Die Länderrisikoanalyse der Banken: Darstellung, Analyse und Beurteilung mit entscheidungs- und planungsorientiertem Schwerpunkt [1 ed.] 9783428474752, 9783428074754

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Die Länderrisikoanalyse der Banken: Darstellung, Analyse und Beurteilung mit entscheidungs- und planungsorientiertem Schwerpunkt [1 ed.]
 9783428474752, 9783428074754

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DERIK-W. EVERTZ

Die Länderrisikoanalyse der Banken

Schriften zu internationalen Wirtschaftsfragen Band 13

Die Länderrisikoanalyse der Banken Darstellung, Analyse und Beurteilung mit entscheidungs- und planungsorientiertem Schwerpunkt

Von Derik-W. Evertz

Duncker & Humblot . Berlin

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Evertz, Derik-W.: Die Länderrisikoanalyse der Banken: Darstellung, Analyse und Beurteilung mit entscheidungs- und planungsorientiertem Schwerpunkt / von Derik-W. Evertz. - Berlin : Duncker und Humblot, 1992 (Schriften zu Internationalen Wirtschaftsfragen ; Bd. 13) Zug!.: Berlin, Techn. Univ., Diss., 1991 ISBN 3-428-07475-0 NE:GT

D83 Alle Rechte vorbehalten © 1992 Duncker & Humblot GmbH, Berlin 41 Fotoprint: Werner Hildebrand, Berlin 65 Printed in Germany ISSN 0720-6984 ISBN 3-428-07475-0

Dank Bei der Sammlung der notwendigen Daten und Erfahrungen für die Fertigstellung dieser Arbeit sind beim Autor einige Dankesschulden angefallen. An erster Stelle ist der Commerzbank AG/Frankfurt a. M., insbesondere Herrn Dr. Detrez und Herrn Assessor H. Fischwasser, sowie bei der Deutschen Bank AG/Frankfurt a. M. Herrn Dr. Storf, Herrn K. Bernecker sowie Herrn Dr. Murtfeld und Herrn Dr. Vogt für die Unterstützung und die anregenden Fachgespräche zu danken. Herrn Dipl.-Kfm. K. Tomizawa von Nomura Securities sei für seine Unterstützung herzlich gedankt. Während eines Aufenthaltes in Zürich steuerten Mitarbeiter der Schweizerischen Bankgesellschaft ebenfalls wichtige Informationen bei. Die chaostheoretischen Betrachtungen wären wohl ohne die interdisziplinär fruchtbaren Fachgespräche mit Herrn Dipl.-Phys. T. Weider nicht möglich gewesen. Für Hinweise und Ergänzungen ist auch Herrn Dipl.Chem. C. Blümel zu danken. Ganz besonderer Dank gilt Frau Dipl.-Kff. A. Aschfalk für ihr Engagement und ihre Unterstützung. Meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Hans H. Lechner, schulde ich besonderen Dank für seine Anregungen und Hinweise, wie auch für die immer problemlose Bereitstellungen von Freiräumen für die Anfertigung dieser Arbeit.

Inhalt A Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 B. Zur Definition und den Folgen des LändcrrisWls ........................... 18

I.

Das Definitionsproblem des Länderrisikos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 18 1. Die allgemeine Definition des Länderrisikos .......................... 18

2. Die Systematisierung des Länderrisikos aus bankwirtschaftlicher Sicht ....... 25 11.

Die Bedeutung des Länderrisikos für Banken ........................... 28 1. Abschreibungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2. Die Kosten der Umschuldungen ................................... 29 3. Die Kosten verspäteter Zahlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 4. Die Kosten der Nichterfassung eines erhöhten Risikos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

C. Ein Überblick über quantitatM und qualitatM Tedmikcn der RisikrwnalJlc . . . . . . . 32

I.

Die Scoring-Verfahren ............................................ 33

11.

Makroökonomische Verfahren ("Gap-Modelle") ......................... 38

111.

Ein Überblick über statistische Verfahren .............................. 40

IV.

Die Szenario-Analyse ............................................. 44

V.

Besonderheiten der Risikoanalyse multinationaler Unternehmen und zusammenfassende Kritik .......................................... 46

D. Ansätze einer ~rbesscrtcn Ländcrrisikoanaly&c . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

I.

Die Grundanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 1. Die Schwachstellenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

2. Die Analyse von Frühwarnsignalen und die Abschätzung der Folgereaktion ... 49 3. Die Abschätzung des zeitlichen Problemhorizonts ...................... 51

Inhalt

8 11.

Die Auswahl einer Ländertypologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 1. Die Systematik der Weltbank ................. . .................... 53

2. Risikokategorien von A bis E ..................................... 53 3. Länder-Portfolio ... . ............. . ........ . ............ . ....... 55 4. VelWeilstabile Ländergruppen ..................................... 62 5. Versuch einer Eignungsbeurteilung ................................. 65

E. Die HaupdJcslandteile einer Linderwirt&l:haftlao der Banken . . . . . . . . . . . . . . . 67 I.

Die quantitative Indikatoranalyse .. .. ................................ 68 1. Die wesentlichen Datenquellen . ............. . ..................... 68 2. Der Fortgang der Untersuchung - ein Überblick ...... . ................ 70 3. Indikatoren und Finanzierungskennziffem . .......... . ................ 71 a. Allgemeine Verschuldungsindikatoren ............................ 71 aa. Die Schuldendienstquote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 ab. Die Schuldenrückzahlungsfähigkeitsquote .. ........ . .......... 73 ac. Das Schulden-Export-Verhältnis ............................ 73 ad. Das Schulden-DIP-Verhältnis ("Debt GDP Ratio") .............. 73 ae. Die Importdeckungsquote ........... . ............. .. . . .... 74 b. Spezielle Verschuldungsindikatoren .............................. 75 ba. Die Kreditquellenstruktur ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 bb. Die Zinsdienstquote ............ . ...... . .... . ............ 75 bc. Die Zinsdienstdeckung ............. .. .................... 76 bd. Die erweiterte Cash-flow-Quote ................... . ........ 78 c. Allgemeine Wirtschaftsindikatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 ca. Das partielle 8evölkerungswachstum ......................... 80 cb. Die Investitionsquote und die InvestitionsefflZienz . . . . . . . . . . . . . . . 81 ce. Die Sparquote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

Inhalt

9

cd. Die Exportquote ........................................ 82

ce. Die Exportstruktur ...................................... 83 1) Der Exportgüterkonzentrationsindex (EXKOI) ............... 84 2) Die Quote der verarbeiteten Exportgüter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 3) Die Primärgüterexportquote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 4) Der Diversifikationsindex ............................... 85 5) Der "International Competitiveness" Index (0) .............. 86 cf. Die Importstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 1) Die Kompressionsquote ................................ 87 2) Der Energie-Import-"Cover" ............................. 88 cg. Die Inflationsrate ....................................... 89 ch. Die Geldmengenentwicklung ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 ci. Das Haushaltsdefizit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

d. Branchenindikatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 e. Die Schuldenmanagementqualität ............................... 96 f. Umweltbedingungen ......................................... 98 g. Das (quantitative) Investitionsklima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 101 11.

Einige qualitative wirtschaftliche Analyseaspekte ........................ 103 1. Gesamtwirtschaftlich qualitative Aspekte .......................... .. 103 2. Einzelwirtschaftlich qualitative Aspekte ............................. 104

F. EmpiriIdte Analyse und Beurteilung alJS&'CWiibltcr Indibtoren ................. 110 I.

Analyseverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 110

11.

Der Diversifikationsindex ......................................... 111

III.

Der Exportgüterkonzentrationsindex (EXKOI) ......................... 119

IV.

Der "International Competitiveness" Index (CI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 125

V.

Die InvestitionseffIZienz .......................................... 133

Inhalt

10

G. Hauptbcslanclteilc einer AnaIyIic der poIitischc:n Situation eines Landes . ......... 145 I.

Die Erfassung der politischen Struktur ............................... 146 1. Die Struktur der gesellschaftlichen Schichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 148

2. Institutionen und deren Einfluß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 151 3. Probleme der Existenz charismatischer Persönlichkeiten. . . . . . . . . . . . . . . .. 154 4. Kontrollmechanismen .......................................... 155 11.

Sozio-kulturelle und ethnische Besonderheiten ......................... 157

111.

Die Stabilitätsanalyse der politischen Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 161 1. Der Weg zum Szenarium ........................................ 162 2. Der kombiniert qualitativ/quantitative Weg zum Szenarium .............. 169

H. Einige Ubcrlegungen zum Problem der Systcmcmpfehlung und zur Einglicdcrung in bankinterne Planunpsystcmc ..... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 175 I.

Der Systemaufbau in qualitativer und quantitativer Hinsicht ............... 175

11.

Wesentliche Indikatoren der quantitativen wirtschaftlichen Analyse .......... 178

III.

Einbindung in die bankinterne Planung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 182

litelliturvelZCicbnis .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 185

Sacbregistcr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 196 Anhang I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 200 Anhang n

..........................................................

204

Anhang m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 210 Anhang IV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 227

Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Determinanten des wirtschaftlichen Risikos ........................... 22 Abb. 2: Determinanten des politischen Risikos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Abb. 3: Faktoren des politischen Risikos ................................... 24 Abb. 4: Die Systematik des Länderrisikos aus bankwirtschaftlicher Sicht . . . . . . . . . . . . 27 Abb. 5: Techniken der Länderrisikoanalyse ................................. 32 Abb. 6: Verlustauswirkungen von Illiquidität und Insolvenz ..................... 51 Abb. 7Abb. 10: Portfolio-Analyse 1 .......................................... 58/59 Abb.11Abb. 14: Portfolio-Analyse 2 .......................................... 60/61 Abb. 15: Überblick über die kommentierten Indikatorgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Abb. 16: Schuldendienstquote und Zinsdienstquote der 17 höchstverschuldeten Länder 1978-1986 .............................................. 76 Abb. 17: Die Kompressionsquote und ihre unterschiedliche Datenbasis ............. 88 Abb. 18: Folgen einer expansiven Geldpolitik bei zu geringem BIP-Wachstum ........ 92 Abb. 19: Einfluß politischer Ereignisse auf den ausländischen Investitionszufluß . . . . .. 105 Abb. 20: Ländergruppen und Diversifikationsindizes

118

Abb. 21: Ländergruppen und Konzentrationsklassen

124

Abb.22: Zeitreihenbetrachtung der Competition-Werte ausgesuchter jüngerer Industrie- und Schwellenländer von 1977-1985 ........................ 130 Abb.23: Zeitreihenbetrachtung der Competition-Werte ausgesuchter Entwicklungsund Schwellenländer von 1977-1985 ................................ 131 Abb.24: Zeitreihenbetrachtung der Competition-Werte ausgesuchter Industrieländer von 1977-1986 ................................................ 131

12

Abbildungsverzeichnis

Abb. 25: Periode 1 - Zustandsraum und Zeitpfad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 139 Abb. 26: Periode 2 - Zustandsraum und Zeitpfad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 140 Abb.27: Periode 4 - Zustandsraum und Zeitpfad ............................. 141 Abb. 28: Bestandteile der politischen Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 147 Abb. 29: Beispiel einer einfachen Szenario-(2,2)Matrix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 165 Abb. 30: Beispiel für eine Cross-Impact-(3,3)Matrix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 168 Abb.31: Struktur der politischen Stabilitätsanalyse von Booz, Allen & Hamilton

171

Abb. 32: Grundsystematik der Länderrisikoanalyse mit dualem Aufbau der Hauptanalyse ................................................. 176 Abb.33: Gegenstand der quantitativen und qualitativen Hauptanalyseteile .......... 177 Abb. 34: Beispiel für eine LänderrisikobewertungstabeUe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 181 Anhang IV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 227 Abb. 1Abb. 12: Syrnplexbilder von Exportveränderungen und CI Abb. 13Abb.28: Zeitreihe 1971-1985: InvestitionseffIZienz und Investitionsquoten Abb. 29Abb.60: Chaosuntersuchungen 1972-1985

Tabellenverzeichnis Tab. 1: Sekundärmarktpreise für Schulden lateinamerikanischer Länder . . . . . . . . . . . . 31 Tab. 2: Einige Fehlerraten statistischer Länderrisikoanalysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Tab. 3: Bewertung der Ländertypologien ........... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Tab. 4: Ausgewählte "Import-Cover" 1987 .................................. 74 Tab. 5: Veränderung der Lebenserwartung West-Ost-Europa-Vergleich 1970-1987 ... 100 Tab. 6: Standard International Trade Classification 11

112

Tab. 7: Zusammenstellung der Diversifikationsindizes

116

Tab. 8: Zusammenstellung der Exportgüterkonzentrationsindizes . . . . . . . . . . . . . . .. 122 Tab. 9: Zusammenfassende Darstellung des afrikanischen und des westlichen Weltbildes ................................................... 161 Tab. 10: Indikatoren der quantitativen Wirtschaftsanalyse ...................... 179

Abkürzungsverzeichnis a.a.O.

am angegebenen Ort

Abb.

Abbildung

Bd.

Band

BIP

Bruttoinlandsprodukt

CI

International Competitiveness Index

ECE

Economic Comission for Europe

EXKOI

Exportgüterkonzentrationsindex

FAZ

Frankfurter Allgemeine Zeitung

GDP

Gross Domestic Product

i.a.

im allgemeinen

i.e.S.

im engeren Sinne

IFS

International Financial Statistics

i.R

im Rahmen

i.S.v.

im Sinne von

IWF

Internationaler Währungsfond

LDC

Less Developed Country

LIBOR

London Interbank Offered Rate

Mrd.

Milliarden

NIC

Newly Industrialized Country

OECD

Organisation for Economic Cooperation and Development

SITC

Standard International Trade Classification

u.a.

unter anderem

u.U.

unter Umständen

vgl.

vergleiche

WiSt

Wirtschaftswissenschaftliches Studium

zit.

zitiert

A. Einleitung "Deshalb gewöhnt sich schnell an Scherbenhaufen, wer mit Kristallkugeln zu tun hat." Edgar R. Fiedler

Mannigfaltige Risikoanalysesysteme von multinationalen Unternehmen und Banken werden seit vielen Jahren in der Literatur dargestellt. Das Spektrum reicht dabei von einfacheren wie auch komplizierteren statistischen Verfahren, über Szenarien und Checklisten bis hin zu fortgeschrittenen Computersimulationen. Diese Arbeit will sich mit der Länderrisikoanalyse der Banken, insbesondere mit der Indikatoranalyse, auseinandersetzen. Da bei den Verfahren sehr oft spezifische Überlegungen und Erfahrungen einzelner Geschäftsbanken im Vordergrund stehen, kommt es in der Literatur in der Regel zu keiner direkten Empfehlung bestimmter Systeme. Die Verfahren der Länderanalyse sind dabei durch die permanenten politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen einem andauernden Anpassungs- und Veränderungsprozeß unterzogen. Es erscheint an der Zeit, über den Vergleich der praktizierten und der theoretisch erörterten Systeme hinaus die Beschreibung einer Art "Modellsystem" zu versuchen, zumindest aber festzustellen, ob ein solches Modellsystem existieren kann, und welche Voraussetzungen dafür existieren müßten. Es ist darüber hinaus von bankwirtschaftlichem Interesse, festzustellen, ob ein Länderanalysesystem geeignet sein kann, in ein bankinternes ertragsorientiertes Planungssystem langfristig eingebunden zu werden. Die Einsicht in die Notwendigkeit langfristiger, ertragsorientierter Planung, wie sie in den Controlling-Systemen der Industrie seit Jahren getätigt wird, hat sich in den 80er Jahren verstärkt auch bei den Banken durchgesetzt. In Äußerungen von Analysten sind Hinweise bezüglich der mittlerweile erreichten Qualität von Länderrisikoanalysen zu sehen, die einen Einsatz für längerfristige Planungszeiträume möglich erscheinen lassen. Es sei beispielhaft die in persönlichen Gesprächen erhaltene Aussage genannt, daß es in den vergangenen 6 Jahren

16

A. Einleitung

geglückt sei, in einem Zeithorizont von ca. 18 Monaten eine Trefferquote von beinahe 100% für Prognosen von Umschuldungen und ähnlichen fmanziellen Krisenkonstellationen zu erreichen. Da diese Arbeit einen bank- bzw. betriebsinternen Schwerpunkt besitzt, werden Ratingverfahren externer Anbieter (z.B. BERI SA., Institutional Investor, euromoney) nur am Rande einbezogen. Zu Beginn stellte sich die Frage, ob der Darstellung der Theorie der Länderrisikoanalyse größerer Raum gegeben werden sollte. Im Untersuchungsverlauf wurde jedoch klar, daß das Forschungsgebiet "Länderrisikoanalyse" vom - auch systemanalytischen - Ansatz her in einem größtenteils theorielosen Raum existiert. Daher versucht dieser Arbeit, ein theoretisches Gerüst für eine Länderrisikoanalyse zu beschreiben. In den meisten Veröffentlichungen beschreiben Bankpraktiker ihre favorisierten Systeme. Theoretische Erörterungen der Indikatorwahl werden nicht durchgeführt oder letztendlich als irrelevant beurteilt. Die u.a. in der Arbeit behandelten ökonometrischen Untersuchungen der 1970er Jahre bieten dafür ein Beispiel: in ihren Ergebnissen wurden sie als unbefriedigend bezeichnet. 1 Die sich mit Analysesystemen beschäftigenden akademischen Arbeiten müssen mancherorts den Vorwurf des Eklektizismus über sich ergehen lassen. 2 Wenn aber der Forderung von Analysten Rechnung getragen werden soll, den quantitativen Methoden zumindest in der Wirtschaftsanalyse endgültig den Vorrang zu geben? so kann auch in der Theorie nicht auf den Vergleich in der Praxis genutzter Indikatoren und auf die Feststellung ihres Aussagewertes verzichtet werden. Besondere Beachtung findet deshalb in dieser Arbeit die empirische Analyse ausgewählter Indikatoren. Ob ein solches Vorgehen dann "eklektisch" zu nennen ist, sei dahingestellt. Der oft zu

1 Vg1. die Darstellung der Studien von Frank/Cline (1971), Grinols (1976), FederjJust (1977), Mayo/Barrett (1977) und Sargen (1977) bei Saini, K.G./Bates, P.S,. A Survey of the Quantitative Approaches to Country Risk Analysis, in: Journal of Banking and Finance, 1984 No.8, S.343 ff.; sowie die Kommentare dazu bei Cataquet, H., Country Risk Analysis: Art, Science and Sorcery? in: Beihefte zu Kredit und Kapital, 1985 Heft 8, S.91; oder Bird, G., New Approaches to Country Risk, in: L10yds Bank Review, Oct. 1986, S5; sowie Robinson, J.N., Is It Possible to Assess Country Risk? in: The Banker, Jan. 1981, S.79. 2 Vgl. Bird, S5; sowie zum Problem der eklektischen Forschung auch Armstrong, J.S., LongRange Forecasting - From Crystal Ball to Computer, 2Auft., New York etc. 1985, S.62 ff. 3 Vgl. Cataquet, S.103.

