Das Recht der Sportveranstalterhaftung: Eine Darstellung und Analyse aus zivilrechtlicher Perspektive [1 ed.] 9783428549689, 9783428149681

Körperliche Leistung gepaart mit Wettkampf und sozialer Interaktion auf und abseits des Spielfeldes machen die Veranstal

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Das Recht der Sportveranstalterhaftung: Eine Darstellung und Analyse aus zivilrechtlicher Perspektive [1 ed.]
 9783428549689, 9783428149681

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Beiträge zum Sportrecht Band 49

Das Recht der Sportveranstalterhaftung Eine Darstellung und Analyse aus zivilrechtlicher Perspektive

Von Philipp Winter

Duncker & Humblot · Berlin

PHILIPP WINTER

Das Recht der Sportveranstalterhaftung

Beiträge zum Sportrecht Herausgegeben von Kristian Kühl, Udo Steiner und Klaus Vieweg

Band 49

Das Recht der Sportveranstalterhaftung Eine Darstellung und Analyse aus zivilrechtlicher Perspektive

Von Philipp Winter

Duncker & Humblot · Berlin

Die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat diese Arbeit im Wintersemester 2015/2016 als Dissertation angenommen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten

© 2016 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Satz: Konrad Triltsch GmbH, Ochsenfurt Druck: buchbücher.de gmbH, Birkach Printed in Germany

ISSN 1435-7925 ISBN 978-3-428-14968-1 (Print) ISBN 978-3-428-54968-9 (E-Book) ISBN 978-3-428-84968-0 (Print & E-Book) Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706

Internet: http://www.duncker-humblot.de

Meinen Eltern

Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 2015/2016 von der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät – Fachbereich Rechtswissenschaft – der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg als Dissertation angenommen. Der Stand der Arbeit hinsichtlich Rechtsprechung und Literatur befindet sich auf dem Zeitpunkt der Fertigstellung im Herbst 2015. Mein herzlicher Dank gilt zuvorderst meinem Doktorvater und Lehrer, Prof. Dr. Klaus Vieweg, der mir die Türen zur Welt des Sportrechts geöffnet hat. Er hat die vorliegende Arbeit inspiriert und mit Rat, Tat und vor allem Geduld begleitet. Ganz besonderer Dank gilt daneben PD Dr. Thomas Regenfus, nicht nur für die unverzügliche Erstellung des Zweitgutachtens, sondern auch für wertvolle Ratschläge und Anregungen, mit denen er diese Arbeit ungemein gefördert hat. Ein ganz besonderer Dank gilt all jenen, ohne deren familiären oder freundschaftlichen Rückhalt dieser Schritt niemals möglich gewesen wäre. Dies gilt an erster Stelle für Lara, meinen Fels in der Brandung auch in den entbehrungsreichen Zeiten der Fertigstellung dieser Arbeit. Dies gilt weiterhin auch für meine Eltern, Gabriela Winter-Zschachlitz und Berndt-Michael Winter, die mit all ihrer Liebe und Unterstützung ganz wesentlich zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Ausdrücklich danken möchte ich schließlich auch jenen, die mich auf sonstige Weise auf dem langen Weg der Promotion in besonderem Maße unterstützt haben, insbesondere Theresa Bachmann, Prof. Dr. Anne Röthel, Wolfgang Zschachlitz und Heiko Perlick. Braunschweig, im Februar 2016

Philipp Winter

Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 § 1 Konkretisierung des Untersuchungsgegenstands . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 A. Begriff und Wesen der Sportveranstaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 I. Bestimmung des Veranstaltungsbegriffs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 1. Rückschlüsse aus dem allgemeinen Sprachgebrauch . . . . . . . . . . . . . . . . 39 2. Rückschlüsse aus dem Veranstaltungsbegriff im Rechtsgebrauch . . . . . . . 39 3. Eigene Nominaldefinition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 II. Bestimmung des Sportbegriffs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 1. Rückschlüsse aus Etymologie und allgemeinem Sprachgebrauch . . . . . . 45 2. Rückschlüsse aus dem Gebrauch in der sportrechtlichen Literatur . . . . . . 47 a) Merkmal der körperlichen Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 b) Merkmal des Wettkampfs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 c) Der Spielcharakter des Sports . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 d) Weitere Begriffsmerkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 3. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 III. Bestimmung des Sportveranstaltungsbegriffs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 1. Die Sportveranstaltung als die Summe des Veranstaltungs-Typischen und des Sport-Typischen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 2. Die Erforderlichkeit weiterer Begriffsmerkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 B. Teilnehmer und sonstige Subjekte im Kreis der Sportveranstaltung . . . . . . . . . . . 58 I. Der Sportveranstalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 1. Bisherige Auffassungen zum Begriff des Sportveranstalters . . . . . . . . . . . 59 a) Der Veranstalterbegriff in der frühen Rechtsprechung . . . . . . . . . . . . . 59 b) Der Veranstalterbegriff im Sporthaftungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 c) Der „Europapokalheimspiele-Beschluss“ des Bundesgerichtshofs . . . . 63 2. Eigene Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 a) Der kartellrechtliche Sportveranstalterbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 b) Der haftungsrechtliche Sportveranstalterbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 c) Veranstalter: Ausrichter und Organisator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 d) Der Sportverband als Organisator im haftungsrechtlichen Sinne . . . . . 71 e) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 II. Die Sportler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

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Inhaltsverzeichnis III. Die Sportverbände und Verbandsoffiziellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 IV. Die Sportstätteneigentümer und Sportstättenbetreiber . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 V. Die privaten Dienstleister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 VI. Die Ämter und Ordnungsbehörden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 VII. Die Zuschauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 VIII. Die Medien und Sponsoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 IX. Unbeteiligte Dritte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

§ 2 Risikosphären von Sportveranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 A. Die Risikosphäre des Sports . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 I. Risikofaktor Sportausübung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 II. Risikofaktor Sportstätte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 III. Risikofaktor Sportgerät . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 IV. Risikofaktor Sportorganisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 B. Die Risikosphäre der Veranstaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 I. Risikofaktor Zuschauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 1. Soziale Interaktion und die Gefahr der Masse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 2. Gewaltbereite Störer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 a) Wettkampf abseits des Platzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 b) Hooliganismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 c) Terrorismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 II. Risikofaktor Veranstaltungsorganisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 III. Risikofaktor Veranstaltungsstätte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 C. Tatsächliche Schwierigkeiten im Umgang mit Fällen der Sportveranstalterhaftung 116 § 3 Grundlagen des Sportveranstalterhaftungsrechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 A. Zum Wesen der zivilrechtlichen Haftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 I. Der Haftungsbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 II. Zweck und Funktionen des allgemeinen Zivilhaftungsrechts . . . . . . . . . . . . 120 B. Relevante Grundlagen der vertraglichen und der außervertraglichen Haftungsbegründung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 C. Grundlagen der Verkehrspflichtenhaftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 I. Begriff und Bedeutung der Verkehrspflichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 1. Von der Verkehrssicherungspflicht zur Verkehrspflicht . . . . . . . . . . . . . . . 131 2. Die Verkehrspflicht bei mittelbaren Rechtsgutsverletzungen . . . . . . . . . . 135

Inhaltsverzeichnis

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II. Inhalt und Ausgestaltung der Verkehrspflichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 1. Das zur Gefahrenabwehr Erforderliche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 a) Die legitime Schutzerwartung des betroffenen Rechtsverkehrs . . . . . . 140 b) Die notwendige Eigenvorsorge des Geschädigten als Grenze der legitimen Schutzerwartung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 c) Weitere Modifikatoren der legitimen Verkehrserwartung . . . . . . . . . . . 142 2. Das zur Gefahrenabwehr Zumutbare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 III. Die Konkretisierung der Verkehrspflichten im Sportveranstalterhaftungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 1. Pflichtenkonkretisierung anhand von Präjudizien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 2. Pflichtenkonkretisierung anhand von Normen und Vorschriften des öffentlichen Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 3. Pflichtenkonkretisierung anhand von technischer Normung . . . . . . . . . . . 155 a) Technische Normung für den Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 b) Die haftungsrechtliche Bedeutung technischer Normung . . . . . . . . . . . 159 aa) Der Wert technischer Normung im Prozess der Verkehrspflichtenspezifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 bb) Die Schwächen technischer Normung im Prozess der Verkehrspflichtenspezifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 cc) Technische Normen als Orientierungsmaß im Prozess der Verkehrspflichtenspezifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 4. Pflichtenkonkretisierung anhand von Normen der Sportverbände . . . . . . 168 a) Die Sportverbandsnormen als Ausdruck der Autonomie deutscher Sportverbände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 b) Sportverbandsvorschriften mit Schutzcharakter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 c) Die haftungsrechtliche Bedeutung der Sportverbandsnormen . . . . . . . 176 5. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 IV. Die Delegation der Verkehrspflicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 D. Sportspezifische Besonderheiten der Haftungsausfüllung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 § 4 Die Haftungs- und Verantwortungsbereiche der an Organisation und Durchführung der Sportveranstaltung Beteiligten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 A. Die Haftung des Sportveranstalters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 I. Die haftungsrelevanten Rechtsverhältnisse des Sportveranstalters . . . . . . . . 187 1. Die Rechtsverhältnisse zwischen Sportveranstalter und Sportler . . . . . . . 188 a) Das Mitgliedschaftsverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 b) Die Sportlerverträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 aa) Die Grenze zur vertraglichen Bindung zwischen Sportveranstalter und Sportler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191

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Inhaltsverzeichnis bb) Die Rechtsnatur der Sportlerverträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 (1) Rechtsnatur des Wettkampfteilnahmevertrags . . . . . . . . . . . . . 194 (2) Rechtsnatur des Sportleistungsvertrags . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 cc) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 c) Die besonderen Rechtsverhältnisse zwischen Sportverband und Sportler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 d) Das Preisausschreiben gemäß § 661 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 e) Der Vertrag des Sportveranstalters mit Schutzwirkung zugunsten des Sportlers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 aa) Schutzwirkung der Rechtsbeziehung zwischen Veranstalter und Club . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 bb) Schutzwirkung des Ausrichtervertrages zwischen Organisator und Ausrichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 2. Das Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer . . . . . . . 208 a) Der Zuschauervertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 b) Sonstige Schuldverhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 3. Die Rechtsverhältnisse zwischen Sportveranstalter und Mannschaftsoffiziellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 4. Die Rechtsverhältnisse zwischen Sportveranstalter und Verbandsoffiziellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 a) Das Rechtsverhältnis zwischen Verbandsoffiziellem und Sportverband 212 b) Das Rechtsverhältnis zwischen Verbandsoffiziellem und einem Dritten als Veranstalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 5. Die Rechtsverhältnisse zwischen Sportveranstalter und Eigentümern oder Betreibern der Sportstätten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 6. Die Rechtsverhältnisse zwischen Sportveranstalter und sonstigen Beteiligten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 II. Die Verkehrspflichtenhaftung des Sportveranstalters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 1. Die Verkehrspflichtenhaftung des Sportveranstalters für Sportunfälle . . . 220 a) Die Geschäftsherrnhaftung des Sportveranstalters für ein Fehlverhalten des Sportlers im sportlichen Wettkampf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 aa) Der Sportler als Verrichtungsgehilfe des Sportveranstalters . . . . . 221 bb) Das haftungsrechtlich relevante Fehlverhalten des Sportlers . . . . . 223 (1) Die haftungsrechtliche Relevanz der regelkonformen Mitspielerverletzung im Kampfsport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 (a) Normative Begründungsansätze unter dem Dogma des Erfolgsunrechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 (aa) Die rechtfertigende Einwilligung in den Verletzungserfolg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 (bb) Die rechtfertigende Einwilligung in die Rechtsgutsgefährdung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229

Inhaltsverzeichnis

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(cc) Der Rechtfertigungsgrund des „sportgerechten Verhaltens“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 (dd) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 (b) Das regelkonforme Verhalten des Mitspielers als Ausdruck objektiver Verhaltensanforderungen im Sport . . . . . . . . . . 232 (c) Die Bestimmung objektiver Verhaltensanforderungen im Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 (d) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236 (2) Die haftungsrechtliche Relevanz der Mitspielerverletzung infolge eines sport-typischen Regelverstoßes im Kampfsport . . 237 (3) Die haftungsrechtliche Relevanz grober Regelverstöße und Tätlichkeiten im Kampfsport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 (4) Die haftungsrechtliche Relevanz der Mitspielerverletzung im Parallelsport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 (5) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 cc) Die Schädigung durch den Sportler in Ausführung der Verrichtung 243 dd) Die Sorgfaltspflichtverletzung des Sportveranstalters . . . . . . . . . . 243 ee) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 b) Die Sportbetriebssicherungspflichten des Sportveranstalters . . . . . . . . 246 aa) Der Gedanke des Handelns auf eigene Gefahr der Sportveranstaltungsteilnehmer als Ausschluss der Haftung für die Verletzung von Sportbetriebssicherungspflichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 bb) Allgemeine Anforderungen an den Sportveranstalter zum Schutz der Veranstaltungsteilnehmer vor Sportunfallgefahren . . . . . . . . . 252 cc) Allgemeine Anforderungen an den Sportveranstalter zum Schutz Dritter vor Sportunfallgefahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 (1) Die Haftung für die Verletzung von Verkehrspflichten . . . . . . 261 (2) Exkurs: Der nachbarrechtliche Schutzanspruch . . . . . . . . . . . . 263 dd) Das Mitverschulden im Kontext der Verletzung einer Sportbetriebssicherungspflicht des Sportveranstalters . . . . . . . . . . . . . . . . 266 (1) Das Mitverschulden des Sportlers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 (a) Die Teilnahme des Sportlers am Sportbetrieb als ein Verschulden gegen sich selbst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 (aa) Die unmittelbare Anwendung des § 254 Abs. 1 BGB auf die Teilnahme am Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 (bb) Die entsprechende Anwendung des § 254 Abs. 1 BGB für die Teilnahme an besonders gefährlichen Sportarten nach den Grundsätzen der „mitwirkenden Betriebsgefahr“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269 (b) Anwendungsfälle eines Mitverschuldens des Sportlers . . . 272 (2) Das Mitverschulden sonstiger Beteiligter und Veranstaltungsdritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274

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Inhaltsverzeichnis 2. Die Verkehrspflichtenhaftung des Sportveranstalters für Sportveranstaltungsunfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 a) Grundsätzliche Anforderungen an den Sportveranstalter zum Schutz vor allgemeinen Veranstaltungsgefahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 b) Insbesondere die Anforderungen an den Sportveranstalter zum Schutz vor Zuschauergewalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 aa) Die objektive Zurechnung des Zuschauerverhaltens . . . . . . . . . . . 280 bb) Maßnahmen zum Schutz vor Zuschauergewalt und Panikreaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282 (1) Organisatorische Sicherungsmaßnahmen im Vorfeld der Veranstaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282 (2) Sicherungsmaßnahmen baulicher Art . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284 (3) Organisatorische Sicherungsmaßnahmen im Verlauf der Veranstaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286 (4) Insbesondere das Stadionverbot als Sicherungsmaßnahme gegen Zuschauergewalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 (a) Die Rechtmäßigkeit des Stadionverbots . . . . . . . . . . . . . . . 289 (b) Erforderlichkeit und Zumutbarkeit des Stadionverbots als Maßnahme der Verkehrssicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 (c) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298 (5) Der Ersatzanspruch wegen unterbliebener Maßnahmen zur Eindämmung diskriminierender Schmähungen . . . . . . . . . . . . 299 3. Die Verkehrspflichtenhaftung des Veranstaltungsorganisators als Pflichtendelegierender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301 a) Die Pflicht zur ordentlichen Auswahl des lokalen Ausrichters . . . . . . 301 b) Die Pflicht zur Anweisung und Überwachung des lokalen Ausrichters 304 III. Die Haftung des Sportveranstalters für Leistungsstörungen in der Vertragsabwicklung und für die Verletzung sonstiger Nebenpflichten . . . . . . . . . . . . 305 1. Die Haftung gegenüber den Zuschauern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305 a) Die Gewährleistungsansprüche bei Nichtleistung des Sportveranstalters 306 aa) Der Ausfall der Sportveranstaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306 bb) Der Abbruch der Sportveranstaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308 b) Die Gewährleistungsansprüche bei Schlechtleistung des Veranstalters 309 2. Die Haftung gegenüber den Sportlern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311 a) Die Gewährleistungsansprüche bei Ausfall und Abbruch der Sportveranstaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311 aa) Gewährleistungsansprüche aus Wettkampfteilnahmevertrag . . . . . 311 bb) Gewährleistungsansprüche aus Sportleistungsvertrag . . . . . . . . . . 312 b) Die Ersatzansprüche bei Verletzung einzelner Nebenpflichten . . . . . . 314 IV. Die Haftungszurechnung zulasten des Sportveranstalters . . . . . . . . . . . . . . . 317 1. Die Erfüllungsgehilfenhaftung gemäß § 278 S. 1 BGB . . . . . . . . . . . . . . . 317 2. Die Organhaftung gemäß § 31 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321

Inhaltsverzeichnis

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B. Die Haftung sonstiger Funktionsträger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 322 I. Die Haftung des Sportverbands abseits der Veranstalterstellung . . . . . . . . . . 323 1. Die allgemeine sportpolitische Verantwortung der Sportverbände . . . . . . 323 2. Die Haftung des Verbands für die Auswahl seiner Schieds- und Wettkampfrichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326 3. Die Haftung des Verbands für Schäden seiner Verbandsoffiziellen . . . . . 328 II. Die Haftung des Verbandsoffiziellen als Sicherungspflichtiger . . . . . . . . . . . 329 III. Die Haftung des Sportstätteneigentümers und des Sportstättenbetreibers . . . 333 IV. Die Haftung privater Sicherheits- und Ordnungsdienste . . . . . . . . . . . . . . . . 337 1. Die Rechtsverhältnisse des Sicherheitsdienstleisters zu sonstigen Veranstaltungsteilnehmern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337 2. Der Verantwortungsbereich des Sicherheitsdienstleisters . . . . . . . . . . . . . 339 V. Die Tätigkeit staatlicher Sicherheits- und Ordnungskräfte . . . . . . . . . . . . . . 343 1. Der Verantwortungsbereich staatlicher Sicherheits- und Ordnungskräfte 343 2. Relevante Einzelmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345 a) Polizeiliche Vorfeldtätigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346 b) Polizeiliche Maßnahmen im Veranstaltungsverlauf . . . . . . . . . . . . . . . 349 3. Zur Kostentragung polizeilicher Maßnahmen bei Sportveranstaltungen 351 VI. Besonderheiten der Haftung in Sportlehrverhältnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . 354 1. Die Rechtsverhältnisse des Sporttrainers und des Sportlehrers zum Sportler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355 2. Die Fürsorgepflichten des Sporttrainers und des Sportlehrers . . . . . . . . . 356 3. Legislativer Haftungsausschluss in öffentlich-rechtlichen Lehrverhältnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361 § 5 Die Instrumentarien zur Begrenzung des Haftungsrisikos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 A. Die Option der vertraglichen Haftungsbeschränkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 I. Die vertragliche Haftungsbeschränkung im Verhältnis zum Sportler . . . . . . 364 1. Die ausdrückliche Haftungsbeschränkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 a) Die einzelvertragliche Haftungsbeschränkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 b) Die formularvertragliche Haftungsbeschränkung . . . . . . . . . . . . . . . . . 366 aa) Der Prüfungsmaßstab formularvertraglicher Haftungsbeschränkungen – Anwendbarkeit der §§ 305 ff. BGB? . . . . . . . . . . . . . . . . 366 bb) Die Rechtsbildungskontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370 (1) Abschluss eines Haftungsbeschränkungsvertrages . . . . . . . . . . 370 (2) Einbeziehung formularmäßiger Haftungsbeschränkungen in ein Vertragsverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373 cc) Die Inhaltskontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375 (1) Die Modifikation der Schadensersatzansprüche des Sportlers 376 (a) Die Inhaltskontrolle nach § 309 Nr. 7 BGB . . . . . . . . . . . . 376 (b) Die Inhaltskontrolle nach § 307 Abs. 1, 2 BGB . . . . . . . . . 378

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Inhaltsverzeichnis (c) Die Begrenzung der Satzungsautonomie nach § 40 S. 1 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 (2) Die Modifikation der Rückgewähransprüche des Sportlers . . . 380 2. Die stillschweigende Haftungsbeschränkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382 II. Die vertragliche Haftungsbeschränkung im Verhältnis zum Zuschauer . . . . 383 III. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385 B. Die Option der Versicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386 I. Der versicherungsvertragliche Schutz im Sportbetrieb der Landessportbünde 386 II. Der versicherungsvertragliche Schutz durch Abschluss einer Sportveranstaltungsausfallversicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389 C. Die Option des Regressanspruchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390

Resümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397 Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425

Abkürzungsverzeichnis a.A. ABlEG Abs. AcP a.E. a.F. AFC AG AGB AGBG

AGG Anm. AO AöR Art. ASI AT ATGB Aufl. BAG BAGE BauGB BauNVO BayGVBl. BayLStVG

andere Ansicht Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaft Absatz Archiv für die civilistische Praxis am Ende alte Fassung Asian Football Confederation (Asiatische Fußball-Konföderation) Aktiengesellschaft/Amtsgericht Allgemeine Geschäftsbedingungen Gesetz zur Regelung des Rechts der Allgemeinen Geschäftsbedingungen in der Fassung der Bekanntmachung vom 29. 06. 2000 (BGBl. I S. 946), aufgehoben durch Gesetz vom 26. 11. 2001 (BGBl. I S. 3138) Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 14. 08. 2006 (BGBl. I S. 1897), zuletzt geändert durch Gesetz vom 03. 04. 2013 (BGBl. I S. 610) Anmerkung Abgabenordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 01. 10. 2002 (BGBl. I 3866), zuletzt geändert durch Gesetz vom 03. 12. 2015 (BGBl. I S. 2178) Archiv des öffentlichen Rechts Artikel Austrian Standards Institute (Österreichisches Dienstleistungszentrum für Standards) Allgemeiner Teil Allgemeine Ticket-Geschäftsbedingungen Auflage Bundesarbeitsgericht Entscheidungen des Bundesarbeitsgerichts Baugesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. 09. 2004 (BGBl. I S. 2414), zuletzt geändert durch Gesetz vom 20. 10. 2015 (BGBl. I S. 1722) Baunutzungsverordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. 10. 1990 (BGBl. I S. 132), zuletzt geändert durch Gesetz vom 11. 06. 2013 (BGBl. I S. 1548) Bayerisches Gesetz- und Verordnungsblatt Bayerisches Landesstraf- und Verordnungsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 13. 12. 1982 (BayGVBl. S. 1098), zuletzt geändert durch Gesetz vom 22. 05. 2015 (BayRS II S. 154)

18 BayObLG BayObLGST BayRS BB Bd. BDR BeckRS BewachVO

BFH bfu BFV-SpielO BGB

BGBl. BGH BGHZ BImSchG

BImSchVO

BinSchStrO

BKA-Daten-Verordnung

BKartA BMW BremGBl. BremGebBeitrG

BremKostVO

BRS BSD-BobO

Abkürzungsverzeichnis Bayerisches Oberstes Landesgericht Entscheidungen des Bayerischen Obersten Landesgerichts in Strafsachen Bayerische Rechtssammlung Betriebs-Berater Band Bund Deutscher Radfahrer e.V. Beck-Rechtsprechung Verordnung über das Bewachungsgewerbe in der Fassung der Bekanntgabe vom 10. 07. 2003 (BGBl. I S. 1378), zuletzt geändert durch Gesetz vom 04. 03. 2013 (BGBl. I S. 362) Bundesfinanzhof Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung Spielordnung des Bayerischen Fußballverbands in der Fassung vom 01. 07. 2015 Bürgerliches Gesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 02. 01. 2002 (BGBl. I S. 42), zuletzt geändert durch Gesetz vom 20. 11. 2015 (BGBl. I S. 2018) Bundesgesetzblatt Bundesgerichtshof Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen Bundes-Immissionsschutzgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 26. 09. 2002 (BGBl. I S. 3830), zuletzt geändert durch Verordnung vom 31. 08. 2015 (BGBl. I S. 1474) Bundesimmissionsschutzverordnung. Konkret: Die 18. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Sportanlagenlärmschutzverordnung) in der Fassung der Bekanntmachung vom 18. 07. 1991 (BGBl. I S. 1588), zuletzt geändert durch Verordnung vom 09. 02. 2006 (BGBl. I S. 234) Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 16. 12. 2011 (BGBl. I S. 2), zuletzt geändert durch Verordnung vom 31. 08. 2015 (BGBl. I S. 1474) Verordnung über die Art der Daten, die nach den §§ 8 und 9 des Bundeskriminalamtgesetzes gespeichert werden dürfen in der Fassung der Bekanntmachung vom 04. 06. 2010 (BGBl. I S. 716) Bundeskartellamt Bayerische Motorenwerke AG Gesetzblatt der Freien Hansestadt Bremen Bremisches Gebühren- und Beitragsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 16. 07. 1979 (BremGBl., S. 279), zuletzt geändert durch Gesetz vom 04. 11. 2014 (BremGBl., S. 457) Bremische Allgemeine Kostenverordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 16. 08. 2002 (BremGBl. S. 333), zuletzt geändert durch Verordnung vom 20. 11. 2012 (BremGBl. S. 565) Baurechtssammlung Deutsche Bobordnung für dem Bob- und Schlittenverband für Deutschland in der Fassung vom 23. 03. 2013

Abkürzungsverzeichnis BSD-RennrodelO Bsp. bspw. BStBl. BT BT-Drucksache BVerfG BVerfGE BVerfGG BVerwG BVerwGE BWGBl. BWPolG bzw. ca. CAF CEN CENELEC CJSM cm CONCACAF CONMEBOL DAR DAV DB DB AG DBV DEL DEL-SpielO ders. DFB DFB-AusbildungsO

19

Deutsche Rennrodelordnung für den Bob- und Schlittenverband für Deutschland in der Fassung vom 18. 03. 2015 Beispiel beispielsweise Bundessteuerblatt Besonderer Teil Bundestagsdrucksache Bundesverfassungsgericht Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts Bundesverfassungsgerichtsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 11. 08. 1993 (BGBl. I S. 1473), zuletzt geändert durch Verordnung vom 31. 08. 2015 (BGBl. I S. 1474) Bundesverwaltungsgericht Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts Gesetzblatt des Landes Baden-Württemberg Polizeigesetz des Landes Baden-Württemberg in der Fassung der Bekanntmachung vom 13. 01. 1992 (BWGBl. S. 596), zuletzt geändert durch Gesetz vom 29. 07. 2014 (BWGBl. S. 378) beziehungsweise circa Confédération Africaine de Football (Afrikanische Fußball Konföderation) Comité Européen de Normalisation (Europäisches Komittee für Normung) Comité Européen de Normalisation en Électronique et en Électrotechnique (Europäisches Komittee für elektrotechnische Normung) Clinical Journal of Sports Medicine Zentimeter Confederation of North and Central American and Caribbean Association Footbal (Nord- und Zentralamerikanische und karibische Fußballkonföderation) Confederación Sudamericana de Fútbol (Südamerikanische Fußball-Konföderation) Deutsches Autorecht Deutscher Alpenverein e.V. Der Betrieb Deutsche Bahn AG Deutscher Boxsport-Verband e.V. Deutsche Eishockey Liga GmbH Spielordnung der Deutschen Eishockey Liga in der Fassung vom 15. 09. 2011 derselbe Deutscher Fußball-Bund e.V. Ausbildungsordnung des Deutschen Fußball-Bundes in der Fassung vom 01. 01. 2015

20 DFB-RL zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen DFB-RuVO DFB-Satzung DFB-SchiedsrichterO DFB-SpielO DFL DGUV DHaB DHaB-SpielO DIN DIN-Mitt. DKE DLV DLV-LeichtathletikO DLV-Satzung DM DOSB DOSB-AufnahmeO DOSB-Satzung DÖV DS DSB DSV DTB DTB-Satzung DVBl. DVGW DVV DVV-BundesspielO DVV-Satzung D&O

Abkürzungsverzeichnis Richtline des Deutschen Fußball-Bundes zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten in der Fassung vom Januar 2014 Richtline des Deutschen Fußball-Bundes zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen in der Fassung vom Februar 2013 Rechts- und Verfahrensordnung des Deutschen Fußball-Bundes in der Fassung vom 30. 04. 2001 Satzung des Deutschen Fußball-Bundes in der Fassung vom 25. 10. 2013 Schiedsrichterordnung des Deutschen Fußball-Bundes in der Fassung vom 16. 04. 2011 Spielordnung des Deutschen Fußball-Bundes in der Fassung vom 30. 11. 2009 DFL Deutsche Fußball Liga GmbH Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung Deutscher Handballbund e.V. Spielordnung des Deutschen Handballbundes in der Fassung vom 07. 01. 2012 Deutsches Institut für Normung e.V. DIN-Mitteilungen Deutsche Kommission Elektrotechnik e.V. Deutscher Leichtathletik-Verband e.V. Leichtathletikordnung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes in der Fassung vom 25. 07. 2014 Satzung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes in der Fassung vom 16. 11. 2013 Deutsche Mark Deutscher Olympischer Sportbund e.V. Aufnahmeordnung des Deutschen Olympischen Sportbundes in der Fassung vom 06. 12. 2014 Satzung des Deutschen Olympischen Sportbundes in der Fassung vom 06. 12. 2014 Die Öffentliche Verwaltung Der Sachverständige Deutscher Sportbund e.V. Deutscher Skiverband e.V. Deutscher Turner-Bund e.V. Satzung des Deutschen Turner-Bundes in der Fassung vom 01. 01. 2014 Deutsches Verwaltungsblatt Deutscher Verein des Gas- und Wasserfachs e.V. Deutscher Volleyball-Verband e.V. Bundesspielordnung des Deutschen Volleyball-Verbandes in der Fassung vom 01. 08. 2015 Satzung des Deutschen Volleyball-Verbandes in der Fassung vom 18. 07. 2015 Directors and Officers

Abkürzungsverzeichnis EGBGB ErfKo ESBG EU EUGH EUZW e.V. f. FA ff. FG FIA FIFA FIFA-Safety Guidelines FIS FIS-Regel FIS-WettkampfO Fn. FS gem. GewO GG GmbH GMBl. GRUR GS GSV GtA GUV-SI GV. NRW GWB

21

Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 21. 09. 1994 (BGBl. I S. 2494), zuletzt geändert durch Gesetz vom 20. 11. 2015 (BGBl. I S. 2010) Erfurter Kommentar zum Arbeitsrecht Eishockeyspielbetriebsgesellschaft GmbH & Co. KG Europäische Union Europäischer Gerichtshof Europäische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht eingetragener Verein folgende The Football Association (Englischer Fußballverband) fortfolgende Finanzgericht Fédération Internationale de l’Automobile (Weltautomobilsportverband) Fédération Internationale de Football Association (Weltfußballverband) Safety Guidelines der Fédération Internationale de Football Association in der Fassung vom 24. 12. 2003 Fédération Internationale de Ski (Weltskiverband) Verhaltensregeln für Skifahrer und Snowboardfahrer der Fédération Internationale de Ski in der Fassung vom 08. 06. 2002 Wettkampfordnung der Fédération Internationale de Ski in der Fassung in der Fassung vom Juli 2014 Fußnote Festschrift gemäß Gewerbeordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 22. 02. 1999 (BGBl. I S. 202), zuletzt geändert durch Verordnung vom 31. 08. 2015 (BGBl. I S. 1474) Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. 05. 1949 (BGBl. I S. 1), zuletzt geändert durch Gesetz vom 23. 12. 2014 (BGBl. I S. 2438) Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gemeinsames Ministerialblatt Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht Geprüfte Sicherheit Gesetzliche Schuldverhältnisse Gesetz über technische Arbeitsmittel in der Fassung der Bekanntmachung vom 24. 06. 1968 (BGBl. I S. 717), aufgehoben durch Gesetz vom 06. 01. 2004 (BGBl. I S. 2) Sicherheitsinformationen der Gesetzlichen Unfallversicherung Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Nordrhein-Westfalen Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen in der Fassung der Bekanntmachung vom 15. 07. 2005 (BGBl. I S. 2114), zuletzt geändert durch Verordnung vom 31. 08. 2015 (BGBl. I S. 1474)

22 HaftpflG Hdb HGB h.M. HmbFV HmbFV-SchiedsrichterO HmbGDatVPol

HmbGVBl. HmbSB HmbSOG

HmbVwVfG Hrsg. Hs. HTV IAAF IEC IIHF IOC i.S.d. ISLJ ISO i.Ü. JA JR JuS JuSchG JW JZ Kap.

Abkürzungsverzeichnis Haftpflichtgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 04. 01. 1978 (BGBl. I S. 145), zuletzt geändert durch Gesetz vom 19. 07. 2002 (BGBl. I S. 2674) Handbuch Handelsgesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 10. 05. 1897 (RGBl. I S. 219), zuletzt geändert durch Gesetz vom 20.11..2015 (BGBl. I S. 2029) herrschende Meinung Hamburger Fußball-Verband e.V. Schiedsrichterordnung des Hamburger Fußball-Verbandes in der Fassung von 2015 Hamburgisches Gesetz über die Datenverarbeitung der Polizei in der Fassung der Bekanntmachung vom 02. 05. 1991 (HmbGVBl. S. 197), zuletzt geändert durch Gesetz vom 30. 01. 2015 (HmbGVBl. S. 21) Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt Hamburger Sportbund e.V. Hamburgisches Sicherheits- und Ordnungsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 14. 03. 1966 (HmbGVBl. S. 77), zuletzt geändert durch Gesetz vom 02. 10. 2015 (HmbGVBl. S. 245) Hamburgisches Verwaltungsverfahrensgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 09. 11. 1977 (HmbGVBl. S. 333), zuletzt geändert durch Gesetz vom 14. 03. 2014 (HmbGVBl. S. 102) Herausgeber Halbsatz Hessischer Turnverband e.V. International Association of Athletics Federations (Leichtathletikweltverband) International Electrotechnical Comission (Internationales Komitee für Elektrotechnik) International Ice Hockey Federation (Eishockeyweltverband) International Olympic Committee (Internationales Olympisches Komitee) im Sinne der/im Sinne des The international Sports Law Journal International Organization for Standardization (Internationale Organisation für Normung) im Übrigen Juristische Arbeitsblätter Juristische Rundschau Juristische Schulung Jugendschutzgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. 07. 2002 (BGBl. I S. 2730), zuletzt geändert durch Gesetz vom 07. 08. 2013 (BGBl. I S. 3154) Juristische Woche JuristenZeitung Kapitel

Abkürzungsverzeichnis KartellR KassKo KfZ kg KG Km/h KrfzG LG Ligaverband-LO Ligaverband-Satzung Ligaverband-SpielO LIS Lit. LMK LSV BW LuftVG LuftVZO m m. Anm. MDR MEPolG Mio. Mrd. MüKo m.w.N. NASport NASS NdS.MBl. NJW NJW-RR NKSS NOK NPLY Nr. NStZ NVwZ

23

Kartellrecht Kasseler Kommentar zum Sozialversicherungsrecht Kraftfahrzeug Kilogramm Kammergericht Kilometer pro Stunde Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen in der Fassung der Bekanntmachung vom 03. 05. 1909 (RGBl. S. 437), aufgehoben durch Gesetz vom 23. 01. 1953 (BGBl. I S. 832) Landgericht Lizensierungsordnung des Die Liga Fußballverbandes in der Fassung vom 27. 03. 2015 Satzung des Die Liga Fußballverbandes in der Fassung vom 22. 06. 2015 Spielordnung des Die Liga Fußballverbandes in der Fassung vom 13. 12. 2012 Landesinformationsstellen Sporteinsätze Litera Lindemaier-Möhring – Kommentierte BGH-Rechtsprechung Landessportverband Baden-Württemberg e.V. Luftverkehrsgesetz in der Form der Bekanntmachung vom 01. 08. 1922 (RGBl. S. 681), zuletzt geändert durch Verordnung vom 31. 08. 2015 (BGBl. I S. 1474). Luftverkehrs-Zulassungs-Ordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 19. 06. 1964 (BGBl. I S. 370), zuletzt geändert durch Verordnung vom 29. 10. 2015 (BGBl. I S. 1894) Meter mit Anmerkung Monatsschrift für Deutsches Recht Musterentwurf eines einheitlichen Polizeigesetzes des Bundes und der Länder in der Form des Beschlusses der Innenministerkonferenz vom 25. 11. 1977 Millionen Milliarden Münchener Kommentar mit weiteren Nachweisen Normenausschuss 112 Sport des DIN e.V. Nationaler Ausschuss Sport und Sicherheit Niedersächsisches Ministerialblatt Neue Juristische Wochenschrift Neue Juristische Wochenschrift Rechtsprechungs-Report Nationales Konzept Sport und Sicherheit in der Fassung vom 28. 10. 2011 Nationales Olympisches Komitee e.V. Non Profit Law Yearbook Nummer Neue Zeitschrift für Strafrecht Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht

24 NVwZ-RR NWVBl. NZA NZA-RR NZBau NZG OFC OLG OLGZ ÖOGH OR OVG PassG PHB ProdHaftG ProdSG

qm RdA RG RGBl. RGZ RlPGVBl. Rn. ROG RStGB r+s s. S. SchuldR SGB IV

Abkürzungsverzeichnis Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht Rechtsprechungs-Report Nordrhein-Westfälische Verwaltungsblätter Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht Rechtsprechungs-Report Neue Zeitschrift für Baurecht und Vergaberecht Neue Zeitschrift für Gesellschaftsrecht Oceania Football Confederation (Ozeanische Fußball-Konföderation) Oberlandesgericht Entscheidungen der Oberlandesgerichte in Zivilsachen Oberster Gerichtshof (Österreich) Obligationenrecht Oberverwaltungsgericht Passgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 19. 04. 1986 (BGBl. I S. 537), zuletzt geändert durch Gesetz vom 20. 06. 2015 (BGBl. I S. 970) Praxishandbuch Produkthaftungsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 15. 12. 1989 (BGBl. I S. 2198), zuletzt geändert durch Verordnung vom 31. 08. 2015 (BGBl. I S. 1474) Gesetz über die Bereitstellung von Produkten auf dem Markt in der Fassung der Bekanntmachung vom 08. 11. 2011 (BGBl. I S. 2178), zuletzt geändert durch Verordnung vom 31. 08. 2015 (BGBl. S. 1474) Quadratmeter Recht der Arbeit Reichsgericht Reichsgesetzblatt Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Rheinland-Pfalz Randnummer Raumordnungsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 22. 12. 2008 (BGBl. I S. 2986), zuletzt geändert durch Verordnung vom 31. 08. 2015 (BGBl. I S. 1474) Reichsstrafgesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 15. 05. 1871 (RGBl. S. 127), Fortgeltung als Strafgesetzbuch seit dem 04. 08. 1953 (BGBl. I S. 735) recht+schaden siehe Seite/Satz Schuldrecht Viertes Sozialgesetzbuch – Gemeinsame Vorschriften für die Sozialversicherung in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. 12. 1976 (BGBl. I S. 3845), zuletzt geändert durch Gesetz vom 20. 11. 2015 (BGBl. I S. 2010)

Abkürzungsverzeichnis SGB VII

SIA Sp. SpuRt StGB StPO StrafR StVG StVO StVollzG SZGS t TA-Lärm

TÜV u. a. UEFA UEFA-Rechtspflegeordnung UVV v. VDE VDI VersG VersR VGB vgl. VGH V.I.P. VwV

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Siebtes Sozialgesetzbuch – Gesetzliche Unfallversicherung in der Fassung der Bekanntmachung vom 07. 08. 1996 (BGBl. I S. 1254), zuletzt geändert durch Gesetz vom 20. 11. 2015 (BGBl. I S. 2010) Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein Spalte Zeitschrift für Sport und Recht Strafgesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 13. 11. 1998 (BGBl. I S. 3322), zuletzt geändert durch Gesetz vom 03. 12. 2015 (BGBl. I S. 2177) Strafprozessordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 07. 04. 1987 (BGBl. I S. 1074), zuletzt geändert durch Gesetz vom 20. 11. 2015 (BGBl. I S. 2025) Strafrecht Straßenverkehrsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 05. 03. 2003 (BGBl. I S. 310), zuletzt geändert durch Gesetz vom 08. 06. 2015 (BGBl. I S. 904) Straßenverkehrs-Ordnung in der Fassung vom 06. 03. 2013 (BGBl. I S. 367), zuletzt geändert durch Verordnung vom 15. 09. 2015 (BGBl. I S. 1573) Strafvollzugsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 16. 03. 1976 (BGBl. I S. 581), zuletzt geändert durch Verordnung vom 15. 08. 2015 (BGBl. I S. 1474) Sozial- und Zeitgeschichte des Sports Tonne Sechste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz – Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm in der Fassung der Bekanntmachung vom 26. 08. 1998 (GMBl. S. 503) Technischer Überwachungsverein e.V. unter anderem Union of European Football Associations (Vereinigung Europäischer Fußballverbände) Rechtspflegeordnung der Union of European Football Associations in der Fassung vom 24. 05. 2014 Unfallverhütungsvorschrift vom Verband der Elektrotechnik e.V. Verein Deutscher Ingenieure e.V. Versammlungsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 15. 11. 1978 (BGBl. I S. 1790), zuletzt geändert durch Gesetz vom 08. 12. 2008 (BGBl. I S. 2366) Versicherungsrecht Verwaltungs-Berufsgenossenschaft vergleiche Verfassungsgerichtshof Very Important Person Verwaltungsvorschrift

26 WaffG WFV WRP WuW z. B. ZfOU ZfV ZGS Ziff. ZIP ZIS ZPO ZRP ZVersWiss

Abkürzungsverzeichnis Waffengesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 11. 10. 2002 (BGBl. I S. 3970), zuletzt geändert durch Verordnung vom 31. 08. 2015 (BGBl. I S. 1474) Württembergischer Fußballverband e.V. Wettbewerb in Recht und Praxis Wirtschaft und Wettbewerb zum Beispiel Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie Zeitschrift für Versicherungswesen Zeitschrift für das gesamte Schuldrecht Ziffer Zeitschrift für Wirtschafsrecht Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze Zivilprozessordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 05. 12. 2005 (BGBl. I S. 3202), zuletzt geändert durch Gesetz vom 20. 11. 2015 (BGBl. I S. 2018) Zeitschrift für Rechtspolitik Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft

Einleitung Sport kann heutzutage ohne Zweifel als wichtiges Gesellschaftsgut bezeichnet werden, dem in der gesamten Zivilisationshistorie stetig wachsende Bedeutung zugekommen ist. Schon in der Antike spielte körperliche Ertüchtigung eine wesentliche Rolle in sämtlichen Hochkulturen. Damals zumeist noch als Leibesübung mit religiösen oder kultischen Bezügen ausgeübt,1 verlor der Sport2 über die Jahrhunderte hinweg seine transzendenten Bezüge und wandelte sich schließlich zu einem säkularen, rein weltlichen Phänomen.3 Dabei war die Sportausübung keineswegs durchgehend den elitären Gesellschaftsklassen vorbehalten. Vielmehr führte die sich verfestigende Abgrenzung verschiedener Gesellschaftsschichten im Hochmittelalter lediglich dazu, dass sich bis in die Renaissance differenzierte Formen körperlicher Aktivitäten für die einzelnen Klassen der Bevölkerung herausbildeten.4 So entwickelte sich unter Adel und Aristokratie eine ausgeprägte Turnierkultur, bei der im ausgefochtenen Kampfspiel mit theatralischer Umrahmung die Inszenierung herrschaftlichen Verhaltens im Vordergrund stand. Das „einfache Volk“ 1

Man denke nur an die Olympischen Spiele der Antike, welche zu Ehren des Zeus abgehalten wurden oder die mesoamerikanische Ballspielvariante Ulama als Teil der kultischen Verehrung der indianischen Gottheit Xolotl, Guttmann, in: Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 69. Ausführlich zur kultischen Bedeutung antiker Leibesübungen Diem, Weltgeschichte des Sports, S. 3 ff. Siehe auch Guttmann, Vom Ritual zum Rekord, S. 26 ff., der Diems verallgemeinernder Aussage, „Alle Leibesübung war ursprünglich kultisch“, einschränkend gegenübertritt. 2 Zu beachten ist, dass der Begriff „Sport“ von einigen Autoren auf die frühzeitigen Formen der Leibesübung gar nicht angewendet wird, sondern erst als Bezeichnung der modernen institutionalisierten Wettkampfformen Akzeptanz findet, so etwa bei Elias nach Krüger, in: Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 86 (89). Überwiegend wird in der sporthistorischen Forschung jedoch lediglich eine sprachliche Differenzierung etwa zwischen „altem Sport“ und „modernem Sport“ vorgenommen. Vgl. zu einem universalhistorisch weiten Sportbegriff ausführlich Krüger, Einführung in die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports I, S. 11 ff. Zum Sportbegriff im Sinne dieser Arbeit unten, § 1 A.II. 3 Vgl. Guttmann, in: Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 69 (71). Der säkulare Charakter des modernen Sports wird nicht etwa dadurch beeinträchtigt, dass er selbst zum Kult oder gar einem Religionsersatz werden kann, Krüger, Einführung in die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports I, S. 12. Vgl. zu ersten Tendenzen der Säkularisierung des Sports in der Antike ausführlich Guttmann, Vom Ritual zum Rekord, S. 32 f. 4 Vgl. Thomas, in: Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 153 (159). Zur Abhängigkeit verschiedener Sportarten von sozialen Verhältnissen noch im 20. Jahrhundert Krüger, Einführung in die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports III, S. 12. Selbst heutzutage werden einzelne Sportarten fast ausschließlich in spezifischen Gesellschaftsschichten ausgeübt. Insbesondere der Golf-, der Polo- und der Segelsport gelten nach wie vor als bevorzugte Betätigungsfelder von Mitgliedern der sozialen Oberschicht.

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vergnügte sich demgegenüber bevorzugt bei diversen Ball- und Kugelspielen, in denen schon frühe Vorläufer moderner Sportarten wie Fußball oder Kricket erkannt werden können.5 Gemeinsam war den sportlichen Aktivitäten dieser Zeit jedoch, dass es sich nicht nur um sozial, sondern auch um regional unterschiedlich ausgeprägte Phänomene handelte.6 Zum Bestandteil einer einheitlichen „Volkskultur“ wurden körperliche Leibesübungen erst durch zwei konfligierende Strömungen des 19. Jahrhunderts. Zum einen steht hier die von Friedrich Ludwig Jahn (1778 – 1852) begründete deutsche Turnbewegung, die erstmals auch eine Überwindung der ständischen Gesellschaft zum Ziel hatte.7 Zum anderen entwickelte sich, ausgehend von Freizeitbeschäftigungen des englischen Adels im 16. Jahrhundert, zunehmend eine in englischen Schulen und Clubs ausgeübte Form der Leibesertüchtigung, durch welche – als Urform des modernen Sports – erstmals der Konkurrenz- und Rekordgedanke durch quantifizierbare Leistungen in den Vordergrund gerückte wurde.8 Damit einher ging eine zunehmende Institutionalisierung der Wettkämpfe in deren Zug durch neu gegründete übergeordnete Verbandseinheiten9 einheitliche Regelwerke festgelegt wurden, wodurch heute so populäre Sportarten wie Fußball, Rugby oder Tennis ihre gegenwärtige Form annahmen. Schließlich wurde das unregelmäßige Herausforderungssystem, welches bis dato den sportlichen Wettkampf geprägt hatte, durch eine rationalisierte Wettkampfstruktur mit Ligen und Meisterschaften abgelöst.10 Diese Entwicklung umschreibt die Geburtsstunde des modernen Sports, welcher sich von den britischen Inseln zunächst innerhalb der Grenzen des British Empire und später in sämtliche Teile der Welt ausbreitete und im 20. Jahrhundert zur „bestimmenden Form der Bewegungskultur in der Welt insgesamt“11 wurde.12 Dieser kurze Blick auf die allgemeine Sporthistorie verdeutlicht eins: Das Bedürfnis des Menschen nach körperlicher Betätigung und sportlichem Wettkampf findet sich als übergreifendes Phänomen in sämtlichen Epochen der Menschheitsgeschichte.13 Jede Epoche prägt dabei ihren Sport und das Wesen einer jeden Kultur 5

Thomas, in: Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 153 (159 ff.). Vgl. Thomas, in Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 153 (162), der von „regional differenzierten Bewegungskulturen“ spricht. Eine umfassende Übersicht regional verschiedener Sportarten von der späten Urzeit bis zur Französischen Revolution bietet Diem im ersten Band seines Werkes Weltgeschichte des Sports und der Leibeserziehung, 1971. 7 Guttmann, in: Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 69 (73); Krüger, in: Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 175 (177). 8 Grupe/Krüger, in: Görres-Gesellschaft (Hrsg.), Staatslexikon, Bd. 5, Stichwort „Sport“, Sp. 116 (117). Ausführlich zu den britischen Ursprüngen des modernen Sports Eisenberg, in: Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 181 ff. 9 Als Beispiel sei die bereits 1863 gegründete englische Football Association genannt. 10 Vgl. Guttmann, in: Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 69 (73 f.). 11 Luh, in: Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 187. 12 Zur Ausbreitung des modernen Sports insbesondere am Beispiel der USA siehe Krüger, Einführung in die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports III, S. 40 ff. 13 Luh, in: Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 187. 6

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spiegelt sich in diesem wider.14 Es liegt deshalb nahe, den Sport als „menschliches Kulturgut“15 zu bezeichnen, dessen Bedeutung nur im genauen Kontext seiner Zeit angemessen gewürdigt werden kann. Versucht man, diese Formel auf den Sport in seiner heutigen Gestalt zu übertragen, drängen sich insbesondere die Aspekte der Kommerzialisierung und der Popularisierung als verschiedenartige, jedoch von Interdependenz gezeichnete Phänomene in den Vordergrund. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang zunächst das öffentliche Interesse am Spitzensport als einem „Faszinosum unserer Zeit“.16 Aufgrund seiner Telegenität ist die Sportberichterstattung über den Bereich der Printmedien17 hinaus gerade im Fernsehen zu einem dominierenden Faktor geworden,18 wo er längst als „Weltreligion des 20. Jahrhunderts“19 zelebriert wird. Durch diese soziokulturelle Komponente befeuert, hat sich der Sport zu einem bedeutenden Faktor der Volks-, wie der 14

Angelehnt an Deutscher Sportbund (jetzt: Deutscher Olympischer Sportbund, Hrsg.), Sport in Deutschland, S. 6. Ausführlich zur Interdependenz von Gesellschaftskultur und Sport Weiß, Sport und Gesellschaft, S. 45 ff., der den Sport als „Mikrokosmos der Gesellschaft“ (S. 45 und S. 49) bezeichnet, welcher „kulturelle Grundmerkmale“ (S. 47) reflektiere. Zustimmend Pfister, in: FS Larenz, S. 171. Am Beispiel des Fußballsports in der Weimarer Republik ferner Luh, in: Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 187 (191). Kritisch hierzu hingegen Eisenberg, in: Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 96 (99 f.). Vgl. schließlich mit weiteren Literaturnachweisen zur These einer „Versportlichung der Gesellschaft“ Röthig/Prohl, in: Röthig/Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon, Stichwort „Sport“, S. 494. 15 Guttmann, in: Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 69. Zum Sport als Ausformung von Kultur aus Sicht des Verfassungsstaates Häberle, in: FS Thieme, S. 25 (40 f.). 16 Himmelseher, Sportversicherung, S. 11, mit Verweis auf die zahlenmäßige Diskrepanz zwischen aktiver Sportteilnahme und passivem Sportkonsum für den Bereich des Leistungssports. 17 Grupe/Krüger, in: Görres-Gesellschaft (Hrsg.), Staatslexikon, Bd. 5, Stichwort „Sport“, Sp. 116 (121): Mehr als 18 % aller Meldungen der Deutschen Presseagentur haben Sport zum Inhalt. 18 Als Beispiel sei das Finalspiel bei der Fußballweltmeisterschaft 2014 zwischen Deutschland und Argentinien erwähnt, welches hierzulande exklusive des populären Public Viewings im Durchschnitt von 34,65 Mio. Fernsehzuschauern verfolgt wurde (Quelle: http:// meedia.de/2014/07/14/3465-mio-deutscher-wm-sieg-holt-quote-fuer-die-ewigkeit/ [Stand: 04. 11. 2015]). Dieses Potenzial und der damit verbundene wachsende mediale Einfluss auf den Sport und seine Organisation wird in den siebziger Jahren bereits von Hortleder, Einführung in die Sportsoziologie, S. 45, erkannt, welcher die Fernsehanstalten zu „inoffiziellen Ausrichtern sportlicher Veranstaltungen“ erklärt. Vieweg, in: The Journal of Sports and Entertainment Law, 17/1, S. 11 (14), spricht so zu Recht von einer zunehmenden „Medialisierung“ des Sports. 19 Krüger, Einführung in die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports III, S. 11, der sich auf einen Essay von Hans Seiffert aus dem Juni-Heft 1932 der Zeitschrift „Der Querschnitt“ bezieht. Vgl. auch Krüger, in: Grupe/Mieth (Hrsg.), Lexikon der Ethik im Sport, Stichwort „Ritual“, S. 441 (443 f.); Lauerbach, in: Schroeder/Kauffmann (Hrsg.), Sport und Gesellschaft, S. 7: Sport als „Kult der Massen“. In diesen Kontext passt ferner die etymologische Herleitung des Ausdrucks „Fan“ vom lateinischen „fanum“, zu übersetzen mit „Tempel“. Der Fan erklärt folglich eine irdische Größe zum Heiligtum, Krahm, Hooligangewalt, S. 26 Fn. 26.

