Die Pflanze und das Pflanzenreich : Nach einer neuen natürlichen Methode dargestellt: Teil 1 Das Leben des Individuums [Reprint 2018 ed.] 9783111611518, 9783111235912

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Die Pflanze und das Pflanzenreich : Nach einer neuen natürlichen Methode dargestellt: Teil 1 Das Leben des Individuums [Reprint 2018 ed.]
 9783111611518, 9783111235912

Table of contents :
Vorrede
Znhaltsverzeichniß
Erklärung der Kupfertafeln
Einleitung
Erste Abtheilung. Entwickelung der äußeren Pflanzentheile und des Pflanzenreichs
Erster Abschnitt
Zweiter Abschnitt. Allgemeine Betrachtung der äußern Entwlskelung der individuellen Pflanzen
Dritter Abschnitt. Allgemeine Betrachtung der Blume und Frucht
Vierter Abschnitt. Allgemeine Betrachtungen über die Entwikkelung des Pflanzenreichs
Zweite Abtheilung. Analyse des Pflanzenlebenr
Erster Abschnitt. Analyse des Lebensprocesses in den holzlos en Pflanzen (plantae axylae)
Zweiter Abschnitt. Analyse des Lebensproceffes der Holzp flanzen (plantae xylinae)
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D i e Pflanze und

das Pflanzenreich. Nach einer neuen natilrllche« Methode dargestellt von

Dr. Carl Heinrich Schultz.

Erster

Band

welcher dar individuelle Pflanzen leben e n k h ä l r.

Mit vier Kupfertafeln.

Berlin, 08. Beschaffenbeit deS LebenSsa teS im Allgemeinen §. 109— 112. Beobachtung seiner innern Bewegungen $. uz. Veränderungen an der Lust Z. 114 115. Neue Versuche mit dem Lebenssaft von Asclepias syriaca g. 116. 117. Der Galvanismus hat keine Wirkung auf seine lebendige Thä­ tigkeit K. 118 —- 121. Die Elektrizität ebensowenig § 122 — i?z. Die Temperatur unter der Siedhitze zeigt ebenfalls keine bemerk­ bare Wirkung auf den Saft §. 124 — 126. Der Lebenssaft gerinnt aber ganz von selbst, wenn er mehrere Monate lang ruhig aufbewahrt wird, und e< scheidet sich auS dem Safte der ASclepias ein graues Craffament und ein klares, braunes Serum ab §. 127 — 129. Wirkung de- Frostes auf den Saft §. 130 131. Analogie deS Lebenssaftes und des BluteS §. 132. 133. Dritter Artikel.

Vom Kreislauf.

Allgemeine Bemerkungen über feine Beschaffenheit und die Art ihn -u beobachten §. 134 — 138. Uebergang des HolzsasteS in das KreiSlaufssystem $. 139 — 143. Verschiedenheit des Kreislaufs in den äußeren Pflanzentheilen §• 144. 145Kreislauf in den Blättern §. 146. Kreislauf in den Gefäßbündetn der Kraut und Blattstiele $. 147. Kreislauf im Rindenkörper und seine Verschiedenheiten $. 148. Beschreibung deS Kreislaufs, geknüpft an die Beschaffenheit des­ selben im Spitzahorn §. 152 — 157. Erläuterung der verschiedenen Beschaffenheit in welcher die jün­ geren und älteren Triebe den Kreislauf und den Bau der Gefäße zeigen 153. 159* Verschiedene Richtung der Saftströme in dem Heerde deS KreislaufssystemS §. 161. Beschaffenheit deS Kreislaufs in den Wurzeln der Kräuter und Stauden §« 163.

xxxxv Kreislauf in der Rinde von Rtms tvphinum

i63.

Kreislauf in den Wurzeln der Doldengewächse §. 164. Krei-lauf int Holzkörper und dessen Bedeutung §. 165. 166. Analogie des Kreislaufs in den Blattstielen und Stengeln der Kräuter $, 167. Verhältnisse des Lebenssaftes zu den Gefäßen §. 168- 1G9. Allgemeine Ansicht des Kreislaufs der Pflanzen §. 170. Vergleichung desselben mit dem thierischen Z. 171. Liegt die Ursache der strömenden Bewegung in der Zusammenziehung der Gefäße? §. 174 — 176. Bestimmung der Ursachen durch Analyse deS Prozesses §. 177. 178.

Drittes Von den Bildungen.

Kapitel.

Im Allgemeinen.

Da- Zell­

gewebe. Entstehung und Verschiedenheit des Zellgewebes.

Geschichtliche-

§. 179 — 183-

Wandungen der Zellen.

Größe derselben §. 184. 185.

Verschiedene Zusammenfügung der Zellen und Lage derselben §. 186. Oberhaut der Gewächse §. i8< Bast §. i89Erster Artikel.

Das Wachsthum.

Allgemeine Betrachtung des vegetabilischen Wachsthums §. 190 191. Wird Holz aus Rinde oder Rinde auS Holz gebildet? § 192. 193, Wachsthum in die Dicke.

Historische Rückblicke §. 194 — 196.

Versuche von Duhamel und eigene Beobachtungen §. 197 — 200. Folgerung Duhamel- und Anderer §. 201 — 203. DaS Cambium. Meinungen über seine Entstehung und Bedeu­ tung $. 204. 206. Beobachtungen darüber §. 20207. Da- Cambium entsteht auS der Rinde und ist vom Lebenssäfte verschieden §. 208. Nähere Bestimmung der Natur deS CambiumS. embryonische ganze Pflanze §. 209. 210.

ES ist die

Erklärung der Erscheinung, daß sich auf einem entrindeten Holjsiück Bildungen zeigen Z. 211. 212.

Ausbildung des CambiumS zu Ho.z und Rlnde §. 213, 214.

XXXXPI

Iahrriage. Lbeorie des CcultrcnS §. 215. 517. Hol- und Splint §. 218. Reife- und uv reifes Holz §. 2u)- 220, Gleichzeitige Entwickelung von Holz und Rinde 221. Wachsthum in dieLänge. Geschieht nrcht immer nach unten ttrb oben sondern nur in zwei entgegengesetzte Richtungen §. 212 — 224* Die Ursache davon liege in dem peripherischen (eben der Pflanzen §♦ 295. 226. 3m Wesentlichen ist das Wachsthum in die Länge von dem Wachsthum tn die Dicke nicht verschieden §. 227 — 229, Betrachtung desselben an den verschiedenen Pflanzenfamilien.' §. 230. Zweiter Artikel.

Von den Absonderungen.

Unterschied bet Sekretionen der Pflanzen und Thiere §. 234, Absonderung der Luft. Rudolphi'6 Untersuchung der Organe §. 235Weitere Auseinandersetzung $. 256. 237. Absonderung der Luft in den Blattstielen der Wasernuß §, 233. Krystalle in den Luftzellen §. 239. Absonderung des Gummis §. 240. 241. Absonderung des ätherischen Oels und des Ksmphers f. 3*2 — 247. Absonderung der Balsame §. 248 — 251. Absonderung de- Mehls §. 252. Absonderungen welche durch die Oberhaut und deren Anhänge ausgeschieden werden §. 25Z. Schluß der Betrachtung de- individuellen Pflanzenlebens $. 245 — 260.

Erklärung der Kupfertafeln

Erste Tafel. §,'z. i. Der outbauernbt Theil von Po« «quetica, um da» Wach«, thum des Stengels nach unten bei den Gräsern -u -eigen. €5. 165. An der Richtung der Scheiden (a) des unterirdischen

Stengels von den Knoten aus, erkennt man die Richtung der Stengelwachsthums. Fig. 1. Ein Stück von dem unterirdischen Theil des Stengels von Aiundo Epigcjos, um den Ursprung der Knospen (») aus den Knoten, und die Ähnlichkeit mit den Zwiebeln -u zeigen. S. 189. §ig. 3. Ein Durchschnitt eines Theil- der Wurzel und des Sten­ gel- vom Schöllkrauts im Umriß, (S. 313.) um die Zertheilunz des Holz- und Rindenkörpers der Wurzel in die Gcftßbündet de- Stengels und der Blattstiele zu zeigen, a die Rinde, b das Hol- der Wurzel, c Gefäßbündel de- Stengel-, in welche fle sich auflösen.

d

xxxxvm

Zweite Tafel. Ctg. i. (Sine einjährige ganze Pflanze von Chsn flexilis, deren Stengel noch mit der grünen Rinde überzogen sind, in natür­ licher Größe, a Stengel, b Wurzel, c einfache und zusam­ mengesetzte Knoten der Wurzel. S. Z40 Fig. 2. Ein vergrößertes Internodium der Wurzel mit einfachen Knoten im hellen Lichte betrachtet, um die innere Gestaltung de- Saftes, und den Kreislauf desselben durch die Knoten zu zeigen.

