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German Pages 856 [873] Year 1881
Tie
Preußischen Anssührungsgesetze ZU dm
Keichs-Äusttzgesetzen. Mit kurzen Erlänternngen und ausführlichem
Sachregister
von
Dr. I. Struckmann, (Mel),
l
bei-cnstijrntl) unb 'Jaubgcriditv Prandenl.
uni)
H. Koch,
Mniierl. Geb. Cbcv ^iiiiußnui), Neichsbcnikjuflitiai'iiiv u. '.Uhtfllicb d. Neich/btiiltbirettoriums.
Zweite mit einem S)iad)trag versehene Ausgabe.
Berlin und Leipzig
Verlag von 3. Guttrntag
sD. Collin).
1881.
Vorwort (gleichzeitig mit den Rcichsjnstizgcsetzen treten am 1. Oktober d. I. eine Reihe von Ausführungsgesctzen in Kraft. Wenngleich diese nur geringeres wissenschaftliches Interesse darbieten, so bedürfen sie doch vermöge ihrer eigenthümlichen Beschaffenheit in besonderem Grade der Erläuterung. Zunächst sind die Punkte nachzuweisen, an welchen sie sich mit den Reichs gesehen berühren und in letztere ergänzend oder ausführend eingreifen. Sodann muß der Praktiker den Einfluß der neuen Gesetze auf den bisherigen Rechtszustand in Preußen sicher und klar zn beurtheilen im Stande sein. Dieser Einfluß ist ein sehr verschiedener; bald sind nur einzelne Stücke aus dem Bau genommen, bald sind größere Theile eines Bauwerks ab gebrochen, bald ragen nur noch einzelne Ueberbleibsel des alten Baus in die Gegenwart herüber. Die größte Schwierigkeit aber bietet der — durch die Verhältnisse gebotene — unorganische Charakter der neuen Gesetzgebung selbst. Abgesehen von einigen einheitlicheren Gesetzen, wie der Hinterlegungsordnung, der Schiedsmannsordnung re., tragen die Ausführungsgesetze meistens ein zersplittertes und un selbständiges Gepräge; sie dienen eben den höheren Zielen der Reichs justizgesetze, zu denen sie sich gewissermaßen wie partikuläre Novellen verhalten. So ist das Verständniß dieser Gesetze, welche wieder viel fach in einander greifen und sich wechselseitig ergänzen, keines wegs ein leichtes und bequemes. Wird es auch wesentlich durch die reichhaltigen Gesetzgebungsmaterialien, insonderheit die mit großer Sorgfalt abgefaßten Motive erleichtert, so ist doch auch der Weg durch diese nicht leicht zu finden. Kurze Erläuterungen, welche
diesen Bedürfnissen entgcgenzukommen suchen, also namentlich den inneren Zusannnenhang der Ausführungsgesetze mit den Reichsjusü;gesetzen und den bisherigen preußischen Gesetzen sowie der Ausführungs gesetze unter einander klarzustellen beinüht sind, in der Hauptsache auf die Materialien gestützt, bringen der Praxis vielleicht ein will kommenes, den Uebergang erleichterndes Hülfsmittel. Die Heraus geber haben aber ualnentlich auch die Ergänzung ihres Kommen tars zur Civilprozeßordnung für die Anwendung in Preußen im Auge gehabt -und sich deshalb in jenem Werke hinsichtlich der Preußischen Ausführungsgesetze auf kurze Andeutungen beschränken können. Möge die kleinere Gabe sich nicht minderer Gunst der Fachgenossen erfreuen! Berlin, int Juli 1879.
Die Verfasser.
Inhalts-Nerzeichmß. Seite 1—70
I. II.
Ausführungsgesetz zum Deutschen Gerichtsverfassungsgesetz Gesetz, betreffend die Errichtung der Oberlandesgerichte nnd
III.
der Landgerichte ... ............................................. 71 —90 Verordnung, betreffend die Errichtung der Amtsgerichte . 91-102
IV.
Gesetz, betreffend eine Zusatzbestimmung zu den Artikeln 86 und 87 der Verfassungs-Urkunde vom 31. Januar 1850
V.
Staatsverträge, die Bildung gemeinschaftlicher Gerichte für
103
106
Preußische Gebietstheile und Gebiete anderer Bnndes-
VI. VII.
VIII.
desstaaten betreffend ... ................ 107—120 Gesetz, betreffend die Rheinschiffsahrtsgerichte............................. 121—131 Gesetz, betreffend die Elbzollgericbte........................................ 133—138 Gesetz, betreffend die Abänderung von Bestimmungen der
IX.
Disciplin irgesetze..............................................................139 157 Gesetz, betreffend die Dienstverhältnisse der Gerichtsschreiber 159—170
X.
Verordnung, betreffend die für die Bestimmung des Dienst
XI
XII.
alters der Richter maßgebenden Grundsätze . . Verordnung und Verfügungen zur Ausführung der Rechts
171 — 176
anwaltsordnung ...................... ....................................... 177 Gesetz, betreffend die Uebergangsbestimmungen zur>Dentschen
184
Civilprozeßordnung und zur Deutschen Strafprozeß XIII.
ordnung ......................................................... 185—229 Allerhöchste Order vom 4 Juli 1879 und Allgemeine Ver
fügung des Justiz-Ministers vom 12. Juli 1879, — be treffend die von den Richtern, Staatsanwälten, Ge
richtsschreibern
und
Rechtsanwälten
zu
Amtstracht................................................... XIV.
XV.
tragende
231 -235
Aussührungsgesetz zur Deutschen Civilprozeßordnung
.
.
237—272
Gesetz, betreffend die Zwangsvollstreckung gegen Benefizialerben
und
das Aufgebot der Nachlaßgläubiger im
Geltungsbereiche des Allgemeinen Landrechts
.
.
.
XVI.
Gesetz, betreffend die Zwangsvollstreckung in das unbeweg
XV11.
liche Vermögen............................................. 287—311 Aussührungsgesetz zur Deutschen Konkursordnung . . .
273—285
313—347
IV.
Jnhalts-Verzeichniß.
Seite
XVIII.
Aussiihnlngsgesetz zum Deutschen Gerichtskostengesetze und zu den Deutschen Gebührenordnungen für Gerichts
vollzieher und für Zeugen und Sachverständige
.
.
349—378
XIX.
Schiedsmannsordnung.............................................................
379—406
XX.
Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl........................................
407—433
XXL
Hinterlegungsordnung.............................................................
435—489
XXII.
Allerhöchster Erlaß, betreffend dieRangverhältnisse der rich
terlichen Beamten und der Beamten der Staatsan waltschaft bei den mit dem
1.
Oktober
1879 ins
Leben tretenden Gerichtsbehörden..................................
XXIII
Verordnung, betreffend die Kautionen der Beamten in dem
XXIV.
Bereiche der Justizverwaltung............. 495—498 Verordnung, betreffend die Bildung der Amtsgerichtsbezirke
XXV.
499 - 501
Allerhöchster Erlaß, betreffend die Bezeichnung des mit dem 1. Oktober 1879 in's Leben tretenden OberlandeSgerichts zu Berlin als Kammergericht............................
XXVI
491—494
503
505
Allerhöchster Erlaß, betreffend die Aushebung der §§ 2, 3 der Verordnung vom 21. Juli 1843 über die Be-
fngniß der Justizkommissare zur Anfertigung und Legalisirung von Rechtsschriften aller Art....................... XXVII.
Verordnung,
507- 509
betreffend die Sitze und Bezirke der Rhein-
schifffahrts-Gerichte....... ............................511
514
XXVIII. Allerhöchster Erlaß und Verfügung des Justiz-Ministers,— betreffend die Ausübung der Befugniß zur Dispensation
von der Vorschrift des § 35 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 ................ .................. 515—517
XXIX.
Verordnung, betreffend die Koinpetenzkonflikte zwischen den
Gerichten und den Verwaltungsbehörden............................ 519—531 XXX.
Ministerial-Verfügungen zur Ausführung der Preußischen Ausführungs-Gesetze.......................... ..... 533 700
1. Regulativ vom 22. August 1879 zu dem Gesetze über die juristischen Prüfungen und die Vorbereitung zum höheren Justizdienste vom 6. Mai 1869 ............... 534—542 2. Allgemeine Verfügung v. 21. Juli 1879,— betreffend die Grundsätze für die Geschäftsvertheilung bei den mit mehreren Richtern besetzten Amtsgerichten..................... 542—543
3. Allgemeine Verfügung vom 10. September 1879, — betreffend die Vertretung der Amtsrichter durch Richter benachbarter
Aintsgerichte.............................................544
545
Jnhalts-Verzeichuiß.
V. Seite.
4. Allgemeine Verfügung vom
Bildung
22. Juli
der Schöffengerichte und
1879, — betreffend die der Vorbereitungen zur
Schwurgerichte...................................................................
545—549
5. Verfügung vom 25. Juli 1879, — betreffend die Bildung von
Strafkammern bei Amtsgerichten.................................. 6. Allgemeine Verfügung vom 28. Juli
549—551
1879, — betreffend das
Geschäftsjahr und die für die erste Einrichtung der neu ge
bildeten Gerichte erforderliche Geschäftsvertheilung 7. Allgemeine Verfügung
....
552—554
vom 26. Juli 1879, — betreffend die
Errichtung der Kammern für Handelssachen................. 554
55g
8. Allgemeine Verfügung der Minister der Justiz und für Handel
und Gewerbe vom 26. Juli 1879, — betreffend die gutachtlichen Vorschläge zur Enieunuug der Handelsrichter
.
.
.
557- 559
9. Allgemeine Verfügung vom 24. September 1879, — betreffend die Kautionen der Beamten im Bereiche der Justizverwaltung 560 - 562
10. Allgemeine Verfügung vom 3. August 1879, — betreffend den Erlaß der Geschäftsordnungen für die Gerichtsschreibereien der
Amtsgerichte und der Landgerichte und für die Sekretariate der Staatsanwaltschaften bei den Landgerichten...................... 563 11. Allgemeine Verfügung vom 8. September 1879, — betreffend
den Erlaß der Geschäftsordnungen für die Gerichtsschreibereien der Oberlandesgerichte und für die Sekretariate der Staats anwaltschaften bei denselben...........................................
563—564
12. Allgemeine Verfügung vom 5. September 1879, — betreffend den Vorbereitungsdienst, die Prüfung und die Anstellung der
Gerichtsschreiber.................................................................
564—573
13. Allgemeine Verfügung vom 4. September 1879, — betreffend die Beschaffung des Schreibwerks bei den Justizbehörden und die Stellung der Büreauhülfskräfte durch die Gerichtsschreiber bei den Amtsgerichten......................................................
573—581
14. Allgemeine Verfügung vom 29. September 1879, — betreffend die Beschaffung des Schreibwerks bei den Justizbehörden und die Stellung der Büreauhülfskräfte durch die Gerichtsschreiber
bei den Amtsgerichten...................................................... 581 15. Allgemeine Verfügung vom 30. September 1879, — betreffend
die Wahrnehmung der Kalkulaturgeschäfte bei den Justizbehör den
im
Geltungsbereiche
10. Mai 1851
des
vom
Gerichtskostengesetzes
..............................................................................
16. Allgemeine Verfügung vom
582-583
14. Juli 1879, — betreffend den
Erlaß einer Gerichtsvollzieherordnung...........................
583—596
17. Allgemeine Verfügung vom 24. Juli 1879, — betreffend den
Erlaß einer Geschäftsanweisung für die Gerichtsvollzieher
.
597—663
Jnhalts-Berzeichniß.
VI.
Seite
18. Allgemeine Verfügung vom 29. August 1879, — betreffend die Ausführung des § 25 Nr. 1 und des § 31 des Anssührungsgesetzes zum Deutscheu Gerichlsverfassungsgesetz......... 663 19. Allgemeine Verfügung des Justiz-Ministers vom 14.Augustl879, — betreffend die Führung der Schiffsregister in der Provinz
Hannover............................................................................ 666 20. Allgemeine Verfügung vom 28. August 1879, — betreffend den Erlaß der Geschäftsanweisung für die Amtsanwälte . . . 667 21. Allgemeine Verfügung vom 15. September 1879: Gemeinschaft liche Verfügung des Justiz-Ncinisters und des Ministers des
Innern vom 15. September 1879, — betreffend die Aus führung des § 153 Absatz 2 des Deutschen Gerichtsver-
fassnngsgesetzes vom 27. Januar 1877 .................... 667—671 22. Allgemeine Verfügung vom 16. Juli 1879, betreffend ver
einfachte Zustellungen in Strafsachen..........................
671 — 673
23. Allgemeine Verfügung vom 29. Juli 1879, — betreffend die Ausstellung und die Einreichung der Forstdiebstahlsverzeichnisse 673—675 24. Allgemeine Verfügung vom 15. September 1879, — betreffend die Ausführung der §§ 453fs. der Deutschen Strafprozeßord
nung vom 1. Februar 1877 ........................................... 675—677 25. Allgemeine Verfügung vom 14. August 1879, — betreffend Straf vollstreckungen, Strafaussetzungen, Begnadigungen und vor läufige Entlassungeu vou Strafgefangenen..............
677—679
26. Allgemeine Verfügung vom 14. August 1879, — betreffend die Verwaltung der zum Neffort des Justiz-Ministers gehörigen
Gefängnisse und der Stellung der Beamten bei denselben . 680—682 27. Allgemeine Verfügung der Minister der Justiz und des Innern vom 27.
August 1879, — betreffend
die Ausführung
der
Schiedsmannsordnung...................................................... 682—683 28. Allgemeine Verfügung vom 31. Juli 1879, — betreffend die Aus führung der §§ 2, 3 der Hinterlegungsordnung
....
684—688
29. Allgemeine Verfügung vom 9. Juli 1879, — betreffend die Aus führung des zweiten Abschnitts und der §§ 88, 89 der Hinterlegungsorduung............................................................ 688—694 30. Allgemeine Verfügung vom 26. August 1879, — betreffend die Ausführung derHinterlegungsorduung..........................................
694—700
Nachtrag.......................................................................................... Sachregister....................................................................................
700—703 705—735
I.
AuMhrungsgesttz zuni
Deutschen Gerichtsverfaffimgsgrsetz.
Ausführungsgeseh zum
Deutschen Gerichtsverfassnngsgesetz. Vom 24. April 1878. (G.-S. Nr. 12. S. 230-252). Materialien: Haus der Abg. 13. Legisl. Per. H. Session 1877/78. Druck
sachen Nr. 60, 207, 289, 300, 309. Sten. Ber. S. 398 — 426, 1505—1537,
1587-1615, 1641-1659, 1668-1694,1727-1751,1877-1910,1943-1956. Herrenhaus. Sitzungsperiode 1877 II. Drucksachen Nr. 112, 126, 131. — Sten. Ber. S. 32-36, 310-333, 335 -359, 361-383, 407-417.
^ir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen rc. ver ordnen, unter Zustimmung beider Häuser des Landtages der Monarchie,
was folgt:
Erster Titel.
R i ch t e r a m t. § 1. Die
Prüfungen,
durch
deren
Ablegung
die
Fähigkeit
zum
Richteramt erlangt wird, und der Vorbereitungsdienst der Referendare
erfolgen nach den Vorschriften des Gesetzes vom 6. Mai 1869.
An
die Stelle der Appellationsgerichte treten die Oberlandesgerichte.
Die
Dauer des Vorbereitungsdienstes bleibt eine vierjährige. Entw. § 1. Mot. T. 19. Komm. D. d. A. H. T. 460. Erster Titel. Ueber die Anwendbarkeit des Tit. 1 außerhalb der ordentlichen streitigen Gerichts barkeit (f. Struckmann u. Koch, Komm. G.V.G. Tit. 2) bemerken die Mot.:
„Die Vorschriften des D.G.V.G. über das Richteramt gelten nach § 2 des E.G. zwar nur insoweit, als es sich um die Ausübung der ordentlichen
streitigen Gerichtsbarkeit handelt, und es entsteht mit Rücksicht darauf die Frage, ob es nicht erforderlich sei, den Bestimmungen deS Reichsgesetzes
eine umfassendere Anwendbarkeit durch eine besondere Vorschrift deS Ent
wurfs zu geben.
Diese Frage ist jedoch zu verneinen, weil die allgemeinen
Struckmann u. Koch, Preuß. Ausführungsgesehe.
1
Erster Titel.
2
Richteramt.
§ 1.
verfassungsmäßigen Grundsätze des D.G.V.G. über das Richteram't bei den
ordentlichen Gerichten mit den entsprechenden Grundsätzen des Preuß. Rechts
über das Richteramt übereinstimmen, und aus den Spezialbestimmungen des Preuß. Rechts, z. B. aus den Disziplinargesetzen, welche unberührt bleiben, sich bereits ergiebt, ob und inwieweit diese allgemeinen Grundsätze
auch auf die besonderen Gerichte der streitigen und nicht streitigen Gerichts
barkeit (Auseinandersetzungsbehörden, Schöffengerichte, Feldgerichte u. s. w.) Anwendung finden. Sofern nach den bestehenden Vorschriften für solche Aemter, welche nicht zu den richterlichen gehören, die Befähigung zum Richteramte erfordert
wird, sind selbstverständlich ebenfalls die Grundsätze, wie sie sich aus den §§ 2-5 des D.G.V.G. in Verbindung mit § 1 des Entwurfs ergeben, allein maßgebend. Inwieweit die Befähigung zum Richteramte auch für die Mitglieder der besonderen Gerichte Erforderniß ist, bestimmt sich nach den betreffenden gesetzlichen Bestimmungen, welche unberührt bleiben (vgl.
z. B. hinsichtlich der Auseinandersetzungsbehörden Verordn, v. 22. Nov. 1844 §§ 1, 8)".
§ 1. 1)
Der §
dient zur
1
Ausführung des § 2 des G.B.G.
Die Mot.
bemerken:
„Das D.G.V.G. hat über die Fähigkeit zum Richleramte keine er schöpfenden Bestimmungen gegeben, sondern nur die Hauptgrundsätze festgestellt.
Diese Grundsätze schließen sich theils direkt an das bestehende Preu
ßische Recht an, theils lassen sie die Bestimmungen desselben ganz unberührt
oder gestatten wenigstens die Aufrechthaltung der bestehenden Vorschriften. Nur in einzelnen Punkten ist das bestehende Preußische Recht direkt geändert.
Der Entwurf, davon ausgehend, daß zu einer weiteren Aenderung der bestehenden Preuß. Gesetzgebung, soweit eine Aenderung an sich zulässig
sein würde, kein Bedürfniß vorliegt, konnte sich zur Ausführung des § 2 des
D.G.V.G. nach Lage der Sache auf die kurzen Vorschriften des § Ibeschränken."
2) Von dem Gesetze v. 6. Mai 1869 über die
juristischen Prüfungen
die Vorbereitung zum höheren Justizdienste (G.S. 656) kommen
§§ 1—10 und 14 (nicht mehr die §§ 11 — 13) in Betracht.
nur
noch
und die
Diese Bestimmungen
sind nur in folgenden Punkten abgeändert:
a) Durch § 2 des G.V.G. ist ein Studium von mindestens drei Halbjahren auf einer „Deutschen" Universität, d. h.
Deutschen Reichs, erforderlich G.V.G. § 2 Anm. 2);
(vgl.
innerhalb
einer Universität
Struckmann u.
Koch,
des
Komm.
b) Die in § 1 Abs. 3 dem Justizminister beigelegte Befugniß ist weggefallen (vgl. Struckmann u. Koch a. a. O.);
c) Der § 8 Abs. 2 ist durch § 2 d. A.G. ersetzt; d) An die Stelle der Appellationsgerichte treten die Oberlandesgerichte. dem ist §
durch
1
G.V.G.
des §
Ges. 2
Abs.
v.
1
6.
und
Mai
2,
1869
hinsichtlich
hinsichtlich
der
der
Außer Richter
Staatsanwälte
Erster Titel.
Richteramt.
§ 2.
3
§ 2. Referendare, welche im Vorbereitungsdienste seit mindestens zwei Jahren beschäftigt sind, können im Falle des Bedürfnisses durch die Justizverwaltung mit der zeitweiligen Wahrnehmung richterlicher Ge schäfte bei den Amtsgerichten beauftragt werden.
Denselben kann nach näherer Anordnung der Justizverwaltung durch den Amtsrichter, welchem sie zur Ausbildung überwiesen sind,
die Erledigung einzelner richterlicher Geschäfte übertragen werden. Zur Urtheilsfällung, zur Aufnahme letztwilliger Verfügungen,
zur Entscheidung
über
Durchsuchungen,
Beschlagnahmen
und Ver
haftungen. sowie zu den Geschäften deS Amtsrichters bei Bildung der Schöffengerichte und Schwurgerichte sind Referendare nicht befähigt. (?ntn>. § 2. Mot. L. 21. Komm. B. d. A. H L. 140 L. 462, 463.
5. 3>. 168. K.B. b H H ®. 491.
§ 74.
Die Gerichtsvollzieher sind zuständig: 1) 2)
Wechselproteste aufzunehmen; freiwillige Versteigerungen von Mobilien, von Früchten auf
deni Halm und von Holz auf dem Stamme vorzunehmen; 3)
Entsiegclungcn
Siegelungen,
und Inventuren
im Auftrage
des Gerichts oder des Konkursverwalters vorzunehmen.
Die im Bezirke des Appellationsgerichtshofes zu Cöln gelten den Vorschriften über die ausschließliche Zuständigkeit der Notare zur
Aufnahme authentischer Inventare,
sowie
über
die
bei Siegelungen
und Entsiegclungcn stattfindendc Abnahme der Eide durch den Richter
bleiben unberührt. Entw § 69. Mot ® 79. K B b. A H. ®. 168.
8
72.
Vgl. Dekret v. 14. Juni 1813, betr. die Organisation und den Dienst der
Gerichtsvollzieher, Art. 37.
Güster Titel. Derselbe ergänzt den Tit. 11 des G V.G.
§ 73. Der § 73 entspricht dem § 155 des G.V.G.
§ 74. 1)
und
Die Zuständigkeit der Gerichtsvollzieher zur Vornahme von Zustellungen
Vollstreckungen
ist
für
diejenigen Angelegenheiten,
auf
welche
die
De.itschen Prozeßordnungen Anwendung finden, in diesen (vgl. C P.O. §§ 152 ff., Struckm ann u. Koch, Preuß. Autzführungsgesehe.
4
Elster Titel.
50
Gerichtsvollzieher.
§§ 75, 76.
§ 75. Die im Bezirke des Appellationsgerichtshofes zu Cöln bestehen den Vorschriften, nach welchen die Gerichtsvollzieher noch für andere Geschäfte zuständig sind, bleiben unberührt. Entw. 8 70. Mot D. 79.
§ 76. Die Vorschriften des § 156 des Deutschen Gerichtsverfassungs gesetzes finden in den durch die Prozeßordnungen nicht betroffenen Angelegenheiten entsprechende Anwendting. Entw § 71. Mot D. 78.
____
191 ff., 674 ff.; Str.P.O. §§ 37—39, 495; K.O. § 65), für diejenigen, welche von
den Deutschen Prozeßordnungen
unberührt geblieben sind, rücksichtlich der
Zustellungen in § 1 des A.G. z. C.P.O. v. 24. März 1879
und § 8 des
Ges., betr. die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen, v. 4. März 1879 (G.S. S. 102) bestimmt; wegen der Vollstreckungen in den letzteren
Angelegenheiten vgl. § 7 des Ges., betr. die Rheinschifsfahrtsgerichte, v. 8. Dtürz 1879 (G.S. S.129) und § 5 des Ges., betr. die Elbzollgerichte, v.9. März 1879 (G.S.
S. 132), sowie A.G. z. G.K.G. § 32. (Die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen liegt nach § 755 des G.V.G. und den §§ 1—3 des Ges. v. 4 März 1879
nicht den Gerichtsvollziehern, sondern den Gerichten ob; vgl. übrigens noch § 10 das.). Die §§ 74, 75 handeln nur vou anderen Angelegenheiten, für welche die Zuständigkeit der Gerichtsvollzieher — größtentheils im Einklänge mit dem be
stehenden Recht — festgestellt wird.