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Privatwirtschaft gleichermaßen entwickelt.20 Geschätzt wird, dass ein Anteil von einem bis drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts der EU-Mitgliedstaaten auf den Wirtschaftszweig Sport entfällt.21 Führende Sportartikelhersteller wie Nike oder Adidas zählen zu den umsatzstärksten Unternehmen der Welt.22 Und selbst einzelne Sportvereine bewegen sich in den ökonomischen Dimensionen von Großunternehmen.23 Doch nicht nur auf seiner passiven Seite ist Sport heute als Massenphänomen zu würdigen, auch der aktive Sportbetrieb erreicht jährlich neue Höhen.24 Denn in seiner wohl grundlegenden Funktion dient der Sport nach wie vor dem Einzelnen, vorwiegend zur Schulung motorischer Kompetenz einerseits und als Maßnahme der Gesundheitserhaltung in Anbetracht der mit zunehmender Technisierung stetig abnehmenden eigenmotorischen Beanspruchung des Körpers im Alltagsgeschehen und der hiermit einhergehenden „Zivilisationskrankheiten“ wie Präadipositas oder Störungen des Herz-Kreislauf-Systems andererseits.25 Gerade der Breitensport er20 Zur wirtschaftlichen Bedeutung des Sports Henke/Gläser/Heck, in: Alt/Schaff/Schumann (Hrsg.), Neue Wege zur Unfallverhütung im Sport, S. 139 (140); Weisemann/Spieker, Spiel, Sport und Recht, S. 2. Siehe ferner den auf einer Pressemitteilung der Regierung des Landes Nordrhein-Westfalen begründeten Bericht Der Sportmarkt – von der schönsten Nebensache der Welt zum Wirtschaftsfaktor, SpuRt 1994, 70. Einzelne ökonomische Effekte von Großsportveranstaltungen benennt M.-L. Klein, in: Anders/Hartmann (Hrsg.), Wirtschaftsfaktor Sport, S. 55 (59). Ausführlich zu den ökonomischen Wirkungen von Sportgroßveranstaltungen Gans/Horn/Zemann, Sportgroßveranstaltungen, S. 86 ff. 21 12. Sportbericht der Bundesregierung v. 3. 9. 2010, BT-Drucksache 17/2880, S. 103. 22 Der Umsatz der Nike Inc. betrug im Geschäftsjahr 2012 umgerechnet ca. E 18,4 Mrd. (Quelle: Annual Report 2012 der Nike, Inc., S. 15). Der Umsatz der adidas AG betrug im Geschäftsjahr 2012 E 14,8 Mrd. (Quelle: Geschäftsbericht 2012 der adidas Group, S. 2). 23 Vgl. Hügi, SpuRt 2003, 84. Beispielsweise erwirtschaftete der spanische Fußballverein Real Madrid in der Saison 2013/2014 einen Umsatz von umgerechnet knapp E 550 Mio. (Quelle: Deloitte Football Money League 2015, einsehbar unter http://www.deloitte.com/uk/en/ pages/sports-business-group/articles/deloitte-football-money-league.html [Stand: 04. 11. 2015]). Auch die großen Sportverbände stehen dem in nichts nach. Für die Vergabe der Fußballbundesliga-Fernsehrechte im Zeitraum von 2013 bis 2017 erhält die DFL rund E 2,5 Mrd., Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung v. 21. 04. 2012, http://www.sueddeutsche.de/medien/Bun desliga-rechte-im-tv-knock-out-1.1338022 (Stand: 04. 11. 2015). Vgl. auch zum Sportveranstalter als globalem Unternehmer Hügi, SpuRt 2003, 84 ff. 24 Kreutz, JA 2011, 337, zieht den Sport gar als die wichtigste Freizeitbeschäftigung hierzulande in Betracht. 25 Vgl. jeweils mit Hinweis auf die gesundheitsfördernde Wirkung des Sports Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 2; Der Brockhaus Sport, Stichwort „Sport“, S. 438; Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 6 f.; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 32 f.; Häberle, in: FS Thieme, S. 25 (47, Sport als „Helfer“ der Gesundheitspflege); Heck, in: bfu (Hrsg.), Sport – mit Sicherheit mehr Spaß, S. 58; Lauerbach, in: Schroeder/Kauffmann, (Hrsg.), Sport und Gesellschaft, S. 10 f.; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 3; Wiethaup, VersR 1972, 817. In diesem Sinne bezeichnet Fritzweiler, Haftung des Sportlers, S. 1, den Sport gar als „Gegenreaktion auf die zunehmende Technisierung und Automatisierung unserer modernen Welt“. Körperliche Übungen verbessern demgegenüber „die Durchblutung, regen den Kreislauf an, erhöhen die

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füllt ferner eine soziale Funktion als Plattform für Interaktion, Integration, Identifikation sowie der Vermittlung supraindividueller Werte, Tugenden und sozialer Kompetenzen, wie Fairness, Toleranz oder Kameradschaft.26 Das Erleben individueller sportlicher Leistungsfähigkeit und die Möglichkeit zur Eigenpräsentation vermitteln Selbstvertrauen und dienen als Ansporn für Leistung und Wettbewerb.27 Sport bietet ein Ventil für überschüssige Energie und Emotionen, er ermöglicht die Befriedigung des natürlichen Spiel- und Bewegungstriebs und fungiert als Medium des Existenzerlebens und der Körpererfahrung sowie als Weg zu Prestige und gesellschaftlichem Ansehen.28 Schon aus diesen Gründen treiben immer mehr Menschen selbst aktiv Sport. Ein Beleg hierfür findet sich in der jährlich steigenden Zahl der Mitgliedschaften im Deutschen Olympischen Sportbund als nationaler Dachorganisation des organisierten Sportbetriebes.29 Im Jahr 2014 zählte der DOSB insgesamt mehr als 27,7 Mio. Mitgliedschaften in knapp 91.000 Turn- und Sportvereinen, was einem Prozentsatz von 34,2 % der Gesamtbevölkerung entspricht und den DOSB zur größten Personenvereinigung Deutschlands macht.30 Der Trend ist Widerstandskraft gegen Krankheiten aller Art und versorgen das Gehirn mit Sauerstoff.“, Wiethaup, VersR 1972, 817. Dem Freizeit- und Breitensport kommt damit einhergehend auch eine wesentliche Funktion für die Senkung der Kosten des Gesundheitswesens zu, Grupe/ Krüger, in: Görres-Gesellschaft (Hrsg.), Staatslexikon, Bd. 5, Stichwort „Sport“, Sp. 121. Ferner zur gesundheitsökonomischen Bilanz des Sports aus österreichischer und schweizerischer Perspektive etwa Weiß, in: bfu (Hrsg.), Sport – mit Sicherheit mehr Spaß, S. 28 (31 ff.). Zumindest der Leistungssport birgt im Wettkampf demgegenüber zugleich erhebliche Gefahren für die körperliche Unversehrtheit, siehe hierzu noch unter § 2 A. 26 Hierzu und insbesondere zur integrationspolitischen Bedeutung des Sports 13. Sportbericht der Bundesregierung v. 05. 12. 2014, BT-Drucksache 18/3523, S. 13 f. Siehe ferner Lauerbach, in: Schroeder/Kauffmann, (Hrsg.), Sport und Gesellschaft, S. 14 f. 27 Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 13, spricht von der „Naturkraft“ des Menschen: „Man will kämpfen, und man will siegen!“ 28 Zu diesen und weiteren Aspekten des Sports Röthig/Prohl, in: Röthig/Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon, Stichwort „Sport“, S. 494. Vgl. hierzu auch die Formulierung der Charta des Deutschen Sports von 1966, abgedruckt bei Klein/Lengersdorff, Deutsches Sporthandbuch, Bd. 1, Teil II 1: „Sport und Leibeserziehung fördern die Gesundheit des einzelnen und stärken die vitale Kraft des Volkes, tragen zur Entfaltung der Persönlichkeit bei und sind nicht austauschbare Faktoren der Bildung, bieten durch vielfältige Übungs- und Gesellungsformen wirksame Hilfen für das Zusammenleben in der Gemeinschaft, ermöglichen eine sinn- und freudvolle Erfüllung der neu gewonnenen Freizeit.“ In aktuellerer Fassung werden diese Punkte wieder aufgegriffen vom Berliner Manifest „Sport tut Deutschland gut“, überreicht am 10. April 2002 von den Repräsentanten des Deutschen Sports an den damaligen Bundespräsident Johannes Rau, abgedruckt bei Klein/Lengersdorff, Deutsches Sporthandbuch, Bd. 1, Teil II 1.01. 29 Der DOSB steht als Dachorganisation an der Spitze der deutschen Sportverbandsstruktur. Er entstand am 20. Mai 2006 durch einen Zusammenschluss des Deutschen Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland. 30 Umfangreiche Statistiken enthält die DOSB-Bestandserhebung 2014 v. 01. 11. 2014, abrufbar unter http://www.dosb.de/fileadmin/sharepoint/Materialien%20 %7B82 A97D74 2687 - 4 A29 - 9C16 - 4232BAC7DC73 %7D/Bestandserhebung_2014.pdf (Stand: 04. 11. 2015). Mehrfachmitgliedschaften scheinen jedoch nicht berücksichtig. Henke, ZfOU 2012, 4 (7), geht davon aus, dass ca. 13 Mio. Menschen aktiv Vereinssport betreiben. Geschätzt wird, dass ferner

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dabei eindeutig: Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Mitgliedschaften um fast 1 Mio. angestiegen.31 Kommerzialisierung und Popularisierung sind also die Zeichen des Sports in heutiger Zeit – Faktoren, aus denen auch neue (juristische) Herausforderungen erwachsen,32 nicht zuletzt in dem Bereich des Sportveranstalterhaftungsrechts. Denn wo körperliche Leistung, gepaart mit Wettkampf und sozialer Interaktion die Sportveranstaltung ohnehin zu einem Lebensbereich mit deutlich erhöhtem Verletzungsrisiko machen, da erscheint es nur logisch, dass mit anhaltendem Popularitätszuwachs die Zahl der Schadensfälle im Sport beachtliche Dimensionen erreicht hat.33 Allein in Deutschland werden jährlich mehr als 2 Mio. Sportverletzungen statistisch erfasst, für deren Behandlung pro Jahr ein Gesamtbetrag von 1,6 Mrd. E aufgewandt wird.34 Hinzu tritt, dass durch mediale Berichterstattung über prominente Beispiele von Sportunfällen aus dem Hochleistungssport die mit jeder sportmehr als 10 Mio. Bundesbürger ihren Sport nicht als Mitglied eines Sportverbands betreiben, so Henke/Gläser/Heck, in: Alt/Schaff/Schumann (Hrsg.), Neue Wege zur Unfallverhütung im Sport, S. 139 (141). Zu berücksichtigen ist ferner die Zahl von rund 11 Mio. Schülern, die im Rahmen des Unterrichts an deutschen Schulen regelmäßig Sport treiben (Quelle: Angaben des Statistischen Bundesamtes aus dem Bereich Bildung, Forschung und Kultur, abrufbar unter https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/BildungForschungKultur/Bildung ForschungKultur.html (Stand: 04. 11. 2015). Für Österreich erkennt Bachleitner im Vorwort zu Zeilner, Haftung bei Sportunfällen, „bei einem etwas strengeren Erhebungsmodus“ eine Aktivitätsrate von rund 50 Prozent der Gesellschaft. Zur zunehmenden Bedeutung des Sports in der Schweiz Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 1. 31 Quelle: DOSB-Bestandserhebung 2014 v. 01. 11. 2014, S. 10 f. Noch im Jahr 1976 wurden in Westdeutschland gerade einmal 12 Mio. Mitgliedschaften erfasst, Fritzweiler, Haftung des Sportlers, S. 2. Zu frühen Tendenzen der Popularisierung des Sports hin zu einem Massenphänomen in den ersten Jahrzenten des 20. Jahrhunderts Luh, in: Krüger/Langenfeld, (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 187 (190 f.). 32 Definitiv vorbei sind die Zeiten, in denen Sport als rechtsfreier Raum erachtet werden konnte, in dem lediglich die eigenen Gesetzmäßigkeiten herrschten, Börner, SportstättenHaftungsrecht, S. 2 f.; Hilpert, RdA 1997, 92 f.; Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 9 f.; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 1; Vieweg, JuS 1983, 825. „Das Sportrecht hat es als Rechtsgebiet geschafft“, erkennt in diesem Zusammenhang zutreffend Steiner, NJW 1998, 1696. Mehr noch ist der Sport seinerseits als bedeutender Faktor des allgemeinen Rechts anerkannt. Häberle, in: FS Thieme, S. 25 (26), rechnet den Sport „Zu den Themen, die dem Verfassungsstaat heute als ,wichtig‘ zuwachsen“ und vergleicht diese Entwicklung mit derjenigen des Themas „Umwelt“. Einen Überblick über Berührungspunkte von Sport und Recht bieten Werke wie jenes von Weisemann/Spieker, Sport, Spiel und Recht, 2. Aufl. 1997, sowie die Onlinepublikation von Vieweg, Faszination Sportrecht, 2015, abrufbar unter http://www.irut.de/Forschung/Veroeffentlichungen/OnlineVersionFaszinationSportrecht/ FaszinationSportrecht.pdf (Stand: 04. 11. 2015). 33 Vgl. auch Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 2. Sicherlich ist die wachsende Zahl der Sportunfälle aber nicht nur der bloßen Verbreitung des Sports geschuldet, sondern ebenso der Tatsache, dass zumindest im Leistungssport getreu dem olympischen Motto „altius, citius, fortius“ [„schneller, höher, stärker“] und verstärkt durch den Druck fortschreitender Kommerzialisierung ein immer größere Bereitschaft zum Risiko bei der Jagd nach ständigen Bestleistungen und neuen Rekorden besteht. 34 Siehe hierzu die ausführlichen Nachweise unten, § 2 A.

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lichen Betätigung einhergehenden Gefahren vermehrt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden.35 Soweit die Rechtsgutsverletzung nicht ausschließlich durch den Verletzten selbst verursacht wird, stellt sich die Frage einer Haftung des Verantwortlichen. In der Sportrechtspraxis spielt neben den Fällen der Athletenhaftung, insbesondere für eine schuldhafte Mitspielerverletzung,36 gerade die Haftung derjenigen Akteure eine herausragende Rolle, die Verantwortung für Organisation und Durchführung der Veranstaltung übernommen haben. In den Fokus des Haftungsrechts gerät die Sportveranstaltung jedoch nicht nur ob der schieren Vielzahl an Schadensfällen. Unter dem Einfluss der Kommerzialisierung als Triebfeder einer immer weiter fortschreitenden Professionalisierung des Sportbetriebes ist neben der Sportausübung auch das Bild der Sportveranstaltung selbst einem grundlegenden Wandel unterzogen. Kennzeichnend hierfür ist ein dichtes Netz aus Beteiligten und Belangen, welches Sportveranstaltungen eine Bedeutung verschafft, die sich schon längst nicht mehr in derjenigen einer bloßen Plattform für körperliche Ertüchtigung und sportlichen Wettkampf erschöpft. Abseits von Tartanbahn und grünem Rasen bieten sie einen Anknüpfungspunkt für über das rein Sportliche weit hinausgehende Interessen ökonomischer, ideeller und sonstiger Art. Diese zunehmende Komplexität in Verbindung mit den Erfordernissen des Sportbetriebs als Massenverkehr stellen die Veranstalter vor beachtliche Herausforderungen und erfordern auf unterschiedlichsten Ebenen ein herausragendes Maß an Planung und Koordination. Daher ist es zwingend notwendig, die Organisation einer Sportveranstaltung, also die verschiedenen Schritte, beginnend mit der Idee, der Planung und Festlegung des äußeren Rahmens bis hin zur Realisierung, Durchführung und Abwicklung des konkreten Ereignisses, als arbeitsteiligen Prozess auf die Schultern Mehrerer zu verteilen. Die von den internationalen und nationalen Dachverbänden festgelegten Rahmenbedingungen gelten schon auf den untersten Stufen der Professionalisierungspyramide im organisierten Sportbetrieb. Innerhalb derer werden einzelne Wettbewerbe von Landesverbänden, Vereinen oder privaten Veranstaltern ausgerichtet. Diese wiederum bedienen sich ihrer Organe, Angestellten und Mitglieder sowie externer Dienstleister, bei Großereignissen ferner 35

Da sich Beispiele für Schadensereignisse bei Sportveranstaltungen nahezu allwöchentlich den aktuellen Medienberichten entnehmen lassen, wird auf die Anführung konkreter Ereignisse an dieser Stelle verzichtet. 36 Siehe hierzu etwa die monografischen Aufarbeitungen von Fritzweiler, Die Haftung des Sportlers bei Sportunfällen, 1976; Götz, Die deliktische Haftung für Sportverletzungen im Wettkampfsport, 2009; Hellgardt, Die Haftung für Sportverletzungen, 1973; Krähe, Die zivilrechtlichen Schadensersatzansprüche von Amateur- und Berufssportlern für Verletzungen beim Fußballspiel, 1981; Meiners, Die Haftung des organisierten Mannschaftssportlers für Wettkampfverletzungen, 1977. Auch in der sportrechtlichen Lehrbuchliteratur finden sich umfassende Darstellungen der Thematik einer zivilrechtlichen Haftung bei Mitspielerverletzungen, siehe beispielsweise Vieweg, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 128 ff. Eine Aufarbeitung aus strafrechtlicher Perspektive findet sich bei Berr, Sport und Strafrecht. Die strafrechtliche Haftung des Sportlers für Körperverletzungen und Tötungen im Sport und deren Erfassung im Aufbau des Straftatsystems, 1973.

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der Unterstützung staatlicher Kräfte, um die mit Organisation und Durchführung der Sportveranstaltung verbundenen Aufgaben zu bewältigen. Mag die in jener Entwicklung wurzelnde Tendenz zur Spezialisierung einzelner Aufgabenträger zunächst begrüßenswert erscheinen, führt sie bisweilen doch zu erheblichen Unsicherheiten in der Determinierung bestimmter Verantwortungsbereiche und einem mangelnden Bewusstsein drohender Risiken der Eigenhaftung, wie dies durch den Fall des georgischen Rennrodlers Nodar Kumaritaschwili veranschaulicht sei:37 Nur wenige Stunden vor Beginn der offiziellen Eröffnungsfeierlichkeiten für die Olympischen Winterspiele in Vancouver im Jahr 2010 verunglückte Kumaritaschwili beim Abschlusstraining für das Einzelrennen tödlich. Vor der Einfahrt in die Zielkurve verlor er bei einer Geschwindigkeit von über 140 km/h die Kontrolle über seinen Schlitten und wurde über die Bande der Rennbahn geschleudert, wo er mit dem Kopf gegen einen unverkleideten Stahlträger prallte. Kumaritaschwili verstarb noch auf dem Weg ins Krankenhaus.38 Im Anschluss an diesen tragischen Unfall entbrannte eine Diskussion über die Beschaffenheit der Rodelbahn und die Verantwortung für ebenjene. Doch zeigte sich schnell ein unerwartetes Problem: die Identifizierung der verantwortlichen Person.39 Der Unfall ereignete sich im Rahmen des offiziellen Trainings für die Olympischen Spiele, die vom International Olympic Committee veranstaltet werden. Die Ausrichtung der Spiele war dem Vancouver Organizing Committee übertragen, welches auch für die Errichtung der Bob- und Rodelbahnen zuständig war. Die Bahn war sowohl vom Internationalen Rennrodelverband, als auch dem Internationalen Bobverband überprüft und für Wettkämpfe zugelassen worden. Die Technischen Delegierten des jeweiligen Verbandes überprüften vor dem Start den Zustand der Bahn und der vom Organisationskomitee eingesetzte Rennleiter entschied, das Rennen freizugeben. Verantwortung für den Tod des Rodlers wollte keiner der Beteiligten übernehmen.40 Dieses Beispiel zeigt jedoch nicht nur, als wie kompliziert sich im Einzelfall

37 Obgleich sich der Fall Kumaritaschwili nicht im Anwendungsbereich deutschen Zivilhaftungsrechts ereignete, taugt er doch als aktuelles Paradebeispiel für die angesprochene Problematik der Verantwortungszuweisung im Betrieb der Sportveranstaltungsorganisation. 38 Vgl. Die Onlineausgabe der Welt v. 12. 02. 2010, abrufbar unter http://www.welt.de/sport/ olympia/article6372207/Olympia-2010-Rodler-stirbt-nach-Trainingsunfall.html (Stand: 04. 11. 2015). 39 Dazu auch Krähe, SpuRt 2010, 60 f.; Kudlich/Vieweg, SpuRt 2015, 138 (134 f.), sowie der Sport-Kommentar von Hecker mit dem bezeichnenden Titel „Zu viele Verantwortliche“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 06. 10. 2010, einsehbar unter http://www.faz.net/aktuell/ sport/wintersport/sport-kommentar-zu-viele-verantwortliche-1591759.html (Stand: 04. 11. 2015). 40 Der zuständige Untersuchungsausschuss kam zu dem Schluss, dass der Unfall durch einen Fahrfehler des Athleten verursacht worden sei, der auf mangelnde Bahnerfahrung zurückgeführt werden müsse, vgl. die Onlineausgabe der Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 05. 10. 2010., abrufbar unter http://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/untersuchungsaus

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die nachträgliche Zuordnung einzelner Haftungsbereiche erweisen kann. Auch die aus schadenspräventiver Perspektive nahezu fatale Verlockung, sich als Rädchen in der Maschinerie der Sportveranstaltungsorganisation hinter die Verantwortung eines Anderen zurückzuziehen, wird hier deutlich.41 In diesem Sinne ergibt sich die Notwendigkeit, den bereits geführten Diskurs42 über die Haftung bei Organisation und Durchführung sportlicher Veranstaltungen fortzusetzen, die unterschiedlichen Rechtsfragen und Probleme dieses so facettenreichen Sachgebiets aufzugreifen, Strukturen aufzuarbeiten und so einen Beitrag zur Beseitigung weiterhin bestehender Rechtsunklarheiten zu leisten. Vor diesem Hintergrund richtet sich die Arbeit ebenso an den (sport-)rechtlich vorgebildeten wie auch an den nicht-juristischen, aber mit praktischen Belangen der Sportveranstalterhaftung befassten Leser. So ergibt sich die Notwendigkeit, zunächst in den ersten Schritten den Untersuchungsgegenstand der Sportveranstaltung und die an den relevanten Sachverhalten Beteiligten zu konkretisieren (§ 1) und die Relevanz der Sportveranstaltung als Haftungsbereich durch eine Darstellung des typischen Gefahrenpotenzials aufzuarbeiten (§ 2). Anschließend gilt es, allgemeine Rechtsgrundlagen des Sportveranstalterhaftungsrechts auszubreiten (§ 3), bevor als Nukleus der weiteren Arbeit Fragen der Haftung des Veranstalters gegenüber den teilnehmenden Sportlern, anwesenden Zuschauern sowie sonstigen an der Veranstaltung Beteiligten und Unbeteiligten, aber durch die Veranstaltung in sonstiger Weise beeinträchtigten Dritten, thematisiert werden und der Versuch einer vernünftigen Austarierung konfligierender Haftungsinteressen erfolgt (§ 4 A.). Anschließend werden weitere Einheiten der Organisation und Durchführung der Sportveranstaltung unter Berücksichtigung der für sie spezifischen Rechtsfragen in die Betrachtung einbezogen (§ 4 B.), bevor abschließend auf einzelne Maßnahmen der Haftungsrisikobegrenzung eingegangen wird (§ 5). Die folgende Untersuchung beschränkt sich dabei auf die Abhandlung von Fragen der zivilrechtlichen Haftung. Keine Berücksichtigung finden hingegen die Aspekte der strafrechtlichen Schuld des Veranstalters43 und die Haftung nach dem autonomen

schuss-rodler-tod-nach-verkettung-ungluecklicher-umstaende-1592862.html (Stand: 04. 11. 2015). 41 Freilich steht dieses Problem längst nicht nur im Zusammenhang mit verkehrssichernden Maßnahmen. Jüngere Fälle, wie diejenigen der Geherin Sabine Krantz und des Stabhochspringers Björn Otto, denen jeweils aufgrund formaljuristischer Pannen seitens der Veranstalter erbrachte Leistungen oberhalb der Qualifikationsnormen für die Leichathletikweltmeisterschaft im südkoreanischen Daegu aberkannt wurden, zeigen deutlich, dass auch über die Verkehrssicherung hinaus Unklarheiten über die Verantwortungsverteilung zwischen den Beteiligten bestehen, welche sich in haftungsrechtlichen Folgen niederschlagen können. 42 Stellvertretend etwa die Arbeiten von Merkel, Die Haftung der Sportveranstalter bei Sportunfällen, 2004; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, 2010. 43 Eine in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Haftung des Sportveranstalters bislang weitgehend vernachlässigte Thematik. Hierzu etwa Reinhart, in: Fritzweiler/ Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 776 ff. Aus der Schweiz ferner Hasler, Strafrechtliche Haftung für mangelhafte Sportanlagen, insbesondere Skipisten, 1971.

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Recht der Sportverbände.44 Hinzuweisen bleibt schließlich auch darauf, dass die sich erst jüngst in Form der Geschehnisse rund um die Länderspiele der deutschen Fußballnationalmannschaft vom 13. November 2015 in Paris und vom 17. November 2015 in Hannover aktualisierte Problematik um Terrorismus und Sportveranstaltungen in dieser Arbeit lediglich am Rande thematisiert wird.

44 Jüngst hierzu Haslinger, Zuschauerausschreitungen und Verbandssanktionen im Fußball, 2011. In Ausführlichkeit und ebenfalls zum Fußballsport Hilpert, Das Fußballstrafrecht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), 2009.

§ 1 Konkretisierung des Untersuchungsgegenstands Zweifelsfrei setzt die gleichermaßen sinnvolle wie verständliche wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den besonderen Rechtsfragen der Sportveranstalterhaftung ein gewisses Maß an Grundlagenarbeit voraus. In diesem Sinne gilt es, zunächst die Sportveranstaltung als Gegenstand dieser Untersuchung begrifflich zu präzisieren und so die Anknüpfungspunkte für eine rechtliche Analyse der Sportveranstalterhaftung aufzuzeigen. Anschließend wird ein Überblick über die an einer Sportveranstaltung beteiligten Akteure gegeben und auf ihre jeweiligen Funktionen für diese sowie auf ihre Interessen im Gesamtkonstrukt der Sportveranstaltung hingewiesen. Fragliche Begrifflichkeiten, wie diejenige des Sportveranstalters, werden vor dem Hintergrund und für den Zweck der Untersuchung geklärt.

A. Begriff und Wesen der Sportveranstaltung Zu den faszinierendsten Wesenszügen des Sports gehören dessen Facettenreichtum und Diversifikation, Aspekte, die sicherlich mitprägend sind für den Reiz sportlicher Betätigung. Dabei beziehen sich diese Attribute nicht nur auf die schier unüberschaubare Zahl der heutzutage ausgeübten Sportarten und Disziplinen.45 Auch die Sportausübung selbst kann verschiedenartig ausgestaltet, auf mannigfache Motive rückführbar und von unterschiedlichen Ambitionen geprägt sein. Deutlich zu Tage tritt dies schon in der gängigen Fachterminologie, welche je nach Kontext zwischen Gesundheits- und Wettkampfsport, Amateur- und Profisport, oder Breitenoder Leistungssport unterscheidet.46 Einen weiteren Differenzierungspunkt bietet die 45

Eine ausführliche Auflistung einzelner Formen von Aktivitäten, die als einzelne Sportarten verstanden werden können, hält die Onlineenzyklopädie Wikipedia, Stichwort „Liste von Sportarten“ bereit, einsehbar unter http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Sportarten (Stand: 04. 11. 2015). Zum Sportbegriff im Sinne dieser Arbeit siehe unter § 1 A.II. 46 Die weitere Unterscheidung nach Schulsport, Behindertensport, Rehabilitationssport, Mannschaftssport, Individualsport, Sommersport oder Wintersport gibt ein Gefühl davon, dass sich die Liste von Teilbereichen des Sports und begrifflichen Differenzierungen beinahe ins Unermessliche fortführen ließe, vgl. Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 15: „Unmenge von Sportarten“. Weisemann/Spieker, Sport, Spiel und Recht, S. 1, betonen, „Hinter dem ,Begriff‘ Sport verbergen sich Erscheinungsbilder mit verschiedensten soziologischen Dimensionen.“ Vgl. zu einer Auswahl gängiger Klassifizierungen die Erläuterungen in: Röthig/Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon, von Becker/Krüger, Stichwort „Amateurismus“, S. 37 f.; Emrich, Stichwort „Leistungssport“, S. 343 f.; ders., Stichwort „Spitzensport“, S. 491 f.; Gabler, Stichwort „Breitensport“, S. 113 f. Ferner zu der auch für das

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§ 1 Konkretisierung des Untersuchungsgegenstands

Einbettung sportlicher Betätigung in einen organisatorischen Zusammenhang. So wird der organisierte Sportbetrieb gemeinhin als sportliche Betätigung im Hoheitsund Organisationsbereich des Sportverbandswesens verstanden, während der nichtorganisierte Sportbetrieb den sonstigen, insbesondere den Freizeitsport, erfasst.47 Darüber hinaus kann Sport ferner im Rahmen einer Sportveranstaltung betrieben werden oder andererseits als allgemeiner Sportbetrieb, dessen negativ formuliertes Wesensmerkmal es gerade sei, nicht im Rahmen einer Veranstaltung stattzufinden.48 Zwar ist der Sportveranstaltungsbegriff Bestandteil sowohl verschiedener Rechtsnormen49 als auch Gegenstand des allgemeinen Sprachgebrauchs; doch sucht man vergeblich nach Anhaltspunkten für eine lexikalische Definition,50 welche die vom jeweiligen Sprachgebrauch mit dem Ausdruck „Sportveranstaltung“ verbundene Bedeutung umfassend erklärt.51 Vielmehr wird der Begriff als ungefähr bekannt vorausgesetzt.52 Möchte man dennoch den Schritt einer näheren Definition wagen, bietet es sich an, den Terminus in seine eigenständigen Bestandteile „Sport“

Sporthaftungsrecht relevanten Differenzierung in Sport nebeneinander und Sport gegeneinander siehe Fritzweiler, Haftung des Sportlers, S. 4 ff. 47 Siehe zu diesem Begriffsverständnis des organisierten Sportbetriebs auch Himmelseher, Sportversicherung, S. 8 f.; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 11. Nicht zwingend impliziert der Begriff des nichtorganisierten Sportbetriebes jedoch Strukturlosigkeit. Auch Schul- und Bundeswehrsport fallen nicht in den Hoheitsbereich des DOSB und könnten daher ebenfalls unter den Begriff des organisierten Sportbetriebs gefasst werden, so für den Schulsport tendenziell Pfister, Aufbau und Struktur der deutschen Sportverbände und Vereine, S. 1; Vieweg, Faszination Sportrecht, S. 9. Die ebenfalls von verfestigten Organisationsstrukturen geprägten Bereiche des Betriebs- und des Hochschulsports unterfallen hingegen dem Tätigkeitsbereich des DOSB. Auch im europäischen Ausland wird der in festen Organisationsstrukturen verankerte Sportbetrieb vorrangig in einem Vereins- und Verbandssystem ausgeübt, Hannamann, Verhaltenskoordinationen, S. 53; Schimke/Eilers, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 89. Anders hingegen die Lage in den Vereinigten Staaten von Amerika: hier kommt auch der Sportausübung an Colleges eine gesteigerte Bedeutung zu. 48 So Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 13: „Unter ,allgemeiner Sportbetrieb‘ sind alle Betätigungen zu verstehen, die die wesentlichen Merkmale des Begriffes ,Sport‘ aufweisen und außerhalb des besonderen Risikobereiches ,Sportveranstaltung‘ ausgeübt werden.“ (…) „Der Begriff ,allgemeiner Sportbetrieb‘ kann also nur negativ vom Begriff ,Sportveranstaltung‘ abgegrenzt werden.“ Vgl. ferner Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 11; Dippel, Rassismus, S. 22; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 42 f. Unklar bei Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, mit scheinbar uneinheitlichem Sprachgebrauch auf S. 5 und S. 7. 49 Bspw. § 67a AO („Sportliche Veranstaltungen“), § 67 StVollzG. 50 Zum Begriff der lexikalischen Definition Röhl/Röhl, Rechtslehre, S. 37 f. 51 Der Begriff bezeichnet hier den gedanklichen Inhalt, der mit einem Ausdruck als sprachlichen Zeichens verbunden ist. Die Definition verknüpft Ausdruck und Begriff, indem sie den von einem Ausdruck bezeichneten Begriff bestimmt, so Holzke, Begriff Sport, S. 7 ff. m.w.N. 52 Deutlich wird dies anhand der Rechtsprechung, die in langjähriger Judikatur stets gewillt scheint, den Begriff der Sportveranstaltung vorauszusetzen, siehe mit entsprechenden Nachweisen Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 16.

A. Begriff und Wesen der Sportveranstaltung

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und „Veranstaltung“ zu zerlegen und eine Bestimmung des Sportveranstaltungsbegriffs über eine Bestimmung dieser Begriffsteile zu erreichen.

I. Bestimmung des Veranstaltungsbegriffs Um den Veranstaltungsbegriff zu definieren, bietet es sich wiederum an, sowohl den allgemeinen Sprachgebrauch als auch den jeweiligen Rechtsgebrauch näher zu untersuchen. 1. Rückschlüsse aus dem allgemeinen Sprachgebrauch In seiner Primärfunktion ist der Veranstaltungsbegriff ein alltäglich gebräuchlicher Terminus der Umgangssprache.53 Der Blick in ein gängiges Wörterbuch der deutschen Sprache offenbart: abgehalten werden können „kulturelle, künstlerische, sportliche, karnevalistische“ Veranstaltungen oder gar „Veranstaltungen (Vorlesungen, Seminare o.Ä.) an der Universität“.54 Dem geläufigen Wortschatz lässt sich eine schier endlose Fülle weiterer Verwendungsmöglichkeiten entnehmen, sei es die Wahlkampfveranstaltung, die Messeveranstaltung oder die Verkaufsveranstaltung.55 Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Ausdruck der Veranstaltung jedenfalls im Kontext unterschiedlichster Lebensbereiche gebraucht und dazu herangezogen, verschiedenartige soziale Phänomene zu beschreiben, denen inhaltlich zunächst nicht viel gemein zu sein scheint. 2. Rückschlüsse aus dem Veranstaltungsbegriff im Rechtsgebrauch Vielfach wird der Begriff der Veranstaltung aber auch in Gesetzen und sonstigen Rechtsvorschriften dazu verwendet, eine rechtliche Sollensanordnung darzustellen. Es handelt sich folglich zugleich um einen Begriff der Rechtssprache, auch wenn eine Legaldefinition vergeblich zu suchen ist.56 Dennoch muss die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, aus dem Legislativgebrauch des Veranstaltungsbegriffs in Rechtsnormen und Verwaltungsvorschriften und seiner Verwendung durch Rechtsprechung und Rechtsliteratur Rückschlüsse über dessen Bedeutung zu gewinnen. 53 Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 16. Vgl. auch Dippel, Rassismus, S. 19; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 14. Nach Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 17, ist der Veranstaltungsbegriff „ein an den Anschauungen des täglichen Lebens orientierter wirtschaftlicher Begriff“. 54 Duden, Bd. 9, Stichwort „Veranstaltung“. 55 Weitere Beispiele bei Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 16 Fn. 23; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 43; Waldhauser, Fernsehrechte, S. 44 Fn. 2. 56 Zum Rechtsbegriff siehe Köbler, in: Tilch/Arloth (Hrsg.), Deutsches Rechtslexikon, Bd. 3, Stichwort: „Rechtsbegriff“, S. 3459.

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§ 1 Konkretisierung des Untersuchungsgegenstands

Für den Bereich des öffentlichen Straßenverkehrs statuiert § 29 Abs. 2 StVO einen Erlaubnisvorbehalt für Veranstaltungen, die zu einer mehr als verkehrsüblichen Inanspruchnahme der öffentlicher Straßen führen, sei es etwa durch die Fahrweise der Beteiligten oder die bloße Zahl der Teilnehmer.57 Konkretisiert wird der Veranstaltungsbegriff als eine mit einem gewissen organisatorischen Aufwand und Umfang verbundenen Maßnahme, die entweder mit der Benutzung der Straße zu Verkehrszwecken in Zusammenhang steht, oder einen rein stationären Vorgang darstellt und deren Wirkung den allgemeinen Verkehr stört.58 Erfasst werden verschiedene Formen motorisierter Fahrten, aber auch Radrennen, Volksläufe oder Prozessionen.59 Eine besondere Form der motorsportlichen Veranstaltung im Sinne der Norm ist das Rennen mit Kraftfahrzeugen, dessen Gegenstand der Wettbewerb oder die Erzielung von Höchstgeschwindigkeiten ist.60 Auch öffentliche Veranstaltungen von Wettbewerben oder Schauvorstellungen, an denen Luftfahrzeuge beteiligt sind, bedürfen gemäß § 24 Abs. 1 LuftVG der behördlichen Genehmigung. Kriterien des Veranstaltungsbegriffs im Sinne der Norm sind nach einschlägiger Kommentarliteratur die planmäßige Durchführung und eine natürliche oder juristische Person, die als Veranstalter die Vorbereitung, Leitung sowie gegenüber den Beteiligten und der Öffentlichkeit Verantwortung übernimmt.61 § 265a StGB stellt das Erschleichen des Zutritts zu einer Veranstaltung unter Strafe. Nach überwiegender Auffassung wird der Begriff der Veranstaltung hier definiert als „ein äußerlich, nach seiner Form und Zwecksetzung abgegrenztes Ereignis vorübergehender Art (zB Sport-, Kino-, Theater-, Konzert-, Vortragsveranstaltung), dh ein zeitlich begrenztes, planmäßiges, idR auf einem Ablaufprogramm beruhendes Geschehen […], das […] einem unbeschränkten (Allgemeinheit) oder beschränkten (Vereinsmitglieder; geladene Gäste) Kreis von Personen als ,Teilnehmer‘ (Besucher; Zuschauer; Mitwirkende) offen steht.“62 Von enormer Bedeutung ist der Veranstaltungsbegriff schließlich im Versammlungsrecht. Sowohl das Versammlungsgesetz des Bundes als auch einzelne Versammlungsgesetze der Länder gebrauchen den Veranstaltungsbegriff als Synonym für Versammlungen und Aufzüge als der örtlichen Zusammenkunft mehrerer Personen zwecks gemeinschaftlicher, auf die Teilhabe an Prozessen der öffentlichen Meinungsbildung gerichteter Erörterung und 57 Beachte ebenfalls die §§ 30 Abs. 2, 44 Abs. 3, 45 Abs. 1a Nr. 4b, Abs. 1b Nr. 1, 46 Abs. 2 und 47 Abs. 1 der StVO. 58 Janker, in: Burmann/Heß/Jahnke/Janker, § 29 StVO Rn. 4. Vgl. auch König, in: Hentschel/König/Dauer, § 29 StVO Rn. 4; Ronellenfitsch, DAR 1995, 241 (245). Ferner Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 14 f., mit Nachweisen zu verschiedenen Definitionsansätzen, die sich jedoch allesamt mehr oder weniger in dem hier vorgebrachten Ansatz aufgehen. 59 VwV-StVO zu § 29 Abs. 2 Anm. 4 ff. Erfasst werden auch vergleichbare und nicht explizit in den Verwaltungsvorschriften aufgeführte Fahrten, beispielsweise das Inlineskating. 60 Vgl. VwV-StVO zu § 29 Abs. 1 Anm. 1. 61 Vgl. Dölp, in: Grabherr/Reidt/Wysk, § 24 LuftVG Rn. 5; Lampe, in: Erbs/Kohlhaas, § 24 LuftVG Rn. 3, jeweils m.w.N. Eine vergleichbare Regelung findet sich für Wassersportveranstaltungen in § 1.23 BinSchStrO. 62 T. Fischer, § 265a Rn. 22. Vgl. auch Perron, in: Schönke/Schröder, § 265a Rn. 7.

A. Begriff und Wesen der Sportveranstaltung

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Kundgebung.63 Dass den jeweiligen Gesetzen auch der Typus der Spontanversammlung bekannt ist, zeigt, dass planerische und organisatorische Vorbereitungen hier nicht als zwingende Merkmale aufgefasst werden.64 Die Liste der Gesetze und Vorschriften, die den Veranstaltungsbegriff enthalten, ist lang und wird hier nicht annähernd abschließend behandelt.65 Der äußerst heterogene und über sämtliche Rechtsgebiete zersplitterte Gebrauch des Veranstaltungsbegriffs verdeutlicht vielmehr, dass wie schon im allgemeinen Sprachgebrauch, so auch in der Rechtssprache eine präzise Definition von weiteren kontextuellen Umständen abhängig ist, zumal der Begriff oftmals lediglich als Kompositionsbestandteil eines zusammengesetzten Wortes (z. B. Filmveranstaltung) gebraucht wird.66 Zwar steht es dem Wesen des Rechtsbegriffs nicht entgegen, in unterschiedlichen Rechtstexten mit einer jeweils spezifizierten Bedeutung bedacht zu sein.67 Doch kann eine Begriffsbestimmung in diesem Fall nur über Rückschlüsse aus dem jeweils normierten Lebenssachverhalt unter Berücksichtigung von Sinn und Zweck der konkreten Regelung erfolgen.68 3. Eigene Nominaldefinition Dies soll jedoch nicht daran hindern, den Veranstaltungsbegriff zumindest für die vorliegende Untersuchung weiter zu präzisieren. Denn mag auch eine kontextübergreifende lexikalische Definition an den dargestellten Gegebenheiten scheitern, kann doch zumindest eine Nominaldefinition aufgestellt werden, die unter der Prämisse der Zweckmäßigkeit die Bedeutung des Ausdrucks „Veranstaltung“ für die vorliegende Untersuchung festlegen soll.69 Die Zweckmäßigkeit orientiert sich dabei einerseits am Ziel der Untersuchung selbst, andererseits aber auch an verfestigten Sprachkonventionen, die den Gebrauch in spezifischen Lebensbereichen maßgeblich mitbestimmen. So kann eine Nominaldefinition insbesondere deshalb unzweck63

So BVerfG, NJW 2001, 2459 (2460), zum Versammlungsbegriff des Art. 8 GG, den das VersG übernommen hat, Tettinger/Erbguth/Mann, Verwaltungsrecht BT, S. 307. Für ein engeres Begriffsverständnis der Versammlung im VersG hingegen Dietel/Gintzel/Kniesel, § 1 VersG Rn. 201. 64 Vgl. Ott/Wächtler/Heinhold, VersG, § 1 Rn. 5. 65 Wiederholt findet sich der Veranstaltungsbegriff in der Gewerbeordnung, wo er dazu gebraucht wird, unterschiedliche Ereignisse wie Messen, Ausstellungen, Märkte, Volksfeste oder Wanderlager zu umschreiben. Auch das JuSchG knüpft in mehreren Normen an den Terminus der Veranstaltung an, so etwa im Zusammenhang mit Tanzereignissen, Volksfesten oder Filmvorführungen. Schließlich knüpfen zahlreiche landesrechtliche Vorschriften an den Veranstaltungsbegriff an. Eine Übersicht mit ordnungsrechtlichem Einschlag gibt Reichert, Grundriß des Sportrechts, S. 69 ff. 66 Explizit zum Gebrauch des Veranstaltungsbegriffs in der haftungsrechtlichen Literatur entsprechend auch Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 18 ff. 67 Vgl. Röhl/Röhl, Rechtslehre, S. 57. 68 Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 18. 69 Zu Nominaldefinition und Zweckmäßigkeit Röhl/Röhl, Rechtslehre, S. 38 f.

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§ 1 Konkretisierung des Untersuchungsgegenstands

mäßig erscheinen, weil eine Konvention bestimmte gedankliche Inhalte an das Definiendum knüpft, die nur schwer zu unterdrücken sind.70 Im Rahmen juristischer Definitionsfindung zählen zu diesen Konventionen zwar auch Vorgaben des Gesetzgebers und die Auffassung von Rechtsprechung und Wissenschaft. Da nach diesen Maßstäben eine feste Sprachkonvention für den Veranstaltungsbegriff jedoch gerade nicht existiert, können nunmehr andere Wege bei der Begriffsbestimmung beschritten werden. Es verbleibt also die Möglichkeit, diejenigen Kriterien auszumachen, die als gemeinsamer Nenner zu einer Definition des Veranstaltungsbegriffs zusammengefügt werden können. Schon der Bundesgerichtshof stellte in einer Entscheidung zum Veranstaltungsbegriff im Sinne des § 39 Abs. 1 WaffG fest: „,Veranstalten‘, etymologisch ,ins Werk setzen‘, ,herrichten‘ (Grimm, Deutsches Wörterbuch) bezieht sich auf ein bestimmtes ,ausgerichtetes’ Ereignis, dieses hat ,Teilnehmer‘ oder ,Besucher‘ sowie regelmäßig einen ,Veranstalter‘ und hebt sich ab von alltäglichen Vorgängen, Ereignissen und ständig zur Benutzung vorhandenen Einrichtungen und Lokalitäten.“71 Ausgehend von diesem Definitionsansatz kann unter Berücksichtigung des allgemeinen Sprachgebrauchs festgestellt werden, dass es sich bei einer Veranstaltung regelmäßig um ein zeitlich begrenztes und organisiertes Ereignis mit einer gewissen Darbietungsfunktion72 handelt, welches sich mit einer regelmäßig weiteren definierten Zielsetzung oder Absicht der Beteiligten an einen mehr oder weniger bestimmten Teilnehmerkreis richtet, auch wenn jedes einzelne der benannten Kriterien in Ausgestaltung und Gewichtung von Veranstaltung zu Veranstaltung erheblich zu variieren vermag.73 Diese Definition kann nunmehr als Nominaldefinition auf die vorliegende Arbeit übertragen werden, wenn sie auch für die vorzunehmende Untersuchung zweckmäßig ist. Aus ihr müsste hervorgehen, warum gerade die (Sport-)Veranstaltung aus haftungsrechtlicher Perspektive von besonderem Interesse ist und folglich den Gegenstand dieser Untersuchung bilden soll. Nach den benannten Merkmalen handelt es sich bei Veranstaltungen verschiedener Art im Kern stets um Ereignisse, die von sozialer Interaktion einer Mehrzahl, häufig gar einer Vielzahl, diverser Beteiligter geprägt sind. Erforderlich ist demnach mindestens eine Person, die als Veranstalter Planung, Organisation und Durchführung übernimmt. Dazu ist die Veranstaltung auf Teilnehmer als Subjekte der Darbietung gerichtet. Dort, wo aber mehrere Personen aufeinandertreffen, wächst unweigerlich auch das verkehrsimmanente Risiko einer 70

Röhl/Röhl, Rechtslehre, S. 39. BGH, NJW 1991, 2715. 72 Der Begriff der Darbietung ist wiederum weit zu verstehen. Gemeint ist nicht zwingend eine Form der Aufführung. Ausreichend ist, dass den Teilnehmern selbst eine Plattform zur eigenen Betätigung geboten wird. 73 Die Existenz grundlegender Kriterien des Veranstaltungsbegriffs erklärt andererseits, dass man gemeinhin „weiß, was gemeint ist“, wenn umgangssprachlich in einem bestimmten Kontext von einer Veranstaltung gesprochen wird, wie dies etwa Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 16, erkennt. 71

A. Begriff und Wesen der Sportveranstaltung

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gegenseitigen Beeinträchtigung von Rechtsgütern oder Interessen.74 Hinzu kommt, dass die jeweilige Veranstaltung zwar unter einer gemeinsamen Zielsetzung stattfindet, die Motivation der einzelnen Beteiligten, so etwa des Veranstalters und einzelner Teilnehmer, jedoch zu divergieren vermag.75 Schließlich kann ein besonderes Gefahrenpotenzial der Veranstaltung auch aus der Darbietung selbst76 oder, ab einer gewissen Größe aus, der mangelnden Kontrollierbarkeit des Gesamtgeschehens erwachsen.77 Dies hat auch der Gesetzgeber erkannt, von dem der Veranstaltungsbegriff in einer Vielzahl von Normen herangezogen wird, um einen regulierungsbedürftigen Gefahrenbereich zu umschreiben.78 Es lässt sich somit festhalten, dass es sich bei Veranstaltungen regelmäßig um ein Ereignis mit erhöhtem Konflikt- und Gefahrenpotenzial für Interessen und Rechte der Veranstalter und der Teilnehmer handelt, dem entsprechend ein besonderes Haftungsrisiko innewohnt, welches sich im gewöhnlichen Rechtsverkehr – im Fall der hiesigen Untersuchung dem allgemeinen Sportbetrieb – in dieser Form nicht ergibt.79 Die angeführte Definition des Veranstaltungsbegriffs impliziert diesen besonderen Gefahrenbereich, indem sie die Merkmale der Multipolarität von Beteiligungen und Interessen ebenso aufgreift wie den Darbietungscharakter. Sie ist daher zweckmäßig, um den Gegenstand der vorliegenden haftungsrechtlichen Analyse

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Vgl. hierzu noch die Ausführungen zur Sportveranstaltung als Risikosphäre unten, § 2. Steht etwa die abendliche Kinovorführung unter der gemeinsamen Zielsetzung einer Filmvorführung, verfolgt der Kinoinhaber Gewinnerzielungsinteressen, während die zahlenden Besucher einen komfortablen und störungsfreien Abend zur persönlichen Unterhaltung erwarten. 76 von Bar, Verkehrspflichten, S. 57 f.; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 8, 96. Man denke nur an die bereits erwähnten Rennveranstaltungen i.S.d § 29 Abs. 1 StVO. 77 Besonders deutlich wird dies etwa für Massenveranstaltungen, die schon von Bar, Verkehrspflichten, S. 44, 57 ff., als einen der „Schwerpunkte des heutigen Anwendungsbereichs der Verkehrspflichten“ bezeichnet. 78 Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 15; Dippel, Rassismus, S. 21; Kolberg, Veranstaltungsbesuchsvertrag, S. 15; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 11; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 8. Nach § 7 JuSchG kann die zuständige Behörde etwa anordnen, dass der Veranstalter einer öffentlichen Veranstaltung Kindern und Jugendlichen die Anwesenheit untersagt, wenn von der Veranstaltung eine Gefährdung für das körperliche, geistige oder seelische Wohl des Kindes oder des Jugendlichen ausgeht. Die bereits zitierten §§ 29 Abs. StVO, 73 ff. LuftVZO und 1.23 BinSchSchtrO enthalten gar die gesetzgeberische Anordnung, die Zulässigkeit diverser Veranstaltungstypen an sich unter die Bedingung einer behördlichen Genehmigung zu stellen. Und auch nach der GewO bedürfen verschiedene Veranstaltungstypen behördlicher Erlaubnis oder sind dieser zumindest anzuzeigen. Einen wenn auch nicht mehr ganzheitlich aktuellen Überblick über bundes- wie landesrechtliche Genehmigungs- und Anzeigeerfordernisse im Zusammenhang mit öffentlichen Sportveranstaltungen gewährt Reichert, Grundriß des Sportrechts, S. 66 ff. 79 Vgl. Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 17. Hinzu tritt, dass die Sportveranstaltung regelmäßig durch besondere Rechtsbeziehungen der Beteiligten untereinander geprägt ist, die so nicht Gegenstand des allgemeinen Sportbetriebes sind, vgl. Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 13 Fn. 4. 75

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§ 1 Konkretisierung des Untersuchungsgegenstands

näher zu beschreiben und soll folglich für die Bestimmung des Sportveranstaltungsbegriffs übernommen werden.

