Die Natur des Militärordinariats: Eine geschichtlich-juridische Untersuchung mit Blick auf die Apostolische Konstitution »Spirituali Militum Curae« [1 ed.] 9783428495139, 9783428095131

Eine ekklesiologische Hauptthese des Zweiten Vatikanischen Konzils ist, daß die katholische Kirche grundsätzlich $ain un

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Die Natur des Militärordinariats: Eine geschichtlich-juridische Untersuchung mit Blick auf die Apostolische Konstitution »Spirituali Militum Curae« [1 ed.]
 9783428495139, 9783428095131

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TORBJ0RN OLSEN

Die Natur des Militärordinariats

Kanonistische Studien und Texte

O.Ö.

O.Ö.

begründet von Dr. Albert M. Koeniger t Professor des Kirchenrechts und der Kirchenrechtsgeschichte an der Universität Bonn fortgeführt von Dr. Dr. Heinrich Flatten t Professor des Kirchenrechts und der Kirchenrechtsgeschichte an der Universität Bonn herausgegeben von Dr. Georg May Professor für Kirchenrecht, Kirchenrechtsgeschichte und Staatskirchenrecht an der Universität Mainz und Dr. Anna Egler Akademische Direktorin am Seminar für Kirchenrecht der Universität Mainz

---------------------Band45--------------------TORBJ0RN OLSEN

Die Natur des Militärordinariats

Die Natur des Militärordinariats Eine geschichtlich-juridische Untersuchung mit Blick auf die Apostolische Konstitution "Spirituali Militum Curae"

Von Torbj~m

Olsen

Duncker & Humblot . Berlin

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme OIsen, Torbjffm: Die Natur des Militärordinariats : eine geschichtlich-juridische Untersuchung mit Blick auf die Apostolische Konstitution "Spirituali Militum Curae" / von Torbjl/lm OJsen. - Berlin : Duncker und Humblot, 1998 (Kanonistische Studien und Texte ; Bd. 45) ZugJ.: Rom, Pontificia Univ. Gregoriana, Diss., 1997 ISBN 3-428-09513-8

Alle Rechte vorbehalten

© 1998 Duncker & Humblot GmbH, Berlin

Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0929-0680 ISBN 3-428-09513-8 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706 9

Geleitwort Herr Torbj0rn Olsen ist uns aus seiner Studienzeit am katholisch-theologischen Fachbereich der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in guter Erinnerung. Er hat sich später auf Wunsch seines kirchlichen Vorgesetzten zum Spezialstudium des Kirchenrechts nach Rom begeben und an der dortigen Universitas Gregoriana die vorliegende Dissertation verfaßt. Die Schwierigkeit, daß ein Norweger an einer römischen Universität mit akademischen Lehrern romanischer Idiome eine Doktorarbeit in deutscher Sprache anfertigt, haben wir nicht verkannt. Die Publikation der Dissertation erfolgt in der Form, wie sie an der genannten Universität angenommen wurde. Hinsichtlich der Qualität der Arbeit heben wir zwei Aspekte hervor. Die Dissertation erscheint uns einmal als umfassende Darstellung der gegenwärtigen rechtlichen Strukturen der Militärseelsorge bedeutsam. Die Entwicklung vom Militärvikariat zum Militärordinariat wird hier zum erstenmal thematisiert. Zum anderen finden wir das ständige Bemühen des Verfassers um geschichtliche Verankerung seiner Ausführungen anerkennenswert. Die gründliche Durchdringung und selbständige Verarbeitung des Stoffes und die Suche nach kanonistischer Einordnung der beschriebenen Einrichtungen sind unverkennbar. Wir wünschen dem Werk des jetzt in der Pfarrseelsorge der katholischen Kirche in Norwegen wirkenden Autors eine wohlwollende und gute Aufnahme. Georg May

Anna Egler

Vorwort Gemäß der Ordnung in Norwegen leistete ich von 1979 - nach meinem evangelischen Theologiestudium - die Wehrpflicht als Militärseelsorger und blieb danach noch einige Jahre innerhalb der Streitkräfte Norwegens, zunächst als Bataillonspfarrer für ein Infanteriebataillon (Jägerbataillon) in NordNorwegen. So verbrachte ich jeden Winter mehrere Wochen im Zelt in den Gebirgen zusammen mit unseren Soldaten. Im Dezember 1981 erlebte ich die Stimmung in unserer NATO-Kaserne, als im kommunistischen Polen der Kriegszustand verhängt wurde. Das Erleben dieser Situation prägte mich tief. Später war ich ein halbes Jahr bei den norwegischen Blauhelmen im Südlibanon und wirkte daraufhin anderthalb Jahre als Referent im Stab des evangelischen Feldpropstes, d. h. ich arbeitete als Offizier im Oberkommando der norwegischen Streitkräfte und hatte mein Büro auf der schönen mittelalterlichen Festung Akershus in Oslo. All dies hat mich geprägt. Auch nach meiner Aufnahme in die katholische Kirche am 15. August 1989 ist die Liebe zu den Soldaten und der Militärseelsorge geblieben. Diese Erlebnisse motivierten mich, mich wissenschaftlich mit der Militärseelsorge in der katholischen Kirche zu beschäftigen. Im Frühjahr 1994 schrieb ich bei Professor Dr. Brian Edwin Ferme eine Lizentiatsarbeit zur Militärseelsorge. Als mich daraufhin Professor Ferme ermunterte, eine Doktorarbeit zu schreiben, ergab sich deren Arbeitstitel von selbst: Die kirchlich-juridische Natur des Militärordinariats (Eine geschichtlichsystematische Untersuchung mit Blick auf die Apostolische Konstitution ,,spirituali Militum Curae"). Dazu kam, daß ich dachte, es wäre bisher wenig zu diesem Thema veröffentlicht worden und daß deshalb die Aufgabe einfach werden würde. Es sollte sich zeigen, daß ich mich in diesem Punkt gründlich geirrt hatte. Prälat Heinz-Joachim Justus, Bonn, den ich während eines Besuches in Norwegen traf, brachte mich in Verbindung mit Harald Oberhem, dem leitenden wissenschaftlichen Direktor des Katholischen Militärbischofsamtes für die Deutsche Bundeswehr. Dank seiner Vermittlung kam ich in Kontakt mit dem Institut für Theologie und Frieden (damals unter Leitung des freundlichen Professors DDr. Ernst J. Nagel) in Barsbüttel (bei Hamburg). Die dortige große

8

Vorwort

und gute Bibliothek wurde mir zur Verfügung gestellt, und sie machte mir offenkundig, daß die allgemeine Literatur zur Problematik sehr umfangreich ist. Das wurde nachdrücklich bestätigt, als mir eine enorme ,,Literaturübersicht zum Bereich der Militärseelsorge" (mit 2.693 Titeln) vom Militärbischofsamt geschickt wurde. Das wichtigste Material habe ich jedoch in den Bibliotheken des Kollegiums delI' Anima und der Universität Gregoriana in Rom gefunden, wo ich in den Jahren 1992-95 wohnte und studierte. Ein nicht gelungener Versuch, im Vatikanischen Geheimarchiv den Urtext eines Dokumentes von 1645 zu finden, hat mich jedoch auf die Spur wichtiger nicht publizierter Dokumente aus dem Jahre 1910 geführt. Das erste Jahr meines Doktorstudiums verbrachte ich in Rom. Wegen des Zeitdrucks wurde es ein Jahr mit großer Arbeitsanforderung, jedoch mit einem sehr interessanten Thema als schöner Fortsetzung meines Lizentiatsstudiums im kanonischen Recht an der Gregoriana (1992-94). Das Jahr wurde noch schöner wegen der geistlichen und menschlichen Gemeinschaft mit dem Herrn Rektor, Dr. Johannes Nedbal, unseren guten, freundlichen und tüchtigen Ordensschwestern, den Mitstudierenden und meinen Freunden im Kollegium und auch sonst in der unvergeßlichen Stadt Rom. Besonders denke ich an die engsten Befreundeten unter den deutschprachigen Kanonisten (Thomas, Stefan, Klaus, Walter, Rainer, Johannes, Georg), die anderen Kanonisten (Piotr aus Polen und Roberto aus Spanien), die übrigen Studenten (Sigurd) und Freunde (besonders Frau Olgese Ringler und den norwegischen Botschafter beim Quirinal, Herrn Jan Edmund Nyheim). Rom ist darüber hinaus eine Stadt, wo man köstliche Bruschetta, Pizza und Tiramisu ißt und guten Wein trinkt! Die Krankheit von Pater Josef Hartmann M.S.F. (1980-95 Pfarrer an der St.Eystein-Kirche in Bod0 in der Prälatur Troms0 in Nord-Norwegen), dem ich als Pfarrer nachfolgen sollte, machte es notwendig, im Sommer 1995 nach Norwegen zurückzukehren. Der sprachrnächtige Pater Hartrnann hatte mir jedoch versprochen, bei der dringend notwendigen Korrektur des deutschen Textes dieser Dissertation zu helfen. Beim Hochamt in der Pfarrkirche am 3. September geschah der Amtswechsel. Bischof Gerhard Goebel M.S.F., der großes Verständnis für mein Vorhaben gezeigt hatte, führte mich in das Pfarramt ein. Fünf Tage später rief der Herrgott Pater Hartmann zu sich. Ich bin sehr dankbar, daß unser damaliger Generalvikar, Pater Nikolaus Zeimetz M.S.F., Harstad, es übernahm, mir mit dem deutschen Text zu helfen. Trotz seines Alters (* 1920) arbeitet er sehr effektiv und pädagogisch, und ich habe ihn als einen guten Freund kennengelernt. Ich bin auch meinem Studien-

