Die Territorien der Mark Brandenburg oder Geschichte der einzelnen Kreise, Städte, Rittergüter und Dörfer in derselben: Band 2 Geschichte der Stadt und Insel Potsdam. Der Ober-Barnimsche Kreis [[Photomechan. Nachdr. d. Ausg. 1858] Reprint 2013 ed.] 9783111612027, 9783111236339

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Die Territorien der Mark Brandenburg oder Geschichte der einzelnen Kreise, Städte, Rittergüter und Dörfer in derselben: Band 2 Geschichte der Stadt und Insel Potsdam. Der Ober-Barnimsche Kreis [[Photomechan. Nachdr. d. Ausg. 1858] Reprint 2013 ed.]
 9783111612027, 9783111236339

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Die Territorien der

Mark Brandenburg oder

Geschichte -er einzelnen Kreise, Stabte, Rittergüter und Dörfer in derselben, als

Fortsetzung

des Landbnchs Kaiser Karl s IV. bearbeitet von

E. L i d i c i n , Stadt-Archivar.

Theil H. I. Die Stadt und Insel Potsdam. Q . Der Dbrr-Barnim fche Kreis. M it »arten.

B erlin, 1858. I m S e lb s t v e r lä g e de- Verfassers. Photomechanischer Nachdruck Walter de Gruyter • Berlin • New Pot! 1974

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Berlin, 1858. I m Selbstverlag« de« Verfasser». Photomechanischer Nachdruck Walter de Gruyter - Berlin - New Kork

1974

ISBN 3 11 003420 4 © 1864/1974 by Walter de Gruytcr 6c Cp., vormals G. J. Göschcn’scbe Vcrlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit 6c Comp., Berlin 30 Printed in thc Netherlands Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung, sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Photokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Inhalt Seite

I. II. III.

IV.

V. VJ.

V II. V III.

Einleitung und geschichtliche U e b e r s ic h t............................................................................. i D ie Insel P o t s d a m ......................................................................................................... 1 B u rg , Schloß, V ogtei und Amt P o ts d a m ....................................................................... 5 D ie S t a d t : 1. G ründung. Erste B auantagen. Befestigung und Erweiterung der S ta d t . . 24 2. Straßenanlagen und S tr a ß e n n a m e n .................................................................. 33 3. D ie Feldmark und das W eich b ild ....................................................................... 37 Einwohner und G ew erbebetrieb................................................................................................40 1. D ie G ru n d b e sitz e r...................................................................................................... 43 2. D ie Gewerbe und H an d w erk er......................................... 45 Rechte und Pflichten der S ta d t und ihrer B e w o h n e r .......................................................... 51 D ie Stadtverw altung: 1. D a s G e r ic h ts w e s e n ......................................................................................... 59 2. D er M a g i s tr a t............................................................................................................ 67 3. D ie Vertretung derB ü rg e rs c h a ft................................................................ 76 D aö Kirchen- und S c h u lw e s e n .............................................. 78 D ie D örfer der I n s e l .............................................................................................................. 85

Beilagen. 1. 2. 3. 4. 5. 6.

7. 8.

D as alte H aus zu P o t s d a m .........................................................................................95 D a s Potsdam er S ta d tb u c h ............................................................................................ 110 D ie Grundbesitzer seit dem 15. J a h r h u n d e r t ............................................................... 127 Uebersicht der sämmtlichen auf Königs. Kosten zu P otsdam ausgeführten B auten während der Regierungszeit deS Königs Friedrichs II. (1740— 1 7 8 6 ) ...................................... 132 Kirchen-Visitations-Abschied v. 10. M ai 1 5 4 1 ........................................................' 147 D ie slawischen O rtsnam en der In sel Potsdam und der allernächsten Umgegend. Vom D r. C y b u l s k i , Docenten bei der Königt. Friedrich-W ilhelms-Universität zu B e rlin . . 153 D ie Z ahl der Häuser und Einwohner Potsdam s v. I . 1540 bis 1855 ................... 169 K arten: D ie In sel Potsdam zur Wendenzeit. G rundriß deß alten Hauses zu Potsdam . D ie S ta d t Potsdam vor dem Jah re 1660 und das jetzige Potsdam J) (Doppelkarte). 1) Das jetzige Potsdam ist ein Abdruck der sehr genauen Karte des Professors Dr, B e r g h a u ö .

( Ei nl e i t ung und geschichtliche Uebersicht.

2Z15ic untergeordnet die Stellung auch war, welche Potsdam früher unter den übrigen Städten der Mark Brandenburg einnahm, so darf cs sich doch rühmen, schon lange, bevor noch eine der­ selben in der Geschichte genannt wird, eine vielleicht noch nicht genug erkannte Bedeutung gehabt zu haben. Schon die Reize, welche die Natnr seiner Umgebung verlieh,mußtendie alten Deutschen und die wendischen Völker, welche die Gegend einst in Besitz nahmen, dazu bestimmen, ans der Insel Potsdain sich Hütte» zu bauenund in den dunkeln Forsten wie auf den bewaldeten Bergen derselben ihren Göttern zu opfern. Aber die Lage der Insel an der Grenze mächtiger Wendenstämme gab ihr eine politische Bedeutung, die besonders in den langen und blutigen Kämpfen hervortreten mußte, welche die Deutschen mit den Wenden seit dem !). Jahrhundert um den Besitz der alten Heimath führten. War eS nun zuerst diese der Insel gewordene politische Bedeutung, die schon in dunkler Zeit dazu zwang, beim Orte Potsdam eine Burg zu errichten, so waren es später, als deren Zweck gänzlich in den Hintergrund trat, wieder die Reize der Rntnr, welche die Fürsten der Hohenzollern bestimmten, diese alte Feste zu einem Sitze der Ruhe und Erholung und endlich zu einem großen und prachtvollen Königsschlosse umzuschaffcn, cs zur Residenz zu machen und seine näheren und ferneren Umgebungen durch Werke der Kunst zu verherrlichen, die »och die späten Nachkomincn mit Bewunderung erfüllen werden. M it der Burg wuchs auch der Ort Potsdam groß. Von den alten Fürsten der M m l, die ihn einst zur Stadt erhoben, nur karg bedacht und aller der den Städten sonst zugewandten Hülfsmittel entbehrend, welche den Bürgern Wohl­ stand und der Gemeinde größere Selbstständigkeit verschaffen tonnten, war ihr Schicksal an das der Burg geknüpft. Mehr denn fünf Jahrhunderte trug sic mit ihr den Wechsel des Geschicks, bis ihr, nach mannigfachen Drangsalen und fast gänzlicher Verarmung, zuerst der große Kurfürst die rettende Hand bot, welchem die spätern Regenten mit edlem Eifer nachfolgten. Die vorliegende Geschichte der Burg, Stadt und Insel Potsdam, deren eigentlicher Zweck auf die Entwickelung der territorialen und Verfassungs-Verhältnisse gerichtet ist, bringt diese Mo­ mente nur vereinzelt, weshalb es nicht überflüssig erscheinen dürfte, eine kurze Uebersicht derselben voranznschicken: Der Landstrich, welcher heut den Namen der Insel Potsdam führt, bestand ursprünglich in zwei aus dem Wasser hervorragenden, mit Bergen und Wald bedeckten Hochebenen, zwischen welchen ein Arm der Havel hindurchfloß und dasjenige Tiefland überflnthete, das heut die in .

A

S ta d t, die Königl. Gürte», das d iene-P alais und einen Theil des Wildparks wie die dahinter belegene weite Wiesenflüche umfaßt. Beide Hochebenen, wie die weitere Umgegend, wurde von dem deutschen Völkcrstamme der Seinnonen bewohnt, bis auch sie, in den ersten Jahrhunderten christlicher Zeitrechnung, von jenem Wanderungstriebe erfaßt, ihre Heimath aufgaben und nichts zur Erinnerung an sie zurück­ ließen, als vielleicht jene großartigen Erdwälle jenseits der Nedlitzer Führe, die man mit Unrecht „die Römerschanze" nennt, und welche in ältern Urkunden vielmehr als „der KömgSwall" bezeichnet werden,!) sowie vielleicht auch den Namen der „Harzberge" (Hartesberge — Waldberge), wie die jetzt sogenannten Herzberge bei Bornim früher hießen. Ob — wie die Geschichte zweifelhaft läßt, — Alle von dannen zogen, oder — wie man meint — noch Mancher zurückblieb, der den Kommenden Kunde von der Heimath gab, vermochte die Forschung nicht festzustellen. I n den von den Semnonen verlassenen Gegenden nahmen Wenden, ein Theil des aus Asien sich über das ganze östliche Deutschland verbreitenden slawischen Volks, ihren Wohnsitz. Von ihnen waren es die Stoderaner, welche das Havelland in Besitz nahmen und nach diesem auch Heveller genannt wurden. Ihnen gehörte auch die Insel Potsdam , die, wahrscheinlich nach einem ihrer Fürsten oder Wohwoden C h o t i m u i ß l genannt wurde. D ie Havel trennte sie von den Ploniner-Wenden in der Zauche und von den Spriawancrn oder Sprcewenden im Teltow. D ie Potsdam gegenüber in die Havel sich ergießende Nute, oder vielmehr das morige Bruch derselben, schied diese wieder von den Ploninern. Während der wendischen Herrschaft waren jene beiden. Hochebenen bereits eine zusammen­ hängende In sel geworden. Durch das Zurücktreten oder Sinken des sie trennenden HavellarmS traten nämlich an der östlichen S eite einzelne Hügel als trocknes Land hervor, welche diese Ver­ bindung herstellten. D en größten derselben, den jetzigen alten Markt in Potsdam , zu dem vom jenseitigen Ufer eine Furt durch die Havel ging, nannten die Wenden poztupimi, weil er einen A u f t r i t t oder eine S t u f e zum Hinansteigen nach den Hochebenen bildete und als solche den Uebergang über die In sel, nach dem eigentlichen Sitze der Heveller, dem Havellande, möglich machte. ■) Auf diesem Hügel von entschieden strategischer Wichtigkeit, weil er der Schlüssel zur In sel und zum Havellande war, entstand der wendische Ort poztupimi, später abgekürzt postamp, wahrscheinlich sogleich mit einer burgartigen Befestigung, zur Ueberwachung und Sicherung des UebergangeS. Ein anderer wendischer O rt G e l i t i , jetzt G elt, entstand an der entgegengesetzten S eite der Insel. M it diesen beiden Orten kam, um das Jahr 9 9 3 , die In sel in den Besitz des Königs Otto III., der sie als Domäne verwalten ließ, und wahrscheinlich daselbst auch, in Betracht der militärischen Wichtigkeit des O r ts, eine Besatzung hielt. Es bestanden schon dam als, der vor­ maligen Burginsel am Ende der Burgstraße gegenüber, wo die Nute in die Havel fließt, die Wassermühlen, wohl mehr zum Aufstauen des Nutefließes, um das ganze dasselbe umgebende Bruch überschwemmen zu können. E s wurde hierdurch möglich, nicht nur die südlich von Potsdam seß1) E r ist auf der beigefügte» Karte, welche die I n s e l Potodam zur W endcnzeit darstellt, angedeutet, und bildet ein regelm äßiges, m it 3 E ingängen versehenen Viereck, d a s, nach B e c k m a n n (H istor. Beschr. der Churmark Brandenburg I, 449) auf jeder S e ite 2 80 S ch ritte lang ist. — 2) M a » vergleiche die Hinte» bei­ gefügte K arte, welche die Bodenbeichaffenheit der I n s e l zur W endenzeit anschaulich macht. W egen der E r ­ klärung der wendischen O rtsnam en vergl. in. kie B e il. 9ic. VI.

haft gewesenen beiden Wendenstämme in meilenweiter Entfernung von einander gänzlich ;n trauten, sondern auch den Zugang zur Insel bedeutend zu erschweren. Die Insel selbst, das Eigenthum und alle Nutzungen, mit den beiden Orten Potztupimi und Geliti, mit dem Ackerbau, den Mühlen, Leibeigenen u. s. w., ichenkte der König i. I . 993 seiner Tante,

der Aebtissin Mathilde von Quedlinburg,

indem er erwarten mochte, daß sie

daselbst, zur Verbreitung des Christenthums und deutscher Gesittung,

ein Kloster gründen würde.

Daß dieser O rt aber dennoch unter der Obhut des Königs verblieb, ist kaum zu bezweifeln. W ir ersehen nicht,

welche Anwendung die Aebtissin von diesem Geschenk machte.

Bald

hierauf empörten sich die Wenden aufs Nene, zerstörten alle Kirchen und Klöster im Lande, dräng­ ten die Deutschen gänzlich über die Elbe zurück und behaupteten die Herrschaft über unsre Gegend, bis sie ihnen von Albrecht dem B ür (1157) für immer entrissen wurde. I n den dazwischen liegenden Jahrhunderten scheint die Insel von den Wenden mehr ange­ baut worden zu sein.

Auf dem Bornim, der nördlichen Hochebene,

entstand das D orf Bornim,

und am Rande derselben treten Golm, Grube und Nedlitz als Fischerörter hervor. Auch die Wenden haben uns, außer den Spuren eines Tempels auf dem sog. Kirchberge im Hainholze hinter Nedlitz, >) keine Bauwerke hinterlassen.

Nur die Namen,

welche sie Bergen

und Gewässern beilegten, die sich zum Theil noch bis heut in verstümmelter Fortn erhalten haben, erinnern an das wendische Leben, das einst sechs Jahrhunderte hindurch auf der Insel herrschte.

M it der Eroberung der alten Feste Brandenburg, im Juni des Jahres 1157 durch Albrecht den Bär, war die Macht der Heveller- und Ploniner-Wenden gebrochen.

Das Havelland und die

Zauche waren in seinen Besitz übergegangen, und nur das morige Nntebrnch scheint seine weiteren Eroberungen vorläufig gehemmt zu haben. Es war aber auch wohl eine Zeit der Ruhe und Sammlung nothwendig, zumal es galt, das Erworbene zu sichern, verworrene Zustände zu ordnen und jenen spätern Feldzug gegen die Spreewenden vorzubereiten, der dem Markgrafen den Besitz eines Theils des Teltow und mit diesein einen festen Anhalt an der Spree beim Dorfe Cöln sicherte. -) An der Havel wurden Festungen erbaut und von der alten Burg Potsdam wurde die Neue Burg bei Drewitz vorgeschoben, um mit jener die Burgen Saarmund, Beuten und Trebin in Verbindung zu erhalten.

I n den Dörfern der Insel Potsdam wurden deutsche Landbauer an­

gesetzt, die Feldmarken abgemessen, die Gemeindeverhältnisse geordnet und Kirchen und Pfarren gestiftet.

Wahrscheinlich entstanden damals aus frischer Wurzel Bornstedt, Eiche und Albertshof.3) Der O rt Potsdam,

ein einfacher Kreis von Häusern oder Hütten die den alten Markt

umstanden und von wendischen Fischern bewohnt waren, scheint noch eine Zeit lang in seiner alten Verfassung fortbestanden zu haben.

Erst als deutsche Ansiedler sich hier im Schutze der Burg

1) Daß die einst hier vorhanden gewesene Kapelle noch auL heidnischer Zeit herrührte, beweisen die in dem Schutte derselben noch aufgefundenen Messer und andere bei den Wenden zum Opfern gebräuchlich gewesene Geräthe. Auch Urnen und andere Gegenstände aus der heidnischen Zeit haben sich dort noch vor­ gefunden. (v. Ledebur, die heidnischen Alterthümer, G. 42.) — Die im Anfange de» vorigen Jahrhunderts noch vorhanden gewesene» Mauerreste sollen zum Bau des Amtshanse» in Fahrland verwandt worden sein.— 2) F id i c i » , die Territorien I, 1. Abthl. S . 1. — 3) A lb e r ts h o f, i» einer Urk. v. 1320 E lb e r t s h o f genannt, ist eine längst untergegangene Besitzung, wahrscheinlich derselbe Hof, der später Ulenhof genannt wurde und in der Suchodolez'schen Karte v. 1683 da angedeutet w ird , wo jetzt der Knhfort ist. I n älter» Grenzregistern hieß dieser früher U le n fu r t, auch E n l e n f n r t . A'

niedergelassen hatten, und nachdem sich ein Marktverkehr gebildet haben mochte, trat der O rt al» Necken hervor, stand aber noch unter der Aufsicht und Gerichtsbarkeit des Burgvogts und erhielt erst um die Mitte des 13. Jahrhunderts die Stadtgerechtigkeit. Dieser Akt, dem die Ertheilung einzelner Concessionen, wie Gewerbebetrieb, Marktrecht, die FLHrgerechttgkeit, Braugerechtigkett u. s. w., vorangegangen sein mochte, bestand darin, daß der O rt dem Verbände des platttn Landes und der Aufsicht des Burgvogtes entnommen wurde, ein eigene- Stadtgericht mit Schöffen aus der Bürgerschaft und einen eigenen Magistrat erhielt, der sich auS der Bürgerschaft bildete, -um die Angelegenheiten der Gemeinde selbstständig zu verwalten. ©ne Ausstattung an Hufenland, Holzung, Weide u. dgl., die den zu Städten erhobenen Orten von den Fürsten sonst immer zu ihrer Aufnahme und ihrem weitern Bestehen gegeben zu werden pflegte, hat Potsdam aber nicht erhalten. Es konnte dies auch nicht geschehen, da alles Hufenland in der Umgebung der Stadt bereits an die umliegenden Dörfer vertheilt und für Pots­ dam nur noch mortges und hügeliges Terrain übrig geblieben war, das sich in einem schmalen Streifen von der Nedlitz« Grenze zur Pirschheide hinzog und von den Bürgern erst nach und nach mbar gemacht werden konnte. Die Verleihung des Stadtrechts und die weitere Ausbildung des deutschen Gemeinde­ wesens machte das Ausscheiden alles wendischen Elements nothwendig, und zwang daher die noch am Orte wohnenden leibeigenen Wenden, sich außerhalb des Weichbildes der Stadt, in einem Kieze, anzusiedeln, wo sie unter einem Schulzen eine besondere Dorfgemeinde bildeten, in der Abhängig­ keit vom Burgvogte verblieben und mit andern nicht leibeigen gewesenen Fischern, die sich auf der Burgfteihett (Burgstraße) niedergelassen hatten, die Fischerei in den zur Burg gehörigen Ge­ wässern ausübten. Die später sich ansiedelnden Bürger bauten sich innerhalb des ursprünglichen Häuserkreises an, in welchem auch die Pfarrkirche, das Rathhaus, Pfarrhaus u. f. w., aufgebaut wurden. Eine Befestigung der Stadt durch Mauern und Gräben erfolgte erst später. Wahrschein­ lich war die Bürgerschaft anfänglich zu dergleichen großartigen Anlagen nicht befähigt; auch mochte die natürliche Befestigung des O rts durch Sumpf und Wasser vorläufig einen genügenden Schutz gebildet haben. Von dem frühesten gewerblichen Verkehr Potsdams läßt sich nur so viel sagen, daß die Metscher, Kürschner, Schneider und Tuchmacher die ältesten Gilden und diejenigen vier Gewerke waren, welche neben andern Deputtrten der Bürgerschaft Antheil an der Gemeindeverwaltung hatten. So lange nun die Anhalttner Fürsten über die Mark regierten, hatte Potsdam den ihm angewiesenen einfachen Weg seiner Entwickelung ruhig durchlaufen können. Fast alle Regenten dieses Hauses, welche über die Mark Brandenburg herrschten, haben sich um dieselbe verdient ge­ macht, und Land und Städte fühlten sich glücklich unter ihrer Regierung. — J a selbst Potsdam war, ungeachtet seiner beschränkten Mittel, im Stande, i. I . 1304 auf der benachbarten lehm­ reichen Bornstedter Feldmark Acker zu erwerben, um das zum Bau seiner Häuser erforderliche Material zu haben. Aber nach dem Tode des Markgrafen Woldemar (1320), während der unglücklichen Re­ gierung der Baierschen Fürsten und der Wirrnisse, die das Auftreten des falschen Waldemars noch vermehrte, wurde die Mark der Schauplatz kriegerischer Ereignisse. Schwäche der Fürsten, Partheiung und Gewalt, Rechtlosigkeit und Selbsthülfe zwangen die Städte zum festen Aneinanderschlteßen. ES entstand der märkische Städtebund zum Schutz und Trutz, dem auch Potsdam, unter dem Banner der Stadt Brandenburg, angehörte. Während hierbei die reichern Städte von den damals geldbedürfttgen Fürsten Güter und

Rechte erwarben, die dazu beitrugen ihre Zukunft zu sichern, blieb Potsdam so mittellos als e» vorher war und hatte, wie die andern Städte, mtt Noth und Drangsal zu kämpfen. Nur der Rach hatte Rechte der Selbstherrschaft erworben, die er später wieder zurückgeben mußte. Die alte Burg auf der Insel, auf der einst der Bogt mit schützender Macht seinen Sitz hatte, war zerfallen, die zu ihr gehörig gewesenen Güter und Einkünfte, wozu auch die Stadt und die Abgaben der Bürger gehörten, waren zerstückelt und verpfändet, und, wie die Mark über­ haupt, bot auch Potsdam während der Regierungszett der Baierschen Fürsten, die mit 1373 zn Ende ging, das Bild des Verfalls und der Zerrissenheit. Für Land und Städte war es ein Glück, daß der Kaiser Karl IV . die Mark Branden­ burg i. I . 1373 von Otto dem Baiern erwarb. Welche selbstsüchtige Pläne ihn hierzu auch ge­ leitet haben mochten, er hat das Verdienst, dem wettern Verderben entgegengetreten zu sein und mtt Kraft und Klugheit Friede und Ordnung hergestellt zu haben. Auch der bettübte Zustand Potsdams entging seinen Blicken nicht. Die Zerfallenhett der Burg und der dadurch entstandene Mangel an Schutz und Ueberwachung eines wichtigen Punkte» an der Havel, auch wohl die dem gewandten Finanzmanne sich aufdrängende Ueberzeugung, daß der Ertrag der Potsdamer Güter und Rechte sichhöher nutzen lasse, veranlaßten ihn, eine neue, größere und festere Burg da zu erbauen, mo die Fähre den Uebergang zur Insel vermittelte und e» seinem Hauptmanne leichter sein würde. Wache zu halten, die Landstraße zu sichern und die landesherrlichen Gefälle zu erheben. Er löste daher von Heinrich v. d. Grüben auf Schloß Beuten gesessen, der die ganze Insel im Pfandbesitze hatte, die wesentlichsten Burggüter wieder ein und übergab sie mit dem Schlöffe einem Hauptmanne zur Verwaltung. Erst mit dem Bau dieser neuen B urg, die an dem Orte stand, den jetzt da» Haupt­ gebäude des Königl. Schlosses im Lustgarten einnimmt, wurde Potsdam mtt einem Graben be­ festigt, der zugleich die Burg mit einschloß und 2 mit verschließbaren Thoren versehene Brücken hatte. Auch scheint damals die erste Erweiterung der Stadt in der Richtung der heutigen Schloßund Schwertfegerstraße stattgefunden zu haben, wie überhaupt die Befestigung der Stadt zu neuen Ansiedelungen in derselben geführt haben mochte. Aber die vom Kaiser gemachten Anordnungen bestanden nicht lange. Sein Sohn SiegiSmund verpfändete 1382 Schloß und Stadt Potsdam an das Kloster Lehnte für 40 Schock Groschen. Dem Herzog Rudolph von Sachsen, der vom Markgrafen Jobst die Mark hierauf zum Pfand­ besitze erhielt, mochte diese Summe nicht groß genug gewesen sein, denn er verpfändete Schloß und Stadt Potsdam i. I . 1400 für 400 Schock böhmische Groschen an Wichard v. Rochow zu Goltzow. Der ttaurtge und rechtlose Zustand, der sich während Jvbst'S Regierung in der Mark entwickelt hatte, ging erst mit seinem Tode (1 4 11) zu Ende, als der Kaiser einen Mann von erprobten Tugenden, den Burggrafen Friedrich von Nürnberg, ausersah, die zur Austechthaltung de» Friedens dienenden Schlösser wieder einzulösen oder mit Gewalt den Pfandbesitzern zu ein­ ziehen und Friede, Ordnung und Recht herzustellen. S o kam, nachdem das v. Rochow'sche Schloß Goltzow belagert und genommen worden, auch Potsdam in seinen Besitz, und für die Stadt begann eine bessere Zeit. Al- Friedrich hierauf die Mark Brandenburg erblich erworben hatte, bestätigte er i. 1 . 1416 die Privilegien der Stadt und gab ihr das damals sehr wichtige und einträgliche Recht,

eine Brücke über die Havel zu bauen und ein Brückengeld zu erheben, wie sie früher ein Fähr­ geld erhoben hatte. DaS Schloß mit seinen Gütern wurde zwar wieder zum Pfandbesitz gegeben, aber an erprobte Vasallen, die dasselbe nicht zum Kriege oder zu. Privatfehden benutzen durften und die Unterthanen schützen mußten, sie auch mit keinen Neuerungen beschweren durften. Auch behielten die Fürsten sich die Hoheitsrechte über die Stadt und die Jagd in der Forst daselbst vor, woraus sich ihr öfterer Aufenthalt zu Potsdam abnehmen läßt. Diese Art der Verwaltung dauerte fort bis zum Jahre 1 5 1 5 , als der Kurfürst Joachim I. das Schloß mit seinen Gütern einlös'te, es verwalten ließ und 1520 seiner Gemahlin Elisabeth zum Leibgedinge verschrieb. D ie Veränderungen, welche für Potsdam hieraus entstanden, waren nicht ohne Bedeu­ tung. Joachim I. scheint zuerst den Entschluß gefaßt zu haben, die Burg Potsdam zum dauern­ den Aufenthalte der fürstlichen Familie zu machen, sie auszubauen und nebst der Stadt stärker zu befestigen. Schon i. I . 1522 war ein kurfürstlicher Teichmeister daselbst beschäftigt, in weiterer Entfernung von der Staat neue Gräben zu ziehen. D ie westliche Hälfte des alten Stadtgrabens, vom Lustgarten bis zur heutigen Kaiserstraße, wurde verschüttet, der Lustgarten erweitert und ver­ schönert, die alten Stadtthore wurden abgebrochen und weiter hinnusgerückt, und die mit dem alten Graben eingegangenen Brücken über den neuen Landwehrgraben verlegt. D ies war bis 1530 geschehen. Zwischen der alten Stadt und der neuen Landwehr war nun befestigtes Vorland entstanden, welches zur Erweiterung der Stadt geeignet war. S ie erfolgte aber erst später, wie Manches was Joachim I. beabsichtigt haben mochte, an dessen Ausführung ihn sein Tod (1535) jedoch verhinderte. I n welchem Maaße der Kurfürst Joachim II. den weitern Ausbau der Stadt förderte, ist zwar mit Bestimmtheit nicht zu sagen, soviel jedoch zu erweisen, daß dieser den Künsten ergebene Fürst für die Verschönerung der Umgebung des Schlosses, durch Einrichtung von Wasser­ künsten und Verzierung des Lustgartens viel gethan hat, daß sein häufiger Aufenthalt daselbst und sein zur Fröhlichkeit geneigter Sinn ein regeres Leben auch in der Stadt herbeiführten, daß er die von seinem Vater begonnenen Befestigungswerke fortsetzte, die Zugänge zur Stadt mit Wällen versah, die Umgebung derselben durch Anlage von Gärten und Lust- und Wohngebäuden einen freundlichern Anstrich erhielt und selbst der Wiederaufbau der zum größten Theil um J o ­ hannis des Jahres 1536 eingeäscherten Stadt nicht ohne sein Zuthun erfolgte. Jedenfalls gewann die Stadt u-ter seinem Einflüsse an Gebäuden und Einwohnern; denn seit dem Jähre 1541 be­ gann man damit, ans dem durch die Verschüttung des alten Stadtgrabens gewonnenen Raume (Hohewegstraße) Häuser zu bauen, die noch lange den Namen A u f dem Gr ab en und hiernüchst Am W a l l e u. s. w. beibehielten. Für das innere Leben der Stadt war auch der am 1. November 1539 erfolgte öffent­ liche Ueberiritt des Kurfürsten zum protestantischen Glauben von hoher Bedeutung. B ei der hier­ auf erfolgten Umformung des äußern Gottesdienstes durch Kommissarien des Kurfürsten und B i­ schofs ergab es sich, daß auch die Bürger Potsdams der Lehre Luthers längst zugethan gewesen, daß ihr Pfarrer Seoastian Faber, ein Schüler Luthers, länger schon unter ihnen gewirkt, und ein ehemals katholischer Meßpriester Lindemann dieser Lehre ebenfalls anhing. Der Letztere wurde als Diaconus bestätigt, und nur der Meßpriester Kortenbeck an der Gertrutökapelle, welcher von der alten Lehre nicht lassen wollte, mußte in den Ruhestand versetzt werden.

I n jener Zeit bildeten sich mehrere neue Gewerke, selbst ein Kunsttischler, M aler und Teppichmacher hatten sich, angezogen durch den Aufenthalt des kurfürstlichen Hofes, in Potsdam niedergelassen und die alte Schützenbrüderschast feierte, zum Vergnügen der ganzen Einwohnerschaft, ans der Wiese vor dem Grünthore bei der Vogelstange, ihre Schützenfeste. Auch die Hofhaltung der Kurfürstin Katharina, Gemahlin Joachim Friedrichs, welche daSchloß Potsdam zum Wittwensitze erhalten hatte, war nicht ohne wohlthätigen Einfluß für die Stadt. S ie baute i. I . 1598 einen Theil des alten Schlosses aus, verschönerte den Lustgarten, beschäftigte viele Gewerbtteibende, und zeichnete sich durch Werke der Frömmigkeit und Wohlthätig­ keit aus, wodurch sie sich die besondere Liebe der Einwohner erwarb. Ih r zu Ehren hat man damals der Stadtkirche den Namen Ka t h ar i n e nk i r c he gegeben, der hiernächst zuerst in Ge­ brauch kam. Nach ihrem Tode erhielt i. I . 1606 der Kammerjunker Wolf Dietrich v. Hacke auf Berge das Schloß Potsdam mit seinen Gütern in Verwaltung und bald nachher in Pfandbesitz. Einen wesentlichen Theil derselben bildete die Ackerwirthschaft, welche, da die kurfürstliche Meierei vor der Langenürückc abbrannte, in das kurfürstliche Schloß verlegt wurde. Diese Wirthschaft, bei welcher man die Hofstuben als Schafställe und die Kirche als Scheune benutzte, vielleicht auch die rohe Gewalt, welche die Kriegerhorden während des 30jährigen Krieges in den Räumen des Schlosses verübten, führten eine völlige Zerstörung desselben herbei, so daß die Königin von Schwe­ den, Wittwe Gustav Adolphs, welche i. I . 1546 zu Potsdam ihren Aufenthalt nehmen und das Schloß bewohnen wollte, ihren Entschluß wieder aufgeben mußte. Dazu kam auch, daß der v. Hacke nur gegen bedeutende Entschädigung sich zur Herausgabe verstehen wollte. Erst i. I . 1660 gelang es dem großen Kurfürsten in den Wiederbesitz des Schlosses zu kommen, daö nach dem Gutachten der Baumeister zu einem völligen Umbau reif war. Und wie das Schloß war auch die S tadt während des 30jährigen Krieges verwüstet worden. HiingerSnoth und ansteckende Krankheiten hatten die Einwohner dahingerafft und die Drangsale von fremden und besteundeten Kriegern hatten einen großen Theil der Bürger vertrieben, deren Häuser verödet und zerfallen waren. Bon 158 Bürgerhäusern, aus welchen Potsdam da­ mals bestand, waren 61 wüst und verödet, und auf dem Kieze war i. I . 1631 die Hälfte der Wohnhäuser von den Schweden zerstört worden. Die geringe Zahl der noch vorhandenen Bürger war fast gänzlich verarmt, der Ackerbau lag völlig darnieder und nur eine sehr geringe Zahl von Handwerkern vermochte mit Mühe ihre Existenz zu fristen. Nach einem Schreiben, welches der Magistrat damals an den Kurfürsten richtete, waren überhaupt nur noch 44 Gewerbtteibende vor­ handen, welche bis auf 25 als ganz verarmt zu bettachten waren. I n diesem Zustande der Berfallenheit und Verarmung befand sich Potsdam, als der große Kurfürst den Entschluß faßte, ihm zu helfen. Am meisten — so glaubte dieser Fürst — könnte dies durch großartige Bauten geschehen, die fast allen Klassen der Einwohner Verdienst verschaffen würden. Er ließ i. I . 1660 da­ nkte Schloß so weit wieder herstellen, daß er vorläufig darin seinen Aufenthalt nehmen konnte und begann bald hierauf den großen Schloßbau und die Erweiterung des Lustgartens, zu welchem Zwecke er 40 alte, zum Theil wüste Bürgerhäuser abbrechen ließ, welche das alle Schloß umstan­ den. Nebenher förderte er aber auch den Aufbau zerfallener Bürgerhäuser, erkaufte westlich bei der alten Stadt Gärten und Wiesen der B illger, wies darauf Baustellen an, veranlaßte Beamte, Künstler und Hofdicuer zum Anbau, schenkte den Hofmalern Vaillant und Fermenten« dergleichen

Stellen in der heutigen Priesterstraße und dem damaligen M arine-Director Rollet ein H aus, jetzt Schloßstraße 1 3, beförderte durch Concessionen die Niederlassung französischer Flüchtlinge, welche wegen Religionsbedrückungen ihr Vaterland verlassen hatten, ließ das abgebrannte GertrautSHospital, das in der Priesterstraße gestanden, als Armenhaus vor dem Grünthore, in der Breitenstraße das Prcdiger-WittwenhauS und ein Waisenhaus in der Lindenstraße, sowie vor der Langen­ brücke die abgebrannte Meierei und ein KornhauS neu aufbauen, und entfernter von der S tad t wurde der Fasanengarten mit schönen Gcüäudcn (der spätere Jägerhof vor dem Jägcrthore) ange­ legt, zu Kaput, Bornim und Glienicke wurden Lustschlösser erbaut, die Zugänge zur Insel P o ts­ dam wurden sämmtlich mit bequemen, neuen Brücken versehen und die ganze Umgebung der S tad t erhielt schöne Alleen, die alle jene Punkte wie mit einem Bande zusammen vereinigten. D ie S tad t hatte durch die Erbauung eines prachtvollen Schlosses, das von einem schönen Park und freien Plätzen umgeben wurde, sowie durch den Neubau von 88 Wohnhäusern gewonnen und zugleich einen größern Umfang erhalten. Auch der östliche Theil des alten Stadtgrabens wurde nun verschüttet und mit Häusern besetzt. D ie Burgstraße, früher durch den alten Graben von der S tad t getrennt, war mit derselben verbunden und mit neuen Häusern und freundlichen Gärten versehen und die ganze S ta d t, zu ihrer Befestigung, mit neuen Grüben umzogen worden, die zugleich das sumpfige Wasser in ihrer nächsten Umgebung ableiteten. Und alle diese Anlagen waren vom Kurfürsten nach eigenem Plane und mit besonderer Vorliebe ausgeführt worden. Schon i. I . 1664 äußert der Prinz Moritz von Nassau darüber in einem Briefe: „das ganze Eiland (Potsdam ) muß ein Paradies werden." Unablässig arbeitete aber auch der Kurfürst an der Ausführung seines Werkes. Selbst im Feldlager, während deS Krieges gegen Schweden, ließ er sich über den Fortschritt des P o ts­ damer Bauwerks berichten und traf von dort aus die nöthigen Anordnungen. Aber während Potsdam und seine Umgebungen an Umfang und Glanz gewonnen hatten und selbst der Nahrungsstand der B ürger wieder gehoben worden war, hatte das kurfürstliche Am t, der S tad t gegenüber, eine Stellung eingenommen, die für den M agistrat immer drückender wurde und das Gemcindewesen der S ta d t stets mehr beeinträchtigte. Schon im 16. Jahrhundert waren die Amtshauptleute darauf bedacht, der S tad t die früher, während ihrer Schutzlosigkeit, zur Ausbildung gekommenen Rechte der Autonomie, die den größer» Städten längst schon genommen waren, wieder zu entziehen. D ie Rathmänner m ußten die Schlüssel der Stadtthore dem Amtshanptmaun aus­ liefern, wurden zu Dienstleistungen herangezogen, die ihnen früher niemals obgelegen hatten, muß­ ten , im persönlichen Interesse des Hauptmai nö und zu dessen Reisen, Pferde und Wagen gestellt«, für jede Weigerung Gcfängnißstrafe erleiden, wurden beim Widerstrebe» ihres Amtes entsetzt und verloren endlich die freie Ausübung der Rathswahlen. Außerdem erweiterten die Amtshauptleute unaufhörlich die Grenzen ihrer Gerichtsbarkeit, indem sie allen von den Kurfürsten in der S tad t und außerhalb derselben erkauften Grund und Boden der Jurisdiction des M agistrats und dessen Besteuernngsrechte entzogen, so daß sämmtliche B ürger, die auf kurfürstlichem Grund und Boden ge­ baut hatten, und somit ein großer Theil der S tad t selbst, dem Magistrate und der städtischen B e­ steuerung nicht mehr unterworfen war. Die in der S tad t wohnhaften B ürger litten aber noch mehr oder weniger von den Drangsalen des 30jährigen Krieges, vermochten daher die Bedürfnisse der Stadtkasse nicht mehr zu decken, das Gemeindewesen war in gänzlichem Verfall und von einer frühern Selbstständigkeit des Stadtwesens waren nur noch geringe Spuren vorhanden. Dieser Zustand dauerte so lange fort, bis der König Friedrich Wilhelm I. durch eine groß­ artige Erweiterung der S ta d t einen mächtigen Umschwung aller Verhältnisse in derselben herbeiführte.

Nicht die Vorliebe dieses Monarchen für seine große G arde, die er nach Potsdam ein­ quartierte, war es, — wie wohl öfters behauptet wird, — die eine besondere Neigung für diese S tad t in ihm erweckte. S ie bestand schon vorher und w ar, wie bei allen Hohenzollern, schon in der frühen Jugend erwacht. Entfernt vom Geräusch der Hauptstadt suchte er dort Erholung in dem Vergnügen der Ja g d , in den anspruchslosen Freuden, die sein Küchengarten, sein Kegelspiel, sein Scheibenschießen und seine Tabacksgesellschaften, mehr aber noch sein ungezwungenes Familienleben ihm in Potsdam gewährten, so daß ihn eine beständige Sehnsucht dahin zog, daß er den größten Theil feines Lebens dort zubrachte, und schon dem Tode nahe, dahin zurückkehrte, weil er meinte, nur in P o ts­ dam wieder genesen zu können. Aber freilich wurde die Vorliebe für seine große Garde der Grund zu jener großartigen Veränderung der S tad t. Schon i. I . 1713 zog er einige Kompagnien seines nachherigen Garderegiments nach Potsdam , um sie als Muster für die Armee auszubilden. Für sie wurden Kasernen erbaut und der Park um das Schloß zum Exercierplatze eingerichtet, während aber auch der König, statt der vom großen Kurfürsten angelegten Grüben, in veränderter Richtung den heut noch bestehenden Kanal anlegte, alte Bürgerhäuser in der S tad t umbaute und später die Katharinenkirche abtragen und größer und schöner als Nikolaikirche wieder aufbauen ließ. D er Wunsch der Königs, sein ganzes Regiment Garde in Potsdam einzuquartieren, wozu jedoch die vorhandenen Wohnhäuser nicht ausreichten, erzeugte bei ihm endlich den Entschluß, die S tad t zu vergrößern. I n dem Zeitraum von 1721 bis 1723 wurde dieselbe bis zur heutigen Charlottenstraße erweitert und mit einer M auer umzogen, die außer den neuen Wohnhäusern und Militairgebüuden, schon die Garnisonkirche, das große M ilitair-W aisenhaus und die Gewehrfabrik einschloß. — B ald hierauf ließ er auch das Rathhaus und die Heiligegeistkirche neu aufbauen, auch die in der Altstadt noch leeren Plätze, namentlich in der Burgstraße, in der Umgebung der Heiligengeist­ kirche u. s. w., mit Häusern besetzen. Die meisten Häuser baute der König auf eigne Kosten und verschenkte sie an B ürger oder Personen, die sich in Potsdam niederlassen wollten, gab ihnen häufig sogar noch Geld zur Einrich­ tung und denjenigen, welche selbst bauen wollten, schenkte er die M aterialien, machte ihnen zinsfreie Vorschüsse und belohnte den Baueifer Einzelner durch ansehnliche Zuwendungen. Die zweite Erweiterung der S tad t erfolgte i. I . 1733, als der König auch das 3. B a ­ taillon Garde nach Potsdam legen wollte, wobei die M auer, mit geringer Abweichung beim B er­ liner Thore, bis zu der Linie hinausgerückt wurde, auf der sie heut noch steht. — Den Schluß machte der B au des sogenannten Holländischen Q uarrees, der erst 1737 erfolgen konnte, nach­ dem die zwischen diesem und der alten S tad t belegene Moorwiese durch Anlage eines Bassins und verschiedener Grüben erst mehr befestigt worden war. W as schon anfänglich und Jahrhunderte lang die regelrechte Erweiterung der S tad t ver­ hindert hatte, ihre sumpfige Umgebung, bezwang in kurzer Frist der feste Wille e in e s M annes, den keine Schwierigkeit, keine Gewalt verhinderte *) das zu vollbringen, was sein eiserner Wille beschlossen hatte. 1) 95?an jjer (Nachricht vom neuen Grnndbau in Potsdam I, 5) schildert die Schwierigkeiten, welche bei der Ausfüllung des FaulenseeS oder jetzigen W ilhelmsplatzes und der Erbauung von Häusern bei demselben zu überwinden waren, als sehr bedeutend. W as in M onatsfrist ausgeführt war, kehrte sich oft in einer Nacht gänzlich um, so daß das Unterste nach oben kam. — Zimmerholz senkte sich so plötzlich, daß Menschen, die dar­ in . B

Kaum war jedoch mit der Erweiterung der Stadt begonnen, als auch jene Abhängigkeit des Magistrats vom Amte sich als hinderlich und störend erwies, weshalb der König schon i. Z. 1722, durch die Reformirung des Stadtgerichts, dem Magistrate die ausschließliche Jurisdiction innerhalb der erweiterten Stadt zusicherte und endlich i. I . 1737 jede Spur eines frühern Zu­ sammenhanges mit dem Amte dadurch verwischte, daß er die Stadt zu einer J m m e d ia tsta d t erklärte. I n der darüber ausgestellten Urkunde spricht er sich über die Beweggründe dazu, sowie über seine fernern Absichten in folgender Art aus: E r habe, gleich seinen Vorfahren, stets zur Stadt Potsdam und ihrer Umgebung ein besonderes Wohlgefallen getragen, und sich entschlossen, nicht nur mit seiner Köuigl. Familie und seinem Hofstaate seinen Aufenthalt daselbst zu nehmen, sondern auch sein Regiment Leibgarde daselbst einzuquartieren. D a sich nun die dortigen Bürger und Einwohner mit Treue, Eifer und Gehorsam bewiesen hätten, er auch das Vertrauen habe, daß sie dabei gegen das Köntgl. Haus verharren würden, so wolle er die Stadt vor allen andern Amtsstädten bevorzugen, sie zu einer Jmmediatstadt erklären, mehr und mehr erweitern, ihre Ein­ wohner vermehren, und mit Aufwendung großer Kosten und Mühe Alles thun, was zur Zierde einer wohlangelegten Stabt nöthig und Nützlich sei; er wolle den Stadt-Magistrat in den Stand setzen, Recht und Gerechtigkeit zu üben, und das Polizeiweseu gut einzurichten, damit Zucht, Ehr­ barkeit, Kunst und Wissenschaft gefördert werde. Er habe deshalb Kirchen und Schulen gegründet und sich vorbehalten, der ganzen Stadt und Bürgerschaft seine Köuigl. Gnade und landesväterliche Fürsorge durch Privilegien und Freiheiten angedeihen zu lassen. — Besonders machte er der Stadt­ verwaltung zur Pflicht, darauf zu achten, daß die bürgerliche Nahrung gefördert, allerhand M a­ nufakturen angelegt, die Stadt mit tüchtigen Einwohnern und Gewerbtreibenden vermehrt und da­ durch stets mehr gehoben würde. Auch verlieh er dem Magistrate das Patronatsrecht über alle Kirchen, Schulen und Hospitäler der Stadt. Um nun allen diesen Verpflichtungen genügen zu können, dotirte er die Kümmerst mit Kapitalien und Einkünften und brachte durch ein Ausschreiben an sämmtliche Kämmereien des Lan­ des bedeutende Summen zusammen, wofür er das Gut Falkenrehde ankaufen ließ, welches er der S tadt als Eigenthum überwies, um dessen Einkünfte für die Kämmerei zu nutzen. D a der König dahin strebte, alle Fabrikate des Auslandes, welche dem Lande viel Geld entzogen, in seinem eigenen Staate verfertigen zu lassen, so beförderte er in mannigfacher Weise die Einrichtung aller Arten von Fabriken,, besonder- auch in ^Potsdam, durch Vorschüsse und be­ deutende Lieferungen für die Armee. Seinen häufigen und längern Aufenthalt in Potsdam benutzte er, sich zu überzeugen, ob Alles auch seinem Willen gemäß zur Ausführung komme, und traf häufig selbst Anordnungen, die ihm zweckmäßig erschienen. Bei seinem Tode (1740) hatte die Stadt, außer Hunderten von Militair-Gebäuden, 1154 Bürgerhäuser und 11708 Civileinwohner und war daher während seiner Regierung um das Sechs­ fache vergrößert worden. War aber die Natur dieses Königs , wie sich auch aus Allem was er für Potsdam that bestätigt, durchaus praktisch, so verband sein großer und geistreichen Sohn Friedrich II., mit dieser auf saßen, sich nur mit Mühe retten konnten. Selbst der König gerieth in Lebensgefahr, als er die Stelle in Augenschein nahm. S e in Pferd sank ein und arbeitete sich nur mit großer Anstrengung wieder heran-, wogegen da« Pferd seine« Reitknecht« gänzlich versank und dieser sich nur eben noch zu retten vermochte.

Eigenschaft zugleich noch den Sinn für das Erhabene und Schöne. W as Jener schuf, veredelte dieser, und Beide genügten, sich einander ergänzend, den Bedürfnissen ihrer Zeit nach individueller Richtung. Friedrich II. vollendete nicht nur den von seinem Vater bereits begonnenen B au des Hol­ ländischen Quarrees, sondern erweiterte auch noch die Stadt durch das Hinausrücken des Berliner ThorS und der Stadtmauer, vom Bassin bis zur Havel, woran Friedrich Wilhelm durch den Tod verhindert worden. Hierauf begann er die von Holz und Fachwerk erbaut gewesenen Bürgerhäuser niederreißen und sie höher, massiv und zum Theil in römischem Baustyl aufführen, auch die vielen Kasernen und andern Militair-Gebäude in gleicher Art neu bauen zu lassen. Großartig waren die Prachtbauten und Anlagen, welche der König in der S tadt und ihrer Umgebung zur Ausführung brachte. *) Und nicht nur die bedeutenden auf alle diese Bauten vom Könige verwandten Summen von mehr als 10 Millionen Thalern, die größtentheils den Bauhandwerkern und gewerbtreibenden Bürgern zu Gute kamen, sondern auch der vermehrte Garnisonstand, sowie die Fürsorge des Königfür das Manufactur- und Gewerbewesen, für die Polizeieinrichtungen und das Armenwesen, be­ sonders aber sein häufiger Aufenthalt in Potsdam, welcher zur Niederlassung angesehener Personen die Veranlassung gab, trugen dazu bei, daß die S tadt immer mehr in Aufnahme kam. Während seiner Regierungszeit wurden von ihm in der S tadt 671 Bürger- und Fabrik­ häuser theils umgebaut, theils neu aufgeführt, vor den Thoren, wo früher nur wenig einzelne Häuser angetroffen wurden, waren Vorstädte mit beinahe 400 Wohnhäusern entstanden, und die Einwohnerzahl Potsdams hatte sich fast verdoppelt. Auch in allen spätern Regenten fand Potsdam seine erhabenen Beschützer, die nicht ab­ ließen, die Schöpfungen ihrer glorreichen Ahnen durch Werke der Kunst zu verherrlichen und das Wohl der Bürger durch nützliche Einrichtungen und Gnadenerweise zu fördern. D a die neuere Geschichte Potsdams und seiner Umgebung ihre Bearbeitung von befähig­ ter Hand bereits erhalten und anderweitig noch zu erwarten hat, so schließen wir hier unsre D ar­ stellung, in der freudigen Ueberzeugung: daß jene Hinneigung, welche die Fürsten der Hohenzollern an Potsdam fesselt, eben so wie die Liebe und Treue, womit seine Bewohner ihnen anhangen, einen geschichtlichen Gnmd und darum auch eine Bürgschaft für die Dauer haben. 1) D ie B au ten , welche der König Friedrich II. «ährend seiner Regierung in und bei Potsdam aus­ führte, sind in der Anlage N o. IV . übersichtlich zusammengestellt.

I. Die Insel Potsdam. - i / t e In sel Potsdam ist ein von der Havel fast gänzlich umflossener Landstrich, der in seinem Umkreise etwa 4 M eilen und in seiner größten Ausdehnung, vom südlichen R ande der Pirschheide bis.zum Schiffssandle im Fahrlandschen Bruche, 1* M eile, von Osten nach Westen (von der Glienickerbrücke bis zur H avel bei G olm ) 1£ Meile im Durchmesser hat. — D ie H avel ergießt sich nämlich nach ihrer V er­ engung bei S acrow in ein weites, jenen Landstrich umgebendes T hal, indem sie östlich den Fahrlander­ oder Wittensee und den Zungfernsee, südlich den Schwielow- und westlich den großen Zernsee, die W ublih und Schlänih bildet. I m Norden ist der Zusammenhang dieser Gewäffer durch daS zwischen Fahrland und B ornim nach G olm sich erstreckende Bruch unterbrochen und in neuerer Zeit durch den Schiffsgraben, welcher den Wittensee m it der Schlänitz verbindet, hergestellt worden. — Aus dem Zernitzsee setzt die Havel ihren Lauf nordwestlich nach Brandenburg u. s. w. zur Elbe fort. An der südöstlichen S e ite der In s e l, auf dem rechten Ufer der H avel, welche hier die Grenze gegenden Teltow und die Zauche bildet, liegt die S ta d t Potsdam . I h r gegenüber mündet in die H a ­ vel das Flüßchen N u te, welches die Zauche vom Teltowschen Kreise trennt, und am Rande der In sel P otsdam liegen die alten D örfer Gelte, Golm, G rube und Nedelitz, auf der Höhe die D örfer B ornim und Bornftedt. Außerdem bestehen aus der In sel mehrere Kolonien und Vorwerke, vorzugsweise aber Königliche Schlösser mit großartigen P ark- und G artenanlagen, Prachtgebäude und einzelne E ta ­ blissements. Obgleich dieser Landstrich nicht mehr als In sel erscheint, so gab es doch eine Zeit, in der daS nördliche B ruch, welches den Zusammenhang der Gewässer unterbricht, ja ein Theil der In sel selbst, noch von Wasser bedeckt war und nur ihre höheren Theile aus ihm hervorragten. Fassen w ir nämlich die Bodengestaltung der ganzen In sel in'S Auge, so lassen sich zwei, theils von Hügeln gebildete, theils m it solchen bestandene Hochebenen genau erkennen-, welche w ir das südliche und nördliche P lateau *) nennen wollen. S ie waren von einer von O st nach West laufenden Niederung durchzogen, die von Havel zu H avel, oder vom Jungfernsee zum großen Zernsee reichte. I n ihr liegt jetzt der Konigl. Neue G arten , die S ta d t mit einem Theile ihrer Feldmark, Sanssouci, Charlottenhof, das Neue P a la is m it dem P ark und dahinter bis zur Havel ein weites B ruch, das beide P lateaus westlich uud nördlich umschließt. — S ow eit man zurückblicken kann, bestand diese Niederung aus tiefem, von M oor und stehenden Gewässern durchzogenem Wiesengrunde m it einzelnen hügeligen Erhebungen. V on allen diesen Theilen bestanden einst — wahrscheinlich noch zur Semnonenzeit — nur jene Hochebenen als zwei m it W ald bedeckte In seln , und zwischen ihnen, durch die bezeichnete Niederung, floß die H avel, die sich jenseits der hohen Pirschheide und den G olm er Bergen mit denjenigen Armen wieder vereinigte, welche beide Hochebenen umflossen. Z ur Wendenzeit hatte sich diese Bodengestaltung schon sehr verändert. Durch die Senkung deS Wasserspiegels der H a v e l 2 ) w ar die Niederung mehr als trockneS Land hervorgetreten; zunächst östlich 1) B e rg h a u S , Landbuch I, 369. — 2) Durch genaue Beobachtungen hat sich ergeben, daß der Wasserspiegel der Havel stets mehr sinkt. B e r g h a u S hat sogar nachgewiesen, daß im letzten Jahrhundert die Senkung bei Potsdam einen ganzen Fuß betragen hat. (das. I, 550.) 111.

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da- Terrain de- alten Potsdam-, da- sich mit geringer Senkung vom Alten Markte *) zum Heiligensee und wieder ansteigend zu den Eich- oder Kapellenbergen hinzieht, und sodann westlich an der Abdachung der Pirschheide die Gegend von Gelte. — Der übrige Theil der Niederung blieb noch Jahrhunderte hin­ durch von Wasser bedeckt. Im 13. Jahrhundert waren in der Nähe von Golm, im Bruche, da- weit in die Pirschheide hineintritt, erst zwei geringe Stellen auS dem Wasser hervorgetreten und al- Wiesen nutzbar geworden, *) wahrend der übrige Theil der Niederung, die in ihrer ganzen Au-dehnung von 2300 Ruthen kaum mehr al- einen Fuß Gefälle h at,3) noch 300 Jahre später au- einer fortlaufenden Kette von Lachen, Brü­ chern, Sümpfen und mehr oder weniger überschwemmten Wiesen bestand, welche sich bi- zum Heiligensee bei Potsdam erstreckte. 4) Durch diese von Schilf und üppig aufgeschossenem Elsengebüsch noch unwegsamer gewordene Nie­ derung war man bemüht, zur Verbindung beider Plateau- Dämme anzulegen. Man begann damit, dir hügeligen Erhöhungen Pot-damö, am östlichen Ende der Niederung, wo auö der Zauche eine Furt durch die Havel (später Fähre und Langebrücke) führte, zu verbinden, um von Potsdam über eine moorige Wiesenftrecke, den Witam (bei Behlertsbrücke), jenen Uebergang über die Insel Potsdam und die Furt bei Nedelitz herzustellen, welcher noch lange die Heerstraße auS dem Süden nach dem Norden bildete. — Später erst entstand, zur Verbindung Potsdam- mit den Dörfern de- nördlichen Plateaus, da- Bornsiebter Dämmchen am Fuße deS Mühlenberge- in der Nähe de- Obeli-kS, so wie zur Verbindung mit dem Dorfe Gelte der Blockdamm am Rande der Pirschheide, jenseit- der WildparkS-Station. Und alim 15. Jahrhundert die Pirschheide zu Bornim gehörte, wurde zur Verbindung mit dieser eine Verlän­ gerung de- Blockdamme- hergestellt, wovon die Spuren hinter dem Park de- Neuen Palais noch sicht­ bar sind. Zuletzt erst wurde der Golmerdamm beim Ulenfurt (Kuhfort) angelegt, der die Verbindung der Dörfer Golm und Grube mit Gelte herstellte. Den Wenden, welche bei jener großen Völkerbewegung seit dem 5. Jahrhundert diese Terri­ torien in Besitz genommen und sie, wahrscheinlich nach ihrem Beherrscher oder Woyewoden, C h o t i m i ß l genannt hatten, mußten sie noch vollständiger als Insel erscheinen, da alle sie umgebende und durch, schneidende Brücher noch mit Wasser bedeckt waren und beide Jnsel-Plateau- nur durch jene hügelartige Erhebuüg de- Boden- zusammenhingen. Und dieser Hügel ist eS, der unsere Aufmerksamkeit ganz be­ sonder- in Anspruch nimmt. Jene Furt, die vom jenseitigen Havelufer zu ihm herüberführte, gab ihm eine militärische Bedeutung und machte ihn zum wichtigsten Punkte der ganzen Insel. Die Wenden bauten daselbst schon ihre Wohnstätte und wahrscheinlich auch schon die alte Burg Potsdam auf einem kleinen Eilande der Havel, um den Uebergang über die Insel, welche- von Süden her der Schlüssel zum Havellande, dem eigentlichen Hauptsitze der Stoderaner- oder Haveller-Wenden war, zu überwachen. D a - südliche Plateau mit seinen bewaldeten Höhen lag ursprünglich ganz isolirt. Erst als die Wenden am westlichen Abhange der Pirschheide, wo durch da- nähere Zusammentreten der beiden Havelufer ein Uebergang möglich war und eine Burg, „die Bomgarde", 5) neben dieser aber der Ort G e l i t i (Gelte) entstanden war, mochte eine Verbindung mit dem nördlichen Plateau hergestellt worden sein. Um aber von dem einen zum andern Plateau zu gelangen, mußte die ganze sumpfige Niederung umgangen und der Weg über Potsdam genommen werden. 1) Der alte Markt und die Scharrenstraße wurde im Jahre 1754 um 3 bis 5 Fuß abgetragen. (M a n g e r, Baugesch. v. Potsdam S . 188.) — 2) Dergl. unten beim Dorfe Golm. — 3) Berghaus a. a. O. 368. — 4) Dies ergiebt sich auS Grenzbeschreibungen der Dörfer Golm, Bornim und Dornstedt v. I . 1592. (Vergl. hinten die Dörfer der Insel.) Zwischen der höheren Pirschheide und den Feldmarken der Dörfer Golm, Eiche, Bornim und Bornstedt lag die B a u e rn la k e , Specklake uud Blocklake, theils Sumpfe, theils stehende Gewässer. Ihnen schloß sich im heutigen Parke des Neuen Palais und Charlottenhofs mooriger Wiesengrund, die W o ls s w in k e l und der Flachswerder an; ferner, wo jetzt der zu Sanssouci gehörige Garten ist, die W in kelw iesen und Dämmchen und sodann die Frau en wiese und der W ita m , eine tiefe und schlammige Wiese, welche den Hügel des alten Potsdams nördlich und westlich umgab. — 5) Vergl. unten das Dorf Gelte.

Diese eigenthümlichen Verhältnisse sollen, wie neuere Forschungen ergeben, !) die Wenden mit dem Worte Pozdupimi, zu deutsch: „Auftritt, Stiege", höherer und fester Boden, der zum Landen und Uebergange geeignet ist, bezeichnet haben,») welches, wie wir sogleich sehen werden, dem dort entstandenen wend. Wohnorte verblieben und durch spätere Verstümmelung in feine heutige Form umgewandelt worden ist. Die älteste Urkunde, welche wir über die Insel Potsdam besitzen und die dem Auge nur einen flüchtigen Blick in da- Dunkel ihrer Geschichte gestattet, ist auö einer Zeit, in welcher die Wenden schon Jahrhunderte in den Gauen der Mark saßen und den Bestrebungen der deutschen Kaiser, sie der Kirche und dem Reiche Unterthan zu machen, mit wechselndem Erfolge entgegengetreten waren. Nachdem näm­ lich her König Otto III. im Jahre 991 und 992 Brandenburg mit der Umgegend sich aufs Neue unter­ worfen hatte, stellte er zu Merseburg am 3. J u li 993 eine Urkunde auö, in welcher er seiner Tante, der Aebtissin Mathilde von Quedlinburg, von seinem Eigenthum (seinen Domänen) zwei Oerter Poztupimi und Geliti in der Provinz Hevellon (Havelland), auf der Insel Chotimisl belegen, mit allem nutzbaren Zubehör, mit den Leibeigenen beiderlei Geschlechts, den HauSftellen, Gebäuden, bebauten und unbebauten Landstrichen, Aeckern, Wiesen, Feldern, Weiden, Wäldern, der Jagd, den Gewässern und Wasserleiten, Fischereien, Mühlen, Wegen und Unwegen, Gutserträgen und allen Zubehörungen dergestalt schenkte, daß eS, — was bei geistlichen Schenkungen sonst nicht stattfand, — von ihrem Beschlusse ab­ hängen sollte, diese Besitzung wieder abzutreten, zu vertauschen oder zu verkaufen. 3) Aus dieser Mittheilung ist zu entnehmen, daß die Insel schon damals, wie stets nachher, zum Havellande gerechnet wurde, daß die Wenden zunächst nur in der Niederung, an den äußersten Ab­ dachungen beider Hochebenen, die Orte Potsdam und Gelte gegründet hatten, daß diese mit Feldern, welche die Leibeigenen zu bebauen hatten, und allem Zubehör zu den Domänen des Königs gehörten, die Hochebenen nur Weidereviere und Wald waren, und zu Potsdam schon damals die Mühlen an der Ausmündung der Nute in die Havel gehörten.4) Da nicht anzunehmen ist, daß der König Otto seiner Tante einen Landstrich als Eigenthum übereignet haben würde, der nicht unter seinem besondern Schutze gestanden hätte und nur dadurch für sie erst einen Werth erhalten konnte, so liegt auch die Vermuthung sehr nahe, daß auf der Insel eine bewaffnete Macht als Grenzwache oder Sicherheitsposten vorhanden gewesen sein mußte, welche neben der Ueberwachung des ttebergangspunktes, welchen die Insel bildete, zugleich die Verwaltung der Do­ mäne und Beitreibung ihrer Erträge zu besorgen hatte. Es muß ferner angenommen werden, daß ein solcher Posten zu seinem sichern Aufenthalte auch irgend einen befestigten Aufenthalt hatte, deffen Lage auf der Burginsel beim alten Potsdam um so wahrscheinlicher ist, als die Besatzung von ihr aus nicht nur den Havelübergang, sondern auch einen wichtigen Theil ihrer Güter, die Wassermühlen, vor Augen hatte und vollständig überwachen konnte. — Wichtig waren diese Mühlen besonders aber auch deshalb, weil durch das Schützen derselben das zufließende Wasser der Nute gezwungen wurde, sich in das meilen­ lange Nutebruch zu ergießen und dasselbe ganz unwegsam zu machen. Sie müssen daher zu den alten Fortifikationswerken der Burg Potsdam gerechnet werden, weshalb man sie mit Dammwerk und Verhau (den Hakeudamm) versah und sie später unter den Schuh der nicht weit davon, auf einer Insel der Nute errichteten Burg, der Neuenburg, stellte. 1) Vergl. Beil. V I. — 2) Die ältere Erklärung dieses Worts mit „U n te r den Eichen" hat sich bei genauerer Untersuchung nicht bewährt. Eichen wuchsen auf den Höhen und Abhängen der Insel fast überall, fehlten in der Niederung, namentlich in der nächsten Umgebung Potsdams, früher jedoch gänzlich. M it den Eichen auf der Höhe kann das Wort Poztupimi aber gar nicht in Beziehung gebracht werden, weil jeder O rt auf der Insel ihn mit gleichem Rechte führen konnte. — 3) Riedel, Codex diplom. Abth. I, Thl. X I , 153. — 4 ) Es können nur diese Mühlen in der Urkunde gemeint sein, da Windmühlen erst in viel späterer Zeit in Gebrauch kamen, Wassermühlen dagegen schon die alten Deutschen von den Römern kennen gelernt hatten. Andere als die Wassermühlen an der Nute haben auf der Insel Potsdam oder in deren Nähe auch niemals existirt, weil sonst kein Wasser vorhanden war, welches sich zum Betriebe eines Mühlenwerks spannen ließ. An Schiffs­ mühlen darf aber noch gar nicht gedacht werden, weil solche zu den beweglichen Gegenständen gehörten und in der Urkunde auch anders bezeichnet sein würden.

Doch d a- B ild , welche- w ir au s jener Urkunde von den dam aligen Z uständen gew innen, w ird unsrer genauern Beschauung wieder entzogen. D enn schon im nächsten J a h re , — wie außer andern Chroniken auch die Q u e d lin b u rg s berichtet, — fielen, m it A usnahm e der S o rb e n , alle Wendenvölker wieder vom Reiche ab. Z w a r wurde im J a h re 9 9 7 gerade die P rovinz S to d e ra n ia oder d a- H avelland, d a- Z iel eine- m it großen S tre itk räfte n erneuerten Feldzuges, welcher auch ihre W iederunterw erfung zur Folge h atte; doch w ar diese nicht von langer D auer. D enn aberm als em pörten sich die W enden gegen die Deutschen, drängten sie gänzlich bis über die E lbe hinweg und kamen wieder zum alleinigen Besitze aller Provinzen, welche vorher den Deutschen unterw orfen waren. AlS Albrecht der B ä r im J a h re 1157 die B u rg B randenburg und die umherliegenden Länder b is zur S p re e und N u te dauernd wieder gewonnen h atte und m it der V erbreitung deß C hristenthum zugleich einen festen G ru n d legte, auf dem deutsche S i t t e und deutsches Leben emporwuchs, w ar ein Z eit­ rau m von anderthalb Ja h rh u n d e rten verflossen; von den früheren Besitz- und Rechtsverhältnissen w ar nicht mehr die Rede und die A btei Q uedlinburg scheint ihre ehemaligen Ansprüche auf P o tsd am auch gänzlich aufgegeben, w enigsten- nicht erneuert zu haben. S o schweigt auch die Geschichte darü b er, wie daß wendische Leben auf der In s e l sich in der Zwischenzeit gestaltet hatte. Aber fast alle Gewässer, die B e rg e, Wiesen und W ohnstätten reden noch zu unß durch ihre N am en. A ußer P o tsd a m und G elte, den einzigen O rten der In s e l im J a h re 993, w aren in der N iederung die O rte Nedlitz, G olm , G rube und aus der Höhe, in Lichtungen deß W aldeß, w ar B o rn im entstanden. l ) M it A usnahm e deß von den Deutschen um getauften und der J u n g fra u M a ria geweihten Ju n g fern sees, deß Heiligenseeß und deß Weißensees bei F ah rlan d , am Fuße deß von den W enden zu religiösen H andlungen gewidmet gewesenen Kirchbergeß und deß im vorigen J a h rh u n ­ dert verschütteten S t . Nikolaußseeß (am O rte deß heutigen W ilhelmßplatzeß in P o tsd am ) haben alle Gewässer der Umgegend wendische N am en: der J e s a r , eine größtentheilß versiegte und verschüttete H avel­ bucht beim Kietze, der B o t z in zwischen dem W enddorf und der Pirschheide 2) , der S c h w i e l o w , der B o m g a r d e (nicht B a u m g arten ), eine Havelbucht zwischen B aum gartenbrück und dem D orfe G elte, der Z e r n s e e (Schw arze S e e ) , wahrscheinlich von dem auß der Jnselniederung abgeflossenen dunklen Wasser so g en an n t, die W u b l i t z und S c h l ä n i t z . V on den B ergen der In s e l sind eß hauptsächlich die deß nördlichen P la te a u ß , welche wendische N am en haben: der S c h e n d i t z b e r g (Höhenzug der Pfingstberge), die G e l b e r g e (Lehmberge, M ühlenberg und die H öhen von S a n s - S o u c i , dem Belvedere u. s. w.), der K o l b e r g (unrichtig K ahleberg), P a n n b e r g und G o l m b e r g . V on den Wiesen heben w ir n u r hervor: die Mö c k e r i t z (Nässe), zwischen der Langenbrücke und N u te, die B a b e r o w (B ib e r-A u e), am Fuße deß Baberow bergeß (B abelsbergeß) und der W i d a m , ein sehr sumpfiger W iesenstrich, welcher sich vom Kietze biß zum Heiligensee erstreckte und den Niklaßsee umschloß. S e in alter N am e ist m it der E rw eiterung der S ta d t stets mehr östlich gedrängt und h at sich am längsten zwischen der S ta d tm a u e r und B ehlertßstraße erhalten. Nachdem nun die A nhaltiner Fürsten zum Besitze der In s e l P o tsd am gelangt w aren, wurden die Gemeindeverhältnisse der sämmtlichen wendischen O rtschaften unter dem V orstande von Schulzen nach deutschem Rechte geordnet. E s wurden Kirchen gebaut, die Feldmarken zugemessen und nach dem Besitzthum e deß O rtS dessen Leistungen an den L andesherr«, den P fa rre r und G erichtsinhaber festgestellt. — B eim alten W endenorte P o ztu p im i w urde zur Herstellung deß sicherern Verkehrs eine F ähre hergestellt; neben den wendischen H ü tten entstand ein christliches G o tte sh au s, um daß deutsche Ansiedler sich schaarten und städtisches Leben vorbereiteten; vor Allem aber w ar eß die B u rg P o tsd am , von der die weitere E n tWickelung ausging und auf welche w ir zunächst unsere B etrachtung zu richten haben. 1) D ie Dörfer Eiche und Bornstedt sind jedenfalls deutschen Ursprungs. (Vergl. den Abschnitt: Dörfer.) — 2) E r hatte seinen Namen von der Heide Botzin, der nachmaligen Pirschheide erhalten und ward im Jahre 1317 und später sogar Heidebotzin genannt.

II. Burg, Schloß, Vogtei tisib Amt Potsdam

v la c h einer S a g e , welche sich durch Jahrhunderte fortgepflanzt h a t, stand auf einer In se l der Havel, am östlichen Ende der B urgstraße, die alte B urg P otsd am , auf deren Trüm m ern die Heiligegeistkirche gebaut worden sein soll. Gehen w ir dieser S a g e weiter nach, so findet sich auf ältern P länen von P otsdam aus dem 17. Jahrhundert der O r t, wo die Heiligegeistkirche steht, als eine kleinere In se l dargestellt, welche von der Havel umflossen und von der B urgstraße aus über eine Brücke zugänglich w ar. V on einer B u rg oder deren Ruinen ist aber keine S p u r , sondern nur die Grundfläche eines ziemlich langen, massiven Gebäudes angegeben, welches gleichzeitige zuverlässige Nachrichten als die kurfürstliche Kellerei dar stellt. — S elbst aus den Schriften derjenigen, welche zuerst, wie B ellam intas, Gerlach re., über P o ts ­ dams Vorzeit geschichtliche Nachrichten sammelten, läßt sich nicht entnehmen, daß ein Augenzeuge über das Vorhandensein von Trüm m ern jener alten B u rg noch etwas berichtet hätte, und in keiner der bis jetzt aufgefundenen Urkunden oder andern glaubhaften M ittheilungen findet sich auch nur die geringste Andeutung davon vor. D aß auf jener In sel aber einst eine B u rg gestanden haben m uß, läßt sich, ganz abgesehen von allen mündlichen Ueberlieferungen, durchaus nicht bezweifeln. I n der Urkunde vom Ja h re 9 9 3 , nach welcher der König O tto der Abtei Quedlinburg die O rte Poztupim i und G e liti, auf der dam als Chotiemuizles genannten In se l P otsdam schenkte, werden, außer den dam als schon vorhandenen D örfern Potsdam und G elte, G ebäude, M ühlen, bestellter Acker und Einkünfte genannt, welche eine V erw altung nothwendig machte und die Anwesenheit von Beam ten und Knechten, sowie daß Vorhandensein eines befestigten OrteS zu ihrem Schutze und A ufenthalte, an ­ nehmen läßt. F ür die damalige Z eit, in der es nur darauf ankam, Erworbenes hinter schützenden M auern zu vertheidigen und sich vor Ueberfällen der feindlich gesinnten Wenden gesichert zu wissen, w ar jener O rt m it einer B u rg vorzugsweise geeignet. Auch liegt die V erm uthung sehr nahe, daß schon in früherer Z eit, von dem wendischen Beherrscher der In se l P otsdam daselbst eine B u rg errichtet wurde. Nachdem daS Havelland, zu welchem die In sel P otsdam von je an gerechnet w ard, im 12. Jahrhundert dauernd in die Hände der Deutschen übergeben w ar, fiedelten sich, ganz in der Nähe der alten B u rg , an der S tra ß e , welche nach ihr hin führte, einige Fischer an , welche gegen Leistung von Diensten und Abgaben, die zur B u rg gehörig gewesene Fischereigerechtigkeit auf der Havel und einigen S een ausübten und zur Unterscheidung von den Bewohnern des entfernter liegenden Fischerdorfes Potsdam (Kiez), die „ B u r g f is c h e r ," ..B u r g s t ä d t e l " und später „ B u r g s t r ä ß e r " genannt wurden. Diese Benennungen, so bedeutungslos sie an sich scheinen mögen, erinnern aber an frühere Zeiten, in welchen die alte B u rg P otsdam noch bestand, in welcher hiernächst die S tä tte und endlich nur noch der Name des W eges, der zu ihr einst hinführte, an sie erinnert. D ie alte B urg scheint aber ihren Zweck nicht mehr erfüllt zu haben, als es sich, seit Albrecht dem B ä r, darum handelte, den Brandenburgischen, im Südosten von dem Flüßchen N ute begrenzten Länderbesitz, zu erweitern. ES wurde nicht weit von der alten B urg P otsd am , zwischen dieser und der B urg S a arm u n d , auf einer In se l der N ute eine neue erbaut und die, vielleicht nur leicht aufgeführt gewesene alte B u rg scheint hierauf stets mehr in den Hintergrund getreten, endlich wohl gar dem Ver-

falle P re is gegeben worden zu sein. D en n w ährend bei spätern V eranlassungen stets n u r von einer N euenburg geredet w ird , l) schweigen die Urkunden von der alten nicht n u r gänzlich, sondern berechtigen sogar zu dem Schluffe, daß solche g ar nicht m ehr vorhanden gewesen sei. D ieS ist schon der F a ll in einer Urkunde vom J a h re 1 3 2 3 , durch welche der Herzog R udolph von S achsen, als dam aliger V erw alter der M ark B ra n d en b u rg , dem D om kapitel zu B randenburg das E igenthum „der In s e l P o tsd a m m it dem S tä d tc h e n , von der H avel daselbst bis zur Ueberfahrt Nedelitz (nämlich das nördliche Jn selp late au von dem einen biö zum andern E nde desselben), m it den D örfern B o rn sted t, G o lm e, G ru b e , B o rn im und den H öfen Eiche und A lbertshof, m it allen Rechten und Nutzungen, m it dem G ericht, dem P a tro n a te der Kirchen und allem Nießbrauche in dem Städtchen und in den D ö rfe rn " verkaufte. ^) — ES w urden hierm it nicht n u r alle Rechte und E inkünfte, welche zur E rh altu n g der B u rg P o ts d a m , wenn eine solche noch bestanden h ä tte , und deö B urghauptm anneS oder VogtS nothwendig w aren, abgetreten, sondern es wurden vom D om kapitel auch alle Pflichten über» nom m en, welche jenem , als V erw alter der V o g te i, obgelegen haben w ürden, wie z. B . die G erichtspflege, V erw altu ng der G ü te r, E inhebung der G efälle, Befchützung der E inw ohner it. s. w. — D a ß aber die alte B u rg in der T h a t nicht m ehr vorhanden w a r, ergiebt sich m it Sicherheit aus einem V er­ zeichnisse aller zur M ark B randenburg gehörig gewesenen Schlöffer v. I . 1 3 7 3 , in welchem es heißt: „ d e r v. G r o b e n b e s i t z t d a s S c h l o ß B e u t h e n u n d d i e I n s e l P o t s d a m . 3) — Diese In se l also , m it allem Z ubehör, wie sie im J a h re 1323 das D om stift B randenburg erworben h a tte , w ar in ­ zwischen durch anderweitige V erpfändung au f den Besitzer des Schlosses B e u te n , Heinrich v. d. G roben, übergegangen, der sie von B euten auö nutzte und verwaltete, sie jedoch der Landesherrschaft bald hierauf zurückgab, welche, wie w ir sogleich sehen werden, eine eigene V erw altung gründete und zu diesem Zwecke, an anderer S te lle in der N ähe von P o tsd a m , ein neues Schloß erbaute. D ie S tä tte der dam als schon verfallenen alten B u rg , welche übrigens, da die ganze In s e l auf der sie gestanden, n u r die geringe A usdehnung von 22 bis 26 R u th en h a tte , 4) n u r sehr geringfügig gewesen sein konnte, aber m it einem W alle umzogen w a r, wurde dem S tad tg erich t oder dem Lehnrichter überwiesen, auf dem W alle eine M ühle errichtet und der übrige R a u m der B urginsel a ls Wiese g en u tzt.6) — I m 17. Ja h rh u n d e rt w ard auf dem W alle der Keller zur A ufbew ahrung des in den kurfürstlichen W einbergen bei P o tsd a m gewonnenen W eineS angelegt, 6) und im J a h re 1726 w urde, nachdem der zwischen der B urgstraße und der B urginsel noch bestandene G raben zugeschüttet worden w a r, d a, wo das Kellergebäude und ehemals die alte B u rg gestanden hat , die Heiligegeistkirche erbaut. S e it dem Untergange dieser B u rg mochte schon ein Ja h rh u n d e rt verflossen sein, bevor die W iedererbauung eines neuen Schlosses in der N ähe der S t a d t erfolgte. Kaiser K arl IV . hatte die M ark B randenbu rg von den baierschen Fürsten in ganz zerrütteten Umständen übernomm en. A ls ge­ w andter Finanzm ann w ar er bem üht, die landesherrlichen Einkünfte zu ordnen und nach Möglichkeit zu vermehren. E r durchreiste deshalb das L and, prüfte selbst an O r t und S te lle die R egister der E in ­ nahm en, stellte deren B eträg e fest, ordnete neue Z ollstätten an und sorgte, in deren In teresse, fü r die Sicherung der Landstraßen durch die W iederherstellung verfallner oder die E rb au u n g neuer Schlösser. G anz besonders nothwendig m ußte ihm die E inlösung der landesherrlichen D om änen erschienen sein, welche in den W irrnissen des L andes, seit dem A uftreten des falschen W aldem ars und der unglück­ lichen R egierung der baierschen Fürsten, größtentheils verpfändet und in fremde H ände gekommen w aren. D ie s w ar auch mehrfach m it der In s e l P o tsd a m und ihren G ü tern geschehen. A ls K a rl IV . die M ark 1) D ie Neueburg „novnm castrum,“ wird zuerst in einer Urk. v . J . 1228 erwähnt ( R i e d e l , a. a. O . X , 196) bestand aber gewiß schon viel früher und war allem Anscheine nach zur Deckung des Ueberganges über die Nute, auf einer In sel derselben jenseits Neuendorf, errichtet, hatte auch wohl den Zweck, jede Annäherung zu Wasser, nach den M ühlen und der alten B urg P otsd am , zu verhindern. Noch in Urkunden des IS. J a h r­ hunderts wurde sie „die Neweburgk" genannt. ( F i d i c i n , Hist. dipl. B eitr. z. Gesch. B e r lin s, III, 7.) — 2) R i e d e l , a. a. O . X I, S . 154. — 3) R i e d e l , die Erwerbung der Mark Brandenburg durch das Lützelburgische Haus. B erlin 1840, S . 44. — 4) Vergl. B e il. No. I. „ d a s a lt e H a u s P o t s d a m ." — 6) M . vergl. den Abschnitt vom Gerichtswesen. — 6) Rathhäusliche Chronik.

in Besitz nahm , befanden sich, — wie wir bereits gesehen haben, — sämmtliche P otsdam er G üter ick Pfandbesitze Heinrichs v. d. G roben auf Schloß Beuten. D ies w ar noch im Ja h re 1 373; und zwei Zahre hierauf waren diese G üter g rö ß ten teils eingelöst im Besitze deS K aiser- und gehörten zu dem inzwischen neuerbauten Schlöffe P o tsd am , welches im Ja h re 1375 zum erstenmale genannt wird. *) D ie Erbauung diese- Schlöffe- fällt hiernach m it der Einlösung der zu P otsdam gehörig ge­ wesenen G ü ter, Rechte und Hebungen zusammen und h at, da im Ja h re 1373 Heinrich v. d. Gröben solche noch besaß, zwischen dieser Zeit und dem Ja h re 1375 stattgefunden. Auch darüber, daß das neue Schloß vom. Kaiser am südwestlichen Ende der S ta d t an dem O rte erbaut wurde, wo jetzt da- Hauptgebäude deS Königl. Schlosses steht, darf, wie die genauere Unter­ suchung noch anderweitig bestätigt, 2) kein Zweifel obwalten. Ueber die In se l Potsdam lief dam als nur eine einzige Heerstraße, welche zur Verbindung des Havellandes m it der Zauche und Sachsen diente und in der Verpfändung-urkund-- v. I . 1323 bezeichnet w ird: von der Havel bei P otsdam bis zur Ueberfahrt bei Nedelitz. D ie von Zoffen über Trebin und S aarm u n d und von W ittenberg über Treuenbriezen und Belitz nach Norden führenden S tra ß e n liefen vor der Havelbrücke bei P otsd am , welche daselbst in älterer Z eit schon bestand, zusammen und fielen jenseits der Nedlitzer Fähre in die nach S p an d o w , N auen u. f. w. führenden Heerstraßen. D ie F u rt oder Ueberfahrt über die Havel bei P otsdam w ar aber für die Zeiten des Krieges sowohl, wie für die Erhebung des Zolls ein viel zu wichtiger P u n k t, als daß er hätte unberücksichtigt bleiben können. Und in der T h at scheint eS, als ob ein viereckiger T h u rm , von welchem später noch die Rede sein w ird, schon eine A rt vorgeschobene Befestigung gebildet habe, als die alte, vom Havelübergange und der Heerstraße entfernt, fast vereinsamt gelegene B u rg Potsdam noch bestand und bevor K arl IV . ein neues Schloß erbaute. Dieses mußte nun eine Einrichtung erhalten, wie eS den damaligen Zeit- und OrtSverhältniffett angemessen w ar. ES bestand, wie die weitere Forschung ergiebt, im Wesent­ lichen noch bis zur Zeit deS großen Kurfürsten; und der uns davon aufbewahrte G rundriß „des alten HauseS P otsdam " 3) gestattet ein näheres Eingehen auf dieselbe. - D aS Schloß oder nachmalige alte H aus w ar ein größeres am Havelufer errichtetes Gebäude und von starken M auern in einem unregelmäßigen Viereck umgeben, an deren Ecken abgerundete V ertheidigungSthürme standen. H a rt an der F u rt, wo im Ja h re 1412 eine Brücke über die Havel erbaut wurde, an der südöstlichen Spitze der M auer, stand ein größerer runder T hurm , wohlgeeignet, den Uebergang über diesen Fluß zu decken und zu verhindern. D er Weg zum Schloßthore und zur S ta d t führte bei diesem und einem viereckigen Thurm e, anscheinend von älterer B a u a rt, vorüber. E in dritter Thurm an der nordöstlichen Ecke der M auer diente ebenfalls noch dazu, den Weg zu be­ herrschen, und zwei andere Thürm e standen entgegengesetzt, auf der nördlichen und südlichen Ecke der M auer. D er Eingang zur B u rg führte durch ein P fort- oder T horhaus, welches ursprünglich die Form eines Thurm es m it obern Räum en hatte und daher ebenfalls zur Vertheidigung geeignet w ar. D ie H avel, welche dam als breiter w ar und den südöstlichen Theil des Lustgartens einnahm, bespülte m it ihren Wellen nicht nur den vorgeschobenen runden Thurm , sondern auch einen Theil der südlichen M auer, und landw ärts bildete der wahrscheinlich schon dam als um die S ta d t geleitete S tadtgraben, von welchem noch die Rede sein w ird, zugleich die äußere Befestigung deS Schlosses. Dieses Schloß befahl der Kaiser einem H auptm anne zur Vertheidigung und V erw altung, gab ihm dafür ein bestimmtes G ehalt und das Recht, zu seinem Unterhalte Aecker zu besäen und Wiesen zu nutzen. 4) Aber kaum hatte sein S o h n Siegism nnd die Regierung über die M ark Brandenburg angetreten, als er schon S ta d t und Schloß Potsdam m it dem Kietze, dem Zoll und allem Zubehör, im Ja h re 1382 dem Kloster Lehnin für 40 Schock Groschen verpfändete. 5) E r that dies, — welches die geringe Pfandsumme auch erklärlich macht, — zu seinem und dem Seelenheile seiner Vorfahren. 1) Landbuch Kaiser Karl IV. v. Z. 1375. S . 20 u. 22. — 2) M . vergl. die Beil. No. I. — 3) Vergl. die der Beil. No. I. beigefügte Karte. — 4) Landbuch S . 10. — 5) Urkunde im K. K. österreichi­ schen Archive zu B rü n n ; nach einer Abschr. im Kgl. Geh. Staats-Archive zu B erlin

D ie geringe Pfandsumme war aber auch wohl der G rund, daß bald hierauf der stets geldbedürftige Markgraf Jobst, welchem SiegiSmund die Mark als Verweser überlasten hatte, jenes PfandverhLltniß mit dem Kloster wieder löste und das Schloß mit seinem Zubehör anderweitig höher verpfändete. Namentlich geschah dies, nachdem Jobst die Mark i. I . 1394 seinem Schwager, dem Herzog Rudolph von Meißen, weiter verpfändet hatte, daß dieser Schloß, S ta d t und Kiez Potsdam an Wichard v. Rochow und deffen Ehegattin, Ils e , für 400 Schock böhmische Groschen zum Psandbesitze überließ. I n einem von Beiden i. I . 1400 ausgestellten Reverse verpflichteten sie sich, das Schloß gegen Jederm ann, mit Ausnahme des Markgrafen Jobst, zu vertheidigen und eS nach Rückzahlung deS Pfandgeldes, welches sie auf ihrem Sitze Golzow in Empfang nehmen wollten, zurückzugewähren. *) Obgleich die Verpfändung nur auf 2 Jahre erfolgt war, so verblieb Wichard v. Rochow doch über 12 Jahre im Besitze deS Schlosses und weigerte sich dann noch, solches zurückzugeben, als ihn der Kaiser SiegiSmund unterm 14. Ja n u a r 1412 dazu aufforderte, 2) so daß dieser unterm 12. August deSselben JahreS seine Aufforderung wiederholen mußte und derselben hinzufügte: daß er den Burggrafen Friedrich von Nürnberg, als Verweser der M ark, zur Einlösung aller Schlösser ermächtigt habe, die Zurückgabe deS Schlosses Potsdam aber zur Herstellung des Friedens, der Ordnung und Sicherheit im Lande nothwendig sei r c .3) — Erst nachdem Friedrich gegen die v. Quitzow und andere Inhaber landes­ herrlicher Schlösser und Güter förmlich zu Felde gezogen und Wichard v. Rochow das Schloß Golzow, welches von dem mit Friedrich verbündet gewesenen Herzog Rudolph von Sachsen hart bedrängt wurde, ausgeliefert hatte, die Quitzowsche Parthei aber aus allen festen Punkten vertrieben worden war, scheint das Schloß Potsdam erst wieder in die Hand des Landesherrn zurückgelangt zu sein. Aber die bedeutenden Anstrengungen, welche die Herrschaft zur Wiedererlangung aller solcher G üter machen mußte, erschöpften ihre M ittel dergestalt, daß sie die Pfandsummen nichtaus eigenen M itteln zurückzahlen konnte, und zwang sie zu anderweitiger Verpfändung. Schloß und S ta d t Potsdam erhielt zunächst ein v. H ak e, welcher Neuendorf mit der Hakenmühle, dem Berge Baberow (Babelsberg) mit der Heide und dem Gehölze, Aeckern und Wiesen, also den jenseits der Havel, im Teltow belegenen Theil der Schloßgüter, an einen Bürger Dobler anderweitig verpfändete.4) Auf solche Weise ging das Schloß Potsdam aus einem Pfandbesitze in den andern über. Nach den ufis aufbehaltenen Urkunden kamen folgende Personen zum Besitze: 1426 die Gebrüder v. Lattorf für 400 Schock Groschen; 6) 1429 O tto v. Bardeleben für eine gleiche S u m m e ;6) 1438 Menecke v. Ror für 1721 Rheinische G u ld e n ;7) 1440 Claus v. d. Gröben für ebensoviel;8) 1456 Achim v. Hake für 334 Rheinische Gulden und 271 Schock 55 G r. märkische W ährung; 9) 1463 der Bischof von Brandenburg für 2000 Rheinische G u ld en ;10) 1466 H. v. Zabeltitz, v. Krakow und die Gebrüder v. Schönow für dieselbe S u m m e ;11) 1486 die Gebrüder v. Schönow allein, nämlich der kurfürstliche R ath und Domherr M auritius und Claus v. Schönow, für die gleiche S u m m e ;12) 1493 der kurfürstliche Hausvogt Hans Niebete, mit Ausschluß einzelner Güter für 1000 Goldgülden;13) 1505 der kurfürstliche Rath Dietrich Flanß. Die Pfandsumme ist nicht genannt.14) 1515 wurde Schloß und Amt Potsdam durch kurfürstliche Beamte verwaltet10) und 1520 vom Kurfürsten Joachim seiner Gemahlin Elisabeth zum Leibgedinge überlasten.10) 1) R ie d e l, Cod. XI. 156. —- 2) Das. S . 159. — 3) Daselbst. — 4) Dobler verpfändete diesen Güterantheil wiederum an Katharina Danewitz und Heinrich Glienicke zu Cöln. Der Kurfürst bestätigte diesen Wiederkauf im Jahre 1422. (Copiar No. 37, Fol. 172 d. Kgl. Geh. Staats-Archives.) — 6) Ri e d e l , a. a. O. S . 161. — 6) Das. 163. — 7) v. R a u m e r , Cod. dpi. Brand. I, 43. R i e d e l , a. a. O. 165. — 8) R i e d e l , a. a. O. 166. — 9) v. R a u m e r , a. a. O. 185. R i e d e l , a. a. O . 169. — 10) R i e d e l , a. a. O. 177. — 11) D.as. 178. — 12) Das. 180. — 13) Das. 188. — 14) Das. 191. — 15) Das. 191,194. — 16) Kgl. Geh. Staats-Archiv (Spandow, Stadt- und Klostersachen) R. 21, No. 137 d.

1543 w ar der kurfürstliche R ath C aspar v. Köckeritz Amtm ann zu P o tsd am , jedoch m it einer P fan d ­ schaft von 3000 T h lr. l) I m Ja h re 1567 w ar das Schloß m it seinen G ütern wieder verpfändet und wurde von kurfürst­ lichen Beam ten verw altet, jedoch im Ja h re 1598, nebst dem Amte S a arm u n d , von Joachim Friedrich seiner dritten G em ahlin K atharina, zu ihrem und dem Unterhalte „der jungen Herrschaft" überlassen. 2) N ur wenige Ja h re befand sich dieselbe im Besitze, als sie verstarb und ihr G em ahl das ihm heimgefallne Schloß und A m t, im Ja h re 1606, dem Kammerjunker W olff Dietrich v. Hake auf Berge, als A m tshauptm ann, übergab. D ie Schuldverpflichtungen, in welche dieser Kurfürst und sein Nachfolger, Jo h an n SiegiSm und, seit dem Ja h re 1608 gegen den v. Hake gerieth, der nach und nach 14000 T h lr. darlieh, wurden die Veranlassung, daß diesem im Ja h re 1611 daS Amt P otsdam m it dem Schlosse, dem Vorwerke, der Schäferei, den M ühlen, G ärten, Wiesen und der Fischerei, zuerst auf 6 Ja h re und hier­ nächst auf längere Zeit, bis zur Rückzahlung jener Sum m e, zur Nutzung überlassen w u rd e.3) W ährend der Regierungszeit des Kurfürsten Georg W ilhelm und in den drangvollen V erhält­ nissen, welche der 30jährige Krieg herbeiführte, konnte bei dem Geldmangel, in welchem dieser Fürst sich stets befand, von einer W iedereinlösung des Schlosses gar nicht die Rede sein. Erst als im Ja h re 1646 die verwittwete G em ahlin des Königs G ustav Adolph von Schweden P otsdam zu ihrem Aufenthalte wählen und das dortige Schloß und Amt übernehmen wollte, erließ der große K urfürst, der dies sehr gern gesehen hätte, einen dringenden Befehl an die Amtskammer, den v. Hake zu befriedigen und ihn zur schleunigen Herausgabe des Schlosses und der Am tsgüter zu veranlassen. D ie Anforderungen, welche derselbe aber machte, waren so bedeutend, daß die Einlösung nicht erfolgen konnte und die Königin von ihrem Vorhaben wieder zurücktrat. Durch den im Ja h re 1650 erfolgten Tod des v. Hake, dessen Erben m it noch größeren A n­ sprüchen gegen den Kurfürsten hervortraten, ward die Angelegenheit immer verwickelter, so daß derselbe sich genöthigt sah, eine Gegenrechnung zu machen. E r verordnete deshalb eine genaue Besichtigung der von dem verstorbenen v. Hake benutzten G üter und G ebäude, wobei es sich ergab, daß das Schloß fast ganz ru in irt w ar. M it Ausnahme von einigen für die Beherbergung deß Kurfürsten und seiner G e­ m ahlin bestimmten Gemächer und der W ohnung des H auptm annS und Amtsschreibers, waren alle Räum e so beschaffen, daß sie gar nicht benutzt werden konnten. D ie Tapeten waren von den M äusen zerfressen, die Kirche w ar zur Scheune benutzt und vom Dreschen deß Getreides der Fußboden in derselben gänzlich zerschlagen; die m it Stückarbeit versehenen Hofstuben waren zu Schafställen benutzt worden, in welchen der D ünger hoch aufgeschichtet lag , und in vielen Zimm ern und auf den Böden waren, durch daß E in ­ dringen des R egens, Decken, Fußboden und Balken verfault. — Nach dem Gutachten der Sachverstän­ digen w ar ein baldiger und großer R eparaturbau nothwendig. D ie Rückgabe deß Schlosses erfolgte aber noch lange nicht, so daß der Kurfürst der AmtSkammer unterm 28. Februar 1660 anbefahl, die Hakeschen Erben zu citiren und ihnen zu eröffnen, daß, insofern sie ihre übermäßigen Ansprüche nicht aufgäben, er den Rechtsweg einschlagen, seine Entschädi­ gungsansprüche geltend machen und sie der richterlichen Entscheidung unterwerfen wolle. Hiernach erst kam die Sache zum gütlichen AuStrage und der K urfürst in den Besitz deS Schlosses, daß von nun an, für alle Folgezeit, von den Am tsgütern gänzlich getrennt und lediglich zur Residenz deß Kurfürsten und seiner Nachkommen bestimmt wurde. Ueberblicken w ir noch die Bedingungen, unter welchen die Veräußerung deß Schlosses in den früheren Zeiten erfolgte, so kommen alle darin überein, daß zu demselben die Vogtei und daß Amt ge­ hörte und die Landesherren sich nur einzelne Gerechtsame, G üter und Hebungen vorbehielten. Zu ihnen gehörten unbedingt im m er: 1) Urk. v. I . 1543 wegen Ueberlaffung des Kammerguts Chorin an den v. Köckeritz, in G erckenCod. dpi. II, 521. — 2) G e rla c h , Gesammelte Nachrichten von Potsdam, Stück 3, S . 21. — 3) Kgl. Geh. S taats - Archiv (Am t Potsdam ). Aus derselben Quelle sind die nachfolgenden Mittheilungen ebenfalls ent­ nommen.

sämmtliche Hoheitsrechte, nämlich die Erbhuldigung und Heerfahrtsdienste der Unterthanen; daS OeffnungSrecht, welches den LandeSherrn berechtigte, zu jeder Zeit mit bewaffneter Macht in das Schloß einzuziehen, seinen Aufenthalt daselbst zu nehmen und es in Kriegeszeiten zu seinen Operationen zu benutzen, und das Jagdrecht oder den Wildbann, oder in einzelnen Fällen auch nur das Recht, in den zu Potsdam gehörigen Forsten nach Belieben zu jagen. Daß die Hoheitsrechte jedenfalls der Landesherrschaft verblieben, scheint sich immer von selbst verstanden zu haben 2) und ist in den Pfandverträgen deshalb in der Regel auch nichts erwähnt worden. Nur in zwei Fällen ist davon ausdrücklich die Rede, nämlich in der 1448 und 1463 erfolgten Über­ lassung des Schlosses, Städtchens :c. an Georg v. Waldow und den Bischof von Brandenburg. Es scheint dies aber seinen Grund nur darin zu haben, daß Beide auf Lebenszeit mit jenen Gütern förm­ lich belehnt wurden und zu den mächtigern Vasallen des Kurfürsten gehörten. I n den übrigen Ver­ äußerungsfällen erhielten die Pfandinhaber das Schloß mit seinen Gütern nur zur Verwaltung oder nach damaligem Sprachgebrauchs „amtsmannSweise", indem sie, wenn nichts Anderes festgestellt wurde, die Einnahmen und Ausgaben berechneten, das ihnen für die Verwaltung ausgesetzte Gehalt, sowie die Zinsen des Dartehns abzogen und den etwanigen Neberschuß an den LandeSherrn ablieferten. Bis zum 16. Jahrhundert wurden die Lehns- und Pfandbesitzer auch verpflichtet „Frieden und Unfrieden der Landesherrschaft zu halten", auch' selbst keinen Krieg, ohne Genehmigung derselben, zu unternehmen oder das Schloß zu ihren Privatfehden zu benutzen. Geht aus dem Obigen mit Bestimmtheit hervor, daß das Schloß Potsdam als eine LandeSfeste betrachtet wurde, welche zu kriegerischen Operationen wie zur Sicherung der Umgegend dienen sollte, so ergiebt sich doch auch zugleich, daß die Landesherren sie ganz besonders auch zum Aufent­ halte während ihrer Jagden in den wildreichen Forsten der Umgegend benutzten. Fast jede Verschreibung seit dem Jahre 1429 enthält den Vorbehalt des Wildbanns oder der Jagdgerechtigkeit und noch im I . 1622 wurde dem damaligen Inhaber des Schlosses die Verpflichtung auferlegt, die fürstlichen Ablager in Potsdam zu bestreiten.2) Eine andere Hauptverpflichtung, welche den Schloßbesitzern auferlegt wurde, war die bauliche Jnstaüdhaltung aller Gebäude. — Da dieser Gegenstand im innigen Zusammenhange mit der Geschichte deS Schlosses überhaupt steht, so müssen wir bei ihm länger verweilen. Als Otto v. Bardeleben im Jahre 1429 das Schloß übernahm, war „der Burgfriede" desselben, die von Karl IV. angelegte äußere Befestigung, schadhaft geworden, weshalb ihm . die Verpflichtung auf­ erlegt wurde, solchen auf Kosten des Kurfürsten wieder herzustellen. Später wurden Georg v. Waldow 100 Gulden gutgethan, welche er für Reparaturbauten am Schlosse ausgelegt hatte; den Gebrüdern v. Schönow wurde zur Pflicht gemacht, bei der Instandhaltung der Baulichkeiten nur gebrannte Steine und Lehm zu verwenden, welche Materiatien^ihm geliefert werden sollten und Dietrich Flanß, der das Schloß im Anfange des 16. Jahrhunderts übernommen hatte, erhielt im Jahre 1505 150 Gulden, welche er verbaut hatte, gutgethan. Weitere Nachrichten aus früherer Zeit haben sich über den Schloßbau nicht vorgefunden. Auch aus der Zeit Joachims I. haben sich dergleichen nicht ermittelt. Er verschrieb Potsdam seiner Gemahlin zum Leibgedinge und scheint nur für die innere Einrichtung des Schlosses gesorgt zu haben. Sein Nach­ folger in der Regierung, Joachim II., verschönerte die Umgebung des Schlosses, indem er dasselbe mit einem Garten umzog, in demselben bereits eine Wasserkunst anlegte und zu diesem Zwecke verschiedene Gärten der Bürger auch Theile der Stadtfreiheit verwendete.3) Auch darf angenommen werden, daß 1) Darum huldigten die Bürger Potsdams dem Burggrafen Friedrich schon am Johannistage dev Jahre- 1412, obgleich Wichard v. Rochow damals das Schloß und Städtchen Potsdam noch pfandweise besah und später erst herausgab. — 2) Kgl. Geh. Staats-Archiv. (Amt Potsdam.) — 3) Aus mehreren Gesuchen deS Magistrats zu Potsdam, welche derselbe i. I . 1546 an den Kurfürsten richtete, ergiebt sich, daß ein vor dem Kietzerthore, wie der O rt bei der Ausmünduna der heutigen Hasenwegstraße in die Schlotzstraße hieß,

er derjenige war, welcher, um den Lustgarten zu erweitern, einenTheil der Havelin der Nähe de* Schlosse* und der Brücke abdämmen und verschütten ließ. Bedeutendere* that aber die Gemahlin de* Kurfürsten Joachim Friedrich, Katharina, nachdem ihr Schloß und Amt Potsdam im Jahre 1598 zum Leibgedinge eingeräumt worden war. Da* Haupt­ gebäude de* Schlöffe* oder „da* alte Wohnhaus Potsdamp" war bereit* so schadhaft geworden, daß ftch ein Neubau desselben nicht mehr umgehen ließ und rasch hintereinander bewirkt wurde. *) Der Name de* Baumeister* ist in den geringen Nachrichten, welche un* hierüber aufbewahrt worden, nicht genannt. Von ihm ist nur erwähnt, daß er in Cöln (Berlin) wohnte; auch der mit dem Bau beschäftigt gewesene Tischler Anthoniu* wohnte daselbst.2) Ueber die Größe und innere Einrichtung de* Gebäude* ergiebt sich au* dem in den Jahren 1611 und 1650 aufgenommenen Inventarien soviel, daß es au* 3 Geschossen bestand und überhaupt 38 größere und kleinere Gemächer batte. Im Erdgeschosse befanden sich die Amtsschreiberei, mehrere Ge­ mächer für die Hofbedienten, der untere Theil der Schloßkirche, welche mit ihrem Chore durch 2 Ge­ schosse reichte, Gewölbe und Keller. I n der dann folgenden Etage, zu welcher, wie zur dritten, ein Wendelsleig führte, befanden sich, außer dem oberen Theile der Schloßkirche, welche überhaupt 14 Fenster hatte, die Gemächer „der jungen Herrschaft", des Hauptmann*, ein kleiner Saal, eine Küche, Speise­ kammer und mehrere Zimmer, deren Zweck nicht angegeben ist. I n der dritten Etage waren: ein großer Saal von 8 Fenstern, die Gemächer de* Kurfürsten und seiner Gemahlin, eine Tafelstube und andere zur fürstlichen Hofhaltung erforderlich gewesene Gemächer. Alles mußte mit einer gewissen Pracht hergestellt gewesen fein. Die Kirche hatte einen schönen Altar, 3) Fenster von Spiegelglas und war mit Gemälden geschmückt. Die kurfürstlichen Wohnzimmer hatten gemalte oder mit Stückarbeit versehene Decken und die Wände waren mit schöngewirkten auch gemalten Tapeten geschmückt. So etwa war die innere Beschaffenheit des von der Kurfürst!» Katharina neu hergerichteten Schlosses. Es war, wie der Grundriß von demselben ergiebt,4) größer al* da* frühere erbaut worden, und hatte man, beim Mangel an Raume, ein Stück der alten Mauer deshalb abbrechen müssen. Die alte Befestigung, welche ihrem ursprünglichen Zwecke nicht mehr diente, ließ man als Einfriedigung be­ stehen. Die alten Thürme wurden zu Wohnungen und Wirthschaftsräumen eingerichtet, der an der nord­ östlichen Ecke befindlich gewesene Thurm, „das Rondel" genannt, erhielt 51 neue steinerne Stufen, der Thurm an der nordwestlichen Ecke wurde Backhaus, und der an der südwestlichen Ecke vorhanden gewe­ sene Thurm verblieb in seiner ursprünglichen Verfassung und wurde zu einem „Lusthause" eingerichtet. Ein viereckiger Thurm auf der Ostseite der Mauer, welcher oben in einem Thurm mit 3 Erkern auslief, hatte durch 3 Geschosse Stuben, von welcher die untere als Zollstube benutzt wurde. Die beiden obern Geschosse dieses Thurmes standen mit dem Schloßgebäude durch zwei oberhalb und zur Seite der Mauer angebrachte und mit Verdachung und Fenstern versehene Gallonen in Verbindung, welche zur kurfürst­ lichen Wohnung und der Schloßkirche führten. Zwischen den auf den beiden nördlichen Mauerecken be­ findlich gewesenen Thürmen befand sich die Schloßpforte oder das Thorhaus, neben welchem ein Brau­ haus und andere Wirthschaftsgebäude errichtet worden waren. — Der Durchbruch einer neuen Pforte an der Ostseite der Mauer scheint durch die Errichtung dieser Gebäude, welche die Einfahrt durch da* ältere Thorhau* verengten, nothwendig geworden zu sein. — Der schon vom Kurfürsten Joachim II. angelegte Lustgarten, wie ihn die beigefügte Zeichnung darstellt, war mit dem innerhalb der Schloß­ mauern befindlich gewesenen ältern Garten, durch eine kleine Pforte in der Mauer, verbunden worden. belegener und eine legenheit worden.

Garten, welcher der Stadt und dem Kalande abgabenpflichtig gewesen, zum Palastgarten genommen Wasserkunst darauf angelegt worden war. Letztere war im gedachten Jahre, wie die in dieser Ange­ abgehörten Zeugen bekundeten, — wieder eingegangen und das Holzwerk auf das Schloß gebracht (Kgl. Geh. Staats-Archiv. Amt Potsdam.) 1) Amtsrechnung vom Jahre 1598/99 im Kgl. Geh. Staats - Archive. Amt Potsdam. — 2) Das. B. 21, 123. — 3) Derselbe ist später nach Joachirnöthat gekommen und in dortiger Kirche aufgestellt worden. — 4) E r ist hinten beigefügt.

So prächtig diese Einrichtungen aber auch gewesen sein mögen, so bedurften sie doch fortdauernd der pflegenden Hand, die ihnen nach dem Tode der Kurfürstin fehlte. Wie bereits gedacht, wurde daSchloß, während eS hiernächst im Besitze deö Kammerjunkers v. Hake war, theils durch fremde Horden, welche während des 30jährigen Krieges Potsdam heimsuchten und daselbst übel hausten, nicht nur seineGlanzeS beraubt, sondern auch dadurch sehr heruntergebracht, daß dessen Räume zu den gewöhnlichsten landwirthschaftlichen Zwecken, zu Scheunen und Stallungen dienen mußten, so daß der große Kurfürst mit Ungeduld dem Augenblicke entgegcnharrte, wo er das Schloß in Besitz nehmen und dem weiteren Ver­ derben entgegenwirken konnte. Zunächst beschränkte sich derselbe darauf, im Jahre 1660 die alten Befestigungen fortzunehmen und das Schloß wieder in wohnlichen Stand zu setzen, auch sofort, in der Person eines Franz Wilhelms, einen Kastellan zu bestellen, welcher für die Sauberkeit der Gemächer, Säle, Hofstuben, Treppen und Hofplätze sorgen mußte. l ) E r berief im Jahre 1662 einen Röhrmeister, Otto Sauer aus Quartschen, nach Potsdam, um Röhren nach dem Schlosse zu legen und das Wasser „ auf allerhand A rt einzuführen und zu leiten". Auch ließ er noch in demselben Jahre die Langebrücke breiter und bequemer erbauen, wobei dieselbe eine ganz grade Richtung erhielt und an dem Stadtufer etwas mehr östlich ge­ rückt wurde. Erst seit dem Jahre 1667, bis wohin alle Nachrichten über den Schtoßbau schweigen, scheint der Umbau des Schlosses so erfolgt zu sein, wie dasselbe mit wenigen Abänderungen noch heut besteht. ES ergiebt sich nämlich, daß der General-Quartiermeister de Chiefe zum Bau des Schlosses und der Pavillons, wie ein Theil der Seitenflügel genannt wurde, zu Glindow Steine brennen und zur Dach­ bedeckung das erforderliche Blech in Cöln zubereiten ließ. 2) Ob, wie es scheint, das von der Kurfürstin Katharina erbaute Schloß im Wesentlichen verblieben ist und Chiefe nur die Vorsprünge an*beiden En­ den und in der M itte, sowie dasselbe mit neuen Thürmen und Freitreppe nach dem Lustgarten hinzu­ gefügt habe, welche später die grüne Treppe und sodann Rampe hieß, läßt sich mit Sicherheit nicht entnehmen. Eine genaue Beschreibung des Schlosses, wie es wirklich bestanden hat, ist nicht vorhanden, und Vieles, was darüber geschrieben, ist aus Darstellungen entnommen, die nur Project waren, von welchen das Meiste niemals zur Ausführung gekommen ist. I m Jahre 1671 muß der Bau des Hauptgebäudes m it den ältesten Seitenflügeln bereits vollendet und vom Kurfürsten bewohnt gewesen sein; denn derselbe schrieb unterm 26. März desselben JahreS von Potsdam aus an einen v. Creutzberg: „D er Herzog von Simmern wolle ihn besuchen; er bäte, ihm bei Zeiten den Fourierzettel zu senden, damit er wegen der Logamenter Ordnung treffen könne." 3) Doch wurde im Innern des Schlosses, besonders an den Prachtgemächern, noch längere Zeit gearbeitet. I m Jahre 1674 berichtete v. Börstel und der Amtsrath M atthias, daß Johann Baptista und MarinuS ihre Arbeiten nunmehr vollendet hätten. B is zum Jahre 1673 leitete Chiefe den Schloßbau;für welchen damals der General-Quartiermeister und Ober-Direktor aller Fortifikationen und Bauten, Blesendorf eintrat, jedoch schon im Jahre 1675 vom Kurfürsten wieder abberufen wurde, um in dem gegen Schweden geführten Kriege zu die­ nen. An seine Stelle ernannte der Kurfürst den Hofbildhauer Michael Döbel, welcher nicht nur den Bau in Potsdam, sondern auch in Bornim beaufsichtigen sollte. Derselbe scheint damals nur sehr lang­ sam vorgeschritten zu sein, denn unterm 14. A pril 1675 berichteteBörstel und M athias: „W ir ver­ meinten mit dem Potsdamschen Bau fortfahren und nicht nur den S ta ll undKeller beim AmtShause abbinden zu lassen; aber die verworrenen Zeiten haben solches Alles verhindert, und sind nur die Pfeiler im Potsdamschen Garten gesetzt und die Latten angeschlagen und gestrichen worden." 4) Doch unaus­ gesetzt beschäftigte sich der Kurfürst auch während des Krieges mit diesem Bau. Am 17. August 1677 1) Die Bestallung desselben vom Jahre 1660 befindet sich im Kgl. Geh. Staats-Archive. Derselbe stand seinem Amte nur 2 Jahre vor und erhielt 1662 in Georg Nuglisch einen Nachfolger, welcher zu ganz gleichen Obliegenheiten verpflichtet wurde. — 2) Kgl. Geh. Staats-Archiv. — 3) O rlic h , Geschichte dePreuß. Staates III, 188. - 4) Kgl. Geh. Staats-Archiv.

entwarf er im Feldlager vor S te ttin einen K ontrakt m it dem Mechanikus Drescher wegen Herstellung einer Wasserkunst tut Lustgarten. E s sollte ein Thurm bei den Wassermühlen gebaut werden und von diesem die Röhren zur Langenbrücke geführt, hier versenkt und nach dem großen B ehälter im gemauerten Thurm e, von da aber nach dem Bassin des Lustgartens geleitet werden, in dessen M itte sich ein starker S tra h l erheben sollte. Auch sollte er durch eine kleinere Röhre das Wasser aus dem B ehälter in den S a a l deS Schlosses „ zu allerhand zierlichem S pritzw erk" leiten. *) I m Ja h re 1678 w ar dies Werk vollendet und im Ja h re darauf mußte Drescher das Wasser auch nach dem inzwischen angelegten F a­ sanengarten (dem nachherigen Jägerhose vor dem Jägerthore) in die dortigen Teiche leiten. 2) B is zum J a h re 1679 waren nun, außer dem Hauptgebäude des Schlosses, die beiden S eiten ­ flügel, welche sich von den Ecken desselben an der Schloßstraße und dem Lustgarten bis etwa zum Durch­ gänge über den Schloßhof erstreckten, vollendet, so daß am 13. A pril 1679 der K urprinz Friedrich, nachheriger erster König, bereits sein B eilager m it der Prinzessin von Cassel darin halten konnte. 8) D er Lustgar­ ten w ar durch Abdämmen des Havelufers erweitert und durch Baum pflanzungen, Anlage eines B assinm it einer Wasserkunst verschönert, und vom Schlosse durch die Breitestraße (wahrscheinlich über eine Brücke der Havelbucht) führte ein m it B äum en bepflanzter Fahrweg nach dem Golmerberge, 4) neben welchem W ohnhäuser von kurfürstlichen B eam ten und B ü rg ern , deren Häuser behufs des Schloß­ baues niedergebrocheu worden waren, erbaut wurden und den Namen der kurfürstlichen Freiheit erhielten. Zu gleicher Zeit beschloß auch der K urfürst eine Erweiterung des Schlosses vorzunehmen. Unterm 30. M ärz 1679 schloß er m it dem Hofbaumeister Michael M athias Schm idt deshalb einen B au-K ontrakt ab, nach welchem derselbe die schon vorhandenen beiden Seitenflügel des Schlosses, von der Kanzlei und der Küche an , um 105 Fuß verlängern, jedem derselben einen Pavillon von 36 Fuß im Q uad rat hinzufügen und beide m it einer bogenförmigen G allerie verbinden und den Schloßhof nach der S ta d t hin abschließen sollte. D ie Seitenflügel sollten zwei Stockwerke hoch, 28 Fuß tief sein und dieselbe Form erhalten, welche die schon vorhandenen älteren Seitenflügel, denen sie sich anschließen sollten, h a t­ ten. D ie G allerie sollte 12 Fuß Tiefe und nach dem Schloßhofe hin durchsichtige (durchbrochene) Schwibbogen, in der M itte, nach dem M arkte zu aber eine zierliche Pforte erhalten. 6) D er B a u schritt so rasch vorw ärts, daß schon im folgenden Ja h re die in dem neuerbauten östlichen Flügel bergestellte Kirche von dem M arm orirer D aniel R am ing verziert werden konnte. D ie P ilaster derselben erhielten schwarzen M arm or m it weißem G eäder, die Zwischenräume wurden weiß m arm orirt und polirt und die 12 Fenster wurden m it hervorspringenden Festons verziert.") D ie Decke wurde später vom Stukkateur Turnell m it zierlichen Q uadraten und in den Ecken m it „tüchtigem Laub­ werke" versehen.7) D er B au dieser beiden Seitenflügel nebst der G allerie w ar im 1 . 1682 8) und somit im Wesent­ lichen auch der Schloßbau vollendet. B on den nächsten beiden Nachfolgern deS großen Kurfürsten wurden mehrere Bürgerhäuser am M arkte, welche den Berkehr daselbst hemmten und das Ansehen des Schlossebeeinträchtigten, fortgenomm en; 9) de B odt baute unter Friedrich III. (nachherigem ersten Könige) den 1) Kgl. Geh. Staats-A rchiv. D r e s c h e r erhielt alles erforderliche M aterial frei geliefert und für seine Arbeit 1600 Thlr. — 2) Unterm 13. Dezember 1679 zeigte Drescher dem Kurfürsten an, daß die Wasser­ werke vollendet seien und sein S o h n solche während seiner Abwesenheit beaufsichtigen würde. (Kgl. Geh. Staats-A rchiv.) — 3) Rathhänsliche Chronik. — 4) Dieser W eg bestand bis zu den neunziger Jahren des 17. Jahrhunderts. A ls im Jahre 1699 der M agistrat vorstellte, daß die Bürger bei der Anlage dieses W eges viel Acker verloren hätten, erklärte der Kurfürst, daß, da der W eg unlängst wieder eingegangen fei, ein Jeder dar S ein ig e zurückerhalten könne. (Rezeß vom Jahre 1699 im Stadt-A rchive.) — 5) Kgl. Geh. Staats-A rchiv. D as zum B au erforderlich gewesene M aterial erhielt Schm idt frei geliefert und für den B au 6000 Thlr. — 6) R a m i n g erhielt allein an Arbeitslohn dafür 1200 Thlr. (Kgl. Geh. Staats-A rchiv.) — 7) Daselbst. — 8) Schm idt bat unterm 18. Oktober 1682 um Abnahme seines Baueö, da er eine Reise nach Holland antreter wollte. (Daselbst.) — 9) Auf die Vorstellung des M agistrats im Jahre 1699, daß 39 schoßbare Bürgersteller in den Schloßbau gezogen, auch mehrere bis zum H ospitale (in der Priesterstraße) sich erstreckten G ärten, ft wie einige Wiesen der Kirche und des Diakonus zur Anlage deS Lustgartens verwendet worden seien, verfügte

Nördlichen Theil de- Schluffe-, jene nach dem Markte hin von Schmidt hergestellte halbrunde Gallerte, weiter au- und versah dieselbe mit einem Portale, und unter Friedrich II. erhielten die beiden Seiten« fiügel ein dritte- Geschoß und gleiche Höhe mit dem Hauptgebäude de- Schlosse-, da- Ganze aber äußere Verzierungen und die grüne Treppe an der südlichen Hauptfront erhielt die Gestalt einer Rampe, wie sie heut noch besteht. D ie- waren die letzten äußeren Veränderungen, welche mit dem Schlosse Potsdam vorgenom­ men wurden, mit welchen wir die Geschichte desselben beschließen und zur Darstellung der Verhältnisse d e r V o g t e i o d e r de - A m t e - übergehen.

Die Bogtel oder das Amt Potsdam. Wie bereits gedacht, wurde die Znsel Potsdam im 14. Jahrhundert mehrmals veräußert. E ging die S ta d t mit dem Kietze und den Dörfern G elte, Bornstedt, B orne, Eiche, Grube und Golm, nebst den obrigkeitlichen Rechten, zusammen oder zerstückelt, an verschiedene Besitzer über und die Vogtei Potsdam , wie der zum Schlosse gehörig gewesene Gericht-bezirk später genannt wurde, umfaßte im Jahre 1375 nur noch die S ta d t mit dem Kietze und der Hakenmühle. N ur eine kurze Zeit wurde die Vogtei von einem landesherrlichen Hauptmann verwaltet und im Jah re 1384 auf'- Neue verpfändet. I n wessen Besitz sie sich biö dahin befand, a l- sie dauernd in die Hand de- Lande-herrn überging, ist schon vorher gesagt worden. E s folgen hier noch die Namen Derjenigen, welche inzwischen und nach jener Zeit als Hauptleute, Amtleute oder Verwalter der Vogtei vorstanden, bi- dieselbe ihre neuere E in ­ richtung al- bloße- VerwaltungS-Amt erhielt. E s waren die- nach den vorhandenen, nicht ganz voll­ ständigen Nachrichten: Um da- J a h r 1500 bis 1515 Dietrich Flanß. L m Jahre 1515 Siegismund Weiher, Vogt. I n einer Urkunde vom Jahre 1537 wird er kurfürst­ licher Kästner genannt. 1538 NicolauS v. Melrode. 1543 Caspar v. Köckeritz. Al- Amt-schreiber und Befehlshaber de- Amt- werden wäh­ rend seiner Amtszeit genannt: P a u l Pulm ann und Wolf Paner. 1559 Abraham v. Rochow. Unter ihm stand Alexander Goßler als Amtsschreiber. 1566 Dietrich Flanß. 1572 v. Sparre. ? Berndt Spigel. ') 1606 der Kammerjunker Wolf Dietrich v. Hake auf Berge. E r starb im Jahre 1650. 1651 der Hauptmann zu Saarm und, Jsaac Ludwig v. d. Groben. 1666 starb Georg v. Ribbeck, wirklicher Geheimer R ath und Hauptmann der Aemter Spandow, Potsdam und Saarm und. 1699 der Reich-graf v. Wartenberg, O ber-H auptm ann aller C h ato u l-Aemter, und der Ober-Jägermeister v. Pannewitz, AmtShauptmann zu Potsdam. 1725 der G raf Georg Christoph v. Schlieben, wirklicher Geheimer R ath und O ber-Präfident, bis 1735 Ober-Hauptmann. Wie die Pfandbesitzer, so nahmen auch die Hauptmänner und Amtleute ihre Wohnung im zweiden Geschosse de- Schlosses. D er Amt-schreiber wohnte im Erdgeschosse, wo sich auch die Amt-schreiberei befand. D a - Zollamt befand sich in einem neben dem Schlosse, zum Theil von der M auer eingeschlossen gewesenen viereckigen Thurme. der Kurfürst, daß 21 auf der Freiheit erbaute Häuser, welche bi- dahin zum Amte gehörten, zur S tad t und unter Bürgerrecht gelegt werden sollten. (Rezeß vom Jahre 1699 im rathhäuslichen Archive.) 1) I n einer Eingabe des Raths zu Potsdam an den Kurfürsten au- dem 16. Jahrhundert, ohne Datum, wird Beschwerde über den Amtmann Dernt Spigel geführt.