II. Bestimmung des Sportbegriffs Der konkrete Lebenssachverhalt, in dessen kontextuellem Zusammenhang die Veranstaltung als soziologisches Produkt zum Gegenstand dieser Untersuchung wird, ist der Sport. Auch der Sportbegriff hat mittlerweile Einzug in eine Vielzahl von Gesetzestexten gefunden und dient damit als Anknüpfungspunkt bestimmter Rechtsfolgen.80 Es handelt sich somit keineswegs um einen bloßen Terminus der Alltagssprache, sondern gleichzeitig auch um einen grundsätzlich definitionsbedürftigen Begriff der Rechtsordnung.81 Dennoch herrscht seit jeher größte Unsicherheit im Umgang mit einer präzisen Definition des Sportbegriffs.82 Im Lexikon der Sportwissenschaft heißt es zutreffend: „Sportdefinitionen gibt es etwa so viele, wie es Autoren gibt, die sich dazu äußerten.“83 Doch wird bisweilen gar eine konkrete Begriffsbestimmung in der sportrechtlichen Wissenschaft gänzlich vermieden, sei es, weil eine Definition nicht für möglich84 oder nicht einmal für notwendig85 erachtet 80 Der Ausdruck Sport findet Verwendung beispielsweise in folgenden Gesetzen und Verordnungen: AO, BauGB, BauNVO, ROG, 18. BImSchV sowie in den Sportfördergesetzen und als Staatszielbestimmung in den Verfassungen einzelner Bundesländer, Ketteler, SpuRt 1997, 73. Vgl. hierzu ausführlich Holzke, Begriff Sport, S. 178 ff., 183 ff. 81 Ketteler, SpuRt 1997, 73. Bisweilen wird dessen Charakter als Rechtsbegriff jedoch bestritten, da keine Notwendigkeit bestehe, dem Sportbegriff in der Rechtssprache einen eigenen, von seiner umgangssprachlichen Bedeutung abweichenden gedanklichen Inhalt zu geben, so etwa von Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 11. 82 Steiner, in: Pfister/Steiner, Sportrecht A-Z, Stichwort „Sportbegriff“, S. 185: Die „Sportwissenschaft selbst“ habe „keine abschließende, allgemein anerkannte Sportdefinition verfügbar“. Ferner Grupe/Krüger, in: Görres-Gesellschaft (Hrsg.), Staatslexikon, Stichwort „Sport“, S. 118: „Es ist bisher nicht gelungen, den Sport in seinen vielfältigen Erscheinungsformen eindeutig zu bestimmen.“ 83 Schnabel/Thieß (Hrsg.), Lexikon Sportwissenschaft, Stichwort „Sport“, S. 764. Auch Röthig/Prohl, in: Röthig/Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon, Stichwort „Sport“, S. 494, merken an, der Sport sei „seit jeher ebenso vielfältig interpretiert worden, wie er betrieben wird.“ Steinkamp, Was ist eigentlich Sport?, S. 6, sieht die Unterschiedlichkeit verschiedener Definitionsansätze darin begründet, dass „offenbar die jeweilige Einstellung des Verfassers dafür sorgte, daß von ihm für wesentlich gehaltene Merkmale nachdrücklich die vorgenommene Wesensbestimmung des Sports beeinflußten“. 84 So etwa Birk, NVwZ 1985, 689 Fn. 1; Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 8, Dippel, Rassismus, S. 12, 18; Fritzweiler, Haftung des Sportlers, S. 2 f., der auf die „Komplexität der Randbereiche, wie z. B. Kinderspiele und Betätigungen im Vergnügungsbereich“ hinweist; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 39; Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 16; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 8. Ausführlich hierzu Kleinman, in: Willimczik (Hrsg.), Beiträge zur Sportwissenschaft, S. 150 ff.; Röthig/ Prohl, in: Röthig/Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon, Stichwort „Sport“, S. 493. Vgl. auch Steinkamp, Was ist eigentlich Sport?, S. 7: Es gibt „offenbar keine alle befriedigende, allgemeingültige Formulierung dessen, was Sport ist“.

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wird. Dennoch bleibt eine nähere Auseinandersetzung mit dem Inhalt des Sportbegriffs erforderlich, als dass ohne dessen Konturierung schon der Bezugspunkt des Sportrechts im Allgemeinen sowie des Sporthaftungsrechts im Speziellen unklar bleibt.86 Dabei können entsprechende Ausführungen zu diesem Thema nicht dem Anspruch gerecht werden, mit dem Ziel einer lexikalischen Definition den Gebrauch des Ausdrucks in Umgangs- beziehungsweise Rechtssprache umfassend zu analysieren, seine inhaltliche Bedeutung zu erklären und damit zu erreichen, was der Sportrechtswissenschaft und ihren prominentesten Vertretern in mehr als einem halben Jahrhundert der Forschung nicht gelungen ist.87 Vielmehr gilt es – wie schon für den Veranstaltungsbegriff – eine Nominaldefinition zu finden, die nach dem Maßstab der Zweckmäßigkeit zu beurteilen ist.88 Zweckmäßig ist die Definition erneut dann, wenn sie einerseits gegen keine festen Sprachkonventionen verstößt und andererseits Ausrichtung und Ziel der Untersuchung dienlich ist. 1. Rückschlüsse aus Etymologie und allgemeinem Sprachgebrauch Auch wenn der Ausdruck „Sport“ heute in diversen Gesetzen und Verordnungen verwendet wird,89 ist er doch – wie schon der Veranstaltungsbegriff – hauptsächlich als Begriff der Umgangssprache zur Kennzeichnung eines Alltagsphänomens von Bedeutung.90 Da die Rechtswissenschaft bei der Definitionsfindung nicht völlig frei von der an die Lebenswirklichkeit gekoppelten Verkehrsanschauung agieren kann,91 muss der allgemeine Sprachgebrauch bei der Definition des Begriffs „Sport“ berücksichtigt werden.92

85 Bauer, Kultur und Sport, S. 251 ff.; Zeilner, Haftung bei Sportunfällen, S. 5. Vgl. jedoch auch die Kritik an dem Verzicht auf eine Sportdefinition von Holzke, Begriff Sport, S. 88 ff. 86 Für Holzke, Begriff Sport, S. 1, sind die Unklarheiten des Sportbegriffs zu Recht ein „schwerwiegender Mangel des Sportrechts als wissenschaftlicher Disziplin“. So angedeutet auch von Ketteler, SpuRt 1997, 73, („Defizit“). Für die Notwendigkeit einer Definition plädiert auch Steinkamp, Was ist eigentlich Sport?, S. 6 ff. 87 Einen entsprechenden Versuch aus jüngerer Zeit unternimmt etwa Holzke, Der Begriff Sport im deutschen und im europäischen Recht, 2011. 88 Vgl. Röhl/Röhl, Rechtslehre, S. 38 f. 89 Vgl. oben § 1 A. 90 Ketteler, SpuRt 1997, 73 (76). Zu Unrecht wird Kettelers Formulierung von Holzke, Begriff Sport, S. 125, kritisiert, der nämlich verkennt, dass ein Terminus sehr wohl gleichzeitig für Rechtsordnung und Alltagssprache bedeutsam sein kann, vgl. Köbler, in: Tilch/Arloth (Hrsg.), Deutsches Rechtslexikon, Bd. 3, Stichwort „Rechtsbegriff“, S. 3459. Siehe auch Schnabel/Thieß (Hrsg.), Lexikon Sportwissenschaft, Stichwort „Sport“, S. 764: „Es ist also zu unterscheiden zwischen dem umgangssprachliche Wort [„Sport“, Anm. d. Verf.] und dem für wissenschaftliche Zwecke definierten Begriff.“ 91 Vgl. Holzke, Begriff Sport, S. 6, 31. 92 So auch zur Verkehrsanschauung Ketteler, SpuRt 1997, 73 (76).

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Versucht man nun, den mit einem Ausdruck verbundenen Inhalt im allgemeinen Sprachgebrauch zu erkunden, kann als logischer Ausgangspunkt die etymologische Herleitung des jeweiligen Wortes herangezogen werden. Der Ausdruck „Sport“ findet seine Wurzeln im altlateinischen „deportare“ (wegtragen) und erhielt über das mittellateinische „disportare“ (sich entspannen, zerstreuen) bzw. das altfranzösische „(se) de(s)porter“ oder „de(s)port“ (vergnügen) als „disport“ (Kurzform: „sport(s)“, Freizeitbeschäftigung, Zeitvertreib) Einzug in die englische Sprache.93 Dabei bezeichnete der Ausdruck „sports“ ursprünglich nur die vom England des 16. und 17. Jahrhunderts ausgehende Form institutionalisierter körperlicher Wettkämpfe. Seitdem der Sportausdruck wohl im Jahre 1828 erstmals von Fürst zu PücklerMuskau in die deutsche Sprache eingeführt wurde,94 hat er sich zu einem „Weltwort“95 entwickelt und als Sammelbezeichnung für sämtliche Modalitäten der Körperkultur in Bewegungs-, Spiel- oder Wettkampfformen sowie sonstiger an spielerischer Selbstentfaltung und Leistungsstreben orientierter Betätigungsarten bewahrt.96 Die umgangssprachliche Verwendung des Ausdrucks und der damit verknüpfte gedankliche Inhalt sind im Einzelnen folglich primär „vom alltagstheoretischen Gebrauch sowie von den historisch gewachsenen und tradierten Einbindungen in soziale, ökonomische, politische oder rechtliche Gegebenheiten bestimmt.“97 Eine wissenschaftliche Dimension muss diesem weitgehend undifferenzierten Verständnis des Sportbegriffs jedoch abgesprochen werden. Vielmehr beschränkt sich der Erkenntnisgewinn aus dem allgemeinen Sprachgebrauch auf die Rolle eines Korrektivs im Einzelfall, so etwa bei der Beurteilung moderner Erscheinungsformen.98

93 Der Brockhaus Sport, Stichwort „Sport“, S. 433; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 5; Röthig/Prohl, in: Röthig/Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon, Stichwort „Sport“, S. 493; Schnabel/Thieß (Hrsg.), Lexikon Sportwissenschaft, Stichwort „Sport“, S. 763 f. Vgl. zur Etymologie des Ausdrucks Sport ausführlich Diem, Wesen und Lehre, S. 1 ff. 94 Röthig/Prohl, in: Röthig/Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon, Stichwort „Sport“, S. 493. 95 So Diem, Wesen und Lehre, S. 1, zu dem Phänomen, dass der Ausdruck „Sport“ in fast allen Sprachen zivilisierter Völker gleich gebraucht wird. 96 Vgl. Der Brockhaus Sport, Stichwort „Sport“, S. 433; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 37; Zeilner, Haftung bei Sportunfällen, S. 5. Siehe auch Heinemann, Soziologie des Sports, S. 53 f. 97 Röthig/Prohl, in: Röthig/Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon, Stichwort „Sport“, S. 493. 98 Ketteler, SpuRt 97, 73 (76). Gelangt etwa Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 5, infolge seines eigenen Verständnisses des Sportbegriffs zu dem Ergebnis, dass Jogging mangels Wettkampfkomponente kein tauglicher Subsumtionsgegenstand ist, bietet sich eine Einzelfallkorrektur über den allgemeinen Sprachgebrauch wohl an, möchte man sich nicht dem Unverständnis mehrerer Millionen deutscher Jogger ausgesetzt sehen.

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2. Rückschlüsse aus dem Gebrauch in der sportrechtlichen Literatur Nachdem der allgemeine Sprachgebrauch keine apodiktischen Schlüsse für eine präzise Begriffsbestimmung zulässt, rücken nunmehr die vielzähligen in der sportrechtlichen Literatur vorhandenen Definitionsansätze in den Fokus der wissenschaftlichen Analyse. Zwar wurde eingangs bereits festgestellt, dass eine gefestigte Konvention über den sprachlichen Gebrauch des Sportbegriffs auch seitens der Rechtswissenschaft nicht besteht. Jedoch lassen sich in der gesamten Diskussion anhand verschiedener Begriffsschablonen bestimmte Merkmale ausmachen, die im Rahmen einer typologischen Betrachtungsweise immer wieder als prägende Elemente für eine Definition herangezogen werden. Auf einige dieser Merkmale soll folglich näher eingegangen werden, um festzustellen, ob sie nach dem Gebot der Zweckmäßigkeit auch dem in dieser Arbeit verwendeten Sportbegriff zugrunde gelegt werden sollten. a) Merkmal der körperlichen Leistung Die wohl herrschende Wissenschaftsauffassung setzt eigenmotorische Aktivität als unerlässliches Merkmal sportlicher Betätigung voraus.99 „Körperliche Aktivität“ sei dabei nicht zwingend gleichzusetzen mit „körperlicher Kraftentfaltung“. Entscheidend sei vielmehr der Einsatz von Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer oder aber von sonstigen körperlichen Fertigkeiten wie Geschick oder Koordination.100 Das Merkmal der körperlichen Ertüchtigung wäre mithin nicht nur bei den klassischen „Körpersportarten“ wie dem Schwimm- oder Laufsport erfüllt, sondern beispiels99 Vgl. etwa die Nachweise bei Schnabel/Thieß (Hrsg.), Lexikon Sportwissenschaft, Stichwort „Sport“, S. 764. Ferner Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 7; Der Brockhaus Sport, Stichwort „Sport“, S. 433; Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 4 f.; Fritzweiler, Haftung des Sportlers, S. 2 f.; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 39 f.; Guttmann, in: Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 69; Häberle, in: FS Thieme, S. 25 (27 Fn. 4); Heinemann, Soziologie des Sports, S. 56; Himmelseher, Sportversicherung, S. 7; Hügi, SpuRt 2003, 84; von Ins/Ribaux/Freytag, Causa Sport 2006, 323; Ketteler, SpuRt 1997, 73 f.; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 6 f.; Pfister, in: Fritzweiler/ Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 3; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 6 f.; Zeilner, Haftung bei Sportunfällen, S. 6. Vgl. zum Sportbegriff im Sinne der Abgabenordnung Blesinger, in: Kühn/von Wedelstädt, § 52 Rn. 17; Gersch, in: Klein, § 52 Rn. 40. So auch das Selbstverständnis des DOSB, siehe § 3 Nr. 1 der DOSB-AufnahmeO in ihrer Fassung vom 03. 12. 2011. 100 Ketteler, SpuRt 1997, 73 (73 f.). Ferner Dippel, Rassismus, S. 11. Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 4 f., reduziert den Sport zunächst auf das Merkmal der Bewegung, sieht hiervon jedoch nicht allein die Bewegung des Sportlers selbst oder durch Bewegung eines Gegenstands vermittels Kraftübertragung erfasst, sondern auch das Steuern oder Koordinieren einer durch Naturgesetze oder technische Hilfsmittel geschaffenen Bewegung. In diesem Sinne sei „Bewegung das wichtigste Merkmal des Sports“. Ebenso Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/ Summerer, PHB Sportrecht, S. 3, der jedoch offen lässt, ob die Bewegung mit einer wesentlichen Kraftentfaltung einhergehen muss. Restriktiver hingegen Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 6 f., der den Sport auf „körperliche Bewegung“ beschränkt und dieses Merkmal im herkömmlichen Sinne eng versteht.

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weise auch beim Motorsport, bei dem aufgrund einwirkender Naturkräfte oder physikalischer Bedingungen (Fliehkraft) eine besondere Koordinierung körperlicher Bewegungsabläufe erfordert wird.101 Eine außerordentliche koordinative Körperbeherrschung wird auch beim Schießen102 oder Reiten103 verlangt, so dass auch diese Tätigkeiten als körperliche Ertüchtigung einzuordnen wären. Exklusivität genießt die dargestellte Auffassung des Sports als Form der Körperbetätigung allerdings nicht. Etwa der Umgang mit dem Denkspiel, insbesondere dem Schachspiel als „Grenzfall“ sportlicher Betätigung, ist von großer Unsicherheit geprägt und führt immer wieder zu vehementer Kritik am Merkmal der körperlichen Ertüchtigung.104 Während die überwiegende Zahl der Autoren dem Schachspiel die 101

Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 7 Fn. 13; Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 5; Ketteler, SpuRt 1997, 73 (74); Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 7, dessen Verweis in Fn. 45 auf die körperlichen Anstrengungen im Motorsport aufgrund hoher Temperaturen im Cockpit jedoch irreführend ist. Körperliche Belastung muss nicht zwingend mit eigenmotorischer Aktivität einhergehen. Hierzu auch noch im Kontext des Schachsports unten, Fn. 104. Motorsport als Sport hingegen offengelassen von Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 3, der wie schon Eichenberger an das Merkmal der Bewegung anknüpft, sich jedoch nicht festlegt, ob die Bewegung mit einer wesentlichen Kraftentfaltung einhergehen muss. In der Rechtswissenschaft ist der Begriff des Motor- oder Automobilsports freilich anerkannt, etwa bei Mayer, SpuRt 1995, 197; Ronellenfitsch, DAR 1995, 241; Schemel/Erbguth, HdB Sport und Umwelt, S. 411 ff. Vgl. so auch im Kontext des Steuerrechts etwa der Gesetzgeber zu § 52 AO in BT-Drucksache 7/4292, S. 20, und die Rechtsprechung, vgl. BFH, BStBl. 1998 Bd. II, 9 (10 f.). 102 Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 7 Fn. 13; Ketteler, SpuRt 1997, 73 (74); Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 39 Fn. 118; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 7. Gegen den Schießsport als Sport hingegen Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 6 f. 103 Den Reitsport als Sport anerkennend etwa Fritzweiler, Haftung des Sportlers, S. 4; Ketteler, SpuRt 1997, 73 (74); Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 17. Ebenso zum Sportbegriff im Sinne der Abgabenordnung Koenig, in: Koenig, § 52 Rn. 68, unter dem Stichwort „Reit- und Fahrverein“. 104 Stellvertretend Holzke, Begriff Sport, S. 92 ff. Denn weitgehend unbestritten ist zunächst, dass dem Merkmal der körperlichen Ertüchtigung beim Schach als Denkspiel nur eine absolut untergeordnete Rolle zukommt. Ausführlich: Holzke, Begriff Sport, S. 94 f. Ferner Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 5 Fn. 17; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 6 f.; Steiner, in: Pfister/Steiner Sportrecht A-Z, Stichwort „Sportbegriff“, S. 186; Steinkamp, Was ist eigentlich Sport?, S. 22 f. Das bloße Ziehen der Figuren oder Drücken der Schachuhren setzt kein besonderes Maß an eigenmotorischen Fertigkeiten voraus. Etwas anderes wird teilweise diskutiert für bestimmte Formen des Schachspiels, etwa das „Blitzschach“, bei denen aufgrund verkürzter Bedenkzeit auch motorische Fertigkeiten in gewissem Umfang gefragt sind. Vgl. dazu Holzke, Begriff Sport, S. 94; Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht (2. Aufl. 2007), S. 3 f. Fn. 12, der hier allerdings „mehr Hektik als Bewegung“ feststellt. Vielmehr wird das Schachspiel von geistigen Fähigkeiten bestimmt. Dass auch diese Form der Ertüchtigung mit physischen Belastungssymptomen wie erhöhter Atemfrequenz und gesteigertem Blutdruck einherzugehen vermag, kann zwar nicht bestritten werden, vgl. auch Dr. h.c. Willi Weyer, ehem. Präsident des Deutschen Schachbundes, der in einer Rede anlässlich des 100jährigen Jubiläums des Verbands am 12. März 1977 die körperlichen Mühen des Schachspiels betonte. Die Ansprache ist im Volltext abrufbar unter http://www.schachbund.de/schach-als-sport.html (Stand: 04. 11. 2015). Doch ist

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Anerkennung als Sportart verweigert,105 lehnt eine Mindermeinung das Merkmal der körperlichen Ertüchtigung als Definitionskomponente des Sportbegriffs strikt ab106 und sieht mit dem Beispiel des „Schachsports“ die Vielgestaltigkeit des Sports bestätigt. Ob also das Element der eigenmotorischen Aktivität im Rahmen der hier aufzustellenden Nominaldefinition Verwendung finden soll, mag davon abhängen, ob diesbezüglich eine sonstige eindeutige Sprachkonvention besteht. Zu berücksichtigen ist hier die allgemeine Verkehrsanschauung, welche, wenn schon nicht für den Sportbegriff als solchen,107 so doch zumindest für das Merkmal der körperlichen Ertüchtigung möglicherweise eine feste Erwartung mit dem Definiendum „Sport“ verknüpft. Allerdings zeigt die genauere Betrachtung, dass auch im alltäglichen Sprachgebrauch keineswegs Klarheit über die Klassifizierung bloßer Denkspiele besteht. Zwar assoziiert wohl ein Großteil der deutschen Bevölkerung mit dem Ausdruck „Sport“ zuvorderst körperliche Aktivitäten. Doch darf nicht verkannt werden, dass gerade das Schachspiel im Alltagsverkehr oft genug als Sportart eingeordnet wird. Holzke betont insoweit korrekt, dass nicht nur die Bibliothek der Deutschen Sporthochschule in Köln einen umfangreichen Bestand an Schachbüchern bereithält. Auch die öffentliche Berichterstattung zum Schachspiel findet regelmäßig in der jeweiligen Sportrubrik des entsprechenden Mediums statt.108 Ferner können sowohl das Selbstverständnis des Sports als auch der erklärte Wille des parlamentarischen Gesetzgebers bei der Suche nach einer sprachlichen Konvention berücksichtigt werden. An der Eingliederung des Deutschen Schachbundes in das Organisationsgefüge des DOSB lässt sich ablesen, dass Schach von verbandsoffizieller Seite als Bestandteil der Sportordnung akzeptiert ist.109 Wenn der Gesetzgeber hingegen in § 52 Abs. 2 Nr. 21 AO festlegt, als Förderung der Allge„körperliche Anstrengung“ als Alltagsphänomen (z. B. in Stresssituationen) nicht zwingend mit „körperlicher Aktivität“ gleichzusetzen, hierzu Steinkamp, Was ist eigentlich Sport?, S. 22 f. Vgl. auch Holzke, Begriff Sport, S. 95. 105 Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 5 Fn. 17; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 39; Guttmann, Vom Ritual zum Rekord, S. 17; Häberle, in: FS Thieme, S. 25 (27 Fn. 4); Ketteler, SpuRt 1997, 73 (74); Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/ Summerer, PHB Sportrecht, S. 3, der freilich in FS Lorenz, S. 171, das Schachspiel als Beispiel sportlicher Betätigung anführt; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 6 f.; Steinkamp, Was ist eigentlich Sport?, S. 21 ff. Offen gelassen von Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 6 f. 106 Etwa Holzke, Begriff Sport, S. 91 ff. 107 Dazu schon oben, § 2 A.II. 108 Holzke, Begriff Sport, S. 97 f. 109 Die Relevanz der Selbsteinschätzung durch die Verbände erwächst den Prinzipien der Autonomie und Selbstverwaltung des Sports, dazu noch unten, § 3 C.III.4.a). Da der Sportbegriff aber zugleich Bestandteil der Rechtsordnung ist und dem DOSB insofern keine verbindliche Regelungsbefugnis zusteht, kann sein Selbstverständnis lediglich als Interpretationshilfe und Korrektiv gewürdigt werden, vgl. Ketteler, SpuRt 1997, 74 (76), der die Anerkennung des Deutschen Schachbundes durch den ehem. DSB im Angesicht des heute eindeutigen § 3 Nr. 1 der DOSB-AufnahmeO ohnehin mit bloßen historischen Gegebenheiten erklärt, was Holzke, Begriff Sport, S. 97, wiederum in Zweifel zieht.

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meinheit sei anzuerkennen: „die Förderung des Sports (Schach gilt als Sport)“, so spricht die Ausgestaltung dieser Norm als Fiktion für ein Verständnis von der Wesentlichkeit körperlicher Aktivität für den Sportbegriff.110 Eine feste Sprachkonvention bezüglich der eigenmotorischen Aktivität als Merkmal des Sportbegriffs ist folglich nicht auszumachen. Allein entscheidend bleibt, ob es nach dem Inhalt der vorliegenden Untersuchung zweckmäßig erscheint, den Sportbegriff auf körperliche Aktivitäten zu beschränken. Berücksichtigt man, dass das Sporthaftungsrecht ganz wesentlich von dem kritischen Moment des Sportunfalls geprägt ist, die außerordentlichen Verletzungsgefahren und Haftungsrisiken, die im Zusammenhang mit der Sportausübung entstehen, zumeist also der besonderen Dynamik und Unkontrollierbarkeit körperlicher Ertüchtigung erwachsen, ist es durchaus gerechtfertigt, die sporthaftungsrechtliche Untersuchung auf Fälle des Körpersports zu beschränken.111 Schach oder vergleichbaren Fällen des Denkspiels wohnt hingegen kein entsprechendes Gefahrenpotenzial inne, welches eine Aufnahme in die Untersuchung zwingend erforderlich erscheinen lässt.112 Sport soll im weiteren Verlauf der Arbeit folglich als körperliche Aktivität verstanden werden. b) Merkmal des Wettkampfs Als weiteres Wesensmerkmal des Sportbegriffs wird regelmäßig der Wettkampf vorausgesetzt, um den Sport von sonstigen bewegungsintensiven Tätigkeiten (z. B. Spazierengehen) abzugrenzen. So bezeichnet schon Bernett den Sport als „spontane motorische Aktivität aus spielerischem Antrieb, die nach meßbarer Leistung und geregeltem Wettkampf strebt.“ Nach Lüschen und Weis ist Sport „soziales Handeln, das sich in spielerischer Form als Wettkampf zwischen zwei oder mehr Parteien (oder gegen die Natur) abwickelt und über dessen Ausgang Geschicklichkeit, Taktik und Strategie entscheiden.“113 Erforderlich sei also ein Leistungsvergleich, bei dem die Teilnehmer zu Beginn noch als gleich, am Ende des Wettkampfes entsprechend der erzielten Ergebnisse als ungleich gewertet werden können.114 Dass für den Sportbegriff eine sprachliche Konvention besteht, nach welcher mit der körperlichen Aktivität ein gewisses Wettkampfelement verbunden ist, soll auch 110

Vgl. erneut die für den Entwurf der AO einschlägige BT-Drucksache 7/4292, S. 20. Zwar umfasst die Risikosphäre der Sportveranstaltung neben der Risikosphäre des Sports auch die Risikosphäre des Veranstalterischen, vgl. hierzu noch unter § 2. Haftungsrechtliche Besonderheiten, die nicht von der Untersuchung einer Veranstaltung des Körpersports mitumfasst wären, bestehen für Veranstaltungen des Denksports insoweit jedoch nicht. Auch unter diesem Gesichtspunkt bedarf es einer Einbeziehung des Denksports in den dieser Arbeit zugrundeliegenden Sportbegriff folglich nicht. 112 Ähnlich geht auch Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 17, vor. 113 Zitiert jeweils nach Schnabel/Thieß (Hrsg.), Lexikon Sportwissenschaft, Stichwort „Sport“, S. 764. 114 Vgl. Heinemann, Soziologie des Sports, S. 56. 111

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an dieser Stelle nicht bestritten werden. Einigkeit darüber, welche Anforderungen an einen Wettkampf zu stellen sind, besteht dagegen nicht. Teilweise wird ein Wettkampf unter Beteiligung mehrere Personen gefordert.115 Folge dieser engen Interpretation wäre jedoch, dass hiernach jegliche Formen solistischer Tätigkeit – Joggen, das Skifahren außerhalb eines Wettkampfes, die Einheit im Fitness-Studio sowie jede (zumindest allein durchgeführte) Trainingseinheit zur bloßen Vorbereitung auf einen Wettkampf – nicht mehr unter den Sportbegriff zu fassen wären. Wesentliche Teile des Breiten- und Gesundheitssports ließen sich nicht unter den Sportbegriff subsumieren. Eine derartige Beschränkung steht in Widerspruch zu der deutlich weiter greifenden Verkehrsanschauung, an der sich auch die Suche nach einer allgemeinen Definition auszurichten hat.116 Vielmehr soll ein qualifiziertes Leistungsstreben, mithin also die Bereitschaft, ein körperliches Leistungsziel, welches eine über das alltägliche Maß hinausgehende Anstrengung erfordert, grundsätzlich ausreichen.117 Neben dem Wettkampf als Kräftemessen mit einem Dritten kann dieses Leistungsstreben auch in der reinen Kraftentfaltung als Wettkampf gegen sich selbst oder zur Steigerung der eigenen Fertigkeiten gesehen werden.118 Dieses weite Verständnis des Wettkampfbegriffs lässt sich, anders als das zuvor genannte enge Begriffsverständnis, sowohl mit der allgemeinen Verkehrsanschauung, als auch mit der Zielsetzung dieser Arbeit vereinbaren. c) Der Spielcharakter des Sports Schwierigkeiten bereitet die Abgrenzung von Sport und der im Rahmen einer beruflichen Tätigkeit ausgeübten körperlichen Ertüchtigung. Vielfach finden sich hierzu Ansätze in der Literatur, die über das Merkmal der Unproduktivität des Sports eine eindeutige Differenzierung anstreben.119 Allerdings wird auf diese Weise ver115 So etwa Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 5. Vgl. auch ders., in: FS Lorenz, S. 171: „Der Sport lebt davon, daß Sieger und Besiegte festgestellt werden.“ Gleichzeitig bezeichnet Pfister den Wettkampf unter Mehreren hier jedoch als „Krönung“ des Sports. Vgl. ferner Dippel, Rassismus, S. 11, und zum sportlichen Wettkampf im gesellschaftssoziologischen Sinne Eisenberg, in Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 96 (97). 116 Vgl. Holzke, Begriff Sport, S. 102 ff. 117 So etwa Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 7; Der Brockhaus Sport, Stichwort „Sport“, S. 433, 438; Ketteler, SpuRt 1997, 73 (74). Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 4 f., erkennt das Leistungsstreben als eigenes Wesenselement des Sports neben dem Wettkampf an. 118 Vgl. Waldhauser, Fernsehrechte, S. 54. Ketteler, SpuRt 1997, 73 (74), erkennt insoweit richtig, dass sich ein wesentliches Ziel des Breitensports, nämlich die Förderung individualsozialer Interessen, ohnehin besser erreichen lässt, wenn Sport „miteinander“ und nicht „gegeneinander“ ausgeübt wird. 119 Schon Diem, Wesen und Lehre, S. 3., bezeichnete Sport als Erscheinung des Lebensbereichs des Spiels als „zweckfreies Tun um seiner selbst Willen“. Vgl. auch Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 5 f., der weiter zwischen Zweck und Motiv der sportlichen Tätigkeit differenziert und so ebenfalls zu dem Ergebnis eines stellenweise fließenden Übergangs

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kannt, dass eine klare Trennung von Sport und Arbeit aufgrund der heutzutage rasch fortschreitenden Professionalisierung und Kommerzialisierung und der damit einhergehenden Entwicklung des Berufssportbetriebes nicht mehr durchgehend aufrechterhalten werden kann. Sportausübung und Arbeit gehen vielfach ineinander über.120 Es wäre aber sicherlich nicht zweckmäßig, dem Berufssport von vorneherein ob seiner Produktivität den Sportcharakter abzusprechen.121 Jedenfalls sollte nicht geleugnet werden, dass ein Athlet, der beispielsweise mit der Ausübung des Fußballsports oder dem Turnen seinen Lebensunterhalt bestreitet, dennoch als Sportler einzuordnen bleibt.122 Die Lösung dieser Abgrenzungsproblematik zwischen Berufssport und einer sonstigen körperlichen Arbeitstätigkeit ist an anderer Stellt zu finden. Denn nicht Unproduktivität kennzeichnet den Sport, nicht reine Zwecklosigkeit. Regelmäßig wird Sport aus einer über die eigentliche Betätigung hinausgehenden Motivation heraus verfolgt, sei es eben der wirtschaftliche Erwerb oder aber die Gesundheitsförderung, die Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit oder eine rein soziale Motivation.123 Wesentlich für den sportlichen Charakter der Betätigung ist hingegen ihr spielerisches Wesen, mag diesem im Verhältnis zu sonstigen Motiven auch nur eine untergeordnete Rolle zukommen, wie dies im Bereich des Gesundheitssports zumeist der Fall ist. So bleibt das sportliche Verhalten von den tradierten Nützlichkeitserwägungen der Alltags- und Arbeitswelt getrennt durch seinen spielerischen Charakter, gekennzeichnet durch die Ritualisierung und Symbolisierung von Wirklichkeitshandlungen unter Einfluss eines autonomen Ziels und autonomer Regeln.124 Gerade Letztere werden auf diese Weise zu einem konstitutiven Merkmal des Sportbegriffs, lässt sich doch nicht leugnen, dass, in Übereinstimmung mit der allgemeinen Verkehrsanschauung, erst die Einhaltung bestimmter Regeln aus einer Rauferei einen sportlichen Boxkampf werden lässt.125 Dabei ist der Spielbegriff von Sport und Arbeit kommt (S. 8). Heinemann, Soziologie des Sports, S. 56, bezeichnet die Unproduktivität als konstitutives Element des Sports. 120 Vgl. Dippel, Rassismus, S. 15 ff.; Ketteler, SpuRt 1997, 73 (75); Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 11 f. Vgl. auch K.H. Schmidt, RdA 1972, 84 f. Siehe ferner die Ausführungen zum Ideal des Amateurismus im Sport unten, § 1 B.II. 121 Unerheblich für die Definitionsfindung ist hingegen die moralische Bewertung des Berufssports, siehe aber andeutungsweise Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 8. 122 Waldhauser, Fernsehrechte, S. 55. Gleiches gilt für den Fall, dass mit der Sportausübung ein (unkörperliches) Werkprodukt im Sinne eines Rekordes oder einer prädefinierten Leistung erreicht werden soll, vgl. Ketteler, SpuRt 1997, 73 (75). 123 Vgl. Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 6 ff., der allerdings die Zweckfreiheit des Sports betont. 124 Röthig/Prohl, in: Röthig/Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon, Stichwort „Sport“, S. 494. Vgl. ferner Grupe/Krüger, in: Görres-Gesellschaft (Hrsg.), Staatslexikon, Stichwort „Sport“, S. 118; Zeilner, Haftung bei Sportunfällen, S. 7. 125 Bsp. nach Ketteler, SpuRt 1997, 73 (75). Zur Regelbindung als konstitutives Merkmal des Sportbegriffs vgl. ferner Diem, Wesen und Lehre, S. 10; Pfister, in: FS Lorenz, S. 171 f.; ders., in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 5: „Bindende Regeln sind ein ganz besonderes, wenn nicht geradezu das typische Merkmal des (Wettkampf-)Sports.“; Steinkamp,

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seinerseits – nicht im Sinne Diems – auf rein „zweckfreies Tun“126 zu beschränken, sondern kann, und das wie gezeigt in den allermeisten Fällen des Sports, auch als zweckgerichtetes Spiel verstanden werden, dem neben rein spielimmanenten Momenten wie der Befriedigung des Spieltriebes noch weitergehende Motive, etwa Erwerb, das Streben nach Leistungssteigerung, Gesunderhaltung und soziale Komponenten innewohnen.127 In Abgrenzung zu sonstigen bewegungsintensiven Spielformen, wie etwa dem Schauspiel, steht beim Sport jedoch nicht etwa eine Präsentation im Vordergrund, sondern die sportliche Leistung selbst.128 d) Weitere Begriffsmerkmale Schließlich werden in den unterschiedlichen Definitionsansätzen vielzählige weitere Merkmale des Sportbegriffs angeführt, die jedoch zumeist schon nicht mit dem allgemeinen Sprachgebrauch zu vereinbaren sind und daher im Folgenden außer Betracht bleiben sollen.129 Mehrfach genannt wird das Erfordernis einer übergeordneten Organisationsstruktur, zumeist in Form von Sportvereinen oder -verbänden.130 Nach dieser Auffassung könnte jedoch abermals ein wesentlicher Teil des Breitensports (z. B. Joggen) nicht unter den Sportbegriff subsumiert werden, was mit der einschlägigen Verkehrsauffassung nicht zu vereinbaren wäre.131 Steinkamp nennt ferner die Freiwilligkeit der Sportausübung als notwendiges Kriterium.132 Jedoch Was ist eigentlich Sport?, S. 37 f.; Zeilner, Haftung bei Sportunfällen, S. 6. Eine Verfestigung zu allgemeingültigen Regelwerken oder Wettkampfordnungen ist hingegen nicht erforderlich, vgl. Ketteler, SpuRt 1997, 73 (75); Zeilner, Haftung bei Sportunfällen, S. 6. Auch die spontan festgelegten Spielregeln jugendlicher Fußballer auf dem Bolzplatz sind ebenso hinreichend (a.A. freilich OVG Berlin, NVwZ-RR 1994, 141 [142]), wie die Maßgaben, die sich der einzelne Jogger gibt, indem er sich vorschreibt, sich per pedes fortzubewegen und nicht ein künstliches Fortbewegungsmittel zur Hilfe zu nehmen. Auch die im Rahmen einer Trainingseinheit des Mannschaftssports durchgeführten Übungen sind Sport, selbst wenn die Regeln nicht mit den festgeschriebenen Regeln des zuständigen Sportverbandes übereinstimmen. 126 Diem, Wesen und Lehre, S. 3. Zur Zweckfreiheit als Merkmal des Spiels auch Schmidt, in: Röthig/Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon, Stichwort „Spiel“, S. 482, 483. Siehe ferner die Nachweise bei Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 9. 127 Rückschluss aus Warwitz/Rudolf, Sinn des Spielens, S. 19. 128 Siehe hierzu die Abgrenzung bei Waldhauser, Fernsehrechte, S. 60 ff., von reinen Sportveranstaltungen zu reinen Showveranstaltungen. Dass Sport dennoch ein enormes öffentliches Interesse erregen kann, ändert nichts an der Tatsache, dass für die Sportler selbst der Spielausgang und somit die sportliche Betätigung als solche entscheidend ist. 129 Vgl. etwa Berr, Sport und Strafrecht, S. 23 f., der im Rahmen seiner typologischen Herangehensweise gar einen Katalog mit 15 Merkmalen des Sports aufstellt. 130 Steinkamp, Was ist eigentlich Sport?, S. 36 f. 131 Freilich relativiert Steinkamp, Was ist eigentlich Sport?, S. 37, seine Auffassung dahingehend, dass zwar die „künstlichen Bewegungsmuster [des Sports] von vielen Menschen thematisiert werden […] Das die Sportart charakterisierende Merkmal Organisation bedeutet jedoch nicht, daß jeder sie Ausübende auch Mitglied dieser Organisation sein muß“. 132 Steinkamp, Was ist eigentlich Sport?, S. 62.

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§ 1 Konkretisierung des Untersuchungsgegenstands

erscheint es kaum zweckmäßig, mit dem Schul- oder Bundeswehrsport Bereiche aus dem Sportbegriff auszuklammern, die jedenfalls nicht unter dem Aspekt freiwilliger Teilnahme stehen.133 Schließlich wird vertreten, Sport orientiere sich stets an ethischen Prinzipien (z. B. dem Gebot der Fairness).134 Letztlich eignen sich derartige, moralisch besetzte Merkmale allerdings schon ob der ihr eigenen Unschärfe nicht als konstitutives Begriffsmerkmal.135 3. Ergebnis Schon anhand der vorgestellten Elemente sollte deutlich geworden sein, wo die Schwierigkeiten im Umgang mit einer präzisen Definition des Sportbegriffs liegen. Das durch einen weit verbreiteten und oftmals uneinheitlich akzentuierten Sprachgebrauch hervorgerufene diffuse Verständnis dessen, was Sport ist, führt dazu, dass kaum Merkmale zu finden sind, die als unstreitige Konstanten bei der Begriffsbestimmung herangezogen werden können. Eine umfassende und anerkennungswürdige Definition darf heute jedenfalls nach wie vor zu Recht als noch nicht erfolgt bezeichnet werden. So verbleibt es letztlich bei einer grundsätzlich einzelfallbezogenen Vorgehensweise, um anhand einer typologischen Gesamtbetrachtung zumindest die wesentlichen Kriterien festzulegen, die zu einer Nominaldefinition des zu Recht als „offen“ bezeichneten136 Sportbegriffs für einen bestimmten Zweck – hier den der vorzunehmenden Untersuchung – zusammengeführt werden können. In diesem Sinne ist Sport im Folgenden zu verstehen als: jede spielerische und damit unter Einhaltung bestimmter Regeln erfolgende Form der Körperertüchtigung, die zur Erreichung eines bestimmten Leistungsziels ausgeübt wird.

III. Bestimmung des Sportveranstaltungsbegriffs 1. Die Sportveranstaltung als die Summe des Veranstaltungs-Typischen und des Sport-Typischen Nachdem nunmehr sowohl der Veranstaltungsbegriff als auch der Sportbegriff für die vorliegende Untersuchung definiert wurden, erscheint es naheliegend, den Sportveranstaltungsbegriff durch eine Addition beider Termini zu bestimmen. Die Sportveranstaltung wäre demnach zu verstehen als ein zeitlich begrenztes und organisiertes Ereignis, bei dem die spielerische und damit unter Einhaltung bestimmter 133

Vgl. auch Holzke, Begriff Sport, S. 113. So etwa § 3 Nr. 3 der DOSB-AufnahmeO. 135 Vgl. aber auch die inhaltliche Konturierung des Begriffs der Fairness für den Sport von Vieweg, in: FS Röhricht, S. 1255 (1266 ff.), der jedoch anmerkt: „Ein Endpunkt der Konkretisierung des Fairnessbegriffs ist noch nicht erreicht. Zu vielfältig ist seine Verwendung.“ Vgl. hierzu ferner Vieweg/Staschik, SpuRt 2013, 227 (229 f.). 136 So etwa Ketteler, SpuRt 1997, 73. 134

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Regeln erfolgende Form der Körperertüchtigung zur Erreichung eines bestimmten wettkämpferischen Leistungsziels im Vordergrund steht und welches sich mit diesem Ziel und gegebenenfalls mit einer weiteren definierten Zielsetzung an einen mehr oder weniger bestimmten Teilnehmerkreis richtet und so aufgrund besonderer Risiken einen außerordentlichen Gefahrenbereich darstellt. Die Veranstaltung selbst ist weder in Beginn noch Beendigung zwangsläufig an das Wettkampfgeschehen gebunden.137 Mehrere Sportveranstaltungen können zu einer Serie zusammengefasst138 oder auch als Einzelveranstaltungen im Rahmen einer Großveranstaltung durchgeführt werden.139 2. Die Erforderlichkeit weiterer Begriffsmerkmale Vergleicht man diese Definition mit bisherigen Ansätzen zur Bestimmung des Sportveranstaltungsbegriffs, so wird deutlich, dass in der sportrechtlichen Literatur oftmals weitere, über die Merkmale des Veranstaltungs- und des Sport-Typischen hinausgehende Kriterien herangezogen werden. Ein grundlegender Definitionsversuch findet sich etwa bei Börner in dessen Arbeit zum Sportstätten-Haftungsrecht: „Eine Sportveranstaltung ist ein vom allgemeinen Sportbetrieb zu unterscheidender besonderer Gefahrenbereich, nämlich ein bestimmtes, planmäßig vorbereitetes und durchgeführtes, zeitlich begrenztes sportliches Ereignis, an dem mehrere Sportler beziehungsweise Sportlergruppen aus Gründen, die über den Willen zur sportlichen Betätigung hinausgehen, zur Erreichung eines besonderen, in der Regel leistungsbezogenen Zweckes teilnehmen, und/oder an dessen Durchführung ein über das Teilnahmeinteresse hinausgehendes öffentliches Interesse besteht, so dass eine nicht unerhebliche Zahl von Zuschauern erwartet werden kann bzw. tatsächlich anwesend ist.“140 Indem Börner im abschließenden Halbsatz seiner Begriffsbestimmung das gesteigerte öffentliche Interesse zum Wesensmerkmal der Sportveranstaltung erhebt, geht er über den Kern des Veranstaltungs-Typischen hinaus und fügt seiner Definition ein weiteres Definiens hinzu. Allein das Veranstaltungs- und das Sport-Typische scheinen für Börner keine hinreichenden Kriterien zu sein, um das Wesen der Sportveranstaltung zu erfassen. Diese sei folglich mehr als eine herkömmliche Veranstaltung, in deren Mittelpunkt die Sportausübung steht. Auch nachfolgende Definitionsansätze aus der jüngeren sportrechtlichen Literatur verengen den Sportveranstaltungsbegriff zumeist durch die Addition weiterer Begriffselemente. Ebenso wie bei Börner ist der Grund hierfür zumeist im Kontext der konkreten Untersuchung zu finden. Denn wie schon für den Veranstaltungsbegriff festgestellt, handelt es sich auch beim Begriff der Sportveranstaltung zuvorderst 137

Dippel, Rassismus, S. 27. Vgl. auch RG, JW 1938, 2737. Beispielsweise die Meisterschaftsspiele eines Ligabetriebes. 139 Beispielsweise einzelne Wettkampfveranstaltungen im Rahmen der Olympischen Spiele, Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 20 f. 140 Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 23 f. 138

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§ 1 Konkretisierung des Untersuchungsgegenstands

um einen umgangssprachlichen Terminus, dessen präzise inhaltliche Ausgestaltung sich folglich an Gegenstand und Ziel einer konkreten Untersuchung auszurichten hat, andererseits aber auch nur insoweit Geltung beanspruchen kann.141 Soweit dies zweckmäßig erscheint, kann der Sportveranstaltungsbegriff im Einzelnen über das Veranstaltungs- und das Sport-Typische hinaus erweitert oder auch verengt werden. Im Folgenden verbleibt es also, die eingangs getroffene Definition des Sportveranstaltungsbegriffs noch einmal im Lichte der hier zu führenden Untersuchung zu reflektieren und möglicherweise unter der Maßgabe der Zweckmäßigkeit zu modifizieren. Verschiedene Ansätze enthalten als Merkmal des Sportveranstaltungsbegriffs das Element des Wettkampfs. Für diejenigen Autoren, die den Wettkampf Mehrerer schon als konstitutives Merkmal des Sportbegriffs selbst auffassen, kann konsequenterweise auch hinsichtlich des Sportveranstaltungsbegriffs nichts anderes gelten.142 Dass der Wettkampf darüber hinaus unverzichtbares Element einer Sportveranstaltung sein soll, wird von der überwiegenden Literaturauffassung zu Recht bestritten.143 Zwar ist Gegenstand der Sportveranstaltungen in aller Regel ein sportlicher Wettkampf, zwingend ist diese Verknüpfung jedoch nicht.144 Es sind vielmehr durchaus Veranstaltungen Realität, die sportliche Handlungen zum Gegenstand haben, ohne dass ein Wettstreit um sportliche Bestleistungen bzw. Sieg oder Niederlage geführt wird. Erwähnung finden in diesem Zusammenhang das Schau141

Vgl. Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 17. Zustimmend Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 49; Waldhauser, Fernsehrechte, S. 55. 142 Dies gilt etwa für Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 17 ff. Dass hingegen Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 10, wie in entsprechender Sekundärliteratur (bspw. Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 20; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 19) immer wieder behauptet, den Wettkampf zum Wesensmerkmal der Sportveranstaltung erhebt, indem er die Begriffe „sportliche Veranstaltung“ und „sportlicher Wettkampf“ einander gleichstellt, ist so deutlich nicht: „Als sportlichen Wettkampf bezeichnet man eine bestimmte, durch zwei zusätzliche Erfordernisse qualifizierte Form der sportlichen Tätigkeit (…) Diese beiden Voraussetzungen, die kumulativ vorhanden sein müssen, damit von einem sportlichen Wettkampf gesprochen werden kann, sind die folgenden: Zum einen muss sich die sportliche Veranstaltung nach bestimmten, im Voraus gesetzten und bekannten Regeln und Vorschriften abwickeln. Diese Regeln können generell für die betreffende Sportart gelten, oder sie können individuell im Hinblick auf die einzelne Sportveranstaltung festgelegt werden. Zum anderen ist für den Wettkampf typisch, dass das Ziel, das jeder Teilnehmer verfolgt, der Sieg über einen oder mehrere Konkurrenten oder unabhängig davon, das Erreichen eines bestimmten im Voraus festgesetzten Resultates, ist.“ Wie schon Waldhauser, Fernsehrechte, S. 56 Fn. 73, richtig erkennt, erscheint es auch möglich, dass aufgrund des Forschungsthemas (Zivilrechtliche Haftung des Veranstalters sportlicher Wettkämpfe) lediglich ein Ausschnitt an Sportveranstaltungen untersucht werden sollte. 143 Siehe Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 19 f.; Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 15; Dippel, Rassismus, S. 23; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 48 f.; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 19 f.; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 6; Waldhauser, Fernsehrechte, S. 56 f. 144 Dippel, Rassismus, S. 23.

A. Begriff und Wesen der Sportveranstaltung

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laufen im Anschluss an nationale oder internationale Eiskunstlaufmeisterschaften145 oder Volks-, bzw. Wohltätigkeitsläufe, bei denen die Teilnahme als solche im Vordergrund steht.146 Gleiches gilt für die Erforderlichkeit eines festen Sportregelwerks. Das Vorhandensein fester Regeln mag Voraussetzung sportlichen Wettkampfs sein.147 Da Sportveranstaltungen jedoch keinen Wettkampf voraussetzen, besteht auch kein Bedürfnis, feste Sportregeln zum konstitutiven Begriffsmerkmal der Sportveranstaltung zu erheben. Gleichsam soll nicht verkannt werden, dass in der Praxis auf feste Regeln als unverzichtbares Steuerungs- und Organisationselement im Rahmen von Sportveranstaltungen nicht verzichtet werden kann.148 Insgesamt wird deutlich, dass zumindest an die Sportausübung an sich keine besonderen Anforderungen zu stellen sind. Die Sportveranstaltung ist lediglich Rahmen und Plattform der sportlichen Betätigung, hat jedoch keine unmittelbar zwingenden Auswirkungen auf das sportliche Geschehen als solches. Diskutiert wird hingegen, wie auch von Börner, ein über das Veranstaltungs-Typische hinausgehendes Öffentlichkeitsinteresse, teilweise gar die Anwesenheit von Zuschauern, als Kernelement der Sportveranstaltung. Auch hier kann zwar festgestellt werden, dass die Anwesenheit von Publikum für die Untersuchung mancher Autoren unerlässlich ist.149 Auch zeichnen sich Veranstaltungen im Allgemeinen stets durch eine gewisse Darbietungs- und Vorführungsfunktion aus, der insbesondere im sportlichen Wettkampf eine gewisse Publikumsanziehungskraft kaum abzusprechen sein wird. Doch ist der Veranstaltungscharakter zweifelsfrei nicht an die tatsächliche Anwesenheit von Zuschauern vor Ort gebunden, würde er dann doch andernfalls weitgehend vom

145

Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 15 Fn. 13. Vgl. auch Der Brockhaus Sport (5. Aufl.), Stichwort „Schaulaufen“; Dippel, Rassismus, S. 23. Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 20 Fn. 133, merkt in diesem Zusammenhang richtigerweise an, dass ein Wettkampf im engeren Sinne zwar nicht vorliege, das Schaulaufen dennoch nicht frei von jeglichem Wetteifer, etwa um Prestige oder lukrative Verträge bei einer Eisrevue, ablaufe. Zustimmend Waldhauser, Fernsehrechte, S. 57 Fn. 76. 146 Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 21 Fn. 49; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 49; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 6. 147 Vgl. Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 5. 148 Wie hier auch Waldhauser, Fernsehrechte, S. 57. Das Regelwerk als unverzichtbare Grundvoraussetzung der Sportveranstaltung sehen hingegen Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 15; Dippel, Rassismus, S. 24; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 20. Der jeweilige Verweis auf Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 10, fruchtet jedoch nicht, dieser stellt in seiner Untersuchung lediglich fest, dass die Einhaltung bestimmter Regeln unverzichtbarer Bestandteil des sportlichen Wettkampfes sei. Dass Eichenberger die Begriffe „sportlicher Wettkampf“ und „sportliche Veranstaltung“ einander gleichsetzt, geht aus seinen Ausführungen jedoch mitnichten eindeutig hervor, vgl. bereits Fn. 142. Auf das Merkmal der Regelbindung verzichtet hingegen Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 20, wenngleich ohne nähere Erläuterungen. 149 Dies gilt etwa für Groda, Die Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern einer Sportveranstaltung und Richtsfeld, Das Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer. So auch Dippel, Rassismus, S. 24 f.

