Die Römischen Bronzen aus Deutschland. Band III: Bonn. Text [1]
 3805304196, 9783805304191

Citation preview

HEINZ MENZEL DIE RÖMISCHEN BRONZEN

AUS DEUTSCHLAND III

BONN

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITYOF MICHIGAN

RÖMISCH-GERMANISCHES FORSCHUNGSINSTITUT

ZENTRALMUSEUM ZU MAINZ FÜR VOR- UND FRÜHGESCHICHTE

DIE RÖMISCHEN

BRONZEN

AUS DEUTSCHLAND

III

VERLAG

Digitizedby

PHILIPP

Google

VON ZABERN

• MAINZ

AM RHEIN

Originalfrom

UNIVERSITY OF MICHIGAN

RHEINISCHES

LANDESMUSEUM

RÖMISCH-GERMANISCHES FORSCHUNGSINSTITUT

BONN

ZENTRALMUSEUM ZU MAINZ FÜR VOR- UND FRÜHGESCHICHTE

HEINZ MENZEL

DIE RÖMISCHEN

BRONZEN

AUS DEUTSCHLAND III BONN TEXT

VERLAG

PHILIPP

Digitizedby

VON ZABERN

Google

• MAINZ

AM RHEIN

Originalfrom

UNIVERSITY OF MICHIGAN

;t}I(

.7r;c1 ,f/55 /tjGC V,3

Ein Textband mit VIII, 11j Seiten mit 4 Textabbildungen Ein Tafelband mit IV Seiten und 180 Tafeln mit 837 Abbildungen Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Bonn-Bad Godesberg

© 1986 by Philipp von Zabern, Mainz am Rhein ISBN 3-8os3-0419-6 Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. „ kJ' h - hm1gung · d es verIages ,·st es auch nicht gestattet, dieses. Buch Oh ne ausdruc 1c e r-...:ne .. . oder Teile daraus · h em Wege (Photokopie , Mikrokopie) zu verv,elfalt,gen. au f ph otomech an1sc Printed in West Germany by Philipp von Zabem

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITY OF MICHIGAN

•• ·'

--

}

J

. .

r. I •

/'

VORWORT

f

Nach einer langen Pause, bedingt durch vielfältige andere Arbeiten, kann nunmehr wieder ein Band der Reihe „Römische Bronzen aus Deutschland" vorgelegt werden. Im Hinblick auf das außerordentlich umfangreiche Material des Bonner Landesmuseums ist auf größere Auswertungen im Katalog selbst verzichtet worden, ebenso auch auf die Erfassung der großen Zahl von Fälschungen vornehmlich aus der Sammlung Isenburg, um den Textteil nicht übermäßig zu belasten. Ergänzend zum Katalog ist jedoch eine eingehendere Bearbeitung verschiedener Fundgruppen geplant und zwar im Zusammenhang mit dem bereits publizierten oder bekannten Material von Trier, Luxemburg - wozu ein Katalog bereits in Arbeit ist - , Belgien, Niederlande und Köln, die vor allem chronologischen Fragen und den Werkstätten gelten soll. Die Geschichte des Museums selbst und seiner verschiedenen Sammlungen, neben der eigenen durch einfache Zahlen bezeichneten, kenntlich an den mit einem Buchstaben versehenen Inventar-Nummern, hatte H. Lehner in dem Vorwort zu seinem Führer durch die Antike Abteilung bereits geschrieben und braucht hier nicht wiederholt zu werden. Zu danken habe ich wiederum der unermüdlichen Hilfsbereitschaft und Geduld der Bonner Kollegen: Generaldirektor Prof. Dr. Dr. h.c. K. Böhner ließ mir noch in seiner Bonner Amtszeit die dortige Kartei der Bronzen fotografieren, die mir eine willkommene Arbeitsunterlage bildete; Direktor Prof. Dr. Dr. h.c. H. von Petrikovits ließ mir jede Unterstützung zuteil werden, die er mir gewähren konnte. Zu danken habe ich weiter dem jetzigen Direktor des Rheinischen Landesmuseums Bonn, Herrn Dr. C. B. Rüger, für seine wohlwollende Förderung und den Herren Dr. Künzl, in der Zeit seiner Bonner Tätigkeit, Dr. D. Wortmann t, Frau Dr. Follmann, Herrn Gelsdorf und vor allem Herrn Dr. H. G. Horn, ohne dessen persönlichen Einsatz vieles nicht möglich gewesen wäre. Weiter danke ich dem ehemaligen Fotografen des Zentralmuseums, Herrn 0. Pilko, für seine hervorragenden Aufnahmen. Zu danken habe ich auch nachdrücklich dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum, das mir noch nach meiner Pensionierung Hilfe und Unterstützung zuteil werden ließ. Und schließlich gilt mein ganz besonderer Dank der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die nicht nur zur Finanzierung dieses Buches beigetragen hat sondern während vieler Jahre meine Bemühungen und Arbeiten zu römischen Bronzen insbesondere durch Reisebeihilfen unterstützt hat. H. Menzel

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITYOF MICHIGAN

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITY OFMICHIGAN



INHALTSVERZEICHNIS

S•it•

Vorwort t. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. t t. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.

V Götter und Halbgötter Göttinnen Kultkrone Menschen Tiere Fragmente von Gro8bronzen Fragmente Militärische Objekte GroBe Beschläge Verschiedene Geräte BüstengefäBe und -gewichte Lampen Messer- und Schüsselgriffe Beschläge, Appliken und andere Geräte Amulette Wagenzubehör Möbelteile und Gerätestützen Kastenhenkel und Beschläge Bronzegefäße und Einzelteile

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

t- 74 75-107 1o8 109-120 121-169 170-176 177-200 201-205 206-210 211-226 227-238 239-246a 247-291 292-410 411-457 458-485 486-495 496-530 531-582

t 35 50 52 59 73

76 St 85

89 96 103 to8 121 153 164 178 182 193

Verzeichnis der zur Zeit nicht auffindbaren Bronzen Fundorte

210

Sachregister

212

Abkürzungsverzeichnis

215

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITYOF MICHIGAN

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITY OF MICHIGAN

1.

GÖTTER

UND HALBGÖTTER

Tafel 1

1 Jupiter

Inv. Nr. 1005. - Fundort Xanten, Kr. Moers. Erworben von H. Wolf, Köln. - H. 9,2 cm. Der nackte, bärtige Gott ist in einer Ausfallstellung nach links wiedergegeben. Er hat das rechte Bein weit zurückgesetzt und das linke vorgesetzt. Das Haupt wendet er stark zur linken Seite. Der linke Arm ist weit nach vorn ausgestreckt, der rechte ist nach rechts zurückgeführt und zum Wurf ausholend angewinkelt. Mit der rechten Hand faßt er den Donnerkeil. Der Körper ist nur mäßig durchgearbeitet. Braungrüne Patina. Viele Stellen angefressen. Die linke Hand zum Teil abgestoßen. Das Blitzbündel in der rechten Hand zum größeren Teil abgebrochen. Lehner, Führer 57. - Menzel, Auswahl 16 Nr. 5.

Der Typ des blitzschleudemden Jupiters geht auf Zeusdarstellungen des 6. Jahrhunderts in Griechenland zurück, wo in Olympia 1) bereits um 500 v. Chr. Kleinbronzen des blitzschleudernden Gottes als Votivgaben erscheinen und ebenso auf den Münzen der Eleer und vor allem der Messenier, die das Bild des Zeus lthomatos des Hageladas wiedergeben 2). Das schönste Beispiel dieses Typs ist der Zeus von Dodona 3) und seine herrlichste Ausformung ist die der Bronze vom Kap Artemision~). In der römischen Kunst ist diese Darstellung, wie auch in der späteren griechischen, außerordentlich selten. Hier überwiegt das des majestätisch stehenden oder des feierlich thronenden Jupiters. Dennoch lassen sich für den blitzschleudemden Gott in römischer Zeit einige Beispiele anführen 5). 1) A. B. Cook, Zeus '2(1965) 739 ff. - G. W. Elderkin, A/A. 44, 1940, 225 ff. - E. Kunze, 4. Olympia-Bericht 1940-1941 (1944) 134 ff. - Ders., A11tikeu11dA/l(•ml/a11d 2. 1946, 105 ff. - Vgl. zur Bronze aus Olympia aurh A. Michaelis - P. Wolters, Dit• Kunst des Altertums" (1923) 231 ff. Abb. 446. - ') W. Schwabacher, Archac,,1,,g.~ 14, 1961, 104 ff. - Ders., A11tikt·K1111st 5, 1962, 9 ff. - W. H. Cross, RM. 70, 1963 13 ff. - W. Schwabacher, R\,I. 72, 1965, 209 ff. - Zu Hagl'ladas vgl. G. Lippold, HdA. 3, 88 ff. - ·') K. A. Neugebauer, A11tikr ßro11:,·st11t11ettr11 (1921) 50 f. Abb. 28. - ') F. Noack, Die A11tike5, 1929, 214 ff. - ') E.de Chanot, Ga:. Ard1. 6, 188o, 79 ff. Taf. 11 aus der Saöne bei Macon. - F. Braemer, L'Art d,ms/'cl('fid,·111ro111a111 (196~) 7 Nr. 19, Jupit,•r aus Silber, F. 0. Chaine des Alpilles, Bouches-du-Rhöne. - Ch. l:llinkenb.!rg, Mt'm. Soc. Ro.v.A11tiq11. du N,ml 11)02, 1 ff. g,•f. in R.adstrup, Gern. Marslcv, Dänemark. - Chr. Boube-Piccot, Lt-,;Brcm:,·sRo11111i11, c/11Mnrc>c(1969) Taf. 129 Nr. 199 aus Volubilis, Marokko und Taf. 213- 14 Nr. 331 aus Banasa, Marokko; "gl. auch F. Br,1t•mer,L'Art c/1111s /'orcid,·11tro111ai11 (1q63) 155 Nr. 711 Taf. 52. - Zuletzt A. Leibundgut, A1•,•11d1c, 18 Nr. 2 Taf. 2.