A l- der große Kurfürst ein neue- Schloß erbaute, wurde da- Amt anderweitig untergebracht und für dasselbe im Jahre 16 74 ein eigene- Gebäude in der Burgstraße, da wo heut der Packhof ist, errichtet. Unter Friedrich W ilhelm I. wurde e- in da- H aus de- Am tm ann- Plümicke, Brauerstraß* N o . 8, verlegt, in welchem e- bis jurn Jahre 1 7 7 4 verblieb. Hieraus erhielt eS seinen S itz zu B o r ­ nim und ward im Jahre 181 9 wieder nach Potsdam , in da- H au - Neue M arkt N o. 1, in neuerer Zeit nach der Breitenstraße N o. 6 u. 7 verlegt. W ir haben nun noch unseren Blick auf die zur D ogtei gehörig gewesenen G üter und Rechte und auf die Veränderungen zu richten, welche sich mit ihnen zunächst bi- zur Zeit de- großen Kurfürsten, unter welchem eine neue O rganisution erfolgte, zugetragen haben. Nach dem Landbuche vom Jahre 1375 gehörten zur V ogtei, und zwar: in d e r S t a d t : D a - obere Gericht, 3 Mark von der Urbede der S ta d t, ein nicht genauer bezeichneter Grundzins und Abgaben von D enjenigen, welche in den Gewässern de- Schlöffe- Fischerei trie­ ben. W ie sich später ergiebt, gehörten zur V ogtei auch gewisse H ülf-dienste von B ürgern, welche, als eine alte Verpflichtung bezeichnet, im Landbuche aber nicht angegeben werden. D a - D o r f Ki et z, welches in älterer Zeit bis zum 36jährigen Kriege auS 2 2 Hütten bestand, y i deren jeder ein Fischwehr gehörte. D ie Bewohner werden im Landbuche noch S la v en oder Wenden genannt, obgleich sie längst schon Christen geworden waren. M it diesem Namen scheinen dam alnoch solche Ortsgemeinden und zu ihnen gehörig gewesene Personen bezeichnet worden zu sein, welche, wie die Abkömmlinge von Wenden, kein Hufenland besaßen, in der R egel nur vom Fischfänge leb­ ten, unter Leibeigenschaft standen und eine beschränktere, von der deutschen sich unterscheidende G e­ meindeverfassung erhalten halten, in allen Gerichtssachen aber dem Am tsvogte unterworfen waren. — S i e halten für die Fischwehre 2 Talente, an Bede 2 4 Schillin ge, an HolzzinS 2 8 Schillinge und außerdem von der Fischerei noch 1 Schock Aale oder dafür 40 G r. zu entrichten. — Ih n en war ein Schulze vorgesetzt, welcher von den Kiezern 12 Schillinge jährlich erhielt *) E r hatte außerdem da- Bruchwasser im Kieset (jetzt K iewitt), 2 „Korngaten* neben dem Strom e zur Fischerei und eine Wiese bei Neuendorf zu benutzen; mußte aber dem V ogte oder den Amtleuten daS Lehnpserd hal­ ten. 2) Auch erhielt er im Jahre 1536 da- Recht, Spandow er B ier zu schänken, gegen Entrich­ tung von 2 G r. Zapfengeld für jede Tonne an daS Amt. D ie Gestellung de- Lehnpferdeward im Jahre 1565 in die Verpflichtung umgewandelt, für die Amtleute ein Lehnschiff zu h a lte n .8) M it der S ta d t Potsdam oder deren Bürger hatten die Kietzer gar keinen Zusammenhang. D a eS ihnen aber an einer Kirche m angelte, so war ihnen schon seit AlterS ein O rt, zur Beiw ohnung des G ottesdienstes, in der Parochialkirche der S ta d t eingeräumt worden, welchen sie nach der R e­ formation beibehielten, und schickten ihre Kinder auch in die S ta d t zur S c h u le .4) Grundeigenthum im Weichbilde der S ta d t zu erwerben, war den Kiezern anfänglich gar nicht gestattet, theils weil die Stadtgem einden überall darauf hielten, daß städtischer Grundbesitz nur in den Händen von Gemeindebürgern verblieb, die Kiezer wegen ihrer persönlichen Abhängigkeit aber zum Bürgerrechte gar nicht gelangen konnten. Erst im Jahre 1550 erhandelte ein Kietzer-Einwohner von einem B ürger der S ta d t einen Garten vor dem Kiezthore, jedoch, nach der Bestimm ung deS R ath s, unter sehr beschränkenden Bedingungen. E r mußte sich nämlich verpflichten, von dem Grundstücke alle bürgerliche Lasten zu tragen, aber auf die bürgerlichen Rechte verzichten und durfte auf jener S telle weder ein H aus bauen, noch bürgerliches Gewerbe betreiben.5) I m Jahre 1631 wurde die Hälfte der Häuser auf dem Kietze von den Schweden zerstört, •) welche damals bei Potsdam ein Lager bezogen hatten, und erst nach und nach wurden dieselben 1) Landbüch S . 8 u. 125. — 2) Bestätigung für den Lehnschulzen MattheS Ferbitz auf dem Kietz bei Potsdam vom Jahre 1536. (Copiar deS Kgl. Geh. StaatS-ArchiveS vol. 44, foL 573.) — 3) Lehnbrief für den Schulzen Hans Belitz vom Jahre 1565. (Das. fol. 573.) — 4) Bisitations-Bescheid vom Jahre 1541 und Kirchen-Ordnung vom Jahre 1600. — 5) Stadtbuch, Beilage No. I I .— 6) Beilage No. I. (Zum Schluffe.)

wieder aufgebaut. D er große Kurfürst hatte auch Holländer veranlaßt, sich auf dem Kietze niederzulaffen. *) D a s D o r f N e u e n d o r f m i t d e r H a k e n m ü h l e . Diese Besitzung, welche, wie früher schon an ­ gedeutet, ursprünglich wohl nicht zur V ogtei P otsd am , sondern zu der nicht weit davon, auf der In se l der N ute, zwischen der alten B u rg P otsdam und S aarm n n d erbaut gewesenen Neuenburg gehörte und darum noch im Ja h re 1434 B uten-P otsdam (A ußen-Potsdam ) genannt wurde, w ar im Anfange deS 15. Jahrhunderts m it der Vogtei vereinigt. E s gehörte dazu noch der Berg Baberow (heut Babelsberg, auch BabertSberg genannt) m it dem Holze und einer Wiese, welches Alles im Ja h re 1422 wieder abgezweigt und besonders verpfändet3) und erst im Ja h re 1465 wieder eingelöst und dem Amte Potsdam beigelegt wurde. B iS dahin hatte der V ogt in P otsd am keine Gerichtsbarkeit über das sog. „B u ten -P o tsd am ", indem der Kurfürst im Ja h re 1422, um diesem M angel abzuhelfen, die Bestimmung traf, daß da­ selbst, auf Verlangen des P fandinhabers, der S tadtrichter in P otsdam (wahrscheinlich nach beson­ derem V ertrage m it demselben) richten so llte.3) H e i d e n . DaS Landbuch sagt nicht, welche Heiden zum Schlosse P otsdam gehörten, sondern erwähnt n u r, daß aus denselben 2 Schock Groschen jährlich für Holz und \\ Schock Groschen für H onig (von den Bienenhaltern) einkämen. E rst in der Urkunde vom I . 1382, nach welcher der König S ie giSmund das Schloß P otsdam m it seinen G ütern dem Kloster Lehnin a b trat, wird unter den Z u ­ behörungen „die P otsdam er H eide" genannt. Auf der In se l P otsdam besaß das Schloß keine Heide mehr, denn die dort vorhandenen waren m it den D örfern früher schon abgezweigt und veräußert worden. D ie P otsdam er Heide, welche heut diesen Namen noch fü h rt, gehörte also zu B uten-PotSdam im Zauchischen Kreise und ist daS, südlich von P otsd am , der Havel m it ihren Brüchern sich anschließende Heiderevier. D ie Nutzung des Amts in der Heide wurde aber immer beschränkter, jemehr die K ur­ fürsten solche als Jagdrevier benutzten. Schon feit dem 15. Jah rh u n dert behielten sich dieselben daS Jagdrecht oder den W ildbann bei jeder V eräußerung vor, und Joachim I. scheint schon einen Theil derselben eingehegt und ausschließlich zum W ildparke oder Thiergarten bestimmt zu haben; denn eS lvard später, zur Zeit des großen Kurfürsten, der „alte Thiergarten" und daS „alte Gehege" neben dem neueingerichteten genannt. W ar früher die Benutzung der Heide für den Amtmann unbeschränkt, so w ar schon im 15. Jahrhundert bestimmt, daß derselbe nur daS zum B auen und Brennen erforderliche Holz von dem Forstbeamten angewiesen erhielt. A cker- u n d F e l d g ü t e r scheinen früher beim Schlosse nicht vorhanden gewesen zu sein; denn im Ja h re 1377 w ar dem vom Kaiser eingesetzten Schloßhauptm ann gestattet worden, zu seinem Unterhalte Acker zu besäen und Wiesen zu nutzen. H ieraus entwickelte sich in der Folge die Ackerwirthschaft, welche von den Schloßbesitzern getrieben wurde. D ie bereits erwähnte Urkunde vom Ja h re 1422 bezeichnet die Lage des AckerS am Baberow . W ie es scheint, hatte man zuerst Wiesenland am B abertsberge und der N ute zu Acker umgebrochen und hiernächst auch Heideland dazu benutzt. — Als Dietrich Flanß im Ja h re 1515 das Amt an den Kurfürsten zurückgab, w ar unter den G ütern desselben auch bestellter Acker jenseits der Havel. M an gab später die eigene B ew irtschaftung auf, indem man den Acker verpachtete, 4) gründete jedoch bald hierauf ein eigenes Vorwerk, welchem nicht nur diese Aecker, sondern auch alle Ländereien, welche der Amtm ann Dietrich Flanß von PotS1) Zwischen den Holländern und den Kietzern waren im Ja h re 1661 Streitigkeiten entstanden, welche zur Entscheidung des Kurfürsten gebracht wurden. (Kgl. Geh. Staats-A rchiv Amt Potsdam .) — 2) Urkunde vom Jah re 1422. (C opiar des Kgl. Geh. Staats-A rchives vol. 37, fol. 172.) — 3) Daselbst. — 4) Dies ge­ schah im I . 1568 vom Amtsschreiber Goßler, der solchen an Potsdam er Bürger für 3 W sp l. Roggen, 3 WSpl. Hafer und 6 Schock Bundstroh jährliche Pacht überließ. Der Kurfürst bestätigte diesen Vertrag. (E opiar de» Kgl. Geh. Staats-ArchiveS vol. 44 fol. 528.)

bautet B ürgern in der städtischen Feldmark erkauft und zu einem Ackerwerke vereinigt hatte, daS der Kurfürst im Zahre 1572 von demselben für 2700 T hlr. ankaufte.2) Z n der Nähe einer vor der Langenbrücke belegenen Schäferei, welche schon im Ja h re 1520 bestand, wurden „stattliche G ebäude-, Scheunen, S tä lle und ein MeierhauS errichtet. ES führte den Namen Milchow, hatte in seiner Nähe, da wo der B erlin-PotSdam er Eisenbahnhof steht, 53 M orgen Acker, ant Baberow 6 | M o r­ gen, in den 3 Stadtfeldern 126£ M orgen, und an Wiesen 118 M orgen in der Dudelwische an der N ute, im Haoelbruche ant Baberow bei der Langenbrücke und auf dem T o rn o w .3) D ie Gebäude deö Vorwerks brannten nach dem Ja h re 1611, während des Pfandbesitzes deKammerjunkers W olf Dietrich v. Hake, gänzlich ab, worauf die Oekonomie in das kurfürstliche Schloß verlegt, und beim M angel an Scheunen und S tällen die Schloßkirche und W ohnzim mer dazu verwendet wurden. G ä r t e n . Innerhalb der R ingm auer des Schlosses, auf dessen südlicher S e ite , w ar ein G arten ange­ legt, der aber nur von geringem Umfange und nicht geeignet w ar, dasjenige zu gewähren, was an Gartenfrüchten für das Schloß erforderlich war. D a s Erbregister vom Ja h re 1589 erwähnt noch Kohl- und H opfengärten, welche vor dem G rünthore und der Langenbrücke lagen und schon längst eingerichtet gewesen sein mochten. Besonders wird aber der kurfürstliche Lustgarten im Erbregister hervorgehoben. Derselbe w ar seit Joachim I. angelegt und von seinem Nachfolger erweitert und verschönert, nebenher aber doch auch als B aum -, und Gemüsegarten benutzt worden. W e in b e r g e . D er erste kurfürstliche Weinberg wurde wahrscheinlich schon zu Ende des 15. Ja h rh u n ­ derts angelegt; denn als F tan ß , welcher um 1500 das Amt erhielt, solches zurückgab, befand sich unter den Am tsgütern ein Weinberg. E r lag , wie das Amtsregister vom Ja h re 1589 und die K arte von Suchodelez ergiebt, vor der Langenbrücke, bildete die Ecke der Leipziger- und S aarm u n der- S tra ß e und wurde anderer S e its vom heutigen Schützenplatze und der Schützenstraße begrenzt. S e in ursprünglicher Umfang betrug 4 M orgen. E r wurde später vergrößert und lieferte durch­ schnittlich jährlich 48 Tonnen W ein. F is c h e re i u n d G e w ä s s e r. D ie bedeutendste Einnahm e, welche dem Schlöffe P otsdam als D o tation beigelegt worden war, bestand in den Einkünften von der Fischerei. W enn die älteren Urkunden über den Umfang dieses Rechts auch Vieles dunkel lassen, so ergiebt sich aus ihnen doch soviel, daß sich dieselbe über den größten T heil der Havel zwischen S pandow und B randenburg und über einige von diesem Flusse gebildeten S een sich erstreckte. Einen Theil dieser Fischerei besaß die im Ja h re 1317 verstorbene Schwester des Markgrafen. Hermann zum Leibgedinge. S ie hatte dieselbe verpachtet und von den Einkünften, welche jährlich 44 Talente betrugen, dem Kloster Lehnin, zum Heile ihrer Seele, die H älfte vermacht. D er M ark­ graf, welcher diese Schenkung tut gedachten Ja h re bestätigte, überließ dem genannten Kloster für 200 Pfund Brandenburgische Pfennige Kaufgeld auch die andere H älfte und bezeichnet den Umfang dieser Fischerei: in der Havel, von der Brücke der S ta d t P otsdam bis M arkgrafenhorn, m it dem G linder (Glindowschen) S e e , dem Pleffower S e e , dem Heidebotzin (dem S ee hinter der später Pirschheide genannten Botzin- oder Betzin-Heide, C aput gegenüber), dem Linewitz - oder Wittensee (Weißensee). 3) D ie Grenzen erstreckten sich aber, wie eine Pfandverschreibung des M arkgrafen Sie» gismund vom Ja h re 1382, in welcher er dem Kloster Lehnin S ta d t und Schloß Potsdam auf Wiederkauf veräußert,4) noch jenseits P o ts d a m , auf der oberen Havel bis zum Sum pfhorne bei C ladow , und im Ganzen von diesem Punkte bis Ketzin zum O rte , welcher G e m ü n d e genannt wurde, so daß er die mit der Havel in Verbindung stehenden Gewässer: W ansee, Grünesee (jetzt Sacrowscher S e e ), Wittensee (den Weißen- oder Fahrlandschen S e e ) und das Flüßchen Nute, von dessen Ausmündung bei P otsdam bis zur Neuenburger M ühle (jetzt die B u rg genannt), sowie auch einen abgesondert bei S to lp e belegenen See, den Griebnitz, umfaßte. 1) R ie d e l, a. a.O . XI, S . 199. — 2) Amts-Erbregister vom Jahre 1589. — 3) G e rd e n , Verm. Abhandl. 1,182. K lo b e n , W oldem arll, 262. R ie d e l, Cod. XI. — 4) O rig, im K. K. österr. Archive zu B rünn,

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Außerdem gehörte, wie eine Urkunde v. I . 1451, in welcher der Kurfürst einen S tre it zwischen den Fischern zu Potsdam und dem Besitzer von Fahrland entschied, J) seit Alter- die Fischerei von Potsdam bis zur Nedlitzer Fähre, mithin auch der bis hinter dem Neuen G arten sich hinziehende sog. Jungfern- und der Heilige-See, ebenfalls dazu die Fischerei in diesen Gewässern, welche, wie sich aus spätern Nachrichten ergiebt, in dem großen Garnzuge, der Kleinfischerei, der Wehrfischerei und dem Aalfange oder Aalreif bestand, wurde den sich auf der Burgfreiheit ansässig gemachten Fischern und den Wenden in dem wendischen Dorfe oder Kiez Potsdam , theils erblich, theils pachtweise überlassen gegen Z in s ,2) so daß dem Amte nur verblieb: die Fischerei in der Nute bis zur Neuenburg gemeinschaftlich mit den B auern zu Neuendorf, 8) welche i. I . 1509 zwischen den v. Schlabrendorf zu Beuthen und dem Amte Potsdam streitig war und in der ältern Weise wieder festgestellt ward 4) und die Fischerei mit dem Strohgarne oder der Zuhre auf dem Heiligensee und allen kurfürstlichen Gewässern, welche das Amt gegen die Verpflichtung verpachtete, die großen Barsche und Hechte zur Hofküche abzuliefern.6) S p ä ter erwarb daö Amt von den Geri(feschen Erben noch einige Wehre, einen Antheil an der Reusenfischerei im Heiligensee,6) mehrere Karpfenteiche bei Bornstedt, Berkholz und den Wansee, auch einen Forellenteich und Karpfenteich im Thiergarten beim Springbruch, welche sämmtlich eingingen.

Einkünfte: 1) von den M ü h le n . D ie Hakenmühle hatte im Jah re 1375 8 Wspl. Roggen und 2 Schillinge Groschen zu entrichten.7) S p äter wurde dieselbe „auf den 8ten Scheffel auögethan" wodurch sich die Einnahme auf 43 Wfpl. erhöht hatte. 8) 2) W ie se n z in S . D ie Wiesen in der Tudelwische an der Nute, zu welcher im Jahre 1509 von den v. Schlabrendorf zu Beuten noch die kleine und große Buchhorst erworben w urde,9) war in kleinern Antheilen an die B ürger zu Potsdam und die Bewohner der umliegenden Dörfer verpachtet. Nach dem Erbregister v. I . 1589 waren 163 M orgen, der Morgen zu 3 gr. 6 Pf., auf Pacht gegeben. Dienste: I n P o t s d a m mußten die B ürger, welche in den kurfürstlichen Gewässern Fischerei trieben, den Kurfürsten und seine Diener mit dem Kahne fahren, und alle Fischer in der Burgstraße, so wie diejenigen, welche sich später auf dem Graben angesiedelt, sie mochten fischen oder nicht, nach den alten Registern, bei eigner Kost jährlich dem Amte ein Klafter Holz hauen und in der Ernte­ zeit jede Woche 2 Tage, sonst alle 14 Tage einen Tag im Amte mit der Hand dienen auch Botendienste verrichten. A u f dem Ki e ze mußten, außer dem Schulzen, 22 Kossäthen allerhand Dienste verrichten, alö: Getreide aufharken und binden, Flache ziehen rc., mähen, Gartenarbeit verrichten, Briefboten­ dienste thun, zu Wasser fahren und im Schlosse die Gemächer reinigen. Auch mußte ein jeder Hausgenosse jährlich 2 Stücke G arn für das Amt spinnen. Zu N e u e n d o r f dienten 5 Hüfner und 10 Kossäthen dem Amte. Auch waren die Dienste der ehemals bischöflichen Besitzungen zu Teltow, welche nach der Kirchenreformation dem Amte Ziesar beigelegt, an das Amt Potsdam gekommen. Nach dem E rb­ register v. I . 1589 dienten demselben: zu T e l t o w 27 Hüfner mit Pferde und W ag e n ,10) 42 G ärtner und 83 Kossäthen, zu S t o l p e 9 Hüfner und 2 Kossäthen, 1) R ie d e l, a. a. O. 172. — 2) Vergl. Kietz und Fischerinnung. — 3) Urk. v. I . 1422, g i b t ein, hist. dipl. Beitr. III, 7. — 4) R i e d e l , a. a. D. 193. — 5) Amtö-Erbreg. v. 1589. — 6) Erbreg. v. 1 . 1709.— 7) Landbuch S . 51. — 8) Erbreg. v. I . 1589. - 9) R i e d e l , a. a. O. XI, S . 193. — 10) I m Jahre 1689 mußten die Bürger beim Abbruche deS alten Hause- (Schlosses) Potsdam Fuhren leisten (K. Geh. Staats-Arch. Teltow).

zu S c h ö n o w 8 Hüfner und 1 Koffäthe, zu G ü te r jo tz 10 • 5 Nechte. D i e o b e re G e r ic h ts b a r k e it, welche ohne weitere Bezeichnung im Landbuche als landeSherliche Berechtigung aufgeführt ist, bestand während des 16. Jahrhunderts in der Erhebung von f der beim untern Gericht aufgekommenen Gebühren und Strafen, mit Ausnahme der ScheltWorte, der falschen Elle, M aaß und Gewichte. D as Erbregister v. 1 . 1589 fügt hinzu, daß, wenn der R ath die- zu bestrafen unterlasse, solches dem Amte zu thun obliege. Hieraus, wie auö anderweitig dargestellten V erhältnissen^ hatte sich ein gewisses Aufsicht-recht deS Am t- über den M agistrat gebildet, welche- die gegebenen Grenzen oftmals überschritt und den M agistrat zu vielfachen Klagen Veranlassung gab. D a S P a t r o n a t S r e c h t über die Pfarrkirche, welches der Landesherr sich nach dem Landbuche eben­ falls vorbehalten hatte, und welches bei den Verpfändungen deö AmteS nur in einigen Fällen refervirt wurde, ging ebenfalls in die Verwaltung deS AmteS über. Ob der Amtmann die Besetzung erledigter Pfarräm ter auS eigner Machtvollkommenheit bewirken oder die Entscheidung des Landesherrn einzuholen hatte, ergiebt sich nicht; wohl aber, daß die Kirchenrechnungen mit Z u­ ziehung deS Amtsschreibers abgenommen wurden. 2) D e r Z o l l , welcher in Potsdam vom Kaiser Karl IV. angelegt worden, gewährte nach dem einen V er­ zeichnisse v. I . 1370 nur eine Einnahme von 12 Schock Groschen, 3) welche an B lu m e n h a g e n ,, welcher auch noch andere Psandstücke b esaß ,4) für 8 Schock jährlich verpachtet w a r.5) Hiernächst scheint er vom kaiserlichen Schtoßhauptmann erhoben, pflegte später aber, mit den übrigen Gerechtsamen deS Schlosses veräußert und die Einhebung den Schloßinhabern überlassen worden zu sein. Diese bestellten dazu eigne Zöllner, welche durch mannigfache Bedrückungen die Zolleinnahme zu vermehren suchten, dadurch aber Beschwerden beim Markgrafen hervorriefen. Dies war der Fall, als Wichard v. Rochow das Schloß Potsdam befaß und sein Zöllner bemüht w ar, die S tä d te , welche vor Alters schon mit der Befreiung von den Zöllen privilegirt worden waren, zu denselben heranzuziehen. Deshalb erließ der M arkgraf Jobst i. I . 1400 eine Verordnung an die Zöllner der damals verpfändet gewesenen Zollstätten, zu welchen auch Potsdam gehörte, die S tädte in der M ittelm ark, zwischen Elbe und O der, bei der Zollerhebung nicht zu zu beschweren u. s. w .6) Und als Caspar v. Köckeritz i. I . 1543 das Amt Potsdam übernommen hatte, war derselbe ebenfalls bemüht, die Einkünfte des Z olls, welcher schon früher 120 Florenen jährlich eingetragen hatte, zu erhöhen und bediente sich, zur Vergrößerung der Einnahme, gleicher M ittel. Auf die Klage mehrerer S tädte wurde eine Untersuchung angestellt, bei welcher die als Zeugen vernommenen 4 ältesten Bürger in Potsdam , Jorz Arent, Merten Lüdemann, Jacob Grote und Matz Herrenkint bekundeten: sie wüßten zwar nicht genau, was gezollt worden sei; doch soviel könnten sie sagen, daß sie von Handelsgütern, welche sie um Lohn gefahren, von S a lz , Korn, Kalk rc. hätten zahlen müssen. Aus ihren Aussagen ergiebt sich zugleich, daß der Zoll in Potsdam zu Wasser und zu Lande erhoben wurde 7); also von den G ütern, welche zu Wagen und zu Schiffe die Brücke daselbst passirten. Zum letztenmale wird des Zolls in der Verschreibung gedacht, durch welche Kurfürst Joachim Friedrich seiner Gemahlin Katharina Schloß und Amt Potsdam zum Leibgedinge verschrieb. B ei der spätern Verpfändung Potsdam s an Wolff Dietrich v. Hake behielt sich der Kurfürst den Zoll vor, der dem Amte nicht wieder beigelegt wurde. A b s c h o ß . Als ein Ausfluß der Gerichtsbarkeit betrachtete das Amt die Erhebung einer Abgabe, unter dem Namen Abschoß, welche von allem, aus der Jurisdiction nach außerhalb geführten Erbgelde, und zwar vom märkischen Schock 4 Groschen, entrichtet werden mußte. DieS Recht erstreckte sich: über den Kiez, 1) Vergl. den Abschnitt M a g is tr a t. — 2) Stadtbuch B eil. No. H. — 3) Landbuch S . 8. — 4) Das. S . 21. — 5) Das. S . 119. — 6) Gercken, Cod. VI, 583. — 7) Kgl. Geh. Staats-Arch. 3*

über daö D orf Neuendorf und über die Burgstraße. D er letztere O r t, von Fischern bewohnt und ursprünglich ohne Zweifel zur alten D urgfreiheit, m ithin zur V ogtei gehörig gewesen, w ar langst in daS Bürgerrecht der S ta d t übergegangen. D ie Erhebung des Abschosses daselbst scheint daher bei der Abtretung an die S ta d t der D ogtei vorbehalten worden zu sein. ? e h n S e r l e d ig u n g . Erledigte Lehne im Bezirke deS Amtes einzuziehen, stand dem Amte gleichfalls als ein Recht zu. E s bezog sich dies zunächst auf die Schulzenäm ter zu Neuendorf und auf den Kiez, welche die Besitzer als M annlehn verliehen erhallen hatten. Insofern ein Lehnschulze ohne männliche Descendenz verstarb, zog daS Amt daß dadurch erledigte Lehn ein und durste solches anderweitig veräußern, mußte aber die landesherrliche Belehnung für den Erwerber nachsuchen. A ls der große K urfürst das Amt P otsdam übernahm , w ar seine erste S o rg e darauf gerichtet, solches dem V erfalle, in den es während des 30jährigen Krieges und der V erw altung des A m tshauptm anns W olff Dietrich v. Hake gerathen w ar, zu entziehen und einträglich zu machen. E r ließ die Gebäude deS Vorwerks wieder aufbauen und m it einem tüchtigen Viehstande ver­ sehen, zu welchem Zwecke er i. I . 1662 an den Amtsverwalter in Crossen schrieb: S eine M u tter, die K urfürstin, habe für seine G em ahlin vor einigen Jah ren Rindvieh im Crossenschen ankaufen und nach C öln bringen lassen. E r gebrauche jetzt beim Amte P otsdam dergleichen V ieh, wovon er eine starke P a rth ie ankaufen und nach Potsdam bringen lassen solle. *) D ie, während des Krieges größtentheilö m it Holz bewachsenen VorwerkSäcker wurden aufge­ räu m t und wieder untern P flug genommen, und die von der S ta d t und den B ürgern erworbenen Aecker, G ärten und W iesen, welche zur Erweiterung des Lustgartens, der Fasanerie u, s. w. nicht benutzt wurden, dem Amte beigelegt oder zur Bebauung ausgegeben. Namentlich w ar dieß seit 1670 der F all m it denjenigen Grundstücken, welche zwischen der alten S ta d t, dem Lustgarten und dem neuen G raben lagen, aus welchen „d ie k u rfü rs tlic h e F r e i h e i t v o r dem K ietze" entstand. D ie J u r i s d i c t i o n s g r e n z e n des A m ts, welche sich hierdurch erweiterten, erstreckten sich dam als innerhalb der S ta d t und deren Feldmark über: 1) den Kiez; ' 2 ) den nicht zur S ta d t gehörig gewesenen Theil der alten B urgfreiheit, nämlich die B urginsel und den westlichen Theil der B urgstraße, etwa von der Packhofsstraße an. Auf der B urginsel, neben dem alten M ühlenw alle, w ar ein großer Weinkeller, darüber die W ohnung für den kurfürstlichen Kellermeister und daneben, auf dem W alle selbst, ein Kornhaus für die Kornvorräthe des Amts und deS Schlosses erbaut worden. 2) I n der Burgstraße (jetzt No. 32 bis 37) lag der große Tabacksgarten, welcher sich über die jetzige G arde du C o rp s-S traß e nach der Gegend des K anals hinzog. D er darin gewonnene Taback wurde an Tabacksspinner verkauft, welche sich in P otsdam niedergelassen hatten. I m Ja h re 1684 kaufte der Tabackespinner Fournel einen V orrath von 40— 50 Centner. Gegenüber in derselben S tra ß e ließ der K urfürst i. I . 1674, auf dem R aum e, den heut der Packhof einnim m t, die Amtsschreiberei oder das A m tshaus bauen. D er mehr nach der S ta d t hin belegene R aum wurde zur Bebauung gegeben; 3) 1) Kgl. Geh. Staats-Archiv. — 2) „Zu den Amtsgebäuden gehörten 2 Kornhäuser zu den Amtsverrathen und für den Hofstaat, nämlich eins auf dem sog. M ü h le n w a lle , wo auf der einen S eite e in e W o h n u n g fü r den A m ts k e lle r m e is te r eingerichtet worden, und ist d a r u n te r ein g r o ß e r la n g e r K e lle r zum V o r r a th e und Z u w ach se der h ie s ig e n A m tsw e in e .' DaS andere Kornhans von 5 Böden steht über der Brücke am Thiergarten nächst der Havel." (A us dem Erbreg. des AmtS Potsdam v. I . 1699.) — 3) Roch i. I . 1685 erließ der Kurfürst an den O. Ingenieur Nering und den Bauschreiber Grüneberg den Befehl, einem gewissen Baustorf eine Baustelle unweit des Amtshauses anzuweisen. (Kgl. Geh. Staats-Arch.)

3) Ferner über das kurfürstliche Schloß mit dem Lustgarten und der Freiheit. — Zur Erweiterung deSchlöffe- bi- zu seinem jetzigen Umfange wurden mehrere im 30jährigen Kriege wüst gewordene Hau-stellen und noch bewohnt gewesene Bürgerhäuser verwendet und letztere niedergerissen. Auch zur Vergrößerung des Lustgarten- wurden dergleichen Stellen und Gärten der Bürger verwendet und mit andern, bereit- vom Kurfürsten Joachim II. erworbenen und zum Theil unter Joachim I. und II. zur Aufschüttung von Wällen benutzt gewesenen Gärten, Wiesen und Plätzen von der Stadtfreiheit vor dem Kiezthore vereinigt. Auf diesem Terrain wurde der Marstall erbaut, bei demselben ein freier Platz, der Marstall-Platz, spätere Neuemarkt, angelegt, 2 Wege, welche vom alten Kiezthore in der Richtung der heutigen Priester- und Breiten-Straße, zwischen Gärten und Wiesen führten und sich in der Gegend der heutigen Breitenbrücke zu einer beim Kieze vorüber und in Richtung der Lindenstraße bis zur Charlottenstraße von da ab zwischen Steckern hin­ durch nach Gelte und Dornstedt u. s. w. führenden Straße vereinigten, wurden regulirt und als Baustellen ausgegeben. Es siedelten sich daselbst kurfürstliche Hofbediente, mehrere Bürger der Stadt, welche ihre Häuser zum Schloßbau abgetreten hatten, sowie andere Personen von außer­ halb an, welche nach einer ihnen gemachten Vorschrift bauen mußten, von der Einquartirung, dem Jagdlaufen und allen bürgerlichen Lasten aber befreit waren, jedoch einen Grundzins an das Amt zahlen sollten. *) — Die heutige Priesterstraße, damals Gartenstraße genannt, war hiervon aus­ genommen, weil in derselben, da wo früher da- GertrautS-Hospital gestanden, Wohnungen für die reformirten Prediger, und von da bis zum Lustgarten Häuser für kurfürstliche Beamte und Diener, wie z. B . den Ober-Marschall, Lustgärtner, der holländischen Bleicherin, den Bauschreiber u. s. w. gebaut worden waren. — Die am Neuen-Markte, in der Mammon- und Breiten - Straße nicht vom Kurfürsten erbauten oder in Gebrauch genommenen 21 Häuser wurden i. I . 1699 der Stadt als Entschädigung für die zum Schloßbau und zur Erweiterung des Lustgartens :c. eingezogenen Grundstücke, überwiesen, um sie unter Bürgerrecht zu nehmen, nämlich von ihnen die bürgerlichen Abgaben :c. zu erheben; 4) auch wurde dem Stinte beigelegt: der am Ende der statischen Feldmark, zum Theil auf dieser, be­ sonders aber auf Wiesen- und Slckerterrain der Bornstedter Feldmark angelegte Fasanengarten (später Jägerhof, jetzt Unteroffizierschule vor dem Jägerthore), zu welchem da, wo der'Weg bei der Charlottenstraße nach Gelte und Dornstedt abbog, in der Verlängerung der Lindenstraße eine Allee von Lindenbäumen gepflanzt wurde; 5) zwei vom Dr. Mentzel erbaute und vom Kurfürsten angekaufte Häuser nebst Gärten an der Allee nach dem Fasanengartcn (jetzt Kaserne Lindenstraße No. 36 und 37); 6) einige Wiesen hinter den Gärten der Priesterstraße und dem Marstalle, welche eine Zeit lang zum Bleichen benutzt und zum Theil dem i. I . 1672 erbauten Wittwenhause in der Breitenstraße als Dotation überwiesen wurden; 7) einige Gärten und Theile des Singers vor dem Grünthore, auf welchen später die sog. Friedrichs­ stadt angelegt wurde; 8) vor der Langenbrücke gehörten die am Havelufer belegenen Wiesen und das sich denselben anschließende einstige Heiderevier gänzlich zum Stinte. An der links von der Brücke abfahrenden alten Heerstraße nach Berlin lag zunächst das Vorwerk Milchow und die Schäferei, weiter hinaus die Wassermühle und neben derselben, auf dem Hakendamme, war eine Glashütte erbaut worden. Der Langenbrücke gegenüber, da wo sämmtliche Wege zusammenlaufen, lag der kurfürstliche Weinberg, welcher mit andern entfernter von Potsdam belegenen Weinbergen, unter der Slufsicht besonderer Weingärtner gestellt war. Der große Kurfürst ließ aus Ungarn, Ita lie n , der Berg­ straße, Franken und vom Rheine eine Menge Weiustöcke kommen und in den Weinbergen anpflanzen. 1) Der Grundzins wurde jedoch nicht eingeboben. Unterm I I . August 1700 erließ erst der Kurfürst einen Befehl an den Hofbaumeister Grüneberg, die Stellen, Behufs eines Grundzinses, auSzumeffen.

D er Laven gewonnene Wein wurde damals für den besten (der einheimischen Weine) gehalten i) und im Hauskeller auf der Burginsel sowie in den Kellern deS SchloffeS aufbewahrt. B is zum 12. December 1682 hatte das Amt bereits 1753 Tonnen 10 Stübchen Landwein für den kurfürstlichen Hofstaat geliefert, welcher zu Gelde, die Tonne zu 5 Thlr., auf 8767 Thlr. berechnet w urde.8) Zm Zahre 1680 hatte Heydekamp die Weinkeller in Potsdam zu untersuchen, und fand: im Hauskeller — 284 Tonnen alten W ein, im Schloßkeller — 382 Gewinnst v.I . 1679. I m Jahre 1681 war nach einem andern Berichte gewonnen worden: im Potsdam er W e i n b e r g .......................... 48 Tonnen. in dem alten und neuen Bornstedter Weinberge 66 im Weinberge zu B o r n im .......................... 95 • 12 Stübchen. in 3 Weinbergen zu G o lm .......................... 80 * 12 im Weinberge zu G e lte ....................... .... . 116 im Weinberge zu Glienicke............................ 10 zusammen 442 Tonnen, und außerdem im Weinberge zu Saarm und . 116 Tonnen Most. 3) D er Weinbau wurde nach dem Tode des großen Kurfürsten aber nicht m it dem frühern Fleiße fortgesetzt, und im Jahre 1700 war der Potsdamer Weinberg bereits eingegangen. Noch befand sich vor der Langenbrücke am Wege nach Belitz, da wo spater, unter dem Könige Friedrich Wilhelm I. die Amtsbrauerei erbaut wurde, ein zweites, 5 Geschoß hohes KornhauS, welches ebenfalls zur Aufbewahrung der Getreidevorräthe des Amts diente. Eine bedeutende Erweiterung erhielt aber das Amt durch den, vom großen Kurfürsten seit dem Jahre 1669 erfolgten Ankauf der Güter Bornstedt, B orne, Gelte, Eiche, Nedelitz, Grube, Drewitz, Glienicke, Berkholz, Buchholz, C aput, Glindow und Petzow. Die ersten 6 Dörfer liegen auf der Insel P o tsd a m ,4) die 6 übrigen im Teltowschen und Zauchischen Kreise. — Glindow und Petzow wurden jedoch bald wieder an daS Amt Lehnin zurückgegeben und Gelte und Bornstedt i. I . 1722 dem vom König Friedrich Wilhelm I. gestifteten Waisenhause in Potsdam zur Dotation überlassen. I n C aput, Glienicke und Bornim wurden Schlösser, am letztem O rte mit besonderer S o rg falt erbaut, solches auch mit einem zierlichen Lust- und Baumgarten versehen. E s bestanden hiernächst auch daselbst Vorwerke. B is zum Jahre 1722 behielt bas Amt diesen Umfang seiner Gerichtsbarkeit, als der König, der angefangen hatte die S ta d t zu erweitern, es für deren Gedeihen räthlich fand, sämmtliche E in­ wohner der S ta d t dem M agistrat zu unterwerfen und demselben auch die Gerichtsbarkeit, welche daS Amt bisher über einzelne Theile der S ta d t ausgeübt hatte, allein zu übertragen. Hierdurch verlor das Amt die Gerichtsbarkeit über den Kiez, die Freiheit in der Burgstraße und die einzelnen Territorien innerhalb der S ta d t, und es verblieb demselben nur noch die Einhebung der älteren, von den Bewoh­ nern für die Fischerei u. s. w. an das Amt zu zahlenden Abgaben. Durch die in neuerer Zeit erfolgte Auflösung der Aemter Saarm und und Trebbin wurden von denselben dem Amte Potsdam mehrere Dörfer beigelegt, so daß dessen Berwaltungskreis sich über die folgenden Ortschaften erstreckte: im Ost-Havelländischen Kreise: Bornstedt, B ornim , Eiche, Borw. G allin, Gelte, Golm und G rube; I) Nachrichten von Potsdam, S . 6. — 2) Diese Summe sollte aus der Kgl. Chatoulle erstattet «nd zum Anlaufe der Dörfer Petzow und Glindow, vom Amte Lehnin, verwendet werden. (Kgl. Geh. Staats-Archiv.) — 3) Das. — 4) Vergl. hierüber Abschn. vni, die Dörfer der Insel Potsdam.

im Teltowschen Kreise: Ahrensdorf, Drewitz, Antheil an Fahlehorst, Klein-Glienicke, Nudow, Pfaueninsel, PhilipPSthal, Sputendorf und Stolpe; im Zauchischen Kreise: Bergholz, Kol. Berghorst, Deutsch Bork, Brachwitz, Buchholz, Antheil an Caput, ElSholz, FrähSdorf, Glindow, Göttin, KähnSdorf, Antheil an Alt» und Neu-Langerwisch, Leest, Lühs­ dorf, Antheil an Michendorf, Nichel, Niebel, Niebelhorst, Petzow, Vorw. Potsdam, Rähsdorf, Rieben, Salzbrunn, Schäpe, Schiaß, Schlalach, Schlunkendorf, Seddin, Antheil an Stücken und Töplitz, Tremsdorf, Antheil an Wildenbruch, Wittbrietzen und Zauchwitz.

Ille Die Stadt Potsdam. 1. Gründung. Erste Bauanlagen. Befestigung und Erweiterung der Stadt. Ä ö i e schon erwähnt, *) bestand ein wendischer O rt Poztupimi bereits i. I . 993 auf einem zwischen Sum pf und Havel sich hinziehenden Hügel, zu dem vom jenseitigen Havelufer eine Furt leitete, welche die Insel mit der Zauche und diese mit dem Havellande verband. D aß dieser O rt, dessen wendischer Name mit der Zeit in Postam p 2) und endlich in seine heutige Form verwandelt wurde, genau da ge­ legen w ar, wo wir nach Jahrhunderten daS deutsche P o t s d a m als S ta d t antreffen, wird und aufolgenden Gründen zur Gewißheit. Die Furt durch die Havel mit ihrem Landungsplätze auf der Insel gab unstreitig die Veranlaffung zum frühesten Anbau. Aus vielen Beispielen wissen wir aber, daß die Wenden ihre Wohn­ stätten in einem Kreise von mehr oder weniger regelmäßiger Form, die sich bei vielen einst wendisch gewesenen Orten noch jetzt erkennen l ä ß t ,3) zu erbauen pflegten. I n der Regel wählten sie die Höhe zum Mittelpunkte, um welche eine einfache Reihe von Hütten entstanden. Innerhalb dieses KreiseS erhob sich auch wohl eine wendische Kapelle, welche später von den Deutschen in ein christliches Gottes­ haus verwandelt zu werden pflegte. D aß die ersten Anfiedlungen zu Potsdam um den höchsten Punkt deS Landungsplatzes, welcher der Alte Markt w a r , 4) erfolgen mußte, wurde aber schon durch die Nothwendigkeit geboten, da solcher südlich von der Havel, nördlich aber von M oor und Wasser eingeengt war und nach Osten und Westen hin sich ebenfalls zum schlammigen Wiesengrunde hinabsenkte. Und um diesen Hügel, auf welchem ein christliches Gotteshaus erbaut wurde, finden wir auch zur deutschen Zeit die ältesten Wohnstätten. E s waren dies 28 Erbgüter oder Brauerben der ersten deutschen Ansiedler,5) deren Braurecht nicht vermehrt ja nicht einmal auf andere Grundstücke übertragen werden durfte. S ie standen auf der Wafferseite der Brauerstraße, an dem Orte, den daS Kgl. Schloß am Markte einnimmt, zwischen der Schloßstraße und Schwertfegerstraße und zwischen der Kaiser- und Grünstraße. Die Häuser, welche innerhalb dieses Kreises entstanden und über denselben hinaustraten, find später gebaut worden, nachdem die Brauerinnüng bereits geschloffen war und neue Concessionen nicht mehr ertheilt wurden. Diese 28 Brauerben müssen daher als der Kern des alten Potsdam s be­ trachtet werden, wie sich dasselbe nach seiner Umwandlung zur deutschen S ta d t gestaltet hatte. Ih re B e­ l l Dergl. Abschn. I. — 2) Die erste Urkunde, in welcher die S ta d t in dieser Form geschrieben ist, datirt vom Jah re 1304. — 3) Diese alte Ringform ist noch in vielen alten Dörfern wieder zu erkennen. — 4) Der Alte M arkt und seine nächste Umgebung lag früher höher als jetzt. I m Jah re 1754 mußte derselbe und die Scharrenstraße um 3 bis 5 Fuß abgetragen werden, weil das von dort ablaufende Wasser dem Schlosse und den tiefer liegenden Häusern zufloß. (M a n g 'e r S Baugeschichte von Potsdam . I, 188.) — 5) D er M a ­ gistrat nannte sie in einem Berichte vom Jah re 1545 „ d ie 28 a l t e n B r a u e r b e n " . I n dieser Zahl be­ standen sie noch im Jah re 1711. Erst bei der spätern Erweiterung der S ta d t erfolgte eine Vermehrung der Brauhäuser. (Vergl. Abschn. IV.)

fitzer halten einigen Acker, Wiesen und H ütung und betrieben, neben der B rauerei, Ackerbau und V ieh­ zucht, weshalb ihre Grundstücke auch Höfe genannt wurden. Eine andere Klasse der OrtSgemeinde waren die Handwerker, welche sich auf und neben diesen Höfen ansiedelten oder auf dem innern Raume deS O rtS , „auf der Freiheit,- Bauplätze angewiesen er­ hielten, wodurch nach und nach S traß en entstanden. Auch die Hofbesitzer erbauten neben ihren Häusern W ohnungen, welche sie auf Z ins oder M iethe gaben. I n diesen wohnten Höker, kleinere Handwerker, Fischer und Tagelöhner u. s. w., welche, da sie kein Eigenthum besaßen und zu keiner G ilde gehörten, daher auch von der Bürgerschaft ausgeschlossen waren. S o wechselten größere und kleinere W ohnungen m it S tä lle n , Scheunen und G ärten , welche mehr oder weniger Front nach der S tra ß e machten, noch lange m it einander ab. Nach dem Stadtbuche gab eS noch zu Ende deS 16. Jahrhunderts G ärten und unbebaute Räum e zwischen den Häusern, welche dam als erst als Bauplätze veräußert wurden. ]) H atte sich, unter dem Vorstande eines Ortsschulzen und der Aufsicht des landesherrlichen V ogtes, aber auch schon ein Gemeindeleben entwickelt, hatten die Bewohner deS O rts auch Berechtigungen er­ langt, die sie in gewerblicher Beziehung den Dorfbewohnern gegenüberstellten, und mochte Potsdam auch schon sehr früh m it dem Marktrechte begabt worden sein, so w ar es darum im rechtlichen S in n e noch keine S ta d t. Eine solche wurde es erst dadurch, daß eS von der Landesherrschaft aus dem Gerichtszwange des platten Landes gehoben und m it einem eigenen Stadtgericht privitegirt wurde. D ie Urkunde hierüber ist uns nicht aufbewahrt und die Z eit, wann dies Privilegium ertheilt wurde, läßt sich nur ungefähr als die M itte deS 13. Jahrhunderts bezeichnen; denn dam als wurde fast allgemein das Stadtrecht vom Landrechte geschieden, und fast alle märkische S tä d te dürfen aus jener Z eit ihr Stadtrecht ableitey. Nach der ältesten noch vorhandenen städtischen Urkunde vom Ja h re 1304 w ar Potsdam eine fertige S ta d t m it einer Bürgerschaft und einem S tad trath e, welche bereits aus dem Gemeindevermögen ein Ackerstück von der Gutsherrschaft zu Bornstedt erkauften.2) E in Umstand ist aber bei der Erörterung der Gründungsfrage noch besonders zu berücksichtigen. B ei der Umwandlung wendischer O rte zu deutschen D örfern oder S täd ten erhielten dieselben jedesmal eine Anzahl Ackerhufen als A usstattung. — B o r n i m , offenbar das einzige Ackerdorf aus wendischer Zeit, in der M itte der nördlichen Hochebene der In sel, erhielt bei seiner Umwandlung zu einem deutschen. D orfe die bedeutende D otation von 60 Hufen. Hiernächst erhielt das wahrscheinlich auf ursprünglick Bornimscher Feldmark gegründete D orf B o r n s t e d t 30 H ufen, G o lm nur 20 und die O rte E ic h e , G r u b e und N e d c litz , welche ursprünglich nur Höfe waren, jeder nur 8 Hufen. H ierm it w ar der zum Ackerbau geeignete Boden deS nördlichen P lateaus in der Nahe P o ts ­ dam s, bis auf die m it Eichenwald bedeckten Pfingstberge, zwischen dem Neuen G arten und dem Wege nach der Nedlitzer Fähre gänzlich vergeben und die Feldmark des Dorfes Bornstedt erstreckte sich bis zu einem den O rt Potsdam einschließenden Sum pfe. S o w ar der O rt westlich und nördlich begrenzt. I n nordöstlicher Richtung zog sich ein wenig gehobenes W iesenterrain zur Pirschheide hin, welches erst da, wo es trocken lag, zum Ackerbau geeignet war. P otsdam hatte hiernach ursprünglich also gar keine Feldmark und später auch niemals Hafenland besessen. ES ist dies ein Umstand, den es m it allen denjenigen einst wendisch gewesenen O rten gemein hatte, welche die Fischerei als Haupterwerb trieben und allenfalls nur Wörden oder G ärten und einige Wiesen besaßen. Als Albrecht der B ä r das Havelland und die Zauche auf friedlichem Wege von dem letzten Wendenfürsten P ribislaw zum Besitze erhielt und bei der hiernächst erfolgten Germanisirung deS Landes jene Feldereintheilung auf der In se l Potsdam erfolgte, bestand der O rt Potsdam noch als Fischerort fort, bis die politische Bedeutenheit desselben und seine für den Handel günstige Lage tti 1) Vergl. Beilage No. ü . — 2) R ie d e l, a. a. O. XI, 164.

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-er Nähe und im Schutze einer B u r g , sowie die dadurch entstandenen deutschen Ansiedlungen, die Ertheilung gewisser Vorrechte und die Entwickelung deö gewerblichen Verkehrs endlich die Ertheilung der völligen Stadtgerechtigkeit herbeiführten. W as aber die üblich gewesene D otation betrifft, so konnte dieselbe nur gering, viel geringer als sie viele der kleinsten Ackerdörfer erhielten, ausfallen; welches auch fortdauernd der Grund wurde, daß Potsdam sich nicht, — wie dieS andere S tä d te vermochten, — m it eigener Kraft emporrichten konnte. Denn was der Landesherrschaft dazu noch übrig verblieb, war jener schmale, an der Havel, von der Nedlitzer Grenze bis zur Pirschheide oder Gelter Grenze sich hinziehende Landstreifen, der zum größten T heil aus S u m p f, schlammigen Wiesen und noch zu rodendem Heidelande bestand. B ei der Einrichtung des deutschen Gemeindewesens zu Potsdam mußte aber noch ein anderer sehr wesentlicher Umstand zur Sprache kommen. E s wohnten noch Wenden und Deutsche zusammen an einem Orte. D ie sehr bedeutende Fischereigerechtigkeit in der H avel, welche die wendischen Fischer zu P otsdam einst allein ausübten, w ar, bei der Besitznahme des O rts von den Markgrafen, zur B urg P otsdam gelegt und dergestalt getheilt worden, daß das große G arn und die halbe Fischerei derselben ausschließlich verblieb, die andere Hälfte aber den Wenden belassen wurde, welche dafür ZinS und Dienste leisten mußten, in einer gewissen Leibeigenschaft verblieben und in allen Dingen dem Burgvogte allein unterworfen wurden. D a s große G arn dagegen wurde als Z insgut erblich an Deutsche ausgethan, wahr­ scheinlich mit der Bedingung, daß die Besitzer, welche in einer Urkunde vom Jahre 1467 Garnmeister genannt werden, ]) verpflichtet waren, ihre W ohnung auf der Burgfreiheit, mithin unter der Gerichts­ barkeit des Burgvogts zu nehmen; denn dort waren sie noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts angesessen. D ie in der Leibeigenschaft verbliebenen W enden aber,welche vielleicht noch nicht einmal die T aufe erhalten hatten, jedenfalls aber noch lange viele ihrer alten S itte n beibehielten und darum später auch noch S la v en genannt wurden, 2) mußten das Weichbild der S ta d t verlassen und sich außerhalb derselben an einem Orte ansiedeln, der nach ihren Wohnungen „K iez" genannt wurde und der Gerichts­ barkeit des Burgvogtes allein unterworfen war. D aS von ihnen gegründete D orf hatte 22 H ütten, 3) deren Zahl auch nicht vermehrt wurde. Potsdam bestand anfänglich, — wie wir es uns denken müssen, — als offener O rt, durch welchen vom Ufer der Havel, wo die Fähre anlegte, der Heerweg durch das Grünthor (die jetzige G rün­ straße), durch die Friedrichsstraße und in einem B o g e n , zwischen der schlammigen Wiese W it a m und dem Heiligensee, nach der Nedlitzer Fähre führte. E in anderer Weg aus der S ta d t führte durch daß Kiezthor, in der Richtung der heutigen Priesterstraße, 4) nach dem Kietze, der städtischen Feldmark und den umliegenden Dörfern. S o n st bestand noch östlich ein Weg aus der S ta d t nach der B u r g , durch die Burgstraße. W ir haben endlich noch die Frage zu erörtern, was für die Befestigung der S ta d t geschah; da bei der Verleihung des Stadtrechts in der R egel die Herstellung von M auern und Gräben den Städ ten zur Pflicht gemacht wurde und dergleichen Befestigungen damals eine S ta d t charakterisirten. — Hierüber sind uns nun zwar keine Nachrichten aufbehalten, es ist aber sehr wahrscheinlich, daß dergleichen kostspielige Befestigungswerke von einer kleinen Bürgerschaft, wie sie Potsdam anfänglich zurr hatte, umsoweniger gefordert wurde, als die Gewässer und S ü m p fe, welche die S ta d t dam als umgaben, vor­ läufig als hinreichende Befestigung betrachtet sein mochten. Wenn Leuthinger aber erzählt, daß erst im Jahre 1526 der Kurfürst Joachim I. angefangen habe Potsdam zu befestigen,5) so ist diese M ittheilung jedenfalls als eine irrthümliche zu betrachten und nur so auszulegen, daß dieser Fürst eine neue Befestigung der S ta d t begonnen habe. D enn das mit 1) R ie d e l, a. a. O. 182. — 2) Slavi de vico vel Kietz (Postamp). Landbuch S . 22. — 3) Das. S . 125. — 4) Daß durch diese Straße früher der Weg führte, wird dadurch erwiesen, daß in derselben, wo jetzt die reformirten Predigerhäuser stehen, im 15. Jahrhundert das Gertraut-Hofpital mit einer Kapelle erbaut wurde, welches an der Landstraße lag. — 5) L e u t h i n g e r , March. Brand. I, 83. (Edit. Küster.)

dem Jahre 1518 anhebende Potsdamer Stadtbuch gedenkt in feinem, .auö viel ältern Einnahme- unb Ausgaberegistern, x) unter der Rubrik «Garten- und WiesenzinS" einer Wiese „vors Grunthor an der S ta d t G r a b e n D a ß Potsdam also schon früher mit einem Stadtgraben umgeben war, kann daher nicht zweifelhaft, und nur die Frage würde noch zu beantworten sein, zu welcher Zeit dieser Graben gezogen wurde. Daß dies nicht bei der Verleihung des Stadtrechts erfolgte, ist schon angedeutet worden und erscheint um so wahrscheinlicher, wenn man erwägt, daß der Stadtgraben, wie wir denselben sogleich erkennen werden, noch ein ziemlich bedeutendes Terrain einschloß, das erst in späterer Zeit bebaut wurde. Vielmehr rechtfertigt sich die Ansicht, daß mehr als ein Jahrhundert feit der Erhebung Potsdams zur Stadt verfloß, daß selbst jene Moräste, welche die erste Stadtanlage einschloß, zum Theil schon aus­ getrocknet und die Zugänge zur Stadt dadurch bloß gelegt waren, bevor man sich genöthigt sah, dieselbe mit Gräben zu umziehen. W ir werden nicht irren, wenn wir annehmen, daß die vom Kaiser Karl IV. im Jahre 1374 erfolgte Erbauung eines neuen Schlosses zu Potsdam, wovon bereits im vorigen Ab­ schnitte die Rede war, die Veranlassung dazu bot, da der Stadtgraben, wovon sich noch im 17. Jahr­ hundert Spuren im heutigen Lustgarten vorfanden, zugleich dieses Schloß umgab und offenbar auch zu dessen Befestigung dienen mußte. I n einem alten Plane von Potsdam aus der Mitte deS 17. Jahrhunderts ist dieser Stadt­ graben, soweit er damals noch bestand, genau angegeben. Er war in einer Breite von zwei Ruthen, da wo die Brauerstraße und die Burgstraße sich berühren, aus der Havel abgeleitet und ziemlich in der Richtung, welche die Schusterstraße bezeichnet, weiter geführt. Er durchschnitt sodann die Grünstraße und zog sich hinter der Kirchstraße bis zur heutigen Kaiserstraße hin. Bis hieher läßt er sich in unserm Plane nur verfolgen. Daß er aber, in einem Bogen, einen Theil der Hohenwegstraße durchschnitt und durch den Lustgarten wieder zur Havel geführt war, läßt sich nicht allein aus den später noch vorge­ fundenen Ueberresten desselben, sondern auch daraus schließen, daß der Magistrat im Jahre 1541 Sau* und Gactenstellen „Auf dem Graben," wie die Häuser in der Hohenwegstraße eine Zeit lang hießen, verkaufte.2) Der Kurfürst Joachim I. hatte also den, im vorher erwähnten Plane nicht mehr vorhandenen Theil des alten Stadtgrabens, zur Erweiterung der Stadt und deS Lustgartens verschütten und von den Teich- und Wallmeistern Simon und Thomas Kocke3) aus der Havel, in der Nähe der Kellerbrücke, in den alten Graben beim Grünthore und auS diesem wieder quer durch die jetzige Garnison-Plantage nach der heutigen Breitenbrücke und sodann, ziemlich in der Richtung des jetzigen Kanals, beim Kieze in die Havel führen lassen.4) Hierauf wurde die bereits erweiterte Stadt, hinter der Hohenwegstraße und am Lustgarten, durch einen Wall verschlossen. 5) Dieses Werk mußte im Jahre 1530 bereits vollendet gewesen sein, denn der Kurfürst legte damals im Walle daß neue Kietzthor an, wozu er von einem Bürger Fabian Spiegelberg einen Theil feines Gartens erwarb.6) Durch das Verschütten des alten Stadtgrabens war auch die Kiezbrücke bei der Stadt, welche auf die Landstraße führte, deren Richtung die Priesterstraße andeutet, eingegangen. I h r alter Name wurde aber auf die Brücke über den „neuen Landwe hr gr aben" , wie der zwischen der Stadt und dem Kieze gezogene Graben hieß, 7) übertragen. Auch die Häuser „Auf dem Graben" (Hohewegstraße), erhielten damals die Benennung «Am Walle", nebenher auch «Hundemarkt", wie sie abwechselnd noch bis zum Jahre 1719 hießen. 1) Vergl. Beilage No. ü. — 2) Daselbst. — 3) Ersterer wurde schon im Jahre 1522 vom Kur­ fürsten in Potsdam beschäftigt. Der Letztere wird erst beim Jahre 1536 genannt. (Stadtbuch. Beil. No. II .) — 4) Ueberreste dieses vom großen Kurfürsten wieder verschütteten Grabens auf der Garnisonplantage und zwischen der Grünenbrncke und Kellerbrücke finden sich noch auf dem Stadtplane vom Jahre 1683 vor. — 5) Dieser Wall zog sich vom Lustgarten her hinter der Hohenwegstraße fort. Die Häuser in dieser Straße hießen noch bis zum Jahre 1711 „Am Walle." — 6) Stadtbuch. Beil. No. II. — 7) Im Jahre 1546 ver­ kaufte der Rath an Andreas Zimmermann ein Stück Land „Auf der Landwehre vor dem Kietzthore." (Stadt­ buch. Beil. No. II.)

Während deß 30jährigen Krieges wurde die Kiezbrücke über den Landwehrgraben durch ein Hornwerk befestigt, welches in zwei halben Bastionen bestand, so daß die Brücke in der M ilte einer Eourtine lag. *) Die vom Kurfürsten Joachim I. hergestellten Gräben ließ der große Kurfürst nur zum Theil bestehen. E r leitete, fast in paralleler Richtung mit dem heutigen Kanäle, einen neuen 3 Ruthen breiten Graben aus der Havel beim Kellerthore bis jenseits der Berlinerbrücke, von dort in einem stumpfen Winkel zum Niklas- oder Faulensee (Wilhelmsplatz) und aus diesem, in einem Knie, von der Ecke der Ebraerstraße bis zum Hause am Kanal No. 21, wo er die Richtung des heutigen Kanals bis zur Eisernen und Breitenbrücke und hiernächst die deS ältern Grabens aufnahm. Bei dieser Grabenziehung wurden die damals noch vorhandenen Ueberreste deß alten S tadt­ grabens , welcher die Burg- und Grünstraße durchschnitt, zugeworfen und das Grünthor und Kietzthor abgebrochen. Alle diese Veränderungen erfolgten zwischen den Jahren 1671 und 1683. Nach der Stadtund Kirchen-Ordnung von 1671 sollten nämlich noch beide Stadtthore des Abends verschlossen, werden, und nach dem Stadtplane von 1683 waren sie so wenig wie jene Ueberreste des alten Stadtgrabenmehr vorhanden, der neue Graben in der dargestellten Art aber bereits vollständig hergestellt, und die in der Gegend der heutigen Schusterstraße hieruächst erbauten Häuser führten noch im Jahre 1711 den Namen „Auf dem Graben" und „Bei dem Graben". Der vom großen Kurfürsten angelegte Stadtgraben diente bis zum Jahre 1722 noch als Be­ festigung , verlor diese Bedeutung aber, nachdem der König Friedrich Wilhelm I. damals die S tadt erweitern und mit Mauern umziehen ließ. Während dies geschah, wurde ein neuer 4 Ruthen breiter Kanal in einer mehr gradlinigen Richtung, sowie er heut noch besteht, angelegt und der ältere Graben, wo er mit dem Kanal nicht zusammenfiel, verschüttet. Auch wurden über denselben 7 Brücken angelegt, welche die alte S tadt mit der neuen in Verbindung setzten. Soviel von der Befestigung, welche, um Wiederholungen zu vermeiden, im ganzen Zusammen­ hange dargestellt werden mußte. Kehren wir nun zur frühern Darstellung zurück. Durch das Zuströmen neuer Ansiedler wurde nicht nur der innere Raum der ursprünglichen S tadt größtentheils mit Häusern besetzt, sondern man durchbrach auch den alten Häuserkreis an ver­ schiedenen Stellen. Es entstanden die heutige Schwertfegerstraße und die Schloßstraße bis zum alten Stadtgraben in der Gegend der Hohenwegstraße, und auch der Raum zwischen den Häusern am Markte und dem im Jahre 1374 erbauten Schlosse wurde mit Häusern besetzt, welche mehrere QuarreeS und Straßen bildeten. Jul Anfange des 16. Jahrhunderts, bevor noch die Verschüttung des westlichen Theils des alten Stadtgrabens erfolgte, hatte die Stadt fast.schon denselben Umfang, den die beigefügte Doppelt­ karte andeutet. Bezweckte der Kurfürst Joachim I. durch die Beseitigung des westlichen Stadtgrabens zunächst auch nur, den zur Erweiterung und Verschönerung des Lustgartens erforderlichen Raum zu gewinnen, so trug dies doch zugleich auch zur Verschönerung der Stadt bei. S ie verlies sich an dieser Seite in Gärten, die zum Theil mit Lusthäusern besetzt wurden. Eine eigentliche Erweiterung der S tadt erfolgte aber erst durch den großen Kurfürsten. Als dieser im Jahre 1640 die Regierung antrat, hatte die Stadt noch denselben Umfang, wie zur Zeit Joachims. N ur am östlichen Ende derselben war die Kriewihgasse, damals, wahrscheinlich weil sie aus Gärten entstanden war, „ Gr ün s t r a ße " genannt, mehr bebaut, auch die Zahl der Häuser „Am W all und Graben" (Hohewegstraße) waren vermehrt worden und bildeten nunmehr schon eine Straße. Das 1) Nach der mehrerwähnten Karte aus der M itte des 17. Jahrhunderts. Diese Befestigung ist in der damals üblich gewesenen Niederländischen A rt, wie sie von Doge gelehrt wurde, ausgeführt gewesen. Die Flanken des Hornwerks führten nämlich rechtwinklig auf die Courtine.

Schloß dagegen w ar noch m it jenen aus dem Ja h re 1374 herrührenden M auern und Thürm en umgeben und der Lustgarten hatte noch nicht seine spätere Ausdehnung, da die Havel dam als noch den südlichen Theil desselben überfluthete und ein Rest des alten S tad tg rab en s, der etwa durch die M itte des heuti­ gen Lustgartens ging, ihn westlich begrenzte. 61 Bürgerhäuser in der S ta d t, die während des 3vjährigen Krieges von ihren Eigenthümern verlassen wurden, waren fast gänzlich verwüstet, und die H älfte der Häuser auf dem Kieze waren von den Schweden theils verbrannt, theils niedergerissen worden. W ie ganz anders w ar der Zustand der S ta d t am Ende der Regierung dieses Fürsten: Auf der S telle des alten Schlosses und alter Bürgerhäuser, welche dasselbe nördlich umstanden, w ar ein P alast von viel größerem Umfange und prachtvoll hergestellt; der Lustgarten w ar durch Abdämmen der Havel und den Ankauf angrenzender Bürgergärten vergrößert und m it B äu m en , S träuch ern , Blum en, Wasserkünsten und S ta tu e n verziert worden; die wüsten Bürgerhäuser waren größtentheils wieder auf­ gebaut und m it tüchtigen W irthen besetzt worden; am westlichen Ende der S ta d t w ar der W all ab­ getragen und auf angekauften B ürgergärten die kurfürstliche Amtsfreiheit m it dem Neuen - M arkte und dem M arstalle aus der sog. S tadtfreiheit waren Häuser „V or dem Kiez" die heutige Breitestraße, über­ haupt aber 61 Häuser entstanden, welche, soweit sie auf dem vom Kurfürsten erkauften G rund und Boden erbaut w aren, unter der Ju risdictio n des Amts standen. Z ur Verbindung des N euen-M arkts m it dem alten S tadttheile w ar die Petersilienstraße (Schwertfegerstraße) verlängert und deshalb ein B ürgerhaus abgebrochen worden. —- D ie bereits unter dem Kurfürsten Joachim 1. als neuer Weg angelegte Breitestraße w ar bis zur Havelbucht m it Linden ^bepflaitzl. *) I n der G artenstraße (Priester­ straße), der durch die Anlage des Landwehrgrabens zur Sackgaffe gewordenen alten Landstraße, waren dem reformirten Prediger Flem m ing, dem M aler Form ention, V aillan t und mehreren kurfürstlichen B eam ten, Baustellen und W ohnungen angewiesen worden, auch wohnte daselbst eine Zeitlang „der D uc de Schömberg" und d a, wo jetzt das HauS Schloßstraße No. 13 steht, hatte der G eneral - D irector der M arine R a u l e t , einst die Seele der Brandenburgischen F lotte, ein G artenhaus, das er bei seiner Anwesenheit in Potsdam bewohnte. I n der Burgstraße w ar ein A m tshaus m it der Amtsvogtei, ein S alz h au s, Schlachthaus und auf der Burginsel am Ende der S tra ß e , wo eine W indmühle vor dem alten W alle gestanden hatte und später die Heiligegeistkirche gebaut wurde, w ar ein kurfürstlicher W ein­ keller angelegt, auch waren in derselben S tra ß e auf wüstem Lande einige Bürgerhäuser erbaut und mehrere von den B ürgern angekaufte Grundstücke zur Anlage von Tabacksgärten verwendet worden. A uf dem alten Kirchhofe vor dem G rünthore, wo jetzt das Armenhaus vor dem Berlinerthore steht, hatte der Kurfürst das während des 3vjährigen Krieges zerstörte G ertrau ts - H ospital in der Priester­ straße heu aufgebaut, in der Breitenstraße ein Asyl für Predigerwittwen und in der Lindenstraße, welche dam als schon eine breite, nach dem Fasanengarten führende Allee bildete, waren zwei Häuser eines D r. Mentzel zu einem S tifte für W ittw en und Kinder der lutherischen Prediger angekauft worden. I n der Umgebung der S ta d t w ar vor der Langenbrücke die Amtsmeierei neu aufgebaut und musterhaft einge­ richtet, und am Rande der Havel ein Kornmagazin (das spätere B rau h au s) erbaut. Zu C aput w ar ein Schloß m it einem W ein- und O bstgarten hergestellt. Zu Klein-Glienicke und B ornim waren Lust­ schlösser erbaut, von welchen sich daß Letztere durch seinen m it Wasserkünsten, G ro tte n , S tatu e n und schönen Alleen gezierten P ark auszeichnete. D er Kurfürst hatte von diesem aus den sogenannten Tyrolergraben nach dem m it der Havel in Verbindung stehenden Schifffahrtsgraben anlegen lassen und liebte eS, oft zu Wasser Spazierfahrten dahin zu machen. Und zur Beförderung des Verkehrs hatte er Land­ straßen anlegen lassen: nach B randenburg durch die Pirschheide über Baumgartenbrück, und nach B erlin über Glienicke. D ie nach beiden O rten hin führenden Brücken über die Havel wurden dam als erst erbaut. Auch die Teltower Brücke bei der S ta d t hatte der große K urfürst in grader Richtung neu und breiter erbauen lassen. — D ie nachfolgende Uebersicht ergiebt die damaligen Bestandtheile der S ta d t nach Straßennam en und Häusermenge. 1) Jenseits der Havelbucht schloß sich eine in grader Richtung geführte Allee bis zum Panberge bei G olm an, welchen der große Kurfürst häufig besuchte.

Hl.

I

III li 36

A m M arkte hießen säm m tliche H äu ser dem R ath h au se gen ü b er, in der B rau erstraß e und au f der W asserseite B lücherplatzes. Nach dem J a h r e 1770 tra te n hierzu auch H äuser A m S chlöffe N o. 1— 4, welche au f w üsten P lä tzen b a u t w urden.

ge­ des die ge­ 34

Z u derselben rechnete m an die H äu ser A m alten M ark te N o . 6 — 11, in der jetzigen K irchstraße und die S ch w e rtfeg e r­ straße bis zur H ohenw egstraße.

6 Z u derselben gehörten da6 P re d ig e r- und S c h u lh a u s , daö daneben belegene Eckhaus A m alten M ark te N o. 3 und die H ä u ser in der S ch arren str. N o. 1, 2 u. 3. — D ie rechte S e ite der S c h a rre n str. vom M ark te her en th ielt n u r einige H in te r­ gebäude der H äu ser in der B rau e rstr., und die H äu ser B lü c h er­ platz N o. 7, 8 w urden zu den H äu sern A m G r a b e n gerechnet.

2 D iese H äuser standen dem G rundstücke A m alten M ark te N o. 16 gegenüber und w urden erst 1719 abgebrochen. 12 U n ter diesem N am en verstand m an u rsp rü n g lich die H ä u ­ ser in der K riew itzgaffe. S ie w urde von der K irchstraße bis zum G rü n th o re durch die H äuser G rü n str. N o. 1, 2 u. 9 schon im 16. J a h r h , v e rlä n g e rt. E rs t später, nach fern erer B e b a u u n g , erh ielt diese V e rlän g eru n g den alten N am en ausschließlich. 17

G r a b e n .............................................................................. Zwischen 1671 und 1683 w urde der noch v o rh an d en gew e­ sene T h e il des alte n S ta d tg ra b e n s verschüttet und m it H ä u ­ sern besetzt, welche sp äter noch um g eb au t w urden und die jetzige S c h u s t e r s t r a ß e bilden.

43 F rü h e r hieß sie B u r g s r c i h e i t , auch B u r g s t ä t t e oder B u r g s t a d t . — U n ter den nengebauten H äu sern ist das A m ts­ h au s, die A m tsv o g te i und das S a lz h a u s nicht m it begriffen. 9 S o hießen die beiden H äuserreihen, welche vom A lten M ark te bis zum K ietzthore (w elches zwischen der H ohenw egstraße und dem A lten M ark te lag ) reichten. Z h r N am e ist w ahrscheinlich von der kursürstt. Bäckerei entleh n t, welche sich in dem S c h lo ß ­ th u rm e , in der N äh e dieser S tr a ß e b efan d , der d aru m „der B ackthurm " hieß. V o n ih r blieb n u r die nördliche H äu serreih e stehen, die 1717 noch B ä cke r s tr ., hiernächst K l e i n e S c h l o ß s t r a ß e h ieß , zur U nterscheidung von der G r o ß e n S c h l o ß s t r a ß e , der heutigen B ra u e rstra ß e .

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Am W a l l e ......................................................................... D e r erstere N am e ist der ä lte re ; sp äter w urde n u r der letz­ tere gebraucht. D ie H äuser standen zum T h e il au f dem alte n verschütteten S ta d tg ra b e n , zum T h e il am W alle. B e im U m ­ bau im I . 1717 erhielten die alten H äu ser die S te lle n , welche jetzt H ohew egstraße 1 , 2 , 3 , 12 u. 13 und S ch lo ß straß e 8 n. 9 belegen sind.

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S e i t 1671 w aren au f dem vom K u rfü rsten angekauften G r u n d und B o d en , au f leeren S ta d tp lä tz e n (S ta d tfre ih e it) und bürgerlichen G rundstücken, H äuser erb au t w orden, welche den obigen G e sam m tn am en fü h rte n . D ie einzelnen S tr a ß e n w a re n : A m S t a l l e , sp äter M a r s t a l l e , jetzt A m N euen M ark te , V o r d e m K i e z e , jetzt B re ite s tra ß e , vom L ustgarten bis z u r B reitenbrücke, D i e G a r t e n s t r a ß e , jetzt P riesterstra ß e. | \ 12 0 6

Die Stadt war hiernach vom Jahre 1660 bis 1688 um 48 Häuser vermehrt worden, der innere Stadttheil hatte an Räumlichkeit gewonnen, namentlich war ein geräumiger Marktplatz entstan­ den und viel alte Gebäude waren dem Auge entzogen und durch bessere ersetzt worden, auch hatten mehrere Straßen an Regelmäßigkeit gewonnen. Der Nachfolger des großen Kurfürsten, der nachherige König Friedrich I., ließ daS Schloß­ portal nebst einer Kuppel, welches sich auf seine Krönung als König beziehen sollte, Herstellen; von andern Bauwerken während seiner Regierung finden sich keine Spuren, *) denn nur auf der Freiheit vermehrte sich die Zahl der Bürgerhäuser um 14. Großartig waren aber die Bauten, welche der König Friedrich Wilhelm I. unternahm. AlS derselbe zur Regierung gelangte, hatte Potsdam nur 220 Häuser und bei seinem Lode waren, außer den vielen Kasernen, königlichen und öffentlichen Gebäuden, allein 1154 Bürgerhäuser vorhanden. — Er begann im Jahre 1717 damit, vom Kieze, durch eine Bucht der Havel, bis zur nördlichen Flucht der jetzigen Charlottenstraße und in der Richtung derselben und der Tuchmacherstraße bis zur Havel an der Kellerbrücke eine Mauer ziehen und da, wo die Lindenstraße die Nauenerstraße und die Charlotten­ straße durchschnitt, daS Brandenburger- und das Nauener-Thor, und am Ende der Tuchmacherstraße, der Berliner-Brücke gegenüber, das Berliner-Thor anlegen zu lassen. Sämmtliche Straßen innerhalb die­ ses Raumes waren schon vorher abgesteckt und zum Theil mit Häusern besetzt worden. Diese Erweite­ rung erhielt den Namen der Neustadt und wurde durch den neuen Kanal von der Altstadt und der Freiheit, welche letztere nunmehr zur Altstadt gerechnet ward, getrennt. Die Straßen dieses neuen Stadt­ theils führten damals noch keine Namen. Nur die Lindenstraße bis zur Charlottenstraße wurde „ B r a n ­ denburger S t r a ß e " , die Nauenerstraße von der Brücke bis zur Charlottenstraße „A m Faul enSee" (Wilhelmsplatz) und die Häuserreihe am Kanal, vom Wilhelmsplatz bis zur Berliner-Brücke, »BodenS-Gracht", nach dem damaligen Minister v. Boden, der das HauS am Kanal No. 13 besaß, genannt. Bis zum Jahre 1733 war diese Auslage der Stadt bereits mit Häusern besetzt. — Da aber die dadurch hergestellten Wohnräume zur vollständigen Unterbringung der Garde des Königs noch immer nicht ausreichte, so nahm er in demselben Jahre nochmals eine Erweiterung der Stadt vor. Es wurde die Stadtmauer von der Charlottenstraße bis zu der Linie hinausgerückt, auf der sie noch heut steht. Auch daS Brandenburger-, Jäger- und Nauener-Thor wurden auf ihrem jetzigen Standort erbaut. Nur von der Tuchmacherstraße bis zur Kellerbrücke blieb die Mauer noch stehen. Auch diese noch weiter hinauszurücken und Potsdam bis zur BehlertSstraße vor dem Berliner-Thore zu erweitern, war der lebhafte Wunsch des Königs, an dessen Ausführung ihn jedoch der Tod verhinderte. Dem Könige Friedrich II. war es hiernächst vorbehalten, daS Werk feines Vaters zu vollenden und zu verherrlichen. Er ließ sogleich nach seinem Regierungsantritte den erst begonnenen Bau von 2 holländischen Häuser-Quarrees vollenden und begann nach Beendigung des Schlesischen Krieges damit, die fast sämmtlich von Holz und Fachwerk erbauten Bürgerhäuser, welche nur zwei Stockwerke hatten und deren Anstrich von weißer und oranger Farbe einen sehr einförmigen Anblick darboten, nach und nach abbrechen und massiv, zum Theil dreistöckig, wieder aufzubauen. Auch wurde im Jahre 1753 die letzte, bereits vom Könige Friedrich Wilhelm I. beabsichtigte Erweiterung der Stadt, durch Hinausrücken der Mauer vorn Bassill bis zur Havel nach ihrem jetzigen Standorte vorgenommen

1) Daß dieser Regent die Friedrichsstadt, nämlich die Friedrichs- und Französische Straße erbaut haben soll, wovon zuerst Nicolai (Beschreibung von Berlin und Potsdam, I I I , 1114) spricht, erscheint nicht begründet. I n älteren Nachrichten (G e rla c h , Gesammelte Nachrichten von Potsdam, Stück 1, S . 34) wird ausdrücklich erwähnt, daß der König nur den Schloßthnrm zu Potsdam erbaut habe. DieS stimmt mit andern glaubhaften Nachrichten auch überein. Die Feuer-Kataster vom Jahre 1706 ff. erwähnen noch nichts von Häusern der Friedrichs- und Französischen Straße, und erst im Kataster vom Jahre 1724 findet sich die Rubrik F ried rich ss tad t vor, zu welcher die Häuser Französische Straße No. 7— 9 und 1 5 —20, einige Häuser in der Frtedrichsstraße und Bodens-Gracht (Kanal No. 7— 18) gehörten.

und der dadurch gewonnene R aum m it Bürgerhäusern, Kasernen und anderen militärischen G ebäuden besetzt. E s würde hier zu weit fuhren, alle die Bauwerke und Verschönerungen, welche der große Kö­ nig in der S ta d t und ihrer Umgebung ausgeführt hat, einzeln aufzuzählen. S ie sind in einer beson­ deren Uebersicht nach der Zeitfolge zusammengestellt und diesem Werke beigefügt worden. *) — N ur so viel sei hier noch bemerkt, daß er in der S ta d t allein 671 Bürgerhäuser und eine große Anzahl von militärischen Gebäuden massiv und zum Theil im römischen B austyl hat aufführen und viele andere öffentliche B a u te n , an Uferbekteidungen, Straßenpflaster u. s. w ., m it einem großen Kostenaufwande h at ausführen lassen. D a s Geld floß g rö ß ten teils aus seiner Chatoulle und die B ürger erhielten die ihnen ausgebauten Häuser m it der später wieder aufgehobenen Verpflichtung, darin S oldaten in Q u a rtie r zu nehmen, oder Fabriken darin zu betreiben, geschenkt. F ür diese und die Prachtbauten und Anlagen in und bei der S ta d t verwandte der König über­ haupt eine S um m e von mehr als 10 M illionen Thalern. S e in Tod verhinderte ih n , sämmtliche Bürgerhäuser massiv und ansehnlich herzustellen, so daß noch Gebäude in der Jägerstraße, Schockstraße, W aisen- und Junkerstraße rc. in demselben Zustande ver­ blieben, wie sie der König Friedrich W ilhelm I. hergestellt hatte. W ie sehr er sich aber beeiferte, sein Werk vollständig zu vollbringen, läßt sich daraus erkennen, daß in seinen letzten Lebensjahren stets größere S um m en lediglich zur Erbauung von Bürgerhäusern zur Verwendung kamen. Seitdem ist eine Erweiterung der S ta d t an sich nicht erfolgt. Aber alle Nachfolger des großen Königs haben m it Aufopferung bedeutender Sum m en unablässig auf die Verschönerung der S ta d t durch Herstellung von Bürgerhäusern, öffentlichen G ebäuden, Prachtbauten rc. hingewirkt. Besonders hervorzuheben sind aber noch die in neuester Zeit erfolgten Verschönerungen und die mannigfachen und prachtvollen Anlagen und Bauwerke, welche sich fast über die ganze In se l P otsdam verbreiten und diese n Verbindung m it den an Anmuth und Pracht wetteifernden Schlössern B abersberg und Glienicke, alse.': en Glanzpunkt erscheinen lassen, bei dem man m it S tau n en und Entzücken verweilt. D ie geschichtlichen M omente von der G ründung und Erweiterung der S ta d t Potsdam faffen w ir zusammen in folgende

Uebersicht. I. W e n d i s c h e Z e i t . Auf einem von S u m p f und Wasser umgebenen H ügel, von den Wenden P oztupim i genannt (deutsch: fester B oden, A u ftritt, Landungsplatz), bei welchem eine F urt durch die Havel die Verbindung zwischen der Zauche und dem Lande der Stoderaner oder Heveller herstellte, hatten sich Fischer niedergelassen. D er O rt, als Uebergangspunkt, hatte eine militärische W ichtig­ keit und darum wahrscheinlich schon dam als jene burgartige Befestigung auf einer kleinen In se l in der Havel, am Ende der Burgstraße. E r w ar int Ja h re 993 vorübergehend im Besitze der D eu t­ schen und wurde m it der ganzen In sel P o tsd a m , dam als C hotim uizI genannt, vom Könige O tto III. der Abtei Q uedlinburg geschenkt. — D ie Wenden empörten sich bald hierauf und ver­ trieben die Deutschen. II. D e u t s c h e Z e i t von 1157 bis 1374. D er O rt P otsdam bestand aus einem einfachen Kreise von H äusern, welche den Alten M arkt umstanden, m it einer christlichen Kirche. Auch von den D eu t­ schen wird die politische Wichtigkeit des O rts erkannt und zur Sicherung und Vertheidigung deUebergangs eine B u rg errichtet, die wahrscheinlich tut folgenden Jahrhundert schon zerfiel — Durch Ansiedelung von Deutschen entwickelte sich ein gewerblicher Verkehr, der, nebst andern Umständen, um die M itte des 13. Jahrhunderts die Erhebung des O rts zur S ta d t herbeiführte. Hierbei erfolgte die Sonderung der deutschen von der wendischen Gemeinde. E s bildete sich außerhalb der S ta d t ein Kiez. B a u des ersten Rathhauses. — Durch weitere Ansiedelung füllt sich nach und 1) Beilage No. IV.

nach der innere S tad trau m m it H äusern; es entstand die südliche Häuserreihe der Kirchstraße, der Anfang der Scharrenstraße und der Kriewitzgaffe. D er Zugang zur S ta d t wurde durch eine Fähre vermittelt. III. B on 1374 bis 1530. D er Kaiser K arl baute im Ja h re 1374 ein festes Schloß an der H avel (auf der südlichen Stelle des heutigen Kgl. Schlosses). Dieser B a u hatte wahrscheinlich die B e ­ festigung der S ta d t durch einen G raben, jedenfalls aber die Erweiterung der S ta d t durch zwei S tra ß e n , die Schwertfegerstraße und die später abgebrochene Bäckerstraße, zur Folge. E s waren zwei Thore, daö G rünthor und Kiezthor, nebst Zugbrücken über den G raben vorhanden. An Stelle der Fähre trat im Ja h re 1416 die Langebrücke. IV. V on 1530 bis 1660. D er Kurfürst Joachim I. hatte einen Theil des S tadtgrabens verschütten und westlich von der S ta d t einen neuen G raben ziehen lassen und mit Anlage des Lustgartens be­ gonnen. S e in Nachfolger erweiterte denselben, befestigte die S ta d t durch einen W all und verlegte daö Kiezthor. Auf dem verschütteten Stadtgraben wurden Häuser gebaut und G ärten angelegt. D er im Jah re 1536 abgebrannte größte Theil der S ta d t ward wieder aufgebaut, wahrscheinlich m it einigen Veränderungen der ursprünglichen Form . — V on der K urfürstin K atharina (1590— 1604) wird das alte karolinische Schloß umgebaut. Eine Vergrößerung der S ta d t erfolgte weiter nicht, vielmehr seufzten die Einwohner bald hernach unter den Drangsalen des 30jährigen Krieges. E in großer Theil der Häuser w ar verödet und zerfallen und die H älfte des Kiezes von den Schweden zerstört. Potsdam gewährte zu Ende dieser Periode ein B ild der Verarm ung und des gänzlichen Zerfallens. V. V on 1660 bis 1717. Diese Periode beginnt m it dem B au eines neuen Schlosses im großartigen S ty le, wozu eine Menge von Bürgerhäusern abgebrochen wurden, um den zum B au nöthigen R aum zu gewinnen. D er große K urfürst residirt zu Potsdam . D ie Niederlassung von Handwerkern und kurfürstlichen Beamten machen den B a u neuer Häuser nothwendig; es entsteht im Westen der alten S ta d t eine neue Auslage derselben, „ d i e F r e i h e i t " . D ie S ta d t w ar bis 1688 um 48 Häuser vermehrt worden. VI. Von 1719 bis 1740. D er König Friedrich W ilhelm I. erweitert P otsdam : zuerst (1719— 1722) bis zur Charlotten- und Tuchmacherstraße, fodann (1733) nochmals bis zu der Linie, welche die heutige S tadtm auer bezeichnet. (N ur die Gegend zwischen der Berlinerbrücke bis zum B erlinerthore und von da bis zur Havel an der Kellerbrücke w ar dam als noch ausgeschlossen.) E s entstanden unter seiner Regierung, die öffentlichen Gebäude, Kasernen u. s. w. ungerechnet, 934 B ürgerhäuser. V II. V on 1740 bis jetzt. König Friedrich II. vollendete die noch im B a u begriffenen holländischen Häuser. 1754 letzte Erweiterung der S ta d t durch Hinausrücken des B erlinerthors. D ie meisten der von Friedrich W ilhelm I. erbauten B ürger- und militärischen Gebäude werden abgebrochen und neu, massiv und höher, zum Theil im römischen S ty le aufgeführt. Auch die folgenden Regenten ver­ schönern Potsdam , besonders in neuester Z eit die Umgebungen durch Ausführung großartiger B auten und G artenanlagen.

2. Ueber Straßenanlagen und Straßennamen. D er R ing von H äusern, welcher das alte Potsdam bildete, konnte, wegen der Ungunst der Bodenverhältnisse, durch einen zweiten nicht vermehrt werden. Um die S ta d t zu erweitern, wurde er westlich durchbrochen, *) und an die dort entstandene Auslage knüpften sich alle spätere Erweiterungen. D er innere R aum jenes alten R inges, der m it Ausnahme der Kirche, des Kirchhofes und Rathhauses, als Marktplatz diente, füllte sich zuerst in seinem westlichen Theile, in der Nähe des Schlöffe-, 1) Die östlich belegene Burgstraße kann als eine Erweiterung der alten S ta d t nicht betrachtet werden. S ie bildete sich aus einer besondern mit der S tad t ursprünglich nicht in Zusammenhang gewesenen Ansiedelung. m. ß

fast vollständig m it Häusern, wodurch der Marktplatz vor dem Rathhause sehr eingeengt wurde. Oestlich von diesem M ittelpunkte, jenseits der Kirche und des R athhauses, erfolgte die B ebauung n ur sehr allmählig. — Zunächst entstand hier wohl die südliche Häuserreihe der jetzigen Kirchstraße in der N ähe deG r ü n t h o r s , die sich als westliche Häuserreihe in der Kriewitzgasse, welche ursprünglich G rünstraße hieß und von der B rauerstraße zum G rü n th o r führte, fortsetzte. H inter dem Rathhause w ar der Platz bis zur Burgstraße im J a h r e 1650 noch nicht bebaut und die Hauser N o. 1— 3 in der Scharrenstraße, welche da­ m als K i r c h g a s s e hieß, lagen an einem freien Platze. D en N am en Kirchgasse führten ursprünglich die zwischen dem R athhause und der heutigen Kirchstraße, der Kirche gegenüber, belegenen Häuser, deren eines, das H a u s am M arkte N o. 3, in der Scharrenstraße 2 Buden hatte, welche zur Kirchgasse gezählt wurden und die Veranlassung waren, daß 2 andere H äuser, welche neben denselben entstanden, ebenfalls dahin gerechnet w urden, so daß endlich zwei nach verschiedenen Richtungen laufende S tr a ß e n einen und denselben N am en erhalten hatten. D ie Brauerstraße aber, welche durch eine Menge von Häusern von dem alten M arkte schon seit Jahrhu nderten gänzlich getrennt worden w ar und mit ihm mir durch eine andere S t r a ß e zusammenhing, behielt ihren alten Nam en „ A m M a r k t e " nicht nur bis zu Ende des 17. Ja h rh u n d e rts noch bei, sondern theilte ihn noch m it denjenigen Häusern, welche in ihrer Fortsetzung zur Langenbrücke und zur Burgftraße entstanden waren. D ie Zähigkeit unsrer Vorfahren im Festhalten alter Benennungen hatte zu ihrer Zeit einen G ru n d , der sich rechtfertigte, aber Je d e m , der diese Oertlichkeiten nach Jahrhunderten betrachtet, ohne ihre Entstehung zu berücksichtigen, wunderlich erscheinen muß. M a n baute. S tr a ß e n nicht planm äßig, sondern nach dem augenblicklichen Bedürfnisse; und bevor eine S t r a ß e vollendet w a r, hatte sich irgend ein N am e schon so vollkommen einge­ bürgert und w ar in die Schoßkataster übergegangen, daß man es für einen Verstoß gegen die bestehende O rd n u n g , auch wohl für unbequem hielt, ihr noch nachträglich einen andern zu geben. — Ueberdies w a r die S t a d t nur klein und zur Bezeichnung eines Hauses genügte es vollkommen, den Nam en seineBesitzers zu wissen. Hielt m an früher aber Jahrhunderte lang an einem alten S tra ß en n a m e n fest, so kehrte sich diese Gewohnheit nach der Erweiterung der S t a d t unter dem Könige Friedrich W ilhelm 1. völlig um, indem m au die N a m en desto häufiger wechselte. Am meisten geschah dies mit der heutigen Schloßstraße. S i e hieß vom Alten- bis zum Neuenmarkte zuerst Bäckerstraße, sodann von der Hohenwegstraße bis zum Neuenmarkte Kleine Schloßstraße, nebenher „Am W alle" und Lustgarten, in ihrer ganzen Ausdehnung eine Zeitlang G r e n a d i e r ft r a ß e , sodann hieß der dem S ta lle gegenüberliegende S tra ß en th eil „Am S ta lle " , d e r .Theil vom Altenmarkte bis zur Hohenwegstraße „Platz am Schlosse", „Fiaker-Platz" und „Schloßplatz", daneben aber wieder Kleine Schloßstraße, bis endlich für alle diese Straßentheile der heutige G esam m tnam e eingeführt und beibehalten wurde. Selbst einem ganzen S tad tth e ile legte man verschiedene Benennungen bei. D e r König zog in der Richtung der Charlotten- und Tuchmacherstraße eine S ta d tm a u e r und nannte den sie einschließenden R a u m „die Neustadt", deren B a u in der Breitenstraße und später in der Friedrichsstraße (jetzt Franzöfischestraße) begonnen hatte. D a der sehr morastige Faulesee (Wilhelmsplatz) aber den Zusammenhang dieses S ta d tth e ils unterbrach, so rechnete m an die in der Friedrichsstraße, sowie alle jenseits des W ilhelm s­ platzes gebaute Häuser nicht zur Neustadt, sondern nannte sie Friedrichsstadt, und es wurden die N e u ­ s t a d t , der F a u l e s e e und die F r i e d r i c h s s t a d t noch lange neben einander genannt, selbst noch nach dem J a h r e 1733, als schon die zweite Auslage der Neustadt alle diese Theile mit einander verbunden hatte. Ueberhaupt führten die Schwierigkeiten, m it welchen man bei der B ebauung des W ilhelm s­ platzes zu kämpfen hatte, noch andere S tö ru n g e n im B a u und der Benennung von S tr a ß e n herbei. Offenbar hatte der König den P l a n , die S t r a ß e nach dem Nauener-Thore so zu legen, daß sie direct vom Schlosse am alten M arkte durch die heutige Kaiserstraße und mitten über den Wilhelmsplatz hinwegführen sollte. Z u diesem Zwecke wurde ein H a u s bei der Schwertfegerstraße abgebrochen und eine neue S tr a ß e , die jetzige Kaiserstraße, zum Kanäle geführt, über welchen auch eine Brücke erbaut werden sollte. D e r König nannte diese neuangelegte S t r a ß e die „ N a u e n e r - S t r a ß e " , und unter diesem N am en

ward sie in den Katastern noch im Jahre 1724 aufgeführt; hiernächst aber, als jener Plan auf­ gegeben war, auf die Hohewegstraße übertragen und die Kaiserstraße nach dem damaligen Besitzer des Hauses No. 2 daselbst, dem Bäcker Kayser, Kaysers-Gäßchen genannt. — Da aber auch für die Hohewegstraße der Name Naueuerftraße nicht beibehalten werden konnte, weil solche durch die Benennung „Am Faulensee" unterbrochen wurde und erst jenseits desselben wieder begann, so nannte man sie „ H o h e r S t e i n w e g " und, da auch die jetzige Scharrenstraße inzwischen dieselbe Benennung erhalten hatte, zur Unterscheidung von dieser „Hohersteinweg an der NauenerBrücke". I n gleicher Verlegenheit war man mit den verschiedenen „ Kreuz - " und „ Quer gassen", welche in allen Stadtgegenden bestanden und die man nach ihrer Sage: am Brandenburger - Thore, im holländischen Quarree, an der Heiligengeistkirche, nach der Plantage u. s. w. näher bezeichnen mußte. Zu einer festen Straßenbenennung kam es erst bei der Numerirung der Häuser im Jahre 1806. Erst damals wurde man sich der vielen Inkonsequenzen recht bewußt, welche in den Benennungen ob­ walteten und welche nun durch sichtbare Bezeichnung aller Straßen beseitigt wurden. Die obigen Thatsachen sind nur als Beispiele hervorgehoben worden. Mehr ergiebt sich noch aus dem folgenden Verzeichnisse von Straßennamen.

I n der Altstadt. Die Burgstraße, früher Burgstätte und Burgstadt. Sie führte ihren heutigen Namen schon im 16. Jahrhundert. Die Brauerstraße. Zu Ende deß 17. Jahrhunderts hieß sie noch „Am Markte", bildete hieraus einen Theil der großen Schloßstraße und hieß seit 1724 abwechselnd Brauerstraße und große Schloß­ straße. Die erstere Benennung wurde zu Ende des vorigen Jahrhunderts ausschließlich beibehalten. Der Blücherplatz. Die Häuser No. 1—5 waren bis zu Ende des 17. Jahrhunderts ein Theil der Straße „Am Markte", mit dem sie den Namen „Große Schloßstraße" erhielten. Die Häuser No. 7 und 8, früher mehrere kleinere Häuschen, hießen noch zu Anfange des vorigen Jahrhunderts „Auf und bei dem Graben". Das Haus No. 8 gehörte zur Kriewitzgasse und war dieser zugewandt. — Nachdem diese Häuser um das Jahr 1719 umgebaut und die Straße regulirt worden, erhielten alle vorhergedachten Häuser den Namen „Am kleinen Marktplatze", später „Aui Ziegenmarkte" und im Jahre 1819 „Blücherplatz". Die Hohewegstraße. Im 16. Jahrhundert A u f dem Graben, hieraus Am W a l l e auch Hun de ­ markt, 1726 Naueuerftraße, um 1740 Hohersteinweg, später mit dem Zusatze „an der Nauener-Brücke", dann wie heut genannt. Die Kaiserstraße ward 1720 angelegt und Naueuerftraße genannt, um 1730 hieß sie Kaisersgaßchen, nach dem Besitzer des HauseS No. 2, 1755 Hütergasse, nach einem Hutmacher an der Ecke des Kanals, 1771 Hutmacherstraße. Später erhielt sie ihren früheren Namen wieder. Die Kirchstraße. Dieselbe war ein Theil der Petersilienstraße, mit welcher sie 1724 Kant or st r aße hieß und nach dem Jahre 1755, von dieser abgesondert, Ni col ai - Ki r chs tr aß e, und im Anfange dieses Jahrhunderts Kirchgaffe genannt wurde. Die Kriewitzgasse. Sie hieß noch bis 1717 Grünstraße, sodann, zur Unterscheidung von der jetzigen Grüustraße, „Grünsträßchen" und erhielt 1738 nach dem damaligen Besitzer des vormals Liebheimschen Hauses No. 5 daselbst, dem Schlächtermeister Kriewitz, ihren jetzigen Namen. Die Mammonstraße wurde um das Jahr 1720 angelegt. I n derselben besaß der Baumeister deö Königs, Hauptmann Gayette, das HauS No. 5, der Oberstlieutenant v. Kleist das Haus No. 6. Der Reichthum des Letztem soll dieser Straße damals ihren Namen verschafft haben. Der A l t e M a r k t ist nur ein geringer Hebertest von vielen Häusern, welche einst den Namen Am Ma rk t e führten. Die Häuser No. 3 — 5 gehörten früher zur Kirchgasse und No. 6 — 11 zur Pe te r si l ie n- und nachherigen Kantorstraße und wurden erst um 1750 den Häusern Am Markte zugezählt. Die Priesterstraße war ehemals Landstraße vor dem Kietzthore. Wo die Predigerhäuser No. 9, 10 5*

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stehen, befand sich bis nach dem 30jährigen Kriege das S t. Gertraut - Hospital mit einer Kapelle. Spater hieß sie Garten- auch G ä r t n e r st raße, weil der kurfürstl. Gärtner daselbst ein Haubesaß. Erst nach dem Zahre 1750 findet sich ihr heutiger Name vor. Scharrenstraße war früher ein Theil der Kirchgasse, hieß dann abwechselnd Fleischergasse, Höh erste inw eg und Scharren st raße. Ih r heutiger Name wurde erst zu Ende des vorigen Jahrhunderts allgemein. Schloßstraße hieß ursprünglich Bäckerstraße, sodann Kleine Schloßstrahe, und der Hintere Theil Hundemarkt, Am W a l l e und Am Lustgarten. Diese Namen wurden wie vorher schon bemerkt, häufig gewechselt. Ihren jetzigen Gesammtnamen hat sie erst in neuerer Zeit erhalten. Schuster st raße hieß früher Auf und An dem Gra b en , wurde 1711 umgebaut und führt seit 1724 ihren jetzigen Namen von dem Besitzer deö Hauses No. 4; dem Schuster Kutscher, welches zuerst ausgebaut wurde. Sie war früher größer; die am Blücherplatze belegenen Häuser wurden nach diesem herumgewandt und führen jetzt die Benennung Blücherplatz No. 7. Schwertfegerstraße war ursprünglich die Fortsetzung der Petersiliengasse, mit der sie auch Kantor­ gasse genannt wurde. Sie hatte im Jahre 1726 erst wenige Häuser und erhielt nach ihrem damals stattgefundenen weiteren Aufbau den heutigen Namen. Das Haus No. 13 besaß damals ein Schwert­ feger Schwaufelder. Siefertsgasse hieß mit den Häusern Am Neuen-Markte zuerst Am M a r s t al l e und erhielt ihren jetzigen Namen im Jahre 1726, nach dem Besitzer des Eckhauses Am Neuen-Markte No. 8, dem Schmiedemeister Joachim Liefert.

I n der Neustadt. Die Bäckerstraße erhielt ihren Namen zuerst als Bäckergasse von dem Besitzer deS Eckhauses Waisenstraße No. 28, Daniel Schulze, der ein Bäcker war und das erste Haus in derselben erbaute. Die C h ar l o t t e n st raße hieß ursprünglich von der Mauer bis zum Bassin P f l u g st raße, nach einem Unteroffizier P f l u g , der unter dem König Friedrich Wilhelm I. daß Grundstück No. 36 erhielt und darauf ein Wohn- und Brauhaus baute. Bis zur Tuchmacherstraße hieß sie Am Bassin. Den Namen Charlottenstraße erhielten beide Straßentheile im Jahre 1820 nach der Prinzessin Charlotte, jetzt verwittweten Kaiserin von Rußland. Die Ebräerstraße hieß zuerst Kupferschmiedsgasse, nach dem Besitzer des Hauses No. 10, dem Kupferschmied Jury, sodann Quergasse nach der Nauenschen Plantage, und erhielt erst nach 1786 ihren heutigen Namen, wahrscheinlich von dem der Judenschaft gehörig gewesenen Hanse No. 4 daselbst. Die Französischestraße war bis 1752, als die Französische Kirche erbaut wurde, noch nicht vollständig mit Häusern besetzt und hieß Friedrichsstraße, nach dem Könige Friedrich I . ; hiernächst erhielt sie den Namen Französische Kirchgasse und nach 1786 den heutigen Namen. Die Friedrichsstraße hieß zuerst Friedrichsgasse und erhielt ihren jetzigen Namen, als die Französischestraße ihren alten Namen wechselte. Die Hoditzstraße, welche zuerst vom Kanäle bis zur Mauer in der Charlottenftraße reichte und im Jahre 1733 in einer geringen Biegung bis zur hinausgerückten Stadtmauer verlängert wurde, hieß anfänglich K l ei ne J ä g er st raße, zur Unterscheidung von der damals Große Jägerstraße genannten jetzigen Lindenstraße. Der ältere Straßentheil der Kl. Jägerstraße erhielt im Jahre 1784, als der Graf Hoditz das damalige Kamblysche Haus (No. 9) bewohnte, den Namen Hoditzstraße. — Dasselbe Haus bewohnte bis 1756 der Prinz Heinrich, Bruder deS Königs Friedrichs 11. Der neuere Theil der Kl. Jägerstraße hieß, nachdem die Gr. Jägerstraße Lindenstraße genannt wurde, Jägerstraße. Die Junkerstraße führte diesen Namen, zuerst von der Nauenerstraße bis zur Brandenburger Communication, nach dem Besitzer des Hauses No. 70, dem Brauer Joh. Georg Junker. Der übrige Theil dieser Straße bis zur Paddenbrücke hieß anfänglich An der Bas si n- Pl ant age .

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Einige Theile dieser Straße führten früher andre Namen. So hießen die Häuser vom Wilhelmsplatz bis zur Kellerbrücke noch 1786 B o d e n s g r a f t , nach dem Minister v. Boden, der daö HauS No. 13 besessen, und gegenüber in der Altstadt SchumacherSgraft, wo der Kabiuetörath Schumacher daö Haus No. 59 gebaut hatte. Kietzstraße war daö alte Fischerdorf Kietz, welches im Jahre 1722 zwar zur Stadt gezogen wurde, aber seine alte unregelmäßige Bauart noch beibehielt. Im Jahre 1780 erhielten die Häuser eine regelmäßige Form und Straßenflucht und die Straße ihren Namen. Kreuzstraße entstand 1739 und 1740 bei der Vollendung des holländischen Stadtviertels unter dem Namen Holländische Quergasse. Lindenstraße hieß von der Breitenftraße bis zum Brandenburger-Thore an der Charlottenstraße „ Brandeuburgerstraße". Nachdem 1733 das Thor nach seiner jetzigen Stelle verlegt und die Lindenstraße bis zum Jägerthore geführt wurde, hieß sie Große Jägerstraße und erhielt im Jahre 1784 ihren jetzigen Namen. Nauenerstraße begann zuerst an der Schloßstraße (s. Hohewegstraße), wechselte dort aber den Namen, der dann nur für die Strecke von der Charlottenstraße bis zum Thore im Gebrauche blieb und erst später auf die Strecke am Wilhelmsplatze bis zur Brücke ausgedehnt wurde. Schockstraße wurde zuerst Querstraße, sodann Brandenburger-Quergasse und Kl ei ne Junkerstraße genannt, erhielt aber nach dem Jahre 1786 ihren heutigen Namen nach Samuel Schock, welcher i. I . 1738 in den Häusern No. 27 u. 28 dieser Straße eine große Schnupftabacksfabrik angelegt hatte. Tuchmacherstraße erhielt ihren Namen von mehreren Tuchmachern KniSpel, Eisemann, Kühn rc., welche die Häuser an der Charlottenstraße-Ecke, No. 19, 22 rc., gebaut erhielten. W i l h e l m s Platz. Sämmtliche denselben umgebende Häuser hießen zuerst Am Faulensee. Die Ostseite desselben hieß eine Zeitlang Am Pl ei nen und die Westseite erhielt erst nach 1786 den Namen Nauenerstraße.

3.

Die Feldmark und das Weichbild.

M it der Verleihung des StadtrechteS entstand das Weichbild *) oder Ortsrecht, welches nicht nur für die Stadt, sondern auch für alle sich ihr anschließende und zu ihr gehörig gewesene Grundstücke und Ländereien galt. Da ursprünglich die Gerichtsbarkeit auch alle Polizeigewalt in sich schloß, letztere aber bald auf den Stadtrath übergegangen war und von diesem als Gemeindesache verwaltet wurde, so halten auch alle diese Verwaltungszweige eine gemeinschaftliche örtliche Grenze. Daß diese aber gleich anfänglich schon dieselbe war, welche wir aus dem 16. Jahrhundert nachweisen können, erscheint höchst zweifelhaft; da die ersten Bürger Potsdams nicht wie andern Orts eine mit der Schnur nach Hufen abgemessene Feldmark erhielten, sondern nach und nach Sumpfland urbar und Heiden roden, ja selbst im Jahre 1304 noch Acker auf der Bornstedter Feldmark, zum Lehmgraben, erwerben m u ß t e n . 2) Sie erhielten diesen Acker mit der obern und niedern Gerichtsbarkeit, und die ihnen darüber ertheilte landesherrliche Bestätigung ermächtigte sie, ihn dem städtischen Weichbilde ebenfalls einzuverleiben. Nach Urkunden und altern Karten war die Stadt von dem W i t a m , einer tiefliegenden, von Moor und stehenden Gewässern durchzogenen Wiese umgeben, welcher man wohl erst nach Jahrhunderten Garten- und Ackerland abgewann. — Ein anderer mooriger Wieseugrund, der ebenfalls nur zum Theil zu Ackerland umgeschaffen werden konnte, zog sich von der Blocklake (einem dereinftigen See jenseits der Wildparkstation), nach dem Heitigensee hin, und ein dritter Wiesenstrich erstreckte sich vom Kiez und dem Kiewitt, in der Richtung des sog. Schaafgrabens vor dem Brandenburger-Thore, zur gedachten 1) Von W ik, O r t und dem außer Gebrauch gekommenen B ild , Recht, welche- sich noch in dem alten Worte U n b ild , Unrecht erhalten hat. — 2) R ie d e l, a. a. O. X I, 154.

Dlocklake, der auch nur auf seinen höher belegenen Theilen als Acker zu nutzen w ar. N ur auf den Eichbergen, !) welche der S ta d t als W ald- und Weiderevier ursprünglich zugeeignet zu sein scheinen, wie an deren Abdachungen mochten freie Plätze vorhanden gewesen sein, welche sogleich m it dem Pfluge bearbeitet werden konnten. S o entstanden in der Nähe der alten S ta d t und nördlich von derselben die Bullenwiesen, vor den Thoren die S tadtfreiheit und B ürgergärten, nördlich von der Bnrgstraße der Anger, westlich die K iew itt-Wiesen und von der Pirschheide bis zum Heiligensee m it geringer Unterbrechung, der W olfswinkel-, FlachSwerder-, die Dämmchen- und Frauenwiese. An Steckern waren folgende Felder entstanden: 1) D ie E i c h b e r g s t ü c k e n am äußersten nordöstlichen Ende der Feldmark, hinter und neben den Eich. oder Pfingstbergen, von der Havel (Jungfernsee) bis zum S chrägen, einem zu Bornstedt gehörigen Buchenwäldchen am Fuße des PfingstbergeS; 2) d a s F e l d nach G t i n i c k e r - H o r n zwischen dem Heiligensee und der H avel, durch welches die Chaussee nach Glinicker-Brücke geführt wurde; 3) d e r P f l u g a c k e r auf der südöstlichen Abdachung deS PfingstbergeS bis zum Heiligensee. Nach den W einbergen, welche auf den Höhen dieses SlckerS angelegt w urden, hieß derselbe später auch d ie W e i n b erg stücken. D ie am Heiligensee entstandenen Weinberge und G ärten wurden am Ende des vorigen Jahrhunderts zur Anlage des Kgl. Neuengartens verwendet; 4) d ie A c h t z e h n e n d e n zogen sich vom W itam westlich zum Mühlenberge hin und sind jetzt von Häusern und G ärten vor dem Nanener- und Jägerthore bedeckt; 5) d ie G e h r e n erstreckten sich von der heutigen P lantage am Bassin zur Waisenbrücke und dem Neustädter-Thore und reichten westlich und nördlich bis etwa zum Schaafgraben vor dem B randenburger-Thore und zu den Winkelwiesen und Dämmchen am Fuße der Höhen von S a n ß -S o u c i und des Mühlenberges. S ie wurden grö ß ten teils zur Vergrößerung der S ta d t benutzt. Endlich waren 6) d ie B e e r b a u m s t ü c k e n wahrscheinlich ursprüngliches Heideland. S ie lagen östlich von den Gehren und grenzten m it dem K iew itt, der H avel, Pirschheide und den Winkelwiesen. D ie Grenze des Weichbildes bildete die Havel von der Nedlitzer G renze, jenseits der Eichberge und des ebemaligen Berlinischen jetzigen Jaeobsschen Grundstücks, bis zur Pirschheide, zog sich an dieser und dem zum dortigen Vorwerke gehörigen Acker zur Blocklake und von dieser, an einem Grenzund AbzngS-Graben durch den Park von Charlottenhof und S a n s -S o u c i, zum O belisk, dem Jägerhofe und jenseits desselben über die Pfingstberge hin. S ie umschloß hinter denselben bis zum Jungfernsee die mit der Bornstedter, B ornim er und Nedlitzer Feldmark grenzenden Eichbergstücken. Innerhalb des so begrenzten Weichbildes befanden sich aber einzelne Theile, welche gleich ursprünglich von den M arkgrafen zurückbehalten oder später nach und nach von denLandesherren erworben und der städtischen Gerichtsbarkeit entnommen wurden. D ahin gehörte: 1) d ie a l t e B n r g f r e i h e i t oder Burgstraße. S ie stand ursprünglich unter dem B urgvogte, scheint aber im 14. Jahrhundert, vielleicht tut Tausche für das zum damaligen Schloßbau von der S ta d tfreiheit genommene T errain, an die S ta d t und unter deren Gerichtsbarkeit gekommen zu f e r n ; 2) 2) d e r Ki e z , welcher bei der Erhebung P otsdam s zur S ta d t den wendischen Bewohnern als Wohnsitz angewiesen und der Gerichtsbarkeit des B urgvogtes unterworfen wurde; 3) der zum kurfürstlichen Vorwerke seit dem 16. Jahrhundert erworbene Bürgeracker in der städtischen Feldmark, sowie Wiesen und G ärten in der Umgebung der S ta d t. D ie Letztem wurden zur E r­ weiterung deS Lustgartens, Anlage kurfürstlicher G ärten und zur Erweiterung der S ta d t, durch Anlage der Freiheit verwandt und dem kurfürstlichen Amte unterworfen. B ei der Jm m ediatisirung der S ta d t im Ja h re 1737 wurden diese E nclaven, m it Slusnahme deS Schlosses, Lustgartens und dazu gehöriger Gebäude dem Weichbilde der S ta d t wieder beigelegt. 1) Die heutigen Pfingstberge. S ie hießen in einer Grenzbeschreibung v. I . 1592 Schenditzberge, später auch SchradenSberge und Eichberge. — 2) Vergl. Abschnitt VI, 1. Vom Gerichtswesen.

Auch wurde dasselbe im Jahre 1817 dadurch erweitert, daß die Teltow er-Vorstadt, welche bis dahin dem Justiz-Am te unterworfen gewesen, der städtischen Verwaltung überwiesen ward. I n polizeilicher Beziehung gehörte diese Vorstadt schon früher zur S ta d t und ebenso die im Jahre 1751 gegründete Kolonie N ow aw eß, welche auch dem Stadtgericht unterworfen wurde. Durch diese Einrichtungen wurde erst in neuerer Zeit der ursprüngliche Begriff de- städtischen WeichbildeS in der Art verändert, daß die der Gerichts-, P olizei- und Kommunalverwaltung bis dahin unterworfen gewesenen Territorien verschiedene Begrenzungen erhielten. Vorstädte hatte Potsdam früher gar nicht. S ie entstanden erst während der RegierungSzeit deS K önigs Friedrichs II. Denn vor dem Jahre 1750 bestanden vor dem Brandenburger- und NauenerThore nur einzelne Häuser, welche Gärtner und Schankwirthe erbaut hatten und die Feuer-K ataster v. I . 1760 führen davon erst 8 in der B erliner-V orstad t, 11 - • N auener-V orstadt, 9 - - Brandenburger - Vorstadt und 5 - - Teltow er-V orstadt auf. B eim Tode de- Königs waren in der B erliner-V orstadt . . 6 8 . - N auener-Vorstadt . . 85 . • Jäg er-V orstad t . . . 11 - • Brandenburger - Vorstadt 114 • - T eltow er. Vorstadt . . 25 überhaupt 3 0 3 vorhanden.

IV .

Ginwohner und Gewerbebetrieb

m an auch im Allgemeinen annehm en m u ß , daß bei der G rü ndu ng der märkischen S tä d te n u r freie Leute von deutscher Abkunft angesetzt w urden und diese eS w aren, welche zunächst die eigentliche Bürgerschaft ausm achten, so fehlt es doch nicht a n B eispielen, daß neben ihnen noch andere E inw ohner vorhanden w aren, welche — wie in den D örfern die Kosfäthen neben den B a u e rn , — a ls H and­ werker :c. neben den B ü rg ern bestanden und erst nach und nach völlige Aufnahm e in die Gemeinschaft der B ü rg e r erlangten. Gehen w ir auf die Entstehung P o tsd a m s zurück, das nicht, wie andere märkische S tä d te , aus einem deutschen Ackerdorfe zur S t a d t erhoben w urde, sondern ursprünglich eine wendische N ieder­ lassung w a r, in der nu r Fischerei und wenig Ackerbau betrieben w urde, so werden w ir zu dem Schlüsse hingeleitet: daß, als es sich darum handelte, diesen Flecken zur S t a d t zu erheben und ihn m it deutschen Leuten zu besetzen, m an die bereits seßhaft gewesenen Leute von wendischer Abkunft nicht vertrieben, sondern neben der B ürgergem einde geduldet haben w ird , weil mran ihrer bedurfte. A nders w ar eS aber m it denjenigen wendischen B ew ohnern, welche ausschließlich n u r die Fischerei als H aupterw erb und gar kein Handwerk betrieben, dabei auch unter einer gewissen Leibeigen­ schaft und D ienstbarkeit zum B urgvogte standen und außerhalb des O r t s , aus dem Kieze, in ihrer Absonderung verblieben, welche, jemehr das'deutsche E lem ent in der S t a d t zur A usbildung kam , um so schärfer hervortrat. D enn obgleich die Kiezer längst schon das C hristenthum angenom m en hatten und eine G em einde, u nter einem besondern Schulzen bildeten, [o w ar ihre beschränkte Verfassung und ihre persönliche Abhängigkeit von der Herrschaft doch fortdauernd der G ru n d , der an ihre ursprüngliche wendische Abstam m ung erinnerte; so daß sie noch lange Z eit W enden hießen. E s würde aber zu einer großen Täuschung führen, wollte m an aus den an einem O rte sich vorfindenden alten deutschen oder wendisch klingenden N am en den S chluß ziehen, daß die V oreltern derer, die sie fü hrten , von deutscher oder wendischer Abkunft gewesen seien. — M it der T aufe vertausch­ ten die W enden ihre alten N am en m it deutschen V ornam en, welche sie zuerst allein und ohne weitere B einam en führten. Z u r B eilegung von Z unam en sah m an sich überhaupt erst später gezwungen, um mehrere an einem O rte w ohnhafte Personen m it gleichen N am en von einander zu unterscheiden. Diese Unterscheidungs-, Z unam en oder Fam iliennam en, wie m an sie heut zu nennen p flegt, entlehnte m an vom S ta n d e , Gew erbe, von besondern Eigenthüm lichkeiten, Umständen oder persönlichen V erhältnissen. Besonders aber w ar es üblich, die von außerhalb an einem O rte sich ansiedelnden Personen nach dem O rte ihrer H erkunft oder ihres frühern Wohnsitzes zu nennen. I n der B eilage N o. III. sind die Fam iliennam en der zu P o tsd a m angesessen gewesenen G ru n d ­ besitzer, soweit sie aus urkundlichen Q uellen zu entnehmen waren, zusammengestellt worden. V o n ihnen werden aus dem 15. Ja h rh u n d e rt noch nach den T ausnam en ihrer V orfahren g en ann t: H e i n e (H e in ­ rich), L a u r e n z oder Lorenz (von welcher Fam ilie ein Laurenz schon i. I . 1432 zu B o rn im einen B a u e r­ hof angenommen hatte und dort Laurentz P ostam p genannt w urde), W o l t e r (W alth er); nach dem O rte der H erkunft: B e r l i n , O t t e r s t e d t (von einem D orfe in H annover), G r o n w a l d t (G run w ald) und Z e n d e n (von einem D orfe Ziethen oder Z eu ten ); nach S ta n d oder G ew erbe: S c h u l z e (welchen N am en diejenige F am ilie fü h rte, welche bis zum J a h r e 1615 das Schulzenam t in P o tsd a m besaß) und J J jtn n

S c h m i d t . V o n Eigenthüm lichkeiten und andern Umständen waren die N am en : K l i n c k e b e i l , R i t t e r und S c h w a r z abgeleitet worden. D ie N am en B r a s c h , M e l e s , S c h w i t z t e und W e n n e m e k e r allein klingen wendisch; doch muß es anheimgestellt bleiben, ob sie nicht ebenfalls als Unterscheidung^» nennen in jener Z eit entstanden, a ls die wendische der deutschen Sprache noch nicht völlig gewichen w ar. l) Jen e Scheidew and aber, welche zwischen der sogenannten wendischen G em einde auf dem Kieze und der Bürgerschaft in der S t a d t bestand, w ar im 16. Jahrhundert bereits gefallen. M ochte m an früher anch, wie dies in allen S tä d te n der F all w a r, zum E in tritte in die Bürgerschaft den N achw eis der „ehrlichen" und „nicht wendischen G eburt" verlangt haben, w eil N iem and von unechter G eburt und persönlicher Abhängigkeit in G ilden und Gemeinschaften aufgenom men werden durfte, welchen ein A n­ theil an der K om m unalw altung, dem Schöffenstuhl u. s. w . zustand, so hatten sich die B egriffe von der persönlichen Freiheit bereits sehr m odificirt. D ie B ew ohner des K iezes durften schon freies G rundeigenthum im W eichbilde der S t a d t erwerben, und ihrer Aufnahm e in die Bürgerschaft stand nur das, au - ihrem Besitz- und N ahrungsstande auf dem Kieze entspringende A bhängigkeitsverhältniß zum Am te noch entgegen, w eshalb ihnen auch nicht gestattet w a r, auf ihrem städtischen Grundstücke zu wohnen und städtisches Gewerbe zu tr e ib e n .2) D iese R egel scheint sich schon im 15. Jahrhundert ausgebildet zu haben; denn dam als waren die Fam ilien des N am ens B r a s c h , E b e l und R a b b o l d t ebensowohl auf dem Kieze wie in der S t a d t schon angesessen. Gänzlich beseitigt wurde jenes H inderniß aber erst dadurch, daß der K önig Friedrich W ilhelm I. im Ja h re 1 7 2 2 den Kiez m it der S t a d t vereinigte und der städtischen Gerichtsbarkeit unterwarf. S o n st bestand im 16. Jahrhundert der Gebrauch noch fort, den T aufnam en unterscheidende B einam en hinzuzufügen. Z w ei B ürger N am ens T h i e l e (T heophit) wurden dadurch unterschieden, daß der eine, welcher M a ler w a r, zuerst T h i e l e d e r M a l e r , später allein nur nach seinem Gewerbe ge­ nannt wurde. — D ie V ornam en A r e n d t (A rnold), B a r t e l , B u s s e (B urghard), C a s p a r , C o n r a d , D i e t r i c h , E b e l (E berhard), F r i t z e , G e r i c k e (G erh a rd ), H a n s , H a r t m a n n , J a h n (J oh an n ), H e i n z und H e n n i n g (H ein rich ), H e r m a n n , J a c k e , K o p p e n und K ö p k e (J a c o b ), K u n i t z (C onrad), L o r e nt z , M a r x (M arcuS), M e r t e n , M i c h e l , O s w a l d , R u l e und R u d l o f (R u d olf), T h i l e , T h o m a s , U l r i c h u. s . w . , waren Fam iliennam en gew orden-und sind eS geblieben. V o n außerhalb waren eingewandert die F am ilien : A m w a n d e r , B a u S d o r f , B e n s d o r f , B o r n s t e d t , D a h m e , D ewenitz, F a lk en h a g e n , Fresdorf, Glienicke, G r u n o w , H a g e n d o r f, H a s e n ­ dorf, H in d e n b e r g , H o l z e n d o r f , H o p p e n r a d e , J l o w , Kartzow, Kemnitz, Lantzeberg, L i e t z o w , M a g d e b u r g , N e d e l i t z , N e u e n d o r f und P r ä d e k o w . W ährend des 30jährigen K rieges wurden viele der E inw ohner P o tsd a m s th eils von der P est hingerafft, th eils durch V erarm ung, in welche sie durch überm äßige Anforderung von Freund und Feind gerathen w aren, gezw ungen, ihre H äuser im S tich zu lassen und auszuw andern , wodurch eine M enge älterer Fam iliennam en erloschen. — D er große Kurfürst, welcher bemüht w ar, die W unden des K rieges, von welchem sein Land so schwer litt, wieder zu heilen und zu P o tsd a m eine besondere V orliebe gefaßt h atte, legte zuerst den G rund zur W iederaufnahm e der S t a d t , indem er durch die E rbauung deS 1) S o schnell auch die deutsche Sprache das Uebergewicht über die wendische erlangte, so war es ihr doch nicht möglich, gewisse wendische Anklänge oder charakteristische, man möchte sagen angeborne E igen­ thümlichkeiten der slavischen Zunge, die sich bis heut noch erhalten haben, ganz zu verdrängen. Namentlich ist dies der Fall m it dem slavischen cz oder tsch auch sch, welches noch häufig in der Mark Brandenburg, Pom m ern und in Gegenden, wo früher Wenden saßen und m it Deutschen sich vermischten, m it dem deutschen S ausgesprochen w ird, wie z. B . in den W örtern: S te in ( S c h t e i n ) , springen ( s c h p r i n g e n ) u. s. w. — J a so festgewurzelt hatte sich diese Eigenthümlichkeit, daß sie sogar auch andere Buchstaben, besonders bei N am en, deren Ableitung man nicht berücksichtigte, hinzufügte und sogar beim Schreiben ausdrückte. E s darf nur daran erinnert werden, daß die Dörfer Schmargendorf bei B erlin und Angermünde zuerst Markgrafendorf und M ariendorf hießen und auch in ihrer Abkürzung und Verstümmelung noch im 14. Jahrhundert Ma r c k e n d o r f und M a r g e n d o r f , später aber, wie das Volk sie aussprach, und noch heut S c h m a r g e n d o r f ge­ schrieben werden. — 2) Vergl. Stadtbuch, Anl. N o. II. in.