2)
Nr. 1 — vgl. § 3 des Preuß. E.G. z. W.O. v. 15. Febr. 1850 (G.S.
S. 53) und § 1 Nr. 3 des Ges. v. 21. April 1876 § 1 Nr. 3 (G.S. S. 111).
3)
Nr. 2 — vgl. Franz. Dekret v. 14. Juni 1813, betr. die Organisation
und den Dienst der Gerichtsvollzieher, Art. 37, 38 sowie Code civ. art. 826 u.
Code de proc. art. 945.
— „freiwillige Versteigerungen" — gleichviel ob der Gerichtsvoll zieher von einer Privatperson beauftragt worden ist oder das Gericht die Verstei
gerung angeordnet hat;
„Früchten auf dem Halm" — vgl. C.P.O.
714,725.
Immobilien dürfen die Gerichtsvollzieher nicht versteigern. 4)
Nr. 3.
Vgl. § 70 Anm
1 u. 2.
Abweichend von den Gerichtsschreibern,
dürfen Gerichtsvollzieher Siegelungen u. f. w. in Konkursen ohne Anordnung des Richters lediglich im Auftrage des Konkursverwalters vornehmen (vgl. K.O. §§ 112, 113; der Gerichtsvollzieher ist im Falle des § 113 „Urkundspersou").
5)
Abs. 2: Vgl. § 70 Anm. 3.
6)
Wegen der Gebühren s. A.G. z. G.K.G. §§ 34—39.
§ 75. Der § 75 betrifft Vorschriften, welche mit dem Civilrecht in engstem Zu sammenhänge stehen, z. B. Einspruch gegen Eingehen einer Ehe [Code civ. art.
172, 176], Realanerbieten einer Zahlung [art. 1258], Weigerung des Hypotheken bewahrers, einen amtlichen Akt vorzunehmen [art. 2199].
Zwölfter Titel.
§ 77.
Justizverwaltung.
51
Zwölfter Titel.
Justizverwaltung. § 77. Die Vorstände der Gerichte und der Staatsanwaltschaften sind
nach näherer Bestimmung des Justizministers
bei den Geschäften der Justizverwaltung.
dieser Geschäfte die Mitwirkung
der
die Organe
desselben
Sie können bei Erledigung unterstellten Be
ihrer Aufsicht
amten in Anspruch nehmen. Gntw. tz 72 Mot. T. 80. K B d. A » D. 170. K B. d H.H. D. 493.
Zwölfter Titel.
Justizverwaltung
Die
schließlich Sache
abgesehen
ist,
der Eiuzelstaateu
und
deshalb
von
dem
Reichsgerichte,
im G.V.G.
—
aus
mit alleiniger
Ausnahme der Vorschrift des § 152 Sav 2 das. — ungeregelt geblieben.
Auch
das A.G. regelt die Angelegenheiten der Justizverwaltung nur in einzelnen Be
ziehungen;
in § 77 behandelt es die Organe für die Geschäfte der Justizver78—83 das Recht der Aufsicht: die §§ 84—86 enthalten
waltnng, in den
einige besondere Bestinnuungen.
8 77. 1)
Der § 77
enthält gegenüber dem bisherigen Recht hauptsächlich die Aen
derung, daß bei den Gerichten die Geschäfte der Justizverwaltung nicht kolle-
gialisch (durch die Appellationsgerichte), sondern durch die Gerichtsvorstände (Präsidenten) bearbeitet werden sollen, sodann (rücksichtlich der Rheinprovinz und
der Provinz Hannover), daß verschiedene (von den Staatsanwaltschaften oder von diesen gemeinschaftlich mit den Präsidenten erledigte) Verwaltungsgeschäfte auf die Gerichtsvorstände übergehen.
2)
Der Gerichtsvorstand handelt,
auch wenn er sich der Mitwirkung eines
Gerichtsmitgliedes bedient, doch, wie die Mot. hervorheben, stets unter alleiniger
Verantwortlichkeit. 3)
„Die besonderen Ressortverhältnisse der einzelnen Ministerien hinsichtlich
der Gewerbegerichte,
der Universitütsgerickte,
der Generalkommissionen und des
Revisionskollegiums für Landeskultursachen werden von den Vorschriften des § nicht berührt."
77
(Mot.). Vgl. § 83.
88 77-83. Ueber das Recht der Aussicht bemerken die Mot.: „Das Recht der Aussicht im engeren Sinne, d. h. die Beaufsichttgung der
Gerichtsbeamten und der Beamten der Staatsanwaltschaft hinsichtlich ihrer amtlichen Thätigkeit und ihrer außeramtlichen Führung, bildet einen Zweig
der Justizverwaltungsgeschäfte und ist daher im Entwurf unter dem Titel „Justizverwaltung" behandelt. der Disziplinarstrafbefugniß,
Diese Aufsicht, wohl zu unterscheiden von
kann mit Erfolg
nur
gehandhabt werden,
4*
Zwölfter Titel.
52
Justizverwaltung.
§ 78.
§ 78. Das Recht der Aufsicht steht zu: 1) dem Justizminister hinsichtlich sämmtlicher Gerichte und Staatsanw altschaften; 2) dem Präsidenten des Oberlandesgerichts hinsichtlich dieses Gerichts, sowie der Gerichte des Bezirks; 3) dem Präsidenten des Landgerichts hinsichtlich dieses Gerichts, sowie der Gerichte des Bezirks; 4) dem Oberstaatsanwalt und dem Ersten Staatsanwalt hin sichtlich der Staatsanwaltschaften ihres Bezirks; 5) dem ersten Beamten der Staatsanwaltschaft bei einem Amts gerichte hinsichtlich dieser Staatsanwaltschaft. DaS Recht der Aufsicht erstreckt sich auf alle bei den bezeich neten Behörden angestellten oder beschäftigten Beamten. Entw §§ 73, 74. Mo» D 81. K D. d. AS. S. 168, 169. K.B. d. H S T. 192.
wenn mit derselben gewisse Befugnisse verbunden werden, welche die Mög lichkeit
gewähren,
die der Aufsicht unterstellten Beamten zur Erfüllung
ihrer Pflichten in einzelnen Sachen nöthigenfalls durch Rügen und Ord nungsstrafen anzuhalten."
Wegen der Disziplinarstrafgewalt s. Gesetz, betr. die Dienstvergehen
der Richter n. s. w., v. 7. Mai 1851 (G.S. S. 250), Gesetz, betr. die Dienst vergehen der nicht richterlichen Beamten u. s. w. v. 21. Juli 1852, insbesondere
die §§ 55 — 77 (G.S. S. 495), Gesetz, betr. einige Abänderungen des Gesetzes v. 7. Mai 1851 u. s. w., v. 26. März 1856 (G.S. S. 543), Gesetz, betr. die'
Abänderung
von
Bestimmungen
der Disziplinargesetze,
vom
9.
April
1879
(G.S. S. 345).
§ 78. 1)
Der Justizminister ist das Haupt der Justizverwaltung.
Sein Aufsichts
recht erstreckt sich daher auf sämmtliche Gerichte und Staatsanwaltschaften.
Die
Präsidenten der Kollegialgerichte sind seine Organe rücksichtlich der Gerichte,
die
ersten Beamten der Staatsanwaltschaften rücksichtlich der Staatsanwaltschaften. 2)
In den Nr. 1—3 sind, wie die Mot. hervorheben, unter „Gerichte"
auch diejenigen nicht aufgehobenen, besonderen Gerichte verstanden, welche aus schließlich unter der Aufsicht des Justizministers stehen (vgl. § 83). 3)
Nr. 5: Vgl. §§ 62 — 66 Anm. Es ist hier nicht/gemeint, daß nothwendig
bei den mit mehreren Amtsanwälten besetzten Staatsanwaltschaften einem der Amtsanwälte die Aufsicht übertragen werden muß. 4)
Abs. 2: — „angestellten" — Dahin gehören z. B. auch die Gerichts
schreiber. — „beschäftigten" — z. B. Referendare, Diätare u. s. w.
Zwölfter Titel.
Justizverwaltung.
§§ 79, 80.
53
8 79. Bei den nur mit
dem Amtsrichter
einem Richter
besetzten
über die
die Aufsicht
bei
Amtsgerichten
steht
dem Amtsgerichte ange
stellten oder beschäftigten Beamten zu.
Bei den mit mehreren Richtern besetzten Amtsgerichten ist die Aufsicht über die
bei
denselben
angestellten
oder
nicht
beschäftigten
richterlichen Beamten durch den Justizminister einem der Richter zu übertragen. Entw. §§ 73, 74. Mot. L. 81. K.B d A H. ® 168, 169. S B d HH ®. 492.
§ 80. In dem Recht der Aufsicht liegt die Bcfugniß, gegenüber nicht richterlichen Beanitcu die ordnungswidrige Ausführung eines AmtSgeschäfts
zu
rügen
und
die
Erledigung
eines
Amtsgeschäfts
durch
Ordnungsstrafen bis zum Gcsammtbetrage von einhundert Mark zu
erzwingen.
Der Festsetzung einer Strafe
muß
die Androhung
der
selben vorauSgehcn. Ob und in welchem Umfange gleichartige Befugnisse gegenüber
richterlichen Beamten zur Anwendung gelangen, bleibt der Bestimmung des Disziplinargesetzes Vorbehalten. Entw. § 75. Mot ®. 81 KB. 6. A H D. 170 KB 6. H.H ®. 493.
8 79. 1)
Die in dem Entw. enthaltene Bestimmnng, daß hinsichtlich des Amts das Recht
gerichts Richtern
der Aufsicht
besetzten Amtsgerichten
dem Amtsrichter und bei den mit mehreren
demjenigen Amtsrichter
zustehe,
welchem vom
Justizminister die allgemeine Dienstaufsicht übertragen sei, ist vom Abgeordneten
hanse abgelehnt worden und die Aufsicht des Amtsrichters auf die bei dem Amts gerichte
angestellten
oder beschäftigten nicht richterlichen Beamten beschränkt
(s. Abs. 3)
— „beschäftigten" — vgl. § 78 Anm. 4.
2)
Abs. 2:
Richterliche Beamte im Sinne des Gesetzes sind nach den
Mot. außer den etatsmäßig Angestellten Richtern auch die bei dem Amtsgerichte beschäftigten Gerichtsassessoren (§§ 3—5) sowie die mit der selbständigen Wahr
nehmung richterlicher Geschäfte beauftragten Referendare (§ 2).
§ 80. 1) Bon den in dem Rechte der Aufsicht der Natur der Sache nach liegenden Befugnissen sind hier nur die im Abs. 1 bezeichneten hervorgehoben worden.
Sie
enthalten, wie die Mot. ausdrücklich bemerken, keine Strasgewalt und unterscheiden
sich wesentlich von der in den Disziplinargesetzen festgestellten Befugniß zur Fest setzung von Disziplinar-Ordnungsstrafen s(vgl. Disziplinargesetz v. § 81 und v. 21. Juli 1852 (§§ 14, 15 im Gegensatz zu § 100)].
7. Mai 1851
Justizverwaltung.
Zwölfter Titel.
54
§§ 81, 82.
§ 81. Die int § 80 bezeichnete Befugnis; fleht ferner zu:
1) den Staatsanwaltschaften
bei
den Landgerichten
Polizei-
und
bei
den Oberlandesgerichten und
hinsichtlich
Sicherheitsdienstes,
Staatsanwaltschaft sind,
derjenigen
welche
mit Ausnahme
Beamten des
Hülfsbeamte
der
solcher Beamten,
welche ihr Amt als Ehrenamt versehen;
2) den in Gemäßheit des § 73 zu bestimmenden Beamten hin
sichtlich der Gerichtsvollzieher. . § 76. Mot. ®. 82. K B. d. 2l.S>. ®. 170.
§ 82. welchen Gerichtsbcamte zum Ersatz
Bestimmungen, nach
Die
von Schäden und Kosten im Aussichtswegc angehaltcn werden können,
werden aufgehoben.
Die Vorschriften über die Feststellung und den
Ersatz der Kassendefckte bleiben unberührt. . ®. 170. 2) Nach § 23 Abs. 1
des Ges., betr. die Abänderung von Bestimmungen
der Disziplinargesetze, v. 9. April 1879 (G.S. S. 345), liegt richterlichen Beamten
in dem Recht der Aufsicht die Befugnis;,
gegenüber
widrige Ausführung
die ordnungs
eines Amtsgeschäfts zu rügen und zu dessen rechtzeitiger
und sachgemäßer Erledigung zu ermähnen, nnd kann der Beamte hierauf die
Einleitung der Disziplinaruntersuchung beantragen (Abs. 2 das.). § 81.
1)
Nr. 1: Vgl. G.V.G. § 153.
Abgesehen
von
der
hier
geregelten Be-
fugniß, bleiben die betteffenden Beamten ausschließlich unter der Aufsicht ihrer vorgesetzten Dienstbehörde. — „solcher Beamten- Ehrenamt
versehen"
— Gegen diese
wird das Ordnungsstrafrecht lediglich nach § 61 des Gesetzes, betr. die Zuständigkeit der Verwaltungsbehörden u. s. w., vom 26. Juli 1876 (G.S. S. 297) ausgeübt.
2)
Nr. 2: Der Inhalt der Befugnisse ergießt sich auch hier aus § 80; der
Justizminister besttmint nur den die Befugnisse ausübenden Beamten.
Diese Be
stimmung ist bis jetzt nicht erfolgt. 1)
8 82. Satz 1: Vgl. A.G.O. III. 1 § 23, 3 § 49; Disziplinargesetz v. 7. Mai
1851 § 81, Disziplinargesetz v. 21. Juli 1852 § 100, Äurhess. Gesetz v. 4. No vember
Antrag,
1863
§ 4.
§ 97
die Vorschrift
der C.P.O.
bleibt selbstverständlich
dieses Paragraphen
unberührt; ein
auf Augelegenheiten nicht streitiger
Gerichtsbarkeit auszudehnen, wurde von der Komm. d. A.H. abgelehnt.
2)
Satz 2: Vgl. Verordn,
Kassen und
über
anderen Verwaltungen
(G.S. S. 52); Verordn,
Nr. 8 (G.S. S. 1619).
(für
die Festsetzung
und
vorkommenden Defekte,
die neuen Provinzen)
den Ersatz
der bei
v. 24. Jan. 1844
v. 23. September 1867
Zwölfter Titel.
Justizverwaltung.
§§ 83, 84, 85.
55
§ 83. Sofern die Aufsicht über
besondere Gerichte
bisher
nicht
der
Justizverwaltung oder nicht ausschließlich der Justizverwaltung zustand, bleiben die das Recht der Aufsicht betreffenden Vorschriften unberührt. Entw. § 78. Mot. L. 83.
§ 84.
Die Gerichte und die Staatsanwaltschaften"sind verpflichtet, auf Verlangen der Aufsichtsbehörden über Angelegenheiten der Gesetzgebung und der Justizverwaltung Gutachten abzugeben. Etttw. § 79. Mot. ®. 84. K B. d. A H. S. 170.
§ 85.
Beschwerden, welche Angelegenheiten der Justizverwaltung, ins besondere den Geschäftsbetrieb und Verzogemngen betreffen, werden im
Aufsichtswege erledigt. Entw. § 80. Mot. L. 81 K B d. A.H. D. 170. K B d. H.H. S. 493.
8 83. Der Vorbehalt
bezieht sich
auf die Geueralkommissionen,
über welche die
Aussicht ausschließlich dew Miuister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten,
und auf das Revisionskollegium für Landcskultursachen, über welches dieselbe dem letzteren Minister in Gemeinschaft mit dem Justizminister zusteht (Verordn., betr. den Geschäftsgang
und
v. 22. Nov. 1844
den Jnstanzenzug bei den Auseinandersetznngsbehörden,
(G.S. S. 19),
Disziplinargesetz
v.
7. Mai 1851
§ 68),
über welche der Kultusminister die Aufsicht
endlich aus die Universitätsgerichte,
ausschließlich ausübt.
§ 85. Das G.V.G. hat diesen Punkt unerledigt gelassen (s. Struckmann u. Koch,
Komm. z. C.P.O. § 530 Anm. 2).
(G.S.
S.
1),
26. Juni 1867
Gruudbuchordn.
Vgl. Verordn, v. 2. Januar 1849 § 35
5.
Mai
für Schleswig-Holstein § 34
(G.S. S. 1085),
§ 27
v.
1872
§
24;
Verordnungen
v.
(G.S. S. 1073), Hessen-Kassel
Nassau § 26 (G.S. S. 1094).
An die Stelle der
vorgeordneten Gerichte sind nach § 78 Nr. 2, 3 die Präsidenten getreten. § 457 der Hann. P.O. findet rücksichtlich der Verzögerungen keinenfalls Anwendung
rnehr.
(Bei Justizverweigerungen
wird meistens durch
die Bestimmungen der
Prozeßordnungen Abhülfe geschafft werden können).
Die Beschwerde bei der Aufsichtsbehörde findet auch neben der weiteren Be schwerde statt (§ 40 Abs. 2); ein Antrag im entgegengesetzten Sinne ist von der
Komm. d. A.H. abgelehnt.
Wegen der Einleitung der Disziplinaruntersuchung vgl. § 23 Abs. 4 des Ges. v. 6. April 1879 (G.S. S. 345).
56
Zwölfter Tit. Justizverw. § 86.
Dreizehnt. Tit. Rcchtshülfe. § 87.
§ 86. Die Vertretung des Fiskus in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten,
betreffen,
welche Angelegenheiten der Justizverwaltung
die Bezirksrcgierung,
in der Provinz
Hannover
erfolgt durch
durch
die
Finanz
direktion. @ntro. § 81 Mot. ®. 82. K B. b. A.H ®. 17».
Dreizehnter Titel.
Rechtshülfe. § 87. Die Gerichte haben sich in den Angelegenheiten, welche zu der
ordentlichen leisten.
streitigen
Die
Gerichtsbarkeit
Leistung
der
nicht
Rechtshülfe
gehören,
erfolgt
Anwendung der Vorschriften der §§ 158 bis 160, des Deutschen Gerichtsvcrfassungsgesctzcs.
Rechtshülfe zu entsprechender
unter
162, 164, 167
Eine Anfechtung der Ent
scheidung des Obcrlandesgerichts findet in keinem Falle statt. Entw. § 82 Mot. D. 84.
§ 86. Der § 86 schließt sich an die in dem Bezirke des Appellationsgerichtshofes
zu Cöln bestehende Einrichtung an,
wonach grundsätzlich in
Prozessen,
welche
die Justizverwaltung betreffen (z. B. Einziehung von Kosten u. s. w.), die Ver
tretung nicht den Justizbehörden, -usteht
behörden
(vgl.
sondern,
wie gewöhnlich,
den Verwaltungs
Nessort-Neglement v. 20. Juli 1818
§ 22,
Gesetz
v.
24. Mai 1861, betr. die Erweiterung des Rechtsweges, §§ 3, 12 (G.S. S. 241).
S. auch Struckmann u. Koch, Komm. z. C.P.O. § 20 Anm. 2.
§ 87. 1)
Der
§ 87
enthält
eine entsprechende Ausdehnung der Vorschriften des
Tit. 13 des G.V.G. aus Sachen der streitigen Gerichtsbarkeit,
welche vor be
sondere Gerichte gehören, sowie der nicht streitigen Gerichtsbarkeit, bezieht stch aber der Natur der Sache nach nur auf das Verhältniß Preußischer Ge
richte zu und
einander.
Hinsichtlich der Rechtshülfe zwischen Preußischen Gerichten
denjenigen anderer Deutscher Bundesstaaten kommen
bei
bürger
lichen Nechtsstreitigkeiten — Strafsachen stehen dabei nicht in Frage — welche zur Zuständigkeit besonderer Gerichte gehören, die Bestimmungen des Rechtshülfe
gesetzes vom 21. Juni 1869 (B. G.Bl. S. 309) zur Anwendung bzw. nach § 46 desselben Staatsverträge, insoweit sie nicht mit jenem Gesetze in Wider spruch
stehen.
In Sachen nicht streitiger Gerichtsbarkeit sind auch für die
Rechtshülfe zwischen Preußischen Gerichten und denjenigen anderer Deutscher Bundes
staaten lediglich Staatsverträge maßgebend, und ein Gleiches gilt für das
Verhältniß zu den Gerichten auswärtiger Staaten bezüglich aller gericht-
Vierzehnter Titel. Oeffentlichkeit und Sitzungspolizei.
§ 88.
57
Vierzehnter Titel.
Oeffentlichkeit und SitzungsPolizei. § 88.
Die Vorschriften der §§
177—185 des Deutschen Gcrichts-
verfassungsgesetzes über die Aufrechterhaltung der Ordnung finden in
gerichtlichen Angelegenheiten, welche zu der ordentlichen streitigen Ge
richtsbarkeit nicht gehören, entsprechende Anwendung. eine
Angelegenheiten
Verhandlung
mündliche
Sofern in diesen
nach
Vorschrift
der
Deutschen Prozeßordnungen stattfindet, erfolgt dieselbe öffentlich nach den Bestimmungen
der §§
170—176
Vorstehende Bestimmungen
fassungsgesetzes.
Deutschen Gerichtsver
des
finden ans die zur Zu
ständigkeit der Auseinandcrsetzungsbehörden gehörigen Angelegenheiten
keine Anwendung. Entw. 8 83. Mot Z. 85. K.B d. '«.♦>. ® 171
lichen Angelegenheiten. gab
das Reser,
Eine Zusammenstellung der geltenden Bestimmungen
v. 16. Sept. 1844,
inzwischen
welches
vielfach
durch
ueuere
Staatsverträge modifizirt ist — s. v. R önne, Erg. 5. Ausg. Bd. 3 S. 206 ff. u. Staatsrecht.
3. Aufl. 11, 2. Leipzig 1872.
S. 845 ff.; vgl. auch v. Rohr
scheidt, Preußens Staatsverträge. Berlin 1852. 2)
Der zweite Satz des § 87 enthält eine Abweichung von den im G.B.G.
§ 160 Abs. 1 Satz 2 und 3 für die Angelegenheiten der ordentlichen streitigen
Gerichtsbarkeit gegebenen Bestimmungen. 3)
Daß
das Amtsgericht
die Gewährung
der Rechtshülfe abzulehnen hat,
wenn die Vornahme der betreffenden Amtshandlung nach dem Rechte des Bezirks nicht zum Geschäftskreise der Amtsgerichte gehört, betrachten die Mot. mit Recht
als selbstverständlich. 4)
Die in § 87 nicht angeführten §§ 161, 163, 165, 166, 169 paffen nur
aus das Verhältniß verschiedener Staaten zu einauder.
Vierzehnter Titel. Vgl. Tit. 14 des G.V G.
§ 88. 1)
Für Angelegenheiten
der nicht
streitigen
Gerichtsbarkeit
hat § 88
keine Bedeutung. 2) Nr. 2)
Die bezüglich derAuseinandersetzuwgsbehörden (vgl. G.V.G. § 14 gemachte Ausnahme
erklärt sich theils aus der Organisation derselben,
theils daraus, daß vor denselben eine mündliche Verhandlung nicht stattfindet. Die Vorschriften des Code de proc. art. 10, 88, 89 kommen gänzlich in
Wegfall und die der Kab.-Ordre v. 24. Oktober 1838 (G.S. S. 504) behalten nur
Vierz. Tir. Oeffentlichk. rc. §. 89. Fünfz. Tit. Berath, u. Abst. § 90.
58
Richter,
Staatsanwälte
§ 89. und Gerichtsschreibcr tragen in den
öffentlichen Sitzungen eine von dem Justizminister zu bestimmende Amts tracht.
Dieselbe Vorschrift findet Anwendung auf die in den öffent
lichen Sitzungen der Oberlandesgerichte und Landgerichte auftretenden
Rechtsanwälte. Gntw. - Mot - KB. d A.H ®. 171 K B. d H H. 2, 493, 494.
Fünfzehnter Titel.
Berathung und Abstimmung. § 90. In gerichtlichen Angelegenheiten, welche zu der ordentlichen strei tigen Gerichtsbarkeit nicht gehören, erfolgt die Berathung und Ab
stimmung nach
den Vorschriften der §§ 194—199 des Deutschen
Gerichtsverfassungsgesetzes. Ourtw. § 84. Mot D. 85.
für die Spezialkommissarien der Auseinandersetzungsbehörden Bedeutung. (Verordn,
v. 20. Juni 1817 § 54.)