Der Saft in dem durchschnittenen Theil des untern

JnternodiumS fließt in der Richtung a cbf, und strömt bei d aus.

Der Saft in dem oberen Zwischenknoten fließt in

entgegengesetzter Richtung ab c c. S. 356. Zig. 3. Zeigt die Gestalt der von einander getrennten fußförmigen Enden der Zwischenknoten, welche einen einfachen Knoten bilden, von der Seite angesehen.

Die Hacken (aa) fügen sich

gegen tue Spitzen bb, und daher ist die zwischen dem oberen und

unteren Internodium

befindliche Scheidewand doppelt.

S. 351Zig. 4. Ein ähnlicher rinfacher Knoten in Integrität von oben an« gesehen, ab sind die Stellen, wo die Hacken der beiden Gh tremitäten sich um die Spitze des Fußes legen.

S. 354-

Zig. f>. Ein vergrößertes Stück eines Wurzelzweiges im Schaltenlichte betrachtet. Man sieht daran den Kreislauf durch die Knoten, an den tm Safte schwimmenden Luftblasen, und au­ ßerdem die allmählige Zusammensetzung der einfachen Knoten, durch Anlagen neuer Wurzelenden, welche sich anfangs nut­ en der untern Extremität des obern JnternodiumS einfügen. S. z,5- "Ar Yj7• 358Zig. 6. Zeigt die Einlcnkung der Zwischenknoten, in den Stengelknoten. S. 358. Jfifl- 7« Ein Theil des von der äußeren Haut entblößten InternodiumS des Stengels, mit dem die innern Seitenwandungen

XXXXIX

bekleidenden, gestreiften, grünen Ueberzuge der zwischen den Saftströmea in dem Raum cd fehlt. S. 360. Fig. 8. Ein vergrößerte-, von der äußeren Haut entblößte- Internodium deS Stengel- mit der Bewegung de- Safte- im Schattenlichte betrachtet. Die großen runden Kugeln, welche in dem Strom unbeweglich schwimmen, sind Luftblasen, welche sich zuweilen in einen größeren Haufen (•) zusammenwölzen, der sich durch die auf- und absteigende Ströme um seine 2sjrc dreht, cbfc ein zusammengesetzter Stengelknoten, durch den man die Ströme nicht verfolgen kann, d ausströmender Saft mit den Luftblasen, welche zuweilen zerplatzen. S. 345. 346. 347- 348. 376. Fkg. 9. Ein noch wenig zusammengesetzter Knoten der Wurzel in der Diagonale angesehen. Fig 10. Die äußere mit Krystallen von kohlensaurer Kalkerde er­ füllte grüne Haut der Stengel, welche, wie die Blätter der Hclzpflanzen, periodisch abstirbt. S. 217. 342.

Dritte Tafel. Fig. 1. und Fig. 2. Spiralgefäße aus dem jungen Holze der Muss. S. 421. Fig. 3. Ein Stück von einem ältern Spiralgefaße derselben Pflanze, mit den daran festgewachsenen LebenSgefaßcn, welche ihm daAnsehen von Längösibern geben, die darüber hinzulaufen schei­ nen. S. 421. Fig. 4. Spiralgefaße aus dem älteren Holze der Wurzel der Angelics, in welchen man das gestreifte Ansehen thcilweise schon verschwinden sieht. Sic sind wie die Lebensgefäße gegliedert. G. 4^4.

Fig. 5. Längsdurchschnitt parallel mit den Markstralen vom Er chenholze. bbb die verholzten Spiralgefäße mit eingesogenec rotber Flüssigkeit, a die großen Längszellen des Holzes, welche d 2

im Schattenlichte panttirt aussehen, c die Markstralen, wel­ che an den Stellen, wo sie über die punktirten Zellen hinlaufen, diesen ein quergestreiftes oder schuppiges Ansehen geben. S.422. Fig. 6. LLngSdurchschnitt des Fichtenhölzer (P. Abici) sich kreu­ zend mit den Markstralen. a querdurchschnittene Markstralen. b verholzte Spiralgefäße. Fig.

7*

LLngSdurchschnitt desselben Holzes, welcher mit den Mark-

stralen parallel geht, bd verholzte Sviralgefäße. a Mark­ stralen. c Theile der untern Wand der Markstralen, welche mit den verholzten Spiralgefäßen verwachsen sind. S. 457—460. Fig. g. LLngSdurchschnitt deS Eichenholzes, welcher sich mit den Markstralen kreuzt, c verholzte Spiralgefäße, d querdurch, schnittene Markstralen, ab große Holzzellen, deren Querwände nach Wegnahme der obern Seitenwand zu sehen sind. S. 455. Fig. 9. Ein Theil des Querdurchschnitts von einigen Jahrringen aus dem Eichenholze, a Markstralen, b Oeffnungen der Spi­ ralgefäße, c Oeffnungen der großen Holzzcllcn, welche bei vie­ len noch theilweise,

bei andern (d) ganz mit der zeitigen

Querwand verschlossen erscheinen. S. 450. Fig. 10

Ein Theil der Seitenwandungen der sogenannten punk-

tirten Holzzellen im hellen Lichte besehen. S. 454. Fig. 11. Gegliederte Spiralgefäße mit noch nicht verwachsenen Seitenwandungen aus Chelidouium laclniaium.

S. 248.

427-

Fig. 12. Ein Stück der zeitigen Haut von dem Harzgange aus der Fichte (P. communis). Fig. 13. Ein ganz von den umgebenden Lebensgcfäßen befreiter Harzgang aus dem Sumach. Fig. 14. Dasselbe aus der ofsizinellen Angelica im Umriß, um den Verlauf und Zusammenhang zu zeigen.

Bei b ist der Harz-

gang ganz, bei a ist die obere Wand zufällig mit weggerissen Fig. 15. Oberhaut einer Aloe mit Spaltöffnungen bei a.

Vierte Tafel. Fig. r. Eine Schicht von dem Heerde des KreiSlaustsystems aus der Rinöe des Spitzahorns (A. plaunoides) d Zellgewebe. Da- Uebrige Saftströme. 2fn dem Ausfließen des Saft'S bei c fleht man, daß zwei nebeneinander liegende Ströme sich immer in entgegengesetzter Richtung bewegen. An vielen Stel­ len machen die Saftströme Seitenbiegungen, wo sich die ®< säße seitlich einlenken, wie bei a, oft gehen auf diese Wese zwei Ströme in einen und umgekehrt über, wie bei b. 70.

bloß peripherische Theile vorhanden sind, man diese durch einen gedachten Mittelpunkt trennt. Betrachtet man auf dies« Weise die Zentralorgane der Schollen, so findet man hier sehr wohl eine innere Einheit derselben, nur nicht in der Bedeutung von jwei nicht weiter theilbaren Halsten, sondern in dem Bau jeder der innern Gegen« sätze, z. D. des Gehirns, beS Gefäßsystems, findet sich eine centrale Mitte, welche die strahlenförmige Bildung der ganzen Systeme in sich vereint. Denn man darf bei der Betrachtung dieser symmetrischen Gestalt in den höher» Thieren auch nicht bloß die Zentralorgane, z. B« das Gehirn, für sich betrachten, ohne auf die von ihm strahlenförmig ausgehenden Nerven zu sehen, sondern letztere gehören nothwendig zum ganzen Nervensystem, wir das Gehirn selbst, folglich auch zur symmetrischen Gestalt desselben. Vergleicht man nun mit einem der Systeme höherer Thiere in ihrem totalen Zusammen» hange, eine einfache strahlenförmige thierische Bildung, z. D- eine Meduse, so wird man finden, daß sich, in Be­ zug auf die Symmetrie der Gestalt, gar kein Unter­ schied findet. $.

ioi.