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Schlosses und der Schtoßfreiheit Bauhandwerker, Professioniften, ja selbst höhere Beam te veranlaßte, Uch in Potsdam niederzulassen. Z ur Förderung der Intelligenz diente besonders aber die Niederlassung solcher Fam ilien, welche wegen Religionsbedrückungen aus ihrem V aterlande geflüchtet waren und in der M ark Brandenburg Zuflucht und Schuh fanden. I n der Zeit des großen Kurfürsten und seiner nächsten Nachfolger in der Regierung halten sich als Grundbesitzer in Potsdam folgende französische Familien niedergelassen: B oileau, la B orde, B ouillon, B u lo n , B n e, C happat, C h attar, Chein, C leran, C lojer, D efroi, D ellon, D idelot, Duffey, de D um aß, D ylon, Escoffier, G ayette, G igandet, G ierod, la G range, G rim m au, G uillaum e, Hainchelin, H enrion, H yot, Ja c m in , Jo rd a n , Ju lien , Laval, M orison, M ourin, N o e, O dibert, d'O usir, P ally , P a y a n , Pellet, P e tit- J e a n , P lantier, P lettiner, du QueSne, R iccard, Rochebleau, S ain so n , de SenergeS und V illaret. Auch italienische Fam ilien, welche besonders Handel und Kaufgeschäft trieben, hatten sich dam als in Potsdam m it Häusern ansässig gemacht, w ie: Bonsery, M orino, S engorini rc. Am bedeutendsten vermehrte sich aber dieEinwohnerschaft, seitdem der König Friedrich W il­ helm I. angefangen hatte, Potsdam zu erweitern und eS ihm darum zu thun w ar, die von ihm ge­ bauten Häuser schnell m it W irthen zu besetzen.ES kamen dam als eine Menge von Personen aus weiter Ferne, welche nicht nur H äuser, oder wenn sie selbst bauen wollten, daS benöthigte M aterial dazu, sondern auch jahrelange Freiheit von den Abgaben, und wenn sie Fabrikanten waren, sogar auch baare Unterstützung zu ihrer Einrichtung erhielten. — Selbst Grenadieren seines Leibregiments, welche zu Potsdam in Garnison standen, gestattete der König die Niederlassung als Hausbesitzer, und vielen von ihnen, die wegen ihrer Größe bei ihm in besonderer G unst standen, schenkte er Häuser und gestattete mehreren auch die B raufreihcit. ES waren dies, wie die Grenadiere überhaupt, Leute aus fast allen Ländern E uropas, wie deren Namen schon andeutrn, von welchen w ir nur die folgenden hervorheben m otten: B elgo, B elly, B o n n , Clebaner, CupiuS, van der Düsse, D urang, G io t, Hussai, Latour, Lebbedda, L ithar, M agdanail, M altet, O ttilg e, P opi, Rochebleau, von Roy, Schiban-Schibi, Scholly, S ta r ih a , T ram pta, Vanley, B ittu n u. s. w. Nach einem der beliebtesten G renadiere, der spätere Feld­ webel P f l u g , erhielt sogar die heutige Charlottenstraße, in welcher er das HauS No. 36 nebst einer B rauerei baute, ihren frühern Namen „ P f l u g s tr a ß e " . Auf diese Weise waren, wie sich übersehen läßt, *) bereits 135 Häuser in den Besitz von S o ld aten gekommen, als Friedrich II. unterm 6. Septem ber 1746 an den OrtS-Commissarius Neubauer folgenden'Befehl erließ: „Ich will durchaus nicht," — schrieb er, „daß Grenadiere und andere S oldaten sich noch Häuser anschaffen, sondern daß die Häuser allein von tüchtigen B ürgern bewohnt werden und die Grenadier-W irthschaften m it der Zeit auSsterben sollen.2) — D aß diese M aaßregel auch wirklich zur Ausführung kam, ergiebt schon der Umstand, daß sich nach dem Feuerkatafter vom Ja h re 1760 nur noch 3 S o ldaten im Besitze von Häusern befanden. P otsdam hatte, als der König Friedrich W ilhelm I. im Ja h re 1713 die Regierung antrat, n u r ...................................................................... 220 Bürgerhäuser m it 1,500 Einwohnern, und bei seinem im Ja h re 1740 erfolgten Tode waren, außer den vielen Königlichen Gebäuden und Kaser­ nen re. v o r h a n d e n .............................................. 1154 - 11,708 D ie S ta d t w ar also während dieser Zeit um . . . 934 Bürgerhäuser und 10,208 Einwohner vermehrt worden. D er Unterschied gegen den frühern Zustand tritt aber noch stärker hervor, wenn man bedenkt, daß die Häuser der alten S ta d t g rö ß ten teils nur einstöckig w aren, die vom Könige erbauten aber sämmtlich 2 und mehr Stockwerke erhalten hatten. I n gleichem M aaße hatten sich zu jener Zeit auch die Grundbesitzer vermehrt. ES waren näm ­ lich nach angestellter E rm ittelung *) im Ja h re 1750 an ältern Familien noch vorhanden: 1) Vergl. Beit. No. III, 4, a. — 2) Steuerrälhliche Akten und MagistratS-Chronik. — 3) Vergl. Beil. No. III.

aus dem 15. J a h r h u n d e r t....................... 8 s 16. . 36 - der Zeit von 1640 bis 1713 . . . 102 zusammen . . . 146 und neu hinzugekommen waren dagegen bis zum Ja h re 1750 . . . 784. Gehen w ir nun auf die verschiedenen Klassen der Einw ohner näher ein. 1. D i e G r u n d b e s i t z e r unterschieden sich, nach Urkunden und dem Stadtbuche, noch im 15. und 16. Jahrhundert in Besitzer von H ö f e n und von W o h n u n g e n oder kleinen Hausern. I n den Höfen lasten sich noch die Besitzungen der ursprünglichen B ürger wiedererkennen, welche Ackerbau, Viehzucht und Bierbrauerei trieben. Ih re Z ahl konnte wegen der geringen Feldmark, welche sie besaßen, nur klein gewesen sein und dürften, nach der Zahl der Braustellen, welche, wie weiter unten nachgewiesen wird, nicht vermehrt wurden, anfänglich nicht mehr alö 28 m it Braugerechtigkeit begabte Ackerbürger in der S ta d t vorhanden gewesen sein. M an hatte den gesammten Acker in drei Felder getheilt, in welchen jeder Ackerbürger bestimmte Plätze oder Stücke besaß, die er nach der sonst allgemein üblich gewesenen Dreifelderwirthschaft (S o m ­ merfeld, W interfeld und Brache) nutzte. Als Ackerbesitzer hatte der B ürger ein gewisses Hütungsrecht auf der städtischen Feldmark, auf den Bürgerwiesen, in dem an der Havel gegen Baumgartenbrücke sich hinziehenden Theile der Pirsch­ heide, ja selbst auf den jenseits der Havel, vor der Langenbrücke belegenen sogenannten Havelwiesen und der Möckeritz, 2) wodurch es ihm möglich war, Pferde, Kühe und Schafe zu halten, für deren Durch­ fütterung er das Heu auf den eignen Wiesen gewann. J e älter aber P otsdam wurde und je mehr eS an Häusern und Einwohnern zunahm, desto ge­ ringer wurde die Zahl der Ackerbürger. — Noch vor dem 30jährigen Kriege waren 25 B ürger vorhan­ den, welche in allen Feldern Aecker, vor dem Kiezthore und G rünthore in der F reiheit, an der Grenze nach Dornstedt, am Dämmchen und im Wolfswinkel G ärten und hinter ihren Häusern in der Kirchstraße und Burgstraße, sowie vor beiden Thoren, vor der Langenbrücke u. s. w. Eigenthum s- und Pachtwiesen besaßen und sich vom Ackerbau nährten. Seitdem aber größere Vorwerke und Ackerwirthschaften ein­ gerichtet, 2) bei der Vergrößerung der S ta d t die nächsten Aecker und Wiesen m it Häusern besetzt und vor den Thoren eine Menge von G ärten und Weinbergen eingerichtet worden w aren, betrugen die Reste der alten Feldmark, so weit sie noch als Ackerland betrachtet werden konnten, im Ja h re 1768 noch 1284 Morgen 172 R ., 3) welche zu einigen Vorwerken gehörten und im Besitze einiger B rauer, G ä rt­ ner 2 C . waren. D er G rund und Boden w ar im W erthe gestiegen und man fand es noch nöthig, eine Ackerordnung zu entwerfen, welche unterm 3. Februar 1769 bestätigt wurde. Nach derselben sollten alle Acker- und Wiesenbesitzer eine Ackerzunft bilden und diese zwei Schulzen haben, welche auf Grenzen, G räben, Bestellung, Ernte und auf Unfug und G efahr achten und einen Feldhüter annehmen so llten.4) I n neuerer Zeit ist durch die Vergrößerung der V orstädte, Anlagen von P rach t-, O bst- und Gemüse­ gärten, Weinbergen u. s. w. das Ackerland bis zum Ja h re 1853 noch um 540 M orgen 91 IH R . vermin1) Diesen Namen führten diezwischen der Langenbrücke und der Nute, an der Havel belegenen Wiesen, auf welchen die Bürger ihre Pferde bringen durften. B ei der Anlage des Vorwerks M ilchow scheint ihnen dies Hütungsrecht entzogen worden zu sein, weshalb sie im Jahre 1598 um W iedereinräumung desselben baten. (G ravamina von 1598.) — 2) DaS erste Ackervorwerk größerer Art hatte im 16. Jahrhundert Dietrich Flanß durch Zusam­ menkauf von Bürgeräckern eingerichtet und im Jahre 1572 dem Kurfürsten verkauft. E s hatte in allen 3 Fel­ dern 126£ M orgen, welche später zur Amtsmeierei gehörten. — I n gleicher Weise hatten im folgenden Ja h r­ hundert die Familien Gericke und V ogel ziemlich große Ackerwirthschaften gebildet und der M agistrat die sog. Rathömeierei angelegt. Auch hatte der große Kurfürst sein Vorwerk durch den Ankauf von Bürgeräckern ver­ größert. — Unter Friedrich W ilhelm I. legte der Baudirector Boum ann eine M eierei ebenfalls vor dem B ra n ­ denburger-Thore an, welche lange nach einem spätern Besitzer B ü r i n g s V o r w e r k genannt wurde. E in späterer Besitzer, Holtze, veräußerte den größten Theil desselben zur A nlage des Königlichen PalaiS C h a r ­ l o t t e n h o f . — 3) B e r g h a u S , a. a. O . I, 534. — 4) Rathhäusliche Chronik.

dert. — D ie S ta d t und ihre bebaute Umgebnng bedeckt nunmehr fast gänzlich die alte Feldmark. N ur wenige Strecken, an den äußersten Grenzen des Weichbildes, werden noch zum Ackerbau benutzt, und Nichts erinnert mehr daran, daß dieser einst die Haupterwerbsquelle der Einwohnerschaft war. Nächst dem Ackerbau betrieben die Grundbesitzer, wie bereits gedacht, hauptsächlich die B i e r ­ b r a u e r e i. E s bestanden in alter Zeit zu P otsdam 28 Braustellen oder Häuser, welchen die Braugerech­ tigkeit beigelegt worden war. D as Recht zum B rauen wurde zur Zeit der Städtegründung den B ü r­ gern dergestalt als Privilegium ertheilt, daß eine gewisse Z ahl der umliegenden D örfer (Bannmeile) die Verpflichtung hatten, alles ihnen benöthigte B ier allein aus derjenigen S ta d t zu holen, welche auf sie angewiesen worden war. N ur ausnahmsweise erhielten Krüger auf dem Laude die E rlaubniß, soviel B ier zu brauen, als im Kruge selbst getrunken wurde. D a s Bierbrauen und der Biervertag w ar da­ m als, als man andere Getränke noch nicht hatte, gewiß ein sehr einträgliches Gewerbe, welches von denen, welchen es auszuüben gestattet worden, als ein ihren Grundstücken anklebendes Recht betrachtet wurde. D ie Braustelten durften daher früher nicht vermehrt, ja das Recht nicht einmal auf andere Grundstücke übertragen werden. Auch den B rauern in Potsdam w ar ursprünglich ein Verlagsrecht in gewissen D örfern ertheilt worden. I n einer Beschwerde der Bürgerschaft vom Ja h re 1598 führte dieselbe beim Kurfürsten dar­ über Klage, daß diejenigen D ö rfer, welche verpflichtet waren, ihr B ier aus P otsdam zu holen, sich zu andern S täd ten geschlagen hätten. I h r B ier bliebe liegen und ein B rauer müsse oft 4 bis 5 Wochen von einem B rauen ausschenken oder es selbst trinken, welches allen B rauern zum großen Schaden gereiche. *) E s ergiebt sich hieraus zugleich, daß zu Potsdam das Reihebrauen stattfand, so daß ein an­ derer B rauer erst dann brauen durfte, wenn das B ier seines Vorderm anns verkauft und ausgefchänkt worden war. — Aus einer zufälligen M ittheilung vom Ja h re 1535 ergiebt sich noch anderweitig, daß ein B rau er, so lange er noch V orrath an B ier hatte, einen Klöppel an seiner T hür auszuhängen p fleg te. 2) D orthin wandten sich die Landleute, um ihr B ier anzukaufen, und zur Abendzeit versam­ melten sich daselbst die B ürger der S ta d t, um nach deß Tages M ühen in heiterer Gesellschaft ihren Krug B ier zu trinken. Eigene B raupfannen hatten aber die wenigsten B ü rg er; denn aus dem Kirchen-V isitations­ Abschied vom Ja h re 1541 ergiebt sich, daß die Kirche 2 B raupfannen besaß, welche sie gegen eine M iethe an die B ürger verlieh. I n welcher A rt die polizeiliche Aufsicht des M agistrats über das Brauwesen der S ta d t früher erfolgte, darüber ist uns eine Nachricht nicht aufbehalten. Noch im Ja h re 1602 w ar die obige Z ahl von Braustellen vorhanden. W ährend des 30jäh° rigen Krieges wurden viele B rauhäuser theils wüst, theils eingeäschert, so daß im Ja h re 1633, w ahr­ scheinlich auch wegen M angel an G etreide, nur noch 4 Brauereien im G ange w aren .3) D ie übrigen Braugerechtigkeiten gingen darum aber nicht verloren, sondern hafteten auf den Brandstellen der Häuser, weshalb dergleichen wüste S tellen auch desto eher wieder bebaut wurden. Auch wurde später den Besitzern in einzelnen Fallen gestattet, ihre Häuser an andern O rten wieder aufzubauen uud ihre B ra u ­ gerechtigkeit dahin zu übertragen. Namentlich w ar dies der Fall, als der große Kurfürst mehrere H äu­ ser, welche dem Schloßbau hinderlich w aren, angekauft hatte und abbrechen ließ. E r wies einigen B e­ sitzern solcher brauberechtigten Häuser neue Baustellen auf der Freiheit an und gestattete ihnen, in den­ selben zu brauen. D ie ursprüngliche Z ahl der Braustellen wurde dam als aber noch nicht vermehrt; denn im Ja h re 1719 waren immer nur noch 28 vorhanden. E s stellte sich aber bald die N oth­ wendigkeit einer Vermehrung derselben heraus. D ie Veranlassung dazu w ar der Umstand, daß der König Friedrich W ilhelm I., welcher seine Leibgarde nach Potsdam verlegt hatte, genau darauf hielt, daß die Soldaten gesunde N ahrung erhielten. E r erließ unterm 22. A pril 1728 an den O rtS1) Gravamina vom Jahre 1598. (Kgl. Geh. Staats-Archiv.) — 2) Stadtbuch. — 3) Bericht des Magistrats vom gedachten Jahre. (Kgl. Geh. Staats-Archiv.)

Beil. II, vn. 5.

A om m iffarius zu P o tsd a m , K riegSrath Heidenreich, folgende O rd re : „ I n voriger Woche ist kein gutes B ie r in der S ta d t gewesen und auch nicht hinreichend. D adurch sind aber alle K rankheiten verursacht worden. W enn in dem bevorstehenden S o m m er kein gu t B ie r in der S t a d t ist, oder es daran m angeln sollte, so soll er (der k . Heidenreich) m it Kopf und K ragen daran responsabel sein." *) Auch behielt sich der K önig hiernächst nicht n u r das Recht vor, die Braugerechtigkeiten in der S ta d t zu vermehren, 2) sondern er ließ vor der Langenbrücke, am Fuße des nach diesem benannten B erges, ein B ra u h au s, die sogenannte K önigsbrauerei, erbauen, in welchem viel und gutes B ie r gebraut wurde. Obgleich diese M aßregel eine bedeutende Concurrenz fü r die brauberechtigten B ü rg e r hervorrief, so scheint deren N ah ru n g , bei dem großen B edarf einer sehr vermehrten Einw ohnerschaft, darunter nicht gelitten zu haben; denn es kamen im J a h re 1739 noch 1036 B ra u en der B ü rg er v o r . 3) B ei der steten V ergrößerung der S t a d t und V erm ehrung ihrer E inw ohner erschien es auch bald nothw endig,, die Z ah l der B rau-C oncessionen zu vermehren. I m J a h r e 1760 w aren bereits 103 B rauh äuser in der S t a d t vorhanden, 4) zu deren Bestehen das alte V erlagsrecht dahin bestätigt w urde, daß nicht nu r die ältern Schankkrüge der D örfer B erkholz, D rew itz, N euendorf, S to lp e , B o rn im , Eiche, G o lm und G elte, sondern auch die in neuerer Z eit entstandenen K rüge bei Glienicker Brücke, Baum gartenbrücke und zu Now aw eß und Kohlhasenbrück (T heerofen) ih r B ie r n u r auS P o ts ­ dam holen so llte n .5) Aber die Concurrenz der B ra u e r m it der Königlichen B rau erei und die Z unahm e der ein­ geführten fremden B ie re , sowie das B ra u en von schwedischen und englischen B ieren und des B reyhahnS in mehreren B rauereien der S ta d t, das große Aufnahm e bei den B ü rg ern fand und auch versandt wurde, w ar hiernächst die V eranlassung, daß viele B rauereien eingingen, so daß im J a h re 1770 n u r noch 82 , im J a h re 1792 aber gar nu r noch 37 im G ange w aren. — Z u r Verbesserung des N ahrungsstandes der städtischen B ra u e r wurde die K önigsbrauerei am I. J u n i 1793 hierauf gänzlich geschloffen und im J a h re 1797 durch eine V erfügung der Krieges- und D om änen-K am m er auch gestattet, daß jeder I n h a b e r einer Brauereigerechtigkeit solche ohne W eiteres auf andere Grundstücke übertragen und auch W eißbier brauen dürfe. M it der E in führu ng der allgemeinen G ewerbefreiheit hörte die B ierbrauerei a u f, ein P riv i­ legium zu feilt. 2. G e w e rb e b e trie b . V on den Gewerbetreibenden nennen w ir zuerst d ie F is c h e r. D e r Fischfang gehört unstreitig zu der frühesten Beschäftigung der B ew ohner P o tsd a m s, noch bevor der O r t Stadtgerechtigkeit erhielt und bevor sich überhaupt daselbst ein anderer gewerblicher Verkehr entwickelte. W ir reden jetzt nicht von den B ew ohnern des alten Fischerdorfes, den Kiezern, welche schon in wendischer Z eit die Fischerei zu ihrem ausschließlichen Geschäft gemacht h a tte n , sondern von D enjenigen, welche sich in der N ähe der alten B u rg , aus deren F reiheit angesiedelt, die landesherrliche, zur B u rg gehörig gewesene große Garnfischerei in erbliche Pacht genommen hatten und in Urkunden aus dem 15. Ja h rh u n d e rt „G arn herren" genannt werden. Ferner von andern Ansiedlern in ihrer N ähe, welche die Kleinfischerei auf den Gewässern deS markgräflichen Schlosses au sü b ten , Burgfischer, B u rg städ ter oder B u rg sträß er hießen, zum Schlosse Abgaben und D ienste leisteten und später m it jenen die A ltstädter Fischergitde bildeten. D ie große Garnfischerei, wie w ir sie früher schon kennen gelernt, 6) zerfiel in zwei Theile, wahrscheinlich in die der obern H avel, von Cladow bis zur Brücke in P o tsd a m , und der untern H avel, von P o tsd a m bis Ketzin, und von jedem Theile m ußten die G arnherren nach dem Landbuche vom J a h re 1375 22 T a le n te 7) au den Landesherrn entrichten,8) welcher davon im J a h re 1319 den K alandsB rü d e rn auf der Heide zu S p a n d o w 2 T alente verschrieb.9) 1) Rathhäusliche 3) Daselbst. — 4) Kataster — 7) D a s Talent oder 20 25 S g r . — P f. (Landbnch

Chronik. Nach den steuerräthlichen Akten. — 2) Daselbst beim Jahre 1738. — vom Jahre 1760. — 5) Rathhäusliche Chronik. — 6) Dergl. Amtsfischerei. S . 17. Schillinge beträgt nach heutigem Münzfüße (den Schilling zn IO£ S g r .) 6 Thlr. S . 340). — 8) Landbuch S . 119. — 9) R i e d e l , a. a. O . XI, 36.

D ie Abgaben von dem großen G arne waren nach dem Landbuche von den M arkgrafen fast gänzlich veräußert. Eö bezog nämlich: der B ürger Rike in B e r l i n ................... 4 Talente — ein A ltar in C öln (der A ltar B arbarae in der P e tr ik i r c h e ) ........................ 9 Peter Rode in B e r l i n ........................ 5 ei» A ltar in F a h r l a u d ........................ 10 10 ein A ltar in S p a n d o w ........................ — 1 — Fritz Britzte (in Britz bei B erlin) . . 1 das Kloster in S p a n d o w .................... 6 10 die v. Rochow in P le s s o w ................... 3 1 Diricke ................................................. 3 1 —



überhaupt 43 Talente 2 Schill, so daß dam als der Landesherrschaft nur noch 18 Schillinge verblieben waren. 2) Von d er A a l r e p e (Aalreif) wurde für jeden Kahn, m it welchem man diese Fischerei betrieb, 1 Pfd. Pfeffer als ZinS entrichtet und alle Theilnehmer zusammen mußten noch 6 Schillinge jährlich zahlen.2) Außerdem mußten sie auch Aale und Herrenfische liefern .3) Auch diese Abgaben wurden in der Folge veräußert und befanden sich im Ja h re 1429 im Besitze des B ürgers Rike zu B erlin, 4) von dem sie auf Georg v. Waldenfels kamen, der das Recht erhielt, die Kähne zum „ Aatreifen oder A alfloten" zu verm iethen.5) E r tra t diese Einkünfte im Ja h re 1452 seiner E hegattin ab, die sie von den Fischern R itter und GoreS M ales in Potsdam erhob.6) S p ä te r kamen verschiedene Antheile wieder an die LandeSherrschaft. Namentlich w ar dieS der Fall m it den Hebungen deS Klosters zu Spandow , dessen G üter bei der Kirchen-Reformation im Jah re 1540 zu den kurfürstlichen Dom änen gezogen wurden. S o n st hatten die Garnfischer in der Burgstraße noch für das Recht, ihre Netze am Ufer trock­ nen zu dürfen, unter dem Namen „ R i c k z i n s " eine jährliche Abgabe an die Kämmerei zu P otsdam zu entrichten.7) Außer de)n großen G arne bestand eine Fischerei bis zum Damme der S ta d t Brandenburg, welche nicht nur von den Fischern der S ta d t, sondern auch von den Kiezern und den Fischern zu B erlin und S pandow , auf der Havel und in den Gewässern des Abts zu Lehnin, ausgeübt wurden. Schon im Ja h re 1452, als die Kiezer in der Ausübung dieses Rechts gestört worden, wurde eS als ein altes anerkannt und ihnen erhalten, 8) und im Jah re 1523, als wahrscheinlich der gedachte Abt gegen die A rt der Ausübung Beschwerde erhoben hatte, ward durch gegenseitiges Abkommen aller Interessenten festgestellt, daß in den Gewässern des Klosters, von der Brücke zu Potsdam bis M argenhorn, von Michaelis bis Ostern m it 12 Bleinetzen und von Ostern bis Michaelis m it 12 Barsch­ und 4 Klebenetzen gefischt werden solle.9) Eine andere A rt des Fischfanges bestand endlich in der Wehrfischerei, welche jedoch später, als sie der Schifffahrt hinderlich, auch die Unterhaltung der Wehre kostspielig wurde, mehr und mehr außer Gebrauch kam. Wenigstens heißt es in dem A m ts-Erbregifter vom Ja h re 1700, daß mehrere Wehre wüst seien; und später wird ihrer nicht mehr gedacht. D ie Zeit deS Fischfanges wurde theils durch V ertrag der T h e iln e h m e r,^ ) theils durch landeS1) Landbuch S . 119. — 2) Daselbst. — 3) Urkunde vom Jah re 1429 bei R ie d e l, a. a. O . 164. — 4) Daselbst. — 5) Daselbst 173. — 6) Daselbst 174. — 7) Nach dem Stadtbuche zahlten 5 Personen einen Rickzins von 12 Pf. bis 2^ Schilling, und in der Rechnung vom Jah re 1565 kommt unter dem Titel RickzinS vor: Hans Rabolt, Jo re s R abolt, M atth ias Pollack u. Jakob Zimmermann, deren jeder 2£ Schill, gezahlt hatte. — 8) R ie d e l, a. a. O. 174. — 9) R ie d e l , Dipl. B eitr. z. G. der M . B r. S . 255. — 10) E in sol­ cher Vertrag vom Jah re 1573 ist im Stadtbuche (Rathhäuöl. Archiv) verzeichnet und lautet: „Z u wiffen,

herrliche V erordnungen in späterer Z eit abgeändert; auch wurden die Abgabenverhältnisse von Z eit z« Z eit, nach dem sich oft verändernden M ünzw erthe anders festgestellt und die Hofedienfte der Fischer in G eld um gew andelt. S o viel sich erkennen läßt, bestand die Gerechtigkeit deS großen G arn S von je an in 4 Fi­ schereiantheilen, welche von 4 Fischern, den spätern G arnherren und G arnm eistern, ausgeübt w urd e.*) Neben diesen wohnten 16 Fischer in der B urg straße, und im 17. Ja h rh u n d e rt auch auf dem G raben. — D ie Z ah l der Letzteren hatte sich während des 30jährigen Krieges sehr verm indert, so daß im J a h re 1 700 n u r noch 5 vorhanden w a re n .2) W ährend der R egierungszeit des K önigs Friedrich W ilhelm s I. hatten sie sich aber wieder auf 22 verm ehrt, welche in der B u rg -, Heiligengeiststraße rc. H äuser gebaut erhiel­ ten und in dieser Z ah l die Altstädtische Fischer-Innung bilden. Neben dieser besteht die N eustädter F isc h e r-In n u n g , wie die Kiezfischer in ihrer G esam m theit genannt w erden, nachdem sie im J a h re 1722 der G erichtsbarkeit des A m tes entnom m en und dem M a ­ g istrat und S tad tg erich t untergeordnet w aren. Beiden G ilden steht ein M ag istratsm itglied als Beisitzer vor. W as nun den gewerblichen Verkehr betrifft, so konnte derselbe, bei der ursprünglichen G erin g ­ fügigkeit der S ta d t, auch nur unbedeutend sein und zunächst nu r die nothwendigsten Lebensbedürfnisse zum Gegenstände haben. V on den Gewerken, welche schon anfänglich bestanden haben müssen, sind u ns g a r keine Nachrichten aufbehalten, und nu r au s einem rathhäuslichen Verzeichnisse älterer Urkunden ent­ nehmen w ir, daß M arkg raf Jo b st im J a h re 1409 den Gewandschneidern (Tuchm achern, welche zugleich Tuch verkauften) einen G ildebrief ertheilt h a b e .3) D ie nächste urkundliche M itth eilu n g giebt das den Schuhm achern vom R a th e ertheilte S t a t u t vom J a h re 1 4 7 3 , wonach ihnen auf ihr B itte n ebenfalls Gilderechte ertheilt w u rd e n .4) S o n s t finden sich noch Nachrichten darüber, daß der R a th im Besitze einer „Scheerbank" (A nstalt zum Tuchscheeren) w ar, von welcher der Tuchscheerer Lorenz einen Z in s ent­ richtet und sich verpflichtet hatte, das „Lundische Tuch" die E lle für 4 P f., das Leipziger und alles Tuch das 14 G r. und m ehr kostete, für 3 P f ., das mehr als 7 G r. kostende Tuch für 1 P f . den B ü r ­ gern und Schneidern zu scheeren.5) Auch hielten die Fleischer ebenfalls schon zu A nfange des 16. Ja h rh u n d e rts in öffentlichen S charren Fleisch feit, G) und ein B a d er hatte vom R ath e eine öffentliche B adstube g em ieth et7) und w ar verpflichtet, je nach dem S ta n d e der E inw ohner, fü r die von ihnen ge­ nommenen B äd er, fü r Aderlässen u. s. w. eine bestimmte Taxe inne zu halten. 8) — I m J a h re 1537 w ird eines Tischlers N am ens C asp ar gedacht; 1567 erhielt das Gewerk der Schm iede einen G ildebrief; 1569 ist von einem Teppichmacher H e n n ig , 1571 von einem M a ler T ho m as 9) und einem Kleinschmied und Panzerm acher die Siede.10) Auch erhielten die Zim m erleute im J a h re 1598 einen G ildebrief.11) Diese vereinzelten Nachrichten aus späterer Z eit können aber n u r als Andeutungen dienen, welche demnach etliche beschwerliche (tagen vnter den fischern, wegen vnzeittigen fischen vorgefallen, so sein dessent­ wegen vom R ath zu Postamb beschepden vnd durcheinander vom R ath vorgetragen worden, dah welcher betrof­ fen, daß er vff den Sonnabend oder sonsten heylich Abent von der fischerey nicht ablassen vnd zu Lande an­ kommen, volgenden Feyer- vnd Sonntagk sampt nechster Nacht bis vff den M ontagk zu M orgen still halten. W urde eyner aber hierüber betroffen, daß ehr zuwidder handeln, sol jedesm al, so oft betroffen, dem R a t eine thonne B ie r, wie vor Alters gewonlich gewesen, zur Straffe verfallen sein. Geschehen Sonntagk nach M edardi im 73." 1) Diese Gerechtigkeit klebte später nicht mehr an bestimmten Fam ilien und Grundstücken und konnte auch von Auswärtigen erworben werden. Schon im Ja h re 1607 w ar dies bei einem Antheile der Fall. I n den Rechnungen der Petrikirche zu B erlin des Ja h res 1617 ff. werden die Garnmeister, welche auch an die Petrikirche zu zahlen hatten, in folgender A rt aufgeführt: H ans Diewel, M artin E llinger wohnt in Berlin, Jo h a n n G üldenhaupt und Jochim Baustorff. — 2) Erbregister vom Ja h re 1700. — 3) Rathhäusliche Chronik. — 4) R i e d e l , Codex XI, 183. — 5) Stadtbuch, B eil. No. II., Abth. I. — 6) Das. I. — 7) Das. S ie stand auf der Wafferseite A m M a r k te , später G r o ß e S c h to ß s tr a ß e , jetzt B lü c h e r p la tz No. 1, an welchem Hause noch in neuerer Zeit die Badergerechtigkeit haftete. — 8) Rathhäusliche Chronik. — 9) Das. — 10) Kämmerei-Rechnung von demselben Ja h re. — 11) Stadtbnch.

A rt deS gewerblichen Verkehrs in jenen Zeiten stattgefunden hat. Daß außer den genannten Gewerken »och andere und zwar zunftmäßig schon viel früher betrieben wurden, ergiebt ein Gesuch der Bürgerschaft an den Kurfürsten vom Jahre 1599, welches die damaligen Hauptgewerke, die Fleischer, Kürschner, Schneider und Tuchmacher unterzeichnet hatten.1) Wenn wir annehmen dürfen, daß die Gewerke bei ihrer Unterschrift, nach 'dem Alter ihrer Gildebriefe, eine gewisse Rangordnung beobachteten, so war daS der Tuchmacher, welches im Jahre 1409 ein landesherrliches Privilegium erhielt, muthmaßlich aber schon länger bestand, das jüngste der­ selben und mithin bestanden sämmtliche vier Gewerke mindestens schon im 14. Jahrhundert. Hiernächst war im Jahre 1604 ein Goldschmied, 1616 ein Schönfärber vorhanden 2) und im Jahre 1620 waren, zur Huldigung des Kurfürsten Georg Wilhelm, Deputirte aus den Gewerken der Maurer, Tischler, Schuhmacher und Lohgerber, Kürschner, Leinweber, Grob- und Hufschmiede, Schnei­ der, Zimmerleute, Tuchmacher und Weißbäcker nach Berlin gesandt worden.3) Diese Mittheilungen genügen, sich zu überzeugen, daß im 14. Jahrhundert der gewerbliche Verkehr schon zugenommen, die Zahl der Meister einzelner Gewerke sich vermehrt und Zunftordnungen nothwendig gemacht hatte. Doch ist nicht anzunehmen, daß die Einwohner der Stadt allein diesen Ver­ kehr erzeugt hätten, vielmehr trugen die Landleute aus der Umgegend, welche Tuch, Pelze, Kleider u. s. w. in der Stadt kauften, hierzu ebenfalls bei. — Daß im 16. Jahrhundert schon die Bauleute, als Tischler, Zimmerleute und Maurer, Gewerke gebildet hatten, ist wohl den Bauten zuzuschreiben, welche unter den Kurfürsten Joachim I. und II. und später ausgeführt wurden. Ebenso hatte die Hofhaltung dieser Fürsten die Niederlassung eines Malerö, Teppichmachers, Goldschmiedes u. s. w. zur Folge. Der 30jährige Krieg, welcher alle Verhältnisse der Bürger erschütterte, war auch für daS Ge­ werbewesen von den nachtheiligsten Folgen. Aus einem Verzeichnisse der Bürgerschaft Potsdams, welches der Magistrat im Jahre 1633 angefertigt und dem Kurfürsten eingereicht hatte, ergiebt sich, daß Ackerbau so gut als gar nicht mehr betrieben wurde, daß eS kein Schlachtvieh, mithin auch keinen Schlächter in der Stadt gab, daß die Badstube und Scheerbank miethlos war und noch weniger Jemand daran dachte, einen Maler, Goldschmied oder Teppichmacher zu beschäftigen. Nur die nothwendigsten Ge­ werbe, und auch nur wenig Meister, waren vorhanden, nämlich: 1 Ackersmann, 1 Apotheker, 3 Bäcker, 4 Brauer, 1 Gasthalter, 1 Hutmacher, 5 Fischer und 3 Garnmeister, 3 Leineweber, 1 Kleinschmied, 1 Maurer, 3 Kürschner, 1 Schmied, 6 Schneider, 7 Schuhmacher, 1 Schwarzfärber, 1 Tuchmacher und 1 Zimmermann. — Der Rath fügte seinem Berichte noch hinzu: daß auch diese 44 Gewerbtreibende schon bis auf 25 als völlig verarmt zu betrachten seien. Der große Kurfürst, welcher seit dem Jahre 1660 angefangen hatte, ein neues Schloß in Potsdam zu erbauen und die wüst gewordenen Bürgerhäuser wieder herzustellenundmit Wirthen zu besetzen, verschaffte zunächst einer Menge von Einwohnern Verdienst. Er zog nützliche Handwerker nach Potsdam, richtete daselbst seinen Hofhalt ein, umgab sich mit Beamten und Dienern, welchen er Häuser bauen ließ, und erweiterte die Stadt durch die Bebauung der sogenannten Freiheit. Im Jahre 1686 reichten die Gewerksmeister schon nicht mehr aus, um den Bedürfnissen der Einwohner zu genügen, wes­ halb an den Magistrat der Befehl erging: den Handwerkern, welche sich von außerhalb in Potsdam niederlassen wollten, jede mögliche Erleichterung zu gewähren, und namentlich sie von den ungewöhnlichen Meisterstücken zu befreien, das Gildewesen wieder gehörig zu ordnen und Rathleute zu bestellen, welche den Zusammenkünften der Gewerke beiwohnten.4) Alle diese Maaßregeln retteten nicht nur die Ueberreste des früheren JnnungswesenS, sondern trugen auch wesentlich zur Hebung deß gewerblichen Verkehrs bei. Es bildeten sich neue Gewerbe, wie die der Sattler, Weißgerber, Seiler und Böttcher, welche früher nicht genannt werden; und selbst auch für den LuxuS wurde gearbeitet. Aber es bedurften diese Einrichtungen zu ihrem ferneren Gedeihen der dauernden Pflege der l) Kgl. Geh. Staats-Archiv. — 2) Kirchenbuch. — 3) Ccpiar, die Huldigung des Kurfürsten Georg Wilhelm betreffend, v. I . 1620. (Lehns-Archiv deS Kgl. Kammergerichts.) — 4) Kgl. Geh. Staats-Archiv.

Landesherren. Von ihnen war es der König Friedrich Wilhelm I., der dadurch, daß er Potsdam um daS Sechsfache vergrößerte, es mit nützlichen Bürgern besetzte, zur Garnison für seine Leibgarde bestimmte und seine beständige Residenz daselbst nahm, den neuen Grund zu einer großartigeren Entwickelung legte. Und seiner Schöpfung eine feste Stütze zu geben, war sein stetes Bemühen. I n der Instruktion, welche er dem Magistrate im Jahre 1722 ertheilte, machte er es demselben zur strengen Pflicht: „vor allen Dingen dahin zu sehen, daß zur Erhaltung sämmtlicher Einwohner die bürgerliche Nahrung nicht allein erhalten, sondern auch immer mehr angerichtet, die Bürgerschaft mit guten und tüchtigen Ein­ wohnern, Handelsleuten, Handwerkern, Brauern und andern tüchtigen Bürgern vermehrt und, mit einem Worte, immer mehr und mehr in Aufnahme gebracht und erhalten werde rc." *) — Er selbst hatte sich vorhehalten, für die Anlage größerer Fabriken und Manufakturen zu sorgen. Schon im Jahre 1722 veranlaßte er die Banquiers Splittgerber und Daum zur Einrichtung einer großen Gewehrfabrik, wozu er, auf eigne Kosten, eine lange Reihe von Häusern erbauen ließ, welche er von alten öffentlichen Lasten befreite. 2) Im Jahre 1732 und 1733 ließ er aus Polen (Liffa) und Schlesien ebenfalls auf seine Kosten Tuchmacher kommen, schenkte ihnen neuerbaute Häuser, bewilligte ihnen bedeutenden Antheil an der jährlichen Tuchlieferung der Armee und gab ihnen 1734 eine Walkmühle am Griebnitzsee und zur Förderung des Lieferungsgeschäfts von Zeit zu Zeit baare Vorschüsse. — Aus Lothringen und Frankreich zog er tüchtige Meister füc die Bearbeitung des Leders nach Potsdam; einem Juden, Hirsch David, schenkte er mehrere Häuser in der Nauenerstraße zum Betriebe einer Sammet - Manufaktur und einem Schweizer, Samuel Schock, im Jahre 1738 die Hauser No. 27 und 28 in der nach demselben genannten Straße, zur Anlage einer Schnupftaback-Fabrik. Schon im Jahre 1725 beförderte der König die Anlage einer Bandfabrik durch Schulze und Gausely, 3) sowie überhaupt die Niederlassung von Posamentirern, welche allein seit 1736 jährlich 320,610 Ellen wollneS Haarband für die Armee zu liefern hatten.4) Er strebte im Allgemeinen aber dahin, solche Gegenstände, für welche bisher Geld ins Ausland ging, in seinem Staate verfertigen zu lassen. Gleiche Aufmerksamkeit widmete der König Friedrich II. dem Manufaktur - und Gewerbewesen. Kurz nach dem Antritte seiner Regierung schrieb er, unterm 13. Juni 1740, an den Kriegsrath Heiden­ reich, welcher damals OrtS-Kommiffar in Potsdam war: „er solle sich sehr angelegen sein lassen, zur Besetzung der noch ledigen und im Ban begriffenen neuen Häuser aus Sachsen, Schlesien und andern fremden Ländern, Leute nach Potsdam zu schaffen; jedoch müßten es lauter Wollen- und Leinen-Arbeiter sein, und würde sich schon Gelegenheit finden, für ihre Nahrung zu sorgen." 5) — Und unterm 14. Okt. 1742 schrieb er von Rheinsberg an den Kriegsrath Neubauer: „Ich habe aus Euerm Berichte vernom­ men, daß dort alle ledig gewesene Häuser nunmehr wieder mit Wirthen besetzt und die bisher ledig ge­ standenen 6 holländischen Häuser auch an Kannefaß - und Dammastweber eingegeben worden. Ih r habt nun beständig darauf mit äußerstem Fleiß zu achten, daß die Leute in Nahrung kommen und gut wirth­ schaften, wie ihr auch darauf zu halten, daß die dortigen Manufakturen nicht ab, sondern zunehmen tc.* Der König war unablässig bemüht, tüchtige Unternehmer aller Arten von Fabriken zur Nieder­ lassung zu vermögen, denen er gut ausgebaute Häuser unter der Bedingung schenkte, daß dieselben aus­ schließlich nur zur Fabrik bestimmt blieben. Auf solche Weise kamen 199 Häuser in den Besitz von Gewerbtreibenden.6) Endlich setzte er auch über sämmtliche Fabriken und Manufakturen in der Stadt und deren nächster Umgebung eine Kommission ein, zur Schlichtung und Entscheidung aller vorkommenden Streitigkeiten.7) Die Hauptnahrung der Einwohner bestand damals hauptsächlich in der Fabrikation von Sammet-, Seiden-, Leinen- und Baumwollenwaaren, von Leder, Waffen, Tapeten, Borden, Blonden und Spitzen, 1) Instruktion für den Magistrat vom 26. Oktober 1722, §. 13. (Büschings Reise nach Rekahn S. 362.) — 2) Das. S . 195. — 3) Das. 193. Sie fabricirten den damals berühmt gewesenen Potsdamer Band. — 4) Steuerräthliche Akten. — 5) Steuerräthliche Akten. — 6) Die auf diesen Häusern gehastete Verpflichtung, sie ausschließlich zum Fabrik- k . Betriebe zu benutzen, wurde im Jahre 1812 abgelöst. — 7) Instruktion für die Fabrik - und Manufaktur-Kommission vom 21. August 1771. m. 7

Fayence, Pfeifen, Parchent; ferner im Bierbrauen, Branntweinbrennen und der Materialhandlung, sowie in Lieferungen von Tuch, Hüten, Knöpfen, E tam in, B oy, Leinwand, Band u. s. w. an die Regimentet, hauptsächlich aber in den königlichen Bauten. Der König allein ließ 671 Bürgerhäuser, 119 Kasernen und andere Militairgebäude, 8 Kirchen und Schulgebäude, 5 Waisen- und Armenhäuser und 248 Kolonistenhäuser in der Teltower Vorstadt und Nowaweß erbauen, außerdem aber bedeutende Prachtbauten in der S ta d t und deren Nähe, sowie an Thoren, Mauern u. s. w. ausführen. Die Kosten aller B auten, welche der König während seiner Regierung zu Potsdam ausführen ließ, sind, wie schon früher bemerkt, auf mehr als 10 Millionen Thaler berechnet worden. *) Durch diese Bauten fanden sämmtliche Bauhandwerker in Potsdam ihre Existenz. Aber auch eine Menge Künstler hatten sich inzwischen daselbst angesiedelt, wie: Bildhauer Musikalische Instrumentenmacher, Glasschleifer, Kunsttischler, Stuckkaturer u. s. w. 1) Vergl. B eilage No. IV.

V. Rechte und Pflichten der S tadt und ihrer Bewohner. I.

Rechte rc.

Ä u c h bei diesem Gegenstände ist der Verlust der ältern Potsdamer Urkunden sehr zu beklagen. Von den meisten Rechten, welche der S ta d t einst ertheilt wurden, läßt sich darum auch gar nicht angeben, wann und unter welchen Umständen ihre Verleihung erfolgte. N ur aus einzelnen Andeutungen läßt sich vermuthen, daß Potsdam bis zur M itte des 14. Jahrhunderts einen größern gewerblichen Verkehr und mehr Wohlhabenheit entwickelt haben mußte, als man später anzunehmen sich veranlaßt steht, und daß wahrscheinlich Krieg, Pest und alle jene Drangsale, welche die Mark Brandenburg damals heimsuchten, den Verfall Potsdam s zuerst herbeiführten. Als eine Folge hiervon ließ es sich sodann auch erklären, daß die Landesherrschaft das Steuerquantum , welches die Einwohner der S ta d t jährlich auf­ zubringen hatten, bis fast auf den dritten Theil herabsetzte. *) Die oben angeführten Umstände gestatten es nicht, die geringen Nachrichten, welche sich für diesen Gegenstand darbieten, in einer systematischen Ordnung darzustellen, weshalb solche nur nach der Zeitfolge mitgetheilt werden. Solche Rechte und Privilegien, welche nicht der ganzen S ta d t, sondern nur einzel­ nen Korporationen ertheilt worden sind, wie z. B . B rau -, Fischereigerechtigkeit it. s. w., sind hierbei nicht weiter berücksichtigt und ist ihrer schon anderweitig gedacht worden. Zu den allgemeinen Rechten gehörten: 1) D ie Z us i che r ung, d aß die S t a d t n i e m a l s v e r p f ä n d e t w e r d e n sol l te. Potsdam erhielt sie im Jahre 1345 vom Markgrafen Ludwig von B aiern, 2) dem damaligen Landesherrn in der Mark Brandenburg. E s war dies in der damaligen bewegten Zeit eine für das innere Gedeihen der S ta d t sehr wichtige Zusicherung, weil die Veräußerung an einen fremden Herrn den politischen und recht­ lichen Zusammenhang, in welchem Potsdam mit den übrigen Städten der Mark stand, gefährden mußte. 2) D ie F ä h r g e r e c h t i g k e i t oder das Recht, zum Uebersetzen von Personen, Wagen rc. über die Havel eine Fähre halten und dafür Gebühren erheben zu dürfen, wird zuerst im Landbuche vom Jah re 1375 aufgeführt.3) Der R ath hatte die Einkünfte für eine jährliche Pacht von 3{ auch 4 Talenten ausgethan. — Nach einer Urkunde vom Jahre 1317, in welcher der Markgraf Woldemar dem Kloster Lehnin Einkünfte der Fischerei in mehreren Gewässer überließ, wird als ein Grenzpunkt „ d i e Brücke des S t ä d t c h e n s P o t s d a m " genannt,4) wonach anzunehmen ist, daß eine solche schon im 13. J a h r ­ hundert bestanden haben müsse, und während der KriegeSzeit im 14. Jahrhundert zerstört, nicht wieder erbaut, statt deren aber eine Fähre gehalten worden sei. Diejenige Brücke, welche die S ta d t in Folge 1) Dergl. unten S t e u e r n und U rb ed e. — 2) R i e d e l , a. a. O . XI, 155. — 3) Landb. S . 119. — 4) G erck en , Verm. Abhandlungen I, 181. D a s O riginal dieser lateinisch abgefaßten Urkunde habe ich nicht ermitteln können; Gercken hat auch nicht gesagt, woher er sie erhalten. K lö d e n , D ip l. Geschichte des Markgrafen W oldemar, n , 263, Note 1, hat damit eine alte deutsche Übersetzung im Anhaltischen Archive verglichen und giebt für „» ponte civitatis Postamp“ „ V o n d er B r ü c k e d e s S t ä d t c h e n s P o t s d a m " . — Eine alte deutsche Übersetzung, welche ich in dem Lehniner Amtsbuche der Kgl. Regierung zu P otsdam vorfand, giebt „ v o n der B r u g k e d e s W i c b i l d s P o s ta m p " .

-e s ihr vom M arkgrafen Friedrich im J a h re 1416 ertheilten P riv ileg iu m s erbaute, *) w äre demnach eine bloße E rneuerung der alten gewesen, zu deren W iederherstellung die landesherrliche E rla u b n iß erforderlich D a r. S ie erfolgte m it Rücksicht auf „den gemeinen Nutzen des Landes und zur B eförderung und Besse­ rung der S t a d t" , welche daß Recht haben sollte, von Personen und P ferd en , welche über die Brücke gehen, dasselbe an Brückengeld zu nehmen, w as sie bisher fü r das Ueberfahren erhoben hatte. M it den um P o tsd a m belegenen D ö rfe rn , welche häufig die Brücke passirten, h atte der M a ­ gistrat sich hiernächst auf ein Fixum verglichen, welches dieselben jährlich entrichten m ußten und welches in den Käm mereirechnungen unter der B enennung „Brückenroggen" vorkommt. D e r große K urfürst ließ die Langebrücke im J a h r e 1671 b re ite r, fester und bequemer bauen. A ls sie dem M ag istrate übergeben werden sollte, lehnte derselbe die Uebernahm e, wegen der kostbaren U n terh altung , ab und überließ dem K urfürsten das Brückengeld, behielt den B ü rg ern aber die freie Passage vor. 2) 3) D a s P r i v i l e g i u m , d a ß d i e B ü r g e r d e r S t a d t v o r k e i n e n f r e m d e n R i c h t e r g e l a d e n w e r d e n d u r f t e n , welches der König S ieg ism u n d im J a h re 1411 ertheilte, wird weiter unten bei der G erichtsverw altung näher besprochen werden. 3) 4) D a s M a r k t r e c h t . Auch dieS gehörte wahrscheinlich zu den frühesten P rivilegien der S ta d t, w ird aber zuerst in dem M arktprivilegium der S t a d t W erder vom J a h re 1452 4) nu r in der A rt er­ w äh n t, daß die M ärkte daselbst so geordnet werden sollten, wie zu S p a n d o w und P o tsd am . D a m it sollte jedoch nicht gem eint sein, daß auch diesen S tä d te n das M arktrecht erst d am als verliehen w orden; denn S p a n d o w besaß dasselbe schon vor dem J a h re 1232. D ie Z ah l der M ärkte giebt erst eine N otiz vom J a h re 1665 auf sechs a n , welche an den D onnerstagen vor Lichtmessen, vor dem P alm so n n tag e, vor Aegidien, vor U rsula und vor W eihnachten abgehalten wurden. Auch V iehm ärkte bestanden dam als schon, wurden aber vom Könige Friedrich W ilhelm 1. ab­ geschafft, weit er solche in der S t a d t nicht m ehr dulden wollte. A uf eine A nfrage des O bersten v. Kleist vom 9. A ugust 1 7 2 2 : ob der K önig gestatten wolle, daß der Schweinem arkt künftig vor dem B ran d en b u rg e r-T hore und der V ieh - und Pferdem arkt bis zum N a u e n e r-T hore hin abgehalten werden dürfe? schrieb der K önig eigenhändig den Bescheid: „ S o ll gehalten werden vor B ran dho rst sein H a u s", w om it der dam als noch unbebaute Platz zwischen der B erliner-B rücke und dem B erlin er-T ho re gemeint w ar. 5) D i e Z o l l f r e i h e i t der B ü rg e r scheint ebenfalls zu den ältesten Rechten gehört zu haben, ab er, theils von den Zollpächtern imm er mehr eingeschränkt, theils darum nach und nach aufgegeben worden zu sein, weil die B ü rg e r aufgehört hatten H andel zu treiben, auch wohl nicht einm al, wie andere S tä d te der M ark, K ornhandel re. trieben. — D a ß den B ü rg ern aber eine gewisse Zollbefreiung noch im 16. J a h rh , zustand, ergiebt ein Aktenstück au s dem J a h re 1546 über die Beschwerden mehrerer S tä d te gegen den A m tm ann v. Köckeritz zu P o ts d a m , welcher dieselben bei der E rhebung des Z olls daselbst überbürdet haben sollte. E s erklärten nämlich die ältesten B ü rg e r von P o tsd a m , welche als Zeugen aufgerufen w aren: daß sie, wenn sie fü r sich selbst gefahren, keinen Z oll entrichtet, solchen aber hätten zahlen müffen, wenn sie S a lz , K orn, Kalk u. s. w. für Lohn gefahren hätten. S o sei es zu Lande ge­ wesen, sie glaubten auch, daß es zu W asser ebenso gehalten worden u. s. w . 5) 6) D a s S t a p e l r e c h t . V on demselben ist in einem Berichte des M a g istrats vom I . 1550 bereits die R ede, jedoch ohne weitere A ndeutung, w as darunter zu verstehen sei. W äre es das alte Niederlagerecht gewesen, welches auch S tap elrecht genannt zu werden pflegte, durch welches jeder K au f­ m an n , der m it seinen W aaren einen dam it P riv ile g ie n O r t berührte, gezwungen w urde, solche nieder­ zulegen und den E inw ohnern zum Verkaufe zu stellen, so würde m an annehm en müssen, daß deren dereinstige V erleihung den Zweck gehabt habe, P o tsd a m zu einem H and elsort zu machen. Jed en falls hatte dieses Recht eine bedeutende Beschränkung erfahren, denn es w ird später a ls ein bloßeS Vorkaufsrecht, 1) R ie d e l, a. a. O. 160. — 2) Kgl. Geh. Staats-Archiv. — 3) Vergl. Absch. VI, No. 1. — 4) G erlach ß gesammelte Nachrichten von Potsdam, Stück 2, S . 7. — 6) Kgl. Geh. Staats-Arch.

besonders von Fischen, welche über Potsdam geführt wurden, erwähnt, und die Rathhäusliche Chronik zählt solches zu denjenigen alten Rechten, welche durch daß Edikt vom 20 . November 1810, wodurch daS Vorkaufsrecht aufgehoben wurde, der S ta d t wieder entzogen worden sei. 7) D i e K a n t o n f r e i h e i t wurde der S ta d t durch das vom Könige Friedrich II. au den Obersten v. F o u q u e t am 14. Januar 1741 erlassene Reskript zugesichert, *) jedoch durch daS Gesetz über die Verpflichtung der Preußischen Staatsbürger zum M ilitärdienste vom 3. Septem ber 1 814 gänz­ lich aufgehoben. 8 ) D i e V e r t r e t u n g bei de n L a n d t a g e n wurde der S ta d t auf den Beschluß der K önigl. Kommission und der D eputirten von Prälaten, Grafen, Herren, Ritterschaft und S täd ten der Kur- und Neumark Brandenburg unterm 31. M ärz 1809 eingeräumt. D er Abgeordnete soll hiernach aus der M itte des M agistrats gewählt werden und S itz und S tim m e haben, nach den ältern S täd ten der K urm ark.2)

II. Pflichten und Leistungen. 1) D i e E r b h u l d i g u n g. Obgleich die S ta d t Potsdam , seit dem Abgange der Anhaltinischen Herrschaft, Jahrhunderte hindurch fast immer verpfändet w ar, so hatte die Landesherrschaft sich doch das Recht vorbehalten, sich von den Bürgern huldigen zu lassen. D ie Fürsten, welche in früherer Zeit keine feste Wohnstätte h atten , sich fast immer auf Reisen befanden und ihr Hoflager bald in diesem, bald in jenem ihrer Schlösser hielten, pflegten, sobald sie die Regierung angetreten hatten, eine Rundreise in ihrem Lande zu machen und entweder die S täd te, welche ihnen huldigen sollten, zu besuchen oder Abgeordnete derselben nach einem der nächstbelegenen Schlösser, wo sie ihr Hoflager hielten, zu diesem Zwecke zu citiren. S o geschah eS noch im Jahre 1412, als Friedrich I., B urggraf von Nürnberg, die Regierung in der Mark Brandenburg vom Kaiser erhalten hatte. E r ließ sich am 7. J u li zu B erlin und Cöln, am folgenden Tage zu S p an d ow , am 10. J u li zu Nauen und Brandenburg, am 18. J u li zu Belitz, am 20 . zu Treuenbriezen, am 21. zu M ittenwatde, am 22. zu Frankfurt, am 23. zu Reppen und Drossen, am 27. zu Strausberg und B ernau, am 29. zu Neustadt E . - W . , am 31. zu Tem ptin, am 21. August zu Wrietzen und am 29. Septem ber zu Potsdam huldigen, worauf er in die Altmark reiste, um sich dort und hiernächst in der Priegnitz huldigen zu lassen. 3) I m Jahre 1572, beim Regierungs-Antritte des Kurfürsten Johann Georg, wurden die D ep u ­ tirten der S ta d t Potsdam nach Spandow zur Huldigung c itir t4) und später fand der Huldigungsakt zu Cöln (B e rlin ) statt. D ies war im Jahre 1620 der F all, als der Kurfürst Georg W ilhelm die Regierung angetreten hatte. Hierbei ist es sodann immer verblieben. Mochten in früherer Z eit, als der Landesherr zu den Städ ten umherreiste, auch die Bürger der S ta d t, in ihrer Gesamm theit, den Huldigungseid geleistet haben, so konnte dies später nur durch Abgeordnete geschehen, welche vom Rathe und der Bürgerschaft dazu gewählt und m it Vollmacht versehen werden mußten. I n der Regel wählte der R ath aus seiner M itte einige D eputirte, und die Bürger­ schaft wählte in den Gewerken diejenigen M eister, welche bei ihnen Achtung und Vertrauen genossen. W ie stark die Vertretung der S ta d t sein sollte, wurde in den Einladungen zur H uldigung in der Regel ausgedrückt. I m Jahre 1620 wurde eine „ s t a r k e V e r t r e t u n g " gefordert, weshalb die S ta d t ans dem Rathe 3 Personen, aus den Verordneten der Bürgerschaft 2 Personen und aus den Gewerken 14 Meister, 1) Nathh. Chr. — 2) Das. — 3) v. R a u m e r 's Codex I, 66. — 4) ES war früher Gebrauch, daß diejenigen Städte, in welchen der Landesherr die Huldigung annahm, ihn und sein G efolge festlich bewirtheten. D ies war auch zu Spandow der Fall ( R ie d e l XI, 499). D iejenigen S täd te, welche dorthin entboten wurden, gaben dazu ihren B eitrag. Potsdam gab im Jahre 1571 37 Schock 30 G r. baar. Fische, Krebse, Hühner, Eier, Aale und Welse, Alles berechnet auf 124 Schock 2 G r. (Kämmerei-Rechnung vom Jahre 1571/72.)

überhaupt 19 Abgeordnete entsendete.^) Eine fast gleiche Anzahl von Deputirten wurde im I . 1640 zur Huldigung des Kurfürsten Friedrich Wilhelm nach Berlin abgeordnet. 2) — Der König Friedrich Wilhem 1., ein großer Freund der Sparsamkeit, beschränkte die Zahl der Deputirten, welche am 24. April 1713 zur Huldigung in Berlin erscheinen mußten, auf 9. Es wurden damals, wie später zur Huldigung deS Königs Friedrich II. am 2. August 1740, nur 3 Magistrats - Mitglieder und 6 Bürger entsendet. Bei der am 2. Oktober 1786 erfolgten Huldigung des Königs Friedrich Wilhelm II. wurden 4 Magi­ strats - Mitglieder und 4 Stadtverordnete, und am 6. Juli 1798, zur Huldigung des Königs Friedrich Wilhelms I I I . außerdem 2 Polizei-Kommissarien und 26 Gewerks-Mitglieder, zu der am 15. Oktober 1840 stattgehabten Huldigung S r. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV . nur 2 Personen, nämlich der Bürgermeister Stöpel und Stadtverordneten-Vorsteher Bauer abgeordnet. Beim Akte der Huldigung, welcher vor der Freitreppe und später auf der nach dem Lustgarten hin telegenen Seite deS Schlosses zn Cöln stattfand, mußten die Städte eine gewisse, seit alter Zeit unter sich festgestellte Rangordnung beobachten, welche sowohl in den Feldschlachten, wie bei allen Versammlungen gültig war. Zuerst hatte „der Banner" der Städte Brandenburg den Vortritt, sodann folgte der von Berlin, Frankfurt, Prenzlow, Nuppin, Stendal und Perleberg. Jede dieser Hauptstädte hatte ihre kleinern Sprachstädte hinter sich. Potsdam war die siebente Stadt in der Sprache oder dem Banner von A lt- und Neustadt Brandenburg und folgte hinter Spandow, Treuenbriezen, Rathenow, Nauen und Belitz. — Potsdam, sonst die kleinste Stadt in der Sprache Brandenburg, welches inzwischen bedeutend vergrößert und zur Residenz erhoben worden war, bemühte sich schon bei der Erbhuldigung im Jahre 1740 den Rang der zehnten Hauptstadt der Mark zu erlangen, welches die Deputirten der Städte jedoch ablehnten; 3) so daß sie noch bei der folgenden Huldigung ihren Rang hinter Belitz bei­ behalten mußte.

1) Die Abgeordneten waren: Aus dem Stadtrathe: Der Bürgermeister Matth. Sathen. Die Rathsverw. Johannes Schultze, Bartel Gericke. Aus der Bürgerschaft: Peter Berendt, Michel Knhens. Von den Gewerken: Maurer: Jürge Gotzke. Tischler: Bartel Bredow. Schuhmacher und Lohgerber: Jakob Plümke, Peter Kersten. Kürschner: David Wentzke. Leinweber: Andreas Weden, Peter Westphal. Grob- und Hufschmiede: Andreas Digmann. Schneider: Andreas Schüler, Joachim Bausdörf. Zimmerleute: Jürgen Holzendorf. Tuchmacher: Thomas Jngel. Weißbäcker: Jöres Bezen, Thomas Gotzke. (Copiar deS Kgl. Lehns-Archiveö. Huldigungssachen.) 2) ES waren dieS: Barthold Gericke i J-c-b Güldenhaupt j Burg-rmnster. Andreas Kremer ) Carl Buge Äflmmem' Matthes Stellmacher und Hans Reinicke, Grobschmiede, Christoph Meerkatz und Thomas Woltersdorf, Kürschner, Jochen Preuße und Adam Lange, Schneider, Jacob Plümke und Michel Knape, Schuster, Martin Saffe und Jürge Dielitz, Weißbäcker, und HanS Saltzwedel und Hans Bruhne, von den Verordneten der Gemeinde und ganzen Bürgerschaft. (Copiar deS Kgl. LehnS-Arch. HuldigungSsachen.)

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3) RathhäuSl. Chronik.

2) H e e r d ie n s t u n d V e r t h e id i g u n g d e r S t a d t . D ie Bewachung der S ta d t war in älterer Zeit lediglich Sache der B ürger. Jeder derselben mußte zu diesem Zwecke m it Harnisch und Waffen versehen sein und der R ath selbst hielt auf dem Rathhause einen V orrath davon, um die Bürger, welche sich solche nicht selbst beschaffen konnten, dam it zu versehen. *) — D ie Thore und Brücken wurden von den B ü rg ern , der Reihe nach, bewacht und eine Befreiung nur denjenigen gestattet, welche einen N eubau unternahm en.2) Z ur Vertheidigung der S ta d t in Fehde- und Kriegeszeiten würde die geringe Zahl der B ürger aber nicht hingereicht haben, weshalb die S tä d te, da sie, namentlich im 14. Jahrhundert, auf den Schutz der Fürsten nicht rechnen konnten, unter sich Bündnisse errichteten und sich gegenseitig verpflichteten: wenn eine der verbündeten S tä d te von irgend einer M acht bedrängt werden sollte, zum Schutze oder zum E ntsatze m it einem Heere herbeizueilen, wozu jede einzelne dieser S tä d te eine verhältnißmäßige Anzahl B e­ waffneter gestellen mußte. Z u diesem Zwecke w ar die M ark in gewisse Q uartiere getheilt, an deren Spitzen die H aup t­ städte standen, welchen die kleinern S tä d te untergeordnet waren oder welche, nach den W orten der U r­ kunde, „die kleinen S tä d te in ihrer Sprache h atten "; weil die H auptstädte die ihnen untergeordneten kleinen S tä d te in der Gemeinsprache deS Städtebundes m it vertraten. D ie H auptstadt, zu deren Sprache P otsdam gehörte, w ar Brandenburg. 3) D o rt kamen die kleinern Sprachstädte zur B erathung zusammen und deren Beschlüsse wurden in der Gesammtsprache der H auptstädte zur G eltung gebracht. OefterS wurden aber auch die Rathm annen der kleinern S tä d te zu den Gesammtberathungen zugezogen, wie die­ nn Ja h re 1393 4) und 1432 6) geschah. D en Kontingent, welchen P otsdam im Ja h re 1393, als die S tä d te sich gegen Ruhestörer und S traßenräuber verbanden, gestellen mußte, w ar ein Geharnischter m it Hellebarde und ein Armbrustschütze. S p ä te r wurde diese Z ahl vergrößert, und das Schutz- und Bewaffnungssystem der S tä d te , nachdem die Hohenzollernschen Fürsten die K räfte des Landes zum gemeinsamen Zusammenwirken benutzten, zur H er­ stellung einer Landmiliz beibehalten. P otsdam gestellte hiernächst 12 Gerüstete und einen H eerw agen.6) M it der B ildung deS stehenden Heeres unterm großen Kurfürsten hörten diese A rt von Kriegs­ diensten auf. P otsdam würde auch nicht mehr im S tan d e gewesen sein, jenen K ontingent ferner zu stellen; denn die Z ahl der B ürger hatte sich, wie eine am 27. M ai 1633 vorgenommene Revision ergab, bedeutend vermindert. E s waren im Ganzen nur noch 67 B ü rg e r, m it Einschluß der vom Dienste be­ freiten M agistratsm itglieder, von 11 W ittw en und zweien Geistlichen vorhanden, welche nur 20 G ehar­ nischte m it Piken, 19 M ann m it Musketen, 12 m it Feuerröhren und 14 Hellebardirer gestellen konnten. 7) E s ergiebt sich zugleich aus dieser Nachweisung, daß die Bürgerw ittw en verpflichtet waren, ebenfalls B e ­ waffnete zum Aufgebote zu stellen, und die Verpflichtung eine auf dem Hause ruhende Last w ar. M it der Verringerung der Bürgerschaft und während der Bedrängnisse des 30jährigen Kriegehatte auch d ie S c h ü t z e n g i l d e , welche sich wahrscheinlich in jener Zeit bildete, als die S tä d te sich selbst schützen und dazu wehrhaft machen m ußten, bereits aufgehört. Als G ilde w ar sie im 15. J a h r ­ hundert bereits vorhanden und hielt auf der Wiese vor dem G rünthore, wo sie ihren „Schühenbaum " aufgerichtet hatte, die Schießübungen.«) M it ihr gingen die letzten Reste zu G rab e, welche an da1) I m Jahre 1525 wurden den Bürgern vom Rathhause Harnische für 3 Gulden verkauft. (S ta d t­ buch, B eil. N o. II.) Der Kleinschmied mußte den Vorrath auf dem Rathhause von Zeit zu Zeit besichtigen und dafür sorgen, daß sie zum Gebrauche im S tan d e waren. (Kämmerei-Rechnung vom Jahre 1571.) — 2) Stadtbuch. Beit. N o. II. — 3) Zur Sprache Brandenburg gehörten die Städ te S p an d o w , Treuenbriezen, N auen, Rathenow, Belitz und Potsdam . — 4) F i d i c i n , a. a. O. IV, 95. — 5) Ungedr. Urk. — 6) F i d i c i n , a. a. O . III, 164, 165. — Noch im Jahre 1602 bestand diese Einrichtung. D a s Verzeichnis des Fußvolks, welches die S täd te in Nothfällen der Herrschaft zu stellen hatte, beweist dies. Nach demsel­ ben hatte S p andow 100 M ann, Treuenbriezen 60 M ann. Nauen 30, Rathenow 25, Belitz 25 und Potsdam 12 M ann zu stellen. (Kgl. Geh. Staats-A rchiv, R. XI, 35.) — 7) Kgl. Geh. Staats-A rchiv. — 8) S ta d t­ buch. B eil. N o. II.

mittelalterliche Wehrsystem der märkischen S täd te noch erinnerten. — Der König Friedrich I. gestattete i. 1 . 1703 den Bürgern zu Potsdam aufs Neue die Wiedereinrichtung einer Schühengilde, wieß ihnen auch einen Platz in der Amtsforst vor der Teltowerbrücke zum Schießplätze an, auf welchem am 24. Ju n i 1703 das erste Königsschießen gehalten und von der Gilde hierauf der Schützenkrug gebaut wurde. — Der König Friedrich Wilhelm I., in der Besorgniß, daß die Bürger durch die Schießübungen ihre Geschäfte verabsäumen möchten, hob die Schützengilde wieder auf, wogegen König Friedrich II. sie im Jahre 1742 wieder herstellte, ihr die früheren Privilegien bestätigte und einen Platz zum Schießstande anwieS, welchen sie, in erweitertem Umfange, noch heut besitzt. Von dem Eintritte in das stehende Heer wurde jeder geborne Potsdamer vom Könige Friedrich II. im Jahre 1741 entbunden und genoß diese Befreiung bis zur Einführung der allgemeinen Militärpflicht im Jahre 1814. 3) Wa g e n d i e n s t e und J a g d l a u f e n . Von dieser Art der Verpflichtungen finden sich noch Spuren im 16. und 17. Jahrhundert vor. Der M agistrat berichtete nämlich im Jahre 1598, daß O tto Flanß von seinem Vetter viel Bürgeracker, auf welchem Dienste und Fuhren hafteten, an sich ge­ kauft habe, sich aber weigere dieselben zu leisten. l) — Auch auf einzelnen Häusern in der S ta d t ruhte die Verpflichtung zum Jagdlaufen; denn im Jahre 1683 wurde der Apotheker Eckard vom Kurfürsten „wegen seines Hauses von den Wolfs- und andern Jagddiensten" befreit.2) 4) E i n q u a r t i e r u n g . Schon der Kurfürst Georg Wilhelm verlegte seine Leibgarde eine Zeit lang nach Potsdam und quartierte sie bei den dortigen Bürgern ein. S ie bestand aus etwa 150 M ann. Dasselbe geschah auch mit der Leibwache deß Kurfürsten Friedrich Wilhelm und Friedrichs III., welche häufig in Potsdam ihre Residenz hatten. Fortdauernd wurde die Einquartierung dadurch, daß der König Friedrich Wilhelm II. bald nach seinem Regierungs-Antritte anfing, die S ta d t mehr auszu­ bauen und zu erweitern und sodann sein Regiment großer Grenadiere dahin verlegte. ES bestand dasselbe auS 3 Bataillonen und einem Corps der Reserve oder Unrangirten von 1000 M ann, überhaupt aus etwa 3000 M ann. — I n jedem Privathause, von welchem Stande auch der Besitzer sein mochte, ließ der König eine S tu b e, und wenn die Räumlichkeit deS Hauses es gestattete, auch noch eine Kammer nach der S traße heraus *zur Einquartierung einrichten. E r selbst nahm, um mit gutem Beispiele voranzu­ gehen, 6 M ann Einquartierung in das Schloß und nannte die Schloßstraße, um seine Soldaten zu ehren, G r e n a d i e r s t r a ß e . Der König Friedrich II. vermehrte die Garnison bis auf etwa 6000 M ann, 8) regulirte im I . 1743 daS Servis- und Einquartierungswesen, ließ 1750 eine Quartierrolle verfertigen und richtete eine eigne Einquartierungs-Kommission ein. Für diese Belastung der Bürger wurden dieselben -von dem Servisgelde befreit und der König zahlte aus der General-KriegS-Kafse jährlich an Vergütigung für Offizier-ServiS und Unterhaltung der 1) Kgl. Geh. Staats-A rchiv. — 2) Das. 3) Die Garnison bestand damals aus dem I. B ataillon Garde (ohne Offiziere k .) 803 M ann, • 2 und 3. B ataillon ............................... 1548 • G renadier-Garde-Bataillon . . . . 1294 • Corps der U n ra n g irte n ..................................400 - Regiment P rin z von Preußen . . . 1957 der Leibschwadron der Leibgarde zu Pferde . 214 92 • reitenden A rtille rie ...................................... zusammen 5508 M ann. Außerdem stand noch das C orps der A uSrangirten, die Konigl. S u ite und A djutantur in Potsdam .

Soldaten 15,658 Thlr. und ließ den Bürgern 6324 Klafter Brennholz, zur Heizung der Quartiere, liefern. *) Diese Einquartierungslast, welche den meisten Bürgern neue Häuser verschaffte, war für die S ta d t aber noch deshalb von großem Vortheil, weil das M ilitär, wie man damals berechnete, monat­ lich 30,000 Thlr. consumirte. Unterm 8. December 1786 trug der König -dem General-Lieutenant v. Rodi ch auf, ein Gesuch der Bürgerschaft, um Abänderung der N atural - Einquartierungö - Verfassung zu untersuchen und befahl unterm 27sten desselben M onats, den Serviö in Potsdam einzuführen. Eö waren damals 990 Häuser mit 4 und 6 M ann und 96 mit 2 M ann bequartiert und die Bürgerschaft hielt 250 zweischläfrige Betten. Nachdem der König unterm 4. März 1787 entschieden hatte, daß eö bei der Einquartierungö­ lastverbleiben müsse, wurde durch R o d i c h s Vermittelung den Bürgern die A u ö m i e t h u n g des M i l i t ä r s gestattet. Unterm 25. Ju n i 1787 erschien hierauf auch ein Regulativ, nach welchem die Einquartierungö-Kommisfion gebildet und auö 2 Stabs-Offizieren, 2 M agistrats-M itgliedern und 2 Verordneten aus der Bürgerschaft, zusammengesetzt werden sollte, um alle Irrungen in den Einquartierungssachen zu untersuchen und zu entscheiden. M it dem Aufhören der auf den Häusern der S ta d t radicirten N atural-Einquartierungslast ward den Besitzern dieser Häuser die uneingeschränkte Benutzung derselben gegeben, indem die Friedenseinquartierung, die nicht casernirte Garnison, auSgemiethet werden durfte. — Die Hausbesitzer tragen nun die Mehrkosten der AuSmiethung gegen den regulativmäßigen Einquartierungö-ServiS. M it diesem AuSmiethungS - System ist auch der Vortheil erreicht, daß Hauser in entlegenen Gegenden durch Einquartierungsmiethe weit höher, als durch Vermiethung genutzt und die besser ge­ legenen Häuser zu herrschaftlichen Wohnungen eingerichtet werden konnten, wodurch der Grundwerth der Häuser überhaupt aber gewann. 5) A b g a b e n . Die älteste Abgabe, welche die Einwohner zu leisten hatten, war die Nr bede. DaS Landbnch v. I . 1375 erwähnt von ihr, daß sie früher 8 Mark Silbers betragen habe, aber auf 3 Mark oder 3 Schock 24 Groschen herabgesetzt worden se i.2) — I m 14. und 15. Jahrhundert wurde sie von den Sprachstädten zusammengebracht und an die Landesherrschaft abgeliefert, von dieser auch einzeln verpfändet, wie dieß in den Jahren 1505 — 1511 stattgefunden hat, während welcher Zeit der M agistrat zu Potsdam den Betrag an den kurfürstlichen Secretair Schräge, hierauf an M artin Brunkow, auch an das EraSmusstift in Cötn, abliefern musste.3) — S p äter erfolgte die Ablieferung an die kurfürstliche Rentei und nach einer Verfügung v. I . 1733 ward sie, nach ihrer damaligen Redaction auf 5 Thlr. 12 gr., an die Kurmärkische'Krieges- und Domänen-Kammer gezahlt. Eine ebenfalls alte Abgabe an den Landesherrn war der G r u n d z i n s u nd R u t h e n z i n s von den Häusern in der S ta d t. D er Erstere wird im Landbuche auf 14 Schillinge angegeben 4) und den Letztem hatten die frühern Landesherren dem Stadtgericht beigelegt, von welchem er einge­ zogen w urde.5) Eine Art Vermögenssteuer bildete der P f u n d s c h oß und Vor schoß. Der Pfundschoß wurde von den unsprünglich nach Pfunden, später nach Schocken, Gulden und Thalern, abgeschätztem Vermögen der Grundbesitzer, der Vorschoß nach dem Gewerbebetrieb rc., entrichtet. Nach den Schoßregistern vom Jahre 1571 mußten von jeglichem Schock Groschen 4 P f. und von jedem Vorschoßpflichtigen l Thlr. entrichtet werden. 1) N i c o l a i , a. a. O. S . 1252. — 2) Landbuch S . 17 u. 29. — 3) R i e d e l , a. a. O. XI, 192. — 4) Landbuch S . 119. — 5) Vergl. Abschnitt: Gerichtswesen. m.

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Diese Besteuerung wurde durch den Beschluß de- LandschaftS-Collegii v. 17. März 1761 ab­ geschafft, da durch die Erweiterung und größere Bevölkerung der S ta d t der Ertrag der Mahlziese bedeutend vermehrt worden war. Al» eine ConsumtionSsteuer ist da- sogenannte B ie r g e ld oder die B ie rs te u e r zu betrach­ ten, welche im Jahre 1488 zuerst auf 7 Jahre eingeführt, seit 1513 aber noch ferner beibehalten, sogar durch eine neue Auflage derselben Art, welche im Jahre 1549 hinzukam, noch vermehrt und alte» und neue» Biergeld genannt wurde. Von dem Ertrage erhielten die Kämmereien den dritten Theil. — Al» bei der Reform de» Ziesewesen» i. I . 1766 alle dergleichen Auflagen aufgehoben wurden, erhiel­ ten die Kämmereien eine jährliche Entschädigung nach 6jähriger Fraction unter dem Namen ZieseAequivalent. Für Potsdam betrug dasselbe 257 Thlr. 17 Gr. 9 Pf., womit die Kämmerei auf die Königlichen Kaffen angewiesen wurde.*) 1) RathhäuSliche Chronik.

V I. Die Stadtverwaltung. I.

Das Gerichtswesen.

^ t e ursprünglichen Rechtsverhältnisse eines jeden, auch deS geringsten OrteS, bilden für die Ge­ schichte seiner innern Zustände ein so wichtiges M om ent, daß wir diese nicht darzustellen vermögen, ohne auf jene genauer einzugehen. D arum erscheint eS auch gerechtfertigt, wenn gegenwärtig mit der Geschichte deö Gerichtswesens die Darstellung der innern Verhältnisse der S ta d t begonnen wird. Die Gerichtsbarkeit war ursprünglich, d. H. bei der Germanisirung deS von den deutschen Fürsten in Besitz genommenen SlavenlandeS stets an die Grundherrlichkeit geknüpft, also in der Hand der Fürsten. Handelte eS sich darum , einen bereits vorgefundenen wendischen O r t, wie daS Kiezerdorf Potsdam , oder eine bei einer B urg dstandene Niederlassung, wie der zur S ta d t erhobene O rt P o ts­ dam, zu einer Gemeinde nach deutscher Verfassung umzubilden, so wurden die dabei erforderlichen Maaßregeln einem am Orte ansässigen Manne übertragen, welcher dafür das Schulzen- oder Richter­ amt nebst einer D otation an Grund und Boden, jährliche Hebungen und einen gewissen Antheil an den Gerichtsgebühren zu Lehne erhielt. Dieses Schulzen- oder Richteramt, auch Schulzen- und Lehngericht genannt, führte den Namen des untern Gerichts (judicium infim um ), während der im Besitze deö Landesherrn verbliebene größere Antheil daS obere Gericht (judicium su p rem u m ) genannt wurde. Abgesondert von beiden Arten deS Gerichts und über denselben stand der Königs- oder B lutbann, das Recht über Leben und Tod, also die höchste Crim inal-Justiz, als unveräußerliches Attribut der Landeshoheit. S o lange nur ein O rt noch Dorf oder bloße Ansiedlung war, stand derselbe unter der J u r is ­ diction des Landgerichts, in welchem der landesherrliche Vogt des Kreises oder des DistrictS einer landesherrlichen B urg, zu welcher der O rt gehörte, den Vorsitz führte. Ih m zur Seite stand eine Zahl von Schöffen aus dem Bauernstande, welche in den Rechtssachen der Eingesessenen daS Urtel finden mußten, daS der Vogt den Partheien publicirte. Hatte ein O rt aber nach und nach gewisse städtische Rechte, namentlich Marktrecht, Gewerbeund Jnnungsrecht u. s. w. erhalten, und handelte eS sich darum , denselben juristisch zur S ta d t zu erheben, so mußte er auS dem GerichtSverbande deS Platten Landes und des LandeSgerichtS entnommen werden und ein eigenes Stadtgericht erhalten. I n diesem Falle wurde der Schulze Richter der S ta d t oder Stadtschulze und die Schöffen, welche unter seinem Vorsitze daS Stadtgericht bildeten, wurden an­ der Zahl der achtbarsten Bürger deS OrtS gewählt. DieS Verfahren war in der Mark Brandenburg ganz allgemein und darf überall da voraus­ gesetzt werden, wo unS, wie dies bei Potsdam der Fall ist, geschichtliche Nachrichten darübermangeln. ES bestand ferner der Gebrauch, daß jede neue S ta d t auf eine bereits rechtlich ausgebildete verwiesen wurde, um sich diese nicht nur als Muster zu nehmen, sondern sich auch in zweifelhaften Rechtsfällen von ihr Belehrung zu holen. Diese Musterstädte in der M ark Brandenburg hatten zuerst in der schon sehr frühzeitig rechtlich ausgebildeten S ta d t M agdeburg, mit welcher sie vielfach in H an­ delsverkehr getreten waren, ihr Recht geholt und solches in so eigenthümlicher, den heimischen Verhält­ nissen angemessener Weise ausgebildet, daß eS leicht den neuen Städten angepaßt werden konnte.

Die S ta d t, an welche Potsdam einst in dieser Art verwiesen wurde, war ohne Zweifel B ran ­ denburg an der Havel: denn mit diesem stand eS, während des ganzen M ittelalters, in dem engsten Verkehr *) und holte noch im 16. Jahrhundert von demselben die Rechtsbelehrungen. *) Nachdem Potsdam so zur S ta d t erhoben worden, bestand daselbst ein oberes und ein niederes Gericht. Ersteres hatte der Markgraf sich vorbehalten 3) und den Vogteigerechtsamen deS dortigen Schlosses, oder so lange die alte Burg noch bestand, dieser beigelegt. W orin dasselbe bestand, werden wir besser erkennen, wenn wir zuerst die Bestandtheile und den Umfang deS niedern Gerichts näher betrachtet haben werden. Wie schon erwähnt, gehörte eS zum Wesen der deutschen Gemeindevexfafsung, daß jede S ta d t ihren belehnten Richter, ihren Stadtschulzen hatte. Dieser und die Schöffen machten das Stadtgericht aus, welches sich über den O rt und dessen Feldmark erstreckte, welchem aber nur diejenigen Personen unterworfen waren, die unter dem Bürgerrechte der S ta d t standen. Ausgeschlossen von der städtischen Gerichtsbarkeit waren alle landesherrliche Vasallen, Beamte und Geistliche am O rte, sowie die vorbehaltenen oder vom Landesherrn erworbenen Grundstücke innerhalb des Stadtweichbildes, wie: die alte B urg mit ihrer Freiheit, der Burgstraße, Fischerdorf Kiez mit seinen Bewohnern, später das Schloß mit seiner Freiheit und seinen Ländereien in der städtischen Feldmark 4) u. f. w. Diese O rte mit ihren Bewohnern standen unter der Jurisdiction des B urgvogts, Schloßhauptmanns und später des Amtmanns. S o lange ein besonderer Beamter auf der alten B urg Potsdam als Vogt oder Hauptmann die landesherrlichen Interessen wahrzunehmen hatte, — und dies durfte wohl nur noch in der ersten Entwickelungszeit der S ta d t, während der Regierung der Anhaltiner Fürsten, der Fall gewesen sein, — möchte kaum eine Veranlaffung dagewesen sein, die eine Veränderung in den ursprünglichen gegenseitigen Jurisdictionsverhältnissen herbeigeführt hätte. Aber in der Folgezeit war die Vogtei Potsdam , und m it ihr das obere Gericht der S ta d t, fast beständig in den Händen von Pfandbesitzern, in deren Interesse es lag, die Einkünfte der G üter und Rechte zu erhöhen und sich der ihnen obliegenden Verpflichtungen möglichst zu entziehen. — Die Kriminaljustiz, mochte sie ursprünglich auch allein zu den Attributen deS Obergerichts gehört haben, ging gänzlich auf daS niedere Gericht über; und auch der S tadtrath war gezwungen, namentlich in der Zeit der völligen Anarchie, welche nach dem Abgange der Anhaltinischen Fürsten und während der Zeit der politischen Partheiungen und des Auftretens des falschen W aldem ars, fast allgemein herrschte, die Grenzen seiner obrigkeitlichen Gewalt zu erweitern. Derselbe hatte nämlich die Polizei zu verwalten und über Polizeivergehungen, ohne Zuziehung von Richter und Schöffen, nach eignem Ermessen zu richten. Zwar hatten die Magisträte auch in dieser Beziehung anfänglich Normen erhalten; allein örtliche und Zeitverhältniffe, die Schwäche der landesherrlichen G ew alt, ja selbst die von den Fürsten geduldete und den S tädten ausdrücklich erlaubte Selbsthülfe, gestattete dieselben über Friedebrecher zu richten* zwangen sie dagegen auch, sich gegenseitig zum Schutz und Trutz gegen Unrecht, Gewalt und Friedebruch zu verbinden und sich unter einander Hülfe zu leisten. Noch im Jahre 1393 bestanden dergleichen Bündnisse der S täd te, unter welchen Potsdam ausdrücklich mit erwähnt w ird .5) Wie sehr die S täd te es verstanden, ihre Polizeigewalt hierbei auszudehnen, ergeben die S ta d t­ bücher von Berlin und andern S täd ten , nach welcher von Polizeiwegen die Magistrate alle mögliche 1) Potsdam gehörte zur Sprache Brandenburg, ward von diesem bei den Städtebündnissen zuge­ zogen und vertreten, und mußte an dasselbe in Kriegszeiten den (Kontingent stellen. — 2) Falle dieser Art weiset daS Stadtbuch, Beil. No. n , Abschn. VIII und auch die Kämmerei-Rechnung v. 1571 nach. — 3) Landbuch v. I . 1375, S . 29. — 4) Noch im Jahre 1700 erhob das kurfürstliche Amt den Abschoß von den Einwohnern in der Burgstraße, auf der Schloßfreiheit und dem Kieze, aus Vorbehalt seines frühern Jurisdictionsrechts an diesen Orten. — 5) G erlach's gesammelte Nachrichten von Potsdam, Stck. n , S . 4. Nach dem Berliner Copiarium mit einigen Abweichungen gedruckt in F id ic in 's hist. dipl. Beiträgen zur Geschichte Berlin-, IV,* S . 95.

T odesarten, wie R ädern, Köpfen, Verbrennen u. s. w., nach einem eigenthümlichen und selbstgewählten V erfahren, gegen Verbrecher vollzogen. Und hierzu w ar in jener Zeit jeder M agistrat, selbst der klein­ sten S ta d t, mächtig genug. Besäßen w ir noch den ältern B and des StadtbucheS von P otsdam , ewürde uns darüber belehren, daß eS auch hier an Fällen dieser A rt nicht gemangelt hatte. S e it dem R egierungs-A ntritte der Hohenzollern in der M ark B randenburg und nachdem Alle­ geschah, um Frieden und O rdnung im Lande herzustellen und zu befestigen, wurden jene barbarischen M aaßregeln zwar beseitigt und die A utoritäten in solche Grenzen verwiesen, wie sie dem Bedürfnisse der Z eit angemessen w aren; allein Manches w ar zu einem m it Einkünften verknüpften G ewohnheits­ rechte geworden, das zum Nachtheile der Kämmerei nicht mehr entbehrt werden konnte und vielleicht auS diesem G runde, m odificirt, noch ferner beibehalten wurde. I. D a s O b e r e G e r i c h t w ar noch immer in der Hand des V ogtes oder A m tm anns zu P o tsd a m , welcher mit dem Unterrichter in jedem Ja h re die Gerichtseinkünfte berechnete und von ihnen zwei D rittel für sich oder die Herrschaft bezog, je nachdem er V erw alter oder Nießbraucher der Vogtei w ar. V on einer eigentlichen Gerichtsbarkeit, welche der V ogt als Oberrichter, namentlich in K rim inal­ sachen, ausgeübt hätte, findet sich aber keine S p u r und erst aus der Verschreibung des Schlosses und der S ta d t Potsdam an C aspar v. Köckeritz v. I . 1543 ergiebt sich, daß ihm die Pflicht oblag, die Einwohner in ihren Rechten zu. schützen, „sie zu entscheiden, und wenn er hieran verhindert sein sollte, den Außtrag von den kurfürstlichen R äthen und der Kanzlei zu gewärtigen \ *) — W as unter diesen von dem Amtmanne zu ertheilenden Entscheidungen verstanden wurde, ist nicht ausgeführt. Jedenfalls betrafen sie aber nicht das Urtel üfcrr Leben und Tod eines beim Stadtgericht angeklagt gewesenen V er­ brechers; denn solches gehörte zur fürstlichen O brigkeit, welche die Landesherren sich bei jeder V eräuße­ rung des SchloffeS und der S ta d t Potsdam jederzeit vorbehalten h a tte .2) D a s AmtSbrevier vom Ja h re 1700 zählt zu den Obliegenheiten des Obergerichte aber die Verpflichtung, über alles D asjenige zu richten, was im Untergerichre zu strafen verabsäumt wurde. II. D a s S c h u l z e n g e r i c h t , ( d a s e i g e n t l i c h e S t a d t g e r i c h t , ) das über Streitigkeiten und Verbrechen der Einwohner zu entscheiden hatte, erhielt durch das den B ürgern der S ta d t Potsdam vom König S iegism und, als damaligem M arkgrafen zu B randenburg, im Ja h re 1411 ertheilte P r i­ vilegium : daß sie in keiner S ache, sie beträfe denn ein von ihnen verübtes Verbrechen, bei welchem sie während der T h at oder auf der Flucht nach derselben ergriffen werden, vor einem andern als ihrem Stadtschulzen zu Rechte stehen sollten, 3) mehr Ausdehnung und Ansehn. Wichtiger w ar dasselbe aber für die B ürger P o tsd am s, die, nach dam als üblichem Gebrauche, sich vor jedem G ericht, sogar dem Fehni- oder heimlichen Gericht in W estphalen, gestellen m ußten, das sie auf ergangene K lagen, oft nach entfernten O rten hin vorlud und zu ihrem Nachtheile erkannte, wenn sie sich nicht gestellten. 4) 1) Vol. 38 fol. 266 des Kgl. Geh. Staats-Archivs. Hiermit war das bereits eingerichtete Kammergericht gemeint. — 2) Abschnitt vom Schlosse Potsdam. — 3) R i e d e l , a. a. O . XI, 158. — 4) Besonders drückend wurden den Bürgern in der Folge die wcstphälischen Fehm- und Fretgerichte, welche ihre Gerichtsbarkeit auch über die Mark Brandenburg ausdehnten. Am Tage Sim onis und Ju d a 1434 traten daher die Städte B raudenburg, B erlin, Coln, Frankfurt, Treuenbrietzen, Spandow , B ernau, Neustadt, Strausberg, Droffen, Reppen, Wrietzeu, M ittenwalde, N auen, Rathenow , Belitz und Potsdam zu Berlin in Berathung und be­ schlossen, zur Abwendung jener Plage, folgende Maaßregeln: Wenn ein B ürger der genannten verbündeten S tädte vor ein heimliches Gericht geladen würde, sollte er dies sofort der Hauptstadt, zu der er gehörte, melden, welche die Vermittelung des Kurfürsten nachsuchen sollte. Sollte der Freigraf aber dennoch in der Sache richten und den Geladenen in die Acht erklären, so wollten die Städte sich daran nicht kehren, sondern den Geächteten bei Ehren und Würden halten und ihn schützen. Würde aber ein Bürger der verbündeten S tädte einen M itbürger bei irgend einem heimlichen Gericht verklagen, so sollte derselbe auS den Städten verwiesen werden. Die Kosten zur Durchführung dieser Maaßregeln sollten von den Städten in folgendem Verhältnisse aufgebracht werden: Beide S tädte Brandenburg zahlten 30 Gulden, Berlin und Cöln 30 G ul­ den, Frankfurt 30 G ulden, Treuenbrietzen 12 G ulden, Spandow 12 Gulden, Bernau 12 Gulden, Neustadt 6 Gulden, Strausberg 6 Gulden, Müncheberg 4 Gulden, Droffen 4 Gulden, Reppen 4 Gulden, Mitten-

DaS untere Gericht befand sich bis zum Jah re 1571 ungetheilt im Lehnöbesitze einer Familie Schulze.Der älteste bekannte Lehnbrief für Peter und Hanö Schulze datirt zwar erst vomJah re 1496, *)ergiebt aber, daß die Vorfahren derselben schon längst im Besitze deS Gerichts gewesen sein mußten. Beim Brande der S ta d t Potsdam im Jah re 1536 gingen den Gebrüdern Schulze, welche damals im Besitze waren, die Urkunden verloren, welche über die Einkünfte des Gerichts sprachen. Auf Antrag derselben wurden diese durch Vernehmung von Zeugen festgestellt und der Kurfürst gab darüber im Jah re 1547 eine besondere Urkunde.2) I n derselben werden die GerichtSeinkünste in folgender Art angegeben: vom Hamwehre (Fischerei) l j Schock und 2 Hühner von Andrea- Zimmermann und Laurenz R aboldt, 8 Groschen Gartenzins von Hewerer, 15 * GartenzinS von Jürgen B äthe, 7 vom S t . G ertrautsgarten, 7£ GartenzinS von Ebel und 8 Gartenzins von Finke, den RuthenzinS im ganzen S täd tlein , 9 Groschen für eine. Wiese beim Mühlenwalle, vom Schlagen, Hauen, Stechen in der S ta d t und auf dem Waffer bei der S ta d t das Gewehr, Messer, Spies oder B arte (Hellebarde) gehört dem Gericht, den 3. Pfennig zu Wasser und zu Lande, 12 Groschen Blutgeld und 12 von jedem Erbe, so in deS Verstorbenen Gute gewesen. I n diesen Hebungen dürfen wir größtentheilS die ursprüngliche D otation erblicken, welche daö Schulzengericht bei seiner Gründung erhielt. I n der Regel bestand diese in Fischerei und mehre­ ren vom Zinse befreiten Ackerhufen. D a Potsdam aber niemals Hufen, überhaupt aber nur wenig Acker befaß, so erhielt der Schulze auch nur einzelne Acker- und Wiesenparzellen, welche auf Zins auögethan und zu Gärten umgeschaffen wurden. S ie wurden vom großen Kurfürsten angekauft und bebaut, und der GartenzinS mußte auf Verordnung vom Februar 1716 abgesetzt werden. An­ den darüber gepflogenen Verhandlungen ergiebt sich die Lage dieser Grundstücke. D er Badensche und Finkesche Garten lag vor dem Kiezthore, wo später der Neuemarkt und die Mammonstraße angelegt wurde; denn der Kurfürst erbaute in diesen Gärten den Marstall und die Freiheit. — EbelS Garten war die Gegend hinter den Häusern in der Burgstraße 3 3 — 37, welcher zur Anlage eines Tabacksgarten- verwendet wurde und der Gertrautsgarten lag beim GertrautS-Hospital ein der heutigen Priesterstraße. D er Mühlenwall war die Stelle, wo einst die alte B urg Potsdam , auf der kleinen In sel am westlichen Ende der Burgstraße stand, auf welchem der große Kurfürst eine Kellerei3) und König Friedrich Wilhelm I. im Jah re 1726 die Heiligegeistkirche bauen lie ß .4) — D er R u t h e n z i n S wurde von den ältesten Bürgerhöfen entrichtet, deren Front an der S traß e gemessen und davon der ZinS ruthenweise berechnet wurde. S e it dem Jah re 1723 fiel auch dieser in den Kämmereirechnungen hinweg. — B ei Verletzungen wurde B l u t g e l d dem Richter gezahlt und ihm gehörten auch die Werkzeuge, m it welchen die Verwundung zugefügt worden war. — WaS unter dem 3. Pfennig zu Waffer und zu Lande gemeint w ar, erklärt das Amts-Brevier vom Ja h re 1700: der Lehnrichter, sagt daffelbe, hat ein D rittel an dem Stadtgericht und den Strasgesällen zu participiren; hingegen muß er zu den UrtelSgebühren und Executionen, wenn dergleichen vorfallen, auch den dritten Theil beitragen. ES waren also nur die Strafgefälle und Gerichtssporteln, welche zwischen dem Obern und Niedern Gericht in dieser Weise zur walde 6 Gulden, Nauen 8 Gulden, Rathenow 6 Gulden, Belitz 4 Gulden und Potsdam 4 Gulden. (Ungedruckte Urkunde.) 1) Daselbst S . 191. — 2) Daselbst S . 196. — 3) Erbregister deß Raths v. I . 1699. Vergl. auch den Abschnitt vom Amte, S . 22. — 4) Rathhäusliche Chronik beim Jahre 1716.

Theilung kamen; alle übrige Einnahmen gehörten ausschließlich zum Untergerichte, wozu auch der Ab­ schoß zu rechnen ist, welcher jedoch bei der Regulirung deS allgemeinen Abgabenwesen- ebenfalls wegfiel. D er Richter mußte am O rte angesessen und durste kein Geistlicher fein. D ie- ergiebt steh aus einer Erklärung der Gebrüder Laurenz und Thomas Schulze v. I . 1561. S ie hatten da- Schulzen­ gericht, m it ihrem Brudersohne Andrea- Schulze, von ihrem V ater ererbt, mußten aber, da fie wegen ihre- geistlichen S tande- nicht Richter sein konnten und ihr Brudersohn noch minderjährig w ar, einen Potsdam er Bürger, Andrea- Zimmermann, mit dem Richteramte beauftragen, bis Andreas Schulze großjährig geworden war und dasselbe übernahm. *) Von diesem Schulzengerichte ererbte im Jah re 1565 der Pfarrer Peter Schulze zu Schmertzke die H älfte, welche.er im Jahre 1571 dem Magistrate zu Potsdam für 100 Thlr. verkaufte, worauf derselbe auch vom Kurfürsten belehnt w urde.2) D a - Gepicht scheint nunmehr wechsel-weise von beiden Besitzern verwaltet worden zu sein; denn die Rathmannen waren im Jah re 1572 auf dem Rathhause versammelt gewesen, al- Kusener und sein W eib, wegen eine- begangenen Verbrechen-, gütlich und peinlich in der T ortur befragt wurden; und auch die Hinrichtung Beider bewirkte der R ath. 3) Auch geht au- einer Beschwerde de- M agistrats vom Jah re 1598 hervor, daß dessen Richter vorher der Bürgermeister Andrea- Geriete gewesen sei, sein Nachfolger (der Schulzesche Richter) sich unterstehe, Sachen der Bürgerschaft, welche zuerst vor den R ath gehörten, an sich zu ziehen, die Bürger in seine Wohnung (nicht auf daS RathhauS) kommen und sie wie Buben in Eisen schlagen zu lassen u. s. w .4) I m Jahre 1615 erkauften die Gebrüder Geriete von Thom as Schulze dessen Antheil am Un­ terbricht. Seine Nachkommen besaßen solchen bi- zum Jah re 1705, als Christian Gericke ihn an den M agistrat für 350 Thlr. verkaufte, welcher dadurch zum Besitze deö ganzen Unterbricht- gelangte. Die Familie Gericke, welche da- H au- Brauerstraße No. 4 besaß, hatte ihren Gericht-antheil bis dahin alein Pertrnenz diese- Grundstücks betrachtet.6) Noch bevor der M agistrat einen Antheil an der Gericht-verwaltung erhielt, hatte sich, da mit der Einführung deS Kammergerichts da- römische Recht immer mehr zur Anwendung kam, die Zuziehung eine- Rechtskundigen nothwendig gemacht, zumal auch der Kurfürst Joachim I. dem Schöffenstuhl in Brandenburg, von welchem die Gerichte zu Potsdam sich Urtheil und Rechtöbelehrung holten, bei der im Jahre 1527 erfolgten Bestätigung desselben, zur Bedingung gemacht hatte, in allen Sachen nach der Erbe-Constitution und nach beschriebenem Kaiserrechte Belehrung und Urtheil zu geben.6) — Der R ath hielt daher später einen s t u d i r t e n Stadtschreiber, welcher vor Gericht als Advokat auftrat, und eö findet sich seit dem 18. Jahrhundert immer ein Rechtsgelehrter unter den M agistrat-mitgliedern, welcher zugleich beim Gericht fungirte. — Auch der Kurfürst hatte wegen de- Amt-- und Obergerichts einen Hof-Advokaten zu Potsdam bestellt.7) I n Betreff der Hinrichtungen muß noch erwähnt werden, daß der mit Galgen und Rad aus­ gestattete Gericht-platz in früherer Zeit „vor dem Grünthore an der Heerstraße" belegen war. Die Karte von Suchodolez vom Jah re 1683 giebt diesen O rt noch genau an. Nach derselben war eö der dem Neuen Garten und BehlertS-Brück zunächst liegende Theil des alten Kirchhofe- vor dem NauenerThore, welcher früher wüst lag und zur Stadtfreiheit gehörte. — S p ä ter ward das Hochgericht vor daBrandenburger - Thor verlegt, wie au- einem Jmmediatberichte de- KriegeSrath Heidenreich vom Jahre 1739 hervorgeht, in welchem er anfragte: „ob der Scharfrichter vor dem Brandenburger-Thore wo die 1) Stadtbuch beim Jah re 1561. — 2) Copiar. des Kgl. Geh. Staats-A rchivs Vol. 53 fol. 19. — 3) Kämmerei-Rechnung v. I . 1572. — 4) Kgl. Geh. Staats-A rchiv. (S ta d t Potsdam ). — 5) N i k o l a i , Beschrei­ bung der S tä d te B erlin und Potsdam III, S . 1264, Note. — 6) Pergl. Constitution, W ilkür und Ordnung der Erbfälle rc. C öln, Mittwochs nach Francisci 1527. M y l i u s , Corp. conet. march. Thl. 2, Abth. 1, S . 19, No. III. — 7) I m Jah re 1666 befand sich als solcher der Hof-Advokat Kratz daselbst. (Kgl. Geh. Staats-A rchiv.)

R i d e r s t e h e n hinwiederum seine Scharfrichterei aufbauen solle?" w orauf der K önig decretirte: „ N it w eit davon. Friederich W ilhelm ." l) D er Richtplatz bestand auch eine Z eit lang ans dem Neuenm arkte, wurde von da an die M au er zwischen dem B e rlin e r-T hore und der Kellerbrücke, und zu Ende der R egierungszeit K önig Friedrichs I I. an die M a u e r zwischen dem N auener-T hore und der Paddenbrücke verlegt. 3) D e r Scharfrichter, dessen sich das G ericht bei T orturen und H inrichtungen noch im 16. J a h r Hunderte bediente, wohnte, wie ältere K äm m erei-Rechnungen ergeben, zu S p an d o w , woher er in vorkom­ menden F ällen geholt werden m ußte. — Doch schon um die M itte des 17. Ja h rh u n d e rts w ar ein S c h a rf­ richter in P o tsd a m ansässig, wie ein B efehl des K urfürsten vom J a h re 1669 ergiebt, in welchem dem M a g istrale zu P o tsd am ausgegeben w ard, dem Nachrichter Schlegel am schicklichen O rte ein neues H auS zu b a u e n .3) A ußer dem O ber- und Niedergericht bestand zu P o tsd a m noch I I I . d a s R a t h s g e r i c h t . ES w ar, wie oben bereits erw ähnt worden, auS der P olizeiverw al­ tu n g deS R a th s entstanden und hatte sich im 15. Ja h rh u n d e rt bereits vollständig so ausgebildet, wie eS daS im 16. Ja h rh u n d e rt geschriebene S tad tb u ch erscheinen läßt. D e r T errito rial-U m fan g desselben w ar dem des S tad tg erich ts im Wesentlichen gleich und übersprang dessen G renzen n u r an der V ornstedter Feldm ark. I m J a h re 1304 hatten nämlich die R ath m an n en ein S tück Landes auf der V ornstedter Feldm ark von den Besitzern dieses D o rfes, den v. d. G röben, erblich erkauft, um solches zum Lehm­ graben fü r die B ü rg er zu benutzen. D ie v. d. G röben traten den R ath m an n en die volle G erichtsgew alt über dieses Land, „von welchem Ansehen daS G ericht auch fein m öge", also das obere und niedere G e­ richt, zugleich m it ab . 4) D aS erworbene Land soll der dem O belisk bei S an sso u c i gegenüber belegene T h eil des M ühlenberges sein, auf welchem vom K önig Friedrich II. ein W einberg angelegt w urde. D ie heutige G renze deö W eichbildes schließt diesen O r t von dem städtischen GerichtSverbande nicht m it ein. Um den U m fang des R ath sg erich ts, die in demselben verhandelten G egenstände und die A rt und Weise, wie dieselben erledigt wurden, kennen zu lernen, benutzen w ir die M ittheilungen deS S ta d tbucheö in der B eilage N o. II, von welchen w ir die bemerkenswerthen Fälle besonders hervorheben. ES werden darin aufgeführt: V . H a n d l u n g e n «der f r e i w i l l i g e n G e r i c h t s b a r k e i t . A. K a u f v e r t r ä g e , besonders über Grundstücke in der S ta d t und vor den T horen, über H äuser, G ärte n , W iesen und Ackerland. ad 3. B eim Abschlüsse eines H auskaüfs im J a h re 1539 heißt es: daß zum Bekenntnisse zwei gleichlautende Zettel ausgefertigt und ausgeschnitten worden seien, wovon jeder P a rth e i ein T heil ausgehändigt, der K auf aber in das S tad tb u ch eingetragen worden sei. a d 5. I m J a h re 1550 wurde, nach Rechtsgebrauch, beim Abschlüsse des K ontrakts der W e i n k a u f von beiden K ontrahenten entrichtet und vom R a th e vertrunken. — E s h atte sich dies von einem uralten Gebrauche noch erhalten, nach welchem der V erkäufer, nam ent­ lich beim Verkaufe eines G a rte n s , a ls S y m b o l der Uebergabe ein R e is oder Zw eig eines B au m es überreichte, welches der Richter em porhob und die Schöffen fra g te : w el­ chen Anspruch sie d arau f zu machen h ätten ? w orauf die A ntw ort erfolgte: „O rlo f und W inkop". B e i H ausverkäufen in P o tsd a m wurde später noch der Hausschlüssel über­ reicht, und der W einkauf h atte den N am en deS Schlüsselgeldes erhalten. D. V e r t r ä g e ü b e r s t r e i t i g e G e g e n s t ä n d e . D ie F älle N o. 1 und 2 w urden vom R a th e im Beisein deS R ichters verglichen. W a h r­ scheinlich geschah dies zur größern B eg lau b ig u n g , und w ar dieser sodann n u r a ls Zeuge zu­ gezogen. 1) Rathhäusliche Chronik. — 2) N i k o l a i , a. a. O. S . 1189, Note 1. — 3) Kgl. Geh. StaatsArchiv. — 4) R i e d e l , a. a. O. S . 154.

VI. V o r m u n d s c h a fts s a c h e n . D ie Fälle, welche daö Stadtbuch aufführt, betreffen sämmtlich die Aufbewahrung, zinsbare Un­ terbringung und endliche Ausschüttung des Vermögens minorenner Kinder. Ueber die Bestellung der V orm ünder, die ohne Zweifel der R ath ebenfalls zu besorgen h atte, scheint ein besondereRegister geführt worden zu sein. I n der Regel wurde nicht nur baares Vermögen, Silberzeug u. dgl. vom R athe in V erw ahr­ sam genommen, sondern selbst auch G eräthe mußten auf das R athh au s gebracht werden. I n dem Falle N o. 10 waren die Letzter» beim B rande deS Rathhauses tut Ja h re 1536 verloren gegangen. D er R ath scheint sich geweigert zu haben, dafür Ersatz zu leisten, wurde hierzu aber durch E n t­ scheidung der kurfürstlichen R äthe verurtheilt. V II. R e g is te r d e r Ü b e r t r e t u n g e n . Z u den polizeilichen Obliegenheiten des R athes gehörte es, die Ehre der B ürger und E inw oh­ ner der S ta d t zu schützen und Diejenigen zu strafen, welche sich Beleidigungen zu Schulden kom­ men ließen. Eine Reihe von F ällen, welche, ohne die Thatsachen genauer zu bezeichnen, nur den E rfolg des V erfahrens nachweisen, ergeben, daß man bemüht w ar, die Partheien zu versöhnen und die Geldbuße oder S tra fe festzustellen, welche für den Fall der Wiederholung dem R athe ge­ zahlt werden sollte. J) Wirkliche S tra fe tra t aber ein, wo durch Beweisführung der Thatbestand festgestellt w ar und der Sühneversuch fruchtlos gewesen sein mochte. D ie S tra fe n bestanden in Geldbuße, 2) auch d arin , daß der Beleidiger 2 Ruthen am Steinw ege pflastern lassen m u ß te .3) E rst später, im Ja h re 1561, fing man an, Gefängnißstrafen zu verhängen.4) D ie S tra fe des Pflasternd von Steinw egen w ar ursprünglich offenbar die in dem alten säch­ sischen Rechte für persönliche Beleidigungen festgestellt gewesene S tra fe des © t e i n t r a g e n d , 5) welche im Interesse deS Gemeinwesens von den Rathm annen modificirt wurde. H ärtere S tra fe n wurden gegen Diejenigen verhängt, welche Personen beleidigten, die vermöge ihrer S tellung, wie Geistliche, R athsm itglieder rc., größere Achtung in Anspruch nehmen durften, oder wenn eine Beschimpfung auf Marktplätzen oder in öffentlichen Versammlungen erfolgte. D ie S tra fe wurde in solchen Fällen bis zur V erbannung aus der S ta d t und dem Weichbilde ge­ steigert. ti) E s wurde sodann den V erurtheilten aufgegeben, ihre G üter in einer bestimmten Zeit zu verkaufen. Thätlichkeiten, besonders wenn dabei Verletzungen m it B lutverlust stattfanden, wurden vom Stadtgericht entschieden. Auch die Uebertretung polizeilicher Verbote, wie z. B . das W tgfahren von Holz aus der S ta d t, ohne Erlaubniß des R aths, 7) oder die Nichtbesolgung der den B ürgern zur Förderung der all­ gemeinen W ohlfahrt auferlegten Verpflichtungen, wie das Beziehen der Wachen, wurden m it G e­ fängniß oder Geldstrafe b eleg t.8) V III. R e c h t s b e l e h r u n g . G e s c h w o r n e U r f e h d e . Insofern der R ath bei der Abfassung eines Urtels gegen einen Angeklagten über das S tra fm aaß zweifelhaft war, mußte, schon seit A lters, aus der M utterstadt Rechtsbelehrung geholt wer­ den. D er F all N o. 3 ergiebt, daß nach B randenburg deshalb gesandt wurde. H atte ein Angeschuldigter seine S tra fe abgebüßt, so mußte er, wie die Fälle No. 1 und 2 ergeben, die Urfehde schwören: d. H. eidlich versichern, daß er sich wegen der erlittenen S tra fe an dem R athe und der S ta d t nicht rächen wolle. IX. T a x - u n d S u b h a s t a t i o n e n . D er öffentliche Verkauf eines Grundstücks w ar, wie die Fälle No. 1 und 2 ergeben, ein Akt 1) Vergl. B eil. No. II, VII, 9, 10, 11 und 12. - 2) Daselbst 2, 15, 16 und 18. 3) Vergl. B e il. No. II, VII, 6, 7 und 13. — 4) Daselbst 20. — 5) F i d i c i n , htft. dipt. Beitr. zur Gesch. der S ta d t B erlin I, 137. — 6) Daselbst 5, 8, 17 u. 19. — 7) Daselbst No. 14. - 8) Daselbst 3 und 4. m.

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der freiwilligen Gerichtsbarkeit; aber nicht die Abschätzung, welche vorhergehen und vom Richter und Schöffen bewirkt werden mußte. I m erstem Falle wurde die Abschätzung und der Verkauf in einem Termine vorgenommen, welchen Richter, Schöffen und M agistrat gemeinschaftlich abhielten. Unterm 26. Oktober 1722 gab der König dem M agistrate eine In struktion, reformirte die städtische V erw altung, und setzte „ein ordentlich Stadtgericht daselbst ein", welches aus einem Stadtrichter, A ctuarius und 3 Rathm annen als Schöffen bestand. D ies Personal sollte im Namen deS M agistrats sowohl die C rim inal- als Civilgerichtsbarkeit über alle B ürger und Einwohner, auch Fremde, wenn sie nicht zum M ilitä r gehörten, Königliche Bedienten und eximirt w aren, über die ganze S ta d t, Feldmark und S tröm e, soweit sie durch die Feldfluren gehen, ausüben. V on den Gerichtssporteln ward dem Richter dem A ctuar > und den Gerichtsschöppen J, außer den Abschieden, zugesichert. V on den Gebühren erhielt der Richter die eine, der A ctuar die andere H älfte. J) H ierm it hörte jeder Unterschied zwischen dem obern und niedern G ericht, sowie jeder Einfluß des Amtmanns auf die städtische Ju stiz­ verwaltung gänzlich auf. Auch der Kiez, das alte Fischerdorf P o tsd am , wurde der Am tsjurisdiction entnommen und unter die Gerichtsbarkeit der S ta d t gelegt, indem der König unterm 9. A pril 1726 resolvirte: „daß der M agistrat in P otsdam die Justiz in der S ta d t ganz allein administriren und des­ halb von Niemand beeinträchtigt werden solle." 2) M it der Einführung der S tädteordnung, im Jah re 1808, erhielt der Ju stiz-M ag istrat die Benennung „ Königliches S tad tg erich t", indem die M itglieder desselben vom Plenum des M agistrats gänzlich getrennt wurden und unter dem Vorsitze eines eigenen D irectors ein selbstständiges Collegium bildeten; jedoch behielt dasselbe noch seinen Sitz im R athhause, biß die Beschränktheit deS Raumes in demselben eine völlige Trennung nothwendig machte. D ie S ta d t tra t dem Gericht nämlich das ihr vom Könige Friedrich W ilhelm I. im Ja h re 1738 geschenkte ehemalige K om m andanturhaus in den Lin­ denstraße ab, zu deffen Ausbau 13,928 T hlr. 14 S g r. 5 P f. eins dem Königl. B aufonds bewilligt w ur­ den, und im Ja h re 1820 bezog das Stadtgericht diese neuen Räume. Durch die in Folge der neuern Gesetzgebung im Ja h re 1849 erfolgte Justizreform wurde daStadtgericht zu einem Kreisgerichte m it einer Gerichts-Kommission umgeformt. Zum Kreisgericht ge­ hören außer der S ta d t P otsdam und den Städtchen W erder, Ketzin und S aarm u n d , noch 54 D örfer und 15 Kolonien uyd Vorwerke k ., und zur Kreisgerichts-Kommission zuBelitz, die S ta d t Belitz und 22 D örfer. D a s Kreisgericht ist zugleich Schwurgerichtshof für die Kreisgerichtsbezirke Potsdam und Jüterbogk. Zum Schluffe lassen w ir noch die Namen der In h a b e r und Richter, sowie der Dirigenten deS Gerichts folgen, so weit dieselben sich aufgeführt finden. B iö zum Jah re 1571 w ar die Fam ilie Schulze im ««getheilten Besitze deß G erichts, dem sie in der Regel selbst vorstand; vom Ja h re 1571— 1614 w ar der Besitz zwischen dem R athe und der Familie Schulze und - 1614— 1705 zwischen dem R athe und der Familie Gericke getheilt; 1705— 1722 hatte der R ath die alleinige Besetzung deS Richteram tes, welches bis 1716 der zweite Bürgermeister Georg M oyß und bis 1722 deffen S o h n Georg Friedrich bekleidete. H ierauf ernannte der König folgende Richter und D irectoren: 1722 den H ofrath NicolauS Dietrich Klinte, 1742 den Proconsul Boltze, 1767 den Proconsul Friedrich W ilhelm W alter, 1770 den S tad t-D irecto r August Christoph Finke, 1775 den S tad t-D irec to r Egerland, 1795 den O ber-Stadtrichter Krull, 1) B ü s c h in g 's Reise nach Rekahn, S . 359. — 2) Rathhäusliche Chronik vom Jahre 1726.

1808— 1810 den RegierungSrath Richter, 1810— 1813 den Ober-Landgerichtsrath JustuS Richter, 1813— 1816 den ehem. Land- und Stadtgerichts-D irector zu Luckenwalde, v. Radicke, 1816— 1833 den Stadtgerichts-D irector Ja h n , 1834— 1839 den Stadtgerichts-D irector Jllaire, 1839— 1846 den Stadtgerichts-D irector Schulz, 1847— 1855 den Stadtgerichts-, nachherigen KreiSgerichtS-Director v. Goßler, 1855 den KreiSgerichts-Director v. Steltzer.

II.

Der Magistrat.

M it der Verleihung deß Stadtrechts gliederte sich die Einwohnerschaft P otsdam s nach dem Vorbilde der S.tad't Brandenburg in B ürger und Schutzverwandte. D ie Bürgerschaft erhielt daß Recht, durch einen anS ihrer M itte gewählten S ta d tra th die Gemeindesachen selbstständig zu verwalten, ohne deshalb weiter von dem Schulzen oder landesherrlichen V ogt abhängig zu sein. Diese Selbstständigkeit in der V erwaltung erhielt durch die Verleihung eines Siegels, welchedas Recht in sich schloß, Urkunden unabhängig von eines Andern Einw illigung im eigenen Namen au s­ zustellen, 2) ihre Bekräftigung. — D a s älteste bekannte S iegel der S ta d t fü h rt, wie die. der meisten Märkischen S tä d te , den Brandenburgischen rothen Adler und hatte die Umschrift: „S igillum civ ita­ tis P o slam p .“ Nach der bekannten ältesten Stadturkunde vom Ja h re 1304 führte der S ta d tra th den T itel „ R a t h m a n n e d e r S t a d t " . D ie Benennung „ B ü r g e r m e i s t e r u n d R a t h m a n n e " kommt zuerst beim Ja h re 1451 vor, obgleich ein Vorsitzender des R aths, wenn auch-nicht mit dem T itel B ü r ­ g e r me i s t e r , nach den allgemeinen Verfassungsnormen der S tä d te , von vornherein schon vorhanden ge­ wesen sein mußte. D ie Z ahl der R athsglieder ergiebt sich für die früheste Zeit nicht. E rst aus dem mit dem 16. Jahrhundert beginnenden Stadtbuche läßt sich entnehmen, daß 2 Bürgermeister, 2 Kämmerer, 2 Bauherren und 2 Rathm anne oder M itherren vorhanden waren, 3) welche dergestalt „in der Regierung" abwechselten, daß stets nur ein Bürgermeister, ein Kämmerer, ein B auherr und ein R athm ann die V erw altung ein J a h r lang führten, nach Ablauf desselben, an einem bestimmten Tage, dem ruhend gewesenen R athe „Rechenschaft thaten" und ein J a h r auö der V erw altung schieden. D er Term in des Ausscheidens oder „der Versetzung" fiel in die M itte des M onats J u n i. D er ausscheidende R ath wurde hierdurch aber nicht völlig von der S tadtverw altung au s­ geschlossen, sondern bei den Berathungen über wichtige Gegenstände des Gemeindewesens, auch bei den Entscheidungen von Streitigkeiten der B ürger unter sich, zugezogen.4) D ie W ahl der R athm änner, welche ursprünglich von der Bürgerschaft geschah, ging m it der Zeit allein aus den M agistrat über. 1) D aß die alte S ta d t Brandenburg Musterstadt für Potsdam gewesen, ist oben S . 60 bereits gesagt. — 2) E i c h h o r n 's deutsche S ta a ts- und Rechtsgeschichte. 4. Ausgabe, II, 590. — 3) Noch in einem Berichte des M agistrats vom Jahre 1711 beruft sich derselbe auf die alten S ta tu ten , wonach der M agistrat auS 2 Bürgerm eistern, 6 Rathsherren und 1 Stadtschreiber bestehen sollte, welche sämmtlich angesessen sein müssen. (Kgl. Geh. Staats-A rchiv.) — 4) ES ist in dem Stadtbuche mehrmals erwähnt, daß in den Sitzun­ gen des M agistrats 2 Bürgermeister und 2 Kämmerer u. s. w. anwesend waren. Auch scheint es, daß M it­ glieder des ruhenden Rathes in einzelnen Fällen regierende Rathsglieder vertDjen hätten.