Vorwort

9

freund aus der Schweiz, Stefan Margelist, sehr dankbar, daß er mir mit einer zweiten Korrektur geholfen hat. Die Kombination von Pfarrdienst und Promotion ist nicht zu empfehlen. Das zeigt meine Erfahrung! Aber sie ist möglich. Ich bin den wenigen Katholiken (400) in meinen zwei riesigen Pfarrgemeinden (6 Städte, 9 Flughäfen) für ihre Ausdauer dankbar. Ich bin auch meinem Begleiter, Dr. Brian Edwin Ferme, für seine Hilfe dankbar. In seiner Freundlichkeit hat er mir keine Schwierigkeiten gemacht. Ohne seine Anregung wäre ich nicht zu diesem Punkt in meinem Leben gekommen. Die Dissertation wurde am 13. Januar 1997 eingereicht, und die öffentliche Verteidigung fand unter Vorsitz des Dekans, Professor Dr. Gianfranco Ghirlanda S.1., am 14. März statt. Korreferent war Professor Dr. Velasio De Paolis C.S. Ich beendete die einleitende Präsentation der These mit folgender Beschreibung des Militärordinariats oder Definition seiner Natur (vgl. den letzten Satz der Dissertation, S. 456): "Ordinariatus militares sunt institutiones sui generis, qui ab Sede Apostolica erectae sunt, prae oculis habita salute animarum militum." Von Professor Ghirlanda wurde angeführt, daß mein Verständnis des Militärordinariats der Definition der Personalprälatur gemäß dem Gesetzbuch (vgl. cc. 294-297) sehr nahe komme. Mein Doktorstudium wurde mit "Summa cum laude" bewertet. Der Arbeitstitel der Dissertation (Die kirchlich-juridische Natur des Militärordinariats - Eine geschichtlich-systematische Untersuchung mit Blick auf die Apostolische Konstitution "Spirituali Militum Curae") ist jetzt nach Empfehlung der Beurteilungskommission zum folgenden Titel abgeändert: ,,Die Natur des Militärordinariats - Eine geschichtlich-juridische Untersuchung mit Blick auf die Apostolische Konstitution ,Spirituali Militum Curae'''. Nach der "difesa" wurden der letzte Satz in Anm. 32 im 7. Kapitel des 1. Teils (S. 279), die letzten Abschnitte auf S. 324f., der letzte Satz in Nr.3 in der Zusammenfassung des 1. Kapitels des 2. Teils (S. 351) und der Abschnitt über die Titularbischöfe (S. 409ff.) hinzugefügt. Außerdem wurden auch einige Anmerkungen und das Sachwortregister hinzugefügt, die Bezeichnungen bei der Einteilung innerhalb der Kapitel und andere geringfügige Änderungen vorgenommen und Schreibfehler korrigiert. Die These wurde ursprünglich dreibändig eingereicht, liegt hier aber in einbändiger Fassung vor. Die vorliegende Fassung ist ansonsten identisch mit der am 14. März verteidigten und approbierten Dissertation. Das Militärordinariat in Kroatien ist nicht erwähnt, da es nach der Fertigstellung dieser Arbeit errichtet wurde (am 25. April).

10

Vorwort

Ich danke meinen ehemaligen Lehrern in Mainz (1989-91), Herrn Professor Dr. Georg May und der Akademischen Direktorin Frau Dr. Anna Egler, den Herausgebern der Reihe "Kanonistische Studien und Texte", für die Aufnahme meiner Dissertation in die genannte Reihe. Herr Hauptlehrer Hartwig Groll, Bingen, hat die Dissertation mit Akribie sprachlich überprüft. Auch ihm sei Dank. Und doch trage ich die Verantwortung für den Text allein. Sehr dankbar für die Gewährung von Druckkostenzuschüssen bin ich dem St. Ansgarius-Werk, Köln, und dem evangelischen Feldpropstamt, Oslo. Schließlich danke ich Gott, der mir Freude, Gesundheit und Leistungskraft gegeben hat, die Arbeit zu vollenden. Bod0, den 2. Dezember 1997. Torbj(Jrn Olsen

Inhaltsverzeichnis Einleitung ................................................

23

ERSTER TEIL

Geschichtliche Untersuchung 1. Kapitel

Das Breve "Cum sicut maiestatis tuae" (1645) I. Fonnelle Seiten des Breves ....................... . .........

37

11. Analyse des Inhalts des Breves . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

40

III. Geschichtlicher Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

60

IV. Das vorher entwickelte Verhältnis zwischen Kirche und Militär ..... . ..

64

71

V. Zusammenfassung

2. Kapitel Von 1645 bis 1910 I. Die Militär-Soziologische Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

72

11. Organisatorische Entwicklung und Bestimmungen betreffs der Militärseelsorge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

75

III. Kontroversen um und Kritik an der eigenen Militärseelsorge ..........

91

IV. Eingreifen der Konzilskongregation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

94

V. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

103

3. Kapitel

Das MP "In hac Beatissimi Petri Cathedra" (1910) I. Fonnelle Seiten des MP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

105

12

Inhaltsverzeichnis 11. Analyse des Inhalts des MP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

109

III. Geschichtliches Umfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

121

IV. Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

131

4. Kapitel

Von 1910 bis 1951 I. Die geschichtliche und rechtliche Entwicklung im allgemeinen . . . . . . .. 11. Der Codex des kanonischen Rechtes

133 137

III. Die lokale Organisationsentwicklung

141

IV. Kriegsregelungen .......................................

171

V. Andere Elemente in der Rechtsentwicklung und dem Rechtsverständnis .

179

VI. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

183

5. Kapitel

Die Instruktion "Sollemne semper" (1951) 184

I. Hintergrund 11. Fonnelle Seiten der Instruktion ...... . ..... . ..... . ..... . .... .

185

III. Analyse des Inhalts der Instruktion .......................... .

187

IV. Ergänzende Bestimmungen ................................ .

198

V. Zusammenfassung ...................................... .

208

6. Kapitel

Von 1951 bis 1986 I. Geschichtliche und rechtliche Verhältnisse im allgemeinen

210

11. Organisatorische Entwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

212

III. Das vorläufige Ostkirchenrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

236

IV. Das Zweite Vatikanische Konzil. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

237

V. Jurisprudenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

247

VI. Der Codex des kanonischen Rechtes ..........................

248

VII. Ordensgeistliche als Militärkapläne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

271

VIII. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

272

Inhaltsverzeichnis

13

7. Kapitel

Die Ap. Konst. "Spirituali Militum Curae" (1986) I. Die Entwicklung zur Konstitution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

273

11. Formelle Seiten der Konstitution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

278

III. Präsentation des Inhalts der Konstitution .......................

283

IV. Die Entwicklung nach der Konstitution .......... . . . . . . . . . . . . ..

305

V. Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

312

Zusammenfassung .........................................

314

ZWEITER TEIL

Systematische Überlegungen J. Kapitel

Vergleich mit verschiedenen Einrichtungen in der Kirche I. Diözese

319

11. Andere Teilkirchen ......................................

332

III. Einrichtung für z. B. Migrantensee1sorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

339

IV. Verein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

341

V. Ordensinstitute usw. .....................................

342

VI. Personal prälatur ........ . ...............................

343

VII. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

350

2. Kapitel

Territorialität I. Territorialität im allgemeinen ...................... . . . . . . . ..

352

11. Territoriale Einteilung des Militärordinariats . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

354

III. Das Staatsterritorium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

355

14

Inhaltsverzeichnis

IV. Militärische Einrichtungen, Wohngebiete usw.

356

V. Den Soldaten vorbehaltene Bereiche und Orte

357

VI. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

361

3. Kapitel

Exemtion • Kumulation I. Begriffsklärung

362

11. Exemtion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

363

III. Kumulation ................. . ............... . .........

369

IV. Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

379

4. Kapitel

Gemeinschaftsqualität I. Katholizität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

380

11. Teilstück (portio) des Gottesvolkes ...........................

387

III. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

397

5. Kapitel

Gewisse Leitungsorgane I. Diözesansynode

398

11. Bischofskonferenzen .....................................

400

III. Partikularkonzilien .................. ,...................

402

6. Kapitel

Bischofsweihe I. Der geweihte Bischof im allgemeinen , ............... , . . . . . . ..

404

11. Die Titularbischöfe ......................................

409

III. Der geweihte Militärordinarius ............. ,................

412

7. Kapitel

Grundlage für die Militärseelsorge I. "spiritualis militum cura" .... , .. , ........................ ,.

414

Inhaltsverzeichnis

15

1I. Verantwortung des Territorialklerus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

420

III. Staatliche Verantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

424

IV. National etablierte Militärseelsorge ........ . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

433

V. Päpstlich etablierte Militärseelsorge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

435

VI. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

438

8. Kapitel

Charakteristische Begriffe 440

I. "Kaplan" 11. "Eigenberechtigter Ordinarius" .................. . . . . . . . . . . ..

444 447

III. "Ordinarius", "Ordinariat"

Zusammenfassung .........................................

452

Schluß. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

455

Anhang I. "Curn sicut rnaiestatis tuae"

459

1I.1. "In hac Beatissimi Petri Cathedra" ...........................

464

11.2. Ernennung des [Feld-]Vikars [Chiles] und seine Fakultäten ..........

471

III. "Sollernne sernper" ......................................

476

IV. "Spirituali Militurn Curae" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

485

V. Militär und Militärseelsorge in einigen Staaten . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

497

VI. Übersetzung Latein-Deutsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

503

16

Inhaltsverzeichnis Quellen und Literatur I. Dokumentenverzeichnisse 1. Nicht publizierte Dokumente .......................... . . . ..

511

2. Andere zentralkirchliche Dokumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

512

3. Konkordatale und andere völkerrechtliche Dokumente. . . . . . . . . . . . ..

530

4. Nationale und andere lokale Dokumente .......................

533

11. Literaturverzeichnisse

1. Literatur zur Militärseelsorge ...............................

538

2. Allgemeine Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

546

Sachwortregister ..........................................

555

Abkürzungsverzeichnis Abkürzungen, die in diesem Verzeichnis nicht aufgenommen sind, ergeben sich aus dem "Abkürzungsverzeichnis" in: Handbuch des katholischen Kirchenrechts, Regensburg 1983 (HdbKathKR), S. XXI-XLIII, aus dem Text in: Einführung in die kirchenrechtliche Methode von Georg May und Anna Egler, Regensburg 1986, S. 48-56 (bez. des "Corpus Iuris Canonici"), oder aus den "Namen und Abkürzungen der biblischen Bücher" in: Die Bibel (Einheitsübersetzung), Freiburg im Breisgau 1980, S. 1413.

*

geboren

t

gestorben

Abk.

Abkürzung

AcDoc VatPraep

Acta et Documenta Concilio Oecumenico Vaticano II apparando, Series II (Praeparatoria), vol. I-III, Citta dei Vaticano 1964-1969

Adhort.Ap.

Adhortatio apostolica (Ap. Schreiben, s. auch Lit.Ap.)

AnStat

Annuarium Statisticum Ecclesiae, s. Literaturverzeichnis 2

Ap. Breve

Apostolisches Breve

Der Ap. Stuhl

Der Apostolische Stuhl, 1966ff.

Ap. Väter

Die Apostolischen Väter. Griechisch-deutsche Parallelausgabe auf der Grundlage der Ausgabe von Franz Xaver Funk/Karl Bihlmeyer und Molly Whittaker. Hrsg. von Andreas Lindemann und Henning Paulsen, Tübingen 1992 [Unsere Übersetzungen folgen hauptsächlich dieser Ausgabe]

A.S.V.