2 Jupiter

Tafel 1

Inv. Nr. 8575. - Fundort Köln. Erworben von Schmitz. - H.

10,2

cm.

Der nackte Gott steht auf dem rechten Bein. Der Körper schwingt in der rechten l-füfte leicht aus. Der Kopf ist nach rechts gewendet. Das Gesicht ist bärtig, die Stirn von Locken 1

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITYOF MICHIGAN

gerahmt, in die ein Blattkranz gesetzt ist. Der linke Arm ist erhoben. Um ihn legt sich eine zusammengerollte Chlamys, die sich auch über die rechte Schulter legt und so einen Teil von Schulter und Brust bedeckt. Der rechte Arm ist gesenkt. Schmutziggrüne, krustige Patina. Stark korrodiert. Das linke Bein ab Kniegelenk sowie der rechte Arm ab Ellenbogen abgebrochen. Die Attribute in den Händen fehlen. Lehner, Führer57.

Zum Typ vgl. St. Boucher 1), die auf ihrer Karte VI weitere Parallelen zu dieser an sich selteneren Wiedergabe des Jupiters nennt. Zu dem von St. Boucher zitiertem Stück vom Großen St. Bemhard 2) jetzt A. Leibundgut3), die diese Statuette für unecht hält und auf Grund ihrer Gestaltung und Größengleichheit ebenso die von St. Boucher genannten Stücke aus Verona, Rouen, Besan!;on, Lyon, Rom, Dijon und eventuell auch Laon anschließt und sie einer Fälscherserie zuweist. Auf Grund schon der davon abweichenden Größe und der etwas flauen Körpermodellierung bestehen jedoch keine Zweifel an der Echtheit des Bonner Stückes. 1) St. Boucher, Rechercl,cs (1976) 72 Taf. 27, 118-122. - 1) Reinach, Rep. Stat. 118,6. - ·') A. Leibundgut, Westschweiz 146 f. Nr. 195 Taf. 182.

Tafel2

3 Jupiter lnv. Nr. A 853. - Fundort unbekannt. - H. 5,9 cm.

Der nackte Gott steht auf dem rechten Bein. Der Leib ist mäßig modelliert, die Brustwarzen durch Kreise angegeben. Der Kopf, der von großen Lockenwellen umrahmt wird, wendet sich zur rechten Seite. Der rechte Arm ist angewinkelt, die Hand hält das Blitzbündel; der linke Arm ist erhoben und hielt das jetzt fehlende Szepter. Grüne, fleckige Patina. Beide Füße abgebrochen. Das Szepter fehlt. Lehner, Führer57.

Es handelt sich um einen Jupitertyp, der recht häufig anzutreffen ist und wohl in besseren Ausformungen nach R. Fleischer 1) auf ein Vorbild aus der 2. Hälfte des 4. Jh. v. Chr. zurückzuführen ist, ebenso wie auch St. Boucher 2), die, nach Charbonneaux 3), ein Werk des Leochares im Kapitolinischen Tempel dazu anführt. Zu diesem Typ vgl. auch A. Kaufmann-Heinimann 4). Die hier vorliegende Statuette jedoch ist in ihrer sehr einfachen Ausführung nur noch schwer auf die genannte Statue in Rom zurückzuführen, kann daher nur als eine provinzielle Variante benannt werden oder aber einem anderen Vorbild verpflichtet. 1 )

R. Fleischer, Österreich27 I. Nr. 6 Tal. 5. Dort auch 29 II. Nr. 10-12. - ') St. Boucher. R,-clrerclrl'S . .. 67 ff. mit 1 Karte IV und dem Nachweis einer großen Verbreitung. - ) J. Charbnneaux,MmrPiot53, 1903, 9 II. - ') A. Kaufmann-Heinimann, Aug~t 17 mit ihrer Gruppe I.

Tafel 2

4 Jupiter

lnv. Nr. D 81. - Fundort unbekannt, doch nach Dorows Bestandsaufnahme wohl aus der Gegend um Neuwied. - H. 6,6 cm. 2

Digitized by Google

Original from

UNIVERSITY OF MICHIGAN

Kleine Statuette eines nackten und bärtigen Jupiters. Er steht auf dem rechten Bein, das linke ist zur Seite gesetzt. Der Körper ist kräftig und muskulös. Der Kopf ist von einem Lokkenkranz gerahmt, auf den ein Blattkranz gesetzt ist. Der rechte Arm hängt herab, die Hand faßt das Blitzbündel. Der linke Arm ist erhoben und von einem zusammengerollten Mantel umwunden, der mit einem Zipfel der linken Schulter aufliegt, während der andere frei herabfällt. Schwarzbrauner Überzug. Der linke Fuß abgebrochen, desgleichen das vordere Ende des Szepters. Das Attribut in der linken Hand fehlt. W. Dorow, RömischeAlterthümer in und um Neuwiedam Rhein (1827) 75 Taf. XI fig. 5.

Diese Statuette des Jupiter ist eine stark provinzielle Arbeit, wie sie schon von Curtius 1) mit einem Beispiel aus Berlin angeführt wurde und für das nach ihm letztlich der Florentiner Zeus als weit zurückliegendes Vorbild zu nennen wäre. Zu dem Problem der Bildung zusammengehöriger Gruppen von Jupiterstatuetten vgl. jetzt A. Leibundgut 2) am Beispiel der Statuetten aus Auvemier 2) und auch Verfasser-1). ') L. Curtius, RM. 45, 1930, 18 f. Abb. 5. - 2) A. Leibundgut, Westschweiz9 ff. Taf. 1-2. - ') H. Menzel, Die/11pi• terstatuettenvon Bue, Evreuxund Da/heimund vtrwandteBronun. Toreutik und figürliche Bronzen römischer Zeit. Akten der 6. Tagung über antike Bronzen in Berlin 1980 (1984) 186 ff.

Tafel 2

5 Jupiter Dolichenus lnv. Nr. A 19. - Fundort Bonn, Lager. - H. 7,2 cm.

Der Gott steht auf dem rechten Bein, das linke ist vorgestellt. Er trägt einen Panzer; aufgelegt auf der linken Schulter läuft um den Leib ein mit Punkten versehener Lederriemen. Der bärtige Kopf trägt eine phrygische Mütze und ist ein wenig nach links gewendet. Der linke Arm ist angewinkelt, die Hand hält das Blitzbündel; der rechte Arm ist hoch erhoben, die Hand hielt einst das Doppelbeil. Unter den Füßen waren einst zwei kleine Zapfen, so daß angenommen werden darf, daß die Figur auf einem Stier stand. Matter Bronzeton, keine Patina. Das Attribut der rechten Hand fehlt. Unter dem vorgestellten linken Fuß jetzt eine ovale Platte. Die ursprünglichen beiden Zapfen unter den Füßen noch zu sehen bei E. Schwertheim; vgl. Literatur. Prof. Dr. Braun, JupiterDolichenus.Bonner Winckelmannsprogramm (1852) 14. Taf. Gegenüber Titelei Nr. III. Lehner, Führer62. - H. Lehner, 8/bb. 129, 1924, 82 Nr. 182. - H. Demircioglu, Der Gott auf dem Stier (1939)86 Nr. 22 D 37. - A. H. Kan, /upiter Do/icJ,enus (1943) 154f. Nr. 295. - P. Merlat, R,'pertoiredes l11S1>. 130, 1925. 341 Abb. 5. - G. Grimm, Di,· Z,·11;;11isse ,Yg_vrti,c/rer R.-t(~it>11 1111,I K1111std,·111e11tr im Rii1111· sd1,•11De11tscl,la11d (1909) 126 Nr. 10 Taf. 54,3. Nach Grimm 1.-2. Jh. n. Chr.

