Ende zu machen, berief König Oswiu im Jahre 664 eine Versammlung nach dem Kloster Streoneshalch (= Whitby), zu welcher die Bischöfe Colman von Nordhumberland, Cedd von Essex und der zufällig in Nordhumberland anwesende Agilbert (früher, vielleicht noch damals, Bischof von Wesses10), sowie viele andere Geistliche erschienen. Hier verhandelten die Vertreter beider Parteien öffentlich über die Fragen der Osterberechnung und der Tonsurform. Auf Grund der Verhandlung entschied sich König Oswiu für den römischen Brauch, und dieser wurde nunmehr auch in Nordhumberland und Essex allgemein eingeführt. Der Rest britischer Bräuche, welcher nach der Konferenz von Streoneshalch in den deutschen Königreichen Britanniens noch bestehen blieb, wurde daselbst durch den Erzbischof Theodor von Canterbury (668—90) unterdrückt. Das von ihm abgehaltene Nationalkonzil von Herutford (673) bestätigte ausdrücklich die Verbindlichkeit der römischen Osterberechnung.20 In den keltischen Bezirken der britannischen Inseln erhielten sich jedoch die alten Gebräuche fast überall bis zum 8. oder Anfang des sancii ac laude digni patri» Anatolii scripta secutam ; quod an verum »it, peritus quisqtte fuciUime cognoscit. Porro gentes Scottorum, quae in australibus Hibernae insulae partibus morabantur, jamdudum ad admonitionem apostolicae sedis antìstiti», pascha canonico ritu observare didicerunt." Beda a. a. 0. Buch III c 26 § 237: „Eeverso autem patriam Colmano, suscepit pro ilio pontificatum Nordanhymbrorum famulus Christi Tuda (i. J. 664), qui erat apud Scotto» austrinos eruditus atque ordinatus episcopus, Habens juxta morem provinciae illius coronarti, tonsurae ecclesiasticae, et catholicam tempori» pascìudis regulam observans;...." 19

Es ist zweifelhaft, ob Agilbert damals schon Bischof von Paris war. H a d d a n & S t u b b s Counc. III, 106 Anm. 10 Konz. Herutford f H a d d a n & S t n b b s , Counc. III, 118) c 1: „TJt sanctum diem Paachae in commune omne» servemus, Dominica post quartam decimam lunam mentis primi."

6

I, 1 A.

Bis znr normannischen Eroberung.

9. Jahrhunderts.21 Noch erheblich länger dauerte es zum Teil, bis die Bischöfe jener Bezirke ihre selbständige Stellung aufgaben und sich in die päpstliche Kirchenverfassung einfügen liefeen.22 Was insbesondere Wales 23 betrifft, so gelangten die Fürsten dieses Landes seit Anfang des 9. Jhdts. in politische Abhängigkeit von den angelsächsischen Königen. Bald darauf begann auch die Verschmelzung der Kirchenverfassungen. Die Bistümer von Südwales traten seit Ende des 9. Jhdts. in mehr oder weniger enge Verbindung mit der angelsächsischen Kirche.24 Doch erst seit Anfang des 12. Jhdts. vollzogen Bischöfe von Wales ihre Unterwerfung unter den Erzbischof von Canterbury,25 und noch ein weiteres Jahrhundert verging bis zu völliger Besiegung der walliser Selbständigkeit in Staat und Kirche. Inzwischen hatte das Christentum in England noch einmal um sein Bestehen kämpfen müssen. Seit Anfang des 9. Jhdts. erfolgten Angriffe heidnischer Nordländer, besonders Dänen. Diese raubten im Land und zerstörten namentlich viele der grofsen Klöster. Lange kämpften die Angelsachsen mit Unglück; schliel'slich unter Führung Alfreds des Grofsen schlugen sie die Dänen (878). Diese wurden zur ruhigen Ansiedelung in den nordöstlichen Landschaften unter eigenem Herrscher bewogen, und ihr König Guthrum I mit vielen anderen seines Volkes nahm das Christentum an. Es folgte ein Jahrhundert verhältnismäfsiger Ruhe, während dessen es den angelsächsischen Königen gelang, auch den dänischen Landesteil sich zu unterwerfen. Gegen Ende des 10. Jhdts. verschärften sich jedoch wieder die Angriffe nachdringender Nordinänner. Unter ihnen befanden sich indefs jetzt schon Christen.20 Den erbitterten Krieg beendete eine i l Die römische Tonsur und Osterberechnung wurde angenommen gegen 630 in Süd-, 704 in Nord-Irland ( V g l . § 11 Anm. 3), die römische Osterberechnung 705 in dem Wesses unterworfenen T e i l e von Cornwall ( H a d d a n & S t u b b s , I, 673). Gegen 710 erfolgte die Annahme der römischen Osterberechnung und Tonsur bei den Pikten durch König Nectan Mac Derili ( H a d d a n & S t u b b s I I I , 204); 716 im Kloster von J o n a , Hebriden (Beda, Hiat. Eccl. Buch I I I c 4, Buch V c'22, 24). Vgl. die Zusammenstellung bei H a d d a n & S t u b b s I I I , 228. Zuletzt von allen keltischen Kirchen (Mitte 8. bis Anfang 9. Jhdts.) wurde in Wales die römische Osterberechnung in den einzelnen Bistümern eingeführt. ( H a d d a n & S t u b b s I, 203). 22 Bezüglich Cornwall s. H a d d a n & S t u b b s , Counc. I , 673—695. Seit Anfang des 9. Jhdts. erkennt der einzige britische Bischof von Cornwall die Oberhoheit von Canterbury an. Mitte des 10. Jhdts. wird der erste Sachse Bischof dieses Sitzes. In der ersten Hälfte des 11. Jhdts. wird der britische Sitz mit dem sächsischen Sitz von Crediton vereinigt. 23

Die auf Wales bezüglichen Urkunden s. b e i H a d d a n & S t u b b s ,

Counc. I, 202

— 620. H a d d a n & S t u b b s , Counc. 1,204 Anm. H a d d a n & S t u b b s , Counc. I , 308 Anm. Urban von Llandaff 1107 und Bernhard von St. Davids 1115 sind die ersten Bischöfe, welche in jeder Beziehung sich dem Erzbischof von Canterbury unterordnen. Für St. Davids wird aber kurz darauf, noch von Bernhard, der Anspruch erhoben, dafs es Erzbistum sei. Der Sitz von Bangor, und zuletzt der von St. Asaph unterwerfen sich erat nach neuen Kämpfen dem Erzbischof von Canterbury. 11 In Dänemark war König Harald I I um die Mitte des 10. Jhdts. von Kaiser Otto I zur Annahme des Christentums gezwungen worden. Sein gleichfalls getaufter Sohn Swen M

26

§ 2. Verhältnis von Staat und Kirche zu einander.

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neue Teilaug des Reiches; nebeneinander herrschten kurze Zeit der angelsächsiche König Edmund Eisenseite (1016 — 17) und der Anführer der Nordmänner Knut der Grofse. Letzterer war schon vorher zum Christentum übergetreten. Edmund starb sehr bald nach der Teilung, und nunmehr wurde Knut König von ganz England (1017).2' Er begünstigte die Kirche. Seit seiner Zeit ist das Christentum in England nicht mehr durch heidnische Angriffe bedroht worden. § 2.

b. V e r h ä l t n i s von S t a a t und K i r c h e zu einander." Während der ersten Zeiten fortschreitender Bekehrung war die Kirche völlig selbständig vom Staate. Sie trat in denselben als eine neue vereinsähnliche Gestaltung, welche alle Erfordernisse für ihre Fortentwickelung in sich selbst fand und von eigenen Behörden geleitet wurde. Mit der staatlichen Verfassung hatte sie nirgends Berührungspunkte; weder beeinflufste der Staat die Kirche, noch die Kirche den Staat. Dies änderte sich jedoch sehr bald. Die Bekehrung geschah im grofsen und ganzen in der Weise, dafs vor allem der König gewonnen und durch ihn auf die Edlen gewirkt wurde. Erst später schritt man zur Bekehrung des gemeinen Volkes. Die Kirche stützte sich also auf die obrigkeitliche Macht. Im niederen Volke hatte sie noch sehr lange nicht den genügenden Rückhalt. Sie war deshalb genötigt, auf die Wünsche der Träger staatlicher Gewalt Rücksicht zu nehmen. Die Geistlichen jener Zeit waren gebildeter als ihre Umgebung; überall rückten daher die Bischöfe in die Stellung erster Berater der Könige ein. Aus dieser engen Verbindung der Leiter ergab sich von selbst Übereinstimmung in den Zielen staatlicher und kirchlicher Einwirkungen innerhalb des einzelnen Staates. Ebensowenig bestand ein Gegensatz zwischen den einzelnen Königen und der kirchlichen Zentralregierung in Rom. Der Verkehr zwischen beiden bewegte sich meist in Ermahnungen des Papstes an die Könige, welchen diese nachkamen, und in Bitten der Könige an den Papst, welche letzterer nicht abschlug. Dies Verhältnis gegenüber dem Papst blieb auch bestehen, nachdem im Anfang des 9. Jhdts. die angelsächsischen Königreiche in einen einzigen Staat aufgegangen waren. Äufserlich griff der Papst nur wenig fiel vom Christentum wieder ab und vertrieb den Vater. Harald starb 986. Swen leitete die meisten der folgenden Angriffe in England und vertrieb 1013 den angelsächsischen König Aethelred. Swen starb 1014. Seine Söhne Harald und Knut nahmen nunmehr das Christentum an. Ersterer wurde König in Dänemark, letzterer Anführer der Streitmacht in England. — In Schweden erhielt das Christentum die Oberhand unter Olaf Schoofskönig (um 1000), in Norwegen um dieselbe Zeit unter Olaf I Trygväson. 31 1018 wurde Knut nach dem Tode seines Bruders Harald König von Dänemark. • Queist, Engl. Verfassungsgeschichte 651X1. — Stubbs,

ComtituUonal

HMory

c 8 § 88.

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I, 1A. Bis zur normannischen Eroberung.

in die Verhältnisse der englischen Kirche ein; 1 die einzigen wichtigen Punkte sind in dieser Beziehung die Erteilung des Pallium an die beiden Erzbischöfe und die Besteuerung Englands durch die Abgabe des Peterspfennigs.2 Viel erheblicher war der Einflui's, den der Papst nicht in bestimmten Uechtsformen, sondern in formloser Weise übte, sei es durch persönlichen oder brieflichen Verkehr mit hochgestellten Personen Englands, sei es durch die einfache Macht des Beispiels der mit der päpstlichen Zentralleitung in engerem Zusammenhange stehenden italienischen und fränkischen Länder auf das weniger zivilisirte England. Im Innern waren Kirche und Staat dauernd in engem Bunde. Zwar kam es schon vor, dafs der Erzbischof von Canterbury 3 dem Könige offen entgegentrat; indessen handelte es sich hierbei nur um Zwistigkeiten aus vorübergehenden persönlichen Gründen, nicht um dauernde sachliche Streitfragen über das Verhältnis des Staats zur Kirche. In der Regel leitete der König unter dem Beistand des Erzbischofs von Canterbury sowohl die weltliche wie die kirchliche Verwaltung. In den Landesversainmlungen, in denen unter dem Vorsitz des Königs wichtige Mafsregeln und Gesetze beraten und beschlossen wurden, erschienen die Bischöfe und die weltlichen Grofsen. Die beschlossenen Gesetze berühren sowohl weltliche als kirchliche Verhältnisse. Seit den Gesetzen Edmunds (940—46) sind allerdings mehrfach die beschlossenen Bestimmungen äufserlich in eine Abteilung „weltliche Gesetze" und eine andere Abteilung „kirchliche Gesetze" geschieden; beide Abteilungen beruhen jedoch auf der Beschlufsfassung derselben Personen, und auch inhaltlich ist die Scheidung nicht streng durchgeführt. In jenen Gesetzen finden sich mit Bezug auf kirchliche Verhältnisse Bestimmungen über Kirchenfrieden, Asylrecht, Keuschheit der Geistlichen, Abgaben an die Kirche, Pflicht der Kirchenausbesserung, Beobachtung der Feiertage und Fasten, Strafverfahren gegen Geistliche und anderes mehr. In anderen, meist unter dem Vorsitz der Erzbischöfe abgehaltenen Versammlungen wurden vorzugsweise die Angelegenheiten des i n n e r e n Kirchendienstes beraten; häufig beteiligten sich auch h i e r a n der König und weltliche Grofse. In ähnlicher Weise wirkten in den unteren Kreisen kirchliche und weltliche Beamte zusammen. So namentlich auf dem Gebiet des Gerichtswesens. Der königliche Beamte und der Bischof hielten gemeinsam tlas Volksgericht der Grafschaft ab. Auf den Hundertschaftsgerichten scheint 1 Vgl. Beispiele von Einwirkungen des Papstes aus dem 0. u. 10. Jfcdt. bei Stnbbs, Const. Eist. I, 267 c 8 § 90. 2 Vgl. auch die Erwähnung des Papstes in Aethelred VIII (1014) c 26: mQif maessepredst man-slaga wuräe, oäde dies man-weorc to sw'iie gewurce, ]>onne \>olige he aegdres, gehades ge eardes and wraccnige swä ttnde swä papa him scrife, and daed-bete georne". („Wenn ein Messepriester Todschläger wird oder sonst ein zu starkes Meinwerk ( = Verbrechen) wirkt, dann verliere er beides, Stand und Vaterland, und gehe in die Verbannung so weit wie der Papst ihm vorschreibt, und die That btlfse er gern.") Ebenso Knut II c 41 [Vgl. hierzu leg. Sen. I (Schmid Anhang XXI) c 73 §6.] 3 So namentlich Dunstan (959-86).

§ 2. Verhältnis von Staat and Kirche zu einander.

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ein ähnliches Verhältnis obgewaltet zu haben.4 Überall leitete ferner der Geistliche das Gottesurteil vor dem Volksgericht.3 Wo kirchliche Interessen verletzt waren, flössen Teile der im Volksgericht erkannten Geldstrafen an die Kirche. Andererseits sachten die Geistlichen bei Auflegung kirchlicher Bufsen darauf hinzuwirken, dafs der Übelthäter Dritten die im weltlichen Recht vorgesehene Entschädigung leiste.9 Es wird als Pflicht sowohl des Bischofs wie des Königs und seines Beamten bezeichnet, bei Geistlichen oder Fremden, wenn sie verletzt sind, die Stelle der Verwandten zu vertreten und den Verbrecher zur Strafe zu ziehen.' Die Unabhängigkeit der Bischöfe wird ferner auch dadurch dem Staatsinteresse dienstbar gemacht, dafs ihnen in bestimmten Fällen die Eintreibung deijenigen Geldstrafen anvertraut wird, welche hohe weltliche Beamte wegen Amtsvergehen verwirkt haben.8 Eine solche Gesammtstellung der Bischöfe mul'ste von selbst dazu führen, dafs sie dauernd auf die Amtsführung des weltlichen Beamten Acht hatten und diesem gegenüber als Gegengewicht dienten. Zu hauptsächlichsten Vertretern der kirchlichen Selbständigkeit wurden in jener Zeit die Klöster. Der Selbständigkeitstrieb der letzteren richtete sich aber auch gegen die Bischöfe. Wahrscheinlich kam es schon in angelsächsischer Zeit, wenn auch in seltenen Fällen, zu einer Befreiung gröJserer Klöster von jeder Einmischung des Bischofs.9 In welcher Weise in den letzten angelsächsischen Jahrhunderten die Bischofs- und Abt-Ernennungen thatsächlich gehandhabt worden sind, ist schwer zu übersehen.'0 Zwei Ansprüche standen sich entgegen: das aus der heidnischen Zeit stammende Recht der freien Wahl durch die kirchlichen Gefährten und das Mitwirkungsrecht derjenigen Personen, welche die einzelnen Bistümer und Abteien ausgestattet hatten. Nament• Vgl. § 59 Anm. 3 u. 4. 5 Vgl. § 59 Anm. 9. 9 Vgl. § 59 Anm. 19. 1 Edward & Outhrum c 12; Be leod-gepincium and läge (.Von weltlichem Rang und Gesetz." Schmid Anhang V) c 8. Pseudo-leges Canuti (normannisches Rechtsbuch, wahrscheinlich ans Anfang des 12. Jhdts. Schmid Anhang XX) c 63. — Dasselbe wird als Recht des Königs, jedoch nicht so, dafs daneben nicht ein Recht des Bischofs bestehen könnte, bezeichnet in Aethelred VIII c 33, Knut I I c 40, leg. Henrici 1 (normannisches Rechtsbnch, wahrscheinlich ans Mitte des 12. Jhdts. Schmid Anhang XXI) c 10 § 3, c 75 § 7. 8 Aethelstan (924/5—940) II c26 § 1: „And se biscop ämanige |>a oferhfyrnesse aet J>am gerefan, J>e hit on his folgoie sy." („Und der Bischof treibe die Ungehorsamsbufse [nämlich für Nicht-Ausführung des gleichzeitig gegebenen Gesetzes] von dem Gerefen ein, der es in seinem Sprengel ist.") Edgar (959 —75) III c 3: „And se dema pe odrum wöh deme, gesylk f)dm cynge hund-twelftig scill. td böte, . . . . and ämanige paere stire bisceop |)o böte td {>ae« cynges lumda." („Wer ungerecht richtet, zahle dem König 120 Schillinge zur Bufse . . . . und es fordere der Bischof der Scire die Bufse ein zu des Königs Händen.") 5 Näheres bei S t u b b s , Einl. zu Epislolae Cantuarienses (Ber. Brit. Scr. No. 38 Bd. Ii.) s. x x v n ff. 10 Vgl. die Zusammenstellung einiger Ansichten bei Gneis t, Vfgsgesch. § 2 Anm. 6, femer S t u b b s Conti. Eist. 1,149 c 6 § 67.

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I, 1 A. Bis zur normannischen Eroberung.

lieh in den Klöstern scheint sich das Recht der freien Wahl des Abtes (vorbehaltlich der bischöflichen Bestätigung) zum grofsen Teil erhalten zu haben. 1 1 Dennoch finden sich in zahlreichen Fällen Ernennungen durch andere Personen, namentlich den König. Als es im Laufe des 10. und 11. Jhdts. gelang, etwa bei einem Drittel aller Bistümer die weltlichen Kanoniker zu vertreiben und an ihrer Stelle ein mönchisches Kapitel einzuführen, 12 erhielten die Rechtsverhältnisse, welche bezüglich der Ernennung von Äbten der Klöster bestanden, unmittelbaren Einflute auch auf die Art der Ernennung von Bischöfen in einer Anzahl von Bistümern. Auch bei den Bistümern w a r der Grundsatz einer Ernennung durch freie Wahl nie ganz verloren gegangen. I 3 ) Überwiegend erfolgte jedoch wohl Ernennung der Bischöfe durch den König, häufig in der Landesversammlung. Die Ansprüche der Kirche auf Befreiung von staatlichen Lasten und auf Selbständigkeit gegenüber staatlichen Behörden hielten sicli auf allen Gebieten noch in mäfsigen Grenzen. Auf dem Gebiet der Gesetzgebung wurde die Mitwirkung der Laien nicht nur geduldet, sondern nachgesucht. Auf dem Gebiet der Rechtspflege waren nur Ansätze dazu vorhanden, den Laien das Urteilen über Geistliche möglichst zu entziehen;' 4 eine ausschliefsliche sachliche Zuständigkeit wurde auch in Angelegenheiten, welche mit der Kirchenverwaltung zusammenhingen, von der Kirche nicht in Anspruch genommen; thatsächlich allerdings griff der Staat in manche jener Verhältnisse nicht ein. 15 Yon der Kriegspflicht waren die Geistlichen nicht befreit; persönlich nahmen sie allerdings am Kriege in der Regel nicht Teil, doch stellten sie Mannschaften von ihrem Besitz. Bei einzelnen Schenkungen von Land an Kirchen und Klöster, oder bei sonstigen besonderen Veranlassungen wurde zwar Freiheit von Leistungen an den Staat in verschiedenem Umfange zugestanden; fast in allen Fällen blieb jedoch mindestens die sogenannte „trinoda necessitas" bestehen, die Pflicht zur Heeresfahrt, zum Brückenbau und zum Burgbau. 1 6 Als die angelsächsichen Könige, um die Nordländer fernzuhalten, sich gezwungen sahen, ihnen einen Tribut, das 11 Poenitentiale Theodori (wahrscheinlich Ende des 7. Jhdts. H a d d a n & Stubbs Counc. III, 173 ff.) lib II c 6 § 3; Privileg König WihtrSds y. Kent auf Konzil Baccanceld betreffend Abtwahl in 8 Klöstern Kents (zwischen 096 u. 716, abgedruckt H a d d a n & S t u b b s III, 238; Echtheit nicht zweifellos); Dialogus Egberti (als echt angesehen, zwischen 732 u. 766, abgedruckt Haddan & Stubbs III, 403) c 11; Konzilien Pincahala u. Celchyth 787 (Haddan & Stubba III, « 7 ) c 5; Konzil Celchyth 816 (Haddan & S t u b b s III, 579) c 4. 12 Vgl. § 37 Anm. 6. 13 Briefe Alcuins gelegentlich einer Erledigung des Erzbistums York 796 (abgedruckt H a d d a n & S t u b b s , Counc. III, 499, 500). Vgl. ferner die bei S t u b b s , Const. Hist. I, 149 f. c 6 § 57 angeführten Beispiele. >• Vgl. § 59 Anm. 13,14. 15 Vgl. § 59 a. E. 19 Nach Äethelstan (924/5—940) I pr. soll der an die K i r c h e zu zahlende Zehnt auch von dem eigenen Gute der B i s c h ö f e erhaben werden.

§ 3. Ausgestaltung der Kirchenverfurang im Innern.

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sogenannte „Dänengeld" zu zahlen, erhoben sie die nötigen Summen durch Auflegung einer Grundsteuer. Die kirchlichen Ländereien trugen jedoch hierzu nicht bei, und sie behielten diese Befreiung auch, so oft in angelsächsischer Zeit später diese Steuer zu anderen Zwecken erhoben wurde." §3c. A u s g e s t a l t u n g der K i r c h e n v e r f a s s u n g im Innern." I. E r z b i s c h ö f e . Nach anfänglichen Schwankungen blieb die angelsächsische Kirche seit Anfang des 9. Jhdts. dauernd in zwei erzbischöfliche Provinzen geteilt, denen die Erzbischöfe von Canterbury und York vorstanden.1 Die nördliche Provinz York kam jedoch nicht recht zur Entwickelung, sie zählte stets nur wenige Bischöfe, und infolgedessen waren in ihr auch kirchliche Provinzialversammlungen selten. II. Bischöfe. In den ersten Jahrzehnten der Bekehrung erhielt mit Ausnahme Kents jedes der kleinen Königreiche nur einen Bischof. Dem Erzbischof Theodor gelang es später (seit 673), die Bistümer durch Teilung zu vervielfältigen.2 Die Bischöfe, welche ursprünglich selbst vielfach herumreisend das Christentum durch Predigt und Taufe verbreitet hatten, beschränkten sich bei der allmählichen Vermehrung des kirchlichen Personals immer mehr auf die Oberleitung. Auch in der späteren Zeit hatten sie jedoch jährlich das Bistum einmal zu bereisen, und anscheinend jährlich sollten sie eine Diözesansynode abhalten.3 In den Geschäften der Oberleitung wurde der Bischof seit Anfang des 9. Jhdts. durch seinen einzigen Archidiakon unterstützt, später in allmählich wachsendem Umfange vertreten.4 Zweifelhaft ist, ob noch in angelsächsischer Zeit Landdekane eingesetzt wurden als ortsansässige Aufsichtsbeamte innerhalb kleinerer Bezirke des Bistums.4 Die Gefährten des Bischofs, welche am Bischofssitz zurückblieben, schlössen sich zu einer Körperschaft zusammen. Diese Körperschaft war in der ältesten Zeit häufig eine klösterliche oder doch eine aus Mönchen und weltlichen Priestern zusammengesetzte. In der zweiten Hälfte des 8. Jhdts. vollzog sich eine strengere Scheidung zwischen Weltgeistlichen und Mönchen.® 17

Anm. 21.

Über die Heranziehung der kirchlichen Besitzungen unter Wilhelm II s. § 4

» Gneiat, Engl. Verfassgagesch. §5 1,11. — Stubbs, Conti. Bùi. c.8. 1

Vgl. § 33. Vgl. § 33. 3 Vgl. § 57 Anm. 1 u. 3. 4 Vgl. § 42. 6 Vgl. § 43 Anm. 2. « Konzil Clovesho, 747 (Haddan & Stubbs, Counc. III, 362 ff.): c 4 „ . . . Ut episcopi in suis parochiis abbates atque abbatissas moneant, quatenus seipsos primo ponant txemplum bene vivendi, deinde subjectos tibi ut regulariter conversantur, diligenti cura exerceant....."; c 5 „ . . . Ut episcopi monasterio, si tarnen ea fas est ita nominare, quae 8

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I, 1 A- Bis zar normannischen Eroberimg.

Zugleich begann ein Verfall des Mönchwesens. Im folgenden Jahrhundert verwandelten sich überall oder fast überall die Körperschaften am Bischofssitz in Kapitel von Weltgeistlichen. Als dann im 10. Jhdt. das Mönchswesen sich verjüngte, entbrannte ein Kampf zwischen den Mönchen und der ordentlichen Geistlichkeit, wobei die ersteren namentlich versuchten, die Weltgeistlichen aus den Kapiteln der Bischöfe zu verdrängen. Die Mönche gelangten in den Besitz einer Reihe von Kathedralkirchen; an manchen Orten muteten sie jedoch die eroberte Stellung wieder aufgeben. Diese Streitigkeiten setzten sich bis in die normannische Zeit hinein fort.7 An die Spitze der weltlichen Kapitel trat spätestens gegen Ende der angelsächsischen Zeit ein Dekan.8 III. P f a r r e r . Aus dem bischöflichen Sprengel schieden sich erst allmählich kleinere Bezirke aus, in denen einzelne Geistliche zurückblieben, um ihres Amtes zn walten. Nach und nach wurden die Grenzen jener Bezirke gegeneinander festgestellt. Um das Ende des 8. Jhdts. waren bereits die sämtlichen angelsächsischen Königreiche in Pfarreien aufgeteilt.0 Zugleich bildete sich in jeder Pfarrei eine selbständige kirchliche Vermögensmasse, zunächst durch Schenkungen der Grundherren und durch unregelmäl'sige Gaben bei Gelegenheit des Gottesdienstes, später durch Zehnten und eine ganze Reihe anderer Steuern,10 welche aufänglich freiwillig waren, bald jedoch durch kirchliche und staatliche Verordnungen in erzwingbare Leistungen umgewandelt wurden. utique quamvis temporibus istis propter vim tyrannicae quandam avaritiae, ad religionis Christianae statum nullatenus immutati possint, id est, quae a saecularibus, non Divinae scilicet legis ordinatione, sed humanae adinventionis praesumptione, utcunque tenentur; tarnen, pro salute animarum in eisdem commoranlium, adire debeant, sit necesse: et ut inter caetera exhortamenta praevideant, ne sine sacerdotis ministerio aliquod iUorum deineeps debilitatum periclitetur, juvantibus ad hoc eorurn possessoribus"; c 19 „ . . . Ut monachi seu nunnones . . . . quietarti ac regulärem vitam agant,...."; c 28 „ . . . . et ut inter alias regularis vitae observantias, vestibus consuetis juxta formam videlicet priorum, rive clerici, rive monachi deinceps u tan tur, ...."; c 29 „ . . . . quod post hanc synodum non liceat clericos, vel monachos, vel sanctimoniales, ulterius apud laicos habitare in domibtts saecularium, sed repetant monasteria ubi primttus habitum sanctae professionis sumpserant;...". Legatin. Konzilien Pincahala und Celchyth, 787 ( H a d d a n & S t u b b s , Counc. III, 447 ff.) c 4 , , . . . . Ut Episcopi diligenti cura provideant, quo omnes canonici sui canonice vivant, et monachi seu monachal regulariter conversentur, tarn in cibis quam in vestibus, ut discretio sit inter canonicum et monachum vel secularem; ... ." 7

Vgl. § 37.

8

Vgl. § 37 Anm. 6.

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Vgl. § 44 Anm. 3 - 5 .

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Kirchenschofs, Lichtschofs, Seelenscliofg, Pflugalmosen.

§ 4. Verhältnis von Staat and Kirche sa einander.

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B. Von der normaxuüsohen Eroberung bis zur Reformation. §4. a. V e r h ä l t n i s von S t a a t u n d K i r c h e zu e i n a n d e r . " Die Eroberung Englands durch die Normannen (1066) hatte alsbald ein stärkeres Anziehen der staatlichen Zentralgewalt im Gefolge. Diese Erstarkung der Staatskraft fiel in eine Zeit, in welcher das Papsttum, vertreten durch Gregor VII (Papst seit 1073), kühner als zuvor die letzten Folgerungen aus seinen Grundsätzen auszusprechen und nicht nur Freiheit der Kirche von weltlicher Einmischung, sondern sogar Unterwerfung aller einzelnen Staatsgewalten unter die einheitliche Macht des Papsttums zu heischen begann. Bei dem Vorwalten dieser einander entgegengesetzten und beiderseits im Fortschreiten begriffenen Bestrebungen wurde ein friedliches, auf gegenseitiger Rücksichtnahme beruhendes Zusammenwirken der Staats- und Kirchengewalt, wie es im allgemeinen bisher bestanden hatte, für die Zukunft unmöglich. An dessen Stelle trat zunächst eine schärfere Betonung der entgegengesetzten Standpunkte und eine genauere Umschreibung der gegenseitigen Rechte und Pflichten, später ein Kampf beider Gewalten um die vorherrschende Macht im Staate. Während des ersten Abschnitts jenes Kampfes, von Wilhelm I bis zum Tode Heinrichs III (1066—1272), zeigt sich ein stetiges Zurückweichen der Staatsgewalt vor der Übermacht der Kirche, selbst durch die besten Könige nur verlangsamt, nicht dauernd verhindert. In der darauf folgenden Zeit, von Eduard I bis zum Ende der Regierung Richards II (1272—1399), geht der Staat wieder zu entschlossener Betonung seiner Rechte über und sucht durch strenge Mafsregeln die Macht der Kirche in den mit dem Wohle des Staates verträglichen Grenzen zurückzuhalten. Für das Vorgehen Eduards i n (1327—77) war auch der Umstand mitbestimmend, dafs die damals in Avignon wohnenden Päpste (1309—76) unter französischem Einflufs standen und ihm daher bei seinen Kriegen gegen Frankreich mit Recht als äufsere Feinde Englands erscheinen mufsten. Von Heinrich IV bis zur Reformation (1399—1529) folgt ein dritter Abschnitt, eine Zeit verhältnismäßiger Ruhe. Beide Teile bleiben zwar grundsätzlich auf ihren miteinander unvereinbaren Standpunkten stehen. Die Aufmerksamkeit der Könige ist jedoch durch die Fortsetzung der grofsen Kämpfe mit Frankreich und durch die Bürgerkriege der weifsen und roten Rose vollauf • ß n e i s t , E n g l . Verfassengsgeschichte 8 14. — S t u b b s , Conti. Hill, c 9 8 101 ( W i l h e l m I), c 10 ( 106 (Wilhelm II), f l l ä (Heinrich I) o 12 § 13B, 140 (Heinrich II), 6 168 ( J o h a n n ) , c. 19 u. ». F ü r die Zeit H e i n r i c h s I I I : L u a r d , H e n r y R i c h a r d s . Ott the relatwns Mieten England and Rom» during the mrlitr portion 0/ Ute rngn of Henry III. Cambridge 1877 (betrifft die J a h r e 1216—36). — W e b e r , Heinrich. Über d a s V e r h ä l t n i s E n g l a n d s zu R o m w ä h r e n d d e r Zeit d e r L e g a t i o n des K a r d i n a l s Otho i n den J a h r e n 1297—41. Berlin 1881. Vgl. f e r n e r A n h a n g XIV, I I 3a.

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I, 1B. Von der normannischen Eroberung bis zur Reformation.

in Anspruch genommen; die Geistlichkeit andererseits bedarf des Schatzes der Staatsgewalt gegen die neu entstandene kirchliche Reformpartei.1 So kommt es zwar auch während jener Zeit mitunter zu kleinen Scharmützeln zwischen Staat und Kirche, keine der beiden Parteien setzte jedoch ihre ganze Kraft für diesen Kampf ein, und beide ziehen vor, in allen Einzelfällen durch gewohnheitsmäfsige Dispense und Vergleiche die Kluft zwischen ihren Grundsätzen zu überbrücken. Die Verfassung des englischen Staates unter den ersten normannischen Königen war die absolute Monarchie.2 Nur allmählich wurden im Anschlui's an vereinzelte frühere Vorgänge Beratungen und entscheidende Beschliefsungen der Grofsen des Landes seit Heinrich III (1216—72), Beratungen von Vertretern der Grafschaftsritter und Städte seit Eduard I (1272-1307) üblich. Trotzdem der Einflufs des so entstandenen Parlaments allmählich wuchs, blieb die Macht der Könige aucli später noch für geraume Zeit so überwiegend, dafs ihre Persönlichkeit für die ganze Staatsverwaltung von entscheidender Bedeutung war. Unter jeder einzelnen Regierung änderte sicli daher auch, insbesondere während der Zeit des scharfen Kampfes, das Verhältnis des Staates zu der Kirche. W i l h e l m I (1066—87), stützte seine Besitzergreifung von England hauptsächlich auf ein angebliches Recht der Nachfolge.3 Zugleich aber berief er sich bei dem ersten Einfall in England auf die Billigung des Papstes Alexanders II, der ihm die Fahne der Kirche gesendet hatte. 4 Als jedoch nach vollbrachter Eroberung der Papst Gregor VII das Verlangen stellte, als Oberlehnsherr vom König anerkannt zu werden (gegen 1076), wies dieser es zurück.5 Dennocli war Wilhelm I eben dadurch, dafs er sich unter anderem auf die päpstliche Billigung seines Unternehmens berufen hatte, von Anfang an zu einer gewissen Rücksichtnahme gegen1

Die ersten Angriffe Wycliffes gegen Lehrsätze der Kirche erfolgten seit etwa 1363. S h i r l e y , Einleitung S. XV ff. zu Fasciculi Zizaniorum (Rer. Brit. Scr. No. 5). 2 Vgl. § 21 Anm. 6. 3 S t u b b s , Const. Hist. I, 280 Anm. 1 c. 9 § 95. — Vgl. jedoch die Ansicht der Juristen im 13. Jhdt. bei B r a c t o n (Rer. Brit. Ser. No. 70) VI, 74: „Non enim tenetur (der König) warrantizare donationem et feojfamenta regimi qui regnaverunt ante conquestum, ipse enim rex non est eorum haeres, .. 4 Der Papst billigte den Angriff auf England, weil der Erzbiscliof Stigand yon Canterbury den Gegenpapst anerkannte. ' Brief Wilhelms I an Papst Gregor (abgedruckt bei M i g n e , Patrobgiae Cursus Completus Bd. 148 S. 748, unter den Briefen an Gregor, No. 11): „Hubertus legatus tuus, religiose Pater, ad. me veniens ex tua parte, me admonuit quatenus tibi et successoribus tuis fidelitatem facerem et de pecunia, quam antecessores mei ad Romanam Ecclesiam mittere solebant, melius cogitarem: unum admisi, alterum non admisi. Fidelitatem faceré nolui, nec volo, quia nec ego promisi, nec antecessores meos antecessoribus tuis id fecisse comperio. Pecunia tribus fere annis, in Gattiis me agente, negligenter collecta est; nunc vero divina misericordia me in regnum meum reverso, quod collection est per praefatum legatum mittitur; et quod reliquum est, per legatos Lanfranci archiepiscopi fiddis nostri, cum opportunum fuerit, transmittetur. ..."

§ 4. Verhältnis von Staat und Kirche ra einander.

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über römischen Ansprüchen gezwungen. Daraus erklärt sich — wenn auch vielleicht daneben noch andere Gründe obwalteten6 — dafe er in einer wahrscheinlich gegen 1085 erlassenen Yerordnnng den kirchlichen Wünschen weit entgegenkam. Durch diese Verordnung entzog er den staatlichen Gerichten die Rechtssprechung in Sachen „welche die Leitung der Seelen betreffen", überwies diese Sachen, indem er die staatliche Zwangsgewalt zur Verfügung stellte, der ausschließlichen Gerichtsbarkeit von Barchenbehörden, und erklärte insoweit die k i r c h l i c h e n Rechtsnormen für maßgebend. 7 Hiermit wurde zum ersten Mal seitens des Staates eine von demselben unabhängige Kirchengewalt, wenn auch zunächst auf beschränktem Gebiet, anerkannt; dies Anerkenntnis bildete eine feste Grundlage, von welcher aus die Kirche zu jeder späteren Zeit den Kampf mit dem Staate führen konnte. Andererseits legte aber Wilhelm I auch eine Grundlage für die bleibende Einordnung der höheren Geistlichen Englands in das Staatsganze als mit anderen Grofsen gleichberechtigte Glieder. Dies geschah dadurch, dafs der in voller Schärfe auch gegenüber den weltlichen Grofsen erst unter Wilhelm I durchgeführte Lehnsverband8 nunmehr auch auf die höhere G e i s t l i c h k e i t erstreckt wurde. Diese Neuerung wurde nicht durch eine einzelne gesetzliche Bestimmung, sondern durch die normannische Verwaltungspraxis eingeführt. 0 Es bildete sich die Anschauung, dafs die Besitzungen aller Bistümer (mit Ausnahme von Rochester), der gröfseren Abteien und einiger Pfarreien: „Baronien" d. h. Lehen unmittelbar unter dem König als Lehnsherrn seien.10 Wichtig war, dafs diese Anschauung auch von der Kirche angenommen wurde, und dafs es sich mithin auch hier um eine den beiden streitenden Gewalten gemeinsame Grundlage ' Als solche Gründe werden angegeben, es sei auf Schwächling des angelsächsischen Volksgerichts zu Gunsten der normannischen Bischöfe abgesehen gewesen; ferner im Anschloß an die Vermutung S p e l m a n s , dafs jene Verordnung etwa aas dem Jahre 1085 stamme, dieselbe sei der Preis gewesen, für welchen die Kirche verzichtet habe, Widerstand zu leisten gegen die damals in Aussicht genommene nnd später anf einer Versammlung von 1086 erfolgte Ableistung des Treueides an den K9nig seitens aller waffenfähigen Männer, auch der U n t e r v a s a l l e n von Laien und Geistlichen. 1 Die Verordnung ist im Anhang I abgedruckt. Verordnung s. in § 60 bei Anm. 3.

Näheres über die Tragweite dieser

8 Ein dem Lehnsverbande ä h n l i c h e s Verhältnis hatte zwischen König und den weltlichen Thanen allerdings schon zur angelsächsischen Zeit bestanden. Vgl. G n e i s t , Vfssgsgesch. § 1 Anm. 1.

• Vgl. S t u b b s , Const. Hist. I, 386 Anm. 1 c. 11 § 123 über die Auslegung, welche folgendem Bericht zu geben ist: U a t t h . P a r i s i e n s i s , Chronica Majora (Rer. Brit. Scr. No. 57) II, 6 (seine Quellen für diesen Bericht nicht bekannt), zum J. 1070: „Episcopatus quoque et abbatias omnes quae baronías tenebant et eatenus ab omni Servitute saeculari libertatem habuerant sub Servitute statv.it militari, inrotulans singulos episcopatus et abbatias pro volúntate sua, quot milites sibi et successoribus suis, hostilitatis tempore, voluit a singulis exhiberi. Et rotulos hujus ecclesiasticae servitutis ponens in thesauris. multos viros ecclesiasticos huic constitutioni pessimae reluctantes a regno fugavit." 10

Vgl. § 21 Anm. 4.

I, 1B. Von der normannischen Eroberung bis zur Reformation.

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handelte." Aus der Lehnseigenschaft der Besitzungen der höheren Geistlichkeit wurden im Laufe der Zeit mannigfache Folgerungen abgeleitet, deren Durchführung allerdings nicht immer in vollem Umfang gelang. Auch beruhen manche dieser angeblichen „Folgerungen" aus der Lehnseigenschaft nur auf nachträglicher Unterordnung schon früher bestehender Rechte und Pflichten unter die neue Grundanschauung. Die Mittel, durch welche im übrigen Wilhelm I die Kirche im Zaum zu halten suchte, stellt der zeitgenössische Schriftsteller E a d m e r wie folgt zusammen: „Einiges von dem, was Wilhelm I neu zur Beachtung in England vorschrieb, will ich anführen . . . Er wollte nicht dulden, dafe irgend jemand in seinem ganzen Reiche den zum Papst Ernannten ohne seinen Befehl als solchen anerkenne oder dessen Briefe, wenn sie ihm nicht zuvor gezeigt seien, entgegennehme. Auch liefs er nicht zu, dafs der Primas seines Reiches, d. h. der Erzbiscliof von Canterbury . . ., wenn derselbe einer allgemeinen Versammlung der Bischöfe vorsafs, irgend etwas befehle oder verbiete, was seinem Willen nicht entsprechend und von ihm nicht vorher angeordnet war. Ebensowenig duldete er ein Zugeständnis an einen seiner Bischöfe dahin, dafs derselbe einen seiner Barone oder Beamten, welcher eines Inzestes, eines Eliebruchs oder eines Kapitalverbrechens bezichtigt werde, anders als gemäfs seiner Vorschrift öffentlich anklage, exkommunizire oder sonst mit irgend einer kirchlichen Strafe belege."12 Es ist jetzt schwer, zu sagen, ob jene Grundsätze Willielms I in der That sämmtlich so neu waren, wie Eadmer annimmt. In allen jenen Beziehungen handelt es sich jedenfalls wohl nicht um allgemeine von Wilhelm I erlassene Vorschriften, sondern um einzelne Vorgänge, aus denen Eadmer eine allgemeine Regel selbständig entnimmt.13 11

Nur im Kampfe Anselms gegen Heinrich I wurde vorübergehend die Stellung des Königs als Oberlehnsherr der Prälaten angefochten. In dein Kapitel 11 der Konstitationen v. Clarendon, welches vom Papst n i c h t verworfen wurde, ist dann klar bestimmt: „Archiepiscopi, episcopi, et universae personae regni, qui de rege tenent in capite, et habent possessiones suas de domino rege sicut baroniam, et inde respondent justitiis et ministris regis, et sequuntur et faciunt omnes rectitudines regias et cousuetudines." 12 E a d m e r (geb. wahrscheinlich gegen 1060, gest. gegen 1144), Hist. Nov. (Rer Brit. Scr. No. 81) S. i> : „Cuncta ergo divina simul et humana ejus nutum expectabant. Quae cuncta ut paucis animadvertantur, quaedam de iis quae nova per Angliam servari constitua ponam . . . . Non ergo pati volebat quemquam in omni dominatione sua constitutum Romanae urbis pontificem pro apostolico nini se jubente recipere, aut ejus litteras si primitus sibi ostensae non fuissent ullo poeto suseipere. Primatem quoque regni sui, archiepiscopum dico Cantuariensem . . . si coacto generali episcoporum concilio praesideret, non rinebat quiequam statuere aut prohibere, nisi quae suae voluntati accommoda et a se primo essent ordinata. Nulli nihilominus episcoporum suo rum concessum tri permittebat, ut aliquem de baronibus suis seu ministris, sive incestu, sive adulterio, sive aliquo capitali crimine denotatum publice nisi ejus praecepto implacitaret aut excommunicaret, aut ulta ecclesiastici rigoris poena constringeret." 13 S t u b b s Const. Hist. I , 309 c. 9 § 101 neigt zu der Ansicht, dafs ein A b k o m m e n des vorstehenden Inhalts zwischen dem König und der englischen Kirche ge-

§ 4. Verhältnis von Staat nnd Kirche sn einander.

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Wilhelm II (1087—1100) fühlte bereits die Gefahr einer unabhängigen Organisation der Geistlichkeit unter eigenen Oberbehörden im Lande, dem Erbischof von Canterbury als Primas von England,14 und dem Konzil der Landeskirche. Er versuchte daher, diese Oberbehörden möglichst lange nicht zu geordneter Wirksamkeit kommen zu lassen. Die durch den Tod Lanfrancs (1089) erledigte Stelle des Erzbischofe von Canterbury besetzte er nicht wieder, indem er erklärte, er wolle sein eigener Erzbischof sein.19 Mehrere Jahre widerstand er dem Drängen des Adels und der Geistlichkeit. Während einer schweren Krankheit, welche von der kirchlichen Partei geschickt benutzt wurde, gab er jedoch soweit nach, dafs er die Stelle des Erzbischofs wieder besetzte (1093). Auch dann noch weigerte er sich aber, die Erlaubnis zur Abhaltung eines Konzils der Laudeskirche zu erteilen.16 Unter der Regierung Wilhelms II wurden die bisherigen Rechte der Krone festgehalten. " Die Finanzrechte wurden auch gegenüber der Geisttroffen worden sei. Es fehlt jedoch ein hierauf hindeutender Bericht der Schriftsteller, nnd der I n h a l t der berichteten Grandsätze läfst anf e i n s e i t i g e s Eingreifen, nicht auf eine Art V e r t r a g schliefsen. " Während der Regierung Wilhelms I war die Unterordnung des Erzbischofs von York nnter den Erzbischof von Canterbury anerkannt worden. Allerdings geschah dies im Einverständnis mit dem König, nnd später suchte auch Heinrich I im Gegensatz zum Papst die getroffene Vereinbarung aufrecht zu erhalten. Vgl. § 34. Obgleich aber die Könige Gründe haben mochten, dies als vorteilhaft fUr die staatlichen Interessen anzusehen, so wurde andererseits doch die Führung der kirchlichen Partei im Lande dadurch vereinheitlicht und somit gestärkt. u E a d m e r , Hist. Nov. (Rer. Brit. Scr. No. 81) zum J. 1093, S. 30: . . . . nec ipse (Anselm) hoc tempore, nec alius quia archiepiscopus erit, me excepto." 11 E a d m e r , Hist. Nov. (Rer. Brit. Scr. No. 81) S. 48, zum J. 1094. Erzb. Anselm sagt zu Wilh. I I : „lube, si placet, concilia ex antiquo usu renovari . . . . Generale nempe concilium episcpporum ex quo rex factus fuisti non fuit in Anglia celebratum, nec retroactis pluribua annis." Der König antwortet: „cum mihi visum fuerit de his agam, non ad tuam sed ad meam voluntatem." — S. auch Brief Anselms in Anm. 17. — Über die Versammlung in Rochingeham, 1095, vgl. § 51 Anm. 16. 11 Chronik des Abtes H u g o v. F l a v i g n y (die Chronik ist etwa 1085—1102 nach und nach geschrieben; der Verfasser war 1095 oder 1096 als Begleiter des päpstlichen Legaten in England; abgedruckt bei P e r t z , Monumenta Oermaniae; Scrip tores VIII p. 474), zum Jahr 1096: „Tunc temporis pro componenda inter fratres WiUtlmi regis ßios concordia, Wtllelmum videlicet regem Anghrum et Bobertum comitem Normannorum, ablas Divümensis ex praecepto papae mart trangierat, et ut praescriptum regem ammoneret de multis quae illicite fiebant ab eo, de episcopatibus videlicet et abbatiis quas sibi retinebat, nec eis pastores providebat, et reditus proventusque omnium sibi assumebat, de symonia, de fornicatione clericorum; et quia conventionem fecerat cum eo Albanensis episcopus, quem primum illo mistrat papa (Kardinal Bischof v. Albano, Legat in England i. J. 1095), ne legatus Romanus ad Angliam mitteretur nisi quem rex praeciperet, et quia adeo auctoritas Romana apud Anglos avaritia et cupiditate legatorum viluerat, ut eodem Albanense praesente et consentiente nec contradicente, immo praecipiente, Cantuariensis archiepiscopus fidelitatem beato Petro et papae iuraverat salva fidelitate domini sui regis. Quae res intantum adoleverat, ut nullus ex parte papae veniens honore debito exciperetur, nullus esset in Anglia archiepiscopus, episcopus, abbas, nedum monachus aut clericus, qui litteras apostolicas suscipere auderet, nedum obedire, nisi rex iuberet."

F. M a k o w e r , Verfügung der Kirch« von £ogl&n°« Vgl. S t u b b s , Const. Eist. III, 349 c 11) §396. los Vgl. § 21. 109 17 Ed. II st 2 (1323/4) de Terris Templariorum. In dem Gesetz ist bemerkt, dafs von Rechts wegen die Besitzungen der Templer an die einzelnen Lehnsherren heimgefallen sein würden. 107 9 Ed. II st 1 (1315/6). Dies ist ein mit Zustimmung des conMium erlassenes Patent des Königs, enthaltend die einzelnen Bitten der Geistlichkeit und die auf jede dieser Bitten erteilten Antworten des Königs. Es betreffen: c 1—6 sachliche Zuständigkeit der Kirchengerichte; c 7 Exkommunikation; c 8 Gerichtsstand der clerici des Schatzamts; c 9 Pfändung in Kirchengut; c 10 Asylrecht; c 11 Belastung durch Einlagerung, Panisbriefe u. s. w.; c 12 Exkommunikation von Vasallen des Königs; c 13 Streitigkeiten bei Präsentation zum Kirchenamt; c 14 freie Kapitelwahl; c 15 u. 16 persönlichen Gerichtsstand von Geistlichen. — Über das Verhältnis dieses Gesetzes zu früheren ähnlichen Antworten auf kirchliche Beschwerden giebt die Einleitung zum Gesetz zutreffend Auskunft: „Rex omnibus, ad quos etc. Salutem. Sciatis quod cum dudum temporibus progenitorum nostrorum quondam, Regum Anglie, in diversis parliamentis suis, et simüiter postquam regni nostri gubernacula suseepimus in parliamentis nostris, per prelatos et clerum regni nostri, plures articuli continentes gravamina aliqua ecclesie Anglicane et ipsis prclatis et clero Mata, ut in eisdem asserebatur, porrecti fuissent, et cum instancia supplicatimi, ut inde apponeretur remedium opportunum: Ac miperin parliamento nostro apud Lincoln, anno regni nostri nono, articulos subscriptos, et quasdam responsiones ad aliquos eorum prius factas, corani Consilio nostro recitari, ac quasdam responsiones corrigi, et ccteris articulis subscriptis per nos et dictum coneilium nostrum fecerimus responderi ] quorum quidem articulorum et responsionum tenores subsequuntur in hunc modum." 108

Vgl. oben Anm. 71.

§ 4. Verhältnis von Staat nnd Kirche zu einander.

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Landeskirche, deren Beistand er brauchte, um seine Kriege gegen den König von Frankreich führen zu können.109 Reibungen wurden in der ersten Zeit schon dadurch vermieden, dafs von 1330 bis 1341 abwechselnd der Erzbischof Stratford von Canterbury oder dessen Bruder das Amt eines ersten Ministers bekleideten. Seitdem kommen vorübergehend unbedeutende Streitigkeiten vor, und gegen Ende der Regierung suchte die Hofpartei unter Johann von Lancaster Fühlung mit Wycliffe und der kirchlichen Reformpartei gegen die Prälaten. In dem Parlamentsunterhaus, dessen Rechte unter Eduard III zur vollen Ausbildung gelangten, war eine Macht erstanden, welche jedes Vorrecht der Geistlichkeit als eine Beschränkung des eigenen Einflusses ansehen niufete, und welche daher eifersüchtig darauf wachte, dafs jene Vorrechte nicht weiter ausgedehnt würden. Nach bisherigem Staatsrecht konnten Bittschriften der in den Konvokationen versammelten Geistlichkeit schon dadurch zu einem allgemein bindenden Gesetz werden, dafs nur der König sie genehmigte. Hiergegen wendete sich das Parlamentsunterhaus. Auf Bittschrift desselben bewilligte Eduard III im Jahre 1377, das Unterhaus solle durch kein Gesetz und keine Verordnung gebunden sein, welche ohne seine Zustimmung unter Mitwirkung nur der Geistlichkeit ergehen würden.110 Die Anerkennung dieses Grundsatzes erschwerte es der Geistlichkeit fortan erheblich, durch blofsen Druck aut die Regierung eine Änderung der Parlamentsgesetze zu erzwingen. Nur vorübergehende Milderung in der H a n d h a b u n g der Gesetze war auf diesem Wege in der Regel zu erreichen. Auch im Verhältnis zum Papst kam der Staatsgewalt die verstärkte Stellung des Parlamentsunterhauses zu gute. Schon im Anfang der Regierung Eduards IH wurde das unter Eduard I erlassene Statut 109 Zum Zweck einer Abstellung kleinerer Beschwerden der Geistlichkeit und weiterer Abgrenzung der gegenseitigen Befugnisse weltlicher und kirchlicher L a n d e s bebörden wurden unter Eduard I I I folgende wichtigere Gesetze erlassen: 1 Ed. III (1326/7) st 2. Es betreffen: c 2 Mifsbräuche bei in die Hand Nehmen des Lehnsbesitzes der Prälaten durch den König; c 10 Panisbriefe; c 11 Prohibitio in gewissen Fällen der Defamationsklage. 14 Ed. III (1340) st 4. Es betreffen: c 1 Beschränkung des Königs in Verfügung über Kirchengut, namentlich bei Einlager; c 2 Beschränkung des Königs in Verfügung über bereits besetzte Kirchenstellen; c 3 In die Hand Nehmen des Lehnsbesitzes der Prälaten durcji den König; c 4, 5 Verwaltung des Lelmsbesitzes der Prälaten während Erledigung. 18 Ed. III (1344) st 3. Es betreffen: c 1 Anklagen gegen Prälaten vor königlichen Richtern; c 2 Zuständigkeit des Kirchengerichts bei Bigamie; c 3 Milderung der Verfolgung wegen Veräufserong an die tote Hand; c 4 Einlager; c 5 Prohibitionen; c 6 Verbot von Aufträgen an weltliche Richter zur Prüfung des Verfahrens kirchlicher Richter; c 7 Verfahren in Zehntsachen. 25 Ed. III (1351/2) st. 6. Ordinatto pro Clero. Es betreffen c 1—3 Eingreifen des Königs in fremde Besetzungsrechte; c 4, 5 Persönlichen Gerichtsstand der Geistlichen; c 6 Contempt der Prälaten. An Stelle der Einziehung des Lehnsbesitzes soll Geldstrafe treten; c 7 Patronat; c 8 Sachliche Zuständigkeit der Kirchengerichte; c 9 Anklagen gegen Bischöfe und deren Beamte wegen Erpressung und Bedrückung. »• VgL § 14 Anm. 8.

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von Carlisle wiederholt bestätigt."1 Später wurde ein Vorgehen gegen die päpstlichen Aumafeungen auf dem Gebiete der Ernennungen und gegen die Geldansprüche des Papstes dadurch politisch besonders erleichtert, dafs neue Kriege mit Frankreich entbrannten, und dafs daher jede Leistung, welche dem in Avignon unter französischem Einfluss stehenden Papste zukam, als Unterstützung des äufseren Feindes angesehen werden mufste. Nach einigen vorbereitenden Malsregeln112 kam es 1351 zum ersten Gesetz (Statutum de Provisoribus), welches mit voller Klarheit und mit strengen Strafen den ungesetzlichen Eingriffen des Papstes auf dem Gebiete der Ernennungen entgegentritt."3 In jedem einzelnen Fall, in welchem die Bedingungen verletzt werden, unter denen die freie Kapitelwahl durch König Johann eingeräumt worden war, soll dem König die freie Ernennung zustehen; ebenso, wenn der Papst in sonstige Ernennungsrechte des K ö n i g s eingreift. Beeinträchtigt der Papst Ernennungsrechte kirchlicher Personen oder Körperschaften, so können diese, wenn sie es wageu, dennoch ernennen. Thun sie es nicht, oder gelangt der von ihnen Ernannte nicht zum Besitz, so hat der König für das einzelne Mal das Recht der Ernennung. Stört der Papst weltl i c h e Herren in ihren Ernennungsrechten, so soll seine Verfügung gleichfalls unbeachtet bleiben. Falls der weltliche Patron nicht binnen sechs Monaten ernennt, so geht das Ernennungsrecht auf den Bischof, falls dieser nicht binnen einem weiteren Monat ernennt, auf den König über. Im Jahre 1353 erging ein zweites wichtiges Gesetz. Es wendet sich gegen die Anrufung des Papstes in denjenigen Sachen, welche vor das königliche Gericht gehören, oder in denen das königliche Gericht entschieden hat. Die Übertreter werden auch hier mit den schwersten Strafen bedroht."* 1,5 Bei dem Zustandekommen beider Gesetze hatte die hohe Geistlichkeit sich nicht beteiligt."6 Bei einem dritten wichtigen Vorgehen gegen den Papst wirkte sie mit den weltlichen Ständen zusammen. Als im Jahre 1366 der Papst auf Grund der Unterwerfung Johanns den — zu111

4 Ed. III (1330) c 6: „Item est acorde qe lestatut nadgairs fait et afferme a Kardoil, cest assaver, qe les Religiouses ne facent apport outre meer, soit meyntmu garde, et tenu, en toutz pointz." — 5 Ed. III (1331) c 3: „Ensement est acorde et establi qe un estatut fait a Kardoil, en temps meisme le Roi lael [— l'aïeul/, en quel est contenuz qe gentz de Religion ne facent apport hors du roialme, soit temiz, gardez, et maintenuz en touz pointz." Vgl. oben Anm. 70. " a Den Anstois gab eine Bittschrift des Parlamentsunterhauses von 1343. Die einzelnen Mafsregeln, welche sich bis zum Jahre 1351 anschlössen, sind zusammengestellt bei S t u b b s , Const. Hist. II, 413 c 16 § 259; III, 339 c 19 § 392. 113 25 Ed. III (1350/1) st. 4. Das Gesetz ist abgedruckt im Anhang VIII. 1,4 27 Ed. III (1353) st. 1 c 1 „Statutum contra adnullatores Judiciorum Curiae Regis." Dies Gesetz wird häufig als „erstes Praemunire-Gesetz" bezeichnet. Es ist in demselben die Klageart „praemunire facias" unter diesem Namen nicht erwähnt. Die wesentliche Bestimmung des Gesetzes ist abgedruckt in § 23 Ânm. 11. 115 Beide Gesetze wurden bestätigt und ergänzt durch 38 Ed. III (1363/4) st. 2. 116 Vgl. § 21 Anm. 31.

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letzt im Jahre 1333 gezahlten — Lehnstribut forderte, erklärte das Parlament jene Unterwerfung Johanns wegen mangelnder Zustimmung der Stände für ungiltig nnd verweigerte die Z a h l u n g . S e i t dieser Zeit enthielten sich die Päpste einer Einforderung des Lehnstributs. Die Unabhängigkeit Englands vom Papst in weltlicher Beziehung ist später nicht mehr emstlich in Frage gestellt worden." 8 In den letzten Jahren der Regierung erhielt Eduard III nach Verhandlungen, welche in den Jahren 1374/5 in Brügge geführt worden waren, einige Versprechungen des Papstes 1,9 über Abstellung der haupt111

Botuli Pari. II, 290 „Lour disait (der Kanzler dem Parlament), Cernent le Roi avoit entendu qe le Pape, par force d'un fait quel il dit qe le Roi Johan fesoit au Pape, de lui faire Homage pur le Boialme d'JEngleterre et la Terre d'Irlande, et qe par cause du dit Homage q'il deveroit paier chescun an perpetudment Mill' Marcs, est en volunte de faire Procès devers le Roi et son Roialme pur le dit Service et Cens recoverir. De qoi le Roi pria as ditz Prdatz, Ducs, Countes et Barons lour avys et hon conseil, et ce q'il en ferrait en cas qe le Pape vorroit procéder devers lui ou son dit Boialme pur celle cause. Et les Prelatz requeroient au Boi q'ils se purroient sur ce par eux sovl aviser, et respondre lendemain. Queux Prelatz le dit lendemain adeprimes par eux mesmes, et puis les autres Ducs, Countes, Barons, et Grantz respondirent, et disoient, Qe le dit Boi Johan ne nul autre purra mettre lui ne son Roialme ne son Poeple en tiele subjection, saunz Assent et accorde de eux. Et les Communes sur ce demandez et avisez, respondirent en mesme la manere. Sur qoi feust ordeine et assentu par commune Assent en manere q'ensuit: . . . . Queux Prelatz, Ducs, Countes, Barons et Communes, eu sur ce plein délibération, responderent et disoient d'une accorde, Que le dit Roi Johan ne nul autre purra mettre lui ne son Roialme ne son Poeple en tiele subjection saunz Assent de eux, et corne piert parplusours Evidences qe si ce feust fait ce feust fait saunz lour Assent, et encontre son serment en sa Coronation. Et outre ce, les Ducs, Countes, Barons, Qrantz et Communes accordèrent et granterent, qe en cas qe le Pape se afforceroit ou rien attempteroit par Procès ou en autre manere de fait, de constreindre le Boi ou ses Subgitz de perfaire ce qe est dit q'il voet clamer celle partie, q'ils resistront et contreesterront ove toute leur peussance." — Nach der Unterwerfungaurkunde Johanns war die Unterwerfung erfolgt „communi consilio baronum nostrorum". Dafs die Übertragung dea Reichs an den Papst durch Johann wegen angeblich mangelnder Zustimmung der Barone nngiltig sei, wurde schon geltend gemacht durch Philipp v. Frankreich gegenüber dem Legaten Gualo, April 1216 (Stnbbs, Const. Hist. II, 13 c 14 § 169). 118 119

Noch einmal gegenüber Elisabeth nahm der Papst auf das Lehnsyerh<nis Bezug. Erlasse des Papstes vom 1. September 137ö, bei Bymer, Foedera 4. Ausg. III, 1037: 1. Diejenigen Personen, welche auf Grund von Präsentationen und Kollationen des Königs besitzen, sollen im Besitz bleiben. 2. Dasselbe gilt von einzelnen namentlich aufgeführten Personen, welche sich auf Verleihung durch den König stützen, und gegen welche seitens anderer Prätendenten Prozesse am päpstl. Hofe anhängig gemacht sind. 3. Urban V habe die Aufnahme einer Statistik über den Wert und die Bestenernngs Verhältnisse der einzelnen Pfründen angeordnet; wer die zu der Statistik erforderlichen Angaben nicht lieferte, sollte seiner Pfründe entsetzt, und letztere dem Papst zur Wiederbesetzung reservirt sein. Diese allgemeine Reservation sowie alle anderen von Urban und anderen Päpsten verordneten besonderen Reservationen, soweit die Päpst« von denselben noch nicht Gebranch gemacht haben, werden aufgehoben. Die jetzigen Besitzer derartiger Pfründen werden in deren Besitz bestätigt. 4. Deu gemäfs 1—3 nunmehr bestätigten Pfründeninhabern werden die Einkünfte

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sächlichsten Beschwerden. Diese Versprechungen wurden indessen nicht dauernd eingehalten. 120 R i c h a r d II (1377—99) war minderjährig, als er König wurde. Im Jahre 1381 brachen in vielen Teilen Englands Aufstände aus. Bei manchen derselben spielte auch die kirchliche Reformbewegung eine gewisse Rolle. Wahrscheinlich im Ansclilufs hieran erging 1382 das erste staatliche Gesetz gegen lollardische Ketzer. Das Parlainentsunterhaus behauptete jedoch die Ungiltigkeit dieses Gesetzes, weil dasselbe ohne seine Zustimmung erlassen worden sei.121 Kurz nachdem der König selbst die Regierung übernommen hatte (1389), wurde die gegen den Papst gerichtete Gesetzgebung Eduards III erneuert und in einigen Punkten ergänzt. (Provisionsgesetz 13 Ric. II (1389/90) st. 2 c 2, 3 und das „Prämuniregesetz" par excellence 16 Ric. II (1392/3) c 5).122 Die Unabhängigkeit der englischen Krone vom Papst wurde nochmals feierlich hervorgehoben, indem bei der Absetzung des Königs ihm unter anderem zur Last gelegt wurde, dal's er die Bestätigung des Papstes für die im letzten Parlament gegebenen Gesetze nachgesucht habe. >M Für die Geschichte der Kirchenverfassung ist es nicht von Wichtigkeit, die Beziehungen von Staat und Kirche während des nächsten etwa hundertjährigen Zeitraums bis zur Reformation durch die einzelnen Regierungen hindurch zu verfolgen. In dem Kampf zwischen Staat und Landeskirche war schon unter Eduard III ein Ruhepunkt erreicht worden. Kommen später Streitigkeiten vor, so ist ihr Anlafe meist in persönlichen Gegensätzen der gerade in der Macht befindlichen weltlichen oder kirchlichen Gewalthaber zu finden. Das Parlamentsunterhaus hielt die Kirche in Schach. Thatsächlich inufste sie sich dem Grundsatz fügen, dal's über die Zuständigkeit der kirchlichen sowohl wie der weltlichen Behörden in letzter Linie das Parlameutsgesetz entscheide. An der Tot-IIands-Gesetzgebung wurde der Zwischenzeit belassen; der Papst verzichtet auf die Annaten, welche von diesen Pfründen zu zahlen gewesen wären. 5. Wegen der Schwierigkeit des Zugangs nach Rom infolge des Krieges zwischen England und Frankreich wird vorübergehend die Zulässigkeit einer Ladung von Engländern nach Rom beschränkt. 6. Die englischen Erzbischöfe erhalten den Auftrag, die Kardinäle, welche in England Pfründen besitzen, zur Reparatur der Pfründengebäude anzuhalten. Im übrigen s. S t u b b s , Const. Hist. II, 447 Anm. 3 c 16 § 261. 1 -° Vgl. die zahlreichen Beschwerden des „(Juten Parlaments", 1376, gegen die Mifsbräuche des Papstes, in Rotuii Parliamentorum II, 337 ff., z. B. c 98: „Item faxt a penser

qe Dieux ad commys ses ouweles a nostre Seint Pier le Pape, a pasturer et non pas a tmtnder". 121 122 125

Vgl. § 19 Anm. 5 u. 7. Die wichtigsten Bestimmungen dieser Gesetze a. § 23 Anm. 11. Abgedruckt § 28 Anm. 1.

§ 4. Verhältnis von Staat und Kirche zn einander.

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dauernd festgehalten. Die persönliche Befreiung der Geistlichen vom -weltlichen Gericht blieb in dem Umfang, in welchem sie bisher anerkannt war, bestehen. Erat unter Heinrich VIT (1485—1509) wurde angefangen, dies Vorrecht zu beschränken. Das Recht der Verfolgung von Ketzern wurde durch Staatsgesetz geordnet. Im Jahre 1382 hatte das Unterhaus gegen die Giltigkeit des damals erlassenen Gesetzes protestirt. Das erste allgemein anerkannte Ketzergesetz erging 1401 (2 Hen. IV c 15). Die Durchbringung desselben war durch die politischen Veränderungen ermöglicht worden, welche im Zusammenhang mit der Absetzung Richards II eintraten. Ein weiteres, noch strengeres Gesetz gegen die Ketzer erging unter Heinrich V nach Niederwerfung eines lollardischen Aufstandes. In diesen Gesetzen wurde den Bischöfen eine weitgehende Befugnis eingeräumt, und den königlichen Beamten wurde zur Pflicht gemacht, ohne eigene Nachprüfung die kirchlichen Urteile gegen Ketzer zu vollstrecken. Immerhin wurde hierdurch die Geistlichkeit daran gewöhnt, auch für das Verfahren gegen Ketzer die staatlichen Rechtsnormen als entscheidend anzusehen. Eine Verfolgung in anderen als den gesetzlichen Formen fand seit dieser Zeit nicht statt. Auch für die Beziehungen zum P a p s t war durch die Provisionsund Prämuniregesetze Eduards III und Richards II ein fester gesetzlicher Grund gelegt worden. Die Päpste nahmen allerdings auf jene Gesetze keine Rücksicht und verstiefsen fortwährend dagegen. Ihr Einflufs war so grois, dafs eine thatsächliche Durchführung der Gesetzesbestimmungen nicht dauernd möglich war. Nicht nur die Könige kamen durch Dispense und Licenzen in Einzelfallen den Wünschen des Papstes entgegen und baten sogar zu Gunsten ihrer Kandidaten den Papst um Provisionen, sondern auch das Parlament genehmigte mehrmals die zeitweilige Nichtausführung jener Gesetze.124 Dieselben wurden jedoch niemals endgiltig aufgehoben, vielmehr allmählich durch neue Gesetze immer weiter ausgebaut, und namentlich wurde auch das Recht des Königs zur einseitigen Gewährung von Dispensen etwas eingeschränkt.123 Häufig wurden die Gesetze infolgedessen doch angewendet, und sie boten eine willkommene Handhabe, um den schlimmsten Übergriffen des Papstes widerstehen zu können. Noch einmal Papst Martin V (1417—31) versuchte eine völlige Aufhebung jener Gesetze zu erlangen. Auf seinen Wunsch erschien Erzbischof Chichele mit den Bischöfen im Parlamentsunterhaus, um die Änderung der Provisions- und Prämuniregesetze anzuregen.120 124

Vgl. z. B. Stubbs, Const. Hut. II, 612 c 17 § 291; III, 34, 260 c 18 § 306, 367. Folgendes sind die hierher gehörigen Gesetze: 25 Ed. III (1350/1) st. 4; 25 Ed. III st. 5 c22; 38 Ed. III (13G3,4) st. 2 c l - 4 ; [gegen Provisionen durch a n d e r e als den anerkannten Papst Urban VI: 2 Ric. II (1378/9) st. 1 c 7]; 3 Ric. II (1379/80) c 3; 7 Ric. II (1383) c 12; [vgl. auch in 10 Ric. II (1386)]; 12 Ric. II (1388) c 15; 13Btc. II (1389/90) st. 2 c 2, 3; 16 Ric. II (1392/3) c 5; 2 Hen. IV (1400/1) c 3; 7 Hen. / F (1405/6) c 8; 9 Hen. IV (1407) c 8; [1 Hen. V (1413) c 7]; 4 Hen. V (1415/6) st. 1 c 4. 126 Die Briefe des Papstes, die Antworten, nnd ein Bericht über das Erscheinen der Bischöfe im Unterhaus des Parlaments (Januar 1428) sind abgedruckt bei W i l k i n s , I!s

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Das Unterhaus ging jedoch hierauf nicht ein; es bat vielmehr den König, er möge in Rom den Erzbischof von Canterbury in Schutz nehmen. Auch auf anderen Gebieten als dem des Eingreifens in fremde Besetzungsrechte war wiederholt versucht worden, den Papst zu einer Abstellung der Milsbräuche zu bewegen, welche sicli an das System der römischen Dispense knüpften. Mehrmals machten die Päpste Versprechungen. So namentlich in dem Konkordat, welches auf dem allgemeinen Konzil von Konstanz zwischen dem Papst und den Vertretern der englischen Nation vereinbart wurde.12' Die damaligen Zugeständnisse aber, ebenso wie ähnliche frühere, waren gröfstenteils so dehnbar gefal'st, dafs sie eine dauernde Abhilfe nicht brachten. Auf diesen Gebieten, welche mehr die innere Verwaltung der Kirche als das Verhältnis zum Staat betrafen, griff die Staatsgesetzgebung nur wenig ein. Hierher gehören die Staatsgesetze über Appropriationen,2B Conc. III, 471 ff. Das Unterhaus bat den König, er möge durch seine Gesandten in Rom oder durch einen dem Papst zu schreibenden Brief den Erzbischof v. Canterbury gegenüber den gegen ihn vorgebrachten Verleumdungen in Schutz nehmen und die Rechte des Erzbischofs und der Kirche von Canterbury bei dem in Rom anhängig gemachten Verfahren verteidigen. Der König gewährte die Bitte. 6 I f e n . VI (1427) Bot. Parliam. IV, 322. 1,7

Eine Ausfertigung des Konkordats durch die päpstliche Kanzlei v. 17. April 1419 ist abgedruckt bei W i l k i n s , Conc. III, 391. Darin ist bestimmt: 1. Die Kardinäle sollen nicht zu zahlreich sein und ohne Unterschied aus allen Nationen mit Zustimmung der Mehrheit des Kardinalkollegiums genommen werden. 2. Da zu viele Absolutionsstellen in England durch den Papst genehmigt seien und dadurch die Gaben den Pfarrkirchen entzogen würden, sollen die Bischöfe an den Papst berichten, damit er die überflüssigen Licenzen widerrufe. 3. n. 4. Appropriationen sollen künftig nur mit Genehmigung des Bischofs erfolgen; unter Umständen ist Aufhebung bestehender Appropriationen („uniones, incorporation.es, appropriationes et consolidationes") zulässig. Ständige Vikare sind einzusetzen. 5. Alle seit Papst Gregors Tod (Gregor XII (1406—9)?) an niedere Prälaten gewährte privilegia de utendo pontificalibus (wie mitrae u. s. w.) werden widerrufen. 6. Fluralitates sollen künftig nur gewährt werden an hochgestellte oder besonders gelehrte Männer. 7. Es seien Pfründeninhaber für 1—7 Jahre von Erlangnng der Weihen befreit worden. Dies solle nicht geschehen, si alias habiles sint ad ordines suscipiendos. 8. Befreiungen durch den Papst von der Residenz, und Gestattung an Archidiakone, durch Vertreter die Visitationen abzuhalten, sollen künftig nicht erfolgen absque causa rationabili et legitima in litteris dispensationum exprimenda. 9. Den Mönchen sollen künftig keine Erlaubnisscheine für Erlangung kirchlicher Pfründen mit oder ohne Seelsorge erteilt werden. 10. Auch Engländer sollen wie Angehörige anderer Nationen zu Ämtern der Kurie befördert werden. 11. Der Papst werde über Vorstehendes eine Bulle erlassen. 15 Ric. II (1391) c C; 4 Hen. IV (1402) c 12.

§ 5. Ausgestaltung der EirchenTeifassnng im Innern.

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und gegen Beschaffung päpstlicher Befreiungen von der Zehntzahlung.120 Eine grofse Reihe von Mißbrauchen in der Kirchenverwaltang, beruhend auf erkauften päpstlichen Dispensen, bestanden fort. Gerade diese Mifsbräuche in der Bärchenverwaltung waren es, woran später Heinrich VIII bei seinen ersten Reformgesetzen anknüpfte. § 5. b. A u s g e s t a l t u n g der K i r c h e n v e r f a s s u n g im Innern. I. E r z b i s c h ö f e . Im Beginn dieses Zeitabschnitts erhoben die Erzbischöfe von Canterbury den Anspruch auf Leistung des Gehorsamseides seitens der Erzbischöfe von York. Der Anspruch wurde nicht dauernd durchgesetzt. England blieb daher in zwei kirchliche Provinzen geteilt, an deren Spitze grundsätzlich gleichberechtigte Erzbischöfe standen. Der Erzbischof von Canterbury übernahm die Stellung eines dauernden päpstlichen Legaten (1126). Auf Kosten seiner Unabhängigkeit nach oben erweiterte er hierdurch seine Macht nach unten. Seit Mitte des 14. Jhdts. waren auch die Erzbischöfe von York fast immer päpstliche Legaten. Die erheblich gröfsere Ausdehnung und Bevölkerung des dem Erzbischof von Canterbury unterstehenden Gebietes sicherte ihm thatsächlich eine hervorragendere Stellung als diejenige des Erzbischofs von York. Seit Mitte des 14. Jhdts. erkannte auch der Erzbischof von York den Ehrenvorrang des Erzbischofs von Canterbury an.1 II. Bischöfe und deren Beamte. Innerhalb der ersten zwei Jahrhunderte nach der normannischen Eroberung wurde der gröfsere Teil der Bistümer in je mehrere Archidiakoneien eingeteilt.2 Die Archidiakone drückten die Stellung der Landdekane herab und eigneten sich einen grofsen Teil der Befugnisse an, welche jenen früher zugestanden hatten.3 Aber auch ein Teil der bisherigen bischöflichen Aufsichtsrechte ging nunmehr auf die Archidiakone über. Das Archidiakonatsgericht sonderte sich als besondere unterste Instanz von dem bischöflichen Gericht ab. Die Abhaltung des letzteren fiel einem neuen Beamten, dem bischöflichen Official zu.4 Auch in der Ausübung der Weihethätigkeit wurde der Bischof oft entlastet durch die seit dem 13. Jhdt. häufigere Zuordnung von Weihbischöfen (episcopi suffraganei, episcopi in partüms infidelium).5 LH. P f a r r e r . Die Stellung der Pfarrer litt unter dem Unwesen der Appropriationen.8 Bis zum 14. Jhdt. wurde etwa ein Drittel aller englischen Pfarreien appropriirt. Hierdurch wurden die Einkünfte, welche der eigentlichen Seelsorge dienen sollten, stark vermindert, und dies 129

2 Hen. IV (1400/1) c 4; 7 Hen. IV (1405/6) c 6. Für alles Vorstehende vgl. § 34. 2 Vgl. § 42 Anm. 4, 5. 3 Vgl. § 43 Anm. 9. 4 Vgl. § 38. 1 Vgl. § 39. 6 Vgl. § 44 Anm. 11. F. Makower, Verfaeniig der Kirche Ton EugliocL 1

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I, IB. Von der normannischen Eroberung bis zur Reformation.

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mufste dahin wirken, dafs gerade diejenigen Geistlichen, welche in häufige Berührung mit der Bevölkerung kamen, auf tiefer Bildungsstufe blieben. Erst seit dem Ende des 14. Jhdts. gelang es, die Entwickelung nach dieser Richtung zum Stillstand zu bringen. IV. K i r c h l i c h e V e r s a m m l u n g e n . Die Provinzialsynoden, gegen Ende des vorigen und im Beginn dieses Abschnitts kaum von den weltlichen Versammlungen zu unterscheiden, erwachten zu neuem, selbstständigem Leben. In steigendem Mafee wurden von den Bischöfen Vertreter der ihnen unterstellten Geistlichkeit zugezogen; zugleich hörte die Teilnahme von Laien auf. Am Ende des 13. Jhdts. wurden gewählte Vertreter der Pfarrgeistlichkeit berufen; es wurde feststehendes Recht, dafs b e s t i m m t e Klassen von Kirchenbeamten in Person, für andere Klassen eine b e s t i m m t e Anzahl von Vertretern berufen werden inüfsten; und jede Provinzialsynode schied sich in ein Ober- und ein Unterhaus. Diese ProvinzialVersammlungen — sei es infolge ihrer Verschmelzung mit der Vertretung der Geistlichkeit in der Landesversammlung, sei es ohne dal's ein solcher Vorgang stattgefunden hat — erlangten das Recht der Steuerbewilligung bezüglich des kirchlichen Vermögens. Im Zusammenhang hiermit entwickelte sich ein Recht des Königs, die Berufung der Provinzialsynoden jederzeit vom Erzbischof zu verlangen. Letzterer behielt jedoch daneben das seit Ende des 12. Jhdts. in Anspruch genommene Recht, auch ohne Zustimmung des Königs selbständig zu berufen.1 Während so die kirchlichen P r o v i n z i a l s y n o d e n , nunmehr als „Konvokationen" bezeichnet, zu einem wichtigen Gliede der Staatsverfassung wurden und zu regelmäfsiger Wirksamkeit und hohem Einflufs gelangten, traten infolge der Eifersucht der Erzbischöfe N a t i o n a l konzilien nur selten und fast nur unter dem Vorsitz römischer Legaten zusammen. Sie wurden nicht zu einer regelmäfsig wirkenden Einrichtung. V. Mönche. Der Kampf zwischen der ordentlichen Geistlichkeit und den Mönchen dauerte auch in diesem Zeitabschnitt fort. In zahlreichen Fällen erlangten die Klöster in gröfserem oder geringerem Umfang Befreiungen von der Aufsicht des Bischofs. Einige Fälle der Befreiung von j e d e r Einmischung des Bischofs waren wahrscheinlich schon in angelsächsischer Zeit vorgekommen." Nach der Eroberung waren die ersten g ä n z l i c h von bischöflicher Aufsicht befreiten Klöster diejenigen der 1128 nach England gekommenen Cisterzienser. Eine erhebliche Anzahl von Äbten gröfserer Klöster erhielt allmählich auch die aufseren Zeichen der Bischofswürde (Mitra, u. s. w.). Zum ersten Mal erfolgte in England eine solche Verleihung unter Papst Hadrian IV (1154—59), und zwar an den Abt von St. Alban's." Verstärkten Einflufs erhielten 7

Für allea Vorstehende vgl. § 54. Vgl. § 2 Anni. 9. 9 M a t t h a e n s Paris., Vitae 23 Abb a tum St. Albani (ed. Wats. London 1639) S. 73: „Duo namque maxima privüegia adepti sunt. Primum de pontificalibus ornamentisi . . ." Näheres bei P e r r y , Hist, of Engl. Ch. I, 258 ff. c 16 § 2. 8

§ 6. Die Reformation.

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die Mönche durch das Erscheinen der Bettlerorden in England (1219 Dominikaner; 1224 Franziskaner). Da die Mönche sich stets willig dem Papst unterordneten, so unterstützte sie dieser in ihrem Bestreben, die ordentliche Kirchenverfassung zu durchbrechen.

O. Von der Reformation bis zur Gegenwart § 6. a. Die R e f o r m a t i o n . " Für den Verlauf der Reformation in England ist es eigentümlich, dafs die Beweguug sich lange Zeit, bis zum Tode Heinrich VIII, gröl'stenteils auf Änderungen der K i r c h e n v e r f a s s u n g beschränkt, unter möglichster Schonung der alten Glaubenslehren. Die Befreiung des Staates von der Einwirkung eines Ausländers ist das Ziel des Kampfes, welchen der König unternimmt. Er findet hierbei, wie früher andere Regierungen bei dem gleichen Kampfe, die Unterstützung der Landesversammlung, und unter seinem starken Druck stellen sich auch die obersten Kirchenbehörden des Landes auf seine Seite. Bei der Durchführung des Kampfes hilft diejenige Partei, welche eine Änderung der Glaubenslehren erstrebte. Sie war seit den lollardischen Streitigkeiten nie ganz verschwunden. Im Anschlufs an die Reformation in Deutschland hatte sie bedeutend an Einfluls gewonnen. Es gelingt ihr, in einzelnen Punkten bereits unter Heinrich VHI Änderungen der Glaubenslehren und der äufseren Gebräuche des Gottesdienstes herbeizuführen. In dieser Beziehung wirkt jedoch Heinrich VIII eher zurückhaltend als fördernd. Weitgehenden Neuerungen tritt er mit voller Kraft entgegen. Erst unter der Regentschaft während der Minderjährigkeit Eduards VI wird auch auf dem Gebiet der G l a u b e n s l e h r e die Reformation in England durchgeführt. Äufseren Anlafs zum Ausbruch des Kampfes zwischen Heinrich VIII und dem Papsttum gab der aus politischen Erwägungen hervorgehende1 Wunsch des Königs, sich von seiner Gemahlin Katharina scheiden zu lassen. Hierzu bedurfte es nach bisheriger Rechtsansicht eines Verfahrens vor dem päpstlichen Gericht. Dies Verfahren wurde eingeleitet. Der Papst aber, gleichfalls aus politischen Gründen, 3 suchte die Angelegenheit möglichst zu verschleppen und nahm allmählich eine entschieden ablehnende Haltung ein.3 Im Zusammenhang hiermit folgte a G n e i s t , E n g l . Verfasagageaoh. S30. — P e r r y , Hist. 0/ Ute Engl. Ckurch Bd. I I o I—18. — B ä n k e , Englische Geschieht« Buoh n Kap. 3 - 8 , B a c h I I I Kap. I. — Vgl. f e r n e r A n h a n g XIV, II, 3a, o. 1

Erst später gesellte sich eine Neigung des Königs zn Anna Boleyn hinzu. B ä n k e , Engl. Gesch. 2. Aufl. Bd. I S. 162 ff. 2 Ranke, a. a. O. S. 170 ff. Der Papst äufserte sich anfangs einer Dispensation geneigt. 3 Auf Wunsch des Königs hatte der Papst dem Kardinal Campeggio und dem Erzb. T. York, Kardinal Wolsey den Auftrag gegeben, in England den Rechtsstreit zu 4*

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I, 1 C. Von der Reformation bis zur Gegenwart.

nun (1529) in England der Sturz des bisherigen ersten Ministers Wolsey, der, gleichzeitig königlicher Kanzler, Erzbischof von York, päpstlicher Legat und Kardinal, die oberste Verwaltung in Staat und Kirche viele Jahre lang geführt hatte. 4 Kurz darauf erging das erste Gesetz dieser Zeit, welches sich, wenn auch nur auf einem beschränkten Gebiet, gegen den päpstlichen Einflufs wendet, '21 Hen. VIII (1529) c 13.® Dies Gesetz stellt bestimmte Grundsätze über Häufung von Pfründen und Residenzpflicht auf und erklärt für strafbar mit mäfsiger Geldstrafe das Verschaffen einer päpstlichen Dispensation von den Häufungsverboten oder der Residenzpflicht. 8 Um die Konvokationen gefügig zu machen, drohte der König der gesammten Geistlichkeit des Landes mit einer Verfolgung wegen Übertretung der Praemunire-Gesetze. Nach längeren Verhandlungen erkauften beide Konvokationen die Begnadigung durch Zahlung hoher Geldsummen und durch die Anerkennung, dafs der König „höchster Beschützer, einziger und oberster Herr, und, s o w e i t es nach C h r i s t i G e s e t z e r l a u b t , oberstes Haupt der englischen Geistlichkeit" sei (1531).' Kurz darauf scheint die Konvokation ihrerseits zu einem Vorstofs gegen den Papst übergegangen zu sein. In einer Bittschrift an den König — deren Datum jedocli nicht genau feststeht — bat die Geistlichkeit, der König möge Schritte thun, um die schweren Abgaben an don Papst, welche bei Erlangung von Erzbistümern und Bistümern entrichtet werden mufsteu, zu beschränken; falls der Papst hierauf nicht eingehe, so möge durch Gesetz der Gehorsam des Königs und seines Volkes dem Papst entzogen werden.8 In der Richtung des von der Geistverhandeln. Auf Berufung Katharinas zog er jedoch die Sache nach Rom, und die beiden Kardinäle vertagten (23. J u l i 1529) die Verhandlung in England. Seit dieser Zeit nahm der König entschieden gegen den päpstlichen Einflufs Stellung. 4 Zum Zweck der Beseitigung Wolseys wurde eine Verurteilung desselben wegen Übertretung der Praemunire-Gesetze herbeigeführt. Sachlicher Grund seines Sturzes war, dafs er sich in der letzten Zeit verdächtig gemacht hatte, die Interessen des Königs nicht mit genügendem Eifer gegenüber dem Papst zu vertreten. 5 An Acte that no spirituall persons shall take to ferme of the Kynge or any other person any Londes or Tenementcs for terme of life, lyves, yeares or at will etc. And for pluralities of Benefices; atid for Residence. 6 s. 9, 16. 7 Den Wortlaut der Erklärungen s. § 28 Anm. 2. — Die Begnadigung erfolgte durch die Gesetze: 22 Hen. VIII (1530/1) c 15. An Acte concernyng the pardon to the Kyngs Spirituall Svhgectes of the Provynces of Canterbury for the Premunyre. 22 Hen. VIII 1530/1) c 16. An Acte concernyng the pardon graunted to the Kynges Temporall Subgectes for the Premunyre. 23 Hen. VIII (1531/2) c 19. An Acte concernyng the Kynges gracyous pardon of premunyre graunted unto his spirituall Subjectes of the provynce of York. 8 „It may please the King's most noble grace . . . ., First, to cause the said unjust exactions of annates to cease, and to be foredoen for ever by act of this his grace's high court of parliament. And in case the pope wold make any process against this realm for the attaining those annates, or else wol retain bishops bull 'till the annates be payd, forasmuch as the exaction of the said annates is against the law of Ood, and the pope's

g 6. Die Reformation.

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lichkeit geäufeerten Wunsches erging das Gesetz 23 Ben. VIII (1531/2) c 20. Dasselbe bestimmt, dafs alle bei Ernennung von Erzbischöfen und Bischöfen an den römischen Hof zu leistenden Abgaben, soweit sie 5 Prozent vom Jahreswert übersteigen, abgeschafft sein sollen, und dafs die Zahlung solcher Abgaben strafbar sei. Verweigere oder verzögere der Papst wegen Nichtzahlung die Ausstellung der erforderlichen Bullen oder die Erledigung der sonst nötigen Dinge, so solle — wie dies in alter Zeit üblich gewesen sei — der für den Bischofssitz oder Eizbischofssitz Benannte ohne weiteres von dem Erzbischof bezw. von zwei Bischöfen in England geweiht werden. Die Aufsagung des Gehorsams ist nicht, wie die Geistlichkeit es wünschte, angedroht, vielmehr ist die Fassung des Gesetzes eine gemäfsigte; dem König ist überdies vorbehalten, mit dem Papst zu verhandeln und binnen bestimmter Zeit endgiltig zu erklären, ob und in welchem Umfang das Gesetz in Kraft treten solle. 9 own lawes, forbidding the buying or selling of spiritual gifts or promotions; and forasmuch as al christen men be more bound to obey God, then any man; and forasmuch as St. Paul wiUeth us to withdraw ourselves from al such, who walk inordinately; it may please the King's most noble grace to ordain in this present parliament, that then the obedience of him and the people be withdrawn from the see of Rome; as in like cases the French King withdrew his obedience of him and his subjects from pope Benedict the X f f l t k of that name; and arrested by authority of his parliament al such annates, as it appeareth by good writing ready to be shewed." ( W i l k i n s , Concilia III, 760 nach S t r y p e Memorials eccles. Bd. I, Appendix No. 41.) Wilkins stellt diese Bittschrift unter das Jahr 25 Hen. VIII (22. April 1533—21. April 1534). Da aber ihr Inhalt darauf hinweist, dafs ein Gesetz gegen Zahlung von Annaten damals noch nicht erlassen war, so ist diese Datirung wohl nicht zutreffend. — Das Gesetz wurde zwischen 14. u. 28. Febr. 1532 dem Parlament vorgelegt und vor dem 20. März 1532 angenommen. Im Parlament sollen jedoch sämmtliche Bischöfe und 2 Äbte dem Gesetzentwurf widersprochen haben (Brief Chapuys an Karl V; B r e w e r , Letters Bd. V n. (805) 850, angeführt bei S t u b b s , Appendix IV S. 89 zum Bericht der Ecclesiastical Courts Commission 1883, Drucksachen des Parlaments Reports Bd. XXIV). * 23 Hen. VIII (1531/2) c 20. An Acte concernyng restraynt of payment of Annates to the See of Rome. si: „.. . Annates, otherwise called furst fruytes . .. heretofore have been taken of every Archebysshoppriche or Byssoppriche within this Realme by restraint of the Popes Buttes for confirmacions eleccions admyssions postulacions provisions coUacions dispositions institucions installations investitures orders holye benediccions pattes or other thinges requyste and necessary to thatteynyng of these their promotions .. . and albe it that . . . the King and all his naturall subjectys aswett spirituall as temporall ben as obedient devoute catholique and humble children of God and Holie Church as any people be within any Realme cristened . . . enacted: . . . that the unlaufull paymentys of Annates or furst fruytes and almaner contributions for the same for any Archebysshoppriche or Bysshoppriche or for any Bulls hereafter to be opteyned from the Courte of Rome to or for the forsaid purpose and intent, shall from hensforth utterly cesse", aufser soweit unten erklärt. Wer, wenn erwählt u. s. w. zu einem Bistnm, Annaten oder Erstfrüchte oder ähnliche Abgaben zahlt, verwirkt dem König sein bewegliches Vermögen und für die Zeit, während welcher er im Besitz des Bistums ist, alle dazu gehörigen weltlichen Ländereien und Besitzungen. B 2: „furthermore it is enacted .. . that every person hereafter named and presented to the Courte of Rome by the Kyng . . . to be Bysshop of any See or Dioces within this Realm, hereafter shalbe letted deferred or delayed at the Courte of Rome from any

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I, 1 C. Von der Reformation bis ztir Gegenwart.

Es folgte ein Angriff des Parlamentsunterhauses gegen die selbständige Verordnungsgewalt der Konvokationen. Der König unterstützte diesen Angriff, während er doch den Schein aufrecht zu erhalten suchte, als ob er nur vermittele. Unter diesem Drucke erklärte (15. Mai 1532) die Konvokation von Canterbury nach anfänglichem Zögern ihre „Unterwerfung" („suJbmitting oursdves")• In der Unterwerfungserklärung wird zugestanden: 1. die Konvokation darf nur auf königlichen Befehl berufen werden; 2. neue Kanones, Konstitutionen oder sonstige Provinzialverordnungen können nur nach vorheriger königlicher Erlaubnis beschlossen, verkündet oder ausgeführt werden und bedürfen ferner, nach erfolgter Annahme durch die Synode, der Genehmigung des Königs; 3. die bisherigen Provinzialverordnungen sollen durch eine vom suche Bysshopriche wherunto he shalbe so presented, by meane of Restraynt of Bulles Apostolique and other thinges requisite to the same, . . . every suche person so presented may be and shalbe consecrated here in England by tharchebisshop in whose provynce the seid Bisshopriche shalbe, so alwaye that the same person shalbe named and presented by the Kyng for the time being to the same Archebysshopp; And yf any person being named and presented as is aforesaid to any Archebisshoppriche of this Realme making convenient sute as is aforesaid, shall happen to be letted deferred delayed or otherwise distourbed from the same Archebisshopriche for lacke of Palle, Bulles, or other thinges to him requysite to be opteyned in the Courte of Rome in that behalf; That then every suche person so named and presented to be Archebisshop may be and shalbe consecrated and invested after presentación made as is aforeseid, by any other two Bysshopes within this Realme whome the Kinges Highnes or any of his heyres or successours Kynges of Englonde for the tyme being will assigne and appoyntc for the same, according and in lyke maner as dyvers other Archebisshopes and Bysshopes have been heretofore in auncient tyme by sondry the Kynges most noble progenitours made consecrated and invested within this Realm; . . ." 3 3. Für Ausstellung der Bullen und Siegelung darf jedoch an Rom 5 Prozent des jährlichen Wertes des betreffenden Bistums gezahlt werden. Dem König wird es überlassen, mit dem Papst durch Konkordat die Annaten zu mindern oder aufzuheben, da K ö n i g und P a r l a m e n t e r s t die g ü t l i c h e n W e g e v e r s u c h e n wollen. Das so Vereinbarte solle dann gelten. s 4. Dem König wird überlassen, bis zu nächsten Ostern oder bis Ende dieses Parlaments das Vorstehende durch Patent ganz oder teilweise zu bestätigen oder als nichtverbindlich zu erklären. s 5. Wenn der Papst trotz versuchter gütlicher Beilegung auf den bisherigen Bedrückungen bestehe und den König oder geistliche oder weltliche Unterthanen beunruhige durch „excommunicacion excommengenient interdicción or by any other processe censures compulsories way es or meanes", so werde bestimmt, dafs der König und alle geistlichen und weltlichen Unterthanen ohne Gewissensbisse trotzdem Gottesdienst in gewöhnlicher Weise abhalten können, und dafs keine jener Zwangsmafsregeln durch Prälaten oder andere Geistliche veröffentlicht oder ausgeführt werden dürfe. [Dies Gesetz ist in vollem Umfange in Kraft gesetzt durch Patent des Königs vom 9. Juli 25 Sen. VIII d. h. 1533 (abgedruckt in Stat, of Realm, Anmerkung zum Gesetz), es ist ergänzt und verschärft durch 25 Hen. VIII (1533/4) c 20. [Vgl. über letzteres Gesetz unten Anm. 17.J Es ist aufgehoben durch 1 & 2 Phil. & Mar. (1554 & 1554/5) c 8 8 3, und wieder in Kraft gesetzt durch 1 Eliz. (1558/9) c 1 s 2. Die dem Papst in obigem Gesetz entzogenen Erstfrüchte, sowie einige andere Abgaben sind auf die Krone übertragen durch 20 Hen. VIII (1534) c 3].

§ 6. Die Reformation.

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König zu ernennende, ans Mitgliedern des Parlaments nnd der Geistlichkeit bestehende Kommission durchgesehen and, soweit es erforderlich scheint, mit Zustimmung des Königs aufgehoben werden.10 Im August 1532 starb der bisherige Erzbischof Warham von Canter10

Näheres über die Verhandlungen, welche hierzu führten, s. bei P e r r y , Bist, of Engl. Church II c 5 § 17 ff. - Die in Aassicht genommene Durchsicht der älteren Kanones kam nicht zur Vollendung. Hierüber s. § 14 Anm. 17 ff. — Die Submissionserklilrung lautet (Wilkins, Concüia III, 754): „ We your most humble subjects, daily orators and beadsmen of your clergy of England, having one speciall trust and confidence in your most excellent wisdom, your princely goodnesse, and fervent zeal to the promotion of Ood's honour and christian religion, and also in your learning, farr exceeding, in our judgment, the learning of all other Kings and princes that we have reed of; and doughting nothing, but that the same shall still continew and dailey increase in your majesty, first do offer and promise „in verbo sacerdotii" here unto your highness, submitting our selfs most humbly to the same, that we will never from henceforthe enact, put in ure, promulge, or execute any newe canons or constitution provinciail, or any other newe ordinance, provinciail or synodall, in our convocations or synode, in time commyng, which convocation is, alway hath byn, and must be assembled onely by your high commandment or writte; only your highness by your royall assent shall lycence us to assemble our convocation, and to make, promulge, and execute such constitutions and ordinaments, as shall be made in the same, and thereto give your royall assent and authorite. Secondarily, that whereas diverse of the constitutions, ordinaments, and canons provinciail or synodall, which have been heretofore enacted, but thought to be not only muche prejudicial! to your prerogative royall, but also over muche onerous to your highnesses subjects-, your clergye aforesaid is contented, if it may stand so with your highnesses pleasure, that it be committed to the examination and judgment of your grace, and of thirty two persones, whereof sixteen to be of the upper and nether house of the temporalte, and other sixteen of the clergye, all to be chosen and appointed by your most noble grace. So that fynally whichsoever of the said constitutions, ordinaments, or canons provinciail or synodall shall be thought and determyn'd by your grace, and by the most part of the said 32 persons not to stand with God's laws, and the laws of your realme, the same to be abrogated and taken away by your grace, and the clergye. And such of them as shall be seen by your grace, and by the most part of the said thirty two persones to stand with Ooddes lawes, and the lawes of your realme, to stand in full strength and power, your graces most royall absent and authorite ones impetrate fully given to the same." Die Urkunde, welche über die Überreichung einer Ausfertigung des Beschlusses durch Erzbischof Warham an den König (16. Mai) aufgenommen wurde (Wilkins, Conc. III, 754), bezeichnet diesen Beschlufs nur als einen vom Oberhaus der Konvokation von Canterbury gefafsten: „. . . . schedulam per ipsum et alios episcopos, abbates, et priores domns superioris convocationis praelatorum, et cleri provinciae Cant, in domo capitulari infra monasterium Westm. hesterna die, viz. quintadecima die hujus mensis Mali, tent, inactitatam, concordatam, et conclusam . . . regi . . . tradidit". Nach Collier, Eccles. Hist., Ausgabe 1852, IV, 195 wurde ein besonderer Beschluss des U n t e r h a u s e s nicht herbeigeführt, weil letzteres bereits einer u m f a s s e n d e r e n Submissionserklärung zugestimmt hatte, wodurch die Zustimmung zur beschränkteren Erklärung des Oberhauses als bereits gegeben angesehen wurde. Nach der Darstellung bei Wilkins, Concilia III, 749 (Beschlüsse v. 13. u. 15. Mai) könnte es scheinen, dafs am 15. Mai Ober- und Unterhaus dieselbe Erklärung annahmen. Über das Verhältnis dieser Submissionserklärung zu dem späteren Submissionsgesetz Tgl. § 54 Anm. 56.

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bury. An seine Stelle trat der zur protestantischen Lehre neigende Cranmer (geweiht März 1533)," welcher schon seit einigen Jahren in der Ehescheidungsangelegenheit im Interesse des Königs thätig war. Während bisher noch Papst und König auf einander Rücksicht genommen hatten, ergingen nunmehr in rascher Aufeinanderfolge die Mafsregeln, welche den völligen Bruch bezeichneten. Das Gesetz 24 Hen. VIII (1532/3) c 12 verbot Berufungen an den Papst in Sachen betreffend Ehe, Testamente und Kirchenabgaben, und es bestimmte, dafs in derartigen Angelegenheiten endgiltig durch Behörden der englischen Landeskirche entschieden werden solle.12 Demgemäfs wurde die Ehescheidungssache des Königs, trotzdem der Papst sie an sich gezogen hatte, vor Cranmer als Richter des erzbischöflichen Gerichts verhandelt, und Cranmer sprach durch Urteil die Nichtigkeit der Ehe aus (23. Mai 1533).13 Anna Boleyn, mit welcher der König bereits einige Monate vorher heimlich die Ehe geschlossen hatte, wurde nunmehr gekrönt. Der Papst antwortete, indem auch er das Urteil in der Ehescheidungssache sprach und die Ehe Heinrichs VIII mit Katharina für giltig erklärte (23. März 1534).14 In England wurde die Losreifsung vom Papst durch vier wichtige Gesetze vollendet; der Papst wird in ihnen nur noch als „Bischof von Rom" bezeichnet. Durch das erste derselben, das sogenannte „Submissionsgesetz", 25 Hen. VIII (1533/4) c 19, wird der wesentliche Inhalt der Unterwerfungserklärung der Konvokation zum Gesetz erhoben und zugleich jede Art der Berufungen nacli Rom vex-boten." Durch Patent vom 11 Die Ernennung Cranmers erfolgte im bisherigen Verfahren, durch Wahl des Konvents, Bestätigung des Königs, Benennung an den Papst nnd Provision durch letzteren. Näheres über den Inhalt der einzelnen, die Ernennung Cranmers betreffenden Bullen des Papstes s. bei Collier, Eccles. Hist., Ausgabe 1852, IV, '¿07. " Über dies Gesetz vgl. § 23 Anm. 13. 13 Urteil bei W i l k i n s , Concüia III, 759. 14 Urteil bei W i l k i n s , Concilia III, 769. 15 25 Hen. VIII (1533/4) c 19. An Acte for the Submission of the Clergie to the Kynges Majestie [aufgehoben durch 1 & 2 Phil. & Mar. (1554 & 1554/5) c 8 s 3, wieder in Kraft gesetzt durch 1 Eliz. (1558/9) c 1 s 2], s 1 enthält die gesetzliche Feststellung des Inhalts der Submissionserklärungen dahin, dafs die Berufung der Konvokation und das Beschliessen, Verkünden und Vollstrecken von Provinzialverordnungen nur gemäfs königlicher Genehmigung erfolgen könne. Wortlaut in § 54 Anm. 56. a 2 ermächtigt entsprechend den Submissionserklärungen den König zur Ernennung einer Kommission von 32 Personen behufs Durchsicht der älteren Provinzialverordnungen. (Vgl. § 14 bei Anm. 17, 18.) s 3. Kein Kanon soll von der Konvokation beschlossen oder vollstreckt werden können, welcher gegen die königliche Prärogative oder gegen die Gewohnheiten oder Gesetze des Landes verstöfst. Wortlaut in § 14 Anm. 16. s 4. K e i n e Art von Berufungen soll nach Rom gehen. Wortlaut in §23 Anm. 14. Zugleich wird eine neue oberste Instanz im Lande geschaffen vor einem königlichen Gericht. Wortlaut in § 62 Anm. 2. s 5. Wer an Rom appellirt oder von dort Mafsregeln zur Hinderung dieses Gesetzes erlangt, unterliegt den Strafen des praemunire gemäfs 16 Rio. II c 5.

§ 6. Die Reformation.

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9. Juli 1533 war das früher erwähnte Gesetz 23 Hrn. VIII c 20 (betreffend Aufhebung der Abgaben an den Papst gelegentlich Besetzung von Bistümern) in Kraft gesetzt worden.10 Durch 25 Hen. VIII (] 533/4) c 20 wird dasselbe Gesetz bestätigt und dahin verschärft, dafs künftig keine Person dem Papst für Besetzung eines Bischofssitzes benannt werden solle, und dafs in solchen Angelegenheiten keinerlei Zahlungen an den Papst erfolgen dürfen; zugleich wird das Verfahren bei Besetzung von Erzbischofs- und Bischofssitzen neu und ausführlich geordnet. Die hierauf bezüglichen Bestimmungen sind — mit Unterbrechung unter Eduard VI und Maria — bis zur Gegenwart mafsgebend geblieben. Das Verfahren besteht darin, dafs nach Erledigung des Sitzes der König dem Kathedralkapitel die Erlaubnis zur Wahl (congé d'esliré) giebt und zugleich in besonderem Schreiben Qetter missive) die zu wählende Person bezeichnet; das Kapitel muJ's diese Person wählen und die erfolgte Wahl dem König anzeigen; der Gewählte hat dem König einen Eid zu leisten. Darauf beauftragt der König, falls ein Bischofssitz zu besetzen ist, den Erzbischof, falls ein Erzbischofssitz in Frage kommt, einen Erzbischof und zwei Bischöfe, oder vier Bischöfe, die Wahl zu bestätigen und den Gewählten zu weihen und in den Besitz zu setzen; jede Einmischung des Papstes ist beseitigt. " Als drittes Gesetz schliefst sich s 6. Berufungen aus Orten, welche von der erzbischöflichen Jurisdiktion eximirt sind, sollen an die Chancery statt nach Rom gehen. s 7. Bis die Durchsicht des älteren Kanones erfolgt ist, sollen dieselben beobachtet werden, soweit sie mit der königlichen Prärogative oder den Gewohnheiten und Gesetzen des Landes vereinbar sind. Wortlaut in § 14 Anm. 17. 18 Vgl. oben Anm. 9. " 25 Hen. VIII (1533/4) c 20. An Acte restraynyng the payment of Annates [or First Fruits to the Bishop of Rome and of electing and consecrating of Archebishopes and Bishopes within this RealmJ. [s 3 u. 4 dieses Gesetzes sind vorübergehend geändert durch 1 Ed. VI (1547) c 2 s 1; das ganze Gesetz ist aufgehoben durch 1 & 2 Phil. & Mar. (1554 & 1554/56) c8 s 3, in vollem Umfange wieder in Kraft gesetzt durch 1 Eliz. (1558/9) c l s2], b 1. Da der Papst auf die gemäfs 23 Hen. VIII c20 erfolgten gütlichen Anerbietungen nicht geantwortet habe, so sei jenes Gesetz nunmehr vom König durch Patent bestätigt worden. s 2. Da in jenem Gesetz nicht klar ausgedruckt worden, wie Bischöfe zu wählen und zu weihen seien, so werde bestimmt, das erwähnte Gesetz solle in allen Punkten beobachtet werden; „except only that noo person . . . . herafter shdtbe presented nomynated or commended to the seid Bishopp of Rome . . . . to or for the dignitie or office of any Archebishopp or Bishopp within this Realme ... ., nor shall send nor procure there for any maner of Bulles breves palles or other thynges requysite for an Arcliebishop or Bishop, nor shall pay any sommes of money for Annotes first frutes or otherwyse for expedicion of any suche Bulles breves or palles; ...." s 3 und 4 enthalten die neuen Vorschriften über Wahl und Weihe der Bischöfe und Erzbischöfe. Wortlaut im Anhang X. s 5. Solche Wahl und Weihe wird für voll wirksam erklärt, s 6. Wer nicht wählt und innerhalb 20 Tagen die erfolgte Wahl anzeigt, und wer entgegen dem Auftrage, welcher durch königliches Patent erteilt ist, nicht binnen 20 Tagen weiht und investiert, oder wer kirchliche Mafsregeln zur Hinderung derartiger Vornahmen erwirkt oder ausführt, verfällt in die Strafe des praemunire gemäfs 25 Ed. III st. 5 c 22 und C Ric. II c 5.

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25 Hen. VIII (1533/4) c 21 an. In demselben ist als Erwägungsgrund aufgeführt, dafs der König gemäl's Anerkenntnis der Konvokationen „oberstes Haupt der Kirche von England" sei; der von den Konvokationen hinzugefügte beschränkende Zusatz ist hierbei unterdrückt. Der Peterspfengig und alle sonstigen Abgaben an den Papst werden aufgehoben; die Nachsuchung irgend welcher Dispensationen und sonstiger Vergünstigungen bei dem römischen Hof wird verboten und mit Strafe bedroht; die Gewalten, welche der Papst nach dieser Richtung geübt hatte, werden auf den Erzbischof von Canterbury übertragen, mit welchem in wichtigeren Fällen der Lordkanzler zusammenwirken mufs; die Teilnahme an kirchlichen Versammlungen im Auslande wird untersagt; exemte Klöster werden der Aufsicht königlicher Kommissare unterstellt; das Bestätigungsrecht bezüglich klösterlicher Wahlen, soweit es bisher vom Papst ausgeübt worden war, wird ebenfalls auf königliche Kommissare übertragen.18 Das vierte liierhergehörige Gesetz ist 18 25 Hen. VIII (1533/4) c 21. An Acte for the exoneración fronte exactions payde to the See of Rome. s 1. Der König wird als „Oberhaupt der Kirche von England" bezeichnet. Wortlaut der Stelle in § 28 Anm. 3. Es ist sodann bestimmt: „that no person or persones of this your Realme or of any other your Domynyons shall from hensforth pay any pencions censes portions peterpence or any other impositions to the use of the seid Bisshopp or of the See of Rome, .. ." s 2. Weder der König noch ein Unterthan soll den Papst oder einen Beauftragten desselben bitten um „licenses dispensations compositions faculties grauntes rescriptes delegacies, or any other instrumentes or wrytynges". Auf Antrag des K ö n i g s soll der Erzbischof von Canterbury demselben alle nötigen Dispensationen u. s. w. erteilen, welche bisher in Rom erteilt wurden, aber nicht „for any cause or matter repugnant to the law of Almyghty God". s 3. Ebenso auf Antrag einer a n d e r e n Person. In Fällen, die ungewöhnlich sind und in denen in Rom Dispensationen nicht erteilt wurden, ist vorherige Genehmigung des Königs oder des Staatsrats einzuholen. s 4. Falls die Dispensation u. s. w. nach römischem Tarif 4 £ oder mehr gekostet hätte, so darf sie erst ausgeführt werden, wenn confirmed by yotir Highness under the greate Seale and inrolled in your Chauncerie " Um die Bestätigung zu erteilen, bedarf der Kanzler oder Siegelbewahrer (beide Ämter spätestens seit Elisabeth identisch) keiner besonderen Ermächtigung des Königs, s 5—10 enthalten nähere Bestimmungen hierüber. s 11. Gegen Weigerung des Erzbischofs ist Beschwerde an den Lordkanzler oder Lordsiegelbewahrer („Keeper") zulässig. s 13. Nichts in dem Gesetz Enthaltenes soll dahin ausgelegt werden, dafs die Absicht vorliege, von der Gemeinschaft der Kirche Christi („congregation of Christis Churche") abzuweichen, sondern nur dahin, dafs eine durch die Politik notwendig gemachte Verordnung getroffen werde. s 14 betrifft exemte Klöster und [Wortlaut in § 26 Anm. 7] Teilnahme an auswärtigen kirchlichen Versammlungen. s 15. An den in 21 Hen. VIII c 13 über Ämterhäufung und Residenz getroffenen Vorschriften soll durch gegenwärtiges Gesetz nichts geändert werden. s 16. Wer Dispensationen u. s. w. in Rom nachsucht, verfällt der Strafe des praemunire gemäfs 16 Ric. II c 5. s 17. Bisherige römische Verleihungen an Klöster bleiben giltig. Verboten sind jedoch Zahlungen an den Papst, päpstliche Visitationen oder Wahlbestätigungen, und Eide

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das sogenannte „erste Suprematgesetz", 26 Ben. VIU (1534) c 1. In demselben wird der König für „das einzige irdische Oberhaupt der Kirche von England« erklärt, wieder ohne den beschränkenden Zusatz der Konvokationen; dem jedesmaligen Inhaber der Krone werden jener Titel und alle dazu gehörigen Ehren, Vorrechte und Gewalten beigelegt; der König soll das Recht haben, alle Irrtümer, Ketzereien, Mifsbräuche und sonstigen Verstöfse zu unterdrücken, welche durch irgend eine Art kirchlicher Gewalt unterdrückt werden können.19 In Ausführung des Suprematgesetzes ernannte Heinrich VIII seinen ersten Minister Crumwell zu seinem Vertreter („Stellvertreter, Generalvikar, u. s. w. a ) in kirchlichen Angelegenheiten (1535)20 und ordnete (zuerst im Herbst 1535) eine Visitation der Klöster und der gesammten Geistlichkeit an.21 Zugleich untersagte er durch Erlafe vom 18. September 1535 den Bischöfen und ihren Beamten die Ausübung jeder Jurisdiktion während schwebender Visitation.22 Den einzelnen Bischöfen Übertrag er dann für die Dauer der Visitation jene Jurisdiktionsrechte als von ihm abgeleitete auf Widerruf; er beliefe den Bischöfen außerdem die ihnen in der Bibel übertragenen Rechte.23 Im Anfang des gegenüber dem Papst. Visitation und Bestätigungsrecht, wo sie bisher bestanden, gehen auf königliche Kommissare über. s 21. Der König unter Mitwirkung des Staatsrats kann früher erteilte römische Privilegien ändern. s 22, 23. Innerhalb bestimmter Zeit kann der König die sofortige Einführung dieses Gesetzes vor dem sonst bestimmten Termin oder die Außerkraftsetzung anordnen. [Durch Patent vom 7. April 25 Ben. VIII, d.h. 1534, (abgedruckt in Stat. ofBealm, Anm. zum Gesetz) ist die königliche Zustimmung zum Gesetz erteilt unter sofortiger Inkraftsetzung. Das Gesetz ist aufgehoben durch 1 &2 Phil. & Mar. (1554 & 15545) c 8 s 3 und wieder in Kraft gesetzt durch 1 Eliz. (1558/9) c 1 s 2.] 19 Wortlaut s. in § 28 Anm. 4. — Das Gesetz ist aufgehoben durch 1 & 2 Phil. & Mar. c 8 s 4 und später nicht wiederhergestellt, aber ersetzt durch ähnliche Bestimmungen in 1 Eliz. c 1 s 7 —9. »o Vgl. § 30 Anm. 1. 21 Die Daten der Klostervisitationen in diesem und den folgenden Jahren s. bei P e r r y , Eist, of Engl. Ckurch II, 122 c 8 § 5. M Erlafs des Königs an Erzbischof Cranmer (Wilkins, Concilia III, 797): „Cum. nos auctoritate nostra suprema ecclesiastica omnia et singula monastcria, domoe, prior atus, et loca alia ecclesiastica quaecunque, totumque clerum infra et per totum nostrum Angltae regnum constituta propediem visitare statuerimus; vobis tenore praesentium stricte tnhibemus atque mandamus, et per vos suffraganeis vestris confratribus episcopis, acper illos suis archidiaconis, infra vestram provinciam Cant. ubilibet constitutii, sie inhiben volumus atque praeeipimus, quatenus pendente visitatione nostra hujusmodi, mUlus vestrum monasteria, ecclesias, ac loca alia praedicta, clerumve visitare, aut ea, quae sunt jurxsdictionis, exercere, seu quiequam aliud in praejudicium dictae nostrae visitationis generalis quovismodo attemptare praesumat, sub poena contemptus." 23 Erlafs des Königs an den Bischof von Hereford v. 14. Oktober 1535 (Wilkins III, 797): „Quandoquidem omnis juris dicendi auetoritas, atque etiam jurisdictio omnimoda, tarn illa, quae ecclesiastica dicitur, quam secularis, a regia potestate, velut a sttpremo capite et omnium infra regnum nostrum magistratmm fönte et scaturigine primitus emanaverit; sane illos, qui jurisdictione hujusmodi antehac non nid precario fungebantur, beneficium hujusmodi, sie eis ex liberalitate regia

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Jahres 1536 wurden durch das Gesetz 27 Hen. VIII c 28 alle Klöster mit einem jährlichen Einkommen unter 200 £ aufgehoben und deren Vermögen auf die Krone übertragen. Einige Monate später erging in dem vom König bestätigten Konvokationsbesclilufs der „10 Artikel" eine erste obrigkeitliche Erklärung über Glaubenslehren. Mit diesen Artikeln kam man in manchen Punkten den Lehren der deutschen Protestanten entgegen, in anderen Beziehungen wird jedoch in denselben an den römischen Gebräuchen noch festgehalten. 24 Zur Durchführung der 10 Artikel und behufs Regelung verschiedener anderer Gegenstände kirchlichen Interesses erliefs Crumwell aus Anlafs der Visitation eine Verordnung allgemeinen Inhalts (injunction) an die Geistlichkeit (1536).25 indrdtum, gratis animis agnoscere, idque regiae munificentiae solummodo acceptum referre, eique (quoties ejus majestati videbitur) libenter reddere convenit. Cum itaque nos jure nostro universum clerum totius rcgni nostri Angliae visitare intendentes, Tliomae, Cant. archiepiscopo, ac per eum tibi et aiiis hujus rtgni nostri episcopis quibuscimque, ne, pendente visitatione ea quae sunt jurisdictionis, exercere attentares sive attentarent per alias literas inhibuerimus; quia . . . . Thomas Crumtcell, nostris et hujus regni nostri Angliae tot et tarn üi'duÍ8 negotiis udto prcicpcditus cxistit} quod ad omnem jurisdictionem nobis, ut supremo capiti hujusmodi competentem . . . . in sua persona expediendam non sufficiet; nos tibi vices nostras, sub modo et forma inferius descriptis committendas fore teque licentiandum esse decrevimus (Es folgt die Ermächtigung, innerhalb des Bistums Hereford zu ordiniren, instituircn, conferiren, investiTen, abzusetzen, Testaments- und Nachlafssachen bis 100 £ und die sonst vor das Kirchengericht gehörenden Sachen in gewohnter Weise zu bearbeiten) Caeteraque otnnia et singula in praemissis tantum, seit circa ea necessaria seu quomodolibet opportuna, praeter et ultra ea, quae tibi ex sacris literis divinitus commissa esse dignoscuntur, vice, nomine, et auetoritate nostris exequendi tibi vices nostras . . . . committimus, et liberam facultatem concedimus; teque licentiamus per praesentes ad nostrum beneplacitum duntaxat duraturas, cum, cujuslibet congruae et ecclesiasticae coercionis potestate, " — Dieser Erlafs bezieht sich in seinem bestimmenden Teil nur auf die D a u e r der V i s i t a t i o n . — Durch ferneren Erlafs vom 21. Juli 1536 ( W i l k i n s , Concilla III, 810) wurde dem Bischof v. Hereford unter denselben Bedingungen auch das Recht der Visitation innerhalb seines Bistums übertragen. 21

Vgl. § 16'. Abgedruckt bei W i l k i n s , Concilia III, 813. Dies ist die erste der als injunetiems bezeichneten Verordnungen. — Von Wichtigkeit sind aus dem Jahr 1536 noch folgende beide Gesetze: 28 Hen. VIII (1536) c 10. An Act extynguysshing the auetoryte of the Busshop of Home. Dasselbe erklärt das Behaupten einer Gewalt des römischen Bischofs in Schrift, Lehre, Predigt u. s. w. für strafbar gemäfs 16 Sic. II c 5. Es führt den S u p r e m a t e i d für alle kirchlichen und weltlichen Beamten ein und erklärt die Verweigerung des Eides für Hochverrat. (Vgl. bezüglich des Treueides, oath of aüegiance, die Erbfolgegesetze 25 Hen. VIII c 22 s 9; 26 Hen. VIII c 2; 28 Hen. VIII c 7 s 1). 28 Hen. VIII (1536) c 16. An Acte for the release of suche as have obteyned pretended Lycences and Dispensacions from the See of Rome. Sämmtliche bisherige Bullen u. s. w. des Bischofs von Rom oder seiner Vorgänger sollen nichtig sein, und es darf bei Strafe des praemunire nicht von ihnen Gebrauch gemacht werden. Alle nach früherem Recht bestellten Kirchenbeamten können auf Grund dieses G e s e t z e s , nicht auf Grund irgend einer ausländischen Gewalt, die ihnen bisher zustehenden Rechte ausüben. Die vom Papst an einzelne Personen sonst erteilten Ermächtigungen sollen auf Grund dieses Gesetzes noch ein Jahr lang giltig sein, insoweit diese Ermächtiu

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Alle diese Neuerungen fulirten zu einem heftigen Aufstände im Norden (Herbst 1536), der jedoch zunächst durch Entgegenkommen beider Parteien beschwichtigt wurde. Als trotzdem der Aufstand nochmals ausbrach, wurde er vom König niedergeschlagen. Die bisher eingeführten Änderungen der Glaubenslehre wurden zwar im allgemeinen auch künftig festgehalten;20 dagegen verweigerte der König (1538) ein weiteres Fortschreiten nach dieser Richtung, welches die deutschen Protestanten mehrfach durch Verhandlungen herbeizuführen gesucht hatten. Um zu verhindern, dafs die Reformation im Glauben gegen seinen Willen fortschreite, bewirkte der König ein gesetzliches, durch Androhung der härtesten Strafen unterstütztes Verbot des Widerspruchs gegen bestimmte ältere Kirchenlehren. So namentlich in dem „SechsArtikel-Gesetz" 31 Hen. VIII (1539) c 14, an welches sich dann noch eine Reihe gleichartiger Gesetze anschlössen.2' Dennoch wurden in den letzten Jahren Heinrichs VHI nach und nach bereits einige Änderangen des Gottesdienstes in protestantischem Sinne eingeführt.28 Kräftiger wurde auch in den Jahren nach 1536 die Neuerung auf dem Gebiet der Kirchenverfassung weiter fortgeführt. Durch Einschüchterungen aller Art wurden auch die gröfseren Klöster eins nach dem anderen gezwungen, sich aufzulösen. Das Gesetz 31 Hen. VIII (1539) c 13 übertrug auf die Krone das Vermögen aller seit dem Erlafs des ersten Auflösungsgesetzes fortgefallenen und aller künftig noch fortfallenden Klöster.20 Die Ländereien und Renten, welche so der Krone zuflössen, wurden zu einem erheblichen Teile an die Grofsen des Landes billig verkauft, vertauscht oder verschenkt, um auf diese Weise die einflufsreichen Familien mit ihrem Interesse an die Reformation zu ketten. Auch nach anderen Richtungen hatte die Klostereinziehung wichtige Folgen. Mit dem Fortfall der mönchischen Vertreter verschwand für immer das bis dahin bestehende zahlenmäfsige Übergewicht der Geistgangen durch den Erzbischof v. Canterbury erteilt werden könnten. Die betreffenden Bullen u. 8. w. sind an vom König zu bezeichnende Staatsbeamte einzureichen, und die Ermächtigungen^ sind unter dem grofsen Siegel neu zu erteilen. Hierdurch erlangen sie Giltigkeit. 26 So namentlich in dem Buch „Institution of a Christian Man" (veröffentlicht Anfang 1537), einer A r t Katechismus, beraten von den Bischöfen und einer Anzahl Archidiakone und Professoren, unterzeichnet vom König; ferner in den injuncüons Crumwells v. 1538. Vgl. über beides P e r r y , Hut. of Engl. Church I I , 150 ff. c9 § 17 ff. 21 Über den näheren Inhalt des 6 Artikel Gesetzes s. § 161 n. § 22 Anm. 19; über die weitere denselben Zweck verfolgende Gesetzgebung s. § 19 Anm. 24 u. 25. — 1543 wurde „ The Necessary Erudition of any Christian Man", nach erfolgter Billigung durch die Konvokation, vom König veröffentlicht. Dies ist eine Umarbeitung der „Institution of a Christian Man" nach der Richtung einer etwas stärkeren Hinneigung zur alten Lehre. Vgl. hierüber P e r r y , Mist, of Engl. Church I I , 179 c 10 pt. I I § 3.

P e r r y , Eist, of Engl. Church I I , 181 c 10 pt. I I § 4. Fernere Auflösungsgesetze sind: 32 Hen. VIII (1540) c 24 (Johanniterorden) und 37 Hen. VIII (1545) c 4 (bestimmte Arten kirchlicher Stiftungen); aus der späteren Zeit: 1 Ed. VI (1547) c 14 (kirchliche Stiftungen in ähnlichem Umfange) und 1 Eliz. (1558/9) c 24 (Neugründungen Marias). 28

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liehen im Oberhaus des Parlaments.30 Durch das Gesetz 31 Hrn. VIII (1539) c 9 war. Heinrich VIII ermächtigt worden, eine beliebige Anzahl neuer Bischofssitze und Kathedralkirchen zu errichten und dieselben mit eingezogenem Klostergut auszustatten. Hiervon machte er Gebrauch, indem er 6 neue Bischofssitze gründete, 31 und indem er bei denjenigen älteren Bistümern, bei welchen bisher Mönchskonvente an Stelle der Kapitel vorhanden gewesen waren, die regelmäßige Kathedralverfassung mit weltlichen Kanonikern einführte.32 Ferner gründete er auch eine Anzahl Kollegiatkirchen als Ersatz für aufgehobene Klöster. Nach dem Tode Heinrichs Y n i gelangte sofort die Partei derjenigen, welche ein weiteres Fortschreiten der Neuerungen in der G l a u b e n s l e h r e wünschten, zur überwiegenden Macht im Staatsrat.33 Dem entsprach die Wahl Hertfords (späteren Herzogs von Somerset) zum Regenten. Auch der jugendliche Eduard VI äufserte sich mehrfach ohne Rückhalt zu Gunsten der Neuerungen. Sofort wurden die entscheidenden Maßregeln getroffen. 1 Ed. VI (1547) c 1 führte (in Übereinstimmung mit einein vorhergegangenen Konvokationsbeschlufs) das Abendmahl in beiderlei Gestalt ein.34 1 Ed. VI (1547) c 12 erklärte für aufgehoben die Ketzergesetze, das Sechs-Artikel-Gesetz und alle anderen Gesetze betreffend Glaubenslehren.33 2 & 3 Ed. VI (1548) c 1 führte ein 80

Vgl. § 21 Anm. 38, 39. Vgl. § 33 Anm. 35. 32 Vgl. § 37 Anm. 21, 22. 33 Die Zusammensetzung des Staatsrats, welcher während Minderjährigkeit Eduards VI die Regierung führen sollte, erfolgte durch Testament Heinrichs V I I I . Der König hatte bedeutende Männer b e i d e r Parteien ernannt, hatte jedoch, veranlagt durch ein Hofkomplott, welches den König auf die römisch-katholische Seite hinüberziehen sollte, noch zuletzt den Bischof Gardiner, einen der hervorragendsten Anhänger der alten Lehren, aus der Liste gestrichen. 34 An Acte against suche as shall nnreverentlie speake against the Sacrament of the bodie and bloude of Christe commonlie catted the Sacrament of the Altar, and for the receiving therof in bothe Kyndes. [Dies Gesetz ist später aufgehoben durch 1 Mar. st. 2 (1553) c 2 und wieder in Kraft gesetzt durch 1 Eliz. (1558/9) c 1 s 5.] M An Acte for the Repeale of certaine Statutes concerninge Trcasms, Felonycs, etc. s 1. Hochverrat und „petit treason" soll nur dasjenige sein, was durch 25 Ed. III st. 5 c 2 [vgl. § 60 Anm. 45] oder durch gegenwärtiges Gesetz hierfür erklärt ist. s 2. Aufgehoben werden: 5 E t c . II st. 2 c 5; 2 Hen. 7 st. 1 c 1\ 25 Hen. VIII c 14; 31 Hen. VIII c 14; 34 & 35 Hen. VIII c 1; 35 Hen. VIII c 5 „and all and every other Acte concerning doctrine and matters of Religion". s 3. Alle seit Thronbesteigung Heinrichs V I I I neu eingeführten „Felonie"-Fälle werden aufgehoben. a 4. Aufgehoben werden 31 Hen. VIII c 8 und 34 & 35 Hen. VIII c 23 (betreffend Gesetzeskraft königlicher Proklamationen). s 5, 6. Strafbestimmungen gegen Bestreiten des königlichen oder Behaupten des päpstlichen Supremats [aufgehoben durch 1 & 2 Phil. & Mar. c 8 s 7], s 7. Es sollen nicht aufgehoben sein die Gesetze gegen Fälscher von Münzen, Siegeln u. s. w. s 8. Versuch eines Erbfolgeberechtigten znr Störung der durch 35 Hen. VIII c 1 festgestellten Erbfolgeordnung ist Hochverrat. 31

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allgemeines Gebetbuch ein, welchem in den meisten Beziehungen die protestantischen Lehren zu Grunde lagen.* 2 & 3 Ed. VI (1548) c 21 beseitigte alle positiven Verbote der Priesterheirat, wenn es auch die letztere für nicht wünschenswert erklärte.3' 5 & 6 Ed. VI (1551/2) c 1 ersetzte das erste Gebetbuch durch eine neue Bearbeitung desselben, in welcher die protestantischen Lehren auch in der letzten erheblichen Streitfrage angenommen wurden.38 1553 endlich verkündete der König (wahrscheinlich nach Vorberatung in der Konvokation) die Bekenntnisschrift der „42 Artikel".39 Nebenher gingen zahlreiche Verordnungen (injunctions), Proklamationen und Verwaltungsvorschriften, welche den Zweck verfolgten, die Reste römischer Zeremonien, wie Bilderverehrung, Wallfahrten, notwendige Ohrenbeichte u. s. w. zu beseitigen.40 Auf dem Gebiet der Kirchenverfassung dagegen hielt sich die Regierung fast ausschliel'slich an Vorgänge der früheren Zeit. Sie erliefs allgemeine Verordnungen kirchlichen Inhalts, übte das Recht der Kirchenvisitation aus und hielt die Bischöfe dazu an, dafs sie mit Rücksicht auf den Thronwechsel neue königliche Ermächtigungen zur Ausübung derjenigen Gewalten, welche ihnen nicht in der Bibel übertragen sind, nachsuchten. Die erteilten Ermächtigungsurkunden sind fast wörtlich gleichlautend mit den entsprechenden Heinrichs VlII; nur enthalten sie nicht wie jene eine Beschränkung auf die Zeit einer königlichen Visis 9 ff. betreffen hauptsächlich Bestimmungen über den persönlichen Gerichtsstand der Geistlichen. Vgl. § 61 Anm. 6. » Vgl. § 15». " Vgl. § 22 Anm. 23. 3S Vgl. § 15*. M Vgl. § 16 ». 40 Diese Verordnungen s. bei Card well, Documentary Annais I, 4 ff. — Von Gesetzen gehören hierher noch: 2 & 3 Ed. VI (1548) c 19. An Acte for abstinence from Fleshe. Da zwar jeder Tag und jede Speise gleich heilig sei, aber Enthaltung den Körper dem Geist nnterwerfe, anch durch gröfseren Verbrauch von Fisch die Fischer besser beschäftigt würden und mehr Fleisch gespart werden könne, so werde bestimmt, dafs bei Strafe kein Fleisch an den gewöhnlichen Fisch-Tagen gegessen werden solle. 3 & 4 Ed. VI (1549/50) c 10. An Acte for the abolishinge and puttinge awaye of diverse Bookes and Images• Alle englischen oder lateinischen Bücher irgend welcher Art, welche früher zum Gottesdienst verwendet worden und nicht vom König herausgegeben sind, sowie alle Bildnisse, welche sich früher in einer Kirche befanden oder sich noch in einer solchen befinden, sind bei Strafe vom Eigentümer zu zerstören oder behufs Zerstörung abzuliefern. Die durch Heinrich VIII herausgegebenen Gebetbücher können benutzt werden unter Unkenntlichmachen der Anrufung von Heiligen und der Gebete an Heilige. Grabsteine und die darauf befindlichen Bilder können bleiben, soweit der Tote nicht als Heiliger verehrt worden ist. 5 & 6 Ed. VI (1551/2) c 3. An Acte for the Keping of Hollie daies and Fastinge payes. Bestimmte Tage werden für Feiertage, bestimmte für Fasttage erklärt. Übertretungen sind mit Kirchenstrafen zu ahnden. Die Bestimmung des Gesetzes 2 & 3 Ed. VI c 19 wird aufrecht erhalten. [Die beiden zuletzt genannten Gesetze sind aufgehoben durch 1 Mar. st 2 (1553) c 2.]

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tation.41 Das Gesetz 1 Ed. VI (1547) c 2 setzte bei Bischofsernennungen an die Stelle der unter Heinrich VIII eingeführten Scheinwahl die Ernennung durch königliches Patent; dasselbe bestimmte ferner im Anschlufs an die den Bischöfen erteilten Ermächtigungen, dafs die Urteile der Kirchengerichte künftig im Namen des Königs ergehen sollten, während der Bischof in eigenem Namen wie bisher Weihebriefe, Anstellungsurkunden und ähnliches auszufertigen habe.42 An der 41 Die dem Erzbischof Cranmer erteilte Ermächtigung v. 7. Februar 1547 ist abgedruckt bei C a r d w e l l , Doc. Ann.I, 1. N a c h B u r n e t , Hist, of Reformation Auagabe 1806, II, 41 wurden die unter Eduard VI n e u ernannten Bischöfe (z. B. Ridley, geweiht •25. September 1547) nicht gezwungen, eine ähnliche Ermächtigung zu erwirken, so dafs sie die Jurisdiktionsgewalteu nicht auf Widerruf, sondern auf Lebenszeit übertragen erhielten. — Durch Erlasse des Königs an die Erzbiscköfe vom 4. Mai 1547 (der Erlafs an den Erzbischof v. York ist abgedruckt C a r d w e l l , Doc. Ann. I, 24 u. entspricht dem oben in Anm. 22 angeführten Erlafs Heinrichs V I I I ; der gleichlautende Erlafs an den Erzb. v.Canterbury ist erwähnt b c i W i l k i n s , Concüia IV, 14) wurde die Ausübung kirchlicher Jurisdiktion während der bevorstehenden königlichen Visitation untersagt, aber durch weitere Erlasse (z. B. bei W i l k i n s , Concilia IV, 14). entsprechend dem Vorgehen unter Heinrich V I I I , die einstweilige Ausübung gestattet. 42 1 Ed. VI (1547) c 2. An Acte for the election of Bisshoppes, and ichat Seales and Style they and other Spirituall persons exercising Jurisdiction Ecclesiasticall shall use. si: „. . . enacted, that fromhensfurthe no suche Conge dislier be graunted nor election of anny Archebisshopp or Bisshopp by the Deane and Chapiter made, But that the King maye by his lettres patentes at all tymes when anny Archebisshoppriche or Bisshoppriche be voide conferre the same to anny parsone whom the King shall thincke mete; The which collacimi so by the Kinges lettres patentes made and delivered to the persone to whome the King shall cmferre the same Archebisshoppriche or Bisshoppriche . . . shall stände to all intentes constructions and purposes to as muchc and the same effecte as thoughe Conge dislier had byn given, thelection dewlie made and the same confirmed; And that uppon [....] the said parsone to whome the saide Archebisshoppriche Bisshoppriche or Suffraganshipp is so conferred collated or given maye be consecrated and sewe his Livery ( = „Besitziibertragung", nämlich der Temporalien) or outerlemayne (= ouster fóterj le main, Übertragung von Land aus der Hand eines Verwalters, wie Vormund oder König) and doo other thinges asicett as if the saide Ceremonies and elections had been doon and made."

s 3: „. . . enactcd, . . . that all somons and citations or other processe Ecclesiasticall in all suites and causes of Instaunce betwixte partie and partie, in all cawses of correction, in all causes of bastardye or bigamye, or inquirie de jure patronatus, probates of Testamentes and Commissions of Administración of persons decessed, and all acquittaunce of and uppon accomptes made by the executours administratours or Collectours of Goodes of anny deade persone, be from the first daye of July e next following made in the name and with the Style of the King, as is in writtes originall or judiciall at the Comen Lawe, and that the Teste therof be in the name of the Archebisshop or Bisshopp or other having Ecclesiasticall Jurisdiction who hath the Commission and graunte of thauctoritie Ecclesiasticall Immediatlic from the Kinges Highnes; and that his Commissarie OfficiaU or Substitute exercising Jurisdiction under him shall putt his name in the Citación or processe after the Teste." s 6. Der Erzb. v. Canterbury soll seinen Namen und sein Siegel benutzen bei allen ,.faculties and dispensacions" gemäfs dem hierüber erlassenen Gesetz; „and that the saide Archebisshoppes and Bisshoppes shall make admitte order and refourme their Chauncellors officiates comissaries advocates proctours and other their officers ministers and stdistitutes and commissions to Suffrigan Bisshoppes in their owne names under their owne seales in suche manner and fourme as theie have heretofore used, . . . . and lykewise shall make collacions presentations giftes instituciotis and inductions of

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§ 0. Die Reformation.

bischöflichen Verfassung wurde jedoch auch unter Eduard VI festgehalten.13 Maria, die Tochter Katharinas, bestieg nach dem frühzeitigen Tode Eduards den Thron (6. Juli 1553). Durch die Art, wie die Anfange der englischen Reformation sich mit dem Verlangen auf Nichtigkeitserklärung der Ehe ihrer Mutter verknüpft hatten, mufste Maria von vornherein gegen die Reform eingenommen werden. Auch nach dem Tode ihrer Mutter hatte sie ihren Standpunkt nicht geändert und hatte unter der Regierung Eduards VI trotz der Bestrafung ihrer Kaplane den Gottesdienst in den alten Formen geübt. Nach ihrer Thronbesteigung nutzte sie die ihr gesetzlich zustehenden Rechte des Supremats dazu aus, auf die Geistlichkeit im Sinne der alten Lehre zu wirken. Etwas dauerndes konnte jedoch nur durch Aufhebung der erlassenen Reformgesetze erreicht werden. Im Parlament ging ein Gesetz durch, welches die in Betracht kommenden Strafbestimmungen der Reformgesetze aufhob.14 Dagegen lehnte das Unterhaus des Parlaments die Vorlage der Regierung ab, nach welcher sämmtliche die Religionsübung betreffende Gesetze Heinrichs VIII und Eduards VI beseitigt werden sollten. Nach einer Vertagung erreichte jedoch die Regierung gegen den entschiedenen Widerspruch eines Drittels der Unterhausmitglieder, dafs die Aufhebung sämmtlicher wichtigerer Reformgesetze E d u a r d s VI beschlossen, und derjenige Gottesdienst vorgeschrieben wurde, welcher im letzten Jahre Heinrichs VIH bestanden hatte.15 In der inneren und äufseren Politik benefices lettres of orders or ditnisaories under their owne names and seales as theie have heretofore accustomed. g 7: „... . that ail processes hereafter to be made or awarded by any Ecclesiasticall person or persones for the tryall of any plee or plees or matter depending or that hereafter shall depende in anny of the Einges Courtes of Recorde at the cowmen latee, and lymitted by the lawes and customes of this Realms to the spirituaU courtes to trye the same, that the certificate of the same after the tryal therof shalbe made in the King es name for the tyme being and with the stile of the same King, and under the Seale of the Bisshopp graved with the Kinges armes with the name of the Bishopp or spiritual! Officer being to the Teste of the same processe and Certificate and to everye of them." [Dies Gesetz ist aufgehoben durch 1 Mar. st. 2 (1553) c 2 (vgl. wegen Jurisdiktion der Bischöfe auch 1 & 2 Phil. & Mar. (1654 & 1554/5) c 8 s 24 a. E.; es ist nicht wieder in Kraft gesetzt. Vgl. § 61 Anm. 2], 43

Nur in London wurde eine presbyterianische Kirche der Fremden eingerichtet.

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1 Mar. st. 1 (1553) c 1. An Acte repealing certayne Treasons Felonies and Premunire. si: „. . . . enacted . . . . that from hensforthe none Acte Dede or Offence, being by Acte of Parlyament or Statute made Treasone petite Treasone or Misprision of Treason . . . . shall be taken . . . to be Highe Treason petite Treason or Misprision of Treason, but onely suche as bee declared and expressed to bee Treason etc. by . . . . 25 Ed. Ill st. 5 • s 3: „. . . . that all Offences made Felonye, or limited or appointed to be within the cace of Premunire, by any Acte .. . made sithens 1 Hen. VIII, not being Felony before, nor within the case of Premunire . . . . shall from hensforthe bee repealed . . .." 45

1 Mar. st. a (1553) c 2. An Acte for the Repeale of certayne Statutes the time of the Raigne of Kinge Edtcarde the Syxthe. F. M a k o w e r , Verfassung der Kirche von England.

5

made in

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I, 1 C. Von der Reformation bis zur Gegenwart.

war die Königin den Einwirkungen des ihr nahe verwandten Kaisers Karl V von Deutschland leicht zugänglich. Unter dessen Vermittelung wurden Verhandlungen über die Vermählung der Königin Maria mit dem Sohn des Kaisers, Philipp II von Spanien, angeknüpft. Demgegenüber trug das Parlament der Königin die Bitte vor, sie möge sich mit einem Engländer verheiraten. Die Königin erklärte dies für einen Eingriff in ihre Prärogative und löste das Parlament auf. Das neue Parlament nahm den Vertrag über die Heirat mit Philipp von Spanien an.40 Dagegen wurden die im Auftrage der Königin gemachten Vorschläge auf Abschaffung des Titels der Königin als Oberhaupt der Kirche und auf Wiederherstellung der Ketzergesetze abgelehnt. Der Papst hatte gleich nach der Thronbesteigung Marias Reginald Pole zu seinem Legaten für England ernannt. Pole war früher wegen seines Widerstandes gegen die Gesetzgebung Heinrichs VIII zum Kardinal erhoben, in England jedoch durch Gesetz (attainder) für einen Hochverräter erklärt worden. Da dies Gesetz in Kraft geblieben war, so hatte auf Veranlassung Marias und Karls V der Legat England nicht betreten und hatte sich in den Niederlanden aufgehalten. Mit Rücksicht auf die Haltung des englischen Parlaments wurde nunmehr der Papst bewogen, den Legaten zu ermächtigen, dafs er als Preis für Wiederherstellung der päpstlichen Suprematie auf die Herausgabe der Klostergiiter verzichte. Hierauf (Ende 1554) wurde das gegen Pole gerichtete Gesetz aufgehoben. Wenige Tage nachher erschien der Legat in England, erteilte dem Parlament und der Konvokation auf deren Bitten die Absolution und gab eine Erklärung ab, wodurch wegen des inzwischen erfolgten Erwerbes von Kirchenland und wegen bestimmter inzwischen vorgenommener kirchlicher Amtshandlungen Dispensation erteilt wurde. Erst nachdem dies geschehen, wurden durch das Gesetz 1 & 2 Phil. & Mar. (1554 & 1554/5) c 8 alle gegen den päpstlichen Supremat gerichteten Bestimmungen, soweit dieselben seit dem 20. Regierungsjahr Heinrichs VIII (also seit 22 April 1528) erlassen waren, aufgehoben. Dasselbe Gesetz bestätigte den Inhalt der Dispensation des Legaten unter dem ausdrücklichen Zusatz, dafs diese Dispensation alle Beunruhigungen durch Kirchenbehörden beseitige, dafs jedoch als Rechtstitel für den Besitz der Kirclienländereien das weltliche Landesrecht anzuseilen sei und in Kraft bleibe. Ebenso wurden in jenem Gesetz alle Gewalten der Krone, soweit sie vor dem 20. Regierungsjahr Heinrichs VIII bestanden, ausdrücklich aufrecht erhalten. Die Bemühungen des Legaten und König Philipps, die Wiederherstellung der päpstlichen Suprematie s 1. Es werden aufgehoben: 1 Ed. VI c 1; c 2; 2 & 3 Ed. VI c. 1; c21; •! & 1

VI c 10; c 12; 5 & G Ed. VI c 1; c 3; c 12. s 2 : „. . . . all such Divine Service and Administration of Sacramentes as were most commonly used in the ReVVWt introductory note by Tulloch. Edinburg und L o n d o n 1684. ( K u r z e m e t h o d i s c h e Ü b e r s i c h t des j e t z i g e n Rechts.)

1 Als britischer, in Rom gebildeter Missionar bei den Südpikten wird Ninian (gegen 411) genannt. Für Ausbreitung der Kirche in West-Schottland war später (seit 563) namentlich auch der irische Missionar Columba thätig. Über ihn und andere irische Missionäre in Schottland s. H a d d a n & S t u b b s , Councils I, 110 Anm. s Vgl. § 1 Anm. 21. 3 König Alexander III erwarb 1200 durch Vertrag mit dem König Magnus v. Norwegen (lie Insel Man und die anderen den Norwegern gehörenden Inseln der Westlichen See. Dem König Jakob III (1400—88) wurden die Orkney- und Shetlandsinselu als Heiratsgut seiner Gemahlin Margarete v. Dänemark übergeben. Vgl. über Galloway unten Anm. 11, über Man § 33 Anin. 25. 4 S k e n e , Celtic Scotland II, 307. — Seit Ende des 6. Jhdts. bis zum Anfang des 8. Jhdts. hatte Jona (Hy) den Vorrang. * Der Bischof v. St. Andrews (unter Entlehnung der damaligen Bezeichnung des betreffenden Königreichs [Karte bei S k e n e , Celtic Scotland I, 340J „Bischof v. Alban" genannt) wird mitunter als ardepscop ( = hervorragender Bischof. T o d d , St. Patrick S. 16 Anm. 1) bezeichnet. H a d d a n & S t u b b s , Counc. II, 148. Anm. R o b e r t s o n , Councils I, 207. 6 z. B. vor 1115 Gründung der Bistümer von Moray und Dnnkeld, vor 1119 Wieder-

§ 10. Geschickte der Kirchenverfassnng in Schottland.

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Die Königin Margarethe, Gemahlin Malcolms III von Schottland, knüpfte zuerst nähere Beziehungen mit der englischen Geistlich« keit und zwar mit dem Erzbischof von Canterbury an. (Zwischen 1070 und 1089.)* Demgegenüber erhob — soviel bekannt, jetzt zum ersten Male — der Erzbischof von York seinerseits den Anspruch auf Oberhoheit über Schottland, insbesondere über den Bischof von S t Andrews. Sein Anspruch wurde auf den englischen, zwischen Canterbury und York vermittelnden Versammlungen von Winchester und Windsor (1072) als begründet anerkannt. 8 Ebenso bestätigten zunächst auch die Päpste, dafs die schottischen Bischöfe dem Erzbischof von York unterworfen seien.9 Dennoch erkannten die schottischen Könige die ohne ihre Zustimmung erfolgte Übertragung der erzbischöflichen Rechte auf York nicht an, sondern suchten, namentlich aus nationalen Gründen, die Unabhängigkeit Schottlands von den englischen Erzbischöfen zu erreichen. Auch bei der schottischen Geistlichkeit stiefsen die Ansprüche Yorks auf andauernden Widerstand. Hierzu kam die Eifersucht der Erzbischöfe von Canterbury, welche gleichfalls, obwohl vergebens, für sich die erzbischöflichen Rechte über Schottland zu erwerben suchten. Ein Jahrhundert lang setzten bald die Erzbischöfe von York im Einzelfall ihren Anspruch durch, bald wurde ihrem vermeintlichen Rechte entgegengehandelt.10 Endlich gaben die Päpste den schottischen Wünschen besetzung des ehemaligen Bistums Glasgow, gegen 1125 Gründung von Aberdeen, vor 1130 Ross und Caithness, wahrscheinlich 1128 od. 1130 Brechin (Ende d. 10. Jhd. bestand auch schon ein Bischof in Brechin), 1155 Dunblane. H a d d a n & S t u b b s II, 190, 195, 210, 216 (149), 217, 231. Vgl. auch die zum Teil abweichende Zusammenstellung (ohne Belegstellen) in Acta Sanctae Sedis Bd. XI S. 12 (Rom 1878). 7 Brief Lanfrancs, Erzb. v. Canterbury (1070 - 8 9 ) , an Margarethe. H a d d a n & S t u b b s II, 155. Auf Wunsch der Königin: „. . . . De tunc igitur sim pater tuus, et tu mea ßia esto". 8 W i l k i n s , Concilia I , 325. Konzil Windsor: „. . . . Subjectionem vero Dunelmensis, hoc est, Lindlsfarnensis, episcopi atque omnium regionum a terminis Licifeldensis Scotiae fines, . . . . Canepiscopi et Humbrae magni fluvii usque ad extremos tuariensis metropolitanus Eboracensi archiepiscopo ejusque successoribus in perpetuum obtinere concessit . . . ." Über diese Konzilien vgl. auch § 34 Anm. 6 u. 6. 9 Faschalis I I zeigt 1101 den Bischöfen Schottlands die Ernennung von Gerhard zum Erzbischof v. York an: „. . . . Unde mandamus praecipientes, ut ei deinceps tanquam vestro Archiepiscopo debitam oboedientiam exhibeatis". H a d d a n & S t u b b s II, 167. Calixtus II, 1119 an Bischöfe v. Schottland. Er untersagt, dafs wie bisher ein Bischof den anderen weihe: „. . . . praecipimus, ut nullus deinceps in ecclesiis vestris in Episcopum nisi a metropolitano vestro Ebor. Archiepiscopo aut ejus licentia consecretur. Porro . . . . mandamus, ut . . . . Turstino in Eboracensem Archiepiscopum consecrato, . . . . canonicam oboedientiam deferatis, sicut temporibus Gerardi . . a . . Paschale Papa mandatum est. A. a. O. II, 192. Ebenso Calixtus I I , 1122 an König Alexander v. Schottland und an die schottischen Bischöfe, a. a. O. I I , 205; Innocenz I I , 1131 an die schottischen Bischöfe, a. a. O. II, 217; Hadrian IV, 1155 an dieselben, a. a. O. II, 231. 10 Aus diesem Streite sind namentlich folgende Thatsachen zu erwähnen: Zwischen 1072 u. 1093 leistet (nach dem vielleicht unzuverlässigen, weil parteiischen Register v. York) „Foderoch, Scotoruni episcopus in sede Sancti Andree" dem Erzbischof v. York den Gehorsamseid. H a d d a n & S t u b b s II, 160. Im J . 1109 wird Turgot, ein Engländer, vom Erzbischof v. York zum Bischof v. St. Andrews geweiht. Nach der glaubwürdigeren Dar-

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I, 2. Schottland.

nach und erklärten, zuerst 1188, die schottischen Bischöfe als unmittelbar dem Papst unterworfen." Im Jahre 1225 beschlossen die schottischen Stellung blieb die Frage, ob York ein Recht der Überordnung habe, dahingestellt. Infolge von Streitigkeiten mit dem König gelangt jedoch Turgot nicht zur Ausübung seines Amtes und mufs sich zurückziehen. A . a . O . II, 171, 189. Nach dem Tode Turgots (1115) bittet König Alexander I den Erzb. v. Canterbury um Rat und Hilfe bei Bestellung eines Nachfolgers für Turgot und erklärt zugleich, dafs er die 1072 erfolgte Übertragung der erzbischöflichen Rechte auf York nicht als verbindlich anerkenne. 1120 bittet der König nochmals den Erzb. v. Canterbury, er möge ihm Eadmer als Bischof nach St. Andrews schicken. Dies geschieht, und Eadmer nimmt nach Verhandlungen über die Art der Investitur den Sitz ein. Im Einverständnis mit dem Erzbischof v. Canterbury, welcher Schottland sich zu unterwerfen trachtete, besteht jedoch nunmehr Eadmer darauf, sich in Canterbury weihen zu lassen. Demgegenüber erklärt Alesander, er sei „. . . . pcnitus absolutum ab Ecclesia Cantuariensi, . . . . seque in vita sua consensum non praebiturum, ut Episcopus Scotiae sui>deretnr Pontifici Cantnariorum." Nunmehr resignirt Eadmer bedingt und kehrt nach Canterbury zurück. Trotzdem er nachträglich seinen Anspruch fallen läfst (1122), ruft Alexander ihn nicht zurück A. a. 0 . II, 191, 196, 198, 201, 205. Nach Eadmers Tode (1124) wird Rodbertus zum Bischof v. St. Andrews gewählt. Eine zur Schlichtung des Streits zwischen York und den schottischcn Bischöfen im J . 1125 durch den Legaten Johann v. Crema abgehaltene Synode bleibt erfolglos. Erst. 1128 wird Rodbertus vom Erzbischof v. York geweiht „salva quercla Ebor. Ecclesiac, et salva justicia Sancti AndreaeA. a. 0 . II, 209, 211, 214, 215. Im J . 1154 bestätigt Papst Anastasius I V die 1148 durch einen Legaten erfolgte Errichtung eines Erzbistums in Trondhjem (Norwegen), welchem unter anderem die Orkneyinseln und die „intnilae Suthraie" (d. h. Man mit einem Teil der westschottischen Inseln) unterstehen sollten. Zu den beiden letzteren Sitzen waren häufig, jedoch nicht immer ohne Widerspruch, Bischöfe durch den Erzb. v. York geweiht worden. A. a. 0 . II, 229. Im J . 1165 weihen die schottischen Bischöfe Richard zum Bischof v. St. Andrews. Im Friedensvertrag v. Falaise (zwischen England u. Schottland), bestätigt zu York, 1175, ist die folgende nichtssagende Klausel enthalten: „C'oncessit . . . . rex Scotiae . . . . et Barones et alii homines sui, domino Regi (v. England), quod Ecclesia Scotiae talem subjectionem amodo faciet Ecclesiae Angliae, qualem ifli facere debet, et solebat tempore Regum Angliae praedecessorum suorum. Similiter Ricardus Episcopus St. Andreae et . . . . concesserunt, quod etiam Ecclesia Anglicana illud jus habeat in Ecclesia Scotiae quod de jure habere debet, et quod ipsi non erunt contra jus Anglicanae Ecclcsiae . . . . Hoc idem facient alii Episcopi et clerus Scotiae . . . ." Auf dem legatin. Konzil v. Northamptou, 1176, weigern die schottischen Bischöfe die vom englischen König geforderte Unterwerfung unter die englische Kirche, weil sie auch früher nicht unterworfen gewesen seien. Der Erzb. v. Canterbury erneuert hier seinen Anspruch auf Schottland. 117G verbietet Papst Alexander I I I auf Vorstellung der schottischen Bischöfe dem Erzb. v. York die Ausübung seiner erzbischöflichen Würde in Schottland bis zur cndgiltigen päpstlichen Entscheidung. A. a. 0 . II, 236—215. In den Jahren 1179—1188 bestrittene Wahl in St. Andrews. Beide Kandidaten waren nicht in York geweiht. Der König v. Schottland setzt in dem Wahlstreit schliefslich seinen Willen gegen Rom durch. A. a. O. II, 251 ff. 11 Clemens I I I an Wilhelm, König v. Schottland: „. . . . duximus statuendum, ut Scotticana Ecclesia Apostolicae sedi . . . . nullo mediante debeat snbjacere; . . . . Adjicimus, ut nulli de cactero qui de regno Scotiae non fuerit, nisi quem Apostolica xedes propter hoc de corpore suo specialitcr destinarerit Keitum sit in eo legationis officium exercere . . . ." Diese Bulle wurde wahrscheinlich von Coelestin III 1192, wie auch von anderen Päpsten, z. B. 1208 (Innocenz III), 1218 (Honorius III) wiederholt. H a d d a n & S t u b b s II, 273, 274 Anm. Genaueres über diese Bullen bei R o b e r t s o n , Councils I, 40 Anm. Auf Wunsch des Königs von Schottland bestimmte ferner Innocenz IV 1245: „. ... ut eaedem causae (bestrittene Kirchenwahlen) vel aliue, si quas in eodem regno oriri contigerit, aut etiam examinaciones praedictae (elcctionum), extra idem regnum auetoritate Sedis Apostolicae vel Legatorum ipsius committi non valeant. Quas si forsan ab eadem

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§ 10. Geschichte der KiicbenTerfassnng in Schottland.