[Archivmaterial aus] Archivo Segreto Vaticano, Citta dei Vaticano [A. = Anno = Jahr der Archivkasette; R. = Rubrica = Kasette Nr.; Fasc. = Fasca = Rote Archivmappe Nr.; Prot.N. = Protokoll-Nummer in der Archivmappe und im Journal des Staats sekretariats (numero progressivo); Fol. = Foglio = Folio in der Archivmappe]

Bened. XIV., OpOm

Benedicti XIV. Pant Opt. Max., Opera omni (= Arbeiten von Prospero Lambertini [* 1675, t 1758, seit 1740 Papst Benedikt XIV.]): Tom. I-XIV, Arbeiten bis 1740, Prato 18391845; Tom. XV-XVIl/2 (= BullRomCt 1 - 312), Arbeiten als Papst, Prato 1845-1847

2 Olsen

18

Abkürzungsverzeichnis

Beyer zu SMC

Beyer, "La Constitution Apostolique «SPIRITUALI MILITUM CURAE» au sujet des Ordinariats rnilitaires", s. Literaturverzeichnis 1

BullRom

Bullarium Romanum. Bullarum diplomatum et privilegiorum Sanctorum Romanorum Pontificum, Teil I (= Turiner Bullarium), Tom. 1 [Jahr 440] - 24 [Jahr 1740]. Hrsg. von Francisco Gaude, Turin 1857-1872

BullRomCt

Bullarii Romani Continuatio Surnrnorum Pontificum Benedicti XIV. Clementis XIII. Clementis XIV. Pii VI. Pii VII. Leonis XII. Pii VIII., Tom. 4/1 - 9 (= Bened. XIV., OpOm & BullRomCt XVIII/I-XXIII), Prato 1847-1865

c.

canon des CICI1983

cc.

canones des CICI1983

C EcclOr

Congregatio pro Ecclesiis Orientalibus (die Kongregation für die Orientalischen Kirchen), Name seit 1985, bis 1968 SC Or (die Kongregation für die Ostkirche) genannt (von 1968 bis 1985 SC EcclOr)

CEp

Congregatio pro Episcopis (die Kongregation für die Bischöfe), Name seit 1985, bis 1968 SC Consist (die Konsistorialkongregation) genannt

C Fid

Congregatio pro Doctrina Fidei (die Kongregation für die Glaubenslehre)

can.

canon des CIC/1917

cann.

canones des CICI1917

CCEO

Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium (Codex der Canones der Orientalischen Kirchen), in: AAS 82 (1990) 1061-1363

CCL

Corpus Christianorum. Series Latina, vol. 1-, Turnhout seit 1953

CICl1917-Fontes

Pietro Gasparrillustiniani Seredi, Codicis luris Canonici

CICI1917-Wörterb.

Rudolj Köstler, Wörterbuch zum Codex luris Canonici,

CICl1983-Fontes

Pel, Codex luris Canonici - auctoritate loannis Pauli pp. 11 promulgatus. Fontium Annotatione et Indice AnalyticoAlphabetico auctus, Citta deI Vaticano 1989

Fontes, vol. I-IX, Roma 1923-1939 Milnchen 1927

Abkürzungsverzeichnis

19

CICIDBK

Die Übersetzung des CICI1983 gemäß Codex des kanonischen Rechtes. Hrsg. im Auftr. d. Dt. u. d. Berliner Bischofskonferenz - Lat.-dt. Ausg., Kevelaer 19842

CIC/Gasparri

Codex Iuris Canonici, Pii X Ponitificis Maximi, iussu digestus, Benedicti Papae XV, auctoritate promulgatus, Praefatione, Fontium annotatione et Indice analytico-alphabetico [... ] auctus. Hrsg. von Pietro Gasparri, Roma 1918

CICIMK

Die Übersetzung des CIC gemäß MK

CollSC Conc

Salvatoris Pallotini, Collectio onmium conclusionum et resolutionum quae in causis propositis apud Sacram Congregationem Cardinalium S. Concilii Tridentini interpretum prodierunt ab eius institutione, Tom. I-XVII, (Torino) Roma 1868-1893

CollSC Prop

Collectanea S. Congregationis de Propaganda Fide, vol. I-lI, Roma 1907

Comm

Communicationes. Hrsg. von PCI, Typ. Pol. Vat. 1969ff.

Coram

Name des berichterstattenden Richters (ponens)

CumSicutMai

lnnozenz X., Breve "Cum sicut maiestatis tuae" vom 26. September 1645, lateinischer Text und deutsche Übersetzung, s. Anhang I

dass.

dasselbe

Dig.

Digesten (Corpus Iuris Civilis)

Dok.

Dokument

Dub.

dubium, dubia, Super dubia, Responsum ad dubium

EphemLit

Ephemerides Liturgicae, Roma 1887ff.

EV

Enchiridion Vaticanum, vol. 1-, SI-, Bologna seit 1986

Fak.

Fakultät

Festsehr. Kostelecky

Pax et iustitia. Festschrift für Alfred Kostelecky zum 70. Geburtstag, hrsg. von Hans Walther Kaluza u. a., Berlin 1990

Handwörterbuch9

Ausführliches Lateinisch-Deutsches Handwörterbuch, 9. Auflage, s. Literaturverzeichnis 2, Handwörterbuch

HdbKathKR

Handbuch des katholischen Kirchenrechts. Hrsg. von Joseph List! u. a., Regensburg 1983

HdbStKirchR2

Handbuch des Staatskirchenrechts der Bundesrepublik Deutschland, 2. Aufl. Hrsg. von Joseph List! und Dietrich Pirson, Bd. 1-, Berlin 1994-

20

Abkürzungsverzeichnis

IgnEph

19natius, Epistula ad Ephesios, s. Literaturverzeichnis 2

IgnSm

19natius, Epistula ad Smyrnaeos, s. Literaturverzeichnis 2

InHacBeat

Pius x., MP "In hac Beatissimi Petri Cathedra" vom 3. Mai 1910, lateinischer Text und deutsche Übersetzung, s. Anhang 11.1

Int.R.Rüstungsb.

Internationales Recht der Rüstungsbeschränkung. International Law of Arms Control. Hrsg. von Gundolf Fahl (Loseblattkommentar). Bd. H-l: Humanitäres Völkerrecht, Berlin 1982

IusEccl

lus Ecclesiae. Rivista internazionale di diritto canonico, Roma 1989ff.

jetz.

jetziger

KonKirchDt

Die Konkordate und Kirchenverträge in der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von Joseph Listl, Textausgabe für Wissenschaft und Praxis, Bd. 1-11, Berlin 1987

Konkordate

Konkordate seit 1800. Originaltext und deutsche Übersetzung der geltenden Konkordate. Hrsg. von Lothar Schöppe (Dokumente. Hrsg.: Forschungsstelle für Völkerrecht und ausländisches öffentliches Recht der Universität Hamburg u. a. Bd. XXXV), Frankfurt am Main 1964

Leges Ecclesiae

Leges Ecclesiae - post Codicem iuris canonici editae. Hrsg. von Xaverius Ochoa u. a., vol. 1-, Roma 1966ff.

Legislazione

Baura, Legislazione sugli Ordinariati Castrensi, s. Literaturverzeichnis 1, Baura



Lira

Lit.Ap.

Litterae apostolicae (Ap. Schreiben, s. auch Adhort.Ap.)

LThK3

Lexikon für Theologie und Kirche, 3., völlig neubearb. Aufl. - Bd. 1-, Freiburg im Breisgau 1993-

MCP

Militum Cura Pastoralis, Jg. 1-5, Citta deI Vaticano 19871991

MilSeel

Militärseelsorge. Zeitschrift des Katholischen Militärbischofsamtes, Bonn 1959ff.

Mio.

Million(en)

MK

Münsterischer Kommentar zum Codex luris Canonici. Hrsg. von Klaus Lüdicke, Essen seit 1985 (Loseblattwerk)

Notitia

Notitia, Ciua deI Vaticano 1965ff.

Abkürzungsverzeichnis

21

PCI

Pontifica Commissio ad Codicis Canones Authentice Interpretandos (die Kodex-Kommission von 1917), seit 1967 Pontifica Commissio Decretis Concilii Vaticani 11 Interpretandis (die Päpstliche Kommission für die Auslegung der Beschlüsse des 11. Vatikanischen Konzils), seit 1984 Pontifica Commissio ad Codicem luris Canonici authentice interpretandum (die Päpstliche Kommission zur authentischen Interpretation des Codex des kanonischen Rechtes), seit 1989 Pontificium Consilium de legum textibus interpretandis (der Päpstliche Rat für Interpretation von Gesetzestexten)

PCR-Congr.Plen.81

Congregatio Plenaria. Diebus 20-29 octobris 1981 habita, hrsg. von PCI, Acta et documenta PCR, Typ. Pol. Vat. 1991

PCSpirMigrltin

Pontifica Commissio de Spirituali Migratorum atque ltinerantium cura (die Päpstliche Kommission für geistliche Betreuung der Migranten und Menschen unterwegs)

Periodica

Periodica de re morali canonica liturgica, Jg. 1-79, Roma 1903-90; Periodica de re canonica, Jg. 80-, Roma 1991ff.

Pius IX., Acta

Pii IX Pontificis Maximi Acta, vol. 111-11111, Roma 1857 (Nachdruck: Graz 1971)

Präamb.

Präambel

Proöm.

Proömium

RaccoltCon

Raccolta di Concordati - su materie ecclesiastiche tra la Santa sede e le Autorita civili. Hrsg. von Angelo Mercati, vol. 1-11, Typ. Pol. Vat. 1954

RK-Geheimanh.

Geheimanhang zu dem Reichskonkordat vom 20. Juli 1933, s. Dokumentenverzeichnis 3

RRDec

Sacrae Romanae Rotae Decisiones sue Sententiae, Bd. 1-, Roma 1909- (Urteilsjahr)

SC GentEv

S. Congregatio pro Gentium Evangelizatione seu de Propaganda Fide (die Kongregation für die Evangelisation der Völker oder die Glaubensverbreitung), Name von 1968 bis 1985, die 1622 gegründete SC Prop (Propagandakongregation), seit 1989 C GentEv (die Kongregation für die Evangelisation der Völker) genannt

SC Indulg

S. Congregatio Indulgentiarum et Sacrarum Reliquiarum (die Kongregation für die Verwaltung der Ablässe und die Verehrung der Reliquien) (1669-1908)

SchemVat

Sacrosanctum Conc. Vat.lI, Schemata Constitutionum et Decretorum ex quibus argumenta in Concilio disceptanda seligentur, Series I-IV, Typ. Pol. Vat. 1962-1963

22

Abkürzungsverzeichnis

Schlußb.

Schußbestimmung[en]

SMC

Johannes Paul 11., Ap. Konst. "Spirituali Militum Curae" vom 21. April 1986, lateinischer Text und deutsche Übersetzung, s. Anhang IV

SMC/dt

Die authentische Übersetzung des SMC, s. Anhang IV

SollSemp

SC Consist, Instr. "Sollemne semper" vom 23. April 1951, lateinischer Text und deutsche Übersetzung, s. Anhang III Staats-Lexikon, 7. Aufl., Bd. I-V, Freiburg im Breisgau 1985-89

TASRR

Tribunal Apostolicum Sacrae Romanae Rotae (Name der Rota Romana von 1949 bis 1974)

ThesResSC Conc

Thesaurus Resolutionum Sacrre Congregationis Concilii, Qure consentane~ ad Tridentinorum PP. Decreta, aliasque Canonici Juris Sanctiones [00'] prodierunt, tom. 1-168, Urbinum, Roma 1718-1909/10

Untersehr.