§ 89. Zusatz des Abgeordnetenhauses.
§ 90. Vgl. G.V.G. Tit. 16.
Auf Sachen nicht streitiger Gerichtsbarkeit findet
§ 90 keine Anwendung. In den in § 90 erwähnten Angelegenheiten bleiben, wie sich aus den Worten des G.V.G.
§ 198 Abs. 1
§ 194 Abs. 1
„in
der gesetzlich
bestinunten Anzahl"
und des
„soweit das Gesetz nicht ein Anderes bestinunt" ergiebt, die
besonderen gesetzlichen Vorschriften darüber, in welcher Besetzung das Gericht ent# scheidct, und
giebt",
„in
unberührt
welchen Fällen (vgl.
Verordn,
die Stimme
des Präsidenten
v. 22. Nov. 1844 §§ 4,
5
den Ausschlag
sG.S. S. 19],
Gesetz v. 26. April 1851 Art. III. (betr. den Geheimen Justizrath) sG S. S. 181],
Kais. Frauz. Dekret v. 11. Juni 1809, betr. die Räthe der Gewerbeverständigen Art. 21-28 n. s. w.).
Sechszehnter Titel. Gerichtsferien. § 91.
59
Sechszehnter Titel
Gerichtsferien. § 91. Auf die Angelegenheiten der nicht streitigen Gerichtsbarkeit sind
die Gcrichtsfericn ohne Einfluß.
Die Bearbeitung der Vormnndschafts-
sachen, Nachlaßsachen, Lehns-, Faniilienfideikommiß- und Stiftungs
sachen kann während der Ferien unterbleiben,
soweit das Bedürfniß
einer Beschleunigung nicht vorhanden ist. Im llebrigcn
finden
die Vorschriften der §§ 202 —204 des
Deutschen Gerichtsvcrfassungsgcsetzcs hinsichtlich der durch dieses Gesetz den
ordentlichen Gerichten
sichtlich
der
zur
zugewiesenen Angelegenheiten,
Zuständigkeit
des
sowie hin
Geheimen Justizraths gehörigen
Angelegenheiten entsprechende Anwendung. Cnitiö. § 85 Mot. 3. 86.
8 91.
W- G.B.G. Tit. 17. 1) Ter Abs. 1 bezieht sich nur auf die Angelegenheiten der nicht streitigen Gerichtsbarkeit. Für diese enthält der erste Satz die Regel, (vgl. auch Ferien ordnung v. 16. April 1850 sJ. M.Bl. S. 129] u. v. 20. Mai 1868 sJ. M.Bl. S. 146], Hann. Gerichtsversassungsgesetz v. 8. Nov. 1850 § 61 fHann. G.S. Abth. 1 S. 207]), der zlveite Satz die nur in bestimmten Sachen zugelassene Ausnahme. Ob von dieser Ausnahme Gebrauch zu macheu, unterliegt dem ver ständigen Ermessen des zuständigen Richters im einzelnen Falle („kann"); schleunige Sachen muß der Richter stets auch in den Ferien bearbeiten. 2) Der Abs. 2 bezieht sich nur auf Angelegenheiten der streitigen Ge richtsbarkeit, und zwar a) auf die durch dieses Gesetz (vgl. §§ 16,26,28,41) den ordentlichen Gerichten zugewiesenen Angelegenheiten (nicht für die besonderen Ge richten , z. B. den Rheinschifsfahrtsgerichten, Elbzollgerichten, Gewerbege richten, den Attseinandersetzungsbehörden u. s. w. verbliebenen); b) auf die zur Zuständigkeit des Geheimen Justizraths gehörigen An gelegenheiten (vgl. § 18).
Siebenzehnter Titel.
60
Schlußbestimmungen.
§ 92.
Siebenzehnter Titel.
Schlußbestimmungen. § 92.
Die Gerichtsbarkeit für die Verhandlung und Entscheidung der
vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes bei den aufgehobenen Gerieten anhängig gewordenen bürgerlichen Nechtsstreitigkeiten und Strafsachen wird durch ein besonderes Gesetz geregelt.
Behufs Erledigung der bezeichneten Angelegenheiten können bei den Oberlandeögerichtcn Hülfssenate und bei den Landgerichten Hülss-
kammern gebildet werden. Ueber
die Nothwendigkeit der Bildung von Hülfssenaten
Hülfskammern
sowie die Zutheilung
stimmt der Justizminister.
Mit
der Geschäfte an
der Wahrnehniung
und
dieselben be
der richterlichen
Geschäfte in den Hülfssenaten und Hülfskanlniern können auch die zur Verfügung des Justizministers
verbleibenden Richter (§§ 99,
LOO)
beauftragt werden. Die Ernennung des Vorsitzenden und der Auftrag an die vor
bezeichneten Richter
erfolgt
durch den Justiznlinistcr und ist bis zu
dem Zeitpunkte unwiderruflich,
Thätigkeit
in
den Hülfssenaten
in weichern die Wahrnehmung ihrer
und
Hülfskanrmern nicht mehr er
forderlich ist.
Sind zur Mitwirkung in den Hülfssenaten und Hülfskammern
auch Mitglieder der betreffenden Oberlandcsgerichte und Landgerichte nach Ablauf des ersten Geschäftsjahres erforderlich, so erfolgt die Be zeichnung derselben durch das Präsidium des Gerichts. Entw § 81. Mot S. 84. Ä B. d. A.H. S. 171. K B d H H D. 493.
Siebenzehuter Titel. Dieser Titel enthält im Wesentlichen Uebe rgangsbe st immun gen; die
§§ 92—94 bezüglich der anhängigen Sachen, die §§ 95—105 bezüglich der angestellten Beamten. In den §§ 106 — 111 finden sich Einzelbestimmungen verschiedener Art; § 112 enthält die regelmäßige Klausel wegen des Inkrafttretens
des Gesetzes. 1) Abs. 1:
—
§ 92. „durch ein besonderes Gesetz"
—
vgl. Gesetz, betr.
die Uebergangsbestimmungen zur Deutschen Civilprozeßordnung und zur Deutschen
Strafprozeßordnung, v. 31. März 1879 (G.S. S. 332).
Dasselbe enthält auch
die erforderlichen Bestimmungen über die Zuständigkeit („Gerichtsbarkeit")
§ 93.
Schlußbestimmungen.
Siebenzehnter Titel.
61
§ 93. Ist in Sachen der nicht streitigen Gerichtsbarkeit gegen eine vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes erlassene Entscheidung zweiter Instanz nach den bisher geltenden Vorschriften ein weiteres Rechts mittel zulässig, so gehört die Verhandlung und Entscheidung desselben zur Zuständigkeit des Oberlandesgerichts. Gntw § 87 9»ot L 87.
in
den
anhängigen Sachen.
der Uebergangsbestimmnngen
Wegen
in
anderen
gerichtlichen Angelegenheiten s. d. allg. Bem. zn dem vorbezeichneten Gesetze. 2)
Abs. 2—4:
Aehnlich beim Reichsgericht (vgl. E.G. z. G.V.G. § 16.)
Die Bestimmung des Entwurfs, daß auch G e r i ch t s a s s e s s o r e n als Hülfsrichter
bei den Oberlandesgerichten und Landgerichten zngezogeu werden können, ist vom
Abg.Hanse
gestrichen
Die Zulässigkeit der Zuziehung derselben richtet
worden.
sich demgemäß nach allgemeinen Grundsätzen.
Dabei fragt sich aber, ob als solche
die im G.V.G. (für die neuen Prozeßordnungen) in den §§ 69, 122 festgestellten
Grundsätze anzusehen, daher insbesondere bei den Oberlaudesgerichteu Gerichts
assessoren anch für die Hülfssenate völlig ausgeschlossen sind.
In der Kommission
des Abg.Hanses bestritt der Regiernngskommissar diese von mehreren Kommissions
mitgliedern vertretene Ansicht,
solche Sachen zugewiesen
weil den Hülfssenaten bezw. Hülfskammern nur
werden würden (Abs. 2), auf welche die Vorschriften
der C.P.O. und Str.P.O. keine Anwendung finden.
Indessen dürfte der Ansicht
des Regiernngskommissars nicht beizutreten sein, da die Besetzung der Hülfs-
seuate, bzw. Hülfskammern, abgesehen von den in § 92 Bestimmungen,
enthaltenen besonderen
sich nach den Vorschriften des G.V.G. regeln muß, wie auch
die Mot. z. Ges., betr. die Uebergangsbestimmnngen u. s. w. (s. Anm. 1.) S. 24 anerkennen.
Abs. 5: Vgl. G.V.G. §§ 62, 63, E.G. z. G.V.G. § 20 Abs. 1.
3)
8 93. 1)
Der § 93 enthält — abgesehen von § 94 —
die einzige Uebergangs-
bestimmung bezüglich der Sachen der nicht streitigen Gerichtsbarkeit.
Nach
Sachen
dem
nicht
bisherigen Recht sind
die Entscheidungen
streitiger Gerichtsbarkeit in
zweiter Instanz in
der Regel endgültig.
jedoch z. B. in Hann. P.O. §§ 456 Abs. 3, 458.
Ausnahmen s.
Für diese Ausnahmesälle soll,
wenn vor dem Inkrafttreten des A.G. die Entscheidung zweiter Instanz erlassen ist, noch eine dritte Instanz zulässig bleiben, und zwar vor dem Oberlandes gerichte, mochte auch früher das Obertribunal hierfür zuständig sein.
2)
Abgesehen von §§ 93 u. 94, finden auf die anhängigen Sachen der nicht
streitigen Gerichtsbarkeit die allgemeinen Bestimmungen der Tit. 3, 5, 8
Anwendung.
Dies gilt namentlich auch in Bezug auf die Rechtsmittel.
den §§ 40, 49
Verhandlung
Nr. 2
sind
die Landgerichte
und Entscheidung
über
Nach
bezw. Oberlandesgerichte für
die Rechtsmittel in
die
den Angelegenheiten,
welche durch dieses Gesetz in erster Instanz den Amtsgerichten bezw. Landgerichten
62
§§ 94, 95.
Schlußbestimmungen.
Siebenzehnter Titel.
§ 94.
Die bei einem aufgehobenen Gerichte bisher geführte Verwal tung oder Beaufsichtigung von Stiftungen geht auf das Amtsgericht des Orts über, an welchem das aufgehobene Gericht seinen Sitz hatte.
Durch den Justizminister kann ein anderes Amtsgericht, ein Landgericht
oder ein Oberlandesgericht mit der Verwaltung oder Beaufsichtigung
beauftragt werden. Entw. § 88. Mot. D. 52.
§ 95.
den
bei
Die
aufgehobenen
Behörden
etatsmäßig
angestellten
Beamten müssen sich ihre andcrweite Verwendung nach Maßgabe der
in den §§ 96—104 enthaltenen Vorschriften gefallen lassen. Crntro. § 89. Mot. D. 88.
zugewiesen sind, ohne Rücksicht darauf für zuständig erklärt^ ob die Entscheidung
erster Instanz vor oder nach dem Inkrafttreten des Gesetzes erlassen ist.
findet
das
gegen
die Entscheidungen
neue Rechtsmittel
der
weiteren Beschwerde
der Landgerichte in
Instanz zugewiesenen Angelegenheiten statt,
den
Ebenso
nach § 40 Abs. 2
den Amtsgerichten in erster
ohne Rücksicht darauf,
ob die Ent
scheidung erster Instanz vor oder nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes erlassen war.
Dagegen greift nach dem klaren Wortlaut des § 93 (vgl. Anm. 1) dieses
Rechtsmittel nicht Platz,
wenn die Entscheidung zweiter Instanz bereits vor
dem Inkrafttreten dieses Gesetzes erlassen war.
§ 94. Vgl. § 29.
Die im ersten Satze getroffene Uebergangsbestimmung soll zur
Vermeidung von Streitigkeiten über die Frage dienen, welches von den mehreren Amtsgerichten, deren Bezirk das aufgehobene Gericht, welches bis dahin die Beauf
oder Verwaltung der Stiftung geführt hat,
sichtigung
angehört,
zuständig sei.
Der zweite Satz ermächtigt den Justizminister, nach seinem Ermessen („kann")
im einzelnen Falle von der im ersten Satze aufgestellten Regel eine Ausnahme zu treffen.
SS 95-104. Vgl. Preuß. Verf.Urk. v. 31. Januar 1850 Art. 87 Abs. 3, (s. auch G.V.G. § 8 Abs. 3).
Die §§ 96—104 schränken die dort der Justizverwaltung gegebenen
Befugnisse innerhalb gewisser Grenzen ein.
hervorheben,
aus
dem Gesichtspunkte,
Sie beruhen,
wie auch die Mot.
daß die bei den aufgehobenen Behörden
etatsmäßig angestellten Beamten entweder bei den neu zu errichtenden Behörden ihrer früheren Dienststellung thunlichst entsprechend angestellt oder in
den
Ruhestand
versetzt
bzw.
zur Verfügung
des
Justizministers
gestellt
werden sollen.
S 95. —
„etatmäßig
angestellten Beamten"
—
zu welchen (nach den
§ 96. Die Mitglieder des Obertribunals und der Staatsanwaltschaft
sofern sie nicht bei dem Reichsgericht angestellt
bei demselben sind, werden,
sident,
als Bkitglieder der Oberlandesgerichte anzustellen, der Prä die
Bizepräsidenten
der
und
Generalstaatsanwalt
als Prä
sidenten. Entw. § 90. Mot T. 68, 89. K.D. d. A.H. D. 174 K B. d. H.H L. 475 ff.
§ 97. Die prokurator
gerichte,
der
Präsidenten
sind
Appellationsgerichte
mindestens
als
und
Senatspräsidenten
der
der
General
Oberlandes
die Vizepräsidenten und Senatsprüsidenten der Appellations
gerichte, der Kron-Oberanwalt und der erste Generaladvokat, sowie die
Präsidenten der Kollegialgerichtc erster Instanz und die Obergerichts
direktoren mindestens als Direktoren der Landgerichte oder als Räthe der Oberlandesgerichte anzustellen. Cntw. § 91. Mot. S. 88, 89. K B. d. A.H. D. 175.
§ 98. Die übrigen Richter sind als Richter, die übrigen Beamten der Staatsanwaltschaft als Richter oder als Beamte der Staatsanwalt schaft anzustellen. Direktoren
und
Räthe
der
Appellationsgerichte,
Oberstaats
anwälte, Oberprokilratoren, Generaladvokaten, Kammerpräsidenten bei Obergerichts - Vizedirektoren,
Landgerichten,
den
Kollegialgerichten
der
ersten Instanz,
Direktoren
bei
Erste Staatsanwälte
den
bei den
Stadtgerichten und Mitglieder des ehemaligen Lauenburgischen Hof
gerichts
sollen
nicht
ohne
ihren Willen
als
Amtsrichter
angestellt
werden. Entw. § 92. Mot. S. 88. K B d. A.H. D. 175. K B d. H.H. Stadtbezirk Berlin.
Landgericht Berlin II.
Kreis Charlottenburg. Teltow, ausschließlich des zu Potsdam gelegten Theils. Niederbarnim. Von dem Kreise Osthavelland: die Städte Spandau und Nauen; die Amtsbezirke Spandau, Bären klau (ausschließlich Wolfslake und Kleinziethen), Bötzow, Buchow-Carpzow, Bredow, Döbritz, Groß glienicke, Dyrotz, Falkenhagen, Hennigsdorf, Schön walde, Velten, Perwenitz und Crämerphul und die Ortschaften Kartzow, Börnicke, Ziegenkrug, Hertefeld, Kienberg und Rolandhorst. Von dem Kreise Oberbarnim: die Städte Straußberg und Werneuchen; die Amtsbezirke Buchholz, Garzau und Hirschfelde (ausschließlich Werftphul) und die Ortschaften Wesow und Wilmersdorf.
Landgericht Cottbus.
Kreis Cottbus. Spremberg. Luckau. Lübben. Calau.
Landgericht Frankfurt a. O.
Landgericht Guben.
Landgericht Landsberg a. W.
Kreis -
Frankfurt a. O. Lebus. Oststernberg. Weststernberg. Beeskow-Storkow.
Kreis Guben. Züllichau-Schwiebus. Krossen. Sorau. Kreis -
Landsberg a. W. Friedeberg. Soldin. Arnswalde. Könisberg N.-M., ausschließlich des links der Oder liegenden zu Prenzlau gelegten Theiles.
78
II. Gesetz, bett, die Errichtung der
Kreis Potsdam.
Landgericht Potsdam.
-
Jüterbock-Luckenwalde. Zauch-Belzig. Westhavelland. Osthavelland, mit Ausschluß der zu Berlin und Neuruppin gelegten Theile. Von dem Kreise Teltow die Amtsbezirke Nowaweß, Drewitz, Neuendorf, Siethen und Stahnsdorf (nu^ schließlich Ruhlsdorf).
Landgericht Prenzlau.
Kreis Prenzlau. Angermünde. Templin. Oberbarnim, ausschließlich des zu Berlin ge legten Theiles. Bon dem Kreise Königsberg dt.-M. der links der Oder gelegene Theil.
Landgericht Neuruppin.
' Kreis Ruppin. Ostpriegnitz. Westpriegnitz. Von dem Kreise Osthavelland: die Städte Cremmen und Fehrbellin; die Amtsbezirke Beetz (ausschließlich Schleuensche Luch), Staffelde (ausschließlich Börnicke und Ziegenkrug), Großziethen, Neuholland Forst, Fehrbellin, Brunne, Linum, Königshorst (aus schließlich Hertefeld und Kienberg) und die Ort schaften Wolfslake und Kleinziethen.
Hverkandesgerichlsvezirk Stettin.
Landgericht Cöslin.
Cöslin. Belgard. Bublitz. Kolberg-Cörlin. Schivelbein. Neustettin. Aus den Kreise Schlawe die Stadt Zanow, die Amts bezirke Panknin, Karnkewitz, Soldekow, Zowen, Ratteick und Cösternitz und die Ortschaften Eventhin, Wandhagen und Borkow.
Kreis -
Kreis Stralsund.
Rügen. Franzburg. Greifswald. Grimmen. Anklam. Demmin. Aus dem Kreise Usedom-Wollin die Amtsbezirke Peene münde, Crummin und Neuendorf. Kreis Pyritz. Saatzig. Naugard. Greifenberg. Regenwalde. Dramburg. - Kreis Stettin. Randow. Greifenhagen. Ueckermünde. Usedom-Wollin, ausschließlich des zu Greifs wald gelegten Theiles. Kammin. Kreis Stolp.
Landgericht Greifswald.
Landgericht Stargard.
Landgericht Stettin.
-
Landgericht Stolp.
Rummelsburg. Lauenburg. Bütow. Schlawe, ausschließlich des zu Cöslin gelegten Theiles.
Hberlandesgerichtsvezirk Bromberg,
j j
Landgericht Gnesen.
i j
Landgericht Lissa.
J |
Landgericht
Kreis Bromberg (Stadt). Bromberg (Land). Schubin. Jnowrazlaw. Kreis Gnesen. Mogilno. Wongrowitz. Wreschen. Kreis Fraustadt. Kröben. Kosten.
II. Gesetz, bett, die Errichtung der
80 Landgericht Meseritz.
Landgericht Ostrowo.
\ -
Kreis -
Meseritz. Birnbaum. Bomst. Buk.
Kreis -
Adelnau. Schildberg. Pleschen. Krotoschin.
Kreis -
Posen (Stadt). Posen (Land). Schroda. Schrimm. Obornik. Samter.
Landgericht Posen.
/ Kreis Czarnikau. Landgericht \ Kolmar i. P. Schneidemühl. ') Wirsitz.
Deutsch-Krone.
-
।Hberlandesgerichtsbezirk
Landgericht Beuthen.
Landgericht Breslau.
1 Kreis Beuthen. \ Tarnowitz. \ Kattowitz.
/ Kreis Breslau (Stadt). i - Breslau (Land). j - Neumarkt. '
Landgericht Brieg.
Wohlan.
-
/ Kreis Brieg. \ Ohlau. j Strehlen. V Vom Kreise Grottkau der nördliche Theil.
/ Kreis Glatz. \ - Habelschwerdt.
Landgericht Glatz.
Landgericht Gleiwitz.
Wreslau.
< i V
-
Neurode. Münsterberg. Frankenstein.
i Kreis Tost-Gleiwitz. Pleß. ' Zabrze.
81
Oberlandesgerichte und Landgerichte.
Landgericht Glogau.
Landgericht Görlitz.
Landgericht Hirschberg.
Landgericht Liegnitz.
Landgericht Neisse.
- Kreis -
Glogau. Grünberg^ Freistadt. Sagan. Sprottau. Guhrau. Steinau.
Kreis -
Görlitz (Stadt). Görlitz (Land). Lauban. Rothenburg. Hoyerswerda.
Kreis Kreis -
Hirschberg. Landeshut. Bolkenhain. Schönau. Löwenberg. Liegnitz (Stadt). Liegnitz (Land). Lüben. Goldberg-Haynau. Bunzlau. Jauer.
Kreis Vom
Neisse. Neustadt. Falkenberg. Kreise Grottkau der südliche Theil.
Kreis Oels.
Landgericht Oels.
Landgericht Oppeln.
Landgericht Ratibor.
Kreis Kreis -
Namslau. Wartenberg. Trebnitz. Militsch. Oppeln. Kreutzburg. Rosenberg. Großstrehlitz. Lublinitz. Ratibor. Rybnik. Cosel. Leobschütz.
Struckmann u. Koch, Preuß. Ausführungsgcsetze.
6
II. Gesetz, betr. die Errichtung der
82
Kreis -
Landgericht Schweidnitz.
Schweidnitz. Striegau. Reichenbach. Waldenburg, Nimptsch.
Hverlandesgerichlsbezirk Maumvurg. Landgericht Erfurt.
Landgericht Halberstadt.
Landgericht Halle.
!
Kreis -
Erfurt (Stadt). Erfurt (Land). Weißensee. Langensalza. Mühlhausen.
' Kreis Halberstadt. Oschersleben. Wernigerode. Aschersleben. Aus dem Kreise Wanzleben die Städte Egeln und Seehausen; die Amtsbezirke Hadmersleben, Klein oschersleben , Bleckendorf, Hakeborn, Unseburg, Wolmirsleben, Westeregeln, Schermke, Pesekendorf, Eggenstedt und Großgermersleben. . Amt Elbingerode.
Kreis Halle. Saalkreis. Seekreis Mansfeld. Gebirgskreis Mansfeld. Kreis Delitzsch, mit Ausschluß des zu Torgau ge
legten Theiles. Kreis Bitterfeld, mit Ausschluß des zu Torgau ge legten Theiles. Kreis Merseburg, mit Ausschluß des zu Naumburg gelegten Theiles.
Landgericht Magdeburg.
/ Kreis < -
Magdeburg. Jerichow I. Wolmirstedt. Neuhaldensleben. Kalbe. Wanzleben, ausschließlich des nach Halberstadt gelegten Theiles.
Oberlandesgerichte und Landgerichte.
' Kreis Naumburg. Weißenfels. Zeitz. Eckartsberga. Querfurt. Aus dem Kreise Merseburg die Stadt Lützen; die Amtsbezirke Großgörschen, Kitzen, Delitz a. S., Teuditz und Altranstedt und die Ortschaften Groß goddula, Kteingoddula und Vesta.
Landgericht Naumburg.
Landgericht Nordhausen.
83
. Kreis Nordhausen. Sangerhausen. ( - Worbis. I - Heiligenstadt. \ Amt Hohenstein.
( Kreis Stendal. \ - Osterburg.
Landgericht Stendal.
c. Erst.Tit. Bürg. Rechtsstrcitigk. § 1.
