Die sieben Redepaare in den Septem des Aischylos [Reprint 2022 ed.] 9783112682906

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Die sieben Redepaare in den Septem des Aischylos [Reprint 2022 ed.]
 9783112682906

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Zum Geleit
Die Sieben Redepaare in den Septem des Aischylos

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Die

Sieben Redepaare in den Septem des Aischylos Von

Carl Conradt w e i l a n d D i r e k t o r d e s G y m n a s i u m s in G r e i f e n b e r g i P

Berlin und Leipzig 1924

Walter

de G r u y t e r

& Co.

v o r m a l s G J. G Ö s c h e n ' s c h e V e r l a g s h a n d l u n g — J . G u t t e n t a g ,

Verlagsbuchhandlung

G e o r g R e i m e r — K a r l J . T r ü b n e r — Veit & C o m p .

Zum Geleit. Ostern 1 9 2 1 waren es fünfundzwanzig Jahre, daß ich dem Direktor des Gymnasiums in Greifenberg i. P., Carl Conradt, als Abiturient zum Abschied die Hand gereicht und, von seinen herzlichen Segenswünschen begleitet, die Fahrt ins Leben, in die Welt angetreten hatte. Dem vortrefflichen Lehrer und Leiter hatte ich all die J a h r e hindurch eine tiefe und sich immer mehr verstärkende Anhänglichkeit bewahrt; war er es doch gewesen, der auf der Schule in mir wie in jedem seiner Schülerdas Streben nach geistiger Selbständigkeit gefördert hatte, dessen Worte: „Wissen ist tot ohne innere Persönlichkeitswerte" mir und so manchem andern Richtschnur der Arbeit und Lebensgestaltung gewesen waren. So benutzte ich einige Ferientage, meine Vaterstadt zu besuchen und dem jetzt dort im wohlverdienten Ruhestand lebenden verehrten Lehrer noch einmal in sein lebhaftes Auge zu sehen. Ich fand ihn gealtert, aber noch rüstig, temperamentvoll und regsam wie einst. Erquickend waren die Stunden der Unterhaltung, in der wir von Politik, von dem Gymnasium, von Lehrern und Schülern, von meinem eigenen Ergehen, von der Flucht aus dem Elsaß, wo ich den Verlag Karl J . Trübner lange J a h r e geleitet hatte, sprachen, aber auf dem Arbeitstische des Gelehrten lagen auch aufgeschlagene Bücher und Manuskriptblätter, und das Gespräch lenkte darauf hinüber. Sein Leben lang war Conradt wissenschaftlich tätig gewesen, obwohl die kleine hinterpommersche Stadt so fern von den Zentren der Wissenschaft lag. In jedem J a h r e hatte er, wenn irgend möglich, die Ferien dazu benutzt, ein paar