Unterschrift

VAS

Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Vom Sekretariat der DBK herausgegebene Druckschriften, 1-, Bonn 1975-

VC

Vita Consacrata (Rivista [di studi e di informazione] per istituti religiosi e secolari), Roma 1965ff

VIa

Liber Sextus (Corpus Iuris Canonici)

Vollm.

Vollmacht

Ziv.

Zivilist[en]

ZRGkan

Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, kanonistische Abteilung, Weimar 1911ff.

Einleitung 1. Am 21. April 1986 unterzeichnete Papst Johannes Paul II. die Apostolische Konstitution "Spirituali Militum Curae" (SMC)I. Damit gab er ein Rahmengesetz, das heute die Militärordinariate in 31 Staaten der Welt betrifft. Falls die Streitkräfte dieser Länder Katholiken entsprechend dem katholischen Anteil der Bevölkerung haben, umfassen die Militärordinariate im Frieden 2,8 Mio. Soldaten. Dazu kommen viele andere Personen, die bei den Streitkräften engagiert sind, und deren Familienangehörige. Bei Mobilmachung wird die Anzahl der Angehörigen sich sehr vermehren? Dieses ist an sich ein objektiver Grund, SMC wissenschaftlich zu untersuchen. Zwar soll die vorliegende Untersuchung den kirchenrechtlichen Seiten der Konstitution gelten, doch ergibt es sich von selbst, daß sie nicht von einer allgemeinen Betrachtung der Militärseelsorge oder des geistlichen Beistands bei den Streitkräften isoliert werden kann. Im Hinblick auf den personalen Umfang und die kirchliche Aktivität der einzelnen Militärordinariate variiert die Situation sehr von Staat zu Staat. 3 Insgesamt haben sie im Jahre 199452.568 Taufakte registriert. 4 Diese Tatsache regt zu einer allgemeinen Untersuchung des Verhältnisses zwischen der Militärseelsorge und der ordentlichen Kirchenstruktur an im Hinblick auf die Spendung der Sakramente und auf die hierarchische Zuständigkeit in der Kirche. In der Welt sind 36 Bischöfe und 3.789 Priester haupt- oder nebenamtlich in den Militärordinariaten aktiv, und ihnen stehen 3.247 Militärkirchen zur

S. Anhang IV. S. Anhang V, Sp. 2-5. 3 Während z. B. Neuseeland (mit 14 % Katholiken) nur 10.000 aktive Soldaten hat, haben die USA (mit 22 % Katholiken) 1.547.000 aktive Soldaten. Während Indonesien (mit einem Diözesan[erz]bischof als Militärordinarius) 6 Militärkapläne hat, haben die USA (mit 5 eigenen Militärbischöfen) 1.176 Militärkapläne. S. Anhang V, Sp. 2, 5, 9 und 11. 4 In vier Militärordinariaten wurden keine Taufakte registriert, s. Anhang V, Sp. 7. Insgesamt wurden im Jahre 1993 18.167.579 Personen in der katholischen Kirche getauft, vgl. AnStat 1993, 303. 1

2

2"

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Einleitung

Verfügung. 5 Diese Verhältnisse bieten umfangreichen Stoff für unsere Untersuchung. Weitere Bereiche unserer Analyse ergeben sich aus dem besonderen Bezug zwischen der Kirche und dem Staat im Hinblick auf die Militärseelsorge und aus der besonderen Stellung und den geistlichen Bedürfnissen der Soldaten, wenn sie Wehrpflicht und Kriegsdienst leisten. 6 2. "Die Natur des Militärordinariats" - d. h. seine kirchlich-juridische Natur soll in der vorliegenden Dissertation untersucht werden. Zunächst bedeutet dies, daß die Untersuchung der Militärordinariate nicht allgemein sein wird; die juridischen Fragen stehen im Vordergrund. Andere, z. B. geschichtliche und organisatorische Fragen werden nur aufgenommen, wenn sie entweder juridische Dimensionen haben oder den allgemeinen Hintergrund bilden, um sich juridischen Fragen zu nähern. Interessant sind nur die kirchlich-juridischen Fragen, d. h. staatlich- und militärisch-juridische Fragen werden in der Dissertation nur angesprochen, wenn sie sehr allgemein sind oder kirchliche Verhältnisse direkt berühren. Von großer Bedeutung sind aber konkordatale Fragen. Der Zweck unserer Untersuchung ist nicht, ein Gesamtbild aller kirchenrechtlichen Verhältnisse bei den verschiedenen Militärordinariaten zu präsentieren. Vielmehr interessieren wir uns für die Natur des Militärordinariats, d. h. partikuläre Verhältnisse sollen nur aufgenommen werden, insoweit es nötig ist, um die Natur7 oder das Wesen des Militärordinariats zu verstehen. Unter ,,Natur" (oder Wesen) verstehen wir zunächst das Wesentliche oder Charakteristische bei einer Sache oder einem

S. Anhang V, Sp. 8-11. S. Anhang V, Sp. 4 und 6. 7 SMC benutzt selbst das Wort natura dreimal: 1. "Das legen auch die großen Veränderungen nahe, die stattgefunden haben, nicht nur was den Beruf des Soldaten und seine besonderen Lebensumstände betrifft, sondern auch im Hinblick auf das allgemeine Empfinden und Verständnis der heutigen Gesellschaft für Wesen [natural und Aufgaben [munus1 der Streitkräfte in der Gemeinschaft des Lebens der Menschen miteinander." (SMC Präamb. Abs. 3) - 2. "Dem Militärordinariat steht ein - im Regelfall mit der Bischofswürde ausgezeichneter - "eigener" Ordinarius vor, der sämtliche Rechte der Diözesanbischöfe genießt und an ihre Verpflichtungen gebunden ist, sofern nicht aus der Natur [natural der Sache oder aufgrund der Partikularstatuten eine andere Regelung besteht." (SMC II § 1) - 3. "Innerhalb des ihnen zugewiesenen Bereiches und gegenüber den ihnen anvertrauten Personen haben die Priester, die im Ordinariat zu Kaplänen ernannt sind, die Rechte und Pflichten von Pfarrern, wenn nicht aus der Natur [natural der Sache oder aufgrund der Partikularstatuten eine andere Regelung besteht, jedoch nach Maßgabe Art. IV kumulativ mit dem Ortspfarrer." (SMC VII) 5 6

Einleitung

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Phänomen, d. h. hier beim Militärordinariat. 8 Die Beispiele aus dem Partikularrecht müssen deshalb entweder als Beispiele für allgemeine Verhältnisse dienen oder dazu, Nuancen hervorzuheben. 3. Unsere Untersuchung soll "geschichtlich-juridisch" sein. Bei jeder geschichtlichen Untersuchung erhebt sich unmittelbar die Frage der Abgrenzung. Gute Argumente für verschiedene Abgrenzungen können angeführt werden. Die geschichtliche Untersuchung muß die unmittelbare Vorgeschichte SMC umfassen. Wir könnten mit dem Jahre 1980 anfangen, als die I. Internationale Zusammenkunft der Feldvikare veranstaltet wurde. Solche Zusammenkünfte haben die Arbeit mit SMC initiiert. Eine derartige Untersuchung würde besonders die Zeit nach der Promulgation des Codex des kanonischen Rechtes im Jahre 1983 (CICI1983) umfassen, denn in diesem Codex befinden sich die Voraussetzungen für SMC. Im 7. Kapitel des 1. Teils unserer These soll diese Entwicklung aufgenommen werden. Doch ist die Periode seit 1980 zu kurz, um die Natur des Militärordinariats zu erörtern. Die Ordinariate waren realiter keine Schöpfung von SMC. Die meisten existierten schon früher als Feldvikariate. Deshalb muß SMC im Licht der schon 1986 bestehenden Rechtsordnungen verstanden werden. Auf gleiche Weise kann man für und gegen einen Anfang mit dem 11. Vatikanischen Konzil (1962-65) argumentieren. Sinnvoller wäre es, mit dem Jahre ·1951 zu beginnen, als die frühere Rahmenordnung für die Militärseelsorge mit der Instruktion der Konsistorialkongregation "Sollemne semper" (SollSemp)9 erlassen wurde. Damit könnte das Verständnis der Militärseelsorge und ihrer wichtigsten Organe (der Feldvikariate oder Militärordinariate) untersucht werden, wie sie in SollSemp und SMC gegeben sind. Die beiden Dokumente (SollSemp und SMC) könnten verglichen und die Entwicklung zwischen ihnen analysiert werden. Im 5-7. Kapitel des 1. Teils der These wird auch diese Problematik aufgenommen. Aber das allein würde auch nicht genügen. Denn auch SollSemp war nicht der Anfang der Militärseelsorge.

8 Wenn es mehrere Beispiele für diese Sache oder dieses Phänomen gibt, wird mit Natur das gemeinsame oder allgemeine (im Gegensatz zu dem partikulären) angesprochen. Wenn zwei verschiedene Sachen oder Phänomene untersucht werden, werden mit Natur die Verhältnisse bezeichnet, die wichtig für die Unterschiede zwischen den Sachen oder den Phänomenen sind. 9 S. Anhang III.

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Einleitung

Das älteste Militärordinariat wurde gemäß dem Annuario Pontificio schon im Jahre 1910 in Chile gegründet. lO Weiter bilden die großen Kriege dieses Jahrhunderts einen wichtigen Hintergrund der jetzigen Militärseelsorge. Sie ist dazu vom Rechtszustand unter dem sogenannten ,'pio-Benediktinischen" Codex (CIC/1917) geprägt. All dies könnte für den Anfang zu Beginn unseres Jahrhunderts sprechen. Doch gibt es auch Argumente für einen noch früheren Anfang. Als Kardinal Bemardin Gantin SMC präsentierte, wies er auf die Militärseelsorge in der Frühkirche hin. 11 SMC selbst (vgl. SMC Anm. 3) weist auf das Breve Innozenz' X. "Cum sicut maiestatis tuae" vom Jahre 1645 (CumSicutMai)12 hin. Die für diese Dissertation gewählte Lösung besteht nun darin, jedes der im folgenden genannten Dokumente eingehend zu untersuchen: - das Breve "Cum sicut maiestatis tuae" (1645) - das MP "In hac Beatissimi Petri Cathedra" von Pius X. über die Errichtung des Feldvikariats in Chile (1910)13 - die Instruktion "Sollemne semper" (1951) - die Ap. Konst. "Spirituali Militum Curae" (1986).