189
sind diejcingm Prozesse anzuschcn, in welchen vor dem Inkrafttreten
der Deutschen Civilprozeßordnung die Einreichung der Klage, in den Bezirken des Appellationsgerichtshofcs zu Cöln und des Appellations gerichts zu Celle die Zustellung oder Behändigung der Klage erfolgt
Bei öffentlichen Zustellungen oder Ladungen genügt die theil-
ist.
weise Ausführung vor dem erwähnten Zeitpunkte. Entw. § 1. Mot. S. 15 — 19. K B. d A H. D. 1 — 5. denjenigen Laudestheilen, in welchen sie bis jetzt zu den Geschäften der
freiwilligen Gerichtsbarkeit gehören (s. § 34); b)
die
dem
Mahnverfahren
das
Mandatsversahren
v. 1. Juni
(Verordn,
(§§
nicht nur
Prozedurarten, also
628—643
neueren
der
a. a. O)
der gemeinrechtliche Preußischen
entsprechenden
Mandatsprozeß imb Prozeßverordnungen
1833 §§ 1-5, v. 21. Juli 1846 § 28, v. 21.
Juli 1849 §§ 1—5, v. 24. Juni 1867 §§ 1—4, Lauenb. G. v. 4. Dez. 1869 §§ 1—4), sondern auch das zu einem eigentlichen Civilprozesse nicht führende Mahnverfahren nach Maßgabe des Hann.Ges. v. 27. Juli 1852
(s. § 6); c)
das Aufgebotsverfahreu (§ 829—850 a. a.O.), auch insoweit es bis her nicht zur streitigen Gerichtsbarkeit gerechnet wurde (s. § 34);
d)
das schiedsrichterliche Verfahren (§§ 851—872 a. a. O.);
dagegen nicht die
Verfolgung
von Beleidigungen und Körperver
letzungen im Wege des Civilprozesses (s. § 42; E.G. z. Str.P.O. § 11). 2) Die §§ 1—6 enthalten allgemeine prozessualische Vorschriften,
die §§ 7—12 allgemeine Zuständigkeitsnormen, die §§ 13—32 beson dere Übergangsbestimmungen für die Zwangsvollstreckung in das beweg
liche Vermögen.
§ 33 bezieht sich auf die Zwangsvollstreckung in das
unbewegliche Vermögen, § 34 auf Entmündigungssachen und gericht liche Aufgebote.
§ 1.
1)
Abs. 1
entspricht dem Grundsätze des § 18 Abs. 1 d. E.G. z. C.P.O.;
indessen fehlen die Worte „bis zur rechtskräftigen Entscheidung" (vgl. d. allg. Bem. zu den §§ 13—33 unter 1). enthalten
die
Die nach Abs. 2 das. zulässigen Abweichungen
(,,iusoweit
nicht — bestimmt ist");
Verfahren nach
den bisherigen Vorschriften
folgenden Paragraphen
s. namentlich die §§ 2—6. 2)
— „erledigt"
—
Das
schließt also nicht mit der Entscheidung ab, sondern umfaßt die gesammte Thätig
keit, welche der Richter in diesen Sachen zu üben hat, z. B. Ertheilung von Ausserügungen und die ganze Rechtsmittelinstanz, soweit das Gesetz nicht im Einzelnen Abweichungen bestimmt.
Ein Antrag,
die Einlegung
des Rechtsmittels
auch
beim Amtsgericht am Sitze des in erster Instanz erkennenden aufgehobenen Gerichts zu gestatten^ ist von der Komm. d. A.H. abgelehnt (K.B. S. 14). Zwangsvollstreckung
3)
Wegen der
s. d. allg. Bem. z. d. §§ 13—33.
Abs. 2 ist von der Komm. d. Abg. Hauses hinzugefügt;
„anhängig
geworden" hat danach eine verschiedene Bedeutung je nach den verschiedenen
190
XII- Ges., betr.Uebergangsbest. rc.Erst. Tit.Bürg. Nechtsstreitigk. §.2.
§ 2.
Zustellungen in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, welche nach den
bisherigen Vorschriften erledigt werden, erfolgen unter entsprechender Anwendung der §§ 152 bis 159, 165 bis 174, 176 bis 189 der Deutschen Civilprozeßordnung.
Die Auseinandersctzungsbehörden können sich an Stelle der Ge richtsvollzieher
anderer
Beamten
zur Bewirkung
von Zustellungen
bedienen; geschieht dieses, so finden die Vorschriften der ZK 156, 172 bis 174 der Deutschen Civilprozeßordnung nicht Anwendung.
Unberührt bleibt die bestehende Verpflichtung der Gerichte, Zu stellungen und Behändigungen von Llmtöwegen zu betreiben. Zustellungen durch die Post sind, sofern das Schriftstück
vor
dem Inkrafttreten der Deutschen Civilprozeßordnung zur Post gegeben
ist, auch gültig, wenn sie nach Maßgabe der bisherigen Vorschriften bewirkt werden.
Dasselbe gilt für öffentliche Zustellungen, sofern sie
vor den: erwähnten Zeitpunkte theilweise ausgeführt sind. Etttw. § 2. Mot L. 19, 20. K B. d. A H T 5, 6. Rcchtssystemen
(vgl.
Struckmann
u.
Koch, Komm.
E.G. z. C.P.O.
§ 18
Anm. 2).
„Einreichnng der Klage^ — d. h. einer vollständigen, einleitungsfähigen Klage, nicht bloße Klage-Anmeldung. Für die nicht mit einer „Klage" beginnenden Prozeduren gelten besondere
Bestimmnagen (§§ 6, 24, 34).
— „theilweise Ausführung" — z. B. nur die erste Einrückuug oder nur der Beginn des Aushangs an der Gerichtsstelle.
8 2. 1)
Eine Ausnahme von dem Prinzip des § 1 Abs. 1 machen die Zu
stellungen,
soweit nicht doppelte Zustellungsvorschriften bestehen.
Nur die
§§ 160—164, 175, 190 d. C.P.O. bleiben außer Betracht, da diese, wie die Mot. bemerken, nicht das Zustellungsverfahren, sondern im Zusammenhänge mit dem
Prozeßverfahren die Voraussetzungen und Folgen gewisser Zustellungen bestimmen. 2)
Abs. 3: Die Ausnahme hinsichtlich der Zustellungen beschränkt sich auf
das Verfahren und betrifft nicht die Frage, unter welchen Voraussetzungen
und von wem eine Zustellung herbeizuführen ist.
„Selbstverständlich ist es, daß in den in Rede stehenden bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten nur die Vorschriften der Civilprozeßordnung über das
Verfahren bei Ausübung der Zustellungen und nicht etwa auch die Vor schriften
darüber,
in welchen
Fällen Zustellungen nothwendig sind und
wer dieselben zu veranlassen hat (z. B. §§ 288, 152 der C.P.O.) zur
Anwendung
gebracht
werden
dürfen,
weil
die
Vorschriften
gedachten Art auf's Engste mit der gesammten Struktur Zusammenhängen." (Mot.)
der zuletzt
des Prozesses
XII. Ges., betr.Uebergangsbest. rc. Erst. Til. Bürg. Rechtsstreitigk. §.3.
§ 3. In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, welche nach
191
den bisherigen
Vorschriften erledigt werden, finden die Vorschriften der Deutschen Civilprozeßordnnng über die Berechtigung zur Verweigerung
eines
Zeugnisses (§§ 348 bis 350), über die Verpflichtung zur Erstattung
eines Gutachtens (§§ 372, 373), über die Vernehmung und Beeidi gung von Zeugen und Sachverständigen (§§ 341, 347, 356, 357,
359 bis 363, 375), über die znr Erzwingung eines Zeugnisses oder Gutachtens zulässigen Maßregeln (§§ 345, 355, 374) und über das
Verfahren bei der Abnahme von Eiden (§§ 441 bis 446) entspre chende Anwcndnng. Entw § 3 Mot. D. 20 21. KB. d. AH. . 10.
§ 13. Ist der Antragsteller in dem Anfgebotstcrmin nicht erschienen f cf) vif teil der D. C.P.O. im Wege der Klage geltend machen (§§ 695, 696
der D. C.P.O.), also nach erfolgter Pfändung, mit welcher die Zwangs vollstreckung beginnt, eintretenden Falls die Aufhebung der Pfändung und des durch dieselbe erworbenen Pfandrechts fordern, soweit sein Einwand
zur Herabsetzung des Anspruchs des Gläubigers reicht.
Daß die Herbei
führung der Befriedigung einzelner Gläubiger im Wege der Zwangsvoll streckung an der Verpflichtung des Erben zur ordnungsmäßigen Befriedi gung des Gläubigers nichts ändert, ist in § 2 der Verordn, vom 4 März
1834 ausdrücklich ausgesprochen. Ansfassung
Von der Frage, ob der Erbe nach enger
des Wortlautes der §§ 453, 454 Allg. L.N. L, 9 im Falle
einer ordnungswidrigen Vertheilung des 9cachlasses nur solchen Gläubigern,
welche ein Vorrecht haben, oder allen Gläubigern verhaftet bleibt, kann
hier bei Seite gelassen werden. Der Einwand des Erben ist jedenfalls begründet, wenn bevorzugte Gläubiger vorhanden sind. Da nun das Auf gebotsverfahren gerade dazu bestimmt ist, dem Erben die Gewißheit zu geben, welche Verpflichtungen
für ihn vorhanden sind, so
muß die bei
jedem Nachlasse vorhandene Möglichkeit der Konkurrenz bevorzugter For
derungen die Fortsetzung der Zwangsvollstrecknng gegen den Nachlaß für die Dauer des Verfahrens ausschließen.
Das für den Gläubiger durch
Pfändung begründete Pfandrecht wird hierdurch
nicht weiter in
Frage
gestellt, als die Forderung selbst, ohne welche ein Pfandrecht überhaupt
Erst nach Feststellung des Bestandes der Nachlaßschulden
nicht besteht.
kann sodann weiter in Frage kommen, ob eine Reduktion der Forderung nur durch
bevorzugte Forderungen
begründet werden kann."
oder
auch
durch
nicht
bevorzugte
(Mot.).
Auch die Pfändung ist eine Vollstreckungsmaßregel.
Wird diese aufgehoben,
so wird der Gläubiger später ohne neue Pfändung kein Pfandrecht gellend machen können.
8 12.
Vgl. K.O. v. 8. Mai 1855 §§ 127,128.
Struckmann u. Koch, Komm.
C.P.O. § 830 Anm.
§ 13. Die Bestimmung, welche eine Verschärfung des §831 d. C.P.O. im Inter
esse der Gläubiger enthält, wird wie folgt motivirt:
282
XV. Ges., betr. d. Zwangsvollstreckung geg. Benefizialerben rc. §. 14.
und der Antrag
auf Anberaumung eines neuen Termins (Deutsche
Civilprozeßordnung § 831) binnen einer von dem Tage des Aufgebots
termins laufenden Frist von zwei Wochen nicht gestellt, oder der An
tragsteller auch in dem anberauniten neuen Termin nicht erschienen, so kann der Fortsetzung der Zwangsvollstreckung nicht mehr wider sprochen werden.
Nach Ablauf der erwähnten Frist von zwei Wochen ist der An trag auf Anberaumung eines neuen Termins unbeschadet der Vor
schrift des § 831 der Deutschen Civilprozeßordnung
nur
innerhalb
der int § 4 für den Aufgebotsantrag bestimmten Frist zulässig. (tntro. § 13. Mot. L. 10, 11.
§ 14.
Die Beendigung des Verfahrens, sowie der Eintritt der in §
13 Abs. 1 bezeichneten Umstände ist durch Anheftung an die Gerichts tafel und durch Einrückung in die zur Bekanntmachung des Aufgebots gewählten Blätter bekannt zu machen.
Die den Anmeldungen beigefügten urkundlichen Beweisstücke sind
nach der Beendigung zurückzugeben. Centro. § in. Mot 2. 11.
„Die Erledigung des Verfahrens
durch Ausschlußurtheil
ist
dem
von
Anträge im Ausgebotstcrmine abhängig (§ 82(.) Abs. 1 d. D.C.P.O.).
der Antrag versäumt, Aufgebotslcrmins zwar
so
ist der Antrag
nur
auf Vestimmuug
iuncrhalb 6 Monate
eines
Ist
neuen
zulässig (§ 831 das.);
der Wiederholung einer solchen Verzögerung steht jedoch in anderen Fällen des Ausgebotsverfahrens nichts entgegen.
Das Interesse der Gläubiger an
der Fortsetzung der Zwangsvollstreckung erfordert jedoch
bei diesem Auf
gebot, soweit dessen Fortdauer die Zwangsvollstreckuug hemmt, eiue weiier-
gehende Beschränkuug.
Für den Antragsteller reicht die Gewährung einer
zweiwöchentlichen Frist zur Fortsetzung des Verfahrens und die einmalige
Beseitigung der Folgen seiner Versäumniß
aus.
Daneben
jährige Frist für die Zulässigkeit des Aufgebotsantrags
soll
die
cin-
auch für die Zu
lässigkeit des Antrags auf Fortsetzung des Verfahrens maßgebend bleiben."
8 14. Vgl. K.O. v. 8. Mai 1855 § 355.
— „sowie der Eintritt — Umstände" — weil dieselben die Bedeutung
des Verfahrens ändern, wie die Mot. sich ausdrücken.
XV. Ges., bett. d.Zwangsvollstreckung geg.Benefizialerbenrc. §. 15 16.
283
§ 15.
Wird ein Ausschlußurthcit erlassen, oder der Antrag auf Er lassung desselben zurückgcwicsen, so ist das Verfahren vor Ablauf einer
von Verkündigung der Entscheidung laufenden Frist von zwei Wochen und vor Erledigung der rechtzeitig eingelegten Beschwerde (Deutsche Civilprozeßordnung § 829) nicht als beendigt anzuschcn. Crnhv § 15. Mot. L. II
§ 16.
Die Kosten des Verfahrens gehören zu den Ausgaben für die Verwaltung des ')cachlasses. Ctntiv § 16. Mot. T. 11.
8 15. Die Mot. bemerken: „Tas nach den Vorschriften der K.O. üoin 8. Mai 1855 zu erlassende
Urtheil muß durch nierzehntägigen Aushang
zugestellt
und
werden
erst nach Ablauf der )llestitntionsfrist rechtskräftig werden.
kann
Hierdurch wird
auch den Erben eine gewisse Frist zur Prüfung und Vorbereitnng weiterer Maßregeln gegeben.
kündung
rechtskräftig
Wird nunmehr das Ausschlußurthcil
(§ 834
Abs. 1 der D.C.P.O.),
mit
der Ver
so ist den Erben
eine ähnliche Frist besonders zu gewähren und hierbei auch der Fall der Versagung des Ausschlußurtheils mit zu umfassen,
tvelcher in der K-O.
vom 8. Mai 1855 keine Erwähnung gesunden hat, weil es dort bei dem
Ausspruch, daß das Verfahren mit der Rechtskraft der Präklnsoria beendigt sei, nur darauf ankam, festzustellen, daß die Befriedigung
der
Gläubiger
zu dem Verfahren nicht gehöre."
8 16. Der Antragsteller haftet dem Gericht für die .Hosten (D. G.K.G. §§ 44, 81,
84, 89), kann dieselben aber als Verwaltungskosten den Miterben bzw. den Gläu bigern in Rechnung stellen.
„9!ach
§ 358
der Ä.O. vom 8. Acai 1855
Kosten des Verfahrens zu den "Rachlaßschulden
zu berichtigen.
die
gerichtlichen
Das Erstere unterliegt beni Mißverstündniß, als solle der
Antragsteller für die Kosten auch
aufkommen.
gehören
und sind dieselben vorweg
nur
nach
den
Kräften des
Eine solche Anffassnng würde irrig sein,
da
Nachlasses
der
eigenen Interesse das Verfahren beantragt und als Antragsteller Kosten aufkommen muß.
zu entnehmen.
Erbe
im
für
die
Die Entscheidnitg hieriiber ist dem Kostengesetze
Richtig ist nur, daß die Kosteu, und zwar nicht blos die
gerichtlichen, zu den Ausgaben für die Verwaltung des Nachlasses gehören.
Als solche sind sie nach den
§§ 50, 51 der D.K.O.
im
Verhältniß
zu
allen anderen Ansprüchen aus dem Nachlasse vorweg zu berichtigen." (Mot.)
284 XV. Ges., bett. d. Zwangsvollstreckung geg. Benefizialerbenrc. §§.17.18. § 17.
Wird über den Nachlaß der Konkurs eröffnet, so ist der Benefizialerbe nur noch zur Herausgabe des 'Nachlasses und zur Rechnungs
legung über dessen Verwaltung an den Konkursverwalter verpflichtet. Centro. § 17. Mot. L. II
§ 18. Der vierte Titel der Konkursordnung vom 8. Mai 1855 und der zweite ?lbschnitt des Titel 51 Theil I der Allgemeinen Gerichts
ordnung werden ailfgehoben. Ein vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes beantragtes erbschaft-
lichcs Aquidationsverfahren (Konkursordnung vom 8. Mai 1855 Titel
4, Allgemeine Gerichtsordnung Theil I Titel 51 Abschnitt 2) ist nach den bisherigen Porschriften
erledigen.
Hierbei finden rücksichtlich
der Zuständigkeit der Gerichte und der Zustellungen die Vorschriften des Gesetzes, betreffend die Uebergangsbestimmungcn zur Deutschen
Civilprozeßordnung und Deutschen Strafprozeßordnung, entsprechende
Anwendung. 0'Nkw. tz IS. Mot. L II
12.
S 17. „Wird — Kon kurs eröffnet" — Ueber die Voraussetzungen vgl. T.K.O. §§ 203—205. Das Aufgebotsverfahreu verliert damit seine Bedeutung und wird nach § 14 zu beendigen sein. § 17 hat namentlich für das Verhältniß des Benefizialerben den einzelnen Gläubigern gegenüber Bedeutung. „Die K.O. vom 8. Mai 1855 enthält in den §§ 345, 356, 357, 360 Vorschriften über die Rechtsverhältnisse zwischen dem Erben und den Gläubigern nach Beendigung des Verfahrens und bezüglich des über den Nachlaß etwa zu eröffnenden Konkurses. Auch die ersteren haben nur in der Beziehung auf die Möglichkeit der Konkurseröffnung eine besondere Bedeutung. Nachdem durch die D.K.O. sowohl die Voraussetzungen der Konkurseröffnung als auch das Verfahren im Konkurse festgestellt sind, kann die Landesgesetzgebung hierüber nichts mehr bestimmen. Sie muß sich darauf beschränken, ausznsprechen, daß die Verpflichtungen des Bene fizialerben sich auf vollständige Auslieferung des Nachlasses an den Konkurs verwalter beschränken, so daß einzelne Gläubiger gegen ihn überhaupt keine Ansprüche mehr verfolgen können. Daß der Erbe nach Eröffnung des Konkurses zur Fortsetzung des Aufgebotsverfahrens nicht mehr legitimirt ist, erscheint als selbstverständlich." (Mot.).
8 18. 1) Abs. 1: Die bezeichneten, ausschließlich auf das erbschaftliche Liquida-
XV. Ges., betr. d. Zwangsvollstreckung g. Benefizialerben rc. § 19.
285
§ 19.
Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Deutschen Gerichtsver
fassungsgesetze in Kraft. Cntw. § 19. Mot —.
Urkundlich
unter Unserer Höchstcigenhändigen Unterschrift und
beigedrucktem Königlichen Jnsiegel. Gegeben Berlin, den 28. März 1879.
(L. 8.)
Wilhelm.
Gr. zu Stolberg. Leonhardt. Falk. v. Kameke. Friedenthal, v. Bülow. Hofmann. Gr. zu Eulenburg. Maybach. Hobrecht. lionsverfahren bezüglichen Borschriften sind durch die §§ 1—17 ersetzt. Vgl. „Vor
bemerkung" unter 2. 2)
Abs. 2 Satz 1 entspricht dem Grundsätze des Gesetzes, betr. die Ueber-
gangsbestimmungen u. s. w. v. 31. März 1879 § 1 (oben S. 188).
Die nach
Satz 2 entsprechend anzuwendeuden Bestimmungen s. das. §§ 2, 7—12.
. § 22. Mot. 3 29, 30 K B d A H 3. 12 13
§ 23. Die Vorschriften der §§ 18 bis 22 finden auf die Fälle ent sprechende Anwendung, in welchen außerhalb des Konkursverfahrens eine Befriedigung persönlicher Gläubiger nach deni Range ihrer For
derungen stattzufinden hat. Cntw. § 2 3. Mot. 3. 30. K.D. d. A.H. 3. 13.
§ 24. Die Vorschriften des § 18 über die Gewährung eines Vorrechts finden keine Anwendung aus Rechte, welche ein Gläubiger vor dem Inkrafttreten dieses
Gesetzes
oder
durch Beschlagnahnlc, Pfändung
Ueberweisung erlangt hat. o-ntw §
Mot. 3 30 KD d AH 3. 13
§ 22. 1)
Statt des bisherigen
gesetzlichen
Pfand-
Vorzugsrechts
oder
d e r Ki n d e r oder Pflegebefohlenen wird hier, jedoch nur für das K o n kurs -
verfahren
(und
die in § 23
bezeichneteil
Prozedurenj
—
gegenüber
dem
Pfäudungspfandreätt ist es nach § 23 des E.G. z. C.P.O. nicht gestattet — das nach § 13 Abs. 1 d. E.G. z. K.O. zulässige
Borrecht
gewährt.
In
Betreff
der Pflegebefohlenen s. noch Bormundschaftsordn. § 32 Abs. 5 und 6. 2)
Abs. 2 bestimmt eine kdtrzere Frist, als nach § 13 Abi. 3 d. E.G. z. K.O.
zulässig gewesen wäre.
Vgl. D.K O. § 54 Nr. 5, Preng. Ä.C. § 81.
8 23. Der Inhalt des § 23 ist eine Konsequenz des § 8.
8 24. Für die hier bezeichneten Rechte enthält die nöthige
Fürsorge
Ges., betr. die Uebergangsbest. z. C.P.O. u. s. w. (oben S. 217). § 32 gewährt ein Pfandrecht,
§ 32
Abs.
2
des
dieses
welches dem Gläubiger die in § 709 der C.P.O.
bestimmten Rechte verleiht (wie in der Komm. d. Abg.H. konstatirt wurde.)
XVII.Auss.-Ges.z.D.Konkursordn.Zweit.Abschn.Zweit Tit. §§.25.26.
332
Imriter Titel.
Borrechtsregister. § 25. Die Vorrcchtsregistcr sind zur Eintragung der nach Vorschrift des § 21 Nr. 1 der Anmeldung bedürfenden Vorrechte bestimmt. Crntro. § 25. Mot. D. 30.
§ 26.
Für
die Führung
der Vorrcchtsregistcr
sind
dic Amtsgerichte
zuständig. Der Iustizminister kann die Führung des Registers für die Be
zirke mehrerer Amtsgerichte einem derselben übertragen. d A.H D 13.
(V-Iitiv § 26. Mot. ®. 30, 31.
3iuciicr Titel. Die Borrechtsregister beruhen auf den Borbehalten in § 23 Abs. 2 des E.G.
z
C.P.O. und § 12 Abs. 3, § 13 Abs. 2 des E.G. z. tl.x?.
eine rnulnlich eingeschränkte. „Sofern
nicht
Ihre Bedeutung ist
Bgl. die Borbeni. z. 2. Abschn. 1. Titel.
die Ehefrauen
einen unerwartet ausgiebigen Gebrauch
von der Einrichtung machen sollten, lvird dieselbe allenfalls nnr in den
gerneinrechtlichcn Gebietstheilen Schleswig-Holstein,
im
Gebiet
der Provinz Hannover, des
ehemaligen
in der Provinz
Kurfürstcnthnms Hessen
und im Amtsbezirk Homburg zu eiuer allgemeineren Benutzung gelangen.
Die für dic Führung der Register zu treffenden Anordnungen ergeben sich ihrem wesentlichen Inhalt nach theils aus dem Zweck, welchem die
selben nach den Mot. zu § 12 des E.G. z. K.O. dienen sollen, theils aus der Erwägung, daß dem Schnlducr, gegen welchen die Anlncldnngen zur Eintragung erfolgen, wider ungebührliche Beeinträchtigmlg seines Kredits
ein
geeigneter Schutz zu
gewahren
ist.
Außerdein kommt insbesondere
noch in Betracht, daß die Rechte, um deren Anmeldung es sich handelt, zu
einer Wirksamkeit nur
im Fall
des Eintritts einer Konkurrenz mit
anderen Gläubigern des Schuldners gelangen."