W a r das A m t des B ürgerm eisters erledigt, so rückte der älteste K äm m erer in dessen S te lle , die übrigen R athsglieder rückten nach und die dadurch vacant gewordene jüngste R athm annSstelle wurde durch einen B ü rg e r besetzt. ]) B esoldung erhielten die R athS glieder erst in späterer Z eit. N u r dem B a u h errn wurde nach den Käm m erei-Registern auS dem 16. Ja h rh u n d e rt „ fü r M ühe und A rbeit" eine jährliche G ratificatio n to n einigen Scheffeln R oggen gegeben. Unterbeam te, außer den Stadtknechten und T h orw ärtern, gab eö nur einen, den Stadtschreiber. S e in A m t w ar m it dem deS Schulm eisters und K üsters verbunden. A ls Stadtschreiber erhielt er jä h r­ lich vom R athhause 45 G roschen.2) D ie Functionen des M a g istrats bestanden gleich anfänglich in der Annahm e neuer B ü rg e r und G ildem itglieder, A ufbringung der S te u e rn und persönlichen Leistungen, E rhebung der Käm mereigefälle, In sta n d h a ltu n g der öffentlichen G ebäude und Brücken, B ew affnung der B ü rg e r u. s. w ., hauptsächlich aber in der A usübung der Polizei. Alle diese G egenstände w aren, weil deren V erw altung sich in einer H and befan d, so m it ein­ ander verschmolzen und durch die P ra x is abgerundet, daß sich ihre ursprünglichen G renzen nicht mehr genau nachweisen lasten. Auch lassen sich bei den wenigen Nachrichten, die w ir von ihnen besitzen, nu r Einzelnes als Beispiele m ittheilen. D e r M a g istrat hatte durch landesherrliche B estätigung das Recht erhalten, G ilden und G e ­ werke zu bilden und ihnen S ta tu te n zu geben, die m ehr oder weniger polizeiliche Bestim m ungen enthiel­ ten, deren Uebertretung durch S tra fe verpönt wurde. 3) Z u r B eförderung der G esundheit w ar auf der S te lle des HauseS Blücherplatz N o. 1 eine B a d stube erbaut und ein B a d er angenom m en und diesem genau vorgeschrieben w orden, wie oft er B äd er bereit halten m ußte und w as er für diese, für das Aderlässen, fü r M edizin, das Haarabschneiden u. s. w. nehmen durfte. 4) Um die Einw ohner hinreichend m it gesunden und wohlseilen Lebensm itteln zu versorgen, w u r­ den die Fleischer im J a h re 1671 angewiesen, daS H am m el- und Kalbfleisch nicht höher als 10 P f., daS Schweinefleisch zu 12 P f. das P fu n d zu verkaufen. 5) U eberhaupt sollten die Preise für Fleisch, B r o t und B ie r so billig gestellt werden, „daß N iem and unbilligerweise beschwert w ü rd e " .6) Und als im J a h re 1684 und 1685 das G etreide gut gerathen und in S a a rm u n d und B elzig dasselbe besonders wohlfeil w ar, forderte der M a g istrat die Bäcker an beiden O rte n auf, fleißig B r o t nach P o tsd a m zum Verkaufe zu bringen. 7) Auch wirkte derselbe es beim K urfürsten a u s, daß im J a h re 1673 in der N ähe deS SalzhauseS in der B nrgstraße ein öffentliches Schlachthaus erbaut w urde, um das Schlachtvieh darin einer Besichtigung zu u n terw erfen .8) Z u r Sicherheit der S ta d t und ihrer E inw ohner wurden die S ta d tth o re von den B ü rg e rn be­ wacht und Versäumnisse hierbei m it S tr a fe belegt. 9) Auch w aren Nachtwächter angestellt, welche in den S tra ß e n umhergehen und die S tu n d e n abrufen m u ß te n .10) — D ie S ta d tth o re wurden zur Nacht1) Dieses Verfahren fand noch im Jahre 1679 statt. E s war damals der Bürgermeister Andreas Jacke verstorben und da der älteste Kämmerer, Johann Kunkel, reformirter Confession w ar, so wollte ihn der M agistrat bei der W ahl übergehen und den jnngern Kämmerer einrücken lassen, wogegen Kunkel, sich auf daS alte Herkommen stützend, beim Kurfürsten jedoch reclamirte. — 2) Kirchen-VisitationS-Abschied vom J . 1541. B eil. No. V. — 3) I n dem Gildebriefe deS R aths für die Schuhmacher v. 1473 sagt derselbe: E r sei durch Privilegien von Fürsten und Herren, gleich andern Städ ten der Mark, begnadigt worden, Werk und G ilde zu gestatten u. s. to. R i e d e l , a. a. O . XI, 183. — 4) B e i der Ueberlaffung der Baderei an Georg Caspar im Jahre 1570 wurde bestimmt, daß er wöchentlich wenigstens einmal Bäder machen und dafür von alten Personen 2 P f., von jun­ gen 1 P f., für Aderlaß und M edizin 8 P f., für das Schlagen der Hauptader 6 P f. und für daS HaarabschneiLen 2 P f. nehmen sollte. (Rathhäusliche Chronik.) — 6) Daselbst. — 6) S ta d t- u. Kirchenordnung von 1671. — 7) Rathhäusliche Chronik. — 8) K gl. Geh. Staats-A rchiv. — 9) Stadtbuch. B eilage No. II. — 10) S ta d tund Kirchenordnung vom Jahre 1671.

zeit verschlossen und Niemand herein- oder hinausgelassen; denn die Thorschlüssel wurden Abends dem regierenden Bürgermeister überbracht und von ihm wieder abgeholt. !) Um insbesondere bei Feuersbrünsten nicht M angel an Wasser zu haben, bestand eine B runnenordnung, wonach die Hausbesitzer verpflichtet waren, gemeinsam für die Instandhaltung zu sorgen.3) Zum Schutze der Ehre waren S tra fe n gegen Diejenigen festgestellt, welche irgend einen E in ­ wohner durch W ort und T hat verletzten. D ie S tra fe n wurden verschärft, wenn höher gestellte Personen beschimpft wurden oder die Beleidigung an öffentlichen O rten erfolgte. 3) Um in den Tagesgeschäften eine gewisse Regel und O rdnung festzuhalten, fand in früherer Zeit das Anschlagen m it der Glocke am M orgen, M itta g und Abend statt. I m Ja h re 1571 erkaufte der R ath jedoch eine Uhr von dem Kloster in S p an d o w , welche am Thurm e der Stadtkirche befestigt w u rd e.4) DaS Anschlagen m it der Glocke bestand aber noch fort. I m S om m er ward M orgens 3 Uhr die große Glocke, um 5 Uhr die Betglocke, um 6 Uhr die Schulglocke, um 12 Uhr M ittag s und um 8 Uhr Nachmittags wieder die große Glocke angeschlagen. I m W inter fand das Anschlagen am M o r­ gen eine S tu n d e später statt. Auch wurde darauf gehalten, daß die S ta d tu h r die Zeit stets richtig nachwies, „damit die Einwohner und Reisenden sich danach richten könnten." 6) Z ur Förderung der geselligen O rdnung und Vorbeugung des Luxus wurde im V isitationsAbschiede vom Ja h re 1600 wiederholt vorgeschrieben, zu welcher Zeit Hochzeiten gefeiert werden und daß die sonst üblich gewesenen großen Gastereien wegfallen sollten. 6) Alle dergleichen Feststellungen deS R ath s flössen zum Theil noch aus dem Rechte der Autono­ m ie, welche sich in fast allen, selbst den kleinsten S täd ten der M ark, während des 14. Jahrhunderts mehr oder weniger ausgebildet hatten. D ie Polizei und S trafg ew alt w ar fast gänzlich noch in der H and deS S ta d tra th s , da man bei der im 15. und 16. Jah rh u n dert vorgenommenen Reform deS StadtewesenS besonders nur die größern S tä d te im Auge hatte und die kleinern fast gänzlich übersah, woher es auch kam, daß diese noch Jahrhunderte lang Rechte der Autonomie ausübten, welche die größern längst hatten aufgeben müssen. 7) S ie wurden ihnen aber früher oder später entzogen, je nachdem sich dazu Veranlassung fand. I n Potsdam wurde eine solche Veranlassung durch die Einrichtung eines kurfürstlichen Amts herbeigeführt, welchen H auptleute vorstanden. I h r Recht der S ta d t gegenüber bestand ursprünglich in der Ausübung der obern Gerichtsbarkeit, in der B eitreibung der landesherrlichen Gefälle von den B ü r­ gern und wie daö AmtS-Erbregifter vom Ja h re 1589 sich auSläßt — „ in' der Bestrafung derjenigen Fälle, welche der R ath zu strafen verabsäumt hatte". — D aß Recht und Herkommen, auf welches der R ath bei vielfachen Conflicten, in welche er m it dem Amte gerieth, sich stützte, wurde ealß ufurpirt und nicht mehr zeitgemäß von diesem zurückgewiesen. Schon im Ja h re 1541 kam die Zuständigkeit des Oeffnungsrechts der S ta d t zur Sprache. D er damalige A m tshauptm ann, Abraham v. Rochow, wollte in der Nacht die S ta d t verlassen, fand die Thore verschlossen und mußte eine Reise deshalb verschieben. E r führte darüber Beschwerde beim K ur­ fürsten, w orauf dem regierenden Bürgermeister die Thorschlüssel abgenommen und dem S tad th au p tm an n übergeben wurden. 8) S ie wurden später dem M agistrate zwar wieder ausgeliefert, aber m it dem B e ­ deuten, daß er sie nur im Namen des Kurfürsten verwahren solle. Zu derselben I e it wurde dem M agistrate auch das unbeschränkte Recht, den R athsstuhl zu besetzen, entzogen. W ährend die größern S tä d te , wie B erlin, Brandenburg, Frankfurt u. s. w., dasselbe schon seit 100 Jah ren nicht mehr besaßen, hatte der M agistrat zu P otsdam es bisher noch ungehindert ausgeübt. Erst ein Zerwürfniß des S tad th au p tm an n s m it dem regierenden Bürgermeister Christian G iere im Ja h re 1559, welches den erstem zur Beschwerde beim Kurfürsten veranlaßte, hatte die Folge, 1) Stadtbuch. Beilage No. II. — 2) Daselbst. — 3) Daselbst. — 4) Daselbst. — 5) Stadtordnung vom Jah re 1671. — 6) Kirchenordnung vom Jah re 1600. — 7) F i d i c i n , über die Autonomie der M ärki­ schen S täd te. (Märkische Forschungen I, S . 325.) — 8) Stadtbuch.

daß Giere seines AmtS entsetzt und festgestellt wurde: daß künftig kein Bürgermeister oder Raths­ freund (Rathmann) ohne kurfürstliches Vorwissen und Konsens zu Potsdam gewählt werden solle. 3) Aber nicht immer waren es die in der allgemeinen Landesordnung enthaltenen Bestimmungen, auf welche die AmtShauptleute sich stützten, um ihre Befugnisse zu erweitern und den Magistrat von sich abhängig zu machen: es waren oft nur persönliche Ansprüche, welche vom Magistrate meist ohne Erfolg bekämpft wurden, oft auch wohl nicht einmal zur hoher» Entscheidung kamen. Im Jahre 1530 verlangte der Amtshauptmann vom Magistrate zu einer Reise einen Reit­ klepper und drohete im Weigerungsfälle dem regierenden Bürgermeister mit Gefängnißstrafe. Der Rath, welcher sich hierüber beim Kurfürsten beschwerte, fügte hinzu, daß dergleichen Forderungen häufig gestellt, auch Wagenpferde und Reitklepper für die Dienerschaft deS Hauptmanns gefordert würden.4) Und als sich im Jahre 1666 der Bürgermeister Güldenhaupt geweigert hatte, dem Hauptmann bei der Abhaltung von Gerichtstagen zur Hand zu gehen, weil dies niemals vorher verlangt worden, noch er dazu verpflichtet sei, erging der Bescheid, „ daß wenn derselbe nicht Gehorsam parire und seine Schuldigkeit erfülle, der Hof-Advokat Kratz mit ihm gebührend verfahren", also die Untersuchung gegen ihn verhän­ gen sollte. So wurde der Magistrat dem Amtshauptmanne stets mehr unterworfen und die Stadt in den Rang einer gewöhnlichen Amtsstadt, wie Saarmund, Trebin, Liebenwalde, Biesenthal u. s. w. zurückgestellt. Zur Befestigung ihres untergeordneten Verhältnisses führte hierauf noch die fast gänzliche Verarmung der Stadt während des 30jährigen Krieges und die hiernach vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm erfolgte Vergrößerung des Amts und dessen Grundbesitzes innerhalb des städtischen Weichbildes, wodurch die Verwaltungsgrenzen des Magistrats und dessen Einkünfte mehr beschränkt wurden. Aus diesen beengenden Verhältnissen wurde die Stadtverwaltung erst dadurch gehoben, daß der König Friedrich Wilhelm I., nachdem er die Stadt erweitert hatte, sie zur Jmmediatstadt erhob. Schon seit dem Jahre 1721 wurde durch die Einsetzung von Königlichen Kommiffarien *) die unmittelbare Einwirkung des Amts auf die städtische Verwaltung beseitigt, und als der König die erste Auslage der Neustadt mit einer Mauer hatte umziehen lassen, gab er dem Magistrate unterm 22. Oktober 1722 eine Instruction, wodurch dessen selbständigere Verfassung gesichert wurde.2) —- Er unterwarf demselben und dessen Gerichtsbarkeit alle innerhalb der Stadt belegene Enclaven, welche bisher dem Amte unterworfen.waren, wie den Kiez, die Amtsfreiheit rc., ordnete den Magistrat in besondere Ab­ theilungen: das S t a d t g e r i c h t und den P o l i z e i - M a g i s t r a t , bestimmte die Mitglieder derselben und bezeichnete genau die Gegenstände, welche von ihnen bearbeitet werden sollten. Es bestand der Magistrat damals, wie früher, nur aus denjenigen 6 Mitgliedern, welche sonst den regierenden Rath bildeten, da der sog. ruhende Rath bereits abgeschafft worden war. Unter diese Mitglieder wurden die Geschäfte in folgender Art getheilt: I. die Gerichtssachen, Criminal- und Civilsachen bearbeiteten der Bürgermeister S t i n t e , als Richter, der Bürgermeister Plümicke, als Actuar, die Rathsherren Kempe, Kestner und Gertach, als Schöffen; II. die Polizei-, Kämmerei- und Gewerkssachen: der Bürgermeister S t i n t e , als consul dirigens, der Bürgermeister Plümicke, der Kämmerer Moysen und die genannten 3 Rathsherren. 1) Kgl. Geh. Staats-Archiv. — 2) Daselbst. — 3) Der König verordnete i. I . 1721, daß ein Kommiffarius (später Steuerrath) beständig aut Orte wohnen solle, um Alles wahrzunehmen, was zur Aufnahme der Stadt und Kämmerei dienen könnte. Es waren dies: 1722 Neubauer, 1751 Voß, 1756 v. Linger, 1764 Walter, 1765 Richter, 1791 v. Werder, 1800 bis zur Einführung der Städteordnung der RegierungSrath Ribbach. — 2) Sie ist abgedruckt in Büscht ng' s Reise nach Rekahn S . 359.

B e i eintretenden Bacanzen sollte die W ahl der R athspersonen dem M agistrate zustehen und die B e ­ stätigung vom K önige erfolgen. D eS A m ts ist in dieser In stru ctio n gar nicht mehr gedacht und der demselben früher zuge­ standene A ntheil an der obern Gerichtsbarkeit war auf daS Königliche Kammergericht und auf den M agistrat übergegangen. Aber auch die letzten S p u ren eines frühern Zusam m enhanges von S t a d t und A m t m ußten erlöschen, als der K önig in dem P atente vom 6. Februar 1737 l ) erklärte: daß er die ehem alige A m tsstadt P otsd a m auf ewig zu einer J m m e d i a t s t a d t erklären und selbige von der AmtSsässigkeit und allen K reislasten gänzlich entbinden w olle, so daß sie allen übrigen Jm m ediatstädten deS Kurfürsten­ thum s Brandenburg gleichgeachtet, deren Im m u n itä te n , Gerechtsamen rc., insbesondere aber der S ch riftfässigkeit und Exem tion von der A m tsju risd iction , ohne alle A usnahm e theilhaftig und von keiner andern Behörde a ls der K riegs- und D om änen-K am m er und dem Kammergericht abhängig sein solle. D e r häufige A ufenthalt deS K önigs in P o tsd a m ließ ihn M anches wahrnehm en, w as seinem O rdn ungs- und Sittlichkeitsgefühl ganz entgegen w ar. D ie s veranlaßte ih n , den gegebenen P o liz ei­ vorschriften noch nachdrückliche K abinetSverfügungen hinzuzufügen. S o vermißte er die Sauberkeit in den G affen und sprach sich i. I . 1722 energisch darüber a u s, daß er in der S t a d t künftig weder Scheunen noch V iehhaltungen dulden w olle. E s sollten die Scheunen abgebrochen und vor der S t a d t aufgebaut werden, wozu das erforderliche M a teria l den B e ­ sitzern unentgeltlich verabreicht werden s o lle .2) — E r hielt auf regelm äßiges Straßenpflaster, auf die Herstellung von Straßenbru nnen , deren im Jah re 1733 bereits 6 2 vorhanden w aren , auf Erbauung von Spritzenhäusern und guten F eu er-Instru m enten u. s. w., und Pflegte sich auch w ohl Persönlich davon zu überzeugen, ob und welche Verbesserungen im P olizeiw esen zu treffen wären. — A ls Freund der Sparsam keit und M äßigkeit w ar ihm jeder Aufw and zuw ider, welcher von den B ü rgern bei Hoch­ zeiten, K indtaufen und ähnlichen Veranlassungen getrieben wurde. E r bestimmte deshalb unterm 8. Februar 1738: „W enn ein B ü rger Hochzeit macht, sollen m it Einschluß des KuchenS nicht mehr als 4 Gerichte verabreicht und nicht mehr a ls 3 M a n n s- und 3 Frauenspersonen a ls G äste eingeladen werden. B e i K indtaufen sollen überhaupt nur 3 Gerichte verabreicht und nur 2 M a n n s- und 2 F rauens­ personen eingeladen werden." 3) Am meisten aber eiferte er gegen die Trunksucht, welche durch den häufigen Verkauf von B ra n n tw ein bei den S o ld a ten befördert wurde. O bgleich von P olizeiw egen der B ran n tw ein -V erk au f scharf überwacht wurde, so ließ es sich doch nicht verhindern, daß solcher heimlich betrieben wurde. D ie s veranlaßte den K önig zu einer sehr energischen V erfü g u n g , indem er jedem B ürger und G renadier den Verkauf von B ranntw ein streng untersagte und diesem V erbote h in zu fü g te: „W enn bei einem B ranntw ein gefunden w ird, soll er das erste M a l nach S p a n d o w in die Karre und die Frau in s S p in n h an S gebracht w erden, daß zweite M a l m it Staupb esen und B randm ark en bestraft und daS dritte M a l soll er an den G algen gehängt werden rc." 4) Auch der K önig Friedrich II. richtete seine besondere Aufmerksamkeit auf daS Polizeiw esen. D er O rts-K om m issarius, KriegeSrath V o ß , mußte einen P la n zur bessern Verfassung des P o liz eiwesens ausarbeiten, nach welchem au s M agistratsm itgliedern ein besonderes P olizei-D irectoriu m gebildet und demselben im Ja h re 1 7 7 6 ein R eglem ent gegeben wurde. 5) D irecto r desselben w ar der regierende B ürgerm eister, welchem der O ekonom ie-Bürgerm eister, ein R athm ann u n d , m it Rücksicht auf die fran­ zösische K olonie, der Kolonierichter beigeordnet w a r .6) Unter dem P olizei-D irectoriu m standen: der P o liz ei-J n sp ec to r , die P olizeim eister, V iertelSK om m iffarien und Unterbeam ten. D ie S t a d t w ar in 6 P o liz e i-Q u a r tie r e getheilt und die V orstädte und K olonie N ow aw eß bildeten ebenfalls 4 solcher Q uartiere. 1) Daselbst S . 377.

E s ist vom Könige Friedrich II. unterm 15. November 1743 bestätigt worden.

( M y l i u s , corp. const. rnarch. Forts. 11, 162.) — 2) RathhäuSliche Chronik. — 3) Daselbst. — 4) D a­ selbst. — 5) B ü s c h i n g , a. a. O. 385. — 6) Bü s c h i n g , a. a. O. 385.

B ei Zm deS GasthofsE in

der Verwaltung der Polizeisachen wurden auch 4 Stadtverordnete verwandt. Ja h re 1775 erschien noch eine vom Könige unterzeichnete Feuerordnung, und zur Regelung und Fiakerwesens erfolgten dam als ebenfalls Verordnungen. andrer Zweig der städtischen V erw altung, welcher den M agistrat beschäftigte, w ar d a s K ä m m e r e i w e s e n. D ie Arbeit, welche dasselbe früher verursachte, mochte wohl nicht so groß gewesen sein als die Sorge, wie man m it geringen M itteln größern Ansprüchen genügen konnte. Vergleicht man die Einkünfte der Kämmerei, wie sie in den Heberegistern und Rechnungen au s dem 16. Jahrhundert, deren einige in dem mitgetheilten Stadtbuche und dessen Anlage enthalten find, !) so erscheint die Klage deS M agistrats, welche dessen bei der Huldigung im Ja h re 1572 überreichten G ravam ina enthalten: „daß Potsdam p ein gar arm S täd tlein sei, weder D örfer, Pachte oder Zinsen, auch keine Schäferei, eigne Holzung, oder sonst gemeine Einnahm en, aber viel Ausgaben a n Stadtgebäudeu und R ath h au s, Besoldung der Kirchen, Schulen und S tadtdiener habe, so daß die Einnahm e die Ausgaben nicht um den halben Theil decke," 2) wohl ziemlich gerechtfertigt. — Noch im Ja h re 1668 betrug die gesammte Einnahme des R athhauses nur 284 T hlr. 16 gr. und im Ja h re 1699 balancirte die Einnahm e m it der Ausgabe im B etrage von 282 T hlr. 16 gr. D ie Aufnahme der Kämmerei, welche hiernächst unter der Fürsorge des Könige Friedrich W ilhelm 's I. erfolgte, fällt m it der Erweiterung der S ta d t und deren Jm m ediatifirung zusammen. Aber schon im Jah re 1718, als es sich um den Ausbau des bereits verfallen gewesenen RathhauseS handelte, wozu eS dem M agistrate gänzlich an M itteln gebrach, genehmigte der König eine Collecte bei den Kämmereien der Brandenburgischen S tä d te , welche 1043 T hlr. eintrug, jedoch, da der König selbst im I . 1720 den B a u des RathhauseS vornahm , später zur Erbauung der Rathsmeierei verwendet wurden. D a aber mit der großartigeren Entwickelung der S ta d t sich die Kosten der V erw altung stets vermehrten, so mußte bei der Unzulänglichkeit der M ittel die Nothwendigkeit hervortreten, immer mehr au f eine gründliche und dauernde Verbesserung deS Kämmereiwesens Bedacht zu nehmen. — D er König befahl daher unterm 16. Septem ber 1731 der Krieges- und Domänen-Kamm er, Vorschläge zu machen, wie ein Fonds für die P otsdam er Kämmerei zu erm itteln, wodurch die öffentlichen B auten an Kirchen, Schulen, Brücken, Kanälen rc., unterhalten und tüchtige M agistratspersonen salarirt werden können, und unterm 9. M ai 1732, daß von dem Berandischen Nachlasse 4000 T hlr., der v. Danckelmannsche Abschoß m it 4534 T hlr. und 800 T hlr. S trafgelder, welche eine P ohlin zu Königsberg hatte erlegen müssen, der Potsdam er Kämmerei zufließen sollten. Endlich aber erging unterm 31. Ja n u a r 1733 an das G eneral-D irectorium die O rdre, Laß die Kämmereien des ganzen Landes 78,051 Thlr. zu einem Fonds für die Potsdam er Kämmerei zusammenbringen und an die Kasse des G eneral-D ireetorium s abliefern sollten. Nachdem diese S um m e eingegangen w ar, wurde das R ittergut Falkenrehde von den Weilerschen und v. Krautschen Erben für 70,000 T hlr. angekauft und dem M agistrate als ein Kämmereigut übergeben, um es zum Besten der S ta d t zu verpachten.3) Außerdem wurden der S ta d t aber bei deren Jm m ediatifirung im Ja h re 1737 noch ander­ weitig zur Verbesserung der Kämmerei verschiedene Revenüen und Gerechtsame beigelegt. D a es nicht im Zwecke dieser Darstellung liegen kann, eine fortlaufende Uebersicht von dem S tadthaushalte der S ta d t zu geben, der durch fernere Königliche Gnade und weise V erwaltung bis zur Gegenwart herab stets günstigere Resultate lieferte, so müssen w ir diesen Gegenstand hier fallen lassen, dessen Entwickelung nur angedeutet werden sollte. 1) Vergl. Beit. No. II. — 2) Kgl. Geh. Staats-Archiv. — 3) Kalamität eine Aushülfe zu gewähren, genehmigte Se. M aj. der König rehde, welechö damals eine jährliche Pacht von 2964 Thlr. brachte, für kauft wurde. D as Kaufgeld blieb aber als unablösliche Schuld stehen 7500 Thlr. Zinsen aus Königl. Kaffen gezahlt.

Um der Kämmerei, bei einer spätern im Jahre 1803, daß das G ut Falken­ 150,000 Thlr. als Chatoulgut ange­ und werden der Kämmerei alljährlich

ES ist aber noch einiger Zweige der V erw altung zu gedenken, die zum Theil schon früh die Thätigkeit des M agistrats in Anspruch nahmen. E s ist dies: daS P a t r o n a t s r e c h t , von dem später beim Kirchen- und Schulwesen noch die Rede sein wird, das S e r v i s - u n d E i n q u a r t i e r u n g S w e s e n , welches, wie früher schon gedacht, im Zahre 1743 regulirt wurde, und daS A rm e n w e s e n . D ie S org e für die Armen wurde in früherer L eit überall als ein Gegenstand der Menschenpflicht und christlichen Liebe betrachtet. D ie Geschichte des M ittelalters ist reich an Beispielen, welche den wohlthätigen S in n unsrer Vorfahren bekunden, die, in der Hoffnung, sich dadurch des ewigen W ohles theilhaftig zu machen, m it frommer Hand gern gaben und dadurch den G rund zu mancher S tiftu n g legten, welche allem Wechsel der Zeit überdauert hat. Und auch in der Geschichte P otsd am s fehlt cS an Zeugnissen dafür nicht. E s w ar die S orge jeder Brüderschaft und Gemeinschaft, welche in Potsdam als Elendsgilde, Schützengilde und Innungen der Gewerke bestand, ihre verarmten M itglieder zu unter­ stützen, sie in Krankheitsfällen zu verpflegen und bei ihrem Absterben für daS Begräbniß zu sorgen. D ie Stadtbehörde pflegte nur in außerordentlichen Fällen hinzuzutreten. B ei Brandunglück z. B . erhielt der Betheiligte, wenn er sich selbst nicht helfen konnte, einen sogenannten Brandbrief, worin sein Unglück und seine Würdigkeit bescheinigt und er berechtigt wurde, überall um Hülfe zu bitten. D ie Hauptsorge deö M agistrats w ar nur darauf gerichtet, der V erarm ung seiner B ürger vor­ zubeugen und das Bettelwesen zu überwachen oder vielmehr zu organisiren. DaS Erstere machte sich früher sehr einfach. M an gestattete nur tüchtigen Personen die Niederlassung in der S ta d t, deren V er­ mögens- oder Gesundheitszustand eine Verarm ung sobald nicht befürchten ließ. D ie nur geringe E in ­ wohnerschaft w ar g rö ß ten teils m it Häusern und Feldgütern angesessen, trieb Gewerbe in Zünften, deren M itgliederzahl nach den örtlichen Bedürfnissen abgemessen wurde. Eine gänzliche V erarm ung w ar also nur bei der geringern, für Tagelohn arbeitenden Klasse zu besorgen, welche sodann auf den W ohlthätigkeitSsinn der B ürger angewiesen wurde. Gegen daS Laster des M üßigganges und der Faulheit wirkte m an durch Züchtigung und Verweisung aus der S ta d t, beugte der Verschwendung bei Gastmählern, Hochzeiten und Kindtaufen durch strenge Verordnungen vor, und konnte dem S in n e der Einwohner, welche aus B ürger- und Gewerksehre zu halten pflegten, vertrauen. Bei den B ettlern unterschied m an, wie dieS später durch landesherrliche Edicte angeordnet wurde, *) ob solche einheimisch oder von außerhalb w aren, und sodann, ob sie vom S ta d tra th e die E r­ laubniß zum B etteln erhalten hatten oder von ausw ärtigen M agistraten empfohlen waren. Alle Andere wurden vom Stadtknechte aus der S ta d t getrieben, wozu ihm von Zeit zu Zeit neue Karbatschen ge­ liefert wurden. Noch in der S ta d t- und K irchen-Ordnung vom Ja h re 1671 wurde deshalb festgestellt, daß das unnütze lose Gesindel, welches nicht arbeiten oder dienen wolle, sondern sich auf die liederliche S e ite lege, vertrieben werden sollte; denn nur für schwache und gebrechliche Arme sollte die Fürsorge der S ta d t eintreten. I n gleicher Weise konnte jedoch nicht mehr verfahren werden, als viele der Einwohner P otsdam s durch die P lagen, welche der 36jährige Krieg auch über sie verhängte, verarmten, flüchtig wurden oder umkamen, deren Häuser noch lange verlassen und verfallen dastanden und keine Besitzer fanden. Noch int Ja h re 1701 berichtete der M agistrat auf die an ihn gemachte Anforderung des K önigs, zu einem Hause, welches er zu einem Armenhause schenken wollte, die Verpflegungsm ittel aus der Kämmerei her­ zugeben: daß überhaupt kaum 30 B ürger vorhanden seien, welche dazu beitragen könnten, und diese schon anderweitig über ihre Kräfte herangezogen w ürd en.2) Zw ar hatte der große Kurfürst seit dem Ja h re 1660 viel für P otsdam gethan, indem er da­ selbst großartige B au ten vornahm, wodurch die Einwohner Beschäftigung und Verdienst erhielten; aber die kurfürstliche Freiheit, in welcher sich auch mehrere B ürger ansiedelten, deren Hauser beim Schloßbau ab1) Edikt wider die fremden B e ttle r und Landstreicher rc. M o n ta g s nach M argarethe 1565. liu 8 , Corp. const. rnarch. V. 5, 1 No. 1.) — 2) Kgl. Geh. S taats-A rch iv . ui. 10

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gebrochen wurden, stand unter dem kurfürstlichen Amte und ihre Einwohner waren der Bürgerschaft entnommen und durften daher auch zu deren Lasten nicht beitragen. D ie Kalam itäten deS S tad thau shalts wurden immer bedenklicher und P otsdam stand bereits auf dem Punkte, einer gänzlichen Verarmung ent­ gegen zu gehen, als eS der kühne Entschluß Friedrich W ilhelm s I., dasselbe zu vergrößern, eS m it seiner Leibgarde zu belegen und alle Bewohner in demselben, zu einer einzigen Gemeinde vereinigt, dem M a ­ gistrate zu unterwerfen, diesem Verderben entzog. Unter des Königs persönlicher M itwirkung ward in allen Zweigen der städtischen Verwaltung und des gewerblichen Verkehrs für guten H aushalt, Einheit und Ordnung gesorgt. D a s Armenwesen aber bot durch das Zuströmen vieler auswärtiger Arbeiter, welche durch die bedeutenden B auten nach Potsdam hingezogen wurden, daselbst verblieben und während 'des W interS oder sonstiger Brodlosigkeit bettelten, für die Verwaltung immer größere Schwierigkeiten dar, welche ohne außerordentliche M aaß­ regeln nicht beseitigt werden konnten. DieS ergiebt ein Bericht des M agistrats an den König vom 23 . August 1736, in welchem es heißt: das Armenwesen sei in Betreff der hier Gebornen nun zwar in guter O rdnung; aber beim neuen Anbau wären viel arme Leute in die S ta d t gekommen, hätten zum T heil Häuser erhalten, gingen aber selbst betteln oder schickten die M agd ihrer Einquartirung dazu aus, welchem nach Möglichkeit gesteuert werden solle. D ie liederlichen Weiber seien aber nicht auszurotten: sie würden zu einem Thore hinausgejagt und kämen zum andern Thore wieder herein. D ie ^Magistrate ihres.früheren W ohnorts jagten sie ebenfalls wieder fort, und so trieben sie sich bettelnd umher. DieS sei auch mit den Tagelöhnern aus Sachsen und dem Vogtlande der Fall, welche zu den hiesigen B auten hergelaufen kämen und in ihrer Heimath wieder ausgewiesen würden. Während des W intere, wo die Arbeit mangele, ernährten sie sich nur vom Betteln und Steh len rc. *) Dergleichen noch öfter vorgekommene Klagen und die immer mehr hervorgetretene Unzulänglich, keit der früheren, zur Verpflegung der Arbeitsunfähigen und Kranken ergriffenen M aaßregeln, führten endlich zu einer neuen O rganisation der Armenverwaltung, deren Geschichte in Kurzem folgende ist. Noch zur katholischen Zeit, im Jahre 1486, stiftete der Kanonikus M auritius Schönow, dessen Fam ilie in und bei Potsdam angesessen war, außerhalb der S ta d t, zwischen dieser und dem K iez, in.der heutigen Priefterstraße, ein H ospital zur Aufnahme armer Personen, welche-, nach der dabei von ihm zur Ehre der Jungfrau Gertrud erbauten Kapelle, das G ertruds-H ospital genannt wurde. ES wurde m it Einkünften aus der S ta d t und den umliegenden Dörfern dotirt und unter die Aufsicht eines V or­ standes aus dem Rathe und der Gemeinde gestellt. D ie Aufgenommenen erhielten n otd ürftigen Unter­ halt und hatten daS Recht, in der S ta d t, im D orfe Kiez und in den umliegenden Dörfern milde Gaben einzusammeln und standen unter spezieller Aufsicht des Priesters bei der Kapelle, der für ihre Pflege zu sorgen und sie mit geistlichen R ath und Trost zu versehen hatte. I h r Nachlaß war dem Hospitale verfallen, welche- Jedem bei der Aufnahme eröffnet w u rd e.2) I m Jahre 1546 war das H ospital abgebrannt. D ie zur Kirchen-Visitation verordneten Kommissarien erhielten dam als den Auftrag, für dessen Wiedereinrichtung zu sorgen. D ies geschah durch den M agistrat, auf welchen daS Patronat übergegangen war. E s brannte hierauf noch zweimal in den Jahren 1626 und 1 662 wieder ab und wurde im Jahre 1679, weil der Kurfürst die Hospitalstelle nebst Garten zur neuen Stad tanlage benutzen w ollte, auf seiner jetzigen S telle vor dem Berliner-Thore, *) nahe dem alten Kirchhofe, wieder aufgebaut. D er Umfang, in welchem dies geschah, mochte den dama­ ligen Bedürfnissen entsprochen haben, erschien aber bald nicht mehr ausreichend, weshalb der König im Jahre 1 737 die ehemalige G lashütte bei den Wassermühlen vor der Langenbrücke zu einem Bürgerlazarethe schenkte, welches vom M agistate nothdürftig ausgebaut und m it armen, kranken Bürgern belegt 1) R athhäusl. Chronik. — 2) I m Stadibuche ist beim Ja h re 1536 bemerkt: Erschien vor dem Rathe Andreas Albrecht und feine eheliche Frau und baten um Aufnahme in das S p itte l, verpflichteten sich auch Alles mitzubringen. — 3) Der Kurfürst ließ ein neues Armenhaus durch Michel M atthias Schmidt bauen. Derselbe w ar 1678 verstorben und es ernannte der Kurfürst den Oberförster Lüderitz, Geh. R ath MeinderS und Geh. R ath Heidekamp zur Beaufsichtigung des Schloßbaues und des Armenhaus-Baues. (Geh. Staats-A rchiv.)

wurde, welche, neben ärztlicher Pflege, ein G eringe- zu ihrem Unterhalte erhielten. Nach einem Berichte de- M agistrat- vom 8. Februar 1765 sollte dasselbe „auS der Nothwendigkeit entstanden sein, weil wegen der G arnison die sich findenden und m it ansteckenden Krankheiten behafteten bedürftigen Leute und D ienst, boten darin aufgenommen und kurirt wurden, wozu der König die Kosten hergab." l) Anderweitig ergiebt fich, daß weil der R aum in diesem Lazareth nicht mehr ausreichte, die S ta d t schon 1741 die B efugniß hatte, Kranke in das zu Glinicke für venerische und andere ansteckende Krankheiten angelegte Garde-Lazareth zu bringen. 3) Neben diesen beiden Bürger-Lazarethen bestand noch einige Zeit hindurch ein SpiunhauS, wozu im Zahre 1751 der damalige O rts-K om m iffarius K riegsrath Voß ein H aus zwischen dem Braudenburgerund Jägerthore (Kommunikation N o. 15) erkaufte. I n demselben wurden Züchtlinge m it S pinnen beschäftigt. Beim M angel ausreichender Fonds ging es aber bald wieder ein. Inzwischen w ar das alte B ürger - Lazareth vor dem Berlinerthore ganz baufällig geworden» weshalb die Kranken in da- vorhererwähnte zur Spinnerei benutzte HauS gebracht werden mußten. ES handelte fich nun darum , eine den Bedürfnissen und der damaligen Bevölkerung entsprechendes neueS Lazareth aufzuführen und dazu die nöthigen M ittel herbeizuschaffen. — D ie Armenkaffe hatte gar keine Fonds, sondern jährlich etwa nur 1500 T hlr. freiwillige B eiträge, wovon 110 Arme ein wöchentliches Al* mofen, Kranke freie Medizin und ärztliche Hülfe erhielten und 18 verlassene Kinder ernährt wurden. Schon im Ja h re 1768 hatte der M agistrat den König gebeten, zum Aufbau eines neuen ArmenHauses eine Kirchen- und H aus-K ollekte im ganzen Lande zu gestatten. D ies wurde zwar abgelehnt, aber im Jah re 1770 ein Gnadengeschenk von 6700 T hlr. bewilligt, und im Ja h re 1773, nachdem der König die aüs 20,506 T hlr. veranschlagten Baukosten herzugeben sich bereit erklärt hatte, begann der B a u , welcher so gefördert wurde, das schon im November des folgenden Ja h re s bas* neue 240 Fuß lange und 3 Etagen hohe Armenhaus in Benutzung genommen werden konnte. D er König dotirte dasselbe nach und nach m it 60,000 T hlr. und ernannte mittelst KabinetSOrdre vom 4. August 1774 ein eigenes „Armen-Direktorium ", über'welches der S taatsm inister v. Zedlitz die Ober-Aufsicht führen sollte. D ie Fundations-Nrkunde vom 14. Februar 1774 bestimmte zu M itgliedern: einen Königl. Kommiffarius, 2 M itglieder aus dem M agistrate und einen Sekretair, den Oberprediger der Kirche zu Potsdam und 2 Assessoren aus der Bürgerschaft. Außer diesem Kollegium ward im Armenhause selbst eine Administration und das dazu benöthigte Unterpersonal eingesetzt, nämlich: 1 Kommiffarius, 1 Oekonomie-Derwalter, 1 Werkmeister, 1 Zuchtmeister und Wächter, Thorw ärter, H ansknechte:c. Z ur Steuerung der Straßenbettelei wurden Armenvögte, unter einem Vogtmeister, bestellt. D ie Anstalt hatte, nach der angeführten Fundations-Urkunde: das H ospital für anständige B ürger und B ürgerinnen; die Armen-Anstalt im engern S in n e , nämlich zur Aufnahme solcher Armen und unvermögenden E in ­ wohner der S ta d t und Vorstädte, welchen eS, bei gutem Willen sich selbst zu ernähren, an M itteln und Kräften fehlte; das B ürger-Lazareth, unter Aufsicht des S tadt-P hyfikus und der Chirurgen (üble Kranke und W ahn­ sinnige wurde die Charite und das Irren h au s zu B erlin aufzunehmen verpflichtet); das Arbeitshaus zur Korrektion muthwilliger B ettler und Vagabonden. M it der V erwaltung waren zwei Kaffen verbunden: die H aupt - Armen - Kaffe, welche ein R athm ann auS dem M agistrate unentgeltlich zu verwalten hatte, und die Administrations - Kaffe, welche von dem Kommiffarius bei der Administration verwaltet wurde. 1) Rathhänsl. Chr. — 2) Kämmerei-Rechn.

D ie Einnahm e des ersten und der folgenden Jah re stellte sich auf 10,216 T hlr. 8 G r. 4 P f. und der V erp fleg u n g s-E tat w ar norm irt auf: 8 H ospitaliten, 20 Unterbediente, 111 gesunde Arme, 45 leichte Kranke, 24 schwer Erkrankte, 10 Kinder, 20 Züchtlinge und 285 S tadtarm e. Schon im Ja h re 1795 mußte das Armenhaus durch einen Seitenflügel erweitert werden, wozu der König Friedrich W ilhelm II. 27,623 T hlr. 20 G r. und zur innern Einrichtung noch 2584 T hlr. anweisen ließ. Hierbei verblieb es bis zum Ja h re 1826, als das Armen-Direktorinm von der Kommune übernommen und im S in n e der S tädte-O rdnung vom Ja h re 1808 zu einer städtischen Armen-Direktion umgebildet wurde, deren Einführung am 6. Februar 1826 stattfand. I n der oben dargestellten A rt verblieb die städtische V erwaltung bis zum Ja h re 1809, als die­ selbe durch die Einführung der Städte-O rdnung vom 19. November 1809 eine vollständige Umformung erfuhr. E s wurden die Justiz- und Polizei-Angelegenheiten besondern Königlichen Behörden übertragen und dem neuconstituirten M agistrate verblieben allein die Kommunal-Angelegenheiten. I n verschiedenen Königlichen Edikten vom Ja h re 1766 ff. wurde Potsdam , neben B erlin, als H aupt- und Residenzstadt bezeichnet, seit welcher Zeit der M agistrat sich des T itels bediente: „der K önig­ lichen H aupt- und Residenzstadt P otsdam der Zeit verordnete Direktor, Bürgermeister und R ath ". Auch erhielt derselbe vom S taatS rath e im Ja h re 1770 die E rlaubniß, statt wie früher m it grünem , m it rothem Wachse zu siegeln; ein Recht, welches früher nur fürstlichen Personen zustand und den S täd ten als eine Auszeichnung gegeben wurde. W as endlich noch III.

Die Vertretung der Bürgerschaft.

betrifft, welche früher in allen S täd ten , wo das M agdeburger Recht eingeführt wurde, vorhanden waren, so ergeben Nachrichten auS dem 16. Jahrhundert, daß sie dam als unter der allgemeinen Benennung „Verordnete der Gewerke und der gemeinen Bürgerschaft" bestanden. S ie waren nämlich zusammengesetzt auS Abgeordneten derjenigen 4 Gewerke, welche an einem O rte zu einem gewissen Ansehen gelangt waren und darum Antheil an der S tadtverw altung erhalten hatten, sowie aus denjenigen Personen, welche die übrige Bürgerschaft zu wählen hatte. S ie erscheinen darum auch einzeln als die „Vierwerke" und „Verordnete der Gemeinde". D ie Vierwerke bestanden, wie eine Eingabe derselben an den Kurfürsten vom Ja h re 1599 ergiebt, aus den Abgeordneten der F le is c h e r, K ü rs c h n e r, S c h n e id e r und T u ch m ach er. W ir dürfen nach Analogie der Geschichte andrer S tä d te annehmen, daß diese Gewerbszweige in P otsdam zuerst zur Ausbildung kamen und Gitderechte erhalten hatten. Diese V ertreter der Gewerke und der Bürgerschaft mußten vom R athe in allen wichtigern Gemeindesachen, zur B erathung oder Zustimmung zugezogen werden, und am Tage der Rathsversetzung wurden ihnen die vom ausscheidenden R athe gelegten Rechnungen zur Anerkennung der Richtigkeit vorgelegt. *) D ie Z ahl dieser V ertreter wird in einem V ertrage vom Ja h re 1661 über die Veräußerung eines Stück S tadtlandes auf 12 angegeben. S p ä te r hörte die V ertretung der Gewerke auf und es verblieben nur 4 Gemeindeverordnete unter dem Namen Stadtverordnete. S ie hatten ihre frühere Bestimmung aber gänzlich verloren, wurden m it allerhand polizeilichen und andern Sachen beauftragt, erhielten jährlich einige T haler Rem uneration und wurden bei der Einführung der Städteordnung entlassen. D ie hier­ nächst von der Bürgerschaft gewählten 60 Repräsentanten bilden wieder, wie die ursprünglichen Gemeinde­ vertreter, ein berathendes Kollegium. Zum Schluffe dieses Abschnitts lassen w ir noch, soweit die vorhandenen Nachrichten dies mög­ lich machen, die Namen derjenigen M änner folgen, welche als regierende Bürgermeister oder Oberbürger1) D ieS geschah noch in den J a h ren 1696— 1699.

Unter den dam als gelegten Rechnungen findet

sich der Vermerk: G egen w ärtige Rechnung ist heut in praesentia der 4 Gewerke und Verordneten vom Herrn K äm m erer abgelegt, richtig befunden und m it ihrer Hand vollzogen. — D a n n folgen die Unterschriften.

meisler an der Spitze der Kommunalverwallung standen und seit der Einführung der Städteordnung Vorsteher der Stadtverordneten waren. R e g i e r e n d e B ü r g e r m e i s t e r und O b e r - B ü r g e r m e i s t e r : 1518 Erdmann Schulze. 1519 TewaS (MattheS) Kuschulder. 1522 Jürgen Arendt. 1526 Torben Erdmann. 1530 Paul Blielewend. 1538 Christian Bonstorf. 1539 HanS Gieren. 1542 Bartholomäus Gericke. 1555 Andreas Zimmermann. 1560 Steffen Heferer. 1565 Andreas Kuschulder. 1569 Hans Ebel. 1587 Thomas Bach. 1613 M atth. Saaten. 1620 Johannes Schulze. 1633 Barth. Gericke. 1668— 1678 Andreas Jacke. 1670— 1687 Thomas WolterSdorf. 1679—1690 Johann Kunckel. 1688—1700 MattheS Marzahn. Stadtverord 1809 Buchhändler Hotmath. 1810—1812 Bäckermeister Aug. Köppen. 1812 Kaufmann Bullrich. 1813 Deposital-Rendant Schulz. 1814 Nadlermeister Oppermann. 1815— 1818 Kaufmann Werckenthiu. 1818— 1826 Kaufmann Schmeißet. 1826— 1834 RechmmgSrath Pittelko.

1690— 1699 Jacob v. Geldern. 1700— 1732 M artin Plümicke. 1722— 1749 Hofrath Klinte, war auch zugleich Richter. 1 7 4 9 -1 7 5 3 Hofrath Doß, desgl. 1753—1770 Heiur. Christian Alberti, desgl. 1 7 7 0 -1 7 7 5 August Christoph Finke, Justiz- und Polizei-Direktor. 1775—1790 Egerland, deSgl. 1790—1795 Damm, desgl. 1795—1806 Weil, S tad t - und Polizei - Direktor, auch D ir. des Justiz-Magistrats. 1806—1809 Kriegsrath Brunner. 1809—1821 Sers. O b e r - B ü r g e r m e i s t e r . 1821—1844 Wilhelm S t. P a u l, Ober-Bürgermstr. 1844— 1849 Der Geh. Ober-Reg.-Rath und Präsi­ dent a. D. Krüger, Ob.-Bürgermstr. 1850 Der Fürstl. Waldecksche Geheime Rath Beyer, Ober-Bürgermeister.

e t e n - Do r f t e h e r . 1834— 1845 Braueigner Bauer. 1845— 1849 Hofapotheker Schneider. 1850 Mauermeister Hecker. 1851 Kaufmann Plewe. 1852 Kaufmann Jacobs. 1853 Destillateur Schulz. 1855 Partikulier Schultz. 1857 Bäckermeister Nimrose.

V II. Das Kirchen- und Schulwesen. L

Die Kirchen.

1) D ie S ta d t k ir c h e . AuS den vorhandenen beglaubigten Nachrichten ergiebt sich über die kirchlichen Verhältnisse P otsdam s zur katholischen Zeit nur soviel, daß die S ta d t- und Parochialkirche zur Diözese des Bischofs zu B randenburg und zum S edes (Probstei) Spandow gehörtex) und daß dem Landesherrn das Patronatsrechts oder die Besetzung des P farram ts zustand.3) Aus dem letztern Umstände ist zu folgern, daß Kirche und P farre von den ersten M arkgrafen aus dem Hause Anhalt, w ahr­ scheinlich noch bevor der O rt Stadtrecht erhielt, gegründet wurde. D aß die Kirche früher einen besondern Namen geführt hätte, geht aus keiner einzigen Nachricht hervor. I n dem Visitations-Abschiede vom Ja h re 1541 3) wird sie P f a r r k i r c h e genannt und aus dem BifitationS-Rezeffe vom 18. J u n i 1600 ergiebt sich ebenfalls keine andere Benennung. S ie wurde hiernächst aber K a t h a r i n e n k i r c h e genannt, höchst wahrscheinlich zu Ehren der Kurfürstin K atharina, welche 1598 ihren Wittwensitz in Potsdam genommen, dort ein neues Schloß erbaut, viel Verbesserungen vorgenommen und sich durch Werke der Frömmigkeit und W ohlthätigkeit ausgezeichnet und bei den E in ­ wohnern große Liebe und Anhänglichkeit erworben h a tte .4) Als Potsdam im Ja h re 1536 größtentheils abbrannte, war die Kirche verschont geblieben; denn in dem Visitations-Abschiede von 1541 ist davon die R ede, daß sie etwas baufällig sei und auf ihre Verbesserung Bedacht genommen werden müsse. S ie stand noch bis zum Ja h re 1721, w ar nach S ta d tPlänen aus dem 17. Jahrhundert 11 R uthen lang und hatte einen Durchmesser von 3 Ruthen, stand an der Nordseite des Alten M arktes und w ar südlich und westlich .von dem Kirchhofe umgeben. — Nach hand­ schriftlichen M ittheilungen aus dem Ja h re 1715 5) w ar „die Kirche zu S . C atharinen" bis an die Kanzel gewölbt, sonst aber niedrig und daher die Chöre und Portleuben fast bis an die Balken hinan gebaut." — D ie Chöre waren nämlich erst nach der Reform ation hergestellt worden und m ußten, da bei der Anlage der Kirche auf dergleichen nicht Bedacht genommen w orden, dieselbe sehr verengt haben. Außerdem ist noch davon die Rede, daß über dem Altare ein großes Oelbild, die Ju n g frau M aria dar­ stellend m it dem Kinde und von zwei gekrönten Frauen umgeben, darunter aber „die 4 großen P ro ­ pheten", „die H altung des Nachtmahls", auf den Flügeln deS B ildes die 12 Apostel und seitwärts vom Altare, an der M auer „die 7 freien Künste" dargestellt gewesen. D ie Kanzel habe auf einer steinernen S ä u le geruht, auf welcher der Erlöser und die Apostel abgebildet gewesen n. s. w. I m Jah re 1721 ließ der König Friedrich W ilhelm I. die Kirche abbrechen und in viel größerm M aaßstabe wieder aufbauen ti) und den Kirchhof daneben eingehen und zum M arkte ziehen. S e it jener Zeit führte sie den Namen N i k o t a i k i r c h e . 1) G erck en , Stiftohistorie von Brandenburg, S . 29. — 2) Landbuch S . 33. — 3) E r ist in der B eilage N o. V. m itgetheilt. — 4) Der damalige Pfarrer zu P otsdam , M artin Conradi, hatte bei ihr freien Zutritt und seine B itten für Arme und Bedrängte fanden stets Berücksichtigung. — 5) B eckm a nn 's nicht editirter Theil seiner Geschichte der Mark Brandenburg. S ie behandelt auch in einem besondern Abschnitte die Geschichte Potsdam s, jedoch nur in sehr dürftiger Weise. — 6) S ie wurde i. I . 1724 eingeweiht. Am S o n n ­ tage Septuagesim ä wurde in derselben zum erstenmale das Abendmahl ausgetheilt.

Auch wurde im Jahre 1730 zu Potsdam , welches bis dahin zur Inspektion Spandow gehörte, eine neue Kirchen-Jnspektion gebildet, welcher nicht nur die S ta d t, sondern auch sämmtliche Dörfer der Aemter Potsdam und Saarm und unterworfen wurden; und bei der Jmmediatisirung der S ta d t im I . 1737 erhielt der M agistrat vom Könige das Patronatsrecht über die Kirche verliehen. — S ie wurde im Jahre 1753 mit einem steinernen Portale und einer Arkade versehen, aber durch ein am 5. Novbr. 1795, durch die Unvorsichtigkeit eines auf dem Thurme beschäftigt gewesenen Klempners, entstandenes Feuer eingeäschert, wobei auch 7 Bürgerhäuser niederbrannten und 24 mehr oder weniger beschädigt wurden. DaS Kirchenportal, welches allein stehen blieb, ward im Jahre 1806 ebenfalls abgebrochen. I n den Jahren 1830— 1837 ward sie nach Schinkels Entwürfe neu aufgebaut und erhielt in den Jahren 1843— 1850 eine schöne Kuppel, welche von Perfius, S tü ler und Prüfer gebaut wurde. B is dahin hielt die Nikolai-Gemeinde ihren Gottesdienst in der Französischen Kirche ab. Werfen wir nun noch einen Blick aus die frühern Verhältnisse dieser Kirche. Vor der Kirchenreformation bestanden nach dem Visitations-Abschiede vom Jah re 1541 in der­ selben noch folgende Altäre oder Lehne: C o r p o r i s C h r i s t i , welches die Rathmannen im Jahre 1465 zur Ehre des heiligen KreuzeS, aller Apostel und der heiligen Jungfrau Margarethe gestiftet und mit jährlichen Einkünften dotirt hatten, wofür ein Priester am Altare Messen lesen sollte. Die Kollation hatte der Rath. D a S Lehn E x u l u m , welches die sogenannte ElendSgilde gestiftet hatte. ES war dies eine Brüder­ schaft geistlicher und weltlicher Personen, welche sich die Pflicht auferlegt hatten, Vertriebene zu unterstützen und ihnen bei ihrem Tode das Sakrament zu reichen. — Cs gehörtezu diesem Lehne ein HauS und jährliches Einkommen. Die Brüderschaft hatte die Kollation. D a S Lehn C r u c i s , welches der Rath gestiftet hatte und davon Collator war. E s gehörte zu dieser S tiftung ein H aus, welches beim Brande im Jahre 1536 eingeäschert wurde, und ein jährliches Einkommen. D e r A l t a r des h e i l i g e n Ge i s t e s , dessen Kollation den Rathmannen zustand. DiesemAltare vermachten die Schmidtjchen Eheleute zu Potsdam im Jahre 1450 eine ewige Rente zu Seelen­ messen und Spenden. J) Auch war e i ne M e r a o r i e vom Dr. M auritius Schonow (mit das J a h r 1470) gestiftet und mit Einkünften fundirt worden. Alle diese Einkünfte wurden bei der Reformation zur Besoldung deS Pfarrers und Küsters, der zugleich Schulmeister w ar, verwendet. Im Visitations-Rezeffe ist auch bemerkt, daß früher außer dem Pfarrer ein Kaplan bei der Kirche gestanden habe, dessen Stelle zur Zeit aber unbesetzt sei, und aus Mangel an M itteln noch nicht besetzt werden könne. E s sollte aber M artin Lindemann, welcher dem Altare C orporis Christi vorstehe, dem Pfarrer in seinem Amte helfen, bis durch Erledigung eines an­ dern Lehns die zur Besoldung eines Kaplans nöthigen Einkünfte vorhanden sein würden. — DaS BerufungSrecht desselben verblieb dem Magistrate. Die ersten evangelischen Geistlichen zu Potsdam waren: Sebastian Faber, Pfarrer und M artin Lindemann, interim. Kaplan. Außer der Stadtkirche war vor der Reformation nur noch: 2) D ie G e r t r a u t s - K a p e l l e vorhanden. S ie wurde, wie schon im vorigen Abschnitte ge­ dacht, 3) im Jahre I486 nebst einem Hospitale vor dem Kiezthore (in der heutigen Priesterstraße) vom Kanonikus M auritius. Schönow gegründet und ein Meßpriester dabei angestellt. 3) I m Jah re 1541 war Joachim Schönow zu Golm Kollator und Jacob Kortenbeck Meßpriester. Nach dessen Abgange sollten seine Einkünfte zur Besoldung eines Kaplans bei der Stadtkirche verwendet werden.4) Die Kapelle war während des 30jährigen Krieges entweder eingeäschert worden oder verwüstet, 1) R i e d e l , a . a . O . XI, 171. — 2) S . 74. — 3) R i e d e l , a. a. O. XI, 186. — 4) Visitat.-Absch. von 1541.

welche- sich nicht genau ergiebt; jedenfalls fehlt von ihr jede weitere S p u r. E- ist nur noch die Rede von dem H ospitale, welches, als es im Ja h re 1662 abgebrannt w ar, auf derselben S telle nicht wieder aufgebaut wurde. D ie S telle, wo die Kapelle m it dem Hospitale gestanden h at, die Baustelle nebst G arten, fiel dem Kurfürsten zu, welcher darauf Häuser erbauen ließ. 3) D ie H e i l i g e g e i s t . Ki r c he ließ der König Friedrich W ilhelm 1. im Ja h re 1725 nach GayettenS und den Thurm nach GraelS Riffen erbauen. Durch die KabinetS-Ordre vom 10. Septem ber 1726 wurden die Grenzen ihrer Parochie bestimmt und am 10. November ward sie eingeweiht. S ie hieß die Neue-Kirche und wird in dem Reglement vom 9. November zuerst H e i l i g e g e i s t - K i r c h e ge­ nannt. S ie erhielt einen lutherischen und einen reformirten Prediger. 4) D i e G a r n i s o n . K i r c h e wurde von 1 7 3 0 — 1736 nach GerlachS Riffen von Feldmann gebaut und m it einem schönen Glockenspiele versehen. S ie wurde dem lutherischen und reformirten Gottesdienste, besonders des M ilitairs, gewidmet und die reformirte Hofkapelle m it ihr verbunden, wes­ halb sie auch die H o s - u n d G a r n i s o n - K i r c h e genannt wurde. D ie Asche ihres G ründers ruht in einem Gewölbe unter der Kanzel, in einem S arg e von schwarzem M arm or. Auch sein großer S o h n König Friedrich 11., ist hier beigesetzt worden. 5) D ie K a t h o l i s c h e Ki r c he ließ der König im Ja h re 1723 auf dem Hofe der Gewehrsabrik, theils für die vielen Katholiken unter seinem Grenadier-Regim ent, theils für die aus Lüttich nach Potsdam gezogenen Gewehrfabrikanten erbauen und dient überhaupt den katholischen Einwohnern zum Gottesdienste. S ie hat Gemälde von Pesne, O rgel, Gefäße und reiche Stoffe als Geschenk des Königs erhalten. 6) D ie F r a n z ö s i s c h e Ki r che . E s ist schon davon die Rede gewesen, daß sich seit dem K ur­ fürsten Friedrich W ilhelm Kolonisten in Potsdam niederließen, welche unter dem Könige Friedrich W ilhelm I. völlig naturalisirt w urden, mancherlei Freiheiten und ihre eigne Obrigkeit erhielten. Nach einer V er­ ordnung vom Jah re 1731 sollten sich alle andre fremde Kolonisten aus der Pfalz, Schweiz, den Nieder­ landen 2C. zur französischen Kolonie halten und mit ihnen eine Gemeinde ausmachen. E s wurde ihnen zuerst gestattet, den Gottesdienst im Königl. Schlosse zu halten. I m Ja h re 1752 ließ ihnen jedoch der König Friedrich II., von B oum ann, eine eigne Kirche bauen. 7) D ie J ü d i s c h e S y n a g o g e . Schon unter der Regierung des Königs Friedrich W ilhelm I. hielt die jüdische Gemeinde ihren G ottesdienst im Hause am Wilhelmsplatz No. 1, welches dam als einen Leibmann Lewin gehörte. V on diesem erkaufte e6 die Gemeinde und richtete die noch jetzt darin beste­ hende Synagoge ein.

II.

Das Schulwesen.

Schon in katholischer Zeit bestand zu P otsdam eine Schule, welcher ein Schulmeister, der zu­ gleich daS Amt des Stadtschreibers und Küsters verwaltete, vorstand. Nach dem VisitationS-Abschiede vom Ja h re 1541 w ar „das S täd tlein aber noch nicht des Vermögens, einen besondern Schulmeister zu unterhalten". D ie Kirchen-Visitatoren mußten es vorläufig bei der bisherigen Einrichtung belasten, ermahnten den Küster jedoch, die Kinder fleißig im Lesen und Beten zu unterrichten, gestatteten auch, daß er daS Stadtschreiberam t noch beibehalten könne, wiesen ihm im Schulhause eine Wohnung an und verbesserten sein G ehalt. I m Ja h re 1600 w ar für die Verbesserung der Schule schon viel geschehen. Außer einer Knaben­ schule w ar auch eine Mädchenschule vorhanden, welche letztere, nach dem Visitations-Abschiede vom Ja h re 1600, in Ansehung der geringen Besoldung des D iakonus, dessen Ehefrau noch ferner belassen werden sollte. D er R ath verpflichtete sich auch, das für beide Schulen nöthige Holz künftig »ohne Z uthun der Schüler hereinführen zu lassen, damit dieselben bei ihrem S tu d iren nicht versäumet würden." An der Knabenschule stand dam als ein Rektor, Konrektor, K antor und B accalaureus, welche nach dem folgenden L e k t i o n s - P l a n e unterrichten:

Montag. l)

7—8

8 -9

G e b e t.— R e c t o r . Oeffentltche P rü fu n g durch d. P a s to r w ahrscheiulich in d. Kirche. Ueber S te lle n auS der S o n n tag S -P red . der R e c t o r .

Dienstag.

’) G ebet fü r den ge­ segneten E rfo lg deS Unterricht». C o n re c to r.

D er C o n r e c t o r er­ klärt nach d. Fassung», kraft der S c h ü le r ein C ap. au» dem neuen Testament.

1. A bth. C o n r e c t o r D er C o n r e c t o r d ic tirt sin Exercitium. a u - dem 2. K l. Lesen an» dem unterrichtet Vest. min. 9 — 10 UebuntzSbuch 1. K laffe: E rtem p . „Veatibulam.“ die übrigen üben 3. U. 4. D eclinationen Declin. u. Conjug. von der T afel. ’)

10 — 11

1 —2

2— 3

D er C o n r e c to r unterrichtet in der unteren Klaffe die Abcfchfittr (A becedarii). 1. K l. Cornel, 2. •• Colloquia, 3. « Gramm»tic, 4. « Conjugation der R e c t o r .

Mittwoch.

D er R e c t o r lä ß t P hrasen au» dem Cornel. aufschreiben. S o d a n n S y n ta x und D eclin atio n » . Uebungen. Durch den C o n r e c t o r werden die Abcschüler unterrichtet. R e c to r überhört P hrasen und lä ß t au» dem

Colloq. Corderl, sowie gram m atikal. F orm eln lernen.

Donnerstag.

ftr'ita«.

Sonnabend.

C o n r e c t o r beginnt m it einem G esang u. d ic tirt der 2. A bth. ein C ap . au» dem Vest. min. D ie klebri­ gen lesen au» die. fern Buche und sagen h er;

R e c t o r catechisirt nach dem G ebet und ley rt dann deutsche Poesie. S o d a n n werden B ocabeln und R egeln au» dem Cellarius hergesagt.

C o n re c to r. G ebet.

R e c t o r : G ebet und Vorlesung eine» C ap. au» dem neuen Test. w a» wahrscheinlich G lauben-lehre. auch diese S tu n d e S o n n ta g » E v a n g . au sfü llt. griech. D av .-P sa lm e werden gelernt.

C o n re c to r d. E v an g el. griech. A usw endiglernen griech. D ocabeln au» K noll. R ec ita t. d.Lutherschen K atechism us m it Berchelm aun» E rk läru n g en .

«)

C o n re c to r. C o n re c to r 1. A bth. D ic ta t und R e c t o r giebt lehrt la t. Poesie. R e c to r schriftliche S ty lgriech. E xerctt. 2. Abth. Colloquia schließt m it d. griech. Uebungen, 2. A bth. re c itirt Corderi. E rk läru n g und H ergram m atik. R egeln, eine andere A bth. D ie Uebrigen S y n ta r . sagen be» die Uebrtgen sprich, re c itirt R egeln und R egeln nach dem S o n n K -E v a n g e lii. S y n ta r . w örtl. S entenzen au» Donat. dem Vest. min. ')

')

R e c t o r lä ß t ein C ap. au» dem Renen Test, lesen, und übt d arau f die S ch ü le r , in der O rth o g rap h ie. C o n re c to r: 1. u. 2. A bth. Colloq. Corderi, d ic tirt daran» P h rasen und üb erh ö rt sie. D ie A ndern decltutren au f der T afel.

*)

*)

D er R e c t o r unterrichtet w ie am D onnerstage. C o n re c to r: P h rasen au» dem

Cornelius. 2. A bth. g ram m at. Regeln. D ie Uebrigen üben die C onjugationen.

C a n t o r und D a c c a l a u r e u S unterweisen die K inder im Schreiben, Lesen, Musik, Rechnen und Cateeh. Lutheri. L e h r b ü c h e r : Donat, Knolls Vocabularium, Corderia Colloquia, Veatibulam minus, Cornelius Nepos.

1) D e r O r ig in a l'P la u , welcher sich in den Akten der K gl. R egierung zu P o ts d a m (S u p e rtu t. P o tsd a m N o. 3 ) befindet, beg in n t Ant M o n ta g m it folgenden W o rte n : Ut quovia die studiorum primordi» precibus aggredimur, sic quoque per dimidium hone banc

inchoamus, bis devote dictis, ezamen publicum a Pastore reverendo instituitur, quo peracto pueri iterum acholam ingreeci dicta ex eondonibus Dom. observatis evolvunt. — 2) D ie im L e ctio n -.P lan e nicht au-gefüllten V orm ittagsstunden scheinen fü r den U nterricht de» K antor» und B accalaureu» bestim m t gewesen zu sein.

ui.

11

Zn dieser Art bestand die Stadtschule bis zum Jahre 1 7 2 2 , als der König den Entschluß faßte, das Schulwesen zu P otsdam in eine bessere Verfassung zu bringen. Er ließ das Schulhaus und daS neben demselben gestandene Predigerhans 2) abbrechen und unter einem Dache, wie es noch besteht, aufbauen und 1) die noch jetzt in demselben vorhandene N i k o l a i schule nur als Elementarschule für Bürgerkinder, als „ K l e i n e S t a d t s c h u l e " , fortbestehen. E r ließ 2) für eine l i t e r a r i s c h e oder G e l e h r t e n - S c h u l e im Jahre 1736 daS H aus Nauenerstraße N o. 45 erbauen und fundirte sie mit einem Kapitale von 6 0 0 0 Thlr. S ie wurde am 17. August 1739 als Lyceum mit 3 Klassen eröffnet, denen ein Rektor, Konrektor und Subrektor vorstand, führte den Namen „ G r o ß e S t a d t s c h u l e " , erhielt hierauf noch eine 4. Klasse m it einem Kollaborator und i. I . 1817, als Gymnasium mit 6 Klaffen, eine größere Ausdehnung. 3) D ie G a r n i s o u s c h u l e wurde im Jahre 1721 auf dem Kiez eingerichtet, später mehrmals verlegt und im Jahre 1780 nach einem vom General v. Rohdich und Feldprobst Kletschke ausgearbeiteten P lane verbessert. 4) D ie S c h u le b e i der H e i l i g e n g e i s t k i r c h e wurde im Jahre 1 726 als Elementar - Bürgerschule eingerichtet. Außerdem bestand damals eine Schule in dem 1722 gestifteten großen M ilita ir - Waisenhause und später wurde auch eine Schule für die Schulkinder der französischen Kolonie, und in dem vom König Friedrich II. erbauten Armenhause vor dem Berlinerthore ebenfalls eine Schule eingerichtet. M ehr geschah aber in der Neuzeit; denn eS bestehen gegenwärtig zu P otsdam folgende beson­ dere Schul-Anstalten: das Gymnasium in der Nauenerstraße N o. 45, die Realschule, Am Kanal N o. 62, die Königs. Provinzial - Gewerbeschule, daselbst, die höhere Bürgerschule, Waisenstraße N o. 37, 6 Elementarschulen von 3 Klaffen, die französische reformirte Schule, die Schule in der Nauenet Vorstadt, - - Brandenburger Vorstadt, - - Teltower Vorstadt, die Frankesche Stiftungsschule, die Eisenhardtsche Stiftungsschule, die Taubstummenschule. III.

Wohlthätigkeit- - Anstalten, gemeinnützigx Stiftungen und Stipendien.

Außer dem G ertrauts - H ospitale, aus welchem das im vorigen Abschnitte bereits besprochene A r m e n h a u s entstand, war in früherer Zeit gar keine öffentliche W ohlthätigkeits-A nstalt vorhanden. Erst seit der Zeit des großen Kurfürsten entstanden S tiftun gen mancherlei A rt, welche hier nach der Zeitfolge aufgeführt werden: 1) D er Kurfürst Friedrich W ilhelm und deffen Gem ahlin Dorothea erbauten um das Jah r 1670 für W ittwen und W aisen ein H aus in der Breitenstraße, das heutige P rediger-W ittw enhaus, und dotirten dasselbe m it Grundstücken und jährlichem Einkommen. D er Kurfürst Friedrich W ilhelm III. bestätigte und erweiterte dasselbe2) und bestimmte, daß nur Prediger- und Schullehrer - W ittwen, 1) Die Predigerwohnung lag ursprünglich auf der nördlichen S eite des Alten M arkts, zwischen der Schwertfeger- und Kirchstraße. Hier w ar es noch im Ja h re 1541; denn der Kirchen-VisitationS-Abschied von diesem Ja h re erwähnt, daß der der Kirche gehörige Niclassee (Wilhelmsplatz) hinter der Pfarrwohnung gelegen habe. (Beil. No. V.) — 2) I n der Bestätigungs-Urk. v. 1. Febr. 1797 sagt derselbe: S e in in G o tt ruhender V ater

2)

3)

4)

5) 6)

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8) 9) 10)

die als fromme, schwache und bedürftige Personen erkannt würden, mit ihren Kindern aufgenommen werden sollten, und ernannte den Hofprediger Jablousky und Geh. R ath D uhran zu Inspektoren dieser Anstalt. — Dieselbe besteht noch jetzt im Hause Breitestraße No. 25, in welchem 12 W itt­ wen freie W ohnung, Holz und wöchentlich ein Gewisses an Gelde beziehen. Die S tiftu n g steht unter einem besonderen Kuratorium. Eine zweite S tiftung dieser Art gründete der Kurfürst Friedrich Wilhelm, wozu er ein Grundstück seines Leibarztes, de- Dr. Mentzel, erkaufte und es der lutherischen (S tad t-) Kirche schenkte. Der König Friedrich Wilhelm I. ließ die in Verfall gerathenen Gebäude abbrechen und die Kasernen Lindenstraße No. 37 dafür aufbauen, nachdem er sich mit der Kirche deshalb vereinigt hatte. D a S Sc h mi dt s c he S t i p e n d i u m . I m Jahre 1715 stiftete der Amts-KommissariuS Bernhard Schmidt ein Stipendium für junge Leute, welche studiren oder eine Kunst oder ein Handwerk er­ lernen wollen. D ie Studirenden erhallen jährlich 22 Thlr. 12 G r. auf 2 Ja h re, die Andern ein für allemal. 10 Thlr. — Die Verleihung erfolgt vom Magistrate. D a s gr o ße M i l i t a i r - W a i s e n h a u s , welches der König Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1722 stiftete und sehr reich dotirte, erhielt unter dem König Friedrich II. eine größere Ausdehnung und vollkommnere Einrichtung. E s war für Soldatenkinder beiderlei Geschlechts bestimmt und erhielt abgesonderte großartige Gebäude. I m Jahre 1828 wurde aber das Mädchen-W aisenhaus in daS Schloß Pretzfch verlegt. D a s K a d e t t e n - J n s t i t u t , welches ursprünglich mit dem Waisenhause verbunden war, wurde im Jahre 1819 von demselben gänzlich getrennt und erhielt in der Teltower Vorstadt eigene G e­ bäude. ES werden in demselben Offiziersöhne bis zu einem gewissen Alter erzogen und an das Kadetten-Jnstitut in Berlin, zur weitern Ausbildung für die Armee, abgegeben. D a s Da u ms c h e L e g a t , vom Banquier Daum, ehemaligen Inhaber der Gewehrfabrik zu Potsdam, im Jahre 1770 gestiftet, besteht in 2000 Thlr. K apital, dessen Zinsen von den Predigern der N i­ kolaikirche an Gemeindearme vertheilt werden. D a s Co t h e n i u Ss c he S t i p e n d i u m wurde vom Lieutenant EotheniuS, einem Potsdam er H aus­ besitzer, im Jah re 1807 gestiftet. E s besteht in einem Kapitale von 300 Thlr., dessen Zinsen einem unbemittelten Stadtkinde 3 Jah re lang, zum Studiren aus einer inländischen Universität, vom Magistrate verliehen werden. D ie S t i f t u n g zur G e d ä c h t n i ß f e i e r der hochsel i gen K ö n i g i n Lui se wurde i. I . 1811 gegründet und zunächst mit einem Kapitale von 8148 Thlr. 20 G r. (dem Ertrage einer vom Bischof Dr. Eylert vor Ih re r Majestät gehaltenen und im Druck herausgegeben Predigt) fundirt. Die Zinsen werden in Raten von 100 Thlr. jährlich an 4 und mehr B räute von tugendhaftem Wandel, am 19. J u li jeden JahreS (am Todestage der hochseligen Königin), vertheilt. Die S tiftu n g steht unter der Verwaltung eines Kuratoriums. D e r Hitzigsche U n t e r s t ü t z u n g s f o n d s wurde durch ein Legat des im Jahre 1818 zu Potsdam verstorbenen Lederfabrikanten Hitzig, zum Betrage von 1000 Thlr., gegründet. Die Zinsen werden am 6. Febr., dem Geburtstage des S tifters, von der Armen-Direktion an würdige Stadtarm e vertheilt. D ie F r i e d e n s g e f e l l s c h a f t bildete sich am Reformationsfeste im Jahre 1818. S ie hat sich den Zweck gestellt, unbemittelten Jünglingen, welche studiren oder sich einer Kunst widmen wollen und sich durch Talent, Fleiß und musterhafte Führung auszeichnen, thätig zu unterstützen. D a s gleiches che S t i p e n d i u m entstand ciuö den Überschüssen deS PotSdamschen Wochenblatts, welches der ehemalige Polizei-Direktor Flesche einführte. Mittelst der Urkunde vom 27. Febr. 1821 wurden die Zinsen von 1200 Thlr. zu einem dreijährigen Stipendium für Jünglinge bestimmt,

nebst dero G em a h lin , die w eiland Durchl. Fürstin D o ro th e a , seine Frau M u tter, hätten S o r g e getragen, das; an dem O rte, welcher ihnen in ihrem Leben zur R ecreation ged ient, ein gewisses H aus gebaut und m ittelst einer m ilden S tiftu n g zur Pflege und Versorgung einiger armen W ittw en gew idm et würde re. (K gl. G eb. S ta ats-A rch iv , R. 21. N o. 123.) U*

welche J u r a , C am eralia, Philosophie oder Medizin studiren. Geborne P otsdam er, vorzugsweise Bürgersöhne, haben nur Anspruch darauf. D er M agistrat hat die Verwaltung und V erkeilung. 11) D a s C i v i l - W a i s e n h a u s in d e r K ö n i g s s t r a ß e 61 wurde am Weihnachtsabend 1821 eröff­ net. E s soll vaterlosen Kindern von S ta a ts - und Kommunalbeamten, m it akademischen W ürden bekleideten Aerzten, Apothekern und ausgezeichneten im öffentlichen Lehramts gestandenen Künstlern, U nterhalt und Erziehung gewähren. D a s Vermögen der Anstalt bildet sich durch Geschenke, B ei­ träge und Vermächtnisse. Auch für verwaiste Töchter werden, um den M üttern die Erziehung zu erleichtern, Unterstützungen gegeben. — D ie A nstalt steht unter der Aufsicht des S ta a ts und hat eine Aufsichts-Verwaltung. 12) D a s D r. B a u e r s c h e S t i p e n d i u m . D er Dr. Heinrich B auer, welcher eine lange Reihe von Jah ren als Konrektor am Gymnasium zu Potsdam gewirkt und seine segensreiche Laufbahn als Oberprediger in Kyritz beschlossen h a t, feierte im I , 1845 sein 5 0 jähriges D ien st-Ju b iläu m . Zu diesem Feste war von einer großen Z ahl seiner ältern Schüler, welche ihm in Liebe und D ankbar­ keit anhingen und sein Andenken für alle Zeit ehren wollten, durch B eiträge ein K apital zur S t i f ­ tung eines Stipendium s gesammelt, welches den Namen des Ju b ila rs, er selbst aber das Recht der Verleihung erhielt. D ie Zinsen deS K apitals werden auf 3 Ja h re an Jünglinge, welche sich dem S tudium , der Kunst oder dem Gewerbe widmen, verliehen. D ie Nachkommen und Verwandten des D r. B auer haben hierbei den V orzug; sonst ist es nur für Stadtkinder bestimmt. D er M agistrat hat die V erwaltung und, unter Zuziehung der S öhne resp. männlichen Nachkommen des Dr. B au er und des G ym nastal-D irectors daselbst, die Verleihung. 13) D i e E i s e n h a r d t s c h e H e i l - A n s t a l t , in welchen Personen aus den gebildeten S tän d en der S ta d t, H andlungs-Com m is, Handwerksgehülfen und gesittete Dienstboten in Erkrankungsfällen Unter­ kommen, W artung, ärztliche B ehandlung und Pflege erhalten, verdankt ihre Entstehung dem, durch Menschenliebe und Biedersinn ausgezeichneten Stadtältesten Eisenhardt, welcher dazu der S ta d t die Sum m e von 80,000 T hlr. vermachte. S ie ist im November 1848 eröffnet worden und steht unter der V erwaltung deS M agistrats.

V III.

Die Dörfer der Jnfel Potsdam

1. Bornim , nach der ältesten Schreibart Bornem, ein Königliches Domäncndors, \ Meile nordwestlich von der S ta d t Potsdam , im Mittelpunkte der nördlichen Hochebene der Insel belegen. — Der wendische Name soll soviel als Höheland oder Hochland, im Gegensatz von Niederung, wendisch N etelitz, heißen, wodurch die Wenden das nördliche Plateau der ganzen Insel auch treffend be­ zeichnet hatten. Von allen Ortschaften der Insel hat Bornim den größten Umfang und Landbesitz und scheint, nächst Potsdam und Gelte, auch der älteste und bedeutendste O rt, und zu deutscher Zeit, nachdem Al­ brecht der B ä r das Havelland erworben hatte, im Besitze einer ritterbürtigen Familie gewesen zu sein, welche sich' nach ihm nannte. ]) S p äter mußte es den Landesherren wieder heimgefallen sein; denn im Jahre 1286 überließen die Markgrafen O tto der Aeltere und der Jüngere dem Kloster zu Spandow das Patronat über die Kirche zu „ B o r n e m " , 2) welches erst bei der Kirchen-Reformation wieder an den Kurfürsten zurückfiel. Der Antheil an Bornim , welcher den Markgrafen früher noch verblieben war, ging durch den Verkauf der Insel Potsdam mit ihren Dörfern im Jah re 1323 an das D om -K apitel zu Brandenburg über. Hiernächst erscheint die Familie v. d. Groben als alleinige Gutsherrschaft des O rts; denn i. I . 1335 wurde ein S tre it zwischen Ludwig v. d. Groben und Hellenbert v. Falkenrehde, welcher letztere einen Hof zu Bornim besaß und Antheil an der Gerichtsbarkeit in Anspruch nahm, vom Markgrafen Ludwig dahin entschieden: daß der v. Falkenrehde gar keine Gerichtsbarkeit besitze, daß selbst sein Hof unter dem v. d. Gröbenschen Gerichtsbarkeit stehe, und Uebertretungen des Falkenrehde und seiner Familie von dem v. Gröbenschen Schutzen gerichtet werden m üßten.3) Nach dem Landbuche vom Jah re 1375 hatte Bornim 63 Ackerhufen, wovon 5 zur Pfarre ge­ hörten. ES bestanden damals 4 befreite Höfe am O rte: 1) der Hof der Gebrüder Zabel und Didolf (v. d. Groben) mit 10 Hufen, 2) der Falkenrehdesche Hof mit 19 Husen, 3) der Hof des Claus B raut mit 6 Hufen, und 4) der Hof des Peter Bamme mit 4 Hufen. Von diesen waren aber nur der Gröbensche und der Falkenrehdesche Hof, welche Vasallendienste zu leisten hatten, Rittergüter, während die übrigen beiden Besitzungen als bloße Vorwerke betrachtet wer­ den müssen. — Die übrigen Hufen waren abgabenpflichtig und im Besitze der Bauern, neben welchen 21 Kofsäthen bestanden. Die Gerichtsbarkeit und die W agen- oder Gespanndienste deö ganzen OrtS gehörten zu dem Gröbenschen R ittergute.4) Nach dem Schoßregister vom Jahre 1450 war der Bonesche Hof bereits eingegangen,») und nach einem Lehnbriefe vom Jah re 1475 das Gröbensche Rittergut an die Familie v. Hake übergegangen. 1) I n den von dem Markgrafen Otto zu Spandow im Jahre 1264 und 1265 ausgestellten Urkun­ den werden Theodor und Dietrich v. B o r n e m alö Zeugen aufgeführt. R ie d e l, a. a. O. XI, 5 und 6. — 2) Daselbst S . 9. Der Bischof bestätigte diese Schenkung im Jahre 1288. (Daselbst S . 11.) — 3) R ie d e l, a. a. O . 463. — 4) Landbuch S . 96. — 5) Daselbst 319.

Aus derselben Quelle ergiebt sich auch, daß die ganze ,Berßheide", wie die auf dem südlichen Plateau, westlich von Potsdam belegene Pirschheide damals genannt wurde, ebenfalls im Besitze der v. Hake war und zu Bornim gehörte. *) Die Niederung, welche die Feldmark Bornim von dieser Heide und dem südlichen Plateau der Insel trennte, war zwar noch von stehenden Gewässern oder Lachen, der Blocklake, Specklake ic., durchzogen; doch wurde es bereits möglich, Dämme hindurch zu führen, welche die Bornünschen Befitzungen aus beiden Jnselhöhen verbanden. Das Territorium, welches zu Bornim gehörte, erstreckte sich nunmehr von dem südlichen Rande der Havel, über die Niederung beim Wildparke zum Fahrlandschen Bruche nördlich von Bornim, also in einer gewissen Breite, von Süd nach Nord, über die ganze heutige Insel Potsdam. Auch kam der Brandische GutSantheil zu Bornim, ein Hof mit 4 Hufen, ebenfalls an die v. Hake.2) Außer dem ehemals v. d. Gröbenschen an die Familie v. Hake gekommenen Rittergute zu Bornim, war daselbst nur noch der Falkenrehdesche Rittersitz vorhanden, welcher nach Lehnbriefen auS dem 16. und 17. Jahrhundert aus 2 freien Höfen mit je 6 Hufen, Pachten u. s. w. bestand.3) Beide erhielt, nach dem Abgange dieser Familie, im I . 1627 Georg Ehrentreich v. BurgSdorf zu Lehne, 4) und von diesem erkaufte sie Franz v. Hake aus Karzow, von dem sie wieder der Bürger Christoph Fritze zu Spandow erwarb. Sämmtliche Antheile erkaufte der große Kurfürst und zwar: den Fritzeschen i. I . 1657 und den v. Hakeschen im Jahre 1660.5) Er baute daselbst ein Lustschloß, legte einen schönen Park an, auS wel­ chem er zum Schiffsgraben den sogenannten Tirolergraben leitete, wodurch eS der kurfürstlichen Familie möglich wurde, von Potsdam Spazierfahrten nach Bornim zu machen. Nach dem Tode des Königs Friedrich Wilhelms I. und während des spätern Krieges verfielen diese Anlagen, und nachdem daselbst daS Amt seinen Sitz erhalten, wurde aus Befehl der Kriegs- und Do­ mänen-Kammer daß Schloß abgebrochen und die Materialien wurden zur Erbauung von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden auf dem Amtshofe verwandt. 2. Dornstedt (nach der ältesten Schreibart Bornslede), ein \ Meile nordwestlich von Pots­ dam belegeneS Dorf und Kron-Fidei-Commiß-Gut. Die Feldmark desselben scheint ursprünglich mit Bornim verbunden.gewesen und zu deutscher Zeit erst von diesem abgezweigt und zu einem eignen Dorfe gebildet zu sein, und hierbei zu seinem altwendischen Namen noch einen deutschen Zusatz erhalten zu haben. Es wird im Jahre 1323 ohne Weiteres zum erstenmale genannt, kam damals mit der Insel Potsdam in den Besitz deS Dom-Kapitels zu Brandenburg und gelangte bald hierauf in den Besitz der Familie v. d. Gröben. Nach dem Landbuche vom Jahre 1375 bestanden daselbst 3 gutsherrliche Höfe, wovon 2 mit 11 und 6 Hufen im Besitze HanS und ClauS v. d. Gröben waren und der dritte, mit 12 Hufen, einem Henning v. Ribbeck gehörte. Die gutsherrlichen Rechte, Gerichtsbarkeit, Wagendienst rc., gehörten aber allein zu den Gröbenschen Höfen, und scheint es, daß die zum Ribbeckschen Hofe gehörig gewesenen Hufen zinsbar und im Besitze der Bauern waren. 6) Im folgenden Jahrhundert hatten sich die Besitzverhältniffe dahin geändert, daß nur noch ein v. Gröbenscher Hos mit 6 freien Hufen und ein v. Bonescher Hof mit 3 dergl. Hufen bestand,7) wel­ chen Peter v. d. Gröben im Jahre 1522 von Andreas v. Bone ebenfalls an sich kaufte.8)

1) R ie d e l, a. a. O. 416. — 2) Lehnbrief für den Hofmeister HanS v. Hake zu Bornim über den Brantschen Hof daselbst, vom Jahre 1537. (Kgl. Geh. Staats-Archiv. Copiar No. 43.) — 3) Lehnbrief für die Söhne des Siegismund v. Falkenrehde, Hans und Jacob, vom Jahre 1530 (Kgl. Geh. Staats-Archiv. Copiar No. 30), und für Andreas Matthies und Joachim v. Falkenrehde vom Jahre 1610. (Daselbst. Copiar No. 109.) — 4) Lehnö-Copiar des Kgl. Kammergerichtö, vol. 109. — 5) Der v. Hakesche Antheil war damals im Besitze HanS Friedrichs und Wolff Rudolphs v. Hake. Der Kontrakt mit diesen wurde unterm 26. M a i 1660 abgeschlossen. (Kgl. Geh. Staats-Archiv.) — 6) Landbuch S . 96. — 7) Daselbst 319. — 8) Kgl. Geh. Staats-Archiv. Copiar No. 39.

Wie ein im Jahre 1592 von dem damaligen Besitzer, Heinrich v. d. Groben, abgefaßtes Erbregister von Bornstedt J) ergiebt, war nur noch ein Rittersitz mit 9 freien Hufen vorhanden, zn welchem eine Schäferei, Windmühle, ein See hinter dem Gutshofe, zwei Weinberge und „ein stattliches Eichenholz um das D orf" und die Gerichtsbarkeit gehörte. — Die ganze Feldmark bestand, wie. schon daLandbuch vom Ja h re 1375 einführt, ans 30 Hufen, von welchen eine zur Pfarre gehörte und 20 im Besitze von 8 Bauern waren. — Die Grenzen der Feldmark, welche wir ihrer alten Benennungen wegen mittheilen wollen, giebt der v. d. Gröben in folgender Art an: S ie begannen am B l o c k d a m m e ^ bei der Pirschheide, wo die Grenzen von B ornim , Potsdam und Bornstedt zusammenstießen, an der Bl o c kl a k e , 3) welche zu Bornim gehörte, vorüber der K o h l s t ä t t e , den Aeckern des Dorfes Eiche, zur S p e c k l a k e , 4) sodgnn zum Ahnewend von Bornim, über den Bornimschen Ackerweg hinweg bis zum Gottesacker (Kirchenland), ferner nach dem M o o r d i e k 5) zum L a u s eber ge , 6) wo die Grenzen von Bornim, Bornstedt.und Nedelih zusammentreffen, von dort zu den kurzen S c h r ä g e n , 7) wo das P o ts­ damer Feld heranschießt, zum Wege von Potsdam nach Nedelitz am S c h e n d i t z e n b e r g , 8) diesen Weg entlang bis zum Potödamschen P f l u g a c k e r , v) hiernächst z u r F r a u e n w i e s e ^ ) und von dieser den Graben entlang, an mehreren nach Potsdam gehörigen Bürgergärten vorüber, von Else zu Else, bis zum D ä m i n c h e u , " ) fcer R a d e w i e s e , dem Potsdamschen W i n k e l , dem W o l f s w i n k e l , der FnchSkute und sodann wieder zum Bl o ckda mme . B is zum Jah re 1664 verblieb die Familie v. d. Gröben im Besitze dieses G uts, daS der große Kurfürst damals von der Wittwe Magdalena v. d. Gröben, einer gefronten tv Lochen?, und deren vier minorennen Kindern für 17,800 Thlr. erkaufte, dem Amte Potsdam übergab, die Schäferei durch die Beilegung des dem Vorwerk Potsdam zugestandenen Hütungsrechts auf der städtischen Feldmark ver­ größerte und das G ut Bornstedt mit dem Dorfe Grube verpachtete. Bei i. I . der 1720 erfolgten S tif ­ tung des großen Militär-Waisenhauses in Potsdam wurde Bornstedt demselben als D otation überwiesen. Von den Ländereien nahm der König Friedrich II. seit dem Jahre 1744 denjenigen Raum ab, auf welchem er Sanssouci mit dem Parke anlegte, wozu namentlich die mit Eichen bestandene südlichAbdachung der Galberge (worauf Sanssouci, die neuen Gewächshäuser, das Belvedere rc. errichtet wur­ den), sowie der sich anschließende Wiesengrund bis zur Grenze mit Potsdam gehörte. — D er König Friedrich Wilhelm IV. kaufte Bornstedt im Jahre 1844 als Kron-Fidei-Commiß-Gut wieder an und verwandte einen großen Theil der Feldmark zu herrlichen Parkanlagen und zur Erweiterung von S a n s ­ souci, und ließ die im Jahre 1846 abgebrannten Bornstedter Amtsgebäude und späterhin auch die Kirche in einem, den ländlichen Anlagen analogen S ty l erbauen. 3. Eiche, ursprünglich Eyke auch die Eyke genannt, wird zuerst in einer Urkunde vom Jahre 1323 über die Veräußerung der Insel Potsdam an das Domstift Brandenburg, als ein zu der­ selben gehörig gewesener Hof bezeichnet. Und in der That konnte er auch nichts Anderes gewesen sein: denn nach dem Landbuche vom Jahre 1375 bestand der ganze dazu gehörige Ackerbesitz nur in 8 Hufen, 1) ES befindet sich in der Registratur des Rent-AmtS zu Potsdam .— 2) Ein Bruch in der Pirsch­ heide. — 3) Die Specklake hing mit der Blocklake zusammen und zog sich hinter dem Neuen Palais bis zu dem jetzigen Lindstadtschen Gute hin. Der große Kurfürst legte daselbst Karpfenteiche an. — 4) Hinter dem Neuen Palais. — 5) Heißt jetzt der La n g e pf n hl und liegt nördlich vom Dorfe Bornstedt. — 6) Eine mit Fichten bewachsene Anhöhe, Lausebusch genannt. — 7) Heißt noch jetzt so; es ist ein Buchenwäldchen. — 8) Jetzt Pfingstberg. Es scheint aber die der Stadt zunächst belegene Anhöhe gemeint zu sein. — 9) Dieser Acker wurde auch die 18 Enden genannt. E r lag zwischen dem Minenberge und Heiligensee und wird heut von der Kolonie Alexandrowka begrenzt. — 10) Sie hing mit dem Witam am Heiligensee zusammen, lag in der Gegend der heutigen Unteroffizier-Schule vor dem Jägerthore und gehörte zu einem großen Wiesenstriche, welcher sich in der Niederung, westlich nach den Lachen bei der Pirschheide hinzog. — 11) DieS war ein Wie­ sendamm, da wo heut der ObeliSk bei Sanssouci steht. — 12) Von dem Dämmchen zog sich eine Kette von Wiesen unter dem Namen: Ra de wi e s en , Wi nke l , Fl achs werder und W o l f s w i n k e l zur Pirschheide hin, durch welche die Grenze zwischen der Stadt und dem Dorfe Bornstedt lief. Ein Graben, welcher zum Theil Sanssouci, Charlottenhof und den Park durchschnitt und in die Blocklake abfloß, bezeichnete die Grenze.

welche weder ZinS noch Bede zu entrichten hatten. Eiche ward damals schon zu den D örfern gezählt, obgleich nur erst 7 Kossäthen darin ansässig waren, welche an die Gutsherrschaft Abgaben an M ohn und Hühnern zu entrichten hatten. D ie Gutsherrschaft w ar D iric k e , welcher Eiche mit dem obern und niedern Gericht im Ja h re 1369 von H a l t v. S to c k e n erkauft hatte. *) B is zum Jah re 1433 schweigen die Nachrichten über diesen O rt, und nur ein Lehnbrief aus jener Zeit erwähnt, daß die zu G olm und Bornstedt ansässig gewesenen C laus und J a s p e r v. d. G r ö ­ b e n im Besitze waren 2) E in Antheil von Eiche ging hierauf an die auch zu G olm begütert gewesene Fam ilie v. S c h ö n o w ü b e r.3) D en Schönowscheu Antheil, welcher in dem halben D orfe „ d i e E i c h e " genannt, m it der H älfte am obern und niedern Gericht, der Holzung und den Diensten bestand, besaß im Ja h re 1480 der kur­ fürstliche R ath und D om herr zu Magdeburg, Moritz und dessen B ruder, der H auptm ann zu Potsdam , ClauS v. Schonern, 4) und nach ihnen im Ja h re 1537 Joachim Schötw w , 3) nach dessen Ableben der kurfürstliche R ath H ans v. Schlabrendorf dam it belehnt wurde, 6) dessen Nachkommen ihn im I . 1533 an Joachim v. Lüderitz veräußerten.7) V on dessen E rben, Manaffe Wichmann und Heinrich v. S chla­ brendorf, erwarb Erdm ann v. Thümen diesen Antheil im Ja h re 1614 8) und von dessen Nachkommen, Heinrich O tto v. T hüm en, im Ja h re 1660 der Kurfürst Friedrich W ilhelm . Auch der v. d. Gröbensche Antheil von Eiche, welcher sich dam als noch im Besitze der Fam ilie v. d. Gröben befand, wurde gleich­ falls vom Kurfürsten erworben. Schon in früherer Zeit w ar der gutsherrliche Hof eingegangen und an B auern auf Pacht gegeben. E s bestanden im 16. Jahrhundert, außer dem Schulzen, 3 B auern, von welchen jeder 2 Hufen im Besitze hatte, und neben diesen 2 Kossäthen. Während deS 30jährigen Krieges ward ein B auerngut wüst und der dazu gehörig gewesene Acker unter die Kossäthen vertheilt. D ie Grenzen der Feldmark ersteckten sich, nach dem Erbregister Heinrichs v. d. Gröben vom I . 1592, vom Hohenholze zum Herzberge, von dort zur Specklake (bei Lindstädt), neben dieser hinweg zu GröbenS G arten nach Bornstedt gehörig, zu den Lehmkuten, zur Blocktake an der Pirschheide, diese entlang bis westlich zum Papensteige, dem Eulenfort (nachher K uhfort) und wieder zum Holze aus der Höhe. 4. G elte (unrichtig G eltow ), ein D orf am westlichen Rande der Pirschheide und am User der Havel, f M eilen westlich von P otsdam belegen, w ird, wie bereits gedacht, schon in einer Urkunde vom Ja h re 993 unter dem Namen G elili erwähnt, welcher seit dem 14. Jahrhundert in seiner heutigen Form vorkommt. D aS D orf bestand schon zur wendischen Zeit und hatte in seiner Nähe, wie aus der wendischen Benennung zu schließen ist, schon dam als eine B urg „ B o m g a r d e " . S ie muß da gestanden haben, wo die Baumgartenbrücke die näher zusammentretenden beiden Havelufer verbindet, und hatte wahrschein­ lich dazu gedient, den hier möglich gewesenen Uebergang nach der In se l zu überwachen. Z u deutscher Zeit, und nachdem diese Befestigung zerfallen war, wurde die S tä tte oder der W all, auch „Raw estätte" genannt, zur Erbauung einer M ühle benutzt, zu der auch Fischerei in einer an ihr belegenen und „B om garde* genannten Havelbucht gehörte. 9) 1) Landbuch S . 96. — 2) Ri e d e l , a. a. O . XI, 164. — 3) Lehnbrief vom Jahre 1440. Kgl. Geh. Staats-Archiv. Copiar No. 20 des Schoßreg. vom I . 1450 (Landbuch S . 319) giebt irrthümlich den Claus v. d. Gröben als alleinigen Besitzer an. — 4) Copiar No. 27 des Kgl. Geh. StaatS-ArchivS. — 5) Daselbst Copiar No. 43. — 6) Lehnbrief für Hans Albrecht v. Schlabrendorf vom Jahre 1554. (Daselbst No. 42.) — 7) Lehns-Copiar des Kammergerichts, vol. 85. — 8) Daselbst.— 9) Die Familie v. Rochow zu Plessow hatte im 15. Jahrhundert von den damaligen Besitzern des Dorfes Gelte, der Familie v. Hake, einen Antheil „an der Mühte bei Gelte neben der Bomgart, der Rawstette, dem Walle, den Wehren, Wischen, Fischerei rc." er­ worben und noch im Jahre 1598 im Besitze. (Lehns-Copiar des Kammergerichts, vol. 85.) Ludolph v. R o­ chow verkaufte diesen Antheil wieder an O tto von Hake zu G elte, worüber dieser im Jahre 1600 lehnsherrliche Confirmation erhielt. (Daselbst No. 100.)

An jene alte Burg erinnert nur noch ein Ackerfleck in der Nähe der Brücke, welcher auf der Suchodolezschen Karte der Insel Potsdam vom Jahre 1683 den Namen „die Bürgenden" führt. De- Dorfes Gelte wird erst wieder in einer Urkunde vom Jahre 1242 gedacht, nach welcher ein Ritter Balduin Trest dem Kloster Lehnin, zum Seetenheile seiner verstorbenen Gattin, die Einkünfte von 6 Hufen deS Dorfes Gelte schenkte. l) Die Gutsherrschaft, welche Gelte zu deutscher Zeit aber zuerst besaß, dürfte wohl diejenige Familie gewesen sein, welche sich nach demselben nannte, deren einer, Ritter H e llin g v. G e lt, im Jahre 1339 bei einem Streite betheiligt war, welchen die Besitzer debenachbarten Golm, die v. d. Gröben, gegen den Abt zu Lehnin, wegen des Eigenthums eines zwischen Eiche und Golm belegenen Wiesenstrichs, der Golyn (Gallien) genannt, führten. 2) Später, im Jahre 1375, war die Fanzilie v. Gelt als Gutsherrschaft im Dorfe Glindow angesessen, 3) und das Dorf Gelte war inzwischen an die Familie v. d. Gröben übergegangen, welche nach dem Landbuche Pächte, Zinse, und das obere und. niedere Gericht besaßen.4) Daß daselbst ein Rittersitz mit 10 freien Hufen bestand, wozu in der Folge noch wüste DauerHufen gezogen wurden, und Waldung, Fischereien und Seen gehörten, ergeben die Schoßregister von 1450 und 1480,5) sowie mehrere für Otto v. Hake und dessen Söhne, welche sich bereits vor dem Jahre 1480 im Besitze befanden, ertheilte Lehnbriefe. Don der ursprünglich allein zu Gelte gehörig gewesenen Waldung, der Pirschheide, wurde ein großer Theil abgezweigt und gehörte in der Folge der zu Bornim ansässig gewesenen Familie v. Hake. Jemehr das Rittergut aber an Umfang zunahm, desto kleiner wurde die Zahl der Bauern DaS Schoßregister vom Jahre 1450 führt 38 Dorfhufen auf, von welchen 10 zum Rittergute, 2 zur Pfarre und 18 den Bauern gehörten, wogegen das Schoßkataster von 1624 nur noch 8 Hufen nachweist, welche sich im Besitze von 2 Bauern befanden. Don den Söhnen Dietrichs v. Hake, dem Hans Siegismund und Joachim Otto, erkaufte der große Kurfürst dieses Dorf im Jahre 1660 und legte daselbst ein Vorwerk an, welches der König Friedrich Wilhelm 1. im Jahre 1725 dem großen Waisenhanse zu Potsdam als Dotation LberwieS, die Heide jedoch zurück behielt. Seit dem Jahre 1842 ist der größte Theil der Feldmark und die zu Gelte gehörig gewesene Heide zur Erweiterung des Wildparks benutzt worden. Das in der Nähe des Dorfes belegene Gasthaus Baumgartenbrück, ein wegen seiner anmuthigen Lage beliebter Vergnügungsort, war ursprünglich ein BrückenwärterhauS, welches daS Amt im Jahre 1827 gegen eine zum Vorwerk Potsdam eingetauschte Wiese veräußerte. Die in der Nähe von Gelte, an der von Potsdam nach Baumgartenbrück führenden Chausse belegene Kolonie Neu-Gelte wurde in den letzten Jahren der Regierung des Königs Friedrichs 11. angelegt. 5. G o lm , Dorf und Vorwerk an der süd - westlichen Abdachung des nördlichen Plateaus der Insel Potsdam, am Rande eines sich zur Havel und dem Wublitzsee erstreckenden Bruches, 1 Meile nord­ westlich von Potsdam gelegen. Die älteste urkundliche Nachricht von diesem Dorfe ist vom I . 1289. Aus derselben erhellt, daß damals dem Kloster zu Spandow daS Patronatörecht über die Kirche zu Golm beigelegt wurde.6) Das Dorf selbst mit allen Einkünften, der Fischerei in der Havel und mit 2 beim Dorfe und einer bei einem nicht mehr bekannten Dorfe Wide belegenen Wiese, verkaufte der Markgraf Otto im Jahre 1295 an das Kloster Lehnin für 50 Mark Silbers.7) Die beiden beim Dorfe belegenen Wiesen, von welchen die Urkunde spricht, lagen im Golmerbruche, in welchem damals erst wenige Erhebungen deß Bodenaus dem Wasser hervorstanden und als Wiesen genutzt werden konnten. Verfolgen wir die urkundlichen Nachrichten über diesen Ort, so scheint das Kloster Lehnin nicht lange im Besitze de- Dorfes geblieben zu sein. Denn im Jahre 1323 gehörte es zu den Dörfern der 1) Riedel, a. a. O. X , 202. — 2) Fidicin, hist. dipl. Beitr. z. Geschichte Berlins, II I, 229. — 3) Landbuch S. 130. — 4) Daselbst S. 57. — 5) Daselbst S. 319. - 6) Riedel, a. a. O. X I, 12. 7) Daselbst X, 221. m. 12

Insel, welche dem Domstiste Brandenburg vom Markgrafen Rudolph von Meißen veräußert wurden, und bald hierauf trat die Familie v. d. Gröben als dessen Besitzer hervor, wie der beim Dorfe Gelte erwähnte S tre it derselben mit dem Abte von Lehnin, über die Wiese G alin, ergiebt. Nach dem Landbuche vom Jahre 1375 hatten die v. d. Gröben zu Golm einen Ritterfitz mit 5 freien Hufen, von welchen sie Basallendienste leisten mußten. Von den übrigen Dorfhufen besaß die Pfarre eine und die übrigen 15 benutzten die Dauern gegen Entrichtung einer Pacht rc. Die v. d. Gröben besaßen die gutsherrlichen Rechte, mit Ausnahme de- KirchenpatronatS. *) Der Besitz deS Dorfe- scheint nach einem Lehnbriefe vom Jahre 1438 hiernächst getheilt wor­ den zu sein. Die Gebrüder ClauS und Jasper v. d. Gröben besaßen davon 2 Theile, 2) während nach einem andern Lehnbriefe v. I . 1440 die Gebrüder v. Schönow zu Golm ebenfalls einen freien Hof mit 6 Hufen und nur einen Antheil an den Gerichten besaßen. *) Der erste Antheil, zu welchem nach dem von Heinrich v. d. Gröben im Jah re 1592 abgefaßten Erbregister zwei Ritterfitze mit 13 Hufen und 2 Theile am Gericht, Schäferei, Holzung und ein W ein­ berg gehörten, verblieb biß zum Jahre 1660 im Besitze der v. d. Gröbenschen Familie, welche ihn an den großen Kurfürsten veräußerte. D er Schönowsche Antheil dagegen gelangte mit dem Dorfe Eiche im Jahre 1556 an den kur­ fürstlichen R ath H an- v. Schlabrendorf, auf Siethen gesessen,4) und im Jahre 1583 an Joachim Frie­ drich v. Lüderitz. b) Von diesem erkaufte ihn im Jah re 1601 Albrecht v. Schlabrendorf zu Drewitz für 13,700 Thlr. und von dessen Erben erwarb ihn im Jahre 1614 H an- und Erdmann v. Thümen. Nachdem der Kurfürst Friedrich Wilhelm im Jahre 1660 auch diesen Antheil erworben und dem Amte Potsdam beigelegt hatte, richtete er sein Augenmerk darauf, diese Besitzung durch die E n t­ wässerung und Urbarmachung deS dabeiliegenden Brucheö zu erweitern. — D er weitere Zweck, welchen er verfolgte, w ar, da- Golmerbrnch mit betriebsamen Kolonisten zu besetzen. Hierzu bestimmte er zu­ nächst eine auf dem Stadtwerder an der Wublitz angelegte Meierei, indem er dort Kolonistenstellen für Schweizersamilien gründete, auch den B au einer Kirche daselbst anordnete. Die Vollendung und E in ­ weihung der letztem, welche am 12. November 1690 erfolgte,6) erlebte er nicht mehr, wie überhaupt durch seinen Tod die weitere Ausführung seiner VerbesserungSpläne für Golm unterbrochen und erst vom Könige Friedrich II. Jahre 1774 wieder aufgenommen wurden, indem dieser aufö Neue Hopfengärtner auf dem Bruche ansetzte. 6. Grube (früher auch zur G rube genannt)7), Dorf und Kron-Fidei-Kommißgut, 1 Meile nordwestlich von Potsdam, am äußersten Rande der Hochebene am Wublitzsee belegen, wird zwar in der Urkunde vom Jahre 1323 unter denjenigen Ortschaften der Insel Potsdam , welche dem Domkapitel zu Brandenburg veräußert wurden, ebenfalls genannt, aber während einesganzen Jahrhunderts hierauf weiter gar nicht erwähnt, und selbst das Landbuch vom Jahre 1375 schweigt über dasselbe. Erst auS einer Urkunde vom Jahre 1427 ergiebt sich, daß AndrraS Falke daselbst einen freien Hof nebst den gutsherrlichen Rechten besaß,8) und daß dazu auch das obere und niedere Gericht, Gewässer, Weide, Holzung, Wiesen, Beden und andere Abgaben gehörten, ergiebt ein Lehnbrief für Erik und Achim F a l k e vom Jahre 1 5 3 7 .9) D aß zu dem gutsherrlichen Hofe aber 4 Ritterhufen gehörten und 4 schoßbare Hufen sich im Besitze von 2 Bauern befanden, neben welchen 8 Koffäthen am Orte waren, erfahren wir erst auS dem Schoßkataster vom Jahre 1624. Diese- Rittergut erkaufte der Kurfürst Friedrich Wilhelm im Jahre 1660 aus der Konkurs­ masse des Caspar Joachim v. Falke für 6500 Thlr. Dukaten und übergab eS dem Amte Potsdam, welche# eS mit Dornstedt verpachtete. 1) Landbuch, S . 96. — 2) R i e d e l , a. a. O. XI, 164. — 3) Cop. No. 20 des Kgl. Geh. StaatSArchiveS. — 4) Copiar No. 42. — 5) Urk. in der Potsdamer AmtS-Registratur. — 6) Der Kurfürst Friedrich erließ, auf Bitten der Kolonisten zu Golmerbrnch unterm 10. November 1690 an den Hofprediger BrunseniuS zu Potsdam den Befehl, die neuerbaute Kirche am nächsten Sonntage einzuweihen. (Kgl. Geh. StaatS-Arch.) — 7) I n einem Lehnbriefe v. I . 1427. (Copiar No. 16 des Kgl. Geh. StaatS-Arch.) — 8) R ie d e l, a .a .O . XI, 83. — 9) Copiar No. 43 des Kgl. Geh. StaatS-Arch.

Die Bauernhöfe und ein Theil der Koffäthengrundstücke waren während deS 30jährigen Krieges wüst geworden und wurden zum gutsherrlichen Hofe gezogen, vom Amte jedoch zwei Koffäthen mit Ackerbesitz wieder angesetzt. Gegenwärtig ist daS zu einem Vorwerke umgeschaffene Rittergut verpachtet. 7. Nedelitz, ein kleines zu Bornstedt eingepfarrtes D orf, \ Meile nordöstlich von Potsdam belegen, wird in der Urkunde über den Verkauf der Insel Potsdam an daS Domstift Brandenburg vom Jahre 1323 ebenfalls, jedoch nur als der O rt erwähnt, an welchem ein Uebergang über die Havel, von der Insel Potsdam aus, stattfand. Dieser Uebergang, der wahrscheinlich schon in vorchristlicher Zeit be­ stand, scheint auch die Veranlassung gewesen zu sein, daß bei demselben eine wendische Niederlaffung er­ folgte. Wenigstens läßt der wendische OrtSname und der Umstand, daß sich in der Nahe heidnische Begräbnißstätte vorfinden, solches annehmen. Zu deutscher Zeit bestand daselbst nur ein gutsherrlicher Hof, welchen im Jahre 1412 ein HanS v.Etzin im Besitz hatte . l) Die Einkünfte von der Fähre daselbst hatte damals HanS von Hake zu Machenow zu Lehne. E r vererbte diese Gerechtigkeit im Jahre 1435 auf seine Söhne O tto und Heinrich, welche darüber Lehnsbestätigung erhielten.3) Der Hof, welcher nach spätern Lehnbriefen unten am Berge bei der Fähre belegen war, befand sich seit dem Jahre 1442 im Besitze der Familie Falkenrehde, 3) welche auch zu Bornim angesessen war. Nach einem spätern Lehnbriefe vom Jahre 1536 für Steffen Falkenrehdes Söhne gehörte zu diesem Hofe Acker, Fischereigerechtigkeit, Gehölz und ein Koffäthenhof. 4) Im Jahre 1627 erwarb Ehrentreich v. Burgsdors den Hof Nedelitz von einem v. Falkenrehde, 5) der ihn mit seinem Antheile am Dorfe Bornim an Franz v. Hake aus Karzow und dieser wieder 1657 an den Kurfürsten Friedrich Wilhelm veräußerte, von dem er dem Amte Potsdam beilegt wurde. W as das D orf betrifft, so läßt sich darüber wenig sagen. Nach dem Schoßkataster vom I . 1624 waren daselbst 2 Hüfner mit 4 Ackerhufen, 1 Fischer und 2 Koffäthen ansässig. Alles wurde aber während des 30jährigen Kriege- verwüstet und erst vom großen Kurfürsten wieder aufgebaut. Die zum alten Hofe Nedelitz gehörig gewesenen Ländereien und Gerechtigkeiten wurden hierauf dem Fährmann Müller in Erbpacht gegeben, der außer andern Abgaben auch zu jeder Vermählung bei Hofe 4 Tonnen Wein liefern mußte, welche Verpflichtung im Jah re 1683 in eine jährliche Abgabe von 2 Thlr. verwandelt wurde. B is zum Jahre 1681 war die Fähre zum Uebersetzen noch im Gebrauch. Der damalige Erbpächter Müller erbaute eine Brücke und erhielt hierauf das Recht zur Erhebung eines Brückengeldes. 1) Kgl. Geh. StaatS'Arch. Copiar. No. 14. — 2) R ied e l, a. a. O. XI, 339. — 3) Lehnbrief für Hans Falkenrehde v. I . 1442. Das. Copiar. No. 16. — Das. Copiar. No. 13. — 5) LehnS «Arch. des Kgl. Kammerger. vol. 125.

Deilagen zur

Geschichte der S t a d t Pot sdam.

Das alte Haus zu Potsdam. N k i t der Ueberschrist: „Aide hausz zu Potzdam " befindet sich im Kgl. Geheime» Staats-Archive der Grundriß eines größer», m it Mauern und Thürmen umgebenen Gebäudes. *) Dasselbe liegt in der Nähe eines WafferS und einer darüber hinführenden Brücke und ist mit einer M auer in unregel­ mäßigem Viereck umgeben, deren untere Ecke mit einem runden Thurme nach der Brücke vorgeschoben ist. Drei andere Thürme von halbrunder Form, deren Grundfläche sich der Gestalt von Hufeisen nähern, stehen an den übrigen Ecken der M auer und da, wo der Weg von der Brücke nach der ober­ halb befindlichen Einfahrt läu ft, steht zwischeninne noch ein viereckiger Thurm. DaS Hauptgebäude, sowie M auern und Thürme, find auf dem Grundrisse mit rother Farbe angelegt, woraus fich schließen läßt, daß AlleS Steinbau gewesen ist. — Zwischen dem Hauptgebäude und der untern M auer befinden sich m it grüner Farbe angedeutete Gartenbeete und auch unterhalb bis zum Wasser, wie zur linken S eite bis zu einem Graben, ist das Bauwerk mit Gartenbeeten und Baumpfianzungen umgeben, welche m it gleicher Farbe bezeichnet sind. Beim ersten Anblick dieser Zeichnung fühlt man fich geneigt, sie für den Grundriß einer mittelalterlichen B urg zu halten, deren ursprüngliche Form, durch die spätere Verlängerung deS H aupt­ gebäudes, welches die alte M auer durchbrochen und deren Grundlinie überschritten hat, durch den Anbau von Wirthschaftsgebäuden an der obern Seite der M auer und des Haupteingangs, sowie durch die Anlage einer großem und kleinern Pforte gestört zu sein scheint und daß auch die Umgebung der B urg, durch spätere G attenanlagen, eine Veränderung erlitten habe. D aß der Grundriß eine alte Burg darstelle, kann vorläufig aber nur als eine bloße Ver­ muthung gelten, die Nikolai in ferner Beschreibung Potsdam s bereits geäußert hat; indem er die An­ sicht ausspricht, daß der in Rede stehende Grundriß die alte Burg Potsdam sei, welche auf der Burginsel in der Havel am östlichen Ende der Burgstraße gestanden habe und von dieser nur durch einen wenige Ruthen breiten Graben mit einer Zugangsbrücke getrennt gewesen se i.2) Eine andere Ansicht von dieser Zeichnung äußert Kopisch, welcher über diesen Gegenstand zuletzt geschrieben hat. 3) E r spricht sich, indem er die Nikolaische Anficht gänzlich ignorirt, bestimmt darüber auS, daß der Grundriß das von Joachim I. im Jahre 1526 zu Potsdam erbaute Schloß an der Langenbrücke sei und die M auer mit ihren Thürmen die Befestigung desselben vorstelle. Seine Darstellung trägt aber sehr die Spuren der eignen und willkührlichen Zuthat und deS Mangels an klarer Anschauung, und da er für seine Ansicht ebenfalls keine Gründe angiebt, so dürfen wir auch diese für weiter nicht-, als eine bloße Vermuthung betrachten. D a wir uns aber mit Vermuthungen über einen Gegenstand nicht begnügen können, der in der Geschichte Potsdam s gewissermaßen den Kernpunkt bildet, so ist es nöthig, durch genauere Prüfung 1) Eine genaue Copie, in kleinerem Maaßstabe, ist hinten beigefügt. — 2) N i k o l a i , a. a. D . 1109. — 3) Kopi s ch, die Konigl. Schlösser und Gärten zu Potsdam. Berlin, 1854, S . 27.

festzustellen: an welchem Orte baß in dem Grundrisse gemeinte alte Haus Potsdam gestanden, und was man unter demselben zu verstehen hat. Versuchen wir zunächst zu ermitteln, welchem Orte zu Potsdam sich die auf dem Grundriffe dargestellten Lokalitäten anpaffen lassen, und beginnen wir zuerst mit der Burginsel. Diese wird auf mehreren Plänen aus dem 17. Jahrhundert in länglich runder Gestalt dar­ gestellt und hatte, nach dem ältern mit einem Maaßstabe versehenen Plane, von Ost nach West einen Durchmesser von 26 Ruthen, von Süd nach Nord einen solchen von 22 Ruthen. — Unser Grundriß des alten Hauses Potsdam ist nun zwar mit keinem Maaßstabe versehen, es wird aber dennoch möglich sein, einen solchen zu finden und eine Vergleichung seiner Lokalitäten mit dem aus der Burginsel dazu gebotenen Raume gestatten. Nimmt man nämlich an, daß die ursprüngliche, in dem obern Theile der Mauer deß alten Hauses befindlich gewesene Einfahrt eine Breite von mindestens 10 Fuß hatte und berücksichtigt man, daß zur Rechten und oberhalb des Grundrisses dasjenige Terrain nicht bezeichnet ist, welches für Wagen und Reiter, als Zugang zur Burg erforderlich war, so erweitert sich der aus dem Grundriffe dargestellte Raum aus beiden bezeichneten Seiten noch um mehrere Ruthen. Nach dem ermittelten Maaßstabe, welcher jedoch nur als ein der Wirklichkeit sich annähernder betrachtet werden soll, hatte das aus dem Grundriß dargestellte Terrain in der Breite 72, in der Länge 50 Ruthen und in der Diagonale mehr als 80 Ruthen. Dieser Umstand allein giebt schon die Ueberzeugung, daß die Burginsel noch nicht einmal den Raum sür die aus dem Grundrisse befindlichen Bauwerkedarbot, welche eine Fläche von 25 Ruthen Länge und 27 Ruthen Breite bedeckten. Und wo wäre noch Raum sür die außerhalb der Mauern vorhanden gewesenen viel größeren Gartenanlagen? Auch schneidet das aus der Zeichnung dargestellte Terrain in einer so schnurgraden Linie mit dem Wasser ab, wie sie die Burginsel gar nicht hatte; die auf der Zeichnung angedeutete Brücke, deren Endpunkt nicht einmal gesehen wird, hat eine Länge, welche auf ein viel breiteres Wasser, als der Graben war, der die Burginsel von der Burgstraße trennte, schließen läßt, und die Einfahrt in den Burghof hätte eine ganz verkehrte, dem Wasser zugewandte Lage gehabt. M it Sicherheit können wir also die von Nikolai geäußerte Ansicht ganz fallen taffen und uns sehr wohl denken, daß dieser sonst als umsichtiger und gewissenhafter Forscher bekannte Mann sich nur von Leuthinger, welcher mit aller Bestimmtheit erzählt, daß Joachim I. im Jahre 1526 das Schloß Pots­ dam zuerst erbaut habe, dazu habe verleiten lassen. D ie auf dem Grundrisse dargestellte Baulichkeit schien ihm daß Gepräge eines viel höhern Alters zuhaben; er wußte, daß auf der Burginsel einmal ein altes Schloß Potsdam gestanden hatte, und so blieb ihm für seine Annahme keine weitere Wahl. Leuthinger, der in seinen Schriften oft mit großer Leichtfertigkeit zu Werke gegangen ist und selten die Quellen für seine Nachrichten angiebt, geht bei seinen Mittheilungen über Potsdam noch weiter, indem er sogar erzählt, Joachim I. habe außer dem Schlosse, westlich von der S tad t, auch noch ein Jagdschloß erbaut. — Auch dieser Erzählung hat man Glauben geschenkt, aber nicht gewußt, welches Gebäude mit diesem Jagdschlösse gemeint sei, biß man sich endlich verleiten ließ, das westlich von der alten S ta d t, in der Breitenstraße belegene Prediger-Wittwenhaus dafür zu halten, daß doch, nach urkundlicher Mittheilung, erst 142 Jahre später vom großen Kurfürsten erbaut worden ist. Suchen wir uns nunmehr einen andern Standort für das in der besprochenen Zeichnung dar­ gestellte Bauwerk, so verweist uns die aus derselben angedeutete, über ein breiteres Wasser führende Brücke, allein auf das Havelufer an der Langenbrücke hin, da diese bis zum Jahre 1681 die einzige Brücke war, welche in der Umgebung Potsdams über die Havel führte. — Paffen wir hier die Lokalitä­ ten des alten Grundrisses an, so find wir mit diesem zugleich dahin orientirt, daß seine obere Seite nach Norden liegt. Der runde Thurm an der südöstlichen Ecke der Mauer erscheint zur Beherrschung der Langenbrücke vorgeschoben; der Weg von dieser nach der nördlichen Einfahrt zum Schloßhofe führte noch bei 2 Thürmen vorüber und die westliche Seite der Mauer wurde ebenfalls durch 2 Thürme, sowie durch einen Graben und eine Umwallung gesichert. Das Hauptgebäude, welches man unter „dem alten

Hause- verstehen muß, und welches nach unserm Maaßstabe 18 Ruthen Länge und 4 Ruthen Tiefe hatte, stand ziemlich da, wo sich gegenwärtig der dem Lustgarten zugekehrte Hauptflügel deS Königl. Schlosse- befindet. Daö fchnurgrade Ufer im Süden des Bauwerks war augenscheinlich durch Abdämmung der Havel abgenommen worden, und dürfte dies zur Zeit Joachims I. und II. geschehen sein, welche Fürsten sich, nach urkundlichen Mittheilungen, mit der Anlage des Lustgartens bereits beschäftig, ten. — W ir dürfen auch aus andern Gründen annehmen, daß in früherer Zeit das Ufer der Havel sich näher zum heutigen Schlosse erstreckte, daß die Brücke über die Havel daher auch länger gewesen sei, oder ein aufgeschütteter Damm zu ihr hingeführt habe, und daß ursprünglich die südliche Seite der M auer mit dem zur Brücke oder dem Damme vorgeschobenen Thurme, hart am Wasser errichtet worden ist. Diese Darstellung haben wir aber noch mehr zu begründen, auch noch den Nachweis zu führen, daß die das Schloß umgebende Ringmauer mit ihren Thürmen schon vor der Zeit Joachims I. bestand, und in der T hat eine Befestigung war. I m Jahre 1650 ließ der große Kurfürst ein Inventarium der Gebäude des Schlosses Potsdam, welches i. I . 1606 dem Kammerjunker Wolff Dietrich v. Hake als Amtshauptmann anbefohlen und später als Pfandstück zur Benutzung überlassen w ar, aufnehmen, r) E s wird darin von „dem großen kurfürstlichen Hause", von einem „seit vielen Jahren her ruinirten runden Thurme an der Hagelbrücke", also von dem gegen die Langebrücke vorgeschobenen runden Thurme, von einem Rondel, einem zum Backhause und einem zum Lusthause eingerichteten, niemals ausgebaut gewesenen 2) Thurme geredet; ferner von einem Pforthause mit seinen oberen Gemächern, dabei befindlichem Brauhause, Kornhause, Pferdestalle u. s. w., unter welchen Räumen allein daS dem Pfort- oder Thorhause, an der nördlichen M auer später hinzugefügte Gebäude zu verstehen ist. Von den Thürmen wird erwähnt, daß sie 3 Etagen hoch waren, unter sich Gewölbe hatten und mit steinernen Windelsteigen versehen waren, der viereckige Thurm hatte sogar 4 Etagen Höhe. „D as Mauerwerk umbs ganze Schloß" w ar, wie in dem bemerkten Schriftstücke erwähnt wird, noch gut, „oben auf aber durch Regen die Steine loß. geweichet, und standen Fichten und andere Bäume darauf." — Diese Mittheilungen lassen es ganz außer Zweifel, daß alle Thürme von S tein aufgebaut, jedoch mit Ziegeln und Blech gedeckt, also noch nicht zur Vertheidigung m it Büchsen oder Kanonen eingerichtet waren, daß sie daher wohl als Vertheidigungswerke und Gefängnisse, jedoch nur im M ittel­ alter, bevor Kanonen zur Vertheidung verwandt wurden, dienen konnten; und daß die M auer keine bloße Einfriedigung, sondern von außerordentlicher Höhe und Stärke gewesen sein mußte, weil sonst aus ihr nicht Fichten und andere Bäume gestanden haben und sie nicht m it W all- oder Mauergängen 8) versehen gewesen sein konnten. Diese Beschaffenheit hatte bas alte H aus, wie bas kurfürstliche Schloß damals hieß, als es der Kammerjunker v. Hake i. I . 1606 übernahm. Wenige Jah re zuvor war eS dem Kurfürsten beim Tode seiner Gemahlin heimgefallen, und diese hatte es i. I . 1598 zum Leibgedinge erhalten, das alte Schloß abbrechen und ein neues aufbauen lassen. Dies ergiebt ganz deutlich die Amtsrechnung vom Jahre 15§-f, 4) welche davon spricht, daß „das alte Wohnhaus Potsdam niedergerissen und ein Funda­ ment zum neuen Gebäude gelegt worden sei". ES wird auch von dem baufälligen Rondel gesprochen, in welchem 51 alte Stufen zum Windelsteine neugemacht werden mußten. 1) Dieses Inventarium folgt in der Beschreibung rc. — 2) E r wird darum nicht ausgebaut bezeichnet, w eil er sich noch in demjenigen Zustande befand, wozu er ursprünglich bestimmt war, zur Vertheidigung durch Armbrustschützen rc.; während die übrigen Thürme zu W ohnungen oder W irthschaftsgelaflen eingerichtet worden waren. — 3) D aß dergleichen wirklich vorhanden waren, ergiebt sich aus der beigefügten Beschreibung des surf. Hauses rc. E s wird darin nämlich von zwei über einander gelegenen Gängen an der M auer geredet, welche der viereckige Thurm mit dem Schlosse verband. Nur der untere G ang hatte S tän d er, welche in die Erde hineinreichten; die Ständer des oberen G anges, zu welchem man den W allgang benutzte, standen auf der M auer. Beide G änge waren mit Dächern und Fenstern versehen. — 4 ) I m Kgl. Geh. Staats-A rchive, m.