Tafel3

7 Kopf eines Gottes lnv. Nr. U 1190. - Fundort unbekannt. mutlich aus Italien. - H. 6, 7 cm.

Aus der Fürstlichen Sarnmlung lsenburg und vt>r•

Erhalten ist der Kopf eines Gottes, wohl Jupiter. Ob der Kopf einer Statuette aufsaß oder nur einer Büste zugehörig war, ist nicht mehr zu entscheiden. Der Gesichtsausdruck ist pathetisch, bedingt vor allem durch das schmale Gesicht und die stark gebohrten, ehemals •,vohl mit Silber ausgelegten, nach oben blickenden Augen. Den Mund rahmt ein dünner, ge\vundener Bart, der in den großen Kinn- und Backenbart verläuft. Das Kopfhaar ist in großen Locken geordnet, die das Gesicht rahmen, oberhalb der Stirnmitte eine nach vorn fallende Locke. Keine Patina. Schwärzlich, meist leicht durchscheinende Bronze. Oben auf dem Kopf ein Loch. Vielleicht eine Befestigung für eine Öse, oder 1vie Overbeck vermutete, für einen Modius; dann wäre der Dargestellte ein Jupiter-Sarapis und zugehörig zu einer Büste. Ovcrbeck, Kat11/11g q8 f. Nr. 4.

8 Hammergott lnv. Nr. U

1191.

-

Fundort 8(1nn, Lager. - H.

9,3

cn1.

Der Gott steht auf den1 linken Bein, das rt>chte ist zurückgestellt. Der lange, schmnlt' Körpl'r 4

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITY OF MICHIGAN

ist nackt, nur über das Haupt ist ein Wolfsfell gezogen, das den Rücken bedeckt und dessen langer Schweif bis zur rechten Wade reicht; vom auf der Brust sind die Vorderpfoten des Wolfsfells verknotet. Der rechte Arm ist nach vorn gestreckt und trägt in der Hand ein halbkugeliges Gefäß, eine olla. Der linke Arm ist erhoben. Grüne, etwas hellfleckige Patina. Der rechte Fuß ist abgebrochen. Es fehlt das Attribut in der linken Hand. Overbeck., BJhh. 17, 1851, 69ff. Taf. 2. - Overl>e,k, Kat,ll1•x99 Nr. 5. - S. Reinach. Br„n:cs Figun's de /a Gaule Romaine(1891) 181. - S. Reinach, Ri'p. Stat. II 24, 1. - Lehner, Fiihrcr 62. - J. 8. Kt.>une,RE. VII. Halbband (1931) 533 f. Nr. 121.

Der Hammergott oder Sucellus ist ein keltischer Gott 1) mit einer eng begrenzten Verbreitung, so daß das Exemplar aus dem Bonner Lager daher nach Keune 2) nur verschleppt worden sein kann. Die Deutung, ob er als ein Himmelsgott angesprochen werden soll oder als Herr der Unterwelt>), ist umstritten. Aber auch seine Beziehungen zu Wein 4) und Bier5)sind nicht eindeutig, denn das Faß als häufiges Attribut des Gottes kann als Behältnis beider Getränke verwendet werden. Nun fand sich in einer römischen Villa bei Lösnich, Gemarkung Kinheim, Lkrs. Bernkastel-Wittlich das Sandsteinrelief eines Sucellus 6), vor dessen rechter Schulter der Schlegel lehnt und zu dessen Füßen zwei Daubenfässer liegen. Was den Gott aber besonders auszeichnet, ist, daß er im Bausch seines Gewandes Weintrauben trägt, womit seine enge Beziehung zum Wein erwiesen ist. Es ist aber auch möglich, wie auch Binsfeld annimmt7), daß der Wein das keltische Bier verdrängt hat. Bei der Kleidung mit einem Wolfsfell und der olla in der Hand, wie sie auch die berühmte Statuette aus Vienne in der Walters Art Gallery in Baltimore zeigt'1),denkt Drexel 9) an die ursprüngliche Tiergestalt des Gottes. 1)

Die Literatur zu Sucellus sorgfältig gesammelt bei Leibundgut. IA',·stsclm,·iz 43 Anm. 1. - ') Keune, RE. a. 0. 519. - Eine Verbreitungskarte nach Keune bei E. Poulsen, Acta Ard11•1sl· dtnkmäler der Stadt und des Krei~ Bonn (1905) 191. - Lehner, Führt•r57.

Dieser sehr häufige Venus-Typ ist eine Abwandlung des Pudica-Typs 1), wobei, wie hier, die Göttin unbekleidet ist und die linke Hand vor den Schoß legt. Der rechte Arm ist nach vom gestreckt und kann als Attribut den Apfel gehalten haben. 1) A. Kaufmann-Heinimann, Augst &Junter Typ II Bund mit den Anmerkungen 9-11 mit weiteren Verweisen. - Vgl. aUgemein jetzt L/MC II, 1, 155 f.; II, 2 Taf. 156 u. 157.

Tafel57

100 Venus lnv. Nr. A 838. - Fundort unbekannt. Erworben von Merlo. - H 6,9 cm.

Der Oberkörper der Göttin ist unbekleidet, den Unterkörper deckt ein Mantel, der stark nach hinten zurückgebauscht ist. Der Mantel ist um die Hüfte geschlungen und vom verknotet, so daß die Zipfel rechts und links abgespreizt sind; die linke Hand ist auf den Schoß gelegt, um den Mantel zu halten. Auf der Rückseite ist der Mantel etwas verrutscht, so daß das Gesäß unbedeckt ist. Auf dem Kopf ein Diadem, unter dem die Haare in einem gedrehten Wulst hervorquellen; je eine Haarsträhne fällt auf die Schultern. Im Nacken ist das Haar in einem breiten Knoten gefaßt. Dunkelgrüne Patina. Die rechte Hand und beide Füße sind abgebrochen. Lehner, Führer57.

Zum gleichen Typ wie Nr. 99 gehört auch diese Statuette, die jedoch einen im Schoß verknoteten Mantel trägt, der den Oberkörper freiläßt, während der Schoß wiederum von der linken Hand bedeckt wird. Gelegentlich der Veröffentlichung einer Venus-Statuette im Trierer Museum 1), die auch die Statuetten aus Augst und Verulamium zusammenstellten 2), wurde bereits auch die kleinere Bonner Statuette genauer und mit K. Schefold 3) darauf verwiesen, daß man die Entstehung dieser Gruppe wohl nördlich der Alpen anzunehmen hat. 1) H. Menzel, Trier 37 ff. Nr. 8o Tafel 38. - ') Vgl. jetzt A. Kaufmann-Heinimann, A11gst6g f. Nr. 6g Taf,•ln 71-73. - ') K. Schefold-P. Tschudin. Ur-Sclm•ciz25, 1961, 21 ff. - Vgl. auch allgl'ml'in L/,1,,fC II, 1. 158; II, 2 Taf. 161.

Tafel57

101 Venus

lnv. Nr. 797. - Fundort unbekannt. Erworben von E. Herstatt, Köln. - H. 6,4 cm. Kleine Statuette einer Venus, die mit dem linken Bein auf einer mitgegossenen rechteckigen Basis aufsteht, während das rechte Bein weit zur Seite gestellt ist. Bekleidet ist die Göttin

45

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITY OF MICHIGAN

mit einem Gewand, das herabgeglitten ist, den Unterkörper bedeckt und über den linken Unterarm geschlungen ist. Die linke Hüfte schwingt stark aus. Der Körper, wie auch der Kopf, ist nur mäßig durchgearbeitet. Das Haar ist in einer das Gesicht rahmenden Welle zusammengefaßt, am Hinterkopf in einen Knoten verschlungen, während einzelne Locken auf Schultern und Rücken fallen. Der rechte Arm ist gewinkelt nach vom gestreckt und hält einen undeutlich erkeMbaren Gegenstand. Grüne, fleckige Patina. Das Gesicht ist stark verschliffen, die ganze Figur unsauber gearbeitet. Das ganze Erscheinungsbild dieser Statuette ist flau und zeugt von nachlässiger Arbeit, so daß man vielleicht von einem FehlguB sprechen kann. So ist auch der Gegenstand, den die rechte Hand hält, nicht deutlich zu erkennen, da er flach und breit gedrückt erscheint. Typmäßig gehört diese Venus entfernt, das Gewand ist nicht vor dem Schoß verknotet, zu einer Gruppe, die halbbekleidet, in der Hand einen Apfel hält 1). Ein Spiegel als Attribut scheidet aus, da daM die Göttin unbekleidet dargestellt wird 2). 1)

A. Kaufmann-Heinimann, Augst 6-J.-

2)

A. Kaufmann-Heinirnann a. 0.

67.

102 Venus

Tafel58

lnv. Nr. 366. - Fundort BoM. - H.

11,75

cm.