(Vkot.).
§ 25.
Rur für ein nach dem 1
Oktober 1881 eröffnetes Konkursverfahren bezw.
eine nach diesem Zeitpunkte bewirkte Pfändung bedürfen die Vorrechte, welche an Stelle der in §§ 18, 19, 22 bezeichneten Pfand- oder Vorzugsrechte treten, der
vorgängigen Anmeldung zum Vorrechtsregister.
§ 26. 1)
Abs. 1:
Diese sachliche Zuständigkeit der Amtsgerichte schließt
sich an § 25 Nr. 1 des A.G. z. G.V.G. (oben S. 18) an.
Wegen der örtlichen
Zuständigkeit s. unten § 30.
2)
Abs. 2 entspricht dem § 30 des A.G. z. G.V.G.
nicht an den Landgerichtsbezirk gebunden.
Der Iustizminister ist
333
XVII.Auss.-Ges.z.D.KonkurSordn.Zweit.Abschn.Zweit.Tit.H§.27—3V.
§ 27. Das Vorrcchtsregister ist öffentlich.
Die Einsicht desselben ist
während der gewöhnlichen Dienststunden einem Jeden gestattet. Entw. § 27.
§
28.
In dem Register sind außer den Eintragungen nur Löschungen zu vermerken. (Siltw. § 28. Mot. D. 32.
§ 29. Die Eintragungen und Löschungen erfolgen auf Anordnung des
Amtsgerichts.
Die Vermerke, durch welche
die Eintragungen
und
Löschungen
bewirkt werden, sind von dem Gcrichtsschrciber zu unterschreiben. Entw § 29
§ 30. Die Anmeldung zur Eintragung
erfolgt bei dem Amtsgericht,
bei welchem der Schuldner am Tage des Inkrafttretens dieses Gesetzes
seinen allgemeinen Gerichtsstand hat. Ist der Schuldner
vor
deul Inkrafttreten dieses Gesetzes
ver
storben, so kann, so lange die Voraussetzungen des § 28 Abs. 2 der
Deutschen Civilprozeßordnung vorhanden sind, die Anmeldung bei dem
Amtsgericht
erfolgen,
bei welchem
der Schuldner
zur Zeit
seines
Todes den allgemeinen Gerichtsstand gehabt hat. Im Fall des § 26
Abs. 2 kann die Anmeldung
bei dem in
den vorstehenden Bestimnnmgen bezeichneten oder bei dem mit der 8 27. Bgl. H.G.B. Art. 12 Abs. 2, Genossenschaftsges. § 8 u. s. w. § 28.
Die Mot. bemerken: „Zu einer Zulassung anderer Vermerke in den Registern, als die durch
die Einwägungen und Löschungen bedingten, fehlt dagegen ein Bedürfniß. Insbesondere würden die Weiterungen,
welche die Zulassung
von Ver
merken über die Abtretung oder die Vererbung angemeldeter Forderungen
verursachen würde, mit der Geringfügigkeit des von derselben zu gewär tigenden Nutzens in offenbarem Mißverhältniß stehen."
8 30. 1) Abs. 1 soll die Schwierigkeiten vermeiden, welche bei einem Wechsel des
Wohnsitzes eintreten würden. Struckmann u. Koch, Prcuß. AuSmhrungsgescbe.
23
XVII.Au§f.-Ges.z.D.Konkursordn.Zweit.Abschn.Zweit.Tit.K8.31.3?.
334
Führung des Registers beauftragten Amtsgericht erfolgen.
Die An
meldung ist, wenn sic nicht bei dem mit der Führung des Registers beauftragten Amtsgericht erfolgt, diesem Gericht zu übersenden. Entw. 8 30. Mot. D. 31.
§ 31.
Die Anmeldung hat zu enthalten: 1) die Bezeichnung
des
Gläubigers
und
des Schuldners
nach
Ramen, Stand oder Gewerbe und Wohnort; 2) die Angabe des Gegenstandes und des Grundes der Forderung; 3) die Angabe des für die Forderung beanspruchten Vorrechts, so
wie des Grundes des Anspruchs; 4) im Fall einer Beschränkung des Vorrechts ins einzelne beweg
liche Gegenstände des Schuldners die Bezeichnung der Gegen
stände. Gntw. § 31. Mot. D. 32.
§ 32.
Die Anmeldung kann bei dein Gericht schriftlich eingereicht oder
zum Protokoll des Gerichtsschreibers angebracht werden.
Wird sie
schristlieh eingereicht, so muß das Schriftstück gerichtlich oder notariell beglaubigt sein.
Bei
der Beglaubigung
bedars
es weder der Zu
ziehung von Zeugen, noch der Aufnahnie eines Protokolls.
dungen öffentlicher Behörden bedürfen keiner Beglaubigung. meldung ist eine Abschrift
der in derselben
Anmel
Der An
in Bezug genoulmenen
urkundlichen Beweisstücke beizufügen.
Mit der Anmeldung soll eine für den Schuldner bestinnnte Ab schrift der Beweisstücke und,
wenn die Amncldung
schriftlich ange
bracht wird, eine Abschrift derselben eingereicht werden. Eniw. 8 32. Mot S. 32 K.B d. A H. D. 13. 2)
A b s. 2 ii. 3 dienen zu Gunsten der Gläubiger.
8 31. Die nicht blos
instruktionell,
halten" — vgl. § 33 Abs. 1)
sondern
kategorisch
(„hat
zu
ent
vorgeschriebenen Erfordernisse der Anmeldung
setzen in Verbindung mit den §§ 32 und 34 den Schuldner zur Wahrnehrnung
seiner Rechte gegen Beeinttächtigungcn in den Stand.
Vgl. auch § 33 Anm. 1.
§ 32. Vgl. § 31 Anm.
Abs. 2 ist nur instruktiouell („soll" statt „ist— einzureichen", wie der
Entw. wollte).
Wird die Vorschrift nicht befolgt, so wird die Anmeldung nicht
zurückgegeben, sondern das Fehlende auf Kosten des Anmeldenden beschafft, wie
der Regierungs-Kommissar in der Komm. d. Abg.H. bestätigte.
335
XVII.Ausf.Gcs.z.D.Konkursordn.Zweit.Abschn.Zweit.Tit.§§.33—35. § 33.
Genügt
die
Anmeldung
den
Erfordernissen
der
§§ 31, 32
Abs. 1, so ist die Eintragung anzuordncn.
Gegen den Beschluß,
durch
welchen die Eintragung abgelehnt
wird, findet die Beschwerde nach Maßgabe der §§ 532 bis 538 der Deutschen Civilprozeßordnung statt. 6;ntro. § 33. Mvt. D. 32. K.B. d. 2l H. S. 13
§ 34. Eine Abschrift des eingetragenen Vernierks ist den: Gläubiger
und dem Schuldner mitzutheilen.
Der Mittheilung an den Schuld
ner ist eine Abschrift der Annieldung und der urkundlichen Beweis
stücke beizufügen.
Dieselbe
kann
unmittelbar
und
ohne besondere
Form geschehen. (Vnttv. § 34. Mot L. 32. 5t.B. d. A L» S 13, 14.
§ 35. Der Schuldner kann auf Grund der Einwilligung des Gläubi gers oder eines rechtskräftigen Urtheils die Löschung der Eintragung verlangen.
O'nttü. § 35. § 36. Für die den Iluttsgeriehten nach den Vorschriften dieses Titels
obliegenden Geschäfte werden nur die baaren Auslagen erhoben. Der 2cotar
erhält für die Beglaubigung im Falle
des
§ 32
Abs. 1 bei einem Betrage der Forderung bis einschließlich 1500 Mark
eine Gebühr von 1 Mark 50 Pf., bei einem Betrage der Forderung über 1500 Mark eine Gebühr von 3 Mark.
Die Beglaubigung ist
stempelsrei. Clitw. § 36. K.B. b. A H. D. 14.
8 33. 1) Abs. 1 drückt aus, daß eben nur die formellen Erfordernisse der An meldung zu prüfen sind, nicht die Begründung der angemeldeten Forderung und des Vorrechts. Qur Abwehr ungerechtfertigter Beeinträchtigung des Kredits ver weisen die M o t. den Schuldner eins die Feststellungsklage des § 231 der C.P.O. Vgl. Struckmann n. Koch, Komm. das. Amu. 3, 5. 2) Abs. 2: Die weitere Beschwerde (C.P.O. § 531 Abs. 2) findet nicht statt. Der Zurückgewiesene ist unbehindert, eine den ausgestellten Erfordernissen entsprechende neue Anmeldung anzubringeu. § 34. Vgl. § 31 Aum. und § 32 Abs. 2. 8 36. 1) Abs. 1: Vgl. G.K.G. §§ 79, 80.
336
XVII. Ausf.-Ges. z. D. Konkursordn. Zweit. Abschn. Drin. Tit.ß. 37.
Dritter Titel Verfahren. § 37. Die Konkurssachen, in welchen das Verfahren vor dem Inkraft
treten dieses Gesetzes eröffnet worden ist, gehen auf die Anitsgerichte Dieselben sind,
über.
soweit
nicht
aus
den Bestirnmungen dieses
Titels und aus der Verfassung der Amtsgerichte sich Abweichungen ergeben, nach den bisherigen Vorschriften zu erledigen.
Als zu dem Konkursverfahren gehörig sind im Sinne der vor stehenden Bestimmungen auch die Rechtsstreitigkeiten anzusehen, deren 2) Abs. 2 ist von der Komm. d. Abg.H. hinzugesügt.
sich an die des Ges. v. 8. Juli 1865 (G.S. S. 761) an; für die
Beglaubigung
von Anträgen
Die Lätze schließen sie sind niedriger als
in Grundbuchsiichen (Taris § 8 Nr. 3;
Bahlmann, Grundbuchrecht 2. Ausl. S. 378).
Dritter Titel. Ueber
re ichs gesetzliche Grundlage
die
dieser Vorschriften bemerken
die
Mot.:
„Die Bestimmungen der K.O. finden auf jedes Konkursverfahren An
wendung, welches am Tage oder nach dem Tage des Inkrafttretens der
selben eröffnet wird.
Dagegen sind die vor dem Tage des Inkrafttretens
der K.O. eröffneten Konkurse gemäß der Vorschrift des § 8 Abs. 1 des E.G. z. K.O. nach den bisherigen Gesetzen zu erledigeu.
Die letztgedachte
Vorschrift bezieht sich sowohl auf das Koukursrecht wie auf das Koukurs-
verfahreu.
Sie hat aber nicht die Bedeutung, die bisherigen Landesgesetze
reichsgesetzlich für maßgebend 511 erklären.
Eine Aenderung dieser Gesetze
durch Landesgesetz ist sonach zulässig geblieben.
Die Zulässigkeit, uamentlich
auch die K.O. auf die Erledigung der vor dem mehrerwähnten Zeitpunkt
anhängig gewordenen Konkurssachen für anwendbar zu erklären und zu diesem Zweck Uebergangsbestimmungen zit erlassen, ist, um Mißverständ
nissen
vorzubeugen,
im § 8 Abs. 2 des E.G. noch
ausdrücklich ausge
sprochen (Mot. zu § 8 E.G. z. K.O. S. 470). Soweit auf dem Gebiet des materielleu Rechts Uebergangsbestimmungen
erforderlich erschienen, sind dieselben im ersten Titel dieses Abschnitts ent halten.
Die
Vorschriften
des
dritten
Titels
haben
stimmungen für das Verfahren zum Gegenstände.
die Uebergaugsbe-
Dem bereits wiederholt
in Bezug genommenen Grundsatz gemäß vermeiden sie, soweit es sich als
thunlich ergab, Aenderungen des bisherigen Rechts."
Vgl. die Vordem, z. Ges. v. 31. März 1879 unter 2 (oben S. 187). § 37. 1) Abs. 1:
Die Amtsgerichte treten an die Stelle der Kollegialgerichte
in den verschiedenen Landestheilen.
Daß, abgesehen von den theils durch die Um-
XVII Ausf.-Gcs. z.D.Konkursordn. Zweit.Abschn. Dritt Tit. 88.38.39.
337
Verhandlung und Entscheidung in erster Instanz nach den bisherigen Vorschriften vor das Konkursgcricht oder im Bezirk des Appellations-
gcrichts zu Celle vor das dem Konkursgcricht vorgesetzte Obergericht Durch diese Bestimmung werden die Vorschriften der §§ 43
gehört.
bis 47 nicht berührt. 33 — 35. K B. d. A H D. 14.
Centro. § 37. Mot
§ 38. Die Zuständigkeit der Anttsgerichte in den auf sie übergehenden Konkurssachen umfaßt alle durch die bisherigen Vorschriften dem Kon
kursgericht zugewiesenen Geschäfte, soweit nicht in den §§ 43 bis 46 etwas Anderes bestimmt ist. Cntw. § 38. Mot. D. 35.
§ 39. Jnl Geltungsbereich der Konkursordnung
vom 8. Mai 1855
und im Bezirk des Appellationsgerichtshofcs zu Cöln haben die Amts gerichte zugleich die nach
den bisherigen Vorschriften dem Konkurs
oder Fallimentskommissar zugewiesenen Geschäfte wahrzunehmen. C'nhv. § 39.
gestaltung der Gerichtsverfassung oder durch die Einführuug der C.P.O. bediugten, theils
zur
Erleichteruug
der
Beendigung
der
Konkurse
vorgeschriebeueu
Ab
weichungen, für das Verfahren die bisherigen Gesetze maßgebend sind, ent spricht dem § 8 Abs. 1 des E.G. z. K.O. 2)
— „aus der Verfassung der Amtsgerichte" —
deuten (nach der vom Reg.-Kommissar in der Komm. d. Abg.H.
Diese Worte be gegebenen Er
läuterung) nur, daß iu deu an die Amtsgerichte übergehenden Sachen die kolle-
gialische Berathung wegfällt; das Rechtsmittel gehört dagegen vor diejenigen Ge richte, welche an die Stelle der bisherigen Gerichte zweiter Instanz treten.
Vgl.
unten § 41 und § 9 des Ges. v. 31. März 1879 (oben S 196), C.P.O. § 456
(Struckmann u. Koch, Komm. das. Aum. 3). 3)
Abs. 2: Vgl. z. B. K.O. v. 8. Mai 1855 §§ 124, 125, 191, 224, 227,
228, 245.
S. 34.
Zahlreiche Beispiele ans deu übrigen Nechtsgebieten s. in d. Mot.
Eine besondere Fürsorge erfordern der Geltungsbereich der Hann. B.PO.
(unten § 47) und hinsichtlich einiger Rechtsstreitigkeiren auch die anderen Rechts gebiete (unten §§ 43—46).
Hierauf weist Abs. 2 Satz 3 hin.
§ 38. Der Satz gilt (nach d. Mot.) für die Bezirke der Appellationsgerichte in Kassel, Kiel und Wiesbaden, insbesondere auch für die durch das bestehende Recht den Amtsgerichten zugewiesenen Rechtsstreitigkeiten, welche ihrem Gegenstände nach
die
Zuständigkeit
Nr. 1
—
der
Einzelrichter überschreiten
G.S. S. 485;
(Ges. v.
15. März 1869 § 1
lauenb. Ges. v. 4. Decbr. 1869 § 15 Nr. 3
Extraausg. d. Off. Wochenbl. S. 1).
—
XVII.Ausf.-Ges.z.D.Konkursordn.Zlveit.Abschn.Dritt.Tit. §§.40—42.
338
§ 40. Wird der Bezirk des bisherigen Konkursgerichts mehreren Amts
gerichten zugetheilt, so ist das Verfahren von dem Amtsgericht zu er
ledigen,
zu dessen Bezirk der Sitz des
bisherigen Konkursgerichts
gehört. Für die Erledigung kann
ein
anderes der lnehrcren Anitsge-
Die Bestimrnlmg erfolgt durch das Ober
richte bestimmt werden.
landesgericht, oder, wenn die Amtsgerichte den Bezirken verschiedener
Oberlandesgerichte angehören, durch den Fustiznlinister.
Bor
der
Entscheidung
ist
der
Verwalter
(Kurator,
Agent,
Syndik) und, sofern der Gerneinschuldner ohne Aufschub zu erlangen ist, auch dieser zu hören. Etttw. § 10. Mot. L. 35, 36. Zi.B d. A H. D. 11, 15
§ 41.
Die Vorschriften
der
3, 9, 10, 12 bis 14, 17,
19
bis
23, 44 bis 46 des Gesetzes, betreffend die Uebergangsbestiunnungen zur Deutschen Eivilprozeßordnung und Delitschen Strafprozeßordnung,
finden lins das Verfahren entsprechende Anwendung. Centro. §41. K.B d.
T. 15
§ 42. Auf Zustellungen und Behändigungen, welche in Genläßheit der
bisherigen Vorschriften nach den für Zustellungen und Behändigungen
in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten wirken sind,
geltenden Bestimnnmgen
zu
be
finden die Bestimulungen des § 2 des Gesetzes,
be
treffend die Uebergangsbestinnnungen
zur Deutschen Civilprozeßord-
nung und Deutschen Strafprozeßordnung, entsprechende Anwendung.
Ist in Füllen, in welchen nach den bisherigen Vorschriften die
Zustellung durch Aufgabe zur Post genügt, in Gemäßheit dieser Vor schriften eine Bescheinigung der Aufgabe zur Post erforderlich, so er folgt die Zustellung nach Maßgabe der Bestimmungen der Deutschen
8 40. § 40 entspricht dem § 11 des Ges. v. 31. März 1879 (oben S. 197). Wegen des Abs. 2 vgl. auch unten § 57 Abs. 3.
8 41. Vgl. K.O. § 65.
§ 42. Vgl. K.O. §§ 65, 69 Abs. 1. „Zustellung durch Aufgabe zur Post" - vgl. C.P.O. §§ 161, 175.
XVIIÄusf.-Ges.z D-Konkursordn. Zweit. Abschil.Dritt.Tit.Z. 43.44.
339
Civilprozcßordnung über die Zustellung durch Aufgabe zur Post. Einer Beglaubigung des zu übergebenden Schriftstücks bedarf es nicht, so fern dieselbe nach den bisherigen Vorschriften nicht erforderlich ist. Cntw. 8 42.
§ 43. Die Borschriften des § 8 des Gesetzes, betreffend die Uebergangsbestinlmungen zur Deutschen Civilprozeßordnung und Deutschen Strafprozeßordnung, soweit sie auf Kollegialgerichte sich beziehen, finden auf Nechtsstreitigkeiten, welche vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes bei dem Konkursgericht anhängig geworden sind, entsprechende An wendung 1) im Geltungsbereich der Konkursordnung vom 8. Mai 1855, sofern die Rechtsstreitigkeit die Richtigkeit oder das Vorrecht einer Konkllrsforderung oder die Vernichtung des Akkordes zum Gegenstand hat; 2) int Bezirk des Appellationsgerichts zu Greifswald, sofern über die Rechtsstreitigkeit im Spezialprozeß abgesondert zu verhan deln und zu entscheiden ist; 3) im Bezirk des Appellationsgerichtshofes zu Cöln, sofern die Rechtsstreitigkeit zum Gegenstand hat a) die Richtigkeit oder das Vorzugsrecht einer Konkursforderung; b) einen Revindikationsanspruch; c) die Anfechtung eines Rechtsgeschäfts des Gemeinschuldners, oder eine Rückforderung zur Masse; d) den Anspruch eines Dritten gegen die Masse; e) die Rechnung eines Konkursverwalters. Entw. § 43.
Mot. D 35. K B d A.H. 3 (143), 97 (261), 106 I. (276). 87, 135 ff., 173. Haus der Abg.
Sten. Ber. S. 7, 12, 60 ff.
13. Legisl. Per. II. Session 1878/79.
Drucksachen Nr. 91
(782 ff.), 233 (1700 ff.), 242 (1747), 243 (1748 ff.), 283 (1913).
Sten. Ber.
S. 519 ff., 1143 ff., 1171, 1445.
WilHekrn, von Gottes Gnaden König von Preußen re. ver ordnen, unter Zustimmung beider Häuser des Landtages der Monarchie, was folgt: *) Die Schied smannsordnung dient vor Allem zur Ausführung des
§ 420 der Str.P.O., wornach wegen Beleidigungen in der Regel die Erhebung der Privatklage erst zulässig sein soll, nachdem von einer durch die Landesjustiz verwaltung zu bezeichnenden Berg le ichs bch örde die Sühne erfolglos versucht
worden ist. Als diese Pergleichsbehörden sind für Preußen die Schiedsmänner bestinunt in Anknüpfung an das seit einer längeren Reihe von Jahren für ein zelne Provinzen bereits bestehende
gleichnamige Institut svgl. für die Provinz
Preußen Erlaß der Minister des Innern und der Justiz v. 7. Sept. 1827, für Schlesien und Brandenburg Verordn, v. 26. Sept. 1832, für Sachsen Verordn,
v. 11. April 1834, für Pommern Verordn, v. 13. Juni 1834, für Posen Verordn, v. 7. Juni 1841, für Westfalen Ges. v. 4. März 1855 (G.S. S. 18.1) u. A.Kab.O.
v. 28. Febr. 1859 (G.S. S. 102), 8. September 1865 (G.S. S. 1042) und 11. Dezember 1872 (G.S. v. 1873 S. 17], dessen Thätigkeit sich übrigens nicht bloß auf den Sühneversuch bei Beleidigungen und leichten Mißhandlungen (vgl. noch Art. XVIII. des E.G. z. Preuß. Str.G.B. v. 14. April 1851 sG.S. S. 93]), sondern auch auf die Sühne in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten erstreckte.
(Vgl. Schering: Handbuch für die Schiedsmänner.)
Das letztere Gebiet, auf
welches sich — abgesehen von dem fakultativen Sühneversuch beim Amtsgerichte
(C.P.O. § 471) und dem obligatorischen Sühneversuch
in Ehesachen
(C.P.O.
§§.571 ff.) — die Reichsgesetzgebung nicht erstreckt (vgl. Struckmann u. Koch,
Komm. G.V.G. § 14 Anm. 4), ist den Schiedsmännern gleichfalls unverkürzt Struckmann u. Koch, Prcusr. AnsMruntisgestke.
26
XIX. Schiedsmannsordnung.
382
§. 1.
Erster Abschnitt.
Erster Abschnitt. Das 2tmt der Schiedsmänner.
8 1. Zur Sühncverhandlung über streitige Rechtsangelegenheiten ist für jede
Gemeinde
ein
Schiedsmann
zu
bestellen.
Ge
Kleinere
meinden können mit anderen Gemeinden zu einem Schiedsmannsbezirke vereinigt, größere Gemeinden in mehrere Bezirke getheilt werden.
Selbstständige Gutsbezirke werden den Gemeinden gleichgeachtet.
Die Abgrenzung der Bezirke erfolgt: in
1)
denjenigen
in
Städten,
welchen
kollegialischer Ge
ein
meindevorstand vorhanden ist, durch diesen,
in
übrigen
den
durch den Bürgermeister;
2) für die Landgemeinden
die Kreisvertretungen,
durch
in
der
Provinz Hannover und in den Hohenzollernschen Landen durch
die Amtsvertretungen. Entw. § l. Mot ®. 18, 19. K B. d. H.H. D. 117, U8. K D b A H belassen
bzw.
in
denjenigen
der
Theilen
nicht bestanden, übertragen worden.
Atonarchie,
in
1702
1706.
welchem sie bisher
Hierzu sowie zur Herstellung der nothwen
digen Uebereinstimmung des Bcrfahrens mit den Anforderungen des neuen Prozeß
rechts bedurfte es des Einschreitens
der
Gesetzgebung.
Durch
Gesetz ist nunmehr das gesammte Institut der Schiedsmäuner,
das
vorliegende
welches
bisher
provinziell sich entwickelt hatte, einheitlich für die ganze Monarchie geregelt worden. S. auch P. Florschütz: Die Schiedsmaunsordnung v. 29. März 1879.
bei Carl Heymann.
Berlin
1879.
8 1. 1)
Der § 1 enthält in den Worten
streitige Nechtsangelegeuheiten" digkeit der Schiedsmäuner.