Jedem dieser vier Dokumente soll ein Kapitel des 1. Teils der Dissertation gewidmet werden. Im Anhang ist der lateinische Text der Dokumente zusammen mit einer deutschen Übersetzung oder verschiedenen Übersetzungsalternativen abgedruckt. Die Wichtigkeit der zwei letzten Dokumente ergibt sich von selbst. Inwieweit die zwei ersten Dokumente wichtig sind, kann erst die Untersuchung zeigen. Zumindest werden sie als Beispiele für das Verständnis der Militärseelsorge in früheren Zeiten dienen. Auch vor und nach dem Erlaß dieser Dokumente sind wichtige rechtliche Ereignisse eingetroffen. Sie müssen auch erörtert werden, jedoch interessieren sie zunächst, wenn sie besondere Elemente in der Entwicklung hervorheben. Diese Erörterungen werden teils in den genannten Kapiteln, teils in besonderen Zwischenkapiteln (im 2., 4., und 6. Kapitel des 1. Teils der Dissertation) aufgenommen. Beim Studium der vier Hauptdokumente steht der Inhalt der Dokumente selbst im Vordergrund (vgl. c. 17 [= CIC/1983 canon 17]). Dazu (und meistens

Vgl. AnPont 1996, 105l. Vgl. Gantin, "Presentazione della Costituzione «Spirituali Militum Curae»", MCP 1/1 (1987) 8. 12 S. Anhang I. 13 S. Anhang II.1 (Abk.: InHacBeat). 10

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Einleitung

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nach der Präsentation des einzelnen Dokuments) werden das Dokument und sein Inhalt in den entsprechenden geschichtlichen Rahmen eingefügt und geprüft. Deshalb werden in die einzelnen Untersuchungen mehrere Zusammenfassungen eingefügt - die ersten davon nur mit vorläufigen Schlußfolgerungen. Wenn der einzelne Entwicklungsschritt der Organisations- und Rechtsgeschichte untersucht wird, soll seine Charakteristik präsentiert werden. Besonders mit folgenden Fragestellungen oder Stichwörtern soll die Analyse durchgeführt werden: 1. Welche Organisationsentwicklung geht der Rechtsentwicklung voraus, oder was hat die Rechtsentwicklung gefördert? 2. Verantwortung oder Einfluß des Staates? 3. Welche kirchlichen Organe etablieren die Militärseelsorgseinrichtung? 4. Adressat und Zweck der Einrichtung? 5. Inhalt und Niveau der Wirksamkeit? 6. Charakter der Jurisdiktion? 7. Status? 8. Bezug zum Ortsklerus?

Jedoch sind zunächst die Entwicklungszüge aufzuzeigen. Deshalb sollen die bleibenden Elemente und die wichtigen Neuheiten in der Militärseelsorgsgeschichte aufgespürt werden. 4. Im 2. oder systematischen Teil unserer These sollen auf der Grundlage der geschichtlichen Untersuchung juridische Überlegungen gemacht werden. Zunächst ist das Militärordinariat mit den anderen Instituten innerhalb der Kirche zu vergleichen. Ein Vergleich mit der Diözese, mit den anderen ordentlichen Teilkirchen und zwischen ihnen muß im Vordergrund stehen (1. Kap.). Danach werden besondere Verhältnisse, die beim ersten Vergleich entdeckt worden sind, näher untersucht, nämlich: - Territorialität. Im allgemeinen ist die Kirche territorial organisiert (vgl. ce. 13 § I, 372 § I, 383 § I, 518 und 528 § 1). Inwieweit gibt es auch Territorialität bei den Militärordinariaten, und welche Bedeutung hat diese für den Bezug des Militärordinariats zu den übrigen kirchlichen Strukturen? (2. Kap.) - Exemtion und Kumulation, die verschiedene Rechtsinstitute sind, um die Zuständigkeit zwischen der ordentlichen Kirchenstruktur und den außerordentlichen Strukturen - wie dem Militärordinariat - zu regeln (3. Kap.) - Gemeinschaftsqualität innerhalb der ordentlichen Teilkirchen und innerhalb des Militärordinariats, besonders im Hinblick auf die Katholizität und den Begriff portio populi Dei (Teilstück des Gottesvolkes) (4. Kap.)

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Einleitung - gewisse Leitungsorgane, d. h. das besondere Verhältnis zwischen dem Militärordinariat und der Diözesansynode, der Bischofskonferenz und dem Partikularkonzil (5. Kap.). - Bischofsweihe, d. h. die Bedeutung einer eventuellen Bischofsweihe des Militärordinarius (6. Kap.).

Danach soll die Grundlage für die Militärseelsorge mehr allgemein studiert werden (7. Kap.) Was ist mit "spiritualis militum cura" gemeint? Welche Verantwortung für die Militärseelsorge steht dem Territorialklerus und dem Staat zu? Auf welchen Ebenen kann oder soll sie etabliert werden? Es ist kaum möglich, die Militärseelsorge unabhängig von ihrer Grundlage zu verstehen. In der Literatur über die Militärordinariate ist diese Problematik wenig oder kaum berührt. Damit wird - nach unserer Ansicht - die Perspektive oft zu eng. Im 8. Kapitel sollen einige Begriffe, die für die Militärseelsorge charakteristisch sind, näher erörtert werden. Sind diese Begriffe auch wichtig, um die Natur der Militärordinariate zu verstehen? Es geht um folgende Begriffe: - "Kaplan" - "eigenberechtigter Ordinarius" - "Ordinarius", "Ordinariat".

5. Diese Arbeit ist kein Anfangsstudium über die Militärseelsorge und ihre Institute, auch nicht über ihre kirchlich-juridische Natur. Es hat sich gezeigt, daß die Literatur fast unübersehbar ist. 14 Schon früh begann man, unsere Problematik zu behandeln, besonders in Spanien und Österreich, wo die Militärseelsorge zuerst eine umfassende Organisation bekam. Die kirchenrechtlichen Erörterungen findet man zunächst innerhalb mehr allgemeiner Literatur zur Militärseelsorge, die oft auch wichtige Dokumente enthält. Wichtige deutschsprachige Bücher aus der Zeit vor der Kodifikation des kanonischen Rechts stammen von Joh. Michael Leonhard (Wien 1842)15, Emmerich Bjelik (Wien 1901)16 und Joseph Freisen (Paderborn 1913)17. Andere allgemeine Literatur aus dieser Epoche zur Rechts14 Vgl. "Literaturübersicht zum Bereich der Militärseelsorge" von 1986, die 2.693 Titel enthält. 15 Vgl. Leonhard, Verfassung der Militär-Seelsorge in den k. k. österreichischen Staaten mit Rücksicht auf die Rechte und Pflichten des Civil-Clerus in militär-geistlichen Angelegenheiten. 16 Vgl. Bielik, Geschichte der K. u. K. Militär-Seelsorge und des Apostolischen FeldVicariates. 17 Vgl. Freisen, Das Militär-Kirchenrecht in Heer und Marine des Deutschen Reiches, nebst Darstellung des außerdeutschen Militärkirchenwesens. Beiträge zur staatlichen und kirchlichen Rechtsgeschichte.

Einleitung

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geschichte oder zum kanonischen Recht, die für unser Studium eine zentrale Rolle spielen, findet sich in Bd. I und 11 des klassischen Werks Paul Hinschius' (Berlin 1869-78)18 und ebenso in den älteren Arbeiten von Prospero Lambertini (Papst Benedikt XIV. 1740-58)19. Eine wichtige viel neuere allgemeine Einführung sowohl in die kanonische Rechtsgeschichte als auch in die Militärseelsorgsgeschichte findet man bei Willibald M. Plöchl (Wien 1953-69)20. Weiter sind Veröffentlichungen von Albert Michael Koeniger (München 1918)21, Heinrich Pohl (Stuttgart 1926)22, Arnold Dünnwald (Köln 1932)23, Helmut Holzapfel (Paderborn 1954)24, Erwin Simon (München 1962)25, Klaus Steuber (Mainz 1972i6 und Arnold Vogt (Frankfurt am Main 1984)27 hervorzuheben. Von besonderer Bedeutung sind jedoch Artikee8, die oft als Kommentare zu Dokumenten geschrieben wurden. 29 Ebenso sind kirchenrechtliche "Chroniken" in den Fachzeitschriften von Bedeutung. 3o In eine besondere Kategorie gehört Francesco Agostino Pugliese mit seinen vielen "Annotationes", die zwischen 1951 und 1964 erschienen sind. Er hat jedoch auch eine wichtige - in zwei Ausgaben

18 Vgl. Hinschius, Das Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten in Deutschland. System des Katholischen Kirchenrechts mit besonderer Rücksicht auf Deutschland (Abk.: Hinschius). 19 Z. B. Lambertini, De Synodo Dioecesana, Bened. XIV., OpOm XI. 20 V gl. Plöchl, Geschichte des Kirchenrechts, Bd. I-V (Abk.: Plöchl). 21 Vgl. Koeniger, Die Militärseelsorge der Karolingerzeit. 22 Vgl. Pohl, Die katholische Militärseelsorge Preussens 1789-1888. 23 Vgl. Dünnwald, Das katholische Reichsmilitärkirchenrecht. Unter besonderer Berücksichtigung der geschichtlichen Entwicklung des katholischen Militärkirchenwesens in Preußen und Bayern. 24 Vgl. Holzapfel, Unter nordischen Fahnen. Die Militärseelsorge der Jesuiten in den Nordischen Ländern im XVII. und XVIII. Jahrhundert. 25 Vgl. Simon, Die katholische Militärseelsorge nach dem Codex Iuris Canonici und den dazu ergangenen Sonderbestimmungen unter besonderer Berücksichtigung der Militärseelsorge in der Bundeswehr. 26 Vgl. Steuber, Militärseelsorge in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Untersuchung zum Verständnis von Staat und Kirche. 27 Vgl. Vogt, Religion im Militär. Seelsorge zwischen Kriegsverherrlichung und Humanität. Eine militärgeschichtliche Studie. 28 Vgl. besonders Hofmeister, "Die Militärseelsorge in neuerer Zeit", MThZ 11 (1960) 123-140. 29 Z. B. drei Artikel von E. Bergh in NRTh 66 (1939) - 67/11 (1945); - zwei Artikel von Godefridus Mariani in Apoll 25 (1952) und 28 (1955). 30 Z. B. "Neues Recht" von Franz Arnold in ÖAfKR 9 (1958) und 10 (1959).