Bischöfe in einer auf unmittelbaren Befehl des Papstes Honorios III ohne Gegenwart eines Legaten abgehaltenen Synode, jährlich ans ihrer Zahl als Ersatz eines Erzbischofs einen „conservator" zu ernennen, welchem namentlich die Berufung der Synoden, der Vorsitz in denselben und die Ausführung ihrer Beschlüsse zustehen sollte.12 Im Jahre 1472 endlich erhielt Schottland die regelmäßige Verfassung, indem St. Andrews zum Erzbistum erhoben wurde. Im Jahre 1492 wurde durch Teilung ein zweites Erzbistum mit dem Sitz Glasgow geschaffen.13 Der Erzbischof von Glasgow wurde jedoch demjenigen von St. Andrews nicht in allen Beziehungen gleichgestellt Hieraus entstanden zwischen beiden Erzbischöfen Streitigkeiten, die bis zur Reformation andauerten.14 Die Reformation entwickelte sich demnächst in Schottland im Gegensatz zur Regierung und unter dem Einflasse des auf den Lehren Calvins fufsenden John Knox. Sie nahm daher eine presbyterianische Form an: die Träger des geistlichen Amts wurden einander gleichgeordnete Priester, und die Kirchenregierung ging von den früheren Bischöfen auf die Gemeindeversammlung und auf die Versammlungen der umfassenderen kirchlichen Kreise über. Dies Ergebnis wurde jedoch erst nach Kämpfen erreicht, welche länger als ein Jahrhundert dauerten. Ebenso wie in England zerfallen diese Kämpfe in zwei Abschnitte: 1. Kampf gegen Rom. Die Sekte der Lollarden hatte auch in Schottland Anhänger. Seit dem Auftreten Luthers mehrte sich die Zahl deijenigen, welche eine Sede extra idem regnum ex legitima causa committi contingeret, in civitate ac diocesi Eboracmsi rninime committantur, sed committantur dumtaxat in Karieolensi vel Dunelmensi civitatibus ac diocesibus quae vestris partibus sunt vicinae . . . ." - Die staatsrechtliche Stellung des an der südwestlichen Grenze Schottlands gelegenen Fürstentums Galloway war lange Zeit streitig. Die Bischöfe von Withern, denen die kirchlichc Leitung im Fürstentum zustand, ordneten sich von Anfang des 12. bis zur Hitte des 14. Jhdts. dem Erzbischof v. York unter. Stubbs, Gonst. Bist. I, 697 c 13 § 158. 12 Die Beschlüsse lauten (Wilkins, Concilia Einleitung S. 30): „I. Quod annis singulis unus episcopus communi reliquorum consüio conservator eligeretur, qui de concilio ad concilium suo fungeretur officio, praesertim in concüio provinciali quotannis indicendo avctoritate conservatoria per literas ad ringulos episcopos; quibus eos requireret quatenus die et loco praescriptis adessent in habitu decenti, una cum pradatis, id est abbatibus et majoribus prioribus suae dioecesis; nec non cum capitulorum, collegiorum, et conventuum procuratoribus idoneis, decanis, et archidiaconis . . . . II. Quod idem conservator pro tempore concilio pracsideret, materias tractandas proponeret, suffragia colligeret, cum maiori et saniori parte patrum concluderet, et decretum interponeret . . . . III. Quod idem conservator pro tempore manifestos ac notorios eiusdem concilii seu alicuius statuti in eodem violatores puniret . . . 1S WilkinB, Einleitung 31 Acta Sanctae Sedis (1878) Bd. XI S. 14. Die Bullen sind abgedruckt bei Robertson, Counc. I, 110 Anm. 1, 122 Anm. 1, 123 Anm. 1. Die Abtrennung der Provinz Glasgow erfolgte durch den Papst infolge von Beschlüssen des schottischen Parlaments u Näheres bei Robertson, Counc. I, 122ff. F. M i k o w e r , Veiftaauig der Kirche TOD E n g l u d .

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I, 2. Schottland.

Reform anstrebten. Ein Gesetz von 152513 verbot die Einführung lutherischer Bücher. König Jakob V. (1513—1542) stützte die römische Partei. Einer Aufforderung Heinrichs VIII, die schottische Kirche nach englischem Muster umzugestalten, kam er nicht nach. Der Einfluss seiner zweiten Gemahlin (Maria v. Guise, Heirat 1537) trug wesentlich dazu bei, ihn politisch und kirchlich im Bündnis mit Frankreich zu halten. Es fanden eine Reihe von Ketzerverbrennungen statt. Unter der Regentschaft, welche Maria v. Guise für ihre minderjährige Tochter Maria Stuart führte (1542—1560), behielt trotz vorübergehender Schwankungen die gleiche gegen England und die Reformation gerichtete Politik die Oberhand. Der Versuch der englichen Regentschaft (1547 ff.), zuerst in Güte, dann durch Krieg die Vermählung von Maria Stuart mit Eduard VI durchzusetzen, mil'slang. John Knox war 1547 zur Galeere verdammt worden. Nachdem eiserne Freiheit wiedererlangt hatte, kehrte er 1555 nach Schottland zurück und gründete im geheimen verschiedene protestantische Gemeinden. Im Jahre 1557 schlössen 5 Lords den „ersten covenant (Bund)" zur Verteidigung dieser Gemeinden gegen jede Gewalt. Die Verfolgung einer Anzahl protestantischer Prediger durch das königliche Gericht zu Stirling wegen unbefugter Ausübung priesterlicher Funktionen und ihre Verurteilung als Rebellen, als sie nicht erschienen, brachte die Empörung der Protestanten zum Ausbruch. Zuerst in Perth unter der Führung von Knox, sodann fast im ganzen Lande wurden die Bilder zerstört und die Mönche vertrieben (1559). Nach kurzem Kampfe versprachen beide Teile gegenseitige Duldung. Die Regentin zog jedoch französische Truppen heran und weigerte die von dem protestantischen Adel geforderte Entfernung derselben. Hierauf kam es zum Krieg. Der von Elisabeth von England heimlich unterstützte protestantische Adel geriet zunächst in Nachteil; nachdem sich jedocli Elisabeth mit ihm durch den Vertrag von Berwick offen verbündet hatte, wurden die Franzosen geschlagen. Nach dem Tode der Regeutin (15halbe made or put in execucion within this Realme by auctorytie of the convocacion of the clergie, which shalbe contraryant or repugnant to the Kynges perogatyve Royall or the customes lawes or statutes of this Realme; . . ." Dies Gesetz wurde aufgehoben durch 1 &. 2 Phil. & Mar. (1554 & 1554/5) c 8 s 3, wieder in Kraft gesetzt durch 1 Eliz. (1558/9) c 1 s 2. Durch richterliche Entscheidung (vgl. § 54 Anm. 56) ist dies dahin ausgelegt, dafs bei dem Vorliegen eines der16

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II. Quellen des Kirchenrechts.

Die b i s h e r i g e n kirchlichen Rechtenormen sollten auch künftig ihre Geltung behalten, soweit sie nicht gegen die Rechte des Königs oder das staatliche Recht des Landes verstiel'sen.17 Zugleich wurde in Aussicht genommen, das bisherige kirchliche Recht einer Durchsicht zu unterwerfen und unter Beseitigung aller anstufsigen Bestimmungen neu zu verkünden. Zu diesem Zwecke wurde Heinrich VIII durch 25 Hen. VIII (1533/4) c 19 s 2 ermächtigt, eine Kommission von 32 Personen (16 Geistliche, 16 weltliche Mitglieder des Parlaments) zu ernennen. Sobald der Beschlufs dieser Kommission nach erfolgter Zustimmung des Königs unter dem grofsen Siegel verkündet würde, sollten fortan nur die neuverkündeten Bestimmungen Geltung haben, alle übrigen dagegen ihre Kraft verlieren. Die Frist, bis zu welcher die Kommission eingesetzt werden sollte, wurde zweimal verlängert.1" Erst dann erfolgten die Ernennungen. Aus unbekannten Gründen kam es zu keiner Bestätigung der Kommissionsbeschlüsse durch den König. 10 Später wurde Eduard VI ermächtigt, eine Kommission zu gleichem Zwecke zu ernennen.20 Er machte von der Ermächtigung Gebrauch;21 artigen Verstoßes gegen das staatliche Recht die Kanones auch trotz etwaiger Genehmigung durch den König unwirksam bleiben. — Der Grundsatz, dafs Laien dnrch nicht vom Parlament bestätigte Beschlüsse von Kirchenkonzilien überhaupt nicht gebunden werden, ist namentlich im Kampfe gegen die Bestimmungen der Kanones v. 1601 vor den Gerichten zur Anerkennimg gebracht worden und ständige Grundlage der Rechtssprechung geblieben. 11 25 Hen. VIII c 19 s 7: „Provided, also that suche canons constitucions ordynaunces and Synodais provynciall being allredy made, which be not contraryant nor repugnant to the lawes statutes and cut tomes of this Rcahue nor to the damage or hurte of the Kynges perogatyve Royall, shall nowe styll be used and executed as they were afore the making of this acte, tyll suche tyme as they be vyewed serched or otherwyse ordered " — Dies Gesetz wurde aufgehoben durch and determyncd by the seid 32 persons 1 & 2 Phil. & Mar. c 8 s 3, wieder in Kraft gesetzt durch 1 Eliz. c 1 s 2. — Eine gleiche Bestimmung findet sich in 35 Hen. Till (1543/4) c 16 s 2. Vgl. die Artikel der Königin Maria v. 4. März 1554 ( C a r d w e l l , Doc. Arm. I, 111) Art. 1: „That every, bishop and his officers, with all other having ecclesiastical jurisdiction, shall with all speed and diligence, and all manners and ways to them possible, put in execution all such canons and ecclesiastical laws heretofore in the time of King Henry VIII used within this realm of England, and the dominions of the same, not being direct and expressly contrary to the laws and statutes of this realm." — Im Gesetz 37 Hen. VIII (1545) c 17 ist erklärt, dafs durch obige Bestimmung diejenigen kirchlichen Vorschriften als der königlichen Prärogative widerstreitend aufgehoben seien, nach welchen Laien und Verheirateten kirchliche Jurisdiktion verwehrt ist. 18 27 Hen. VIII (153ö/(i) c 15 An Acte whereby the Kynges Magestie shaü have power to nominate 32 persimnes of his Clergie and Lay fee for makyng of Ecclesiastkall Lawes (Dies Gesetz wurde aufgehoben (lurch 1 & 2 Phil. & Mar. (1554 & 1554/5) c 8 s 4); 35 Hen. VIII (1543/4) c 16 A Bill for thexamination of Canon Lawes by 32 personnes to be named by the Kinges Majestic, s 1 verlängert die noch nicht benutzte Ermächtigung auf die Lebenszeit des Königs. 19 Nach S t r y p e , Cranmer I, 190 beendete die Kommission ihre Arbeit, so dafs nur noch die Bestätigung durch den König fehlte. " 3 & 4 Ed. VI (1549/50) c 11 An Acte that the Kinges Majestie maye nominal 32 persons to peruse and make Ecclesiasticall Lawes. 21 Die von Eduard VI am 11. Nov. 1551 erteilt« Vollmacht (Ernennung von 8 Per-

§ 15. Das Gebetbuch (Book of Common Frayer).

171

das Werk der Kommission erlangte jedoch wiederum nicht — aus welchem Grunde, ist nicht bekannt — die königliche Bestätigung.24 Eine erneute Anregung zur Vollendung dieses Werkes, der sogenannten „Reformatio legum ecclesiasticarum" wurde auch unter der Regierung Elisabeths gegeben. Es kam jedoch zu keinem Parlamentsbeschlufs.23 Der Plan einer allgemeinen Durchsicht der kirchenrechtlichen Bestimmungen ist seitdem nicht wieder aufgenommen worden.

§ 15.

2. Das Gebetbuch (Book of Common Prayer)." Das englische Gebetbuch ist nicht nur die Hauptquelle für die Art der Abhaltung des Gottesdienstes, sondern es enthält, namentlich in seinen sonen) ist abgedruckt bei C a r d w e l l , Doc. Ann. I, 95. — S t r y p e , Cranmer I, 388 berichtet auf Grand eines Originals über die Bestellung einer Kommission von 32 Personen am 6. Oktob. 1651; die 8 Personen, deren Namen in der Vollmacht v. 11. Nov. genannt sind, seien aas jenen 32 ausgewählt worden. C a r d w e l l , The Reformation of the EccUs. Laws, Vorrede S. VIII Anm. d bezweifelt auf Grund des Wortlauts der Vollmacht vom 11. Novbr. 1551 die Richtigkeit dieses Berichts. M Nach S t r y p e , Cranmer I, 389 brachte auch diesmal die Kommission ihr Werk zum Abschlufs. C a r d w e l l , The Reformation of the Ecoles. Laws, Vorrede S. IX nimmt an, dafs jedenfalls bei Ablauf der 3 Jahre, auf welche 3 & 4 Ed. VI c 11 die Ermächtigung beschränkt hatte, die Arbeit noch nicht vollendet war. Er stützt dies darauf, dafs in dem erhaltenen, von Cranmer verbesserten Manuskript 8 Abteilungen der späteren Ausgabe v. 1571 fehlen. Eine Verlängerung der Ermächtigung durch Gesetz war in Vorbereitung, kam jedoch nicht zu Stande. Card well, The Reformation of the Eccles. Laws, Vorrede S. IX Anm. f. 23 Nach B u r n e t , Hist, of Reformation, Ausgabe 1805, II, 626, wurde im ersten Parlament Elisabeths, 1559, ein Gesetzentwurf, betreffend Ermächtigung der Königin zur Ernennung v. 32 Personen zur Durchsicht der kirchlichen Rechtsnormen, bei der zweiten Lesung im Unterhaus bei Seite gelegt und später nicht wieder aufgenommen. — Im Jahre 1571 wurde der Entwurf einer Zusammenfassung der kirchlichen Rechtsnormen, wie er von den früheren Kommissionen vorbereitet und inzwischen vervollständigt worden war, privatim gedruckt, jedoch nicht als bindend verkündet. (Abgedruckt durch C a r d w e l l , Tin Reformation of the Ecclesiastical Laws as attempted in the Reigns of King Henry VIII, King Edward VI and Queen Elizabeth. Oxford 1850.) Über diesen Druck wurde im Parlament 1571 verhandelt. Es kam jedoch zu keinen endgiltigen Beschlüssen. Card we 11, The Reformation of the Eccles, Laws, Vorrede S. XII. • I. Gottesdienst vor 4er Reformât Ion: H a s k e l l , W i l l i a m . Monumenta Ritualia Ecclesiae Anglscanae. The occasional Offices of the durch of England according to the old use of Salisbury the Prymer in English and other prayers and form*, Kith dissertations and notes. 3 Bde. 2. Auag. O x f o r d 1882. — D e r s e l b e . The Ancient Liturgy of the Church of England, according to the uses of Surttm York Hereford and Bangor and the Roman Liturgy arranged m para.Ul columns, with preface and notés. S. A u s g . O x f o r d 1882. — P a l m e r , W i l l i a m . Origines Liturgicae, or Antiquities of the English Ritual, and a dissertation on primitive liturgies. 2 B d e . 4. A US g. L o n d o n 1845. — W a r r e n , P. E. The Liturgy and Ritual of U,e Celtic Church. O x f o r d 1881. — D e r s e l b e . The Leofric Missal, as used m the Cathedral of Exeter during the tpiscopate of its first bishop, 1050-72; together tritt some account of the Red Book of Derby, the Missal of Robert de Jumicges and a feu other early Manuscript Seriice Books of the English a n g e l s ä c h s i c h ) Church. O x f o r d 1883. II. flotteadienat Mit 1er Kefonnatlou. Geschichte lea Gebetbuchs. B r i o e , S e w a r d . The Lato relating to Public Worship; with especial regard to matters of Ritual and Ornamentation, and to the means for securing the due observance thereof. L o n d o n 1876. ( E n t h ä l t einen Abdruck der einschlagenden staatlichen nnd kirchlichen Rechtsnormen). — C a r d w e l l ,

172

IL Quellen des Kirchenrechts.

zwischen den Text der Gebete gestreuten Anmerkungen (rubrics) und in dem in das Gebetbuch aufgenommenen Katechismus, Teile, welche auch mit Bezug auf die Verfassung der Kirche bindende Vorschriften geben, oder aus denen man glaubt für das Bekenntnis der Kirche Folgerungen ziehen zu können. Hierdurch rechtfertigt sich die besondere Hervorhebung der Entstehungsgeschichte dieser Rechtsquelle.1 1. Ein einheitliches Gebetbuch für England wurde zuerst durch das Staatsgesetz 2 & 3 Ed. VI (1548) c 1 (An Acte for the Unyformytie of Service and Admynistracion of the Sacramentes throughout the Realme) eingeführt. Schon seit 1542 hatten Vorarbeiten hierzu begonnen und waren (meist durch königliche Verordnung) Bestimmungen über einzelne Teile der zu beobachtenden Liturgie getroffen worden.2 Durch das Gesetz 3 & 4 Ed. VI (1549/50) E d w a r d . The Uro Books of Common Prayer set forth by authority of Parliament in the reign of King Eduard VI compared with each other. Oxford 1838. (Dies ist ein Abdruck beider Texte nebon einander.) Als F o r t s e t z u n g dieses Buches: A History of Conferences and other Proceedings connected irith the revision of the Book of Common Prayer from 1568 to 1690 (viele U r k u n d e n e n t h a l t e n d ) . Oxford 1940. — C l a y . An Historical .Sketch of the lWaycr Book. London 1846. — D e r s e l b e . The Book of Common Prayer illustrated; so as to shew its various modifications, the date of its several parts, and the authority on ichicli they rest. London 1841. — D o w d e n , J o h n . An Historical Account of the Scottish Communion Office and of the Communion Office of the Protestant Episcopal Church of the United States of America, toil)i Liturgical Notes. E d i n b u r g , London, New York 1881. — Hierurgia Anglicana; or documents and extracts illustrative of the Ritual of the Church of England after the Reformation; edited by members of the ecclesiological late Cambridge Camden Society. London 1818. — K e e l i n g , W i l l i a m . Liturgiae Britannicue, or the several editions of the Book of Common Prayer of the Church of England, from its compilation to the last revision; together with the Uturgy set forth for the use of the Church of Scotland (1637); arranged to shew their respectice variations. 2. Ausg. London 1851. — L a t h b u r y . History of the Book of Common Prayer and other Books of authority. Oxford, London 1868. — P r o c t e r , A History of the Book of Common Prayer. 18. Ausg. London 1880. — S w a i n s o n , C. A. The Parliamentary History of the Act of Uniformity 13 & 14 Car. II c 4, with illustrations from documents not hitherto published. London 1875. 1 Über die alte britische Liturgie (nach 429) s. H a d d a n & S t u b b s , Comic. I, 188, über den Gottesdienst in angelsächsischer Zeit P h i l l i p s , Angelsächsische Rechtsgeschichte § 68. Auf die Anfrage Angustins antwortete Papst Gregor I im J. 601 ( H a d d a n & S t u b b s III, 19): „Novit fraternitas tua Bomanae ecclesiae consuetudinem, in qua sc meminit nutritam. Sed mihi placet, sive in Romana, sive in Galliarum, sen in qualibet ecclesia aliquid invenisti quod plus omnipotenti Deo possit placere, sollicite eligas, et in Anglorum ecclesia, quae adhuc ad fidcm nova est, institutione praecipua, quae de multis ecclcsiis coüigere potuisti, infundas. Kon enim pro locis res, sed pro bonis rebus loca amantla sunt. Ex singulis ergo quibusque ecclesiis, quae pia, quae religiosa, quae recta sunt elige, et haec quasi in fasciculum coUecta, a pud Anglorum mcntes in cvnsuetudincm depone Demgemäfs richtete Angustin einen Gottesdienst ein, welcher in einigen Punkten von dem römischen Ritual abwich. Die Anwendung der römischen litania major wurde vorgeschrieben im Konz. Clovesho 747 ( H a d d a n & S t u b b s III, 362) c 16. Die Liturgie wurde später in einzelnen Bistümern in verschiedener Weise geändert; es bildeten sich besondere „usus". Am verbreitetsten war während des Mittelalters der „usus Sarisbutiensis, verfafst gegen 1085 von Osmund, Bisch, v. Salisbury (107^—99) Die Einleitung zu 2 & 3 Ed. VI c 1 bezeichnet als Vorläufer namentlich die „uses of Sarum, of York, of Bangor, and of Lincoln." Ausführliches über die vor der Reformation in England in Gebrauch gewesenen gottesdienstlichen Bücher s. bei P r o c t e r . Hist, of Prayer Book, Appendix zu cap. 1. 8

Näheres bei P r o c t e r , Bist, of Prayer Book c 2. — Das erste Gebetbuch Eduards V I beruht auf Vorarbeiten einer Kommission der Konvokation v. Canterbury. Wahrscheinlich ist es von beiden Konvokationen angenommen worden. Vgl. P e r r y , Hist, of Engl. Ch. II, 196 Anm. 2 c 11 § 22.

§ 15. Das Gebetbach (Book of Common Prayer).

173

c 12 (An Acte for the orderinge of EcdesiasticaU Ministers) wurde ferner die Ausarbeitung der in dein Gebetbuch von 1548 nicht enthaltenen Vorschriften über Weihe von Geistlichen (Ordinal) einer vom König zu ernennenden Kommission von 6 Prälaten und 6 anderen Gottesgelehrten übertragen und der Arbeit dieser Kommission, wenn sie vor dem nächsten 1. April unter dem grofsen Siegel verkündet würde, im voraus Gesetzeskraft beigelegt. Die Verkündung erfolgte rechtzeitig im Jahre 1550. 2. Das „zweite Gebetbuch" ist eine Überarbeitung des „ersten Gebetbuchs" von 1548 und der nunmehr als Anhang in das Gebetbuch aufgenommenen, gleichfalls neu durchgesehenen Ordiiiationsvorschriften von 1550. Es erhielt Gesetzeskraft durch 5 & 6 Ed. VI (1551/2) c 1 (An Acte for the Unyformytie of Canwn Prayer and admynistracwn of the Sacramentes).3 3. Durch 1 Mar. st. 2 (1553) c 2 wurden die drei vorerwähnten Gesetze aufgehoben und die Abhaltung des Gottesdienstes in der Form, wie er im letzten Jahre Heinrichs VIII bestand, vorgeschrieben. 4. Elisabeth ordnete einen Monat nach ihrer Thronbesteigung durch Proklamation (1558) an, dafs im wesentlichen der bisherige Gottesdienst vorläufig in Kraft bleiben solle.4 Zugleich ernannte sie jedoch eine Kommission behufs Durchsicht des zweiten Gebetbuchs Eduards VI. Durch 1 Eliz. c 2 (Act of Uniformity, 1558/9) wurde das zweite Gebetbuch Eduards mit einigen Aenderungen, durch welche man den Anhängern des Alten etwas entgegenkam, wiederhergestellt.3 Für den Schmuck der Kirche und der Geistlichen sollten die im zweiten Jahr Eduards VI (also zur Zeit des ersten Gebetbuchs) geltenden Vorschriften mafsgebend sein. Der Königin wurde jedoch vorbehalten, mit dem Rat der High Commission oder des Erzbischofs von Canterbury durch Verordnung sowohl andere Bestimmungen über den Schmuck der Kirche und der Geistlichen zu treffen, als auch den im Gebetbuch selbst vorgeschriebenen Gottesdienst durch Hinzufügung weiterer Zeremonien zu ändern.8 3 Über die Vorarbeiten und über die Frage, in wieweit die Konvokationen hierbei beteiligt waren, s. P e r r y II, 208-212 c 12 §8ff. 4 Vdg. v. 27. Dez. 1558, abgedruckt C a r d w e l l , Doc. Annals I, 176. * P e r r y II, 261 c l 5 § 13 (vgl. auch I I , 501 c32 Anhang) meint im Gegensatz zu P r o c t e r cap. 8, dafs einige der Änderungen vom Parlament nicht mitbeschlossen, sondern erst bei der Verkiindung von der Königin und dem Staatsrat vorgenommen seien. — 5 Eliz. (1562/3) c 28 bestimmt, dafs in den Bistümern von Wales das Gebetbuch in wallisischer Übersetzung gebraucht werden soll. — Über die Einführung des Gebetbuchs in Irland vgl. § 11 Anm. 17, 20, 26. 6 s. 13: „Provided alwaies and bee it enacted, That suche Ornamentes of the Churche and of the Ministers therof, shall bee reteyned and bee in use as was in the Churche of Englande by aucthorite of Parliament in the seconde yere of the Reigne of king Edwarde VI, itntill other order shalbe therin taken by thaucthorite of the Quenes Majestie, with the advise of her Commissioners appointed and aucthorised under the Greate Seale

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II. Quellen des Kirchenrechts.

Von diesem Recht scheint die Königin nur durch eine Verordnung von 1561 Gebrauch gemacht zu haben, in welcher die High Commissümers ermächtigt werden, über Änderung der im Gebetbuch enthaltenen Übersicht von Lesestücken und über bessere Ausschmückung des Kirchenchors zu beraten und demnächst Verfügung zu treffen.' Demzufolge wurde die Übersicht der Lesestücke geändert. Da man Zweifel anregte, ob durch das Gesetz 1 Eliz. c 2 auch die besonders veröffentlichten und in dem Gesetz nicht ausdrücklich erwähnten Weihevorschriften 8 Gesetzeskraft erlangt hätten, so wurde dies nachträglich in dem Gesetz 8 Eliz. (15GGJ c 1 ausdrücklich erklärt.9 5. Jakob I, im Anschluss an die Verhandlungen auf der Konferenz von Hampton Court, genehmigte durch Erlafs an die Ecclesiastical Commissioners vom 9. Februar 1604 die Änderung des Gebetbuchs in einigen untergeordneten Punkten und befahl den Druck des so geänderten Gebetbuchs.10 Durch Proklamation vom 5. März 1604 ordnete er allgemein den Gebrauch dieses geänderten Gebetbuchs an." Der ersterwähnte Erlafs wird ausof Englande for EcclesiasticaU Causes, or of the Metropolytan of this Realme; And also that yf ther shall happen any Contempte or Irreverence to be used in the Ceremonies or Bites of the Churche by the misusing of thorders appointed in this Booke, the Queenes Majestie maye by the like advice of the said Commissioners or Metropolitan ordeyne and publishe suche further Ceremonies or Rites as maye bee most for thadvancement of Qoddes glorye, the edifieng of his Church and the due Reverence of Christes holye Misteries and Sacramentes." I Abgedruckt bei C a r d w e l l , Doc. Ann. I, 260. — P r o c t e r , Hist, of Prayer Book S. 59 Anm. 1 führt noch an, es seien eine Änderung in der Kollekte für den Tag St. Marcus wahrscheinlich nicht später als 1564 und einige unerhebliche Zufügungen von Worten vor 1572 vorgenommen worden. — Es ist ferner streitig geworden, ob eine andere Verordnung aus der Zeit Elisabeths, die sogenannten Advertisements von 1566 (abgedruckt bei C a r d w e l l , Documentary Annals I , 287, fälschlich unter dem Jahre 1564; über das Datum s. P e r r y , Hist, of Engl. Ch. II, 289 Anm. 2 c 17 § 6) durch den erwähnten Vorbehalt des Gesetzes 1 Eliz. c 2 gedeckt sind. Jetzt scheint jedoch nachgewiesen, dafs jene Advertisements vom Erzbischof o h n e k ö n i g l i c h e G e n e h m i g u n g erlassen worden, daher insoweit ungiltig sind, als sie dem Gebetbuch widersprechen. Vgl. C a r d w e l l , a . a . O . I, 287 Anm. P e r r y , a. a. 0. II, 288 ff., 300 c 17 § 5 ff.; III, 4 0 1 - 3 c 22 § 1 4 f . (Elphinstone•/. Purchas 1870), 4 8 8 - 9 1 c 29 § 5 ff. (Clifton •/. Ridsdale 1877), 492 ff c 29 § 13 ff. 8 Die Weihevorschriften Elisabeths enthielten gegenüber denjenigen Eduards VI nur eine Änderung des Supremateides. * An Acte declaringe the manner of makinge and consecratinge of the Archbushopes and Busshops of this Realme to be good lawful and parfecte. — s. 1: „ . . . declared and enacted . . . . that suche Order and Fourme for the consecrating of Archbyshops and By shops, and for the making of Preistes Deacons and Minysters, as was set foorthe in the tyme of .. kyng Edward the Syxte and added to the sayd Booke of Common I rayer and auctliorised by Parliament in the fyfth and syxth yere of the sayd late kyng, shall stände and be in full Force and Effect . . . ." 10 Abgedruckt bei C a r d w e l l , Hist, of Conferences S. 217. Der Erlafs enthält eine genaue Angabe der einzelnen Änderungen. II Abgedruckt bei C a r d well, Documentary Annals II, 56 u. W i l k i n s, Concilia IV,377.

§ 16. D u Gebetbuch (Book of Common Prayer).

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drücklich gestätzt auf die allgemeinen Rechte des Supremats und auf den Vorbehalt fur königliche Verordnungen im Gesetz 1 Eliz. c '2. Ob hiernach der Erlafs und die Proklamation rechtsgültig waren, erscheint jedoch zweifelhaft. 6. Während der ersten Revolution weigerten sich die Bischöfe, solche Personen, welche nicht zur königlichen Partei gehörten, zu ordiniren. Darauf erliels das Parlament einstweilige Verordnungen (die erste am 2. Oktober 1644), durch welche für London und Umgegend sowie für die Grafschaft Lancaster Kommissionen von Priestern ernannt wurden mit der Ermächtigung, an Stelle der Bischöfe die Prüfung und Ordination mit Handauflegang vorzunehmen. 12 Gleichzeitig beriet die vom Parlament berufene WestminsterVersammlung 13 über die Änderung des bisherigen Gebetbuchs und Herstellung eines für ganz Grofsbritannien gemeinsamen Gottesdienstes. Das von dieser Versammlung vorgeschlagene presbyterianische Gebetbuch wurde an Stelle des bisherigen Gebetbuchs durch Parlamentsverordnung vom 3. Januar 1645 in England und Wales eingeführt 14 Eine Verordnung v. 23. August 1645 fügte die Androhung von Strafen für Gebrauch des alten und für Nichtgebrauch des neuen Gebetbuchs hinzu.15 Der König dagegen verbot durch Proklamation vom 13. November 1645 unter Strafe den Gebrauch des neuen an Stelle des alten Gebetbuchs.16 Durch ParlamentsverordnuDg v. 29. August 1648 wurde die Ordination von Geistlichen durch die inzwischen errichteten und noch zu errichtenden Presbyterien („classical assemblies'1) entu Neal, Hist, of the Puritans. Ausgabe v. 1822. III, 126 ff. — Die hierauf bezüglichen Parlamentsverordnungen sind bei Scobell, Acts and Ordinances nicht erwähnt. — VgL ferner die bei Scobell auszugsweise wiedergegebene Verordnung v. 28. August 1G46 For Ordination of Ministers by the Classical Presbyters within their respective bounds, for the several Congregations within the kingdom of England. " Vgl. über dieselbe § 7 Anm. 41. 14 Die Verordnung ist bei Scobell a.a.O. abgedruckt: „An Ordinance for taking away the Book of Common Prayer and for establishing and putting in execution of the Directory for the publique worship of God" Der Wortlaut des „Directory" ist in die Verordnung aufgenommen (auch abgedruckt bei Neal, Hist, of Puritans, Appendix VIII). Die Überschrift desselben lautet: „A Directory for Publique Prayer, Reading the Holy Scriptures, Singing ofPsalmes, Preaching of the Word, Administration of the Sacraments, and other parts of the Publique Worship of God, Ordinary and Extraordinary." Das „Directory" enthält keine Vorschriften über Weihe von Geistlichen. — In Schottland wurde das „Directory" durch Beschlufs der Generalversammlung vom 3. Februar 1645 angenommen. (¿eis of General Assembly S. 115) 15 Die Verordnung ist bei Scobell a. a. 0. abgedruckt: „An Ordinance for the more effectual putting in execution the Directory for Publique Worship in all Parish Churches and Chappels within the kingdom of England and Wales." 19 Abgedruckt bei Neal, Hist, of Puritans, Ausgabe 1822, III, 132 nach R u s h w o r t h , Historical Collections part. 4 vol. 1 p. 207. — Nach völliger Besiegung des Königs dispensirten die Bischöfe vorübergehend vom Gebrauch des alten Gebetbuchs. P e r r y , Hist, of Engl. Ch. II, 482 c 31 § 12.

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II. Quellen des Kirchenrechts.

sprechend den Vorschlägen der Westminster-Versammlung näher geregelt." Nachdem Cromwell Protektor geworden war, setzte er durch Verordnung vom 20. März 1654 eine Kommission (Commissioners for approbation and admission) nieder, welche auf Grund der Präsentation u. s. w. durch den Patron die Zulassung in nicht kirchlicher Form aussprechen sollte.IS 7. Die sämmtlichen erwähnten Verordnungen des Parlaments und Cromwells wurden nach Wiederherstellung des Königtums, weil ohne Zustimmung des Königs erlassen, als ungiltig behandelt. Doch versprach Karl II in der „Erklärung betreffend geistliche Angelegenheiten" vom 25. Oktober 16G0, bis zu einer neu vorzunehmenden Durchsicht des alten Gebetbuchs Abweichungen von demselben dulden zu wollen19. Die behufs Beratung über vorzunehmende Änderungen vom König veranstaltete „SavoyKonferenz" (1661) zwischen Geistlichen der Bischofs- und der puritanischen Kirche verlief ohne Ergebnis. Dagegen wurde auf Grund eines Entwurfes der Konvokationen 20 eine in vielen Einzelheiten — eher in rückschreiteudein Sinne — geänderte Ausgabe des alten Gebetbuchs durch Gesetz 14 Car. II c 4 (Act of Uniformity, 1662) angenommen. 2122 8. Das Gebetbuch von 1662 ist noch jetzt in Gebrauch. Einige untergeordnete Änderungen durch Zufügung von Gottesdiensten 17

Vgl. § 7 Anm. 49. Vdg. des Protektors v. 20. März 1654 (bei S c o b e l l abgedruckt) For appointing Commissioners for approbation of Publique Prcachers\ ergänzt durch Vdg. des Protektors v. 2. Septbr. 1654 (Scobell: c 59); beide Verordnungen sind bestätigt durch Oes. des Cromwellschen Parlaments v. 1656 c 10 (abgedr. bei Scobell). " Abgedruckt bei C a r d w e l l , Doc. Ann. II, '¿34. c 7: „. . . though tee do esteem the liturgy of the church of England, contained in the book of Common Prayer, and by law established, to be the best we have seen; . . . yet ... we will appoint an equal number of learned divines of both persuasions, to review the same, and to make such alterations as shall be thought most necessary, and some additional forms . . . suited unto the nature of the several parts of worship, and that it be left to the minister's choice to use one or other at his discretion. In the mean time, and till this be done, . . . in compassion to divers of our good subjects, who scruple the use of it as now it is, our will and pleasure is, that none be punished or troubled for not using it, until it be reviewed, and effectually reformed, as aforesaid." 20 Die Mitglieder des Unter- und Oberhauses von Canterbury und die Mitglieder des Oberhauses und Bevollmächtigte des Unterhauses von York unterschrieben den Entwurf am 20. Dezember 1661. (Protokolle und Urkunden bei W i l k i n s , Concilia IV, 566, 567 ff., T r e v o r , The Convocations of the two Provinces S. 113). Die Bischöfe der nördlichen Provinz hatten mit dem Oberhaus von Canterbury zusammen beraten. Die Mitwirkung des Unterhauses v. York war nur eine formelle, durch nach London entsandte Vertreter. 21 Das Gesetz enthält einige, wahrscheinlich von König und Staatsrat vor Einbringung im Parlament vorgenommene Änderungen gegenüber dem Konvokationsentwurf. Diese Änderungen wurden von der südlichen Konvokation nach Erlafs des Gesetzes ausdrücklich gebilligt. Vgl. P e r r y II, 486—50L c 32 § 1 ff. — Über die Einführung des neuen Gebetbuchs in Irland vgl. § 11 Anm. 30. " Auf die dem Gebetbuch angehängten Ordinationsvorsehriften ist im Art. 36 der 39 Artikel (s. Anhang XI) Bezug genommen. 18

§ 16. Bekenntnisse.

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für besondere Gelegenheiten sind durch spätere königliche Verordnungen vorgenommen worden." Der dem Gebetbuch vorausgeschickte Kalender wurde geändert durch das Gesetz 24 Oeo. II (1751) c 23, welches den Gregorianischen Kalender in England einführte. Das Gebetbuch wird ferner von zwei neueren Gesetzen berührt: 34 & 35 Vict. (1871) c 37 Prayer Book [TaUes of Lessens] Act und 35 & 36 Vict. (1872) c 35 (Act of üniformity Amendment Act).™ Das erstere Gesetz enthält ein abgeändertes Verzeichnis der zu verlesenden Bibelstücke; das letztere gestattet den Gebrauch gewisser kürzerer Formulare für die Liturgie bei Morgen- und Abendgebet und bestimmt ferner, dafs mit Bewilligung des Bischofs auch Formulare, welche nicht im Gebetbuch enthalten sind, und welche nur aus Teilen der Bibel, des Gebetbuchs, aus Hymnen und Chorgesängen bestehen dürfen, bei besonderem Anlafs oder als zusätzliche Andacht benutzt werden können, und dafs das Halten einer Predigt nur zulässig sei, wenn gewisse Gebete vorhergehen. Das Gerichtsverfahren bei Streitigkeiten über die zu beobachtende Liturgie ist durch 37 & 38 Vict. c 85 (Public Worship Regulation Act, 1874) erschöpfend geregelt worden.25 § 16.

8. Bekenntnisse." Seit der Reformation gelangten in der Kirche von England folgende Bekenntnisse nach einander zur Geltung: 1. Der vom König verkündete Konvokationsbeschlufs der sogenannten „10 Artikel" (1536).' Diese Artikel, erlassen nach gesetzlicher 25 So namentlich die Anordnung von Gottesdiensten an bestimmten Gedenktagen, z. B. Geburtstag u . s . w . des Königs. Beispiele solcher Verordnungen s. bei Clay, The Book of Common Prayer IUustratcd, London 1841, Vorrede S. 15—18 und bei L a t h b u r y , History of Convoc. 314 Anm. d, e. Ans neuerer Zeit vgl. z. B. die königlichen Verordnungen vom 21. Juni 1837 u. 17. Januar 1859, abgedruckt in vielen Ausgaben des Gebetbuchs. — V g l ferner die Anordnung besonderer jährlicher Gottesdienste durch die Gesetze 3 Jac. 1 (1605/6) c 1 (5. November; Pulververschwörung) und 12 Car. II (1660) c 14 (29. Mai; Geburtstag des Königs und Wiederherstellung des Königtums). " In der Einleitung zu letzterem ist erwähnt, dafs es nach Einholung von Gutachten der Konvokationen von Canterbury und von York erlassen worden sei. 26 Gegen den Entwurf zu diesem Gesetze hatte das Unterhaus der Konvokation von Canterbury protestirt. P e r r y Hist. of Engl. Ch. III, 483 c 28 § 12.

• B r o w n e , Edward Harold, i n Exposition oftht H9 Ayticles, historical anddocirmal. 13. Ausg. London 1887. — H a r d w i c k , Charles, i Uator.j of Vit Artete, of Seligion. To tchich is aiiti a siries of iocumnt /rom 1536 to 1615: togMer icitk illustrations fron contmporary »Our««. Cambridge & London 1881. — L a m b , John. An Hiitorical Accou t of tht 39 Artkies from thefirstPromulgation of ihem in 1553

Unat establilhment in 1571-, uitk ezact eopiss of the Latin and Enolish Manuscripts etc. Cambridge, London, Oxford 1829. — L l o y d , Charles. Formularies of Faith put forth by authoriti/ iuring the reign of Henry VIII, VIM. ArticUs about tteUgum, 1536. The Institution of a Christian Ifecessary Doctrine and Erudition for any Chrutia* Mtn, 1543. Oxford 1825. Neue Aasgabe Oxford 18 (Besteht in einem Abdruck der genannten Bekenntnisschriften.) 1

Abgedruckt W i l k i n s ,

Conciiia

III, 817. Die Urkunde stellt sich dar als Ver-

F. M f t k o w e r , Verfassung der Kirche von Ec-laud.

i

178

ET. Quellen des Kirchenrechts.

Anerkennung des königlichen Supremats (1534), bilden die erste Neuerung in Sachen des G l a u b e n s . Nach Art. 1 sind Grundlagen des Glaubens die Bibel, die 3 altchristlichen Glaubensbekenntnisse und die Beschlüsse der vier ältesten Generalkonzilien. Art. 2—5 betreffen Taufe, Bufse, Abendmahl und Rechtfertigung. Diese 5 ersten Artikel sind zum grofsen Teil aus dem Augsburgischen Bekenntnis entnommen. 2 Es werden 3 Sakramente: Taufe, Bufse und Abendmahl anerkannt. Art. 6 - 9 betreffen Bilderverehrung, Heiligenanbetung und sonstige ältere Zeremonien; sie werden beibehalten, ihr Zweck jedoch so erklärt, dafs sie auch vom protestantischen Gesichtspunkt harmlos erscheinen. Art. 10 verwirft die Lehre vom Fegefeuer, läfst jedoch das Beten für die Seelen der Verstorbenen zu. 2. Das Staatsgesetz der „6 Artikel" (1539),3 erlassen zur Hintanhaltung weiterer Neuerungen, deren Gefährlichkeit durch den Aufstand der nördlichen Grafschaften dargethan war, und welche unerwünscht erschienen, da nach dem Tode Katharinas (153H) und nach dem Scheitern der Verhandlungen mit den deutschen Protestanten (1538) eine politische Annäherung an Karl V von Deutschland sich vollzogen hatte. Das Gesetz bestimmt im wesentlichen: I. Die Lehre der Transsubstantiation ist zu billigen. II. Abendmahl in b e i d e r l e i Gestalt ist nicht für alle Personen notwendig zur Seligkeit. III. Nach Empfang der Priesterweihe ist eine Eheschließung unzulässig. IV. Von Männern oder Frauen abgelegte Gelübde der Keuschheit oder der Witwenschaft müssen gehalten werden. V. Es ist angemessen und notwendig, dais Privatmessen auch künftig zugelassen werden. VI. Die Ohrenbeichte ist beizubehalten. Wer bestimmte dem Art. I widersprechende Meinungen verteidigt oder auch nur für richtig hält, soll als Ketzer verbrannt und sein Vermögen eingezogen werden. E n t s p r e c h e n d e Vergehungen gegen Art. II—VI sollen in gewissen schwereren Fällen sofort, in leichteren bei Rückfall als Felonie mit Tod und Einziehung des Vermögens bestraft werden. Wenn auch einige Milderungen in Einzelheiten später erfolgten, so blieb dies Gesetz doch in seinen wesentlichen Bestimmungen bis zum öffentlichung des Königs nach vorherigem ,,assent and agreement" „of our bishops and other the most discreet and best learned men of our clergy of this our whole realm . . . assembled in our convocation." Sie ist unterschrieben von Cromwell und von Mitgliedern des Ober- und Unterhauses, von denen indessen nur wenige der nördlichen Provinz angehören. Die Artikel wurden ursprünglich 1536 gedruckt unter dem Titel: „Articles devised by the kinges highnes majestie to stablyshe Christen quietnes and unitie amonge us, and to avoyde contentious opinions; which articles be also approved by the consent and determinations of the hole clergie of this realme." 1 R a n k e , Englische Geschichte, 3. Auflage I, 153. ' 31 Hen. VIII (1539) c 14, An Acte abolishing diversity in Opynions.

§16. Bekenntnisse.

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Tode Heinrichs Vlil in K r a f t 4 Erst nach dem Regierungswechsel wurde die allgemeine Verabreichung des Abendmahls in beiderlei Gestalt durch 1 Ed. VI (1547) c 1 eingeführt, 5 und das Sechs-Artikel-Gesetz wurde vollständig durch 1 Ed. VI (1547) c 12 s 2 aufgehoben.' 3. Die „42 Artikel" (1553). Sie sind vom König verkündet, wahrscheinlich auf Grund ihrer Annahme durch Beschluß? der südlichen Konvokation.' Sie bezeichnen das vollständige Durchdringen protestantischer Anschauungen und bilden so eine Ergänzung zu dem kurz vorher zu Stande gekommenen zweiten Gebetbuch. Ein Teil dieser Artikel beruht auf Sätzen, über welche Erzbischof Cranmer und deutsche Theologen in einer 1538 behufs Herstellung eines einheitlichen Glaubensbekenntnisses abgehaltenen Konferenz sich geeinigt hatten.8 Die „42 Artikel" enthielten die Antwort Englands auf die grundlegenden Beschlüsse, welche in den ersten Sitzungen des Konzils von Trient gefafst worden waren. 4. Die „11 Artikel" (1559).9 Sie wurden vom Erzbischof Parker und anderen Bischöfen vereinbart und von ihnen zum Zweck der Benutzung durch die ihnen untergebenen Geistlichen veröffentlicht. In denselben werden die grundlegenden Lehren der englischen Kirche über Kirchenverfassung und Glauben namentlich im Gegensatz zu den päpstlichen Anschauungen festgelegt. 5. Die „39 Artikel" (1563). Ihre Grundlage sind bis ins einzelne die „42 Artikel".10 Ursprünglich wurden die 39 Artikel von der Königin « Vgl. § 22 Anm. 19, 20. ' s 8: „not condempnmge hereby the usage of anny Churche owt of the Kinges Majesties Dominions." • Eine fernere gesetzliche Festlegung von Glaubenasätzen, jedoch innerhalb des Rahmens der 6 Artikel, erfolgte durch 32 Hen. VIII (1540) c 26 mid 34 & 35 Sen. VIII (1542/3) c 1. 1 Abgedruckt bei C a r d w e l l , Synodalia S. 1 unter dem Titel: „Articuli de quibus in Synodo Londinensi Anno Dom. 1552 ad toüendam opinionum dissensionem, et consensum verae religionis firmandum, inter Episcopos et alios eruditos viros convenerat: Regia authoritate in lucem editi." Vgl. daselbst Anm. Uber die Frage, ob die Artikel nur auf königl. Verordnung beruhen, oder ob sie als bestätigter Konvokationsbeschlufs anzusehen sind. 8 P e r r y , Hist, of Engl. Ch. II, 155 c 9 § 24. Näheres über die Vorverhandlungen, welche zum Erlafs der „42 Artikel" führten, s. bei P e r r y II, 207, 214 c 12 § 7, 20. » Abgedruckt bei Cardwell, Docum. Annals I, 231 unter dem Titel: „A declaration of certain principal articles of religion set out by the order of both archbishops metropolitans, and the rest of the bishops for the uniformity of doctrine, to be taught and holden of all parsons, vicars and curates, as well in testification of their common consent in the said doctrine to the stopping of the mouths of them, that go about to slander the ministers of the church for diversity of judgment, as necessary for the instruction of their people; to be read by the said parsons, vicars, and curates at their possession-taking, or first entry into their cures, and also after that, yearly at two several times, that is to say, the Sunday next following Easter day, and St. Michael the archangel, or on some other Sunday within one month after those feasts, immediately after the gospel." 10 Zusammenstellung der Abweichungen bei P e r r y , Hist, of Engl. Ch. II, 220 c 12 Anhang C. 12»

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II. Quellen des Kirchenrechts.

in der F o r m einer B e s t ä t i g u n g v o n K o n v o k a t i o n s b e s c h l ü s s e n v e r k ü n d e t ; " doch enthielt der verkündete Wortlaut z w e i A b w e i c h u n g e n von dem durch d i e K o n v o k a t i o n b e s c h l o s s e n e n , s o d a f s s a c h l i c h d i e A r t i k e l w o h l n u r a l s k ö n i g l i c h e V e r o r d n u n g b i n d e n d e K r a f t hatten. Entgegen d e m W i l l e n der K ö n i g i n , w e l c h e d i e d a u e r n d e , g e s e t z l i c h e F e s t s t e l l u n g des D o g m a s m ö g l i c h s t z u v e r m e i d e n s u c h t e , n a h m s o d a n n 1566 das P a r l a m e n t s u n t e r h a u s , 1571 d a s g a n z e P a r l a m e n t einen G e s e t z e n t w u r f an, w e l c h e r d i e U u t e r s c h r i f t u n t e r die 39 A r t i k e l v o n 1563 a l s w e s e n t l i c h e s E r f o r d e r n i s f ü r d i e E r t e i l u n g der D i a k o n s - o d e r P r i e s t e r w e i h e s o w i e für die Ü b e r t r a g u n g einer P f r ü n d e m i t S e e l s o r g e festsetzte. D i e K ö n i g i n g a b n a c h , s o dafs j e n e V o r s c h r i f t z u m G e s e t z w u r d e (Subscription Act, 13 Eliz. (1571) c 12). 12 A u s den P a r l a m e n t s j o u r n a l e n i s t z u e r s e h e n , dafs m i t den „Articles of religion", w e l c h e gemäl's d i e s e m G e s e t z u n t e r s c h r i e b e n w e r d e n sollten, 11 Abgedruckt bei C a r d w e l l , Synodalia I, 34 nach der ursprünglichen Ausgabe unter der Überschrift: „Articuli de quibus in synodo Londinensi anno Domini iuxta ecclesiae Anglicanac computationem 1562 ad toücndam opinionum dissensionem, et firmandum in vera Religions consensúan, inter Archiejnscopos Episcoposque utriusque Provincial, nec non etiam universum Clerum convenit. Regia authoritate in lucem editi." Dieselbe Urkunde (mit kleinen Abweichungen) ist auch abgedruckt bei W i l k i n 3 , Concilia IV, 233, wo zugleich die Unterschriften gegeben werden. Es haben unterschrieben Mitglieder des Ober- und Unterhauses von Canterbury, sowie 3 Bischöfe der Provinz York (York, Durham, Chester), jedoch nicht Mitglieder des Unterhauses von York. Von einem Besclilufs der nördlichen Konvokation über den Entwurf jener Artikel ist auch sonst nichts bekannt. (Vgl. jedoch J o y c e , Synods S. 560. T r e v o r , Convocations S. 89. Protokoll über die möglicherweise hierauf bezügliche Verhandlung der Konvok. York, abgedruckt bei T r e v o r a. a. O. S. 96 und bei W i l k i n s , Cone. IV, 243.) Hiermit stimmt im Gegensatz zur Überschrift (1er Schlufssatz der Artikel: „Hos artículos . .. Archiepiscopi et Episcopi utriusque Provinciae regni Anglian in Sacra Provinciali Synodo legitime congregati unanimi assensu reeipiunt et profitentur, . . . : universusque de ms Inferioris domus eosdem etiam unanimi ter et reeepit et professus est..." 12 An Act to refourme certayne Dysorders touching Ministers of the Clmrche. s 1: Wer von niedrigerem als bischöflichem Grade ist und behauptet, Priester oder Geistlicher zu sein auf Grund einer anderen Form der Einsetzung, Weihe oder Ordination als der unter Eduard VI und Elisabeth vorgeschriebenen, soll „declare his Assent and subscribe to all the Artycles of Religion which onely concerne the Confession of the true Christian Faithe and the Doctrine of the Sacramentes, comprised in a Booke imprinted entituled, Articles whereupon it was agreed by the Archbisshops and Bishops of both Provinces, and the whole Cleargie in the Convocation holden at London in the yere of our Lorde God a thousande five hundred sixtie and two, according to the Computation of the Church of Englande, for the avoydyng of the diversities of Opinions and for the establishing of Consent touching true Religion; put foorth by the Queenes auc~ thoritie; ..." s 3: „And that no person shall hereafter be admytted to any Benefice with Cure, except he . .. shall fyrst have subscribed the say de Articles ..." s 4: „.,..; nor shalbe admitted to thorder of Deacon or Ministerie ( = „Priestertum"), unles he shall fyrst subscribe to the saide Artycles." Mit Rücksicht auf die Fassung in s 1 „which onely" war eine Zeit lang bestritten, ob hiermit die Unterschrift nur unter d i e j e n i g e n Artikel, welche sich auf Glaubenslehren beziehen, oder unter a l l e Artikel verlangt werden sollte. Näheres bei C a r d w e l l , Synodalia I, 60 Anm.

§ 16. Bekenntnis««.

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ein „litÜe book printed in 1562j3a gemeint war. 1 3 D a s „littte book" w a r eine nicht offizielle e n g l i s c h e Übersetzung der lateinischen 39 Artikel von 1563 und enthielt n u r die eine der beiden Abweichungen der verkündeten von den durch die Konvokation beschlossenen Artikeln. 1 4 Behufs Ausführung des Gesetzes wurde in der südlichen Konvokation von 1571 der Wortlaut der A r t i k e l lateinisch und englisch festgestellt und in der F o l g e stets der lateinische Text von 1571 bei E r z w i n g u n g der Unterschriften zu Grunde gelegt. 1 5 Dieser Text stimmt (mit A u s nahme einiger unerheblicher Wortänderungen) mit den Konvokationsbeschlüssen von 1563 überein, dagegen weder mit den v e r k ü n d e t e n Artikeln von 1563, noch mit dem „Utile book".'6 N a c h dem Tode Elisabeths wurden die Artikel durch Beschlufs der südlichen Konvokation von 1604 von neuem b e s t ä t i g t . " D a s Gesetz 14 Car. II (1662) c 4, Act of Uniformity, s 13, 15 bestimmte, dafs auch Univorsitätsbeamte und lecturers verpflichtet seien, die 39 Artikel z u unterschreiben. Diese „39 Artikel" ersetzten alle früheren Bekenntnisse der englischen Kirche. In denselben sind unter anderem die 3 altchristlichen Bekenntnisse als bindend anerkannt. 1 8 I n w i e w e i t die 39 Artikel e t w a ihre Er13 Die Angaben der Farlamentsjoumale fiber die Beratung jenes Gesetzes B. bei C a r d w e l l , Syn. I, 56 nach L a m b , Articles. 14 Abgedruckt Card w e l l , Synodalia I, 53. " P e r r y , Eist, of Engl. Church II, 301 c 17 Anhg. B. Der lateinische Text v. 1571 ist nachstehend im Anhang XI abgedruckt nach Cardwell, Synodalia I, 73. — Ob die nördliche Konvokation im Jahre 1571 einen endgiltigen Beschlufs fafste, ist nicht bekannt. W i l k i n s , Cone. IV, 270. " Genaueres bei Car dwell, Synodalia I , 38 ff. Anm., 54 Anm., 76 Anm. (nach Lamb, Articles). Der lateinische Text von 1571 enthält im Artikel 20 n i c h t die (durch die Königin den Konvokationsbeschliissen von 1563 zugesetzte beschränkende) Bestimmung: „Habet ecclesia ritus statuendi jus et in fidei controversiis auctoritatem." Der lateinische Text von 1571 enthält dagegen den (von der Königin aus den Konvokationsbeschlüssen v. 1563 gestrichenen) jetzigen Art. 29: „De manducatione corporis Christi, et impios ülud non manducarc." Im little book fehlen beide Stellen (es enthält nur 38 Artikel), der Text von 1571 weicht daher in der zweiten Beziehung vom little book ab. (Der englische Text v. 1571 enthält den Zusatz in Art. 20 u. den Art. 29). 17 Acta Convoc. Cantuar. (abgedruckt in Cardwell, Syn. II, 583 u. W i l k i n s Cone. IV, 379): „Decimo octavo die inensis Maii dominus rex articulos religionis anno 1562 promulgatos, synodo mittit de novo approbandos et subscribendos: quod etiam factum est." Es ist nicht bekannt, dafs damals auch eine Bestätigung durch die Provinzialsynode York erfolgte. — Hiervon zu unterscheiden ist die Bezugnahme auf die 39 Artikel in Kan. 5 v. 1604 (abgedruckt Anhang XII). 18 Art. 8 der 39 Artikel (abgedruckt Anhang XI). Oberhaus und Unterhaus von Canterbury fafsten am 9. Mai 1873 folgenden Beschlufs (Chron. of Conv. Cant. 1873 S. 405, 435): „For the removal of doubts, and to prevent disquietude in the use of the Creed commonly called the Creed of St. Athanasius, this Synod doth solemnly declare: 1. That the Confession of our Christian Faith, commonly called the Creed of St. Athanasius, doth not make any addition to the faith as contained in Holy Scripture, but tcarneth against errors which from time to time have arisen in the Church of Christ

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n.

Quellen des Kirchenrechts.

gänzung aus dem Gebetbuch zu erhalten haben, ist streitig.19 Weitere Bekenntnisse in bindender Form sind nicht zu Stande gekommen; insbesondere sind die sogenannten „Lambeth Articles" (1595) eine private Festsetzung geblieben.20 21 2. That at Holy Scripture in divers placeé doth promise life to them that believe and declare the condemnation of them that believe not, so doth the Church in this confession declare the necessity for all who would be in a state of salvation of holding fast the Catholic faith, and the great peril of rejecting the same. Wherefore the warnings in this confession of faith are to be understood no otherwise than the like warnings in Holy Scripture, for we must receive God's threatenings even as His promises, in such wise as they are generally set forth in Holy Writ. Moreover, the Church doth not herein pronounce judgment on any particular person or persons, God alone being the Judge of all." " Vgl. z. B. Urteil der Gerichtsabteilung des Staatsrats in Sachen Gorham •/. Bischof v. Exeter (1850). 20 Abgedruckt C a r d w e l l , Docum. Annals II, 30. Sie bestätigen die Lehre der Prädestination. Ihr Inhalt ist später in die irischen Artikel v. 1615 übernommen. 21 Während der Revolution wurden die 39 Artikel seitens des Parlaments durch Annahme des covenant (1643) bei Seite geschoben. Uber ihre Änderung hatte schon vorher die vom Parlament berufene „Westminster-Versammlung" beraten. Am 11. Dezember 1646 legte dieselbe dem Parlament den Entwurf eines neuen Bekenntnisses vor. P e r r y , Hist, of Engl. Ch. I I , 454 c 29 § 6. Durch Beschlufs des englischen Parlaments v. 20. Juni 1648 wurden diejenigen Artikel des von der Westminster-Versammlung vorgelegten Bekenntnisses, welche sich nur auf G l a u b e n s l e h r e n bezogen, angenommen. N e a l , Hist, of Puritans, Ausg. 1822, III, 318 ff. Da der König allen diesen Mafsnahmen nicht zugestimmt hatte, wurden sie nach Wiederherstellung des Königtums als ungiltig behandelt. — In Schottland hatte die Generalversammlung durch Beschlufs v. 27. August 1647 das g a n z e von der Westminster-Versammlung vorbereitete Glaubensbekenntnis angenommen. (Acts of Gen. Assembly S. 158.) Daselbst wurde dies Glaubensbekenntnis (abgedruckt bei N e a l , Hist, of Puritans, Ausg. 1822, V, S. LXIII ff., Anhang No. 8 und Acta Pari. Scotland IX, 117) durch Gesetz v. 1690 No. 7 (Acta Pari. Scot. IX, 133) für das Bekenntnis der Staatskirche erklärt. 1879 hat die Generalversammlung bezüglich der Prädestinationslehre eine mildernde Erklärung beschlossen.

III. Verhältnis der Kirche von England zu anderen christlichen Kirchen. § 17-

1. Das Verhältnis der reformirten „Kirche von England" zur Kirche in England vor der Reformation. Bei englischen Schriftstellern findet sich nicht selten die Behauptung, dafs die Entwickelung der Reformationszeit ohne Bruch mit dem Rechtszustand der Vergangenheit erfolgt sei. Meistens wird hierunter nur verstanden, dafs der Übergang vom Alten in das Neue in formell giltiger Weise erfolgt sei. Häufig soll aber jene Behauptung sogar den Sinn haben, dafs ein wesentlicher sachlicher Unterschied zwischen der englischen Kirche vor der Reformation und der englischen Kirche nach der Reformation nicht bestehe. In keiner von beiden Bedeutungen kann die Behauptung in dieser Allgemeinheit als zutreffend anerkannt werden, sondern mindestens bedarf sie weitgehender Beschränkungen: 1. In formeller Beziehung. Nach dem vor der Reformation geltenden Staatsrecht war der englische Staat nicht berechtigt, Verordnungen über rein kirchliche Gegenstände zu erlassen; für rein kirchliche Angelegenheiten wurde vielmehr selbst von der Staatsgewalt die Ausschliefslichkeit des Verordnungsrechtes der kirchlichen Behörden nicht bestritten.' Streitig zwischen Staat und Kirche waren vor der Reformation nur einige Grenzgebiete, und nur auf diesen Grenzgebieten machte der Staat ein Recht zur Gesetzgebung unabhängig von der Kirche und im Kampf mit ihr geltend. Die staatliche Anerkennung des ausschließlichen Verordnungsrechtes der Kirchenbehörden in rein kirchlichen Angelegenheiten beruhte allerdings ursprünglich im wesentlichen auf einem einseitig staatlichen Akt, der Verordnung Wilhelms I. Man wird indes wohl nicht fehlgehen, wenn man annimmt, dafs in den folgenden Jahrhunderten bis zur Reformation jene Verordnung selbst von staatlicher Seite als nicht einseitig widerrufbar, sondern nur als Bestätigung eines auch ohne jene Verordnung vorhandenen, von staatlicher Bewilligung nicht abhängigen Rechtes der Kirche angesehen wurde. 1

Vgl. § 28 Anm. 1.

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HI.

Verhältnis der Kirche von England zu anderen christlichen Kirchen.

In denselben Grenzeu wie die Unabhängigkeit der Kirchenbehörden des I n l a n d e s war auch die Regierungs- und Verordnungsgewalt der P ä p s t e jahrhundertelang durch schlüssige Handlungen, z. B. durch Abschlufs von Verträgen über Ausübung der päpstlichen Rechte, seitens des englischen Staates anerkannt worden. Zwar hatte England spätestens mit der Unabhängigkeitserklärung von 13662 die Zugehörigkeit zu der von den Päpsten erstrebten w e l t l i c h e n Universalmonarchie abgeschüttelt; in der Beschränkung auf k i r c h l i c h e Angelegenheiten war jedoch England auch später in dem Verbände der päpstlichen Universalmonarchie verblieben. Wenn nun bei Beginn der Reformation England durch Beschlufs der Landesbehörden einseitig die Anerkennung der päpstlichen Gewalten für die Zukunft versagte, so mufs dieser Schritt als ein revolutionärer, mit der Vergangenheit brechender angesehen werden — nicht anders, als wenn die Behörden eines zu einem Bundesstaat gehörenden Einzelstaates einseitig beschließen würden, dafs sie künftig den Anordnungen der bundesstaatlichen Zentralgewalt bezüglich derjenigen Angelegenheiten, für welche letztere bisher zuständig war, nicht mehr gehorchen wollen. Neben diesem Rechtsbruch mit Bezug auf einen wesentlichen Punkt der bisher anerkannten Verfassung laufen eine ganze Reihe von kleineren Vertragsbrüchen her. So verstiel's z. B. das Gesetz 24 Ben. VIII c 12 (betr. Beschränkung der Berufungen au den Papst) gegen den Vertrag von Avranches von 1172; so enthielt die Aufhebung des Peterspfennigs einen Bruch mit den wiederholten ausdrücklichen Zusagen englischer Könige gegenüber den Päpsten. Aufser dem Rechtsbruch gegenüber der kirchlichen Zentralgewalt erfolgte aber durch die Reformation auch eine Verschiebung in dem Verhältnis des Staates zu den kirchlichen Landesbehörden. Teilweise allerdings geschah diese Verschiebung im E i n v e r s t ä n d n i s mit den kirchlichen Landesbehörden; in anderen Beziehungen aber erfolgte die Änderung auch hier durch einseitiges Vorgehen der Staatsbehörde ohne Zuziehung der bisher auf diesen Gebieten unabhängigen Kirchenbehörde, also durch Rechtsbruch. Unter Heinrich VIII und Eduard VI war die Staatsregierung nach dieser Richtung sehr vorsichtig und sah nur in Einzelheiten über die mangelnde Zustimmung der Konvokationen hinweg. Nachdem jedoch die vorrefonnatorische Verfassung unter Maria von neuem in Kraft getreten war, erfolgte unter Elisabeth die Wiederherstellung der wichtigsten Reformationsgesetze, namentlich die Wiedereinführung des königlichen Supremats und des reformirten Gebetbuchs, durch einseitigen Akt der Staatsgewalt ohne Befragung und zum Teil im Gegensatz zu den gleichzeitigen Beschlüssen der Konvokation. Giebt man zu, dafs die Reformation auch in England nicht ohne Rechtsbruch durchgeführt worden ist, so verliert dadurch die Wissen2

Vgl. § 4 Anm. 117.

§ 17. Verhältnis der refonnirten Kirche zur Kirche vor der Reformation.

185

Schaft vom Recht der jetzigen englischen Staatskirche doch keineswegs den festen Boden. Das Kirchenrecht dient dem Zweck, zwischen zwei Mächten — Staat und Kirche — zu vermitteln, von denen jede die Unabhängigkeit von der anderen für sich in Anspruch nimmt. Das Kirchenrecht mnfs daher ebenso wie im entsprechenden Falle das Völkerrecht davon ausgehen, dafs ein durch Gewalt aufrecht erhaltener Zustand, w e n n er a n d a u e r t , zu einem rechtmässigen wird. In England wurden die Reformationsgesetze dauernd durchgeführt. Bei Beurteilung des jetzigen Rechts der Staatskirche müssen sie daher zu Grunde gelegt werden, gleichgiltig ob sie ursprünglich in völlig rechtsverbindlicher Weise zu Stande gekommen sind oder nicht. Der Rechtsbruch wurde übrigens, nachdem er geschehen war, durch dieselbe Staatsgewalt, welche das Recht gebrochen hatte, möglichst unfühlbar gemacht, indem durch Staatsgesetz auch für die Zukunft die Ausführung aller bisherigen kirchlichen Verordnungen gestattet wurde, soweit sie nicht gegen die Prärogative des Königs und die Gesetze und Gewohnheiten des Landes verstofsen.3 Diese Bestimmung überklebte zwar den Rechtsbruch, sie hob ihn aber keineswegs auf, denn die „Prärogative des Königs" und die „Gesetze und Gewohnheiten des Landes" hatten n a c h der Reformation einen durchaus andern Inhalt als vor derselben, und die Änderung dieses Inhalts war eben durch Rechtsbruch erfolgt. 2. I n s a c h l i c h e r B e z i e h u n g . Die Kirchenverfassung wurde bei der Reformation in England nur soweit geändert, wie es zur Erreichung des Reformationszweckes unbedingt erforderlich erschien. Die Verfassung der im L a n d e bestehenden kirchlichen Ämter blieb daher — abgesehen von der Aufhebung der Klöster — beinahe unverändert. Die wirklich erfolgten Änderungen der Kirchenverfassung beziehen sich fast ausschliefslich auf das Verhältnis der Landeskirche zum P a p s t ; sie bestehen in der vollständigen Abschaffung jeder päpstlichen Gewalt und in der Übertragung fast aller bisher vom Papst ausgeübten Regierungsrechte auf den König. Dies aber enthielt eine Änderung der Kirchenverfassung gerade in dem Punkte, welcher als entscheidend angesehen werden mufs. Die Eigentümlichkeit der römischen Kirche, wie sie sich im Laufe der Zeit ausgebildet hatte, lag nicht so sehr in der Ausprägung der einzelnen Kirchenämter und in der Feststellung der damit verknüpften Rechte und Pflichten, als vielmehr in dem Vorhandensein einer außerhalb der Volksverbände befindlichen Zentralgewalt, welche den Anspruch erhob, ü b e r den einzelnen Völkern zu stehen, und andauernd versuchte, diejenigen Staatsgewalten zu schwächen, welche sich den stets wachsenden Ansprüchen der Kirche nicht unterwerfen wollten. Wurde nun durch die Reformation die Beseitigung jenes Zwiespaltes herbeigeführt und jede 3

Vgl. § 14 Ann. 17.

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HI. Verhältnis der Kirche von England zu anderen christlichen Kirchen.

Einwirkung der ausländischen Kirchengewalt für unzulässig erklärt, so ist hierin eine grundlegende Änderung der Kirchenverfassung zu finden. Mufs daher vom Standpunkt der R e c h t s g e s c h i c h t e die Lehre von der Kontinuität der Entwickelung verworfen werden, so war doch seiner Zeit das Festhalten an jener Lehre vom Standpunkt der P o l i t i k wünschenswert. Die Lehre wurde in der Reformationszeit erfunden, um möglichst den Anschein von Neuerungen zu vermeiden, dadurch eine offene Spaltung des Volkes zu verhindern und unmerklich alle in das neue Lager hinüberzuziehen. Diesem Zweck dienten namentlich auch jene Erwägungsgründe vieler Reformationsgesetze, worin die neu zu treffenden Bestimmungen als längst geltendes Recht und nur als Erklärung des alten Rechtes dargestellt werden, feiner Nebensätze und Klammern desselben Inhalts an versteckter Stelle in den bestimmenden Teilen der Gesetzestexte. Nachdem die Lehre bei dem Kampf mit den Anhängern des Alten ihre Dienste geleistet hatte, wurde sie später auch nutzbar gemacht zum Kampfe gegen die Presbyterianer. Hier diente sie dazu, die bischöfliche Verfassung zu stützen, indem sie dieselbe als Teil eines Rechtszustandes darstellte, welcher unverändert aus der vorreformatorischen Zeit übernommen, mithin durch das Alter geheiligt sei. Noch in der Gegenwart ist jene nicht haltbare Lehre von der Kontinuität der Entwickelung, obgleich Gründe der Politik für ihre Aufrechterhaltung nicht mehr sprechen, durchaus die herrschende. Infolge derselben wird vielfach unterstellt, dafs die jetzige englische Staatskirclie mit der vorreformatorischen Kirche Englands identisch sei, und hieraus entsteht die unklare Vorstellung, als ob die jetzige englische Staatskirche mit der jetzigen römisch-katholischen Kirche näher als mit irgend einer anderen christlichen Kirche verwandt sei. Diese Ansicht beeinflufst dann wieder, wenn auch vielleicht nicht mit rechtlicher Notwendigkeit, so doch thatsächlich die Gestaltung der Beziehungen zur heutigen römisch-katholischen Kirche und zu anderen christlichen Kirchen der Gegenwart. Derartige Folgerungen können ebensowenig als berechtigt anerkannt werden wie die Grundanschauung, aus welcher sie hergeleitet sind. § 18.

2. Das Verhältnis der reformirten „Kirche von England" zu anderen christlichen Kirchen der Neuzeit. R e c h t l i c h grundlegend für die Beziehungen der Kirche von England zu anderen christlichen Kirchen ist der Art. 34 von 1563.» In demselben wird das Recht jeder b e s o n d e r e n Kirche anerkannt, ihre Tra1 Abgedruckt Anhang XI. Vgl. auch Art. 19: „Eccksia Christi visibilis est coetvs fidelium, in quo verbum Dei purum praedicatar, et sacramenta, quoad ea que necessario exigantur, iuxta Christi instilutum recte administrantur . .

§ 18. Verhältnis dar reformirten .Kirche v. England* m anderen der Neuzeit

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ditionen and Zeremonien zu ändern, so lange hierdurch keine Einrichtung getroffen wird, welche gegen das „Wort Gottes", d. h. die Bibel, verstöfst. Unter vorstehender Bedingung erkennt die Kirche von England die Gleichberechtigung anderer, neben ihr bestehender Kirchen an. Nun ergab sich aber die Schwierigkeit, diese Anerkennung des Nebeneinanderstehens m e h r e r e r gleichberechtigter Kirchen mit dem Wortlaut der von der Kirche von England übernommenen drei altchristlichen Bekenntnisse2 zu vereinigen, da in letzteren von „der katholischen Kirche" und „dem katholischen Glauben" als e i n h e i t lichen gesprochen wird. 3 Zum Zwecke einer solchen vereinigenden Auslegung wird von der Kirche von England das Vorhandensein einer g r ö f s e r e n „katholischen" Kirche fingirt, welche als bestehend aus allen denjenigen christlichen Kirchen gedacht wird, deren Gleichberechtigung die Kirche von England anerkennt. Die Kirche von England nennt sich gleichfalls „katholisch"4 um sich als Mitglied jener gröberen Gemeinschaft zu kennzeichnen. Das Wort „katholisch", mit Beziehung auf die Kirche von England gebraucht, enthält daher nicht den Anspruch auf Ausschliefslichkeit, wie z. B. in der Lehre der römischkatholischen Kirche. Dafs sich die Kirche von England „katholisch" nennt, hat ferner nicht den — häutig vermuteten — Zweck, eine besoLiders nahe Verwandtschaft derselben mit anderen Kirchen, welche sich gleichfalls „katholisch" nennen, anzudeuten. Endlich folgt aus dem Obigen, dais für das Recht der Kirche von England die Bezeichnung als „katholisch" überhaupt keinen Gegensatz gegenüber der Bezeichnung als „protestantisch"5 enthält. Eine Kirche, welche — wie z. B. die ' Das Nic&nische, das Athanasianische und das Apostolische Glaubensbekenntnis sind durch Art. 8 v. 1563 (abgedruckt Anhang XI) aufgenommen. s A p o s t o l i s c h e s Symbol in alter Form: „Credo in . . . Sanctam Ecclesiam ...", in vollständiger Form: „Credo in... Sanctam Ecclesiam Catholicam, Sanctorum communionem, . . .". — N i c ä n i s c h e s Symbol: „Credo ... Et unam Sanctam Catholicam et Apostolicam Ecclesiam. . . . " — A t h a n a s i a n i s c h e s Symbol: „Quicunque vult salvus esse, ante omnia opus habet, ut teneat Catholicam /¡dem; ... Fides autem Catholica haec est, . . . Haec est fides Catholica, quam nisi quisque fideliter firmiterque crediderit, salvus esse non poterit." * Es bezeichneten sich z. B. die zu den pananglikanischen Konferenzen vereinigten Bischöfe der englischen Kirche und der Tochterkirchen 1867 als „Bishops of Christ?* Holy Catholic Church in visible communion with the united Church of England and Ireland", 1878 als „Archbishops, bishops metropolitan, and other bishops of the Holy Catholic Church in full communion with tie Church of England." i Nach P h i l l i m o r e , Eccles. Law 3 ff. hat sich die englische K i r c h e in keiner ihrer feierlichen Urkunden („formularies") als „protestantisch" bezeichnet. [Bis zur neuesten Zeit aber wohl ebensowenig als „katholisch" in dem neueren, auf „Bischofskirchen" beschränkten Sinne. Die englische Staatskirche ist als eine „protestantische" unterstellt selbst in der e n d g ü t i g e n Fassung einer Adresse der Konvokation von Canterbury 1689. Näheres über die Fassung dieser Adresse bei P e r r y , Hist, of Engl. Ch. II, 547 c36 §21.] - Die Tochterkirchen haben sich meist ausdrücklich „reformirte Bischofskirche" oder „protestantische Bischofskirche" genannt. [Die konstituirende Versammlung (General Convention) der Kirche von Irland, 1870, bezeichnete diese Kirche in einer und derselben Erklärung (abgedruckt Church Year Book 1883 S. 452) nebeneinander als

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HI. Verhältnis der Kirche von England zu anderen christlichen Kirchen.

Kirche von England in den 39 Artikeln, Art. 19 u. a. — gegen die Zeremonien und Glaubenslehren anderer katholischer Kirchen protestirt, kann dennoch „katholisch" in obigem Sinne sein. Erkennt die Kirche von England nach Alt. 34 von 1563 die Möglichkeit eines Vorhandenseins gleichberechtigter Kirchen an, so läfst doch die in jenem Artikel hinzugefügte Bedingung, dafs deren Einrichtungen den Vorschriften der Bibel nicht zuwider seien, Raum für einen Streit darüber, bezüglich welcher e i n z e l n e n thatsächlich neben der Kirche von England bestehenden Kirchen jene Bedingung erfüllt sei. Die hochkirchliche Partei, welche gegenwärtig wieder in der englischen Staatskirche die herrschende ist, legt nun in dieser Beziehung entscheidendes Gewicht darauf, ob in der fremden Kirche das Amt der Bischöfe vorhanden ist. Demnach erkennt jene Partei nur diejenigen christlichen Kirchen als gleichberechtigt an, welche eine bischöfliche Verfassung besitzen und bei denen die Übertragung der bischöflichen Würde mittels Handauflegung durch andere Bischöfe seit der ältesten Zeit (nach der Theorie: seit derZeit der Apostel) nachgewiesen werden kann. Durch diese Unterscheidung wird für wesentlich eine bestimmte ä u f s e r e F o r m der Kirche erklärt, der I n h a l t der Kirche dagegen, ihre Glaubenslehre, unbeachtet gelassen. Überdies wird die Unterscheidung nicht auf die Kirchenfonn in ihrer G e s a m m t h e i t , sondern auf einen B e s t a n d t e i l jener Kirchenform aufgebaut unter Nichtbeachtung anderer, gleich erheblicher Bestandteile8. Endlich kann, trotzdem „Catholic and Apostolic" und „refnrmed and Protestant".] In den Staatsgesetzen wird die Staatskirche und deren Lehre meist als „protestantisch" bezeichnet. Es kann (trotz der gegenteiligen Behauptung von P h i l l i m o r e , a. a. 0. 0) eigentlich nicht zweifelhaft sein, dafs, wo die englische Kirche „protestantisch" genannt wird, auf eine allgemeine (wenn auch nicht ins einzelne gehende) Übereinstimmung ihrer Stellung und Glaubenslehre mit der Stellung und der Glaubenslehre der protestantischen Kirchen des Festlandes und Schottlands in gemeinsamem Gegensatz zu der römischen Kirche hingewiesen werden soll. So sind z. B. nach 1 Guil. III & Mar. (1688) sess. 2 c 2, Bill of Rights, s 1 (art. I X ) , 12 & 13 Guil. III (1700/1) c 2 s 1 thronfolgeberechtigt die „Hcirs . . . being Protestants", also ohne Unterscheidung, w e l c h e r protestantischen Kirche sie angehören; nach 12 & 13 Guil. III c 2 s :t soll jedoch der neue Herrscher, nachdem er vom Thron Besitz ergriffen hat, in K o m m u n i o n zur englischen Staatskirche treten. („That whosoever shall hercafter comc to the Pomessivn of this Crom shall joyn in Communion with the Church of England as bij Law established.") Vgl. ferner z. B. den Wortlaut des Vertrages v. Berwick v. 158(3 (abgedruckt § 10 Anm. 20). Daselbst wird die englische Religion als übereinstimmend mit der Religion Schottlands und mit der Religion anderer Fürsten (gemeint sind die protestantischen Fürsten des Festlandes) unterstellt. Diese gemeinsame Religion wird als „katholisch" bezeichnet. (In Schottland war damals zwar eine Verfassung mit „Bischöfen" angenommen worden, aber ohne Übertragung des Bischofsstandes durch bischöfliche Handauflegung.) 6 So wird z. B. nicht berücksichtigt, dafs die Verfassung der Kirche im Zusammenhang betrachtet eine wesentlich andere wird, wenn über den Bischöfen eine höhere kirchliche Gewalt von der Art wie die päpstliche steht. Die Übertragung der Bischofsweihe hat ferner eine andere Bedeutung, wenn sie ein völlig freiwilliger Akt der kirchlichen Behörde ist, als wenn die Erteilung der Weihe — wie in den regelmäfsigen Fällen in England (25 Hen. VIII c 20 8 6) — seitens der Staatsgewalt durch die schwersten Strafen erzwungen werden kann.

§ 18. Verhältnis der reformirten „Kirche v. England" zu anderen der Nenseit

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die bischöfliche Verfassung die anerkannte Verfassung der Kirche von England ist, nicht einmal zugestanden werden, dafs diese Verfassungsform in den grundlegenden Glaubensfestsetzungen der englischen Kirche als eine wesentliche Form j e d e r christlichen Kirche angesehen wird. Zwar wird in der Einleitung zu den Ordinationsvorschriften des Gebetbuchs1 die — geschichtlich in dieser Allgemeinheit n i c h t zutreffende 8 — Behauptung aufgestellt, dafs seit der apostolischen Zeit die 3 Grade der Bischöfe, Priester und Diakone in der christlichen Kirche vorhanden gewesen seien; es wird jedoch daselbst nicht behauptet, dafe die Bibel das Vorhandensein einer bischöflichen Verfassung vorschreibe. Ebensowenig enthält das Glaubensbekenntnis der 39 Artikel die Lehre von einer göttlichen Einsetzung der bischöflichen Verfassung. Art. 36 enthält nur das Bekenntnis, dafs die Ordinationsregeln des Gebetbuchs alles für die Ordination Notwendige und nichts Gottloses oder Abergläubisches vorschreiben; die Frage, ob sie etwas zwar nicht Gottloses oder Abergläubisches, aber Überflüssiges oder Unwesentliches enthalten, ist offen gelassen. In Art. 23, der von Berufung (Vokation) der Geistlichen handelt, wird nicht behauptet, dafs nur ein Bischof ordiniren könne, vielmehr wird offenbar absichtlich die auch auf eine nichtbischöfliche Verfassung anwendbare Redewendung gebraucht, dafs die Berufung durch diejenigen Personen zu erfolgen habe, „welchen in der Kirche das Recht, Geistliche zu berufen und in den Weinberg des Herrn zu schicken, öffentlich übertragen worden ist".9 Thatsächlich steht die Kirche von England gegenwärtig nur mit ihren Tochterkirchen im Verhältnis voller g e g e n s e i t i g e r Anerkennung. 1

Abgedruckt § 20 Anm. 2. Näheres bei R i c h t e r , Lehrbuch des Kirchenrechts § 8 und 9. 9 Die 39 Artikel sind abgedruckt im Anhang XI. Die angeführte Stelle des Art. 23 lautet: „. . . Atque Mos legitime vocatos et missos existimare debemus, qui per homines, quibus potestas vocandi ministros, atque mittendi in vineam Domini, publice concessa est in ecclesia, coaptati fuerint, et asciti in hoc opus." Kan. 7 v. 1604 (Anhang XII) verwirft nur die Behauptung, dafs die bischofliche Kirchenverfassung den Vorschriften der Bibel widerstreite; dafs sie positiv in der Bibel als einzig zulässige angeordnet sei, wird nicht behauptet. Kan. 55 v. 1604 schreibt das Gebet vor: „Precamini pro Christi sancta ecclesia catholica, id est, pro universo coetu christiani populi per orbem terrarum diffusi" (also ohne Beschränkung auf die Kirchen mit Bischofsverfassung). — Selbst in den Kanones von 1640 war nur in versteckter Weise und durch Hinzufllgung eines zweideutigen (an sich auf menschliches und göttliches Gesetz gleichmäßig anwendbaren) Ausdrucks der Versuch gemacht worden, eine göttliche Einsetzung der bischöflichen Verfassung zur Anerkennung zu bringen. Der durch c 6 auferlegte Eid lautet nämlich: „IA. B. do swear that I do approve the doctrine, and discipline, or government established in the church of England, as containing all things necessary to salvation; and that I will not endeavour by myself or any other, directly or indirectly to bring in any popish doctrine, contrary to that which is so established; nor will I ever give my consent to alter the government of this church by archbishops, bishops, deans, and archdeacons, etc. as it stands now established, and as by right (die hochkirchliche Partei verstand hierunter »göttliches Recht") it ought to stand, . . . " . Die Rechtsgiltigkeit dieser Kanones ist jedoch zweifelhaft, und von der Erzwingung vorstehenden Eides wurde schon 1640 auf Anordnung des Königs abgesehen (vgl. § 7 Anm. 32 u. 33). 8

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i n . Verhältnis der Kirche von England zu anderen christlichen Kirchen.

Seitens der e n g l i s c h e n Kirche werden ferner thatsächlich auch die übrigen Kirchen mit bischöflicher Verfassung, bei denen sie die Übertragung der Bischofsweihe durch eine ununterbrochene Reihe von Handauflegungen für nachgewiesen erachtet,10 als gleichberechtigt behandelt, so namentlich" die römisch-katholische, 12 die griechisch-katholische und die altkatholische Kirche. Die von Bischöfen, Priestern und sonstigen Barnten aller jener Kirchen innerhalb ihrer Zuständigkeit vorgenommenen Amtshandlungen werden von der englischen Kirche grundsätzlich als giltig angesehen.13 Nur soweit Beamte jener fremden Kirchen innerhalb des Verbandes der englischen Kirche auftreten wollen, oder soweit jene fremden Kirchen in das Landgebiet der englischen Kirche eingreifen, wird eine Reihe von Vorbehalten gemacht. 14 Mit Bischöfen 10 Nicht anerkannt werden z. B. die Bischöfe einiger methodistischer Sekten. Vgl. § 13 Anm. 10. Nicht anerkannt werden auch die Bischöfe der neuerdings aus Opposition gegen die „ritualistischen Exzesse in der Staatskirche" entstandenen Sekte „The Reformed Episcopal Church in England". Chronicle of Convocation Canterbury 1878 S. 170, 175—183. Über die Anerkennung der Bischöfe der „mährischen Brüder" (Herrenhuter) ist ein endgiltiger Beschlufs bisher nicht gefafst. Vgl. Bericht des Ausschusses der dritten pananglikanischen Konferenz v. 1888, bei S c h m i d t , Konferenz der Bischöfe etc. 1888. Augsburg 1889 S. 22, 65. 11 Über die Beziehungen zur „spanischen und portugiesischen reformirten Bischofskirche" und zu ähnlichen kleineren Gruppen in Frankreich und Italien vgl. Beschlufs der zweiten pananglikanischen Konferenz 1878, abgedruckt bei P e r r y , Mist, of Engl. Church III, 507 c 30 § 12, nnd Beschlufs der dritten pananglikan. Konferenz 1888, bei S c h m i d t a. a. O. S. 14, 64. Geistliche für reformirte Gemeinden in Spanien und Portugal sind neuerdings durch den anglikanischen Erzbischof v. Dublin geweiht worden. Über die Beziehungen zur bischöflichen Kirche in Schweden, und zu den (keine bischöfliche Weihe erteilenden) Kirchen in Norwegen und Dänemark vgl. Beschlufs der dritten pananglikanischen Konferenz 1888, bei S c h m i d t a. a. O. S. 14, 21, 60. 12 Nach Art. 22, 24, 28 der 39 Artikel stehen die Lehren des Fegefeuers und der Transsubstantiation sowie der Gebrauch einer Fremdsprache beim Gottesdienst im Widerspruch zur Bibel. Ebenso nach den übereinstimmenden Beschlüssen beider Häuser der Konvokation v. Canterbury v. 15. Febr. u. 16. Juni 1871 (abgedruckt § 14 Anm. 14) das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit. Mit Bücksicht auf die Bestimmungen in Art. 34 u. 19 der 39 Artikel erscheint es daher vom Standpunkt der englischen Kirche n i c h t zulässig, die römisch-katholische Kirche (wie es thatsächlich geschieht) als eine gleichberechtigte zu behandeln. 13

So wird z. B. eine nochmalige Ordination eines zur Kirche von England übertretenden römisch-katholischen Priesters n i c h t vorgenommen. Vgl. P h i l l i m o r e , Eccles. Law 145 Anm. i, 2284 ff. nnd die unten in Anm. 19 angeführten gesetzlichen Bestimmungen. — Die römisch-katholische Kirche ihrerseits behandelt die seit Eduard VI in der Kirche von England erfolgten Ordinationen als u n g i l t i g , namentlich unter Berufung auf die unter Eduard VI eingeführte F o r m der Ordination. R i c h t e r , Kirchenrecht § 109 Anm

5. 14

Vgl. jetzt namentlich 37 & 38 Vi ct. (1874) c 77 Colonial Clergy Act; ferner Erwägungsgründe im Gesetz 34 & 35 Vict. (1871) c 53: „ . . . whereas no ecclesiastical title of honour or dignity derived from any see, province, diocese, or deanery recognised by law, or from any city, town, place, or territory within this realm, can be validly created, nor can any such see, province, diocese, or deanery be validly created, nor can any pre•

§ 18. Verhältnis der refonnirtan .Kirche y. England" zu anderen der Kenseit

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der griechisch-katholischen and der altkatholischen Kirche haben Verhandlungen über volle gegenseitige Anerkennung stattgefunden, indessen nur in beschränktem Umfang za Ergebnissen geführt19 Gegenüber den Kirchen, welche keine durch Handauflegung fortgepflanzte Bischofswürde kennen, also namentlich gegenüber den protestantischen Kirchen des Festlandes und Schottlands, hat im Laufe der Zeit die Übung bezüglich der thatsächlichen Anerkennung ihrer Gleichberechtigung geschwankt. Unter Elisabeth und Jakob I wurden die Geistlichen der aufserenglischen Kirchen mit nicht bischöflicher Verfassung seitens der herrschenden Meinung als rechtmäfsig ordinirte Priester anerkannt;10 unter Elisabeth" und vorübergehend selbst nach eminence or coercive power be conferred otherwise than under the authority and by the favour of Her Majesty, her heirs and successors, and according to the laws of this realm; ..." 11 VgL Bruno Bauer, Einflufs des englischen Qnäkertnms auf die deutsche Kultur und auf das englisch-russische Projekt einer Weltkirche. Berlin 1878. Verhandlungen der Pananglikanischen Konferenzen, Berichte von Komites der Eonvokation von Canterbury „On Intercommunion" im Chronicle of Convocation. — Jetzt sind für die Beziehungen zu den Altkatholiken Hollands, Deutschlands, Österreichs (in letzterem Lande bisher thatsächlich ohne Bischof), zu den Christkatholiken der Schweiz, und zu den griechisch-katholischen Kirchen namentlich massgebend die Beschlüsse der dritten pananglikanischen Konferenz v. 1888, bei Schmidt, Konferenz der Bischöfe etc. 1888. Augsburg 1889 S. 14, 21, 22, 61 ff, 66 ff. w Im Vertrag von Berwick, 1586 (abgedruckt § 10 Anm. 26) ist die in Schottland und von den protestantischen Fürsten des Festlandes geübte Religion ohne irgend einen Vorbehalt bezüglich der bischöflichen Verfassung als gleichberechtigt mit der in England geübten Religion anerkannt. Ball, The Reformed Church of Ireland, 2. Ausg. 347 (Appendix FF) führt Bacon, Advertisement (geschrieben gegen Ende der Regierung Elisabeths) dafür an, dafs dort der Widerspruch gegen die Gültigkeit der außerhalb Englands erfolgten nichtbischöflichen Ordinationen als etwas Neues behandelt wird. Als 1610 den schottischen (nicht durch bischöfliche Handauflegung geweihten) Bischöfen die Bischofsweihe durch englische Bischöfe erteilt wurde, erklärte Erzbischof Bancroft es für unnötig sie vorher zu Diakonen und Priestern zu weihen, da an Orten, wo eine bischöfliche Ordination nicht zu erlangen sei, eine durch Presbyter erfolgte Ordination als giltig angesehen werden müsse. Spotiswood, Hist, of Church and State of Scott., Ausg. 1851, III, 208, 209. Vgl. jedoch H e y l i n , Hist. Pres. p. 387 (angeführt bei Collier, Eccles. Hist. VII, 364). — Als nach der Wiederherstellung des Königtums unter Karl II bei der Weihe von Bischöfen von Schottland dieselbe Frage auftauchte, wurde sie in entgegengesetztem Sinne entschieden. Als Bramhall, Erzb. v. Armagh, nach 1660 preabyterianische Priester seines Bistums neu ordinirte, liefs er die Giltigkeit nichtbischöflicher Ordinationen dahingestellt, indem er in die Weihebriefe die Klausel aufnahm; „non annihilantes priores ordines (si quos habuit) nec validitatem aut invaliditatem eorum determinants, multo minus omnes ordines sacros ecclesiarum forensium condemnantes, quos proprio judici rehnquimus: sed solummodo supplentes quiequid prius defuit per canones ecclesiae Anglicanae requisitum." Vesey, Life (angeführt bei Ball, a. a. O. 162 Anm.) 11

Nach 13 Eliz. (1571) c 12 s 1 soll jede Person unter dem Grad eines Bischofs, welche behaupte „to be a Priest or Minister of Oodes holy Word and Sacraments, by reason of any other fourme of Institution Consecration or Orderyng" als die Ordinationsvorschriften Eduards VI oder Elisabeths, seine Zustimmung zu den 39 Artikeln erklären.

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ID. Verhältnis der Kirche von England zn anderen christlichen Kirchen.

Wiederherstellung der bischöflichen Verfassung unter Karl II 1 8 wurde geduldet, dafs Priester, welche nicht durch Bischöfe ordinirt waren, sogar innerhalb des Verbandes der Kirche von England amteten. Seit dieser Zeit wurde jedoch die Ansicht herrschend, dafs die Kirchen ohne Bischofsverfassung nicht als gleichberechtigt anzuerkennen seien. Dies ist auch gegenwärtig die herrschende Ansicht. Sie hat, wie oben darzuthun versucht, keine Stütze in den grundlegenden Rechtsnormen der Kirche von England. Sie ist ebensowenig in späteren St;iatsgesetzen in dieser Allgemeinheit gebilligt. Nur einen e i n z e l n e n Punkt entscheidet das Uniformitätsgesetz Karls II ebenso, wie er nach der herrschenden Lehre von der allgemeinen Nichtanerkennung der nichtbischöflichen Kirchen zu entscheiden wäre: es verbietet, dal's im V e r b ä n d e der e n g l i s c h e n S t a a t s k i r c h e ein Geistlicher angestellt werde, welcher nicht die Weihe durch einen Bischof erhalten hat.19 Dies ist noch jetzt geltendes Recht. Unter (lieser Bedingung soll er im Besitz de9 Amtes und der Pfründe bleiben. Auch für neue Übertragungen eines Amtes ist in diesem Gesetz nichts anderes bestimmt. — Darüber, dafs unter Elisabeth thatsächlich Geistliche, welche nicht von Bischöfen ordinirt waren, im Verbände der Kirche von England amteten, s. K e h l e , Hooker's Tlocis vol. I p. L X X V I (angeführt bei B a l l a. a. 0. 346). " 12 Car. II {1660) c 17 bestimmt, dafs unter der Bedingung der Leistung des Treu- und Supremateides jede „ecclesiasticalperson, ordained by any Ecclesiastical persons" vor 2ö. Dezb. 1609, in Amt und Pfründe, woraus sie während der Revolution vertrieben war, wieder eingesetzt werden solle. 19

14 Car. II (1662) c 4 s 9: „. . . from and after the Feast of St. Bartholomew 1662 no person who now is Incumbent and in possession of any Parsonage Vicarage or Benefice and who is not already in Holy Orders by Episcopall Ordination or shall not before the said Feast day of St. Bartholomew be ordained Preist or Deacon according to the forme of Episcopall Ordination shall have hold or enjoye the said Parsonage etc. . . . " (Dies enthält eine Abänderung des in Anm. 18 angeführten Gesetzes 12 Car. II (1G60) c 17) s 10: „. . . no person . .. shall . . . be capable to bee admitted to any Parsonage Vicarage Benefice or other Ecclesiastical Promotion or Dignity nor shall presume to consecrate and administer the Holy Sacrament of the Lords Supper before such time as he shall be ordained Preist according to the forme and manner in and by the said Booke (Gebetbuch) prescribed unlesse he have formerly beene made Preist by Episcopall Ordination .. . .* s 11: „Provided that the penalties in this Act shad, not extend to the Forreiners or Aliens of the Forrein Reformed Churches allowed or to be allowed by the Kings Majestie . . . In der Einleitung zu den Ordinationsvorschriften des Gebetbuchs heifst es mit ausdrücklicher Beschränkung auf die Kirche von E n g l a n d : „ . . . no man shall be accounted or taken to be a lawful Bishop, Priest or Deacon in the Church of England, or suffered to execute any of the said Functions, except he be caUed, tried, examined, and admitted thereunto, according to the Form hereafter following, or hath had formerly Episcopal Consecration or Ordination." Vgl. auch 37 & 38 Vict. (1874) c77 Colonial Clergy Act. s 3, 4.

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§ 19. Das Verfahren gegen Ketzer.

§ 19-

8. Das Verfahren gegen Ketzer." Verfolgungen wegen Ketzerei waren bis gegen Ende des 14. Jhdts. in England sehr selten.1 Ein bestimmtes Verfahren hatte sich in dieser Zeit anscheinend noch nicht ausgebildet. Kirchenversammlungen and Prälaten gingen mit Einsperrung, Degradation und „Überlieferung an • S t a b b s , ContUi. Sutory I I I , 366 ff., o 19 i 404. — S t u b b s , Hatoricai Apftndix IIS.M zu Bericht der EccUüatHcal Courti CommuoHm 1883 (Drucksachen des P a r l a m e n t s , Report» Bd. XXIV). 1

1. Der früheste überlieferte Fall betrifft ein Verfahren in Oxford 1168 (über das Datum s. S t u b b s , Const. Eist. I, 505 Anm. 1 c 12 § 140). Hierüber berichtet W i l h e l m v. N e w b n r g h {Rer. Brit. Scr. No. 82) I, 133: „ . . . comprehensi, tentique sunt in custodia publica. Rex . .. episcopale praecepit Oxoniae concilium congregari . . . Moniti, ut poenitentiam agerent, et corpori ecclesiae unirentur, omnem consilii salubritatem spreverunt . . . Tunc episcopi . . . eosdem publice pronuntiatos haereticos corporati disciplinae subdendos catholico principi tradiderunt. Qui praecepit haereticae infamiae characterem frontibus eorum inuri, et, spectante populo, virgis coereitos urbe expeUi, districte prohibens ne quis eos vel hospitio recipere, vel aliquo solatio confovere praesumeret." — Vgl. Assisa Clarendon 1166 (Stubbs, Select Charters 8. 143) c21: „Prohibet etiam dominus rex, quod nuttus in tota Anglia receptet in terra sua vel soca sua vel domo sub se, aliquem de secta Worum renegatorum qui excommunicati et signati fuerunt apud Oxeneforde. Et si quis eos receperit, ipse erit in misericordia domini regis; et domus, in qua Uli fuerint, portetur extra viRam et combwratur ..." S t u b b s , Eist. App. II S. 52 a. a. 0. and Const. Eist. III, 366 Anm. 1 c 19 § 404 (s. daselbst anch die Belegstellen) führt an, dafs noch folgende Fälle von Ketzerverfolgnngen vor 1377 bekannt seien: 2. 1210 wurde ein Albigenser in London verbrannt. Ob ein förmliches Verfahren stattgefunden hatte, ist nicht bekannt. Vermutlich war infolge des Interdikts jedenfalls kein k i r c h liches Urteil ergangen. (VgL auch Befehl König JohannB an seine Beamten v. 20. Novbr. 1214, betr. Ausrottung der Ketzer in der Gascogne, bei Rymer, Foedcra, 4. Ausg. 1,126.) 3. 1*222 wurde in Oxford ein zum Judentum übergetretener Diakon degradirt, der weltlichen Behörde überliefert und verbrannt oder gehängt. 4. 1236. Anweisung Heinrichs III an den Sheriff v. Yorkshire, einen Ketzer, dessen Einsperrung der Prior der Dominikaner ohne eigentliche Jurisdiktion angeordnet hatte, und andere der Ketzerei Beschuldigte zu verhaften und bis auf weiteren Befehl des Königs einzusperren. Über das weitere Verfahren ist nichts bekannt. 5. 1240. Ein Karthusianer in Cambridge wurde, weil er unehrerbietig vom Papst gesprochen hatte, verhaftet und vor den Legaten geschickt. Über das weitere Verfahren ist nichts bekannt6. 1286/8 wurde ein gewisser Richard Clapwell vom Erzbischof exkommuniziert. Er ging nach Rom, wurde dort zum Stillschweigen gebracht und starb wahnsinnig. 7. 1311 und 1312. Die Anklagen gegen die Templer wurden vor Provinzialkonzilien erörtert. Die Abhörung der Angeklagten und die weiteren richterlichen Handlungen erfolgten vor besonderen Inquisitoren unter päpstlichen Anweisungen. (In I r l a n d erfolgten die ersten Verbrennungen wegen Ketzerei 1324 und 1327. Litteratur bei S t o k e s , Ireland and the Anglo-Norman Church 375 Anm 1.) 8. 1330 während der Verfolgung der Franziskaner wurden nach Chron. Monasterii de Melsa (Rer. Brit. Scr. No. 43) II, 323 einige derselben „in Anglia in quadam sylva" verbrannt. S t u b b s , Const. Hist. II, 492 Anm. 3 c 16 § 265 erachtet jedoch die Thatsache als hierdurch nicht genügend beglaubigt. Vgl. auch Verhaftungsbefehl des Königs v. 3. Oktob. 1333, bei R y m e r , Foedera 4. Ausg. II, 870. 9. 1336 wird ein Franziskaner als Ketzer vor den Bischof von London gebracht und von ihm in Stortford eingesperrt. Er stirbt im Gefängnis. F. H a k o w e r , Verfusong der Kirche von Englud.

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III. Verhältnis der Kirche von England zu anderen christlichen Kirchen.

den weltlichen Arm" vor. Die Könige vollstreckten in einigen Fällen die Urteile der Kirchengerichte; in anderen Fällen schritten sie auch selbständig gegen Ketzerei ein. In der zweiten Hälfte des 13. Jhdts. war die Nachforschung nach Ketzern eine der Aufgaben des Sheriff im turnus vicecomitis. Die Rechtsabhaudlungen aus jener Zeit betrachten Ketzerei als ein Verbrechen gegen das Landesrecht und nennen — wie bei einigen anderen Verbrechen, so auch bei der Ketzerei — als Strafe die Verbrennung.2 Die Fälle von Ketzerverfolgungen mehrten sich schnell seit dem Auftreten Wycliffes (etwa seit 1363) und der auf seinen Lehren fufsenden Sekte der Lollarden. Zunächst noch wurde in e i n z e l n e n Fällen durch königlichen Erlafs dem Bischof, welcher es beantragte, gestattet, den verurteilten Irrgläubigen im Gefängnis zu halten3. 2

G l a n v i l l a (gegen 1180—90) kennt noch bei keinem Verbrechen — namentlich auch nicht bei Brandstiftung, Buch XIV c 4 — die Strafe der Verbrennung. B r a c t o n , De Legibus etc., lib. III tract. 2 c 0 § 2 (gegen 1230—57; Ber. Brit. Scr. No. 70, II, 300): „ . . . (Clericus, si) . . . convictus fuerit de apostasia, . . . primo degradetur, et postea per tnanum laicalem comburatur, secundum quod accidit in concilio Oxoniensi, celebrato a bonae memoriae S. Cantuariensi archiepiscopo, de quodam diacono qui se apostatavit pro quadam Judea, qui cum esset per episcopum degradatus, statim fuit igni traditus per manum laicalem." Fleta (gegen 1290) lib. I c 29 De Abjurationibus. § 7: „Committentes autem Sacrilegium per Ecclesiam tueri non debent, sed per Clcrum judicandi et degradandi: et hoc idem dicitur de Clericis Apostatis, quibus convictis, per Clerum statim degradentur, deindeque per Manum comburentur Cleriealem" ('soll wohl heifsen: „Laicalem"); lib. I c 35 § 2: „Christiani autem Apostatae, Sortilegi et hujusmodi detractari debent et comburi." B r i t t o n (gegen 1291/2), lib. I c 10 De Arsouns: „Ausi soit enquis de ceux qe felounousement en tens de pes eynt autri blez ou autri mesouns arses; et ceux qi de ceo serount atteyntz soint ars, issint qe eux soint puniz par meymes tele chose dunt il peccherent. Et meymes tieljugement eynt sorciers et sorceresces, et renyez, et sodomites, et mescreauntz apertement atteyntz(Nach Note hierzu im Manuscript N., abgedruckt in der Ausgabe von N i c h o l s I, 42 Anm. z, können die kirchlichen Behörden die Untersuchung gegen Zauberer, Sodomiten, Renegaten und Irrgläubige führen und die schuldigen Personen dem königlichen Gericht zur Vollstreckung der Todesstrafe überliefern; daneben könne auch der König Untersuchungen führen und „come bon Mareschal de la Chrestieneté" die Todesstrafe vollstrecken. Diese Noten sind wahrscheinlich zwischen 1295 u. 1316 verfafst. N i c h o l s , a. a. 0. Einleitung S. LXI); lib. I c 30 § 3: bei dem turnus vicecomitis sind unter anderem Untersuchungen anzustellen „de renyez et mescreauntz". Mirrour aux Justices (Ende 13. Jhdt.) c 4 s 14: „Le judgement de Heresy est quadruple, le un est exeommengement, le autre degradation, le tierce disherison, et le quart d'estre arse en cendres." s 15: „Le judgement de arson se fornist per pendre a la mort, qui soloit fornir per arder; ..." s Vgl. Erlafs Eduards I I I v. 20. März 1370 an den Bischof v. London (abgedruckt R y m e r , Foedera 4. Ausg. III, 889: „Quia aeeepimus, per inquisitionem vestram, quod Nicholaus de Drayton . . . coram vobis congrue convictus et pro her etico adjudicatus existit; Quodque, in suo errore nephando . . . nequiter perseverans, ad fidei catholicae unitatem redire non curavit nec curat in praesenti, licet saepius ad hoc excitatus et induetus, sententiam majoris excommunicationis in hac parte ineurrendo, . ..; Cum igitur, saneta mater ecclesia ita tales hereticos prosequitur, ne suo veneno alios inficiant, ut in carcerìbus custodirà praecipiat;

g 19. DM Verfahren gegen Eetcer.

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Der erste Versach einer für a l l e Fälle anwendbaren staatlichen Gesetzgebung erfolgte durch 5 Etc. I I st. 2 (1382) c 5, anscheinend nach erfolgter Verständigung mit dem Papst.4 Gegenüber Personen, welche ketzerische Lehren predigen, und ihren Begünstigern sollten sich die Prälaten an den königlichen Kanzler wenden können; dieser sollte dann die königlichen Beamten anweisen, die von den Prälaten bezeichneten Personen zu verhaften und gefangen zu halten, bis sie sich nach dem Gesetz der Kirche rechtfertigen.3 In einem Patent des Königs vom 12. Juli 1382 wurden ferner die Bischöfe ermächtigt, alle Ketzer zu verhaften und sie im Gefängnis zu halten, bis sie widerrufen, oder bis der König und sein Rat anderweit über sie verfügen würden; die staatlichen Beamten wurden angewiesen, die hierauf bezüglichen Befehle der Bischöfe auszuführen.8 Noch in demselben Jahre stellte das Unterhaus des Parlaments das Verlangen, das Gesetz 5 Sic. II st. 2 c 5 möge aufgehoben werden, weil es ohne Befragung des Unterhauses zu Stande gekommen sei. Der König versprach die Gewährung der Bitte; trotzdem wurde in der Gesetzesrolle nicht vermerkt, dafs jenes Gesetz aufgehoben werde.' 1387 erging dann, nunmehr im Einverständnis mit Super quo nobis supplicastis, ut vobis dictum Nicholaum carcerali custodiae vestrae mancipare, et ipsum in carcere vestro custodire, quousque errorem suum hujusmodi nephandum revocaverit, et ad fidei catholicae unitatem redire voluerit, licentiam in hac parte specialem concedere dignemur; Nos, . .., quantum in nobis est, licentiam concedimus specialem." 4 Vollmacht dea Königs v. 5. Mai 1381, mit dem Papst Uber das Verfahren gegen Schismatiker zu verhandeln und das Bündnis mit dem Papst zn bestätigen, bei Rymer, Foedera 4. Ausg. IV, 114. * Nach dem Eingang des Statuts 6 Ric. II st. 2 ist dasselbe von allen Ständen angenommen worden, c 5 lautet: „ . . . . Orderte est en cest parlement qe commissions du Boi soient directz as Visconti et autres Ministres du Moi .... après et solonc les certificacions de prelati ent affaires en la Chanceüarie de temps en temps darester toutz tieux precheours et lours fauteurs maintenours et abettours et de les tenir en arest et forte prisone tantqe ils se veuillent justifier selonc reson et la ley de Seinte Eglise: et le Boi voet et commande qe le Chancelier face titles commissions a touz les foitz qil sera par les prelatz ou ascun de eux certifie et ent requis come dessuis est dit." Nach Stubbs, Const. Hist. I I , 487 Anm. 2 c 16 § 265 ist vorstehendes Statut in der Tagung vom 7.— 22. Mai beschlossen worden. 6 Wilkins, Concilia III, 156: „ . . . Nos . . . praefato archiepiscopo (von Canterbury), eiusque suffraganeis, ad omnes et singulos, qui dictas conclusiones sic damnatas praedicare, seu manutenere veUent, clam vel palam, ubicunque inveniri possent, arrestandos, et prisonis suis propriis, seu aliorum pro eorum beneplacito committendos, in eisdem detinendos, quousque ab errorum et haeresium pravitatibus resipiscant, vel de hujusmodi arrestatis, per nos vel concilium nostrum aliter foret provisum, auctoritatem et licentiam, tenore praesentium, concedimus et committimus speciales. Mandantes insuper et injungentes universi» et singulis ligeis ministris et subditis nostris .... (ut) .... archiepiscopo, eiusque suffraganeis, ac ministris suis in executione praesentium pareant, obediant humiliter, et intendant. . . ." 1 In der Tagung vom 6.-24. Oktober 1382 beschlofs das Unterhaus des Parlaments eine Bittschrift, dafs jenes Gesetz widerrufen werden möge (Bot. Pari. III, 141.) : „ . . . . Laquid ne fuist unqes assentu ne grante par les Communes, mes ce qe fuist parle de ce, fuist sanz assent de lour; Qe celui Estatut soit annienti, qar il n'estoit mie lour entent 13«

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III. Verhältnis der Kirche von England zu anderen christlichen Kirchen.

dem Parlamentsunterhaus, ein erneuter Befehl des Königs an seine Beamten, worin die Einsperrung von Ketzern und die Einziehung ketzerischer Bücher verfügt wird. In diesem Befehl ist eine Mitwirkung kirchlicher Behörden nicht vorgesehen. An letztere erging jedoch eine gesonderte Aufforderung zum Einschreiten.8 Strengere Mafsregeln wurden erst unter der nächsten Regierung ergriffen. Das Gesetz 2 Hen. IV (1400/1) c 15, erlassen auf Petition sowohl der Geistlichkeit als des Parlamentsunterhauses9, verordnete als Strafe für das Verbreiten ketzerischer Lehren Einsperrung im bischöflichen Gefängnis nach Belieben des Bischofs, für Weigerung des Abschwörens und für Rückfall den Feuertod. Es gestattete Verhaftung des Beschuldigten unmittelbar durch den Bischof und machte nach gefälltem kirchlichen Urteil die königlichen Beamten zu willenlosen Vollstreckern dieses Urteils'0. Kurz vor Verkündung dieses Gesetzes d'estre justifiez, ne obliger lour ne lour successours as Prélats pluis qe lours auncestres n'ont este en temps passez." Antwort: ,,Y plest au Roi." Aus welchen Qründen ein Vermerk über Aufhebung des Gesetzes in die Gcaetzesrolle nicht aufgenommen wurde, ist nicht bekannt. S t u b b s , Const. Hist. II, 493 Anm. 1, 630, c 16 § 265, c 17 § 293. In den Gesetzen der Reformationszeit ist 5 Ric. II st. 2 c 5 als giltig behandelt, z. B. in 25 Hen. V I I I (1533/4) c 14 s 2 bestätigt worden. 8 W i l k i n s , Concilia I I I , 204. Erlafa des Königs vom 30. März 1387 an den Sheriff von Nottingham und andere Beamte: assignavinms vos . . . . ad omnes et singulos libros . . . . praedictos . . . . investigandos, capiendos, et arrestandos . . . .: ac ulterius ad proclamandum, ne quis . . . . sub poena imprisonamenti et forisfactura omnium, quae nobis forisfaeere poterit, aliquos hujusmodi libros . . . . de caetero emere vel vendere, seu aliquas hujusmodi pravas et nefarias opiniones manutenere et docere praesumat quovismodo; et ad omnes Mos, quos post proclamationem et inhibitionem praedictos inveniretis in contrarium facientes similiter arrestandos, et prisonis nostris mancipatidos, in eisdem detinendos, quousque pro eorum deliberatione aliter duxerimus ordinandum. . . ." H e n r . de K n y g h t o n , Chronik (Ausgabe T w y s d e n . Vgl. Anhang X I V , I I 1 c No. 92) 2708: Rex vero sano Consilio tocius parliaments in hac parte utens, jussit archiepiscopo Cantuariensi caeterisque Episcopis Regni ut officium suum singuli in suis diocesibus secundum jura canonica acrius et ferventius exercerent, delinquente» configurent, librosque eorum Anglicos plcnius examinarent, errata exterminarent populumque in unitatem fidei orthodoxae reducere studerent, . . . . Et jussit rex statim absque dilatione literas suas patentes in singulos comitatus regni velocius mitti, et in quolibet comitatu certos inquisitores de hujusmodi libris et eorum fautoribus instituit, praecipiens eis ut remedium celerius apponerent, rebelles proximo carceri maneiparent donee rex eis mitteret. Sed executio tarda et quasi nulla affuit. . . ." 9 Die Petition des Parlamentsunterhauses hatte gelautet (abgedr. Rot. Pari. I I I , 473): „Item priount les Communes qe qant ascun Homme ou Femme, de quel estât ou condition q'U soit, soit pris et emprisone pur Lotterie, qe maintenant soit mesne en respons, et eit tiel juggement come il ad deservie, en ensample d'autres de tid maie secte, pur legerement cesser lour malveis Predications et lour tenir a Foy Christien." Antwort: „Le Roi le voet." 10 „.. . loci Diocesanus . . . ipsam personam .. . possit . . . facere arrestari et sub salva custodia in suis carceribus detineri, quousque . . . abjuraverit . . . Ita quod dictus Diocesanus per se vel Commissarios suos contra hujusmodi personas sic arestatas et sub salva custodia remanentes ad omnem juris effectum publice et judicialiter procedat, et negocium hujusmodi infra très menses post dictam arestacionem, impedimento legitimo cessante, terminet juxta canonicas sancciones. Et si aliqua persona in aliquo casu

§ 19. DM Verfahren gegen Ketier.

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erteilte in einem Einzelfall der König den Befehl zur Verbrennung einer von der Konvokation wegen Ketzerei verurteilten Person (26. Febr. 1401)." Im Jahre 1406 wurde ein neues Gesetz gegen die Lollarden von dem Parlament und dem König vereinbart. Dasselbe sollte bis zum nächsten Parlament Giltigkeit haben. Es war darin eine U r t e i l s f ä l l u n g durch König und Parlamentsoberhaus — ohne Mitwirkung kirchlicher Gerichte — vorgesehen. Dies Gesetz wurde jedoch nicht in die Gesetzesrolle aufgenommen; aus welchem Grunde ist nicht bekannt12 superius exprestato coram loci Diocesano seu Commissariis guis canonice fuerit convicta, tunc idem Diocesanus dictam personam sic convictam pro modo culpe et secundum qualitatem delicti possit in suis carceribus facere custoditi prout et quamdiu discrecioni sue videbitur expedire; ac ulterius eandem personam, preterquam in casibus quibus secundum canonicas sancciones rdinqui debeat Curiae seculari, ad finem pecuniarium Domino Regi solvendum ponere, prout hujusmodi finis eidem Diocesano pro modo et qualitate delieti competens videatur; . ... Et si aliqua persona ... coram loci Diocesano vel Commissariis suis convicta fuerit, et hujusmodi nephandas sectam predicaciones doctrinas opiniones scolas et informaciones debite abjurare recusaverit, aut per loci Diocesanum vel Commissar rios suos post abjuracionem per eandem personam factam pronunciata fuerit relapsa, ita quod secundum canonicas sancciones relinqui debeat Curiae seculari, super quo credatur loci Diocesano seu Commissariis suis in hac parte, tunc Ticecomes iUius loci, et Major et Vicecomi tes seu Vicecomes aut Major et Battivi Civitatis Ville vel Burgi ejusdem Comitatus, die to Diocesano seu dictis Commissariis magis propinqui, in Sentenciiê per dictum Diocesanum aut Commissarios suos contra personas hujusmodi et ipsarum quamlibet proferendis, cum ad hoc per dictum Diocesanum aut Commissarios ejusdem fuerint requisiti, personaliter sint présentes; et personas Mas et quamlibet earundem post hujusmodi sentencias prelato» recipiant, et easdem coram populo in eminenti loco comburi faciant, .. .." 11

Abgedruckt bei R y m e r , Foedera 3. Ausg. III Teil IV, 197. Ober die rorhergehenden Verhandlungen vergi. Stubbs, Const. Hist. III, 32 f. e 18 § 306. — Nach Stubbs a. a, 0. III, 370 c 19 § 401 — gegen Blackstone, Comm. IV, 46 — ist dies der einzige bekannte Fall eines writ ,/le haeretico comburendo" vor dem Erlafs des Gesetzes 2 Hen. IV c 15. In diesem Gesetz ist die Notwendigkeit eines königlichen Befehls nicht Torgeschrieben, doch scheint ein solcher später thats&chlich eingeholt worden zu sein (vgL z.B. im Falle Badbys 1409, Wilkins, Conc. III, 328 „ex decreto regio"). DM Gesetz 25 Hen. VIII c 14 (vgl. unten bei Anm. 20) erforderte ausdrücklich die Einholung eines writ de haeretico comburendo. Aus der Zeit nach Aufhebung des letzteren Gesetzes vgl z. B. den königl. Befehl v. 1556 betreffend die Verbrennung des Erzbischofs Cranmer bei Car dwell, Doc. Ann. I, 168; einen Befehl von 1558 bei Wilkins, Concilia IV, 177. 13 Botuli Parliamentorum III, 583: „Item, mesme le jour, le dit Monsieur Johan (der Sprecher des Unterhauses) myst avaunt en Parlement un Petition touchant les Lollardes, et autres parlours et controvours des Novelx et des Mensonges, et pria en noun des ditz Communes, qe mesme la Petition purroit estre enactez et enrôliez en Rolle de Parlement, et tenuz pur Estatuit tan q'al proschein Parlement: Quel prier le Roy, de l'advys et assent des Seigneurs en Parlement, graciousement ottroia. De quel Petition le tenure s'ensuit en cestes parois: . . . . Q'en cas q'ascun homme ou femme . .. preche, publie, ou mainteigne notoirement, ou tiegne, use, ou exercize ascuns Escoles d'ascun Secte ou Doctrine desore en avaunt encountre les suis ditz Foye Catholike, et sacramentz de seinte Esglise, et la determination d'icette ; ou preche, publie, ou maynteigne notoirement, ou escrive, ou publie, ascune cedule par ont le poeple purra estre moevez pur oustir ou toüir les temporelx Possessions de suis ditz Prelatz et Ministres de seinte Esglise .. . .; ou preche .... qe Richard nadgairs Roy, qi mort est, serroit en pleine vie ....; ou qe

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III. Verhältnis der Kirche Ton England zu anderen christlichen Kirchen.

Auf der Konvokation der Südprovinz in London 1409 wurden eingehende Yorbeugungsmafsregeln gegen die Verbreitung ketzerischer Lehren beschlossen und nähere Vorschriften darüber gegeben, in welcher Weise die Verfolgung der Übertreter durch das bischöfliche Gericht zu geschehen habe.13 Ein neues, strenges Gesetz, 2 Hen. V st. 1 (1414) c 7, erging nach Niederschlagung eines lollardischen Aufstandes. Den früheren Strafbestiramungen gegen hartnäckige und rückfallige Ketzer wird darin die Einziehung des Vermögens der Hingerichteten hinzugefügt. Das unbewegliche Gut soll au den Lehnsherrn, das bewegliche an den König fallen. Das Verfahren wird dahin ergänzt: die königlichen Beamten sollen dem Bischof bei Verhaftungen Hilfe leisten; die königlichen Richter sollen selbständig Voruntersuchung (inquest) gegen Ketzer anstellen; die Verdächtigen sind jedoch stets dem Kirchengericht auszuliefern, welches nach s e i n e m Verfahren das Urteil fällt.14 Diese Gesetzgebung blieb mafsgebend bis zur Reformation. In allen diesen Gesetzen und Verordnungen ist die Zulässigkeit einer Strafvollstreckung gegen Ketzer an die Thätigkeit des B i s c h o f s oder des b i s c h ö f l i c h e n G e r i c h t s angeknüpft. Auf diese Weise wurde England seitdem vor dem Auftreten besonderer Ketzerrichter bewahrt" und hierdurch die Verfolgung gemildert. In den exemten Bezirken hatten gleichfalls die Diözesanbischöfe — auf Grund einer Übertragung durch den Papst — das Recht, gegen Ketzer vorzugehen.16. Aufsei* den Bischöfen public . . . . ascune pretense fauxe Prophecie a votre poeple, en commocion et affraye d'icette; Iis . . . . soient aresiuz . . . . pur les aver corporelment au proschein Parlemcnt lors enstuint, pur respoundre, receyver, et attendre tielx jugementz come ils aueront deservil, et de eux serrount renduz par Vous et vos heirs et les Paires du votre Boiaume; " - Vgl. S t u b b s , Const. Hüt. III, 371 c 19 § 404. 13 Die Beschlüsse sind abgedruckt bei W i l k i n s , Concüia III, 314. Das am Schlüsse der Konzilienbeschlüsse bei W i l k i n s und bei M a n s i XXVI, 1012 abgedruckte königliche, mit Zustimmung der Stände erlassene Dekret gehört nicht zu diesem Konzil, sondern ist identisch mit dem Parlamentsgesetz 2 Hen. IV c 15. — Über Versuche im Parlament 1410, eine Milderung des Gesetzes 2 Hen. IV c 15 dahin durchzusetzen, dafs die Abbttfsung der Gefängnisstrafe im k ö n i g l i c h e n Gefängnis zu erfolgen habe, vgl. S t u b b s , Const. Hist. III, 65 Anm. 4 c 18 § 316. 14 „. .. . por tant qe la conusance des Heresies errours ou Lollardries apparteignent as Juges de Seinte Esglise et nemye as Juges seculers. . . ." 15 Gelegentlich der Verfolgung der Templer (i. J. 1309ff.) sandte der Papst eine Vollmacht für besondere Inquisitoren in England, Schottland und Irland. Der König gab ihnen Schutzbriefe, ermächtigte sie „per legem ecclesiasticam" vorzugehen und wies die königlichen Beamten an, ihnen behilflich zu sein; er betraute auch einen besonderen Beamten mit der Beaufsichtigung des ganzen Verfahrens und mit der Unterstützung der Inquisitoren. R y m e r , Foedera 4. Ausg. II, 93, 94, 100, 104, 111, 133. — Nach S h i r l e y , Einl. S. LXXI zu Fasciculi Zizaniorum (Rer. Brit. Scr. No. 5) ist es zweifelhaft, ob der Karmeliter Thomas Netter v. Waiden nicht lange nach dem Konzil v. Pisa (1409) auf Bitte des Parlament« zum Generalinquisitor für England ernannt worden ist. — Vgl. auch H i n s c h i u s , Kirchenrecht V, 456 Anm. 4. " VgL L y n d w o o d , Provinciale Buch V Tit. 5 S. 296 de haereticis, Glosse zu „Ordinarii": „Episcopi in suis dioecesibus qui habent ordinariam jurisdictionem circa non exemptos suae dioecesis. Circa exemptos vero in sua dioecesi existentes habent jurisdictionem

s 10. D u Vierfallren gegen Ketzer.

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und ihrem Gericht waren mitmnter auch die kirchlichen Provinzialsynoden bei der Verfolgung d«er Ketzer thätig; als u r t e i l e n d e Behörden traten jedoch die Synodem nur selten auf." Heinrich VHI in einer Prolklamation von 1530 schärfte seinen Beamten die Bestimmungen der friüheren Ketzergesetze nochmals ein und gab einige ergänzende Yorschrifften.18 Drei Jahre später erfolgte durch das Gesetz 25 Hen. VIII (153,3/4) c 14 unter Beibehaltung der bisherigen Strafbestimmungen ein® Änderung des Verfahrens im Sinne gröfserer Freiheit.19 Das Hauptiverfahren verbleibt auch nach diesem Gesetz den Kirchengerichten. D>as Verfahren vor letzteren mufs jedoch öffentlich sein. Ferner ist Zeugenbeweis erfordert. Endlich ist ausdrücklich vorgeschrieben, dafs "vor einer Hinrichtung der Befehl des Königs (writ de haeretico comburemdo) einzuholen sei.80 Der schnelle Fortschritt freierer kirchlicher Anschauungen nötigte den König, welcher in Glaubensssachen eine Reformation nicht wünschte, zu weiteren Mafsnahmen. Das Gesetz 31 Hen. VIII (1539) c 8 gab dem König eine Verordnungsbefugnis., welche bei Erlassen gegen Ketzerei eine besonders weite sein sollte.121 Zugleich erging das Sechs-ArtikelGesetz, 31 Hen. 71Zi(1539) c 14. Dasselbe enthält in seinen Strafbestimddegatam a Papa . . . . Cognitio . . haenesis duobus tantum judicibtis in jure permittitur viz. Episcopo loci, et Inquisitori haereticiae pravitatis a sede Apostolica deputato." 11 Die Konstitution des Erzbischofs Chichele von Canterbury v. 1. Juli 1416 (Willi ins, Concilia I I I , 378) schreibt vor, dlafa die Bischöfe, Archidiakone and Kommissare mindestens zweimal im Jahre in den eimzelnen Bezirken nach Ketzern forschen sollen. Nachdem die Bischöfe gearteilt haben, sollten sie der nächsten Konvokation Uber Urteil nnd Vollstreckung Bericht erstatten, auch die Prozeßakten dem Offizial des Erzbischofs zur Aufbewahrung übergeben. — Eine Zusammenstellung aller einzelnen Fälle von Ketzerverfolgungen, welche aus den Jahren 1377—1466 bekannt sind, und des in jedem einzelnen Fall eingehaltenen Verfahrens giebt S t u b b s , Hist. Append. II, S. 64ff. zu Bericht der

Ecclea. Court» Commisnon 1883.

" Abgedruckt W i l k i n s , Conc. I I I , 737. Niemand soll ketzerische Lehren durch Wort oder Schrift, Abhaltung von Versammlungen oder Schulen yerbreiten; niemand aufser den angestellten Kirchenbeamten soll ohme Erlaubnis des Bischofs predigen. Ketzerische Bücher Bollen abgeliefert werden. Übertreter Bollen auf Veranlassung des Bischofs verhaftet werden nnd im Gefängnis bleibem, bis sie sich vom Verdacht reinigen oder abschwören. Überführten kann der Bischof «ine in seinem Gefängnis abzubüßende Freiheitsstrafe oder eine an den König zu entrichtende Geldbufse auferlegen. Wird die Abschwörang verweigert [in der Urkunde fehlt „not"], oder liegt Rückfall vor, so soll der staatliche Vollstreckungsbeamte bei der Urteilsfällung des Kirchengerichts gegenwärtig sein und dieselbe vollstrecken. Die staatlichen Richter sollen nach Ketzern forschen, dieselben verhaften und dem Bischof zur Aburteilung ausliefern. — In demselben Jahre erging eine fernere milder gefaßte Proklamation des Königs, durch welche die Ablieferung ketzerischer Bücher befördert werden sollte. Abgedr. W i l k i n s , Conc. III, 740. 19 2 Hen. IV c 15 wird durch s 1 aufgehoben (die Fassung des Gesetzes ist in dieser Beziehung allerdings nicht ganz klar); durch s 2 werden, soweit das neue Gesetz nicht entgegensteht, 5 Ric. II st. 2 c 5 undl 2 Hen. V st. 1 c 7 bestätigt; s 7 erklärt, dafs Sprechen gegen den Papst und seine Dekrtete nicht als Ketzerei anzusehen ist 20 Vgl. oben Anm. 11. » 8 2 a. E.

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ETI. Verhältnis der Kirche von England zu anderen christlichen Kirchen.

man gen insofern eine V e r s c h ä r f u n g gegenüber den früheren Gesetzen, als es nicht erst bei Verweigerung des Abschwörens oder Rückfall straft, sondern schon bei der ersten Meinungsäufserung. Andererseits enthält es insofern eine Milderung, als nach ihm wegen Ketzerei, daher mit Verbrennen nur bestraft wird die Äufserung bestimmter gegen die Lehre der T r a n s s u b s t a n t i a t i o n verstofsender Meinungen. Der Widerspruch gegen fünf andere Hauptlehren wird als Felonie mit dem Tode nur bedroht, wenn er in öffentlicher Predigt, Schule oder Versammlung kundgegeben ist, wenn er hartnäckig aufrechterhalten wird, oder wenn Rückfall vorliegt; sonst erfolgt geringere Bestrafung.22 Das Verfahren ist wesentlich geändert, indem königlichen Kommissionen mit Strafgewalt die Ausführung des Gesetzes anvertraut wird.23 Neben das Sechs-Artikel-Gesetz trat dann noch 34 & 35 Hen. VIII (1542/3)" c 1, welches bei Widerspruch gegen Lehren, welche vom König in bestimmter Form seit 1540 veröffentlicht worden waren oder bei Lebzeiten Heinrichs VIII noch veröffentlicht werden würden, nur Geistliche, wenn sie hartnäckig Unterwerfung verweigern oder zum zweiten Mal rückfällig sind, mit dem Feuertode bedroht, bei Laien aber Todesstrafe selbst bei hartnäckigem Widerspruch oder wiederholtem Rückfall nicht kennt.25 Ein hierauf bezügliches Strafverfahren soll vor dem M Über das Sechs-Artikel-Gesetz vgl. § 16a. Schon das „AoM opinion" wird nach dem Wortlaut des Gesetzes bestraft. Die späteren, in § 22 Anm. 20 angeführten Abftndernngsgesetze, welche noch unter Heinrich VIII erlassen wurden, berühren nicht die obigen Hauptbestimmungen. " s 7 ff. die Erzbischöfe, Bischöfe und ihre Kanzler oder Kommissare sollten zu Mitgliedern der Kommissionen ernannt werden. " Vgl. auch 32 Hen. VIII (1540) c 26 Concerning Christes Religion, welches bestimmt: „that all and every determinations declarations decrees difßnitions resolutions and ordenaunces, as according to Goddis wourde and Christes gospell by his Majesties advice and confirmation by his lettrcs patentis undre his Graces greate seale shall at anny tymc hereafter be made sett furth declared decreed diffined resolved and ordeyned, by the said Archebishops bishops and doctours (eine vom König ernannte Kommission) novie appointed or other personnes hereafter to be appoincted by his roial Majesty or Mis by the hole clergie of England, in and uppon the matiers of Christes religion and christien faith and the laufutt rites ceremonies and observations of the same, shalbe in all and every poincte by all his Graces subjectis . . . . fully beleved obeyed observid and perfourmed . . . . upon the paynes and penalties therin to be comprised . . . . provided . . . . that nothing shalbe doon ordeynid defyned or provided by auctoritie of this acte, whiche shalbe repugnant or contrariant to the lawes and statutes of this Realme; . ..." — Dies Gesetz bezog sich ( P e r r y , Hist, of Engl. Church I I , 170 c 10 § 17) auf die beabsichtigte Umarbeitung der 1537 veröffentlichten „Institution of a Christian Man" (vgl. über dies Bnch § 6 Anm. 26). Das Ergebnis der Umarbeitung, das Buch „The Necessary Erudition of any Christian Man" (vgl. hierüber § 6 Anm. 27), wurde jedoch erst 1513 veröffentlicht und fiel dann unter das Gesetz 34 & 35 Hen. VIII c 1. 25 s 17 bestimmt, es solle der Geistliche: bei erstem Vergehen widerrufen bei Weigerung oder bei abschwören und ein Reiserbündel (faggot) Rückfall tragen bei Weigerung oder wiederals Ketzer verbrannt werden und das beholtem Rückfall wegliche Vermögen verwirken;

§ 19. Dm Verfahren gegen KeUer.

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Bischof und zwei Friedensrichtern, oder vor zwei Mitgliedern des Staatsrats, oder vor königlichen Kommissaren anhängig gemacht werden. Die Regierung Eduards VI begann im Gesetz 1 Ed. VI (1547) c 12 mit Aufhebung sämmtlicher bisher erlassenen Gesetze betreffend Glaubenssachen.28 Dennoch wird aus den nächsten Jahren seiner Regierung Verbrennung einer Anabaptistin und eines Sozinianers wegen Ketzerei berichtet.2' Durch 1 & 2 Fhü. & Mar. (1554 & 1554/5) c 6 28 wurden die drei älteren Ketzergesetze, welche vor Heinrich VIII bestanden hatten, nicht jedoch die Ketzergesetze des letzteren, wieder in Kraft gesetzt. Elisabeth hob in 1 Eliz. (1558/9) c 1 das vorbezeichnete Gesetz Marias und die drei darin genannten älteren Gesetze wieder auf.2® Der Begriff der „Ketzerei" wurde jedoch hierdurch nicht aufgegeben. Er ist vielmehr im Gesetz ausdrücklich festgestellt, im wesentlichen als „Widerspruch gegen die klare Lehre der Bibel oder der 4 ersten allgemeinen Konzilien".3i) Bestehen blieb ferner die staatliche Verhaftung der von Kirchenbehörden wegen Ketzerei oder abweichender Glaubenslehren Exkommunizirten.31 Trotzdem die eigentlichen Ketzergesetze aufder Laie:

bei erstem Vergehen

widerrufen und 20 Tage Gefängnis erhatten abschwören und ein Reiserbündel tragen

bei Weigerung des Widerrufs ober bei Rückfall das bewegliche Vermögen verwirken nnd auf bei Weigerung oder wiederLebenszeit gefangen gehalten werden. holtem Rückfall » 8 2 hebt auf: 5 Ric. II st. 2 c 5, 2 Hen. V st. 1 c 7, 25 Hen. VIII c 14, 31 Hen. VIII c 14, 34 & 35 Hen. VIII e 1, 35 Hen. VIII c 5 (letzteres Gesetz hatte einige prozessualische Bestimmungen des vorhergehenden gemildert) „and all and every other Acte concerning doctrine and matters of Religion." " P e r r y , Hist, of Engl. Ch. II, 200 c 11 § 30: Uai 1549 eine Frau Johanna Bocher, 15. April 1551 Georg van Paris. Die Urteile der auf Grund königlichen Auftrages unter Vorsitz des Erzbischofs Cranmer amtenden Gerichtshöfe sind abgedruckt bei W i l k i n s , Cone. IV, 42-45. M An Acte for the renueng of three Estatutes made for the punishement of Heresies; es setzt wieder in Kraft 5 Ric. II at. 2 c 5; 2 Hen. IV c 15; 2 Hen. V st. 1 c 7. i9 An Acte restoring to the Croicne thauncyent Jurisdiction over the State Ecclesiasticall and SpiritualI, and abolyshing all Forreine Pouter repugnaunt to the same; s 6. 30 Nach s 8 gehört zur königlichen Macht auch Corrección of Heresies; die Ausübung dieser Befugnis kann an commissioners Übertragen werden (es ist Teil der high commission). s20 bestimmt: „The .. . commissioners .. . shall not in any wise have Aucthoritie or Power to order determine or adjudge anny Matter or Cause to bee Heresie but onelye suche as heretofore have been determined ordred or adjudged to bee Heresie by thaucthoritee of the Canonical! Scriptures, or by the first fowre generali Councelles (Vgl. jedoch 39 Artikel, Art. 21, abgedr. Anhang XI), or any of them, or by any other generali Counceü wherin the same was declared Heresie by thexpresse and playne woordes of the sayd Canonicall Scriptures, or suche as hereafter shall bee ordredd judged or determined to bee Heresye by the Highe Courte of Parlyament of this Realme withe thassent of the Clergie in their Convocacion; .. .." *' 5 Eliz. (1562/3) c 23 s 7: in Fällen von „Heresie or Errour in Matters of Religyon or Doctryne nowe receyved ... in the ... Churche of Englande." (Ausführlicher abgedruckt in § 61 Anro. 19).

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n i . Verhältnis der Kirche von England za anderen christlichen Kirchen.

gehoben waren und kein bestehendes Parlamentsgesetz den Feuertod androhte,32 erfolgten doch im Jahre 1575 zwei Verbrennungen,33 im Jahre 1579 eine Verbrennung wegen anabaptistischer Ketzerei.34 Auch aus der Regierung Jakobs I werden zwei Fälle berichtet (1612), in welchen Ketzer verbrannt wurden. Es wurde hierbei nach altem Verfahren vorgegangen: das bischöfliche Gericht bezw. der Bischof persönlich fällte das Urteil, der König wies seinen Kanzler an, den ivrit de haeretico comburendo an den weltlichen Vollstreckungsbeamten zu senden, und letzterer vollstreckte.35 Ein Recht der Kirchengerichte, wegen Ketzerei Geld- und Freiheitsstrafen zu verhängen, war auch in d i e s e r Zeit allgemein anerkannt. Die immer noch gefährliche Waffe wurde den kirchlichen Behörden auch durch die erste Revolution nicht endgiltig aus der Hand genommen. Das Gesetz, welches den High Commission Court aufhob, 16 sq. Car. I (1640 ff.) e i l , untersagte die Auferlegung einer Geld-, Gefängnisoder Leibesstrafe in irgend einer Sache, welche vor ein Kirchengericht gehört.38 Während der Herrschaft der Presbyterianer im englischen Parlament wurde durch Parlamentsverordnung vom 2. Mai 1648 der hartnäckige Widerspruch gegen bestimmte Glaubenslehren mit schweren, von dem w e l t l i c h e n Richter zu verhängenden Strafen bedroht.31 Nach Wiederherstellung des Königtums wurde indessen zu 31 Vgl. auch Coke, Reports XII, 56 ff. Nach Coke, Reports XII, 93 gaben in 9 Jac. I vier Richter ein Gutachten dahin ab, dafs der Erlafs eines writ de haeretico comburendo noch zulässig sei (Coke hielt den writ für unzulässig. Vgl. jedoch Coke, Instit. III, 39 ff.), dafs es jedoch sicherer sei, die Verurteilung des Ketzers durch den High Commission Court zu bewirken. 33 F ü l l e r , Church Hist., Ausg. 1845, IV, 390. Verbrennungsbefehl bei R y m e r , Foedera 3. Ansg. VI Teil IV, 161, W i l k i n s , Conc. IV, 281 f. 34 P e r r y , Hist. of Engl. Ch. II, 315 Anm. 3 c 19 § 3. 34 F ü l l e r , Church History, Ausgabe 1845, V, 422ff. In einem dritten Falle erfolgte gleichfalls eine Verurteilung, der König liefs den Schuldigen jedoch nur ins Gefängnis werfen, und dort starb er. F ü l l e r a. a. 0. 424. — S t u b b s , Append. I S. 46 Ziff. 4 zu Bericht der Eccles. Courts Commission 1883: „Legate wurde verurteilt vom consistory court des Bischofs King v.London, Weight von Bischof Neile persönlich. G a r d i n e r , Jas. I, II, 44; H a i e , Pleas of the Crown I, 30." M Vgl. § 7 Anm. 36. 31 Vdg. des Langen Parlaments v. 2. Mai 1648 For the punishing of Blasphemies and Heresies, with the several penalties therein expressed. Hartnäckiges Aufrechthalten und Veröffentlichen von Behauptungen gegen bestimmt angeführte Lehren [im wesentlichen: Dreieinigkeit; dafs die Bibel Gottes Wort; Auferstehung; jüngstes Gericht], falls Abschwörung verweigert, soll als Felonie ohne Klerikalprivileg mit dem Tode bestraft werden. Falls Abschwörung erfolgt, so soll der Abschworende im Gefängnis bleiben, bis er selbst bürgt und zwei steuerzahlende Personen sich für ihn verbürgen, dafs er künftig dergleichen nicht behaupten oder veröffentlichen werde. Rückfall soll als Felonie ohne Klerikalprivileg mit dem Tode bestraft werden. Bei Veröffentlichen oder hartnäckigem Behaupten bestimmter anderer Irrtümer [namentlich: dafs a l l e erlöst werden; Bilderdienst; Fegefeuer; dafs niemand verpflichtet sei m e h r zu glauben als er begreifen könne; gegen die 10 Gebote; gegen die Sakramentgnatur von Taufe und Abendmahl; gegen Kindertaufe; für Wiedertaufe; gegen die Erlaubtheit des Gottesdienstes der englischen (damals presbyteriani-

§ 10. Das Verfahren gegen Ketzer.

203

dem früheren Rechtszustand zurückgekehrt, indem das Gesetz 13 Car. H (1661) st. 1 c 12 die oben erwähnte Bestimmung des Gesetzes 16 Car. I c 11 aufhob und zugleich erklärte, dafs jenes frühere Gesetz den Bischöfen und ihren Beamten nicht die ordentlichen Gewalten habe entziehen wollen, dafs diese Gewalten vielmehr fortbeständen.38 Einige Jahre später beseitigte das Gesetz 29 Car. II (1677) c 9 die Zulässigkeit der Todesstrafe auf Grund von Urteilen kirchlicher Behörden. Die Verhängung rein kirchlicher Strafen für Ketzerei und ähnliche Vergehen wurde jedoch auch für die Zukunft ausdrücklich vorbehalten.39 Seit dem Ende des 17. Jhdts. ist die Befugnis der Kirchengerichte zur Verhängung von Strafen wegen Nichtunterwerfung unter die Glaubenslehren der Staatskirche allmählich noch weiter eingeschränkt worden,40 ohne jedoch vollständig beseitigt zu werden. Gegenwärtig ist eine kirchliche Strafverfolgung gegen Laien, wie überhaupt, so auch indem besonderen Fall der Ketzerei fast ganz aufser Übung; nur in den Grenzen einer Disziplinarstrafgewalt gegenüber Geistlichen der S t a a t s k i r c h e machen die Kirchengerichte mitunter noch Gebrauch von ihrer Zuständigkeit für Verfolgungen wegen Abweichung von den staatskirchlichen Glaubenslehren.41 sehen) Kirche und die Natur ihrer Geistlichen als wirklicher Geistlicher; gegen Kirchenregierung durch Presbyterien; gegen die Macht des Staates (in kirchlichen Angelegenheiten), wie dieselbe in England durch Gesetz bestimmt; gegen jeden Waffengebraach selbst für eine gerechte Sache in Öffentlicher Verteidigung], der soll zum Widerruf vor der kirchlichen Gemeindeversammlung (congregation) aufgefordert werden. Falls der Widerruf nicht erfolgt, Gefängnis bis zur Bürgschaftsleistung wie oben. Vdg. des Rumpfparlaments v. 9. August 1650 Against several Atheistical, Blasphemous and Execrable Opinions, derogatory to the honor of Qod, and destructive to human society. Dieselbe richtet sich mehr gegen das Aufrechthalten u n s i t t l i c h e r (der bestehenden Gesellschaftsordnung widerstrebender) Lehren. » Vgl. § 7 Anm. 69. M An Act for takeing away the Writt De Heretico cumburendo. s 1: „Bee it enacted . . . That the Writt commonly called Breve de Heretico comburendo with all Processe and Proceedings thereupon in order to the executeing such Writt or following or depending thereupon and all punishment hy death in pursuance of any Ecclesiastical! Censures be from henceforth utterly taken away and abolished... 8 2: „Provided alwayes That nothing in this Act shall extend or be construed to take away or abridge the Jurisdiction of Protestant Arch-Bishops or Bishops or any other Judges of any Ecclesiastical! Courts in cases of Atheisme Blasphemy Heresie or Schisme and other damnable Doctrines and Opinions but tluit they may proceede to punish the same according to his Majestyes EcclesiasticaU Lawes by Excommunication Deprivation Degradation and other Ecclesiastical! Censures not extending to death in such sort and noe other as they might have done before the makeing of this Act.. . ." 40 Zuerst durch 1 Guil. & Mar. (1688) c 18 s 3 wurde eine kirchliche Verfolgung wegen Nichtkonformität für unzulässig erklärt gegenüber protestantischen Andersgläubigen, falls sie bestimmte Förmlichkeiten erfüllen. 41 Über das Vorgehen der K o n v o k a t i o n e n gegen ketzerische Lehren im 18. und 19. Jhdt. vgl. § 54 bei Anm. 62—65. — Über das Gesetz 9 Guil. III (1697/8) c 36 vgl. § 61 Anm. 23.

IV. Der geistliche Stand und die Weihegrade. § 20.

1. Allgemeines." Seit der Reformation1 bestehen in England nur die drei Weihegrade des Diakons, des Priesters und des Bischofs. 2 Die Angehörigen dieser drei Weihegrade bilden den geistlichen Stand. Der Bischofsgrad ist nach der in der Kirche von England herrschend gewordenen Ansicht ein völlig selbständiger, nicht etwa nur eine besondere, mit dem Priestergrade im Einzelfall verbundene Würde.3 Die fünf tieferen Grade der römischen Kirche, ostiarius, lector, exorcista, acolutha, sxtbdiaconus, kamen anscheinend erst mit Einführung der neuen Gebetbücher und Ordinationsvorschriften unter Eduard YI in Wegfall. Längere Zeit bestand jedoch noch das Amt eines reader, und dies Amt ist auch neuerdings wieder belebt worden. Dasselbe soll an den römischen Weihegrad des lector anknüpfen. In der heutigen Gestaltung ist aber jedenfalls ein besonderer W e i h e g r a d des reader von dem A m t e desselben nach keiner Richtung unterscheidbar; auch bleibt der reader Laie. 4 Ähnlich verhält es * B l n n t , The Book o] C.urck Lau, Buoh III c 1. — P h i l l i m o r e , Ecclu. Law 106 ff. 1 Für die angelsächsische Zeit vgl. P h i l l i p s , Angelsächsische Rechtsgeschichte §61. 2 Einleitung zu den Ordinationsvorschriften des Gebetbuchs: „It is evident unto all men diligently reading the holy Scripture and ancient Authors, that from the Apostles' time there have been these Orders of Ministers in Christes Church: Bishops, Priests and Deacons And therefore to the intent that these Orders may be continued and reverently used and esteemed in the Church of England; no man shall be accounted or taken to be a lawful Bishop, Priest, or Deacon in the Church of England . . . . except he be called, tried, examined and admitted thereunto, according to the Form hereafter following, or hath had formerly Episcopal Consecration or Ordination." 3 Ober das kanonische Recht s. R i c h t e r , Kirchenrecht § 103 Anm. 11. In England wurde z. B. von Aelfric im Brief an Bischof Wulfsin (sog. canones Aelfrici 2. Hälfte d. 10. Jhdts., abgedr. bei T h o r p e , Ancient Laws etc. 441 ff.) bestritten, dafs ein besonderer bischöflicher Weihegrad zu unterscheiden sei. c 17: „. . . . Nis na mare betwyx maesse-preoste and bisceop, buton )>aet se bisceop bii gesett to hadigenne preostas, and to bisceopgenne cild, and to halgyenne cyrcan, and to gymenne Godes gerihta, fortan f>e hit waere to maenigfeald, gif aelc maesse-preost swa dyde, and hy h abb a A aenne had, \>eah se oder sy wur&or." („Es ist nichts Mehreres zwischen einem Messepriester und einem Bischof, auiser dafs der Bischof eingesetzt ist, um Priester zu weihen und Kinder einzusegnen und Kirchen zu heiligen und Gottes Gerechtsame wahrzunehmen, denn es wäre zu mannigfaltig, wenn jeder Messepriester so thäte; und sie haben e i n e n Stand, obgleich der andere würdiger ist.") Das Gleiche wurde später von den Lollarden und Presbyterianern gelehrt Auf einem ähnlichen Standpunkt steht das von einem Bischofskomite verfafste und vom König genehmigte Buch Institution of a Christian Man, 1537. P e r r y , Eist, of Engl. Ch. II, 152 c 9 § 19.

§20.

Allgemeines.

205

sich mit dem Amte der Diakonisse; auch sie tritt nicht in den geistlichen Stand.3 Der geistliche Stand wird durch die Erlangung eines der drei Weihegrade erworben, und er bleibt anabhängig davon, ob der Inhaber ein bestimmtes Amt bekleidet, für die Lebenszeit desselben bestehen. Er wird verloren durch Degradation, oder (T>©i Priestern und Diakonen) seit dem Gesetz 33 & 34 Yict. c 91 (Clerical DisMities Act, 1870) durch freiwilligen Austritt unter Beobachtung bestimmter Förmlichkeiten.6 Jeder Weihegrad wird durch eine feierliche Übertragung desselben erworben. Diese Übertragung wird „Ordination" oder „consecratwn" genannt; beide Worte bezeichnen denselben Akt,' doch wird nach dem jetzigen Sprachgebrauch in der Regel das erstere allein auf die Diakonsund Priesterweihe, das letztere allein auf die Bischofsweihe bezogen. Der Üertragende mufs selbst im bischöflichen Weihegrad sein. Bei der Bischofsweihe sollen aufserdem noch zwei andere Bischöfe zugezogen werden.8 Entsprechend sollen auch bei der Diakons- und bei der Priesterweihe bestimmte Personen aufser dem weihenden Bischof zugegen sein oder mitwirken.0 Keine dieser Weihen gilt als Sakrament.10 Ebenso wie der geistliche Stand im allgemeinen, ist auch der Besitz jedes Weihegrades unabhängig von der Bekleidung eines bestimmten Amtes und wird insbesondere durch Austritt aus dem Amt nicht verloren. Bei E r w e r b des Weihegrades besteht allerdings t h a t s ä c h l i c h ein Unterschied zwischem dem bischöflichen Weihegrad und den beiden niederen insofern, als die Übertragung des ersteren — von anfsergewöhnlichen Verhältnissen abgesehen — erst nach Zuweisung eines bestimmten 4

Über das Amt des reader vgl. § 46. Über Diakonissen vgl. § 47. * Erfolgt solch Anstritt, so erlischt z. B. das Recht des früheren Pfarrers auf Pension (34 & 35 Vict. c 44 s 15, Incumbents Resignation Act, 1871.) — Vgl. auch das Verbot eines derartigen Austritts in Kan. 76 v. 1604 (Anhang XII). 7 Es lautet z. B. die Oberschrift der Vorschriften Uber Bischofsweihe im Gebetbuch: „The Form of ordaining or consecrating of an Archbishop or Bishop." 8 Ordinationsvorschriften des Gebetbuchs; vgl. auch 25 Hen. VIII (1533/4) c 20 a 3, 4 (Anhang X), 26 Ben. VIII (1534) c 14 s 5 (§ 39 Anm. 4). Über das kanonische Recht vgl. R i c h t e r , Kirchenrecht § 184 Anm. 23. Für England hatte auf Anfrage Augustins (6. Frage) Gregor I im J. 601 geantwortet (Haddan & S t u b b s , Counc. III, 21): „Et quidem in Anglorum ecclesia, in qua adhuc tolus tu Episcopus inveniris, ordinäre Episcopum non aliter nisi sine Episcopis potes . . . . Cum . . fuerint Episcopi in propinquis tibi locis ordinati, per omnia Episcoporum ordinatio sine adgregatis tribus vel quatuor Episcopis fieri non debet." — Für Schottland s. Schreiben Calixtus* II v. 1119 bei Haddan & S t u b b s II, 192. Gebrauch bei den alten Briten und Iren war Weihe durch nur einen Bischof; H a d d a n & S t u b b s I, 155. Für Ostindien ist Weihe durch nur 2 Bischöfe zugelassen in 3 & 4 Guil. IV (1833) c 85 8 99. 9 Die Ordinationsvorschriften des Gebetbuchs bestimmen für alle drei Weihen, dafs ein Bischof unter Handauflegung die Übertragtin ga worte spreche. Bei der Priesterweihe sollen die anwesenden Priester, bei der Bischofsweihe die anwesenden Bischöfe gleichfalls die Hand auflegen. Kan. 31 u. 35 v. 1604 (Anhang XII) schreiben ( sowohl für Priesterais Diakonsweihe die Anwesenheit bestimmter Personen aufser dem Bischof vor. 10 33 Artikel v. 156-J, Art. 25 (Anhang XI). 5

206

IV.

Der geistliche Stand und die Weihegrade.

Amtes und zwar als letzter Akt dieser Zuweisung erfolgt, während bei letzteren in der Regel die Übertragung des Weihegrades der Zuweisung eines bestimmten Amtes vorhergeht. Deshalb zeigen schon bei der Ü b e r t r a g u n g die Grade des Diakons und des Priesters, nicht aber äufserlich auch der Grad des Bischofs, ihre Unabhängigkeit vom Amt. Im Anschlufs an die Bestimmungen des kanonischen Rechts" beschränkt jedoch auch das gegenwärtige englische Recht die Übertragung des Diakon- und des Priestergrades ohne die Aussicht auf ein bestimmtes Amt. Die näheren Vorschriften enthält Kan. 33 von 1604. Danach ist die Weihe nur zulässig, wenn der zu Weihende die Zuweisung eines bestimmten — vom Bischof oder anderen zu vergebenden — Kirchenamtes in sicherer Aussicht hat, wenn er bepfründetes Mitglied (fettow) eines College an den Universitäten Cambridge oder Oxford ist, oder wenn er den zweiten Universitätsgrad (den Titel master of arts) seit fünf Jahren erlangt hat und von eigenem Vermögen lebt; 12 weiht der Bischof ohne diese Voraussetzungen, so mufs er dem Geweihten, bis derselbe ein Amt erhält, den nötigen Unterhalt gewähren. Die Übertragung des niederen Weihegrades mufs der Übertragung des nächst höheren vorangehen. Zwischen der Weihe zum Diakon und der Weihe zum Priester soll in der Regel der Zwischenraum eines Jahres liegen; die Übertragung beider Weihegrade an einem Tage ist jedenfalls verboten.13 Die Diakonsweihe setzt bei dem zu Weihenden das Alter von 23 Jahren voraus, die Priesterweihe darf nur Personen von mindestens 24 Jahren, die Bischofsweihe nur Personen von mindestens 30 Jahren erteilt werden.'* " Die Geschichte derselben bei R i c h t e r , Kirchenrecht § 108 und für England bei P h i l l i m o r e , Eccles Law 120. 12 Hiernach ist nur der römische titulus beneficii und mit der Beschränkung auf masters of arts der tit. patrimonii aufrechterhalten, der tit. mensae (Unterhaltung durch Dritte) aber beseitigt. Kan. 33 y. 1604 ist im Anhang XII abgedruckt. 13 Ordinationsvorschriften des Gebetbuchs: It must be declared unto the Deacon, that he must continue in that Office of a Deacon the space of a whole year (except for reasonable causes it shall otherwise seem good unto the Bishop) "; Kan. 32 v. 1601 (Anhang XII). " Kan. 34 von 1604 (abgedruckt Anhang XII); Einleitung zu den Ordinationsvorschriften des Gebetbuchs: „And none shall be admitted a Deacon, except he be Twentythree. years of age, unless he have a Faculty. And every man which is to be admitted a Priest shall be full Four-and-twenty years old. And every man which is to be ordained or consecrated Bishop shall be fully Thirty years of age;" 13 Eliz. (1571) c 12 s 4: „And that none shalbe made Mynister (dies hier gleichbedeutend mit „Priester") or admitted to preache or mynister the Sacraments, being under thage of foure and twenty yeres, nor wiles he fyrst bring to the Bisshop of that Diocesse, from Men knowne to the Bishop to be of sound Religion, a Testimoniall both of his honest lyfe and of his professing the Doctryne expressed in the said Artycles; nor unless he be able to aunswere and render to the Ordynary an Accompt of his faith in Latyne, according to the said Articles, or have special Gyfte and Habilitie to be a Precher; nor shalbe admitted to thorder of Deacon or Ministerie, units he shall fyrst subscribe to the saide Artycles;" 44 Geo. Ill (1804) c 43: behufs Beseitigung von Zweifeln und behufs Herstellung einer gleichmäfsigen Übung in England und Irland werde unter Vorbehalt der bisherigen Dispenaationsrechte der Erzbischöfe v. Canterbury und Armagh bestimmt, dafs bei N i c h t i g k e i t „no person shall be admitted a deacon before he shall have attained the age of 23 years compleat,

§ 20. Allgemeine«.