„Zur
Sühneverhandlung
über
zunächst die Bestimmung der Zustän
Sie haben nur die Sühne zu versuchen, nicht zu
entscheiden; sie sind nicht Schiedsrichter.
Ihre Thätigkeit erstreckt sich ferner nur
auf streitige Nechtsangelegcnheiteu, d. h. auf die in § 12 näher bezeich
neten bürgerlichen Rechtsstreitigkciten und die in § 33 hervorgehobenen , nur auf Antrag zu verfolgenden Beleidigungen und Körperverletzungen (vgl. auch die Erkl.
d. Regierungskommissars in der Komm. d. H.H.—K.B. S. 118).
Ausgeschlossen
von ihrer Thätigkeit sind daher namentlich alle Handlungen der freiwilligen Gerichts barkeit, soweit sie nicht einen wesentlichen Theil des Vergleichs ausmachen oder zur Ausführung desselben nothwendig sind,
und alle strafbaren Handlungen mit
Ausnahme der in § 33 hervorgehobenen (vgl. auch § ö der Instruktion für die
Schiedsmänner v. 1. Mai 1841 sJ.M.Bl. S. 229]). 2)
Sodann enthält § 1 die Feststellung der Schiedsmannsbezirke
(vgl. §§. 13, 14). In der Regel sollen dieselben mit den Bezirken der Gemein
den
zusammenfallen; doch siud Ausnahmen nach den beiden im Abs. 1 Satz 2
Erster Abschnitt.
XIX. Schiedsmannsordnung.
383
§§.3.4.
§ 2.
Zu demselben
Das Amt des Schiedsmanns ist ein Ehrenamt.
ist nicht zu berufen:
wer das dreißigste Lebensjahr nicht vollendet hat;
1)
2) wer nicht in dem Schiedsmannsbezirke wohnt, für welchen die
Berufung erfolgt; 3) wer in Folge strafgerichtlicher Verurtheilung
die Befähigung
zur Bekleidung öffentlicher Aemter verloren hat;
4) wer in Folge gerichtlicher Anordnung in der Verfügung über
sein Vermögen beschränkt ist.
und
Staatsbeamte Kirchenverwaltung
Beamte
besoldete
bedürfen
zur Uebernahme
der
des
Kommunal-
oder
der Ge
Amts
nehmigung ihrer zunächst vorgesetzten Behörde. Entw. § 2. Mot D. 19, 20. K.B. d H H. S. 118. K.D. d. A H. D. 1706.
§ 3. In denjenigen Gemeinden, welche für sich Einen Schiedsmanns
bezirk oder
mehrere Schiedsmannsbezirke
bilden,
erfolgt die Wahl
der Schiedsmänner durch die Gemeindevertretung (Versammlung der Stadtverordneten, der Repräsentanten, der Burgervorsteher, der Ge
meindeverordneten,
der
Bürgerausschußmitglieder,
der
Gemeinde
ausschußmitglieder), wo eine gewählte Genieindevertretung nicht besteht, durch die Gemeindeversanlmlung, in selbstständigen Gutsbezirken durch
den Gutsvorsteher.
Für die aus mehreren Gemeinden zusammengesetzten Schieds
mannsbezirke werden die Schiedsmänner durch die Kreisvertretungen,
in
der Provinz
Hannover
und
in den Hohenzollernschen Landen
durch die Amtsvertretuugen gewählt.
Die Wahl erfolgt auf drei Jahre.
Bis zum Amtsantritte des
Neugewählten bleibt der bisherige Schiedsmann in Thätigkeit. Gntw. § 3. Mot.
20, 21. K.B. d H H. D 118. K.D. d. A.H. D 1702 -1706.
angegebenen Richtungen hin zulässig.
Ausnahmslose Regel aber ist, daß für jeden
Schiedsmannsbezirk nur ein Schiedsmann
bestellt wird,
außerdem
ein Stell
vertreter (§ 11).
§ 2 1)
Vgl. G.V.G. §§ 31 - 33.
„Ehrenamt" —
wie das
der
Schössen,
(G.V.G. §§ 31, 84, 111). — „ist nicht zu berufen" — vgl. §. 9.
2)
Nr. 3: vgl. Str.G.B. §§ 31, 33-35.
Geschworenen,
Handelsrichter
384
XIX. Schiedsmannsordnung.
Erster Abschnitt.
§§. 4, 5.
§ 4. Die zu Schiedsmännern Gewählten bedürfen der Bestätigung durch das Präsidium des Landgerichts^ in dessen Bezirk sie ihren Wohnsitz haben. Gntw § 4. Mot D. 21. K.B. d. H.H. S. 118, 119. K.B. d A.H. D. 1706, 1707.
§ 5. Die Schicdsmänner werden bei dem Amtsgerichte ihres Wohn sitzes aus die Erfüllung ihrer Obliegenheiten eidlich verpflichtet. Der Eid wird dahin geleistet: „Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, die Pflichten eines Schiedsmanns getreulich zu erfüllen, so wahr mir Gott helfe." Ist ein Schiedsmann Mitglied einer Religionsgesellschaft, welcher das Gesetz den Gebrauch gewisser Betheuerungsformeln an Stelle des Eides gestattet, so wird die Abgabe einer Erklärung unter der Betheuerungsformel dieser Religionsgesellschaft der Eidesleistung gleich geachtet. Im Falle der Wiederwahl eines Schiedsmanns genügt die Verweisung auf den von ihm bereits geleisteten Eid. Enlw. § 5. Mot. ®. 21. K B. d. H.H. S. 119.
3) Nr. 4: Vgl. C.P.O. §§ 595, 621, K.O. § 98, A.G. z. D.K.O §§ 51, 52 (oben S. 343). 4) Abs. 2: Wegen der Reichsbeamten vgl. § 19 Abs. 1 des Reichs beamtengesetzes vom 31. März 1873 (N.G.Bl. S. 61), wegen der Militär personen § 47 des Neichsmilitärgesetzes v. 2. Mai 1874 (N.G.Bl. S. 45). Vgl. §§. 1, 2 der Allg. Verfügung v. 27. August 1879 (J.M. Bl. S. 304).
8 4. Das Bestätigungsrecht ersetzt nach den Mot. die erschöpfende Aufnahme der für das Amt erforderlichen Eigenschaften in das Gesetz, umfaßt aber zugleich das Recht der formellen Wahlprüfuug. „Präsidium" — vgl. G.V.G. § 63. Eine Beschwerde wegen Nichtbestätigung findet nicht statt (vgl. K.B. d Abg.H. S. 1796, 1797).
8 5. 1) Abs. 1: Vgl. §§. 2, 3 der Allg. Verfügung v. 27. August 1879. Die eidliche Verpflichtung gilt, wie aus den Verhandlungen der Komm. d. Abg.H. sich ergiebt, auch für Staatsbeamte, welche zu Schiedsmännern bestellt sind. 2) Abs. 2: Vgl. C.PO. § 446, Str.P.O. § 64. 3) Der Abs. 3 bezieht sich nicht auf Fälle, in welchen zwischen der letzten Amtsperiode des Schiedsmanns und der Wiederwahl ein Zwischenraum liegt.
XIX. Schiedsmannsordnmig.
Erster Abschnitt.
385
§§. 6. 7.8.
§ 6.
Die
Schiedsmänncr
bei
haben
Ausübung
ihres
Amts
die
Rechte der Beamten. Entw. — Mot. — K B. d. H.H. . 32, 33
§ 36.
der
Bei
nach § 420 der
Deutschen Strafprozeßordnung
er
forderlichen Sühne Verhandlung darf der zuständige Schicdsmann die Ausübung seines Amtes aus den in § 16 Nr. 3 bis 6 und § 17 Nr. 2 angegebenen Gründen nicht ablehnen.
Er hat, wenn bei einer Partei einer der int §
6 angegebenen
16 Nr.
3 bis
Umstände vorliegt, dies in dem Protokolle zu ver
Gegen eine solche Partei findet die Zwangsvollstreckung aus
merken.
einem aufgenonmienen Bergleiche nicht statt. Entw. § 34. Mor. L 33. Ä.B d H.H. L. 126, 127. K.D. d. A.H. L. 1713.
§ 37.
Die Ladung zu der nach § 420 der Deutschen Strafprozeßord nung
erforderlichen
Sühneverhandlung
ist den Parteien durch
den
Schiedsmann oder in anderer zuverlässiger Weise zuzustellen. Erscheint der Antragsteller in dem Termine nicht, so findet eine — „ausschließlich zuständig" — nach den Mot. aus demselben Grunde,
aus welchem die Anwendbarkeit des § 420 der Str.P.O. auf die Fälle beschränkt
ist, in welchen die Parteien in demselben Gemeindebezirke wohnen.
§ 36. Die
in
§ 36
enthaltenen Einschränkungen des Ableh nun gs rech ts
rechtfertigen sich nach den Mot. dadurch, „daß der Privatkläger, welchem die Eiureichuug eiuer Bescheiuiguug über die Erfolglosigkeit des Sühneversuchs zur Pflicht gemacht ist, in die Lage
gesetzt werden muß, sich diese Bescheinigung ohne erhebliche Schwierigkeit zu verschaffen.
Dabei kommt in Betracht, daß die Bescheinigung vermöge
des negativen Inhalts ihrer Feststellung den Rechtsstreit selbst unberührt läßt und mithin von einzelnen für die Aufnahme eines gültigen Bergleichs
unerläßlichen Vorbedingungen füglich abgesehen werden kann.
Die Wir
kungen der Erleichterungen dürfen indessen über den beabsichtigten Zweck
nicht hinausgrcifen.
Wenn daher Parteien zugelasseu worden, bei welchen
einer der in § 16 Nr. 3—6 angegebenen Umstände vorliegt, so kann ein von denselben geschlossener Vergleich nicht die volle Kraft haben, welche sonst den schiedsmännischen Vergleichen beigelegt ist."
In den Fällen des § la und des § 16 Nr. 1 (die Fälle des § 16 Nr. 2 und § 17 Nr. 1 können hier überhaupt nicht vorkommen) muß nach § 11 Abs. 1 der Stellvertreter des Schiedsmanus eintreteu.
§§ 37, 38. 1) Die §§ 37, 38 enthalten Abweichungen von den §§ 21, 22.
XIX. Schledsmannsordnung.
Sühneverhandlung nicht statt.
Dritter Abschnitt.
§. 38.
401
39.
Erscheint der Beschuldigte nicht, so
wird angenommen, daß er sich auf die Sühneverhandlung nicht ein lassen wolle. Cntw. § 35 Mot. D 33 KB d HH. D. 127. § 38.
Eine Bescheinigung über die Erfolglosigkeit des Sühneversuchs kann nur ertheilt werden, wenn der Antragsteller im Termine er
schienen ist. Die Bescheinigung muß mit der Unterschrift und dem Amts siegel des Schiedsmanns versehen sein.
Sie soll
der
die Angabe
Zeit der Beleidigung und der Anbringung des Antrags, sowie des Orts und der Zeit der Ausstellung enthalten. Ueber die Verhandlung und die Ausstellung der Bescheinigung hat der Schiedsrnann im Protokollbuche einen Verinerk aufzunehmen. Gntw § 36 Mvt. L. 33 KB. d H.H L. 127.
§ 39.
Für Privatklagen gegen Studirende kann der Justizminister im 2)
Die in § 37 Abs. 1
enth'.Nene
abweichende Vorschrift
Ladung ist durch die Nothwendigkeit hervargerufen, Sühuevcrhandlung
den Parteien
bestimmten Terrniue sichere Kenntniß
zu
rücksichllich
geben
der
dem zur
von
(vgl. § 22
Anm. 2). — „durch den Schiedsmaun"
in
nämlich dnrch ihn selbst; — „oder
anderer zuverlässiger Weise" — z. B. durch die Post.
Die Behändi
gung durch den Antragsteller ist hier nicht erwähnt. 3)
Wegen des Nichterscheinens der Parteien bemerken die Mot.: „Der Entwurf geht davon aus, daß der Antragsteller, welcher die Thä tigkeit des Schiedsn'.anus in Anspruch nimmt und sich dadurch die Mög
lichkeit einer gerichtlichen Verfolgung sichern will, durch sein Nichterscheinen
den Versuch
der
Sühne
nicht vereiteln
darf.
Ein
versuch mit dem etwa erschienenen Beschuldigten findet Für den Beschuldigten liegt ein zwingender Grnnd
Sühne
einseitiger
daher nicht zur
statt.
Wahrnehmung
des Termins dagegen nicht vor; vielmehr genügt sein Nichterscheinen, um
bei gehöriger Ladung und unterlassener Entschuldigung die Ueberzeugung zu gewinnen,
daß er dem Vergleiche widerstrebe und die gerichtliche Ver
folgung erwarte.
Die Erfolglosigkeit des Sühneversuchs
kann
daher
in
diesem Falle ebenso bescheinigt werden, als wenn beide Parteien der Ladung
Folge geleistet haben, aber zu einer Aussöhnung nicht gelangen." 4)
Abs. 2 des § 38: Die Aitgabe der Zeit der Beleidigung und der An
bringung des Sühneversuchs ist nach den Mot. erforderlich, um darnach festzu
stellen, ob die für den Strafantrag bemessene Frist (Str.G.B. § 61) gewahrt ist.
8 39. Nach Aufhebung der akademischen Gerichtsbarkeit (G.V.G. §§ 12—14, A.G.
XIX. (§d)iebSmannSorbniuig.
402
Vierter Abschnitt.
§. 40.
Einverständnisse mit dem Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten
bestimmen, daß
Deutscheli Strafprozeßordnung
der
nach
erforderliche Sühneversuch
der
420
§
nicht von
dem Schiedsmanne, sondern von einer anderen Vergleichsbehörde vor zunehmen sei. Centro. § 37. Mot. L 33, 3'L K.B. d H H. L. 127.
Vierter Abschnitt. Kosten und Stempel. Die
Verfügungen,
§ 40. Verhandlungen
und
des
Ausfertigungen
Schiedsmanns sind kosten- und stempelfrei. Die Stempelfreiheit der Verhandlungen erstreckt sich nicht:
1) auf Rechtsgeschäfte, welche an sich stempelpflichtig sind und als ein Bestandtheil des Vergleichs in den letzteren ausgenommen werden;
2) auf Vergleiche, durch welche ein unter den Parteien bisher nicht
in stenipelpflichtiger Form zu Stande gekommenes Rechtsgeschäft anerkannt oder im Wesentlichen ansrecht erhalten wird. Cntw. § 38. Mot L. 34, 35. K.B. d H H. L 127
129.
z. G V.G. § 13) gehören auch Privatwagen gegen Stndirende wegen Beleidigungen allgemein vor die ordentlichen Gerichte.
„Diese Beleidigungen sind vielfach so eigenthütnlicher Art, daß es im
Interesse der Studirenden liegt, den Sühucversuch durch eine andere Ver
Zudeui läßt sich die bei Studenten-
gleichsbehörde vornehmen zu lassen. beteidigungen
in
mehrfacher
Hiltsichl
besonders
erwünschte
leichter erreichen, wenn der Versuch dazu von Personen
Aussöhnung
ausgeht,
den Verhältnissen naher stehen und ein erhöhtes Ansehen
welche
Der
genießen.
Entwurf hat daher für diese Fälle die im § 4*20 (d. St.P.O.) der Lan
desjustizverwaltung eingeräuinte Besugniß, die Vergleichsbehörde zu bezeichiien, aufrechterhalten."
(M o t.)
welche von
Der § 39 bezieht sich auch auf Privatklagen gegen Stndirende, Nichtstudirenden angestrengt werden,
aber
nicht aus Privatklagen wegen leichter
Körperverletzungen, weil bei diesen ein Sühneversuch nicht erforderlich ist.
Durch die Allg. Verfügung des Jnstizministers v. 22. August 1879 (J.M.Bl. S. 251) ist im Einverständnisse
mit dem Minister
der geistlichen u. s. w. An
gelegenheiten der fragliche Sühneversuch dem Rektor (Prorektor)
Vertretung dem Universilätsrichter (Syndikus)
der
und
in
dessen
betreffenden Hochschule über
tragen worden.
8 40. Der
§ 40
schließt
sich an
16. Januar 1840 (G.S. S. 18).
das
bestehende
Recht
an;
vgl.
A.Kab.O. v.
XIX. Schiedsmannsordnung.
Vierter Abschnitt.
§§. 41. 42. 43.
403
§ 41. Die Schiedsmünncr sind nicht verpflichtet, dafür zu sorgen, daß die von ihnen aufgenommenen Berhandlungen rechtzeitig
tarifmäßigen Stempel versehen werden.
mit
dem
Die Parteien haften für die
rechtzeitige Verwendung desselben nach Maßgabe der Stempelgesetze. Der Stempel ist binnen zwei Wochen, vom Tage der Aufnahme der
Verhandlung an, zu der Urschrift derselben beizubringen.
Die Er-
theilung von Ausfertigungen der Verhandlung ist von der vorgängigen
Verwendung des Stempels nicht abhängig. Die Schiedsmänner haben auf jeder von ihnen ertheilten Aus
fertigung der Verhandlimg zu vermerken, ob und welcher Stempel zu
der Urschrift verwendet ist. Cntw. § 39 Mot L. 34, 35 K B. d H H. S. 127 - 129.
§ 42. Schreibgebühren und baare Auslagen sind dem Schiedsnianne
Derselbe kann seine Thätigkeit von der vorherigen
sofort zu entrichten.
Entrichtung abhängig machen. § 40 Mot 3. 35. K B d H.H. 3. 129. K.B. d. A.H. 3. 1714.
§ 43. Die Schreibgebühren sind für die Aufnahme der Anträge, sowie für die Ausfertigungen und Abschriften der Verhandlungen und Be scheinigungen zu entrichten.
Sie betragen mindestens fünfundzwanzig
Pfennige und bei Schriftstücken von mehr als zwei Seiten für jede folgende Seite zehn
Pfennige.
Jede
angefangene Seite wird voll
berechnet. Chttro. tz 41 Mot 3. 35 K.B. d. H.H. 3. 129. § 41.
Abweichend vom bestehenden Recht, sind die Schiedsmänner von der Verant
wortlichkeit für den Steinpel völlig befreit,
und
hasten statt dessen die Parteien
sowohl für die Stempelabgabe selbst wie für die rechtzeitige Verwendung derselben. § 42.
„Schreibgebühren" — s. § 43.
— „baare Auslagen" — z. B. für Einnahme des Augenscheins. „Thätigkeit" — Darunter ist nach einer in der Komm. d. H.H. erfolgten
Konstatirung das ganze amtliche Wirken des Schiedsmanns nach Maßgabe dieses
Gesetzes zu verstehen. § 43. Für die Akte in §§ 21, 25 Abs. 1 u. 4 und §. 37 werden Schreibgebühren
nicht entrichtet. Nücksichtlich
der
Höhe
der
Schreibgebühren
hat vorzugsweise
§
80
des
404
Vierter Abschnitt.
XIX. Schiedsmannsordnung.
44. 45. 46.
§ 44. Die Schreibgebühren und baaren Auslagen fallen der Partei zur Last, welche dieselben veranlaßt hat. Ist jedoch ein Vergleich zu Stande gekommen oder die Vermittelung des Schiedsmanns von beiden Parteien nachgesucht, so haftet für die Schreibgebühren und baaren Auslagen, welche bis zuni Schluffe der Verhandlung entstanden sind, jede Partei. Erforderlichenfalls werden diese Gebühren und Auslagen auf Antrag des Schiedsmanns von den Betheiligten ebenso beigetriebenwie die Gemeindeabgaben. Crntro § 42 Mot. D. 35. K B. d H.H. D. 129 K B. d A H 3. 17 LI.
§ 45. Die sächlichen Kosten des Schiedsmannsamts fallen der Ge meinde zur Last. In Bezirken, welche aus mehreren Gemeinden bestehen, werden die sächlichen Kosten auf die betheiligten Gemeinden nach dem Bkaßstabe der Seelenzahl vertheilt. Den Gemeinden werden die selbst ständigen Gutsbezirke gleichgeachtet. (fntro. § 43. Mot. 3. 35, 36 K B d.
3. 129.
§ 46. Die Geldstrafen, welche in Gemäßheit dieses Gesetzes zur Er hebung gelangen, fließen den Gemeinden zu, welche die sächlichen Kosten zu tragen haben. Entw.
44 Mot 3 35, 36, K B d. H.H. 3. 129. K B. d. A.H 3. 1714, 1715.
D. G.K G. als Vorbild gedient; jedoch ist abweichend von demselben ein Minimal satz von 25 Pf. festgesetzt.
8 44. Der Abs. 2 ist von der Komm. d. H.H. beigefügt worden.
Vgl. wegen
Beitreibung der Gemeindeabgaben die Verordn., betr. das Verwaltungszwangs verfahren wegen Beitreibung von Geldbeträgen, v. 7. Sept. 1879 (G. S. S. 591).
88 45, 46. 1)
Die §§ 44, 45 schließen sich an das bestehende Recht an.
„Die Geldstrafen
—
—
gelangen" — vgl. §§ 22, 37.
Auch
die
Geldstrafen werden wie Gemeindeabgaben eingezogen (K.B. d. Abg.H. S. 1714).
2)
In der Komm. d. Abg.H. war man darüber
einig,
daß
Streitigkeiten
über den Betrag und die Pflicht zur Zahlung der Schreibgebühren und zur Er stattung der baaren Auslagen, über die Aufbringung
der
sächlichen
Kosten
und
die Vertheilung der Geldstrafen (§§ 42- 46) entweder im Beschwerde- (§ 7) oder im Rechtswege zu erledigen seien (K.B
S. 1714, 1715).
XIX. Schiedsmannsordnung.
Fünfter Abschnitt.
§§. 47. 48. 49.
405
Fünfter Abschnitt.
Schlußbestimmungen. § 47. Die Vorschriften dieses Gesetzes, welche sich auf die Ausfertigung
und Vollstreckung der abgeschlossenen Vergleiche beziehen, finden auch
auf solche Vergleiche Anwendung, welche vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes von einem Schiedsmannc zu Protokoll
genommen worden
sind. Entw. § 45. Mvt. —.
§ 48. Die auf Grund der bisherigen Vorschriften berufenen Schieds
männer haben bis zum Abtaufe ihrer Anitsperiode
ihre Thätigkeit
in Gemäßheit des gegenwärtigen Gesetzes fortzusetzen. In denjenigen Landestheilen, in welchen das Jnstirut der Schieds männer bisher nicht eingeführt worden ist, haben bis zum Amtsan
tritte der in Folge dieses Gesetzes zuberufenden Schiedsmänner die Amtsgerichte die Geschäfte
der Vergleichsbehörde bei Beleidigungen
(§ 420 der Strafprozeßordnung) wahrzunehmen. Entw § 46. Mot. -. K D. d A.H. D. 1715.
§ 49. Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Deutschen Gerichtsver
fassungsgesetze in Kraft.
Mit der Ausführung werden der Justiz
minister und der Minister des Innern beauftragt. Entw § 49. Mot. —.
§§ 47-49. „Da der Entwurf das Institut der iLchiedsmäuner in allen Beziehungen neu ordnet, so folgt daraus die Aufhebuug der in den einzelnen Provinzen
bisher in Kraft bestehenden Verordnungen von selbst."
(Mot.)
§ 47. Vgl. § 13 des Ges., betr. die Uebergangsbestimmungen u. s. w. (oben S. 200). § 49. Die genannten Minister haben unterm 9. Juli 1879 eine Verfügung an die Oberpräsidenten zur Ausführung der Schiedsmannsordnung erlassen (J.M.Bl.
S.
235).
406
XIX. Schiedsmannsordnung.
Urkundlich
Fünfter Abschnitt.
Zu §. 49
unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und
beigedrucktem Königlichen Jnsiegel.
Gegeben Berlin, den 29. März 1879. (L. 8.)
Wilhelm.
Gr. zu Stolberg. Leonhardt. Falk. v. Kameke. Friedenthal, v. Bülow. Hofmann. Gr. zu Eulenburg. Maybach. Hobrecht.
Gesetz, betreffend
den Lorstdiebstahl.
XX.
Keseh, betreffend
den Forstdiebstahl?) Vom 15. April 1878. (G. S. von 1878. Nr. 20. S. 222—229).