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Einleitung

erschienene - Gesamtdarstellung geschrieben,31 die in der Literatur fast unbekannt geblieben ist. Zu nennen ist auch neuere Literatur, die die rechtsgeschichtliche Entwicklung dieses Jahrhunderts behandelt, besonders Bücher von Georg May (Amsterdam 1978)32, Johann Black (Stuttgart-Degerloch 1981)33 und Johannes Güsgen (Köln 1989)34, und ebenso das Gesamtwerk "Katholische Militärseelsorge in der Bundeswehr (Ein Neubeginn [1951-1957])" (Köln 1986)35. In Verbindung mit der jüngsten kanonistischen Diskussion über die kirchlichjuridische Natur des Militärordinariats sind besonders zwei Dissertationen hervorzuheben. Im Jahre 1987 erschien an der Universität von Navarra (Pamplona, Spanien) eine Dissertation von Jaime Achacoso Blanco über die Feldvikariate36. Sein Studium ist natürlich vor SMC durchgeführt,. aber für ihn bestätigt SMC realiter, daß die Feldvikariate sich schon zu eigentlichen Teilkirchen entwickelt hatten. Seine Arbeit wird mehrmals (in unseren Anmerkungen) kritisch beurteilt. Ohne die genannte Dissertation zu kennen, gab Jol)annes Aichinger zwei Jahre später eine hervorragende Dissertation in (ziviler [!]) Rechtswissenschaft an der Karl-Franzens-Universität Graz über Militärordinarius und Personalprälae7 ab, die in der Literatur fast unbekannt geblieben ist. Mit der Dissertation von Aichinger ist die wichtigste gegenwärtige wissenschaftliche Grundproblematik, die bei der Militärseelsorge eine Rolle spielt, angegeben: Wie verhalten sich die ordentlichen Teilkirchen, das Militärordinariat und die Personalprälaturen zueinander? In der Debatte spielt das Verständnis (und wohl auch die Beurteilung) des "Opus Dei", das 1992 von Papst Johannes

31 Vgl. Pugliese, La cura castrense. Evoluzione e Natura deI Diritto Canonico nell'Ordinamento Statuale, Torino 1943; - ders., Storia e Legislazione - sulla Cura pastorale alle forze armate, TorinolRoma 1956. 32 Vgl. May, Interkonfessionalismus in der deutschen Militärseelsorge von 1933 bis 1945. 33 Vgl. Black, Militärseelsorge in Polen. 3' Vgl. Güsgen, Die katholische Militärseelsorge in Deutschland zwischen 1920 und 1945. Thre Praxis und Entwicklung in der Reichswehr der Weimarer Republik und der Wehrmacht des nationalsozialistischen Deutschlands unter besonderer BelÜcksichtigung ihrer Rolle bei den Reichskonkordatsverhandlungen. 35 Vgl. Katholische Militärseelsorge in der Bundeswehr, hrsg. vom Katholischen Militärbischofsamt. 36 Vgl. Achacoso-Blanco, Los Vicariatos Castrenses. Su naturaleza en el pasado y en el presente, in: Excerpta (Pamplona) 5 (1987) 173-243. 37 Vgl. Aichinger, Militärordinarius und Personalprälat, eine Arbeit zur Jurisdiktion.

Einleitung

31

Paul 11. als Personalprälatur errichtet wurde,38 eine wichtige (und nach unserer Ansicht verkomplizierende) Rolle. In der Literatur gibt es zwei Hauptrichtungen: 1. Das Militärordinariat wird als das typische Beispiel für eine Personalprälatur

verstanden (und "Opus Dei" ist ein anderes Beispiel). Die Personalprälatur hat viele teilkirchliche Grundzüge, aber sie ist doch keine Teilkirche im vollen Sinne. 2. Es gibt einen tiefgreifenden Unterschied zwischen der Personalprälatur (die etwas ganz anderes als eine Teilkirche ist) und dem Militärordinariat (das eine besondere Teilkirche ist).

Viele Arbeiten über die Militärordinariate gehen von der Fragestellung aus, weiche Natur die Personalprälatur hat. Dies ist klar der Fall in der kirchenrechtlichen Dissertation Ronald Kleins über die Personalprälatur (Würzburg 1995), wo auch der Militärseelsorge eine gründliche Erörterung gewidmet wird. 39 Das gleiche gilt für einen Artikel von Gianfranco Ghirlanda über die Personalprälatur und das Militärordinariat. 40 Für die Diskussion der Personalprälaturen sind auch viele Arbeiten von Pedro Rodrfguez und Winfried Aymans wichtig. 41 Eine Gefahr (für die Behandlung des Militärordinariats) bei soIchen Arbeiten ist jedoch, daß das Studium des Militärordinariates nicht aus Eigeninteresse betrieben wird. Aus der weiteren Literatur, in der die Militärseelsorge und -ordinariate von Hauptinteresse sind, sind besonders Bücher von Ezio Busato42 und (noch wichtiger) von Peter H. Blaschke und Harald Oberhem43 hervorzuheben. Ebenfalls anzuführen sind Artikel von Domingo J. Andres 44, George Gallaro45 , Jose Luis Gutierrez46 , Dominique Le Tourneau41, Ulrich Tammler48

38 Vgl. Johannes Paull/., Ap. Konst. "Ut sit validum" vom 28. November 1982, in: AAS 75/1 (1983) 423-425. 39 Vgl. Klein, Die Personalprälatur im Verfassungsgefüge der Kirche, 303-317. Klein kennt nicht die Dissertationen Achacoso Blancos und Aichingers. 40 Vgl. Ghirlanda, "De differentia praelaturam personalem inter et ordinariatum militarem seu castrensem", Periodica 76 (1987) 219-251. 41 Vgl. besonders Rodriguez, Teilkirchen und Personalprälaturen; - Aymans, "Teilkirchen und Personalprälaturen. Kritische Erwägungen aufgrund des unter gleichem Titel erschienenen Buches von Pedro Rodrfguez", AfkKR 156 (1987) 486-500. 42 Vgl. Busato, La Chiesa, 10 stato e i militari. Studio comparato fra I'ordinamento canonico e quello italiano. 43 Vgl. Blaschke/Oberhem, Militärseelsorge. Grundlagen, Aufgaben, Probleme. 44 Vgl. Andres, "Adnotationes" [ad Const.Ap. SMC], Apoll 60 (1987) 7-29. 45 Vgl. Gallaro, "The military chaplain between the old and the new Code of Canon Law", MonEccl 118 (1993) 501-520. 46 Vgl. Gutierrez, J. L, "De Ordinariatus militaris nova constitutione", Periodica 76

(1987) 189-218.

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Einleitung

und Agostino Vallini49 • Hinzu kommen einige Artikel in spanischer Sprache. 50 Die wichtigsten Veröffentlichungen in der jüngsten Zeit stammen jedoch von Jean Beyer 1 und von Eduardo Baura52 • Während die Arbeiten Beyers allgemeine kanonistische Beiträge "von außen" zur Militärseelsorge sind, sind die Beiträge Bauras von einem genuinen und besonderen Interesse für die Militärseelsorge geprägt. Indirekt ist auch die Dissertation von Günter Assenmacher 3 von Interesse. Alle Literatur, die in unserer These genannt ist, ist in zwei Literaturverzeichnisse aufgenommen: - ein Verzeichnis, das die Literatur enthält, die die Militärseelsorge direkt betrifft - ein anderes Verzeichnis, das allgemeine Literatur (doch nicht offizielle Dokumente) enthält. Hier sind auch sämtliche Handbücher, Lexika, Wörterbücher usw. angeführt, die zur Anwendung kamen. 6. Noch wichtiger als die genannte Literatur sind für unser Studium natürlich die offiziellen Dokumente, die die Militärseelsorge berühren. Bereits genannt sind die vier Hauptdokumente: CumSicutMai (1645), InHacBeat (1910), SollSemp (1951) und SMC (1986). Übrige Dokumente, die publiziert sind, sind in drei Dokumentenverzeichnisse aufgenommen:

47 Vgl. Le Toumeau, "La nouvelle organisation de l'Ordinariat aux Armees", StudCan 21 (1987) 37-66. 48 Vgl. Tammler, ",Spirituali Militum Curae' - Entstehung, Inhalt, Bedeutung und Auswirkungen der Apostolischen Konstitution vom 21. April 1986 über die Militärseelsorge", AfkKR 155 (1986) 49-71. 49 Vgl. Vallini, "Reclutamento e incardinazione dei chierici deI presbiterio dell'Ordinariato Militare e la problematica dell'erezione di un seminario proprio alla luce della Costituzione Apostolica «Spirituali militum curae», MCP 2/11 (1988) 12-49. 50 Vgl. Mostaza-Rodrfguez, "Acuerdo entre e1 Estado espanol y la Santa Sede sobre la asistencia religiosa a las Fuerzas Armadas y servicio militar de cIerigos y re1igiosos de 3 de enero de 1979", lusCan 19 (1979) 343-414; - Santiago-Prieto, "EI servicio de Asistencia Religiosa en las Fuerzas Armadas. Textos y comentario", REDC 48 (1991) 663-696. 51 Vgl. Beyer, "Vicariati Castrensi e Codice nuovo", VC 23 (1987) 410-423; - ders., "La Constitution Apostolique «SPIRITUALI MILITUM CURAE» au sujet des Ordinariats militaires", MCP 1/1 (1987) 20-65 (Abk.: Beyer zu SMC); - ders., "Les Tribunaux de l'Ordinariat militaire", MCP 2m (1988) 50-56. 52 Vgl. besonders Baura, Legislazione sugli Ordinariati Castrensi (Abk.: Legislazione); - ders., "L'Ufficio di Ordinario Militare. Profili Giuridici", lusEccl 4 (1992) 385418. 53 Vgl. Assenmacher, Klerus und allgemeine Wehrpflicht.