Die symmetrische Gestalt der Pflanzen zeigt sich be» sonders in dem strahlenförmigen Bau, den man an den Querdurchschnitten deS HolzeS brr Baume und Sträu­ cher sieht, und welchem der Bau der Wurzeln aller holzführenden Pflanzen analog ist. In den Pflanzen, wo im Stengel die Gefäßbändel zerstreut, oder in geordne­ ten Kreisen um einen Mittelpunkt liegen, hält es auch nicht schwer, die Beziehung des Vielen auf die Einheit zu erkennen. Bei vielen der niederen Pflanzen scheint

85 die Symmetrie schwer nachzuweisen zu fein. Dennoch aber zeigt sich, entweder in der strahlenförmigen Stel­ lung mancher Theil« um einen Mittelpunkt, j, B. bet den Pilzen, den Eharen, oder an zwei sich gegenüberste­ henden gleichen, symmetrisch uatheilbarrn Hälften, z. B. den gegenüberstehenden Blättern mancher Moose, unver­ kennbar dle Einheit der Symmetrie. §.

102

.

Bonnet hätte zu Gunsten seiner Meinung eine bes­ sere Vergleichung zwischen der Gestatt der Pflanzen und der Gestatt der Thiere anstellen können, als e- von ihm geschehen ist. Anstatt die innere Allgemeinheit und Ein­ heit hervorzuheben, legt er gerade Im Gegentheil baS größte Gewicht auf die Betrachtung der Mannigfaltig, krit bunter Formen. Er sagt: 19) „eS giebt wenig an­ ziehendere Schauspiele für den Naturforscher, als die­ jenigen, welche ihm die Betrachtung brr unendlich ver­ schiedenen Gestalten der Pflanzen und Thiere darbieten. Mag man dle unvollkommneren Gattungen mit den voll, kommneren, oder die Arten einer und derselben Gat­ tung unter einander betrachten, so ist man gleich er, staunt über die Verschiedenheit der Formen, nach denen die Natur die Thiere und Pflanzen gebildet hat." Ich glaube man hat mehr Ursache gerade die ewige Einheit anzuschauen, innerhalb welcher die Natur sich so maanichfach gestaltet, als in dem bunten Spiel der For­ men sich mit seinen Betrachtungen zu verlieren, ohne zu 39) Boniict oeuvrrs d’histoire naturelle et de philoiophic T. VIII. Patt. X. p. Z9Z.

wissen, tott man zum Gesetz zurückkommen soll.

Göthe

sagt an irgend einer Stelle eben so schön alS treffend: Und c$ ist das ewig Eine, DaS sich vielfach offenbart; Klein das Große, groß daS Kleine, Alle- nach der eigenen Art. §.

Bonnet

vergleicht

IOZ.

unter andern

auch

die Zahl,

Größe, den Aufenthaltsort brr Pflanzen und Thiere; jedoch unpassend, indem alle diese Bestimmungen theils viel zu allgemein, theils so rein äußerlich und zufällig find, daß unmöglich eine Uebereinstimmung der Pflan« zen und Thiere daraus gezeigt werben kann.

So ist z.

D. die Zahl eine so große Allgemeinheit, daß man eben so gut die Sterne am Himmel mit den Pflanzen und Thieren, als beide unter einander durch sie vergleichen könnte.

Die Größe ist etwas Zufälliges, und gewiß

hat mancher Körper, der weder Pflanze noch Thier ist, in seiner Größe mit beiden eine Uebereinstimmung. Oer Aufenthaltsort der Pflanzen und Thiere ist freilich die Erde, die Luft, oder bad Wasser. Aber man sieht leicht, daß sich in diesen Elementen eben so gut andere Dinge aushalten können, und wirklich aufhalten. den sich auf der Erde überall.

Steine fin­

Dagegen ist die Pflanze

immer am Boden gefesselt, und gleicht dem Thiere darin kelneswegeS, daß eS sich überall ln der Luft und im Wasser aufhalten, und sich auch anderswohin begeben sann.

Bonnet macht auf die parasitischen Pflanzen und

Thiere aufmerksam, was an einem andern Orte viel­ leicht recht gut angebracht wäre; aber eine Aehnlichkelt

85 der Pflanze mit dem Thiere läßt flch au- solche« zufäl­ ligen äußern Bestimmungen nicht entnehmen. Nicht unpassend vergleicht Donoet unter anbem die Krankheiten der Pflanzen und Thiere unter eknander, wenn er gleich ihre eigentliche allgemeine Natur nicht recht gefaßt hat. Die Krankheit der Pflanzen ist wie die Krankheit der Thiere, der Anfang ihre- Tode-, da- heißt ihre- Rückganges in den allgemeinen mecha­ nischen, physikalischen und chemischen Proceß. Die selbst­ ständige Macht ihre- LebenSprocesseS unterliegt den all­ gemeinen Machten der Natur, und wenn sie sich diesel­ ben nicht assimillren können, so unterliegen sie der phy­ sikalischen Gewalt, und werden ln da- allgemeine Na­ turleben aufgelöst. So lange der Kampf zwischen dem allgemeinen und individuellen Leben noch bauert, so lange dauert die Krankheit, und je nachdem da- eine oder da­ andere den Sieg davon trägt, geht dieser entweder zum Leben oder zum Tobe der individuellen Organisation. In diesem Betracht finden wir eine sehr gute bildliche allgemeine Vorstellung von der Krankheit bei den Al­ ten, die indessen in dieser größten Allgemeinheit noch keinevweges im besondern befriedigt, wo die sich gegenübertretendea Momente näher bestimmt sein wollen. Die Vergleichung des thierischen Eies mit dem Saamen der Pflanzen, welche Donnet *°) und mit ihm Smellle 4l) macht, ist ebenfalls nicht allgemein. Sie 40) Bonnet Oeuvres d’histoire naturelle etc. T. VIII. P. X. Cap. IV. u. V.

41) ©nullit Philosophie der Naturgtschichte. A. b. Engl. I. p. 144.

86 paßt höchstens für die Thiere und Pflanzen, welche eine geschlechtliche Fortpflanzung haben, ;btf denen aber, wo ein unmittelbare- individuelles Auswachsen Statt fin« bet, nicht. Noch weniger passend vergleicht Donner den Fötus mit den Knospen der Pflanzen. Der Fötus des Thier- ist eine geschlechtliche Erzeugung, die Knospe der Pflanze ein individuelles Fortwachsen. §.

104.

S e s mit peripherischem mit centralem LeLebenökrris: brnSkrelS: Pflanzen. Thiere. §.

153.

Somit wären also genau die Gränzen angegeben, innerhalb welcher sich die Organisationen einerseits von dem allgemeinen Nakurleben, und andererseits unter sich selbst, bleibend unterscheiden. M-c der Feststellung dieser Grenzen ist zugleich, und bas war ihr eigentlicher Zweck, der Standpunkt angelesen, auf welchem die Pflanzen im Gebiete der Naturwissenschaft flehen. ES wird nun also leicht sein, die Sphäre zu überschauen, innerhalb welcher die folgenden Untersuchungen geführt werden müssen, zu denen wir nun übergehen «ollen.

lök

Erste Abtheilung. Entwickelung der äußeren Pflanzentheile und des Pflanzenreichs.