207

Die kanonische Vorschrift, dafs Ungetaufte and Frauen unfähig sind, Weihegrade zu erlangen, wird in England beachtet; nicht jedoch werden ea die ins einzelne gehenden Bestimmungen über die irregvlaritates ex 1 defectu und ex delicto getaufter Männer." An Stelle derselben wird aufser den bereits erwähnten Vorschriften über das erforderliche Alter nur verlangt, dafs der Bischof aus eigener Wissenschaft oder durch genügendes Zeugnis den tugendhaften Lebenswandel und die Unbescholtenheit, und durch Prüfung die Kenntnis der lateinischen Sprache und genügendes Unterrichtetsein in der Bibel bei dem zu Weihenden feststelle.14 Als Zeugnis der bisherigen Führung wird eine Bescheinigung (letters testimonial) des College der Universität oder, wenn der zu Weihende aufserhalb der Universität sich aufhält, mindestens dreier Geistlicher gefordert.17 Auch soll in der Pfarrkirche des zum Diakon oder Priester zu Weihenden ein Aufgebot behufs Anzeige etwaiger Hinderungsgründe erlassen werden,18 wie ein solches Aufgebot auch Teil des Gottesdienstes bei der Weihe zu allen drei Graden ist. Die vorgeschriebene Prüfung wird meist durch eine vom Bischof ernannte Prüfungskommission (Examining

Chaplains) abgehalten. 19

Es

wird in der Regel für die Diakonsweihe der Nachweis theologischer Universität«- oder Seminarbildung durch Beibringung von Universitätszeugnissen bezw. durch Empfehlung des Seminarvorstehers verlangt, und die bischöfliche Prüfung erstreckt sich dann nur auf Kirchengeschichte und auf die Kenntnis der Bibel und der Bekenntnisschriften. Vor der Priesterweihe findet eine entsprechende bischöfliche Prüfung über dieselben Gegenstände statt.20 Seit 1874 besteht auch eine zentrale and that no person shall be admitted a priest before he shall have attained the age of 24 years compleat." 14 Über das Verbot der Weihe von Franen s. R i c h t e r , Kirchenrecht § 104 Anm. 2, über die Irregularitäten daseibat § 105—107. 16 Einleitung zu den Ordinationsvorschriften des Gebetbuchs: „And the Bishop knowing either by himself, or by sufficient testimony, any Person to be a man of virtuous conversation, and urithout crime; and, after examination and trial, finding him learned in the Latin Tongue, and sufficiently instructed in holy Scripture, may admit him a Deacon "; 13 Eliz. (1571) c 12 s 4 (oben Anm. 14); Kan. Si v. 1604 (Anhang XII). Vgl. Phillimore, Eccles. Law 114 ff. 17 Kan. 34 v. 1604 (Anhang XII); vgl. 13 Eliz. c 12 a 4 (oben Anm. 14). Durch Resolution des Oberhauses v. Canterbury v. 6. Mai 1890 (abgedr. Church Year Book 1891 S. 365) sind für die letters testimonial bestimmte nähere Erfordernisse aufgestellt, deren Beachtung den einzelnen Bischöfen empfohlen worden ist. 18 Beschluß einer Bischofsversammlung unter Erzb. Wake 1716 (abgedr. Card well, Doc. Annals II, 368), welche zwar keine bindende Kraft hat, aber allgemein beobachtet wird. Dieselbe achreibt noch mehrere Einzelheiten namentlich für Zulassung zur Weihe und zu Kuratenstellen vor. 19 Dieselbe besteht gewöhnlich aus 2—6 Personen, meist Pfarrern der Diözese, auch Universitätslehrern. Häufig ist der Archidiakon des Cathedralbezirks Mitglied. — VgL die Vorschriften in Kan. 35 v. 1604 (Anhang XII). ao Kan. 34 v. 1604 (Anhang XII); Blnnt, The Book of Church Law 200, 210. Vgl. Übereinkommen v. 1886 aller englischen Bischöfe über die Gegenstände der Prüfung. Church Year Book 1891 S. 7.

208

IV.

Der geistliche Stand und die Weihegrade.

Prüfungskommission, deren Prüfungsergebnisse die Bischöfe für sich gelten lassen.*1 Eine formelle Prüfung, namentlich über den Glauben und die Absicht der künftigen Bethätigung desselben in dem zuzuweisenden Amt, ist auch in dem Weihegottesdienst aller drei Grade enthalten. Yor jeder Weihe ist dem König der Treueid22 und vor der Diakons- und der Priesterweihe dem Bischof der Eid des Gehorsams zu leisten. Bei der Bischofsweihe ist der dem Erzbischof zu leistende Gehorsamseid Teil des Weihegottesdienstes.23 Die Diakons- und die Piiesterweihe darf nur durch den zuständigen Bischof erteilt werden, falls derselbe nicht eiuen Entlassungsschein (letters dimmory) ausgestellt hat. Zuständig sind nach dem in Geltung gebliebenen kanonischen Recht gleichmäfsig die Bischöfe des Geburtsortes, des Wohnsitzes und des bekleideten Amtes. Für Mitglieder der Behörden eines der coüeges der Universitäten ist aber in Erweiterung eines vom Papst erteilten Privilegs jeder Bischof zuständig.24 Die Übertragung jedes Weihegrades giebt dem Geweihten die Fähigkeit zur Vornahme bestimmter kirchlicher Handlungen. Der Diakon darf jedoch nur mit besonderer Erlaubnis des Bischofs Bibelvorlesungen und Predigten halten sowie Taufen vornehmen, und er mufs auch für andere Handlungen die Zuweisung eines Amtes abwarten; der Priester darf nur in Ausübung eines ihm zugewiesenen bestimmten Amtes predigen und die Sakramente spenden.25 Indessen bleiben Handlungen, zu welchen " Die Kommission besteht aus den „Dininity Professors" von Oxford und Cambridge; zwei „graduates in Divinity" von jeder Universität, zu ernennen durch die beiden Erzbischöfe; „Examining Chaplains", je einer zu ernennen durch die Bischöfe, welche sich den Prüfungsergebnissen unterwerfen. Zugelassen zur Prüfung werden: 1. graduates" der englischen Universitäten; 2. Mitglieder mit der Kirche in Verbindung stehender Seminarien („Theological Coüeges"), wenn sie mindestens den letzten Abschnitt der vorgeschriebenen Studienzeit angefangen haben und vom Vorsteher empfohlen werden; 3. alle von einem Bischof im Hinblick auf eine Ordination in seiner eigenen Diözese Benannte. Die Prüfung erstreckt sich auf 1. allgemeine Bibelkunde, 2. ausgewählte Stücke des alten Testaments, 3. ausgewählte Stücke des neuen Testaments (griechisch), 4. Bekenntnisschriften, 5. Gebetbuch, 6. ausgewählte Teile der Kirchengeschichte, 7. Lateinisch, (8. freiwillig: Hebräisch). Church Year Book 1891 S. 6. 22

28 & 29 Vi ct. (1866) c 122 Clerical Subscriplion Act s 4; 31 & 32 Vict. (1868) c 72. " Die auf den Gehorsamseid bezüglichen Vorschriften sind nach 28 & 29 Vict. (1865) c 122 s 12 durch dies Gesetz nicht berührt. Kan. 34 v. 1604 (Anhang XII). P h i l l i m o r e , Ecclex. Latv 123, 137. R i c h t e r , Kirchenrecht §§ 109, 110. Die erst vom Konzil v. Trient allgemein anerkannte competentia ratione familiaritatis (Zuständigkeit des Bischofs, in dessen unmittelbarem Dienst der zu Weihende sich befindet) scheint in England nicht aufgenommen zu sein. Bei mehrfacher Zuständigkeit werden Testimonialien der anderen zuständigen Bischöfe in England nicht erfordert. Bei den s t e t s erforderlichen letters teatimonüd, wenn sie von Geistlichen ausgestellt werden, welche nicht der Diözese des Weihenden angehören, ist jedoch Gegenzeichnung der jenen Geistlichen vorgesetzten Bischöfe üblich. In dem Beschlufs des Oberhauses v. Canterbury v. 6. Mai 1890 (oben Anm. 17) wird der Wunsch ausgesprochen, dafs dies wie bisher allgemein beachtet werden solle. 25 Die Übertragungsworte in den Ordinationsvorscliriften des Gebetbuchs lauten bei

209

§ 21. TeBhehme der Christlichen am Parlament

der Weihegrad des Handelnden an sich berechtigt, giltig, selbst wenn die Vornahme ohne besondere Ermächtigung oder trotz etwaigen_Verbots erfolgt ist. Die Bischofsweihe allein giebt die Befugnis zur Übertragung von Weihegraden, zur Erteilung der Konfirmation (Einsegnung jugendlicher Personen) und zur Einsegnung von Kirchen und Begräbnisplätzen. Sie ist die Voraussetzung für die Ausübung der Ämter eines Erzbiscbofs, Diözesan-, Suffragan- und Hilfebischofs. Die Priesterweihe giebt die Befugnis zur Spendung des Abendmahls und zur Vergebung der Sünden.2® Sie ist die Voraussetzung für die Übertragung einer Pfründe oder der Stelle eines Pfarrers oder höheren Kirchenbeamten. 2 ' Die Diakonsweihe giebt die Befugnis zur Vornahme aller übrigen gottesdienstlichen Handlungen. 28 Dem Diakon stehen nach dem Obigen im wesentlichen nur offen: die Ämter eines Hilfsgeistlichen (assistant curate), eines „feUow" an der Universität, eines Privatkaplans, und diejenigen Stellen von Geistlichen an Bequemlichkeitskapellen (chapels of ease) und von lecturers, mit welchen keine feste Ausstattung verknüpft ist. 29 Über die Erteilung der Diakons- und der Priesterweihe werden Bescheinigungen (letters of orders) ausgestellt. § 21.

2. Teilnahme der Geistlichen am Parlament.* In angelsächsischer Zeit nahmen die Bischöfe neben den weltlichen Grol'sen an der staatlichen Landesversammlung (Witenagemot) Teil. Wie der Diakonsweihe: „Take thou Authority to execute the Office of a Deacon . . . . Take thou Authority to read the Gospel in the Church of God, and to preach the same, if thou be thereto licensed by the Bishop himself" (vgl. Anm. 28); bei der Priesterweihe: „Receive the holy Ghost for the Office and Work of a Priest in the Church of God Whose sins thou dost forgive, they are forgiven; and whose sins thou dost retain, they are retained Take thou Authority to preach the Word of God, and to minister the holy Sacraments in the Congregation, where thou shalt be lawfully appointed thereunto." » Ordinationsvorschriften (Anm. 25), bezilgl. des Abendmahls vgl. auch 14 Car. II c 4 Act of Uniformity s 10 (Anm. 27). » 14 Car. II (1662) c 4, Uniformity Act, s 10: „ . . . no person shall be capable to bee admitted to any Parsonage Vicarage Benefice or other Ecclesiastical Promotion or Dignity nor shall presume to consecrate and administer the Holy Sacrament of the Lords Supper before such time as he shall be ordained Preist . . . " - Hierdurch ist 13 Eliz. (1571) c 12 s 3 geändert. ,8 In den Ordinationsvorschriften des Gebetbuchs sind die Befugnisse und Pflichten des Diakons zusammengestellt: „It appertained to the Office of a Deacon, in the Church where he shall be appointed to serve, to assist the Priest in Divine Service,, and specially when he ministereth the holy Communion, and to help him in the distribution thereof, and to read holy Scriptures and Homilies in the Church; and to instruct the youth in the Catechism; in the absence of the Priest to baptize infants, and to preach, if he be admitted thereto by the Bishop. And furthermore, it is his Office, where provision is so made, to search for the sick, poor and impotent people of the Parish, to intimate their estates, names, and places where they dwell, unto the Curate, that by his exhortation they may be relieved with the alms of the Parishioners and others." n Vgl. P h i l l i m o r e , Eccles. Law 134, 314, B l u n t , Book of Church Law 199.

» Gneist, Engl. VerfaeBungagoBchichte 6 22, 24, 20. — Stubbs, F. Xekower, Veiftarang der Kirche Ton England.

Const. l!ut.

c 15 6 188, 19i, 200; o 20 14

210

IV". Der geistliche Stand und die Weihegrade.

der Kreis der j e n e n V e r s a m m l u n g e n b e i w o h n e n d e n w e l t l i c h e n Grofsen wohl nicht geschlossen war,' so waren meist auch einzelne Geistliche von n i e d r i g e r e m a l s B i s c h o f s r a n g a u s b e s o n d e r e n Gründen z u g e g e n . 2 N a m e n t l i c h erscheinen m i t der z u n e h m e n d e n B e d e u t u n g der K l ö s t e r Ä b t e in wachsender Anzahl.3 D a s s e l b e V e r h ä l t n i s erhielt sich u n t e r den e r s t e n n o r m a n n i s c h e n Königen. I n den H o f v e r s a m m l u n g e u j e n e s Z e i t a b s c h n i t t e s , welche a n die S t e l l e des f r ü h e r e n W i t e n a g e m o t t r a t e n , e r s c h i e n e n n a m e n t l i c h die h ö c h s t e n S t a a t s b e a m t e n und eine A n z a h l u n m i t t e l b a r e r L e h n s t r ä g e r d e s K ö n i g s (tenentes in capite) mit i h r e m Gefolge. U n t e r d e n h ö c h s t e n S t a a t s b e a m t e n befanden s i c h zahlreiche h o h e u n d n i e d e r e G e i s t l i c h e . U n m i t t e l b a r e L e h n s t r ä g e r w a r e n von G e i s t l i c h e n n i c h t n u r d i e Bischöfe,* sondern namentlich auch eine Anzahl Äbte, Kanoniker und Pfarrer.5 D i e 6 428—130, 432. — Über die p a r l a m e n t a r i s c h e n V e r s a m m l u n g e n d e r Geistlichkeit seit E d u a r d I s. a u c h die in 8 54 A n m a I I a n g e f ü h r t e n S c h r i f t e n . S a m m l u n g e n d e r L a d u n g s s c h r e i b e n z u m P a r l a m e n t : D u g d a l e , A perfect copy of all Summon* of the Motility to the Oreat Councils and Parliamtnts of this Realm from 49 He n. Ill to I Ja c. II. London 1685. — P a l g r a v e ( C o h e n) F r a n c i s ; im A u f t r a g e der Record Commission. The Parliamentary Writs and Writs of Military Summons together tcitk the Records and Muniments relatinff to the suit and service due and performed to the King's High Court of Parliament and the Councils of Vie Realm, or affording evidence of attendance given at Parliaments and Councils. 1827—B4. 2 Bde.; d e r zweite in 3 Teilen. (Betrifft die Zeit E d u a r d s I u n d E d u a r d s II). — P r y n n e . Brief Register, Kaleniar and Surrey of the several kinds and forms of Parliamentary Writs. 4 Bde. 1650—64. ( W a r m i r n i c h t z u g ä n g l i c h . E n t h ä l t L a d u n g s s c h r e i b e n aus den J a h r e n 1208—148a A n g a b e des I n h a l t s d e r einzelnen Teile bei P a r r y , Parliaments Vorrede.) — Report of the Lords Commitees on the Dignity of a Peer of the Realm. 4 Bde. lälßff. (Bd. 1 e n t h ä l t als „First Report" die Geschichte d e r gesetzgebenden V e r s a m m l u n g e n von 1066—1707. Bd. 2 u. 3 e n t h a l t e n den A n h a n g I hierzu, bestehend in einem A b d r u o k d e r L a d u n gen z u m P a r l a m e n t von J o h a n n bis E d u a r d IV; Bd. 4 e n t h ä l t die A n h ä n g e I I - I V z u m e r s t e n B e r i c h t u n d die h i e r n i c h t interessirenden B e r i c h t e 2—4.) 1

Vgl. jedoch S t u b b s , Const. Hist. I, 13¡> c 6 § 52. Dies geht hervor z. B. aus den Eingängen der Gesetze von Ine (688—726/8) und Aethelstan (924 5—940) II. („and Godes \r Weltlichen. Schon früher war zweifelhaft geworden, ob Geistliclhe für das Parlament w ä h l b a r seien. Seit der Reformationszeit spraclh sich das Parlament wiederholt gegen ihre Wählbarkeit aus. 43 Zu demselben Ansicht 31

Gelegentlich sind 122 Abte und 41 Priore verschiedener Klöister irgend einmal geladen. Häufig werden bei Erledigung des Bischofssitzes die Guardiatns of Spiritualities (vgl. hierüber S t u b b s , Const. Hist. II, 178 Anm. 2 c 15 § 186; IIH, 408 Anm. 1 c 20 §417), einmal (31 Ed. I) auch der Erzbischof v. Dublin geladen. Gkneist, Verfsgesch. S. 348. Ladung an Erzb. v. Dublin abgedruckt Peers Report App. I, 156. 3 ' Bei dem Zusammentritt des Reformationsparlaments (1529) z. IB. bestand das Oberhaus aus 44 weltlichen, 48 geistlichen Mitgliedern; (lie Zahl der leetzteren setzte sich zusammen aus 2 Erzbischöfen, 16 Bischöfen, 2 Guardians of spiritualities, 2ö Äbten und 2 Prioren. A m o s , Observations on the Statutes of the Reformation Parliament S. 3. M 1539 safsen unter Heinrich VIII zum letzten Mal Äbte imi Oberhause. Unter Maria und am ersten Tage unter Elisabeth safs noch im Oberhautse der Abt des als Kloster wiederhergestellten Westminster. G n e i s t , Verfassungsgescli. S. 477 Anm. 40 Vgl. § 7 Anm. 39. Über die Zeit, zu welcher die einzelnem Ordensmeister aus dem Parlament verschwanden s. S t u b b s , Const. Hist. III, 457 c 20 §? 428. 41 Vgl. § 7 Anm. 68. " Hierüber vgl. § 54 bei Anm. 57 ff. 43 Beschlufs einer gemischten Commission beider Parlamentshäiuser 21 Hen. VIII. A t t e r b u r y , Rights 72 (nach Moor, Rep. p. 781). Am 12. Oktbr. 155>3 wurde vom Parlamentsunterhause eine Kommission ernannt zur Prüfung einiger Wahilen. Am 13. Oktbr.

§ 21. Teilnahme der Geistlichen am Parlament

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neigte die Theoorie." In Übereinstimmung hiermit wurde später dtgrch das Gesetz 411 Geo. III (1801) c 63 erklärt, dafs zum Unterhause des Parlaments nicbht wählbar seien Personen, welche die staatskirchlichen Weihen als Diiakon oder Priester erhalten haben oder welche in der schottischen Kiirehe das Amt als Geistliche (minister) bekleiden." Nach der Clerical ¡Disabilities Act 33 & 34 Vict. (1870) c 91 tritt jedoch die Wählbarkeiit wieder ein, sobald Priester oder Diakone unter Beobachtung besttiimmter Förmlichkeiten auf den geistlichen Stand Verzicht geleistet lha.ben. Die praemiunientes-Klausel wurde auch nach der Reformation und nach der Revoliution in die Ladung von Bischöfen zum Parlament aufgenommen, trottzdem besondere Vertreter der Geistlichkeit sogar nicht mehr f o r m e l l im Parlament erschienen. Noch gegenwärtig steht die praemunientes-KllaMse>\ in den Ladungen der Bischöfe.46 Die Zahl dter zum Oberhaus geladenen Bischöfe betrug seit Eduard VI: 2 Erzbischöfe uind 24 Bischöfe. Es waren dies sämmtliche Bischöfe des eigentlichen England und des Fürstentums Wales." Da Vermehrungen der Bischofssitzes bis zum 19. Jahrhundert nicht vorkamen, erfuhr die Zahl keine Veräauderung; dennoch behielt sie nicht dieselbe Bedeutung. Unmittelbar nacch der Reformation bildeten Erzbischöfe und Bischöfe noch etwa ein D)rittel des gesammten Oberhauses. Seit dieser Zeit wuchs aber stetig die /Zahl der weltlichen Oberhausmitglieder, so dafs schon am Ende des 118. Jhdts. die Erzbischöfe und Bischöfe nur einen verschwindenden Brrucbteil aller Stimmen hatten; diese Entwickelung ist im 19. Jhdt. noch eerheblich fortgeschritten.48 1553 „it is declared by the Commissioner», that Alex. No well, being Prebendary in Westminster, and thereby;/ having voice in the Convocation-house, cannot be a Member of this House; and so agreeed by the House; and the Queen's Writ to be directed for another burgess in that fiance." (Journal, Commons). Unter Berufung auf diesen und einen anderen Vorgang wiird am 8. Febr. 1621, als ein Geistlicher gewählt ist, beschlossen: ,his return void; and a new writ to issue for a new election" (Journal, Commons y. 8. Febr. 1620). 17. Jan. 1662 g e m ä ß Antrag des Committee of Privileges and Elections beschlossen, „that Dr. Craddock"• (weil in holy orders) „was a person incapable to be elected, and his election void; and thtat Mr. Wandesford" (welcher nächst jenem die meisten Stimmen bekommen hatte) „was duly elected a burgess for the said borough of Richmond and ought to sit in this house."' (Journal, Commons v 17. Jan. 1661.) 44 C o k e , Inst. I V , 47 Kein Geistlicher,' selbst des niedersten Grades, sei wählbar, da die Geistlichkeit eeiner anderen Körperschaft, der Konvokation, angehöre. Mit derselben Begründung B l a c k e U o u e , 1 Comm 175 u. a. Gegen die Richtigkeit der Begründung neuerdings C o l e r i d g ^ e (s. Citate bei P h i l l i m o r e 632 Anm. i ff.). 4ft An Act to rremove doubts respecting the eligibility of persons in holy orders to sit in the house of cotmmons. . . . s i : That no person having been ordained to the office of priest or deaicon, or being a minister of the church of Scotland, is or shall be capable of being electeed to serve, in parliament as a member of the house of commons." ** Vgl. z. B. diie Ladung von 1866, abgedruckt bei J o y c e , Handbook of the Convocations. London 188T7. S. 189. 47 Nicht geladem wurde der Bischof v. Sodor & Man, weil Man nicht zum .Königreich England" gehörtt. Vgl. § 33 Anm. 25. " Zahl der welltlichen Oberhausmitglieder bei dem Regierungsantrit Georgs I (1714):

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IV.

Der geistliche Stand and die Weihegrade.

Bei der Vereinigung Irlands mit England (1800) wurde gemäfs 39 & 40 Oeo. ZZ7(1800) C 67 Art. IV den Erzbischöfen der irischen Staatskirche ein Sitz, den Bischöfen derselben d r e i Sitze im Oberhaus des vereinigten Parlaments eiugeräumt; die einzelnen Erzbischöfe und Bischöfe sollten nach Sessionen abwechselnd diese Sitze einnehmen.49 Eine weitere Vermehrung der bischöflichen Stimmen im Oberhause, wie sie gelegentlich der im 19. Jhdt. erfolgten Vermehrung der Bischofssitze hätte eintreten können, wurde durch die gegen das Bestehen einer bevorzugten Staatskirclie gewendete Richtung der Zeit verhindert. 50 In dem ersten Gesetz, welches zur Schaffung neuer Bistümer ermächtigte, 6 & 7 Guil. IV (183G) c 77, wurde jener Zweck dadurch erreicht, dafs zugleich mehrere Vereinigungen anderer Bistümer in Aussicht genommen wurden, so dafs es nicht nötig war, mit dem bisherigen Grundsatz zu brechen, dafs sämmtliche Bischöfe von England uud Wales zu einem Sitz im Oberhaus berechtigt seien. Dieser Bruch erfolgte erst durch das Gesetz 10 & 11 Vict. (1847) c 108, welches bestimmte, dafs eine der früher angeordneten Vereinigungen nicht auszuführen und dennoch das in Aussicht genommene Bistum Manchester zu gründen sei. In Verbindung damit wurde nunmehr festgesetzt, dafs hierdurch die Zahl der zum Sitz im Oberhause berechtigten Bischöfe nicht erhöht werden solle; es seien vielmehr stets zu berufen die beiden Erzbischöfe und die Bischöfe von London, Durham und Winchester, von den übrigen jedoch nur die zuerst ernannten bis zur Erreichung der gesetzlichen Zahl; die Versetzung auf einen anderen Bischofssitz entziehe nicht das bereits vorher erworbene Recht auf Berufung. Ein entsprechender Vorbehalt ist in allen späteren Gesetzen, durcli welche neue Bistümer geschaffen wurden, wiederholt. 51 Bei Entstaatlichung der irischen Kirche endlich ist bestimmt worden, dafs fortan den irischen Bischöfen als solchen kein Recht auf Berufung in das Oberhaus zustehe.52

§ 22.

3. Geschichte der Eheverbote. Zur Zeit, als die Angelsachsen bekehrt wurden, bestanden schon in der christlichen Kirche, namentlich im Abendlande, zahlreiche, im einzelnen verschieden gefai'ste Verbote der Ehe oder des geschlechtlichen 181, bei dem Regierungsantritt Georgs I I I (1760): 372, jetzt über 500. G n e i s t , Verfassungsgesch. S. 675. 49 Vgl. § 11 Anm. 32. 50 Um auf das Oberhaus einen Druck auszuüben, wurden während der Reformbewegung der 20er und 30er Jahre auch häufig Anträge auf gänzliche Ausschliefsung der Bischöfe vom Oberhaus gestellt. " 10 & 11 Vict. (1817) c 108 s 2; St. Albans Act 38 & 39 Vict. (1875) c34 s 7; Truro Act 39 & 40 Vi ct. (1876) c 54 s 5, 6; Bishoprics Act 41 & 42 Vict. (1878) c 68; Bristol 47 & 48 Vict. (1884) c 66 durch Unterwerfung unter die Bestimmungen der Bishopri.es Act 1878. 32 & 33 Vict. (1869) c 42; vgl. § 11 Anm. 36.

§ 22. Geschichte der Eheverbote.

223

Verkehrs der Geistlichen mindestens vom Diakon aufwärts. Diese Verbote waren jedoch nicht zu strenger Durchführung gelangt 1 Gregor I in einer Anweisung an Angustin (601) setzt die Ehe von Geistlichen unter dem Grade eines Diakons als dem Rechte nach erlaubt voraus.2 In den ersten Jahrhunderten nach Augustin wurden in England ebenso wie sonst im Abendland.e die Ehen der Geistlichen selbst vom Diakon aufwärts geduldet.3 Im 7. und 8. Jhdt. wurde Priestern und Diakonen nur eine z w e i t e Heirat, ferner die Ehe mit einer zum zweitenmal heiratenden oder mit einer h e i d n i s c h e n Frau4 sowie das Halten eines Kebsweibes 5 verboten. 1

R i c h t e r , Kirchenrecht § 116. H i n s c h i u s , System d. kath. Kirchenrechts I § 19. Antwort Gregors I auf Augustins erste Frage (Haddan & Stubbs, Councils III, 19; auch abgedruckt in G r a t i a n , Beeret. I, dist 32 c 3.): „ . . . Si qui vero sunt derici extra sacros ordines constituti, qui se continere non possunt, sortiri uxores debent, et stipendia sua exterius accipere." — Im kanonischen Recht werden ordines majores = sacri und ordines minores unterschieden. Im früheren Mittelalter wurde der Weihegrad der Subdiakone den ordines minores zugezählt. Nach Liber Extra I, 14 c 9 wurde er von Urban II (1088—99) zu den ordines sacri gerechnet. Vgl R i c h t e r , Kirchenrecht § 103 Anm. 9. In späterer Zeit werden unter ordines sacri die höheren Grade unter E i n s c h i u r s des Grades der Snbdiakone verstanden. 8

s

Beispiele einer Erwähnung der Frauen und Kinder von englischen Bischöfen, Priestern und Diakonen im 7. bis 11. Jhdt., ohne Anzeichen, dafs Anstois an diesen Verhältnissen genommen wurde, sind zusammengestellt bei K e m b l e , The Saxons in England, Buch II c 9, Ausgabe 1876, II, 444 ff.; zwei Beispiele aus dem Domesday-Book (1086) bei E l l i s , Introduction to Domesday, 1833, I, 342. — Auch bei den Briten wurde die Ehe der Geistlichen geduldet und erhielt sich dort besonders lange, trotzdem die Strömung gegen dieselbe allmählich zunahm. Belegstellen bei H a d d a n & S t u b b s I, 155. Im Jahre 961 wurde im Bistum Llandaff den Priestern befohlen, nur mit Genehmigung des Papstes zu heiraten. Darauf entstanden Unruhen, welche zur Folge hatten, dafs den Priestern die Ehe wieder gestattet wurde. H a d d a n & S t u b b s I, 285. — Über Fälle von Vererbung mönchischer oder sonstiger kirchlicher Besitzungen in der Familie des Inhabers vgl. Stubbs, Const. Eist. I, 243 f. c 8 § 84. 4

Vgl. namentlich folgende Bestimmungen: Poenitentiäle Theodori (wahrscheinlich aus der Zeit Theodors, 668—90; abgedruckt bei Haddan & Stubbs, Counc. III, 173 ff.): Buch I c 9 De his qui degraduntur vel ordinari non possunt. § 4 Si quis presbiter aut diaconus uxorem extraneam duxerit, in conscientia populi, deponatur. §5 Si adulterium perpetraverit cum iUa et in conscientia devenit populis, projiciatur extra aecclesiam et peniteat inter laicos quamdiu vixerit. [Bei der entsprechenden Stelle des Poenitentiäle Egberti (ziemlich sicher echt und vom Erzbischof Egbert v. York, 732 - 66, herrührend; abgedruckt bei H a d d a n & Stubbs III, 413 ff.) ist — in der Form, in welcher es jetzt überliefert wird — das Wort „extranea" ausgelassen. Die Stelle lautet: c 4 § 7 Si presbyter vel diaconus vel monachus uxorem duxerit in conscientia populi, deponatur. §8 Si adulterium perpetraverit cum ea et in conscientia populi devenerit, proiciatur extra aecclesiam et inter laicis peniteat quamdiu vivit. „Extranea" ist in der obigen Stelle wohl im Sinne von „gentilis" gebraucht. Das Verbot der Heirat mit heidnischen Frauen wurde nicht nur für Geistliche, sondern für alle Christen aufgestellt. Vgl. Poenitent. Theodori Buch II c 4 § 11: „Non licet baptizatis

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IV.

Der geistliche Stand und die Weihegrade.

Erst seit Mitte des 10. Jhdts., begünstigt von den Erzbischöfen Odo (941—58) und Dunstan (959-88) von Canterbury, bildete sich in England eine strengere Richtung, deren Anhänger darauf hinarbeiteten, die Ehelosigkeit der Geistlichen von höherem Weihegrade zu erzwingen. Im Zusammenhang hiermit suchte jene Partei, die weltlichen Kanoniker an den Kapitelkirchen durch Mönche zu ersetzen, was indessen nur teilweise gelang. Aus dieser Zeit stammen die ersten staatlichen und kirchlichen Rechtsnormen in England, welche den Messepriestern und Diakonen — mitunter allgemein „den Altardienern" — Ehelosigkeit anemcum caticuminis manducare ñeque oscuium eis daré, qnanto magia gentilibns"; c 12 § 9: „. . . cujus uxor est infidelis et gentilis et non potest convertí, dimittatur." Konzil Celchyth u. Pincahala 787 ( H a d d a n & S t u b b s III, 455) c 15: „Interdicuntur ómnibus injusta connubia, et incaestuosa, tarn cum anciUis Dei, vel aliis iüicitis per sank, quam cum propinquis et consanguineis, vel alienig enis uxoribus; . . ."] Dialogus Egberti (allgemein als echt angesehen, 732-66, abgedruckt bei H a d d a n & S t u b b s , Counc. I I I , 403): c 15 „Interrogatio: Pro quibus criminibus nullus sacerdos potest fieri vel pro quibus jampridem ordinatus deponitur ? Responsio: Hujusmodi tune ordinatio Episcopi, presbiteri, vel diaconi, rata esse dicitur: si nuUo gravi facinore probatur infectus; si secundam non habuit fuxoremj, nec a marito relictam; • • •" 4 Poenitentiak Theodori ( H a d d a n & S t u b b s , Councils III, 173ff.) Buch I c 9 § 6 : „St quis concubinam habet, non debet ordinari." A n d e r e n als Geistlichen erlaubte die Kirche zu jener Zeit und noch mehrere Jahrhunderte später das Halten entweder einer Ehefrau (»der eines K e b s w e i b e s , can. poenitent. sub Edgar, rege (Kompilation des 10. Jhdts. aus früheren Poenitentialbiicheni; ob König Edgar hiermit in Verbindung stand, ist nicht bekannt) c 19. Knut (1017-37) II c 54. Vgl. auch F r e e m a n , Hist of Norman Conquest. 3. Ausgabe I , 624 ff. Anhang X. (Nur ein „legitimum conjugium" gestattet Konzil Herutford, 673, c 10; abgedruckt bei H a d d a n & S t u b b s I I I , 118. Ebenso Institutes of Polity c 23; abgedruckt in Anm. 6.) Die Grenze zwischen einer vollgiltigen Ehe und dem Halten einer Konkubine war im kirchlichen Recht zu jener Zeit noch nicht streng gezogen, weil eine priesterliche Einsegnung zwar erstrebt, aber noch nicht als Bedingung der Giltigkeit angesehen wurde. Vgl. über die priesterliche Einsegnung der Ehe: l'oenitentiale Theodori Buch I c 14 § 1: „In primo conjugio presbiter debet missam agere et benedicere ambos. . . ." -- líe vifmannes bewedduvge („Von der Verheiratung einer Frau"), abgedruckt bei S c h n i i d , Gea. d. Angelsachsen, Anhang VI. Der Aufsatz gehört der älteren Zeit an; die Handschriften stellen ihn zu den Gesetzen Aethelstaus (924/5-40) oder Edmunds (940 - 46). Darin wird eine Darstellung des ganzen Vorganges bei der Verheiratung gegeben, c 8 lautet: „Act (läm giftan sceal maesse-preóst beim mid rihte, se sccal mid Godes blétsunge hcora gesomnunge gederian an ealrc gesundfiäncsae." („Bei der Übergabe |dcr Braut] soll der Messepriester sein nach Recht, der soll mit Gottes Segnung ihre Vereinigung zusammenthnn zu aller Wohl.") — Brief Aelfrics an Bischof Wulf sin (sogenannte cánones Aelfrici; abgedruckt T h o r p e (.Record Commission), Anäent Latus etc 441 ff., wahrscheinlich aus der 2. Hälfte d. 10. Jhdts., vgl. W i l k i n s : Conc. I, 255 Anm., H a r d y , Pesor. Catalogue; Rer. Brit. Ser. No. 26, 1,586) c 9: „ . . . Se laeuieda mot sica-\>eah, be \>aes apostoles leafe, odre side wifigan, ggf his tcíf him aetfylä, ac J>a cánones forbeodai |>a bletsunga \>aer-to, and gesetton dáedbóte stoylcum mannum to donne." („. . . Der L a i e kann jedoch bei des Apostels Erlaubnis, ein zweites Mal ein Weib nehmen, wenn sein Weib ihm fortfällt, aber die Kanones verbieten die Einsegnung dazu und haben Bufsen verordnet solchen Männern zu thun.")

§ 22. GKkaicliichte der Eheverbote.

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9

pfehlen. Den Priestern undl Diakonen, welche das Verbot beachten, wird als Belohnung die rechtiliojhe Gleichstellung mit dem Than (ihegn) — Bericht über Konzil Winchester 1. April 1076 ( W i l k i n s , Concüia I, 367 „ans M. P a r k e r , Äntiq. Britan. ecd. edit. Lotndcon p. 173"): „Praeterea statutum est, ut nuUus füiam suam, vel cognatam det alicui absqme benedictione sacerdotali; si aliter fecerit, non ut legitimum conjugium, sed int ¡fornicatorium judicabitur." [Die vorstehend gesperrt gedruckten Worte finden sicch,. soviel ich mich zu erinnern glaube, nicht in der mir znr Zeit nicht zugänglichen ältesteen Ausgabe von M a t t h a e n s P a r k e r , De Antiquitate Britannicae Ecclesiae etc. Lambeth 15572 S. 98, worin die Beschlüsse des Konzils Winchester angeführt werden „ex lib. Comsttitutionum Ecclesiae Wigorn. pag. 101."] — Konzil London 1102 ( W i l k i n s , Concilia I , 382) c 23: „Ut fides inter virum et mulierem, occulte et sine testibus, de conjugio diatia, si ab alterutro negata fuerit, irrita habeatur." — Bezüglich Irlands s. z. B. B e n e j d i i c t (Her. Brit. Scr. No. 49) I, 28: „. . . Praeterea praeceperunt in eodem concUuo (Konzil Cashel, 1171, nach der Eroberung durch Heinrich II) ut laici qui uxores habeire vellent, eas Mi copuiarent jure ecclesiastico. P!erique enim iüorum quot volebant uxooreis habebant, et etiam cognatas suas germanas habere solebant sibi uxores." > Edmund (940-46) I c 1: J B e gehädedra manna claenisse. t>ae< is aerest, paet J)o halgan hadas . . . heora claenesse iheialdan be heora hade, swa wer-hades swa. unf-hädes . . . („Von der Reinheit der Eingekle»ide;ten. Das ist das Erste, dafs die heiligen Stände ihre Reinheit halten bei (gemäfs) iiureim Stande, sowohl Männer wie Weiber . . . ) ; wenn sie das nicht thun, so seien sie das werft, was der Kanon vorschreibt, das ist, dafa sie ihre weltlichen Güter verlieren und die giewieihte Grabesstätte, aufser wenn sie Bufse thun." can. sub Edgar. (959-75) rege;, c 8: „And we laeraJ>, paet aenig preost süfwiUes ne forlaete da circan, de he to gebletsod wiaes, ac haebbe hirn do to riht aewe." („Und wir lehren, dafs kein Priester eigenwillig diie Kirche verlasse, zu der er geweiht war, und er habe sie für sich zur richtigen Eheifram."); c60: „And we laerap, paet aenig preost ne lufige wifmanna neawyste eaUes to mwipe, ac lufige his riht aewe, paet is his cirice." („Uud wir lehren, dafs kein Prienteir (der Weiber Beischlaf (Nähe) überhaupt zu s t a r k liebe, sondern er liebe seine rechte Elheftrau, das ist seine Kirche.") can. poenitent. sub Edgar, (ffömitential etwa aus dem 10. Jhd., wiederholt nur frühere Bestimmungen meist fränkischem Ursprungs) c30: „Gif maesse-preost o{>t>e munuc haemed Singe drihp o^e aewebrycp,, faeste X gear and reowsige aefre. Diacon VII, cleric VI, laewdeman V, swa be mansllihtte." („Wenn ein Messepriester Unzucht (Beischlaf) übt oder die Ehe bricht, faste er 10 Jalhre und bereue es immer. Ein Diakon 7, ein Kleriker 6, ein Laie 5, wie bei Totschlag;.")) [haemed = Beischlaf, wird in der Regel im Sinne von „unerlaubter Beischlaf" gebrauchit; unriht-haemed scheint nicht den blos aufserehelichen, sondern den aus b e s o n d e r e n Gründen unerlaubten Beischlaf zu bezeichnen; rihthaemed = Ehe. S c h m i d , Ges. d. Angelsachsen; Glossar s. v. haemed.}-, c31: „Oif maessepreost o{>l>e munuc oppe diacon riht unf haefde, aer he gehadod waere, and hi forlaete, and to hade fencge, and trippan 4urh haemed Singe hi eft underfenge, faeste heora aelc swa be manslihte, and reoicsian sunf>e." („Wenn ein Messepriester oder Mönch oder Diakon ein Ehefrau gehabt hat, bevor er geweiht wurde, und sie verläfst und die Weihe empfing und dann zur Unzucht (Beischlaf) sie nachher aufnimmt, so faste jeder von ihnen wie bei Totschlag, und Bie mögen stark bereuten." Nach S t u b b s , Einleitung S. CVII Anm. 2 zu Memorials of Dunstan (Ber. Brit. Scr. No. 63) ist diese Bestimmung entnommen aus dem 4. Buch des Pseudoegbertinischem Poenitentials, dort aus dem Pseudotheodorischen Poenitential, dort aus dem Poeniten,tiade Romanum des Halitgar v. Cambray, dort aus dem Poenitential des Columban und dien früheren Schriftstellern. Aethelred, V (Verordng. v. 1e \ntrh hiealiene had ciric-aéwe underfengan, and syiian \m t abraecun. Kis namtm teeofod {>ene alyfced \>aet he wifian mote, ac is aelcum forboden, nu is \>eali [im m ealles to fela {>c \ione aew-rbryce u-yreaä und geworht habbai . . . . Laewedum tuen is fiele u-if forboden, butan his riht aéwe . . . . Ciric is sacerdcs aewe." ( „ . . . . das sind die Ehe-Brecher, die durch dias heilige Kleid Kirchenehe unterfangen und nachher diese brechen. Es ist keinem Alltardiener erlaubt, dafs er sich beweiben dürfe, sondern ist jedem verboten; nun sind dennioch deren allznviele, die den Ehebruch wirken und gewirkt haben Laien ist jedes W e i b verboten aufser ihrer rechten Ehefrau . . . . Die Kirche ist des Priesters Ehefrau.") Vgl. ferner Psendoleges Canuti (Privatarbrcit, wahrscheinlich aus der Zeit Heinrichs I ; S c l i m i d Anhang X X ) c 03: „ cleriaus, qui discendo tantum profecernt, ut ordincs haberet et in castitate Christo serviret, is tunc iudicabitur jure in omnibus ibertatem habere debere " Leges Henrici I (P'rivatarbeit aus der zweiten H ä l f t e des 12. Jhdts.) c 57 § !) (abgedruckt unten § 60 Anm. 24). Im Zusammenhang mit der Zubilligung des Thanenrechts stehen auch die Vorschriften, welche im Prozesse denjenigen Messepriesteirn und Diakonen, welche nach der Regel leben, gröfsere Glaubwürdigkeit zusprechen als (denjenigen, welche dies nicht thun. Aethelred V I I I c 19 - 2 1 . Knut I c 5. 7 Das Gegenteil wird oft behauptet auf Grund (eines bei M a n s i , Concilia X I X , 15 abgedruckten Berichts über ein Nationalkonzil 969 tinteer König Edgar. Dieser Bericht ist entnommen aus der VitaSt. Ostcaldi von unbekanntem Verfasser (abgedruckt bei M i g n e , Patrologiae Cursus Completus Bd. 147 S. 1190; erwähnt bei H a r d y , Descriptive Catalogue of Materials etc. (Her. Brit. Scr. No. 26) Bd. I No. 12077.), c 6 u. 7 : Non multo vero post, comité Ailtcino amplas possessionis concedente, S. Oswaldus infra quinquennium aedifieavit insigne ibidem monasterium, et anno Domimi 97i solemniter dedieavit, Ednothurn monachum abbatem constituit. Per idem tempus atuetoritate Joannis papae Dunstanus archiepiscnpns coacto generali concilio statuit et decreto) firmavit ut omnes canonici, près-

§ 22.

227

Geschichte der Eheverbote.

wahrscheinlich derselben Zeit eine Bestimmung, welche das dauernde Zusammenleben des Priesteirs mit einer Frau als in Nordhumberland erlaubt voraussetzt.8 Um die Zeit der Eroberung erhielt die Bewegung gegen die Priesterehe einen neuen Anstofs imfolge der Bemühungen Gregors VII (Papst seit 1073} und der Bescklüstse römischer Konzilien, namentlich der Konzilien von 10599 und 1074.1,0 In England wurde auif dem Konzil von Winchester (1076) unter Erzbischof Lanfranc zunächist nur beschlossen, dafs Mitglieder der Kap i t e l g e i s t l i c h k e i t nicht verheiratet sein dürften, dafs dagegen Priester in anderen Stellungen zwar k ü n f t i g gleichfalls nicht heiraten, aber, wenn sie bereits verheiratet seien,, ihre Frauen behalten dürften. " Sehr bald byteri, diaconi, subdiaconi aut waste viverent, aut ecclesias quas tenebant dimitterent. Habebat autem regem JEdyarum in hoc negotio fidekm adjutorem et firtnum defensorem. Hujus enim decreti exsecutio Oswaldo Wigorniensi episcopo et Ethehcoldo Wintoniensi episcopo commissa estt. . . ." Nach H a r d y a. a. O. beruht diese Vita wahrscheinlich auf E a d m e r s Vita St. Oswaldi. E a d m e r in seiner Vita St'. Oswaldi c 17 (abgedruckt in The Historians of the Church of York; Rer. Brit. Scr. Nio. 71; II, 20), und aus E a d m e r entnommen eine zweite anonyme Vita St. Oswaldi c 7 (abgedruckt in Historians York a. a. 0. II, 493, erwähnt bei H a r d y a. a. 0 . Bd. I No. 1210) beirichtet: „Per idem temporis, ex sanctione et auctoritate Johannis Apostolicae sedis antistiitis, Beatus Dunstanus archiepiscopi Cantuariae et primas totius Britanniae, cujus pamlo superius mentionem fecimus, coacto generali concilio statuii, et statuendo decretum confiirmavit; videlicet ut canonici omnes, diaconi et subdiaconi omnes aut caste viverent, autt ecclesias quas tenebant una cum rebus ad cas pertinentibus perderent. Haibebat autem regem Edgarum in hoc negotio fidelem fautorem, constantem adjutorem, firrmum defensorem. Qui rex, ipsius patris Consilio utens, curam exequendi decreti hujus suptcr totum regnum duobus viris injunxit, Oswaldo scilicet episcopo Wigorniensi et Aethelwaldw Wintoniensi." Dieser Bericht E a d m e r s ist unglaubwürdig auch wegen Erwähnung (der „Subdiakone" (vgl. oben Anm. 2]. Ein gleicher Bericht findet sich weder in der zeitgenössischen Vita St. Oswaldi (abgedruckt in Historians York a. a. 0 . 1, 399 ff.), no M a n s i , Con cilia XX, 402lff., 434. 11 M a t t h a e u s P a r k e r , De ¿Antiquitate Britannicae Eccleniac et Privilegiis Ecdesiac Cantuaricnsis, cum Archiepiscopis eiusdem 70. Lambeth 157'2. S. 98: „Ex lib. Conntitutumum Ecclesiae Wigorn. pag. 10d" (nach P a r k e r auch abgedruckt bei W i l k i n s , Concilia I, 307): „Sexto anno celebratwr Concilium apud Winton. in haec verba. Anno ab incamatione Domini 1076 indictimie 14 . . . . in kalend. Aprilis habita est Synodus 15*

228

IV.

Der geistliche Stand und die Weihegrade.

folgten jedocli in langer Reihe andere Konzilienbeschlüsse, welche auch für die Inhaber der n i e d e r e n Kirchenämter die Beibehaltung der Ehefrauen unbedingt bei Verlust der Stelle verbieten. Dafs jetzt entschiedener als in früherer Zeit an der Durchführung der Verbote gearbeitet wurde, zeigt sich an der genaueren und bestimmteren Fassung derselben. Nicht mehr ohne genaue Unterscheidung bald an den Messepriester, bald an Priester und Diakon, bald an alle Altardiener richtet sich das Verbot, sondern fast immer bestimmt an alle Geistlichen vom Weihegrad eines Subdiakons einschliefslich' 2 aufwärts oder im Besitz einer Pfründe. Ferner wird nicht bald Ehelosigkeit, bald allgemein Keuschheit unter Androhung g l e i c h e r Nachteile anempfohlen, sondern seit Ende des 12. Jhdts. wird der V e r l u s t des A m t e s nur für Übertretung des Verbots der E h e angedroht; nicht auch für anderen geschlechtlichen Verkehr mit Frauen, aufser soweit sich derselbe durch seine Dauer und Öffentlichkeit oder durch andere Merkmale als Umgehung des Eheverbots darstellt. 13 Mittelbar gegen die Priesterehe war auch die oft wiederWintoniae convocata ab eodem Cant. Ecclesiae Primate. . . . Dccretumque est ut nuttus Canonicità uxorem habcat. Sacerdotum ( W i l k i n s : saccrdotes) vero in castellis vel in vicis habitantium ( W i l k i n s : habitantes) habentes uxores non cogantur ut dimittant, noti habentes interdicantur ut habeant, et deineeps eaveant Episcopi, ut sacerdotes vel diaconos non praesumant ordinare, nisi ¡iritts profiteantur, ut uxores non habeant. . . ." Vgl. Brief Laiifrancs an Bisch. Herfast v. Norwich in Epistola Lanfranci ( M i g n e , Patrologiae Cursus Bd. 150 S. 5'26 No. 21. — Ausgabe von G i l e s , S. 46 No. 21). 14

Um diese Zeit fing man an, das Subdiakonat zu den h ö h e r e n Weihegraden zu Vgl. Anm. 2. 13 Folgendes sind (lie wichtigeren hierher gehörigen Vorgänge aus jener Übergangszeit: Konzil London 1102 ( W i l k i n s , Concilia I, 382) c 5: „TJtnuttus archidiaconus. presbyter, diaconus, canonicus uxorem ducat, vel duetam retineat. Subdiaconus vero quilibet, qui canonicus non est, si post professionem castitatis uxorem duxerit, eadem régula constringatur." c 0: „Ut presbyter quamliu illicitam convcrsationem mulieris habuerit, noil sit legalis, nec missam celebret; nec si celebraverit, ejus missa audiatur". c7: „Ut mdlus ad subdiaconatum, aut supra, ordinetur sine professione castitatis". [Vgl. hierzu E a d m e r , Hist. Nov.; Her. Brit. Scr. No. 81; S. 193: „Multi nempe presbyterorum statuta concilii Lundoniensis, necne vindictam quam in cos rex exercuerat . . . postponentes, suas feminas retinebant, aut certe duxerant quas prius non habebant."] Beschlufs der zur curia regis in London zu Pfingsten 1108 versammelten Bischöfe „in praesentia . . . regis Henrici, assensu omnium baronum suonm" ( W i l k i n s , Concilia I, 387) c 1 : „Statutum est, ut presbyteri, diaconi, subdiaconi caste vivant, et foeminas in domibus suis noti habeant, praeter proxima consanguinitate sibi junetas, sectaidum hoc quod saneta Nicaena synodus definivit". c5: „Tili autan presbyteri, qui .. . praeelegerint cum mulieribus habitare, a divino officio remoti omnique ecclesiastico beneficio privati, extra ehorum ponantur, infames pronunciati." c 10: „Omnia vero mobilia lapsorum posthac presbyterorum, diaconorum, subdiaconorum, et canonicorum tradentur episcopis, et concubinae cum rebus suis, velut adidterae". Konzil London v. 9. Septbr. 1125 unter Legat Johann v. Crema ( W i l k i n s , Concilia I, 408) c 13: „Presbyteris, diaconibus, svbdiaconibus, canonicis uxoì-um, concubinarum, et omnium omnino foeminarum contubernia auctoritate apostolica inhibemus, praeter matrem, aut sororem, vel amitam, sive Mas mulieres, quae omnino careant suspicione. Qui decreti hujus violator extiterit confessus vel convictus, ruinam proprii ordinis patiatur. zählen.

§ 22. (beschichte der Eheverbote.

229

holte Bestimmung gerichtet, dafe der Sohn eines Priesters nicht NachNationalkonzil Westminster 1127 (Wilkins, Concilia I, 410) c 5: „Presbyteris, diaconibus, subdiaconibus et omnibus canonici» contubernio, mulierum illicitarum penitus interdicimus. Quodsi concubinis (quod abtat) vel conjugibus adhaeserint, ecclesiastico priventur ordine, honore simul, et beneficio. Presbyteros vero parochiales (si qui tales fuerintj extra chorum ejicimus, et infames esse decernimus." c 7 betrifft Bestrafung der Konkubinen von Priestern. Konzil London 1129 (Heinr. v. Huntingdon*, Ber. Brit. Scr. No. 74, Buch VII § 40 S. 250): „Rex ... in Angliam rediit. Tenuit igitur concilium maximum ad Kalendas Augusti apud Londoniam, de uxoribus sacerdotum prohibendis. Intererant . . . (folgen die Namen von 2 Erzbischöfen u. 10 Bischöfen) . . . Verum rex decepit eos simplicitate Willelmi archiepiscopi. Concesserunt namque regi justitiam de uxoribus sacerdotum, et improvidi habiti sunt, quod postea patuit, cum res summo dedecore terminata est. Accepit enim rex pecuniam infinitam de presbyteris, et redemit eos." Legatin. Konzil Westminster 1138 (Wilkins, Concilia I, 415) c 8: „Sanctorum patrum vestigiis inhaerentes, presbyteros, diaconos, subdiaconos uxoratos, aut concubinarios ecclesiasticis officiis et beneficiis privamus..." Canones concilii sub Richardo, archiep. Cant. ( Westminster 1173? W i l k i n s , Concili a I, 474) c 3: „Clerici focarias non habeant." c 4: „Conjugati ecclesias non habeant, seu ecclesiastica beneficia." Konzil Westminster 1175 (Wilkins, Concilia I, 476): „Ex decretali epistola Alexandri papae III ad Rogerum, Wigorn. episcopum. Siquis sacerdos vel clericus in sacris ordinibus constitutus ecclesiam vel ecclesiasticum beneficium Kabens, publice fornicariam habeat, et semel, secundo, et tertio commonitus, fornicariam suam non dimiserit . . .., omni officio et beneficio ecclesiastico spolietur. Si qui vero infra svbdiaconatum constituti matrimonia contraxerint, ab uxoribus suis, nisi de communi consensu ad religionem transire voluerint, et ibi in Dei servitio vigilanter permanere, nullatenus separentur; sed cum uxoribus viventes, ecclesiastica beneficia nullo modo percipiant. Qui autem in subdiaconatu, vel supra, ad matrimonia convolaverint, mulieres etiam invitas et renitentes relinquant." Nach Verhängung dea Interdikts durch Innocenz liefs Johann die Franen der Geistlichen verhaften und nur gegen grofses Lösegeld in Freiheit setzen. R o g e r de W e n d o v e r , Flores Sistoriarum (Her. Brit. Scr. No. 84) II, 47 zum J . 1208: „. . . presbyterorum et clericorum focariae per totam Angliam a ministris regis captae sunt et graviter ad se redimendum compulsae; ..." Konzil Oxford 1222 (Wilkins, Concilia I, 585) c 28: „. . . ne clerici beneficiati vel in sacris ordinibus constituti, in hospitiis suis publice concubinas tenere praesumant, nec alibi, cum scandalo publicum accessum habeant ad easdem. Et si forte concubinae eorum, commonitione publice proposito, ab eisdem non recesserint, ab ecclesia Dei, quam infamare praesumunt, expellantur, nec admittantur ad ecclesiastica sacramenta . .. Ipso8 etiam clericos per subtractionem officii et beneficii .... volumus coerceri." Konzil London 1225 (Wilkins I, 607): .Concubinae sacerdotum et clericorum, qui infra sacros ordines constituti et beneficiati sunt, ecclesiastica careant sepultura .... Item non recipiantur ad osculum pads, nec panem benedictum percipiant in ecclesia, quamdiu concubinarii eas detinent in domibus suis vel publice extra domos . . . ." Konstit. des Erzb. v. Canterbury Edmund 1236 (Wilkins I, 635) c 3 : „. . .in generali concilio statutum est, quod clerici, praesertim in sacris ordinibus constituti, qui deprehensi fuerint incontinentiae vitro laborare, et pro hac causa suspensi, officium suum exequi pracsumpserint ; non solum ecclesiasticis beneficiis spolientur, verum etiam pro hac duplici cidpa perpetuo deponantur; . . . " c 4: „Concubinae sacerdotum frequenter moneantur . . ., ut vel matrimonium contrahant, vel ut claustrum ingrediantur, vel, sicut publice peccaverunt, publice agant poenitentiam . . . ." Konst. des Legaten Otho 1237 (Wilkins, Concilia I, 649) c 15: „De uxoratis a beneficiis amovendis." c 16: „De concubinis clericorum removendis. . . . statuimus . . ., ut

IV. Der geistliche Stand nnd die Weihegrade.

230

folger des Vaters im Besitz der Pfründe sein dürfe. 14 Die D u r c h f ü h r u n g des Verbotes der Ehe und des dauernden Konkubinats gelang bezüglich der höheren Geistlichkeit seit Ende des 12. Jhdts., dagegen bezüglich der Pfarrgeistlichkeit wohl zu keiner Zeit vollständig. 15 In einem zu London 1414 abgehaltenen Konzil der Südprovinz wurde das Eheverbot nisi clerici et maxime in sacris ordinibus constituti, qui in demiius suis vel alienis detinent publice concubinas, eas a se prorsiis removeant infra mensem, ipsas vel alias de caetero nullatenus detenturi, ab officio et beneficio sint suspensi, ita quod usquequo super hoc digne satisfecerint, de beneficiis ecclesiasticis se mdlatenus intromittant; alioquin ipso jure ipsos decernimus ipsis fore privatos." Bischöfl. Konstit. Worcester 1240 (Wilk'ina, Condì. I, 672). Die Archidiakone sollen nachforschen, . . . an aliqui eorum (clerici beneficiati) fuerint uxorati, vel concubinas publice tenuerint in domibus suis, vel alibi,. .." Konstit. des Legaten Othobon 1268 ( W i l k i n s , Concilia II, 1) c 8 bestätigt die oben angeführte Konstitntion des Legaten Otho und fügt einige Bestimmungen gegen derartige Konkubinen und gegen Personen, welche sie beherbergen, hinzu. 14 Konzil London 1102 ( W i l k i n s , Concilia, I 382) c ö : „Ut ßii presbyterorum ncm sint haercdes ecclesiarum patrum suorum." Der Papst Paschalis I I gab jedoch dem Erzbischof Ansehn durch Schreiben vom :ì0. Mai 1107 (bei E a d m e r , Hist. Nov.; Rer. Brit. Scr. No. 81; 185) das Recht, von diesem Verbot zu dispensiren „quia in Anglorum regno tanta hujusmodi plcnihtdo est, ut major pene et melior clericorum pars in hac specie censeatur." Legatin. Konzil London 1126 ( W i l k i n s , Concilia I, 408): „Sancimus praeterea, ne quin eccle8iam sibi sive praebendam paterna vendicet haereditate, . . . ." Ebenso Legatin. Konzil Westminster 1138 c 6 ( W i l k i n s , Concilia I, 415). Cancmes sub Richardo archiep. Cantuar. (Konzil Westminster 1173? W i l k i n s I, 174) c 5: „Filii non succedant patribus in ecclesiis." Konzil Westminster 1175 ( W i l k i n s , Concilia I, 476): „Ex decretali epistola Alexandri papae IH ad Rogerum, Wigorn. episcopum. — . . . . Decrevimus etiam, ejusdem epistolae auctorìtate, tie filli sacerdotum in patcmis ecclesiis amodo personne instituantur, nec eas qualibet occasione inedia noti intercedente persona, obtineant." Erlasse Alexanders I I I an englische Erzbischüfe und Bischöfe über diesen Gegenstand in Beeret. Gregor IX, lib. I tit. 17 c 2—11. Konstit. Otho 1237 ( W i l k i n s , Concilia I, 649) c 15: „ . . . . Ipsi quoque ßii (aus heimlichen Ehen von Pfründeninhabern) ad ecclesias et ecclesiastica beneficia et ecclesiasticos ordines, velut inhabiles, nullatenus admittantur, nisi fuerit cum eis, exigentibus eorum meritis, canonice dispensatimi per Romanum pontifieem." c 17: „Licet... in eis (sc. beneficiis) etiam sit interdicta successio sobolis bene natae; quidam tarnen de nefario coitu procreati . . . . in beneficia hujusmodi, quae patres eortim nullo medio tenuerunt, irrumpere . . . . non formidant. Hoc . . . . jtrohibemus . . . ." Konstit. Peckham veröffentlicht alif dem Konzil Lambeth 1281 ( W i l k i n s , Concilia II, 51) c 25: „Cum a jure sit inhibitum, ne absque dispensatiotie apostolica pracficiantur ßii presbyterorum aut rectorum in ecclesiis, in quibus patres eorum immediate seu proximo minis tra runt, et constet ipsa beneficia vacare, si contrarium de facto fuerit attemptatuni; praecipimus, ut praelati de ecclesiis sic vacantibus diligcnter inquirant, et juxta juris exigentiam de eis non differant ordinare, cautius praecaventes de caetero, ut tales ad hujusmodi beneficia nullo titulo admittant, .. . ." ,5

Nach S t u b b s , Const. Hist. III, 385 c 19 § 406 waren vieleBischöfe im 12. Jhdt., wenn nicht verheiratet, so doch Häupter halb legitimer Familien; in den nächsten Jahrhunderten bis gegen Ende des Mittelalters sei dies bei den höheren Geistlichen Englands nur ausnahmsweise der Fall gewesen.

§ 22. Geschichte der Eheverbote.

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auf alle bei Ausübung der kirchlichen Gerichtsbarkeit Beteiligten ausgedehnt, und Laien wurden g ä n z l i c h von einer solchen Beteiligung ausgeschlossen." Die Reformation brachte zunächst keine Änderung dieser Vorschriften. Unter dem Einflufs der neuen Lehren schlössen allerdings einzelne Geistliche Heiraten. Dies veranlafste jedoch den König Heinrich VIII, ausdrücklich durch mehrere Proklamationen dem entgegenzutreten und sogar verschärfte Strafen für Priesterheiraten anzudrohen. " Das Festhalten des Königs an der Ehelosigkeit der Priester bildete einen der Hauptgründe, aus welchen die damals schwebenden Vereinigungsverhandlungen mit den deutschen Protestanten scheiterten.19 Im Jahre 1539 wurde nun sogar durch Gesetz (Sechs-Artikel-Gesetz, 31 Hen. VIII c 14) das Verbot der Priesterehe als eine der Grundlagen der englischen Kirche festgestellt und gegen Anfechtung und Ubertretung durch schwere Strafen gesichert.10 Trotz alledem duldete der 19

W i l k i n s , Conciiia III, 369: „ . . . . quod nuUus laicus vel clericus conjugates, sive bi.gam.us, . . . . de catU.ro jurisdictionem spiritualem exerceat qualemcunque, nec in causis correctionum, scilicet cum ad correctionem animae, vel ubi ex judicis proceditur officio, scriba seu registrarius, aut registri correctionum hujusmodi custos quomodolibet existat; . ..." 11 Prokl. v. Anfang 1535 (Wilkins, Concilia I, 776): „Finally, his majestie understanding, that a feto number of this his realme being priests, as well religious as other, have taken wives, and marryed themselves, . . . .; his highness in no wise minding, that the generalitie of the clergy of this his realme should .... proceed to marriage, without a common consent of his higness and the realme; doth .... command as well aU and singular of the said priests as have attempted marriages, as all such as will hereafter presumptuously proceed in the same, that they nor any of them shall minister any sacrament or other ministry mysticall, nor have any office, dignity, cure, privilege, profitt or cmnmoditye heretofore accustumed, and belonging to the clergie of this realme, but shall utterly after such marriages be expelled and deprived from the same, and be had and reputed as lay persons, to all purposes and intents. And that such, as shall after this proclamation . . . . take wives, and be married, shall run in his grace's indignation, and suffer further punishment and imprisonment at his grace's will and pleasure." — Ebenso Proklamation v. 1539 (Wilkins I, 847). — Die Proklamationen hatten Gesetzesjcraft, wie aus dem d e k l a r i r e n d e n Gesetz 31 Hen. VIII (1539) c 8 [An Acte that Proclamations made by the King shall be obeyed] zu entnehmen ist. 18 P e r r y , Hist, of Engl. Ch. II, 156 c 9 § 24 ff. " Folgendes sind die hierher gehörigen Bestimmungen des Gesetzes: s 1. Als Art. III wird der Satz aufgestellt, dafs nach Empfang der Priesterweihe eine Eheschliefsung unzulässig sei. s 2. Wer das Gegenteil öffentlich predigt, in Schule oder Versammlung lehrt, oder, vor den Richter gerufen, hartnäckig aufrecht hält, sowie ein Priester, der k ü n f t i g heiratet, ist als felon mit dem Tode und Verwirkung des Vermögens zu bestrafen. s 3. Wer in anderer als der iu s 2 angegebenen Weise die Priesterehe als zulässig erklärt oder ansieht („publishe declare or holde opynion"), ist mit Verwirkung des beweglichen Vermögens, des kirchlichen oder sonstigen Amtes, und der Einkünfte aus unbeweglichem Vermögen auf Lebenszeit, bei Rückfall als felon mit dem Tode und Verwirkung des Vermögens zu bestrafen. s 4. Die bisher geschlossenen Ehen von Priestern sind ungiltig, und der Bischof soll diese Ehen trennen. s 5. Ein Priester und seine frühere Ehefrau, welche k ü n f t i g geschlechtlichen Um-

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IV.

Der geistliche Stand und die Weihegrade.

König, dafs Erzbischof Cranmer von Canterbury, welcher eine Ehe eingegangen war, seine Frau behielt. Der Einflufs Cranmers bewirkte auch, dafs die im Sechs-Artikel-Gesetz angedrohten Strafen, soweit sie den Verkehr des Priesters mit seiner früheren Frau und das Halten von Konkubinen durch Priester betrafen, durch 32 Hen. VIII (1540) c 10 etwas gemildert wurden. -0 Ein späteres Gesetz, 37 Hen. VIII (15-45) c 17, erklärte, dafs die kirchlichen Verbote der Ausübung einer kirchlichen Gerichtsbarkeit durch Laien und verheiratete Geistliche, weil der königlichen Prärogative widersprechend, als aufgehoben anzusehen seien. 21 Erst unter Eduard VI gelangte bezüglich der Priesterehe die Reformation zur Durchführung. Das Gesetz 1 Ed. VI (1547) c 12 hob das Sechs-Artikel-Gesetz auf. Am 17. Dezember 1547 beschlofs das Unterhaus der Konvokation von Canterbury, es möchten alle Bestimmungen gegen Priesterehe beseitigt und alle Keuschheitsgelübde für nichtig erklärt werden. 22 Ein hierauf gegründeter Gesetzentwurf scheiterte jedoch zunächst am Widerstand im Oberhaus des Parlaments. Erst im nächsten Jahre gelangte dann ein Gesetz, 2 & 3 Ed. VI (1548) c 21, zur Annahme, welches zwar alle gegen die Priesterheirat gerichteten staatlichen und gang haben oder miteinander offen verkehren, sind als felona zu bestrafen und deren Vermögen einzuziehen. s 20. Ein Priester, welcher „doc carnally use and accustome any Wmnan or kepe her as his Conaibyne, an by paying for her bourde maynteyning her icith money array or any other giftes or mcanes" (hiermit wohl nur ein d a u e r n d e s Konkubinat gemeint), verwirkt sein bewegliches Vermögen sowie seine kirchlichen Ämter und Pfründen und ist während der vom König beliebten Zeit einzusperren; bei Rückfall ist er als felon mit dem Tode und Verwirkung des Vermögens zu bestrafen. s 21. Gleiche Strafen treffen die Konkubine. Das Gesetz enthält in gleicher Weise Vorschriften gegen den Bruch von Keuschheitsoder Witwenschaftsgelübden, soweit dieselben nicht früher als zu 21 Jahr und ohne Zwang abgelegt sind. Das Gesetz 31 Hen. VIII (1539) c 6 s 2 verbietet die Eheschliefsung solchen Angehörigen aufgelöster Klöster, welche Priester sind oder frühestens zu 21 Jahren und ohne Zwang das Gelübde abgelegt haben. s0 An Acte for moderacion of Incontinence for Pristes. Dasselbe ändert nur die Strafbestimmungen der s 5, 20, 21 des Sechs-Artikel-Gesetzes. — Das Sechs-Artikel-Gesetz wurde in einer untergeordneten prozessualen Bestimmung geändert durch 32 Hen. VIII (1540) c 15, im übrigen durch 34 & 35 Hen. VIII (1542/3) c 1 s 21 und durch 35 Hen. VIII (1543/4) c 5 bestätigt; das letztere Gesetz gestaltete jedoch die prozessualen Vorschriften günstiger für den Angeklagten und führte eine kurze Verjährung der Strafverfolgung ein. — Die Annahme von P e r r y , Hist. of Engl. Ch. II, 173 c 10 § 22, das Sechs-Artikel-Gesetz habe durch 34 & 35 Hen. VIII c 1 geändert werden sollen, ist wohl nicht zutreffend; vielmehr ist das letztere Gesetz nur auf einen Widerspruch gegen a n d e r e , weniger (als die G Artikel) grundlegende Lehren zu beziehen. 21 Vgl. § 4 Anm. 117. Das Gesetz 37 Hen. VIII c 17 wurde aufgehoben durch 1 & 2 Phil. & Mar. (1554 & 1554/5) c 8 s 6, wieder in Kraft gesetzt „soweit nicht unter Eduard VI geändert" durch 1 Eliz. (1558/9) c 1 s 3. Es ist nicht ersichtlich, auf welches Gesetz Eduards VI sich dieser Vorbehalt bezieht.

" Beschlufs bei W i l k i n s , Ccmcilia IV, 16.

§ 22. Geschichte der Eheverbote.

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kirchlichen Vorschriften wegen der üblen Folgen solcher Verbote abschaffte, aber dennoch aussprach, es sei besser, wenn Geistliche unverheiratet blieben.23 Ein späteres Gesetz, 5 & 6 Ed. VI (1551/2) c 12, erklärte dies ausdrücklich dahin, dafs hierdurch die Priesterheirat nicht etwa blos als straflos, sondern als erlaubt habe anerkannt werden sollen, mithin namentlich die Kinder ehelich seien, und auch bei Priesterheiraten das gewöhnliche Erbrecht und eheliche Güterrecht Anwendung finde.21 Unter der Regierung Eduards ging auch der zweite Erzbischof Englands, Holgate von York, eine Ehe ein. Die beiden Gesetze 2 & 3 Ed. VI c 21 und 5 & 6 Ed. VI c 12 wurden durch 1 Mar. st. 2 (1553) c 2 2 5 aufgehoben, und durch königliche Verordnung von 1554 wurde die Ehelosigkeit der Priester in alter Weise als Bedingung für das Verbleiben im Amte festgestellt.28 Elisabeth machte in diesem Punkte die Mafsregeln ihrer Vorgängerin nicht sogleich in vollem Umfange rückgängig Die Gesetze Eduards wurden nicht wieder in Kraft gesetzt. Durch Verordnung von 1559 gestattete jedoch die Königin, dafe ein Priester oder Diakon heirate, falls er die Zustimmung folgender Personen beschaffen könne: seines Bischofs, zweier dem regelmäfsigen Aufenthaltsort der Braut am nächsten wohnender Friedensrichter, der Eltern oder zweier Verwandten oder, falls solche nicht bekannt sind, der Dienstherrschaft der Braut. Für die Heirat von Bischöfen sollte die Genehmigung des Erzbischofs und einer besonderen königlichen Kommission erforderlich sein.21 Durch " An Acte to take away all posityve Lawes againste Marriage of Priestes. An Acte for the declaración of a Statute made for the Marriage of Priestes and for the legittimacion of their Children. m An Acte for the Bepeale of certayne Statutes made in the time of the Baigne of Kinge Edwarde the Syxthe. " Artikel der Königin Maria v. 4. März 1554 ( C a r d w e l l , Doc. Ann. I , 1111: art. 7. „Item, That every bishop, and all the other persons aforesaid, proceeding summarily, and with all celerity and speed, may, and shall deprive, or declare deprived, and amove according to their learning and discretion all such persons from their benefices and ecclesiastical promotions, who, contrary to the state of their order, and the laudable custom of the church, have married and used women as their wives, or otherwise notably and slanderously disordered or abused themselves; sequestering also, during the said process, the fruits and profits of the said benefits and ecclesiastical promotions." art. 8 enthält Milderungen für Priester, deren Frauen gestorben sind, oder welche mit Zustimmung ihrer Frauen erklären, künftig getrennt von ihnen leben zu wollen. art. 9. „Item, That every bishop, and all persons aforesaid, do foreseet that they suffer not any religious man, having solemnly professed chastity, to continue with his woman or wife; but that all such persons after deprivation of their benefice, or ecclesiastical promotion, be also divorced every one from his said woman, and due punishment otherwise taken for the offence therein." 34

21

Erste injunctions Elisabeths v. 1559 ( C a r d w e l l , Doc. Ann. I, 178) c 29: „Item. Although there be no prohibition by the word of God, nor any example of the primitive church, but that the priests and ministers of the church may lawfully, for the avoiding of fornication, have an honest and sober wife, and that for the same purpose the same was by act of Parliament in the time of our dear brother king Edward VI made lawful,

234

IV. Der geistliche Stand und die Weihegrade.

Verordnung vom 9. August 1561 bestimmte die Königin ferner, dafs kein Mitglied der Kapitelgeistlichkeit bei Strafe der Absetzung seine Ehefrau oder eine andere Frau innerhalb der Kirchengebäude beherbergen dürfe.28 In den 39 Artikeln von 1563 wurde dann die Heirat der Geistlichen als erlaubt anerkannt.29 Allmählich erst hörten die thatsächlich noch der Priesterehe in den Weg gelegten Schwierigkeiten auf. Dafs selbst beim Tode Elisabeths die Priesterehe in Wirklichkeit noch nicht rückhaltslos durchgeführt war, geht daraus hervor, dafs in der Miäenary Petition, welche die Puritaner an Jakob I bei seinem Regierungsantritt richteten, 30 unter anderem die Wiederherstellung der Gesetze Eduards über Priesterheirat erbeten wurde. Diese Wiederherstellung und zugleich die Aufhebung des entgegenstehenden Gesetzes Marias erfolgte durch 1 Jac. 1 (1603/4) c 25 s 8. Die Vorschriften, welche die unmittelbare Nachfolge des Sohnes in die Pfründe des Vaters verboten, blieben der Form nach in Kraft; die vom Papst früher ausgeübte Dispensationsbefugnis war auf den Erzbischof von Canterbury übergegangen,31 und von diesem wurde die Dispensation wohl stets erteilt. 32 whereupon a great number of the clergy of this realm were then married, and so continue; yet because there hath grown offence, and some slander to the church by lack of discreet and sober behaviour in many ministers of the church, both in choosing of their wives, and indiscreet living icith them, the remedy whereof is necessary to be sought: it is thought therefore very necessary, that no manner of priest or deacon shall hereafter take to his wife any manner of woman without the advice and allowance first had upon good examination by the bishop of the same diocese, and two justices of the peace of the same shire, dwelling next to the place, where the same woman hath made Iter most abode before her marriage; nor without the good will of the parents of the said woman, if she have any living, or two of the next of her kinsfolks, or, for lack of knowledge of such, of her master or mistress, where she serveth And for the manner of marriages of any bishops, the same shall be allowed and approved by the metropolitan of the province, and also by such commissioners, as the queen's majesty thereunto shall appoint. And if any master or dean, or any head of any college shall purpose to marry, the same shall not be allowed, but by such to whom the visitation of the same doth properly belong, who shall in any wise provide that the same tende not to the hinderance of their house." 28 Abgedruckt bei C a r d w e l l , Doc. Ann. I, 273: „ . . . . that no manner of persons, being either the head or member of any colledge or cathedral church . . . . shall . . . . have . . . . within the precinct of any such colledge his wife or other woman to abide and dwell in the same, or to frequent and haunt any lodging within the said colledge, upon pain that whosoever shall do to the contrary, shall forfeite all ecdesiasticall promotions in any cathedrall or collegiate church within this realme." 2J ' Art. 32: „Episcopin, Pracsbiteris, et Diaconis nullo mandato divino praeceptum est, ut aut coelibatum voveant, aut a matrimonio abstineant Licet igitur etiam illis, ut caeteris omnibus Christianis, ubi hoc ad pietatem magis facere iudicaverint, pro sua arbitratu matrimonium contrahere." 30 Vgl. § 7 Anm. 13. 31 25 Hen. VIII (1533/4) c 21 s 3, aufgehoben durcli 1 & 2 Phil. & Mar. c 8 s 3, wieder in K r a f t gesetzt durch 1 Eliz. c 1 s 2. 32 Nach G i b s o n , Codex 796 wurden in der Zeit von 16G0 bis 1712 dreihnndert solclic Dispense erteilt. Vgl. P h i l l i m o r e , Eccl. Law 404.

V. Die einzelnen Kirchenbehörden. 1. Der König. A. Mittelalterliche Gewalten. a. Im V e r h ä l t n i s zu a u s l ä n d i s c h e n 1. Oberste richterliche

§ 23.

Gewalt. Beschränkung den Papst.*

Einwirkungen. der Berufungen

an

Das erste Beispiel einer aus England an den Papst gelangenden Berufung findet sich schon in früher angelsächsischer Zeit. Im Jahre 678 rief Wilfrid, Bischof von York, den Papst gegen den Erzbischof Theodor von Canterbury an, welcher im Einverständnis mit König Egfrid von Nordhumherland ohne Zustimmung Wilfrids dessen Bistum geteilt hatte.1 Wegen derselben Frage legte Wilfrid 702 gegen die Entscheidung einer von König Aldfrid von Nordhumberland in Gegenwart des Erzbischofs Brihtwald von Canterbury abgehaltenen Versammlung Berufung an den Papst ein.2 Die damaligen Entscheidungen des Papstes wurden indessen teils garnicht, teils erst nach neuen Unterhandlungen, welche in England stattfanden, durchgeführt. Ein weiterer Fall der Anrufung des Papstes wird aus dem 10. Jhdt. berichtet. Anlafs war eine vom Erzbischof Dunstan von Canterbury (959—88) wegen unerlaubter Heirat verhängte Exkommunikation. Der Papst befürwortete die Aufhebung der Exkommunikation. Dunstan verweigerte dies jedoch.3 • Für die Zeit bis zur Reformation: S t u b b s , Conti. Hut. III, 360ff. c 19 8 40a 1

Wortlaut der Berufung»Schrift Wilfrids (darin die Redewendung „hujus

sacro-

sanctae sedis appellari subsidium") und der Entscheidung des römischen Bischofskonzila unter Vorsitz des Papstes Agatho („statuimus atque decernimus")

bei H a d d a n & S t u b b s ,

Counc. III, l;Sö ff. 2 Haddan & Stubbs, Counc. III, 253: fiducialiter sedem appello apostolicam: vestrum autem quisquis dcponere meum dignitatis gradum praesumit, a me hodie invitatus mecum pergat illuc ad iudicium". Über zwei dazwischen liegende Anrufungen des Papstes durch Wilfrid s. H a d d a n & S t u b b s , Counc. I I I , 254 Anm.

3 Adelard, Vita S. Dunstani; Memorials of Dunstan; Rer. Brit. Scr. Na. 63 S. 67. „. . . . quidam iUustrium pro illicito matrimonio saepius ab eo redargutus, sei non correctus, gladio tandem evangelico est a Christo divisus. Qui Bomam adiens dominum apostolicum pro se Dunstano scriptis satisfacere optinuit. Hie Dunstanus moveri non potuit: sed ipso apostolico mente altiorin se solidus perstitit, „Scias", inquiens legato, „nec capitis plexione me a Domini mei auetoritate movendum".

236

V, 1. Der König.

Ein neues Beispiel einer Anrufung des Papstes gab 1052 der Erzbischof Robert von Canterbury.4 In allen diesen Fällen handelt es sich jedoch nicht um Entscheidungen eines allseitig anerkannten Gerichtes, sondern vielmehr um einseitige Anrufung einer fremden Macht, deren Entscheidungen oder Vorstellungen vom anderen Teil nicht als bindend anerkannt werden.3 Dasselbe gilt auch bezüglich einiger Fälle von Berufungen aus späterer Zeit. Seit der Eroberung (1066) wurden die Berufungen an den Papst etwas häufiger. Dies hing wohl damit zusammen, dafs die Normannen die im Frankenreich geläufigen Anschauungen über das Verhältnis zum Papst mit nach England hinüberbrachten; ferner mufs namentlich die staatliche Ueberweisung bestimmter Rechtsgebiete an die Kirchengerichte zur Entscheidung nach kirchlichen Rechtsnormen darauf hingewirkt haben, innerhalb dieser Rechtsgebiete die Anrufungen des Papstes zu vervielfältigen. Von Anfang an jedoch suchten die normannischen Könige die Zulässigkeit der Berufungen an den Papst zu beschränken: sie gestatteten Berufungen überhaupt nicht in solchen Fällen, welche zur Entscheidung vor die königlichen Gerichte gehörteu, und um hiernach die Zulässigkeit der einzelnen Berufung prüfen zu können, forderten sie in j e d e m Fall vorgängige königliche Erlaubnis. 6 Papst Paschalis II 4 Robert war Normanne. Er floh vor den bewaffnet nach England zurückkehrenden Anführern der angelsächsischen Partei. Von der Landesversammlung wurde er darauf für vogelfrei erklärt (Angelsächsische Chronik; Rer. Brit. Scr. No. 23; I , 319—321.). W i l h . v. M a l m e s b u r y , Gest. Pont. (Rer. Brit. Scr. No. 52) 35: „ . . . . juditii deliberationem (auf der Landesversammlung) preveniens, Romam ivit. Unde cum epistolis innocentiae et restitutionis suae allegatricibus rediens, finem vitae apud Gimcgium (Jumieges) invenit." Auf seine Anrufung des Papstes wurde in England nicht geachtet und Stigand an Stelle des abwesenden Robert zum Erzbischof ernannt. Die nicht kanonische Ernennung Stigands spielte dann eine Rolle bei der Unterstützung des Angriffs Wilhelms des Eroberers durch den Papst. 6 Die Unterscheidung zwischen „Berufungen an ein höheres Gericht" im heutigen Sinn und formlosen Anrufungen eines Dritten wird namentlich auch dadurch erschwert, dafs bis zuin späten Mittelalter die „Appellation" an den Papst auch vor endgiltiger Entscheidung der niederen Behörde eingelegt werden konnte. Vgl. R i c h t e r , Kirchenrecht § 210. 6 Wilhelm I (1066 - 87) hatte v o r der Eroberung betreffs seiner Ehe in Rom prozessirt. ( S t u b b s , Const. Hist. III, 301 c 9 § 403.) Die Fragen über den Vorrang des Erzbischofs von Canterbury und über die Grenzen der Provinzen Canterbury und York (seit 1070) wurden nicht nur in England, sondern auch in Rom erörtert. (Vgl § 33, 34.) Über den Grundsatz Wilhelms I I (1087—1100) berichtet Erzb. Anselm v. Canterbury in einem Briefe v. 1099/1100: , , . . . . sine sua jussionc apostolicum nolcbat rccipi aut appellari in Anglia" (ausführlicher abgedruckt § 4 Anm. 17). 1097, als Anselm um Erlaubnis zu einer Reise nach Rom bittet, läfst ihn der König auffordern: „quatinus aut jurejurando promittas quod nunquam amplius sedem Sancti Petri vel ejus vicarium pro quavis quae tibi queat ingeri causa appelles, aut sub omni celeritate de terra sua (des Königs) recedas". Anselm verweigert den Eid. E a d m e r , Hist. Nov. (Rer. Brit. Scr. No. 81) 83. Ebenso Anselm in dem vorerwähnten Briefe. — In einem Verfahren vor der curia regis gegen Bischof Wilhelm v. Durham, 1088, wegen Bruchs der Lehnspflicht (er hatte sich an einer Empörung beteiligt), erhebt der Bischof den (nach den

§ 23. Oberste richterliche Gewalt Beschränkung der Berufungen an den Papst.

237

beklagte sieb 1115 in Briefen, welche er an den König und die englischen Bischöfe richtete, dafs die Berufungen nach Rom verhindert würden.4* Seitdem im Jahre 1126 der Erzbischof Wilhelm von Canterbury die Stellung eines päpstlichen Legaten angenommen hatte und auch die folgenden Erzbischöfe meist dasselbe Amt bekleideten, verwischte sich die Grenze zwischen der Gewalt, welche die Erzbischöfe von Canterbury aus eigenem Recht und derjenigen, welche sie kraft päpstlichen Auftrages übten. Die Zulässigkeit einer Berufung von dem Beauftragten an den Auftraggeber konnte aber nicht wohl bestritten werden. Hierzu kam die Schwäche der Regierung unter Stephan (1135—54). Die Folge war ein starkes Anwachsen der Zahl von Berufungen, wohl auch ein Aufserachtlassen des Erfordernisses vorgängiger königlicher Erlaubnis.' Kanones begründeten) Ansprach, dafs bevor er sich anf jene Anklage zu verantworten habe, er entweder in den ihm entrissenen Besitz seines Bistnms wieder eingesetzt werden müsse, oder durch kirchliches Urteil festgestellt werden müsse, dafs eine solche vorherige Einsetzung in den Besitz nicht erforderlich sei. Über diese Vorfrage entscheiden trotz Protestes des Bischofs nicht die Bischöfe allein im kirchlichen Verfahren, sondern es entscheidet die aus Bischöfen und Laien zusammengesetzte curia regit und verwirft den Anspruch des Bischofs. Gegen diese Entscheidung als unkanonisch appellirt der Bischof an den römischen Sitz. Darauf berät die curia von neuem und verkündet durah den Mund des ursprünglichen Anklägers das Urteil: „Domine episcope, regia curia et barones isti vobia pro justo judicant, quando sibi (den König) vos respondere non vultis de his de quibus vos per me appellavit, sei de placito suo invitatis eum Romam, quod vos feodum vestrum inde forisfacitis". (Ausführliche Darstellung des Verfahrens in dem Aufsatz: De injusta vexatione Willelmi episcopi primi per Wittelmum regem filium Willelmi magni regis, abgedruckt in Her. Brit. Scr. No. 75, I, 170 ff.) «• Brief an Heinrich I (Eadmer, Hist. Nov.; Rer. Brit. Scr. No. 81; S. 229): „NuUus inde (aus England) clamor, nullum inde judicium, ad sedem apostölicam destinatur". Brief an Heinrich I und die englischen Bischöfe (a. a. 0. 233): „ Vos oppressis apostolicae sedis appellationem subtrahitis, cum sanetorum patrum conciliis decretisque sancitum sit ab omnibus oppressis ad Romanam ecclesiam appellandum". — Vgl. H u g o Cantor (The Historians of the Church of York, Rer. Brit. Scr. No. 71) n , 212: „Rex .... abeuntibus archiepiscopis prohibendo imperavit, si dominus papa concordiam inter se provisam concedere et confirmare nollet, ne inde placitarent; sin autem, ad ecclesias suas non reverterentur". (Die Erzbischöfe waren zur Verhandlung über den Vorrangsstreit förmlich nach Rom geladen. Ladungsschreiben v. 13. April 1125 a. a. 0. 210.) 7 Im Jahre 1128 appellirte Bischof Urban v. Llandaff an den Papst gegen die Entscheidung einer vom Erzb. v. Canterbury als Legaten abgehaltenen Landessynode Westminster 1127 in einem Grenzstreit zwischen ihm und den Bischöfen von St. David's und Hereford. Zunächst erschienen zwar die letztgenannten Bischöfe nicht in Rom, im Verlaufe des Verfahrens vertrat jedoch der Bischof v. St. David's seine Sache in Rom und überreichte unter anderem einen Empfehlungsbrief des Königs (Haddan & Stubbs, Councils I, 334). Es ist nicht ersichtlich, dafs Heinrich I dieser Ausübung der päpstlichen Gerichtsbarkeit widersprach, trotzdem der Papst ihm wiederholt von der bevorstehenden Verhandlung der Sache in Rom Kenntnis gab. Aktenstücke aus dem Verfahren bei H a d d a n & Stubbs I , 321—344. Eine frühere sogenannte „Appellation" Urbans v. Llandaff v. 1119 (Haddan & Stubbs I, 309) bestand nur in einer Anrufung des päpstlichen Schutzes und hatte keine zweiseitige Verhandlung vor dem Papste zur Folge; der Papst wies vielmehr den Erzb. v. Canterbury an, in den streitigen Fragen Recht zu sprechen. Über spätere Verhandlungen in diesem Grenzstreit vor der curia regis s. Stubbs, Const. Hist. I, 402 Anm. 3 c 11 § 125.

V, 1. Der König.

238

Dem trat Heinrich II in den Konstitutionen von Clarendon (1164) entgegen. Danach ist gegen die Entscheidung des Erzbischofs der König anzurufen, damit auf dessen Befehl der Streit im Gerichtshof des Erzbischofs zu Ende geführt werde; eine weitere Berufung ist unzulässig ohne Genehmigung des Königs. 8 Dies entsprach dem älteren Recht, wie ja auch die Konstitutionen erklären, nur dasjenige Recht, welches schon zu Zeiten Heinrichs I gegolten hatte, feststellen zu wollen. Trotzdem konnte die obige Bestimmung nicht dauernd aufrecht erhalten werden. Im VerUnter Stephan begannen mit der erweiterten Wahlbefugnis der Kapitel aneli Berufungen wegen bestrittener Bischofswahlen. Näheres bei S t u b b s , Const. Hist. III, :ìll c 19 §381. — H e i n r i c h v. H u n t i n g d o n (Rer. Brit. Scr. No. 74) 282, ein Zeitgenosse Stephans, schreibt: „Anno XVI (d. i. 1151) Theobaldus Cantuariensis archiepiscopus, apostolicae sedis legatus, tenuit concilium generale apud Lundoniam in media Quadragesima, ubi rex Stephanus et filius suus Eustachius et Angliac proceres interfuerunt, totumque illud concilium novis appeUationibus infrenduit. In Anglia namque appellationes in usu non erant, donec eas Henricus Wintonicnsis episcopus, dum legatus esset (d. i. 1139—43), malo sito crudelite r intrusit; in eodem namque concilio ad Romani pontificis audientiam ter appeüatus est." S t u b b s , Const. Hist. I I I , 3G1 c 19 § 403 nimmt an, dafs die Behauptung, die Berufungen seien erst durch den Legaten Heinrich v. Winchester eingeführt, wohl eher auf Berufungen an diesen Legaten, als auf Berufungen nach Rom zu beziehen sei. Eine solche Unterscheidung ist aber wohl durch den Wortlaut der Stelle nicht gerechtfertigt, zumal der Chronist jene Bemerkung in Verbindung mit der Nachricht macht, dafs in jenem Konzil dreimal n a c h R o m appellirt wurde. 8

c 8: „ . . . . si archiepiscopus defuerit (defecerit) in justitia exhibenda, ad dominum regem perveniendum est postremo ut praeeepto ipsius in curia archiepiscopi controversia terminetw, ita quod non debeat ulterius procedere absque assensu domini regis" (s. vollständigen Text im Anhang IV). Vgl. auch den Bericht des Bischofs v. London an den Papst v. 1165 über eine vom letzteren veranlafste Unterredung mit dein Konig (Materials for Hist. Becket. Rer. Brit. Scr. No. 67, V, 205): „In appeUationibus ex antiqua regni sui constitutione id sibi vindicat honoris et oneris, ut ob civilem causam nidlus clericorum regni sui ejtisdem regni fines exeat, nisi an ipsius auctoritatc et mandato jus suum obtinere queat, prius experiendo cognoscat. Quod si nec sie obtinuerit, ad cxccllentiam vestram, ipso in nullo reclamante, cum volet quilibet appeüabit. In quo si juri vel honori vestro praejudicatur in aliquo, id se totius ecclcsiae regni sui Consilio correcturum in proximo, juvante Domino, poüicetur." Vorübergehend während des Kampfes mit Becket verbot der König j e d e Berufung nach Rom. Erlafs Heinrichs II an die einzelnen Sheriffs v. Weihnachten 1164 (Materials for Hist. Becket. Rer. Brit. Scr. No. 07, V, 152): „Praecipio tibi quod, si aliquis clcricus vel laicxts in baüia tua Romanam curiam appellaverit, eum capias, et firmiter custodias donec voluntatem mcam pereipias fpraeeipiam ?] . . ." Vdg. Heinrichs I I , wahrscheinlich v. 11G9 ( H o v e d e n , Rer. Brit. Scr. No. 51, I, 231; über das Datum s. daselbst S. 232 Anm. lind Materials for Hist. Becket; Rer. Brit. Scr. No. 67; VII, 147 Anm., 150 Anm.), c 4: „Item generaliter interdictum est, ne aliquis appeüet ad dominum papam, vel ad Cantuariensem archiepiscopum, . . . ." Über eine Landesversammlung in Clarendon 1166 (Vita St. Thomae von E d u a r d G r i m , einem Zeitgenossen Beckets, in Materials. a . a . O . I I , 405): „Audiens interea rex quod episcopos Angliae dominus papa mandasset, Clarendunam coegit concilium, ubi juramentum exegit a pontifieibus ne quis eorum pro quavis appellatione patria egrederetur, nemo mandatum domini papae suseiperet. Et quidem in hunc modum episcopi promiserunt, a laicis vero juratum est. Clamatum est ex ore regis, quod siquis pro quocunque negotio sedem apostolicam appellasset, omnia quae illius essent scrUierentur ad opus regis, et ipse truderetur in carcerem."

§ 23. ObersterichterlicheGewalt. Beschränkung der Berufungen an den Papst

239

gleich von Avranches (1172) mutete vielmehr der König zugestehen, dafe in k i r c h l i c h e n Angelegenheiten die Berufungen an den Papst fortan der königlichen Genehmigung nicht bedürfen sollten; verdächtige Berufende sollten jedoch gezwungen werden können, vorher Sicherheit zu geben, dafs sie dem König und dem Reich nicht schaden wollen.9 In der folgenden Zeit wurde zwar noch versucht, durch Einwirkungen in einzelnen Fällen die Zahl der Berufungen nach Rom zu vermindern; das Recht zu solchen Berufungen ohne königliche Erlaubnis wurde indessen nicht mehr allgemein bestritten. Unter der schwachen Regierung Heinrichs III (1216—72) wurde die Zahl der Berufungen eine sehr grol'se, und mit Rücksicht auf das Verhältnis des Papstes als anerkannten Lehnsherrn erstreckten sie sich zum Teil auch auf andere als kirchliche Verhältnisse.10 Kräftig traten erst Eduard III und Richard II wieder den Berufungen an eine ausländische Macht entgegen. Nicht indessen j e d e r Berufung nach Rom ü b e r h a u p t , sondern nur der Berufung in b e s t i m m t e n Fällen. Alle hierauf bezüglichen Gesetze dieser und der folgenden Zeit bis zur Reformation stellen sich nur dar als Ergänzung zu den gegen päpstliche Ämterverleihung (Provision) gerichteten Gesetzen. Nur soweit es zur Durchführung der P r o v i s i o n s gesetze erforderlich, bestand das Bestreben, die päpstliche Gewalt, mithin auch die Berufungen an den Papst, zu beschränken. Allgemein werden daher Berufungen nur in denjenigen Sachen untersagt, in welchen weltliche Behörden zuständig sind. Auch hierbei waren namentlich Patronatssachen ins Auge gefafst. Eine ausschliefsliche sachliche Zuständigkeit in allen Sachen wurde vom Staat zu jener Zeit nicht beansprucht." 9 Vgl. § 4 Anm. 50, 51. Eine Berufung Heinrichs II an den Papst im J . 1171 gegen die bevorstehenden Handlungen päpstlicher Legaten in der N o r m a n d i e wird erwähnt bei B e n e d i c t (ßer. Brit. Scr. No. 49) I, 24. 10 Heinrich I I I und seine Nachfolger nahmeu als Privileg Englands in Anspruch, dafs die Entscheidung der an den Papst gelangenden Berufungen in E n g l a n d erfolgen müsse. Wenn die Personen, denen die Entscheidung vom Papst delegirt war, in England sich aufhielten, so konnte der König auf dieselben einwirken. Eine Delegation war zwar sehr gewöhnlich, das behauptete Privileg scheint indessen von den Päpsten nicht grundsätzlich anerkannt worden zu sein. (Vgl. S t u b b s , Const. Hist. I I I , 3G2 c 19 § 403 und S t u b b s , Append. I, 30 zum Bericht der Commission on Eccles. Courts 1883, Drucksachen des Parlaments 1883 Reports Bd. XXIV. S t u b b s führt an: P r y n n e , Records II, 628, cf. 718, 941, 980, 501, für Eduard I : H I , 227. S. auch unten § 24 Anm. 9 a. E. Vgl. ferner den Erlafs Eduards I I v. 26. Jan. 1320 an den Abt v. St. Albans, bei R y m e r , Foedera 4. Ausg. II, 416: „. . . . considerantes quod cognicio hujusmodi transgressionum (nämlich contra pacern nostram), infra regnum nostrum factarum, ad nos racione regie dignitatis nostre, in eodem regno discutienda pertinet; et quod ullus de eodem regno, super hiis quorum cognitio ad nos pertinet, trahi non debat in causam extra idem regnum; . . . . " — Über das Verbot einer Appellation gegen die bischöfliche Entscheidung in einem Zwischenstreit wegen u n e h e l i c h e r G e b u r t vgl. B r a c t on, Buch V tract. 5 c 19 § 14 (Rer. Brit. Scr. No. 70: VI, 314) und Vereinbarung v. 1234 (1236?) im Anhang zu Bracton a . a . O . II, 606 u. VI, 510; in einem Zwischenstreit wegen G i l t i g k e i t e i n e r E h e : B r a c t o n Buch IV tract. 6 c 11 § 4 (IV, 53G).

" Folgendes sind die hierher gehörigen Gesetzesbestimmungen:

240

V, 1. Der König.

Trotz ihrer vorgedacliten Beschränkung konnten aber diese Gesetze nicht dauernd streng durchgeführt werden. Offene Verletzungen geI. Unmittelbar an die Bestimmungen über Provisionen anknüpfend: 25 Ed. 1/7(1350/1) st. 4 Statutum de Provisoribus [bestätig durch 38 Ed. III (1363/4) st. 2 c 1 und 13 Rie. II (1389/90) st. 2 c 2j. Wer auf Grund einer Provision den Besitz stört, iät einzusperren und mufs dem König und dem Gestörten in Geld genugtliun. „Et nient meins, avant qils soient délivres facent pleine renunciación, et troevent sufficeante seurete qils nattempteront tiele chose en temps avenir, ne nul procès sueront par eux ne par autre devers nuly en la dite Court de Rome, ne nule part aillours, por nuits tieles emprisonementz ou renunciacions, ne nide autre chose dépendant de eux/' (Ausführlich abgedruckt im Anhang VIII.) 38 Ed. III (1363/4) st. 2 c 1 —3 richten sich gegen Providirte und Appellanten. c 4 bestimmt: wer wegen irgend einer in diesem Gesetz enthaltenen Sache gegen eine Person des Königreichs vorgeht, soll deshalb bestraft werden und mufs den Verletzten entschädigen. 13 Rie. II (1389/90) st. 2 c 3: „Item ordeigne est et établi qe si ascun port ou envoie deinz le roialme . . . notre . . . Roy ascun somonces sentences ou excomengementz envers ascun persone de quel condicion qil soit a cause de la mocion . . . fesance assent ou execucion du dit estatut des provisours," so ist er zu bestrafen. Ebenso wer derartigen Ladungen, Urteilen oder Exkommunikationen Folge giebt. II. Allgemeiner gefafst: 27 Ed. III (1353) st. 1 Statutum contra adnuUatores Iudiciorum Curiae Régis, c 1 : „ . . . . assentu est et acorde, par notre dit Seigneur le Roi et les grantz et communes susditz, qe totes gentz de la ligeance le Roi, de quele condicion qils soient, qi trehent nulli hors du Roialme, enplee dount la conissance appartient a la Court le Roi, ou des choses dount jugementz sont renduz en la Court le Roi, ou qi suent en autri Court a deffaire ou empescher les juggementz renduz en la Court le Roi, eient jour . . . . destre devant le Roi et son conseil, ou en sa Chancellerie, ou devant les Justices le Roi . . . . a respondre en lour propre persones au Roi du contempt fait en celle partie; . . . ." 38 Ed. III (1363/4) st. 2 c 1. Es sollen bestraft werden diejenigen, welche Ladungen von Rom gegen König und Unterthanen erwirken: „sur causes dount la cognissance et finable discussion appartient a notre Seigneur le Roi, et a sa Courte roiale et autrement; . . . ." 16 E t c . II (1392/3) c 5 (Haupt-Praemuniregesetz). Von den commons sei folgendes gezeigt worden: Die Bischöfe haben die Verpflichtung, die Entscheidungen der königlichen Gerichte in P a t r o n a t s s a c h e n auszuführen „et auxint sont tenuz de droit de faire execucion de plusours autres mandement z notre seigneur le Roi, . . . . Mes ore tarde diverses processes sont faitz par le seint piere le Pape et sensures descomengement sur ccrteins Evesques Dengleterre porceo qils ount fait execucion des tieux mandementz" . . . . und gerüchtweise verlaute, dafs der Papst einige Bischöfe ohne deren Willen und ohne Zustimmung des Königs aus dem Königreich, andere in dasselbe versetzen wolle; „et ensy la Corone Dengleterre qad este si frank de tout temps qele nad hieu nully terrien soveraigne, mes immediate subgit a Dieu en toutes choses tuchantz la regalie de mesme la Corone et a nully autre, seroit submuys a Pape, . . . . Sur quoi . . . . le Roy del assent . . . . ad ordeigne et establie, qe si ascun purchace ou pursue ou face purchacer ou pursuer en la Court de Rome ou aillours ascuns tieux translacions, processes et sentences de escomengementz bulles instrumentz ou autre chose quelconqe, qe touche le Roi notre seigneur

§ 23. Oberste richterliche Gewalt. Beschränkung der Berufungen an den Papst.

241

hörten nicht zu den Seltenheiten. Dennoch und ungeachtet aller Einschüchterungsversuche der Päpste, namentlich Martins V (1417—31), weigerte sich das Parlament, meist im Einverständnis mit dem König, durch Aufhebung der Gesetze alle Verteidigungsmittel wieder aus der Hand zu geben.12 In einzelnen Fällen wurden jene Gesetze auch in der Folge angewendet und dadurch doch mit der Zeit eine Einschränkung solcher Berufungen erzielt. Einen neuen Vorstofs unternahm Heinrich Vlll. Den äufseren Anlafe hierzu gab sein Wunsch, die Nichtigkeit seiner Ehe mit Katharina durch den dazu bereiten Erzbischof Cranmer von Canterbury ausgesprochen zu haben ohne dafs die Möglichkeit einer Berufung von dieser Entscheidung an den Papst, welcher die Giltigkeit jener Ehe behauptete, offenstände. Auch Heinrich VIII verbot zunächst nicht jede Berufung nach Rom. Doch ging er sofort über die Gesetze Eduards IH und Richards II hinaus. Durch 24 Hm. VIII (1532/3) c 12 wurde bestimmt, dafs fortan Berufungen an den Papst von den Entscheidungen k i r c h licher Gerichte in Sachen betreffend Testamente, Ehen, Zehnten und P f a r r e i a b g a b e n unzulässig, vielmehr diese Sachen von englischen Kirchenbehörden in höchster Instanz zu entscheiden seien.13 Schon im nächsten Jahr schritt aber Heinrich VIH im Gesetz betr. Unterwerfung der Geistlichkeit (Act of Submission 25 Hen. VIII (1533/4) c 19) zu einem allgemeinen Verbot j e d e r Berufung nach Rom. u Die beiden erwähnten Gesetze Heinrichs VIII wurden unter der Regierung Marias durch 1 & 2 Fhü. & Mar. (1554 & 1554/5) c 8 s 3' 5 aufencoumtre luy sa corone, et regalie ou son Roialme come devaunt ferner wer sie ins Königreich bringt oder ausführt, ist zu bestrafen. 12

est

dit",

Vgl. § 4 Anm. 124 ff.

13

Dies Gesetz wird in der Regel als Statute for Restraint of Appeals bezeichnet. Der Titel in der Gesetzsammlung ist zu weit gefafst: „An Acte that the Appeles in suche Cases as have ben used to be pursued to the See of Rome shad not be from hensforth had ne used but wythin this Realme." s 1 lautet: enacted that aü Causes testamentarte, Causes of Matrimony and Divorces, rightes of Tithes, Oblacions and Obvencions, the knowlege wherof apperteyneth to the Spirituall Jurisdiction of this Realme, allrede commensed . . . . or hereafter commyng in contencion . . . . shalbe frome hensforth harde examined discussed clerely finally and diffinityvely adjudged and determyned within the Ringes Jurisdicción and Auctoritie and not elleswhere . . . ." 14

a 4: „. . . . that . . . . no manner of appeales shalbe had provoked or made, out of this Realme or out of any of the Kynges Domynyons, to the Byshop of Rome nor to the Sec of Rome, in any causes or matters happenyng to be in contencion . . . .; but that all maner of appeUes of what nature or condicion soo ever they be o f , or what cause or matter soo ever they concerne, shalbe made . . . . after suche maner forme and condicion as is lymyted for appeles to be had and prosecuted within this Realme in causes of matrimonye tythes oblacions and obvcncions by 24 Hen. VIII c 12 " 15 An Acte repealing all Statutes Articles and Provisions made against the See Apostolick of Rome since 20 Hen. VIII, and also for thestablishment of all Spyrytuall and EcclesiasticaU Possessions and Mereditamentes conveyed to the Layetye.

F. Xtkower, Verfassung d©T Kirch« TOR England.

242

V, 1. Der König.

gehoben, jedoch unter Elisabeth durch 1 Eitz. (1558/9) c 1 s 216 wieder in Kraft gesetzt. Heinrich VIII hatte sich nicht darauf beschränkt, eine weitere Berufung von dem Gericht des Erzbischofs an den Papst zu verbieten, sondern er hatte neue Zuständigkeiten geschaffen behufs Prüfung einer Berufung gegen das Gericht des Erzbischofs innerhalb E n g l a n d s . In dem e r s t e n Berufungsgesetz wurde noch die Selbständigkeit der kirchlichen Gerichte gewahrt. In der Regel sollten die, Entscheidungen der Erzbischöfe endgiltig sein; in Sachen, welche den König betreffen, sollte gegen das Urteil des erzbischöflichen Gerichtes eine Berufung an das Oberhaus der Konvokation zulässig sein. Das z w e i t e Berufungsgesetz jedoch unterwarf die kirchlichen Gerichte einer höchsten s t a a t l i c h e n Instanz, indem es bestimmte, dafs eine Berufung vom Gericht des Erzbischofs au eine vom König zu ernennende Kommission (Court of Delegates) zulässig sein solle. Hierdurch war auch die Zuständigkeit des Konvokationsoberhauses stillschweigend beseitigt. Seit dieser Zeit ist stets der Grundsatz festgehalten worden, dafs in allen Fällen in oberster Instanz über Entscheidungen kirchlicher Gerichte ein s t a a t l i c h e r Gerichtshof das Urteil zu sprechen habe. Die nähere Gestaltung dieses staatlichen Gerichtshofes hat später noch mehrfach gewechselt." § 24. 2. Beschränkung

der Legaten

de»

Papstes.»

Während der angelsächsischen Zeit wurden mehrmals — wenn auch im Verhältnis zur s p ä t e r e n Zeit selten — Legaten nach England gesendet, zuweilen auf Wunsch der Könige, zuweilen aus anderer Veranlassung und ohne vorherige Befragung der Könige. 1 18

An Acte restoring to the Crotvne thauncyent Jurisdiction over the State EcclesiasticalI and Spirituall, and abolyshing all Forreine Power repiignaunt to the same. " Vgl. hierüber § 62. • S t u b b s , ConttiL History III, 306 ff. c 19 6 380. — F r i e d b e r g , reffundorum judicio etc. 164 f.

De finium inter ecclaiam et dvitaUm

1 Die Stelle im Bericht der Legraten an den Papst, 787 ( H a d d a n & S t u b b s , Counc. III, 448): „. . . . ut scitis, a tempore sancti Augustini pontificis, sacerdos Romanus nullus iüuc missus est, nisi nos" ist nicht dahin zu verstehen, dafs dies überhaupt die ersten vom Papst nach England gesandten Legaten seit Augustin gewesen seien. Es ist zu beachten, dafs jene Stelle nur von Legaten von P r i e s t e r r a n g spricht, auch ist das „iüuc" wahrscheinlich nur auf die „regio Northanymbrorum", nicht auf ganz England zu beziehen. Augustin hatte allerdings gleichfalls nicht die nördlichen Gebiete betreten. — Vgl. z. B. die Erwähnung eines früheren Sendlings im Bericht über das römische Konzil 079 ( H a d d au & S t u b b s III, 134): . . . invenerunt . . . . virum venerabüem Johannem archicantatorem ecclesiae sancti apostoli Petri, et abbatem monasterii beati Martini, qui a Roma per jussionem Papae Agathonis in Britanniam est directus." Beda, Hist. Eccles. IV c 18 § 305: „Intererat huic synodo (Haethfelth, 680), pariterque catholicae fidei decreta firmabat, vir venerabilis Johannes archicantator . . .." — Über weitere Fälle einer Entsendung von Legaten in angelsächsischer Zeit s. E i n h a r d , Ann., zum Jahr 808 (abgedr. H a d d a n & S t u b b s III, 561): „Interea Rex Nordanhumbrorum de Brittania

243

§ 24. Beschränkung der Legaten des Papstes.

Es wird berichtet, unter Wilhelm I sei anerkanntes Recht gewesen, dafs der Papst nur auf Verlangen des Königs Legaten nach England schicken dürfe.2 Wilhelm II traf 1095 mit dem Legaten des Papstes ein Abkommen, wonach nur die vom König im einzelnen Falle zu bezeichnende Person als Legat nach England sollte gesendet werden dürfen.3 Im Jahre 1115 bestellte Paschalis II einen Legaten Anselm; nach der Absicht des Papstes sollte dieser Legat dauernd in England seinen Wohnsitz nehmen und die Befugnisse des bis dahin fast unabhängigen Erzbischofs von Canterbury schwächen. Diesem Legaten verbot der König den Eintritt in das Land.4 Der Papst war hierüber erzürnt, insula, nomine Eardulf, regno et patria pulsus, ad imperatorem dum adhuc Novismagi (Nimwegen) moraretur venit, et patefacto adventus sui negotio, Bomam profieiscitur, Romaque rediens per legatos Romani pontificii et domini imperatoria in regnum suum reducitur. Praeerat tunc temporis Ecclesiac Romanae Leo Tertius, cujus legatus ad Brittaniam directus est Aldulfus diaconus de ipsa Brittania, et cum eo ab imperatore missi abbates duo Hrotfridus notarius et Nantharius abbas de Sancto Audemaro." Ferner die nicht an hervorragender Stelle stehende Unterschrift im Protokoll dea Konzils von Clovesho 824 (Haddan & Stnbbs III, 593): „Nothhelm praeco a dom.no Eugenio Papa". W i l h e l m v. Malmesbnry, Gesta Pontificum (Rer. Brit. Scr. No. 52) 252, i. J. 1062: „Consecuti sunt abeuntes (von Rom) Romanorum legati, qui sanctissimum Wlstanumper consensum Aldredi Wigornie ordinaverunt episcopum". (Vgl. auch F l o r e n t i u s W i g o r n i e n s i s , Chronicon (Monum. Bist. Britann.) I, 610: „pro responsi» ecclesiasticis ad regem Anglorum missi".) 2 E a d m e r , Hist. Nov. (Rer. Brit. Scr. No. 81) S. 258 Uber die Verhandlung Heinrichs I mit Papst Calixtua I I i. J. 1119: „Acta igitur sunt multa inter illos, quorum gratia par erat tantas personas convenisse. Inter quae rex a papa impetravit ut omnes consuetudines quas pater suus (d. L Wilhelm I) in Anglia habuerat et in Normannia sibi concederei, et maxime ut neminem aliquando legati officio in Anglia fungi permitteret, si non ipse, aliqua praecipua querela exigente, et quae ab archiepiscopo Cantuariorum caeterisque episcopis regni terminari non posset, hoc fieri postularet a papa." — Nach der Eroberung waren 1070 päpstliche Legaten in England erschienen, deren sich Wilhelm I bei Absetzung der einheimischen Bischöfe bediente. Nach ihrer Abreise erhielt Erzbischof Lanfranc vom Papst den Auftrag, in zwei schwebenden Sachen endgiltig zu entscheiden. Brief des Papstes an Wilhelm I (1072) bei W i l k i n a , Concilia I, 326: „In causis autem pertractandis et diffiniendis ita sibi (dem Erzbischof) ves trae [in dem Abdruck desselben Briefes bei R y m e r , Foedera 4. Ausgabe 1,1 steht „nostrae"] et apostolicae auctoritatis vicem dedimus, ut quicquid . . . . determinaverit, quasi in nostra praesentia diffinitum, deinceps firmum et indissolubile teneatur". 1 Hugo von F l a v i g n y (ausführlicher abgedruckt § 4 Anm. 17): „• . . . conventionem fecerat cum eo Albanensis episcopus (Kardinal-Bischof von Albano, Legat in England 1095), quem primum ilio miserat papa, ne legatus Romanus ad Angliam mitteretur nisi quem rex praeciperet, . . . ." • Eadmer, Hist. Nov. (Rer. Brit. Scr. No. 81) 239: „Sed rex Henricus antiquis Angliae consuetudinibus praejiidicium inferri non sustinens, ilium ab ingressu Angliae detinebat, . . . . " W i l h e l m v. Malmesbury, Gesta Pontificum (Rer. Brit. Scr. No. 52) 128: „Nam et in principio regni Henrici venerat Angliam ad exercendam legationem Guido Viennensis archiepiscopus, qui postea fuit apostolicus; tunc Anseimus; nec multo post quidam Peti-us. Omnesque reversi nullo e/fectu rei, grandi praeda sui, Petrus maxime, .... Crebra ergo ad Angliam commeabat legatio Romanorum insidiantium imbecillitati Radulfi, set effugabantur omnes cautela Henrici. Nolcbat enim ille in Angliam praeter consttetudinem antiquam recipere legatum nisi Cantuariensem archiepiscopum, inique libenter refringebant impetum, propter violentiam denariorum." Vgl. auch F l o r e n t i n s W i g o r n i e n s i s , Chron. (ed. Thorpe) II, 69.

16*

244

V, 1. Der König.

konnte jedoch seinen Willen nicht durchsetzen. Nach dem Konzil von Rheims, auf welchem der Papst Calixtus II in anderer Weise, durch Hebung der Stellung von York, versucht hatte, das Ziel der päpstlichen Politik zu erreichen, 5 gab er in der Frage der Sendung von Legaten nach. In einer Zusammenkunft mit dem Könige Heinriehl (1119) bestätigte er diesem das angeblich bereits von Wilhelm I besessene Recht, dafs kein päpstlicher Legat, aufser auf ausdrückliches Verlangen des Königs, nach England gesendet werden dürfe. 5 Im Jahre 1126 nahm dann der Erzbischof Wilhelm von Canterbury die Würde als päpstlicher Legat an. Während der nächsten hundert Jahre war die Legatie m e i s t , und seitdem bis zur Reformation s t e t s mit dem Erzbistum Canterbury verknüpft. Seit der Mitte des 14. Jhdts. waren auch die Erzbischöfe von York fast immer päpstliche Legaten, nachdem sie in einigen Fällen bereits früher diese Würde bekleidet hatten.' Daneben sendete der Papst nach wie vor besondere Legaten, nnd auf diese blieben die früheren Bestimmungen anwendbar. So wurde z. B. dem Legaten Vivian (117G), welcher ohne königliche Erlaubnis England betreten hatte, die Notwendigkeit dieser Erlaubnis scharf in Erinnerung gebracht." Im Anfang des 13. Jhdts., zu den Zeiten der tiefsten Erniedrigung des Königtums, scheint eine Entsendung von Legaten auch ohne königliche Erlaubnis vorgekommen zu sein. Dennoch war selbst damals das frühere Recht nicht vollständig vergessen.9 In späterer Zeit wurde diese Erlaubnis 5

Vgl. hierüber § 34 bei Anm. 10. E a d m e r , Hist. Nov. 208, abgedruckt oben Anm.'2. Vgl. S i m e o n v. D u r h a m , Hist. Reijum (Rer. Brit. Scr. No. 75) I I , 276, zum J . 1125: „Johannes Cremcnsis aeeepta ab Apostolico super Britanniam legatione, cum diu in Normannia retentm esset a rege, tandem permissus in Angliam transvehitur " W a r ein Legat in England zugelassen, so scheint er in jener früheren Zeit doch nicht das Recht gehabt zu haben, kirchliche Verwaltungsrechte ohne Zustimmung des Erzbischofs von Canterbury auszuüben. Vgl. Ladung des Bischofs v. Llandaff durch den Erzbischof v. Canterbury 1125 zu einein legatinischen Konzil London ( W i l k i n s , Concilia I, 408 n. H a d d a n & S t u b b s I, :317): „Literis istis tibi notum facete volumus, quod Johannes, ecclesiae Bomanae presbyter cardinalis atque legatus, ordinatione, nostraque conniventia concilium celebrare dispo6

u suit H u g o C a n t o r (The Historians of the Church of York; Rer. Brit. Scr. No. 71) II, 210: „Legatus (Joh. v. Crema) tota fere Anglia circuita et pcrambulata usque prope Scotiam, in Nativitate Beatae Mariae Concilium Londoniae celebravit, quod in tempore regum utriusque Willelmi Romanus legatus nunquam fecerat." 1 Näheres über die mit den Erzbistümern verknüpfte Legatie s. in § 34 bei Anm. 12 ff. 8 H o v e d e n (Rer. Brit. Scr. No. 51) I I , 98; J u l i 1176: Qui (Vivianus) cum in Angliam veniret, dominus rex Angliae misit ad eum Ricardum Wintoniensem et Gaufridum Eliensem episcopos, et interrogava eum, cujus auetoritate ausus erat intrare regnum suum sine licentia illius. His igitur interrogationibus praedictus cardinalis plurimum territus, de satisfaction iuravit regi, qiiod ipse nihil ageret in legatione sua contra voluntatem illius, et sie data est ei licentia transeundi usque in Scotiam." Nach B e n e d i c t (Rer. Brit. Scr. No. 49) I, 118 mufste Vivian schwören: „quod nihil ageret in legatione sua, quod esset contra ipsum (den König) et regnum suum."

' Brief der weltlichen Grofsen Englands an Innocenz I V auf dem Generalkonzil v. Lyon 1245 ( M a t t h . P a r i s , Chronica Majora; Rer. Brit. Scr. No. 57; I V , 441; hiernach abgedruckt bei R y m e r , Foedera 4. Ausg. I , 262; nach einer Urkunde im Exchequer,

§ 25. Beschränkung des Einbringens ron Briefen des Papstes (Placet).

245

wieder erbeten und in der Regel erteilt. 1 0 D a s alte Recht der Krone wurde durch förmlichen Protest gewahrt, als der bei dem Krieg gegen die Hussiten beteiligt gewesene Bischof Beaufort von Winchester, den Martin V in seinem Streit mit Erzbischof Chichele von Canterbury z u m Legaten ernannt hatte, England ohne Aufforderung des Königs wieder betrat (1428). " N o c h die Königin Maria sperrte (1557) die Häfen gegen den ihr nicht genehmen, vom Papste ernannten Legaten Peto. 1 2 Infolge der Reformation kam die Entsendung von Legaten demnächst in W e g fall. 1 3

§ 25. 3. Beschränkung

des Einbringens

von Briefen

des Papstes

(Placet).

In den meisten Staaten des Festlandes entwickelte sich seit dem Ende des 13. Jhdts. das Recht dahin, dafs die Giltigkeit der durch päpstliche Erlasse getroffenen Anordnungen von der Genehmigung jener Erlasse durch die Staatsgewalt (Placet) abhängig gemacht wurde. 1 Bezüglich Englands wird schon von Wilhelm I (1066—87) berichtet, er habe neu eingeführt, dafs niemand in seinem Reiche einen Brief des mit einigen Abweichungen, bei Cole, Documents 351): „. . . . gravamur . . . ., quod magister Martinus praefatum regnum, sine domini Regis licentia, cum majore potestate quam unquam vidimus habere legatum a domino Rege postulatum, nuper ingressus (licet non utens legationis insignite, multiplicato tarnen legationis officio) novas quotidie proferens potestates inauditas, excedens excessit, . „ . . privilegio Regis admodum derogando, per quod ei a sede apostolica specialiter indulgetur, ne quis in Anglia legationis fungatur officio, nisi a domino Rege specialiter postulatus" [bei Cole hinzugefügt: „et ne quis extra regnum trahatur in causam"]. 10 Urkunden Eduards II u. III u. Heinrichs IV über Zusicherung freien Geleits an die Legaten sind angeführt bei F r i e d b e r g a. a. O. Derselbe giebt an, dafs die Erlaubnis nur erteilt worden sei, nachdem der Legat geschworen hatte, die Rechte des Reiches nicht verletzen zu wollen. 11 Vgl. Stubbs, Const. Hist. III, 309 Anm. 3 c 19 § 380. Der Protest des königlichen Anwalts (abgedruckt in F o i e , Acts and Monuments, Ausgabe 1843 ff., III, 717 Anm.) lautet: „. . . . dictus christianissimus princeps, dominus meus supremus, suique inclytissimi progenitores dicti regni Angliae reges fuerunt et sunt, tarn speciali privilegio, quam consuetudine laudabili legitimeque praescripta, necnon a tempore et per tempus (cujus contrarli memoria liominum non existit) pacifice et inconcusse observata, sufficienter dotati, legitimeque muniti, quod nullus apostolicae sedis legatus venire debeat in regnum suum Angliae, aut alias suas terras et dominia, nisi ad regis Angliae pro tempore existentis vocationem,petitionem, requisitionem, invitationem, seu rogatum, . .. protestor . .. quod non fvit, aut est intentionis praefati ... principia . . . ac dictorum dominorum meorum de Consilio, . . . ingressum hujusmodi dicti reverendissimi patris, ut legati in Angliam, authoritate ratificare, vel approbare, seu ipsum ut legatum sedis apostolicae in Angliam, contra leges, jura, comntetudines, libertates et privilegia praedicta quovismodo admittere seu recognoscere; . . . ." 12 Vgl. § 0 Anm. 51. Vgl. auch § 34 Anm. 31. 1

Vgl. R i c h t e r , Kirchenrecht § 48 Anm. 9.

246

V, 1. Der König.

Papstes annehmen dürfe, bevor derselbe dem König gezeigt worden sei.2 Wilhelm II (1087—1100) beanspruchte, dafs ohne seine Genehmigung niemand in seinem Reiche eine Sendung vom Papst annehme, einen Brief an den Papst schicke oder einen päpstlichen Befehl befolge. 3 Dasselbe Recht wurde auch von Heinrich I (1100—35) ausgeübt. 4 Wahrscheinlich brachte auch in d i e s e r Beziehung, wie in vielen anderen, die Regierungszeit Stephans (1135—54) eine Einbufse der königlichen Rechte. In der Zeit des heftigen Kampfes mit dem Papst unter Heinrich II (1154—89) wurden Verordnungen erlassen, welche das Einführen päpstlicher Schreiben nach England überhaupt verboten. 3 Diese Verordnungen waren jedoch nur für die Zeit des Kampfes bestimmt, und daraus, dafs 2

E ad m e r , Hist. Nov. (Ber. Brit. Scr. No. 81) 0: „. . . Non . . . pati volebat quemquam in omni dominatione sua . . . ejus (des Papstes) litteras si primitus sibi ostensae non fuissent ulto poeto suseipere . . . " (Ausführlicher abgedruckt § 4 Anm. 12.) 3 Brief Anselms v. 1099/1100: „. . . nine sua ¿ustione . . . nolebat ut epistolam ei (dem Papst) mitterem, aut ab eo missam reeiperem, vel decretis ejus obedirem." H u g o y. F l a v i g n y zum J . 1096: „Quae res in tantum adoleverat, ut .. . nullus esset in Anglia archiepiscojius, episcopus, abbas, nedum monachus aut clericus, qui litteras apostolicas suseipere auderet, nedum obedire, nisi rex iuberet." (Beide Stellen ausführlicher abgedruckt § 4 Anm. 17.) * Brief Paschalis' I I an Heinrich I ( E a d m e r , Hist. Nov.; Rer. Brit. Scr. No. 81; 229): „Sedis enim apostolicae nuncii vel litterae praeter jussum regiae majestatis nullam in potestate tua suseeptionem aut aditum promerentur." — H u g o C a n t o r (The Historians of the Church of York, Her. Brit. Scr. No. 71) I I , 198, zum J . 1122: „Pauhdum ante Advcntum Domini venit quidam de urbe Roma literas domini papae deferens utrique archiepiscopo Angliae; . . . nostro (dem Erb. v. York) sibi missas tradidit\, . . . Non defu it qui (de) latore regi diceret archiepiscopum literas domini papae devotione ad Concilium habuisse, quod ex regni consuetudine absque conscientia et licentia regis suscepisse non debuerat; unde rex aliquantum commotus mandavit ei quatinus super hoc rectitudinem facturus in proxima Purificatione Sanetae Mariae ad curiam veniret, et literarum bajulum ad se adduceret . . . . archiepiscojnis ad regem veniens satis laetabunde susceptus est, nec de satisfactione pro Uteris acceptis, nec de portitoris earum adductionc re:r archiepiscopum causatus est ..." ' Vdg. Heinrichs I I , wahrscheinlich v. 1169 ( H o v e d e n [Ber. Brit. Scr. No. 51] I, 231; über andere etwas abweichende Überlieferungen dieser Urkunde und über das Datum vgl. a. a. O. I , 232 Anm. und Materials for History Becket; Rer. Brit. Scr. No. 67; VII, 147 Anm., 150 Anm.): „I. Si quin inventus fucrit ferens litteras vel mandatum domini papae vel Cantuariensis archiepiscopi, continens interdictum Christianitatis in Anglia, capiatur, et de eo, sine dilatione fiat justitia sicut de regis traditore et regni. III. Item interdictum est, ne aliquis ferat mandatum aliquod domini papae, vel Cantuariensis. Et si quis talis inventus fuerit, capiatur et retineatur." B e n e d i c t (Ber. Brit. Scr. No. 49) I, 24: Im Jahre 1171, als der König die Verkündung eines päpstlichen Interdikts fürchtet, „. . . per commune edictum praeeepit justitiis et ballivis suis Normanniae, et nominatim ballivis portuum maris, quod nullo modo permitterent aliquem et nominatim clericitm vel peregrinum transfretare in Angliam, nisi prius data securitate quod nullum malum rei damnum regi vel regno Angliae quaereret. . . . Et simili modo sicut in Normannia fecerat, praecepit per commune edictum justitiis et ballivis portuum maris Angliae quod neminem permitterent in Normanniam transfretare, nisi data prius securitate quod malum regi vel regno suo non quaereret. Praecepit etiam quod si quis in Angliam applicuisset portans litteras summi pontificis, vel aliquod gravamen regno, caperetur tanquam publicus hostis."

§ 25. Beachr&nkniig des Einbringens von Briefen des Papstes (Placet).

247

eie erlassen wurden, kann man wohl schliefen, dafe unter gewöhnlichen Verhältnissen der englische König ein Recht zar Einsicht oder gar Genehmigung aller päpstlichen Anordnungen damals nicht mehr beanspruchte. Stets hielten jedoch die Könige an dem Recht fest, die Ablieferung derjenigen Bullen zu verlangen, deren Inhalt den Landesgesetzeu oder der königlichen Prärogative zuwiderlief.6 In Einzelfällen * Als Beispiele vgl.: Matth. P a r i a , Chronica Majora (Iter. Brit. Scr. No. 57) IV, 510, zum Jahre 1246: „. . . . per idem tempus prohiberi fecit dominus [rex] per literas suas, ne quis veniens de curia portans literas buUatas de provisionibus faciendis praecepto Papali, ad extorquendum pecuniam de ecclesia Anglicana et depauperatidum regnum, permitteretur vagari per terram ad praelatos; et si quis talis inveniretur, caperetur, carceri regis retrudendus. Portus autem, hoc praecipiens portuum custodibus, fecit custodiri .. .." Erlafs Eduards II v. 8. Novbr. 1307 ( R y m e r , Foedera 4. Ausg. II, 13): „Rex dilecto et fideli suo Roberto de Kendale, constabulario, castri sui Dovor1 et custodi Quinque Portuum suorum, salute,m. Quia intelleximus quod nonnulli, jura nostra et corone nostre intendentes pro viribus impugnare, bullös et alias litteras diversas, usque in regnum nostrum, a partibus transmarinis deferre indies non desistunt; per quas nobis et predicte corone nostre maximum prejudicium poterit de facili evenire. Nos volente» hujusmodi periculis decetero óbviari; de Consilio nostro ordinavimus, quod bulle seu littere alique, per quas nobis aut juri nostro regio prejudicari poterit quoquo modo, infra idem regnum, vel abinde ad partes transmarinas, nobis inconsulti», minime deferantur: vobis igitur mandamus, firmiter in jungen tes, quod omnes et singulos a partibus transmarinis, usque in regnum nostrum alicubi in bolliva vestra transfretantes, vel exinde redeuntes, diligenter scrutavi; et omnes bullös oc alias litteras, si quas secum detulerint, per quas citationes vel executiones alique fieri, seu jurisdictio aliqua, in nostri et juris corone nostre prejudicium exerceri poterunt, vel edam facte fuerint, arestari, et nos de tenoribus bullarum et litterarum iUarum, de verbo ad verbum, sine dilatìone aliqua cerciorari, easque salvo custodiri faciatis, donec de tenoribus Ulis per vos cerciorati fuerimus, et aliud inde vobis duxerimus demandandum: et hoc sicut vos indempnes conservare volueritis, nullatenus omittatis." Erlafs v. 12. Mai 1326 (Rymer, Foedera 4. Ausg. II, 627) trifft Verfügung wegen besserer Ausführung der vorstehenden Anordnungen. Erlafs Eduards III an die Behörden von London, Dover und 5 Häfen, und Canterbury v. 12. Dezbr. 1327 (Rymer, Foedera 4. Ausg. II, 726) nimmt Bezug auf die Erlasse Eduards II. Trotz derselben seien Bullen, welche Provisionen und verschiedene den Rechten der Krone und der Magnaten widerstreitende Prozesse betreffen, in das Land gebracht worden. Es werden daher im wesentlichen die Bestimmungen der früheren Erlasser wiederholt. Rotuli Parliamentorum II, 144 [17 Ed. III (1343)]: „ . . . . Par qoi notre Seigneur le Roi en ce present Parlement, a la suite de la dite Communaltee de son Roialme .... Par assent des Counts, Barons et Nobles et de la Communaltee de son Roialme ad purveu, ordeignez, acordez, juggez, et considerez, .... Qe nul, de quel estat ou condition q'il soit, soit il Alyen ou Denzein, port desore, ne facz porter, deinz le Roialme d'Engleterre, sur la greve forfaiture du Roi, Lettres, Bulles, Proces, Reservations, Instrumentz, ou ascunes autres choses prejudicieles au Roi ou a son Poeple, pur les liverer as Ercevesqes, Evesqes, Abbes, Priours, Counts, Barouns, ou ascuns autres deinz le dit Roialme; et qe nul par vertue des tieux Provisions ou Reservations resceive Beneficz de Seinte Esglise; .. . ." Erlafs v. 5. Aprii 1344 (Rymer, Foedera 4. Ausg. III, 11): „Rex majori et bàUivis de Sandwico salutem. Quia datum est nobis intelligi quod vos duos fratres, ordinis Carmelitarum, per dominum Summum Pontificem in episcopos noviter consecratos, et in

248

V, 1. Der König.

untersagten die Könige auch ausdrücklich die Vollstreckung bestimmter in das Land gebrachter päpstlicher Erlasse.' Noch im 15. Jhdt. fand z. B. im Jahre 1427 unter der Regentschaft für Heinrich VI die Beschlagnahme päpstlicher Bullen statt, um das Vorgehen des Papstes Martin V gegen den Erzbischof Chichele unwirksam zu machen. 8 Entportu de Sandivico cum bullis et Uteris, nobis praejudicialibus, applicantes, arestätis, et sic in aresto tenetis; Scirc vos volumus quod non est, nec unquam fv.it intentionis nostrae, quod, virtute alieujus mandati nostri vobis directi, arestare possetis aliquem in ordinem episcopalem constitutum ; Et ideo vobis mandamus quod statim ipsos episcopos cum servientibus suis, si sic arestati sint, dearestetis, et ipsos, quo voluerint, abire libere permittatis; Literas tarnen hujusmodi, nobis praejudiciales, quas per ipsos, vel suos, infra regnum nostrum delatas inveneritis, sanas et integras coram concilio nostro London' transmit tatis." Erlafs Eduards I I I v. 21. August 1376 an Erzb. Sudbury v. Cant. ( W i l k i n s I I I , 107): „. . . . Quia datum est nobis intelligi, diversas literas, bullös, et alia scripta quam plura nobis et regno nostro Angliae, aesubditis nostris ejusdem praejudicialia continentia, vobis a partis exteris in regnum et potestatem nostra executioni demandand. fore transmittenda . . . . vobis mandamus quod literas, buüas, et scripta quaecunque nobis, ac regno et stibditis nostris, ut praedictum est, praejudicialia, si quae vobis deferri contigerit, statim cum ea reeeperitis, nobis et Consilio nostro salvo et secure mittatis; . . . . (dasselbe sollen die Untergebenen des Erzbischofs tliun, wenn solche Schriftstücke an sie g e l a n g e n ) , u t nos, visis et examinatis coram dicto Consilio nostro hujusmodi Uteris et scriptìs, ulterius inde fieri faciamus, quod justum fuerit et talionis; publications omnium literarum, et cUiorum scriptorum hujusmodi, ac executioni inde per vos, seu ipsas personas ecclesiasticas in dioecesi vestra faciendae, quousque aliud a nobis et ipso concilio nostro inde habueritis in mandatis, supersedeatis, et supersederi demandetis sub periodo, quod ineumbit." 7 Vgl. z. B. die Briefe des Justitiars (Regenten während Abwesenheit des Königs) Ranulfus de Glanvilla v. Juli 1187 an den Abt v. Battie (welcher vom Papst mit Ausführung eines päpstl. Mandats gegen den Erzb. v. Canterb. betraut worden war): „Praeeipio tibi ex parte domini regis, per fidem quam ei deb es, et per sacramentum quod ci fecisti, ut nullo modo procedas in causa quae vertitur inter monachos Cantuaricnscs et dominum Cantuariensem archiepiscopum, donee [inde] mecum locutus fueris . . . . " , und an den Konvent v. Canterbury: „Prohibeo vobis ex parte domini regis, ne aliquo modo utamini contra dominum Cantuariensem archiepiscopum aliqua perquisitionc quam contra cum quaesistis, donec mecum inde loculi fueritis . . . ." (Epistolae Cantuaricnscs; Rer. Brit. Scr. No. 38; II, 46.); Brief Richards I an die englischen Bischöfe v. 14. Juni 1198 (Epist. Cant. a. a. 0 . II, 405): „ . . . . Quia igitur non credimus has litteras (das päpstliche Mandat) de cmiscientia domini papae emanasse, si veritatem rei gestae plenius agnovisset, . . . .; cum etiam mandatimi istud in praejudicium dignitatis nostrae et libertatis regni nostri elicitum sit, eo scilicet quod regibus, episcopis, eomitibus, baronibus, ex antiqua et diu óbtenta regni Angliae consuetudine, liceat passim in solo proprio ecclesiam conventualem construere; vobis mandamus et firmiter praccipimus quatenus, sicut vos et honorem nostrum et libertatem regni nostri diligitis, et possessiones vestras et libertates et dignitates ecclesiarum vestrarum illaesas conservali curatis, si quod hujusmodi mandatum domini papae . . . directum sit, ei ad praesens non obtemperelis ..." ; Brief Eduards I I an den Erzb. v. York v. 16. Febr. 1318 {Hist. Papers; Rer. Brit. Scr. No. 61 ; S. 271). 8

Chichele an Martin ( W i l k i n s I I I , 474): „Quae . . . . non nisi aliorum relatione pereeperam, cum bullös, ut dicitur, super praemissis transmissas nunquam perlegerim, nec aperire obstantibus mandatis regiis ausus eram, . . . . sed in archivis regiis usque quo regium concilium convocatum extiterit, remanent custodita'e . . • ." Beschlagnahmeverfügung

§ 26. Urlaub zu Auslandsreisen der englischen Kirchenbeamten.

249

sprechend ordnete die Königin Maria i. J. 1557 die Beschlagnahme der päpstlichen, gegen den Erzbischof Pole von Canterbury gerichteten Bullen an. 9 Zur Durchführung der Provisions- und Prämuniregesetze, später auch der ersten reformatorischen Gesetze Heinrichs VIII war es erforderlich, jede Art päpstlicher Anordnungen, welche aus Anlafs j e n e r D u r c h f ü h r u n g gegen die h i e r a n Beteiligten g e r i c h t e t w a r e n , für ungiltig zu erklären. Solche Bestimmungen finden sich zahlreich in jenen Gesetzen. Nachdem der Papst die Königin Elisabeth exkommunizirt und unter Strafe der Exkommunikation verboten hatte, ihr Gehorsam zu leisten, erging endlich durch Gesetz von 1571 ein u n b e s c h r ä n k t e s Verbot der Einbringung oder Verkündung irgend einer A r t päpstlicher Bullen.10

4. Urlaub zu Auslandsreisen

§ 26. der englischen

Kirchenbeamten.

Viele einzelne, von den Geschichtsschreibern des 12. Jahrhunderts berichtete Fälle zeigen, dafs unter den ersten normannischen Königen Bischöfe, welche sich nach dem Ausland, besonders nach Rom oder zu ausländischen Kirchenversammlungen begeben wollten, gezwungen waren, vorher die Erlaubnis des Königs nachzusuchen, und dafs die Erteilung der Erlaubnis häufig von dem feierlichen Geloben eines den Staatsinteressen nicht entgegenstehenden Verhaltens im Auslande abhängig gemacht wurde.1 In den Konstitutionen von Clarendon (1164) des Königs an den Erzbischof i. J . 1427 ( W i l k i n s III, 486): « . . . vobis sub fide qua, nobis tenemini mandamus et sub poenis in statutis praedictis contentis: quod omnes et singulas bullös et littras hujusmodi . . . . salvo et secure custodiatis, et eas absque notificatione, publicatione, seu aliqua excusatione earundem facienda, coram nobis et coneilio nostro, . . . . deferatis . . . . indilate, ut his inspectis, ulterius in hac parte faciamus, prout secundum legem et consuetudinem regni . . . . fore viderimus faciendum." 9 Vgl. § 6 Anm. 51. 10 Vgl. namentlich 13 Eliz. (1571) c 2 An Acte agaynste the bringing in and putting in Execution of Bulls and other Instruments from the Sea of 'Rome. s 1. Es seien päpstliche Bullen ins Land gebracht worden, nach welchen denjenigen Personen, welche den Gehorsam gegenüber der Königin aufgeben wollen, Absolution und Wiederaufnahme in die päpstliche Kirche versprochen werde. Wenn jemand s o l c h e Bullen innerhalb Englands vollstreckt, oder auf Grund solcher Bullen Absolution erteilt oder annimmt „....; Or els yf any person or persons have obtayned or gotten synce the last daye of the Parliament holden in the fyrst Yere of the Quecncs Majesties Raigne, or . . . . shall obtayne or get from the sayd Bysshop of Rome or any his Successors or Sea of Rome, any maner of Bull Writinge or Instrument written or prynted, contaynyng any Thinge Matter or Cause whatsoever; Or shaU publishe or by any Waies or Meanes put in Ure any suche Bull Writyng or Instrument, That then all and every suche Acte . . . . shalbe demed and adjudged . . . . to be Hyghe Treason . ..." 1

Erzb. Anselm v. Cant. z. B. bittet 1097 den König um die Erlaubnis, nach Rom gehen zu dürfen. Die Erlaubnis wird mehrmals verweigert und erst auf wiederholtes Drängen erteilt. E a d m e r , Hist. Nov. (Rer.Brit. Scr. No. 81) 79-86. — Nach E a d m e r

250

V, 1. Der König.

ist dann als alte Gewohnheit allgemein ausgesprochen: „Kein Erzbischof, Bischof oder „persona regni" darf das Reich ohne königliche Erlaubnis verlassen; verläfst er es mit dieser Erlaubnis, so mufs er auf Verlangen des Königs Sicherheit leisten, dafs er weder bei der Hinreise, noch während des Aufenthalts, noch bei der Rückreise versuchen werde, dem König oder dem Reiche ein Übel zu bereiten oder Schaden zuzufügen."2 Diese Bestimmung der Konstitutionen gehört zwar zu den vom Papst verworfenen, sie wurde aber auch nach dem Vergleich v. 11723 von den Königen als geltendes Recht angesehen. Die Magna Carla v. 1215 beseitigte die Notwendigkeit einer Erlaubnis zu Reisen nach dem Ausland in friedlichen Zeiten.4 Diese Bestimmung wurde aber schon bei der ersten Bestätigung der Magna Carta (1216, während Minderjährigkeit Heinrichs III) ausgelassen und bei keiner der späteren Bestätigungen wieder aufgenommen.5 Im 14. Jhdt. wurden die strengen PafsVorschriften gegenüber den a. a. 0 . 255 erhält Erzbischof Thurstan v. York nicht die Erlaubnis, sich zu dem päpstlichen Konzil y. Rheims (1119) zu begeben, „donec interposita fide qua ei (dem König) sicut domino suo astrictus erat Uli promitteret, se apud papam nihil acturum wnde ecclesia Cantuariensis ullum antiquae dignitatis suae dispendium incurreret". Nach H u g o C a n t o r (Historians of the Church of York, Rer. Brit. Scr. No. 71) I I , 161 versprach Thurstan bei dieser Gelegenheit nur: „ . . . . ita me again quod quae sunt Dei Deo, et quae regis regi reddam". — Alexander I I I in einem Brief an Heinrich II v. 18. März 1163 (abgedruckt R y m e r , Foedera -1. Ausgabe I, 44) bestätigte demselben mit Rücksicht auf die vom König nach Beratung in der Landesversammlung beschlossene Entsendung aller Erzbischöfe und Bischöfe zum bevorstehenden Konzil v. Tours: „. . . . ut propter hoc tibi aut posteris tuis nullum detrimentum vel incommodum debeat provenire; neque, occasione ista, nova consuetudo in regnum tuum possit induci, vel ipsius regni dignitas minorati". — Die Notwendigkeit königlicher Erlaubnis zu Reisen nach dem Ausland war nicht auf G e i s t l i c h e beschränkt. Vgl. Quadripartitus (normann. Rechtsbuch, um 1114; herausgegeben v. L i e b e r m a n n , Halle a./S. 1892, S. 146) Buch I I Praefatio § 1 , 2: „Regem Anglie singulari majestate regni sui dominum esse, manifeste veritatis intuitus et singulorum denique cognovit effectus. Quod . . . . situs quoque patrie confidenter adjuvat, nature beneficiis et maris vicinitate conclttsus, ut sine gratuita dominorum licencia nuUus exit us, nulli rdìnqua[n\tur ingressus." 2 c 4 (abgedruckt Anhang IV). Dementsprechend Verordnung Heinrichs II während des Kampfes mit Becket, wahrscheinlich v. 1169 ( H o v e d e n 1,231; vgl. § 2 3 Anm. 8) c 2 : „Item nullus cleiicus, vel monachus, vel conversus alicujus religionis, permittatur transfretare, vel redire in Angliam, nisi de transfretatione habeat litteras justitiarum, et de reditu litteras regis. Et si aliquis aliter inventus fuerit, capiatur et retineatur." 3 Über denselben vgl. § 4 Anm. 50, 51. * c 42 (abgedruckt Anhang VII) „salva fide nostra". 5 Vgl Brief Honorius' I I I an Heinrich I I I v. 18. Januar 1224 in Royal Letters (Rer. Brit. Scr. No. 27) I, 218: Ad haec, cum idem episcopus (Peter des Roches v. Winchester) disposuerit ad nostrani venire praesentiam, tractatum nobiscum super executione voti, quod de transeundo in subsidium Terrae Sanctae, suscepto signo crucis, emisit, aliisque suis et ecclesiae suae negotiis habiturus, et his qui volunt ad partes accedere cismarinas, egressus, sicut ferunt, non pateat, absque tua licentia speciali, praefatum episcopum cum comitatu suo libenter venire permittas ad noa et ad Romanam ecclesiam matrem suam, nec impediri per aliquos aliquatenus patiaris, quia haec noti magis in suam quam in nostram et apostolicae sedis injuriam redundaret . ..."

§ 27. Im .Verhältnis zur Landeskirche.

251

Grofsen des Landes nicht mehr aufrecht erhalten; die niederen Geistlichen ebenso wie die Laien von nicht hervorragendem Stande bedurften jedoch besonderer Erlaubnis zum Verlassen des Landes. 4 Aus der Reformationszeit gehört hierher ein Gesetz Heinrichs VIII, welches den Besuch von Kirchenversammlungen verbietet, die im Auslande abgehalten werden.' § 27.

b. Im V e r h ä l t n i s z u r L a n d e s k i r c h e . » Nach a u f s e n handelte es sich für den König nur um die A b w e h r von Bestrebungen, welche er für schädlich erachtete. Eine M i t w i r k u n g an der kirchlichen Zentralleitung in Rom beanspruchte der englische König nicht. Im I n n e r n dagegen je nach den Umständen w i r k t e er m i t oder w e h r t e er ab. Die thätige Teilnahme an der Kirchenregierung blieb den Königen als Erbteil des frühen Mittelalters, in welchem der König als gemeinsames Oberhaupt des weltlichen und des kirchlichen Beamtentums im Lande angesehen worden war. Mit dem erhöhten Selbstgefühl der Kirche schmolz unter steten Kämpfen jene Teilnahme allmählich zusammen; dennoch erhielt sich zu allen Zeiten ein nicht ganz unerheblicher Rest.' Zugleich wurden nunmehr diejenigen Rechte entwickelt, welche zur Abwehr von Übergriffen der Kirchenbehörden des eigenen Landes dienen konnten. In dem Zeitabschnitt von der normannischen Eroberung bis zur Reformation ergiebt sich auf den einzelnen Gebieten staatlicher Bethätigung folgende Stellung des englischen Königs und der Staatsgewalt gegenüber der Landeskirche und ihren Beamten: 1.

Gesetzgebung.

Der König greift in diesem Zeitabschnitt — im Gegensatz zu der angelsächsischen Zeit — durch eigene Verordnungen in die inneren 6

5 Ric. II (1381/2) st. 1 c 2 bestimmt, bei Strafe der Vermögenseinziehung dürfe niemand, Geistliche wie Laien, aufser Landes gehen ohne königliche Erlaubnis, ausgenommen „seigneurs et au tres grantz persones del roialme", grofse Kaufleute und königliche Soldaten. — Vgl. ferner 12 Ric. II (1388) c 15, welches sich indessen nur gegen Verlassen des Landes zum Zweck des V e r s c h a f f e n s p ä p s t l i c h e r P r o v i s i o n e n richtet: „Item qe nulle liege du Roy de quel estat ou condicion qil soit greindre ou meindre passe le meer nenvoie hors du roialme Dengleterre par licence ou sanz licence, sans especial congie du Roy mestnes, por soy providre ou purchacer ascun benefice . . . ." — Aus späterer Zeit vgl. 13 Eliz. (1571) c 3. 1 25 Hen. VIII (1533/4,) c 21 s. 14: „Nor that any person religious or other resiant in any the Kynges Domynyons shall fromhensforth departe out of the Kynges Domynyons to or for any visitación congregación or assemble for Religeon, but that all suche visytacyons congregatyons and assembles shalbe within the Kynges Domynyons".

» Gneist, Engl. Verfassungsgeschiclite t 14, 24. 1

Vgl. auch die (mehrfach allerdings ungenaue) Zusammenstellung der Rechte englischer Könige in kirchlichen Angelegenheiten im Urteil (33 Eliz.) Caudrey v. Atton, bei Coke, Reports V, lff.

252

V, 1. Der König.

kirchlichen Angelegenheiten n i c h t ein, erläfst keine dauernden Bestimmungen kirchlichen Inhalts. Er beschränkt sich in dieser Beziehung auf eine Aufsicht über die Gesetzgebung der kirchlichen Versammlungen. Diese Aufsicht wird gehandhabt durch ein seit dem 13. Jahrh. eingeschränktes Mitwirkungsrecht bei Berufung der Konzilien 2 und bis zum ersten Drittel des 12. Jhdts. auch durch ein Bestätigungsrecht gegenüber ihren Beschlüssen. 3 Den Versuchen, auf solchen Konzilien über den Umfang königlicher Rechte Beschinls zu fassen, traten die Könige wiederholt scharf entgegen. 4 Im übrigen begnügten sie sich damit, den Grundsatz festzuhalten, dafs über den Umfang, in welchem die kirchlichen Rechtsquellen zur Anwendung kommen sollten, nicht die kirchliche Gesetzgebung, sondern die Verordnung des Königs, später das Parlamentsgesetz, zu entscheiden habe. 2. Gerichtsgeivalt. Die Mitwirkung des Königs an der kirchlichen Gerichtsbarkeit als oberste Instanz über dem Gericht des Erzbischofs ging schon im 12. Jhdt. verloren, und eine oberste staatliche Instanz wurde erst durcli die Reformation wiederhergestellt. 5 Der König und seine Beamten mufsten jedoch von den Kirchengerichten angerufen werden, wenn 2

Vgl. § 54 bei Anm. 16 ff. In der Zeit von Wilhelm I bis Heinrich I. Vgl. § 54 bei Anni. 23 ff. 4 Erlafs König Johanns v. '26. Mai 1200. ( R y r a e r , Foedcra 4. Ausg. I, 01): „Rex archiepiscopis, episcopis, abbatibus, archidiaconis, et omni clero apud sanctum Albanum ad consilium convocato, salutem. Contjuercnte universitate comitum, baronum, militum, et aliorum fidelium nostrorum audivimus, quod non solum in laicorum gravem perniciem, sed eciam in totius regni nostri intollerabile dispendium, super Romiscotto praeter consuetudinem solvendo, et aliis pluribus incmmietis e.cactionibus, authoritate nummi Pontificis consilium inire et consilium celebrare decrevistis. . . . . Vobis . . precise mandamus et expresse prohibemus, ne super praedictis vel aliquibus aliis concilium aliqnod, authoritate aliqua in fide qua iiobis tenemini, teneatis, vel contra regni nostri consuetudinem aliquod novum statuatis, set sicut nos et honorem nostrum et eommunem regni tranquillitatem diligitis, a celebratone hujus concini et a ]>raedictis tractatibus ad praesens supersedeatis, quousque cum universitate vestra super hoc colloquium ìuibuimus; . . . ." Rot. Pat. 18 Hen. III (1233/4) 2 part. m. 17 (abgedr. bei C o k e , Inst. IV, 322): „Mattdatum est omnibus episcopis qui conventuri sunt apwl Glnucestriam die Sabbathi in crostino Sanctae Katherinae finniter inhibendo quod sicut Baronias nuas (quas de Rege tenent) diligunt, nullo modo praesnmant consilium tenere de aliquibus quae ad coronam Regis pertinent, vel quae personam Regis vel statum suum, vel statum concilii sui contingent. Scituri pro certo quod si fecerint, Rex inde se capiet ad Baronias suas. Teste Rege ....'• Vgl. z B. ähnliche Erlasse Eduards I v. 28. Septbr. 1281 im Hinblick auf das bevorstehende Provinzialkonzil Lambeth ( W i l k i n s , Cone. II, 50), v. 21. März 1297 an die Konvokation der Südprovinz, welche am 26. März zusammentreten sollte ( W i l k i n s II, 224), Eduards II v. 1309 ( W i l k i n s II, 312), v. 1321/2 (Coke, Inst. IV, 322 nach Rot. Pat. 15 Ed. I I , 1 part. m. 8), Eduards I I I v. 2. Septbr. 1332 ( R y m e r , Foedera, 4. Ausg. II, 845). 1

5

Vgl. § 23.

§ 27.

Im Verhältnis zur Landeskirche.