Einleitung

33

- zentralkirchliche Dokumente, d. h. Dokumente vom Papst, von den römischen

Behörden, von den ökumenischen Konzilien und von ihren (vorbereitenden) Arbeitsausschüssen - konkordatale und andere völkerrechtliche Dokumente, d. h. Konkordate, andere Vereinbarungen zwischen dem Hl. Stuhl und Staaten und andere bilaterale oder multilaterale Abkommen zwischen Völkerrechtssubjekten - nationale und andere lokale Dokumente, d. h. sowohl kirchliche wie staatliche. Besonders in der Arbeit mit InHacBeat werden viele nicht publizierte Dokumente benutzt, die aus dem Vatikanischen Geheimarchiv stammen. Sie sind in einem eigenen Dokumentenverzeichnis genannt. Bei der Auswahl der Dokumente ist alles aufgenommen, was wesentlich scheint, um die Natur der Militärordinariate selber oder die dahinterliegende Geschichte, die dahinterliegenden kirchlichen Ordnungen oder das kanonische Denken im Umfeld zu verstehen. 7. Es wird notwendig sein, viele lateinische Begriffe ins Deutsche zu übersetzen. Für manche kanonistische und militärische Fachausdrücke schafft das Probleme, denn es ist kaum möglich, einheitliche und eindeutige Übersetzungen zu finden. In einem eigenen Anhang werden wir eine Übersicht geben, die unsere Entscheidungen bez. der Übersetzungen zeigt und z. T. auch begründet. 54 8. Unsere Untersuchung geht von der Erkenntnis aus, daß es nicht möglich ist, die Institute in der Kirche, besonders nicht die Militärordinariate, isoliert zu verstehen. Sie sind im Licht ihres Zwecks zu verstehen. Der Zweck der Militärordinariate ist die Militärseelsorge. Werden die Strukturen, die Organisation, die Kompetenz usw. von diesem Zweck isoliert, kann das schnell zur Fehlinterpretation führen. Ein weiterer Leitfaden unserer Analyse ist die Tatsache, daß die katholische Kirche grundsätzlich in und aus (in et ex) Teilkirchen im Sinne von Bistümern besteht, d. h. in und aus Teilkirchen, von denen jede ihren eigenen Bischof hat (vgl. LG 23). Ebenfalls von grundlegender Bedeutung für die vorliegende Dissertation ist die Erkenntnis, daß die Militärseelsorge für das Seelenheil - besonders wenn die Gläubigen sich wegen Kriegsdienst oder Wehrpflicht isoliert von den ordentlichen Strukturen der Kirche befinden - sehr wichtig ist, und daß ihr deshalb nützliche Strukturen und Regelungen zustehen (vgl. c. 1752).

54

3 Olsen

S. Anhang VI.

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Einleitung

Auf dieser Grundlage soll das entwickelte Verständnis der Natur des Militärordinariats vorgestellt, interpretiert und kritisiert werden.

ERSTER TErr..,

Geschichtliche Untersuchung

1. Kapitel

Das Breve "Cum sieut maiestatis tuae" (1645) I. Formelle Seiten des Breves 1. Text

Der Text des Breves "Cum sicut maiestatis tuae" (CumSicutMai) wurde 1868 im "Turiner Bullarium" (BullRom) gedruckt.! Jedoch gibt es den Text schon im klassischen von Hieronymus Mainardi 1760 herausgegebenen Bullarium? Die beiden Texte unterscheiden sich nur in einigen typographischen Details voneinander. 3 Das Datierungsproblem, das unten aufgenommen wird, zeigt, daß es auch andere, ältere Quellen gibt. Gemäß den genannten Quellen ist der Text aus dem Vatikanischen Archiv genommen. 4 Trotz mehrerer Untersuchungen im Archivio Segreto Vaticano (AS.V.) ist es uns nicht gelungen, eine Abschrift vom Original zu finden. s Im folgenden wird der Text von BullRom zugrunde gelegt, denn er ist die Quelle, die im Hinweis SMC angeführt wird. 2. Datierung

Das Breve wurde von Papst Innozenz X. erlassen und trägt das Datum des 26. September 1645: "im ersten Jahre Unseres Pontifikates" (CumSicutMai Unterschr.).

1 Wir haben im Anhang den lateinischen Text mit einer Übersetzung drucken lassen, s. Anhang I. 2 Vgl. Bullarum Privilegiorum ac Diplomatum Romanorum Pontificium, Tom. XVI, Pars III, S. 51-52. 3 Z. B. ist ..&" in der älteren Ausgabe durch ..et" in den jüngeren ersetzt, und mehrere Anfangsbuchstaben im älteren Text sind später großgeschrieben. 4 Vgl. BuilRom 15,409, Anm. 3: ..Ex Regest. in Secr. Brev." 5 Anton Naegele führt das gleiche Problem an, als er nach einem entsprechenden Breve vom Jahre 1642 suchte, vgl. Naegele, Abt Benedikt Raub von Wiblingen, 112, Anm.3.

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1. Teil: Geschichtliche Untersuchung

Giarnbattista Parnfili (* 1574, t 1655) war arn 15. September 1644 zum Papst gewählt worden, nannte sich Innozenz X. und wurde am 4. Oktober gekrönt. 6 Das kann erklären, warum es "im ersten" und nicht "im zweiten" Jahre des Pontifikates heißt. BullRom korrigiert das Jahr des Pontifikates. 7 Bei der Promulgation SMC in AAS wurde das Breve auf den 26. September 1865 datiert. 8 Es handelt sich hier offenbar um einen Druckfehler. Im Abdruck SMC in MCP lautet die Datierung ,,26 Sept. 1645".9 Marianus Li6bana gibt in einem Artikel sowohl den 26. April als auch den 26. September 1645 an. lO Sonst ist das Breve in älterer und neuerer Literaturll und Dokumenten 12 oft ohne weiteres mit dem 26. September 1644 datiert. (Stimmt dies, erklärt es die Datierung "im ersten Jahre Unseres Pontifikates".) Nur Juan B. Ferreres scheint sich des Datierungsproblems bewußt zu sein. 13 Obwohl die genaue Datierung sich nicht mit Sicherheit feststellen läßt, wird von niemandem bezweifelt, daß das Breve vom Anfang des Pontifikates Innozenz' X. stammt. Wir werden wie SMC (gemäß MCP) den 26. September 1645 als Datierung anwenden. 3. Authentizität

Wie bereits erwähnt, ist es uns nicht gelungen, eine authentische Ausgabe des Breves zu finden. Doch erschließt sich die Authentizität jetzt indirekt, weil der authentische Text SMC auf das Breve hinweist.

Vgl. Hierarchia Catholica IV, 27. Vgl. BullRom 15,411, Anm. 1: "lterum lege anno Il (R. T.)." 8 Vgl. AAS 78 (1986) 481, Anm. 3. 9 Vgl. MCP 111 (1987) 13, Anm. 3. 10 Vgl. Liebana, "De iurisdictione Vicariatus Castrensis Hispanici", Apoll 24 (1951) 173 und 181. 11 Vgl. Pugliese, Storia e Legislazione, 20; - Plöehl III, 247. 12 Vgl. CollSC Conc VI, 231, Nr. 10; - SC Cone, Causa "Barchinonensis Matrimonii" vom 20. November 1723, in: ThesResSC Conc 11, 393: "facultas data fuerat in Brevi san.mem. Innocentii X. expedito anno 1644". 13 Vgl. Ferreres, Institutiones Canonicae I, 928, n. 635. 6

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1. Kap.: "Cum sicut maiestatis tuae" (1645)

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4. Status Das Breve ist von Innozenz X. an König Philipp IV. gerichtet. Den von ihm berufenen Heeresgroßkaplänen werden gewisse Jurisdiktionen und Fakultäten gewährt, "solange die gegenwärtigen Kriege in den genannten [spanischen] Reichen dauern" (§ Ib). Es handelt sich also nicht um ein allgemeines Gesetz, sondern um eine Einzelentscheidung der höchsten Autorität der Kirche, die räumlich und zeitlich einen sehr begrenzten Effekt haben sollte. Das Breve ist einerseits die päpstliche Antwort auf einige Bitten des Königs (vgl. § la). Es dreht sich nicht um ein MP, sondern um ein Reskript. Es wird ihm Vorrang vor widersprechenden Bestimmungen auf jedem Niveau gegeben (vgl. § 3). Durch das Breve wird andererseits dem König vom Papst ein Privileg gegeben, eine eigene Militärseelsorge mit Sonderjurisdiktionen als Rechtsbasis zu haben. Für die Adressaten der Militärseelsorge ist es ein "privilegium generale". Die Sonderjurisdiktion für die Großkapläne ist als eine Ausnahme vom allgemeinen Recht zu verstehen. 14 Das Privileg ist eher als ein Privileg "praeter ius generale" als "contra ius generale" anzusehen. Das Breve hat für uns in erster Linie Wert als Zeugnis des Verständnisses der Militärseelsorge unter bestimmten Umständen des 17. Jh. Das Breve ähnelt sehr einem Breve aus dem Jahre 1643 von Urban VIII. an Kaiser Ferdinand II., womit die geistliche Jurisdiktion über seine Truppen dem

14 Vgl. Lefebvre, Art. "Privilege", in: ODC VII, 225-229; - Liminer, Art. ,,Privileg", in: Lthk2 VIII, 775-776; - Sägmüller, Lehrbuch des Katholischen Kirchenrechts 4 1/2, § 33, S. 195: "Unter einem Privileg im weiteren Sinne aber versteht man die durchgreifende Rechtsnormierung der Verhältnisse ganzer Klassen von Personen und Sachen mit Rücksicht auf ihre allgemeinen Besonderheiten und Bedürfnisse, z. B. die Privilegien der Kleriker, der Regularen, der Kardinäle, Bischöfe u. a." - Dieser Privilegienbegriff gilt nicht mehr, vgl. Socha, in: MK, 76, 6 (Stand: 20.Erg.-Lfg.April 1993): "Privilegien gelten weder für alle Kirchenglieder noch für sämtliche durch gemeinsame Merkmale geprägte Angehörige der lateinischen Kirche oder ihrer territorialen bzw. personal begrenzten Teilgemeinschaften, sondern wenden sich an bestimmte, d.h. eine oder mehrere individuell benannte physische oder juristische Personen."

3"

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1. Teil: Geschichtliche Untersuchung

Beichtvater des Kaisers übertragen wurde. 15 Dies gibt dem Breve nicht nur einen formularähnlichen, sondern auch einen allgemeinen Charakter. 5. Einteilung des Breves

Formell setzt sich das Breve aus einem einleitenden Absatz und zwei Paragraphen (§§ 2-3) zusammen. Sachlich kann der einleitende Absatz - wie im Rand BullRom angegeben - in ein Proömium und zwei Teile (§ la-d und § le) eingeteilt werden. In § 2 wird eine Fakultät gewährt, die sachlich aus fünf Hauptvollmachten (VolIm. 1-5) besteht. In § 3 gibt es drei Gruppen von Derogationsformeln (lit. a-c). Bei der weiteren Untersuchung werden wir folgende sachliche Einteilung zugrunde legen: 1. 2. 3. 4. 5.

Begründung der Militärseelsorge (Proöm.) Der Militärklerus (§ la-d) Richterliche Kompetenz (§ le) Fakultät an die Heeresgroßkapläne (§ 2) Derogationsformeln (§ 3).

11. Analyse des Inhalts des Breves

1. Begründung der Militärseelsorge (Proöm.)

Das Breve schafft die rechtliche Grundlage für einen institutionalisierten kirchlichen Dienst, den wir als ,,Militärseelsorge" bezeichnen. Das Proömium begründet die Einrichtung dieses Institutes. a) Adressat der Militärseelsorge Die Militärseelsorge hat als Adressat die Personen, "die sich im Felde aufhalten und befinden",16 d. h. kein "Wohnsitz" im Felde wird gefordert, jedoch möglicherweise sowohl ein passives Verhältnis (sich in den Militärlagern aufhalten oder liegen) wie auch ein aktives Verhältnis zum Felde oder zum Militär im allgemeinen (sich auf einem Feldzug befinden, d. h. ins eigentliche

15 Vgl. Urban VlI/., Breve "Quoniam in Exercitibus" vom 18. September 1643, in: Bielik, Geschichte der K. u. K. Militär-Seelsorge und des Apostolischen Feld-Vicariates, 346-349. 16 Zu den Wörtern "sich aufhalten" (degere) und "sich befinden" (versari), s. Anhang VI, comrnorari.