A. Einleitung

17

lesende Satz "country risk assessment is an art and not a science,,4 hilft der akademischen Diskussion auf keinen Fall weiter. In der inhaltlichen Strukturierung hält sich die Arbeit grob an den systematisch bedingten Ablauf einer Länderrisikoanalyse. Der Bogen spannt sich von der notwendigen DefInition des Risikos über die Grundlagen und Vorarbeiten einer Analyse bis hin zur genauen Betrachtung von Inhalt und Methodik der wirtschaftlichen und politischen Analyseanteile und der daraus sich ergebenden Schlußfolgerungen für ein "Modellsystem". Die empirische Analyse ausgewählter Indikatoren brachte interessante Ergebnisse bezüglich der Aussagefähigkeit mancher von Banken genutzter Kennziffern. Dabei wurde der Schwerpunkt nicht auf die in der Literatur immer wieder dargestellten und untersuchten "klassischen" Verschuldungsindikatoren gelegt,5 sondern es wurden bewußt im systematischen Bereich kompliziertere Indikatoren gewählt. Diese Kennziffern sind durch die Zuhilfenahme einer Indizierung charakterisiert und ferner dadurch, daß fast jede Bank das Verfahren ihrer Ermittlung zumeist in die Nähe eines Geschäftsgeheimnisses rückt. Hinweise in der Literatur, in der Banken ihre Systeme grob darstellen, und Fachgespräche konnten jedoch mit Hilfe von Plausibilitätsüberlegungen zu einer Simulation der Verfahren führen. Bankanalysten können somit ihre eigenen Systeme mit den dargestellten Verfahren vergleichen. In diesem Sinne soll diese Arbeit auch eine Diskussionsgrundlage bieten.

4 Vgl. Cataquet, S.I04 oder Calverley, J., Country Risk Analysis, London 1985, S.131. 5 Die Einschätzungen dieser Indikatoren wurden der gängigen Literatur entnommen. Vg1. dazu insbesondere Calverley; Cataquet; Müller, A.P., Finanzierungskennziffern zur Analyse des Länderrisikos im Auslandskreditgeschäft: Ein Überblick, in WiSt, 1985 Nr.9, S.477 ff.; eloes, R, Das Länderrisiko bei internationalen Kapitalbewegungen, Köln 1988, S. 238-261; etc. 2 Evertz

B. Zur Definition und den Folgen des Länderrisikos I. Das Definitionsproblem des Länderrisikos 1. Die allgemeine Definition des Länderrisikos

Das Länderrisiko kann allgemein in folgender Weise defIniert werden: ·Das Länderrisiko bezieht sich auf ein Spektrum von Risiken, welches aus dem ökonomischen, sozialen und politischen Umfeld (dies beinhaltet auch politische Reaktionen der Regierung auf Veränderungen dieses Umfeldes) eines bestimmten Landes hervorgeht. Es resultieren daraus potentiell günstige oder widrige Konseguenzen für die Auslandsverschuldung und/oder Portfolio-Investitionen in diesem Land.·1

Diese DefInition beinhaltet auch solche Risiken, die sich speziell auf Investitionen multinationaler Unternehmen auswirken (z.B. Enteignungen, Beeinträchtigungen des Gewinntransfers usw.). Banken interessieren sich in erster Linie für die Umstände, welche Auswirkungen aufvertraglich geregelte Zins- und Tilgungszahlungen haben. Die Beschäftigung mit diesem liquiditätsorientierten Ansatz führt später zur Einordnung und Problematik der Begriffe "souveränes Risiko" und "Transferrisiko". InwieweitBanken zu ihrem eigenen Schaden die RisikodefInition zu eng abgrenzen, wird an anderer Stelle erörtert werden. Eine sich an praktizierten Analysesystemen orientierende DefInition bezieht sich auf die Risikofaktoren "Zahlungsfähigkeit" sowie "Zahlungswilligkeit" .2 Die Zahlungsfähigkeit eine Landes, welche auch aufgefaßt werden kann als "nationale Liquidität", ist direkt verbunden mit dem Zustand der Zahlungsbi-

1 Definition der "Association of Reserve City Bankers" (ARCB) laut "Country Exposure Measurement and Reporting Practices of Member Banks", März 1977, S.l1, zit. in Cataquet, S.78: "Country risk "refers to a spectrum of risks arising from the economic, social and political environment of a given country (including govemment policies framed in response to trends in these environments) having potential favorable or adverse consequences for foreigners'debt and/or equity investments in that country."" 2 Vgl. Schweizerischer Bankverein, Country Risk Assessment: Swiss Bank Corporation's Approach, in: Supplement to Economic and Financial Prospects, No.l, 1988, S.4.

I. Das Definitionsproblem des Länderrisikos

19

lanz. Die inhaltliche Betrachtung der Bilanzkomponenten führt schnell zum Erkennen der möglichen Ursachen sinkender Deviseneinnahmen oder steigender Devisenausgaben und damit einer Beeinträchtigung der Zahlungsfähigkeit: 3 - Exportausfälle bedingt durch fallende Warenpreise bei konstantem Handelsvolumen oder eine weltwirtschaftliehe Rezession. - Importzunahmen durch überbewertete Inlandswährung oder Inflation. - Steigende Zinsen. - Versiegende Kapitalimporte. - Kapitalflucht. - Geringere Überweisungen im Ausland arbeitender Bevölkerungsteile. Viele Analysesysteme konzentrieren sich auf Indikatoren, die auf den Aspekt geringerer Deviseneinnahmen ansprechen. Festzustellen ist, daß die Zahlungs( un)fähigkeit ein primär wirtschaftlich determiniertes Risiko darstellt (vgl. dazu auch Abbildung 4). Das Risiko der Zahlungs(un)willigkeit als eigenständiger Faktor in der Risikodefmition läßt sich anhand der Kosten und Gewinne der Nichteinhaltung von Verpflichtungen für ein Land einschätzen. Im Falle der Einstellung von Zins- und Tilgungszahlungen bei gleichzeitig nicht mehr zu erwartenden Neukreditvergaben kann sich ein "Gewinn" in Form eines NettoKapitalimportes ergeben. Ein Moratorium kann somit zu einem Vorteil führen.4 Allerdings stehen dem erhebliche Kosten nicht nur monetärer Art gegenüber: - Die Außenhandelsfinanzierung wird praktisch zum Erliegen kommen. Tausch und Cash-Geschäfte können zwar als Ersatz auftreten, aber der Tausch ist unflexibel und, ob durch Cash-Geschäfte das alte Handelsvolurnen aufrecht erhalten werden kann, ist zweifelhaft. - Ausländische Guthaben können beschlagnahmt werden.

3 Vgl. Calverley, a.a.O., 5.16. 4 Vgl. zum Nutzen des Schuldners bei unterschiedlicher Vertragserfüllung auch 5tüven, V., Zur Risikoaufteilung bei Krediten an Entwicklungsländer - ein Vertragssystem zur Reduzierung des Souveränitätsrisikos, in: Die Weltwirtschaft, 1988 Heft 1, 5.156 ff. oder Nunnenkamp, P./Schweickert, R, Determinanten der Kreditvergabe von Privatbanken an Entwicklungsländer in den achtziger Jahren, in: Die Weltwirtschaft 1989 Heft 1, 5.158 sowie Nunnenkamp, P./Picht, H., Willful Default by Developing Countries in the 1980s: A Cross-Country Analysis of Major Determinants, in: Weltwirtschaftliches Archiv, Bd.125, 1989 Nr.4, 5.681-684.

20

B. Zur Definition und den Folgen des Länderrisikos

- Es existiert das Risiko der diplomatischen Isolation gegenüber den Länder, deren Banken große Verluste tragen. - Das Mißtrauen, welches durch eine solche Zahlungsverweigerung hervorgerufen wird, schädigt die einheimische Wirtschaft generell und verhindert weitere Auslandsinvestitionen. - Die internationale, diplomatische "Schande" der totalen Zahlungseinstellung.

- Nunnenkamp/Picht betonen darüberhinaus in ihrer Untersuchung, daß das

Zustandekommen einer Regierungsentscheidungfür eine gewollte Zahlungseinstellung nicht nur von rein ökonomischen Gesichtspunkten her betrachtet werden sollte, sondern auch der politische Druck gesellschaftlicher Gruppen (Opposition, Gewerkschaften etc.) eine gewichtige Rolle spielen kann. Die sozialen Kosten eines Moratoriums können dann die Gewinne übertreffen.5

Ergänzend zu den oben genannten Kosten und Gewinnen kann das primär politisch detenninierte Risiko einer Zahlungsunwilligkeit seine Gründe in einem ideologischen und/oder grundsatzpolitischen Umschwung fmden, der u.U. an einen Machtwechsel gekoppelt sein kann. Es ist allerdings davon auszugehen, daß größere Zahlungschwierigkeiten eine solche Entwicklung begleiten. Daher kann eine positive Beziehung zwischen Zahlungsfähigkeit und Zahlungswilligkeit festgestellt werden. 6

Um zusammenfassend und ergänzend die wesentlichen Bestimmungsgründe und Faktoren des wirtschaftlichen und politischen Risikos aufzuzeigen, soll auf einige der zahlreichen Zusammenstellungen in der Literatur zurückgegriffen werden. Diese Determinanten bilden teilweise eine Ableitungsgrundlage für die später ausführlich besprochenen Indikatoren der quantitativen, wirtschaftlichen Analyse. Außerdem liefern sie Untersuchungsund Beurteilungsgrundlagen für die mehr qualitative, politische Analyse. Bei einer Betrachtung der Bestimmungsgründe des wirtschaftlichen Länderrisikos in Abbildung 1 werden in einem "top-down approach" die überaus komplexen und verbal nicht unbedingt befriedigend darstellbaren Zusammenhänge der einzelnen Aspekte sichtbar. Dabei kann von zwei Seiten ausgegangen werden: zum einen von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, zum anderen von Mittelbedarf und Mittelbeschaffung. Wie sich im Verlauf der nächsten Kapitel zeigen wird, ist eine Isolierung der einzelnen Determinanten und ihrer Auswirkungen in der Praxis oft nur sehr schwer möglich.

5 Vgl. Nunnenkamp/Picht, S.696. 6 Vgl. Bird, S.7.

I. Das Definitionsproblem des Länderrisikos

21

Abbildung 1 zeigt weiterhin, daß sich mehrere Ebenen kennzeichnen lassen, aus denen Indikatoren abgeleitet werden können. Die Nummerierung bildet dabei keine Präferenz. Die beiden Ausgangspunkte "financial gap" und "Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit" dienen dabei als Pole eines Spannungsfeldes, welches den Devisenverbrauch und die Devisengenerierung einer Volkswirtschaft beschreibt. Die Determinanten des politischen Risikos sind schwerer in ihrer Aufgliederung zu systematisieren. Man kann - wie in der Abbildung 2 geschehen - zwei Ausgangspunkte definieren: einmal den Fall des privaten oder öffentlichen Schuldners, zum anderen die innere und äußere Situation des Landes, an welches der Kredit vergeben wird. Die Systematisierungsproblematik der Veränderung der politischen Situation mit ihren zahlreichen Schattierungen verdeutlicht besonders der mittlere Teil der Abbildung. Auf die Existenz eines Reaktionskontinuums von Ländern auf politische Impulse wird noch an anderer Stelle hingewiesen werden. Abbildung 3 zeigt einen integrativen Ansatz, der sich sowohl auf das politische Länderrisiko, als auch auf das einzelwirtschaftliche ProjektrisikQ bezieht. Dieser Ansatz gibt einen Hinweis auf die Notwendigkeit, auch in der bankinternen Risikoanalyse einzelwirtschaftliche Aspekte eingehen zu lassen. Die Praxis unterscheidet zur Zeit relativ streng zwischen einzelwirtschaftlicher und gesamtwirtschaftlicher Analyse gerade in Hinblick auf die Interdependenzen der Ergebnisse beider Analyseteile. Die einzelwirtschaftliche Projektanalyse industrieller Unternehmen wird sich ihrem Wesen nach bevorzugt mit der Gefahr der Enteignung auseinandersetzen. Die einzelwirtschaftliche Analyse von kreditfinanzierten Projekten im Rahmen ihres wirtschaftlich/ politischen Umfeldes und ihrer Bedingungen zur Devisenerwirtschaftung kann allerdings Erkenntnisse für die zukünftige Bedienung investitionsorientierter Auslandskredite liefern und darüber hinaus über die potentielle Zunahme an Direktinvestitionen informieren. Konsequenzen aus diesem Sachverhalt für die Gesamtstruktur eines bankinternen Analysesystems werden in Teil H. dieser Arbeit gezogen.

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8 Im Rahmen der Indikatorbetrachtung wird eine Definition des Cash-flows erfolgen.

52

D. Ansätze einer verbesserten Länderrisikoanalyse

Von der Insolvenz eines Landes wird gesprochen, wenn vollständige Zahlungsausfälle auftreten, wobei auch in Zukunft mit keiner Verbesserung der Situation gerechnet werden kann.9 Als Verlustfolge einer Illiquidität können entweder "nur" Zahlungsrückstände (und dadurch Opportunitätskosten) entstehen, die in absehbarer Zeit aufgeholt werden können, oder Umschuldungen, die die Zins- und Tilgungszahlungen auf mittel- bis langfristige Perioden verschieben. Bei einer festgestellten Insolvenz bleibt in aller Regel nur die Möglichkeit der Vollabschreibung übrig. 10 11. Die Auswahl einer Ländertypologie Bei der Betrachtung gängiger Rating-Veröffentlichungen namhafter Zeitschriften und Institutel l fallen immer wieder die undifferenzierten, tabellarischen Aufzählungen der untersuchten Länder auf. "Ratings" leben notwendigerweise von einem solchen Ländervergleich. Es darf jedoch die Frage aufgeworfen werden, welchen Sinn ein direkter Vergleich der Bundesrepublik Deutschland mit der Republik Zentralafrika beinhalten soll. Praktikeraussagen unterstützen die Forderung, daß Ratings die unterschiedlichen Ländercharakteristika beachten müssen, sollen sie nicht als "journalistische Spielwiesen" gelten. Bankanalysten betrachten solche Global-Ratings mit geringem Interesse. Notwendig ist daher eine Aufteilung der Länder in bestimmte Gruppen, um externe tabellarische Aufzeichnungen gehaltvoller zu machen und im internen Gebrauch sinnvollere Vergleiche durchzuführen. Da allein schon bei der DefInition eines Entwicklungslandes Schwierigkeiten auftreten, ist es nicht verwunderlich, daß unterschiedlichste Gruppensystematiken in der Literatur existieren. Um die Wahl einer Systematik in der späteren Indikatoranalyse zu begründen, stellt der Autor in diesem Abschnitt einige Ansätze vor, die anhand verschiedener Merkmale Länder in Gruppen einordnen. Es kann festgestellt werden, daß die Systematiken teilweise Länder nach bestimmten Gruppenrisiken (z.B. Bonität) oder nach neutralen, makroökonomischen Größen einteilen.

9 Vgl. zu den Problemen der Übertragung der betriebswirtschaftlichen Begriffe Illiquidität und Insolvenz auf die makroökonomische Situation einer Volkswirtschaft die Bemerkungen bei Eaton, J.jGersovitz, M.jStiglitz, J.E., The Pure Theory of Country Risk, in: European Economic Review, Vol.30, 1986, S.482-484. 10 Vgl. Grosse, RjStack, J., Noneconomic Risk Evaluation in Multinational Banks, in: Management International Review, 1984 Heft 1, S.43. 11 Vgl. Institutional Investor, euromoney, FORELEND (BER! SA.) etc.

11. Auswahl einer Ländertypologie

53

1. Die Systematik der Weltbank

Die Weltbank liefert eine Systematik, die auf einen einzelnen, makroökonomischen Indikator abstellt. Damit handelt es sich hier um eine überaus risikoneutrale Gruppierungsmethode. Sie teilt Länder nach dem Bruttosozialprodukt pro Einwohner den folgenden Gruppen zu: 12 a. Länder mit niedrigem Einkommen (BSP < / = 480 US-$) b. Länder mit mittlerem Einkommen (BSP < 6000 US-$) aa. Untere Einkommenskategorie (BSP < / = 1940 US-$) bb. Obere Einkommenskategorie c. Länder mit hohem Einkommen (BSP > / = 6000 US-$) aa.OECD-Länder13 bb. Übrige d. Nichtberichtende Nicht-Mitgliedsländer (u.a. UdSSR) Nach dem Weltentwicklungsbericht 198914 befmden sich in der Gruppe "Länder mit hohem Einkommen", Untergruppe "Übrige" jene Länder, die trotz ihres hohen Einkommens von den Vereinten Nationen oder ihren eigenen Behörden als Entwicklungsländer eingestuft wurden. Als Kritik kann geäußert werden, daß diese Aufteilung anhand nur eines Indikators stattfindetlS und keine Gruppe für Schwellenländer (NIC's) gebildet wird. Trotz dieses Nachteils kann diese Systematik als eine Grundlage für eine Risikoanalyse dienen. 2. Risikokategorien von Abis E

Dieses Kategoriensystem spielt eine Sonderrolle, da es bereits auf einer umfassenderen Analyse des Kapitalmarktes autbaut. 16 Im Zusammenhang mit der obigen Bemerkung über die notwendige Strukturierung einer RatingTabelle erscheint sie jedoch nennenswert. O'Brian bildet fünf Län12 Erstmals im "WeItentwicklungsbericht 1989" wurde die Gruppe der Entwicklungsländer als begrifflicher Definitionsbestandteil gestrichen. Die Unterscheidung zwischen planwirtschaftlichen und westlichen Industrieländern entfällt ebenfalls. V g1. Weltentwicklungbericht 1989, Weltbank, Washington D.C., s.x f. 13 Ohne Griechenland, Portugal und die Türkei. 14 Weltentwicklungsbericht 1989, Washington D.C. 1989, S.XI. 15 Vgl. Adebahr, H./Maennig, W., Außenhandel und Weltwirtschaft, Berlin 1987, S.232. 16 Für die folgenden Ausführungen vgI. O'Brian, R, Country Risk and Bank Lending Risk, in: Assessing Country Risk, Euromoney Publications, London 1981, S.87 ff.