253

letztere gegen Widerstrebende durch Ausübung körperlichen Zwanges sich Gehorsam verschaffen wollten.4 Eine Ausnahme hiervon für Freiheitsentziehung findet sich in einigen der Ketzergesetze.1 Die Notwendigkeit des Dazwischentretens königlicher Beamten verbürgte den letzteren und durch sie dem König eine gewisse Kontrole über das gesetzmäfsige Verfahren der Kirchengerichte; auch wurde es auf diese Weise möglich, 6

In angelsächsischer Zeit konnten die kirchlichen Behörden wahrscheinlich unmittelbar vollstrecken. (Vgl. namentlich die Bestimmungen der angelsächsischen Gesetze über Eintreibung der Kirchenabgaben und der Ungehorsamsbnfse.) Nach S t u b b s , Appendix I S. 28 zum Bericht der Eccles. Courts Commission 1883 ist nicht genau bekannt, ob überhaupt und in welcher Weise der Bischof seit Wilhelm I unmittelbar den Sheriff um Vollstreckung angehen durfte (vgl. Beschluis d. Konz. Winchester 1076, unten § 60 Anm. 2, und Vdg. Wilhelms I, § 3, im Anhang I); früh unter Heinrich III (1216—72) sei es aber jedenfalls Regel geworden, bei der königlichen Zentralbehörde einen Vollstreckungsbefehl (breve de excommunicato capiendo) an den Sheriff nachzusuchen. Die Formulare für das Ersuchungsschreiben des Bischofs an den König und die Befehle („zu verhaften" oder „nicht zu verhaften' oder „in Freiheit zu setzen") des Königs an den Sheriff s. bei B r a c t o n (gegen 1230—57) Buch V tract. 5 c 11 (Rer. Brit. Scr. No. 70; VI, 218 ff.) und c 23 (VI, 370ff.). Bracton scheint indessen an anderen Stellen vorauszusetzen, dafs das Ersuchen um Vollstreckung des Urteils mitunter unmittelbar vom Bischof an den Sheriff ergeht; vgl. a. a. O. c 9 § 1 (VI, 204): „. . . . si judex ecclesiasticus (in einer Sache, in welcher er nicht zuständig) . . . . judieaverit, judicium suum executioni mandare non poterit, quia non est vicecomes nec alius minister, qui in executione facienda ei obtemperet, et si ipse exequi voluerit, locum habebit contra ipsum assisa novae disseysinae, et contra eum qui sequitur, . . . ."; a. a. O. c 13 § 6 (VI, 240): „Iudex vero ecclesiasticus si judieaverit de laico feodo, non poterit sententiam demandare executioni, quia si iäam demandaverit vicecomiti exequendam, non erit ei parendum". [Ähnlich, jedoch ohne ausdrückliche Erwähnung des vicecomes, Buch IV tract. 1 c 27 § 1; III, 352.] — Die Könige weigerten sich, eine V e r p f l i c h t u n g zur Verhaftung Exkommunicirter anzuerkennen. So z. B. Antwort des Königs auf Beschwerde der Geistlichkeit (gegen 1245? Cole, Documents 355): zu A r t . 9: „Ad requisicionem Episcoporum consuevit Rex aliquando de graeia speciali cum sibi placuit excommunicatos facere capi et detineri, quousque ab ipsis caucio vel emenda prestita fuisset nec eos liberavit nisi per Episcopos ultra caucionem idoneam seu emendam ab ipsis excommunicatis oblatam maliciose detinerentur. In quo casu scribere solet Rex ministris suis per quos excommunicatos ipsos capi fecerit ut personaliter una cum dictis incarceratis ad Prelatos ipsos accederent. Et si Prelati predicti in presencia ministrorum ipsorum caucionem idoneam seu emendam ab ipsis excommunicatis aeeipere recusarent, tunc quasi maliciose detentos ipsi ministri eos liberarent, aliter autem per Regem non liberantur."; zu A r t . 10: „Quod excommunicati quandoque non capiuntur ad requisicionem Prelatorum; respondet Rex ut supra, facit enim hoc cum videt expedire qui in hac parte nullo jure se reputat artatum. Quandoque eciam nituntur Prelati jus proprium ipsius Regis per hujusmodi capcionem usurpnre". Vgl. auch Konzil Me.rton, 1258 ( W i l k i n s , Conc. I, 737 nach Ann. Burton): „Praeterea cum excommunicati, et de mandato praelatorum secundum consuetudinem capti, et carceri mancipati, aliquando per regem, et quandoque per vicecomitem, aliosque baUivos, sine consensu praelatorum, et satisfactione congrua liberentur, plerumque etiam hujusmodi excommunicati non capiantur, neque de ipsis capiendis literae regiae concedantur; . . ..", femer Bittschrift der Geistlichkeit v. 1279/85 u. Antwort des Königs c 17 (Northern Registers; Rer. Brit. Scr. No. 61, S. 76). — Über das breve de haeretico comburendo vgl. § 19 Anm. 11. 7

Vgl. § 19. Das Gesetz 1 Hen. VII (1485) c 2 (abgedruckt § 60 Anm. 29) übertrug den Bischöfen ferner eine unmittelbare Vollstreckungsgewalt gegenüber G e i s t l i c h e n bei Sittlichkeitsvergehen.

254

V, 1. Der König.

eine willkürliche Ausdehnung der kirchlichen Zuständigkeiten fast wirkungslos zu machen. Ausdrücklich wurde ferner für die Verfolgung von Kronvasallen und königlichen Beamten vor Kirchengerichten das Erfordernis vorheriger Genehmigung des Königs festgehalten.8 Neben den Gegenständen, welche den kirchlichen Gerichten überantwortet waren, blieben aber stets zahlreiche Verhältnisse, welche in die kirchliche Verfassung eingriffen, der weltlichen Gerichtsbarkeit unterworfen.0 Aufserdem bestand eine unmittelbare staatliche Aufsicht darüber, dafs Kirchenbeamte und Kirchengerichte die ihnen vom Staat gezogenen Grenzen der Zuständigkeit nicht überschritten. Diese Aufsicht, ursprünglich durch Einzelverfügungen des Königs geübt, ging schon sehr früh auf die königlichen Obergerichte über und wurde von diesen in den Formen des Rechtsstreits unauffällig aber zähe und wirksam gehandhabt.10 In bestimmten Fällen stand dem königlichen Gericht so8 Gewohnheit nnter Wilhelm I (§ 4 Anm. 12); Const. Clarendon 1164 c 7 (Anhang IV); Erlafs Heinrichs II, wahrscheinlich v. 1169 (Hov^den I. 232, vgl. § 23 Anm. 8) c 7: „Item Lundoniensis et Norewicensis episcopi summoncantur, quod sint coram justitiis regis ad rectum faciendum, quod contra statuta regni interdixerunt terram comitis Hugonis, et in ipsum sententiam tulerunt" ; Äufserung Heinrichs II gegenüber Bisch. Johann v. Norwich, 1175/89 ( G i r a l d u s , Vita S. Remigii; Her. Brit. Scr. No. 21; VII, 70); Beschwerde der Geistlichkeit 1237 (Ann. de Burton; Rer. Brit. Scr. No. 36; Annales Monastici I, 256): „Item, dicunt ballivi domini regis quod non possunt vel debent excommunicari dum sunt in servitù) domini regis, pro aliquo delicto in bolliva sua commisso, et de excommunicatione regi conqueruntur." Zugeständnis des Erzbischofs Peckham v. Canterbury, 1279 (abgedr. § 4 Anm. 71). Vgl. F r i e d b e r g , De finibus S. 160 Anm. 1 , 2 . — Vgl. ferner Antwort des Königs auf Beschwerde der Geistlichkeit (gegen 1245? Cole, Documents 354), art. 2: „De excommunicacionibus, suspensionibus et interdictis Prelatorum quando per ea feodalia Regis «eu libertates ipsius aut ejus jurisdiccionem usurpare presumunt seu execuciones sue jurisdictionis impediunt, arguit eos Rex in foro suo ratione usurpacionis et impedimenti predicti; hoc etiam jure usi sunt Reges Angliae." Das Formular filr die Prohibition gegenüber der Verfolgung eines königlichen Beamten vor dem Kirchengericht wegen einer Amtshandlung s. bei B r a c t o n (Ber. Brit. Scr. No. 70) VI, 186.

' Vgl. g 60. Der writ of prohibition zur Verhinderung von Übergriffen der Sondergerichte, namentlich der Kirchengerichte, wird in zwei Anwendungsfällen (wenn das Verfahren ein Laienlehn oder ein Patronatrecht betrifft) schon im Rechtsbuch des Glan vii la (gegen 1180-90) erwähnt. Das Formular für den Fall des Patronatrechts bei G l a n v i l l a Buch IV c 13 (abgedruckt § 60 Anm. 153); vgl. auch c 14. Die Formulare der Prohibition und der Ladung des Klägers, der zu Unrecht vor dem Kirchengericht klagt, im Fall des Laienlehns bei G l a n v i l l a Buch XII c 21: „Rex Ulis Judicibus ecclesiasticis salutem: Prohibeo vobis ne teneatis placitum in Curia Christianitatis quod est inter N. et R. de laico Feodo praedicti R.; unde ipse queritur quod N. eum trah.it in placitum in Curia Christianitatis coram vobis, quia placitum illud spectat ad Coronam et dignitatem meam. Teste etc."; c 22: „Rex Vicecomiti salutem: Prohibe R. ne sequatur placitum in Curia Christianitatis quod est inter N. et ipsum de laico Feodo ipsius praedicti R. in villa ipsa, unde ipse queritur quod praefatus N. inde eum traxit in placitum in Curia Christianitatis coram Judicibus iüis. Et si praefatus R. fecerit te securum de clamore suo prosequendo, tunc pone per vadium et salvos plegios praedictum N. quod sit coram me vel Justiciis meis ea die, ostensurus quare traxit eum in placitum in Curia Christianitatis de laico Feodo suo in illa villa, de sinut illud placitum spectat ad Cormiam et dignitatem meam. Teste etc." 10

§ 27. Im Verhältnis rar Landeskirche.

255

gar das Recht zu, die Vornahme von Handlungen durch Kirchenbeamte zu erzwingen." Die Person der Kirchenbeamten war allerdings der weltlichen Gerichtsbarkeit in vielen Fällen entzogen. Dennoch blieben die weltlichen Gerichte auch den Geistlichen gegenüber zuständig für Zivilklagen, was darum besonders wichtig war, weil in weitem Umfange die Verfolgung strafbarer Handlungen, namentlich auch der Polizeiübertretungen, unter der Form privater Entschädigungsklagen zugelassen wurde. Ferner behielten die weltlichen Gerichte stets auch gegenüber Geistlichen die Aburteilung der gegen den König oder die Krone gerichteten Vergehen, und endlich wurde seit dem 14. Jahrhundert im writ of praemunire facias ein besonderes weltliches Strafverfahren geschaffen gegen bestimmte Übergriffe der Kirchenbeamten und ihrer weltlichen Helfer.12 Vgl. die ausführliche Darstellung des Prohibitionsverfahrens bei Bracton Buch V tract. 5 c 3 ff. (Rer. Brit. Scr. No. 70: VI, 168 ff ) Das ganze Mittelalter hindurch bildet die Handhabung der Prohibitionen seitens der königlichen Gerichte den steten Gegenstand von Klagen auf den Synoden und von Beschwerden der Geistlichkeit an den König. (Vgl. auch Beschwerde der englischen Geistlichkeit 1237 (Ann. de Burton; Rer. Brit. Scr. No. 36; Ann, Monastici I, 251): „Item, quod per solos judices saeculares non determinetur de aliqua causa, utrum debeat dici ecclesiastica vel saecularis.") Hauptsächlich dieses Rechtsmittel ermöglichte es dem englischen Juristenstande sowohl im Mittelalter als später unter den Stuarts, die Übergriffe der Kirche in wichtigen Punkten zurückzuweisen. Über das Verfahren gegen kirchliche Beamte, welche die ihnen zugegangene Prohibition nicht beachteten, ygl. z. B. Beschwerden der Geistlichkeit auf dem Provinzialkonzil London 1257 (Wilkins, Concilia I, 726) c 30: „Item in quibus omnibus casibus et similibus, si judex ecclesiasticus contra prohibitionem regiam procedat, attachiatur comparens coram justiciariis, compellitur judex exhibere acta sua, ut per ea decernant, utrum negotium pertineat ad forum ecclesiasticum, vel seculare. Et si videatur eis, quod pertineat ad forum regium, querelatur judex, qui, si confiteatur se post prohibitionem processisse, amerciatur; si neget, indicitur ei purgatio per judicem secularem ad testimonium duorum vüissimorum ribaldorum. Et si purgare se noluerit, incarceratur, donee justitiariis sacramentum praestiterit corporate, quod non processerit contra prohibitionem; et si facere noluerit, in carcere retinetur simüiter actor, si sequatur." Fle ta Buch VI c 14 § 8: „Et si terra vel aliud in Foro petatur Ecclesiastico et Regia Prohibitio intervenerit ne procedatur ibidem, et Judex procedere timuerit an res de qua agitur mere spiritualis sit necne, tu tum est Judici supersedere litemque suspendere dorne discussum fuerit a Justiciariis locum Regia tenentibus, utrum licite procedere vaieat in causa necne; qui si in causa iüicita praesumptuose processerit et inde convincatur, dampna querenti restituere condempnabitur adhibita taxatione Justit., et gaolae committetur donec pro voluntate Regis ab inde redimatur." Näheres über dies Verfahren und die zur Anwendung kommenden Formulare s. bei Bracton Buch V tract. 5 c 12 f. (VI, 224 ff.); vgl. a. a. 0. VI, 234: „ .... si laicus fuerit, .... gaolae committatur sicut praesumptor contra regiam dignitatem ac si crimen laesae majestatis commisisset. Si autem clericus aliquando cum eo mitius agitur de gratia ob reverentiam ordinis clericalis." Die Rückfrage des kirchlichen Richters bei den weltlichen Richtern nach erhaltener Prohibition wird „consultatio" genannt; die weltlichen Richter entscheiden dann, ob die Prohibition zu Recht ergaugen ist und aufrechterhalten werden soll oder nicht. Über die näheren Formen dieses Verfahrens s. Bracton Buch V tract. 5 c 8 (VI, 196). 11 writ of mandamus, fieri facias de bonis ecclesiasticis, venire facias, quare non admisit und mehrere andere. 12 Vgl. § 60 bei Anm. 39 ff.

256

V, 1. Der König. 3.

ITeeresffewalt.

Die Prälaten waren grundsätzlich ebenso wie andere Lehnsträger' verpflichtet, persönlich dem König Kriegsdienste zu leisten und demselben ihre Vasallen bewaffnet zuzuführen, auch sonst waren anscheinend die Geistlichen ebenso wie die Laien zum Waffendienst grundsätzlich verpflichtet.13 Die Pflicht des p e r s ö n l i c h e n Kriegsdienstes wurde jedoch gegenüber Geistlichen nicht sehr häufig und nur zum Zweck der Verteidigung des Landes gegen feindliche Einfälle geltend gemacht, 14 und die Pflicht zur G e s t e l l u n g b e w a f f n e t e r Mann13 Über die angelsächsische Zeit vgl. G n e i s t . Engl. Verfassnngsgesch. § 5 S. 65 Anm. 1. — M a t t h ä u s P a r i s (vgl. § 4 Anm. 9) berichtet über Wilhelm I : „Episcopi tus quoque et abbutias omnes qune baronia» tenebant et eatenus ab omni Servitute saecnlari libertatem habuerant (dies jedoch nur beschränkt richtig!) sub Servitute statuii militari, inrotulans singulos episcopatus et abbatias pro voluntate sua, qunt milite» sibi et suecesnoribus suis, hostilitatis tempore, voluit a singulis exhiberi." Vgl jedoch Erlafs Eduards I v. 20. Aug. 1297 (abgedruckt § 4 Anm. 96): „. . . pur ceo qe clcrcs par fet darmes ne se doivent deffendre, . . . " — Über die übliche Aufforderung an die hohen Geistlichen, mit ihrem Lehnsgefolge zum Kriegsdienst zu erscheinen, s. Madox, The History and Antiquities of the Exchequer, 2. Ausg. London 1709, I, 653 ff. 14 Als Beispiele vgl.: Erlafs Heinrichs I I I v. 19. Juli 1257 an die Bischöfe ( R y m e r , Foedera 4. Ansg. I, 302): der König, welcher das Lehnsheer zu einein Kriegszug gegen Wales geladen hat, verbietet die Abhaltung einer vom Erzbischof v. Canterbury berufenen personis venire Konvokation „. . . eo quod singuli, ta.ni praelati quam alii, in propriis debeant ad defensionem coronae, et regni nostri." Erlafs Eduards III v. C.Juli 1369 an die einzelnen Bischöfe ( R y m e r , Foedera 4. Ausg. III, 876): . . . . Cum, in ultimo parliamento nostro, de assensu vestro, ac aliorum praelatorum, magnatum, et communitatis regni nostri, ordinatum et concordatum fuisset, quod omnes homines, de dicto regno nostro Angliae, tarn clerici quam laici, videlicet, quilibet eorum juxta statura, possessiones, et facultates suas, armarentur et arraiarentur, ad proficiscendum, pro salvatione et defensione sanetae ecclesiae et dicti ergni, contra hostes nostros, si qui ingredi praesumpserint idem regnum ; . .. Vobis in fide et düectione, quibus nobis tenemini, firmiter injungimus et mandamus, rogando quatinus . . . omnes abbate», priores, religiosos, et alias personas ecclesiastica» quascumque dioecesis vestrae, quacumque dilatione postposita, armari et arraiari, et armis compctentibus, videlicct, quemlibet eorum, inter aetates praedictas, juxta statum, possessiones, et facultates mas, muniri, et eos in miUenis, centenis et vintenis, poni faciatis, ita quod prompti sint et parati ad proficiscendum, una cum aliis fulelibus nostris, contra dictos inimicos nostros, infra regnum nostrum . . . ." Mit vorstehendem Erlafs fast wörtlich übereinstimmend der Erlafs Eduards III an die einzelnen Bischöfe v. 16. Juni 1372 ( R y m e r , Foedera 4. Ausg. III, 947 und W i l k i n a , ConcUia III, 91). Erlafs Eduards III an den Bischof v. Winchester v. 20. Juli 1373 ( R y m e r , Foedera 4. Ausgabe III, 988): da bei Southampton eine Landung des Feindes drohe, möge der Bischof den Klerus sofort ausheben und sich bewaffnen lassen und ihn nach Southampton und den benachbarten Küstenstrecken schicken. Erlafs Richards II v. 25. Juli 1377 an die einzelnen Erzbischöfe und Bischöfe ( R y m e r , Foedera 3. Ausg. III Teil 3 S. 64.): da die Franzosen verschiedene Orte an den Küsten verbrannt haben und ein weiterer Angriff derselben drohe, so habe der König in die einzelnen Grafschaften Kommissionen „ad Arraiandum, et Arraiari et Armari faciendum" aller kriegstüchtigen Männer gesendet; die Prälaten und der Klerus seien verpflichtet, bei dem Widerstand gegen die Feinde Hilfe zu leisten; die Bischöfe sollen daher alle Äbte, Prioren, Mönche und andere kirchlichen Personen ihres Bistums bewaffnen nnd ausheben lind in MiUena, Centena und Vintena einteilen, damit sie bereit sind, auf königlichen Befehl zum Kriege infra dictum Regnum nostrum" auszurücken. Beispiel der Ausführung eines königlichen Erlasses v. 1386, betr. Aufgebot

257

§ 27. Im Verhältnis aar Landeskirche.

Schäften wurde schon gegen Ende des 12. und während des 13. Jahrhunderte vielfach durch Ablösungen und Befreiungen beschränkt 13 4.

Sehatzungsgewalt.

Schon in angelsächsischer Zeit waren die kirchlichen Besitzungen nicht befreit von wichtigen staatlichen Lasten jedes Grundbesitzes." Eine ausgiebigere Heranziehung erfolgte jedoch erst unter der guten normannischen Geldverwaltung, welche es verstand, alle Arten von Hoheitsrechten als Geldquellen zu benutzen. Die Prälaten wurden in gleichem Umfange wie die übrigen Lehnsträger zu den Hilfs- und Schildgeldern (auxilia und scutagia) herangezogen. Die Hilfsgelder wurden ursprünglich als Beiträge an den Lehnsherrn bei bestimmten wichtigen Gelegenheiten, die Schildgelder als eine Ablösung der aus dem Lehnsverbande gefolgerten Pflicht zu persönlichem Kriegsdienst angesehen. Die an das alte „Dänengeld" anknüpfende, von Zeit zu Zeit erhobene Grundsteuer wurde seit Wilhelm n auch den kirchlichen Ländereien aufgelegt.17 Mit diesen Besteuerungsarten verschmolz im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts eine neu aufkommende, nach Bruchteilen des Einkommens berechnete Steuer. Im Laufe des 13. Jahrhunderts wurde der König in der willkürlichen Auflegung dieser Steuern beschränkt und an eine Mitwirkung der Landesversammlung gebunden. Die Besteuerung der Prälaten mit Rücksicht auf ihre Lehnseinkünfte, und überhaupt die Besteuerung der Geistlichkeit mit Rücksicht auf ihren weltlichen Besitz und ihr Einkommen aus weltlichen Quellen unterlag seitdem der Beschlußfassung auf der Landesversammlung, in welcher die Prälaten und zeitweilig auch andere Geistliche erder Geistlichkeit des Bistums York gegen die Franzosen n. deren Verbündete, in Northern Registers (Rer. Brit. Scr. No. 61) 421. Ein ähnlicher Erlafs Heinrichs IV v. 27. Jan. 1400, ans Anlafs eines drohenden französischen Einfalls, bei Rymer, Foedera 3. Ausg. III Teil 4 S. 176. Ein ähnlicher Erlafs Heinrichs V r. 28. Mai 1415 an die einzelnen Bischöfe ans Anlafs seiner bevorstehenden Abreise nach Frankreich zur Kriegführung, bei R y m e r , Foedera 3. Ansg. IV Teil 2 S. 123. Erlafs „per concüium" v. 6. Juli 1418 (während Abwesenheit des Königs in Frankreich), an die beiden Erzbischöfe mit dem Auftrag zur Aushebung und Bewaffnung der Geistlichen ihrer Provinzen, bei R y m e r , Foedera 3. Ansg. IV Teil 3 S. 57. Vgl. aus späterer Zeit die Verfügung des Staatsrats v. 1588, erwähnt in dem Schreiben des Erzb. v. Canterbury bei W i l k i n s , Concilia IV, 336. — [Beispiele von Befehlen zur Stellung bewaffneter Leute durch die Geistlichkeit, ohne dafs die Aushebung der Geistlichen selbst vorgeschrieben ist, s. bei R y m e r , Foedera 4. Ausg. I, 607 (v. 20. Mai 1282 zu einem Krieg gegen Wales), II, 1072 (v. 16. Febr. 1339 zur Abwehr eines drohenden Einfalls der Franzosen.)] 15 G n e i s t , Engl. Verfassungsgesch. § 25a Anm. 1 führt folgende Beispiele an: Der Bischof v. Lincoln, der nnter Heinrich II noch 60 Reiter zu stellen hatte, ist unter Eduard I auf 5 herabgesetzt, der Bischof v. Bath von 20 auf 2. — Die Gesetze 11 Hen. VII (1495) c 18 und 19 Hen. VII (1503/4) c 1 iiber die dem König zu leistende Kriegsfolge erklären sich für nicht anwendbar auf „spiritual persona". " Der Regel nach hatten auch sie die später so genannte „trinoda necessitas": Brycgbote, Burhbote, Fyrd (Brückenbesserung, Burgbesserung, Heeresfahrt) zu leisten. Vgl. G n e i s t , Engl. Verfassungsgesch. § 5 S. 63 Anm. a. 17 Vgl. § 4 Anm. 21. F. M i k o w e r , Veiftmug der Kirche Ton England.

17

V, 1. Der König.

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schienen. Der Besteuerung des Einkommens aus k i r c h l i c h e n Quellen setzte die Geistlichkeit am Ende des 13. Jahrhunderts Widerstand entgegen. Nachdem derselbe durch Eduard I gebrochen war, und nach einigen weiteren Kämpfen unter Eduard II, bewilligten Prälaten und niedere Geistlichkeit in den Konvokationen staatliche Steuern nach Bruchteilen des Einkommens aus kirchlichen Quellen. 18 Aufser diesen Hauptsteuern hatte der König noch einige kleinere, mit der Kirchen Verfassung in Zusammenhang stehende Einkünfte,',J so namentlich die Nutzniefsung der Prälatenpfründen während Erledigung,- 0 ferner eine Abgabe von dem persönlichen Nachlafs der Bischöfe. 21 Endlich ist zu erwähnen, dafs der König für sich und seine 18

Vgl. § 4 bei Anm. 72 ff. u. § 54 bei Anm. 57 ff. Beispielsweise ein Recht auf Zehnten au» nicht, eiugepfarrten Orten; anerkannt schon unter Eduard I. Näheres über dies Recht s. bei P h i l l i m o r e , Ecclcs. Law 1487. 20 Vgl. § 41. 21 Nach dem Recht der Kirche (vgl. z. B. G r a t i a n , Dccretum I I caus. XII quaest. V) durften Bischöfe über ihr Vermögen, soweit sie dasselbe aus K i r c h e n g u t erworben, nicht letztwillig verfügen; dieser Teil des persönlichen Nachlasses fiel an die Kirche zurück. — Die Könige Englands erwarben das Recht, den Bischöfen zn einer letztwilligen Verfügung über ihren persönlichen Nachlafs Genehmigung zu erteilen. Vgl. den Freibrief König Stephans v. 1136 (Anhang II): „Si quis episcojms vd ablas vel alia ecclcsiastica persona ante mortem suani ratimiabilitcr sua distribuerit vd distribuenda statuerit, firmuni mattere concedo. Si vero morte praeoccupatns fuerit, pro Salute auiiuac ejus ecclesiae consilio eadem fiat distributio." Nach C o k e , Inst. IV, 338 zeigen viele Nachrichten aus der Zeit Heinrichs I I I (1210-72) und Eduards I (1272—1307), dafs die Könige das Recht damals übten. Vgl. auch in Annal. Burton (Rer. Angl, Scr. No. 36; Annales MonasticiJ I , 254 die Bittschrift, welche die englische Geistlichkeit bei dem Legat Otho 1237 behufs Übermittelung an den König einreichte: „Item (petnnt), nc testamentum episcoporum et aliorum impediatur". Besehlufs des Konzils London 1257 ( W i l k i n s , Cmcilia I, 724): „Item quod dominus rex non impediat testamenta episcoporum, nee extendat manum ad bladum, quod seminaverint, vel ad alia bona episcoporum lies of the Kirk of Scotland (Publications of Bannatyne Club) III, 1087. Die Vollmacht v. 1615 daselbst III, 1108. Vgl. auch über die 1584 zugelassenen und 1592 aufgehobenen königlichen Kommissionen in Schottland § 10 Anm. 25 u. 27. — Nach der Restauration wurde für Schottland eine neue High Commission durch Erlafs v. 10. Januar 1664 errichtet. Der Erlafs ist abgedruckt bei W o d r o w , Hist, of Sufferings of Church of Scotland. Ausgabe 1721 I, 192. 6 Die Besetzung der Behörde blieb wechselnd. 1583 bestand sie aus 44 Kominissaren, darunter 12 Erzbischöfen und Bischöfen, einer noch gröfseren Zahl von Staatsräten und von anderen Geistlichen und Laien. ( G n e i s t , Vfgsgesch. 497.) 1 Beispiele bei S t u b b s , Hist. App. I S. 49f. zu Bericht der Eceles. Courts Commission 1883. 8 An Act for repeal of a branch of a Statute prima Elizabethe concerning Commissioners for causes Ecclesiasticatt. s 1 hebt die oben in Auin. 3 angeführte Bestimmung des Gesetzes 1 Eliz. c 1 auf. s 4 bestimmt: „. . . . that . . no new Court shall be erected ordeined or appointed within this Realme of Englaml or Dominion of Wales which shall or may have the like power jwisdiction or authoritie as the said High Commission Court now hath or j>retendeth to have But that all and every such Letters Patents Commissions and Grants made or to be made by his Majestie his Heires or Successors and all powers and authorities granted or pretended or mentioned to be granted thereby and all Acts Sentences and Decrees to be made by vertue or colour thereof shall be utterly roid and of none effect."

§ 31. Die Verwaltungsbehörde der „Königin-Anna-Stiftang".

275

hinzugefügt, dafs die Suprematrechte des Königs hierdurch nicht berührt werden sollten. 9 Trotzdem durch Gesetz die Errichtung eines Gerichtshof mit gleichen Gewalten wie die Hohe Kommission verboten war, bestellte Jakob II iin Jahre 1686 kraft seines Supremats eine Kommission mit gleich umfassender Vollmacht wie diejenige der früheren Hohen Kommission.10 Die Behörde trat auch in Thätigkeit.11 Schon Ende 1688 mufste jedoch der König sich entschliefsen, dieselbe wieder aufzuheben.12 Nach Vertreibung Jakobs II wurde dann in der BiU of Rights (1689) ausdrücklich erklärt, dafs jene Wiedererrichtung der Behörde ungesetzlich war.13

B. Behörden der Gegenwart. § 31.

a. Die

Verwaltungsbehörde (The

Qovemors

der

of tlie Bounty

„Königin-Anna-Stiftung". of Queen

Anne.)*

Während der Reformation waren die Abgaben der Erstfrüchte und Zehntel,1 welche von bestimmten Kirchenbeamten zu zahlen waren, der Krone überwiesen worden.2 Die kirchenfreundliche Königin Anna wollte • An Act for Explanation of a Clause contained in an Act of Parliament made in the seventeenth yeare of the late King Charles Entituled An Act for Repeal of a Branch of a Statute Primo Elizabethe concerning Commissioners for Causes Ecclesiasticall. s 2. 16 sq. Car. I c 11 wird aufgehoben „(excepting what concerns the High Commission Court or the new erection of some such like Court by Commission)." s. 3. Durch dies Gesetz soli der aufgehobene Teil des Gesetzes 1 Eliz. c 1 s 18 nicht wieder in Kraft gesetzt werden. 10 Über den Inhalt der Vollmacht s. E v e l y n , Diary nnter dem 14. Juli 1686 und C l a r k e , The Life of James I I , Bd. II S. 90. Nach letzterem datirt die Vollmacht vom 3. August 1686. 11 Z. B. gegen Compton, Bischof v. London und gegen die Fellows des Magdalen College in Oxford. — Zu Kommissaren waren 3 Bischöfe, die drei höchsten weltlichen Beamten und 1 Chief Justice ernannt worden. Der Erzbischof v. Canterbury, Sancroft, welcher ursprünglich als einer der Bischöfe ernannt war, lehnte ab. An Beine Stelle trat ein anderer. 1688 legte ein weiterer Bischof, Sprat v. Rochester, sein Amt nieder. 13 Die Aufhebung der Kommission erfolgte auf Vorstellung Sancrofts und der Bischöfe, um dieselben wenn möglich gegenüber dem drohenden Einfall Wilhelms v. Oranien auf die Seite des Königs zu bringen. 11 1 Ouil. & Mar. sess. 2 c 2 unter I, 3 (VI, XI) „that the commission for erecting the late Court of Commissioners for Ecclesiastical Causes and all other commissions and courts of like nature are illegal and pernicious". » P h i l l i m o r e , Keula. Laic 3060ff. 1

Diese „Zehntel (tenths)" stehen in keiner .Beziehung zu „Zehnten (tithes)", die an den Pfarrer seitens der Pfarreingesessenen zu zahlen sind. 2 Die Abgabe der Erstfrüchte an den Papst wurde aufgehoben durch 23 Hen. VIII (1531/2) c 20 s 1 [abgedruckt § 6 Anni. 9]. Dies Gesetz ist in Kraft gesetzt durch königliches Patent vom 9. Juli 25 Hen. VIII Es ist bestätigt worden durch 25 Hen. VIII (1533/4) c 20 s 1. Durch 26 Hen. VIII (1534) c 3 s 1 u. 8 wurden Erstfrüchte und 18»

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V, 2. Staatliche Kirchenverwaltungsbehörden.

diese Gelder wieder rein kirchlichen Zwecken dienstbar machen. Auf ihren Wunsch erging das Gesetz 2 & 3 Ann. (1703) c 20. Darin wurde die Königin ermächtigt, durch Patent eine Körperschaft zu errichten und ihr für immer alle Einkünfte aus Erstfrüchten und Zehnteln zu übertragen für den Zweck der Beschaffung eines höheren Einkommens für Geistliche der Kirche von England in gering ausgestatteten Stellen. 3 Demgemäfs schuf die Königin durch Patent vom 3. November 17044 Zehntel der Krone überwiesen. Dies Gesetz wurde — bis auf eine kleine Strafmilderung im Fall einer Nichtzahlung der Zehntel — durch 2 & 3 Ed. VI (1548) c 20 bestätigt und in einigen untergeordneteu Punkten durch 7 Ed. VI (1552/3) c 4 geändert. Einige andere Gesetze, welche Einzelheiten ergänzen oder ändern, sind in Einleitung zu 1 Eliz. c 4 zusammengestellt. Die Gesetze 23 Hen. VIII c 20 und 25 Hen. VIII c 20 wurdeu durch 1 & 2 Phil & Mar. (1551 & 1554/5) c 8 s 3 aufgehoben. Durch 2 & 3 Phil. & Mar. (1555) c 4 verzichtete die Krone auf beide Abgaben. Die Zehntel sollten (zu Händen einer von Pole einzusetzenden kirchlichen Kommission) nur noch so lange fortgezahlt werden, als sie zur Begleichung der Kenten und Pensionen erforderlich sein würden, welche die Krone bei den Klostereinziehungen und später zu zahlen übernommen hatte. 1 Eliz. (1558/): . . . . «jiim tibi pattii . . . concedimi: ita ut per loca singula duodecim Episcopo» ordines, qui tuae subjaceant ditioni, quatenus Lundoniensis civitatis Episcopus semper in posterum a synodo propria debeat consecrari, atque honoris pallium ab hac sancta et Apostolica . . . sede percipiat. Ad Eburacam vero civitatem te volumus Episcopum mittere, quern ipse judicaveris ordinare; ita duntaxat, ut si eadem civitas cum finitimis locis verbum Dei receperit, ipse quoque duodecim Episcopos ordinet, et metropolitani honore perfruatur; quia ei quoque, si vita comes fuerit, pallium tribuere . . . dispotiimus, quem tarnen tuae fraternitatis volumus dispositioni subjacere: post obitum vero tuum ita Episcopis quos ordinaverit praesit, ut Lundoniensis Episcopi nullo modo ditioni subjacent. Sit vero inter Lundoniae et Eburacae civitatis Episcopos in posterum honoris ita distinctio, ut ipse prior habcatur qui prius fuerit ordinatus: . . ." 6 Als sich die königliche Regierung allmählich immer bestimmter au London als festen Sitz band, wurde dem praktischen Bedürfnis, dafs der oberste Leiter der kirchlichen Verwaltung sich am gleichen Ort befinde, dadurch Rechnung getragen, dafs im 12. Jhdt. die Erzbischöfe Anselm und Theobald von Canterbury mietweise, und die Erzbischöfe Balduin und Hubert durch Kauf ein Haus in Lambeth — in unmittelbarer Nähe des damaligen und in der Mitte des heutigen London gelegen — erwarben und sich dort einen grofsen Teil des Jahres aufhielten. Vgl. über die Daten dieser Erwerbung S t u b b s , Einleitung S. XC1I, XCIV zu Epistolae Cantuarienses (Ber. Brit. Scr. No. 38 Bd. II).

286

V, 3.

Erzbischöfe und Bischöfe.

stellten sich einer Ausführung der Anweisung Gregors Schwierigkeiten entgegen. Erst 625 wurde ein Bischof, Paulinus, dorthin entsendet; 627 gab König Eadwin von Nordhumberland der Kirche eine dauernde Ausstattung, so dafs von dieser Zeit an das Bestehen eines Bistums in York gerechnet werden kann. Wahrscheinlich in demselben Jahre starb Justus, Erzbischof von Canterbury. Der von der Geistlichkeit von Canterbury zu seinem Nachfolger gewählte Honorius erbat die Weihe von Paulinus, damals dem einzigen Bischof römischen Brauches in England, 7 und dieser erteilte sie ihm. Beiden sandte der Papst Honorius I Pallien mit der Weisung, dafs wenn einer derselben sterbe, der andere den Nachfolger des Verstorbenen weihen solle, ohne wegen der weiten Entfernung die Dazwischenkunft des Papstes abzuwarten. 9 Schon 633 mufste aber Paulinus aus York flüchten,0 so dafs er auch in den Besitz des Pallium erst n a c h seiner Vertreibung gelangte. Als unter König Oswald das b r i t i s c h e Christentum marsgebeuden Einflui's in Nordhumberland erhielt, blieb der Bischofssitz von York vorläufig unbesetzt. Der aus Jona berufene Bischof Aidan siedelte sich auf der Insel Lindisfarne an (635),lu nahe der nördlichen Grenze des angelsächsischen Gebiet.s; er und seine Nachfolger iin Sitze von Lindisfarne führten von dort aus die Aufsicht über die Kirche in Nordhumberland. Infolge des Ausganges der Konferenz von Streoneshalch (664) verlief's der damalige Bischof Colman von Lindisfarne, der sich nicht unterwerfen wollte, das Land. Sein Nachfolger I n d a starb kurze Zeit nachher (664). Nun wählte man Wilfrid, und dieser begab sich, um die Weihe zu erlangen, nach Gallien. In seiner Abwesenheit wurde Ceadda gewählt (noch 664). Nachdem Wilfrid zurückgekehrt war, zog sicli Ceadda in ein Kloster zurück und wurde später Bischof in Mercia. Wilfrid übernahm die Verwaltung des Bistums von Nordhumberland und verlegte den Bischofssitz wieder nach York (gegen 66!))." Alle erwähnten Bischöfe von Lindisfarne oder York, auch Wilfrid, erhielten 7

H a d d a n & S t n b b s III, 82 Anm. a. Brief des Papstes Honorius I an Erzb. Honorius, (¡34 ( H a d d a n & S t u b b s III, Kl): „Et tarn juxta vestram petitionem quam filiorum nostrorum reyum vobis per pracsentcm nostrum praeeeptionem, vice bcati Petri apostolorum principis, auetoritatem tribuinius, ut quarulo unum ex vobis Divina ad se jusserit gratia rocari, in qui superstes fue.rit, alterum in loco defuneti debeat Episcoptim ordinäre. Pro qua etiam re sinyula vestrae dilectioni pallia . . . . direximus . . . . " . Ein gleichzeitiger übereinstimmender Brief des Papstes an König Eadwin von Nordhumberland a. a. 0 . III, 83. 9 Vgl. S 1 bei Anm. 7. 10 H a d d a n & S t u b b s III, 91. 11 B e d a , Hist. Eccles. Buch I V c 3 § 259. — Im Jahre 078 wurde dann das Bistum Nordhumberland geteilt und hierbei Lindisfarne und Hexham als Sitze des nördlichen Bistums, York als Sitz des südlichen Bistums gewählt. B e d a , Buch IV c 1'2 § 288. H a d d a n & S t u b b s III, 125. 8

§ 33. Entstehung der einzelnen Erzbistümer und Bistümer.

287

jedoch kein Pallium.12 Erst dem Bischof Egbert von York wurde ein solches wieder verliehen (734) und seitdem dauernd den Erzbischöfen von York gewährt. Im 8. Jhdt. ging die Führerschaft auf das Königreich Mercia über. Daraus entstand der Wunsch, dieses Königreich auch auf kirchlichem Gebiete unabhängig von den Nachbarreichen zu machen. König Offa von Mercia setzte es durch, dal's der Papst sich mit der Teilung des erzbischöflicheu Bezirks von Canterbury und mit Erhebung des ältesten Bischofssitzes von Mercia, Lichfield, zum Erzbischofssitz einverstanden erklärte. Einen übereinstimmenden Beschlufs fafste die unter Anwesenheit päpstlicher Legaten abgehaltene Versammlung der weltlichen und kirchlichen Grofsen zu Celchyth (787). Der Erzbischof von Lichfield erhielt als dritter englischer Erzbischof das Pallium. In Keut brachen um 79G Unruhen aus, welche sich gegen die Oberhoheit der Könige von Mercia richteten; auch der Erzbischof von Canterbury wurde zur Flucht gezwungen. Zwar wurde der Aufstand niedergeschlagen; vielleicht hängt es jedoch mit dieser Empörung zusammen, dafs der damalige König von Mercia, Coenwulf, einer Wiederaufhebung des besonderen Erzbistums Lichfield geneigt gemacht wurde. Auf Wunsch dieses Königs willigte der neue Papst in die Aufhebung der Teilung13 und ordnete 802 die Wiederherstellung des früheren Zustandes an. u Diese Wiederherstellung wurde auch durch König und weltliche Grofse ausgesprochen und demnächst auf der Synode von Clovesho (803) durch die kirchlichen Mitglieder derselben bestätigt.15 Canterbury trat von neuem an die Spitze der ganzen südlichen Kirchenprovinz, und Lichfield wurde, was es früher gewesen, gewöhnliches Bistum. Seit dieser Zeit giebt es nur zwei Erzbischöfe in England, Canterbury und York.16 Die Grenzen jedoch der Provinzen Canterbury und 13 Eine Urkunde, angeblich aus dem Jahre 680, in welcher sich die Unterschrift Wilfrids als „ E r z b i s c h o f von York" findet, ist unecht. ( W i l k i n s I, 50; H a d d a n & S t u b b s , Counc. III, 160.) 15 Brief Coenwulfs an Papst Leo I I I und Antwort des letzteren (beides 798) abgedruckt bei H a d d a n & S t u b b s III, 521 ff. 14 Aufhebung der Teilung durch Erlafs Leos, nur auf sein Recht als Papst gestützt, und Leos Benachrichtigung hiervon an Coenwulf (beides 802) abgedruckt bei H a d d a n & S t u b b s III, 536 ff. ls Beschlufs von Clovesho bei H a d d a n & S t u b b s III, 512. In der Einleitung desselben heifst es über die vorausgehenden Beschlüsse: „. . . . Papa . . . . in Britanniam mint et praeeipit ut Iunior Sanati Augnatila sedis cum omnibus suis parochiis redinteyrarelur . ... et honorabili Archiepiscopo Aethelheardo in patriam pervenienti per omnia redderetur, et Coenwlfus Rex pius Merciorum ita compievi t cum senatoribtts suis." 16 Vgl. auch die Notiz in R a d n l f de D i c e t o , Abbrev. Chron. (Her. Brit. Scr. No. 08) I, 255 zum Jahre 1142: „Lucius papa paUium misit Hcnrico Wintoniensi episcopo, cui proposuerat avvignare Septem episcopos." M a t t h . P a r i s , Chron. Maj. (Rer. Brit. Scr. No. 57) I I , 17(i Ubernimmt dies und setzt hinzu: „volens apud Wintcniam novum archiepiscopum constüuere." (Vgl. Ann. de Wintonia (Rer. Brit. Scr. No. 36) II, 53.

288

V, 3.

Erzbischöfe und Bischöfe.

York sind auch in der Folgezeit Veränderungen unterworfen gewesen. Nach aufsen erweiterten sie sich entsprechend den Fortschritten des Christentums römischen Brauches im Kampfe mit Heidentum und Christentum britischen Brauches. Die Fortschritte des römischen Christentums in Cornwall, Wales, und vorübergehend in Teilen Irlands kamen der Provinz Canterbnry," die Fortschritte in den Grenzgebieten von Schottland der Provinz York 19 zu gute. Ein Versuch des unter der Regierung Knuts lebenden Erzbischofs Ethelnot von Canterbury (1020-38), für sich die Oberhoheit über Bistümer der skandinavischen Kirche durchzusetzen, scheiterte an dem Widerstand des Erzbischofs von Hamburg." 1152 erkannten die 3 irischen Bischöfe von Dublin, Waterford und Liinerick den Primat von Armagh an, sich hierdurch der Unterwerfung unter Canterbury entziehend; 1188 erfolgte die endgiltige Absonderung Schottlands von York. Im Innern stritten seit Ende des 11. und noch im 12. Jlidt. Canterbury und York um die Grenzen gegeneinander. D i e s e r Streit und der andere unten zu erwähnende um den Vorrang von Canterbury griffen vielfach ineinander ein. Der Erzbischof von York erhob Anspruch auf die Bezirke der Bischöfe von Lincoln (Dorchester), Worcester und Liclifield.20 Die Versammlungen von Winchester und Windsor (1072)21 entschieden zu Ungunsten Yorks und bestimmten als Grenze der beiden Provinzen den Flufs Ilumber und die Nordgrenze des Bistums Lichfield,22 17

Die ältere Geschichte der einzelnen Bischofssitze von Wales s. bei H a d d a n & S t u b b s I, 142 ff. " Aufzählung der älteren Bischofssitze innerhalb der Provinz York z. B. in einem Briefe von 1120 bei H a d d a n & S t u b b s I I , 204. 19 L a p p e n b e r g , Geschichte von England- Hamburg 1834. I, 470. 20 W i l h . v. M a l m e s b . , Gest. Pont. (Ber. Brit. Scr. No. 52) S. 40, zum J . 1071: „In ciaus (Papst Alexanders) praesentia Thomas calumniam movit de primatu Doroberncnsis c.cdesiae, et de siibjectione trium episcoporum Dorcensis sive Lincoliensis, Wigorniennis, Licitfcldensis qui nunc est Cestrensis " Ebenso Milo C r i s p i n n s (f gegen 1114), Vita Lanfranci (ed. Giles) S. 302. 21 Vgl. § 34 Anm. 5. 22 Die Urkunde ist abgedruckt in § 34 Anm. 6. Vgl. jedoch daselbst über die Behauptung des Hugo Cantor, dafs die Urkunde, welche angeblich die Beschlüsse jener Versammlungen wiedergab, gefälscht sei. — Jedenfalls hielten die Erzbischöfe v. York auch später noch ihren Anspruch auf Lincoln aufrecht. H e i n r . v. H n n t i n g d o n , zum J a h r e 1087, (Rer. Bnt. Scr. No. 74) 'J12: „l'rovincium tarnen Lindissc ardaepiscopus Eboracensis calumpmabatur ex antiqua temporum serie." F l o r e n t . W i g o r u i e n s i s , zum J a h r e 10U2 (ed. T h o r p e I I , 30): „AnUstcs ctiam Remigius, qui heentia regis Wxlklmi senioris, episcopalem sedem de Dorcaccastra mutaverat ad Linihcohnam, constructam in ea ccdesiam pontificali cathedra diynam dedicare vulebat . . . .; sed Thomas Eboraccnsts archieptscopus Uli cmtradiccndo resistebat, a/'firmans cani in sua parodila esse constructam . . . ." H u g o C a n t o r (The Historians of the Curdi of York, Rer. Brit. Scr. Nr. 71) II, 105: „In crastinum (5. Dezbr. 1093) Thomas archiepiscopus Cantuana recessurus, loquens cum Anselmo archiepiscopo . . . . inlcrdixit ei . . . . ne Robertum Bloeth. Lincolniensis eedesiae electum, Lincolniensem ordinaret episcopum Lincolinum oppidum, et magnani partem provinäae Lindissi dicebat fuisse et jure esse debere parochuim Eboracensis eedesiae, et injuria ilii creptum esse cum tnbus villi*, xcilicct

§ 33. Entstehung der einseinen Erzbistümer nnd Bistümer.

289

hiermit im wesentlichen das Gebiet des einen früheren Königreichs Nordhumberland und dessen Erweiterungen der Provinz York, das Gebiet der sechs anderen angelsächsischen Königreiche und deren Erweiterungen der Provinz Canterbury zuteilend. Trotz jener Beschlüsse erneuerte und erweiterte York auf dem Konzil von London (auch Konzil von Westminster genannt) 1175 seinen Ansprach, jedoch ohne Erfolg.23 Kleinere Grenzberichtigungen sind bisweilen vorgekommen. Von erheblicheren Verschiebungen ist namentlich zu erwähnen die Zuteilung des neu gegründeten Bistums Chester24 und des Gebietes des Bischofs von Man25 an die Provinz York durch das Gesetz 33 Hm. VIII (1541/2) c 31. Stou, et Loudham et Niutcerca . . . ." Im Jahre 1125 wurde wegen Überweisung der Bistümer St. Asaph, Batigor und Chester an die Provinz York verhandelt. H a d d a n & S t u b b s , Counc. I, 316. 2 » Benedict v. P e t e r b o r o u g h (Rer. Brit. Scr. No. 49) I, 89: „In hoc outet» concüio clerici Rogeri Eboracensis archiepiscopi .... calumniati sunt .... ex parte Eboracensis archiepiscopi, episcopatum Lincolniensem, et episcopatum Cestrensem, et episcopatum Wigornensem, et episcopatum Serefordensem, de jure pertinere debere ad metropolitanam Eboracensium ecclesiam." 24 Der König hatte vorher durch Patent v. 16. Juli, 33 Ken. VIII das Bistum Chester durch Zuweisung insbesondere des Klosters St. Werberge zu Chester und der bis dahin zur Diözese York gehörigen Archidiakonei Richmond neu errichtet und das ganze Bistum dem Erzbischof v. Canterbury untergeordnet. M Über die kirchliche und politische Geschichte von Man vgl. J o s e p h T r a i n , An Historical and Statistical Account of the Isle of Man, from the earliest times to the present date. 2 Bde. Douglas (Man) 1845, und J o s e p h George Oumming, The Isle of Man; its history, physical, ecclesiastical, civil, and legendary. London 1848. Zur Geschichte des Bistums vgl. ferner den kurzen Bericht des Generalvikars v. Canterbury, T w i s s , in W a r r e n , Synodalia 1853 S. 315. Listen der Bischöfe bei Cumming, Appendix P.; ferner (seit Anfang d. 12. Jhdts.) bei Stubbs, Registrum Sacrum Anglicanum 150, 183 und Neve, Fasti Eccles. Anglic. Ausg. 1864 S. 321 ff. Die Insel war vorübergehend wahrscheinlich unter römischer Herrschaft. Nach Abzug der Römer waren bald die irischen oder schottischen Skoten, bald die Walliser, vorübergehend auch König Eadwin v. Nordhumberland Herren der Insel. Seit Anfang des 10. Jhdts. fiel sie in die Hand der Nordleute, welche Man und die Inseln des westlichen Schottland zu einem besonderen Königreich vereinigten, dessen Grenzen jedoch häufig wechselten. Vorübergehend waren die Könige von Man zugleich Könige der Nordmänner in Irland. 1156 wurde durch einen Friedensvertrag das Königreich der Inseln geteilt, indem der König von Man den gröfseren Teil der schottischen Inseln an den Fürsten von Argyle abtrat. Einige Jahrzehnte später unterstützte ein Usurpator Reginald, König von Man, die aufständischen Barone in Ulster. Zur Strafe hierfür zwang ihn König Johann v. England (1211/12), ihm den Lehnseid zu leisten. Reginald leistete auch dem König Heinrich III v. England (1219) den Lehnseid und übertrug (wohl zugleich) am 21. Septb. 1219 sein Reich dem P a p s t zum Lehn. (Urkunde bei R y m e r , Foedera 4. Ausg. I, 156; vgl. I, 157.) Reginald wurde 1224 gestürzt. 1230 leistete der König Olaf v. Man dem König v. Norwegen den Lehnseid. Sein dritter Nachfolger, Magnus (1252 - 65), leistete dem König Alexander III v. Schottland den Lehnseid. Ein Bischof soll (nach der Überlieferung) durch den Bekehrer Irlands, Patricius, in Man eingesetzt worden sein (gegen 447?), verliefs jedoch jedenfalls bald die Insel. Aus den folgenden Jahrhunderten werden mehrere Bischöfe v. Man genannt; jedoch ist wenig über sie bekannt. Über die Frage, ob sie schon damals als Bischöfe von „Sodor und Man" bezeichnet worden sind, vgl. T r a i n , a. a. O. I, 331. Im J. 838 verordnete Papst Gregor IV die Errichtung eines Bistums v Sodor und den Westlichen Inseln. Der Name Sodor ist wahrF. M i k o w e r , Verfifflung der Kirche Ton England.

19

290

V, 3.

Erzbischöfe tuid Bischöfe.

scheinlich entstanden aus Sudereys ( = südliche [Inseln]). Anscheinend ist das Bistnm Man erst später mit diesem Bistum Sodor vereinigt worden. Die Bischöfe von Man wurden häufig vom Erzbischof v. York geweiht, jedoch nicht immer ohne Widerspruch von anderer Seite. 1151 bestätigte Papst Anastasius IV die 1118 durch einen Legaten erfolgte Errichtung eines Erzbistums in Trondhjem (Norwegen), welchem unter anderem auch der Bischof der „insulae Suthraie"' unterstellt wurile. ( H a d d a n & S t u b b s , Counc. II, "229 ff.) Honorius I V (1285—88) soll den Erzbischof v. Man dem Erzb. v. Dublin unterstellt haben. (So T w i s s a. a. O. ohne Belege. Jedenfalls wurden aber die folgenden Bischöfe v. Man 1305, 13*21, 1328, 1331 durch die n o r w e g i s c h e n Bischöfe geweiht. S t u b b s , Registrum.) Patron des Bistums war der Herrscher; die Form der Wahl durch die Mönche von Furnefs in Lancasliire, welchen Coelestin I I I (1191—98) eine hierauf bezügliche Bulle erteilt hatte, wurde jedoch mitunter erlaubt ( T w i s s a. a. 0.). Durch Vertrag v. Perth 1266 erwarb Alexander I I I v. Schottland von dem König Magnus v. Norwegen die Insel Man, die übrigen von den Norwegern in Ansprach genommenen Inseln West-Schottlands und das Patronat des Bistums Man. In Zusammenhang mit der Inanspruchnahme der Oberlehnsherrlichkeit über Schottland durch Eduard I verfügten Eduard I und II, aber gleichzeitig auch die Könige von Schottland, mehrfach über die Insel. Zur selben Zeit spaltete sich die örtliche Herrscherfamilie von Man in zwei mit einander streitende Linien. Thatsächlich erlangten die Schotten den Besitz der Insel. Die beiden Linien der Herrscherfamilie wurden vereinigt durch Heirat von Wilhelm Montacute, Earl v. Salisburv, mit der Erbin der zweiten Linie. Montacute, von Eduard I I I unterstützt, eroberte 1343/4 die Insel und wurde als König v Man gekrönt; er verkaufte 1393 die Insel und den Königstitel an Wilhelm le Scrope, später Earl v. Wiltskire. Da durch die erwähnten Vorgänge Man unter den Einflufs Englands gekommen war, entzogen sich die Bewohner der zum Bistum Man gehörigen westschottischen Inseln dem Gehorsam gegenüber diesem Bischof und wählten (seit 1381)) eigene Bischöfe. Trotzdem fuhren die Bischöfe v. Man fort, sich als Bischöfe von „Sodor und Man" zu bezeichnen. 1348 und 1374 wurden Bischöfe v. Mau in Avignon vom Papst bezw. in seinem Auftrage geweiht. Wilhelm le Scrope wurde 1399 in England wegen Hochverrats verurteilt. Dadurch kam die Insel an den englischen König Heinrich IV. Derselbe verlieh sie 1399 an Heinrich Percy, Earl v. Norilhumberland (Urkunde v. 19. Oktober bei R y m e r , Foedera 3. Ausg. III Teil IV, 165.). Dieser wurde 5 Hen. IV (1403/4) wegen Hochverrats verurteilt; seine Güter wurden durch Gesetz 7 Hen. IV (1405/6) für verfallen erklärt. In demselben Regierungsjahre gab sodann der König die Insel „una cum Patronatu Episcopatus" an Sir John Stanley zunächst auf Lebenszeit, und dann in demselben Jahre an ihn und seine Erben zum Lehn für immer. (Coke, Instit. IV, 283 und Einleitung zu 5 Geo. III c 20; vgl. die Urkunde v. |3. Juni] 1405 bei R y m e r , Foedera 3. Ausg. IV Teil I , 82.) Ein Nachkomme Stanleys wurde durch Heinrich VII, 1485, zum „Earl v. Derby" erhoben. Bei Errichtung des Erzbistums St. Andrews wurde (nach T w i s s a. a. 0.) das Bistum Man diesem Erzbistum durch den Papst hinzugeteilt. Die Zuteilung zur Provinz York durch englisches Gesetz v. 1541/2 soll geschehen sein, weil das Erzbistum St. Andrews damals noch in den Händen der Papisten war ( T w i s s a.a.O.). Infolge eines Erbstreites unter Elisabeth und Jakob I erfolgte formell eine neue Verleihung der Insel durch mehrere Patente des letzteren. Über die Art der Ernennung zum Bistum unter Heinrich V I I I und später s. Bericht der königlichen Beamten an den König v. 17. Febr. 1634. R y m e r , Foedera 3. Ausg VIII Teil IV, 54. 1735 fiel die Insel durch Erbschaft an den Herzog v. Athole. Durch 5 Geo. III {1765) c 26 wurde auf Grund eines (halb erzwungenen) Vertrages mit dem Herzog v. Athole ein Teil der Souveränitätsrechte (hierunter n i c h t das Patronat am Bistum) gegen Entschädigung auf die englische Krone übertragen. Das Gesetz 6 Geo. IV (1825) c 34 ermächtigte zum Rückkauf weiterer Souveränitätsrechte. Auf Grund dieses Gesetzes erwarb die englische Krone von dem Herzog durch Kaufvertrag von 1829 alle diesem noch zustehenden Souveränitätsrechte, einschliefslich des Patronats am Bistum. Die Insel gehört noch gegenwärtig nicht zum „Königreich England", sondern hat eine kolonieartige Stellung.

§ 38. Entstehung der einzelnen Erzbistümer und Bistümer.

291

Zur Zeit umfafst die Provinz Canterbury 24, 26 die Provinz York 10" Bistümer, einschließlich des jedem der beiden Erzbischöfe unmittelbar unterstehenden Bezirkes. Außerdem unterstehen dem Erzbischof von Canterbury auch eine Anzahl Bistümer in den Kolonien und im Auslande. Die Gründung der einzelnen englischen Bischofssitze ist ganz allmählich erfolgt. Schon in der römischen Zeit werden britannische Bischöfe erwähnt, zuerst die Bischöfe von London, von York und ein dritter Bischof29 als Teilnehmer am Konzil von Arles (314). Aus den östlichen Teilen des Landes wurden jedoch die Bischöfe infolge der Ansiedelung der heidnischen Deutschen vertrieben. Nur in den westlichen Landesteilen, welche länger keltisch blieben, erhielten sich Mittelpunkte kirchlicher Thätigkeit, welche sich allmählich zu festen Bischofssitzen ausbildeten.29 In den angelsächsischen Königreichen begann die Entwickelung durch Errichtuug je eines Bistums für den Bezirk jedes Königreiches; nur in Kent war sofort neben Canterbury ein zweites Bistum begründet worden.30 Auf Anregung des Erzbischofs Theodor sprach sich das Konzil von Herutford (673) für Vermehrung der bestehenden Bischofssitze aus. Theodor führte diese Vermehrung in grofsem Hafsstabe durch,31 wobei er namentlich den Widerstand des Bischofs Wilfrid von York zu brechen hatte. Es folgten in den nächsten Jahrhunderten einige Neugründungen, Vereinigungen und Verlegungen von Bischofssitzen.32 Um die Mitte des 12. Jahrhunderts war ein Ruhepunkt erreicht, und die damals bestehenden Bistümer erhielten sich im wesentlichen unverändert bis zur Regierung Heinrichs VIII. Schon der Lordkanzler Wolsey nahm die Errichtung 20 neuer Bischofssitze in Aussicht. Erst nach seinem Sturze und nach dem Bruch mit dem Papste gelangte jedoch der Plan zu teilweiser 26 St. Albans, St. Asaph, Bangor, Bath & Wells, Bristol & Gloucester, Canterbury, Chichester, St. Davids, Ely, Exeter, Hereford, Llandaff, Lichfield, Lincoln, London, Norwich, Oxford, Peterborough, Rochester, Salisbury, Southwell, Truro, Winchester, Worcester. 17 Carlisle, Chester, Durham, Liverpool, Man, Manchester, Newcastle, Ripon, Wakefield, York. 18 Wahrscheinlich von Caerleon oder von Lincoln. P e r r y , Hist, of Engl. Ch. I, 6 Anm. 1 c 1 § 10. 29 Über die Entstehung der einzelnen Bistümer in den britischen Bezirken s. H a d d a n & S t u b b s , Counc. I, 142 ff., 702 ff. 30 Es wurden gegründet für Kent: Canterbury und Rochester (über die wahrscheinlich nicht zutreffende Annahme, dafs die Teilung Kents in zwei Bistümer sich an bestehende Stammesgrenzen anschlofs, s S t u b b s , Const. Hist. I, 189 Anm. 2 c 7 § 70), für Essex: London, für Nordhumberland: York (zeitweise statt dessen Lindisfarne), für Wessex: Dorchester (Winchester), für Ostaugeln: Dun wich, für Mercia: Lichfield. Sussex wurde erst später, seit 680, bekehrt. — Vgl. über die ältesten Bischofssitze S t u b b s , Const. Hist I, 246 c 8 § 85. 31 Auch die Teilung der Diözese Lichfield durch Theodor schlofs sich an bestehende politische Grenzen an. S t u b b s , Const. Hist I, 123 c 5 §48; I, 189 Anm. 1 c 7 § 70. 32 Eine Karte, welche die Einteilung Englands nach Diözesen zur Zeit Eduards des Bekenners (1042—66) darstellt, bei F r e e m a n , History of the Norman Conquest II, 82. 19*

292

V, 3.

Erzbischöfe und Bischöfe.

Ausführung. Zunächst erfolgte durch 26 Ilm. VIII (1534) c 14 die Regelung und Erweiterung der schon bestehenden Einrichtung von Suffragan- ( = Weih-)Biscliöfen. 33 Sodann wurde durch 31 Hm. VIII (1539) c 9 der König für seine Person ermächtigt, neue Sitze von Vollbiscliöfen in beliebiger Anzahl zu errichten. 14 Heinrich VIII machte vou dieser Ermächtigung Gebrauch durch Errichtung 6 neuer Bistümer, von denen eines unter Eduard VI wieder einging. 35 Eine Neugründung wurde unter Eduard VI beschlossen, jedoch durch Maria vor der Ausführung rückgängig gemacht. 36 Seit dieser Zeit bestanden in England und Wales, abgesehen von der vorübergehenden Aufhebung der ganzen bischöflichen Verfassung während der ersten Revolution, fast 300 Jahre hindurch die Bischofssitze wieder ohne Änderung. Erhebliche Wandlungen in dieser Beziehung kamen dagegen während des gedachten Zeitabschnitts in Schottland vor, und seit 1784 erfolgte allmählich die Neugründung anglikanischer Bischofssitze für die selbständig gewordenen Vereinigten Staaten und für die englischen Kolonien. Im eigentlichen England änderten zuerst wieder die auf das Gesetz 6 & 7 Q-uü. IV (183G) c 77 gestützten Verordnungen au den bestehenden Verhältnissen. Das erwähnte Gesetz enthält die Ermächtigung, durch Staatsratsverordnung (order in council) eine Neuumschreibung der meisten bestehenden Bistumsbezirke nach bestimmten im Gesetz niedergelegten Gesichtspunkten 37 vorzunehmen, die Bistümer Gloucester und Bristol, Carlisle und Man, St. Asaph und Bangor zu zweien miteinander zu vereinigen und zwei neue Bistümer Manchester und Ripou zu errichten. Die beiden in Aussicht gestellten Neugründungen sind später vorgenommen, die drei Vereinigungen teils nicht ausgeführt, teils nach erfolgter Ausführung '-1 Vgl. § Ü9 Anm. 4. Vgl. 8 87 Anm. 19. 35 Gloucester, Bristol, Peterborough. Oxford, Chester, Westminster. (Letzteres war seit der Klustereinziehung Kollegiatkirche, seit 1540 Bistum, seit 1550 Kollegdatkirche, 1556—1560 Kloster; gemäfs nicht gedrucktem Gesetz 1 Eliz. wurde es durch Patent venu 21. Mai 1560 wieder in eine Kollegiatkirche umgewandelt.) — Eine Karte, welche die Einteilung Englands in die einzelnen Bistümer im Jahre 26 Hen. VIII und die bis 34 Hen. VIII erfolgten Veränderungen veranschaulicht, befindet sich in H u n t e r (Record Commission), An Introduction to the Valor Ecdesiasticus of King Henry VIII. London 1834. 34

36 Durch Gesetz 7 Ed. VI (1552/3) c 10 wurde ein an Newcastle grenzender Gebietsteü von der Pfalzgrafschaft und dem Bistum Durham getrennt und den weltlichen Behörden von Newcastle unterstellt. Das ungedruckte Gesetz 7 Ed. VI, Nummer 12 der Gesetzesrolle in der Chancery, An Acte for the Dissolution of the Bysshopprick of Durham, and abto for the neice erecting of the same Bysshopprike and one other at Xeiccasteü, übertrug sodann die Besitzungen des bisherigen Bistums auf den König und traf Bestimmungen über Neugründung zweier Teilbistümer. Vor der Ausführung dieser Neugründnngen wurden beide genannte Gesetze durch 1 Mar. st. 3 (1554) c 3 aufgehoben und das Bistum Durham in altem Umfange wiederhergestellt. 37 Diese allgemeinen im Gesetz enthaltenen Weisungen sind später zu einem geringen Teil wieder geändert worden. Vgl. z. B. 10 & 11 Vict. (1847) c 108, 26 & 27 Vict. (1863) c 36 s 2.

§ 34. Geschichte des Vorranges der Erzbischöfe von Canterbury vor denen von York.

293

wieder rückgängig gemacht worden.98 Neuerdings endlich ist die Gründung sechs neuer Sitze: St. Albans, Truro, Liverpool, Newcastle, Southwell und Wakefield erfolgt.39

§ 34.

B. Geschichte des Vorranges der Erzbisohöfe von Canterbnry vor denen von York.» Im Mittelalter entbrannte zwischen den Vertretern der Sitze von Canterbury und von York ein Kampf über die Frage, ob beiden Erzbischöfen Unabhängigkeit voneinander und gleicher Rang zukomme, oder ob der Erzbischof von York demjenigen von Canterbury Gehorsam schuldig sei und ihm den Vorrang einzuräumen habe.1 Dieser Kampf hat in mehrfacher Beziehung auf die Gestaltung der Kirchenverfassung in England eingewirkt, und auf dem Ergebnis desselben beruht im wesentlichen die gegenwärtige Stellung der beiden englischen Erzbischöfe zu einander. Der Streit begann kurz nach der normannischen Eroberung, im Jahre 1070.2 Als Thomas I, der ernannte Erzbischof von York, den 38

Für Ripon wurde der erste Bischof 1836 geweiht, Die Grttndang von Manchester erfolgte erst 1848 gemäfa 10 & 11 Vi ct. (1847) c 108. Vgl. P e r r y , Hist, of Engl. Ch. III, 295 Anm. 1 c 16 § 3. Die Ermächtigung zur Vereinigung von Carlisle und Uan ist durch 1 & 2 Vict. (1838) c 30, die Ermächtigung zur Vereinigung von St. Asaph und Bangor durch 10 & 11 Vict. (1847) c 108 aufgehoben, die ausgeführte Vereinigung von Gloucesterund Bristol durch 47 & 48 Vict. (188-1) c G6 rückgängig gemacht worden. Bisher (1893) ist jedoch die Wiederherstellung des Bistums Bristol als gesonderten Sitzes noch nicht ausgeführt, da die erforderliche Ausstattung noch nicht zusammengebracht ist. S9 Zur Gründung ermächtigte bezüglich St. Albans 38 & 39 Vict. (1875) c 34, bezüglich Truro 39 & 40 Vict. (1876) c 54 [vgl. Truro Chapter Act 41 & 42 Vict. (1878) c 44; Truro Bishopric and Chapter Acts Amendment Act 50 Vict. sess. 2 (1887) c 12, bezüglich der 4 anderen Bischofssitze 41 & 42 Vict. (1878) c 68 [vgl. Newcastle Chapter Act 47 & 48 Vict. (1884) c 33]. Es wurden errichtet die Bistümer Liverpool 1880, Newcastle 1882, Southwell 1884, Wakefield 1888. Weitere Neugründungen sind in Vorbereitung. • H i n a c h i u s , K i r c h e n r e c h t I, 016ff. 1 Der Standpunkt Canterburys in diesem Streite wird namentlich von E a d m e r , Hist. Kov. (Rer. Brit. Scr. No. 81) und Wilhelm von M a l m e s b u r y , Gesta Pontific. CRer. Brit.Scr. No. 52) überliefert, der Standpunkt Yorks von H u g o S o t t o v a g i n a , Kantor (= precentor) von York (in Rer. Brit. Scr. No. 71). Aufserdem sind eine grofse Reihe von Urkunden aus jenem Streit erhalten. Vgl. namentlich die ausführliche Darstellung der Streitpunkte im Schreiben des Erzbischofs Ralph von Canterbury an Papst Calixtus II vom Jahre 1119 (abgedruckt in Rer. Brit. Scr. No. 71) II, 228. * Aus der früheren Zeit vgl. Carta des Königs Edgar: „Ut Ecclesia Christi in Dorobernia aliarum Ecclesiarum regni nostri mater sit et Domina, . . . " (abgedruckt bei Spelinan. Concilia I, 432 „e. M. S. Cod. Eccl. Cant." und bei Wilkins, Concilia IV, 775. Die Urkunde ist datirt vom Jahre 958; in derselben wird Edgar als „Rex Anglorum" und Dunstan als „archipontifex" bezeichnet Dunstan wurde aber erst 959 Erzbischof, und auch erst seit diesem Jahr nach Vereinigung der unter Edgar und Edwi getrennten Reichsteile wird ersterer von den Schriftstellern als Rex Anglorum bezeichnet. S p e l m a n a. a. O.) Osbern, Vita Dunstani (Rer. Brit. Scr. No. 63) berichtet S. 108: „ . . . rex Edgarus .. .

294

V, 3.

Erzbischöfe lind Bischöfe.

Erzbischof Lanfranc von Canterbury um Erteilung der Weihe anging, verlangte letzterer als Bedinguug der Weihe das eidliche Versprechen des Gehorsams gegenüber dem Sitze von Canterbury. Thomas verweigerte die Leistung des Gehorsamseides. Lanfranc stützte sich auf alte Gewohnheit, deren Vorhandensein Thomas leugnete.3 Schliefslich leistete Thomas das Versprechen des Gehorsams gegenüber Lanfranc; er fügte jedoch den Vorbehalt hinzu, dafs er den N a c h f o l g e r n Lanfrancs nur dann gehorsam sein wolle, wenn der Papst demgemäfs entscheide.4 Thomas reiste nun zugleich mit Lanfranc nach Rom und rief Dunstanum .. . primae metropolis Anglorum primatem ac patriarcham instituit." S. 109: „Dunstamis . . . a Romano pontífice . . . universae Anglorum genti necnon et aliis regionibus Anglorum regno suppositis patriarcha destinatus, . . . " Entsprechende Ausdrücke finden sich jedoch n i c h t in den älteren Lebensbeschreibungen des Verfassers B und des Mönches A d e l a r d (Rer. Brit. Ser. No. 03). Das Gehorsamsgelöbnis, welches 796 von einem Erzbischof von York gegenüber einem Erzbischof von Canterbury geleistet sein soll, ist in Wahrheit nicht von einem Erzbischof von York, sondern von einem Bischof von Lindsey geleistet worden. Das Wort „Eboracensis" hinter dem Namen des Bischofs in der Urkunde ist eine Fälschung. ( H a d d a n & S t u b b s , üoitnc. III, 506, 507 Aniu. b.) — Vgl auch unten Anm. 3. 3 Eine ausführliche Darstellung der damaligen Verhandlungen, unter Anführung der vorgelegten Urkunden, bei W i l h e l m von M a l m e s b u r y , Gesta Pontifimm (Rer. Brit. Ser. No. 52) Buch I § '25—42. Die Urkunden s. auch bei E a d m e r a. a. 0. 261 ff. Es sind folgende päpstliche Briefe: 1. Bonifaz IV an König Aethilberht, 610; 2. Bonifaz V an Erzb. Justus, 624/5 ; 3. Honorius an Erzb. Honorius, 634 ; 4. Vitalian an Erzb. Theodor, 669; 5. Sergius an die Könige Aethelred, Alfrid und Aldulf, 693; 6. Sergius an die englischen Bischöfe, 693; 7. Gregor I I I an die englischen Bischöfe, 733; 8. Leo I I I an Erzb. Ethelheard, 797; 9. Formosus an die englischen Bischöfe, 905; 10. Johann XII an Erzb. Dunstan, 9ii0. — Zur Unterstützung seiner Ansprüche soll hiernach Lanfranc zuerst 1072 (lie vorerwähnten päpstlichen Schreiben vorgelegt haben. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dafs diese Schreiben in der vorgelegten Fassung sämtlich gefälscht waren, und zwar in der Weise, dafs man wirklich ergangene Schreiben inhaltlich geändert hatte. Näheres hierüber s. bei H a d d a n & S t u b b s Counc. III, 65 Anm. Die Echtheit jener Schreiben wurde bereits von den Zeitgenossen angezweifelt. So im Brief des Knpitels York v. 1108 bei H u g o C a n t o r (The Historians of York; Rer. Brit. Ser. No. 71) I I , 113: „Dtiiiqne decanus, quando fuit Romae cum Girardo archiepiscopo, sicut ipse testatur, a cancellario Romanae ecclesiae diligenter persenetatus est de contentione harum ecclesiarum, quid inde Roma sentiret, et quid in decretis suis haberet, at Ule dixit, Romam nee aliud sentiré, ncc habere quam quod in registro Beati Gregorii scriptum est". Ferner H u g o a . a . O . 204. — Aus den v e r m u t l i c h g e f ä l s c h t e n Briefen vgl. namentlich die ausdrückliche Abänderung der Bestimmungen Gregors in dem angeblichen Schreiben des Papstes Bonifazius V an Erzbischof Justus v. Canterb., 624/625 ( H a d d a n & S t u b b s , Counc. III, 74): „. . . firmamus, ut in Dorobernia eivitate (das ist Canterbury) semper in posterum metropolitans totius Britanniae locus habeatur, omnesque provinciae regni Anglorum praefati loci metropolitanae Ecclesiae subjiciantur immutilata perpetuaqve stabüitate decemimus." 4

Den Wortlaut der Erklärung des Erzb. Thomas bei W i l h . v. M a l m e s b u r y , Gest. Pont. a. a. O. 42 nach einer Aufzeichnung Lanfrancs: „. .. . tibi quidem sine condicione, successoribus vero tuis conditionalitcr obtemperaturum me esse promisi." Nach H u g o C a n t o r a. a. O. 101 lautete die Erklärung: „Tibi subjeettis ero, quamdiu vixeris, successoribus tuis minime, nisi judicante summo pontífice." Vgl. auch die Erwähnung der Erklärung in der Urkunde v. 1072 unten in Anm. 6.

§ 34. Geschichte des Vorranges der Erzbischöfe Ton Canterbury vor denen von York.

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zur Entscheidung in dem Streit den Papst an. Dieser verwies jedoch die Entscheidung über die Frage nach England. Im Jahre 1072 fanden sodann in Winchester und in Windsor Versammlungen® statt. Dieselben sollen zu Gunsten des Anspruchs von Canterbury entschieden haben.® Zweifelhaft ist, ob der folgende Erzbischof von York, Gerard (1101), ein Gehorsamsversprechen leistete.7 Dessen Nachfolger Thomas II mufste sich nach vergeblicher Zögerung zur Leistung eines Gehorsamsversprechens verstehen (1109).8 Der Papst Paschalis II hatte dem Erz* Nach F r e e m a n , Hist. of the Conquest IV, 358 war die erste ein rein geistliches Konzil, die zweite das allgemeine Witenagemot; nach P e r r y , Hist. of Engl. Ch. I, 164 A um. 3 c 11 § 9 umgekehrt " Bericht Lanfrancs an Alexander in Epistol. Lanfranci (ed. Giles) No. 5 S. 23. Nach H u g o C a n t o r a. a. O. 101 jedoch war die hierüber angeblich aufgenommene Urkunde nur eine Fälschung der Mönche v. Canterbury. — Die Urkunde lautet (nach E a d m e r a. a. 0 252; vgl. Vorrede zu E a d m e r S. LII; die Urkunde auch bei Wilh. v. Malmesb. a. a. 0. 42 nach einer Aufzeichnung Lanfrancs): „. . . . Et tandem aliquando diverri» diversarum scripturarum auctoritatibus probatum atque ostenmm est, quod Eboracenris ecclesia Cantuarienri debeat subiacere, eiusque archiepiscopi, ut primatis totius Britanniae, dispositionibus in iis quae ad Christianam religionem pertinent in omnibus oboedire. Subjectionem vero Dunelmensis, hoc est Lindisfarnensis, episcopi atque omnium regionum a terminis Liciféldensis episcopi et Humbrae magni fluvii usque ad extremos Scotiae fines, et quicquid ex hac parte praedicti fiuminis ad parochiam Eboracenris ecclesiae jure competit, Cantuariensis metropolitanus Eboracenri archiepiscopo ejusque successoribus in perpetuum obünere concessit. Ita ut si Cantuariensis archiepiscopus concilium cogere voluerit, ubicunque visum ei fuerit, Eboracensis archiepiscopus sui praesentiam cum omnibus tibi subjectis ad nutum ejus exhibeat et ejus canonicis dispositionibus obediens existât. Quod autem Eboracensis archiepiscopus professionem Cantuariensi archiepiscopo facere etiam cum sacramento debeat, Lanfrancus Dorobernensis archiepiscopus ex antiqua antecessorum consuetudine ostendit, sed ob amorem regis Thomae Eboracensi archiepiscopo sacramentum relaxavit, scriptamque tantum professionem recepit; non praejudicans successoribus suis, qui sacramentum cum professione a successoribus Thomae exigere voluerint. Si archiepiscopus Cantuariensis vitam finierit, Eboracensis archiepiscopus Doroberniam veniet, et eum qui electus fuerit cum caeteris praefatae ecclesiae episcopis, ut primatem proprium, jure consecrabit. Quod ri Eboracensis archiepiscopus obierit, is qui ei successurus eligitur, accepta a rege archiepiscopatus dono, Cantuariam vel ubi Cantuarienri archiepiscopo placuerit accedet, et ab ipso ordinationem more canonico suscipiet . ..." 7 Er that dies jedenfalls nicht bei seiner Versetzung (eine Weihe war nicht erforderlich) von Hereford nach York (1101). Nach H u g o Cantor a. a. 0. 110, 114 versprach Gerard dem Erzbischof Anselm bald darauf nur, „se reversurum (von Rom) quicquid juste debebat ei facturum". Beim Konzil Westminster 1102 habe Gerard den für Anselm bereiteten erhöhten Sitz mit dem Fufs umgestofsen und habe durchgesetzt, dafs für beide Erzbischöfe gleich hohe Sitze hergestellt wurden. Nach E a d m e r , a. a. O. 187, versprach jedoch Gerard im Jahre 1107 „sua manu imporita manui Anselmi, inierporita fide sua . . ., se eandem subjectionem et oboedientiam ipri et successoribus ejus in archiepiscopatu exhibiturum, quam Herefordenri ecclesiae ab eo sacrandus antistes illi promiserat." H u g o C a n t o r erwähnt einen solchen Vorgang nicht. Vgl. auch Wilh. v. M a l m e s b u r y , Gest. Pont. 259. 8 Nach E a d m e r a a. O. 210, welcher den Wortlaut giebt, wurde nur vorbehalten die Treue gegenüber dem König und der Gehorsam gegenüber dem Papst. Nach H u g o Cantor a. a. O. 124 wurde ausdrücklich erklärt und durch den König urkundlich festgestellt, dafs für nachfolgende Erzbischöfe v. York ein Präjudiz hierdurch nicht erwachsen solle.

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Y, 3.

Erzbischöfe und Bischöfe.

bischof Anselm auf dessen Wunsch durch Brief vom 12. Oktober 1108 versprochen, dafs dem Erzbischof Thomas II das Pallium solange nicht verliehen werden solle, als er dem Erzbischof von Canterbury nicht den Gehorsamseid geleistet habe.0 Der nächste zum Erzbischof von York Ernannte, Thurstan, beharrte fester als seine Vorgänger auf der Weigerung, dem Erzbischof von Canterbury den Gehorsamseid zu leisten. Nachdem sich die Verhandlungen zwischen den Erzbischöfen, dem Papst und dem König fünf Jahre lang hingezogen hatten, ohne dafs Thurstan die Weihe erlangt hatte, begab er sich im Jahre 1119 nach Rheims, wo der Papst Calixtus II eine Synode abhielt. Der Papst erteilte hier dem Erzbischof Thurstan die Weihe; der Form nach wurde ein etwaiges Recht des Erzbischofs von Canterbury vorbehalten.10 Weitere Verhandlungen zwischen den Erzbischöfen und dem Papste folgten. Inzwischen war Wilhelm v. Corbeuil Erzbischof von Canterbury geworden. Seit Ende des Jahres 1125 befanden sich beide Erzbischöfe in Rom, um persönlich die Entscheidung der Streitfrage durch den Papst zu betreiben. Zweifelhaft ist, ob eine solche endgiltige Entscheidung erzielt wurde." Sicher dagegen wurde dem d a m a l i g e n Erzbischof von Canterbury durch Ernennung desselben zum päpstlichen Legaten 9 Brief Anselms an den Papst und Antwort des letzteren, abgedruckt bei M a n s i , Concilia XX, 1022, 1023 und bei M i g n e , Patrologiae Cursus Bd. 159 S. 184 lib. III nu. 152 bezw. Bd. 163 S. 245 nu. 240. Im Verlaufe des Streites stellten sich die Päpste bald auf Seite Canterburys, bald auf Seite Yorks, so dafs sich die Bullen mehrfach widersprechen. 10

E a dm er, a. a. O. 257: Auf den Protest des Archidiakons v. Canterbury, dafs nur der Erzbischof v. Canterbury, nicht der Papst das Recht habe, Thurstan zu weihen, antwortet der Papst: „Nuttarn injustitiam ecclesiae Cantuariensi facere volumus, sed, salva justitia et dignità te illius, quod proposuimus exsequemur." Ebenso W i l h . v. M a l m e s b u r y , Gesta Pontificum (Rer. Brit. Scr. No. 52) S. 262 Buch III § 124. Nach H u g o C a n t o r a. a. 0 . 165 lautete die Äufserung des Papstes: „Quod facio, semper salva justitia Cantuariensis ecclesiae, si qua est, facio." 11 Uudatirte Bulle Honorius' II an Thurstan bei W i l k i n s , Cone. I, 407 (ex reg. Grenefeld arch. Ebor. [i. J. 1304—15] fol. 46. Wilkins scheint anzunehmen, dafs diese Bulle schon dem Legaten Johann v. Crema 1125 mitgegeben wurde und das von dem Legaten am 9. Septbr. 1125 abgehaltene Konzil von London erst folgte): „Antiquam sane Eboracensis ecclesiae dignitatem integram conservari auetore Deo cnpientes, auetoritate apostolica prohibemus, ne ulterius aut Cantuariensis archiepiscopi Eboracensis professionem quamlibet exigat, aut Eboracensis Cantuariensi exhibeat; ncque, quod penitus a beato Gregorio prohibitum est, uUo modo Eboracensis Cantuariensis ditioni subjaceat, sed iuxta ejusdem patri» constitutionem, iuta inter eos honoris distinctio inperpetuum conservetur, ut prior habeatur, qui prior fuerit ordinatus ...." — Nach H u g o C a n t o r a. a. 0 . 214 kam es bei Anwesenheit der Erzbischöfe in Rom zu keiner endgiltigen Entscheidung dieser Frage vor dem päpstlichen Gericht : „Multorum intercessionibus, et de die in diem dilationibus et suspensionibus vix obtentum est ut salva cuique causa eis regredì liceret." Hiermit würde übereinstimmen S i m e o n v. D u r h a m (Rer. Brit. Scr. No. 75) II, 281: „ Willelmus quidem legatus Apostolici per Angliam, sed Turstinus in statu quo fuerat revertitur." — Vgl. auch unten Anm. 14 über die Bestätigung vorstehender Bulle des Honorius und einer früheren Bulle des Papstes Calixtus (1119—24) durch Bulle Alexanders III v. 1176.

§ 34. Geschichte des Vorrange« der Erzbischöfe von Canterbury vor denen von York.

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(25. Januar 1126)B für seine Person die Eigenschaft eines Vorgesetzten gegenüber dem Erzbischof von York beigelegt13 Seit dieser Zeit wurde die Forderung, dafs die Erzbischöfe von York diejenigen von Canterbury auch ohne päpstliche Verleihungen als Vor11

Bolle Honorius' II an Bischöfe, Äbte, Barone and Geistlichkeit in England nnd Schottland (Wilkins I, 409; über das Dattim s. Haddan & Stnbbs, Counc. II, 23): „.... diarissimo fratti nostro Gvüielmo, Cantuariensi archiepiscopo, in Anglia et Scotia commisimus, quaterna constitutum ittic a nobis apostolicae sedis legatus, .... corrigenda corrigere, et firmando valeat .... confirmare .... Dat. Lateran. 8 cai. Febr." 13 Die Erzbischöfe von Canterbury hatten Bchon vor 1126 die Rechte als Legaten in Anspruch genommen. Sie hielten sich kraft des mit der erzbischöflichen Würde von Canterbury verknüpften Rechtes ohne besondere päpstliche Ernennung fiir legati nati. Brief Anselms an Paschalis II (Migne, Patrologiae Cursus Bd. 159 S. 201. Unter den Briefen Anselms Buch IV No. 2): „ . . . . Quando Romae fui, ostendi praefato domino papae (Urban II) de legatione Romana super regnum Angliae, quam ipsius regni homines asseverant ab antiquis temporibus usque ad nostrum tempus Ecclesiam Cantuariensem tenuisse . . . . Legationem vero quam usque ad nostrum tempus, secundum praedictum testimonium, Ecclesia tenuerat, mihi domnus papa non abstulit. Audivi tarnen quod, dum eram pro fidelitate sedis apostolicae in exsilio, legationem ipsam archiepiscopo Viennensi vestra commendavit auctoritas . . . . Quapropter supplex oro . . . ne meo tempore Ecclesia . . . . privetur ea dignitate quam ante me in antecessoribus meis se possedesse a vestra sede pronuntiat." E a d m e r , Hist. Nov. (Rer. Brit. Sor. No. 81) S. 126: „Eodem anno (1101) venti in Angliam Guido archiepiscopi Viennensis, functus, ui dicebat, legatione totius Britanniae ex praecepto et auetorìtate apostolicae sedis. Quod per Angliam audi tum in admirationem omnibus venit, inauditum scilicet in Britannia cune ti scientes, quemlibet hominum super se vices apostolicas gerere, nisi solum archiepiscopum Cantuariae. Quapropter sicut venit ita reversus est, a nemine pro legato susceptus, nec in aliquo legati officio functus." [Vgl. auch Eadmer a. a. 0. 76 „vicis apostolicae . . . . auetorìtate."] G e r v a s i u s , Actus Pontificum (Rer. Brit. Scr. No. 73) II, 382: „Toti enim regno Anglortim et circumjacentibus regionibus cunctis notissimum est, eatenus a primo Cantuariensi metropolitano sanctissimo, videlicet Angustino, usque ad istum WUlelmum, omnes ipsius Augustini successores, monachos, primates, et patriarchas nominato» et habitos, nec uüius unquam Romani legati ditioni addictos". Es scheint, dafs die Erzbischöfe durch Betonung ihrer Stellung ala legati nati sich namentlich eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber dem Papst und ein Einspruchsrecht gegen Entsendung anderer Legaten sichern wollten. Doch blieb die Stellung eine unklare, und die Päpste scheinen sie damals nicht allgemein anerkannt zu haben. Nach R i c h t e r , KirchenTecht § 128 wurden seit den psendoisidorischen Dekretalen (um Mitte des 9. Jhdts.) häufig die Ausdrücke legatus natus und primas als gleichbedeutend gebraucht, zur Bezeichnung derselben Stellung im Verhältnis nach oben und nach nnten. Aus der späteren Zeit vgl. die Bulle Martins V an Erzbischof Chichele v. Canterbury v. 1426, in welcher die Legatenwürde des letzteren suspendirt wird (Wilkins, Concilia III, 484): „. . . . ad nostram . . . . pervenit notitiam, quod tu, qui ad defensionem ecclesiae jurium, et honorum sedis apostolicae in provincia tua Cantuariensi legatus natus existis, . . . .". Pole, nachdem er Erzbischof geworden (1556), nennt sich zuerst bald „legatus natus", bald „legatus a latere" (letztere Bezeichnung z. B. in eineT Urkunde v. 8. Januar 1557 (Wilkins, Concilia IV, 148), erstere in einer Urkunde vom 8. April 1556 (Wilk. IV, 143)]; nachdem der Papst ihn seines Amtes als Legat entsetzt hatte (vgl. § 6 Anm. 51), nennt er sich nur noch legatus natus [z. B. in Urkunden v. 20. Juli 1557 (Wilk. IV, 153), 10. Dezb. 1557 (Wilk. IV, 155), 25. März 1558 (Wilk. IV, 171)].

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V, 3. Erzbischöfe und Bischöfe.

g e s e t z t e anzuerkennen und dafs sie ihnen den Gehorsamseid zu leisten hätten, nur noch mit wenig Nachdruck erhoben und seit Ende des 12. Jhdts. nicht erneuert.11 Dafs die Verleihung der Legatengewalt durch den Papst den Ernannten zum Vorgesetzten des anderen Erzbischofs mache, war von beiden Erzbischöfen dauernd anerkannt. Die Erzbischüfe von Canterbury suchten nun zu einer Stellung als Vorgesetzte der Erzbischöfe von York auf dem Umwege zu gelangen, welchen bereits Erzbischof Wilhelm eingeschlagen hatte: sie begehrten für jeden neuen Erzbischof von Canterbury die Übertragung der Legatie durch den Papst. Die Erzbischöfe von Canterbury, welche im Laufe des 12. Jhdts. nachfolgten, erhielten jedoch den päpstlichen Auftrag als Legaten zum Teil erst nacli langen Zögerungen. 13 Erst seit Anfang des 13. Jhdts. scheint es zur 14 Über die Erörterungen gelegentlich der Weihe Becketa zum Erzb. v. Canterbury (1162) vgl. G e r v a s i u s , Chronica (Rer. Brit. Scr. No. 73) I, 170: „Archiepiscopiis enim Eboracensis per internuntios licet absens dicebat, consecrationcm iüam sibi de jure dignitatis antiquae contingere, seque ad exequendum esse paratum si novo electa caeterisque placeret. Fatentur quoque episcopi (der Südprovinz) Eboracensem archiepiscopum de jure antiquo debere Cantuariensem electum consecrare, quod et eidem de facili concederent, si tarnen Cantuariensi ecclesiae juste restitueret quam injuste subtraxerat, canonicam scilicet svbjectionem et tarn deb itam quam privilegiatam professionem." Dies verweigerte der Erzbischof v. York. Darauf folgte die Weihe ohne seine Mitwirkung. Die Bestimmung, welche Honorius in der oben Anm. 11 angeführten Bulle getroffen hatte, wurde fast wörtlich gleichlautend wiederholt in einer Bulle Alexanders I I I v. 1176 (Rad. de D i c e t o , Ymagines Hist.; Rer. Brit. Scr. No. 68; I, 406): „Calixti, Honorii, Innoccntii et Etigenii Romanorum pontificum vestigiis inhaerentes". Vgl. auch die Beschlüsse der Konvokation der Nordprovinz zu Rip on, 1306 ( W i l k i n s , Cone. II, 285): „. . . . Cum itaque Eborum archiepiscopus Angliae prima», praeter Romanum pontificem, in spiritualibus superiorem non habeat, ac ipsa mater Eborum ecclesia honorc primatiae iüustretur, gaudeat plenius, ut est notum; hoc sacra synodali constitutione proinde duximus statuendum, ut nullus clericus, vcl laicus, secularis, vel religiosus, seu etiam quaecunque universitàs . . . . in causa, lite, vel negotio, cujuscunque rei nomine, vel ipsius occasione, in nostris dioecesi, vel provincia existentis sit constitutus, vel etiam in qualunque alia causa, vel negotio . . . . quae vel quod ex nostra dioecesi, vel provincia trahit originem, seu cujuscunque nomine reus, in nostris dioecesi, vel provincia forum sortiri poterit, . . . . curiam Cantuariensem . . . . provocet vel appellct, seu archiepiscopo Cantuariensi, officiali ejusdem curiae, vel etiam cuicunque alii, auctoritate aliciijus eorum, non ex delegatione apostolica procedenti, in hujusmodi appellationibus, seu provocationibus obediat quovismodo; . . .." 11 S t u b b s , Const. Hist. I I I , 307f. c 19 § 380 giebt eine Zusammenstellung, aus welcher die nachstehenden, das 12. u. 13. Jhdt. betreffenden Daten gröfstenteils entnommen sind: Nach dem Tode des Erzbischofs Wilhelm (1136) wurde vorübergehend ein Legat Alberic von Ostia nach England gesendet. Am 8. Jan. 1139 wurde Theobald zum Erzbischof von Canterbury geweiht. Nicht er wurde jedoch zum Legaten ernannt, sondern sein Nebenbuhler in der Bewerbung um den Erzbischofssitz, Heinrich, Bischof von Winchester. [1. März 1139. W i l h . v. M a l m e s b u r y . Bist. Nov. Buch I I §471: „Lectum est primo in concilio decretum Innocentii papae, quo jam a Kalendis Martii, si bene commemini, partes soUicitudinis suae idem apostolicus domino episcopo Wintoniensi jure legationis in Anglia injunxerat." Vgl. auch J o h a n n v. S a l i s b u r y epist. 89, Ann. de Sintonia (Rer. Brit. Scr. No. 36) II, 50.] Die Legatenwürde Heinrichs von Winchester erlosch

§ 34. Geschichte des Vorranges der ErzbischBfe von Canterbury vor denen von York.

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Gewohnheit geworden zu sein, dafs den Erzbischöfen von Canterbury alsbald nachdem in Rom ihre Wahl anerkannt war der Auftrag als Legaten mit dem Tode des ernennenden Papstes Innocenz II (1130—43) und wurde von den folgenden Päpsten Coelestin II (1143-44), Lucius II (1144—45) und Eugenia« III (1145—63) nicht erneuert. Der letztere ernannte in oder vor 1150 den Erzbischof Theobald zum Legaten. Der nächste Erzbischof v. Canterbury, Becket (geweiht 1162), erhielt in den ersten Jahren nicht die Bestellung als Legat. Im AnschluTs an die Entzweiong Beckets mit dem König setzte letzterer durch, dafs ihm der Papst Anfang 1164 eine Legatenbestallung für den Erzbischof Roger v. York unter Vorbehalt aushändigen liefs. Die Übertragung der Legatengewalt an denselben kam schliefslich nicht zu Stande (vgl. unten Anm. 18). Erst am 24. April 1160 wurde Becket zum Legaten ernannt, aber auch dann noch wurde die Provinz York von der Unterstellung unter ihn ausgenommen. Urkunde in Materieds for the History of Becket; Rer. Brit. Scr. No. 67; V, 328: „. . . . no» tibi legationem totius Angliae, excepto episcopatu Eboracensi, benigno favore concedimus, . . ." Vgl. ferner die — hiervon gesonderte — Übertragung des P r i m a t s in der Bulle Alexanders III an Becket (abgedruckt Materials for Hut. of Becket; Rer. Brit. Scr. No. 67; V, 324 und W i l k i n s , Conc. I, 446; die Bulle trägt das Datum 8. April 1167; über die Frage ob dies Datum falsch und ob die Bulle zum Jahre 1166 oder 1167 zu stellen ist, vgL Robertson in Materials a. a. 0. Anm. a und S t n b b s , Anm. 1 zu Ralf de Diceto, Ymagines Historiarum, Rer. Brit. Scr. No. 68, I , 330): „. . . . Thoma archiepiscope, de fratrum nostrorum cotisilio tuis justis petitionibus debita benignitate dvximus annuendum, atque praedecessorum nostrorum felicis recordationis Paschalis et Eugenii, Romanorum pontificum, vestigiis inhaerentes, tarn tibi quam tuis legitimis successoribus Cantuariensis ecclesiae primatum ita plenum concedimus sicut a Lanfranco et Anselmo aliisque ipsorum praedecessoribus constat fuisse possessum . . . ." (vgl. über ähnliche frühere Verleihungen unten Anm. 20). Dem folgenden Erzbischof v. Canterbury, Richard v. Dover, wurde gleich nach seiner Weihe die Legatie anscheinend nur für die Provinz Canterbury, aber gesondert hiervon das Recht als Primas übertragen. (Bericht des designirten Bischofs v. Bath an Heinrich II v. 5. Mai 1174, bei Benedict (Rer. Brit. Scr. No. 49) I, 69: „. . . . domini papae duritia adeo est emoUita, quod domini Cantuariensis electi electionem solemniter in praesentia omnium confirmavit; eumque etiam confirmatum, Dominica sequenti eonsecravit. Consecrato pallium die tertia dedit, et modici temporis spatto cxcurrente primatiam addidit. Nos praeterea desiderantes ipsum habere plenissimam potestatem vindictam ecclesiasticam exercendi in homines regnt vestri . . . ., multa soUicitudine obtinuimus quod dominus papa eidem provinciae suae legationem indulsit.") Der folgende Erzbischof Balduin wurde ebenfalls sofort päpstlicher Legat. Derselbe nahm ebenso wie Richard I am Kreuzzug teil. Der Erzbischof verliefs England am 6. März 1190. Wilhelm Longchamp, Bischof v. Ely, wurde im März 1190 zum Hauptjustitiar und Regenten, am 6. Juni 1190 auch zum päpstlichen Legaten für ganz England bestellt (Bulle bei Rad. de Diceto (Rer. Brit. Scr. No. 68) II, 83.) Sein Amt als Legat erlosch mit dem Tode des Papstes Clemens III (27. März 1191). Über die Frage, ob Coelestin III den Auftrag erneuerte, und wie lange Longchamp Legat blieb, s. Stubbs in Einleitung S. LXXXIII Anm. 1 zu Epistolae Cantuarienses, Rer. Brit. Scr. No. 38 Bd. II. Erzbischof Balduin starb auf dem Kreuzzug. Der folgende Erzbischof v. Canterbury, Reginald Fitz Jocelin, starb bereits einige Wochen nach seiner Ernennung. Nach ihm wurde Hubert Walter Erzbischof (geweiht 1193), erhielt jedoch die Legatie, und zwar für ganz England, erst am 18. März 1195 (Bulle bei Rad. de D i c e t o a. a. 0. II, 125 u. Hoveden, Rer. Brit. Scr. No. 51, III, 290) und blieb nur bis zum Tode Coelestins HI (1191—98) Legat. Stephan Langton, der Nachfolger Hubert Walters, wurde zum Legatea bestellt. Im Jahre 1221 erhielt er vom Papst Honorius III (1216—27) das Versprechen, dafs nach Abberufung des legatus a latere Pandulf ein anderer legatus a latere während Langtons Lebenszeit nicht nach England gesendet werden solle. Annales de Dunstaplia (Ann. Monastici; Rer. Brit. Scr. No. 36) I I I , 74: „Eodem anno (1221) Stephanus, Cantuariensis archiepiscopus, Romam profectus, cum gloria et honore reversus

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V, 3.

Erzbigehöfe und Bischöfe.

erteilt wurde.18 Dem begegneten die Erzbischöfe von York, indem sie den Papst zu veranlassen suchten, die Legatie der Erzbischöfe von Canterbury auf die P r o v i n z Canterbury einzuschränken;17 einige Erzbischöfe von York erreichten ferner schon im 12. und 13. Jhdt. auch für s i c h die Stellung als Legaten,18 und seitdem im Jahre 1352 der Erzbischof von York, Johann v. Thoresby (1352—73) zum Legaten ernannt worden war, bekleideten fast alle Erzbischöfe von York dieses Amt,19 est. Et . . . . impetravit . . . . quod legatus in vita ipsius nequaquam in Anglia mitteretur." Pandnlf wurde im Sommer 1221 abberufen. — Vgl. auch die Verordnung Clemens' I V (1265—71) in Lib. Sextus I tit. XV c 2: „Legatos, quibus in certis prorineiis committitur legationis officium, . . . . ordinarios reputantes, praesenti declaramus edicto, commissum tibi a praedecessore nostro legationis officium nequaquam per ipsius obitum exspirasse." 16 S t u b b s , Const. Hist. III, 308 c 19 § 380. 17 Vgl. z. B. oben Anm. 15 bezüglich Beckets („totius Ang/iae, excepto episcopatu Eboracensi") und Richards) v. Dover („provinciae suae legationem"). In der Bestallung Huberts ist erklärt, sie solle gelten trotz entgegenstehenden Privilegs von York. " Als der Papst Alexander I I I dem König Heinrich I I die Bestätigung der Konstitutionen von Clarendon verweigerte, forderte der König nochmals die Bestätigung der Konstitutionen und aufserdem die Ernennung des Erzbischofs v. York zum Legaten für ganz England. Der Papst lehnte ersteres ab; um jedoch den König nicht zu sehr zn erzürnen, sandte er ihm eine Legatenbestallung für den Erzbischof v. York, liefs sich aber von den Gesandten des Königs versprechen, dafs dem Erzbischof von York die Bestallung nur nach vorheriger Genehmigung des Papstes ausgehändigt werden dürfe. Zugleich schrieb der Papst am 27. Febr. 1164 an Becket, dafs wenn der König die Urkunde ohne Genehmigung des Papstes aushändigen würde, der Papst demnächst deu Erzbischof von Canterbury und dessen Provinz von der Legation des Erzbischofs v. York ausnehmen werde. Heinrich I I sandte dem Papst die Legationsurkunde zurück, weil eine Erteilung unter der vom Papst hinzugefügten Bedingung von den Gesandten des Königs nicht nachgesucht worden sei. Der Papst — dessen Stellung inzwischen durch den Tod des Gegenpapstes Octavian (20. April 1164) gefestigt worden war — behielt nun die Urkunde und erteilte keine neue Legatenbestallung. Briefe Alexanders I I I an Becket, Mat. for Hist. Becket a. a. 0. V, 85 und 87. Berichte des Agenten Beckets am päpstl. Hof a. a. 0 . V, 89 und 94. Brief des Bischofs v. Poitou an Becket a. a. 0 . V, 112. R o g e r de H o v e d e n (Her. Brit. Scr. No. 51) I, 223. G e r v a s i u s , Chronic. (Ber. Brit. Scr. No. 73) I, 181. — Es ist nicht klar ersichtlich, ob Roger auf Grund jener nicht ausgehändigten Bestallung v. 1164 später vom Papst doch als Legat angesehen worden ist. Er wird n i c h t als Legat bezeichnet z. B. in Briefen Alexanders I I I an ihn v. 1166 (Materials a. a. 0 . V , 323) u. 16. Sept. 1170 (a. a. O. VII, 364), dagegen wird er meist Legat genannt in Briefen seit 1170 (z. B. Alex. III an Roger, 18. Febr. 1170, Materials VII, 213; Becket an Roger, 1170, Materials VII, 263, 324; Roger an Bisch, v. Durham u. andere 1171, Materials VII, 504; Alex. H I an Roger, 1175/6, Materiah VII, 568; Alex. I I I an Roger, 1176, H a d d a n & S t u b b s , Counc. II, 244). Die Legatie in Schottland wurde ihm anscheinend erst 1181 übertragen ( H a d d a n & S t u b b s I I , 254 aus H o v e d e n I I , 211 und B e n e d i c t I , 263.) — Im Jahre 1188 gab der Papst den schottischen Bischöfen die (namentlich gegen den Erzbischof von York gerichtete) Zusicherung, dafs künftig aufser einem Schotten nur ein Spezialgesandter aus der Umgebung des Papstes mit dem Amt als Legat in Schottland betraut werden dürfe. (Vgl. § 10 Anm. 11). — Erzb. Walter de Gray v. York (1216-55) wird in einer bei W i l k i n s , Conc. I, 698 abgedruckten Handschrift als „apostolicae sedis legatus" bezeichnet. " Nach S t u b b s , Const. Hist. III, 310 Anm. 1 c 19 § 380 hängt die seit 1352 erfolgende dauernde Übertragung des Legatenamtes an die Erzbischöfe v. York vielleicht mit dem gleichzeitig abgeschlossenen Vergleich der beiden Erzbischöfe über die Rang-

§ 34. Geschichte des Vorranges der Erzbischöfe von Canterbury vor denen von York.

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so dafs der Anspruch der Erzbischöfe von Canterbury auf eine Stellung als V o r g e s e t z t e , auch soweit sie ihn auf päpstlichen Auftrag stützten, seit dieser Zeit hinfällig war. Die Erzbischöfe von York begnügten sich aber nicht damit, dagegen anzukämpfen, dafs die Erzbischöfe von Canterbury ihre Vorgesetzten würden, sie beanspruchten vielmehr auch gleichen Rang und gleiche Ehrenrechte. Die Erzbischöfe von Canterbury hatten am Ende des 11. Jlidts. den Titel eines „Primas von Britannien" angenommen. Anscheinend konnten sie sich bezüglich dieses Titels und des mit ihm verknüpften Ehrenvorranges mit gröfserem Recht auf ältere Verleihungen berufen als bezüglich der von ihnen in Anspruch genommenen amtlichen Überordnung. Auch wurde der Titel eines „Primas" den Erzbischöfen von Canterbury seit Anfang des 12. Jhdts. wiederholt von den Päpsten bestätigt.20 Wohl schon Thomas I und Gerard von York waren diesem Anspruch der Erzbischöfe von Canterbury entgegengetreten.21 Durch die oben erwähnten Vorgänge von 1126 wurde der Streit bezüglich der Rangfrage nicht erledigt. Er drehte sich namentlich um die Mitwirkung bei der Königskrönung, um die Ehrenplätze bei Versammlungen und um das Recht das erzbischöfliche Kreuz auch in der fremden Provinz sich vortragen zu lassen.22 Der Streit dauerte bis zur Mitte des Stellung (vgl. nnten A tun. 25) zusammen. — Nach W i l k i n s , Conc. III, 662 waren Thomas Rotheram und Thomas Savage nicht Legaten. 10 Brief Paschalis' II an Anselm v. 15. April 1102 ( J a f f é 4416, W i l k i n s , Conc. I, 379 f.) : „.. . Quem [seil, primatum] ... ita fraternitati tuae plenum et integrum confirmamu8, akut a tuia constai praedecessoribus fuisse possessum ; hoc personaliter adjicientes, ut quamdiu regno iäi religionem tuam divina misericordia conservaverit, nullius unquam legati, sed noatro tantum debeaa subesse judicio." Paschalis II an Anselm, 16. Novbr. 1103 ( J a f f é 4445, Eadmer, Hist. Nov. 154): „. . . Quondam ... Cantuariensis eeclesiae primatum ita tibi plenum conctssimus, sicut a tuis constai praedeceaaoribua fuiaae possessum. Nunc autem, petitionibus tuia annuente», tarn tibi quam tuia legitimis successoribus eundem primatum, et quiequid dignitatis seu potestatia eidem aanetae Cantudr rimai seu Dorobernenai ecclesiae pertinere cognoacitur, . . . confirmamus, sicut a temporibus Beati Augustini praedecessores tuos habuisse apoatolicae sedis auetoritate constiterit". — Eogenius III (1145 - 53) an Theobald in Begiatr. Cant A 34 (angeführt Materials, Ber. Brit. Scr. No. 67 V, 324); Alexander III an Becket und Richard von Dover (oben Anm. 15.) 21 Nach Eadmer, Eist. Nov. (Ber. Brit. Scr. No. 81) S. 42 war in der Wahlurkunde des Erzbischofs Anselm (1093) der Sitz von Canterbury als „totiua Britanniae metropolitana" bezeichnet worden ; infolge Widerspruchs des Erzbischofs Thomas I v. York sei dies in „totius Britanniae primas" geändert worden. Nach H u g o Cantor a. a. 0. 104, 113 soll der ursprüngliche Ausdruck der Wahlurkunde „primas totius Britanniae" gelautet haben; Thomas habe aber schließlich den Erzb. Anselm nur zum „metropolita (archiepiscopus) Cantuariensis" geweiht. — Über Gerard s. Anm. 7. 22 Aus diesen Rangstreitigkeiten sind namentlich folgende einzelne Vorgänge zu erwähnen : Unmittelbar nach der Rückkehr von Rom, Weihnachten 1126, kam es gelegentlich einer Königskrönung zum Streit. G e r v a s i u s , Act. Pontifieum (Rer. Brit. Scr. No. 73) II, 382: „Willelmus archiepiscopus in Angliam reversus in Nativitate Domini regem coronavit Henricum apud Windlesore, ubi cum Eboracensis episcopus aequalitate Cantua-

302

14. Jhdts.

V, 3. Erzbischöfe und Bischöfe.

Inzwischen hatten auch die Erzbischöfe von York den Titel

rieiisis archiepiscopi regem vellet coronare, judicio omnium repulsus est, et ad eum coronam regni non pertinere una omnium sententia coticorditer promulgatur. Lator insuper crucis, quam in regis capeüam se coram fecit deferri, extra capellam cum cruce ejectus est." Mit ähnlichen Worten G e r v a s i u s , Gesta Regum (Ber. Brit. Scr. No. 73) I I , 70. Nach H u g o C a n t o r a. a. O. 217 gab der Erzb. v. York freiwillig nach. Im J . 1163 appellirte der Erzb. von York an den Papst, weil Erzb. Becket ihn an der Aufrichtung seines Kreuzes in der Provinz Canterbury hatte hindern wollen. (Brief Beckets an Papst Alexander. Materials for Hist, of Becket. Rer. Brit. Scr. No. 67, V, 41. Vgl. a. a. 0 . V, 47, 60, 67, 68, 69, 82, 131.) Über die Frage des Vorranges wurde ohne Erfolg auf dem Konzil von London (Westminster) 1175 verhandelt. ( B e n e d i c t , Rer. Brit. Scr. No. 49, I, 89. H o v e d e n , a. a. O. No. 51, II, 77. Der Erzb. v. York appellirte deshalb wieder an den Papst gegen den Erzb. v. Canterbury.) Der König vermittelte jedoch 1175 zu Winchester in Gegenwart des Legaten Hugo einen einjährigen Frieden zwischen den Erzbischöfen, binnen welcher Zeit der Erzbischof von Rouen und die benachbarten französischen Bischöfe einen Schiedsspruch fällen sollten. (So B e n e d i c t I, 104 in dein von der Ausgabe Rer. Brit. Scr. gebilligten Text, Eine andere Lesart u. H o v e d e n (Rer. Brit. Scr. No. 51) II, 86 geben jedoch an, dafs schon d a m a l s der fünfjährige Friede geschlossen worden sei, und wiederholen dasselbe dann noch im nächsten Jahr.) Trotzdem schlugen sich im nächsten Jahr auf dem vom Legaten Hugo abgehaltenen Konzil von London 1176 die Erzbischöfe um den Ehrenplatz. [Der Vorgang wird versclueden dargestellt. Vgl. z. B. G e r v a s i u s , Act. Pont. (Rer. Brit. Scr. No. 73) II, 398; B e n e d i c t , a. a.. 0 . I, 112; H o v e d e n , a. a. O. II, 92; W i l h . v. N e w b u r g h (Rer. Brit. Scr. No. 82) I, 203; R a d . de D i c e t o (Rer. Brit. Scr. No. 68) I, 405.] Auch diesmal wurde der Streit durch den König auf einer Versammlung von Geistlichen und Laien zu Winchester 1176 vorläufig beigelegt und bis zum Erlafs des Schiedsspruches ein fünfjähriger Friede zwischen den Erzbischöfen vereinbart. ( B e n e d i c t a. a. O. I, 118. H o v e d e n a. a. 0. II, 99.) Über die päpstlichen Bullen des 12. Jhdts., nach denen das Alter der Ordination über den Rang entscheiden sollte, s. Anm. 11 u. 14; über die hiermit schlecht zu vereinigenden Bullen, nach denen den Erzbischöfen von Canterbury ein Primat zustehen sollte, s. Anm. 20. Im Jahre 1221 erhielt Erzb. Langton ein päpstliches Privileg. Annal. de Dunstaplia (Rer. Brit. Scr. No. 36. Ann. Monastici) I I I , 74: „Eodem anno (1221) Stephanus, Cantuariensis archiepiscopits, Romani profectus, cum gloria et honore reversus est. Et, ne Eboracensis extra provinciam suam in Anglia crucem portaret, impetravit; . . . ." Über den Rangstreit auf dem vom Legaten Otho abgehaltenen Konzil von London, 1237, s. M a t t h . P a r i s (Rer. Brit. Scr. No. 57) III, 416. Im J . 1279 lebte der Streit nach längerer Unterbrechung wieder auf Der Erzb. Wickwane v. York liefs bei der Rückkehr von Rom sein Kreuz bei dem Durchzug durch die Provinz Cant, vor sich her tragen. Die Leute des Erzb. v. Cant, entrissen das Kreuz mit Gewalt dem Kreuzträger und zerbrachen es; der Erzb. v. Cant, verbot den Verkauf von Lebensmitteln an den Erzb. v. York. Annales de Oseneia und Chron. Thnm. Wykcs (Rer. Brit. Scr. No. 36; Ann. Monastici) IV, 281; Flores Historiarum (sog. M a t t h . W e s t m o n a s t e r i e n s i s ; Rer. Brit. Scr. Nr. 95) I I I , 52 in den Aferioji-Handschriften; Bericht Wickwanes an den Papst v. 1. April 1280 (Rer. Brit. Scr. No. 61 S. 60; vgl. S. 59). Verfügung des Erzb. v. Canterbury (1285) an den Offizial des Bischofs v. Cliichester, das Aufrichten des Kreuzes seitens des Erzb. v. York in der Diözese Chichester nicht zu dulden ( W i l k i n s , Cone. II, 119); entsprechend 1286 (Rer. Brit. Scr. No. 61 S. 82); 1292 ( H o v e d e n III, 239—250); Bf. des Erzb. v. Cant. (25. Januar 1301) an Bischof v. Lincoln gelegentlich des bevorstehenden Erscheinens des Erzb. v. York zum Parlam. in Lincoln ( W i l k i n s 11,264); Bf. des Erzb. v. Cant. (1306) an seinen Kommissar ( W i l k i n s 11,284). Im J . 1312 erlaubte der Papst (ohne den Streit grundsätzlich zu entscheiden) dem

§34. Geschichte dea Vorranges der Erebischöfe Ton Canterbury yor denen von York. 303 als Primas angenommen.13 Am 20. April 1352 oder 135324 schlössen die damaligen Erzbischöfe Islip von Canterbury und Thoresby von York unter Vermittelung des Königs für sich und ihre Nachfolger einen Vergleich über das Vortragen des Kreuzes in der fremden Provinz und über den Vorrang der Erzbischöfe untereinander. Der Vergleich wurde 1354 vom Papst bestätigt. In demselben wurde unter gewissen Mafsgaben das Vortragen des Kreuzes in beiden Provinzen erlaubt und dem Erzbischof von Canterbury der Elirenvorrang zugestanden.25 Trotz dieses Vergleiches kam es noch einmal 1514/5 zum Streit, als Wolsey, Erzbischof von York und noch nicht Kardinal, sein Kreuz in Gegenwart des Kreuzes von Canterbury sich vortragen liefs. 29 Durch diese Entwickelung in der Amtsstellung und im Rangvervom Konzil Vienne zurückkehrenden Erzb. v. York, dafa er auf seiner Rückreise dnrch die Provinz Cant, sein Kreuz sich vortragen lasse. Baronius, Annal. 1312 No. 26 Ausg. 1880, XXIII, 542. Im J. 1314 Befehl des Königs an den Erzb. v. York, dem zum Parlament York kommenden Erzb. v. Canterbury wegen Aufrichtung seines Kreuzes Schwierigkeiten nicht zu bereiten. (Wilkins, Cone. II, 448.) Im J. 1325 exkommunizirte der Erzb. v. Cant, den Erz. v. York, weil derselbe sein Kreuz in der Südprovinz sich hatte vortragen lassen (Bericht bei W i l k i n s , Cone. II, 626 nach W h a r t o n , Avglia Sacra I, 365). Verbot Eduards III an den Erzb. v. Cant. v. 18. August 1332, dem zum Parlament kommenden Erzb. v. York Schwierigkeiten bezüglich des Vortragens des Kreuzes zu bereiten, unter Bezugnahme darauf, dafs unter Eduard II ein Abkommen zwischen den Erzbischöfen des Inhalts zu Stande gekommen sei, „quod praefatus praedecessor vester, et successores sui, ad parliamenta et tractatus dicti patria nostri, et haeredum suorum, quae infra dictum Eborum provinciam teneri contingeret, et praefatus Eborum archiepiscopus, et ipsius successores, ad hujusmodi parliamenta et tractatus, infra dictam Cantuariensetn provinciam tenendo . . . . venientes, cruces suas ante se erectas portarent, absque perturbatione inibi facienda." (Rymer, Federa 4. Ausg. II, 844.) 73 Vgl. z. B. Konz. Bipon 1306 (Anm. 14), Ber. Brit. Scr. So. 61 S. 238, 246, 320. 24 Über das Datum vgl. R a i n e , Fasti Eboracenses, Lives of the Archbishops of York. London 1863. I, 457 Anm. s. 25 Der Vergleich und die Bestätigungsbulle sind abgedruckt bei W i l k i n s , Cone. III, 31 nach reg. Islip. In dem Vergleich bezeichnen sich beide Erzbischöfe als päpstliche Legaten, ferner der Erzbischof von Canterbury als „totius Angliae primas", der Erzbischof v. York als „Angliae primasBeide Erzbischöfe gestatten einander, ihr Kreuz in beiden Provinzen vortragen zu lassen; dafür mufs jeder geweihte Erzbischof v. York binnen zwei Monaten, nachdem er die Provinz Canterbury betreten hat, eiu Geschenk im Werte von 40 £ an den Schrein Beckets abfuhren; treffen sich die Kreuzträger von Canterbury und York, so solleu sie in breiten Strafsen nebeneinandergehen ; in engen Gassen soll der Kreuzträger von Canterbury vorangehen. „/» parliamentis autem, tractatibus, et consiliis regis, quando Cant, et Ebor. archiepiscopi simili praesentes fuerint, quicunque Cant, archiepiscopus, quia ecclesia Cant, antiquior, et praeemincntior fore dignoscitur, ad domini regis dextram assidebit, et praefatus Ebor. archiepiscopus existens pro tempore ad sinistram . . . . In concüiis vero, convocationibus, seu locis aliis quibuscunque, in quibus Cant, et Ebor. archiepiscopos convenire continget, dominus Cant, archiepiscopus pro tempore existens, primum locum seu sederti eminentiorem; Ebor. vero alium locum secundum eminentiorem obtinere debebunt." 29

Cavendish (Zeitgenosse Wolseys), Life of Wolsey, in W o r d s w o r t h , Ecclesiastical Biography, 4. Ausg., London 1853, I, 481.

304

V, 3. Erzbischöfe und Bischöfe.

hältnis der Erzbischöfe waren beide Erzbischöfe vom Papste abhängig geworden. Die Übertragung der Legatie an die Erzbischöfe schützte sie nicht gegen Entsendung eines besonderen Legaten, während dessen Anwesenheit ihre Rechte als Legaten ruhten. 27 Der Papst konnte ferner jederzeit die amtliche Stellung der Erzbischöfe zu einander durch Entziehung 2 " oder besondere Ausdehnung 20 der Legatengewalt, deren Rang durch Verleihung des Kardinaltitels 30 ändern. Von allen diesen Möglichkeiten wurde mehrfach Gebranch gemacht. Infolge der Reformation hörte die Ernennung von Geistlichen der Kirche von England zu Legaten oder Kardinälen auf.31 Damit fiel die Möglichkeit fort, die gewöhnliche Stellung der Erzbischöfe von Canterbury und von York zu einander vorübergehend zu ändern. Da iu den letzten 2 Jahrhunderten vor der Reformation die Legatie gewohnheitsmäßig an beide Erzbischöfe verliehen worden war, so war es zur Regel geworden, dafs beide Erzbischöfe gleiche Jurisdiktionsrechte hatten; dem Erzbischof von Canterbury war nur der Ehrenvorrang geblieben. Dieselbe Stellung der Erzbischöfe erhielt sich nach der Reformation und hat sich bis zur Gegenwart erhalten.32 Nur insofern hat der Erzbischof von Canterbury auch bezüglich seiner Jurisdiktionsrechte eine hervor" Lib. Extra I tit. 30 c 8. Papst Martin V, ärgerlich weil Erzbischof Chichele nicht dem Willen des Papstes gemäfs die Abschaffung der Provisionsgesetze erreicht hatte, entzog ihm (1127) die Legatengewalt und ernannte den Bischof Beaufort v. Winchester zum Legaten. (Bulle Martins V an Chichele bei W i l k i n s , Conc. III, 484. , . . . te a legatione dictae sedis . . . . duximus suspendendutn". Die päpstlichen Bullen wurden bei der Ankunft in England beschlagnahmt, daher nicht verkündet. Vgl. § 25 Anm. 8 und § 34 Anm. 13.) — Über die Aufhebung der Legation des Erzb. Pole s. § 6 Anm. 51 und § 34 Anm. 13. M So namentlich im Falle von Wolsey, Erzb. v. York. 30 Der Vorrang a l l e r Kardinäle vor anderen Prälaten war seit dem Konzil v. Lyon, 1245, fixirt; die Kardinalbischöfe hatten mitunter schon im 11. Jhdt. Rang vor den übrigen Bischöfen. H i n s c h i u s , Kirchenrecht 1,328. — Vgl. auch Verordnung Gregors XI v. 27. März 1371 ( W i l k i n s , Conc. III, 90), wonach Erzbischöfe nicht in Gegenwart eines päpstlichen Legaten oder eines Kardinals ihr Kreuz sich vortragen lassen dürfen 31 Erzbischof Cranmer von Canterbury verzichtete auf den ferneren Gebrauch des Titels als Legat. Auszug aus den Protokollen der südlichen Konvokation, November 1534 ( W i l k i n s , Concilia III, 769) „Archiepiscopus . . . . voluit et mandavit, qxiod in omnibus et singulis procuratoriis exhibitis coram eo in hac convocatione . . . . et in postemm in eadem convocatione exhibendis inseratur hoc verbum ,metropolitans' et deleatur ab iisdem ,apostolicae sedis legatus'". 31 Im Staate wird dem Erzb. v. Canterbury der Vorrang vor allem Adel, soweit nicht von königlichem Blut, und vor allen weltlichen Beamten zugestanden, dem Erzbischof von York der Vorrang vor allen Herzögen mit Ausnahme derer von königlichem Blut und vor allen weltlichen Beamten mit Ausnahme des Lordkanzlers. — Über den Rang der kirchlichen Beamten im Parlament bestimmt 31 Hen VIII (1539) c 10, An Acte for the placing of the Lordes of the Parliament, s 2, 3 Die Sitze sollen in folgender Reihenfolge eingenommen werden: der königliche Vicegerent Thomas Crumwell und seine etwaigen Nachfolger, der Erzbischof von Canterbury, der Erzbischof von York, die Bischöfe von London, Durham, Winchester, „and then all the other Bisshoppes of both provinces of Canterburie and Yorke shall sytt and be placed on the same side after their auncyentes as it hath bene accustomed". 28

§35.

305

Rechte nnd Pflichten der Erzbischöfe.

ragende Stellang, als ihm durch Gesetz, 25 Hen. FZ77 (1533/4) c 21 s 2fF., das Recht übertragen ist, für beide Provinzen in bestimmten Fällen, namentlich in solchen, in denen früher der Papst dispensirte, Dispensationen und ähnliche außergewöhnliche Bewilligungen zu erteilen. Für den Erzbischof von Canterbury wird überdies auf Grund langer Gewohnheit das ausschliefsliche Recht in Anspruch genommen, bei der Krönung der englischen Könige mitzuwirken.33 Nach einem Gesetz von 1689 kann indessen durch den König jeder beliebige Erzbischof oder Bischof mit Abnahme des Krönungseides beauftragt werden.31 § 35.

0. Rechte und Pflichten der Erzbischöfe.a Jeder Erzbischof ist zugleich Bischof einer besonderen Diözese und hat insoweit dieselbe Stellung wie jeder andere Bischof innerhalb seines Bezirks. Als Erzbischof hat er ein allgemeines Aufsichtsrecht innerhalb seiner Provinz. Dies Recht wurde zuweilen im Mittelalter und sodann häufiger während des 16. und 17. Jhdts. durch Visitationen ausgeübt. In neuerer Zeit haben, soviel bekannt, metropolitische Visitationen nicht mehr stattgefunden. Der Erzbischof hat das Recht, die zu Bischöfen seiner Provinz Gewählten zu bestätigen; er kann durch königliche Anweisung im Einzelfalle das Recht erhalten, die Wahl des anderen Erzbischofs zu bestätigen. In beiden Fällen darf jedoch die Bestätigung bei Verwirkung der Strafen des praemunire nicht versagt werden.1 In den meisten Bistümern führt er selbst oder durch seinen Beauftragten während Erledigung des Bistums oder bei dauernder Verhinderung des Bischofs die kirchliche Verwaltung.2 33

P h i l l i m o r e , Eccles. Laie. 37. — Ans verschiedenen Gründen sind wiederholt Krönungen englischer Könige durch andere Prälaten als den Erzbischof von Canterbury vorgekommen. — Aus der Zeit Heinrichs I I vgl. Brief Alexanders I I I an Roger, Erzb. v. York, v. 13. Juli 1162 (abgedruckt Materials for the History of Becket, Ber. BritScr. No. G7, V, 21), worin der Papst dem Erzb. v. York und seinen Nachfolgern das Recht (nicht das a u s s c h l i e f s l i c h e Recht) bestätigt, den König zu krönen. Durch Brief vom 5. April 1106 (Materials a. a. 0. V, 323) verbot dann Alexander I I I dem Erzb. v. York u. den übrigen Bischöfen Englands, ohne Genehmigung des Erzbischofs v. Canterbury eine Krönung vorzunehmen. Später scheint Alexander III dem Erzbischof v. York die Krönung wieder gestattet zu haben „qnoniam . . . . hoc ad officium tuum pertinet" (Brief Alexanders III an Erzb. v. York in Materials a. a. 0. VI, 206. Echtheit u. Datum desselben bestritten.) Durch Brief v. 4. November 1176 (dies Datum bei H a r d y , Syllabus zu Rymer. J a f f t : No. 8653 stellt ihn zu den Jahren 1175—79. Abgedr. bei R y m e r , Foedera 4 Ausg. I, 26 unter dem J. 1170) bestätigte Alexander I I I dem Erzb. Richard v. Canterbury, dafs er i n n e r h a l b s e i n e r P r o v i n z das Recht der Krönung habe. 34

1 Guil. & Mar. sess. 1 c 6 An Art for Establishing the Coronation Oath s 2, 4.

- P h i l l i m o r e , EccUsiastical Lau 21 ff. 1 2

25 Hen. VIII (1533/4) c 20, im Anhang X. Vgl. § 41 bei Anm. 10.

F. M a k o w e r , Verfassung der Kirche von England.

20

306

V , 3. Erzbischöfe nnd Bischöfe.

Der Erzbiscliof hat das Recht, auch gegen die ihm unterstehenden B i s c h ö f e Kirchenstrafen, selbst Suspension oder Absetzung auszusprechen. Üblich ist, dafs bei einem darauf hinzielenden Verfahren der Erzbiscliof mehrere Nachbarbischöfe zuzieht. In bestimmten Fällen (Verstofs des Bischofs gegen gewisse Vorschriften bei Ordination und bei Zulassung von Priestern und Diakonen) ist Zuziehung eines Bischofs ausdrücklich durch die Kanones von 1604 vorgeschrieben. 3 Die Erzbischöfe ernennen vorbehaltlich königlicher Bestätigung den Richter des gemeinsamen Provinzialgerichtshofs. 4 Jeder Erzbischof ernennt ferner selbständig die übrigen für seine Zentralverwaltung erforderlichen Beamten. Der Erzbischof hat das Recht, die Kirchenversammlung seiner Provinz (convocatim) zu berufen, und er führt in derselben den Vorsitz, an welchen sich weitgehende Rechte betreffs Leitung der Verhandlungen knüpfen. Die Berufung der Versammlung darf jedoch nur auf Grund königlicher Ermächtigung erfolgen. 5

§ 36.

D. Rechte und Pflichten der Bischöfe." Der Bischof hat ein allgemeines Aufsichtsrecht über die kirchlichen Angelegenheiten seiner Diözese. Er übt dasselbe unter anderem durch Visitationen. Die Visitationen bestanden ursprünglich in persönlicher Bereisung der einzelnen Pfarreien und sollten jährlich erfolgen. Später ging — wie allgemein innerhalb der Kirche des Mittelalters — diese A r t der Visitation in der Regel auf die Archidiakone über. Daneben erhielten sich jedoch periodische Zusammenberufungen von Geistlichen und Laien mehrerer oder aller Pfarreien des Bezirks vor den Bischof zur Berichterstattung über die Zustände der Pfarrei. Diese Visitationsversammlungen traten in nahe Beziehung zu den Diözesansynoden. Zur Reforinationszeit war eine alle drei Jahr wiederkehrende Visitation der Diözese durch den Bischof üblich geworden. 1 Eine dreijährige Visitation bildet auch noch in der Gegenwart die Regel. 2 3 Kan. 33, 35 v. 1604 (Anhang X I I ) . bischof das Absetzungsrecht zusprechen, bei Beispiele von Absetzungen durch Erzbischöfe: von Clogher (Irland) 1822; Bischof Colenso v. letztgenanntem Fall s. P e r r y , Hist, of Engl.

Urteile und Gutachten, welche dem ErzP h i l l i m o r e , Ecelcs. Law 84—93. Neuere Bischof Watson v. St. Davids, lO'Jö; Bischof Natal (Südafrika) 1807. Über Verfahren in Ch. I I I , 370 if. c 21 § 7 ff.

4 Vgl. § 63. — Bis 1874 ernannte jeder Erzbischof selbständig eineu Richter für den erzbischüfl. Gerichtshof seiner Provinz. 5 Vgl. § 55, 56.

» P h i l l i m o r e , Eccla. Laie 21 ff.

V g l . § 57. 4 & 5 Vict. (1841) c 39 s 28 bestimmte: „. . . that any bishop or archdeacon may hold visitations of the clenjy within the limits of Iiis diocese or archdeaconry, anil at such visitations may admit churchwardens, receive presentments, and do all other acts, matters, 1

2

§ 36. Rechte und Pflichten der Bischöfe.

307

Der Bischof sorgt für den erforderlichen Nachwuchs durch Erteilung der Diakon- und der Priesterweihe (Ordination). Die einzelnen Rektoreien und Yikareien besetzt, wenn kein Patronat an denselben besteht (oder nach englischer Ausdrucks weise: „wenn der Bischof selbst patron ist") der Bischof selbständig durch „Kollation"; besteht an denselben ein Patronat, so „präsentirt" der Patron, der Bischof erteilt die „Institution" und veranlafst die „Induktion" (Besitzeinweisung). Bei Besetzung der Stellen ständiger Kuraten, Geistlicher an Tochterkirchen, Stellen von lecturers und von Laien-Lesern neuerer Art sowie von Hilfsgeistlichen (assistant curates), erfolgt „Nomination" durch den Ernennungsberechtigten gegenüber dem Bischof, und dieser giebt seine „Approbation" durch Erteilung der Erlaubnis zur Amtsführung (license); ebenso dürfen andere Personen nur nach Erteilung bischöflicher Erlaubnis in der Diözese predigen oder katechisiren.3 Von den Beamten der Kathedral- und Kollegiatkirchen besetzt der Bischof selbständig die Stellen der Ehrenkanoniker, wo solche bestehen. Die Stellen der residenzpflichtigen und nichtresidenzpflichtigen Kanoniker werden, je nachdem an der einzelnen Stelle ein Patronat besteht oder nicht, durch Präsentation und Institution oder durch Kollation vergeben. Die Dekane werden jetzt sämmtlich durch den König ernannt.4 In seltenen Fällen sind auch Stellen niederer Geistlicher und Kanonikerstellen ohne jede Mitwirkung des Bischofs frei durch Dritte (häufig den König) verleihbar (clonative). Die Archidiakone wurden schon früher in der Regel selbständig durch den Bischof ernannt; doch kamen Privatpatronate an Archidiakoneien vor. Das Gesetz 6 & 7 Guil. IV (1836) c 77 gab die Ermächtigung, durch Staatsratsverordnung geeignete Bestimmungen zu treffen, dafs alle Archidiakone in England und Wales künftig durch die Bischöfe ihrer Diözesen ernannt werden.5 Landdekane ernennt der Bischof in der Regel selbständig; in einigen Fällen bestehen jedoch andere Ernennungsarten.6 In denjenigen der obigen Fälle, in denen ein Dritter ein Recht auf Besetzung der Stelle hat und in denen der Bischof mit diesem Dritten bei der Besetzung zusammenwirken mufs, darf der Bischof die Erteilung der Institution oder Licenz nicht willkürlich verweigern, sondern nur aus einzelnen bestimmten Gründen, insbesondere wegen schlechter Fühand things by custom appertaining to the visitations of bishops and archdeacons in the places assigned to their respective jurisdiction and authority under or by virtue of the provisitnis of the said first or secondly recited act (6 & 7 Guil. IV c 77; 3 & 4 Vict. c 113); and any bishop may consecrate any new church or chapel or any new burial ground within his diocese." Diese Bestimmung ist als veraltet aufgehoben durch 37 & 38 Vict. (1874) c 90. 3 Kan. 36 v. 1604/1860 (Anhang XII). Näheres vgl. bei den einzelnen im Text genannten Ämtern. 4 Vgl. § 37 Anm. 23, 24, 3'J. 5 Vgl. § 42 Anm. 16. c ' Vgl. § 43 bei Anm. 25. 20*

308

V, 3.

Erzbischöfe und Bischöfe.

rung, mangelnder Kenntnisse oder wegen nicht mit der Kirchenlehre übereinstimmender Meinungsäul'serungen des Kandidaten. Die Weigerungsgründe unterliegen nicht nur in v o l l e m Umfange der Nachprüfung höherer k i r c h l i c h e r Gerichte (Provinzialgerichtshof und Gerichtsabteilung des Staatsrats), sondern daneben auch in w e i t e m Umfange der Nachprüfung durch die Obergerichte des w e l t l i c h e n Rechts. 7 Der Bischof hat aufser für Besetzung der o r d e n t l i c h e n innerhalb der Diözese bestehenden Kirchenämter und Aushilfsstellen auch noch bei vorübergehender oder dauernder Abwesenheit oder sonstiger Behinderung des ordentlichen Inhabers des Kirchenamts sowie während Erledigung der Stelle für Aufrechterhaltung des Kirchendienstes in der Zwischenzeit zu sorgen. Auch in den Fällen letzterer Art ist, soweit thunlich, dem vorhandenen und äufserungsfähigen ordentlichen Inhaber des Amtes die Nomination des Vertreters überlassen und der Bischof auf Erteilung der Amtungserlaubnis (license) beschränkt." Streitig ist, in wieweit auch betreffs der b i s c h ö f l i c h e n Gerichte die Entwickelung vorgeschritten ist, durch welche die e r z b i s c h ö f l i c h e n Gerichte zu selbständigen Behörden geworden sind, welche zwar im Namen des Erzbiscliofs entscheiden, aber in welchcn der Erzbischof persönlich nicht richten darf. Es überwiegt die Meinung, dafs in der Kegel auch die b i s c h ö f l i c h e n Gerichte zu selbständigen Behörden geworden sind, welche, unter Ausschlufs des Bischofs selbst, in allen Sachen der s t r e i t i g e n Gerichtsbarkeit zuständig sind; in einzelnen Bistümern ist jedoch in dem Patent, welches dem Offizial erteilt wird, eine anderweite Bestimmung getroffen. 9 Der Richter (Kanzler) ist ein vom Bischof ernannter bischöf1 Inwieweit die Gerichtshöfe des weltlichen Rechts nachprüfen dürfen, ist in einzelnen Beziehungen streitig. Die diesbezüglichen Rechtsnormen haben sich herausgebildet gelegentlich der mittelalterlichen Kämpfe um die Zuständigkeit der weltlichen Gerichte in Patronatsstreitigkeiten. Vgl. § 60 bei Anm. 152 ff. 8

Vgl. § 45.

9

Über diese Frage 3. P h i l l i i n o r e , Eccl. Law. 84, 1210, 1212c; vgl. jedoch G i b s o n , Codex Einleitung 22. Die Ausbildung klarer Grundsätze ist dadurch verhindert worden, dafs der bischöfliche Kanzler die Ämter des unabhängigen Offlzials und des abhängigen Generalvikars in seiner Person vereinigt. In 11 Guil. III wurde entschieden, dafs sowohl Erzbischöfe als Bischöfe persönlich an Stelle ihrer Richter zu Gericht sitzen können. Urteil des Court of King's Bench, Pasch. 11 G nil. III in »Sachen des Bischofs v. St. David's /. Lucy (Antrag auf Prohibition gegenüber einem Verfahren vor dem Erzbischof v. Canterbury p e r s ö n l i c h behufs Deprivation des Bisch, v. St. David's): „The archbishop hath a provincial power over all the bishops of his province, anil may hold his court where he pleases; and he may convene before himself, and sit judge himself; and so may any other bishop; for the potcer of a chancellor or vicar general is only delegated in case of the bishop". ( S a l k e l d , Reports of Cases adjudged in the Court of King's Bench. 6. Ausgabe, London 1795, I, 134.) In dem Court of Audience (s. § 63) konnten Erzbischöfe jedenfalls persönlich richten. Nach P h i l l i m . 448 soll es zulässig sein, dafs in einem „ius patronatus" (Ermittelungsverfahren darüber, wem das Patronatrecht an einer Kirche zusteht) der Bischof selbst als

§ 36. Rechte and Pflichten der Bischöfe.

309

licher Beamter. In den Gesetzen 3 & 4 Vict. (1840) c 86 betr. Kirchendisziplin und 37 & 38 Vict. (1874) c 85 betr. Regelung des Gottesdienstes ist für die dort zugelassenen Arten des Verfahrens in erster Linie die persönliche Entscheidung des Bischofs (teils allein, teils mit Beisitzern) erfordert und nur in einigen Fällen Bestellung eines Kommissars zugelassen. Daneben besteht aber das alte bischöfliche Gericht, soweit es sonst zuständig war, fort. Die Clergy Discipline Act, 55 & 56 Vict. (1892) c 32, schreibt (unter teilweiser Abänderung des Gesetzes 3 & 4 Vict. c 86) vor, dafs bei jeder Verhandlung vor dem Kirchengericht gegen Geistliche wegen U n s i t t l i c h k e i t , der Kanzler (entweder allein oder unter Zuziehung von Beisitzern) die Entscheidung zu fällen hat. Der Bischof hat das Recht, die Kirchenversammlung seiner Diözese (diocesan synod) zu berufen, und er führt in derselben den Vorsitz. Die Berufung von Diözesansynoden war nach der Reformationszeit aufser Übung gekommen; in einzelnen Fällen ist jedoch auch neuerdings eine Berufung wieder erfolgt.10 Der Bischof ist meist" Mitglied des Parlamentsoberhauses, stets Mitglied der provinziellen Kirchen Versammlung, sowie Mitglied des Oberhauses der Nationalsynode, falls letztere wieder berufen werden sollte. Bischöfe sollen in der Regel mindestens zur Zeit der grofsen Feste persönlich am Ort ihrer Kathedralkirchen sich aufhalten und dort an den Hauptfeiertagen den Gottesdienst abhalten.12 Zu ihren Amtspflichten gehört auch die Vornahme der Konfirmationen, der Ordinationen und der Einsegnungen von Kirchen und Begräbnisplätzen. Richter sitzt. Vgl. S t u b b s , Hist. App. I S. 46 Ziff. 3 zum Bericht der Eceles. Courts Commission 1883 und diesen Bericht II, 698 Anm. Danach wird noch gegenwärtig in 15 Bistümern im Patent, welches dem Offizial erteilt wird, dem Bischof das Rechtsprechen in bestimmten Fällen oder auch allgemein da9 Recht vorbehalten, die übertragenen Gewalten persönlich auszuüben. Dieser Vorbehalt ist wahrscheinlich veranlafst durch die Bestimmung in den Kanones v. 1640 (Rechtsgiltigkeit zweifelhaft; vgl. § 7 Anm. 32) c 11: „. . . . that hereafter no bishop shall grant any patent to any chancellor, commissary, or official, for any longer term than the life of the grantee only, nor otherwise than with express reservation to himself and his successors, of the power to execute the said place, either alone, or with the chanccUor, if Vie bishop shall please to do the same, . . . ." Berufungen vom Gericht des Dekans von Guernsey und Jersey (einer Art Landdekan; vgl. D a n s e y , Horae Decanicae I , 195 Anm. 1) gehen an den vorgesetzten Bischof von Winchester p e r s ö n l i c h ; falls dessen Stelle erledigt ist, an den Erzbischof von Canterbury p e r s ö n l i c h . P h i l l i m . 1202s. 24 Hen. VIII c 12 s 3 bestimmte, dafs wenn der Rechtsstreit vor dem Archidiakon oder Kommissar eines Erzbisehofs begonnen werde, Berufung an den Courtc of Arches oder Audience derselben Provinz und von diesen Berufung an den Erzbischof zustehe. 10

Vgl. § 57. " Vgl. § 21 bei Anm. 50 ff. 12 Konz. Oxford 1222 ( W i l k i n s , Concilia I, 585) c 1; Koustit. Otlio 1237 (a. a. O. I, 019) c 22; Konst. O t h o b o n 1268 (a.a.O. II, 1) c 21.

310

V, 4. Kapitel.

§ 37.

4. Kapitel.a An den englischen Bischofssitzen bildeten sich seit Anfang der Bekehrung Vereinigungen von Geistlichen, welche unter sicli und mit dem Bischof in Gemeinschaft lebten. Diese Vereinigungen nahmen an einigen Orten eine klösterliche Form an; 1 anderwärts lebten Mönche und Weltgeistliche nebeneinander und ohne strenge Scheidung. Seit Mitte des 8. Jhdts. fingen Mönche und Weltgeistliche an, sich schärfer von einander zu trennen. 2 Um dieselbe Zeit begann ein Verfall des Mönchswesens. Im Laufe der Kriege mit den Nordmänuern im 9. Jahrhundert wurden zahlreiche Klöster zerstört. Bei der Neugritndung traten häufig Weltgeistliche an die Stelle der früheren Mönche. Im Anfang des 10. Jahrhunderts bestanden daher an allen oder fast allen englischen Bischofssitzen Genossenschaften von Weltgeistlichen. Auf dem Festlande hatte sich, ebenfalls seit Mitte des 8. Jhdts., das Bestreben geltend gemacht, den Geistlichen am Bischofssitz eine klosterähnliche Verfassung zu geben. Vorbildlich für derartige Verfassungen wurde auf dem Festlande die vom Erzbischof Chrodegang von Metz gegen 760 geschaffene Regel. Dieselbe schrieb ein Zusammenleben der Geistlichen vor, g e s t a t t e t e i h n e n j e d o c h d i e B e i b e h a l t u n g von S o n d e r v e r m ö g e n 3 In England fanden, soweit bekannt, zunächst weder diese noch ähnliche Regeln Eingang. Im 10. Jhdt. erhielten die Klöster infolge innerer Reformen einen neuen Aufschwung. Im Anschlufs hieran begannen in England wieder Vei-suche, auch die Geistlichen am Bischofssitz zu einem strengeren Leben zu zwingen. In der Mehrzahl der Fälle kleideten sich nun aber diese Versuche in die Form der Erzwingung nicht (wie im Jahrhundert vorher auf dem Festlande) einer Regel für „ w e l t l i c h e Kanoniker", sondern weitergeliend einer völlig m ö n c h i s c h e n Regel. Namentlich die Bischöfe Aetliehvold von Winchester und Oswald von Worcester, wahrscheinlich unterstützt vom Erzbischof Dunstan von Canterbury, 4 der überhaupt die Mönche begünstigte, gingen scharf gegen die an ihren Bischofssitzen bestehenden Kanoniker vor und ersetzten sie durch Mönche. 5 • r h i l l i m o r e , Fcclesiast,cal hm 147ff. — F ü r die a n g e l s ä c h s i s c h e Z e i t zu Epistohie Canluartetisea, Her Brit. Scr. No 38 Bd. I I .

S t u b b s , E i n l e i t u n g S. X I I I ff

1 So schrieb es Gregor für Canterbury vor. (In seiner Anweisung auf die erste Frage Augustins im J. 601; abgedruckt § 44 Anm. 0.) Eine münchische Verfassung bildete sich namentlich auch dann, wenn das Kloster des Ortes die ältere Gründung war und die Errichtung eines Bischofssitzes erst folgte. S t u b b s a. a. O. 2 Vgl. § 3 Anm. 6. 3 Vgl. H i n s c h i u s , Kirchenrecht II, 52 ff. Die Kanoniker, welche die Regel Chrodegangs annahmen, blieben „canonici saeculares". 4 Vgl. P e r r y , Hist. of Engl Ch. I, 110 Anm. 3. 6 Auf dem Festlande erreichte die Richtung, welche auf Beseitigung des Privatvermiigens der Kanoniker hinzielte, seit Mitte des 11. Jhdts. Erfolge. In dem Verbot des Sondervermögens lag die wesentliche Eigentümlichkeit der canonici reguläres und der von

§37. Kapitel.

311

Auch im Bistum Sherborne (später Alt-Sarum, Salisbury) wurde noch vor der normannischen Eroberung (1066) das Kapitel zu einem mönchischen umgestaltet. In Canterbury und Durham bestanden zur Zeit der Eroberung Genossenschaften gemischten Karakters.6 Kurz nach der Eroberung erhielten die auf Einführung von Mönchen in den Kapiteln gerichteten Bestrebungen einen neuen Antrieb durch das Beispiel des Erzbischofs Lanfranc. Im Laufe des 11. und 12. Jhdts. wurden unter steten Kämpfen noch an einer gröfseren Reihe von Bischofssitzen Mönche an Stelle der Kanoniker eingeführt; an einigen Orten wurde die Einlesen wenig verschiedenen Mönche im Gegensatz zu den canonici saeculares. H i n s c h i u s , Kirchenrecht II, 57. ' Nach S t n b b s , Einl. S. XXIII zu Epist. Cant. waren zur Zeit der Eroberung weltliche Kanoniker in York, London, Hereford, Selsey, Wells, Exeter, Rochester, Lichfield, Dorchester, Thetford (seit 1078 an Stelle von Elmham); Mönche in Winchester, Worcester, Sherborne. Über die Verhältnisse in Canterbury und Durham s. daselbst. Nach S t u b b s , Einl. S. VI zur Ausgabe der Chronik De Inventione Sanctae Crucis etc. ist es jedoch zweifelhaft, ob selbst an den Kathedralen, welche als mönchisch bezeichnet werden, Säkularkanoniker bereits vor der Eroberung völlig ausgeschlossen waren. Eine genaue Feststellung wird dadurch erschwert, dafs in jener früheren Zeit die Ausdrücke, welche später ausschliefslich ein Amt im mönchischen Konvent bezeichnen, mit denen welche später ausschließlich ein Amt im weltlichen Kapitel bezeichnen, noch häufig vertauscht werden. Die früheste Erwähnung von „Kanonikern" in England, im Sinne von gemeinschaftlich, ohne mönchische Gelübde lebenden Priestern, findet sich im Konz. Celchyth 787 c 4 (abgedr. § 3 Anm. 6). H a d d a n & S t u b b s , Counc. III, 461 Anm. i. — „Kanoniker" werden ferner in den Gesetzen Aethelred V, 7 (Vdg. v. 1008), VI, 2, 4 („Konzil v. Ensham", 1000/11, vielleicht nur eine andere Fassung der Vdg. v. 1008) und Knut (1016-35) I, 6 pr. erwähnt. — Früher wurde die weltliche Geistlichkeit der Kapitelkirchen meist als „clerici" bezeichnet. Die Vorsteher der weltlichen Kapitelgeistlichkeit heifsen in der älteren Zeit bald „Propst" ( = praepositus), bald „Prior", in einigen Fällen wahrscheinlich „Abt". S t u b b s , Einl. S. XVI zu Memorials of Dunstan, Ber. Brit. Scr. No. 63. Über weltliche Äbte s. S t u b b s , Einl. S. V Anm. 4 zu De Inventione etc. York hatte einen 'Abt im 9. Jhdt. Nach S t u b b s a. a. O. datirt die erste bekannte Erwähnung eines „Prior" in England aus dem Jahre 821. (Vgl. H a d d a n & S t u b b s , Counc. III, 601 Anm. über Erwähnung eines „Prior" im Bericht über das Konzil Clovesho 825; dies wohl identisch mit der angeblichen Erwähnung im J. 821.) Über die Erwähnung des Archidiakons und des Propstes an der Spitze weltlicher Kapitel s. § 42 Anm. 1. Das Amt des Dekans als Vorsteher des weltlichen Kapitels wird in England zuerst im 11. Jhdt. erwähnt. Dekane als klösterliche Beamte erscheinen schon etwas früher. Zusammenstellung der frühesten Erwähnungen bei S t u b b s , Einl. S. XV Anm. 2, 3 zu Memorials of Dunstan; Her. Brit. Scr. No. 63. Vgl. auch H a d d a n & S t u b b s , Counc. III, 611 Anm. a, wonach die Angabe von Gervasius, dafs Ceolnoth vor seiner Weihe zum Erzb. v. Canterbury (gegen 832) Dekan der Kirche von Cant. gewesen sei, vielleicht auf einer Verwechselung Ceolnoths mit dein späteren Erzb. Aethelnoth (1020— 38) beruht. Nach S t u b b s , Coiist. Hist. I, 254 Anm. 5 c 8 § 87 waren auch vielleicht die Dekane jener früheren Zeit in ähnlicher Weise die Vollstrecker der Kirchcngewalt exiinirtcr Klöster wie der Archidiakon Vollstrecker der Kirchengewalt des Bischofs. Die Mönchskonvente von Worcester und Evesham und der äufscrlich mönchische Konvent von Canterbury hatten bis zur Eroberung „Dekane". S t u b b s , Einl. S. V Anm. 4 zu De Inventione.

312

V, 4. Kapitel.

führung wieder rückgängig gemacht. Die Regel Chrodegangs nnd ähnliche Regeln für w e l t l i c h e Kanoniker waren im Laufe des 11. Jhdts. an einigen wenigen Bischofssitzen eingeführt worden, hielten sich jedoch auch dort nur kurze Zeit.7 Auch ohne Zusammenhang mit Bischofssitzen wurden seit dem 11. Jhdt. Kollegien von weltlichen Kanonikern in England gegründet. Kapitel von Regularkanonikern waren in England bis zum Anfang des 12. Jhdts. nicht vorhanden. Seitdem wurden Körperschaften von Regularkanonikern auch in England gegründet; von den Kapiteln der Bischofssitze erhielt in England nur ein einziges eine solche Verfassung. 9 Gegen Ende des 12. Jhdts. war in jener Entwickelung, soweit die Bischofssitze berührt wurden, ein Stillstand eingetreten: etwa die Hälfte der bischöflichen Kapitel Englands hatte die mönchische Verfassung, etwa die Hälfte die Verfassung der weltlichen Kanoniker angenommen, eins war mit Regularkanonikern besetzt. Diese Verteilung erhielt sicli bis zur Reformation.0 Die Verfassungsform, wonach am Bischofssitz ein Mönchskonvent bestand, dessen Mitglieder alle Rechte der weltlichen Kapitel ausübten (= ccdcmi conventualis m), war im späteren Mittelalter fast ausschliefslich auf England beschränkt und kam in anderen Staaten äufserst selten vor." Der Bischof hatte dem Konvent gegenüber die Stellung eines Abtes. Unter ihm, an der Spitze des Konvents, stand ein „Prior.1"2 7 Vgl. S t u b b s , Eilil. S. X V I I zu Einst. Cant. a. a. 0 . und Einl. S. X, X I zur Ausgabe der Chronik De Inventione Sanctae Crucis etc. 8 Nach S t u b b s , in seiner Ausgabe von M o s h e i m , Institutes nf Eccles. Hist., ins englische übersetzt von Murdock und Soames, London 1863, II, 48 Anin., war das älteste H a n s von Regularkanonikern in England das von St. Julian & St. Botolf, Colchester, gegründet gegen 1105, zu den ältesten gehörten ferner Holy Trinity, London, gebaut und ausgestattet 1107, Merton 1117. — Der einzige englische Bischofssitz, an welchem Regtilarkanoniker (Augustinianer) eingeführt wurden, war Carlisle, gegründet 1133. Sie blieben daselbst bis zur Reformation bestehen. 3 Bei Beginn der Reformation bestanden Mönchskonvente in Canterbury, Durham, E l y , Norwich, Rochester, Winchester, Worcester; Kapitel von Säkularkanonikern in Chichester, Exeter, Hereford, Lincoln, London, Salisbury, York; ein Kapitel von Regularkanonikern in Carlisle. In den beiden aus Vereinigungen hervorgegangenen Sitzen von Lichfield & Coventry und Bath & Wells bestanden nebeneinander in Lichfield und Wells Kapitel von Säkularkanonikern, in Coventry und Bath Mönchskonvente. 10 Vgl. jedoch L a m b e r t , de Jure patronat. part. 2 lib. 5 art. 4 num. 3 (angeführt bei N i c o i i i s , Praxis canonica. Salzburg 1729): In der R e c h t s s p r a c h e des Mittelalters werde häufig der Ausdruck „ecclesia conventualis" als gleichbedeutend mit „coüegiata" gebraucht, nicht im Sinne des gewönlichen Sprachgebrauchs in der Beschränkung auf eine „Ecclesia Religiosorum Conventualium, id est Fratrum de non observantia". 11 S t u b b s , Einl. zu Epist. Cant. a. a. O. f ü h r t als Beispiel an: Als die Abtei von Monreale in Sizilien zum Erzbiscliofssitz erhoben wurde, habe Lucius I I I (1181—85) angeordnet, dafs die mönchische Verfassung erhalten bleiben solle. Vgl. O r d e r i c u s V i t a l i s (Ausgabe L e P r e v o s t ) II, '201 Buch I V c 6 : „Augustinus enim et Laurentius, aliique primi praedicatores Anglorum monachi fuerunt, et in episcopiis suis vice canonicoi-um (quodvix in aliis terris invenitur) monachos pie constituerunt." R. d e M o n t e eoi.470. 12 Über die ältere Zeit vgl. oben Anm. C.

§37. Kapitel.