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§ 1 Konkretisierung des Untersuchungsgegenstands

Zufall abhängen.150 Es sind folglich auch keine über das Veranstaltungs-Typische hinausgehenden Merkmale an die Sportveranstaltung zu stellen.151

B. Teilnehmer und sonstige Subjekte im Kreis der Sportveranstaltung Schon begriffsnotwendig setzt jede Sportveranstaltung mindestens einen Veranstalter und einen Teilnehmer voraus.152 Je umfangreicher sich die Sportveranstaltung gestaltet, je öffentlichkeitswirksamer sie präsentiert wird, desto größer ist die Zahl, nicht nur der Teilnehmer, sondern auch der an Organisation und Durchführung Beteiligten und weiterer Personen, die im Rahmen der Veranstaltung wirtschaftliche oder sonstige Interessen verfolgen.153 Moderne, hoch professionalisierte Sportgroßveranstaltungen wie eine Fußballweltmeisterschaft der FIFA bekommen so den Charakter von äußerst komplexen Wirtschaftsunternehmungen, deren Gelingen neben den sportlichen auch organisatorische, technische, finanzielle und kaufmännische Höchstleistungen voraussetzt.154 Doch auch unterhalb der Schwelle zum Megaevent bildet die Partizipations- und Interessenstruktur der ganz überwiegenden Zahl an Sportveranstaltungen den Boden für Konflikte und Haftungskonstellationen unterschiedlicher Art. Jeder Beteiligte ist bei der haftungsrechtlichen Analyse als potenzieller Geschädigter, als möglicher Haftungsgegner oder als zusätzliche Gefahrenquelle zu berücksichtigen.155 150 Auch könnten Events wie eine Hochseeregatta oder „Geisterspiele“ im Profifußball entgegen der Verkehrsanschauung nicht unter den Begriff der Sportveranstaltung subsumiert werden. Mit weiteren Beispielen Dippel, Rassismus, S. 25 Fn. 73; Waldhauser, Fernsehrechte, S. 58 Fn. 83. 151 Schließlich werden vereinzelt weitere Kriterien genannt, so etwa von Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 21 ff., der in seiner Arbeit zur Sportveranstaltungsausfallversicherung voraussetzt, dass die Sportveranstaltung auch die Kriterien der Rechtmäßigkeit, Entgeltlichkeit und Wirtschaftlichkeit erfülle. Auch diese Auffassung ist jedoch lediglich der wirtschaftlichen Ausrichtung der Arbeit geschuldet, was Caninenberg selbst erkennt. Siehe auch Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 49 f. Fn. 166; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 6. 152 Da schon der sportliche Wettkampf Mehrerer nicht notwendiger Bestandteil des begrifflichen Verständnisses der Sportveranstaltung sein muss, ist auch die Beteiligung Mehrerer nicht zwingend. Der Sprung des Österreichers Felix Baumgartner aus stratosphärischen Höhen ist jedenfalls als sportliche Leistung in einem veranstalterischen Rahmen zu würdigen, ohne dass weitere (Wettkampf-)Teilnehmer unmittelbar involviert waren. 153 Allgemein zur Interessenlage der am Sport Beteiligten Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/ Summerer, PHB Sportrecht, S. 31 ff. 154 Vgl. Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 25; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 51; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 17. 155 Dabei muss beachtet werden, dass einer Person im Rahmen der Veranstaltung verschiedene Funktionen zu Teil kommen können. Insbesondere im Amateursport findet sich

B. Teilnehmer und sonstige Subjekte im Kreis der Sportveranstaltung

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I. Der Sportveranstalter Wie jeder Veranstaltungstypus ist auch die Sportveranstaltung ohne einen oder mehrere Veranstalter als konstitutives Merkmal nicht nur des Definitionsprozesses, sondern ebenso der tatsächlichen Durchführung der Sportveranstaltung als realsoziales Moment nicht vorstellbar. So verwundert es kaum, dass unmittelbar an die Person des Veranstalters im sporthaftungsrechtlichen Diskurs immer wieder haftungsrechtliche Folgen geknüpft werden. Wiederholt wird in Rechtsprechung und Rechtsliteratur vermerkt, es sei der Sportveranstalter, welcher als Organisationseinheit die Verantwortung für den reibungslosen Ablauf des Sportevents trage und im Falle von Störungen stets als einer der Ersten in den Fokus der Ausgleichsmechanismen des Zivilhaftungsrechts gerate.156 Die vorgelagerte Frage nach der Person des Sportveranstalters sollte in ihrer Bedeutung für die Lösung sportveranstalterhaftungsrechtlicher Sachverhalte folglich nicht unterschätzt werden. So mag es dann auch kaum verwundern, dass ganz im Sinne juristischer Streitkultur seit jeher verschiedene Wege beschritten wurden, dem Begriff inhaltliche Kontur zu verleihen. Denn obgleich sich Rechtsprechung und Lehre um eine eigenständige Ausgestaltung des Sportveranstalterbegriffs bemühen, handelt es sich doch einmal mehr um einen zuvorderst durch umgangssprachlichen Gebrauch überlagerten Terminus.157 Eine zwingende Verständnisbindung per Legaldefinition besteht hingegen nicht. 1. Bisherige Auffassungen zum Begriff des Sportveranstalters a) Der Veranstalterbegriff in der frühen Rechtsprechung Von der Rechtsprechung wurde der Veranstalterbegriff ursprünglich entwickelt, um vor dem Hintergrund von Urheberrechtsverletzungen bei öffentlichen Veran-

beispielsweise die verbreitete Praxis, dass Wettkampfteilnehmer des gastgebenden Vereins organisatorische Aufgaben bei Planung und Durchführung der Veranstaltung wahrzunehmen haben. 156 Verwiesen sei hier stellvertretend auf eine Auswahl an Untersuchungen zum Sportveranstalter als Zivilhaftungssubjekt: Eichenberger, Zivilrechtliche Haftung des Veranstalters sportlicher Wettkämpfe, 1973; Merkel, Die Haftung der Sportveranstalter bei Sportunfällen, 2004; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, 2010. Ferner ist die Person des Sportveranstalters von zentraler Bedeutung bei Dippel, Zivilrechtliche Haftung für Rassismus bei Sportveranstaltungen, 2011, S. 193 ff.; Groda, Die Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern einer Sportveranstaltung, 1995, S. 95 ff.; Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, 1952, S. 47 ff.; Lange, Sicherheit im „Sommermärchen“, 2013, S. 80 ff.; Stein, Haftungsrechtliche Folgen von Zuschauerausschreitungen bei Massensportveranstaltungen, 1992, S. 46 ff. 157 Dennoch ist der Begriff zugleich ein solcher der Rechtsordnung, wie die folgenden Bemühungen um eine rechtsautonome Bedeutungsfindung zeigen. Fritzweiler, in: Fritzweiler/ Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 532, negiert hingegen für den Sportveranstalterbegriff den Charakter eines Rechtsbegriffs.

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staltungen einen Verantwortlichen benennen zu können.158 In Fortentwicklung des durch das Reichsgericht zunächst noch streng an organisatorischen Kriterien orientierten Begriffsverständnisses159 sieht der Bundesgerichtshof in jenem Zusammenhang als Veranstalter denjenigen, der die Veranstaltung anordnet und durch dessen wesentlichen Beitrag sie ins Werk gesetzt wird. Dies sei insbesondere, wer sich für die Veranstaltung in organisatorischer und wirtschaftlicher Hinsicht verantwortlich zeichne, also mittels federführender Planung und Durchführung einen erheblichen Arbeitsaufwand leiste, beispielsweise durch die inhaltliche Gestaltung, den Abschluss entsprechender Verträge oder die Bewerbung der Veranstaltung, und wer darüber hinaus Verantwortung in finanzieller und wirtschaftlicher Hinsicht übernehme.160 Diese Zweigliedrigkeit organisatorischer und wirtschaftlicher Aspekte wurde schließlich auf den Kontext wettbewerbswidriger Ausnutzung fremder Leistungen übertragen, wobei insbesondere das Kriterium der wirtschaftlichen und unternehmerischen Risikobereitschaft eine stärkere Akzentuierung erfuhr.161 Schwierigkeiten bereitet es jedoch, den nach jenen Parametern bestimmten Veranstalterbegriff auf das Sportveranstalterhaftungsrecht zu übertragen. Organisation, Durchführung und Abwicklung einer Sportveranstaltung sind regelmäßig in diverse Arbeitsschritte aufgliedert, in deren Anbetracht die Frage nach einer Zurechnung der Veranstaltereigenschaft insbesondere angesichts der unterschiedlichen Organisationsbeiträge von lokal ausrichtenden Vereinen oder Sportverbänden und übergeordneten Spitzen- oder Dachverbänden neu gestellt werden muss.162 Gerade im verbandsmäßig organisierten Sportbetrieb können auf diese Weise Beschlussfassung, Planung und Durchführung einer Sportveranstaltung organisationspersonell auseinanderfallen. Typischerweise legen die Dachverbände die Rahmenbedingungen für den Sportbetrieb innerhalb der einzelnen Sportarten fest und übernehmen die Terminierung und Koordinierung einzelner Wettbewerbe. Teils stehen bestimmte Veranstaltungen unter einem Genehmigungsvorbehalt übergeordneter Sportverbände oder werden in Folge einer regionalen, nationalen oder internationalen 158 Laier, Berichterstattung über Sportereignisse, S. 394, mit einer ausführlichen Darstellung des Veranstalterbegriffs in der Rechtsprechung des BGH auf den folgenden Seiten. 159 Vgl. RGZ 78, 84 (86). 160 Vgl. BGH, GRUR 1956, 515 (516); BGH, GRUR 1960, 253 (255); BGH, GRUR 1960, 606 (607). Weitere Nachweise finden sich bei Mahler, SpuRt 2001, 8 (9). 161 Vgl. BGHZ 27, 264 (265 f.); 39, 352 (354); BGH, NJW 1970, 2060; Mahler, SpuRt 2001, 8 (9). 162 Dass im Zuge von Organisation und Durchführung der Sportveranstaltung von „Vereinen“ gesprochen wird, soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass keineswegs alle den Sport betreibenden Körperschaften in der Rechtsform des nichtwirtschaftlichen Vereins i.S.d. § 21 BGB organisiert sind. Insbesondere im Lizenzligenbetrieb des Fußball-, Handball- oder Basketballsports wird der Spielbetrieb zumeist von eigens gegründeten Kapitalgesellschaften, oftmals in Form der GmbH, geführt, die regelmäßig über gesellschaftsrechtliche Anteilhabe mit dem jeweiligen Mutterverein verbunden bleiben. Der Übersichtlichkeit und Verständlichkeit halber wird im weiteren Verlauf der Untersuchung von „Clubs“ gesprochen. Der Terminus des „Vereins“ wird, wo kein zwingender Sachzusammenhang zum Vereinsrecht besteht, synonym verwandt.

B. Teilnehmer und sonstige Subjekte im Kreis der Sportveranstaltung

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Ausschreibung vergeben. Die Ausrichtung vor Ort wird hingegen zumeist Landesoder Regionalverbänden, oftmals Vereinen oder gegebenenfalls gar Privaten in eigener Wahrnehmung aller für die Durchführung der Veranstaltung wesentlichen Aufgaben vor Ort überlassen. Hinzu tritt gerade bei Sportgroßveranstaltungen eine fast zwingende Delegierung der Aufgabenträgerschaft auf mehr oder minder spezialisierte Einzelkräfte, von denen jede Einzelne durch ihr Handeln in organisatorischer Hinsicht eine wesentliche Voraussetzung für das Abhalten der Veranstaltung schafft oder finanzielle Risiken auf sich nimmt. Nach der hergebrachten Rechtsprechungsformel zum Veranstalterbegriff könnten folglich auch der Sportstätteneigentümer, welcher die notwendigen Räumlichkeiten und Anlagen bereitstellt, die Polizei- oder Ordnungskräfte, die an der konzeptionellen Planung und Durchführung von Großveranstaltungen in ganz erheblichem Maß beteiligt sind oder gar Sponsoren, die mittels finanziellen Einsatzes die Grundlage für weitere organisatorische Tätigkeiten legen, in die Stellung als (Mit-)Veranstalter einrücken.163 Die vorgebrachten Orientierungssätze zum Veranstalterbegriff sind für den organisierten Sportbetrieb folglich zu weit und daher nicht praktikabel.164 Offen bleibt hingegen die Frage, mit welchem der verschiedenen Organisationsbeiträge nunmehr die Schwelle zur Veranstaltereigenschaft im Sport typischerweise überschritten wird. Denn nur wo sämtliche Schritte, von der Initiierung über die Planung und Festlegung eines äußeren Rahmens bis hin zu Realisierung, Durchführung und Abwicklung des konkreten Ereignisses von einer Person durchgeführt, die Veranstaltung somit allumfassend in einer Hand gehalten wird, muss unzweifelhaft und unstreitig von dieser Person als Veranstalter des Sportereignisses gesprochen werden.165 Zumindest im verbandsmäßigen Sport ist diese Konstellation jedoch definitiv nicht anzutreffen. b) Der Veranstalterbegriff im Sporthaftungsrecht Jener Schwierigkeit wird in der sporthaftungsrechtlichen Fachliteratur seit jeher mit unterschiedlichen Lösungsansätzen begegnet. Aus der Schweiz waren es zunächst Kubli166 und Eichenberger167, welche den Fokus allein auf die Leitungs- und 163 Deutlich wird dies am Maßstab der Entscheidung des BayObLG, St 52, 49 (50), indem es erklärt, Veranstalter einer öffentlichen Tanzveranstaltung sei nicht nur, wer sie organisiert und leitet, „sondern auch derjenige, der in sonstiger Weise durch sein Handeln eine wesentliche Voraussetzung für ihre Abhaltung schafft.“ Hierunter subsumiert das Gericht im vorliegenden Fall auch den „Gastwirt, der aus geschäftlichen Gründen einen öffentlichen Tanz in seinen Räumen gestattet, die Tanzmusik bestellt und die Teilnehmer am Tanz bewirtet“. An jene Rechtsprechung auch für das Sporthaftungsrecht anknüpfend allein Reichert, Grundriß des Sportrechts, S. 75. 164 Ebenso Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 51, der jedoch nur den Stadioneigentümer, einen übergeordneten Sportverband und die beteiligten Sportvereine als potentielle Veranstalter i.S.d. Rechtsprechungsformel erachtet. 165 Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 10. 166 Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 23. 167 Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 11 f.

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Lenkungsbefugnisse am Ort der Sportveranstaltung als entscheidende Parameter zur Begründung der haftungsrechtlichen Veranstaltereigenschaft richteten.168 Beide Autoren waren sich bereits der Problematik um die Erfassung von Organisationsbeiträgen einer übergeordneten Verbandseinheit bewusst. In diesem Zusammenhang müsse jedoch „nicht der Entscheid, den Sportanlass überhaupt durchzuführen, vom nachher die Organisation übernehmenden Veranstalter selber gefasst worden sein“.169 Maßgeblich sei vielmehr, dass „gerade das Leiten eines Anlasses die wichtigste Tätigkeit des Veranstalters ist und ihn geradezu als solchen kennzeichnet.“170 Veranstalter sei somit regelmäßig der gastgebende Sportverein oder eine Person in vergleichbarer Rolle, denn „Dieser stellt die Sportanlagen bereit, gestaltet den detaillierten Zeitplan, hat üblicherweise die Aufsicht und Leitung während des Wettkampfes inne und regelt den eventuellen Verkehr mit Zuschauern.“171 Demgegenüber wurde ebenfalls schon früh, wenn auch eher vereinzelt, versucht, den Rahmenorganisationsaufwand übergeordneter Sportverbände in der Bestimmung der Sportveranstaltereigenschaft hinreichend zu würdigen. Nach der Auffassung von Caninenberg172 und Richtsfeld173 ist demzufolge Sportveranstalter, wer die Veranstaltung initiiert, konstituiert und als „Herr der Veranstaltung“174 alle Leistungen und Rechte (z. B. Vermarktungsrechte) bei sich zusammenfasst. Auf die tatsächliche Leitung der Veranstaltung komme es hingegen nicht an. Diese werde in

168 Auf die tatsächliche Leitung der Veranstaltung abstellend auch schon OLG München, VersR 1968, 1073 f. Ähnlich nunmehr auch Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 230 f.; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 52 ff.; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 16; Osterwalder, Übertragungsrechte, S. 67 f.; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 14; Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 52 ff. Vgl. ferner Reichert, Grundriß des Sportrechts, S. 75 f. Dessen Definitionsansatz erfasst – in Übereinstimmung mit dem bereits zitierten Urteil des BayObLG – als Veranstalter zwar jede Person, „die die Durchführung einer Sportveranstaltung beschließt, sie organisiert und leitet oder in sonstiger Weise durch ihr Handeln eine wesentliche Voraussetzung für ihre Abhaltung schafft oder ihr Zustandekommen als Verfügungsbefugter duldet“. „Im Zweifel“ sei Veranstalter jedoch der jeweilige Platzverein. Zu Recht kritisch zur weiten Ausgangsdefinition von Reichert äußert sich Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 51. Zu unpräzise auch der Ansatz von Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, S. 442, der gar Sportstättenhalter, Hersteller und Verkäufer unter den Begriff des Sportveranstalters zu subsumieren scheint. 169 Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 12. 170 Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 11. 171 Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 12. 172 Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 26 ff., freilich in einer Arbeit zur Sportveranstaltungsausfallversicherung mit lediglich mittelbarem Bezug zum Zivilhaftungsrecht. 173 Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 23 f. 174 So Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 26.

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der Praxis regelmäßig von anderen Personen wahrgenommen, denen als Ausrichter die Durchführung des Ereignisses vom jeweiligen Veranstalter übertragen sei.175 c) Der „Europapokalheimspiele-Beschluss“ des Bundesgerichtshofs Einen neuen Anstoß erhielt die Diskussion um den Sportveranstalterbegriff durch den „Europapokalheimspiele-Beschluss“ des Kartellsenats des Bundesgerichtshofs. Dieser hatte sich im Anschluss an ein Verfahren des Bundeskartellamts176 gegen den DFB mit der Frage auseinanderzusetzen, wer als Veranstalter der Europapokalheimspiele deutscher Lizenzligavereine originärer Inhaber der Fernsehverwertungsrechte ist177 und ob die zentrale Rechtevermarktung durch den DFB mit geltendem Kartellrecht in Einklang zu bringen ist.178 Das Bundeskartellamt hatte die in gefestigter Rechtsprechung erwachsenen Parameter zur Bestimmung des Veranstalters der organisatorischen und finanziellen Verantwortlichkeit sowie der tatsächlichen Durchführung auch für das Kartellrecht fruchtbar gemacht und festgestellt, originärer Inhaber der Sportübertragungsrechte seien die beteiligten Vereine.179 Dem stimmte das Gericht im Ergebnis zu und bestätigte die auf § 1 GWB gestützte Untersagungsverfügung einer weiteren zentralen Rechtevermarktung. Vielmehr sei der jeweilige Heimverein jedenfalls als Mitveranstalter originärer Inhaber der Fernsehübertragungsrechte und dürfe nicht durch wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen mit dem DFB als Anbieter dieser Rechte ausgeschaltet werden.180 Zumindest aufgrund ihrer Begründung ragt jene Entscheidung aus der bisherigen Rechtsprechungslinie heraus.181 Denn ohne die hergebrachten Bestimmungsparameter organisatorischer und finanzieller Verantwortlichkeit in den Fokus zu rücken, nahm das Gericht nunmehr eine primär an Aspekten der Wertschöpfung orientierte Betrachtungsweise vor. (Sport-)Veranstalter sei demnach auch, wer „wesentliche wirtschaftliche Leistungen für die Vermarktung der Fernsehrechte“

175 Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 28 ff.; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 23 f. 176 BKartA, WuW 1995, 160. Hierzu auch Stockmann, ZIP 1996, 411. 177 Die Sportübertragungsrechte stehen nach herrschender Meinung in Rechtsprechung und Literatur dem Sportveranstalter zu, Bagger, Vergabe von Bundesligaübertragungsrechten, S. 145; Osterwalder, Übertragungsrechte, S. 61, jeweils mit zahlreichen Nachweisen. 178 BGHZ 137, 297. 179 BKartA, WuW 1995, 160 (168). 180 BGHZ 137, 297 (305 ff.). Konkreter Gegenstand des Untersagungsverfahrens waren Bedingungen des DFB-Lizenzspielerstatuts in seiner damaligen Fassung und ein Beschluss des Beirats des DFB. 181 Vgl. Laier, Berichterstattung über Sportereignisse, S. 395 ff. Im Ergebnis lag die Entscheidung hingegen auf einer Linie mit der überwiegenden Literaturauffassung zur Rechtevermarktung im Fußballsportbetrieb, vgl. etwa Gräfin von Westerholt, ZIP 1996, 264 (265); Hausmann, BB 1994, 1089 (1091); Wertenbruch, ZIP 1996, 1417 (1420 f.). Weitere Nachweise finden sich bei Bagger, Vergabe von Bundesligaübertragungsrechten, S. 145 Fn. 709.

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erbringe.182 Dies sei nach Auffassung des Senats zunächst der jeweilige Platzverein, der, gemeinsam mit dem Gastverein, neben dem Betreuerstab vor allem die Spieler selbst bereitstelle, deren Wettkampf überhaupt erst das für ein Zuschauerinteresse relevante und damit verwertbare Produkt als marktfähige Leistung ins Leben rufe. Auch sei es der Heimverein, der im Wesentlichen die notwendigen organisatorischen Vorbereitungs- und Durchführungsmaßnahmen vor Ort auf sich nehme, indem er die Sportstätte mitsamt nötiger Infrastruktur zur Verfügung stelle, den Kartenverkauf organisiere, Werbung betreibe und gemeinsam mit der Polizei und örtlichen Verkehrsunternehmen die logistischen Herausforderungen des Zu- und Abgangs der Zuschauer bewältige.183 Schließlich ergebe sich bereits aus den einschlägigen Verbandsregelements, dass der Heimverein einerseits die organisatorische Verantwortung für das Spiel und die hierdurch veranlassten Kosten zu tragen habe, andererseits aber die generierten Einnahmen behalten dürfe.184 Ein Sportverband könne neben den Platzverein als Mitveranstalter treten, wenn diesem eine für die Veranstaltung als Vermarktungsprodukt wertschöpfende Funktion zukomme. Bei Spielen des Europapokals sei dies jedenfalls für den DFB nicht der Fall, dessen rahmenorganisatorische Tätigkeit sich im Wesentlichen auf bloße koordinatorische Aufgaben, etwa zur Vermeidung von Terminkollisionen zwischen nationalen und internationalen Spielplänen beschränke, was jedoch nicht als wesentlicher Schritt in der Erbringung einer marktfähigen Leistung qualifiziert werden könne.185 Obiter traf der Senat jedoch die Feststellung, dass zumindest für die UEFA eine Mitveranstaltereigenschaft im Bereich des Denkbaren liege. Denn nicht ausgeschlossen sei, dass „die UEFA, indem sie die beiden hier betroffenen europäischen Wettbewerbe ins Leben gerufen, über Jahre durch zahlreiche Einzelmaßnahmen organisiert und geleitet und ihnen ein hohes Ansehen bei den Zuschauern verschafft hat, an der von den teilnehmenden Vereinen geschaffenen marktfähigen Leistung derart mitbeteiligt ist, daß – was in Betracht stehen könnte – jedenfalls sie eine originäre Mitberechtigung an der Vermarktung der im Wettbewerb ausgetragenen Fußballspiele erlangt hat.“186 Im Anschluss an den „Europapokalheimspiele-Beschluss“ wurde zumindest in der kartellrechtlichen Literatur mehrheitlich ein neuer, beziehungsweise erweiterter Veranstalterbegriff übernommen, in welchem die wertschöpfenden Leistungen wie Initiierung und Eingliederung einer Sportveranstaltung in ein bestimmtes Wettkampfsystem eine entsprechende Würdigung erfährt.187 Auch im Kontext des 182

BGHZ 137, 297 (306). BGHZ 137, 297 (306). 184 BGHZ 137, 297 (299). 185 Vgl. BGHZ 137, 297 (307 f.). 186 BGHZ 137, 297 (308). In diesem Punkt weicht der BGH von den Ansichten des Bundeskartellamts, WuW 1995, 160 (169 f.), und des Kammergerichts als Vorinstanz, ZIP 1996, 801 (803), ab, die eine Mitveranstaltereigenschaft der UEFA jeweils ausdrücklich abgelehnt hatten. 187 Vgl. etwa Bothor, SpuRt 1998, 196 (197); Jänich, GRUR 1998, 438 (439); Mahler, SpuRt 2001, 8 (10); Mestmäcker, in: FS Sandrock, S. 689 (697 f.); ders., in: Vieweg (Hrsg.), 183

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Sportveranstalterhaftungsrechts ist die Veranstaltereigenschaft eines übergeordneten Sportverbandes auf Grundlage der Erwägungen des Gerichtshofs in jüngerer Zeit wiederholt neu bestimmt worden.188 Demgegenüber wird die Relevanz der Entscheidung für das Haftungsrecht beispielsweise von Schuld bestritten. Sportveranstalter als Haftungsadressat sei auch weiterhin entsprechend der hergebrachten Auffassung von Kubli und Eichenberger nur derjenige, „der eine Sportveranstaltung vorbereitet, selbst durchführt und leitet.“189 2. Eigene Stellungnahme Nach wie vor besteht keine Einigkeit über den Umgang mit dem Sportveranstalterbegriff im Haftungsrecht. Dabei darf in der hiesigen Diskussion jedoch keinesfalls außer Acht gelassen werden, dass für die haftungsrechtliche Analyse der Sportveranstaltung reine Terminologie kein entscheidender Faktor sein kann. Denn nicht die Haftung ist es, die der terminologischen Verwendung bestimmter Ausdrucksformen zu folgen hat, sondern umgekehrt sollte sich der Gebrauch bestimmter Termini nach den haftungsrechtlich maßgeblichen Inhalten richten.190 Folglich bleibt es unbedingt notwendig, den Veranstalterbegriff an die Anforderungen und Gegebenheiten des jeweiligen Rechtsbereichs zu koppeln, in dessen Kontext er gebraucht wird, anstatt mit einem generischen Begriffsverständnis zu operieren, welches im Zweifelsfall mehr Verwirrung stiftet, als Klarheit und Erkenntnisgewinn gewährt. a) Der kartellrechtliche Sportveranstalterbegriff So kommt auch dem „Europapokalheimspiele-Beschluss“ bei der Identifizierung der Person des haftpflichtigen Sportveranstalters keine gesteigerte Bedeutung zu. Denn trotz der erheblichen Auswirkungen jener Entscheidung auf die Rechtspraxis Vermarktungsrechte im Sport, S. 53 (64 f.); Stopper, SpuRt 1999, 188 (190 f.); Stöver, Sportübertragungsrechte, S. 13 ff.; Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 440 ff. Anderer Auffassung hingegen Haas/Reimann, SpuRt 1999, 182 (187); Heermann, SpuRt 1999, 11 (13 f.); Sauer, SpuRt 2004, 93 (94); Waldhauser, Fernsehrechte, S. 220 ff. Eine ausführlichere Darstellung der Problematik aus kartellrechtlicher Sicht bieten Hannamann, Verhaltenskoordinationen, S. 171 ff., und Laier, Berichterstattung über Sportereignisse, S. 393 ff. Dem Beschluss des BGH wurde auch in der Rechtsprechung gefolgt, vgl. LG Frankfurt a.M., SpuRt 1998, 195; OLG Stuttgart, SpuRt 2009, 252 ff. Offen gelassen von OLG Frankfurt a.M., SpuRt 1999, 200 (201). 188 Die haftungsrechtliche Relevanz des „Europapokalheimspiele-Beschlusses“ würdigen insbesondere Dippel, Rassismus, S. 29 ff.; Heermann, Haftung im Sport, S. 79 ff., der explizit betont, die Diskussion hätte „auch Auswirkungen auf Haftungsfragen“, ohne hierauf jedoch näher einzugehen; Vieweg, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 144; ders., Faszination Sportrecht, S. 71 f. 189 Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 14. 190 Vgl. Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 532, der betont, der Begriff des Sportveranstalters selbst sei „für die Haftungsbeurteilung rechtlich nicht relevant“.

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bei der Vermarktung von Übertragungsrechten an Sportveranstaltungen191 sollte die durch den Bundesgerichtshof aufgestellte Definition des Veranstalterbegriffs nicht unreflektiert in unterschiedlichen Rechtsbereichen Anwendung finden.192 Schon der erkennende Senat selbst stellt fest, dass die eigenen Ausführungen „aus kartellrechtlicher Sicht“ zu einer originären Mitinhaberschaft der Heimvereine an den Vermarktungsrechten der Fußballspiele führen, welche wiederum aus der Veranstaltereigenschaft erwächst.193 Führt man sich die hinter dem Beschluss stehenden Überlegungen vor Augen, wird jedoch deutlich, dass die Erwägungen des Bundesgerichtshofs ungeeignet sind, den Sportveranstalter auch im haftungsrechtlichen Sinne zu bestimmen. Ziel und Zweck des Kartellrechts ist es, den freien Wettbewerb zu schützen und wirtschaftliche Macht dort zu beschränken, wo der Wettbewerb und die ihm innewohnenden Tendenzen zur Leistungssteigerung beeinträchtigt sind.194 Auch bei der Vermarktung von Rechten stellt sich die Frage nach einer Anwendung jener Regulierungsmechanismen, um die Gefahr einer unerwünschten Syndizierung auszuschalten. Die Frage nach der originären Inhaberschaft einer bestimmten vermarktungsfähigen Rechtsposition wird dabei zum Ausgangspunkt der Überlegung. Verknüpft man die Vermarktungsbefugnis mit der Person des Veranstalters, erscheint es jedoch nur konsequent, die Veranstaltereigenschaft aus vermarktungsrechtlicher Sicht wiederum nach Maßgabe des BGH danach zu beurteilen, wer die gewerbliche Leistung in Form eines marktfähigen Veranstaltungsprodukts seinerseits erschaffen hat und durch dessen Verwertung nichts weiter unternimmt, als die legitimen Früchte seiner Arbeit zu ernten.195 Bezieht man dieses Muster auf die Gegebenheiten des organisierten Sportbetriebs, erscheint es konsequent, einer übergeordneten Verbandseinheit die Mitveranstaltereigenschaft zuzusprechen, wenn diese durch die Eingliederung in einen Gesamtwettbewerb die Vermarktungsfähigkeit der Veranstaltung signifikant steigert oder gar erst herstellt. Denn gerade die Einbindung einzelner Wettkämpfe in ein festes und mehraktiges Wettbewerbssystem, gleich ob in Form einer Liga oder eines Pokalmodus, macht einen wesentlichen Teil des Reizes jenes Sportbetriebes aus.196 Man denke nur an das unzweifelhaft höhere öffentliche Interesse welches einem Spiel der Fußballbundesliga im Vergleich zu einem Duell derselben Mannschaften im Rahmen eines Freundschaftsspiels entgegengebracht wird, in dem kein

191

Dazu etwa Jänich, GRUR 1998, 438. Vgl. Osterwalder, Übertragungsrechte, S. 68, 76. Einen rein kartellrechtlichen Veranstalterbegriff nimmt auch Springer, WRP 1998, 477 (481), an. Allgemein für eine nach unterschiedlichen Rechtskontexten differenzierte Betrachtung des Veranstalterbegriffs Hannamann, Verhaltenskoordinationen, S. 171 Fn. 419; Waldhauser, Fernsehrechte, S. 44 ff., 63 ff. 193 BGHZ 137, 297 (307). 194 Lettl, KartellR, S. 219. 195 Zur Methodik der Wertschöpfung Stopper, SpuRt 1999, 188 (190 f.). 196 Jähnich, GRUR 1998, 438 (439, 441); Mahler, SpuRt 2001, 8 (10); Osterwalder, Übertragungsrechte, S. 62 ff.; Stopper, SpuRt 1999, 188 (191). 192

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sportliches, über das einzelne Spiel hinausgehendes Ziel verfolgt wird.197 Dieser für die Vermarktbarkeit des Produkts „Sportveranstaltung“ entscheidende Unterschied rührt nicht etwa vom organisatorischen oder finanziellen Einsatz des Veranstaltungsausrichters vor Ort her, sondern resultiert vielmehr aus dem substantiellen Engagement des betreffenden Sportverbands, den Wettbewerb zu initiieren, die sportorganisatorischen Rahmenbedingungen zu schaffen198 und damit eine Tradition zu begründen, die sich in einer entsprechenden Publikumswirksamkeit sowie der Marktgängigkeit des Produkts niederschlägt. Mit den Worten juristischer Kausalitätslehre gesprochen, kann die Tätigkeit des Sportverbands nicht hinweg gedacht werden, ohne dass das Produkt der „Sportveranstaltung“ seine spezifische Wertigkeit am Markt verlöre.199 So lässt sich kaum die Notwendigkeit abstreiten, jene besonderen Verhältnisse des professionellen Sportbetriebs auch in einem kartellrechtlichen Sportveranstalterbegriff widerzuspiegeln. Veranstalter ist demnach, „wer in organisatorischer und finanzieller Hinsicht für die Veranstaltung verantwortlich ist oder durch äquivalente Leistungen die Veranstaltung zu einem vermarktungsfähigen Produkt macht.“200 b) Der haftungsrechtliche Sportveranstalterbegriff Der Veranstalterhaftung hingegen liegen gänzlich andere Wertungen zugrunde, die es rechtfertigen, einen autonomen haftungsrechtlichen Sportveranstalterbegriff nach eigenen Parametern zu bestimmen. Wie bereits festgestellt, handelt es sich bei der Sportveranstaltung um einen besonderen Gefahrenbereich, in welchem die spezifischen Risiken des Veranstaltungs-Typischen und des Sport-Typischen zusammenfließen.201 Was die Sportveranstaltung einerseits in den Fokus des Haf197

Bothor, SpuRt 1998, 196 (197); Jähnich, GRUR 1998, 438 (439); Mahler, SpuRt 2011, 8 (10). Duvinage, Arbeitspapiere des Instituts für Rundfunkökonomie an der Universität zu Köln, Heft 130, S. 5, bezifferte im Jahre 2000 den Vermarktungswert eines Freundschaftsspiels zwischen den Fußballmannschaften des Hamburger SV und des FC Bayern München mit DM 10.000, gegenüber einem Wert von DM 100.000 der identischen Spielpaarung im Rahmen des Bundesligawettbewerbs. 198 Mahler, SpuRt 2001, 8 (10 Fn. 32) nennt insoweit etwa Aspekte wie Spielregeln, den Spielplan oder das Lizensierungsverfahren. Vgl. auch Stopper, SpuRt 1999, 188 (191). Am Beispiel der Fußballbundesliga ausführlich und kritisch Laier, Berichterstattung über Sportereignisse, S. 407 ff. Ebenso Waldhauser, Fernsehrechte, S. 222 ff., der die kartellrechtliche Veranstaltereigenschaft jedoch ohnehin nicht allein durch rahmenorganisatorische Maßnahmen begründet sieht, sondern grundsätzlich eine Risikobeteiligung voraussetzt. 199 Bothor, SpuRt 1998, 196 (197). Vgl. auch am Beispiel der FIA im Automobilsport LG Frankfurt a.M., SpuRt 1989, 195 (196). 200 Mahler, SpuRt 2001, 8 (10). Aus rechtstatsächlicher Perspektive zustimmend Osterwalder, Übertragungsrechte, S. 79. Vgl. auch Stöver, Sportübertragungsrechte, S. 13 ff. Mehrere Veranstalter agieren als Rechtsgemeinschaft gem. §§ 741 ff. BGB, vgl. dazu Stopper, SpuRt 1999, 188 (191 f.). 201 Siehe dazu schon oben, § 1 A. Zu einer genaueren Betrachtung der Sportveranstaltung als Risikosphäre siehe auch die Ausführungen unten, § 2.

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tungsrechts rückt, gewährt andererseits grundlegende Aufschlüsse über die Person des haftenden Sportveranstalters. Denn wie schon der Veranstalterbegriff im Kartellrecht dazu gebraucht wird, eine Position der originären Rechtsinhaberschaft zu erfassen,202 umgrenzt er aus haftungsrechtlicher Perspektive die umfassende und originäre Haftpflicht aus dem Gefahrenbereich der Sportveranstaltung.203 Die Lehre der Verkehrspflichten knüpft nun daran an.204 Eine allgemeine Rechtspflicht, andere durch aktives Tun vor einer Rechtsgutsverletzung zu bewahren, ist dem Zivilrecht grundsätzlich fremd. Eine solche Pflicht, über welche sich folglich auch eine Haftung für ein Unterlassen oder eine mittelbar begangene Rechtsgutsverletzung begründen lässt, muss vielmehr erst durch das Hinzutreten besonderer Umstände begründet werden, die ihren dogmatischen Niederschlag in einem komplexen Geflecht rechtstheoretischer Begründungsansätze finden und sich unter der Überschrift „Verkehrspflichten“ zusammenfassen lassen: Postuliert in ständiger und höchstrichterlicher Rechtsprechung hat derjenige, welcher im Rechtsverkehr eine Gefahrenlage für Dritte dadurch erschafft oder andauern lässt, dass er etwa einen Verkehr eröffnet, eine Anlage errichtet oder eine bestimmte Tätigkeit übernimmt, eine allgemeine Schutzpflicht, diejenigen Vorkehrungen zu treffen, die erforderlich und zumutbar sind, um eine Schädigung Dritter nach Möglichkeiten zu verhindern.205 Eine umfassende Verantwortlichkeit für den Gefahrenbereich der Sportveranstaltung erwächst folglich dem primären und originären Adressaten dieser veranstaltungsbezogenen Verkehrspflichten.206 Jener Adressat ist daher, gleich ob im organisierten oder im nicht-organisierten Sportbetrieb, der Sportveranstalter im haftungsrechtlichen Sinne. Vor dem Hintergrund des bis hierher Gesagten erscheint es nun auch einleuchtend, die Sportveranstaltereigenschaft aus der Sicht des Haftungsrechts in Übereinstimmung mit der schon früh von Kubli207 und Eichenberger208 vertretenen Auffassung nach dessen leitender Funktion für das Geschehen vor Ort zu bestimmen. Denn Adressat der Verkehrspflichten ist je nach Lage der Begebenheiten bei Schaffung 202 Vgl. erneut Bagger, Vergabe von Bundesligaübertragungsrechten, S. 145 Fn. 704, mit zahlreichen Nachweisen. 203 Vgl. dazu nur die bereits erbrachten Nachweise zur Relevanz des Veranstalterbegriffs im Sporthaftungsrecht oben, Fn. 156. 204 Siehe zu Begriff und Dogmatik der Verkehrspflichten noch ausführlich unten, § 3 C. 205 Beispielsweise BGHZ 103, 338 (340); 121, 367 (375); 136, 69 (77). Siehe ferner BGH, VersR 1990, 498 (499); BGH, VersR 2002, 247 (248); BGH, VersR 2003, 1319; BGH, VersR 2006, 233 (234); BGH, NJW 2007, 762 (763) – jeweils m.w.N. und regelmäßig verkürzt auf die Formel, dass derjenige, der eine Gefahrenlage schafft, grundsätzlich dazu verpflichtet sei, die notwendigen und zumutbaren Vorkehrungen zu treffen, um eine Schädigung anderer möglichst zu verhindern. 206 Zwar ist die Verkehrspflicht nicht das einzige Maß der sportveranstalterischen Haftungsverantwortung. Doch spiegelt sich gerade in ihr die rechtsrelevante Verantwortlichkeit für die gesamte Sportveranstaltung als besonderer Rechtsverkehr. 207 Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 23. 208 Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 11 f.

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einer Gefahrenlage der Verursacher, bei Übernahme einer Tätigkeit der Übernehmende und bei der Eröffnung eines bestimmten Verkehrs der Inhaber der Bestimmungsgewalt.209 Wer nun als weisungsbefugte Organisationseinheit die Regelung der Verhältnisse vor Ort der Veranstaltung übernimmt und dabei das Geschehen faktisch steuert, wer so in unmittelbaren Kontakt zu den sonstigen an der Sportveranstaltung beteiligten Akteuren tritt, der hat nicht nur die tatsächliche Möglichkeit, Gefährdungspotenzial frühzeitig zu identifizieren und, gestützt zumeist auf die Rechtsfigur des Hausrechts, die Maßnahmen zu ergreifen, um hypothetische Schäden im Voraus zu verhindern. Ihm erwächst aus jener Stellung heraus zugleich die haftungsrechtliche Verantwortlichkeit dafür, die in dem von ihm gesteuerten Verkehr erforderlichen Sicherungsmaßnahmen einzuleiten und durchzuführen. Diese umfassende Veranstaltungsverantwortlichkeit wiederum ist zumindest für das Haftungsrecht der Schlüssel zur Bestimmung der Person des Veranstalters.210 Es bleibt folglich festzuhalten: Sportveranstalter im haftungsrechtlichen Sinne ist jedenfalls derjenige, welcher die Veranstaltung unmittelbar durchführt, sie also ausrichtet. Oftmals ist es der jeweilige Platzverein, der als primärer Adressat der 209 Hager, in: Staudinger, § 823 E 55; Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 418 f.; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 227 ff. Vgl. auch Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 297. Siehe im Einzelnen noch die Ausführungen unten, § 3 C.I. 210 In ganz ähnlicher Weise identifizierte schon das OLG München, VersR 1968, 1073 f., recht früh den Veranstalter eines Skisprungwettbewerbes. So stellte das Gericht fest, nicht der Deutsche Skiverband, sondern der vom DSV mit der Durchführung beauftragte örtliche Skiclub, welcher „die notwendigen Vorbereitungen getroffen, das Gelände hergerichtet, die erforderliche Verkehrsregelung veranlaßt und die benötigten Anlagen zur Verfügung gestellt“ habe, sei auch im Rahmen des Rechts der unerlaubten Handlung verkehrssicherungspflichtig und folglich Veranstalter des Ereignisses. Vgl. ferner OLG Hamm, SpuRt 1997, 24 (29). Zu übereinstimmenden Ergebnissen, wenn auch zumeist ohne präzise rechtsdogmatische Herleitung der Veranstaltereigenschaft über die Haftungsverantwortlichkeit, kommen auch Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 52: „Danach ist als Veranstalter diejenige natürliche oder juristische Person anzusehen, die eine Sportveranstaltung tatsächlich durchführt, indem sie unter anderem das aktive Sportgeschehen durch Weisung lenkt und Bestimmungen darüber trifft, wo sich die Zuschauer auf dem Sportgelände bzw. Stadion aufzuhalten haben.“; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 16: „Im Grundsatz lässt sich dennoch festhalten, dass gerade aus haftungsrechtlicher Sicht dem Element der tatsächlichen Leitung bzw. Einflussnahme auf die Veranstaltung ausschlaggebende Bedeutung zukommt.“; Reichert, Grundriß des Sportrechts, S. 75: „Als Veranstalter ist diejenige natürliche oder juristische Person anzusehen, die die Durchführung einer Sportveranstaltung beschließt, sie organisiert und leitet […].“; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 14: „Im Rahmen der weiteren Untersuchung wird deshalb nur derjenige als Veranstalter bezeichnet, der eine Sportveranstaltung vorbereitet, selbst durchführt und leitet.“ Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 49 ff., knüpft die Veranstaltereigenschaft im Verhältnis zum Zuschauer an die Person des Vertragspartners. In Ermangelung einer fehlenden ausdrücklichen Abrede sei als Vertragspartner und damit als Veranstalter „diejenige natürliche oder juristische Person anzusehen, die das sportliche Massenereignis in organisatorischer Hinsicht sowohl vorbereitet als auch tatsächlich durchführt und hierdurch die Möglichkeit der jederzeitigen Einflussnahme auf den Ablauf und die Lenkung der Veranstaltung innehat.“ Es erscheint jedoch notwendig, einer generalisierenden Betrachtungsweise des Sportveranstaltungsbetriebes einen von Vertragsbeziehungen losgelösten Veranstalterbegriff zugrunde zu legen.

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Veranstalterhaftung in Betracht zu ziehen ist. Dieser hält typischerweise das organisatorische Gesamtgeschehen in den eigenen Händen und trägt somit die umfassende Verantwortlichkeit für die von der Veranstaltung ausgehenden Gefahren. Maßgeblich ist jedoch nur eine umfassende Veranstaltungsverantwortlichkeit, wie sie aus der Eröffnung oder umfassenden Kontrolle des einheitlichen Gefahrenbereichs der Sportveranstaltung erwächst. Nicht Veranstalter im haftungsrechtlichen Sinne ist dementsprechend, wer lediglich einen bestimmten Teilbereich kontrolliert und damit einer sachlich begrenzten Verkehrsverantwortung ausgesetzt ist. Wird beispielsweise einem privaten Sicherheitsdienst vom Veranstalter die Verantwortlichkeit für die Gewähr von Sicherheit und Ordnung im Zuge der Veranstaltung übertragen, so erwächst jenem zweifelsohne eine weitreichende Verkehrspflicht aus der Übernahme dieser Tätigkeit, jedoch keine umfassende Veranstaltungsverantwortlichkeit, nach der sich eine haftungsrechtliche Mitveranstaltereigenschaft begründen ließe. Gleiches gilt für den Stadioneigentümer, soweit zwischen diesem und dem Veranstalter nicht ohnehin Personenidentität besteht.211 c) Veranstalter: Ausrichter und Organisator Gleichwohl muss jedoch – nicht in Abweichung, so aber doch in Ergänzung zu dem von Kubli und Eichenberger geprägten Begriffsverständnis – die Sportveranstaltereigenschaft keinesfalls zwangsläufig mit der Ausrichtung der Veranstaltung vor Ort verknüpft sein.212 Denn haftungsrechtlich relevante Verantwortung übernimmt auch, wer durch Initiierung der Veranstaltung eine sachliche Voraussetzung schafft und mit einer Auswahl- und Vergabeentscheidung Einfluss auf die Kontrolle des konkreten Gefahrenbereichs nimmt. So ist dem Recht der Verkehrspflichten die haftungsbefreiende Pflichtendelegation durch den originär Pflichtigen an einen Dritten grundsätzlich fremd.213 Zwar ist es dem Verkehrspflichtigen unbenommen, Dritte zur Pflichtenerfüllung einzuschalten. Doch bleibt der rechtlichen Verantwortlichkeit ein unveräußerlicher Restbestand in Form der Pflicht zur ordentlichen Auswahl, zur exakten Anweisung und zur sorgfältigen Überwachung des Delegationsempfängers erhalten. Unbenommen der im gewandelten Pflichtenmaßstab angelegten Möglichkeit zur Haftungsexkulpation im Schadensfall, obliegen dem Delegierenden nunmehr Kontroll- und Überwachungspflichten. Er verbleibt folglich 211 Vgl. im Ergebnis ebenso für den Fall, dass ein Platzverein seine Sportanlage als neutralen Platz für einen Wettkampf zur Verfügung stellt Reichert, Grundriß des Sportrechts, S. 76; Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 56. Der von beiden geführte Verweis auf § 25 der BFVSpielO in damaliger Fassung ist für die rechtsdogmatische Bestimmung der Veranstaltereigenschaft hingegen ohne Nutzen, da allein die satzungsgemäße Bezeichnung eines Dritten als Veranstalter noch keine haftungsrechtlich bedeutsame Verantwortung generiert, vgl. dazu auch selbst Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 49. 212 So aber neben Kubli und Eichenberger auch Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 51 f.; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 16; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 14 f. 213 Siehe zur Delegation der Verkehrspflichten noch die Ausführungen unter § 3 C.IV.

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in einer Position der rechtsrelevanten Verantwortung für die Veranstaltung als eines einheitlichen Gefahrenbereichs, welche die Veranstaltereigenschaft im Sinne des Haftungsrechts begründen soll. Da seine Verantwortung jedoch auf Auswahl, Kontrolle und Überwachung des Delegats beschränkt bleibt, bietet es sich nunmehr an, eine weitere begriffliche Differenzierung vorzunehmen: Wo folglich zwischen einem mit Organisation und Durchführung der Veranstaltung vor Ort betrauten und einem mit Auswahl- und Überwachungspflichten ausgestatteten Veranstalter differenziert werden muss, soll der örtliche Veranstaltungsträger als Ausrichter, der übergeordnete jedoch als Organisator bezeichnet werden, wobei beide als (Mit-) Veranstalter des Events zu begreifen sind.214 d) Der Sportverband als Organisator im haftungsrechtlichen Sinne Führt man diese Überlegung nun einen Schritt weiter, lässt sich auch die angesprochene Problematik um die Organisationsbeiträge von übergeordnetem Sportverband und örtlichem Ausrichter(verein) lösen. Denn zumindest dann, wenn der Sportverband einen lokalen Ausrichter mit der Durchführung des Events betraut, nimmt jener über den Auswahlprozess und die Auswahlentscheidung bereits in wesentlichem Maße schutzwürdiges Vertrauen für sich in Anspruch. So bleibt der Verband durch die Verpflichtung zur ordentlichen Auswahl und Instruktion sowie gegebenenfalls zur weiteren Kontrolle des Ausrichters in einer Position der haf214 Der Gedanke einer begrifflichen Unterscheidung zwischen den Personen auf unterschiedlicher Ebene der Veranstaltungsorganisation ist nicht neu, vgl. etwa die frühe Differenzierung nach Veranstalter und Ausrichter von Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 26 ff.; Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 12 Fn. 11; Reichert, Grundriß des Sportrechts, S. 75 Fn. 36; ders., Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 5846; Wiethaup, VersR 1971, 16 ff. Beide Begriffe werden jedoch oftmals synonym verwandt, so etwa von Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 53, sowie von Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 16, und von Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 14, jeweils mit Verweis auf das OLG Hamm, SpuRt 1997, 24 (29). Wenn das Gericht jedoch in der Auseinandersetzung mit den Haftungsverhältnissen des Deutschen Bob- und Schlittensportverbandes einerseits und dem örtlichen Bob- und Rodelclub andererseits erkennt, „Hinsichtlich des rechtlichen Inhalts beider Bezeichnungen ist kein Unterschied zu machen“, so bestätigt es lediglich, dass auch der lokale Ausrichter ein Veranstalter und als solcher Adressat umfassender Verkehrspflichten ist. Anders als nach der Interpretation des Veranstalterbegriffs von Merkel und Schuld erkennt das Gericht auch dem übergeordneten Sportverband die Veranstaltereigenschaft explizit zu. Nicht überzeugend, aber doch konsequent ist es, dass beide Autoren neben der von ihnen verweigerten Ausweitung des Veranstalterbegriffs über die Person des lokalen Ausrichters hinaus auch eine begriffliche Differenzierung für obsolet erachten. Das hier vorgeschlagene Begriffsverständnis findet sich im haftungsrechtlichen Kontext hingegen ebenfalls bei Breucker, NJW 2006, 1233; Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 26 ff., 28 ff.; Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 233; Vieweg/Röhl, SpuRt 2010, 56 ff. Es entspricht im Übrigen auch dem Selbstverständnis der Sportverbände, in deren Satzungen und Rechtsordnungen regelmäßig zwischen Veranstalter und Ausrichter im hier gemeinten Sinne unterschieden wird, vgl. etwa Leichtathletik: § 6.4 der DLV-LeichtathletikO; Volleyball: § 4.4 der DVV-BundesspielO. Von unmittelbarer Rechtsrelevanz ist jenes Selbstverständnis freilich nicht.