Die nackte Göttin steht auf dem linken Bein, das rechte ist wohl zurückgesetzt. Der Körper ist schlank mit betont schmaler Brust und kleinen Brüsten. Auf einem langen Hals ruht der Kopf. Das Haar rahmt in einem Lockenkranz die Stirn, das dem Hinterhaupt anliegende Haar ist durch einen Scheitel geteilt und hinten in einem Knoten gefaßt. Im Haar ein Diadem. Der rechte Arm ist weit nach vom gestreckt, der linke Arm ist vor der Brust gewinkelt. Stellenweise zerfressene Oberfläche. Grüne Patina mit bräunlichen Flecken. Zum Teil stark bestoßen. Rechter Fuß abgebrochen. Attribute in den Händen fehlen. Die Statuetten Nr. 102 und 103 sind Varianten des Typs V, den A. Kaufmann-Heinimann 1) festgelegt hat, wobei beide Arme erhoben und vorgestreckt sind und zudem, wie hier bei Nr. 103, auch Attribute in den Händen gehalten werden können. 1 )

A. Kaufmann-Heinimann, Augst67mit der Anmerkung 15, in der entsprechende Stücke aufgeführt werden.

103 Venus

Tafel 58

lnv. Nr. 36,524. - Fundort Köln(?). Gekauft von Becker, aus Kölner Privatbesitz, angeblich in der Luxemburgerstr. gefunden. - H. 11 cm. Die nackte Göttin steht auf dem rechten Bein, das linke ist zurückgesetzt. Der etwas gedrungene Körper schwingt in der rechten Hüfte leicht aus. Die Brust ist klein gebildet. Der rechte Arm ist nach vom gestreckt; die offene Hand hielt wohl eine Patera. Der linke Arm ist angewinkelt; die Hand fällt etwas herab, Daumen und Zeigefinger halten einen Apfel. Der nach' rechts geneigte Kopf ist sehr fein gebildet, das Gesicht mit der geraden Nase und den gro-

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITYOF MICHIGAN

Ben Augen sehr ausdrucksvoll. Im Haar ein Diadem. Das Haar ist vom gescheitelt und rahmt mit Lockenwellen das Gesicht, hinten liegt es an und ist im Nacken zu einem Knoten gefaßt. Glänzendgrüne Patina, z. T. rote Flecken. Auf der rechten Seite des Diadems eine Kerbe. B/1,b.143'44, 19)8139,334 Taf. 59, 1.2. - Zum Typ allgemein vgl. LIMC D, 1, 161.

Tafel59

104 Venus Inv. Nr. 13527. H. 9,6 an.

-

Fundort bei Gohr, Kr. Neuss. Gekauft von Rektor Schenkel, Duisburg. -

Die nackte Göttin steht auf dem linken Bein, das rechte ist nur wenig zurückgesetzt. Der Körper, der in der linken Hüfte ausschwingt, ist leicht nach vom gebeugt. Der linke Arm ist am Körper entlang geführt, die Hand bedeckt den Schoß. Mit der rechten Hand will sie gerade das Brustband umlegen, das bereits über den Rücken geführt ist und das sie mit dem linken Oberarm an den Körper preßt. Der Kopf ist nach links gewendet. Das in der Mitte gescheitelte und von einem einfachen Diadem geschmückte Haar rahmt in einem breiten Blattkranz das Gesicht, ist im Nacken geknotet und fällt breit fächernd auf den Rücken. Keine Patina, völlig blankgerieben mit stellenweiser schwarzer Oberfläche. Beine verbogen. Bfl,b.108/09,1902, 353 Fig. 34. - Reinach, Rtp. Stat. DI 256,2. - l..ehner, Führu 57.

Die Göttin, die sich ein Brustband umlegt, ist öfter dargestellt 1). Interessant aber ist, daß eine solche Statuette als Beigabe in einem Grab in Krefeld-Gellep geborgen wurde 2), was, außer in Syrien 3), sonst nicht anzutreffen ist. 1 )

Reinach, Rtp. Stm. D 345 und 10 256,4. H. Menzel, Bildkataloge des Keslnn'-MuseumsHannovtrVI. Römische Bnmzm (1964)20 Nr. 32 Taf. 12. - Allgemein jetzt LIMC II, 1, 162;D, 2 Taf. 166 Nr. 172. - R. Pirling, AnliM Welt 5, 4, 1974,7 Fig. 12. Weiter Ausstellungskatalog .Gelduba"in Nijmegen 1974S. 20 Abb. 16 Kat. Nr. 62. Zu Kttfeld-Gellep vgl. die Übersicht von R. Pirling in: Ausgrabungenin DtutschlllrulII (1975)165ff. - ') A. Kaufmann-Heinimann, Augst 67mit Bezug auf A. de Ridder, Co/lmimtde Cloq, 111.Lts Bnmus (1905)3.

Tafel59

105 Venus Inv. Nr. 19826. - Fundort Bonn, Rheindorferweg (Rheinuferweg?). - Ges. H. ohne Basis 9,6 cm.

12,1

an, H.

Die nackte Göttin steht mit dem linken Bein auf einem einfach gekehlten, hohlen Postament und hat das rechte weit zurückgesetzt. Der Körper ist schmal, die Brüste sind nur angedeutet. Der Kopf ist zur rechten Seite gewendet; im Haar, das mit einem im Nacken geknoteten Lockenkranz das Gesicht rahmt, ein Diadem. Der linke Arm ist vor die Brust geführt, der rechte ist ebenfalls erhoben und hielt in der Hand wohl einen Spiegel. Schmutziggriine, braunfleckige Patina. Der rechte Fuß ist abgebrochen, doch erhalten; der linke Fuß abgebrochen. Am linken Ellenbogen eine Beschädigung. Der Sockel an seinem unteren Rand stark eingerissen. Zwei Löcher auf der Standplatte. 8/1,b.118, 1909, 133. - Lehner, Fiihru 57.

47

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITYOF MICHIGAN

Zur Venus mit Spiegel, die jedoch meist mit der anderen Hand eine Haarsträhne faßt, vgl. A. Kaufmann-Heinimann 1); weitere Beispiele bei Reinach 2), wo die Göttin in der anderen Hand einen Apfel hält. ') A. Kaufmann-Heinimann, Augst 67. - 2) Reinach, Rep. Star. II 361.

Tafel60

106 Venus Inv. Nr. 796. - Fundort unbekannt; in Köln erworben. - H. 8,1 cm.

Die nackte Göttin steht auf dem linken Bein, das rechte Bein ist nur wenig zurückgesetzt. Die linke Hüfte schwingt leicht aus. Beide Arme sind am Körper entlang geführt; die linke Hand bedeckt den Schoß, die rechte liegt nach vom gewendet auf dem rechten Oberschenkel auf. Der Kopf ist nur wenig nach rechts geneigt. Das Haar rahmt mit einem Wulst das Gesicht und ist im Nacken zu einem Knoten gefaßt. Im Haar ein Diadem. Grüne, fleckige Patina. Das Attribut der rechten Hand fehlt. Die Beine sind verbogen. Der Kopf ist stark verschliffen, ebenso ist die Oberfläche der ganzen Statuette abgerieben. Lehner, Führer57.

Diese Venus-Statuette darf als Variation des Pudica-Typs 1) angesprochen werden. A. Kaufmann-Heinimann, Augst 67Typ 11B.Vgl. dazu einige Statuetten aus Osterreich, R. Aeischer, ÖsterreichTaf. 46 u. 47 Nr. 79; Taf. 47 Nr. So; Taf. 48 Nr. 82 und 83. 1 )

107 Matrone

Tafel60

Inv. Nr. 16570. - Fundort wohl bei Köln. - H. 9,3 cm. Auf der Rückseite hohle Statuette einer sitzenden Matrone. Sie ist mit einem bis auf die Füße fallenden Gewand bekleidet, das vom zwischen den Beinen einen großen Faltenbausch bildet. Über Schultern und Brust liegt ein Mantel, der an der Brust durch eine Fibel gehalten wird. Der Kopf trägt eine große, runde Haube. Das Gesicht ist einfach geschnitten, die Augen sind gebohrt. Im Schoß liegen lose verteilt einige Früchte, die die Matrone mit der linken Hand festhält; mit der etwas erhobenen rechten Hand hält sie eine große Blume. Dunkelgrüne bis schwärzliche Patina, z. T. fleckig. Die Ränder des unteren Teils der Statuette z. T. abgebrochen. 8/bb. 116, 190'7,101. - Lehner, Führer61Taf. 15,1. - H. Möbius, Prähist.Zeitsclrr.34"3;, 1949/50,385ff., besonders 389 mit Taf. 22,6. - Auswahlkatalogdes RheinischenLandesmuseums801111 (1963) 70 f. mit Abb. S. 38. - H. Möbius, Studia Varia(1967) 140 ff., besonders 143 mit Taf. 35,2.