313

Fast in allen weltlichen Kapiteln wurde seit dem 11. und 12. Jhdt. der „Dekan" (dean) zum Vorsteher.13 Das Amt des Propstes (praepositus, provost) blieb nur vereinzelt bestehen, wohl ausschliefslich in einigen n i c h t - b i s c h ö f l i c h e n Kapiteln und Kollegien. Die Mitglieder des Kapitels (Kanoniker oder Präbendarien) schieden sich allmählich in residenzpflichtige ( r e s i d e n t i a r y ) und nicht-residenzpflichtige (non-residenHary). Einzelne Kanoniker erhielten besondere Ämter innerhalb des Kapitels und Amtstitel; u vielfach hörte nach und nach die Thätigkeit in diesen besonderen Ämtern auf, und nur der Titel blieb zurück. Der Dekan war gleichfalls Mitglied des Kapitels. ,s Die Einzelheiten waren bei den einzelnen Kapiteln verschieden geordnet. Das Vermögen des Bischofs und des bischöflichen Kapitels oder Konvents bildete ursprünglich eine gemeinsame Masse. Nach und nach trat an den einzelnen Bischofssitzen eine Trennung ein, und dem Kapitel oder Konvent wurde die selbständige Verwaltung seines Vermögensanteils e i n g e r ä u m t ; e s blieb jedoch die Genehmigung des Bischofs bei wichtigeren Verwaltungshandlungen erforderlich. Dem Bischof stand das Kapitel beratend zur Seite; für bestimmte wichtigere Verwaltungshandlungen des Bischofs bedurfte es der Zustimmung des Kapitels, so namentlich bei Verfügungen über das Vermögen des Bischofssitzes, welche den Nachfolger binden sollten.17 Während " Über die ältere Zeit vgl. oben Anm. 6. Es kommen namentlich vor die Titel : Subdekan, Kantor oder Präcentor (Succentor), Kanzler, Vicekanzler, treasurer, provost, warden. 15 Der in englischen Gesetzen häufig gebrauchte Ausdruck „dean and chapter" ist daher ungenau. 18 Nach S t u b b s , Einl. zn Epist. Cant, hatte in Canterbury Erzb. Lanfranc (1070—89) die Trennung entweder eingeführt oder bestätigt; beide Vermögensmassen werden im Domesday getrennt aufgeführt; Erzb. Anselm (1093—1109) gab dem Konvent das Recht, seinen Vermögensanteil selbständig zu verwalten. Vgl. B r a c t on (gegen 1230—57) Buch V tract. 5 c 32 § 8 (Rer. Brit. Scr. No. 70; VI, 494): cum canonicus adeo libere teneat praebendam suam de ecclesia sicutipse episcopus baroniam suam, et canonici sunt quasi unum corpus per se in ecclesia; et quamvis episcopus sit caput ecclesiae, tarnen canonici habent sua bona a bonis episcopi separata, . . . ." 35 Ed. I (130G/7) Stat. Karlioli c 4: Das Klostersiegel sei bisher bei Cisterziensern, Präinonstratensern und anderen Mönchen in Verwahrung des Abtes, nicht des Konvents gewesen. „... • decetero habeant sigiüum commune, et illud in custodia Prioris Monasterii sive domus et quatuor de dignioribus et discrecioribus ejusdem loci Conventus, sub privato sigillo Abbatis ipsius loci custodiendum deponant; ita quod Abbas, seu Superior domus cui praeest, per se contractual aliquem, seu obligacionem nullatenus possit firmare, sicut hactcnus facere consuevit ... ." Nach R i c h t e r , Kirchenrecht § 311 wurde auf dem Festlande die Scheidung der Vermögensmassen vielfach schon im 10. Jhdt. vollzogen. 11 Eine Zusammenstellung der hierher gehörigen Bestimmungen des kanonischen Rechts s. bei R i c h t e r , Kirchenrecht Sj 135 Anni. 7, 8. Vgl. auch P h i l l i m o r e , Eccles. Lato 1195. B r a c t o n (Rer. Brit. Scr. No. 70) I, 94: „Item sunt nominili qui dare non possunt sine consensu aliorum, nec valet illorum donatio per se, ut si archiepiscopi donationem facerent, episcopi, abbates vel priores ecclesiarum quae sunt de advocatione domini regis, nec dare possunt sine assensu capituli sui, nec ipsum capitulum sine consensu 14

314

V, 4. Kapitel.

Erledigung des Bischofssitzes stand dem Konvent oder Kapitel die Verwaltung der kirchlichen Angelegenheiten des Bistums zu. Docli ging dies Recht in fast allen englischen Bistümern au den Erzbischof verloren. 18 Bei der Wahl des neuen Bischofs stand dem Kapitel und Konvent ein Recht der Mitwirkung zu. Dies Recht wurde vielfach schon iu angelsächsischer Zeit ausgeübt, es gelangte im 12. und 13. Jlidt. den Königen gegenüber entschiedener zur Anerkennung, wurde jedoch auch später durch die Einwirkungen der Könige und Päpste stark eingeengt, bis in der Reformation die Mitwirkung des Kapitels auf eine Sclieiuwahl beschränkt wurde. Die Reformation bewirkte eine Änderung der Verfassung bei den bisherigen K o n v e u t u a l k i r c h e n . Bei Einziehung der Klöster (seit 1536) wurden auch die an den Bischofssitzen bestehenden Konvente aufgehoben. Durch Gesetz 31 Hen. VIII (153!)) c 9 wurde Heinrich VIII ermächtigt, neue Bistümer und Kathedralen zu errichten und mit eingezogenem Klostergut auszustatten. 10 Demgemäfs schuf Heinrich VIII sechs neue Bistümer 2 0 mit weltlichen Kapiteln sowie eine Anzahl weltlicher Kollegiatkirchen, und bei den 8 Bistümern, welche bisher einen Konvent von Mönchen oder Regularkanonikern gehabt hatten, setzte er an dessen Stelle ein weltliches Kapitel. 21 In dem vereinigten Bistum regis vel altcrius patroni, quia omntum illomm consensus, qnos res tangit, erit neecssarius et requirendus." V, 42: ,,Si proairator sicut cclcrarins rel alius, abbas vcl prior sive. assensu capituli, rel episcopus, rel capitulum, sine couseiisu capititli, epixeopi vcl alius cujus assensus fuerit necessarius, dimiscrit sine assensu, . . . ." Ähnlich V, 4, 5(>; V I , :178, 392. ^ Vgl. § 41 bei Aimi. 10. 19 31 Hen. VIII (1539) c 9 An Acte for the King to niake Bisshopps. Es sei erforderlich, mehr „Bisshopriches, Collegiat anil Cnthedrall Churchcs" an Stelle (1er klösterlichen H ä u s e r zu gTündcn. Der König Heinrich V I I I werde daher ermächtigt, von Zeit zu Zeit durch P a t e n t oder anderes Schreiben u n t e r dem grofsen Siegel „to declare and nominale . . . . such nomber of Bisshoppcs, such nomber of Cittics, Scez for Bisshoppes, Cathcdrall Churches and Dioces . . . . " , als ihm angemessen scheine, sie beliebig auszus t a t t e n und bezüglich derselben unter Beobachtung bestimmter Formen S t a t u t e n zu erlassen. V g l . § 33 Anm. 35. 21 Alle nach dem 4. Febr. 27 Hen. VIII erlassenen P a t e n t e Heinrichs V I I I , welche die G r ü n d u n g oder A u s s t a t t u n g von Kapiteln und Kollegien betreffen, sind ungeachtet etwaiger formeller Mängel bestätigt und f ü r giltig erklärt durch 30 Kliz. (1502/3) c 3 n 2. V g l . auch P i l i I i i in o r e , Eccles. Law 156. Über die F r a g e der Rechtsgiltigkeit der unter Heinrich V I I I erlassenen S t a t u t e n f ü r die Kapitel s. P h i l l i i n o r e , Eccles. Law 174—194: Die S t a t u t e n wurden den einzelnen Kapiteln durch Kommissare, welche Heinrich V I I I ernannt hatte, erteilt, ohne Beachtung der im Gesetz 31 Hen. VIII c 9 vorgeschriebeneu Form. 1 Mar. st. 3 (1554) c 9 An Acte touching Ordinanccs and Hutes in Cathcdrall Churches and Scoolcs erwähnt, dafs j e n e Statuten wegen Mangels der gesetzlichen F o r m nichtig seien, und dehnt die E r m ä c h t i g u n g neue S t a t u t e n zu erlassen unil die früheren zu ändern auf die Königin Maria f ü r ihre Lebenszeit aus. Sie h a t hiervon anscheinend nur bezüglich D u r h a m s Gebrauch gemacht, indem sie die S t a t u t e n der Kommissare Heinrichs V I I I , nur u n t e r Beseitigung des in letzteren vorgeschriebenen Supremateides, bestätigt«. D a s Gesetz 31 Hen. VIII c 9 w u r d e dann durch 1 & 2 Phil. & Mar. (1554 u. 1554/5) c 8 s 4 ganz aufgehoben.

§37.

Kapitel.

315

Lichfield & Coventry und in dem vereinigten Bistum Bath & Wells wurden durch besondere Gesetze nach Aufhebung der Konvente in Coventry und Bath die weltlichen Kapitel in Lichfield und Wells für die einzigen der betreffenden Bistümer erklärt. 22 Die von jenen Umwandlungen nicht betroffenen Kapitel blieben in ihrer bisherigen Verfassung bestehen und wurden fortan unter der Bezeichnung „Kapitel alter Gründung" zusammengefafst und den „Kapiteln neuer Gründung", d. h. den seit Heinrich VIII entweder an Stelle früherer bischöflicher Konvente oder völlig neu begründeten Kapiteln gegenübergestellt. Die Kapitel neuer Gründung unterschieden sich von denjenigen alter Gründung im wesentlichen dadurch, dafs in denselben nur Stellen für r e s i d e n z p f l i c h t i g e Kanoniker geschaffen wurden. Für die Kapitel neuer Gründung bestimmten ferner die einzelnen Stiftungsurkunden, dal's die Ernennung des Dekans dem König zustehe; 23 in den Kapiteln alter Elisabeth erhielt für ihre Lebenszeit entsprechende Gewalten wie ihre Vorgängerin durch 1 Eliz. (1558/0) c 22 An Acte whereby the Quenes Highness maye make Ordinaunces and Rules in Churclies Collegiate Corporacions and Scooles. Trotz verschiedener Ansätze zur Beseitigung des unsicheren Zustandes hat jedoch Elisabeth von diesem Recht schliefslich keinen Gebrauch gemacht. Karl I und Karl I I erliefsen Statuten aus eigener Machtvollkommenheit ohne besondere gesetzliche Ermächtigung. Infolge von Streitigkeiten über die Giltigkeit der Statuten Heinrichs VIII erging das Gesetz C Ann. (1707) c 75, welches der Königin für ihre Lebenszeit das Recht gab, jene Statuten zu ändern, und im übrigen bestimmte, dafs die Statuten Heinrichs V I I I insoweit giltig sein sollten, als sie nach der Rcstoration Karls I I beobachtet und von den Mitgliedern jener Kirchen bei ihrer Anstellung beschworen worden, auch der gegenwärtigen Kirchenverfassung und den Landesgesetzen nicht zuwider seien. Nach der herrschenden Meinung braucht auf Grand dieses Gesetzes nur bezüglich des Statuts als Gesammtheit, nicht etwa bezüglich der etwa streitigen einzelnen Bestimmung, die Beobachtung seit der Restoration nachgewiesen zu werden. 11 33 Hen. VIII (1541/2) c 30 A Bill for the confirmacion of tlumctorite of tlte Dean and Cltaptre of Lychefeld in makyng Lenstes and other grauntes. Bisher sei für das vereinigte Bistnm Lichfield & Coventry zu Verpachtungen u. s. w. Genehmigung des Konvents v. Coventry und des Kapitels v. Lichfield erforderlich gewesen. Jetzt sei ersterer aufgelöst Genehmigung des letzteren allein solle wirksam sein. 34 & 35 Hen. VIII (1512/3) c 15 An Acte touching Ute Deane and Chaptre of Weltes to be oone sole Chapitre of it seif. Bisher sei das Kapitel von Wells und der Konvent eines Klosters in Bath gemeinsam Kapitel des Bistums Bath & Wells gewesen. Nachdem der Konvent in Bath aufgelöst, solle das Kapitel v. Wells alleiniges Kapitel sein. 23 Vgl. z. B. die Stiftungsurkunden für Carlisle und Gloucester, abgedruckt P h i l l i inore, Eccles. Law. 175, 180: „. . . . Salvis nobis, haeredibus et successoribus nostris, titulo, jure, et auetoritate, decanum, preberularios, et omnes pauperes, ex liberalitate nostra ibidem viventes, de tempore in tempiis nominandi, assignandi et praeficiendi, . . . ." Nach G i b s o n , Codex 2. Aufl. S. 173 erfolgt in Canterbury, Winchester, Carlisle, Peterborough, Bristol und wahrscheinlich auch in den übrigen Kapiteln neuer Gründung die Ernennung durch Patent. Darauf instituirt der Bischof und erteilt dem Kapitel den Befehl zur Besitzeinweisung (installment). — Ob die Stelle als „donative" oder als durch Präsentation zu besetzen zu erachten ist, hängt vielfach davon ab, ob die Statuten, welche im Gegensatz zur Stiftungsurkuiule letzteres Verfahren vorschreiben, giltig sind. Vgl. P h i l l i m o r e a. a. 0. 180, 187.

316

V , 4.

Kapitel.

Gründung wurde der Dekan auf Grund königlicher Walilerlaubnis durch das Kapitel gewählt, und die Wahl bedurfte der Zustimmung des Königs und der Bestätigung des Bischofs.24 Während der ersten Revolution wurden durch Verordnung des Rumpfparlaments vom 30. April 1649 alle Kapitel und die hiermit verknüpften Ämter und Titel aufgehoben und das zugehörige Vermögen eingezogen.23 Bei Wiederherstellung des Königtums trat die frühere Verfassung wieder in Kraft, und die über das Kapitel vermögen in der Zwischenzeit getroffenen Verfügungen wurden nicht als rechtsgiltig anerkannt. 26 Die Reformbewegung in den dreifsiger Jahren des 19. Jhdts. hatte einschneidende Änderungen bezüglich der Verfassung und der Vermögensverhältnisse der Kapitel zur Folge. Die grundlegenden Bestimmungen wurden in dem Gesetz 3 & 4 Vict. (1840) c 11327 getroffen; einige spätere Gesetze kommen ergänzend in Betracht. Durch diese Gesetzgebung wurde eine grofse Zahl von Stellen residenzpflichtiger Kanoniker suspendirt; an einigen besonders kleinen Kapiteln wurden neue Stellen geschaffen; für die einzelnen Kapitel wurde eine bestimmte Zahl residenzpflichtiger Kanoniker, zwischen G und 4, vorgeschrieben;28 einige der bestehen bleibenden Kanonikerstellen wurden "

G i b s o n , Codex 2. Aufl. S. 173.

25

V d g . v. 30. April 1649, For

Canons, Collegiate

Prebends

and other

the

Offices

Church or Chappel within

abolishing

and Titles England

of

of or

Deans,

I Vales.

and

Deans

belonging

and

to any

Chapters,

Cathedral

or

D a eine Anleihe aufgenommen

werden müsse und die vorhandenen Sicherheiten nicht zureichend seien, so sei das Parlament genötigt, die Besitzungen der „Dekane und Kapitel" zu verkaufen. after

the 29 a day of March

Dean,

Subdean, Dean and Chapter,

Treasurer,

Subtreasurer,

Non-Resident, Titles

1649, the Name, Arclideacon,

Succenter,

Petty-Canon,

Vicar

Sacrist,

and

Wales, Town

Prebend,

upon

aforesaid,

Chancellor, Canon,

Tweed,

Personen

als

trustees

übergehen.

from

and Office

Chanter,

and Nciv;

or Collegiate

and of

Subchanter,

Canon Resident,

and Isles

or

Canon

and aU other

Church

or Chappel in

of Guernsey

and

wholly abolished and taken away."

solle künftig zu solchen Ämtern ernannt werden können. stimmte

„That

Function

Old Vicars

to any Cathedral

of Berwick

shall be, and are by the Authority

Dignity,

Prior,

Choral, Choristers,

and Offices of and belonging

England

Title,

Jersey,

Niemand

Die Besitzungen sollen auf be-

Die Verordnung

sei

nicht

anwendbar

auf

colleges u. s. w. an den Universitäten. Es folgen ausführliche Vorschriften über Verwaltung und Verkauf des Vermögens. 28

12 Car.

27

An

(1660) c 11 s 48 (abgedruckt § 7 Anm. 65).

II

Act

to

carry

into

effect

(v. 24. Juni 1836) of the Commissioners 28

3 & 4 Vict,

u-ith

certain

Modifications,

of Ecclesiastical

Duties

the Fourth

and

c 113 s 2 — 1 9 : I n Canterbury, Durham, E l y , Westminster sollen 6,

in Winchester und Exeter 5, in allen übrigen Bischofskapiteln des eigentlichen (aufser Oxford, auf Kollegiatkirche nommen)

Report

Revenues.

welches das Gesetz

Manchester

(damals

sich nicht

schon zur

erstreckt)

Gründung

und der königlichen Freikirche Windsor

2 Stellen für residenzpflichtige Kanoniker bestehen.

sowie den

als Bistum

England

Kapiteln

der

in Aussicht

ge-

sollen 4, in St. David's und LlandafT 6 & 7 Vict,

c 77 (betreffend Wales)

setzt die Zahl für St. David's, Llandaff, St. Asaph und Bangor gleichfalls auf 4 fest. — Nach 3 & 4 Vict,

c 113 s 3 soll jeder Dekan mindestens 8 Monate, jeder

mindestens 3 Monate im Jahr residiren.

Kanoniker

§37.

Kapitel.

317

mit Archidiakonaten, in einigen Fällen auch mit Universitätsprofessuren oder Rektoreien dauernd verbunden; die Neugründung der suspendirten Stellen;29 später auch die Umwandlung von Stellen für nichtresidenzpflichtige in solche residenzpflichtiger Kanoniker und die Gründung völlig neuer Kanonikate, 30 wurde unier bestimmten Bedingungen gestattet. Das Besetzungsrecht bezüglich der bereits vorhandenen Kanonikate blieb im allgemeinen unberührt; nur in einzelnen Fällen wurde es für einige Stellen dem König, für andere dem Bischof zugewiesen.31 Dem König wurde das Ernennungsrecht bezüglich aller Dekane auch an den Kathedral- und Kollegiatkapiteln a l t e r Gründung übertragen. 32 Zum Dekan oder Kanoniker (aufser bei den mit Universitätsprofessuren verbundenen Kanonikaten) darf nach dem Gesetz nur ernannt werden wer sechs Jahre im priesterlichen Weihegrad gewesen ist. 33 Den nichtresidenzpflichtigen Kanonikern der Kapitel alter Gründung wurde alles ihnen als solchen zustehende Vermögen oder Einkommen entzogen. 34 Sie hörten hierdurch jedoch nicht auf, Mitglieder des Kapitels zu sein, und blieben daher zur Ausübung der ihnen in dieser Beziehung gebührenden Rechte, falls sie ihnen im Einzelfall früher zustanden, berechtigt. 33 An den Kapiteln neuer Gründung, an denen dergleichen Stellen nicht bestanden, 38 wurden je 24 Stellen von Ehrenkanonikern (honorary canon) gegründet; der Titel eines Ehrenkanonikers wird durch den Bischof an verdiente Geistliche verliehen und giebt kein Recht auf irgend ein Einkommen oder auf Mitgliedschaft im Kapitel. 37 Das Kapitel wurde bei Ausübung seiner Besetzungsrechte auf die in dem betreffenden Bistum angestellten Geistlichen beschränkt. 38 Die 29

3 & 4 Vict, c 113 s 2 0 . 36 & 37 Vi ct. (1873) c 39 Cathedral Acts Amendment Act. 31 3 & 4 Vict, c 113 s 17, 25, 26, 41. 33 3 & 4 Vi ct. c 113 s 24. 35 3 & 4 Vict, c 113 s 27. 34 3 & 4 Vict, c 113 a22. 36 P h i l l i m o r e , Eccles. Laie 222 (in Hereford nmfaist das „close chapter" nur die residenzpflichtigen, das ..general chapter" alle Kanoniker), 231 Anm. q. — Nach P e r r y , Hut. of Engl. Ch. III, 350 Anm. 1, c 19 § 8 ist in der Regel bei den Kapiteln alter Gründung ein Unterschied zwischen engerem und weiterem Kapitel nicht bekannt. 36 Durch 4 & 5 Vi ct. c 39 s 2 ist deklarirt, dafs die Gründung von Ehrenkanonikerstellen in folgenden Bistümern erfolgen soll: Canterbury, Carlisle, Durham, Ely, Norwich, Rochester, Winchester, Worcester (die 8 früheren Konventualkirchen); Bristol, Chester, Gloucester, Oxford, Peterborough (die 5 neuen Bistümer Heinrichs VIII); Ripon, Manchester (von Heinrich VIII als Kollegiiitkirchen gegründet). 37 3 & 4 Vict, c 113 s 23. Vgl. auch 4 & 5 Vict, c 39 s 3, 13 & 14 Vict, c 98 s 11. — Eine Königliche Uutersuchungskommission (Cathedral Commission) v. 1854/5 schlug die Bildung eines weiteren Kapitels, in welches auch die Ehrenkanoniker und Archidiakone aufzunehmen wären, vor. Der Vorschlag wurde nicht Gesetz. Für das neugegründete Bistum Truro ist jedoch durch 50 Vi ct. st. 2 (1887) c l 2 , Truro Bishopric and Chapter Acts Amendment Act, neben dem kleineren Kapitel ein „general chapter" gebildet, welches aus dem Dekan, den ordentlichen und den Ehrenkanonikern bestehen soll. 38 3 & 4 Vi ct. c 113 s 44. 30

V, 4. Kapitel.

318

Mitglieder des Kapitels sollten a l s s o l c h e 3 9 ein Einkommen nur durch Zuweisung eines Anteils am gemeinsamen Kapitelvermögen beziehen, unter Aufhebung jedes mit einzelnen Stellen verbundenen Sondervermögens. 10 Das Vermögen der snspendirten Kanonikate und der Stellen nichtresidenzpflichtiger Kanoniker, sowie alles mit einzelnen Dekanaten oder Kanonikaten verbundene S o n d e r vermögen — in allen Fällen ausschliefslich der Präsentations- und Ernennungsrechte — wurde eingezogen und (mit einigen Ausnahmen) au die Kirchliche Kommission (Ecdcsiastical Commissimiers) abgeführt 1 1 behufs demnächstiger Verwendung zur Verbesserung der Seelsorge in den Pfarrgemeinden. 1 2 Das Einkommen einiger besonders hoch ausgestatteter Dekanate und Kanonikate wurde gekürzt behufs Aufbesserung gering ausgestatteter gleicher Stellen. 43 Bei den neueren Bistumsgründungen haben die Kapitel — abgesehen von Übergangsbestimmungen — dieselbe Verfassung erhalten, wie die durch die Reformgesetze umgestalteten „Kapitel neuer Gründung". 1 1 Aufser den Mitgliedern des Kapitels sind an den Kapitelkirchen eine Anzahl Geistlicher 15 vorhanden, welche in untergeordneteren Stellungen bei der Feier des Gottesdienstes beteiligt sind. Man fafst sie unter dem Namen „niedere Kanoniker" (minor canons) zusammen; einzelne von ihnen haben oft besondere Titel. 16 Auch ihre Stellung ist durch das Gesetz 3 & 4 Vid. c 113 und Nachtragsgesetze neu geregelt worden. Demnach sollen höchstens 6, mindestens 2 „niedere Kanoniker" an jeder Kapitelkirche angestellt sein; alle sollen durch das Kapitel ernannt werden, 1 ' vorbehaltlich jedoch etwaiger Ernennungsrechte des Dekans. 1 ' 4 Die nähere Feststellung der Zahl für jede einzelne Kapitel" Die Stelle als Kanoniker kann jedoch mit einer anderen Stelle kuinnlirt sein. :i & 4 Vict. c 113 s 28. Die Sonderzuweisung kleiner Landstreifen bei der Kathedrale oder in der Nähe des Residenzhauses ist jedoch zugelassen. 41 3 & 4 T i e f , c 113 s 4 9 - 5 1 . 42 3 & 4 Vict, c 113 s 67, 90. 43 3 & 4 Vict, c 113 s G6: Die Kapitel v. Westminster, Durham, London. Manchester sollen den Ecclesiastical Commissioners in jährlichen Zahlungen soviel überweisen, dals dein Dekan v. Durham 3000, den 3 anderen Dekanen je 2000, den Kanonikern je HKK) £ jährlichen Einkommens verbleiben. Dies soll dazu verwendet werden, das Gelialt jedes Dekans bezw. jedes Kanonikers in England an Kathedral- oder Kollegiatkirchen auf 1000 bezw. 500, in St. Davids und Llandaff auf 750 bezw. 350 £ zu bringen und in Chester und liipon genügende Sorge für die Kirchenfabrik zu ermöglichen. 44 Vgl. die in § 33 Anm. 39 angeführten Gesetze. In Trnro nimmt. bis ein Dekan ernannt wird, der Bischof die Stelle des Dekans ein. 45 Vgl. 4 & 5 T i c t . c 39 s 15: . . . . in the construction of the same act (3 & 4 Vict. c 113) and of this act, the term „minor canon" shall not be construed to extend to or include any other than a spiritual person." 46 Häufig scheidet man auch minor oder petty canons im engeren Sinne und vicars choral. Nach 3 & 4 Vict, c 113 s 93 soll in diesem Gesetz der Ausdruck minor canon einschliefsen die Stellungen als „ Vicar, Vicar Choral, Priest Vicar, Senior Vicar, being a Member of the Choir in any Cathedral or Collegiate Church." — Über die canonici juniores in deii festländischen Kapiteln s. R i c h t e r , Kircheurecht ij 311. 41 3 & 4 Vict, c 113 8 45. J 4S 4 & 5 Vict, c 39 s 15. 40

§ 38. Gehilfen bei Ausübung der ßegiernngsgewalt.

319

kirche uiid die Feststellung der Besoldung wurde besonderen, durch Vermittelung der Kirchlichen Kommission zu erwirkenden Staatsratsverorduungen vorbehalten. 49 Durch spätere Gesetze ist den Kapiteln und den Körperschaften der niederen Kanoniker freigestellt worden, ihr Vermögen an die Kirchliche Kommission zu übertragen behufs anderweiter Regelung des Einkommens. 50

5. Vertreter und Gehilfen der Erzbischüfe uod Bischöfe. § 38.

A. Gehilfen bei Ausübung der Regierungsgewalt.a Iii der älteren angelsächsischen Zeit hat der Bischof in der Regel einen Diakon als untergeordneten Gehilfen bei sich.1 Seit Anfang des 9. Jhdts., nachdem die Zahl der zu beaufsichtigenden Kirchenbeamten erheblich zugenommen hatte, wird mitunter ein Archidiakon als Gehilfe des Bischofs bei Führung der Aufsicht erwähnt. 2 Gegen Ende der angelsächsischen Zeit war der Regel nach in jedem Bistum ein Archidiakon angestellt. Zugleich fingen jedocli die Archidiakone an, Rechte, die sie bisher nur im Auftrag der Bischöfe ausgeübt hatten, als eigene in Anspruch zu nehmen. Hierdurch hörte der Archidiakon allmählich auf, ein abhängiger Gehilfe des Bischofs zu sein, und wurde zu einem selbständigen Beamten. Diese Entwickelung wurde dadurch begünstigt, dafs gegen Ende des 11. und im Laufe des 12. Jhdts. in vielen Bistümern mehrere Archidiakone ernannt und denselben besondere Bezirke zugewiesen wurden. A n die Stelle, welche der Archidiakon früher eingenommen hatte, traten nun Beamte mit neuen Namen; in der Regel nach und nach zwei: der Generalvikar zur Vertretung oder Unterstützung des Bischofs in den Geschäften der eigentlichen Verwaltung; der Offizial zur Vertretung oder Unterstützung des Bischofs in seiner Stellung als Richter des bischöflichen Gerichts und bei sonstigen Angelegenheiten, welche besondere Rechtskenntnisse erforderten. 3 Beide Ämter wurden 49 s° 11

3 & 4 Vict. c 113 s 45. V g l . § 32 Anm. 14.

Z u s a m m e n s t e l l u n g (ler F o r m e n v o n P a t e n t e n , welche im 19. -Ih'lt in den einzelnen ErzMstiiinern und Bistümern E n g l a n d s an die OULziale e r t e i l t worden sind, im B e r i c h t der Kulei-nfttuil Cuurls CoMiiiiaioa l a s , I I , G5!)ir. (Drucksachen des P a r l a m e n t s faporls Bd. X X I V ) .

1 S t u b b s , Con.it. Hist. I, -245 c 8 g K5: „Der Diakon war Sekretär und Reisebegleiter des Bisehofs; zuweilen Dolmetscher." Vgl. § 42 Anm. 1. 3 Über die Befugnisse jener beiden Beamten s. TAI. Sex tun I, tit. 13 c 2.: „Licet in offteitdem episcojn, per commissionem officii, generaliter sibi factum, causarum cognitio transferatur, potestatem tarnen inquirendi, corrigendi aut puniendi aliquorutn excessus, seit aliquot a suis benefieiis, offieiis vel administrationibus amovendi transferri nolumus in eundem, nisi sibi xpccialiter hacc committantur." c3 ...... officialis aut vienrius generalis episcopi beneficia conferre non posaunt, nisi beneficiorum collatio ipsis specialiUr sit

320

V, 5. Vertreter und Gehilfen der Erzbischöfe und Bischöfe.

nicht immer streng auseinandergehalten. Auch kommt es mitunter vor, dafs in demselben Bistum zugleich mehrere Generalvikare oder mehrere Offiziale vorhanden sind. 4 An den beiden Erzbiscliofssitzen Englands waren, soweit ersichtlich, die Ämter des Generalvikars und des Richters des erzbischöflichen Gerichts zeitweilig getrennt, zeitweilig vereinigt. Die Stellen der Oberrichter von Canterbury und York sind im Jahre 1874 miteinander verschmolzen, und es ist auf diese Weise eine selbständige Behörde, der Pl•ovinzialgerichtshof, gebildet worden. 11 Der erzbischöfliche Generalvikar [ Vicar generalit court] hat in den laufenden Angelegenheiten der kirchlichen Verwaltung zu verfügen und die gewöhnlichen Heiratslizenzen zu erteilen; gewohnheitsmäßig wird er ferner ebenso wie der Richter des erzbischöflichen Gerichts zum Hauptoffizial des Erzbischofs innerhalb der Provinz (in Canterbury auch bezüglich der exemten Bezirke) ernannt, übt jedoch als Hauptoffizial kaum irgend welche Rechte aus; endlich wird er in Canterbury, ebenfalls gewolmheitsmäfsig, vom Eizbischof ein für allemal beauftragt, das — der Form nach — beibehaltene Verfahren zu leiten, auf Grund dessen die erzbischöfliche Bestätigung der Bischofswahlen ausgesprochen wird [Confirmation Court}.6 In allen nicht erzbischöflichen Bistümern Englands werden gewolmheitsmäfsig und mit seltenen Ausnahmen seit mehreren Jahrhuucommissa." — J o h a n n v. A c t o n a 24 führt die Bestimmung des obigen c 2 an und setzt hinzu: „ Yicarius tarnen generali« Episcopi hacc omnia facere potest, exceptin Bene/iciornm Collationibus." Vgl. auch L y n d w o o d lib. I I tit.. 4 pay. 105. Der Offizial war ursprünglich nur ein Gehilfe f ü r die Person des ernennenden Bischofs; mit dessen Tode oder Versetzung hörte auch s e i n Amt auf. Die jetzige Gewohnheit der Ernennung des Offizials durch Patent des Bisehofs u n t e r B e s t ä t i g u n g d e s K a p i t e l s , wodurch die Ernennung sich auf Lebenszeit des Offizials erstreckt, begann wahrscheinlich im 17. J h d t . S t u b b s . Hist. Appendix I S. 20 zu Bericht der Eeclcs. Courts Commission 1883. 4

Unter Wilhelm I I I war es alter Gebrauch in Llaiulaff, das Generalvikariat. an 2 Personen kollektiv und den Überlebenden zu übertragen. P h i l l i m o r e 1194. Im Bistum Sodor & Man wurden bis vor kurzer Zeit 2 Generalvikare ernannt, welche zugleich gemeinsam oder einzeln die richterlichen Geschäfte in allen kirchlichen Gerichten des Bistums wahrnahmen. J e t z t wird nur 1 Generalvikar ernannt. Bericht der Eccles. Coxirts. Comm. 1883, II, 092. 5 Die Urkunden, betreffend Ernennung des ersten Richters dieses Gerichtshofes sind abgedruckt im Bericht der Ecclesiast. Courts COIHDIISS. 18S3. II. 003 f. Xo. 7, 8. Die Erzbischöfe ernannten „auf Grund der Worship liegulatiuii vlit, antl in crt-rcisc of any other power enabling ms in this behalfDaselbst S. 004 No. 10, 11 das (in dieser Beziehung nicht erforderliche) Patent, welches der Erzbiscliof von Canterbury demselben Richter erteilte, nachdem infolge der Erledigung der Stellen des Dean of the Arehes lind des Master of the Faculties diese Ämter dem Gesetz gennifs auf den Richter des Provinzialgerichtshofs übergegangen waren. 6 Das Patent des jetzigen Generalvikars v. Canterbury v. 1872 und das Patent des Geueralvikars v. York v. 1877 a. a. O. II, 006, 0!)7. Die vom Generalvikar des Erzbischofs v. Canterbury verwaltete Behörde führt die Bezeichnung „ Viear-General's Office for granting Marriage Licences, and Court of Peculiars". Court of Peculiars ist der Gerichtshof über die von bischöflicher Jurisdiction exiinirten Bezirke.

321

§ 39. Gehilfen bei Ausübung der Weihegewalt.

derten die Ämter des Generalvikars und des Ofiizials derselben Person übertragen,' welche dann herkömmlich als „Kanzler (chanceüor) des Bischofs" bezeichnet wird.8 § 39.

B. Gehilfen bei Ausübung der Weihegewalt.a Da bestimmte Weiherechte den Inhabern des bischöflichen Weihegrades vorbehalten waren, so konnte sich der Diözesanbischof in Fällen der Verhinderung nicht vollständig durch Beamte niederer Weihegrade vertreten lassen, sondern es war für bestimmte Geschäfte die Vertretung durch Beamte im Bischofsrang erforderlich. Zu verschiedenen Zeiten wurde dieses Bedürfnis in verschiedener Weise befriedigt. Im Frankenreiche dienten diesem Zweck im 8. und bis gegen die Mitte des 9. Jhdts. die „Chor- ( = Land-)bischöfeu.' Soweit bekannt, sind jedoch im eigentlichen England Chorbischöfe nicht oder höchstens ausnahmsweise vorhanden gewesen.2 7

Gegenwärtig in einer Be9tallting. • Gibson, Codex, Einleitg. S. 22. P h i l l i m o r e , Eccles. Law 1203, 1203. - Die Bezeichnung als „Kanzler" ist auch in einigen Gesetzen gebraucht. Einige derselben sind angeführt bei P h i l l i m o r e a. a. 0. 1207 Anm. 1. — Von dem „Kanzler des Bischofs" verschieden ist der „Kanzler der Kathedrale". Letzteres ist die Bezeichnung für einen der Kanoniker in Kapiteln alter Gründung. (Vgl. § 37 Anm. 14.) • UiHwUnca Topographien Brillantuca, printed by and / o r J. /Ocholt. Bd. VI, L o n d o n 1780, e n t h ä l t einige i. J 1785 g e d r u c k t e Aufsätze über S u f i r a g a n b i s c h ö f e in E n g l a n d , n ä m l i c h : 1. B r e t t , Brief ü b e r S u f f r a g a n b i e c h ö f e ; 2. L e w i s , An Enay concerning Suffragan Bishops in England, 1738 ; 3. P e g g e , Brief über „Bischöfe in Partibus Infidtlium" in E n g l a n d , 1784 ; 4. A b d r u c k einer von H e n r y W h a r t o n (t 1096) in H a n d s c h r i f t h i n t e r l a s s e n e n Liste e n g l i s c h e r Suffraganbischöie. — S t u b b s , W i l l i a m . A n h a n g V z u m litgisirum Sacrum Anglicanum. Oxford 1868. 1

Gegen das Vorhandensein der Chorbischöfe richteten sich Beschlüsse der östlichen Konzilien bereits seit dem 4. Jhdt. Im Frankenreich erlosch die Einrichtung gegen Mitte des 9., in Deutschland im 10. Jhdt. R i c h t e r , Kirchenrecht § 139. 2 Über die Chorbischöfe in der Kirche St. Martin bei Canterbury bis zur Zeit Lanfrancs (1070—89) vgl.: G e r v a s i u s , Actus Pontificum (Ber. Brit. Scr. No. 73) II, 361: „Habebat etiam quondam Cantuariensis archiepiscopi corepiscopum quendam qui in ecclesia Sancti Martini extra Cantuariam manebat; qui adveniente Lamfranco deletus est, sicut ubique terrarum factum esse audivimus." Fragmentum de Institutione Archidiaconatus Cantuariensis (abgedruckt bei W h a r t o n , Anglia Sacra I, 150; verfafst anscheinend kurz nach dem Tode Erzbischofs Peckham, 1292) „A tempore B. Augustini primi Archiepiscopi Cantuariensis usque ad tempus bonae memoriae Lanfranci Archiepiscopi per 462 annos nullus fuit Archidiaconus in cimiate vel Dioecesi Cantuariensi. (Dies ist nicht richtig. Vgl. § 42 Anm. 1.) Sed a tempore B. Theodori Archiepiscopi (668—90) qui sextus erat a B. Augustino, usque ad tempus praedicti Lanfranci fuit in Ecclesia S. Martini suburbio Cantuariae quidam Episcopus auetoritate Vitaliani Papae (655—69) a S. Theodora ordinatus: Qui in tota civitate et Dioecesi Cantuariensi vices Archiepiscopi gerebat in Ordinibus celebrandis, Ecclesüs consecrandis et pueris confirmandis et aliis offieiis Pontificalibus exequendis ipso absente. Idem etiam Episcopus omnimodam jurisdictionem in civitate et Dioecesi Cantuariensi sede plena auetoritate Archiepiscopi ipso absente, et Sede vacante in tota F. H a k o w e i , Verfassung der Kirche von England.

21

322

V, 5. Vertreter und Gehilfen der Erzbischöfe und Bischöfe

Seit dem 13. Jhdt. 3 erscheinen in England wie etwa gleichzeitig auf dem Festlande Gehilfen mit Bischofsrang unter verschiedenen Bezeichnungen (..epitcoiñ suffragcmei," „episcopi in partibiis infidelium"); in den folgenden Jahrhunderten waren sie in gröfserer Anzahl vorhanden. Bei Durchführung der Reformation wurde es erforderlich, die Art der Ernennung und die Stellung dieser „Suffraganbischöfe" neu zu regeln. Diese Regelung erfolgte durch das Gesetz 26 Hen. VIII (1534) c 14. Hiernach muls ein Erzbischof oder Bischof, welcher einen Suft'raganbiscliof zu haben wünscht, dem König zwei Personen vorschlagen, von denen der König eine zum Suifraganbischof ernennt und dem betreffenden Erzbischof zur Erteilung der Bischofsweihe benennt. Die Rechte des Suffraganbischofs werden begrenzt durch die Vollmacht, welche ihm der Diözesanbiscliof erteilt, dem er zugewiesen ist. Er hat als Suifraganbischof kein selbständiges Einkommen; seine Besoldung besteht aus den Einkünften, welche ihm etwa vom Bischof besonders überwiesen werden, und aus den Erträgen der ihm in der Regel übertragenen Pfründen. 4 Provincia auctoritate C'upituli exerccbat per 399 annos u.ique ad tcmpus pracdicti Lanfranci. Postmodum tempore pracdicti Lanfranci Archicpiscopi pracdictus Epincopus in fata decessit. Sed idem Arckiepiscopus alium substituere non decrevit " E s sind nur die Namen zweier Bischöfe v. St. Martin, Eadsige (.seit 10.58 Erzbischof von Canterbury) und Godwin (f 1061) erhalten. S t u b b s , Registrum 142. 3 In vereinzelten Fällen werden in England bereits im 10. u. 11. J h d t . Bischöfe ohne Diözesen erwähnt. Es sind dies nach S t u b b s , Rcgixtrum 142: S i e g f r i e d , ein norwegischer Bischof, zur Zeit Edgars. W h a r t o n , Angl. Sacra I p. 603. [ S i w a r d , Abt v. Abingdon, 1014 als Koadjutor des Erzbischofs v. Canterbury, Eadsige, mit dem Recht der Nachfolge geweiht.| R a l p h , ein Vetter Eduard» des Bekenners, norwegischer Bischof, Abt v. Abingdon 1050—52. HM. Abingrlon A. S. I p. 167. O s m u n d , in Polen geweiht. Reiste herum, als Bischof handelnd, indem er behauptete, in Rom geweiht zu sein. A d a m v. B r e m e n (bei l ' e r t z V I I , 310.) C h r i s t i e r n , kam mit Swen 1070 nach England. Chr. Sax. 1070. Vgl. auch die Listen W h a r t o n s in Bibliotheea Topographien a. a. 0 . Nach S t u b b s , Einl. S. X C I zu Memorials of Dnnstan (Her. Brit. Ser. No. 63) wurde vielleicht der spätere Erzb. Dunstau ursprünglich (957) als Bischof ohne bestimmten Sitz geweiht. 4 An Acte for nominación and consccracyon of Sufj'ragann within this Reídme. s 1. Folgende Städte: Thetforde, Ippeswiche, Colchester, Dover, Gylford, Soutliampton, Tawnton, Shaftesbury, Molton, Marleburgli, Bedforde, Leycester, Gloucester. Shrewsbury, Bristowe, Penreth, Bridgewater, Nottingham, Grauntham, Hülle, Huntyngdon, Cambridge, und die Städte Pereth, Berwyke, Sayncte Germayns in Comewell und (lie Insel Wight sollen Sitze von Suffraganen sein. Ein Erzbischof oder Bischof, welcher einen Suffragan zu haben wünscht, kann dem König zwei Personen vorschlagen, von denen der König eine mit dein Titel eines der genannten Orte belegt, soweit dieselben innerhalb des Bistums des vorschlagenden Bischofs liegen. Hierauf präsentirt der König durch Patent den Ernannten dem betreffenden Erzbischof mit dem Ersuchen um Weihe und Vornahme der sonstigen Zeremonien, welche f ü r den Grad und das A m t eines Suffraganbischofs hergebracht sind, s 2. Die Suffraganbischüfe haben die Rechte, welche ihnen in der „commission" ihres Diüzesanbischofs zugewiesen werden, wie dies bisher üblich war.

§ 39. Gehilfen bei Ausübung der Weihegewalt.

323

Das erwähnte Gesetz wurde dnrch 1 & 2 Phil. & Mar. (1554 & 1554/5) c 8 s 4 aufgehoben, aber durch 1 Eliz. (1558/9) c 1 s 2 wieder in Kraft gesetzt. Allmählich hörte man jedoch auf, Suffraganbischöfe zu bestellen; die letzte Ernennung erfolgte damals im Jahre 1592.s Fast drei Jahrhunderte lang wurden Suffraganbischöfe nicht wieder ernannt. Erst im Jahre 1870 erfolgte von neuem die Ernennung eines Suffraganbischofs,6 und seitdem ist die Einrichtung wieder in Aufnahme gekommen, so dafs jetzt in einer grofsen Anzahl von Bistümern Suffraganbischöfe vorhanden sind.' Durch das Gesetz 51 & 52 Vict. (1888) c 56, Suffragans Nomination Act, wurden einige formelle Schwierigkeiten aus dem Wege geräumt, zu welchen das frühere Gesetz Heinrichs VIII dadurch Anlafs gegeben hatte, dafs in demselben bestimmte einzelne Städte als einzig mögliche Sitze von Suffraganbischöfen aufgeführt worden waren. Der König wurde nunmehr ermächtigt, durch Staatsratsverordnung neue Städte dem Verzeichnis des älteren Gesetzes hinzuzufügen. Noch bevor die Einrichtung der eigentlichen Suffraganbischöfe wieder belebt worden war, seit Mitte des 19. Jhdts., wurde es üblich, dafs Kolonialbischöfe, welche sich vorübergehend oder dauernd von ihrem Bistum zurückgezogen hatten, als Gehilfen englischer Bischöfe Beschäftigung suchten. Sie werden in der Regel als „assistant bishops" (Hilfsbischöfe) bezeichnet.8 Ihre Stellung ist zum Teil gesetzlich ges 3. Der Erzbischof mofa das Ersuchen des Königs innerhalb 3 Monaten ausfuhren, s 4. Die Suffraganbischöfe sollen keine Einkünfte oder Jurisdiction or Episcopal power" haben, aufser soweit ihnen Einkünfte und bischöfliche Rechte ausdrücklich vom Diözesanbischof zugewiesen werden. Jeder Diözesanbischof kann eine solche Zuweisung in dem Umfange erteilen, wie dies bisher üblich war, oder wie es ihm angemessen erscheint. Falls der Suffraganbischof die ihm zugewiesene Jurisdiktion in Umfang oder Zeitdauer überschreitet, so trifft ihn die Strafe des praemunire gemäfs 16 Bic. II c 5. s 5. Der Diözesanbischof oder der Suffraganbischof sollen dafür sorgen, dafs zwei Bischöfe dem Erzbischof bei der Weihe beistehen, und sie sollen die angemessenen Kosten tragen. s G. Der Suffraganbischof mufs innerhalb der Diözese seines Diözesanbischofs seinen Wohnsitz haben; sein Aufenthalt in der Diözese ersetzt den sonst etwa erforderlichen Aufenthalt am Ort seiner Pfründen, s 7. Der Suffraganbischof kann zwei Pfründen mit Seelsorge haben. * Ein Suffraganbischof von Colchester. — Karl I I in seiner „Declaration concerning ecclesiastical affairs" v. 25. Oktob. 1660 ( C a r d w e l l , Docum. Annals II, 234 ff.) c 2 nahm die Ernennung von Suffraganbischöfen in Aussicht; thatsächlich erfolgte jedoch keine Ernennung. 6 P e r r y , Hist, of Engl. Church. III, 515 c 31 § 1. 1 Nach Church Year Book 1891 S. 561 ff. waren 1890 Suffraganbischöfe mit folgenden Titeln vorhanden: Dover (Diözese Canterbury); Beverley (York); Marlborough und Bedford (London); Guildford (Winchester); Barrow-in-Furness (Carlisle); Shrewsbury (Lichfield); Reading (Oxford); Leicester (Peterborough); Richmond (Ripon); Colchester (St Albans); Swansea (St. David's); Derby (Southwell). " Nach Church Year Book 1891 S. 561 ff. war im Jahre 1800 je ein „assistant bishop" in den Bistümern London, Durham, Lichfield und Peterborough vorhanden. Dem assistant bishop in London war die Aufsicht über die britischen Kirchen auf dem Festland von Nord- und Mitteleuropa übertragen. — Nach einer Notiz in Chronicle of Convocation 21*

324

V, 5. Vertreter und Gehilfen der Erzbischöfe und Bischöfe.

regelt und entspricht derjenigen der Suffraganbischöfe. Namentlich sind auch Kolonialbischöfe in dieser Stellung als Gehilfen an die Vollmacht gebunden, welche ihnen der Diözesanbischof erteilt. 3

§ 40.

0. Gehilfen bei Ausübung der Regierungs- und Weihegewalt. Koadjutoren." Im früheren Mittelalter wurde mitunter, in England ebenso wie auf dem Festlande, einem durch körperliche Gebrechen oder Geisteskrankheit zur Ausübung seines Amtes unfällig gewordenen Bischof ein Vertreter zugeordnet. Die Stellung dieser Vertreter der älteren Zeit wechselte in den einzelnen Fällen. Meist 1 wurden sie nur für die Dauer der Behinderung des Bischofs bestellt, waren nicht im bischöflichen Weihegrad und vertraten den behinderten Bischof nur bezüglich seiner Jurisdiktionsgewalt und der Verwaltung des mit dem Bistum verbundenen Vermögens oder bezüglich eines von beiden, während im übrigen eine Vertretung durch den Bischof eines benachbarten Bistums oder durch einen Weihbischof stattfand. In England scheint sich dies ältere VerCrmtcrbury 18X0 Anhang No. 237 S. 8 wird in der amerikanischen Kirche unter „axxixtant bishop" ein Koadjntor mit Nachfolgerecht verstanden. 9 15 &, lü Vict. (1852) c 52 An Act to cnablc Colunial and other IUahops to perform certain Kjtiscopal Functions, wider Cummhsion front Bishops of England and Ircland: Wer Bischof von Calcutt.a, Madras, oder Bombay, oder wer auf Grund königlichen Patents Bischof in einer englischen Kolonie ist oder gewesen ist, kann auf Ersuchen und im Auftrage von Bischöfen in England oder Irland und unter Genehmigung des Erzbiscliofs innerhalb der Grenzen des betreffenden englischen Bistums die ihm auf Veranlassung des Diözesanbischofs präsentirten Personen ordiniren und jede andere den Personen bischöflichen Weihegrades vorbehaltene Verrichtung ausüben. Dabei sind alle f ü r englische Ordinationen bestehenden Gesetze zu beobachten. Der Weihebrief ist im Namen des Kolonialbischofs als Kommissars des Diözesanbischofs abzufassen und in gleicher Weise zu unterschreiben ; das .Siegel des Diözesanbischofs ist beizudrücken. Die so beauftragten Kolonialbischöfe können k e i n e J u r i s d i k t i o n in G r o ß b r i t a n n i e n u n d I r l a n d ausiibeu. Iii & 1" Vict. (1853) c 49. Die Kolonialbischüfe können auch von K o l o n i a l b i s c h ü f c n f ü r deren Bistümer in gleicher Weise und mit entsprechender Wirkung beauftragt werden. [Nach Ii) & 20 Vict. (1850) c 115 s 4 sollten die erwähnten Vorschriften auch auf die damaligen Bischöfe von Londou u. Durhani nach deren Resignation Anwendung finden.] 37 & :ly Vict. (1874) c 77 Colonial Clergy Act. Nach s 8 sind Ordinationen durch einen beauftragten Bischof, welcher in Kommunion mit der Kirche von England ist, in gleicher Weise wirksam, auch wenn der beauftragte Bischof nicht Bischof in einer englischen Kolonie und nicht durch Patent angestellt ist. s 13 befreit ostindische Bischöfe von den etwa nach den Gesetzen 5;i Geo. III c 155 und 3 & 1 Guil. IV c 85 (betrffd. Bischöfe in Ostindien) und den darauf gegründeten Patenten bestehenden Hindcningsgriinden, auf Ersuchen des Diözesanbischofs bischöfliche Verrichtungen, soweit nicht Jurisdiktion in Frage kommt, vorzunehmen.

» Pliillimore, /Jedes. I.a* 99ff. 1 Vgl. jedoch § 39 Anm. 3 über den Fall (i. J . 1044) eines Koadjutors im Bischofsgrad und mit Nachfolgerecht.

§ 40. Gehilfen bei Ausübung der Begierunga- und Weihegewalt. Koadjutoren.

325

fahren auch im späteren Mittelalter erhalten zu haben.2 Die dem Bischof für den Fall der Krankheit zugeordneten Vertreter wurden seit dem 13. Jhdt. als Koadjntoren bezeichnet. Auf dem Festland wurde es im späteren Mittelalter üblicher, bei dauernder Behinderung von Bischöfen Koadjutoren bischöflichen Weihegrades zu bestellen, denselben die Vertretung des behinderten Bischofs in allen Beziehungen zu übertragen, und ihnen zugleich das Recht der Nachfolge auf dem betreffenden Bischofssitz zu verleihen.3 Unter Nachahmung dieses letzteren Verfahrens ist gegenwärtig für den Fall der Geisteskrankheit eines englischen Bischofs die Bestellung von Koadjutoren mit bischöflichem Weihegrad und unter Verleihung des Nachfolgerechts neu durch Gesetz eingeführt worden.4 Wird Geistes2 G i b s o n , Codex 2. Anfl. S. 137. Vgl. Regist. Epist. Peckham (Ber. Brit. Scr. No. 77) I, 47, 94, 203, 205, 253, 273, 275, 301, 302; Rer. Brit. Scr. No. 61 S. 400. — Über die Bestellung von Koadjutoren für andere Kirchenbeamte als Bischöfe s. G i b s o n , a . a . O . S. 137, 901, Reg. Ep. Peckham I, 57, II, 654; vgl. II, 658. 3 R i c h t e r , Kirchenrecht § 140. H i n s c h i u s , Kirchenrecht II, § 89. * 32 & 33 Vi ct. (1869) c 111 An Act for the relief of Arclibishops and Bishops ichen incapacitated by infirmity. [Nach b 16 war dies Ges. nur auf Zeit erlassen; es wurde verlängert durch 35&36 Vict. (1872) c40, dauernd gemacht durch 38 Vi ct. (1875) c 19. — Nach s 15 wird ein früheres Gesetz, 6 & 7 Vict. (1S13) c 62 aufgehoben. Nach letzterem Gesetz sollte bei Unfähigkeit wegen Geisteskrankheit die Führung der Verwaltung einem anderen Diözesanbischof unter Zuordnung eines besonderen Geistlichen, aber ohne Nachfolgerecht für einen der Genannten übertragen werden.] s 1. Kurzer Titel: „The Bishops Resignation Act, 1869". s 2. Falls dem König durch den Erzbischof inbetreff eines ihm untergebenen Bischofs oder seiner selbst angezeigt wird, dafs derselbe infolge einer durch Alter, Geisteskrankheit oder dauernde körperliche Krankheit herbeigeführten Unfähigkeit sein Amt aufzugeben wünsche, so kann, wenn die Unfähigkeit und der erfolgte kanonische Verzicht erwiesen sind, das Amt durch Staatsratsverordnung als erledigt erklärt werden und Neubesetzung erfolgen. Der zurückgetretene Bischof erhält aus dem Einkommen des Bistums Vai aber mindestens 2000 £ als Pension; in der Staatsrats Verordnung kann ihm eine Amtswohnung vorbehalten werden; der neue Bischof kann bis zum Tode des zurückgetretenen Ausstand für Zahlung der Wahl- u. s. w. Gebühren erhalten, s 3. Nimmt ein Erzbischof an, dafs ein Bischof seiner Provinz infolge dauernder Geistesstörung unfähig zur Ausübung seiner Pflichten ist, so soll er dies unter Zuziehung zweier Bischöfe untersuchen und einem Staatssekretär das Ergebnis unter Angabe der Beweise melden. s 4. Hierauf kann der König dem Kapitel Erlaubnis zur Wahl eines Koadjutors senden unter Beifügung eines Missivbriefs. Dann soll die Wahl in derselben Weise erfolgen wie die Wahl eines Bischofs [vgl. Anhang X]. Der Gewählte soll in gleicher Weise bestätigt und geweiht werden, als wenn das Bistum erledigt wäre, s 5. Bischof und Koadjutor haben zu einander folgende Stellung: 1. Der Bischof behält Rang, Titel und „privilege". 2. Er behält die „temporalities" seines Sitzes, ausgenommen „patrmiage" und vorbehaltlich der jährlich an den Koadjutor zu leistenden Zahlung. 3- Der Koadjutor erhält als solcher keine Besitzeinweisung (instalment) und soll bei der Krone nicht die Übertragung der Temporalieu nachsuchen. Er hat keinen Anspruch auf einen Sitz im Oberhaus. Er soll „bishop coadjutor des betr. Bistums" genannt werden, kann als „Bischof" unterschreiben, aber ohne Zusatz des Bistumsnamens. 4. Er hat an Gebühren nur die notwendigen Wahlkosten zu zahlen. 5. Gleich nach der Weihe des Koadjutors sollen „spiritualities" und „patronage" auf

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V , 5. V e r t r e t e r und Gehilfen der Erzbischöfe und Bischöfe.

krankheit eines Erzbischofs oder Bischofs festgestellt, so kann der König an das Kapitel Wahlerlaubnis unter Beifügung eines Missivbriefes schicken. Die Wahl und Weihe des Koadjutors hat dann in gleicher Weise wie sonst die Wahl eines Bischofs stattzufinden. Auf den Koadjutor gehen alle kirchlichen Amtsgewalten und die Besetzungsrechte des vertretenen Bischofs über. Ist jedoch der vertretene Bischof ein Erzbischof, so wird die erzbischöfliche Jurisdiktion nicht durch den Koadjutor, sondern durch den im Range nächsten Diözesanbischof der Provinz wahrgenommen. Der vertretene Bischof bleibt stets im Besitz der weltlichen mit dem Bistum verknüpften Rechte mit Ausnahme der Besetzungsrechte; er hat dem Koadjutor ein im Gesetz bestimmtes Gehalt zu zahlen. Bei dem Tod des vertretenen Bischofs wird der Koadjutor sein Nachfolger; der König kann jedoch, falls der vertretene Bischof einer der Erzbischüfe oder der Bischof eines der drei reichsten Bistümer war, einen anderen Bischof in die erledigte Stelle versetzen, und der Koadjutor wird dann nicht der Nachfolger des von ihm vertretenen, sondern des versetzten Bischofs. § 41.

D. Verwaltung des Erzbistums oder Bistums während Erledigung." Seit Wilhelm II (1087-1100),' mit Unterbrechung allein 2 während ihn übergehen, als wenn er alleiniger Bischof wäre. 6. E r erhält 2000 £ jährlich ans dem Einkommen des Bistums. 8. Hei Tod des Bischofs soll der K o a d j u t o r zu seinem Nachfolger bestellt worden mit allen Förmlichkeiten als wenn der Kiinig Wahlerlaubnis und Sendbrief geschickt hätte, aber ohne nochmalige Weihe. 9. Bezüglich der spiritualities t r i t t keine Vakanz ein, sondern wenn der K o a d j u t o r Nachfolger wird, bleibt er im Besitz. s 7. W e n n ein Bischof durch gerichtliches Verfahren f ü r geisteskrank erklärt ist, so ist vorherige U n t e r s u c h u n g durch den Erzbischof nicht erforderlich, s 10. W e n n ein K o a d j u t o r stirbt oder zurücktritt, so h a t der König dieselben Rechte wie bei E m p f a n g der in s 3 erwähnten Meldung, s 11. Dies Gesetz ist auf Sodor & Man anwendbar. Der Pensionsanspruch bezw. das K o a d j u t o r g e h a l t soll dort nur 1000 £ betragen. Der Bischof von Sodor & Man soll nicht auf den Sitz des vom K o a d j u t o r vertretenen Bischofs versetzt werden, s 12. E i n K o a d j u t o r kann auch f ü r einen Erzbischof bestellt werden. Die sonstigen Bestimmungen finden Anwendung mit folgenden Änderungen: 1. A n der Spitze der Untersuchungskommission (s 3) soll ein vom König hierzu ernannter Bischof stehen. D i e E r n e n n u n g erfolgt, wenn zwei Bischöfe der Provinz die Geistesgestörtheit des Erzbischofs melden. 2. Ein K o a d j u t o r f ü r Canterbury erhält 4000, f ü r Y o r k 3000 £ . 3. ,.Tliat the archiépiscopal jurisdiction capable of being exercised by the archbishop shall be exercised by the bishop of the province who is senior in rank." s 13. F a l l s der K o a d j u t o r f ü r Canterbury, York, London, D u r h a m oder Winchester bestellt war, so darf der K ö n i g „exercise the same right of translation as if no bishop coadjutor had been appointed, so that such right be so exercised as to leave an arMishopric or bishopric vacant for the bishop coadjutor." Der K o a d j u t o r f o l g t dann dort in gleicher Weise, als wenn er dorthin versetzt wäre. » P h i l l i m o r e , Eccla. Laie 77ff. 1 V g l . § 4 A n m . 19. — Über den Gebrauch zur Zeit Wilhelms I vgl. O r d e r i c u s

§ 41. Verwaltung des Erzbistums oder Bistums wahrend Erledigung.

327

der Regierungszeit Stephans (1135—54),3 übten die englischen Könige das Recht, bei Erledigang von Erzbistümern und Bistümern den zugehörigen w e l t l i c h e n B e s i t z („temporalities") in Verwaltung zu nehmen und die Einkünfte der Zwischenzeit für die Krone einzuziehen.4 Dies entsprach dem Recht auf nutzbare Verwaltung des Lehns während Minderjährigkeit des Vasallen. Bisweilen mifsbrauchten in älterer Zeit die Könige ihr Recht auf die Zwischeneinkünfte des Bistums, indem sie das Bistum jahrelang nicht wieder besetzten, um möglichst lange die Einkünfte sich aneignen zu können. Demgegenüber versprach Heinrich II im Vergleich von 1176, nicht über ein Jahr das Bistumsvermögen in Verwaltung behalten zu wollen, und Johann mufste im Freibrief von 1214 zusichern, dafs er die Erteilung der Erlaubnis zur Neuwahl nicht ungebührlich verzögern werde.5 Die Könige übertrugen die Verwaltung ursprünglich besonderen custodes, später einer seit Ende der Regierung Heinrichs II für die Verwaltung rückfallender Lehne neu gebildeten Behörde (Escheatry).* Durch V i t a l i s (Ausgabe v. L e P r e v o s t ) II, 200 Buch IV c 6 : „Nam dum pastor quilibet completo vitae suae termino de mundo migraret, et Eeclesia Dei proprio rectore viduata lugeret, sollicitus princeps prudentes legatos ad orbatam domum mittebat, omnesque res Ecclesiae, ne a profanis tutoribus dissiparentur, describi faciebat." 2 Vgl. § 4 Anm. 22 Uber das Zugeständnis Heinrichs I. Dasselbe ist nur als ein Verzicht auf die Aneignung der S u b s t a n z , nicht der F r ü c h t e d e r Z w i s c h e n z e i t aufzufassen. 3 Zugeständnis Stephans in dessen Freibrief, 1136. (Anhang II.) Vgl. auch den Bericht H e i n r i c h s v. H u n t i n g d o n (§ 4 Anm. 31.) 4 Von den späteren Bestätigungen und näheren Begrenzungen dieses Rechts sind namentlich folgende zn erwähnen: Konst. Clarendon c 12 (Anhang IV). Beschränkung auf 1 Jahr im Vergleich von 1170 c 2 (§ 4 Anm. 54). Freibrief Johanns von 1214 (Anhang VI), Magna Carta v. 1216 c 5 (Anhang V I I Anm. 5); vgl. Magna Carta v. 1215 c 46 (Anhang VII). Vgl. auch die Beschwerde über eigennützige Verwaltung entgegen der durch die Magna Carta gegebenen Zusicherung, in Konzil Merton 1258 ( W i l k i n s I, 739 nach Ann Burton). 52 Ben. III (1267) Stat. de Marieberge c 16: „De hereditatibus autem quae de domino Rege tenentur in capite sie observandum est; ut dominus Rex liberam inde habeat seysinam sicut prius consuevit; nec heres vel alius in hereditatem se intrudat priusquam illam de manibus Domini Retfis reeipiat, prout huiusmodi hereditates de manibus ipsius et antecessorum suorum reeipi consueverint. Et hoc intelligatur de terris et feodis in ratione servicii müitaris vel serjancie seu juris patronatus que in manu Regis esse consueverunt." 3 Ed. I (1275) Stat. Westminster I c 21: „Endreit des teres des heyrs dedenz age que sont en la garde lur Seygnur, Purveu est que les gardeins les gardent et sustengnent saunz destruetion fere en tote riens; Et que. tels manercs de gardes seit fet en tutz pointz, soliim ceo que il est contenu en la Graunt Chartre des fraunchises le Rey Henri piere le Rey que ore est, e issi seit usee dcsorenies; et par mesme la manere seient gardez les Ercheveschees, Eveschees, Abbeyes, Eglises, et Dignetiez en tens de Vacacions." Vgl. ferner Stat. Prerogatira Regis (wahrscheinlich aus der Zeit von Ed. I; abgedruckt Statutes of the Realm I, 226) c IG, Capitula Escaetrie a. E. (ans unbekannter Zeit; abgedr. a . a . O . I, 238 ff.) und die bei F r i e d b e r g , De fin. (vgl. § 60 Anm. a) S. 221 angeführten Urkunden. 6

Vgl. oben Anm. 4.

V, 6.

328

Archidiakone.

Gesetz 14 Ed. III (1340) st. 4 wurde bestimmt, dafs vor allen anderen das Kapitel bezw. der Konvent berechtigt sein solle, die Zwischenverwaltung der weltlichen Besitzungen des Bistums vom Staat zu pachten.' Jeder neue Bischof mul'ste beim König die Übertragung der weltlichen Besitzungen des Bistums besonders nachsuchen; hieran wurden mehrfache Vorbehalte geknüpft, welche im späteren Mittelalter von den Königen benutzt wurden, um päpstlichen Übergriffen bezüglich der Bischofsernennungen entgegenzuwirken." Auch in der Gegenwart übt die Krone noch das Recht nutzbarer Zwischenverwaltung bezüglich der weltlichen Besitzungen erledigter Erzbistümer und Bistümer. Verwalter der k i r c h l i c h e n Angelegenheiten des Bistums während Erledigung („guardian of the spiritiialities") war im 12. Jhdt., entsprechend dem auf dem Festlande herrschenden Gebrauch, 0 das Kapitel. Im Laufe des 13. Jhdts. entstanden in England an vielen Orten Streitigkeiten zwischen den Kapiteln und den Erzbischöfen, da die letzteren das Recht der Zwischenverwaltung für sich in Anspruch nahmen. Die Erzbischöfe erwarben schliefslich dies Recht durch Verjährung oder Vergleich bezüglich der meisten Bistümer; 10 sie führen die Verwaltung persönlich oder durch Beauftragte. Das alte Recht der Kapitel hat sich jedoch an einigen Orten erhalten, namentlich bezüglich der beiden Erzbistümer.

§ 42.

6. Archidiakone." In England werden seit Anfang des 9. Jahrhunderts Archidiakone erwähnt.' In der Zeit bis zur normannischen Eroberung (1066) cnt6

G n e i s t , Engl. Vfgsgesch. § 12. c 4, 5. Die Eschentors, welche während Erledigung die Temporalien der Priilnticn verwalten, sollen dieselben nicht verwüsten. Kanzler und treasurer mit anderen des council können auch dem Dekan und Kapitel, Prior oder Subprior und Konvent vor allen anderen gegen Zahlung des vollen Wertes in bestimmten Raten und gegen Sichcrstellung verpachten. Wenn jene die geforderte Summe nicht zahlen wollen, so tritt Verwaltung durch die Escheators ein. — 21 Hen. VIII (1529) c 13 verbietet die Übernahme von Pachtungen durch kirchliche Personen; durch s 4 wird von diesem Verbot ausgenommen die Pachtung der Zwischeneinkünfte von Bistümern u. s. w. und anderen Kollegiat-, Kathedral- und Konventualkircheu. 7

8

Näheres bei S t u b b s , Const. Hist. III, 317 ff. c 19 § 383ff. Vgl. R i c h t e r , Kirchenrecht § 136. 10 Vgl. z. B. bezüglich Lincoln: Ann. de Dunstapi. (Rer. Brit. Scr. No. 36 Monastici) III, 187, 189, W i l k i n s I, 756; London: Reg. Ep. Peckham (Rer. Brit. No. 77) I, 96; Winchester: a. a. 0 I, 98; Worcester: a. a. 0 . II, 632. 9

Ann. Scr.

• P h i l l i m o r e , Ecclesiastical Law 236ff. — B e r i c h t des Committee ,011 the Duties of Archdeacons" des U n t e r h a u s e s von C a n t e r b u r y . A n h a n g No. 183 zu Chromclt of Convocation Canterbury 1SSS. 1 Der erste in England erwähnte „Archidiakon" ist Wulfred, später (seit 805) Erzbischof von Canterbury. S t u b b s , Const. Hist. I, 254 Anm. 4 c 8 § 87. Er unterzeichnet mit jenem Titel einen Beschlufs des Konzils Cloveslio 803 ( H a d d a n & S t u b b s ,

§ 42. Archidiakone.

329

wickelte sich ihre Stellung dahin, dafs der einzige Archidiakon des Bistums als oberster Beamter des Bischofs unter diesem die äufsere Verwaltung leitete. Häufig vertrat er den Bischof; als Vertreter des Bischofs wird er auch heim Volksgericht erwähnt.2 Ob und inwieweit in England bereits in diesem Zeitabschnitt der Archidiakon einige der von ihm geübten Rechte als eigene in Anspruch nahm, ist nicht genauer bekannt. Den Priestern wird bei Strafe geboten, Anordnungen des Archidiakons zu befolgen.3 Bald nach der normannischen Eroberung wird in einigen Bistümern das Vorhandensein mehrerer Archidiakone erwähnt.4 Im Laufe des Councils III, 546) und eine Schenkungsurkunde des Erzbischofs AetheLheard v. Canterbury vom Jahre 805 (Kemble, Cod. dipl. I, 231 f.). Die Urkunde betreffend das angebliche Konzil Beccanceld, 798, wo gleichfalls die Unterschrift desselben erscheint, ist unecht. (Wilkins, Concilia I , 162; H a d d a n & S t u b b s , Counc. III, 518.) — F l o r e n t i u s W i g o r n i e n s i s , Chron. (Monumenta Historica Britannica I, 587) erwähnt einen „Archidiakon" Aelmaer, der 1011 Canterbury an die Dänen verraten habe. In der Angelsächsischen Chronik (Rer. Brit. Scr. No. 23) I, 266, 267, aus welcher Florentius schöpft, ist der Verräter nicht als „Archidiakon" bezeichnet. Nach dem Zusammenhange scheint jener Aelmaer oder Aelfmaer identisch zu sein mit dem gleichnamigen Abt des Klosters S t Augustin in Canterbury, welchen die Dänen nach Einnahme der Stadt freiliefsen. — Das fragmentum de Institutione Archidiaconatus Cantuariensis (abgedruckt bei W h a r t o n , Anglia Sacra I, 150; verfafst anscheinend kurz nach dem Tode des Erzb. Peckham 1292) enthält die Angabe, dafs im Bistum Canterbury erst unter Lanfranc ein Archidiakon ernannt worden sei an Stelle der früheren Bischöfe v. St. Martin bei Canterbury, welche bis dahin eine archidiakonsähnliche Stellung eingenommen hatten. (Vgl. §39 Anm. 2.) — In der Regel Chrodegangs für weltliche Kanoniker (gegen 760; in ursprüngL Form bei U a n s i , Concilia XIV, 313ff.), welche auch in England an einigen Orten zum Vorbild diente (§ 37 Anm. 7), wird der „Archidiakon oder sonstige Vorsteher (vel primicerius)" als nächst dem Bischof Uber das Kapitel die Aufsicht führend erwähnt. In einer späteren Form der Regel (9. Jhdt.) wird der „archidiaconus vel praepositus" genannt. R i c h t e r , Kirchenrecht § 134 Anm. 2. In der auf Chrodegang fufsenden Aachener Regel (816/7; bei Mansi a. a. 0. XIV, 153ff.) ist nicht der Archidiakon an der Spitze des Kapitels erwähnt, sondern es wird von „praepositi" in dem weiteren, jede Art von Vorstehern, auch den Bischof, einschliefsenden Sinne gesproche». S. auch c 139 der Aachener Regel: „Quamvis omnes qui praesunt, praepositi rite dicantur, usus tarnen obtinuit, eos vocari praepositos, qui quandam prioratus curam sub aliis praelatis gerunt". Vorläufer des „Archidiakons" war der „Diakon" des Bischofs. (§ 38 Anm. 1.) Über die erheblich frühere Entwickelung des Archidiakonats auf dem Festlande vgl. R i c h t e r , Kirchenrecht § 137. 2

Freibrief Wilhelms I (gegen 1085; vollständig abgedruckt im Anhang I): „ . . . . ut nullus episcopus vel archidiaconus de legibus episcopalibus amplius in hundret placita teneant sed quicunque . . . . interpellatus fuerit, ad locum quem . . . . episcopus elegerit . . . . veniat . . . ." Weiterhin wird im Freibrief von „justitia episcopalis" gesprochen. 3 Nordhumbrisches Priestergesetz (Schmid, Anhang II; wohl etwa 10. Jhdt.) c 6: „Gif predst arcediaeones geban forbüge, gilde XII dr". („Wenn ein Priester den Befehl eines Archidiakons nicht befolgt, gelte er 12 Öre".) c 7: „Gif predst scyldig s'y, and he ofer arcediacones gebod maessige, gilde XII dr". („Wenn ein Priester schuldig ist, und er wider eines Archidiakons Gebot Messe liest, gelte er 12 Öre".) 4 Vgl. folgende Beispiele: Bei der Übertragung des Bischofssitzes von Dorchester nach Lincoln (gegen 1075 oder 1085; über das Datum vgl. P e r r y , Hist. of Engl. Ch. I, 16G Anm. 1 c 11 § 11) setzte der Bischof Remigius das neue Kapitel zusammen aus

330

V, C. Archidiakone.

12. und 13. Jhdts. wurde die Ernennung m e h r e r e r Archidiakone in dem grölseren Teil der englischen Bistümer üblich. Wo dies geschah, wurde jedem der Archidiakone ein besonderer Bezirk innerhalb des Bistums zugewiesen; 5 dieser Bezirk fiel meist mit den Grenzen der weltlichen Grafschaft zusammen.® Die Archidiakone jener Zeit waren zugleich Mitglieder des bischöflichen Kapitels.' Sie mufsten den Weihegrad eines Diakons haben." Die Rechte der Archidiakone einerseits gegenüber den Bischöfen, andererseits gegenüber Landdekanen und Priestern entwickelten sich in den einzelnen Bistümern in verschiedener Weise. In einigen Fällen blieben die Archidiakone im wesentlichen in der früheren Stellang von bischöflichen Beamten, an den Auftrag des Bischofs gebunden, und ohne selbstständige Rechte der Verwaltung oder Rechtssprechung. 9 An den meisten einem Dekan, einem Schatzmeister, einem Precentor und 7 Archidiakonen. Brief Heinrichs v. Huntingdon an Walterus bei W h a r t o n , Anglia Sacra II, GU5. — Thomas I v. York (1070—96) teilte sein Bistum in 5 Archidiakoneien. Komitebericht a. a. 0 S. 8. — Bf. Lanfrancs an Bisch. Stigand v. Chichester, 1070— 87, (ed. ( r i l e s S. 50) „vestri archidiaconi'1. — Bei Verlegung des Bistumssitzes von Sherborne nach Salisbury (1078) wurden vom Bischof Osmund vier Archidiakone eingesetzt. Bericht des Kapitels von Salisbury, 1259, bei W i l k i n s , Concilia I, 741. — Ladung des Bischofs von Llandaff durch den Erzbischof Wilhelm von Canterbury zu einem legatinischen Konzil 1125 ( H a d d a n & S t u b b s , Councils I, 317): „. . . . occurras cum archidiaconibus . . . . tuae dijocesios." Gegen 1175 wurden in der Diözese Canterbury 3 Archidiakonate an Stelle des einzigen bisher vorhandenen geschaffen. R a l f de D i c e t o , Ymagines Historiarum (Rer. Brit. Scr. No. 08) I, 403. * Vgl. J o h a n n de A c t o n a (Ende 13. Jhdt.) Glosse zu Konst. O t h o De Archidiaconis (tit. 19) Anm. c: „generalis archidiaconus, qui non habet Archidiaconatum distinete limitatum, sed tanquam Vicarius fungitur vice Episcopi univcrsaliter: . . . . quia talis repraesentat Episcopum, . . . . seil secus videtur in eo, qui habet distinetam limitationem sui Archidiaconatus: tunc enim habet Jurisdictionem separatam ab Episcopo, quae cum sit consuetudinaria, potest praescribi . . . . Hoc notat Gui. in Rosa. 9. q. 3. nuUus Primas." 8

S t u b b s , Const. Hist. I, 131, c 5 § 50. Vgl z. B. die obeu in Anm. 4 angeführten Berichte über Lincoln u. Salisbury. 8 Konzil London 1102 ( W i l k i n s I , 382) c 4: „Ut archidiaconi sint dinconi". Legatin. Konzil London 1125 ( W i l k i n s I , 408) c 7: „NuUus . . . . in archidiaconum nisi diaconus promoveatur." Konzil Westminster 1127 ( W i l k i n s I, 410) c 4: „Nullus . . . . in archidiaconatum nisi diaconus constituatur." — Ebenso Libcr Extra (verkündet 1234) I, 14 c 1 (ex conc. Pictavensi 1078): „Ut abbates, decani et praepositi, qui presbyteri non sunt, presbyteri fiant, qui archidiaconatus tenent, diaconi: . . . ." Nach P h i l l i m o r e , Ecclesiastical Law 237 begann einige Zeit vor dem Dccrclum Gratiani (1141/50; die Übung, Archidiakone aus dem Priesterstande zu nehmen. — 14 Car. II (10(!2) c 4 Act of Uniformity s 10 schreibt vor, dafs eine „Ecclesiastical Promotion or Dignity", also auch das Archidiakonat, nur an Priester verliehen werden darf. 9 Im Jahre 1835 war in folgenden Bistümern nur 1 Archidiakon vorhanden: Canterbury, Bristol, Carlisle, Ely (?), Gloucester, Llandaff (?), Oxford, Peterborough, Rochester, St. Asaph, Worcester, Sodor & Man ( D a n s e y , Horae Decanicae Rurales II, 345ff.). Nach P h i l l i m o r e 242 hatte z. B. der Archidiakon v. Carlisle keine selbständige Jurisdiktion. Nach D a n s e y a. a. 0 . bestand 1835 im Bistum Chester der Archidiakon von Chester und der Kommissar (commissary) von Richmond, letzterer in archidiakonsähnlicher Stellung", 7

§ 42. Archidiakone.

331

Orlen10 erwarben sie jedoch das Recht, selbständig über Landdekane und Pfarrer die Aufsicht zu fuhren, den Bezirk der Archidiakonei zu visitiren und in gleichem oder ähnlichem Umfang wie der Bischof Strafen zu verhängen und Recht zu sprechen." Seit dem 13. Jhdt. erweiterte beide hatten als A r c h i d i a k o n e damals keine selbständigen Rechte; doch waren sie Land, dekane sämmtlicher in ihrem Bezirk gelegenen Dekaneien. Nach Dansey a. a. 0. hatten 1835 anch die 4 Archidiakone des Bistums St. Dayid's keine Jnrisdiktionsrechte. 10 In einigen Bistümern Englands erwarben die Archidiakone bereits früh im 12. Jhd. selbständige Jnrisdiktionsrechte; so in der Archidiakonei Richmond. S t a b b s , Hist. Append. I S. 26 zu Bericht der Eccles. Courts Commission 1883. 11 R i c h t e r , Kirchenrecht §137 Anm. 5: „Nach den D e k r e t a l e n haben die Archidiakone folgende Rechte: 1. Die Aufsicht über die Kirchen nnd das Kirchengut ihrer Sprengel, mithin das Recht kanonischer Visitation, c 1, 3, 6, 7, 10 Extra I, 23. 2. Die Investitur der Geistlichen und die Prüfung der Ordinanden. c 4, 7, 9 Extra I, 23. 3. Die Handhabung der Strafgerichtsbarkeit in den Sendgerichten, c 54 Extra I, 6; c 3 Extra V, 37. 4. Die Ausübung der streitigen Gerichtsbarkeit, c 7 Extra I, 23. 5. Das Recht auf Prokurationen. c 6 Extra III, 39. 6. [Im Zusammenwirken mit dem Bischof] die Ein- und Absetzung der Landdekane. c 7 Extra I, 23. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dafs auch diese Bestimmungen nicht einen allgemeinen Rechtsstand bezeichnen, und dafs überall die besonderen Entwickelungen, deren es eine grofse Mannichfaltigkeit giebt, in das Auge gefafst werden müssen." In England kommt, soweit Archidiakone ü b e r h a u p t eine selbständige Stellung CTlangt hatten, folgendes in Betracht: 1. Der Archidiakon hatte das Recht nnd die Pflicht der Visitation. Konst. d. Erzb. Langton, des Legaten Otho (1237), Erzb. Reynolds, Erzb. Stratford. Näheres bei P h i l l i m o r e 241, 1346 ff. In dem Konkordat, welches auf dem Konzil von Konstanz abgeschlossen wurde (vgl. § 4 Anm. 127: c 8), verpflichtete sich der Papst, nur in besonderen Fällen Archidiakonen das Visitiren „per procuratores" zu gestatten. Vgl. auch Komitebericht (Anhang zu Chron. of Conv. Cant. 1885 No. 183) S. 9, 31 über die Unterscheidung von Lyndwood zwischen „visitatio" und „capiträum" der Archidiakone. Im Anfang des 19. Jhdts. fand thatsächlich nicht mehr eine Visitation aller einzelnen Orte statt, sondern es war an deren Stelle (entsprechend der älteren Entwickelung bei der bischöflichen Visitation) die Abhaltung gröfserer Versammlungen üblich geworden. D a n s e y , Horae Decanicae. (im J 1835) II, 107', 413. Nach P h i l l i m o r e a. a. O. 1355 ist schon seit 300 Jahren üblich, dafs die Archidiakone ihren Bezirk in Unterbezirke teilen nnd bei einer Pfarrkirche des Unterbezirks eine Visitationsversammlung für den ganzen Unterbezirk abhalten. Über das Visitationsrecht der Archidiakone vgl. auch 4 & 5 Vi ct. (1841) c 39 s 28 (jetzt als veraltet aufgehoben; abgedr. § 3G Anm. 2). Über die jetzige Übung s. ausführlich Komitebericht a. a. O. S. 32 ff., 41. Hiernach finden jährlich Versammlungen statt, meist eine gemeinsame für die Archidiakonei, öfters mehrere getrennte in den Unterbezirken. Es sollen sich versammeln die Geistlichkeit, churchwardens und sidesmen. Der Archidiakon hält eine Anrede, läfst die neugewählten churchwardens zu und nimmt etwaige Anzeigen und die Antworten auf die Inquisitionsartikel entgegen. Visitation der einzelnen Pfarrei findet nur bei besonderer Veranlassung statt.

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V, 6. Archidiakone.

sich die Zuständigkeit der Archidiakone allmählich auf Kosten der Landdekane; namentlich ging auch der Vorsitz in den Landkapiteln meist auf sie über.12 Sie bedienten sicli häufig eines Offizials als Gehilfen für Verwaltung und Rechtssprechung. 13 Ihr Verhältnis zum Kapitel des vorgesetzten Bischofs wurde nach und nach ein loseres. An vielen Orten zwar blieb der Archidiakon Kanoniker an der Kapitelkirche seines Bistums; in anderen Fällen war jedoch das Arcliidiakonat gänzlich von der Verbindung mit einem Kapitel losgelöst, oder es war mit einem Kanonikate eines anderen Bistums verbunden. 2. Dafs der Archidiakon die Ordinanden prüfe, wird in den seit Eduard VI eingeführten Ordinationsschriften (vgl. § 15) vorausgesetzt, indem nach den darin enthaltenen Zwischenbemerkungen (Rubriken) der A r c h i d i a k o n die zu ordinirenden Personen dem Bischof als geeignet vorzustellen hat. Vgl. Kan. v. 1004 (im Anhang XII). Gegenwärtig ist der Archidiakon des Kathedralbezirks häufig, aber uicht immer Mitglied der bischöflichen Prüfungskommission. Vgl. § 20 Anm. 19. Die Einweisung der Geistlichen in den Besitz der Pfründe (Induktion) stand im 13. Jhdt. vielfach, vielleicht als Regel, den Landdekanen zu. Vgl. § 43 Anm. 4. Als die Landdekane zu einer mehr untergeordneten Stellung herabsanken, erlangten häufig die Archidiakone jenes Recht. Gegenwärtig erfolgt die Induktion in der Regel durch den Archidiakon oder dessen Beauftragten; an einzelnen Orten bestehen andere Gewohnheiten. Näheres bei P h i l l i m o r e , Eccles. Lato 477. 3. Der Archidiakon hatte Strafgerichtsbarkeit. Kan. 109 ff., 121 v. 160t (Anhang XII) im Zusammenhang mit der Überschrift des betreffenden Abschnitts (IX). Diese Strafgerichtsbarkeit ist jetzt gegenüber Laien fast beseitigt. Vgl. § 61 bei Anm. 19 ff., Anm. 35. Gegenüber denjenigen parish clerkn, welche Laien sind, hat der Archidiakon Disziplinargerichtsbarkeit geinäfs 7 & 8 Vi ct. (1844) c 59 s 5. Vgl. § 49 Anm. 9. Gegenüber angestellten Geistlichen behielt Kan. 122 v. 1604 die Entscheidung in erheblichen Fällen dem Bischof vor, aufser wenn dieselbe durch Versäumnisurteil erfolgen konnte. Nach 3 & 4 Vici. (1840) c 86 Clergy Discipline Act s 23 kann ein kirchliches Strafoder Disziplinarverfahren gegen Geistliche nur noch vor dem bischöflichen oder erzbischüflichen Gericht stattfinden. 4. Die Zuständigkeit von Archidiakonalgerichten in Zivilsachen war an den einzelnen Orten verschieden begrenzt. Meist waren sie in erster Instanz in gleichem Umfange zuständig wie das bischöfliche Konsistorialgericht und konnten wahlweise statt des letzteren angerufen werden. In einzelnen Arcliidiakoneien war das Archidiakonalgericht in erster Instanz a u s s c h l i e f s l i c h zuständig. S t e p h e n , Xcw Commentaries 4. Ausg. III, 424. Vgl. § 65. 5. Die Archidiakone haben ein Recht auf Prokurationen; an Stelle der Naturalleistungen sind jetzt Geldzahlungen getreten. Aufserdeni erhalten sie bei Visitationen eine Gebühr, deren Betrag jetzt geinäfs 30 & 31 Vict. (1867) c 135 festgesetzt ist. Näheres bei P h i l l i m o r e a. a. O. 1355 f., 1359 ff. 6. Über die Rechte der Archidiakone bei Ernennung von Lfinddekaneu vgl. § 41 bei Anm. 18 ff. Über das Recht zur Absetzung a. vorstehend zu 3. 12 Vgl § 58 Anm. 2, 3. 13 Vgl. § 65. " P h i l l i m o r e , Eccles. Law 238. — Die Einführung des Archidiakons in sein Amt erfolgt durch Anweisung eines Sitzes im Chor der Kapitelkirche. 3 & 4 Vict. (1840) c 113 s 16, 33 ff. enthält Vorschriften über Verbindung von Kanonikaten mit dürftig aus-

§ 42.

Archidiakone.

333

Der Archidiakon wurde in der Regel vom Bischof ernannt; es kamen jedoch auch Patronate an Archidiakonaten vor.13 Die Reformgesetze der dreifsiger und vierziger Jahre dieses Jahrhunderts haben die Stellung der Archidiakone in den verschiedenen Bistümern gleichmäfsiger gestaltet.14 Alle Archidiakone haben danach volle und gleiche Jurisdiktion." Gegenwärtig sind alle Bistümer Englands und Wales' in mehrere (je 2—4) Archidiakoneien geteilt.18 Zum Archidiakon kann nur ernannt werden wer seit sechs Jahren den Weihegrad als Priester erlangt hat. 10 Die Ernennung erfolgt (mit wenigen Ausnahmen20) durch den Bischof. Vor der endgiltigen Übertragung des Amtes hat der Archidiakon dieselben Eide zu leisten und Erklärungen abzugeben, welche auch für den Pfarrer vorgeschrieben sind.21 gestatteten Archidiakonaten. Gegenwärtig ist nur ein Teil der Archidiakonate mit Kanonikaten verbunden. 15 P h i l l i m o r e a. a. O. 240. 16 Die Einleitung zu 6 & 7 Guil. IV (1836) c 77 giebt folgende Anleitungen für die auf Vorschlag der Ecclesiastical Commissioners zu erlassenden Staatsratsverordnungen: 7 neue Archidiakoneien sollen gegründet und Bezirke ihnen zugewiesen werden; der Dekan von Rochester soll Archidiakonalgewalt in dem bei Rochester verbleibenden Teil von Kent erhalten (dies jetzt widerrufen durch 26 & 27 Vict. (1863) c 37 s 3); die Grenzen allfer Landdekaneien und Archidiakoneien sollen so geändert werden, dafs jede Pfarrei und jeder aufserhalb einer Pfarrei gelegene Bezirk in einer Landdekanei, jede Landdekanei innerhalb einer Archidiakonei, jede Archidiakonei innerhalb eines Bistums liegt; alle Archidiakoneien sollen vom betreifenden Diözesanbischof verliehen werden; alle Archidiakone sollen volle und gleiche Jurisdiktion innerhalb ihrer Archidiakonei haben. Nach 3 & 4 Vi ct. (1840) c 113 s 32 ist es allgemein zulässig, auf Antrag des Bischofs und mit dessen Zustimmung Archidiakoneien und Landdekaneien zu teilen. Nach s 34 soll bei Erhöhung des mit gering ausgestatteten Archidiakonaten verknüpften Einkommens ein Höchstbetrag von durchschnittlich jährlich 200 £ in Aussicht genommen werden. Durch 37 & 38 Vi ct. (1874) c 63 werden die Bestimmungen der vorstehenden Gesetze über Neubegrenzung, Neuschaffung u. s. w. von Landdekaneien und Archidiakoneien näher erläutert. " 6 & 7 Guil. IV (1836) c 77 s 19: „And . . . . enacted, That all Archdeacons throughout England and Wales shall have and exercise full and equal Jurisdiction tcithin their respective Archdeaconries, any Usage to the contrary notwithstanding." 18 Übersicht im Church Year Book 1891 S. 561 ff. — Im Bistum Sodor & Man ist nur ein Archidiakon vorhanden. 19 3 & 4 Vict. (1840) c 113 s 2 7 : „That no person shaü hereafter be capable of receiving the appointment of dean, archdeacon, or canon, until he shall have been six years complete in priest's orders, except in the case of a canonry annexed to any professorship, headship, or other office in any university." 20 Es bestehen zur Zeit nur noch folgende Ausnahmen: 1. Der Archidiakon von Westminster wird vom Dekan aus der Zahl der Kanoniker gewählt. Sein Amt ist seit Abschaffung der exemten Jurisdiktion des Kapitels Westminster nur titulär. 2. Der Archidiakon von Man wird von der Krone ernannt. Aufserdem ernennt (gemäfs allgemeinerer Regel) die Krone: 1. wenn das Amt durch Ernennung des Inhabers zum Bischof erledigt ist, 2. während Erledigung des Bistums. Anhang zu Chron. of Conv. Cant. 1885 No. 183 S. 60 Anm. 3. 31 28 & 29 Vict. (1865) c 122 Clerical Subscription Act; 31 & 32 Vict. (1868) c 72. — Nach P h i l l i m o r e , Eccles. Law 241 ist die Stelle eines Archidiakons zwar eine

334

V, 7. Landdekane (rural deans).

§ 43.

7. Landdekane (rural deans). a Der Landdekan 1 ist der Vertreter der Kirchenregierung innerhalb eines kleineren Bezirks des Bistums, der Dekanei. Es ist nicht genau bekannt, wann Landdekane in England zuerst ernannt wurden. Die Notwendigkeit derartiger Ernennungen konnte sich erst ergeben, nachdem die Gründung fester Pfarrbezirke in solcher Anzahl gelungen war, dafs der Bischof die unmittelbare Aufsicht nicht mehr zu führen vermochte. Eine völlige Aufteilung des Landes in Pfarrbezirke erfolgte aber in England überhaupt erst im Laufe des 8. Jhdts., und die Zahl dieser Bezirke vermehrte sich nur langsam. Die ersten sicheren Nachrichten vom Vorhandensein örtlich begrenzter Landdekaneieu in England stammen aus dem 12. Jlidt.; doch sind zu dieser Zeit die Rechte der Landdekane bereits stark entwickelt. Mit Wahrscheinlichkeit ist daher anzunehmen, dafs die Schaffung von Landdekaneien noch vor der seit Mitte des 11. Jhdts. geschehenden Aufteilung der Bistümer in mehrere Archidiakoneien erfolgt war. 2 „Pfründe mit Seelsorge", aber nicht eine solche, wie sie in 13 Eliz. (1571) c 12, Subscription Act, gemeint ist, daher durch letzteres Gesetz nicht berührt; dagegen finde 14 Car. II (1662) c 4, Act of Uniformity, Anwendung. &

D a n s e y , Horae Decanicae Rurales, being an attempt to illustrate by a series of notes and extracts the name and title, the origin, appointment and /unctions, personal and ca/nta'ar oj Rural Beans. 2 Iii ip. L o n d o n 1H3Ö. (Mit e i n e m A n h a n g , e n t h a l t e n d h i e r a u f b c z ü g l i c h o U r k u n d e n . ) — A n s p r a c h e A t t e r b u r y B a n d i e G e i s t l i c h k e i t d e r A r c h i d i a k o n e i von T o t n e s s IT08. Atterbun/s Correspondence vol. I I p. 5Ö4 b i s 254, A b g e d r u c k t b e i D a n s e y Bd. I I S. 300. — P h i l l i m o r e , Eccles. Laie iSI ff.

1 Der Landekan wird auch als Erzpriester (archipresbytcr ruralis), in älteren Urkunden ferner als dean of Christianity bezeichnet. Über die Bedeutung von plebanus s. D a n s e y I, 150 ff., R i c h t e r , Kirchenrecht § 142 Anra. 1. 2 Unterschriften von Landdekanen finden sich in Urkunden aus dem 12. Jhdt. Beispiele bei D a n s e y I, 106. Das (wahrscheinlich Anfang 12. Jhdts. verfafste) normannische Rechtsbuch leg. Edw. Conf. erwähnt (Text des Codex Ilarleianus c 27, R o g e r s v. H o r e d e n c 25), dafs bei Bruch des Künigsfriedens eine Bnfse von 100 soL dem König, 50 sol. dem Grafen und 10 sol. dem „Dekan" gezahlt werden solle. Zwei Handschriften sprechen schlechtweg vou ,.decanus", in zwei anderen lautet die Stelle: „decanus episcopi, in cujus decanatu pax fracta fueriV, eine fünfte enthält die Worte: „decanus episcopi, si intus decanatum pax fracta fuerit". Dafs die Lesarten, in welchen sich die ausdrückliche Beziehung auf einen k i r c h l i c h e n Dekan und eine O r t s einteilung in Dekaneien findet, nachträgliche Einschiebsel enthalten, wird dadurch wahrscheinlich gemacht, dafs in zwei unmittelbar folgenden Stellen (Text des Codex Harleianus c 28, 29; R o g e r s v. H o v e d e n c 26 pr. u. § 2 ) von zweifellos w e l t l i c h e n decani die Rede ist. Anderweit ist wohl ebensowenig bekannt, dafs den weltlichen, wie dafs den kirchlichen Dekanen eine Bufse für Bruch des Königsfriedens zu zahlen war. [Die w e l t l i c h e n tithings, decaniae bezeichnen mindestens iu der a n g e l s ä c h s i s c h e n Zeit höchst wahrscheinlich keine G e b i e t s - , sondern eine Personenemteilung. Sek m i d , Ges. d. Angelsachsen. Glossarium s.v. „Rechtsbürgschaft".] Darüber, dafs die leg. Edw. Ccmf. c 2 § 8 vielleicht auf Landkapitel zu beziehen, s. § 5 8 Anm. 1. Vgl. auch Chronicon Abbatiae de Evesham (Ber. Brit. Scr. No. 29; der hier in Betracht kommende Teil ist im Anfang d. 13. Jhdts. verfafst) S. 83: „Iste etiam abbas (Aelfward, Abt v. Eveshain und Bischof v. London), postijuam Aldulfus cpiscopus Wigorniae haue abbatiam sibi et successoribus suis subjecerat, primus abbatum in Uber-

§. 4a. Landdekane (rural deans).

335

Ursprünglich waren die Rechte des Landdekans nur vom Bischof abgeleitete, und der Inhalt des von ihm erteilten Auftrages entschied über die Befugnisse des Landdekans. Allmählich jedoch bildete sich die Anschauung, dafs mit dem Amt als solchem bestimmte Rechte und Pflichten verbunden seien. Die Landdekane hatten hiernach um die Zeit des 12. und 13. Jhdts. die allgemeine Aufsicht über die Geistlichen und (innerhalb der Zuständigkeit der Kirclie) über die Laien der Dekanei, und sie übten diese Aufsicht wahrscheinlich auch durch förmliche Visitationen.3 Sie führten die Pfarrer in das Amt ein4 und verwalteten unbesetzte Pfarreien.s Sie entschieden kraft eigenen Rechts, jedoch in örtlich verschiedenem Umfange — und überhaupt wohl nicht in allen Bistümern4 — über kleinere Angelegenheiten. In erheblicheren Angelegenheiten führten sie häufig die Untersuchungen, während das Urteil in früherer Zeit durch Landkapitel und Bischofssynoden, später durch tatem proclamavit, et in tantum obtinuit quod venerabilem vtrum Avitium hujus ecclesiae priorem decanum Christianitatis totius vaUis constituit, quam nunquam libcrtatem ecclesia ista postea amisit (Avitina starb 1037/8)." Die kirchlichen Dekaneien des 12. Jhdts. entsprachen zum grolsen Teil, aber nicht immer, den Bezirken der weltlichen Hundertschaften. S t u b b s , Const. Hist. I , 121 c 5 § 47. — Von verschiedenen Schriftstellern wird ein erheblich gröfseres Alter der Einrichtung von Landdekaneien in England angenommen als im Text, jedoch ohne genügende Beweise. Vgl. D a n s e y I, 77—107. Über die klösterlichen Dekane der angelsächsischen Zeit vgl. § 37 Anm. 6. Das Nordhumbrische Priestergesetz (Entstehungszeit unbekannt, wohl etwa 10. Jhdt.) c 1, 2, 45; Aethelred V I I I c 24, 27 (Ges. v. 1014); Knut (1016—1035) I c 5 § 2, 3; der Aufsatz Be häd-böte ( S c h m i d , Ges. d. Angels. Anhang IX) c 12; Canones sub Edgaro (nach W i l k i n s , ConcUia I, 225: gegen 960) c 7; u. a. erwähnen geferan, geferscipe (Gefährten, Gefährtschaft) eines Geistlichen. Dies ist wohl nicht auf eine kleinere Gemeinschaft, sondern auf die Gesammtheit der zur Bischofssynode gehörigen Geistlichen zu beziehen. (Vgl. hierfür Nordhuinb. Priesterges. c 1 mit can. sub Edgaro c 5.) Ebenso wird wohl die Erwähnung der gildscipc (Gilde) eines Geistlichen in can. sub Edg. c 9 zu verstehen sein. Eine Priestergilde in Canterbury ist als Land besitzend in Domesday (Grundbuch Wilhelms I) erwähnt. ( S t u b b s , Const. Eist. I, 451 c 11 § 131.) Vgl. über die bestrittene Bedeutung der in den angelsächsischen Gesetzen erwähnten weltlichen Gilden: S c h m i d , Ges. d. Angels. Glossarium s. v. gegilda. — In andern Ländern finden sich Landdekane seit dem 6. Jhdt. R i c h t e r , Kirchenrecht § 138 Anm. 1. 3 D a n s e y I, 156 ff., 164 ff. Dagegen G i b s o n , Codex 972. Konz. London 1200 (allerdings unter anderen Bestimmungen vom Laterankonzil 1179 übernommen): bei Visitationen sollen Archidiakoue nur 5 oder 7, Dekane nur 2 Pferde mit sich führen. Nur Archidiakone sind als visitirend erwähnt im T e x t (anders in der Überschrift) einer bischöfl. Konstitution v. Worcester 1240, welche auf das Konzü von London Bezug nimmt. (Wilk. Conc. I, 671.) Vgl. auch Const. Ben. XII (1335) super proatrationibus visitantium. ( W i l k i n s , Conc. II, 578.) 4 Bischüfl. Konst. Worcester 12-10 ( W i l k i n s , Conc. I, 671): „Decani etiam pro mitnonibus clericorum in possessionem ecclesiarum, in quibus fuerint per episcopum instituti, nihil omnino recipere vel extorquere pracsumant." Reskript Innoccnz' I I I an Erzb. v. Canterb. bei D a n s e y I, 372. 5 Bischöfl. Konst. Worcester 1240 ( W i l k i n s , Conc. I, 675): „Terrae ccclesiarum vacnntium incultae non jaceant, sed per decanum loci cxcolantur . . ." Konz. Exeter 1287 ( W i l k i n s , Conc. II, 158) c. 51. 6

Vgl. D a n s e y I, 233ff.; II, 41 ff.

336

V, 7.

Landdekane (rural deans).

Arcliidiakonats- und Konsistorialgerichtshöfe gesprochen wurde. Sie wirkten ferner in der Regel bei der Erhebung kirchlicher und weltlicher Steuern m i t ' und übten noch eine ganze Reihe kleinerer Obliegenheiten in örtlich verschiedenem Umfange." Endlich hatten sie das Recht, Versammlungen der ihnen untergeordneten Geistlichen zu berufen (Landkapitel), und sie "führten in denselben den Vorsitz. Alle diese Rechte erlitten etwa seit Mitte des 13. Jhdts. erhebliche Beschränkungen. Den Anstois hierzu gab das Bestreben der in den neuen kanonischen Rechtsbüchern bewanderten bischöflichen Offiziale und der Archidiakone, möglichst viele Angelegenheiten vor ihr Gericht zu ziehen; auch die in jener Zeit stattfindende Machterweiterung der Archidiakone gegenüber dem Bischof schwächte die Stellung der den Archidiakonen untergeordneten Landdekane. 9 Sie verloren allmählich fast jede selbständige Entscheidungsgewalt, und schon geraume Zeit vor der Reformation reichten ihre Befugnisse nur so weit wie ihnen vom Bischof oder Archidiakon Vollmacht erteilt war. Auch scheinen schon vor der Reformation an manchen Orten die Stellen gar nicht mehr besetzt worden zu sein. Im Verlaufe der Reformation verloren die Landdekane vollends ihre frühere Bedeutung. In dem Verzeichnis über die Einschätzung von 1535 werden nur in einem Teil der Bistümer Landdekane als vorhanden erwähnt. An anderen Orten wurden noch Landdekane ernannt, jedoch hatte dies vielfach nur die Bedeutung der Verleihung eines Titels an bestimmte Pfarrer. Die erste Revolution scheint gleichfalls an einigen Orten das Erlöschen des Amtes herbeigeführt zu haben. Landdekane bestanden am Ende des 17. Jhdts. nur in wenigen Bistümern, l u und nur in Ausnahmefällen überdauerte die Einrichtung auch das 18. J h d t . " Die Ortseinteilung nach Landdekaneien blieb dagegen überall bestehen. 7 Zuerst erwähnt gegen 1170 (a. D a n s e y I, 115), dann bei Einsammlung one naman and naeß t>« penunga". („Der Priester, der wohnt ohne einen Diakon, der hat den Namen, aber hat

22*

340

Y, 8.

Pfarrer.

scheinen oft nur Diakone beschäftigt worden zu sein. Als die Zahl jener über das Land zerstreuten Kirchen zunahm, wurde es erforderlich, die Bezirke, innerhalb welcher die einzelnen Geistlichen Amtshandlungen vornehmen sollten, gegeneinander abzugrenzen. Nach Angabe eines Chronisten des 15. Jhdts. soll die Bestellung von Pfarrern mit festem Sitz und die Abscheidung bestimmter Pfarreibezirke durch Erzbischof Theodor (668—90) gefördert worden sein. 3 Die Einrichtung besonderer Pfarreien gelangte jedenfalls im Laufe des 8. Jhdts. zur vollen Ausbildung. 4 Zugleich hörte die Ausübung der gewöhnlichen Seelsorge durch Priester, welche vom Bischofssitz aus herumreisten, auf. Bald nach Bildung selbständiger Pfarreien wurde es üblich, nicht mehr die gesammten im Sprengel einkommenden Gaben ungeteilt an den Bischof abzuführen, sondern einen Teil für die Zwecke der Pfarrei zurückzubehalten, anfänglich in der Regel 3/4 (je '/4 für den Pfarrer, für die Armen, und für Unterhaltung der Kirchengebäude und des Gottesdienstes), später das Ganze bis auf eine an den Bischof zu entrichtende Steuer. 6 ' Für Kirchen, welche die Grundherren auf ihrem eigenen nicht die Dienste".) c 17. „Presbitcr is maesse-preost . . . ." („Presbyter ist Messepriester . . . . " ) 3 T h o m a s de E l m h a m , Historia Monasterii S. Augustini Cantuariensis (verfafst gegen 1414; Rcr. Brit. Scr. No. 8) 285: „. . . . Thcoderus . . . . excitabat fidelium devotionem et voluntatem, in quarumlibet. provinciarum civitatibus, necnon villis ecclesias fabricanii, parochias distinguendi asscnsus eisdem. regios procurando, ut, si qui sufficientes essent, et at Dei honorem pro voto ìiaberent super proprium fundum ecclesias construere, earundem perpetuo patronato gauderent . . . ." — Vgl. über den zweifelhaften Wert dieses Zeugnisses S t u b b s , Const. Hist. I, 247 Anm. 2 c 8 § 85. 4 Brief Bedas an Erzb. Egbert v. York (734; abgedruckt H a d d a n & S t u b b s III, 314) c 3: „necessarium satis est. ut plures tibi sacri operis adjutores adsciscas, presbyteros videlicet ordinando, atque instituendo doctores, qui in singulis viculis praedicando Dei verbo, et consecrandis mysteriis coelestibus, ac maxime peragendis sacri baptismatis officiti, ubi opportunitas ingrucrìt, insistant." Konzilien von Pincahala und Celchyth 787 ( H a d d a n & S t u b b s III, 449) c l : omni anno in synotlalibus conventibus ab Episcopis singularum ecclesiarum presbyteri .... examinentur:' Konzil Celchyth 810 ( H a d d a n & S t u b b s III, 579) c 10: iti statini per sirtgulas parrochias [= Diözese] singulis quibusque ecclesiis, pulsato sign/, omnis famulorum Dei coetus ad basilicam conveniat . . . c 11: » . . . . idipsum presbyteriis praeeipimus, ut nullus majorem negotiam ad se desiderat, quam a proprio Episcopo concedatur, nisi in solo baptismo et aegritudine infirmorum tantum . . . ." 5 Nach D a n s e y , Horae Dccanicae I, 70 findet sich die letzte Erwähnung herumreisender Priester in dem Konzil Clovesho 747 ( H a d d a n & S t u b b s III, 362) c 9: „Ut presbyteri per loca et regiones laicorum, quae sibi ab episcopis provinciae insinuata et iniuneta sunt, evangelicae atque apostolicae praedicationis officium in baptizando, et docendo, ac visitando . . . . studeant explere, . . . ." — Es ist zweifelhaft, ob diese Stelle auf Priester zu beziehen ist, welche vom B i s c h o f s s i t z aus herumreisten, oder auf solche, denen ein bestimmter kleinerer Bezirk innerhalb des Bistums d a u e r n d angewiesen war, und die dann nur i n n e r h a b d i e s e s B e z i r k s die einzelnen Orte besuchten. 6 Die ursprüngliche diesbezügliche Einrichtung in der englischen Kirche ist aus der Anweisung Gregors (001) auf die erste Frage Äugustins zu ersehen ( H a d d a n & S t u b b s III, 18): Mos autem sedis apostolicae est, ordinatis Episcopis praeeepta tratlere, ut in omni stipendio quod accedit, quatuor debeant fieri portiones; una v'uklicet Episcopo et

§44. Pfarrer.

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Boden neu gründeten, sollte, wenn sie mit einem Begräbnisplatz verseben waren, '/a der Zehnten des Grundherrn zurückbehalten werden können, während 2 /i jedenfalls an die alte Pfarrkirche abzuführen waren.8 Aus Zehnten, Barchenschossen und anderen laufenden Einkünften, ferner aus allmählich hinzukommenden Beständen an Land und beweglichen Sachen bildete sich bei jeder einzelnen Pfarrei eine einheitliche Vermögensmasse, die von jedem Pfarrer verwaltet wurde, deren Erträge er für sich p e r s ö n l i c h zu einem Drittel verwenden durfte, und die im übrigen auf den jedesmaligen Nachfolger im Amte überging.9 Der familiae propter hospitcditatem, atgue susceptionem; alia clero; tertia pauperibus; quarta eccle8ÍÍ8 reparandis. Sed quia tua fraternitas monasterii regulis erudita, seorsum fUri non debet a clericis suis, in ecclesia Anglorum, quae auctore Deo nuper adhuc ad fidem adducla est, hanc debet conversationem instituere, quae initio nascentis ecclesiae fuit patribus nostris; in quibus nullus eorum ex his quae possidebant, aliquid suum esse dicebat, sed erant eis omnia communia. Si qui vero sunt clerici extra sacros ordines constituH, qui se continere non possunt, sortiri uxores debent et stipendia sua exterivs accipere . . . . Communi autem vita viventibus jam de faciendis portionibus, vel exhibenda hospitalitate, et adimplenda misericordia, nobis quid erit loquendum? Cum omne quod superest, in causis piis ac religiosis erogandum est; ... ." Aus der Zeit nach Fortfall des bischöflichen Anteils vgl. z. B. Brief Aelfrics an Bischof Wulfsin (sogenannte „cañones Aelfrici", 2. Hälfte des 10. Jhdts., abgedruckt T h o r p e (Record Commission), Ancient Laws etc. 441 ff.) c 24: „ha halgan faederas gesetton eac J>ae< menn syllon hcora teopunga into Godes cyrcan. And gange se sacerd to, and daele hy on |¡reo, aenne dad to cyrc-bóte, and oierne pearfum, "pone priddan \>am Oodes \teoumm f>e paere cyrcan begymaS." („Die heiligen Väter verordneten anch, dafs Männer ihre Zehnten in Gottes Kirche zahlen. Und es gehe der Priester hin nnd teile sie in drei, einen Teil zur Kirchenbesserung, nnd den anderen den Bedürftigen, den dritten den Gottesdienern, die für die Kirche sorgen.") Ebenso Gesetz v. 1014, Aethelred VIII, 6: „And be teoiunge se cyning and his witan habbaá gecoren and gecweden, ealswä hit riht is, \>aet priddan d&el pare teo&unge, {>e to circan gebyrige, gä to ciric-bote, and oäer däel J>át» Godes pedwum, \>ridde Godes Jtearfum and earman peówetlingan." („Und über den Zehnten haben der König und seine Witan beschlossen und gesagt, wie es recht ist, dais der dritte Teil des Zehnten, welcher der Kirche gebührt, zur Kirchenbesserung verwendet werde, und der andere Teil für die Diener Gottes, der dritte für Gottes Bedürftige und die armen Dienstiinge.") [Vgl. auch die Dreiteilung der in der Versammlung v. Haba beschlossenen, anscheinend aufserordentlichen, aus Zehnten der Thane nnd je 1 Pfennig vom Pflug der Untergebenen (hyreman) zusammengesetzten Steuer. Aethelred VII c l § 2 n. „Anhang zum Konz. v. Haba" (bei Schmid, Ges. d. Angels.) § 2, 4, 5.] — Nach R i c h t e r , Kirchenrecht § 308 erscheint die Vierteilung der Gaben zuerst in Italien (475); im Frankenreich galten im 6. Jhdt. verschiedene Gewohnheiten; in Spanien gebührte im 6. Jhdt. dem Bischof 'l3 von den Einkünften der Landkirchen, welches aber zunächst für Reparatur jener Kirchen zu verwenden war. Über Teilung der Zehnten R i c h t e r § 309 a. E. 1 Diese Steuer (cathedraticum oder synodaticum) ist noch jetzt in England in Gebrauch. P h i l l i m o r e , Eccles. Law 162. Nach R i c h t e r , Kirchenrecht § 234 ist sie anscheinend zuerst in Spanien aufgekommen (erwähnt in Konzil Bracara 572). 8 Edgar (959—75) I I c 2. Ebenso Knut (1016—35) I c 11 pr. u. § 1. 9 Später wurde diese Nachfolge als Universalsukzession gestaltet, indem die Aufeinanderfolge der Pfarrer als selbständige juristische Person, corporation sole, angesehen wurde. Nach B r a c t o n besitzt der Pfarrer „ratione ecclesiae". Vgl. auch die Unterscheidungen bei B r a c t o n Buch IV tract. 5 c 1, 2 (IV, 366, 372, 374). Über das Klage-

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V, 8.

Pfarrer.

Pfarrer in dieser selbständigen Stellung, Dritten gegenüber berechtigt, über die g e s a m m t e n Einkünfte der Pfarrei zu verfügen, wurde als rector (ecclesiae) oder persona bezeichnet. 10 Nacli Erstarkung des Mönchswesens im 11. und 12. Jhd. begaun in England wie anderwärts die Gewohnheit der Aneignungen („appropriatones")." Dieselbe bestand darin, dafs, im einzelnen auf Grund verschiedener Hechtstitel, die Pfarrerstelle an ein Kloster, ein Kathedralkapitel oder einen Kathedralkonvent, in manchen Fällen auch an andere Körperschaften Überträgen wurde, so dafs nunmehr das Kloster oder Kapitel u. s. w. „rector" war. Die aneignende Körperschaft erhielt hierdurch einen dauernden Anspruch auf die Einkünfte der Pfründe und wurde Eigentümerin des jener zugehörigen Landes und des sonstigen angesammelten Vermögens. Dagegen war die aneignende Körperschaft verpflichtet, fortlaufend für Ausübung der Seelsorge in der angeeigneten Pfarrei zu sorgen. Sie tliat dies durcli Abordnung ihrer Mönche oder Kanoniker, oder auch durcli Anstellung anderer Geistlicher, ohne Unterscheidung capellani, vicarii oder curati genannt, gegen verabredetes Gehalt. Dieses Gehalt war, da dem nunmehrigen „Rektor" daran lag, etwas für sich zu behalten, erheblich geringer als die durchschnittlichen Gesammteinkünfte der Rektorei. Innerhalb 300 Jahren seit der Eroberung wurden auf diese Weise mehr als ein Drittel aller Pfarreien Englands, darunter die reichsten, unselbständig gemacht.' 2 Einerseits trachteten — vielfach vom Papst unterstützt — die Klöster und Kapitel danach, eine von den Bischöfen möglichst unabhängige Stellung zu erlangen, andererseits bemühten sich die Bischöfe, die Durchlöcherung der regelinäfsigen Kirchenverfassung zu hindern oder wo die Durchlöcherung geschehen, sie möglichst rückgängig zu machen. Infolge dieser sich gegenseitig einengenden Bestrebungen entstanden zwei Ilauptarten der „Aneignung", wesentlich dadurch unterschieden, inwieweit sie das Aufsichtsrecht des Bischofs über die angeeignete Pfarrei beschränkten. Dies sind die appropriatio qitoad spiritualia et tenyporalia oder unió mensae episcopali vel abbatiali und die approrecht des Nachfolgers gegen Dritte in einem einzelnen neuen Anwendungsfall bestimmt 13 Ed. I (1-285) Slat. Westminster II c 21: ,.Eoilem modo sicut persona alicuju,s ecclesie recupcrarc piotest cotnmuniam pasture per brerc Novit tlisseisinc, eodem modo decctero recuperet successor super disscisitorem vel ejus heredem per brei-e quod permittat, licet hujusmodi breve prius a Canccllaria non fuit concessum." Vgl. B r a c t o n Buch I V tract. 1 c 38 § 13 (III, 520) iiber die einzelnen Fälle einer auf den Besitz des Vorgängers gestützten Besitzklage des Nachfolgers. 10 Beide Bezeichnungen kommen neben anderen auch in den Büchern des kanonischen Rechts vor. Zusammenstellung bei R i c h t e r , Kirchenrecht § 142 Anm. 1. 11 Auf dem Festlaiule seit dem 13. Jhdt. in der Regel als „incorporatio" oder „itnio" bezeichnet. H i n s c h i u s , Kirchenrecht S; 109; II, 415. — Vgl. hierüber K e n n e t t , The Case of Impropriations and of Augmentation of Vicarages and other insufficient Cures, stated by History and Late from the first Usurpation of the Popes and Monks to Queen Anne's Bounty. London 1704. 12 K e n n e t , Impropriations S. 25 nach „Defence of Pluralities" S. 113.

§44. Pfarrer.

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Bei der ersteren erhielt der Aneigner das Recht freier Verleihung der Pfarrstelle. Er instituirte, induzirte, widerrief, liefs die Stelle nach Belieben durch ein Mitglied der aneignenden Gesellschaft oder durch einen gegen verabredetes Entgelt gemieteten Geistlichen versehen. Immerhin war die Oberaufsicht des Bischofs auch in derartigen Pfarreien nicht völlig beseitigt. Bei der zweiten, beschränkteren Art der Aneignung erhielt der Aneigner zwar auch das gesammte Vermögen und die vollen Einkünfte der Pfarrei; bezüglich der Einwirkung auf die kirchlichen Verhältnisse der Pfarrei aber, und insbesondere bezüglich der Ernennung des Seelsorgers stand er im wesentlichen nur einem Patron gleich. Demgemäfe hatte er zwar das Recht, eine geeignete Person dem Bischof zu benennen, l e t z t e r e r jedoch instituirte, liefs induziren, und ihm unmittelbar und ausschliefslich schuldete der Eingesetzte Gehorsam. Die beiden verschiedenen Stellungen des Vikars (vicar) und des ständigen Kuraten (perpetual cúrate) haben sich im Laufe der Zeit aus den verschiedenen Stellungen der Seelsorger in den beiden Fällen der Aneignung herausgebildet, wenn auch das Vorhandensein eines Vikars oder ständigen Kuraten nicht n o t w e n d i g eine frühere Aneignung voraussetzt. In den Fällen nämlich der w e n i g e r w e i t g e h e n d e n Aneignung „quoad temporalia" wurde schon dadurch, dafs der Bischof für sich das Recht der Institution durchsetzte, die Seelsorgerstelle zu einer ständigen. Das nur präsentirende Kloster oder Kapitel konnte nicht einseitig die Ernennung widerrufen, sondern der für die Einsetzung mafsgebend gewordene bezw. gebliebene Bischof mufste auch allein die Absetzung aussprechen können, wobei er an die für Rektoren gegebenen Vorschriften gebunden war. Das Recht der entscheidenden Mitwirkung bei Besetzung der Seelsorgerstelle ermöglichte ferner den Bischöfen, den Grundsatz zur Anerkennung zu bringen, dafs die Seelsorgerstelle vom Aneigner dauernd ausgestattet werden müsse, und dafs dem Bischof das Recht zustehe zu bestimmen, in welchem Umfang die Ausstattung, um als genügend zu gelten, zu gewähren sei, bei wechselnden Verhältnissen auch das zu gewährende Mafs der Ausstattung zu ändern. 1415 priatio

quoad

temporalia.13

13 Daneben kommt in seltenen Fällen noch die sog. incorporatio plenissima vor (in den Dekretalen als incorporatio „pleno jure" bezeichnet. H i n s c h i n s II, 442, 453), bei welcher die bischöfliche Jurisdiktion über die Pfarrei g ä n z l i c h ausgeschlossen wird. 14 Von Bestimmungen aus dem Kampf gegen die Aneigner sind besonders hervorzuheben: Konz. Westminster 1127; London 1200 c 14; Oxford 1222; Konst. Otho 1237 c 10, O t h o b o n 1268 c 9, 22; Staatsgesetze 15 Ric. II (1391) c ö, 4 Hen. IV (1402) c 12; Konkordat v. Konstanz 1418 art. 3,4 (Wilk. III, 391). Diese Bestimmungen verfolgen den doppelten Zweck: 1. nur die weniger weitgehende Art der Aneignung zu dulden und dadurch ständige Seelsorger zu erzielen; 2. bei der weniger weitgehenden Art eine dauernde Ausstattung der Seelsorgerstellen zu schaffen und auch sonst die Stellung dieser Seelsorger zu heben. Die Ausführung der Bestimmungen, besonders nach ersterer Richtung, wurde jedoch häufig durch päpstliche Dispensationen vereitelt. 15 In wie weit das Änderungsrecht noch jetzt anerkannt, s. P h i l l i m o r e , Eccles. Laie 272, 288—291.

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V, 8. Pfarrer.

Auf diese Seelsorger a u s g e s t a t t e t e r Stellen in angeeigneten Pfarreien beschränkte sich die Bezeichnung als „Vikare" (vicars). Der auch vorkommende Zusatz „ständige" (perpetual) wurde meistens als überflüssig fortgelassen, da nichtständige „Vikare" in der nunmehr beschränkten Bedeutung des Wortes nicht vorhanden waren. 18 Diese Stellung ist den Vikaren bis heute geblieben. Sie sind demgemäß lebenslänglich angestellte Pfarrer einer selbständig ausgestatteten Pfarrstelle in Pfarreien, welche in der Regel früher angeeignet waren. Sie beziehen nicht alle Einkünfte, welche ursprünglich auf Grund kirchlicher Rechtstitel in der Gemeinde aufgebracht wurden, sondern nur denjenigen Teil davon, welcher zur besonderen Ausstattung der Vikarstelle dient. Die übrigen kirchlichen Einkünfte gehören, soweit sie nicht im Laufe der Zeit an Dritte veräufsert sind, dem „Rektor" der Pfarrei, welcher aber nicht Geistlicher zu sein braucht und betreffs der Kirchenverwaltung der Vikarei die Rechte eines Patrons ü b t , " falls nicht aus besonderer Veranlassung das Patronatrecht vom Rektorat getrennt und auf andere Personen übergegangen ist.' 8 In den Fällen, in welchen die w e i t e r g e h e n d e Form der Aneignung quoad spiritualia et temporalia sich dauernd erhielt, griff die obige Entwickelung ständig ausgestatteter Seelsorgerstellen nicht Platz. Hier blieb zum Teil die frühere Besorgung des Gottesdienstes durch Mitglieder des aneignenden Klosters oder Kapitels bestehen, oder es wurde die Stelle zwar anderweit vom Aneigner verliehen, aber doch in jedem Einzelfalle das zu leistende Entgelt besonders verabredet. Dies hinderte indessen nicht, dal's sich für die einzelne Stelle gewohnheitsmäfsig die Leistung eines Entgelts bestimmter Höhe festsetzte. Auf Inhaber d e r a r t i g e r Seelsorgerstellen beschränkte sich allmählich die Bezeichnung als „Kurat". Eine „Approbation" solcher Kuraten durch den Bischof wurde v o r der Reformation anscheinend in England in der Regel nicht verlangt. 19 Nach der Reformation wurde jedoch vorgeschrieben, dal's 16

Nach P h i l l i m o r e , Eccl. Law 281 scheint das Vorkommen eines ständigen Vikars in einem Einzelfalle schon aus der Zeit Heinrichs II (115-1—89) beglaubigt. Beispiele sind jedenfalls aus der Regierung Johanns (1199—1210) und dem Anfang der Regierung Heinrichs III (1216—72) bekannt. Patent des Königs v. 20. Juli 1212 Uber Verleihung einer ständigen Vikarei und Anweisung an den Bischof zur Festsetzung des Gehalts des Vikars s. in Rotuli Litterarum Patentium ed. H a r d y (Record Commission), 1835, S. 93. Ein Beispiel der Einrichtung und Ausstattung von 5 Vikareien aus d. J. 1220 s. in Annnies de, Dunstaplia (Rer. Brit. Scr. No. 36, Annales Monastici) III, 59. — Vgl. auch 1 Ed. VI (1547) c 14 s 8, worin die Schaffung neuer Vikarstellen aus eingezogenem Stiftuugsvermögen für bestimmte Fälle in Aussicht gestellt ist. " Bei Auflösung der Klöster gingen die von denselben als Rektoren in beiden Fällen der Aneignung ausgeübten Rechte zunächst au den König, von diesem vielfach teils an Private, teils an kirchliche oder andere Körperschaften über. Vgl. 1 & 2 Phil. & Mar. (1554 & 1554/5) c 8 s 21. " Vgl. P h i l l i m o r e , Eccl. Law 333. 19 G i b s o n , Codex 819. — Vgl. auch J o h a n n v. A c t o n a (Ende 13. Jlidt.), Glosse zur Konstitution Othobons De Institution^ Yicariorum, S. 24: „Quidam sunt Vicarii mer-

§ 44. Pfrrrer.

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der Karat einer Amtangserlaabnis des Bischöfe bedürfe.20 Insoweit eine derartige Mitwirkung des Bischöfe bei der A n s t e l l u n g erforderlich war, wurde auch für eine E n t l a s s u n g das Urteil des Bischöfe entscheidend. Die hierdurch gegebene Gewähr gegen willkürliche Entlassung verwandelte auch diese Stellen in ständige. Demnach haben jetzt die „ständigen Karaten" die Stellung lebenslänglich angestellter Pfarrer in Pfarreien, welche in der Regel21 früher angeeignet waren. Sie werden in der Regel vom „Rektor" ernannt — welcher, wie bei den Vikareien, der König, eine staatliche oder geistliche Körperschaft oder eine Einzelperson ist — ohne bischöfliche Institution oder Induktion, aber unter dem Vorbehalt, dafs der Bischof die Amtungserlaubnis erteilt. Grundsätzlich werden als Eigentümer des gesammten Vermögens, welches zu der von einem ständigen Kuraten bedienten Pfarre gehört, die Nachfolger derjenigen Personen angesehen, als deren Ersatzmänner die Kuraten ursprünglich amteten, also in der Regel die nominellen „Rektoren" der Pfarrei. Die Vermögensrechte jedes einzelnen Kuraten sind nur von jenen Personen abgeleitete. Daher wird auch die Gesammtheit der aufeinanderfolgenden ständigen Kuraten einer Pfarrei n i c h t als Körperschaft angesehen, wie es bezüglich der Rektoren und Vikare geschieht. Dies ist die g e w ö h n l i c h e Stellung der Rektoren, Vikare und ständigen Kuraten. Daneben kommen aber zahlreiche abweichende Gestaltungen vor, bei denen die Inhaber der Stellen teils gleichfalls als Vollpfarrer angesehen werden müssen, teils wenigstens eine den Pfarrern ähnliche Stellung bekleiden: 1. Sinecure rectors und deren Ersatzmänner. 2 2 Die Stellung der Rektoren „ohne Seelsorge" und ihrer amtenden Ersatzmänner war hervorgegangen aus dem Verhältnis von Vollpfarrern zu den von ihnen mit Genehmigung des Bischofs angestellten Hilfsgeistlichen. In einigen besonderen Fällen wurde es üblich, den jedesmaligen Rektor dauernd von persönlicher Wahrnehmung der Amtspflichten zu entbinden. Mit der Zeit ging dann die wirkliche Seelsorge immer ausscbliefslicher auf Ersatzmänner über. Dieselben wurden hier gleichfalls Vikare oder ständige Kuraten genannt, je nachdem die Stelle ein für allemal selbständig ausgestattet war oder nicht. Beide Gestaltungen kamen vor. cenarii, et sie Convicarii Rectorum, qui ad tempus assumimtur temporales ad placitum Rectorum, et sine licentia Episeopi . . ." 20 Vgl. Kan. 48 v. 1604 (Anhang XII). 21 Die Stellung ist nicht ausnahmslos nur aus dem Verhältnis der Seelsorger bei quoad spirittialia et temporalia angeeigneten Pfarreien hervorgegangen. So wurde Bestellung von Kuraten oder Seelsorge durch Mönche statt Anstellung ständiger und ausgestatteter Vikare aus besonderen Gründen, z. B. wegen Armut des Klosters oder bei Nähe der Kirche u. s. w. gestattet. Gib son, Codex 819 unter Anführung von Registr. Courtney 72 b, Stafford 18 b, Warham 356 b. Auch hieraus sind später bei Aufhebung der Klöster ständige Kurateien geworden. M Vgl. Gibson, Codex 719.

V, 8. Pfarrer.

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Das Gesetz 3 & 4 Vict. (1840) c 113 s 48 hob alle Rektoreien ohne Seclsorge, falls ein ausgestatteter Vikar oder ein ständiger Kurat vorhanden, und der König oder eine kirchliche Behörde Patron der Rektorei war, bei der nächsten Erledigung auf und ermächtigte die Kirchliche Kommission ( E c c l e s i a s t i c a l Commissionert), das Patronat an Rektoreien ohne, Seelsorge, wo es anderen Personen oder Gesellschaften zusteht, aufzukaufen und sodann die Rektorei bei der nächsten Erledigung aufzuheben. Infolgedessen sind Rektoreien ohne Seelsorge gegenwärtig fast vollständig oder vollständig beseitigt. 2. T i t u l a r v i k a r e . Das Gesetz 31 & 32 Vict. (1868) c 117 s 2 bestimmt, dafs derjenige incumbent einer Pfarrei, welcher nicht Rektor ist, und welcher die Befugnis hat, in seiner Kirche Heiratsaufgebote zu veröffentlichen, Trauungen, Einsegnungen nach erfolgter Niederkunft (churching) und Taufen abzuhalten und die hierdurch erwachsenden Gebühren ohne jeden Abzug für sich selbst einzunehmen, den T i t e l „Vikar" und seine Pfründe den Namen „Vikarei" führen soll, ohne dal's irgend welche weiteren Folgen damit verbunden sind. 3. G e i s t l i c h e a n B e q u e m l i c h k e i t s k a p e l l e n . Bequemlichkeitskapellen (chapels of ease), so genannt, weil sie den Einwohnern deu Kirchenbesuch bequemer machen, wurden hin und wieder, namentlich in den von der Hauptkirche entlegeneren Orten gröfserer Kirchspiele gegründet. Dadurch wurde die Einheit des ganzen Kirchspiels nicht berührt. Zur Gründung war Genehmigung des Hauptpfarrers, des Patrons der Hauptpfarrei und des Bischofs erforderlich. An der Kapelle wurde ein besonderer Geistlicher angestellt, der in der Regel „curate" genannt wurde und dem Bischof nicht zur Institution präsentirt, sondern nur zur Erteilung der Amtungserlaubnis vom Verleiher der Stelle bezeichnet wird. In manchen Fällen ist die Stelle des Kuraten dauernd selbständig ausgestattet; meistens wird jedoch der Geistliche durch ein vom Hauptpfarrer gezahltes Gehalt besoldet. Wem das Verleihungsrecht bezüglich der Kuratenstelle zusteht, richtet sich in erster Linie nach den Abmachungen bei der Stiftung oder unvordenklicher Gewohnheit. Ob es im Zweifel dem Pfarrer der Hauptkirche oder den Stiftern der Kapelle zukommt, ist streitig. 23 4. G e i s t l i c h e in a u f g e b e s s e r t e n S t e l l e n . (Augmcntcd Curates.) Wird die Stelle eines Geistlichen, welche nicht Rektorei oder Vikarei ist, also selbständig kein Vermögen besitzen kann, durch Zuwendung aus der Königin-Anna-Stiftung aufgebessert, so wird sie dadurch zur Pfründe, erhält Körperschaftsrechte und gilt im übrigen, auch wenn sie es bisher nicht war, als ständige Kuratei.- 4 Ebenso, wenn die 21 24

Phillimore, Eccles. Law 305, 300. 1 Geo. I st. 2 (1714; c 10 s 1: „

That all such churches, curacies, or chapels, uhich shall at any time hereafter be augmented by the governors of the bounty . . . ., shall be, and are hereby declared and established to be, from the time of such augmentations, perpetual cures and benefices, and the ministers duly nominated and licensed thereunto,

§44.

Pfarrer.

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Zuwendung z w a r nicht aus Mitteln jener Stiftung sondern aus Privatmitteln erfolgt ist, aber durch Vermittelung der Stiftungsverwaltung ein dauerndes Abkommen mit dem Schenker über Ausübung der Besetzungsrechte getroffen worden ist. 2 5 Eigentümlich ist an dieser Gestaltung, dafs die aufgebesserten Stellen, wenn sie nicht schon früher ständige Kurateien waren, nur dem N a m e n nach den ständigen Kurateien gleichstehen, dafs sie dagegen bezüglich der S e e l s o r g e nicht zu selbständigen Pfarreien werden, sondern dafs die bestehenden Rechte des Pfarrers unberührt bleiben, 2 5 bis etwa dem Kuraten oder Kaplan ein besonderer Bezirk zugewiesen w i r d . 2 ' Dem deutschen Wort „Pfarrer" (= Vorsteher einer Pfarrei) entspricht die englische Bezeichnung als „parish priest". Diese wird indessen in Urkunden selten gebraucht. Welche verschiedenen Bedeutungen mit den Worten rector, vicar und curate verbunden sein können, ergiebt sich zum grofsen Teil schon aus dem Vorhergehenden und soll hier zusammengestellt werden. Zum Verständnis der englischen Rechtsquellen ist es aber erforderlich, aufserdem noch die genaue Bedeutung einiger anderen Worte zu erwähnen, welche zur gemeinsamen Bezeichnung eines Teiles der Pfarrer unter bestimmten Gesichtspunkten dienen oder sonst einen ähnlichen Sinn haben. Hiernach ergiebt sich folgende Übersicht: 1. rector. 1. Der Rechtsnachfolger (Laie oder Geistlicher, Einzelperson oder Körperschaft) des früheren Aneigners. Er bezieht die Pfarreinkiinfte teilweise oder ganz and their successors respectively, shall be, and be esteemed in law, bodies politick and corporate, and shall have perpetual succession .. . .; and that the impropriators or patrons of any augmented churches or donatives, for the time being, and their heirs, and the rectors and vicars of the mother-churches whereto any such augmented curacy or chapel doth appertain . . . . shall . . . . pay and allow to the ministers officiating in any such augmented church and chapel respectively, such annual and other pensions, salaries, and allowances, which by antient custom, or otherwise, of right, and not of bounty, ought to be by them respectively paid and allowed, and which they might, by due course of law, before the making of this act, have been compelled to pay or allow to the respective ministers officiating there, and such other yearly sum or allowance as shall be agreed upon (if any shall be) between the said governors and such patron or impropriator, upon making the augmentation, and the same are and shall be hereby perfectly vested in the ministers officiating in such augmented church or chapel respectively, and their respective successors." M 3 & 4 Vic t. (1S10) c20 s 4: „. . . . That every Cure touching the Patronage or Bight of Nomination to which any such Agreement as aforesaid with any Benefactor or Benefactors shall be made for the Benefit of such Benefactor or Benefactors though no Appropriation whatsoever to the said Cure for the Augmentation thereof shall be made by the said Governors out of the Funds at their Disposal, shall . . . . be deemed and considered in Law, in all respects, and to all Intents and Ptirposes whatsoever, as a Cure augmented by the said Governors, . . .." 26 1 Geo. I st. 2 (1714) c 10 s 5: „Provided always, That no such rector or vicar of such mother-church, or any other ecclesiastical person . . . . having cure of souls, within the parish or place where such augmented church or chapel shall be situate . ..., shall hereby be divested or discharged from the same; but the cure of souls, with all other parochial rights and duties, (such augmentation and allowances to the augmented church or chapel, as aforesaid, only excepted), shall hereafter be and remain in the same state, plight and manner as before the making of this act . . . ." 31 Die Stellung des augmented curate nach Zuweisung einer district chapelry ist geregelt durch 2 & 3 Vict. (1830) c 49 s 2.

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und übt Benennanga- (Präsentations-) oder Ernennungs- (Nominations-)reclit. Er amtet nicht. 2. „Rektor ohne Seelsorge." Er mufs Geistlicher und Einzelperson sein. Im übrigen steht er dem zu 1 Genannten gleich. Diese Stellen sind jetzt wohl sämmtlich aufgehoben. 3. Der amtende Rektor. Er wird ernannt im Wege der Präsentation nnd Institution oder der Kollation, in seltenen Fällen (donatives) durch gänzlich freie Verleihung ohne Mitwirkung des Bischofs. II. vicar. A. Im Mittelalter ohne feste Bedeutung jeder Hilfs- oder Ersatzseelsorger ohne Rücksicht auf die Art der Bestellung oder Ausstattung. B. In der jetzigen Bedeutung des Worts: 1. Titularvikar gemäfs 31 & 32 Vict. c 117. 2. Der Pfarrer an einer selbständig ausgestatteten Stelle in Pfarreien, in welchen ein „Rektor ohne Seelsorge" noch vorhanden ist oder vorhanden war. 3. Der Pfarrer an einer selbständig ausgestatteten Stelle in Pfarreien, welche früher angeeignet waren. Die Stelle wird besetzt im Wege der Präsentation und Institution oder der Kollation, in seltenen Fällen (idonatives) durch gänzlich freie Verleihung ohne Mitwirkung des Bischofs. I I I . curate. — abgesehen von der ganz allgemeinen, noch im Gebotbuch vorkommenden, nicht technischen Bedeutung des Worts 2 8 — 1. Der dauernd angestellte Pfarrer in einer früher „in weltlichen und geistlichen Dingen", mitunter auch nur „in weltlichen Dingen", 29 angeeigneten Pfarrei. Die Stelle ist nicht selbständig ausgestattet; die Aufeinanderfolge der Pfarrer hat keine Körperschaftsrechte. Die Unterhaltung des Pfarrers wird im wesentlichen durch Zuweisung eines Einkommens seitens des Aneigners erbracht. Die Besetzung der Stelle erfolgt durch Ernennung seitens des Aneigners und Erteilung der Amtungserlaubnis seitens des Bischofs. 2. Der Pfarrer einer Stelle ohne Körperschaftsrechte in Pfarreien, in welchen ein „Rektor ohne Seelsorge" noch vorhanden ist oder vorhanden war. Unterhalt des Pfarrers und Besetzung der Stelle regelt sich entsprechend wie zu 1. 3. Der Geistliche an einer Bequemlichkeitskapellc. Er bezieht meist ein Gehalt vom Pfarrer der Hauptkirche; mitunter ist die Stelle jedoch selbständig ausgestattet und hat Körperschaftsrechte. Die Besetzung der Stelle erfolgt entsprechend wie zu 1. Ein solcher Kurat ist n i c h t Pfarrer mit selbständiger Pfarrei. 4. Der Pfarrer in der zu 1 oder 2 erwähnten Stellung oder ein Geistlicher ohne Pfarrrechte, in beiden Fällen aber mit ganz oder teilweise fester Ausstattung der Stelle, welche auch Körperschaftsrechte hat. (,,augm enteil curate".) 5. Der Pfarrer einer selbständigen Gemeinde oder der selbständige Geistliche an einer Nebenkirche, selbständig ausgestattet oder nicht, 10 mit Körperschaftsrechten oder nicht; völlig frei, ohne Mitwirkung des Bischofs, ernannt vom donor. („donee".) 2 " S. hierüber P h i l l i m o r e 299. Im Gebetbuch findet sich jene Bedeutung sehr häufig, z. B. mehrmals in den Anmerkungen zum Abendmahlsgottesdienst und zur privaten Kindtaufe, dagegen die beschränkte Bedeutung z. B. in der Schlufsbemerkung zum Abendmahlsgottesdienst. Curatus in der allgemeinen Bedeutung „Seelsorger" kommt bis gegen das Ende des Mittelalters häufiger vor; vgl. z. B. Clementinae III, 7 c 2. 29 Vgl. oben Anm. 21. 80 N i c h t selbständig ausgestattete donatives kommen jedoch nach P h i l l i m o r e 277 thatsächlich nicht vor.

§44. Pfarrer.

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0. Der nur für vorübergehende Dienste angestellte Ersatzmann oder Gehilfe des amtenden Pfarrers." Die Stelinngen zu 1, 2, 4 n. 5 werden in der Regel s ä m m t l i c h — der Sprachgebrauch schwankt jedoch hierin — unter der Bezeichnung perpetual curate, die anter 6 fallenden Stellangen anter der Bezeichnung stipendiary anrate zusammengefaßt, während die Stellung zu 3 in der Kegel besonders als die eines curate of chapel of ease bezeichnet wird. Indessen kommt auch für den Geistlichen einer Bequemlichkeitskapelle die Benennung perpetual curate vor. Der „perpetual curate" in seiner normalen Stellung (also namentlich oben zu 1.) ist der Sache nach auch stipendiary d. h. mit f e s t e m Einkommen angestellt, nicht Besitzer einer Pfründe. Die Ausdrücke „perpetual curate" und „stipendiary curate" sind daher eigentlich nicht gegensätzlich. In der That waren diejenigen Kuraten, welche jetzt als ständig bezeichnet werden, vor der Reformation gleichfalls nur auf Zeit bestellte Untergeistliche in ähnlicher Stellung wie die jetzt allein als stipendiary curate bezeichneten Beamten. IV. parson. Das „persona" des kanonischen Rechts.82 Es ist ursprünglich gleichbedeutend mit rector. Nach dem Entstehen nicht amtender Rektoren hat es insofern eine beschränktere Bedeutung bewahrt, als es nur mit Bezug auf den amtenden Rektor angewendet wird; 93 mitunter aber wird mit parson in weiterem Sinne jede Art von amtenden Geistlichen bezeichnet. V. donee. Dies ist jeder, welcher ein kirchliches Amt durch völlig freie Verleihung ohne jede Mitwirkung der kirchlichen Oberbehörde erhält. Wenn das zu verleihende Amt eine Pfarrerstelle ist, so wird der Ernannte in der Regel curate, mitunter jedoch auch vicar oder rector genannt.84 Die freie Verleihung kommt überhaupt nur in sehr seltenen Fällen vor. Sie findet sich aber auch bei anderen kirchlichen Ämtern als dem Pfarramt. Trotzdem wird donee häufig beschränkend von den Inhabern einer n i e d e r e n Stelle freier Verleihung gebraucht. VI. incumbent. Das Wort wird jetzt im Sinne von „Inhaber einer Pfründe" gebraucht. Nun ist aber die Bedeutung von „Pfründe (benefice)" selbst schwankend. Einerseits wird darunter in der Regel nur eine „niedere Pfründe" verstanden, wobei Kapitel- und Prälaten-Pfründen nicht mit eingeschlossen werden.85 Andererseits wird gewöhnlich als Pfründe nicht j e d e dauernd für niedere Geistliche geschaffene Stelle angesehen, sondern nur eine solche, welche dauernd selbständig ausgestattet ist und Körperschaftsrechte hat. Hierdurch werden besonders die Stellen der ständigen Karaten (soweit sie nicht „aufgebessert" [augmcnted] sind) von der Bezeichnung als „Pfründen" ausgeschlossen.36 Diese letztere Beschränkung des Wortes „Pfründe" wird nun jedoch nicht immer aufrecht erhalten. Eine grofse Anzahl von Gesetzen bestimmt ausdrücklich, was in ihnen unter „Pfründe" verstanden werden soll, und " Über dessen Stellung vgl. § 45. 32 R i c h t e r , Kirchenrecht § 142 Anm. 1. 33 Vgl. jedoch Godolphin 186: „Parson" werde am richtigsten der Rektor einer Stelle genannt, an welcher ein „ausgestatteter Vikar" vorhanden sei. 34 P h i l l i m o r e , a. a. O. 276. Auch hier sind für die Unterscheidungen zum Teil geschichtliche Gründe mafsgebend gewesen. 35 Im kanonischen Sprachgebrauch schliefst „beneficia minora" aufser den Pfarrpfritnden namentlich auch die Knnonikate ein. H i n s c l i i u s , Kirchenrecht II, 370 § 100. 36 Incumbent der mit einem ständigen Kuraten besetzten Pfarrstelle ist bei Festhaltung der engen Bedeutung des Wortes der nicht amtende Rektor dieser Pfarrei.

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V, 8. Pfarrer. diese Begriffsbestimmungen sind wechselnd. Meistens wird darin die „ständige Kuratei" als mitbegriffeu bezeichnet, häufig auch n e b e n Rektorei, Vikarei und ständiger Kuratei die „Stellen freier Verleihung ' (donatives) aufgeführt, wobei dann letzteres wieder als „ n i e d e r e Stellen freier Verleihung" ausgelegt werden mufs. Dies Schwanken der Bedeutung des Begriffs in der Gesetzgebung giebt natürlich auch zum Schwanken des Begriffs bei den Schriftstellern Anlafs. Einer jeden Schwankung des Begriffs „Pfründe" folgt aber auch der von jenein abhängige Begriff incumbent (Pfründeninhaber). In der weiteren, ständige Kuraten mitumfassenden Bedeutung ersetzt er in gewissem Mafse (jedoch nicht streng) die zusammenfassende Bezeichnung „Pfarrer" als der einer besonderen Gemeinde vorstehende ordentliche Geistliche.3' VII. priest. Das Wort bezeichnet den Inhaber des zweiten (priesterlichen) Weihegrades und enthält keine Beziehung auf die Anstellung in einein bestimmten kirchlichen Amt. Da aber in der grofsen Mehrzahl der Fälle der Priester auch Pfarrer ist, so steht bei loserem Sprachgebrauch mitunter das erstere Wort auch da, wo die Bedeutung des zweiten gemeint ist; ans dem entsprechenden Grunde findet es sich sogar, namentlich häufig im Gebetbuch, als allgemeine Bezeichnung des dienstthuenden Geistlichen.38 VIII. minister. Dies Wort dient als allgemeine Bezeichnung für jede einen Gottesdienst leitende Person ohne Rücksicht auf ihren Weihegrad oder ihre kirchliche Amtsstellung. Daneben jedoch wird es, übrigens wohl nur in älteren Urkunden, z. B. den Kanones von 1604. gleichbedeutend mit priest gebraucht und demnach minister und deacon einander gegenübergestellt. In denselben Kanones umfafst aber minister an anderen Stellen Priester u n d Diakon und kann nur g a n z a l l g e m e i n in dem Sinne von „Geistlicher" verstanden werden.

Die Pfarrer aller drei Hauptarten: der redor, der vicar und der perpetual curate sind auf Lebenszeit angestellt und zu den gleichen kirchlichen Amtshandlungen berechtigt. Der w e s e n t l i c h e Unterschied der drei Gestaltungen liegt auf dem Gebiet des Vermögensrechts. Der Pfarrer hat den Gottesdienst in der Pfarrkirche abzuhalten und hat innerhalb der gesetzlichen Grenzen volle Freiheit in der Anordnung desselben. 39 Er hatte bis vor kurzer Zeit auch das ausschliel'sliche Recht zur Leitung von Begräbnissen auf dem Gemeindekirchhof. Durch das Gesetz betr. Änderung des Begräbnisrechts, 43 & 44 Vid. (1880) c 41, ist jedoch die Leitung von Begräbnissen durch Privatpersonen unter Ausschlufs des Pfarrers gestattet. Der Pfarrer ernennt, vorbehaltlich bischöflicher Approbation, seine Vertreter und seine Hilfsgeistlichen (assistant curate); erfolgt die Ernennung nicht innerhalb vorgeschriebener Zeit, so ernennt der Bischof 31 Eine ausnahmsweise weite Bedeutung hat ,,incumbent' in dem Gesetz betr. Regelung des öffentlichen Gottesdienstes 37 & 38 Vi ct. (1874) c 85. In s 6 ist der Begriff für den Wortlaut des Gesetzes bestimmt als „die Person oder Personen geistlichen Standes, welche gesetzlich verantwortlich sind für die gehörige Verrichtung des Gottesdienstes in der Kirche oder der Beerdigungsfeierlichkeiten auf dem Begräbnisplatz." Incumbent umfafst daher hier sowohl den ständigen Kuraten wie auch Dekan u. Kanoniker. Vgl. auch s 17 des Ges., ferner „Incumbent of diocese" vom Bischof in 3 & 4 Ouil. IV c 85 s 89. 38 Vgl. P h i l l i m o r e , Eccks. Law 133. 39 B l u n t a . a . O . S. 329.

§ 45. Stipendiary Curates. (Besoldete Karaten.)

351

selbständig.40 Dasselbe gilt in der Regel für die Geistlichen an Bequemlichkeitskapellen; doch entscheidet hier in erster Reihe die Stiftungsurkunde. Ob in Ermangelung derselben das Ernennungsrecht dem Stifter oder dem Pfarrer zusteht, ist streitig. Lecturers ernennt in der Regel die Gemeindeversammlung, nicht der Pfarrer; auch hier entscheidet die Stiftungsurkunde.41 Die parockial readers der neueren Zeit ernennt der Pfarrer vorbehaltlich Approbation des Bischofs.42 Die parish clerJcs ernennt, soweit nicht, wie in einigen Fällen, Gewohnheitsrecht entgegensteht, der Pfarrer selbständig. Nur wenn sie Geistliche sind, bedürfen sie der Approbation des Bischofs; indessen wird auch bei Laien43 clerJcs die Approbation in der Regel erbeten. In vielen Fällen ernennt der Pfarrer auch die übrigen Unterbeamten oder ist bei deren Ernennung beteiligt.44 Nach den Kanones von 1604 sollen der Pfarrer und die Gemeindemitglieder gemeinsam die beiden Kirchenwarte ernennen; kommt eine Einigung nicht zu Stande, so soll der eine Kirchenwart vom Pfarrer, der andere von den Gemeindemitgliedern ernannt werden. An den meisten Orten ist die letztere Art der Ernennung üblich.45 Ob der Pfarrer als solcher (d. h. ohne besondere Wahl durch die Gemeindeversammlung) das Recht hat, in der Gemeindeversammlung den Vorsitz zu führen, ist streitig.48 Rektoren und Vikare sind berechtigt, an der Wahl von Vertretern für die Konvokation teilzunehmen; meist scheinen auch die ständigen Kuraten zur Wahl zugelassen zu werden. 4 ' Bevor der Rektor oder Vikar die Institution oder Kollation, bezw. der ständige Kurat die Amtungserlaubnis (licence) erhält, haben dieselben eine Erklärung ihrer Zustimmung zu den 39 Artikeln, dem Gebetbuch und den Ordinationsvorschriften, ferner eine Erklärung, dafs sie ihr neues Amt nicht durch Simonie erlangt haben, abzugeben, und sie haben dem Bischof den Gehorsamseid und dem König den Treueid zu leisten.48

9. Vertreter und Gehilfen der Pfarrer. § 45.

A. Stipendiary Curates. (Besoldete Kuraten).a Die älteren Bestimmungen, welche die Stellung dieser Gattung von Hilfsgeistlichen regelten, sind enthalten in den Verordnungen der Erz40

Vgl. § 45. Vgl. g 53. 42 Vgl. § 4G Anm. 6. 43 Vgl. § 49 Anm. 4 u. 5. 44 Vgl. § 50—52. 46 Vgl. § 4 8 Anm. 6 ff. 46 Für Bejahung: B l u n t , Book of Church Law 4. Aufl. S. 300, P h i l l i m o r e , Eccl. Law 1877f.; für Verneinung ausführlich: T o u l u i i n S m i t h , The Parish 2. Aufl. S. '291 f., 294ff. 47 Vgl. § 55 Anm. 8. 48 28 & 29 Vi ct. (1865) c 122 Clerical Subscriptim Act; 31 & 32 Vi ct. (1868) c 72. Kan. 36 v. 1604/1865 (Anhang XII). • B l u n t , Book o/ Church Laie Buch III cap.2. — P h i l l i m o r e , EccluiatUcal Lam 660ff. 41

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V, 9. Vertreter und Gehilfen der Pfarrer.

bischöfe Edmund, Islip, Sudbury, in den Kanones von 1604, in den Anweisungen des Erzbischofs Wake und in den (jetzt aufgehobenen) Gesetzen 12 Ann. st. 2 c. 12, 36 Geo. III c 83, 53 Geo. III c 149 und 57 Geo. III c 99. 1 Jetzt ist fast allein maßgebend 1 & 2 Vict. (1838) c 106,2 in Einzelheiten ergänzt und geändert durch 48 & 49 Vict. (1885) c 54. 3 Diese Gesetze enthalten, unter vielen Einschränkungen im einzelnen, wesentlich folgende Bestimmungen: 1. N i c h t r e s i d e n z des P f r ü n d e n i n h a b e r s . Ein Pfründeninhaber, der aufserhalb des zur Pfründe gehörenden Bezirks seinen Wohnsitz hat, und nicht mit Genehmigung des Bischofs von seinem aufserhalb gelegenen Wohnsitz aus die erforderlichen gottesdienstlichen Verrichtungen vornimmt, mufs dafür sorgen, dafe ein Kurat vorhanden ist, der ihn vertritt. 4 Bei Pfründen mit einer Bevölkerung von mehr als 2000 Personen oder mit zwei über eine engl. Meile voneinander entfernten Kirchen kann der Bischof verlangen, dafs zwei oder mehr Kuraten ernannt werden. 5 2. G e m e i n d e n m i t s t a r k e r B e v ö l k e r u n g o d e r m i t m e h r e r e n K i r c h e n . Falls eine Pfründe ein jährliches Einkommen von mehr als 500 £ bringt, und falls in dem Bezirk dieser Pfründe entweder eine Bevölkerung von mehr als 3000 Personen oder eine zweite Kirche mit einem zugehörigen Flecken oder Bezirk von 400 Einwohnern vorhanden ist, so mufs der Pfründeninhaber, selbst wenn er persönlich seinen Amtspflichten obliegt, auf Anordnung des Bischofs für die Anstellung eines Hilfsgeistlichen (assistant curate) Sorge tragen. 6 3. U n g e n ü g e n d e W a h r n e h m u n g d e r A m t s p f l i c h t e n . Hat der Bischof Grund zu der Annahme, dafs ein Pfründeninhaber die ihm obliegenden Amtsverrichtungen ungenügend erfüllt, so kann er eine Untersuchung durch bestimmte im Gesetz näher bezeichnete Personen anordnen. 7 Ergiebt diese Untersuchung die Richtigkeit jener Annahme, 1

P h i l l i m o r e , Eccles. Law 562. An Act to abridge the Holding of Benefices in Plurality, and to make better Provision for the Residence of the Clergy. 3 Pluralities Acts Amendment Act. 4 1 & 2 Vict. c 106 s 75. 6 (1 & 2 Vict. c 106 s 86); 48 & 49 Vict. c 54 s ü. 8 48 & 49 Vict. c 54 a 13; hierdurch ist 1 & 2 Vict. c 1(W s 78 aufgehoben. 1 Über die Zusammensetzung der Untersuchungskonimission bestimmte früher 1 & 2 Vict. c 100 s 77; jetzt ist mafsgebend 48 & 49 Vict. c 54 s 3—5. Danach sind folgende 4—5 Personen Mitglieder der Kommission: 1. der Archidiakon oder der Landdekan, in deren Bezirk die Pfründe liegt ; 2. ein Kanoniker (resulenüary, prebendary oder honorary) der Kathedralkirche, vom Kapitel auf 3 Jahre im voraus gewählt; 3. ein bepfriindeter Geistlicher der Arcliidiakonei, von den versammelten Pfriindeninhabern der Archidiakonei auf 3 Jahre im voraus gewählt; 4. ein Friedensrichter der Grafschaft, welcher Laie ist, ernannt von dem Vorsitzenden der letzten ordentlichen Sitzung (quarter session) der Friedensrichter, event. von dem lord lieutenant der Grafschaft auf Ersuchen des Bischofs; 5. auf Wunach des von der Untersuchung Betroffenen ein von diesem zu bezeichnender Pfründeninhaher oder Friedensrichter des betreffenden Bezirks. 2

§ 45. Stipendiary Cantes.