54

D. Ansätze einer verbesserten Länderrisikoanalyse

derkategorien von Abis E, deren Bezeichnung den Rating-Systemen von Standard & Poor's oder Moody's ähnelt. Interessant ist nun, welchem wirtschaftlichen Entwicklungsstand die Länder in den einzelnen Kategorien zuzuordnen sind: Kategorie A steht für die vollständige Bedienung aller finanziellen Verpflichtungen und beinhaltet somit Länder höchster Bonität. Ihr Kennzeichen ist, daß sämtliche Schuldtitel problemlos am Sekundär-Kapitalmarkt gehandelt werden können. Innerhalb dieser Kategorie werden noch Abstufungen von AAA bis A durchgeführt. Eine Abstufung innerhalb der Kategorie A fmdet beispielsweise beim Auftreten überaus kurzfristiger, leicht zu behebender Bonitätsprobleme im Rahmen wirtschaftlicher oder politischer Entwicklungen stattP Weiterhin spielen spezielle Merkmale der Anleihen dieser Länder an den internationalen Primär-Kapitalmärkten eine Rolle. In dieser Kategorie befmden sich ausschließlich OECD-Länder. Kategorie B weist Länder auf, bei denen keine größeren Instabilitäten zu erwarten sind. Allerdings treten von Zeit zu Zeit Unsicherheiten bezüglich ihrer Kreditwürdigkeit auf. Kredite werden nur zu etwas höheren Konditionen gegeben als auf dem Markt allgemein üblich; jedoch ergibt sich nicht die Frage eines Schuldausfalls oder einer Umschuldung. Alle OECDLänder, mit Ausnahme der unter A (und C) klassifizierten, werden hier eingeordnet.

In der Kategorie C sind Länder enthalten, bei denen eine begründete Wahrscheinlichkeit für ein Schuldendienstproblem existiert. Entscheidend ist jedoch, daß die Probleme höchstens mittelfristiger Art sind, Zahlungsprobleme somit relativ schnell gelöst werden können. Abschreibungen sind nicht notwendig. Wegen ihrer stabilen ökonomischen Basis kann davon ausgegangen werden, daß diese Länder nach Lösung des Schuldenproblems schnell wieder ihre ursprüngliche Kreditwürdigkeit zurückerlangen werden. Hier fmden sich u.U. wenige OECD-Länder, die NIC's sowie wenige große Entwicklungsländer .18 Kategorie D umfaßt Länder, welche ihre Schuldenprobleme nur noch im Rahmen sehr komplizierter Umschuldungen lösen können. Ihre SekundärKapitalmarkttitel werden mit hohen Preisabschlägen versehen und während der Umschuldungsverhandlungen aus Gründen der Unsicherheit über

17 O'Brian nennt als Beispiele die britische Pfund-Krise 1976 oder das Umfeld der französischen Präsidentschaftswahlen 1973 (Vgl. O'Brian, a.a.O, 5.87). 18 O'Brian nennt hier noch "the most of the large developing countries" (O'Brian, a.a.O., 5.88). Infolge der Krisen nach 1982 ist dies wohl so nicht mehr haltbar.

11. Auswahl einer Ländertypologie

55

zufriedenstellende Ergebnisse nicht mehr gehandelt. Die meisten Krisenländer der 80er Jahre sind hier aufzuzählen. Kategorie E schließlich beinhaltet Länder, bei denen mit höchster Wahrscheinlichkeit die Insolvenz erwartet werden kann. Internationale "Sozialfälle" wie die Sub-Sahara-Länder sind hier vertreten.

Das Q'Briansche Kategoriesystem hat den großen Vorzug, sich auf insbesondere für das Bankgeschäft wesentliche Aspekte wie Sekundärmarktbedingungen zu beziehen. Eine Ertragsorientierung steht somit im Vordergrund. Kritisch anzumerken sind einige Nachteile, die sich aus Problemen bei der praktischen Eingruppierung ergeben. So kann keine Aussage über die Stabilität des Gruppenverbleibs gemacht werden. Die Verhältnisse an den internationalen Finanzmärkten verändern sich oft schnell. Diese Veränderungen wirken auch auf die Bedingungen für den Schuldtitelhandel. Der Anteil der Länder, die öfter einen Kategoriewechsel vornehmen, ist somit relativ hoch. Desweiteren muß das durch die jeweilige Rating-Kategorie ausgedrückte Länderrisiko für verschiedene Schuldtypen differenziert werden. Ein Land kann beispielsweise bei kurzfristigen Finanzierungen Kategorie A und bei langfristigen Finanzierungen Kategorie D zugeordnet sein. Ferner existiert durch die Anwendung der unscharfen Kriterien eine relativ umfangreiche Grauzone, in der Länder nicht zweifelsfrei der einen oder der anderen Kategorie zugeordnet werden können. 3. Länder-Port/olio

Eine neuere, dem strategischen Management entliehene Methode stellt die Gruppenbildung innerhalb einer Länder-Portfolio-Analyse dar.t 9 Diese Systematik liefert über die Gruppenbildung hinaus eine Aussage über eine bestimmte Risikosituation der in den Gruppen enthaltenen Länder. Basis dieser Gruppierungsmethode bildet die Produkt-Portfolio-Analyse. In ihr wird ein Vergleich der Marktplazierungen zwischen den eigenen Produkten und denen der Konkurrenten gezogen, um sich ein Bild über die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit zu verschaffen. Die Produkt-Portfolio-Analyse benutzt als Indikatoren das Wachstum des entsprechenden Marktes und die Wettbewerbsposition des Unternehmens (in prozentualen Marktanteilen gemessen). Dieses Konzept kann auch zur Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit eines gesamten Landes in Bezug auf seine "Mitstreiter" eingesetzt werden. Der Indikator "Marktwachstumsrate" wird durch die durchschnittliche Wachstumsrate des Brutto-Inlandsproduktes (real) ersetzt, der prozentuale 19 Vgl. Perlitz, M., Country-Portfolio Analysis - Assessing Country Risk and Opportunity, in: Long Range Planning, 1985 Nr.4, S.l1 ff.

56

D. Ansätze einer verbesserten Länderrisikoanalyse

Marktanteil eines Unternehmens durch den durchschnittlichen Anteil am Weltexport. Die Festsetzung der Gruppengrenzen involviert Subjektivität in dieses System. Perlitz wählt in seiner Untersuchung eine Wachstumsrate des BIP von 4% für fünf aufeinanderfolgende Jahre als Grenze für die Definition eines schnell wachsenden Landes und den Mittelwert aller Länder beim Anteil am Weltexport für ein hoch wettbewerbsfähiges Land. 20 Für die Ländergruppen ergeben sich folgende Definitionen:

- ''Baby''-Länder zeigen eine Wachstumsrate des BIP von über 4% bei einem mittlerem Weltexportanteil von unter 2,2%. - ''Star''-Länder befmden sich im BIP-Wachstum über 4% und im Weltexportanteil über 2,2%. - "Cash-Cow"-Länder halten einen hohen Weltexportanteil (> 2,2%) bei einem BIP-Wachstum von unter 4%. - ''Dog''-Länder befinden sich jeweils unterhalb der beiden Prozentgrenzen ( < 2,2%, < 4%). Eine Untergruppe bilden die sog. "Underdog"-Länder mit einer negativen BIP-Wachstumsrate. Für den Zeitraum 1981-85 ergab sich ein neuer Mittelwert für die Welt export anteile von 2,2% (vorher 3%). Die "cut-off rate" für die Wachstumsrate des BIP wurde bei 4% belassen. Daraus resultierte die folgende Länderverteilung (Parameter: 'Durchschnittliche Wachstumsrate des BIP' und 'Durchschnittlicher Weltexportanteil,):21

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20 Die ursprüngliche Untersuchung bezog sich auf den Zeitraum 1978-82, an dieser Stelle wird durch eigene Berechnungen eine Aktualisierung für die Jahre 1981-85 vorgenommen. Die von Perlitz vorgegebenen Grenzen werden aus Plausibilitätsgründen übernommen. Vgl. die Basisdaten der Berechnung in Anhang I. 21 Siehe Abbildungen 7 bis

10 in diesem Kapitel.

57

11. Auswahl einer Ländertypologie

"Dogs"

weiter:

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"Underdogs": Argentinien, Bolivien, Chile, Uruguay, Venezuela "Sonderfall": Saudi-Arabien (3% Weltexportanteil) Um dieses Bild gerade bezüglich der kleineren Länder zu relativieren und zu korrigieren, wurde die Berechnung noch einmal mit dem Parameter Export/Kopf in $ an Stelle des Weltexportanteils durchgeführt. Als "cut-off rate" wurde der Median der Export/Kopf-Werte:fenommen (ca. 1500 US-S). Dabei ergab sich eine modifIzierte Aufteilung: 2

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"Underdogs": Argentinien, Bolivien, Chile, Peru, Philippinen, Uruguay, Venezuela "Sonderfälle": Saudi-Arabien, Japan

22 Siehe Abbildungen 11 bis 14 in diesem Kapitel.

D. Ansätze einer verbesserten Länderrisikoanalyse

58

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11. Auswahl einer Ländertypologie Leender-Portfol io-Analyse

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D. Ansätze einer verbesserten Länderrisikoanalyse

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11. Auswahl einer Ländertypologie Laender-Portfol io-Analyse

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62

D. Ansätze einer verbesserten Länderrisikoanalyse

Bewegungen der Länder bei veränderten Parametern können anband der Abbildungen 7 bis 14 nachvollzogen werden. Bezüglich der "Dogs" ist anzumerken, daß sich erstaunlicherweise einige Industrieländer unter ihnen befmden. Zur Erklärung muß der Werdegang dieser Länder betrachtet werden, der auch eine Aussage über die Risikosituation der Länder zuläßt. Diese Industrieländer haben alle das Entwicklungsstadium der "Stars" durchlaufen, und befmden sich heute (im Gegensatz zum negativen Image, den der Begriff "Dogs" suggeriert) in einer relativ komfortablen wirtschaftlichen Situation. Probleme ergeben sich dagegen für die Länder, die sofort vom Status eines "Baby" zu dem eines "Dog" oder "Underdog" wechseln. Sie besitzen keine wirtschaftlichen Pufferzonen, um Instabilitäten und Schocks zu neutralisieren. 23 Trotz der "Sonderfälle" Saudi-Arabien (erdölexportierendes Entwicklungsland) und Japan, welches nicht als "Dog" bezeichnet werden kann, bietet die Portfolio-Analyse interessante Einblicke in die internationale Wettbewerbsstruktur. Dabei ist jedoch darauf hinzuweisen, daß keinerlei politische Risikokomponenten in die Betrachtung eingehen. Unter diesem Gesichtspunkt wäre der Iran für den gewählten Zeitraum nicht als lukratives, schnellwachsendes "Baby"-Land einzuschätzen. Perlitz versuchte in seiner ursprünglichen Untersuchung, den Faktor "Politische Stabilität" durch die Einbeziehung des BERI-Systems zu berücksichtigen. An dieser Stelle wird darauf verzichtet, da im aktuellen Fall die Portfolio-Analyse als eine Ergänzung der internen Risikoanalyse, die auch eine politische Analyse umfaßt, dienen soll. Bei der Länder-Portfolio-Analyse liegt ein Hauptnachteil in der geringen Anzahl der zugrunde liegenden Parameter. Einen weiteren Schwachpunkt bildet die Existenz der - notwendigerweise strengen - Grenzwerte. Im Zusammenhang mit der Anwendung von nur zwei Parametern erklärt sich so das Auftreten der unplausiblen Ausreißer. 4. Verweilstabile Ländergruppen Calverley24 schlägt eine Ländertypologie vor, die prunar auf die Verweilstabilität der in der jeweiligen Gruppe zusammengefaßten Staaten abstellt. Entscheidend ist somit, daß die Staaten von einer zur anderen Gruppe nur innerhalb längerer Zeiträume wechseln. Die Systematik umfaßt vier Gruppen, die u.a. wegen ihrer quantitative und qualitative Aspekte beinhaltenden Determinanten vorgestellt werden. Die Gruppierungen berücksichtigen keine direkte Risikozuordnung. 23 Vgl. Perlitz, S.16

24 Vgl. Calverley, S.62 ff.

11. Auswahl einer Ländertypologie

63

Gruppe 1: Fortgeschrittene Industrieländer ("Advanced industrial countries") Diese Gruppe wird durch vier Hauptmerkmale beschrieben: - Hohes Pro-Kopf-Einkommen - Geringer Prozentsatz der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig - Geringe Arbeitslosenquote - Entwickelter Mittelstand Darüber hinaus zeichnen SIe sich durch umfangreiche ökonomische Ressourcen, politische Stabilität bzw. etablierte staatliche Institutionen, Zugehörigkeit zur westlichen Welt und Freihandelsorganisationen aus; desweiteren durch die Möglichkeit, auf umfangreiche fmanzielle Ressourcen bei internationalen Institutionen (z.B. IWF, OECD, EG) zurückgreifen zu können. Mitglieder dieser Gruppe sind die meisten OECD-Länder. Gruppe 2: "NIC's" ("Newly industrialized countries") Analog der oben genannten Hauptmerkmale lassen sich folgende Charakteristika aufstellen: - Bei weitem geringeres Pro-Kopf-Einkommen - Großer Prozentsatz der Bevölkerung noch im Agrarsektor tätig. Besonders ausgeprägte dualistische Wirtschaftsstruktur . - Umfangreicher informaler Handelssektor (Straßenhändler, kleine Handwerksfirmen) - Unterentwickelter, jedoch schnell wachsender Mittelstand - Stark abhängig von Exporten und damit von den Bedingungen der Weltwirtschaft. Die größten Probleme für die NIC's ergeben sich aus der Anfälligkeit des wachsenden privaten Sektors - oft liegt der politische Einfluß schwerpunktmäßig bei Militär, Bürokraten oder der ländlichen Lobby - und der für schnell wachsende Wirtschaften typischen, umfangreichen Schuldenaufnahme. Es fmden sich in dieser Gruppe beispielsweise Singapur, SüdKorea und Taiwan sowie einige lateinamerikanische Staaten (Brasilien, Mexico etc.).

64

D. Ansätze einer verbesserten Länderrisikoanalyse

Gruppe 3: Rohstoffe/Agrarprodukte exportierende Länder ("Primary commodity exporting countries") Die Deviseneinnahmen vieler Entwicklungsländer basieren oft auf dem Export von Rohstoffen oder Agrarprodukten. Die nationalökonomische Fortune solcher Länder hängt somit in hohem Maße von den weltwirtschaftlichen Bedingungen ab, insbesondere von der internationalen Preisentwicklung. Diese Länder besitzen folgende Merkmale: - Schnelles Bevölkerungswachstum - Strukturanpassungsprogramme des IWF sind weniger erfolgreich als bei NIC's. - Hohe Inflationsraten (Abwertungseffekte werden überlagert) - Sehr geringes Pro-Kopf-Einkommen - Sehr kleiner und politisch schwacher Mittelstand Ihre politischen Strukturen können als instabil bezeichnet werden, oft existieren Diktaturen. Zu den einflußreiche Gruppierungen zählen Militär und Großgrundbesitz. In wirtschaftlichen Krisen ist die Gefahr groß, daß sich in der unzufriedenen Bevölkerung ein beträchtliches Konfliktpotential aufbaut. Gruppe 4: COMECON-Länder (ehemalige Staatshandelsländer) Die Abgrenzung dieser Gruppe stellte, solange der RGW noch existierte, kein Problem dar. Durch die Veränderungen der letzten Jahre ist allerdings auch der RGW als Organisation von Staaten gleicher Wirtschaftssysteme untergegangen. Da aber eine Zuordnung der in ihr enthaltenen Länder zu den drei vorherigen Gruppen inhaltlich größere Probleme aufwirft, wäre eine Umbenennung in "Ehemalige Staatshandelsländer" vorzuziehen. 25 Die seit langem existierenden Schwierigkeiten in der Informationsbeschaffung und der Art der zur Verfügung stehenden Informationen werden eine geraume Zeit weiterexistieren. Nur Ungarn, Polen und Rumänien sind Mitglieder im IWF (die Staaten der GUS können zur Zeit nicht zugeordnet werden) und veröffentlichen somit regelmäßig ihre Wirtschaftsdaten. Die übrigen ehemaligen Staatshandelsländer publizieren zwar auch Wirtschaftszahlen, diese jedoch nicht in einem vergleichbaren Umfang. So fehlen Angaben oft vollständig, oder es werden Zahlen genannt, die nicht mit denen westlicher Länder zu 25 Es ist im übrigen davon auszugehen, daß die ehemaligen RGW-Länder auch in den nächsten Jahren trotz unterschiedlich schneller Reformbestrebungen ähnliche strukturelle Merkmale und Probleme besitzen werden.

11. Auswahl einer Ländertypologie

65

vergleichen sind. 26 Als Beispiel diene das BSP, welches einen Standardindikator in westlichen Industrieländern darstellt: es wird in den noch existierenden Staatshandelsländern in dieser Form nicht ermittelt. An seine Stelle tritt das Nettomaterialprodukt (NMP), welches die Produktion physischer Güter erfaßt, aber Transport- und Dienstleistungen nicht berücksichtigt. Zurückgestaute Inflation, versteckte Arbeitslosigkeit und die früheren Berechnungsprobleme des Transfer-Rubels stellen und stellten weitere Schwierigkeiten dar. 27 Die IneffiZienz des wirtschaftlichen Systems kann selbst grundsätzlich günstige Indikatorwerte zur Basis von Trugschlüssen werden lassen. Im Zuge der Reformen und der revolutionären Vorgänge in vielen sozialistischen Ländern (Polen, ehemalige DDR, Ungarn etc.) im Kontext des Prozesses der Perestroika in der ehemaligen Sowjetunion und heutigen GUS kann auch das Argument der starken politischen Struktur nicht mehr zu einer verbesserten Risikoeinschätzung führen.

5. Versuch einer Eignungsbeurteilung Welche dieser Systematiken ist nun für ein Analysesystem geeignet? Um eine eindeutige Aussage treffen zu können, sollen zuerst aus den Erkenntnissen der vorherigen Systemdarstellungen die al/gemeinen Anforderungen an eine Gruppierungsmethode genannt werden: [1] [2] [3] [4]

Stabilität der Gruppen Eindeutige Zuordnungsmöglichkeit Begrenzte Gruppenanzahl Orientierung an Ertragschancen

Die Reihenfolge spiegelt die Wichtigkeit der Anforderungen für die Risikoanalyse wider. In einer tabellarischen Aufstellung werden die Typologien nach den obigen Anforderungen bewertet. Es kommt dabei ein Bewertungsschema von + + (sehr gut) über 0 (befriedigend) bis -- (nicht zufriedensteIlend) zur Anwendung (siehe Tab. 3).