Erster Abschnitt. a) Allgemeine Bemerkungen über ble Ein, theilung der Pflanzen und der Pflan­ zenkunde. §-

i.

uni feit Natur überhaupt, bei gründlicher Ver­ folgung ihrer innern Derschledenhelten, von selbst auf feie Methode führt, nach welcher wir unsere Kenntniß von lhr ordnen und eintheilen müssen, so ist dirs im Besondern auch mit der Pflanze der Fall. Ich kann mein Wissen von der Pflanze nicht anders eintheilen, als ich die Pflanze bo* der Natur selbst eingetheilt finde, wenn ich nicht auf Abweg« und Irrthümer gerathen will; denn der Begriff, den ich in btt Pflanze suche, soll durch und durch der Wirklichkeit der Pflanzennatur entspre­ chen, und feie ganze Wissenschaft von der Pflanze kann unddarf durchaus nicht anders fein, als rin trrueS Ab, bild von her Art und Weise, wie sie sich selbst darstellt,



i55 —

gleichgültig, wie ich mir diese- Abbild von ihrer Natur verschaffe. §. 2. In diesem Betracht kann ich also da- Wissen von der Pflanzennnatur nicht nach der Erkenntnißwrlse ein« theilen, eben so wenig als ich dies in der Naturwissen« schaft überhaupt kann. Denn diese ist in Bezug auf die Pflanze selbst rein äußerlich und zufällig, kann da« her von der mannigfaltigsten Art sein. Ich kann deS« wegen mit denen nicht übereinstimmen, welche die Bo­ tanik zunächst in eine fpeculative und empirische einthei­ len: denn die Natur deS eoncreten Pflanzenlebens läßt sich wie die Gegenstände der Natur überhaupt, nicht au- einem ihr fremden Gebiete, der reinen Vernunft, sondern nur aus ihrem eigenen Grund und Boden ab« leiten. Zwar spiegelt sich, wie überhaupt di« geistige ln der körperlichen Welt, so auch die reale sinnlich wahr­ nehmbare Pflanze in der Idee, nach der sie geschaffen ist, ab, und man kann diese Idee ihrer wirklichen Er­ scheinung gegenüberstellen. Aber diese Idee ist dem na« turforschrnden Geist immer Obzekt, und sie muß sich von jeder Einmischung von Gebankenformen rein erhalten, wenn sie richtig aufgefaßt sein soll. Denn ableiten kann man, aller allgemeinen Uebereinstimmung ungeachtet, die Idee nach der die Pflanze geschaffen ist, ihr Gesetz, eben so wenig auS der menschlichen Vernunft, als man um­ gekehrt die Vernunft aus der Idee der Pflanze ableiten kann. Beide lassen sich nur als Totalitäten in ihrem geschlossenen Krnse betrachten, deren besondere Bestim­ mungen auf die verschiedenste Weise ausgedrückt fein können.

j56 §-

Es

V

scheint mir bl« Voraussetzung,

baß

sich die

Idee der Natur aus den Formen beS menschlichen Gel, stes ableiten lasse, darin zu liegen, daß man das Den, ken mit dem Gedachten verwechselt hat. Man darf aber baS Denken (alS das Element, in welchem sich der (ob, jektive) Gedanke bewegt, dieser mag nun der Geist selbst, oder ein Körper, z. B. die Pflanze sein), über die Na, tur, mit dem Gedanken nach dem sie geschaffen ist, durch, aus nicht für ein- und dasselbe halten.

Der Gedanke,

welcher der Pflanze zum Grunde liegt, ist «ln bewustlo, ser, nothwendiger, und von dem selbstbewußten mensch­ lichen Geiste,

der gleichsam über die Natur (der Kör,

per) hinaus geschaffen ist, wie Gott und die Welt ver, schieden. Sie haben nur dieß mit einander gemein, daß sie beide Totalitäten sind,

welche sich in sich selbst un,

terscheiden, und durch die Unterschiede sich innerhalb ih, rer in Einklang bewegen- Die Art und Weise aber, wie sich im Besondern diese Unterschiede verwirklichen, müs, srn in der Natur erfahren werden, und alle Naturfor, schung geht grade darauf hinaus,

diese besondern Be,

siimmungea aufzusuchen, und zu sehen, wie sich der Begriff der Natur durch ihren inneren Zusammenhang ab, schließt.

§. 4. Die Art wie dies geschieht, und nach welcher sich ble Natur, und also auch tte Pflanze, in ihrem kebenö, kreise in der Erscheinung beweg,, ist ihr Gesetz, und dies kann man also weder durch Spekulation, noch durch €m< plri« allein finden.

Gewiß ist von Krppler das Gesetz,

nach welchem sich die Welt bewegt,

von Harvey der



157



ökrei-lauf bet Blute-, von Galiläi bas Gesetz des Fals M, fton Toricelli bas Gesetz de- Luftdruckes o. s. f., weder durch Speculatiou noch durch Empirie gefunden worden, sondern indem fle dachten uud beobachteten, und et würde gewiß allgemein auffallen,

wenn man da-

Wissen um diese Gesetze in ein empirische- und specula^ tives eintheilen wollte. Ein empirische- Wissen ist über, Haupt gar kein wahre- Wissen, verstauben wirb,

sondern was darunter

ist höchsten- ela rohe- Glauben ober

Meinen, aber kein vernünftige- Wissen.

Elu spekulati­

ve- Wissen um die Natur und ihr Gesetz ist darum nicht möglich, weil jede- Denken über ste schon die Er­ fahrung ihre- unmittelbaren Erscheinen- zur Vorausset­ zung hat,

woran sich der Erdanke erst anknüpft,

um

ihre Wahrheit zu suchen.

§. 5Da- Wissen tun die Natur der Pflanze muß, wie alle Naturwissenschaft, unmittelbar von ihrer Erscheinung und Wahrnehmung anfangen, und von hier aus zur ver­ mittelten Erkenntniß übergehen, gerade so, wie die Pflanze und da- Pflanzenreich selbst, sich in äußerlicher Einfach­ heit unmittelbar darstellt, wahrend im Innern durch man­ nigfaltige Unterschiebe und Widersprüche, die äußere Exi­ stenz vermittelt wird. Di« Wissenschaft von der Pflanze muß wie da- Pflanzrnleben selbst verlaufen.

Sie geht

von der Beobachtung de- unmittelbar äußerlich Einfa­ chen aus,

verfolgt bas Pflanzenleben in seine inneren

Differenzen, sieht zu, wie sich dieselben gesetzmäßig ge­ gen einander und zum Ganzen verhalten,

und wie am

End« die Manuigfalligkeit der Erscheinungen sich nur im

Uebergange erhält , und sich in der Totalität auflöst, so daß durch diese Vermittelung, ble Einheit de- Ganzen hergestellt wird.

§. 6. Mit

diesem Verlauf der Pflanzenforschung

zugleich unbemerkt die Methode,

wird

nach welcher wir ihre

Resultate aufbewahren könnrn und müssen, geschaffen. Man theilt das Wissen von der Pflanze rin, wie man die Pflanze selbst eingetheilt findet, unbekümmert darum, ob die Einthrilung "btn gangbaren Vorstellungen

und

Formen zu denken entspricht oder nicht: d. h. ob sie, wie man fich auszudrücken pflegt, philosophisch «st oder nicht, oder vielmehr ob sie philosophische Nothwendigkeit hat oder nicht.

Die Methode soll nicht allein vernünf­

tig, sondern auch natürlich sein; denn ihr höchster Zweck ist, ein Abbild der Natur darzustellen, und wenn das ist, so ist sie gewiß eben so bleibend und ewig, wie die Na­ tur selbst, in Ihrer einen Gesetzmäßigkeit, ohne daß sie dle gewünschte philosophische Form hat.

§. 7Auf die angegebene Welse schließt sich nun die Kennt­ niß der Natur der Pflanze mit der Kenntniß aller ihrer innern Verhältnisse ab.