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E s handelte sich also nicht etwa um den Abbruch eine- von leichtem M ateriale, etwa erst von Joachim I. aufgeführten Gebäudes, sondern „von dem a l t e n W o h n h a u s e " und von der Wieder­ herstellung eineS massiven, mit steinernen Treppen versehenen ThurmeS. ES bedarf wohl keiner weitern Ausführung, daß jenes Gebäude, wäre es erst im Ja h re 1526 von Joachim I. neu hergestellt worden, nicht schon i. I . 1598 das a l t e W o h n h a u s genannt werden und bereits so in Verfall gewesen sein konnte, daß dessen gänzliche Abräumung nothwendig war. Indem wir zugeben wollen, daß Joachim, nach Leuthinger, schon i. I . 1526 am Schlosse Potsdam gebaut haben m ag, so müssen wir doch behaupten, daß sich dies allein nur auf den innern Ausbau und daraus beschränkt habe, da- Schloß für sich und denAufenthalt der kurfürstlichen Familie wohnlich und angenehm zu machen. D aß er sonst daselbst noch Bauten vorgenommen hätte, davon hat sich nirgend eine zuverlässige Nachricht, nicht einmal eine Andeutung vorgefunden. ES bleibt uns nun noch zu erörtern übrig, in welcher Zeit die- alte Bauwerk entstanden sein kann. Obgleich schon in der ersten Hälfte deS 14. Jahrhunderts in Ita lie n und dem südlichen Deutschland Pulver und Schußwaffe im Gebrauche w ar, so kam dieß im nördlichen Deutschland doch erst viel später zur Anwendung. Die ersten S puren davon, daß man sich hier der „Büchsen", wie die Kanonen hießen, bei der Belagerung fester Schlösser bediente, fallen in das J a h r 1382, indem sich am 26. J u n i desselben Ja h re s der Markgraf Siegism und von Brandenburg mit den Herzögen von Mecklenburg, den Herren zu Werle und dem Bischöfe von Schwerin gegenseitig verbanden, die R au b ­ burgen in ihren Landen gemeinschaftlich zu zerstören und die dazu erforderlichen Büchsen u. dgl. herzu­ geben. 2) Diese veränderte K riegführung zwang dann aber auch zu einer ganz neuen Art der BesestigungSweise, die sich zuerst in Ita lie n ausbildete. D ie im nördlichen Deutschland, und namentlich in der M ark Brandenburg damals bereits vorhandenen Befestigungen, waren, wie die Folgezeit ergab, der neuen Kriegsführung nicht mehr ge­ wachsen. Obgleich man dies erkannte, so ließ sich daran doch nicht viel bessern. AlleS, was von den Burgbesitzern und den S tädten geschah, um ihre Befestigungen zeitgemäß zu verstärken, war unzu­ reichendes Stückwerk. — M an darf annehmen, daß Festen, welche damals neu angelegt wurden, auch eine, der damaligen Kriegesführung entsprechende Form erhallen haben würden. Die Befestigung deß Schlosses P otsdam , wie wir sie bisher erkannt haben, trägt aber den Charakter derjenigen Z eit, in welcher man Belagerungsgeschütz noch nicht zu fürchten hatte und die Thürme benutzte, um das Schloß mit Armbrust zu vertheidigen. W ie die vielen alten landesherrlichen Festen des M ittelalters, welche als solche durch die ver­ änderten T erritorial- und politischen Verhältnisse ihre Bedeutung zum Theil gänzlich verloren, trat auch daß Schloß Potsdam stets mehr in den Hintergrund. Zwar wurde noch im Ja h re 1429 dem damaligen Inhaber desselben, O tto von Bardeleben, die Verpflichtung auferlegt, den Burgfrieden des Schlosses wieder herzustellen,2) womit der zur Brücke vorgeschobene große runde Thurm gemeint war, und im Ja h re 1486 wurden den Pfandinhabern, Gebrüdern v. Schönow, zur Pflicht gemacht, beim B a u nur gebrannte S teine und Kalk zu verw enden;3) aber von einem zeitgemäßen Umbau der B e­ festigung war niemals die Rede. D ie M auern deß Schlosses waren als Umwehrung stehen geblieben; die Thürme wurden zu Lust-, Back- und Wohngebäuden umgeschaffen, und erst der große Kurfürst ließ sie niederbrechen. AuS dem Obigen ergiebt sich nun, daß auf der S telle des heutigen Königl. Schlosses in P otsdam eine m it äußerer Befestigung versehene B urg bereits im 14. Jahrhundert erbaut worden ist, daß für das Hauptgebäude, welches im Ja h re 1598 abgebrochen wurde, ein neues ausgeführt wurde, die äußere Befestigung aber noch bis zum Ja h re 1660 fortbestanden hat.

1) Gerckeu, Cod. dipl. Brandenb. IV, 400. 2) R i e d el , a. a. O. XI, 163. — 3) Das. S . 188.

R i ed el , a. a. O. Abthl. I, Thl. 3, S . 79. —

W ir schließen diese Untersuchung m it dem Bemerken, daß alle urkundliche, dir zum Jahre 1375 hinaufreichende Nachrichten über das alte Schloß Potsdam , welche bisher stets mit der einst auf der Havelinsel gestandenen alten B urg Potsdam in Beziehung gebracht wurden, nicht diese, sondern dasjenige Schloß betreffen, welches mit feinen Bestigungen vor fast 506 Jah ren auf demjenigen Raume erbaut wurde, den das Hauptgebäude des Königl. Schlosses jetzt einnimmt.

Beschreibung des Churfürst!. Hauses Postamb sambt dem Borwercke, Wind vnd Wasser Müllen, ite m Weinberg, Kietz, Burgsträfser. Auch der zum Ambt gehörigen Dörffer, Neüendorff, Stolpe, Gütergatz vnd Schönow, wie es alles anitzo gegenwertiglich, nach des Haubtmanns Wolfs Dietrich von Hacken Seel. Tode befunden worden, am 1., 2., 3., 4. vnd 5. M ai Ao. 1650.

Da» Churfürst!. Große Haus. In

d e r A m L t s c h r e i b e r S L o g a m e n t.

1 Thüre daran daS Schloß nichts werth. 2 glasefenster, in dem einen mangeln 2 fach und in dem andern 2 Halbefach, die übrigen sicher feint auch nichts werth nndt die glase heraus. 5 Stücke alte Stichelt, undt ist der Kacheloffen sambt der Offen M auer ganz Hinwegs. I n d er C a m m e r da bey. 1 Thüre ohne Schloß, nurt mit einer Aber Cramme. 1 Alt Spinde ohne Thüre. 1 Alt Himmel Bette. 2 fenster, in dem einem mangelt ein ganz fach, und in allen beiden viel rauten. 1 S ecret Thüre ohne Schloß mit einer Klincke, das S ecret ist ganz verfallen. D er Steinern fluer ist an theilst ohrten aufgerissen und die steine hinweg!. NB. Diese Stube und Cammer, wirbt anstat eines Hüener Hauses gebrauchet, undt ist voller unflat. 1 Thüre in dieser Camm er, nachm großen Gewölbe gehend, ohne Schloß nnd Cramme. D a S G r o ß e ge wöl be. 2 Bntüchtige Glasefenster. D er Steinern fluer an unterschiedenen örthern aufgebrochen, undt die Steine hinweg!. 1 Alter Meel!asten. 1 Fleisch Stichelt. 1 Alter tisch. 1 Thüre mit einem schloße, dran außwendig 1 vberwurff Cramme. D a s ! l e i n e gewöl be. 1 1 1 1 1

glase fenster, dreie mangeln 2 ganze fach. Thüre nachm Großen gewölbe, mit einem alten Schloße ohne Schlüßel. Alte untüchtige Thüere mit einem alten vntüchtigen Schloße nach dem Keinen Keller. Zugemauret fenster in diesem Keller. Thüre vor diesem Keinem gewölbe mit einem verrustertem schloße undt schlüßel.

D e r G r o ß e K eller. 1 Thüre mit einem unttüchtigen Schloße. V sfm f lu e r im V n te rh a u s e . 2 1 1 1 2

ganz vntüchtige Glasefenster, jedes von 4 fachen. halbe thuet ohne schloß,nnrt mit einerKlincke. große fleischwanne. große Rolle. alte große Meelkasten. I n der Hof f s t ube , Cammer und fluer.

Seindt keine thürcn, keine fenster, keine tische, bancke noch kachelosen, sondern liegt voller Schaffmist undt stroh. D ie Wi n d e l s t i e g e a m G r o ß e n H ause. 2 Eichen Posten, anstadt der gewesenen Steinstücken. 1 Alte thüre daran mit einem eisern Riegel. 3 Glasefenster, jedes mit 4 fachen, biß an den vntersten Vor S a a l, darinnen \ \ fach und ganz viele rauten mangeln. D as 4te fenster ist zugemauret. Vffm V o r d e r S a a l 1 3 1 1 1 2 1

im Ersten gefchoS.

Thüre mit einem blinden schloße. Glasesenster, jedes mit 4 fach, anizo uf der AmbtS Cammer anordnung ausgebessert. Tisch mit gedreheten Stapeln. Lehn- undt Alte Seit-Bancke. grüne Lehne ©tute. alt milch Spinde mit einer überlege Cramme. I n d er Ki r chst uben z u r L i n d e n H a n b t .

1 fertige Thüre mit aller Zubehör. 4 Glasesenster, jedes k Vier Fach. 2 fenster von Spiegelscheiben nach der KirchenwahrtS, so alle anizo uf der Ambiß Cammer Verordnung auSgebeßert. I Breite und) taffe[ 1 Schmalle ) 1 Viereckichter tisch. D as gemach urnbher beriechelt undt gemahlet, wie auch die Leinwänden Decke mitfiguren gemahlet. I Eisern offen, die drauffstehende kacheln aber feind an theils orthen entzwey. 1 Schemen. Der Estrich ist sehr geborsten undt entzwey. D ie Schl oS- Ki rche. 1 Thüre auß der Stuben nachm Chor, mit einem etwas untüchtigem Schloße ohne schlüßel. 14 Glasefenster, fehlen darein 3> fach undt hin und wieder etliche rauten. Der Chor mit gedreheten Staffeln, auff der einen seiten mit gemahlten Taffelwergk, ist noch gutem stände. 1 Thüre vom Chor nachm Garten-Rundell ist ganz wegk.

im

D er Estrich aufm Chor an zwey orthen etwas entzwey. Oben an der Decken ist der Kalck an etlichen orthen abgefallen. 1 Alte untüchtige thüre undt schloß nach dem gange zu den Viereckigten Thurm b, vom Chore auß. 1 Hölzern Treppe vom Chor in die Dnter-Kirche, daran mangelt die Thüre undt meiste bekleydung. V n t e n i n d e r K irche. 1 S teinern A ltar und 2 stück gemahlte Tischerarbeit, daraus das taffelwerck Hinwegs. 4 Glaseseuster jedes m it 4 fachen, undt mangeln in ieglichem Biele rauten. 4 fenster Löcher, darinnen sollen niemalß Glasefenster gewesen sein. D er Kalck unten am Chor antheilß stellen ist abgefallen. D ie große Fluersteine feint mehren theilß entzwey, auch viele ganz hinwegk. E - scheint, weill vor weinig Jahrew das körn hineingeführet, das sie drein gedroschen undt dadurch die S tein e zerschla­ gen worden. 1 Kirchthüre, taucht nicht viell, da- schloß ist hinweg undt ist nur ein eisern Riegell dran. 1 Canzell ohne thüre. I n d e r C a m m e r bei der Ki r c h s t u b e n . 3 gemahlete T hüren; Schloß feste. 2 gute fenster, jedes ä 4 fach. 1 gemahlet Spinde. 1 Thüre vorm S ecret. D ie Decke oben ist gemahlet, undt ein felt etwa- schadthafft. 1 alt Himmel bette. 2 alte Schemel undt 2 Tische. I n d e r C h u r f ü r s t i n kl e i ne S t u b e . 1 Thüre nach der Cammer ohne schloß. 1 Glasefenster mit 4 fach, so nichts werth. D er Estrich ist auch etwa- entzwey. D ie S tu b e ist umbher berichelt. 5 Schemmel. 1 alter kacheloffen. I n der C a m m e r beyan. 1 Glasefenster, drein mangelt ein fach undt etliche rauten. D ie S e c re t Thüre ist hinwegk. 1 alt niedrig grün Himmelbette. D er Kalck ist von Wenden sehr abgefallen. I n d e r K irch e b ey a n . 1 Thüre aus der kleinen Kammer nach der Küche m it einem alten Schloß. 1 alt tuchen Schap mit guther Thüren und einem kleinem verrustertem schloße. 1 alter runder nichts werther tisch. 2 fach untüchtige Glasefenster, 2 mangeln. 1 Thüre nachm garten warthß ohne schloß. Leber der Thüre ein stücke zerbrochen Glasefenster mit spitzen rauten. 1 Alt Spinde.

D er Kalck an den Wenden abgefallen, wie auch an einem ohrt der Leem.

I n der S p e i s « C a m m e r . 1 Schloßfeste Thüre. 1 Glasefenster mit 4 fach, mangeln viele scheiden drein. Der Kalck an den Wende« sehr abgefallen. 1 alter tisch. 1 alt Schemmell. 1 Schloßfeste Thüre nachm kleinen S a a l. D e - H a u p t m a n n » b i s h e r b e w o h n t e » Gemach. 1 3 6 1 1 4 1 1 6 2

Thürschloß, feste. Glasefenster, jede» mit 4 fach, da» 4te fenster ist zugemauret. Richell. alter Kacheloffen. großer und kleine tische. Lehne- undt Seit-Bancke. Schemmell. hölzerne Lehnestühle. I n d er C a m m e r dabey.

2 2 1 1 4 1 2

Thüren mit Schlößern, ein» ist schlecht, da» ander ist ein blindt schloß. gemahlte undt j £ immeI6ette„. vngemahlt ) Secretttyure mit einer Klincke. Glasefenster, darinnen nicht mehr dan nur 8 sache, so aber auch ganz böse. Alt grün Spinde mit 2 thüren undt 2 verrusterten Schlößern. Schlechte Riechell. Vssm klei nen S a a l v o r - H a u b t m a n n - Gemach.

3 Glasefenster, jede- a 4 fachen, so alt und sehr böse. Der Kalck ist an den Wenden abgefallen, vndt der Estrich hin undt wieder zersprungen, mit Dachstei­ nen geflicket. 1 Schmall und Niedrig grün gemahlte- verschloßene- S pindt mit 2 Cfürstl. wapen. 1 Klein schlecht Schencktisch. 1 Lehnebancke. V om vntersten S a a l

auf s der W i n d e l - S t e i g e g r o ße n HauseS.

b i s a n - a n d e r gescho-

di e se -

5 fenster darunter eine- zugemauret, ein- ist gar hinwegk und die übrigen drey taugen ganz nicht. Vs s m G r o ß e n S a a l im a n d e r n Geschoß. 1 Thüre von der Windelsteige nachm S a a l mit einem blinden schloße und kleiner klinke. 7 Glasefenster, so izo auf der Churfl. Ambtß Cammer Verordnung au-gebeßert, D a- 8te aber taucht nicht, undt fehlt auch ein fach dran, Theilß Balcken und der Spundtboden feinbt an unterschied­ lichen ohrten verfaulet, so izo mit zwey kurzen unterzögen, ein- von 3 und da- ander von 2 Stielen, zu Verhütung von genzlichen einfallß gefaßet undt gestützet worden. 1 Alt kienen hölzern tisch. 1 große gläsern Leuchte.

1 schwarz Seitbancke. 1 festster von 3 fach, im Winkel beim S ecre t. DaS S e c re t ist untüchtig undt m it brettern verschlagen. I m C h u e r f ü r s t l . Eckgemach n a c h m H o f f w a h r t S . 1 Thüre m it einem Schloße ohne schlüßel. 1 Alter geflickter kachelofen. 4 Glasefenster jedes 4 fach, so izo erst auff derCammer Verordnung auögebeßert. 1 alter rother tisch von kienen Holz. 1 alter weiß kiener tisch. 2 Stichen. 1 Seitbancke. D er fluer m it kleiuen S teinen beleget, an etlichen ehrten aber geflicket. D ie S p u n n t Stacken am Boden vom Stegen sehr verderbet, izo aber ein weinig die Löcher verschmieret. Z n der C a m m e r dabey. 1 1 1 1 1 4

Thüre m it einem schloße ohne klincke. A lt Himmelbette. Tisch von Lindenholz. Thüre vorm S e c re t m it einer klincke. thüre mit einem blinden schloße zum Gange nachmviereckichtem thurmb. Glasefenster so izo auch uf der Cammer Verordnung nebenst dem Spundtboden, welcher gleich-fallß vom Regen hin undt her sehr verderbet, ausgebessert. Z n d e r C h u r f ü r s t i n gemach.

1 1 1 3

Thüre mit einem schloße ohne schlüßel und klincke, ist nurt eine Cramme dran. kurz Richelichen. Alt kacheloffen. Glasefenster so auch anizo, nebenst dem vom Regen verderbtem Spundtbodem und wenden, aus der Cammer Verordnung außgebeßert und verschmieret. D er Estrich ganz zernichtet undt zerbrochen. I n d e r C a m m e r dab e y .

1 Thüre mit einem Vebenvurff, das Schloß ist hinwegk. 2 Thüren von 2 S e c re te , die eine m it einer klincken, die ander hat ein Vberwurff. 3 Glasefenster ä 4 fach ein jedes, so ebenfalß m it dem verderbtem Spundboden, auf der Cammer V er­ ordnung, izo auögebeßert. 2 Himmelbette, eins ist alt. Z n d e r T a f s e l s t u b e n nachm g a r t e n w a h r t e . 1 Thüre mit einem schloße ohne Schlüßeln, E in überlege Cramme ist auch noch dran. 1 kacheloffen. D er Spundtboden ist vom Regen verderbet und ein Balcken zerbrochen. 3 fenster Löcher darinnen nurt zum theil verfaulte undt eingemaurete Zargen Rehme, die Glasefenster aber ganz hinwegk, undt schlegt der regen Hinnein, D er Estrich ist auch gar verderbet. I n d e r C a m m e r d ab e y. 1 Thüre m it einem Schloße ohne schlüßel und klincke. 2 fenster, Jedes ä 4 fach, mangeln 2 ganze fach und viele rauten, D er Regen hat den kalck über das

ein fenftcr abgewaschen, auch den Spundtboden und Estrich verderbet, Wie dann auch ein Balcken gebogen undt zerbrochen ist. 1 Schlecht Richell. In

d e r k l e i n e n S t u b e nachm g a r t e n w a r t s .

1 Thüre m it einem Schloße und ktincken, aber ohne schlüßell, D er kachelloffen ist ganz Hinwegs. 1 alter Lindentisch. 1 Schemel. D er Spundtboden an theilß örthern vom Regen ausgewaschen, wie auch an der einen W andt der Kalck. 1 Glasefenster, darein ein ganz fach mangelt, auch etliche rauten zerbrochen, Bm b die Zargen Rehme, hat der regen den S p a a r und andern kalck abgewaschen. I n d e r C a m m e r bey an. 2 Glasefenster jedes ä 4 fach, feint ganz Hinwegs, Den Spundtboden und Wende hat der Regen gar sehr verdorben. D ie E ckstube nachm Lus t ha us e . 1 Thüre m it einem alten schloß undt überlege Cramme, doch ohne schlüßel und klincke. 1 alt kacheloffen. 2 Fenster jedes ä 4 fach, so uf der Cammer Verordnung anizo ausgeflicket. 1 alt Lindentisch. 1 Schemel!. D er Spundtboden hin und her nebest dem ganzen Estrich vom Regen eingeweichet und verderbet. In

d er C a m m e r dabey.

1 Thüre m it einer überlege Cramme ohne schloß. 5 Glasefenster jedes ä 4 fach, izo auf der Ambts Cammer befehl auSgebeßert. 2 grüene Himmelbetten, an einem mangelt die Decke, undt oben ein seitbrett. 1 Bettgestell, oben m it Sprügell. 1 S ecretthure m it einer klincken und Grammen. D er Spundtboden und Estrich ist vom Regen verderbet. I n d e r E ck stu b e nachm B a c k h a u s e w a h r t - . 1 1 1 1 2 2

Thüre mit einem schloße und klincke, doch ohne schlüßek. alt kacheloffen, mit steinen geflicket. S e it Bancke. Lindentisch. Schemell. Glasefenster, so izo gleich den andern auch geflicket. I n d e r C a m m e r dabey.

1 Thüre mit einem schloße, schlüßel und klincken. 4 Glasefenster, auch izo auf der Cammer befehl auSgebeßert. 2 Himmelbetten, das eine oben ohne Decke. 1 Secretthure mit Einer klincken. Der S p u n d tb oden und Estrich beedes in der S tu b e und Cammer vom Regen sehr eingeweichet und verderbet.

V f f der W i n d e l ! S t i g e nachm O b e r s t e n B o d e m u n t e r m Dache. 5 Glasefenster, darin fehlen 2 fache und viel rauten. 1 alte thüre nachm Obristen Bodem. Vnterm Dache ist alles desolat, undt die angelegte Gemächer, dem ansehen nach, niemaln ausgebauet gewesen. 39 ledige Fensterlöcher (ohne die kleinen Dachfenster) darinne die Zarge vom Regen verderbt. ES sollten der Leute eingenommenen Bericht nach niemaln einige Glasefenster darin gewesen sein, der Regen schlägt dadurch überall ein und verdirbt die Bödeme wie auch das Holzwerk, sonderlich in dem einen Erker nachm garten wahriß, wegen der bösen kehlungen, verfaulet und versunken. E s ist zwahrt anizo uf der Cammer Verordnungk etwas am Dache ausgebeßert: Eß muß aber iedennoch das ganze H auß'vfs Neue, weill die Steine überall entzwey, der S p a a r vnd Latten verfaulet, vmbgedeckt werden. Z n der Z o l l s t u b e n u n t e r m Vi er ecki cht em T h u r m b . 1 1 3 1 1 1 1 3

alte halb außgebefferte Thüre mit einer veberlege Cramme. vntüchtiger kacheloffen. alte Richell. Cabinetken mit 1 Thür vnd schlechten schloß darin. glasefenster mit 4 fachen vnd 1 Eis ngitter. groß vnd 1 klein glasefenster iedes mit 4 fachen vndt Eysern gitter. alt kienentrsch. Schcmell. Z n d er C a m m e r .

1 alte thüre ohne schloß mit einer veberlege kramme. 1 klein glasefenster mit 2 fachen. 1 Spinde mit 2 thüren, an einem ein alt schloß ohne schlüßell. V fm f l u h r i m E r s t e n geschos ü b e r der Z o h l s t u b e i n di esem vi e r e c ki g t e m T h u r m b . 1 ganz untüchtig glasefenster. 1 alt spinde mit einer halben thüre. D ie fluhrsteine feint guten theilß hinwegk. D ie Küche bey di esem viereckichtem Thurmb taugt ganz nicht. Z m G e ma c h di e s es ersten geschoßeS. 1 alte thüre mit einem alten Schloß und Kramme. 4 Fenster, darin fehlt ein ganz fach vnd feint die andern auch nicht werth, 2 aber ganz nicht tüchtig. D er kachelofen ist ganz hinwegk. Z m a n d e r n Geschoß des T h u r m b S . 1 alte thut rc. 14 glasefenster, darunter nurt noch 2 ganz die übrigen feind vntüchtig, 2 große und 1 kleines sein ganz wegk. D e r F l u h r von glasurten viereckichten steinen ist an theilß stellen aufgeriffen und etliche steine gar hinwegk. 1 alt steinern Tisch. D ie Decherchen ober die 3 Erker, sonderlich das m it Schieffer geduckte, ist sehr zunichte, vnd hat der Regen selbigen Ercker sehr verderbet, wie dan auch die andern beide mit blech beschlagene Dächer schadhafft sein. in.

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I m d r i t t e n Geschoß. 6 Glasefenster mit Spitzen rauten, darin ein fach vnd viele rauten fehlen, 2 glasefenster nachm hoff« wehrt- feint gar Hinwegs vnd mit brettern verschlagen. O b e n v n t e r m Dache d iese- T h u r m b S fehlt vorm fensterloch die Thür vnd mangeln am Dache etliche schlechte vnd hollsteine. An der Treppen feint etliche Bekleidung-bretter hinweg!. 1 Thür an der Treppe ist schloßfeste. D e r O ber» vnd B n t e r G a n g nach diesem T h u r m b , Airch vnd C h u r f ü r s t ! . Gemach, ist abgewichen vnd dachloß, dahero da» holz vnd breiter verfaullt. 4 fensterchen darin fehlen 2 fache vnd etliche rauten. 2 Fenster aber sein gar hinwegk. Die Bnter-Stiele diese» Gange» feint in der Erden auch angefaulet. D a - R u n d e l l am T h o r e worüber Logamenter gewesen, feint eingefallen, der abgenommene Dachstein ist zum theil zu i e z i g e r A u - b e ß e r u n g d e - g r o ß e n C h u r f . Hause-, vnd zu deckung de» Schaffer- Wohnung über der hagell, genommen, ein theil davon liegen noch vfm Schloß-Platz. D a - G e w ö l b e v n t e r diesem R u n d e l l «eilß kein Dach mehr hat, ist durch den regen schadhafft worden, vnd teufst ein. 1 Thür, da- daran gewesene blinde Schloß ist hinwegk. 6 Tonnen Weingefäß in diesem gewölbe. Im Pfordthause. 2 halbe alte eingang Thüren mit einer klincken vnd verdorben Sprangkschloß. 2 große fenster» vfm glüht wie auch die Zargenrahmen ganz hinwegk. 1 alter Tisch von Buchenholz. D ie S t u b e vf der rechten handt. 1 Thür mit klinke, 4 ganz untüchtige Fenster, 3 alte seitbenke, 1 alter kachelofen, 1 Tisch von kirnen» holz vnd ein alt Richel. I n d er C a m n r er dabey. 1 alte thüre mit vberlege Cramme, 1 alt untüchtig fenster von 2 fach. Im Brawhause. 1 alte Brawpfanne von vngefehr 7 Tonnen, 1 Zapfbodeme, 1 kohlwanne, 2 kl. Denen, 8 Zweytonnen» gefeß, 1 Tonne, 1 waßerfaß, 2 kupferne keßel ieder j tonne haltend, 2 kupferne alte keßel so nicht« taugen, 1 kleine kupferne Pfanne stehet in d e r Schloßkirche s o l l in» V o r w e r g k gehören. D i e Speck C a m m e r v b e r m P f o r d t h a u s e . 1 Thüre mit einer vorlege Cramme, 1 Fensterfach so ander- woher genommen vnd dahin gesetzet. 4 fensterlöcher mit eysern stangen. D a « Dach so vber dem P f o r t » B r a w vnd kornhause auch P f e r d e Stall, so i n ein gebewde ge f aß et, ist schadhafftig, muß umbgedecket werden. Der Kornboden ist an 2 orten vnten vnd oben durch den regen eingeweichet. Bsu« obersten kornbodeu

ist die Lute nach dem Strichen wert- ganz schadhafft vnd feint durch den Regen die S pan vnd Remstücken sambt den Latten verfaulet. D ie S t u b e vberm T h o re beym P fe rd e S t a l l . 1 thüre mit Sprangschloß, 1 alter kacheloffen, 1 lindrntisch, 1 Seitenbank, 1 Schemel, 8 glasefenstrr irde» mit 4 fachen, 2 stuftet feint ganz aus vnd mit steinen zugemachet. V fm F lu e r Hiebey. 1 Fensterloch, da» Fenster ist Hinwegs, 1 thür vor dem Camminchen. Vnd wrill da« Dach vber diesem Thorhause sehr schadhafft, hat der Regen die spundbodem vnd bähten verderbet. Die Treppen zum vfgange nach dem Thorhause, wie auch der Fluhr taugen nicht«, muffen gebessert werden. Der Viehstall an diesem thore ist dach vnd fachloß vnd nicht« wehrt. D a s B a ck h au s oder B ack th u rm b hat keine thüre, kein bodem vnd ist da« Dach sehr schadhafft, viel Ziegel heruntergefallen vnd der Backoffen entzwey. D a « L usthau«. Vnten vorm Gewölbe keine thüre, die Wendelsteige ist entzwey vnd sonsten der Leute bericht nach oben n ie m a ls a u s g e b a u t gewesen, das Dach ist sehr schadhafft, daher der Bodem auch verfaulet. Hem die g em a u e r t e S e c r e t e am gr oßen Hause nachm G a r t e n w e h r t ß , feint am Dache vnd mauerwerk schadhafft. D e r r u n d e T h u r m nach der Hagel br ücken ist von vielen Jahren her ruiuirt gewesen. D a S M a u e r w e r k vmbs ganze schloß ist noch gut, oben auf aber durch den Regen die Steine loßgeweichet, vnd stehen sichten vnd andere bäume darauf. D e r B r u n a u f f m SchloSplatze. DaS geheuse vnd geschlinge herumb ist alt vnd schadhafft, die Eysern kette vnd beyde Eymer feind weg, die Rolle geslicket vnd noch vorhanden. D ie Was ser Mü l l e . DaS Müllenhauß stehet neben dem Mahlwerk noch. ES ist zwart vom iezigen Müller etwa- auSgebeßert vnd anstadt deS vorigen Schindelldachß mit Rohr gedecket, aber am Holzwerk in vnd aus­ wendig noch sehr schadhafft. — Darin die Müller- vnd Mahlgäste Stube. Hewkammer ist gar ruinirt. Da« Gebewde sehr gesunken, die obersten Logamenter feint vergangen. DaS Mahlwerk. 3 Genge. D ie S c h ä f f e r e y (woranff jetzo Haffer geseet ist). Kuhehirten vnd Weinmeister oder Voigtßhauß sollen fieder dem gar großen Landtsterben vergangen sein. Eß weiß aber keiner zu sagen, obß fieder der Zeit do der Hauptmann sel. das Aiubt bekommen oder vorhero, do eS der Haubtmann wegen der Herrschafft administriret, geschehen sey. 14 *

D a S Dorwerck ist siebet Ao. 1611 abgebrandt vnd sollen der Leute bericht nach vff dieser stelle schöne gebewde, eine» voran zur Wohnung, hernach der Viehestall vnd oben ein hewboden zusammen von 180 Schue lang, gestanden sein. B f dieser stelle ist iezo eine kleine Wohnung von 7 gebindt, iede- a 6 schuh fürm Schaffer, gleichwol noch nicht ganz auSgebaudt, ist mit steinen gedeckt vnd darin eine stube vnd kammer eingerichtet. Vff der Scheunstelle feint jetzo wieder 9 gebindt, iedeS a 9 schue gebaut, ist aber vorhero noch 48 schue lenzer gewesen, so noch unbebauwet lieget. DaS Thorhauß soll mit Ziegell gedeckt vnd 21 schue lenzer gewesen vnd so breit gewesen sein, daS ein Wagen durchgehen können. Nebenan hat eine Mulken Cammer vnd Pferdestall von 14 schuh breit vnd 27 schuh lang gestanden, ist mit rohr gedeckt gewesen. Ein Ochsen Stall, in die Länge von 100 schue vnd die breite von 42 schue, auch mit rohr gebecket. Wie solches Borwerck eingeeschert vnd obS etwa durch Verwahrlosung deS fewerS von den darauf gewese­ nen Leuthe« geschehen, hat vnß Niemandt sagen können. I m Weinberge. DaS PreßhauS, so mit rohr gedecket ist ganz tach vnd fachloß, die Preffe vnd Pfanne noch gutt rc. — DaS Gehege vmb den Weinbergk liegt an etlichen ohrten danieder vnd mangeln viel Planken vndt Weinpfähle. D ie W i n d M ü l l e ist ring-herumb zu bekleiden vnd new zu decken. (Churf. HauS.) Wat vermöge deS am 19. Augusti Ao. 1611 beschriebenen Inventar« an allerhandt küchengerehte, Bettgewandt, Leinengerethe, Leinewant vnd sonsten inS Gemein an andern Zeuge bey diesem Churf. Hause vorhanden gewesen, davon hat Niemandt waS sagen können, auch von dergl. nichts zu sehen gewesen. An Rindvieh ist vorhanden 6 Mulkekühe, 4 Zugochsen, 2 Bullen, 3 Ochökalbe, 1 Fersen, 2 Kalbe. An Schaffviehe ins Gemenge 170 Haupt. Der Schäfer vnd Hammelknecht haben 113 Haupt. Schweine vnd Ferckel. 17 Stück. Winter - Außsaat 3 Wspl. Sommer-Außsaat 4 Schfl. 2 Wspl. 5 Schfl.

Roggen. Erbsen, 2 Diert Wicken. 8 «Schfl. Hafern, 2 Schfl. Lein. große Gerste.

Borgkstraße. 4 Garnmeistere vnd 9 Fischer so sich des Fischen» gebrauchen. Dienen dem Ambte vf gewiße maße dafür laut Erbregister. NB. Wer sich der Fischerey im Stabilem Potstamb oder vff der Burgkstraßen gebrauchet, ist schuldig zu dienen, sonsten aber nicht.

V ff K iez vor Potstam b. B ew o h n te H euser I) Der Schulze, 2) Andres Ebell, 3) Merten Jenicke, 4) Peter Jenicke, 5) Thomas Schlunck, 6) Bastian Michell, 7) Mertin Michell, 8) Hanß Moritz, 9) Andre» Schlunck, 10) Han» Pohle, II) da» Hauß gehöret dem im Haubt verwirkn vnd herumblaufenden Gurge Polzen. Sitzt ein Fuhrman zu Miete. Wüste vnd ein gegan gen (Ao. 1631 diese Heuser von den schwedischen Soldaten eingerissen). I) Thoma» Zickau, 2) Jacob Zahn, 3) Martin Rabbolt, 4) Andre» Ebell, 5) Torban Alman, 6) Gurge Ebell, 7) Merten Jenicke, 8) Gurge Polß, 9) Peter Müller, 10) Merten Jenicke, II) Heinrich Brathß. (Haben sich'größtentheil» nach andern Orten begeben und die Stellen liegen lassen.) (Da» Original befindet fich im Kgl. Geh. Staats-Archive.)

n Da- Potsdamer Stadtbuch. 2 B i e in der Regel jede S tadt, so hielt auch der Rath zu Potsdam in älterer Zeit sein R a t h - » oder S t a d t b u c h , welche- die Stelle der später eingeführten Akten, Hypothekenbücher u. f. w. vertrat. D a- Potsdamer Stadtbuch, da- in einem mäßigen Foliobande besteht und im rathhäu-lichen Archive noch aufbewahrt wird, ist allem Anscheine nach die Fortsetzung eine- ältern, nicht mehr vorhan­ denen Bande-, der vielleicht bei der im Jahre 1536 stattgehabten Feuer-brunst, von der auch da- Rath­ hau- betroffen wurde, verloren gegangen ist. I n diese- ältere Stadtbuch scheinen die Verhandlungen de- Rath- in ordnungsmäßig gesonderte Abtheilungen eingetragen worden zu sein, und der Mangel an Raum bei einzelnen derselben ein neueBuch nothwendig gemacht zu haben, so daß eine Zeit lang beide Bücher im Gebrauche waren. Au- diesem Umstande wird e- auch erklärlich, daß in dem neuen Stadtbuche einzelne Abthei­ lungen schon mit dem Jahre 1518, andere aber erst später beginnen. — Die Eintragung in da- neuere Stadtbuch erfolgte aber auch nicht nach ursprünglicher Ordnung, vielmehr wurden die verschiedenartigsten Gegenstände bunt durch einander geschrieben und nur periodenweise diejenigen hintereinander ausgeführt, welche im Laufe eine- damaligen Geschäftsjahr- „ unter dem regierenden Bürgermeister", dessen Namen genannt ist, verhandelt wurden. D a nun aber, bei dieser Beschaffenheit de- Stadtbuche-, eine klare Uebersicht von seinem I n ­ halte und der Geschäft-verwaltung des frühern RathS-CollegiumS nicht ander- zu erlangen ist, als daß die verschiedenartigen Notizen in einer, dem geschichtlichen Zwecke entsprechenden, vielleicht auch der ur­ sprünglichen Einrichtung de- Stadtbuche- sich annähernden Weise, nach ihrer Verwandtschaft zusammengestellt werden, so ist die- in dem Nachfolgenden versucht worden. Hierbei find diejenigen Registraturen, welche für die Geschichte der S tad t einige- M aterial darbieten, vorzugsweise berücksichtigt, andere, von minderer Wichtigkeit, um unnütze Wiederholungen zu vermeiden, aber nur soweit aufgenommen worden, al- der vorliegende Zweck e- erforderlich machte. Inhalt des Atadtbuches. L ü. m . IV . V.

VL V II. V in . IX . X. XL XU.

Register der Einnahmen und Ausgaben der S ta d t, ihrer Gerechtigkeiten k . Register von rückständig gebliebenen Forderungen der Kämmerei, Veräußerung von städtischen Grundstücken. Rentenkauf. Handlungen der freiwilligen Gerichtsbarkeit: A. Kaufverträge. B. Schuldverschreibungen, Bürgschaften, Q uittungen, Anerkenntnisse und Vollmachten. C. Testamente, Erbverträge. D. Verträge über streitige Angelegenheiten. Vormundschaftssachen, Deposition und Belegung der Kindergelder. Register der Uebertretungen und Verbrechen. Geschworne Urfehde, RechtSbelehrnngen. Tax- und Subhastationen. Geistliche, Kirchen- und Hospitalsachen. Gewerkssachen. Register der zur Unterhaltung de- M arktbrunnens verpflichteten Hausbesitzer.

I. Register der Einnahme nud Ausgabe, Gerechtigkeiten re. (Um 1S 18.) Einnahme«. 1) W iesenzinS. Der Bürgermeister Erdmann Schulte und mehrere Bürger besaßen Wiesen im W o lfs w in k e l, im F lachsw erder und bei „beth B o rn ste d e k e n *. von welchen sie der Käm­ merei einen jährlichen Zin» zu zahlen hatten. 2)' F en sterg eld , eine Abgabe von mehreren Personen, welche (wahrscheinlich für daS Recht, Waare« in de» Fenstern feil zu bieten) 6 Pf. bis 18 Pf. zu zahlen hatten. 3) G a rte n z in S .« ES werden 14 Gartenbesitzer aufgeführt, welche jährlich 6 Pf. bis 3 Groschen zu zahlen hatten. Die Gärten lagen zum Theil h in te r dem P fa rrh a u s e s auch vor dem G rü n th o r e am S ta d t g r a b e n . — Hinter dem Pfarrhaus« lag, nach dem Kirchen-VisttationS-Abschiede vom Jahre 1540, auch der Niklaösee (später faule See, jetzt Wilhelmsplatz), der Stadtgraben zog sich au» der Havel durch die heutige Schustergaffe um die alte S tadt herum, und umfaßte daher die Gärten hinter dem Pfarrhause, welche» damals an einer andern Stelle lag. Ein Garten wird noch al» Wiese bezeichnet, war also noch nicht umhegt. 4) Rickzin» zahlten 5 Fischer, von 12 Pf. bi» zu 2 j Schillingen. 5) M ü h le n z in s , auf Martini. Der Müller von der Hakenmühle (Wassermühle vor der Langenbrücke) gab jährlich 4 Scheffel Roggen und der Müller zu Glienicke 4 \ Gr. 6) V on der F ä h re zu Nedelitz wurden jährlich 4 \ Gr.entrichtet. 7) D ie S ch eerb an ke alle Jahre 14 Gr. 8) D e r B a d e r alle Jahre 24 Gr. 9) S ch arren z in » . Die Knochenhauer geben zusammen alljährlich in einer Summe 1 SchockG t. 10) S ch u sterz in » . Jeder Schuster hatte alljährlich zu Martini 10 Gr. zu entrichten. 11) W eh r zin». Von 3 Fischwehren mußten die Fischer Schüler, Rabolt und Gericke2 Gr.,8 Gr. und 2 Gr. jährlich zur Kämmerei entrichten.

Ausgaben. 1) D em B a u m e is te r für Mühe und Arbeit jährlich 2 Scheffel zu Glienicke (von dem zu Glienicke einkommenden Roggen). 2) D e r B rück en m ann (Wächter der Langenbrücke, der zugleich da» Aufziehen deS Brückenzuge» zu besorgen hatte) 1 Schock Groschen und 12 Scheffel Roggen. 3) Dem S ta d tk n e c h te 18 Gr. zu Hofgewand (Bekleidung), 4 Scheffel Roggen für Abwartung de» Stadtbullen; von jedem Pfahle zur (Ausbesserung der) Drücke gehörig 1 G r.; „vor den bere thu furene“ (wahrscheinlich für seine Mühwaltung beim Einrammen der Pfähle, vermittelst der Ramme, B är genannt); und für da» Beschlagen deS Holze» pro Stück 20 Pf., für einen Baum 2 Groschen. 4) D em Z im m erm ann a u f der Brücke 22 Pf. (Tagelohn). Für { Schock Stämme zu fällen gab der Rath 1 \ Gr. Der Kurfürst erhielt für daS Schock Stämme zum Brückenholze 15 Gr. 5) Urb ede. Zu Martini jährlich 3 Schock 18 Gr. 6) D em S c h a rfric h te r 1 Fl. 7) D ent M u steret jährlich zu dessen Besoldung 1 Fl. 3 Pf. und 3 Gr. 3 ' Pf. zum Hau-zinse. (ES war dies nur ein Beitrag für den von Brandenburg besoldeten Musteret, für welchen noch andere zur Sprache Brandenburg gehörig gewesene Städte beizutragen hatten.)

IM S . Allerley Einkommen und Gerechtigkeiten der Stadt Postani, renovirt anno salutis 1565.

1. ( G e r e c h t i g k e i t de r

Einnahme. La n ge nb r üc k e) . E i n k o m m e n d e - R a t h s a n st ehendem K o r n e v o n d er L a nge nb r üc ke , r e n o v i r t 1564.

Von Berkholz 9 Schffl. Roggen auf M artini; Sarm undt 7{ Schffl., Stolpe 7 Schffl., Neuen­ dorf 9 Schffl., Alt-Langerwisch 4 Schffl., Neu-Langerwisch 8 Schffl., Cappueth 7 Schffl., Müchendors 5 Schffl., Bornstedte 9 Schffl., zusammen 2 Wspl. 18 Schffl. — (S päter nachgetragen:) Golm 6 Schffl., Glienicke 1 Schffl. M her gerechtigkeiten der langen Brucken wie man dieselbe erbauen und wer daS holtz dartzu füren muß, auch wie theuer man daS holtz von Alters betzalt: D ie Lauge Brucke gehört Ein Erfamen Rathe, wie sie dan von Churfurstl. gnaden zu B ra n ­ denburg vnd I . Churf. gn. Voraltern von Churfürsten zu Churfürsten stattliche Verschreibungen vnd ConfirmacioneS darüber haben. Ein Ersam R ath haben je vnd allewege die Schluffel zu der Brucken vnd Thoren gehabt; aber anno 1559 seindt In e n die von Churf. gnaden genommen vnd dem Amptmann jn Verwharunge zu haben zugestalt worden, auß diesen Ursachen: daß A b r a h a m v. Roc ho w, gewesener Hauptmann alhie, einSmahlö, da er seiner Gelegenheit nach verreisen wollen, nicht hat auS (der S ta d t) kommen kön­ nen, derowegen er dann bei Churf. Gnaden sovil erhalten, d.aß er die Schlüssel zu sich in Verwahrung bekommen. S ie find aber auf Ersuchen wol wieder zu erhalten. E in jeder frembde Person so über der Brucken geht muß dem Rathe 1 P f. geben, welchen jre Bruckenmann einfordert. — Ein Zeder so über der Brucken reitet oder fahrt muß von jedem Pferde 2 P f. geben. — D ie umbwohnenden benachbarten Junkern vnd jre Pauern, so nicht wie obengesatzt stehende Pacht oder Bruckenroggen geben, muffen jährlich von dem Baumeister, anstatt des R ath s, die Brucken umb 1, 2, 3 oder 4 Schffl. Rogken, nachdem sie viel Wagen darüber zu fharen haben, miethen. S o sie aber das njcht thun wollen muffen sie, so oft sie darüber fahren oder reiten, von jedem Pferde 2 P f. geben. E in E rbar Math muß die Lange Drucke bauen vnd im baulichen Wesen erhalten. — Die Bürger müssen daS Bruckenholz auß der Heyden zur S täd te bringen vnd anfhuren. — Die Garnenherren desgleichen; die Hahmherren (Inhaber der Hahmfischerei oder der Hahmwehre) muffen jehrlich ein Jeder zwei Schleichbewme zur S ta d t schaffen vnd anfuren. — Ein Schock Stam m en Bruckholtz betzalt man Churs. Gnaden zu Brandenburg oder Derselben Heidereitern alhie vor 15 G r. 2. E i n k o r n me n a n M e r t e n S - S c h o ß , G a r t e n - vnd Wi e s e n z i n s e , auch F e ns t e r g e l d e . Z u merken: daß ein jeder Burger, soviel der zu Potstam whonen, jehrlich uff M artini zween Groschen geben muß. B arthol. Gericken 5 G r. WiesenzinS, 6 G r. GartenzinS. Jacob Kusick 5{ G r. von 2 Wiesen. B astian Stendal 3 G r. WiesenzinS, \\ G r. GartenzinS. Jacob Zimmermann 7 G r. von 2 Wiesen. Andres Wendtlandt 5 G r. WiesenzinS, 2 G r. 2 P f. Fenstergeld. Stentzel Schultz 3 G r. Fenstergeld, 1 G r. vom Garten. Burchardt Schierick 2 G r. 2 P f. Fenstergeld. Lentz Zimmermann 6 Pf. GartenzinS. Andres Hermann 2£.G r. WiesenzinS. GoreS Graetz 5 G r. WiesenzinS, 6 P f. vom Garten. Joachim Alerth 3 G r. WiesenzinS, 1> G r. GartenzinS, 6 P f. Fenstergeld.

Velten Fritz 2 Gr. Wiesenzins, \\ Gr. GartenzinS. HanS Ebel 2 Gr. Hünergelt, 6 Pf. vom Garten. Brose Leist 3 Gr. WiesenzinS. Andres Rabolt 3 Gr. WiesenzinS, 2 Gr. 2 Pf. vom Garten. Jacob Stolp 5 Gr. WiesenzinS. Jacob Ebel \ \ Gr. Gartenzins. Stephan Hewerer 2 Gr. Gartenzins. Andres Grunow 3 Gr. Wiesenzins. Marx Zincke 2 Gr. Gurgen Dames 3 Gr. Merten Rietz 5 Gr. Simon Drüben 3 Gr. Simon Span 3 Gr. Magnus Velgendreue 3 Gr. Thomas Rutzink 5 Gr. Thomas Krüger 3 Gr. Dikts Bussow 2 Gr. Claus Brunow 2 Gr. und 1 Gr. GartenzinS. Thomas Spiegelbergk 3 Gr. Christoff Koel 2 Gr. Kersten Brunow 3 Gr. Peter Schusterhay 2 Gr. Marx Sperlingk \ \ Gr. Christoph Zinke 2£ Gr. Peter Rudolfs 3 Gr. 6 Pf. GartenzinS. Peter Zander 5 Gr. Jacob Nedelitz 4 Gr. Jacob Schewick 5 Gr. Laurentz Brunow 3 Gr. Dames Koppen 8 Gr. Wiesenzins, 5 Gr. DiettrichS Wiese, 2 Gr. 2 Pf. Fenftergeld, 6 Pf. GartenzinS. Dikts Buygen 2 Gr. Wiesenzins, 6 Pf. Fenstergeld. Kersten Gutjahr 3 Gr. von SchewenS Wiese, 6 Pf. Fenstergeld. Brose Rolling 2 Gr. WiesenzinS, 6 Pf. Fenftergeld. Peter Wilß 5 Gr. Wiesenzins, 3 Gr. für 2 Garten, l j Gr. Fenstergeld. Joachim Jonnies 6 Pf. Fenstergeld. Baltz Möller 3 Gr. Wiesenzins, 1 Gr. Gartenzins, 2 Gr. 2 Pf. Fenstergeld. Peter Preusse 6 Gr. Gartenzins, 2 Gr. 2 Pf. Fenstergeld. Mauritz Meister 6 Pf. Gartenzins. Finis h ab itan tes:

hujus

platea

(der Name der Straße ist nicht angegeben).

Lukas Bartelt 4 Gr. WiesenzinS, 3 Gr. GartenzinS. Andres Kuschuler 11 Gr. Wiesenzins, 6 Pf. GartenzinS. Andres Zimmermann 8 Gr. 4 Pf. von 2 Gärten, 4 Gr. WiesenzinS. Thewes Rabolt 5 Gr. WiesenzinS. Claus Schultz 3 Gr. Jochim Schmidt 3 Gr. Kilian Mechiel 2 Gr. HanS Rabolth 3 Gr. 8 Gr. WehrzinS. Palme Rabolth 5 Gr. 2 Gr. -

In altera

parte

Achim Newendorf 3 Gr. WiesenzinS. Han» Buel 1> Gr. Gartenzins Michel Bernier l \ Gr. Andres Bredow 6 Gr. JoreS Weiding 6 Pf. Severin Casyn 5 Gr. WiesenzinS, 6 Pf. Gartenzins. Hans Parieß 5 Gr. WiesenzinS. Galle Kienscherf 5 Gr. Wiesenzins, 6 Pf. Gartenzins. ThomaS Bäte 8 Gr. WehrzinS, 1} Gr. Gartenzins. Peter Grote 2 Gr. 2 Pf. Gartenzins, 3 Gr. WiesenzinS. JoreS Lange 3 Gr. WiesenzinS. Valtin Brüning 4 Gr. WiesenzinS, 2 G r. Gartenzins. Kersten Gier 7>- Gr. Gartenzins, 2 Gr. 2 Pf. vom Garten. Jacob Schwitzke 5 Gr. WiesenzinS, 6 Gr. Fenstergeld. Andres Schultz 3 Gr. Wiesenzins, 6 Gr. Fenstergeld, 6 Gr. Gartenzins. Ern Andres Vieritz 5 Gr. WiesenzinS, 4 Gr. 4 Pf. vom Garten. Brose RuSmann 3 Gr. WiesenzinS. Joachim Heintz 3 Gr. Lorentz Kuschuler 3 Gr. Baltz Hartwich 3 Gr. Peter Grote'S Buden 4 Gr. DictuS Frise 4 Pf. Gartenzins. Jacob Conradt 4 Gr. HanS Schultz 3 Gr. Torben Kemnitz 3 Gr. Andres Kuntz 3 Gr. HanS Grote 3 Gr. Kersten Binse 7\ Gr. Michel Schultz 6 Pf. 3. Rickzin». 2 | Schilling Hans Raboldt. 2| » Tewes Raboldt. 2| » Mathias Polack. 2| Jacob Ziminermann.

4. Scheerzin». 24 Gr. muß der Tuchmacher jerlich geben. 5.

A lt B ie rg e lt.

Ein Ersam Rath haben allewege von dem alten Biergelde den dritten Theil, welchen sie all« Quartal, wenn sie das alte Biergelt berechnen, abziehen und an sich behalten. E» wird aber solch Bier­ gelt eingebracht von jchlichem ganzen Brauen X Thonne», vnd von jchlicher Thonne 1 Gr. berechnet; also von jchlichem halben Braue» V Thonne» vnd darnach kompt hiervon dem Rathe der dritte Theil.

Ausgabe. 1) Einkommen und Gerechtigkeit deS Pfarherrn zu Postam, renovirt anno recuperat. salutis 1564. Erstlich hat ein Pfarherr den Zehenden vonn allerley Korne zu Potstam vnd Bornstedt. Item Caspar v. Kockeritz (war früher AmtShauptmann zu Potsdam) von alle seinem Kor», so er hier gewinnt, den Zehenden zu geben schuldig

An reinem Korn jehrlich: zu S to lp 2 Wspl. Roggen, 9 Schffl. Haber, zu Neuendorf 11 Schffl. Rogken, zu Nedelitz 12 Schffl. Rogken, Schlaberndorf zu Glinick 8 Schffl. Rogken vom Meierhofe und Mühle. Hierüber hat der Pfarherr etzlich Landt alhie vor Potstam vnd eine Hufe Lande» zu Bornstedte seine» Gefallen» zu gebrauchen oder zu vermieten. Summ a 3 Wspl. 10 Schffl. Korn. Einkommen de» Pfarrer» an Gelde: Der Rath 1 Schock 16 Gr., welches die Schuster alhie muffen zusammenbringen; Barthel Kuschuler 45 G r. Zinse; Vorsteher des Hospitals 7 G r. vom Garten S t . G ertrudis; Caspar v. Kockeritz 4 G r. von der Stede darauf sein Hau» gebawet. An Rentenzinsen rc. Sa. Summarum de» Pfarherrn Einkommen an Gelde 9 Schock 12 G r. 2) Einkommen de» Caplan» zu Potstam: Vom Lehne corporis christi, renovirt anno salutis 1564. An Rente» von Hauptsummen 22 Schock, Von Valtin Fritze von der Wiese 8 G r. - Han» Schultz 10 G r. Hauptstimme. - Peter Graten vom Garten vorm Kietzthore. « Keiften Finde 12{ G r. von 2 j Schock Hauptsumme. Die Vorsteher geben au» dem Hospitale 1 Fl. Zusammen 23 Schock 30 G r. 4 Pf. thut 44 Fl. 2 i G r. Einkommen des Kaplan» an Rogken jehrlich 1 Wspl. 3) U rbede. Zu merken, daß Ein E rbat Rath zur Urbede jetzo jehrlich einbringen muffen 6 Flor. Silbergr. schwere Muntz, da sie doch zuvor nur 3 Schock 18 G r. merkischeinbringe» dorfften. 4) U n i v e r s i t ä t e n g e l d . 1 Flor. schwer Muntz muß Ein Rath alle Q uartal Universitätengelt schicken mit dem alten Biergelde. 5) S c ha r f r i c h t e r . Item 1 Flor. merkisch giebt der R ath jehrlich dem Scharfrichter. Besoldunge geben v. 3 G r. 1 Heller zum HauSzin».

hinein-

Item 1 Flor.

6) Wa» E in Erfam Rath jhren Dienern zur Besoldung geben: 24 Flor. dem Schulmeister. 7) Zinse hat ein Rath jehrlich zu geben: (E s folgen verschiedene Schuldpoften mit Bemerkung der davon zu zahlenden Zinsen.)

II. Register von rückständigen Forderungen der Kämmerei. Unter der Rubrik: »Hinterstellige Schuld au» de» Bürgermeister» Regiment", folgt ein V e r ­ zeichniß vom Jahre 1522 bi» 1553 mit Angabe derjenigen Rückstände, welche bei der Uebttgabe der städtischen Verwaltung an den eintretenden regierenden Bürgermeister vorhanden und von diesem einzu­ ziehen waren. Von denselben find folgende Fälle hervorzuheben: 1525. Duffe nachfolgende haben entphahen von dem Ersamen Rath H a r n » ( H a r n i sc h e) zu be­ talende vor 3 Gulden:

3 Gulden HanS Girche ein Stuck HarnS entphahen, desgl. Koppen 3 * desgl. Michil Klincho 3 . desgl. Michil Kosfin 3 . desgl. Andres Kosfin 3 » desgl. die Richter 3 . desgl. 3 die Kiborch Anno 1538 hat die S ta d t Brandenburg nebst ihren kleinen Städten Churf. G n. 1000 Gulden vor­ strecken muffen, wozu Potstam 23 Flor. beigetragen, welche künftigen Catharinen vom Schoß ab­ zurechnen. Anno 1541. Torben Erdmann ist in seinem Regiment 12 Flor. schuldig geblieben. H at Berichtigung versprochen, auch 3 Flor. entrichtet. Anno 1545 ist m it Torben Erdmann, Bürgermeister, Rechenschaft gehalten und beträgt sein Schulde 24 Schock, welche er auf Rente behalten will. Anno 1553. M it Bürgermeister Urban Erdmann auf M artini von der Zehrung aufgerechnet 4 Schock auf seine Schuld.

III.

Veräußerung von Grundstücken der Stadt.

1) 1523. I n M attheus Kuschulders Regiment, ist auf Ansuchen Torben W ithuns, Pfarrers zu Teltow, die Wiese beim W o l f s w i n k e l gelegen, für 8 G r. Zins überlasten. 2) 1533 hat der R ath B arth. Gericken einen Garten v o r dem G r ü n t h o r e verkauft. 3) 1535 hat der Rath an Andr. Laurentz eine S iette in d e r G r u n s t r a ß e verkauft für 5 Schock und l Mandel Groschen Wynkauf, und 2 Jahre lang M . Gn. Herrn Schoß v. Unpflicht zu­ gesagt; aber doch daß er alle andre Bürgerschaft thun soll. 4) 1540. I n Christian Bonstorffs Regiment hat E in Ersam R ath Sim on ZculigkenS die Zcelle, hinter Jacob Schüller gelegen, vor 30 Schock Märk. verkauft. 5) 1541. Verkaufte Stellen a u f f de m G r a b e n gelegen anno I m XLI.: Jglicher Burger eine Stete so zwelff schuh (Ruthen?) lang vor vier Merkische'schock. 6) 1542 hat der R ath an Andr. W ilmanns ein S tette zwischen 2 Bürgerhäusern innegelegen ver­ kaufst, mit Freiheit (wie oben No. 3). 7) 1543. Vertrag wegen des R aths Wiese im F l a c h s w e r d e r gelegen, welche auszuroden bis an die Bornstedter Mark. 8) 1546. I s t Andres Tymmermann, Richtere alhie, vom Ers. Rath, Bürgermstr. Jürgen Arnth vnd Torben Bergmann, Kämmerer ClaweS B rau n , ^auch von den Vierherren von der Gemeine ver­ kaufst worden Ein Stuck Landes auff der L a n d w e h r u n g v o r m Ki e t z t h o r e , erstlich vor 2 Schock. 9) 1548. D er R ath verkauft an TeweS Rabolt in der Burgstraße eine Wiese in der Du de l wi s c h e für 9 Schock Groschen. 10) 1549. Galle Kobigk für seine S tette a u f dem G r a b e n aus Abschlag 2 Schock. 11) 1553 in die oclava corporis christi hat der Ehrsam Barthol. Gericken abgekofft Joachim Godicken den Garten vor dem V e i d d a m gelegen, vnd gegeben 16 Schock Braudenb. Land­ wehrung. 12) 1561. Valentin Dahme, Kaplan, erhielt von der gemeinen Freiheit ein Stuck Land zum G ar­ ten nebst Umzäunung. Nach seinem Abzüge soll der Garten dem Rathe wieder zufallen. 13) 1561. Schultze erhält eine Baustelle a u s dem G r a b e n neben Fuchsens Stelle für Schock. 14) Dessen Bruder ebenfalls daselbst eine Stelle für 4* Schock. 15) Thomas Schmidt desgleichen eine Stelle daselbst für 4 Schock. 16) Peter Zander erhält auch eine Stelle a u f dem G r a b e n für 4 Schock.

17) Christian Reinicke eine S ta tte a u f dem G r a b e n für 6 Schock. 18) 1564. Erasm us Schultz erkauft vom Rathe einen O rt auf der B u l l e n wi ese hinter seinem Hause zu einem Garten für 5 Schock. Donnerstag nach Jubilate. 19) 1566. Donnerstag nach Innocencium puerorum war Versetzung und Nebergabe des RegimentAndreas Zimmermanns. Dabei ward dein Pfarrer Michael Sprengkler ein Garten vor dem Grunthor, in der Freiheit, neben des Kaplans Garten verschrieben. E r sollte jährlich 3 Groschen Gartenzins geben. I n s R a t h s b u c h eingetragen. 26) 1567. Andreas Melisch erhielt eine Stette vorm Kietzthore für 3 Schock zum Garten. 21) Desgleichen M atthis Senf daselbst eine Stelle für 3 Schock. 22) Desgleichen Clemens Schultz daselbst eine Stelle für 3 Schock. 23) Laurentz Brunne erhält eine S tette vorm Kietzthor zum Garten für 3 Schock. 24) Laurentz Hermann eine Stelle zum Garten daselbst für 3 Schock. 25) 1568. Tewes Wese erhält eine S tä tte a u f dem G r a b e n neben Dasikows Häu-lein für 4 Schock.' 26) 1571. M atthias Patack erhält eine S tä tte zum Garten zwischen DafikowS Hause und dem Stadtthore für 5 Schock. 27) 1578. Der Rath verkauft dem S t a d t s c h r e i b e r M artin Gericke einen Raum oder Ende Land, welche an seine Gartenthür stößt, h i n t e r dem H o s p i t a l e , für 2 Schock.

IV. Reuteukauf. D as In stitu t der Rentenkäufe bildete sich im M ittelalter durch das päpstliche Verbot, für Darlehne Zinsen zu nehmen. Um aber sein Geld nutzbar unterbringen zu können, verkaufte man dasselbe gleichsam wie eine W aare, indem man sich dafür eine jährliche, den Zinsen gleichkommende Rente vor­ behielt, und statt der Aufkündigung wurde der Wiederkaus nach Kündigung zur Bedingung gemacht. Wo die persönliche Sicherheit des Geldempfängers nicht ausreichte, wurde Bürgschaft oder Unterpfand durch Grundstücke bestellt. E in gleiches Verfahren beobachtete der S tad trath in Potsdam mit denjenigen Beständen der Kämmerei, welche sich bei der am Versetzungstage abgehaltenen Berechnung ergaben. Vom Jahre 1518 bis 1564 finden sich fast jährlich dergleichen Rentenkäufe verzeichnet, von denen beispielsweise folgende hervorzuheben sind: 1) 1518. Anno domini quingentesim o decim o octavo hat E in Ehrsam R ath dem Richter, ge­ nant Jacob Schultze, thu Potstamp 3 Schock vff Renthe gethan, alle J a h r vff M artini die Renthe deme Rathe thu Potstamp 15 Groschen, vnd verschrewen stahn nemlich vff daHagewehre. 2) 1520 hat Hanö Gyrhen 6 Schock zu 30 G r. Renthe auf seinen Hof erhalten, zu welchem der Acker vor dem Grünthore gehört. « 3) 1521. TeweS Kuschulder, Burgemeister, hat 6 Schock auf Renthe, auf seine Wiese vor dem Kietzthore genommen. 4) 1523. Anno dom ini Dusent funffhundert jn deme XXIII. Jaren am Osterdaghe hath der Erbar Baltzer von der Groben von dem Ehrs. Radhe thu Potstamp entphahen nemlich 16 Schock vnde 10 Schock, Horen dem Altaristen Herrn Sim on Bußen vnd allen seinen nhakomelingen, nem­ lich deS Ehrsamen Radhes gelt »erfchretveit steth vp Panel Westen allredcste guder tho Golm, vnd Herr Sym on vp Umedih Schmeth thu Eke der vorgenannte Baltzer v. d. Groben den Ehrs. Radhe alle J a h r zu Ostern 20 Schepel Rogghen, vnde Herr Sim on vnd allen seinen Nakomelinghe Jnhebbers deS Altars 50 Groschen. Actum ut supra. 5) 1525. I s t HanS v. Rochow 25 Gulden überantwort, zu jährlich 1£Gulden Rente. Item M attis Haken zu Vetzth (Uetz) 6 Schock auf Rente.

6) 7) 9) 9)

10)

11) 12) 13)

14) 15) 16) 17)

Stern der Steffen Plumperdump zu Belitz 10 Schock, jährlich 5 Mandel Groschen Rente, laut Briefe-. Stern Sechen s. Rochow zu Goltze 30 Florenen auf Rente, jährlich 80 Groschen. Stern Baltzer v. d. Groben zu Golm 16 Schock. 1528. Surgen Spigelberch hat 10 Schock auf Rente genommen und dafür feine Winkelwiese im FlachSwerder eingesetzt. Giebt jährlich für das Schock 5 G r. 1529. Benedict Willcle zu Sacrow hat 1 Schock für 5 Gr. Rente genommen auf feine Güter. Bürge: MattheS Kufchulder und Surgen Spigelberg (Bürger zu Potsdam). 1529. Jasper Pull auf dem Kytz hat 1 Schock für 5 Gr. Rente genommen. Bürgen: Sig» mundt Weger, zu der Zeit Kästner (zu Potsdam). 1530. Anno domini elc. jm 30. Ja re vp M artini ist geschin ein Bordrach vor dem gantzen Ers. Rade met Fabian Spigelberch, d e- G a r d e n - h a l b e n ßo Ch nr f . Gn . we chg e gr a we n t u dem D a r h e wie nachfolget: Wie bot Fabian Spigelberch den Rade 6 Schock vorrentet, hat Ein Erf. Rad 4 Schock gestelleth vnd affgenommen, bliebet he noch dem Rade schuldig 4 Schock, jn beme 31. Ja re vp M artini gentzlich vp einer Summe afftugeben. Weiter ist beredt vnd vordraghen: so S . Churs. Gn. fürder mehr wurde affgrawen, hall bat beme Rade nicht angerekent noch Webber thu schaden kommen, sundern den Schaden will Fabian Spigelberch thu fich nehmen. Actum u l supra. 1531. Christoph Gentz 5 Gr. Rente für 1 Schock, auf Haus und Hof. Valentin Wegener 1 Schock auf seinen Garten vor dem Grünthor für 5 G r. Rente. 1534. Christian Bonstorph hat 2 Schock auf Rente, jährlich 10 Gr. am Tage Laurentii; dafür haftet sein Garten vor dem Grünthore beim Graben. 1539. Peter Garthmann 1 Schock auf Rente, welches Geld ihm E. E. Rath zu meines gn. Herrn des Churf. Schoß vorgestreckt auf fein Hau« und Hof; zahlt 5 Gr. jährlich. 1542 hat E. E . Rath 4 Schock Sacob Thielen vff Renthe gethan vff fein Haus vnd Hof, davon et {ehrlichen vff. Michaelis 5 G r. Rente vom Schock soll geben. H at Torben Erdtmann die 3 Schock, so ehr von MatthiS Smedts 1 Wfpl. Roggen auf fich genommen zu bethalen, auf Rente genommen, verschrieben auf alle seine redeste Gütte rc. Davon soll er alls S aht vf M artini 5 G r. vom Schock Rente geben. 1544. Sst 1 Schock an MattiS Mißner gegen 4 G r. Rente gegeben. Desgleichen 4 Schock haben die Schuster genommen; geben 16 G r. Rente. 1550. Baltzer Hartwich der Leineweber hat von E. E. Rathe 2 Schock auf fein Han« genom­ men ; giebt 8 G r. Rente. 1551 hat der Caplan Steffen Gericke 4 Schock auf Rente erhalten auf feinen Garten vorm Grüuthore, 5 G r. vom Schock. 1561. Sn B . HevererS, Bürgermeister, Regiment hat Grothe 4 Schock auf Rente genommen, welche ihm auf feinen Garten vorm Grünthor gegeben; {ehrlich 20 G r.

V. Handlung«» der freiwilligen Gerichtsbarkeit. A.

K a u fv e rträ g e .

1)' 1524. Metten Schwertzel hat von Gores Withun dessen G a r t e n vor dem G r ü n t h o r e gekauft. 2) 1538. Sst Berwilligung geschehen zwischen den Bleylebenschen und Merten Bordecken, des Kaufhalber, so etwa v o r dem B r a n d e (der S tad t) zwischen P aul Bleyleben, {rem Manne, und gemelten Bordecken gemacht und nach dem Brande wieder verändert, folgender Weise geschehen: Als nämlich, daß fich die Paul Blylebensche vor dem Rathe verwilligt, den Vertragt, so zwi-

3)

4)

5)

6) 7)

8)

9)

10)

B.

schm jnm darnach nach dem Brande jnn XXXVI. (1536.) Jahrel) auf Johanni- gemacht vnd ufgericht, zu halten k . 1539. M artin Schwertzels Rezeß mit LukaS Salemann über ein Han- auf dem Markte für 42 Schock Kaufgeld. — E» heißt am Schluffe: Sollichs also durch beide Bürgermeister, als Jürgen Arendt und Han» Gieren, auch Andre» Richter und Ern Peter Stolpen geschehen. Des zu Urkund und mehret Bekentnus zwei, außgeschnitten Z e tte l gleich- Laut vff» gericht, auch zu mehret Sicherheit in das Rathsbuch einzeichnen lassen. Geschehen 1539 am Abend Elisabeth. 1547. Peter SpieSke, Anna Quickeborns ehelicher Mann, hat seinen Antheil an der Hakenmühle dem Amtmann Caspar v. Köckeritz verkauft und „die Obzicht vorm Rathe gehalten". Im S t a d t ­ buche verzeichnet am Neujahr-tage. 1550. Der Bürger GoreS Bentz verkauft an Andrea» Kuschulder seine Baustelle auf dem Graben- ES ist auch der Weinkauf nach Rechtsgebrauch von beiden Partheien ent­ richtet und abgegeben, auch (vom Rathe) getrunken worden. Sonntag assumptionis Marie im fünfzigsten Jare. 1556. Dienstag nach Oculi hat Andreas v. d. Groben 2 Wiesen in der Dudelwische von den Bürgern Erdmann und Lenken erkauft. 1570 verkauft der Bürger Andrea» Hennen an die Edle Wittwe Ursula v. GunSrodt sein Hau» auf dem Markte sammt dem Raume der Scheune auf dem Hofe, zwei Wiesen im W o l f - » winkel, die andere über die Havel auf dem Schwalbe-heerde, einen Garten im W o lf s ­ winkel und das Braugeräth für 200 Thlr. — Zu mehrerer Bekräftigung im Rathsbuche verzeichnet. 1572. V o r dem sitzenden Rathe erscheint Jacob Nedelitz und verkauft Erdmann Gruno« seinen W inkel „an dem Bornstcdtschen Dembken" gelegen. Zu mehrerer Bekräftigung im Rath-buche vermerkt. 1574. Andreas Mehleg verkauft an Claus Schnitzen seine Wiese am S t. Nikolau-see, zwi­ schen Joachim KestringS und RholofS Wiesen, für 5 Schock. Zu mehret Beglaubigung im Stadtbuche verzeichnet. 1580. Andreas Schröder verkauft 4 Stück Acker hinter dem Pfarracker, zwischen Stadtschreiber» und Kuschulder» Stücken und 2 Stücke zwischen Bach- und Ebel» Winkelstücken, belegen, welche Andrea» Schröder zur Eiche benutzt hatte, für 50 Flor. E» folgen noch einige Kaufverträge bis zum Jahre 1604. Schuldverschreibungen, Bürgschaften, Q u ittu n g e n , Vollmachten.

Anerkenntnisse und

1) 1538. Han- Grothe verschreibt seinem Schwager Jürgen Schilling für eine Schuld von 10 Schock 26 Groschen seine Güter. 2) 1540. Der Windmüller Barthol. Kartzo verschreibt seinen Kindern, für deren 50 Schock Groschen betragende» Muttertheil, seine Windmühle. 3) Die Fre-dorffsche zahlte ihrem Sohne erster Ehe sein väterliche» Erbtheil von 22 Schock Gr. 4) 1546. Schuld»Anerkenntniß des Claus Qnickeborn für den Amtmann zu Potsdam, Caspar v. Köckeritz. 5) 1558. Jürgen Dame» uud Jacob Rabolt verbürgen sich für eine Schuld de» Jürgen Lenke >c. 6) 1570. Belegung von Kaufgeldern. 7) 1572. Nebergabe Protokoll wegen eine» erkauften Hause». 8) 1573. Stengel „verhypothecirt" seine Hauswiese vorm Grünthore für 12j Thlr. Darlehn 1) Potsdam ist also nicht, wie bisher allgemein dem Angelus nacherzählt worden, im Iahte 1550, sondern, wie auch noch andre Notizen ergeben, schon vor Johannis de» Fahre- 1536 abgebrannt.

an S taffelt. D er Gläubiger soll sie besitzen bis zur Rückzahlung des Geldes und das Heu (für die Zinsen) davon gewinnen. 9) 1578. Gores Gantzers, Schaafmeisters des R a th s, Vollmacht zur Regulirung einer Erbschaft. 10) 1587. D er Müller Michel Karzo quittirt dem M i t b ü r g e r m e i s t e r Thomas Bach über den Empfang einer väterlichen Forderung. Actum S on n tag s co rp o ris chrisli. C.

Testamente, E rbve rt rä ge.

1) 1527. Anno dom ini m illesim o quingentesim o in deme XXVII. J a re deS Freitags vor Mauricii ghekomen v o r den E h r s a m e n R a d t , R i c h t e r u n d S c h e p e n , wie daß Michel Klincho bei gesunden LeibeS wol bedeget (bezeuget): Alß seine eheliche HuSsruwe seinen D odt erleben fall, man der Frouven daS H au s, so sein ist, [affen vnd sich das gebruchen nach jrer Woldunken und Bohelp. 2) 1530 S onntag nach Michaelis v o r dem s i t z e nde n R a t h e , Erbvergleich zwischen GoreS M er­ tens und Peter Schmidt. 3) 1530 auf M artini. B o r dem s i t zenden R a t h e wird zwischen Jo res M arx, Michel Gorthmann und Peter Schmidt ein Erbvertrag abgeschlossen. D.

V e r t r ä g e über streitige Angelegenheiten.

1) 1547 am Tage Fabiani hat sich der Amtmann m it dem Schulzen zu Neuendorf um seinen An­ theil von der rückständigen Schuld an der Mühlengerechtigkeit vertragen. I m B e i s e i n R i c h ­ t e r u nd R a t m a n n der S ta d t Potstamp. 2) 1547 S onn tag s nach T rinitatis hat sich der Windmüller M artin Karzow mit dem Amtmann über deffen Antheil an der Mühlengerechtigkeit vertragen. I m B e i s e i n R i c h t e r u n d R a t h ­ m a n n der S t a d t P o t s t a m p . 3) 1569. Vergleich wegen eines streitig gewesenen Stück H ofraum s, zwischen zwei benachbarten Hausbesitzern. D er minorenne Eigenthümer ward vom Stadtschreiber M artin Gericke vertreten. 4) 1573. Zu wissen: Demnach Hanß J h a n vffm Kietze zween Bürgergarten vorm Kietzthor, als einen von M atthis Lorentz vor 9 Schock und den andern von B arthol. Kuschuldern vor I I Schock erblichen gdkauft, E in R adt zu Postamb aber, w e i l er a u f m Kiet ze w o h n t u n d kei n B ü r g e r ist, noch D i e n s t u n d S c h o sse d a v o n e r l e g t , sol ches ni cht g e s t a t t e n w o l l ­ t e n , so Hat gedachter H ans Zhan heut dato sich mit dem Rathe vertragen, also, daß er vff nechst Johannis Einen Thaler vor die Burgerschafft zu erlegen, auch jerlichen und erblichen vor die bürgerlichen Dienste von dem G arten einen Gulden und die Pfundschosse nach dem Taxe, gleich andern Burgern zu geben angelobt. Auch s o l l er kei n H a u S i n dem g e n a n n t e n G a r t e n b a u e n , noch S i t z h a b e n f e i n H a n d w e r k zu t r e i b e n , welches er alles also stet vnd veste zu halten versprochen hat. Und zu mehrer Sicherung in u n s e r m S t a d t b u c h e verleibet vnd verzeichnet. A ctum M ontag- nach Jubilate anno 73. 5) 1574. I s t Peter W ils und HartmannS Schuldsache vertragen worden. 6) 1579. Ja p h et S tolpe und Weber haben sich über ihre Schuldsache berechnet und find vertragen worden.

VI. Borwundfchasts-Sachea, Depofitiou und Belegung von Kindergelder«. 1) 1522. Meister S im on „ d e r D i e k m e i s t e r " (Teichmeifter des Kurfürsten, welcher bei den P o ts ­ damer Befestigungsarbeiten nach No. 8 als Wallmeister angestellt gewesen) hat 2 Schock HörwedeS Kindergelder auf Rente erhalten; zahlt dafür jährlich 10 G r. 2) 1531 am S onntag in der O ctaven n ativilatis ist den Hermenschen Kindern ihr Erbgeld aus­ gezahlt worden.

3) 1532 am Tage Martini hat ErasmuS Krone und fei« Weib den Bonstedtfchen Kindern ihr väterliches Erbtheil ausgezahlt. 4) 1533 ist den Wolterschen Kindern das Erbe ausgezählt worden. 5) 1534. HanS Gyre hat 3 Schock Mertensche Kindergelder auf Rente genommen; zahlt dafür jährlich 15 Gr. 6) 1534. Dem alten Fährmann Selwetandt find 4 Schock Mertensche Kindergelder auf Renten gegeben, und zahlt davon jährlich 20 Gr. Actum am Tage Petri und Paul. 7) 1535. HanS Polack erhielt vom Rathe i Schock HöfftscheS Kindergeld. Er zahlt dafür jähr­ lich 5 Gr. Rente. 8) 1536. Thomas Kolke erhielt 2Schock vonMeist er S i m o n WaklmeisterS Kindergeld; zahlt 4 Gr. Rente für daS Schock. 9) 1537. Der Lakenscherer AndreasLaurentz erhielt 2 Schock KerstenLantzebergsche Kindergelder; zahlt 8 Gv. Rente. 10) 1538. Heute dato Montags nach conversionis Pauli im 38. Jare jst ein Vertrag zwischen E. Ers. Rath und Bernhardt Heupts sel. Sohne, des S i l b e r w e r k s auch des v er b r a n nteil GeretS vffm Rathhause, so im Feuer geblieben, welche seiner Schwester angehö­ rig gewest, vertragen wie folgt: Nemlich daß E. Ers. Rath hat jme überantwort und verreicht alles Silberwerk, und vor daS verbrannte Gerete, so im Rathhause verbrannt, nach E r k e n n t ­ nisse der Achtbaren M . Gn. H er r n Rethen 3 Florenen noch geben muffen. Damit ist er seines schwesterlichen Antheils ganz und gar vergnügt und E. Ers. Rath deffelbigen gentzlich verlaffen. Darbey und vber sind gewesen von Bernhart Heupts wegen Jürgen Kruger vnd sein Stiefvater vnd Anna seine Mutter. 11) 1539. Sonntags Misericordias domini hat Meister Thomas 2 Schock von den Braunschen Kindergelde auf Rente erhalten. Brose Bredo hat 2 Schock Braunsche Kindergelder abgelegt (zurückgezahlt), welche Peter Skoler wiederum auf Rente empfangen hat. Sonntag nach Philippi. 12) 1539. Anno domini X X X IX . am Tage Matthei des Aposteln hat E. Ehrs. Rath Jürgen Gul­ denhaupte neundehalben Gulden an harten Gelde, 6 große Schalen und 5 kleine und 1 Paar Hechtzeln, so den Kindern allensampt angehorig gewesen, wieder vberantworth vnd verreichet; vnd das ander Haußgeret so ym Zettel gezeichnet stan, hat E. Ers. Rath nicht entpsangen, sonder die kynder jnnebehalten. Actum ut supra. I n Beywesen Herren Bürgermeister HanS Gieren und Gores Rüben, auch Andreas Tymmermanns des Richters. 13) 1540. Sonntags nach Johannis hat E. Ers. Rath Kerftian Brauner, der Braunschken Sone, alles Silberwerk vnd das Kindergelt, so sie zu bewaren gehabt, wiederum vberantwort vnd sie gentzlich verlaffen. 14) 1540 hat die Weggandsche jrem Sone HanS Rulen, mit jrem ersten Manne gezeugt, sein veterlich Erbe ausgemacht. 15) 1551. Der Rath bescheinigt, für die nachgelassene Pernemannsche minorenne Tochter 8 Schock Groschen Brand. Währung und 10 silberne Knöpfe zur Aufbewahrung erhalten zu haben, bis sie „zu ihren Ehren greisen werde". 16) 1552. Thomas Krüger hat 2 Schock Vredemansches Kindergeld auf seine Güter erhalten; giebt jährlich 10 Gr. Rente. 17) 1553. Für 2 Schock Jlowsche Kindergelder, welche Peter Freidankinn auf Zins gegeben waren, hatte dieselbe ihre Wiese vorm G r ü n t h o r e beim Schützenbaume verschrieben. NB. „Die Zinsen muffen jn Egleubers Kindergelt-Register jerlich verzeichnet werden vnd auch ein Register darin aufgericht."

m.

16

VH. Register der Uebertreümgen und Verbreche«. 1) 1521. Hat Andres RaboldtS Son, mit Name Goris Raboldt, einen Offen kopt, so E. Ers. Rath vp Martini sich vorßedt hat, dem Ers. Rade difflich boßhafftig mit Gewalt gestaltn vnd genanten. Up da» ßo Hy da» vorlechnen wurde, hvrinne zu eyne Wyßheit ingeschrewen, och tu eyner waren erkanntnuß. 2) 1533. Die Knochenhauer hatten gegen Gote» Rüben wegen Schmähung geklagt. E» mußte dieser dem Rathe 2 Flor. Strafe zahlen. 3) 1535. Michel Zlo« hat sich verteidigt thu geben , Flor. vor dem Ungehorsam, dat er nicht vf die Brucke hat Wache) gesessen. Item Andre» MicheS 8 Gr. 4) 1535. Anno etc. am Tage Trinitatis hat Ein Ehrs. Rath vor sich gehath Jacob Thile vnd verhört seiner Versumlichkeit, so er vf da» seine gehst hat, vnd darnach vor der Bersumuiffe ge» breket, nämlich vor 2 Versumuiffe 2 Floren. 5) 1535. Die Andreas Kruschke hat geflucht vnd geschuldet! auff den Markt vor alle Lenthe, vnd Barthol. ®nicken» Frawe mit solchen vnziemlichen Worten ausschimpfirt, daß em nicht oder ehr steth zu (etjben, vnd jhr vorwethen vnd vorsprechen: »Sein Bier het he nicht können außschenken vnd au»sauffen denn allein mit meinen schaden"; vnd „Dein Kleppel het ßo lange gehangen, al» Melcher het (am Galgen) gehangen, vnd al- er ist affgesult, iS Gerieten« Klepel och affgefult". Und och gesagt vorm Ers. Rathe de» mit vorwilligteu Worten: „von den Rechen nernt man de» Gelt, vnd den armen grautet mau in da» Belt." Hierbei ist E. Ers. Rath gewesen. Gef (hin am Abend den man nennet Borgardi. 6) 1541. Nachdem sich Peter Wils mit Wolff Schewicken etlicher Sachen, Irrung vnd vneinig ge­ worden vnd hefftig einander gescholden, daß E. Rath deshalb Peter Wilsen jn straff genomen also, daß er 2 Rü d e n ahm S t e i n w e g e soll machen lassen. Wo aber einer von jhnen die Sache wieder aufropte, soll er dem H a u p t m a n u l Schock vnd deut Rathe \ Schock Gr. Strafe verfallen sein. 7) 1543. Zwei Weiber, welche sich »hefftig" untereinander gescholten, wurden verurtheilt 2 Ru t h e n S t e i n w e g machen zu lassen. 8) 1544 am Tage Valentini ist die Sache durch E. Ehrs. Rath vertragen der beyder ehrsamen Lenthe al» Torben Bergemann vnd Andre- Schonefeldt der Scheltworte halben, die Andre» Schonveld« Torben Bergemann gethegeu vnd zugefügt het, also, daß E. Ehrs. Rath den beyden KempferS zu eyner straffe von 6 Flor., wer die Sache und dieselbige Scheltwort erneuert vnd erfrischt, zu gebende verwilligt. Auch hat E. Ehrs. Rath demselbjgeu Andr. Schoneselten, dd denselben ehrlichen Torben Bergmann au seiner Ehr vnd Rupe schulden hat, da» er ihm an der warheit doch nicht abdienten können, davor in die strafe genomen, »lßo, daß er schirsten hi er vnd Pf i ngs t e n dy S t a d t t urnen sol l vnd sein Ha u » vnd Hof f vf da» alderdursche geben vnd verkopen, alß er vmmer kan vnd mach. — D am it vnd durch E. Ehrs. Rath die beyden obgen. KempferS gantz vnd gar »orbragen. Alßo hat auch E. Ehrs. Rath noch demselbigen obgen. Andr. Schon« feldt durch Gunsth vnd gnade nachgegeben vnd wiedernmb beredt, ßo er nicht sein hauß vnd Hoff, in der wohnde, verkopen knnte, summe denn noch zu dem Ehrs. Rade vnd wurde sich vor» demudigen vnd bidden, wolthe jm Ein Ehrs. Rath noch gnade erzeigen tc. 9) 1551. Zwei Bürger, welche sich beschimpft hatten, werden vertragen. Wer von ihnen den Ver­ trag wieder „vfreppeu" würde, soll dem Rathe 1 Schock Gr. Strafe zahlen. 10) 1553. Peter Groben hatte Jochen Ramm wegen erlittener Beschimpfung angeklagt. Die Sache wurde dadurch verglichen, daß Ramm Abbitte that. Insofern er die Beschimpfung wiederholen würde, sollte er, „nach seiner Verwilligung" 4 Schock Strafe zahlen, wovon 2 Schock dd Rath und 2 Schock da» Gewerk dhält.

11) 1560. Peter Bonstorf und Andreas Zimmermann wurden wegen sich zugefügter Beleidigungen vom Rathe vertragen. Letzterer leistete Abbitte und wurden ihm 8 Gulden S tra fe auferlegt, wenn er die Beleidigung wiederholen würde. 12) 1561. H ans Herrinkint und JoreS Weiding waren wegen gegenseitiger Beleidigung angeklagt worden. S ie mußten sich einander Abbitte thun und sollten für den Wiederholungsfall 4 Schock S trafe zahlen. 13) 1564. Zwei B ürger, wegen Schmähungen angeklagt, wurden vom Rathe vertragen und dem Schuldigen noch auferlegt, bis W alpurgis 2 R u t h e n S t e i n e zum S t e i n d a m m e anher zu schaffen, und insofern er dies nicht thäte, sollte er noch a n d e r e 2 R u t h e n zur Stelle schaffen. Für das »Ausrücken" der Sache sollte der Schuldige dem Rathe 7 Flor. S trafe zahlen. 14) 1564. M artin Rietz hatte heimlich, zur Nachtzeit, etliche Fuhren Holz aus der S ta d t gefahren, wofür er im bürgerlichen Gehorsam gewesen und außerdem verurtheilt worden w ar, dem Rathe 8 Thlr. S trafe zu zahlen. Donnerstags nach Jubilate. 15) 1567. D as ganze Gewerk der Grobschmiede hatte Broffe und Rolling wegen Beleidigungen an­ geklagt. D ie Verklagten wurden verurtheilt, daß ein Jeder von ihnen dem Rathe 1 Gulden S trafe zahlen sollte; dem Gewerk sollten sie eine Tonne B ier geben. 16) 1569. Scheplitz hatte e i n e n T e ppi c hma che r , David Henning, wegen Beleidigungen angeklagt, welcher dem Rathe 2 Schock Groschen S trafe zahlen mußte. 17) 1572. Zu wissen: D em na^ MarcuS Sperlingk kurz »erschienener Zeit des Erbarn M artin GerickenS verstorben V ater, auch ihn selbst, mit afterredischen Schmehworten in ö f f e n t l i c he r C o t l a t i o n injuriret, darüber er auch gefenglichen eingezogen und gedachter M artin Gericke und seine Brüder, nach rechtlichen Erkenutnus zu fahren bedacht; so haben sie doch auf freundliche Handlung und Vorbitte des ehrenhaften Andrea- v. d. Gröben, Diettrich Flanß, des Pfarherrn Ern Michael Sprenckler und des Erbarn R aths deffen verschonet, doch also, weil gedachter Sperlink die ausgesagte Schmehworte nicht beweisen können, er die gentzlichen widerrufen und beneben seiner Hausfrau um Gotteswillen ihm solches abgebeten, sich der auch gentzlichen zu enthalten gelobt. — I m Fall sie Beide die repetiren und mehr auSspeien wurden, sollten sie dem Rathe, so offt sol­ ches geschieht, 10 Thlr. unnachlässig in S trafe verfallen sein. DaS sie Beide dem Rathe m it Hand und Mund angelobt. 18) 1573. E in wegen wörtlicher und thätlicher Beleidung Angeklagter wurde zur Erlegung einer S trafe von 3 T h lrn . verurtheilt, welche der R ath ihm wegen seiner Armuth jedoch erließ. 19) 1574. Die Ehefrau des Bürgers Pfingstmin hatte den Pfarrer Sprenkler und deffen Ehefrau und Kinder mit ehrenrührigen Worten beschimpft. Durch Vermittelung des R aths wurde die Sache durch Abbitte verglichen, unter der Bedingung, daß wenn sie den P farrer re. nochmal­ beschimpfen würde, sie zur S t r a f e die G e r i c h t e u n d S t a d t r ä u m e n mü ß t e . 20) 1581. Gegen den F r e i sc hl ä c h t e r Schmidt wurde wegen Beleidigung erkannt, daß er 6 Thlr. Geldstrafe oder Gefängniß zu leiden habe.

VIII. Rechtsbelehruugeu. Geschworne Urfehde. 1) 1525. Zu wissen: D aß heutigen dato jn gegenwertigkeit Thomas BlafelderS, Futter-MarschkallS, durch Unsern gn. Herrn dazu verordnet, vnd deS R aths zu Potstamp auch des Kästners daselbS, Jo rg Kuntz, der Sachen halber, darum ihn Unser gn. Herr der Kurfurste zu Brandenburg! rc. gefenklich annehmen und setzen hat laßen, eyn rechte g e wonl i c he U r f e h d e , dH jn der besten Form vnd weise, wy sichS geburt, vorgehalten, gethan vnd dyselbighen Urfehde mit zweien Burghen nemlich Ambrosius Hennighen vnd Jacob Blilehben, wonhafftich zum Berlin vnd C oln, verburgeth, dy alho stett, festh vnd vnvorbrochenlich, alß jm Goth helff vnd die Heiligen, zu halten zugesagt hatt. Actum am S u n tag nach Jacobi apostoli jm XXV.

Darzu soll er fich nicht lengher als acht taghe zu Potstamp enthalten vnd darnach ju anderweg versehen, wy er de- glaubth, gethan hatt. 2) 1538. Anno domini etc. X X X V III Sontag vor Ascensionis domini hat Andrea- Krugk vor einem gantzen Rath eine Orpheyde getan, der Sachen zwischen jme vnd der Wendischen Hanßken, auch der Sache, so ehr mit dem Rath gehabt vnd darüber gefenklich gesessen. Vnd hat sich verwilligt, gelobt bei seinem Eyde zu hatten, das er deffelbigen gefenkniffen nummer gedenken noch rechen will, noch durch Andere zu geschehen beschaffen, auch seine linder, so ehr hat vnd hernachmalS krigen wurde, jn keinem erger gedenken, solch- stete vnd veste zu halten versprochen vorm obgenannten fitzenden Rathe rc. 3) 1552. ClauS Brunne will dem Rath l Thlr. auf die Urfehde und l Thlr., auf die beiden Recht-belehrungen gegen Br andenburg ausgelegt, wiedererstatten.

IX .

Tax- tmb Subhaftatioueri.

1) 1558. Dienstags nach corporis chrisli hat Richter vnd Scheppen die Güter deö verstorbenen Urban Erdmann abgeschätzt vnd vor dem Rathe verkaufft. 2) 1725. Der Scharfrichter List hat von den Panischen Erben stib hasta für 287 Thlr. erkauft folgende Grundstücke: 3 Stücken im Ahnewend, 3 Winkelstücke, 2 Behrbomstücke, 3 Stücke zwi­ schen beiden Wegen, 2 Stücke beim Fasanengarten, 3 Stücke hinter der Pfarre (hinterm Psarracker), 1 Stück hinter den Weinbergen, 1 Stück bei Dahmen, l Stück neben Bolcken, 2Stücke aus Glinicker-Horn, l Stück an der Lake, 1 Stück an der Rundung und 1 Stück neben Behrbom. Der Prediger erhielt davon jährlich 3 Viert rein Korn.

X.

Geistliche, Kirchen- nnb HosPitalsacheu.

(Vergl. oben sub I. das Register vom Jahre

1565, Ausgabe No. 1 und

2.)

1) 1536. Anno domini X X X V I ist ein Vertrag vnd einunghe geschehen alßo: daß vordem Ers. Radt erschinen seindt die zwe leuthe mit Namen Andres Albrecht sampt seiner ehlichen Frau, haben um Aufnahme in da- Spittel gebeten vnd gelobt, Alles mit fich zu bringen, was sie haben rc. 2) Um 1550. Zu den Einkünften des Kaplanö vom Altare corporis chrisli gehörte eine Abgabe von einem Hause in der „Korchstraße" (Kirchstraße). 3) 1552. Inventarium einem Caplan zuständig!: *2 Fischkeffel, 1 zinnerne Schuffell, 1 zinnerne Kanne, 1 Span-Bette, 1 Tisch, 1 Spinde, 2 Bank-Sedell, 1 Bank-Puell, 7 Scheffel Rocken, 1 Schapp zu den Schuffeln vnd Kannen, 1 Repofitorium, 1 Vorbanke. 4) 1561. Valentin Dahme, Caplan, erhält von der gemeinen Freiheit ein Stück Land zum Garten nebst Umzäunung, damit er seinen Unterhalt desto besser habe. Nach seinem Abzüge soll der Garten dem Rath? wieder zufallen. 5) 1690. RenovirteS Verzeichnis der dem Diaconus jährlich zustehenden Roggenpächte rc.: vom Amte Brückenroggen 8 Schffl., vom Amt-acker 3 Schffl., vom Hasenheger Meißner zu Born, vom Winkel, 1 Wspl., von Gildenhaupt, vom hintersten Winkel, 1 Wspl. 2 Schffl., von Fröling, vom vordersten Winkel, 1 Wspl., vom Feldacker rc. 13 Schffl. 3 Metzen. Noch find hierbei 2 zum Diaconate gehörige Ackerstücke, welche von JoH. Genesen herrühren, jedes von 1 Schffl. Aussaat, bei der Wittwe Schöneberg neuem Weinberge und am grünen Wege, schießet nach dem Rehgarten.

6) 1740.

Geldbesoldung deS Diaconi: 33 Thlr. — Gr. — P f. vom Rathhause, Freiziese wie sie Se. Majestät verordnet, 2 20 — - von den Hospital-Borstehern, — 10 - — - vom Amte wegen Neumann- eingezogenerWohnstätte, 3 — • — - vom Amte wegen deS Diaconus zum Lustgarten eingezogener Wiese, 3 18 - — - aus dem Dorfe Neuendorf, 4 — — - aus der Potsdamschen Kirche, 5 » 10 4 - von Bürgern für Gärten, Wiesen re., 53 Thlr.1 G r.

4 Pf.

X I.

Gewerks- und Gilde-Sachen.

1) 1558. Am Sontag nach Egidii hat sich der Duchscherer Andres Laurentz verwilligt, da- Lundische vnd Ledische Thuch die Elle vor 4 P f., das Leipziger vnd was sonst vmb oder vber 14 G r. gekaufst wird, die Elle vor 3 Pf., vnd alles waS vber 7 G r. gekaufft wird, den Burgern vnd Schnei­ dern vmb 1 Pf. zu scheren. Actum u. s. 2) 1573. Zn wissen: Demnach etliche beschwerliche clagen vnter den Fischern, wegen vnzeittigen Fischen vorgefallen, so seyn desst twegen vorm Rath zu Postamb bescheyden vnd durch einander vom Rathe vortragen worden, daß welcher betroffen, daß ehr vff den Sonnabent oder sonsten heylich Abent von der Fischerey nicht ablassen vnd zu Lande ankommen, volgenden Feyr- vnd Sontagk sampt nechster Nacht bis vff den Montagk zu Morgen still halten. Wurde eyner aber hierüber betroffen, daß ehr zuwidder handle, sol jedesmal, so oft betroffen, dem Rath eyne Thonne Bier, wie von Alters gewonlich gewesen, zur Straffe verfallen sein. Geschehen Sontagk nach Medardi anno 73. 3) Privilegien: 1559 der Bäcker. 1560 der Wollenweber. 1575 Bertrag deS Raths mit dem Bader. 1598 Privilegium der Zimmerleute. - Grobschmiede. 1657 - Fleischhauer. 1683 1686 - Tischler. - Schneider. 1688 . - Leineweber. 1689 - Tischler-Gesellen. 1689 - Schuster. 1690 » Maurer. 1690 - Leinweber-Gesellen. 1690 - Tuchmacher. 1702 1704 - Schützengilde. - Fleischhauer. 1708 - Tischler-Gesellen. 1710 - Tischler. 1714 - Böttcher. 1717 - Zimmerleute. 1721 1723 Artikel der Tuchknappen. 1725 Privilegien der Schlosser, Sporer, Büchsen- und Windenmacher. 1726 - Gesellen dieser Gewerke.

XII. Register der zur Unterhaltung des MarktVrnnnenS verpflichtete» Hausbesitzer. (Um daS Jah r LS20 geschrieben.) Diffe Nachfolgende hören thu den Marchtborne thu Bethern: Peter Prutze. . . . Simon. . . . Merten. . . . Bathen. Merten Swertzel. Peter Grundt. . . . Hanß. Jacob Switzke. Han- Gyrch. Kerften Bomestede.

. . . Spiegelberch. . . . MeleS. . . . Arendt. Gores Merten. Thomas Wenthlandt. . . . Warneholtz. Torben Erthmann. Pawel Blilewenth. M artin Boedicker. Giemen . . . .

Die Namen der Grundbesitzer z« Potsdam seit dem 15. J a h rh u n d e rt.

^ a S nachfolgende N am ens-Register der zu Potsdam früher mit Grundstücken ansässig gewesenen Familien ist aus Urkunden und andern archivalischen Nachrichten zusammengestellt worden. Zweck dessel­ ben ist, einen Ueberblick zu erlangen, wie Familiennamen der ältern Bevölkerung, bis aus einen geringen Bestand, nach und nach, besonders während der für Potsdam so verhängnißvoll gewordenen Zeit deS 30jährigen Krieges verschwanden und hiernächst, hauptsächlich seit der Erweiterung der S ta d t unter dem Könige Friedrich Wilhelm I., von außerhalb gekommene Familien in großer Zahl neu angesetzt wurden. Hiernach ist diese Zusammenstellung eingetheilt worden: Die Abtheilung I, welche das 15. J a h r­ hundert umfaßt, enthält nur eine geringe Zahl von Namen, weil die Urkunden aus jener Zeit nur die damals wahrscheinlich wohlhabendsten Grundbesitzer nennen, deren Nachkommen sich zum Theil noch bis heut in Potsdam behauptet haben. — D ie in der Abtheilung II vorkommenden Namen find dem m it dem 16. Jahrhundert anhebenden Stadtbuche und einem Schoß-K ataster aus dem Anfange deS 17. Jahrhunderts entnommen, und dürften daher auch auf eine gewisse Vollständigkeit schon Anspruch machen. — Die Abtheilung III ist aus archivalischen Nachrichten aus der Zeit des großen Kurfürsten, Schoß - Katastern und aus den mit dem Jahre 1706 beginnenden Feuer-Katastern zusammengestellt, und die Letztem bis zum Jahre 1760 sind auch für die Abtheilung IV benutzt worden. B is zur neuesten Zeit ist dieses Register nicht fortgesetzt worden, weil solches für den vor­ liegenden historischen Zweck entbehrlich war und jedem am O rte Lebenden, welchem eS von Interesse ist, eine Vergleichung deS gegenwärtigen Besitzstandes mit dem frühern anzustellen, die Gelegenheit durch den Potsdamer Wohnungs-Anzeiger leicht geboten wird. I.

Familien- welche in Urkunden des 15. Jahrhunderts genannt werden:

Berlin. Brasch. Gronwalt. Heine. Klinckebeil. Lorenz. MeleS. Otterstedt. Rabboldt. Ridder. Schmidt. Schulte (Schulze). Schwarte (Schwartz). Schwitzte. Wennemeker. W olter. Zcuden. n.

Familien- welche von 1501 bis zum 30jährigen Kriege im Besitze von Grundstücken waren:

A. I n der Stadt. 1) a u s f r ü h e r e r Z e i t : Berlin. Bratz (Brasch). Lorenz. MeleS auch Melisch. Schmidt. Schulze. Schwartze. Schwitzte. Wennemeker. 2) n a ch 1501: Albrecht. Anwander. Arendt. Bach. Bartholom äus (auch B artels). Baslow. B äte (oder Bade). Baustorf. Bensdorf. Berend. Bergemann. Beringer. Bezen. B ier. Blileben. Bedecker. Bonstedt. Bottel. B raun. Brecht. Bredow. Buel. Bufsow. Buyge (auch B uge). Canies. Casper. Casyn.

Conrad. Copernick. Dahme. Daube. Denicke. Diederick (Dietrich). Dielitz. Digmann. Dovernitz. Dröge. Drüben. Ebel. Eggert. Erdmann. Faber. Falkenhagen. Felgendrewe (Felgentreu). Finke. Fischer. Fresdorf. Friese. Fritze. Fuchs. Gautzer. Garsmann. Gentz. Gericke. Gibsen. Giere. Gildenhaupt. Glienicke. Godicke. Gonnes. Grätz. Grening. Grieß. Grote. Grumann. Grundt. Grunow. Grunrath. v. Gunsrodt. Gutjahr. Hageudorf. Hans. Hartmann. Hartwich. Hasendorf. Haupt. Heins. Heyse. Henne. Henning. Hermann. Herrenkind. Hewerer. Hindenberg. Höft. Holtzendorf. Hoppenrade. Hüfener. Jacke. Jenicke. Jlow . Jngel. Jogkert. Jotzke. JonnieS. Kabeltitz. Kalbe. Kalk. Kartzow. Kawel. Kelch. Kemnitz. Kersten. Kertsch. Kestien. Kestring. Kiburg. Kienschert. Klincho. Knape. Kobigke (später Köpke). Kocke. Kohl. Kohlhase. Koppen. Kratz. Krone. Kruger. Kruschke. Auenß. Kusig. Kuschulder. Lange. Lantzberg. Laurentz. Lembke. Lenke. Liepe. Lietzow. Lindemann. Marx. Mechil (auch Michel). Medeborch (später Magdeburg). Meister. Melcher von Thene. Melson. Merten. Miche. Mißner. Mellmann. Möller. MoysiS (später Moyß). Nedelitz. Neuendorf. Peter von Oppen. Ostwaldt. Peters. Palme. Paris. Parnemann. P fingst. Plumpe. Prädikow. Prutze (auch Pruffe, später Preusse). Pulmann. Quickborn. Raboldt. Reinicke. Richter. Rietz. Rolling. Rüben. Rudloff. Rügen. Stute. Rusmann. Ruhnick. Säten. Schewicke. Scheplitz. Schilling. Schleuß. Schlötcke. Schmiedehagen. Schönefeld. Schlott. Skoweler. Schonow. Schröder. Schüler. Schull. Schumann. Schutte. Schusterhan. Schwabe. Schwecht. Sempft (auch Semff). Simon. Span. Sperling. Spiegelberg. SpieSke. Spitzkopf. Sprenger (auch Springer). Sprengler. Staffelt. Stendal. Stengel. Stolpe. Thile. Thile der Maler (später Thile Maler). Thomas. Turkey. Ulrich. Varneholtz. Bieritz. Wagenknecht. Weber. Weden. Wegand. Wegemunt. Weiding. Wendland. Wensche. Westphal. Willmanu. Wil». Withun. Wumann. Zander. Zimmcrmann. Zincke. Zouligke (auch Zulicke, später Zülicke).

B. A u f dem Kiez. Altmann. Belitz. Müller. Pole (auch Pull).

Brathß (später auch Bratsch). Ebel. Ferbitz. Jahn. Jenicke. Michel. Moritz. Poltze. Rabboldt. Schnitze. Zickow.

in. Von 1640 Mo 1713: 1) A uS dem 15. J a h r h u n d e r t : Berlin. Lorentz. Rabboldt. Schmidt. Schulze. Schwartz. Schwitzke. Wennemeker. 2) A u s d e r Z e i t von 1501 b is zum 3 0 j ä h r i g e n K r i e g e : Albrecht. Arendt. Bade. Baustorf. Berndt. Brasch. Brecht. Buge. Dänigke. Dahme. Dielitz. Erdmann. Faber. Falkenhagen. Fritze. Gericke. Gildenhanpt. Gutjahr. Grund. Henning. Hermann. Hewerer. Heyse. Jacke. Jänicke. Jah n . Kersten. Köpcke. Krüger. Kühn. Lange. Magdeburg. Moyß. Müller. Ostwaldt. Palm. P aris. Pole. Poltze. Preuffe. Reinicke. Richter. Stuhle. Saadte. Schleuß. Schlunck. Schröder- Senfs. Sperling. Turley. Thiele. Wagenknecht. Weber. Zimmermann. Zülicke. 3) V o n 1640 b is 1713 we r d e n f o l g e nd e F a m i l i e n a l s Gr u n d b e s i t z e r neu a u f g e f ü h r t : Alßleben. Amelang. Ammendorf. Anton. Altmann. Baatz. Baptist. Backhaus. Baltz. Barnickel. Barnelly. Bartz. Bausewang. Becker. BehnSdorf. Behreuds. Beizer. Belitz. Bendix. Bernilius. Berckholz. Beseler. Beyer. Bielicke. Biestorf. Biet. Bölligke. Börnicke. Bohle. Bohnstedt. Bonstorf. Bredow. Brünning. Bruhne. Bürger. Büttner. Buge. Buschendors. Buffe. Conradi. Dannenberg. Dickmann. Doltze. DomeS. Eckhart. Eckstedt. Eichtet, v. Enderlein. Eschke. Ferbitz. Fermanteau. Fiedler. Flemming. Fleischhauer. Floht. Formention. Freitag. Frifigke. Fröling. Frömbke. Fromme. Gartmann. Gaffer. Jacob von Geldern. Gerlach. Gieselbarth. Giffey (auch Giffheim). Giroth. Gladitz. Glück. Götsche. Goltze. Gores. Gosdorf. Grabert. Gratz. Groben. Grothe. Grünthal. Günther. Gütter. Gutschmidt. Haase. Hahn. v. Hake. Hamann. Hammerschmidt. Harnisch. Haseloff. Heccelen (Hainchelin). Hecht. Heidekampf. Heindorf. Heine. Herklotz. Heffert. Heyde. Hintze. Höpfner.

Hoff. Hermann. Hübner. Hünicke. Jlenburg. Jo h l. Kähne. Kagel. Sauffmann. Kellner. Kiepke. Klinke. Klncke. Knacke. Knape. Knorr. Kockerl. Köckeritz. Kohlheim. Kracht. Krehan. Kremer. Kruse. Kakel. Kuhlbrod. Kunckel. Lamprechl. Laubisch. Lehmann. Lentze. Sencke. Lewin. Lichterfeld. Liebheim. Lische. Löwe. Luero. Ludewig. Luppius. M agnus. M ahler. M arcus. M artin. M arquardt. Martzahn. Meerkatz. Meißner. Melemer. Meiucke. MeweS. Meyer. Michaelis. Michel. Mickisch. Mörschel (auch Mörsel und Morse). Moritz. Moses. Moßhammer. Naumann. Nernst. Neubauer. Neuenhagen. Noack. Nosfig. Ohm. O tte. Pasche. P au l. Petzold. v. Perbandt. v. Pfuhl. Plümicke. Prötel. Prüncke. Pulm ann. Quaase. Rappe. Rathenow. Regeler. Regenstein. Rehfeldt. Reinhardt, de Ricker. Reyer. Ring. Rölling. Rönneburg. Rosenack. Rosenlöcher. Rostn. Rüden. Rußleben. Salzwedet. Sasse. Scharling. Schlentin. Schleuen. Schlicht. Schirmeister. Schlörke. Schimele. Schmützler. Schneider. Schneller. Schönebeck. Schöneberg. Schropsdorf. Schumann. Seehaus. Seiler. Selle. Sem ann. Sibach. S ittig . .S ollm ann. Sommer. Sonnenschein. Spannagel. Spießberg. S tah lh a rt. Stellmacher. S trau b e. Strauch. Tempel. Töpffer. Treplin. Uldrian. Ulrich. Uno. Dockroth. Vogel. Vogeler. Wanderen Weese.Wegel. Wagner. Wendel. Wendt. Wendtland. Wernicke. Wiedemann. Wiedenberg. Wiese. Wilke. Wind. Winket. Wolf. Woltersdorf. Zach. Zickow. Zietemann. Zinno. Zisch. Zydlitz.

IV.

Von 1713 bis 1750 waren Familiennamen vorhanden:

1) A u s dem 15. J a h r h u n d e r t : Berlin. Lorentz. Rabold. Schmidt. Schulze. Schwarz. Schwitzke. Wennemeker. 2) AuS d er Z e i t von 1501 b i s zu m 3 0 j ä h r i g e n K r i eg e . Albrecht. Arendt. Altmann. Buge. Dielitz. Ebel. Erdmann. Fritze. Gericke. Gildenhaupt. Hermann. Hewerer. Ja h n . Jenicke. Köpke. Krüger. Kühne. Lorentz. Magdeburg. Moyß. Müller. Ostwaldt. P alm . Poltze. Preufse. Pulm ann. Reinicke. Richter. Rühle. Schlunck. S pringer. Thiele. Weber. Westphal. Zimmermann. Zülicke. 3) A uS d e r Z e i t v on 1640 b is 1713: Berckholz. Beyer. Bohnstadt. Braune. Brünnig. B üttner. Cafper. Dannenberg. Dietrich. Goltze. Finke. Fischer. Friedrich. Fuchs. Gartzmann. Gerlach. Giesebarth. Giffheim. Glück. Götsche. Goltze.G rundt. Gutschmidt. Haase. Hake. Hainchelin. Hamann. Heffert. Hintze. Horn. Hübner. Hünicke. Joel. Nagel. Kaufmann. Kettner. Klincke. Knape. Kockert. Kohlhase. Kramer. Kratz. Kuntz. Lange. Lehmann. Lewin. Liebheim. Liepe. Lietze. Löwe. M arquardt. M arhahn. Meinicke. M eißner. Meister. MeweS. Meyer. Michaelis. Michel. Mörsel. Moritz. Moßhammer. Neubauer. Noack. Ohm. O tte. Pasche. P au l. Plümicke. Prötel. Quaase. Rathenow. Regeler. Rietz. Rostn. Sasse. Schlicht. Schlöricke. Schmiel. Schneider. Schneller. Schumann. Selle. Senff. S trau b e. Tempel. Töpffer. Uldrian. Ulrich. Vogel. Vogeler. Wendt. Wendel. Weese. Wiedemann. Wiese. Wind. Wolf. Zielemann. Zinnow. Zisch. 4) N e u h i n z u k a m e n f o l g e n d e G r u n d b e s i t z e r : a. Grenadiere de- Königs Friedrich Wilhelm L, welche Häuser geschenkt erhielten oder sonst erwarben: (Diejenigen Grenadiere, deren Namen mit gesperrter Schrift gedruckt sind, waren noch 1760 im Besitze ihrer Häuser.) Baumbach. B aum ann. B e c k m a n n . Behlert. B e l g o . B e l l y. Berg. B i n d e r . B onn. Borst. Brendel. Bröse. Buche. Buchwitz. Büchner. Büttner. C leb a n er. Clerfeldt. Cnepel. Gramer. CupiuS. D en ck e r t. D i e t r i c h . D r e c h s l e r . D r e s s e l t . Drewel. van der Düffe. D un c k e l . Duphorn. D u r a n g . Eberlein. Eckert. E i ß n e r . E ur i ch . Ewert. F e l d h o s . Fischbach. Fischer. Fl öri cke. F u ß . G e r l off. G iot. G raß. G rünwaldt. Hansel. Hammermann. Hauer. H a u s w i r t h. H e i d e m a n n . Heini cke. Hirschbach. H it z w e de l . H o w e r t . Hohmann. Hubert. Hussai. J ü r g e n s . J u n c k e r . Kamrath. K a y s e r . K e l l i n g . K ie s e l b a c h . Kirchhoff. K l i n g e n e r . K ö h l e r . Krach. K r a f f t . m. 17

K ro n a ch e r. K ru cken b erg . Lämcke. Laibur. Lebbeda. Leiffmann. L e h m a n n . Lithar. Magdana'll. M a l l e t t . M a tth e S. Mehlmann. Mertz. Meybom. M e y e r. N eu m an n . Netzet. Nossig. Ottilge. Pflug. Pepi. R e m S b e rg e r. N e ttig e r . Richter. Rochebleau. R o h d e . R ost, von Roy. Rummel. Schaffer. Schorstadt. S c h rö d e r. Schuhmacher. S c h n e id e r. Schiban-Schibi. S c h o lly . S e i le . Siebenbrodt. Soest. Sperle. S p ro c k . S t a p e l f e l d t . S t a r it z a . S i e b e . S t e i n . Sternberg. S t e m m in g. Stoltzner. Stridde. Striepe. T h e u e r lin g . Thiemann. Tieffenbeck. Trampter. Danley. V i t t u n . Vock. V o lc k m a n n . Wagener. W a lth e r . W eb er. W e ig e l. W eiffe. W in ck ler. Z e lte r . Z im m e rm a n n . Zöllner. Zülcke. b. Andere Personen:

Aaron. Abt. Ackermann. Adelfink. Adler. Ahlenkamps. Ahrensdorf. Atard. Albe. Angermanni. Arneim. Aurich. Baade. Bach. Bacharach. Baltzer. v. Bardeleben. Barnickel. Barthels. Bartscherer. Bastian. Baudson. Bauer. Baum . Baumeister. Baumgarten. Bauwald. Bachstadt. Beck. Becker. Behrendt. Beilschmidt. Beller. Benicke. Berger. Bernstein. Berthold. Betche. Beyerlein. Bier. Bilicke. B inius. Bischeif. B irn. Blanckenfeldt. Bleyke. Bluhme. Blumenreich. Bock. Bode. v. Boden. Bohne. Bonsery. Boileau. Boltze. BonnefoiS. Bonesse. Borchardt. Borchmann. v. Bork. la Borde. Bormann. Borsch. Borstorff. Bothhausen. Boum ann. Brand. Brandhorst. Brandis. Brecker. Brederecke. Breitung. Bremer. Brewa. B rill. Brisenick. Brunner. Buchholtz. Buckenthal. v. Buddenbrock. Bue. Budach. Bulon. Burgenroth. Bussien. Butte. Cämmerer. Cäser. Callies. Cams. C arl. Carlguth. Carr. Carolini. Gaffel. Chappat. Chattar. Chein. CariuS. Clauß. Cleran. Clojer. Colditz. Cornelius. CotheniuS. CrudeliuS. Sahne. Danicke. Sarge, vom S a h t. Sahlen. SameS. Sam m . S a ro . S aunt. Seckert. Sefroi. Segen. Sellon. Sennewitz. Sidelot. Sintz. S ittm a r. Soberitz. Sönnecker. Sogano. Soles, v. Sonep. Sräger. Sräsel. Sreyloff. Srinckwitz. Sübel. Süntbe. Süring. Süffey. de Sum aß. Surdey. Suffel. Suphorn. Sylon. Ebert. Eckstädt. Ehrhardt. Eichel, v. Einsiedel. Eisemann. Eisenreich. Elßholtz. Eltze. EmmerS. Engel. Erxleben. EScoffier. EverSmann. Ewald, gackert. Färber. Fechner. Feige. Fergner. Fixel. Flohr. Floriff. Förster. Fredersdorf. Fredler. Freudemann. Frey. Freitag. Frick. Fritsch. Fritsche. Fröbisch. Früböse. Funcke. Gäbert. Gabler. Gäbe. Gärtner. G arn. Gausely. Gayette. Gebhardt. Gehle. GerreS. Geschke. Geuther. Giebel. Giebelhausen. Giegandet. Gierod. Gleisberger. Glume. Goddun. Gode. Göltzner. Göring. Götze. Goldmann. Golicke. Grädicke. Grafs, la Grange. G rau. *Greifs. Greinert. Grimmau. Grosse. Grube. Gruff. v. Grumbkow. Grunthal. Güttner. Guillaume. Gummersbach. Guthge. Gutmacher. Habedank. Habicht. Hackel. Häseler. Hagel­ berg. Hagen. Hammel. Hammering. Hanack. Hand. Hannemann. Harsleben. Hartung. Haupt. Hauschild. Havelland. Havenrichter. Hedler. Heide. Heidenreich. Heinel. Heintz. Helmuth. Henrion. Hensche. Herold. Heffelbarth. Heuckler. Himpenmacher. Hirsch. Hirsekorn. Hobermann. Höning. Hoffmann. Holland. Hollinger. Holsche. Holtzendorf. Holtzkampf. Holwedel. Hoppenrade. Hornburg. Hornemann. Hubert. Hügel. Hülsekopf. Hünicke. Hüxrath. Huhn. Humpsch. Huth. Hyot. Jädicke. Ja h r. Jameck. Janicke. Jamasch. John. Jolecke. Jordan. Jsensee. Julien. Julitz. Ju n g . Junker. Ju ry . Kästen. Kästner. Kayser. Kahle. Kahlow. Kalbach. Kalbus Kamplt. Katsch. Kelle. Kellius. Kelly. Kerner. Keschner. Ketel. Kyburg. Kiekebusch. Kießler. Klest. Kirchmann.Kleinschmidt, v. Kleist. Klinte. Ktobe. Kloppert. Klockert. Klug. Ktuth. Knack. Knauff. Knenagel. v. Knesebeck. Knipenberg. Knispel. Knöchel. Koch. Köhne. König. Körbis. Krahmer. Krause. Krausemann. Krausnick. Krempel. Kriele. Kriewitz. Krug. Krumbach. Krumbholz. Küster. Küttner. Kuhlmey. Kuhnert. Kuhnig. Kunstorf. Kusch. Kutscher. Kyburg. Kyritz. Laatzen. Lachmann. Lacke. Langeler. Sangener. Langenhagen. Langfeld. Lanther. Laube. Laue. Lautensack. Lavat. Lebbe. Lechler. Lenden. Lehnhardt. Lehr. Leipziger. Lengerke. v. LentuluS. Lerche. Liebenow. Liebmann. Lietzmann. Linde. Lindner. Lintz. Lipsch. Löhr. Löper. Lösche, van Löwen. Loffo. Lüdert. Ludewig. Lusche. Luyk. Mallwitz. Mangelsdorf. v. Marschall. M artini. Maschel. M atthäus. M atthias. M atthifon. Mecklenburg. Meltzer. Meltzow. Mentz. Mertens. Messer» schmidt. Metzler. Meyeran. M ittler. Möhring. M orino. Morison. Mourin. Münch. Mulack. Nagel. Naht. Negro. Nemeßmann. Revier. Nicolai. Nieß. Nimrose. Nitsche. Noe. N o th / Nürnbach. Odibert. Oehlers. Oesfeldt. Oppermann. Drisch. Osten. Ottmann. den Duden. d'Oufir. Patty. Paußwang.

Payan. Pebusch. Pechert. Pechmann. Peinert. Pellet. Peters. Petit-Jean. Petrus. Petsch. Philipps. Pietsch. Pille. Pipping. Plantier. Plathow. Plettiner. Plöger. Polentz. Pollborn. Polter. Prater. Prätorius. Prömmel. Protz. Protzmann. Putztoff. v. Ouerheim. du Quesne. Rabe. Rademacher. Rampel. Rapholz. Rautet. Reddiger. Reichenbach. Reichner. Reinhardt. Reinhold. Remfchel. Renschuh. Rese. Reusener. Rewendt. Reymann. Rhode. Riccard de Ridder. Riemicke. Riedländer. Rieß. Rim­ schlag. Rinder. Rittmeyer. Rode. Röhrig. Rösecke. Röseler. Romanus. Roloff. Roth. v. Rothenburg. Rudloff. Rudolph. Rückert. Rüdiger. Ruhländer. Runge. Ruthenberg. Sainson. Saltzmann. Sandow. Sarnow. Sauerland. Sanermann. Schaaber. Schaub. Scheibe. Schenke. Schibigen. Schier. Schille. Schilling. Schlegel. Schlichting. Schlöffer. Schlöth. Schloßhauer. Schlüter. Schmoch. Schmuckert. Schneeberg. Schob. Schock. Schönefeldt. Schuchardt. Schübler. Schüsler. Schüler. Schur. Schuster. Schwan. Schwa'Kefelder. Schwechten. Schwickert. Schwiedert. Seeliger. Seewald. Seidel. Seiffert. Semler. de Senerges. Senjorini. Seuring. Seydel. Siecke. Siedert. Siefert. Siegel. Siegfried. Sinß. Sorge. Sperrey. Splittgerber. Spring. Sporer. Sprechert. Staffelt. Stahlberg. Stange. Stauch. Stechow. Steinicke. Steinkopf. Stemmler. Sternemann. Steuer. Stieber. Stille. Stöhr. Stohler. Strähler. Stolke. Stosch. Stolzner. Strobach. Stubbe. Stumme. Sydow. Talckenberg. Taubenroth. Teichert. Tepelmann. Theiß. Theuerkauf. Thieme. Thiemig. Thillge. Thonius. Tilly. Tittel. Torjes. Tragnitz. Trautmann. Trojula. Trost. Tübbide. Tümichen. Uhlemann. Urban, la Valle. Vetter. Villaret. Viepach. Voigt. Vollmar. Wachs. Wahl. Wallich. Wanney. Wallon. Waßmannsdorf. Waßmuth. Wayland. Weichbrod. Weidemann. Weigel. Weisbach. Weisgerber. Weiskopf. Wentzel. Weffel. Westerhausen. Wettig. Wien. Wilke. Willberg. Willbrandt. William. Willmann. Winkelmann. Windelband. Wißmann. Witte. Wintzerich. Wölffert. Woide. Wulff. Wurmstich. Wustrau. Wüthe. v. Wylich. Zacharias. Zäper. Zehlen. Zeiner. Zeitz. Zerges. Zermcke. Ziederich. Ziegeler. Zieme. Zinniger. Zirtzow.

Uebersicht sämmtlicher auf Königliche Kosten zu Potsdam ausgeführten Bauten während der RegiemngSzeit de- Königs Friedrichs II.

1740 — 1786.

Sahr.

Schlösser und Pracht-Anlagen.

1740 HB 1741

(Schlesischer Krieg.)

M ilttair-

Oeffentliche

Gebäude.

Bauten.

1744 OrangehauS im Lustgarten, Ausbesserung des Kgl. Schlosses, Herstellung der steinernen Einfassung am Havelufer im Lustgarten und der Ballustrade. B au von 6 steinernen Freitreppen im neuen Weinberge (später Sanssouci).

1746 Zwei Kolonaden zur Umfassung des Lustgartenneben dem Schlosse, nach v. Knobelsdorf durch Dietrichs. In n ere und äußere Verzierung des Schlosses nach v. Knobelsdorfs Zeichnungen. — D as Lustschloß Sanssouci wird, zuerst als Lusth au-, in B au genommen und die Kolonade dabei hergestellt. 1746

Marmortreppe im Kal. Schlosse und Umschaffung D ie alten Ka­ sernen u. Lade- ehemaligen vrangehauseS beim Schlosse zarethe wur­ -um Marstalle. D er Lustgarten wurde verschö­ den reparirt. nert u. m it einem Bassin u. m it kleineren F i­ guren versehen. Am Lustschloß Sanssouci wurde gebaut und wurden G artenanlagen hergestellt.

1747 D as Schloß in bet S ta d t ward m it einem Refallt versehen, der Lustgarten planirt und w ur­ de» in demselben Figuren und Vasen aufgestellt. Z u Sanssouci wurde» Kolouade» erbaut, im Schlosse daselbst der M armorsaal hergerichtet und der Haupteiugang zum G arten m it einem Portale versehen, auch ein OrangehauS, Treibda«S und tie fn Brunnen gebaut und die Ver­ schönerung des G artens fortgesetzt.

Fabrik- und Bürgerhäuser.

Häuser in der Nauener-, M it­ te l-, Kreuzstraße und an der Mauer, vom Nauenerthore bis zur Mittelstraße, welche König Friedrich W il­ helm !. unvollendet gelassen.

B auten in der nahen Umgebung von Potsdam .

Zahr.

Schlösser und Pracht-Aulagen.

M tlttairGebäude.

Oeffentliche Bauten.

Fabrik- und Bürgerhäuser.

1748 Am Schlöffe in d. S tad t wurden die DerzierungS-Arbeiten fortgesetzt, das Thea, ter in demselben aufgebaut und der Lust­ garten verbessert. I n SauSsouci wurde eine Terrasse vor dem Oraugehause ge­ baut und eine Wohnung für den O ran­ gerie-Gärtner, ein zweite« GewächsHaus gebaut, der Haupteingaug nach Sanssouci mit eisernen Gittern versehen und vor denselben, außerhalb, ein Obe­ lisk aufgestellt. ES wurde mit dem Bau der Fontaine» und Grotten, auch des Wasserbehälter- und der Ruinen auf dem Hünenberge begonnen, u. ein Kanal aus der Havel nach Sanssouci geführt.

3 Bürgerhäuser neugebaut: Tischler Biet (vormals dem MarineDirektor Raulet gehörig gewesen) Schloßstr. 13. Wannev, Breitestr. 43. Noch ein Hau» in derselben Straße.

1749 I m Stadtschloffe wurde der große Mar« morsaal ausgebaut und mit Gemälden vemiert, und die 5«ßAe Verzierung de» Schlosse- fortgesetzt.

8 Bürgerhäuser in der Breitenstraße neugebaut.

1760 Mehrere Seiten des StadtschloffeS wur­ den mit korinthischer Architektur ver­ sehen und die beiden Hauptwachen in demselben erhielten ihre jetzige Ver­ zierung.