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tungsrechtlichen Mitverantwortung für den Gefahrenbereich der Sportveranstaltung, wie sie eine Mitveranstaltereigenschaft als Organisator neben derjenigen der ausrichtenden Organisationseineit zu begründen vermag.215 Insoweit sind im organisierten Sportbetrieb zwei unterschiedliche Konstellationen zu erkennen: Zu denken ist zunächst an jene Organisationsstruktur, deren wesensprägendes Merkmal es ist, dass der Sportverband, im Regelfall infolge einer nationalen oder internationalen Ausschreibung zur Wettkampfdurchführung, einen Ausrichter durch eigene Auswahl- und Vergabeentscheidung bestimmt. Diese Form des Sportveranstaltungsarrangements kommt für Veranstaltungstypen in Größe und Bedeutung von lokalen Turn- oder Leichtathletikmeetings bis hin zu Massenevents wie Welt- und Europameisterschaften oder den Olympischen Spielen216 zur Anwendung.217 In 215 Ausführlich zum Verantwortungsbereich des Sportverbands als Organisator des Events noch unten, § 4 A.II.3. Zu kurz greifen insofern die Ausführungen von Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 105 ff., zur Eigenschaft des Sportverbands als Träger von Verkehrspflichten: Sei der Verband nicht selbst als leitende Organisationseinheit vor Ort unmittelbar mit der Eventdurchführung befasst, beschränkten sich dessen Funktion und Aufgabe als „initiierendes und beschlussfassendes Organ“ darauf, „ihre einzelnen Mitglieder zu vereinen, ihre Sportart zu fördern und im In- und Ausland zu vertreten, Wettkämpfe zuzulassen, die hierzu notwendigen Regelungen im Rahmen ihrer Ordnungen aufzustellen und die Einhaltung zu überprüfen.“ So findet sich bei Groda zunächst schon kein Hinweis auf das mitunter wesentliche und das Selbstverständnis der Verbände gleichsam prägende Tätigkeitsfeld der Ausrichterauswahl und Eventvergabe. Folglich verkennt Groda, dass eine auch nach dem Rechtsdogma der Verkehrspflichten relevante Verantwortlichkeit nicht ausschließlich aus der unmittelbaren Einwirkung auf die Gefahrenquelle selbst, sondern aus der Auswahl und Kontrolle des Verkehrspflichtigen erwachsen kann. Auch die von Groda angeführte Rechtsprechung des OLG München, VersR 1968, 1073 f., sollte in diesem Zusammenhang mit Vorsicht interpretiert werden. Zwar bezeichnet das Gericht im Kontext eines Skisprungwettbewerbes den DSV allein als „Veranstalter der Internationalen Veranstaltung nur im Rahmen des Internationalen Sportverkehrs“ und ordnet etwaige Verkehrspflichten allein dem lokalen Ausrichterverein zu. Dies mag jedoch auch der Gegebenheit geschuldet sein, dass sich im konkreten Fall keinerlei Anhaltspunkte für eine Verletzung etwaiger Sorgfaltspflichten des DSV bei der Auswahl oder Überwachung des lokalen Ausrichtervereins ergaben. Die Formulierung des Gerichts ist nach dem Maßstab des bis hier Gesagten somit unglücklich gewählt. Demgegenüber wird in der sportveranstalterhaftungsrechtlichen Literatur die übergeordnete Verbandseinheit in Übereinstimmung mit der hier geführten Auffassung in Konstellationen der Eventvergabe regelmäßig als Veranstalter bezeichnet, vgl. etwa Breucker, NJW 2006, 1233, und Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 233, zur Mitveranstaltereigenschaft der FIFA hinsichtlich der Fußballweltmeisterschaft. Für das IOC als Veranstalter der Olympischen Spiele vgl. Krähe, SpuRt 2010, 60. Für die Veranstaltereigenschaft des DFB bei Spielen der deutschen Fußballnationalmannschaft vgl. Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18 (23); Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 5846; Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 55. Zu berücksichtigen ist jedoch stets, dass einer generalisierenden Betrachtungsweise in diesem Kontext faktische Grenzen gesetzt sind, als dass die maßgeblichen tatsächlichen Gegebenheiten von Sportveranstaltung zu Sportveranstaltung zu variieren vermögen. 216 Zum Vergabewettbewerb bei diesen und anderen Sportgroßveranstaltungen siehe Gauthier, ISLJ 2011, 3 ff. Bei jenen Veranstaltungen hat heutzutage schon der Vergabeprozess

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diesem Fall ist ein Ausrichter noch nicht von vorneherein definiert; es muss vielmehr ein örtlicher Verband, Verein, ein Ausrichtungskomitee oder ein privater Veranstalter218 zur Durchführung bestimmt werden,219 welcher im Austausch für Prestige, verbesserte Siegeschancen aufgrund des Heimvorteils eigener Teilnehmer, unmittelbarer materieller Vorteile aus Zuschauereinnahmen, Vermarktung und Rechteverwertung oder, beschränkt auf die Ausrichtung sogenannter Megaevents, die Bewerbung und Wirtschaftsförderung eines bestimmten Standorts die lokale Organisation und Durchführung der Veranstaltung übernimmt.220

selbst wahren Eventcharakter, der bisweilen gar in einer Liveübertragung der Entscheidungsverkündung in den Medien kulminiert. 217 Siehe beispielhaft und in freier Auswahl für Veranstaltungen im Bobsport: § 3 Nr. 6 der BSD-BobO; Radsport: § 6.1 Abs. 1 der BDR-SportO; Rodelsport: § 3 Nr. 6 der BSD-RennrodelO; Volleyball: § 4.4 der DVV-BundesspielO. Leichtathletik: § 6.4.2 DLV-LeichathletikO. Für die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 2013 hat, wie schon im Jahr 2009, der SSV Ulm 1846 die Austragung vor Ort übernommen. Im Jahr 2012 führte der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen die Meisterschaften in Bochum durch. 218 Tatsächlich spielen in der Sportveranstaltungspraxis spezialisierte Veranstaltungsagenturen als private Dienstleistungsunternehmen eine zunehmende Rolle, vgl. auch schon Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 27; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 25; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 15, 21. Beispielsweise sei auf die Ausrichtung der Endrunden der Deutschen Hockeymeisterschaft verwiesen. Die Durchführung obliegt hier der Deutschen Hockey Agentur, welche ihre Kontakte, Ressourcen, Know-how und Praxiserfahrung dem Deutschen Hockey Bund entgeltlich zur Verfügung stellt, um damit dem Wettkampf eine optimale Bühne zu verleihen. Auch gründen Vereine und Verbände als Veranstalter mitunter eigene Ausrichtergesellschaften, zumeist in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft, Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S 15 f. Beispiel sei hier das durch den DFB ins Leben gerufene Organisationskomittee FIFAWM 2006, organisiert in der Rechtsform einer GmbH. Zu den entsprechenden Vorteilen einer Organisation als Kapitalgesellschaft siehe Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 156 f. 219 Denkbar ist durchaus, dass ein mehrstufiges Delegationssystem implementiert wird. Als Beispiel sei angeführt der Mustervertrag „Bauhaus“ für die Veranstaltung eines FIS Weltcup Skispringens. In der Präambel jenes Vertragstextes heißt es zur Organisationsstruktur: „Der NSV ist von der FIS damit betraut worden, im Rahmen des FIS WELTCUPS Skispringen 2010/ 2011 bestimmte Skisprung-Wettkämpfe in XXX zu organisieren. Der NSV hat bestimmte oder sämtliche mit der Organisation der VERANSTALTUNG zusammenhängenden Aufgaben, Rechte und Pflichten an XXX als Organisator delegiert.“ Der Terminus „Organisator“ wird in jenem Vertragstext freilich nicht im Sinne dieser Arbeit gebraucht und ist hier als „Ausrichter“ zu verstehen. 220 Siehe schon Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 30. Zur Bedeutung von Großveranstaltungen als Instrument der Standortpolitik siehe Baasch, Herstellung von Sicherheit, S. 18 ff. Zu positiven Auswirkungen der Ausrichtung eines Megaevents wie der FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2006 siehe auch Fußball WM-2006. Abschlussbericht der Bundesregierung v. November 2006, insbesondere die S. 19 ff. zum Veranstaltungsumsatz und die S. 24 ff. zum auswärtigen Imagegewinn. Der Bericht ist abrufbar unter http://www.dosb.de/ de/leistungssport/spitzensport-news/detail/news/offiziellerwm_2006_abschlussbericht_der_bun desregierung/ (Stand: 04. 11. 2015). Aus vereinsrechtlicher Perspektive kann sich der übergeordnete Verband schließlich mitunter auf eine Mitwirkungspflicht seiner Mitgliedsvereine an

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In Abgrenzung hierzu existiert der vororganisierten Sportbetrieb, bei dem die einzelne Sportveranstaltung in eine bestimmte Struktur, oftmals ein Ligasystem, eingebettet ist.221 Derjenige der am sportlichen Wettkampf beteiligten Clubs, der sein Heimspiel austrägt, agiert in diesem Fall zugleich als Ausrichter der Veranstaltung. Er übernimmt die Verantwortung wie auch die Leitungsmach für Organisation und Durchführung, indem er eine Sportstätte zur Verfügung stellt, Sicherheit und Ordnung gewährleistet sowie in Kontakt mit den Teilnehmern der Veranstaltung tritt und somit den faktischen Gefahrenbereich der Sportveranstaltung ausgestaltet und kontrolliert. Demgegenüber fehlt es oftmals an einer der Vergabeentscheidung entsprechenden Einflussnahme durch den übergeordneten Sportverband. Die zuständigen Spitzen- und Dachverbände beschränken ihre Tätigkeit in Bezug auf die einzelne Sportveranstaltung auf die eines „spiritus rector“,222 der zwar in der Schöpfungskette der Sportveranstaltung nicht hinwegzudenken ist, unter Umständen gar eine wesentliche Funktion für die Werthaftigkeit der Veranstaltung als Verwertungsprodukt einnimmt,223 seine Tätigkeit im Übrigen jedoch auf die Wahrnehmung koordinativer und repräsentativer Aufgaben beschränkt und die bloßen Rahmenbedingungen schafft, innerhalb derer andere mit der Durchführung der Veranstaltung befasst sind. Im Zuge dessen wird der Verband in dieser Konstellation nicht zum Adressaten veranstaltungsbezogener Verkehrspflichten und folglich nicht Veranstalter im haftungsrechtlichen Sinne. Eine Ausnahme von dieser Regel besteht jedoch dort, wo eine übergeordnete Organisationseinheit – nicht notwendigerweise ein Verband im korporationsrechtlichen Sinne – durch die Vergabe einer Lizenz als Zulassungsvoraussetzung für einen Club zum vororganisierten Ligabetrieb eine vergabeähnliche Entscheidung trifft.224 Erst durch die Lizenzvergabe erhält der Club Zugang zum Ligabetrieb und wird hierdurch automatisch zum Ausrichter seiner Heimspiele bestimmt. Regelmäßig werden in diesem Kontext auch sicherheits- und damit haftungsrechtlich relevante Voraussetzungen an die Lizenzvergabe geknüpft, beispielsweise durch spezifizierte Anforderungen an die verfügbare Sportanlage.225 Auch wenn die einzelne Sportveranstaltung vor diesem Hintergrund noch nicht genauer konkretisiert ist, kann doch in der Lizenzvergabe eine entsprechende Vergabeentscheidung erkannt werden, der Erfüllung eigener Satzungszwecke berufen, wenn die Abhaltung von Sportwettkämpfen einen wesentlichen Bestandteil der eigenen Verbandsfunktion manifestiert. 221 Vgl. auch Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 293 f., der für die Identifizierung des Veranstalters grob zwischen einem Liga-Wettbewerb, einzelnen Sportwettkämpfen sowie nationalen und internationalen Wettkampfveranstaltungen differenziert. 222 Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 14. 223 Siehe hierzu die Ausführungen zum Veranstalterbegriff im kartellrechtlichen Sinne, § 1 B.I.2.a). 224 Siehe ausführlich zur Vereinslizensierung im Fußball-, Handball-, Basketball- und Eishockeysport Holzhäuser, Die Vereinslizensierung, 2006. 225 Siehe zum Beispiel der Lizensierung durch die DFL im Fußballsport sogleich.

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vermittels welcher der Lizenzgeber haftungsrechtlich relevantes Vertrauen für sich in Anspruch nimmt und welches sich spiegelbildlich in einer haftungsrechtlichen Verantwortlichkeit nach dem Dogma der Verkehrspflichten niederschlägt. Auch der Sportverband oder die Lizensierungsgesellschaft, die über die Lizenzvergabe226 den Ausrichter einer Sportveranstaltung bestimmt, ist somit Organisator im hier verstandenen Sinne.227 Veranschaulicht sei jene Konstellation anhand eines Ausschnitts des in Deutschland populärsten Sportbetriebs: der Fußballbundesliga der Männer.228 Dem eigenen Selbstverständnis nach agieren weder DFB noch die Proficlubs der Bundesligen als Veranstalter der Ligaspiele, sondern der Die Liga – Fußballverband (Ligaverband).229 Mag diese Beurteilung aus kartellrechtlicher Sicht zutreffend formuliert sein,230 hält sie einer Überprüfung anhand der aufgestellten haftungsrechtlichen Grundsätze jedoch nicht stand:231 Der DFB trägt als nationaler Dachverband der Fußballsparte des DOSB formell-originär die Zuständigkeit unter anderem für den Betrieb der Ersten Fußballbundesliga. Nach eigener Satzung ist es insbesondere Zweck und Aufgabe des DFB, die Bundesligen als eigene Vereinseinrichtung zu organisieren und in den Wettbewerben der Lizenzligen die Fußballmeister, Auf- und Absteiger sowie die Teilnehmer an den internationalen Wettbewerben zu ermitteln.232 Den Spielbetrieb der Lizenzligen hat der DFB jedoch via Pachtvertrag an den Ligaverband als Zusammenschluss der Lizenzligavereine

226 Nicht mit der Lizenzvergabe gleichzusetzen ist hingegen die bloße Genehmigung einer Sportveranstaltung. So werden auch Behörden oder sonstige Verwaltungsträger, die eine für die Veranstaltungsdurchführung notwendige Genehmigung erteilen, nicht zu Mitveranstaltern, vgl. zur Genehmigung einer Autorennveranstaltung BGH, NJW 1962, 1245. 227 Dem steht nicht entgegen, dass der Lizenzgeber (Verband oder Ligagesellschaft) verpflichtet ist, die Lizenz zu erteilen, wenn der Antragsteller die jeweiligen Anforderungen erfüllt (vgl. zu dieser Pflicht Holzhäuser, Die Vereinslizensierung, S. 182 f.). Denn diese Anforderungen werden wiederum vom Lizenzgeber selbst definiert. 228 Allgemein zur Strukturierung des Ligabetriebs im Lizenzfußball Holzhäuser, SpuRt 2004, 145 ff. 229 § 41 Abs. 1 Nr. 1.1 DFB-SpielO; 1 Abs. 1 lit. a) Ligaverband-SpielO. 230 Zum Sportveranstalterbegriff im Kartellrecht sie oben, § 1 B.I.2.a). 231 Noch einmal sei an dieser Stelle angemerkt, dass die Veranstaltereigenschaft im haftungsrechtlichen Sinne nicht durch Selbstbezeichnung modifiziert werden kann. Das valide Interesse des betroffenen Rechtsverkehrs an einer eindeutigen und damit an objektiven Rechtstatsachen ausgerichteten Zuordnung der Veranstaltereigenschaft steht einer solchen Disponibilität entgegen. Vgl. so auch LG Stuttgart, VersR 1953, 374, zur Bezeichnung eines privat organisierten Radrennens als „Vereinsmeisterschaft“; OLG München, VersR 1968, 1073 f., zur Nennung des Veranstalters im Programmheft. Ferner Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 49, zur Bezeichnung in Satzungswerken. Vgl. schließlich auch für den Veranstalterbegriff im kartellrechtlichen Sinne Laier, Berichterstattung über Sportereignisse, S. 402; Waldhauser, Fernsehrechte, S. 226 f. 232 § 4 Abs. 1 lit. g) der DFB-Satzung.

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übertragen.233 Für Organisation und Durchführung der einzelnen Ligaspiele verbleiben dem DFB somit kaum nennenswerten Kompetenzen, die sich weitgehend in repräsentativen und koordinatorischen Funktionen erschöpfen.234 Andererseits hat der DFB umfassende Empfehlungen und Richtlinien zu sämtlichen Problemstellungen der Sicherheit bei Bundesspielen erlassen, in denen von Aspekten der Sportstättensicherheit bis hin zu Anforderungen an Ordnungsdienst und Fanbetreuung detaillierte Vorgaben zu finden sind.235 Adressat jener Maßgaben ist der jeweilige Platzverein.236 Dessen Aufgabe ist es, „alle zumutbaren Maßnahmen zu treffen oder auf diese hinzuwirken, die geeignet oder erforderlich sind, die Sicherheit bei der Durchführung von Bundesspielen auf der von ihnen genutzten Platzanlage zu gewährleisten.“237 Dieser ist „verpflichtet, alle organisatorischen und betrieblichen Maßnahmen zu treffen, die geeignet und erforderlich sind, Gefahren für die Platzanlage, die Zuschauer und den Spielbetrieb vorzubeugen sowie diese bei Entstehen abzuwehren“.238 Der Platzverein hat die Platzanlage zu stellen und gegebenenfalls einen Nutzungsvertrag mit ihrem Eigentümer abzuschließen.239 Er hat Veranstaltungsleiter240 und Sicherheitsbeauftragten241 zu benennen und ist dafür verantwortlich, einen Ordnungsdienst einzusetzen.242 Mögen diese Vorgaben des DFB für die Vereine als Wegweiser zu einem ordnungsgemäßen Verlauf des Bundesligaspiels von enormer Relevanz sein, so bleibt die Tätigkeit des Verbands bezogen auf die Spieltagsveranstaltung doch stets mittelbarer Natur. Haftungsrechtliche Verant233

§ 4 Abs. 1 des Grundlagenvertrags DFB/Ligaverband; § 16a Nr. 1 der DFB-Satzung; § 41 Abs. 1 Nr. 1.1 der DFB-SpielO; § 4 Nr. 1 Lit. a), b) der Ligaverband-Satzung. 234 So etwa der Aufstellung eines Rahmenterminkalenders in gemeinschaftlichem Zusammenwirken mit dem Ligaverband, § 16a Nr. 5 der DFB-Satzung. Im Übrigen verbleibt dem DFB die Verantwortung für das Schiedsrichterwesen, siehe zur haftungsrechtlichen Analyse noch unten, § 4 B.I.2. 235 Vgl. hierzu umfassend das vom DFB gemeinsam mit der DFL herausgegebene Stadionhandbuch zu Anforderungen an Fußballstadien in baulicher, infrastruktureller, organisatorischer und betrieblicher Hinsicht. Die im Folgenden zitierten besonderen Richtlinien und Ordnungen werden in dem Handbuch gesammelt aufgeführt. 236 Dass die Fachverbände regelmäßig mit verbandsintern bindenden Vorgaben Einfluss auf die Verkehrssicherung der Veranstaltung nehmen, begründet für sich genommen noch keine zivilhaftungsrechtlich relevante Verantwortlichkeit gegenüber den Veranstaltungsteilnehmern. Denn selbst, wenn diese Vorgaben nicht den Ansprüchen einer ausreichenden Verkehrssicherung genügen, ist es doch nach wie vor der Verein, der als Adressat der veranstaltungsbezogenen Verkehrspflichten über das vorgegebene Schutzniveau hinauszugehen hat. Gegebenenfalls besteht jedoch ein Anspruch des Vereins im verbandsrechtlichen Innenverhältnis gegen den Sportverband, der als Ausfluss seiner organschaftlichen Treuepflichten dazu angehalten bleibt, bei Erlass bindender Vorgaben die hinreichenden Sicherheitsstandards zu berücksichtigen. Vgl. zu diesem Bereich der Verantwortlichkeit des Sportverbandes noch unten, § 4 B.I.1. 237 § 2 Abs. 2 der DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen. 238 § 17 Abs. 1 der DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen. 239 § 19 Abs. 1 der DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen. 240 § 20 Abs. 1 der DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen. 241 § 18 Abs. 1 der DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen. 242 § 26 Abs. 1, 2 der DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen.

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wortung für die Umsetzung dieser Vorgaben bei Durchführung der Veranstaltung übernimmt der Verband nicht, er steht nicht in einer die konkrete Veranstaltung beherrschenden Stellung und nimmt nicht mit einer Vergabeentscheidung besonderes Vertrauen des Rechtsverkehrs für sich in Anspruch. Der DFB steht bei Spielen der Fußballbundesliga folglich nicht in der Rolle des Veranstalters im haftungsrechtlichen Sinne. Gleiches gilt grundsätzlich auch für den Ligaverband. Auch dieser leistet als organisatorischer Zusammenschluss der Lizenzligavereine wertvolle organisatorische Beiträge für die Rahmenbedingungen des Spielbetriebs, befasst sich beispielsweise in der Spielordnung mit sportorganisatorischen Grundfragen der Spieldurchführung und trägt wesentlich zur Wertschöpfung des Gesamtprodukts „Bundesliga“ bei. Unmittelbaren Einfluss auf die konkrete Wettkampfveranstaltung nimmt der Ligaverband jedoch nicht. Denn das gesamte operative Geschäft des Lizenzligenbetriebs ist auf die DFL als Tochtergesellschaft des Ligaverbands übertragen.243 Hierzu zählt unter anderem auch der Bereich der Clublizensierung.244 Erst mit dem Erwerb der Lizenz erhält der Club das Recht zur Teilnahme am Spielbetrieb der Lizenzligen, wobei die Lizenz alljährlich neu erteilt wird.245 Durch diese Vergabeentscheidung übernimmt die DFL ihrerseits haftungsrechtlich relevante Verantwortung für die Ausgestaltung des Gefahrenbereichs der einzelnen Spieltagsveranstaltung. Für die Spiele im Lizenzligabetrieb ist sie folglich Organisatorin im haftungsrechtlichen Sinne.246

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§ 10 Abs. 2 Grundlagenvertrag DFB/Ligaverband; § 5 Abs. 6 Ligaverband-Satzung; § 17 Ligaverband-SpielO. 244 Vgl. Präambel sowie § 11 Abs. 1 der Ligaverband-LO. Vgl. zur Vereinslizensierung als Eigengeschäft der Ligagesellschaften auch Holzhäuser, Die Vereinslizensierung, S. 22 ff. 245 § 10 Ligaverband-LO. 246 Auch Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 5845, 5847, kam für den nationalen Mannschaftssport zu dem Ergebnis einer Mitveranstaltereigenschaft von Platzverein und übergeordneten Sportverband. Der von Reichert angeführte Rückschluss aus einer drohenden Haftung wegen eines Organisationsmangels aufgrund unzureichender statuarischer Sicherungsvorgaben seitens der Verbände trägt jedoch nicht, da ein hierdurch begründeter Verstoß gegen die körperschaftliche Förderungspflicht des Vereinsverbandes lediglich eine Innenhaftung gegenüber dem jeweiligen Verbandsmitgliedern, den Vereinen, begründet, nicht jedoch eine Veranstalterhaftung gegenüber den Teilnehmern der Veranstaltung. Den Verbänden erwachsen hieraus keine Verkehrspflichten, da sie den Gefahrenbereich der Sportveranstaltung nach wie vor nicht beherrschen. Dies erkannte auch Reichert, Rn. 5847, der den Verband in diesem Fall als einen „nicht für die Verkehrssicherheit verantwortlichen Veranstalter“ bezeichnet. Auch der von Reichert angeführte Verweis auf die Rechtsprechung des OLG Hamm, SpuRt 1997, 24 (29), zur Veranstaltereigenschaft des DSV für die an einen lokalen Ausrichter vergebene Rennrodelveranstaltung begründet nicht die Veranstaltereigenschaft des Sportverbands im vororganisierten Mannschaftssportbetrieb. Vielmehr ist jene Rechtsprechung als Beleg für die Veranstaltereigenschaft des Sportverbands infolge einer eigenverantwortlichen Auswahl- und Vergabeentscheidung anzusehen. Im Anschluss an Reichert jedoch auch Thumm, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 9 (13). Siehe ferner Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 24, der die Veranstaltereigen-

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Demgegenüber bleibt der jeweilige Platzverein als Ausrichter der Spieltagsveranstaltung einzuordnen. Dieser hat die für die Durchführung der Veranstaltung erforderlichen Einrichtungen bereitzustellen und ist für die einwandfreie Abwicklung der Veranstaltung auch auf nicht club-eigenen Plätzen verantwortlich.247 Er hält die Sportanlage bereit und gewährleistet ihre Bespielbarkeit.248 Er ist für den Schutz von Spielern, Funktionären und Zuschauern verantwortlich und hat hierzu in Kooperation mit der Polizei zu treten.249 Der Platzverein trägt die für die Spielausrichtung anfallenden Kosten, erhält jedoch gleichfalls die erwirtschafteten Einnahmen.250 Auch wenn nach diesem Befund sowohl der Platzverein als auch die DFL (Mit-) Veranstalter im haftungsrechtlichen Sinne der Spiele des Lizenzligabetriebs sind, kommt jedoch nur der haftungsrechtlichen Verantwortung des ausrichtenden Clubs auch praktische Relevanz zu. Denn es muss mit Blick auf die umfassenden Vorgaben der Lizenzordnung, nach welcher unter anderem Anforderungen in finanzieller, infrastruktureller und sicherheitsrelevanter Hinsicht an die Antragsteller gestellt werden,251 davon ausgegangen werden, dass die DFL ihren Auswahl- und Überwachungspflichten dem Rechtsverkehr gegenüber durch die alljährliche Lizenzvergabe Genüge tut und sich selbst bei einem haftungsrechtlich relevanten Verhalten des Clubs ihrerseits exkulpieren könnte.252 So verwundert es kaum, dass aus haftungsrechtlicher Perspektive regelmäßig lediglich der Platzverein als Veranstalter eines Spiels der Fußballbundesliga erachtet wird.253 e) Ergebnis Es ist festzuhalten: Veranstalter einer Sportveranstaltung im Sinne des Zivilhaftungsrechts ist derjenige, der die haftungsrechtliche Verantwortung für die Verschaft des Verbands im Fußballsportbetrieb jedoch allein mit dem rechtstechnisch für sich nicht hinreichenden Verweis auf die Selbsteinschätzung der Verbände begründet. 247 § 3 Abs. 1 Richtlinien zur Ligaverband-SpielO. 248 § 1 Richtlinien zur Ligaverband-SpielO. 249 § 3 Abs. 2 Nr. 1 Richtlinien zur Ligaverband-SpielO. 250 § 6 Abs. 2 Richtlinien zur Ligaverband-SpielO. 251 Vgl. bspw. § 6 Ligaverband-LO (Infrasturkturelle und sicherheitstechnische Kriterien), § 8 Ligaverband-LO (Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit vor einer Spielzeit) und § 8a Ligaverband-LO (Bestätigung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit während der Spielzeit). 252 Gleiches gilt im Lizenzligabetrieb des Handball-, Basketball- und Eishockeysports. 253 So beispielsweise Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18 (23); Hauck/Stephan, JuS 2012, 585; D. Schwab, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 63 (64); Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 54; Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (39); ders., in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 51 (57); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (90); Weller, NJW 2007, 960 f.; Wiethaup, VersR 1971, 16 (17). Zur Veranstaltereigenschaft des Sportvereins im Mannschaftssport aus Perspektive des schweizerischen Rechts ferner Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 27 f.

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anstaltung als Gefahrenquelle im Rechtsverkehr trägt. Dies ist in jedem Fall, wer die Veranstaltung ausrichtet und unmittelbar durchführt und auf diese Weise den Gefahrenbereich kontrolliert und beherrscht. Insbesondere im organisierten Sportbetrieb kommt auch eine übergeordnete Verbandseinheit als Mitveranstalter in Betracht, ohne zwingendermaßen an der Ausrichtung beteiligt zu sein, wenn diese vermittels einer Auswahl- und Vergabeentscheidung zugunsten eines Ausrichters eigenes Vertrauen des Rechtsverkehrs für sich in Anspruch nimmt.

II. Die Sportler Sportler254 sind die „Protagonisten“ jeder Sportveranstaltung. Sie sind es, welche die Darbietungsfunktion der Sportveranstaltung erfüllen, indem sie die vom Veranstalter gebotene Wettkampfmöglichkeit nutzen, mit ihren Fertigkeiten im sportlichen Kampf den Reiz der Veranstaltung ausmachen und somit ein öffentliches Interesse begründen.255 Sie üben ihren Sport als Individual- beziehungsweise Parallelsport aus, bei welchem ein physischer Gegnerkontakt nicht vorgesehen ist, oder sie gehen einer Kampfsportart nach, die das Vorhandensein eines Kontrahenten zwingend voraussetzt und üblicherweise mit körperlicher Konfrontation einhergeht.256 Je nach Veranstaltung und Sportart ist ferner eine weitere Differenzierung in Einzel- oder Mannschaftssport möglich.257 Unabhängig von der spezifischen Sportart jedoch, werden Athleten traditionellerweise nach den Typen des Amateuroder Profi- bzw. Berufssportlers klassifiziert. Dem Amateurgedanken ist dabei das Bild des britischen Gentleman verwurzelt, welcher den Sport rein um seiner selbst willen – aus Liebhaberei258 – ausübt, ohne damit verbundene materielle Vorteile zu 254 Als Synonym für den Begriff des Sportlers wird im weiteren Verlauf der Arbeit auch der Terminus „Athlet“ verwandt. 255 Vgl. hierzu schon die Bestimmung des Sportveranstaltungsbegriffs oben, § 1 A.III. Unter Berücksichtigung der im Rahmen dieser Arbeit getroffenen Definition des Sportbegriffs ist es nachvollziehbar, auch solche Schieds- und Wettkampfrichter, die in einigen Sportarten wie dem Fußballsport teils enorme körperliche Leistungen zu erbringen haben, mit Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 338 f., als Sportler zu bezeichnen. Da sie jedoch nicht am eigentlichen Wettkampf teilnehmen, diesen lediglich lenken und leiten, sollen sie im weiteren Verlauf der Arbeit nicht den Sportlern zugeordnet werden. Vgl. vielmehr zur gesonderten Teilnehmergruppe der Funktionäre und Offiziellen unten, § 1 B.III. 256 Typische Individual- bzw. Parallelsportarten sind etwa Rennsportarten oder die Disziplinen der Leichtathletik. Zu den Kampfsportarten sind neben Boxen, Ringen oder vergleichbaren Formen des Vollkontaktsports auch die allermeisten Ballsportarten zu zählen, so etwa Fußball oder Tennis. Wie Fritzweiler, Haftung des Sportlers, S. 5 f., richtig erkennt, kann es jedoch auch bei den vielen Parallelsportarten zur körperlicher Konfrontation unter den Sportlern kommen, wenn diese eine Sportstätte gleichzeitig benutzen und nicht von vorneherein durch bauliche Einrichtungen oder vorgegebene Bahnen räumlich voneinander getrennt sind. 257 Zur Systematisierung verschiedener Sportarten Fritzweiler, Haftung des Sportlers, S. 4 ff. 258 Der Begriff „Amateur“ entstammt dem Französischen und bedeutet „Liebhaber“, zurückgehend auf das lateinische „amator“.

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erstreben.259 Der Profi- oder Berufssportler hingegen betreibt den Sport seit jeher zu Erwerbszwecken.260 Unmittelbar mit jener Differenzierung verknüpft findet sich im hergebrachten Sprachgebrauch auch eine leistungsbezogene Wertung: Der Amateur erbringt eine unvollkommene Leistung, während an den Professionellen grundsätzlich ein weitaus höherer Anspruch gestellt werden darf.261 Angesichts der heutigen Gegebenheiten im modernen Sportbetrieb hat sich die strikte Trennung zwischen Amateur- und Profisport, mögen mit ihr auch nach wie vor gewisse ethische Wertvorstellungen verknüpft bleiben, doch schon aus sporthistorischer Perspektive erschöpft.262 Auch ist jene Differenzierung zumindest im Kontext 259 Becker/Krüger, in: Röthig/Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon, Stichwort „Amateurismus“, S. 37; Pfister, in: Pfister/Steiner, Sportrecht A-Z, Stichwort „Amateur“, S. 1; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 29. Als Konstituierung des englischen Ethos vom „gentleman“ wurde das Amateurismusideal als Implikation ererbter Talente des aristokratischen Sportlers erachtet, dessen Fähigkeiten nicht als Frucht harter Arbeit verstanden werden sollten. Der Sportler sollte sich folglich nicht zu ausführlich mit einer bestimmten Sportart befassen, Eisenberg, English sports, S. 62 f. m.w.N. Zu den Ursprüngen des Amateurismus ferner Krüger, SZGS 1988, 85 (86 ff.). 260 Becker/Krüger, in: Röthig/Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon, Stichwort „Berufssport“, S. 75 f.; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 34. 261 Vgl. Reschke, in: Reschke/Eilers (Hrsg.), Sport als Arbeit, S. 1. 262 So auch die Feststellung von Becker/Krüger, in: Röthig/Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon, Stichwort „Amateurismus“, S. 38: „Der Amateurismus ist zu einem historischen Begriff geworden“. Gar noch weitergehend Hilpert, RdA 1997, 92 (93), welcher das Bild des lupenreinen Amateurs schon für die Antike als „Mär“ bezeichnet. Die Erosion des Amateurismusideals in der Moderne verdeutlicht der kurze Blick auf die historische Entwicklung des Olympischen Sportbetriebs der Neuzeit: Die Olympische Bewegung der Moderne, welche es sich zum Ziel gesetzt hatte, die antiken Spiele mit den aristokratischen Idealen von chancengleichen Wettkampfbedingungen zu verknüpfen, übernahm die britischen Amateurvorstellungen der Amateur Athletic Association und ließ, mit Ausnahme der Fechter, zu den Ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen nur einen solchen Athleten zu, „der nie an Wettkämpfen teilgenommen hat, die allen offenstanden; der nie für Geld oder einen Geldpreis, gleich welcher Herkunft, besonders wenn es sich um Eintrittsgelder handelte, an einem Wettkampf teilgenommen hat; der nie gegen Profisportler angetreten ist und der nie in seinem Leben Sportlehrer oder bezahlter Trainer war.“, so ein Auszug aus dem Gutachten zur Definition des Amateurstatus der Kommission des Internationalen Leibeserzieherischen Kongresses 1894 in Paris, übersetzt von und abgedruckt bei Müller, Olympische Kongresse, S. 28. Vgl. auch Reschke, in: Reschke/Eilers (Hrsg.), Sport als Arbeit, S. 3. Im historischen Verlauf der neuzeitlichen Olympischen Spiele musste das IOC vor dem Hintergrund zunehmender Querelen mit den internationalen Spitzenfachverbänden jedoch zu der Erkenntnis gelangen, dass Leistungssport mit den wachsenden Anforderungen an Aufwand in Vorbereitung und Wettkampf kaum mehr als echter Amateursport betrieben werden konnte (vgl. Lauerbach, in: Schroeder/Kauffmann, [Hrsg.], Sport und Gesellschaft, S. 7 ff.) und die sportethische Wirkung der Normsetzung nicht mit der sportökonomischen Kraft des Faktischen konkurrieren konnte, Reschke, in: Reschke/Eilers (Hrsg.), Sport als Arbeit, S. 1 (13). Vielmehr entwickelte sich mit dem sogenannten „Scheinamateurismus“ (Begriff nach Becker/Krüger, in: Röthig/ Prohl [Hrsg.], Sportwissenschaftliches Lexikon, Stichwort „Amateurismus“, S. 37) ein System, in dem Sportler durch staatliche Förderung und private Unterstützung entlastet werden konnten, ohne den Sport zwangsläufig zu ihrem Beruf zu machen, vgl. Der Brockhaus Sport, Stichwort „Amateur“, S. 25. Infolgedessen wurden die zunächst äußerst streng gefassten Amateurregeln

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der haftungsrechtlichen Studie von keinem gesteigerten Nutzungswert.263 Denn aus haftungsrechtlicher Perspektive ist der Blick nicht etwa auf Leistung, Verdienst, Professionalisierungsgrad oder gesellschaftliches Ansehen zu werfen, sondern auf den jeweiligen Rechtsstatus des Sportlers, welcher seinerseits wertvolle Rückschlüsse auf die haftungsrechtlich relevanten Rechtsbeziehungen in Form vertragsoder vereinsrechtlicher Bindungen zwischen dem Sportler und seinem sportbezogenen Umfeld zulässt.264 Nicht nur hält die Haftung auf vertraglicher oder vereinsrechtlicher Grundlage Besonderheiten gegenüber der rein deliktischen Haftung bereit;265 vielmehr dient eine konkrete Sonderverbindung auch als Grundlage spezifischer Rechte und Pflichten, die ihrerseits Anknüpfungspunkt einer Haftung gegenüber dem Sportler sein können. In diesem Sinne lassen sich daher vier Typen des Sportlers identifizieren und differenzieren:266 der „freie Sportler“, welcher seinen Sport außerhalb einer Vereins- oder Verbandsstruktur und primär zu Zwecken des Freizeitvergnügens und des Strebens nach körperlicher Fitness ausübt; der „Vereinssportler“, dessen sportliche Betätigung auf das verbandsrechtliche Mitgliedschaftsverhältnis in einem Sportverein zurückzuführen ist; der „Vereinssportler mit vertraglicher Bindung“, welcher sich neben seiner Vereinsmitgliedschaft einer vertraglichen Verpflichtung zur Sportausübung unterworfen hat; und schließlich der „Vertragssportler“, dessen Sportausübung einzig und allein durch Vertrag geregelt ist, ohne dass er hierzu in einem Mitgliedschaftsverhältnis mit einem Sportverein steht.267 Herkömmliche Parameter wie der Verdienst oder der Grad an Professiodurch das IOC sukzessive aufgelockert. Bereits 1971 wurde der Terminus „Amateur“ aus der Olympischen Charta gestrichen und durch eine – begrifflich insoweit neutrale – Regel 26 als „Zulassungsregel“ ersetzt. Auf dem 11. Olympischen Kongress in Baden-Baden 1981 nahm der Verband schließlich auf Initiative von Willi Daume eine inhaltliche Neugestaltung jener Regel 26 und der einschlägigen By-Laws vor, durch welche die Entscheidung über die Zulassung auf die jeweiligen Fachverbände übertragen und somit die Tür zu den Olympischen Spielen auch für Profisportler endgültig geöffnet wurde, vgl. hierzu Tröger/Vedder, in: Reuter (Hrsg.), S. 1 (2). In seiner heutigen Fassung sieht das Reglement in den Durchführungsbestimmungen zu Regel 40 der IOC-Charta lediglich noch vor, dass für die Zeit der Olympischen Spiele Person, Name, Bild oder sportliche Leistung des Athleten nicht zu Werbezwecken genutzt und die Teilnahme an den Spielen nicht in Abhängigkeit finanzieller Gegenleistungen gestellt werden. Einen guten Überblick über den Wandel des Amateurbegriffs des IOC bis hinein in die 1980er Jahre bietet Reschke, in: Reschke/Eilers (Hrsg.), Sport als Arbeit, S. 1 (2 ff.). 263 Siehe aber noch Fn. 268. 264 Vgl. noch im Einzelnen zu den Rechtsverhältnissen zwischen Sportveranstalter und Sportler die Ausführungen unter § 4 A.I.1. 265 Siehe hierzu noch unter § 3 B. sowie zur haftungsrechtlichen Relevanz des vereinsrechtlichen Mitgliedschaftsverhältnisses unter § 4 A.I.1.a). 266 Dem Grunde nach ebenso, wenngleich unter Verwendung zweifelhafter Terminologie (siehe die Kritik unten, Fn. 269), Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 17 f. 267 Hintergrund dieser Gestaltung sind zuvorderst steuerrechtliche Erwägungen. Denn wenn das einem Mitgliedssportler von seinem Verein gezahlte Entgelt genügen muss, um dem Sportler Schaffung und Erhaltung einer Lebensgrundlage zu ermöglichen, läuft jener Verein Gefahr, das Steuerbegünstigungsprivileg der Gemeinnützigkeit aus § 52 AO i.V.m. § 51 AO zu verlieren, vgl. Jachmann, SpuRt 2004, 190 (193).

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nalisierung können dabei weiterhin als Indizien für die korrekte Einordnung eines Sachverhalts herangezogen werden,268 zwingende Erkenntnisse liefern sie jedoch nicht. So treten in der Sportrealität ebenso Vereinssportler auf, denen ein hoch professionalisiertes Umfeld geboten wird, wie auch Vertragssportler, die sich mit dem durch sportliche Leistung erwirtschaften Verdienst keine hinreichende Lebensgrundlage schaffen und sichern können.269

III. Die Sportverbände und Verbandsoffiziellen Auch wenn ein Sportverband nicht als Veranstalter an der Organisation der Sportveranstaltung beteiligt ist, nimmt er im verbandsorganisierten Sportbetrieb gleichwohl rahmenorganisatorische Aufgaben wahr.270 Es obliegt dem Verband, Verbandsoffizielle wie Schiedsrichter oder technische Delegierte zu entsenden, die ihrerseits als Verantwortungsträger an der Durchführung einer Sportveranstaltung mitwirken.271 Der Begriff des Funktionärs ist dabei gleichbedeutend mit demjenigen des Offiziellen: es handelt sich jeweils um Personen, die neben den Sportlern in amtlicher Funktion am Sportbetrieb teilnehmen.272 Einerseits gibt es die Ver268 Vgl. hierzu noch unten, § 4 A.I.1.b)aa). Eine mittelbare Relevanz kommt dem Grad der Professionalisierung von Sportler und Sportbetrieb darüber hinaus unter folgenden Gesichtspunkten zu: Zum einen kann im haftungsrechtlichen Prozess der Statuierung einzelner Rechtspflichten und Sorgfaltsmaßstäbe unter Umständen auf den Professionalisierungsgrad als Determinante zurückgegriffen werden, vgl. hierzu noch § 3 C.II. Zum anderen bleibt zu berücksichtigen, dass Sportler im professionellen Berufssport mitunter als Arbeitnehmer zu klassifizieren sind (siehe § 4 A.I.1.b)bb)(2)) und somit die gesetzlichen Haftungsprivilegierungen im Arbeitsverhältnis nach den §§ 104 f. SGB VII zur Anwendung kommen. In beiden Fällen ist die Unterscheidung zwischen Amateur und Profi jedoch nur eines unter diversen Merkmalen. Diese Differenzierung bleibt haftungsrechtlich folglich von untergeordneter Relevanz. 269 Aus diesem Grund erscheint es wenig hilfreich, den hier im Fokus stehenden Rechtsstatus des Sportlers begrifflich mit den traditionell die Motive und den Professionalisierungsgrad im Umfeld des Sportlers beschreibenden Termini des Amateur- und des Berufssportlers zu bezeichnen. So aber bspw. Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 33; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 56 f.; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 24 ff.; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 27; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 29 ff.; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 17 f.; Weisemann/Spieker, Sport, Spiel und Recht, S. 12 f., 15 ff. Ein zwingender Zusammenhang zwischen jenen Faktoren und dem Rechtsstatus des jeweiligen Sportlers besteht freilich nicht, vgl. auch Reschke, in: Reschke/Eilers (Hrsg.), Sport als Arbeit, S. 1. 270 Siehe hierzu und zur Veranstaltereigenschaft des Sportverbandes im haftungsrechtlichen Sinne die Ausführungen oben, § 1 B.I.2. 271 Siehe hierzu noch die Ausführungen unten, § 4 A.I.4.a). 272 Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 60; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 17; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 27; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 19. Himmelseher, Sportversicherung, S. 10 f., bezeichnet die Funktionäre auch als „passive Sportler“.

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bandsoffiziellen, die als Veranstaltungsoffizielle auch unmittelbar vom Veranstalter oder Ausrichter entsandt werden können und als unparteiische Instanz den sportlichen Wettkampf lenken und leiten, aber auch konkrete Sicherheitsmaßgaben implementieren und deren Einhaltung kontrollieren.273 Daneben treten die Sportleroder Mannschaftsoffiziellen (z. B. Trainer, Mannschaftsarzt, sonstige Mannschaftsbetreuer), welche einem Sportler oder einer Mannschaft zugeordnet sind und gemeinhin in einem Anstellungsverhältnis zum geförderten Sportverein stehen. Auch wenn die Mannschaftsoffiziellen, im Gegensatz zu den Veranstaltungsoffiziellen, nicht mit der eigenverantwortlichen Wahrnehmung spezifischer Sicherheitsaufgaben im Rahmen der Veranstaltungsdurchführung betraut sind, bleiben sie doch insbesondere als potenzielle Schädiger und Geschädigte im Kreis des Sportveranstalterhaftungsrechts zu berücksichtigen.274

IV. Die Sportstätteneigentümer und Sportstättenbetreiber Sportstätten sind „alle Örtlichkeiten, die ausdrücklich dem allgemeinen Sportbetrieb gewidmet sind, bei denen aus den äußeren Umständen auf eine konkludent erklärte Sportbetriebs-Erlaubnis zu schließen ist oder auf denen immer wieder, nicht nur gelegentlich, ein allgemeiner Sportbetrieb stattfindet, so daß von einer Duldung der Nutzung zu sportlichen Zwecken ausgegangen werden kann.“275 Befinden sich auf der Sportstätte bauliche Vorrichtungen für den Sportbetrieb, handelt es sich um eine Sportanlage (z. B. Stadien, Sporthallen).276 Besondere bauliche Vorkehrungen 273 Zu den Verbandsoffiziellen zählt insbesondere der Sportschiedsrichter. Vgl. zum Begriff Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 41 f. 274 Beispielhaft hierfür OLG Nürnberg, NJW-RR 1988, 993. 275 Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 30 f. Jene Definition sollte lediglich dahingehend modifiziert werden, dass nicht die Form des Sportbetriebs, ob allgemein oder veranstaltungsbezogen, von entscheidender Bedeutung ist. Der Ansatz einer Systematisierung solcher dem Sportbetrieb gewidmeten Stätten findet sich m.w.N. bei Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 30 f. Fn. 19. 276 Vgl. Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 29. Ähnlich Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 25: „Sportanlage ist die Gesamtheit der für einen bestimmten Sportbetrieb nötigen festen Einrichtungen“; Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 40. Vgl. auch § 1 Abs. 2 der 18. BImSchVO (Sportanlagenlärmschutzverordnung): „Sportanlagen sind ortsfeste Einrichtungen, (…) die zur Sportausübung bestimmt sind.“ Mit zu weitem Begriffsverständnis hingegen Hasler, Haftung für Sportanlagen, S. 14 ff., der auch Skipisten als Sportanlagen anerkennt. Dass es sich um eine bauliche Anlage nach der Terminologie des Bauplanungs- oder Bauordnungsrechts handelt, ist wegen der Autonomie des Zivilhaftungsrechts freilich nicht erforderlich. Zwar ist in Abgrenzung von Sportanlage und Sportgerät eine feste Verbindung mit dem Erdboden zu fordern, so auch Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 26 („Stabilität“). Diese muss jedoch nicht zwangsläufig auf Dauer angelegt sein, kann folglich auch nach Beendigung einer Sportveranstaltung wieder entfernt werden, so etwa das Fußballtor, welches für die Dauer des Spiels auf- und anschließend wieder abgebaut wird. Anders hingegen die h.M. zum Begriff der baulichen Anlage im Sinne des § 29 Abs. 1 BauGB, s. nur Krämer, in: Spannowsky/Uechtritz, § 29 Rn. 3 f. m.w.N.

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sind jedoch für den Sportstättencharakter nicht grundsätzlich erforderlich, so dass auch ein befahrener Hang abseits einer Skipiste, ein Rodelhügel oder eine einfache Straße für Formen des Skatingsports als Sportstätten einzuordnen sind.277 Sportveranstaltungen werden regelmäßig auf zentralen Sportstätten ausgetragen, die oftmals weder im Eigentum des Veranstalters oder Ausrichters stehen, noch von diesen verwaltet werden.278 Vielmehr gehören Stadien, Sport- und Mehrzweckhallen, Sportplätze, Schwimmbäder, Pisten oder Motorsportanlagen zumeist eigenständigen Gesellschaften des Privatrechts oder, als öffentliche Sachen in Zivilgebrauch, der öffentlichen Hand.279 In Randsportarten sowie im Breiten- und Freizeitsportbereich tritt Letztere gar noch deutlicher in den Vordergrund, denn einerseits fehlt es in diesem Sektor den Vereinen selbst an der notwendigen Finanzkraft für Erwerb und Unterhalt eigener Sportstätten, andererseits besitzen private Investoren aufgrund mangelnder Öffentlichkeitswirksamkeit und fehlenden Gewinnpotenzials kein entsprechendes Investitionsinteresse.280 Auch Straßen oder Skipisten, auf denen nach Sondernutzungserlaubnis Sportveranstaltungen abgehalten werden, stehen typischerweise im Eigentum von Bund, Land oder Gemeinde. Ist der Veranstalter folglich nicht zugleich Eigentümer der von ihm genutzten Sportstätte, bedarf es eines Gebrauchsüberlassungsvertrages, der im Regelfall als privatrechtlicher Miet- oder Pachtvertrag ausgestaltet ist.281 Während private Träger mit der Überlassung der 277 Insgesamt ist dieses weite, auf Börner beruhende Begriffsverständnis insoweit unbedenklich, als dass hiermit noch keine haftungsrechtlich relevanten Pflichten begründet werden, es sich vielmehr, ähnlich dem Begriff der Sportveranstaltung, um einen haftungsrechtlich neutralen Begriff handelt, so auch ders., Sportstätten-Haftungsrecht, S. 29 f. Vgl. ferner im Kontext der Skipistenhaftung auch Nirk, in: DAV (Hrsg.), Skirecht, S. 43 (48). 278 Vgl. Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 20 f. 279 Vgl. Martin, DS 2007, 103 (104). Von den für die in der Spielzeit 2013/14 der Fußballbundesliga genutzten Fußballstadien standen ausschließlich die Allianz Arena (FC Bayern München), das Stadion im Borussia-Park (Borussia Mönchengladbach) und die AWD Arena (Hannover 96) unmittelbar im Eigentum des jeweiligen Clubs. Das Eigentum an elf Stadien befanden sich in der Hand privater Gesellschaften, wenngleich teils mit gesellschaftsbeherrschender Stellung des Muttervereins oder der öffentlichen Hand, vier Stadien wurden unmittelbar in öffentlicher Hand gehalten. Anders noch die Situation um 1980 nach Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18: Eigentümer der weitaus meisten Stadien der Bundesligavereine seien öffentlich-rechtliche Körperschaften. Lediglich im Bereich der 2. Fußballbundesliga stünden Arenen noch zum Teil im Eigentum der Vereine. 280 Beispiel: In der Freien und Hansestadt Hamburg stehen von 1.287 Sportanlagen 805 im Eigentum der Stadt. Die verbliebenen 482 Sportanlagen verteilen sich auf Verbände, Vereine und private Träger. (Quelle: Fortgeschriebene Bestandserhebung des Hamburger Sportamtes aus dem Jahr 1994, abrufbar unter http://www.hamburg.de/sportstaetten-in-hamburg/3117086/ sportstaettenbestand-hamburg.html (Stand: 04. 11. 2015). Die Vorherrschaft einer öffentlichrechtlichen Trägerschaft findet sich jedoch nicht in allen Bereichen wieder. So etwa nicht im Tennissport, der in Hamburg auf 121 Tennisanlagen ausgeübt wird, von denen nur 4 in staatlicher Hand liegen. Ähnliches gilt auch für Golfplätze. Hintergrund dessen ist wohl die gesteigerte Finanzkraft der Vereine aufgrund hoher Mitgliedsbeiträge und privater Förderleistungen. 281 Siehe hierzu noch eingehend die Ausführungen unten, § 4 A.I.5.

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Sportstätte an den Veranstalter oftmals eigenwirtschaftliche Zwecke verfolgen, nimmt die öffentliche Hand in erster Linie eine Verwaltungsleistung zum Wohle der Allgemeinheit unter Berücksichtigung fiskalischer Nebenzwecke vor. Auch die Verwaltung der Sportstätte erfolgt in der Mehrzahl der Fälle nicht durch den Veranstalter als Nutzer selbst. Für den Betrieb großer Sportstätten zeichnen sich zumeist und unabhängig von einer möglichen Eigentümerstellung des Sportvereins, eigens gegründete Betreibergesellschaften mit wiederum diversifizierten Beteiligungsstrukturen verantwortlich.282 Zu deren Tätigkeitsfeldern gehören regelmäßig sowohl die Verwaltung und Instandhaltung der Sportstätte („off-modus“), als auch deren Vermarktung und der Betrieb im Rahmen einzelner Veranstaltungen („onmodus“). Letzteres umfasst Dienstleistungen technischer wie infrastruktureller Natur, beispielsweise aus den Bereichen des veranstaltungsspezifischen Facility Managements, der Medientechnik oder der Sicherheitsgewähr. Bei kleinen Sportstätten hingegen können zumindest Betrieb und Verwaltung von einer einzelnen natürlichen Person als Platzwart oder Hausmeister übernommen werden, der typischerweise in einem zivilrechtlichen Anstellungsverhältnis zum jeweiligen Eigentümer der Sportstätte steht und die allgemeinen Aufgaben zur Sportstätteninstandhaltung übernimmt.

V. Die privaten Dienstleister Bei großen Sportveranstaltungen bedient sich der jeweilige Veranstalter im Regelfall einer kaum mehr überschaubaren Zahl privater Dienstleister, um die Vielzahl der mit Organisation und Durchführung des Events verbundenen Aufgaben zu bewältigen. Ticketing, Sicherheitsgewähr, Bewerbung und Vermarktung sind nur einige der relevantesten Tätigkeitsfelder, die regelmäßig an spezialisierte Kräfte delegiert werden. Aber auch darüber hinaus bieten Veranstaltungen mit einem erheblichen Zuschaueraufkommen, wie etwa die Spiele der Fußballbundesliga, eine Plattform für weitreichende Serviceangebote, die über das sport-typische Thema der Veranstaltung weit hinausgehen. Dazu gehören etwa Verpflegung, Anreise- und Hospitalityservice.283 Aus haftungsrechtlicher Perspektive von besonderem Interesse sind die privaten Sicherheitsdienstleister, die als verlängerter Arm des Veranstalters mit der Wahrnehmung sicherheitsrelevanter Aufgaben betraut und somit für die Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung verantwortlich gemacht werden. Darüber hinaus 282 Als Beispiel sei die Olympiastadion Berlin GmbH als Betreibergesellschaft des Berliner Olympiastadions angeführt. Alleinige Gesellschafterin der GmbH ist das Land Berlin, welches auch zugleich Eigentümer des Stadions ist. 283 Laut Erwin Staudt, ehem. Präsident des Fußballbundesligisten VfB Stuttgart, zählt der gesamte Hospitality- und Vermarktungsbereich gar zu den wichtigsten Einnahmequellen der Vereine. Siehe hierzu das Interview, geführt von Achim Späth, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 43 (45).

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kann der Prozess privater Schutzgewähr auch in einen kontextuellen Trend zum Rückzug staatlicher Sicherheitsleistungen zugunsten einer entsprechenden Aufgabenwahrnehmung durch nichtstaatliche Sicherheitsprovider gesetzt werden.284 Auch bei großen Sportevents ergänzen idealerweise spezialisierte und angepasst agierende private Sicherheitskräfte das staatliche Schutzkonzept in diversifizierten Kooperationsformen dort, wo der Schutz aller Mitglieder der Gesellschaft durch staatliche Institutionen allein nicht mehr hinreichend gewährleistet werden kann.285 Um dem validen Schutzbedürfnis des einzelnen Bürgers und der Öffentlichkeit umfänglich Rechnung zu tragen, ist die gewerbsmäßige Darbietung von Sicherheitsleistungen an die Voraussetzungen des § 34a GewO und der auf dessen Grundlage ergangenen Verordnung über das Bewachungsgewerbe286 geknüpft.287 So wird die Gefahr unzuverlässiger Sicherheitsdienste durch das Erfordernis einer behördlichen Erlaubnis und weitere Auflagen in Form von Ausbildungsnachweisen und Anzeigepflichten eingedämmt.

VI. Die Ämter und Ordnungsbehörden Der Sport ist als soziokulturelles Phänomen längst zu einem bedeutenden Faktor in der politischen Wirklichkeit erwachsen und erfährt eine ressortübergreifende öffentliche Förderung. Andererseits wird der Sport aber auch aufgrund seiner mannigfaltigen Wirkungsansätze für verschiedene Bereiche des innerstaatlichen Sozialkonstrukts politisch instrumentalisiert. Dass der Sport jedenfalls mehr ist als die reine Freude an Bewegung oder Wettkampf, ist auch auf politischer Ebene längst registriert worden.288 Die konkreten Auswirkungen jener Entwicklung werden auch im Kontext einzelner Sportveranstaltungen spürbar. Denn ganz unabhängig davon, dass die Legislative mit dem Erlass einschlägiger Rechtsvorschriften der Sportveranstaltung ein rechtliches Fundament verleiht und die behördliche Verwaltung durch Erlass von Genehmigungen und Auflagen oftmals einen eigenständigen Überprü-

284 Vgl. Feltes, ZRP 2007, 243, nach dessen Auffassung „sich der Staat zunehmend aus dem Prozess der Herstellung von Sicherheit zurückzieht“. Hammer, DÖV 2000, 613 (614 m.w.N. in Fn. 3), spricht von dem Erfordernis eines „schlanken Staates“. Siehe auch Stober, NJW 1997, 889 (891 f.). 285 So waren im Rahmen der FIFA Fußballweltmeisterschaft 2006 mindestens 20.000 private Sicherheitskräfte im Einsatz, Feltes, ZRP 2007, 243; Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 162. Ferner betont Feltes, S. 244, dass der Einsatz privater Sicherheitskräfte bei entsprechenden Großevents auch dazu geeignet sei, das Bild der gesamten Sicherheitsbranche zu verbessern und einen durchaus erwünschten Wettbewerb mit staatlichen Institutionen zu schaffen. 286 In seiner Form vom 10. 7. 2003, abgedruckt in BGBl. 2003 I, S. 1378. 287 Hierzu Hammer, DÖV 2000, 613 (620 f.). 288 Vgl. in diesem Kontext auch den Beitrag von Häberle zum „,Sport‘ als Thema neuerer verfassungsstaatlicher Verfassungen“, in: FS Thieme, S. 25.