26 Dieses Problem gilt weiterhin bei Nicht·Reform-Staaten wie der VR China, Albanien, Nord-Korea, Vietnam. 27 VgI. Dobrovolny, G.J., Probleme der Risikoanalyse der RGW-Länder, in: Die Bank, 1987 Nr.2, S.103 f.; Zloch-Christy, I., East European Creditworthiness: Problems of Country Risk Analysis, in: Osteuropa·Wirtschaft, 1989 Nr.2, S.142 ff.; Goldstein, E.fVanous, J., Country Risk Analysis: Pitfalls of Comparing Eastern Bloc Countries with the Rest of the World, in: The Columbia Journal of World Business, 1983 Nr.4, S.l1 ff. 5 Evenz

66

D. Ansätze einer verbesserten Länderrisikoanalyse

Die Weltbanksystematik erfüllt die Anforderung emer hohen Gruppenstabilität, besitzt allerdings in Hinblick auf die Aussage über Ertragschancen ein großes Defizit. Darüberhinaus ist diese Gruppierungsmethode durch die Anwendung nur einer makroökonomischen, isolierten Größe von einer ausgeprägten Risikoneutralität gekennzeichnet. Diese Entfernung vom tatsächlichen Inhalt einer Länderrisikoanalyse stellt ihre Eignung für dieselbe in Frage. Tabelle 3 Bewertung der Ländertypologien [1]

[2]

[3]

Weltbanksystematik

+

++

o

Risikokategorie AlE

o

Anforderung

[4]

o

+ ++

Länder-Portfolio

o

+

Verweilstabile Gruppen + +

++

+

Die Aufteilung von Ländergruppen nach Merkmalen an den internationalen Finanzmärkten (Risikokategorien AlE) stellt in ertragsortientierter Hinsicht eine gute Systematik dar. Die fehlende Eindeutigkeit der Gruppenzuordnung und ihre relativ hohe Gruppen- und Untergruppenanzahl verringern ihre Praktikabilität allerdings entscheidend. Eine ausgeprägte Ertragsorientierung kennzeichnet ebenfalls die LänderPortfolio-Analyse. Diese Systematik besitzt außerdem den Vorteil, eine aufwendige apriori Finanzmarktanalyse zu umgehen. Eine Einschränkung in der Eignung zeigt sich in dem Umstand, daß die Gruppeninhalte determinanten- und schweUenwertabhängig wechseln. Die "Verweilstabile Gruppierung" stellt sich für die reine Länderanalyse als besonders geeignet dar. Sie erfüllt alle Anforderungen "gut" oder "sehr gut", mit Ausnahme der "Orientierung an Ertragschancen". Im Hinblick auf eine Ertragssteuerung der Kreditvergabe und der Ermittlung einer Risikound Ertragsstruktur erscheint damit die Einbindung der Portfolioanalyse empfehlenswert.

E. Die Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken Mit der Darstellung der wichtigsten Bestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse ist notwendigerweise die Bevorzugung einer bestimmten Methode verbunden. Ausschlaggebend hinsichtlich eines Votums für quantitative Ansätze ist die Tatsache, daß in Gesprächen mit vielen Praktikern immer wieder die Leistungsfähigkeit solcher Systeme in den Vordergrund gerückt wurde. 1 Fast alle großen Kreditinstitute benutzen quantitative Systeme zumindest für die Analyse der wirtschaftlichen Landessituation.2 Einen Hinweis auf ihre Leistungsfähigkeit liefert die Tatsache, daß diese Systeme trotz vielerlei Kritik sich weiterhin großer Beliebtheit erfreuen. Einer der Hauptkritikpunkte an den quantitativen Verfahren - ihre Vergangenheitsorientierung und damit eingeschränkte prognostische RelevIDz3 - bleibt dadurch allerdings unberührt. Bei der Analyse der politischen Verhältnisse liegen die Dinge anders. Die Grenzen einer approximativ quantitativen Messung des politischen Risikos sind in den letzten Jahren gut erkannt worden." Die politische Risikokomponente wird in zunehmendem Maße durch Befragungen und Ausarbeitungen von Experten im Rahmen der Szenario-Analyse erfaßt. Hier sind besonders die Länderreferenten gefordert. Die qualitativen Länderberichte müssen zur Ergänzung der Indikatoranalyse genutzt werden. Unklarheit herrscht im allgemeinen über Art und Weg der Szenario-

1 Auch in der Literatur sind solche Forderungen zu verzeichnen: Vgl. Cataquet, S.103; Robinson, S.71; Bird, S.5. 2 Beispielhaft: Commerzbank, Memorandum, interne Ausarbeitung (Kneer, J.), März 1985; Deutsche Bank, Murtfeld, M., Management von Länderrisiken, Juli 1986; NordLB, Claussen, R, Erfahrungen in der Länderrisikoanalyse, in: Die Bank, 1986 Heft 10, S. 501 ff.; Schweizerischer Bankverein, Country Risk Assessment: Swiss Bank Corporations Approach, in: Supplement to Economic and Financial Prospects, 1988 No.l; Bankers Trust, Brainard, L.J., Bankers Trust's approach to international risk assessment, in: Assessing Country Risk, Euromoney Publications, London 1981; vgl. auch Köglmayr, H.G./Müller, S., Bewertungvon Länderrisiken, in: Die Bank, 1987 Heft 7, S.379. 3 Vgl. Raffee/Kreutzer, S.37. 4 Vgl. Cataquet, S.94.

68

E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

Erarbeitung. Der politische Teil dieser Arbeit wird die damit zusammenhängende Fragestellungen in besonderem Maße behandeln. Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Indikatoranalyse zur Beschreibung und Prognose der wirtschaftlichen Situation eines Landes. Die Beantwortung folgender Fragestellungen steht dabei im Vordergrund: Welche Informationsquellen sollen und müssen genutzt werden? Welche Indikatoren sollen in die Analyse eingehen? Welche Gewichtung soll den einzelnen Indikatoren zugeordnet werden?

Die Auswahl der insgesamt kommentierten und in Teil F. teilweise untersuchten Indikatoren wurde anhand einer in diesem Kapitel, Abschnitt I. 2. erläuterten empirischen Untersuchung durchgeführt. Die Beantwortung der letzten beiden Fragen wird im Rahmen der Darstellung eines Gesamtsystems in Teil H. erfolgen. I. Die quantitative Indikatoranalyse 1. Die wesentlichen Datenquellen

Ein objektives Analyseergebnis ist nur durch die Verwendung sorgfältig geprüfter Daten möglich. Grundsätzlich stehen drei Gruppen von Datenquellen zur Verfügung: Regierungsveröffentlichungen, Veröffentlichungen internationaler Institutionen und Unternehmen sowie Presseartikel.5 Diese Quellen werden durch den Faktor "statistische Objektivität" in eine eindeutige Rangfolge eingestuft. Veröffentlichungen von Regierungsstellen können in zweierlei Hinsicht nicht zufriedenstellen. Zum einen werden in ihnen schwerpunktmäßig nur mittelfristige Kreditaufnahmen des öffentlichen Sektors erfaßt,6 zum anderen ist es gerade bei Ländern in wirtschaftlich problematischen Situationen und bei Ländern mit unterentwickelten statistischen Diensten möglich, daß Manipulationen durchgeführt werden. Diese Quellen sind nur dann nutzbar, wenn die veröffentlichten Daten mit hinreichender Sicherheit den Tatsachen entsprechen.

5 Es wird von den in Literatur und Praxis geläufigen Quellen ausgegangen. Vgl. beispielhaft Palmer, M./Gordon, KR, External Indebtedness and Debt Servicing Problems of Developing Countries, in: Columbia Journal of World Business, Spring 1985, S.38 oder Stockner, W., Die Bewertung des Länderrisikos als Entscheidungshilfe bei der Vergabe internationaler Bankkredite, Frankfurt a.M. 1984, S.ll. 6 Vgl. Calverley, S.90.

I. Die quantitative Indikatoranalyse

69

Von vergleichbarer Unsicherheit gekennzeichnet sind statistische Daten in Presseartikeln. Selbst bei renommiertesten Zeitungen und Zeitschriften sind Recherchefehler nie auszuschließen. So ist es verständlich, daß solche Ouellen, zumindest im statistischen Bereich, in aller Regel nicht genutzt werden. Ausnahmen bilden statistische Serviceleistungen von Zeitschriften, die in der Oualität mit institutionellen Publikationen vergleichbar sind (z.B. "Economist Intelligence Unit" der "Financial Times"). Als Hauptdatenquelle bleiben daher die Veröffentlichungen internationaler Institutionen übrig. An erster Stelle sind hier die "International Financial Statistics" (IFS) des IWF zu nennen. Seit 1984 werden Daten über die Außenstände internationaler Banken gegenüber Banken und Nicht-Banken in Schuldnerländern veröffentlicht. Die Basis bilden Meldungen der Aufsichtsbehörden der 18 größten internationalen Finanzzentren. Als gleichwertig sind die Berichte der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) anzusehen. Sie beinhalten die Meldungen der größten Zentralbanken, welche wiederum die Daten der zugeordneten Geschäftsbanken aggregiert haben. Die BIZ-Meldungen berücksichtigen allerdings nicht so viele Banken wie die IFS. In der Praxis wird der Analyst für ein in beiden Publikationen erfaßtes Land den höheren Schuldenwert als Grundlage seiner Berechnungen wählen. Die "World Debt Tables" der Weltbank stellen eine weitere wichtige Datenquelle dar. In ihnen veröffentlicht die Weltbank die von den Regierungen von Entwicklungsländern gemeldeten ausländischen Verbindlichkeiten. Primärer Nutzen kann aus den Daten über Schulden gegenüber öffentlichen Kreditgebern gezogen werden. Die Schuldenangaben gegenüber Banken sind weniger aussagestark, da kurzfristige Verbindlichkeiten nicht erfaßt werden. Der obige Vorbehalt gegenüber staatlichen Statistiken, die ja Grundlage der "Tables" sind, trifft hier nicht in dem Maße zu, da die Weltbank als Kontrolleur fungiert. Ausländische Schulden von Entwicklungsländern werden darüberhinaus von der OECD publiziert, die auf eigene Daten sowie die Daten von BIZ, Weltbank und IWF zurückgreift. Zwei Nachteile sind hier zu beachten: erstens fehlen Angaben über Verbindlichkeiten mit Fälligkeiten von unter einem Jahr, zweitens erscheinen die Daten mit einem "time-lag" von bis zu eineinhalb Jahren. Seit geraumer Zeit ist durch die Gründung des "Institut of International Finance" in Washington eine hochqualifIzierte Datenquelle hinzugekommen. Die Veröffentlichungen sind allerdings nur für die Mitglieder des Instituts (Geschäftsbanken) zugänglich. Auf die Probleme bei Ländern des ehemaligen Ostblocks und bei weiterhin sozialistischen Nicht-Reform-Staaten wurde schon hingewiesen.

70

E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

2. Der Fortgang der Untersuchung - ein Überblick Unüberschaubar erscheint die Fülle der Indikatoren, Frühwarn- und Finanzierungskennziffern, die in der Praxis der Länderanalyse vorgeschlagen werden und zur Verwendung kommen. Als eine der ersten Arbeiten, die sich mit der Problematik der Bestimmung von Indikatoren der Wirtschaftsanal,re auseinandersetzten, ist der liquiditätstheoretischen Ansatz vonAvramovic zu nennen. Seitdem hat sich die Palette der Indikatoren und Kennziffern bedeutend ausgeweitet.

Allgemeine Verschuldungsindikatoren

Spezielle Verschuldungsindikatoren

Allgemeine Wirtschaftsindikatoren Indikatoren der Wirtschaftsund Länderrisikoanalyse Indikatoren der Umweltsituation

Indikatoren der Branchenanalyse

Schuldenmanagementqualität Indikatoren des qualitativen Investitionsklimas

Abbildung 15 Überblick über die kommentierten Indikatorgruppen 7 Avramovic, D, et al., Economic growth and External Debt, International Bank for Reconstruction and Development, Baltimore 1964.

I. Die quantitative Indikatoranalyse

71

Es herrscht weder Übereinstimmung bei der Beurteilung der Indikatoren nach Wichtigkeit noch über die für ein Urteil notwendige Anzahl. Von einer Handvoll Kennziffern bis zu Systemen mit dreißig oder vierzig Werten reichen die Ausprägungen. Die in Abschnitt I. 3. folgende DarstellUJ'lg der Indikatoren und Kennziffern soll der genaueren Erklärung dienen, sowie die Plausibilität ihrer Aussage prüfen. Die in der Literatur geäußerte Kritik an den einzelnen Indikatoren wurde berücksichtigt. Die Auswahl der kommentierten Indikatoren basiert auf einer hier durchgeführten Zusammenstellung, in der neun Systeme und zwei Institutionen, die Indikatoren in verschiedener Weise für ihre statistischen Ausarbeitungen nutzen, betrachtet wurden. Die Gesamtanzahl von 91 genutzten Indikatoren dokumentiert die Schwierigkeit des Auswahlprozesses. Dabei treten nur 26 Indikatoren in einer Häufigkeit von größer oder gleich vier Verwendungen auf. 8 Es erscheint außerdem erwähnenswert, daß viele Indikatoren nur in einem System Anwendung fmden. Dies läßt einen eher erratischen Indikatorauswahlprozeß seitens der Analysten vermuten. Zur Verwirrung trägt außerdem die Tatsache der Existenz von Doppeldefinitionen bei (z.B. bei der Kompressionsquote). Eine Kommentierung aller Indikatoren ist in der Literatur nicht festzustellen. 3. Indikatoren und Finanzierungskennziffern

a. Allgemeine Verschuldungsindikatoren Die erste Gruppe von Indikatoren wurde nach der Zielpriorität der Analyse (d.h. Einschätzung der Verschuldungssituation eines Landes) und der Häufigkeit ihres Vorkommens bei verschiedenen deutschen und ausländischen Banken und Institutionen ausgewählt. Die folgenden Indikatoren fmden mit überdurchschnittlicher Häufigkeit in den Analysesystemen Anwendung. aa. Die Schuldendienstquote Die Schuldendienstquote ("Debt service ratio") stellt einen der ältesten, oft genutzten, allerdings intensiv kritisierten Analyseindikator dar. Der Indikator ergibt sich aus dem Quotienten von Zins- und Tilgungszahlungen (Zähler) sowie Deviseneinnahmen aus dem Export von Gütern und Dienstleistungen

8 Die genaue Auflistung kann in Anhang 11 eingesehen werden.

72

E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

(Nenner) jeweils für ein Jahr. Er soll die Verschuldungsfähigkeit eines Landes messen. Diese DefInition offenbart bereits Eigenarten und Nachteile: die Quote stellt einen kurzfristigen, liquiditätsorientierten Indikator9 dar; sie basiert auf den Daten eines Jahres und ist wegen der Schwierigkeit der Prognose zukünftiger Exporte und Zinsentwicklungen wenig zukunftsweisend. Weitere Probleme ergeben sich bei der Festlegung einer kritischen "Verschuldungsschwelle". In den 1970er Jahren war die Fachwelt anband der Ergebnisse empirischer Untersuchungen der Meinung, daß diese Schwelle bei 25% läge. Da jedoch verschiedene Entwicklungsländer schon bei Werten weit unter 25% ihre Zahlungsunfähigkeit erklärten (z.B. Zaire 1975 bei 15%)10 oder längerfristig weit über dieser Schwelle lagen und erst Jahre später zahlungsunfähig wurden (z.B. lag Brasilien 1978 schon bei 52%, Mexico bei 45%),11 kann man die 25%-Schwelle heute wohl als einen "konservativen Orientierungspunkt,,12 betrachten. Gründe für die Interpretationsschwierigkeiten der Quote dürften u.a. die fehlende Erfassung der Fristigkeitsstruktur der Auslandsverschuldung sowie die Tatsache sein, daß sich für sehr niedrig entwickelte Länder wegen der hohen Ausfallrisiken naturgemäß weniger Kreditgeber fmden (die Kreditaufnahme ist damit gering) und daher die Quote tendenziell sehr niedrig ausfällt. 13 In den letzten Jahren fand eine ModifIkation in der Quotenermittlung dahingehend statt, daß Schulden des privaten Sektors ebenso wie Belastungen aus kurzfristigen Verbindlichkeiten einbezogen werden. 14 Ergänzend zur Schuldendienstquote soll als nächstes ein restriktiverer Indikator genannt werden.

9 Vgl. Wertman, P A./Padua, J.F., Debt Service Indicators of the Seventeen Most Highly Indebted Countries, in: Congressional Research Service, Report for Congress, Juni 1988, 55; sowie Müller, A., Finanzierungskennziffern zur Analyse des Länderrisikos im Auslandskreditgeschäft: Ein Überblick, in: Wi5t, 1985 Nr.9, 5.478. 10 Zaires Umschuldung war die Folge eines Preisverfalls im Kupfermarkt von 94 cents/pound 1974 auf 56 cents/pound 1975 (vgl. Kharas, H., The Long-Run Creditworthiness of Developing Countries: Theorie and Practice, in: Quarterly Journal of Economics, August 1984, 5.436).

11 Vgl. Sofia, A.Z., How to Rationalize Country Risk Ratios, Euromoney, Sept. 1979,5.79; sowie Forrest, G./MiIIs, N., Debt Analysis and Financing Problems of Developing Countries, in: Frowen, 5t.F. (Hrsg.), A Framework of International Banking, WürzburgjWien 1979, 5.179. 12 Vgl. Schweizerischer Bankverein, 5.13. 13 Vgl. Müller, 5.478. 14 Vgl. die vom IWF genutzte Quotendefinition: Gesamter mittelfr. Schuldendienst + kurzfristige Zinsbelastung Deviseneinnahmen aus Güter- und Dienstleistungsexport

I. Die quantitative Indikatoranalyse

73

ab. Die Schuldenrückzahlungsfähigkeitsquote Mit diesem Indikator soll die Fähigkeit eines Landes beschrieben werden, mit Hilfe der über den unverzichtbaren Importen liegenden Exportüberschüsse seinen Schuldendienst zu erfüllen. Der Quotient lautet: Gesamte Auslandsverschuldung Exporteinnahmen - Importminimum Hierbei wird das Importminimum mit 75% der Gesamtimportausgaben (ohne Energie- und Nahrungsmittelimporte) angenommen. 15 Von Nachteil ist auch hier die Nichtbeachtung des Fälligkeitsprofils der Auslandsverschuldung. ac. Das Schulden-Export-Verhältnis Das "Debt Export Ratio" stellt einen Indikator dar, der in der Gunst der Länderanalysten von der Häufigkeit her ebenfalls sehr weit oben steht. Das Verhältnis von gesamter Auslandsverschuldung zu den Deviseneinnahmen aus dem Export von Gütern und Dienstleistungen ist insofern eine irreführende Größe, als sie suggeriert, daß die Exporterlöse nur zur Schuldenbedienung genutzt werden. Die laut Aussage vieler Fachleute noch oft genutzte Faustregel "Auslandsverschuldung < 3 Jahresexporterlöse" erscheint recht willkürlich. Die Nutzung als ein solvenzmessender Indikator16 kann also nur im Zusammenhang mit Komplementärindikatoren (z.B. "Debt-GDP-Ratio") stattfmden. Damit würden dann unterschiedliche volkswirtschafte Strukturen (z.B. umfangreicher Außenhandel bei kleinem BIP oder kleiner Außenhandel bei großem BIP) berücksichtigt. Im Kontext der Krisensituation seit 1980 wird in der Literatur das Erreichen einer Rate von 150% als bedenklich angesehen. 17 ad. Das Schulden-BIP-Verhältnis ("Debt-GDP-Ratio") Das Verhältnis der gesamten Auslandsverschuldung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird in seiner Aussagekraft durch die mangelnde internationale Vergleichbarkeit geschwächt. Es existiert international keine 15 Vgl. Chase Manhattan Bank, Country Profiles, New York 1976 ff.