Die Figur ist nicht rundplastisch gebildet, so daß angenommen werden darf, daß sie zu einer Dreiergruppe sitzender Matronen gehört, wie sie der Matronenaltar von 164 n. Chr. wiedergibt 1) aber auch Terrakottagruppen aus Köln2). Die Statuette muß auf Grund der Beinstellung und der nach rechts hinausweisenden Blume die rechte sitzende Matrone gewesen sein. Bronzestatuetten von Matronen sind relativ selten. H. Möbius hatte in der Festschrift für Gero von Merhart eine Statuette in Kassel veröffentlicht 3) und auf die Kölner verwiesen, die schon L. Hahl 4) erwähnte aber erst von G. Faider-Feytmans in einem umfassenden

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITY OF MICHIGAN

Aufsatz auch abgebildet wurde 5). G. Faider-Feytmans hat dann in der genannten Arbeit weitere Bronzestatuetten zusammengestellt, an die sich nun die Bonner anschließen läßt, jedoch mit der Einschränkung, daß es sich nicht um eine einzelne Arbeit handelt, sondern daß sie Teil einer Dreiergruppe war. 1) Awswahlkatalog des RheinischenLandesmuseums Bonn(1963)56 f. Nr. 17 Abb. S. 17. Dort auch die weitere Literatur zu diesem Altar. - ') Zu den Terrakottagruppen vgl. F. Fremersdorf, Genna11ia 8, 1924,28 Abb. 1; Germania Romana'V (1930) Taf. 1,2; H. Klumbach, Genna11ia 23, 1939, Taf. 12,2. Vgl. auch die Terrakottagruppen aus Bonn bei L. Hahl, Bfbb. 16o, 1960, 13 Nr. 29 Taf. 4,1. - 1) H. Möbius, Prähist.Zeitschr.3"135,1949'50, 385ff. Taf. 21,1-4. - Ders., Studia Varia(1967)Taf. 34,1-4. Dort ist auch, vgl. Literatur-Verzeichnis, auf die Bonner Bronze verwiesen. - ') L. Hahl, Gennania21, 1937, 254 Anm. 5. - In der nachgelassenen und von Victorine Oairmont von Gonz.enbach ergänzten Arbeit L. Hahls dann abgebildet; L. Hahl, Bfbb. 16o, 1960, 41 Anm. 85 Taf. 7,5. - ') G. Faider-Feytmans, Gallia6, 1948, 385 ff. Fig. 6.

49

Digitizedby

Google

Originalfrom

UI\IVERSITYOF MICHIGAN

3 KULTKRONE

108 Kultkrone

Tafel 61-64

lnv. Nr. 33100. - Fundort Fürstenberg bei Xanten, Kr. Moers. 1926 im nördlichen Straßengraben der Via principalis südlich vom Legatenpalast des römischen Lagers Vetera I gefunden. - H. 13,2 cm; Br. 17,5 cm; T. 15 cm. Gesondert gearbeitete Kultkrone, die einer etwas unterlebensgroßen Statue, vermutlich aus Stein und wohl zerschlagen, aufgesetzt war. Sie ist halbrund geformt, nach hinten offen und mit einem Kronenrand versehen, der im Wechsel bogenförmig und spitzwinklig gebildet ist. Die Fläche der Krone ist durch Säulen, die nach oben zu nur einen Wulstring als Abschluß tragen und auch nicht bis zum Kronenrand reichen, in fünf, mit Figuren gefüllte Felder geteilt, die in Verbindung mit den Säulen und dem jeweiligen oberen Abschluß als Nischen gedacht sind. Diese Nischenreihe wird auf beiden Seiten durch einen breiten Pfeiler abgeschlossen, der einen Kinderkopf trägt. Die Mitte der Krone, betont auch schon durch die Breite der Nische, wird von einer weiblichen Gestalt eingenommen, die unter einem knorrigen Baum mit einem weit überragenden Ast steht. Dieser trägt stilisierte Früchte und Blätterbündelbüsche. Die weibliche Gestalt, die man wohl als eine Göttin ansprechen kann, trägt einen ärmellosen Chiton und darüber einen Mantel, den sie um Schultern und Hüfte gelegt hat und eine helmartige Kopfbedeckung. Sie stützt sich mit dem rechten Arm auf einen Pfeiler, so daß sie in der linken Hüfte stark ausschwingt und hält mit der Rechten einen langen Stab, wohl ein Szepter, der oben in einen runden Knauf endet. Auf der linken Seite der Göttin ist ein jugendlich nackter Merkur wiedergegeben, der den kleinen Bacchusknaben auf dem Arm trägt. Auf der rechten Seite entspricht dieser Darstellung ein ebenfalls nackter Jüngling, der sich an einen Pfeiler lehnt und in seiner herabhängenden Rechten ein Ährenbüschel hält. Die Außennischen füllen zwei kahlköpfige, bärtige und kurzstämmige Männer. Der Mann auf der linken Seite trägt ein kurzes Gewand mit Mantel und hohen Schuhen und geht zügig voran. Er hat einen Krummstab geschultert, an dem er in einem Mantel verschnürt eine Last trägt. Der zur rechten Seite stützt sich auf einem Knotenstock auf und scheint langsamer gegen einen kräftigen Wind, der seinen Mantel nach hinten zu weit ausbauscht, voranzukommen. Stehen die drei Mittelfiguren auf dem Wulstring, der das Bildfeld unten abschließt, so haben die beiden Außengestalten noch eine zusätzliche eigene Standplatte. Glänzend grüne, glatte Patina. Nur geringfügige Kratzer. Auf dem unteren Rand, der zum Einlassen der Krone diente, eingetiefte Stellen, wohl für Befestigungsstifte. H. Lehner, Gennania 13, 1929, 131 f. - H. Lehner, 8/bb. 134, 1929, 1;,6 Tal. 16 f. - J. M. C. Toynbee, Art in R/>. 119, 1910, 300 Anm. 1. - Leh· ner, Führer 54. - L. Curtius, RM. 50, 1935, 265 f. mit Abb. 1 und 315. - A. Alföldi, Ur-Sclm'/h•ctim,(1b.175, 1975, 344 ff. Abb. auf S. 348.

229 Büstengefäß

Tafel 107

lnv. Nr. 32124. - Fundort Niederbieber, Kr. Neuwied. Sammlung Wied. - H. 11,1 cm. Ein Negerknabe kauert auf einem kleinen, ovalen Sockel mit konkav eingezogenen Seiten. Er hat die Knie dicht angezogen, hat die Hände darauf gelegt und stützt das Kinn auf. Aus dem Gesicht mit den wulstigen Lippen und der platten Nase schauen große Augen heraus. Auf dem Kopf eine dichte Kalotte von in einzelnen Locken gedrehten Haaren, die von einem Mittelwirbel ausgehen. Der obere Teil des Kopfes ist zu einem Deckel ausgeschnit97

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITYOF MICHIGAN

ten, der sich an einem Scharnier bewegt. Rechts und links sind an den hochgezogenen Schultern Osen angebracht.. Der Knabe ist nackt; er trägt nur eine Hose, deren Begrenzung zwei vertiefte Linien sind und deren Zeichnung durch Punkte angegeben ist. Dunkelgrüne, etwas fleckige Patina. Die rechte Seite und der Rücken sind eingedrückt und eingerissen. Bfbb. 133, 1lonet A. Blanch~t, Cataloxuedesbro11zes a11tiq11es deJaBi/l/iotl1t'q11e Natic111ale ( 189;) Nr. 1122 u. 1123 und S. Reinach, Rep.St. II 727, 5 u. 728, 5. Vgl. auch J. Babelon, Choix de Bro11z,·s de In Collcctio11 Ca_ylus (1928)49 Taf. 14 u. 15. - 1) W. J. Braun, 801111er WPr. 1857. - >) F. G. Habe!, A1111ale11 d. Ver. f. 11a,,,111isdie Altert11111sku11d,• Heft 3, 146. - ') Lehner, Fiiltrer 6o. - ') E. von Mercklin, /dl. 48, 1933, 90. - •1A. Radnoti, 811.va.V(irx1·scl1id1t,bl. 28, 1963, 67 ff. Tabelle 1, 4. 1 )

480 Eberzahnamulett

Tafel 147

lnv. Nr. A 184. - Fundort unbekannt. Sammlung Eberle Nr. 1415. - H. 13 cm (ohne Ose). Eine Eberprotome mit fletschendem Rachen und drohenden Hauern wächst aus einem Blattkelch heraus und ruht auf einem nach unten sich verbreiternden, profilierten Sockel, der wiederum auf einer quadratischen Platte aufsitzt. Unterhalb der Platte eine fast recht-

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITY OF MICHIGAN

eckige, breite Ose. Auf der Unterseite der Platte eine quadratische Öffnung, die, sich verengernd, bis in den Eberkörper hineinreicht. An den Blattkelch schließt sich eine nach oben gebogene dreikantige Tülle an, in die ein Eberzahn hineingesteckt ist. Grüne, etwas fleckige Patina. Die Spitze der Tülle ist abgebrochen. 8/116.127, 1922, 2119 Taf. 7 u. 8. - H. l.ehner, B/116.129, 192-4,6-;ff. Abb. 2. - E. von Men:klin,]dl. 48, 1933, 126. P. LaBaume, RömischtsKunstgnom,e (196-4)254 f. Abb. 242. - Auswahlkatalog 74 Nr. 33 Abb. S. 31. - A. Radnoti, Pnltlinzialia. Ftst5chrift für Riulolf-lAur-&lszrt (1968) 174 Anm. t t.

Die Eberzahnamulette, hier Nr. 48o und 481, gehören in ihrer wuchtigen Form zur Ausstattung schwerer Holzjoche von großen Reisewagen. Die Form selbst, verbunden mit einer apotropäischen Vorstellung, ist über das gesamte römische Reich verteilt, hat aber ihren Ursprung im keltischen Bereich1). Das Stück aus Frenz gehört zu einer lokalen, auf den Niederrhein beschränkten Gruppe, die sich dadurch auszeichnet, daß sie auf der Rückseite jeweils einen langen Haken tragen 2). Die Amulette selbst wurden stets paarweise auf den Jochen angebracht und zwar mit der Spitze des l.ahnes nach vom 3). 1) Zu den verschiedenen Wagentypen vgl. H. Menzel, Mainz.erZeitschr.44-'45,l94o/50, 58 ff. Dort auch deT Nachweis des keltischen Ursprungs a. 0. 59. - A. Radnoti, Provinzialia.Festsclrrift für Rudolfl..aur-Belart (1968) 174 Anm. 11 mit weiteren Hinweisen. - ') Radnoti a. 0. 178 f. mit Anm. 30. - ') A. Alföldi und A. Radnoti, Sma Hoffillmmuz(1940) 318 Taf. JO,das Relief aus Vaison: E. Es~randieu, Recutilgb,traldesbas-reliefs de 1aGaule ro,,u,ine1 (190'7)222 f. Nr. 293.