6 alte hölzerneKafernen in d. Bet« linerstraße wur­ den neu u. massiv gebaut. (No. 13 bi» 17.)

Bauten in der nahen Umgebung von Potsdam.

7 Bürgerhäuser ueuerbaut: an der Ecke des alten Markte» in der Nähe d. RathhauseS, Brauerstr. 9,10, daS Eckhaus am Markt 17 und vier Häuser in der Breitenstraße.

1761 Der Ausbau des Schloßhofes wurde voll­ 1 S ta ll b. Keller« endet und der Schloßhof mit Rasen thore u. Kaserne belegt und mit Klinkern gepflastert. I n für die reitende Sanssouci wurde die Marmorgrotte u. Leibgarde u. ein im Rehgarten eine marmorne Kolonade Lazareth für da» I.B ataill. Garde gebaut. Burgstr. 29.

9 Bürgerhäuser: 19 Kol.-Hä«, Schloßstr. 12, Am Markt 13 — 16, ser am BrauBreitestr. 32 — 34. hauSbergefir ausländische Maurer- und Zimmer-Gefetten.

1762 ES wurden Zimmer im Stadtschloffe meu- Für den Komman­ blirt. Zn Sanssouci ward eine G ärt- deur d. reitenden uerwohnung, dem ehemal. alten Küchen- Leibgarde wurde garten gegenüber, und die Mauer vom in der Nähe de» Obelisk nach der Grotte, gegen die An- Kellerthore», am Kanal, No. 3, ein höhe, erbaut. neue» Wohnhaus, dahinter einHauS für den Fahnen­ schmied u. S a tt­ ler u. ein Lazareth für die rei­ tende Garde, in der Berlinerst!. 6 Kasernen, No. 6—10, erbaut.

Die französi- 3 Häuser für die holländischen Seiden­ Kirche zu Nosche Kirche am fabrikanten: Sttphut, Musmann und waweS. Basfiu. Ackerbaum, An der Französ. Kirche 29 Kol.-Hä», Da4 PredigerNo. 1 u. 2 und Charlottenstr. 61. ser am D ra«. hau» bei der 13 Bürgerhäuser: hausberge. Stadtkirche. da» Gerickesche Hau» Schloßstraße 1. Da» jetzige ReZölluersche • 2. gierungS-GeMeiSnersche * • 3. bände, dem Eramersche und Rudolpsche Hau» Waiseuhause am alten Markt. gehörig, PrieRegelersche Hau» Neue Markt 6. sterstr. 13, in Beckersche 12. welchem der PeterSsche . 11. Oberst v. I n ­ Weuzelsche Schloßstr. 10. gersleben Nevirsche 11. Müllers che wohnte. Breitestr. 31. Schöufeldsche 30. Mepersche Burgstr. 39.

J a h r.

Schlösser und Pracht-Anlagen.

MilMr-Gebäude.

Oeffentliche Bauten.

Fabrik- und Bürgerhäuser.

B auten rn der nahe« Umgebung von Potsdam .

DaS Mädchen-Wai­ P o rta l an der S ta d t­ 2 Fabrikhäuser für die französischen Eisesenhaus tu der Lin- kirche und um die­ leurS u. Bergolder Gevfroy u. Morel, jetzt vereinigt, Blücherplatz 6. denstraße. selbe Arkaden. 16 massive neue Ka­ D as i. I . 1720 mit 11 Bürgerhäuser: Sternemann, Schwertfegerstr. 1. sernen in der Tuch- einem holz. Thurme Palm iro, Am M arkt 12. erbaute Rathhaus macherstr. 1—-16. Krüger, Schloßstr. 4. 6 deral. in der Ber- ward nach d. Modell GletSberger 6. d.AmsterdamerRathlinerstraße. Schumann 6. 4 dergl. an d. S ta d t- Hauses umgebaut. Plnmtcke, Brauerstr. 8. Erw eite­ mauer vor d. Neu- Letzte Quase, Mammvnstr. 1. rung der S t a d t städter-Thore. Urban 2. durch das HinausVollmer, Breitestr. 29. rücken der M auern Wagenführer 28. vom Bassin bis zur Krumbholz, Neue M arkt 1. Havel am Kellerthore Färber, Brauerstr. 7. nach d. jetzig. Stelle. B au d. Berliner- «. NeustLdter-Thores.

1763

1764 Der große Spetfefaal auf der Abeudseite d. Stadtschloffe» wird verziert. Reparaturen in Sanssouci.

Der alte M arkt u. die 5 alte hölzerne Kasernen (Am Kanal 63 Hinter d. Was­ bi- 67) wurden neu in 3 Stockwerken sermühle an Brauerftraße lagen massiv für Seidenfabrtkanten und so hoch, daß dad. Nute wurde Wasser gegen die 12 Bürgerhäuser erbaut: eine Nähna­ Gastwirth Schmidt, Am Schlosse 3. delmühle für niedriger belegeuen Plager 7. einen Unter­ Häuser d. Umgegend M aterialist .Hedler, Breitestr. 6. ablief, weshalb eine nehmer, J a Böttcher Schmidt 7. Erniedrigung von 3 cobi, und in Hagen, Brauerstr. 6. bis 6 Fuß erfolgen Nowaweß Lehmann h. mußte. D er Abraum wurden 148 Berthold 4. wurde z. Ausfüllung Häuser (die Güldenhaupt 3. d. Garnison planta ge erste Anlage Hedler 2. und de- FaulenseeS diese» O rtS) Wien 1. ( Wilhelm-platze-) gebaut. Goltze, Breitestr. 20. benutzt. • Tübbicke . 19.

1766 Am Stadtschloffe wurde da- D . Gewehrfabrikeu- D a- Nauener - Thor 6 Fabrikhäuser: Eckkabiuet an der MorgenEckhau» an d. P rtefeite, gegen die Brücke, ver­ ster- u. Breitenstr. ziert, im zweiten Geschosse u. dem Kanal, nach de- linken Flügels desgleichen BühringS Meister2 Zimmer für d. Präsidenten stücke. der Akademie der Wissen- 1 Kaserne zwischen schäften, MaupertiuS. Zm d.Neustädter-Thore FustgarteK eine kleine ver­ und der Lindenstr. goldete F ig u r, die Glücksgöttiü, aufgestellt.

in der jetzigen A rt neugebaut.

eine Hutfabrik, Am Kanal 46. eine Setdenfärberei 46. für Elfenbein, Blei-, Nähnadel und Nesseltuch, Am K anal 47—60. 19 Bürgerhäuser: Zartenhausen, Durgstr. 1. Schumann, Blücherplatz 1. Eraatz 2. Haufchtld 3. Krüger 4. Gerlach 6. Kalow, Neue M arkt 6. Schuster Kutscher, Schusterstr. 3. WeiSbach 1. B orsdorf 2. Knippeuburg, Kirchstr. 2. B rüning 4. Schultze, Schwertftgerstr. 6. Bonstedt 4. Lehmann, Breitestr. 12. ThoniuS • 13. Paul 14. Böhme 16. Hornemann 16.

J a h r.

1756

Schlösser und Pracht-Anlagen.

Militair-Gebäude.

Oeffeutliche Bauten.

I m Stadtschloffe wurden 3 Zimmer für 6 Kasernen auf dem D er S ta d t - K anal den Grafen v. Schafgötsch, Bischof von im Jah re 1753 zur ward m it WerkBreSlau, eingerichtet und neu meublirt. S ta d t gezogenen lee­ stücken von S a n d ­ — B au der Bildergallerie in S a n s ­ ren Platz in d. Ber- stein, statt der his. souci u. des Chinesischen (Japanscheu) linerstraße. hertgen hölzernen Hauses. 5 dergl. an Stelle S chalung, einge­ (Abgang des König- mit der ganzen deS alten hölzernen faßt. Die KelltrGarnison von Potsdam am 18. Aug. Mädchen - Waise»' brücke wurde neuHauses an der Hei Siebenjähriger Krieg.) gebaut. 1 Nazareth fiir die alte Garde zwischen dem Neustädterthore u. d. Charlottenstr. 1 Backhaus für das M ilita ir, für den Fall hoher B rot, preise, zwischen dem Packhof u. der Heiltgengeistkirche. 1 Futtermagazin am Kellerthore, auf lee­ rem zur S ta d t gezogenen Raume.

1757 1758/ 1759< Der 7jährige Kneg bewirkte einen S tilb 17601 stand aller Bauten. N ur die begönne' 1761 nen Arbeiten wurden vollendet, Neues 1762 nicht begonnen. Die Baubedienten wurden für andere Zwecke verwendet und viele von ihnen verzögen von P o ts ­ dam. Nur wenige der Handwerker, welche von den königlichen B auten lebten, fanden noch ihre Existenz. 1763

(Am 15. Febr. Friedensschluß zu Huberts- S äm m tl. M ilitair- D er Wilhelmsplatz bürg.) Am 14. M ai steckte der König gebäude wurden re­ und die Garnisonselbst den Platz ab, wo da- Neue PalaiS parirt. plantage wurden erbaut werden sollte, womit auch soum einige Fuß er­ lleich begonnen ward. — I n (Sanshöht. ouci wurden marmorne Terrassen vor S ie Schälungsarbei­ der Bildergallerie erbaut, diese selbst ten am Kanal wer­ innerlich vollendet, eine alte Lehmgrube, den fortgesetzt. dem Obelisk und der Grotte gegen­ über, m it Talutmauern zu Treibhäu­ sern, mit Terrassen versehen, im G a r­ ten wurde eine Ptsangtreiberei, im alten Küchengarten ein AnnanashauS angelegt, das Chinesische HauS voll­ endet und der sogenannte Fasanen­ garten, zwischen Sanssouci und dem Neuen P a la is , parkähnlich hergestellt. — I m Bassin de- Lustgartens wurden die Figuren reparirt und zum Theil erneuert.

f

Fabrik» und Bürgerhäuser.

5 Fabrtkhäuser für den italie­ nischen Seidenfärber Persani, am Kanal 40— 44. 1 Uhrfabtik für den Schweizer Uhrmacher Fischer, Eckhaus am Berliner-Thore. 4 Bürgerhäuser: Ratheuau, Breitestr. 24. Freitag 23. Streichhan • 22. Drinkwitz 21.

Bausen in der nahen Umgebung von Potsdam.

3ahr.

Schlösser und Pracht-Anlagen.

M tlitair-Gebäude.

Oeffentliche Bauten.

Fabrik- und Bürgerhäuser.

B auten in der nahen Umgebung von Potsdam.

1764

D er B au des neuen Schlöffe- 7 alte Kasernen (Am Fortsetzung d. Schäward fortgesetzt. B or der Kanal 31—37) w ur­ lungöbaueS am Ka­ B ilder - Gallerte wurden 10 den abgebrochen und nal. bleierne Basen, zur Aufnahme 3 Stock hoch massiv GewölbterKanal zur von Orangebäumen, aufge­ gebaut. Verbindung d. B as­ 5 Kasernen deSgl. in sin» u. Stadtkanals. stellt. der Lindenstraße 35 bis 39. Reparaturen d. Thur­ mes der Garnisonflrche nnd der M ilitatrgebäude.

3 Fabrikhäuser für Bernhardt, Hoheweg- Für den LordMarschall straße 7, 8 und am Kanal 39. 2 Bürgerhäuser. Eine alte Kaserne und wurde in der die Französische Bäckerei wurden neu- Brandenbur­ gebaut und an 2 Baireuther Familien, ger Borstadt dem Grobschmied Zuleger ü. Messer- 1 Wohnhaus schmied Weiß, gegeben. Hohewegstr. gebaut. 5, 6, Dellen 4. Zu Nowaweß 50 Kolouistenhäuser.

1765

D er B au deS neuen SchloffeS ward fortgesetzt.— J u S a n ssouei wurde ein neues Treibhau» und bei der Fasanerie ein Gebäude für indianische Fasanen gebaut.

8 Bürgerhäuser: Die Gebäude Gebr. J u ry , Nauenerstr. 31. des JäaerhoTorchiana 32. feS wurden zu einer SeidenJu ry 33. auf freier S te lle : fabrik einge­ G ärtner Heydert, Liudenstr. 43. richtet. Bayreuther Werkmeister Mader, Lin- 11 Kolonistendenstr. 42. Häuser zu No­ Bayreuther Werkmeister Leithold, waweß. Lindenstr. 41. Zimmermstr. Querfeld, Lindenstr. 40. B rauer Lehmann, Schwertfegerstr. 8.

1766

D er B au de» neuen Schlöffe» Reparaturbau an M i- DerKaualbau wurde wurde fortgesetzt. litairgebäuden. fortgesetzt.

1767

1768

DeSgl.

DeSgl. B eim Neuen Schlöffe wurde ein Oraugehauö ge­ baut und ein größeres bei Sanssouci. I m Rehgarten, unfern de» neuen SchloffeS wurde der Antiquitäteutemvel u. ein Tempel der Freundschaft gebaut.

Der Kanalbau wurde fortgesetzt und die Nauener- u. Breitebrücke neugebaut. Reparatur an der Französ. Kirche.

DeSgl.

DeSgl.

6 B ürgerhäuser: Urban, WtlhelmSplatz Kuntze » Morison • Weisst • die Judenschule v. Bockelberg, Kanal 18.

5. 4. 3. 2. 1.

10 B ürgerhäuser: W ittwe Kaufmann, WtlhelmSplatz 20. Ziegler 19. Stim m ing • 18. Eretnite 16,17. Brömmel 16. Beyerlein, Scharrenstr. 3. Fabr. Joel, Am M arkt 6. (2 Häuser.) Neumann 7.

7 Bürgerhäuser: M aurer, Nauenerstr. Richter Fasoli Zeising • Ju ry jan. • JonaS * Staffeld •

29. 28. 27. 26. 25. 24. 23.

J a h r.

1769

Schlösser nmD Pracht-Anlagen.

Militair-GebLnde.

D er B au des Neuen Schlosses u. der Commüns wurde been­ det. E s wurde beim Schloff« längs des Kanals eine Ballustrade von Sandstein, dinier d. Wachthause wurden Treib­ mauern mit Glasfenstern er­ richtet und im Rehgarten 12 Termen von Sandstein aufgerichtet. — Beim Hopiengarten wurde ein neuer Weinberg angelegt.

Oeffentliche Bauten.

Fabrik- und Bürgerhäuser.

16 Bürgerhäuser: Reinicke, Charlottenstr. 44. S & t , I W ilh.lm ipl-tz 6. Bellin 7. Koch 8. Senner ) Q Melzer ] B ardus 10. Floreif 11. Hitler, Breitestr. 27. Brand 26. Schusterstr. 7 - 9 . Köppen, Hohewegstr. 6. Langener 9.

1770

I n d. Nahe d. neuen Schlosses, 5 Kasernen im B u l­ D a- Brandenburger 20 B ürgerhäuser: ans einer nach Bornstedt zu lenwinkel wurden Thor ward in seiner Peterö, Bnrgstr. 56, 57. betegm n Höhe, wurde ein massiv und 3 Stock jetzigen Gestalt er­ Grad icke 2. Belvedere u. nicht weit von hoch erbaut. baut. Gerloff 37. D er Kanalbau mit diesem, am Fuße des Hügels, Giffheim 4. Brücken u. Treppen ein Chinesisches Hänschen Reinicke 55. (Drachenhaus) erbaut, der wurde vollendet. Rudolph, Scharrenstr. 4. D as Salzmagazin, Rehgarteu mit marmornen Kähne, Am M arkt 7. Termen geziert. B urgftr. 3. Schwechten 8. Wederholz 9. Köpcke, Hohewegstr. 12. Ltepmann 11. H itler, Nauenerstr. 36. Holberg 35. 2 Eckhäuser - 22 u. 37. Cramcr, Lindenstr. 45. Renz 44. de L»energe, Waisenstr. 37. Abt, Breitestr. 11.

1771

E in Orangehau- ward zu S ä ­ D a - große M ilitairlen und Kavalierwohnungen Waisenhaus ward eingerichtet u. der B au de- nach und nach abge­ Belvedere fortgesetzt. brochen und massiv gebaut. Hinter dem Garde du E o rp S -S ta ll ward für die reitende Leib­ garde ein S ta ll zu 60 Pferden erbaut.

m.

B auten in der nahen Umgebung von Potsdam.

19 Bürgerhäuser: Dobritz, Burgstr. 51. Scherf 62. W inter 53. Straube 54. G rünthal, Scharrenstr. 1. Naumann, Am Schloß 5. Berckholz 6. Feuchter, Katserstr. 3. Arztschmidt 4. Bouseri, Schwertfegerstr. 10. Brocks 9. Bennert, Hohewegstr. 3. Brendel 12. Winckler, Hodttzstr. 6. v. Blomberg, Waisenstr. 31. Banney « 30. Freytag 29. Lucke . 28. 18

Die Kirche' im Dorfe Eiche, nahe d. Ne», eu Schlöffe ward gebaut.

Jahr.

Schlösser und Pracht-Anlagen.

M ilitair-Gebäude.

Oeffentliche Bauten.

Fabrik« und Bürgerhäuser.

1772

Der obige B au ward fortge- Der B an des Waisen­ Die Obelisken am 15 Bürgerhäuser: v. Götze, Berlinerstr. 19. hauses ward fortge­ Neustädter - Thore setzt und beendigt. Lehmann 18.. wurden abgetragen setzt. Jürgens, Ecke d. Garde duC orps-Str. Für die reitende A r­ und neugebaut. S u to r, deSgl. tillerie ward hinter Der i. 1 . 1771 durch Dickow, Am Kanal 63. d. Kommandeurwoh­ den Blitz zerstörte Klingner, Brauerstr. 6. nung eine Kaserne, Thurm der NikolaiMöweS, Kaiserstr. 2. und in der Linder­ kirche wird wieder Hammerich 1. straße 25 ein Laza- hergestellt. und Am M arkt 12. reth für das Regmt. Sydow, Lindenstr. 26a. Leibgarde gebaut. Goltze 24. Baband 23. Hermann, Charlottenstr. 14. Gebhardt 32.

1773

Der König ließ seinem Lieb­ D er Thurmbau am Auf dem seit 1753 30 Bürgerhäuser: Kresse, Am Kanal 35. linge und Lehrer, dem vett Waisenhause wurde geschlossenen Kirch­ D ittm ar - 34. storbenen Flötisten Quantz, begonnen. hofe vor dem B er­ B uttler, Spornstr. 1. auf dem Kirchhofe vor dem Drei Kasernen hinter liner - Thore ward Evßert, Charlottenstr. 37. Nauener-Thore ein Denkmal d. Hauptwacht wur­ ein neues ArmenTyomaS 38. (2 H.) errichten. — Die vom Sturm e den gebaut. — Der hau- gebaut. Seidel 47. im Z. 1772 umgeworfenen Pulverschuppen hin­ Polborn 46. S äu len auf dem Ruinenberge term Lustgatten ward MoShammer 45. wurden wieder hergestellt. abgebrochen u. hin­ Rück, Am Bassin 11. term Kietz in b. Ha­ Lampenhof - 10. vel erbaut. Hohlfeld 9. Scheibe, Charlottenstr. 68. Lucko 67. Leer 66. Beckmann, Schwertfegerstr. 14. Ladeburg 2. Feige. Grünstr. 4. Hülsekopf 6. M arrahu 6. M üller 7. Müller, Burgstr. 6. Kluge 7. Straube 49. Schwager 50. Rimrose, Spornstr. 6. Ammendorf, Neue M arkt 8. Nagel - 7. Zisch - 6. Brendel - 2.

1774

An d. Orangehäuseru in S luS- Der Bau de» Waisen, Der Bau de» Armen- 1 Bleistiftfabrik für Kramberg ward an S telle einer alten Kaserne in der souci Reparaturen. Verschö­ thurm» ward fort­ Haufe» ward voll­ endet. — D ieStraGarde du C orpS-Stt. gebaut. nerung de» Park» und Auf­ gesetzt. stellung neuer Postamente I n der SiefettSgaffe tzeu im holländisch. 27 Bürgerhäuser: Vollmer, Charlottenstr. 63. von ital. Marmor. Auch ward eine alte Ka­ Djettel u. vor dem Dieseler 62. mußten die Fußböden im un­ serne neu u. massiv B ett.-Thore wur­ Ruteuberg 61. tern Geschosse de» Reuen gebaut. — Au den de» gepflastert. — Eisenkolbe 60. M ilitair - Gebäuden Für den Stadtmu­ Schlosse», welche von Feuch siker ward d. Hau» tigkeit gelitten hatten, er­ Reparaturen. Krüger 49. Burgstr. 47 gebaut. Tritzler 48. neuert »erden. Linke 41. Schulze 40. Meyer 39. .

B auten in der nahen Umgebung von Potsdam .

1,39

3 ahr.

Noch 1774

Schlösser und Pracht-Anlagen.

M ilitair- Gebäude.

Oeffentliche Bauten.

Fabrik- und Bürgerhäuser.

Bauten in der nahen Umgebung von Potsdam.

B röm m el, Charlottenstr. 65. Popel 64. Griese 63. Ewald, Hohewegstr. 2. Kyburg 1. Lückow, Watsenstr. 28. Htntze, Bäckerstr. 8. Hundshagen . 7. Denckert, Schwertfegerstr. 11. Michaeli6. K«o»pt, | S c h « . 8. Gnldenhaupt 11. Giesebert 12. Kolhepp, Burgstr. 48. Runge 46. Löwe 45. Zoel, Am M arkt 5.

1775

Fm Lustgarten wurden die auf­ Der B au de-W aisen­ D er alte baufällige 24 Bürgerhäuser: gestellten Vasen, Postamente, hause- ward fortge­ Flügel de- RathBecker, Charlottenstr. Termen k . theils reparirt, b t . haufeS an d. ScharBeskow 43. theil- erneuert. renstr. wurde abge­ Strehler, Wilhelmsplatz 14. rissen und massiv. Belzig 13. 3Stock hoch gebaut. Gericke, Charlottenstr. 62. Heinrich 42. Schurig . 55. M annhardt 54 b. Lemcke 54 a. Ephraim, Am Kanal 13. HanSmann 14. Franke, Burgstr. 13. Schräder 14. Felgow 44. Büchner 43. Schneider, Schusterstr. 7. Wennemecker, Grünstr. 3. Mörsel, Bäckerstr. 1. Schröder 2. Stöpper 3. Krüger 4. Gransow 5. Bonstedt, Schwertfegerstr. 3. Liepmann 4

1776

Fm Kgl. Stadtschloffe wurden Der B au de- Waisen­ Vom Rathhause war 25 Bürgerhäuser: einige Rep-raturen vorge­ hauses wurde fort- der AtlaS, welcher Schaber, Am Kanal 38. nommen. gesetzt. —x Die alten 1754 von B lei her­ Riceard 39. 1718 von Holz aus­ gestellt worden, her­ Brockes 30. geführten Gebäude abgestürzt. E s wur­ Mangel-dorf, Französischeste. 1. d. Gewehrfabr. wur­ de ein neuer, von Köppen, Charlottenstr. 57. den abgerissen u. neu Kupfer, wieder auf­ Hubert 56. massiv gebaut. — E s gesetzt. — Repara­ Dielitz, Am Bassin 8. wurden 2 Kasernen turen an der Fran­ B rand 7. in d.Heitigengeiststr. zösischen Kirche u. Hintze 6. für d. reit. Leibgarde, an der steinernen Blanckenstein, Vaisenstr. 27. 2 vor d. NeustLdter- Schälung d. S ta d tDanzmann 26. Thore u. 2 in d. S ie- kanal-. CotheniuS, Am Kanal 28. fertsgaffe neu geb. Friedrich, Ebtäerstr. 8.

is*

Die Kirche« und Schulge­ bäude zu Nowaweß u. die Gebäude auf d. Jätzerhofe wurdet» repa­ rirt.

Jahr.

Schlösser und Pracht-Anlagen.

Militair-Gebaude.

Noch 1776

1777 Am Kgl. Stadtschloffe, den Der Bau de« WaisenMarställeu, im Lustgarten Hauses wurde been­ und im Neuen Schlosse und det. — Der Bau der dem Park dabei, fanden Re- Gewehrfabrik ward paraturen und Derschönernn- fortgesetzt. — 4 alte Kasernen hinter dem gen statt. S tall für die Kgl. Leibgarde wurden abgebrochen und neu gebaut. Der Sumpf hinter dem Mädchen-Warsenhause ward aus­ gefüllt.

1778 (Der König verließ Potsdam am 6. Auortl und begab sich nach Schlesien. — Wegen de« Kriege« fand kein Ban statt.)

Oeffentliche Bauten.

Fabrik- und Bürgerhäuser.

Eifert, \ Äirt^ r" dPflug, Schusterstr. 10. Haacke 5. Marchand, Burgstr. 42. Flohr 41. Villaret 40. Schwitzte 18. Schulze 16. Ein Theil des Mahlerschen Hause«, Mammonstr. 10. Schenck, Französischestr. 14. Lehmann 13. 38 Bürgerhäuser: Noack, Am Schloß 4. Morsch, Priesterstt. 12. Schultze, Französischestr. 24. Mangelsdorf 1. Hirsch David, Brandenburgerstr. 38. Le Katt, Am Kanal 7 a. Eysenhardt, Berlinerstr. 3. Stiebe, Schwertfegerstr. 13. Bonstedt 12. Kamm 14. Nelcke, Am Markt 13. Krüger, Burgstr. 24. Ebel een. 25. Wetdemann 23. Ebel jnn. 19. Schulze, Französischestr. 12. Pful 11. Ebel • 10. Naumann • 9. Spring, Am Kanal 24. Lautensack - 23. Siecke. Kiezstr. 27. Paul - 26. Schulze 1. Kuhlmet 2. Kaael • 3. Polze 4. Dannenberg, Waisenstr. 25. Wedel, Charlottenftr. 20. Zulitz 19. Krüger 18. Schlichting - , ?4. Dreilop 93. Buschendorf 92. Fleischfresser • 91. Prötel 90. Parey • 89. Eolani, KönigSstr. (Berliner Borst.)

Bauten in der nahen Umgebung von Potsdam.

J ah r.

Schlösser und Pracht-Anlagen.

M tlitair-Gebäude.

Oeffentliche Bauten.

Fabrik- und Bürgerhäuser.

1779

(Der König kehrte im J u n i D er B au d. Gewehrfabrik ward fortge­ nach Potsdam zurück.) setzt. — Eö wurden 3 Kasernen am B erlinerthore, nach der Tuchmacherstr. hin, neugebaut. — Die M ilitair • Gebäude wurden reparirt.

11 Bürgerhäuser: Viparet, Hohewegstr. 13. Niedersperger, Eharlotteustr. 68. Weidemann • 15. Hermann 14. Meltzer » 17. S tie r « 16. Reichenbach, Waisenstr. 24. Liebeskind, Charlottenstr. 13. Böttcher j . fl5 Ders. j b». Trepper und Calame, Am K anal 9. Behrend, Lindenstr. 22. Remschel • 45.

1780

Reparaturen in den Köntgl. Der B au d. GewehrSchlössern, MarstLllen ,c. fabrik ward beendet. — I n der Heiligengeiststraße 2 Kasernen neu gebaut.

39 Bürgerhäuser: Hirsch David. Am Bassin 6. Schwarz, Charlottenstr. 36. Rothenstein 35. G utjahr . 96. Krukenberg • 97. Tümmel 69. KlemmS 70. Dennewitz 71. Hartwich • 97. Jaekel 98. Halle, Franz ösischestr. 15. Schauer 16. Schloßhauer • 17. Giffheim 18. Zielicke 23. Weisst 2. Meyer, Burgstr. 28. Bäthge 35. Dreffel 36. B auer > 34. Zinnow » 26. S arnow • 27. Bölcke. G nm str. 8. Zeitz, Ktrchstr. 1. Schüler, Kiezstr. 8. Tübbicke 7. S arnow 6. S arnow 6. Rademacher, Waisenstr. 61. M üller . 60. Stieber • 49. Crudeltu» • 48. Beyerhaustn, Hoditzstr. 13. R ühl 12. Speer • 11. Waßmannsdorf > 10. Kühnbein • 7. Lehmann, Garde du C orpS-Str. 91. Ehrm auu 11.

B auten in der nahen Umgebung von Potsdam.

Reparaturen an den G e­ bäude» deS JägerhofeS.

3ahr.

1781

1782

Schlösser und Pracht^Anlagen.

DeSgl.

DeSgl.

M ilitair-Gebäude.

Oeffentliche Bauten.

Fabrik- und Bürgerhäuser.

E in zur Expedition Neugebaut wurden 33 Bürgerhäuser: Grützmacher, Tuchmacherstr. 21. der Gewehrfabrik ge- die beiden Prediger­ B är. Waisenstr. 40. hörige- Gebäude in häuser, Priesterstr. Scheuer 41. d. Priesterstr. wurde No. 9 u. 10. Wilberg 42. gebaut — der Giebel Mötz, Charlottenstr. 72. des laugen S ta lls — Brösicke 86. und 4 alte Kasernen M üller 87. zwischen d. NauenerHertzer 52. und BrandenburgerKieselack 99. Thore wurden abge­ Crentzmann, Hoditzstr. 1. brochen und neu ge­ Bossier, Charlottenstr. 23. baut. Röhrig 22. Krüger 8. Schmidt 74. Klincke 73. Plantier 12. Jannasch 11. Schmidt, Jägerstr. 1. Oekler 2. M üller, Hoditzstr. 5. Lipziger, Schocksir. 20. Ditmar, Ebräerstr. 7. Jap e 6. Schlunck, Kiezstr. 9. Quase, Französischestr. 21. Dähne 22. Meye 8. Reichel 7. Müller, Charlottenstr. 59. Dorst, Garde du C orps-S tr. 20. Bock 19. Mahler, Mammonstr. 6. 6 alte Kasernen zwi­ DaS Ordonanzhaus 31 Bürgerhäuser: Budewich, Am Bassin 4. schen dem Jäger- u. in der Charlotten, Schmidts, Kietzstr. 25. Brandenburg.-Thore straße No. 33. Schulz 22. wurden abgebrochen Schüler 8. und von S te in er­ Kuhlwey 2. baut. Krohse 13. Schaffer, FriedrichSstr. 6. Schnetter, Französischestr. 4. Wuchert 5. Gutschmidt 6. Kühn, Charlottenstr. 59. Matthe« 57. Hermann 56. Kölling, Comm. am Jägerthor 13.. Mietcke, Hoditzstr. 18. Küttner 19. Hübner • 14. Bertika, Schockstr. 19. Bohm, Charlottenstr. 100. Lehmann • 85. Jänicke 84. Fischer 83. Uhlmann 77. Straube 76. | Ders. 75.

B auten in der nahen Umgebung von Potsdam. B or dem Tel» tow er-Thore 1 neues Hau« neben dem ffird.'jLibfutscher de- Kö­ nigs, Pfuudt, erbaut. DeSgl. 1 GastHof zu Nowaweß.

Jahr.

Schlösser und Pracht-Anlagen.

Militair-Gebäude.

Oeffentltche Bauten.

Fabrik- und Bürgerhäuser.

Roch 1782

Schaub, Charlottenstr. 26. Fries,cke 25. Göltzner * 24. Creutzmann, zu Hoditzstr. 1. Lindner, Charlottenstr. 34. DaS Krumbholzsche Haus, Neue Markt 1 und das Lehmannsche Haus, Schwertfegerstr. 10, wurden repartrt und zur Wohnung des Kronprinzen und seiner Gemahlin eingerichtet.

1783

Große Reparaturen 36 Bürgerhäuser: an der katholischen Torchiana sen., Am Kanal 20. Kirche. Schlinck - 19. Jury, Ranenerstr. 33, 34. Torchiaua jun. • 32. (2 H.) Jury sen. .30, 31. Ders., Ebräerstr. 10. Geriete 9. Feder, Am Bassin 3. Schwarze, Charlottenstr. 82. 81. Grünthal LeerS 79, 80. 78. Reichner Bölcke 101. Luther 108. Bode 32. 31. Reinhardt 30. Schmädtcke 29. Briesewitz Schlöth 28. Böhme 27. 10. Rose Eifert 9. Albrecht, Tuchmacherstr. 22. 21. Michel 20. Haselbach Schulze 19. Brand, Französischeste. 20. Goldmanu 19. Pritschkow 3. Unbehauer, Ktezstr. 12. ProdeliuS - 11. Reiuhold, Neustädter-Commun. 13.

1784

Der Wilhelmsplatz 34 Bürgerhäuser: Michael, Charlottenstr. wurde mit einer Gramer Barriere von Stein und Eisen umgeben. Liebhelm Koje Einige Straßen wur­ Beblert den gepflastert. Seissenstein Krüger Escherich Lehnhardt Schwinger Denzer Linde

107. 106. 105. 104. 103. 102. 8. 7.

6. 6. 4. 3.

Bauten tu der nahe» Umgebung von Pot-dam.

3ahr.

Schlösser

M ilitair-Gebäude.

und Pracht-Anlagen.

Oeffentltche Bauten.

Bauten in der nahen Umgebung von Potsdam.

Fabrik- und Bürgerhäuser.

Krüger, Charlottenstr 2. Boicke, Comm. zw. Brandenb. ». Neustädter-Thor 17. W agner 16. Wwe. Wagner * 15. Perrenthäuser 14. Reschkow 13. Leonhardt, Hoditzstr. 17. John 16. Kruselt, Ebräerstr. 5. Haak 3, 4. Wwe. Brockhaus, Spornstr. 5. Schröder 4. Böhme 3. M üller, Tuchmacherstr. 25. Beetz 24. Langner 23. Steinhof, Heiligegeiststr. 2. Binder 1. Löchler, An der Heiligengeistkirche 4. Fackert « 3. Schloßhauer 2. Platow • 1.

Noch 1784

1

1785

D a - Giebelgebäude d. langen S ta lls , am Kanal, die ehemalige griech. Kirche, welche später als Theater benutzt wurde, ward abgebrochen u. mas­ siv zur MontirungSkammer erbaut.

38 Bürgerhäuser: Schlagow, Am Bassin 2. Wehnert, Com. zwischen Brandenb. und Jäger-T hor 5. Kost 4. Zander • 3. S ixtus • 2. M arcus Moses • 1. Neineß, Brandenburgerstr. 71. Abesser 72. Schröder, Schockstr. 38. N ahr 1. Haase * 9. Franke. Hoditzstr. 15. Lotus 4. Schlichting * 3. Krumm • 2. Gleiß, Ebräerstr. 2. Thiele 1. Ströhm er, Nauener-Comm. 12.

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Gutmache? » 19. Reichert « 9. M eyran • 8. ObbariuS • 7. Stahlberg « 6. Negro. Jägerstr. 44. Schaffner * 5. Henckel, Mammonstr. 3. S u to r, FriedrichSstr. 1. P latow aen., G r. Fischerstr. 10. Platow jun., An d. Heil.-Getstkirchel. Wäse, G r. Fischerstr. 9. Sarnow , Kl. Fischerstr. 4.

S a-r.

©glisset unb Pracht-Aulagen.

Militair-GebLube.

Oeffentliche Bauten.

Fabrik- unb Bürgerhäuser.

Rasenack, Gr. Fischerstr. 7. Beck, Heiligegeiststr. 4. Beck. Kl. Fischerstr. 1. Thiele. Gr. Fischerstr. 6. Rietz, Heiligegeiststr. 3.

sroch 1786

1786 Am Schlöffe Sanßsouei unb am Neuen Schlöffe rc. mür­ ben einige Reparaturen aus­ geführt. (Der König Friebrich n . ver­ starb in biefern Jahre am 17. August.)

m.

40 Bürgerhäuser: Schüler, Jägerstr. 1. Thiele, Comm. am Jägerthore 4. Kreutor 3. Zacobi 2. Eisenreich, Waisenstr. 74. Löhr, Charlottenstr. 80. Salzmann, Waisenstr. 1. Melitz. Lindenstr. 67. SchimanowSky • 1. Schön, Comm. am Branbb.-Thor 20. Keschner 19. Höltz 18. Helwig 17. Bethmann 16. Voael 16. Kruger 14. Giganb, Schockstr. 29. Schröber 17, 18. Geriete • 16. Braun 15. (2 Häuser.) KrauSnick, Brandenburgerftr. 8. Hellmann, Schockstr. 24. Meinet 23. Angermann • 22. Weder • 21. S arno«, Kl. Fischerstr. 2. Älemann, Gr. Fischerstr. 6. Diebel 4. Zinnow 3. Altmann 2. Otto • 1. Feck. Kl. Fischerstr. 4. Schwecht, Kiezstr. 16. (2 Häuser.) Schnüring 17. Hiutze - 20. Kockert - 21. Schulze - 22.

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Bauten in bet nahen Umgebung von P ottba«.

D ie Menge der während der Regierung-zeit des König- Friedrich- II. in der S ta d l und deren Umgebung stattgehabten Bauten und die dafür vom Könige verwandten Sum m en ergiebt die nachfolgende summarische Uebersicht:

I. Königliche Schlösser, Park- und Garten-Anlagen, damit in Verbindung stehende Bauten und Reparaturen: D a - Schloß in der S t a d t ................................... 705,267 Thlr. 17 Gr. D a - Schloß S a n s s o u c i................................................306,843 D a - Neue Schloß (Neue P a la is) nebst Hinter­ gebäuden, Tempeln rc..................................... 2,880,443 DaS Lusthaus B e l v e d e r e .......................................... 109,121

Thlr.

G r.

in^r,

Pf.

7 Pf1 -

6 8 -

38 Gartengebäude in der S ta d t und außerhalb derselben

4,001,675 1,321,236

10

10

23

6

4,700,405

11

ü . Stadtbauten: D ie französische Kirche, P o rta l, Arkaden und Thurm der Stadtkirche und 148,638 Thlr. 4 Gr. 7 P f. 4 Predigerhäuser rc......................................... 5 Waisen- und A rm enhäuser............................. 4 • 309,779 - 13 1 4 Stadtthore und M a u e r n ............................. 31,819 - 23 RathhauS nebst A tlas, Seitenflügel . . . . 39,563 - 14 - — Obelisken u. Verzierungen öffentlicher Plätze 32,756 8 1 299,718 9 8 U ferbekleidungen.................................................... S t r a ß e n p f la s t e r ..................................................... 11,736 - 12 8 21 Ballustrade um den Wilhelmsplatz . . . . 1 14,468 119 Kasernen, S tä lle , Lazarethe, Wachtge444,652 - 10 7 bäude rc............................................................... 671 Bürger- und Fabrikgebäude. (D ie Kosten finden sich nur für 616 Wohnhäuser und 27 Fabrikgebäude berechnet, und eS schei­ nen die übrigen Häuser schon von Friedrich W ilhelm I. angewiesen worden 6 zu s e i n ) .......................................................... 3,246,889 D ie Gewehrfabrik it. dazu gehörigen Gebäude 120,382 11

m . Außerhalb der S tad t: D ie Kirchen in Nowaweß und Eiche . . . . 17,996 Thlr. 4 G r. 7 P f. 248 Kolonistenhäuser in Nowaweß u. der Teltowev Vorstadt. (D ie i. 1 . 1754 erbauten 148 Ko­ lonistenhäuser in Nowaweß sind in der Rech­ nung nicht e n t h a lt e n .) ..............................................31,637

IV . Reparaturen, Gehälter der Baubeamten, Vorschüsse rc.

.

Su m m a der Baukosten m it Ausnahme der nicht zur Berechnung gestellten Gebäude.

49,633

6

8

199,127

20

11

10,272,079

V. Kirchen -Vifitations -Abschied vom 1 « M ai 1541 Verordnung durch unser genedigsten und gnedigm Hern des Churfürsten auch des Bifchoffs zu Brandenburg etc. Visitatoren der P farr, Schulen und Kirchen halb jti. der Stad Potstam gemacht. N achdem die Collation biser Pfarren hochgedachtem vnferm genedigsten Hern gebürt, soll die nachmals bei Seiner Churfurstl. gnaden bleiben vnd S . C. Gn. jn abgang oder Resignation eines Pfarrers alleweg vm die Presentation vnd Collation eines andern Pfarrers gebürlich ersucht werden. Vnd soll eines Pfarrers Wohnung alhie sein daS gewonliche PfarhauS sampt dem Gartten. Dazu soll er auch haben den garten zur Caplanei gehörig. Vnd darüber soll er an ordentlichem E in ­ kommen haben: den Getreidezehend vff dem Stadtfelde allhie vor Potstam ; den Opffer- oder Vierzeittenpfenning jn dem Stedtlein Potstam zusamt den zugehörigen Filialen der Dorffer Bornsted, S to lp vnd Nedelitz, auch vom Kitz, Glinicke vnd Neuendorff, vnd soll jme sol­ cher Opffer vnweigerlich zu den Vierzeitten folgen; den Kornzehend jn dem Dorff Bornstedt, dergleichen den Fleischzehend sampt beute so von der P farhufen daselbS gesellet; daS Scheffelkorn jm Dorff zu S to lp , ein halben Winspel Rocken vnd III groschen sampt dem Vierzeittenpfenning zu Nedelitz. Vnd waS ein Pfarrer hiervor aus denselben Filialen mehr gehabt, soll dem Pfarrer alhie nach­ mals also bleiben. Darüber verbessern die Difitatoreö daS Einkommen dieser Pfarren dermassen, daS ein Pfarrer zu dem obgefatzten auch jerlich haben soll daS Einkomen der Zinse des geistlichen LehnS Exulum jn der Pfarkirchen alhie; IIII Schock Officiantengelt soll dem Pfarrer jerlich von dem Lehen der Capelle G ertrudis alhie bizur Verledigung oder Resignation solchS Behend volgen; XV Groschen jedes Q uartal vom Rathhause so zuvor einem Caplan geben worden; | Georg Arnth, | Schock Georg Bäthe, \ Schock Torben Ertmann, so Alles zur Caplanei geben vnd verzinset werden. Dakegen soll der Pfarrer seins AmptS treulichen warten, die Woche gemeinlichen zween Tage, als deS SuntagS vnd Freitags, jn der Pfarkirchen alhie predigen vnd sunderlich am S u n tag nach der Vesper jn CatechiSmo auß hochgedachtS vnsers gnedigsten Hern christlichen Kirchenordnung vorlesen. Vnd 19*

soll sich derselben allenthalb jm Predigen, Ceremoinen vnd Sacramentreichung verhalten. Auch soll er die Leute jn den zugehörigen Filiale der Dorffer Bornsted, S to lp vnd Nedelitz m it Predigen vnd S a cramenten versorgen.

Von einem Caplan. Wiewoll ein Caplan hiervor allhie gehalten worden, so befinden doch die VisitatoreS, da- noch zur Zeit alhi^ nicht vorhanden, davon einer zu versolden. Nachdem dan E r M e r t t e n L i n d e m a n n daö Lehn corporis chrisli alhie heldet vnd dabei residirt, soll er solch Lehn ferner vf sein Leben haltten vnd dem Pfarrer jn der Kirchen helfen. W an fich aber daffelbige Lehn corporis Christi zusampt dem Lehn G erdrudis jn S a n c t Gerdrud Capeln alhie verledigen, soll alsdan von den Zinßen vnd Pachten derselbigen beiden Lehen ein sunderlichen Caplan vnterhalten vnd versoldet werden; den fol ein Pfarrer annehmen. Vnd fol des CaplanS Wohnung fein daS Heufitem des Lehn- G erd ru d is, darin jtz- obgemelter E r M e r t t e n L i n d e m a n n wohnet.

Von dem Schulmeister vnd Küster. Alsdan dis Stedlein noch zur Zeit nicht in Vermugen einen sunderlichen Schulmeister vnd Küster zu vntterhaltten, fundn solchS Ampt zusampt der Stadtschreiberei durch ein Person vorweset werden, lassen es die VisitatoreS nochmals also bleiben; doch das der Schulmeister die Kinder jn der Schule mit FleiS im lesen vnd sunderlich Beten lernen, vnd die Stadtschreiberei sampt der Austerei dabei auch bestellen soll. D avor soll er zu seiner Vntterhalttung vnd jerlicher Besoldung haben: daS SchulhauS zur W ohnung; auS jedem Haufe des viertel JahrS II P j. custodialia; aus jedem HauS vffm Kitz, Neundorff vnd Glinicke des viertel JahrS I P f .; XXX Groschen vom Seigerstellen, wirdt vffm Rathhauße gegeben; die Schul-Renthe von XXI Schock Hauptsum ma; V III Groschen von dem Vierzeitten-Pfenning; XLV Groschen vom Rathe alhie von der Stadtschreiberei, alle Q u a rtal; U I Floren von Wentzel Heinfidorff zu Jutterbock von L Floren Hauptsumme, so hievor zur Memorien Doctor Mauritz Schonow gezinset worden, sampt den Retardaten von II Jahren; XX Groschen jerlichs Zinß von der M emorien Gregorii quartl. von V Schock Hauptsumma, welche Michel Schwitzte alhie hat, vnd jerlich dem Schulmeister verzinsen soll; XV Groschen jerlichs Zinß von der Memorien der Andres Bosnitzin, vonIII SchockHauptsumma so Andres Hederer zu S to lp hat vnd dem Schulmeister verzinsen soll; XXX Groschen jerlichs Zinß von der Memorien Mathesen"; V I Schffl. Rogken jerlichs widerruflichen Pachte aus dem Dorff Birckholz, hatS hievor der Küster zu S t . Gerdruden gehabt; WithunS von VI Schock Hauptsumma, welche der R ath alhie zu Potzstamp an sich hat vnd dem Schul­ meister verzinsen soll; 1 Schock von den Vorstehern deS Hospitals GerdrudiS; V III Groschen Trankgelt alle viertel JahrS vom Biergelde vom R athhauß; daS Einkommen aller Zinße vom Lehn crucis so er bißhero gehabt; I Groschen deS viertel JahrS von jedem Knaben so jn die Schule gehet, doch daß die Armen die eS nicht vermögen sollen frei sein. Nachdem dan die Zinße davon abgesatzt, die dem Pfarrer vnd Schulmeister gegeben werden, sollen von den widerruflichen Hauptsummen gefallen, soll der Rath alhie wahrnemen, ob davon was abgelegt wurde vnd die abgelegten Hauptsummen widerumb vff Zins auSthun, damit die Summe alle­ wege vnvormindert bleiben mögen.

Do auch von gemelten Hauptsummen etliche alhie jn dem Stedlein Potzstam angelegt vnd au-stehen, vnd davon feit dem «ehesten Brande die Zinß des mehrenteilö, jn schein der Churfurstlichen Befreiung, bißhero geweigert, vnd sich hochgedachter vnser gnediger Herr jn einem Schreiben jn Verschiener Fasten an den Hauptmann vnd R ath alhie auSgangen, erklärt, daß Sein Churs. Gnaden daS Siedlern nicht anders denn allein von der Herrschaft Pflichten vnd Verpflichten, aber nicht von solchen Zinsen nicht befreit, sollen auch solche Zinse, vngeachtet solche BehelffS, aus dem Stedlein sampt den Retardaten unweigerlich gegeben vnd bezalet werden, vnd der Rath vber die, so sich des weigern, taffe« schleunige Pfendung gehen. ES soll der Rath auch die Gebende der Pfarre vnd Schul jn gewöhnlichem Wesen erhalten. Auch soll der Pfarrer vnd die so geistliche Lehen alhie haben, unserm gnedigen Herrn dem Bischofs zu Brandenburg die Bischöfliche Gerechtigkeit nicht weigern. Von den Accidentalicn des Pfarrers vnd Schulmeisters von Begrednusten^ Cinleutung vnd Teussen.

Von einer Leiche soll dem P farrer gegeben werden anderthalb Groschen, dem Schulmeister sechs Pfenning; vor Einleutung einer B rau t oder SechSwecherin dem Pfarrer VI P f., dem Küster IIII P f. ffiere hiervor dem Küster vom Teuffen was geben, mochtS noch also bleiben. Von dem Einkommen -der Kirchen.

Nachdem die Pfarkirche alhie etwas baufellig, sollen sich die Vorsteher derselbigen befleissigen, der Kirchen einkommen zeitlich einzubringen vnd sonderlich den Vierzeitten - Pfenning dazu zu erfordern, damit davon wiederumb mag gebauet vnd gebessert werden. Alßdan die Heußlein so zu den geistlichen Lehen corporis christi vnd crucis gehörig gewesen abgebrandt, sollen die Hoffsteden derselben verkaufst, jn das Bürgerrecht bracht vnd das Geldt so daraus geloset, zu Besserung der Kirchengebeude angewandt werden. Weill dan der R ath alhie daS Heußlein deS Lehn- Exulum, jrem bekentnuS nach, vor XXX Schock verkaufst vnd daran VI Schock bezalet worden, sollen diselben VI Schock zusamt dem hinterstelligen Kauffgelde, so vff jde tagzeit gefallen wurde, auch jn die Kirche erlegt vnd zu dem B au derselben gebracht werden. Von dem Hospital.

Nachdem daö Hospital GerdrudiS alhie aus deme, daß ein Zeit keine Vorsteher datzu gewesen, noch die zugehörigen Zinse vnd Pacht erntahnet, fast vergangen, haben die Vifitatores entschlossen, dasselbige widerumb anzurichten, vnd ordnen darauff Torben Bergemann wegen des R ath s, vnd Burchart Scheffigen wegen der Gemein wiederumb zu Vorsteher gemelts Hospitals, die sollen desselben ferliche Renthe, Zinse vnd Pacht, In h a lt eines Registers, so jnen die Vifitatores zugestellt, sampt den Retardaten fleissiglich einnehmen, den armen Leutten jre notturfstige Unterhaltung davon, soweit sie zureichen können, ausrichten, die Hauptsummen so abgelegt wurden, wiederumb vff Zinse austhun vnd jrer AuSgäbe vnd Einnahme dem Hauptmann vnd Pfarrer alhie jerliche Rechnung thun. Solcher Verordnung, welcher die Vifitatores diömal nach gelegenheit dis Stedleinö gemacht, sollen sich alle theil verhalten. Doch soll jn hochgedachtS vnser gnedigsten vnd gnedigen Herrn gefallen stehen, diselbigen alleweg zu verbessern, zu andern oder nach gelegenheit davon ab oder zuzuthun. Actum Potzstam Dinstags nach Jubilate anno etc. jm XLI.

Pfarre. Collator vnser gnedigster Herr; hat ein Pfarhau» sampt einem Garten am Hau»; hat snnst noch einen gartten zur Caplanei gehörig, darin Korn kann gesehet werden; hat Land zu etlichen Schef­ fel S e e th ; hat sampt den zugehörigen Filialen jn VI hundert Communicanten; hat den Zehende« an Getreide off der S ta d t selbe, tragt vngefehr de» Ja h rs III Wspl. Korn».

Küstern und Schulen. Hat die Schul zur Wohnung; hat Custodialia au» jedem Hause tregt .de» viertel Jahr» XX Groschen; >) hat XXX Groschen jerlich vom hause; hat 1 | Schock 15 Groschen von XXI Schock Hauptsumme, gehören Ostereyer; V III Groschen von den Vierzeitten-Pfenning, XLV Groschen gibt schreib««.

de» viertel Jahr» II Pf., Seigerstellen vom Rathzu den Schulrenten; hat der Rath von der S tab t-

Ki rche. H at I Monstrantz silbern vergütet, I kupffern Viaticum mit einer silbern Buchse»', alle» ver­ gütet, hat ein silbern Kreutz, hat sunst II Paten. Hat sampt den zugehörigen Lehen V Kelch, hat VI O rnat vnd II Diaconen Rock. Hat ein Siechen hinter dn Pfarre, jst doch geringes Nutzen». Hat jehrlich VI Pfund Wach» von zweien Burgern alhier, nemlich Kinschulder vnd Achim Brecht. H at XX Schock an Gelde Haupt­ summen, Zinsen vom Schock funff Groschen, stehet bei den Burgern alhie au». H at den BierzeittenPfenning. H at II Braupfannen, muß da» GotShaus halten; geben (die sie miethen) von jedem BierBraun II Pf. — Haben nichts an Barschafft. H at in biß« Pfarkirchen drei geistliche Lehen, nemlich: corporis Christi, E x u lu m vnd Crucis, auch ein Memorien, die hat Doctor Schonow gestifft. C o r p o r is Christi. Collatore» der Rath alhie. Hat ei» Haus gehabt, jst abgebrandt; hat II O rnat; der Kelch jst abg«echent. Poffeffor E r Mertten Lindemann, testbitt alhie. Dabei hat einzukommen vngefehrlich X Floren XX Groschen, XXVI Schfst. Korn», Alle» laut der Verzeichnn» wie jnn eingeholten Register zu finden. D a » Lehn E x u l u m . Collatore» die Fraternitet Exulum. H at ein Hau», hat der Rath verkaufst vmb XXX Schock vnd VI Schock zum Angelde genommen. Der Kelch abgerechnet. Hat II O rn at; hat vngeverlich II Schock Zin». Vacirt jtzo bi» Lehen. Seind die Zinßleute wie jm «»gehofften Registerlein zu finden. D a » Lehen C r u c i s . Collatore» d « Rath alhie. J s t die» Lehen jtzo zur Schul gewandt. H at ein Heußlein gehabt, II Ornat. Hat der Rath dem Schulmeister VIII Schock

jst abgebrandt. Der Kelch ist abgerechent.

1) Hieraus «giebt sich, daß in Potsdam damals 120 Bürgerhäuser vorhanden, aus deren jedem der Küster 2 P f. vierteljährlich erhob. Außer diesen waren noch die geistliche», nicht abgabenpflichtigen H äuser,c. vorhanden. Die ganze Häuserzahl darf daher auf 125 angenommen werden.

geben vnd die Rente de- Lehen- vffgehoben; hat doch das Lehen ober CXVII Schock Hauptsummen nicht. Seind die Zinßleute hiezu wie jm eingehofften Registerlein zu sehen. Zn dieser Pfarkirchen hatö auch e in M e m o r i a , hat etwan Doctor Mauritz Schonow gestiftet, hat an Hauptsummen: L Florenen Mentzel Heinßdorf zu Juterbock rc.; L Schock vnser gnedigster Herr, Hanptsumme, gehen auch zu dieser M em oria; Item zur m em orien G regorien quartl. gehören IIII Schock Hauptsumme re.; Item zur m em orien der Andres Beßnihen gehören III Schock Hauptsumme rc.; Item zur m em orien Mathei W ithun gehören VI Schock Hauptsumme, die hat jtzund der R ath alhie. H at alhie auch ein C a p e l l a G e r d r u d i ö , darin ein geistlich Lehen Gerdrudiö genannt, hat Jochim Schonow zu Golm zu verleihen. H at ein Kelch, jst jtzo in der Pfarkirchen. Die Paten vnd O rnat sind verbrant. H at ein Heußlein, wonet jtzo ein alter Prister, Posseffor E r Jacob Kortenbeck, der soll das Einkomen anzeigen. H at bishero jerlich 1111 Schock V G r. vnd \ Wspl. Officiantengelt geben. Bei dieser Capeln ist auch ein H o s p i t a l gelegen. H at einzukomen wie jm beigehofften Verzeichnuß zu sehen. Nachdem aber da- Hospital audeme, daß die Zinse vnd Pacht datzu gehören bißhero vnbezahlt bliben, fast vntergangen, haben eS die DisitatoreS wieder angericht, Vorsteher verordnet rc., wie dis AlleS jm Abschied zu finden. Zu Potstam seind auch zwei Dorffer vifitirt, nemlich Bornstedt jst ein Filial der Pfarre zu Potstam , hat eine Hufe Landeö, davon hat der P f a r r e r , wenn er sie nicht selb ackert \ Wspl. Rocken vnd IIII Schffl. Hafer. H at den Kornzehend, tregt bei i n Wspl. Korn. H at Fleischzehend jerlich auö allen Häusern. X II P f. Leichgeldt vnd X II P f. gibt der Fehrmann (zu Nedelitz). K ü ste r hat XV III Schffl. Rocken Scheffelkorn, hat Ostereier; I B ro t, I Morst sollen dem Küster auß jdem Hause gegeben werden. H at den Bierzeitten-Pfenning, X II P f. gibt der Fehrnrann. K irche hat I Kelch, I Paten, I kupfern Viaticum , I O rnat. H at etlich Landt. XV Floren jst Andres v. d. Groben wegen seines Vatern in dieser Kirche schuldigt III Schock ist Jacob Belitz jtzo zu Potstam wonhastig in die Kirche schuldigt S t o l p. Js t ein Filial der Pfarre zu Potstam. H at alhie alleine ein Capeln, darin kein Teuffe. H at der Pfarrer aldo da- Scheffelkorn, macht jerlich II Wspl. Rocken IIII Schffl., datzu IX Schffl. Hafer, X II P f. H at den Vierzeitteu-Pfenning. Alle vier Wochen eine Malzeit. Der K ü s te r hat alle vier Wochen, man er mit dem Pfarrer dohin komet III P f. vnd eine! Malzeit. H at auch den Vierzeitten-Pfennig vnd Ostereier.

Die Kirche allda hat Landt zu II Schffl. S aat. Hat I Wisen, die zinset der Kirche jerlich Hat I Kelch, I kupfern Paten, auch ein kupfern Biaticum. E t haben auch die Leute dieß Dorff- dem Pfarrer hiervor da» Scheffellorn gen Potstam gefurt, dakegen er jnen eine Malzeit vnd halbe Tonne B ir- geben. Soll noch also bleiben vnd gehalten werden. Auch hat der Pfarrer in diesem Dorffe noch IX Schffl. Rocken- von etlichen wüsten Husen vfzuheben. XII Gr.

N e d e l i tz. Is t «in Dorfflein von IIII Heusern. Hat kein Kirchen. Gibt dem Pfarrer jerlich Roggen, III Groschen, den Bierzeitten-Pfenning. Der K üster hat daran- IIII Schffl. Rocken. (An- den Akten der Kinigl. Regierung zu Pot-dam.)

\

Wspl.

Die slawische« Ortsname« -er Insel Potsdam und d e r all ernächst en Umg eg e nd .

Hauptschwierigkeit, den ächten Klang und S in n der in der Topographie deö östlichen Deutsch­ lands so zahlreich vorkommenden slawischen Ortsnam en zu erkennen, liegt zunächst in der corrumpirten sprachlichen Form , in welcher man dieselben der Mehrzahl nach antrifft. S ie haben zum Theil erst im Verlaus der Zeit, nach und nach, die gegenwärtige corrumpirte sprachliche Gestalt angenommen, weshalb man in dunklen Fällen dem richtigen Namen in alten Karten, Urkundenund Chronisten n forschen muß; zum Theil stehen sie bereite in den letzteren in dieser verkehrten und falschen Schreib­ weise da, waS dann der Unwissenheit oder Nachlässigkeit der deö Slawischen unkundigen Chronisten, vornämlich aber der Unzulänglichkeit des lateinischen Alphabets, um mit demselben alle slawischen Laute auszudrücken, beizumeffen ist. ES giebt da in Folge dieses Mangels gar viele und mannigfache Ab­ weichungen. Vocale werden ohne jeden Grund und Grundsatz in einander umgewandelt; die Nasallaute irrthümlich oder meistentheilS gar nicht bezeichnet; starke Consonanten statt schwacher, harte statt weicher und umgekehrt, gebraucht; die feinen Unterschiede der slawischen Zischlaute unberücksichtigt gelassen, oder willkührlich und ohne Consequenz bald so bald anders ausgedrückt; ungehörige Consonanten und Vocale eingeschoben oder angesetzt, fremdartige Endungen angefügt oder lateinische Formen gebildet u. s. w. ES gehört eine eigene Sprachkenntniß dazu, die Schreibweise der Chronisten von diesem ganzen Un­ wesen zu säubern und den richtigen Klang de- W ortes herzustellen. Berücksichtigen muß man außerdem die Unterschiede und Eigenthümlichkeiten der zwischen dem Polnischen und Böhmischen liegenden und sich zunächst an daS Laufitzische anschließenden, gegenwärtig bereits auögestorbenen, Polabischen Mundart, m it welchem allgemeinen Namen die Dialekte der im nördlichen Deutschland ansässig gewesenen slawischen VolkSstämme begriffen werden. Nach dieser allgemeinen Vorbemerkung, deren besondere Erläuterung zu weit führen und hier nicht am O rte sein möchte, suche ich die zur Topographie der Insel Potsdam gehörigen slawischen Ortsnam en, auf Grund vorhandener Urkunden, alter Karlen und sprachlicher Grundsätze, so weit sich die- noch heut zu Tage mit aller Sicherheit thun läßt, im Folgenden zu erklären. Als bekannt setze ich voraus, daß die slawischen Ortsnamen ihren Ursprung meistentheilS von der Beschaffenheit deBodenS oder der Lage, öfters von der Veranlassung, Bestimmung oder dem Zweck der Gründung, zuweilen auch von dem Namen deS Gründers oder einer Gottheit und von sonstigen andern, sehr häufig nicht mehr zu bestimmenden, Verhältnissen herleiten. Die S ta d t Potsdam liegt auf einer Znsel, welche gegen M orgen, M ittag und Abend von der Havel nebst mehreren Seen, gegen Mitternacht von dem Golmer-Bruch (einst See) begrenzt wird. Diese Insel bildete zu der Zeit, da slawische Volksstämme den Nord-O sten Deutschland inne hatten, einen Theil deS auf drei Seiten von der Havel und auf der vierten nördlichen von der Doffe umgebe­ nen Landes, welches mit dem doppelten Namen Ztoderania (richtig S to d o ra n ia ) und Hevella (Hev ello n , H eveldun), laut Urkunden und Chronisten, benannt wurde. D er erstere Name war der einui.

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heimische, slawische, der zweite der fremde, locale; beide für einen und denselben Zweig de» mächtige» Weleter-Stamme». C o » m a» nennt schon beim Jahre 894 da» Land Stodor im Lutiker-Gebiet. Stoderaner gab e» auch in Steyermark. Bei Windisch» Garsten'am Fuße de» Berge» Priel heißt ein Krei» Vorder» und H inter-Stoder; und in den krainischen Alpen, in der Nähe de» Berge» Triglau, im Süden der Quellen der S a u , heißt «in Thal Stoder. Beide Zweige hatten nach L elew el und S c h a s a r ik ihre gemeinschaftliche Urheimath im südlichen Rußland, und waren allem Anscheine nach Bruchtheile de» von dem baierschen Geographen (8 6 6 — 890) angeführten volkreichen Stamme» der Stadici, mit dem sie auch im Namen dem Wesen nach übereinstimmen. — S c h a f a r ik (Alterthümer) leitet den Namen Stodor, Stodorani, von dem Worte stod, welche» in dem rusfich.suSdalischen Dialekt G ott heißt, bringt e» in Zusammenhang mit der heidnischen Feierlichkeit stodo, die D lu g o s s iu » be­ schreibt, mit stado Viehheerde und einer Gottheit S to d o , meint auch, daß sich dieser Name noch in dem Dorsnamen Studerbeim bei Havelberg erhalte« hat. L elew el (Völker im Slawenlande vor der Gründung Polen'», Posen 1853) weiß au» keiner Chronik noch Urkunde von der Existenz einer G ott­ heit S to d o , erkennt aber die Feier der Viehzucht, die tut Herbst begangen wurde, al» richtig an, welche aber nicht zu Ehren de» Gotte» S to d o , der allenfalls daraus hätte entstehen können, sondern für sich selbst bestand; hat der Name Stodorani, so schließt er, mit stodo, stado eine Verwandschaft, so wird damit einfach da» Volk selbst stodor, d .h . eine große Volks-Heerde genannt. — Ich füge hinzu, daß «» noch viel einfacher, natürlicher und deshalb wahrscheinlicher ist, daß sich der VplkSstamm von seiner Hauptbeschäftigung und Lebensweise, der Viehzucht, so genannt habe, und den Namen bereit« hatte, ehe er zu einer so großen Menge aufgewachsen, daß ihn dieser Umstand bestimmte, sich eine „Bolküheerde", stodor, zu nennen. UebrigenS ist der Name ähnlich, wie der b#» polnischen VolkSstammeS M azur, Masovier, gebildet. Noch bemerke ich, daß der G ott der Viehzucht, der Viehheerden, nicht Stodo, sondern W eles heißt, wie eS au» dem Heldengedicht Igor erhellt. Die Wurzel von stodo, stado, ist s ta -ti, sto -ja ti, stehen, sta re , totaopcu, wovon auch stodola Scheune, stog Schober, stadlo ein P a a r, Männchen und Weibchen, Ehe, herkommen. Ich gehe nun zu der Erklärung der Ort-namen der Insel Potsdam über, zunächst zu dem ältesten Namen der Insel selbst. Die älteste Urkunde, welche über diese Gegend in bestimmterer Weise spricht, ist vom Jahre 993. Zu derselben schenkt der König Otto der Abtei zu Quedlinburg „djio loca, Pozdupimi et'G eliti dicta, in prouincia Beuelion vocata, et in insula Chotiemuizles sita", mit Zubehör an Hau»stellen, Aeckern, Mühlen, Wiesen, Weiden, Heiden, Gewässern rc. Die Insel hieß also „Chotiemuizles", richtig geschrieben Choliemysl oder Chotimysl (sprich Ehotimißl). Aehnlich geschrieben komme« in Urkunden vor: Gotzomiuzlus, N ezem uiscles, Tabomiuzl u. a. für Gostimysl, Nezamysl, Dabomysl. Der unkundige Schreiber drückte da» in der Aussprache zwischen u und i liegende slawische y durch dies« beiden Vocale, und den Zischlaut s (sprich ß) durch z au», wozu dann eine lateinische Endung es hinzukam. Der Name Chotimysl ist gebildet, wie überhaupt indogermanische, namentlich griechische, altdeutsche und slawische Personen» und Ortsnamen gebildet werden: durch Zusammensetzung zweier die Person oder den O rt bezeichnenden Wortwurzeln, z. B . Engilhart, D ietm ar, K undrat, W ilifrid, F riedrich, Wilhelm, deutsch; Boljehrd, Drahomir, Samorad, Wolimir, Kazimir, Mieczislaw, slawisch; und Stuttgart, W artburg, Nürnberg, D armstadt, deutsch; W yszehrad, B ranibor, S tarogrod, M ifdzyrzecz (Meseritz) slawisch «. s. w. Chotimysl ist zusammengesetzt au» choti und mysl. M it choti zusammengesetzt kommen vor: Personen»Name Chotimir eines Fürsten in der Geschichte von Kämthen, VolkSstamm-Name Chotirodici (Urkunde O tto L an. 971) in Thüringen, Ortsname Chotibanz richtig Chotibuz oder Chotibud in Meklemburg bei Treptow (jetzt Kuhschwanz), Cbotiebus in der Lausitz, Cbolim in Rußland, Chocieszewice im Posenschen u .a .m . M it mysl zusammengesetzt kommen gleichzeitig al» Personen- und Ortsnamen vor: Niezamysl, Dobromysl, Ljutomysl im Posenschen, Przemysl in Galizien u. s.w. Dasselbe geschieht auch mit andern Namen ähnlicher Bildung. S o find Personen» und Ortsnamen zugleich: Chotibor in Böhmen, Chotimir in Galizien, Miloslaw in Posen, Jaroslaw in Rußland, Wladimir (wovon Lodomerien) in Rußland und Galizien, Kazimir in Polen und in Posen, Czaslaw in Böhmen u. a. m. Jedenfalls

wären Vergleichen Namen ursprünglich Personen-Namen, und gingen erst durch Gründung oder Besitz­ ergreifung auf einzelne Orte oder ganze Landschaften über. Dasselbe gilt auch von unserem Namen Cbotimysl, der sich seiner inneren Bedeutung nach nur als Personen-, keineswegs aber als Ort-name erklären läßt. Ich stelle d e s h a l b h i er m i t a l l e r Ent s chi edenhei t zum ersten M a l e den N a me n ei ne- von der Geschichte nicht ge kannt en und g e n a n n t e n V o l k - H ä u p t l i n g - oder Fürst en C b o t i m y s l auf , und schließe auö dem Uebergange seine- Namen- auf die betreffende Landschaft, daß er dieselbe bei der Einnahme de- ganzen Gebiet-, das den Namen Stodorania bekommen, als feinen persönlichen Antheil in Besitz erhielt, mithin nicht nur als der erste Beher rscher der I n s e l , sondern höchst wahrscheinlich als Wojwode, d. H. als Heerführer der in diese Gegend um 600, nach Abzug der Reste der Wandalen und Sueven, einwandernden Stodoraner anzusehn sei. Die Bedeutung de- Namen- selbst, wie die- in Ansängen der Geschichte in Namen hervor­ ragender Persönlichkeiten meistentheil- der Fall ist, spricht für obige Annahme. S ie weist auf einen denkenden, sinnvollen, thatsüchtigen, unternehmenden Fürsten hin. Choti, der erstere Theil de- Namen-, erklärt sich durch chot-ieti, cbleli, polnisch chcie6, wollen, wovon chot', pocbol', ochota, Lust, Be­ gierde, desiderium , chot' auch Freier, ocholnik, pochotnik, horao cu p id u s; mysl, der zweite Theil de- Namen-, heißt Gedanke, S in n , Geist, m ens, und fällt mit m ysl-iti danken zusammen. Wie nun z. B . der Name Kazimir (Kasimir, kazöti heißt gebieten, mir heißt Frieden) deutsch wörtlich Friedrich, Mieczislaw (miecz Schwerdt, slaw rühmen) Wilhelm, Chotimir Wilfried heißt, jo ist Cbotimysl wörtlich allenfalls durch „Willgeist", „Willfinn" zu übersetzen, und bedeutet also einen Mann, der mit hohen Gedanken und Planen sich herumträgt. Der Name, auf die Landschaft übertragen, wurde den Charakter derselben al- eines den Gedanken, den Geist, den S in n einnehmenden und anregenden Lande- ausdrücken. Nimmt man aber mysl verbalisch und choti objektivisch, wa- auch geschehen kann, und hebt in dem letzteren Wort den in ihm allerdings liegenden S in n de- heiteren, freudigen, frohen Wünschen- und Begehren- hervor, so bedeutete dann Cbotimysl ungefähr so viel als „Froher Wünsche voll". Und e- wäre insofern ein merkwürdige- Zusammentreffen, daß in dem Namen der Insel Cbotimysl, viele Jahrhunderte im voran-, gleichsam eine prophetische Verkündigung der einstigen Gründung de- geisterhebenden und erheiternden Sanssouci durch den gedankenvollen und thatenreichen Friedrich gelegen. Diese Bemerkung mag für den nüchternen Forscher poetisch klingen, aber damerkwürdige Zusammentreffen in Hinsicht der Sinnverwandschast beider Namen ist einmal da. Nach dem Namen der Insel erkläre ich zunächst die Namen einiger Seen, die nebst der Havel die Grenzen der Insel bilden. Mehrere dieser Seen tragen gegenwärtig ächt deutsche Namen. S ie mögen späteren Ursprung- oder Übersetzungen älterer slawischen Benennungen sein. D a die letzteren unbekannt, so fallen jene, als: der Fahrlandsche See, der heilige See, der Jungfernsee u. a., außer Betracht. Unter den slawisch klingenden Namen bemerke ich zuerst: Den Witten- oder Weißen-See. W itten kann slawischen und deutschen Ursprung- sein, denn die Wurzel w it ist beiden Sprachen gemeinschaftlich, und in beiden finden sich zahlreiche nomina propria e t appellativa von derselben gebildet. S o W itan, W itek, W kom ir, Sem ow it, Bogowit, slawisch ; W iterich, W itbgar, W ithem ir, W itigas, Liutw it, deutsch; so witiaz oder witiez Sieger (victor), witija Redner, Weissager (orator, vates) slawisch, entsprechend dem skandinavischen vitkr (vates), dem angelsächsischen vita (consiliarias, optimas), dem altdeutschen w itzig, witing (judex). S o kommen z. B . allein im Posenschen die Ortsnamen W itoslaw , W itow o, W itkowo, und in Ruß. land ein alter O rt (erwähnt bei Co n s t a n t i n P o r p h y r o g . ) Witiczew am Dniepr unweit Kiew vor. Aus der Insel Rügen heißt eine Halbinsel Witow. Indessen wa- unsern W ilten-See anbetrifft, so glaube ich, daß dem Namen die niederdeutsche Wurzel w ill, weiß, goth. hveits, altd. hviz, angS. hvit, stand, hvitr zu Grunde liegt; denn der See heißt ja gegenwärtig und schon aus einer alten Karte von 1798 der „weiße See". S o hieß auch in Preußen da- Gebiet Semland bei den Deutschen und Skandi­ naviern W ittland, d. H. Weißland, eine Übersetzung des einheimischen Namen- der preußischen Sembi, die sich Baltikej, weiße- Volk, und da- Elbinger Haf Baltica nannten. Die Ableitung de- Namen20 *

von den dänischen W itin g em , die sich dort um 940 vorübergehend niedergelaffen haben, ist unrichtig. (Cf. T h u n m a n n 'S Unters, über nord. Völker S . 56; S ch afarikS Alterthümer I. 18, 19; Lelew el'S Dötker rc. 4, 42. — ). — Der Krampnitz-See, richtig geschrieben Krgpnica (sprich Krempnilza). Der den Bulgaren, Polen und Polabanen gemeinschaftliche Nasallaut $ und §, dem französischen on und in gleich, wurde wegen Mangels dieses Zeichens von den Chronisten durch om, on, am , an, em , en, z. B . wie in Dam be, Zuantewith, S u en tan a, ausgedrückt. S o auch im obigen Namen. Demselben liegt die Wurzel kr§p, kr$py zu Grunde, welche derb, stämmig, kurz und dick, untersetzt, corpulentus, bedeutet, und findet Anwendung nicht nur aus Menschen, Thiere, Bäume, sondern auch auf Berge, Hügel, Anhöhen. S o heißen die Karpathen oder dgS Tatra-Gebirge in gewöhnlicher Sprache Krgpak (Krempak), Krapak, Karpak. Und ich finde denn auch auf den mir vorliegenden speciellen topographi­ schen Karten am östlichen User des SeeS einen Bergrücken und Heide, Krampnitz genannt. Hiervon also rührt der Name deS SeeS her. Der Jezar-©ee, gegen M ittag gelegen (sprich Zesar), findet die Erklärung seines Namens in jezor, jezer, jezero, jezioro, welches Wort in allen slawischen Dialekten Landsee, lacus, bedeutet, und den Nennen sehr vielen jedesmal an einem See gelegenen Ortschaften gegeben hat. S o findet sich an der Straße von Potsdam nach Brandenburg, unweit der letzteren S ta d t, ein Jeserig, gleichfalls am See gelegen, so der große O eserieb-S ee in Westpreußen. Beispiele ähnlicher Ortsnamen find überflüssig. I m Posenschen allein giebt eS sechs desselben Ursprungs. Der Botzin-©ee oder Bucht, gegen M ittag umgränzt von der weit und schmal in die Havel vorspringenden Halbinsel W entorf, läßt verschiedene Erklärungen in Betreff seine- NamenS zu, erstens weil der letztere in der vorhandenen Gestalt keine bestimmte zuverlässige und ausschließliche Wurzel darbietet, zweitens, weil urkundlich die ursprüngliche Form nicht festzustellen ist. Die Erklärung muß sich in solchen Fällen mit der Wahrscheinlichkeit begnügen. An die Lage der seitwärts von dem graden Lauf der Havel abgehenden, und von der schmalen Landzunge W entorf, die sonst auch Botzin genannt wurde, umschlossenen Bucht denkend, könnte man auf daS Wurzelwort bok Seite verfallen, wovon bocziti seitwärts ablenken, boezny seitwärts, bocznica Flanke; so daß boczne jezero, oder kurz boczin (botschin), einen Seitensee bedeutete, die Landzunge aber schlechthin Seite, Flanke, Spitze hieße, was sie auch, der Insel gegenüber, wirklich ist, die hier sich verengt und spitz auSläust, die Havel selbst sich hier vom Süden nach Norden wendet. S o ansprechend aber auch diese Erklärung sein möchte, sie kann mir doch nicht genügen, weil keine andern Namen derselben Ableitung als Belege ihrer Richtig­ keit vorliegen. — M an könnte ferner an buk Buche, buczina (butschina) Buchenwald, von dem einst möglicherweise diese Gegend bestanden, denken, und davon unseren Namen ableiten, was ganz in der Ordnung wäre, denn die slawische Topographie bietet unzählige Ortsnamen dar, welchen die Namen aller möglichen Holzarten, namentlich aber die der Buche, dar Eiche, der Birke, der Tanne, der Linde und einiger anderen, zu Grunde liegen. Der Name unseres SeeS würde in diesem Falle von dem Namen deS OrteS entlehnt sein. Aber ich kann für die Richtigkeit auch dieser Erklärung nicht einstehn, weil ich urkundlich nicht erfahre, ob in der Gegend ein Buchenwald ehedem gewesen, und die gegen­ wärtigen Formen des NamenS Botzin, Betzin, Petzien, mit o und e geschrieben, unmittelbar grade nicht darauf führen, andere Namen vielmehr, welche weiter unten zur Sprache kommen, aus da- Vor­ handensein von Eichwäldern in diesen Gegenden hinweisen. — Ich versuche daher noch eine andere E r­ klärung, die mehr als wahrscheinlich, ja , meiner Ueberzeugung nach, ganz zuverlässig die allein richtige ist. ES ist diese: Die ganze Gegend hat etwas von der Beschaffenheit deS Spreewaldes. S ie ist in allen Richtungen von Gewässern umgeben und durchschnitten, sie ist niedrig, morastig, bruchartig. D a liegen zusammen: Gr.-W entorf, fil.-W entorf, Wentorf-Brüche, Botzin- oder Petzien-Srnche, gleich­ namige Heiden, dazwischen der sumpfige Botzin-See. Der Spreewald heißt in der niederlaufitzisch­ slawischen Mundart Bloto, mit der derselben eigenthümlichen Verstümmelung daS 1, auch Bwoto, Boto; der Spreewälder heißt Blotnik. Bloto bedeutet aber Sumpfwald, Laubhölzerbruch, Sumpfboden, Sumpfwaffer, Koth. Dieselbe Bedeutung hat das Wort auch in andern slawischen Mundarten, und

find aus demselben zahlreiche O rtsnam en entstanden. B lotno, dialektisch B latno, heißt der Plattensee in Ungarn, Biota pinskie Pinsker Süm pfe in Russisch-Polen, dem Spreewald ganz ähnlich, B iota bochenskie, die Süm pfe vvn Bochnia in Galizien. Blocko (Blotzko), B lo tn ice, B lociszew (Blotzischew) find Dorfnamen im Posenschen, u. (t. m. Nichts ist natürlicher als die Annahme, daß unser S ee Botzin ursprünglich Blotin, oder, m it der sprachgemäßen Umwandlung de- t in c vor i, Blocin (Blotzin, in ist Bildungssylbe) hieß, woraus die deutsche Aussprache und S chrift, wie dies bereits auch von der niederlausitzischen M undart bemerkt worden, das vor o kaum hörbare und fich in dasselbe auf­ lösende grobe slawische I, nämlich 1, auögestoßen hat. Eine solche Auflösung oder Ausstoßung degroben 1 findet übrigen- auch in anderen M undarten statt und in der serbischen ist dieö ganz gewöhnlich, wie z. B . in wilk» w uk W olf, jablko jabuko Apfel, iu lty ilu ty iu ty gelb, solnce su n ce Sonne, sokol soko Falke u. f. w. Diese Erklärung wird aber noch bekräftigt und über jeden Zweifel dadurch erhoben; daß der int Norden deS S ee- befindliche Bruch auf einer mir vorliegenden Karte der In se l Potsdam von 1798 noch den Namen Poltzien-Snich führt. D aß aber Poltzien und Blotzin ein und derselbe Name find, erkennt jeder Sprachkundige auf den ersten Blick. D er Wechsel der Lippenlaute b , p, w, f unter einander ist in den indogermanischen Sprachen etwa- ganz gewöhnliche-; eben so der Wechsel der Stellung der Consonanten im Worte. Hier einige Beispiele: blocha altsl., pchla poln., Floh tfmXXoc p u lex , b le d bleich p allid u s, w ro ta Pforte p o rta , p e r s B rust p e c tu s, b ro d F urt, oblok Wolke, in welchen beideö zugleich vorkommt: Wechsel und Verschiebung der Laute. Dasselbe sehen wir in unserem Namen selbst: bloto, blato eXog palus. I n Chroniken und Urkunden findet man geschrieben: A polritae statt O b o trita e , P resn ica statt B re sn ic a , P o b er statt B o b e r, und umgekehrt Blusso statt P lu sso , Bolani statt P olani, ferner Bezelin statt W eselin , Bethenici statt W ietenici, u. s. w. E in schlagendes Beispiel für unsern Namen ist der oben angeführte Name Blatno Plattensee. Noch einige Beispiele der Verschiebung der Consonanten in der slawischen und deutschen Sprache, um nicht nöthig zu haben, bei ferneren Erklärungen darauf wieder zurückzukommen. B ro d a, b ra d a B a rt, zloto, zlato Gold, mleko Milch, cholm, chlum Kulm, b re g (Ufer) Berg, g ro d G ard, krotki, k ratk i kurz u. s. w. M an steht hieraus, die slawische Sprache zieht die erstere, die deutsche die zweite S te l­ lung der Consonanten vor. Diese Verschiebung geht im Slawischen selbst vor: p lu k , polk Trupp, tlust, tolst fett, dlug, dolg Schuld, iluty, io lty gelb, und sogar in einerund derselben M u n d art: zloty golden, io lty gelb im Polnischen; auch da- oft vorkommende chlum cholm chelm Kulm mag hier noch einmal genannt werden. — M an steht hieraus, daß Poltzien nichts anderes sei als Boltzien, Blolzien, Botzin. Von diesen Namen Blocin (Blotzin) Sumpfsee, m it dem ursprünglich der S ee genannt wurde, haben die angrenzenden Heiden ihre Benennungen erhalten. D ie Erklärung des Namens W entorf schließt fich an das Vorhergehende natürlich an. Ich leite diese Namen von w gdol, w §dol (sprich w e n d o l, w o ndol) ab. DaS W ort bedeutet Niederung, T h al, eine schmale, tiefe, durchbrochene Gegend, Grube. E in so beschaffener Bruch trennt denn auch wirklich den eigentlichen W entorf von dem festen Lande der In sel. D o rt liegt auch die Dorfstelle dieseNamenS. D ie Endung desselben hat sich deutsch gestaltet; d und t sind Laute, die beständig m it einander wechseln; man findet geschrieben: T rag o w it statt D ra g o w it, Brot statt B ro d , T alam inci statt D alam inci, R edarii statt R a la ri, T olenci statt D olenci, Pogorici statt Podgorici u. s. w. UebrigenS wird der Name auch W endorf geschrieben. D a der O rt, so wie manche andere der Gegend, urkundlich eine alte Fischeransiedlung ist, so rührt sein Name vielleicht auch von w gditi (sprich w en d iti) fischen, angeln, w § d a , w §da (w o n d a , w enda) Fischangel her. D am it hängt zusammen w igcierz, w igcior (ursprüngliche Form w igtjer, w igtjor, sprich w je n te r, w jen to r oder schlechthin, ohne die slawische Erweichung deS e, w en to r), eine A rt Fischernetz, die Reise, Fischreuse, der Stromkorb. W ir hätten da die reine Form des O rtsnam en- W entorf, mit hinzugetretenem f. — Wenn es Jemandem beliebte, könnte er an w §tor (w ontor) R and, Kimme, Zargel denken, um die vorstehende Lage der Halbinsel damit zu bezeichnen, was mit der obigen, wenig wahrscheinlichen, Ableitung des Bolzin von bok S e ite , unter eine Anschauung zu stehen käme. Endlich ist W entorf möglicherweise nicht- andere-

4l6 Wendewdörs? Di« Arit der Gründung läßt sich urkundlich nicht mehr bestimmen, um dieser Deu­ tung absolut zu widersprechen. Weitet- folgt gegen Süd-West der große, breit und lang gestreckte See Schwilow, Schwielow, SchwUfow, in einer Urkunde von 1265 Slagnutri Zw ilow e, in einer anderen von 1317 Zwylow ge­ schrieben , ähnlich wie S chw erin statt Zwierm, da da» z wie das deutsche s vor Vokalen und schwach« Konsonanten klingt. Die Erklärung bietet hier keine Schwierigkeit, denn die Wurzel des NameS liegt offen vor. S ie ist M i, lijati, ijejali, Ijsli, fundene gießen; mit der Präposition w y ans, auSgießen; w yljew ati (frequentativum) viel, übermäßig, öfters ausgießen, ergießen, daher auch überfließen, über­ strömen; Wytew Ausguß, Erguß eines Flusses, Arm desselben, auch Uebertritt, Ueberschwemmung; w ylew und odlew morza fluxus et feönxus m aris, MeereSfiuth; zalew , ruffich zaliw , Bucht, Meerbusen, Haff; das Kurische Haff heißt polnisch und russisch Zalew (sprich Saleff) Kuronski. I n Polen heißt ein Nebenfluß des Bug Liwiec, ein O rt an demselben Liw, in der Lausitz ein O rt £liwen. D er Begriff des Fließen», Strömen«, Schwimmen», überhaupt da» Waffer mit seinen verschiedenen Bestimmungen, giebt Veranlassung zu sehr zahlreichen Bezeichnungen. Zn der Form Schwülow liegt die Präposition w y am nächsten in Betreff der Aussprache ausgedrückt. Da» sch ist das z in der Form Zwylow, z oder iz (ex au») eine andere Präposition loci a q u o , die Bedeutung de» Namen» noch Mehr versinnlichend, und den See durch ein Ueberfiießen der Havel entstehen lassend. Der Name heißt also Zwylew (Szwileff), wie er denn auch in der oben erwähnten Urkunde geschrieben wird, worin die Bildungssylbe ew sich in die in Ortsnamen so oft vorkommende Endung ow umgestaltet hat. Da» sch kann auch au» der Präposition s, mit ß o p 6 q ß o n o l schreiten, aufsteigen, A ltar divini, auf den A ltären oder erhöhten Fußgestellen stehend. P an wird inso­ fern schlechthin in der Bedeutung G o tt gebraucht. D aß daS W ort m it ß a lv o zusammenhängt, mag dafür auch das gedehnte a in pan sprechen. Ich will aber auf diese Ableitung nicht unbedingt bestehen, denn allerdings bietet das sanskr. pati dom inus dem westslawischen p a n keinen geringfügigen A nhalts­ punkt, und M i k l o f i c h hat wohl Recht, dam it auch das oft- und südslawische g o s p o d , dom inus und daS griechische in Zusammenhang zu bringen. UebrigenS heißt unser B erg in derselben Weise P an , wie in der Schweiz ein B erg die Ju n g frau heißt. Um die Grenzen dieser Abhandlung nicht zu weit auszudehnen, schließe ich hierm it, m it Uebergehung einiger minder wichtigen Ortschaften, die Erklärung der O rtsnam en der In sel P otsdam selbst, und erwähne nur noch m it kurzen W orten, ohne mich in specielle B egründung, m it Ausnahme weniger einzelnen Fälle, einzulassen, die bekannteren älteren O rtsnam en der Umgegend. Zunächst einige Seen» und Flußnam en: W an sa, W ann»© ee, W annen-@ ee, slawisch W igzno W ienzno (sprich Wjensno oder W jansno), von w i$zn§ti, W urzel w igz w i§z, sinken d e m e rg i einsinken, also ein S ee m it sumpfigem, kothigen Boden. G ribenitz» G riebnitz»© ee, richtiger G re b e n ic a , entweder unm ittelbar von g re b e n Kamm jugum m o n tis, sc o p u lu s, womit b rb g rb g a rb g rib H ügel, Rücken, Buckel, P ilz zusammenhängt, oder von g reb sti graben, g reb en gegraben, abgeleitet, also entweder einfach Bergsee oder Grabensee, wegen seiner langen schmalen G estalt, oder endlich selbst Pilzsee, wegen der Pilzgestalt deS BergeS, oder weil dieser überhaupt Pilzderg hieß, in welchem letzteren Falle er G ribno oder G ribnica heißen würde. Plessow »© ee hat den richtigen alten slawischen N am en pleso (sprich plesso) statt jezero als Wurzel, welche beide W orte S ee lacus bedeuten; davon rü h rt auch der N am e de- D orfes Plessow , rich-

tig tr P lesa w , her, während der S ee selbst Pleso genannt werden muh. Hier ist der Name de- D orfevon dem de- S ee- entlehnt. D en Namen M oizener-See, S charm ützel »S ee, deren e- mehrere giebt, und dem gleichnami­ ge» D orf M etzeltbia, früher M uzeltin, liegt die Wortwurzel mocz (sprich motsch) Nässe Feuchtigkeit hum or, von m ok mocziti feucht machen, zu Grunde, wovon dann m oczar m oczara S um pf, sumpfiger £ )rt p aju s. m oczny p a lu ste r kothig, und hiervon zahlreiche O rt-nam en abgeleitet worden. M akeritz heißt die sumpfige Niederung der Nuthe. D er Name hängt der Ableitung nach mit dem obigen zusammen. Mokr, rnokry heißt naß. Darnach klang der Name ursprünglich Mokrice, dia­ lektisch Mokrzice (sprich Mokritze, Mokrschitze). v o l l e n -S e e heißt wörtlich der Lange S e e , von dolg dlug lang abgeleitet, richtig genannt D olgie oder D lugie (sprich Dtugse mit dem groben 1). Unter den Flüssen nenne ich die N uthe, die sich auch al- N udo geschrieben auf einer Karte vorfindet. E - giebt ähnlich klingende Namen in Rußland und Böhmen und in Urkunden einen G a» N udici an der S aale. Bekannter ist der Fluß N otec Netze, der ebenso wie die Nuthe mitten durch Bruche und Wiesen tut sumpfigen und mohrigen Boden langsam und schwerfällig dahinfließt. D ie Wurzel ist unbekannt. M an scheute sich vor jeder Erklärung. Ich leite den Namen von nyti nyju noju, lao g u ere, ignavum esse, müde schwerfällig sein, polnisch nyö schwinden, vergehen, waö auf die versun­ kene Lage und den schweren trüben Wafferstrom der Netze und der N uthe, die also Nuta oder Nota, ursprünglich Nyta geheißen, meiner Anficht nach, sehr gut paßt. B on der Wurzel n ii niedrig, Niederung können sprachlich diese Namen nicht abgeleitet werden. D ie S a a r, ein Nebenstrom oder eigentlich nur eine Abzweigung der N uthe, könnte von c a rn schwarz abgeleitet werden. Ich ziehe aber vor, da- W ort 4er (sprich scher oder französisch je r) StehWeide M ast F utter, dem Namen zu Grunde zu legen, so daß der S tro m entweder von der fetten, futterreichen Niederung seinen Namen erhalten, oder selbst, wegen seine- dicken, fetten, nahrhaften Wasser-, fetter F lu ß , ursprünglich wohl i e r n a geheißen habe. Ich werde die- bei der Erklärung de- NamenB ab elsberg noch näher motiviren. Aus der Unzahl der übrigen O rt-nam en der nächsten Umgegend, die entschieden slawischen Ur­ sprung- find, nehme ich nur folgende heran-: S ym pboriie, ein Ungeheuer von Namen in Betreff der Schreibweise, heißt einfach entweder Z aborne (sprich S ab o rn e), welche- da- oeutrum ist von zab o rn y umzäunet umgrenzt, da- aber zu­ sammengesetzt ist au- za um, und b o rn y von b ra ti nehmen fassen, wovon zabor, namentlich im Russi­ schen, wörtlich Zaun, Umzäunung heißt; oder Z aporne von zap o ra (zaprjeti zap rzeö verrammeln ver­ sperren, einschließen) Verrammelung, Vorlegebaum; oder endlich Z aw orne von zaw o ra (zaw rjeti zaw rzeö verschließen, namentlich nach altem Brauch die Grenzen verschließen) mit derselben Bedeutung. D iealle- entspricht vollkommen der Bestimmung unsere- O rtö, welcher nach einer Urkunde vom Ja h re 1382 einen Grenzpunkt beim Dorfe Clodow der zu Schloß Potsdam gehörigen Fischereien bildete. D er Name wird noch ähnlicher, wenn man, statt der Präposition za um, s so su, altslawisch und polnisch auch s% (sprich sson ssun) 4) Bericht deS Pred. Sternfeld daselbst v. I . 1722. — 5) Landbuch S . 83, No. 140.

S.

Hierauf zerfiel Dannenberg in 3 GutSantheile, welche bis zum Jahre 1721 in verschiedene« Handen waren. ES scheint nämlich, als hätten die abgabenberechtigten Mitbesitzer, die v. W erben und v. H aselberg, die Regierung-zeit der Lützelburger Fürsten benutzt, um zinSpflichtige Bauerhufen einzu­ ziehen und ritterfrei zu machen. I. Der Dannenbergsche Hof gelangte an die Familie Malchow. Er wird ein freier Hof mit 10 Hufen genannt, hatte eine freie Schäferei, \ Antheil am See, am Straßenrecht, der oberu Gerichtsbarkeit und dem Kirchenpatronat. Im I . 1433 war der Letzte dieser Familie, Henni ng Mal chow, verstorben, sein Gut fiel an den Kurfürsten, der eS an Heine P f u h l zu Lehn gab. *) ES verblieb bis zur Zeit de- großen Kurfürsten im Besitze der Familie Pfuhl, welche einzelne Höfe und Hufen an die v. H oltz end orf veräußerten,2) und endlich nur noch 2 Höfe mit 7 Hufe» besaßen, welche ihnen i. I . 1620 freigewilligt wurden.3) Dieser Gutsantheil fiel dem großen Kur­ fürsten anheim, welcher ihn seinem General-Feldmarschall Grafen v. Sparr verlieh,4) der thu in den Zwanzigern des vorigen Jahrhunderts an den Reichsgrafen v. Fl emmi ng auf Kötheu veräußerte.6) II. Den Werbenschen GutSantheil, welcher den größten Theil der gutsherrlichen Rechte enthielt, und zu dem i. I . 1413 28 Husen mit allen Rechten gehörten, *) besaßen später die v. Holtzendorf auf Köthen. Nach einem Lehnbriefe v. I . 1598 bestand derselbe in 3 Theilen des GuteS Dannenberg mit 3 Ritterhöfen und dazu gehörigen 20 Hufen, 3 Theilen am obern und niedern Gericht und dem Kirchenpatronate, in Fischerei auf dem Dorf. und HabichtSpsuhle. S ie hatten den halben Gamsee, die Schäferei, 4 Bauern- und 4 Kossäthendienste, Zehenten, Abgaben vom Kruge u. s. w. *) — ES ging dieser Gutsantheil mit dem Dorfe Köthen später ebenfalls in den Besitz des Reichs­ grafen v. Flemming über. HI. Der dritte Antheil von Dannenberg, welchen 1375 Hans v. Haselberg besaß, befand sich später im Besitze der v. Sparr zu Greifenberg. Daß in dem Schoßregister v. I . 1450, wie auch tu den spätern Registern, die v. Sparr als einzige Besitzer von Dannenberg aufgeführt werden, ist ganz unrichtig, da in den gleichzeitigen Lehnbriefen der Mitbesitzer ausdrücklich vermerkt ist, „daß sie Dannenberg besitzen, jedoch mit Ausnahme (nur) der 14 Hufen, welche die v. Sparr daselbst hatten." Außer diesem Landbesitze hatten sie nach einem Lehnbriefe von 1598 die Gerichte auf ihren Hufen. Im Jahre 1618 wurden ihnen 3 Höfe mit 12 Hufen als befreite anerkannt. 8) — Nachdem, wie bereits erwähnt, der Feldmarschall Graf v. Sparr auch den Antheil No. I erhalten hatte, befanden sich die Antheile No. I und III, mit 19 freien Hufen, verbunden im Besitze der Sparrschen Familie, welche sie später dem Reichsgrafen v. Flemming verkauften. Als derselbe Dannenberg zum Besitze übernommen, hatte das Gesammtgut 39 freie Hufen, die Kirche hatte 1 Hufe, die Pfarre 4 , und im Besitze der Bauern waren noch 28 Hufen verblieben. ES waren also seit dem Jahre 1375 29 Bauerhufen eingezogen und zu Freihufen umgewandelt worden. ES verminderte sich dadurch auch die Zahl der Bauerhöfe, welche vor 1593 noch 12, nach dem Jahre 1618 aber nur noch 6 betrug. Auch die Zahl der Koffäthen, welche im Jahre 1375 16 waren, hatte sich nach dem Schoßkataster vom Jahre 1624 auf 6 vermindert. Im Jahre 1805 bestanden noch 6 Bauern, aber nur noch 4 Koffäthen. Neben ihnen waren daselbst 6 Büdner, 3 Einlieger, Krug und Schmiede. DaS Dorf und Rittergut, welche- die Familie v. Jena zu Köthen i. I . 1721 von dem Reichs« grasen v. Flemming erkaufte, ist gegenwärtig im Besitze des Rittmeisters Wilhelm v. Jena auf Köthen. ES ist in der Matrikel v. I . 1828 als landtagsfähiges Rittergut aufgeführt,9) und hat ein Areal von

1) R ied el, a. a. O. XI, 351. — 2) Im Jahre 1592 erkaufte der Ober-Hauptmaun v. Holtzendorf von Albrecht v. Pfuhl.LehnS-Copiar. — 3) Schoßkataster v. I . 1624. — 4) v. Eickstedt, a. e. O. 358. — 6) Fischbach, a.a. O. 362. — 6) Eopiar des Geh. StaatS-Arch. No. 14. — 7) Lehnt« Eonf. v.1598 u. 1609. (LehnS-Eopiar.) — 8) Schoßkataster v. 1624. — 9) v. Eickstedt, a. a. O. 489.

einen Theil

1696 Morgen 112 LH Ruthen. *) I m Jahre 1805 ward dasselbe auch mit 1500 Morgen Heide auf­ geführt. 2) Die Kirche besitzt nach dem Schoßkataster von 1624 eine Hufe Landes in der Feldmark. 17. Doberkotv (im 14. Jahrhundert D obirchow auch D oberchow später auch D obrikow genannt) war einst ein Dorf, da belegen, wo in der Sternebecker Heide die von Hernekopf nach S te in ­ beck und von Sternebeck nach Wollenberg führenden Wege sich kreuzen. Die fast gänzlich mit Heide bedeckte Feldmark hatte 40 Hufen, wovon im I . 1375 2 zur Pfarre, 10 zu zwei Höfen der Gebrüder ElauS und MatiS S t e r n e b e c k und 19 Zinshusen zu zwei Höfen der Gebrüder Peter und Claus D o ­ berchow gehörten. Die Vorfahren der Letztem dürften die ursprünglichen Grundherren gewesen sein, welche nach dem O rte sich nannten. Sämmtliche Hofbesitzer waren Vasallen des Markgrafen, welche von diesem das ganze D orf zu Lehn trugen. Von den Zinshufen heißt eS im Landbuche, daß jede derselben an Pacht, Zins und Bede \ Stück Geldes entrichte. Von Hüfnern und deren Diensten ist keine Rede, ein Krug war nicht vorhanden und nur 2 Kossäthen werden aufgeführt, welche zusammen 32 Pfennige zu entrichten Hatten.3) O b die übrigen 9 Hufen wüst lagen oder in wessen Besitz sie waren, bleibt zweifelhaft. Jedenfalls scheint es, daß dieses D orf schon früher in Verfall gekommen und wüste B auer­ hufenvon der Herrschaft übernommen wurden. Dies bestätigt ein Lehnsvermerk vom Jah re 1412, nach welchemClaus S taw na (Stavenow ), der auch in Steinbeck begütert w ar, 24 wüste Hufen im Felde Doberchow besaß.4) Einen andern Theil, nämlich einen freien Hof mit 12 freien Hufen, den vierten Theil des Dorfes, 3 Kossäthen, eine freie Schäferei, Ober- und Niedergericht mit allem Zubehör, wie eS S t e r n e b e c k früher besessen, hatte W althasar C z i n n e n d o r f im Jahre 1414 von demselben erworben. 5) Diese Antheile an der Feldmark und der Dorfstätte Dobrikow wurden später in verschiedene kleinere Parcellen getheilt, deren einen die D a h m e zu Sternebeck, einen andern die P l a t e n zu Prötzel und andere die P f u h l e zu Steinbeck besaßen. Zu Sternebeck gehörten nach den Lehnbriefen aus dem 17. Jahrhundett noch Höfe und Hufen, während die übrigen Parcellen nur als Antheile an der wüsten Feldmark bezeichnet werden. E in Vorwerk Daberkow gehörte noch in neuerer Zeit zu Sternebeck. E s bestand im Jahre 1805 aus 4 Wohnhäusern mit 46 Bewohnern, das auch zu Sternebeck eingepfarrt war. Die neuesten Karten deS Königl. Generalstabes weisen dasselbe nicht mehr nach; da wo es sonst stand, findet sich^ die Bezeichnung „Sternebecker Forst". 18. Falkenberg, ein Fischerdorf, \ Meilen nordwestlich von Freienwalde, nahe beim Dorfe Köthen belegen, mit einer dahin eingepsarrten Kirche. Falkenberg gehörte nebst Köthen im Anfange deS 14. Jahrhunderts einem R itter Michael v. C h e i n e und seinem Sohne, nach deren Ableben einem Gebols v. M y s e i n k o u n . Ueber die nächsten Befitzverhältniffe ist nichts bekannt. E in Lehnbries v. 1 . 1440 läßt annehmen, daß die Familie v. Holzendorf schon längere Zeit im Besitze gewesen sein muß. E s wird den Gebrüdern Dietrich, Werner und Euno v. H o l z e n d o r s nämlich der Lehnsbefitz des Gutes „zu Falkinberge" nebst Gericht, Diensten, dem Kruge, Rauchhühnern, der Pflege, welche zu W alpurgis 2 Schock 55 G r., zu Johannis 1 Schock und zu M artini 2 Schock 46 G r., ferner eine Tonne Hering und 4 Mispel Roggen an Mühlenpacht be­ trug, bestätigt. Auch gehörte eine Fischerei dazu. D ie M utter der Besitzer hatte aus den Einkünften 11 Schock G r. als W itthum .«) Während der Zeit, daß Falkenberg und Köthen einen gemeinschaftlichen Besitzer hatten, waren Wiesen auf der Feldmark des letztem zum Gute Köthen gelegt worden, um welche im Jahre 1474 von den Besitzern beider Dörfer, dem Kloster Chorin und Dietrich v. H o l z e n d o r s zu Sydow gestritten w urde.7) D ie Familie v. Holzendors scheint ununterbrochen im Besitze dieses Dorfes verblieben zu fein, bis dasselbe von ihnen m it dem Rittergute Köthen veräußert wurde. I m Anfange deS vorigen Jahrhunderts besaß es der Generallieutenant v. F l e m m i n g , von welchem es im Jah re 1) B e rg h a u S , a. a. O. n , 433. — 2) B r a tr i n g , a. a. O. U, 254. — 3) Landbuch S . 76, No. 87. — 4) Copiar No. 14. — 5) Daselbst. — 6) Eopiar des Geh. StaatS-ArchivS No. 20. — 7) Vergl.

Kothen.

1721 der KammergerichtSrath Gottfried v. J e n a erwarb, nach dessen im Jahre 1734 erfolgtem Ablebe« eS auf seine Erben und Nachkommen überging. DaS D orf hatte, als Fischerort, niemals Hufenbefitz. Nach dem Schoßkataster von 1624 waren daselbst 25 Fischer und 2 Kossäthen angesessen, von welchen die v. Holzendorf einen Hof einzogen, welcher ihnen freigewilligt ward. Die Zahl der Kossäthen war früher größer. DaS Schoßregister von 1450 spricht allein von 4 wüsten Kossäthenstellen. — I m Jah re 1785 waren unweit des Dorfe- noch einige Wohnsitze, die Sorge genannt, entstanden; die 25 Fischer besaßen jeder 50 Morgen Land und Wiesewachs und 30 Morgen H ütung, 6 B üder, jeder 4 Morgen Land. Außerdem war ein Krug und eine Wassermühle vorhanden. Die Seelenzahl betrug damals 335. Die Kirche besaß 12 Morgen Wiese, einen See und etwas Land, der Prediger 20 Morgen Wiesewachs. — DaS D orf soll früher da gestanden haben, wo "die sog. Hanfgärten sind, die noch den Namen der Dorfstelle führen. E s soll — die Zeit kann nicht angegeben werden — einst abgebrannt sein. *) Auf ber gutsherrlichen Feldmark von Falkenberg wurde von 1775— 1776 die Kolonie B ro ic h - d o r s angelegt, die zu Ehren deS Staatsm inisters v. B r o i c h , des Schwiegervaters des damaligen G uts­ herrn Gottfried v. J e n a , so genannt wurde. S ie ist 357 Morgen 28 □ 9 t. groß, besteht auS 33 Ko­ lonistenstellen und 1 Wassermühle,2) hatte 1852 283 Seelen und ist zu Köthen eingepfarrt. 19. Frankenfelde, Rittergut und Kirchdorf, 1 Meile südwestlich von Wriezen an der Oder belegen. Von diesem Dorfe wird im Landbuche Folgendes mitgetheilt: F ran k en v eld e hat 26 Hufen, der Pfarrer hatte von denselben 2. D er Schulze giebt 1 Talent für das Lehnpferd und zur Bede 4 Schffl. Roggen, 4 Schfft. Gerste und 8 Schfft. Hafer und 30 Schillinge. B ei der Besteuerung wür­ ben je 3 Husen zusammengefaßt, woraus abzunehmen, daß damals nur Dreihüfner am O rte sich befan­ den, deren Zahl, mit Inbegriff deS Schulzen, 8 war. Kossäthen waren 10, welche Geld und Hühner gaben. D er Krug gab 16 Schillinge und so viel Bede, wie von einer Hufe entrichtet wurde, nämlich 7 Schillinge weniger 1 Pf. Alle Einkünfte des D orfes, mit Ausnahme des dritten Theils der Pacht und Bede, welche O t t o P f u e l hatte, befaß Heyne Barfuß und vor ihm B o t e l und Si t z v. E r n a , von denen er es erworben hatte. E r war zu Vasallendiensten verpflichtet.3) Dieses Besitzverhättniß wird durch einen Vermerk vom Jahre 1412 dahin näher erklärt, daß B a r f u ß zu „Frankenveylde* 17 Hufen sowie diejenigen 7 Hufen, mit allen Rechten, besaß, „welche dem Burggrafen und B e t k e P u e l - gehörten,4) also die obrigkeitlichen Rechte über sämmtliche Hufen, m it Ausnahme derjenigen 7, welche der Landesherrschaft verpflichtet waren. D ies bestätigt auch das Schoßregister v. I . 1450, nach welchem K u n o B a r f u ß als alleiniger G utsherr angeführt w ir d ,3) sowie die Vertragsurkunde der v. B a r f u ß vom Jahre 1485 über die Theilung ihrer G üter, wonach H a n s B a r f u S , außer Ku­ nersdorf, Frankenfelde mit allen Gnaden und Gerechtigkeiten erhielt.6) Von freien oder Ritterhufen ist erst im Jahre 1599 die Rede, als dem damaligen Besitzer H e n n i n g v. B a r f u ß , zu zweien Höfen, welche er bereits befaß, ein dritter mit 3 Hufen freigelassen w urde.7) E s bestand seitdem ein Rittergut, welches bis zum Jahre 1747 von den v. Barfuß besessen war. I n diesem Jah re erkaufte es der Hofrath Ka e r s t e n und von diesem im Jah re 1771 der spätere Geh. Kommerzienrath Bernard v. W o l f s , dessen Erben es im I . 1816 an den S ta a t veräußerten, der daselbst eine noch jetzt blühende Stam m schäserei gründete. Ueber den andern Husenbesitz find die Nachrichten scheinbar von einander abweichend. DaS Landbuch spricht von 26 Hufen, zu welchen die beiden Psarrhufen gehörten, die Urkunde vom Jahre 1412 von 24 schoßbaren Hufen, ohne die Psarrhufen, und daS Schoßregister vom Jah re 1450 nur von den besetzten 14 Bauerhufen und einer Kirchenhuse; die Predigerhufen waren nicht aufgeführt und die übrigen lagen wüst. I m Jah re 1480 werden 20 Bauerhufen aufgeführt. Die hiernächst hervortretenden 1) Fischbach, a. a. O. 360. — 2) Daselbst und B e rg ha u S , a. a. O. II, 449. — 3) Landbuch S . 77, No. 97. — 4) Copiar No. 14. — 5) Landbuch 298, No. 49. — 6) R i e d el , a. a. O. XI, 429. — 7) v. Eickstedt, a. a. O. 360.

2 gut-herrlichen Hufen, wie eine Pfarrhufe, scheinen auS einem eingegangenen Dreihüfnergute entstanden zu sein. D a s Schoßkataster führt noch 18 Bauerhufen, 2 ältere und 5 neuere Freihufen, 2 Pfarr- und eine Kirchenhuse auf, bei welcher Zahl eS später verblieb. Der Unterschied bestand gegen die Abgaben de- Landbuches darin, daß aus dem Verbände von 24 Bauerhufen, welche damals bestanden, 5 Frei­ hufen und eine Kirchenhufe genommen und 2 Dreihüfnergüter eingegangen waren. E s verblieben noch 6 Hüfnergüter; die Zahl der Kossäthen hatte sich aber stets vermindert, betrug im Jahre 1624 nur 4 und im Jah re 1775 war gar keiner mehr vorhanden. B ei dem Einfall der Hussiten und während des SOjährigen Krieges scheint dieses D orf ebenfalls sehr gelitten zu haben. 20. Freudenberg, ehemals Frudenberg, im vorigen Jahrhundert auch Frödenberg, ein Kirchdorf, 2 Meilen nordöstlich von Bernau und 2 Meilen südlich von Neustadt belegen. Nach dem Landbuche hatte „ V ru d e n b e rg " 60 Hufen, von welchen der Pfarrer 4, die Kirche eine und der Schulze 4 Hufen besaßen. D er Letztere mußte das Lehnpferd halten oder dafür 1 Talent zahlen, wogegen er vom Krüger 20 Schillinge zu erheben hatte. Die übrigen Hufen waren im Besitze der B auern, welche davon Pacht und Bede, jedoch keinen Zins gaben. Von 39 Hufen war die Pacht an verschiedene Personen veräußert; die Bede und das höhere Gericht hatte Reinbold v. G r is e n b e r g zu Lehne. *) Diese Angaben sind nicht ganz genau. Alle spätere Hufentabellen geben 65 Dorshusen an. Außer den oben angeführten 60 Hufen, unter welchen die Lehnhufen des Schulzen begriffen sind, waren noch 5 Hufen der Pfarre und Kirche vorhanden. R . v. Greifenberg besaß das höhere Gericht und die Bede; wer aber von den übrigen 21 Husen die Pachte, die Abgaben von den Kossäthenhöfen, den Wagendienst und daS Patronat hatte, ist nicht angegeben. Offenbar besaß der v. Greifenberg vorübergehend nur einen Theil des Dorfes, während der andere Theil im Besitze der v. Steglitz verblieben war, welche daS Schloß Biesenthal, bei welchem Freudenberg bald hierauf als Zubehör ausgeführt wird, inne hatten. Denn im Jahre 1412 erhält Gericke v. H o ltze n d o rs, welcher Biesenthal von den v. Stegelitz erworben hatte, vom Burggrafen Friedrich die LehnSconfirmation über „daS D orf F r e w d e n b e r g ", J) verschrieb auch im Jahre darauf seiner Ehefrau -eine Abgabe daselbst von 10£ Schock Groschen zu Leibgedinge. *) M it Biesenthal ging Freudenberg in den Besitz der v. U c h ten h a g en und v. A rn im über und wird in der den Gebrüdern und Vettern v. Arnim im Jah re 1441 ertheilten Lehnsbestätigung aus­ drücklich als Zubehör dieses Schlosses genannt, 4) ging auch mit demselben im Jah re 1577 an den Kur­ fürsten, der Biesenthal mit allem Zubehör von den v. Arnim erwarb, über. I m Anfange des 17. J a h r­ hunderts vertauschte der Kurfürst daS D orf Freudenberg an Ehrenreich v. L i n d s t e d t für Hegermühl, und im Jahre 1652 befand es sich im Besitze deS Freiherrn Friedrich v. Blumenthal, 5) dessen Erben eS im Jahre 1671 dem Ober-Präsidenten v. S c h w e r i n für 900 Thlr. verkauften. M it den übrigen v. Schwerinschen Gütern erwarb es im Jah re 1709 der König und legte eS zum Amte Alt-LandSberg. I m Schoßkataster von 1624 werden 13 Hüfner mit 58 Hufen und 3 Koffäthen aufgeführt. Mehrere Hüfnergüter wurden während des 30jährigen Krieges wüst und nicht wieder besetzt. I m Jahre 1775 waren nur 9 und im Jah re 1805 noch 8 Hüfner vorhanden. Neben denselben bestanden 3Koffatheit, 6 Einlieger, ein Krüger, Schmied u. s. w., und in 25 Feuerstellen wohnten 153 Menschen. Die Kirche, welche im Jah re 1375 nur eine Ackerhuse besaß, hatte nach dem Schoßkataster vom Jahre 1624 deren 3, nach einem Berichte vom Jahre 1720 nur 2 Hufen und ungeräumteö Land. S ie war nach der Matrikel vom Jahre 1600 Filial von Tempelfelde, gehört als solches aber seit 1715 nach Werneuchen. Nach derselben Matrikel hatte die Pfarre 4 Hufen und 2 Rücken und bezog 2W spl. 10 Schffl. Meßkorn. 21. D a S e h e m a l i g e Kl os t e r Friedland. I n dem 1 Meile südöstlich von Wriezen a. d. O . belegenen heutigen Dorfe Friedland wurde, nach Mittheilungen aus der Reformationszeit, im 13. J a h r ­ hundert ein Bernhardiner Nonnenkloster, Benedictiner Ordensregel, zum Lobe GotteS, der Jungfrau 1) Landbuch S . 88, No. 165. — 2) Copiar No. 14. — 3) Daselbst. - 4) Vergl. Bieseuthal. — 6) LehnSconfirmation für denselben über Klobbicke und Freudenberg v. I . 1652, Kurm. LehnS-Copiar.

M aria und des Apostels und Evangelisten Johannis gestiftet und dieser zugleich zum Schutzpatron gtwählt. W ann und von wem die Gründung erfolgte, läßt sich nicht angeben. ES darf aber m it B e­ stimmtheit angenommen werden, daß es lange vor dem Jah re 1271 bereits bestand. Denn die Mark­ grafen Johann und O tto gaben in diesem Jah re »dem Nonnenkloster zu V redelant da- Eigenthum von 5 Hufen im Dorfe L ud ersd o rp , welche der Edle Burchard v. B u c k lin bisher zu Lehne gehabt, und ferner auch daS Eigenthum der Kirche zu R ingenw olde." x) Auch in einer im folgenden Jahre von den Markgrafen O tto und Albert ausgestellten Urkunde, wurde »der Kirche der heiligen Jungfrau M aria zu V redelant, wo das Nonnenkloster Cistercienfer Ordens ist, daS D orf Bisterstorp und daS Patronatrecht der Kirche daselbst, mit allen Rechten und Zubehörungen, w ie eS d e ren V o r f a h r e n u n d sie b is h e r b esessen h a b e n , " übertragen. 2) I m Jahre 1300 war daS Kloster durch Brand und andere- Unglück völlig zerstört und sämmt­ liche Original-Urkunden, welche über dessen S tiftung und D otation genaue Auskunft zu geben vermoch­ ten, waren beim Brande verloren gegangen. Auf B itten der Nonnen bestätigte der Markgraf Albrecht von Brandenburg denselben in diesem Jah re ihre Besitzungen, so weit sie in seiner Herrschaft lagen, welche sie bis dahin, zum Theil sogleich bei der Stiftung, erhalten hatten. Diese Urkunde, die erste, welche eine ge­ nauere Nachricht von den Klostergütern bringt, zählt nun die Besitztüm er desselben in folgender Art auf: 1) daS Städtchen V r e d e l a n d (Friedland) mit allen seinen Zubehörungen, mit dem Fischteiche, gewöhn­ lich D ik genannt, und mit allem Rechte, desgleichen den Fischteich von der M ühle, welche A l e b r a n d (wahrscheinlich die jetzige Dammühle am Stobberowfließ bei Friedland) heißt und von dieser 6 W spl.; 2) die Seen Groß- und Klein-Tornow bei P r o v e st Ha ge n (Probsthagen); 3) einen See bei Buckow, welcher G r y b e n - (jetzt Griepen-See nördlich von Buckow) heißt; 4) den See bei Buckow (Buckowsche S ee); 5) den Sc he r mi t ze l s ee (westlich von Buckow); 6) den W e i ß e n s e e (ein kleiner mit dem Schar­ mützel- zusammenhängender See südwestlich von Buckow); 7) das D orf R i n g e n w o l d e (Ringenwalde), das D orf S l a w e (jetzt Vorwerk Schlanhof); 8 ) den dritten Theil von M e r t e n s t o r p (Metzdorf); 9) das D orf D a m e r o w (jetzt wüst) mit allen Rechten; 10) drei Talente von dem Felde K a p r o (eine wüste Feldmark zu Schulzensdorf gehörig); 11) einen Weinberg zu Vr i t z e n (Wriezen a. d. Oder) und aus dem nachstbelegenen 8> Schillinge; 12) das D orf L u d e r s t o r p (Lüdersdorf); 13) das D orf B i s t e r s t o r p (Biesdorf bei Wriezen); 14) in der Mühle genannt D o r n b u s c h (^ Meile von BlieSdorf und zu demselben gehörig), sowie in der Mühle Lube ne ke (Lapenowsche Mühle am Stobberow-Fließ, zu Ringenwalde gehörig); 15) im Dorfe L o w e n b e r g (Leuenberg) 2 Hufen mit allen Rechten; 16) im Dorfe B e i r s t o r p (Beiersdorf) 1 4 Hufen mit allen Rechten; 17) in der alten S ta d t B e r n a w (Bernau) 12 Schillinge zu M artini von den Rathmannen zu erheben; 18) im Dorfe B o r n e k e (Börnecke) 7 Hu­ fen mit allen Rechten; 19) im Dorfe Ladebor ch ( Ladeburg) 3 Wspl. Roggen mit allen Rechten; 20) den dritten Theil deS Dorfes K l e i n - B a r n e (Klein-Barnim ); 21) den dritten Theil der Fische zu Wriezen, gewöhnlich Kahnfische genannt; 22) im Dorfe M o r c z a n e (Marzahne bei Berlin) 3 Hufen mit allen Rechten.3) S p äter erwarb das Kloster noch: daö D orf GerSdorf, Besitzungen zu BollerSdorf, 2 Höfe zu Quilitz, daS wüste Feld Treppin ( ? ) , die Heide Ka r u t z , einst ein D orf, welches im 14. Jahrhundert wüst wurde (nördlich von G erSdorf),4) und G üter zu Reichenberg, BollerSdorf, Quilitz, Bysow, Batzlow, Schulzendorf, Kunersdorf und Damsdorf. Auch verschrieben die Gebrüder Hartmann und Tyle v. Ihlow zu Ihlow dem Probste Johann Krüger im Jah re 1449 eine jährliche Hebung von 2 Wspl. 10 Schffl. Getreide tut Dorfe Dahmsdorf (K r. LebuS), *) und tut Jahre 1456 hatte der Probst von 1) Eine alte, glaubhafte Abschrift dieser Urkunde (wahrscheinlich aus dem K loster-Copiarium ) habe

ich in einem M anuscripte des G arcaus vorgefunden. I h r Abdruck steht bevor. — 2) Desgleichen. — 3) Cop. des Kgl. Geh. Staats-A rchivs vol. 25, fol. 18™. Die Urkunde ist ausgefertigt zu Eberswalde a. d. 1300 die Beate Elisabeth. Gedruckt bei R i e d e l , a. a .D . XII, S . 412. — 4) I m I . 1307 w ar es noch als D orf vor­ handen, welches der M ühle zu Eberswalde zwangspflichtig war. (v. d. H a g e n , Beschreibung von NeustadtEberSwalde, S . 239. — 5) C opiar No. 20 des Kgl. Geh. Staats-A rchivs. III. 2.

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Cuno v. Ihlow einen Antheil in dem wüsten Dorfe zu Kruge und 3 Schock jährliche Zinsen gekauft, und dem Kloster zur Bekleidung der Nonnen geschenkt, wofür sie ihm ein ewiges Gedächtniß halten sollten. !) B on den übrigen Verhältnissen deS Klosters sind nur geringe Nachrichten vorhanden. Ih m war ein Probst und eine Aebtiffin und P riorin vorgesetzt, welche die Verwaltung der G üter und den G ottes­ dienst leiteten und für die Aufrechthaltung der klösterlichen Zucht und Ordnung S orge trugen, und nach außen hin vertrat ein Vorsteher, als Schirmvogt, die Rechte des Klosters. D er letzte dieser Art, von welchem uns eine Nachricht aufbewahrt worden, war M e l c h i o r P f u h l , der in den Jahren 1500 und 1507 Hauptm ann zu Zoffen gewesen w a r .2) Obgleich dieses Kloster, wie fast alle Nonnenklöster, als eine ZufluchtS- und Versorgungsstätte für nicht verheirathete Jungfrauen besonders auS adeligen Familien diente, so scheint doch mit dem V er­ falle de- katholischen Gottesdienste- und mit den ersten Einstüffen der Reformation auch eine Abneigung gegen das Klosterleben eingetreten zu sein. Die letzte Jungfrau, welche als Nonne im Ja h re 1526 ein­ gekleidet wurde, war Ursula v. Hoppenrade. Bei der allgemeinen Kirchen-Resormation in der Mark Brandenburg, im Ja h re 1540, ward auch dieses Kloster säcularisirt und dem Kurfürsten „von der ganzen Landschaft" zur Verfügung überlassen. Auch die Nonnen überließen demselben „gutwillig das Regiment" und begnügten sich mit den ihnen ausgesetzten Deputaten. E s wurde dasselbe mit seinen G ütern zu einem kurfürstlichen DomänenAmte gemacht und im Ja h re 1546 einem B althasar v. Beerfelde für einen Vorschuß von 5000 Gulden aus 10 Ja h re wiederkäuflich zur Benutzung überlasten. Theils aber die üble Wirthschaft, welche derselbe führte, theils die wunderlichen Anforderungen, welche derselbe machte, indem er vom Kurfürsten verlangte, daß derselbe zu der erfolgten S äcularisation und dem m it ihm abgeschloffenen Ueberlassungs - Vertrage den ConsenS deS Papstes einholen sollte, bestimmten den Kurfürsten, den letzteren wieder aufzuheben. E r zahlte ihm daher im Ja h re 1549 seinen Vorschuß zurück, nahm das Amt Friedland wieder an sich und gab eS an Wilhelm, Schenken von Landsberg für einen Pfandschilling von 8000 Gulden, und im Ja h re 1564 verkaufte er dasselbe an Joachim v. Röbel zu Buch für die Sum m e von 22,000 Thlr., unter der Bedingung, daß er und seine Erben eö vom Kurfürsten zu Lehn tragen, demselben davon Vasallendienste m it 2 gerüsteten Pferden leisten, und insofern er oder seine männlichen LehnSerben versterben sollten, sämmtliche Klostergüter, gegen 6000 Thlr. seinen Töchtern zu zahlende Aussteuer, an den Kurfürsten heim­ fallen müßten. Zu dieser Abtretung schien später die Zustimmung der damals noch vorhandenen Klosterjung, stauen erforderlich gewesen zu sein, welche unterm 22. December 1568 dem v. Röbel darüber eine Ur­ kunde folgenden I n h a lts ausstellten: W ir Ursula B arffs (v. B arsus), P riorin, Anna v. Krummensehe, Schaffnerin, Ursula Phulß (v. P fu h l), Margarethe Stranzeß (v. S tra n z), Küsterin, Ursula BarffS (v. Barftrs), Magdalene Luuenbürg, alles begebene Klosterjungftauen erklären, daß nachdem S . k. gnaden das Kloster Friedland, welcheS Berfelde re. innegehabt und vor 42 Ja h ren Ursula Hoppenrade als die letzte Ju n g frau eingekleidet, und nunmehro bis auf uns genannte erledigt, m it allem Zubehör dem v. Röbel anweisen lassen, alS haben wir darauf, m it vorgehabtem unsrer Versammlung gutem R a th , gedachtem Robel alle und jede B rief und Siegel, soviel wir derselben gehabt, frei und gutwillig übergeben, abgetreten und zugestellt, auch die Wohnungen mehrentheilS eingeräumt. Und dieweil hin und wieder in der Welt, sonderlich im Römischen Reich, der geistlichen G ü ter, Perm utation und Veränderungen eingefallen, haben wir solches auch gesehen und denen eS gebührt und zusteht verantworten lassen, gleichwohl vor allen Andern, gedach­ tem Joachim Robel, unserm Schwager, Freunde und Landsmann solch Kloster gegönnt, B rief, Siegel und Wohnung abgetreten und übergeben wollen. Urkundlich 3) u. s. w. 1) K. Geh. S t.-A . Cop. No. 20. — 2) Wohl br üc k, Gesch. deS ehemaligen BtSthumS Lebuö, III, 258. — 3) Diese Urkunde, auf Pergament jedoch ohne Siegel, befindet sich im Kgl. Geh. StaatS-Arch. (R. 21, 49»* Friedland, Dokumente.)