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Wochen in einer größeren Universitätsstadt zu weilen und die neueste Literatur seiner Studiengebiete: Geschichte und Griechisch, zu verarbeiten. Mit der Metrik der griechischen Tragiker hatte er sich besonders beschäftigt, im Laufe der Jahre mancherlei darüber veröffentlicht, und die Manuskriptblätter, die auf seinem Schreibtische lagen, gehörten zu dem Aufsatz: „Die sieben Redepaare in den Septem des Aischylos". Unsere Unterhaltung ging in die Tiefe. Nach einer halben Stunde hatte ich einen Aischylos in der Hand und folgte den Ausführungen des Lehrers wie einst in der Prima. Conradt wollte so bald wie möglich diese Abhandlung in Druck geben, aber die Zeiten waren schwer, die meisten wissenschaftlichen Zeitschriften hatten um ihre Existenz zu kämpfen, und es war fraglich, wann sein Vorhaben gelingen würde. So versprach ich meinem Lehrer, dafür zu sorgen, daß seine Abhandlung in der einen oder anderen Form gedruckt würde. Es war für mich eine Freude, damit dem verehrten Manne etwas von meiner Dankesschuld abtragen zu können, und ich fühlte, wie er von meiner Anhänglichkeit und dieser Aussicht aufs tiefste bewegt war. Wenige Wochen später konnte ich Direktor Conradt noch einmal in meinem Büro, im Verlage Walter de Gruyter & Co., begrüßen und mit ihm weitere wissenschaftliche Pläne besprechen. Er wollte den Aischylos nach seiner Methode kritisch herausgeben und sprach davon mit jugendlicher Lebendigkeit. Ehe aber noch die Gelegenheit, seine mir übergebene Abhandlung zu drucken, sich gefunden hatte, ereilte ihn der Tod. Die wirtschaftlichen Verhältnisse wurden dann immer verworrener, und ich mußte die Absicht, den Aufsatz zu veröffentlichen, zurückstellen, bis wenigstens eine gewisse Klärung eingetreten war. Jetzt hielt ich es aber für meine Pflicht, nicht die Unterkunft in einer Zeitschrift zu betreiben, sondern zur Ehrung des Verstorbenen die Publikation als selbständige Schrift vorzunehmen. Herr Studienrat L. Conradt in Marienwerder, der Sohn des Verstorbenen, besorgte freundlichst in treuer Liebe zu dem Dahingeschiedenen die Drucklegung und Korrektur.



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Uber die wissenschaftliche Bedeutung dieser Schrift kann und will ich mich nicht äußern. Ich weiß, daß Conradts Auffassung der Dinge manche Gegner hatte, gerade auch Gegner, die internationalen Ruf haben und als Autoritäten gelten. Sei's drum. Die Wissenschaft wird gefördert durch den Streit der Meinungen, bei ihren Jüngern kommt es auf den Ernst für die Sache, auf die dauernde und leidenschaftliche Hingabe, auf die innere ehrliche Uberzeugung an. Darin stand C. Conradt keinem nach, daraus floß auch seine Wirkung als Lehrer und Freund seiner Schüler, dadurch wird dauerndes Gedächtnis bei Gelehrten, Schulmännern, s ein Schülern gesichert. Noch ein paar Worte besonderen Gedenkens. Carl L. Conradt besaß deshalb die Zuneigung und Dankbarkeit seiner Schüler, weil wohl jeder, der eine früher, der andere später, der eine schon auf der Schulbank, der andere als gereifter Mann, erkannte und immer noch inne wird, daß der Unterricht, den er genossen hatte, seine Persönlichkeitswerte ausgebildet nnd seine Arbeitsfreudigkeit und Arbeitstreue geweckt hatte. Hieraus floß für viele die Quelle späterer Erfolge Mehr kann zum Lobe eines Lehrers nicht gesagt werden, mag man Seiten über Seiten schreiben. Als Oberlehrer, als Direktor betonte Conradt die selbständige Arbeit. Den Geschichtsunterricht gestaltete er so lebendig wie möglich, vom Thema abschweifend, Vergleiche ziehend, geschichtsphilosophische Gedanken entwickelnd. In der Prima verteilte er zur Heimlektüre aus der Schülerbibliothek und aus seiner eigenen große Geschichtswerke, und das höchste Lob aus seinem Munde w a r ; „Der treibt Privatlektüre." Er hielt auf wirklich gefestigte Kenntnisse in den Sprachen, aber paukte nicht endlos Grammatik, sondern betrachtete auch hier alles von dem höheren Gesichtspunkt der zusammenfassenden Allgemeinbildung. Jahrelang leitete er persönlich den Gymnasialleseverein, in dem beim Lesen verteilter Rollen die Mitglieder in die Meisterwerke der Weltliteratur eingeführt wurden. Treu stand er zu dem humanistischen Gymnasium, und er hatte in seiner Schrift gegen Güßfeldt zu dessen Verteidigung beredte

Worte gefunden. Der Behörde gegenüber vertrat er mannhaft seinen Standpunkt, am politischen Leben nahm er lebhaftesten Anteil, da ein außergewöhnlich starkes patriotisches Empfinden ihn beseelte, und das Schicksal des Vaterlandes brach wohl bei ihm den Kern seiner Kraft. Ein aufrechter, für Ideale begeisterter Mann war er; Männer, die gleichen Zielen zustrebten, wollte er bilden und hat er gebildet, und so mancher seiner Schüler hat bei seinem Scheiden ehrlich und dankbar, phrasenlos und im Innersten bewegt die Worte gesprochen: Ehre seinem Andenken.