481 Amulett in Form einer Eberprotome

Tafel 147

lnv. Nr. 30245. - Fundort Frenz, Kr. Düren, Wagengrab. - L. 11,8 cm; H. 4,5 cm. Auf einer etwa dreieckigen Tülle sitzt ein Eberkopf auf, der von der Tülle nur auf der rechten Seite durch zwei Wulstringe getrennt ist. Der Kopf ist naturalistisch wiedergegeben; die Ohren sind aufgestellt, das Maul mit den Hauern ist geöffnet und das Kopfhaar ist strähnig wiedergegeben. An der rechten Seite der Tülle ist eine Art Blatt angesetzt, während sich auf der linken Seite ein langer Haken befindet. Schmutziggrüne, z. T. fleckige Patina. Das an der Tülle ansetzende Blatt ist etwas ausgebrochen. H. Lehner, 8/116.12ll, 1923, 44 Nr. 15 Taf. II b 4 und IV 23, 24. - H. Lehner, Bfbb.129, 1924,67 ff. Abb. 1. - E. von Mercklin, ]dl. 48,1933, 126 mit den Anm. 8-1 t. - A. Radnoti, Provinzialia.Festschriftfür Rudolfl..aur-Belart (1968) 179 mit Anm. 31.

Tafel 148

482 Zweiarmiger Wagenaufsatz lnv. Nr. 30241. - Fundort Frenz, Kr. Düren. - H. 1J, 1 cm; Br. 14,4 cm.

Auf einem sich nach oben verjüngenden und hohlen Sockel sitzt ein weiblicher Kopf auf, der aus einem flachen Blattkranz herauswächst. Der Kopf wird von einem gewellten Lokkenkranz gerahmt, der über der Stirn geteilt ist. Am Hinterhaupt legt sich das Haar glatt an, ist nur durch gewellte Strichelungen gezeichnet und bildet im Nacken einen Knoten. Der Kopf ist ein wenig nach oben gerichtet. Das Gesicht ist rundlich geformt, die Augen sind groß und gebohrt, der Mund ist klein. Auf dem unteren Ende ragen die Halterungen in der 174

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITY OFMICHIGAN

Form von je einem Finger heraus. Der Hohlkörper ruht auf einer doppelten Basis, die gekerbt ist. Grüne, etwas fleckige Patina mit z. T. durchscheinender Bronze. Zeitsdrr. d. Aadientr Geschiclttswreins42, 1cµo, 341 ff. - H. Lehner, BJl,b.128, 1923, 39 Taf. Il, 1 u. IV, 22. - E. von Mercklin, Jdl. 48,1933, 113 Nr. 59. - A. Allöldi, Arclt. trt. 48,1935, 26.f mit Anm. 4; mit dem Hinweis, daB die zwei Stücke auf einen zweirädrigen Wagen schliellen lassen. - A. Alföldi, L'Antiquit~ Classique8, 1939, 350. - H. Van de Weerd, L'Antiquitl C/assiqut9, 1940, 122. - A. F. de Aviles, ArchivoEspailo/Arqu. 31, 1958,6 Abb. 1a rechts. - A. van Doorselaer, ReptrtoriumderRiimeruit/ichenGriibtrin Nord-Gallitn2 (1g64)8. - Chr. W. Röring, Arclt. Korr. BI. 8, 1978, 319 Taf. ,s. - Chr. W. Röring, Untmuchungtn zu RömischenReiStWagtn(1983)27 u. 131l 1 Taf. 17,1 (Im Abbildungsnachweis mit falscher lnv. Nr., Im Katalog richtig); zum Wagen von Frenz allgemeinals einem zwein\drigen S. 41 mit den Rekonstruktionen auf Taf. 28.

Heron de Villefosse hat diese Art von Wagenaufsätzen bereits in drei Listen 1) vorgelegt, hier die Stücke 482 und 484, die dann von v. Mercklin 2) ergänzt wurden, ohne daß ihre Funktion am Wagen klar erkannt wurde. Erst A. Aldölfi 3) hat dann, mit dem mißverständlichen Namen „Radabweiser" diese Aufsätze erneut behandelt, wobei er hauptsächlich die einarmigen zusammenstellte, aber auch die zweiarmigen kurz behandelte und hervorhob, daß diese am Mittelstück zumeist eine figürliche Verzierung aufweisen und vor allem über das ganze Imperium verbreitet waren, im Gegensatz zu den einarmigen, deren Verbreitung, mit wenigen Ausnahmen, sich auf das Rheinland und Pannonien beschränkte. Das Entstehungszentrum dieser einarmigen Aufsätze ist auf Grund der aus dem keltischen Bereich übernommenen Zierelemente das Rheinland, von wo sie in Pannonien übernommen wurden 4). Aber erst die Arbeiten von 1. Venedikow5) und A. Radnoti 6) erbrachten die Lösung der Frage nach der eigentlichen Zweckbestimmung. Es handelt sich um sogenannte Lissenaufsätze, die zwischen Rad und Wagen angebracht waren. In den Haken oder auch Ösen lagen Riemen oder Seile, die durch einen oder zwei Ringe an der Wagenkarosserie führten, so die Karosserie hielten und federn ließen und damit ein bequemes Fahren ermöglichten. Die von F. Braemer7) vorgelegten neu gefundenen Aufsätze erhielten wiederum die Funktion zugewiesen, daß sie auf dem Joch der Pferde befestigt und für die Zügelführung bestimmt waren. Doch als eindeutiger Beweis für die Anbringung dieser Art Aufsätze zwischen Wagenkasten und Rad ist ein in Arlon befindliches Skulpturenfragment heranzuziehen, das J. Mertens 8) vorgelegt hatte. In diesem Sinne, als Lissenaufsätze für die Halterung des Wagenkastens, sind auch die beiden Stücke aus Frenz zu benennen, wobei es sich um einen zweirädrigen Wagen handelt. Die offenen Haken enden meist in Entenschnäbel, doch kommen wie hier, auch Fingerendungen vor9). H. de Villefosse, MbnAntFr. 6-J,1908, 268 ff.; Bul!AntFr. 1909, 143und BullAntFr. 1916, 23; ff. Dazu noch die gesonderte Vorlage eines Stückes aus Kasrin, Tunesien, Bu/lAntFr.1908, 150ff. Abb. S. 151. - ') E. von Merclclin, Jd/. 48, 1933, 1o8 ff. Vor allem mit dem Hinweis, daß die beiden Ausläufer entweder Haken oder Osen sind. - 3) A. Alföldi, Arch. t,1.48, 1935, 263 ff. (Deutsche Zusammenfassung). - ') F. Fremersdorf, LaurtotAquincm• ~ 1 (1938) 168ff. - ') 1. Venedikow, Lt char thrau (1g6o)Taf. 93. - ') A. Radnoli, Mill. Histirr.Vtrein Pfalz 6-J, 1969, 87ff. - ') F. Braemer, Bu/lAntFr. 1975,79 ff. Zu der Schreibweise des ersten von H. de VillefossegenaM• ten Aufsatzes (vgl. MbnAntFr. 6-J,1908, 270 Nr. 1) folgendes: Der Fundort heißt "Denderwindeke" und nicht, S. 84, Derdewindeke, so übernommen von H. de Villefosse, oder S. 86 Anm. 4 Dederwindeke. Dagegen richtig vom gleichen Verfasser im Katalog 1q63, 116 Nr. 521, der in der gleichen Anm. 4 zitiert wird. Vgl. jetzt G. Faider-Feytmans, Les Bronus Roltlllinsdt Belgique(1979) 150 Nr. 283 PI. 1og/110.- ') J. Mertens, Nouvtlks Sculp1 )

1 75

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITY OFMICHIGAN

turesRomainesd' Ar/on. Archaeologica Belgica 103 (1967) Taf. 15 und die zeichnerische Einfügung dieses Stückes in den Wagen von Klagenfurt, Tafel 12. - ~ G. Seure, Bull. Corr. Helle11ique 28, 1904, 228 Fig. 32. Auf der Wagenrekonstruktion von G. Seure a. 0. 236 Fig. 36 sind diese Aufsätze funktionslos auf dem oberen Wagenkastenrand aufgesetzt.

Tafel 148

483 Maultierprotome lnv. Nr.

30243.

-

Fundort Frenz, Kr. Düren. - H. 7,8 cm; Kopfbreite 6, 1 cm.