Die Nonnen hatten hiernach das Kloster geräumt und der v. Röbel befand sich nun im un­ beschränkten Besitze desselben und aller zu demselben gehörig gewesenen G üter, welche seine Erben noch um die M itte deS vorigen Jahrhunderts besaßen. S ie kamen hierauf in den Besitz des Markgrafen Karl, wurden 1769 dem nachmaligen General HanS SiegiSmund v. Lestw itz geschenkt, *) der sie bei seinem im Jahre 1788 erfolgten Tode auf seine Tochter, Charlotte Helene verehel. v. F r ie d la n d und diese wieder auf ihre Tochter, die Landräthin v. J tz e n plitz vererbte, wonächst sie bei deren Nachkommen verblieben. 22. Friedland, früher auch A lt-Friedland, zur Unterscheidung von dem ^ Meile davon belegenen, im vorigen Jahrhundert angelegten Vorwerke Neu-Friedland, jetzt Horst genannt, ein Rittergut und Dorf, 1 Meile südöstlich von Wriezen, zwischen zwei Seen, dem Kloster- und Kiezer-See, 4inb am Rande deS Oderbruches belegen, mit einer Pfarrkirche. Nach einer Urkunde vom Jah re 1300 2) war dieser O rt ein Städtchen, das jedenfalls im 13. Jahrhundert als solches gegründet sein mußte. Fischer, von welchen der südlich des O rts belegene KiezerSee den Namen h at, scheinen die ursprünglichen Bewohner eines wendischen Dorfes gewesen zu sein, dessen nicht mehr bekannter Name bei der Umwandlung deS O rts in eine S ta d t, oder bei derG rün­ dung deS Klosters mit dem heutigen deutschen vertauscht sein mag. D as ganze Städtchen m it allen seinen Zubehörungen, dem Fischteiche, Dik genannt, allen Rechten, andere Fischteiche vor der Mühle Alebrand, der heutigen Dammmühle, ward, wahrscheinlich schon bei der Gründung deS Klosters, demselben als D otation überwiesen. Die Bestandtheile des OttS und die überwiesenen Rechte lernen wir erst aus spätern Nachrichten erkennen. Nach dem Landbuche vom Jah re 1375 hatte das Städtchen F r e d e l a n t " 27 Husen, davon jede an Pacht, Zins und Bede 3 Schillinge zahlen mußte. Für die Fischerei gaben die Einwohner (Kiezer) 2 Stücke Geldes, für die Nutzung einer Heide ein Stück Geldes und ebensoviel für das Weide­ recht. An WortzinS gaben sie 51 Schillinge. E s waren 2 Mühlen vorhanden, von welchen eine 8 Wspl., die andere 5 Wspl. Getreide entrichtete.3) Die Schoßregister vom I . 1450, 1451 und 1480 geben 28 Hufen (wahrscheinlich eine früher noch nicht berücksichtigte Kirchenhufe) an, von welchen Pacht u. s. w., von der Stadtgemeinde Wehrzins für die Fischerei, Holzzins für die Heide und außerdem 1 Schock und 13 G r. gezahlt werden mußte. 4) S p ater wurde Pacht, Zins, Bede, Heide- und HütungSgeld auf die einzelnen Hausstellen repattirt und im 16. Jahrhundert vom ganzen O rte mit 13 Gulden 8 G r. erhoben. Für die Stromfischerei wurden 32 Groschen und von jedem Fischer außerdem noch 10 Hühner entrichtet.5) D aß die Bewohner von Friedland keine Orbede zu entrichten hatten, welche sonst jeder, auch der kleinsten S ta d t auferlegt zu werden Pflegte, dürfte zugleich darauf hindeuten, wie gering der O rt und sein Verkehr und die ihm auferlegten städtischen Vorrechte gewesen sein müssen, von welchen nur allein das Recht, B ier zu brauen, geübt wurde. Ferner findet sich keine S p u r davon, daß derselbe jemals eine besondere Stadtverwaltung und einen R ath gehabt habe. Selbst ein Lehnschulze war nicht vorhanden. D as obere und niedere Gericht, wie die Polizeiverwaltung, hatte das Kloster, und ließ dieselben wahrscheinlich durch einen Vogt besorgen. Bei der Säkularisation deS Klosters im Jah re 1540 und als die sämmtlichen G üter desselben dem Kurfürsten zufielen, ward zur Verwaltung derselben in dem Klostergebäude ein Amt eingerichtet, welchem die S ta d t ebenfalls untergeben war. Sämmtliche G üter wurden aber im I . 1568 an Joachim v. Röbel veräußert, der zu Friedland seinen Wohnsitz nahm. Derselbe richtete dort ein Vorwerk ein, 1) Es bestanden diese Güter damals in den Dörfern Friedland, Metzdorf, Pritzhagen, Bollersdorf, der Feldmark Klein-Barnim, den Kolonistendörfern Carlshof einst Grube, Carlsburg einst Wuschwiese, Carlsselb sonst Sintzing und in den Vorwerken Gottesgabe, Buschhof und Carlshorst. — 2) Vergl. Kloster Fried­ land. — 3) Landbuch S . 73, No. 64. — 4) Daselbst S . 300. — 5) Acta über das Kloster Friedland v. I . 1646 im Kgl. Geh. StaatS-Archive.

t a t durch die Uebernahme von Dasallendiensten r) ritterschastliche Rechte erhielt. Nach der Hufentabelle vom Jahre 1671 ») hatten 8 Hüfner, neben welchen 17 Koffäthen, 7 Fischer, 1 Müller und 1 Schäfer am O rte waren, nur 8 Hufen im Besitze. Von den im Schoßregister vom Jah re 1450 ausgeführten 28 Husen, welche auf der Feldmark vorhanden gewesen, mußten also 20 im Besitze de- Röbel gewesen und zu seinem Gute benutzt worden sein. Noch zur Zeit de- großen Kurfürsten befand sich Friedland im Besitze der Familie v. Röbel, später w ar eS jedoch mit den übrigen ehemaligen Klostergütern auf die Landesherrschaft übergegangen und um die M itte deS vorigen Jahrhunderts dem Markgrafen Karl zur Apanage eingeräumt worden, nach dessen Ableben eS der König dem General v. Lestwitz schenkte, dessen Tochter, eine v. Friedland zu KunerSdorf, wahrscheinlich dieselbe, welche im Jah re 1805 an den Landrath v. Jtzenplitz verheirathet w a r,8) eö auf denselben vererbte, bei deffen Nachkommen eS verblieb. Jetziger Besitzer ist der RegierungS-Präfident a .D . G raf Heinrich August Friedrich v. Jtzenplitz auf Kunersdorf. I m . Jah re 1801 bestanden daselbst 4 Ganzbauern, 9 Ganzkossäthen, 15 Halbkossäthen, 8 B üd­ ner, 17 Einlieger, 1 Fischer, Schmiede, 2 Krüge, Wassermühle und ein Förster, und in 97 Feuerstellen wohnten 390 Menschen. Wann Friedland aufgehört hatte als S ta d t zu gelten und in die Kathegorie der Dörfer zurück­ trat, läßt sich ganz genau nicht angeben. I m Jahre 1568 hieß eS noch Städtchen und in einer Lehn-eonfirmation vom Jahre 1598 bereits D o r f . Wie eS scheint, gingen die geringen städtischen Vorzüge de- O rte- schon im Jahre 1569 verloren, als die dortigen Eigenthümer das bis dahin von ihnen selbst­ ständig ausgeübte Recht zum Bierbrauen an die Gutsherrschaft, den Joachim v. Röbel, abtraten. Auf dem zu Friedland gehörigen Territorium wurden im vorigen Jahrhundert, in der Entfer­ nung von je ^ Meile, westlich aus der Höhe die Kolonie K a r l S h o f mit 15 Halbbauern und im Bruch­ lande nördlich das Vorwerk B usch Hof und nordwestlich daS Vorwerk H o rs t, Letztere beide zur Meierei und Viehzucht angelegt. 23. Gaul, in einer Urkunde des Klosters Friedland vom Jah re 1272 C h a u l , s pä t e r Ka u l und in neuerer Zeit G a u l genannt, war, wie der Name anzeigt, ursprünglich ein wendische- Dorf, ganz in der Nähe der S ta d t Wriezeu belegen, welche- der Markgraf Ludwig der Römer im Jahre 1340 dieser S ta d t für 40 M ark S ilber- verkaufte.4) — DaS D orf brannte im Jah re 1797 ab und die da­ m als vorhandenen 13 Einfassen bauten sich entfernter von der S ta d t, in der Nähe de- Oderbruches, neu wieder aus. DieS D orf führt seitdem den Namen N e u - G a u l auch G a u l S d o r f , zum Unterschiede von A l t - G a u l , einem Erbzinsvorwerke, daS ursprünglich eine bloße Schäferei war, vom M agistrat zu Wriezen aber mit der Zeit zu einem Vorwerke umgeschaffen, als solches bewirthschaftet, verpachtet und endlich auf ErbzinS veräußert wurde. Nach einer Vermessung vom Jahre 1759 hatte eS 1099 Morgen 142 □ R u th e n Areal. Beide Orte find zu Wriezen eingepfarrt. 24. Garzau, bis zum vorigen Jahrhundert G artzow geschrieben, R ittergut und Kirchdorf, \ Meilen südsüdöstlich von Strausberg. Besitzer: der Gutsbesitzer We i ß e. Von diesem Dorfe wird zuerst im Landbuche vom I . 1375 Folgende- mitgetheilt: „ G a r t z o w ■ hat 60 Hufen, davon der P farrer 4 und die Kirche eine Hufe besitzt. Diese 4 Hufen müssen nach spä­ tern Registern aber zugezählt werden. Von 60 Husen wurde Pacht, Zins und Bede gegeben. E s waren 10 Kossäthen, ein Krug und eine wüste Mühle vorhanden. D a - ganze D orf mit seinen Abgaben gehörte Hermann v. W u l k o w , und nur einen nicht näher bezeichneten Theil der Getreidepacht bezog ein Bene­ dict G i s e l s t o r p . *) 1) Dergl. Kloster Friedland. — 2) v. Ei ckst edt , a. a. O . 377. (Der Name Friedlang ist ein Druck­ fehler.) — 3) I n der vom Kgl. Kammergericht im Jah re 1803 herausgegebenen Gerichtsbarkeit--Topographie wird die v. Friedland geb. v. Lestwitz zu KunerSdorf, und in der statist.-topogr. Beschreibung der Mark B ra n ­ denburg von B r a t r i n g , B erlin 1805, die Landräthin v. Jtzenplitz geb. v. Friedland genannt. — 4) Ul r i c h, Gesch. der S ta d t Wriezen S . 373. — 5) Landbuch S . 78, No. 111.

Noch im Jah re 1481 werden die v. W u lk o w als Besitzer aufgeführt.*) Ih re Nachfolger waren die v. Pfuhl, welche „gang Gartzow und die Gartzowifche Gellen mit aller Nutzung- besaßen, -) auch daselbst ein Vorwerk anlegten, wozu zunächst daS eingezogene Lehnschulzengut mit 5 Hufen und seiner Schäfereigerechtigkeit und anderweitig ausgekaufte 16 von 9 Kofsäthen benutzte Bauerhufen, welche dem Heine v. P f u el in den Jahren 1598 und 1620 freigewilligt wurden, gehörten.8) Dieses G ut, wozu auch die Wassermühle, ein Krug, eine Schäferei und die Dienste und Abgaben der Untersaffen gehörte, ging nach dem Jahre 1650 an die v. R ö b e l über. I m Jahre 1671 war Georg Christoph v. R ö b e l im Besitze, 4) dessen Nachkommen eS an den Grafen F l e m m i n g ver­ äußerten, der es im Jahre 1754 seinem Schwiegersohn, dem Oberstwachtmeister Friedrich v. Löben ab­ trat, auf dessen Sohn, den M ajor v. Löben, es im Jahre 1773 überging, der es tut Jah re 1779 dem Domherrn zu Havelberg, Wilhelm Carl G raf v. S c h m e t t a u veräußerte. Von diesem gelangte eS im Jah re 1802 durch Kauf an den Geh. Ober-Finanzrath Bernhard v. P r i t t w i t z , nach welchem eS die Frau v. A l v e i f s l e b e n , die Gräfin v. F i n c k e ns t e i n und der Oberjäger Werner P a l m besaß, von welchem eS nach 1840 der jetzige Besitzer erwarb. Die Bauergemeinde bestand im 16. Jahrhundert, nachdem schon mehrere Güter eingegangen waren, noch auS 10 Hüfnern, welche 40 Hufen im Besitze hatten. Während deS 30jährigen Krieges wurden mehrere Höfe wüst und nicht wieder besetzt, später auch noch einige ausgekauft und dem gutsherrlichen Hofe zugeschlagen. I m Jahre 1801 bestanden nur noch 2 Bauerngüter und neben diesen 5 Ganzkoffäthen, 13 Büdner, 5 Einlieger, 1 Rademacher, Schmied, Krüger und Waffermüller. Der O rt hatte damals 15 Feuerstellen und 158 Einwohner. Die Kirche, welche im Landbuche vom Jah re 1375 mit einer Dotationshufe aufgeführt wird, ist Filial von Werder. Die Pfarre wird im Landbuche wie in allen spätern Registern mit 4 D otation-Hufen aufgeführt. 25. GerSdorf, anfänglich G erhardsdorf und G erlachsdorf, *) später G erisdorf und seit dem 15. Jahrhundert wie heut geschrieben, ist ein D orf ohne R ittergut, mit einer Kirche, 1 Meile südöstlich von Neustadt-EberSwalde belegen. Zuerst wird dieses Dorf als G erh ard sd o rp in einer Urkunde vom Jah re 1307 genannt. D er Markgraf Hermann verpflichtete die Einwohner, ihr Getreide auf der Mühle in Neustadt-EberSwalde mahlen zu lassen.6) B is zum Jah re 1341 befand sich der Markgraf im vollständigen Besitze de- D or­ fe-, das er damals mit allen Zubehörungen und Rechten an daS Kloster Friedland verkaufte.7) Rach dem Landbuche vom Jahre 1375 hatte daS D orf 52 Hufen, von welchen 47 zinSpflichtig waren und sich im Besitze der Sauern befanden. Jede Hufe hatte an Pacht und Zins 10 Schillinge und an Bede 5 Schillinge und { Schffl. Roggen, ebensoviel Gerste und 1 Schffl. Hafer zu entrichten. ES waren 19 Kossäthen am O rte, welche zusammen 29^ Schillinge zahlen mußten; 3 waren wüst. Die Zahl der vorhandenen Häuser war 22, von deren jedem 1 Huhn entrichtet wurde. D er Krüger hatte 30 Schillinge -u zahlen. Diese jährlichen Abgaben waren theils für immer, theils pfandweise an verschiedene Personen und auch an einen A ltar in der Kirche zu Neustadt abgetreten. Die Gerichtsbarkeit, daS Kirchenpatronat und die Handdienste hatte daS Kloster, der Markgraf hatte den Wagen- oder Spanndienst der Bauern. ES war ein Lehnschulze am O rte, der zugleich Schöffe im markgräflichen Landgericht war. WievielLehnhufen zum Schulzengericht gehörten, ist im Landbuche nicht ausgedrückt. D er Lehnschulze

1) Landbuch S . 297, No. 4 3 . - 2 ) Lehnbrief vom Jahre 1539. Copiar vol. 4V. — 3) Schoßkataster vom Jahre 1624. — 4) v. Eickstedt, a. a. O. 359. — 5) Beide Namen kommen fast gleichzeitig vor. (Gercken, Cod. VI, 439.) Im ältern alphabetischen Register zum Landduche steht Gerhardstorff (Landbuch S . 39), im Texte aber schon Geristorff. (Daselbst S . 84, No. 147.) — 6) v. d. Ha ge n, Neustadt S . 239._ 7) Gercken, Cod. dpi. VI, 438.

bezog vom Kruge eine jährliche Abgabe von 30 Schillingen, mußte aber dem Kloster, als der Gutöherrschaft, das Lehnpferd halten. Die Kirche, welche im 14. Jahrhundert bereits vorhanden war, besaß 1 Dotationshufe und der Pfarrer deren 4. *) Während die Hussiteu im Jahre 1432 B ernau belagerten und die Gegend umher verwüsteten, muß Gersdorfdurch sie viel gelitten haben; denn es erhielt in demselben Jah re vom Markgrafen Johann, in Ansehung des großen Schadens, der ihm durch „die Ketzer" zugefügt worden, eine sechsjährige B e­ freiung von allen Landesdiensten und Beschwerden.2) Namentlich mußten viel der bäuerlichen Höfe da­ selbst wüst geworden. DaS Schoßregister vom Jahre 1450 3) führt nur noch 4 Koffäthen, also 15 weniger als früher vorhanden waren, auf, und mit Gewißheit läßt sich wohl annehmen, daßdieZahl der Bauernhöfe im ähnlichen Verhältnisse waren. I m Jahre 1480 war die Zahl der Koffäthen erst wieder auf 8 angewachsen, hat sich seitdem auch nicht wieder vermehrt. Mehr Sorge scheint für die Wiederbesetzung der Hüfnergüter getragen zu sein, deren bald hierauf, wie auch das Schoßkataster vom I . 1624 erwähnt, 15 vorhanden waren. Als nach der Reformation des Klosters die Güter desselben dem Kurfürsten zugefallen waren und solche von diesem im Jah re 1568 an Joachim v. Röbel veräußert wurden, bestanden die Abgaben, welche das Kloster bisher von GerSdorf bezogen hatte, in 79 Gulden und 1 Schock Groschen, 25 Hüh­ ner, 21 Schffl. Roggen, ebensoviel Gerste und 1 Wspl. 18 Schfft. Hafer. 4) E s gehörte damals zu GerSdorf auch eine nördlich von demselben belegene wüste, gänzlich mit Wald bedeckte Feldmark, die Heide K a r u t z , welche unter diesem Namen noch heut besteht, mit Jagd, Weiden, Triften, Hütung, Oberund Niedergericht und mit aller Gerechtigkeit. Obgleich es wahrscheinlich schon um die M itte des 14. Jahrhunderts wüst geworden und im Landbuche nicht mehr aufgenommen ist, wird es in der S tifts-M a ­ trikel des Bisthum s Brandenburg v. I . 1452 noch als ein zum Sedes Bernau gehörig gewesenes D orf erw ähnt,5) und aus der Insel deö SchloßfeeS in dieser Heide haben sich noch in neuerer Zeit Spuren von Fundamenten vorgefunden, welche man für Ueberreste eines Schlosses hält. 6) Von den Nachkommen Joachims v. R ö b e l besaß Moritz August v. R ö b e l im I . 1602 daS Dorf Gersdorf mit der halben Heide Carutz, 7) und im I . 1715 Christian Dietrich v. R ö b e l , Kgl. Polnischer und Kurfürst!. Sächsischer General der Infanterie und Erbherr von Hohen-Schönhausen, Schöneiche, Buchholz, Rühlsdorf u. s. w., von dessen Söhnen Christian Friedrich und HanS Christian v. Röbel kaufte eS im Jahre 1766 der B aron Mathäuö v. V e r n e z o b r e auf Hohen-Finow, der eS mit dem dabei belegenen Vorwerke Kruge im Jahre 1775 noch inne hatte. Ih m folgten seine Erben, die es 1806 an den Grafen Albrecht Alexander v. d. S c h r r l e n b u r g - T r a m p e veräußerten. Die Kirche von Gersdorf war in alten Zeiten m ater von Dannenberg und hatte ihre besondere Pfarre. Diese ging nach dem 30jährigen Kriege aber ein und es wurde Gersdors, nebst dem eingepfarrten Vorwerk Kruge, bald zu Klobbecke, bald zu Trampe und Heckelberg, endlich im Jahre 1769 aber zu Hohen-Finow gelegt. Oeftlich vom alten Ddrfe GerSdorf, auf dessen Feldmark, wurde um die M itte deS vorigen Jahrhunderts von dem Baron v. Vernezobre ein Kolonistendors gegründet und N e u - G e r S d o r s genannt. 6) 26. GielSdorf, sonst G ieselsdorf (ursprünglich D orf des G i s e l b e r t , G i s e l b e r i S d o r f ) , seit dem 17. Jahrhundert Gielsdorf, zuweilen auch Geilsdorf genannt, Kirchdorf mit einem der Familie v. P f u h l gehörigen Rittergute, \Meilen nördlich von Strausberg belegen, wurde, wie man mit Grund 1) Landbuch S . 84, No. 147.— 2) Gercken, a. a. O. VII, 231. — 3) Landbuch S . 291, No. 5. — von Friedland im Kgl. Geh. Staats-Archiv. — 5) Gercken, Stiftsyist. von Brandenburg S . 22. Der Name ist vom Abschreiber und im Drucke als Carentz oder Careutz fehlerhaft gegeben.— 6) v. Ledebur, die heidnischen Alterthümer S . 80. — 7) Lehns-Confirmation vom gedachten Jahre im Lehns-Copiar. — 8) Die Zeit, wann dies geschah, ist mit Bestimmtheit nicht anzugeben. Jedenfalls war es vor dem Jahre 1775. ( Bü f c h i n g , Topographie S . 146.)

4) Acta

annehmen sann, um die M itte deö 13. Jahrhunderts von einem Vasallen der ersten Anhaltinischen Fürsten, G i s e l b e r t , gegründet und nach ihm benannt. S ein e Nachkommen, die sich nach ihrem Befitzthum nannten, theilten dasselbe und gründeten bei dem Dorfe einen zweiten Ritterfitz. D ie s ergiebt daS Landbuch vom Jahre 1 3 7 5 , welches außerdem die Verhältnisse des D orfes in folgender Art darstellt: G i s e l s d o r f f hat 100 Hufen: von denselben besitzt der Pfarrer 4 und die Kirche eine, B e n e d i c r u S G i s e l S d o r s der Jüngere zu seinem Hofe 1 2 Hufen, von welchen er den Basallendienst leistet und B e n e d i c t u s G i s e l s t o r s s der Aeltere 4 zu seinem Hose. D ie übrigen ( 7 9 ) Hufen (welche im Besitze der B auern waren, gaben Pacht, Z ins und Bede, 8 Kossathen jeder 1 Schilling und 1 Huhn, der Krug 1 T alent und die M ühle 4 W spl. Roggen. E s sind zwei nicht verpachtete S een beim D orfe. D ie v. G i e l s d o r f Haben die Hufenpacht, den Z ins und das höhere Gericht: nämlich Benedict der Aeltere den 4. T heil und Benedict der Jüngere 3 Theile seit Alters vom Markgrafen. D ie Bede hat B e n e ­ d i c t B o t e l (an andern Orten auch B osel oder B ösel genannt und mehrfach im Barnim begütert) vom M arkgrafen, dem sie früher gehörte. D en Wagendienft haben, wie es heißt, die genannten G i ­ selstorf. 0 Nicht lange mehr scheinen die v. G iselsdorf im Besitze des D orfes verblieben zu sein: denn im Jahre 1412 hatte H ans v. B a r f u s die zum R ittergut gehörig gewesene Wassermühle m it ihren Abgaben erworben, 2) und hierauf befanden sich zwei von einander bestimmt gesonderte GutSantheile im Besitze verschiedener Fam ilien. I. D en einen Antheil besaßen im Jahre 1433 die Gebrüder Peter, M atth is und Lorentz G a r n e k u f e r in B erlin. Er bestand in 15£ Stücken G eldes jährlicher R enten, etlichen wüst gewordenen Höfen und 2 S een . Schon ihr V ater war eine Zeitlang im Besitze gewesen und nach seinem Tode er­ hielten seine genannten Söh n e vom Markgrafen die gewöhnliche B eleh n u n g .3) I m Jahre 1449 war dieser G utSantheil dem Kurfürsten heimgefallen, der ihn m it allen Gnaden, Freiheiten, Diensten, Aeckern, Wiesen, Büschen rc. an die W ittw e des H e i n r i c h v. S c h l a b r e n d o r s für ein Darlehn verpfändete,4) nach der Wiedereinlösung aber an seinen R ath W e r n e r P f u h l zu Lehn gab, auf dessen Ersuchen auch seine Brüder H eine, Nickel, Bertram und Friedrich zur gesummten Hand belehnte. 6) Derselbe W e r n e r P f u h l erhielt im Jahre 1460 auch II. den andern GutSantheil. Dieser war nämlich, auf welche Weise ist nicht erm ittelt, in den Besitz der Fam ilie v. H o l t z e n d o r s gekommen, bestand in dem halben Kirchlehne, halben Straßenrecht, 10 Ackerhöfen und 32 Erbhufen, Diensten, Zehnten, Gericht, Rauchhühnern über jene H öfe, und wurde im Jahre 1440 von den damaligen Besitzern Dietrich, Werner und Cuno v. H o l t z e n d o r s besessen,6) welche es im Jahre 1451 an Ebel v. A r n i m , zur Bestellung eines Leibgedinges für dessen Ehefrau M argarethe, auf Wiederkauf überließen, 7) und nach dessen Rückgewähr an die G ebrüder H e i n e , Ni c ke l , B e r t r a m und F r i e d r i c h P f u h l veräußerten, welche ihrem Bruder, dem vorher genannten Werner P fuhl, die Gesammthand einräum ten.8) S o waren nun beide GutSantheile m it den ursprünglichen 16 Ritterhufen und allen gutSherrlichen Rechten an die Fam ilie v. P f u h l gekommen. Schon während der ersten H älfte des 15. Jahrhunderts, und höchst wahrscheinlich durch den E infall der Husfiten in den B a rn im , war ein bedeutender T heil der Höfe verwüstet und nicht vollstän­ dig wieder besetzt und deren Ländereien theils als Acker, theils als Heide zum Rittergute geschlagen, späterhin auch der Acker ausgekaufter Bauergüter dahin gelegt worden, so daß gegenwärtig die gu ts­ herrliche Besitzung 3 1 2 4 M orgen 51 □ R u th e n an Ländereien und 2 1 4 7 M orgen 1 00 □ Stutzen an Forst­ land u m faß t.9) M it der anderweitigen Gestaltung des Rittergutes erlitten auch die bäuerlichen Verhältniße I) Landbuch S . 78, No. 112. — 2) LehnS-Confirmation für denselben vom Jahre 1412. Copiar 14. — 3) Copiar No. 16. — 4) R i e d e l , a. a. O. XI, 370. — 5) Copiar No. 20 u. R i e d e l , a. a .D . 379. — 6) Copiar No. 20. R i e d e l , a. a. O. 378. — 7) Copiar No. 20. — 8) R i e d e l , a. a. O. 391. — 9) B e r g h a u S , a. a. O. II, 433.

No.

«ine Abänderung. Nach dem Landbuche vom Jahre 1375 waren 79 Hufen im Besitze der Bauern. Eine Nachmessung der Feldmark scheint ein Uebermaaß von 5 Husen ergeben zu haben, so daß die Feldmark 105 Hufen maß, worunter 16. Ritterhufen, 4 Pfarrhufen und eine Kirchenhufe sich befanden, *) so daß die Bauern 84 Hufen hatten. Die Zahl der Hüfner auS früherer Zeit ist nicht bekannt, nur von 8 Kofsäthen ist im Landbuche die Rede. Nach den wahrscheinlich von den Huffiten im Jah re 1432 an­ gerichteten Verwüstungen, hatte sich die Zahl der Hüfner vermindert. I m 16. Jahrhundert waren deren noch 13 vorhanden, welche nur 49 Hufen besaßen. 35 Hufen waren also theils wüst geworden, theils in den Besitz der GutSherrfchaft übergegangen. Kofsäthen waren noch 7 vorhanden, auch bestand noch die Wassermühle. — Auch der 30jährige Krieg hatte für das D orf feine nachtheilige Folgen. ES ver­ blieben von den Hüfnern nur 2 im Besitze und später wurden nur noch 2 wüste Höfe wieder besetzt. I m I . 1775 waren 4 Bauern, 6 Kofsäthen, 14 Einlieger rc. vorhanden. ES waren daselbst: 30 H äu­ ser und 146 Menschen. S p äter waren vorhanden: im Jah re 1805 . . . 30 Häuser und 220 Menschen, - 1840 . . . 33 - 278 Die Kirche, welche schon im 14. Jahrhundert vorhanden gewesen, war früher Mutterkirche und ist jetzt Film t von Strausberg. 27. G r a tz e , Rittergut und Vorwerk, 1J Meilen nordöstlich von Bernau und 1> Meile süd­ östlich von Biesenthal, ist zu G rünthal eingepfarrt. Besitzer: die Erben deö im I . 1850 verstorbenen Generale und Ministerpräsidenten Grafen* v. Brandenburg. Dieses G ut wird in dem Landbuche vom Jah re 1375 als ein wüstes D orf G rassow mit 40 Hufen aufgeführt, von welchen zur Pfarre 4, zur Kirche eine und dem Schulzen, als Schöffen des Land­ gerichts, 4 gehört hatten. Die übrigen 32 Hufen waren Pacht- und bedepflichtig, gaben aber keinen Zins. E s werden noch 12 Kofsäthen aufgeführt, welche Zins und Hühner entrichteten. Die Bede hatte L i p p o l d vom Markgrafen und die Pacht, das obere Gericht und Kirchlehn der Bürger Tyde K r a m e r zu Neustadt, vor 10 Jahren, von Zachow gekauft. Der Wagendienst war im Besitze des Markgrafen verblieben 8) und gehörte wahrscheinlich einst, wie das ganze Dorf, zum Schlöffe Biesenthal. Obgleich die Hufen noch als pachtpflichtig dargestellt und die Zahl der Koffäthenhöfe aufgeführt werden, so waren die Höfe doch sämmtlich verlassen; wie der Vermerk am Schluffe besagt: „ d a s ga nz e D o r f ist wüst." Wahrscheinlich war es während der großen Pest in der M itte des 14. J a h r ­ hunderts ausgestorben und nicht gelungen, eS wieder zu besetzen. M an pflegte aber, wie hier, wüst ge­ wordene oder verlassene D örfer, so lange die Höfe mit ihren Gebäuden noch bestanden und die Aecker noch nicht ganz verwildert waren, immer noch nach ihrem Besitzstände aufzuführen. —- ES blieb aber wüst: denn in einem Lehnbriefe, welchen die spätern Besitzer, Fritze und Hartwig B o n e n im I . 1412 erhielten, wird es „ein wüsteS Dorf G r a t z o w " genannt.3) B ald hierauf erwarben eS die v. A r n i m mit dem Schlöffe Biesenthal, 4) und als die Brüder und Vettern v. Arnim sich im Jahre 1577 die Biesenthalschen Güter theilten, fiel „die F e l d m a r k G r a t z o w " , wie sie damals hieß, auf den Antheil des Franz v. A rnim .6) — Inzwischen bestand schon lange auf dieser Feldmark eine Schäferei, als Zu­ behör des Rittergutes in Tempelfelde. M it dem Letztem ging jene Besitzung von den v. ArnimS auf einen v. Göt ze«) und im Jahre 1736 an den Minister v. H a p p e über, der eS im Jah re 1739 dem Reichsgrafen Wilhelm v. S p a r t 7) veräußerte. Dessen Söhne verkauften es im I . 1799 an J a c o b v. W e d e l , worauf es 1804 nebst den Gütern Tempelfelde und Beerbaum an den Regierungsrath v. C o n r i n g und 1805 an die Gräfin Ju lie v. D ö n h o f überging, nach deren im Jahre 1834 erfolgtem Tode es auf deren Tochter, die Gräfin Ju lie v. D önhof8) und hiernächst auf den General, nachhengen Minister-Präsidenten Grafen v. Brandenburg kam, 9) der im Jahre 1850 im Besitze verstarb. 1) Landbuch S . 296, No. 37. — 2) Landbuch S . 80, No. 120. — 3) Copiar No. 14. — 4) Vergl. Biesenthat. — 5) F isch b a ch , a. a. O . 525. — 6) I m Jahre 1719 war der M ajor Jakob Friedrich v. Götze im Besitze. — 7) Bericht des Landrathö v. P fuhl im Jahre 1775. — 8) Diese wird in der Gerichts - Topo­ graphie vom Jahre 1837 als Besitzerin genannt. — 9) Er war schon 1840 im Besitze. Topographie des Rezierungs-BezirkS Potsdam vom Jahr 1840.

Da- ganze zu Gratz gehörige Areal beträgt nach neuerer Vermessung 1885 Mrg. 57 Qflt., wovon 1058 Mrg. als Acker und 789 Mrg. 60 QOt. zur Forst benutzt wird. Das Uebrige sind Hof­ stellen und ertragloses Terrain. *) — Ob dieses Areal die ganze ursprüngliche Feldmark von 40 Hufen umfaßt, ist fast zu bezweifeln, da auf die Hufe nur etwa 47 Morgen zu rechnen wären, während auf die alten Hufen in der Regel gegen 60 Morgen heutigen MaaßeS kommen. Wahrscheinlich ist in früherer Zeit ein Theil der Feldmark zu irgend einem der benachbarten, iui Besitze der v. Slrnhn gewesenen Güter geschlagen worden. Ritterfreie Hufen waren ursprünglich nicht vorhanden, da Gratz i. I . 1375 sich noch als ehemaligeS Bauerndorf darstellt. Erst später wurden 18 Hufen als ritterfreie aufgeführt.2) ES war dieS dem Anscheine nach der in älterer Zeit zuerst wieder in Kultur genommene Acker, welcher, «eil er einst wüst gewesen und deshalb zum Schöffe nicht herangezogen, als steuerfrei anerkannt wurde. 28. G rün tha l, früher Grunedal, auch Grundel, Rittergut und Kirchdorf, \% Ml. nord­ östlich von Bernau und 1| Ml. südwestlich von Neustadt-EberSwalde belegen. Nach dem Landbuche v. I . 1375, welches zuerst Mittheilung über dieses Dorf bringt, hatte „Gründ a l\ wie es genannt wurde, 40 Hufen, wovon der Pfarrer 2 und die Kirche l besaß. Von den übrigen 37 Hufen, welche im Besitze der Bauern waren, gaben diese Pacht, ZinS und Bede, wobei 4 Hufen (wahrscheinlich wegen ihrer Geringfügigkeit) für 2 gerechnet wurden. Es war ein Krug am Orte und der zur Kirche gehörige kleine See wurde verpachtet. Von 7 Hufen hatte Otto B ritzik die Pacht.3) Das Dorf zersiel in 2 Antheile, deren einen Mentze Holzendorf als Heirathsgut feiner Frau besaß, so lange diese lebte, den andern besaßen die Bürger Ryken in Berlin, seit langen Zeiten.4) Wie es scheint, ist aber der v. Holzendorf und seine Nachkommen nicht nur im Besitze seines Antheils verblieben, sondern hatte sogar den übrigen Theil noch dazu erworben; denn im Schoßregister v. I . 1450 worden die v. Holzen­ dorf als alleinige Besitzer des Dorfes genannt. 5) — Nicht lange hieraus hatten eS Friedrich und Ludeke v. Arnim im Besitze, 6) deren Nachkommen, Stephan v. Arnim, in der Zeit von 1608 bis 1616, 8 Bauerhöfe mit 14 Hufen auskaufte, für dieselben die Schoßfreiheit erwarb 7) und darauf einen Rittersitz gründete. Nach den v. Arnims kam die Familie v. Götze zum Besitze: i. I . 1710 der Major Jacob Friedrich v. Götze, der auch Brunow, Wesow und Tempelfelde besaß. Er verstarb 1732 und Grünthal ging aus seinen Sohn, den Landrath Curt Ludwig v. Götze, von diesem 1747 auf die Ge­ schwister Riffel mann, 1749 auf die verehel. Oberstlieutenant Elisabeth v. Selchow, geb. v. Riffelmann, 1790 aus den Kanonikus v. Riffelmann, 1805 auf den Geh. Ober-Finanzrath Heinrich v. B org­ sted e und 1806 an August v. Wedel über. Später erwarb es der Juftizrath Schulz. Noch im 16. Jahrhundert bestand die Bauerngemeinde aus dem Schulzen und 13 Hüfnern, neben welchen H Koffäthen saßen. Die Zahl der Bauergüter ward durch den vorher erwähnten Auskauf aus 6 vermindert, wovon während des 30jährigen Krieges 3 wüst wurden und 2 unbesetzt blieben. Im I . 1805 waren daselbst 4 Bauern, 5 Koffäthen, 2 Büdner, 7 Einlieger, Schmiede, Krug und Försterei vorhanden und in 21 Häusern wohnten 159 Menschen. 29. G ruvotv, Rittergut und Dorf, l \ Mt. nordöstlich von Strausberg belegen. Im Jahre 1333 wurde ein Bürger in Strausberg, Johann Trebuz, vom Markgrafen Ludwig mit dem Dorfe „Grunow", mit 40 Stücken Geldes jährlichen Hebungen, höhern und niedern Gericht, jeglichem Dienste, Zehnten der Mühle beim Dorfe und Zubehör belehnt. Von diesen Einkünften hatte Johannes Trebus einst einem Altare in der Marienkirche zu Strausberg 7 Stücke Geldes weniger drittehalb Schillinge geschenkt.«) — Hierauf hatten die Trebuz ihre Güter zu Grunow, mit geringer Aus­ nahme, an die v. Barfuß veräußert. Das Landbuch v. I . 1375 giebt hierüber, wie über das Dorf selbst, folgende Auskunft: Grunow hatte 62 Hufen, wovon der Pfarrer 4 besaß. Die übrigen Hufen 1) Berghauö, a. a. O. II, S. 431. — 2) Bericht des Sandraths v. I . 1775. — 3) Im I . 1416 wurden dessen Söhne Heine und Otto, genannt die Prisig zu Gmnendal mit 7 Hufen, mit aller Gerechtig­ keit belehnt. (Copiar. No. 14.) — 4) Landbuch S. 84, No. 146. — 5) Das. S. 292, No. 10. — 6) Copiar. No. 22. Riedel, a. a. O. S. 402. — 7) Schoßkataster v. I . 1624. — 8) Gercken, Cod. VI, 422. u l

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gaben Pacht , Zins und Bede. Es waren 4 Koffäthen und 1 Krug vorhanden, welche ebenfalls Abgaben an Geld und Hühnern zu entrichten hatten. Ein Altar in Strausberg bezog die Abgaben von 11 Hufen, mit Ausnahme der Bede von denselben, welche die Trebuz sich vorbehalten hatten. AlleUebrige, mit dem Gerichte nnd dem Wagendienste, hatte Heyne Barfuß ]) von den Trebuz neuerlich erkauft. Die Mühle entrichtete 2 Wspl. Roggen.2) Im I . 1412 war dieser Besitz auf HanS Barfuß übergegangen. Er bestand in den Abgaben von 41 Hufen und allen Rechten über die Hüfner. 7 Hufen waren wüst.*) — Nach dem Schoßregister war Kone Barfuß im Besitze dieses Dorfes, mit Aus­ nahme der zur Kirche in Strausberg gehörig gewesenen 11 Hufen und der 4 Pfarrhufen. Es waren aber nur 25 Hufen besetzt, auch die 11 Kirchenhufen waren i. I . 1480 noch wüst;4) wahrscheinlich noch seit dem Einfalle der Husfiten inden Barnim. Zm I . 1483 besaßen die Gebrüder Thomas, Achim, Dietrich und HanS Röbel und deren Vetter ClauS 2 wüste Höfe mit 11 Hufen zu Grunow, *) welche später ebenfalls die Barfuß als Ritterhufen besaßen. Im 17. Jahrhundert wurde ein Theil deS Dorfes an die v. Krummensee ver­ äußert, zwei Theile verblieben im Besitze der v. Barfuß. In den Jahren 1664, 1668 und 1669 erhielt der Ober-Präsident v. Schwerin diese 3 Antheile mit 11 Ritterhufen als sogenanntes caducirteS Lehn.*) Im I . 1709 kam eS zugleich mit dem Dorfe Prädikow an die Familie v. Kamecke, bei welcher es bis 1801 verblieb, wonächst eS die Freiherr v. Eckardsteinsche Familie erwarb. Zwischen den Jahren 1837—1840 erhielt daS dortige Vorwerk den Namen Ernsthof.7) Zu Grunow gehörte, wahrscheinlich schon in alter Zeit, die Feldmark eineS Dorfes CzulSdorf, oder wie eS später geschrieben wurde, ZülSdorf, welches i. I . 1375 schon sehr lange wüst war.*) Im I . 1539 wurden die v. Barfuß „mit der Heide zu ZulSdorf und dem wüsten Feldithen daselbst auf der Heide" zugleich mit dem Dorfe Grunow, zu welchem eS gerechnet wurde, belehnt, und ward auch in den Barfußschen Lehnbriefen aus dem 17. Jahrhundert als , ZuelSdorf" stets als Zubehör von Grunow genannt. Was die Husen des Dorfes Grunow betrifft, so waren deren i. I . 1375 und nach dem Schoßkataster v. I . 1450 62. DaS Schoßkataster v. I . 1624 führt überhaupt nur 60 aus, nämlich: 44 Bauerhufen, 11 Freihufen, 4 Pfarrhufen und 1 Kirchenhufe. Es muß dahingestellt bleiben, ob, wie dies bei geringerer Beschaffenheit deS Ackers öfters geschah, 2 Hufen mit andern zusammengelegt oder wüst geworden und auS dem Schöffe geblieben waren. Jene 44 Bauerhufen besaßen im 16. Jahr­ hundert 12 Hüfner, neben welchen 3 Koffäthen bestanden. Während deS 30jährigen Krieges wurde ein Theil der Hüfnergüter wüst, von welchen 3 ganz unbesetzt blieben. Im I . 1805 waren daselbst 8 Bauern, 7 Koffäthen, Schmied und 1 Wasser-Schneide- und Mahlmühle. In 22 Häusern lebten 123 Menschen. Die Kirche, welche zur katholischen Zeit schon vorhanden war, ist Filial von Pritzhagen. 30. Harnekopf, früher Hernekop, ein* Kirchdorf und Rittergut, 1| M l. südwestlich von Wriezen a. d. O. belegen. Harnekopf oder Hernekop, wie eS im Landbuche v.1 .1375 genannt wird, war ursprüng­ lich ein mit Bauern besetztes Dorf mit einer Kirche,9) das in der Mitte deS 14. Jahrhunderts, wahr­ scheinlich während der großen Pest, fast gänzlich öde wurde. Nach dem Landbuche hatte eS mit den 4 Pfarrhufen 50 Bauerhufen, deren jede \ Stück Geldes an Pacht, Zins und Bede zu entrichten hatte. DaS Dorf zerfiel in 3 Antheile: die Hälfte besaß Heynecke v. Brunke, und von der andern 1) Im Texte steht Barut wie bei Prädikow. (Vergl. das.) — 2) Landbuch S . 76, No. 96. — 3) Lehnöregister v. I . 1412. (Copiar. No. 14.) — 4) Landbuch 0 .300, No. 60. — 5) Lehnbrief v. 1 . 1483 im Copiar. No. 25. — 6) Im v. Schwerinsches Hausbuch zu Alt-Landsberg heißt eS dagegen, jene 3 Antheile wären von Caspar v. Barfuß, HanS Dietlef v. Barfuß und Friedrich v. Krummensee durch Vertrag erworben. — 7) I n der Gerichtsbarkeits-Topographie v. 1 . 1837 fehlt dieser Name noch, wogegen er in der Topographie deS Reg.-Bez. Potsdam v. I . 1840 bereits vorkommt. — 8) Landbuch S . 76, No. 86. — 9) Gerckens Brandenb. Stifts-Matrikel v. 1458.

Hälfte besaß Cl ept ow 12| Hufen und P l a t o (Platen) ebensoviel. ES wohnte daselbst kein Bauer mehr. Die Vorgenannten hatten ihre Güter zu Lehne vom Markgrafen. l) I n spaterer Zeit hatte eine andere Eintheilung dieser Güter stattgefunden. ES besaßen nämlich: I. die v. P l a t e n zu Prötzel daS Dorf mit aller Gerechtigkeit an Fischerei, Holzung, Kirchlehn, Straßenrecht, Ober- und Niedergericht und Antheil an der wüsten Feldmark 2) und II. die Dame zu Sternebeck und Jlow } der wüsten Feldmark mit der Schäferei und 20 Ackerhufen, | am großen See, den Teich, \ au den Rohrwiesen, daS Richteland und daS Streitland.3) Den v. Platenschen Antheil verkaufte Georg v. Platen i. I . 1620 an Ehrentreich v. B l u m e n t ha l , 4) wogegen der Damensche Antheil sich i. I . 1663 im Besitze des Hans Christoph v. L o w a l t , der Lieutenant zu Roß im General Dörflingerschen Regimente war, befand.5) Beide Antheile erwarb aber, noch vor demZahre 1674, die Familie v . H a m m e r f t e i n , 6) sodann der Komthur Graf Schlieben, von welchem sie 1709 auf die v. Kam ecke, hiernächst 1769 auf den Reichsgrafen Peter Friedrich Christian v. G o l o wk i n übergingen. Derselbe war 1775 im Besitze (Bericht des Landrath- v. Pfuhl v. I . 1775) und noch i. I . 1781 (Landbuch, AuSg. v. Herzberg, S . 87, Not. 4.), und von dessen Ge­ mahlin, einer gebornen v. Kamecke, kam dieses Gut i. I . 1801 auf den Kammerherrn Ernst Jakob Baron v. Eckardstein von dem eS, nach dem Jahre 1805, Beyrich, und von bessern Sohne, dem Rittmeister Beyrich, i. I . 1837 die Gräfin v. Häseler, geb. v. Schönermark, erkaufte. Die von den frühern Lutsherrschaften in Kultur genommenen wüsten Hufen wurden zum Schosse nicht herangezogen. Im I . 1667 gehörten zu dem ehemals v. Platenschen Gutsantheile 24 Ritterhusen, 7) während, wie sich aus späterer Mittheilung 8) ergiebt, zu beiden Antheilen 35 Ritterhufen, mithin zum ehemaligen Dameschen Antheile 11 gehört hatten. Auch auS den Andeutun­ gen früherer Lehnbrieft läßt sich entnehmen, daß schon im 16. Jahrhundert ein Ritterfitz zu Harne­ kopf bestand.9) Seitdem das Dorf Harnekopf verödete, waren daselbst zwar immer nur Koffäthen angesessen, aber man hielt die Erinnerung an den ursprünglichen Besitzstand der Untersaffen fest. Im I . 1530 verschrieb Jakob Damen seiner Ehefrau von seinem Antheil an Harnekopf 10 wüste Hufen und 3 wüste Höfe, sowie den 6. Theil am See.10) Es war dieS eine häufig wiederkehrende Form, durch welche man sich daS Recht, wüste Bauerhöfe wieder zu besetzen, bewahren wollte. Gegenwärtig bestehen zu Harnekop 5 Koffäthen und 8 Büdner, welche zusammen 426 Mrg. 113 □ » . Land besitzen." ) 31. H a fe lb e rg , ein Rittergut und Kirchdorf,f M l. westlich von Wriezen a. d. O. und unter dem dortigen KreiSgericht stehend. Besitzer: Baron v.Eckardsteinsche Erben.Dieses Dorfe­ wird zuerst im Landbuche v. 1 . 1375 gedacht. „Haselberg," heißt eö in demselben, „hat 70 Hufen, wovon der Pfarrer 4, die Kirche 1, Günther v. P l o t e (Platen) 6 zu seinem Hofe und Peter Doberchow 8 zu seinem Hofe von den v. Uchtenhagen (zu Lehne).Jede der übrigen (51) Hufen giebt an Pacht und ZinS 8 Schillige und an Bede l \ Viert Roggen und ebensoviel Gerste und 3 Viert Hafer. ES find 11 Koffäthen, jeder giebt 1 Schilling und 1 Huhn, der Krug 1 Talent. Die Bede halten die Söhne des Heyne HondorpS vom Markgrafen, daS obere Gericht, Pacht und ZinS Platen und Dobberchow von Arnold v. Uchtenhagen zu Lehn erhalten. Die Letztem find dem Markgrafen zu Vasallendiensten verpflichtet. Die Wagendienste hatte der Markgraf sich vorbehalten.12) Nach dieser Mittheilung hatten die v. Uchtenhagen das Dorf vom Markgrafen zu Lehn erhal1) Landbuch S . 76, No. 89. — 2) Lehnbrief v. L. 1518. Copiar. No. 39. — 3) Lehnbrief v. 1518. (Das.) — 4) Lehnbrief für E. v. Blumenthal v. I . 1620 im Kurm. Lehns-Archive. — 5) v. Eickstedt, a. a. D., S . 335. — 6) v. d. Hagen, Freienwalde S . 16, 20. — 7) v. Eickstedt, a. a. O. S . 377. — 8) Bericht des Landraths v. Pfuhl v. I . 1775. — 9) Im I . 1556 war Jorze Plate zu Harnekopf verstorben und dessen Sohn Wedige v. Platow saß daselbst. (Copiar. Vol. 40.) — 10) Lehnbrief v. I . 1530. Copiar. No. 39. — I I ) BerghauS, a. a. O. n , 446. — 12) Landbuch S . 76, No. 88.

ten und wiederum an Platen und Dobberchow zu Afterlehn gegeben, diesen auch die Vasallendienste für 14 Ritterhufen übertragen, welche zu ihren Rittersitzen gehörten. Beide Gut-antheile haben sich spater noch abgesondert erhalten. Da- Dobberchowfche Gut mit 8 Ritterhufen besaßen i. I . 1450 die Diricke und im 16. Jahrhundert die v. Werbelow. Im Anfange de- 17. Jahrhunderts wohnte auf seinem Ritterfitze daselbst Ernst v. Werbelow, ^ welcher ober nur 5 Ritterhufen besaß und von 1602 bis 1612 vier Höfe mit 10 Hufen auskaufte und sich frei» geben ließ.2) Im I . 1619, nachdem sein Lehnsherr, Hans v. Uchtenhagen, der letzte seine- Stammeverstorben und dessen Güter dem Landesherrn heimgefallen waren, erhielt Ernst v. Werbelow zuerst feine Belehnung vom Kurfürsten. Der Lehnbrief lautete auf „bas halbe Dorf Haselberg mit Kirchlehn, Ober- und Niedergericht, Straßenrecht, Kruglage und Acker." — Die andere Hälfte des Dorfes, mit Ausnahme eines Bauerhofes mit 4 Hufen und eines Kossäthen der Gebrüder v. Sahnte3) gehörte, wie nicht anders anzunehmen, noch den v. Platen, welche in den Schoßregistern v. I . 1450 und 1480 als vom Kurfürsten belehnte Mitbesitzer von Haselberg aufgeführt werden. 4) Die Ritterfreiheit ihrer Hufen war aber inzwischen erloschen und erst i. I . 1616 kaufte der damalige Be­ sitzer, Georg v. Platen, einen Bauerhof mit 4 Hufen aus, welcher von den Schöffen befreit wurde.6) Zu diesem Antheile erkaufte Georg v. Platen i. I . 1619 noch den Werbelowschen Antheil oder, wie der Lehnbrief sich ausdrückt, das andere halbe Dorf Haselberg.6) DieS ganze Rittergut, welches nun­ mehr 19 freie Hufen hatte, ging hierauf in den Besitz der v. Barfuß über. Im I . 1671 besaß eS Ditlof v. Barfuß. Später erwarb es der General-Lieutenant v. Paykuls und nach dem Ableben seiner Wittwe i. I . 1707 kam es als erledigtes Lehn auf die Familie v. Kam ecke. Nach dieser besaß es seit 1755 der Major Stephan v. Cournuaud, 1766 der General-Major Casimir v. Versen, 1768 der Lieutenant Ludwig v. Vigny und 1777 der Kammerrath Leonhardt v. Wolff, der es für sein Gut Kerstenbruch, mit Zuzahlung von 16000 Thlrn., eintauschte und daselbst die erste Schlagwirthschast einführte. Von dessen Nachkommen erwarb es 1841 der Baron v. Eckardtstein. Die unterm Pfluge gewesenen Hufen haben sich seit dem 15. Jahrhundert um 12 vermindert. Während des Einfalls der Hussiten in den Barnim muffen auch zu Haselberg Höfe wüst geworden sein. DaS Schoßregister v. I . 1450 spricht nur von 4 Hufen, welche noch besetzt waren und führt nur noch 3,Koffäthen, deren früher 11 waren, auf, und i. I . 1480 waren nur 20 Husen besetzt, mithin die Mehrzahl noch wüst. 7) Im 16. Jahrhundert waren noch 5 Ritterhufen, 46 schoßbare Bauerhufen, 4 Pfarrhusen und 1 Kirchenhufe, überhaupt 56 Hufen vorhanden, mithin waren 14 Hufen wüst geblieben und mit Heide bewachsen. — Jene 46 Bauerhufen waren im Besitze von 13 Hüfnern, neben welchen 7 Koffäthen, mit Einschluß des Mülles, vorhanden waren. Als aber im Anfange des 17. Jahrhunderts 4 Höfe mit 14 Hufen ausgekauft wurden, verblieben nur noch 9 Bauern mit 32 Hu­ fen. Aber auch bei dieser Zahl verblieb eS nicht. Der 30jährige Krieg war auch für Haselberg nicht ohne üble Folgen. Nur wenige Huftier blieben übrlg und i. I . 1704 waren deren nur 4 vorhanden, 8) zn welchen später noch der 5. wieder angesetzt wurde. Im I . 1805 waren 5 Bauern, S) keine Koffäthen, 39 Einlieger, einige Handwerker, ein Förster über 1150 Mrg. Holz und überhaupt 281 Einwohner, in 20 Wohnhäusern vorhanden. In der zum Rittergute gehörigen Forst befand sich i. I . 1775 ein herrschaftliches Vorwerk Luisenhof und östlich davon, mit Steinbeck und Dabrikow grenzend, das noch jetzt vorhandene Vor­ werk Rädikow, mit 16 Ritterhusen.") 32. Heckelberg, Dorf mit einer Mutterkirche, 2 Ml. südöstlich von Biesenthal und l \ Ml. südwestlich von Neustadt belegen. Die älteste Schreibart für dieses Dorf ist Hekelwerk auch Hechel1) Bericht des LandreiterS v. I . 1608. — 2) Schoßkataster v. 1624 und v. Eickstedt, a. a. O. 359. — 3) Lehnbrief für dieselben v. I . 1619. (Lehns-Copiar.) — 4) Landbuch S . 298, No. 51. — 5) v. Eickstedt, a. a. O. und Schoßkataster v. I . 1624. — 6) Lehnbrief für Georg v. Platen v. I . 1619. (LehnS-Copiar.) — 7) Schoßreg. Landbuch 298, 299. — 8) Schoßrechnung v. 1704. — 9) Gegenwärtig sind nur noch 4 Bauern und kein Kossäth mehr vorhanden. — 10) Bericht des Landraths v. Pfuhl v. 1775.

w e r k t ein im Niederdeutschen übliches W ort für eine A rt von B efriedigung, welche dadurch hergestellt wurde, daß man Pfähle kreuzweis in die Erde stieß und die Zwischenräume m it ReiSholz ausfüllte. — M ag diese A rt der Befestigung auch zu den einfachsten gehört haben, so zeugt sie doch davon, daß man ursprünglich nicht die Anlage eineS D orfes beabsichtigte: denn nur die S tä d te pflegten zuerst m it Umfriedigungen leichterer A rt versehen zu werden, welche man später m it dauernder Befestigung ver­ tauschte. M an wollte eine S ta d t gründen, möchte sich später aber überzeugen, daß e- dem O rte au innerer Lebenskraft zu seinem Emporkommen gänzlich mangelte und er blieb daher auf der ersten S tu fe feiner Entwickelung zurück. I m Landbuche v. I . 1375 wird der O rt O ppidurn und in den spätern Urkunden S täd tlein genannt, m ußte, w as eben nur von S täd ten geschah, Urbede und WortzinS zahlen und hatte allem Anscheine nach auch gewisse bürgerliche Vorrechte, einen R ath und ein S tadtsiegel ; l ) doch fehlt es an jeglichem Beweise, daß die Bürgerschaft ihre V ertreter bei der S tadtverw altung hatte und die Einwohner das Recht genoffen, nur vor ihrem Stadtschulzen belangt und nicht vor fremde Gerichte geladen zu werden, welches Recht jede S ta d t zu erwerben strebte, welche über die ersten S tad ien ihrer Entwickelung hinausgekommen waren. W orin die sonstigen bürgerlichen und gewerblichen V or­ rechte bestanden haben, ist nicht nachzuweisen, da die ältern Urkunden, welche darüber sprechen könnten, verloren gegangen sind, 2) und die noch vorhandenen Nachrichten keinen sichern A nhalt zu begründeten Vermuthungen darbieten, ja nicht einmal davon Andeutung geben, daß jem als M arkt am O rte ge­ halten wurde oder die Einwohner das H ausbrauen hatten, welche Rechte einer angehenden S ta d t zuerst zugestanden zu werden pflegten. M an hat häufig noch G rundm auern von eingeäscherten Gebäuden an Stellen gefunden, welche das R ayon des heutigen D orfes überschreiten und daraus m it Recht ge­ folgert, daß der O rt in früherer Zeit eine größere Ausdehnung hatte. W ie es scheint, so ist Heckeiberg i. I . 1432 ebenfalls von den Husfiten heimgesucht und verwüstet worden: denn i. I . 1437 setzte der M arkgraf Friedrich die Abgaben des Städtchens fast auf die H älfte herab, weil er „die Armuth, Bekümmerniß und Schwachheit" der Einw ohner, die sie verhinderte, die ihnen obliegenden Zinsen und Reuten zu entrichten, erkannt h a t t e . 2) B ald hierauf, in einer Urkunde v. Z . 1441, wird Friedrich v. A s c h e r s l e b e n m it Hebungen von 15 Hufen „vor dem dorpe Hekelwerg" belehnt,4) und i. I . 1471 erhielt der Jägerm eister Cuntz F ü r t h jährliche Zinsen „ in dem dorpe H e k e l w e r g k " . 2) N ur noch in einem den v. A r n i m S i. I . 1536 ertheilten Lehnbriefe wird „H ekelw erg" ein „ S t ä d t c h e n * genannt. E s ist dieses aus ältern Lehnbriefen entnommene W ort aber nicht weiter maßgebend und steht der Annahme nicht entgegen, daß der O rt schon in der M itte deö 15. Jahrhunderts so unbedeutend geworden w ar, daß es zu den D örfern gezählt wurde. Ueber die Bestandtheile des OrteS und feine Besitzverhältniffe giebt wiederum das Landbuch die älteste Nachricht. Nach demselben hatte „H ekelw erk*, wie eS dam als genannt wurde, 72 H ufen, von welchen der P farrer 4 , die Kirche 1 und der Schulze 8 Hufen besaß. Von jeder Hufe wurden 5 Schffl. R oggen, 5 Schfft. Gerste und 6 Schffl. Hafer entrichtet. D er W ö r d e n z i n s , 2) welchen der Schulze von K r u s e m a r k e n gekauft hatte, betrug 35 Schillinge. D er ZinS von jeder Hufe betrug 6 Schillinge. Bede wurde nicht entrichtet. An Urbede 7) wurde jährlich 10 Pfund und 4 W spl. H afer, Holzhafer genannt, dem M arkgrafen entrichtet; auch erhielt derselbe jährlich einen S te in Wachs. — D ie Pacht von 56 Hufen erhoben: ein B ürger Krüger zu Alt-LandSberg, Heyne B a r f u ß , D i r i c k e zu HelwigSdorf, P a l m d a c h , ein Priester M art. Z i n n e n d o r f , G l u t z e r und G y n o w . V on der Urbede hatte der B ürger H o n o w in B erlin 4 T a ­ lente, Tyle W a r d e n b e r g das. 3 T alente, Henning B y s o w 3 Talente. D a s höhere Gericht und den 1) Einen S tern mit der Umschrift „8. Civitatis Heckelbergensis“. — B e c k m a n n , M spt. F isch bach, a. a. O . 353. — 2) D ie ältern Urkunden des Ortö, welche in der Kirche in einem verschlossenen Kasten aufbewahrt wurden, sollen vor langer Zeit m it demselben entwandt und von dem Diebe in einem Steinhaufen verborgen worden sein, wo sie erst lange nachher aufgefunden wurden, aber von der Feuchtigkeit bereits zer­ stört waren. ( Fi s c hba c h, a. a. O . 352.) — 3 ) v. R a u m e r , Cod. I, 139. — 4) R i e d e l , Cod. XI, 350. — 5) Das. 415. — 6) Census arearum in der gleichzeitigen Uebersetzung Wördenzinö. — 7) Ad precariarn originalem vel orbetam.

Wagendienst hatte der Markgraf. *) I n wessen Besitze der Rest von den Pachten, daS niedere Gericht* und da- Kirchenpatronat w ar, ist nicht erwähnt. — DaS Landbuch ergiebt übrigen-, daß die gut-herrlichen Rechte längst zerstückelt waren und der Markgraf nur noch Reste derselben besaß. E o besaß schon früher K r u s e m a r k den W ortzins und einen Theil der Urbede, P a l m d a c h seit Alter- einen Theil deö HusenzinseS und der Urbede. — DaS obere Gericht und den Dienst veräußerte der Markgraf Jobst hiernächst an Gericke v. H o l z e n d o r f , der i. I . 1412 aufS Neue damit belehnt w u r d e t und seine Nachkommen i. I . 1450 noch besaßen.8) Unter diesem Besitze sind aber keine-wege- alle Rechte begriffen gewesen; denn Friedrich Asch e rslebe n hatte gleichzeitig einen Theil der Hufenpacht und W o l d e n b e r g einen Theil des Zinses, und daS Patronatsrecht war im Besitze der v. K r u m m e n s e e . — Von den v. H o l t z e n d o r f ging Hekelberg auf die v. A r n i m über, welche letztere nach dem Schoß« register von 1480 bereits im Besitze waren und schon i. I . 1475 Zinsen, welche Woldenberg früher besaß, an sich brachten, 4) i. 1 . 1554 von den v. Krummensee auch das Kirchlehn erwarben 5) und i. I . 1577 daS ganze D orf mit dem Schlöffe Biesenthal, zu dem eS damals gehörte, an den Kurfürsten abtraten, der es i. I . 1656 dem Feldmarschall Freiherrn O tto Christoph v. S p a r r abtrat, von welchem eS dessen S o h n , der Reichsgraf Friedrich Wilhelm v. S p a rr, ere rb te8) und dem Kurfürsten wieder überließ. Es wurde damals dem Amte Biesenthal und erst in neuerer Zeit dem Amte Neustadt« Eber-walde beigelegt. Nach dem Schoßkatafter v. I . 1624 gehörten zu Heckelberg, außer den Kirchen- und der Pfarrhufe, 67 Bauerhufen und Morgenländer, welche auf eine halbe Hufe veranschlagt waren. Diese hatten 16 Hüfner und 5 Kossätheu im Besitze. D er Schulze besaß 4 Lehnhufen, von welchen er ursprünglich daS Lehnpferd halten, später dafür aber jährlich 16 Ggr. zahlen mußte. Außerdem besaß er noch 4 ZinShufen.7) Ein Koffäthenhof wurde in der Folge eingezogen, die übrigen Güter bestanden in der frühern Art fort. I m I . 1805 waren daselbst vorhanden 1 Lehnschulze, 15 B auern, 4 Kos« säthen, 3 Büdner, 2 Einlieger, Schmied, Krug und Windmühle und in 32 Häusern lebten 149 Menschen. Die Kirche ist ein alte- Gebäude, welches der frühern Größe des OrtS angemeffen sein mochte, da sie über die Größe gewöhnlicher Dorfkirchen bei Weitem hinausgeht, auch mit einem Glockenthurme versehen ist. S ie ist mit einer Hufe dotirt worden. — Zur Pfarre gehören 4 Dotationshufen. Die Pfarrgebäud^, nebst der Küsterei, 4 Bauergüter und andere Gebäude, waren am 20. Februar 1687 durch FeuerSbrunst in Asche gelegt, mit Hülfe der damaligen GutSherrschast aber bald wieder hergestellt.8) 33. Hegermiihle, Kirchdorf, \ M l. westlich von Neustadt-EberSwalde, am Finow-Kanal, welcher das D orf durchschneidet, mit einem Mesfingwerke. Wie man auS dem Namen des Dorfeschließen muß, gehörte die an der Finow errichtete und m it Gehägen (Hagwerk, einer Art Befestigung) umgebene Wassermühle zu den ersten Anlagen, in dessen nächster Umgebung, nachdem die Deutschen die Gegend in Besitz genommen, das D orf gegründet und solches nach der Mühle benannt hatten. — Die älteste Urkunde, in welcher daS D orf zuerst genannt wird, ist v . J . 1294; damals schenkte nämlich Markgraf Albert einem Altare in der Pfarrkirche zu Eberswalde den Hos mit der Mühle „in" Hegher« mole, nebst dem Oberwasser der Finow, die Mühle zu treiben, sowie den ZinS vom Kruge daselbst. °) Noch i. I . 1316 befand sich der Markgraf im Besitze deS D orfes, wie daraus hervorgeht, daß er, als Patronatsherr, die Zusammenlegung der Kirchen zu Hegermühle und EberSwalde beim Bischöfe bean­ tragte.10) Hiernächst wurden die Einkünfte und Rechte deS Dorfes mehr und mehr zerstückelt: in den Jahren 1339 und 1340 wurden an die Gebrüder Thidecke und Henning v. W i l m e r s d o r f jährliche Hebungen von der Mühle für den A ltar der Elenden in EberSwalde überlaffen,n ) und vor dem Jahre 1375 auch die übrigen obrigkeitlichen Rechte, mit Ausnahme deS WagendiensteS, den er sich vorbehielt. 1) Landbuch S . 85, No. 149. — 2) Copiar. No. 14. — 3) Landbuch S . 295, No. 30. — 4) R ie d e l, a .a .O .X l, 415. — 5) Copiar No. 42. — 6) Be c k ma n n , Beschreibung der Mark Brandenburg. Mspt. — 7) Lehnbrief für den Schulzen Benedikt Wiemann v. I . 1610 im LehnS-Copiar. — 8) B eck m an n , a. a. O. — 9) v .d .H a g e n , Beschr. v. Neustadt-Eberswalde, S . 237. — 10) Das. 241. — 11) Das. 253 und Gercken, Cod. VI, 430.

— DaS Landbuch vom letztgedachlen Jahre giebt über das Dorf folgende Nachricht: „Hogermole" hat 38 Hufen, wovon der Prediger 4 besitzt. H alt v. A n f o r d e hat 4 Hufen zum Hofe, welche einst dem Schulzen daselbst gehörten. Jede Hufe entrichtet zusammen 3 Schffl. Roggen, 3 Schffl. Hafer und 2 Schillinge. Von den 16 Kosfäthen giebt jeder 6 P f. und 2 Hühner. Der Krug und die Mühle entrichten 9 Wspl. an die Altäre in Neustadt. Vorgedachter H a l t bezieht ebenfalls vom Krug und der Mühle 2 Stücken Geldes und hat daö obere Gericht; der W agen-(Spann-)Dienst ist vom Markgrafen nicht zu Lehn gegeben. Der Pfarrer zu Neustadt hat den Zins von 10 Hufen. D er See ist nicht vermiethet. *) Nach dem Schoßregister v. I . 1450 war T a r n o w (zu Klobbig) im Besitze des Dorfes, 2) dessen Nachkom'men sich noch i. I . 1600 im Besitze der Dörfer Klobbig und Hegermühle befanden, auch den See Möcker (nördlich von Hegermühle) besaßen, auf dem sie, gemeinschaftlich mit den S p a r r e n zu Lichterfelde, die Fischereigerechtigkeit übten.3) Hiernächst erwarb Christoph v. L i nd s t ä dt daö Dorf, der eS i. I . 1606 an den Kurfürsten für daö D orf Freudenberg vertauschte.4) E s gehörte hiernächst zum Amte Biesenthal, ward jedoch in neuerer Zeit dem Amte Neustadt-Eberswalde beigelegt. I n Hegermühle war niemals ein Rittersitz. Die wenigen Hufen welche in früherer Zeit eine theilweise Freiheit genoffen, gehörten zu dem schon i. I . 1375 eingezogenen Lehnschulzengute, und erst nach dem Jahre 1606 wurde ein Bauerhof mit 2 Hufen, welchen der Kurfürst ausgekauft hatte, von den Schöffen befreit.6) Die Zahl der steuerpflichtigen Hufen, welche sich in der ersten Hälfte de15. Jahrhunderts um 5 vermindert hatten (und wüst lagen) betrug hiernächst 28, welche 13 Hüfner besaßen, neben welchen 3 Koffäthen vorhanden waren. Ih re Zahl verringerte sich durch jenen Auskauf auf 12 und 2 Koffäthen, indem der 3. Koffäthenhof zur Anlage deS neuen Finowkanals verwendet w urde.ti) Während des 30jährigen Krieges wurden noch 2 Bauerhöfe wüst, wovon nur einer wieder­ besetzt, der andere aber in einen Koffäthenhof verwandelt wurde. Die Zahl von 11 Hüfnern und 3 Koffäthen bestand hiernach noch i. I . 1805, neben ihnen aber noch 7 B ü d n er, 8 Einlieger, Schmiede, Krug rc. I n 38 Häusern lebten 187 Menschen. Die Kirche ist nur ein kleines aber zum Theil noch sehr altes Gebäude, und war ursprüng­ lich Mutterkirche des Dorfes Eberswalde bis nach dessen Erhebung zur S ta d t. 7) Die Blech-, Messing- und Eisenwerke, welche in der Nähe des Dorfes, unter dem großen Kurfürsten theils neu angelegt, theils vergrößert wurden, führte eine starke Vermehrung der Einwohnerschaft herbei und machte i. I . 1710 die Vergrößerung der Kirche durch einen Anbau nothwendig, zu welchem Zweck ein alter runder Theil derselben abgebrochen w u rd e.8) — S e it dem Jah re 1316 ist die Kirche Filia von Neustadt-EberSwalde. Auf der Feldmark des Dorfes liegt an der Kanalfchleufe W o l f s w i n k e l , eine den Gebrüdern Ritsche zu Berlin gehörige Papierfabrik, welche, als Mühle i. I . 1728 im Dorfe eingerichtet, nach deren Verwüstung durch die Russen während des 7jährigen Krieges aber hierher verlegt wurde. 34. H e r z h o r n war in älterer Zeit ein Dorf und tag zwischen Reichenow, Prädikow und Frankenselde, 1 M l. südwestlich von Wriezen a. d. £)., an der von Strausberg dahin führenden Heer­ straße. E s hatte eine ziemlich bedeutende Feldmark von 54 Hufen, von welchen der Pfarre 4 als Dotation überwiesen waren. I m 1 . 1375 9) war es wüst. D as Landbuch spricht von keinen bäuerlichen Einsaffen und die Fassung desselben läßt auch gar keine Vermuthung zu, daß deren noch daselbst existirt hätten. Wahrscheinlich waren sie während der Pestzeit in der M itte des 14. Jahrhunderts hingerafft worden und eS hatte die damalige Gutsherrschaft den Baueracker in Besitz genommen. I m I . 1375 hatten Fritz und Ulrich v. S c h a p e l o w daselbst einen Hof mit 19 Hufen. I m I . 1412 besaß ein M artin B rant zu „ H e r s h o r n " 4 | Hufen und 20 Hufe«.10) ES läßt sich nicht angeben, wer damals im Besitze der übrigen Hufen war. Erft die 1) Landbuch S . 86, No. 151. — 2) Das. 293, No. 15. 3) Lehnbrief (LehnS-Copiar.) — 4) Fi schbach, a. a. O . 334. — 5) Schoßkataster v. I . 1624. — 6) Das. — 7) v. d. Ha g e n a. a. O. S . 241. 8) Be c k ma n n , Mspt. — 9) Landbuch S . 76, No. 91. — 10) Vermerk im Copiar. No. 14.

Theilung-urkunde der Gebr. v. B a r f u ß v. I . 1485 ergiebt, daß dieselben \ de- Felde- Herzhorn be­ faßen, wovon da- halbe Feld dem HanS Barfuß zu Kunersdorf und ein Viertel, welche- früher Peter E i k e n d o r f besaß, an Hennig Barfuß zu Mögelin überlassen wurde. Es ergiebt sich auch, daß dir Feldmark zur Schäferei in Reichenow gehörte und jeder Bauer daselbst verpflichtet war, jährlich 5 Fuder Mist „auf den Hertzhorn" zu fahren. J) I m Jahre 1719 wurde da- G ut Herzhorn von den Vettern v. B a r f u ß in mehrere Theile zerlegt, welche bestanden: I. I n der halben Feldmark und dem Rechte auf derselben ein Vorwerk zu erbauen. Dieser Antheil kam an den Hauptmann Reinhardt Berndt v. Barfuß zu Kunersdorf. E r verkaufte ihn 1730 an den Landrath Joh. Ludwig v. Barfuß. 1742 kam er an den Hauptmann Cuuo Heinr. v. B a r d e l eben, 1757 auf dessen Erben, 1770 an Friedrich v. Reichenbach aus Reichenow, 1787 an den Geh. Rath Alexander Friedr. Grafen v. Kam ecke und 1801 auf die Freiherr v. Eckardtsteinsche Familie. ü . I n der andern Hälfte der Feldmark, mit einem Vorwerke. S ie erhielt der Lieutenant Georg Lud­ wig v. Barfuß, welcher Mögelin, Reichenow, \ von Bliesdorf und j von Alt-Wriezen besaß. 1770 gelangte dieser Antheil, wie der No. 1, an Friedrich v. Reichenbach u. s. w. UL I n Kaveln und andern Ländereien, welche auf 4 Hufen abgeschätzt waren. S ie erhielt der Hauptmann Johann Ehrentreich v. Barfuß, 1735 Wilhelm Casimir v. Barfuß auf Frankenfelde, mit welchem Gute sie verbunden blieben. Die Antheile ad 1 und II, also die eigentliche Feldmark, bestand 1775 in einem Vorwerke und wurden schon damals als Rittergut betrachtet.2) D as Areal betragt 2645 Mrg. 75 Q 3 t. s) 35. H irsch feld e, Rittergut und Kirchdorf, \\ Meile nordwestlich von Strausberg belegen. Von diesem Dorfe, welches in der ältesten Nachricht Hersvelde, im 17. Jahrhundert Herßeselde und im vorigen Jahrhundert zuerst Hirsfelde und später Hirschfelde genannt wurde, halte nach dem Landbuche v. I . 1375 70 Hufen, der Pfarrer 4, die Kirche eine. Die von den Bauern besessenen Hufen gaben Pacht, Zins und Bede. ES waren 11 Kofsäthen vorhanden, deren jeder 1 Schilling entrichtete, und ein Krug, welcher 10 Schillinge zu zahlen hatte. Die Bede von 40 Hufen und 2 Talente der Abgaben deS» Schulzen hatten die berlinischen Bürger NicolauS S t o r k o w und Nicolaus S u n d e zu erheben. Alles Uebrige besaßen die Mönche zu Zinna. 4) S ie besaßen also außer den Pächten, Zinsen, der übrigen Bede, den Abgaben des Kruges und der Koffathen noch die Gerichte und das Patronatsrecht. Hierauf veräußerte das Kloster einen Hof mit 8 Hufen, welchen i. I . 1413 die Gebrüder Otto und Henning Louwenberg besaßen und vom Burggrafen Friedrich damit belehnt wurden.6) DaS ganze Dorf und auch dieser Hof kamen noch vor dem Jahre 1450 an die Familie v. Krummensee zu Krum­ mensee. DaS Dorf mußte fast wüst gewesen sein, denn es waren in demselben nur 24 Hufen, also fast nur der dritte Theil besetzt. Selbst von einem Lehnhofe oder Rittersitze findet sich keine S p u r mehr. Erst nachdem die v. Krummensee die- Dorf, mit Krummensee und Wegendorf, i. I . 1586 an die Söhne Joachim- v. R ö b e l zu Friedland veräußert hatten, richteten dieselben ein Rittergut ein. Zu diesem Zwecke zogen sie 4 Bauerhöfe mit 14 Hufen ein, ihr Besitznachsolger Joachim R ö b e l ebenfalls 2 Höfe mit 7 Hufen, Hans v. Kr u mme ns e e, der dieses G ut im Anfange des 17. Jahrhundert- eine Zeitlang besaß, kaufte i. I . 1608 einen Hof mit 4 \ Husen, der Besitznachsolger Joachim v. Rö b e l einen Hof mit 3 Hufen, und dessen Wittwe i. I . 1615 einen Hof mit 6 Hufen a u - .6) Auf diese Weise wurde, in einem Zeitraume von 29 Jahren, ein Rittergut mit 3 8 | von den Schöffen befteiten Husen gebildet, zu welchem mehr als die Hälfte de- gesammten Bauernackers verwendet wurde. — Der Besitz dieseGute- muß hierauf zwischen beiden genannten Familien mehrmals gewechselt haben: Im Jahre 1619 kaufte e- Joachim v. Krummensee wieder an sich und i. I . 1670 trat Otto Friedrich v. Kr u mmens ee 1) R ie d e l, a. a. O. XI, 4 2 9 . - 2 ) Bericht d. Landraths v. Pfuhl v. 21. Ju n i 1775. — 3) B e r g h a u S , st. a. O. II, 431. — 4) Landbuch S . 74, No. 73. — 5) Copiar No. 14. — 6) Schoßkataster v. 1624. v. Eickstedt, st. st. O. 357.

als Besitzer auf, 7) wogegen i. I . 1724 die v. R ö b e l wiederum als solche genannt werden. 3) Von diesen erwarb eS 1729 der Oberstlieutenant Caspar Heinrich v. S t e c h o w, der eS 1736 an die Friedrich Wilhelm v. Kr a u t s c h e n Eheleute veräußerte. 1753 erwarb eS der Minister Friedrich v. B i s m a r k , der eS 1773 auf seinen S o h n , den Hauptmann Joachim Christian v. BiSmark vererbte, dessen Nach­ kommen eS nach dem Jahre 1805 an den Landrath v. Kr öc her zu Binzelberg (später Landeö-Direktor) verkauften, von welchem eS der Gutsbesitzer Petet S c h m i d t erwarb. Die Bauerngemeinde, welche i. I . 1375, mit Ausnahme der P fa rr- und Kirchenhufen, die ganze Feldmark besaß, bestand im 16. Jahrhundert noch aus 17 Hüfnern, welche 63 Hufen unterm Pfluge hatten. I m I . 1615 wurden 9 Höfe mit 34} Hufen ausgekauft und zur Anlage deS R ittergut­ verwandt, so daß nur noch 8 Hüfnergüter verblieben. Von diesen wurden mehrere während des 30jährigen Krieges wüst und i. I . 1704 waren überhaupt nur noch 5 vorhanden, neben welchen 1 Kofsäth bestand. S p äter wurden , noch 3 Kossäthen angesetzt. E s waren hiernächft vorhanden: im Jahre 1775 18Häuser, 126 Einw. - 1805 23 146 . . 1817 172 - 1840 202 Die Kirche, welche sonst filia vagans von Gielsdorf war, wurde im Anfange dieses J a h r­ hunderts der Kirche zu Alt-Landsberg als filia zugetheilt. Zur Zeit der Kirchen-Reformation gehörte sie als filia zu Wegendorf, mußte aber ,cüher einen eigenen Pfarrer gehabt haben; denn eS wird in der Kirchen-Verhandlung v. I . 1541 außer den Pfarrhufen noch ein Pfarrhof aufgeführt. *) 36. H o h e n - F iu o r v , Dorf und Rittergut mit einer Mutterkirche, 1 Meile südöstlich von Neustadt, an der S traß e nach Freienwalde belegen. Dieses D orf war mit Nieder-Finow, Köthen und Falkenberg vor dem Jahre 1334 im Besitze des Ritters Michael v. C h e i n und dessen Sohnes Heinrich, nach deren Ableben der Markgraf Ludwig diese Güter einem Gebolf v. My s e i n k o u n y verlieh.*) Von der Mühle daselbst, welche i. I . 1375 wüst war, erhielt das Kloster Chorin jährlich 32 Schfft. R oggen.5) E s wurde damals zu den kleinern Städten des Barnim s gerechnet und befand sich im Pfandbefitze eines H. v. P a n e w i t z . «) Dieser Umstand war auch der G rund, weshalb es im Landbuche sich nicht vollständig verzeichnet findet. Ganz oder theilweiS war eS i. I . 1412 wieder an die Landesherrschaft gefallen, welche einen Peter K e m n y n „zu Hogenvinow" mit 4 Hufen und einem Hose, 7) und i. I . 1416 die Gevetter L o we n b e r g eben­ daselbst mit 6 Schock und 4 Stücken Geldes jährlichen Renten belehnte. 8) Hieraus war die Familie S p a r r e zum Besitze gelangt. I m Jahre 1449 verschrieb ClauS S p a r r e , zu Hohen-Finow gesessen, seiner M utter Mechthilde „das Städtlein H o e n f y n o " mit dem Hofe, auf dem er wohnte, sowie auch das D orf Tornow mit aller Bede, zu Leibgedinge.9) Zu diesem Hofe gehörten, nach dem Schoßregister v. I . 1450, 10 Freihufen.7") I m Jahre 1544 verkaufte Baltzer v. S p a r r e seinen halben Antheil an den Hauptmann des Mühlenhofes H ans T e r m o. Der letzte Besitzer aus der Familie der v. Sparre, FranciscuS, und Bartholomäus T e r m o , der S ohn HanS Termo's, verkauften ihre Antheile von HohenFinow an den Grasen Hieronymus v. Schlick, Grasen v. Paffau, der i. I . 1609 im Besitze war, und von diesem erwarb sie Ludwig v. P fu h l.u ) Die v. Pfuhlsche Familie kann nur bis etwa zur M itte des 17. Jahrhunderts im Besitze verblieben fein; denn i. I . 1667 wurde Hohen - Finow vom kurfürstlichen Obersten und Geh. Kriegsrath Gottlieb v. B ö r s t e l besessen, der daselbst „ein prächtiges Schloß nach der damaligen neuen Baukunst erbaute und einen kostbaren Lustgarten, einen der ersten seiner Art in der M ittelmark, anlegte, von welchem er eine große Allee von schönen Lindenbäumen zum Weinberg führte."73) Ein Nachkomme des v. Börstel, der Hof- und Legationsrath C arl Ludwig v. B ö r s t e l , ver1) v. Eickstedt, a. a. O. — 2) v. G u n d lin g , Brandend. Atlas. — 3) R ied el, a. a. O. XI, 486. — 4) Daselbst 306. — 5) Landbuch S . 89, No. 170. — 6) Daselbst S . 35. — 7) Copiar No. 14. — 8) Daselbst. ■— 9) R ie d e l, a. a. O. 369. — 10) Landbuch S . 293, No. 19. — 11) Lehnbrief für denselben v. I . 1614. — 12) Beckmann, Hist. Beschr. d. Mark Brandenburg. Mspt. m. 2 . 5

kaufte Hohen-Finow mit Tornow und der Heide Karutz i. Z. 1721 an den Baron Franziskus MatheuS v. Bernezobre de Laurieux und einer seiner Nachkommen, der Landrath Freiherr v. Vernezobre, veräußerte eS, nach dem Jahre 1814, an den Freiherrn v. Jacobi-Klöst. Bis etwa zum Jahre 1550 gehörten 24 Ritterhufen zum Gute, zu welchen Franz v. Sp ar r e 5 Bauerhufen und Ludwig v. P f u h l 4 Bauerhöfe mit 9 Hufen auskaufte und für diese ebenfalls die Ritterfreiheit erhielt, so daß schon im Anfange des 17. Jahrhunderts 38 Ritterhufen zum Gute gehörten. x) Das Schoßregister v. I . 1450 giebt die Hufenzahl des Dorfes nur mangelhaft an. Nach demselben waren auf der Feldmark überhaupt nur 54 Hufen gewesen, während alle spätere Hufentabellen bestimmt 64 Hufen nachweisen, worunter sich, außer den 4 Pfarr- und den ursprünglichen 10 Ritterhufen, 50 Bauerhufen befanden, von welchen nach und. nach noch 28 ausgekauft wurden. Im 16. Jahrhundert waren noch 36 Hufen im Besitze von 15 Hüfnern, deren Zahl durch jenen AuSkauf auf 11 reducirt wurde, neben welchen 10 Kossäthen faßen. Von jenen wurden in der Folge noch 5 ein­ gezogen, so daß i. I . 1805 nur noch 6 Bauern vorhanden waren. Außer diesen befanden sich damals 10 Kossäthen, 3 Büdner, 9 Einlieger, 1 Schmied, Krug, 1 Wassermühle und 1 Förster über 2000 Mrg. Wald am Orte. Ueber die städtischen Verhältnisse des Orts ergiebt sich nichts Bestimmtes. Die Abgaben des­ selben bestanden im Hufenzinse, in der Bede und einer, in der Regel nur in den Städten üblichen Ab­ gabe, dem Ruthenzinse. 2) Es gab nur Hüfner und Kossäthen, von bürgerlichen Gewerben, Markt­ verkehr it. s. w., findet sich keine Andeutung. Der Ort, welcher schon durch den Hussitenkrieg sehr her­ untergekommen sein soll, 3) kann nur ein geringer Flecken gewesen sein, welcher in einem Lehnbriefe v. I . 1544 zum lehtenmale „ S täd tt ei n" , in den spätern Urkunden stets nur „das G u t " genannt wird. Die Kirche, welche ursprünglich im größern Maaßstabe als eine Dorfkirche angelegt worden, war zu Ende des 17. Jahrhunderts durchaus baufällig und ist von der Wittwe des Obersten v. Börstel, Konstantine Luise v. Proen und von deren Sohne, dem Legationsrath v. Börstel, von Grund aus aufgebaut worden. 4) Auf dem Territorium von Hohen-Finow wurde um die Mitte des vorigen Jahrhunderts eine Parchentfabrik, unter dem Namen Amalienhof, und ein Theil der Drath- und Nagelfabrik, Carlswerk, angelegt. Beides sind jetzt Koloniedörfer. 37. Hohenstein, ein \ Meilen südwestlich von Strausberg belegeneS und zum Amte AltLandSberg gehöriges Kirchdorf, hatte nach dem Landbuche von 1375, in welchem es Hogensten genannt wird, 62 Hufen, von welchen 4 zur Pfarre und 1 zur Kirche gehörten, mithin 57 im Besitze der Bauern waren, wovon sie Pacht, Zins und Bede gaben. 6 Hufen scheinen damals unbesetzt oder als befreite im Besitze deS Lehnschulzen gewesen zu sein; denn es werden nur von 51 Husen die Abgaben aufgeführt. Die damalige Zahl der Bauern ist nicht angegeben. Kossäthen waren 13 vorhanden und ein Krug. Pacht, Zins und Bede von 9 Hufen bezog Jacob Haselberg, und hatte sie von den v. Siepe erhalten, die Bede aller übrigen Hufen Peter Bonf eld, die Pacht von 15 Hufen Amt v. Krummensee, Ebel v. Krummensee dagegen Pacht und Zins von 27 Hufen, die Abgaben der Kossäthen und des Krü­ gers, und besaß derselbe außerdem daS höhere Gericht und das Patronatsrecht. Die Wagendienste hatte der Markgraf. 5) Ritterhufen waren nicht vorhanden. Hiernach befand sich der überwiegende Antheil der gutsherrlichen Rechte im Besitze der v. K r u m ­ mensee, welche im Schoßregister v. I . 1450 auch nur als alleinige Besitzer genannt werden, 6) und schon damals sämmtliche gutsherrlichen Rechte an sich gebracht zu haben scheinen. Im I . 1646 verpfän­ deten dieselben die eine Hälfte an Botho v. T r o t t e n (v. Trota), der sie 1658 zugeschlagen erhielt und i. I . 1660 dem Ober - Präsidenten v. Schwerin veräußerte.7) Die andere Hälfte erwarb derselbe 1) Schoßkataster v. I . 1624. — 2) Landbuch S . 293, No. 19. — 3) Beckmann, a. a. O . — 4) Daselbst. — 5) Landbuch S. 78, No. 106. — 6) Daselbst S . 296, No. 38. — 7) v. Schwerinsches Hausbuch.

i. I . 1676 von Hilm ar v. Kr umme nse e und legte sie mit seinen Alt-Landsbergschen Gütern zusammen, die i. I . 1769 der König Friedrich 1. ankaufte. Im 16. Jahrhundert hatte Hohenstein außer dem Lehnschulzen 13 Hüfner und nur 2 Kossäthen. Mehrere Höfe wurden im 36jährigen Kriege wüst und einer von denselben nicht wieder besetzt. Die Kirche, welche schon in alter Zeit vorhanden war, ist Filial von Prädikow. 38. 'Ih lo w ist ein Kirchdorf mit Rittersitz, 1 Meile nordöstlich von Strausberg und 1 Meile südwestlich von Wriezen an der Oder belegen, über welches das Landbuch vom Jahre 1375 folgende Nachricht giebt: A l o w " hat 73 Hufen, von welchen der Pfarrer 4, Rule und Ebel E v k e n d o r f 12 zu ihrem Hofe, Heyne Degenhard und Theobald v. Ey k e nd o r f 17 zu ihrem Hofe, die v. B l o w 14 und die andern v. A l v w 11 zu ihren Höfen hatten. Der Schulze, der zugleich Schöffe im markgräflichen Landgericht war, hatte 4 Hufen. l) Dieser Nachricht schließt sich die Mittheilung des Schoßregifters v. I . 1456 an, daß „ A l o w" im Besitze der A l o w gewesen, 74 Hufen gehabt, wovon dem Hfarrer 4 und der Kirche 1 Hufe zustan­ den, daß die andern Hufen von den Herren (des Dorfes) beackert würden, zum Theil aber wüst lägen, und 6 Hufen 2 Schock zu entrichten hätten. Es wären 2 Kofsäthen vorhanden, welche 7 Hühner zu entrichten hätten. $) Aus den vorstehenden Mittheilungen dürfte sich folgern lassen,- daß Ih lo w zur Zeit der Anfer­ tigung des Landbuches weder Bauern noch Kofsäthen gehabt, mithin, vielleicht während der Pestzeit in der M itte des 14. Jahrhunderts, ausgestorben und wüst geworden war. Kirche3) und Pfarre waren vorhanden und die Abgabenberechtigten hatten die Ländereien in Besitz genommen und zu mehreren von ihnen besessenen Höfen genutzt. Es waren 2 Gutsantheite, von welchen einer der Familie v. U l o w , als ihr väterliches Stammgut, vondem sieihren Namen erhalten hatten, gehörte, den andern Guts­ antheil besaßen die Eykendorpe. Obgleich weder von Ritterhufen noch Vasallendiensten etwas gesagt ist, so müssen unter dem Ackerbesitze dieser Familien doch schon freie Hufen gewesen sein. Das oft stüchtig abgefaßte Schoßregister giebt als alleinigen Besitzer des Dorfes nur die «v. U t o w an, obgleich, wie sich später ergiebt, der zwischen zwei Familien getheilte Besitz noch fortbe­ stand. Der eine Antheil war nämlich auf die Familie D a h m e zu Sternebeck gekommen. I n den Jahren 1541 und 1542 waren Jacob, Joachim und CiboriuS D a h m e hinter einander verstorben und deren überlebender Vetter, M artin, ererbte von ihnen das halbe D orf Ihlow , mit der Hälfte vom Kirchlehne, dem Straßenrechte, der Wildbahn, dem obern und niedern Gericht, der Schäferei u. s. w. 4) und in einer Lehns-Confirmation für Caspar und Hans Dahme, v. I . 1626 und 1646 werden noch 8 eigne Hufen als zu ihrem Antheile gehörig hervorgehoben. Der Dahmesche Besitz zu Ih low läßt sich nur bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts verfolgen. Der v. Jlowsche Gutsantheil umfaßte nach einer Lehns-Confirmation für Joachim v. Jlow v. I . 1539 die andere Hälfte des Dorfes, 8 eigne Hufen zu seinem Gute, die Hälfte des obern und niedern Gerichts, deS Kirchlehns und aller andern Rechte und Znbehörnngen.6) Ebenso lauten auch die spätern Lehns-Confirmationen. Neben diesen 16 Husen der v. Jlow und Dahme, welche allein in den Lehnbriesen nur vor­ kommen, giebt das Schoßregister v. I . 1624 noch 16 freie Hufen und die Hufentabellen von 1676 und 1671 noch 12 mehr, also zusammen 36 freie Hufen an, 6) welche aus wüsten, ausgekauften und einge­ zogenen Höfen entstanden und sämmtlich in den Besitz der v. Jlow übergegangen waren. Dieser Land­ besitz, mit einer Schäferei und den gutsherrlichen Rechten, bildete das dortige Rittergut, welchen ein Lieu-

1) Landbuch S . 75, Ro. 84. — 2) Das. S . 301, No. 69. — 3) Daß die Kirchenhufe im Landbuche aufzuführen vergessen, geht daraus hervor, daß in demselben nur 73 Hufen angegeben werden, während das Schoßregister, mit der Kirchenhufe, 74 angiebt. — 4) Copiar des Geh. Staats-Archives No. 42. — 5) Das. — 6) V. Eickstedt, a. a. O. 377. Zwei Hufen besaßen die v. Barfuß und Ih lo w , welche im I . 1583 frei­ gegeben worden waren. (Das. 359.)

tenant ASmus Ernst v. Jlow i. I . 1731 an den Geh. R ath Joachim Verend v. d. O sten verkaufte. Don diesem erwarb eS i. I . 1740 der General Caspar Ludwig v. B re d o w , der eS auf seine Nach­ kommen vererbte. Wie schon vorher erwähnt, scheint dieses D orf im 14. Jahrhundert wüst gewesen und im 15. Jahrhundert wieder besetzt worden zu sein; denn außer dem Schulzen wird keines HüfnerS im Landbuche gedacht; nur das Schoßregister spricht von 2 Kossäthen und 6 zinspstichtigen Husen, wahrend ein anderer Theil wüst lag. Daß das D orf nur sehr gering bevölkert gewesen sein mußte, ergiebt auch die Abschätzung desselben zum Landschosse, in dem Alles nur aus 3 Stück 3{ G r. veranschlagt war, während andere Dörfer von gleicher Hufenzahl oft mehr als daS Zehnfache entrichten mußten. Erst im 16. Jahrhundert scheint eine Wiederbesetzung der wüsten Höfe nachhaltig stattgefunden zu haben. DaS Schoßkataster v. I . 1624 führt 8 Hüfner und 3 Kossäthen auf, wogegen i. I . 1775 wieder nur 6 Bauern und 3 Kossäthen vorhanden waren, bei welcher Zahl eS noch i. 1 . 1805 verblieben war. Außer diesen waren noch 8 Einlieger-Familien am O rte und in 18 Häusern wohnten 128 Menschen. B is 1840 hatte sich die Häuserzahl um 3, die Einwohnerzahl bis auf 187 vermehrt. 39. Kaprow war einst ein D o rf, daS schon im 13. Jahrhundert wüst geworden sein muß, denn in der Urkunde v. I . 1300, in welcher der Markgraf Albrecht dem Kloster Friedland den Besitz aller G üter bestätigt, *) wird es nur noch als eine bloße Feldmark ausgeführt. Noch bevor das Kloster säcularisirt wurde, kam dieselbe an die v. Pfuhl zu Schutzendorf, mit deren übrigen dortigen Besitzungen sie vereinigt zu sein scheint. I n den v. Pfuhl im Jahre 1536 und später vom Kurfürsten ertheilten Lehns-Confirmationen wird „d er C o p r a " , wie jene Feldmark nun­ mehr genannt wurde, stets als ein Zubehör von Schulzendorf erwähnt. Ob sie als Acker, Hütung oder Heide benutzt wurde, ist darin nicht ausgedrückt. 40. K a ru tz , eine wüste D orf statte und Feldmark. Diesen Namen führt jetzt noch eine Heide zwischen GerSdors und Hohen-Finow, in der sich ein „Schloß-See", Fundamente alter Gebäude, alte Schlüssel, Silbermünzen und Geräthe vorgefunden haben, 2) welche eS wohl unzweifelhaft machen, daß daselbst einst dasjenige D orf Ka r ut z gestanden habe, welches i. I . 1307 der Mühle zu Eberswalde zwangspflichtig w a r.3) Dasselbe scheint während des großen Sterbens tut Jah re 1350 verödet zu sein, wonächst seine Feldmark wüst und zu Heide geworden ist. (Vergl. auch Hohen-Finow.) 41. KenSdorf, eine zwischen den Dörfern Prädikow, Wilkendorf, Klosterdorf und Prötzel, 1 Meile nordöstlich von Strausberg belegene, heut mit Birken und Kiehnen bestandene wüste Feldmark, welche als Königl. Forst den Namen „das KähnSdorfer Revier" führt und einen Theil der zum Amte Alt-LandSberg gehörigen Eggeredorfer Forst bildet. Nach dem Landbuche v. I . 1375 bestanden zwei Kirchdörfer dieses N a m en s,4) G roß- und Klein-Kensdorf, welche wahrscheinlich um die M itte des 14. Jahrhunderts, während des großen Sterbens, wie die damals herrschende Pest genannt wurde, wüst geworden sind. Klein-KenSdorf wird nur im al­ phabetischen Register deS LandbucheS noch aufgeführt, während letzteres von Groß-Kensdorf mittheilt, daß es 30 Hufen habe, von welchen der Schulze in Strausberg, Betke,Rudow, mit seinen Brüdern 10 zu ihrem Hofe, der Bürger Petze Rudenitz daselbst m it seinen Brüdern 20 zu ihrem Hose besitze. Von jeder Hufe mußten überhaupt 4£ Schillinge gezahlt werden.6) Den Rudnitzschen Hof mit 20 Hufen zu Groß-Kensdorf besaß i. I . 1430 der Bürger Peter Schönebeck zu Strausberg 6) und der Rudowsche Hof mit 10 Hufen war dagegen auf einen Tyle Kirkow 1) Vergl. Kloster Friedland. — 2) v. L e d e b u r , die heidnischen Alterthümer, S . 80. — 3) v. d. H a g e n , Beschreibung von Neustadt-Eberswalde, S . 239. — 4) I n der Brandend. Stiftsm atrikel v. I . 1458 werden sie unter den Kirchdörfern der Probstei Strausberg als Kynstorp magna und Kynstorp parva noch ge­ nannt, obgleich sie längst untergegangen waren. Ge r c k e n s S tiftshist. S . 21. — 5) Landbuch S . 76, N o. 94. — 6) Lehnbrief für denselben v. I . 1430. Ge r c ke n, Cod. VII, S . 318. S ta tt Kustorf muß Kenstorf ge­ lesen werden.

gekommen, von welchem ihn Peter Schönebeck und dessen Bruder C lau- ebenfalls erworben hatte. *) Außer der Feldmark Groß-KenSdorf hatte die Familie Schönebeck aber auch die kleinere Feldmark KenSdorf erworben, denn Peter Schonebeck zu Strausberg erhielt i. I . 1442 die Belehnung über „die wüsten Dorfstätten großen und lutken Kenstorff mit allem Acker und Zubehör, außer dem Antheile, welchen die P f u l e daran besaßen." 2) Der Antheil der Letzter» war aber nur unbedeutend, wie aus den spätem Lehnbriefen für die v. Platen zu Prötzel hervorgeht, indem dieselben mit 2 Hufen „auf dem Keynstors" und dem Gebrauche der Holzung und Weide belehnt wurden und solche zu ihrem Gute Prötzel nutzten. a) Den vierten Theil ihrer Besitzung verkauften die Gebrüder Christian und B arthol. Schönebeck i. I . 1486 der S ta d t S trau sb erg , 4) und der übrige Theil scheint von Letzterer bald hierauf erworben zu sein, wie sich aus dem Vermerke im alten Strausberger Stadtbuche, daß der R ath i. Z. 1498 den Schönebecken daS Kaufgeld für den Kenstorf bezahlt habe, ergiebt.6) Im Jahre 1617 verpfändete die S ta d t diese Feldmark, welche keine andere Bezeichnung al„der KenSdorf" mehr führte und beide, die große und kleine Feldmark, umfaßt zu haben scheint, den mittelmärkischen Städten für eine Schuld von 4000 Thlr., und da diese nicht zurückgezahlt, auch kerne Zinsen davon berichtigt wurden, so ward sie um daS J a h r 1643 denselben eigenthümlich zugeschlagen und von ihnen, i. I . 1701, dem Reichsgrafen v. S c h w e r i n verkauft, welcher sie zu seinen Alt-LandSbergischen Besitzungen schlug und mit diesen i. I . 1709 dem Könige veräußerte, von welcher Zeit an sie zu den Domänen gehört. 42. K lo b b ic k e , früher Klobik auch Globeke«) genannt, ist ein Kirchdorf lj- Meile südlich von Neustadt belegen. DaS Landbuch vom Jahre 1375, welches die älteste Nachricht über diesen O rt bringt, giebt Folgendes: „Kl obi k" hatte 46 Hufen, von welchen der Pfarrer 4, die Kirche eine und Tyle und Erwin R e p k o w 10 zu ihrem Hofe hatten. S ie waren zum Dasallendienste verpflichtet, von dem sie, wie eS hieß, befreit worden. Von den übrigen (31) Hufen gaben die Bauern keinen Z ins, sondern nur Pacht und Bede, und die Mühle hatte 6 Wfpl. Getreide zu entrichten, welche Abgaben Kurower, Doberchow und eine Wittwe Glutzer und die S t . Georgs-Kapelle zu N eustadt7) bezogen. E s waren 15 Koffäthen und ein Krug vorhanden, welche Geld und Abgaben anHühnern gaben. DaS oberste Gericht und den Wagendienst hatten die R e p k o w s mit Ausnahme von 13 Husen und 2 Kossäthen, welche Kurower und Doberchow besaßen.8) Von den R e p k o w s ging der Besitz auf Henning L u w e n b e r g über, der es an Christosf H a n s v e r k a u f t e , 8) und i. I . 1416 wurde Cune v. S e g e s e r , der auch im Städtchen Bukow, zu Obersdorf rc. begütert w ar, mit „dem Hofe zu K l o b i k " mit allem Rechte und Zubehör, Ober- und Niedergericht und Patronate belehnt, welchen früher Poppe v. H o l z e n d ors besessen, von dessen Sohne Albrecht er ihn erworben h atte.10) Fernere Besitzer des Dorfes waren die T h a r m o w , welche als solche im Schoßregister v. I . 1450 aufgeführt werden und an Ebel v. A r n i m , zum Leibgedinge für dessen Ehefrau Margarethe, gewisse Zinsen aus dem Dorfe veräußerten. U) Nach erwähntem Register hatte der gutsherrliche Hof da-

1) Lehnbrief für dieselben vom J a h re 1439. R i e d e l , a. a. O . X , 522. — 2) C o p iar No. 20. — 3) Lehnbriefe v. 1518 (C o p iar No. 39), 1598 u. 1610 (Lehns-Archiv). — 4) C o p iar N o. 2 5 . — 5) F i s c h b a c h , Historische, politische rc. B e iträ g e, die Kgl. Preußische rc. S ta a te n betreffend. II. B e rlin 1783, S . 387. — 6) D ie alte S chreibart Globeke führt zu der V erm uthung, daß einst der N onnenfließ, an welchem das D o rf liegt, „Beke" (Bach) oder G l o b e k e geheißen und von diesem das D o rf seinen Nam en erhalten habe. — 7) I m Fahre 1360 hatten die G ebrüder P alm dach, R athm annen zu N eustadt, 2 W ispel G etreidehebung von der M ühle Vordo (M ittelm ühte) beim D orfe Clobbik, einem A ltare in der Kapelle S t . G eorg zu Neustadt geschenkt. Beschr. der Kalkbrüche u. der S t a d t N eustadt-E bersw alde von v. d. H a g e n , S . 269. — 8) Land­ buch S . 83, No. 139. — 9) Lehnsbestätigung v. F . 1412. C opiar No. 14. — 10) Daselbst. — 11) C o­ p ia r No. 20.

rnalS 1 4 Freihufen. D a S D o r f muhte durch die Hussiten verwüstet worden sein, denn 12 Bauerhufen waren nur besetzt; auch können nur w enig Kossäthen vorhanden gewesen sein, da von ihnen nur 8 H ühner entrichtet wurden, *) während früher 15 Kossäthen 5 7 geben mußten. D a ß daselbst fortdauernd ein Rittersitz bestand, ergeben die spätern Urkunden, wonach i. I . 1 4 7 5 E bel T a r n o w seiner Ehefrau den H of zu Klobbick, a u f w e l c h e m er w o h n t e , m it den M ühlen, verschrieb, 3) und i. I . 1 5 3 6 die Gebrüder H ane und O tto T h e r m o „zu G l o b b i c k gesessen", die Lehn-B estätig u n g über das D o r f m it H olzung, Wecker«, W iesen, Fischerei, Zinsen, Pächten, Gericht, Schäferei, 2 M ühlen :c. erh ie lten .8) A ls Mitbesitzer wird i. I . 1 5 8 8 Christoph v. L i n d s t e d t 4) und a ls Besitzer deö gutsherrlichen H ofes und der beiden M ühlen werden i. I . 1 6 0 8 die L i n d s t e d t e g e n a n n t.8) D ie T e r m o w hatten aber einen G u tsan th eil behalten und wurden i. I . 1 6 1 0 dam it noch b eleh n t.8) B eide A ntheile erwarb hierauf der Freiherr Friedrich v. B l u m e n t h a l , 7) von dessen Erben der Kurfürst das D o r f i. I . 1 6 7 6 übernahm und später zum Am te B iesenthal legte. Erst in neuerer Z eit ward es zum A m te N eustadt geschlagen. D ie Z ah l der B auern belief sich im 16. Jahrhundert auf 7, neben welchen 9 Kossäthen be­ standen. V on den Erster« wurden 2 H öfe m it 6 H ufen ausgekauft, so daß im Ja h re 1 6 2 4 nur noch 5 B au ern m it 17 H ufen vorhanden w aren, 2 4 Freihufen gehörten zum herrschaftlichen G u te , 4 besaß die P farre und eine H ufe die Kirche. «) W ährend des 30jäh rigen K rieges verringerte sich die Z ah l der H üfner auf 4 und erst im vori­ gen Jahrhundert konnte auf vollständige Wiederbesetzung der H öfe Bedacht genommen werden. I m I . 1 7 6 4 wurde das K önigl. Vorwerk m it K olonisten besetzt und es waren hierauf 11 B au ern, 5 Kossäthen, 2 W asserm ühlen, 3 E in lieg er, 8 Kolonisten und überhaupt 1 9 8 S eelen daselbst vorhan den.8) I m I . 1 8 0 5 w ar die S eelen zah l bereits auf 2 4 2 und i. I . 1 8 4 0 auf 3 3 0 gewachsen. D ie nur kleine aber massive Kirche m it einem Thurm ist i. I . 1 7 1 7 erbaut worden, nachdem die alte, welche schon i. I . 1 3 7 5 vorhanden, zerfallen w ar. S i e ist ein F ilia l der Kirche zu Tram pe. 4 3 . Klosterdorf, ein | M eile nordöstlich von S trau sb erg belegenes und zum D om änen-A m t R üdersdorf gehöriges Kirchdorf m it einem , der v. Bredowschen F am ilie gehörigen R ittergu te, wird im sandbuche v. I . 1 3 7 5 zum ersten M a le unter dem N am en „Closterstorf" aufgeführt. ES war dam als wüst, d. h. eS hatte weder B au ern noch Kossäthen, die zum D orfe gehörig gewesenen 7 0 H ufen wurden aber beackert, auch wurde von jeder derselben an Pacht und Z in s 8 Schillinge und an B ede 2 S ch illin g e 8 G r. gezahlt. S ev ere erhob Fritz B e t k o w , B ü rger zu Frankfurt. A lles Uebrige besaßen die Mönche 3U Z in n a .10) Wahrscheinlich hatte das Kloster zu Z inna dieses D o rf neu gegründet und m it B au ern besetzt, die vielleicht in der M itte des 14. Jahrhunderts der Pest erlegen waren. Hiernäch'st scheinen die Län­ dereien an benachbarte D örfer in Pacht gegeben zu sein, so daß die Pächter die obigen Abgaben zu ent­ richten hatten. D ie B ed e, welche i. I . 1 3 7 5 B elkow erhob, besaß, n e b st dem D i e n s t e , i. I . 1 4 1 2 H ang y. B a r f u ß . 11) D iese Abgaben waren später an die Gebrüder G eorg und Thiele L o w e n b e r g gekom men, von welchen sie das Kloster Z inna i. I . 1 4 5 5 erkauft hatte. I n der Urkunde, welche der Kurfürst über die V ereignung ausstellte, wird Klosterdorf noch „das wüste D orf" g e n a n n t;13) aber schon bald hierauf mußte cs wieder m it B au ern besetzt worden sein. Nach dem Landbuch des K loster- Z in n a v. Z . 1 4 7 1 hatte das Kloster bereits ein Vorwerk m it einer Schäferei eingerichtet, zu welchem 1 2 H ufen gehörte«, ein Friedrich K l e p z i g k besaß auf Lebenszeit 4 Husen und es waren 8 H üfner und 7 S o fia then vorhanden. D a s Vorwerk wurde von dem K losterhauptm ann zu R üdersdorf verw altet. A ls nach der R eform ation dem Kurfürsten die Klostergüter zugefallen w aren, wurde da- Vor*

a a £

1) Landbuch S . 293, N o . 17. — 2 ) C opiar N o . 25. — 3 ) C opiar N o. 43. — 4 ) v. Ei c k s t e d t , j i 5 __ 3 ) Bericht de- Landreiters von demselben Jah re. — 6 ) Lehnscopiar des Kam m ergerichts.—

7) Lehnbrief für denselben vom Jah re 1652 in dem Lehnscopiar des Kammergerichts. — 8 ) Schoßkataster vom J a h re 1624.



1 2) C op iar N o .

9) F i s c h b a c h . 22.

a. a. O . 3 46. —

10)

Landbuch

S.

75, N e . 79. —

11)

C op iar N o. 14. —

werk zu Klosterdorf dem Amte zu Rüdersdorf zugetheilt. ES hatte 491 alte Morgen (ä 400 □ 3 t.) Acker und 44 Morgen Wiesen im Werdeiffchen Bruche, am Zinderschen Felde, am Hohenbruch und in der Köpernitz, auch eine Schäferei, in welcher 800 Schafe durchgewintert wurden. Zu diesem Borwerke mußten die Dörfer Ktosterdorf, Werder, Zinndorf und Rehfelde die Dienste leisten.2) Auch daS Schoß» kataster v. I . 1614 rechnet zum Vorwerke 12 freie Hufen. Doch muffen noch wüste Hufen dazu ge­ hört haben, denn der Ackerbesitz des Vorwerks enthält nach spätern Vermessungen 2400 Magdeburger Morgen und daS ganze Areal deS Vorwerks 2577 Morgen. 2) I m Jahre 1829, bis wohin eS zum Domänen-Amte Rüdersdorf gehörte, wurde eS an die Familie v. B r e d o w veräußert, in deren Besitze eS noch jetzt is t.3) Die übrigen gutsherrlichen Rechte über die Bauerngüter sind im Besitze deS Amts verblieben. Die zwischen den Jahren 1455— 1471 neugebildete Dorfgemeinde bestand ursprünglich, wie erwähnt, aus 8 Hüfnern, nämlich: dem Lehnschulzen mit 2 Lehnhufen, Abgaben vom Kruge und einem Kossäthen, aus 4 Vierhüfnern, l Dreihüfner und 2 Zweihüfnern. Von jeder Hufe wurden 12 G r., 6 G r. für den Dienst, 4 G r. dem Kloster und 3 Heller an den Domprobst zu Berlin entrichtet.. E s durfte der Probst das Dorf aber nicht visitiren, sondern „unser'(des Klosters) Schreiber antwortet für sie." — Die Bauern durften daS Reisholz auf ihren Aeckern hauen; jedoch gehörten alle Eichen auf denselben dem K loster.4) I m Jahre 1471 waren erst 25 Hufen von den Bauern bewirthschaftet. B is zum Jah re 1574 wurden noch 2 Bauern angesetzt. — DaS nachfolgende Verzeichniß stellt die Besitzverhältniffe aus beiden Jahren gegenüber, giebt zugleich auch den Beweis, wie vollständig sich derselbe verändert hatte.

.

1594

1491

Hüfner:

.

das Kloster zum Vorwerk 12 Hufen die Kirche, außer üblichen S t ü c k e n ...............................1 die P fa rre . . . . . 4 Friedrich K l e p z i g k . . 4

der K urfürst zum Vorwerke

der Lehnschulze . . . . M a th is A l b r e c h t . . . Jasper H a n n e . . . . Laurenz S c h r ö d e r . . B o rc h art S t r u e n c o p f . H ans S t r u t z e b e r k . . B a rth . W e d e g e . . .

der Schulze W i t p r e c h t

K o s s ä t h e n : P e te r F a l k e n b e r g , Ja c o b K e r s t i a n , Friedr. Lobeck, HanS S c h r ö d e r , Ja c o b S c h r ö d e r , J ü rg e n S p r i n g i n s f e l d , P e te r S p r i n g i n s f e l d .

2 3 4 4 4 2 4

12 Hufen

die Kirche . der P fa rre r

Belendorf . Gradolph . Grote . . . Mart. Ha ge n Thom Ha gen Linde ma n n . Rindfleisch . Schumacher. Senntz . . .

darunter 4 freie, 4 5 4 3 4 4

2 3 4

P e te r W i t p r e c h t , B a r th . B e l e n d o r f , G eorg B e l e n d o r f , Balko, Kalbrecht, Klinkert,

Kr üge r , L t n d e nt a it tt, Pe t i cken.

1) E rbreg. d. A m ts R üdersdorf v. I . 1574. — 2) B e r g h a u s , a. a. O . II, 431. — 3) D as. 442. — 4) Landbuch deS Klosters Z in n a v. I . 1471.

3 m J a h r e 1805

waren

daselbst außer dem Lehnschulzen noch 9 B au ern und 9 Kossäthen,

außerdem 8 B ü d n er, 6 E inlieger, W indm üller und einige Handwerker vorhanden. lebten 24 7 Einw ohner. 44.

Z n 3 6 Feuerstellen

(im 14. Ja h rh u n d e rt K oten, im 16. Ja h rh u n d e rt K örten und später Köthen

in neuerer Z eit auch C öthen geschrieben), P fa rrd o rf und R ittersitz,

\

M eilen westlich von Freienwalde

belegen. Ueber die frühere Geschichte dieses D orfes find n u r geringe Nachrichten vorhanden.

Nach einer

Urkunde v. I . 1334 besaß eS vorher ein R itte r M ichael v. C h e i n e und dessen S o h n Heinrich. Es w ar nach deren Ableben dem M arkgrafen heimgefallen, der e s, nebst den übrigen G ü tern derselben, zu N ieder-F ino«, Falkenberg und Lichterfelde, dem R itte r Gebots v. M y s e i n k o u n zu Lehn gab. >) D a » Landbuch enthält über dieses D o rf nichts weiter a ls den N am en im Register. E s muß angenommen « erd en , daß es entweder wüst gewesen oder der Landesherr daselbst keine Rechte hatte. S p ä te r waren die in dem benachbarten Ih lo w seßhaft gewesenen v. B low im Besitze von K ö th e n .a) E in e r derselben, Cone v. B l o w , verkaufte es i. Z . 1454 dem Kloster C horin fü r 160 Schock Groschen. *) I n der B estätigungs-U rkunde deS Kurfürsten von demselben J a h r e und dem Schoßregister v. I . 1450 werde» zum ersten M ale die B estandtheile des D orfes aufgeführt: es hatte 4 8 H u fe n , wovon 4 zur P fa rre , 2 zur Kirche und 10 dem v. B l o w gehörten, welche er unterm P fluge hatte. 4) Derselbe hatte auch die O ber­ und Niedergerichte, m it Brüchen und Schulzengericht, Bede, Dienste und R auchhühner.5) Z um R itte rgute Köthen gehörten auch Wiesen auf der Feldmark deS D orfes Falkenberg, über welche der A bt zu C horin m it dem dam aligen Besitzer von Falkenberg, D ietrich v. H o l z e n d o r f zu S y d o w i. I . 1474, im S tr e ite w ar, der aber zu G unsten des Abtes beigelegt w u rd e .6) Nach der R eform atio» des Kloster» fiel dieS D o rf dem Kurfürsten zu, der eS anderweitig zu Lehn gab. I m J a h r e 1572 besaß es Jü rg e n K u n e ' ) und nach diesem der D r. S t e e l . I h m folgten im Besitze: um 159 0 die v. H e l z e n d o r f , 166 3 der O berst-W achtm eister Christoph v. F a l k e n b e r g , der i. I . 1673 die Kirche wieder neu au f­ bauen ließ, 1 6 9 6 B ern d t v. B o r n s t e d t , 1707 der Reichsgraf v. F l e m m i n g , 1721 der G eh. Ju s tiz ­ ra th G o ttfried v. J e n a , dessen Nachkommen Köthen noch jetzt besitzen. A ußer den gutsherrlichen, P f a r r - und Kirchenhufen waren i. I . 1450 noch 2 4 B auernhufen im Besitze der H üfner, deren Z ah l erst im Schoßkataster v. I . 162 4 angegeben wird. E s waren da­ m als deren n u r noch 4 , welche 18 Hufen besaßen. S e i t 1450 waren m ithin noch 6 Gemeindehufen von der G ut-herrschaft eingezogen worden. V on einem Lehnschulzengute ist nirgend die Rede. E » w ar von der G ut-H errschaft eingezogen und nach der Urkunde von 1 454 in deren Besitze. K offäthrn waren i. I . 1450 6 , i . I . 162 4 7 vorhanden. W ährend des 3 0 jäh rig en K riege- waren 3 B auerhöfe wüst geworden und später nicht wieder besetzt. I m J a h r e 1805 bestanden 1 B au e r, 4 Kossäthen, 6 B üdner, 6 E inlieger u n d der K rug. I n 19 Feuerstelleu wohnten 121 Menschen, 184 0 w aren 3 3 0 E inw ohner vorhanden. 4 5 . K r u g e » ein zu G ersdorf gehöriges und dahtn eingepfarrteS Vorwerk und R itterg u t, dessen Feldm ark m it den D örfern G e r-d o rf, Hekelwerk und T ram pe grenzt. S e in N am e ist wohl von dem wendischen Kruk, Fichte, abzuleiten und dürfte ursprünglich K rukow, zu deutsch F i c h t e n - A u e , gewesen sein. Auch scheint die F am ilie v. K r u g , deren einer, AricuS de C roghe, sich i. I . 1264 im Gefolge des M arkgrafen O tto befand, *) zuerst im Besitze dieses D orfes, nachdem es von den Deutschen in Besitz ge­ nommen worden, gewesen zu sein. D es D o rfe s wird erst im Landbuche v. I . 1375 gedacht. ES hatte dam als 50 H ufen, eine Kirche, P fa rre m it 4 H u fen , einen H of m it 8 H u fen , welchen einer N am ens B runkow seiner W ittw e zum Leibgedinge hinterlassen hatte, welche von den ih r gehörigen Hufen P acht und B ed e, und von den Abgaben des K ruges und der 11 dam als ansässig gewesenen Kossäthen einen T heil zu erheben hatte.

1) Gercken, Cod. VI, 432. R ied el, a. a. O. XI, 306. — 2) Schohregister v. Jahr« 1450. — 3) Gercken, Cod. II. 512. — 4) Landbuch S . 295, No. 32. — 5) Urkunde v. 1 . 1454. Eopiar No. 22.— 6) Gercken, Cod. II, 515. — 7) v. Eickstedt, a. a. O. 85. — 8) R ie d el, a. a. O. XI, 5.