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fungsspielraum für sich behält,289 tritt der Staat gegenüber dem Veranstalter keineswegs ausschließlich in obrigkeitlicher Lenkungsfunktion auf, sondern reicht diesem vielfach die „öffentliche Hand“ und wird somit gar zu einem der wichtigsten Partner des Sportveranstalters überhaupt.290 Gerade bei Sportveranstaltungen auf Amateurebene werden Sportstätten oftmals von staatlicher Seite zur Verfügung gestellt.291 Ebenso werden Großsportveranstaltungen durch die Bereitstellung staatlicher Infrastruktur überhaupt erst realisierbar, man denke insoweit nur an öffentliche Anstalten und Einrichtungen wie Krankenhäuser, Entsorgungseinrichtungen oder Ordnungsbehörden, die in Erfüllung ihrer Amtspflichten und in Kooperation mit den privaten Ordnungsdiensten Sicherheit und Ordnung auf der Sportstätte und darüber hinaus auch im weiteren Umfeld der Veranstaltung gewährleisten.292 So verwundert es kaum, dass die Partnerschaft von Veranstaltern und staatlichen Behörden angesichts der wachsenden Komplexität sportlicher Veranstaltungen, aber auch wegen der zunehmenden Brisanz bestimmter Gefahrenbereiche, wie etwa dem Phänomen der Fangewalt im Fußballsport, längst durch eine Vielzahl an Kooperationsabkommen eine nahezu statuarische Verfestigung erfahren hat. Sinnbildlich hierfür steht die Zusammenarbeit von Staat und Sport im Rahmen einzelner Großveranstaltungen, wie der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland im Sommer 2006. Bereits im Bewerbungsverfahren des DFB um die Ausrichtung des Globalturniers verlangte die FIFA Vorlage umfassender Regierungsgarantien, unter anderem zu Sicherheitsaspekten und medizinischer Versorgung.293 Mit Vergabe des Turniers an den DFB wurde innerhalb des zuständigen Bundesministeriums des Innern ein eigener Stab „WM 2006“ gegründet, dessen Hauptaufgabe darin bestand, in Zusammenarbeit mit sämtlichen Regierungsressorts die Einhaltung jener Garantieerklärungen zu gewährleisten.294 Aber auch über den Bereich einzelner Veranstaltungen hinaus manifestiert sich die kooperative Zusammenarbeit von Staat und den privaten Akteuren des organisierten Sportbetriebes im Feld der Sicherheitsgewähr heute in einer gefestigten Partnerschaft, deren Grundlage sich in einem von einer aus staatlichen wie privaten Akteuren besetzte Arbeitsgruppe295 entworfenem Konzept fin289

Der behördlichen Genehmigung bedürfen etwa die Sportveranstaltungen im Sinne des § 29 StVO. 290 Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 22. 291 Siehe hierzu schon oben, § 1 B.IV. 292 Beispielhaft sei hier an die Regelung des erhöhten Verkehrsaufkommens durch die Polizei, oder die Sicherung der Veranstaltung durch Technisches Hilfswerk und Feuerwehr gedacht. Zu den Verantwortungsbereichen von privaten Sicherheitsdiensten und staatlichen Sicherheitskräften siehe im Einzelnen noch unten, § 4 B.IV und § 4 B.V. 293 Vgl. FIFA-Pflichtenheft zur Ausrichtung des FIFA-Weltpokals 2006, S. 8 ff. Siehe hierzu ferner den Fußball WM-2006. Abschlussbericht der Bundesregierung v. November 2006, S. 111 ff. 294 Eine umfangreiche Dokumentation der Tätigkeit des Stabes „WM 2006“ findet sich im Fußball WM-2006. Abschlussbericht der Bundesregierung v. November 2006, S. 9 ff. 295 Zusammengesetzt war die Arbeitsgruppe aus Vertretern der Ständigen Konferenz der Innenminister- und -senatoren der Länder, des DFB, des DSB (heute: DOSB), des Deutschen

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det.296 Mit dieser hat die Politik insbesondere die Bekämpfung von Zuschauergewalt und Fanausschreitungen zu Recht als öffentliche Aufgabe begriffen.297 Als Ergebnis sind verschiedene gemeinschaftlich geführte Maßnahmen und Initiativen der Beteiligten zu würdigen. Ausdruck dieser Partnerschaft ist nicht zuletzt auch der verbesserte Informationsaustausch zwischen den Behörden, privaten Veranstaltern und Sportverbänden im Rahmen eines länderübergreifenden Informationsverbundes, der seinen Niederschlag in der Gründung der Landesinformationsstellen Sporteinsätze (LIS), der bundesweit agierenden Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS)298 und der Einrichtung der Datei „Gewalttäter Sport“299 gefunden hat. Auch auf internationaler Ebene ist die staatliche Verantwortung im Kontext von Gewalt bei Sportveranstaltungen zum Gegenstand vielzähliger Abkommen und Beschlüsse geworden.300 Denn „Sport macht keinen Halt vor Landesgrenzen“301 und erfordert so eine internationale Koordinierung zur effektiven Abwehr sportveran-

Städtetages, der Jugendministerkonferenz, der Sportministerkonferenz, des Bundesministeriums des Innern und des Bundesministeriums für Frauen und Jugend (heute: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend). 296 Der Ergebnisbericht der Arbeitsgruppe Nationales Konzept Sport und Sicherheit (NKSS), eine rechtlich unverbindliche politische Koordinations- und Kooperationsabsprache der beteiligten Kreise, kann eingesehen werden unter http://kos-fanprojekte.info/pdf/nkss-1292. PDF (Stand: 04. 11. 2015). Das NKSS wird seit 1993 durch den Nationalen Ausschuss Sport und Sicherheit (NASS) unter Beteiligung nationaler und privater Akteure und Federführung des Landes Nordrhein-Westfalen fortentwickelt und bundesweit einheitlich koordiniert. Zu den Früchten des NKSS zählen unter anderem der Ergebnisbericht Bundesweit wirksame Stadionverbote (S. 20 ff.) sowie die Rahmenrichtlinien für Ordnungsdienste (S. 26 ff.). 297 Nolte, NVwZ 2001, 147 (148), weist darauf hin, dass noch im 9. Sportbericht der Bundesregierung v. 12. 10. 1999 das Phänomen der Zuschauergewalt in der Sportbilanz der Jahre 1994 bis 1997 keine Erwähnung gefunden hat. 298 Eine Auflistung einzelner Aufgabenbereiche der LIS und der ZIS findet sich etwa im Runderlass des niedersächsischen Innenministeriums v. 10. 10. 2008, abgedruckt in NdS.MBl. Nr. 45/2008, S. 1146 f. Vgl. ferner Kant, Bürgerrechte & Polizei 2006, 29 ff.; Krahm, Hooligangewalt, S. 228 ff.; Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 64 ff.; Nolte in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 55 (57); ders., in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (39). Siehe zum Einsatz der ZIS während der Fußballweltmeisterschaft 2006 das Nationale Sicherheitskonzept FIFA-WM 2006, S. 5, sowie eingehend Kant, Bürgerrechte & Polizei 2006, 29 (33 ff.). 299 Zur Frage der Rechtmäßigkeit der Datenspeicherung zur Eindämmung von Hooliganismus Krahm, Hooligangewalt, S. 231 ff. Siehe hierzu auch BVerwG, NJW 2011, 405 (406 f.). 300 Vgl. hierzu Nolte in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 55 (58 f.); ders., in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (38 f.); Siekmann, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 61 (64 ff.). Allgemein zur Europäisierung polizeilichen Handelns im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 74 ff. 301 Nolte, in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (38). So auch schon bezogen auf den Fußballsport Nolte in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 55. Allgemein zur Internationalität des Sports und der Sachverhalte des Sportrechts Vieweg, Faszination Sportrecht, S. 30 ff.

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staltungsbezogener Gefahren.302 Von zentraler Bedeutung ist dabei das im Anschluss an die Katastrophe von Heysel303 erlassene Europäische Übereinkommen über Gewalttätigkeiten und Fehlverhalten von Zuschauern bei Sportveranstaltungen und insbesondere bei Fußballspielen des Europarates von 1985, in welchem sich die Ratifizierungsstaaten dazu verpflichten, alle zur Verhinderung und Kontrolle der Gewalttätigkeiten und des Fehlverhaltens von Zuschauern sportlicher Veranstaltungen notwendigen Schritte innerhalb der Grenzen ihrer jeweiligen verfassungsrechtlichen Bestimmungen zu koordinieren.304 Die verbliebenen Ermessens- und Gestaltungsspielräume bleiben den Vertragsstaaten zur eigenverantwortlichen Ausfüllung und Implementierung im nationalen Mehrebenensystem überlassen.305

VII. Die Zuschauer Als Zuschauer sollen im Sinne dieser Untersuchung all diejenigen Personen verstanden werden, die als Besucher der Sportveranstaltung physisch dem Ort des Geschehens beiwohnen und ihren Verlauf betrachten.306 Auch Personen, die nur über das Medium Fernsehen oder sonstige Wege der Massenkommunikation ein Sportereignis verfolgen, werden regelmäßig als „Zuschauer“ bezeichnet. Jedoch sollte zu Klarstellungszwecken von diesem Personenkreis in Abgrenzung zu den vor Ort Anwesenden als „Publikum“ gesprochen werden.307 Zuschauer ist nur, wer nicht zugleich aus beruflichen oder sonstigen, etwa sportlichen Zwecken in die Veranstaltung selbst involviert ist.308 Berufsbedingt anwesende Ordner sind somit ebenso 302

Siehe hierzu anhand der Bekämpfung des Fußball-Hooliganismus‘ durch internationale nichtstaatliche und zwischenstaatliche Regelungen ausführlich Siekmann, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 61 ff. 303 Hierzu noch unten, § 2 B.I.2.b). 304 Das Übereinkommen ist einsehbar unter http://conventions.coe.int/Treaty/ger/Treatis/ Html/120.htm (Stand: 04. 11. 2015). Flankiert wird das Abkommen durch unterschiedliche Beschlüsse des Rates der Europäischen Union, welche die supranationale Verpflichtung staatlicher Organe zum Schutz vor sportveranstaltungsbezogenen Gefahren präzisieren, siehe hierzu die Nachweise bei Krahm, Hooligangewalt, S. 44 Fn. 123, und Nolte, in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (41). Zur Kooperation der EU-Polizeien in Sachen Fußball ausführlich Busch, Bürgerrechte und Polizei 2006, S. 36 ff. 305 Siehe hierzu die Ausführungen zur staatlichen Gefahrenabwehr bei Sportveranstaltungen unten, § 4 B.V. 306 Vgl. Anders, in: Röthig/Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon, Stichwort „Zuschauer“, S. 662; Schulze, Jura 2011, 481. 307 Vgl. dazu Anders, in: Röthig/Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon, Stichwort „Zuschauer“, S. 663. Vgl. auch Schulze, Jura 2011, 481. 308 Als zu eng erweist sich die von Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 33 f., und Dippel, Rassismus, S. 160, vertretene Auffassung, nach welcher ein Zuschauer seine Anwesenheit nie mit beruflichen Zielen verknüpfen dürfe. Demnach wären auch Talentsucher, verletzte Spieler einer teilnehmenden Mannschaft auf der Tribüne und sonstige Berufsträger ausgeschlossen, die der Veranstaltung wie jeder sonstige Zuschauer auch bei-

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§ 1 Konkretisierung des Untersuchungsgegenstands

wenig Zuschauer, wie Sportler, die etwa während einer Pause des eigenen Wettkampfs die Leistungen von Konkurrenten oder Wettkämpfe anderer Disziplinen verfolgen.309 Als zu weitgehend erscheint es jedoch, mit Groda sämtliche Personen aus dem Kreis der Zuschauer auszuschließen, die eine „der Sportveranstaltung förderliche Funktion“ innehaben.310 Gerade bei Sportveranstaltungen bilden die Zuschauer oftmals ein konstitutives Element des Gesamtereignisses, welches zuweilen gar in einer eigenständigen Selbstinszenierung gipfelt (z. B. durch La-OlaWellen oder Fangesänge). Unter Berücksichtigung des Einflusses der Zuschauer auf die sportliche Leistung der Athleten lässt sich gar von „sekundärer Involvierung“ auf die Sportausübung selbst sprechen.311 Zuschauer ist jedoch nur, wer der Veranstaltung auch wissentlich beiwohnt.312 Dabei ist jedoch nicht entscheidend, ob der Zuschauer zielgerichtet oder zufällig am Veranstaltungsort vorbeikommt.313

wohnen. Für die Praxis kann wohl als Merkmal der Abschluss eines Zuschauervertrags zumeist als taugliches Abgrenzungskriterium herangezogen werden. Da gerade im Bereich des Amateursports oftmals keine Vertragsverhältnisse von den Zuschauern der Veranstaltung eingegangen werden (hierzu näher unten, § 4 A.I.2.), lässt jenes Kriterium allerdings keine absoluten Schlüsse zu. 309 Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 26; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 18. Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 55 Fn. 194, merkt insoweit zutreffend an, dass etwa bei einem Athleten kaum feststellbar sei, ab welchem Moment er noch einen anderen Wettkampf aus Interesse verfolgt oder sich bereits auf seinen nächsten Wettkampf vorbereite, indem er einen Gegner studiere. Die Zuschauereigenschaft an jenes innere Moment zu knüpfen, erschiene deshalb unpraktikabel. 310 Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 55. 311 Anders, in: Röthig/Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon, Stichwort „Zuschauer“, S. 662 f. Vgl. auch Schulze, Jura 2011, 481. Im Fußball werden die Fans einer Mannschaft gar als „zwölfter Mann“ bezeichnet. Neben ihrer Bedeutung als Umsatzträger durch den Kauf von Eintrittskarten, den Verzehr von Speisen oder Getränken und den Erwerb von Fanartikeln ist es wohl gerade die von den Fans ausgehende psychologische Einflussnahme auf das sportliche Geschehen, sei es durch ein Anfeuern der eigenen oder ein Einschüchtern der gegnerischen Sportler oder der Unparteiischen, welche die Zuschauer zu einem wesentlichen und mitgestaltenden Faktor der Sportveranstaltung werden lässt, Dippel, Rassismus, S. 160. 312 Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 33 f.; Dippel, Rassismus, S. 160; Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 13; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 54 f.; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 18 f.; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 25 f.; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 18. Ebenso Kolberg, Veranstaltungsbesuchsvertrag, S. 19, die jedoch im Kontext allgemeiner Veranstaltungen den Begriff „Besucher“ vorzieht. 313 Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 24, verlangt zusätzlich ein voluntatives Element in Form des zielgerichteten Besuchens und grenzt auf diese Weise Personen aus dem Kreis der Zuschauer aus, die dem Sportereignis zufällig beiwohnen. Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 13, kritisiert jedoch berechtigterweise, dass nicht einzusehen sei, „warum zwischen demjenigen, der den Entschluss, einen Wettkampf zu besuchen, früher gefasst hat und deshalb den Weg zum Sportplatz unternommen hat und demjenigen, der den Vorsatz zum Zuschauen erst beim Anblick der Sportveranstaltung selber fasst, ein Unterschied gemacht werden soll“.

B. Teilnehmer und sonstige Subjekte im Kreis der Sportveranstaltung

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Fraglich erscheint schließlich, ob für den Zuschauer das Interesse an der sportlichen Leistung im Vordergrund stehen muss.314 Mit diesem Kriterium wird bisweilen versucht, Unruhestifter wie Randalierer oder Flitzer aus dem begrifflichen Verständnis auszugrenzen, die insbesondere Fußballstadien als Plattform für öffentliche Auftritte nutzen und für welche die sportlichen Aspekte eher nachrangigen Wert zu haben scheinen. Ein sachlicher Grund, diese Personen nicht als Zuschauer einzuordnen, besteht jedoch nicht, zumal sie auch aus haftungsrechtlicher Perspektive den Gefahren der Sportveranstaltung in gleichem Maße ausgesetzt bleiben, wie die übrigen Zuschauer auch.315

VIII. Die Medien und Sponsoren Ob in Printmedien, Fernsehen, Rundfunk oder, gerade in jüngerer Zeit, in neuen Medien wie Internet und Mobilfunk: Die Sportberichterstattung hat sich zu einem massenwirksamen Pfeiler deutscher Pressekultur entwickelt.316 Dabei ist von einer ständigen Wechselwirkung zwischen Medien und der Veranstaltung selbst auszugehen.317 Je stärker ein Sportereignis durch Berichterstattung in den öffentlichen Fokus rückt, desto umfangreicher die Vermarktungsmöglichkeiten, desto größer die Zuschauerresonanz, womit zugleich das Interesse an der medialen Berichterstattung weiter wächst. In diesem Sinne werden die Medien zu mehr als bloßen, über der Veranstaltung stehenden Informationsdiensten. Sie nehmen vielmehr diverse Rollen als Öffentlichkeitsmittler, Werbeträger und zu berücksichtigende Wirtschaftsfaktoren ein und werden durch eine feste Verflechtung mit dem Sport zu einem absolut 314

So etwa im Ergebnis Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 26. 315 So auch Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 55; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 19; Schulze, Jura 2011, 481 (482). Vgl. auch Heermann, Haftung im Sport, S. 31 f., seinerseits mit Verweis auf das Attentat auf die damalige Tennisspielerin Monica Seles in Hamburg aus dem Jahre 1993. Offen gelassen von Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 18 f. Zweckmäßiger erscheint es hingegen, die heterogene Masse der Sportzuschauer insbesondere bei Fußballspielen entlang soziologischer Lehrsätze in drei Kategorien einzuteilen: konsumorientierte, sportzentrierte und erlebnisorientierte Zuschauer, vgl. Krahm, Hooligangwalt, S. 27 ff. An diese Differenzierung anknüpfend werden Zuschauer bei Fußballspielen von der ZIS einer von drei Kategorien zugeordnet: Kategorie A (friedliche Fans), Kategorie B (gewaltbereite/gewaltgeneigte Fans) und Kategorie C (gewaltsuchende Fans), siehe ZIS (Hrsg.), Jahresbericht Fußball Saison 2013/14, S. 6, abrufbar unter https://www.polizei.nrw.de/media/Dokumente/Behoerden/LZPD/ZIS_Jahresbericht_2013_14. pdf (Stand: 04. 11. 2015). Zu einer alternativen, durch den Rat der Europäischen Union angeregten Kategorisierung in Nicht-Risiko-Fans und Risiko-Fans vgl. Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 22 f. 316 Zur Bedeutung der Sportberichterstattung in elektronischen Medien vgl. Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 406 ff. Zur Sportberichterstattung im dualen Fernsehsystem siehe Burk, Sport im Fernsehen, S. 135 ff. 317 Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 20.

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§ 1 Konkretisierung des Untersuchungsgegenstands

unverzichtbaren Bestandteil sportlicher Großveranstaltungen.318 Gemeinsam streben die Beteiligten folglich danach, das vorhandene öffentlichkeitswirksame Darbietungspotenzial sportlicher Ereignisse umfassend auszuschöpfen. Für die Veranstalter sportlicher Wettkämpfe ergeben sich daraus das Interesse und die Pflicht, medialen Bedürfnissen hinreichend Rechnung zu tragen.319 Durch die mediale Sportberichterstattung werden große Sportveranstaltungen auf diese Weise zu wahren Zuschauermagneten. Sport im Fernsehen erreicht bis zu 80 % der Bevölkerung.320 Großereignisse wie die Fußballweltmeisterschaft werden von Milliarden von Menschen in fast 200 Ländern der Erde verfolgt. Das immanente und durch die mediale Aufmerksamkeit geförderte Werbepotenzial machen sich wiederum Sponsoren321 zunutze und platzieren ihre Werbebotschaften über den Sport auf nationalen wie internationalen Märkten.322 Die Bandbreite der Sponsoren reicht von lokalen Unternehmen bei Veranstaltungen auf regionaler Ebene bis hin zu multinationalen Großkonzernen, welche die Plattform großer Sportereignisse für eigene Werbezwecke längst umfassend erschlossen haben.323 Die durch das Sponsoring akquirierten Gelder werden zur Deckung des Finanz- und Sachmittelbedarfs der Sportveranstaltung benötigt und sind damit von oftmals überlebenswichtiger Bedeutung als Finanzierungsmittel für einzelne Veranstaltungen. Auch auf die Bedürfnisse der Sponsoren ist daher bei Organisation und Durchführung einer Sportveranstaltung zwingendermaßen Rücksicht zu nehmen.

318 Dies belegen schon die durch mediale Verwertung generierten Erlöse. Mit dem Verkauf der Fernsehrechte an der Fußballbundesliga für die vier Spielzeiten von 2013/14 bis einschließlich 2016/17 hat der Ligaverband einen Preis von rund E 2,5 Mrd. erzielt, vgl. Nachweise oben, Fn. 23. 319 Diese Entwicklung führt zu immer wiederkehrenden Überlegungen, nicht nur die jeweilige Veranstaltung, sondern gar den Sport selbst medienwirksamer zu gestalten. Bei den jüngsten Olympischen Spielen in London 2012 traten die Feldhockeymannschaften bspw. auf blauem Grund gegeneinander an, um den gelben Ball für das Fernsehpublikum besser sichtbar zu machen. Hierzu mit weiteren Beispielen auch Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 58 Fn. 219. 320 Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 407. Vgl. hierzu auch die Nachweise zum deutschen Fernsehzuschaueraufkommen bei der Finalbegegnung zwischen Deutschland und Argentinien bei der FIFA Fußballweltmeisterschaft 2014 oben, Fn. 18. 321 Zu Begriff, Arten und Bedeutung des Sponsoring im Sport Vieweg, SpuRt 1994, 6 ff. 322 Weisemann/Spieker, Sport, Spiel und Recht, S. 206. Beliebte Werbemaßnahmen sind etwa die Trikot-, Banden- oder Titelwerbung. Den konkreten Nutzen des Sportsponsorings benennt Vieweg, SpuRt 1994, mit der wachsenden Bekanntheit des beworbenen Produkts, des Namens oder des Warenzeichens des Sponsors oder mit dem generellen Imagegewinn des Unternehmens durch Assoziierung mit dem Sport. Ebenso Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 37 f. 323 Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 37. Daneben tritt gerade auf lokaler Ebene bisweilen Förderung in Form von Mäzenatentum, Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 38.

B. Teilnehmer und sonstige Subjekte im Kreis der Sportveranstaltung

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IX. Unbeteiligte Dritte Bisweilen werden durch Sportveranstaltungen schließlich die Interessen völlig unbeteiligter Personen berührt oder verletzt. Insbesondere Anwohner und Nachbarn können in den Fokus des Sportveranstalterhaftungsrechts geraten. Strenger Immissionsschutz einerseits und das Bedürfnis nach sportlicher Betätigung durch die Benutzung von Sportstätten andererseits stehen sich hier in einem besonderen konfliktträchtigen Spannungsverhältnis gegenüber.324 Gleiches gilt für den Schutz der Öffentlichkeit vor sonstigen Gefahren der Sportausübung und der Sportveranstaltung, etwa in Form von Zuschauerausschreitungen oder außerordentlichen Verkehrsaufkommen.

324 Vgl. Scheffen, NJW 1990, 2658 (2661). Auch hierzu noch eingehender unten, § 4 A.II.1.b)cc)(2).

§ 2 Risikosphären von Sportveranstaltungen Nach der im ersten Teil dieser Arbeit getroffenen Feststellung soll die Sportveranstaltung für die folgende Untersuchung verstanden werden als ein zeitlich begrenztes, geplantes und organisiertes Ereignis, bei welchem die spielerische und damit unter Einhaltung bestimmter Regeln erfolgende Form der Körperertüchtigung zur Erreichung eines bestimmten wettkämpferischen Leistungsziels im Vordergrund steht und welches sich mit diesem Ziel und gegebenenfalls mit einer weiteren definierten Zielsetzung an einen mehr oder weniger bestimmten Teilnehmerkreis richtet.325 Obgleich das Ereignis der Sportveranstaltung wegen des Facettenreichtums sportlicher Betätigungsmöglichkeiten und der völlig unterschiedlichen Akzentuierung der veranstaltungs-typischen Begebenheiten mit einem einzigen Blick wohl kaum erfasst werden kann, so wurden doch als Ausfluss der eingangs vorgenommenen Konkretisierungen einzelne Parameter destilliert, nach welchen sich die Sportveranstaltung stets als Bild eines soziologischen Moments der Bewegungskultur zeichnen lässt. Nahe liegt nun auch die Erkenntnis, nach welcher sich hinter dem Ereignis der Sportveranstaltung ein Bereich erhöhter Verletzungsrisiken und Haftungsgefahren verbirgt.326 Um somit auf Grundlage des vorgebrachten Definitionsansatzes eine Übersicht der Sportveranstaltung als Gefahrenbereich und Schadenssphäre geben zu können, bietet es sich an, erneut zu differenzieren und die Risikosphären des Sports und der Veranstaltung getrennt voneinander zu würdigen. Beide Sphären werden zur präziseren Analyse ferner in einzelne Risikofaktoren unterteilt.327

325

Siehe zur Herleitung jener Begriffsbestimmung die Ausführungen oben, § 1 A. Für die wissenschaftliche Disziplin der Unfall- und Schadensforschung lässt sich der Terminus des Risikos bestimmen als das Produkt aus Ereignishäufigkeit im Sinne einer Wahrscheinlichkeitsgröße und Unfallschwere im Sinne einer Auswirkungsgröße, so Hübner, in: Würtenberger (Hrsg.), Risikosportveranstaltungen, S. 1 f. Ebenso Vieweg, in: FS Kollhosser Bd. I, S. 377, (378). Vom Risikobegriff abzugrenzen ist der Begriff der Gefahr als Situation, in welcher ein Risiko derart groß erscheint, dass bei ungehindertem Geschehensablauf mit hinreichender Wahrscheinlichkeit Schäden zu erwarten und Schutzmaßnahmen damit erforderlich sind, vgl. Vieweg, in: FS Kollhosser Bd. I, S. 377 (378 Fn. 7). 327 Ein Arbeitsschritt, welcher für sich genommen weder absolute Geltung in Anspruch nimmt, noch von materieller Bedeutsamkeit bei der Lösung der entsprechenden Schadensfälle sein soll, sondern ausschließlich der Systematisierung der entsprechenden Haftungsfälle im Kontext der Sportveranstaltungsorganisation zu dienen bestimmt ist. So bleibt in diesem Sinne noch zu erwähnen, dass sich der Schaden im Sporthaftungsrecht im Regelfall als multifaktoriell bedingtes Ereignis darstellt, in welchem sich mehrere der im Folgenden thematisierten Faktoren zugleich realisieren. 326

A. Die Risikosphäre des Sports

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A. Die Risikosphäre des Sports „Sport ist Mord“. Diesem, dem verstorbenen britischen Staatsmann Winston Churchill zugeschriebenen, Ausspruch328 lässt sich – wenngleich nicht im wortwörtlichen Sinne – aller Bestrebungen für mehr Sicherheit im Sport zum Trotz329 ein Funke Wahrheit doch nicht absprechen. Eine gemeinschaftlich durch den Lehrstuhl für Sportmedizin und Sporternährung der Ruhr-Universität Bochum und die ARAG Sportversicherung durchgeführte Erhebung330 ergab: Ca. 1,25 Mio. verletzte Sportler im vereins- und nicht-organisierten Sportbetrieb erleiden jährlich in Deutschland ca. 1,33 Mio. statistisch erfasste Sportverletzungen, deren Behandlung allein zu einer Belastung des Gesundheitswesens mit rund E 1,6 Mrd. führt.331 Hinzu kamen für das Jahr 2013 ca. 475.000 Unfälle im Schulsport (inklusive des Hochschulsports).332 Zu den häufigsten Unfallsportarten zählen der Fußballsport,333 mit 328 Einen unzweifelhaften Beleg hierfür gibt es freilich nicht. Strittig bleibt gar, ob Churchill auf die Frage, warum er selbst ein so stattliches Alter erreicht habe, wirklich mit „First of all, no sports“ geantwortet hat, vgl. hierzu den Artikel „Sportlicher Premier“ der Onlineausgabe der Zeit v. 16. 6. 2005, abrufbar unter http://www.zeit.de/2005/25/Stimmts_25 (Stand: 04. 11. 2015). 329 Federführend für vielzählige Projekte, Workshops, Informationsleistungen und generelle Maßnahmen auf diversen Gebieten der Sicherheit und Unfallprävention im Sport in Deutschland ist die Arbeitsgemeinschaft Sicherheit im Sport, in der Akteure aus unterschiedlichen Fachbereichen der ARAG Sportversicherung, der Deutschen Sporthochschule Köln und der Ruhr-Universität Bochum ihre Erkenntnisse zusammenführen und fruchtbar machen. Entsprechendes Pendant auf europäischer Ebene ist das European Network for Sports Injury Prevention. 330 Abgedruckte Daten finden sich bei Henke/Gläser/Heck, in: Alt/Schaff/Schumann (Hrsg.), Neue Wege zur Unfallverhütung im Sport, S. 139 ff. Die Studie beruht zum einen auf einer gemeinsam geführten Datenbank, in der mittels systematischer Befragung verletzter Vereinssportler seit 1987 mittlerweile ca. 180.000 Sportunfälle detailliert erfasst wurden, zum anderen auf einer Befragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz, bei der in Zusammenarbeit mit Infratest rund 166.000 deutsche Haushalte zum Unfallgeschehen im Heim- und Freizeitbereich befragt wurden. Auf den Stand des Jahres 2000 aktualisierte Daten finden sich bei Gläser/Henke, Sportunfälle, S. 5 ff. Jüngst bestätigt wurden die Daten durch Henke, ZfOU 2012, 4 ff. Allgemein zu den Defiziten vorhandener Sportunfallstatistiken Vieweg, in: FS Kolhosser Bd. I, S. 377 (382 f.). 331 Gläser/Henke, Sportunfälle, S. 5. Auf den Vereinssport entfielen im Jahr 2000 dabei rund 715.000 Unfälle, auf den nicht-organisierten Sport 615.000. Dass die Summe der verursachten Gesamtkosten von Gläser/Henke mit E 1,6 Mio. beziffert wird, muss als Versehen erachtet werden. Vgl. hierzu auch die Angaben von Vieweg, in: FS Kolhosser Bd. I, S. 377 (387). Henke/Gläser/Heck, in: Alt/Schaff/Schumann (Hrsg.), Neue Wege zur Unfallverhütung im Sport, S. 139, beziffern die gesamten volkswirtschaftlichen Unkosten durch Sportunfälle mit rund DM 8 Mrd., ca. E 4,09 Mrd. Zur gesamtwirtschaftlichen Bedeutung von Sportverletzungen in der Schweiz siehe Sidler, Causa Sport 2006, 28 ff. 332 Statistik Schülerunfallgeschehen 2013 der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), S. 5, abrufbar unter http://www.dguv.de/medien/inhalt/zahlen/documents/schueler/sta tistik_info_2013.pdf (Stand: 04. 11. 2015). Mit rund 27,8 % machen die Schulsportunfälle den größten Teil aller Schulunfälle aus. Die Zahl der Schulsportunfälle ist dabei seit einigen Jahren tendenziell sinkend, vgl. S. 20, Abb. 16 der Statistik Schülerunfallgeschehen 2013. Eine Be-

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§ 2 Risikosphären von Sportveranstaltungen

einigem Abstand gefolgt von Handball,334 dem alpinen Skisport335 und dem Turnen.336 Freilich lassen absolute Unfallzahlen noch keinen Schluss auf Gefahrimmanenz und Verletzungsrisiko einer sportlichen Tätigkeit zu.337 Relative Quoten, welche die Zahl der Ausübenden einer Sportart und die Dauer des Sporttreibens selbst berücksichtigen, ergeben jedoch, dass gerade bei kampfbetonten Formen des Sports die Zahl der Verletzungen bei 100 Sportlern pro Jahr und die Zahl der Verletzungen in 1000 Stunden des sportlichen Treibens deutlich über den Quoten einer eigentlich als risikobehafteten Sportart wie dem alpinen Skisport liegen.338 zifferung der Kosten stationärer und ambulanter Behandlung infolge der Schulsportunfälle kann jedoch auch nach Rückfrage bei der DGUV nicht vorgenommen werden. 333 Nach C. Klein (Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl für Sportmedizin und Sporternährung), schriftliche Auskunft v. 11. 09. 2012, ergab eine Zwischenauswertung der durch die ARAG Sportversicherung erhobenen Daten zu Sportunfällen in den Jahren 2005 bis 2009, dass sich mehr als 50 % aller Verletzungen im Vereinssport im Zusammenhang mit dem Fußballspiel ereignen. Auch im nicht-organisierten Sport ist der Fußball mit 17,2 % die unfallträchtigste Sportart, Henke/Gläser/Heck, in: Alt/Schaff/Schumann (Hrsg.), Neue Wege zur Unfallverhütung im Sport, S. 139 (147). Im Schulsport ereignen sich immer noch ca. 34,4 % der Sportunfälle beim Fußballspiel, vgl. die Angaben der Statistik Schülerunfallgeschehen 2013, S. 22. 334 Im Vereinssport folgt Handball in der Sportunfallstatistik der Jahre 2005 bis 2009 mit 12,1 % auf Platz zwei der Unfallsportarten, C. Klein, schriftliche Auskunft v. 11. 09. 2012. Nach Gläser/Henke, Sportunfälle, S. 7, führt Handball mit über 20 % aller erfassten Unfälle im Frauenvereinssport die Statistiken sogar an. 335 Henke/Gläser/Heck, in: Alt/Schaff/Schumann (Hrsg.), Neue Wege zur Unfallverhütung im Sport, S. 139 (147), erfassen 10,9 % aller Unfälle aus dem nicht-organisierten Sport als Skisportunfälle. Zu beachten bleibt, dass gerade außerhalb des Vereinssports im Trend mehrerer Jahre signifikante Verschiebungen der Unfallhäufigkeit einzelner Sportarten aufgrund einer rapide zu- oder abnehmenden Beliebtheit einzelner Trendsportarten auftreten können, Henke/ Gläser/Heck in: Alt/Schaff/Schumann (Hrsg.), Neue Wege zur Unfallverhütung im Sport, S. 139 (147). Für eine diversifiziertere Betrachtung der Unfallrisiken im Wintersport vgl. die Skiunfallerhebung des österreichischen Skiverbands zur Wintersaison 2008/09, abrufbar unter https://www.oesv.at/media/media_breitensport/sterreichische-Skiunfallerhebung-2007 - 2008. pdf (Stand: 04. 11. 2015). 336 Im Schulsportunfallgeschehen kommt dem Turnen mit rund 11,3 % eine herausragende Stellung in den Unfallstatistiken zu, vgl. Statistik Schülerunfallgeschehen 2013, S. 22. Im Vereinssport ereigneten sich jüngst immerhin 4,3 % aller Unfälle beim Turnen, was dem Turnen hinter Fußball und Handball den dritten Platz in dieser unrühmlichen Statistik sichert, C. Klein, schriftliche Auskunft v. 11. 09. 2012. 337 Siehe Gläser/Henke, Sportunfälle, S. 6, und Vieweg, in: FS Kolhosser Bd. I S. 377 (381), die völlig zu Recht bemerken, die Spitzenreiterposition des Fußballsports in einschlägigen Sportunfallstatistiken rühre primär von dessen unbestrittener Popularität in Deutschland, nicht jedoch von dessen Risikoträchtigkeit. 338 Henke/Gläser/Heck, in: Alt/Schaff/Schumann (Hrsg.), Neue Wege zur Unfallverhütung im Sport, S. 139 (160 f.), allerdings im Weiteren kritisch zur Aufstellung einer Risikohierarchie der Sportarten aufgrund einer kaum möglichen objektiven Bewertung des Verletzungsrisikos. Siehe hierzu auch die Ausführungen zur Bestimmung des Risikosportbegriffs von Hübner, in: Würtenberger (Hrsg.), Risikosportveranstaltungen, S. 1 (2 f.), der schon die Notwendigkeit aufzeigt, bei der Risikobewertung einer Sportart zwischen Todesrisiko und Verletzungsrisiken zu differenzieren.

A. Die Risikosphäre des Sports

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Herkömmlich werden Sportunfallrisiken mittels epidemiologischer Untersuchung durch multikausale Einflussfaktoren begründet. Das Ereignis des Sportunfalls wird demnach im Einzelfall durch innere (körperliche Konstitution, motorische Fertigkeiten, mentale Disposition, Verletzungshistorie) und äußere Gegebenheiten (sportartspezifische Anforderungen, Witterungsverhältnisse) maßgeblich determiniert.339 Im Folgenden steht jedoch nicht die Unfallsensibilität des Sporttreibenden im Fokus. Vielmehr soll versucht werden, durch einzelne Risikofaktoren die grundlegenden, sportspezifische Schadensfälle bedingenden Mechanismen zu identifizieren und so den Sportbetrieb als Schadensrisikosphäre zu erfassen. Dabei handelt es sich folglich um eine Betrachtung, bei welcher auch solche über den Sportunfall340 hinausgehende Schädigungen Berücksichtigung finden. Die konkrete Zuteilung einzelner Sachverhalte zu spezifischen Risikofaktoren beruht dabei auf dem jeweiligen Kausalitätszusammenhang.

I. Risikofaktor Sportausübung Primärer Faktor der Risikosphäre Sport ist zweifelsohne die sportliche Betätigung als Form der spielerischen Körperbetätigung selbst, wie sie sich beispielsweise im Moment der Mitspielerverletzung, sei es durch die Grätsche im Fußball- oder das Halten eines Gegners beim Rugbysport, verwirklicht. Solche und andere unmittelbar und ausschließlich in der Sportausübung selbst verwurzelten Risiken betreffen typischerweise Gesundheit und körperliche Unversehrtheit des Geschädigten, in besonders gravierenden Fällen gar das Leben und stellen sich folglich als Unfallverletzung im Sinne einer „unfreiwilligen Gesundheitsschädigung durch ein plötzlich von außen auf den Körper einwirkendes Ereignis“ dar.341 Seltener betroffen ist hingegen das Eigentum, so etwa im Fall des gerissenen Sporttrikots als Folge des sportlichen Zweikampfs.

339

Vgl. Meeuwisse, CJSM 1994, 166 (168 f.). Vgl. ebenfalls Verhagen, in: bfu (Hrsg.), Sport – mit Sicherheit mehr Spaß, S. 8 (9 f.); Vieweg, in: FS Kolhosser Bd. I, S. 377 (379 f.). 340 Fritzweiler, Haftung des Sportlers, S. 4, versteht unter dem Sportunfall „jedes Ereignis im Sport, daß einen Personen- oder Sachschaden auslöst und bei dem ein äußerer und innerer Zusammenhang mit der sportlichen Betätigung der jeweiligen Sportart besteht.“ Zur fehlenden haftungsrechtlichen Bedeutung des Sportunfallbegriffs Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 26 f. 341 So die Definition des Unfallbegriffs nach Ziff. 1.3 der Allgemeinen Versicherungsbedingungen 2014 des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. Die Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu), übernommen vom amerikanischen National Committee for Injury Prevention and Control und zitiert nach Brügger, in: bfu (Hrsg.), Sport – mit Sicherheit mehr Spaß, S. 13 f., definiert die Unfallverletzung als „unabsichtlichen Schaden am menschlichen Körper, hervorgerufen durch akute Exposition von thermischer, mechanischer oder chemischer Energie oder das Fehlen von lebensnotwendigen Stoffen wie Wärme oder Sauerstoff“.

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§ 2 Risikosphären von Sportveranstaltungen

Um Bedeutung und Reichweite jenes Risikofaktors für die Rechtsgüter der Sportler, aber auch sonstiger unmittelbar am Wettkampf Beteiligter,342 verständlich zu machen, ist es notwendig, auf die eingangs dieser Arbeit vorgenommene Definition des Sportbegriffs zu rekurrieren.343 Als unabdingbares Element sportlicher Betätigung wurde so unter anderem das Merkmal der eigenmotorischen Körperaktivität identifiziert.344 Selbst wenn sich dieses Merkmal nicht zwingend in Form von körperlicher Bewegung im engeren Sinne manifestieren muss,345 gehen mit sportlicher Übung doch zumindest in aller Regel auch eine interne körperliche Energieleistung einerseits und die Einwirkung externer Kräfte auf den Körper andererseits einher.346 Im Zuge dessen wird nicht nur das Maß alltäglicher Körperleistung in ganz erheblichem Umfang überschritten,347 auch die sport-typischen Bewegungsabläufe selbst sind eigener Art. Zieht man nunmehr in Betracht, dass körperliche Höchstleistungen, sei es die Entwicklung von Kraft, Geschwindigkeit oder kinetischer Energie, ebenso wie atypische Bewegungsmuster stets und in nicht unerheblichem Maße mit einem Verlust der absoluten Kontrolle über den eigenen Körper einhergehen, so steht wohl kaum in Frage, dass insbesondere der unerfahrene und untrainierte, aber auch der professionell tätige Sportler durch das von einer Sportart geforderte Niveau der körperlichen Leistung und der koordinatorischen Abläufe überfordert werden kann.348 Das hiermit einhergehende Risiko einer Sportverletzung wird durch Übermüdung und Muskelerschöpfung infolge anhaltender Belastung zweifellos noch erhöht. Bereits auf diese Weise ergibt sich die Gefahr, bei sportlicher 342

Beispielsweise etwa der Schiedsrichter im Fußballsport, welcher ebenfalls in nicht ganz unerheblichem Maße den Gefahren eines Fußballspiels als sportlichem Wettkampf ausgesetzt ist. 343 Siehe zur Bestimmung des Sportbegriffs im Sinne dieser Untersuchung die Ausführungen oben, § 1 A.II. 344 Siehe hierzu die Ausführungen oben, § 1 A.II. 345 Als Beispiel genannt wurde etwa der Schießsport, § 1 A.II.2.a). 346 Vgl. etwa Heck, in: bfu (Hrsg.), Sport – mit Sicherheit mehr Spaß, S. 58 f. Letzteres lässt sich belegen anhand der folgenden Beispiele, entnommen der Onlineausgabe der Zeitschrift Der Spiegel v. 3. 9. 2001, abrufbar unter http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-20017770.html (Stand: 04. 11. 2015): Ein Skiabfahrtsläufer, welcher bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h in die Sicherheitsumzäunung der Piste rast, erleidet einen Aufprall mit einer Wucht von 3,7 t, was in etwa einem ungebremsten Sturz aus dem 15. Stock eines Gebäudes entspricht. Ein Fußball, ebenfalls beschleunigt auf 100 km/h, prallt mit einer Gewichtskraft von bis zu 500 kg auf den Torwart, welcher sich in den Schuss wirft. 347 Was für sich genommen schon das Risiko birgt, durch die mit sportlicher Betätigung einhergehenden körperlichen Belastungen akute oder chronische innere Erkrankungen hervorzurufen oder zu verstärken. Hierzu erneut Heck, in: bfu (Hrsg.), Sport – mit Sicherheit mehr Spaß, S. 58 f. 348 Vgl. zu Letzterem Mechling, in: bfu (Hrsg.), Sport – mit Sicherheit mehr Spaß, S. 68 f., der einen Mangel kognitiver Fähigkeiten als zentralen Faktor allgemeiner Unfallrisiken ausmacht. Unberücksichtigt, weil für die abstrakte Analyse des Risikofaktors der Sportausübung nicht von Bedeutung, bleibt hingegen der Erfahrungssatz, wonach mit steigendem sportlichen Können zugleich die Risikobereitschaft und damit das Risiko eines Sportunfalls wiederum steigt, vgl. Hübner, in: Würtenberger (Hrsg.), Risikosportveranstaltungen, S. 1 (3 f.).

A. Die Risikosphäre des Sports

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Übung trotz tadelloser äußerer Bedingungen einen fehlerhaften Bewegungsablauf zu vollziehen, welcher sich in einem Körperschaden unmittelbar niederschlägt.349 Nunmehr tritt in den Fällen der sportlichen Übung noch der Wettkampf als Ausdruck des Leistungsstrebens hinzu, oftmals gar unter Beteiligung eines oder mehrerer Konkurrenten.350 Die enthemmende Wirkung der Wettkampfsituation und die im Angesicht unmittelbarer Konkurrenz typischerweise wachsende Bereitschaft des Sportlers, im Kampf um Tore, Punkte, Bestzeiten und Siege die Grenzen eigener Leistungsfähigkeit voll auszuschöpfen und somit ein erhöhtes Risiko für die eigene, wie auch die Gesundheit eines Mitspielers in Kauf zu nehmen einerseits, ebenso wie die insbesondere für diverse Kampfsportarten vorgesehene, als sport-typisch empfundene und damit bisweilen gar zur Sportregel erhobene351 unmittelbare kämpferische Konfrontation im Duell Mann gegen Mann andererseits,352 rücken den Risikofaktor der Sportausübung nun endgültig in den Mittelpunkt einer Analyse der Schadensrisikosphäre des Sports.353 Offenkundig entsteht also schon durch die bloße Ausübung vieler Sportarten das Risiko der Verletzung durch einen Sportunfall, welchem sich selbst der Erfahrenste und Umsichtigste aller Sportler nicht entziehen kann.354 349 Zu denken wäre an die schmerzhafte Distorsion infolge fehlerhafter Bewegungsmuster beim Laufsport. 350 Siehe zum Merkmal des Wettkampfs als Element des Sportbegriffs die Ausführungen oben, § 1 A.II.2.b). 351 Man denke an den Boxsport, in welchem das Treffen des Gegners mit einem korrekt ausgeführten Niederschlag zur Voraussetzung des Sieges wird, vgl. § 33 Abs. 1 lit. a) der Wettkampfbestimmungen des Deutschen Boxsport-Verbandes. 352 Diese mitunter negativ konnotierten Seiten sportlichen Wettkampfs verdeutlicht George Orwell, „The Sporting Spirit“, abgedruckt in Shooting an Elephant and Other Essays, S. 192 (194 f.): ”Serious sport has nothing to do with fair play. It is bound up with hatred, jealousy, boastfulness, disregard of all rules and sadistic pleasure in witnessing violence. In other words, it is war minus the shooting.” In diesem Sinne sei auch darauf verwiesen, dass als weiterer Aspekt des Risikofaktors der Sportausübung das wettkampfimmanente emotionale Spannungspotential erachtet werden kann, welches sich bisweilen in einer sinkenden Toleranzgrenze für reine Aggressivität der Wettkämpfenden untereinander, etwa in Form des vorsätzlichen Fouls oder der Tätlichkeit, manifestieren kann. Vgl. Löffelholz, in: WFV (Hrsg.), Sicherheit im Stadion, S. 49 (62), der jene Faktoren zumindest für den Fußballsport freilich in Zusammenhang mit einem von außen gesetzten Leistungs- und Erfolgsdruck der Sportler bringt. 353 So erscheint nun auch verständlich, dass gerade die Ballsportarten als Kampfsportarten, welche vielfach auch von unerfahrenen Sportlern ausgeübt werden, in relativer Hinsicht besonders verletzungsträchtig sind, siehe Henke/Gläser/Heck, in: Alt/Schaff/Schumann (Hrsg.), Neue Wege zur Unfallverhütung im Sport, S. 139 (160 f.); Hübner, in: Würtenberger (Hrsg.), Risikosportveranstaltungen, S. 1 (2). 354 Zu berücksichtigen bleibt, dass auch Schieds- und Wettkampfrichter, die unmittelbar wettkampfbegleitend tätig werden, den sportspezifischen Risiken ausgesetzt sein können. Als trauriges Beispiel sei an den Fall des tödlich verunglückten Wettkampfrichters im Rahmen der Wilhelm-Unger-Spiele 2012 in Düsseldorf erinnert, welcher durch einen vom Wind erfassten und so vom eigentlichen Zielsektor abirrenden Speer getroffen und tödlich verletzt wurde. Mitunter realisiert sich in entsprechenden Fallgestaltungen jedoch primär ein anderer der noch

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§ 2 Risikosphären von Sportveranstaltungen

II. Risikofaktor Sportstätte Neben das Risiko der sportlichen Übung selbst als Form spielerischer und oftmals wettkampfmäßig betriebener Körperbetätigung treten als weiterer Risikofaktor sportstättenspezifische Gefahrenaspekte, deren Schadenspotenzial sich immer dann realisiert, wenn eine Verletzung erst durch die jeweiligen Begebenheiten der Sportstätte oder Sportanlage bedingt wird. Auch wenn eine präzise Abgrenzung der Risikofaktoren „Sportausübung“ einerseits und „Sportstätte“ andererseits weder möglich noch zwingend erforderlich scheint, lässt sich als Faustformel festhalten, dass eine Verletzung gerade auf das Sportausübungsrisiko zurückzuführen ist, wenn das Schadensereignis auf jeder für die Sportart denkbaren Sportstätte oder Anlage auf diese oder vergleichbare Weise eingetreten wäre. Die Verletzung hätte sich also auch auf einer, nach dem im Rahmen des für die Ausübung der Sportart Möglichen, optimal gesicherten Sportstätte entsprechend ereignet. Der Fußballspieler, welcher auf die gemauerte Rasenkante aufschlägt oder über eine Unebenheit des Spielfeldes stolpert, wird folglich ebenso „Opfer“ des Risikofaktors „Sportstätte“ wie auch der Motorsportler, der aufgrund unzureichender Streckensicherung in die Betonwand einer Zuschauertribüne rast. Gleichwohl greifen beide Risikofaktoren, derjenige der Sportausübung und derjenige der Sportstätte, regelmäßig in Form der multikausalen Wirkungskette ineinander. Denn gerade die im Zusammenhang mit sportlicher Übung benannten Aspekte des Kontrollverlusts und der erhöhten Risikobereitschaft führen gleichsam zu einer gesteigerten Gefahr sportstättenspezifischer Verletzungen. Dies sei anhand eines simplen Beispiels verdeutlicht: Die Bodenunebenheit auf einer Wiese bedingt für den gewöhnlichen Passanten beim Queren zumeist noch kein erhöhtes Verletzungsrisiko. Für den Sportler jedoch, welcher diese Wiese als Sportstätte nutzt, ergibt sich aufgrund der von gesteigerter Dynamik geprägten Bewegungsprozesse und der kognitiven Beanspruchung durch die sportliche Übung die Gefahr, ebenjene Unebenheiten des Bodens nicht wahrzunehmen oder ihr doch nicht mit der erforderlichen Reaktion begegnen zu können: Es droht ein Unfallschaden.355 Andererseits muss in die Betrachtung mit einbezogen werden, dass spezifische Sportstätten und Sportanlagen gerade darauf ausgerichtet sind, Körper und Gesundheit des Sportlers einem definierten Risiko auszusetzen (man denke an die steile Piste zur Skiabfahrt, den Eiskanal im Rennrodelsport, eine Automobilrennstrecke mit engen Haarnadelkurven oder das Gelände eines Hindernislaufs) und auf diese Weise durch das Erfordernis von Wagemut und Risikobereitschaft den sportlichen Reiz für Athleten und Zuschauer zu setzen. Gerade über die Bewältigung artifizieller zu erörternden Risikofaktoren, so etwa der Sportstätte oder der Sportorganisation, siehe insbesondere zu Letzterem den Fall Sdiri und die Ausführungen unten, § 2 A.IV. 355 Dies lässt sich auch anhand des bereits thematisierten (oben, Einleitung zu dieser Arbeit) Falles des verunglückten Rennrodlers Kumaritaschwili verdeutlichen, der aufgrund eines Fahrfehlers die Kontrolle über seinen Schlitten verlor, an einer besonders gefährlichen Stelle aus der Bahn geschleudert wurde und infolge des Aufpralls auf einen Stahlträger verstarb.