In sofern nun aber die

Pflanze in mannichfaltigen äußern Verhältnissen mit den Dingen außer sich theils steht, theils versetzt werden kann, so frägt es sich, ob sich auch nach diesen äußern Verhältnissen die Pflanzenkunde eintheilen läßt. Die unmittelbarsten äußern Verhältnisse hat die Pflanze mit den Gliedern des allgemeinen Naturlrdens, und mit den Bürgern des organischen Reiches, dem sie angehört.



i5g



Die menschlich«« Zwecke ändern diese Verhältnisse man» nigfaltkg ab: der Gärtner zum Behuf deS Garten», der kandmann zum Behuf deS Feld,, der Forstmann zum Behuf deS Waldbaues, der Arzt zum Behuf der Het,. hing seiner Kranken u. s. w. Giebt also die Kenntniß dieser mannigfaltigen äußern Verhältnisse der Pflanze eben so viele Zweige der Pflanzenkunde ab? Ich glaube dle Pflanzenkunde darf nicht uuhr Theile haben alS sich innerhalb der Pflanze selbst vorfinden, und diese äu­ ßeren Verhältnisse können deshalb keine Veranlassung zur Eintheilung der Pflanzenkunde, nach ihrer Mannig, faltigkelt fein, weil sie durchaus zufällig, und meist von der Art sind, daß sie im geregelten Laufe der Dinge dir wesentlichen innern Bestimmungen deS Pflanzenlebens ganz und gar nicht Int mindesten verändern; die Kennt, niß der Veränderungen, welche der Mensch zu technischen Zwecken mit den Außenverhältnlffen der Pflanzen vor­ nimmt, gehören zur Technologie überhaupt. $. 8. Dagegen kann man alle äußeren Einflüsse auf dle Pflanze, sammt und sondrrS, unter einen allgemeineren Gesichtspunkt in sofern mit dem Pflanzenteben zusam­ menfassen, als sie nicht selten das gesunde Leben dersel­ ben zerstören, und also Ursachen zu Krankheiten der Pflanzen sind. Wenn man -sso das Pflanzenlebru über­ haupt in Gesundheit un» Krankheit eintheilt, (und diese Eintheilung ist von großer Wichtigkeit, und über die ängstliche Aufzählung aller unwesentlichen und äußere« Nebendinge ganz vergessen), so würden die Außeaver, hälkniffe der Pflanzen bei der Genesis der Krankheiten

in der Artiologle vorkommen; und eine wahre (Ein* ficht in den Zusammenhang, den sie mit der Pflanzen, organisation haben, würde für die Bestimmung der Heilzwecke gewiß von dem größten Nutzen sein. §



Da- gesunde Leben der Pflanzen unterliegt nömlich eben so wie das Leben der Thiere nicht selten der Ge­ walt phyfikalischer und chemischer Einflüsse, wenn eS sich diese nicht assimlliren kann, der Leben-proceß wird theilwrise zerstört oder gekränkt, indem in demselben Maaße der chemische oder physikalische Proceß die Pflanze in fein Reich hinüberzieht, und ihren Untergang hervorzu­ bringen strebt. Dieß also zu verhüten, und die Pflanze auS der Lebensgefahr zu retten, kann die Berücksichti­ gung dieser Außenverhältnisse, nicht nur durch Aufklä­ rung der Genesis der Keankhelt, sondern zugleich durch mögliche zweckmäßige Abänderung der Einflüsse, in der Pflanzenkunde erforderlich sein. §■

10.

Dessenungeachtet aber kann diese Berücksichtigung der äußern physischen und cosmischen Einflüsse durchaus kein Grund zu einer Eintheilung der Pflanzenkunde fein, Wie die- schon eint einfache Betrachtung deS Begriffs der Eintheilung zeigt. Die Pflanzenkunde, als ideelles Abbild der Pflanze selbst, kann feine anderen Theile haben, alS di« Pflanze hat. ei« eigenes Kapitel geschrieben. Er sagt, 72) Theophraati Erctii opera oninia. De cauaia plaiitaium Lib. I. c. XIII.

e- fei Me Meinung, daß die Wurzel be-halö früher da fein müsse, weil fle Nahrung dem wachsenden Theile zu» zuführen habe. Sobald also die Saamen im Herbst au-gestreuet feien, faßten sie völlig Wurzeln, und keim, ten nur wenig, weil sie ohne Wurzeln den Winter über verfaulen würben. Dagegen befestige die zuvor au-, wachsende Wurzel die erste Bildung (apjr«s) der Pflanze, und diejenigen Pflanzen, welche sogleich nach dem Kei, men völlig auSwächsen, blieben schwach und unfrucht, bar. Die warme Erde befördere Im Winter da- Wach-, thum aller Wurzeln, während Me oberen, der Kalte auL, gefetzten Theile zu wachsen verhindert würden. Oe, neu, die dies sagen, muß ich aber widerstreiten, fährt er fort, denn die Natur macht es nicht wie die Kunst, daß fle einen Theil nach dem andern erschafft, sondern alle Theile eines Ganzen zeugt sie zugleich, obgleich sie einen Theil vor den andern vollendet. Wenn also gleich die Wurzel vor der Knospe auS dem keimenden Caamen hervorzukommen scheint, so kann zwischen der Erzeugung beider eben so wenig eine Zeit verstreichen, als es zwi, scheu der Bildung beS Herzens und der Theile, welche dazu gehören, bei den Thieren der Fall sein kann. Man muß glauben, baß ln der Pflanze wie im Thier, nicht ein Theil nach dem andern, sondern alle zugleich er­ nährt werden und wachsen müssen, auS dem Grunde, weil nur durch den Zusammenhang des Ganzen die Cr, nährung möglich ist, wie man dieß beim Wachsthum sehen kaun. Cs ist vollkommen widersinnig, anzuneh, me«, daß die ernährende Kraft, welche sich über so viele Theile erstreckt, ihre Wirkung theilweise äußern sollte, wenn sie die Nahrung bildet und verbreitet. Im Ge-



175



-««theil muß man annehmen, baß eben so wie alle Theile zugleich geschaffen find, diese auch durch die ganze Pflanze sich durch dringen. Denn was zeugt, bas ist Eins, und eS gehört nicht, wie EmpedokleS will, die Wurzel der Erde, und die Knospe dem Aether an, als ob beide von einander geschieden wären, weil in diesem Fall da- Er­ zeugte weder au- einer Materie, noch auS einer Ursache entstehen kann u. s. w. Theophrast erläutert an eben der Stelle noch mehrere Erscheinungen, welche mit dem gleichzeitigen Wachsen und periodischen Stillstehen deobern und untern Pflanzenihelles zusammenhängen, und man freut sich, von ihm aus der dunkelen Vorzeit so helle und lichtvolle Ansichten zu lesen. Zwar knüpft er feine Gedanken mehr au die Thatsachen, welche au- den thierischen Lebenserscheinungen auf die Pflanzen von ihm übertragen sind, und man kann ihm geradezu heut zu Tage den Glauben nicht mehr belmessen, daß sich zwi­ schen Wurzel und Kraut ein so nothwendiger innerer Zusammenhang finde, wie zwischen Herz und Gehirn im Thier; allein dessenungeachtet hat er Recht, die Pflanze als ein Ganzes zu betrachten, wenn er freilich die Theile, welche nothwendig dazu gehören, nicht richtig erkannt hat. Aber im keimenden Saamen, wo die Totalität noch so wenig befestigt ist, muß man ihm heute noch zuge­ ben, daß Wurzel und Blatt sich ergänzen, und daß beide sich durchaus zugleich aus einer Einheit entwickeln. §. 45.

Lenken wir von der Betrachtung der Entstehung der Wurzel der Pflanz« aus dem Saamen, unsere Aufmerk, samkelt auf ihre Erzeugung von abgeschnittenen Pflan-



17*



zentheilen, welch« unter günstigen Außenvrrhältnlssen, sich wiederum;u größeren Pflanzen ausbilden, so gelangen wir im Allgemeinen zu denselben Resultaten. Die Knospe treibt nicht eber Blatter, als 613 der in der Erde be­ findliche Theil Wurzeln treibt, und umgekehrt, wogegen zu derselben Zeit alS der Steckling eingewurzelt ist, das Austreiben brr Blätter Zusehens vor sich geht. Dasselbe Verhältniß zeigt sich an verpflanzten Bäu­ men, denen die Wurzeln beschnitten sind: sie treiben keine Blätter, bevor sich nicht neue Wurzeln erzeugen, und man kann auS dem Zustande des oberirdischen Theil- bestimmt voraussagen, ob die Wurzel wachse ober nicht.

Dieses

bestimmte Verhältniß in der gleichzrltlgrn Entwickelung brr Wurzel und Krone, bestätigt sich noch in folgenden Erfahrungen.

Duhamel ’1) riß mehrere junge Bäume

auS der Erde, welche nur wenig Zweige getrieben hat­ ten, und fand, daß ihre Wurzeln beinahe noch in dem­ selben Zustande waren, alS zu der Zeit, in welcher man sie eingepflanzt hatte. Die Sträucher haben nie so lange und große Wurzeln als die größeren Bäume.

Diejeni­

gen Bäume, welche man, um sie an einer Laube ober am Spalier zu ziehen, beschneidet, haben nie so große Wurzeln als die, welche im Freien ungehindert fortwach, fen.