Die obrigkeitlichen Rechte scheinen zum größten Theil im Besitze Hermanns v. W u l k o w und eineNamens K u r o w e r gewesen zu sein; sie besaßen wenigstens die Gerichtsbarkeit, jeder zur Hälfte. J) Nach späteren Nachrichten wurde daö Besitzrecht an diesem Dorfe sehr zerstückelt. I m Jahre 1412 besaßen Tyle Do b e r ch ow und sein Bruder ClauS 3 Hufen, 2) ClauS H o v e l a n t 8 wüste Hufen mit allem Rechte3) und Gerke und O tto v. A r n i m 5 Stücke Gelde- von derselben. 4) Ein Theil war dem Kurfürsten Friedrich I. heimgefallen, wovon er 4 | Hufe dem Bürger Tilemann zu Bernau für 20 Schock böhmische Groschen verpfändete^) und einen andern Antheil besaß Cone v. I l o w , wovon er i. I . 1456 dem Probst und Kloster Friedland „3 Höfe in dem wüsten Dorfe zu Kruge mit 11 Hufen­ verkaufte. 6) I m 16. Jahrhundert befand itch die wüste Feldmark Kruge im Besitze der v. Pfuhl. I n einer denselben ertheilten Lehus-Confirmation v. I . 1536 besaßen sie daö ganze Feld, mit Ausnahme derjenigen 11 Hufen, welche das Kloster zu Friedland davon noch inne hatte. 7) Der Antheil des Klosters kam i. I . 1568, mit den übrigen Ktostergütern, an Joachim v. R ö b e l und seine Nachfolger, der Pfuhlsche Antheil wurde von den v. R ö b e l gegen daö Ende des 16. Jahrhunderts ebenfalls erworben. I m Jahre 1602 befaß Moritz August Röbel das „G ut und Rittersitz Kruge mit der Feldmark von 50 Hufen* und das Dorf Gersdorf u. i. w., 8) woraus sich ergiebt, daß damals ein bewohntes Vorwerk zu Kruge bestand. I m Jahre 1766 erkaufte es mit mehreren andern Röbelschen Gütern der Baron v. Lernezobre auf Hohen-Finow, von dessen Erben eS 1802 an den Geh. R ath v. Gol dbe ck kam, der es mit dem Dorfe Gersdorf an den Grafen Christian Carl Albrecht Alexander v. d. S c h u l e n b u r g für die Güter Blumberg, Eiche und Helmsdorf vertauschte. Kruge besteht noch als R ittergut und Vorwerk im Besitze der Grafen v. d. Schulenburg. 46. Kunersdorf, anfänglich Conradstorf auch C unratftorf, sodann (1412) Kunendorp, (1450) Cunrestorff und (1480) Kunersztorff geschrieben, D orf und Rittergut, liegt J M l. südsüdwestlich von Wriezen, am Rande des Oderbruches, und hat eine Pfarrkirche. Die älteste Nachricht über dieses D orf v. I . 1375 giebt das Landbuch. Nach ihm hatte eS 60 Hufen, wovon 4 zur Pfarre und 12 zum Hofe deS Heine Barfuß (Barut, Baruol) gehörten, mithin 44 von den Bauern beackert wurden. Jede Hufe gab 8 Schillinge Pacht und Zins und 3 Schillinge 3 Groschen Bede. E s waren 16 Kossäthen vorhanden, welche verschieden zinseten; der Krüger, welcher 2 j Hufe hatte, gab 2 | Talente. D as ganze D orf, also sämmtliche Abgaben und Dominialrechte, ge­ hörten Heine B a rfu ß .9) Sein Besitznachfolger war Hans B a rfu ß , welcher i. I . 1412 16 Hufen zu seinem Hofe besaß und nach den Schoßregistern besaß er 17 und die Bauern nur 33. D ie Barfußschen Hufen werden im Schoßregister von 1 4 8 0 10) als freie bezeichnet, von welchen Jürgen B arfuß im Z. 1565 ein Ritterpferd stellen mußte. n ) Im Jahre 1485 theilten die Brüder und Vettern v. Barfuß ihre Familiengüter unter sich. ES waren damals 3 Linien: auf Kunersdorf, Mögelin und Batzlow. Hans Barfuß erhielt Kunersdorf, halb Herzhorn und Güter zu Frankenfelde und BlieSdorf zu seinem Antheile. Gesammtgut Aller sollte bleiben: der Busch hinter Kunersdorf, der Dornbusch mit aller Gerechtigkeit und die Stubberow mit beiden S e e n .12) Um diese Zeit mußte es geschehen sein, daß den-Bauern zu Kunersdorf vom Kloster zu Fried­ land die wüst gewordene Feldmark eines Dorfes D a m e r o w (später Damerkow genannt) gegen Zahlung eines jährlichen Zinses zur Benutzung überlassen wurde, und welche sie, nach dem Schoßkataster v. I . 1624, unter dem Namen der 12 Damercowischen Hufen besaßen. I h r Ackerbesitz vermehrte sich dadurch bis auf 45 Hufen und auch die Gutöherrschaft mußte sich 4 Hufen zugelegt haben; denn nach der Hufentabelle vom Jahre 1671 gehörten zum gutsherrlichen Hofe 21 Ritterhufen, so daß mit Einschluß der 4 Pfarrhufen und einer Kirchenhufe der Ackerstand des ganzen Ortes 76 Hufen betrug, mithin 16 Hufen 1) Landbuch. — 2) Copiar No. 14. — 3) Daselbst. — 4) Daselbst. — 5) Daselbst. — 6) Daselbst. — 7) Copiar No. 40. — 8) Copiar des Lehnß-ArchivS. — 9) Landbuch S . 77, No. 98. — 10) Landbuch S . 297, No. 45. — 11) v. E ick ste d t. a. a. O . 33. - 12) R i e d e l , a. a. O . XI, 429

m . s.

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mehr als im Jahre 1375. Außerdem wurden dem Dorfe Kunersdorf nach der im vorigen Jahrhundert erfolgten Entwässerung das OderbrucheS 1440 Morgen desselben zugelegt. Kunerödorf mußte im 30jährigen Kriege viel Drangsale zu erdulden gehabt haben, denn von den vorhanden gewesenen 11 Bauerhöfen wurden die meisten verwüstet und bis zum Jahre 1704 waren erst wieder 6 aufgebaut und die frühere Zahl später nicht wieder vorhanden, wogegen die Menge der Einwohner sich sehr vermehrte. I m Jahre 1775 waren deren 240, im I . 1805 227 und im I . 1840 330 vorhanden. B i- zum Jahre 1748 verblieb die Familie v. Barfuß im Besitze von Kunersdorf, da- hier­ nächst an den Hofrath Me n t z e l kam, dessen Sohn eö im I . 1765 dem Obersten Hanö SiegiSmund v. Lestw itz veräußerte, nach dessen Tode eö 1766 aus seine Wittwe, eine geborne v. Treökow, und 1789 auf deren Tochter, Charlotte Helene v. F r i e d l a n d überging, die eö im 1 . 1803 wiederum ihrer Tochter, der verehel. Landräthin v. Jtz e n p litz zu Bähnih vererbte. ES verblieb von da ab stets bei der gräfl. v. Jtzenplitzschen Familie. 47. K u u k e u - o r f , später auch K ü n i k e n d o r f genannt (von Kune, Conrad, also Klein-KunerSdorf), war ein Kirchdorf, welches zwischen Reichenow und Prädikow, in der Nähe deö sog. NeuenSeeS lag, im Jahre 1354 der S ta d t Strausberg gehörte, *) von dieser aber noch vor dem Jah re 1375 veräußert worden ist. Nach dem Landbuche von diesem Jah re war eS aber ganz wüst. Die Bauern mochten schon während der Pest um 1350 auögestorben sein und Henning und Tyle R i c h e n o w , deren einer in Richenow begütert w ar, hatten etliche Hufen, welche sie alö Acker benutzten, zu Lehn erhalten, um davon die auf dem Gute gehafteten Vasallendienste zu leisten.a) Ueber den Umfang dieses einstigen Dorfes und dessen gutsherrliche und bäuerliche Verhälthältnisse läßt sich, beim gänzlichen Mangel an weiterer Mittheilung, nichts angeben. Die wüste Feld­ mark scheint schon damals mit Reichenow verbunden gewesen zu sein; denn mit diesem kam eS an die Familie v. B a r f u ß und befand sich nach der TheilungSakte vom Jahre 1485 im Besitze deö K u n o v. B a r f u ß , der „den Künikendorf mit aller Gerechtigkeit und der Schäferei zu Richenow und dem Schaafhofe" zu seinem Antheile erhalten hatte. Jeder Hüfner zu Richenow war verpflichtet, auf den Künikendorf jährlich 5 Fuder M ist zu fah ren .8) I n keinem der spätern Hufenregister wird dieser Feldmark weiter gedacht. D ie Familie v. B a r­ fuß verblieb noch biö zum Jahre 1768 im Besitze dieser Feldmark. D er Lieutenant C arl Albrecht v. Barfuß verkaufte sic au Friedrich v. Re i che nba ch zu Reichenow, bei welchem Gute sie verblieb. I n den topographischen Werken wird sie noch im Jah re 1825 alö ein Vorwerk mit 4 Gebäu­ den aufgeführt, in welchen 25 Menschen wohnten, und in der Gerichtöbarkeitö-Topographie deS KammergerichtS vom Jahre 1837 wird eS auch noch als ein solches genannt, welches mit Reichenow dem B aron v. E c k a r d t f t e i n zu Prötzel gehörte. ES muß bald hierauf aber gänzlich eingegangen und nur als Acker und Weide benutzt worden sein; denn in der Topographischen Uebersicht deS RegierungS-Bez. Potsdam vom Jahre 1841, wie in den spätern OrtschaftS^Verzeichnifsen kommt eS nicht mehr vor. Eine Niederung westlich vom Dorfe Reichenow, zwischen diesem und dem Neuen-S e e , heißt noch jetzt daö Kunikendorfer Luch. 48. Ladeburg, zuerst Ludeburg und Lodenberg (Ludwigsburg) genannt, ein Kirchdorf, | Meilen nördlich von B ernau belegen, war ein Dotationögut der Probstei zu Bernau und ward, als diese im Jah re 1536 dem im schwarzen Kloster zu Cöln gestifteten Domstifte einverleibt wurde, dem­ selben mit überwiesen, gehört auch gegenwärtig noch dem Dome in Berlin. Von diesem Dorfe spricht zuerst eine Urkunde vom I . 1346, nach welcher der Probst Gerwin zu Bernau die ihm auS demselben zugestandenen Einkünfte zweier Bernauer Bürgern, Nikolaus R a u e n und Henning S c h ö n e r m a r k , sowie den Berliner Bürgern Johann Reiche, Kopkin v. R o d e und Joh. B lock für eine Schuld von zusammen 60 Mark Silbers verpfändete.*) Vollständigere Nachricht über 1) Fischbach, Historische Beiträge II, 2, S . 412. — 2) Landbuch S . 78, No. 109. — 3) R i e d e l , a. a. O. XI, 429. — 4) G e r d e n , Cod. VI, 455.

diese- D orf giebt da- Landbuch vom Jahre 1375. Nach demselben hatte Ludenborg oder Lobenbutg, wie eS auch genannt wurde, 80 Hufen, wovon der Pfarrer 4 und die Kirche eine, der Schulze 4 besah. D ie Husen gaben Pacht und Zins, aber keine Bede. Eö waren 16 abgabenpstichtige Kofsäthen und ein wüster Krug vorhanden. Außer dem Husenfelde gehörte noch eine wüste Feldmark zum Dorfe, die Reberger- oder Robergermark genannt, eine Insel, welche Lubenitz genannt wurde (jetzt der große Werder im Lubenitzsee) und eine kleine Heide, wo niedrige- Holz wuchs. *) Von dem vorstehend als wüst bezeich n eten Lande muß hiernächst ein Theil urbar gemacht wor­ den fei«; denn da- Schoßregifter vom Jahre 1551 führt bei „ L o d e n b o r g " 100 Hufen auf, bemerkt aber zugleich, daß davon nur 56 besetzt wären. Ohne Zweifel wurde Ladeburg während der Belagerung B ernau's von den Huffiten im Jahre 1432 sehr arg mitgenommen und hatte bisher noch nicht wieder vollständig besetzt" werden können. Selbst im Jahre 1480 waren erst 62 Hufen besetzt. 2) Auch hat eS später nicht gelingen wollen, mehr als 67 Hufen zu besetzen, welche sich im 16. Jahrhundert im Besitze von 15 Hüfnern befanden, neben welchen 9 Kossäthen und der Schmied vorhanden waren. Der 30jihrige Krieg führte auf's Neue die Verwüstung des größer« Theil- der Hüfnergüter herbei, von welchen später nur überhaupt 14 besetzt wurden, die gegenwärtig noch existireu, neben welchen 13 Kofsäthen und 5 Büdner vorhanden sind. E in großer Theil deS ehemals urbaren Acker-, welcher auf 99 Hufen ver­ anschlagt wurde, ist gegenwärtig mit Holz bewachsen. Ladeburg scheint, au- seinem Namen zu schließen, ursprünglich einen Ritterfitz gehabt zu haben, der aber beim Uebergange deS Dorfe- an eine geistliche Stiftung eingegangen sein mag. I m 16. Ja h r­ hundert eristirte aber wiederum ein Vorwerk daselbst, welche- au- 10 freigekauften Bauerhufen gebildet und als Rittergut angesehen wurde, welche Eigenschaft es noch heut besitzt. Zu L a d e b u r g gehört die H e l l m ü h l e , eine W asser-M ahl- und Schneidemühle, \ Meilen nördlich von Bernau, am Hellsee, welche mit dem Mühlengraben, dem bei Lanke entspringenden und in den Hellsee mündenden Fließe, der Markgraf Ludwig im Jahre 1347 der S ta d t Bernau verlieh,3) von welcher sie zu den Probsteigütern 4) und mit diesen im Jah re 1536 an das Domstift in Cöln gelangte. Auch sie gehört noch gegenwärtig dem Dome in Berlin. 49. L e u e n b e r g auch L ö we n b e r g , früher Lowenberg und sawenberg, ein Kirchdorf nebst Ritterfitz, 1* Meilen nördlich von Strausberg und 2 Meilen südwestlich von Wriezen belegen, wird im Landbuche vom Jahre 1375 mit 64 Hufen aufgeführt, von welchen der Pfarrer 4 besaß. Jede Hufe hatte an Geld und Getreide 17 Schillinge, jeder der 6 Kofsäthen 1 Schilling und 1 Huhn und der Krug l Talent zu entrichten. D as Dorf und dessen gut-herrliche Rechte befanden sich zerstückelt in den Händen verschiedener Personen. E s hatte der Schulze eine nicht angegebene Anzahl von Husen mit deren Abgaben, J u z a r d 4 Hufen, W e l s i k e n d o r s 6, Lentze L o w e n b e r g 4, K u r o b e r 4. Pacht und Z in- bezogen: W o l d e n b e r g , Tyte L o w e n b e r g , J u z a r d , Ey ke und S i m o n , und Conrad v. Kt eptzk hatte die Bede und da- höhere Gericht. Alles war vom Markgrafen überlaffen, 5) woraus sich abnehmen läßt, daß bis dahin da- D orf dem Landesherr« zugehörte und demselben noch Abgaben und Rechte, wie der Dienst und da- Patronatsrecht, verblieben waren. D aß jene abgetretene Hufen die Rechte der Ritterhufen schon damals hatten, ist nicht bemerkt; sie erhielten solche aber bald hieraus wäh­ rend der Lützelburgschen Regierungsperiode: denn als der B urggraf Friedrich die Statthalterschaft in der Mark antrat, bestätigte er Frentzel L o w e n b e r g im Besitze eines Hofe- mit 8 freien H ufen3) und Friedrich W i e d e n e r besaß einen Hof mit 6 freien H ufen.7) I m Jahre 1450 befand sich ein Hof uz.it 10 freien Husen im Besitze eines D o b e r k o w und einen Hof mit 4 freien Hufen besaß Hentze G y ß m e r S d o r f . 8) Der Doberkowfche Antheil wurde hierauf zerstückelt. Einen Theil erhielten die D o b e r k o w 1) Landb. S . 83, No. 137. — 2) Daselbst 291, No 4. - 3) Ge r c k e n , n. a. O . 459. — 4) Nach einem Berichte des Landreiters im Barnim v. 1 . 1608 gehörte „Ladeborch samt der Hettmülle zur Domprobstei. D ie Dienste hatten S . Churf. Gnaden." — 5) Landb. S . 88, No. 1 6 6 .— 6) Lehnbrief v. 1412. Copiar No. 14. — 7) Lehnbrief v. 1413. Das. — 8) Landbuch 302, No. 73.

zu Löwenbruch und Tiefensee, einen andern Theil die D o b b e r k o w zu W ann. Von diesen erkaufte der kurfürstliche R ath N ickel P f u h l , und zw ar: tut Zahre 1469 den Antheil von H ans Doberkow, welcher in Zinsen, Renten, Gehölzen, Seen, Fischerei, O ber- und Niedergericht rc. bestand, J) im Ja h re 1470 den Antheil deö Gotte Doberkow zu W ann, als Renten, Gericht, Acker, Wiesen, Gehölz rc., 2) so daß er im Ja h re 1472 bereits einen R itterhof mit 1 2 | freien H ufen, freier Schäferei, Seen, Holzun­ gen, Diensten und Ober- und Niedergericht b efaß .3) Hierzu erwarb er im Jah re 1474 noch den An­ theil des G abriel Doberkow, welcher in Zinsen, R enten, Aeckern, Gewässern, Gehölz, Gericht und P a ­ tronat bestand, 4) erhielt vom Kurfürsten im I . 1482 auch die Erlaubniß, vor dem D orfe eine W indmühle zu bauen, m it der Verpflichtung, solche zu Lehn zu nehm en.6) Aber alle diese Erwerbungen um­ faßten nicht daö ganze D orf m it seinen Rechten: denn alle spätere bis 1625 reichende Lehnbriefe be­ stätigen den v. P fuhl nur den Besitz deö halben D orfes m it dem Hofe, 12 freien H ufen, der W ind­ mühle, Schäferei rc. E s waren mithin noch Antheile an dem Dorfe m it den gutöherrlichen Rechten tut Besitze der Doberkow und derjenigen zurückgeblieben, welche jene m it Heise GiSmerSdorf, der 1480 zu Seuenberg an­ gesessen war, zusammen besaßen. 6) S p ätere Befiitzer w aren: im 1 . 1571 die Gebrüder und V etter H e i s e zu Löwenberg und Biesow. «) D er H e i s e - L ö w e n b e r g s c h e Antheil bestand in 3 Rittersitzen nebst 16 Hufen Landes, gemeinschaftlicher Fischerei auf 3 Seen r c .8) D er H e i s e - B i e s o w s c h e Antheil bestand dagegen in 9 Pachthufen, welche an 5 B auern auSgethan waren, in einem Kossäthen und Antheil Gericht und der gemeinschaftlichen Fischerei auf dem Rottsee r c .9) Säm m tliche Antheile m it zusammen 28 Ritterhufen und den gutöherrlichen Rechten hatten hierauf die v. P fuhl allein im Besitze. A ls letzter Besitznachkomme dieser Familie tra t im Ja h re 1670 noch der O berstlieutenant O tto v. P f u l an s.10) I m Jah re 1687 fiel Leuenberg als ein caducirtes und ganz verwüstetes Lehn dem Kurfürsten heim, der eS seinem damaligen O ber-Jägerm eister Joachim Ernst v. Lüde r i t z schenkte. Dieser besetzte eS auf'S Neue mit B auern, stellte die ganz zerfallen gewesene Kirche auf eigene Kosten her, welche er zugleich mit einem Thurm und einer Schlaguhr versah, baute auch den adeligen Rittersitz, ein sehr altes, zerfallenes Schloß, aus und ließ in einen über der Eingangsth u t angebrachten S te in folgende Inschrift meißeln: „C hurfürst Friedrich W ilhelm hat dieses zu der Zeit wüstes G uht als ein C ad u c, auß G naden, mir geschenket. S e in S o h n Churfürst Friedrich III. hat diese Gnade hinzugethan und mir solches zu M ann- und Weiberlehtt gegeben; alß habe ich Joachim Ernst v. Lüderitz, jetziger Zeit O ber-Jägerm eister, über alle S r . Churf. Durchl. Cämmerer, und H aupt­ mann zu Zedenick und Liebenwalde und Erbherr aus Ja g o w , Lauenburg und B isow , dieses H aus und D orf erbauet anno 1692.*n ) D en vorher gedachten 28 Hufen wuchsen dem R ittergute noch 9 Bauerhufen zu, so daß solches nunmehr 3 7 R itterhufen umfaßte. Nach dem O ber-Jägerm eister v. Lüderitz trat tut I . 1724 der Geh. R ath Christian v. H e ­ r o l d in den Besitz diese- R itterg u ts, von dessen Tochter, einer verehelichten G eneral-Lieutenant v. M e y e r i n k eö im Ja h re 1802 der Kammerherr v. E c k a r d t s t e i n erkaufte. D ie Z ahl der B auern, welche zuerst in Leuenberg angesessen w aren, giebt daö Landbuch nicht an. W ährend des E infalls der Hussiten in den B arn im , im Ja h re 1432, scheint daS D orf sehr m it­ genommen zu sein, denn eS waren im Ja h re 1450 nur 22 Hufen b e s e t z t , 42) und erst daS Schoßkataster vom Jah re 1624 giebt 32 besetzte Hufen a n , welche 9 B auern gehörten, neben welchen 7 Kossäthen, 1 M üller und 1 Schmied vorhanden waren. I m 30jährigen Kriege ward daS D orf wüst und öde und 1) Lehnbrief v. 1469. Copiar No. 22. — 2) R i e d e l , a. a. O . X I, 402. — 3) Lehnbrief vom I . 1472. Copiar N o. 25. — 4) R i e d e l , a. a. O . 414. — 5) Copiar No. 25. — 6) Landbuch 302, No. 73. — 7) v. Ei c ks t e dt , S . 85. — 8) Lehnbrief für Peter, Adam, Hanö Zdel und Joachim Heyse zu Löwenberg v. Jahre 1613. (Lehnö Archiv.) — 9) Lehnbrief für Joachim Hanö Christoph und Peter Ernst Gebr. Heysen zu Biesow vom Jahre 1610 und 1620. (Lchnö-Archiv.) — 10) v. Ei cks t e dt , a. a. O . 358. — 11) B e c k m a n n ' s Beschreibung der Mark Brandenburg. Manuscript. — 12) Landbuch S . 302, No. 73.

im Jah re 1692 waren erst wieder 4 Hüfner und 7 Kofsäthen angesetzt, welche 23 Hufen unterm Pfluge hatten, r) Die Kirche ist Filial von Hekelwerk. 50, A l t -Lewin, 1 Meile östlich von Wriezen a. d. O . belegen, wird im Landbuche vom Jahre 1375 unter dem Namen „p arv a Louw en“ mit andern Bruchdörfern genannt,2) war 1412 mit der Benennung „ L ö w i n " im Besitze HanS B a r f u ß ' S zu Kunersdorf und hatte nach dem Schoß­ kataster vom Jah re 1450 14 E rben, deren jedes 8 G r. Zins entrichten mußte. Außerdem befand sich daselbst 1 Kossath, der 4 G r. Zins erlegte. 3) D ie Familie v. Barfuß besaß spater ihre Rechte zu Le­ win als „ K l e i n e P a c h t " , während das Dominialrecht der Landesherrschaft gehörte und unter dem Druchamte Wriezen stand. Nach dem Schoßkataster vom Jah re 1624 waren zu Lewin, das damals Lo sf i n geschrieben wurde, 15 Fischer, deren jeder 15 G r. zu entrichten hatte. S ie bildeten von je an eine Gemeinde, der ein Schulze vorsteht. 51. Lichterfelde, R ittergut und D o rf, l Meilen nordwestlich von Neustadt-Eberswalde be­ legen, wird zuerst in einer Urkunde vom Jah re 1287 genannt, nach welcher die Markgrafen O tto und Conrad dem Kloster Chorin 8 Hufen des Dorfes zu Eigenthum verliehen.4) D as D orf selbst befand sich, wie eine Urkunde vom Jah re 1334 ergiebt, im Besitze des R itters Michael v. C h e i n e und feines SohneS, war dem Markgrafen heimgefallen und im gedachten Jah re an Gebolf v. M y f e i n k o w e auf'S Neue zu Lehn gegeben.5) Aus dem Landbuche vom I . 1375 6) erfahren wir, daß bald hierauf die gutsherrlichen Rechte, Ober- und Niedergericht und Wagendienste im Besitze eines v. P l ö t z e n waren, der sie um daS J a h r 1365 an T y l e S .p a r r veräußerte. Zum Dorfe gehörten überhaupt 44 Hufen, von welchen der P far­ rer 4 befaß. E s bestanden daselbst zwei Höfe: deS Hentze G l u t z e r mit 7 und des Tyle S p a r r mit 8 Hufen. Außer der nicht genannten Zahl von Bauern waren 45 Kofsäthen daselbst, welche zusam­ men 3 6 ; Schillinge und jeglicher 1 Huhn und 18 Schillinge Bede zu entrichten hatten. ES waren drei Krüge vorhanden, welche eine Abgabe von 4 ; Talenten und 12 Schill. Bede leisten mußten. Die Bede hatte Gl u t z e r zu erheben. — Zu dem Dorfe gehörte auch ein Acker, von welchem es heißt, daß er wüst sei. Von ihm pflegten 6} Schock Hühner entrichtet zu werden. — I m Schoßregister vom Jahre 1450 wird Lichterfelde mit 64 Hufen aufgeführt.7) Diese Mehrzahl von 20 Hufen muß als diejenige wüste Feldmark betrachtet werden, welche allem Anscheine nach zu einem wahrscheinlich um die M itte deS 14. Jahrhundert- verödeten Dorfe Karutz gehörte. I m I . 1420 befand sich Lichterfelde bereits gänzlich im Besitze des Ritters Ludwig v. S p a r r , welcher daselbst wohnte. 8) E r vererbte dasselbe aus seine Söhne ClauS und Heinrich, welche im Jah re 1441 darüber Belehnung erhielten.9) Noch im Jahre 1598 war die Familie v. S p a rr im Besitze, welcher jedoch bald hierauf an HanS George v. R ibbeck auf Glienicke, Hauptmann zu Spandow überging: denn dieser wurde im I . 1614 vom Kurfürsten damit belehnt.10) I m Jahre 1620 hatte er Lichterfelde an O tto v. d. G r ü b e n veräußert.") D er letzte Besitzer aus dessen Familie war der Geh. R ath und Amtöhauptmann zu C o tt­ bus, Wilhelm v. d. Grüben, der es seiner Tochter, einer Freifrau v. G e u d e r , genanutt R ab enst ei n, im Jahre 1721 vererbte. S p ä ter (1760) trat es der Freiherr v. G end e r - R ab e nst ei n dem K a­ nonikus zu Magdeburg, David v. S p l i t t g e r b e r ab, der es im Jahre 1772 seinem Sohne, dem Jäg er­ meister David v. S p l i t t g e r b e r vererbte. Hiernachst kam es auf den Gutsbesitzer Li et z ma nn, den Ober-Amtmann K a r b e und im Jahre 1852 auf dessen Sohn. Rittergut war Lichterfelde bereits im 14. Jahrhundert und bestand im Jah re 1375 aus zwei I) Schoßrechuuug vom Jahre 1704. — 2) Landbuch S . 28. — 3) Daselbst 302. — 4) Gercken, Cod. II, 428. - 5) Ri e d e l , a. a. O. XI, 306. - 6) Landbuch S . 80. — 7) Das. 294. — 8) Kgl. Geb. Staats-Archiv. Copiar 15. — 9) Das. No. 20. — 10) Kammerger.-Lehns-Copiar. — 1I) Lehnbrief für bett* selben. (Daselbst.)

Antheilen, zu welchen zusammen 15 Hufen gehörten, die aber nicht sämmtlich befreit gewesen sein moch­ ten; denn nach dem Schoßkataster von 1450 besaß Sparr nur 10 freie Hufen. Im 16. Jahrhundert wurden von den v. Sparr aber 4 Höfe mit 11 Hufen ausgekauft und zum Rittergute gehörten, nach dem Schoßkataster vom Jahre 1624, nunmehr 23 befreite Hufen. Aus den frühern Lehnbriefen ergiebt sich auch» daß zum Gute noch 3 Seen: der Pruhen-, Schleifen- und Macker-See, eine Abgabe von den Bauern für die Hütung in der großen Heide, das Hohebruch, die Wiese „Staffbeke", freie Holzung in der großen Heide und Hütung in der Chorinschen Heide gehörte. — Wegen deS Bruches, welcher zwi­ schen dem Dorfe und Neustadt-Eberswatde liegt, welcher dem Letztem im Jahre 1319 vom Markgrafen Woldemar geschenkt, den „Bürgern zu Lichterselde" aber Hütuugsrechte reservirt wurden,1) fanden in den Jahren 1507 und 1509 Streitigkeiten statt, welche durch den Kurfürsten verglichen und entschieden wurden.2) AuS der Urkunde vom Jahre 1319 ergiebt sich auch, daß Lichterfelde, deren Bewohner Bürger genannt wurden, ein Städtchen gewesen sein muß. Es scheint während deS großen Sterbens in der Mitte deS 14. Jahrhunderts verödet zu sein und bestand hiernächst nur als Dorf, wie es das Landbuch vom Jahre 1375 aufführt. Von dem Schlöffe daselbst erzählt Beckmann in seiner handschriftlichen Geschichte der Mark Brandenburg, daß die Gedrüder Adam und Christoph v. Sparr ein drei Stock hohes Gebäude, wel­ ches in den untern beiden Etagen gewölbt, durch Joachim v. Rochow von 1565 bis 1567 mit schönen Seitengebäuden hätten erbauen lassen, welche letztere im 30jährigen Kriege der schwedische Genral De­ witz, weil er die vom Besitzer geforderte Brandschatzung nicht erlangen konnte, eingeäschert habe. Auch hätte vor langen Jahren daselbst ein Jagdschloß gestanden, wovon nur noch Rudera zu sehen gewesen. 52. 8 t t b c r $ b p r f , Rittergut und Kirchdorf, \ Meile westlich von Wriezen a. d. O. belegen, gehörte schon int Jahre 1300 dem Nonnenkloster zu Friedland,3) bei welchem eS bis zu seiner Säku­ larisation verblieb und hiernächst vom Kurfürsten mit den übrigen Ktoftergütern an Joachim v. Röbel zu Buch und von deffeu Erben, gegen das Ende deS 16. Jahrhunderts, an Ehrenreich v. Löbel veräußert wurde. Spätere Besitzer waren: 1671 Leonhardt Johann v. Essen, 1724 EraSmuö v. Seidel, 1750 die Etatsräthin v. Marschall geb. v. Börstel, 1803 Kammerherr v. Marschall, 1826 Thaer, 1850 Kögel. Nach dem Landbuche hatte dieses Dorf — das in der früher üblich gewesenen Mundart L u ­ derstorp (LotharS-Dorf) hieß — 26 Hufen, wovon der Pfarrer 2 besaß. Jede der andern Hufen gab 4 Schffl. Roggen, 4 Schffl. Gerste und 4 Schffl. Hafer an Pacht, 2 { Schillinge an Zins und an Bede 4 Schillinge, \ Schffl. Roggen, ^ Schffl. Gerste und 1 Schffl. Hafer. Es waren 15 Koffäthen, deren jeder 1 Schilling und 1 Huhn entrichtete. Der Krug gab l Talent an die Nonnen zu Friedland und an den Schulzen zu Lüdersdorf. Dieser mußte dem Kloster das Lehnpserd halten. Pacht, ZinS und Bede hatte einer Namens Wale; alles Uebrige (also Gericht, Patronat, Dienste und Zehnten) besaßen die Nonnen zu Friedland.4) Aber auch die Hebungen deS Wal en hatte daS Kloster in der Folge an sich gebracht, wie die bei der Säkularisation desselben aufgenommenen Register 'ergeben. Es erhellt daraus zugleich, daß nur 19 abgabenpfiichtige Hufen vorhanden w a r e n 3) und mithin, daß außer den beiden Pfarrhufen, noch 5 Freihufen bestanden. Diese 5 freie Hufen überahm Joachim v. Röbel, wel­ chem ein Hof mit 4 Hufen «) und seinem Befitznachfolger Ehrenreich v. Löbel7) im I . 1599 ebenfalls ein Hof mit 4 Hufen freigewilligt wurden, so daß von dieser Zeit an der Gutsherrschast 13 freie Hufen gehörten, deren ritterjchaftliche Rechte anerkannt wurden 8) und die Bauern nur noch 11 Pachthusen 1) R ie d e l, a. a. O. X II, 288. — 2) Kgl. Geh. Staats-Archiv. Copiar a. No. 4. — 3) Vergl. daselbst. — 4) Landbuch S . 74, No. 69. — 5) Das Kloster erhob nämlich 3 Wspl. 4 Schffl. Korn und eben­ soviel Gerste und Hafer als Pacht zu Lüdersdorf. Nach dem Landbuche und Schoßregister von 1450 betrug die Pacht, welche die Hufe von jeder Getreideart zu leisten hatte, 4 Schffl., wodurch sich genau die Zahl der pachtpflichtigen Hufen auf 19 herausstellt. — 6) Schoßkataster von 1624. — 7) v. Eickstedt, a. a. O. 359. (Ist Löbel nicht vielleicht ein Druckfehler und dafür Röbel zu lesen?) — 8) Der Landrath v. Pfuhl zu Schulzendorf führt in seiner Tabelle v. 21. Juni 1775 Lüdersdorf als Rittergut auf (Fischbachsche Mspte.

besaßen. ES waren also diese Freihafen au» mindestens drei eingezogenen Bauerhöfen entstanden. Nicht diese allein, sondern auch die Kossäthenstellen verminderten sich mit der Zeit. I m Jahre 1375 waren 15 Kossäthe», im Jah re 1450 nur noch 4 Koffäthen vorhanden. D ie Einfälle der Husfiten in den Barnimschen Kreis scheinen für Lüdersdorf nicht ohne böse Folgen gewesen zu sein. S p ä ter scheint man die Ansehung von Büdnern und Aufnahme von Einliegern den Koffäthen vorgezogen zu habe«; denn je mehr diese sich verminderten, desto größer wurde die Zahl jener. I m I . 1775 waren daselbst 4 Bauern, 2 Koffäthen, 11 Büdner und Einlieger, in 13 Häusern 121 Menschen, und im 1 . 1805 3 Ganzbauer, 2 Halbbauer, keine Koffäthen und nur noch Einlieger vorhanden. D aß ein Lehnschulze zu Lüdersdorf vorhanden gewesen, «giebt daß Landbuch von 1375. E r hatte Lehnhufen und davon da- Lehnpferd zu halten, bezog vom Kruge aber eine Abgabe. Von allen diesem ist später nicht» erwähnt und es höchst wahrscheinlich, daß die ersten 5 Freihufen, mit welche« der Grund zu dem dortigen Rittergute gelegt wurde, die vom Kloster eingezogenen Lehnfchulzenhufen waren. 53. A lt- M e - e w ttz , ein Fischerdorf, \ Meile nördlich von Wriezen a. d. O . und dahin eingepfarrt. E r kommt schon im Landbuche unter dem Namen Medewitz als Bruchdorf v o r ') und erhielt den Beinamen A lt, nachdem im vorigen Jahrhundert, auf entwässertem Bruchlande in seiner Nähe, die Kolonie Neu-Medewitz entstanden war. Nach dem Schoßregister vom Jah re 1450 hatte e» 30 Erben, deren jede» 8 Groschen Zins zahlen mußte. — Unter dem Namen der Kleinen Pacht erhob die Familie v. B a r f u ß zu Kunersdorf schon tr. Jahre 1412 eine Abgabe, die sie vom Markgrafen zu Lehne trug. *) Da» D orf selbst gehörte später zum Bruch-Amte Wriezen. 54. M e lc h o w , Dorf und Vorwerk, 1 Meile nordöstlich von Neustadt-EberSwalde belegen und zu G rünthal eingepfarrt, wird im Landbuche vom Jah re 1375 M ette» geschrieben und hatte 52 H u ­ fen, wovon der Pfarrer 4 besaß. Die übrigen Hufen waren im Besitze der Bauern, welche davon Pacht, Zin» und Bede gaben. Neben den Bauern waren damals 13 Koffäthen vorhanden, welche Geld und Hühner entrichten mußten. E in Krug hatte jährlich 10 Schillinge zu zahlen. Zwei Seen gehörten zum Dorfe und waren nicht verpachtet. D as Letztere gehörte einem N i tze M i n i n g , der die Einkünfte erhob und die Dominialrechte befaß.3) Für daS Weiderecht in der zum Schlöffe Biesenthal gehörigen Heide hatten die Bauern jährlich 1 Talent an dasselbe zu entrichten. 4) Da» D orf wurde hiernächst wüst. Die Hälfte der Feldmark war 1440 im Besitze von Dietrich, Werner und Cune v. H o l t z e n d o r f . 6) Wer die andere Hälfte besaß, ist nicht zu ersehen. E» ward später zum Amte Biesenthal erworben. Von dem Dorfe fanden sich noch im vorigen Jahrhundert Ueberreste der M auern auf der Feld­ mark vor, namentlich einzelne Pfeiler der Kirche, sowie der dabei belegene alte Kirchhof. *) I m Jahre 1624 waren wieder 4 Koffäthen angesetzt, aber keine Bauern, 7) und erst in neuerer Zeit wurde deren Zahl vermehrt. 55. Metzdorf auch M e S d o r f (ursprünglich Mertensdorp (M artinsdorf), Mertzdorf und schon im 16. Jahrhundert Metzdorf auch MeSdorf geschrieben), R ittergut und Dorf, j Meile südlich von Sprit­ zen, am Rande deS OderbrucheS belegen, Filial von Kunersdorf, wird zuerst in einer Urkunde vom I . 1300 genannt, in welcher Markgraf Albrecht dem Kloster Friedland seine sämmtlichen Besitzungen be­ stätigt, zu welchen auch der dritte Theil von MertenSdorp gehörte. ®) I m Laufe des 14. Jahrhunderts mußte sich der Besitzantheil de» Klosters an diesem Dorfe aber vergrößert haben, denn in dem Landbpche vom Jah re 1375 heißt eS, daß MertinSdorf 20 Hufen habe, welche Pacht, Zins und Bede geben, und den Nonnen in Friedland gehörte, mit Ausnahme der Bede, welche der Bürger W ale in Frankfurt, in der Kgl. Bibliothek) und in der ritterschaftlichen Matrikel v. I . >828 wird es als solches ebenfalls genannt, (v. Ei ckstedt, a. a. O. 490.) 1) Landbuch S . 28. — 2) Kgl. Geh. Staats-Archiv. Copiar 9io. 14. — 3) Landbnch S . 86. — 4) Das. 25. — 5) Kgl. Geh. Staats-Archiv. Copiar No. 20. — 6) Fischbach, Städtebeschreibung S . 20. — 7) Schoßkataster v. I . 1624. — 8) Bergl. Kloster Friedlaud.

nämlich von jeder Hufe 4 Schillinge, 1 Viert Gerste und IJ Schffl. Hafer, besitze. Die Nonnen hatten also von jeder Hufe 2 Schffl. Roggen und ebensoviel Hafer Pacht und 16 P f. Z in s, von jedem der 10 Koffätheu 16 Pf., daS Gericht, die Dienste und vom Lehnschulzen, welcher vom Krüger eine Abgabe von 10 Schillingen bezog, das Lehnpferd. *) Nach dem Schoßregister vom Jahre 1450, in welchem „ M e r t e n ß d o r f f " noch mit derselben Hufenzahl aufgeführt wird, gehörte dem Kloster daS ganze Dorf, die Abgaben waren zusammengeworfen: jede Hufe gab au Pacht- und Bedekorn 3 Schffl. Roggen und 3 Schffl. Hafer, und an Zins und Geldbede 8 G r. 4 Pf. Die Zahl der Koffäthen hatte sich auf 4 ver­ mindert, welche zusammen 12 G r. gaben und der Krüger gab 20 G r. 2) Die erste Nachricht, welche sich von diesem Dorfe hiernächst vorfindet, ist vom Jahre 1568. Nachdem in Folge der Kirchenreformation das Kloster Friedland säcularisirt worden war, verkaufte der Kurfürst sämmtliche Klostergüter, und mit diesen auch Metzdorf, an Joachim v. Röbel auf Buch. ES waren damals 8 Hüfner und 8 Koffäthen in dem Dorfe „ M e r t z d o r f f " , welche an Gelde \ \ Gulden und an Getreide 4 Wfpt. 22 Schffl. Roggen und 4£ Wspl. Hafer zu entrichten hatten. 3) Diese bedeutende Erhöhung der Getreideabgaben würde nicht zu erklären sein, wenn die spätern Hufenregister nicht ergäben, daß sich die Hufenzahl gerade um das Doppelte vermehrt hatte. I n den Jahren 1375 und 1450 waren nur 20 Hufen zu Metzdorf vorhanden und später waren es 40, wovon 31 schoßpflichtig waren und 9 sich als befreite im Besitze der v. Röbel befanden. I m Jahre 1599 mußten diese von dem damaligen Besitzer, V altin v. Röbel, jedoch wieder unter Schoß gebracht werden, wofür ihm schoßpflichtige Hufen zu Ringenwalde gestattet wurden. 4) Nachdem Metzdorf mit den übrigen Klostergütern vom S ta ate erworben worden und zu den Apanagengütern des Markgrafen Carl gedient hatte, erhielt es mit diesen der M ajor v. Leftwitz ge­ schenkt, von dem eS auf die Ehegattin des LandrathS v. Jtzenplitz zu Groß-Bähnitz überging, zu dessen Nachkommen im Jahre 1817 der Geh. StaatSrath G raf Jtzenplitz gehörte, dessen Erben sich noch jetzt im Besitze befinden. 56. M o g e l m (im 14. Jahrhundert Mogelin), 5) R ittergut und D orf mit einer Filialkirche von Reichenow, einen im Jahre 1806 gegründeten Kgl. landwirthschästlichen Akademie, einer Stam m Schäferei u. s. w. Dieser O rt, welcher schon früh Kirche und Pfarre, mithin eine Gemeinde hatte, bestand im I . 1375 nur aus zwei gutsherrlichen Höfen, ohne Bauern und Koffäthen. Zur Feldmark gehörten 20 H u­ fe«, von welchen 'zur Pfarre 4 , zum Hofe O t t o ' S v. P f u e l 8, und zu einem andern, seinen Vettern gehörigen Hofe ebenfalls 8 gehörten. Die Verpflichtung zu Vasallendieusten lag den Besitzern seit Al­ ters ob. 6) Die Feldmark soll, nach spätern Nachrichten, einst größer gewesen und ein mit Birken und Kiefern bestandener O rt, die B ü t n i t z genannt, ebenfalls Ackerland gewesen sein. ES scheint, daß die Bauern von dem in unsern Gegenden um das J a h r 1350 herrschend gewesenen sogenannten schwarzen Tod hingerafft worden sind, die berechtigten Gutsherren den bessern Acker derselben an sich gezogen und einen Theil, der bei Anfertigung deS Landbuches nicht weiter in Betracht kam, wüst gelassen haben. Diese 16 Hufen, welche O tto Pfuel und seine Vettern unterm Pfluge hatten, befanden sich im Jahre 1412 im alleinigen Besitze des Sohnes des Erster«, des H a u s P f u e l , welcher damit, sowie mit einer Abgabe von 36 Schffl. Roggen Mühlenpacht, damals vom Burggrafen Friedrich belehnt wurde. 7) I m Schoßregister vom 1 . 1450 ist von diesem Dorfe nichts weiter gesagt, als daß daselbst ein Schäfer sei,«) woraus sich ergiebt, daß ein Vorwerk mit einer Schäferei daselbst fortbestand. D aß dasselbe damals ein Rittersitz gewesen, bleibt zweifelhaft. B ald hierauf, im Jahre 1453, erscheinen die Gebrüder Peter und Hans E y k e n d o r f als Besitzer des O r ts , welche dem Domherrn zu LebuS, Johann R o s e n h a g e n , etliche Renten zu Mögelin verkauften.9) 1) Landbuch S . 73, No. 66. — 2) Das. S . 300. — 3) Acta über Friedland im Kgl. Geh. StaatsArchive. — 4) v. Eickstedt, a. a. O. 357. — 5) Lage am Berge, vom wendischen mogel, Berg. - 6) Landbuch S . 78, No. 108. — 7) Eopiat des Kgl. Geh. Staats-ArchivS No. 14. — 8) Landbuch S . 303. — 9) Copiar No. 22.

D ie E ik e n d o rp e veräußerten Mögelin und ihren Antheil an der wüsten Dorfmark Hertzhorr* an die v. B a r f u ß . DieS ergiebt der TheilungSoergleich der Gebrüder v. B arfuß v. I . 1485, wonach HanS v. B a r f u ß M ögelin, „wie eS in seinen vier Rehnen gelegen", und den 4. Theil von Hertzhorn, welchen Peter Eikendorp besessen, behalten sollte.1) S p äter ward Mögelin abermals in 2 Güter ge­ theilt. I m I . 1524 überließ nämlich der damalige Besitzer, Christoph B arfuß, seinem Bruder V a­ lentin die Hälfte seiner Besitzungen zu Mögelin für diejenigen G üter, welche der Letztere zu Ringenwalde und Reichenberg besaß. D aß hierauf Mögelin ein Rittersitz war und von Valentin B a r f u ß und seinen Nachkommen bewohnt wurde, ergiebt daö Verzeichuiß der Roßdienste v. I . 1565, wonach der dort seßhaft gewesene Besitzer ein gerüstetes Pferd zu stellen h a tte .2) Eine weitere Ansetzung von Bauern hat aber, seitdem das D orf wüst geworden, niemals mehr stattgefunden. N ur 2 Kossäthen wurden im 16. Jahrhundert angesetzt3), welche neben der Gutsherrschaft und ihrem Schäfer, damals und noch i. I . 1775 die ganze Bevölkerung des O rts ausmachten. I m I . 1805 waren 2 Kossäthen und 4 Einlieger hinzugekommen. Die Zahl der Letztem wurde in der Folge noch vermehrt. I m I . 1840 lebten in 12 Häusern 161 Menschen. M ögelin, welches die v. Barfnßsche Familie fast 300 Jah re fortdauernd im Besitze hatte, erkaufte i. I . 1752 der Hofrath Me n t z e l vom Hanptm ann Friedrich Ludwig v. Barfuß. Von Mentzel erkaufte es i. I . 1778 der Geh. R ath v. W o l s f , der eS 1794 an Ernst Friedrich v. Clermont ver­ äußerte. Hierauf trat 1804 der um die LandeScultur so verdient gewordene Geh. Kriegsrath Dr. Albrecht T h a e r in den Besitz. 57. Prädikow ( eigentlich nach der früher stets üblich gewesenen Schreibart P r e d i k o w ) , R ittergut und Kirchdorf, \ \ M l. nordöstlich von S trausberg und V* M t. südöstlich von Wriezen be­ legen. Ursprünglich bestanden zwei nebeneinander belegene Dörfer dieses Namens. S ie werden, nach einer Urkunde v. I . 1340, nach welcher der M arkgraf Ludwig au Heinrich und Brand v. B a r f u ß die Bede auS beiden Dörfern überwies, „P redikow e" genannt4) und tut Landbuche in folgender Art beschrieben r N i e d e r - P r e d i k o hatte 54 Hufen, von welchen besaßen: der Pfarrer 4, Ebel K r u m m e n s e e m it Günther B a r u t 3) 10 Hufen nebst besonderem Acker zu ihrem Hofe, Hans H a s e l b e r g 6 Hufen wegen des Vasallendienstes zu seinem Hofe und Haus B a r u t 3 ‘ Hufen ebenfalls zu seinem Hofe. D ie übrigen (30£) Hufen (welche im Besitze der Bauern waren), gaben Pacht, Zins und Bede. E s waren 20 Kossäthen und ein Krug vorhanden. D ie W ittwe S p a n d o w und S t r u t z e b e r g ' ö Söhne hatten von den Abgaben 9 Stücke und 15 P f. vonB a r u t verschriebenerhalten; M ö n k e b e r g , ein B ürger in Wriezen, \\ Stücke. Einem A ltar in Wriezen waren 5£ Stücke der Abgaben verpfändet. DaS oberste Gericht hatten die vorhergenannten Vasallen, und zwar jeder über seine Hufen und Bauern. 6) H o h e n - P r e d i k o hatte 50 Hufen, von welchen der P farrer 2 besaß. Die übrigen (4 8 Hufen, welche die Bauern besaßen), gaben Pacht, Zins und Bede. E s waren 15 Kossäthen (nach der etwafpätern Handschrift 9 Kossäthen) und 1 Krug vorbanden. Von den obigen Abgaben erhob Mö n k e b e r g . 2 Stücke Geldes, die W ittwe B a r u t 10 Stücke und Hans v. H a s e l b e r g 5 Stücke. DaS höhere Gericht besaßen die vorher (bei Nieder-Prediko) genannten Vasallen und zwar ein Jeder über seine H öfe.7) Nach dem Schoßregister v. I . 1450 waren beide Dörfer im Besitze der S c h a p e l o w . S ie mußten aber sehr devastirt gewesen sein; denn in einem jeden waren nur 20 Hufen besetzt; die übrigen tagen wüst.«) Jedoch bestand zu Nieder-Prädikow noch der gutsherrliche Hof mit der Schäferei.«) — B ald hierauf traten die v. B a r f u ß zu Kunersdorf in den Besitz beider D örfer, mit welchen sie i. I . 1462 belehnt w urden.10) Von ihnen hatte ClattS Darfuß feinen Wohnsitz zu „ B r e d e k o w " , woselbst er i. I . 1472 seiner Ehefrau die Einkünfte „vom niedern Dorfe Bredeko" 1) R ie d e l , a. a. O . XI, 429. — 2) v. E ic k ste d t, a. a. O . 33. — 3) Schoßkataster v. 1624. — 4) G erck en , Cod. VI, 436. R ie d e l , a. a .D . XI, 3 0 7 .— 5) I m Landbuche ist dieser Name Barut geschrie­ ben ; in spätern Urkunden ist das u aber in uo auch vo zerlegt und daher unzweifelhaft Baruot, Barvot oder Barfus zu lesen. — 6) Landbuch S . 76, No. 90. — 7) Landdnch S . 76, No. 92. — 8) Das. S . 301, No. 65 und 66. — 9) ES wird der Schäfer zum Schosse herangezogen. Das. S . 303. — 10) Copiar. No. 22. III. 2. 7

verschrieb. *) Die spätern Lehnbriefe sprechen hiernächst nur von „ Be t h e n P r e d i k o w " r) und seit dem Jahre 1609, tu welchem die Gebrüder Rekchardt, D altin und ClauS B a r f u ß im Besitzewaren, findet sich in den Lehnbriefen über beide Predikow noch der Zusah „ m i t G r u u o w * , 3) welches D orf Don dieser Zeit an stets mit Prädikow besessen und veräußert wurde. R i t t e r sitze waren: zu Nieder-Prädikow schon im Jah re 1375 drei, welche im 16. J a h r­ hundert, nachdem noch wüste Hufen ihnen zugelegt w o rd en , 24 Ritterhufen hatten, zu welchen die v. Barfuß in den Jah ren 1590 und 1620 noch 4 Höfem i t . 15 Hufen anökanften und schoßfrei machten, so daß zu diesem Dorfe von da a n ......................... 39 Ritterhnfen gerechnet wurden. — Zu Hohen-Prädikow waren im 15. Jahrhundert . . . 12 wüste Hufen von der Herrschaft in Besitz genommen, urbar gemacht und aus denselben ein Rittergut gebildet, zu welchen i. I . 1586 noch ein Hof m i t .......................................... 4 Hufen ausgekauft und freizewilligt ward, so daß dieser R itte rsitz ......................................... 16 Freihufen hatte. *) Diese 4 Rittergüter mit überhaupt ............................................................... 55 freien Hufen erhielt der Ober-Präsident O tto v. Schwerin i. I . 1672 als ein caducirteS Lehn, welches i. I . 1709 auf den G randm aiire P a u l Anton v. Kamecke überging, von dessen Nachkommen eS i. I . 1801 der Kammerherr v. E c k a r d t s t e i n erwarb. D er Besitzstand der Gemeinde gestaltete sich in folgender A rt: N i e d e r - P r ä d i k o w hatte vor 1580 23 Bauerhufen, 6 Hüfner, 5 Koffäthen. H o h e n - P r ä d i k o w hatte vor 1580 22 ______ 6 11 45 Bauerhufeu, 12 Hüfner, 16 Kossäthen. N i e d e r - P r ä d i k o w 1624 8 Bauerhufen, 2 Hüfner, 4 Kossäthen. H o h e n - P r ä d i k o w 1624 _______ 18____ -______ 5 2 26 Bauerhufen, 7 Hüfner, 6 Kossäthen. Während deS 30jährigen Krieges wurden mehrere Höfe zwar timst, später aber bis auf einen Bauerhof wieder besetzt. I n den Schoßrechnungen v. I . 1704 wird zwischen Hohen- und NiederPrädikow kein Unterschied mehr gemacht und beide Dörfer mit ihren Gemeinden waren seitdem vereinigt. . „ P r e d i g ko " , wie eS damals, oder „ Pr aedi cko*, wie eS um 1750 hieß, hatte i. I . 1775 5 Bguern, 6 Kossäthen, 18 Büdner it. Einl., 23 Häuser, i. I . 1805 5 4 13 - 28 mit 235 Einwohnern. Die Kirche, welche i. I . 1375 tu Nieder-Prädikow schon bestand und damals bereits eine DotationShufe besaß, ist m ater. Auf dem zum Rittergute Prädikow gehörigen Acker wurden vor dem Jahre 1775 zwei V or­ werke, P u l s h o f und A m a l i e n h o f , angelegt. 58. P r itz h a g e u , ursprünglich P rovesthagen (Probsthagen oder Probstheide), später Protzh ag en , Prielzhagen, liegt \\ M t. östlich von S trausberg, 1 M l. nordöstlich von Müncheberg und \ M l. nordöstlich von Buckow, in einer der unmuthigsten und lieblichsten Gegenden der Mark B ran ­ denburg , ist ein Rittergut m it einem Kirchdorfe. E s wird dieses Dorfes zum ersten M ale in einer Urkunde v. I . 1300 gedacht, in welcher dem Kloster Friedland der Besitz der beiden Seen Groß- und Kl e i n - T o r n o w bei „Provesthagen" bestätigt wird, b) Ueber das D orf selbst giebt daS Landbuch v. I . 1375 folgende Kunde: „Probislhayn" oder „Probisthagen* hat 24 Hufen, wovon der Pfarrer 2 , R utze 9 und Peter R u tze 5 zu seinem Hofe hat. Beide leisten Vafallendienste. Jede Hufe giebt 6 Schffl. Roggen und 6 Schfft. Hafer Pacht, 5 Schillinge und Schffl. Roggen, j Schfft. Gerste, 1 Schfft. Hafer an Bede. E s sind 23 Kos1) Copiar. No. 25. — 2) Lehnbrief für Baltzer B arfu ß , nach dem Ableben seines Vaters Claus, v. I . 1537 (C opiar. No. 40) für dessen S o h n Caspar und die W ittwe des Baltzer B arfuß v. I . 1572 M l. südwestlich von Wriezen an der Oder belegen, Filial von Prötzel, kommt zuerst tut Landbuche v. I . 1375 in folgender Art vor: Sternebeck hat 54 Hufen, wovon der Prediger 4 besitzt. ClauS S t e r n e b e ck hat 16 und M elis S t e r n e b e c k 8 Hufen bei seinem Hofe; Beide haben solche von Arnold ». lich ten Hagen zu Lehne. Jede Hufe entrichte: an Pacht und Zins 5 Schillinge, an Bede 2£ Schillinge, 1 Viert Roggen und 1 Viert Hafer. Von 5 Kosiäthen. giebt jeder 1 Schilling und 1 Huhn. Außer­ dem geben die Sternebecke 8 Schillinge und 20 Hühner. D er Krug entrichtet 12 Schillinge. Die Windmühle ist wüst. D as ganze D orf haben die Sternebecke vom Markgrafen seit A tterS.5) D aß die Gebrüder S t e r n e b e c k Unterlehnsmanner deß v. U c h t e n h a g e n , deö eigentlichen markgräflichen Vasallen, waren, und der Vermerk, daß jene ihre Lehen seit Alters vom Markgrafen hätten und die landesherrliche Zustimmung zu dem zwischen Uc ht e n ha ge n und den S t e r n e b e c k eingegangenen LehnSverhältniffe ausdrücken soll, ergeben die spätern Lehnbriefe. Schon im 15. J a h r­ hundert waren die Sternebeck aus dem Besitze von Sternebeck getreten und ihr Nachfolger wurde die auch zu Ihlow angesessene Familie D a m e , welche dieses D orf noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts besaß, von den v. Uchtenhagen LehnSverschreibungen und von den Kurfürsten LehnS-Konfirmationen erhielten, zu Sternebeck seßhaft waren e) und dem Landesherrn Vasallendienste leisten mußten . 7) I n einer den Gebrüdern Reinhardt und Friedrich i. I . 1619 ertheilten LehnS - Konfirmation heißt eS nun: 1) Beckmann, Beschr. d. Mark Brandenburg. Ungedruckter Theil. — 2) Landbuch S . 83. — 3) Kgl. Geh. Staats-Archiv. Eopiar No. 20. — 4) Landbuch S . 294. — 5) Das. S . 76, No. 89. — 6) 1572 war Heinrich Dame zu S te r n b e r g gesessen auf dem Landtage zu Berlin, v. Etckstedt, a .a .O . S . 83. — 7) Merten Dame zu Sterubeck mußte i. I . 1565 ein Pferd gestelleu. Das. S . 33.

HanS v. Uchtenhagen zu Freienwalde sei ohne {Unterlassung von LehnSerben verstorben und deffen Lehngüter feien demKurfürsten zugefallen; es wolle dieser daher die genannten v. Dame mit dem vom v. Uchtenhageu besessenen Dorfe und Rittersitze Sternebeck, mit Kirchlehn, Ober- und Niedergericht, Ackerwerk, Schäfe­ reigerechtigkeit, Pachten, Diensten, Zinsen, Zehnten, Fischereien und Antheil an der Heide „Lotstieg" belehnen. l) Dieselben waren damals erst unmittelbare Lehnsmänner deS Kurfürsten geworden. Nach ihnen, im Anfange deS vorigen Jahrhunderts, befaß dieses Dorf der Salzfactor Laging. Später erwarb eS: 1718 der Ober-Amtmann Samuel Knüppel, 1734 dessen Schwiegersohn, der Hauptmaun im Baireutschen Dragoner-Regiment Matthias Moldenhauer, 1741 Joh. Heinr. Colomb, Haupt­ mann v. Hollwedel. Im I . 1763 der Kammerrath Friedr. Will). Jekel, 1787 der Geh. Rath Friedrich Graf v. Kamecke und 1801 der Kammerherr Baron Ernst Jakob v. Eckardtstein. Wie viel Ritterhufen ursprünglich der Gutsherrschaft gehörten, ist nicht ersichtlich. Nach dem Schoßkataster v. I . 1624 waren cs 18. 2 Bauern, welche damals vorhanden waren, besaßen zusammen 10 Hufen; mithin hatten die früheren GutSherrschafteu 24 Bauerhufen eingezogen und zu ihrem Hofe gelegt. Außer 2 Hüfnern waren 7 Kossäthen und 1 Müller am Orte. Während deß 30jährigen Krieges waren die Bauerngüter wüst geworden und blieben es bis nach 1775.2) Hieruächst wurden wieder Hüfner angesetzt. Im I . 1805 waren deren6,aber keineKossäthen,10Einlieger, Schmiede, Krug, Ziegelei und Windmühle daselbst vorhanden. Daß ein Lehnschulze am Orte gewesen, läßt sich nicht ersehen. Die Sternebecke, offenbar die einstigen Gründer des Dorfes, haben, wie mau annehmen muß, daS Schulzengericht schon früh an sich genommen. Wann die Kirche erbaut worden, crgiebt sich nicht. Sie ist nur klein und wurde i. I . 1710 von Grund auö reparirt.3) In katholischer Zeit war sie der Probstei Strausberg unterworfen. Die Pfarre wurde bei ihrer Fundation mit 4 Hufen dotirt. 76. Sydow, Rittergut und Dorf, 1\ Ml. nordöstlich von Bernau belegen, wird im Landbuche v. I . 1375 zuerst in folgender Art erwähnt: Sydow hat 34 Hufen, wovon der Pfarrer 2J, die Kirche \ besitzt. Bon den übrigen wird Pacht, Zins und Bede entrichtet. Es find 10 Kossäthen da­ selbst, deren jeder 1 Schilling und 1 Huhn zu entrichten hat. Ein See, welcher nicht verpachtet ist. Die Wittwe deS Johannes Bercholz hat von 4 Hufen die obigen Abgaben und Dolwitz 4 Hufen mit allem Rechte. DaS Uebrige, also die Abgaben von 23 Hufen sowie die gutsherrlichen Rechte re., hat Uchtenhagen.4) Nach einem Lehnbriefe für Dietrich, Werner und Cuno v. Holtzendorf v. I . 1440 waren diese inzwischen in den Besitz von Sydow gekommen. Sie besaßen daselbst einen freien Hos mit 8 Hufen, eine freie Schäferei, Gericht, Zehnten, Dienste, Rauchhühner, das halbe Kirchlehn, den halben See, den Krug, 3 besetzte und 6 wüste Kossäthenhöfe undüber 7Hufen der v. Arni m daselbst, den Dienst, die Bede u. s. w. 5) ES ergiebt sich hieraus zugleich, daß die v. Arnim einen Antheil an dem Dorfe besaßen, wie dies auch die Schoßregister v. I . 1450 und 1480ergeben,wonach die v. Holzendorf und die v. Arnim jeder im Besitze von 8 Hufen sich befanden. 6) DerAntheil der Letzter» mußaber auch auf die v. Holzendorf übergegangen sein, da hiernächst von einem v. Arnimschen Besitzantheile nicht weiter die Rede war. Von der Familie v. Holzendorf ging der Besitz gegen daS Ende des 17. Jahrhunderts auf die Familie v. Sydow über, welche mit demselben zugleich das Dorf Schönefeld erwarb. Der letzte Besitzer aus derselben war der Preußische Oberstlieutenant Bernd Ludwig v. Sydow, welcher Sydow und Schönefeld an den Rittmeister Carl Dietrich v. Holzendorf verkaufte, der es 1788 aus seine Wittwe Albertine, geborne v. Beeren (Geist v. Beeren) vererbte, worauf es i. I . 1796 der Geh. KabinetS1) Copiar deS LehnS-Archives vol. 100. — 2) Der Sandrath berichtete in diesem Jahre, daß nur 7 Kossäthen angesessen wären. — 3) Fischbach, a. a. O . — 4) Landbuch S . 87. — 5) Kgl. Geh. StaatsArchiv. Copiar No. 20. — 6) Landbuch S . 292.

rath B e y e r erwarb. S p ätere Besitzer w urden: 1805 der M ajo r v. B l a n c k e n s e e , 1806 Jacob v. W e d e l , 1816 der M edizinalrath C o S m a r , 1847 Friedrich W ilhelm J u liu s M i e t h e r . 77. Tempelfelde, ein Filialdorf von Danewitz, 1 | M l. südlich von N eustadt-EberSw alde belegen. D ie erste authentische Nachricht von diesem D orfe giebt daS Landbuch v. I . 1375. Nach demselben hatte Tempelfelde 60 Hufen, wovon der P fa rre r.4 und die Kirche 1 besaß. D ie Pacht von jeder Hufe betrug ein Pfund (P fennige). E s waren .16 Kossäthen, deren jeder 6 Pfennige gab, außer 4, deren jeder einen Schilling entrichtete. Von den beiden Krügen gab der eine 36 Schillinge, der andere 2 Pfund (Pfennige). D ie H älfte des D orfes hat Liborius B o t e l in B erlin und Hermann M o l n d o r f m it seinen B rüdern die andre H älfte. Beide hatten ihren Besitz vom Bischof zu Brandenburg zu Lehne erhalten. Herm ann M o l n d o r f besaß auch eine Hufe zum Hofe. UebrigenS gehörte das D o rf m it O ber- und Untergericht, W agendienst, Beden und allen Gerechtigkeiten und Zubehörungen dem Bischöfe und der Kirche zu B randenburg. l ) Beide Antheile waren i. I . 1450 auf die Familien v. H o l z e n d o r s und v. A r n i m über­ gegangen, 2) i. I . 1480 aber im alleinigen Besitzeder L e t z t e m , ^) welche noch bis gegen Ende deS 17. Jahrhunderts darin verblieben. S p ätere Besitzer von Tempelfelde w aren, 1680 H ans Ehrentreich v. S y d o w , 1715 der M ajor Jaco b Friedrich v. G ö tze, 1732 dessen S o h n , der eS 1736 an den M inister v. H a p p e und dieser 1739 dem Reichsgrafen v. S p a r r verkaufte. 1799 veräußerten eS dessen S öhne an Jaco b v. W e d e l , 1804 erwarb eS der RezierungSrath v. C o n r i n g , 1805 dieG räfin Ju lie v. D ö n h o f , hierauf der G eneral-Lieutenant, nachheriger M inisterpräsident G ras v. B r a n d e n ­ b u r g , dessen Erben es seit 1850 besitzen. D aS D orf hatte von den Drangsalen de§ 30jährigen Krieges sehr zu leiden. I n den Jah ren 1629 und 1630 wurden die Einwohner von ansteckenden Krankheiten heimgesucht und das D o rf verödete dergestalt, daß auch der damalige Prediger B rau n den O rt verlassen und sich wo anders hinbegeben mußte. B iS zum Ja h re 1680 lag das D orf ganz wüst und wurde dam als erstvon H ans Ehrentreich v. S y d o w wieder m it Einwohnern besetzt. ES war, wie eine Chronik sich ausdrückt,«) eine solche Wüstenei daselbst, daß man daS Bauholz dicht an den Baustellen hat fällen können. 78. Tiefenfee, ein V orwerk, 1 M l. nordöstlich von Werneuchen, au der Chaussee nach Neustadt-Eberswalde belegen und zu Freudenberg eingepfarrt. ES w ar früher ein D o rf, welches w ahr­ scheinlich während deS großen S terbens in der M itte des 14. Jahrhunderts verödete und wüst geworden ist; denn das Landbuch v. 1 . 1375 berichtet, daß die Hufenzahl von „ D e p h e n s e " oder w$ y p h e n f e e, wie eS dam als geschrieben wurde, nicht angegeben werden könne, weil sie seit Alters nicht bebaut wurden und wüst lagen. E s gehöre den v. S p a r r , welche zur Leistung von Vasallendiensten ver­ pflichtet wären. E in S ee daselbst, der Gademo genannt, sei nicht venmcthet. 6) D ie R ittergutS qualität dieses GuteS erlosch hiernächst, weil von wüsten Hufen Vasallendienste nicht mehr gefordert w urden; wenigstens ist keine weitere S p u r davon vorhanden. ES zerfiel bald hierauf in 2 Antheile. I. D ie Familie v. S p a r r behielt die H älfte des wüsten D orfes und seiner Feldmark. D ie zu Lichterfelde angesessen gewesenen Nachkommen verkauften ihren A ntheil, wozu die H älfte der Kienberger Heide gehörte, i. I . 1668 an den O ber-Präsidenten v. S c h w e r i n , 6) von welchen ihn i. I . 1709 der König m it den übrigen v. Schwcrinschen G ütern erwarb und zum Amte A lt-Landsberg legte, wozu er noch jetzt gehört. II. D er zweite A ntheil bestand in der andern H älfte der wüsten Feldm ark, welche die v. S p a r r ver­ äußert hatten. I m I . 1429 wurde dam it Henning und Michel Liet zen vom Kurfürsten belehnt.7) I n dem hierüber ausgestellten Lehnbriefc wird die Größe dieses Besitzantheils auf 12£ Hufen angegeben. — Noch i. Z . 1440 waren die Gebrüder M a rtin und Clem ann Lietzen im Besitze *) 1) Landbuch S . 80. — 2) Das. 292. — 3) Das. — 4) Be ckmann, Beschreibung der Mark B ran­ denburg. Mspt. — 5) Landbuch S . 82. — 6) v. Schwerin)ches Hausbuch zu Alt-LandSberg. — 7) Eoptar deS Kgl. Geh. StaatS-Arch. No. 16. — 8) Das. No. 20.

desselben, veräußerten ihren Antheil hierauf aher an die D o b r i c h o w r ) und diese wieder an die Familie v. P f u h l zu L ö w e n b e r g , 2) welche bis zur neuern Zeit im Besitze desselben verblieb. 79. T o r g e lo w , ein mit Sonnenburg vereinigtes Rittergut. Ersteres machte vor Jahr­ hunderten die Feldmark eines schon früh wüst gewordenen Dorfes Torgelow aus, welches im Land­ buche v. Z. 1375 nicht genannt wird. Aus den früheren Lehns-Confirmationen ergiebt sich, daß diese Feldmark den v. U c h t e n h a g e n zu Freienwalde gehörte, welche sie den v. P f u h l zu Lehn gegeben hatten. I n einem Lehnbriefe für Christoph und Wilhelm v. P f u h l v. I . 1471 bestand diese Besitzung in dem .D orfe (der Dorfstatte) Torgow mit Aeckern, Wiesen, Weiden, Holzung, Ober- und Nieder-Gericht. 3) D aß in der Urkunde von keinem eigentlichen Dorfe mehr die Rede war, ergiebt die wenige Jahre hierauf (1 4 8 0 ) erfolgte Entscheidung in einer Prozeßsache der v. Uchtenhagen mit der S tad t Freienwalde über die „wüs t e F e l d m a r k zu T o r g o w " . *) D ie S tad t hatte solche i. I . 1475 von den v. P f u h l erworben, die Hälfte derselben jedoch, in Folge eines begangenen Lehnsfehlerö, i. I . 1575 an die v. Uchtenhagen abtreten müssen. Der abgezweigte Theil ist das jetzige Rittergut Torgelow, welches, nach dem AuSsterben der v. Uchtenhagen i. I . 1618 an den Kurfürsten fiel. AlS Domäne ward es später dem Amte Freienwalde beigelegt. E in anderer Theil dieser Feldmark, Klein-Torgelow, und i. I . 1775 schon P la tz genannt, wurde vom Magistrate zu Freienwalde, zu Ende deö vorigen Jahrhunderts, dem Besitzer deS Ritterguts Haselberg, Geh. Rath v. W o l f s , in Erbpacht gegeben. Unter dem Namen Sonnenburg mit Torgelow bestehen jetzt 3 Rittergüter, welche sich im Besitze: 1) des Professors F rick, 2) deS Gutsbesitzers K a b r u n und 3) des Lieutenants J u n g befinden. 80. X o ttto lt» , bei Neustadt - Eberswalde, auch Neu-Tornow genannt, ein Rittergut und D orf mit einer Filialkirche von Hohen-Finow. B on diesem Dorfe findet sich die erste Nachricht tut Landbuche v. I . 1375. ES hatte nach demselben 42 Hufen: der Pfarrer befaß 4, Tyte S p a r r hatte 7, HanS Sparr 11 und Werner S p arr Hufen zu seinem Hofe. B on den Hufen wurde Pacht, Zins und Bede entrichtet. ( E s ist aber nicht angegeben, wie viel freie und Pachthufen vorhanden gewesen.) ES waren 19 Kossäthen, 1 Krug und 1 Mühle vorhanden. DaS obere Gericht und die Wagendienste besaß Thiele S parr seit Alters. 6) D ie Einwohner des Dorfes mußten für die Viehweide in der Heide 12 Schillinge Weidegeld an das Schloß Biesenthal entrichten. 6) D ie v. S p a r r verblieben hierauf unausgesetzt tut Besitze von Tornow. I n einer Urkunde v. I . 1449 verschrieb der alte ClauS Sparr zu Hohen-Finow seiner Mutter Mechtilde daS D orf Tornow zum Leibgedinge; 7) die Schoßregister v. I . 1450 und 1480 führen die v. S p a r r als alleinige Besitzer dieses Dorfes auf«) und erst aus einem Lehnbriefe v. I . 1544 ergiebt sich, daß Baltzer S p a r r zu Greifenberg das halbe D orf Tornow an 7tzanS T e r m o verkauft hatte.«) Dieser Terutosche Antheil ging noch vor dem Jahre 1615 an Friedrich v. P f u h l zu Hohen» Finow über, mit welchem Dorfe eS sich später stets in einer Hand befand.10) 81. X ta ta p t, früher, zur Unterscheidung von Trampe in der Ukermark, »vor der grünen Heide- genannt, ein Rittergut und D orf mit einer Mutterkirche, 1 M l. südlich von Neustadt-EberSwalde belegen, wird zuerst im Landbuche v. I . 1375 in folgender Art aufgeführt. T r a m p e hat 54 Hufen, wovon der Pfarrer 4 , K u r o w e r 4 (freie) und 1 Zinshufe zu seinem Hofe und B ernt 1) R iedel, a. a. O. 378. — 2) Nach dem Lehnbriefe für den Ritter Nickel P f u h l v. I . 1474 war der Befltzantheil von Tiefensee schon vor dieser Zeit von Gabriel Doberchow erworben. Riedel, S . 414. — 3) Riedel, a. a. O. 403. — 4) Copiar No. 11. — 5) Landbuch S . 80. — 6) Das. S . 25.— 7) Riedel, a. «. O. XI, 369. — 8) Laudbuch S . 294. — 9) Copiar No. 40. deS Kgl. Geh. StaatS-Arch. — 10) Vergl. Hohen-Finow.

G lu tz e r 2 (freie) Hufen ebenfalls zu seinem Hofe besitzt. Sämmtliche (nicht freie) Hufen entrichten eine jede für AlleS (Pacht, Zins, Bede) 12? Schillinge; 20 Kossäthen geben Hühner; 1 Krug entrichtet 1 Talent und 1 Huhn an Hermann W u l k o w , der auch 16 Feldhufen zum Hose hat. Eine M ühle giebt 6 Wspl. Roggen und eine andere ist wüst. Beide gehören Hermann Wulkow. — O tto F a l k e n » b e r g hat die Abgaben von 20 Husen und die Hälfte deS obern Gerichts und Wagendienstes von H . W u l k o w gekauft und vom Markgrafen Belehnung erhalten. — AlleS Uebrige hat H . W u l k o w seit Alter- und gehört seiner Ehefrau als Leibgeding. *) Sonst erwähnt das Landbuch noch an einer andern Stelle, daß dieEinwohner zu Trampe dem Schlöffe Biesenthal 12 Schillinge Weidegeld zu entrichten h a tten .2) D ie Hauptbestandtheile des G u ts, die Dominialrechte, welche hiernach 2 Antheile bildeten, gingen hierauf an die Familie S p a r r über. Schon ein Lehnbrief v. I . 1413 führt die Gebrüder H ans, Ludwig, B ernt und Berthold S p a r r als Besitzer eines freien Hofes mit 16 Husen auf, welcher nach dem Abgange von Albrecht W u l k o w s S ohn auf sie übergegangen w ar, 3) und das Schoßregister v. I . 1450 gedenkt nur der S p a r r als alleinige Besitzer des D orfs und G u ts. 4) Zin Anfange des 17. Jahrhunderts war ein Antheil auf einen v. L i n d s t ä d t gekommen, bald hierauf vom Feldmarschall Grasen v. S p a r r aber wieder zurückerkauft worden. D as Rittergut hatte inzwischen aber an Umfang gewonnen. Außer d e n . . 1 6 Ritterhufen, welche schon i. I . 1375 zum Wulkow'schen Hofe gehörten, wurden: im Jahre 1544 von Ernst S p a rr 1 Hufe, 1602 - Joachim S p a r r ............................................... 7 * • • • 1621 • v. L in d s tä d t.................................................... 4 ausgekauft und freigewilligt, so daß hiernächst ü b e r h a u p t ......................................... 28? Husen zum Rittergute gehörten.5) Die Gesammtzahl^ aller Hufen giebt das Schoß-Kataster v. I . 1624 auf 7 0 | an, woraus hervorgeht, daß unter der im Landbuche v. I . 1375 ausgeführten Hufenzahl nur die damals schoßbar gewesenen gemeint sein konnten. Der letzte Besitzer dieses Dorfes aus der v. Sparrschen Familie war der Reichsgraf Nicolaus Wilhelm v. S p a rr, der i. I . 1750 zum Besitze kam. Ih m folgte 1771 der spätere General-Lieutenant Wilhelm v. W a r t e n b e r g und i. I . 1802 beginnt der Besitz Seitens der Gräflich v. d. Schulenburgsehen Familie mit Albrecht Alexander Gras v. d. S c h u l e n b u r g - B l u m b erg . Auf dem Rittergute baute der Feldmarschall O tto Christoph v. S p a r r i. 1 . 1657 ein schönes H aus und legte einen Lustgarten an. Auch gehörte zu diesem Gute daS HütungSrecht, Holz und Mästung in der Biesenthaler Forst, wofür dasselbe ein Aequivalent von 900 M rg. Heide, im Anschluffe an die Alt-Trampe'sche Forst, erhielt. Die alte Kirche des O rts wurde i. I . 1500 durch B rand eingeäschert, i. I . 1509 wieder aufgebaut und erhielt i. I . 1511 Glocken. 82. Alt-Trebin, ein D orf im Oderbruche, oder sog. Bruchdorf, 1 M l. südwestlich von Wriezen belegen und dahin eingepfarrt, wird zuerst im Landbuche v. 1375 mit andern bei Wriezen belegenen genannt, welche dem Markgrafen zinspflichtig waren, 6) und das Schoßregister v. I . 1450 führt dasselbe unter der Rubrik auf: „Dörfer auf dem Bruche an der Oder uumie der Briczen." E s hatte damals 8 Erben, deren jedes 8 Groschen Zins zahlen m ußte.7) Dieselbe Zahl von Erben nennt daS Schoß-Kataster v. I . 1624 Fischer, welche unter einem Schulzen standen. Außer dem Landesherrlichen Zins mußten die Bewohner noch eine Abgabe unter dem Namen der „Kleinen Pacht “ an die Familie v. B a r f u ß zu Kunersdorf entrichten, worüber die Besitzer zu verschiedenen Zeiten landesherrliche Konfirmationen erhielten. 1) Landbuch S . 86. — 2) Das. S . 25. — 3) Copiar No. 14 des Kgl. Geh. Staats-Arch. — 4) Landbuch S . 296. — 5) Schoßkataster v. I . 1624 und v. Eickstedt, Landbuch S . 358. — 6) Landbuch S . 28. — 7) Das. S . 302. III. 2.

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Ikerr-Lrebiu ist ein- der größten Kolonistendörfer im Oderbruch, welche- etwa | M l. süd­ westlich von Alt-Trebin liegt, 2 Kirchen hat und auf dem i. I . 1747 durch Entwässerung deS OderbruchS gewonnenen Lande angelegt wurde. I m 1 . 1802 hatte Neu-Trebin 6510 M rg. Grundstücke, welche 139 Grundbesitzern gehörten; *) i. I . 1830 waren 3880 M rg. vorhanden, welche 173 Grundbesitzern zustanden. D ie Seelenzahl w ar i. 3 . 1840 1594. 83. Prrcherr,3) D orf m it einer Filialkirche von G rü n th al, M l. südlich von Neustadt* EberSwalde belegen, wird im Landbuche v. I . 1375 m it 44 Hufen ausgeführt, wovon der P farrer 4 und die Kirche 1 Hufe besaß. Eö bestanden daselbst 2 Hofe mit 24 und 15 Hufen, welche Frenkel und S im on v. 8 o w e n b e r g gehörten und verpachtet gewesen zu sein scheinen, denn eS heißt, daß von jeder Hufe im Ganzen 5 Schillinge entrichtet werden müßten. 13 Koffäthen, welche sich am O rte be­ fanden, gaben ein Zeder 1 Schilling und 1 Huhn. E in Krug und eine Mühle waren wüst, eine zweite noch vorhanden gewesene M ühle gab 4 Wspl. 6 Schffl. Roggen. DaS ganze D orf (also auch Gerichtsbarkeit und Kirchen-Patronat) gehörte den beiden v. Lowenberg; der M arkgraf hatte aber den W agen­ dienst. *) Hüfner scheinen nicht vorhanden gewesen, überhaupt das D orf wüst gewesen zu sein. Als „wuf t c F e l d m a r k - ging eS auch von den Lowenberg, welche es i. I . 1412 noch inne hatten, *) an die Familie v. H o l t z e n d o r f ü b e r , 6) von der eS an die Familie v. D ü r i n g S h o f und i. Z. 1670 an den Kurfürsten kam, 6) der schon im 16. Jahrhundert einen Antheil, namentlich das Patronatsrecht im Besitze h a tte .7) Nach dem Schoß - Kataster v. I . 1624 waren erst 2 Hüfner wieder angesetzt, welche 2 Hufen besaßen. Neben diesen waren 8 Koffäthen und 1 Müller am O rte. D ie Kirche hatte nach demselben Kataster 9 Morgen Landes und der P farrer von 21 Hufen eben so viel Scheffel Meßkorn. DaS aus katholischer Zeit noch herrührende Kirchengebäude wurde i. I . 1715 erneuert. 84. Wedigeudorf auch W e g e n d o r f , D orf m it einer Filialkirche von Alt - Landsberg, > M l. nördlich von da belegen, wird im Landbuche von 1375 m it 64 Hufen aufgeführt, von welchen der P farrer 4 hatte. D ie Uebrigen gaben Pacht, Z ins und Bede, welche Petze J a c o b s zu Berlin, die W ittwe P e r m y n t e r S , Henning N u tz e r zu B erlin, L u b e s a g und sein Bruder, Buffe v. B r i t z i k , ClauS v. G r ö b e n , ein nicht näher bezeichneter A ltar und der Bürger F l ü g g e in B erlin zu erheben hatten. ES waren 11 Koffäthen am O rte , welche den Hüfnern 8 Schillinge entrichteten. D er Krug gab 1 T alent. Die Bede und Wagendienste hatte Tyle B rü c k , Schulze zu Berlin. D a s obere G e­ richt und daS Kirchlehn hatte v. G r ö b e n seit Alters. 8) Einen Antheil an diesem Dorfe besaß i. I . 1412 Beck v. B r e d o w , *) ein anderer Theil war auf den Bürger M e r k o w zu B erlin gekommen, deffen S o h n i. I . 1444 darüber Belehnung erhielt," ) und einen dritten Antheil besaßen i. Z . 1472 die C r u m m e n s e e , in deren Lehnbriefe von diesem Ja h re ihnen der Besitz von Wedegendorf m it allen Rechten, jedoch m it Ausnahme desjenigen bestätigt w ard, was die v. B r e d o w und ClauS W y n S daselbst besaßen.n ) I m folgenden Jahrhundert erschienen die v. C r u m m e n s e e und v. R ö b e l im Besitze deS Dorfes. D ie Erstem hatten die Patronatsrechte,") einen Ritterfitz mit 8 Husen und daS Gericht, die v. R ö b e l hatten ebenfalls einen H of, zu welchem ihnen 3 auSgekauste Bauerhusen freigewilligt w urden.") I) B r a t r in g , topogr.-stat. Beschr. der Mark Brandenburg II, 272. — 2) Die alte Schreibart ist Tuchem und Tucham. — 3) Landbuch S . 81. — 4) Lehnbrief für Hentze Lowenberg über 21 Hufen zu Tuchen mit allem Rechte. Copiar No. 14 des Kgl. Geh. Staats-Archivs. — 5) Lehnbrief für Dietrich, Werner und Cuno v. Holzendorf über den Besitz des wüsten Feldes zu Tucham v. I . 1440. (Das. Copiür No. 20.) — — 6) Fischbach, a. a. O. S . 17. — 7) I n der Pfarrmatrikel v. I . 1600 wird der Kurfürst als Collator genannt. — 8) Landbuch S . 65. — 9) Copiar No. 14 des Kgl. Geh. Staats-Arch. — 10) R ied el, a. a. O. XI, 360. — 11) Copiar No. 14 M Kgl. Geh. Staats-Arch. — 12) Urk. v. 1541. R ie d e l, a. a. O. XI, 485. — 13) Schoß-Kataster v. I . 1624.

Beide Höfe, zu welchen nunmehr 11 Ritterhufen gehörten, waren im Anfange des 17. Jah rHunderts in den alleinigen Besitz der v. Crummensee übergegangen, von welchen sie der Ober-Präsident v. S c h w e r i n erwarb und i. I . 1709 m it feinen übrigen Alt-Landsbergischen Gütern dem Könige Friedrich verkaufte. Wegendorf verblieb hieraus beim Amte Alt-Landsberg. Die Zahl der Hüfner, welche im 16. Jahrhundert noch 15 war, verminderten sich während deS 30jährigen Krieges auf 10, wurden in neuerer Zeit aber wieder vermehrt. Die Kirche war früher M ater von Hirschfelde, wurde i. I . 1656 Filial von Alt-Landsberg. 85. W e lf iik e n d o r f , in neuerer Zeit Wö l s i c k e n d o r s geschrieben, R ittergut und Dorf mit einer Mutterkirche, 1> M l. südwestlich von Freienwalde belegen, wird im Landbuche v. I . 1375 zuerst in folgender Art erwähnt: „ W elseckendorf hat 64 H ufen, von welchen der Pfarrer 4 und Ebel M o l n d o r f 14 zu seinem Hofe besitzt. Die übrigen gaben Pacht und Bede, keinen Zins. E s sind 19 Kossäthen, deren jeder 6 Schffl. Roggen und 8 Schillinge, einer aber 16 Hühner gab. D er Krug entrichtete 1 Talent an den Schulzen. Die Windmühle hatte jährlich 1 Wspl. Roggen zu leisten. Tyle S p a r r hatte die Bede von 41 Hufen seit Alters. D as obere Gericht und die Wagendienste besaß Ebel M o l n d o r f mit seinen Brüdern seit Alters." l ) Für die nächstfolgende Zeit finden sich nur geringe Nachrichten über diesen O rt vor. Der Besitz desselben war i. I . 1416 auf Albrecht v. O l d e n v l i t und dessen Söhne Eghert und Henning übergegangen. 2) Wer das D orf nach ihm besaß, ergiebt sich nirgend. Erft aus einem Lehnbriefe für H artw ig, Hans und M atthies B o n e n v. I . 1524 erhellt, daß deren V ater H ans B o n e n und dessen Voreltern bereits die Hälfte des Dorfes besessen hatten. 3) S ie bestand in dem halben Kirchlehne, obern und niedern Gericht, Straßenrecht, dem halben Schäfereirechte und der Hälfte von den Pachten, Zinsen, Zehnten, der Holzung, Fischerei u. s. w. — Die andre Hälfte deS D orfes, zu welchem dieselben Rechte und noch eine freie Schäferei gehörte, war im Besitze der Fam ilie v. P f u h l . 4) Nach dem Schoß - Kataster v. I . 1624 gehörten den Gutsherrschaften schon früher 23 Hufen, welchen noch hinzutraten: im Jahre 1576 ................................................................................. 1 welche Joachim B o h n e freigekauft, . - 1583 .......................................................................... 2 . . 1600 5 . welche den v. P f u h l freigewilligt wurden. E» waren alfo schon d a m a l 31 Ritterhufen vorhanden. D er Bonen'fche Antheil kam i. I . 1616 an die Gebrüder O tto , Rudolph und Siegi-m und v. P a n n e w i t z , später mit dem v. Psuhl'schen Antheile an einen v. B o n s t o r f zu R anft, um das J a h r 1698 an den Hauptmann Georg Anton v. M ü n c h ow, der eS 1717 auf seinen S ohn Heinrich vererbte. 1734 kam der Oberstlieutenant Georg Heinrich v. B Essel in den Besitz, den nach seinem i. I . 1741 erfolgten Tode dessen W ittwe, eine geborne Gräfin v. Wülcknitz, im Besitze folgte. I m I . 1752 erwarb die Besitzung der Revisionsrath Benoit de F oreslier, 1770 der Rittmeister Friedrich W il­ helm v. B r e d o w , dessen Nachkommen noch jetzt im Besitze sind. Im 16. Jahrhundert waren 9 Hüfner am O rte, von welchen 2 auSgekaust wurden, und ein dritter Hof wurde während deS 30jährigen Krieges wüst, so daß nur noch 6 verblieben und noch i. I . 1775 bestanden. ») B is zum Jah re 1801 wurden noch 14 Bauern angesetzt; denn es waren damals 20 Ganzbauern, 6 Ganzkofläthen, 5 Einlieger, Krug, Schmiede, Windmühle it. vorhanden. «) 86. Werftpfuhl, ein zu Lauenburg gehöriges Vorwerk, welches nach Beiersdorf eingepfarrt 1) Landbuch @ .81. — 2) Copiar No. 14 des Kgl. Geh. Staats°Arch. — 3) Copiar No. 39 das. — 4) Lehnbr. v. I . 1536. Copiar No. 40 das. — 5), Bericht des Landraths v. Pfuhl von diesem Jahre. — 6) B r a t r i n g , statist.-topogr. Beschreibung II, 274.

ist, war ursprünglich ein Dorf, welche- um die Mitte de- 14. Jahrhunderts wüst geworden fein muß, denn da- Landbuch v. 1375 führt dasselbe als gänzlich wüst, ohne KoffLthen und Krug auf. Die Feldmark bestand au- 36 Hufen, wovon zur Pfarre 2 und zum Schulzen - Gericht 4 gehörten, wovon 16 Schillinge zu entrichten waren. D a die abgabenpflichtigen Ländereien keine Besitzer hatten, so waren die Berechtigten in den Naturalbefitz getreten. Es waren dies: Eykendorf und Lowenberg mit . . 7 Hufen. Otto P u l l m i t .................................... 7 die Nonnen zu Spandow mit . . . . 4 die Ryken in Berlin und Cöln . . . 6 S t o r c k o w ...............................................7 Sie hatten auch daö obere Gericht über ihre Hufen. Dieser gesummte Hufenbefitz war i. I . 1412 auf einen Han- Beyerstorf zu Bernau gekommen. Nach den Worten deö ihm damals ertheilten Lehnbriefeö befaß derselbe: „die wüste Dorfstätte zu W e r f p u ll mit 33 Hufen und aller Zubehörung, allein 4 Hufen ausgenommen, welche den Jungfrauen zu Spandow gehören." l )

Ein Nachkomme, der Bürger Urban Beiersdorf zu Bernau, der noch i. I . 1472 Lehns­ bestätigung über diese wüste Dorfstätte „mit Aeckern, Wiesen, Weiden, Holzung, Grasung und allem Zubehör" erhielt, 2) veräußerte dieselbe an Nickel P fu h l, 3) dessen Nachkommen sie noch im 17. Jahr­ hundert mit Leuenberg besaßen, mit welchem es später gleiche Besitzer hatte. 87. Werneuchen, ein Flecken, liegt 3£ Ml. nordöstlich von Berlin, an der Grenze des Nieder-Barnimschen Kreiseö und der nach Freienwalde und Pommern führenden Chaussee, auf einer hohen Fläche, an dem nicht weit davon entspringenden Alt-Landsbergischen Fließe. I n einer Urkunde v. I . 1300, nach welcher der Markgraf Albrecht zÄei Altäre in der Pfarr­ kirche zu Neustadt-Eberswalde mit Hebungen aus dem Hufeuzinse zu Werneuchen dotirte, ward dieser Ort „ o p p i d u m W a r n o w " genannt.4) I n spätern Urkunden hatte er die Benennung „Stätlein Warnow", auch Wernowe, underst im 17. Jahrhundert wurde er, — wahrscheinlich weil bei der Menge da- W in B übergangen und der Ort auch Bernowe genannt wurde, — zur Unterscheidung von dem größern Bernau, Wernewechen, Werneuchen, nebenher and? Bernäuchen genannt. Nach dem Handbuche v. I . 1375 besaß es die Familie Trebus zu Lehne vom Schenken v. Sydow, der es vom Markgrafen erhalten hatte. Auf der Feldmark waren 109 Hufen, wovon der Pfarrer 4 besaß. Die Uebrigen gaben Pacht, Zins und Bede. Die Anzahl der damals vorhanden gewesenen Hüfner ist nicht angegeben. ES bestanden 2 Mühlen, welche für die Baustelle einen jähr­ lichen Zins, und 32 KoffLthen, deren jeder \ Scheffel Hafer entrichten mußten. Der UnterlehnSmann, Bürger Trebus, hatte die Bede deS ganzen Städtchens, die Parochialkirche zu Neustadt 16 Stücke Geldes, das Hospital deS Heiligengeistes daselbst 6 Stücken, ein Altar in Biesenthal 6 Stücken Geldes, Palmdach 16| Wspl. Hafer, Byso 2 Wspl., S p a r r 18 Schffl. Roggen und 18 Schffl. Hafer, die Pfarrkirche zu Bernau 2 Stücken Geldes. Das obere und niedere Gericht besaß TrebuS zu Lehne. Den Wagendienst, welcher jährlich 4 Schock Groschen eintrug, hatte der Markgraf.5) Die letzte Urkunde, welche des Befitzrechts der TrebuS gedenkt, ist v. I . 1450. Der Kur­ fürst bestätigte damals dem Lukas und Peter Trebus die Einkünfte von 34 Stücken Geldes, jedoch unter der Bedingung, daß dieses Lehn nach ihrem Absterben an die Herrschaft wieder heimsallen sollte. 6) Die Lehnsgerechtigkeit hatten noch die Schenken v. Sydow, 7) veräußerten dieselbe aber i. I . 1499 an Christian v. Krummensee für 850 Gulden Meißnisch. Es gehörte zu diesem Lehnsbesitze das Gericht und Kirchlehn. Außer 22 freien Hufen bestanden 4 Pfarr-, 1 Kirchenhufe und 82 Pachthufen. Von den Krummensee, welche bis 1684 im Besitze verblieben, erkaufte Werneuchen der Ober-Präsi1) Copiar No. 14 deö Kgl. Geh. Staats-Arch. — 2) Copiar No. 25 das. — 3) Lehnbrief v. I . 1481 das. — 4) Riedel, a. a. O. X II, 284. — 5) Landbuch S. 35. — 6) Riedel, a. a. O. X I, 373. — 7) Landbuch S . 295.

bent v. Schwerin, der e- i. I . 1709 mit seinen übrigen Alt-LandSberger Gütern an den König verkaufte. AuS keiner Urkunde ergiebt sich, daß der Ort jemals Markt- oder andere Stadtgerechte be­ sessen hätte. Er ist dorfartig gebaut, wird in Urkunden aus früherer Zeit niemals unter der Zahl der Städte genannt und gehörte nach dem Schoß-Kataster v. 1624 zum Platten Lande, zu dem eS noch jetzt gerechnet wird. ES waren i. 3- 1624 22 Hüfner mit Einschluß des Müllerö, 8 Koffäthen, 1 Schmied, Tage­ löhner und Knechte am Orte. 3m 3- 1775 betrug die Zahl der Hüfner oder Hofbesitzer 25; i. 31801 waren 2 Setzschulzen, 23 Ganzbauer, 14 Käthner und Büdner, 2 Windmüller und einige Hand­ werker vorhanden, und i. 3 . 1853: 26 Ackerbürger, 7 Gärtner, 62 Ganz- und Halbbüdner u. s. w. Häuser und Einwohner waren vorhanden: 320 im Jahre 1750 67 376 . 1775 73 351 . - 1801 75 380 . - 1810 547 . . 1821 950 - 1850 101 1383 . 1857 123 88. W esow, auch Wehsow, früher auch Zur Wiese genannt, Dorf mit einer Filial­ kirche von Börnicke, 1^ Meile nördlich von Alt-LandSberg belegen, wird zuerst genannt in einer Urkunde v. 3- 1339, nach welcher der Markgraf Ludwig einen Tydeke v. WolterSdorf mit jährlichen Renten auS dem Zinse und der Bede deS Dorfes „to der Wyse" belehnte. *) Hiernächst giebt daS Landbuch v. 31375 folgende Nachricht über dieses Dorf: Wesehat 77 Husen, von welchen der Pfarrer 4, die Kirche 1 und der Schutze 10 besitzt. 11 Koffäthen geben Geld und Hühner und der Krug 1 Talent an den Schulzen, welcher zur Haltung deS LehnpserdeS ver­ pflichtet ist. Die Pacht und den Zins der Hufen hatten: Hoppenrade von 9 Hufen, Kurower von 4, die Nonnen zu Spandow von 2, S t eg er von 4, Albert Rathenow in Berlin von 12j, Koppe Schröder, Schulze in Bernau und sein Bruder von 22 und Liborius Botel in Berlin von 18 Hufen. Den Wagendienst, das Kirchlehn, die Bede und das halbe Gericht hatte Liborius Botel seit Alters, die andere Hälfte des Gerichts Albert Rathenow in Berlin und Köppe Schröder in Bernau.2) Sämmtliche Antheile an den gutsherrlichen Rechten gingen hierauf an die v. Arnim zu Biesenthal und die W ins zu Berlin über. Dies ergiebt das Schoßregisterv. 3- 1450 3) und ein Lehnbrief v. 3. 1453 für die Gebrüder Lüdicke und Henning. 4) Später waren sie sämmtlich im Besitze der v. Arnim und kamen (wann ist nicht anzugeben) zum Amte Löhme. Nach dem Schoß-Kataster v. 3 . 1624 waren 17 Hüfner und 5 Koffäthen vorhanden, welche 72 Hufen im Besitze hatten. Die Kirche war früher Fitia von Seefeld, wurde i. 3. 1674 zu Löhme gelegt, war später Mntterkirche und wurde im Anfange dieses Jahrhunderts Filia von Börnicke. 89. Wiesenthal (früher Wesendal), Rittergut und Dorf mit einer Filialkirche von AltLandsberg, | Mt. östlich von demselben belegen, wird in einer Urkunde v. 3- 1300 zuerst genannt, nach welcher der Markgraf Hermann und der Bischof Bollrad von Brandenburg dem Hospitale des Heiligengeistes zu Spandow die Kirche zu „Wesendale" übereigneten. &) Eine spätere,aber ausführ­ lichere Nachricht giebt das Landbuch v. Z. 1375. Wesendal hatte nach demselben 64 Husen, davon der Pfarrer 4 besaß. Die Uebrigen gaben Pacht, Zins und Bede. Hiervon hatten: der Schulze Tyle Brügge zu Berlin die Pacht von . . . . 28 Hufen —



1) Riedel, a. a. O. X I, 307. — 2) Landbuch S. 80. — des Kgl. Geh. StaatS-Arch. — 5) Riedel, a. a. O. XI, 15.

3) Das. S. 20. — 4) Copiar No. 20

die Vasallen v. C ru m m e n se e Pacht und ZinS von . . . . 7 Hufen Petze S t e g e r Pacht und Zins v o n ...........................................2 Peter und Jenicke N y e n h o v e S Pacht und Zins von . . . 4 D u s o und B r ü g g e Pacht vom Som m er und Wintergetreide von 4 Johannes H o g e Pacht und Z ins, Zehnt und Rauchhuhn von . 2 die Bürger R y k e n zu B erlin \ Schfft. Gerste von . . . . 4 HanS D a n e w itz die Bede von 29 H ufen, die Zehnten von 2 Höfen und 1 H uhn; Hermann B o t e l hatte die Bede von den übrigen Hufen feit Alters. E s waren 15 Koffäthen am O rte, deren jeder 1 Schilling und 2 Hühner zu entrichtenhatten. Bon denselben gehörten 2 Kersten D u s ik e , 1 D u s o , 3 dem Schulzen, 6 B ernt v. S n w en und 3 der Wittwe Petze J e n S . — Die Nonnen zu Friedland erhielten vom Schulzen 2 Talente für das Lehnpferd. Dom Kruge erhob D u s ik e 10 Schillinge Zins und S u w e 10 Schillinge Bede und die Rauchhühner. l) Ueber den spätem Besitz dieser verschiedenen GutSantheite ist nur wenig bekannt. I m I . 1443 wurde der kurfürstliche Küchenmeister Ulrich Zeus chel mit 21 Hufen Landes, welche bisher zum Stadtgericht in Berlin und Cöln gehört hatten, und deren jede jährlich 3 Schfft. Roggen, 3 Schffl. Gerste, 7 Schfft. Hafer, Z in s, Pacht und Pflege zu entrichten hatte, belehnt.2) Eine BelehnnngS-Urkunde v. I . 1462 spricht von nicht näher angegebenen Gütern zu Wiesen­ thal, welche Meister Siegmund R o t e n b u r g vom Kurfürsten zu Lehn erhalten und an Claus W y n S zu Berlin verkauft hatte. "') E s scheint dieser Besitzantheil hiernächst vermehrt worden zu sein; denn i. I . 1482 verkauften die Gebrüder W y n s an die Söhne Ebels v. K r u m m e n s e e „daö Dorf Wesendal" mit aller Gerechtigkeit und jährlicher N utzung.4) D ie Familie v. K r u m m e n s e e verblieb gegen 200 Jahre im Besitze von Wiesenthal, woraus dasselbe an die Familie v. Ah lim gelangte. Aus der Creditmasse der letzten Besitzer, der Gebrüder Friedrich und Joachim Wilhelm v. Alim erwarb eS i. I . 1724 der Hofrath S obbe , von diesem i. I . 1727 der Lieutenant SiegiSmund Ludwig v. M a r w i t z , 1735 der Geh. Rath v. Piper, dessen Wittwe eS 1765 ihren Töchtern vererbte, worauf eS 1781 an den KriegSrath v. R u d o l p h i gelangte, dessen Nachkommen sich noch gegenwärtig im Besitze befinden. B is zum ^ahre 1587 bestand kein R ittergut an diesem O rte. Erst damals kaufte HanS v. Krummensee 2 Höfe mit 6 Husen auS, welche freigewilligt wurden. I n den Jahren 1608 und 1614 wurden nochmals 2 Höfe mit je 2 Hufen freigekauft, so daß seitdem 14 Ritterhufen vorhanden w aren.6) D ie Zahl der Hüfner war früher 12, verminderte sich aber durch den AuSkauf auf 8 , neben welchen noch 8 Koffäthen und 1 Müller bestanden. D er 30jährige Krieg richtete aber auch in diesem O rte große Verwüstung an, so daß fast sämmtliche Höfe verlassen waren. I m 1 . 1704 waren erst wieder 2 Höfe besetzt und 6 Koffäthen vorhanden. I m I . 1775 waren 4 B auern, 3 Koffäthen und 8 Büdner vorhanden. 90. Wilkendorf, R ittergut und D orf m it einer Filialkirche von Strausberg, von demsel­ ben \ M l. nordöstlich belegen. I n den Urkunden kommt dieses D orf zuerst i. I . 1333 vor. D er Markgraf Ludwig belehnte damals einen Bürger Johann T r e b u z zu Strausberg mit einer jährlichen Hebung von einem Stücke Gelde- aus den Einkünften des Dorfes W ilkendorf.6) Wahrscheinlich gehörte diese- D orf nebst Reichenow einst zum Schlöffe Strausberg; denn daLandbuch führt beide O erter bei den Strauöbergschen Einkünften a u s.7) Von Wilkendorf wird erwähnt, daß der Markgraf von 60 Hufen daselbst die Bebe zu erheben habe. Ferner fährt dasselbe fo rt: 8) W i l k e n d o r f hat 64 Hufen, von welchen der Pfarrer 4 besitzt. Die Uebrigen entrichten Pacht, Zins 1) Landbuch S . 63. — 2) Ri ede l , a. a. O. 358. — 3) Das. 393. — 4) Copiar No. 25 des Kgl. Geh. Staats-Arch. — 5) v. Eickstedt, Landbuch S . 358. — 6) Gercken, a. a. O. VI, 423. Ri edel , a. a. O. XII, 71. - 7) Landbuch S . 29. - 8) Das. S . 77.

und Bede. ES find 7 Kossäthen, welche zusammen 14 Schillinge und 7 Hühner entrichten. Der Krug giebt 4 Schillinge. E in See, welcher den Bauern gehört, ist nicht verpachtet. Pacht und Zins gehört den Bürgern T r e b u S , welche solches von S itz gekauft haben, dem A l l e s v o m M a r k g r a f e n g e ­ schenkt w o r d e n , die Bede und den Wagendienst aber hat der Markgraf. I m I . 1412 besaß Friedrich S t o r c k o w 40 Hufen zu Wilkendorf, 12 mit allem Rechte, mit einer Schäferei, dem obersten Gericht über das ganze Dor f, das Kirchlehn und 3 Seen beim Dorfe mit allem Zubehör. l) Nach diesem besaßen die Gebrüder Tyle und Hand N u tzen diese- D orf, nach welchen eS an Heinrich Krewi t z zu Berlin gelangte. D ies ergiebt ein Lehnbrief für den Letztem v. I . 1459, welcher „daL D orf mit allen Gnaden und Rechten, Renten, Zehnt, daS obere und niedere Gericht und 3 Seen auf dem Felde" zu seinem Besttzthum z ä h lt.2) Hierauf kam Wilkendorf an die Familie v. P f u h l . Wann dies geschah, findet sich nicht angegeben; eS mußte aber schon vor dem Jah re 1536 geschehen sein, -denn damals wurde ihnen der Lehnsbefitz aufs Neue bestätigt, s) Die Nachkommen jener Erwerber befinden sich noch jetzt im Besitze. Die erste S p u r von einem Ritterfitze findet sich beim Zahre 1585, in welchem der damalige Besitzer Friedrich v. P f u h l zwei Höfe mit 8 zinsbaren Hufen freikaufte, welche Zahl Bertram v. P f u h l ebenfalls durch Freikauf um 6 vermehrte. 4) Die Zahl der Bauerhöfe, welche vorher 11 betrug, verminderte sich schon damals auf 8. Während de- 30jährigen Krieges gingen aber auch diese ein, so daß noch i. Z . 1704 nur allein 7 Kossäthen bestanden und gar kein Hüfner mehr vorhanden w a r .ö) Eine statistische Tabelle des Landraths v. P f u h l v. I . 1775 führt erst wieder 4 B auern, aber nur 3 Kossäthen, außerdem 8 Büdner aus, welche Z ahl noch i. I . 1801 bestand. 91. WilmerSdorf, D orf mit einer Filialkirche von Börnicke, Z M l. östlich von Bernau. Die erste Nachricht, welche sich über dasselbe vorfindet, ist eine Urkunde v. 2- 1317, nach welcher der Markgraf Woldemar dem Nonnenkloster zu Spandow , zum Seelenheile der Markgrafen Hermann und Jo h an n , 10 Hufen im Dorfe „ W i l l e m S d o r f " (W ilhelmsdorf) mit allem Zubehör an Aeckern, Gehölz, Weiden, Wiesen, als Eigenthum schenkte und solche von allem Dienste und aller Bede befreite.6) Einen andern Antheil an diesem Dorfe verlieh der Markgraf Ludwig der Römer i. I . 1355 an den Bürger Johann W i p e r t in B erlin. E r bestand in 8 Hufen, einem Gärtner- oder Kossäthen hofe, Weidegerechtigkeit und allem Zubehör, als freies Eigenthum. 7) Aus dem Landbuche v. I . 1375 entnehmen w ir, daß „ W i l m e S t o r f " , wie eS damals ge­ nannt wurde, 84 Hufen hatte, wovon der Pfarrer 4 und die Kirche 2 besaß. Die Uebrigen waren abgabenpstichtig. Die Zahl der Bauern ist nicht angegeben; eS waren aber 13 Kossäthen und 1 Krug vorhanden. Von den Erstern gab ein Jeder einen Schilling und ein H uhn; vom Kruge mußte dem Schulzen 1 Talent zum Lehnpferde entrichtet werden. Hebungsrechte hatten: die Nonnen in Spandow über 16 Hufen, Peter Rud e n i t z über 21 Hufen, P au l S c h r ö d e r in Bernau über 4 Hufen, Clans D o b e r c h o w über 2 Hufen, P l e t n e r über 4 Hufen, B e n e in Freienwalde über 2 Hufen, Tyle B r ü g g e , Schulze in B erlin, über 4 Hufen, Hans Lytzen in Berlin über 4 Hufen, 1) Copiar No. 14 deS Kgl. Geh. S taats -Arch. — 2) Das. Copiar 22. — 3) Das. Eopiar 40. — 4) S ch oß -Kataster v. I . 1624 — 5) Schoßrechnung v. d. Jahre. — 6) R i e d e l , a. a. O. XI, 22. — 7) Das. 312.

LiboriuS B o te l über 2 Hufen, S ie g e r über 6 Hufen, B y f o über 5 Hufen, ein Altar in Schönefeld über 2 Hufen, ein Altar in Berlin über 2 Hufen, S c h ö n e b e r g in Strausberg halte 11 Stücke Geldes von der Bede zu Lehne. Den Ueberrest der Bede, das höhere Gericht und den Wagendienst hatte Friedrich W i l t b e r g seit Alters vom Markgrafen zu Lehne. l) Nach dem Schoßregister v. I . 1450 war Wilmersdorf dem Kurfürsten als erledigtes Lehn heimgefallen. 2) Er gab solches noch in demselben Jahre wieder an Ludeke v. A r n i m auf Wiederkauf. 3) Spätere Lehnbriefe für die v. A r n i m ergeben jedoch, daß dies Pfandverhältniß in wirkliches Lehn umgewandelt worden war. 4) Nach dem Jahre 1650 trat die Familie v. Götze in den Besitz. Im I . 1712 gab es Carl Joachim v. Götze an den polnischen Oberst-Lieutenant Christian Friedrich v. R ö b e l aus Wiederkaus,der es jedoch i. I . 1724 dem Major Friedrich Jacob v. Götze zurückgab. Dieser starb i. I . 1732 und es ging hierauf der Besitz an Franz Wilhelm v. H a p p e , später an den König über, der es zum Amte Löhme legte. Ein Rittersitz oder ritterfreie Hufenwaren niemals zu Wilmersdorf. Von den 84 Ackerhufen waren 4 im Besitze des Pfarrers, 2 besaß die Kirche und 78 wurden von den Bauern beackert. Die Zahl der Letztern war i. I . 1624 14, neben welchen 5 Kossäthen angesessen waren. Um 1750 wurde die Zahl der Bauerhöfe um 2 vermehrt. Die Kirche war im 16. Jahrhundert Filia von Wehsow und wurde erst in neuerer Zeit zu Börnicke gelegt. 92. Wollenberg, Rittergut und Dorf mit einer Filialkirche von Welsikendorf, 1 ‘ M l. südwestlich von Freienwalde, wird im Landbuche v. I . 1375 als „ Wa l d e n bu r g " mit 64 Hufen auf­ geführt, wovon der Pfarrer 4, die Kirche 1 und der Schulze 8 besaß, wofür derselbe das Lehnpferd halten mußte. — Von den Hufen der Bauern mußte Pacht, Zins und Bede entrichtet werden. Die Pachte und Zinsen der Aecker erhoben: Ketelitz, Ko r o we r , v. P f u h l zu Mögelin und die Wittwe Kö n i g s m a r k . Die Bede hatte Dobberchow. Es waren 12 Kossäthen, deren jeder einen Schilling und 1 Huhn zu enftichtm hatte. Ein Krug hatte an den Schulzen 1 Talent zu zahlen. D as obere und niedere Gericht und die Wagendienste besaß ebenfalls Dobberchow. 5) Für eine längere Zeit fehlte jeder Nachweis über dieses Dorf. Jedenfalls wurde dasselbe in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wüst; denn das Schoßregister v. I . 1450 und 1480, wie andere Urkunden, gedenken seiner nicht mehr. Erst aus spätern Lehnbriefen erfahren wir, daß um die Mitte des 16. Jahrhunderts Ernst v. S t a v e n o w im Besitze fast sämmtlicher Dorfhufen war und daß der­ selbe einen Theil seines Besitzes, welcher in Aeckern, Wiesen und Holzung, auch einem Antheil ant obern und niedern Gericht bestand, an einen v. Wageuschütz abgetreten hatte.6) Von einem Nachkommen des Ernst v. S t a v e n o w , Vornamens Friedrich, welcher i. I . 1593 eine Hufe Landes freigewilligt erhielt, 7) veräußerte i. I . 1596 seinen Besitzantheil an einsn v. Pf uh l . Während der Besitzzeit dieser beiden Familien kam die Bildung eines Rittergutes zu Stande. Denn Hans v. Wagenschütz legte 3 Bauerhöfe mit 10 Hufen zu einem Gute zusammen, welches ihm „freigewilligt" wurde. 8) Es ward hierauf Rittergut „mit einem Rittersitze oder Wohnhofe" ge­ nannt, zu dem Heide, Kosfäthenhöfe, Dienste, Hebungen, Pachte, „die schmale Matte", eine Schäferei, Hütung, Fischerei, das halbe Ober- und Niedergericht rc. gehörte. M it diesen Bestandtheilen verkaufte der Sohn des Hans S t a v e n o w , Namens Joachim, dieses Rittergut i. I . 1644 an den Dr. Michael 1) Laudbuch S . 79. — 2) Das. S . 292. — 3) Copiar No. 20 des Kgl. Geh. Staats-Nrch. — 4) Das. No. 43. — 5) Landbuch S . 81. — 6) Lehnbrief für Hans v. Wagenschütz v. I . 1809 (Kammerg.-LehnSArchiv). — 7) v. Eickstedt, Landbuch 359. — 8) Das.

F u lb o r n , *1 von dem eS an die Familie v. P f u h l kam, die nun beide Antheile besaß. ES werden von dieser noch L. I . 1666 Zdel Ehrentreich v. P f u h l , gähnbrich im v. Götze'schen Regiment, und t. I . 1671 Baltzer v. P f u h l als letzte Besitzer aus ihrer Familie genannt. Hierauf kam das G ut Woldenberg an den Kammerrath Gottfried v. W e i ß e , der eS i. I . 1694 an den M ajor v. G ötzen veräußerte. S päter traten in den Besitz: 1717 Anne Dorothee S c u l t e t u s und deren Schwiegersohn der Hoffiöcal H a g e d o r n , von dem eS 1732 an den Amtmann B a r t h o l o m ä i und von diesem auf seinen Sohn überging, dessen Wittwe es 1766 dem Amtsrath S c h a r t o w verkaufte. Nach diesem erwarben eS: 1769 der Kam mer-Director B u r g h o f f , 1782 die verehel. Landräthin F i e d l e r , geb. v. Z ü r g a s t , 1789 der Geh. Rath Alexander v. Kamecke, 1801 der Kammerberr v. Ecka r dt st ei n, deffen Nachkommen noch gegenwärtig im Besitze find. Die R itterg u ts-Q u alität dieses G u ts, welche inzwischen geruht hatte, ist durch den Allerh. Erlaß vom 23. M ai 1829 wieder anerkannt worden. WaS die bäuerlichen Verhältnisse betrifft, so scheinen im 16. Jahrhundert erst einige Lauern wieder ans wüsten Hufen angesetzt worden zu sein. Von den 64 Dorfhufen, welche das Landbuch auf­ führt, waren von der Gutsherrschaft 40 zinspflichtige untern Pflug genommen und 18 befanden sich im Besitze von 6 Hüfnern, von welchen 3 bei der Bildung des Ritterguts ausgekauft wurden. W äh­ rend des 30jährigen Krieges wurden auch die Höfe der 3 übrigen wüst, von welchen im vorigen J a h r hundert zwei wieder mit Hüfnern, später aber mit Kossäthen besetzt wurden. 93. Alt-W riezen, Rittergut und D orf mit einer Filialkirche von Wriezen, \ M l. nord­ östlich von demselben belegen. Die erste Nachricht von diesem Dorfe giebt eine Lehns-Registratur v. I . 1412, nach welcher Hans B arfuß, zu Kunersdorf gesessen, Besitzer dieses Dorfes war. 2) Nach dem Schoßregister v. I . 1450 bestand das D orf „ d i e o l de Wr it zen" in 30 Erben, deren jedes 8 Groschen Zins zu entrichten h a tte .3) Die Zahl dieser Erben blieb bis zur neuern Zeit dieselbe, aber die Abgaben veränderten sich, denn im Schoßkataster v. I . 1624 werden 30 Fischer mit einer Abgabe von 15 Groschen von jedem ausgeführt. B is zum Jahre 1719 besaß die Familie v. Barfuß dieses Dorf im ungetheilten Besitze. I n einem damals errichteten Theilungs-Vertrage wurden jedoch \ desselben auf Kunersdorf, { auf Mögelin und j auf Frankenfelde übertragen. Der erstgedachte Antheil kam später an den Hofrath Ment zel , 1761 an den Kammerrath J a e cke l , 1769 an den Grafen Wilhelm Friedrich v. Kamecke, von dessen Sohn ihn i. I . 1778 der M agistrat zu Wriezen für 5000 Thlr. erkaufte. Der Mögeliner Antheil von \ ging i. I . 1753 auf den Hauptmann Grafen P au l v. Kamecke und von dessen Sohne Wilhelm Friedrich, i. I . 1801 auf den Freiherrn v. E c k a r d t s t e i n , 1806 aus den Landrath v. Reichenbach über, von dessen Erben ihn i. I . 1854 der G raf v. H ä s e l e r erwarb. Der Frankenfelder Antheil von > ging mit dem zu Frankenfelde gehörig gewesenen Gute Kä r s t enbr uc h i. I . 1793 an den Bau-Jnspector C h r i s t i a n i über, der ihn 1797 auf seinen Sohn, den Amtmann Friedrich Wilhelm C h r i s t i a n i , vererbte. Sämmtliche drei Antheile haben die R itterguts-Q ualität. Die Bewohner von. Alt-W riezen trieben früher ausschließlich die Fischerei als Hauptgewerbe. I m I . 1431 waren sie mit den Fischern deS Dorfes Medewitz wegen der Fischereigerechtigkeit in S tre it gerathen. Durch die vom Kurfürsten eingesetzten Schiedsrichter, den Bischof von Lebus und Balthasar v. Sch l i eben wurde festgestellt, daß die Fischer zu Medewitz auf ihrer durch Pfähle bezeichneten Seite nur mit kleinen Netzen fischen sollten; wenn aber die Fischer von Alt-W riezen mit großen Netzen daselbst fischen würden, sollten jene gar nicht fischen dürfen. 4) 94. Zülsdorf oder C z u l s d o r f , wie eS zuerst genannt wurde, war ein D orf, welches im 14. Jahrhundert schon wüst war. DaS Landbuch erwähnt seiner nicht mehr, und erst aus einem LeHn1) Lehnbrief für Fulborn v. I . 1644. (Kammerg. - Lehns - Arch.) — 2) Hans B arfuß hat villam Aide n Britzen mit allem Rechte. Copiar des Kgl. Geh. S taats-A rch . No. 14. — 3) Landbuch S . 302. — 4) Copiar des Kgl. Geh. Staats-A rch. No. 16. III. 3. 10

Briefe der v. B a r f u ß zu Kuner-dorf v. I . 1462 ergießt sich, daß „ die wüste F eld m ark C zulS» d o rf m it dem w üsten F eldichen d aselb st a u f der H e id e ») schon längere Zeit im Besitze dieser Familie war und bis gegen Ende de- 17. Jahrhunderts darin verblieb. Nach einem Lehnbriefe v. I . 1539 muß das wüste Dorf mit seiner Feldmark in der Nähe von Grunow, und zwar zwischen diesem und dem Dorfe Predikow belegen gewesen sein; denn beide Dörfer und jene Feldmark wurden damals als ein für sich bestandener Befitzantheil der s. B a r f u ß fchen Familie bezeichnet. Diese Güter wurden um daS Ja h r 1670 als erledigt betrachtet, fielen dem Kurfürsten heim und wurden dem Ober-Präsidenten v. S c h w e r i n zu Lehn übertragen. Da» wüste Dorf mit der Feldmark ZülSdorf scheint ein Bestandtheil de» Dorfe» Grunow geblieben zu sein und ging mit diesem Dorfe i. I . 1709 aufdie Familie v. Kamecke und1801 an v. Eckardt st ei » über. 1) Kgl. Geh. StaatS-Arch. Copiar No. 22.

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SchloH, Amt und Stadt Bieseuthal. N a c h der früheren Darstellung läßt sich nur annehmen, daß das Schloß Biesenthal als ein vorgeschobener Punkt von derjenigen Reihe von Befestigungen entstand, welche der M arkgraf Albrecht II., vor dem Zahre 1215, von der Havel zur O der anlegte, um seine Eroberungen in der Ukermark und im B arnim fortzusetzen. Allem Anscheine nach w ar die Feste Biesenthat dazu bestimmt, als Sandesfestung *) eine wichtigere S telle einzunehmen, als dies der Fall war. S ie w ar m it den ihr beigelegten Besitzungen (D otation), nächst Siebenwalde, die älteste V ogtei im Alten B a rn im , hatte ursprünglich ihren eigenen V ogt und sollte die B ah n zu einer neuen Befestigungslinie brechen, um die bereits von Albrecht dem B a r gemachten Eroberungen an der S pree m it denen im Alten B arnim zu verbinden. Aber die ander­ weitige kriegerische Beschäftigung Albrechts II. scheint dies verhindert zu haben und die spätere friedliche Erwerbung deS Barnim S ließ eine solche M aaßregel als überflüssig erscheinen. D enn eS handelte sich hiernächst nur darum , die V erwaltung des neuen Landes zu ordnen, zu welchem Zwecke für den östlichen T heil deö B arnim S S trausberg als der M ittelpunkt gewählt wurde, w orauf Biesenthal in den H inter­ grund tra t, auf ein bloßes Amt reducirt und dem nach jener Kreisstadt benannten Territorium , nämlich dem Lande S tra u sb e rg , einverleibt wurde. 1) Der Superintendent Herr S t i e b r i t z zu Biesenthal, dem ich sehr wesentliche Mittheilungen und Berichtigungen in Bezug auf die vorliegende historische Beschreibung verdanke, äußert sich über die Lage und den Zweck des alten Schlosses Biesenthal in folgender A rt: Daß die Feste Biesenthal eine LandeSfestung werden sollte, scheint aus ihrer Lage, auf einem einige fünfzig Fuß hohen, in einem sumpfigen Wiesengrunde dicht an der S ta d t gelegenen Berge, hervorzugehen, der m it einem dicht daneben gelegenen Berge von circa 40 Fuß Höhe, auf dem nach der Tradition die Stallgebäude gestanden haben sollen, durch eine Brücke ver­ bunden war, unter welcher der Burggraben sich befand, wofür auch heute noch der Augenschein spricht. I n der Nähe des befestigten Schlosses, das auf der einen Seite vom Burggraben und auf der andern vom soge­ nannten Sydower Fließe umgeben und eingeschlossen w ar, wie es auch noch gegenwärtig der Fall ist, liegt noch nord-östlich nach der Finow und dem Hege-See zu ein niedrigerer runder platter B erg, der Reichenberg genannt, der wahrscheinlich im Verhältniß zum befestigten Schloß, ein Vorwerk oder Keffelverschanzung ge­ bildet hat, von welcher durch Armbrustschützen in der alten Zeit das davor gelegene Wehr, jetzige Wehrmühle, geschützt werden konnte, um im Falle der Noth das befestigte Schloß, von welchem zum Reichenberge auch jetzt noch ein hoher mit Mühe angelegter Damm führt, mit dem angestauten Wasser der Finow und des HegeSees sicherer schützend zu umgeben. Für diese Ansicht spricht auch bestimmt der Umstand noch, daß der be­ zeichnete hohe Damm nur grade bis zum Reichenberge geführt ist. I n der Fortsetzung desselben nach der Finow zu und hinter dem Berge liegt auch jetzt noch eine so sumpfige Wiesenfiäche, die auch gegenwärtig ohne Ge­ fahr nicht zu passiren ist, und um so vielmehr in jener Zeit, wenn durch das Wehr eine Anstauung deS Was­ sers zum Schutze des Schlosses und des Vorwerkes bewirkt wurde; so daß also dadurch ein Ueberfall verhin­ dert werden konnte.

D ie Nachrichten über daS S chloß B iesenthal und seinen vogteilichen K reis sind bis zum J a h re 1375 übrigen- n u r dürftig und unzusammenhängend. D a s Schloß diente zuerst, neben seiner stiege* rischen B estim m u n g , unter der Aufsicht von V ö g ten , *) zu verschiedenen Zeiten den Landesherren vor­ übergehend zum A u fenthalte, und namentlich w ar daselbst i. I . 1322 der Herzog R udolph von Sachsen, dam aliger Verweser der M a rk B randenburg, in Geschäften des Landes anwesend. 2) B a ld hierauf, i. I . 1337, w ard es vom M arkgrafen Ludwig an den R itte r B erengar H e y le für 100 M ark B ran d . S ilb e rs verpfändet; aber die H eide, der kleine W erbellin und später die kleine Heide auf dem B a rn im , oder Biesenthaler Heide g en annt, ein wegen ihrer E inkünfte w e rtv o lle s Zubehör des Schlosses, wurde m ehr­ m als von demselben besonders verpfändet. S o i. I . 1345 an S e z z e t , 3) einen markgräflichen Forstbeam ten; 4) und i. I . 1373 gehörte diese Heide zu denjenigen G ü te rn , welche K önig Wenzel, als M a rk ­ graf von B ran d e n b u rg , an den Herzog Jo h a n n von Mecklenburg zu Lehn g a b .5) Diese letztere V er­ äußerung , wenn sie überhaupt zur A usführung kam , konnte nur eine vorübergehende gewesen sein; denn daS im zweiten J a h re hierauf angefertigte Landbuch zahlt sie wieder zu den G ütern des Schlosses Biesenth a l, welche in folgender A rt aufgeführt w erden: A t i m h v t i

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Eroberung Albrechts I. (+ 1110.)

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Sfuiren einer alten JU litm istrasse von der ffavcl Mir Oder (vor 1&15.)

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Ungefähre Grenze der alten Voigtei Liebenroaldc

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