16 Vgl. Wertman/Padua, S.4. 17 Vgl. Wertman/Padua, S.4; Schweizerischer Bankverein, S.13.

74

E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

inhaltlich einheitliche Definition des BIP. Trotz der unterschiedlichen Erfassungsmethoden des Bruttoinlandsproduktes kann es im Zusammenhang mit dem "Debt-Export-Ratio" als ergänzender strukturbeschreibender Indikator angesehen werden. ae. Die Importdeckungsquote Die auf Monatsbasis liquiditätsorientierte Importdeckungsquote stellt ebenfalls einen der klassischen Indikatoren der Länderanalyse dar. Sie mißt die Deckung der monatlichen Importe von Gütern und Dienstleistungen durch die offiziellen Währungsreserven ("Import-Cover"). Ihre von der Häufigkeit der Verwendung her begründete Favoritenstellung, erscheint ob ihrer tatsächlichen Ausprägungen zumindest verwunderlich. Betrachtet man den durchschnittlichen "Import-Cover" 1987 für die Länder in Tab. 4, so kann drastischer nicht vor Augen geführt werden, welche Interpretationsprobleme Verhältniszahlen beinhalten. Um eine senose Interpretation zu gewährleisten, müssen die Exportstruktur und die Zugangsmöglichkeit zu internationalen Kapitalmärkten des entsprechenden Landes mit in das Kalkül gezogen werden. 18 Tabelle 4 Ausgewählte "Import-Cover" 1987 Brasilien:

2,5 _Monate

Mexico:

5,7 Monate

Venezuela:

5,5 Monate

Bundesrep. Deutschland:

3,0 Monate

USA:

0,7 Monate

Großbritannien:

2,0 Monate

Quelle: IFS 1988, eigene Berechnung

18 Vgl. Schweizerischer Bankverein, S.14

I. Die quantitative Indikatoranalyse

75

b. Spezielle Verschuldungsindikatoren Das Kriterium "Häufigkeit" allein kann also kein ausschlaggebender Faktor für die Zusammenstellung essentieller Indikatoren einer Länderanalyse sein. Die bis jetzt genannten Indikatoren haben in einem Gesamtsystem zur Abrundung des Bildes ihre Berechtigung. Das zu präzisierende Kriterium "Aussagekraft" (i.S.v. "wesentliche Charakterisierung der Kreditwürdigkeit") führt zu einer Reihe anderer, tiefer gehender Kennziffern. Doch auch hier ist keine Übereinstimmung bei der Nutzung festzustellen. Wie aus Anlage 11 ersichtlich, schwankt die absolute Anzahl genutzter Kennziffern zwischen sieben (DIW) und 42 (Commerzbank). Es werden nun speziellere Indikatoren vorgestellt, die von der Aussagekraft her Schuldenstruktur, Schuldendienstbelastung und insbesondere die zukünftige Zahlungsfähigkeit weitergehend beschreiben. ba. Die Kreditquellenstruktur Die Kreditquellenstruktur wird definiert als Anteil der von privaten Kreditoren erhaltenen Kredite an den Gesamtkrediten. Sie legt besonderes Gewicht auf die höhere Belastung .durch Privatkredite (kürzere Laufzeiten, höhere (variable) Zinssätze). Die Kreditquellenstruktur gibt einen Hinweis auf die noch mögliche Belastungskapazität einer Volkswirtschaft und das Schuldenmanagement eines Landes. bb. Die Zinsdienstquote Die Zinsdienstquote ("Interest Service Ratio") stellt eine Komplementärgröße zur Kreditquellenstruktur und zur Schuldendienstquote dar. Sie errechnet sich aus den Größen insg. Zinszahlungen und den Deviseneinnahmen aus dem Exporl von Gütern und Dienstleistungen. Im längerfristigen Trend gibt die Zinsdienstquote ein einleuchtenderes Bild der Verschuldungssituation von Entwicklungsländern wieder als die Schuldendienstquote. So konnte im Zeitraum von 1978 bis 1986 bei den 17 höchstverschuldeten Ländern ein kontinuierliches Ansteigen der Zinsdienstquoten beobachtet werden. Dagegen waren die Schuldendienstquoten von teilweise gegenläufigen Bewegungen gekennzeichnet (siehe Abb. 16). Die Zinsdienstquote stellt insofern eine Ergänzung der Kreditquellenstruktur dar, als ein direkter Zusammenhang zwischen hoher Zinsdienstquote und hochbezinsten privaten Krediten existiert. Länder mit großem Anteil an privaten Krediten werden also relativ höhere Zinsdienstquoten aufweisen. Eine interessante Perspektive ergibt sich bezüglich der Einschätzung von

76

E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

Wertberichtigungen. Die Zinsdienstquote kann als Plausibilitätshilfe für die Höhe der bilanziellen Wertberichtigungen hinzugezogen werden.

30 25 SChuldendienstquote

20 15 Zinsdienstquote

10

5~

__~____~__~____~__~____~__~__~

1978 1979 1980 1981

1982 1983 1984 1985 1986

Abbildung 16 Schuldendienstquote und Zinsdienstquote (in %) der 17 höchstverschuldeten Länder, 1978-1986 (Quelle: Wertman/Padua, S.6)

bc. Die Zinsdienstdeckung Die Zinsdienstdeckung ("Interest Cover") stellt einen in die nahe Zukunft gerichteten, liquiditätsorientierten Indikator dar. Für diesen Indikator existiert in der Fachliteratur keine einheitliche Definition. Im Rahmen der Recherche wurden zwei DefInitionen festgestellt.

I. Die quantitative Indikatoranalyse

TI

Deftnition 1: Die Zinsdienstdeckung gibt den Anteil der Währungsreserven an, der in der zeitlich folgenden Periode für Zinszahlungen eingesetzt werden kann. 19 Sie bezieht sich damit auf eine zukünftige "Notsituation": Bei einer prognostizierten Zinssatzsteigerung (unter der Voraussetzung ausgeglichener Import-Export-Ströme der Handels-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehrsbilanzen) würde es notwendig sein, durch Einsatz der Währungsreserven die zusätzliche Zinslast zu erbringen. Dieser Ansatz verknüpft die expost-Stromgrößen der Zahlungsbilanz mit einer Prognose der Veränderung der Netto-Auslandsaktiva (bei nicht ausgeglichenen Bilanzsalden) in der nächsten Periode. Die laufenden Zins- und Tilgungszahlungen sind in der Kapitalverkehrsbilanz enthalten. Durch einen Vergleich der freien Währungsreserven (freie Währungsreserven = gesamte Währungsreserven minus prognostizierte Veränderung der Netto-Auslandsaktiva) mit einem prognostizierten Zinsdienstanstieg lassen sich Rückschlüsse auf einen zukünftigen Kapitalbedarf ziehen. Hinsichtlich der eigentliche Definition der Zinsdienstdeckung ist jedoch kritisch anzumerken, daß der prognostizierte Anteil an freien Währungsreserven noch keine Aussage über die Deckungsfähigkeit einer zusätzlichen Zinsbelastung enthält. Da er eine prozentuale Größe ist, gibt er keinen Hinweis auf die absoluten Währungsreserven und deren Verhältnis zur zusätzlichen Zinsbelastung. Eine genauere Beurteilung ist erst durch eine weitere Verarbeitung der Zinsdienstdeckung durch Vergleich mit einer anderen Größe möglich. Defmition 2: Ein zweiter Ansatz vernachlässigt die Bilanzgröße "Währungsreserven" und konzentriert sich auf die laufenden Deviseneinnahmen und -ausgaben.2o Er enthält keine Prognosegrößen. Zur Berechnung der Zinsdienstdeckung wird hierbei für eine gegebene Periode zur Netto-Position der Leistungsbilanz der Betrag der vertraglichen Zinszahlungen addien und mit diesem Ergebnis ein Verhältnis zum selbigen Betrag der Zinszahlungen gebildet: 21 Saldo der Leistungsbilanz + vertraglicher Zinsdienst vertraglicher Zinsdienst

19 Definition der Commerzbank AG. 20 Definition des Schweizerischen Bankvereins. 21 Der Schweizerische Bankverein argumentiert bezüglich der Addition der Zinsdienste zum Saldo der Leistungsbilanz dahingehend, daß mit den Zinsverpflichtungen ein Kapitalimport (d.h. eine Kreditaufnahme ) in der Kapitalverkehrsbilanz verbunden ist. Es wird davon ausgegangen, daß die Zinsverpflichtungen im Grundsatz aus den aufgenommenen Krediten bedient werden. Der Zähler des Quotienten wird als "interest-adjusted current account" bezeichnet (vgl. Schweizerischer Bankverein, S.13).

78

E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

Liegt der Wert bei 100% oder darüber, so ist der Schuldner prinzipiell fähig, seine Zinsen aus den laufenden Einnahmen (d.h. durch Kreditaufnahme und positiven Leistungsbilanzsaldo) zu zahlen und sogar Netto-Schuldtilgungen zu tätigen. Liegt der Wert unter 100% (d.h. es existiert ein negativer Leistungsbilanzsaldo, der jedoch in der absoluten Größe kleiner ist als die vertraglichen Zinszahlungen), so existiert ein FinanzierungsdefIzit, welches i.a. durch Schuldenneuaufnahme oder Kapitalisierung der nicht erfüllbaren Zinszahlungen geschlossen werden muß. Wird der Wert negativ, so werden die für Zinszahlungen reservierten Kreditanteile aus der Kapitalverkehrsbilanz vollständig vom Leistungsbilanzsaldo absorbiert. Die Bedienung von Zinsverpflichtungen ist in einer solchen Situation nicht möglich. Wie erwähnt spielt die Existenz von Währungsreserven bei dieser auf laufenden Einnahmen und Ausgaben basierenden Rechnung keine Rolle. Die ausschließliche Beschränkung auf ex-post-Größen stellt einen wesentlichen Nachteil dieser Berechnungsmethode dar. Die Zunahme der Auslandsverschuldung ist außerdem nicht zwangsläufig, da auch die Möglichkeit besteht, die Währungseinnahmen durch Förderun von Direktinvestitionen oder verstärkte Kapitalrepatriierung zu erhöhen.2 Der potentielle Umfang dieser Maßnahmen muß geprüft werden.

f

bd. Die erweiterte Cash-flow-Quote Als Basis der "erweiterten Cash-flow-Quote" dient die IWF-Schuldendienstquote 23 wobei im Zähler die kurzfristig anstehenden Schuldrückzahlungen und im Nenner die internationalen Reserven addiert und das Irnportrninimum subtrahiert werden: D + ~

~f

+ Tkf

- Imint + R

22 Vgl. Schweizerischer Bankverein, S.14. 23 IWF-Schuldendienstquote: Gesamter mittelfr. Schuldendienst + kurzfristige Zinsbelastung Deviseneinnahmen aus Güter- und Dienstleistungsexport

I. Die quantitative Indikatoranalyse

79

mit ~

= gesamter mittelfristiger Schuldendienst = kurzfristige Zinsbelastung

Tkf

=

R Xt

= internationale Reserven = Deviseneinnahmen aus dem Güter- und Dienstleistungsexport des

Imint

=

D

kurzfristige Tilgungen

laufenden Jahres

Importminimum des laufenden Jahres

Unter internationalen Reserven werden alle nationalen Gold- und Devisenreserven sowie die Netto-Position beim IWF verstanden. Über die Berücksichtigung der Reserven im Zähler oder Nenner herrscht geteilte Meinung: Die OECD schlägt beispielsweise einen Indikator vor, bei dem die durch den Wert von 2-Monats-Importen verringerten Reserven im Zähler von den Schulden abgezogen werden. 24 Bei einer Interpretation der Reserven als "negative" Schulden könnte man diesem Vorgehen den Vorzug geben. Da es sich bei den Reserven jedoch nur um potentielle Kapazitäten handelt, bei denen nicht unbedingt davon ausgegangen werden kann, daß sie für die Schuldenbedienung zur Verfügung stehen, ist eine direkte Schuldenverringerung um diese Größe nicht zulässig. 25 Die indirekte Verarbeitung im Nenner ist vorzuziehen. c. Allgemeine Wirtschaftsindikatoren An dieser Stelle soll das Gebiet der die Verschuldung erfassenden Indikatoren verlassen werden. Von ebenso großer Bedeutung für die Beurteilung der aktuellen und zukünftigen Zahlungsfähigkeit eines Schuldnerlandes sind die allgemeinen Wirtschaftsindikatoren.26 Darüberhinaus stellt das Widerspiegeln von wirtschaftspolitischen Maßnahmen und deren Auswirkungen einen positiven Analyseaspekt dar. Es bieten sich hier als prädestinierte Indikatoren die Spar- und Investitionsquote, das Geldmengenwachstum oder die Staatsdefizitquote an. Der naheliegende ZusammenhangzwischenSchuldenrückzahiungsfähigkeit und Wirtschaftswachstum führt zu einer ersten Gruppe von allgemeinen 24 Vgl. MüHer, S.478 f. 25 Siehe hierzu die Ausführungen zur "Zinsdienstdeckung" in Abschnitt I. 3. b. bc. 26 Bei Bird auch benannt als "structural factors, policy-related variables, [... ) and vulnerability" (Bird, S.8 ff.).

80

E. Hauptbestandteile einer LändeIWirtschaftsanalyse der Banken

Wirtschaftsindikatoren. In einer theoretisch/empirischen Untersuchuni7 von 35 Industrie- und Entwicklungsländern wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen Wachstum und folgenden Variablen ermittelt: -

Bevölkerungswachstum Reale Investitionsquote Staatl. Kapitalaufnahme/BIP Reale Staatsausgaben als Anteil am BIP Reales Exportwachstum Reales Wachstum des Agrarsektors Varianz der Inflationsrate als Approximation der Geldpolitik

Durch die Berücksichtigung der Ergebnisse zusätzlicher Studien28 konnten aus diesen Variablen Indikatoren abgeleitet SOWIe Ergänzungen vorgenommen werden. ca. Das partielle Bevölkerungswachstum In Abweichung von obigen Untersuchungen wird durch das "partielle Bevölkerungswachstum" speziell auf die Zunahme des im Erwerbsalter stehenden Bevölkerungsanteils abgestellt. Durch diesen Bevölkerungsanteil wird das menschliche Produktionspotential der Volkswirtschaft beschrieben. In analytischer Hinsicht werden die Wachstumserfolge von Entwicklungsländern durch die Beachtung der Bevölkerungsdaten erheblich relativiert (ein solcher Effekt konnte schon bei der in Anhang I und Teil D. Abschnitt 11. 3. dargestellten Länder-Portfolio-Analyse beobachtet werden). Bei einer Prognose ist die gesamte demographische Entwicklung der Volkswirtschaft einzubeziehen, da beispielsweise ein kurz- bis mittelfristig steigender erwerbstätiger Bevölkerungsanteil mit einer langfristig abnehmenden Gesamtbevölkerung einhergehen kann. 29 Bei Entwicklungsländern ist ferner auf das frühe Erwerbseintrittsalter und die geringere Lebenserwartung zu achten. Das Zeitintervall muß daher im Gegensatz zu den Industrieländern (durchschnittlich 20 bis 65 Jahre) auf durchschnittlich 15 bis 50 Jahre verschoben werden. Die Größen "Gesamtbevölkerung" und "Bevölkerungswachstum" spielen insbesondere in der sozioöknomisch/politischen Analyse eine Rolle.

27 Vgl. Genberg, H.jSwoboda, A.K., The Medium-Term relationship between Performance Indicators and Policy: A Cross-Section Approach, World Bank 1987, Report No.EPD-Ol. 28 Hinzugezogen wurden noch Ergebnisse von Avramovic, a.a.O., und Kharas, H.J., The Long-Run Creditworthiness of Developing Countries: Theory and Practise, in: Quartely Journal of Economics, August 1984, S.415 ff. 29 Vgl. die demographische Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland.