Die Buche streckt im freien Zustande ihre Wur­

zeln weit au-, wogegen sie wenig oder gar keine Wur, ztln macht, wenn man ihre Krone rundherum beschneidet. Ich kenne einen Garte«, in welchem alle Odstbäuine ihre Kronen fast horizontal nach allen Seiten ausbrei»



fett,

175



ohne im Mindesten |u einem Wachsthum in die

Höhe Anstalt z» machen.

Ich wurde von dem Besitzer

desselben nach der wahrscheinlichen Ursache diese- Wachs­ thums gefragt, ohne darauf antworten zu können. Wir ließen einige von den jängern dieser Baume, um fit an der Wurjel zu untersuchen, ausgraben, und ich machte daran die Bemerkung, daß die Wurzeln fast eben so «agrrecht unten, alS die Kronen über der Erde auSgebrei, tet waren.

Ich war nun sehr neugierig zu wissen, ob

diese Art deS correSpondirenben Wachsthums der Wur­ zel und des Stamme- ihren Grund ln den ober- oder unterirdischen Theilen habe,

und ließ deshalb an ver­

schiedenen Stellen de- Gartens Löcher graben, um die Erdschichten

kennen

zu lernen.

Dabei

fand sich daß

überall im Garten nur eine ohngefähr zwei Fuß dicke Schicht von fruchtbarer Dammerde befindlich war, und daß auf diese, so weit wir graben konnten, eine uner­ reichbar dicke Lage Kiessand folgte.

von

dem

reinste«

unfruchtbarste»

Jetzt fanden wir nun, baß kein Daum

seine Wurzel« tiefer, alS die Dammerde lag, eingesenkt hatte, und daß die Wurzeln daher anstatt ln die Tiefe, sich nach allen Seite« fast horizontal ausgebreitet hat, ten.

Nun wurde mir klar, daß die Krone de- DaumeS

sich, dem Wachsthum der Wurzel correspondirend aus, gebreitet hatte, und ich that den Vorschlag, tiefere Gru­ ben zu machen, diese vier biS sechs Fuß unter der Damm, erde mit Lehm anzufüllen, und darauf dann die jünger« Obstbäume zu verpflanzen.

Dies geschah, und schon im

vorigen Sommer, als dem zweiten Jahre nach der Ver­ pflanzung, bemerkten wir eine auffallende Veränderung in der Richtung des Wachsthum- der verpflanzten Bäume,

welche weniger sich nach den Seite« auszudehnen, als ia die Höhe zu wachsen geneigt sind. §. 46.

Aus diesen Thatsachen folgt also offenbar, daß sich da- Wachsthum der Wurzel und der Krone der Pflanzrn gegenseitig bedingen und daß rin innerer Zusammen­ hang zwischen beiden Statt finden müsse. Dessen ungeach, (et aber giebt es Erscheinungen in dem Pflanzenleben, welche eben so unumstößlich beweisen, baß zur Totalt, tät des PflanzenlebeoS kcineswegrS nothwendig Wurzel und KooSpe gehören, sondern daß in jedem dieser Theile ursprünglich die Differenzen liegen müssen, welche noth­ wendige Bedingungen der Vegetation sind« §. 47.

Zufördrrst giebt es Zustände, in denen die Wurzel durchaus unabhängig von oberirdischen Theilen ihr eig­ nes Leben fortsetzt. Dies ist den Winter hindurch bei allen ausdauernden Pflanzen der Fall, welche im Herbst von selbst alle nach oben gewachsenen Theile abwerfen, so daß das ganze Pflanzenleben sich in die Wurzel zu­ rückzieht, um eine Zeitlang ohne alle oberirdischen Theile zu leben. Daß dleS Leben wirklich^ in den hautlosen Wurzeln Statt findet, läßt sich schon daraus entnehmen, daß im Frühling aus ihnen wieder die ganze oberirdi­ sche Pflanze hervorwächst. Allein unabhängig von die­ ser Erfahrung sehe ich mitten im Winter, vom Decem­ ber ab bis zum Februar, z. D. in der Wurzel des Schellkrauts, der Angeltca,Arten, der Sanguinaria canadcn« •U, den Lebenssaft eben so in thätiger Bewegung, wie in



K7



In beit oberirdischen Theilen im Sommer, nur mit dem Unterschiede, daß sie langsamer sind. Die- könnte nicht der Fall sein, wenn da- Leben der Wurzel völlig unter­ drückt wäre, und daS Vorhandensein des nach oben wachsenden Theils der Pflanze eine nothwendige Bedin­ gung des Pflrnzenlebens wäre. Im Gegentheil sind allein in der Wurzel durchaus alle Bestimmungen des ganzen Pflanzenlebens enthalten, und ich möchte ihr Wlnterleben mit dem Winterschlafe der Thiere vergleichen, ln dem ebenfalls das Leben bloß periodisch zu geringe­ rer Thätigkeit herabgestimmt ist. Das periodische Absterben des nach oben wachsen­ den Theils vergleicht schon Theophrast mit dem Abfal­ len der Haare und Hörner bei den Thieren, und ec macht gleich im voraus, im ersten Kapitel deS ersten Buchs seiner Pflanzengeschichte darauf aufmerksam, baß man sich gar sehr hüten müsse diese Pflanzentheile nach Analogie der thierischen Glieder für Theile (worunter er wesentliche Theile eineS Ganzen versteht) der Pflanze anzusehen: denn waS jährlich an der Pflanze entstehe, könne man doch eben so wenig alS einen Theil (wesent­ lichen Theil) der ganzen Pflanze ansehen, als der jähr­ lich entstehende FötuS ein Theil deS ThterS sei. Und darin hat Theophrast vollkommen recht; nur wußte er sich ln diesen Widersprüchen nicht zu finden, und ließ sich später dessenungeachtet verleiten, die äußern Pflanzenthelle als wirkliche (wesentliche) Theile einer Totali­ tät anzusehen, wie man dies auch nach ihm durch alle Zeltaller gethan hat. §. 48.

Ge wie nun auf der einen Seite die Wurzel tat

-

i;ß

-

Stande ist durchaus ein selbstständiges Leben ju füh rrn, so finden wir auf der andern Seite daß sie ganz und gar fehlen kann, und von einem andern Pflanzen» theil eben so erzeugt wird, wie fie selbst im Stande ist, neue Bildungen über fich hinaus zu erschaffen. Dies sehen wir alle Tage an den Stecklingen, welche ohne Wurzel zu fein und Wurzeln zu haben, dennoch Wurzeln erzeugen, um im Fortgange ihres LcbenS sich durch fie zu erhalten. Dies würde unmöglich geschehen können, wenn die Wurzel nothwendig zum Ganzen gehörte, wie z. B. Bauch und Her; zum Thier: denn unter diesen Umständen würde die Pflanze ohne Wurzel sterben, wie das Thier ohne Herz, weil eben so wenig sich an ek» neu, Pflanzenthell in diesem Falle eine Wurzel er;«ugrn könnte, als sich an einem tsollrten Herzen rin Magen wledererzeugt. §. 4 und unterscheidet sich davon bloß durch die Lage und Zusammenfügung. Duhamel 92) nahm vorzugsweise die Wurzeln der Bäume zum Gegenstand der Untersuchung. Er sagt: , Lea racines, ainsi que le tronc des arbres, sout formces da corps lignenx, des couehcs corticales, qui .tont ordinairement plus epaisses la qu’au tronc.“

Den innern Bau der Graswurzeln hat Link zuerst untersucht und beschrieben 93). Sie bestehen auch auS Holz» und Rindensubstanz. Nur ist die Holzsubstanz in einigen Gräsern, z. B- dem Rehr, (Arundo phragmites) von lockerer Bildung, durch dazwischen tretendes Parenchyma. Die Wurzel der Farrnkrauter und Zwie­ belgewächse fand Link wie die Wurzel der Gräser. Ueberall indessen zeigt sich auch hier in der Dicke und Textur der Rinden- so wie der Holzsubstanz ein sehr ungleiches Verhältniß, welches Malpighi, Grew und Duhamel schon an andern Wurzeln ebenfalls bemerkt haben. Das Holzbündel ist an manchen Graswurzeln so überaus klein, dagegen die Rindensubstanz, von äu, ßerst lockerem Parend)i)m, so aufgeschwollen und dick, z. B. ln den Binsen (Juncus und Scirpus) baß man verleitet «erden könnte, ersteres zu übersehen, wenn nicht die mikroskopische Untersuchung sein Dasein bewiese. 92) Duhamel pliysique des arbres. T. 1. p. ßi.