Beschlag in Form einer Maultierprotome, die unten in einem Halbbogen ausgeschnitten ist, der von einem Kerbband umrandet ist. Die Brust des Pferdes trägt eine Sehirrung, die durch zwei erhabene Kerbbänder angegeben ist, die sich auf dem Halbbogen in einer Rosette vereinigen. Der nach rechts gewendete Kopf sitzt auf einem hohen Hals und ist mit seinem geschlossenen Maul, den großen Augen, den angelegten Ohren und der aufgestellten Mähne naturalistisch wiedergegeben. Die Rückseite ist hohl. Dunkelgrüne Patina, z. T. durchschimmernde Bronze. H. Lehner, 8/bb. 128, 1923, 44 Taf. II b, 6; Taf. IV, 25.

Die rückseitig hohle und nach unten zu gebogene Protome deutet, wie Lehner bereits annahm, darauf hin, daß das Stück als Applike diente und wohl am Wagen befestigt war.

Tafel 149

484 Zweiarmiger Wagenaufsatz lnv. Nr.

30242.

-

Fundort Frenz, Kr. Düren. - H.

12,2

cm; erhaltene Breite

13, 1

cm.

Auf einem sich nach oben verjüngenden und hohlen Sockel sitzt ein fast gänzlich zerstörter Kopf auf. Auf dem unteren Ende des Hohlkörpers ragen die Halterungen in der Form von je einem Finger heraus. Der Hohlkörper ruht auf einer doppelten Basis, die gekerbt ist. Stark fleckige, grünliche Patina. Die ganze Vorderseite ist zerstört und aufgerissen, der linke Finger nur ein Fragment. Das Stück wird wohl im Feuer gelegen und dadurch Schaden genommen haben. Abgebildet ist hier nur die besser erhaltene Rückseite des Stückes. H. Lehner, 8/bb. 128, 1923, 39 Tat. II b, 2. - E. von Mercklin, /dl. 48, 1933, 113 Nr. 6o.

Weitere Literatur und Hinweise auf die Funktion des Stückes vgl. Nr. 482.

485 Deichselbeschlag in Form einer Löwenmaske

Tafel 149

lnv. Nr. 30240. - Fundort Frenz, Kr. Düren. - Br. 8,9 zu 9,5 cm; H. 5,2 cm. Auf einer nur schwach geriefelten fast runden Pl.:1ttesitzt eine stark erhabene Löwenmaske

auf. Sie ist außerordentlich realistisch wiedergegeben. Das Maul ist fletschend geöffnet, die Augen sind gebohrt und waren wohl mit Silber eingelegt, die Mähne legt sich in großen Locken um den Kopf. Die Rückseite ist hohl. Grüne Patina. Das obere Randstück ist ausgebrochen; ein Riß auch auf der rechten Randseite. H. Lehner, 8/bb. 128, 1923. 38 Taf. II b, 5. - E. von l\-1crcklin,Jdl. 48, 1933, g8.

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITY OF MICHIGAN

"'

Der Beschlagin Formeines Löwenkopfes diente mit seiner kurzenTülle, wie schon Lehner1) angemerkt, als Verzierung des Deichselkopfes. Eine knappe Zusammenstellung solcher Oeichselendungen in Form von Löwenköpfen gab E. von Mercklin2). 1 )

Lehner a. 0. 38 f. mit Anm. t. - ') E. von Mercklin. Jdl. 48, 1933, ')8 und 119 f.; Abb. 38 die Trierer Achsenschlüsse; dazu auch H. Menzel, Trier 110 Nr. 267 u. 268 Taf. 81.

1 77

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITYOF MICHIGAN

..

MÖBEL TEILE UND GERÄTESTÜTZEN

486 Dreifußbekrönung

Tafel 150

Inv. Nr. 384. - Fundort unbekannt. Ehemals Sammlung Mertens, Verk. Kat. Nr. 2o83. H. 7,2 cm. Langgestreckte, unbekleidete Büste des Bacchus, die nach unten zu durch einen kleinen Sockelstreifen abgeschlossen ist. Die Büste hat Armansätze. Der jugendliche Kopf ist leicht zur rechten Seite geneigt. Das Haar ist glatt und in der Mitte gescheitelt und trägt einen Kranz von Weintrauben und Blättern. Über der Stirn und zu den Seiten je eine große Blüte; zwei lange Haarflechten fallen links und rechts auf die Schultern herab. Die Rückseite der Büste ist flach gebildet und enthält einen langen Einschnitt zur Aufnahme der Stange des Dreifußes. Schwarzgrüne Patina. Auf dem Scheitel des Kopfes, hinter der mittleren Blüte, ein Loch, vielleicht der Rest einer nachträglich angebrachten Öse, um das Stück, das vom Dreifuß abgebrochen war, als Büstengewicht zu verwenden. Dieses Stück gehörte ursprünglich einem Dreifuß 1) an, wa·r mit einem Haken auf der Rückseite ausgestattet, der, zusamm,en mit den der beiden anderen Köpfe, sowohl eine

Platte halten, und somit einen Tischbildend, als auch einen Kesselfassenkonnte. Die Dreifüße sind von Schwendemann 2) ausführlich behandelt und ihre Geschichte durch neuere Funde ergänzt worden· 1). Hier scheint es, daß das Stück, unter Abschleifen oder Ausbrechen des hinteren Hakens, zu einem Büstengewicht umgewandelt werden sollte; ein Vorgang, der häufiger bei Büstengefäßen zu beobachten ist~). Vgl. z.B. den Dreifuß bei Ph. Houben und F. Fiedler, De11k111iiler aus Castra Vetera(1839) Taf. 12. - ') K. Schwendemann, /dl. 36l37, 1921'22, 107ff. - ·') H. Menzel, Trier 116f. Nr. 283 mit Anm. 2-5. - ') H. Menzel, Trier 71 f. Nr. 170 Taf. 59. 1)

487 Bacchusbüste als Dreifußaufsatz

Tafel 150

Inv. Nr. C 7102. - Fundort Xanten, Kr. Moers; Colonia Ulpia Trajana. - H. 7,5 cm; Br. 3,5 cm. Die Büste eines Bacchus, die auf einem profilierten Sockel ruht, wächst aus einem Blattkelch heraus. Der Kopf mit dem gutgeformten Gesicht ist ein wenig zur rechten Seite gewendet. Die Strähnen des in der Mitte gescheitelten Haares sind hochgenommen und rahmen die Stirn, während sie im Nacken geknotet sind. Ein Kranz aus Efeu blättern mit einer Blüte auf dem Scheitel ist um den Kopf gewunden, woran große Trauben mit Weinlaub hängen. Auf der linken Schulter liegt ein gefaltetes Gewandstück, das vorn in einen Bausch endet, in dem Trauben liegen, an denen sich ein kleiner Hase gütig tut. Die rechte Schulter ist unbedeckt. Aus der Rückseite der Büste kommt aus einem Blätterkelch ein großes spitzförmmges,

Digitized by Google

Original from

UNIVERSITY OF MICHIGAN



nach unten glattes Blatt hervor, das, nach oben schwingend, in eine große Blüte endet. Die Blattspitze selbst knickt nach unten ab. Dunkelgrüne Patina. Die Oberfläche der Büste an einigen Stellen korrodiert und insgesamt stark abgegriffen. H. G. Horn, Das Rhei11ische LA11desmuseum 801111 1971, 51 f. - H. G. Horn, 8/l>b.172, 1972, 164 ff.

H. G. Horn 1) hat das Stück eingehend behandelt und feststellen können, daß das aus dem Rücken herauswachsende Blatt als Unterlage einer Tischplatte diente und zwar so,

daß die Platte auf der Blüte auflag und der größeren Festigkeit wegen ein zusätzlicher Rahmenstab unter der nach unten abgeknickten Blattspitze angebracht war, so daß die Tischplatte mit der erst nachträglich angebrachten Büste verkeilt war. Das aber bedeutet, daß dieser Tisch nicht klappbar war, sondern ein festes Möbelteil bildete, das nach Bedarf hin und her getragen werden mußte, woher sich auch die abgegriffene Oberfläche der Büste leicht erklären läßt. Die Büste des Bacchus deutet den dionyischen Bereich an, wozu auch der kleine Hase gehört, der an den Trauben im Gewandbausch nascht. Horn datiert die Büste in die 2. Hälfte des 2. Jh. n. Chr. ') H. G. Horn, 8/hb. 172, 1972, 164 ff.

488 Beschlag mit männlicher Büste

Tafel 150

lnv. Nr. 349. - Fundort Köln. - Dm. 4,7 cm; L. mit Büste 6,5 cm. Auf einer von konzentrischen Kreisen gerandeten Tülle sitzt eine männlich Büste auf. Die Büste selbst ist unbekleidet, der Ansatz der Oberarme ist deutlich angegeben. Der Kopf ist bärtig, das Haupthaar liegt glatt an und ist gepunktet. Auf der rechten Kopfhälfte ist eine kleine, kugelförmige Erhebung. Die 1,2 cm breite Tülle ist hohl und hat einen breiter werdenden Mittelsteg, der an den Schmalseiten zur einen Seite überragt; außerdem ist noch rechtwinklig zum Steg ein spitz zulaufender, dreieckiger Stift angegossen. Das Stück ist in einem Guß gefertigt. Fleckige, hellgrüne Patina. Die rechte Stirnseite des Kopfes ist durch eine Kerbe beschädigt. Tülle auf der gleichen Seite eingedrückt. Dieses Beschlagstück war wohl an einem Möbel aus Holz angebracht. Zu denken wäre an die Endung einer Armlehne, sei es an einem Sessel oder an dem Sitz eines Wagens'). 1)

Als Endung einer Armlehne am Wagl'n vgl. hier Nr. 472.