A. Die Risikosphäre des Sports

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Herausforderungen wird die sportliche Leistung definiert. Dementsprechend ist es im Kontext einiger Sportarten Teil des Unverzichtbaren, des sogenannten SportTypischen,356 die entsprechenden Stätten und Anlagen derart zu gestalten, dass hohe Geschwindigkeiten erreicht oder besondere Herausforderungen gemeistert, damit allerdings spiegelbildlich zugleich spezifische Verletzungsrisiken geschaffen werden. Zulasten des Skifahrers, welcher auf einer Buckelpiste über einen Hügel stürzt, realisiert sich folglich das Risiko der Sportausübung selbst, nicht jedoch das Risiko der Sportstätte. Schließlich erwachsen sportstättenbezogene Verletzungsrisiken nicht bloß den aktiven Athleten selbst; auch sonstige Teilnehmer können den entsprechenden Gefahren einer unsachgemäß gewählten oder nicht optimal gesicherten Sportstätte ausgesetzt sein. Dies gilt beispielsweise für den Zuschauer eines Eishockeyspiels, welcher von einem über die Spielfeldbande hinausfliegenden Puck getroffen und verletzt wird – Eine Verletzung, die bei einer optimalen Sicherung im Rahmen des Sport-Typischen ausgeblieben wäre.357

III. Risikofaktor Sportgerät In Abgrenzung zur Sportanlage358 stellt das Sportgerät keinen baulichen Bestandteil der Sportstätte oder Sportanlage dar, vielmehr handelt es sich um solche – in der Regel beweglichen – Gegenstände, derer sich ein Sportler zur Ausübung einer spezifischen Sportart bestimmungsgemäß bedient.359 Ist somit schon begrifflich zwischen Sportanlage und Sportgerät zu differenzieren, manifestiert sich in Letzterem ebenfalls ein eigenständiger Risikofaktor für potentielle Rechtsgutsverletzungen der jeweiligen Nutzer, dessen Schadenspotenzial sich dort realisiert, wo einer der Beteiligten aufgrund des Mangels oder der Eigenheiten des Sportgeräts zu Schaden kommt. Als Beispiel sei verwiesen auf den Fall des Kunstturners Fabian 356

Zum Sport-Typischen und der rechtlichen Relevanz des Sport-Typischen eingehender unten, § 4 A.II.1.b)aa). 357 Insbesondere der Zuschauer steht jedoch in einem generellen Spannungsverhältnis von Schutz vor den Gefahren der sportlichen Inszenierung einerseits und der gewünschten Nähe zum sportlichen Treiben andererseits. Zu berücksichtigen bleibt schließlich, dass auch unbeteiligte Dritte durch den Risikofaktor der Sportstätte betroffen sein können. Zu denken wäre hier an den abirrenden Fußball, welcher über die Grenzen des Sportplatzes hinausgeschossen in der Fensterscheibe eines Anwohners landet. Auch durch sonstige Immissionen, beispielsweise Lärm, können Schäden der Nachbarn entstehen, die bei einer optimalen Sicherung der Sportstätte zu vermeiden wären. 358 Siehe zum Begriff der Sportanlage bereits die Ausführungen oben, § 1 B.IV. 359 Vgl. Tschauner, in: Vieweg (Hrsg.), Perspektiven des Sportrechts, S. 189 (190). Nicht um ein Sportgerät im eigentlichen Sinne, aber ebenfalls um eine Gerätschaft, welche mittelbar zur Ausübung einer Sportart benötigt wird, handelt es sich beispielsweise bei einer Pistenraupe. Zur Pistenraupe als Gefahrenquelle Dambeck/Pichler, SpuRt 1996, 6 („Störfaktor mit massivem Hindernischarakter“).

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§ 2 Risikosphären von Sportveranstaltungen

Lotz, welcher bei der Hessischen Turnmeisterschaft im Jahr 2006 bei einer Übung an den Ringen aufgrund des plötzlichen „Absackens“ der Aufhängung des Ringgerüsts, bedingt durch das Durchrutschen eines nicht ordnungsgemäß umgelegten Kettengliedes der Verspannungskette, den Halt verlor und sich infolge des Sturzes erhebliche Verletzungen im Halswirbelbereich zuzog.360 Im Übrigen lassen sich die bereits im vorherigen Abschnitt geführten Überlegungen zur Multifaktoralität des Schadensereignisses361 und zur notwendigen Abgrenzung zu einem Bereich des sport-typischen Verletzungsrisikos auch im Kontext des Risikofaktors „Sportgerät“ erneut anführen.

IV. Risikofaktor Sportorganisation Abschließend muss als weiterer Faktor der Schadensrisikosphäre des Sports die Organisation des sportlichen Geschehens als solche in Betracht gezogen werden. Da die Sportveranstaltung von einem komplexen Geflecht der Interessen diverser Beteiligter geprägt ist, deren ausgleichende Würdigung zu den großen Herausforderungen der Veranstaltertätigkeit gehört, sind auch die aus einer fehlerhaften Organisation des Sportgeschehens erwachsenden Gefahren für Interessen und Rechtsgüter Beteiligter von mannigfaltiger Bedeutung. Mit ihrer Direktive, Weitsprungund Speerwurfwettkämpfe zeitgleich und in unmittelbarer räumlicher Nähe zueinander auszutragen, setzten die Veranstalter des Golden League Meetings 2007 in Rom ein Risiko, welches sich letztendlich in einer Verletzung des korsischen Weitspringers Salim Sdiri realisierte. Dass Sdiri, der sich ordnungsgemäß auf der Weitsprunganlage aufhielt, von einem abirrenden Speer des Finnen Tero Pitkämäki, welcher den Zielsektor der Speerwurfanlage um ca. 10 m verfehlte, in den Rücken getroffen wurde, vermag angesichts der organisatorischen Begebenheiten zwar zu schockieren, nicht aber zu überraschen.362 Gänzlich anders gelagert und mit sicherheitsrelevanten Aspekten nicht in Zusammenhang stehend sind hingegen die folgenden Beispiele der ebenfalls sportor360 Siehe zum Sachverhalt und zur Haftung des Ausrichters und des Veranstalters der Meisterschaft die umfassenden Ausführungen in der einschlägigen Entscheidung des LG Gießen SpuRt 2010, 80 (82 f.). 361 Insbesondere ist zu berücksichtigen, dass aufgrund dynamischer Bewegungsabläufe und den Gegebenheiten einer Wettkampfsituation oftmals keine hinreichende Möglichkeit des Sportlers besteht, Mängel des Sportgeräts während der Sportausübung selbst zu erkennen und mit angemessenen Selbstschutzmaßnahmen zu reagieren. 362 Vgl. hierzu den Beitrag von Thomas Hahn in der Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung v. 14. 3. 2008 mit dem treffenden Titel „Wo Speere und Hämmer fliegen“, abrufbar unter http://www.sueddeutsche.de/sport/leichtathletik-wo-speere-und-haemmer-fliegen-1.2 57694 (Stand: 04. 11. 2015). Darin findet sich auch der Hinweis, dass es sich bei jenem Ereignis keineswegs um einen Einzelfall handelt, wie das Beispiel des tschechischen Zehnkämpfers Roman Sebrle belegt, welcher 2007 im Rahmen eines Trainingslagers von einem Speer an der Schulter getroffen wurde.

B. Die Risikosphäre der Veranstaltung

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ganisatorisch bedingten Beeinträchtigung schützenswerter Sportlerinteressen. Sowohl der Leistungsgeherin Sabine Krantz, als auch dem Stabhochspringer Björn Otto wurde, obgleich beide Athleten jeweils eine Leistung oberhalb der geforderten Teilnahmenorm erbracht hatten, von Seiten der International Association of Athletic Federation die Teilnahme an der Leichtathletikweltmeisterschaft 2011 im südkoreanischen Daegu als Folge formaljuristischer Pannen bei der Organisation der jeweiligen Qualifikationswettkämpfe verweigert. Im Fall Krantz hatte der Deutsche Leichtathletikverband versäumt, den nationalen Qualifikationswettkampf bei der IAAF entsprechend anzumelden und die nach dem Reglement geforderten drei internationalen Kampfrichter zu laden.363 Otto hingegen kostete ein nicht den Verbandsstatuten entsprechend mit Laser vermessener Anlaufsteg der Stabhochsprunganlage die Reise nach Südkorea.364 In diesen und gleich gelagerten Fällen droht dem Athleten, welchem ungerechtfertigterweise die Gelegenheit genommen wird, sich bei einem Event höchster internationaler Bedeutung zu präsentieren, ein Schaden in Form der verpassten Siegesschance und einer damit einhergehenden Aussicht auf materielle Vorteile ebenso wie die allgemeine Beeinträchtigung seiner beruflichen und persönlichen Selbstverwirklichungsmöglichkeit.365

B. Die Risikosphäre der Veranstaltung Über die Risikofaktoren des Sportlichen hinaus gedacht, kann sich ein Schadensereignis im Kontext der Sportveranstaltung auch als Realisierung eines veranstaltungsspezifischen Risikos darstellen.366 Insbesondere Groß- und Massenveranstaltungen geraten hier als außerordentlicher Gefahrenbereich in den Fokus. Denn nicht nur verstärkt sich das veranstaltungsspezifische Risikopotential proportional zur Größe der Veranstaltung. Vielmehr weist der Massenverkehr auch Gefahren363 Siehe Meldung des Sport-Informations-Dienstes v. 28. 7. 2011, abrufbar auf der Internetseite des Handelsblatts, http://www.handelsblatt.com/leichtathletik-wm-digel-aus-iaaf-sichtkeine-wm-chance-fuer-krantz/4442892.html (Stand: 04. 11. 2015). Die Teilnahme von Krantz an den Interkontinentalmeisterschaften wurde dennoch durch außerordentliche Entscheidung der IAAF ermöglicht. 364 Siehe hierzu Meldung des Sport-Informations-Dienstes v. 10. 08. 2012, abrufbar auf der Internetseite des Focus, http://www.focus.de/sport/mehrsport/leichtathletik-wm-ottos-wmnorm-gilt-nicht_aid_654333.html (Stand: 04. 11. 2015). 365 Lediglich hingewiesen sei auf die parallele Fallgestaltungen der rechtswidrigen Verbandssanktionierung in Form der Wettkampfsperre, beispielsweise in Form der ungerechtfertigten Dopingsperre. Auch hier wird dem Athleten die Teilnahme an einem Wettkampf ungerechtfertigterweise versagt. Vgl. hierzu die Rechtsprechung des LG München I zum Fall Katrin Krabbe, SpuRt 1995, 162; 2002, 233. 366 Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 532, differenziert begrifflich insofern zwischen „Sportunfällen“ und „Sportveranstaltungsunfällen“. Ebenso Heermann, Haftung im Sport, S. 155. Der Sportveranstaltungsunfall betrifft demnach nicht die Sportausübung selbst, sondern ereignet sich vielmehr aus Anlass der Sportveranstaltung.

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§ 2 Risikosphären von Sportveranstaltungen

quellen eigener Art auf, die gerade dem Moment des Zusammentreffens einer großen Zahl von Menschen auf begrenztem Raum erwachsen.

I. Risikofaktor Zuschauer 2012, 7. Januar: Beim Schweinske-Cup in Hamburg werden 90 Personen verletzt, 74 werden in polizeilichen Gewahrsam genommen. 26. März: Die eigentlich ausgesperrten Fans der Frankfurter Eintracht überwinden beim Zweitligaspiel gegen Union Berlin die Absperrgitter und erstürmen einen Fanblock des Stadions An der alten Försterei. Die Sicherheitskräfte schauen zu, öffnen dann die Tore. 5. Mai: Mit Schlusspfiff stürmen Hooligans des 1. FC Köln nach einer Niederlage gegen den FC Bayern München den Platz und können nur von einem massiven Polizeiaufgebot in Schach gehalten werden. Zuvor waren auf der Kölner Fantribüne bereits Rauchbomben und Bengalische Feuer gezündet worden. 15. Mai: Beim Relegationsspiel zwischen Hertha BSC Berlin und Fortuna Düsseldorf fliegen Bengalische Feuer auf den Platz, Leuchtkugeln werden in die Ränge und auf Polizisten geschossen. Tausende Fans der Fortuna stürmen vor Ablauf der Nachspielzeit den Platz. 20. August: Beim Sachsenderby in der ersten DFB-Pokalrunde zwischen dem Chemnitzer FC und Dynamo Dresden zünden Fans Rauchbomben, das Spiel muss unterbrochen werden. Zudem wird Dynamo-Stürmer Mickael Poté rassistisch beleidigt. 20. Oktober: Rund um das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 kommt es zu schweren Ausschreitungen der Anhänger. Acht verletzte Polizeibeamte, erheblicher Sachschaden und insgesamt 180 in Gewahrsam genommene Randalierer sind das Ergebnis der wohl schwersten Ausschreitungen der jüngsten Bundesliga-Geschichte. Allein diese und weitere Beispiele aus dem Jahr 2012 verdeutlichen: insbesondere im Kontext von Veranstaltungen des Fußballsports ist die Problematik um den Zuschauer als Risikofaktor der Sportveranstaltung ein ebenso brisantes367 wie aktuelles Thema,368 dessen nähere Erläuterung in der Darstellung der Schadensrisikosphäre 367 Dass die Wahrnehmung des Phänomens der Fangewalt dabei erheblich auseinandergehen kann, verdeutlichen demgegenüber einerseits die Äußerungen von Günther Rathgeb, ehem. Leitender Polizeidirektor der Landespolizeidirektion Stuttgart II, zu Erfahrungen mit Fanausschreitungen im Rahmen der Fußballeuropameisterschaft 1988, in: WFV (Hrsg.), Sicherheit im Stadion, S. 7 (20): „In Anbetracht von fast 900 000 friedlichen Zuschauern (…) fallen die festgestellten Chaoten, Hooligans, Gewalttäter nicht ins Gewicht. Sie waren tatsächlich eine, wenn auch vielbeachtete Randerscheinung. Randerscheinungen sollten jedoch auch wie Randerscheinungen behandelt werden“, andererseits von Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, zitiert aus Rieth, Sachstandsbericht – Projekte und Sicherheitsmaßnahmen des deutschen Fußballs, S. 7: „Wer ins Stadion geht, begibt sich in Lebensgefahr.“ 368 Was keineswegs bedeuten soll, dass es sich ausschließlich um eine Problematik der jüngeren Sport- und Gesellschaftshistorie handeln würde. „Jeden Samstag um halb vier haben wir in Deutschland neun Kriegsschauplätze“, ließ schon Hans Gerd König, zwischen 1958 und 1999 (mit Unterbrechungen) Stadionsprecher des 1. FC Köln, zitiert nach Michel, in: WFV

B. Die Risikosphäre der Veranstaltung

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der Veranstaltung nicht unterbleiben kann. Dabei ist es nicht allein das Problem gewaltbereiter Störer, sondern auch ganz allgemein die soziale Interaktion in der Masse, welche außerordentliche Risikopotenziale bergen kann. 1. Soziale Interaktion und die Gefahr der Masse Soziale Interaktion ist die Grundidee des Zusammenlebens in modernen gesellschaftlichen Strukturen. Als Bestandteil eines gesellschaftlichen Gesamtkonstrukts befinden sich die Individuen in einem Zustand permanenter wechselseitiger Einwirkung, in welchem durch Aktion und Reaktion das Verhalten des Einzelnen bedingt wird. Wo folglich soziale Interaktion Beeinträchtigungen der Rechtsgüter und Interessen eines anderen erlaubt, dort muss auch die Veranstaltung, welche – ganz gleich ob in Form der Sport-, der Konzert-, der Lehrveranstaltung, des Jahrmarkts oder einer organisierten Demonstration – stets darauf abzielt, Menschen unter einer bestimmten Zwecksetzung auch räumlich zusammenzubringen, als Bereich gesteigerter Einwirkungsmöglichkeiten auf Rechtsgüter anderer betrachtet werden. Mitunter verstärkt wird das Gefahrenpotenzial sozialer Interaktion im Kontext der Sportveranstaltung durch die zahlreich gesetzten optischen und akustischen Reize, hier insbesondere im sportlichen Geschehen auf der Veranstaltungsbühne selbst, durch welche die Aufmerksamkeit der Beteiligten bereits in Anspruch genommen und so der Sinn für eine größtmögliche Rücksicht im gegenseitigen Umgang miteinander gemindert wird.369 Auch verstärken die mit hohem Publikumsaufkommen zumeist verbundene Verkehrshektik370 und bisweilen auch der Genuss von Alkohol oder anderen Stimulanzien die drohende Gefahr geringfügiger Rechtsgutsverletzungen, welche hier jedoch allgemein als sektoriell sozialadäquates Verhalten in den Rahmen dessen fallen, was mit einer Teilnahme an der entsprechenden Veranstaltung gemeinhin verbunden und akzeptiert ist. Gerade der Massenverkehr bei Sportgroßveranstaltungen birgt jedoch ein weitergehendes Gefahrenpotenzial für jeden Beteiligten, der mit der Masse in räumliche Berührung kommt oder Teil der Masse ist. Denn zum allgemeinen Erfahrungsschatz der Sozialpsychologie gehört die Erkenntnis, dass menschliches Verhalten im Rahmen von Massenveranstaltung eigenen psychologischen Gesetzmäßigkeiten unterliegt.371 Nach der von Gustave Le Bon begründeten Ansteckungstheorie übt die Masse eine nahezu hypnotische Wirkung auf ihre Anhänger aus. Im Schutze der Anonymität verführen das Absinken natürlicher Hemmschwellen und das Außer(Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 7, verlauten. Gewalttätige Ausschreitungen bei Sportveranstaltungen lassen sich aus gesellschaftshistorischer Perspektive gar durchgehend bis zurück in die Antike dokumentieren, vgl. Giesser, Causa Sport 2008, 216 ff.; Krahm, Hooligangewalt, S. 30 f.; Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 18. 369 Vgl. Hager, in: Staudinger, § 823 E 324. 370 Vgl. Wussow, VersR 2005, 903. 371 So auch schon im Zusammenhang mit einer Flugtagveranstaltung BGH, NJW 1980, 223.

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§ 2 Risikosphären von Sportveranstaltungen

achtlassen der dem Einzelnen nahezu selbstverständlich erscheinenden Rücksichtnahmegebote durch kollektive Emotionalisierung sowie die sich in ständiger Resonanz steigernde Dynamisierung der Gruppe die Menschen zu irrationalen Handlungen.372 Der Einzelne lässt sich unter diesen Umständen allzu leicht dazu verleiten, Verantwortlichkeit für das eigene Handeln an die Masse abzugeben,373 unter deren Einfluss er nunmehr bereit scheint, sich entgegen allgemein gültiger Konventionen und Anforderungen an Risikobewusstsein und Gefahrenreflexion gruppendynamischen Prozessen zu unterwerfen.374 Auf diese Weise sinkt nicht nur die Möglichkeit der effektiven und eigenverantwortlichen Gefahrenabwehr einerseits, auch das bloße Bewusstsein für die Gefährlichkeit eigenen Verhaltens nimmt spürbar ab.375 Affektivität und Gefühlsbestimmtheit, insbesondere Übermut und Unvorsichtigkeit übernehmen als prägende Verhaltensdeterminanten.376 Großveranstaltungen jeglicher Art wohnt folglich eine eigene, lediglich über massenpsychologische Lehrsätze zu begreifende Risikodimension inne,377 für deren Realisierung sich in der internationalen Sportveranstaltungshistorie zahlreiche tragische Beispiele anführen lassen. Zu einer Massenpanik als Resultat massenpsychologischer Verhaltensmechanismen, an deren Ende zahlreiche Opfer zu verzeichnen waren, kam es beispielsweise im Jahr 1982 bei der Begegnung zwischen den kolumbianischen Teams America de Cali und Deportivo Cali, als überwiegend jugendliche Zuschauer von einem Oberrang des Estadio Pascual Guerrero auf die

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Hierzu Le Bon, Psychologie der Massen, Erstes Buch, Kap. 2 (S. 19 ff.) und 3 (S. 38 ff.). von Ins/Ribaux/Freytag, Causa Sport 2006, 323 (329), bezeichnen den Aufenthalt in der Masse dementsprechend als „,Ferien‘ für den Verstand“. Das Ich-Bewusstsein löse sich für einen bestimmten Zeitabschnitt im Bewusstsein der Masse auf. 374 Vgl. Le Bon, Psychologie der Massen, S. 20: „Die mannigfachen Triebe, denen die Massen gehorchen, können je nach dem Anreiz edel oder grausam, heldenhaft oder feige sein, stets aber sind sie so unabweisbar, dass der Selbsterhaltungstrieb vor ihnen zurücktritt.“ 375 Vgl. hierzu BGH, VersR 1959, 433 (434), zum Verhalten der Besucher eines großen Volksfestes. 376 Vgl. auch Michel, WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 7 (8), für den der Begriff der Masse im soziologischen Sinne durch die Merkmale der Anonymität, Gefühlsbestimmtheit, Schwinden der Intelligenz und dem Fehlen persönlicher Verantwortung bestimmt wird. Allerdings sei nicht verkannt, dass, auch wenn das Phänomen der Masse hier primär als Risikoaspekt gewürdigt wird, das Erleben von Gemeinschaft und Dichte, die Überwindung von Berührungsängsten und Ungleichheiten, die Aufgabe von Verantwortung durch Entindividualisierung sowie die triebhafte Entladung angestauter Emotionen als prägende Elemente des Massenerlebnisses mit einem hohen Wert für die Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse und damit des Glücks des Individuums verbunden sein können. 377 Das massenbedingte Gefahrenpotential der Großsportveranstaltung betonen auch Klebelsberg, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 48 (58); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 95 ff.; Weller, NJW 2007, 960 (961); Wiethaup, VersR 1971, 16 f. Vgl. aus der Rechtsprechung ferner BGH, VersR 1959, 433 (434 [Volksfest]); BGH, VersR 1960, 22 (Skisprungveranstaltung); BGH, NJW 1980, 223 (Flugshowveranstaltung); OLG Düsseldorf, SpuRt 1994, 146 (147 [Fußballspiel]); OLG München, VersR 1997, 1250 (Technomusikveranstaltung). 373

B. Die Risikosphäre der Veranstaltung

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Zuschauer im Unterrang urinierten.378 Schon das grob rücksichtslose und unsinnige Verhalten der Jugendlichen muss wohl zumindest in Teilen mit der emotionalisierenden und enthemmenden Wirkung der Masse erklärt werden.379 Gleiches gilt für die nunmehr im Unterrang des Stadions unter den dicht gedrängten Zuschauern entstandene Unruhe, welche sich in resonanter Einflusswirkung unter den einzelnen Mitgliedern der Masse zu einer von bloßen Überlebensinstinkten geprägten und damit jede Form von Rationalität und Kontrolle verdrängenden Panikreaktion, steigerte, in deren Folge 24 Menschen zu Tode getrampelt und mehr als 50 Zuschauer schwer verletzt wurden.380 2. Gewaltbereite Störer „8.989 freiheitsentziehende Maßnahmen. 7.863 eingeleitete Strafverfahren. 1.281 verletzte Personen (nur Spiele beider Bundesligen, keine Unfallopfer). 1.944.919 Arbeitsstunden der Polizeien der Länder und des Bundes zur unmittelbaren Einsatzbewältigung.“ Was sich liest, wie die Dokumentation polizeilicher Sicherheitsmaßnahmen in einem Krisengebiet, entstammt in Wirklichkeit dem Jahresbericht Fußball für die Saison 2013/14381 der ZIS.382 Insbesondere der Fuß378 „Hintergrund: Die schwersten Ausschreitungen und Unglücke bei Fußball-Spielen“, Spiegel-Online v. 12. 4. 2001, abrufbar unter http://www.spiegel.de/panorama/hintergrund-dieschwersten-ausschreitungen-und-ungluecke-bei-fussball-spielen-a-128116.html (Stand: 04. 11. 2015). 379 Vgl. hierzu auch den Ausschnitt eines von Löffelholz, in: WFV (Hrsg.), Sicherheit im Stadion, S. 49 (67), mit einem Hooligan geführten Interviews, in welchem die Automatismen gruppendynamischer Prozesse jenseits der Grenzen allgemeiner Vernunft veranschaulicht werden: „Da kommt es viel schneller dazu jetzt mit zwanzig Leuten. Das ist denn auch wiederum so’n gegenseitiges Aufstacheln, so daß der sagt: ,los komm, jetzt laß uns rauf da, los jetzt klatschen wir sie weg‘ und denn kommt das wieder in einem hoch und dann bist du wieder voll dabei, und das passiert bei zwanzig oder dreißig viel schneller, als wenn du jetzt in ner gemütlichen Runde sitzt. Dann hast du weniger Lust. Das hat doch schon mit diesem größeren Gruppenverhalten zu tun.“ 380 Nicht zwingend müssen Verhaltensketten unter Einfluss massenpsychologischer Mechanismen jedoch in das Ereignis einer Massenpanik münden. Dies verdeutlichen die Vorkommnisse rund um das erwähnte Bundesligarelegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC Berlin vom 14. 5. 2012. Der Platzsturm zahlreicher Anhänger der Düsseldorfer Mannschaft Minuten vor Ablauf der Nachspielzeit muss vielmehr unter dem Aspekt der durch Euphorisierung bedingten Verführung zu einem an sich untersagten oder zumindest nach dem Maßstab allgemeiner Vernunft unrichtigen Verhalten erachtet werden, wie es in ähnlicher Weise schon in der Rechtsprechung des BGH, VersR 1959, 433 (444), hinsichtlich des grob unvernünftigen Verhaltens der Besucher einer Volksfestveranstaltung behandelt wurde. 381 Ausgefertigt vom Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste Nordrhein-Westfalen, abrufbar https://www.polizei.nrw.de/media/Dokumente/Behoerden/LZPD/ZIS_Jahresbe richt_2013_14.pdf (Stand: 04. 11. 2015). 382 ZIS (Hrsg.), Jahresbericht Fußball Saison 2013/14, S. 3. Statistisch erfasst sind die Spiele in den beiden Bundesligen, die in diesen Standorten ausgetragenen Begegnungen des DFB-Pokals, der UEFA-Club-Wettbewerbe sowie sonstiger Wettbewerbe und der Länderspiele im Berichtszeitraum (insgesamt 750 Fußballspiele).

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ballsport wird immer wieder als Bühne für Akte der Zuschauergewalt missbraucht,383 deren negative Auswirkungen für alle am Sportgeschehen beteiligten Kreise spürbar werden.384 Friedfertige Fußballfans sind der aggressiven Stimmung der Krawallmacher ausgesetzt und haben mitunter einer Sippenhaft gleich unter den erforderlichen Präventivmaßnahmen der Sicherheitskräfte zu leiden. Den Vereinen fallen Aufwendungen in Millionenhöhe durch zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen an. Regelmäßig lassen sich Ausschreitungen doch nicht gänzlich vermeiden und führen zur Verhängung teils drakonischer Verbandsstrafen. Auch der Staat hat an der Last zu tragen und ist durch enormen Kosten- und Arbeitsaufwand darum bemüht, die innere Sicherheit und Ordnung aufrecht zu erhalten sowie dem Verlust internationalen Ansehens infolge von Ausschreitungen bei Sportgroßveranstaltungen mit grenzüberschreitendem Bezug entgegenzuwirken. Längst haben alle Beteiligten, von der Politik über die Verbände, Vereine und die Fanorganisation selbst die Brisanz der Problematik um gewaltbereite Störer im Sport als gemeinsame Verantwortung erkannt und damit begonnen, kooperative Lösungsmöglichkeiten anzustreben.385 a) Wettkampf abseits des Platzes Anders als bei Großveranstaltungen sonstiger Art, wie Konzert-, Messe- oder Jahrmarktsveranstaltungen, wird das in der Masse angelegte Enthemmungs- und Konfliktpotential bei Sportgroßveranstaltungen vor dem Hintergrund des auf Kampf

383 Vgl. erneut die Liste jüngster Beispiele, oben § 2 B.I. von Ins/Ribaux/Freytag, Causa Sport 2006, 323 (324), führen an, in Ländern wie Deutschland, Großbritannien oder Italien wären rund 10 % der Fußballspiele von Gewaltausbrüchen betroffen. Rieth, Sachstandsbericht – Projekte und Sicherheitsmaßnahmen des deutschen Fußballs, S. 7, stellt für weniger als 10 % der Fußballspiele bis in die Regionalligen sicherheitsrelevante Vorkommnisse fest, die sportgerichtlich geahndet werden müssten. Nach von Ins/Ribaux/Freytag, Causa Sport 2006, 323 (324), müssen gleichsam rund 10 % der Fußballfans als potenziell gewalttätig klassifiziert werden. Nach Einschätzung der Polizeibehörden mussten für die Saison 2013/14 der Fußballbundesligen insgesamt 7.988 Fans als gewaltgeneigt und 2.554 Fans als gewaltsuchend kategorisiert werden, ZIS (Hrsg.), Jahresbericht Fußball Saison 2013/14, S. 5, 9. Die soziokulturellen und fanpsychologischen Hintergründe der Frage, warum gerade der Fußballsport in solcher Weise vom Phänomen der Zuschauergewalt betroffen ist, können im Rahmen dieser Arbeit freilich nicht geklärt werden (siehe aber auch unten, Fn. 389). Beim Aufeinandertreffen rivalisierender Vereine oder Nationen kann es zwar auch in anderen Sportarten zu Ausschreitungen und Gewaltexzessen kommen. Markert/Schmidbauer, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 35, merken an, bei sämtlichen sportlichen Großveranstaltungen, würden längst erhebliche Einsatzkräfte und Einsatzmittel der Polizei gebunden. Dies dürfte tatsächlich jedoch eher mit dem allgemeinen Ordnungsbedürfnis im Rahmen von Großveranstaltungen zusammenhängen, weniger aber mit der spezifischen Gefahr von Zuschauergewalt. 384 Vgl. Krahm, Hooligangewalt, S. 59 f., für die Auswirkungen des Hooliganismus. 385 Vgl. etwa für den Fußballsport ausführlich Rieth, Sachstandsbericht – Projekte und Sicherheitsmaßnahmen des deutschen Fußballs.

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ausgerichteten Wettstreits der sportlichen Konkurrenten386 noch verstärkt. Denn bisweilen scheint sich der Wettkampf auf die Zuschauer als Anhänger eines Athleten oder einer Mannschaft zu übertragen und so die Grundlage für eine gereizte, von Imponderabilien abhängige und bis hin zu einer von offener Aggression geprägten Stimmung auf und abseits des Platzes zu schaffen.387 Mindestens für die Dauer der Wettkampfveranstaltung erblicken Fans als Ausdruck der Identifikation mit „ihrer“ Mannschaft388 in gegnerischen Sportlern, Anhängern oder Schiedsrichtern ein Feindbild, was – freilich je nach Sportart389 – regelmäßig in Akten der symbolischen Aggression (z. B. durch das Verbrennen gegnerischer Vereinssymbole) oder verbaler Schmähung opponierender Parteien in Form ehrenrühriger Skandierungen und Fangesänge390 zum Ausdruck kommt, durch welche Gegner und Schiedsrichter eingeschüchtert oder zermürbt werden und das sportliche Geschehen damit im eigenen Sinne beeinflusst werden sollen. Bisweilen entladen sich emotionaler Druck und Anspannung als Transformatoren der Fanbindung und die im Verlauf des Wettkampfs angestaute Frustration in einem fließenden Übergang von ursprünglicher Sportbegeisterung hin zu einem Bedürfnis nach körperlicher Gewaltausübung,391 welche sich nicht nur gegen andere Zuschauer richtet, sondern auch Spieler392 oder Wettkampfoffizielle393 zur Zielscheibe werden lässt.394 386 von Ins/Ribaux/Freytag, Causa Sport 2006, 323 (330): „Veranstaltungen wie publikumswirksame Fussballspiele oder Boxkämpfe sind per se Formen ritualisierter Gewalt“. 387 Ähnlich sieht dies das OLG München, VersR 1997, 1250, welches hier einen wesentlichen Unterschied zwischen den Zuständen bei einer Technomusik- und einer Fußballveranstaltung erblickt. Vgl. auch Deusch, Sportgroßveranstaltungen, S. 33; von Ins/Ribaux/Freytag, Causa Sport 2006, 323 (329). 388 Zur Identifikation von Sportzuschauern und Athleten Klebelsberg, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 48 (50 f.). 389 Gemeint ist hier insbesondere der Fußballsport. Offen gelassen sei an dieser Stelle, inwieweit sich ein durch den Leistungsdruck bedingtes Zurückweichen der mittels traditioneller Werte wie dem Fairnessgebot kultivierten Agonalität zulasten einer sportimmanenten Brutalität und Kampfbereitschaft der Sportler stimulierend auf das Publikum überträgt. Vgl. zur aggressionsfördernden Wirkung des Sports auch Klebelsberg, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, 48 (51 ff., 60); Löffelholz, in: WFV (Hrsg.), Sicherheit im Stadion, S. 49 (62 ff.). Ebenfalls offengelassen von Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 20. Die Richtigkeit der Aussage von Michel, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 7 (8), der Sport selbst habe die Erscheinung von Zuschauerausschreitungen nicht zu vertreten, muss schon unter diesem Gesichtspunkt und angesichts des sehr fragwürdigen Verhaltens von Identifikationspersonen des Sports, insbesondere einigen Vertretern der Trainergilde im Fußballsport, zumindest in Zweifel gezogen werden. 390 Zu Fangesängen als Ausdruck der Zuschauergewalt im Fußballstadion Brunner, in: Burkhardt/Schlobinski (Hrsg.), Der Sport und seine Sprache, S. 194 (204 ff.). 391 Klebelsberg, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 48 (49), spricht von einem „Verhaltens-Kontinuum“. 392 Man denke nur an den Wurf eines Golfballes durch einen Anhänger des SC Freiburg auf den Torwart des FC Bayern München, Oliver Kahn, in einem Bundesligaspiel der Saison 1999/ 00. Auch körperliche Gewalt wird bisweilen als Mittel zum Zweck der externen Einflussnahme

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Neben diesem Wettkampfeffekt können weitere Einzelfaktoren unmittelbar aggressionsfördernd wirken.395 Dies gilt für den Konsum berauschender Substanzen,396 gezielte Provokationen unter den Fanlagern durch den Einsatz verbotener pyrotechnischer Gegenstände als Element der choreografierten Stimmungserzeugung,397 die grundsätzliche psychologische Distanz, die sich während des Aufenthalts in einem Fußballstadion gegenüber der Alltagssphäre aufbaut, welche eine Entfremdung des Individuums von persönlichen, sozialadäquaten Verhaltensstandards be-

auf den Wettkampf selbst erachtet. Vgl. hierzu etwa die Attacke mit einem Laserpointer auf den zum Elfmeter antretenden Fußballspieler Mario Gomez bei der Begegnung der Champions League des FC Bayern München gegen den SSC Neapel in der Saison 2011/12, Onlineausgabe der Welt v. 19. 11. 2011, abrufbar unter http://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/fc-bayernmuenchen/article13669243/Die-Laser-Attacke-Gomez-und-ein-Gedanke-zu-viel.html (Stand: 04. 11. 2015). Auch die Messerattacke auf die Tennisspielerin Monica Seles vom 30. 4. 1993 durch einen glühenden Anhänger ihrer damals ärgsten sportlichen Konkurrentin Steffi Graf war nach Angaben des Täters durch das zugunsten von Seles verschobene Kräfteverhältnis im Spitzentennis motiviert, Onlineausgabe der Welt v. 27. 04. 2013, http://www.welt.de/sport/arti cle115654639/Das-Seles-Attentat-ein-Stich-ins-Tennisherz.html (Stand: 04. 11. 2015). 393 Als Beispiel sei hier auf den Fall des Bierbecherwurfs beim Bundesligaspiel des FC St. Pauli gegen den FC Schalke 04 vom 1. 4. 2011 verwiesen. Siehe hierzu die Spiegel-Online v. 01. 04. 2011, http://www.spiegel.de/sport/fussball/st-pauli-vs-schalke-spielabbruch-nach-becher wurf-a-754616.html (Stand: 04. 11. 2015). 394 Auch die Gewalt gegen Sachen im Vorfeld und Nachgang oder während des Verlaufs eines Fußballspiels zählt mittlerweile zu den traurigen Gegebenheiten des Fußballalltags. Allein der Deutschen Bahn AG entstanden im Jahr 2011 nach eigenen Angaben durch randalierende Fußballfans im Reiseverkehr Schäden an Zügen und Wagons in einstelliger Millionenhöhe, Onlineausgabe Westdeutsche Allgemeine Zeitung v. 24. 5. 2012, http://www.derwes ten.de/sport/fussball/vandalismus-verursacht-bei-deutscher-bahn-millionenschaden-id6689888. html (Stand: 04. 11. 2015). Siehe hierzu auch den Sachstandsbericht des Bundespolizeipräsidiums über die zwischen Bundespolizei, DFB, DFL, NASS und der DB AG auf der Fachebene fortentwickelten Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit auf den Reisewegen v. 3. 9. 2010, S. 4 f., abrufbar unter http://www.innenministerkonferenz.de/IMK/DE/termine/to-beschluesse/1 0 - 11 - 19/anlage4.pdf?__blob=publicationFile&v=2 (Stand: 04. 11. 2015). 395 Vgl. Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 19 f.; Krahm, Hooligangewalt, S. 51; Michel, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 7 (17). 396 Klebelsberg, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 48 (58 f.); Löffelholz, in: WFV (Hrsg.), Sicherheit im Stadion, S. 49 (53); Michel, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 7 (10). Zurückhaltend zum Alkoholkonsum als Verursachungsfaktor der Zuschauergewalt Krahm, Hooligangewalt, S. 58. 397 Das Gefahrenpotenzial durch Pyrotechnik bei Sportveranstaltungen zählt zu den primären Streitfaktoren im jüngsten Diskurs zwischen Sportverbänden, Politik und Fanvertretern im Fußball. Nach Späth, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 43 (51), betrug die Polizeibilanz der Saison 2009/10 in Sachen Pyrotechnik 424 Einschmuggelversuche, 35 durch Knallkörper verletzte Beamte und 132 Festnahmen wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz. Insbesondere von den Vertretern der Ultragruppierungen wird der Einsatz von Pyrotechnik jedoch als unabdingbarer Bestandteil der Fankultur angesehen, Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 240.

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fördert398 und allgemein für das Problem eines mangelnden Freiraums zur Befriedigung des essenziellen Bedürfnisses nach Spannung in einer durch Konvention und gesellschaftlichen Zwang geprägten Welt.399 b) Hooliganismus Von der primär wettkampfbedingten und somit anlassbezogenen Aggressionsbereitschaft unter Sportanhängern ist die zu einem regelrechten „Ausschreitungssport“400 kultivierte Gewalttätigkeit sogenannter Hooligans401 zu differenzieren, die regelmäßig in keinem inhaltlichen Zusammenhang mehr zu einem lediglich den Rahmen gebenden Sportereignis steht.402 Oftmals handelt es sich vielmehr um bewusst geführte pseudosportliche und organisierte Wettkampfrituale eigener Art, die sich gezielt gegen andere Hooligan-Gruppierungen oder Polizeieinheiten403 richten,404 aber auch Unbeteiligte treffen können. 398 Klebelsberg, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 48 (58), der hier von Distanzeffekten spricht und als Parallelbeispiel das Urlaubsverhalten anführt. 399 Zu den zivilisationstheoretischen Ansätzen der Hooliganismusforschung Krahm, Hooligangewalt, S. 47 f. 400 Löffelholz, in: WFV (Hrsg.), Sicherheit im Stadion, S. 49 (50), der im weiteren Verlauf auch von „Kampfspielen“ spricht. Siehe auch Krahm, Hooligangewalt, S. 52. 401 Zu den unterschiedlichen Theorien der etymologischen Herkunft des Begriffs Krahm, Hooligangewalt, S. 26; Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 23 f. Zu unterscheiden sind Hooligans von Anhängern der Ultra-Fanbewegung, vgl. Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 240, und Venutti, Causa Sport 2008, 213 (214), die das Ultra-Sein als Lebensgefühl beschreiben. Bei Letzteren handelt es sich um fanatische Anhänger die unter Zugrundelegung gefestigter Organisationsstrukturen die bedingungslose und von Erfolgen, Ligazugehörigkeit, Spielern oder Trainern unabhängige Unterstützung ihres Vereins, nicht jedoch die gewaltsame Auseinandersetzung in den Vordergrund eigenen Wirkens rücken, Venutti, Causa Sport 2008, 213 (214). Hooligans sind demgegenüber nicht einmal zwingend Fans der Vereine, in deren Umfeld sie auftreten, Michel, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 7 (12). Dennoch kann es auch unter Ultras zu Gewaltausbrüchen kommen, insbesondere als Ausdruck der Rivalität zwischen Ultra-Gruppierungen, Venutti, Causa Sport 2008, 213 (214): „Ultra-Gruppierungen sind keine Klosterschüler“. Ebenso Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 240. Krahm, Hooligangewalt, S. 29, spricht daher auch von einer Annäherung der Ultraszene an die Hooliganszene. So ebenfalls die Antwort auf die kleine Anfrage der Bundesregierung zum Thema Gewalt im Fußball, BT-Drucksache 17/8051, S. 5. 402 Löffelholz, in: WFV (Hrsg.), Sicherheit im Stadion, S. 49 (55): „Die Gewalt entsteht nicht mehr aus Anlässen, die der Fußball hergibt“. Klebelsberg, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 48, bezeichnet den Typus des Hooligans folglich als „Fußball-Rocker“, für dessen kriminelle Betätigung der Fußball lediglich als eine Gelegenheit unter mehreren erscheine, das Fußballstadion folglich die gleichen Handlungsvoraussetzungen biete, wie eine andere Art der Massenveranstaltung. Vgl. auch Markert/Schmidbauer, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 35 (36 f.), die eine Verlagerung der Hooligan-Kriminalität weg vom Stadion in die Bereiche der Stadtgebiete und Reisewege beobachten und von Ins/ Ribaux/Freytag, Causa Sport 2006, 323, die eine Ausdehnung des Forschungsfokus auf allgemeine Aspekte der steigenden Jugendkriminalität fordern. 403 Laut Auskunft der Bundesregierung wurden in den Jahren 2000 bis 2012 rund 1.165 Polizisten Opfer von Hooligangewalt, BT-Drucksache 17/8051, S. 4.

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Die Gewalt unter Fußballanhängern als Form des Freizeitvergnügens ist nach heutigem Erkenntnisstand britischen Ursprungs.405 In Deutschland erhielt die Hooliganbewegung in den 1980er Jahren Einzug in das öffentliche Bewusstsein, nicht zuletzt durch die Katastrophe von Heysel, bei der im Rahmen des Landespokalsiegerendspiels 1985 zwischen Juventus Turin und dem FC Liverpool in Brüssel britische Hooligans einen mit neutralen Fans und Anhängern der Bianconeri gefüllten Block stürmten und infolge einer durch die Ausschreitungen ausgelösten Massenpanik 39 Menschen getötet und weit mehr als 400 zum Teil schwer verletzt wurden.406 Hooligans stellen sich üblicherweise als äußerst homogene Gruppierungen dar, deren Anhänger unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und Milieus entstammen, die sich jedoch zumeist in einer nationalistischen Grundhaltung vereinen.407 Unter der Prämisse „Gewalt macht Spaß“ wird das Erlebnis einer aggressiven Auseinandersetzung durch die Beteiligten auf der Suche nach Selbstverwirklichung und affektiver Entlastung zielgerichtet angestrebt,408 der Sport und der Verein dienen hingegen als bloße Kulisse.409 Neben dem individuellen Nervenkitzel steht dabei der kollektive Zusammenhalt der Gruppe im Vordergrund. Hooliganismus stellt sich folglich als Gruppenphänomen dar, dem vermittels autonomer Ethik und identitätsstiftenden Werten eine eigene Dynamik erwächst.410 Die tiefenpsychologischen Mechanismen und soziokulturellen Hintergründe des Hooligan-Phänomens zu ergründen ist und bleibt zwar Aufgabe der Forschung von Anthropologen,

404 Löffelholz, in: WFV (Hrsg.), Sicherheit im Stadion, S. 49 (50 f.); Krahm, Hooligangewalt. S. 52 f. Vgl. auch Markert/Schmidbauer, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 35 (36), mit einer Auflistung von zehn Charakteristika deutscher Hooligankultur. Zur Entwicklung des Hooliganismus in der Bundesrepublik Deutschland Krahm, Hooligangewalt, S. 37 ff. und ausführlich zu dessen Kennzeichen S. 52 ff. 405 Michel, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 7 (9): „englische Krankheit“. Ausführlich zum britischen Ursprung des Hooliganismus Krahm, Hooligangewalt, S. 31 ff. Siehe auch von Ins/Ribaux/Freytag, Causa Sport 2006, 323 (324 f.), die einen Überblick über die Verhältnisse in verschiedenen europäischen Länder bieten. 406 Bereits im Oktober 1982 hatte es im Rahmen des DFB-Pokalspiels zwischen dem SV Werder Bremen und dem Hamburger SV mit dem erst 16 jährigen Adrian Maleika das vermeintlich erste Todesopfer des Hooliganismus auf deutschem Boden gegeben, siehe Onlineausgabe Welt v. 16. 10. 2012, abrufbar unter http://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/ham burger-sv/article109879366/Als-HSV-Fans-einen-16-jaehrigen-Bremer-umbrachten.html (Stand: 04. 11. 2015). 407 Löffelholz, in: WFV (Hrsg.), Sicherheit im Stadion, S. 49 (52 f.), dessen Feststellung, bei der Gewaltbereitschaft im Fußballpublikum handele es sich um ein reines Jugendphänomen mit überwiegend Beteiligten im Alter bis zu 25 Jahren (S. 50; 58), heute wohl nicht mehr uneingeschränkt zugestimmt werden kann. Zu den politischen Tendenzen innerhalb der HooliganGruppierungen Krahm, Hooligangewalt, S. 56 f. 408 Vgl. Krahm, Hooligangewalt, S. 52 m.w.N. 409 Löffelholz, in: WFV (Hrsg.), Sicherheit im Stadion, S. 49 (55); Markert/Schmidbauer, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 35 (36). 410 Löffelholz, in: WFV (Hrsg.), Sicherheit im Stadion, S. 49 (56).

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Kriminologen, Pädagogen, Psychologen und Soziologen;411 im Zuge dieser Arbeit bleibt aber festzuhalten, dass das Phänomen des Hooliganismus zu einem beachtlichen Risikofaktor im Sportveranstaltungsbereich erwachsen ist,412 welchem auch und insbesondere von Seiten der an Organisation und Durchführung der Veranstaltung Beteiligten im Rahmen erforderlicher Schutzvorkehrungen Rechnung zu tragen ist.413 c) Terrorismus Während Zuschauerausschreitungen zumindest im Fußballsport bereits trauriger Alltag geworden sind, bilden terroristische414 Anschläge auf Sportveranstaltungen oder einzelne Sportler bislang eine seltene Ausnahme. Dass gerade die enorme mediale Präsenz sportlicher Großereignisse für politisch begründete Gewalttaten terroristischer Gruppierungen oder die Selbstinszenierung sonstig Motivierter, in Kombination mit dem hohen Symbolgehalt sportlicher Veranstaltungen415 eine in Perversion der sportlichen Werte von Toleranz und Fairness zum Missbrauch ge411 Vgl. hierzu die zahlreichen Nachweise von Krahm, Hooligangewalt, S. 45 Fn. 127. Einige der drängendsten Fragestellungen wurden im Anschluss an den Hamburger Platzsturm vom 9. 6. 1979 von der eigens gebildeten Arbeitsgruppe Volksparkstadion, abgedruckt bei Michel, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 7 (15), wie folgt zusammengefasst: „Ist dies ein Zeichen der latenten Brutalisierung unserer Zeit? Handelt es sich um die Folge der Arbeitsbedingungen bzw. der Arbeitslosigkeit und Arbeitsunsicherheit Jugendlicher? Ist es ein einfaches, naheliegendes Ventil, das Jugendliche zu allen Zeiten benötigen, um „Dampf“ abzulassen? Handelt es sich um Verhaltensweisen, die auf Stadt und Land verteilt waren, nun aber durch günstige Verkehrsmöglichkeiten zentralisiert worden sind? Ist es der Ausdruck eines Generationenkonfliktes, d. h. der Auseinandersetzung mit der Aggressivität in der Familie, die von den Eltern verweigert wird? Bietet unsere Gesellschaft nicht genügend als sinnvoll anerkannte Berufs- und Freizeitaktivitäten, die Aggressivität in Ehrgeiz und Leistungsmotivation sublimieren? (…)“. 412 Der ZIS (Hrsg.), Jahresbericht Fußball Saison 2013/14, S. 8, spricht von 2.554 Hooligans (Personen der Kategorie C) in den Anhängerschaften der ersten beiden Fußballbundesligen. Demgegenüber zitiert Venutti, Causa Sport 2008, 213 (214), eine Schätzung der Zentralstelle Hooliganismus Schweiz, nach welcher in der Schweiz gerade einmal 200 Hooligans existieren. 413 Zu konkreten Maßnahmen der Eindämmung von Fan- und Hooligangewalt siehe noch die Ausführungen unten, § 4 A.II.2.b). 414 Zur Definition des Terrorismusbegriffs Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 27 ff., mit Verweis auf die durch die Enzyklopädie Brockhaus vorgeschlagene Differenzierung zwischen begrifflichem Alltagsgebrauch („Zwang oder Druck bedingt durch eine Gewaltanwendung bzw. die Verbreitung von Angst und Schrecken durch Gewaltaktionen“) und eine politisierte Begriffsbestimmung (die „gewalttätige Form des Machtkampfes ausgeübt zum einen – vor allem von diktatorischen Regierungen – zur Aufrechterhaltung ihrer Herrschaft, zum anderen – von oppositionellen extremistischen Kleingruppen oder Einzelpersonen – zum Sturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung“), die für den hier verfolgten Zweck freilich als zu restriktiv erscheint. 415 von Ins/Ribaux/Freytag, Causa Sport 2006, 323 (330 f.), bezeichnen die Olympischen Spiele als „Ritual des Friedens“.

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eignete Plattform bietet, darf bei der Bewertung der Sportveranstaltung als Gefahrenbereich dennoch nicht außer Acht gelassen werden.416 Jüngstes Beispiel ist der Bombenanschlag auf den Boston-Marathon vom 15. April 2013, bei welchem drei Menschen durch die Explosion zweier in Rucksäcken versteckter Sprengsätze getötet und 264 weitere Personen zum Teil schwer verletzt wurden.417

II. Risikofaktor Veranstaltungsorganisation Ganz im Sinne der multifaktoralen Schadensanalyse muss bei der Betrachtung dramatischer Tragödien wie den Katastrophen von Guerrero oder Heysel berücksichtigt werden, dass der Auslöser einer Massenpanik zwar in der dargestellten massenpsychologischen Enthemmung und dem fanatischen Irrsinn gewaltbereiter Gruppen zu finden sein kann. Andererseits werden die hohen Opferzahlen zumeist erst durch eine Leib und Leben der Zuschauer gefährdende physikalische Zwangssituation bedingt, welche als weiteres Glied der Kausalkette zwischen Ausschreitung, Panikreaktion und Schadensrealisierung tritt.418 Auch die meisten der 39 Toten von Heysel starben nicht als Opfer der Ausschreitungen selbst, sondern als 416

Zu Sportgroßveranstaltungen als potenzielles Ziel terroristischer Anschläge auch Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 27 ff. Da Sportgroßveranstaltungen heute längst von politischen Akteuren als Bühne des medienwirksamen Auftritts entdeckt worden sind, muss insbesondere die Gefahr politisch motivierter Terrorakte berücksichtigt werden, vgl. auch Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 34 f. 417 Vgl. die Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung v. 25. 4. 2013, http://www.sueddeut sche.de/panorama/anschlag-auf-boston-marathon-zarnajew-brueder-zuendeten-bomben-mitspielzeug-fernbedienung-1.1658269 (Stand: 04. 11. 2015). Ein mutmaßlicher Bombenanschlag auf ein Fußballstadion während der FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2006 konnte hingegen noch vereitelt werden, vgl. die Onlineausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung v. 10. 1. 2008, http://www.faz.net/themenarchiv/2.1081/terror-prozess-zeuge-kofferbomber-erwogen-an schlag-auf-wm-stadion-1513304.html (Stand: 04. 11. 2015). Weitere Beispiele terroristischer Anschläge auf Sportveranstaltungen: Evakuierung des britischen Grand National Pferderennens 1997 infolge von Bombendrohungen durch die irische Terrororganisation IRA; Attacke eines religiösen Fanatikers auf den brasilianischen Marathonläufer Vanderlei de Lima bei den Olympischen Spielen 2004; Selbstmordattentat tamilischer Rebellen auf einen Marathonlauf in Sri Lanka im Jahr 2008; Absage der Rallye Dakar 2008 aufgrund politischer Spannungen in der Austragungsregion und Attentatsdrohungen durch terroristische Gruppierungen; Anschlag auf den Boston-Marathon im Jahr 2013. Das Olympia-Attentat vom 5. September 1972, als Mitglieder der palästinensischen Terrorgruppe Schwarzer September in das Olympische Dorf eindrangen und elf Mannschaftsmitglieder der israelischen Delegation als Geiseln nahmen, passt nur bedingt in diese Aufzählung, da sich das Attentat nicht im unmittelbaren Verlauf der Sportveranstaltung selbst ereignete. 418 Vgl. Dirk Helbing, Professor der Soziologie an der ETH Zürich im Interview mit jetzt.de, einem Online-Magazin der Süddeutschen Zeitung, abrufbar unter http://jetzt.sueddeutsche.de/ texte/anzeigen/528031 (Stand: 04. 11. 2015), zu den Ursachen des Unglücks bei der Loveparade in Duisburg am 24. 7. 2010: „Die Katastrophe passiert meist nicht, weil Leute in einen Zustand psychologischer Panik verfallen. Wenn ein solcher Panikzustand auftritt, ist es oft schon zu spät, das heißt, man befindet sich oft schon in einer lebensbedrohlichen Situation. Die Toten sind das Resultat eines physikalischen, nicht eines psychologischen Effekts.“

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sie von den Menschenmassen gegen eine Stadionmauer gedrückt wurden, welche unter der Last zusammenbrach und die Menschen unter sich begrub. Gleichsam können entsprechende physikalische Effekte schon unmittelbar durch gravierende Missstände in Planung und Durchführung der Veranstaltung selbst geschaffen werden. Überfüllte Stadien, Tribünen und Zuschauerblöcke,419 verschlossene Stadiontore420 oder aufeinanderprallende Zuschauerströme, die sich bei dem Versuch, auf gleichem Wege ein Stadion zu betreten und es zu verlassen begegnen,421 forderten in der Vergangenheit schon zahlreiche Menschenleben. Sinnbildlich für die entsprechenden Risiken der Veranstaltungsorganisation steht die Katastrophe von Hillsborough aus dem Jahre 1989. Neusten Erkenntnissen zufolge wurde die schwere Massenpanik mit 96 Todesopfern im Rahmen des Pokalspiels zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forrest in Sheffield nicht durch Ausschreitungen rivalisierender Hooligans ausgelöst, sondern durch einen völlig überfüllten Mittelblock und die Fehlentscheidung der zuständigen Sicherheitskräfte, auf eine umgehende Öffnung der Tore zum Spielfeld zu verzichten.422

III. Risikofaktor Veranstaltungsstätte Schließlich soll als Faktor der Schadensrisikosphäre der Veranstaltung auch die Veranstaltungsstätte selbst Berücksichtigung finden. Insbesondere können sich Gefahren daraus ergeben, dass die Stätte nicht als Ort des Massenverkehrs geeignet ist. Traurige Berühmtheit haben in der Sportveranstaltungshistorie Tragödien um marode und unter der Last des Zuschauerverkehrs einstürzende Tribünen und Stadionteile erlangt. Bereits 1902 kam es anlässlich eines Fußballländerspiels zwischen Schottland und England zu einer Katastrophe, als eine Tribüne des Glasgower Ibrox Park hunderte von Fans unter sich begrub und 25 nicht mehr lebend geborgen werden konnten. War das Unglück von Ibrox noch der mangelnden Statik einer Tribünen419 Siehe das Bolton-Disaster von 1946, bei welchem ca. 20.000 Fans versuchten, in den bereits gefüllten Burnden Park einzudringen, um die Begegnung des FA-Cups zwischen den Bolton Wanderers und Stoke City zu verfolgen. 33 Menschen kamen zu Tode, als die Spielfeldabsperrungen unter dem wachsenden Druck brachen und sich die Masse auf das Spielfeld ergoss. 420 74 Menschen starben im Jahr 1968 beim argentinischen Derby der Boca Juniors gegen River Plate, die bei dem Versuch, das Stadion zu verlassen, von der nachfolgenden Menschenmasse an die verschlossenen Stadiontore gedrückt wurden. 1988 kamen an den verschlossenen Toren eines Fußballstadions in Katmandu 93 Menschen zu Tode, als die Zuschauer vor einem Hagelsturm flüchteten. 421 So geschehen 1971 beim schottischen Derby Old Firm zwischen den Glasgow Rangers und Celtic Glasgow im Ibrox Park. Nachdem Celtic kurz vor Abpfiff mit 0:1 in Führung gegangen war, verließen enttäuschte Anhänger der Rangers das Stadion, kehrten jedoch zurück, als noch in der Nachspielzeit der Ausgleich fiel. Beim Zusammenstoß mit der aus dem Stadion strömenden Menge kamen 66 Menschen zu Tode. 422 Siehe hierzu den einschlägigen Eintrag der Online-Enzyklopädie Wikipedia, http://de.wi kipedia.org/wiki/Hillsborough-Katastrophe (Stand: 04. 11. 2015).