I. Die quantitative Indikatoranalyse

81

cb. Die Investitionsquote und die InvestitionseffIzienz Definiert als das Verhältnis von Bruttoinvestitionen zum BIP stellt eine hohe oder zunehmende Investitionsquote i.a. eine Grundvoraussetzung für ein langfristiges Wirtschaftswachstum dar. Die positive Einflußnahme auf das Wirtschaftswachstum befindet sich jedoch in einer wesentlichen Abhängigkeit vonbegleitendenWachstumsdeterminanten (Exportnachfrage, Inlandskonsum etc.). Darüberhinaus ist es von wesentlicher Bedeutung, die Qualität der Investitionen in die Einschätzung der Investitionsquote einzubeziehen. Die Aussagefähigkeit des dafür öfter vorgeschlagenen, makroökonomische Indikators "lnvestitionsefflZienz" ist allerdings in der Fachdiskussion umstritten. 30 Die InvestitionseJfizienz (auch: marginaler KapitalkoefflZient) mißt das reale Wirtschaftswachstum, welches sich aus einer zusätzlichen Investitionseinheit ergibt. Errechnet wird dieser Indikator durch den Quotienten der Dreijahresdurchschnitte des BIP-Wachstums und der Investitionsquote. 31 Dabei wird davon ausgegangen, daß je effIZienter der Produktionsprozeß organisiert ist und durchgeführt wird, desto größer das reale Wirtschaftswachstum pro Investitionseinheit ausfällt. Die InvestitionsefflZienz könnte als eine Schlüsselgröße für die langfristigen Wachstumsbedingungen angesehen werden, da sie neben dem Angebot an Kapital und Arbeit auch von technischem Know-How, Managementfähigkeit sowie von sozialen und politischen Rahmenbedingungen abhängt. Wegen der umstrittenen Aussagefähigkeit der InvestitionseffIZienz wird in Teil F. eine genauere Untersuchung vorgenommen. Sie bildet im übrigen einen wesentlichen Bestandteil der in Teil C. dargestellten und kritisierten "Gap-Modelle". cc. Die Sparquote Die Sparquote (Quotient aus Ersparnissen und Volkseinkommen) kann in diesem Kontext als ein ergänzender, struktureller Indikator angesehen werden. Viele Wachstumstheorien wie auch Schuldenkapazitätsmodelle behandeln sie als wichtige Größe im Zusammenhang mit der Entwicklung von Verschuldungsproblematiken.32 In der Tat muß die Spartätigkeit einer

30 Aussagefähigkeit bezweifelnd: Commenbank Memorandum. Gegenposition: Schweizerischer Bankverein und Weltbank; vgl. dazu die Erörterungen in Teil F. 31 Vgl. Schweizerischer Bankverein, Appendix: Country Risk Monitor. Als eine kritische Grenze wird ein Wert von unter 0,2 genannt. 32 Vgl. Kharas oder World Bank, World Development Report, 1985 ff. 6 Evenz

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E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

Volkswirtschaft als entscheidende inländische Quelle des für Investitionen zur Verfügung stehenden Kapitals erachtet werden. Ausreichendes Sparen sorgt u.a. für moderate Kapitalmarktzinsen, die wiederum Investitionswilligkeit und -fähigkeit unterstützen. Die Sparquote kann nur ergänzend zu den Investitionsindikatoren hinzugezogen werden, da sie zwar über die Verteilung von Konsum und Investitionen etwas aussagt, jedoch nichts über die oben schon genannte Qualität der Investitionen und über das wirtschaftliche Umfeld, in dem sie existiert. Eine hohe Sparquote kann beispielsweise durch die Phänomene des "Angstsparens" bei wirtschaftlicher Instabilität oder des "Zwangssparens" bei nicht ausreichender Konsumgüterversorgung begründet sem. cd. Die Exportquote Für die Qualität der Investitionen eines Entwicklungslandes ist deren Exportorientierung entscheidend. Gerade die Entwicklung einer Exportindustrie bildet die Voraussetzung für das jeweilige Land, in Zukunft über ausreichende Devisenquellen zu verfügen. Die Exportquote als

Verhältnis des wertmäßigen Exportes an Gütern und Dienstleistungen zum BIP

(sog. "Export ratio") stellt in erster Linie einen Status-Quo-Wert dar. Ist die Quote hoch, so hat eine Exportorientierung der Volkswirtschaft bereits stattgefunden. Dagegen sagt eine niedrige Exportquote nichts darüber aus, ob nicht eine Um orientierung der Volkswirtschaft gerade stattfmdet. Die Analyse der zeitlichen Entwicklung der Exportquote ist somit in folgender Hinsicht von Interesse:

1. Eine steigende Exportquote zeigt eine Reallokation der Produktionsmittel

hin zu international handelbaren Gütern an. Da der internationale Sektor einer Volkswirtschaft i.a. wettbewerbsfähiger und produktiver ist als der inländisch orientierte Sektor, ist mit einer überdurchschnittlichen Wachstumszunahme zu rechnen. 33

2. Wie oben schon erwähnt ist primär der Exportsektor für die Deviseneinnahmen zuständig. Eine hohe und/ oder steigende Exportquote eines Schuldnerlandes stärkt daher dessen Schuldendienstkapazität.

33 Vgl. Sachs, J.D., Extemal Debt and Macroeconomic Performance in Latin America and Bast Asia, in: Brooking Papers on Economic Activity, 1985 Nr.2, S.548 ff.. Sachs hebt die Folgen der Import-Substitutionspolitik in Latein-Amerika heIVor. Vgl. weiterhin GenbergjSwoboda; ebenso Feder, G., On Exports and Economic Growth, World Bank Staff Working Papers No. 508, 1982.

I. Die quantitative Indikatoranalyse

83

3. Durch eine hohe und/oder steigende Exportquote kann jedoch auch eine stärkere Abhängigkeit von zyklischen oder strukturellen Nachfrageentwicklungen in anderen Ländern angezeigt werden. Hier wird die Notwendigkeit deutlich, die Exportstruktur zu untersuchen. Die die Exportquote ergänzende Größe Verändernng der absoluten Exporte (das "absolute Exportwachstum") besitzt isoliert betrachtet ebenfalls einen zu "globalen" Charakter. Inwieweit man bei ihr aus einer Zeitreihenbetrachtung Tendenzen für die zukünftige Entwicklung ableiten kann, ist zweifelhaft. Als "grundsätzlich" kann sie wohl deshalb bezeichnet werden, da fallende (steigende) Exporte auch fallende (steigende) Devisenerlöse zur Folge haben. Die Veränderung der absoluten Exporte ergänzt die Exportquote insofern, als sie folgende Trugschlußsituationen verhindert: 1. Die gestiegene Exportquote ergibt sich durch konstante Exporte bei

insgesamt sinkendem BIP. Eine Situation, die auf den ersten Blick keine negativen Auswirkungen auf die Deviseneinnahmen des Landes hat, jedoch auf eine insgesamt instabile Wirtschaftslage schließen läßt. Es ist zu bezweifeln, daß die unbefriedigende binnenwirtschaftliche Lage sich langfristig nicht auf die Exportindustrie des Landes auswirken wird.

2. Eine konstante Exportquote folgt aus im gleichen Verhältnis wachsenden Exporten und BIP. Die an sich positive Entwicklung wird durch das Verhalten der Exportquote nicht widergespiegelt. Der Indikator Verändernng der absoluten Exporte erscheint in seiner Aussagekraft somit als nicht ausreichend, um ihn als Einzelindikator in ein Analysesystem einzubeziehen. Es sollte genügen, die Aussage der Exportquote durch ihn zu relativieren. Er stellt damit einen der klassischen Parallelindikatoren dar. ce. Die Exportstruktur Bei der Exportstruktur handelt es sich um einen Oberbegriff für mehrere Indikatoren. Eine genaue Abgrenzung, welche Indikatoren darunter zu verstehen sind, fehlt, wie auch der Begriff "Exportstruktur" in den hinzugezogenen Veröffentlichungen nicht weiter präzisiert wird. Als Einzelindikator erscheint er allerdings zu komplex. Da letztendliehe Klarheit fehlt, wurde er in Anhang 11 trotzdem als Einzelbegriff aufgeführt. 34 Die fOlgenden Kennziffern können hier subsumiert werden. 34 Unklarheiten ergeben sich durch die Quellen des Analysesystems der Chase Manhattan Bank (vgl. Anhang 11). Die Chase unterscheidet sich dahingehend von den anderen aufgeführten Institutionen, daß sie die "Exportstruktur" und zwei zu subsumierende Indikatoren

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E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken 1) Der Exportgüterkonzentrationsindex (EXKOI)

Dieser Index stellt auf die Abhängigkeit eines Landes von einigen bestimmten Exportprodukten ab. Es wird dabei vorrangig die Mengenstruktur des Exports betrachtet. Je höher der Index, desto höher ist der Mengenanteil von wenigen Exportprodukten und tendenziell desto geringer ist die Erlösstabilität der Deviseneinnahmen bei sich verändernder Nachfrage.35 Der Exportgiiterkonzentrationsindex bezieht sich auf die "Standard International Trade Classification,,36 und ist somit für einen internationalen Konzentrationsvergleich geeignet. Auf das Vorgehen einer genauen Indexierung wird in Teil E. eingegangen. 2) Die Quote der verarbeiteten Exportgüter

Die Erlösstabilität ist tendenziell um so höher, je größer der Anteil der verarbeiteten Güter an den gesamten Güterexporten ist. Der Verarbeitungsgrad dieser Güter in den Entwicklungsländern kann bei weitem geringer sein als in den Industrieländern. Da jedoch eine relativ große Ähnlichkeit zur Produktion in den Industrieländern bei gleichzeitigen Vorteilen im Kostenniveau existiert, kann von einem langfristig stabilen Exportvolumen in die Industrieländer ausgegangen werden. Die Quote der verarbeiteten Exportgüter kann direkt dem "International Trade Statistics Yearbook, Tab.2 Imports by broad economic category and exports by industrial origin" entnommen werden.

("Exportgüterkonzentraton" und "Diversifikationsindex") gleichzeitig nennt. Andere Institutionen benutzen entweder nur den Begriff der "Exportstruktur" oder aber die in dieser Arbeit definierten Unterindikatoren. 35 Eine Ausnahme existiert bei einem hohen Anteil an sog. "sensiblen" Primärgütem. 36 Internationales Warengruppenverzeichnis für den Außenhandel, 1976; vgl. Teil F.

srrc Ausgabe 11 von

I. Die quantitative Indikatoranalyse

85

3) Die Primärgüterexportquote

Analog zum Anteil der verarbeiteten Güter ist bei einem hohen Anteil an

Primärgütem im Export von einer relevanten Schwankungsbreite der

Devisenerlöse auszugehen. Primärgüter, also Rohstoffe und Agrarprodukte, leiden oft unter international heftigen Preisschwankungen. Ausnahmen stellen nur sogenannte "sensible Primärgüter" dar. Darunter werden Güter verstanden, die nur von wenigen Ländern angeboten werden und bei denen keine oder nur unbedeutende Substitutionsmöglichkeiten existieren (Gold, Uran, seltene Schwermetalle etc.). Ihre Märkte sind durch eine preisunelastische Nachfrage gekennzeichnet. Wesentliche Anteile dieser Güter am Primärgüterexport müssen berücksichtigt werden, da Devisenerlösschwankungen hier gering sind. Diese Quote kann ebenfalls direkt dem "International Trade Statistics Yearbook, Tab.2" entnommen werden. 4) Der Diversifikationsindex

Der Diversifikationsindex mißt die Abweichung von einer vorgegeben Exportreferenzstruktur. Er fungiert als Komplementärindikator zum Exportgüterkonzentrationsindex, da er nicht die Exportmengen berücksichtigt, sondern nur auf die Tatsache des Exportes verschiedener Gütergruppen abzielt. Die eigentliche Schwierigkeit der Ermittlung besteht in der Definition der Referenzstruktur. Abhängig von der gewählten Kombination und Anzahl an Exportgütern oder Exportgütergruppen stellt eine geringe oder große Abweichung von dieser Referenzstruktur ein kleines oder großes Absatzrisiko dar. Im Vordergrund steht bei dieser Betrachtung nicht die Erlösstabilität, sondern die Erfassung einer gesamtwirtschaftlichen Reaktion auf die Veränderungen internationaler Märkte (Risikodiversifikation).37 Im Kontext der Exportstruktur wird auch die Abnehmerkonzentration als Einzelindikator vorgeschlagen. Aussagefähig wird dieser Indikator erst dann, wenn es sich um ein Land mit einem niedrigen Diversifikationsindex und/oder einer hohen Exportgüterkonzentration handelt. Bei einer so determinierten einseitigen Exportstruktur ist die Abhängigkeit von einem oder wenigen Abnehmerländern beachtenswert für die Einschätzung der Erlösstabilität. Hierbei handelt es sich jedoch um Spezifikationen, die diesen Indikator für eine mehrere Länder umfassende, vergleichende Untersuchung ungeeignet machen. Das "International Trade Statistics Yearbook" liefert für jedes darin enthaltene Land eine prozentuale Abnehmerverteilung der Exporte. Anband dieser Statistik ist schnell festzustellen, daß jedes Land eini-

37 Es wird in Teil F. auf eine beispielhafte Referenzstruktur eingegangen.

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E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

ge spezielle Abnehmer mit hohen Exportquoten besitzt. Beispielhaft sei der hohe Exportanteil eines jeden EG-Mitgliedes in die übrigen EG-Länder genannt. Ein Faktum, welches die Aussagekraft eines Abnehmerkonzentrationsindex im internationalen Vergleich beträchtlich verzerren würde. Eine Betrachtung im Einzelfall kann daher in Bezug auf die Abnehmerkonzentration als ausreichend angesehen werden. 5) Der "International Competitiveness" Index (CI)

Der CI wird auch als Index der realen Wechselkurse 38 bezeichnet. Er soll die Veränderung der Wettbewerbssituation zwischen Inland und Ausland anband der Kombination von inländischer Inflation, ausländischen Inflationsraten und den Veränderungen der Wechselkurse messen. Eine Zunahme des Inlandspreisniveaus bei unverändertem Wechselkurs und konstanten Auslandspreisen beinhaltet eine Verschlechterung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Die inländischen Exportgüter werden für das Ausland teurer, Importe werden dagegen wegen des niedrigeren ausländischen Preisniveaus zunehmen. Dies hat negative Auswirkungen auf die zukünftige Schuldendienstfähigkeit. Meßtechnisch gesehen wird der "International Competitiveness" Index durch den Vergleich folgender Größen bestimmt:39 - Inlandsinflation: Deflationsindex des BIP - Auslandsinflation: Nach Handelsumfang gewichtete Veränderung der Deflationsindizes der BIP's der Haupthandelspartner, jeweils angepaßt an die Schwankungen der Wechselkurse. Wie die prognostische Aussagekraft dieses Indikators einzuschätzen ist, wird im Rahmen der empirischen Untersuchung in Teil F. gezeigt werden. cf. Die Importstruktur Eine außenwirtschaftliche Betrachtung wäre unvollständig ohne die Analyse der Importe. Durch sie wird der Devisenabfluß erfaßt, der durch Konsum-, Energie-, Investitionsgüter- und Dienstleistungseinkauf im Ausland hervorgerufen wird. Begrifflich gilt analog das zur Exportstruktur gesagte.

38 Eine Identität des CI mit den "Terms of Trade" (speziell mit den "Net-barter" TOT) ist in den betrachteten Analysesystemen nicht eindeutig nachzuweisen. 39 Vgl. Schweizerischer Bankverein, a.a.O., Appendix: Country Risk Monitor.

I. Die quantitative Indikatoranalyse

Unter dem Begriff "Importstruktur" zusammengefaßt werden:

sollen

87

folgende

Indikatoren

I) Die Kompressionsquote

Die Kompressionsquote vermittelt ein Bild über den Handlungsspielraum. eines Landes bezüglich Art und Umfang seiner Importe. Die inhaltliche Darstellung des Indikators ist nicht eindeutig. Folgende Definitionen konnten festgestellt werden: Defmition 1: Die erste Definition stellt auf den Anteil der Devisenerlöse aus Exporten ab, der für die kurzfristig kaum zu ändernden Importe an Nahrungsmitteln und Energie sowie für die Belastungen aus Schuldendienstzahlungen aufzubringen ist.40 Je geringer die Quote, um so größer ist der außenwirtschaftliche Handlungsspielraum des Landes. Diese Defmition zielt auf die Darstellung der Fähigkeit, zusätzliche Importe an Kapital- und Konsumgütern durchzuführen. Definition 2: Diese Berechnungsart stellt nur auf die unverziehtbaren Güterimporte im Verhältnis zu den gesamten Importen ab. Hier werden somit die Devisenerlöse und Schuldendienstzahlungen vernachlässigt. Dem Begriff "Kompression" kommt diese Interpretation näher, da eine Aussage über den Anteil "verzichtbarer" Importe am Gesamtimport getroffen wird. Die unverzichtbaren Güterimporte werden als sogenanntes ''lmportminimum,.41 bezeichnet. Man rechnet die Nahrungs- und Energieimporte als starre Anteile ganz aus dem Gesamtimport heraus und vermindert die restlichen Importe um 25%. Das "Importminimum" ergibt sich aus der Summe der 75% Restimporte und den Nahrungs- und Energieimporten. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, daß die um Nahrungsmittel und Energie verminderten Importe kurzfristig problemlos auf 75% ihres Volumens reduziert werden können. Die Annahme erscheint realistisch, da über die Nahrungs- und Energieimporte hinaus auch Kapitalgüterimporte - Maschinen und deren Ersatzteile - als ebenso unverzichtbar für das Funktionieren einer Volkswirtschaft anzusehen sind. Aus Plausibilitätsüberlegungen ist der zweiten Defmition der Kompressionsquote im Gebrauch eines Analysesystems der Vorzug zu geben. Das "Importminimum" wird darüber hinaus in der Schuldenrückzahlungsfähigkeitsquote genutzt.

40 Definition der Commerzbank AG. 41 Vgl. Müller, S.478.

88

E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

Kompressionsquote

- Nahrungsimporte

- Nahrungsimporte

- Energieimporte

- Energieimporte

- Devisenerlöse

- 75% Restimporte

- Schuldendienst

- Gesamtimporte

Abbildung 17 Die Kompressionsquote und ihre unterschiedliche Datenbasis

2) Der Energie-Import-"Cover"

Der Energie-Import-"Cover" beschreibt den Anteil der Importe, der auf Energie entfällt. Im Falle externer Schocks durch nicht beeinflußbare Preissteigerungen für den Faktor Energie steigen in der Regel kurzfristig die Devisenabflüsse für die Energieimporte. Dies hat kontraktive Auswirkungen auf die übrigen Importe. Bei einer begrenzt substituierbaren gesamtwirtschaftlichen Produktionsfunktion führt die Preissteigerung und die sich daraus ergebenden Folgen zu einem Wertschöpfungsverlust.42 Werden Kapitalgüterimporte durch den Kontraktionsprozeß berührt, so können die mittel- und langfristigen Wachstumschancen der Volkswirtschaft in Mitleidenschaft gezogen werden. Ein hoher Energie-Import-"Cover" induziert daher einen potentiell instabilen Wachstumsprozeß. Die Instabilitätsaussage über die Folgen eines hohen Energie-Import-"Cover" kann in analoger Weise auf die Situation eines Netto-Enerre-Exporteurs für den Fall eines Energiepreisverfalls angewendet werden.4 Der Energieüberschuß, der in Form von Exporten abgesetzt wird, generiert die Devisen nicht im gewohnten Maße.

42 Vgl. Commerzbank AG. 43 Die Größe, die in Analogie zum Energie-Import-"Cover" errechnet würde, könnte man für ein Energie-exportierendes Land als Energie-Export-"Surplus" bezeichnen.

I. Die quantitative Indikatoranalyse

89

Zu erwähnen sind hier die beachtlichen Exporterlösausfälle der öl-exportierenden Länder in den letzten Jahren.44 cg. Die Inflationsrate Die Inflationsrate bietet als Kennziffer die Möglichkeit zur Evaluation der allgemeinen Stabilität und Kreditwürdigkeit eines Landes. Anerkannt sind die negativen Auswirkungen einer hohen und stark schwankenden Inflation: - Steigende Informationskosten und Verzerrungen in der Allokation der Ressourcen. - Verringerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und Verschlechterungen der Leistungsbilanz. - Tendenzen zur Überbewertung der Währung und Kapitalflucht. - Umverteilungseffekte (Gläubiger/Schuldner-Problem): Der Staat ist Gewinner eines inflationsbedingten Wertverfalls seiner Schuldtitel und der Auferlegung höherer Einkommensteuerklassen ohne Verbesserung der realen Einkommen (sog. "kalte" Steuerprogression). Prognosen über die zukünftige inflationäre Entwicklung lassen sich aus einer reinen Zeitreihenbetrachtung der Inflationsrate nicht unbedingt tätigen. Kritisiert wird, daß die Beobachtung der Inflationsrate selten unter Hinzunahme der Auswirkungen auf die Wechselkurse durchgeführt wird.45 ch. Die Geldmengenentwicklung Die Geldpolitik sollte als eine grundlegende Ursache der aktuellen und zukünftigen Inflation in das Kalkül einbezogen werden. Entscheidender Indikator ist hier die Geldmengenentwicklung. Das Geldmengenwachstum wird im Gegensatz zur Inflationsrate bei weitem weniger häufig in Analysesystemen genutzt.46 Dabei stellt die Quantitätstheorie mit ihrer Aussage über den Zusammenhang von Geldmengenwachstum und Inflation eine der empirisch oft geprüften und bestätigten ökonomischen Theorien dar. Es sei hier nur eine Studie von SaidijSwoboda et al.47 erwähnt, die diesen Zu-

44 Siehe dazu auch die Position Saudi-Arabiens in der Länder-Portfolio-Analyse in Teil D. 45 Vgl. Bird, S.10. 46 Anlage 11 zeigt ein Verhältnis von 8 zu 2. 47 Vgl. Saidi, N./Swoboda, A.K et al., Exchange Rates, Prices and Money: Switzerland in the 1920's and 1970's, Graduate Institute of International Studies, Genf 1981.