Tafel 150

489 Gerätfuß lnv. Nr.

16323.

-

Fundort Bonn. Gekauft von Beer. - H. 4,7 cm.

Gerätfuß in Form einer Tatze, die nach oben in einen Blattkelch mündet, aus dem ein von einem Tuch verhüllter Kopf herauswächst. Auf der Rückseite etwas ausgehöhlt und zur Stütze gebildet. Verkrustete grüne Patina. 179

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITYOF MICHIGAN

Zu vergleichen ist dieser Gerätfuß mit einem Stück der Bibliotheque Nationale 1). 1 )

E. Babelon et A. Blanchet, Les Bronus Antiques (1811rga51111/i,•11 (1958i 259 ff. Vgl. auch H. Menzel, S/~'Yer35 f. Nr. 64 Taf. 44.

536 Kanne

Tafel 168

lnv. Nr. 1767. - Fundort unbekannt. Aus Sammlung Disch. - H. 11,6 cm. Bauchige Kanne, die nach oben zu sich stark verjüngt. Der Hals ist durch drei Kreise betont. Der breite Rand ragt nach oben steil heraus. Der kurze Henkel legt sich mit Vogelkopfgriffen auf den Rand, ist grob gekehlt und legt sich mit einer weiblichen Attasche an den Gefäßkörper an. Der Boden ist flach mit mittlerem Drehpunkt und konzentrischen Kreisen. Der Henkel scheint auf Grund der verschiedenen Patina später angesetzt zu sein. Kanne, von der große Teile ergänzt sind, mehr bräunlicher Bronzeton; Henkel hellgrüne Patina. Lehner, Fiihrer 47. 195

Digitized by Google

Original from

UNIVERSITY OF MICHIGAN

Zu dieser KaMenfonn und auch der der KaMe Nr. 237 wäre am ehesten die KaMe aus Siscia1) anzuführen und ein weiteres Exemplar im Museum Kam in Nijmegen 2). Beide Stücke werden schon sehr früh angesetzt, zumindest schon in Pompeji vorkommend; doch dürften diese beiden l1>. 13), 1928, 287.

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITYOF MICHIGAN

545 Griff

Tafel 174

Inv. Nr. 19829. - Fundort Bonn, Friedrichstraße. Gekauft von Springenguth. - L. 9,9 cm; H. 3 cm. Griff wohl einer Platte oder einem Becken in Form zweier auseinanderfliegender Schwäne. Die Hälse sind gestreckt, das Gefieder in Wellenlinien, Halbkreisen und starker Strichelung angegeben. Zwischen den Schwänen eine stilisierte Blüte. Auf der Rückseite zwei gegenständige, plastisch gearbeitete Voluten in Form eines liegenden S. Im Zwickel darüber befindet sich eine Palmette. Blankgescheuerte Bronze mit Resten hellgrüner und rotbrauner Patina. Bruchkante an der Unterseite der Schwäne. B/bb. 118, 1909 Beilage S. 133. - Lehner, Fülrrer49.

546 Gefäßhenkel

Tafel 174

lnv. Nr. A 1 a. - Fundort Wintrich, Kr. Bemkastel-Wittlich. - L. 12 cm; Br. 9,5 cm. Der Henkel faßt die Kanne mit Vogelkopfvoluten, während ein mittleres Blatt als Daumenstütze darüber hinausragt. Der massive Henkel setzt nach oben zu mit zwei gestrichelten Leisten ab, nach unten endet er in eine Attasche. Der Schmuck des Henkels ist in zweifacher Weise angebracht; einmal als echtes Relief, zum anderen als eingeritzte Zeichnung. Die Bilder beginnen oben mit einem schematisch wiedergegebenen Tempel mit kegelförmigem Dach, das von einer Kugel gekrönt und von zwei tordierten Säulen getragen wird. Eingeritzt rechts und links daneben zwei gefächerte Bäume. In der Mitte des Henkels, wieder eingraviert, wohl Blätter. Auf der Attasche eine unbärtige Gestalt mit jugendlichem Kopf; bekleidet mit einem Gewand, das den Oberkörper frei läßt und sich von der linken Schulter zur rechten Hüfte hinzieht. Der rechte Arm ist nach unten gerichtet, der linke erhoben und faßt einen Stab, darüber eine Blüte in vollem Relief. Die Gestalt mag wohl ein Bacchus mit Thyrsosstab sein. Wenig Patina, zum größeren Teil blank gescheuert, sonst dunkelgrüne bis bräunliche Patina. Der untere Teil der Attasche sowie der Schnabel des linken Vogelkopfes abgebrochen. L. Urlichs, 8//,/,. 4, 1844, 193 ff. Taf. 5,3.4.

547 Gefäßhenkel

Tafel 174

Inv. Nr. A 1 b. - Fundort Wintrich, Kr. Bernkastel-Wittlich. - H. 6,2 cm.

10, 1

cm; obere Breite

Gegenstück zu dem vorigen Henkel. Nur ist der Erhaltungszustand ungleich schlechter, so daß nur das Relief erkennbar ist, nicht aber mehr die eingeritzten Zeichnungen auf dem Henkel. Kaum Patina; die vorhandene ist schmutziggrün. Die Attasche bis auf den Kopf ganz abgebrochen. Von den beiden Voluten am oberen Ende ist bei der linken der Schnabel, bei der rechten der Kopf abgebrochen. L. Urlichs, B/l>b.4, 1844, 193 ff. Tat. 5,3.4

Digitizedby

Google

Originalfrom

UNIVERSITYOF MICHIGAN

. 548 Paterengriff

Tafel 175

Inv. Nr. 58, 1096. - Fundort Bonn- Bad Godesberg. - L. 12,7 cm. Hohl gegossener Griff einer Patera, der in einen Widderkopf endet. Der Kopf ist langgestreckt, die Hörner sind zurückgebogen und liegen auf der Oberfläche des Griffes. auf. Dieser ist halbrund, wobei die flache Seite nach oben weist. Das Stück ist stark zerfressen, bestoßen und z. T. abgebrochen. Einzelheiten sind nicht mehr zu erkennen. Keine Patina.

549 Gefäßhenkel lnv. Nr. 858o. - Fundort Xanten, Br. 6,9 cm.

Tafel 175 Kr. Moers. Gekauft von Reiling, Mainz. - H. 13,6 cm;

Gefäßhenkel, der aus einem Halbrundstab besteht, der nach oben in eine Büste endet, die oberhalb der Mündung des Gefäßes aufsitzt und als unteren Abschluß eine Attasche mit einem weiblichen Kopf hat. Der Henkel ist verziert von zwei sich berührenden Kreissegmenten; aus den so entstandenen Zwickeln gehen palmettenartige, eingravierte Ornamente hervor. Die obere weibliche Büste ist mit einem Gewand bekleidet, dessen Ärmelan. satz und Halsausschnitt durch eingravierte Linien gekennzeic.hnet ist, die auf den Schultern zusammenlaufen und in je drei eingravierte Kreise enden. Der Kopf ist streng geschnitten, das Gesicht von einem leicht gewellten Haarkranz gerahmt, in das ein Diadem gesteckt ist, das aus sechs zungenförmigen Gliedern besteht; auf dem Kopf liegt das Haar glatt an und ist im Nacken in einem Knoten gefaßt. Die Attasche wird von einem ebenfalls weiblichen Kopf gebildet, der vom fast rechtwinklig angeordneten Haar gefaßt wird. In die Stirn fallen, gerade abgeschnitten, regelmäßige, gerippte Locken; an den Seiten des Gesichtes hängen je

drei feingerippteHaarsträhnenherab. Im Haar ein Reif,der über der Stirnzwei Medaillons hat und rechts und links zwei gezackte Blätter hält. Zum Griffende zu ist der Kopf durch Voluten und Palmetten abgesetzt. Bräunlichgrüne Patina; z. T. durchscheirnende Bronze und etwas fleckig. Menzel, Auswahl 6o Nr.

41.

Tafel 175

550 Kannenhenkel

Inv. Nr. 40,303 b. - Fundort Grabhügel 1 aus dem Polcher Holz, Distr. 39, Monreal über Mayen, Kr. Mayen-Koblenz. - Br. 5,7 cm. Oberteil eines Kannenhenkels mit Pantherprome, die sich mit den Vorderpranken auf das Gefäß auflegt. Dunkelgrüne Patina. W. Haberey,BJbb.148, 1948, 432 f. Abb. 44, 14. - A. Radnoti, Ba!fa.Vor~1·sd1/l/ 25, 196o. 123 Nr. 63. ~ j. Ch. Ball)•, Bull. Musies Royaux d"Art et d'Hist