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(Besoldete Kirnten).

so kann der Bischof den Pfründeninhaber auffordern, für Bestellung eines Karaten zu sorgen.8 4. „ S e q u e s t r a t i o n " der P f r ü n d e . In allen Fällen einer „Sequestration" der Pfründe (ausgenommen den Fall einer Sequestration znm Zweck der Beschaffung von Mitteln für den Bau eines Pfarrhauses) soll der Bischof einen Kuraten bestellen (appoint and license), wenn nicht ein Pfründeninhaber vorhanden ist und selbst die Amtsverrichtungen wahrnimmt. Bei Pfründen mit einer Bevölkerung von über 2000 Personen oder mit mehreren Kirchen kann der Bischof mehrere Kuraten anstellen.9 In den drei zuerst genannten Fällen erfolgt die Bestellung in der Weise, dafs der Pfründeninhaber eine geeignete Person zu bezeichnen hat (nominate), und dafe der Bischof dem so Bezeichneten die Erlaubnis (licence) zur Amtsführung als Kurat erteilt. Versäumt der Pfründeninhaber, innerhalb bestimmter Fristen eine geeignete Person zu bezeichnen, so kann der Bischof den Kuraten selbständig ernennen (appoint and license). Der Bischof kann in allen Fällen die erteilte Amtungserlaubnis jederzeit widerrufen; er hat vorher den Kuraten zu hören; gegen die Entscheidung des Bischofs ist Berufung an den Erzbischof zulässig.10 Ein neuer Pfründeninhaber kann selbständig innerhalb 6 Monaten nach seiner Ernennung mit Frist von sechs Wochen dem in der Pfründe angestellten Kuraten kündigen; sonst kann jeder Pfründeninhaber dem Kuraten mit Frist von sechs Monaten jedoch nur unter Zustimmung des Bischofs kündigen." Der Kurat seinerseits kann mit dreimonatlicher Frist dem Pfründeninhaber und Bischof kündigen; mit kürzerer Frist nur unter Zustimmung des Bischofs.12 Die Anstellung des Kuraten erfolgt stets gegen festes Gehalt, dessen Betrag in dem Erlaubnisschein des Bischofs (licence) zu vermerken und welches aus den Einkünften der Pfründe vom Pfründeninhaber oder dem • 1 & 2 Vi ct. c 106 8 77. — Besondere Bestimmungen enthalten s 103 ff. für den Fall, dafs in den Bistümern von Wales die Zuordnung eines Kuraten darum erforderlich wird, weil dem Pfründeninhaber eine genügende Kenntnis der wallisischen Sprache mangelt. 9 1 & 2 Vict. c 106 s 99. Eine sogenannte „Sequestration" (in den meisten Fällen identisch mit „ Z w a n g s Verwaltung") findet namentlich statt bei Bankbruch des Pfründeninhabers; zum Zweck der Zwangsvollstreckung wegen einer Geldschuld; als kirchliche Strafe; während Erledigung einer Pfründe. Näheres bei P h i l l i m o r e 1377ff. Für einige Fälle der Seqnestration enthält 34 & 35 Vict. (1871) c 45, Sequestration Act, ergänzende Bestimmungen. 10 1 & 2 Vi ct. c 106 8 98. Die Fassung des Gesetzes liefs es zweifelhaft, ob die Zulässigkeit des Widerrufs etwa nur für Kuraten im Falle der N i c h t r e s i d e n z des Pfründeninhabers angeordnet werden sollte, es ist jetzt entschieden worden, dafs jene Gesetzesbestimmung in a l l e n Fällen der Bestellung von Kuraten anwendbar ist. Näheres hierüber bei P h i l l i m o r e 563, 574, Einleitung (Addenda) S. LXX. 11 1 & 2 Vict. c 106 s 95, 96. 11 1 & 2 Vict. c l 0 6 s 97. F. K a k o w e r , Verfassung dar Kirche von England.

23

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V, 9. Vertreter nnd Gehilfen der Pfarrer.

Sequester zu zahlen ist. 13 F ü r die Fälle einer Bestellung von Karaten wegen Nichtresidenz des Pfründeninhabers oder wegen Sequestration der Pfründe enthält das Gesetz Bestimmungen über Höchst- und Mindestgrenzen des zu gewährenden Gehalts, je nach der Zahl der in der Pfründe angestellten Kuraten, der Grölse der Pfarreibevölkerung und der Höhe der Pfründeneinkünfte. 1 4 In den übrigen Fällen unterliegt die Höhe des zu gewährenden Gehalts der freien Vereinbarung zwischen dem Pfründeninhaber und dem Kuraten. Der Kurat, welcher eine Amtungserlaubnis (licence) erhalten will, mufs dem Bischof den Gehorsamseid schwören und eine Versicherung des Pfründeninhabers und des Kuraten einreichen („stipendiary curate's declaration"), dafs sie das ganze festgesetzte Gehalt zahlen bezw. empfangen wollen. Nachdem der K u r a t die Licenz erhalten hat, mufs er ferner die E r k l ä r u n g seiner Zustimmung zu den 39 Artikeln, dem Gebetbuch lind den Ordinationsvorschriften („declaration of assent") unterschreiben. 1 5

§ 46.

B. Readers. (Vorleser)." F ü r die Bekleidung dieses A m t e s ' ist die E r l a n g u n g eines kirchlichen Weihegrades nicht Voraussetzung. Der reader ist in der Regel L a i e ; er wird bestellt, um in geringerem oder gröfserem Umfange die Stelle eines Geistlichen bei Leitung gottesdienstlicher Handlungen auszufüllen. In der Reformationszeit wurden readers f ü r solche Gemeinden ernannt, in denen Geistliche wegen der geringen damit verbundenen Einkünfte oder aus anderen Gründen nicht bereit waren, die Stelle eines Pfarrers zu übernehmen. Die Stellung dieser readers wurde durch eine Verordnung von 1561 geregelt. Hiernach sollte der reader nicht predigen oder die Sakramente erteilen, sondern nur die im Gebetbuch festgestellten Gebete vorlesen, die Begräbnisse leiten und die Frauen beim ersten Kirchgang nach der Niederkunft segnen („churching"). Der reader sollte ferner verpflichtet sein, die Stellung aufzugeben, sobald sich die Anstellung eines Geistlichen ermöglichen lasse. 2 Allmählich gelang es, " 1 & 2 Vict, c 106, s 83, 100. 14 1 & 2 Vict, c 106 s 85ff., 99. " 28 & 29 Vi ct. (1865) c 122 Clerical Subscription Act. s 3, 6 erfordern die stipendiary curate's declaration, s 8 die declaration of assent, s 12 läfst das Erfordernis des Gehorsamseides unberührt. * P h i l l i m o r e , 1

Ecclesiastical

Laic

MO ff.

Nach P h i l l i m o r e , Eccl. Law 590 soll dies Amt der englischen Kirche geschichtlich mit demjenigen des lector (dein zweitletzten Weihegrad) der römischen Kirche zusammenhängen. 2 „Injunctions to be confessed and subscribed by them that shall be admitted readers" v. 1561 (abgedruckt bei C a r d w e l l , Doc. Ann. I, 268). Die e r h e b l i c h e r e n Bestimmungen lauten:

§ 46.

Readers. (Vorleser.)

355

auch ärmere Pfarreien überall mit Geistlichen zu besetzen, und infolgedessen verschwand nach und nach fast überall das Amt des reader in dem Sinne, in welchem es zur Reformationszeit verliehen wurde. Erst neuerdings ist dies Amt wieder belebt und sind readers in gröfserer Zahl ernannt worden.3 Nicht aber in dem früheren Sinn eines Ersatzes für den nicht vorhandenen Pfarrer, sondern zur Unterstützung des vorhandenen Pfarrers und zur Amtsführung unter Leitung desselben. Man unterscheidet jetzt „diocesan readers" und „parochial readersV Die ersteren sind weniger an das Amten in einer bestimmten Pfarrei gebunden, als die letzteren.3 „Inprimis, I shall not preacke or interprete, but only read that, which is appointed by publick authoritie. I shall not minister the sacraments, nor other publick rites of the church, but burie the dead, and purifie women after their childbirthe. I shall give place upon convenient warning, so thought by the ordinarie, if any learned minister shall be placed there, at the sute of the patrone of the parishe. I shall not read, but in poorer parishes destitute of incumbents, excepte in the tyme of sickness, or for other good considerations to be allowed by the ordinary." 3 Nach statistischer Zusammenstellung in Church Year Book 1891 S. 101 waren 1890 in allen Bistümern Englands zusammen etwa 1500 readers angestellt. Über die Verhältnisse in den einzelnen Bistümern bis zum Jahr 18S4 s. Kommissionsbericht No. 161 S. 6 ff. im Anhang znm Chronicle of Convocation Canterbury 1884. Die readers amteten hiernach meist unentgeltlich, in einigen Fällen jedoch auch gegen Entgelt. — Die Grundzüge für die Wiederbelebung des Amtes wurden in einer Bischofsversaramlung in Lambeth festgestellt. P e r r y , Hist, of Engl. Ch. I I I , 539 c 33 § 7. P h i l l i m o r e a. a. O. 592. — Vgl. jetzt auch die übereinstimmenden (wegen Nichtbeobachtung der Vorschriften des Unterwerfungsgesetzes nicht bindenden) Beschlüsse des Unter- und Oberhauses von Canterbury v. 16. Mai 1884 {Chron. of Conv. Cant. 1884, Summary S. XXVII): 1. „That no layman be admitted to the office of a Reader who has not been confirmed, and is not a communicant in the Church of England, and that the Bishop should satisfy himself of his personal fitness, knowledge of Scripture, and soundness in the Faith. That the Reader should also be required to sign a Declaration expressive of his acceptance of the doctrine of the Church of England as contained in the Book of Common Prayer and of the Ordering of Bishops, Priests, and Deacons, and of obedience to the Incumbent and the other properly constituted authorities, subject always to the control of the Bishop of the diocese. 2. That in unconsecrated places the Reader may expound the Holy Scriptures, may give Addresses, may read such parts of the Morning and Evening Prayer and use such other Services as may have been approved by the Bishop; and generally act under the Incumbent in visiting the sick and in other duties. 3. That in all cases the Reader shall hold the licence of the Bishop of the diocese and shall be admitted to his office by the delivery of a copy of the New Testament to him by the Bishop. i. That this House recommends that steps should be taken in each diocese to bring the subject of Lay-Readers before the clergy and laity of the Church in such a manner as may approve itself to the Bishop of the diocese." 4 Das Church Year Book 1891 S. 95 enthält Regeln für beide Arten yon readers in dem Bistum London. 6 Nach den Regeln für das Bistum London werden Personen, welche diocesan 23*

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V, 9. Vertreter und Gehilfen der Pfarrer.

Die Ernennung des parochial reader erfolgt, indem der Pfarrer eine geeignete Person dem Bischof bezeichnet (nominate) und letzterer die Anstellung genehmigt und die Erlaubnis zur Amtsführung (Ikerwe) erteilt.6 Sein Amt erlischt durch Widerruf seitens des Bischofs und bei einem Wechsel in der Person des Pfarrers. In letzterem Falle kann die Erneuerung der Bestallung beantragt werden. Der Umfang der kirchlichen Obliegenheiten des reader wird im einzelnen durch den ihm von Bischof und Pfarrer erteilten Auftrag bestimmt; er hat nach näherer Mafsgabe dieses Auftrages das Recht, Stellen aus der Bibel, aus dem Gebetbuch und aus Erbauungsschi-iften vorzulesen und Stellen der Bibel den am Erscheinen in der Kirche verhinderten Personen (Kranken, Alten u. s. w.) zu erklären; es kann ihm auch das Recht erteilt werden, Bibelerklärungen vor versammelter Gemeinde vorzunehmen.7 Die Kirchenbehörden verlangen, dal's der reader vor seiner Zulassung die Erklärung seiner Zustimmung zu den 39 Artikeln, dem Gebetbuch und den Ordinationsvorschriften unterschreibt. Falls er zum Predigen ermächtigt wird, so ist auch nach dem G e s e t z erforderlich, dafs er eine solche Unterschrift leistet. 8 Die Zulassung des reader reader zu werden wünschen, nach Ermessen eines „Readers Board for the Diocese" dem Bischof benannt. Letzterer giebt ihnen (nach fakultativer Prüfung) auf Widerruf die Lizenz für eine bestimmte Pfarrei; sie dürfen jedoch gelegentlich auch in anderen Pfarreien des Bistums mit Zustimmung des betreffenden Pfarrers am ten. 6 Der Bischof kann seine Genehmigung 'von einer durch ihn oder seinen Kaplan vorzunehmenden Prüfung über den Glauben und die Kenntnis der Bibel abhängig machen. 7 Dies beruht auf dem von den Bischöfen vereinbarten Formular für Zulassung von readers. Dasselbe (abgedruckt bei P h i l l i m o r e 592) lautet: „Christopher, by divine permission, Bishop of Lincoln, to our well-beloved and approved in Christ, A. B., greeting. We do by these presents grant unto you our commission to execute the office of a reader in the parish of C., within our diocese and jurisdiction, on the nomination of the reverend D. E., rector (or vicar) of the said parish; ami we do hereby authorize you to read the Holy Scriptures, and to explain the same to the aged, sick, and such other persons in the said parish, as the incumbent thereof shall direct; (to read the appointed lesstms in the parish church, and also) to read publicly in (the hamlet of F.) (or in the school room or other place approved by us) such portions of the morning or evening service in the Booh of Common Prayer as we may appoint, and after such service (to expound some portion of Holy Scripture to those assembled, or) to read such godly homily or discourse as by the incumbent may be judged most suitable and edifying to their immortal souls. And we do hereby notify ami declare that this our commission shall remain valid and have fuU force and authority until either it shall be revoked by us or our successors, or a fresh institution to the benefice shall have been made and completed, at and after which last-mentioned time it shall be competent for an application to be made to us or our successors for a renewal and continuance of this our present commission and authority. And so we commend you to Almighty God, whose blessing and favour we humbly pray may rest upon you and your work. Given under our hand and seal this . . . day of .. ., etc." Vgl. ferner Beschlüsse vom 16. Mai lö&4 Ziff. 2 (oben Anm. 3.) 6 Kanon 36 v. 1865 (Anhang XII). Vgl. Beschlüsse v. 16. Mai 188i Ziff. 1 (oben Anm. 3). — Das Gesetz 28 & 29 Vi ct. (1865) c 122 Clerical Subscription Act bezieht sich nur auf „preachers" und nennt „readers" nicht ausdrücklich.

§47. Diakonissenvereine, Schwesterschaften, Bruderschaften.

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erfolgt in feierlicher Form durch den Bischof mittels Übergabe der Bibel, jedoch ohne Handaaflegang.9 Die Einhaltung dieser Form ist jedoch in rechtlicher Beziehung wohl unwesentlich. In mehreren Bistümern haben sich Laienhelfervereine (lay hdpers' associations) gebildet. Es sind freiwillige Vereine, deren Mitglieder sich den Pfarrern zu kirchlichen und wohlthätigen Zwecken zur Verfügung stellen.10 § 47.

C. Diakonissenvereine, Schwesterschaften, Brüderschaften. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bildeten sich Diakonissenvereine, Schwesterschaften,' und etwas später auch Brüderschaften. Im Jahre 1891 hat die Konvokation von Canterbury bezw. das Oberhaus derselben bestimmte Normen (die jedoch wegen Nichtbeobachtung der Vorschriften des Unterwerfungsgesetzes unverbindlich sind) aufgestellt, nach welchen die Verfassung jener Vereine und ihre Einordnung in den gewöhnlichen Amterorganismus der Kirche geregelt werden soll.2 8

Dies beruht auf der Vereinbarung der Bischöfe und auf den Beschlüssen v. 18. Mai 1881 Ziff. 3 (oben Anm. 3). Über die Gebräuche bei Zulassung der Lektoren in den eisten christlichen Jahrhunderten vgl. P h i l l i m o r e 590. 10 Zusammenstellung der bestehenden lay helpers associations in Church Year Booh 1891 S. 96ff.; 1893 S. 84ff. 1 Über die Entstehung der ersten derartigen Vereinigungen (1848—51) s. P e r r y , Hist, of Engl. Ch. III, 270 c 14 § 12. Übersicht der bestehenden „sisterhoods" und „deaconesses' institutions (diocesan organisationsJ" in Church Year Book 1891 S. 140 ff. u. 151 ff.; 1893 S. 132ff.,143 ff. 1 A. Unter- und Oberhaus v. Canterbury einigten sich 1891 zu folgendem (unverbindlichen) Beschlufs über Bruderschaften (abgedruckt Chronicle of Conv. Cant. 1891, Summary S. XVI): „1. That . . . . the time has come when the Church can, with advantage, avail herself of the voluntary self-devotion of Brotherhoods, both clerical and lay, the members of which are willing to labour in the service of the Church without appealing for funds or any form of public support. 2. That a wide elasticity is desirable as to the rules and system of such Brotherhoods as may be formed in the several dioceses. 3. That auch Brotherhoods should work in strict subordination to the authority of the Bishop of each diocese in which they are established or employed, and only on the invitation and under the sanction of the Incumbent or Curatein-Charge of the parish. 4. That those who enter a Brotherhood should be permitted, after an adequate term of probation, and being not less than thirty years of age, to undertake lifelong engagements to the life and work of the community, provided that such engagements be subject, on cause shoum, to release by the Bishop of the diocese in which the Brotherhood is established. 5. That the statutes of the community should be sanctioned by the Bishop under his hand, and not be changed without his approval signified in like manner. 6. In every body of Statutes it is desirable that provision should be made for the exclusion of unworthy or inefficient members by the Brotherhood with the assent of the Bishop."

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V, 9. Vertreter und Gehilfen der Pfarrer.

Die Diakonissen wollen in ähnlicher Weise thätig sein wie die Diakone der altchristlichen Zeit, mit Ausschlufs jedoch einer Hilfeleistung beim Gottesdienst. Sie widmen sich namentlich dem Unterricht armer Kinder und der Krankenpflege. Nach den im Eingang erwähnten Normen soll die Zulassung von Diakonissen zu ihrem Amt vom Bischof mittels feierlicher Einsegnung und unter Handauflegung vorgenommen werden. Der Zulassung soll eine Probezeit vorangehen. Die Diakonisse kann durch denjenigen Bischof, welcher sie zugelassen hat, von ihren Verpflichtungen wieder entbunden werden. Sie soll in einer einzelnen B. Bezüglich der Diakoiiissenanstalten und Schwesterscliaftcn hat das Oberhaus v. Canterbury 1891 folgenden (unverbindlichen) Beschlufs gefafst (abgedruckt Chron. of Conv. Cant. 1891, Summary S . I I I ) : „77tat this House, recognising the value of Sisterhoods and Deaconesses and the importance of their u-ork, considers that the Church ought definitely to extend to them her care and guidance. I. Sisterhoods. 1. That those who enter a Sisterhood should be permitted, after an adequate term of probation, and being not less than thirty years of age, to undertake life-long engagements to the life and work of the community, provided that such engagements be subject, on cause shown, to release by the Bishop of the diocese in which the Sisterhood is established. 2. That the form of such engagements should be a promise made at the time of admission, before the Bishop or his commissary. 3. That the statutes of the community should be sanctioned by the Bishop under his hand, and not be changed without his approval signified in like manner. 4. That no statutes should contain any provision which would interfere with the freedom of any individual Sister to dispose of her property as she thinks fit. 5. That no branch house of a Sisterhood should be established, or any branch work undertaken in any diocese, without the written consent of the Bishop of such diocese. 0 That no work external to the community should be undertaken by the Sisters in any ¡larish without the written consent of the Incumbent or Curate-inCharge of such parish, subject, if that be refused, to an appeal to the Bishop. II. Deaconesses. 1. That Deaconesses having, according to the best authorities, formed an order of ministry in the early Church, and having proved their efficiency in the Anglican Church, it is desirable to encourage the formation of Dcaconcsses' Institutions, and the work of Deaconesses in our dioceses anil parishes. '2. That a Deaconess should be admitted in solemn form by the Bishop, with Benediction by laying on of hands. 3. That there should be an adequate term of preparation and probation. 4. That a Deaconess so admitted may be released front her obligations bt/ the Bishop of the diocese in which she was admitted, if he think fit, on cuusc shown 5. That no Deaconess should be admitted to serve tn any parish without licence from the Bishop of the diocese given at the request of the Incumbent or Curatein-Charge. 6. That the dress of a Deaconess should be simple, but distinctive. 7. That a Deaconess should not pass from one diocese to another without the written permission of both Bishops. 8. That special care should be taken to provide for every Deaconess sufficient time and opportunity for the strengthening of her own spiritual life."

§ 48. Churchwardens (Kirchenwarte).

359

Pfarrei ihr Amt nur auf Antrag des Pfarrers und mit Zustimmung des Bischofs ausüben und von einem Bistum in das andere nur mit Zustimmung beider Bischöfe übergehen können. Die Schwesterschaften und Brüderschaften widmen sich gleichfalls namentlich wohlthätigen Zwecken. Das Bestreben ist neuerdings darauf gerichtet gewesen, diesen Vereinen immer mehr einen mönchischen Karakter oder wenigstens den Karakter der römisch-katholischen Kongregationen aufzuprägen. Dieses Bestreben ist in den eingangs erwähnten Normen gebilligt worden. Hiernach soll es zulässig sein, dafs die Brüder oder Schwestern nach Verlauf einer angemessenen Probezeit, und nachdem sie das Alter von 30 Jahren erreicht haben, lebenslängliche Verpflichtungen übernehmen, von welchen sie nur durch den Bischof nach seinem Ermessen befreit werden können.2 Den einzelnen Schwestern soll gestattet sein, über ihr Eigentum frei zu verfügen. Die Schwesterschaften und Brüderschaften sollen in den einzelnen Bistümern nur mit Genehmigung des betreffenden Bischofs und in Unterordnung unter denselben arbeiten. Für eine Thätigkeit von Schwestern in der Pfarrei außerhalb ihrer Anstalt soll die Zustimmung des Pfarrers erforderlich sein, jedoch vorbehaltlich der Berufung an den Bischof; für eine Thätigkeit von Brüdern in der Pfarrei soll es einer Aufforderung durch den Pfarrer bedürfen. § 48. 10. Churchwardens (Kirchenwarte).a Das Amt des Kirchenwarts1 wird zuerst im 14. Jhdt. erwähnt.2 Die Kirchenwarte waren Laien, welche innerhalb der einzelnen Gemein1 Staatliche Gerichte würden voraussichtlich einen Zwang zur Einhaltung einer derartigen Verpflichtung versagen, da Verträge, durch welche sich jemand zur Übernahme von Diensten auf L e b e n s z e i t verpflichtet, mit den heutigen Begriffen von persönlicher Freiheit nicht vereinbar erscheinen.

• B l u n t . The Bock oj Church Lau B u c h IV Kap. 1. — P h i l l i m o r e . Eccles. Law 1873ff. - P r i d e a n x , H u m p k r e y . Direction» to Churchuttrient for Vit /ailh/ul diuharge of their duty. 1701. 9. Ausg. London 1833 by E o b e r t Philip T y r w h i t t . - S m i t h , Toulmin. The Parish. 2. Ausg. S.88ff. 1

Die lateinische Bezeichnung ist „oeconomi". Über die frühesten Erwähnungen des Amtes s. S m i t h , The Parish 2. Aufl. S. 69. Nach A y l i f f e , Parergon S. 516 (angeführt bei B l u n t a. a. O. S. 255) hängt die Entstehung des Amtes damit zusammen, dafs um jene Zeit (z. B. Konst. d. Erzb. Gray v. York, 1250, W i l k i n s I, 698; Konst. des Erzb. Peckham v. Cant., 1280, W i l k i n s II, 49; Konz. Merton, 1305, W i l k i n s II, 280) die Pflicht zur Beschaffung der gottesdienstlichen Geräte und zur Unterhaltung der Kirche endgiltig der Gemeinde auferlegt wurde. Nach den bisherigen Untersuchungen scheint das Amt der Kirchenwarte ursprünglich von demjenigen der zu bischöflichen oder archidiakonalen Visitationsversammlungen geladenen Synodalzengen verschieden gewesen zu sein, doch traten beide Ämter bald in nahe Verbindung und gingen schließlich in einander auf. S m i t h , a . a . O . 69 ff.; K e n n e t , Parochial Antiquities 469; A y l i f f e a. a. O. 516; G i b s o n , On Visitations 59 ff., G i b s o n , Codex 2. Aufl. S. U60. 2

Über die sidemen vgl. am Ende dieses §. — In den lateinischen Kanones v. 1604

360

V, 10. Chnrchwardens (Kirchenwarte).

den (Pfarreien)3 von den Gemeindegenossen 4 bestellt wurden, um dieselben bei der ihnen obliegenden Kirchenbaupflicht und Lieferung der zum Gottesdienst erforderlichen Gegenstände zu vertreten und die Aufsicht über das Kirchengut zu führen. Allmählich gingen noch mannigfache andere Rechte und Pflichten auf sie über. Namentlich wurden sie durch die Gesetzgebung der Reformationszeit auch an der weltlichen Armenverwaltung der Gemeinde beteiligt. Ihre Stellung wurde später in den Kanones von 1604 3 anderweit geordnet. Hiernach sollen in jeder Gemeinde für je ein Jahr zwei Kirchenwarte d u r c h den P f a r r e r und die P f a r r e i n g e s e s s e n e u g e m e i n s a m , oder wenn eine Einigung nicht erfolgt, ein Kirchen wart durch den Pfarrer, der zweite durch die Pfarreingesessenen ernannt werden. Die letztere Art der Ernennung ist an den meisten Orten üblich; sie ist durch neuere Gesetze bei Bildung neuer Pfarreien vorgeschrieben.6 Durch die Kanones von 1G04 sind auch sonstige entgegengesetzte örtliche Gewohnheiten' nicht geändert. Die Kirchenwarte bedürfen nach ihrer Ernennung einer förmlichen Zulassung durch den Bischof oder Archidiakon. 8 Diese Zulassung darf jedoch in der Regel nicht verweigert werden.0 Die Kirchenwarte haben die Pflicht, für Unterhaltung der Kirche und des Kirchhofs, soweit diese den Pfarreingesessenen obliegt, zu sorgen; sie sind die Verwalter der zur Kirche gehörenden beweglichen Sachen und haben die für den Gottesdieust erforderlichen Gegenstände zu be(vgl. Anhang XII) werden in der Überschrift vor c 80 und in der Überschrift zu c 90 „inr/uisitores" und „assistentcx" ala identisch erwähnt, während im Text von c 89 u. 90 „inquisitorcs" als identisch mit „oeconomi" bezeichnet ist. In der gleichzeitig erschienenen englischen Übersetzung (bei C a r d w e l l , Synodalia I, 240 ff.) sind durchweg einerseits „churchwardens" und „qmstmen", andererseits „xidemen und assistants" als identisch behandelt. 3 Die weltliche Gemeinde und die kirchliche Pfarrei fielen als Verwaltungsbezirke zusammen. Vgl. § 9 Anm. 16. * S m i t h , a. a. O. 71 ff. s c 89 (Anhang XII). ' B l u n t a. a. O. 258. 7 Nach B l u n t a. a. O. 259 kommen namentlich folgende Abweichungen vor: 1. in einigen grofsen Pfarreien in Nordengland wird ein Kirclienwart für jeden kleineren Bezirk (itoicnshij)) innerhalb der Pfarrei gewählt; 2. in Pfarreien des alten London werden beide Kirchenwarte von den Eingesessenen ernannt; 3. sie werden bisweilen von dem Gemeindeausschufs {sehet vestry), 4. bisweilen von dem Gutsherrn, 5. in einigen Fällen von den abtretenden Kirchenwarteu ernannt. — Nach der Verordnung des langen Parlaments v. 9. Febr. 1648 sollten jährlich von den Pfarreinwohnern je nach Gröfse der Pfarrei 2—4 Kirchenwarte gewählt und von 2 benachbarten Friedensrichtern bestätigt werden. Sie und die Overseers of the Poor sollten berechtigt sein, Kirchensteuern auszuschreiben. 8 5 & 6 Guil. IV (1835) c 62 s 9 bestimmt, dafs clmrchwardens und sidemen statt der Eide, welche sie bisher bei Antritt des Amtes und nach Ablauf ihrer Amtsdauer hätten leisten müssen, künftig nur bei Antritt eine Erklärung vor dem Ordinarius oder der anderen bisher zuständigen Person zu unterschreiben hätten des Inhalts: „that he witt faithfuUy and diligently perform the Duties of Iiis Office." 9 B l u n t a. a. 0. 201.

§ 48. Cbnrchwardena (Kirchenwarte).

361

schaffen. Ihnen liegt es ob, die Ordnung in der Kirche and auf dem Kirchhof während des Gottesdienstes aufrecht zu erhalten und, soweit nicht Privatrechte entgegenstehen, die Kirchensitze anzuweisen. Zur Beschaffung der erforderlichen Geldmittel sind die Kirchenwarte hauptsächlich auf die von der Gemeindeversammlung (vestry) zu bewilligende Kirchensteuer angewiesen. Das Gesetz 31 & 32 Vict. (1868) c 109 hat die Erzwingbarkeit der Kirchensteuer aufgehoben, ohne im übrigen die frühere Art der Bewilligung und Einziehung zu ändern; nur sind diejenigen, welche die Zahlung verweigern, nicht berechtigt, an der Bewilligung oder an Ermittelungen über die geschehene Verwendung teilzunehmen. Zugleich sind durch jenes Gesetz Vorschriften über die Zulässigkeit der Bildung eines Ausschusses für die Pfarrei (Church Trustees)™ gegeben, welcher Vermögen, das für kirchliche Zwecke bestimmt ist, verwalten und davon unter anderem auch einen Teil an die Kirchenwarte behufs Verwendung für die ihnen obliegenden Ausgaben abführen kann. Während des Gottesdienstes werden — meist durch die Kirchenwarte — Gaben eingesammelt. Über deren Verteilung zu milden Zwecken haben der Geistliche und die Kirchen warte zu beschliefsen; falls diese sich nicht einigen, hat der Bischof zu entscheiden." Die Kirchenwarte haben ferner die Pflicht, dem kirchlichen Aufsichtsbeamten (Bischof oder Archidiakon) Anzeigen zu erstatten über Verstösse von Geistlichen und Laien der Pfarrei bezüglich der zur Zuständigkeit der Kirchengerichte gehörigen Angelegenheiten.12 Diese Anzeigepflicht ist ein Rest des Verfahrens bei Abhaltung der Bischofssynoden und der Archidiakonalvisitationen im Mittelalter. Im Beginn der ersten Revolution wurde durch Gesetz von 164113 den kirchlichen Behörden verboten, eine Person durch Eid zur Erstattung von Anzeigen zu verpflichten. Jene Bestimmung ist durch Gesetz von 166114 wieder aufgehoben worden. Ein grol'ser Teil der möglichen Anzeigefalle ist jedoch später durch die Gesetze, welche gröfsere religiöse Duldung gewährten, beseitigt worden; Anzeigen wegen eines Verstofses gegen die Sittlichkeit sind fast ganz aufser Übung, wie überhaupt die kirchliche Gerichtsbarkeit auf diesem Gebiet;15 in anderen Fällen kommen Anzeigen noch vor, sind jedoch wenig häufig. Die Kirchenwarte werden endlich im Falle einer Sequestration des Pfarrvennögens19 meist zu Sequestern bestellt. Sie haben in dieser 10

Die church trustecs sollen bestehen aus dem Pfarrer als Vorsitzendem und zwei Grundbesitzern oder Hausherren (housc-holdcrs), von denen einer vom Patron, der zweite vom Bischof zu ernennen ist. " Anweisung im Gebetbuch beim Abendmahlsgottcsdienst. 14 Kan. 113 ff. v. 1604 (Anhang XII). 13 lß sq. Car. I c 11 s 2 (vgl. § 7 Anm. 36). 11 13 Car. II st. 1 c 12 s 2, s. jedoch auch s i (vgl. § 7 Anm. 69). Vgl. ferner P h i l l i m o r e , Eccl. Law 1849 f. - Über das Gesetz 5 & 6 Guil. IV (1835) c 62 vgl. oben Anm. 8. 16 Vgl. § 61 Anm. 35. 19 Vgl. § 45 Anm. 9.

362

V, 11.

TJnterbeamte an Pfarrkirchen.

Eigenschaft namentlich auch die Vermögensverwaltung während Erledigung der Pfarrei zu führen. Gegenwärtig sind die Kirchenwarte in der grofsen Mehrzahl der Gemeinden zugleich die obersten Beamten für w e l t l i c h e Angelegenheiten. Neben den „churchwardens" werden in den Kanones von 1604 „sidcmenyt or assistants" genannt.'" Letzteren stehen im wesentlichen dieselben Rechte wie den ersteren zu. Nach den Kanones von 1604 sind sie vom Pfarrer und den Pfarreingesessenen gemeinsam zu ernennen; falls dieselben sich nicht einigen können, vom Bischof. Sie werden jetzt nur in einigen Pfarreien von grofsem Umfang ernannt und wirken als Vertreter der Kichenwarte in abgelegenen kleineren Bezirken (townships).™

11. Unterbeamte an Pfarrkirchen. § 49.

A. Parish. Clerks.11 Das Amt des englischen ixirish derkx entspricht ungefähr demjenigen des Kantors in deutschen Gemeinden. Er hat beim Gottesdienst namentlich die Pflicht, die Antworten und den Gesang der Gemeindemitglieder zu leiten. In kleinen Gemeinden ist sein Amt häufig mit dem des Küsters (sexton) vereinigt.2 Der parish derk ist in der Regel Laie. Seine Stellung wird hauptsächlich durch Kan. 91 von 16043 bestimmt; dieser Kanon ist jedoch — weil ohne Zustimmung des Parlaments erlassen — Laien gegenüber nicht bindend. Die Ernennung des parish derk steht nach jenem Kanon dem Pfarrer zu.* Abweichendes Gewohnheitsrecht ist giltig. Hiernacli hat an einzelnen Orten die Gemeinde das Ernennungsrecht. In der Regel wird die Erteilung der Amtungserlaubuis bei dem Bischof nachgesucht; unbedingt notwendig erscheint dies nicht. 3 Der derk mul's mindestens 11

Aach die Form „sidesmen" ist gebräuchlich. Häufig wird behauptet, (lafs der Name aus synodsmen verstümmelt sei. Nach W e b s t e r , Dictionary ist er aus shlc und man abgeleitet. — Nach ( r i b s o n , Codex 2. Aufl. 960 war es schon kurz vor der Reformation üblich geworden, dafs die churchwardens allein oder mit 2, 3 oder mehr Pfarreingesessenen — statt der früher von den churchwardens verschiedenen festes synodales — Anzeigen erstatteten. Diese beigeordneten Pfarreingesessenen seien sidemen genannt worden. 1S Vgl. oben Anm. 2. — Der lateinische Text der Kanones v. 1601 ist im Anhang XII abgedruckt. 19 B l u n t a. a. O. 255 Anm. 1. » Blunt, The Hook 0/ Church Law Buch IV c 3. — I'hillimor«, Kcehsiustical Laie 1000ff.— Smith, The l'arhh, 2. Aufl. S. 187 ff. 1 Entsprechend ,.church clcrk", „chapel clerk". 2 Über die ältere Geschichte des Amtes vgl. B l u n t a. a. O. S. 288 Anm. 1. S m i t h , a. a. 0 . S. 197 Anm. 1. Die Überschrift des Kan. 91 v. 1004 identifizirt den clericus parochialis mit dem ostiarius. ' Abgedruckt im Anhang XII. * Dafs dies eine Neuerung war, ist von S m i t h , a. a. 0 . auszuführen versucht. 5 S m i t h , a. a. O. 202, P h i l l i m o r e 1902, 1905: P e a k /. B o u r n e , 6 Geo. II, S t r a n g e , Reports 942.

Toulmin

§ 49. Parish Clerks. — § 50. Sextons (Küster).

363

20 Jahr alt sein.8 Er hat dem Geistlichen den Gehorsamseid zu leisten.' Die Anstellung erfolgt auf Lebenszeit und bewirkt die Erlangung eines Eigentumsrechtes (freehdd) am Amte. Der parish clerk kann daher von dem Anstellungsberechtigten nicht willkürlich, sondern nur bei Vorhandensein genügender Gründe entlassen werden, wobei dem Gericht die Prüfung der Zulänglichkeit dieser Gründe zusteht. 9 Jetzt bestimmt 7 & 8 Vict. (1844) c 59 s 5 allgemein die Absetzbarkeit von parish clerks, welche Laien sind, durch den Archidiakon oder anderen Vorgesetzten (ordinary) nach vorherigem Verfahren vor demselben.0 Das Einkommen des parish clerk besteht in der Regel aus einem von der Gemeinde aufgebrachten Gehalt, aus Gebühren und Osterabgaben. Er hat das Recht, seine Amtspflichten durch einen passenden Vertreter (deputy) ausüben zu lassen. Um in geeigneten Fällen das mit dem Amt des parish clerk verbundene Einkommen besser für kirchliche Zwecke nutzbar zu machen, ist durch 7 & 8 Vict. (1844) c 59 dem Ernennungsberechtigten die Möglichkeit gegeben, einen G e i s t l i c h e n (Diakon oder Priester) zum parish clerk zu ernennen. Der geistliche parish clerk mufs nach Art eines Hilfsgeistlichen (assistant curate) auf Anweisung des Pfarrers mit Genehmigung des Bischofs kirchliche Verrichtungen aller Art vornehmen. Zu seiner Anstellung bedarf er der Amtungserlaubnis des Bischofs, und, wenn er durch einen anderen als den Pfarrer ernannt wird, der Zustimmung des letzteren. Der geistliche clerk erhält kein Eigentumsrecht (freehold) am Amt; vielmehr kann er unter denselben Voraussetzungen und mit denselben Mafsgaben wie ein stipendiary curate aus seiner Stellung entlassen werden.10 § 50.

B. Sextons (Küster).» Die Amtspflichten des sexton1 sind an den einzelnen Orten verschieden, und meist durch Gewohnheitsrecht bestimmt. In der Regel hat er für Reinigung der Kirche, des Kirchhofs und der gottesdienst6

Kan. 91 v. 1004. P h i l l i m o r e 1902. 8 Um ihn leichter absetzbar zu machen, ist in der Kirchenbauakte 59 Geo. III c 134 s 20 vorgeschrieben, dafs der parish clerk in den Kirchen, welche auf Grund dieses Gesetzes und 58 Geo. III c 45 neu gegründet würden, nur auf je 1 Jahr durch den Geistlichen (minister) zu ernennen sei. Nach 19 & 20 Vict. c 1(U s 9 ist der parish clerk und sexton einer auf Grund dieses Gesetzes oder der Gesetze 6 & 7 Vict. c 37 und 7 & 8 Vict. c 94 neu gegründeten Gemeinde vom Pfarrer anzustellen und wegen schlechten Betragens absetzbar durch den Pfarrer mit Zustimmung des Bischofs. B l u n t a. a. O. 9 An Act for better regulating the Offices of Lecturers anil Parish Clerks. 10 9 2, 3 a. a. 0. 1

• B l u n t , The Book of Church Law B u c h I V c 3. — l ' h i l l i m o r e . EccltsüKUcal Laic 1911. — T o u l m i n S m i t h , Tht Parish 2. Aufl. S. 198ff. 1

Das Wort ist entstanden aus „Sakristan".

364

V, 11. Unterbeamte an Pfarrkirchen.

liehen Geräte zu sorgen, die Glocken zu läuten, 2 und selbst oder durch Gehilfen die Vorbereitungen für Begräbnisse zu treffen. In seltenen Fällen bekleiden Frauen das Amt. In erster Linie entscheidet Gewohnheitsrecht darüber, wem die Ernennung des sexton zusteht. Meist ist ernennungsberechtigt der Pfarrer, oder die Kirchenwarte, oder beide gemeinsam. Das Einkommen fliefst gemäfs den besonderen in den einzelnen Gemeinden bestehenden Gewohnheiten aus verschiedenen Quellen. Gewöhnlich erhält der sexton ein Gehalt von den Kirchenwarten aus Gemeindegeldern, und aufeerdem Gebühren bei Begräbnissen. Das Amt des sexton wird — ebenso wie das des lay parish clerk — als sein Eigentum (freehold) angesehen. 3 Deshalb ist willkürliche Entlassung nicht statthaft. 4 § 51.

0. Beadles (Büttel).» Der Büttel ist Gemeindebote. Seine Pflichten beziehen sich vorwiegend auf die weltlichen Angelegenheiten der Gemeinde; an vielen Orten ist es jedoch üblich, dafs er beim Gottesdienst gegenwärtig ist, um Hilfe zu leisten, falls etwa ein Einschreiten zur Aufrechthaltung der Ordnung erforderlich wird. Er ist Untergebener der Gemeindebeamten, also namentlich der Kirchen warte. Ernannt wird er von der Gemeindeversammlung, meist von Jahr zu Jahr. Sein Gehalt ist aus der Kirchensteuer zu zahlen.

§ 52.

D. Organisten.1' Das Amt des Organisten (Orgelspielers) bestellt an den Kapitelkirchen und an vielen Pfarrkirchen. Gegen Einführung des Orgelspiels in Pfarrkirchen hat sich in diesem Jahrhundert eine zum Puritanismus neigende Partei vielfach gesträubt.' Jetzt ist anerkannt, dafs — soweit die A u f b r i n g u n g der Kosten gesichert ist — dem einzelnen Pfarrer die Entscheidung darüber zusteht, ob und in welchem Umfange Orgelspiel stattzufinden hat. 2 Ein Verzeichnis der bestehenden Bell Ringers Unions s. in Church Year Book 1891 S. 452 ff. 3 Anderer Meinung Smith a. a. 0. 4 Über Anstellung und Entlassung des sexton in neuen Genieinden gemäß 19 & 20 Vi ct. c 104 vgl. § 49 Anm. 8.

• B l u n t , The Book of Church Law B u c h IV K a p . 8. — T o u l m i n S m i t h , The Parish 2. Aufl. S. 103ff. •> B l u n t , The Book of Church Low B u c h I V K a p . 3. — P h i l l i m o r e , Ecclesiastical Law 027—9211, 10)4, A d d e n d a I I , 1& 1

Vgl. auch die Parlamentsverordnung v. 9. Mai 1644: . , . . A n d . that aü Organs, an the Frames or Cases wherein they stand in all Churches and Chappels aforesaid, shaU be taken away, and utterly defaced, and none other hereafter set up in their places; .. ."

§ 51. Beadles (Büttel). — § 52. Organisten. — § 51 Lecturers.

365

In verschiedener Weise erfolgt in den Einzelfällen die Ernennung nnd die Aafbringong des Gehalts. § 53.

12. Lecturers." Der lecturer ( = „jemand, der Vorträge hält") ist ein Hilfsgeistlicher, Diakon oder Priester, neben dem Pfarrer oder (in Kapitelkirchen) neben der ordentlichen Kapitelgeistlichkeit. 1 Das Amt findet sich namentlich an Kirchen gröfserer Städte. Das Erfordernis des geistlichen Standes unterscheidet den lecturer vom reader, das Erfordernis eines selbständigen, nicht aus den Mitteln der Pfarrpfründe gezahlten Einkommens unterscheidet ihn vom stipendiary curate. Das Einkommen des lecturer fliefst entweder aus einer dauernden Stiftung oder aus freiwilligen Beiträgen. Die Art seiner Bestellung hängt von den Bestimmungen der Stiftungsurkunde oder von Gewohnheitsrecht ab. In der Regel erfolgt seine Wahl durch die Gemeindeversammlung (vestry). Er bedarf ferner der Genehmigung und Amtungserlaubnis (licence) von Seiten des Erzbischofs oder des Diözesanbischofs.2 Diese Erlaubnis darf erst nach Leistung derjenigen Eide und Abgabe derjenigen Erklärungen erteilt werden, welche auch als Bedingung für die Ernennung als Pfarrer vorgeschrieben sind. 3 Endlich kann auch der Pfarrer, soweit sein Recht nicht durch unvordenkliche Gewohnheit oder aus anderem Grunde beschränkt ist, die Benutzung seiner Kirche durch den ernannten lecturer verbieten.4 Der lecturer hat keine Seelsorge; er hat nur Vorträge oder Predigten zu halten- Im Zusammenhang mit der Predigt des lecturer soll jedoch der gewöhnliche Gottesdienst stattfinden. 5 Durch 7 & 8 Vict. (1844) c 59 ist der Bischof ermächtigt worden, im Einverständnis mit • Phillimore, 1

Ecclmattical Lau

G84ff.

Es kommt auch vor, dafs K a n o n i k e r gemäfs Stiftung verpflichtet sind, Vorträge zn halten, nnd dann ebenfalls „lecturer" genannt werden. Phillimore, Eccles. Law 134. 1 14 Car. II (1662) c 3, Act of Uniformity, s 15: „ . . . that no person shall be or be received as a Lecturer or permitted suffered or allowed to preach as a Lecturer or to preach or read any Sermon or Lecture in any Church Chappell or other place of Publique Worshipp ... unlesse he be first approved and thereunto licensed by the Archbishopp of the Province or Bishopp of the Diocesse or (in case the See be void) by the Guardian of the Spiritualties under his Seale, . . . " — Kan. 36 v. 1601/1865 (Anhang XII). Nach 14 Car. II c 4 s 19 beziehen sich die Bestimmungen dieses Gesetzes nicht anf lectures in den Kirchen der Universitäten. 3 28 & 29 Vict. (1865) c 122 Clerical Subscription Act s 5; 31 & 32 Vict. (1868) c 72. 4 P h i l l i m o r e , Eccles. Law 585. 8 Dies wurde angeordnet, um Puritanern die Annahme von Stellen als lecturer zn erschweren. Nach einer Verordnung Karls I v. 1633, V, 2 (abgedruckt bei Card well, Doc. Ann. II, 177) sollte der lecturer die vorgeschriebenen Gebete vor Beginn seines Vortrages lesen. Jetzt bestimmt 14 Car. II (1662) c 4 Act of Uniformity s 18, dafs durch einen Priester oder Diakon in Gegenwart des lecturer vor dessen Vortrage die gewöhnlichen Gebete gelesen werden sollen.

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V, 12. Lecturers. — V, 13. Kirchenversammlungen.

dem Pfründeninhaber von dem hcturer zu verlangen, dafs er aufser dein Halten von Vox-trägen auch die allgemeinen Pflichten eines Hilfsgeistlichen erfülle. 6

13. Kirchenversammlungen. A. National- und Provinzialsynoden. a.

§ 54. Geschichtliches.11

Bis zur Konferenz von Streoneshalch ( = Whitby) 6G4 bestanden innerhalb der angelsächsischen Königreiche zwei christliche Glaubensricli6 s 1: „. . . to perform such other clcrical or ministerial duties, as assistant curate or otherwise ..., as the said bishop, with the assent of such incumbent as aforesaid, shall ...tt think proper

* I. Quellen: Die Schedules of Continuation u n d wahrscheinlich a n d e r e anf die K o n v o k a t i o n e n d e r älteren Zeit bezüglichen Urkunden w u r d e n bei einer F e u e r s b r u n s t 10ÜC vernichtet. B e r i c h t e über die V e r h a n d l u n g e n der Konvokationen in ä l t e r e r Zeit s. i n den im A n h a n g XiV, I, 1 a u f g e f ü h r t e n S a m m l u n g e n . Die Protokolle der K o n v o k a t i o n e n seit d e r Mitte des 10. Jlidts. sind privatim, je* doch u n t e r Mitwirkung der P r o l o k u t o r e n u . s . w . v e r ö f f e n t l i c h t : F ü r d i e P r o v i n z e n C a n t e r b u r y u n d Y o r k : Von November 18T>2 bis J u n i 1858 St/nodalia, a Journal of Convocation, ed. C h a r l e s W a r r o n . L o n d o n 1K52, 1853. — Von A u g u s t 1654 bis F e b r u a r 1857 u n t e r dem N a m e n „ The Journal of Convocation*, herausgegeben von demselben. ( E n t h ä l t ausser Protokollen und Berichten viele die K o n v o k a t i o n betreffendo Aufsätze). F ü r d i e P r o v i n z C a n t e r b u r y : Z u r E r g ä n z u n g h a t in den J a h r e n 1888/89 die Konv o k a t i o n v. C a n t e r b u r y eine Z u s a m m e n s t e l l u n g von Z e i t u n g s b e r i c h t e n (gesammelt von J o y c e ) ü b e r ihre V e r h a n d l u n g e n in den J a h r e n 1862 (1817) bis 1W>7 d r u c k e n lassen. Vgl. Chron. of Com . Cant. 1888 S. 129, 180, 185; 1889 S. 123. — Seit 1858: The Chronicle of Convocation, being a Htcord of Ute Proceedings of the Convocation of Canterbury, f o r t l a u f e n d in H e f t e n erscheinend, von denen in dor Regel jedes eine T a g u n g (meist 3—4 Tage) umfafst. Seit 1880 ist ein Auszug (Summary), e n t h a l t e n d die gefafsten Beschlüsse, vorangestellt. Die D r u c k s a c h e n (Komiteberichte u. s. w.) sind angehängt. F ü r d i e P r o v i n z Y o r k : Von 1859 bis März 1802 The York Journal of Convocation, containing the acts and debates of both Houses of the Convocation of the l*rovince of York, edited from authorised sources by G e o r g e T r e v o r . York, D u r h a m , London 1861. — Seit 1674 in 1 - 2 j ä h r l i c h erscheinenden H e f t e n u n t e r dem T i t e l : The York Journal of Convocation, containing the Acts and Debutes of the Convocation of the Province of York. London, York. 11. Beirbeitungea: A t t e r b u r y , Fr. The Rights, Potters and Prtriledges of an English Convocation. London 1700. Hierzu Addenda. — G i b s o n , Synodus Anglicana, or The Constitution and Proceeding* of an English Convocation shown from the Acts and Registers thereof . . . . ( A n h a n g e n t h ä l t Abdruck aus den Registern des Oberhauses v. 1502, MHO, 1661 u n d der J o u r n a l e des U n t e r h a u s e s v. 158C u. 1688). — H e f e l e , K a r l Joseph. Konziliengeschichte. E r s t e Ausg. 7 Bde. F r e i b u r g i. Breisg. 1855 ff. Bd. 8 etc. fortgesetzt d u r c h H e r g e n r ö t h e r . 2. Ausg. 1873ff. — H o d y , A History of English Councils and Convocations and of the Clergy's Sitting in Parliament . . . . London 1701. 3 p a r t s . — J o y c e , J a m e s W a y land. England's Sacred Sgnods. A Constitutional History of the Convocations of the Clergy from the earliest records to 1G62. L o n d o n 1855. — Derselbe. Handbook of the Convocations or Provincial Synods of the Church of England. London 1887. — K e n n e t , Ecclesiastical Synods and Parliamentary Convocations IM the Church of England. Historically Stated . . . . London 1701. — L a t h b u r y , History of Vie Convocation of the Church of England from the earliest period to 1742. edition London 1853. ( E n t h ä l t vielmehr a l l g e m e i n e Kirchengeschichte im Anschlufa a n KonvokationsVerhandlungen.) — P e a r c c , Robert R. The Laic relating to Convocations of the Clergy, with forms of proceeding in the Provinces of Canterbury and York, etc. London 1818. — T r e v o r , The Convocations of tits two Provinces, their origin, constitution, and forms of proceeding . . . . London 1852. (Betrifft n a m e n t l i c h die K o n v o k a t i o n d e r Nordprovinz.) — W a k e , The Stats of the Church and Curgy of England in their Convocations . . . . historically deduced uith a large appendix of original writs and other instrument*. L o n d o n 1708. Vgl. a u c h f ü r die angelsächsische Zeit S t n b b s , Const. Hist 1, 251 ff. c 8 % 87. Über die Provinzialkonzilien in angelsächsischer Zeit s. H i n s c h i u s , K i r c h e n r e c h t 111, 478 Anm. 8; über die

§ 54. National- und Provinzialsynoden. Geschichtliches.

367

fangen, deren Anhänger nicht Gemeinschaft hielten.1 Bis dahin konnte daher eine kirchliche Versammlang, welche alle angelsächsischen Christen nmfalste, nicht zn Stande kommen. Das erste gröfsere geistliche Konzil der Angelsachsen, von welchem Nachricht erhalten, ist das Konzil von Herutfbrd (= Hertford), abgehalten durch Erzbischof Theodor im Jahre 673. Bischöfe aus 5 Königreichen waren auf demselben anwesend oder vertreten.2 Es folgte 680 das ebenso allgemeine Konzil von Haethfelth.3 Schon in Herutford war beschlossen worden, dafs alljährlich ein gröfseres Konzil stattfinden solle.4 Diese Vorschrift kam nun zwar, soweit bekannt, nicht zur regelmäfsigen Durchführung. Dennoch werden bis zur Zeit der dänischen Kriege verhältnismäfsig häufig gröfsere kirchliche Versammlungen erwähnt. 5 Später, bis zur normannischen Eroberung, kamen dagegen allgemeine Kirchenkonzilien aufser Übung.6 Eine feste, sich gleichbleibende Gestaltung haben die gröfseren Kirchen Versammlungen in der angelsächsischen Zeit noch nicht erreicht. In ihnen erscheinen bald Vertreter aus einem oder mehreren Teilkönigreichen, bald Vertreter aus einer erzbischöflichen Provinz; nur selten sind es Nationalkonzilien der ganzen angelsächsischen Kirche. Auch ist eine strenge Trennung weltlicher und kirchlicher Versammlungen nicht durchgeführt. Das allgemeine „Witenagemot", an welchem auch die Bischöfe, gröfsere Äbte und mitunter auch andere Geistliche teilnehmen, verhandelt geistliche und weltliche Angelegenheiten und beschliefst über beide. Daneben kommen jedoch seit den erwähnten Konzilien von Herutford und Haethfelth Versammlungen vor, in welchen ausschliefslich über kirchliche Gegenstände verhandelt wird und deren Teilnehmer vorwiegend Geistliche sind. Auch diese Versammlungen K^mischt kirchlichen und weltlichen Versammlungen der Teilkönigreiche und des geeinten angelsächsischen Reiches a. a. O. III, 640 Anm. 2; über die primatialen, legatinischen und provinziellen Synoden von Wilhelm 1 bis Johann a. a. O. III, 672 £ 1

Vgl. § 1 Anm. 13 ff. H a d d a n & Stubbs, Councils I I I , 118ff. Über kleinere Konzilien angeblich von 605 s. H e f e l e , Konziliengesch. 2. Aufl. III, 64 nnd H i n s c h i u s III, 478 Anm. 3. » H a d d a n & Stnbbs III, 141. 4 Das ältere Kirchenrecht, namentlich die Konzilien des 4. und 5. Jhdts., verlangten Abhaltnng zweier Provinzialsynoden im Jahre. Die einzelnen Bestimmungen sind angeführt bei H i n s c h i u s , Kirchenrecht § 173 III, 473 Anm. 6. Seit dem 6. Jhdt. wurde häufig e i n m a l i g e Abhaltung vorgeschrieben. H i n s c h i u s , a. a. 0. I I I , 474 Anm. 3. R i c h t e r , Kirchenrecht § 149 Anm. 8. Konz. Herutford, 673, c 7 : Vorschrift der alten Kanones sei, „ut bis in anno synodus congregetur: sed quin diversae causae impediunt, placuit omnibus in commune, ut Kalendis Augustis in loco, qui appeüatur Clofeshoch semel in anno congregemur." (Haddan & S t u b b s III, 118). Vielleicht ist ein Beschlufs der Synoden v. Pincahala nnd Celchyth, 787 c 3 dahin zu verstehen, dafs künftig zwei Provinzialsynoden jährlich stattfinden sollten. (Vgl. § 57 Anm. 1.) 5 S t u b b s , Ctmst. Hist. I, 25i c 8 § 87. 6 S t u b b s , Const. Hist. I, 263 c 8 § 89. Bericht über die Beschlüsse der Nationalsynode London 1075 (Wilkins I, 363): „Et quia multis retro annis, in Anglico regno usus conciliorum obsokverat; . 1

368

V, 13.

Kirchenversammlungen.

scheinen indessen nicht selbständig vom Erzbischof, sondern mindestens unter M i t w i r k u n g der Könige berufen worden zu sein.7 In der Regel führte in ihnen der Erzbischof den Vorsitz; Könige aber und die Greisen des Landes nahmen häufig als Mitglieder teil.® Wie die Zusammensetzung der Witenagemots in jener Zeit sehr wechselt, so scheinen auch zu den Kirchenkonzilien nicht immer dieselben Kirchenbeamten zugezogen worden zu sein. Stets sind anwesend Bischöfe, und nachdem die Klöster gröfsere Bedeutung erlangt hatten, auch Äbte; anscheinend nicht immer9 niedere Würdenträger, Priester und Diakone. Indessen nehmen in der Regel Mitglieder aller dieser Amtsgattungen an den Konzilien teil.10 1 Bezüglich des Konz. v. Herutford 673 sagt allerdings B e d a : „Theodorus cogit concilium." ( H a d d . & S t u b b s III, 118); s. jedoch den von B e d a gegebenen W o r t l a u t der Beschlüsse von Haethfelth (680). Die Einleitung lautet: „In nomine Domini nostri Jesu Christi . . ., imperantibus dominis püssimis nostris Ecgfrido rege Hymbronensium . . ., et Aedilredo rege Mercinensium . . . et Alduulfo rege Estranglorum . . . et Hlothario rege Cantuariorum . .. praesidente Theodora, gratia Dei Archiepiscopo Britanniae insulae . . . fidem rectam exposuimus." ( H a d d a n & S t u b b s I I I , 141.) — Bericht der päpstlichen Legaten über das Konzil v. Pincaliala (787): „ . . . quia . .. Rex (von Nordhumberland) lorige in Borealibus commorabatur, misit . .. Archiepiscopus (von York) missos suos ad regem, qui continuo omni gaudio statuit diem concilii . . ." ( H a d d a n & S t u b b s III, 447). • Z. B. im Konzil v. Clovesho 747 war anwesend König Aedilbald v. Mercia „aim suis prineipibus ac dueibus" ( H a d d a n & S t u b b s III, 362); Bericht der Legaten über das Konzil Pincahala 787 ( H a d d a n & S t u b b s III, 459, 460): „Haec decreta, beatissime Papa Hadriane, in concilio publico eoram Rege Aelfuualdo, et Archiepiscopo Eanbaldo, et omnibus Episcopis et abbatibus regionis, seu senatoribus, et dueibus, et populo terrae proposuimus ..." Es unterschreiben dann auch „judices optimales et nobiles." Im legatin. Konzil Celchyth 787 waren gegenwärtig „Offa cum senatoribus terrae" ( H a d d a n & S t u b b s 111,460). Im Konzil Celchyth 816 safs Erzbischof Wulfred vor, und als beisitzend werden Bischöfe erwähnt, aufserdem König Kenulf „cum suis prineipibus, dueibus et optimatibus" (a. a. 0. III, 579). — Daraus, dafs Könige und weltliche Grofse auch in denjenigen Konzilien, in welchen Legaten oder Erzbischöfe den Vorsitz führten, meist zugegen waren und die Beschlüsse mitunterschrieben, ergab sich ihre Zustimmung zu diesen Beschlüssen. Unentbehrlich für die Giltigkeit von Konzilienbeschlüssen war jedoch die Zustimmung des Königs und der weltlichen Grofsen in angelsächsischer Zeit anscheinend n i c h t . Ebenso S t u b b s , Const. Hist. I, 252 c 8 § 87 und H i n s c h i u s , Kirchenrecht III, 478 Anm..'); dagegen P h i l i p p s , Engl. Rechtsgesch. I, 105. Der Zusatz „confirmo", mit welchem mitunter der König unterschreibt, findet sich auch bei Unterschriften anderer Personen und ist nur als Bestätigung der Richtigkeit des Protokolls aufzufassen.

• Jedoch z. B. in Herutford 673 („Theodorus cogit concilium cpiscoporum, una cum eis, qui canonica patrum statuta et diligermt et nossent, magistris ecclesiae pluribtis". H a d d a n & S t u b b s III, 118), Haethfelth 680 („coüecto venerabüium sacerdotum doctorumqueplurimorum coetu". H a d d a n & S t u b b s III, 141), Pincahala 787 („His quoque saluberrimis admonitionibus presbyteri, diaconi ecclesiamm, et abbates monasteriorum, judices optimates et nobiles, unopere, uno ore consentimus et subscripsimus". Haddan & S t u b b s III, 460), Celchyth 816 (,,undique sacri ordines [ordinis?J praesules cum abbatibus, presbiteriis [presbiteris?] diaconibus pariter, tractantes . . ." H a d d a n & S t u b b s , III, 579). 10 Die Beschlüsse des Konzils Clovesho 803 z. B. (an einigen Beschlüssen desselben nahmen auch König und Edle Teil. H a d d a n & S t u b b s III, 542) sind unterschrieben

§ 54. National- und Provinzialsynoden.

Geschichtliches.

369

Erst im 12. und 13. Jhdt. erlangten die Provinzial- und Nationalkonzilien allmählich eine festere Gestaltung durch Ausschließung der Laien von der Mitgliedschaft, durch Neuregelung der Berufungsart und durch Ausbildung der inneren Verfassung. Die vollzogene grundsätzliche S c h e i d u n g der weltlichen von der k i r c h l i c h e n V e r s a m m l u n g wird verdeutlicht durch das unter Heinrich I (1100—1135) häufige Nebeneinandertagen beider Versammlungen als getrennter Körper an demselben Ort.11 Die Prälaten blieben jedocli stets Mitglieder der allgemeinen Landesversainmlung, wenn sie auch im 13. und 14. Jhdt. mitunter von den Laien gesondert berieten.12 Auch abgesehen hiervon kommen unter verschiedenen Namen, sowohl unter Heinrich I als auch noch bis zur Mitte des 13. Jhdts. Vereinigungen von Geistlichen und Laien in einer Versammlung vor. Hieran reihten sich die Versuche der Könige, speziell zum Zwecke der Steuerbewilligung eine gemeinsame Versammlung von Geistlichen und Laien zu schaffen (1254, 1283, 1295ff.).'3 Wie indessen die Teilnahme von Laien an den k i r c h l i c h e n Konzilien allmählich aufgehört hatte, so widerstand jetzt die niedere G e i s t l i c h k e i t den Bestrebungen, sie zum Eintritt in die nach weltlichen Rücksichten zusammengesetzte L a n d e s versainmlung zu nötigen. Die niedere Geistlichkeit erschien zwar auf Ladung des Königs im Parlament, sonderte sich jedoch sogleich wieder ab. Anscheinend verschmolzen diese parlamentarischen Sonderversammlungen der Geistlichkeit spätestens seit Eduard III (1327—77) mit den auch in der Zwischenzeit in früherer Weise fortbestehenden Kirchenkonzilien. Vielleicht auch fand nicht gerade ein Verschmelzen beider Arten von Versammlungen statt, sondern nur ein allmähliches Absterben der parlamentarischen Versammlungen und gleichzeitiger Übergang eines Teiles der jenen zukommenden Rechte auf die Kirchenkonzilien.'4 Jedenvon 1 Erzbischof, 12 Bischöfen, 25 Äbten, 44 Priestern, 1 Archidiakon, 4 Diakonen ( H a d d a n & S t u b b s III, 540). Es kann wohl nicht — mit S t u b b s , Const. Hist. I, 251 c 8 § 87 — angenommen werden, dafs die Zusammensetzung dieses Konzils eine aufsergewöhnliche war, denn auch in vielen anderen Fällen ist die Gegenwart niederer Geistlicher erwähnt (vgl. Anm. 9); meist mögen sie allerdings nicht mit unterschrieben haben. Jedenfalls war wohl eine Einwirkung der niederen Geistlichkeit auf die zu fassenden Beschlüsse nur in geringem Mafse möglich. Vgl. unten Anm. 28. 11 Näheres bei S t u b b s , Const. Hist. 1, 404 c 11 § 125. Aus der Übergangszeit vgl. den Bericht im Chronicon Saxon. anno 1085 (Rer. Brit. Scr. No. 23) I, 352: „t'a to J>am midewintre waes se cyng on Gleaiveceastre mid hie witan, and heold \aer his hired V. dagas, and siääan fie arcebisceop and gehadode men haefden sinoä \>reo dagas . . . . After Visum haefde se cyng mycel geäeaht and siciäe deope spaece iciä his witan . . . ." („Zu Mitt-Winter war der König in Gloucester mit seinen Witan, und er hielt seinen Hof dort fünf Tage; und dann hatten der Erzbischof und die Geistlichen eine Synode drei Tage . . . Nach diesem hatte der König eine grofse Beratung und sehr tiefe Besprechung mit seinen Witan . . . . " ) " Vgl. § 21 Anm. 30. 13 Vgl. § 21 bei Anm. 13 ff. 14 Herrschende Meinung ist jetzt, dafs die Konvokationen der Gegenwart ausschliefslich als Nachfolger der früheren Kirchenkonzilien anzusehen, dafs dagegen die F. M a k o w e r , Verfassung der Kirche von England.

24

370

V, 13.

Kirebenversammlnngen.

falls war hiermit der letzte Versuch, die Vertretung der Laien und Geistlichen, wenn auch zunächst nur für beschränkte Zwecke, in e i n e r Versammlung zu vereinigen, gescheitert. Der König nahm um jene Zeit nicht mehr, wie häufig noch im 12. Jhdt., an den Versammlungen der Geistlichkeit teil. Falls er mit der Konvokation zu verhandeln wünschte, entsendete er einen oder mehrere für den Einzelfall besonders bevollmächtigte Personen. Dieselben wurden hierdurch nicht Mitglieder der Konvokation. Nach Erlafs des Suprematgesetzes Heinrichs VIII im Jahre 1536 erschienen in der Konvokation von Canterbury Vertreter des Königs, welche zur Ausübung

parlamentarischen Versammlungen der niederen Geistlichkeit allmählich in sich abgestorben sind. iJiese Ansicht ist zuletzt ausführlich durch J o y c e , Sacred Synods verteidigt worden. F ü r dieselbe spricht, dafs in der früheren Zeit meist besondere Vertreter einerseits fiir das Parlament, andererseits f ü r die Konvokationen gewählt worden zu sein scheinen. Vgl. § 21 Anm. '2:1. Auch S t n h b s . Const. Hist. I I , 210 c 15 § 200 vertritt diese Ansicht. Als Beweis dafür, dafs die parlamentarische Versammlung des Klerus und die Konvokationen vollständig getrennt blieben, f ü h r t S t u b b s a n : 1. die parlamentarische Versammlung sei eine e i n h e i t l i c h e gewesen, während die Konvokationen z w e i Körperschaften bildeten, welche in der Regel auch an verschiedenen Orten (London u. York) zusammentraten; [es ist, indessen wohl kein Fall nachweisbar, in welchem eine a u f d i e n i e d e r e G e i s t l i c h k e i t b e s c h r ä n k t e einheitliche parlamentarische Versammlung zusammengetreten wäre; andererseits werden mitunter im Mittelalter und häufiger nach der Reformation Bischöfe der Nordprovinz als teilnehmend an den Beratungen der südlichen Konvokation erwähnt; es ist daher auch nicht wahrscheinlich, dafs in der Übergangszeit die etwaige Anwesenheit von Geistlichen der Nordprovinz als entscheidend f ü r den parlamentarischen Karakter der Versammlung angesehen worden wäre]; 2. in den Konvokationen seien Äbte u. Prioren erschienen, in der j»- iscoporum concilium". (Die Stelle ist abgedruckt in § 4 Anm. 12.) Konzil London 1075 insolentiam, ( W i l k i n 8 , Concilia I, 368) „Ad cmnprimendam quorundam indiscretorum ex communi decreto sancitum est, ne quis in concilio loquatur, praeter licentiam a metropolitano sumptam, exceptis episcopis et abbatibus." m „. . . . et significetis singulis capitulis ut mittant procuratores tarn videlicet ecclesùirum cathedraiium quam praibendalium et monasteriorum et alianim domorum religiosarum ac coUegiatarum . . . ." S t u b b s , Sei. Ch. 453. — Zur gleichen Zeit finden sich auch solche Vertreter auf der schottischen Synode. (Vgl. § 10 Anm. 12.) 30 M a t t h a e u s P a r i s i e n s i s , Chronica Major (Rer. Brit. Ser. No. 57) IV, 37, zum Jahr 1240. Der päpstliche Legat beruft die Bischöfe zum Zweck der Bewilligung einer Steuer an den Papst. Die Bischöfe antworten: „Habemus archidiáconos nobis subjectos, qui norunt beneficiatorum nibi subjectorum facilitates, nos autem ignoramus. Omnes tangit hoc negotium, omnes igitur sunt convcniendi, sine ipsis nec decet nec expedit respondere." 31 Über das Erscheinen von Vertretern der niederen Geistlichkeit auf s t a a t l i c h e n Versammlungen in den Jahren 1254 und 1255 s. § 21 Anm. l'i u. 14. 33 Ladungssehreiben des Bischofs von Lincoln zu einer am 18. Januar 1256 abzuhaltenden Versammlung, abgedruckt in M a t t h a e u s P a r i s i e n s i s , Chronica Major, Additamenta {Rer. Brit. Ser. No. 57) VI, 314: ,,H[enricus] permissione divina, etc., archidiácono Huntingdunensi, etc. . . . . Proinde cum salubriter ut creditur sit provisum quod majores praelati religiosi, tarn abbates quam priores necnon cathedraiium ecclesiarum decani, personalitcr cum quibusdam discrctis canmncis suis, confratrum suorum procuratoribus, et singuli archidiaconi per se cum tribus aut quatuor discretioribus de suis archidiaconatibus pro se et cum mandato procuratorio consortum suorum, die Martis próxima post festum Sancti Hillarii apud Novum Templum Londoniis, aim coepiscopis nostris et nobis ibidem per Dei gratiam conventuris compareant, facturi in praemissis et cotisilium suum impensuri, prout ad utilitatem status ecclesiae et domini regis ac regni visum fuerit melius expedire. Vobis mandamus, firmiter injungentes, quatinus dictos praelatos et clericos in archidiaconatu vestro constituios secundum discretionem vobis desuper datam prudenter sollicitetis interim atque caute, quod dicti praelati et vos personaliter, caeteri quoque per idoneos procuratores, dictis die et loco modis omnibus concurratis, congruum in hac parte consilium impensuri." 33

„Vocetis etiam decanos cathedraiium ac aliarum ecclesiarum necnon abbates, priores majores, insuper et archidiáconos vestrae diócesis universos, ut cum littcris suorum

§ ¡>4. National- and Provinzialsynoden.

Geschichtliches.

375

Personen, berufen zu werden, oder bestimmter Gesammtheiten, vertreten zu sein, bestand, zeigt die Ladung zu einer Konvokation 1273, worin die Bischöfe nur ganz allgemein aufgefordert werden, drei oder vier der Angesehensten und Verständigsten von ihrer Kirche oder Diözese mitzubringen.34 1277 wurden neben Kapitelgeistlichen und Archidiakonen s e l b s t ä n d i g e Bevollmächtigte der ganzen niederen Geistlichkeit jeder Diözese berufen.33 Auf der gemäfs Befehl des Königs berufenen Provinzialversammlung zu Northampton 128336 wurde durch Beschlul's festgesetzt, dafs zu der nächsten Versammlung Vertreter der niederen subditorum procuratcnriis . . . . compareant." S t n b b s , Sei. Ch. 454. Der Auftrag, sich Vertretungsvollmacht erteilen zu lassen, bezieht sich wohl nicht nur auf die Archidiakone, apud sondern auch auf die anderen Genannten. — Die bei dem Provinzialkonzil London Novum Templum 1269 ( W i l k i n s , Concilia II, 19) gegenwärtigen „procuratores" scheinen nur Vertreter der K a p i t e l gewesen zu sein. Vor dem Zusatz: „abbatum, priorum, rectorum, et vicariorum earundem dioccesium" ist ein Komma zu ergänzen. M „.. •. mandamus, quatenus omnes ecclesiae nostrae Cantuariensis suffraganeos auctoritate nostra vocetis . . . . Et . . . . injungatis . . . . ut quilibet eorurn vocet et ducat secum ad praedictam congregationem tres vel quatuor personas de majoribus, discretioribus et prudentioribus suae ecclesiae et dioceseos." S t u b b s , Sei. Ch. 455. 35 „. . . . coepiscopos . . . . facialis . . . . evocati . . . . quatenus nobiscum . . . . in propriis personis conveniant una cum aliquibus personis majoribus de suis capitulis, et locorum archidiaconis, et procuratoribus totius cleri diocesium singularum." Stubbs, Sei. Ch. 455. « So S t u b b s , Sei. Ch. 462 und ausführlich S t u b b s , Const. Hist. II, 207 Anm. 1 c 15 § 199. P e r r y , Hist. of Engl. Ch. I, 381 Anm. 1 c 19 § 8 (in Übereinstimmung mit H o d y III, 138) nimmt dagegen — aus unzureichenden Gründen — an, dafs jener Beschlufs schon vom Konzil zu Reading, 1279, herrühre. Dafs ein derartiger Beschlufs jedenfalls a u c h auf dem Konzil Northampton 1283 gefafst ist, ergiebt sich aus dem unten in Anm. 38 abgedruckten Berufungsschreiben zum folgenden Konzil London 1283. Es wird aber auiserdem folgende Verordnung des Erzbischofs Peckham überliefert und zuweilen den Beschlüssen des Konzils Reading 1279 angehängt: „Item praecipimus, ut in proxima congregatume nostra tempore parliamenti proximi post festum Sancti Michaelis ad tres hebdomadas per Dei gratiam futura, praeter personas episcoporum et procuratores absentium, veniant duo aut u n « « a clero episcopatuum singulorum, qui auctoritatem habeant una nobiscum tractare de his, quae ecclesiae et communi utilitati expediunt Anglicanae, etiamsi de contributione aliqua vel expensis oportet fieri mentionem, etc." ( W i l k i n s , Concilia II, 49.) Diese Verordnung ist nicht etwa mit dem im vorgedachten Berufungsschreiben erwähnten Besclilufs identisch, da dort die Zeit, zu welcher die nächste Konvokation abgehalten werden soll, eine andere ist; auch werden in dem Berufungsschreiben zum Konzil London 1283 . z w e i " , hier „ e i n e r o d e r z w e i ' ' Vertreter des Klerus geladen. Zwischen dem Konzil von Reading und dem von Northampton wurden mehrere andere abgehalten, in welchen die Pfarrgeistlichkeit nicht oder in anderer Form vertreten war. — Über eines dieser Konzilien (London 1279) s. W i l k i n s , Concilia II, 37: „Convocatur . . .., ut regi subsidium a clero praestetur. Soli episcopi hic summonentur ab archiepiscopo ; inferiores vero clerici consilium suum de auxilio regi facienda dioecesanis suis episcopis communicare, aut procuratores ea de re tractaturos constituerc jubcntitr." Bezüglich eines zweiten vgl. Erzbischöfl. Berufungsschreiben v. 30. Juli 1281 zum Konzil Lambeth 1281 im Regist. Epist. Peckham (Rer. Brit. Scr. No. 77) I, 211 und bei W i l k i n s , Concilia II, 50 : „ . . . . mandamus, quatenus . . . . coepiscopos .... nostros universos, nec non abbates, priores electivos, exemptos et non exemptos, decanos cathedralium et coüegiatarum ecclesiaruin, archidiaconos et capitulorum procuratores, citetis ....". Nur die Bischöfe berief Erzb. Peckham zu einer Synode durch Schreiben v. 28. Dezb. [1281] Reg. Ep. Peckham I, 256.

376

V, 13.

Kirchenversamml ungen.

Geistlichkeit geladen werden sollten. Auf der genannten Versammlung von Northampton weigerte sich die Geistlichkeit Subsidien zu bewilligen, weil Vertreter der niederen Geistlichkeit nicht geladen waren. 37 Darauf berief der Erzbischof am 21. Januar 1*283 ein neues Provinzialkonzil nach London und lud hierzu zum ersten Male ausdrücklich j e z w e i Vertreter der niederen Geistlichkeit jedes Bistums. 3S Die Zusammensetzung des Konzils, wie sie in dem Berufungsschreiben zum Konzil von London 1283 in Aussicht genommen ist und auch in den königlichen Berufungsschieiben für das Nationalkonzil von 1294 und für das Parlament vom 13. November 1295 wiederkehrt, 33 ist im wesentlichen — abgesehen von dem späteren Fortfall der mönchischen Vertreter — bis zur Gegenwart für das Provinzialkonzil von Canterbury beibehalten worden. Auch die Konvokation der Provinz York erreichte gegen Ende des 13. Jhdts. eine feste Gestaltung. Die Mitgliedschaft regelte sich wie in der Konvokation von Canterbury, mit dem Unterschied jedoch, dais in York für jede A r c h i d i a k o n e i zwei Vertreter der Pfarrgeistlichkeit zur Konvokation geladen wurden. 40 41 37 Über die Versammlung von Northampton vgl. § 21 Anm. 17. Der A u f t r a g des Königs an jeden der Erzbischöfe war dahin gegangen: ... . . . suffraganeos %•estro» et ablates, priores et alios singulos domilus religiosis praefectos, nccnon et procuratores decanorum et eapitulorutn ecclesiarum collegiatarum . . . . venire faciatis coram nobis . . . ." S t n b b s , Sei. Ch. 460. — Ähnliche Weigerungen, Steuern vom Vermögen der nicht Vertretenen zu bewilligen, waren bereits 1240 (vgl. oben Anm. 30) und 1254 (vgl. § 21 Anm. 13) vorgekommen. 58 „Quoniam in eongregatione . . . . habita Northamptoniae . . . . tum propter absentiam maximae partis cleri tunc temporis modo debito non vocati, tum propter alia diversa, ad plenum non potuit rcsponderi ; de communi omnium tunc praesentium Consilio extitit ordinatimi, . . . . quod clcruu totus Cantuarietisis provinciae . . . . congrcgetur. Quocirca . . . . numdanius, quatcnus . . . . episcopos Cantuariensis ecclcsiae suffraganeos omncs et siìigulos, necìion ablates, priores ac alios quoscunquc domibus religiosis praefectos, exemptos et non exemptos, decanos ccclcsiarum cathedraliuni et collegiatarum, ac archidiacmios unicersos per Cantuariensem provinciam constitutos citetis, . . . . quod compareant coram nobis . . . . seu conveniant . . . . Londoniis a die Paschae in tres septimanas . . . . Singuli insuper episcopi, sicut in dieta eongregatione provisum fuerat, citra diem praedictum clcrum suae dioecesis in aliquo loco certo congregari faciant, et eitlem quae ex parte regis nobis projìosita fuerant diligenter exponi procurent, ita quod ad dictos diem et locum Lowloniis de qualilet dioecesc duo procuratores nomine cleri, et de singulis capitìdis eccksiarum cathedralium et collegiatarum tsinguli procuratores sufficìenter instructi

mittantur, " Registrimi Epist. l'cckham (Her. Brit. Scr. No. 77) II, ¡308; vgl. auch I I , 523, 53C, 594. s ® S t . u b b s , Sei. Ch. 480 n. oben g 21 Anm. 19. Zu dem dazwischen liegenden Parlament, welches am 15. August 1295 zusammentrat, waren Abgeordnete der Grafschaften und der niederen Geistlichkeit nicht geladen. S t u b b s , Const. Hist. I I , 133 c 14 § 180. — 12Ü7 lud der Erzbischof aufser den sonst Berufenen die }>recentors, Kanzler und Schatzmeister der Kathedralkapitel. S t u b b s . Sei. Ch. 488. — Auch in anderen Fällen kommen selbst nach dieser Zeit noch ein Jahrhundert lang bisweilen kleinere Unregelmäfsigkeiten vor. 40 Die Ladung zweier Vertreter f ü r jede Arcliidiakonei kommt bereits im J a h r e 1279 vor. L a d u n g des Erzb. v. York an einen Archidiakon 1279 ( W i l k i n s , Concilia I I , 41): quod quilibet archidiacmiuspro subsidio domino regi (adendo suos subditos convocabit,

§ 54. National- und Provinzialsynoden. Geschichtliches.

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Etwa gleichzeitig begann eine Scheidung der bisher einheitlichen Konvokation in mehrere Beratangskörper.42 Ein ähnlicher Vorgang findet sich schon in dem legatinischen Konzil von Winchester, 7. April 1141, wo der Legat nacheinander gesondert mit den Bischöfen, mit den Äbten und mit den Archidiakonen beriet.43 Die zum Parlament von 1296 geladene Geistlichkeit teilte sich zur Beratung in 4 Körperschaften: Bischöfe, mönchische Vertreter, Inhaber von „Dignitäten" (d. h. Dekane, Archidiakone u. s. \v.), gewählte Vertreter der Geistlichkeit („omnes procuratores commumtatis cleri")44 Dieselbe Einteilung wurde in der kirchlichen Versammlung vom 14. Januar 1297 beibehalten.4® Auch in der folgenden Zeit galt indessen als Regel die gemeinschaftliche Beratung; eine Trennung erfolgte nicht von'Anfang an, sondern in allmählich wachsendem Umfange für einzelne Gegenstände der Beratung; auch die Zugehörigkeit einzelner Gattungen von Mitgliedern zu dem einen oder anderen Beratungskörper stellte sich nur allmählich fest.48 Erst im Anfang vota et liberalitates super hoc attentis et votivi» inductionibus scrutatums ; ita quod die Veneris prox. ante festum sanctae Scholasticae virginia, quilibet archidiaconus cum duobus dignae eminentiae viris, et unico ipsius archidiaconaius decano, nobis apud Pontemfract. tibi personaliter erimus, Deo dante, responsum pro communitate totius archidiaconaius faciat; ...." — In der nördlichen Provinz kommen noch bis zur Reformation bisweilen Abweichungen in der Zusammensetzung der Konvokation vor. 41 Vgl. § 55 über die jetzige Zusammensetzung der Provinzialkonzilien von Canterbury und York. Übersicht der im 15. und 18. Jhdt. zur Konvokation von Canterbury, im 15., 16. u. 17. Jhdt. zur Konvokation von York Berufenen bei W i l k i n s , Cane. I (Dissertano de veteri et moderna Synodi Anglicani Constitutione) S. XI ff., der im 16. Jhdt. zur Konvokation von Canterbury Berufenen bei J o y c e , Sacred Synods 450. Landdekane werden als Mitglieder der Provinzialsynoden nicht erwähnt. (Dagegen, ohne Belegstellen K e n n e t , Paroch. Antiq. 649.) Unter den bisweilen erwähnten „archipresbyteri" sind hier wohl Kathedral- und Kollegiatdekane zu verstehen. Joyce 290. - r Über die Kapitel der Mönchsorden vgl S t u b b s , Const. Hist. II, 203 f. c 15 § 198. 43 Vgl. für das Folgende: Joyce, Sacred Synods 294 ff., 307. 43 Erzählung des gegenwärtigen Wilhelm v. Malmeabury, Hist. Nov. (Rer. Brit. Scr No. 90) Buch III § 492: „ . . . sevoeavit in partem legatus episcopos, habuitque cum eis arcanum consilii sui; post mox abbates, postremo archidiaconi convocati; ..." 44 B a r t h o l o m a e u s de Cotton, De Rege Edwardo I (Rer. Brit. Scr. No 16) 314. 44 Barth, de Cotton a. a. O 317. Vgl. auch Antwort des Klerus und der Prälaten von Canterbury auf 4 articula a rege petita im Jahre 1298 (Wilkins, Concilia II, 230): . . E nous mentenant sour cestes prieres par chescun degre duclerge par eux, sicome costom est, estreytement counseillames . .." 49 Auf dem Konzil v. London 1370 z. B. zieht sich auf Wunsch des Erzbischofs die niedere Geistlichkeit zweimal zu gesonderter Beratung zurück „11 Kai. Febr. Rogavit (Erzbischof) die tos Religiosos, quod se insimul traherent ad aliquam partem Ecclesiae et Clerum suae Dioeceseos et Provinciae quod ad aliam partem eiusdem Ecclesiae se traherent, tractarent et deliberarent. 4 Kai. Febr. Iniunxit hoc modo Procuratoribus Cleri et religiosorum exhortando eosdem quod se ad partes ... transferrent" (Wilkins III, 82); 1376 an zwei Tagen „dominus cum confratribus suis, exclusis omnibus aliis personis secrete deliberavit" (Gibson, Synodus 79); 1379: „Praccepit (Erzbischof) quod procuratore» praedicti exirent" (Gibson a. a. O. 60); auf dem Konzil London 1399: „tractabant ipse dominus et reverendi patres, episcopi antedicti, per se de negotiis omnibus ecclesiae; aliis praelatis et procuratoribus cleri seorsim separatis" (Wilkins III, 239); u. ähnliche Fälle

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Kirchen Versammlungen.

des 15. Jhdts. erreicht die Entwicklung sowohl in der Provinzialsynode von Canterbury als in derjenigen von York ihren Abschlufs dahin, dafs meist sogleich nach der gemeinsamen Eröffnungssitzung nur Bischöfe und Äbte als „Oberhaus" zurückblieben, alle übrigen Erschienenen dagegen als „Unterhaus" zu gesonderter Beratung und Beschlußfassung sich zurückzogen. In einzelnen, dazu geeigneten Fällen kam indessen auch später noch gemeinsame Beratung vor (so z. B. bei dem Verfahren vor der Synode als Ketzergericht), und ein formelles Überbleibsel hiervon hat sich bis zur Gegenwart erhalten. 47 Indem es den Kirchenkonzilien allmählich gelang jede Teilnahme der Laien auszuschließen, entwickelte sich, in Wechselwirkung hiermit und mit der Scheidung von Geistlichen und Laien auf anderen Gebieten, der Gedanke, dafs die Kirchenkonzilien eine S o n d e r v e r t r e t u n g der G e i s t l i c h k e i t seien und als solche ebenbürtig der weltlichen Landesversammlung (Parlament) als einer Vertretung der Laien sich zur Seite stellen könnten. Dieser Gedanke war neu: früher war sowohl weltliche Landesversammlung wie Kirchenkonzil als Vertretung des g a n z e n Volkes (der Geistlichen und der Laien) angesehen worden; nur hatte das Kirchenkonzil eine besondere s a c h l i c h e Zuständigkeit gehabt. Die Entwicklung des neuen Gedankens wurde durch die Einführung einer gewählten Vertretung der niederen Geistlichkeit und durch die vorübergehende Aufnahme dieser Vertretung in den Verband des Parlaments kräftig gefördert. Das Bestreben, eine dem Parlament entsprechende Stellung einzunehmen, gelangte auch in der Scheidung von Ober- und Unterhaus und in anderen äußerlichen Nachahmungen des Parlaments 4 " zum Ausdruck. Die Erreichung einer dem Parlament v ö l l i g gleichwertigen Stellung ist nun allerdings den Kirchenkonzilien zu k e i n e r Zeit gelungen. Dies wurde schon dadurch verhindert, dafs die Prälaten Mitglieder des Parlainentsoberhauses blieben. Ferner mag hierzu der Umstand beigetragen haben, dafs gegenüber dem einheitlichen Parlament in der Regel zwei getrennte kirchliche Provinzialkonzilien standen, ein kirchliches NationalNoch 1428 kommt ausnahmsweise Trennung der Bischöfe von den niederen P r ä l a t eu vor: „Ahls Praelatis ad tunc ibidem in multitudine copiosa existentibus, de mandtito Prncnidentium se intcrim retrahentibus . . . " ( G i b s o n , Synodiw 79); ebenso 15'2'J am 15. und 17. Novemb. ( W i l k i n s III, 717.) — Für York vgl. Konzil 14'J6 ( W i l k i n s III, 4S7): gemeinsame Beratung als Ketzergericht, Trennung in zwei Hänser bei anderen Beratnngsgegenständen „mandavit, ut praelati et clerus seorsim sc diverterent et .. . contractarent". Nach J o y c e , Sacred Synods 304 bildeten in York nur die Bischöfe als „presidentii" das Ober-, die g e s a m m t e übrige Geistlichkeit das Unterhaus. 47 48

Vgl. § 55 bei Anm. 16.

G i b s o n , Synodus 79 stellt in Abrede, dafs die Trennung in Ober- und Unterhaus auf einer Nachahmung des Parlaments beruhe, weil diese Trennung erst a l l m ä h l i c h feste Gestalt erhielt und auch aus s a c h l i c h e n Gründen zweckmäfsig erschien. — Dennoch wird anzunehmen sein, dafs auch das Vorbild des Parlaments von wesentlichem Einäufa gewesen ist.

§ 54.

National- und Provinzialsynoden.

Geschichtliches.

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konzil aber infolge der Eifersacht der Erzbischöfe und der dadurch entstehenden Streitigkeiten nicht häufig berufen werden konnte. 40 Dennoch ergaben sich aus der neuen Anschauung über die Natur der Kirchenkonzilien Folgerungen, welche in gewissem Umfange noch für das Recht der Gegenwart von Bedeutung sind. Es sind dies namentlich die Erlangung des Rechts seitens der Kirchenkonzilien, Staatssteuern vom Vermögen der Geistlichen zu bewilligen,50 ferner die Nichtheranziehung von Geistlichen, weder als Wähler noch als Gewählte, zum Unterhaus des Parlaments," endlich die Entwickelung der Lehre, dafs Konzilienbeschlüsse, selbst wenn vom König bestätigt, nur die Geistlichen, nicht auch die Laien binden. 52 Die Konvokationen in der Zeit vom 13. Jhdt. bis zur Reformation übten durch die in ihnen vereinigte geistliche Macht den erheblichsten Einflul's auf das gesammte Staatswesen aus: ihren Beschlüssen, die sie der Bestätigung des Königs nicht unterwarfen, wufsten sie häufig durch ausgiebiegen Gebrauch kirchlicher Zuchtmittel Gehorsam auch seitens der Laien zu verschaffen; vermöge des Rechts freier Bewilligung der vom kirchlichen Vermögen der Geistlichen an den Staat zu zahlenden Steuern 53 waren sie in der Lage, fortdauernd einen Druck auf die Regierung auszuüben; seit dem Wiedererwachen der Religionsstreitigkeiten traten sie gegen die Verfechter der neuen Lehren auf und beteiligten sich bei der Verfolgung der Neuerer, Geistlicher und Laien.3* Die R e f o r m a t i o n beschränkte die Rechte der Konvokationen mehr oder weniger auf allen genannten Gebieten. Die erste und erheblichste Beschränkung brachte das Gesetz betr. die Unterwerfung der Geistlichkeit 25 Hen. VIII (1533/4) c 19. Dasselbe bestimmte — in wesentlicher Übereinstimmung mit einem vorhergehenden Beschlüsse der Konvokation Canterbury 55 —, dafs königlicher Befehl zum Zusammentreten einer Konvokation erforderlich sei, und dafs kirchliche Verordnungen irgend welcher Art daselbst nur mit Zustimmung und Erlaubnis des Königs beschlossen oder ausgeführt werden dürfen. 58 48 S t u b b s , Const. Bist. II, 208 c 16 § 199. — Eine Zusammenstellung der Fälle nicht lega tinischer Nationalkonzilien s. bei J o y c e , Handbook of Convocations S. 112 ff. Er erwähnt 5 unter Lanfranc, ferner aus den Jahren 1100, 1102, 1127, 1129, 1139, 1151, 1166, 1182, 1184, 1186, 1189, 1206, 1241, 1258, 1291, 1294, 1537, 1540, (1563), (1661). Einige der erwähnten können jedoch nicht als kirchliche Nationalkonzilien angesehen werden. 60 Vgl. § 4 bei Anm. 72 ff. 51 Vgl. § 21 bei Anm. 42 ff. 52 Vgl. § 14 Anm. 16. 53 Die Geistlichkeit zahlte in jener Zeit beinahe '/j aller direkten Stenern des Landes. S t u b b s , Const. Hist. III, 378 c 19 § 405. 54 Vgl. § 19 Anm. 17. M Näheres s. § 6 Anm. 10. 56 An Acte for the submission of the Clergie to the Kynges Majestic. Der verordnende Teil des Gesetzes lautet: s 1 „... be it therfore now enacted by auctoritie of this present parliament accordyng to the seid submyssyon and petición of the seid Clergie,

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V, 13.

Kircbenversammlnngen.

Dies Gesetz wurde durch 1 & 2 Phü. & Mar. (1554 & 1554/5) c 8 s 3 aufgehoben, aber durch 1 Eliz. (1558/9) c 1 s 2 wieder in Kraft gesetzt. Dasselbe ist noch jetzt raafsgebend. that they ne any of theym from hensforth shall presume to attempte allege clayme or put in ure any constitutions or ordynances provynciall or Synodalles or any other canons, nor shall en acte promulge or execute any suche canons constitutions or ordynaunce provynciall, by what soo ever name or names they be called* in theire convocacions in tyme commyng, which alway shalbe assembled by auctorytie of the Kynges wry the, imles the same Clergie may have the Kynges most Royal assent and lycence to make promulge and execute suche canons constitucions and ordynaunces provynciall or Synodall . . .". Diese Bestimmung ist nicht ganz genau gefafst; sie weicht in einigen Einzelheiten von der Unterwerfungserklärung der südlichen Konvokation ah und läfst, wenn man sie mit jener Unterwerfungserklärung vergleicht, namentlich zweifelhaft, ob die beschränkenden Vorschriften auch für Diözesansynoden Geltung haben sollten, und ob aufser der vorgängigen Erlaubnis auch noch eine nachträgliche Zustimmung des Königs erfordert werden sollte. In ersterer Beziehung sollte sicher n i c h t gefordert werden vorheriger Befehl des Königs zur Berufung von Diözesansynoden (an der oben mit * bezeichneten Stelle ist. um den richtigen Sinn zu erhalten, ein Komma zu setzen); nach der Fassung des Gesetzes ist anzunehmen, dafs auch Erlaubnis und Zustimmung für irgend welche Vorgänge auf der Diözesansynode n i c h t gefordert sind, sondern nur für weitere Verfolgung von Beschlüssen der Diözesansynode („any other canons") auf der K o n v o k a t i o n . Was den zweiten Punkt betrifft, so lautet die Unterwerfungserklärung der Konvokation in den entscheidenden Worten: „only your highness by your royall assent shall lycence us . . . to make, promulge, and execute . .and thereto give your . . . assent and authorite." Die Einleitung des Gesetzes giebt als Inhalt der Unterwerfungserklärung an: „. . . unless the Kynges . . . assente and lycence may to them be had, to make, promulge, and execute . . ., and that hys Majestie doo geve hys . . . assente in that behalf." Bei einem Vergleich mit dem Wortlaut des Vorand auctorytie stehenden wird anzunehmen sein, dafs der b e s t i m m e n d e Teil des Gesetzes eine nachträgliche Zustimmung des Königs n i c h t erfordert. Vorstehende Ansicht ist auch vertreten in einem Bericht des Committee of Privileges des Unterhauses von Canterbury von 1873, abgedruckt im Anhang zu Chron. of Conv. Cant. 1K73. — Hiervon unabhängig ist jedoch die Frage, ob die Krone auf Grund des Suprematgesetzes allgemein die Vorlegung der beschlossenen Kanones zur Genehmigung fordern kann, ob sie ferner die vorgängige Licenz als eine durch den Vorbehalt nachträglicher Zustimmung resolutiv bedingte erteilen darf, ob sie endlich auf Grund der ursprünglichen U n t e r w e r f u n g s e r k l ä r u n g der südlichen Konvokation, worin auch die n a c h t r ä g l i c h e Genehmigung ausdrücklich zugestanden ist, die Einholung dieser Genehmigung fordern und erzwingen kann. Die Praxis der letzten Jahrhunderte in Beziehung auf die Handhabung des Gesetzes beruht auf dem Ausspruch eines Richterkomitees gegenüber dem Parlamentsoberhaus in Tnn. 8 Jac. I (1G10). Hiernach sollte der Sinn des Gesetzes sein (Coke, Reports XIII, 72): „1. That a Convocation cannot assemble at their Convocation without the assent of the King. 2. That after their assembly they cannot confer to constitute any Cannons without license del Roy. 3. When they upon conference conclude any Cannons, yet they cannot execute any of their Cannons without Royall assent. 4. They cannot execute any after Royall assent, but with these four limitations: 1. That they be not against the Prerogative of the King. 2. Nor against the Common Law.

§ 54. National- und Provinzialsynoden. Geschichtliches.

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Die Submissionsakte brach die Selbständigkeit der Konvokationen bezüglich der Gesetzgebung. Auf den beiden anderen Hauptgebieten ihrer Thätigkeit begnügte man sich vorerst mit weniger weitgehenden Änderungen: Zuerst in den Jahren 1540, 1542 u. 1545 findet sich, dafe die Steuerbewilligungen der Konvokationen durch Parlamentsgesetze bestätigt werden.5' Wodurch im einzelnen die Neuerung veranlafst wurde, ist nicht bekannt. Die neue Übung erhielt sich als Regel59 bis zum Jahre 3. Nor against any Statute Law. 4. Nor against any Custome of the Realm." Nach J o y c e , Handbook of the Convocation S. 174 wurde ein besonderer königlicher „assent' nach dem Beschließen der Kanones durch die Konvokation (No. 3 der Richterentscheidung) zuerst 1598 erteilt. (Am 25. Jan. 1598 legte der Erzbischof die Bestätigungsurkunde in der Konvokation vor. C a r d w e l l , Synodalia 580). Nach T r e v o r , Convocations S. 161 ff. wurde eine besondere Licenz (No. 2 der Richterentscheidnng) zuerst 1604 erteilt. (Für die Südprovinz Card well, Synodalia 584; für die Nordprovinz Urkunde v. 18. Febr. 1606 bei W i l k i n s , Cone. IV, 426). — Über das in den Jahren 1865, 1887/8 und 1892 eingehaltene Verfahren vgl. § 55 Anm. 25. " Journals of Lords I, 156 (betrifft 1540), 218 (1542), 277 (1545); vgl. P h i l l i m o r e , Eccles. Law 1930°. — Einen Vorgang aus früherer Zeit bildet das Gesetz 18 Ed. III (1344) st. 3, welches indessen nur die erfolgte Bewilligung der Geistlichkeit in den Erwägungsgründen für die gesetzliche Feststellung von Zugeständnissen des Königs an die Geistlichkeit erwähnt. — Über fernere Versuche des Parlaments im 14. n. 15. Jhdt., auf die Bewilligungen der Geistlichkeit einzuwirken, s. Stubbs, Const. Hist.lll, 349 c 19 § 396, II, 470 c 16 § 263, II, 489 f. c 16 § 265, III, 147, 271 c 18 § 344, 370. M Folgendes sind die in Statutes of the Realm abgedruckten Gesetze betr. Bestätigung der Konvokationssubsidien durch das Parlament: 32 Sen. VIII (1540) c 23; 34 & 35 Hen. VIII (1542/3) c 28; 37 Hen. VIII (1545) c 24; 2 & 3 Ed. VI (1548) c 35; 7 Ed. VI (1552/3) c 13; 2 & 3 Phil. & Mar. (1555) c 22; 4 & 5 Phil. & Mar. (1557/8) clO; 5 Eliz. (1562/3) c29; 8 Eliz. (1566) c 17; 13 Eliz. (1571) c26; 18 Eliz. (1575/6) c 22; 23 Eliz. (1580/1) c 14; 27 Eliz. (1581/5) c 28; 29 Eliz. (1586) c 7; 31 Eliz. (1588/9) c 14; 35 Eliz. (1592/3) c 12; 39 Eliz. (1597/8) c 26; 43 Eliz. (1601) c 17; 3 Jac. I (1605/6) c 25; 7 Jac. I (1609/10) c 22; [18 & 19 Jac. I (1620/1 u. 1621/2) c 2, Wortlaut nicht erhalten]; 21 Jac. I (1623/4) c 34; 1 Cor. / (1625) c 5; 3 Car. I (1627) c 7; 15 Car. II (1663) c 10. Die einzigen bekannten Aasnahmen sind: 1. 1587 bewilligten die südliche (am 4. März; W i l k i n s , Cone. IV, 322; Urkunde bei C a r d w e l l , Synodalia 566) und die nördliche Konvokation (9. Uärz; Urkunde bei W i l k i n s , Cone. IV, 323 f.) eine „benevolentia". Vgl. nachstehende Bestätigungsurkunde der Königin v. 9. März 1587 bezüglich der Provinz Canterbury bei R y m e r , Foedera 3. Ausg. VII Teü I S. 4: „Regina, etc. Omnibus ad quos, etc. Salutem. Cum Praelati et Clerus Cantuariensis Provinciae, nostra Authoritate in Synodo suo seu Convocatione congregati, ex intima et propensa Animorum suorum affectione quam erga nos gerunt, ultra et praeter Subsidium sex Solidorum, singularum Librarum annuarum, etiam quandam benevolam Contributionem trium Solidorum pro singulis Libris annuis, omnium et singulorum Beneficiorum suorum Ecclesiasticorum et Promotionum Spiritualium quorumcumque, ac omnium Possessionum et Reventionum eisdem annexarum seu quovismodo spectantium et pertinentium dederint et concesserint, ....; Sciatis igitur quod nos . . . . praefatam benevolae Contributionis Concessionem acceptamus, approbamus, ac eandem confirmamus, ratificamus et stabilimus, . . .."

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Kirchenversammlungen.

1640. Seit Beginn der Revolution wurden die Geistlichen durch das Parlament zu Kopfsteuern und zu Grundsteuern vom kirchlichen Besitz herangezogen. 59 Nach der Wiederherstellung des Königtums kam es in einem einzigen Fall (1663) nochmals zu einer Steuerbewilligung der Konvokationen unter Bestätigung des Parlaments. 60 Seit 16G4 gab inEntsprechende Bestätigungsurkunde bezüglich der Provinz York bei W i l k i n s , Concilia IV, 324. 2. 1640 bewilligten die südliche (am 22./24. April, W i l k i n s , Cone. IV, 533) und die nördliche (am 8. Juni, W i l k i n s , Cone. IV, 553) Konvokation eine „benevolentia". 3. Nach C a r w i t h e n , Hist, of Ch. of England, III, 110 Anm. erhielt Karl I I 1661 von der Geistlichkeit eine freie Gabe von 33 743 £ . 59 So schon in Gesetzen, welche noch vom König verkündet sind: 16 sq. Car. I (1640 ff.) c 9 betr. Erhebung von Geld zur Entlassung des Heeres und Friedensschlufs mit Schottland. Es wird eine nach dem Range abgestufte Kopfsteuer aufgelegt. (Über die früheren Fälle von Kopfsteuern vgl. V o c k c , Geschichte der Steuern des britischen Reichs. Leipzig 1866 S. 505 ff.) In s 2 sind die Beiträge genannt, welche die Geistlichen der einzelnen Rangstufen treffen. 16 sq. Car. I (1640ff.) c 32, An Act for the raising and leavying of Moneys for. the necessary defence and great affaires of the kingdomes of England and Ireland and for the payment of debts undertaken by the Parliament, bezeichnet in s 4 die Ländereien u. s. w., von welchen die Steuer aufzubringen ist. A u s g e l a s s e n wird dabei der Zusatz, den frühere Gesetze betr. Subsidien des Parlaments (z. B. 29 Eliz. c 8 s 5, 3 Car. I c 8 s 2) enthielten: „Landes and Tcnemcntcs chargeable to the Dismes of the Clergie . . . . excepted." Aufrecht erhalten wird die in den früheren Gesetzen n e b e n vorstehendem Zusatz ausgesprochene Nichtbesteuerung von „all goods chattels and Ornaments of Churches and Chappels whiche have been ordained and used in Churches and Chappells for the honour and service of Almighty God." In s 10 wird dann bestimmt: „. . . . that every spirituall person . . . . shall be rated . . . . according to the rate abovesaid of and for every pound that the same spirituall person . . . . hath in any Mannors Lands Tenements Rents Services Offices Fees Corodies Annuities Tithes and Hereditaments ecclesiasticall or temporall as weU in right of theire Churches as otherwise . . . ." Die Randbemerkung hierzu in Stat, of the Realm lautet: „Spiritual Persons how rated for Temporal Possessions." Die hierin enthaltene Beschränkung erscheint jedoch als irrtümlich. Die entsprechende Stelle der früheren Gesetze (z. B. 29 E l i z . c 8 person 8 10, 3 Jac. I c 26 s 10, 3 Car. I c 8 s 11) lautet: „. . . . that every Spirituall . . . . shalbe rated . . . . for every pound that the same spirituall person . . . . hath by discent bargaine or purchase in Fee simple or Fee taile terme of life terme of ytrcs by execucion wardshipp or coppie of Court Roll in any Mannors landes tenementcs rentes services offices fees corrodies annuities and Hereditamentes . . . ." 60 12 Car. II (1660) c Ö enthält (lie Bewilligung einer abgestuften Kopfsteuer, s 2 schreibt den Beitrag vor, welchen Rektoren u. Vikare mit Pfründen von 100 £ Einkowmon zu leisten haben. — 12 Car. II c 28 s 1: „. . . . and also that every person and persons ecclesiasticall and temporall . . . . shall pay for their estates both rcall and personall 50 sh. p. 100 £, and for every 100 £ personall estate after the rate of 5 £ per annum . . ." Ein besonderer Vorbehalt für kirchliche Besitzungen ist im Gesetz nicht gemacht. — 12 Car. II c 29 bewilligt 70 000 £. s 3 bestimmt: „. . . . that noe Mannors Landes Tenements and Hereditaments which were formerly assessed and taxed for and towardes former assessments and Land taxes and are now in the possession or holding of his Majestic . . . . or of any ecclesiasticall person . . . . shall be exempted from the payment of the severall summes of money in this Act comprised, . . . — 13 Car. II (1661) St. 2 c 3 enthält eine Geldbewilligung von 1260 000 £ („the ancient . . . . course of raising moneyes . . . . ha the beene by way of subsidies which wee desire may bee observed in future times"; „the way of subsidies hath for many yeares last past been disused''). Nach

§ 54. Geschichtliches. National- and Provinrialsynoden.

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dessen die Geistlichkeit auf Grund eines Übereinkommens zwischen dem damaligen Lordkanzler and Erzbischof thatsächlich die Besteuerung durch die Konvokationen auf. Fortan wurde auch das kirchliche Eigentum durch das Parlament besteuert. Die alten Rechte der Geistlichkeit wurden derselben jedoch in den einzelnen Steuergesetzen formell vorbehalten." Seitdem haben die Konvokationen ein Steuerbewilligungsrecht nicht mehr ausgeübt. Die Befugnis der Konvokationen, bei der Verfolgung von Ketzern mitzuwirken, wurde, soweitsie bestanden hatte, durch die Reformation rechtlich unberührt gelassen. T h a t s ä c h l i c h aber fanden seit Elisabeth Ketzerverfolgungen nur noch in seltenen Fällen statt. Auch entstanden bald Zweifel, zu welcher Art der Mitwirkung die Konvokation berechtigt sei. Es ist jedenfalls nicht bekannt, dafs nach 1534 die Konvokation jemals gegen die P e r s o n eines Ketzers ein Urteil gefällt hat. Im Jahre 1711 wollte die Konvokation von Canterbury gegen einen Mathematikprofessor Whiston in Cambridge wegen Ketzerei vorgehen. Die Frage, ob die Konvokation hierzu das Recht habe, wurde den höchsten Richtern und Kronjuristen zum Gutachten unterbreitet. Eine Minderheit verneinte die Frage, weil die Konvokation hierdurch die durch Gesetz den b i s c h ö f lichen Gerichten überwiesenen Zuständigkeiten sich anmafsen würde; eine Mehrheit dagegen sprach sich für Bejahung aus.62 Da jedoch fernere Zweifel darüber auftauchten, ob auch das Unterhaus von Canterbury mitzuwirken habe und ob etwa auch die Konvokation von York a 5 ist die Summe aufzubringen durch Einschätzung aller Ländereien u. s. w innerhalb jeder Gemeinde. Das Oesetz enthält keine Ausnahme für kirchliche Besitzungen, aber in s 28 den Vorbehalt: „Provided, alsoe That nothing herein contained shall be drawn into example to the prejudice of the ancient rights belonging unto the Lords Spiritual and Temporal or Clergy of this Realm . . . ." — 1 4 Car. II (1662) c 10 führt eine dauernde Steuer von jedem Herd ein, ohne kirchliche Besitzungen auszunehmen. — 15 Car. II (1663) c 9 enthält die Bewilligung von 4 weltlichen Subsidien mit den v or der Revolution üblichen Klauseln bezüglich des kirchlichen Vermögens, c 10 enthält die Bestätigung von vier Subsidien der Geistlichkeit. 81

16 & 17 Car. II (1664/5) c 1 enthält eine Geldbewilligung von 2 4 7 7 5 0 0 £ , in 8 Jahren zu erheben. Nach s 5 sind alle „Estates reall and personall" innerhalb der einzelnen Gemeinden abzuschätzen. Eine allgemeine Ausnahme für kirchliche Besitzungen ist im Gesetz nicht festgesetzt. Nach s 21 sind die Universitäten n. einige Schulen und Krankenhäuser von Beiträgen befreit, s 30 lautet: „Provided alwayes and be it enacted . . . . That all Spirituall Promotions and all Lands Possessions or Revenues annexed to and all Goods and Chattels growing or renewed upon the same or elsewhere appertaining to the Owners of the said Spirituall Promotions or any of them which are or shall be charged or made contributory by this Act towards the Payments aforesaid dureing the time therein appointed shall be absolutely freed and discharged from the two last of the fower Subsidyes granted by the Clergy to His Majestie . . . . by 15 Car. II c 10." Den Vorbehalt enthält s 36: „Provided alwayes That noe thing herein contained shall be drawne into example to the prejudice of the Auntient Rights belonging unto the Lords Spirituall and Temporall or Clergy of this Realme or unto either of the Universityes or unto any Colledgcs Schooles Almeshouses Hospitatts or Cinque Ports." (Vgl. bereits 13 Car. II (1661) st. 2 c 3 s 28 in Anm. 60). 62

Die Gutachten sind abgedruckt bei W i l k i n s , Cone. IV, 648.

384

V; 13.

Kirchenversammltwgen.

zur Teilnahme heranzuziehen sei, so enthielt sich die Konvokation eine s Verfahrens gegen die P e r s o n und begnügte sich (entsprechend dem Vorgehen in mehreren Fällen seit der Reformation63), einige Lehren aus dem B u c h des Whiston als ketzerisch zu verurteilen. Der Versuch, seitens der Konvokation gegen eine P e r s o n wegen Ketzerei vorzugehen, ist nicht wiederholt worden. 64 Dagegen wurde im Jahre 1864 wieder ein Buch als ketzerische Lehren enthaltend durch Beschlüsse des Oberund Unterhauses von Canterbury verurteilt. 65 Abgesehen von den erwähnten Beschränkungen setzten die Konvokationen unter Heinrich VIII und den folgenden Herrschern ihre Tliätigkeit in gewohnter Weise fort. Während der ersten Revolution (1G40—60) 03

Eine Zusammenstellung (lieser Fälle s. im Bericht eines Komitees des Unterh. v. Cant., 1865. Chron. of Conv. Cant. S. 2111. 04 Urteile, welche (lie Frage berühren, oh dies Recht noch besteht, s. bei P h i l l i m o r e , Eccles. Law I960*. Derselbe verneint das Bestehen und meint, jetzt würde auch das Kirchendisziplingesetz, 1840 (Church Discipline Act, 3 & 4 Vict, c 80) s 23 in Betracht zu ziehen sein. Dies Gesetz ordnet übrigens nur das Verfahren gegen G e i s t l i c h e wegen Vergehens gegen „kirchliche Gesetze" in ausschließender Weise. 65 Am 21. Juni 1861 beschlofs das Unterhaus v. Canterbury: „That in the opinion of this house there are sufficient grounds for proceeding to a Synodical judgment upon the book called ,Essays and Reviews'." Das Oberhaus beschlofs am 9. Juli 1861 eine Vertagung weiterer Mafsnalunen, da vor den Kirchengerichten ein Strafverfahren gegen einige der Verfasser schwebe. Nachdem das Strafverfahren mit Freisprechung geendet hatte, nahm die Konvokation die Angelegenheit wieder auf, und das Oberhaus erklärte unter Beitritt des Unterhauses: „That this Synod, having appointed committees of the Upper and Lower Houses to examine and report upon the volume entitled Essays and Reviews, and the said committees having severally reported thereon, doth hereby synodically condemn the said volume, as containing teaching contrary to the doctrine received by the United Church of England and Ireland, in common until the whole Catholic Church of Christ". (Beschlüsse d. Oberh. v. 22. Juni, des Unterh. v. 21. Juni 1864. Chronicle of Conv. Cant. S. 1683, 1830.) Die Beschlüsse wurden vom Erzbischof als Vorsitzendem der Konvokation nicht unterschrieben, und die Bestätigung der Krone wurde uicht nachgesucht. Es wurde mit Rücksicht hierauf von einigen Seiten bestritten, dafs sie als giltiges Urteil der Synode angesehen werden könnten. (Chron. of Conv. Cant. 1865 S. 1915 u. a. — Vgl. auch a. a. 0 . S. 2324 f.) — Inzwischen war die Konvokation auch gegen das in London veröffentlichte Buch des Bischofs v. Natal, Colenso: „The Pentateuch and the Booh of Joshua critically examined" vorgegangen. Oberhaus und Unterhaus erklärten: „that the said book does . . . involve errors of the gravest and most dangerous character, subversive of faith in the Bible as the Word of God", und sie warnten solche, welche nicht im Stande seien die gegen jenes Buch erschienenen Antworten zu lesen, vor seinem gefahrlichen Karakter. Von der Herbeiführung eines förmlichen Urteils der Synode wurde Abstand genommen, da die Einleitung eines Verfahrens vor dein Kirchengericht gegen den Verfasser bevorstand. (Beschlüsse des Oberh. und Unterh. v. 20. Mai 1863. Chron. of Conv. Cant. S. 1204, 1237. Vgl. auch den Bericht des Unterhauskomitees a. a. 0. S. 1181, worin der Vorbehalt gemacht wird, dafs trotz Verwerfung des in j e n e m Fall zur Beurteilung stehenden Buches grundsätzlich die Anwendung der wissenschaftlichen Methode auf das Studium der Bibel wünschenswert erscheine.) — Die Konvokation beriet 1868 über ein Vorgehen gegen das Buch eines Pfarrers Voysey. Chron. of Conv. Cant. 1868 S. 1418 u. a. — Im Jahre 1891 lehnte das Unterhaus v. Canterbury den Antrag ab, eine Kommission einzusetzen, welche (lie Verurteilung eines Buches „Lux Mundi" vorbereiten sollte. Chronicle of Conv. Cant. 1891 S. 7, 77.

§ 64. National- and Proviarialsynoden.

Geschichtliches.

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konnten Konvokationen nicht abgehalten werden, sie traten jedoch sogleich nach Wiederherstellung des Königtums wieder in Wirksamkeit. Jakob II berief 1685 die Konvokationen von Canterbury und von York; da er jedoch Widerstand gegen seine den Papisten günstigen Maßnahmen fürchtete, vertagte er die Konvokation von Canterbury mehrmals und löste sie 1687 auf. Ob die Konvokation von York überhaupt zusammentrat, ist nicht bekannt.86 Im Jahre 1689 trat gegen die Übung eine Konvokation nicht gleichzeitig mit dem Parlament zusammen. Die neue Regierung Wilhelms III und Marias legte dem Parlament ein Toleranzgesetz und ein anderes Gesetz vor, welches bezweckte, durch einige Änderungen in den Einrichtungen der Staatskirche den protestantischen Dissenters entgegenzukommen. Das Toleranzgesetz wurde angenommen; dagegen weigerte sich das Parlamentsunterhaus, das zweite Gesetz zu beraten, beschlofs vielmehr eine Adresse an die Krone, worin gebeten wurde, nach alter Gewohnheit zur Zeit der Parlamentssitzungen die Konvokation zu berufen behufs Beratung der Krone in kirchlichen Angelegenheiten.67 Dieses Verlangen wurde erfüllt. Der Versuch, Änderungen im Sinne der Dissenters vorzunehmen, scheiterte jedoch an der Haltung des Unterhauses von Canterbury. Der gezeigte Widerstand hatte zur Folge, dafs der freisinnige Erzbischof Tillotson (1691 — 94) und in der ersten Zeit auch der gleichfalls freisinnige Erzbischof Tenison (1694— 1715) eine sachliche Beratung ihrer Konvokationen nicht mehr zuliefsen, sondern die Versammlungen unmittelbar nach deren Zusammentreten wieder vertagten. Das gleiche geschah in der Provinz York. 68 Der Übergang der Steuerbewilligung auf das Parlament hatte ein solches Verfahren ermöglicht. Die durch fortgesetzte Vertagungen erregte Unzufriedenheit führte zu einem Schriftenstreit über die Rechte der Konvokationen und namentlich des Unterhauses derselben. Anführer der beiden Parteien wurden einerseits Atterbury, andererseits der spätere (1715—37) Erzbischof Wake. Ersterer focht für Gleichstellung der Konvokation mit dem Parlament, namentlich auch für eine, der Unabhängigkeit des Parlamentsunterhauses entsprechende Unabhängigkeit des Konvokationsunterhauses von Erzbischof und Oberhaus; letzterer suchte diesen Ansprüchen entgegenzutreten. Im Jahre 1701 wurde eine Beratung der Konvokation von Canterbury wieder zugelassen.69 Sofort kam es jedoch zu Streitigkeiten zwischen Unter- und Oberhaus, indem das erstere den Theorien Atterburys gemäfs zu handeln versuchte. Diese M

W i l k i n s , Concü. IV, 612. Das Oberhaus schlofs sich jener Adresse an: „ We likewise humbly pray that, according to the ancient practice and usage of this kingdom in time of parliament, your majesty will be graciously pleased to issue forth your writs, as soon as conveniently may be, for calling a convocation of the clergy to be advised with in ecclesiastical matters." (Abgedruckt L a t h b u r y , Convoc. 321.) 88 Näheres W i l k i n s IV, 619, 621, 625. 69 Die letzte in den Archiven yon York erwähnte Konvokation trat 1698 zusammen. W i l k . IV, 625. 67

F. H&kower, Verftarang der Kirche Ton England.

25

V, 13. Kirchenyersammlnngen.

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Streitigkeiten wiederholten sich bei allen Zusammenkünften der nächsten Jahre. Sie drehten sich im wesentlichen um Fragen der Geschäftsordnung; insbesondere versuchte das Unterhaus systematisch, vom Erzbischof ausgesprochene "Vertagungen nicht zu beachten. Dennoch wurden wiederholt lange Vertagungen durchgesetzt. Der Streit über formelle Punkte wurde dadurch verschärft, dals das Oberhaus überwiegend freisinnig in kirchlicher und politischer Beziehung, das Unterhaus dagegen überwiegend orthodox und tory war. Im Jahre 1717 hielt Iloadley, Bischof von Bangor, vor dem König eine sehr freisinnige Predigt. Das Unterhaus von Canterbury beschlofs darauf einen Bericht an das Oberhaus, worin es die Lehren Hoadleys angriff. Diesen Beschlufs beantwortete das Whig-Ministerium durch die Anordnung, die Konvokation zu vertagen. Da sowohl die Regierung als die Bischöfe der dauernd vom Konvokationsuuterhaus bereiteten Schwierigkeiten miide waren, so wurden seitdem auch der Konvokation von Canterbury Vorlagen seitens der Regierung nicht mehr gemacht, die Erlaubnis zur Beratung von Kanones nicht erteilt, und auch sonst durch fortgesetzte Vertagungen fast jede Beratung verhindert. Nur 1741 und 1742 wurde in der Konvokation von Canterbury noch einmal ein Anfang gemacht, über einige Gegenstände zu verhandeln. 70 Demnächst kam es jedoch länger als 100 Jahre nicht mehr zu sachlichen Beratungen. Während dieser ganzen Zeit erging stets zugleich mit der Berufung des Parlaments die königliche Anweisung an die Erzbischöfe zur Berufung der Konvokationen; die Erzbischöfe beriefen; die Vertreter der Pfründengeistlichkeit wurden gewählt; die Konvokationen traten auch — meistens allerdings unter sehr dürftiger Beteiligung — zusammen, beschlossen höfliche, rein formell gehaltene Adressen an die Krone und wurden sofort vertagt." Die zähe Aufrechterhaltung der alten Form ermöglichte es, ohne dafs irgend welche neue Gesetzgebung erforderlich geworden wäre, wirklich thätige gröfsere Kirchenversammlungen wieder zu schaffen, als ein erheblicher Teil des Volkes gegen Mitte des 19. Jlidts. dies wieder für wünschenswert hielt. Es bedurfte zunächst nur des Nachlassens in der Gewohnheit sofortiger Vertagung. Die Wiederbelebung erfolgte ganz allmählich. 12 Im Jahre 1847 fand die erste erheblichere Beratung in der Konvokation von Canterbury statt, und zwar im Auschlufs an die 10

Näheres bei L a t h b u r y , Hist,

of Convoc. 404 ff.

71

W a r r e n , Synodalia, A Journal of Convocation, 185:) S. 2 beschreibt karakteristisch (lie Verhältnisse in der ersten Hälfte des 19. Jlidts : „. . . . churchmen, excepting only a few antiquarians, knew only of this Synod that it had once been active; but that of late a few clergymen, chosen they knew not how, met two or three bishops they knew not when, and presented an address to tlte Croicn, for what purpose they could not tell." " Näheres z . B . bei P e r r y , Hist, of Engl. Ch. I l l , 292 ff., 325 ff. c 10 u. 18. Einer Wiederaufnahme der Verhandlungen stellte sich lange Zeit auch die weitverbreitete Ansicht entgegen, dafs zu j e d e r Beratung, nicht etwa nur zum Beschliefsen von Kanones, ausdrückliche königliche Erlaubnis erforderlich sei.

887

§ 66. Die provinziellen Konvokationen der Gegenwart.

Stellang sachlicher Anträge zur Adresse, 1852 wurden Kommissionen zur Beratung einzelner Fragen bestellt, und seit dieser Zeit wurde in der Konvokation von Canterbury unter allmählicher Ausdehnung des Mafses der Thätigkeit wieder regelmäfsig verhandelt. Die Konvokation von York folgte seit 1859 dem gegebenen Beispiel. 1861 erteilte die Krone zum ersten Male wieder der Konvokation von Canterbury und kurz darauf auch der Konvokation von York die Erlaubnis zum Beschliefsen von Kanones. Dieselben kamen dann nicht zu Stande." Dagegen sind 1865, 1887 und 1892 die ersten Kanones wieder beschlossen worden. 71

§ 55. b. D i e p r o v i n z i e l l e n K o n v o k a t i o n e n d e r G e g e n w a r t . Jede der beiden Konvokationen von Canterbury und York zerfallt in Ober- und Unterhaus. Im Oberhaus sitzen der Erzbischof als Vorsitzender und die Diözesaubischöfe 1 als Beisitzer (assessors). Der Erzbischof ist zugleich „Vorsitzender der Konvokation". 2 Das Unterhaus besteht aus den Dekanen der Kathedralkirchen (in Canterbury auch den Dekanen der Kollegiatkirche Westminster und der königlichen Freikirche Windsor), den Archidiakonen, 3 je einem Vertreter (proctor) jedes Kapitels 4 und Vertretern der niederen Geistlichkeit. In der Provinz York werden, da die Versammlung sonst zu klein wäre, zwei (in einigen Fällen ein*) Vertreter der niederen Geistlichkeit für jede Archidiakonei, in der Provinz Canterbury hingegen nur zwei für jedes Bistum gewählt. 9 73 Vgl. die königliche Licenz und die sich anschliefsende Korrespondenz in Chron. of Conv. Cant. 1865 S. 2403 ff., ferner a. a. O. 1867 S. 906, 977. 11 Die königliche Licenz von 1865 ist abgedruckt in Chron. of Conv. Cant. 1865 S. 2353. Über die neuen Kanones vgl. Anhang X I I Anm. 1. 1 Suffraganbischöfe a l s solche werden nicht zur Konvokation geladen. Sind sie jedoch zugleich Kathedraldekane oder (wie neuerdings häufig) Archidiakone, so haben sie ihren Platz im Unterhaus eingenommen. P h i l l i m o r e , Eccles. Lato 1938. W a r r e n , Synodaiia 1853 S. 310. Chron. of Conv. Cant. 1870 S. 44. 2 Ausnahmsweise können auch andere Personen den Vorsitz führen; so in der Provinz Canterbury während Erledigung der Stelle des Erzbischofs der Bischof von London (Beispiel: Konvokation von 1604); wohl auch allgemein der Konig oder dessen Vertreter (vgl. § 54 Anm. 15.) 3 Über die Ladung des (titulären) Arcliidiakons von Westminster s. Journ. of Conv. (ed. W a r r e n ) 1857 S. 195. 4 Nach J o y c e . Synods 730 sendet das Kapitel Rochester 2, das Kapitel Windsor keinen Vertreter. 6 J o y c e , Synods 733. 8 P h i l l i m o r e , Eccles. Lato 1942. In einigen Bistümern der Provinz Canterbury werden die zwei Vertreter von der versammelten niederen Geistlichkeit des ganzen Bistums gewählt; in anderen ist die Wahl eine indirekte, indem der Klerus jeder Archidiakonei zwei Personen wählt, die so Gewählten sich an dem Hauptort des Bistums versammeln und aus ihrer Zahl zwei als Bistumsvertreter entsenden. An einigen Orten be-

25*

388

V, 13.

Kirchenversammlungen.

Wähler sind von Alters her nur die Pfrändeninhaber,' Rektoren und Vikare. Es scheinen jedoch infolge Gewohnheitsrechts meist auch die ständigen Kuraten zur Wahl zugelassen zu werden." Das Unterhaus wählt für die Yermittelung des Verkehrs mit dem Oberhause einen Yorspreclier (jorolocutorwelcher zugleich den Vorsitz im Unterhause führt. Die Wahl bedarf der Bestätigung des Erzbischofs. 10 Die Berufung der Konvokationen erfolgt durch die Erzbischüfe auf Grund königlicher Anweisung oder Ermächtigung," nach alter Gewohnheit zugleich mit Berufung des Parlaments. Der König hat ebenso das Recht, den Erzbischof zur Auflösung 12 der Konvokation oder zu deren Vertagung anzuweisen. Der Erzbischof hat die Pflicht dem Befehl nachzukommen, doch trifft er auch hier der Form nach die Anordnung in e i g e n e m Namen, nur unter Erwähnung des königlichen Befehls. 13 Auch selbständig hat der Erzbischof dem Unterhause gegenüber das Recht, die Konvokation zu vertagen;14 streitig ist jedoch, ob er bei Vertagung aus eigenem Antriebe dem Oberhause gegenüber verpflichtet ist, dessen Zustimmung zur Vertagung vorher einzuholen. 15 steht eine dritte Art der Wahl. Berichte von Unterhauskomitees, Cliron. of Conv. Cant. 1865 S. 1860. Chron. of Conv. Cant. Juli 1875 Anhang. 7 Gutachten des Generalvikars Deane v. Canterbury v. 3. März 1883 iin Chron. of Conv. Cant. 1884 Anhang No. 154 S. 11. 8 Joum. of Conv. (ed. W a r r e n ) 1857 S. 207. — Die stipendiary curates sind nicht wahlberechtigt. Bericht eines Oberhauskomitees v. 1853 (Joum. of Conv. Cant. 1854 S. 11): „. . . there is no evidence to show that the votes of stipendiary Curates have ever been received at the election of Proctors to the Convocation in the Province of Canterbury". Vgl. ferner Joum. of Conv. 1857 S. 350. 9 Zuerst erwähnt 1410. P h i l l i m o r e , Eccles. Law 1913 nach H o d y , History of Conv. 3rd part, p. 256. ,0 Privataufzeichnnng des Erzbischofs Parker v. 15(13: „Forma eligendi et praesentandi prolocutorcm" (abgedruckt W a r r e n , Synodalia S. 10). Bericht des Committee of Privileges des Unterh. v. Canterbury (No. 9 des Berichts. Joum. of Conv. Cant. 1854 S. 24 ff.). 11 In der Provinz Canterbury bedient sich deT Erzbischof gewohnheitsmäfsig der Vermittelung des Bischofs von London als des „Dekans der Provinz". Dieser giebt den Befehl des Erzbischofs an die einzelnen Bischöfe weiter, und letztere laden dann die Geistlichen ihres Bistums. Beispiele der in Betracht kommenden Urkunden aus älterer und neuerer Zeit sind abgedruckt bei J o y c e , Handbook of Convocations S. 121 ff. 12 Ob die Auflösung des Parlaments von selbst die Auflösuug der Konvokationen nach sich ziehe, wurde 1040 streitig. Die Frage wurde damals durch Gutachten von Rechtsgelehrten verneinend entschieden. Vgl. § 7 Anm. 29. Es wird jetzt angenommen, dafs durch den Tod des Königs die Konvokation aufgelöst wird, da der vom König erteilte Auftrag zur Versammlung nur für dessen Lebenszeit wirke. Bevor durch die Submissionsakte die königliche Berufung unbedingt erforderlich wurde, war die Übung eine gegenteilige. P h i l l i m o r e a. a. 0. 1941. 13 P h i l l i m o r e a. a. 0. 1948. W i l k i n s , Concilia Bd. I Eiuleitg. S. 26. Ein königlicher Auflösungsbefehl v. 26. Jan. 1874 ist abgedruckt in Chron. of Cons. Cant. 1874 S. 2. 14 Dies ist jetzt auch anerkannt im Bericht des Committee of Privileges des Unterhauses v. Canterbury. (No. 8 des Berichts. Joum. of Conv. Cant. 1854 S. 24 ff.). 15 V g l P e r r y , Hist, of Engl. Ch. III, 301, 307 c 16 § 8, 13. P h i l l i m o r e a. a. 0 . 1939, 1947. W a r r e n , Synodalia 42 ff.

§ 66. Die provinziellen Eonrokationen der Gegenwart.

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Die Beratung und Abstimmung erfolgt getrennt im Ober- und Unterhans. Als Rest der früheren Gemeinsamkeit der Beratungen hat sich jedoch die Gewohnheit erhalten, dafs die formelle Eröffnungssitzung gemeinsam ist, und dafs übereinstimmende Beschlüsse beider Häuser nachträglich nochmals endgiltig in gemeinsamer Sitzung angenommen werden.16 Jeder Konvokationsbeschlufs bedarf zu seiner Giltigkeit der Bestätigung durch den Erzbischof.17 In den Fällen des Unterwerfungsgesetzes, also wenn der Beschlul's sich als Vollstreckung kirchlicher Rechtsnormen darstellt oder wenn durch ihn eine neue kirchliche Rechtsnorm geschaffen werden soll, ist aufserdem zur Beratung und zur Wirksamkeit eines Beschlusses vorgängige königliche Ermächtigung erforderlich. Der König kann sich ferner die nachträgliche Genehmigung der Beschlüsse vorbehalten; zweifelhaft ist, ob auch ohne besonderen Vorbehalt nachträgliche Genehmigung des Königs eingeholt werden mufs.IS Der König hat auch abgesehen hiervon das Recht, der Konvokation bestimmte Gegenstände zur Beratung zu überweisen.19 Die Rechte des Konvokationsunterhauses sind erheblich beschränkter als diejenigen des Parlamentsunterhauses. Das Recht der Entscheidung über bestrittene Wahlen steht dem Erzbischof zu; streitig ist jedoch, ob etwa neben ihm das Unterhaus auch unabhängig das Recht der Entscheidung hat.20 Herrschende Meinung ist sodann, das Unterhaus dürfe nicht aus eigenem Antrieb Entwürfe zu gemeinsamen Beschlüssen dem Oberhaus vorlegen, müsse vielmehr abwarten, dafs Erzbischof oder Oberhaus die Beratung und Beschlußfassung seitens des Unterhauses verlangen.21 Indessen darf das Unterhaus über Bittschriften, welche 19

P h i l l i m o r e , Eccl. Law 1937, 1946. — Für die äufseren Formen des Geschäftsganges ist in vielen Beziehungen mafsgebend geworden die Privataufzeichnung des Erzbischofs Parker v. 1663: ,J?orma sive descriptio convocations celebrandae, prout ab antiquo observari consuevit", abgedruckt in W a r r e n , Synodalia S. 11. 17 P h i l l i m o r e , Eccl. Law 1946. 18 Vgl. § 61 Anm. 66. 19 Dies geschieht durch „letters of business". Die erste nach Wiederbelebung der Konvokationen durch letter of business gemachte Vorlage erfolgte 1872. Über die einzelnen letters of business seit der Reformation und über deren Wortlaut vgl. Bericht des Committee of Privileges des Uuterh. v. Canterbury 1873, abgedruckt im Anhang zu Chron. of Conv. 1873. Daselbst vgl. über die neuerdings erfolgte Erteilung einer „royal licence", die überwiesenen Angelegenheiten zu beraten, neben der „letter of business". — „Letter of business" und „royal licence" von 1874 sind abgedruckt in Chron. of Conv. Cant. 1874 S. 298. — Eine letter of business wurde 1887 erteilt. (Vgl. unten Anm. 25.) 20 Der Bericht des Committee of Privileges des Unterh. v. Cant. (No. 1 des Berichts, Journ. of Conv. Cant. 1854 S. 24 ff.) verneint dies. Vgl. auch P h i l l i m o r e , Ecdes. Law 1943. S1 Bericht des Committee of Privileges des Unterhauses v. Cant. (No. 4 u. 5 des Berichts, Journ. of Conv. Cant. 1854 S. 24 ff.). Beschlufs des Unterhauses v. Canterbury v. 14. Mai 1889 {Chron. of Conv. Cant., Summary S. XII). — Im Anfang des 18. Jhdts. versuchte das Unterhaus mehrmals derartige Beschlufsfassung aus eigenem Antriebe. Vgl. z. B. P e r r y , Eist, of Engl. Ch II, 559, 568 c 37 § 15 c 38 § 12.

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V, 13.

Kirchenversammlnngen.

bei ihm eingehen, beraten und beschliefsen, ferner aus eigenem Antriebe Beschwerden und Besserungsvorschläge (gravamina, reformanda) dem Erzbischof oder Oberhaus oder durch deren Vermittelung anderen Behörden zugehen lassen, auch darum ersuchen, dafs ihm bestimmte Vorlagen gemacht werden möchten. 2 - Eine derartige Vorstellung des Unterhauses, sei es, dafs sie an das Oberhaus gerichtet ist, sei es, dafs sie nach erklärtem Einverständnis des Oberhauses an andere Behörden gelangt, wird auch mit allgemeinem Ausdruck articulus cleri genannt. 23 Die Konvokation als Ganzes hat das Recht, kirchliche Angelegenheiten zu beraten und unverbindliche 21 Beschlüsse zu fassen. Unter den Beschränkungen des Unterwerfungsgesetzes ist sie auch zu in gewissem Umfange verbindlichen Beschlüssen ermächtigt. 23 Dem Oberhaus der 24

P h i l l i m o r e 1944 und der in Anm. 21 angeführte Bericht u. Besclilufs. P h i l l i m o r e 1944. Daher rührt der Name der sogenannten „Articuli Cleri" 9 Ed. II st. 1 (1315/6), in denen die einzelnen von der Geistlichkeit erhobenen Beschwerden wörtlich aufgeführt sind und auf jede einzelne Beschwerde die maßgebende Antwort des Königs folgt. 24 Falls die Formen des Unterwerfungsgesetzes nicht eingehalten sind, so sind die gefafsten Beschlüsse nur als Meinungsäufserungen der Mehrheit anzusehen und selbst f ü r die G e i s t l i c h k e i t nicht bindend. 23

25 Über die Auslegung des Unterwcrfnngsgesetzes vgl. § 54 Anm. 56. — Die Kanones y. 1865 kamen in folgender Weise zu Stande: Die Konvokation beantragte in einer Adresse an die Königin (lie Erteilung einer Licenz zur Änderung der Kanones. Die Königin erteilte Licenz zur Beschlufsfassung, indem sie sich die Genehmigung der zu fassenden Beschlüsse vorbehielt (abgedruckt Chron. of Com-, Cant. IM» S. 2353), die Konvokation beschlofs (a. a. 0 . S. 2400), die Königin erteilte ihre Zustimmung und verkündete zugleich durch Patent (nicht abgedruckt in Chronicle of C'onv. Cant.). — Die Kanones v. 18S7/8 kamen in folgender Weise zu Stande: Die Königin übersandte Letter of Business und eine Licenz zur Beschlufsfassung mit dem früheren Vorbehalt der Genehmigung {Chron. of Cotiv. Cant. 1887 S. 63), die Konvokation stellte den Wortlaut der neuen Kanones fest ( 6 . - 8 . Juli 1887) und bat die Königin durch Adresse v. 8. Juli 1887, den „Royal Assent and Licence" zu erteilen „to make, promulge, and execute" die Kanones geniiifs dem beigefügten Entwurf {Chron. of Cone. Cant. 1887, Summary S. X I X ff.). Die Königin erteilte in e i n e r Urkunde ( P a t e n t : „to all, to whom these Presents shall come") v. 16. September 1887 (abgedruckt Chron. of Conv. Cant. 1888, hinter S. 2) assent und licence in folgender Fassung:

„Now know ye that We by virtue of Our Prerogative Royal and Supreme authority in causes Ecclesiastical Do hereby of our especial Grace give Our Royal Assent to such new and amended Canorn so exhibited as aforesaid and ItV do allow the same and Do hereby grant unto . . . . Edward White Archbishop of Canterbury President of the Convocation of the Province of Canterbury and to the rest of the Bishops and Clergy thereof Our Royal Licence to make promulge and execute the said new and amended Canons so exhibited as aforesaid . . . ." Hierauf las der Erzbischof in einer Versammlung beider Häuser der Konvokation die festgestellten Kanones vor [in dem Chronicle 1888 S. 2 wird dies als „Verkündnng" (read, promulge and publish) bezeichnet]. Zugleich wurde eine Urkunde (v. 28. Febr. 1888, abgedruckt a. a. 0 . hinter S. 2) aufgenommen und von den Mitgliedern beider Häuser unterschrieben. Dieselbe enthält keine ausdrückliche Bezeichnung als eine Urkunde über die V e r k ü n d u n g des Beschlusses, sondern ist g e f a f s t : „Constitutions and Canons Ecclesiastical treated upon . . . . in . . . . Synod which Canons received the Assent of the Queen's Majesty ....

§ 66.

Die proTinriellen Konvokationen der Gegenwart

391

Konvokation war durch das Gesetz 24 Hm. VIII (1532/3) c 12 s 4 die kirchliche Gerichtsbarkeit höchster Instanz in Sachen, welche den König berühren und Testamente, Ehen, Zehnten oder Kirchenabgaben betreffen, übertragen worden. Es ist entschieden worden, dafs diese Gerichtsbarkeit bereits durch die Bestimmungen des Gesetzes 25 Hen. VIII (1533/4) aufgehoben worden sei. Die Entscheidung in dergleichen Fällen steht daher jetzt der Gerichtsabteilung des Staatsrats zu.26 Zuweilen wird der Anspruch erhoben, dafs die Konvokation vor Erlafs von Staatsgesetzen in kirchlichen Angelegenheiten gehört werden solle. 27 Eine N o t w e n d i g k e i t , vor staatlicher Gesetzgebung die Konvokation zu hören, ist indessen weder im bestehenden Recht begründet, noch in der bestehenden Übung anerkannt.28 Whereby the 62nd Canon and the 102nd Canon . . . . of 1603 are amended and the said new Canons are as follows: — (folgt Wortlaut). We whose names are hereunder written being lawfully assembled together in Synod . . . . do hereby declare and testify our consent to the said Canons ...." Zuletzt ist (lurch Beschlüsse des Unter- und Oberhauses v. Canterbury v. 10. n. 11. Mai 1892 ein neuer Kanon angenommen und am 14. Juni 1892 von Mitgliedern des Unter- und Oberhauses unterschrieben worden. Das hierbei beobachtete Verfahren scheint (nach dem Auszug in Church Year Book 1893 S. 358 ff.) dasselbe gewesen zu sein wie das 1887/8 beobachtete. 26 Vgl. § 62. 27 Aus der Reformationszeit vgl. den Beschlufs des Unterhauses der Konvokation Canterbury v. 22. Novbr. 1547 (s. § 21 Anm. 29). Aus neuerer Zeit sind namentlich zu erwähnen: Beschlufs des Unterhauses v. Canterbury v. 9. Februar 1859 (Chron. of Conv. Cant. 40 ff., 32 ff.) im Anschlufs an einen Protest gegen nicht genügende Berücksichtigung des kirchlichen Rechts betr. Heirat und Ehescheidung in dem Gesetz 20 & 21 Vi ct. c 85: „This house, also, fully recognising the supreme power of the Imperial Parliament to legislate for aU estates of men vrithin the realm, is of opinion that when changes in the law are proposed which would affect the doctrines of the Articles of the Church, or the duties required of the clergy, it is desirable that the advice of the clergy should be sought before the enactment of such changes." Im Oberhaus wurde dafür und dagegen gesprochen, ein Beschlufs nicht gefafst. Das Unterhaus wiederholt diesen Beschlufs fast in gleicher Fassung am 22. Juni 1859. Chronicles 43. Im Oberhaus wurde wiederum ein Beschlufs nicht gefafst. Das Unterhaus lehnte am 8. Juni 1860 den Antrag, den Beschlufs fast in gleicher Fassung zu wiederholen, ab. Chronicles 314, 269. Beschlufs des Unterh. von Cant. v. 26. Juni 1879 (Chron. of Conv. Cant. 1879 S. 177 ff.): „1. That in the opinion of this House it is desirable, and in accordance with constitutional precedent, that, when any legislative measures are proposed affecting the doctrine, worship, discipline, or government of the Church of England, Her Majesty should issue Royal Letters of Business commanding the Convocations to consider and report upon the proposed measures. 2. That in the opinion of this House, in cases directly affecting doctrine and ritual, and in cases of discipline for correction of offences arising out of doctrine and ritual, action taken by Parliament alone, without reference to the Convocations, cannot be regarded as in accordance with the spirit of the Constitution." 28 In dem Bestreben, ein solches Recht der Konvokation aus der Vergangenheit zu begründen, wird namentlich hervorgehoben: die im Auftrage Elisabeths im ParlamentsUnterhause abgegebene Erklärung v. 22. Mai 1572: „Her Highness' Pleasure is, that from

392

V, 13.

Kirchenversammlnngen.

§ 56. c. D i e H ä u s e r der Laien. Seit 1886 besteht in enger Verbindung mit der Konvokation von Canterbury aber nicht als T e i l derselben ein „Haus der Laien". Die Mitglieder werden durch die Laiemnitglieder der Diözesankouferenzen gewählt, der Erzbischof von Canterbury kann aufserdem höchsten. 10 Mitglieder ernennen. Die Berufung eines Laienhauses erfolgte auf Gruni einer Reihe von Beratungen und Beschlüssen der Konvokation, 2 welche schliefslich zu einem zusammenfassenden Beschlüsse vom 7./8. Juli 1885 führten. 3 Nach diesem Beschlufs würde das Laienhaus eine dem Erz henceforth no Bills concerning Religion shall be preferred or received into this House unless the same should be first considered and liked by the Clergy". ( D ' E w e s , The Journals of all the Parliaments during the Reign of . . . Elizabeth, London 1862, S. 213); das 1661 versuchte Zurückgreifen des Parlamentsunterhauses auf das von Konvokation und Paria ment angenommene zweite Gebetbuch Eduards VI statt auf das spätere, nur vom Parlament angenommene Elisabeths (vgl. P e r r y , Hist, of Engl. Ch. II, 496 Anm. 1 c 32 § 16) ferner der in § 54 Anm. 67 erwähnte Beschlufs des Parlaments von 1689; sodann ein Be schlufs des Parlamentsunterhauses von 1710, es wolle mit besonderer Rücksicht Empfelti lungen des Unterhauses von Canterbury in kirchlichen Angelegenheiten entgegennehmen (vgl. P e r r y II, 577 c39 § 1; P h i l l i m o r e 1932); endlich die ausdrückliche Erwähnung vorheriger Beratung durch die Konvokationen in den Einleitungen einer Anzahl von Staatsgesetzen, neuerdings z. B. in einem der Abänderungsgesetze zum Gebetbuch, 35 &36 Vict, c 35. Das Gesetz betr. Regelung des öffentlichen Gottesdienstes 1874 (Public Worship Regulation Act, 37 & 38 Vi ct. c 85) wurde z. B. angenommen, ohne dafs die Konvokationen befragt worden wären und trotzdem das Unterhaus von Canterbury seine Mifsbilligurg des Gesetzentwurfs ausdrücklich (Cliron. of Conv. Cant. 1874 S. 125, 126, 199, 228) ausgsprochen hatte. Widerstand gegen die Bestimmungen des zu Stande gekommenen Gesetze wurde von einzelnen Geistlichen versucht. P e r r y , Hist, of Engl. Ch. III, 182 ff. c 28 § 12f. 1

Vgl. § 57 bei Anm. 12 ff. Vorschläge des Unterhauskomitees von Canterb. „on Lay-Cooperation" im Anhang zu Chron. of Conv. Cant. 1872. Beschlufs des Unterhauses v. Canterbury v. 27. ApriliSTT in Chron. of Conv. Cant. 1877 S. 157, 165. Verbessernder Beschlufs des Oberh. v. Cant v. 4. Juli 1884 in Chron. of Conv. Cant. 1884, Summary S. XL VI. 3

3 Unterhaus u. Oberhaus v. Canterbury fafsten übereinstimmend am 7. u. 8. Jul ii 865 folgenden (nicht bindenden, vgl. § 55 Anm. 24) Beschlufs (Chron. of Conv. Cant. 188h, Summary S. XXXf.): „1. That it is desirable that a House of Laymen, being communicants of the Church of England, be formed for the Province of Canterbury, to confer with the members of Convocation. 2. That the Members of the House of Laymen be appointed by the Lay Members of the Diocesan Conferences of the Province, and that they continvto hold their scats until the dissolution of Convocation next ensuing. 3. That ten Members be appointed for the diocese of London; six for each of im dioceses of Winchester, Rochester, Lichfield, and Worcester; and four for each of the remaining dioceses. 4. That additional Members, not exceeding ten, be appointed by hisGrace the President (d. h. Erzbisch. v. Canterbury), if he see fit. 5. That the House of Laymen be in all cases convened by his Grace the President.

§ 56. Die Häuser der Laien. — § 57. DiBzesansynoden u. Diözesankonferenzen.

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bischof zur Seite stehende Versammlung sein. Ihre Zuständigkeit würde alle Angelegenheiten umfassen, welche gewöhnlich in der Konvokation verhandelt werden, mit Ausnahme der F e s t s e t z u n g oder A u s l e g u n g des B e k e n n t n i s s e s und der Glaubenslehre. Zu beachten ist jedoch, dafs der Konvokationsbeschlufs vom 7./8. Juli 1885 mangels Einhaltung der Vorschriften des Unterwerfungsgesetzes kein Kanon ist, daher als Konvokationsbeschlul's niemanden, insbesondere weder den Erzbischof noch das Laienhaus bindet. In der Provinz York ist ein Laienhaus zuerst im Jahre 1892 zusammengetreten. 4 § 57.

B. Diözesansynoden und Diözesankonferenzen.a In angelsächsischer Zeit wird anscheinend die Abhaltung einer Diözesansynode im Jahre gefordert oder als bestehend vorausgesetzt.1 6. That the said House be convened only and sit only during the time that Convocation is in Session, and be opened by his Grace the President. 7. That the said Mouse may be requested by his Grace the President to meet in conference the Members of the Upper and Lower Houses of Convocation upon such occasions and at such place as his Grace the President may think fit. 8. That the subjects on which the House of Laymen may be consulted shall be all subjects which ordinarily occupy the attention of Convocation, saving only the definition or interpretation of the faith and doctrine of the Church. 9. That his Grace the President, in opening the House of Laymen, or at any other time in their Session may lay before them any subject (urith the limitation provided in Resolution 8) on which he desires their counsel, and that the results of all the deliberations of the said House on any subjects, whether thus referred to them or originated by themselves, be communicated to the President. 10. That if the above Resolutions be adopted by Convocation a Joint Committee of both Houses be appointed to confer with any Committee that may hereafter be appointed by the House of Laymen, in order to frame such rules and orders as may be found necessary. Provided that nothing in this Scheme shall be held to prejudice the duties, rights, and privileges of this Sacred Synod according to the laws and usages of this Church and realm." * Journ. of Conv. York 1892 S. 79; Church Year Book 1893 S. 367. • Vgl. die ill 6 64 A m a I I a n g e f ü h r t e n W e r k e . — G i b s o n , On Visitations 1717. - P o u n d , W i l l i a m . The ancient practice and proposed revival of diocesan synods in England; a Paper . . . . L o n d o n 1851. 1 E i n e Diözesansynode im Jahre wird erwähnt in can. sub Edgaro (gegen 960; W i l k i ns, Cone. I , 225) c 3: „And we laera\) ])aet hi to aelcon sino\)c, habba aelce geare becc and reaf to godcundre \>enunge, and blaec and bocfel to heora geraednessum, and dreoro daga biiciste." („Und wir lehren, dafs sie (die Gottesdiener) haben zu jeder Synode j e d e s J a h r Bücher und Kleider zum Gottesdienst und Tinte und Pergament zu ihren Beschlüssen und für drei Tage Nahrung.") Konzil v. Pincahala u. Celchyth787 (Haddan & S t u b b s , Counc. 111,449) c 3 : ,,.... perstrinximus, omni anno secundum canónicas institutiones, duo concilia . ..., et unusquisque Episcopus parochiam suam omni anno semel circumeat; diligenter conventícula per loca congrua constituendo, quo cuncti convenire possint ad audiendum

394

V, 13.

E s erschienen

auf derselben

Kirchenversammluiigen. wohl

ohne

scharfe Sonderung

lichen, welche in dem B i s t u m unter dem B i s c h o f wirkten,

alle Geist—

n a c h Be-

g r ü n d u n g einer zahlreichen Geistlichkeit in festen P f a r r e n namentlich die Pfarrer.2

Neben d e r Pflicht zur A b h a l t u n g von Diözesansynodeu bestand

die Pflicht d e r Bischöfe, i h r e B i s t ü m e r j ä h r l i c h zu bereisen, und Stelle

nach

dem R e c h t e n

zu sehen,

Gottesdienst

uin an O r t

abzuhalten

und

e t w a i g e Verstöfse d u r c h Auflegung k i r c h l i c h e r Bufsen zu a h n d e n . 3 Im liche

späteren Mittelalter

Diözesansynoden

werden

erwähnt;4

in E n g l a n d

das

häufige

in

der Regel

Bereisen

der

jährDiözese

verbum Dei . . . [vgl. c 1 , omni anno in synodalibus conventibus ab Episcopis singularum ecclesiarum presbyteri . . . . de ipsa fide diligentissime examinentur"]. Die in c 3 erwähnten ,,duo concüia" werden häufig auf Diözesansynoden bezogen. Bei einem Vergleich mit der Vorschrift in c 1 erscheint es jedoch wahrscheinlicher, dafs in c 3 P r o vinzialsynoden gemeint sind. Die Überschrift des c 3 „Ut Episcopus bis in anno synodum cogat . . . ." ist erst von Spelman hinzugefügt. Auf dem F e s t l a n d e werden Diözesansynoden zuerst Ende d. 6. Jhdts. erwähnt; es wurde damals j ä h r l i c h e Abhaltung vorgeschrieben. Sie verfielen später im Frankenreich; im 9. Jhdt. wurden jedoch Versuche zu ihrer Wiederbelebung gemacht, und nun wurde mitunter auch die Abhaltung zweier Versammlungen iin Jahre angeordnet. Seit dem I I . 'Jhdt. wird bald die Abhaltung einer, bald die Abhaltung zweier Diözesansynoden gefordert. H i n s c h i u s , Kirchenrecht III, 583ff. Eine ähnliche Verweisung auf die Kanones, wie in dem Konz. v. Pincahala u. Celchyth c 3, findet sich in dem zweifellos auf Diözesansynoden zu beziehenden conc. Tolosan. 844: „Ut cpiscopi synodos a presbyteris, nisi sicut docet auetoritas canonum, duos scilicet et per témpora constituía, non exigant." 2 Vgl. Poenitentiale Theodor i (wahrscheinlich Ende 7. Jhdt. H a d d a n & S t u b b s , Counc. I I I , 173ff.) lib. I I c 2 § 3 : „Episcopus non debet abbatem cogere ad synodum ire, nisi etiam aliqua rationabüis causa sit." — Konz. Clorcsho 747 (Haddan & S t u b b s I I I , 363) c 25; „Ut Episcopi a synodo (der erzbischöfl. Synode 1 venientes in proprio, parochia cum presbyteris, et abbatibus, et praepositis conventum habentes, praeeepta synodi servare insinuanda praeeipiant, . . . ." — Norähymbra preósta lagu (wahrscheinl. etwa 10. Jhdt.) c 44: „Gif preist sinoä forbuge, gebéte ¡>er breve regis instituere actiones suas coram judice ecclesiastico super decimis; et appella tur ittud breve, „Indicavi?'. De sacramentis quae exiguntur a clericis coram justitiariis regis praestandis, quia dicuntur processisse in causis contra prohibitionem regiam, cum jurare non teneantur clerici, nisi coram judice ecclesiastico, maxime in causis spiri tualibus. Item, de clericis quos ministri regis capiunt, propter famam quae a laicis eis imponitur." Prohibitio, unbekannt aus welcher Zeit (abgedruckt Stat, of Eealm I, 209 unter (leni Namen „Prohibitio formata de Statuto Artiaili Cleri"; C o k e , Inst. I I , 600 nimmt an, ohne nähere (Winde anzugeben, dafs sie im Beginn der Regierung Eduards I erlassen sei) : „Edwardtts etc. . . . Cum cognitiones placitorum super feodulibus et libertatibus feodalium, districtionibus, offieiis ministrorum, executionibus judiciorum corone nostre, transgressionibus contra pacem nostrani factis, felonum negationibus, consuetudinibus secularibus, attachiamentis vi laica, malefactoribus rectatis, roberiis, arestacionibus, maneriis, advocationibus ecclesiarum, conventionibus, sufficientibus assisis, juratis, recognitionibus laicum feodum contingentibus, et rebus aliis, ac causis pccuniarum et de aliis catallis et debitis, que non de testamento vel matrimonio, ad coronam et dignitatem nostrani pertineant, eisdem regno de consuetudine ejusdem regni approbata et hactenus observata", da aber in Norfolk und Suffolk kirchliche Gerichte dergleichen Sachen an sich zögen, so werde dies untersagt. „Et quod non permittant \vicecomites] quod aliqui laici in balliva sua in aliquibus locis conveniant ad aliquas recogniticmes per sacramenta sua faciendas, nisi in causis tnatrimonialibus et testamentariis . . . ." — Vgl. auch das Prohibitionsformular bei B r a c t o n Buch V tract. 5 c 3 § 2 (VI, 170): „ . . . . quia piatita de laico feodo et de debitis et catallis quae non sunt de testamento et matrimonio spectant ad coronam et dignitatem nostrani." Articuli episcoporum 1285, c 10: „Quod laici litig antes coram judieibus ecclesiasticis, propter hoc non graventur, donec regia prohibitio sit porrecta, et sciatur, an hujusmodi causa ad forum ecclesiasticum debeat pertinere. Responsio Regis: Curia intendit, quod praelati bene sciant cognoscere, quae placito sint de testamento, et quae de matrimonio, et super aliis non cognoscant." ( W i l k i n s , Cone. II, 115.) Prohibition Eduards I I an den Erzb. v. Canterbury v. 14. März 1319 ( R y m e r , Foedera 4. Ausg. II, 388): „Cum piacila de catallis et debitis in regno nostro, que non sunt de testamento vel matrimonio, ad coronam et dignitatem nostrani specialiter pertineant . . . ." — (Vgl. Anweisung Eduards I I an den Erzb. v. York v. 16. Febr. 1318 in Rer. Brit. Scr. No. 61, S. 271.) Indem der Ausdruck „quae non sunt de testamento vel matrimonio" gebraucht wird, sollte nur der Gegensatz zu gewöhnlichen Schuldklagen angedeutet, es sollte damit, soweit ersichtlich, nicht etwa die Zuständigkeit der Kirchengerichte auf anderen Gebieten, auf denen dieselbe anerkannt war, z. B. in Zehntsachen geleugnet werden. 80 Aus den Rechtsbüchern vgl. namentlich folgende Stellen: G l a n v i l l a (gegen 1180—90) Buch I c 3 mit Bezug auf Z i v i l k l a g e n „de Recto" (»über das R e c h t " ) : „In Curia domini Regis (im Gegensatz zum G r a f s c h a f t s g e r i c h t ) habent ista tractari et terminavi: . . . . placitum de Advocationibus Ecclesiarum, .... placitum de Dotibus unde mulieres ipsae nil penitus pereeperunt, . . . . placitum de Debitis laicorum." Buch X I I I c 1: „ . . . Nunc vero ea quae super Seisinis ( = B e s i t z ) solummodo usitata sunt, restant prosequenda: quae quia ex beneficio constitutionis regni, quae Assisa nominatur, in majori parte transigi solent per Recognitionem, de diversis

§ 00. Von der normannischen Eroberung bis zur Reformation.