Dr. G. Lüdtke.

An den Fragen über die Bildung der sieben Redepaare in den Sieben gegen Theben, die sich an Ritschis Namen knüpfen, hat sich seinerzeit der Scharfsinn der Philologen stumpf gearbeitet und sie schließlich liegen lassen. Damit ist aber noch kein Austrag gewonnen, kann es auch nicht, da das, was Ritsehl gesehen hat, doch einmal da ist. Auch jetzt noch stehen sich zwei so hervorragende Gelehrte wie Weil und v. Wilamowitz gegenüber. Weil setzt, wo die Parallelität der beiden Reden ansetzt, Lücken an und sagt dann wie zu 488 schlankweg: videntur excidisse versus quinque. v. W. zerstört umgekehrt ohne weiteres die vorliegende Gleichheit im 6. Redepaare dadurch, daß er 601 und 610 ausschaltet, da er den Zahlen 29—29 nichts abgewinnen kann. Und wenn es mit Spott und der Versicherung, mit der öden Zählerei sei es ab und aus, getan wäre, so hätte ja aller Streit ein Ende; aber gibt es nun auch schon in der Wissenschaft einen Diktatfrieden? Wir wollen mit Unbefangenheit an den Ausgangspunkt der Untersuchung zurückgehen und zusehen, ob sie etwa auf ein falsches Geleis geraten ist; denn so wie jetzt sitzt sie allerdings fest. Was überliefert ist, gibt uns Weckleins Ausgabe am ungestörtesten an die Hand. Danach ergibt sich für die ersten 6 Redepaare, da die 8 Eintrittsverse 369—376 erst nachher in Erwägung zu ziehen sind und das 7. Paar schon durch den Fortfall einer Chorstrophe zum Abschluß eine Sonderstellung hat, folgendes Bild: I 20, 20. II 15, 15. III 15, 9. IV 15, 20. V 24, 13. VI 29, 29. Es muß auffallen, daß in IV die beiden Bemessungen der Anfangspaare 15 und 20 auftreten. Der Zufall spielt freilich oft wunderlich; aber sollte sich hier doch die erste Spur von falscher Bahn der Ritschlschen Theorie zeigen? Wenigstens nehmen wir an, ausschlaggebend werden zunächst I I I und V l



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sein. Es handelt sich also in erster Linie darum, ob die in I l l b zu Anfang angenommene Lücke zwischen den Versen ire|LiTTOi^' öiv F|br| Tovöe, crüv TÜxt] be TLU u n d

Kai

br) TreTrefinrai, KO|UTTOV

xfpoiv exiuv | MeYapeu? KT\ begründet ist. v. W. bestreitet das: „teils hat Et. den Führern schon ihre Posten angewiesen, teils macht er sie jetzt namhaft". Daß er aber auch nur für ein einziges Tor den Verteidiger schon im voraus bestimmt hätte, ist dadurch völlig ausgeschlossen, daß er sich den Bruder zum Gegner selbst vorbehält und nicht weiß, welches Tor dieser bestürmen wird. Man hat sich vielmehr zu denken, da der Sturm auf die Stadt zu erwarten war, daß sieben Heerhaufen mit ihren Führern bereitgestellt waren und nur die Verteilung noch ausstand. Die rein zeitliche Auffassung des Kai örj TteirenTai geht also nicht an; vielmehr ist es als Abschluß einer Erwägung zu verstehen wie 'k. 438 Kai br] 7re