93) Link Grundlehren der Hiutomtt und Physiclogie der Pflan. -en. S. 12S.

2ü3 Die äußerst laugen, gleich dicken, Wurzeln des Strati o-

te»

aloides zeigen denselben Bau.

Die Wurjel der

Palmen besteht ebenfalls auö denselben Theilen, und ist lin wesentlichen von den Graswurzrln nicht verschieden, wie ich an Mnsa und Dracaena finde.

Nur zeigt flch

hier, wie in allen Büschelwurzeln kein wirklicher Hol;, körper, wie in den Zwelgwurzcln der Hähern Pflanzen, (wovon nachher) sondern es ist mehr ein unregeimäßi, geS Zusammenliegen der Holzbestanbthelle in der Mitte der Rindensubstanz. Die Wurzeln aller holzlosen Pflanzen bestehen, wie die ganzen Pflanzen selbst, auS einem einfachen Schlauch, grwkbe, in welchem weiter keine Differenzen wahrzuneh, men find. Lebermoosen

Das hat auch schon Link bei den Moosen, und

holzlosen

Najaden

beobachtet;

nur

nennt er das Gewebe Zellengewebe, welches ich, auS später anzugebenden Gründen, nicht billigen kann. Ich habe die Wurz ln der Charcn, der Marchantien, (M.

pulymorpha), des Sphagnum palostre, vieler JuN, germannien,

des Polytrichum commune untersucht,

und finde sie nur aus dem einfachen Schlauchgewebe der ganzen Pflanze bestehend. Also müssen wir durchaus darauf Verzicht leisten, auch in dem Bau der Wurzel «ine wesentliche Verschie, benheit an der Pflanze zu finden, und wenn die übrigen Theile derselben:

der Stengel und die Blatter,

noch Eigenthümlichkeiten besitzen,

nicht

durch welche sie sich

als eine wesentliche Differenz an der Pflanze auszeich, nen, so müssen wir die Hoffnung überhaupt aufgebe», zu allgemeinen Kennzeichen zu gelangen, wodurch diese

Theile in ihrer äußeren Verschiedenheit festgehalten wer­ den können. Zweites Kapitel. Don dennoch oben wachsenden Pflanzenthei len.

§. 69.

Die äußer« Mannichfalkigkelt dieser Theile, bei ei­ ner durchaus allgemeinen innern Einheit derselben, hat den Botanikern zu allen Zeiten viel ju schaffen gemacht, um dieselben durch gegebene Bestimmungen, einschließend und au-schlicßend, genau ;» charakterisircn. Doch bis diesen Augenblick ist dieser Zweck nicht erreicht. Die Pflanze steigt in den reichsten und bewundernswürdigsten Formen, jum Lichte empor, nnd zur Finsterniß hinab; das empfinden wir heute, wie eS gewiß die roheste Menschheit von Anbeginn fühlte; aber wenn wir es den­ ken sollen, dann schwindelt unS vor Erreichung deS Wunsches, im Besondern das Allgemeine festhalten zu können, und wir verlieren unS, bei der Betrachtung des Vereinzelten und Besonderten, in die Widersprüche der Natur, ohne fle bis dahin verfolgen zu können, wo sie den Zwietracht wieder in Eintracht auflöst, wenn wir uns scheuen, über das Besondere hinaus wieder zu dem «inen Ganzen zurückzukehren. Wir dürfen also nirgends Halt machen, sondern müssen die Natur vorwärts und rückwärts verfolgen, und zusehen, wie sie zu dem Ziel, von welchem sie auSging, wieder zurückkehrt, und das Recht ihrer Einheit in aller Verschiedenheit und Man« nichfaltigkeit behauptet.

205 So wollen tose denn auch dke Entwickelung bes »ach oben strebenden Pflanzentheils verfolgen, und ft* hen, ob die Natur seine Existenz in bleibender Verschie­ denheit festhält, ober,ob er bloß als etwa- Mannichfaltiges, welches in keinem allgemeinen Kennzeichen bewahrt werden kann,

durch eine andere innere Differenz ans

Licht tritt. §. Der

70.

Stamm

(c a u d c x).

Den auS der Erbe aufsteigenden Pflanzrntheil un­ terschied schon Theophrast in den Baumstamm, (der int wesentlichen auch den Sträuchern zukomme,

und sich

nur durch die, von der Erde aus vor sich gehende, viel­ fache Theilung der Stämme unterscheide), und in baS Kraut 94).

Ein Baum ist: was sich mit einem Stock

(aifXr/oi)

einfach von der Wurzel über die Erde er­

hebt, ein Strauch: was sich mit vielen Stöcken Dort der Wurzel erhebt. blättrig von

Kraut (noa) ist: waS ohne Stock,

der Wurzel entspringt.

Und bas ist im

Grunde eine sehr naturgemäßeEintheilung. LInnce macht es noch besser.

Er theilt die Wurzel in einen auf- und

absteigenden Theil (caudex aacendens und dcscendena) und begreift den Baumstamm,

seiner wahren Natur

nach, als eine über die Erde verlängerte Wurzel *’). Er nennt den ganzen nach oben, von der Wurzel aus, wachsenden Theil der übrigen Pflanzen: Kraut (herba) und unterscheidet dasselbe in den Stamm (truncue), die Blätter (fotia), die Stützen (fulcra) und das Hl-

Theophrast 1. c. L. I. C. V. . p. 48g) Malpighi ibid. p. 55.

productione in extremis et junioribos partibos solots, in folia exernntor, ita nt elongati et laciniati trunci appendices videantor.“ 3) meint, eS fei ein schmales Band, welches flch um die Hölung de- Kanals winde. Grew ") aber sagt, dieß Band sei kein einfacher Theil, sondern bestehe aus zwei oder mehreren völlig runden Fibern, welch« neben einander gelegt seien und so, je nachdem fich meh, rere oder weniger zusammenlegten, ein schmaleres oder breiteres Band bildeten. Auch hängen die Seiten die­ ses Bandes In dem Gefäße keineswegrS zusammen, son­ dern sie würden durch kleinere Fibern gleichsam zusammengewebt. Hedwig 14) schildert diese Fäden alS hol« Kanäle, welche sich um die Höle deS Gefäßes selbst schraubenförmig winden, welchen Irrthum jedoch Ru, 12) Malpighi 1. c. anat. plant, id. p. 3. „Componuntuf intern expos itae fistnlae tona teil ui et pellucida velut Argentei coloris, lamina partim lata, quae epiraliter lo* cata et extremis lateribu» miita tubum interius et exte« rius aliqnantulum asperum efficit eta.“ 13) Crew 1. c. anat. comp, ladictim. Cap. 4« 14) Hedwig fundam« hist. nat. musc. frondosor. 1« ZZ. 1\ 2. Fig. 9.

dolphi bändig widerlegt hat ").

Was da- Band de,

trifft, von dem Malpighi spricht, so find feine Deobach, tvagen jwar von Theilen hergekommen, welche, wie sich sogleich zeigen wird, mit den Splralgefäßea ganz und gar nicht- zu thun haben, dennoch aber findet sich, 6t, sonder- bei den Gräsern und kiliengewächsrn, «ine deut, sich breite Ausdehnung de- sich um den Canal winden, den Theil-, vou dem man aber, wie Grew sehr schön bemerkt, leicht sehen kann, daß es aus einzelnen faden, förmigen Theilen, die sich nebeneinander legen, besteht. Diese Fäden, sagt Grew, und mit ihm viele Andere, seien rund.

Link glaubt, sie seien nach innen ausgehölt

oder vielmehr rinneaförmig, wenn ich recht verstehe. Ich will über einen Punkt,

auf den überhaupt wenig

ankömmt, nicht noch eine neue Ansicht aufdringen, aber ich sehe,

daß diese Fäden auf allen Seiten ebene Flä­

chen haben, und viereckig sind, besonder- schön an der Aloe und dem Korneelkirschenstrauch

bet einer starken

Vergrößerung. §.