435

Recognitionibu» restat tractandum." c. 2: „Est autem quaedam Becognitio, quae vocatur de morte antecessoris (beruht anf Assise Northampton, 1176, c 4); quaedam autem est de ultimis praesentationibus Personarum in Ecclesiis (beruht wahrscheinlich auf einem nicht Uberlieferten Gesetz; vgl. auch Const. Clarendon, 1164, c 1); quaedam, utrum aliquod tenementum sit Feodum ecclesiasticum vel laicum Feodum (beruht auf Konst. Clarendon, 1164, c 9); . . . . Quaedam autem Becognitio est quae dicitur de Nova Disseisina (beruht auf Assise Northampton, 1176, c 5) . . . H i e r z u B r a c t o n (Ber. Brit. Ser. No. 70) II, 162. B r a c t o n (gegen 1230-57) Buch V tract. 5 c 10 § 1 (VI, 206): „Quando et in quibus locum non habeat prohibitio dicendum. Et sciendum quod locum non habebit prohibitio in curia Christianitatis de aliquo spirituali vel spiritualitati annexo, sive agatur inter clericos sive inter clericum et laicum, vel ubi agatur ex causa testamentaria vel matrimonian, vel de aliquo de quo sit poenitentia injungenda pro peccato. Item . . . . si . . . . agatur de aliquo tenemento quod sit sacrum, et per pontífices Deo dedicatum, sicut sunt abbatiae, prioratus, et monasterio, et horum caemiteria. Item quasi sacra, quia spiritualitati annexa, sicut sunt terrae datae ecclesiis tempore dedicationis, . . . ., quod quidem non est intéUigendum de libera eleemosyna quamvis sit pura. Nota quod non jacet prohibitio in dote ecclesiae, jacet tamen in libera et pura eleemosyna . . . Item nec locum habebit prohibitio si in foro ecclesiastico agatur, et hoc ratione personarum, sicut de catallis clericorum eis violenter ablatis, . . . . Item . . . . non . . . . si de decimis agatur . . . . Sed contra . . . . , si decimae petantur, vel earwn precium si vendantur ex venditione . . . . Item locum non habebit prohibitio . . . . de promissionibus factis de pecunia danda ob causam matrimonii in initio contractus nomine maritagii. Secus autem si tenementum promittatur . . . ." S. auch c 16 § 1 (VT, 262). Fleta (gegen 1290) lib. VI c 14 § 3: „ . . . . Decimae autem in quantum decimae et res testatae in possessione testatoris tempore obitus sui existentes et catalla data ob causam matrimonii et plura alia in Foro Ecclesiastico debent intentari; . . . " § 5: „Nullum enim Privilegium Jurisdictionem Begiam in hac parte mutare poterit, similiter nec fidei interpositio ñeque Sacramentum praestitum, neque partium spontanea renunciatio; Et hoc idem dici poterit de catallis et debitis quae non sunt de testamento vel matrimonio et eorum sequela. Et eodem modo de injuriis personalibus tarn i» actionibus criminalibus quam civilibus, dum tamen civiliter agatur; et si criminaliter agatur versus clericum quamvis clericus respondere nohierit in Foro seculari, Judex tarnen Ecclesiasticus cognitionem habere non poterit nec Begiam auferre Jurisdictionem, licet habere debeat Judicii executionem." § 6: „In causa enim sanguinis non poterit Ecclesiasticus Judex cognoscere neque judicare neque irregularitatem committere, et quamvis neminem valeat morti condempnare, degradare tarnen poterit crimine convictos vel perpetua carceris inelusione custodire." § 7: „In causis vero testamentariis vel matrimonialibus non habebit locum Begia Prohibitio, et eodem modo in Ute suscepta de rebus defuncti specialiter non dispositis, quamvis dispositio earum arbitrio relinquatur executorum." B r i t ton (gegen 1291/2) Buch I c 22 (Soit enquis des viscountes) § 9: „Et queus ount suffert pleder en Court Cristiene autres pletz qe de tes tamen t ou de matrimonie, ou de pure espiritualte sauntz dener prendre de lay homme, ou suffert lay homme jurer devaunt ordinarie." Buch I c 5 £ 4: „Car nous volums qe Sainte Eglise eyt ses fraunchises desblemies, issi qe ele eyt conisaunce a juger de pure espiritualte, de testament et de matrimoine, de bastardie et de bigamie, et en felonies de ses clercs, et en correcciouns des pecchez; sauve qe les ordinaries ne prengent nul dener, ne la value, des lays, ne de nul dener ne facent jugement for qe de testament et de matrimoine et de pure espiritualte et de amendement de cymiteres et de defautes des eglises et de mortuaries et de dyme, sauntz prejudice de nous." 28»

436

V, 14. Kircheilgerichte. Im einzelnen ist folgendes hervorzuheben: 91

1. E h e s a c h e n . Dafs die Ehe als eigentliches Sakrament anzusehen sei, war schon znr Zeit der normannischen Eroberung die vorherrschende Lehre innerhalb der Kirche. 82 Es konnte daher keinem Bedenken unterliegen, die Ehesachen als solche anzusehen, welche die Leitung der Seelen betreffen, und dieselben daher gemäfs der Verordnung Wilhems I den Kirchengerichten zu überlassen. 83 Dies ist auch später während des hier zur Betrachtung stehenden Zeitabschnitts nie angefochten, vielmehr wiederholt bestätigt worden.94 2. S t r e i t i g k e i t e n ü b e r e h e l i c h e G e b u r t . Wahrscheinlich bereits seit der Verordnung Wilhelms I war anerkannt, dafs das Kirchengericht als Folge seiner Zuständigkeit in Ehesachen auch bei Streitigkeiten über eheliche Geburt zu entscheiden habe. 85 G l a n v i l l a setzt dies als feststehend voraus.86 Dasselbe blieb auch später unbestrittenes Recht. 81 Die weltlichen Gerichte schritten jedoch 81 Vgl. E e e v e s , Bist, of Engl. Law c 26, Ausgabe 1869 III, 70ff., S t u b b s , Historical Appendix I zu Bericht der Ecclesiastical Courts Commission, 1883 (Drucksachen des Parlaments, Reports Bd. XXIV). 82 Vgl. R i c h t e r , Lehrb. d. Kirchenr. § 267 Anm. 4, 5, wonach allerdings die hierauf hinzielende EntWickelung im 11. und 12. Jahrhundert noch nicht abgeschlossen war. 83 Vgl. Brief Lanfrancs an Bisch Stigand v. Chichester (1070-87), {ed. G i l e s S. 51): „Misit mihi litteras Papa, in quibus praecepit, ut causam istius mulieris, quam adversus eam habetis, diligenter audiam; et interim quidam et absolutam esse praeeipiam, propterea mando vobis, ut, pace vestra, cum viro suo maneat, quoadusque in unum conveníamus et ipsam causam cum Consilio episcoporum inter nos conferamus, et adjuvante divina gratta salubri fine definiamus." 84 Für die Zeit Heinrichs III und Eduards I vgl. oben Anm. 79, 80. Über die Zuständigkeit des Kirchengerichts für Herstellung der ehel. Gemeinschaft s. B r a c t o n Buch IV tract. 1 c 24 § 2 (III, 328) : „recurrendum . . . ad forum ecclesiasticum, ut compellatur sequi virum suum", und B r i t t o n Buch V c 10 tj 6. 86 Aus den Briefen Johanns v. Salisbury ( M i g n e , Patrologiae Cursus Bd. 199) geht hervor, dafs vor der Zeit Heinrichs II und im Anfang seiner Regierung in Fragen über eheliche Geburt die Entscheidung der Kirchengerichte angerufen und auch an den Papst appellirt wurde. M G l a n v i l l a , Tractatus de Legibus (gegen 1180—90) Buch V I I : „c 13. Haeres autem legitimus nullus Bastardus, nec aliquis qui ex legitimo matrimonio non est proereatus, esse potest. Verum si quis versus aliquem haereditatem aliquant tanquam haeres petat, et alius ei objictat quod haeres inde esse non potest, eo quod ex legitimo matrimonio non sit natus; tune quidem placitum illud in Curia domini Regis remanebit, et mandabitur Archiepiscopo vel Episcopo loci quod de matrimonio ipso cognoscat; ei quod itide judieavent, td domino Regi vel ejus Justictis scire faciat, et per hoc breve. c 14. Rex Archiepiscopo salutem. Veniens corani me ir. in Curia mea, petiit versus R. fratrem suum quartam partem Feodi unius militis in illa villa, sicut jus suum, et in quo idem R. jus non habet, ut W. dicit, eo quod ipse Bastardus Sit, natus ante matrimonium matris ipsorum. Et quoniam ad Curiam meam non spectat agnoscere de Bastardia, eos ad vos mitto mandans ut in Curia Christianitatis inde faciatis quod ad vos spectat. Et cum loquela iUa debitum coram vobis finem sortita fucrit, mihi litteris vestris significetis, quid inde coram vobis actum fuerit. Teste etc." c 15: Nach kirchlichem Recht seien die Folgen der unehelichen Geburt als beseitigt anzusehen, sobald die Eltern sich später heiraten; nicht jedoch nach englischem Recht. Entstehe aber Streit darüber, ob die Geburt vor oder nach der Ehe stattgefunden hat, so werde diese Vorfrage dem Kirchengericht zur Entscheidung Uberwiesen. 81 1 Ed. VI (1547) c 2 8 2 erwähnt „cawses of bastardye" als einen Zweig der kirchlichen Gerichtsbarkeit.

§ 60. Von der normannischen Eroberung bis zur Reformation.

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mit Prohibitionen ein, wenn in Fällen, in denen (wie unten zu erwähnen) das Landesrecht Ton dem kirchlichen Recht abwich, ein Streit Aber eheliche Geburt, ohne dafs vorherige Überweisung durch das weltliche Gericht erfolgt war, vor das Kirchengericht gebracht wurde, um das kirchliche Urteil demnächst in einem Erbschaftsstreit vor dem weltlichen Gericht zu verwerten.88 Entstand die Frage der unehelichen Geburt als Zwischen streit in einem vor dem weltlichen Gericht anhängigen Verfahren, z. B. bei einem Erbschaftsstreit, so galt als Regel, dafs die Vorfrage der unehelichen Geburt dem Kirchengericht zur Entscheidung zu Uber weisen sei.89 In dem sogleich zu erwähnenden Fall der vor der Ehe geborenen Kinder erhoben jedoch die Kirchengerichte Schwierigkeiten. Als Rückwirkung hiergegen versuchten die weltlichen Gerichte seit Anfang des 13. Jhdts. die Entscheidung in einem Zwischenstreit wegen Bastardie in weiterem Umfange an sich zu ziehen. Sie betonten namentlich, dafs sie nur dann verpflichtet seien, dem Kirchengericht die Entscheidung zu überlassen, wenn die Frage über das Vorliegen von Bastardie nur durch Entscheidung über das Bestehen oder die Giltigkeit einer Ehe gelöst werden könne. Im einzelnen sind folgende Fälle hervorzuheben: a.*° Nach älterem englischen Recht wurden vielleicht die bei Eheschliefsung der Eltern anerkannten vorehelichen Kinder als ehelich angesehen.81 Der Grofsjustiziar Richard de Luci (1154— 79) erkannte jedoch in einem Einzelfall auf Grund lehnrechtlicher Anschauungen dahin, dafs eine solche Anerkennung die vorehelichen Kinder nicht zu ehelichen mache.91 Seit dieser Zeit wurde die Ansicht, welche Richard de Luci gebilligt hatte, als 88

Formulare bei Bracton Buch V tract. 5 c 6 (Iter. Brit. Ser. No. 70: VI, 188 ff.). Ein Beispiel eines derartigen Verfahrens aus d. Jahren 1158—63 s. bei Bigelow, Placita 311 nach P a l g r a v e , Commonwealth II, 75. — G l a n v i l l a Buch VII c 13—15 (oben Anm. 86). Ausführliche Barstellungen bei B r a c t o n Buch V tract. 5 c 19 (VI, 284ff.) und bei Fleta (gegen 1290) Buch VI c 16. Aus letzterem kommt namentlich folgende Stelle in Betracht: § 3 „Causae quidem sunt plures, ut si pater petentis nunquam desponsavit matrem ejus, vel si matrimonium inter patrem et matrem ejus contractum fuit illegitimum, quia aliam uxorem habuit légitimant tempore contractus secundae superstitem; Et in istis duobus casibus non habet Judex secularis cognitionem, quia ad ipsum non pertinet discussio utrum fuit ibi matrimonium vel non, nec quae mulier fuit uxor sua légitima et quae non". § 4. „Sunt etiam aliae causae bastardiae quarum cognitio ad Curiam Christianitatis non est demandanda, ut si tenens excipiendo dicat petentem nihil juris habere quia bastardus pro eo quod natus fuit antequam pater suus matrem suam desponsavit, vel si dicat quod bastardus sit quia ab alio quam a viro matris suae progenitus; . . . " — Vgl. auch Rad. de H e n g h a m , Summa Parva c 8: „... si quis clamat liberum tenementum ... et recognoscatur per assisam quod iure successionis intravit, et pendet inter eos placitum in Curia Christianitatis de Bastardia; quamdiu fuerit placitum in Curia Christianitatis, remanebit placitum in Curia Regis in suspenso; . ..". 18 Ed. III (1344) st. 3 c 2: „. .. la bygamye ... soit mandez a la Court Cristiene, come ad este fait en cas de bastardie . . . " — 9 Hen. VI (1430/1) c 11 verordnete ein staatliches Aufgebot etwaiger Interessenten vor Einholung der Entscheidung des Kirchengerichts über den Zwischenstreit. 89

9 ° Vgl. über diesen Punkt Twiss, Einleitung S. XVII ff. zu Bracton (Her. Brit. Scr. No. 70) Bd. II, und Einleitung S. XXXII ff. zu Bracton Bd. VI; Güterbock, Bracton u. sein Verhältnis zum Röm. Recht. S. 97 ff. 91 Brief des Bischofs Grosseteste an den Justitiar Wilhelm de Raleigh (Ber. Brit. Scr. No. 25) S. 89 : „. . . ut seniorum relatione didici, consuetudo etiàm in hoc regno antiquitus obtenta et approbata, tales legitimos habuit et haeredes; unde in signum legitimationis, nati ante matrimonium consueverunt poni sub paüio super parentes eorum extento in matrimonii solermizatione." 92 Antwort Raleighs an Grosseteste, erwähnt in einem zweiten Brief Grossetestes an Raleigh a. a. 0. S. 96 : „Praeterea ad cmfirmandam hanc legem quod bastardus sub paüio supra parentes nubentes extento positus inde surgit bastardus, induxistis testimonium Bicardi de Luci."

V, 14. Kirchengerichte.

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Recht des Landes angesehen (so bereits in Gl an vi IIa), und dies wurde festgehalten, trotzdem die Kirche ihrerseits die Wirksamkeit einer Legitimirung durch folgende Ehe anerkannte. In dieser Frage war daher spätestens seit der zweiten Hälfte des 12. Jhdts. das Landesrecht von dem kanonischen Recht verschieden. Kam ein derartiges Verhältnis in Betracht, so konnte aus diesem Grunde das weltliche Gericht eine Entscheidung des kirchlichen über die Legitimität der Kinder nicht anerkennen. Zu G l a n v i l l a s Zeit wurde deshalb in einem solchen Fall dem Kirchengericht nur die Frage über die T h a t s a c h e überwiesen, ob die Geburt vor oder nach der Ehe erfolgt sei.93 Im 13. Jhdt. versuchten nun aber die Bischöfe, in dieser Beziehung eine Änderung des materiellen staatlichen Rechtes im Sinne des kirchlichen herbeizuführen. Zu diesem Zweck weigerten sie sich, eine Auskunft nur über die T h a t s a c h e zu erteilen. Demgegenüber liefsen die weltlichen Gerichte nun unter ihrer e i g e n e n Leitung jene Thatsache durch Geschworene ermitteln." Wahrscheinlich im Jahre 1234 kam dann zwischen dem König, den Bischöfen und den weltlichen Grofsen eine Vereinigung dahin zu Stande, dafs (wie es zur Zeit von G l a n v i l l a üblich gewesen war) in einem solchen Fall die Beantwortung der T h a t s a c h e , ob die Geburt vor oder nach der Ehe stattgefunden habe, den Bischöfen überwiesen werden solle.95 Noch einmal in der Landesversammlung von Merton (1236) versuchten die Bischöfe, die weltlichen Barone zur ausdrücklichen Anerkennung einer Legitimation durch nachfolgende Ehe zu veranlassen, indessen ohne Erfolg. 96 Die erwähnte Vereinbarung wurde zunächst von den weltlichen Gerichten beobachtet. Dieselben hielten jedoch ihren Standpunkt fest, dafs die kirchlichen Gerichte für Untersuchung jener Thatsache nicht a u s s c h l i e f s l i c h zuständig seien; sie strichen daher aus dem Überweisungsformular die hierauf bezügliche, in anderen Fällen übliche Klausel, 97 und gelegentlich, namentlich wenn der Bischof sich nicht streng anf Beantwortung der T h a t s a c h e beschränkte, veranlafsten sie selbständig eine Untersuchung durch Geschworene.99 Im Jahre 1247 schrieb der König den Bischöfen von neuem die Beantwortung der Thatsache vor.99 Seit Ende des 13. Jhdts. wurde in dem vorstehend erörterten Fall von einer Überweisung an die Kirchengerichte überhaupt Abstand genommen.100 b. Falls in einem Zwischenstreit die eheliche Geburt einer Partei aus dem Grunde einer Erzeugung durch einen anderen als den Ehemann der Mutter angefochten wurde, so fand eine Überweisung an das Kirchengericht nicht statt, da weder das Bestehen noch die Giltigkeit einer Ehe in Frage stand. 101 93

G l a n v i l l a Buch V I I c 15 (oben Anm. 86). B r a c t o n Buch V tract. 5 c 19 § 2 (II, 292) erwähnt einen derartigen Fall aus dem Jahre 11 Hen. III (1226/7). 95 Das Protokoll über diese Vereinbarung s. in Rer. Brit. Scr. No. 70, Anhang zu B r a c t o n IT, 606 u. VI, 510. Nach B r a c t o n a . a . O . VI, 290 fand diese Vereinbarung erst 2 Jahre später statt. 98 20 Hen. III (1235/6) Provisiones de Merton c 8: „Ad breve Regium de Bastardia utrum aliquis natus ante matrimonium habere poterit hereditatem, aicut iUe qui natus est post, Responderunt omnes Episcopi quod nolunt nec possunt ad istud respondere, quia hoe esset contra communcm formam ecclesie. Ac rogaveruut omnes Episcopi Magnates ut consentirent quod nati ante matrimonium essent legitimi, sicut illi qui nati sunt post matrimonium quantum ad successionem hereditariam, quia ecclesia tales habet pro legitimis; et omnes Comites et Barones una voce responderunt quod nolunt leges Anglie mutare que usitate sunt et approbate." 97 „quoniam hujusmodi inquisitio pertinet ad forum ecclesiasticum." Formular bei B r a c t o n Buch V tract. 5 c 19 § 8 (VI, 308). 98 B r a c t o n Buch V tract. 5 c 19 § 2 (VI, 294); vgl. auch Buch IV tract. 3 c 19 § 1 (IV, 326). 99 M a t t h . P a r i s , Chron. Maj. IV, 614 (oben Anm. 79). 100 Fleta (gegen 1290) Buch VI c 16 § 4 (oben Anm. 89). Year Books (Rer. Brit. Scr. No. 31) 11—12 Ed. III S. 231-35, 351—53 (i. J . 1337 bezw. 1338). 101 B r a c t o n Buch V tract. 5 c 19 § 2 (VI, 296). Fleta Buch VI c 16 § 4 (oben Anm. 89). 94

§ 60. Von der normannischen Eroberung bis zur Reformation.

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c. Falls der Zwischenstreit sich tun die Legitimität eines V o r f a h r e n , nicht einer Partei selbst, drehte, erfolgte die Ermittelung der streitigen Thatsache durch Geschworene. 1 0 1 d. Es wurde am Anfang des 14. Jhdts. versucht, der Partei zu ermöglichen, in jedem Zwischenstreit wegen Bastardie eine Überweisung an das Kirchengericht auszuschliefsen, indem die weltlichen Richter behaupteten, dafs eine solche Überweisung nicht stattzufinden habe, wenn das Wort „Bastard" bei Formolirnng der Einrede vermieden werde.'03 3. U i t g i f t ( = maritagium) und W i t t u m ( = dos). Nach G l a n v i l l a konnte eine Klage auf Gewährung einer als Mitgift versprochenen unbeweglichen Sache, wenn die Klage gegen den Schenker oder dessen Erben gerichtet war, nach Wahl des Klägers vor dem kirchlichen oder dem weltlichen Gericht angestellt werden; richtete sich die Klage gegen einen Dritten, so war nur das weltliche Gericht zuständig.104 Im 13. Jhdt. scheint die Zuständigkeit des kirchlichen Gerichts als eine ausschließliche insoweit anerkannt worden zu sein, als es sich um b e w e g l i c h e zur Mitgift gegebene oder versprochene Sachen handelte; soweit dagegen u n b e w e g l i c h e Sachen in Betracht kamen, wurden die weltlichen Gerichte als ausschließlich zuständig angesehen.105 Im 14. Jhdt. wurde durch Gerichtsgebrauch noch in einigen weiteren Fällen die Zuständigkeit in Streitigkeiten über Mitgift für die weltlichen Gerichte in Anspruch genommen.106 Im 12. und 13. Jhdt. war es üblich, dafs kurz vor der Heirat, an der Thür der Kirche, der Mann seiner Frau für den Fall, dafs er vor ihr sterbe, bestimmte Gegenstände 102

B r a c t o n Buch IV tract. 1 c 23 § 5 (III, 308), Buch V tract. 5 c 19 g 17 (VI, 320). Buch VI c 16 § 14, 15. B r i t t o n Buch III c 16 § 3. 103 Bittschrift der Geistlichkeit, 1309 (Wilkins, Concilia I I , 321): „Item quod cognitio bastardiae, seu illegitimitatis ad forum ecclesiasticum pertineat, ac quidam justitiarii de novo, si proponatur exceptio coram eis sub hac forma, „Non est legitimus" de ea de facto cognoscunt; sed si sub hac forma verborum proponatur exceptio, „Est bastardus", tunc supersedent, quousque per ecclesiam super hoc fuerit cogvitum, mirandam novitatem adinvenientes contra eccksiasticam libertatem; petitur, quod, non obstante variatione verborum, a cognitione causarum hujusmodi desistatur." — In früherer Zeit scheint das Vorbringen einer Einrede wegen unehelicher Geburt unter Vermeidung des Wortes „bastardus" als nichtig erachtet worden zu sein. Vgl. z. B. Fleta Buch VT c 16 § 5. 104 G l a n v i l l a Buch VII c 18: . . . . Cum quis autem terram aliquam de maritagio uxoris suae petit, vel mulier ipsa vel ejus haeres, tunc distinguitur utrum terra iäa petatur versus donatorem vel ejus haeredem, vel versus extraneum: quod si versus donatorem vel ejus haeredem petatur, tunc in electione petentis esse poterit, utrum inde placitare voluerit in Curia Christianitatis an in Curia seculari. Spectat enim ad Judicem ecclesiasticum placitum de maritagiis tractare, si pars petentis hoc elegerit, propter mutuam affidationem quae fieri solet quando aliquis promitüt se ducturum in uxorem aliquam mulierem, et et maritagium promittitur ex parte mulieris; nec per Curiam domini Regis defendetur placitum ittud in Curia Christianitatis, licet de laico Feodo sit, si constiterit quod ad maritagium petatur. Si vero versus extraneum petatur, tunc in laica Curia terminabitur placitum illud eodem modo et ordine quo de aliis laicis Feodis placitari solet; . . . " — Vgl. Rot. 23 Hen. II (angeführt bei Bigelow a. a. O. 274): „De placitis et conventionibus curiae: Willelmus ßius Ulgerii debet C. s., pro habenda recognitione de maritagio matris suae, unde dissaisita fuit tempore werrae sine judicio." los S die oben in Anm. 80 angeführten Stellen von B r a c t o n und Fleta. 106 So, wenn die Mitgift s c h r i f t l i c h versprochen wurde, ferner wenn das Versprechen in die Form einer Bedingung „falls er die Tochter heirate" gekleidet wurde. 45 Ed. I I I , 24 bezw. 22 Ass. 70, angeführt bei R e e v e s , Hist, of Engl. Law c 25; 3. Ausg. IV, 65. Fleta

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V, 14. Kirchengerichte.

(Land oder bewegliches Vermögen, höchstens Vs seines Vermögens) aussetzte. Das so Ausgesetzte war nach dem Tode des Mannes vor dem w e l t l i c h e n Gericht einzufordern; nur ein etwaiger Zwischenstreit darüber, ob Klägerin die rechtmäfsige Ehefrau des Verstorbenen gewesen sei, wurde dem Kirchengericht überwiesen.1*" Der im 13. Jhdt. gemachte Versuch der Kirchenbehörden, die Zuständigkeit der weltlichen Gerichte in diesen Streitigkeiten auszuschliefsen, scheiterte. 4. T e s t a m e n t s s a c h e n . 1 0 ' Es mufs angenommen werden, dafs die Kirche in Testamentssachen schon seit der Verordnung Wilhelms I (gegen 1085) die Entscheidung an sich zog.109 Bereits bei Glanvilla (gegen 1180 — 90) ist die Zuständigkeit der Kirchengerichte in dieser Beziehuug anerkannt. 110 Dies wurde später wiederholt bestätigt. 111 107

G l a n v i l l a Buch VI De Dotibus. c 1: „Dos Duobus modis dicitur. Dos enim dicitur vulgariter, id quod aliquis liber homo dat sponsae suae ad Ostium Ecclesiac (darüber, dafs eine nichtöffentliche Bestellung der dos ungiltig war, s. B r a c t o n II, 50, IV, 496, 508) tempore desponsationis suae. Tenetur autein unnsquisque, tarn jure ecclesiastico quam jure seculari, sponsam suam dotare tempore desponsationis suae. Cum quis aatcrn sponsam suam dotai, aut nominat Dotem aut non. Si non nominaverit, tertia pars totius tenementi liberi sui inteUigitur Dos ejus; et appellatur rationabilis Dos cujuslibet mitlieris tertia pars totius liberi tenementi viri sui, quod habuit tempore desponsationis ; ita quod inde fuerit seisitus in Dominico. [Über das in dieser Beziehung im 12. u. 13. Jhdt. geltende Recht vgl. T w i s s , Einl. zu Bracton Bd. I V S. L I I I ff. und N i c h o l s , Einleitung S. X L I zu B r i t t o n . ] Si vero Dotem nominat, et plus tertia parte, Dos ipsa in tanta quantitate stare non poterit: amensurabitur enim usque ad tertiam partem; quia minus tertia parte, scilicet tenementi sui, potest quis dare in Dotem, plus autem non". In c 2 wird die Möglichkeit erwähnt, eine dos an beweglichen Sachen, auch an einer Geldsumme, zu bestellen. Für die Klagen der Frau und des Erben gegeneinander nach dem Tode des Mannes erwähnt G l a n v i l l a nur die Zuständigkeit des staatlichen Gerichts. Vgl. auch B r a c t o n Buch IV tract. 6 c 18 § 1: „Facta autem dotis cemstitutione et assignatieme, nihil proprietatis pertinet ad mulierem, nisi tantum seysina et liberum tenementum ad vitam suam". Ausführliche Darstellungen des Verfahrens bei Klagen auf Ausantwortung der dos s. bei B r a c t o n , Buch IV tract. 6 (IV, 450 ff.); Fleta Buch V c 1 7 - 2 1 ; B r i t t o n Buch V c 7, 8, 10; R a d . de H e n g h a m , Summa Parva c 3. Beispiel einer Anfrage an das Kirchengericht und der Auskunft des letzteren (im J . 1279) in einem Zwischenstreit darüber ob eine Ehe zu Stande gekommen, in Regist. Epist. Pcckham (Her. Brit. Scr. No. 77) I, 11. S. auch Fleta Buch VI c 16 § 4: „. . . (Iudex secularis) . . . inquirere poterit de dote mulieris utrum dotata fuerit ad ostium Ecclesiae neene, et utrum sponsalia publica fuerint vel clandestina . . . " Ebenso B r a c t o n a. a. O.; namentlich c 9 (IV, 508). 108 Vgl. die Darstellung bei P r y n n e , Records III, 140. Die besonderen Bestimmungen über Testamente und Nachlafs der G e i s t l i c h e n s. § 27 Anni. 21. 109 An einzelnen Orten blieb jedoch die Zuständigkeit von Gutsherren bestehen. Vgl. 1 & 2 Phil. & Mar. (1554 & 1554:5) c 8 s 22, wo aufrecht erhalten werden die Rechte solcher „Temporali Lords and Possessioners .. as by auneimt Custome have enjoyed Probate of Testamentes of their Tenantes or other". Antwort des Königs auf Beschwerde der Geistlichkeit 1279/85 (Rer. Brit. Scr. No. 61, S. 70) c 4: „ . . . in ävitate London, ex consuetudine prdbatur testamentum coram majore; ..." 1,0 G l a n v i l l a Buch VII c 0: „Debet autem testamentum fieri coram duobus vel pluribus viris legitimis, clericis vel laicis, et talibus qui testes inde fieri possunt idonei. Testamenti autem executores esse debent ii quos testator ad hoc elegerit et quibus curam ipsam commiserit. Si vero testator nuHos ad hoc nominaverit, possunt propinqui et consanguinei ipsius defunctì ad id faciendum se ingerere. Ita quod si quem, vel haeredem vel alium, rerum defunctì, reperiunt detentorem, habebunt breve domini Regis Vicecomiti directum in haec verba". c7: „Rex Vicecomiti salutem: Praecipio tibi quod juste

§ 60. Von der normannischen Eroberung bis rar Reformation.

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Hierbei ist zu beachten, dafs von der normannischen Eroberung bis zu Heinrich VIII in England eine letztwillige Verfügung über L a n d nur in Ausnahmefällen zulässig war."' Die Entscheidung Uber Nachlafsschulden wurde von der Kirche in Anspruch genommen, ihr aber vom Staate nicht eingeräumt. Dagegen gehörte vor das Kirchengericht die Klage auf Zahlung eines Vermächtnisses.113 et sine dilatione facias stare raíionabilem divisam (= Verteilung durch Testament) N. sicut rationabüiter monstrari poterit quod tarn fecerit et quod ipsa stare debeat . . . " c 8: „Si quis autem authoritate hujus brevis conventus, aliquid dixerit contra testamentum ipsum; scilicet quod non fuit rationabüiter factum, ve! quod res petita non fuerit ita ut dicitur legata, tune quidem placitum ittud in Curia Christianitatis audiri debet et terminari, quia placitum de testamentis coram judice ecclesiastico fieri debet ..." Buch XII c 17: „Rex Vicecomiti salutem. Praecipio tibi quod juste et sine dilatione facias tenere rationabilem divisam E. quam fecit fratribus Hospitalis Hierusalem de catallis suis, sicut rationabüiter monstrari poterit quod earn fecit et teneri debeat. Teste etc". Eine Beschränkung s. in Antwort des Königs auf die Bittschriften der Geistlichkeit v. 1280 u. 1300 (in der Bittschrift v. 1309, W i l k i n s Cone. II, 316): „De domibus et molendinis, ac similibus, judex ecclesiasticus non potest cognoscere, an sint legabilia; sed bene potest cognoscere invento, quod sint legabilia, an sint legata; et cum constiterit, competiere, ut solvantur". Im wesentlichen ebenso die Antwort auf die Bittschrift von 1279/85 c 4 (Her. Brit. Ser. No. 61, S. 72). 111 Vgl oben Anm. 79, 80. 113 G l a n v i l l a Buch VII c i : „ . . . . Licet . . . . cuüibet de terra sua rationabilem partem pro sua volúntate, cuicunque voluerit, libere in vita sua donare (die Schenkung hat indessen gegenüber dem Erben nur Wirkung, wenn der Besitz noch bei Lebzeiten des Schenkers übertragen ist); in extremis tarnen agenti non est cuiquam hactenus permissum; . . . . Potest itaque quilibet sie totum questum (im Gegensatz zu dem von ihm Ererbten) donare in vita sua, sed nullum haeredem inde facere potest, neque Collegium, neque aliquem hominem; quia solus Deus haeredem facere potest, non homo . . . " c 5: „...Cum guis in infirmita te positus testamentum facere voluerit, si debitis non sit involutus, tunc omnes res ejus mobiles in tres partes dividentur aequales; quorum una debetur haeredi, secunda uxori; tertia vero ipsi reservatur; de qua tertia liberam habebit disponendo facultatem; verum si sine uxore decesserit, medietas ipsi reservatur. De haereditate vero nihil in ultima volúntate disptmere potest, ut praediclum est." Vgl. auch Erlafs Heinrichs III v. 7. Aug. 1214 an einen Richter (Rotuli Clausarum I, 169): „Mandamus vobis quod teneri facialis testamentum Ade de Ghirduñ quod fecit de rebus suis mobilibus .... secundum disposicionem testamenti excepta terra quam de dono nostro habuit"; ferner die Antwort Eduards I auf die Bittschrift der Geistlichkeit v. 1279/85 (Ber. Brit Ser. No. 61 S. 70) c 4: „ . . . . consuetudo est in plerisque civitatibus et burgis quod una domus potest legan in testamento et alia vicina non, quia est de baronia, et illa no» est legabilis, ut utamur verbis suis, vel quia hodie potest esse legabilis et eras non, quia forte venditur, et emptor ejusdem possessionis potest legare earn; sed si ßius ejus earn habuerit per successionem, non est legabilis; . ..." Erst durch 32 Hen. VIII (1540) c 1 u. 34 & 35 Hen. Vili (1542/3) c 5 wurde gestattet, über alles freie Eigentum und über % der Ritterlehne mittels Testaments zu verfügen. Der Rest des Lehnsverbandes wurde durch Gesetz des Cromwellschen Parlaments v. 1656 c 4 und, nach Wiederherstellung des Königtums, durch 12 Car. II (1660) c 24 aufgehoben. 1,3 B r a c t o n Buch V tract. 5 c 10 § 2 (VI, 212): „Item nec locum habebit prohibitio, si testator pecuniam sibi debitam legaverit, dum tarnen debitum in vita testatoris recognitum sit et probatum, quia hujusmodi pecunia inter bona testatoris connumeratur, et pertinet ad executores. Si autem petatur debitum per executores, de quo debitores in vita testatoris confessi non fuerint nec convicti, vel nec post mortem gratis recognoverint, . . . . in foro seculari oportebit agere, . . .." — Articuli episcoporum 1285, c9: „TJt cognitio

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V, 14.

Kirchengerichte.

Die kirchlichen Verordnungen legten dem Testirenden die Pflicht auf, über einen Teil seines Nachlasses für fromme Zwecke zu verfügen. Der Priester, welcher die letzte Beichte abnahm, sollte hierauf hinwirken. Wohl im Zusammenhang hiermit beanspruchten später die Kirchenbehörden, dafs ihnen die freie Verfügung bezüglich aller Teile des Nachlasses zustehe, über welche nicht im e i n z e l n e n durch das Testament Bestimmung getroffen sei.114 In der Assise von Northampton, 1176, wird den Erben vorgeschrieben, den beweglichen Nachlais gemäfs den Bestimmungen des Testaments zu verteilen. 115 Die Aufsicht über die thatsächliche Ausführung des Testaments scheint noch zu Glanvillas Zeit eher Sache der w e l t l i c h e n Behörde gewesen zu sein. 116 Die Mitwirkung der K i r c h e ist bei (iebitorum defuncti pertineat ad praelatos, ad quos pertinet cognitio testamenti, ne occasione dimissionis causae consumali tur bona testamenti; quia propter hoc frequenter ultima voluntas defuncti minime adimpletur, imo verius impeditur." Resjionsio: „Quod praelati habeant cognitionem de debit's defunctorum, non conccditur." — Diüzesansynode Exeter 1287 ( W i l k i n s , Cone. I I , 129) c 50: „. . . . excommunicamus omnes executores, quovis praestantes, vel nliter recusantes in foro ecclesiastico a defuncti modo impedimentum creditoribus conveniri, vel ipsis, sicut decet, inibi responderc. Item omnes ittos, qui . . . . impediant quoquo modo, quo minus in foro ecclesiastico ab executoribus defuncti libere valeant conveniri." - Vgl. die Antwort des Königs auf die Bittschriften der Geistlichkeit v. 1280 u. 1300, betr. Anerkennung der kirchl. Zuständigkeit bei Vermächtnissen (in der Bittschrift v. 1309, W i l k i n s , Concilia II, 315): „Quod legatum aut invenitur in bonis defuncti praesentialitcr, sive sit pecunia, site alia res mobilis, et tunc indistincte coram judice ecclesiastico peti debet, aut non invenitur praesentialitcr in bonis defuncti, seil in tnanibus debitoris, qui defuncto in hujusmodi obligatur; et tunc indistincte ab executoribus Vel legatarìis coram judice seculari peti debet, coram quo defunctus rem hujusmodi haberet petere, si vellet: nec enim propter mortem defuncti debet fieri deterior conditio debitoris; quod foret, si forum sibi conveniens mutare in ccclesiasticum eogeretur; unde, si talia coram ecclesiastico judice repetantur, regia prohibitio locum habet." (Die Erwägung, dafs die Lage des Schuldners durch den Tod des Gläubigers nicht schlechter werden dürfe und deshalb das weltliche Gericht zuständig bleiben müsse, s. auch in der Antwort des Königs auf die Bittschrift v. 1279/85 c 3, Rer. Brit. Scr. No. 61 S. 71.) 114 Beschwerde der Vertreter für die Pfründengeistliclikeit der Archidiakonei Lincoln im Parlament v. 13. Oktbr. 1255 (Annales de Burton; Rer. Brit. Scr. No. 36; Annales Monastici I , 361): „ . . . Item gravati sunt, quod indistincte legata quae secundum voluntatem decedentium in usus pauperiim, parentum et servicntium, et in alios pios usus dividi deberent et distribuì, domino regi sunt concessa in alios usus, contra voluntatem decedentium convertenda . . Diözesankonzil Exeter 1287 ( W i l k i n s , Concil. II, 129) c 50: „. . . In fine autem cujuslibct testamenti liane clausulam adjici volumus generalem: Caetera omnia bona mea, sive in rebus, sire in manibus fuerint debitorum, in hoc testamento specialiter non expressa, volo, ut pro animac meae salute per manus executorum meorum in pios usus distribuantur ; . . ." Über den Anspruch des Papstes, 1273 u. 1307, s. unten Anm. 128. Vgl. auch Fleta lib. V I c 14 § 7 (oben A r n 80) 115 Assise v. Northampton, 1176 (abgedruckt S t u b b s , Select Charters 4. Ausg. 150) c 4 : „Item si quis obierit franeus-tenens, haeredes ipsius remaneant in tali saisina qualem pater suus habuit die qua fuit vim-s et mortuus, de feodo suo; et catalla sua habeant unde faciant divisam defuncti: . . . Et uxor defuncti habeat dotem suam et partem de eatallis ejus quae earn contingit ..."

G l a n v i l l a Buch X I I c 20: „Rex Vicecomiti salutem: Praecipio tibi quod juste et sine düatione facias habere A. quae fuit uxor R. rationabüem Dotem suam de toto Feodo quod fuit praefati R. integre et in omnibus ...; et non remaneat eo quod Feodum praefati R. sit de Baronia mea, quia nolo nec Jus exigit quod uxores militum propter hoc amittant Dotes suas. De eatallis autem quae fuerunt praefati R. praecipio quod eo omnia simul et in Pace esse facias, ita quod inde nil amoveatur nec ad divisam suam

§ 60. Von der normannischen Eroberung bis zur Reformation.

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ihm jedenfalls nicht erwähnt. Die Magna Carta überläßt die Ausführung eines T e s t a m e n t s den Testamentsvollstreckern and erwähnt in dieser Beziehung ebensowenig eine Aufsichtsbefugnis der Kirche.117 Erst in der zweiten Hälfte des 13. Jhdts. errang die Kirche eine solche Aufsichtsbefugnis, wohl im Anschlufs an die Rechte, welche ihr bezüglich des Nachlasses der ohne Testament Verstorbenen eingeräumt wurden. 5. R e g e l a n g des N a c h l a s s e s bei I n t e s t a t e r b f o l g e . 1 1 9 Das bewegliche Vermögen eines ohne Testament Verstorbenen fiel nach älterem normannischen Recht dem Lehnsherrn zu.119 Schon Heinrich I indessen in seinem Freibrief v. 1101 gewährte den n ä c h s t e n V e r w a n d t e n seiner ohne Testament versterbenden Vasallen das Recht, den beweglichen Nachlais nach freiem Ermessen zum Besten der Seele des Verstorbenen zu verteilen.120 Stephan im Freibrief von 1136 gestand entsprechend zu, dafs die Verteilung des Nachlasses von G e i s t l i c h e n , welche ohne Hinterlassung einer letztwilligen Verfügung sterben, zu deren Seelenheil nach dem Rat der K i r c h e erfolgen solle.111 Entgegen der Bestimmung im Freibrief Heinrichs I vertritt aber G l a n v i l l a (gegen 1180— 90) wieder den Standpunkt, dafs die bewegliche Habe eines ohne Testament verfaciendam, nec ad aliam rem faciendam, donec debita sua ex integro reddantur; et de residuo post fiat rationabilis divisa sua secundum eonsuetudinem terrae meae. Et si quid de catallis praefati B. remotum fuerit post mortem suam, reddatur ad alia catalla sua, ad solvendum inde debita sua. Teste etc. 117 Magna Carta v. 1215 c 26 (Anhang VII). 118 Vgl. die Darstellung bei P r y n n e , Becords III, 18ff. 119 Ursprünglich anter dem Gesichtspunkt einer VerWirkung als Strafe dafür, dafs der Verstorbene durch Nichtberufung eines das Testament entgegennehmenden Geistlichen zugleich eine letzte Beichte und die Anordnung eines Vermächtnisses für milde Zwecke (worauf der Geistliche dringen sollte) vermieden hatte. Näheres s. bei Du Cange, Glossarium s. v. „intestatio". 130 Carta Benr. 1 v. 1101 (abgedr. Stat. of Realm 1,1) c 7: „Et si quis baronum vel hominum meorum infirmabitur, sicut ipse dabit, vel dare disponet pecuniam suam, ita datam esse concedo. Quod si ipse praeventus armis vel infirmitate pecuniam suam non dederit vel dare disposuerit, Uxor sua sive liberi aut parentes et legitimi homines ejus eam pro anima ejus dividant sicut eis melius visum fuerit." Eine Mitwirkung der Kirche wird nicht erwähnt. — Über das in angelsächsischer Zeit geltende Recht vgl. Knut (1016—35) II c 70: „And gif hwa ctaydeleäs of ^yssum tife geunte, sp Kit t>wrA his gpmeleäste, sy hit frnrA faerücne dead, \>onne ne ted se hläford na märe on his dehte, butan his rihtan here-geate. Ac beo be his dihte seo deht gescyft swide rihte wlfe and cildan and neh-magon, aelcum be ]>aere mdeie |>e him td-gebyrige." („Und wenn jemand ohne letzten Willen aus diesem Leben scheidet, sei es infolge seiner Sorglosigkeit, sei es wegen eines plötzlichen Todes, dann ziehe der Herr nicht mehr von seinem Vermögen, als sein rechtmäfsiges Heergeräte. Und es werde nach seiner Anordnung das Vermögen nach Recht verteilt an Weib und Kinder und nahe Magen, an jeden nach dem Verhältnis, wie es ihm gebührt.") c 78: „And se man ¡>e aet j)äm fyrdunge aetforan his hldforde feaäe, sy hit innan lande sp hit üt of lande, beon {>o here-geata forgyfene and fon \>ä yrfe-nunian to lande, and to dihtan and scyftan hit siciie rihte." (,>Und wenn ein Mann auf einer Fahrt vor seinem Herrn fällt, sei es innerhalb Landes, sei es aufserhalb Landes, so sei das Heergeräte erlassen, und es mögen die Erbnehmer zu dem Lande und der Habe greifen und nach Recht teilen.") 121 „Si quis episcopus vel abbas vel alia ecclesiastica persona ante mortem suam rationabiliter sua distribuerit vel distribuenda statuerit, firmum manere concedo. Si vero morte praeoccupatus fuerit, pro saiute animae ejus ecclesiae consilio eadem fiat distributio." (Anhang II.)

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V, 14. Kirchengerichte.

storbenen Vasallen dem Lehnsherrn verfalle.122 Weder von Glan vi IIa noch von anderen Schriftstellern ans der Zeit Heinrichs II wird ferner die Mitwirkung der Kirchenbehörde hei Regelung des Nachlasses eines ohne Testament verstorbenen Laien erwähnt. In der Magna Carta von 1215 wurde die Bestimmung des Freibriefs Heinrichs I im wesentlichen wiederholt: die Verteilnng des Nachlasses sollte durch die "Verwandten nnd Freunde des Verstorbenen erfolgen; neu hinzugesetzt wurde, dafs die Kirclienbehürde Einblick in diese Verteilung haben Holle.123 Alle erwähnten Bestimmungen der Magna Carta wurden schon bei der Bestätigung v. 1216 fortgelassen und bei keiner der späteren Bestätigungen wieder aufgenommen. Dennoch blieb die Kirche nunmehr — von vorübergehenden Störungen124 abgesehen — im Besitz des Rechtes, welches ihr einmal eingeräumt gewesen war,125 und sie erweiterte dies sogar dahin, dafs sie für den Bischof allein die Verwaltung des Nachlasses in Anspruch nahm und ihm überliefs, inwieweit er die Verwandten oder Freunde des Verstorbenen zuziehen wollte.126 In der zweiten Hälfte des 122 G l a n v i l l a Buch V I I c 16: „. . . Cum quis vero intestatus decesserit, omnia CataUa sua sui Domini esse inteUiguntur . . . " Vgl. ferner Rotulus Magnus 18 Hen. II rot. 9 dorso „Abbatta de Bello" (angeführt von P r y n n e , Epist. Dedic. zu Records I I I ) : „Petrus de Bello red. Comp, de XXXIV lib. et XIV sol. de Catallis Pelokini Ballivi de Abbatta, qui obiit Intestatus. In thesauro liberavit, et quietus est". Rad. de Diceto (Ber. Brit. Scr. No. 68) II, 68: „. . . Qui (Galfridus Heliensis episcopus) quoniam intestatus decessit (21 Aug. 1189, nach Heinrichs I I Tode, vor Krönung Richards I), ejus bona confiscata sunt universa". 123 MagnaCarta v. 1215 c27: „Si aliquis liber homo intestatus decesserit, catalla sua per manus propinquorum parentum et amicorum suorum, per visum ecclesiae distribuantur, salvis unicuique debitis quae defunctus ei debcbat." (Vgl. auch c 11; Anhang VII). 124 Beschwerde der Geistlichkeit auf dem Konzil London 1257 (Wilkins, Concilia I, 726) c 25: „Item, mortuo laico intestato, dominus rex et cacteri domini feodorum, bona defuncti sibi applicantes, non pennittunt de ipsis debita solvi, ncc residuum in usus liberorum et proximorum suorum, et alios pios usus per loci ordinarium, quorum interest, aliqua converti". Ähnlich Konzil Merton 1258 (Wilkins, Cone. I, 740 nach Ann. Burton), Konst. d. Erzb. Bonifaz auf Konzil Lambeth 1261 (Wilkins, Concilia I, 746 ff.) und hieran sich anlehnend Konst. d. Erzb. Stratford auf Konz. London 1342 ( W i l k i n s , Cone. II, 702) c 7. Brief des Erzb. Peckham an den wallisischen Fürsten Llewellyn vom 20. Oktb. [1279J, Regist. Epist. Peckham (Rer. Brit. Scr. No. 77) I, 77. Vgl. auch Erlafs Papst Alexanders IV v. 25. August 1256 (Rymer, Foedera 4. Ausg. I, 345) : „Alexander .. . dilecto füio magistro Rostanno, capellano et nuncio nostro in Anglia, salutem et apostolicam benedictionem. Volemus et praesentium tibi auctoritate mandamus, quatinus omnia bona mobilia ab intestato decedentium, sive de regno Angliae, sire de aliis terris carissimi in Christo filli nostri . . . iüustris Regis Angliae fuerint, pro ilia portione, quae juxta patriae consuetudinem decedentes contingit (die im einzelnen von einander abweichenden örtlichen Gewohnheitsrechte betrachteten einen Teil des Nachlasses als der Frau und den Kindern gehörig und nur einen Teil als dem verstorbenen Mann gehörig, d. h. seiner freien Verfügung unterliegend. Vgl. R e e v e s , Hist, of Engl. Law c 25; 3. Ausg. IV, 82), integre per te, vd per alium, seu alios, coUigens, quiequid de hiis collcgeris in aliquibus tutis locis deponere, ac ad opus carissimi in Christo filli nostri . . . iüustris Regis Angliae, (ut votum suum efficacius exequi valeat) conservare procures; ..." 126 B r a c t o n (Ber. Brit. Scr. No. 70) I, 480: „Item si liber homo intestatus et subito decesserit, dominus suus nil intromittat [se] de bonis defuncti, nisi de hoc tantum, quod ad ipsum pertinuerit s. quod habeat suum herioth, sed ad ecclesiam et ad amicos pertinebit executio bonorum, nuUam enim mere tur poenam quis, quamvis decedat intestatus". 126 Eine der frühesten Bestimmungen dieser Art sind die Beschlüsse der Konzilien auf der Insel Man, 1239 (Wilkins, Concilia I, 664): „Bona intestatorum ad arbitrium episcopi dioecesani, vel ejus in absentia, sui generalis vicarii ministrentur". Vgl. ferner

§ 60. Von der normannischen Eroberung bis zur Reformation.

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13. Jhdts. wurde dann vereinzelt die Anschauung geltend gemacht, dafa dem Bischof nicht nur die Verwaltung sondern anch die b e l i e b i g e V e r f ü g u n g über den Nachlafs zustehe, dafa er einen Teil desselben f ü r s i c h behalten könne, und dafs er sogar nicht gebunden sei, die Schulden des Verstorbenen Torweg aus dem Nachlafs zu berichtigen. Anscheinend gegen diese Anschauung richtet sich eine Konstitution des Legaten Othobon. 117 Auch der Staat trat jenem Anspruch entgegen und erzwang namentlich die Zahlung der Nachlafsschulden durch die Bischöfe. 128 Seit Anfang des 14. Jhdts. stellte sich das materielle Recht dahin fest, dafs der Nachlafs zum gröfseren Teil an die nächsten Verwandten zn verteilen, zum kleineren Teil für wohlthätige Zwecke zu verwenden sei, dafs endlich der Bischof f ü r s i c h nur eine Gebühr f ü r seine Mühewaltung zurückbehalten dürfe. 129 Ein namentlich die Konstit. des Erzb. Bonifaz auf Konzil Lambeth 1261 ( W i l k i n s a. a. O. I , 746 ff.): Es sollen exkommunizirt werden die Lehnsherren welche „bona . . . intestatorum non permiserint pie distribuì in usus misericordiae, pro dispositions ordinariorum, saltern pro ea portione, quae defunctum eontingit ..." 121 Konst. Othobon 1268 ( W i l k i n s , Concilia II, 1) c 2 3 : „ . . . agit humana pietas misericorditer in defunctum, cum res temporales, quae illius fuerant, per distributionem in pios usus (hierunter wird nach dem kirchlichen Sprachgebrauch die Verteilung an die Verwandten in der Regel einbegriffen; vgl. auch R e e v e s . Hist, of Engl. Lata 3. Ausg. I V , 80) ipsum juvando sequuntur, et coram cadesti judice pro ipso propitiabüiter in tercedunt. Proinde super bonis ab intestato decedentium provisionem, quae olim a praelatis regni Angliae cum approbation regis et baronum dicitur emanasse (gemeint ist wahrscheinlich die Magna Carta; eine andere Verordnung, welche etwa in Betracht kommen könnte, ist nicht bekannt), firmiter approbantes, districte inhibemus, ne praelati vel alii quicunque bona intestatorum hujusmodi quocunque modo recipiant vel occupent contra praemissam provisionem". — Vgl. auch Diözesankonzil Exeter 1287 ( W i l k i n s , Concilia I I , 129) c 50: „Si qui vero laicorum decesserint intestati, de bonis eorum per locorum ordinarios taliter praecipimus ordinari, ut pro anima defuncti in pios usus totaliter erogentur". 128

Magna Carta 1215 c 27 : „ . . . salvis unictdque debitis quae defunctus ei debebat." 13 Ed. I (1285) Stat. Westminster II c 19: „Cum postmortem alicuius decedenti* intestati et obligati aliquibus in débito, bona deveniant ad ordinaries disponendo, obligetur decetero Ordinarius ad respondendum de debitis, quatenus bona defuncti sufficiunt, eodem modo quo executores hujusmodi respondere tenentur si testamentum fecisset." Vgl. Artictüi, quibus videtur ecclesiae praejudicari per statuta domini regis ultimo edita in suo parliament, anno Dom. 1285 ( W i l k i n s , Concilia I I , 119) c l : „Contra hoc, quod praelati solebant habere liberam facultatem disponendi de bonis intestatorum, tam quoad solvenda debita defuncti, quam etiam quoad eodem bona pro anima ejusdem in pios usus alias convertendi; videtur dominus rex ad se trahere Cognitionen), quoad debitorum solutionem." Das Parlament von Carlisle 1307 beschwerte sich darüber, dafs Wilhelm Testa für den P a p s t die „biens et chateux des testatours generaument (im Gegensatz von distinctement) en lour testamenti nommezferner die „biens et chateux des intestats" beanspruche. „.... les biens des Intestats par grantz de Rois, deivent par l'ordenaire du lieu estre donez et departies pur l'alme le mort." Der König erlieft demgemäfs eine Verfügung zur Verhinderung der päpstlichen Forderung. (.Rotuli Parliamentorum I, 219 ff.) [1273 sandte der Papst zwei Nuntien nach England, welche unter anderem Nachforschungen anstellen sollten: „De bonis episcoporum aliorumque praelatorum defunetorum ab intestato" und „De indistincte legatis". Ann. de Wintonia (Rer. Brit. Scr. No. 36) II, 113.] 129 Konat. des Erzb. Stratford auf Konz. London 1342 ( W i l k i n s , Cone. II, 702 ff.) c 7, 8 fafst unter Anlehnung an die Konstitution Bonifaz' von 1261 die kirchlichen Ansprüche auf Verwaltung und Verteilung des Nachlasses der mit oder ohne Testament Verstorbenen nochmals zusammen. c 8 : „. • . . statuimus, quod episcopi, et rohibicio, si hee causa coram ecclesiastico Judice ventiletur". 140 141

Näheres bei S e i d e n , a. a. 0 434ff. 18 Ed. III (1344) st. 3 c 7. Der writ of scire facias solle nicht mehr aus der

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art. Wahrscheinlich stützte man sich hierbei auf den erwähnten Vorbehalt unter weiter Auslegung desselben. 7. S t r e i t i g k e i t e n Uber a n d e r e A b g a b e n an den P f a r r e r , Ober R e n t e n , welche auf K i r c h e n l a s t e t e n u. s. w. Dergleichen Sachen wurden den Kirchengerichten zu keiner Zeit streitig gemacht.141 8. S t r e i t i g k e i t e n Uber k i r c h l i c h e s Vermögen. Vielleicht ist der Freibrief Stephans v. 1136 dahin zu verstehen, dafs er den Kirchengerichten derartige Streitigkeiten überweisen wollte.144 Für einen hierher gehörigen Fall, die Klagen über freies Kirchenland (frankalmoign), ist die Zuständigkeit des Kirchengerichts in den Konstitutionen von Clarendon (1164) anerkannt-, die Vorfrage, ob das in Ansprach genommene Land freies Kirchenland oder weltliches Lehn sei, sollte jedoch, wenn sie zwischen einem Laien und einem Geistlichen streitig war, durch das weltliche Gericht entschieden werden.145 Nach dem Gesetz Westminster II (1285) sollte das weltliche Gericht auch zuständig sein für eine reeognitio bei einem Streit zwischen zwei k i r c h l i c h e n Behörden über ein bestimmtes Stück freien Kirchenlandes.14' 9. S t r e i t i g k e i t e n über Vermögen der Geistlichen. Wiederholt erhob die Kirche Ansprach auf die Entscheidung in dergleichen Angelegenheiten. Dieser Anspruch deckte sich zum gröfsten Teil mit dem Verlangen eines Chancery ergehen „savez (— sauvé) a nous notre droit, fiel come nous et not auncestres avons eu, et soleions avoir de resoun." 141 Vgl. 22 Assis, pl. 75 und 38 Ass. 20 (angeführt bei Seiden a. a. O. 444 und bei R e e v e s a. a. 0. 3. Ausg. IV, 96). 143 B r a c t o n Buch IV tract. 1 c 16 § 7 (III, 146): „cum . . . . corodia eint quasi spiritualia, give spiritualibus annexa, non est recurrendum (si detineatur) ad forum seculare, et quoniam in hujusmodi corodiis committi poterit simonia, ideo ad forum ecclesiastìcum recurratur, . . . . " Buch V tract. 5 c 2 § 5 (VI, 164): „.... non pertinel ad regem . . . . nec ad judicem secularem . . . . cognoscere de iis quae sunt spiritualibus annexa, sicut de decimi» et aliis ecclesiae proven tionibus." 13 Ed. I (1285) Circumspecte Agatis weist dem Kirchengericht zu: „si Rector petat mortuarium in partibus ubi mortuarium dari consueverit" und „si Prelatus alicujus ecclesie petat pensionem a Bectore sibi debitam". Beides ist wiederholt in 9 Ed. II st. 1 (1315/6) Art. Cleri c 1 mit dem Zusatz „etiam si propter detencionem istorum diuturnam ad estimacionem earundem pecuniariam veniatur". 144 Anhang II. Vgl. § 4 Anm. 32. Konst. v. Clarendon c 9 (Anhang IV). — G l a n v i l l a Buch XII c25: „ si fuerit placitum inter duos Clericos de aiiquo tenemento, quod sit de libera eleemosyna Feodi ecclesiastici, vel si tenens ipse Gericus teneat in libera eleemosyna Feodum iilud ecclesiasticum, quicunque sit petens, placitum inde debet esse in Foro ecclesiastico de Recto; nisi petatur inde Reeognitio utrum fuerit liberum Feodum ecclesiasticum vel laicum Feodum .... Tunc enim, ista Reeognitio, sicut quaelibet alia, in Curia domini Regis habet tractari." Das Formular für den kgl. Erlafs an den Vicecomes, wodurch eine derartige Reeognitio eingeleitet wird, bei G l a n v i l l a Buch XIII c 24. Dies ist die sogenannte „assisa utrum". Über das Verfahren bei derselben a. ausführlich bei B r a c t o n Buch IV tract. 5 (IV, 366 ff.). - Ein Urteil (zwischen 1135 u. 1147) des päpstl. Legaten Imarus in einem Rechtsstreit zwischen dem Bischof und den Mönchen von Rochester über Landgüter s. bei Bigelow, Placita 160. — Über die Besitzweise per liberam elemosynam s. § 21 Anm. 36. 146 13 Ed. 1 (1285) St. Westminster II c24: „ Eodem modo sicut conceditur breve utrum aliquod tenemmtum sit libera elemosina alicujus ecclesie, vel laicum feodum talis, decetero fiat breve utrum sit libera elemosina talis ecclesie, vel alterius Ecclesie, In casu quo libera elemosina unius ecclesie transfertur in possessionem alterius ecclesie." F. H&kowsr, Vei&anmg dor Kirche TOH EngUnd.

29

450

V, 1 4

Kirchengerichte.

besonderen persönlichen Gerichtsstandes der Geistlichen in Zivilsachen. das letztere wurde das erstere durchgesetzt. 141

Ebenso wenig wie

10. K l a g e n a u s V e r t r ä g e n , w e l c h e d u r c h E i d oder G e l ö b n i s b e k r ä f t i g t waren.148 In den Konstitutionen von Clarendon war für dergleichen Sachen die Zuständigkeit des Kirchengerichts ausdrücklich ausgeschlossen worden. 149 Der Staat hielt auch später diesen Standpunkt fest, 150 während die Kirchengerichte sich nur langsam fügten. 151 11. S t r e i t i g k e i t e n ü b e r P a t r o n a t ( V o g t e i ) und B e s e t z u n g s r e c h t e . Auf diesem Gebiet war der Streit zwischen Staat und Kirche am heftigsten. Der Staat hielt an seinem Recht fest, weil ihm hierdurch allein Sicherheit gegeben war, dafs die hergebrachte Einwirkung des Königs und anderer Laien auf die Besetzung kirchlicher Ämter nicht durch päpstliche Verordnungen, welche von den Kirchengerichten ihrer Entscheidung zu Grunde gelegt worden wären, geschmälert würde. Gerade deshalb hatte aber der Staat auf diesem Gebiet nicht nur mit der Landeskirche, sondern auch unmittelbar mit dem Papst zu kämpfen. Die ausschliefsliche Zuständigkeit des königlichen Gerichts bei Streitigkeiten über Patronat wird bereits in den Konstitutionen von Clarendon 152 und bei G l a n v i l l a 1 5 ' her147

Vgl. oben bei Anm. 74 ff. Über die s t r a f r e c h t l i c h e Verfolgung des Eidbruchs s. unten bei Anm. 186 ff. 149 c 15: „Placita de clebitis, quae fide interposita debentur, vel absque interpositione fidei, sint in justitia regis." — Wie G i l t e r b o c k , Hen. de Bracton und sein Verhältnis zum röm. Recht S. 106 ff. ausführt, waren nach älterem englischen Recht formlose Verträge vor den weltlichen Gerichten nicht klagbar; hieraus erklärt sich das Entstehen einer weitgreifenden kirchlichen Zivilgerichtsbarkeit wegen Treubruchs. 160 B r a c t o n Buch V tract. 5 c 2 § 2 (VI, 160): „. . . si in foro seculari agatur de aliquo placito quod pertineat ad coronam et dignitatem regia, et fides fuerit apposita in contractu, non propter hoc pertinebit cognitio super principali ad judicem ecclesiasticum." c 6 § 1 (VI, 201): „Item jurisdictionem suam (des Königs) non mutat fidei interpositio, sacramentum praestitum, nec spontanea renunciatio partium, quamvis sibi ipsis in hac parte praejudicent per consensvm." 151 Nach S t u b b s , Const. Hist. III, 357 Anm. 3 c 19 § 400 wurden solche Streitigkeiten lange vor den Kirchengerichten verhandelt, so seien z. B. 118 solche Fälle in den Akten des Kapitels Ripon von 1452—1506 enthalten. 152 c 1: „De advocatione et praesentatione ecclesiarum si controversia emerserit inter laicos, vel inter clericos et laicos, vel inter clericos, in curia domini regis tractetur et terminetur." 153 G l a n v i l l a Buch I V De Advocationibus Ecclesiarum (und an den in Anm. 80 angeführten Stellen) nimmt für das staatliche Gericht ausschließlich sowohl den Streit, über das Recht als Uber den Besitz des Patronats und Präsentationsrechts in Anspruch. Eine besondere Form des Besitzstreites in Patronatsachen, die assisa ultimae praescntationis, war (vgl. G l a n v i l l a Buch X I I I c 1, in Anm. 80) durch Landesgesetz eingeführt worden. Der Streit über das R e c h t des Patronats erfolgte nach Wahl des Beklagtem gemäfs dem Verfahren „per duellum" oder gemäfs der „Magna Assisa". (Glanvillai Buch I V c 6.) Vgl. auch G l a n v i l l a Buch X I I I c 18ff. c 20: „. . . . Is cui 8ui vel alicujus antecessorum suorum adjudicabitur ultima praesentatio, eo ipso Seisinam ipsius Advocationis intelligitur dirationasse; ita quod ad praesentationem ipsius prima Persona in ea Ecclesiai vacante per Episcopum loci instituetur, dummodo Persona idonea fuerit; . . . Klagen vor dem Kirchengericht zwei Kleriker gegeneinander, welche ihr Recht vom v e r s c h i e d e n e n Patronen ableiten, so dafs in Wahrheit das Patronatrecht in Streit ist, so kann bei dem weltlichen Gericht eine Prohibition nachgesucht werden, welche dann ergeht in Form des sogenannten „writ lndicavitr'. Derselbe lautet ( G l a n v . Buch IV c 13); 148

g 00. Von der normannischen Eroberung bis zur Reformation.

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vorgehoben, und dies blieb stets der Standpunkt der Staatsgesetze, der königlichen Erlasse und der Rechtsbttcher.1" Mehrere besondere Arten des Verfahrens vor weltlichen Gerichten bei Streit über den „Besitz" des Patronatrechts gelangten zur Ausbildung. ,u Wiederholt erhob die Geistlichkeit im 13. Jhdt. den Anspruch, dafs ihr die Entscheidung in Patronatsachen überlassen werde. Doch wurde nichts weiter durchgesetzt, als das Zugeständnis, dafs der kirchliche Richter über Idoneität des Präsentirten zu entscheiden habe1®* und dafs ihm die Entscheidung über die Vorfrage zustehe, ob die Pfründe erledigt „Rex Judicibus Ulis ecclesiasticis salutem. Indicavit nobis R. quod cum J. Clericus suus teneat Ecclesiam illam in iUa villa per suam praesentationem, quae de sua Ädvocatione est, ut dicit, N. clericus eandem petens ex Ädvocatione M. Müitis, ipsum J. coram vobis in Curia Christianitatis inde trahit in placitum. Si vero praefatus N. Ecclesiam illam diracionaret ex Ädvocatione praedicti M. palam est quod jam dictus R. jacturam inde incurreret de Ädvocatione sua. Et quoniam lites de Advocationibus Ecclesiarum ad Coronam et dignitatem meam pertinent, vobis prohibeo, ne in causa iüa procedatis, donec diracionatum fuerit in Curia mea, ad quem iüorum Advocatio ülius Ecclesiae pertineat." Dem Kirchengericht werden jedoch zugewiesen verschiedene Fälle eines Streites zwischen dem Patron und dem im Besitz der Pfründe befindlichen Kleriker, soweit das Patronatrecht selbst nicht in Frage ist. (Glanv. Buch IV c 9, 10.) Nach S t u b b s , Hist. Appendix I S. 28, 30 zum Bericht der Ecclesiastical Courts Commission 1883 (Drucksachen des Parlaments, Reports Bd. XXIV) geht aus den Briefen Johanns v. Salisbury hervor, dafs unter Erzbischof Theobald (1139—61) Kirchengerichte über Vogteistreitigkeiten entschieden, und dafs in diesen Fragen Berufungen an den Papst eingelegt wurden. Beispiele von Patronatstreitigkeiten aus der Zeit Stephans und dem Anfang der Zeit Heinrichs II, welche teils im kirchlichen, teils im weltlichen Gericht verhandelt wurden, s. auch bei Bigelow, Placita 174, 245 nach Chron. Monast. de BeUo (Anglicana Christiana Soc.) 110, 125. 1M Beispiele ausdrücklicher Aufrechthaltung: Bittschriften der Geistlichkeit v. 1280 u. 1300 und damalige Antwort d. Königs (in der Bittschrift v. 1309, W i l k i n s , COM. II, 320): „Item licet patronatus vicariarum, quae non ad laicum feodum, nec ad alias laicas personas, sed ad rectores ecclesiarbm pertinent, tanquam mere spirituale ad forum ecclesiasticum debeat pertinere; curia tarnen regia super patronatu hujusmodi vicariarum icognitionem usurpans, jurisdictionem ecclesiasticam super hoc impedit minus juste. Jtespondet rex: Quod aliquando praesentatio spectat ad rectores, aliquando ad alios, •sed de jure patronatus cognitio semper ad regem pertinet." Brief Eduards III t . 12. Mai 1343 an den Papst (Rymer, Foedera 4. Ausg. I I , 1223): Der Papst habe «inen Auftrag zur Entscheidung eines Patronatstreits in Rom erteilt; „. . . . sane, licet (Causae super jure patronatus quorumcunque beneficiorum ecclesiasticorum, regni nostrt Angliae, inter personas cujuscunique conditionis et status agitandae, ac placita transigressionum et inearcerationum ibidem in curia nostra, et non alibi, tractari debeant et ¡ßniri . . . ." Der Papst wird daher ersucht, seinen Auftrag, da derselbe einen Eingriff In das Recht des Königs enthalte, zu widerrufen. — Vgl. auch oben bei Anm. 138, 139. — Die verschiedenen Formulare für Prohibitionen in Patronatstreitigkeiten s. bei Bracton Buch V tract. 5 c 4 (VI, 172 ff.). 15S quare impedit, quare non permittit, darrein presentment u. a. Eine ausführliche Darstellung dieser Arten des Verfahrens s. bei Bracton Buch IV tract. 2 (IV, 1 ff.). Von älteren gesetzlichen Regelungen dieser Arten des Verfahrens vgl. Magna Carta v. 1215 c 18, 19 (Anhang VII); v. 1217 c 13—15 (Anhang VII Anm. 14, 15); 43 Sen. III ((1259) c 12; 52 Hen. III (1267) Stat. de Marieberge c 12; 13 Ed. I (1285) Stat. Westminster II c 5, 30 (aufrechterhalten in 12 Ed. II (1318) Stat. Eboracense c 4). 166 So schon Glan villa Buch XIII c 20 (oben Anm. 153). Antwort des Königs auf Beschwerde der Geistlichkeit (gegen 1245? Cole, Documents 354) art. 1: „Vocantur I'relati ad forum Domini Regis super eo quod ad ecclesias vacantes personas non admittunt tad prescntacionem eorum qui jus patronatus earundem in Curia Regis evicerunt. In quo 29*

452

V, 14. Kirchengerichte.

sei; 151 auch erhielt sich für Patronatstreitigkeiten eine Form des Verfahrens vor dem K i r c h e n g e r i c h t , jedoch nur als eine Art vorläufiger Untersuchung, und mit der Beschränkung, dafs die Entscheidung des Kirchengerichts durch Patronatsklage vor dem weltlichen Gericht angegriffen werden konnte. 158 Im 14. Jhdt. ergingen auch k i r c h l i c h e Vorschriften dahin, dafs falls die Pfründe erledigt sei, der Bischof die Entscheidung des königlichen Gerichts in Patronatsachen als mafsgebend ansehen solle.159 Von staatlicher Seite wurde dann in den Prämuniregesetzen die Zuständigkeit der weltlichen Gerichte in Patronatsachen wiederholt betont, und es wurde versucht, päpstliche Eingriffe in dies Gebiet möglichst auszuschliefsen. 160

Neben dieser, zum gröfsten Teil erst seit der normannischen Eroberung entstandenen Gerichtsbarkeit in Z i v i l s a c h e n übte die Kirche auch in diesem Zeitabschnitt ihre bereits früher vorhanden gewesene B u f s g e w a l t . Die Ausübung der letzteren ist aber in diesem Zeitabschnitt noch schwerer als in der angelsächsischen Zeit von der Handhabung einer eigentlich richterlichen Gewalt zu trennen, und zwar sowohl von der richterlichen Gewalt in Zivil-, als in Strafsachen. Offenbar waren sich auch die Zeitgenossen des Unterschiedes zwischen beiden Rechten nicht klar bewufst. In dreifacher Beziehung wurde die Verwischung des Unterschiedes befördert: 1. die Exkommunikation, ursprünglich ein Ausflufs der Bufsgewalt, wurde zum allgemeinen Mittel der Zwangsvollstreckung j e d e r Entscheidung des Kirchengerichts, in Zivil- wie in Strafsachen. casu si racione juris patronatos quod Prelati ad se ipsos vel ad alios pertinere dicant presentatos hujusmodi admitiere contradicant, per Principem argui consueverunt. Quod si causam aliam pretendan t velut de inhabilítate presentati aut de aliis que ad forum ecclesiasticum soient pertinere, Princeps eos inde quo ad forum suum liberos et absque calumpnia dimittet . . . ." 9 Ed. II (1315/6) st. 1 Articuli Cleri c 13: „Responsio. De idoneitate persone, presentate ad beneficium ecclesiasticum, perti.net examinado ad Judicem ecclesiasticum; et ita est hactenus usitatum et fiet in futurum." 161 B r a c t o n , Buch I V tract. 2 c 3 § 1 (IV, 34; vgl. auch S. 36. 78, 80): „Et si de advocatione contentio habeatur ut mm vacet vel non, super hoc erit Ordinarius consulendus, episcopus vel alius qui super hoc habeat cognitionem, quia laicus de hoc cognoscere non potest, . . . ." 25 Ed. III (1351/2) st. 6 c 8 : „Item come les ditz Prelati eient monstrez et priez remedie sur ce, qe les Justices seculers acrochent a eux conissance de voidance des benefices de droit, quelle conissance et discussion attient a Jugge de stinte eglise, et nient a lai Jugge; si voet le Roi et grante qe les dites Justices desore receivent tieles chalenges faites ou affaire par qecumqes Prelatz de seinte eglise, en celle partie, et outre ent facent droit et resoti." 189 Diese Form des Verfahrens vor dem Kirchengericht. ,jus patronatus" genannt, wird z. B. in 1 Ed. VI (1547) c 2 s 2 als Zweig der kirchlichen Gerichtsbarkeit erwähnt. Näheres über diese Form des Verfahrens s. bei P h i Ili m o r e , Eccles. Laic 445 ff. 1M Vgl. z. B. Konstit. d. Erzb. Stratford auf Provinzialkonzil London 134:2! ( W i l k i n s , Concilia II, 696) c 12: „. . . . Caeterum, ne in foro regio evincenti jus,patronatus adversus aliitm sua victoria sit inutüis, si scribatur ordinario, quod admittat praesentatum ab ilio, qui jus patronatus evicerit, ad beneficium hujusmodi, si de jure vacaverit, et de facto nihil obsistat canonicum, admittatur libere hujusmodi praesentatus sed si beneficium praedictum non vacaverit, ittud domino regi, vel justitiariis suis intimet Ordinarius, excusando se, quod, quia tale beneficium non vacat ad praesens, nequit regium mandatum adimplere; . . . ." i»0 Zusammenstellung der hierauf bezüglichen Gesetzesstellen s. § 23 Anm. 11.

§ 60. Von der normannischen Eroberung bis zar Reformation.

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2. Die Kirchengerichte bestrebten sich (in Anlehnung an Vorgänge der angelsächsischen Zeit),"1 in Angelegenheiten, wegen deren sie eine Bufsgewalt übten, dnrch das Mittel der Bufee zugleich in geeigneten Fällen die Zahlung einer Geldentschädigung an den Verletzten zu erzwingen. Hierdurch aber wäre auf einem Umweg auch die Entscheidung in Zivilprozessen, namentlich in Klagen auf Schadensersatz, in allen jenen Angelegenheiten auf die kirchlichen Gerichte übergegangen. Diesem Bestreben traten nun die staatlichen Behörden dauernd entgegen.162 Wahrscheinlich war auch dies der vorzüglichste — wenngleich nicht der ausschliefsliche — Grund, warum der Staat den Prälaten grundsätzlich nur gestattete, eine körperliche Strafe, nicht aber auch eine Geldstrafe als Bufse aufzuerlegen, unbeschadet späterer Ablösung der körperlichen Strafe durch Geld.183 3. In einzelnen Beziehungen wurde vom Staat den kirchlichen Ge181

Vgl. § 59 Anm. 19. Antwort dea Königs auf Beschwerde der Geistlichkeit (gegen 1245? Cole, Documents 354) art. 4: „De peccatis subditorum cognoscunt Prelati absque impedimento Regis, exceptis casibus in quibus consegui intendunt per hoc indirecte in foro ecclesiastico aliquid quod ad forum Regis et ad ejus perti.net jurisdiccionem. De perjurio et fidei violatione idem intelligatur ... ." 163 VgL Brief des Mönches Nicolaus von Rouen an Becket 1164 (Mat. f . Eist. Becket. Rer. Brit. Scr. No. 67, V, 146, 150): „In Anglia namque delinquentium culpae apud episcopos accusatorum non mulctantur injunctione poenitentiae, sed datione pecuniae." „Item quod multai pecuniae suscipiant episcopi propter peccata apud eos accusatorum, sacris canonibus non consentii; quia licet poena sacrilega sit pecuniaria, tarnen non semper episcopis, sed quibuscunque personis ad quos sacrilega querimonia pertine t, juste persolvitur." Beschwerde der Geistlichkeit auf dem Provinzialkonzil London 1267 (Wilkins, Concilia I, 726) c28: „. ...; si conveniantur coram loci ordinariis, statini porrigitur regia prohibitio, . . . . Idem fit, si convicti de adulterio, vd alio crimine, puniantur pecuniali ter, vel aliis in causis mere spiritualibus fuerint in expensis condemnati . . . ." Briefe Peckhams an die Bischöfe v. St. David's u. Llandaff v. 5. Aug. 1284 (Rer. Brit. Scr. No. 77, III, 794), betr. Mifsbräuche bei Auferlegung von Geldstrafen. In drcumspecte Agatis wurde das Recht der Prälaten zur Auferlegung von Geldstrafen als Regel anerkannt: „drcumspecte agatis . . . . non puniendo eos (i. e. episcop. Norwicens. et clerum), si placitum tenuerint in curia Christianitatis de his que mere sunt spiritualia, videlicet de correccionibus, quas Prelati facivnt pro mortali peccato, videlicet fornicatione, adulterio et hujusmodi, pro quibus aliquando infligitur pena corporalis, aliquando pecuniaria, maxime si convictus sit de hujusmodi lìber homo." [Coke, Inst. II, 489 nimmt jedoch an, dafs mit den Worten „aliquando pecuniaria" nur die Zulässigkeit einer U m w a n d e l u n g in Geld angedentet werden sollte.] Im Gegensatz hierzu bestimmt Art. Cleri c 2: „Si prelatus imponat penam pecuniariam alieni pro peccato, et repetat illam regia prohibicio locum habet; verumptamen si prelati imponant penitencias corporales, et sic puniti velint hujusmodi penitencias per pecuniam sponte redimere, non habet locum regia prohibicio, si coram prelatis pecunia ab eis exigatur." Entsprechende Bestimmungen für die Spezialfälle der violenta manuum injectio in clericum und der diffamacio finden sich bereits in drcumspecte Agatis und sind in Art. Cleri c 3 u. 4 wiederholt. Nur wo eine kirchliche Zivilgerichtsbarkeit gewährt werden sollte (deeimae, mortuaria, pensimesj ist in den Art. Cleri das Kirchengericht für zuständig erklärt „etiam si propter detencionem istorum diuturnam ad estimacionem earundem pecuniariam veniatur" (c 1 u. 2). 162

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richten eine wirkliche Strafgewalt zugestanden, mit einem über die kirchliche Bufsgewalt hinausgehenden Recht zur Verhängung von Freiheitsstrafen und sogar der Todesstrafe.164 Die Strafgewalt gegen Ketzer bildet den hauptsächlichen hierher gehörigen Fall. Einige andere Fälle stehen auf der Grenze zwischen Bufsund eigentlicher Strafgewalt. In England übte die Kirche in dem liier zur Erörterung stehenden Zeitabschnitt eine strafähnliche Gewalt105 namentlich bei Sittlichkeitsvergehen, Angriff gegen Kleriker, Verleumdung, Nachlässigkeit in der Unterhaltung von Kirchen und Kirchhöfen, Weigerung der Entrichtung von Kirchenabgaben, Simonie, Leihen auf Zins und Eidbruch.166 Auch auf diesem Gebiet wurden die kirchlichen Zuständigkeiten mannigfach vom Staat eingeengt und durchbrochen. In vielen Beziehungen waren die staatlichen Gerichte neben den kirchlichen zuständig, oder dieselbe Sache konnte doch wenigstens unter einein anderen Gesichtspunkt, namentlich auf Grund einer Schadensersatzklage, auch vor den staatlichen Gerichten verhandelt werden.107 Im einzelnen kommt folgendes in Betracht: 1. K e t z e r e i . Die hierher gehörigen Vorschriften sind oben in § 19 zusammengestellt. 2.

Sittlichkeitsvergehen.

Die Zuständigkeit der Kirchengerichte in dieser Beziehung war aus der angelsächsischen Zeit überkommen. Sie wurde vom Staat dauernd anerkannt. 168 164 Das Kirchengericht erkannte allerdings f o r m e l l nicht auf „Todesstrafe", sondern daliin, „dafs der betreffende Ketzer (als rückfällig u. s. w.) dem weltlichen Arm zu überliefern sei." Dies war jedoch s a c h l i c h gleichbedeutend mit Todesstrafe, denn die Vollstreckung der letzteren sollte nach dem Gesetz u n m i t t e l b a r auf Grund des kirchlichen Urteils (durch weltliche Heamte) erfolgen. Vgl. jedoch § 19 Anm. 11. 165 Vgl. Antwort des Königs auf Beschwerde der Geistlichkeit (gegen 1245? C o l e , Documenta 856) Art. 13: „. . . . si peccata puniant Prclati pena spirituali, veluti jejuniis, elemosinis, fustigacionibus et consimilibus, neque per Regem neque per proccres impediuntnr." 166 Über die Gegenstände, auf welche sich nach den päpstlichen Rechtgquellen das kirchliche Strafrecht bezieht, vgl. die Zusammenstellung bei R i c h t e r , Kirchenrecht §322 Anm. 1. Ausführlich H i n s c h i u s , Kirchenrecht Bd. V § 270. "" Antwort des Königs auf Bittschriften der Geistlichkeit v. 1280 u. 1300 (in der Bittschrift v. 1009, W i l k i n s , Concilia II, 319): „Respondet rex: Quoil quando eadem causa diversis rationibus coram diversis judicibus ecelesiasticis et sccularibus ventilatur, utpote de violenta manuum injectione in elcriciim; tunc, non obstante ecclesiastico judicio, curia regia idem negotium tractat, ut sibi expedire videtur; diverso tarnen modo, sicut supra dicitur." 9 Ed. II st. 1. (1315/6) Articuli Cleri c 6: „Responsio. Quando eadem causa, diversis racionibus, coram Judicibus ecclesiasticis et secularibus ventilatur, ut supra patet de injeccione violenta manuum in clericum, dicunt quod non obstante ecclesiastico judicio, Curia Regis ipsum tractat negocium ut sibi exqpedire videtur, . . . ." 188 13 Ed. I (1285) Circumspecte agatis (oben Anm. 163): „fornicatio, adulterium et hujusmodi". Erlafs Eduards I v. 18. März 1297 (Lib. Custumarum; Rer. Brit. Scr. No. 12; II, 213. Vgl. jedoch a. a. 0 . I I , 831 Glossar s. v. Tonellum). Eine erweiterte Strafgewalt gegen K l e r i k e r in solchen Fällen giebt 1 Hen. VII (1485) c 2 (oben Anm. 29).

§ 00. Von der normannischen Eroberung bis zur. Reformation.

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3. A n g r i f f gegen K l e r i k e r . ( S a k r i l e g . ) In Circumspecte Agatis ist als bereits früher 1,9 zugestanden anerkannt, dafs die Kirchengerichte einschreiten können. Daneben ist jedoch dem weltlichen Gericht vorbehalten, den Thäter wegen Brach des Ktinigsfriedens zur Verantwortung zu ziehen.110 In Articuli Citri ist dies bestätigt." 1 Es blieben auch im 14. u. 15. Jhdt. stets das weltliche und das kirchliche Gericht nebeneinander zuständig.17a 4. V e r l e u m d u n g (defamatio). Auch in dieser Beziehung wird in Circumspecte Agatis als bereits früher zugestanden anerkannt, dafs den Kirchengerichten die Entscheidung gebühre.173 Dasselbe ist in Articuli Cleri ausgesprochen.174 Nichtsdestoweniger suchten die weltlichen Gerichte die Zuständigkeit der Kirchengerichte auf den Fall zu beschränken, dafs die Verleumdung sich auf Verhältnisse bezog, welche ohnedies der Entscheidung der Eirchengerichte unterstanden.116 Anfserdem war verboten, dafs auf dem Wege der Verleumdungsklage vor den Kirchengerichten diejenigen Personen angegriffen würden, welche in einer weltlichen Voruntersuchung gegen Laien oder Kleriker Belastendes ausgesagt hatten.'™ Soweit durch eine im VgL aus früherer Zeit B ige low, Placito. Anglo-Normannica 127 (unbestimmtes Datum ans der Zeit Heinrichs I) : „Henricus rex Angliae,, Ricardo episcopo de Lundonia salutem. Mando tibi ut facias plenum rectum abbati Westmonasterii, de hominibus qui fregerunt ecdesiam suam de Wintonia noctu et armis. Et nisi feceris, barone» mei de Scaccario faciant fieri, ne audiam clamorem inde pro penuria recti." 170 Circ. Agat. Erster Teil: „. . . . de violenta manuum injeccione in clericum, et in causa diffamacionis. concessum fuit alias quod placito, inde teneantur in Curia Christianitatis, dummodo non petatur pecunia, sed agatur ad correccionem peccati." Zweiter Teil: ,rn quis manus violentes iniecerit in clericum, pro pace Domini Regis debent emende fieri coram Rege; pro excommunicacione vero coram Episcopo, et si imponatur pena corporalis, quam si reus velit redimere dando prelato vel leso pecuniam potest, nec in talibus locus est prohibicioni. In diffamacionibus libere corrigant Prelati regia prohibidone non obstante, licet porrigatur." Vgl. Fleta Buch I c 29 De Abjuratìonibus. § 7: „Committentes autem Sacrilegium per Ecclesiam tueri non debent, sed per Clerum judicandi et degradandi; . . . (s. auch Buch I c 32 § 34, oben Anm. 33). 171 Art. Cleri c 3: „Insuper si aliquis violentas manus injecerit in clericum, pro violata pace debet emenda fieri coram Rege, pro excommunicacione vero coram prelato, ut imponatur penitencia corporalis; quam si reus velit sponte per pecuniam redimere dandam prelato vel leso, potest repeti coram prelato, nec in talibus regia prohibicio locum habet." c4: „In diffamacionibus edam corrigant prelati supradicto modo, regia prohibidone non obstante." 172 Beeves, Hist, of Engl. Law c25; 3. Ausg. IV, 102. 173 Vgl. oben Anm. 170. Über frühere Versuche, den Kirchengerichten die Zuständigkeit in dieser Beziehung zu nehmen, s. oben Anm. 79. im Vgl. oben Anm. 171. — S. aber Beschwerde der Geistlichkeit im Provinzialkonzil London 1399 (Wilkins, Concilia III, 240) c 48 (abgedruckt unten Anm. 194). 175 So spätestens seit dem 15. Jhdt. Vgl. die Urteile 2 Hen. IV 15 und 18 Ed. IV Q, angeführt bei Reeves, Hist, of English Law c25; 3. Ausg. IV, 101. S. auch Bericht der Eccles Courts Commission 1833: „Causes of Defamation may be defined to be Suits, instituted by persons whose good fame is alleged to have been injured by some individual uttering words respecting them, importing that they have been guilty of incontinency." 116 1 Ed. Ill (1326/7) st. 2 c 11 : „Auxint plusours gentz sont grevement pleyntz qe quant diverses gentz, auxibien Clerks come lays, ount este enditez devant viscontes en lour tours, et puis par enqueste procure sont ddiverez devant Justices, et apres lor deliverance suient en Court Crestiene devers les enditours, par quoi plusours gentz des Countees se

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Verleumdung Schaden entstanden war, konnte übrigens unter dem Gesichtspunkt des Schadensersatzes die Sache auch vor den weltlichen Gerichten anhängig gemacht werden. 5. N a c h l ä s s i g k e i t in d e r U n t e r h a l t u n g v o n K i r c h e n u n d K i r c h h ö f e n . Die Zuständigkeit der Kirchengerichte ist in Circumspecte Agatis anerkannt. 177 6. W e i g e r u n g d e r E n t r i c h t u n g von K i r c h e n a b g a b e n . Die Zuständigkeit der Kirchengerichte im Strafverfahren ging hier ebenso weit wie die Zuständigkeit derselben im Zivilverfahren (s. oben bei Zuständigkeit der Kirchengerichte in Zivilsachen No. 6 u. 7).178 7. Simonie. Vorübergehend im 13. Jhdt. versuchten die Könige, auch in dieser Beziehung die Zuständigkeit der Kirchengerichte auszuschliefsen.lTO Im allgemeinen blieb jedoch anerkannt. dafs die Kirche das Recht habe, auf diesem Gebiet einzuschreiten. 190 8. L e i h e n auf Z i n s ( = usura). Die Kirche ging gegen das Leihen auf Zins (ohne Rücksicht auf die Höhe des Zinssatzes) mit Strafen vor. Von Mitte des 12. bis Mitte des 13. Jhdts. finden sich staatliche Verbote gegen die Ausübung einer derartigen Gerichtsbarkeit durch die Kirche. 181 Später liefs der Staat die Kirche auf diesem Gebiet gewähren. Der Staat seinerseits erklärte christliche Zinsleiher für unfähig zu testieren und zog nach ihrem Tode, gleichgiltig ob sie testiert hatten oder nicht, ihr Vermögen ein. Daneben war auch während des Lebens der Zinsleiher eine staatliche Verfolgung derselben möglich. Als staatliche Strafe gegen Zinsleiher wird erwähnt bald Verbannung, bald Einsperrung und Verwirkung des Vermögens, bald die Strafe des Diebstahls. Nach G l a n v i l l a s Zeugnis pflegte jedoch der Staat sich auf die Einziehung des beweglichen Vermögens nach dem T o d e zu beschränken und gegen Zinsleiher während ihres L e b e n s nicht vorzugehen. 183 doutent plus denditer les malveys; Le Roi voet qe en tieux cas chescun qe se sent greve, eyt sur ce prohibición en Chaunceüerie fourme en son cas." 117 Circ. Agat. : „si Prelatus pro Cimiterio non clauso, ecclesia discooperta vel non decenter ornata . . . . pcnam imponat." 178 Speziell für die Zahlung des R ö m e r p f e n n i g s vgl. leges Quii. I ( S c h m i d , Ges. d. Angelsachsen) I c 17 § 2: „Qui vero denarium Sancii Petri detinet, cogetur censura ecclesiastica ilium solvere, et insuper 30 denarios pro forts facto." § 3: „Quod si ante justitias regis placitum venerit, habebit rex XI sol. pro forisfactura, et episcopus 30 denarios." 179 Vgl. oben Anm. 79. 180 B r a e ton III, 140 (oben Anm. 143). 181 Im Jahre 1163 liefs Heinrich I I dem festländischen Bischof v. Poitiers untersagen, „ne super accusatione foenoris quemquem audire t." (Brief des Bischofs v. Poitiers an Thomas Becket. Materials for Hist, of Becke t\ Rer. Brit. Scr. No. 67; V, 38). Beschwerde der Geistlichkeit, 1237 (oben Anm. 79). 182 Über das staatliche Recht im 12. n. 13. Jhdt. vgl. namentlich: Beispiel einer Anklage im J . 1116 wegen Schatzunterschlagung („latrocinium et usura") und Verhandlung vor einem staatlichen Gericht, bei B i g e l o w , Placita Anglo-Normannica 111. Leg. Edwardi Conf. (normann. Rechtsbuch, wahrscheinlich Anfang d. 12. Jhdt.; S c h m i d , Anhang X X I I ) Codex Harleianus c 37: „Usurarios etiam defendit Edwardus, ne esset aliquis in regno suo. Et si aliquis inde probatus esset, omnes possessiones suas perderet, et pro exlege haberetur. Hoc autem dicebat, saepe se audisse in curia Regis Francorum, . . ." G l a n v i l l a (gegen 1180—90) Buch VII c 16: „ . . . Usurarli... omnes res (sive testatus sive intestatus decesserit) domini Regis sunt. Vivus autem non solet aliquis de crimine Usurae appeüari nec convinci: sed inter canteras regias inquisitiones solet inquirí et probari aliquem in tali crimine decessisse, per duodeeim legales homines de vicineto et per eorum sacramentum. Quo probato in Curia, omnes res mobiles et omnia cataJla, quae fuerunt ipsius usurarii mortui, ad usus domini Regis capientur, . . . ." Buch X c 3: „ . . . . Cum

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Dnrch Gesetz von 1341 wurde anerkannt, dafs der Kirche die Verfolgung der Zinsleiher während ihres Lebens, dem Staat die Einziehung des Vermögeng nach dem Tode zustehe.119 Dies Gesetz wurde im nächsten Jahre mit anderen Gesetzen desselben Parlaments aufgehoben,184 und es scheint, dafs eine Verfolgung der Zinsleiher während ihres Lebens sowohl für den Staat wie für die Kirche zulässig blieb. Eine staatliche Bestrafung der Zinsleiher während ihres Lebens wurde dann ausdrücklich durch Gesetz am Ende des 15. Jhdts unter Heinrich VII vorgeschrieben; der Kirche wurde daneben ihre Strafgewalt vorbehalten.1" quis itaque aliquid tale (quod consistit in numero vei fondere vel mentura) crediderit, »» plus eo receperit, Usuram facit (vgl. auch c 8); et si in tali crimine obierit, damnabitur tanquam usurarius per legem terrae, unde superius dictum est plenius ...." Vgl. auch den Dialogus de scaccario. Verordnung Richards I zwischen 1194 u. 1199 (erwähnt in Itinerarium Ritardi; Ber. Brit. Scr. No. 38; I, 449): „ . . . Item ne quis Christianorum deprehenderetur foenerator, nec amplius quam commodaverat quacunque conventionis occasione reciperet; quod ai forte redditum vel terras quis in pignus suscepisset, vel quidlibet aliud ab altero unde annuum proveniret emolumentunif, recepta tarnen sorte, obligata possessio pristinum rediret ad dominum non obstante cùjuscunque termini quasi nondum finiti pactione. Si quis autem contra haec statuta convinceretur venisse, per annum et diem carcerali plecteretur penuria, regiae postmodum obnoxius misericordiae." Aufzählung der Gegenstände, Uber welche die reisenden Richter im Jahre 1194 verhandeln sollten (Hoveden; Ber. Brit. Scr. No. 61; III, 264) c 15: „Item de foeneratoribus, et eorum cataUis, qui mortui sunt." Im Jahre 1198 (a. a. O. IV, 02) c 12: „De usuris Christianorum, et eorum cataUis qui sunt mortui." Ahnlich das Beispiel einer Anweisung an die reisenden Richter bei B r a c t o n (Ber. Brit. Scr. No. 70) II, 244. [VgL Magna Carta v. 1215 c 10 (Anhang VII), 20 Hen. III (1235/6) Stat. Merton c 5 (Anhang VII Anm. 9).] Bot. Pari. 51 Hen. III (angeführt von Coke, Instit. III c 70), Petitiones Cleri: „Ad 16 Artic. de usuris respondetur: Quod licet Episcopi» pro peccato ilio poenitentiam usurano injungere salutarem. Sed quia commettendo usuram, usurarius furtum committit, et super hoc est convictus, catalla et tenementa usurarti, sicut catalla furi» sunt regis, et ri qui sequi voluerint contra hujusmodi usurarium, restituantur eis bona sua, quae ipsi usurarti per usuram extorserunt." Fleta, lib. II c 1 § 19: „Item, atrox injuria est quae omnium mobilium amisrionem conferì, et Legem liberam aufert, et quae locum habet in Usurariis Christianis, et de perjurio convictis, " lib. I c 20 De Capitulis Coronae et Itineris § 28: „De JJsurariis Christianis, qui fuerint; et si qui mortui fuerint, qui Catalla eorum habuerint, et quantum." Mirrour aux Justices c 1 s 16 De Viewes de Franck-pledge: „Lea articles sont ceux: De Christians usurers; et de touts lour biens." 15 Ed. III (1341) st. 1 c 5: „Item accorde et assentuz est qe le Boi et ses heires eient la conisaunce des usereres mortz et qe les Ordinäres de sante esglise eient la conisaunce des usereres vifs, desicome a eux attient, faire compulsioun par censure» de seint esglise pur le pecche, de faire restitucion des usures prises contre la lei de scinte esglise." Weltliche Strafen gegen Zinsleiher während ihres Lebens sind angedroht im Erlafs Eduards I I I v. 7. März 1364 u. der darauf gestützten Verordnung der Stadt London {Lib. Albus; Her. Brit. Scr. No. 12; I, 368 ff.). IM Das Gesetz 15 Ed. III st. 1 ist vom König (15 Ed. III st. 2) widerrufen: „volentes tarnen quod articuli in dicto statuto contenti, qui per alia statuta nostra vel progenitorum nostrorum Begum Angliae sunt prius approbati, iuxta formam dictorum statutorum . . . . observentur." 188 3 Hen. VII (1487) c 6 setzt für Leihen auf Zins, welches unter Kauf, Vergleich u. s. w. verschleiert ist, Strafe von 100 lib. fest, auf welche durch den Kanzler oder die Friedensrichter zu erkennen ist, „reservant all Esglise, cest punissement nient contristeant (= ohne dafs die weltliche Bestrafung entgegensteht), la correccion de lour almes a les leies dicell accordant" (vgl. auch c 7). 11 Hen. VII (1495) c 8 hebt vorstehendes Gesetz als dunkel auf. Bei Leihen auf Zins (durch Darlehn oder unter Ausnutzung der Notlage

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V, 14. Kirchengerichte.

9. E i d b r u c h u n d B r u c h des V e r s p r e c h e n s ( p e r j u r i u m u n d fides laesa). In dem ersten Jahrhundert nach der normannischen Eroberung wird eine staatliche Bestrafung des Eidbruchs nur erwähnt in dem durch das Lehnrecht vorgesehenen Fall der Verletzung des Lehnsgelöbnisses und in den Fällen der Verletzung des Eides, welchen die juratores186 zu leisten hatten. 187 Daneben übten wahrscheinlich die kirchlichen Behörden das Recht, in jedem Falle der Verletzung eines Eides oder eines Versprechens Bufsen aufzulegen. Nach den allgemeinen Grandsätzen mochten sie wohl im Anschlufs hieran versuchen, auch auf die Erfüllung des gebrochenen Versprechens hinzuwirken. Die Ausübung dieser Zivilgerichtsbarkeit wurde in den Konstitutionen von Clarendon verboten." 8 Die durch Kauf und Rückkauf, oder durch Nutzniefsung am Pfände) soll auf Klage vor dem königlichen Gericht die Hälfte des Darlehns an den König, oder bei Popularklage ein Viertel der Darlehnssumme dem König, ein Viertel dem Popularkläger verwirkt werden, „Reservyng ahcey to the spirituaU jurisdicción their lawefull punysshinentis in every case of Usurie." 186 Dieselben hatten damals eine Mittelstellung zwischen Zeugen und Geschworenen im heutigen Sinn. 181 Gesetze Wilhelms I (Vorrede S. CI zu H o v e d e n , Rer. Brit. Ser. No. 51) c 6 : „ . . . . st Francigena appellaverit Anglum de perjurio . . . . Anglus se defendat per quod melius voluerit, aut judicio ferri, aut duello . . . ." Ein Beispiel eines Verfahrens vor einem staatlichen Gericht gegen meineidige juratores unter Wilhelm I s. bei B i g e l o w , Placita Anglo-Normannica. London 1879. S. 34. Vgl. auch Ordericus Vitalis (Ausgabe v. le P r e v o s t ) IV, 239: „Anno ab Incamatione Domini 1107 Henrichs rex proceres mos eonvocavit, et Rodbertum de Monteforti placitis de violata fide propulsavit. Unde idem, quia reum se sensit, licentiam eundi Jerusalem accepit, totamque terram svam regi reliquit." Leges Henrici I (nonnann. Rechtsbuch, aus der 2. Hälfte des 12. Jhdts.) c 53 § 4: „St dominus de felonía vel fide mentita compellat ( = vor das Gericht fordert) hominem suum, . . . ." Assisa de Essoniatoribus (Vorrede S. CV zu H o v e d e n a. a. O. Bd. II): si essoniatores voluerint invenire vadium et plegium quod ad diem habebunt warantum suum, et si non habuerint, deinde capiantur ut perjuri." Nach G l a n v i l l a (gegen 1180-90) Buch I I c 19 bestanden staatliche Strafen für den Meineid deT juratores in der assisa. Ausführliche Vorschriften über das Verfahren und die Strafen in dergleichen Fällen s. bei B r a c t o n Buch IV tract. 5 c 4, 5 (IV, 388 ff.) Fleta Buch V c 16; B r i t t o n Buch IV c 9. Vgl. auch Fleta Buch I I c 1 § 19: „Item, atrox injuria est quae onmium mobilium amissionem confert, et Legem liberum aufert, et quae locum habet in Usurariis Christianis, et de perjurio convictis, . . ." Nach Fleta Buch V c 16 § 4 und B r i t ton Buch IV c 9 § 3 soll nur die Verletzung eines a s s e r t o r i s c h e n (auf Vergangenheit oder Gegenwart bezüglichen), nicht die eines promissorischen Eides strafbar sein. Hierbei wird der Eid der Geschworenen zur ersteren Klasse gerechnet. Im Mirrour aux Justices c 1 s 4 und c 4 s 19 ist der Begriff „perjury" aufserordentlich weit gefafst. Es wird darunter namentlich auch jede Verletzung eines Treueides oder einer Amtspflicht begriffen; vgl. z. B. (Ausgabe H o u a r d IV, 497): „En perjury chéent vers le Roy . . . . touts ceux subjccts le Roy qui le maudissent ou escomengent". 188 c 15: „Placita de debitis, quae fide interposita debentur, vel absque interpositione fidei, sint in justitia regia." Becket und Alexander I I I scheinen angenommen zu haben, dafa in den Konstitutionen von Clarendon auch die Ausübung der entsprechenden Strafgerichtsbarkeit verboten sei; es ist nicht ersichtlich, dafs sie hierbei eine andere Bestimmung als die obige hätten im Auge haben können. Becket verdammte in Vezelay 1166 unter anderem als in den Konstitutionen von Clarendon enthalten: „Quod non liceat episcopo coercere aliquem de perjurio vel fide laesa." (Bericht Beckets an Alexander III. Materials for History Becket; Rer. Brit. Ser. No. 67; V, 387). Alexander I I I schreibt 1165/6 an Heinrich I I : „... • negotia ecclesiastica, et praesertim criminalia, quae de laesione fidei vel juramenti emergunt, causas quoque super rebus et possessionibus ecclesiarum, personis ecclesiasticis tractanda relinquere . . . . non adeo serenitatem tuam deceret quam etiam expediret." (Materials a. a. O. VI, 554.)

§ 60. Yon der normannischen Eroberung bis zur Reformation.

459

Unterscheidung zwischen Z i v i l - und S t r a f klage — welche schon von G l a n v i l l a betont wird 1 " — wurde aber weder vom Staat noch von der Kirche streng eingehalten. Einerseits fahren die Kirchengerichte noch geraume Zeit fort, Klagen „de perjurio et fide laesa" ohne nähere Unterscheidung allgemein für sich in Anspruch zu nehmen; andererseits verboten Heinrich III und im Anfang wohl auch Eduard I allgemein Verhandlungen der Kirchengerichte Aber jene Gegenstande.1(0 Ob im Erlafs Circumspecte Agatis hierüber eine Bestimmung getroffen wurde, ist zweifelhaft.191 Jedenfalls scheint gegen Ende des 13. Jhdts. anerkannt gewesen zu sein, dafs die Kirchengerichte, wenn sie sich auf die zulässigen Bufsmittel beschränkten, in allen Fällen des Eid- oder Treubruchs strafen könnten. Dies wurde in gerichtlichen Entscheidungen unter Eduard III 192 und Heinrich V I l m festgehalten. Daneben finden sich Beispiele von Urteilen aus der Zeit von Heinrich IV bis Eduard IV, in welchen die frühere Vermischung wiederkehrt, indem die weltlichen Gerichte den Kirchengerichten j e d e s Vorgehen wegen Eid- oder Treubruchs untersagen, falls der Streit über die Verpflichtung, welche durch den Eid bestärkt werden sollte, vor das weltliche Gericht gehörte.191 Seit Ende der Regierung Eduards IV wurde dann bei den weltlichen Richtern die Ansicht herrschend, dafs die Kirchengerichte wegen Eid- oder Treubruchs, falls die Hauptsache znr Zuständigkeit des weltlichen Gerichts gehöre, zwar strafen könnten, aber nur von Amts wegen, nicht auf Betreiben der Partei.199 Hierbei 189 G l a n vi IIa Buch X c 12: „Die autem statuta debitore apparente in Curia, creditor ipse si non hdbeat inde vadium neque plegios neque aliam diraciona tionem nisi solam fidem, nulla est haec probatio in Curia domini Regis. Verun tarnen de fidei lesione vel trasgressione inde agi poterit in Curia Christianitatis. Sed Judex ipse ecdesiasticus, licet super crimine tali possit cognoscere et convicto penitentiam vel satisfactionem injungere, pianta tarnen de debitis laicorum vel de tenemenhs in Curia Christianitatis per Assisam regni, ratìone fidei interpositae, tractare vel terminare non potest . . . ." no Vgl. oben Anm. 79. S. auch Beschwerde der Geistlichkeit auf dem Provinzialkonzil London 1257 (Wilkins, Concilia I, 726) c 27: „. . . .; si inter laicos in contractibus interveniat fidei datio, vel infringat jusjurandum quin juramentum vel fidem, et judex (sc. ecclesiastìcus) velit cognoscere de tali peccato mortali (saltern ad poenitentiam injungendam) porrigitur regia prohibitio; et solus animarum impeditur in damnationem plurimorum, ea occasione, quod ratìone cataUorum praestitum fuerat jusjurandum." 191 In einigen Handschriften fehlen die Worte „et similiter de fidei laesione", so in dem Text, welcher in Statutes of the Realm aufgenommen ist. Vgl. St. of R. I, 101 Anm. 9. Standen die Worte in jener Verordnung, so wurde hierdurch bestimmt, dafs die Kirchengerichte in diesen Sachen vorgehen durften „dummodo non petatur pecunia, sed agatur ad correccionem peccati". Hiermit würde Übereinstimmen der oben Anm. 162 abgedruckte königliche Bescheid. 1M 22 Ass. 70; Fitz. Prohib. 2, angeführt bei Reeves, Hist, of Engl. Laic Ausg. 1869 III, 104. 34 Sen. VI 70, angeführt bei R e e v e s a. a. 0. 194 R e e v e s a. a. 0. führt folgende Beispiele an: 1. 2 Hen. IV, 15. Bro. Praem, 16; 2. 11 Hen. IV, 83 (88?); 3. 38 Hen. VI, 29; 4. 20 Ed. IV, 10; 22 Ed. IV, 20. - Vgl. Beschwerde der Geistlichkeit im Provinzialkonzil London 1399 ( W i l k i n s , Concilia III, 240) c 48: „Item in causis perjurii et defamationis quum in foro ecclesiastico agitur duntaxat ad poenam canonicum imponendam si generalis prohibitio regia judici porrigitur, quamvis judex ille constare faciat sub sigillo suo in cancellarla regis de hujusmodi causa, et quod procedatur tantummodo ad poenam canonicam ea occasione mfiigendam, consultatio regia (vgl. § 27 Anm. 10 a. E.) denegatur. Unde perjurium incurrentibus et defamantibus grave imminet periculum morum, cum perjurium et defamatio hujusmodi sic perpetuo maneant impunita. Quare supplicant . ... ut rex dignetur gratiose concedere, quod in hiis casibus poterit consultatio emanare." 195 Nach Reeves a. a. 0. wurde diese Ansicht zuerst gegen Ende der Regierung Eduards IV durch die Richter Brian und Littleton ausgesprochen und später in dem Urteil 12 Hen. VII, 22 gebilligt.

460

V, 14. Kirchengerichte.

wurde wohl davon anggegangen, dafs die Partei in der Regel nur verfolgen weide, wenn sie hierdurch die Erfüllung des Vertrages erzwingen wolle.1S6 Anf diesem Umwege wurde daher im wesentlichen wieder zu der alten Unterscheidung zurückgekehrt, dafs wenn es sich nur um Auflegung einer Bufse handele, das Kirchengericht in a l l e n Fällen von Eidoder Treubruch zuständig sei. Unter Heinrich VII (1485—1509) ergingen ausführliche Bestimmungen über das staatliche Verfahren gegen Personen (namentlich Geschworene), welche ihren vor einem staatlichen Gericht geleisteten Eid verletzen würden. 1,7

§ 61. c. V o n der R e f o r m a t i o n b i s zur G e g e n w a r t . 1. Teilnahme

von Geistlichen

an weltlichen

Gerichten.

Schon während des vorigen Zeitabschnitts waren die Volksgerichte bis auf wenige Überreste durch die königlichen Gerichte verdrängt worden. Damit erlosch die Teilnahme von Kirchenbeamten als solchen am weltlichen Gericht, welche an die alte Verfassung der Volksgerichte anknüpfte. Andererseits waren Geistliche als solche nicht von der Teilnahme im königlichen Gericht a u s g e s c h l o s s e n . So kommt es z. B. häufig vor, dafs Geistliche die Stellung von Friedensrichtern bekleiden. In Gesetzen der Reformationszeit wurde für einzelne Fälle des Verstosses gegen die vorgeschriebene Kirchenlehre die Möglichkeit einer Bildung von gemischten Gerichten vorgesehen.1 Diese Bestimmungen haben dauernde Bedeutung nicht erlangt. ,M

R e e v e s a. a. 0. 11 Sen. VII (1495) c 21 An Act agaynst Perjurye. Betrifft Verfahren gegen Geschworene in London, welche unter Verletzung ihres Eides einen unrichtigen Spruch abgeben. c 24 An Acte for Writtes of Attaynt to be brought agaynst Jurors for untrue Verdictes. Entsprechend, ohne Beschränkung auf London. Giltig bis zum nächsten Parlament, c 25 An Acte agaynst Perjury unlawfull mayntenaunce and corrupcion in officers, s 2 ff. betreffen Eidbruch gelegentlich eines inquest vor dem Friedensrichter; s 6 betrifft den Fall ,,if perjury bee commytted by proves in the Ringes Courte of the Chauncery or before the Ringes honorable Councell or els where". Giltig bis zum nächsten Parlament. In diesen drei Gesetzen ist die kirchliche Gerichtsbarkeit nicht erwähnt. 197

1 34 & 35 Hen. VIII (1542/3) c 1 s 2 u. 17: Wer etwas behauptet u. s. w. was den seit 1540 obrigkeitlich verkündeten Glaubenslehren u. s. w. widerspricht, soll verurteilt werden durch den Bischof und zwei Friedensrichter, oder durch zwei Mitglieder des Staatsrats (Ring's counciUj oder durch vom König ernannte Kommissare. Nur mit b e r a t e n d e r Stimme soll ein Geistlicher zugezogen werden nach 1 Ed. VI (1547) c 1; s 1, 2: Prozesse wegen Verächtlichmachung und Beschimpfung des Abendmahls sind vor den Friedensrichtern zu verhandeln; s 5: Die Friedensrichter sollen folgendes Schreiben an den zuständigen Bischof senden: „Rex . . . . Episcopo L. salutem. Praecipimus tibi quod tu Cancellarius tuus vel alius deputatus tuus sufficienter eruditus sitis cum Justiciariis nostris ad pacem in Comitatu nostro B. conservandam assignatis apud D. tali die ad sessionem nostram consilium et advisamentum eisdem ad tunc et ibidem tenemdam ad dandum Justiciariis nostris ad pacem super arranamentum et deliberacionem offendencium contra formam statuti concernentis sacrosanctum Sacramentum Altaris." 2 & 3 Ed. VI (1548) c 1 Act of Uniformity; s 4 : Vergehen gegen dies Gesetz sollen ontersacht und entschieden

§ 61. Von der Reformation bis zur Gegenwart.

461

2. Kirchliche Gerichte. Die Reformation als solchd änderte nichts an der Zuständigkeit der Kirchengerichte.2 Langsam schritt jedoch auch während der Reformationszeit die schon nnter Heinrich VII beginnende allmähliche Beschränkung der kirchlichen Zuständigkeiten fort. Im Anfang der ersten Revolution wurde der Kirche alle Berechtigung zur Auflegung von Geldoder Freiheitsstrafen genommen, nach Rückkehr des Königshauses jedoch im früheren Umfang zurückgegeben.3 Die Abbröckelung von Zuständigkeiten der Kirchengerichte nahm nichtsdestoweniger ihren Fortgang und fand erst in der Mitte des 19. Jhdts. einen vorläufigen Abschlufs. a. Z u s t ä n d i g k e i t in persönlicher B e z i e h u n g . Die Gesetzgebung der Reformationszeit knüpfte in dieser Beziehung an die Beschränkungen der kirchlichen Zuständigkeit an, welche zum Teil bereits Heinrich VII dauernd eingeführt, zum Teil Heinrich VIR in den ersten Jahren seiner Regierung durch das zeitlich beschränkte Gesetz 4 Hen. VUI (1512) c 2 erprobt hatte.4 werden durch die Justices of Oyer and Determyner oder die Justices of Assise; a 5: „provided . . . . that everye Archebisshopp or Bisshopp shall or maye . . . . joyne and associate him selfe . . . . to the said Justices . . . ." 1 Eliz. (1558/9) c2 Act of Uniformity; s 4: Die Erzbischöfe und Bischöfe sollen durch Kirchenstrafen die Beobachtung dieses Gesetzes erzwingen; s 5: Die Justices of Oyer and Determiner und die Justices of Assise sollen gleichfalls gegen Übertretungen einschreiten; s 6: „. . . . all and every Archebishope and Bishope shall or mate at all time and times at his libertie and pleasure, joyne and associate himself by vertue of this Acte to the said Justices of Oier and Determiner, or to the said Justices of Assise at every the said open and generali Sessions to be holden in any place within his Diocese for and to thinquirie hearing and determining of the offences aforesaid." Vgl. anch 14 Eliz. (1572) c 5 s 32: Die Bischöfe (oder ihre Kanzler) sollen diejenigen Hospitale visitiren, deren Gründer verstorben sind, und für welche nicht besondere Visitatoren bestimmt sind; falls Rechnungslegung Uber die Einkünfte des Hospitals verweigert oder die ordnungsmäisige Verwendung der vereinnahmten Summen nicht nachgewiesen wird, „. . . . every suche person . . . . shall forfayte and lose suche summe . . . . of Money as to the said Bysshoppe or Chauncelour and two Justices of the Peace . . . . shalbe thought meete and convenient, . . . .* Ähnlich gemäß s 37 bei anderen wohlthätigen Stiftungen. 1

1 Ed. VI (1547) c 2 s 3 - 7 (s. § 6 Anm. 42) bestimmte, dafs die kirchlichen Gerichtshöfe in streitigen Zivil- nnd in Strafsachen künftig im Namen des Königs urteilen sollten, während andere näher angegebene Verfügungen kirchlicher Behörden, namentlich Verwaltungsmafsregeln, nach wie vor im Namen der Bischöfe vorzunehmen seien. Dies Gesetz wurde aufgehoben durch 1 Mar. st. 2 (1553) c 2 s 1. Vgl. auch 1 & 2 Phil. & Mar. (1554 & 1554/5) c 8 s 24. — Das Gesetz 1 Mar. st. 2 c 2 wurde aufgehoben durch 1 Jac. I (1603/4) c 12 s 8. Als unter Karl I Zweifel angeregt wurden, ob hierdurch die Bestimmungen des Gesetzes 1 Ed. VI c 2 wieder in Kraft getreten seien, erforderte die Sternkammer ein Gutachten der Richter. Letztere gaben ihr Gutachten dahin ab (i. J. 1637), dafs 1 Ed. VI c 2 nicht in Kraft sei, und dafs daher die Kirchengerichte im Namen der Bischöfe zu urteilen hätten. Das Gutachten ist abgedruckt bei Car d w e l l , Docum. Ann. II, 212. 3 Vgl. § 7 Anm. 36 u. 69. 4 Über diese früheren Gesetze s. § 60 Anm. 69—71. — Der Standpunkt Heinrichs VIII gegenüber diesem Zweige der kirchlichen Gerichtsbarkeit geht aus seinem Briefe v. 1533

462

V, 14.

Kirchengerichte.

Das Gesetz 23 Hen. VIII (1531/2) c 1, zunächst gleichfalls nur auf einige Jahre giltig, entzog den Klerikern unter dem Grade des Subdiakons den besonderen Gerichtsstand schon bei dem ersten Fall einer petty treason, eines Mordes, eines schweren Raubes oder einer schweren Brandstiftung. Kleriker höherer Grade sollten dem Bischof ausgeliefert, konnten jedoch von ihm degradirt und dem weltlichen Gericht zur Aburteilung übergeben werden. Das Gesetz 28 Hen. VIII (1536) c 1 verlängerte die Giltigkeitsdauer des vorerwähnten Gesetzes und dehnte dasselbe zugleich auch auf Kleriker aller höheren Grade aus, unter Beseitigung der bezüglichen Sonderbestimmnngen des früheren Gesetzes. Das Gesetz 32 Hen. VIII (1540) c 3 machte beide vorstehende Gesetze zu dauernden und bestimmte ferner, dals auch alle Geistlichen h ö h e r e r Grade (ebenso wie dies durch 4 Hen. VII c 13 für die Geistlichen niederer Grade verordnet worden war) in j e d e m Falle von Felonie vor etwaiger Auslieferung an den Bischof nach Überführung vor dem weltlichen Gericht gebrandmarkt und bei Rückfall nicht zum zweiten Mal ausgeliefert werden sollten. Andere, weniger wichtige Gesetze fügten noch einige Fälle hinzu, in denen der besondere Gerichtsstand gleichfalls aufgehoben wurde, und ergänzten die Hauptgesetze mit Rücksicht auf einige Lücken, welche sich aus der WQrtfassung ergeben hatten.3 an Bischof Tunstall von Durham hervor ( W i l k i n s , Concilia I, 762): „And as for the living of the clergy, some notable offences we reserve to our correction, some we remit by our sufferance to the judges of the clergy; as murther, felony, and treason, and such like enormities u>e reserve to our examination; other crimes we leave to be ordered by the clergy, not because we may not intermeddle with them, for there is no doubt but as well might we punish adultery and insolence in priests, as emperors have done, and other princes at this day do, ..." 5 Folgende Gesetze aus der Zeit Heinrichs V I I I seit Beginn der Reformation kommen in Betracht: 22 Hen. VIII (1530/1) c 9 An Acte for poysonyng. In einem Einzelfall wird bei Giftmord das benefit of clergy abgesprochen. Künftig soll jeder Giftmord als Hochverrat angesehen und niemand, der dessen überführt ist, zum benefit of clergy zugelassen werden. (Diese Bestimmung ist aufgehoben durch 1 Ed. VI c 12 s 1, wonach treason nur sein soll, was als solcher in 25 Ed. III st. 5 c 2 bezeichnet ist; dasselbe Gesetz Eduards VI in s 9 und 12 nimmt jedoch die Entziehung des benefit bei Vergiftung wieder auf.] 23 Hen. VIII (1531/2) c 1 ¿In Acte that no person commyttyng Pety Treason Murder or Felony shalbe admytted to his Clergye under Subdeacon. Das Gesetz nimmt darauf Bezug, dafs die Bischöfe die gemäfs 4 Hen. / F c 3 übernommene Verpflichtung nicht erfüllt haben. (Vgl. hierüber § 60 Anm 44.) s 1: Kein benefit bei Personen (Thätern und Teilnehmern) „founde gyltye after the lawes of this londe for any maner of pety treason, or for any wylfull murder of malyce prepensed, or for robbyng of any Churches ChapeUs or other holy places, or for robbyng of any . . . persons in theyr dwellyng howses . . . or in . . . the highe wayes, or for wyllfull burnyng of any dweüyng houses or berries . . . " s 2 ff.: Nicht anwendbar auf Personen der „heiligen Grade". Diese müssen lebenslänglich im bischöflichen Gefängnis bleiben, falls sie nicht genügende Sicherheit stellen. Der Bischof kann sie jedoch degradiren und zur Aburteilung vor das weltliche Gericht senden.

23 Hen. VIII (1531/2) c 11 An Acte for breking of prison by Clerkes convicte. s 1: Kleriker, welche als überführt eines Mordes oder einer Felonie dem Bischof übergeben

§ 61. Von der Reformation bis zur Gegenwart.

46»

Dieselben Bestimmungen mit unwesentlichen Änderungen blieben während aller Wechselfalle der Reformationszeit bestehen und wurden zum gröfsten Teil in Gesetzen nicht nur Eduards VI, sondern auch Marias ausdrücklich wiederholt. Nur für Anklagen gegen Pairs wurden einige Vorbehalte gemacht.6 werden, brechen häufig ans dem Gefängnis desselben aus; dies Ausbrechen soll künftig als Felonie angesehen und demgemäfs vom weltlichen Gericht bestraft werden, (such peyne of dethe and penaltie and lasse of landes and goodes, wie bei anderen Felonien.) Hierbei wird benefit nicht gewährt. s 2 : Inhaber der „heiligen Grade" sollen nach ihrer'Überführung dem Bischof ausgeliefert werden, „there to remayne without any purgación". 8 3: Der Bischof kann solche Personen degradiren und vor das weltliche Gericht (Kings Bench) schicken, welches dann die gewöhnliche Todesstrafe aussprechen kann. 25 Hen. VIII (1533/4) c 3 An Acte for stondyng muet and peremptorilie challenge. Die Bestimmungen des Gesetzes 23 Hen. VIII c 1 sollen auch dann zur Anwendung kommen, falls der Angeklagte sich auf die Anklage nicht äufsert oder mehr als 20 Personen ohne Begründung als Geschworene ablehnt; ferner auch, wenn der Prozefs in einer anderen Grafschaft schwebt, als in welcher gestohlen ist. 25 Hen. VIII (1533/4) c 6 An Acte for the punysshement of the vice of Buggerie ( = Sodomie). Sodomie soll als Felonie gelten, und in solchen Fällen soll sich niemand auf das benefit berufen dürfen. Das Gesetz ist nur giltig bis zum Ende des nächsten Parlaments. (Vgl. 28 Hen. VIII c 1 u. 32 Hen. VIII c 3. Das Gesetz 25 Hen. VIII c 6 wurde aufgehoben durch die Bestimmung in 1 Mar. st. 1 c 1 s 3; es wurde in der Form, wie es beim Tode Heinrichs VIII galt, wieder in Kraft gesetzt und dauernd gemacht durch 5 Eitz, c 17.) 28 Hen. VIII (1536) c l i n Acte that Felons abjuryng for Pety Treason murder or felony shall not be admytted to the benefyte of their Clergye. Die Giltigkeitsdauer der Gesetze Ü2 Hen. VIII c 14 (betrifft, Asylrecht),' 23 Hen. VIII c 1, 25 Hen. VIII c3, 25 Hen. VIII c 6 wird bis zum Ende des nächsten Parlaments verlängert (s 11, die für Personen niederer Weihegrade gegebenen Bestimmungen dieser Gesetze werden auch für Personen höherer Grade anwendbar erklärt (s 2). 31 Hen. VIII (1539) c 14, Sechs-Artikel-Gesetz (aufgehoben durch 1 Ed. VI c 12 s 2), nimmt benefit of clergy bei Verstöfsen gegen dasselbe (s 1—3, 20). 32 Hen. VIII (1540) c 3 For the continuación of Actes, s 1: Die Gesetze 22 Hen. VIII c 14, 23 Hen. VIII c 1, 25 Hen. VIII c 3, 25 Hen. VIII c 6, 28 Hen. VIII c 1, mit der Ausdehnung auf die heiligen Grade, werden zu dauernden gemacht. s 2 : „. .. enacted . .. that suche persones as ben or shalbe within holy orders, whiche by the lawes of this Realme ought or may have their clergie for any felony es, and shalbe admitted to the same, shalbe brent in the hande, in like maner and fourme as lay clerkis ben accustumed in suche cases; and shall suffre and incurre afterwarde (d. h. bei Rückfall) all suche paynes daungiers and forfactures as be ordered and used for their offences of felony, to all intentis ... as lay personnes admitted to their clergie be or ought to be ordered and used by the lawes and statutes of this realme". 33 Hen. VIII (1541/2) c 8 The Bill ayengt conjuracions and wichecraftes and sorcery and enchantments. Anrufung von Geistern, Zauberei u. s. w. zu schädlichen Zwecken als Felonie strafbar, ohne benefit oder Asylrecht. 33 Hen. VIII (1541/2) c 14. Ebenso bei Prophezeiungen. 37 Hen. VIII (1545) c 10 Ebenso bei Pamphleten in bestimmten Fällen. (Die 3 zuletzt erwähnten Gesetze sind aufgehoben durch 1 Ed. VI (1547) c 12 s 3.) 6 Aus der Zeit Eduards VI und Marias kommen folgende Gesetze in Betracht: 1 Ed. VI (1547) c 12 An Acte for the Repeale of certaine Statutes concerninge Treasons, Felonyes etc. s 9: Kein benefit oder Asylrecht soll gewährt werden bei „murder of malyce prepensed", „poisoning of malyce prepensed", „breaking of

464

V, 14

Kirchengerichte.

Nach derselben Richtang bewegte sich auch die Gesetzgebung in den ersten Jahren Elisabeths.' howse by day or night . . . . and . . . . person . . . . therby putt in feare or dreade", „robbing of any person in or near highivay", „ felony ous stealing of horses, geldinges (= Wallach) or mares", „felonyous taking goods out of church etc.", und zwar unabhängig von dem Benehmen des Angeklagten im P r o z e f s („attainted or convicted", oder „being indyted or appealed, thereupon found guilty by verditte of 12 men", oder „confess upon arraynment", oder „will not answer directly according laics", oder „stände wilfuRie or of malyce muett"). Dagegen soll benefit und Asylrecht in allen a n d e r e n F e l o n i e f ä l l e n in gleicher Weise zustehen wie vor 24. April 1 Hen. VIII. s 13: In allen Fällen, in denen benefit gewährt, und in allen Fällen, in denen es durch dies Oesetz genommen wird, ausgenommen wülfull murder and poysoninge of malyce prepensed, sollen die Peers auf Grund dieses Gesetzes „of common grace uppon his or their request or prayer alleging that he is a Lorde or Pier . . . . and clayming the benefitt of this Acte, thoughe he can not reade, withowt anny burnynge in the hande Losse or Inheritaunce or corruption of his bloude, be juged . . . . for the first time onelie . . . . as a Clerke convicte, and shalbe in cace of a Clercke convicte which maye make purgación; ...." [Vgl. auch s 14, 15.] 2 & 3 Ed. VI (1548) c 29 erklärt Sodomie für Felonie ohne benefit und Asylrecht. 2 & 3 Ed. VI (1548) c 33 erläutert das Gesetz 1 Ed. VI c 12 a 9 dahin, dafs auch bei Stehlen e i n e s Pferdes das bernefit hinwegfalle. 3 & 4 Ed. VI (1549/50) c 5 An Acte for the punyshment of UnlawfuU Assemblyes and rysinge of the Kinges Subjectes (zeitlich begrenzt, verlängert bis Ende nächsten Parlaments durch 7 Ed. VI c 11) erklärt verschiedene unter die Überschrift fallende Thatbestände für Felonie ohne benefit. 5 & 6 Ed. VI (1551/2) c 9 erläutert den Thatbestand des „Stehlens im Hause, wenn Eigentümer darin", welcher im Gesetz 23 Hen. VIII c 1 enthalten'ist; das Gesetz 1 Ed. VI c 12 wird hierbei nicht erwähnt. 5 & 6 Ed. VI (1551/2) c 10. Das Gesetz 25 Hen. VIII c 3, soweit es vorschreibe, dafs (bei Vorliegen der übrigen Voraussetzungen) das benefit auch dann fortfalle, wenn in einer anderen Grafschaft angeklagt wird, als das Verbrechen begangen ist, sei durch 1 Ed. VI c 12 „virtually" aufgehoben; insoweit werde es hierdurch wiederhergestellt. 2 & 3 Phil. & Mar. (1555) c 17 hebt in einem E i n z e l f a l l das benefit auf bei Anstiftung zum Mord. in Murder and 4 & 5 Phil. & Mar. (1557/8) c 4 An Act that Accessaries divers Felonies shaU not have the benefitte of Clergie. 3 1: „Enacted . . . . that all and every person . . . . that . . . . shall maliciouslie commande hire or councell any person or persons to commit or do any Petie Treason wilfull Murder, or to doo any Robberie in any dwelling House or Howses, or to committ or doo any Robberie in or nere any Highe Waye in the Realme of Englande, or in any other the Quenes Dominions, or to committ or doo any Robberie in any Place within the Marches of Englande against Scotelande, or wilfully to burne any dwelling Howse or any parte therof, or any Bartic then having Corne or Grayne in the same; that then everyc such Offender or Offenders and every of them . . . . shall not have the benefite of his or their Clergie." s 2: „Provided alwaies and be it enacted, That every Lorde and hordes of the Parliament, and Piere and Pieres of the Realme having Place and Voice in the Parliament, upon every Inditement for any of thoffences aforesaid, shalbe tryed by their Piers as hathe bene accustomed by the Lawes of this Realme." 7 5 Eliz. (1562/3) c 14 An Act agaynst the forgyng of Evydencei and Wrytinges. s 6 erklärt Urkundenfälschung im Rückfall für Felonie ohne benefit. 5 Eliz. c 16 erklärt mehrere Thatbestände der Zauberei und Beschwörung für Felonie ohne benefit.

§ 61. Von der Reformation bis zur Gegenwart. D a s Gesetz 18 Eliz.

(1575/6) c 7 beseitigte

den

besonderen

a l l e n Fällen

und unter-

persönlichen Gerichtsstand

der Geistlichen in

warf

weltlichen Gerichten.

sie

vollständig

den

dann

465

Das

„beneficium

den"

blieb z w a r in dem Umfang, in welchem es noch bestand, vorläufig aufrecht erhalten; es hatte aber nicht mehr Einfluls auf den Gerichtsstand, sondern nur auf die Höhe der Strafe: 9 in Fällen, in denen das beneficium zu

gewähren

war,

durfte höchstens

auf

ein Jahr

Gefängnis

erkannt

werden.® A u c h nachdem die W i r k u n g des beneficium in dieser Weise auf eine Strafmilderung Jahrhunderte

beschränkt worden war, durch

lauter

wurde im Laufe der

einzelne Gesetze

nächsten

die Zulässigkeit desselben

5 Eliz. c 17 An Act for the punishement of the Vyce of Sodomye stellt 25 Hen. VIII c 6 in der Form, wie es beim Tode Heinrichs V I I I galt, wieder her und macht jenes Gesetz zu einem dauernden. 5 Eliz. c 20. Nach s 2 wird als schuldig einer Felonie ohne benefit bestraft wer ohne Zigeuner zu sein Uber einen Monat lang mit Zigeunern herumzieht. 8 Eliz. (1566) c 4 An Acte to take awaye the benefitte of Clargye from certen feloniouse Offenders. s 1: Da viele Taschendiebe vorhanden seien, wird bestimmt, „that no person or persons which hereafter shall happen to be indyted or appealed for fellonious tdkinge of any Money Goodes or CatteOes from the person of any other privylye without his Knowledge in anye place whatsoever, and thereuppon founde gyltie etc shall from hensforthe be admytted to have the benefyte of his or their Cleargie . . . . and shall suffer Death in such maner and fourme as they shoulde if they were no Clarkes." s 2: Wenn bisher eine Auslieferung an den Ordinarius erfolgte, so konnte der Ausgelieferte später nicht vor dem weltlichen Gericht wegen früher begangener anderer Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden (vgl. leg. Hen. I c 5 § 10, 25 Ed. I I I (1351/2) st. 6 c 5). Dies wird jetzt fttr zulässig erklärt, wenn bezüglich des früheren Verbrechens dem Ausgelieferten das benefit nicht zustand. 18 Eliz. (1575/6) c 3 s 3 erklärt Landstreichen im zweiten Rückfall fttr Felonie ohne benefit. • über die doppelte Bedeutung von „beneficium cleri" in der älteren Zeit s. § 60 Anm. 35, 36. • 18 Eliz. (1575/6) c 7 An Acte to take atcaye Cleargie from tho/fendours in Rape and Burglarye, and an Order for the Ddiverye of Clarkes convicte without Purgacion. s 1: Bei felonious rape or ravishement von Frauen oder Mädchen und bei felonious burglary (Diebstahl bei Nacht mit Einbruch) soll benefit of clergy künftig nicht gewährt werden. s 2: „And moreover be yt further enacted . . . ., That every person and persons which at any tyme after the ende of this present Session of Parliament, shalbe admytted and allowed to have the Benefitt or Priviledge of his or their Clergie, shall not thereuppon be delivered to the Ordinarye as hath ben accustomed; but after such Clergie allowed, and burninge in the Hande accordinge to the Statute in that Behalf provided (vgl. 32 Hen. VIII c 3 s 2, oben Anm. 5), shall forthwith be enlardged and delivered owte of Prison by the Justices before whome suche Cleargie shalbe graunted, that cawse notwithstandinge." s 3: „Provided neverlheles and be yt also enacted by thaucthoritye aforesaide, That the Justices before whome any suche Allowaunce of Cleargie shalbe had, shall and may, for the further Correccion of suche persons to whome suche Cleargie shalbe allowed, deteyne and kepe them in pryson for suche convenient tyme as the same Justices in their discrecions shall thinke convenient, so as the same do not exceede one yeeres Imprysonment, . . . ." F. M a k o w e r , Verfuanng der Kirch« TOD England.

QTI

466

V, 14.

Kirchengerichte.

für einen Thatbestand nach dem anderen ausgeschlossen. 10 Erst nachdem so die Ausschliel'sung des Privilegs thatsächlich zur Regel geworden war, hob das Gesetz 7 & 8 Geo. IV (1827) c 27 die einzelnen das Klerikalprivileg betreffenden Gesetze auf," und 7 & 8 Geo. IV c 28 erklärte allgemein das Klerikalprivileg in Fällen der Felonie für abgeschafft. 12 Das Gesetz 4 & 5 Vict. (1841) c 22 beseitigte auch die etwa noch für Pairs bestehenden besonderen Vorschriften. 13 b. Z u s t ä n d i g k e i t in sachlicher B e z i e h u n g . Die Zuständigkeit der Kirchengerichte in Zivilsachen blieb noch lange Zeit nach der Reformation fast unberührt. 14 Erst im 19. Jhdt. wurde sie in allen wichtigeren Angelegenheiten beseitigt. Auf dem Gebiete der Einforderung von Kirchenabgaben schwand der gröfste Teil der Anwendungsfälle mit der Umwandlung und teilweisen Ablösung der Zehnten durch 6 & 7 Quil. IV (1836) c 71 und spätere Gesetze, sowie mit der Aufhebung einer erzwingbaren Kirchensteuer durch 31 & 32 s 4: Beischlaf mit einem Mädchen unter 10 Jahren wird fiir Felonie ohne benefit erklärt. s 5 (entspricht der Bestimmung 8 Eliz. c 4 s 2; oben Anm. 7): „. . . . every person and persons which shall hereafter be admitted to have the Benefitt of his or their Cleargie shall, notwithstanding his or their Admission to the same, be put to answere to all other Felonies, whereof he or they shalbe hereafter indicted or appealed, and not beinge thereof before acquited convicted attainted or pardoned, and shall in suche manner and fourme be arraigned tried adjudged and suffer suche exccxicion for the same as he or they shoulde have doone y f , as Clarke or Clarices convicte, they hud ben delyvcred to the Ordinary, and there had made his or their Purgations; . . . ." 10 Nähere» bei B l a c k s t o n e , Commentaries IV, 30t)ff. 11 Unter anderen auch das Gesetz 25 Ed. III st. 6 c 4, welches das Klerikalprivileg in bestimmten Fällen von treason gewährte (vgl. § 48) c 13 s 1, 15 (hierzu P h i l l i m o r e , Eccles. Law 1502), Parlaments Verordnung v. 8. Novbr. 1644 (an Stelle des Verfahrens vor kirchlichen Gerichten, welches unzulässig geworden sei, Klage vor 2 Friedensrichtern), für einige Gemeinden in London: 22 & 23 Car. II c 15 3 11—14, konkurrirendes Verfahren vor zwei Friedensrichtern bei kleineren Beträgen und bei Abgaben der Quäker: 7 & 8 Guil. III c G; 7 & 8

§ 61. Von der Reformation bis znr Gegenwart.

467

Vict. (1868) c 109. Die Zuständigkeit der Kirchengerichte in Testamentsund Nachlafssachen wurde durch 20 & 21 Tict. (1857) c 77 aufgehoben und auf ein weltliches Gericht übertragen." Ebenso durch 20 & 21 Vict. (1857) c 85 die Zuständigkeit der Kirchengerichte in Ehesachen.19 Durch 21 & 22 Vict. (1858) c 93 wurde das staatliche Ehegericht für zuständig erklärt, über bestimmte, den Personenstand betreffende Streitigkeiten (eheliche Geburt, Giltigkeit der Ehe und die hiervon abhängenden Fragen der Staatsangehörigkeit) zu entscheiden." Die Zivilgerichtsbarkeit der Kirchengerichte besteht daher gegenwärtig nur noch für einen kleinen Kreis von Angelegenheiten,18 auch in dieser Beziehung noch mannigGuil III c 31; 1 Geo. let. 2 c 6 a 2; 53 Geo. III c 127; 7 Geo. IV c 15; 5 & 6 Guil. IV c 74; 4 & 5 Vict, c 36 (zusammengestellt bei P h i l l i m o r e 1503). 15 Ursprünglich Court of Probate. Näheres bei G n e i s t , Verwaltungsrecht S. 156. 20 & 21 Vict, c 77 s 3 lautet: „The voluntary and contentious Jurisdiction and Authority of all Ecclesiastical, Royal Peculiar, Peculiar, Manorial, and other Courts and Persons in England, now having Jurisdiction or Authority to grant or revoke Probate of Wills or Letters of Administration of the Effects of deceased Persons, shall in respect of such Matters absolutely cease; and no Jurisdiction or Authority in relation to any Matters or Causes Testamentary, or to any Matter arising out of or connected with the Grant or Revocation of Probate or Administration, shall belong to or be exercised by any such Court or Person". s23: , , . . . no Suits for Legacies, or Suits for the Distribution of Residues, shall be entertained by . .. any Court or Person whose Jurisdiction as to Matters and Causes Testamentary is hereby abolished". — Nach der Reformation hatte zuerst 22 & 23 Car. II (1670/1) c 10 An Act for the better setting of Intestates Estates staatliche Vorschriften über das Verfahren der Kirchengerichte bei Nachlafsverwaltungen gegeben und zugleich eine bestimmte Erbfolgeordnung festgesetzt. — Während der ersten Revolution war durch Verordnung des Rumpfparlaments v. 8. April 1653 die richterliche Gewalt in diesen Angelegenheiten bezüglich der Provinzen Canterbury und York auf eine Kommission übertragen worden. VgL auch Verordnungen Cromwells v. 24. Dezbr. 1653 und 3. April 1654 u. Gesetz des Cromwellschen Parlaments v. 1656 c 10. 16

20 & 21 Vict, c 85 s 2 lautet: nAs soon as this Act shall come into operation, all Jurisdiction now exerciseable by any Ecclesiastical Court in England in respect of Divorces a Mensa et Thoro, Suits of Nullity of Marriage, Suits of Jactitation of Marriage, Suits for Restitution of Conjugal Rights, and in all Causes, Suits, and Matters Matrimonial, shall cease to be to exerciseable, except so far as relates to the granting of Marriage Licences, which may be granted as if this Act had not been passed". — Als staatliches Gericht wurde eingesetzt ein Court for Divorce and Matrimonial Causes, dessen Hauptrichter jedoch identisch mit dem Richter des Court of Probate war. Die Verfassung dieses Gerichtshofs und das Verfahren vor demselben wurden mehrfach in unerheblichen Punkten geändert. Vgl. 22 & 23 Vict. (1859) c 61; 23 & 24 Vict. (1860) c 144; 25 & 26 Vict. (1862) c81. Näheres bei G n e i s t , Verwaltungsrecht § 157. Sowohl das Nachlafs- als das Ehegericht sind seit 36 & 37 Vict. c 06 Judicature Act 1873 aufgegangen in die „Probate, Divorce and Admiralty Division" des vereinigten obersten Gerichtshofs. — Nach P h i l l i m o r e 1207k hat das geistliche Gericht der Insel Man noch die alte Gerichtsbarkeit in Testaments- und Ehesachen. — Während der ersten Revolution war durch Gesetz des ¿Jareione-Parlaments v. 24. August 1053 (bestätigt auf begrenzte Zeit durch Ges. des Parlaments v. 1656 c 10) die Gerichtsbarkeit in Ehesachen auf weltliche Gerichte übertragen worden. 11

An Act to enable Persons to establish Legitimacy and the Validity of Marriages, and the Right to be deemed natural-born Subjects. — Die Zuständigkeit der Kirchengerichte ist im Gesetz nicht erwähnt. la Nach P h i l l i m o r e , Eccles. Law 1076 kommen praktisch nur noch in Betracht 30*

V, 14. Kirchengerichte.

468

faltig beschränkt durch Zuständigkeiten, welche die staatlichen Gerichte (wie im Mittelalter) unter den verschiedensten Gesichtspunkten für sich in Anspruch nehmen. Die Rechtssprechung der Kirchengerichte in Strafsachen ist gleichfalls nicht grundsätzlich aufgehoben, sondern nur Schritt für Schritt zurückgedrängt worden. Das Gesetz 5 Eliz. (1562/3) c 23 machte den writ de excommunicato capiendo wirkungsvoller, indem es neu vorschrieb, dafs der Sheriff über die Ausführung des Befehls an das königliche Obergericht „Kings Bench" zu berichten habe und letzteres, falls der Schuldige nicht ergriffen worden sei, seinerseits Haftbefehle erlassen könne mit der Wirkung, dafs den Schuldigen, der sich nicht stelle, Geldstrafen treffen. Dasselbe Gesetz begrenzte andererseits die Zuständigkeit der Kirchengerichte in Strafsachen, indem es bestimmte, dafs die Partei auf Ungiltigkeitserklärung der Vollstreckungsmafsregeln klagen könne, falls das Verfahren nicht gestützt werde auf: Ketzerei; Weigerung sein Kind taufen zu lassen, das Abendmahl nach dem Gebrauch der Kirche von England zu empfangen, den Gottesdienst der Kirche von England zu besuchen; Unmäfsigkeit; Wucher; Simonie; Meineid vor Kirchengerichten; oder Götzendienst. 19 Diese Begrenzung entsprach im wesentlichen dem bisherigen Recht. Neu ist nur, dafs noch gegenüber den V o l l s t r e c k u n g s mafsregeln die Entscheidung der weltlichen Gerichte über die Zuständigkeit des Kirchengerichts angerufen werden kann. Die Strafgewalt wegen K e t z e r e i wurde schon im 16. und 17. Jhdt., und dann weiter seit Ende des 17. Jhdts. beschränkt, ohne jedoch vollständig aufgehoben zu werden. 20 Die schwereren S i t t l i c h k e i t s v e r g e h e n sind vom Staat unter Strafe gestellt. Das Recht der Kirchengerichte, wegen Sittlichkeitsvergehen zu strafen, ist niemals ausdrücklich aufgehoben worden, wird aber gegenüber Laien seit langer Zeit nicht mehr geübt." Streitigkeiten über Unterhaltung und Ausschmückung der Kirchengebände und des Kirchhofs sowie über Angelegenheiten der churchwardens. G n e i s t , Verwaltungsrecht § 171 erwähnt noch einige weitere Fälle. So sind die Kirchengerichte noch zuständig bei Streitigkeiten über Kirchenstühle, soweit nicht (vgl. jedoch § 60 Anm. 78) als Rechtstitel Verjährung geltend gemacht wird. 19 s 7: „. . .. And . . . . yf in the Significavit (d. h. die Mitteilung des Court of Chancery an den Sheriff, betreffend das Ersuchen des Bischofs, woran sich dann der Auftrag, den Exkommunizirten zu verhaften, anschliefst) yt bee not conteyned that Thexcommunicatyon dothe proceade upon some Cause or Contempte of some originaü Matter of Heresie, or refusing to have his or their Childe baptyscd, or to receave the Holy Communyon as yt commonlye ys nowe used to bee receyved in the Churche of Englande, Or to come to Dyvyne Service nowe commonlye used in the said Churche of Englande, or Errour in Matters of Religyon or Doctryne nowe receyved and alowed in the sayd Churche of Englande, Incontinencye Usurye Symonye Perjurye in the EcclesiasticalI Courte or Idolatrye, That then all and every paynes and forfaitures lymitted agaynst suche persons excommunicate by this Estatute, by reason of . . . . suche Significavit wanting all the Causes afore mentioned, shalbee utterly voyde in Lawe and by waye of Plea to bee alowed to the partie greved: . . . ." -o Vgl. § 19 bei Anm. 19 ff., § 54 bei Anm. 62—65. E r r i n g t o n , The Clergy Discipline Act, 1892, and Rules and the Church Discipline Act, 1840, with notes. London 1892. S. 3. Die Kgl. Kommission betr. Kirchengerichte, 183:2, berichtete: „it is competent to institute criminal proceedings for incest, adultery and fornication: but in the Arches Court and the Consistory Court of London no such suit has been brought for a long series of years; in some of the country courts they have been very rare." Nach Bericht eines Komitees des Unterhauses der Konv. Canterbury (angehängt dem Chron. of Conv. 1872) fanden statt: 1828 ein Verfahren 21

§ Ol. Von der Reformation bis zur Gegenwart

469

Die Zuständigkeit der Kirchengerichte bei Verleumdungen ist aufgehoben durch 18 & 19 Vict. (1856) c 41.M G o t t e s l ä s t e r u n g wird vom weltlichen Gericht bestraft" Die daneben bestehende Zuständigkeit der Kirchengerichte war in 29 Car. II (1677) c 9 aufrechterhalten worden;14 inwieweit sie durch spätere Toleranzgesetze beschränkt worden ist, ist zweifelhaft.24 Das Gesetz 23 & 24 Vict. (1860) c 32 beseitigte die Zuständigkeit der Kirchengerichte gegenüber L a i e n wegen S t r e i t e s in der K i r c h e und setzte an die Stelle eine staatliche Strafe gegen Geistliche oder Laien, welche sich in Kirchen oder Kirchhöfen der Kirche Ton England oder einer anderen staatlich registrirten Kirche oder Begräbnissteile unanständig benehmen." Bei Meineid wurde in Gesetzen Elisabeths die Zuständigkeit der Kirchengerichte, soweit sie früher bestanden hatte, vorbehalten." DaTs die Kirchengerichte zuständig seien, wegen Incest im Arche» Court; 1829 eins wegen „incontinence" im Chancery Court York; 1830 eins wegen „immoral conduct'. Nach 27 Geo. III (1787) c 44 s 2 verjährt die Strafverfolgung vor dem Kirchengericht wegen fornication und incontinence in 8 Monaten; Strafverfolgung wegen fornication ist unzulässig, sobald die Schuldigen sich miteinander verheiratet haben. Das Recht znr Verhängung von Kriminalstrafen gegen Geistliche wegen Sittlichkeitsvergehen, welches dem Kirchengericht gemäfs 1 Hen. VII c 2 (vgl. § 60 Anm. 29) zustand, wurde beseitigt, indem 3 & 4 Vict. (1840) c 86 Church Discipline Act s 1 jenes Gesetz aufhob. Es blieb nur das gewöhnliche Disziplinarstrafrecht erhalten. 12 An Act for abolishing the Jurisdiction of the Ecclesiastical Courts of England and Wales in Suits for Defamation, s 1: „From and after the passing of this Act it shall not be lawful for any Ecclesiastical Court in England or Wales to entertain or adjudicate upon any Suit for or Cause of Defamation ...." — Durch 27 Geo. Ill (1787) c 44 8 1 war der Beginn einer Verfolgung wegen Defamation vor dem Kirchengericht an eine Frist von 6 Monaten seit Äufserung der beleidigenden Worte geknttpft worden. 13 Blasphemie ist strafbar nach common law. Vgl. ferner die Gesetze: 3 Jac. I (1605/6) c 21; 21 Jac. I (1623/4) c20, verlängert durch 3 Car. I (1627) c 5 s 3; Vdgen. des Rumpfparlaments v. 28. Juni und 9. August 1650. Das Gesetz 9 Ouil. III (1697/8) c 35 An Act for the more effectual suppressing of Blasphemy and Profaneness droht staatliche Nachteile an für den Fall: „if any Person or Persons having been educated in or at any time having made Profession of the Christian Religion within this Realm shal by writing printing teaching or advised speaking deny any one of the Persons in the Holy Trinity to be Ood or shal assert or maintain there are more Oods than One or shal deny the Christian Religion to be true or the Holy Scriptures of the Old and New Testament to be of Divine Authority." Zu letzterem Gesetz vgl. 53 Oeo. III c 160, als veraltet aufgehoben durch 36 & 37 Vict. (1873) c 91. * 29 Car. II c 9 s 2. as P h i l l i m o r e , Eccles. Law 1084. M Vgl. 5 & 6 Ed VI c 4 wegen Zuständigkeit des Kirchengerichts bei „brawling" (= streiten) in der Kirche. 23 & 24 Vi ct. c 32 s 5 hebt jenes Gesetz, soweit es sich anf Laien bezieht, anf, indem in s 1 bestimmt wird: „That it sluUl not be lawful for any Ecclesiastical Court in England or Ireland to entertain or adjudicate upon any Suit or Cause of Brawling commenced after the passing of this Act against any Person being in Holy Orders " — Bereits in 1 Guil. & Mar. sess. 1 (1688) c 18 s 15 war eine staatliche Strafe für Störung eines erlaubten Gottesdienstes und des Predigers angedroht worden; in 52 Oeo. III (1812) c 155 s 12 ebenso, und aufserdem auch eine Strafe für Belästigung der sonst bei dem Gottesdienst beteiligten Personen; s 13 des letzteren Gesetzes enthielt einen Vorbehalt für die Jurisdiktion der staatskirchlichen Behörden. S7 5 Eliz. (1562/3) c 9 An Act for the Punyshement of suche persones as shall procure or commit any wyüfvdl Perjurye. s 1 bedroht mit Strafe Verleitung zum Meineid (im Anschlufs an 32 Hen. VIII c 9 § 3) oder Meineid vor den königlichen Gerichten

470

V, 14. Kircheiigerichte.

wurde aber nur für den Fall anerkannt, dafs der Meineid vor einem k i r c h l i c h e n Gericht geleistet worden war. 29 Gegenwärtig kann nach herrschender Meinung der vor dem Kirchengericht geleistete Meineid sowohl vor dem kirchlichen wie vor dem weltlichen Gericht verfolgt werden.2® Die staatlichen Strafandrohungen gegen W u c h e r wurden nnter Heinrich V I I I und Eduard VI neu geordnet, ohne dafs dabei das Verfahren vor dem Kirchengericht erwähnt wurde. 30 Gelegentlich nochmaliger Änderung der Gesetzgebung nnter Elisabeth wurde die Anferlegung kirchlicher Strafen wegen Wuchers neben den staatlichen ausdrücklich vorbehalten, aber auf den Fall beschränkt, dafs der wucherische Vorteil über 10 % betrage." In späteren Gesetzen Jakobs I, Karls II und Annas wurden staatliche Strafen, welche früher für den Fall eines wucherischen Vorteils von 10 % angedroht waren, auf die Fälle eines wucherischen Vorteils von 8 % bezw. 6 % bezw. 5 % für anwendbar erklärt. Ob im Anschlufs hieran auch die Zuständigkeit der Kirchengerichte wieder ausgedehnt werden sollte, geht aus jenen Gesetzen nicht hervor. 34 sowie den Volks- und Privatgerichten. Die kirchlichen Gerichte werden nicht erwähnt, s 5 lautet: „Provided alwayes, That this Acte nor any thing therin conteyneil shall not extendi to any Spirituall or Ecclesiastical'I Courte or Courtes within this Realme of England« or Wales or the Marches of the same; but that all and everye suche Offendour or Offendours as shall offende in fourme aforesaid shall and maye bee punished by suche usuall and ordynarye Laices as heretofore hathe been and yet ys u> ed. Oxford 1881. II. Kirchengeschichte. 1. Chroniken. Eine Übersicht der Einzelausgaben und Sammlungen englischer Chronisten, welche bis zum Ende des 18. Jhdts. gedruckt worden sind, und des in jeder derselben Enthaltenen s. in Einleitung zu Monumenta Histórica Britannica Bd. I S. 3ff. ed. P e t r i e , S h a r p e , H a r d y . 1848. Eine vollständige kritische Übersicht der erhaltenen Schriften zur älteren englischen Geschichte giebt T h o m a s D u f f u s H a r d y , Descriptive Catalogue of Materials relating to the History of Great Britain and Ireland (I{er. Brit. Scr. No. 26). Bisher nur bis zum Jahr 1327 fortgeführt; Fortsetzung in Vorbereitung. In Bd. I (Teil 2). S. 681 ff. giebt H a r d y einen alphabetisch geordneten Katalog aller bis 1862 g e d r u c k t e n Quellen der älteren englischen Geschichte (zum Teil selbst über das 15. Jhdt. hinaus) unter näherer Angabe der einzelnen Abdrucke. Dieser Katalog bedarf jetzt einer Ergänzung vor allem aus dem Inhalt der Sammlung Reruni Britannicarum Mcdii Aevi Scriptores (von No. 27 an), deren Katalog nachstehend unter c abgedruckt ist. Vgl. auch F. L i e b e r m a n n , Über ostenglische Geschichtsquellen des 12., 13., 14. Jhdts., besonders den falschen Ingulf, 1893 (in Neues Archiv der Gesellschaft f. ältere deutsche Geschichtskunde XVIII, 225 ff.). a) Die wichtigsten ä l t e r e n S a m m l u n g e n von Chroniken sind: 1. Rerum Britannicarum Scriptores vetustiores. Heidelberg 1587. 2. H. Sa vile. Rerum Anglicarum Scriptores post Bedam praecipiii. London 1596 Frankfurt 1601. 3. G. C a m d e n . Anglica, Kormannica, Hibernica, Cambrica. Frankfurt 1602. 4. R. T w y s d e n & J . S e i d e n . Historiae Anglicanae Scriptores decern. London 1652. 5. J . F e l l & G. F u l m a n . Rerum Anglicarum Scriptorum veterum tomus I. Oxford 1684. C. T. G a l e . Historiae Anglicanae Scriptores quinqué. Oxford 1687. 7. Derselbe. Historiae Britannicae, Saxonicae, Anglo-Danicae Scriptores quindeeim. Oxford 1691. 8. W h a r t o n , H e n r . Anglia Sacra, sive Collectio Historiarum, partim antiquitus, partim recenter scriptarum de Archiepiscopis et Episcopis Angliae, a prima fidei Christianae suseeptione ad annum 1540. London 1691. 2 Bde. b) Die wichtigsten n e u e r e n S a m m l u n g e n sind: 1. Die Sammlung der Surtees Society. 1834ff. 2. Die Sammlung der Camden Society. 1838 ff. Vgl. hierzu N i c h o l s , J o h n G o u g h . A Descriptive Catalogue of the first series of the Works of the Camden Society, stating the nature of their principal contents, the periods of time to which they relate, the dates of their composition, their manuscript sources, authors and editors. Westminster 1872. 3. Die Sammlung der English Historical Society. 1838 ff. i. G i l e s . Patres Ecclesiae Anglicanae. London, Oxford, Paris 18431T. 5. Monumenta Histórica Britannica. Herausgegeben auf Grund staatlichen Auftrages durch P e t r i e , S h a r p e , H a r d y . 1818. Nur 1 Bd. erschienen.