1. Kap.: "Cum sicut maiestatis tuae" (1645)

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Feld geschickt zu sein).17 Später spricht das Breve von "Soldaten" (miles) (§ lc). Z. T. umfaßt die Militärseelsorge jedoch auch andere Personen, "die in den genannten Truppen leben [commorantes]" (§ le), und weiter die "Truppen und ihre Personen, beiderlei Geschlechts" (§ 2 Vollm. 1), d. h. wahrscheinlich Familienangehörige der Soldaten. ,,Feld( -)" ist die klassische Übersetzung vom Wort "castra" (castrensis), und es kommt sowohl in konkreter als auch in abstrakter Bedeutung vor. Konkret bedeutet es eine militärische Basis, d. h. einen geschützten Platz für das (normalerweise vorübergehende) Verbleiben der Truppen, besonders ein Feldlager, aber tatsächlich auch einen Truppenübungsplatz oder ein anderes Militärlager. Abstrakt bedeutet es Militär im allgemeinen, wobei das militärische Leben, die militärische Organisation, Struktur oder Aktivität (z. B. ein Feldzug) wichtiger als der Ort ist. 18 Die Adressaten der Militärseelsorge sind folglich in erster Linie die Soldaten, die sich innerhalb des Heeres befinden. Inwiefern das Heer aktiv (z. B. auf Feldzug) oder passiv (z. B. im Winterlager) ist, ist nicht entscheidend. Die Teilerweiterung auf andere Personen (vgl. § lc) bestätigt jedoch, daß die Adressaten nicht ohne weiteres mit den Personen mit direkter Anknüpfung an das Heer identisch sind. Aktive Soldaten fallen jedoch klar unter die Kategorie derjenigen, "die sich im Felde aufhalten und befinden". Wir nennen sämtliche Adressaten der Militärseelsorge "Militärpersonen". Ezio Busato behauptet auf der Grundlage eines angeblichen Zitates aus dem Breve, daß dieses sich auf eine Exemtion beziehe, die nur während der Militärexpeditionen und nicht "im Winterquartier und in den Garnisonen" gelte. 19 Diese Formulierung ist jedoch im Breve nicht zu finden, und Busato 17 S. u. S. 96f.

18 Vgl. Handwörterbuch9 I, 1023-1024, das u. a. folgende Bedeutungen von castra (Pluralis von castrum) angibt: A)eig.: l)im allg.:, das Feldlager, Kriegslager, Lager, das (urspr. ein Viereck [quadrata], später zuw. kreisförmig od. der örtlichkeit angemessen) mit einem Graben und hinter diesem nach innen zu mit einem Wall, auf dem Palisaden eingerammet waren, umgeben war, c. stativa, für längere Zeit bezogen, Standlager, aestiva, Sommerlager, hibema, Winterlager, castra alcis sequi, jmdm. in den Krieg folgen (= unter jmd. dienen), in castris esse cum alqo, jmd. auf seinen Kriegszügen begleiten (- im Wilde, wie unser Lager, einer Partei); - 2)insbes.: a)die Kaserne der Prätorianer in der Vorstadt Roms; - b)das Hoflager, die Hofhaltung, der Hofstaat des Kaisers; - B)meton.: 1) = Tagesmarsch; - 2) = Kriegsdienst. 19 Vgl. Busato, La Chiesa, 10 stato e i militari, 42: "Il Breve di Innocenzo X «Cum sicut maiestatis tuae» dei 26 settembre 1645 a Filippo IV segna I'inizio della esenzione dai Vescovi locali con una precisa distinzione: le esenzioni valevano solo durante le spedizioni militari e non «in statione hybema vel in praesidiis»."

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1. Teil: Geschichtliche Untersuchung

scheint von Francesco Agostino Pugliese abhängig zu sein. Er behauptet das gleiche, aber mit Hinweis auf eine Interpretation vom Jahre 1694. 20 Pugliese sieht im Breve eine Ausnahmeregelung bezüglich der Jurisdiktion für den Aufenthalt der Soldaten in den Garnisonen, Festungen und Winterquartieren, wie auch für die Soldaten in ihren Heimatdiözesen. 21 Das stimmt nicht mit dem Text des Breves überein. Die Ausnahme von der Jurisdiktion tritt ein, wenn ein Militärseelsorger in seiner eigenen Diözese ist, d. h. die Ausnahme ist von den aktiven und nicht von den passiven Subjekten der Militärseelsorge abhängig - wenigstens dem Text gemäß. 22 b) Bedürfnis der Militärseelsorge Positiv wird die Einrichtung der Militärseelsorge mit zwei Verhältnissen begründet. Zuerst soll sie "der gesunden Leitung und dem Seelenheil" der Adressaten dienen. Es geht somit um die Erfüllung eines Bedürfnisses, das Wort Gottes vernehmen und die Sakramente empfangen zu dürfen. Weiterhin entspricht die Militärseelsorge dem Verlangen nach "Gerichtsverfahren und Entscheidungen [... ] in Rechtsfallen und Kontroversen, die unter die Gerichtsbarkeit der Kirche gehören". Sie soll eine besondere Prozeßmöglichkeit anbieten. Negativ wird die Notwendigkeit einer eigenen Militärseelsorge mit zwei Umständen begründet, die zusammenhängen. Zunächst geht es darum, daß im ,jetzigen Königreich Spanien [... ] oft viele Verhältnisse eintreffen können" (in [... ] nunc et pro tempore existentibus Hispaniarum regnis multa saepe contingere possunt), die kirchliche Rechtsfälle und Kontroversen unter den Miltärpersonen als Folge haben. Als weiteren Grund nennt der Papst, daß der ,,Rekurs an die Ortsordinarien oder an den Apostolischen Stuhl nicht leicht zu erreichen ist". Später wird dieser Grund mit den "gegenwärtigen Kriegen in den [... ] Reichen" (§ 1b) verbunden. Eine angemessene ,,Militärseelsorge" ist die aktuelle Antwort auf ein zeitlich und räumlich begrenztes Problem. 20 Vgl. Pugliese, Storia e Legislazione, 21, mit Anrn. 39: ,,non poteva amministrare i sacrarnenti delta Penitenza, Eucaristia ed Estrema Unzione in statione hyberna vel in praesidiis [Anm.: S. C. c., 6 marzo 1694, in Dubia iursidict. Capp. exercitus]". 21 Vgl. ebd., 20: ,Je esenzioni erano solo valevoli durante le spedizioni militari e non nei presidi 0 fortezze 0 luoghi di svernarnento, se non per quei soldati che appartenessero alla diocesi delluogo". 22 § lc spricht nicht von "sacrarnenti recipiendi", sondern von "sacrarnenti militibus ministrandi".

1. Kap.: "Cum sicut maiestatis tuae" (1645)

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Wir werden am Ende der Arbeit den Schlüssel begriff "Ordinarius" analysieren. 23 Jetzt halten wir nur fest, daß dieser Begriff zeigt, daß das Breve besonders der Militärseelsorge auf höherem Niveau gilt, und zunächst nicht der allgemein auszuübenden Seelsorge. Wir werden aber weiter unten sehen, daß eine tatsächlich fungierende Militärseelsorge unter den Militärpersonen schon existierte. Durch das Breve bekam sie eine vom Ortsklerus unabhängige Rechtsbasis. Ein Rekurs an den Ap. Stuhl ist prinzipiell immer möglich. Die Rekurshindernisse können praktische Gründe haben oder darin bestehen, daß es im Interesse des Königs oder der Militärpersonen ist, Entscheidungen ohne Rekurs zu erreichen. c) Zuständigkeit für die Militärseelsorge Philipp IV. (1621-65) hatte dadurch Verantwortung für die Militärseelsorge gezeigt, daß er Heeresgroßkapläne berufen und dazu Bitten für sie an den Papst gerichtet hatte (vgl. § la). Als Staatsoberhaupt war er moralisch zuständig für seine Untergebenen, auch bezüglich ihres geistlichen und kirchlichen Lebens. In der Überschrift wird Philipp vom Papst als "Katholischer König" angesprochen. Die Zuständigkeit des Ortsklerus wird nicht genannt, nur daß die Ortsordinarien offenbar nicht imstande sind, sie wahrzunehmen. Das Breve erklärt keineswegs, daß die Militärpersonen oder das Heer wegen der Militärseelsorge vom Ortsklerus eximiert werden. Formell wird nur die Zuständigkeit des Ortsklerus durch die Zuständigkeit der Militärseelsorge ergänzt. Papst Innozenz X. zeigt dadurch Verantwortung für die Militärseelsorge, daß er kraft seines Jurisdiktionsprimates die rechtliche Basis für eine vom Ortsklerus unabhängige Militärseelsorge schafft. Durch das Breve bekommen die Heeresgroßkapläne die direkte Zuständigkeit für die Militärseelsorge.

2. Der Militärklerus (§ la-c) Die Heeresgroßkapläne bekommen die Zuständigkeit für die Militärseelsorge. Sie teilen die Zuständigkeit mit ihren delegierten Priestern. In der Tat wird die Militärseelsorge von anderen Priestern ausgeübt.

23

S. u. S. 447ff.

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1. Teil: Geschichtliche Untersuchung

a) Kapläne Schon Francisco Schmalzgruber (* 1663, t 1735) schrieb, daß das Wort "capella" - und damit auch "cappellanus" - mehrere etymologische Wurzeln habe. 24 Die Anknüpfung an den Mantel (cappa) des hl. Martin von Tours (4. Jh.) hängt wohl mit dessen großer Popularität und seiner Stellung als Schutzherr der fränkischen Könige seit Chlodwig (um 500) zusammen und hat freilich auch mit der Stellung des Mantels als Reliquie, den man auch in den Schlacht mitführte, Zusammenhang. Das Heiligtum, in dem der Mantel aufbewahrt war, wurde zu einer "Kapelle". J. Denis sieht den Ursprung der Kapläne in königlichen Priestern, die dem König auf dem Feldzug folgten, liturgische Dienste in seiner Kapelle ausübten und wichtige Verwaltungsdienste am königlichen Hof leisteten. In der Karolingerzeit erreichten sie eine sehr hohe Stellung. 25 Er verweist auf Erzbischof Hinkmar von Reims (806-822), der schrieb: "Aber der Apokrisiar6 , wie die Einheimischen den Kaplan oder Hofküster nennen, leitete unter seiner Aufsicht und Verfügung den ganzen Hofklerus.'