90

E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

sammenhang für 44 Entwicklungs- und Industrieländer zwischen 1960 und 1970 bestätigt. Das Problem der Vergleichbarkeit verschiedener Geldmengenbegriffe kann in diesem Zusammenhang als sekundär bezeichnet werden, da es nicht wie beim BIP darauf ankommt, eine international möglichst identische Größe zu benutzen, sondern primär die Wachstumsrate einer u.U. landesspezifischen monetären Kontrollvariable (z.B. M1) zu beobachten. Die Abgrenzung der verglichenen Aggregate ist dahingehend sekundär, da auch bei der Wahl einer einheitlichen Geldmengendefinition Beeinträchtigungen der Vergleichbarkeit durch unterschiedliches wirtschaftliches Verhalten der Bevölkerungen existieren kann.48 Durch Hinzunahme der aktuellen Preisentwicklung und der Wachstumsrate des BIP in die Analyse kann eine fundierte Prognose über zukünftige inflationäre Entwicklungen gegeben werden. Unzählige Untersuchungen zeigen, daß eine Ausweitung des Geldangebotes, die über der Wachstumsrate des BIP liegt, in aller Regel eine zunehmende Inflation bedingt. Wie wichtig die Beurteilung der Wirtschaftspolitik gerade unter Berücksichtigung der Entwicklung des Geldangebotes ist, zeigt Abbildung 18. Zum näheren Verständnis dienen die nachfolgenden Erläuterungen. Der Ansatz geht von kurzfristig expansiven Impulsen der Geldmengenausweitung auf die Produktion aus. Um eine exakte Aussage über die Qualität des Geldmengenwachstums machen zu können, wird auch die Geldnachfrage einbezogen. Dazu werden die Inlandskomponenten des Geldangebotes (sog. "Real Domestic Credit") und der Geldnachfrage gegenübergestellt.49 Ob der zahlreichen Geldnachfragetheorien der Nationalökonomie50 erscheint es problematisch, geeignete Meßgrößen zu fmden, jedoch bieten sich folgende Approximationen an: 51

48 Die in den USA genutzte Geldmenge MI läßt sich beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland geldpolitisch nicht anwenden, da MI in Deutschland hoch negativ zinselastisch ist. Geldmengenentwicklungen von MI müßten daher in den USA und in Deutschland ganz unterschiedlich interpretiert werden, welches auch Auswirkungen für ein Analysesystem hätte (vgl. Schlesinger, H., Das Konzept der deutschen Bundesbank, in: Wandlungen des geldpolitischen Instrumentariums der Deutschen Bundesbank, Hrsg. Ehrlicher, W./Simmert, D.B., Beihefte zu Kredit und Kapital, Heft 10, Berlin 1988,5.7). Da jedoch im quantitativen Sinne gleiche Tendenzen angezeigt werden sollen, ist ein Vergleich u.U. zwar unterschiedlich definierter aber verhaltenstechnisch ähnlicher Größen notwendig. 49 Vereinzelt wird der "Real Domestic Credit" als gesonderter Indikator angeführt (so z.B. beim Schweizerischen Bankverein und der Bankers Trust Corp.). Da dieser Indikator jedoch als Einzelwert kaum aussagekräftig ist, erscheint es sinnvoller, diesen in den Bewertungskomplex Geldmengenwachstum zur Abrundung einzubeziehen (Parallelindikator).

I. Die quantitative Indikatoranalyse

91

Die jährliche prozentuale Veränderung der Inlandskomponente des Geldangebotes (annähernd ermittelt durch M2, vermindert um die NettoAuslandsaktiva der Zahlungsbilanz) wird mit dem Konsumgüterpreisindex deflationiert. Anschließend wird diese reale Inlandskreditschöpfung ("Real Domestic Credit Creation") mit der Entwicklung der realen Geldnachfrage, approximiert durch das reale Wachstum des BIP, verglichen.52 Es kann von einem Ungleichgewicht zwischen Geldangebot und -nachfrage ausgegangen werden, falls diese Werte entscheidend voneinander abweichen. Welche Auswirkungen hat ein solches Ungleichgewicht? Zur Beantwortung dieser Frage muß etwas genimer auf die Komponenten des Geldangebotes und der Zahlungsbilanz eingegangen werden. Die Geldschöpfung der Zentralbank kann sich auf den Erwerb von Devisen sowie auf die monetäre Versorgung inländischer Wirtschaftseinheiten (Regierung, Geschäftsbanken, Publikum) beziehen. Der Devisenerwerb bildet die Grundlage für die außenwirtschaftliehe Komponente des Geldangebotes. Ihr Umfang wird durch den An- und Verkauf von Devisen - in der Zentralbankbilanz unter den Nettoauslandsaktiva ausgewiesen - am Inlandsmarkt determiniert. Unter der Bedingung fester Wechselkurse läßt sich die außenwirtschaftliehe Komponente der Geldschöpfung nicht direkt von der Zentralbank steuern.53 Als inlandsorientierte Kreditschöpfung kann dieser Vorgang daher nicht bezeichnet werden. Wie oben schon erwähnt, wird diese Größe daher herausgerechnet. Die restliche Geldschöpfung stellt nun die Bildung von Inlandskredit i.e.S. dar, sei es durch Refinanzierung von Geschäftsbanken oder durch Bereitstellung von Regierungskrediten. Auf der einen Seite sind Veränderungen der Währungsreserven natürlich abhängig von Entwicklungen in der Zahlungsbilanz (speziell in der Leistungs- und Kapitalverkehrsbilanz).

50 Man denke nur an die Keynes'sche Kassenhaltungstheorie, postkeynesianische oder monetaristische Ansätze. 51 Vgl. für das folgende Vorgehen: Schweizerischer Bankverein, a.a.O., Appendix: Country Risk Monitor. 52 Die Haupteinflußfaktoren der Geldnachfrage sind nach Laidler: Preisniveau, reales Einkommen, Zinsniveau (vgl. Laidler, D., The Demand for Money, New York 1977, S.120 ff.). Die Preisentwicklung wird durch den Gebrauch von realen Größen berücksichtigt. Die Einkommensentwicklungwird durch das BIP-Wachstum approximiert. Das Zinsniveau wird im Gegensatz zu Laidler vernachlässigt. 53 Auch die Existenz flexibler Wechselkurse führt nicht unbedingt zur Abwesenheit von Wechselkurszielen - ein Umstand, auf den die G7-Konferenzen und die Einflußnahmen auf den US-$-Kurs immer wieder hinweisen.

92

E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

Geldmenge + Nachfrage +

I

Produktion + (BIP-Wachstum)

Inflation +

Absorption +

Kapitalexport +

Wettbewerbsfähigkeit -

ImportT Export -

I

Export Import +

-rr

Leistungs-

Kapitalverkehrs-

bilanz

bilanz -

Reserven - Schulden +

Abbildung 18 Folgen einer expansiven Geldpolitik bei zu geringem BIP-Wachstum (Nach: Schweizerischer Bankverein, 8.9)

I. Die quantitative Indikatoranalyse

93

Auf der anderen Seite führt auch ein übermäßiges Geldmengenwachstum der Inlandskomponente ohne Rücksicht auf die Geldnachfrage zu Verlusten an Währungsreserven. Der Begriff "Absorption" in Abbildung 18 beinhaltet die wesentlichen Aspekte, die zu geringeren Deviseneinnahmen und steigenden Schulden führen können: Steht dem Geldmengenwachstum kein ausgeglichener Einkommenszuwachs im Rahmen gestiegener Investitionen und daraus resultierender Güterbereitstellungen gegenüber, so wird die monetäre Expansion zu einem höheren Inlandskonsum potentiell zu exportierende Güter sowie zu einem allgemeinen Anstieg der Importe führen.54 Dieser Komplex mit den Auswirkungen auf Devisenbestand und Verschuldung wird in Abbildung 18 dargestellt. ci. Das Haushaltsdeflzit

Langfristige, signiflkante Budgetdeflzite zeigen im allgemeinen zuverlässig Probleme in der Wirtschaftspolitik an. Wie aber bereits bei den vorherigen Indikatoren, kann eine isolierte Betrachtung zu Trugschlüssen führen. Ausnahmen von dieser Regel fmden sich beispielsweise unter den entwickelten Industrieländern. So konnte Großbritannien 1987/88 zwar einen Budgetüberschuß erwirtschaften, war jedoch mit einer hohen Arbeitslosigkeit und einer über dem EG-Durchschnitt liegenden Inflation belastet. Das Haushaltsdeflzit der USA dagegen bietet schon seit Jahren Grund zu Diskussionen über die Qualität der Wirtschaftspolitik. Die binnenwirtschaftliche Situation der USA war und ist aber ansonsten von mäßiger Inflation und einer relativ geringen Arbeitslosigkeit gekennzeichnet. Unabhängig von diesen Beispielen haben Budgetdeflzite im Normalfall störende Auswirkungen auf die mittelfristige Schuldendienstkapazität eines Landes, da sie 1. in Zusammenhang mit dem öffentlichen Schuldendienst schnell wachsen

("Teufelskreis" von Verschuldung und Budgetdeflzit),55

2. zur Verringerung der Spartätigkeit in einer Volkswirtschaft beitragen (insbesondere bei strukturellen Budgetdeftziten und inflationären Tendenzen), 3. höhere Realzinssätze induzieren, da der Staat als Kreditnachfrager auch am Inlandsmarkt auftritt. Die Investitionsfähigkeit und -willigkeit und nicht zuletzt das Wachstum werden dadurch beeinträchtigt.

54 Der Begriff "Absorption" bezieht sich auf beide Nachfrageeffekte. 55 Vgl. Gemmell, N., Debt Servicing Costs and the Growth of Public Expenditure, in: Public Finance, 1988 Nr.2, 8.223 ff.

94

E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

Die Struktur der DefIzitfinanzierung ist vom Standpunkt der Wirtschaftsanalyse aus von großem Interesse. Besonders durch die Nutzung der Notenpresse (Deftzitfmanzierung durch Geldmengenausweitung) werden negative Effekte auf die Struktur von Leistungs- und Kapitalverkehrsbilanz ausgeübt.56 Zur Abrundung einer quantitativen Analyse ist zu erwähnen, daß auch die qualitative Struktur der Zahlungsbilanz und deren Veränderungen genauer betrachtet werden müssen. So eindeutig und übersichtlich wie bei den obigen Indikatoren kann hier auf die allgemeine Zahlungsbilanzanalyse nicht eingegangen werden, da es eine Fülle von Konstellationen gibt, die Veränderungen der Zahlungsbilanz im unterschiedlichsten Lichte erscheinen lassen. Man betrachte nur das Beispiel eines Entwicklungslandes mit passiver Handelsbilanz. Wenn die passive Handelsbilanz auf einem verstärkten Import von Investitionsgütern beruht, ist dies unter Berücksichtigung der langfristigen Bildung einer exportorientierten Inlandsindustrie und der damit verbundenen zukünftigen Fähigkeit der Devisengenerierung nicht unbedingt als negativ anzusehen. Es erweist sich somit als nicht opportun, von einer streng quantitativen Entwicklung auszugehen. d. Branchenindikatoren Die Analyse einzelner Branchen liefert detailliertere Hinweise zur wirtschaftlichen Entwicklung. Wie schon erwähnt wurde, existiert bei einem privaten Kredit ohne Regierungsgarantie auf drei Ebenen eine Gefährdung: Die erste Ebene beinhaltet das Bonitätsrisiko, welches im Rahmen der Projektprüfung evaluiert wird. In der Bank übernimmt der zuständige Länderreferent zusammen mit einem Mitarbeiter der Auslandskreditabteilung diese Prüfung. Die zweite Ebene bildet das Risiko im Rahmen der Entwicklung einer Branche. An sich rentable Investitionen können durch überlagernde Effekte in der jeweiligen Branche (z.B. allgemein veraltete Technik und/oder strukturelle Anpassungsprobleme (siehe Quotierungsregel in der Stahlindustrie» negativ beeinflußt werden. Die dritte Ebene beinhaltet die wirtschaftliche Entwicklung des gesamten Landes. Eine mögliche Branchenaufteilung für ein entwickeltes Industrieland könnte wie folgt aussehen: - Nahrungs- und Genußmittel - Rohstoffe - Textil und Bekleidung - Holz und Möbel - Papier und GrafIk

56 Vgl. Betrachtungen zum Geldmengenwachstum in Abschnitt I. 3. c. ch.

I. Die quantitative Indikatoranalyse

95

- Chemie - Metalle - Maschinenindustrie - Energiewirtschaft - Baugewerbe - Detailhandel - Tourismus - Versicherungen - Banken Bei einem weniger entwickelten Land ist die Branchenanzahl flexibler zu gestalten. Die notwendige Bereitstellung detaillierter Basisdaten bildet bei der Branchenanalyse eine "natürliche" Grenze. Die statistischen Institutionen in Entwicklungsländern sind manchmal nicht in der Lage, solche Informationen zu liefern. Die Forderung nach der Durchführung einer solchen Analyse muß somit immer mit einem "wenn möglich" versehen werden. Die Branchenanalyse stellt aus Gründen des Aufwands eine "fallweise" Analyse dar, die in aller Regel bei speziellen Projektkreditvergaben durchgeführt werden wird. Einige Aspekte der Branchenanalyse seien kurz erläutert: Der Branehenanteil am BlP

Der "Branchenanteil am BIP" ist ein erster, grober Indikator, der hilft, über die Stellung des Wirtschaftszweiges in der Volkswirtschaft eine Aussage zu treffen. Zur Analyse gehören sowohl die Einbeziehung der Veränderung des Anteils in den letzten Jahren (''Branehenwaehstum ") als auch der absolute Vergleich mit anderen Branchen. Eine Ergänzung sollte die qualitative Analyse liefern (Subventionspolitik, staatliche Umstrukturierungen, allg. politischer Stellenwert). Der Branehenexportanteil

Die spezielle Analyse der Devisengenerierung eines ganzen Wirtschaftszweiges kann insbesondere bei einem Projektkredit empfohlen werden, bei dem ein Firmenkonglomerat die Verantwortung trägt. Wir wollen diesen Indikator als Anteil des Branehenexports am gesamtwirtsehaftliehen Export defmieren. Die Exportquote als gesamtwirtschaftlicher Indikator kann im Rahmen der Branchenanalyse dahingehend korrigiert werden, daß ein Land zwar im internationalen Vergleich wenig exportiert, der einzelne Wirtschaftszweig jedoch am Gesamtexport einen hohen Anteil besitzt. Der Branchenexportanteil steht in diesem Fall gleichsam für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Branche.

96

E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

Die Branchenbeschäftigung Der Anteil der in der Branche Beschäftigten an den gesamten Erwerbstätigen der Volkswirtschaft spiegelt das politische und ökonomische Gewicht des Wirtschaftszweiges wider. Je höher der Erwerbstätigenanteil ist, um so wahrscheinlicher ist in Krisensituationen mit staatlichen Unterstützungsaktionen zu rechnen (öffentliche Aufträge, Subventionen, besondere Devisenzuteilungen bei Devisenbewirtschaftung). Die Einbeziehung der Veränderung des Anteils im Zeitablauf liefert zusätzlich benötigte Plausibilität. Ein beispielsweise seit Jahren sinkender, jedoch u.U. immer noch beträchtlicher Beschäftigungsstand liefert ein Anzeichen dafür, daß eine vormals starke Branche sich Strukturproblemen gegenüber sieht, die sich mittelfristig auf die Gewinnsituation auswirken werden.57 Ein Transfer weiterer makroökonomischer Indikatoren auf die Ebene der Branchenanalyse kann zu einem tieferen Verständnis der Dynamik einer Branche führen. Es bieten sich die Investitionsindikatoren (Investitionsquote, InvestitionseffIzienz etc.) der allgemeinen Analyse an. Allerdings ist zweifelhaft, ob Daten dieser Qualität zur Verfügung stehen. e. Die Schuldenmanagementqualität Schwierigkeiten, die richtigen Indikatoren zu fmden bzw. vorhandene Indikatoren hier einzuordnen, bereitet die Einbeziehung der Schuldenmanagementqualität (sog. "Debt Management Quality"). Einen wesentlichen Grund stellt der Umstand dar, daß - im Gegensatz zu den Verschuldungsindikatoren, die primär einen Status-Quo beschreiben - ihrem Wesen nach dynamische und zukunftsgerichtete Prozesse (d.h. Handlungen seitens der Regierung) beschrieben werden sollen. Unzweifelhaft ist, daß ein Zusammenhang zwischen der Verschuldungskapazität und der Qualität des staatlichen Schuldenmanagements existiert.58 Einen ersten Anhaltspunkt bieten hier Fälligkeitsstrukturen. Die Beschreibung des Problems "Schuldenmanagementqualität" zeichnet sich durch quantitative und qualitative Analyseteile aus. Datenbe-

57 Vergleiche hienu die Entwicklung der Stahlindustrie in der Bundesrepublik Deutschland. Die Branche hat auch während des umfassenden Strukturwandels und dem damit verbundenen Stellenabbau niemals ihre große Bedeutung für den Arbeitsmarkt verloren. Die deutsche Stahlindustrie liefert ein Beispiel für einen weitestgehend gelungenen Anpassungsprozeß. 58 Vgl. McDonald, D.C., Debt Capacity and Developing Country Borrowing: A Survey of the Literature, in: IMF Staff Papers, August 1982, S.638.

I. Die quantitative Indikatoranalyse

97

schaffungsprobleme können, wie schon bei der Branchenanalyse, die Möglichkeiten der Untersuchung mehr oder weniger begrenzen. Die Analyse des Schuldenmanagements anhand der folgenden Indikatoren sollte permanent erfolgen.