Materialien: Herrenhaus. Sitzungsperiode 1877/78. Drucksachen Nr. 9 (6), 46 (145), 57 (212), 58 (213), 120 (629), 122 (659). Sten. Ber. S. 12,
49-73, 361, 393. Haus der Abg.
13. Leg ist.
Per.
II.
Session.
1877/78.
Drucksachen
Nr. 45 (1109), 212 (1544), 236, 270, 278—282, 284—286, 290. Sten. Ber
S. 1101-1112, 1753-1791, 1823-1838.
Air Vilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen re. verordnen, unter Zustimmung der beiden Häuser des Landtages Unserer Mo narchie, für den ganzen Umfang derselben, was folgt: *) In dem vorliegenden Gesetze macht Preußen von dem Vorbehalte des § 3
d. E.G. z. Str.P.O. Gebrauch, woruach die Landesgesetzgebung anordnen kann, daß Forstrügesachen — zu denen auch der Forstdiebstahl zu rechnen — durch die
Amtsgerichte in einem besonderen Verfahren sowie ohne Zuziehung von Schöffen verhandelt und entschieden werden.
Das bisherige, für die gesammte Monarchie
gültige Gesetz, betr. den Diebstahl an Holz und anderen Waldprodukten v. 2. Juni
1852 (G.S. S. 305), welches die Bestrafung des Forstdiebstahls sowohl materiell
(vgl. § 2 d. E.G. z. D. Str.G.B.) wie auch in Ansehung des Verfahrens geregelt hat, war in letzterer Beziehung gegenüber den Bestimmungen der D. Str.P.O. nicht
aufrecht zuerhalten. Aber auch die materiellen Sirafbestimmungeu, welche vielfach mit dem Verfahren in engem Zusammenhänge stehen, mußten in Folge der Aenderung
des letzteren verschiedene Modifikationen erleiden. Das vorliegende Gesetz hat deshalb das Gesetz vom 2. Juni 1852, an welches es sich in seinen wesentlichen Grundlagen anschließt, in beiderlei Beziehung einer Revision unterzogen. Die §§ 1—18 betreffen das materielle Strafrecht, die §§ 19—36 das Ver fahren; die §§ 37—39 enthalten Uebergangs- und Schlußbestimmungen.
§. 1.
XX. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl.
410
§ 1. Forstdiebstahl im Sinne dieses Gesetzes ist der in einem Forst oder auf einem
hauptsächlich
anderen
zur Holznutzung
bestimmten
Grundstücke verübte Diebstahl: 1) an Holz, welches noch nicht vom Stamme oder vom Boden getrennt ist;
2) an Holz, welches durch Zufall abgebrochen oder umgeworfen,
und
mit
dessen
noch
Zurichtung
nicht der Anfang
gemacht
worden ist;
3) an Spänen, Abraum oder Borke, sofern dieselben noch nicht Daß, soweit dieses Gesetz nicht abweichende Bestimmungen enthält, die all
gemeinen Grundsätze des Str.G.B. und der Str.Pr.O. auch auf Forstdiebstahls sachen Anwendung finden, ist selbstverständlich (vergl. K.B. d. H.H. S. 145). Vgl. auch Oehlschläger u. Bernhardt:
2. Aufl.
v. 15. April 1878 mit Erläuterungen.
und Hartmann:
Gesetz
I. Springer.
Berlin.
1879.
Die neben dem Strafgesetzbuche für das Deutsche Reich
Preußen geltenden Strafgesetze.
vorliegende
Gesetz über den Forstdiebstahl
vielfach
2. Aufl.
in
S. 555 — 578, (wo die auch für das
bedeutungsvolle
Rechtsprechung
des
Obertribuuals
bezüglich deS Gesetzes v. 2. Juni 1852 sehr vollständig mitgetheilt ist).
§ 11)
Der § 1, welcher die §§ 1, 2 des Ges. v. 2. Juni 1852 zusammenfaßt,
giebt die Begriffsbestimmung des Forstdiebstahls.
„Forstdiebftahl"
—
Dieser 9ixcnnc ist von der Komm. d. H.H. an die
Stelle des Ausdrucks „Holzdiebstahl"
im Entwürfe und im Gesetze v. 2. Juni
1852 gesetzt worden, weil der hier zu bestrafende Diebstahl nicht blos den Dieb stahl an Holz, (Nr. 1, 2, 3), sondern auch an anderen Walderzeugnissen umfaßt
(Nr. 4).
2)
— „in einem Forst oder
auf
einem
anderen
hauptsächlich
zur Holznutzung bestimmten Grundstücke" — Abweichend von § 1 des
Gesetzes v. 2. Juni 1852, ist auch der Diebstahl von Holz nur strafbar, derselbe auf
einem hauptsächlich zur Holznutznng
stücke verübt, nicht aber,
wenn
bestimmten Grund
wenn das Holz auf sonstigen Grundstücken, wie
z. B. Weiden am Rande von Wiesen oder Aeckern, hauptsächlich der Holznutzung wegen gezogen wird.
Ob die gestohlenen einzelnen Gegenstände wirklich zur Holz
nutzung dienten, ist gleichgültig. 3)
„Diebstahl" — Zur Anwendung des § 1 ist also einerseits der That
bestand des Diebstahls (Str.G B. § 242) erforderlich, andrerseits, daß der Dieb
stahl in einem Forst u. s. w. an einem den in der Nr. 1—4 verzeichneten Gegenstände verübt ist.
Fehlt es an einem der letzteren Merkmale,
so tritt die Bestrafung
nach § 242 d. Str.G.B. ein, sofern nicht etwa § 370 Nr. 2 das. Anwendung findet.
4)
Nr. 1: Den Gegensatz bildet — abgesehen von Nr. 2 — das geschlagene
oder sonst durch Menschenhand vom Stamme oder vom Boden getrennte Holz.
XX. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl.
§. 1.
411
in einer umschlossenen Holzablage sich befinden, oder noch nicht
geworben oder eingesantmelt sind;
an anderen Walderzeugnissen, insbesondere Holzpflanzen, Gras,
4)
Haide,
Moos, Laub,
Plaggen,
Streuwerk,
Nadelholzzapfen,
Waldsämereien, Baumsaft und Harz, sofern dieselben noch nicht geworben oder eingesammelt sind. unbefugte
Das
Sammeln
von Kräutern, Beeren und Pilzen
unterliegt forstpolizeilichen Bestimmungen. 10 K.B d. H H. D 145, 146 K B d A.H D. 1543-1548.
CFntn». § 1 Mot.
Hierher gehören z. B. Schneebrüche, Windfall und Windbrüche
Nr. 2:
5)
u. s. w. „Zurichtung" — sei es von Seiten des Berechtigten oder eines Dritten. Nr. 3: „Spänen" — d. h. Holztheilen, welche beim Fällen und Bear
6)
beiten des Holzes abfallen, sei es beim Fällen oder bei der ersten Zurichtung
oder der weiteren Bearbeitung
(Erk. d. O.T. v. 13. Juni 1857.
Goltdammer
Archiv V. 683).
— vgl. A. L. L, 22 § 215.
„Abraunt"
Spänen zu rechnenden
—
Hier sind die
—
nicht zu den
welche der Forsteigen
Abfälle darunter verstanden,
thümer nicht als bereits gewonnene Gegenstände seiner Nntzungsberechtigung an 1.
Entsch. d. O.T. Bd. 22 S. 83, vom
(Erk. d. O.T. v. 23. Jan. 1852.
sieht.
April
Goltdammer
1859.
Arch. VII. 371,
v.
1862 und
13. Oktober
Oppenhoff: Nechtsprechung II. 252, VII. 264).
2. Mai 1866.
„Borke" — d. h. Rinde, welche vom Baume getrennt ist, jedoch nicht in
Folge
wirthschaftlichen
eines
(Erk.
Bcrsahreus
d.
O.T.
v.
21.
Dez.
1854.
J.M.Bl. 1855. S. 79). — „oder —
— eingesammelt sind"
—
Dieser das Ges. v. 2. Juni
1852 verschärfende Zusatz ist von der Komm. d. H.H. gemacht worden.
Bergl
auch Nr. 4.
7)
Nr. 4:
„Walderzengnissen"
— im Gegensatz von solchen Gegen
ständen, welche, wie Erde, Steine, Lehm u. s. w. auf allen Grundstücken auf
der Bodenoberfläche oder im Boden sich finden (vgl. Str.G.B. § 370 Nr. 2).
Das Wort
nur
„insbesondere"
als Beispiele
Gesetze
v.
2.
Juni
beweist,
anfgeführt sind. 1852
daß die einzelnen Walderzeugnisse hier Unter denselben sind im Vergleiche zum
die „Holzpflanzen"
und „Plaggen"
neu,
die
„Nadelholzzapfen" statt der „Kienäpfel" gesetzt. 8)
Abs. 2:
Nach dem Ges. v. 2. Juni 1852 war die Entwendung von
Kräutern, Beeren und Pilzen aus einem Forst u. s. w
(vgl. § 2 das.).
als Holzdiebstahl strafbar
Der Entwurf des jetzigen Gesetzes behielt diese Auffassung rück
sichtlich der Kräuter bei, rücksichtlich der Beeren und Pilze enthielt der gleichzeitig vorgelegte
Entwurf
eines
Forst-
und Feldpolizeigesetzes eine Strafbestimmung
gegen das unbefugte Sammeln derselben.
fänglich
Während nun das Herrenhaus an
zu dem Standpunkte des Ges. v. 2. Juni 1852 zurückkehrte,
beschloß
das Abg.H. aus den jetzigen Abs. 2, wornach die unbefugte Aneignung sowohl von
XX. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl.
412
§§. 2. 3.
§ 2.
Forstdiebstahl wird
Der
dem fünffachen
einer Geldstrafe bestraft, welche
mit
Werthe des Entwendeten
gleichkommt
und niemals
unter einer Mark betragen darf. Cntw. 8 2 Mot L 10 K.D. d
L
146. K B. d. A.H. D 1548, 1549.
§ 3.
Die Strafe soll gleich den: zehnfachen Werthe des Entwendeten und niemals unter zwei Mark sein:
wenn der Forstdiebstahl an einem Sonn- oder Festtage oder
1)
in der Zeit
von
Sonnenuntergang
bis
Sonnenaufgang
be
gangen ist; wenn der Thäter Mittel angewendet hat, um sich unkenntlich
2)
zu machen;
wenn der Thäter dem Bestohlenen oder der mit den: Forst
3)
schutz bctrauteu Person seinen Namen oder Wohnort anzngeben sich geweigert hat, oder falsche Angaben über seinen oder seiner
Gehülfen Namen oder Wohnort gemacht, oder auf Anrufen des Bestohlenen oder
der
dem Forstschutz betrauten
mit
Person,
stehen zu bleiben, die Flucht ergriffen oder fortgesetzt hat; Kräutern wie von Beeren und Pilzen nur vom forstpolizeilichen Standpunkte
aus strafbar sein soll, und diesem Beschluss? ist demnächst das Herrenhaus bei
getreten.
Da das Feld- und Forstpolizeigesetz bis jetzt nicht zu Stande gekommen
ist, sind
mithin wegen der Bestrafung bis auf Weiteres nur etwaige Polizei
verordnungen
maßgebend
(vgl.
Gesetz
v.
11.
März
1850
S.
sG.S.
265]
§§ 5, 6hi.
Unter „Kräutern" sind im Gegensatz zu „Gras" hier Futterkräuter (z. B. wilder Klee) und offizinelle Kräuter verstanden, dagegen nicht Kräuter, welche mit
Gräsern vermischt stehen (K.B. d. Abg.H. S. 1546).
§ 2.
— „fünffachen" — nach § 3 des Ges. v. 2. Juni 1852 dem vierfachen.
mehrere
Auf
selbstständige
Forstdiebstähle
findet
Str.G.B.
§
78
An
wendung.
8 3. 1)
Der § 3 enthält im Anschluß au § 4 des Ges. v. 2. Juni 1852 die
Fälle des ausgezeichneten Forstdiebstahls (vgl. jedoch auch § 6). — „zehnfachen" — nach § 4 a. a. O. dem sechsfachen.
2)
Nr. 1: — „in der Zeit — — Sonnenaufgang" — Diese Worte
bestimmen den Begriff „zur Nachtzeit" in § 4 Nr. 1 a. a. O. genauer. 3)
Nr. 2:
Unter
„Thäter"
ist hier,
wie in Nr. 3—5, auch der Theil
nehmer (s. § 4) zu verstehen (vgl. Str.G.B. §§ 51, 52, 53, 54 u. a.).
XX. Gesetz, betreffend den Forstdicbstahl.
§. 3.
413
4) wenn der Thäter in den Fällen Nr. 1—3 § 1 zur Begehung
des
eines
Forstdicbstahls sich
ins
Werkzeuges,
schneidenden
besondere der Säge, der Schccre oder des Messers bedient hat; 5) wenn der Thäter
die Ausantwortung der zum Forstdiebstahl
bestimmten Werkzeuge verweigert;
6) wenn zum Zwecke des Forstdiebstahls ein bespanntes Fuhrwerk,
ein Kahn oder Lastthier mitgebracht ist; 7) wenn der Gegenstand der Entwendung in Holzpflanzen besteht;
Wurzeln, Rinde oder die Haupt-
8) wenn Kien, Harz, Saft,
(Mittel-) Triebe von stehenden Bäumen entwendet sind; 9) wenn der Forstdiebstahl in einer Schonung, in einem Pflanz
garten oder Saatkampe begangen ist. § 3. Mo» 3. 10. K B 15. .*?.»? Z
4)
Nr. 3:
116 K B. d. A » Z. 1519, 1550
— —
— „ieinen 9?amen
erneuert"
—
Die Weigerung
der Angabe des s)?amen5 seiner Gehülfen ist kein erschwerender Umstand.
— „oder falsche Angaben-gernarf)V* — nämlich dem Bestohlenen oder der mit dem Forstschutz betrauten Person gegenüber (vgl. Oehlschläger
u. Bernhardt,
S. 12
Anm.
welche
5,
nachweisen,
daß das Wort „hat"
hinter „geweigert" ans einem Nedaktionsversehen beruht).
— „oder auf Aurufen
—
—
fortgesetzt hat"
—
Dieser im Ges.
v. 2. Juni 1852 nicht enthaltene Strafschärfungsgrund dient gleich den übrigen in der Nr. 2 hervorgehobenen Gründen dem Zwecke der Sicherung der Strafverfolgung. Nr. 4: Die Mot. bemerken:
5)
„Die Bestimmung
in
der Nr. 4
dehnt
einerseits
den aus der An
wendung gewisser Werkzenge hergeleiteten Strafichärfnugsgrund ans alle weil außer deiu Messer und der Säge
schneidenden Werkzenge aus,
auch
andere Schueidewcrkzeuge
Trennung
und Zerkleiueruug
eine
ans
des Holzes
der Ferne
nicht
ermöglichen,
vernehmbare
andererseits
be
schränkt sie diesen Strafschärfungsgrund auf die Fälle des Holzdiebstahls
im engeren Sinne,
Gras,
weil bei der Entwendung von Waldprodukten,
Haidelaub u. s. w.
jener
gesetzgeberische Gritud
für
die
wie
Straf-
schürfuug nicht zutrifft."
— „schueidenden" — Dieser Ausdruck bildet uameutlich den Gegensatz zu einem hauenden Werkzeug (K.B. d. Abg.H. S. 1.549, 1550.
Sten. Ber.
d. H.H. S. 62, 63). 6)
Nr. 5:
Diese im Eutw. nicht enthaltene Nummer ist vom Herrenhause
(Sten. Ber. S. 62) hauptsächlich zur Verhütung von Gewaltthätigkeiten hinzu gefügt worden. gegen
oder
Eine Weigerung liegt schon in dem bloßen Ungehorsam
die Aufforderung
herauszugebeu;
die
des Forstbeamten,
die fraglichen Werkzeuge abzulegen
„zum Forstdiebstahl bestimmten Werkzeuge"
sind dieselben, welche nach § 16 der Beschlagnahme unterliegen; daß die Werkzeuge
wirklich benutzt sind, ist so wenig wie in den §§ 15 u. 16 erforderlich.
Ist Gewalt
oder Drohung angewandt, finden die §§ 117—119 des Str.G.B. Anwendung.
S t r u ckm a n n u. Koch, Pieas;. ^uömbrunnöfldcfcc.
28
XX. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl.
414
§. 4.
§ 4.
Der Versuch des Forstdiebstahls und die Theilnahme (Mitthäter
schaft, Anstiftung, Beihülfe) an einem Forstdiebstahl oder an einem Versuche desselben werden mit der vollen Strafe des Forstdiebstahls
bestraft. b. S.S>. L. 146, 147. K.B. b. Ä H. Z. 1540.
(glltro § 4. Mot. r 10.
7)
Nr. 7:
„HolzPflanzen" — „gleichviel
ob
wild
ausgewachsen
oder
künstlich aufgezogen (wegen letzterer s. außerdem Nr. 9). 8)
Die Nr. 8 bezieht sich nur auf Eutweuduugeu vou steheudeu Bäumen,
weil nur diese der Holzkultur einen größeren Schaden verursachen.
„Harz" — Die in § 9 Nr. 4 des Ges. v. 2. Juni 1852 enthaltene Zu-satzstrafe hat keine Aufnahme gefunden.
„Rinde" — im Gegensatz zur Borke (vgl. § 1 Aum. t'>).
Tie Nr. 5—9 siud gegeuüber § 4 des Ges. v. 2. Juni 1852 neu.
9)
8 4. 1) Der dem § 5 Abs. .1 des Ges. v. 2. Jnni 1852 entsprechende § 4 ent hält rücksichtlich der Bestrafung des Bersnchs zwei Abweichungen von den Bestimniungen des Str.G.B.:
a)
Während
nach
§ 43 des
oder Lergehens
Str.G.B.
bedroht
mit Strafe
nur der Lersuch eines Lerbrechens ist,
ist nach § 4 der Lersnch des
Forstdiebstahls (sowie die Theilnahme an einem Lersnche) auch dann straf
bar, wenn der Forstdiebstahl nnr eine Uebertretuug bildet, was stets der
Fall, wenn
der Gegenstand des Entwendeten so gering ist, daß die nach
den §§ 1, 3, 7 zu verhängende Geldstrafe nicht mehr als 150 M. beträgt
(Str.G.B. § 1). b)
Während nach § 44 des Str.G.B. das versuchte Lerbrecheu oder Vergehen milder zu bestrafen ist als das vollendete, wird nach § 4 der Lersuch mit
der vollen Strafe des Forstdiebstahls bestraft. 2)
Rücksichtlich
der
Bestrafung
der
Theilnahme
greifen
ebenso
die
beideit Abweichungen noni Str.G.B. Platz, daß a)
entgegen dem § 49 Abs. 1
(oder
einem Lersnche
auch die Beihülfe zu einem Forstdiebstahle
desselben),
welcher nur Uebertretung ist,
be
straft wird, b)
die Vorschrift des § 49 Abs. 2 a. E. das., wornach die Strafe des Ge
hülfen nach den über die Bestrafung des Versuchs ausgestellten Grund sätzen zu ermäßigen ist, nicht Anwendung findet, vielmehr auch für diesen
die volle Strafe des Forstdiebstahls eintritt. 3) Versuch
Im Uebrigen finden die allgemeinen Bestimmungen des Str.G.B. über
(§§ 43, 46),
Mitthäterschaft
(§ 47), Auflistung
(§ 48)
und Beihülfe
(§ 49) Anwendung.
4)
Wie beim vollendeten Forstdiebstahl für die Bemessung der Strafe der
Werth des entwendeten Gegenstandes maßgebend ist (§§ 1, 3, 7), so beim ver
achten der Werth desjenigen Gegenstandes,
dessen Entwendung beabsichtigt
XX. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl.
§§. 5. 6.
415
§ 5Wer sich in Beziehung auf einen Forstdiebstahl der Begünstigung oder der Hehlerei schuldig macht, wird mit einer Geldstrafe bestraft,
dem fünffachen Werthe des Entwendeten
welche
gleichkommt
und
niemals unter einer Marr betragen darf.
Die Bestimmungen
des
Abs. 2 und 3
§ 257
des
Reichs-
Strafgesetzbuchs finden Anwendung. Entw. § 5. Mot. D. 10, 11. K B. d. SxSx L. 147. K B. d. A H. D. 1550, 1551.
§ 6.
Reben der Geldstrafe kann
auf Gefängnißstrafe
bis
zu sechs
Monaten erkannt werden: 1) wenn der Forstdiebstahl von drei oder nrehr Personen in ge
meinschaftlicher Ausführung begangen ist; 2) wenn
der
zmn Zwecke
Forstdiebstahl
der
Veräußerung
des
Entwendeten oder daraus hergcstellter Gegenstände begangen ist; 3) wenn die Hehlerei gewerbs-
oder gewohnheitsniäßig betrieben
worden ist. L. 147 KB d A.H. L. 1551, 1552.
Criitro § 6. Mot. D. II, 12 K B. d
Auf welche Gegenstände die Absicht gerichtet war, hat der Richter nach den
war.
Umständen des einzelnen Falls zu beurtheilen; im Zweifel ist jedenfalls ans die
1) bezw. zwei Akark (§§ 3, 7) zu erkenuen.
Mindeststrase von ein
8 1) Der L; 5 stellt — abweichend sowohl von den §§ 5 und 6 des Ges. v.
2. Jnni 1852 fachen
wie
von den Grundsätzen des Str.G.B. — die Fälle der ein
Begünstigung
(Str.G.B.
§
257)
und
der
Hehlerei
(Str.G.B.
§§ 258, 259) völlig gleich und läßt stets die nach § 2 für den einfachen Forst diebstahl gedrohte Strafe eintreten,
gleichviel ob im einzelnen Falle der Forst
diebstahl selbst nach den §§ 3, 6 u. s. w. schärfer zu bestrafen ist.
2)
— „des Entwendeten"
scheidend;
—
Nicht der Werth des Gehehlten ist ent
indessen wird selbstverständlich vorausgesetzt, daß der Hehler Kenntniß
davon hatte, daß der fragliche Gegenstand entwendet war (Sten. Ber. d. Abg.H.
S. 1778, 1779, 1830). 3)
Der Abs. 2 ist von der Komm. d. H.H
hinzugefügt worden.
8 6. 1)
Vgl. § 9 Nr. 1 und 2 des Ges. v. 2. Juni 1852.
„Neben der Geldstrafe" — vgl.
§§ 2—5, 7.
Im Falle der idealen
Konkurrenz der §§ 6 und 8 findet § 73 des Str.G.B. Anwendung. — „kann" — Die hier angedrohte Zusatzstrafe ist nur fakultativ (anders § 8).
2)
Nr. 1: —„in gemeinschaftlicher Ausführung" — Dieser von der
Komm. d. Abg.H. an die Stelle des Worts „gemeinschaftlich" gesetzte Ausdruck
soll ausdrücken,
daß eine äußere Gemeinschaft nicht genügt,
vielmehr der ver-
28*
XX. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl.
416
§§. 7. 8.
§ 7. Wer,
nachdem
er weqen
Forstdiebstahls
oder Versuchs eines
solchen, oder wegen Theilnahme (§ 4), Begünstigung oder Hehlerei
in Beziehung auf einen Forstdiebstahl von einem Preußischen (Berichte rechtskräftig verurtheilt worden ist, innerhalb der nächsten zwei Jahre
abermals eine dieser Handlungen begeht, befindet sich ini Rückfälle
und wird mit einer Geldstrafe bestraft, welche dem zehnfachen Werthe
des
Entwendeten
gleichkomntt und
niemals unter zwei Mark
be
tragen darf. Entw. §§ 3, 6. Mot L. Jt. Ä B. d.
2, 117, 118. X B d A.» 3. 1 ,.»2
155'4.
§ 8.
Neben der Geldstrafe ist auf Gefängniß bis zu zwei v^ahren zu erkennen, wenn der Thäter sich im dritten oder ferneren Rückfalle brecherische Wille mehrerer Personen ans denselberr Gegenstand gerichtet sein muß
(Mitthäterschast im Sinne des § 47 d. Slr.G.B.). 3)
Nr. 2: „Beränßerung" — nicht blos des Berkanss.