523

XIV. Übersicht der Litteratnr.

6. Die Sammlung der Caxton Society. 7. F. L i e b e r m a n n . Uligedruckte Anglo-Normannische Geschichtsquellen. Strafsburg 1879. 8. Berum Britannicarum Medii Aevi Scriptores or Chronicles and Memorials of Great Britain and Ireland during the Middle Ages. Eine umfassende kritische Ausgabe der einzelnen Chroniken. Seit 1857 auf Grund staatlichen Auftrages unter Oberaufsicht des Master of the Rolls erscheinend, daher zuweilen als Bolls Series bezeichnet. c) In der letzterwähnten S a m m l u n g „Berum Scriptores" sind bisher folgende Werke erschienen:1 No.

Herausgeber

Britannicarum

Medii

Aevi

Bezeichnung des Werks.

1 Hingeston

The Chronicle of England, by John Capgrave. Betrifft die Zeit von Erschaffung der Welt bis 1417. Capgrave wurde 1393 geboren, war Prior v. Lynn (Norfolk) u. Provinzial d. Ordens der Friars Hermits in England kurz vor 1464; er starb wahrscheinlich 1464. Vgl. No. 7.

2 Stevenson

Chronicon Monasterii de Abingdon. 2 Bde. Umfafst die Zeit von der Gründung durch König Ina v. Wessex (688 bis 726/8) bis zur Regierung Richards I (1189-99). Verfafst kurz nach dieser Zeit durch ein Mitglied des Klosters.

3 Lnard

Lives of Edward the Confessor. — I. La Estoire de Seint Aedward le Bei. Ein Gedicht in normannischem Französisch, gerichtet an Alianor, Gemahlin Heinrichs I I I , wahrscheinlich 1245 geschrieben. Verfasser unbekannt. — II. Vita Beati Edvardi Begis et Confessoris. Anonymes Gedicht, zwischen 1440 u. 1450 auf Befehl Heinrichs VI geschrieben. Für die Geschichte ohne Bedeutung. — III. Vita Aeduuardi Begis qui apud Westmonasterium requiescit. Anonymer Verfasser; wahrscheinlich zwischen 1066 u. 1074 für Königin Edith geschrieben.

4 Bd. I B r e w e r

Monumenta Franziscana. Bd. I : Thomas de Eccleston de Adventu Fratrum Minorum in Angliam. Adae de Marisco Epistolae. Registrum Fratrum Minorum Londoniae. — Bd. II: De Adventu Minorum, re-edited with additions. Chronicle of the Grey Friars. The ancient English version of the Bute of St. Francis. Abbreviatio Statutorum, 1451 etc.

Bd. II H o w l e t t

5 Shirley

Fasciculi Zizaniorum Magistri Johannis Wyclif cum Tritico. Zugeschrieben Thomas N e t t e r von W a i d e n , seit 1414 Provinzial der Karmeliter in England, Beichtvater Heinrichs V. Es kann jedoch nur ein Teil von ihm herrühren. Einzige zeitgenössische Darstellung des Emporkommens der Lollarden.

1 Der nachstehende Katalog ist entnommen aus den Katalogen am Schlufs der neuesten Bände jener Sammlung. Die hinzugefügten Bemerkungen sollen nur dem Zweck einer e r s t e n , u n g e f ä h r e n Orientierung über die Glaubwürdigkeit des Inhalts der für die Geschichte der Kirchenverfassung wichtigeren Schriften dienen. Sie sind teils dem erwähnten Katalog am Schlufs der neuesten Bände der Sammlung entnommen; teils beruhen sie auf den Untersuchungen in den kritischen Vorreden zu den einzelnen Bänden oder in H a r d y , Descriptive Catalogue (No. 26 der Sammlung). G e n a u e r e s findet sich an den beiden letzterwähnten Orten.

524 No.

Anhang. Heranageber

Bezeichnung des Werks

G Turnbnll

The Buik of the Chroniclis of Scottanti; or, at Metrical Version of the History of Hector Boece; by William Stewart. 3 Bde. Eine metrische Übersetzung einer lateinischen ProsaChronik, aus der ersten Hälfte des 16. Jhdts. Beginnend mit den frühesten Legenden, endigend mit dem Tode Jakobs I von Schottland (1437).

7 Hingeston

Johannis Capgrave Liber de Illustribus Henricis. Teil I betrifft Geschichte der Deutschen Kaiser mit Namen Heinrich von Heinrich I bis Heinrich VI. — Teil II betrifft Geschichte der englischen Könige mit Namen Heinrich, von Heinrich I bis Heinrich VI. — Teil III betrifft Lebensgeschichte berühmter Männer mit Nameu Heinrich aus verschiedenen Ländern.

8

Hardwick

Historia Monasterii S. Angus tini Cantuariensis by Thomas of Elmham, formcrly Monlc and Treasurer of that Foundation. Betrifft die Geschichte von Ankunft Augustins in Kent bis 1191 (aus der Zeit nach 804 fast nur Urkunden). Vorangestellt ist eine Chronologie bis 141S. Verfasser ist wahrscheinlich T h o m a s von E l m h a m . Das Buch ist gegen 1414 verfafst. Die in das Werk aufgenommenen Urkunden sind zum Teil unecht; so namentlich die alten Privilegien des Klosters.

9

Haydon

Eulogiura (Historiarum sive Tempo ris): Chronicon ab Orbe condito usque ad . . 1366. 3 Bde. Betrifft die Zeit von der Schöpfung bis 1300. Verfafst gegen 1367 von einein Münch der Abtei Malmesbury. Eine Fortsetzung, welche die Geschichte bis 1413 fortführt, wurde von einem unbekannten Verfasser in der ersten Hälfte des 15. Jhdts. hinzugefügt.

10 G a i r d n e r

Memorials of Henry the Seventh. Enthält 1. Leben Heinrichs V I I von seinem Poeten und Historiographen B e r n a r d A n d r é v. T o u l o u s e . 2. Tagebücher des Roger Machado während er von Heinrich V I I als Gesandter nach Spanien und der Bretagne geschickt war. 3. Zwei Berichte von Gesandten, welche 1505 nach Spanien geschickt worden waren. 4. Bericht über den Empfang Philipps von Castilien in England 1506. 5. Anhang mit anderen Urkunden aus dieser Zeit.

11

Memorials of Henry the Fifth. — I. Vita Henrici Quinti, Roberto Redmanno auetore. II. Versus Rhytmici in laudem Regis Henrici Quinti. Verfafst anscheinend von einem Münch von Westminster, der Zeitgenosse Heinrichs V war. IH. Elmhami Liber Metricus de Henrico V. Der Verfasser T h o m a s E l m h a m war Zeitgenosse.

Cole

12 R i l e y

Munimenta Gildhallae Londoniensis; Liber Albus, Liber Custumarum, et Liber Horn, in archivia Gildhallae osservati. Bd. I : Liber Albus, zusammengestellt im J . 1419 von J o h n C a r p e n t e r , Common Clerk der City vou London, giebt einen Bericht über die Einrichtungen der Stadt London seit etwa 12. bis Anfang 15. Jhdts. Bd. II (in zwei Teilen): 1. Auszug aus dem Liber Custumarum, letzteres zusammengestellt, wahrscheinlich durch verschiedene Personen, gegen 1320 mit einigen Zu-

XIV. Übersicht der Litteratur. No.

Herausgeber

525

Bezeichnung des Werks

sätzen ans späterer Zeit. Es enthält eine Sammlung von Gesetzen, Erlassen u. s. w. und Berichte über Einrichtungen der Stadt London seit etwa 12. bis Anfang 14. Jhdts. 2. Auszug aus einer Sammlung ähnlicher Art wie die vorgenannten (nach Riley identisch mit dem Liber Horn), zusammengestellt (nach Riley I, 739) im J . 1311. 3. Übersetzung der angelsächs. Stellen des Liber Custumarum. 4. Glossare zum Liier Cushimarum u. Horn. Glossar betr. Namen u Daten der Feste. Bd. I I I : Englische Übersetzung der Anglo-Normannischen Stellen im Liier Albus, Glossar zum Liber A(bus, Auszüge aus der Assisa Panis und dem Liber Memorandorum. Chronica Johannis de Oxenedes. Umfafst nach kurzer 13 E l l i s mit ErgänEinleitung die Zeit von 871 bis 1293, wo es plötzlich abbricht. zung durch Verfasser war ein Mönch des Klosters Holme; ob es Johann Knowles v. Oxenedes war (über den sonst nichts bekannt ist), steht nicht fest. 14 W r i g h t

15 B r e w e r

A Collection of Political Poems and Songs relating to English History, from the Accession of Edward III to the Reign of Henry VIII. 2 Bde. The „Opus Tertium" „Opus Minus" etc. of Boger Bacon. Der Verfasser (geb. 1214, gest. 1292/4), ein Franziskanermönch, war ein hervorragender Kenner der Naturwissenschaften und leugnete die Möglichkeit der Zauberei. Er wurde wegen seiner wissenschaftlichen Arbeiten auf Befehl des Franziskanergenerals eingekerkert und blieb 10 Jahre lang im Gefängnis.

16 L n a r d

Bartholomaei de Cotton, MonachiNormcensis,Historia Anglicana; 449—1298; necnon ejusdem Liber de Archiepiscopis et Episcopis Angliae. Der Verfasser starb wahrscheinlich gegen 1298, lebte daher zur Zeit des letzten Teiles der von ihm erzählten Geschichte.

17 W i l l i a m s ab Ithel

Brut y Tywysogion; or, The Chronicle of the Princes of Wales. Zugeschrieben Caradoc v. L l a n c a r v a n , der gegen Mitte des 12. Jhdts. blühte. Geschrieben in alt Wallisisch. Beginnt mit der Abdankung und dem Tod Caedwalas in Rom, 681, und führt die Geschichte fort bis zur Unterjochung von Wales durch Eduard I, gegen 1282. A Collection of Royal and Historical Letters during the Reign of Henry IV; 1399-1404.

18 H i n g e s t o n 19 B a b i n g t o n

20

W i l l i a m s ab Ithel

The Repressor of over much Blaming of The Clergy. By Reginald Pecock, sometime Bishop of Chichester. 2 Bde. Der Verfasser geboren gegen Ende des 14 Jhdts., 1444 Bischof v. St. Asaph, 1450 nach Chichester versetzt. Das Werk richtet sich gegen die Ansichten der Lollarden, wobei genaue Nachricht über diese Ansichten gegeben wird. Pecock wurde später selbst als Ketzer verfolgt. Annales Cambriae. Umfassen die Zeit 447—1288. Der frühere Teil scheint einer irischen Chronik entlehnt zu sein, welche T i g e r n a c h und der Kompilator der Annalen von Ulster

Anhang.

526 No

Heransgeber

Bezeichnung des Werk« benutzt haben. Die Annalen wurden wahrscheinlich in St. Davids geschrieben von B l e g e w r y d , Archidiakon v. Llandaff.

21 Bd.I—IV B r e w e r of Giraldus Cambrensis. 8 Bde. VerThe Works Bd. Y—VI fasser i s t G i r a l d u s de B a r r i . geb. gegen 1147 (Preface S. L V I Dimock Anm. 2 zu Bd. V), Archidiakon in Wales und erfolgloser KanBd. V I I D i m o c k didat für den Bischofssitz v. St. Davids, lebte noch 1221, Jahr seines Todes unbekannt. Er reiste viel in Italien, Frankreich, & Freemann Bd. V I I I W a r n e r Irland und Wales. Es enthalten Bd. I : De Rebus a se Gestis, Invectionum Libeüus, Symbolum Electorum, kleinere Aufsätze; Bd. I I : Gemma Ecclesiastica; Bd. I I I : De Invecüonibus, De Menevensi Ecclesia Dialogus, Vita S. David; Bd. I V : Speculum Ecclesiae (betrifft namentlich die Zustände in den Klöstern), Vita Galfridi Archiepiscopi Eboracensis; Bd. V : Topographia Hibernica (enthält die Ergebnisse der Reisen v. 1183 u. 1185/6 nach Irland; verschiedene Ausgaben, deren erste 1188 vollendet), Expugiuitio Hibemica (die erste Ausgabe verfafst gegen 1188/9, eine zweite gegen 1209); Bd. V I : Itinerarium Kambriae, Descriptio Kambriae; Bd. V I I : Vita S. Remigii (dies ist eine Geschichte der Bischöfe v. Lincoln 1067 — 1200; in den Schlufskapiteln kurze Nachrichten betr. Erzbischof Thomas Becket und Balduin v. Caut. und die Bischöfe Heinrich v. Winchester, Bartholomaeus v. Exeter, Roger v. Worcester, Hugo v. Lincoln), Vita S. Hugonis (Bischof v. Lincoln 1186—1200; Distinctio I u. II sind gegen 1213/4, Distinctio III zwischen 1214 u. 1219 verfafst), Anhänge enthaltend Urkunden u. s. w. zur Geschichte der Bischöfe v. Lincoln; Bd. V I I I : Liber de Principis Instructione, Inhaltsverzeichnis zu Bd. I—IV u. V I I [. 22 S t e v e n s o n

Letters and Papers illustrative of the Wars of the English in France during the Reign of Henry VI. 2 Bde. (Bd. II in 2 Teilen).

23 T h o r p e

The Anglo-Saxon Chronicle, according to the several Original Authorities. Bd. I : Die verschiedenen ursprünglichen Texte nebeneinandergestellt. Bd. I I : Englische Übersetzung. — Umfafst die Zeit von der frühesten Geschichte von Britannien bis 1154. Die Chronik ist erhalten in verschiedenen, zum Teil erheblich von einander abweichenden Texten, die auch nur zum Teil dieselben Zeitperioden umfassen. Bei Verfassung des ältesten Teils, bis Ende 891, war vielleicht Alfred (König von Wesses 871—901) beteiligt. Inwieweit die späteren Teile auf zeitgenössischen Registrierungen beruhen, ist nicht bekannt.

24 G a i r d n e r

Letters and Papers illustrative of the Reigns of Richard III and Henry VII. 2 Bde. Letters of Bishop Grosseteste (umfassend die Zeit von 1210 bis 1253). Grosseteste war Bischof v. Lincoln und politisch hervorragend thätig. Descriptive Catalogue of Manuscripts (einschliefslich der g e d r u c k t e n Quellen) relating to the History of Great Britain and Ireland. Bd. I (2 Teile) umfafst die Zeit bis 1066. Bd. I I : 1066-1200. Bd. I I I : 1200-1327. - Ein

25 L u a r d

26 D n f f u s H a r d y

XIV. Übereicht der Litteratur Heranggeber

527

Bezeichnung des Werks 4. Band (Herausgeber: Martin) ist in Vorbereitung. Die einzelnen Schriften sind unter dem Jahr aufgeführt, in welchem das letzte in ihnen erwähnte Ereignis stattgefunden hat, Lebensbeschreibungen unter dem Todesjahr desjenigen, dessen Leben beschrieben ist. Die einzelnen Materialien sind näher beschrieben, die Quellen, aus denen sie schöpfen, angegeben und kritische Bemerkungen über die Zeit ihrer Abfassung und die Persönlichkeit des Verfassers hinzugefügt.

Shirley

illustrative of the Royal and other Historical Letters Beign of Henry III Bd. I; 1216-1235. Bd. I I : 1236-1272.

Riley

Chronica, Monasterii S. Albani. I. (Bd. I u. II) Thomae Walsingham, Historia Anglicana. Bd. I: 1272-1381; Bd. I I : 1381—1422. (Vgl. auch No. 64, Einleitung S. XXI ff., XXXI ff.) I I (Bd. III) WiUelmi Bishanger Chronica et Annales. Enthält: 1. eine Chronik 1259—1306 (der Teil 1259 - 72 ist wahrscheinlich von Rishanger, der unter Eduard I lebte, und nicht vor 1290 verfafst; der Teil 1272—1306 ist von unbekanntem Verfasser und wahrscheinlich nicht vor 1327 geschrieben); 2. einen Bericht über die Vorgänge bei Zusprechung Schottlands an Johann Balliol, 1291/2 (auch Rishanger zugeschrieben, aber ohne zureichenden Grund); 3. eine kurze Chronik der engl. Geschichte 1292—1300 von unbekanntem Verfasser; 4. eine Chronik Wülelmi Bishanger Gesta Edwardi I mit Annales Begum Angliae, wahrscheinlich von derselben Hand; 5. Fragmente dreier Chroniken englischer Geschichte 1285-1307. III. (Bd. IV) Johannis de Trokelowe et Blaneforde Chronica et Annales. Enthält: 1. Chronik 1259—96; 2. 'Annalea 1307—23 von Johann Trokelowe, Mönch v. St. Albans; 3. Fortsetzung der Annalen durch Heinrich de Blaneforde; 4. Chronik 1392-1406 ; 5. Bericht, im Anfang des 15. Jhdts. geschrieben, über die Wohlthäter v. St. Albans. IV. (Bd. V—VII) Gesta Abbatum Monasterii S. Albani, a Thoma Walsingham, regnante Ricardo II, ejusdem Ecclesiae praecentore, compilata. Bd. V: 793 — 1290; Bd. VI: 1290-1349; Bd. VII: 1349-1411. Hauptsächlich von Walsingham kompilirt, mit einer Fortsetzung. V. (Bd. VIII u. IX): 1. Chronik der Jahre 1422 — 31, von unbekanntem zeitgenössischen, in St. Albans lebendem Verfasser; 2. Annales Monasterii S. Albani, umfassend die Jahre 1421—40; der Verfasser war Mitglied des Klosters, trat jedoch wahrscheinlich erst im Laufe der vorgenannten Jahre dort ein; das Werk wird dem Mönch J o h a n n A m u n d e s h a m zugeschrieben, wahrscheinlich ist es vor 1452 verfafst. VI. (Bd. X u. XI) Registra quorundam Abbatum Monasterii S. Albani, qui saeculo XVm° floruere. Bd. X: Begistrwm Abbatiae Johannis Whethamstede, Abbatis,

528 No.

Anhang.

Heransgeber

Bezeichnung des Werks. Monasterii S. Albani, iterum susceptae, Roberto Blakeney, Capellano quondam adscriptum. Bd. X I : Registra Johannis Whethamstede, Wiäelmi Albon, et Willelm i Walingforde, cum Appendice, continente quasdam Epístolas, a Johanne Whethamstede conscriptas. V I I . (Bd. X I I ) Ypodigma Neustriae a Thoma IVa!singham conscriptum. Enthält eine kurze Geschichte v. England bis zur Regierung Heinrichs V (1413—22) und eine Geschichte der Normandie in früher Zeit.

-9

Macray

Chronicon Abbatiae Eveshamcnsis. Der erste Teil (Buch I u. II), verfafst von Prior D o m i u i c u s , welcher 1125 lebte, betrifft das Leben und die Wunder St. Egwins, Bisch, v. Worcester seit 602. Er umfafst die Zeit von etwa 090 bis etwa 1030. Der zweite Teil (Buch I I I ) umfafst die Zeit von 711 bis 1418, ausführlich die erste Hälfte des 13. Jlidts. Die Erzählung bis 1213 ist verfafst von T h o m a s de M a r i e b e r g e (gest. 1230, zuletzt Abt von Evesham), der Verfasser der Fortsetzung ist nicht bekannt. Im Anhang Wundergeschichten betreffend St. Odulph und St. Wistan, und eine kurze Geschichte des Klosters 1418 bis 1539.

30 ¡ M a y o r

Ricardi de Cirencestria Speculum Historiale de Oestis Regum Angliae. Bd. I : 447 - 871. Bd. I I : 872—1066. Der Verfasser war ein Mönch v. Westminster 1355-1400. Die Schrift enthält viele Urkunden zu Gunsten der Abtei Westminster und ausführlichen Bericht über das Leben besonders Eduards d. Bekenners.

31 ^ i s 11 Ed. I I I H o r w o o d ; seitdem P i k e

Year Books of the Reign of Edward I and I I I (Sammlungen gerichtlicher Entscheidungen). Bisher erschienen 11 Bde., betreffend folgende Jahre: 20 - 21, 2 1 - 2 2 , 30-31, 32-33, 3 3 - 3 5 Ed. I; 11-12, 12-13, 13-14, 14, 14-15, 15 Ed. I I I . Fortsetzung ist in Vorbereitung.

32

Stevenson

of the Expulsion of the English from Narratives Normandy 1449—1450. — Robertus Blondelli de Retluctione Normanniae. Le Recouvremcnt de Normendie, par Berry, Hcrault du Roy. Conferences between the Ambassadors of France and England.

33

Hart

34

Wright

Historia et Cartularium Monasterii S. Petri Gloucestriae. 3 Bde. Die Historia enthält eine Geschichte des Klosters von der Gründung (081) bis zum frühen Teil der Regierung Richards I I (1377—99) und einen Kalender der Schenkungen. Als Verfasser ist Walter Froucester, der zwanzigste Abt genannt worden, aber ohne Grund. Den zweiten Teil bildet das Cartularium. Alexandri Neckam de Naturis Rerum libri duo; with Neckams Poem, De Laudibus Divinae Sapientiae. Aus dem 12. Jhdt.

35

Cockayne

Leechdoms, Wortcunning, and Starcraft of Early England; being a Collection of Documents illustrating the History of Science in this Country before the Norman

XIV. Übersicht der Litteratur. No.

36

37

38

39

40

Heransgeber



Bezeichnung des Werks

Conquest. 3 Bde. Beleuchtet auch 'die Geschichte des Aber glaubens. Annales Monastici. Bd. I : Annales de Margan, 10® Luard bis 1232; Annales de Theokesberia, 1066-1263; Armales d> Burton, 1004—1263. Bd. I I : Annales Monasterii de Wintonia, 519—1277; Annales Monasterii de Waverleia, 1—1291. Bd. I I I : Annales Prioratus de Dunstaplia, 1—1297; Annale Monasterii de Bermundeseia, 1042—1432. Bd. IV: Annalet Monasterii de Oseneia, 1016—1347; Chronicon vulgo dictu» Chronicon Thomae Wykes, 1066—1289; Annales Prioratul de Wigornia, 1—1377. Bd. V: Index and Glossary. Die« Annalen sind von Wichtigkeit n a m e n t l i c h für die Zeit Johanns Heinrichs III und Eduards I (Anfang 13. bis Anfang 14. Jhdt.) Magna Vita S. Hugonis Episcopi Lincolniensis Dimock Bischof Hugo wurde 1186 geweiht; er starb 1200. Verfasser ist wahrscheinlich Adam, Abt v. Evesham, Hauskaplan u. Beichtvater des Bischofs. Stubbs Chronicles and Memorials oftheBeign of Richard I. Bd. I enthält: Itinerarium Peregrinorum et QestaMegis Ricardi (umfassend die Jahre 1187 —99, namentlich die Geschichte des Kreuzzuges); auetore, ut videtur, Ricardo, Canonico Sanctae Trinitatis Londoniensis. Als Verfasser sind früher auch Guido Adduanensis oder Geoffrey Vinsauf bezeichnet worden. Überwiegende Gründe sprechen dafür, dafs ein Kanoniker Richard der Verfasser war. Über dessen Person ist nichts bekannt; wahrscheinlich ist er jedoch identisch mit dem im J. 1222 zum Prior von St. Trinity erwählten „Ricardus de Templo" ; über diesen Prior ist einiges bekannt. Das Werk (bestehend aus sechs Büchern) mufs zwischen 1199 und 1220 verfafst sein; vielleicht waren das erste und zweite Buch bereits zwischen 1193 und 1197 veröffentlicht worden. (Vgl. hierüber namentlich Preface S. LXVI—LXXI, LXXIX.) Bd. I I enthält: Epistolae Cantuarienses; the Letters of the Prior and Convent of Christ Church, Canterbury, 1187—99. Diese Briefe betreffen den Kampf der Mönche gegen die Versuche der Erzbischöfe Balduin und Hubert v. Canterbury, ein Kollegium von weltlichen Kanonikern zu gründen. Bd. I - I I I Recueil des Chroniques et anchiennes Istories de la W i l l i a m H a r d y Orant Bretaigne, a present nomme Engleterre, par Jehan de Bd. IV u. V Wavrin. Bd. I: Mythologische Zeit —688. Bd. II: 1399-1422. W i l l i a m H a r d y Bd. III: 1422-31. Bd. IV: 1431-43. Bd. V: 1442 -71. Der & Edw. H a r d y Verfasser wurde ungefähr gegen 1394 geboren und starb wahrscheinlich bald nach 1471. Er war Ritter und nahm unter dem Herzog von Burgund an den Kämpfen zwischen Frankreich und England teil. Über die Einteilung und den Inhalt des vollständigen Werkes (welches auch die Jahre 688-1399 umfafrt) und über die Zeit der Abfassung seiner einzelnen Teile (1445—741 s. Einltg. zu Bd. I S. XLVIII ff. William Hardy Englische Übersetzung von No. 39. Bis 1431 erschienen; & Edw. H a r d y Fortsetzung in Vorbereitung. F. M a k o w e r , Verfassung der Kirche von England.

34

530 No. 41

Anhang. Heransgeber Bd. I TL. I I Babington Bd. I I I u. I V Lumby

42 G l o v e r

Bezeichnung des Werks Polychronicon Ranulphi Higden, with Trevisa's Translation. 9 Bde. Von der Schöpfung bis znr Zeit des Verfassers, der Regierang Eduards I I I . Eine Weltgeschichte, welche im 14. u. 15. Jhdt. als Hauptwerk benutzt wurde. Le Livere de Reis de Brittanie e Le Livere de Reis de Engletere. Erateres ist ein kurzer Geschichtsauszug, betr. die Zeit von dem fabelhaften Brutus bis Knut, gröfstenteils aus Geoffrey v. Monmouth oder Wilhelm v. Malmesbury entlehnt, mit kurzer Aufführung der späteren Könige bis Eduard I ; letzteres ist eine Chronik, umfassend die Zeit seit der ältesten Geschichte Britanniens bis 1274, fast Tollständig entlehnt aus bekannten Quellen. Der Band enthält ferner zwei Fortsetzungen: Wroxham Continuation (1274—1306) und Sempringham Continuation (1280—1326). Über die Zeit der Abfassung aller jener Schriften und über die Personen der Verfasser ist nichts Sicheres bekannt.

43

Bond

Chronica Monasterii de Melsa (Cisterzienserkloster Meaux), 1150 (Gründung) — 1396, verfafst etwa in den Jahren 1394—1400 ff. von Thomas de B u r t o n (Abt jenes Klosters seit 1396, resignirt 1399, + 1437), mit einer Fortsetzung bis 1406, verfafst von einem unbekannten Mönch jenes Klosters, welcher unter Abt John of Hoton ( f 1445) lebte, und Appendix umfassend die Jahre 1406—17. Die Chronik giebt die Geschichte des Klosters und allgemeine Geschichte. Der Abdruck ist erfolgt nach z w e i , bezüglich Wiedergabe der allgemeinen Geschichte verschiedenen Ausgaben, welche beide vom Verfasser herrühren. (Hierüber vgl. Preface zu Bd. I S. X L V I f.) 3 Bde.

44

Uadden

45

Edwards

46

Hennessy

Matthaei Parisiensis Historia Anglorum, sive, ut vulgo dicitur, Historia Minor. 3 Bde. 1067—1253. Dies ist eine unter Aufsicht des M a t t h a e u s P a r i s i e n s i s , zum Teil von ihm selbst fertiggestellte abgekürzte Ausgabe seiner Chronica majora (vgl. unten No. 57) in deren bis 1253 fortgeführter zweiter Auflage. Die Stellen, welche den König betreffen, sind gemildert. Uatthaeus, Mönch v. St. Albans, mit dem Beinamen Parisiensis (wahrscheinlich infolge eines Aufenthalts in Frankreich) wurde 1217 in St. Albans eingekleidet; er starb 1259. Liber Monasterii de Hyda: a Chronicle and Chartulary of Hyde Abbey, Winchester, 455—1023. Enthält nach kurzer Einleitung eine Geschichte der Könige von Alfred bis Knut (unter Benutzung von H i g d e n (No. 41) und früherer Schriftsteller), ferner eine grofse Zahl von Urkunden ans angelsächsischer Zeit. Im Anhang fernere Chronica de Hida (1035 bis 1121), 2 Urkunden zur Geschichte jenes Klosters u. Übersetzungen der angelsächsischen Urkunden. Chronicon Scotorum: a Chronicle of Irish Affairs, from the earliest times to 1135; and Supplement, containing the Events from 1141 to 1150. Mit englischer Übersetzung. Die auf die ältere Zeit bezüglichen Teile der Erzählung sind nicht zuverlässig.

531

XIV. Übersicht der Litterator.

No.

Herausgeber

47 W r i g h t

48 H e n t h o r n

49 S t n b b s

50 A n s t e y 51 S t u b b s

Bezeichnung des Werks The Chronicle of Pierre de Langtoft, in French Verse, from the earliest. Period to 1307. 2 Bde. Der Verfasser war Kanoniker v. B r i d l i n g t o n in Yorkshire (vgl. auch Eer. Brit. Scr. No. 61 S. 101). Er lebte während der Regierung Eduards I (1272—1307) und während eines Teiles der Regierung Eduards I I (1307—27). Die Chronik zerfällt in 3 Teile. Der erste ist ein Auszug fast nur aus der Historia Britonum von G e o f f r e y v. M o n m o u t h ; der zweite (684—1272) ist eine Kompilation aus verschiedenen Schriftstellern; der dritte ist eine selbständige zeitgenössische Geschichte der Regierung Eduards I. with the Gaill, or The The War of the Gaedhil Invasions of Ireland by the Danes and other Norsemen. Mit englischer Übersetzung. Die vorliegende Bearbeitung ist nach Ansicht des Herausgebers Verhältnis mäfuig modern; sie beruht jedoch auf zeitgenössischen Materialien. Gesta Regis Henrici Secundi Benedicti Abbatis. Chronicle of the Reigns of Henry II and Richard I, 1169—1192, knoum under the name of Benedict of Peterborough. 2 Bde. Nach S t u b b s sind folgende Teile zu unterscheiden: 1. 1169-77, etwa 1171 begonnen nnd gleichzeitig mit den Ereignissen fortgesetzt; 2. 1177—80, weniger Zeichen gleichzeitiger, aber auch kein Zeichen späterer Abfassung enthaltend; 3. 1180—88, wahrscheinlich gleichzeitig verfafst, mit wahrscheinlich erst später eingeschobenen Episoden ans nicht englischer Geschichte; 4. 1188 bis 1192 gleichzeitig verfafst, plötzlich abgebrochen. Ob die Unterschiede dieser Teile dadurch zu erklären sind, dafs derselbe Verfasser zu verschiedenen Zeiten neue Ausgaben veranstaltete, oder dafs mehrere Verfasser einander folgten, ist nicht bekannt. Über die Person des Verfassers ist nichts bekannt; er stand jedoch wahrscheinlich mit dem Hof in Verbindung. S t u b b s stellt die Vermutung auf, das Werk könne von dem Verfasser des Dialogus de Scaccario, R i c h a r d (seit 1189 Bischof v. London, gest. 1198) herrühren. Dagegen L i e b e r m a n n , Einl. z. Dial de Scaccario. Göttingen 1875. S. 66ff. Darüber, dafs H o v e d e n diese Chronik benutzte, s. Einleitung zu Bd. I S. XXVI, XLIII und LIV, Einleitung zu No. 51 Bd. I S. LIff. Monumenta Äcademica, or, Documents Illustrative of Academical Life and Studies at Oxford. (In 2 Teilen.) Chronica Magistri Rogeri de Hovedene. 4 Bde. Der erste Teil, betreffend die Jahre 732—1148 beruht auf einer zwischen 1148 und 1161 in Durham gemachten Kompilation (Historia post Bedam, ihrerseits beruhend auf Simeon v. Durham u. Heinr. v. Huntingdon), zu welcher H o v e d e n wenig hinzusetzte; von 1148—69 ist das Werk als Ganzes ans keiner bekannten Quelle entnommen, H o v e d e n benutzte jedoch die Chronik v. Melrose und mindestens einige der zeitgenössischen Lebensbeschreibungen B e c k e t s ; von 1170—92 beruht die Chronik H o v e d e n s im wesentlichen auf der Chronik, welche dem Abt B e n e d i c t zugeschrieben wird (No. 49); von 1192—1201 ist die Chronik selbständig. Der Verfasser, wahrscheinlich ein Beamter 34*

532 No.

Anhang. Herausgeber

52 H a m i l t o n

53 G i l b e r t 54 H e n n e s s y 55

56

57

Twiss

Williams

Lnard

58 S t u b b s

Bezeichnung des Werks. des Königs, später Pfarrer in Hoveden, lebte Ende d. 12. Jhdts. Die Zeit seiner Geburt und seines Todes ist nicht bekannt; er starb vor 1207. (Vgl. auch Vorrede S. LXXXIXff. zu No. 58 Bd. II, Vorrede S. XXXIIIf. zu No. 61.) Willtlmi Malmesbiriensis Monachi de Gestis Pontificum Anglorum Libri Quinque. Der Verfasser ist wahrscheinlich gegen 1095 geboren. Dies Werk ist zuerst 1125, kurz nach den Gesta Begum (vgl. unten No. 90) geschrieben, aber von dem Verfasser später (bis 1140) nochmals überarbeitet. Buch I enthält die Geschichte des Erzbistums Canterbury und der Bischöfe v. Rochester, Buch II die Geschichte der Bistümer von London, von Ostanglien, von Winchester, Sherborne, Ramsbury, Wells, Crediton, Chichester und mehrerer Klöster, Buch I I I die Geschichte des Erzbistums York und des Bistums Durham (Lindisfarne), Buch I V die Geschichte der Bistümer Worcester. Hereford, Lichfield, Lincoln (Dorchester), Ely und mehrerer Klöster, Buch V enthält eine Lebensbeschreibung des Heiligen Aldhelm. Historic and Municipal Documents of Ireland, from the Archives of the City of Dublin etc. 1172—1320. The Annals of Loch Ce. A Chronicle of Irish A f f a i r s , from 1041 to 1590. 2 Bde. Mit englischer Übersetzung. Monumenta Juridica. The Black Book of the Admiralty, with Appendices. 4 Bde. Enthält die alten Reglements und Gesetze betr. die Flotte. Memorials of the Reign of Henry VI. — Official Correspondence of Thomas Bekynton, Secretary to Henry VI, and Bishop of Bath and Wells. Matthaei Parisiensis, Monachi Sancti Albani, Chronica Majora. Bd. I : 1-1060. Bd. I I : 1067—1216. Bd. I l l : 1216-1239. Bd. IV; 1240-1247. Bd. V: 1248-1259. Bd. V I : Additamenta. Bd. V I I : Index. (Vgl. oben No. 44.) Für die Zeit bis inmitten des Jahres 1235 ist es eine neue Ausgabe früherer Kompilationen : nämlich bis Ende 1188 einer Kompilation, welche wahrscheinlich (Vorrede zu Bd. II S. X u. zu Bd. V I I S. I X ; dagegen H e w l e t t in Einleitung zu Roger de Wendover (No. 84) Einleitung zu Bd. I I I S. Xlf.) vom Abt J o h a n n e s de C e l l a v. St. Albans, 1195 -1214, herrührt; von 1189—1235 R o g e r s v. W e n d o v e r (vgl. No. 84). Alles folgende rührt von M a t t h a e u s P a r i s i e n s i s selbst her. Er schlofs sein Werk zunächst mit dem Jahr 1250 ab. Später fügte er zunächst die Geschichte bis 1253, zuletzt die Geschichte bis 1259 hinzu. Matthaeus Paris starb 1259. Bd. VI enthält Urkunden, welche in einem besonderen Buch des Klosters St. Albans eingetragen wurden, und auf welche zum Teil Matthaeus Paris Bezug nimmt. Memoriale Fratris Walteri de Coventria. — The Historical Collections of Walter of Coventry. 2 Bde. Über die Person Walters v. Conventry ist nichts bekannt. Das Werk ist verfafst zwischen 1293 u. 1307. Es umfafst die Zeit von den ersten Königen Britanniens bis 1226. Die Zeit bis 1002 ist nur

XIV. Obersicht der Litteratar. No.

Herausgeber

533

Bezeichnung des Werks. kurz behandelt. (Die Quellen sind in Vorrede zu Bd. I S. XXXff. im einzelnen angegeben.) Von 1002-1225 ist das MemoriaJe mit nur ganz unwesentlichen Änderungen aus einer früheren Sammlung entnommen, welche im Manuskript bekannt ist. Diese frühere Sammlung ist, gleichfalls mit ganz unwesentlichen Änderungen, entnommen für 1002—1131 aus M a r i a n u s Scotns und F l o r e n t i u s W i g o r n i e n s i s , für 1131-54 aus H e i n r i c h von H u n t i n g d o n (No 74), für 1170-77 aus Benedict (No. 49), für 1181 -1201 aus Hoveden (No. 51), für 1155-69,1177-80 und 1201 bis 1225 aus einer (im Manuskript vorhandenen aber ungedruckten) Chronik des Klosters Barnwell. Die letztere ist für die Jahre 1201—25 eine gute, zeitgenössische und, soweit bekannt, ursprüngliche Quelle.

59 W r i g h t

The Anglo-Latin Satirical Poets and Epigrammatists of the Twelfth Century. 2 Bde.

60 Campbell

Materials for a History of the Reign of Henry VII, from original Documents preserved in the Public Record Office. 2 Bde.

61 R a i n e

Historical Papers and Letters from the Northern Registers. Aus den Jahren 1265—1415; gröfstenteils entnommen aus bischöflichen Registern-, sie betreffen kirchliche und staatliche Angelegenheiten, namentlich Vorkommnisse in den nördlichen Grenzbezirken Englands.

62 D u f f u s H a r d y

Registrum Palatinum Dunelmense. The Register of Richard de Keüawe, Lord Palatine and Bishop of Durham; 1311-1316. 4 Bde. Dies ist das älteste Register der Pfalzgrafschaft Durham und betrifft sowohl die weltlichen als kirchlichen Angelegenheiten.

63 S t u b b s

Memorials of Saint Dunstan, Archbishop of Canterbury. Der Band enthält: 1. Lebensbeschreibung Dunstans (f 988) von einem Verfasser mit Anfangsbuchstaben B., verfafst gegen 1000; 2. Brief des Mönches A d e l a r d von B l a n d i n i u m an Erzbischof Elfege über das Leben Dunstans, geschrieben zwischen 1006 und 1011; 3. Lebensbeschreibung Dunstans von Osbern, Precentor der Kathedrale Canterbury, geschrieben zwischen 1070 und 1093 ; 4. Lebensbeschreibung Dunstans von E a d m e r , wahrscheinlich vor 1109 geschrieben (vgl. über Eadmer No. 81); 5. Lebensbeschreibung Dunstans von Wilhelm v. Malmesbury, nach den Gesta Regum (No. 90), also jedenfalls nach 1120 geschrieben; 6. Lebensbeschreibung Dunstans von J o h n Capg r a v e (vgl. über Capgrave No. 1); 7. Briefe u . s . w . zur Geschichte Dunstans; 8. Fragmenta ritualia de Dunstano.

64 T h o m p s o n

Chronicon Angliae, 1328—88, Auetore Monacho quodam Sancti Albani. Die Abfassung der Chronik war eine ungefähr zeitgenössische; die genaue Zeit der Abfassung und die Person des Verfassers ist nicht bekannt. Vielleicht rührt dies Werk wenigstens teilweise von Thomas W a l s i n g h a m (No. 28,1) her. (Einleitung S. XXXIV.)

Anhang.

534 No.

Herausgeber

Bezeichnung des Werks

65 H a g n ú s s o n

Thomas Saga Erkibyships. A Life of Archbishop Thomas Becket,in Icelandic. 2 Bde. Mit englischer Übersetzung. Entlehnt ans dem Leben Beckets von B e n e d i c t v. P e t e r b o r o u g h , und enthält anscheinend die fehlenden Teile aus Benedicts Lebensbeschreibung. (Vgl. No. 67.)

66

Badulphi de Coggeshall Chronicon Anglicanum. Enthält: 1. Das Chronicon Anglicanum von R a l p h , Abt (1207 bis 1218) von Coggeshall. Sein Todesjahr ist nicht bekannt. Die Chronik umfafst die Jahre 1066—1224; 2. LibeUus de Expugnatione Terrae Sanctae per Saladinum, gewöhnlich demselben zugeschrieben, Verfasser nicht bekannt; 3. Magistri Thomae Agnelli Wettensis Archidiaconi, Sermo de Morte et Sepultura Henrici Regis Junioris (Sohn Heinrichs I I f 1183); 4. Legende über Fulco Witz - Worin; 5. Auszüge aus G e r v a s i u s T i l e b u r i e n s i s , Otia Imperialia (der Verfasser war in Diensten Heinrichs des Löwen; das Werk ist dem Kaiser Otto IV von Deutschland gewidmet). Materials for the History of Thomas Becket, Archbishop of Canterbury. Bd. I - V I I . (Vgl. No. 65). Es enthalten Bd. I : die Lebensbeschreibung Beckets von W i l h e l m , Mönch von Canterbury; Bd. I I : die Lebensbeschreibungen Beckets von B e n e d i c t v. P e t e r b o r o u g h , J o h n v. S a l i s b u r y , A l a n v. T e w k e s b u r y und E d w a r d G r i m ; Bd. I I I : die Lebensbeschreibungen Beckets von Wi 11 i a m F i t z s t e p h a n und H e r b e r t v. B o s h a m ; Bd. IV: anonyme Lebensbeschreibungen, Quadrilogus etc.: Bd. V - V I I Briefe. Radulfi de Diceto Decani Lundoniensis Opera Histórica. 2 Bde., enthaltend: 1. Abbreviationes Chronicorum (Auszüge aus älteren Schriften) betreffend die Zeit von der Schöpfung bis 1148 ; 2. Ymagines Historiarum, eine Chronik, umfassend die Jahre 1148—1202 (ob die Geschichte der letzten drei Jahre noch von R a l p h v. D i c e t o selbst herrührt, ist nicht sicher); 3. Kleinere Werke R a l p h s v. D i c e t o . — Der Verfasser, wahrscheinlich gegen 1120—30 geboren, wurde Archidiakon von Middlesex (London) 1152. Als solcher stand er während der Kämpfe Beckets unter dem gröfsten Feind des letzteren, Bischof Gilbert Foliot von London. Er wurde 1180 Dekan des Kathedralkapitels London. Sein Todesjahr ist nicht genau bekannt. Wahrscheinlich starb er 1202.

Stevenson

67 Bd. I - V I Robertson Bd. V I I Sheppard

08 S t u b b s

69 G r a v e s 70 T w i s s

71 R a i n e

Roü of the Proceedings of the King's Council in Ireland, for a Portion of 16 Ric. I, 1392/3. Henrici de Bracton de Legibus et Consuetudinibus Angliae Libri Quinqué in varios Tractates distincti. 6 Bde. Über das Werk s. unter 2 (.Rechtsbücher"). The Historians of the Church of York, and its Archbishops. 2 Bde. Bd. I I I ist in Vorbereitung. — Bd. I enthält: 1. Vita Wilfridi von E d d i u s S t e p h a n u s ; 2. Vita St. Wúfridi von F r i d e g o d u s ; 3. Vita Wúfridi von E a d m e r ; 4. Breviloquium Vitae St. Wilfridi (von E a d m e r ? ) ; 5. Anhang:

XIV. Übersicht der Litteratur. No.

Herausgeber

535

Bezeichnung des Werks Vita 8. Wüfridi von unbekanntem Verfasser, und Vita et Miracula St. Wüfridi von J o h a n n Capgrave; 6. Vita St. Johannis, Episcopi Eboracensis von F o l c a r d u s ; 7. Miraada St. Johannis; 8. mehrere andere Wunderberichte; 9. Anhang: 5 kleinere Lebensbeschreibungen St. Johanns; 10. Alcnin, De Pontifieänu et Sanctis Ecclesiae Eboracensis (Gedicht); 11. Vita Oswaldi (f093), Archiepiscopi Eboracensis. (Zeitgenössisch, wahrscheinlich zwischen 995 n. 1005 yerfafst.) — Bd. II enthält: 12. Vita St. Ostcaldi von E a dm er (in 2 Teilen: Lebensbeschreibung und Wunder. Stützt sich auf die vorgenannte Lebensbeschreibung und Materialien von Ramsey); 13. Vita St. Oawaldi von Senatus (Verfasser wurde Prior 1189 und resignirte 1196. Hauptsächlich von Eadmers Lebensbeschreibung abgeleitet); 14. Vita St. Osuialdi von unbekanntem Verfasser (fast ganz Kompilation); 15. Vita St. Oswaldi zugeschrieben dem J o h a n n v. Tynemouth, gedruckt von Capgrave; 16. H u g o S o t t o v a g i n a , Geschichte der 4 Erzbischöfe Thomas I bis Thurstan v. Vork (der Verfasser war Precentor (Cantor) u. Archidiakon v. York. Das Werk ist in seinem Hauptteil vor 1128 geschrieben. Die Geschichte ist bis 1127 und durch einige Zusätze bis 1153 fortgeführt); 17. Brief des Erzb. Ralph v. Canterbury an Calixtus n , 1119, nach der Weihe Thurstans (er betrifft den Anspruch der Erzbischöfe v. Canterbury auf Unterordnung der Kirche v. Tork); 18. Brief Simeons v. Durham an Hugo, Dekan v. York (1130—32); 19. Vita Thurstini Archiepiscopi von unbekanntem Verfasser; 20. Vita St. WUldmi von unbekanntem Verfasser; 21. Miraeula St. Willelmi; 22. Lectiones in Festo Translationis St. WiOeltni; 23. Miscellanea betr. Erzb. Scrope; 24. Chronica Pontifiam Ecclesiae Eboracensis, 3 Teile (der 2. Teil vielleicht von Thomas S t u b b s , einem Dominikaner); 25. Chronicae Metricae duae; 26. Chronica de Archiepiscopis Eboracensibus.

72 Brewer Ä M a r t i n

Registrum Malmesburiense. The Register of Mahnesbury Abbey; Preserved in the Public Record Office. 2 Bde.

73 Stubbs

Historical Works of Gervase of Canterbury. 2 Bde. G e r v a s i u s , Mönch in Canterbury, wurde 1163 eingekleidet Er lebte wahrscheinlich etwa von 1141—1210. Bd. I enthält die gröfsere Chronik v. G e r v a s i u s , in welcher ausführlich die Regierungen von Stephan, Heinrich II and Richard I behandelt werden. Einige kleinere Abhandlungen gehen voraus. Bd. II enthält: 1. die kleinere Chronik („Gesta Regum"), beginnend mit Aeneas; bis 1200 oder 1210 von G e r v a s i u s verfafst, von dieser Zeit bis 1328 von verschiedenen zeitgenössischen Schriftstellern fortgeführt; 2. Actus Pontificum Cantuariensis Ecclesiae (597—1207); 3. Mappa Mundi, enthält namentlich Listen der Klöster Englands und der Bischofssitze aller Länder.

74 Arnold

Henrici Archidiaconi Huntendunensis Historia Anglorum. In 8 Büchern, umfassend die Jahre 55—1154. Geschrieben in mehreren Ausgaben, welche von 1130 bis 1154 erschienen.

536 No.

Anhang.

Heransgeber

Bezeichnung des Werks

75

Arnold

The Historical Works of Symeon of Durham. 2 Bde. Der Verfasser wurde Mönch gegen 1083; er schrieb zwischen 1104 u 1109 die bis 1096 fortgeführte Historia Dunelmensis Ecclesiae, viele J a h r e später seine allgemeine Geschichte, Historia Regttm; er starb wahrscheinlich um 1130. Bd. I enthält: Historia Dunelmensis Ecclesiae, mit Fortsetzungen bis 1154. Aufserdem folgende kleine Schriften verschiedener Verfasser: De Injusta Vexatione WiHelmi Episcopi I; Historia de St. Outhberto; De Obsessione Dunelmi, Angelsächsisches Gedicht auf Durham, Epistola de Archiepiscopis Eboraci, Capitula de Miracidis et Translationibus; Carmen Aetlielwulfi; Vita Bartholomaei Anachoretae, Vita St. Oswaldi Regis. Bd. I I enthält S i m e o n s Historia Regum (der erste Teil giebt eine Geschichte der J a h r e 731—957, der zweite greift auf 848 zurück und umfafst unter starker Benutzung der Geschichte des F l o r e n t i u s v. W o r c e s t e r (bis 1118) die Zeit bis 1129); J o h a n n v. H e x h a m s Fortsetzung umfassend die Jahre 1130 bis 53; aufserdem folgende kleinere Aufsätze: Zweiter Teil der Capitula de Miracidis et Translationibus, De Primo Saxonum Advcntu, Carmen de Morte Sumerledi, Series Regum Northymbrensium.

76

Stubba

Chronicles of the Reigns of Edward I and Edward II. 2. Bde. Bd. I enthält: 1. Annales Londonienses. Von 1194, in der Mitte eines Satzes beginnend, bis 1316 mit einigen weiteren Notizen aus den Jahren 1317, 1329, 1330. Eine Lücke 1293—1301. Bis 1289 zum grofsen Teil beruhend auf den Flores Historiarum (No. 95), seitdem selbständig. Wann die Annalen verfafst wurden und wer sie verfafste, ist nicht bekannt; S t u b b s nimmt an (Einleitg. S. X X I I I ff. zu Bd. I), dafs vielleicht A n d r e a s H o r n (+ 1328) den Teil bis 1316 verfafst hat. 2. Annales Paulini, 1307 - 41; der Verfasser ist nicht bekannt, er stand in Beziehung zur Kathedrale St. Pauls, London; der Teil seit 1332 ist fast identisch mit der Chronik v. Murimuth (No. 93). Bd. II enthält: 1. Commendatio Latnentabüis in Transitu Magni Regis Edwardi. Beklagung des Todes Eduards I seitens der einzelnen Stände. Verfasser ist J o h a n n v. L o n d o n , über dessen Persönlichkeit jedoch sonst nichts Sicheres bekannt ist, verfafst kurz nach dem Tode Eduards I (1307). 2. Gesta Edwardi de Carnarvan (d. h. Eduards I I ) und Gesta Edwardi I I I , 1307—39 mit kurzen Notizen bis 1377. Beide Teile sind in Bridlington, einem Haus von Regularkanonikern, zeitgenössisch und bis 1339 vielleicht von d e r s e l b e n Person verfafst; in der jetzigen Gestalt ist der zweite Teil und mindestens d e r S c h l u f s des ersten frühestens nach 1361, wahrscheinlich nach 1377 überarbeitet. 3. Monachi cujusdam Malmesburiensis Vita Edwardi I I , 1307— 25, mit Zusätzen, welche ans H i g d e n (No. 41) entnommen sind, bis 1348. Nach S t u b b s war der Verfasser nicht (wie H e a r n e annahm) ein Mönch, vielmehr wahrscheinlich ein wohlunterrichteter Universitätslehrer oder Rechtsgelehrter; auch die Beziehung zu Malmesbury ist zweifelhaft. Wann dies Werk

XIV. Übersicht der Litteratur. No.

Hersnageber

537

Bezeichnung des Werks verfafst, ist unsicher; nach der Annahme von S t n b b s schrieb der Verfasser gegen Ende der Regierung Eduards II, noch vor dessen Ermordung (1327). 4. Fifa» ei Mors Edicardi Secundi Regis Angliae, „conscripta a Thoma de la Moore", 1307—27. Das vorliegende Werk ist nicht von Thomas de la Moore verfafst, sondern ist ein Auszug mit unbedeutenden Änderungen aus der 1347 verfafsten kürzeren (Baker schrieb auch noch eine zweite, längere) Chronik von Geoffrey le Baker aus Swinbrook, Oxfordshire, herausgeg. von Giles, 1847. Baker giebt an, dafs er eine französische, von Thomas de la Moore verfafste Beschreibung benutzt habe. Die französische Urschrift ist nicht bekannt. Thomas de la Moore begleitete 1327 einen der Bischöfe, welche den König zur Abdankung veranlafsten. [Im Anhang zur Einleitg. zu Bd. II ein Auszug aus der Chronik des Klosters Barlings; über diese Chronik vgl. EinL S. XXXIX ff.)

77 M a r t i n 78 Jones 79 H a r t & Lyona 80 G i l b e r t 81 R u l e

82 H o w l e t t

83 Macray

Registrum Epistolarum Fratris Johannis Peckham (Erzb. v. Canterbury 1279—92). 3 Bde. Register of S. Osmund (Bischof v. Salisbury 1078—99). Vgl. No. 97. Chartulary of the Abbey of Ramsey. 2 Bde. Der 3. Band ist in Vorbereitung. (VgL auch No. 83.) Chartularies of St. Mary's Abbey, Dublin, with the Register of its House at Dunbrody, County of Wexford, and Annals of Ireland, 1162-1370. Eadmeri Historia Novorum in Anglia, et opuscuta duo de Tita Sancti Anselmi et Quibusdam Miracuiis ejus. Die einzelnen Bücher der Historia Novorum sind wahrscheinlich nach und nach einzeln zu Stande gekommen, die jetzigen 4 ersten (ursprünglich 3) wahrscheinlich zuerst in oder kurz vor 1112. Der Verfasser hat bis zu seinem Tode (gegen 1144) noch Änderungen am ursprünglichen Text vorgenommen. Die Chronik umfafst (nach einer kurzen, mit dem J . 960 beginnenden Einleitung) die Zeit von 1066—1122. Chronicles of the Reigns of'Stephen, Henry II, and Richard I. 4 Bde. Es enthalten Bd. I : Wilhelm v. Newburgh, Historia Herum Anglicarum (umfafst die Jahre 1066—1198; verfafst wahrscheinlich in den Jahren 1196—98; über die benutzten Quellen s. Einleitung zu Bd. I) Buch I—IV; Bd. II: Buch V jenes Werkes; die Fortsetzung bis 1298; und Draco Normannicus von E t i e n n e de Rouen; Bd. I I I : Gesta Stephani Regis (umfafst die Jahre 1135—47); die Chronik R i c h a r d s v. Hexham; die Relatio de Standardo v. St. Aelred v. R i e v a u l x ; das Gedicht von J o r d a n F a n tosme; und die Chronik von R i c h a r d v. Devizes; Bd. IV: Chronik von R o b e r t v. Torigni. Liber benefactorum ecclesiae Ramesiensis. Wahrscheinlich gegen 1160 —70 von einem Insassen des Klosters Ramsey verfafst; über die Person des Verfassers ist nichts bekannt. Das Werk umfafst die Zeit von Anfang des 10. Jhdts.

538 No.

Anhang. Herausgeber

Bezeichnung des Werks bis 1167 (abgesehen von einigen späteren Znsätzen); es enthält eine Geschichte der Gründung yon Ramsey, eine Lebensbeschreibung St. Oswalds und eine (die Jahre 1135 — 60 umfassende) Lebensbeschreibung des Abtes Walter, im übrigen wesentlich Auszüge und Abschriften von Urkunden zur Geschichte des Klosters. Im Anhang Urkunden u. s. w. zur Geschichte des Klosters bis 1471.

84 H e w l e t t

Chronica Bogeri de Wendover, sive Flores Historiarum. 3 Bde. Die Chronik W e n d o v e r s umfafst die Zeit von der Schöpfung bis 1235. Die vorliegende Ausgabe enthält nur den T e i l der Chronik von 1154 — 1235. Für die frühere Zeit, und wahrscheinlich noch bis zum Ende des Jahres 1188 benutzte W e n d o v e r nur eine frühere Kompilation (vgl. No. 57). Wendover wurde in der Zeit von 1224 — 31 von seiner Stelle als Prior von Belvoir abgesetzt und war seit dieser Zeit bis zu seinem Tode (1236) Historiograph im Kloster St. Albans.

85 Sheppard

The Letter Books of the Monastery of Christ Church Canterbury. Die Briefe stammen namentlich aus den Jahren 1296-1333. The Metrical Chronicle of Robert of Gloucester. Wahrscheinlich verfafst in den letzten Jahren des 13. oder Anfang 14. Jhdts. Der Verfasser war, wie es scheint, Augenzeuge vieler Ereignisse, welche er beschreibt. Chronicle of Robert of Brunne. Robert v. Brunne oder Bourne war ein Mitglied des Gilbertinerordens in der Niederlassung Sempringham.

Wright

87 F u r n i v a l l

Vigfusson

Stokes 90 S t u b b s

91 D u f f u s H a r d y fortgesetzt von Martin

92 Lumby

Icelandic Sagas and other Historical Documents relating to the Settlements and Descents of the Northmen on the British Isles. Bd. I : Orkneyinga Saga, and Magnus Saga. Bd. II: Hakonar Saga, and Magnus Saga. Bd. III und IV (Herausgeber D a s e n t ) sind in Vorbereitung. The Tripartite Life of St. Patrick, with other documents relating to that Saint. Willelmi Monachi Malmesbiriensis de Regum Oestis Anglorum, libri V; et Historiae Novellae, libri III. Wilhelm v. Malmesbury wurde wahrscheinlich gegen 1095 geboren. Die Regum Gesta sind zuerst kurz vor den Gesta Pontificum (1125) verfafst (vgl. No. 52); der Verfasser hat bis gegen 1135 oder 1140 noch mindestens zwei Überarbeitungen vorgenommen. Die Historiae Novellae betreifen die Zeit von 1125—1142 und sind 1140—1142 verfafst. Leatorie des Engles von G e f f r e y G a i m a r , mit englischer Übersetzung. 2 Bde. Umfafst die Zeit von den Kämpfen der Angelsachsen gegen die Britten bis 1100. Über die Persönlichkeit des Verfassers ist anderweit nichts Sicheres bekannt. Er schrieb vor 1147, wahrscheinlich nach 1135. Chronicle of Henry Knighton, Canon of Leicester. Der bereits erschienene 1. Bd. umfafst die Zeit seit König Edwi

539

XIV. Übersicht der Litteratur.

No.

Bezeichnung des Werks

Heraasgeber

(seit 955) nnd Edgar (959—75) bis 1335. (Für den übrigen Teil der Chronik ist bis jetzt noch die Ausgabe von Twysden zu vergleichen.) Die Chronik reicht bis zum Jahr 1395. Fortsetzung dieser Ausgabe ist in Vorbereitung. 93 Thompson

Adam Murimuth, Continuatio Ckronicarum and Robertus de Avesbury, De Qestis Mirabilibu» Regia Edtcardi III. Adam Murimuth lebte 1274/5—1347, er war zuletzt Kanoniker in London und Rektor (vgl auch Einleitung S. LXff. zu No. 76 Bd. I, S. CIX Anm. 1 zu Bd. II); seine Chronik nmfafst die Jahre 1303 - 47; die Chronik in ihrer jetzigen Form wurde nach 1325 begonnen, sie erschien wahrscheinlich ia mindestens drei aufeinander folgenden Ausgaben, die erste bis 1337, die zweite bis 1341 reichend, die dritte bis zum Tode des Verfassers fortgeführt Robert v. Avesbury war registrar am erzbischöflichen Gericht zu Canterbury; näheres ist über ihn nicht bekannt ; seine Chronik umfafst nach kurzer Einleitung die Jahre 1325—56 und behandelt namentlich die äußere Geschichte.

94 Gilbert

Chartulary Dublin.

95 Lnard

Flore» Historiarum. Bd. I : Schöpfung bis 1066. Bd. I I : 1067-1264. Bd. I I I : 1265—1326. Diese Chronik ist bis zum Jahr 1265 in St. Albans geschrieben, dann nach Westminster überführt und dort fortgesetzt worden. Bis zum Jahr 1250 ist sie im wesentlichen aus Chronica Majora des Matthaeus P a r i s i e n s i s (No. 57) entnommen. Bis 1269 beruht sie auf den Werken (No. 44 u. 57) des Matthaeus P a r i s und anderen meist noch vorhandenen Quellen. Für die spätere Zeit setzt sie sich zusammen aus Aufzeichnungen einer gröfseren Reihe anscheinend zeitgenössischer Verfasser. Diese Chronik ist lange Zeit als von . M a t t h a e u s von W e s t m i n s t e r " verfafst bezeichnet worden. Eine solche Person ist jedoch sehr wahrscheinlich niemals vorhanden gewesen, und die Entstehung jenes Namens beruht auf einem Mifsverständnis.

96 Arnold

Memorial» of St. Edmund'» Abbey. 2 Bde. erschienen; ein dritter in Vorbereitung. Bd. I enthält: Abbo v. F l e u r y , Passio St. Eadmundi (verfafst gegen Ende 10. Jhdts.); Hermannus archidiaconu», De Miraculi» St. Eadmundi (umfafst die Zeit 870—1095); Gaufridus de F o n t i b u s , De Infantia St. Eadmundi; Abt Samson, De Miraculis St. Eadmundi (verfafst vor 1180); J o c e l i n de Brakelonde, Chronica (umfafst die Jahre 1173—1203); Appendices. Bd. II enthält: Atmale» S. Edmundi (Verfasser unbekannt; umfassend 1—1212, nur. teilweise abgedruckt); Electio Hugoni» Abbati» (1211-15); Epist. Roberti Abbati» de Thorneye; Denis Piramus, La Tie St. Edmund; Electio Symonis zum Abt (1257); Processus contra Fratres Minores, qualiter expulsi erant de villa St Edmundi 1256 — 63); Gesta Sacristarum (1065 bis Ende 13. Jhdts.); Electio Thomae zum Abt (1301/2); Depraedatio Abatiae (1326-31); Appendices.

of the Abbey

of St Thomas

the

Martyr,

540 No.

Anhang.

Herausgeber

97 J o n e s & M a c r a y

Twiss Hall Maitland

Bezeichnung des Werks Charters and Documents, illustrating the History of the Cathedral and City ofSarum, 1100—1300; forming an Appendix to the Register of S. Osmund. Vgl. No. 78. In V o r b e r e i t u n g sind: Ranulf de Glanvill, Tractatus de legibus et consuetudinibus Angliae. The Bed Book of the Exchequer. Parliamentary Petitions etc. of the Reign of Edward I.

d) D i e w i c h t i g s t e n d e r in v o r s t e h e n d e r S a m m l u n g b i s h e r nicht e r s c h i e n e n e n , a b e r in d i e s e m B u c h g e l e g e n t l i c h a n g e f ü h r t e n C h r o n i k e n s i n d n a c h f o l g e n d n n t e r A n g a b e der besten A u s g a b e n z u s a m m e n g e s t e l l t : A s ser. De Rebus Gestis Aelfredi, in Monumenta Histórica Britannica Bd. I. 1848. ed. P e t r i e , S h a r p e , H a r d y . B e d a . Historia Ecclesiastica Gentis Anglorum. Angeführt nach der Ausgabe yon S t e v e n s o n für die English Historical Society, London 1841. Auch abgedruckt in Monumenta Histórica Britannica Bd. I. 1848; herausgegeben von P e t r i e , S h a r p e , H a r d y . Beda starb etwa 734; sein Werk umfafst die älteste Zeit Britanniens bis zum J a h r 731. Seine Quellen nennt er in dem einleitenden Brief an König Ceolwolf. — The old english versión of Bede's Ecclesiastical History of the English People, edited with a translation and introduction by Thomas MiUer. (Veröffentlichungen der Early English Text Society.) London 1890. — B e d a , kleinere geschichtliche Werke ( V i t a St. Cuthberti, u. s. w.), herausgegeben von S t e v e n s o n für The English Historical Society. London 1841. F l o r e n t i n s W i g o r n i e n s i s , Chronicon. Der "Verfasser war Mönch in Durham. Er starb 1118. Das Werk umfafst die Zeit von 450 bis 1117. Verschiedene Verfasser haben die Chronik bis 1141 und weiter bis 1297 fortgeführt. Zu Grunde liegt die Chronik des M a r i a n u s S c o t a , soweit sie reicht. F l o r e n t i u s macht Zusätze, welche meist aus B e d a , A s s e r , der Angelsächsischen Chronik und den Lebensbeschreibungen der englischen Heiligen entnommen sind. Die Z u s ä t z e des F l o r e n t i u s zur Chronik des M a r i a n u s bis zum J a h r 1000, und die Chronik des F l o r e n t i u s e i n s c h l i e f s l i c h des aus M a r i a n u s Entnommenen für die J a h r e 1000 — 1066 sind gedruckt in Monumenta Histórica Britannica Bd. I , S. 522 ff. ed. P e t r i e , S h a r p e , H a r d y . 1848. Die Zusätze des F l o r e n t i u s zur Chronik des M a r i a n u s und die Fortsetzungen von F l o r e n t i u s und anderen bis 1297 sind herausgegeben von B. T h o r p e f ü r die English Historical Society. 2 Bde. 1848, 1849. Soweit der ersterwähnte Abdruck reicht, ist derselbe angeführt. — M a r i a n u s S c o t a , geb. gegen 1028, gest. gegen 1082, war ein Ire, der den gTöfsten Teil seines Lebens in Cöln, Fulda und Mainz zubrachte. Dessen Chronik gedruckt in P e r t z , Scriptores V, 481 ff. G a l f r e d u s M o n n m e t e n s i s (Geoffrey v. Monmouth), Historia Britonum, ed. G i l e s . London 1844. Geoffrey v. Monmouth wurde 1152 Bischof v. St. Asaph. Das Werk ist gegen 1147 geschrieben. Es ist wohl nicht, wofür es sich ausgiebt, die Übersetzung eines alten angelsächsischen Originals. Jedenfalls enthält es willkürliche Zusätze. — Es ist nicht bekannt, dafs G e o f f r e y eine einzige geschichtliche Thatsache für die Zeit nach Julius Caesar aus anderen Quellen als G i l d a s , B e d a oder N e n n i u s entnahm. Vielleicht kannte er auch E u t r o p i u s , O r o s i u s und S u e t o n . Das Geschichtliche ist vielfach mit Fabeln verwoben. H a r d y , Descr. Catal. (Ber. Brit Ser. No. 26) I, 341, II, 268.

XIV. Übersicht der Litteratnr.

541

Gildas. Liber querulus de excidio Britanniae. Abgedruckt in Monumento Histórica Britannica Bd. I. 1848; herausgegeben von P e t r i e , Sharpe, H a r d y . Andere Anagabe von S t e v e n s o n für die English Historical Society, 1838; nach letzterer deutsche Ausgabe v. S a n - M a r t e (A. Scholz), Berlin 1844. Gildas lebte von etwa 516 bis wahrscheinlich gegen 570. Er schrieb dies Buch gegen 560. Er greift darin zurück bis zur Eroberung Britanniens durch die Römer. Näheres in Einleitung von S t e v e n s o n und in H a r d y , Descr. Cat. (Rer. Brit. Ser. No. 26) 1,132ff. I n g u l p h u s , Abt v. Croyland, Chronik. Neueste Ausgabe von W a l t e r de G r a y Birch; Wisbech 1885. Vorher zuletzt von F u l m a n , Oxford 1684. I n g u l p h u s war Geheimschreiber Wilhelms I; die ihm zugeschriebene Klostergeschichte stammt aber nach P a l g r a v e , Essay on the sources of Anglo-Saxon history in Quarterly Review 1826 Bd. 34 No. 67 S. 289 - 98 (angeführt bei Schmid, Ges. d. Angelsachsen, Einl. S. 59) frühestens ans dem Ende des 12. bis Anfang d. 13. Jhdts.; sie enthält gefälschte Urkunden. Vgl. über den Umfang, in welchem die Chronik Glauben verdient, die Vorrede zu R i l e y s englischer Übersetzung der Chronik in Bohn, Historical Library, 1854; H e n r y S c a l e E n g l i s h , A light on the historians and on the history of Crotvland Abbey, London 1868; L i e b e r m a n n im Neuen Archiv der Gesellsch. f. deutsche Geschichtskunde XVIII, 225 ff. N e n n i u s , Eulogium Britanniae sive Historia Britonum, abgedruckt in Monumenta Histórica Britannica Bd. I ; 1848 (ed. P e t r i e , S h a r p e , Hardy). Andere Ausgabe v. S t e v e n s o n , 1838, für die English Historical Society; nach letzterer deutsche Ausgabe v. S a n - U a r t e (A. Schulz), Berlin 1841 Wer Verfasser des Werkes war, ist nicht bekannt; einem „ N e n n i u s " wird sie nur auf Grund von Prologen aus dem 12. Jhdt. und im Widerspruch mit anderen frühen Angaben zugeschrieben. Das Werk ist wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 9. Jhdts., vielleicht jedoch erst am Ende des 10. Jhdts. verfafst. Es beginnt mit Erschaffung der Welt und umfafst die Zeit bis 687. Vgl. Einleitg. v. S t e v e n s o n , und H a r d y , Descr. Catalogue (fier. Brit. Ser. No. 26) I, 318 ff. Nicholai T r i v e t i , De Ordine Frat. Praedicatorum, Annales sex Begum Angliae, qui a comitibus Andegavensibus origmem traxerunt, 1136—1307. Ausgabe von H o g für die English Historical Society, 1845. Der Verfasser war der Sohn von Thomas Treveth, welcher 1272 justice in Eyre war. Er starb nach 1330. Genauere Daten aus seinem Leben sind nicht bekannt. O r d e r i c u s V i t a l i s , Historiae Ecclesiasticae libri tredeeim. Ausgabe v. A u g u s t u s l e P r e v o s t f t t r d i e Société de l'histoire de France. 6 Bde. Paris 1838—56. Der Verfasser wurde 1075 in England geboren; seit 1085 lebte er als Mönch in M T I P W I Kloster der Normandie. Seine Geschichte, in welcher die englischen Verhältnisse ausführlich berücksichtigt sind, umfafst die Zeit von Christi Geburt bis 1141. Ob der Verfasser noch lange nach 1141 gelebt hat, ist nicht bekannt. E r schrieb sein Werk in den Jahren von etwa 1123—41. Näheres s. in Einleitg. zu Bd. V der obigen Ausgabe. U n b e k a n n t e r V e r f a s s e r : De inventione Sanctae Crucis nostrae in Monte Âcuto et de ducüone ejusdem apud Waltham. Herausgegeben von W i l l i a m S t u b b s . Oxford & London 1861. [Betrifft die Gründung der Abtei Waltham, 1059 - 6 0 . Der Verfasser wurde wahrscheinlich 1119 geboren und war Kanoniker in Waltham bis 1177.] W a l t e r u s de H e m i n g b u r g h (auch H e m i n g f o r d oder G i s s e b u r n genannt), Chronicon de Gestis Regum Angliae. Ausgabe von H a m i l t o n für die English Historical Society. 1848, 49. Die Chronik umfafst die Jahre 1048-1315 und 1327-46. Der Verfasser war Kanoniker in der Priorei Gisburn. (Vgl. Rer. Brit. Ser. No. 61 S. 160.) Er starb nach 1. Novbr. 1302; wann, ist nicht genau bekannt. Der Teil der Chronik nach 1307 stammt nicht von ihm; vielleicht auch nicht der Teil von 1297—1307. Die Geschichte der Regierungen Eduards I, II u. III scheint jedoch von Zeitgenossen geschrieben zu sein.

542

Anhang. 2. Bechtsbflcher.

Die Rechtsbücher aus dem ersten Jahrhundert der normannischen Zeit sind abgedruckt im Anhang bei S c h m i d , Gesetze der Angelsachsen. Es sind dies: Pseudoleges Canuti. Nach Schmid a. a. O. eine Zusammenstellung, im wesentlichen Übersetzung angelsächsischer Rechtsquellen; älter als leg. Henrici und leg. Edu\ Conf.; wahrscheinlich aus der Zeit Heinrichs I. Ygl. auch L i e b e r m a n n , Ges. d. Angelsachsen S 4ff. (App. X X X I I I ) , ferner L i e b e r m a n n , Ein ungedrucktes Vorwort zu den Legts Henrici I und L i e b e r m a n n , Quadripartitus (nach S. 39ff. um 1114 verfafst), Halle a. S. 1892. Leges Edu-ardi Confessoria. Näheres über die Zeit der Abfassung nicht bekannt; wahrscheinlich aus dem 12. Jhdt. Wilhelm II [f 1100] wird so erwähnt, als wenn er nicht mehr regierte. S c h m i d a. a. O. Nach L i e b e r m a n n , Einl. z. Dialog, de Scaccario S. 71 ff., verfafst zur Zeit Heinrichs I [1100 — 35]. P h i l l i p s , gestützt auf eine Bemerkung in der Chronik von H o v e d e n nimmt an, dafs G l a n v i l l a der Verfasser sei; dagegen S c h m i d tmd L i e b e r m a n n ; vgl. auch S t u b b s , Vorrede S. X L I X zu Hoveden (Her. Brit. Scr. No. 51) Bd. II. Wilhelm I und Heinrich I bezogen sich auf den RechtBzustand nnter Eduard d. Bekenner („leges Edwardi"), wie er durch Wilhelm I verbessert sei, als geltendes Recht. Wilh. I Gesetze III, 13 (in dem besseren Text bei H o v e d e n II, 217: c 17), Carta Henrici I in Statutes of the Realm I Charters S. 2. Leges Begis Henrici Primi. Die beiden ersten Kapitel sind Freiheitsbriefe Heinrichs I. Die Vorrede, welche sich auf diese Kapitel bezieht, mufs, da die Gemahlin Heinrichs I, Mathilda, als regierend erwähnt wird, vor 1118 geschrieben sein; von c 3 an ist es Privatarbeit. Da in derselben anscheinend das 1151 verfafste decretum Gratians benutzt ist, so stammt dieser Teil vermutlich erst aus den letzten Jahren Stephans (bis 1154) oder aus der Zeit Heinrichs II (1154—89) her. S c h m i d a. a. 0 . Stephan in seinem kürzeren Freibrief (Statutes of the Realm I Charters S. 4) bestätigte die Gesetze Heinrichs I und die „leges Edwardi", d. h. den Rechtszustand zur Zeit Eduards. Heinrich II bezog sich auf den Rechtszustand unter Heinrich I als geltendes Recht. Vgl. § 4 Anm. 40. In dem Rechtsbuch „leges Henrici I* ist auf die „leges Edwardi" Bezug genommen. Vgl. § 60 Anm. 21. Näheres über die Entstehungszeit S c h m i d a. a. O., Einleitung.

der vorstehend genannten Rechtsbücher

bei

Dialogus de Scaccario. Abgedruckt bei M a d o x , History of the Exchequer und in S t n b b s , Select Charters. Von R i c h a r d (seit etwa 1159 bis 1198 königl. Schatzmeister, seit 1189 Bischof von London) unter Heinrich I I verfafst; nach der Vorrede im J . 1177. Hierzu vgl. F e l i x L i e b e r m a n n , Einleitung in den Dialogus de Scaccario; Göttingen 1875. Nach S t u b b s , Vorrede zu Benedict (Rer. Brit. Scr. No. 49) I, S. LX ist der Dialogus wahrscheinlich zwischen 1181 und 1188 verfafst. Hiergegen L i e b e r m a n n , welcher die Abfassung während der Jahre 1178/9 annimmt. R a d u l p h u s de G l a n v i l l a , Tractatus de Legibus et Consuetudinibus Regni Angliae. Herausgegeben von J o h n R a y n e r . London 1780. Auch abgedruckt als Anhang zu G e o r g P h i l i p p s , Engl. Reichs- und Rechtsgeschichte; Berlin 1827. Eine Ausgabe in der Sammlung Rerum Britannicarum Medii Aevi Scriptores ist in Vorbereitung. G l a n v i l l a war Hauptjustitiarius von England 1180—90. Dafs er diese Abhandlung verfafst hat, ist bestritten worden, jedoch nach der herrschenden Meinung ohne genügenden Grund. Die Zeit der Abfassung ist nicht genau bekannt; die Assise von Northampton (1176) ist jedoch jedenfalls schon berücksichtigt. Nach L i e b e r m a n n , Einleitung zum Dialogus de Scaccario S. 74 fällt die Vollendung des Werkes zwischen November 1187 und Juli 1189. H e n r i c u s de B r a c t o n , De Legibus et Consuetudinibus Angliae. Ausgrabe von T w i s s in Rer. Brit. Scr. No. 70. 6 Bde. (Hierzu vgl. K a r l G ü t e r b o c k , Henricus de Bracton und sein Verhältnis zum Römischen Rechte; Berlin 1862. Englische Übersetzung des letztgenannten Werkes, von B r i n t o n C o x e mit eigenen Zusätzen.)

XIV. Übersicht der Litteratur.

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Der Verfasser war Justitiar unter Heinrich i n . Sein Geburtsjahr ist nicht bekannt Er starb wahrscheinlich im J. 1268 (Twiss, Einleitung S. XII zu Bd. H). In keinem Teile seines Werkes sind die in den Jahren 1258 u. 1259 eingeführten Änderungen gesetzlicher Bestimmungen berücksichtigt. An einer Stelle ist auf die Möglichkeit einer Wahl Richards v. Cornwall zum Römischen Kaiser (Verhandlungen 1256/7) angespielt Das Werk ist daher wahrscheinlich 1257 vollendet worden. Nach der Annahme von T w i s s sind die einzelnen „tractatuef', ans welchen es sich zusammensetzt, nach und nach entstanden, der älteste wahrscheinlich noch vor Niederlegung des Richteramts durch Pateshall (im J. 1232; T w i s s , Einl. S. XIV zu Bd. I). Näheres über die wahrscheinliche Abfassungszeit der einzelnen Traktate s. bei T w i s s , Einl. zu den einzelnen Bänden. Fleta,

seu Commentarius Juris Anglicani. („FUta", weil die Abhandlung in dem Gefängnis dieses Namens verfafst wurde.) Der Verfasser ist unbekannt. Die Abhandlung rührt anscheinend etwa aus dem Jahre 1290 her. Neueste Ausgabe in H o u a r d , Traité» sur Us Coutumes Anglo-Normandes, publiés en Angleterre, depuis le onzième jusqu'au quatorzième Siècle. Rouen 1776. Bd. III.

B r i t t o n , The French Text ... with an English Translation, Introduction and Notes, by Francis Morgan Nichols. 2 Bde. Oxford 1865. In seiner jetzigen Form (welche wahrscheinlich die ursprüngliche ist) stammt es aus der Zeit zwischen dem 18. u. 23. Jahr Eduards I, wahrscheinlich aus den Jahren 1291—92. Es giebt sich aus als eine Kodifikation des bestehenden Rechts, veröffentlicht durch König Eduard I. Wahrscheinlich ist, dafs der König eine solche Veröffentlichung veranlagte; nichtsdestoweniger ist es nur eine Privatarbeit. Wer der Verfasser war, ist bestritten. Der Name B r i t t o n ist vielleicht identisch mit B r a c t o n und nur von jenem entlehnt. B r a c t o n und Fleta sind benutzt. R a d u l p h u s de H e n g h a m , Summa Magna und Summa Parva (als Anhang zu Fortescue, De Laudibus Legum Angliae herausgegeben von Seiden; London 1616). Der Verfasser war Chief Justice der Kings Bench 1274—90, Chief Justice der Common Titas 1301—9. Er starb um 1308/11. ( H a r d y , Descr. Catal.; Ber. Brit. Scr. No. 26 ; III, 346.) Wann er die Abhandlungen verfafst hat, ist nicht genauer bekannt. Nach T w i s s , Einleitung S. LIX, LXI zu B r a c t o n VI ist die Summa Magna jedenfalls nach 54 H en. III (1270), die Summa Parva jedenfalls nach 18 Ed. I (1289/90) verfafst. Mirrour aux Justices; in 5 Kapiteln. Gedruckt London 1642. Die ersten 4 Kapitel sind abgedruckt bei H o u a r d , Traités etc. IV, 463 ff. Nach H o u a r d a. a. O. (welcher Coke, Reports Vorrede zu Bd. X anführt) stammen die ersten 4 Kapitel von A n d r e a s H ö r n e , welcher am Ende des 13. Jhdts. schrieb; das 5., da es Gebräuche, die unter Eduard I I (1307—27) entstanden sind, erwähnt, sei von einem unbekannten Verfasser nach dem Tode H o r n e s hinzugefügt Über A n d r e a s H ö r n e , welcher 1328 starb und der Stadt London unter anderem ein „Spéculum Justic[iariorum]" vermachte, vgl. R i l e y , Einl. S. IX zu Monumenta Gildhallae (Her. Brit. Scr. No. 12) Bd. II und S t u b b s , EinL S. X X m zn Chronicus of Ed. 1 and II (Rer. Brit. Scr. No. 76) Bd. I. Der Mirrour aux Justices ist frühestens gleichzeitig mit B r i t t o n , wahrscheinlich später verfafst (Twiss, Einleitung S. XIV zu B r a c t o n III). Regiam Majestatem, im wesentlichen identisch mit G l a n v i l l a , aber in anderer Anordnung und mit einigen Änderungen und mit Zusätzen, von denen ein Teil alte schottische Gesetze sind. Der Verfasser ist nicht bekannt. Das Buch giebt sich aus als verfafst auf Veranlassung des Königs David (I) von Schottland (1124—53); in Wahrheit stammt es jedoch aus dem 14. Jhdt., frühestens aus dem Anfang desselben. Abgedruckt als Anhang I zn Acts of the Parliament of Scotland (Ausgabe der Record Commission) I, 597 ff. Daselbst I, 135 sind die Abhandlungen Regiam Majestatem und G l a n v i l l a behufs Vergleichung nebeneinander abgedruckt

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Anhang.

3. Werke aus der Neuzeit fiber Klrehengeschlchte. a) Ältere und n e u e r e Zeit. B a x t e r . The Church History of England from the Introduction of Christianity into Britain to the Present Time. 2. Ausg. London 1849. Collier. An Ecclesiastical History of Great Britain, chiefly of England, from the first planting of Christianity, to the end of the Reign of King Charles II; with a brief account of the Affairs of Religion in Ireland. 1708 ff. Neue Auagabe London 1852 durch L a t h b u r y , 9 Bde. (Der letzte Band enthält eine Sammlung von Urkunden). Dodd. The Church History of England from 1500 to 1688, chiefly with regard to Catholicks; . . . . to which is prefixed a general history of ecclesiastical affairs under the British, Saxon and Norman Periods. 3 Bde. Brüssel 1737. Foxe, John. Commentarii Rerum in Ecclesia gestarum, maximarumque, per totam Europam, persecutionum a Wiclevi temporibus ad hanc usque aetatem descriptio. Strafsburg 1554. Eine spätere lateinische Ausgabe: Basel 1559. Die erste englische: London 1563 unter dem Titel „Actes and Monumentes of these latter and perilous daycs, touching matters of'¿the Church . . . ." (Enthält namentlich eine Geschichte der Glaubensverfolgungen seit 64 bis 1558, mit Vorzugs weiser Berücksichtigung Englands). Neue Ausgabe in 8 Bden. London 1843—49. F u l l e r . The Church History of Britain; from the Birth of Jesus Christ untill 1648. London 1655. New edition in 6 vols, by Brewer. Oxford 1845. J e n n i n g s , A r t h u r Charles. Ecclesia Anglicana, A History of the Church of Christ in England from, the earliest to the present times. London 1882. 1 Bd. I n e t t , John. Origines Anglicanae, or, A History of the English Church from the conversion of the english Saxons tiU the death of King John. 1704ff. Neue Ausgabe in 2 Bden., besorgt von J o h n G r i f f i t h s , Oxford 1855. P a r k e r , M a t t h a e u s , Erzb. v. Cant. De Antiquitate Britannicae Ecclesiae et Privilegiis Ecclesiae Cantuariensis, cum Archiepiscopis eiusdem 70. London (Lambeth) 1572 (wohl nur in 25 Exemplaren). Zweite Ausgabe Hanoviae 1605. (Umfafst die Zeit von Einführung des Christentums bis 1558). P e r r y , G. G. A History of the English Church (von der frühesten Zeit bis zur Gegenwart). London. Die Zitate beziehen sich auf folgende Auflagen: Bd. 1, 4. Aufl. 1888; Bd. 2, 5. Aufl. 1888; Bd. 3, 1. Aufl. 1887. S t ä u d l i n , Carl F r i e d r i c h . Allgemeine Kirchengeschichte von Großbritannien. Göttingen 1819. b) Römische, b r i t i s c h e und a n g e l s ä c h s i s c h e Zeit. B r i g h t , William. Chapters of Early English Church History. 2. Ausgabe Oxford 1888. (Betrifft die Zeit von Einführung des Christentums in römischer Zeit bis zum Tode Wilfrids, gegen 709.) L i n g a r d . The History and Antiquities of the Anglo-Saxon Church. London 1845. 2 Bde (hiernach ist zitirt). Wieder abgedruckt London 1858. Lloyd. An Historical Account of Church Government, as it was in Great Britain and Ireland when they first received the Christian Religion. London 1684. Neu herausgegeben zusammen mit dem unten erwähnten Werke von S t i l l i n g f l e e t . Oxford 1842. S c h r ö d l , Karl. Das erste Jahrhundert der englischen Kirche, oder Einfahrung und Befestigung des Christentumes bei den Angelsachsen in Britannien. Passau & Wien 1840. Soames. The Anglo-Saxon Church; its History, Revenues and General Character. 3. Ausg. London 1844. — Derselbe. The Latin Church during Anglo-Saxon Times. London 1848. (Betrifft Geschichte des Papsttums in angelsächsischer Zeit, namentlich Fortschritte desselben in England.) S t i l l i n g f l e e t . Origines Britannicae, or The Antiquities of the British Churches. London 1685. (Betrifft Geschichte der britischen Kirchen bis gegen Ende des 6. Jhdts.) Neue Ausgabe Oxford 1842.

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XIV. Übersicht der Litteratnr.

U s h e r (Usserius). Britannicarum Ecdesiarum Antiquitates. 2. Auggabe London 1087. (Betrifft die Geschichte der ä l t e r e n britischen Kirche in England, Schottland und Irland.) c) R e f o r m a t i o n und N e u z e i t . Arnos, A n d r e w . Observations on the Statutes of the Reformation Parliament in the Reign of King Henry the Eighth. London & Cambridge 1859. Böhme, A n t o n W i l h e l m . Acht Bücher von der Reformation der Kirche in England, und was von dem 1526. Jahre an . . . . bis zu Caroli I I Regierung bei derselben Merkwürdiges sich zugetragen. Altona 1734. 1 Bd. B u r n e t . The History of the Reformation of the Church of England. 3 Teile. London 1679, 1715. (Eine Sammlung von Urkunden ist jedem Teil angehängt.) Neue Ausgabe in 7 Bden. Oxford 1865. C a r w i t h e n , J . B. S. The History of the Church of England. 3 Bde. London 1829—33. (Umfafst, nach einer kurzen Einleitung, die Zeit von 1521—1689.) H e t h e r i n g t o n , W. M. History of the Westminster Assembly of Divines. 4. Ausg. herausgegeben von R o b e r t W i l l i a m s o n . Edinburg 1878. Neal. The History of the Puritans; or Protestant Nonconformists; from 1517 to 1688, comprising an account of their principles; their attempts for a farther reformation in the Church; their sufferings; and the lives and characters of their most considerable divines. 1732—38, in 4 Bden. Zweite Ausgabe Dublin 1755, in 4 Bden. Neue Ausgabe London 1822, in 5 Bden. S t u b b s , W i l l i a m . Historical Appendix IV zum Bericht der Royal Commission on Ecclesiastical Courts 1883 (Drucksachen des Parlaments 1883, Reports Bd. XXIV): A Collation of the Journals of the Lords, with the Records of Convocation from 1529 to 1547, showing the Dates and the Processes by which the Convocations and the Parliament cooperated in Ecclesiastical Legislation and Business; with such further Information on this point as can be obtained from the State Papers. S t r y p e , J o h n . Ecclesiastical memorials, relating chiefly to religion, and the reformation of it, and the emergencies of the church of England under king Hen. VIII, king Ed. VI and queen Mary I; with large appendixes containing original papers, records etc. London 1721, 3 Bde. Neue Ausgabe Oxford 1822. — D e r s e l b e . Annals of the reformation and establishment of religion . . . . during . . . . Queen Elizabeth's reign. 1. Ausg. London 1709; 2. London 1725—31; 3. 1735 ff. Neue Ausgabe Oxford 1824. — D e r s e l b e . Memorials of . . . . Cranmer, zuerst veröffentlicht 1694. New edition, with additions, in 2 Bden. Oxford 1812. Besondere Werke betreffen das Leben der Erzbischöfe Parker, Grmdal (neue Ausgabe Oxford. 1821), Whitgift. W e b e r , Georg. Geschichte der Kirchenreformation in Grofsbritannien. Leipzig 1856. 2 Bde. (Betrifft auch Schottland und Irland und enthält ferner einen Abrifs der Kirchengeschichte Englands im Mittelalter.) Vgl. auch die Zusammenstellung wichtiger hierher gehöriger Werke bei G n e i s t , Engl. Verfassungsgeschichte § 30 Anm. *. III. Kirchenrecht. A y l i f f e . Parergon Juris Canonici Anglicani. London 1734. (Betrifft das gesammte Kirchenrecht, a l p h a b e t i s c h geordnet). B r o w n b i l l , J o h n . Principles of English Canon Law. Part I General Introduction. London 1883. (Der Verfasser überträgt oft wenig kritisch die Lehren der römischkatholischen Kirche auf die Kirche von England.) B u r n , R i c h a r d . The Ecclesiastical Law. London 1763. 2 Bde. 9. Ausgabe durch R o b e r t P h i l l i m o r e . London 1842. 4 Bde. ( A l p h a b e t i s c h geordnet). C l a u s n i t z e r , E r n s t . Gottesdienst, Kirchenverfassung und Geistlichkeit der bischöflichenglischen Kirche . . . Berlin 1817. (Ein kurzer Aufsatz, in welchem namentlich die thatsächlichen Verhältnisse am Anfang de9 19. Jhdts. geschildert werden). F. H f t k o w e r , Verfiusnng der Kirche TOO England,

3g

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Anhang.

C r i p p s . A Practical Treatise on the Law relating to the Church and Clergy. 6. Ausg. London 1886. ( S y s t e m a t i s c h geordnet). D e g g e . The Parsons Counsellor, icith the Law of Tythes and Tything. 2 Bücher, von denen das erst« allgemein das anf Pfarren bezügliche Recht., das zweite speziell das Zehntrecht enthält. 6. Ansg. London 1703. G i b s o n , E d m u n d . Codex iuris ecclesiastici anglicani . . . methodically digested . . . with a commentary. 2. Ausg. Oxford 1761 (unter ausgedehntem Abdruck der staatlichen und kirchlichen Satzungen an den Stellen, wohin sie methodisch gehören). 2 Bde. G o d o l p h i n . Repertorium Canonicum; or An Abridgment of the Ecclesiastical Laics of this Realm, consistent with the Temporal. 1 Bd. London 1678. ( S y s t e m a t i s c h geordnet). M o c k e t , R i c h a r d . Tractatus de Politia Ecclesiac Anglicanac. Zuerst 1616 veröffentlicht; verurteilt verbrannt zu werden. 2. Ausg. London 1G38. 3. Ausg. London 1705. (Kurze Abhandlung über die Grundlagen der Kirchenverfassung). Phillimore, Robert. The ecclesiastical laws of the Church of England. 2 Bde. London 1873, und Nachtrag von 187C. ( S y s t e m a t i s c h geordnet). Z o n c h , R i c h a r d . Descriptio Juris et Judicii Ecclesiastici secundum Canones et Constitutiones Anglicanas. Zuerst 1636 veröffentlicht. 2. und 3. Ausg. als Anhang zu den entsprechenden Ausgaben von M o c k e t , 1638 und 170ä ( S y s t e m a t i s c h geordnet). IV. Die wichtigeren der benutzten W e r k e aus der Neuzeit, welche Darstellungen von Teilen der Kirchengescbichtc oder des Kirulienrechts neben a n d e r e m enthalten. C o k e , E d w a r d . Institutes of the Larvs of England. Teil I enthält einen Kommentar zu L i t t l e t o n Uber die verschiedenen Besitzweisen (tenure). Teil II enthält einen Kommentar zu einzelnen wichtigeren Gesetzen, namentlich aus dem 13. u. 14. Jhdt. Teil III enthält Strafrecht [darunter c 5 Heresie: c 23 To depart the Realm to serve forain princes; c 31 Transportation of money; c 36 Bringing in of Bulls; c 37 Receiving of Jesuites; c 50 Clergy; c 51 Abjuration and Sanctuary; c 54 Premunire; c 71 Simony; c 80—82 Kirchenfriede; c 84 Fugitives etc. or such as depart the realm without licence . . .; c 92 Recusants). Teil IV enthält eine Abhandlung über die verschiedenen „courts", darunter auch die kirchlichen. F r e e m a n , E d w a r d A. The History of the Norman Conquest of England, its causes and its results. 5 Bde. London 1867—76. Dazu Bd. 6, enthaltend eine alphabetische Inhaltsübersicht. 1879. Zweite Ausgabe eines Teiles des vorstehenden Werkes. 3 Bde. Oxford 1870-75. Dritte Ausgabe (des Teiles bis 1066) 2 Bde. Oxford 1877. — D e r s e l b e . The Reign of William Rufus and the Accession of Henry I. 2 Bde. Oxford 1882. G n e i s t . Englische Verfassnngsgeschichte. 1 Bd. Berlin 1882. Kemble, J o h n Mitchell. The Saxons in England. A History of the English Commonwealth till the period of the Norman Conquest. London 1848. Neue Ausgabe. London 1876. 2 Bde. [Buch I I c 8 „Der Bischof"; c 9 „Klerus und Mönche"; c l O „Einkommen des Klerus". Appendix B. „Zehnten"; D. „Kirchenschofs".] P a l g r a v e (Cohen), F r a n c i s . The Rise and Progress of the English Commonwealth. Anglo Saxon Period. 2 Bde. (der zweite besteht aus kleineren, ergänzenden Untersuchungen „ P r o o f s and Illustrations"). London 1832. — D e r s e l b e . The History of Normandy and of England (bis 1101). 4 Bde. London 1851—64. Neudruck London 1878. P h i l l i p s , G e o r g . Versuch einer Darstellung der Geschichte des Angelsächsischen Rechts. Göttingen 1825. — D e r s e l b e . Englische Reichs- und Rechtsgeschichte seit 1066 (bis 1189).

XIV. Übersicht der Litteratur.

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R e e v e s . History of the English Law, from the time of the Saxons, to the end of the reign of Philip ami Mary. 3. Allsgabe. London 1814. 4 Bde. Dazu ein 5. Band, enthaltend die Fortsetzling bis zum Ende der Regierung Elisabeths. London 1829. Nene Ausgabe in 3 Bänden, besorgt durch W. F. F i n l a s o n . London 1869. S t e p h e n , J a m e s F i t z j a m e s . A History of the Criminal Law of England. 3 Bde. London 1883. (Enthält Geschichte des Strafrechts und des Strafverfahrens). S t u b b s , W i l l i a m . Constitutional History. Oxford 1874/8. 3 Bde. Die Zitate beziehen sich auf folgende Auflagen: Bd. 1: 5. Aufl. 1891, Bd. 2: 3. Aufl. 1887; Bd. 3: 4. Aufl. 1890. V. Statistische Werke, Verzeichnisse der einzelnen Kathedralen, Klöster, Bischöfe u. s. w. B r a d y , W. U a z i e r e . The Episcopal Succession in England Scotland and Ireland, 1400—1875, with appointments to Monasteries and Extracts from Consistorial Acts taken from manuscripts in public and private libraries in Rome, Florence, Bologna, Ravenna and Paris. Rom 1876—77. (Betrifft nur die p a p i s t i s c h e Hierarchie.) The Clergy List [with which is incorporated the Clerical Guide and Ecclesiastical Directory], containing complete lists of the Clergy in England, Wales, Scotland, Ireland, and the Colonies, including army, navy, prison, union and foreign chaplains, etc. with degrees, orders and appointments, an alphabetical list of Benefices with the dedication of the churches, post town, railway station, county, incumbent, curates, annual value, patron, and population; the Cathedral Establishments, Rural Deaneries and Constituent Livings, list of Public and Private Patrons of Benefices, with value, etc. Jährlich erscheinend. D u g d a l e (& Dodsworth). Monasticon Anglicanum. London, 3 Bde. 3. Band 1673. — Mehrere neue Ausgaben. Die meist benutzte ist: Monasticon Anglicanum, A History of the Abbies and other Monasteries, Hospitals, Frieries, and Cathedral and Collegiate Churches, with their dependencies, in England and Wales . ..., new edition enriched with a large accession of materials . . . .; the history of each religious foundation in englüh being prefixed to its respective series of latin charters. Herausgegeben v. J o h n Calley, H e n r y E l l i s , B u l k e l e y B a n d i n e l . 6 Bde. 1817—30. Letzte Ausgabe 1846. L e Neve, J o h n . Fasti Ecclesiae Anglicanae, or a Calendar of the Principal Ecclesiastical Dignitaries in England and Wales and of the chief offices in the Universities of Oxford and Cambridge from the earliest time to 1715. London 1716. — Corrected, and continued from 1715 to the present time by T. Duffus Hardy. Oxford 1854. 3 Bde. The Official Tear-Book of the Church of England. London. Jährlich erscheinend. S t u b b s , William. Registrum Sacrum Anglicanum. An Attempt to exhibit the course of Episcopal Succession in England, from the Records and Chronicles of the Church. Oxford 1858. Enthält im Anhang folgende Übersichten: I. Die angelsächsischen Könige und ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zur Zeit der Einführung des Christentums. — II. Die einzelnen Bistümer Englands in angelsächsischer und späterer Zeit unter Angabe der stattgehabten Neugründungen und Verlegungen von Bischofssitzen. — III. Die Erteilung von Pallien an die Erzbischöfe v. Canterbury u. York, 1070—1556. — IV. Daten der Übertragung päpstlicher Legationen im 12. Jhdt. — V. Suffraganbischöfe und Bischöfe in partibus in England. — VI. Bischöfe v. Sodor & Man, 1066—1546. — VII. Bischöfe der Briten u. Walliser. — VIII. Listen der Bischöfe in den einzelnen englischen Bistümern. W i l l i s , Browne. An History of the Mitred Parliamentary Abbies and Conventual Cathedral Churches . . . . together with a Catalogue of their Abbots, Priors etc. 2 Bde. London 1718, 1719.

Anhang.

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XV. Regiernngsjahre der Könige von England seit der normannischen Eroberung." Wilhelm I Wilhelm II Heinrich I Stephan

N o r m a n n i s c h e K ö n i g e 1066—1154. 25. Dezbr. 1066 (Tag der Krönung; 1 Harald f 14. Okt.) — 9. Sept. 1087. 26. Sept. 1087 (Tag der Krönung) — 2. Aug. 1100. 5. Aug. 1100 (Tag der Krönung) — 1. Dezbr. 1135. 26. Dezbr. 1135 (Tag der Krönung) — 25. Oktob. 1154.

H a u s A n j o n ( P l a n t a g e n e t ) in g e r a d e r L i n i e 1151—1399. H e i n r i c h I I 19. Dezbr. 1154 (Tag der Krönung) — 6. Juli 1189. Richard I 3. Sept. 1189 (Tag der Krönung) — 6. April 1199. Johann 27. Mai 1199 (Himmelfahrtstag, Tag der Krönung) — 19. Oktob. 1216.H e i n r i c h I I I 28. Oktob. 1216 (Tag der Krönung) — 16. Novbr. 1272.' Eduard I 20. Novbr. 1272« (Tag der Beerdigung seines Vaters 5 ) — 7. Juli 1307. E d u a r d II 8. Juli 1307 (Anerkennung? 6 ) - 20. Jan. 1327 (Abdankung; f 21. September 1327).7 E d u a r d III 25. Jan. 1327 (Tag nach der erstmaligen 8 Proklamierung seines Königsfriedens) — 21. Juni 1377. R i c h a r d II 22. Juni 1377 — 29. Sept. 1399 (Tag der Abdankung; wann er starb, nicht bekannt). H a u s L a n c a s t e r ( N e b e n l i n i e d e r P l a n t a g e n e t ) 1399—1461 (und 1470-71). H e i n r i c h IV 30. Sept. 1399 (Tag der Anerkennung durch das Parlament) — 20. März 1413. » D i e D a t e n f ü r die Zeit bis K a r l I I Bind e n t n o m m e n a u s d e n Z u s a m m e n s t e l l u n g e n bei H a r d y , Syllatus zu E y m e r . — Vgl. a u c h d a s e l b s t e i n e s y n c h r o n i s t i s c h e Ü b e r s i c h t ü b e r die R e g i e r u n g s z e i t d e r F ü r s t e n a l l e r w i c h t i g e r e n e u r o p ä i s c h e n S t a a t e n u n d d e r P a p s t e ; bei P e r r y , Hist. oj Jinfjl. Ch. I , 680 u. I I , 587 e i n e s y n c h r o n i s t i s c h e Ü b e r s i c h t d e r e n g l i s c h e n K ö n i g e , d e r E r z b i s c h ö f e von Canterbury und der Päpste. 1

In den ersten Jahrhunderten nach der normannischen Eroberung wurde das Recht zur Thronfolge in England nicht auf die Erbfolge a l l e i n , sondern zugleich auf die Wahl durch die ÜTofaen des Landes gestützt. Vgl. S t u b b s , Const. Eist. I, 366 ff. c 11 § 118. Nach dem Tode jedes Herrschers folgte daher ein Interregnum; die Regierung des neuen Herrschers begann bis zu Eduard I erst mit der anf die Wahl folgenden Krönung. 2 Die Regierungsjahre Johanns werden von Himmelfahrtstag zu Himmelfabrtstag gezählt. Es beginnt daher 1 Joh. am 27. Mai 1199, 2 Jo h. am 18. Mai 1200, 3 Joh. am 3. Mai 1201, 4 Joh. am 23. Mai 1202, 5 Joh. am 15. Mai 1203, 6 Joh. am 3. Juni 1204, 7 Joh. am 19. Mai 1205, 8 Joh. am 11. Mai 1206, 9 Joh. am 31. Mai 1207, 10 Joh. am 15. Mai 1208, 11 Joh. am 7. Mai 1209, 12 Joh. am 27. Mai 1210, 13 Joh. am 12. Mai 1211, 14 Joh. am 3. Mai 1212, 15 Joh. am 23. Mai 1213, 16 Joh. am 8. Mai 1214, 17 Joh. am 28. Mai 1215, 18 Joh. am 19. Mai 1216. 3 Vgl. auch J o h a n n de O x e n e d e s (Rer. Brit. Scr. No. 13) S. 163 über eine im J a h r 1234 erfolgte Änderung in der Art, die Regierungsjahre Heinrichs I I I zu zählen. * H a r d y a. a. O. zählt den 20. November immer sowohl zum vorhergehenden wie auch zum folgenden Regierungsjahr. » S t u b b s , Const. Hist. II, 106 c 14 § 179. Nach H a r d y a. a. O. wird als Beginn der Regierung der 20. November als der Tag der Proklamation gerechnet. Ednard selbst erliefs eine Proklamation wohl erst am 23. Novbr., die Qrofsen hatten eine Proklamation bereits am 17. Novbr. erlassen. ( R y m e r , Foedera 4. Ausg. I, 497.) 6 Vgl. S t u b b s , Const. Hut. II, 329 c 16 § 249. 7 Es wird berichtet, anscheinend fälschlich, dafs er nicht schon damals starb, sondern nach dem Festland entfloh und dort noch einige Zeit lebte. Vgl. S t u b b s , Einl. S. CHI zu Bd. I I Chronicles of Ed. I and II (Rer. Brit. Scr. Nr. 76). 8 Die Proklamierang wurde am Tage der Krönung, 29. Jan. 1327, wiederholt. Vgl. S t u b b s , Const. Hist. II, 386 c 16 § 256.

XV. Regiermigsjahre der Könige von England seit der normann. Eroberung.

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H e i n r i c h V 21. März 1413 — 31. Aug. 1422. H e i n r i c h VI 1. Sept. 1422 — 4. März 1461 (Proklamierung Eduard« IV zum König).« Haus York (Nebenlinie der P l a n t a g e n e t ) 1461-85 (Unterbrechung 1470—71). E d u a r d IV 4. März 1461 (Proklamation'«) - 9. Okt. 1470." H e i n r i c h VI 9. Oktob. 1470 (Tag der ersten Verfügungen in seinem Namen") — April 1471." E d u a r d IV April 1471» — 9. April 1483. Eduard V 9. April 1483 — 25. Juni 1483.15 Richard III 26. Juni 1483 (Tag, an welchem er sich zum König erklärte) - 22. Aug. 1485. H a u s Tudor 1485—1603. H e i n r i c h VII 22. Aug. 1485 — 21. April 1509. H e i n r i c h VIII 22. April 1509 — 28. Jan. 1547. E d n a r d VI 28. Jan. 1547 - 6. Juli 1553. Maria 6. Juli 1553 — 17. Novbr. 1558."« Elisabeth 17. Novbr. 1558 - 24. März 1603. H a u s S t u a r t 1603—1714 (Unterbrechung 1649 -60). Jakob I 24. März 1603 — 27. März 1625. Karl I 27. März 1625 - 30. Jan. 1649. R e p u b l i k und P r o t e k t o r a t 30. Jan. 1649" — 8. Mai 1660. K a r l II 8. Mai 166018 (Anerkennung seitens des englischen Parlaments) — 6. Febr. 1685. J a k o b II 6. Febr. 1685 — 28. Jan. 1689 (Tag des Parlamentsbeschlusses, data der Thron durch die Flucht des Königs, welche als eine Entsagung anzusehen, erledigt sei; Jakob II f 16. Septbr. 1701). 9

1. Sept. 1460 bis 4. März 1461 rechnet als 39 Hen. VI. Nach Stubbs, Const. Hist. II, 107 c 14 § 179 u. III, 195 c 18 § 355 wurde erst seit dieser Zeit die Theorie anerkannt, dafs die neue Regierung u n m i t t e l b a r nach Beendigung der vorigen beginne. 11 4. März 1470 bis 9. Okt. 1470 rechnet als 10 Ed. IV. 12 Eduard IV floh am 3. Okt., Heinrich VI wurde am 5. Okt. aus dem Tower befreit. Stubbs, Const. Hist. III, 214 c 18 § 358. 13 Eduard IV landete am 14. März in England, zunächst unter Anerkennung Heinrichs VI als Königs. Kurz darauf erklärte er sich als König; am 11. April zog er in London ein, wo sich Heinrich VI befand. Am 14. April und 4. Mai schlug er die Anhänger des Königs; am 21. Mai starb Heinrich VI, wahrscheinlich ermordet. Stubbs, Const. Hist. III, 216 c 18 § 358. — Die zweite Regierungszeit Heinrichs VI rechnet als 49 Hen. VI. 14 April 1471 - 3. März 1472 rechnet als 11 Ed. IV. 15 Wann er starb, wahrscheinlich im Auftrage Richards III ermordet, ist nicht bekannt. Stubbs, Const. Hist. III, 231 c 18 § 360. 16 Es rechnen 6. Juli 1551 - 24. Juli 1554 als 2 Mar., 25. Juli 1554 — 5. Juli 1555 als 1 & 2 Phil. (Philipp II v. Spanien, Gemahl Marias) & Mar., 6. Juli 1555 — 24. Juli 1555 als 1 & 3 Phil. & Mar., 25. Juli 1555 — 5. Juli 1556 als 2 & 3 Phil. & Mar., 6. Juli 1556 — 24. Juli 1556 als 2 & 4 Phil. & Mar., 25. Juli 1556 — 5. Juli 1557 als 3 & 4 Phil. & Mar., 6. Juli 1557 - 24. Juli 1557 als 3 & 5 Phil. & Mar., 25. Juli 1557 bis 5. Juli 1558 als 4 & 5 Phil. & Mar., 6. Juli 1558 — 24. Juü 1558 als 4 & 6 Phil. & Mar., 25. Juli 1558 — 17. Novbr. 1558 als 5 & 6 Phil. & Mar. » Vgl. § 7 Anm. 52, 53. 18 Bei der Zählung der Regiermigsjahre wird die Regierung Karls II als am 30. Januar 1649 beginnend gerechnet. 10

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Anhang.

Wilhelm I I I und U a r i a 13. Febr. 1689 (Annahme der vom Parlament angebotenen Krone) — '28. Dezbr. 1694 (Tod der Maria). Wilhelm III 28. Dezbr. 1694 — 8. März 1702. Anna 8. März 1702 — 1. Aug. 1714. Georg I Georg II Georg III Georg IV Wilhelm IV Viktoria

H a u a H a n n o v e r 1714—x. 1. Ang. 1714 — 12. Juni 1727. 12. Juni 1727 — 25. Oktob. 1760. 25. Oktob. 1760 — 29. Jan. 1820. 29. Jan. 1820 — 26. Juni 1830. 26. Juni 1830 - 20. Juni 1837. 20. Juni 1837-x.

R e g i s t e r .

Die g e r a d e n g r ö f s e r e n Zahlen bezeichnen den P a r a g r a p h e n ! die k l e i n e r e n die Anmerkung. Die s c h r ä g e n Zahlen bezeichnen die Seite.

Abendmahl (Hesse): 634,68, 10i7.au, bei 67, 1117, 142, 178, 10B, 1987, 20ao, Olm Abgaben s. S t e u e r n . Absetzung: 24 a, 353, 49 8,9, 504, CO 58. Absolution: 20 bei 20, 59 bei 16, 18. Abt: 37 c; Wahl der Äbte a. E r n e n n u n g ; Verleihung des Bischofsranges an Äbte: 4127, 5 9; Teilnahme am Parlament: 21, an Kirchenversammlungen: 367f., 572,8. Äbtissin: 2136. Acolutha: 204. Admission s. Z u l a s s u n g . Advertisements v. 1566: 157. Afrika: 127, 26. Alban: 10 5. Aldermannus: 59o, 60 IB. — Vgl. Ealdorman. Altkatholiken: 18 IB. Amerciaments: 60 bei ei ff. Amerika: 127, üb, 13. — Vgl. C a n a d a , V e r e i n i g t e S t a a t e n , Westindien. Amtungserlaubnis: 307, 4418, ao, 353, 46 6, 49B, 53a. — Vgl. Z u l a s s u n g zum Amt. Anabaptisten: 92, 19 bei 27, ss, 84. Angriff anf Kleriker: 464, 60 bei lCSff. Annaten s. E r s t f r ü c h t e . Appellationen s. B e r u f u n g e n . Approbation: 307, 4419. Vgl. Z u l a s s u n g . Appropriation, Impropriation: 4127,128, 9B, 1188, 2733, 31a, 44 bei 11 ff. Archldiakon: 21 bei 9, 3213,14, 38 bei 2, 42, 457, 54 bei 28ff., 558, 57s, 582, 3, 65, 06. Arcliipresbyter: 431, 5141. Ardepseop: 10s, lie, 33i. Arminianer: 725. Articulus Cleri: 55 bei — Vgl. B i t t s c h r i f t e n . — Statutum Artiadi Cleri: 4107, 5523, 60a

Artikel s. Bekenntnisse. Asien: 1225. — Vgl. Ostindien. Assistant bishop: 39 bei 8 ff. Assistant eurate s. K u r a t . Assistants: 48 a, is, 19. Auditor: 63 bei 3, bei 6. Aufbesserung schlecht besoldeter Stellen: 31, 32i8, 44ib. — VgL K u r a t . Auferstehung: 19 37. Auflösung der Konrokation: 5512. Augmentation s. A u f b e s s e r u n g , K u rat. Augusttnlaner: 37 s. Australien: 127,25. Auxilium: 472, 257. — VgL Steuern. Avranches, Vergleich v.: 4 so. B. Baroniatn, Besitzweise per: 219. Barrowlsten: 7GO. Tiastardy s. U n e h e l i c h e G e b u r t Beadle: 61. Beamte; Geistliche als Staatsbeamte: 210, 260, 60 60; Verfolgnng oder Bestrafung eines königlichen Beamten durch kirchliche Behörden: 27s. Beichte s. O h r e n b e i c h t e . Bekenntnisse: 172,16, 393, das sogenannte apostolische, das nicänische und das sogenannte athanasianische: 1197, 1312, 178, 16is, I82, 3; 10 Artikel: 16 l; 6 Artikel s. S e c h s - A r t i k e l - G e s e t z ; 42 Artikel: 167f.; 11 Artikel: 11 ao, 16 9; 39 Artikel: 71 ff, 60, 1120,38, 1010 ff, 498; Lambeth-Artikel: 16 ao; Westminsterbekenntnis: 10 52, m, 16 21; sonstige schotti. sehe B.: IO17,36,41, vgl. Covenant; irische Artikel v. 1615: llat, 2B, 2825;

552

Register.

sonstige irische B.: l i s , ao, 27; amerikanische 13 iB; Augsburgisches B.: 178, 28 ia lieneflcium: 44 bei 36 ff. Beneficium cleri: 60 bei 35, Ol 8, 9, n. Vgl. G e r i c h t s s t a n d . Beqnemlichkeltskapelle (chapel ofease)i 11 35, 42, 2 0 bei 28, 4 4 bei 2a Bern fang kirchlicher Versammlungen:

Cathedraticum : 447. Central Council of Diocesan Conferences: 57 is, is. Chapel clerk: 491. Chapel of ease s. B e q u e m l i c h k e i t s kapelle. Chaplains, Examining : 21) bei 19, 21. Chapter s. K a n o n i k e r . Close chapter, 547, bei 16 ff., bei 55, 5511. general chapter: 37 35,37. Berufungen an den Papst: 11 ig, 23; an Chorepiscopus : 135, 391,2 andere Behörden: 155, 62 ff. Christkatholiken: 1815. Bestätigung der Konzilienbeschlilsse durch Chrodegang, Regel des Erzb : 37 3, 7, 42i. den König: 64s, bei 22ff., MS; durch den Church Clerk: 491. Erzbischof: 5517. Churching s. E i n s e g n u n g . Bibel: 187, 1927. Church rate s. K i r c h e n s t e u e r . Church Trustees: 4810. Bigamie (=zweite Heirat oder Heirat mit einer Witwe): 22 4. Gleichzeitige Vielehe s. E h e. Churchwarden s. K i r c h e n w a r t . Bilderrerehrung: 6 bei 40, 14a. 178, 1937. Circumspecte Agatis: 471, ÖO7. Bischof: 12 bei li, '20 3, .115, 33, 30, Cisterzienser: 50, 3710. 57, 593, 4, (i, 7, 00 bei 10, 012; Bischöfe der Claim of right: IO49. Kelten: 1; Wahl der Bischöfe s. E r - Clarendon, Konstitutionen v.: 4 bei 41 ff., n e n n u n g ; Weihe der Bischöfe a. Weihe; 483. Teilnahme der Bischöfe am Parlament: 21. Clerical Disabilities Act: 20beiß, 221. Vgl. Chorepiscopus, Episcopus in Clerici: 37 0. partibus. S n f f r a g a n b i s c h o f , Assi- Clei'icis laicos, Bnlle: 4 so. stant bishop, K o a d j u t o r . Cüllbat: 22. Bischöfliche Kirchen Verfassung: 6 bei 43, Colloquium (Ersatz für ein Parlament) : 485. 747,51, 188 i.\ in Schottland: 1 IC,—126, Colonial Bishopric Fund: 12 bei 11. 129. Colonial Bishoprics Council: 12 bei 11. Bistümer, die einzelnen protestantischen in Commissary, Commissioners s. K o m England: 3328, 27ff., 37b, 9; in den britim i s s a r , K o m m i s s i o n e n . Vgl. High schen Bezirken: 3329; in Schottland: 10c9; Commission, Ecclesiastical Comin Irland: 11 33,34,43; in den Kolonien missioners. und im Auslande: 1225. 13io; römischConfessio s. B e k e n n t n i s . katholische; 105, 10 71, 1814. Congé d'estire: 6 bei 17, 404. Vgl. E r n e n n u n g von Erzbischöfen, Bischöfen Bittschriften der Geistlichkeit: 14s, 00o. 11. Äbten. Board of Missions: 1212. Bona notabilia: 479. Congregation: 129, 19;«, Conservator: 1012; Conservatoires priviBook of Common Prayer s. G e b e t legiorum der Johanniter u. Templer: 6007. bücher. Bounty of Queen Anne: 31 Consultatio: 2710. Contempt: 4 bei 47, 4i09, 6060; im kirchBrawling: 6126. lichen Gerichtshof: Ol 38. Brelwalda: I2. Conventicle Acts: 7 72. Breve s. Writ. Convocatio: 5414. Vgl. S y n o d e n . Briten, Brauch bei Osterberechnung lind Tonsur: 15, 13 ff., vgl. O s t e r b e r e c h - Cornwall: I22. nung, Tonsur. Corodies: 27 s . Brownisten: 7 so. Corporation s. K ö r p e r s c h a f t s r e c h t e . Corporation Act: 772. Brüderschaften: 47. Court of the Arches: 385, 03 2, 4; Chancery Bollen, Verbot der Einbringung: 25. C.: 477; C. of Faculties: 38s, 635; C. of Bufse: 178, 59 bei 17 ffi, 452 f. Audience: 63c; Prerogative C.: 63 bei 7; C (vgl. K). Confirmation C.: 38 bei 0; Consistory (Chancellor's) C.: 4211, 64; Vicar generals Canada: 127, as. C.: 320; C. of Commissary 644, 480; Carlisle, Statut v.: 470, 111.

553

Register. C. of Peculiar»: 38 a 479; Provincial C.: 105, 386, 63; C. of Augmentation: 29: C. of Surveyors: 29; C. of First Fruits and Tenths ^¿ö. Vgl. G e r i c h t s h ö f e , Ger i c h t s a b t e i l u n g , Delegates, Sigh Commission, Archidiakon, Landdekan, Kanoniker. Covenant v. 1557: 114; v. 1581: 119,

Einsegnung der Ehe s. E i n s e g n u n g ; Rechtsstreitigkeiten in Ehesachen: 2310,18, 439, 59 bei 8, 60 bei 82ff.,6118, 17. Ehebruch s. S i t t l i c h k e i t s v e r g e h e n . Eheliehe Geburt s. U n e h e l i c h e G e b u r t Ehrenkanoniker s. K a n o n i k e r . E i d b r u c h : 60149, 160, bei 186ft, 61 w, bei 27ff.

Dinengeld: 2 bei 17, 421, 31, 38, 2717. Darrein presentment: 6O106. Dean s. D e k a n ; Rural dean 9. L a n d d e k a n ; Dean of Christianity: 43i ; Dean of the Arches: 38s, 632, 664; Dean of Booking 664. Declaration s. E r k l ä r u n g e n . Defamatio: 60 bei 173ff.,6122. Degradation: 20 bei 0, 60g&

Eide. Treu- u. Supremateid gegenüber dem König: 62s, 47, 69, 712, 62, 66 bei 77, 80, 158, 1818, 2022, 287,24, 3721, 4221, 4448, 538; in Schottland: 1038, bei 68-66; in Irland: 11)6; im Ausland: 161; Lehnsgelöbnis u. Treueid der Bischöfe : 417, 24, 27 29, 486 (Art. 12); Eid des kanonischen Gehorsams: 417, l i e , 154, 2023, 4221, (4316), 4448, 4516, 53 3; Eide gegenüber dem Papst: 618, 1414; Lehnseid des Königs gegenüber dem Papst s. P a p s t , Anspruch auf Oberlehnsherrlichkeit; Krönungseid: 788, 3484; in Schottland : 10 20, bei 48, vgl. 1064; sonstige Eide: 731,88,86, 69, 18B. Vgl. E r k l ä r u n g e n .

D e k a n : 21 bei 9, 31 bei 6, 37a, bei 13, 15,23,24,

Eideswelgerer (NonJuror

1041; V. 1638 : 7 bei 42, 67, 70, 1041, 43, 46.

Curate

s. K u r at. D.

28, 33, 4219, 54 bei 28ff.,387; Dekan der Provinz: 5511. Delegates, High Court of: 647, 242, 622, 4, 6, 7.

Depositio s. A b s e t z u n g . Diakon: 38i, 340. Vgl. Weihe. Diakonisse: 20 bei s, 47. Directory for Public Prayer: 15 14. Vgl. G e b e t b ü c h e r . Disestablishment s. S t a a t s k i r c h e . Dispensation: 02,8, 25, 42, 47, 716,21, 11 ie, 2281, 82, 305, 63 bei 6; seitens des Königs von Befolgung der Gesetze: 712,21 bei 78, 98 f. Disziplinargewalt: 35 bei 8, 309, 42 u, 69 bei 12, 60®, 471. Domherren: s. K a n o n i k e r . Dominikaner: 5 bei 9. Donative, Donee: 307, 3723, 348, 349. Dos:

60107.

Duell s. Z w e i k a m p f . Duldung8erk]Brungen,-gesetz: 7 74,77,78,84.

E. Ealdorman, Earl: 592, 3, 4, 6015. Ecclesiastical Commissioners: 32 (30 6); EccUs. Comm. for Ireland: 1188.86. Ehe. Verbot der E. von Geistlichen: 22; Eheschliefsung vor Friedensrichtern: 764, 66; Ehe mit einer heidnischen Frau: 224; zweite Ehe s. B i g a m i e ; Ehe mit gleichzeitig mehreren Frauen 22 6; kirchliche

«): 7si, 10 bei

62, 13 bei &

Etalager s. Einsegnung 209; der 209; der nach der der Ehe: Einziehung

Purveyance. junger Leute (Konfirmation) : Kirchen- und Begräbnisplätze: Frauen beim ersten Kirchgang Niederknnft (churching): 46a ; 225. von Kirchengut: 4106, 60, 629, 47, 49, 66, 746, 47, 61, 66, 66, 10 bei 80, 1116, 20, 33, 36, 29, 3218, 37 bei 28, 34, 40-43.

Eleemosyna, libéra: 21 se, 60146,14e. Entlassung s. A b s e t z u n g . Entlassungsschein (letters dimissory): 208.

Eorl: 592. Vgl. Ealdorman. Episcopal Synod in Schottland: 132. Episcopus in partibus infldelium: 39 bei a Vgl. Bigchof. Erblichkeit s. V e r e r b u n g . Erklärungen: 770,1025,1316, 48s; déclaration against transsubstantiation: 776; decl. of assent: 770, 10 bei 86, 4221, 4448, 4516, 468, 538; stipendiary cura te's decl.: 4615; decl. against simony: 42 21, 4448, 53s. Vgl. Eide. Erledigung. Verwaltung während E. des Bistums 41 ; während E. der Pfarrei 436,8, 469, 48ie. Ernennung von Erzbischöfen, Bischöfen und Äbten in angelsächsischer Zeit: 2 bei 10 ff.; unter Heinrich I : 4 » , 26; unter Stephan: 431, 84, 237; unter

554

Register.

Heinrich I I : 4 bei 43, 53; unter Johann: 4(6, 66; im späteren Mittelalter: 4 67, 107, bei 11s, 314; seit der Reformation: 6g, 11, 17,42,66, 105; in Schottland: 117 ff.; in Irland:

137,

1115, 20, bei22, 20, 147;

in

den Kolonien u. im Ausland: 151 f., 161; yon Suffraganbiachöfen: 394; von Koadjutoren: 404; von Dekanen : 666,37 23,24,

99; von Kanonikern: 3781; von Archidiakonen: 4216, 20; von Landdekanen: 43 bei 18ff.; von Pfarrern: 146; von Kirchenwarten: 48 bei 4ff.; von lecturers: 532. Ernennungsrechte des Königs im Mittelalter: 27 bei 24 ff.; in der Nenzeit: 103; des Bischofs: 307; des Kapitels: 3788; des P f a r r e r s : 44 bei 40ff.

Erstfrüchte (first fruits, annatue, primitiae): 6s, 9, 17, 49, 66,29, 31 1—3; in Irland: 1110, 18, 20, 33. Erudition of any Christian Man, The Necessary: 627, 1924. E r z b i s c h o f : 12 bei 11, 31 bei 6, 327, 3 3 - 3 5 ,

41 bei 10, 65, 56; angebliche Erzbischöfe der älteren Zeit in Britannien: 1 3; in Wales: 331 ; Wahl der E. s. E r n e n n u n g ; Legatengewalt der E. s. L e g a t e n . Vgl. Ardepscop, Metropolit. Erzprlester s. A r c h i p r e s b y t e r , L a n d dekan. Estates Committee: 32 bei 8ff. Examination s. P r ü f u n g . Excommunicato capiendo, breve de 8. Writ. Exemtionen: 2e, 58,6, 615,18,47, 19la, 3212, 4216,20, 661, 4. E x k o m m u n i k a t i o n : 69, 7a, 453; E. eines königlichen Beamten oder Kronvasallen: 27 a Exorcista: 204. F. F U s c h n n g von Urkunden, Münzen, Siegeln u. s. w.: 6 ae, 6017. F a s t t a g e : 640. F e g e f e u e r : 178, 1812, 19 37. Feiertage: O40, 7 67. Vgl. S o n n t a g s r u h e . Fellow: 206, 20 bei 29. F e l o n i e : 6045, 47. Festtage s. F e i e r t a g e . F e u e r r e r s l c h e r n n g : 3122, 23. Fides laesa: 60 bei i86ff. First fruits s. E r s t f r ü c h t e . F i s c h t a g e s. F a s t t a g e . Forstgerichte, Forstvergehen: 6019, 55, 6a. Frankalmoign s. Eleemosyna.

Franziskaner: 5 bei 9, 191. Franen, Weihe derselben: 20is. Vgl. D i a konisse, Schwesterschaften. Free Church: 128. Friedensrichter: 6019, 460. Führungszeugnis (Utters testimonial): 7bc, 2017, 24. G. Galloway: 1011. Gebetbücher: 640, 7 67,59,60,66, 15; in Schottland: 1036, 40, 40, 1514; in Irland: 1117, 20, 30, 37; in den Ver St. v. Nordamerika: 1314. Gefèran, Gefèrscipe: 432. Gelübde der Keuschheit: 178, 22i9, 22; G. der Lehnstreue s. E i d e . Gemeinde s. P f a r r e i . Gemeindeversammlung s. vestry, congregation. General Assembly, General Convention, Generalkonzilien, General Synod s. S y n o d e n . Generalvikar des Königs: 620, 266, 30 i ; des Erzbischofs oder Bischofs: 369, 38. Gericht, jüngstes: 19 37. Gerichtsabteilung des Staatsrats: 105, 61 bei 9 ff. Gerichtshöfe, kirchliche: 308 f., 59 — 66; staatliche im 12. Jhdt.: OOiij die einzelnen ü . s. Court. Gerichtsstand der Geistlichen : 59 bei 12 ff., 60 bei 22ff.,61 bei 4 ff. Gilde: 432. Gingra: 594. Gottesdienst: 4439; Störung des Gottesdienstes: 6126. Vgl. G e b e t b ü c h e r . Gottesliisterong: 612a Gottesurteil: 597,9, 6020, 21. Vgl. Z w e i kampf. Governors of the Bounty of Queen Anne: 31. Grafschaftsgerlcht: 59 bei 2, CO 11,13,14,17. Gravamina: 55 bei 2>. Grenzen kirchlicher Bezirke, Änderung derselben: 3212, 42in, 4314; Grenzen der Erzbistümer Canterbury u. York : 33 bei 17 ff. Griechisch-Katholische : 18 bei 16. Guardian of the spiritualities: 2187, a» 41 bei 9 f. H. liaetned: 22 a. Hänfnng von Pfründen: 4127, 65,0,18,47, 911, 3739, 394, 63 bei fi. Ham pton-Conrt-Konferenz: 75.

Register. Hebriden a. Jona. Heeresdienst: 2 bei 16, 27 bei 19ff. Heiden: 22*. Heiligenanbetung: 178. Heresy s. K e t z e r e i . Heriot: 27 a . Herrnhuter: 1810. High CommifiHion: 15 6, 269 f., 30, 61 6 ; in'Schottland: 1082, 41,306; in Irland: 30s. Uochkirchllche Richtung: 76. Hochverrat s. Treason. Hohe Kommission s. High Commission. House of Laymen: 56. Hundertschaftsgericht: 59«, GOn, 13, 17. Hy s. J o n a . I (J). Jernsalemsakte: 12 bei la Jesuiten: 77, 8,12, 28, 99, 10 21. Impropriation s. A p p r o p r i a t i o n . Incumbent: 349. Independenten: 7 bei GO, 132. Indlcavit g. Writ. Indien s. O s t i n d i e n , Westindien. Induktion: 307, 4211, 434. Vgl. Installment, I n v e s t i t u r . Injunctions s. Verordnungen. Inkorporation s. Appropriation.. Inquisition, Inquisitoren: 19ib, 30a. „Inquisltores": 48 a. Installment: 37as. Vgl. I n d u k t i o n , Investitur. Institution: 307. Institution of a Christian Man: Cas, 19 at. Interdikt: 4 bei 49f., bei 88, 69; gegen königliche Beamte oder Krön Vasallen: 27 a Intestaterbfolge: 2721, 60 beiii8ff., 61 is, 478 f. Investitur der Bischöfe n. Äbte: 4 as,- der niederen Geistlichen: 4211. Vgl. I n d u k tion, Installment. Johanniter: 4 bei 106, 639, 11 ao, 6067. Jona: lai, 104, IIa Irland: 11; Vereinigungjmit England: 1114, 29, aa. Irregularität: 20 bei 16. Judicial Committee of Privy Council s. G e r i c h t s a b t e i l u n g des S t a a t s rats. Jus patrenatus: 36 6. öOise. Justitiar: 4 es. K. Kanone»: 1416; K. v. 1604 : 714, 504; v. 1640 : 7ai, 32, 69; sonstige englische: 14io;

555

schottische v. 1636:10 89; sonstige schottische: 1046, bei 68; irische: I i i , 28, 145f.; amerikanische: 132. Kanoniker (Kapitel): 2116, 2211, 3218,14, 37, 376,28,88, 417, 427,14,18, 407, 631 66; reguläres: 376,8; honorary: 37a, 87; niedere K. (minor canoni): 1188, 32u, 37 26, bei 46 ff. Kantor des Kapitels: 37u. Kanzler des Königs: 4 88,87; Patronate des Lordkanzlers: 3218; K. des Bischofs: 36s, 38a M i : K. des Kapitels: 3714, 5486. Kapitel. Kathedral- und Kollegiat-K. s. Kanoniker. Kapitel alter oder nener Gründung: 315. Landkapitels. Synoden. Kapitel dei Mönchsorden: 5441. Karten, geographische, betreifend England: 338a, 86; Schottland: 10s, ». Katechismus: 172. Katholisch: 18beiSff. Vgl. A l t k a t h o l i ken, C h r i s t k a t h o l i k e n , GriechischKatholische, Papisten. Kebsweib: 22a. Ketzerei: 668, 1919, 80, 6119. Ketzerverfolgungen: 114, 1119, 19, 378, 383 f. Keuschheit: 22. Vgl. Gelübde. Kirehenbaupflleht, Klrchenbesserung s. Unterhaltung. Kirchengerichte s. Gerichtshöfe. Kirchengut. Beschränkungen des Erwerbs : 443, 27, 468,10a, 647, 27s«. Einziehung von K. s. E i n z i e h u n g e n . Kirche nschofs (cyric-sceat) : 310. Kirchensteuer: 1186, 86, 48 bei 10, 466. Kirchenstfihle, Streitigkeiten über K. : 611& Klrchenwart (churchwarderi) : 11 as, 146, 42n, 439, 48, 6I1& Kirchliche Versammlungen s. Synoden. Kirk session: 128. KlOster: 2 bei 9, 3 bei 6 ff, 470, 6 bei 8f, 618, bei 21ff,bei 28, 47, 66, 1116, 37 bei 1 £, 359. Koa^Jutor: lies, 40. Kollation: 307. Kollegiatkirchen : 62, 3386, 37 bei 20, 417. Kolonien, Kirche in den: 12. Kommenden: 912, 32ia Kommissare, Kommissionen: 12a, 14beii8ff, 1612, 1938,34, 2184, 302,4; High C. 8. High Commissioni Ecclesiastical C. u. C. for building nete Churches s. Ecclesiastical Commissioners; C. of ecclesiastical Duties and Revenue«: 326; C. for approbation of Public Preachers: 7 se,

556

Register.

1518; C. of Review: 616, 7; Commissary of the Archbishop of Canterbury: 64 4; C. of Church Temporalities in Ireland: 1186; Irish Land Commission: 1136. Konferenzen 9. H a m p t o n - C o u r t - K., Savoy-K., Streoneshalch-K., Synoden. Konfirmation s. E i n s e g n u n g . König : 23—28, 612. Konkubinen: 22. Konsekration s. W e i b e . Konstanz, Konkordat v.: 4 iz7. Konsulate, kirchliche Einrichtungen: 1214. Konvente: 37 Konventualklrchen : 3" 10, bei 10ff..417. Konvokationen s. S y n o d e n . Körperschaftsrechte: 147, 124,6, 44 9. Kreuz. Vortragen desselben : 34 bei 22 ff. Kriegsdienst s. H e e r e s d i e n s t . Krönung: 3422, a3, 3». Krönungseid s. E i d e . Kurat (curate): 2018, 343 ff., 34* f.; perpetual: 343 ff., 348 f., 558; stipendiary. 1136, 349, 45, 365, 558; assistant: 20 bei 28, 45e, 53 6; augmented: 44bei 21 ff., 348, 4436, vergi. A u f b e s s e r u n g ; of chapel of ease : 44 bei 23, 318.

Letters of orders s. W e i h e b r i e f . Letters of request: 63 4. Letters testimonial s. F ü h r u n g s zeugnis. Licences. A m t u n g s e r l a u b n i s , D i s p e n s a t i o n . Königliche L. zum Beschliefsen von Kanones: 54 bo, 73, 74, 5519, 26. Lichtschofs: 3 10. Liturgie s. G e b e t b ü c h e r . Livery: 6 ja. Lollarden: 4i, 121, 102, 113,194, 198, 20s. Lordkanzler s. K a n z l e r .

Magna Carta: 4 bei cc. Mährische BrUder: 1810. Man, Insel und Bistum: 10a, 2 1 47, 33 25, 42 is, 20. Mandamus s. Writ. Marttagium: 60 bei 104 ff. Master of Arts: 206. Master of the Faculties: 38s, 63b. Meineid s E i d b r u c h . Messe s. A b e n d m a h l . Messepriester: 442. Methodisten: 1310, 1810. Metropolit: 154, 33 bei 1, 3. Vergl. E r z I* bischof. Lambeth: 3214, 33e. Millenary Petition: 7 13, 22 bei 30. Lambeth-Artlkel s. B e k e n n t n i s s e . Minister 350. Landbischof a. Chorepiscopus. Minor canons s. K a n o n i k e r . Missionen der älteren Zeit in Britannien: 1; Landdekan: 43, 457, 5441, 58, G6, 518. in Schottland: 101; in Irland: I i i ; proLandkapitel s. S y n o d e n . testantische Missionen u. Missionsvereine: Lay helper's associations: 46io. 12 bei 3 ff., bei 10ff.,bei 19ff.,13 10. Lector: 20 bei 4, 46 1, e. Mitgift: 60 bei 104. Lecturer: 53. Moderator: 10 bei 31, 33. Legaten, päpstliche: 24; in Irland 11 8; Legatengewalt der englischen Erz- Mönche s. K l ö s t e r . s. K i r c h e n g u t . bischöfe: 237, 24 bei 7, 34 12, 13, bei 15 ff., Mortmain Münzfälschung s. F ä l s c h u n g . SB, 29, 31, 54 26. Leges Edwardi: 60 a«, 542; L. Henrici: 4 bei 35, 440, 41. Über die Rechtsbücher dieses Namens: Anhang XIV, II 2. Legitlmatio per subsequens mat.rimonium: 60 bei eoff. Lehnsverband der höheren Geistlichkeit: 49, 11, bei 18ff.,bei 43, bei 74, 84, 80,88, 27 bei 28ff.,60 bei 61 ff. Lehnseid s . E i d e . Lehnsherrlichkeit des Papstes s . P a p s t . Letter missive: 6 bei 17, 2727, 404. Vgl. E r n e n n u n g von Erzhischöfen, Bischöfen und Äbten, Preces regiae. Letters dimissory s. E n t l a s s u n g s schein. Letters of business: 55 19, 26.

N. Nachlaßt s. T e s t a m e n t , I n t e s t a t e r b folge. Nomination: 307. Nonjurors s. E i d e s w e i g e r e r . Nonnen s. K l ö s t e r . Non-residentiary,canon: 313,37beiao, 34. Notare: 63s. O. Oberhaus der Konvokation: 378, (383), 385 f., 55. Obit: 666. Oblations, Obventions s. S t e u e r n .

Register.

557

Penal Code: 1181. Pensions: 2728. Perjurium s. E i d b r u c h . Persona: 44 10, bei 32. Personae regni: Anhg. IV1, 7,10. Peterspfennig: 2 bei 9, 46, 618, 6 0 m P f a r r e i : 107 f., Die. P f a r r e r : 44, 557, 572, a Pflugalmosen: 310. Pfründe : 44 bei 36 ff. Pfründenhäufung s. Häufung. P l a c e t : 25. Plebanus: 431. Plurality s. H ä u f u n g von Pfründen. Potestas ordinis, juriadictionis : 28 ia 59ie. Poyningsakte: 1114. Präbendarien s. K a n o n i k e r . P r ä c e n t o r : 3714, 54 SB. PraelaH majores, minores: Anhg. VI 1. P. Pr&monstratenser: 37 ia Palllnm: 2 bei 2, 69,17, HO, I i s , 3.'!6,8,bei 12, Praemunientes - Klausel: 2119, 25, 26,4«, 287, 3318, 497 f. 5414. Papisten: 710,12, ib, 17,23, 68, «1,76,82,80,10 20, Praemunire, Prämnnlregesetae: 4114, 143, 134, bei 6. 122, bei 124 ff., 6 4,7,16,17,18,25,44,47,68, 7 87, Papst. Einwirkungen in angelsächs. Zeit 2131, 2311, 249, 2712, 351, 394, 6064,beim 2 bei 1, 2, 2o, 143, 231 ff., 24 i ; im MittelPraepositus s. P r o p s t . alter- 23 - 26 , 28), 54i7, 18, vgl. BePräsentation : 307. Présentements en autri rufungen, Eide, Ernennung, Prodroit: 2730. v i s i o n e n , S t e u e r n ; Anspruch auf Prayer-Booh s. G e b e t b ü c h e r . OberlehnsherTlichkeit: 4& (vgL 4 bei 30), 50, Preces regiae: 2728, si. 64,88,117,118,128, 70, 14 bei 7, 3326; auf Presbyterianische Verfassung, Presbyte* ein Verfügungsrecht über Irland: 118,9; r i a n e r : 643, 7 bei 4, 746, 49, 61, 89, 113, auf Unfehlbarkeit: 1 4 u ; Anerkennung 116-129, 141, 132, 1816ff.,1937, 20 a in England falls mehrere Prätendenten: Presbyterium: 7 46, 49, 1066, 4312. 412,17,60; Nichtanerkennung seit der Presiding Bishop: 154, 162. Reformation: 6b, 56, 6 26, So, 47, 63, 10 17, Priest: 44 bei sa Vgl. W e i h e . ao, 1118, 17. Priest vicar: 374a Parish s. P f a r r e i . P r i m a s : 34 is; v. England: 34 bei ao, 21,23,26; Parish Clerk: 1136, 49. v. Irland l i e , a M, 288. Parish Priest: 347. PrimUiae s. E r s t f r ü c h t e . Parlament. Entstehung: 4 bei 2, bei 78, bei Primus: 130, 132. 110, 21, 5414; irisches Parlament: 1112-14, P r i o r : 21 bei 9, bei 86, bei 36, 37,f., 376, bei 12, 140, 1129, bei 32, das „gute": 4 12O; das 54 bei 28ff.,57 a „kurze": 80; das „lange": 736; das Privilegium cleri: 6036, 61 a 9, il. Vgl. „Rumpf-P.": 88; das „Barebone - P." 764; das „Convention-?.": 764; Teilnahme Gerichtsstand. der Geistlichen am P. • 1132,98, 21, Procurator es (proctors) ; 54 32 ff, 55 4,6. 5414, 61; am schottischen P . 10 26, 29. Prohibitionen: 257, 274, itt Proklamationen s. V e r o r d n u n g e n . Parson: 44bei 32. Prokurationen : 4211, 43 a Patron paramount: 2732. Prolocutor: 559,10; in Schottland: 132. P a t r o n a t : 754, 307, 367, 60 bei 152ff.; in Schottland: 1058,129; in Irland: 1138, 42. Propst (praepositus, provost). 376, bei 13, Peculiars s. E x e m t i o n e n . Court of 421, 572, a Peculiars s. Court. Protestantisch: 18 5. Oeconomus: 48 l Oferhyrnes: 2 s, 27 a. Offlzial des Erzbiachofs und Bischofs: 36s, 38, 63, 64; des Archidiakons: 4213, 583, 65; des Kapitels: 66a. Ohrenbelchte: 6 bei 40, 178. Ordensmeister: 21 bei 9, bei 36 bei 37, 40. Ordination s. Weihe. Ordlnationsvorsehriften {Ordinal) s. G e b e t b ü c h e r . Ordinatio pro Clero: 4io9. Ordines majores (= sacri) und minores: 222. Organist, Orgel: 52. Orkneyinseln: 10 a Ornamente s. Schmuck. Osterberechnnng: l s , 18, ao, 21, 113. Ostiarius: 204. Ostindien: 127, bei 17, as, 20s, 39o. Ousterlemain: 642.

Register.

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ProTinsialgerlchtshof ( Provincial Court) s. Court. Prorlnzialsynoden s. Synoden. Provisionen, Provislonsgesetze : 27, 42, 4113, 182, bei 124 ff, 11 bei 15, 2131, 23 11. 25e, 249, 26e, 6O54. Vgl. P a t r o u a t . Provost s. P r o p s t . Prüfling vor Erteilung der Weihe: 20 bei 19ff. P u l T e n erschwörnng : 712. P u r i t a n e r : 7». Purveyance: 2722. 0QoSker: 772, 133, bei 6. Quare impedii 8. Writ. Quare non admisit s. Writ. Questmen: 482. B. Rang der Kardinäle: 3490; des königlichen Generalvikars: 3432; der Erzbischöfe v. Canterbury u. York: 5 bei l, 34; der englischen Bischöfe: 3432; der Erzbischöfe v. St. Andrews n. Glasgow: 1014; der Erzbischöfe v. Armagh u. Dublin: I I a Reader: 20 bei 4, 46, 53. Rector s. R e k t o r . Reformanda: 55 bei 22. Reformatio legum ecclesiasticarum : 1 4 bei 17 ff. Reformation: 6. Reformed Episcopal Church in England: 18 io. Registririing der Orte, in welchen ein nicht staatskirchlicher Gottesdienst abgehalten wird: 10 bei 86f. R e k t o r : 44 bei lOff., 347. Representative Church Body: 1130, bei 4a

Residentiary, canon: 313, 315, 372a Residenzpflicht: 4127, 66, e, », 47, 911,1135, 3612, 3728, 394, 45 bei 4. Resignation: 20 e, 404. Richter der kirchlichen Gerichtshöfe: 22 ie, 21. Vgl Offizial. Römisch-Katholische s. P a p i s t e n . Rubric im Gebetbuch: 172. R ü c k f a l l : 60 bei », es. Rural chapter s. Synoden. Rural dean s. L a n d d e k a n .

8. Sakramente: 178, 1987, 2010, 46a. Sakrileg: 60 bei lflBff., Vgl. A n g r i f f auf Kleriker. Säkularisation s. E i n z i e h u n g .

Savoy-Konferenz : 94, 176. Schutnck der Kirche und der Geistlichen: 15 bei 6 f., bei 26. Schottland: 10; Vereinigung mit England: 73, 7 M, 121, 127 ; Anspruch des Papstes auf Oberlehnsherrlichkeit: 4 co. Schwesterschaften: 47. Sciregemdt s. G r a f s c h a f t s g e r i c h t . Sciregerèfa s. S h e r i f f . Scotti: 1 is. Scutagium (Schildgeld, ursprünglich Geldablösung für persönlichen Heeresdienst): 472, 257. Vgl. S t e u e r n . Sechs-Artikel-Gesetz : 6 2 7 , 3 5 , 10 3ff.,19 bei 22, 2219.

Seelenschofa: 3 10. Sekten : 7 4,10, bei 61ff.,72, 84, S5, 86. Vergi. Lollarden, Puritaner, Presbyterianer, Independenteu, Anabapt i s t e n , S o z i n i a n e r , A r m i n i a 11er, Eidesweigerer, Methodisten, Herrnhuter, Quäker, Altkatholiken, C h r i s t k a t h o l i k e n , Reformed Episcopal Church in England. Seminarien für römisch-katholische Priester: 77, 145; protestantische 20 21. Senior vicar: 37 46. Sequestration: 3120, 45», 4816. Sexton: 50. SheriiT: 592, 3, 4, 60 bei 11. Shetlandinseln: 10 3. Sidemen (Sidesmen): 12u, -182,17—19. Signiflcavit: 6119. Simonie: 914, G0179, 180, öl 19, 33, 31. Vgl. E r k l ä r u n g e n (deci, against simony.) Sinekuren: lisa, 3212, 44 bei 22, 348. Sittlichkeitsvergehen : 27 7,309,407,60 «¡8, 01 19, 21. Society for Promoting Christian Knowledge: 149. Society for the Propagation of the Gospel in Foreign Parts: 149. Sodor & Han s. Man. Sonntagsruhe: 75, 7b7. Vgl. F e i e r t a g e . Sozinianer : 19 bei 27. Spolienrecht: 2721. Staatskirche, Entziehung der Stellung als Staatskirche: 787,88, 105, 131,2. Statuten der Kapitel: 3721. Statutum de tallagio non concedendo: 497. Steuern der Geistlichkeit an den Staat : 2 bei 16, 17, 421, (92), 66,60, 61, bei 72ff.,11 33, 27 bei 16ff., 5414, 97, 50, 68, bei67ff.; St. an höhere Kirchenbehörden: 468, 32, 4 70,

Register. 618, vergl. Cathedraticum, Erstfrttchte, Prokurat.ionen, Zehntel, Z w a n z i g s t e l ; St. der Laien an die Geistlichkeit: 3io, 23m, 27e, 446, (48 n), 60i49, vgL Z e h n t e n . Stiftungen s 629,66, 9 g, llae, 12, 31 11,13, 3216, 531; Stiftung der Königin Anna: 31. Streoneshalch, Konferenz v.: 1 bei 10, 286. Subdekan: 37 M. Subdlakon: 204, 222. Submlsslonserklirung, -gesetz s. U n t e r w e r f u n g s e r k l ä r u n g , -gesetz. Subscription Act: 1612. Succentor: 3714. Suffraganblschof. Im Sinn von „Weihbischof": 3333, 39 bei 3ff., 5öi; im Sinn von „Diözesanbischof im Verhältnis zu seinem Erzbischof: 12 20. Summu-ß Jiisttciartus s. J u s t i t i a r . Supremat: 28, 30 bei 0, 54 bei 16; in Schottland: 1021, 121, 1047; in Irland. 1110,20. Supremateid s. Eide. Synodaticum: 447. Synoden. Generalkonzilien der altchristl. und mittelalterlichen Kirche: 14 2, 11, 13, 14; der römisch-katholischen Kirche: 14u; Pananglikanische Konferenzen. 12 bei 24. Nationalsynoden: 50, 2118, 54, 5449; nordamerikanischer Generalkonvent: 161 f., 1316; schottische Generalversammlung: 116ff., 10&7; schottische Generalsynode: 132; irische Generalsynode: 1138f. Provinzialsynoden (Konvokationen): 729, 105, 1917, 54—56, 5 9 u ; schottische presbyterianische: 128; schottische bischöfliche: 132; in Irland- 146; in den Kolonien u. im Ausland: 155. Diözesansynoden, Diözesankonferenzen: 5466, 561, 3, 57, 59ii ; irische: ll40f., Bundeskonvente u. Diözesankonvente in den Ver. St. v. Nordamerika: 13IB. Archidiakonalsynoden und Landkapitel 42 li, 4312, 58, 59u. Gemeindeversammlungen s. Congregation, Vestry. Teilnahme an auswärtigen Synoden 1, 618, 267, 332a T. Taufes 1017, 63, 130, 178, 1937, 6119. Templer: 4ioe, 191, 16, 6007. Tenens in capite: 210. Tenths s. Zehntel. Test Act: 7 76. Testes synodales: 436, 482,17, 57 ä.

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Testament, Testamentastreltlgkeltem: 2313, 00 bei 108 ff. 6116, 478 f.; T. der Geistlichen: (4ae), 2721, 479. The Hecessary Erudition of any Christian Man: 627. Theological College: 2021. Thronfolge in der protestantischen Linie: 788, 1066, 18 6; in Schottland: 104& Titultis beneßcii, patrimonii, mensae: 2012. Toleration Act: 784. Vgl. D n l d u n g s erklärnngen. Tonsur: 16, i& 21, 113. Tothand s. K i r c h e n g u t . Transgressio: 60 47. Translation s. V e r s e t z u n g . Transsubstantlation: 775, 178, 1812. Treason: 00 bei 45ff., 6111. Treason Act: 286. Treasurer des Kapitels: 3714, 51®. Treueid, Gelöbnis der Lehnstreue s. Eide. Trinoda necessltas: 2 bei 16, 2716. Trust: 3114. Turnus vicecomitis: 6011, i& Twentieths s. Z w a n z i g s t e l . U. Uneheliche Geburt, Streitigkeiten ttber: 2310, 60 bei 85ff.,6117. Ungehorsam gegen Befehle des Königs oder königlicher Behörden s. Oferhprnes, Contempt. Uniformity Acts: 15. Union s . A p p r o p r i a t i o n . Unterhaltung der Kirchengebäude, des Kirchhofs und der gottesdienstlichen Gerätschaften: 446, 482, 60 m , 61 ia Unterhaus der Konvokation: 378, 383, 385 f., 65. Uiiterwerfungserklärung der Geistlichkeit, Unterwerfungsgesetz: 610, 5466, 5524, 57ii. Vsura s. Zinsennehmen. V. Vakanz s. E r l e d i g u n g . Vereinigte Staaten von Nordamerika: 149, 13. Vererbung kirchlichen Besitzes: 223,14, bei 32, 63 bei 5. Vergebung der Sünden s. A b s o l u t i o n . Verhaftung von Geistlichen: 604a Verordnungen, königliche in kirchlichen Angelegenheiten 6 26, 96, 40, 169, 19 21, 251, 266, 269 f. Versammlungen, kirchliche s. Synoden.

Register.

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Versetzung: 40 4. Vertagung der Konvokation: 385 f., 55 bei Uff., Vestry: 108, 146-, Vorsitz in derselben. 4448; select vestry : 146. Vicar s. V i k a r . Vicars choral s. K a n o n i k e r , niedere. Vicecomes s. S h e r i f f , Turnus. Vizekanzler des Kapitels. 37M. Vikar: 342 ff., 348. Visitation durch den Papst : 6 is, durch ausländische Obere der Klöster: 470; durch den König: 621—28, 25, 41, 302,3; durch Erzbischöfe. 305; durch Bischöfe 361,2, 48 a, 573, 6, 7, 10, durch Archidiakone und Landdekane. 4127, 42 u, 43s, 338, 48 2; Visitationsversammlungen s. S y n o d e n . Vollstreckung kirchlicher Urteile: 27bei 8ff., 471 f., vgl. Writ de excommunicato capiendo, de contumace capiendo, de haeretico comburendo. V. weltlicher Urteile gegenüber Geistlichen. 2711,12, 6038. Vorrang s. B a n g .

W. Waffen geb rauch : 1937. Wahl von Kirchenbeamten s. E r n e n n u n g . Bestrittene W. zur Konvokation: 5520. Wahlberechtigung, Wählbarkeit von Geistlichen zum Unterhaus des Parlaments. 21 bei 42 ff. Wahlerlaubnis s. Congé d'eslirc. Wales: 123-25, 155, 45s. Wallfahrten: 6 bei 40. Warden: 3714. Weihe zum Diakon, Priester, Bischof (Ordination, Konsekration). 122, 149, 153 f., 1601., 1512, 186, 0, 13, 18 ff, 20, 35 bei 3, 60œ.

Weihebrief (letters of orders): 642, 209 Weihevorschriften s. G e b e t b ü c h e r . Westindien: 127, 152, 1226. Westminsterbekenntnis s. B e k e n n t n i s s e . Westminsterversammlnng : 7 41, 15 bei 13, 16 21.

Whitby s. S t r e o n e s h a l c h . Witenagemot: 209, 367 f. Wittum : 6O107 Writ de excommunicato capiendo. 4 71, 19 bei 31, 27s, 6119, 36, 37, de contumace capiendo • 61 se, 38; de haeretico comburendo: 1911, bei 20, 32, 89, 278, mandamus. 27il, fieri facias de bonis ecclesiasticis: 27 il, venire facias : 2 7 n ; quare impedii : 60166; quare non permittit: 60i55; quare non admisit: 27 n , praemunire facias s. Praemunire; Indicavit.60bei 138,139,163; scire facias 60 bei 140ff. Vgl. P r o h i bitionen. Wucher s. Z i n s e n n e h m e n .

Z. Zehntel : 666, 29, 31 l - a Zehnten: 3 bei io, 764, 9io, 1136, 12 bei 2, 13 bei 1, 2313, 2719, 448,8, 60 bei 132 ff., 466. Z i n s e n n e h m e n : GO bei I8iff., 61 io, bei 30 fl.

Zivilehe: 7 64,66. Zulassung zum Amt (admission, approbation)• 768, 35 bei 3, 469. Vgl. A m t u n g s erlaubnis. Zuständigkeit der Kirchengerichte in Zivilsachen 59 bei 15, 60 bei 73ff.,61 bei Uff.; in Strafsachen 59 bei 16 ff., 60 bei 161 ff., 61 bei 22 ff. — Zuständigkeit in persönlicher Beziehung s. G e r i c h t s s t a n d . Zwanzigstel: 1116, 20, 33. Zweikampf: 4 54, 60 21 Zwischeneinkünfte des Bistums 41.

Drwk Ton Lmhud äimlon, Berlin SW.