Devisenbewinschaftung Nicht nur die Tatsache, daß eine Devisenbewirtschaftung durchgeführt wird, sondern auch die quantitative Obergrenze der Devisenausfuhr sollte in Betracht gezogen werden. Desweiteren können Bevorzugungen bestimmter Branchen in der Devisenzuteilung für die Einschätzung wichtig sein.

Nutzung von Finanzinnovationen Das Geschick einer Regierung, mit ihren Schulden umzugehen, wird auch durch den Gebrauch neuer Wege am internationalen Kapitalmarkt determiniert. Schlagwörter sind Debt-Equity-Swaps, Debt-Nature-Swaps und ähnliche Begriffe. Unter "Nutzung" sollen hier die absoluten Werte dieser Transaktionen sowie der prozentuale Anteil an den Gesamtschulden des Landes verstanden werden. Zur Zeit stellt diese Art von Finanzmanagement zwar noch den vielbeschworenen "Tropfen auf den heißen Stein" dar, man kann jedoch annehmen, daß dessen Bedeutung zunehmen wird.

Die Fälligkeitsstruktur Die Analyse der Fälligkeitsstruktur stellt eine wichtige Möglichkeit zur Durchleuchtung des Handlungsspielraumes einer Regierung dar. Je langfristiger der Gesamtschuldenstand abgeschlossen ist, desto schwieriger kann die Regierung kurz- und mittelfristig reagieren. Hilfreich für die Durchleuchtung der Fälligkeitsstruktur ist die schon unter den Schuldenindikatoren erwähnte "Kreditquellenstruktur". Sie zeigt den prozentualen Anteil der Privatkredite an der Gesamtverschuldung eines Landes auf. Ferner ist der Anteil der Auslandsverschuldung mit einer Fälligkeit von kleiner oder gleich einem Jahr zu nennen. Kurzfristige Handelsschulden (z.B. Akkreditive) können dadurch approximiert werden, daß man für ihre Höhe einen Wert von drei Monatsimporten annimmt. Um größere Transparenz zu erreichen, können diese dann in Bezug zu den gesamten Schulden gegenüber Banken gesetzt werden.59

7 Evertz

98

E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

Goldtransaktionen

Der Verkauf von Gold am internationalen Edelmetallmarkt gilt als Zeichen akuter Liquiditätsprobleme einer Volkswirtschaft. In das Kalkül einzubeziehen ist die Stellung des Landes als eventueller Goldproduzent. Kritisch beurteilt werden müssen zunehmende oder erstmals auftretende Goldtransaktionen von Ländern, die keine oder nur sehr kleine Goldproduzenten sind. Entscheidend ist hier die Existenz eines NettoGoldabflusses . Über absolute Größen als Orientierungspunkte kann allerdings in diesem Zusammenhang keine Aussage gemacht werden. f. UmweItbedingungen Die Devisenerlöse von Ländern, die in erster Linie Primärprodukte exportieren, hängen nicht nur von den zukünftigen internationalen Preisentwicklungen ab. Für Agrarexporte spielen die UmweItbedingungen des jeweiligen Landes eine entscheidende Rolle. Die Berücksichtigung der Umweltverschmutzung beinhaltet eine hohe prognostische Relevanz in der Beurteilung der Fähigkeit eines Landes, auch in den kommenden 10 bis 15 Jahren Deviseneinnahmen von wesentlicher Größe durch Exporte landwirtschaftlicher Güter zu generieren. Schon heute ist abzusehen, daß spätestens Mitte der 90er Jahre viele Länder des ehemaligen Ostblocks beträchtliche Einbußen im Agrargüterexport werden hinnehmen müssen, da die Güter die strengen Umweltnormen beispielsweise der EG nicht mehr erfüllen können. Der Grad der Umweltverschmutzung hat heute einen Stand erreicht, der - seit der Liberalisierung des Informationsflusses aus den östlichen Ländern - die schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Unter Einbeziehung der finanziellen Situation ist kaum damit zu rechnen, daß in der allernächsten Zukunft staatliche Programme in einem Umfang lanciert werden, der zu einer Umkehrung oder zumindest Stagnation dieser Entwicklung führen könnte. Umweltindikatoren fehlen in der Länderanalyse vollständig. Es werden an

59 Beispielhaft die als Indikator vorgeschlagenen Verhältnisse:

bzw.

short-terrn debt to banks total debt to banks 'excess'short-terrn debt to banks total debt to banks

Unter 'excess'short-terrn debt versteht Calverley dabei die Akkreditivfinanzierung. Vgl. Ca1verley, S.109 f.

I. Die quantitative Indikatoranalyse

99

dieser Stelle Vorschläge für solche Indikatoren gemacht, die aber nicht als eigenständige Werte in ein Analysesystem eingehen sollen, sondern zur Relativierung der Exportsituation dienen können.

Die Lebenserwartung Den Anfang der Erörterung von Umweltindikatoren soll die "Veränderung der Lebenserwartung" bilden. Die statistische Auswertung der Veränderung der Lebenserwartung in einem West-Ost-Europavergleich offenbart eine als dramatisch zu bezeichnende Entwicklung. Die auf den folgenden Seiten aufgestellten Werte zeigen ein zunehmendes Auseinanderklaffen der Lebenserwartungen in Ost- und Westeuropa. Zur Relativierung muß allerdings berücksichtigt werden, daß die Lebenserwartung durch zwei Hauptkomponenten beeinflußt wird: Medizinische Betreuung und Umweltbedingungen. Eine direkte Empfehlung über den Gebrauch der Veränderung der Lebenserwartung als Umweltindikator kann auf Basis dieser Daten nicht gegeben werden, da der Anteil, der auf die unterschiedliche medizinische Betreuung zurückzuführen ist, nicht genannt werden kann. Als Einzelwert soll die Entwicklung in der Sowjetunion hervorgehoben werden, da sie das einzige Land ist, welches in 17 Jahren keine Zunahme der allgemeinen Lebenserwartung zu verzeichnen hatte. In der UdSSR stagniert die durchschnittliche Lebenserwartung bei 70 Jahren. Diese Tatsache ist deswegen bemerkenswert, da der Forschungsstand der sowjetischen Medizin internationale Anerkennung genießt. Daß der Anteil der Umweltbedingungenjedoch erheblich sein muß, zeigt der Umstand, daß besonders im Bereich der 30- bis 50-jährigen die Sterberate in Ost-Europa zunimmt.60

Die Sterberaten Die Zunahme der Sterberate in der Bevölkerung mittleren Alters (40 bis 60 Jahre) kann als Alarmsignal für die Verschlechterung der originären Lebensbedingungen gewertet werden. Die originären Lebensbedingungen werden primär durch die Arbeitsbedingungen und die allgemeinen Umweitbedingungen (Belastung von Nahrungsmitteln, medizinische Versorgung etc.) bestimmt.

60 Vgl. Anonym, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr.72 vom 28.3.1989, S.13: Fröhlich bergab.

100

E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

Tabelle 5 Veränderung der Lebenserwartung: West-Ost -Europa-Vergleich 1970-1987 (in Jahren)

I. West -Europa

1970

1987

Bundesrep. Deutschland Belgien Dänemark Finnland Frankreich Großbritannien Irland Italien Luxemburg Niederlande Norwegen Österreich Portugal Spanien Schweden Schweiz

70 71 73 70 72 72 71 72 70 74 74 70 67 72 74 73

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Durchschnittliche Lebenserwartung 1970: Durchschnittliche Lebenserwartung 1987:

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11. Ost-Europa

1970

1987

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Durchschnittliche Lebenserwartung 1970: Durchschnittliche Lebenserwartung 1987: Differenz West/Ost-Durchschnitt 1970: Differenz West/Ost-Durchschnitt 1987:

Veränderung

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Veränderung 2 1 2 2 2 0 1

Jahre Jahre Jahre Jahre

Quelle: World Bank, World Bank Atlas 1988, Washington 1988; eigene Berechnungen

I. Die quantitative Indikatoranalyse

101

Allgemeine Umweltdaten

Hierunter sollen Daten zur Luft- und Wasserverschmutzung sowie der Schädigung des Waldes zusammengefaßt werden. Interessant für eine Trendprognose sind prozentuale Steigerungen und internationale Vergleiche,insbesondere mit gesetzlichen Normen und Grenzen. Problematisch ist die Datenverfügbarkeit. Für die Bundesrepublik Deutschland liegen mit der Veröffentlichung "Daten zur Umwelt" des Bundesministers für Umweltschutz und des Umweltbundesamtes sowie mit dem "Statistischen Jahrbuch" umfassende statistische Werke vor. Die in der OECD organisierten Staaten können relativ gut anhand der OECD-Umweltberichte "The State of the Environment" miteinander verglichen werden. Gerade in Bezug auf die problem behafteten Staaten Osteuropas ist noch ein beträchtlicher Datenfehlbestand zu verzeichnen. Auch ECE-Statistiken helfen nur bedingt. Daher ist es zwangsläufig notwendig, auf indirekte, aber verfügbare Daten zurückzugreifen. Dazu gehören beispielsweise Sterberaten. Staatliche Umweltschutzausgaben

Die öffentlichen Umweltschutzausgaben können indirekte Hinweise auf die Belastungssituation liefern. Staatsbudgetanteil, Steigernngsrate und erstes Auftreten eines Umweltbudgets erlauben Rückschlüsse auf die von öffentlicher Seite erkannte Notwendigkeit, Umweltschutz zu betreiben. Dabei kann aus Gründen des bei politischen Entscheidungen beträchtlichen time-lags davon ausgegangen werden, daß die aktuelle Situation dementsprechend Anlaß zur Sorge gibt. Besonders der Vergleich dieser Größen mit den entsprechenden Positionen im Staatshaushalt umweltpolitisch fortschrittlicherer Länder erscheint sinnvoll. g. Das (quantitative) Investitionsklima Beträchtliche Unschärfeprobleme bestehen bei der Suche nach beschreibenden Indikatoren des Investitionsklimas. Schon der Begriff wird in der Wirtschaftswissenschaft nicht eindeutig defmiert. In einer allgemeinen Defmition wird unter "Investitionsklima" eine Vielzahl von "schwer quantiftzierbare[r]n Faktoren,,61 verstanden, die die Investitionsfähigkeit und -willigkeit der Unternehmen beeinflussen. Die unzulängliche Operationalisierbarkeit führt zu einer größtenteils qualitativen oder indirekten Erfassung (siehe Abschnitt 11. Qualitative wirtschaftliche Aspekte). Quantitative Ansätze bilden die Ausnahme. Einige wenige, gebräuchliche Indikatoren seien hier genannt und kritisch behandelt.

102

E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

Steuersätze Ein wesentlicher Aspekt für die Erlangung eines positiven Investitionsklimas fmdet sich in der Festlegung von Steuern. Hohe Gewinnsteuersätze lähmen die binnenwirtschaftlichen Unternehmeraktivitäten und halten ausländische Investoren ab. Als hilfreich für die quantitative Analyse kann sich in diesem Zusammenhang die Bildung eines Indexes erweisen, der durch den Vergleich der herrschenden Steuersätze mit einem internationalen Durchschnitt gebildet wird. Auch die Höhe der Lohn- und Einkommensteuersätze muß interessieren, da sie Auskunft geben kann über die Konsumfähigkeit der beschäftigten Arbeitnehmer (verfügbare Realeinkommen der potentiellen Produktnachfrager). Letztendlich können indirekte Steuern zu sinkenden Absatzchancen bestimmter Produkte führen und eine industrielle Entwicklung in diesem Bereich behindern.

Ausländische Direktinvestitionen Die Zunahme ausländischer Direktinvestitionen bildet auf den ersten Blick ein untrügliches Zeichen für eine Verbesserung des Investitionsklimas. Als Nachteil muß angesehen werden, daß hier ein ex-post orientierter Indikator genutzt wird. Die Reaktion der Investoren fmdet mit mehr oder weniger großer Verzögerung bezüglich des Erkennens der neuen Wirtschaftssituation statt. Die Qualität des Indikators "Direktinvestitionen" ist deshalb nur auf den ersten Blick untrügerisch, da punktuelle politische Ereignisse und die dauerhafte Qualität der Wirtschaftspolitik eines Landes einen entscheidenden Einfluß auf die Investitionsströme ausüben. Eine Entkoppelung der Investitionsströme von der politischen Seite ist u.U. im Hinblick auf die langfristige Entwicklung irreführend. Abschnitt 11. 2. dieses Kapitels setzt sich daher mit dem qualitativen Aspekt dieses Problems noch einmal gesondert auseinander.

61 Lechner, H.H., Währungspolitik, Berlin 1988, 5.156 ff.

11. Einige qualitative wirtschaftliche Analyseaspekte

103

Nationales Zinsniveau (real)

Als Indikator wird das reale internationale Zinsniveau in den Länderanalysesystemen unter dem Gesichtspunkt der Zinsbelastung der Volkswirtschaft aufgrund der öffentlichen Verschuldung betrachtet. Die Frage nach der Bedeutung eines landesspezifIschen Zinsniveaus für die Investitionswilligkeit der Unternehmen kann dahingehend beantwortet werden, daß im Falle eines Entwicklungslandes die Kreditaufnahme am internationalen Kapitalmarkt erfolgen wird und somit nur das internationale Zinsniveau von Interesse ist. Eine Kreditaufnahme am nationalen Kapitalmarkt wird deswegen nicht stattfinden, da Kredite zu den offiziellen, niedrigen Inlandszinsen in praxi entweder in der geforderten Höhe oder im benötigten Zeitraum nicht erhältlich sind.62 Da es dazu für ein Unternehmen keine binnenwirtschaftliche Alternative gibt, spielt das nationale Zinsniveau an dieser Stelle in der Analyse keine Rolle. 11. Einige qualitative wirtschaftliche Analyseaspekte Der Schwerpunkt der qualitativen Analyse liegt eindeutig im politischen Bereich. Einige qualitative Aspekte der Wirtschaftsbewertung müssen jedoch an dieser Stelle behandelt werden, da insbesondere das Investitionsklima im Rahmen rein quantitativer Betrachtungen nur unvollständig erfaßt wird. Die für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes zukunftsweisende Bedeutung des Investitionsklimas ist unumstritten. Beispiele für die - immer unzureichenden - quantitativen Indikatoren wurden bereits in Abschnitt I. 3. g. aufgezeigt. 1. Gesamtwirtschaftlich qualitative Aspekte

Lohnpolitik der Gewerkschaften

Die Steigerungsraten der Lohnabschlüsse stellen zwar quantitative Größen dar, können jedoch durch eine Indizierung nur unzureichend beurteilt 62 Vgl. dazu Corsepius, U., Möglichkeiten einer verbesserten internen Entwicklungsfinanzierung in den Ländern der dritten Welt, in: Die Weltwirtschaft, 1989 Nr.2, 5.135 ff.: "In den meisten Entwicklungsländern ist der Kapitalmarkt bisher umfassenden Regulierungen untelWorfen worden. Diese sollten dazu dienen, die Kapitalkosten für Investoren durch Höchstzinssätze niedrig zu halten, während Eingriffe des Staates in die Kreditallokation die Finanzierung der als prioritär eingestuften Investitionen sicherstellen sollten. Die Erfahrungen in vielen Entwicklungsländern haben jedoch gezeigt, daß Regulierungen ihre Ziele verfehlt haben." Ebenso Lechner, 5.146.

104

E. Hauptbestandteile einer Länderwirtschaftsanalyse der Banken

werden. Sie müssen immer im Zusammenhang mit der Inflationsrate und dem Produktivitätszuwachs, im Bedarfsfalle approximiert durch das Wachstum des BIP, gesehen werden. Insbesondere auf die Situation der sogenannten "Sozialpartnerschaft" von Gewerkschaften und Arbeitgebern und die damit zusammenhängende Streikhäufigkeit muß hingewiesen werden. Die politische Analyse sollte sich hiermit gesondert auseinandersetzen, da auch bei ansonsten harmonischen Verhältnissen stärkere Diskrepanzen bei den Lohnabschlüssen durch Antizipationsfehler auftreten können. Qualitative Aspekte der Steuerpolitik

Ergänzend zum quantitativen Aspekt "Steuersätze" sollte hier auf die Qualität der Steuerpolitik eingegangen werden. Wesentliche Faktoren stellen Stetigkeit und Anpassung an die wirtschaftliche Lage dar. Werden die Steuersätze seitens der Regierung immer wieder kurzfristig geändert oder ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage festgelegt, so resultiert daraus eine beachtliche Unsicherheitssituation für potentielle Investoren. Das Vorgehen der Regierung sollte "von der Tendenz her" beurteilt werden und in die wirtschaftliche Gesamtbetrachtung eingehen. 2. Einzelwirtschaftlich qualitative Aspekte

Ein weiterer Anhaltspunkte für ein qualitatives Vorgehen bei der Erfassung des Investitionsklimas könnte sich aus der zeitlichen Gegenüberstellung von Nettoinvestitionen bzw. dazugehörigen Regierungsprogrammen und/oder politischen Ereignissen ergeben. Hierbei sollte auf den ausländischen Investitionszufluß (Direktinvestitionen) abgestellt werden. Aus Abbildung 19 ist zu ersehen, daß anband solcher zeitlicher Vergleiche Aussagen über die Empfindlichkeit ausländischer Investitionsentscheidungen bezüglich bestimmter Regierungsmaßnahmen getätigt werden können. Zwar ist davon auszugehen, daß solche "Ausschläge" in ihrer absoluten Größe stark von Land zu Land differieren werden, der obige von Stoever für ein hypothetisches Land konstruierte Fall hebt jedoch im Grundsatz den Vorteil einer langfristig stabilen Wirtschaftspolitik hervor. Eine kritische Betrachtung einzelner Ereignisse relativiert die allgemeine Aussagefähigkeit des Stoeverschen Beispiels. Die Abwertung der Währung im J abre 1%7 kann beispielsweise auf zweierlei Arten interpretiert werden.zum einen kann sie Zeichen einer "realistischeren" Wirtschaftspolitik der Regierung sein, wenn gegebenenfalls ein künstlich überbewerteter Wechselkurs abgebaut wird, zum anderen wäre aber auch eine Reflexion dauerhafter wirtschaftlicher Schwäche möglich.

11. Einige qualitative wirtschaftliche Analyseaspekte

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Abweichung Investitionsquote

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Abbildung 40: Chaosuntersuchung 1972-85 - Velocity Süd-Korea

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Abbildung 44: Chaosuntersuchung 1972-85 - Velocity Singapur

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Abbildung 48: Chaosuntersuchung 1972-81 - Velocity Türkei

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Abbildung 50: Chaosuntersuchung 1972-84 - Velocity Mexico

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Abbildung 52: Chaosuntersuchung 1972-85 - Velocity Brasilien

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Abbildung 54: Chaosuntersuchung 1972-85 - Velocity Chile

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Abbildung 56: Chaosuntersuchung 1972-85 - Velocity Marokko

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Anhang IV

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Abbildung 60: Chaosuntersuchung 1972-85 - Velocity Israel