— „oder daraus herge stell ter (Gegenstände" — Zusatz zn
U )cr. 2
des Ges. v. 2. Juui 1852.
4)
Nr. 3: Vgl. Str.G.B. §260, wornach die Hehlerei hier sotvohl die Fälle
der Begünstigung des eigenen Bortheils wegen (Str.G.B. § 258) wie die der
Partirerei (Str.G.B. § 259) umfaßt. 5)
Wegen
der Verjährung
S. auch oben § 5. s. § 18,
wegen des Verfahrens
19,
30, 32.
S 71)
Der § 7 behandelt den N ückfall in theilweiser Abweichung von §8 des
Ges. v. 2. Juni 1852.
Bei der Frage des Rückfalls kommt lediglich in Betracht,
daß der Gegenstand der That ein Forstdiebstahl ist (§1), § 1
aufgeführten Gegenstände
er
betrifft,
oder
ob
nicht welchen der in
er unter § 3 füllt.
Daß
„Diebstähle an Holz und anderen Waldprodukten, welche nicht Holzdiebstähle im
Sinne dieses Gesetzes sind", nicht in Anrechnung kommen, ist als selbstverständlich
weggelassen. 2)
„Begünstigung"
In der Gleichstellung derselben mit der Hehlerei
liegt eine Abweichung von den Grundsätzen des Str.G V. in den §§ 244 u. 261. 3) den
— „rechtskräftig verurtheilt" — Auf die Bestrafung, wie nach des
Str.G.B.
(§§ 244,
„Rückfälle"
— Auch
der
Grundsätzen
250
Nr. 5,
261, 264)
kommt es
nicht an. 4)
zweite Rückfall
wird
uach § 7 bestraft
(vgl. § 8).
8 8. Der § 8 handelt vom dritten oder ferneren Rückfall,
welcher nach
§ 16 des Ges. v. 2. Juni 1852 einen Forstdiebstahl zum gemeinen Diebstahl machte.
Die Voraussetzungen des Rückfalls au sich sind hier dieselben tvie in
XX. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl.
§§. 9. 10.
417
befindet. Beträgt die Geldstrafe weniger als zehn Mark, so kann statt der Gefängnißstrafc auf eine Zusatzstrafe bis zu einhundert Mark erkannt werden. Entw. §§ 3, 6. Mot. S II K B d. H..S. D. 117, 148. KB. b. :l v T. 1552- 1554
§ 9.
In allen Fällen ist neben der Strafe die Verpflichtung des Schuldigen zum Ersätze des Werthes des Entwendeten an den Be stohlenen auszusprcchen. Der Ersatz des außer dem Werthe des Ent wendeten verursachten Schadens kann nur im Wege des Civilprozcsses geltend gemacht werden. Der Werth des Entwendeten wird sowohl hinsichtlich der Geldstrafc als hinsichtlich des Ersatzes, wenn die Entwendung in einem Königlichen Forste verübt worden, nach der für das betreffende Forst revier bestehenden Forsttaxe, in anderen Fällen nach den örtlichen Preisen abgcschätzt. (tnttv. § 8. Mvt. L. 12. K B. d. HH. L. 118.
§ 10.
Die im § 57 des Strafgesetzbuchs bei der Verurtheilung von Personen, welche zur Zeit der Begehung der That das zwölfte, aber nicht das achtzehnte Lebensjahr vollendet hatten, vorgesehene Straf ermäßigung findet bei Zuwiderhandlungen gegen dieses Gesetz keine Anwendung. Centro. § 9. Mot D 12. K B. d. H..H. L. 118.
§ 7; insbesondere muß die neue Stroflhat anch hier innerhalb zweier Jahre nach rechtskräftiger Lerurtheilung wegen der vorigen begangen sein.
Die Zusatzstrafe
Gefängnißstrafe;
in
ist
stets obligatorisch („ist"); sie besteht in der Regel in
den Fällen des Satz 2 kann statt der letzteren aber eine
Erhöhung der Geldstrafe eintreten.
Wegen der Verjährung s. § 18, wegen des Verfahrens §§ 19, 30, 32, 34.
§ 9. 1)
Vgl. §§ 18, 19 des Ges. v. 2. Juni 1852.
Der Anspruch auf Schadensersatz fällt nicht deshalb fort, weil der entwendete
Gegenstand dein Eigenthümer ganz oder theilweise schließlich verblieben ist.
Erk.
d. O.T. v. 17. Febr. 1854, 31. Mai 1861, 9. Dez. 1868, 24. Febr. 1869 bei Goltdammer Archiv II. 417, Oppenhoff: Rechtsprechung I., 433, IX. 714,
X. 106. 2)
Abs. 2: Wegen Angabe des
zu leistenden Werthersatzes bei der öffent
lichen Klage vgl. § 27.
10 . Vgl. § 11 des Ges. v. 2. Juni 1852.
XX. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl.
418
§. 11.
§ 11. Für die Geldstrafe, den Werthcrsatz und die Kosten, zu denen
Personen verurtheilt worden, welche unter der Gewalt, der Aufsicht
oder im Dienst eines Anderen stehen imb zu dessen Hausgenossen
gehören,
schaft
im Falle
ist letzterer
des
Unvermögens
und zwar unabhängig
urthcilten für haftbar zu erklären,
der Vervon der
etwaigen Strafe, zu welcher er selbst auf Grimd dieses Gesetzes oder des § 361 Nr. 9 des Strafgesetzbuchs verurtheilt wird.
Wird festgestellt, daß die That nicht mit seinem Wissen verübt ist, oder daß er sie nicht verhindern konnte, so wird die Haftbarkeit nicht ausgesprochen. Z. HS. K.B. d. A.H. Z V.Y.VL 1555.
Entw. 8 10. Mot ®. 12 K B d
Die §§ 55, 56 des Str.G.B. bleiben unberührt.
Bon $ 57 foninit mir
die Nr. 4 hier in Betracht.
§ 11.
1)
2. Juni 1852 entsprechende § 11
Der dein § 10 dcS Ges. v
handelt
von der Haftpflicht für die Geldstrafen u. s. w. v er urtheil ter Untergebenen
und
Hausgenossen.
(§§ 6, 8;
Die
vgl. auch
Hastpflicht
bezieht
sich
nicht
auf
die Gesanguißstrafe
13 Abs 4) uud die Forst- oder Genieiudearbeit (§ 14).
Derselben liegt, wie aus Abs. 2 hervorgeht, der Gedauke uud die Berniuthung
der Mitthäterschaft des Haftpflichtigen zu Grunde. 2)
Das Gewalt- uud Aufsichtsverhältnis; ist hier nicht, wie in § 361
Nr. 9
des Str.G.B. kumulativ, souderu gleich dem Dieustverhältnist alternative Boraus setzung
(weshalb z. B. der Ehemann für seine Ehefrau haftet);
wie in § 361 Nr. 9 a. a. O.,
dagegen muß,
daneben die Hausgenossenschaft vorhanden sein.
Daß die Gewalt oder Aussicht dem Dritten nach positiven Gesetzen zusteht, uicht ersordcrlich;
ist
auch Herkommen oder Uebereinknnft genügt (Erk. d. O.T. v.
19. Febr. 1863 in Oppenhofs a. a. O. 111. 298). 4)
—
„für hastbar zu erklären"
—
nach erhobener öffentlicher Klage
(§ 27), welche regelmäßig mit derjenigen gegen den Hauptschuldigen verbunden werden wird,
aber auch nachher erhoben werden kann (vgl. auch § 12 Abs. 1:
„als unmittelbar hastbar verurtheilt").
5)
—
„unabhängig"
—
Diese
Unabhängigkeit
entspricht
dem
zweiten
Satze des § 361 Nr. 9 des Str.G.B. 6)
Abs. 27 „Wird fest gestellt" — Diese Worte sind von der Komm. d.
Abg.H. an die Stelle der Worte „Weist derselbe nach"
gesetzt, um klarzustellen,
daß es nicht auf einen formellen Beweis, sondern lediglich auf die freie Ueber
zeugung des Richters ankomme.
XX. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl. §§. 12. 13.
419
§ 12. Hat der Thäter noch nicht das zwölfte Lebensjahr vollendet, so wird derjenige, welcher in Genläßheit des § 11 haftet, zur Zahlung
der Geldstrafe,
des Werthersatzcs und der
unmittelbar
Kosten als
haftbar verurtheilt.
Dasselbe gilt, wenn der Thäter zwar das zwölfte,
aber noch
nicht das achtzehnte Lebensjahr vollendet hatte und wegen Mangels
der zur Erkenntniß der Strafbarkeit seiner That erforderlichen Ein sicht freizusprechcn ist,
oder
wenn
derselbe wegen eines seine freie
Willensbestimmung ausschließenden Zustandes straffrei bleibt. (*ntw. § II. Mot. S. 12. K B. d. H.H. D. 148 K.B. d. A..H. 2. 1555.
§ 13. An die Stelle einer Geldstrafe, welche wegen Unvermögens des Verurthcilten und des für haftbar Erklärten nicht beigetrieben werden
kann,
tritt Gefängnißstrafc.
daß der Versilch
Dieselbe kann vollstreckt werden, ohne
einer -Beitreibung
der Geldstrafe
gegen
den
für
haftbar Erklärten geniacht ist, sofern dessen Zahlungsunfähigkeit ge
richtskundig ist. Der Betrag von einer bis zu fünf Mark ist einer eintägigen Gefängnißstrafe gleich zu achten.
Der Mindestbetrag der an die Stelle der Geldstrafe tretenden
8 12. 1) Der § 12 (vgl. § 1.1 des Ges. v. 2. Juni 1852) hnudelr von der Haft
pflicht für die Geldstrafen u. s. w. frei gesprochener oder wegen Ausschließung der freien Willensbestiinmung nicht zu verfolgender Untergebenen undHaus genossen.
Der Begriff der letzteren ist derselbe wie in § 11.
Der Strafaus
schließungsgrund des Abs. 2 des § 11 findet gleichfalls Anwendung („in Ge
mäßheit des § 11"). 2) Abs. 1: Vgl. Str.G.B. § 55 und Gesetz v. 13. März 1878, betr. die
Unterbringung verwahrloster Kinder (G.S. S. 132) §§ 1, 2.
S. auch Beschlüsse
d. O.T. v. 7. und 30. Okt. 1871 (Oppenhoff a. a. O. XU. 499, 546) u. Erk. d. Dorrn. O.A.G. v. 23. Nov. 1872 (das. XIII. 629). 3)
Abs. 2: Vgl. Str.G.B. §§ 56, 51, 52.
§ 13. 1) Der § 13 regelt die subsidiäre Gefängnißstrafe (vgl. § 12 des
Ges. v. 2. Juni 1852, Str.G.B. § 29).
Der Eintritt derselben setzt Unver
mögen des Verurtheilten und des für haftbar Erklärten voraus, welches bei
Ersterem ausnahmslos durch den Versuch einer Beitreibung der Geldstrafe fest gestellt werden muß.
Eine Umwandlung in Haft ist nicht zulässig,
weil mit
XX. Gesetz, betreffend den Forstdlebstahl.
420
Gefängnißstrafe
§. 14.
ihr Höchstbetrag sind
ist ein Tag,
sechs
Monate.
Kann nur ein Theil der Geldstrafe beigetricben werden, so tritt für
den Rest derselben nach dem in den: Urtheile festgesetzten Verhältnisse
die Gefüngnißstrafe ein. Gegen die in Genläßheit der klärten
die
an
tritt
Stelle
der
11 und 12 als haftbar Er Geldstrafe
eine
Gefängnißstrafe
nicht ein. Entw 8 12. Mot. L. 12. K.B. d. H.H. L. 1'18, 119 K.2Z. d. A.H. L. 1555.
dein
in
der
State
während der für dieselbe
§
§ 14. 13 vorgesehenen Gefüngnißstrafe
kann
bestimmten Dauer der Verurtheilte, auch
ohne in einer Gefangenanstalt
eingeschlossen zu
werden, zu Forst
oder Gcmeindcarbeiten, welche seinen Fähigkeiten und Verhältnissen
angemessen sind, angehalten werden. Die näheren Bestimmungen wegen der zu leistenden Arbeiten
werden mit Rücksicht aus die vorwaltenden Lohn- und örtlichen Ver
hältnisse von deni Regierungspräsidenten (Landdrosten) in Gemein schaft mit dem Ersten StaatsaiNvalt beim Oberlandesgericht erlassen.
Dieselben sind ermächtigt, gewisse Tagewerke dergestalt zu bestimmen,
wenn sie durch angestrengte Thätigkeit
daß J)ic Vcrurtheiltcn,
mit
der ihnen zugewicsencn Arbeit früher zu Stande kommen, auch früher
entlassen werden. Gntw. § II Mot. D. 12. K B. d. .ty.t?, D. 119. K.B. d. A >> D. 1555. letzterer (Str.G B. § 18 Abs. 2) Forst- oder Gemeindearbeü (§ 14) nicht ver einbar sein würde. Für den Ersatz des Werthes und der Kosten giebt eS allgemeinen Grund
sätzen entsprechend keine Umwandlung. 2)
Abs. 2: Ter Richter hat nach freiem Ermessen (wobei u. A. das durch
schnittliche Tagesverdienst des Verurtheilten
innerhalb
der Grenze
substituiren
von
einer
gezogen werden kann)
in Betracht
bis zu fünf Mark einen Tag Gefängniß zu
(vgl. Sten. Ber. d. H.H. S. 389, 390,
Str.G.B. § 29 Abs. 1,
Sten. Ber. d. Nordd. Reichstags 1870 S. 200, 201). 3)
Abs. 3:
Das
Verhältniß
muß
sofort in
dem
Strafurtheil
festgesetzt
werden; evenwell muß nachträglich die Umwandlung erfolgen (Str.P.O. § 491); ein vollstreckbarer Strafbefehl steht dem Urtheil gleich (Str.P.O. § 450).
4)
Abs. 4: Vgl. §§ 11 Anm. 1.
§ 14. 1) Vgl. §§ 13, 14 des Ges. v. 2. Juni 1852 und § 6 Abs. 2 des E.G.
z. D.Str.G.B. — „in dem § 13"
— Statt der nach den §§ 6, 8 neben der Geldstrafe
zu erkennenden Gefängnißstrafe ist Forst- oder Gemeinde-Arbeit nicht zulässig.
XX. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl.
15. IG.
421
§ 15. Aexte, Sägen, Besser und andere zur Begehung des Forstdieb
stahls geeignete Werkzeuge, welche der Thäter bei der Zuwiderhandlung geführt hat, sind einzuziehen, ohne Unterschied, ob sic dem
bei sich
Schuldigen gehören oder nicht. Die
Thiere,
und
zur Wegschaffung
andere
des Entwendeten
dienenden Gegenstände, welche der Thäter bei sich führt, unterliegen
nicht der Einziehung. Entw. § VL Mot. L. 12 K.B. d. .H.H. S. 1'19. K.D. d. A.H L 1555.
§ IG.
Wird der Thäter bei Ausführung eines Forstdiebstahls,
oder
gleich nach derselben betroffen oder verfolgt, so sind die zur Begehung
des
Forstdiebstahls
geeigneten
Werkzeuge, welche er bei sich
führt
(§ 15), in Beschlag zu nehmen. (*ntn>. § 14 Mot S. 12 K B d. H H L. 1'19. K B d.
L. 1555.
— „kann" — nach Ermessen des Richters.
— „während — — Daner" —
d. h. während so vieler Tage, als die
nach § 13 bemessene Gefängnißstrafe beträgt. 2) — „angehalten werden" — nämlich vom Richter, welcher aber nach § 34 Abs. 2 auf die entsprechenden Wünsche des Beschädigten Rücksicht zu nehmen
hat, übrigens auch — abgesehen von § 34 Abs. 2 — den Verurtheilten zu ander weit nachgewiesenen Arbeiten (z. B. für Staalszwecke) heranzieheu darf (Sten. Ber. d. Abg.H. S. 1833).
Praktisch.
Zwang ist hiernach allerdings zulässig, allein wenig
Der Richter wird besser thun, in Fällen, in welchen der Berurtheilte
voraussichtlich nicht gutwillig die Arbeit vornehmen wird, es bei der Gefängniß
strafe bewenden zu lassen.
88 15-17. Tie §§ 15 und 17 handeln von der Einziehung, § IG von der Beschlag
nahm e.
Einziehung sowohl wie Beschlagnahme sind immer obligatorisch.
§ 15. 1) —
Abs. 1:
—
„geeignete Werkzeuge — — bei sich geführt hat"
Daß sie auch gebraucht sind (§ 17 des Ges. v. 2. Juni 1852), ist nicht
erforderlich (s. auch Str.G.B. § 40 [„ober bestimmt") und § 295).
— „ohne Unterschied — oder nicht"
—
vgl. Str.G.B. §§ 295, 360
a. E., 367 a. E. (anders Ges. v. 2. Juni 1852 § 17). 2)
Der Abs. 2 enthält gegenüber Str.G.B. § 40 eine Milderung.
8 16. 1) Der dem § 22 Abs. 1 besteht
neben
des Ges. v. 2. Juni 1852 entsprechende § 16
den allgemeinen Bestimmungen der §§ 94—101 der Str.P.O.
über die Beschlagnahme.
Die Bedeutung desselben liegt nicht darin, daß die
Beschlagnahme nur eintreten darf, wenn der Thäter bei der That oder unmittelbar
422
Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl.
XX
§§. 17. 18.
§ 17.
Wird in der Gewahrsani eines innerhalb der letzten zwei Jahre wegen einer Zuwiderhandlung gegen dieses Gesetz rechtskräftig Verurtheilten frisch gefülltes, nicht forstmäßig zugerichtetes Holz gefunden, so ist gegen den Inhaber auf Einziehung des gefundenen Holzes zu erkennen, sofern er sich über den redlichen Erwerb des Holzes nicht ausweisen kann. Die Einziehung erfolgt 311 Gunsten der Armenkasse des Wohnorts des Berurtheilten. C^ntiü. § 15. Mot. S. 12. Zt B d. .£».£»• D. 1'19
§
18.
Die Strafverfolgung von Zuwiderhandlungen gegen dieses Gesetz verjährt, sofern nicht einer der Fälle der §§ G und 8 vorliegt, in sechs Monaten. C-tttw. § l(>. Mot. 3. 12. Ä.B. d. -M?. L
nach derselben betroffen oder verfolgt wird,
sich
ans
sondere
noch darin, daß die Beschlagnahme
der Einziehung unterliegenden Werkzeuge beschränken muß
die
dürfen
handensein
1'19. >r.B. d. 21 » Z. 1555.
der
auch
Transportmittel
allgemeinen
ungeachtet
strasprozessnalischen
des
§ 15 Abs. 2
Boransfctzunaen
(insbe
beim Vor
beschlagnahmt
werden), sondern darin, daß auch ein nicht unter den § 98 der Str.P.T. fallender
Beamter unter den Voraussetzungen des § IG die Beschlagnahme vornehmen darf (vgl. auch Oehlschläger 11. Bernhardt S. 44). 2)
Die im Entwürfe im Anschluß au die §§ 22 Abs. 2, 23 des Ges. v.
2. Juni 1852 enthaltenen Bestimmungen über P f äu d u n g der zur Wegschafsung
des Entweudeteu gebrauchteu TrauSportmittel sind vom Abg.H. gestrichen worden
(Sten. Ber. S. 1784 -1786).
Wegen der Zulässigkeit der (privatrechtliche Zwecke
verfolgeudeu) Pfänduug entscheidet daher in Zukunft das bürgerliche Recht (vgl.
z. B. A. L.R. Th
I. Tit. 14 §§ 413—457;
der Code civ.
kennt kein Psän-
duugsrccht).
§ 17. Vgl. § 47 des Ges. v. 2. Juni 1852.
Wegen des Verfahrens s. Str.P.O. §§ 477 u. 478 und unten § 21 Abs. 3.
§ 18. 1)
Statt der Verjähruugszeit von drei Monaten (§ 20 des Ges. v. 2. Juni
1852) ist eine solche von sechs Monaten festgesetzt. Hierin liegt rücksichtlich derjenigen
Forstdiebstühle, welche Uebertretungeu sind, eine Schärfung gegenüber § 67 Abs. 3 des Str.G.B.
2)
In den Fällen der §§ 6 11. 8 tritt die regelmäßige Verjährnngszeit von
fünf Jahren ein (Str.G.B. § 67 Abs. 2).
3)
Wegen Verjährung der Strafvollstreckung gilt Str.G.B. § 70.
XX. Gesetz, betreffend den Forstdicbstahl.
§§. 19. 20. 21.
423
§ 19. Für die Zuwiderhandlungen gegen dieses Gesetz sind die AnrtsDieselben verhandeln und entscheiden, sofern nicht
gerichte zuständig.
einer der Fälle der §§ 6 und 8 vorliegt, ohne die Zuziehung von
Schöffen. Das Amt
des Amtsanwalts
kann
verwaltenden Forstbeamten
übertragen werden. Für die Lerhandlung und Entscheidung über das Rechtsnrittel
der Berufung sind die Strafkammern zuständig; dieselben entscheiden
in der Besetzung mit drei Mitgliedern einschließlich des Vorsitzenden. (*ntro. § 17. Mot. L. 13, 1'1 K B d. .£»» Z. 1'19. K B. d. A..H. L 1555, 1556
§ Für das Verfahren gelten, soweit nicht in diesen! Gesetze ab ändernde Bestimmungen getroffen sind, die Vorschriften der Straf prozeßordnung über das Verfahren vor den Schöffengerichten. (V-ntw § 18. Mot.
K B. d.
T. 1 '19.
8 ^1.
Der Gerichtsstand ist nur bei demjenigen Amtsgerichte begründet,
in dessen Bezirk die Zuwiderhandlung begangen ist. Ist der Ort der begangenen Zuwiderhandlung nicht zu ermitteln,
88 19 - 26. Die §§ 19 — 26 cnthalten allgemeine Bestimmungen über das Verfahren.
8 19. 1)
Der Abs. 1 enthält zwei — nach § 3 Abs. 3 des E.G. 5. Str.P.O. zu
lässige — Abweichungen von den allgemeinen Grundsätzen des D.G.V.G.: a)
Die Amtsgerichte sind auch für alle Forstdiebstähle, welche Vergehen sind,
zuständig, insbesondere auch für die Fülle der §§ 6 und 8, obwohl bei den letzteren eine Gefäuguißstrafe bis zu 6 Mouateu bzw. 2 Jahren an
gedroht ist, und dieselben mithin nach den §§ 27 Nr. 2 nnd 73 Nr. 1 des G V.G. an sich zur Zustäudigkeit der Strafkaunueru gehöreu; b)
die Amtsgerichte verhandeln und entscheiden entgegen den £§ 25, 26 des G.V.G. (vgl. auch Str.P.O. § 211) — abgesehen von den Füllen der
§§ 6 u. 8 — ohne Zuziehung von Schöffen. 2)
Abs. 2: Vgl. A.G. 5. G.V.G. §§ 62-66 Anm. (oben S. 44) u. § 26
des Ges. v. 2. Juni 1852.
Die Uebertragung an einen Forstbeamten ist nur
fakultativ („kaun"). 3)
Abs. 3:
Der erste Satz entspricht dem § 76 des G.V.G.;
der zweite
Satz weicht bezüglich derjenigen Forstdiebstähle, welche Vergehen sind, von § 77 das. ab.
§ 21. 1) Der den Gerichtsstand regelnde § 21 weicht im Abs. 1 insofern von
XX. Gesetz, betreffend den Forstdiebstabl. §§. 2'2. 23.
424 oder
ist
die
Zuwiderhandlung
außerhalb des Preußischen Staats
gebietes begangen, so bestimmt der Gerichtsstand sich nach den Vor schriften der Strafprozeßordnung.
Im Falle des § 17 ist der Gerichtsstand bei demjenigen Amts gerichte begründet, in dessen Bezirke das Holz gesunden worden ist. Criitrt). § 19. Mot. D. 13. A.D. d.
.£». L. 819.
§ 22. In dem Verfahren vor
dem Amtsgerichte
Zustellungen durch den Anitsrichter unmittelbar veranlaßt.
für
den
9!achweis
Zustellungen
der
werden
sämmtliche
werden
durch
Die Formen
die
Justizver
waltung bestimmt.