Wa- ble Querfibern,

13.

oder vielmehr in Bezug auf

die Richtung des GefäßeS, die kängsfibern betrifft, von denen Grew sagt, daß sie die um den Kanal gewunde­ nen Fäden gleichsam zusammenweben, so kann man der, gleichen sehr oft an den Eptralgefäßen der Mosa pa-

radisiaca sehen; aber «aS Grew an der Eiche und im Weinstock, an denen er diese Beobachtung gemacht hat, sah, da- ist eine ganz andere Erscheinung, wovon ich sogleich reden werde. Jrdoch sieht man diese Län-Sstrei-

»5) Rudolph» Mat. der Pflanzen j>. 195. f.

421

ftn auf den Spiralgefäßen «ur bau«, wenn entweder die Theile nicht rein präparirt, oder schon halb verholzt, und mit den Umgebungen mehr oder weniger verwachs« find, so daß diese nicht mehr durch Maceratlon reia ab­ gelöst werden können, und die Splralgefäße fich auch höchst selten noch abrollen lassen. Diese Streifen rüh­ ren offenbar von den gegliederten Leben-gefäßen her, welche neben den Spkralgefäßen der Länge nach ver­ laufen. Fkg. 3. Taf. 3. habe ich «ine solche Derwachsuug betderlei Gefäße au- der Mosa par. aneinander abge­ bildet. Dieselbe Erscheinung giebt auch zu dem An­ schein Veranlassung, al- ob jetzt die Windungen der Epkralfaser an den Stellen, wo die Lebensgefäße über daS Spiralgefäß hinlaufen, besonder- aber da, wo fle fich mit ihren Extremitäten an einander fügen, unterbrochen wären, welche Form Mirbel falsche Splralgefäße (fausees trachces) genannt hat. Dergleichen findet man an jüngeren Splralgefäßen, welche mit ihren Umgebungen noch nicht verwachsen sind, nie. Es giebt jedoch auch noch eine andere Erscheinung, welche zu der Vorstellung veranlassen könnte, al- ob ein solche- Gewebe in der Spiralgefäßwandung vorhanden wäre. Wenn man nämlich ein nach der Macrratlo n durch einen Pinsel völlig rein dargestellte- Spiralgrfäß welche- au- mehrere», wie ein Band nebenrtnanberliegenden, Fäden gebildet ist, z. E. aus der Mosa par besteht, so scheinen km burchfallendea Lichte die Fäden der untern sich mit denen der obern Eefäßwandung zu kreuzen, und da- Gefäß erhält dadurch ein karortrtes Ansehen. Rollt man daS Gefäß etwas ab (Taf. 3. Fig. 3.) so fleht inan aber recht gut, baß nur an den Ctrl-

tat,

wo

bl« obere die untere Wandung (bei a) bedeckt,

diese Erscheinung fichtbar ist, und daß da, wo man nur die Wandung einfach sieht (bei b) auch von diesem Ge» webe nicht- zu sehen ist.

Fig. i. stellt dieß noch deut»

sicher vor. Zur Bildung der Spiralgefäßwandung durch die Spiralfaser gehört also nicht- al- die in einer und derselben Richtung fortlaufenden Faden.

§. 14Hedwig meinte, innerhalb bet durch die Splralfä« den gebildeten Röhre, sei noch ein eigener häutiger Ka» ual,

und Moldenhawer

in Kiel l6)

hat die Existent

dieser innern Membran der Spiralgefäße mit einer un» befchreibllchen Sorgfalt zu

beweisen gesucht.

An den

Gefäßen von denen hier die Rebe ist, hat aber noch nie# wand eine innere häutige Wandung gesehen.

Hedwig

machte sich die Vorstellung davon, seiner bunten Theorie gemäß: baß der Splralfaden fest sei und Saft führe, und in der eigentlichen Höle de- Spiralgefäße- Luft fei.

Moldenhawer in Kiel fand diese innere Haut an

anderen Theilen, welche seit Malpighi für Abänderungen von Epiralgefäßen gehalten sind,

aber durchaus nicht

dazu gehören, und schloß also analog, daß auch in den eigentlichen Epiralgefäßen werbe,

diese Haut vorhanden sein

wogegen jedoch die Erfahrungen aller übrigen

Beobachter und auch die meinigen sprechen. Bernharbi *’) und Treviranus ") glauben, e- finde -ch noch außer»

16) Moldenhawer Seitrigt jur Anatomie her Pflanzen. 2t Ab» schnitt» von den GpitalgesLßen. 17) Bernhatdi Beobachtungen übet PflanzengefLse. i£) TtevitamlS vom inwendigen Bau der Gewächse.

425

halb der durch die Eptralfäden gebildeten Wand der Gefäße, eine eigene Haut. Allein die Beobachtungen müssen an halbverholztrn Theilen gemacht fein, an «sel­ che nicht selten häutige Theile von Zellen und Gefäßen so fest gewachsen sind, daß fie nicht mehr getrennt «er, den können. §.

15.

Der Gründ, weshalb sich bke Spiralgefäße ln die­ sem jugendlichen Zustande abrollen lassen, llegt in der Nachgleblgkekt und Elasticität der Splralfäden, und man sieht nicht selten, daß fie sich eben so wie man sie ausrlnandergrzogen hat, wieder zusammenrollen, und sich mehr oder weniger mit den Windungen dicht zusammen­ legen, je nachdem das Hinderniß, welche- sie znrückhält, größer oder geringer ist. Besonders schön sieht man diese Erscheinung, wenn man sie nicht zu «eit abgerollt und auSeinandergezogen hat, in den mehr jünger» Thei­ len, z. E. deS Rosen- oder des KorneelkirschenstrauchS. Diese Erscheinung muß es sein, weiche Malpighi zu glau­ ben verleitete, daß eine eigene «urmfürmige Bewegung der Spiralgefäße Statt finde, aus welcher sich die äu­ ßern Bewegungen der Mimosen erklären ließen ,9). Man fühlt diese Elastizität der Splralfäden auch an 19) Malpighi I. c. an. pl. id. p. 3. „hi hsrbis et quibuidam arboribus, hyeme praecipuc, pulchrum occurrit apeotaculum,

dum aensim divulsa rami vel caulis ad-

hii8 virescentif continuitate, tracheae portiones liccratae et solutac remanent.

Etenim motum hae quasi pe-

ristalticum per longum tempus interdum servant;

ex

quo toriaase deduci polest ratio luotua in mimoia planta observatus.“



424

dem Widerstand« sehr gut,



welchen -e der behutsam

jtehenden Hand leisten, «ran man j. E. vom Koraeel, klrschenstrauch

einen Zweig

so

auseinander gebrochen

hat, baß die beiden Enden durch die ausgedehnten Sptralgefaße noch zusammenhangen.

Laßt man mit dem

weitern AuSeinanderziehen der beiden Enden etwa- nach, so jiehen sie sich auch wieder näher aneinander, eben aus dem Grunde, weil die abgerollten Spiralfäden sich in ihre vorig« Lage zurückziehen wollen.

§. i6. Diese Elastizität der Spiralfaden verliert fich aber ln demselben Maaße, alS fich ihre Ausbildung vrrvollkommnrt: sie werden allmahllg starrer und unnachgie, biger, und bald lassen sie sich deshalb nicht mehr auSeinanderziehen, ohne zu zerbrechen.

In den nach oben

wachsenden Theilen aller Gräser, z. E. des türkischen Weizens (Zta Mays) brechen in der Regel beim Ver­ such die Spiralgefäße der auSgeblldeteren Theile auSeinander zu ziehen,

die Windungen regelmäßig ab, an

den Stellen wo sie sich im jüngeren Zustande bei an­ dern Pflanzen elastisch biegen, und dadurch zerfallen hier diese Spiralgefäße in mehr oder weniger abgesonderte Ringe, deren Entstehung noch dadurch begünstigt wird, daß bei den Gräsern die Spiralfäben

breiter zu sein

scheinen, alS bei den übrigen Holzpflanzen, und dadurch die Windungen weniger leicht auseinander gebogen wer, den können. genannt.

Bernhardt *°) hat diese Form Ringgefaße

Jedoch sieht man nicht selten,

3o) Bernhard« a.