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§ 2 Risikosphären von Sportveranstaltungen

konstruktion aus Holz geschuldet, sind schwere Unfälle aufgrund baulicher Mängel von Stadien und Arenen heute angesichts strengerer Sicherheitsanforderungen selten geworden. Um ein bloßes Relikt vergangener Zeiten handelt es sich jedoch keineswegs: der Einsturz einer anlässlich der Pokalbegegnung zwischen dem SC Bastia und Olympique Marseille im Stade Furiani in Eile errichteten Stahlrohrtribüne kostete erst 1992 18 Menschen das Leben, mehr als 2000 Zuschauer wurden verletzt. Hierzulande kamen im Jahr 2006 15 Menschen ums Leben und weitere 34 wurden verletzt, als das Dach der Eissporthalle in Bad Reichenhall unter der Last einer dicken Schneedecke nachgab und einstürzte.423 Doch auch weitaus weniger spektakuläre Schadenssachverhalte sind der Risikosphäre Veranstaltungsstätte zuzurechnen, sei es der vereiste Treppenaufgang, der abgesplitterte Schalensitz, an dem sich ein Zuschauer verletzt oder die fehlerhafte Verspannung des Tragewerks, durch welche eine eigentlich wetterfeste Dachkonstruktion wasserfallartige Regenergüssen im Bereich der Eckfahne eines Fußballfeldes hervorruft.424

C. Tatsächliche Schwierigkeiten im Umgang mit Fällen der Sportveranstalterhaftung Realisiert sich einer der dargestellten Risikofaktoren aus dem Gefahrenbereich der Sportveranstaltung, so stellt sich de lege lata die Frage der Haftung eines Verantwortlichen im zivilrechtlichen, im strafrechtlichen und – als Charakteristikum des Sporthaftungsrechts – im verbandsrechtlichen Sinne.425 Zwar liegt es nahe, in der Auseinandersetzung mit potenziellen Zivilhaftungsansprüchen des Geschädigten zunächst die Haftung des unmittelbaren Schädigers in Betracht zu ziehen, doch erweist sich diese in der sporthaftungsrechtlichen Praxis allzu oft als stumpfes Schwert. Mitunter kann ein unmittelbarer Schädiger nicht identifiziert werden, so etwa, wenn der Akt der Schädigung aus der Anonymität einer Menschenmenge heraus verübt wird.426 Kann ein unmittelbarer Schädiger ergriffen werden, fehlt es diesem in Anbetracht der infrage stehenden Haftungssummen aus Körper- oder Sachschäden oftmals an der erforderlichen Haftungssolvenz.427 Zudem kann die Rechtsgutsverletzung vielfach gar nicht erst auf eine unmittelbare Schädigungshandlung zurückgeführt werden, ein unmittelbarer Schädiger ist – wie im Beispielsfall Lotz – nicht vorhanden. Schon aus diesen Gründen hat der Geschädigte ein 423 Siehe hierzu den einschlägigen Eintrag der Online-Enzyklopädie Wikipedia, https://de. wikipedia.org/wiki/Eislaufhalle_Bad_Reichenhall (Stand: 04. 11. 2015). 424 So ereignet beim Finale des FIFA-Konföderationen-Pokals 2005 in der Frankfurter Commerzbank Arena. 425 Strafrechtliche und verbandsrechtliche Haftung sind im Folgenden nicht weiter Gegenstand dieser Arbeit. Vgl. hierzu aber schon die einschlägigen Nachweise oben, Fn. 43, 44. 426 Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (56). 427 Hierauf verweist auch Weller, NJW 2007, 960.

C. Schwierigkeiten im Umgang mit Fällen der Sportveranstalterhaftung

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valides Interesse daran, sich nach sonstigen Haftungsadressaten umzusehen. Hier ist es nun die Verantwortung der an Organisation und Durchführung der Sportveranstaltung Beteiligten, allen voran die der Sportveranstalter, die in den Fokus der weiteren Betrachtung gerät. Die juristische Auseinandersetzung mit der Haftung ebenjener birgt allerdings nicht nur rechtliche Unwägbarkeiten, wie sie im weiteren Verlauf der Arbeit zum Gegenstand einer lösungsorientierten Aufarbeitung gemacht werden, sondern auch tatsächliche Schwierigkeiten, welche eine gewisse Sensibilität im praktischen Umgang mit den Sachverhalten des Sporthaftungsrechts erfordern. Insbesondere auf Seiten eines potenziell geschädigten Sportlers muss in die Gesamtbetrachtung einbezogen werden, dass sich in der Teilnahme an einer Sportveranstaltung nicht nur ein hohes Risiko mitunter gravierender Verletzungen der körperlichen Unversehrtheit manifestiert. Gleichzeitig ist ein Sportler als Opfer eines Körperschadens von mitunter ungleich dramatischeren mittelbaren Folgen der Verletzung betroffen. Denn für den Sportler stellt sich der (unversehrte) Körper als wichtiges Instrument der Selbstverwirklichung dar. Ohne Frage gilt dies für den Typus des Berufssportlers, welcher auf den Einsatz seines Körpers angewiesen ist, um sich eine Lebengrundlage zu schaffen und zu erhalten. Aber auch für den Freizeitsportler kann der Sport schon aufgrund der eingangs umschriebenen Nutzfaktoren zu einem ganz wesentlichen Element in der eigenen Lebensgestaltung werden.428 Ein Schaden am eigenen Körper, aufgrund dessen eine Sportart vorübergehend oder dauerhaft nicht mehr ausgeübt werden kann oder durch welche der Sportler ob einer längeren Rekonvaleszenz seine Wettbewerbsfähigkeit einbüßt, trifft den Sportler mit außerordentlicher Härte. Dass gerade im Leistungs- und Spitzensport durch Publikumsinteresse und Medienecho Schadensfälle mitunter weiter dramatisiert werden, erleichtert die praktische Handhabe entsprechender Fallgestaltungen nicht. So fördert das mediale Interesse eine unnötige Emotionalisierung der Beteiligten, was sich wiederum in mangelnder Kompromissbereitschaft und verhärteten Fronten niederschlagen und zu nachteiligen Auswirkungen auf das sportliche Zusammenwirken weit über den konkreten Einzelfall hinaus führen kann. Auch der erkennende Richter hat mitunter dem Druck der Öffentlichkeit in der Wahrung seiner Entscheidungsfreiheit standzuhalten. Erschwert wird der praktische Umgang mit Fällen der Sportveranstalterhaftung auch durch die Verortung der Auseinandersetzung im multipolaren Interessengeflecht des organisierten Sportbetriebs. Auf ganz unterschiedlichen Ebenen sind die Beteiligten aufeinander angewiesen, was mitunter schon die Bereitschaft zur Anrufung staatlicher Gerichtsbarkeit hemmt. Insbesondere den Sportverbänden droht allgemeines Ungemach als Folge der Veranstalterhaftung. Denn Gegenstand nahezu sämtlicher Satzungen der Sportverbände aller Ebenen der Verbandshierarchie ist die Pflicht, Meisterschaften und andere Wettkampfveranstaltungen durchzuführen.429 In Ermangelung einer verbandseigenen Infrastruktur an Wettkampfstätten bleiben die 428 429

Siehe hierzu die Ausführungen oben, Einleitung zu dieser Arbeit. Vgl. etwa § 3 lit. f) der DVV-Satzung; § 2 Abs. 1.1 der DLV-Satzung.

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§ 2 Risikosphären von Sportveranstaltungen

Verbände zur Erfüllung ihrer satzungsgemäßen Zwecksetzung jedoch auf die Unterstützung durch lokale Sportvereine als Veranstaltungsausrichter angewiesen.430 Diese könnten wiederum durch das drohende Risiko der Veranstalterhaftung von einem Ausrichtungsengagement abgeschreckt werden. Ziehen sich die Vereine jedoch aus dem Bereich der Veranstaltungsorganisation zurück, droht die ernste Gefährdung eines der primären Satzungszwecke der Sportverbände.431 In diesem Kontext sei schließlich auch berücksichtigt, dass sich insbesondere ein Sportler als Geschädigter, der die Inanspruchnahme staatlichen Rechtsschutzes anstrebt, Druck und Repressalien von Seiten eines Sportverbands oder seines Sportvereins auszusetzen droht, die ihrerseits durch ein „illoyales“ Verhalten ihren Autoritätsanspruch in Frage gestellt sehen. Als Paradebeispiel sei auf das Nachspiel zum Fall des Turners Fabian Lotz verwiesen.432 Im Anschluss an den Sturz von Lotz bei der Hessischen Turnmeisterschaft 2006 und eines Urteils des Landgerichts Gießen, demzufolge das Unfallereignis auf einen Fehler des verwendeten Gerätes infolge eines „fahrlässigen fehlerhaften Aufbaus des Ringgerüsts bzw. einer fehlerhaften Kontrolle durch die Mitglieder/Wettkampfverantwortlichen“ zurückzuführen sei und Hessischer Turnverband (HTV) sowie lokaler Ausrichter als Gesamtschuldner in die Haftung genommen werden müssten,433 teilte das Präsidium des HTV dem über Jahre hinweg geförderten Turner mit, dass er aufgrund des nicht mehr vorhandenen Kaderstatus nicht weiter von den Landestrainern trainiert werden könne. Die Maßnahme sei „zum Schutz des Verbandes notwendig“.434 Der HTV sei in gleich gelagerten Fällen noch nie juristisch angegangen worden. Dieses Abweichen vom Gewohnten habe zu dem Präsidiumsbeschluss geführt, um sich selbst und die Landestrainer vor einer künftigen Haftung zu schützen. Schließlich könne nicht ausgeschlossen werden, dass es erneut zu einem Vorfall käme und der Turner erneut den juristischen Weg gegen den Verband beschreite.435 Vor ungerechtfertigten Repressalien dieser Art zu schützen, kann zwar nicht Aufgabe des Sporthaftungsrechts sein; eine präzise Darlegung der nach haftungsrechtlichen Maßstäben abzugrenzenden Verantwortungskreise der Beteiligten hilft aber doch vielleicht, das Bewusstsein für Risiko und Pflicht zu schärfen und so entsprechende Konfliktsituationen zu vermeiden.

430

Trennt, Die Vergabe internationaler Sportveranstaltungen, S. 3. Vieweg/Röhl, SpuRt 2010, 56 f. 432 Siehe zum Fall Lotz bereits oben, § 2 A.III. 433 LG Gießen, SpuRt 2010, 80 ff. Bestätigt durch OLG Frankfurt a.M., SpuRt 2011, 31. 434 Zitiert aus der Onlineausgabe der Frankfurter Rundschau vom 13. 8. 2009, http:// www.fr-online.de/sport/turnen-die-neuen-leiden-des-fabian-lotz,1472784,3329884.html (Stand: 04. 11. 2015). 435 Onlineausgabe der Frankfurter Rundschau vom 13. 8. 2009, http://www.fronline.de/ sport/turnen-die-neuen-leiden-des-fabian-lotz,1472784,3329884.html (Stand: 04. 11. 2015). Hier abgedruckt auch das zustimmungswürdige Zitat des HTV-Kunstturnwarts Wolfgang Schneider: „Man macht einen großen Fehler, wenn man das Opfer eines solchen Unfalls noch einmal zusätzlich bestraft.“ 431

§ 3 Grundlagen des Sportveranstalterhaftungsrechts „Theory is the most important part of the dogma of the law, as the architect is the most important man who takes part in the building of a house“436 Was der amerikanische Rechtsgelehrte Oliver Wendell Holmes, Jr. in seinem Essay „The Path of the Law“ mit einem trefflichen Vergleich verdeutlicht, gilt auch für die vorliegende, eher pragmatisch orientierte Rechtsanalyse. Das Sporthaftungsrecht macht den Sport zu seinem Gegenstand. Doch bleibt es trotz der dadurch bedingten Besonderheiten ziviles Haftungsrecht, wie es im Bürgerlichen Gesetzbuch und den einschlägigen Nebengesetzen geregelt ist. In diesem Sinne gilt es im Folgenden, auf grundlegenden zivilrechtlichen Funktionszusammenhängen aufzubauen, die bei der Auseinandersetzung mit den Fragen des Sportveranstalterhaftungsrechts von großer Bedeutung sind.

A. Zum Wesen der zivilrechtlichen Haftung Einführend sind der Haftungsbegriff sowie Zweck und Funktion des allgemeinen Zivilhaftungsrechts darzustellen.

I. Der Haftungsbegriff Zivilrechtshaftung im weitesten Sinne wird definiert als das Einstehenmüssen für eine aus einem vertraglichen oder gesetzlichen (außervertraglichen) Schuldverhältnis herrührende Schuld.437 Während der zivilrechtliche Schuldbegriff die bloße Verpflichtung des Schuldners zu einem bestimmten Verhalten im Sinne des ethischen Moments einer reinen Sollensanordnung beschreibt, manifestiert sich in der Haftung der Imperativ, für die Schuld mit dem gesamten Vermögen und gegebenenfalls im Wege der Zwangsvollstreckung aufkommen zu müssen.438 Mit anderen Worten lässt sich der Haftungsbegriff verstehen als die – regelmäßig verschuldensabhängige –

436

Holmes, 10 Harvard Law Review (1897), S. 457 (477). Vgl. Geiger/Mürbe/Wenz, Beck’sches Rechtslexikon, Stichwort „Haftung“; Creifelds, Rechtswörterbuch, Stichwort „Haftung“. 438 Grüneberg, in: Palandt, Einl. v. § 241 Rn. 10; Grunsky, in: Tilch/Arloth (Hrsg.), Deutsches Rechtslexikon, Bd. 2, Stichwort „Haftung“, S. 2141; Larenz, Schuldrecht AT, S. 22; Olzen, in: Staudinger, Einl. zum SchuldR. Rn. 236. 437

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§ 3 Grundlagen des Sportveranstalterhaftungsrechts

Zugriffsmöglichkeit des Gläubigers auf das Vermögen439 des Schuldners.440 Gleichsam laufen Schuld und Haftung typischerweise parallel: „wer eine schuldrechtliche Verpflichtung eingeht, [hat] im Falle der Nichterfüllung mit allem, was ihm gehört, einzustehen. Wer schuldet, haftet auch. Die Haftung ist zwar von der Schuld, dem Leistensollen, begrifflich zu sondern, sie folgt ihr aber gleichsam wie ein Schatten nach.“441 Auch umgekehrt setzt die Haftung in der Regel das Bestehen einer Schuld voraus.442

II. Zweck und Funktionen des allgemeinen Zivilhaftungsrechts Dass dem Zivilhaftungsrecht diverse, miteinander korrelierende Zwecke und Funktionen zukommen, ist gemeinhin unbestritten. Über Relevanz und Gewichtung einzelner Aspekte besteht hingegen nicht überall Einigkeit. Angesichts der zur Tradition verfestigten Trennung von Schadensersatz und Strafe wird als Primärzweck des Zivilhaftungsrechts (als der Gesamtheit des Rechts der Haftungsbegründung und der Haftungsausfüllung)443 seit jeher der Ausgleich erlittener materieller Einbußen und immaterieller Unbill vermittels einer Internalisierung des Schadens durch den Verantwortlichen angesehen.444 Der Geschädigte soll eine erlittene Einbuße soweit ersetzt bekommen, als es eine gerechte Verteilung des 439

Zur Ausnahme unpfändbarer Sachen siehe die Vorschrift des § 811 ZPO. Vgl. Grunsky, in: Tilch/Arloth (Hrsg.), Deutsches Rechtslexikon, Bd. 2, Stichwort „Haftung“, S. 2141; Larenz, Schuldrecht AT, S. 21 ff. Zu beachten bleibt aber, dass der Gesetzgeber den Begriff der Haftung keinesfalls einheitlich gebraucht. So wird der Haftungsbegriff teilweise als Synonym für den Schuldbegriff verwandt (vgl. § 419 Abs. 1 BGB) oder beschreibt eine bloße Verantwortlichkeit (vgl. §§ 31, 278 BGB), vgl. auch Larenz, Schuldrecht AT, S. 22. Primär soll der Haftungsbegriff jedoch im Sinne einer Vermögenshaftung mit der hier erörterten Bedeutung belegt werden. 441 Larenz, Schuldrecht AT, S. 23 f. Ähnlich Grunsky, in: Tilch/Arloth (Hrsg.), Deutsches Rechtslexikon, Bd. 2, Stichwort „Haftung“, S. 2141. Ausnahmsweise kennt das Zivilrecht auch die Schuld ohne oder mit lediglich eingeschränkter Haftung (Beispiel: die beschränkte Haftung des Erben für Nachlassverbindlichkeiten der §§ 1975 ff. BGB). 442 Nicht zwingend erforderlich ist hingegen Personenidentität von Schuldner und Haftungsadressat, so etwa bei der Einräumung von Sicherungsrechten an einer fremden Schuld. 443 Beide Teilbereiche werden oftmals isoliert auf ihre Funktionen hin untersucht, vgl. Oetker, in: MüKo, § 249 Rn. 8; Schubert, in: Bamberger/Roth, § 249 Rn. 1; Spickhoff, in: Soergel, Vor § 823 Rn. 29; Vieweg, in Staudinger Eckpfeiler, J. Schadensrecht Rn. 8. Für eine einheitliche Funktionsanalyse von Haftungsnormen und Schadensnormen hingegen Esser/ Schmidt, Schuldrecht AT/2, S. 169; Larenz, Schuldrecht AT, S. 422; Wagner, AcP 206 (2006), 352 (457). 444 Vgl. Deutsch, JZ 1971, 244 (245, 246); ders., Deliktsrecht, S. 14; Ekkenga/Kuntz, in: Soergel, Vor § 239 Rn. 26; Esser/Schmidt, Schuldrecht AT/2, S. 172; Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 9; Larenz, Schuldrecht AT, S. 424; Leßmann, JA 1988, 57; Marburger, AcP 192 (1992), 1 (30); Mertens, Begriff des Vermögensschadens, S. 95 ff.; J. Mohr, Jura 2010, 168 (170); Vieweg, in Staudinger Eckpfeiler, J. Schadensrecht Rn. 9. 440

A. Zum Wesen der zivilrechtlichen Haftung

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Schadens zwischen Schädiger und Geschädigtem erfordert. Prägend für diesen Ausgleichsgedanken ist mithin das Prinzip der korrigierenden Gerechtigkeit als Teilaspekt der Befriedungsfunktion des Rechts.445 Vor diesem Hintergrund ist das Zivilhaftungsrecht zu interpretieren und anzuwenden.446 Eine schadenspräventive Wirkung wird nach herkömmlicher Betrachtungsweise demgegenüber lediglich als „erwünschtes Nebenprodukt der Schadensersatzpflicht“447 erachtet.448 Prävention sei folglich auch Funktion des Haftungsrechts, nicht jedoch dessen Hauptzweck.449 Betrachtet man das Zivilhaftungsrecht allerdings in seinem Gesamtbestand als Produkt aus Haftungsbegründung und Schadensrecht, so lässt sich unter dem zunehmenden Einfluss einer am wirtschaftlichen Effizienzkriterium ausgerichteten ökonomischen Perspektive auf das Recht450 eine stärkere Akzentuierung des Präventionsgedankens im Haftungsrecht, welche in der Betrachtung haftungsbegründender Tatbestände als verhaltenssteuernder Regelungen zum Ausdruck kommt, nur schwerlich negieren.451 Der Blick auf das Haf445 Vgl. Jansen, Struktur des Haftungsrechts, S. 36 f.; Schiemann, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 249 ff. Rn. 3; Vieweg, in Staudinger Eckpfeiler, J. Schadensrecht Rn. 9. Daneben beinhaltet die Schadensausgleichsfunktion einen Rechtsfortsetzungsgedanken: Nach dem Prinzip der Naturalrestitution setzt sich ein verletztes Recht oder ein nicht erfüllter Anspruch in dem jeweiligen Ersatzanspruch fort; es wird effektiver Rechtsgüterschutz bewirkt, Ekkenga/Kuntz, in: Soergel, Vor § 249 Rn. 29; Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 9; Larenz, Schuldrecht AT, S. 424 f.; J. Mohr, Jura 2010, 168 (171 f.); Spickhoff, in: Soergel, Vor § 823 Rn. 35. 446 Insoweit weist Brüggemeier, Haftungsrecht, S. 9, darauf hin, dass in der heutigen Gesellschaft, insbesondere unter Berücksichtigung der zunehmenden Überlagerung durch kollektive Systeme der Schadenstragung, das auf bipolare Beziehungen zugeschnittene tradierte Verständnis von „ausgleichender und verteilender Gerechtigkeit“ nur noch bedingt angewendet werden könne und das Gerechtigkeitsprinzip eher im Sinne „kontextueller Gerechtigkeit“ zu verstehen sei. Vgl. ferner J. Mohr, Jura 2010, 168 (170); Oetker, in: MüKo, § 249 Rn. 10; Vieweg, in: Staudinger Eckpfeiler, J. Schadensrecht Rn. 10. 447 Larenz, Schuldrecht AT, S. 423. 448 Im Schadensrecht der §§ 249 ff. BGB wird die Präventionsfunktion gar überwiegend abgelehnt, siehe Grüneberg, in Palandt, Vorb. v. § 249 Rn. 2; Oetker, in: MüKo, § 249 Rn. 9; Vieweg, in Staudinger Eckpfeiler, J. Schadensrecht Rn. 13. Vgl. hierzu auch die Motive Bd. II, S. 17 f.: „Die Hereinziehung moralischer oder strafrechtlicher Gesichtspunkte, worauf jene Abstufung beruht, muß bei der Bestimmung der civilrechtlichen Folgen unerlaubten, widerrechtlichen Verhaltens durchaus ferngehalten werden. Der Grundsatz des gemeinen Rechts, wonach lediglich der Umfang des verursachten Schadens den Umfang des zu leistenden Schadensersatzes bestimmt, ist juristisch allein haltbar und wird dem Schadensersatzberechtigten allein gerecht.“, ebenfalls zitiert von Wagner, AcP 206 (2006), 352 (456). 449 Vgl. Deutsch, JZ 1971, 244 (246), dem die Präventionsfunktion als „nachgeordneter Zweck der Unrechtshaftung“ erscheint; Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 10; Mertens, Begriff des Vermögensschadens, S. 109. 450 Grundlegend zur ökonomischen Analyse des Haftungsrechts Adams, Ökonomische Theorie des Rechts, S. 141 ff.; Schäfer/Ott, Ökonomische Analyse, S. 145 ff. Insoweit eher kritisch hingegen Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 15 ff. 451 Vgl. Brüggemeier, Haftungsrecht, S. 9 f.; Kötz/Wagner, Deliktsrecht, S. 30 ff.; Spickhoff, in: Soergel, Vor § 823 Rn. 31 f.; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 0.7; Wagner, JZ 1991,

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§ 3 Grundlagen des Sportveranstalterhaftungsrechts

tungsrecht als Ganzes ergibt folglich ein Nebeneinander des primär im Schadensrecht verorteten Ausgleichsgedankens und des dem Recht der Haftungsbegründung innewohnenden Präventionsprinzips. Beide Topoi ergänzen sich in ihrer jeweiligen Wirkungsweise durch gegenseitige Interdependenz. Denn ohne den Effekt der Schadensverlagerung hätte der Einzelne zumindest keinen ökonomischen Anreiz, einen Schaden an fremden Rechtsgütern durch Mühen und bisweilen auch kostspielige Sicherungsmaßnahmen zu vermeiden. Und „Allein auf die Kraft altruistischer Motive“452 mag sich wohl kaum jemand verlassen. Ferner tritt die Internalisierungsfunktion dort in den Vordergrund, wo ein optimales Schutzniveau nicht angestrebt werden kann oder soll, oder, wo sich ein Schaden entgegen aller Präventionsbestrebungen bereits realisiert hat.453 Andererseits bleiben auch der potenziellen Schadensabnahme natürliche Grenzen gesetzt, insbesondere beim Ausgleich immaterieller Schäden, die sich nicht in einer geldwerten Forderung ausdrücken lassen.454 Wo die monetäre Entschädigung schon nicht zum Schadensausgleich taugt, soll ihr doch zumindest ein „echter Hemmungseffekt“455 zukommen. Es zeigt sich folglich auch an dieser Stelle, dass Prävention und Schadensausgleich einander 175 (176); ders., VersR 1999, 1441 (1442); ders., AcP 206 (2006), 352 (451 ff.); ders., in: MüKo Vor § 823 Rn. 40 f. Allgemein kritisch zu jenen Tendenzen hingegen Marburger, AcP 192 (1992), 1 (30 f.), der eine „Denaturierung“ des Haftungsrechts anmahnt. Zwar bleibt die Würdigung des Präventionszwecks im Haftungsrecht also nach wie vor nicht von Kritik verschont. Neben der verschwimmenden Grenze zwischen Prävention und Pönalisierung werden mitunter rein rechtstatsächlich begründete Zweifel geäußert: Die Präventionsfunktion versage immer dort, „wo für den haftpflichtigen Schädiger, wie für den Kraftfahrzeughalter, eine – gesetzlich vorgeschriebene oder freiwillig eingegangene – Haftpflichtversicherung eintritt“, Larenz, Schuldrecht AT, S. 423. Doch bleibt auch hier in der Praxis eine Verhaltenssteuerung kaum aus, etwa durch zusätzliche Mechanismen wie die Selbstbeteiligung des Versicherungsnehmers oder die Einstufung in differenzierte Versicherungsklassen mit entsprechender Bonus- oder Maluswirkung, vgl. Kötz/Wagner, Deliktsrecht, S. 40 f.; J. Mohr, Jura 2010, 168 (171). Freilich ist im Zuge der wohlfahrtsökonomischen Analyse des Haftungsrechts zu berücksichtigen, dass präventiv wirkende Haftungsregelungen ausschließlich dort erlassen werden können, wo die erforderliche Mittel-Zweck-Relation in Form einer Abwägung von Kosten und Nutzen zu Gunsten der Schadensverhütung ausschlägt. Da verhaltensbeschränkende Präventivmaßnahmen in der Regel zu Lasten anderer Werte oder Güter getroffen werden, ist hernach ein optimales Schutzniveau in der zivilgesellschaftlichen Realität ebenso wenig wünschenswert wie faktisch realisierbar, vgl. Kötz, in: FS Steindorff, S. 643 (646), und Kötz/ Wagner, Deliktsrecht, S. 30 f., mit dem anschaulichen Beispiel einer bundesweiten Tempo-30Zone. So bemerkt auch Steffen, VersR 1980, 409: „Sicherheit ist nicht das einzige Gut“. 452 Kötz/Wagner, Deliktsrecht, S. 32. 453 Ist eine Schadensersatzverbindlichkeit nämlich erst einmal begründet, blickt das Gesetz zum Ziel des Ausgleichs nur noch auf den Geschädigten, so J. Mohr, Jura 2010, 168 (170). 454 Vgl. BGHZ 18, 149 (156). Hierunter fallen etwa Nachteile infolge einer Körperverletzung, die über bloße Vermögensschäden (Verdienstausfall, Heilungskosten) hinausgehen, Deutsch, JZ 1971, 244 (245). Zu denken wäre an Fälle des außerordentlichen körperlichen Leidens in Form extremer Schmerzen oder durch den dauerhaften Verlust wesentlicher Körperfunktionen. Ähnliches gilt für die Fallgruppe schwerwiegender Eingriffe in das allgemeine Persönlichkeitsrecht, BGH, NJW 1996, 984. 455 BGH, NJW 1996, 984 (985).

B. Grundlagen der vertraglichen und der außervertraglichen Haftungsbegründung 123

bedingen, ergänzen und als jeweils „gleichberechtigtes Ziel des Haftungsrechts“456 erst gemeinsam dessen Bedeutung umfassend gerecht werden. Neben den Prinzipien des Schadensausgleichs und der Schadensprävention werden einzelne Sekundärfunktionen in den haftungsrechtlichen Gesamtkontext gebracht. Genannt wird der funktionale Grundsatz der Schadensstreuung, nach welchem das Schadensrisiko, auch zum Schutz des Geschädigten vor mangelnder Zahlungsfähigkeit des Haftungsadressaten, über das Haftungsrecht im Wege kollektiver Leistungs- und Sicherungssysteme auf mehr als eine Person abgewälzt wird.457 Neben der weithin anerkannten Genugtuungsfunktion des Haftungsrechts in Fällen besonderer Unbill,458 werden pönale Elemente des Zivilhaftungsrechts hingegen nahezu einhellig abgelehnt.459

B. Relevante Grundlagen der vertraglichen und der außervertraglichen Haftungsbegründung Casum sentit dominus – Der Herr trägt den Schaden. Auszugehen ist von dem Grundsatz, dass der Inhaber eines Rechtsguts als zuordnungsfähiger Rechtsposition den daran entstehenden Schaden selbst zu tragen hat.460 Etwas anderes gilt im Rahmen des für das Haftungsrecht maßgeblichen Strebens nach praktischer Konkordanz von allgemeiner Handlungsfreiheit einerseits und effektivem Rechtsgüter-

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Wagner, AcP 206 (2006), 352 (451). Jansen, Struktur des Haftungsrechts, S. 37; Sprau, in: Palandt, Einf. v. § 823 Rn. 1. Zu Tage tritt jener Funktionsverlauf im System der Haftpflichtversicherung einerseits, andererseits aber auch im Recht der verschuldensunabhängigen Produkthaftung. Dem Hersteller als Haftungsadressaten bleibt es unbenommen, die Risiken der Gefährdungshaftung vermittels seiner Preiskalkulation auf sämtliche Abnehmer zu jeweils minimalen Bruchstücken umzuverteilen, vgl. dazu Deutsch, JZ 1971, 244 (245 f.); Kötz/Wagner, Deliktsrecht, S. 42 ff. 458 Grüneberg, in: Palandt, § 253 Rn. 4 (ausschließlich bei vorsätzlichen Taten und grob fahrlässigen Schädigungen); Sprau, in: Palandt, Einf. v. § 823 Rn. 1; Vieweg, in Staudinger Eckpfeiler, J. Schadensrecht Rn. 14. Ausführlich auch J. Mohr, Jura 2010, 168 (172 f.). Esser/ Schmidt, Schuldrecht AT/2, S. 170, beschreiben die Genugtuungsfunktion im Haftungsrecht als „Ausdruck für die Unfähigkeit, das Ausmaß immaterieller Schäden geldlich präzise festzulegen, und zugleich für das Bemühen, die Billigkeitsanordnung des Gesetzgebers mit halbwegs nachprüfbaren Kriterien zu versehen.“ Es gilt folglich eine partielle Überschneidung von Prävention und Satisfaktion im Recht der Schmerzensgeldleistung. 459 Siehe erneut die Motive, zitiert in Fn. 448. Ferner Brüggemeier, Haftungsrecht, S. 10 f.; Ekkenga/Kuntz, in: Soergel, Vor § 249 Rn. 31; Esser/Schmidt, Schuldrecht AT/2, S. 169 f.; Grüneberg, in: Palandt, Vorb. v. § 249 Rn. 2; Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 11; Larenz, Schuldrecht AT, S. 423; Oetker, in: MüKo, § 249 Rn. 8; Vieweg, in: Staudinger Eckpfeiler, J. Schadensrecht Rn. 13. Anders hingegen die Wertung im anglo-amerikanischen Rechtskreis, in dessen Praxis repressive punitive damages eine herausragende Rolle spielen. 460 Deutsch/Ahrens, Deliktsrecht, S. 1; Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 351. Siehe ebenfalls Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 24. 457

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§ 3 Grundlagen des Sportveranstalterhaftungsrechts

schutz andererseits461 erst dort, wo eine Haftung durch einen besonderen positivrechtlich konzipierten Grund einem anderen zugerechnet wird.462 Der rechtliche Grund einer Schadenszurechnung ergibt sich im Feld des Sportveranstalterhaftungsrechts häufig aus einer deliktischen Verhaltensanordnung: „Honeste vivere, neminem laedere, suum cuique tribuere“ – „Ehrlich leben, niemandem schaden, jedem das Seine zukommen lassen.“463 Denn zumindest ein Ausschnitt dieser Sentenz des römischen Rechtsgelehrten Ulpian464 wird durch die Normen des Deliktsrechts aufgegriffen, als fester Bestandteil in die Zivilrechtsordnung implementiert465 und gewährt so jedermann in gewissem Grade den Schutz seines Integritätsinteresses.466 Im schonenden Ausgleich der benannten in der Haftung konfligierenden Positionen ist jedoch ein umfassender Schutz sämtlicher Interessen vor potenziellen Schäden nicht angezeigt.467 So hat sich auch der historische Gesetzgeber gegen die in anderen Rechtskreisen übliche Form einer „großen“ Generalklausel zur Haftung für verschuldete Rechtsgutsverletzungen entschieden.468 Vielmehr knüpft die Haftung an ein enumeratives System im Einzelnen kodifizierter haftungsbegründender Tatbestände,469 deren Funktion es ist, festzulegen, „wer in welchen (Integritäts-)Interessen gegen welches Verletzungsverhalten oder welches Risiko geschützt ist“.470 All diejenigen für das Sportveranstalterhaftungsrecht rele461

Vgl. Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 350. Deutsch, AcP 202 (2002), 889 (892 sowie zum Verschulden als Grund der Haftung 893); Deutsch/Ahrens, Deliktsrecht, S. 2 ff.; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 0.2. Erneut kann auch eine gesamtgesellschaftlich-ökonomische Betrachtungsweise als Stütze jener Wertung angeführt werden: denn mit jedem Schaden geht ein Verlust an Werten und Gütern einher, der durch Ausgleichsleistungen lediglich verlagert, nicht aber nivelliert werden kann. Vielmehr stellt der Ausgleichsvorgang selbst einen zusätzlichen Aufwand dar, bedarf also der besonderen Rechtfertigung. Vgl. dazu Kötz/Wagner, Deliktsrecht, S. 2 f. 463 Eingehend Picker, JZ 1987, 1041 (1049). Siehe auch zum Schädigungsverbot im historischen Kontext Schiemann, JuS 1989, 345 (346 ff.). 464 So die gängige Zuordnung des Grundsatzes. Zum historischen Ursprung ausführlich Schiemann, JuS 1989, 345 f. 465 Vgl. Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 0.1. 466 Zur Deliktshaftung als Recht des allgemeinen Rechtsgüterschutzes Leßmann, JA 1988, 57 (58 f.); Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 0.4; Sprau, in: Palandt, Einf. v. § 823 Rn. 2. 467 BGHZ 92, 357 (362); Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 24; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 0.2. 468 Eine solche Klausel findet sich etwa im französischen Recht des Code Civil. Ausführlich zur historischen Entstehung des Deliktsrechts Spickhoff, in: Soergel, Vor § 823 Rn. 3 ff.; Wagner, in: MüKo, Vor §§ 823 ff. Rn. 7 ff. 469 Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 0.1; Sprau, in: Palandt, Einf. v. § 823 Rn. 1. 470 Brüggemeier, Haftungsrecht, S. 13, freilich im Kontext allgemeiner Funktionsstrukturen des Haftungsrechts. Der Gesetzgeber differenziert in systematischer Hinsicht insbesondere zwischen den Tatbeständen der Verschuldenshaftung einerseits, die auf einer rechtswidrigen und schuldhaften und mithin pflichtwidrigen Schädigung als einem von sozialtypischen Standards abweichenden Verhalten beruhen und den Tatbeständen der Gefährdungshaftung andererseits, die als Ausfluss sozialer Wertungen über eine angemessene Schadensverteilung an 462

B. Grundlagen der vertraglichen und der außervertraglichen Haftungsbegründung 125

vanten deliktischen Haftungstatbestände aufzuzählen und ihren Schutzbereich unter Rückgriff auf die jeweilige Normsystematik zu skizzieren, soll den Ausführungen der einschlägigen Lehr- und Handbuchliteratur vorbehalten bleiben.471 Zumeist werden mit den Normen des § 823 Abs. 1 BGB472 und des § 823 Abs. 2 BGB473 die ersten beiden der sogenannten drei „kleinen“ Generalklauseln474 für die Haftung der an Organisation und Durchführung der Sportveranstaltung Beteiligten in Frage stehen.475 die bloße Verwirklichung eines bestimmten Risikos anknüpfen, Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 0.2. 471 Siehe hierzu etwa Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 489 f. 472 Insbesondere über das Recht der Verkehrspflichten, hierzu unten § 3 C. 473 Voraussetzung der Haftung nach § 823 Abs. 2 BGB ist der Verstoß gegen ein Schutzgesetz als einer Rechtsnorm im Sinne des Art. 2 EGBGB (zum Rechtsnormbegriff i.S.d. Vorschrift Merten, in: Staudinger, Art. 2 EGBGB Rn. 5 ff.), die nach Zweck und Inhalt zumindest auch dazu dienen soll, den Einzelnen oder einzelne Personenkreise gegen die Verletzung eines bestimmten Rechtsguts zu schützen, Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 58. Schutzgesetze finden sich in den Vorschriften des bürgerlichen, des Handels- und des Wirtschaftsrechts, aber auch im Straf- und Verfassungsrecht sowie in Rechtsverordnungen und öffentlichrechtlichen Satzungen (eine Übersicht einzelner Vorschriften bieten Hager, in: Staudinger, § 823 G 41 ff.; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 62 ff.). Im Sporthaftungsrecht gewinnen aufgrund des gesteigerten Risikos eines Personenschadens (siehe dazu die Ausführungen oben, § 2) insbesondere die strafrechtlichen Vorschriften zur Körperverletzung (§§ 223, 229 StGB) als Schutzgesetze an Relevanz. Die ebenfalls höchst praxisrelevanten Sportverbandsnormen (siehe zu diesen noch die Ausführungen unten, § 3 C.III.4.a)) entbehren hingegen mangels normativer Außenwirkung der Rechtsnormqualität des Art. 2 EGBGB und können nicht als Schutzgesetze im Sinne des § 823 Abs. 2 BGB herangezogen werden, vgl. OLG Köln, VersR 1980, 539 (540); OLG Karlsruhe, NJW-RR 2004, 1257; Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 207; Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 238 und S. 364 f.; ders., in: Scheffen (Hrsg.), Haftung und Nachbarrecht, S. 39 (62); Dippel, Rassismus, S. 176 f.; Fritzweiler, Haftung des Sportlers, S. 52 f.; Hager, in: Staudinger, § 823 Rn. G 70; Heinze, JR 1975, 288; Kleppe, VersR 1968, 127; Krähe, Verletzungen beim Fußballspiel, S. 275 f.; Martin, DS 2007, 103 (106); Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 52; Pichler, SpuRt 1994, 53 (55); Spickhoff, in: Soergel, § 823 Rn. 186; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 57; von Bar, Verkehrspflichten, S. 60; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 396. Auch über die Brücke der Anerkennung als Gewohnheitsrecht wird man Sportverbandsnormen mit Schutzcharakter die Rechtsnormqualität im Sinne des Art. 2 EGBGB nicht zuerkennen können. Denn um eine opinio necessitas handelt es sich bei diesen, im Regelfall steten Aktualisierungs- und Anpassungsprozessen unterworfenen, Regelungen gerade nicht, vgl. auch OLG München, NJW 1977, 502; Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 238 f.; ders., in: Scheffen (Hrsg.), Haftung und Nachbarrecht, S. 39 (62); Deutsch, VersR 1974, 1045 (1046); Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 52; Teichmann, JA 1979, 347 (350). 474 Als dritte „kleine Generalklausel“ wird § 826 BGB bezeichnet, so etwa von Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 19; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 0.1. 475 Handelt es sich bei dem Sportveranstalter um eine hoheitlich handelnde Körperschaft des öffentlichen Rechts, beispielsweise den Schulträger hinsichtlich der Schulsportveranstaltung, so richtet sich die Haftung nach den Grundsätzen der Staatshaftung aus § 839 Abs. 1 BGB, Art. 34 S. 1 GG (siehe hierzu noch die Ausführungen unten, § 4 B.VI. Allgemein und ausführlich zum Tatbestand der Amtshaftung Ossenbühl/Cornils, Staatshaftungsrecht, S. 14 ff.

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§ 3 Grundlagen des Sportveranstalterhaftungsrechts

Einen gleichwohl weitergehenden Schutz als die Haftung nach den allgemeinen deliktischen Verhaltensnormen bietet dem Geschädigten auch im Sportveranstalterhaftungsrecht das Recht der Schuldverhältnisse. Ein umfassender Schutz des Vermögens nach den Haftungsnormen der §§ 280 ff. BGB, die verschuldensbezogene Umkehr der Beweislast zugunsten des Geschädigten in § 280 Abs. 1 S. 2 BGB, die Zurechnung der Verantwortlichkeit Dritter über § 278 BGB und günstigere Verjährungsregeln geben dem schuldrechtlichen Ersatzanspruch eine besondere Relevanz.476 Grundlage der haftungsbegründenden Pflichtverletzung ist regelmäßig das auf einen mehrseitigen rechtsgeschäftlichen Willensakt begründete Vertragsverhältnis im Sinne des § 311 Abs. 1 BGB. Schuldrechtliche Ansprüche ergeben sich freilich nicht ausschließlich im Verhältnis zwischen Schuldner und Gläubiger der jeweiligen Primärleistung. Vielmehr ist durch die Rechtsprechung mit der Rechtsfigur des Vertrages mit Schutzwirkung zugunsten Dritter in den Grenzen richterlicher Rechtsschöpfungskraft477 ein eigenes – und wie noch zu zeigen sein wird auch im Recht der Sportveranstalterhaftung äußerst relevantes – Rechtsinstitut geschaffen worden, vermittels dessen unerwünschte Lücken des zivilhaftungsrechtlichen Schutzsystems geschlossen werden.478 Wo sich ein entsprechendes Bedürfnis aus der Anwendung streng handzuhabender Kriterien ergibt, ist der Vertragsdritte ausnahmsweise in den Bereich der Schutz- und Sorgfaltspflichten aus § 241 Abs. 2 BGB479 einbezogen, so dass bei 476 Vgl. im Einzelnen zu den Unterschieden der Haftung im schuldrechtlichen und gesetzlichen Schuldverhältnis Ebert, VersR 2006, 899 (900); Gottwald, in: MüKo § 328 Rn. 164; Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 37 (Rechtslage vor der Schuldrechtsreform); Wandt, GSV, S. 6 ff.; Spickhoff, in: Soergel, Vor § 823 Rn. 75. 477 Nach verbreiteter Auffassung der Rechtsliteratur beruht das Konstrukt des Vertrages mit Schutzwirkung zugunsten Dritter auf einer auf § 242 BGB gestützten rechtsfortbildenden Ausgestaltung des Gesetzes, vgl. Assmann, JuS 1986, 885 (887); Bayer, JuS 1996, 473 (475 f.); Esser/Schmidt, Schuldrecht AT/2, S. 269 f.; Gernhuber in: FS Nikisch, S. 249 (261 ff.); Gottwald, in: MüKo, § 328 Rn. 168 ff.; Larenz, Schuldrecht AT, S. 226 f.; Zenner, NJW 2009, 1030 (1033 f.). Vgl. i.Ü. die zahlreichen Literaturnachweise bei Jagmann, in: Staudinger, § 328 Rn. 91. Demgegenüber beruft sich insbesondere die Rechtsprechung wiederholt auf eine ergänzende Vertragsauslegung anhand des hypothetischen Parteiwillens gem. der §§ 133, 157 BGB, so etwa RGZ 127, 218 (221 f.); BGHZ 56, 269 (273); 126, 297 (302); 133, 168 (170); 159, 1 (4). Ebenso Grüneberg, in: Palandt, § 328 Rn. 14; Hadding, in: Soergel, Anh. § 328 Rn. 6; Jagmann, in: Staudinger, § 328 Rn. 92 ff.; Schellhammer, SchuldR, S. 790; Zugehör, NJW 2008, 1105. Siehe schließlich die zahllosen Rechtsprechungsnachweise zur Rechtsgrundlage des Vertrages mit Schutzwirkung zugunsten Dritter bei Papadimitropoulos, Schuldverhältnisse mit Schutzwirkung zu Gunsten Dritter, S. 64 f. Fn. 240 ff. Wesentliche praktische Unterschiede zwischen beiden rechtstheoretischen Ansätzen werden jedoch überwiegend verneint, vgl. etwa BGHZ 56, 269 (273); BGH, NJW 1977, 2073 (2074). Kritisch zu dieser These aber Zenner, NJW 2009, 1030 (1031 ff.). 478 Vgl. Brox/Walker, Schuldrecht AT, S. 385 f.; Gottwald, in: MüKo § 328 Rn. 164; Larenz, Schuldrecht AT, S. 225; Zenner, NJW 2009, 1030; Zugehör, NJW 2008, 1105. 479 Gem. § 241 Abs. 2 BGB ist jede Partei eines Schuldverhältnisses zur Rücksicht auf die Rechte, Rechtsgüter und Interessen des anderen Teils verpflichtet. Nach dem kodifizierten Willen des Gesetzgebers erschöpft sich ein Schuldverhältnis mithin nicht in der Herbeiführung des geschuldeten Leistungserfolgs. Es sind der Sonderverbindung – rechtsdogmatisch ableitbar

B. Grundlagen der vertraglichen und der außervertraglichen Haftungsbegründung 127

deren Verletzung ein originärer Schadensersatzanspruch nach den Vorschriften des Schuldrechts geltend gemacht werden kann.480 Dabei ist der Kreis der Begünstigten grundsätzlich eng zu ziehen, um den Schuldner nicht der Belastung kaum noch zu kalkulierender Haftungsrisiken auszusetzen, aber auch, um nicht die klaren Grenzen zwischen Vertrags- und Deliktshaftung zu marginalisieren und so ein Substitut der vom Gesetzgeber vermiedenen deliktischen Generalklausel zu institutionalisieren.481 Voraussetzung des Drittschutzes ist zunächst, dass der Dritte bestimmungsgemäß den Gefahren des Schuldverhältnisses ebenso ausgesetzt ist wie der Primärleistungsgläubiger selbst und dementsprechend in Anbetracht dieser Leistungsnähe von den Gefahren einer Schutzpflichtverletzung in vergleichbarer Weise betroffen ist.482 Ein entsprechendes Näheverhältnis kommt folglich nur dort in Betracht, wo das Leistungsverhalten selbst überhaupt (auch) drittbezogenen Charakter hat.483 Ferner muss die Einbeziehung des Dritten in den vertraglichen Schutzbereich den berechtigten Interessen des Gläubigers entsprechen.484 Sowohl die Nähe des Dritten aus dem Grundsatz von Treu und Glauben – „weitere Verhaltenspflichten“ (Larenz, Schuldrecht AT, S.10) immanent, deren Gehalt über die Schutzpflicht im engeren Sinne hinaus umfassende Rücksichtnahme- und Treuepflichten erfasst, ohne dass es einer diesbezüglichen Parteiabrede bedürfte. Inhalt und Umfang jener Nebenpflichten lassen sich freilich erst in Abhängigkeit von der Intensität der jeweiligen Sonderverbindung, also über den spezifischen Vertragszweck, die Verkehrssitte und weitere Anforderungen des redlichen Geschäftsverkehrs, bestimmen, Grüneberg, in: Palandt, § 241 Rn. 7. Zu den am häufigsten genannten Fallgruppen zählen aber Auskunfts-, Aufklärungs- und Rechenschaftspflichten, Mitwirkungspflichten, leistungssichernde Nebenpflichten und besondere Schutzpflichten, deren Schutzgegenstand das Integritätsinteresse des anderen Teils ist, also der personen- und vermögensrechtliche status quo. Vgl. zur Systematisierung der Schutz- und Nebenpflichten Bachmann, in: MüKo § 241 Rn. 65 ff. 480 Anders als beim echten Vertrag zugunsten Dritter wird der Dritte hingegen nicht zum Gläubiger der geschuldeten Primärleistung. 481 Gottwald, in: MüKo, § 328 Rn. 179; Hadding, in: Soergel, Anh. § 328 Rn. 13; Janoschek, in: Bamberger/Roth, § 328 Rn. 50; Musielak, VersR 1977, 973 (976). Auch die Rechtsprechung betont eine restriktive Handhabe des Vertrages mit Schutzwirkung zugunsten Dritter, vgl. BGHZ 66, 51 (57) m.w.N. 482 Vgl. zum Kriterium der Leistungsnähe BGHZ 70, 327 (329); 133, 168 (173); Brox/ Walker, Schuldrecht AT, S. 387 f.; Gottwald, in: MüKo, § 328 Rn. 181; Grüneberg, in: Palandt, § 328 Rn. 17; Hadding, in: Soergel, Anh. § 328 Rn. 16; Jagmann, in: Staudinger, § 328 Rn. 98; Janoschek, in: Bamberger/Roth, § 328 Rn. 51; Zenner, NJW 2009, 1030 (1031). 483 Grüneberg, in: Palandt, § 328 Rn. 17; Jagmann, in: Staudinger, § 328 Rn. 100; Janoschek, in: Bamberger/Roth, § 328 Rn. 51. Der rein zufällige Leistungskontakt des Dritten ist daher nicht hinreichend, Hadding, in: Soergel, Anh. § 328 Rn. 13. 484 Brox/Walker, Schuldrecht AT, S. 388 f.; Gottwald, in: MüKo, § 328 Rn. 182; Grüneberg, in: Palandt, § 328 Rn. 17a.; Hadding, in: Soergel, Anh. § 328 Rn. 15; Janoschek, in: Bamberger/Roth, § 328 Rn. 52; Zenner, NJW 2009, 1030 (1031). Abgerückt ist die Rechtsprechung von ihrer strikten Forderung eines Rechtsverhältnisses mit personenrechtlichem Einschlag (bspw. familien-, arbeits- oder mietrechtlich), aufgrund dessen der Gläubiger für das „Wohl und Wehe“ des Dritten verantwortlich sei (vgl. so noch BGHZ 51, 91 [96]; 56, 269 [273]). Heute nehmen die Gerichte ein valides Drittschutzinteresse unabhängig etwaiger Fürsorgepflichten auch dann an, wenn die vertraglich geschuldete Primärleistung aus der Sicht des Vertragspartners für Dispositionen des Dritten mit insbesondere vermögensrechtlichen Folgen dient und

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§ 3 Grundlagen des Sportveranstalterhaftungsrechts

zum Gegenstand des Vertrages, als auch das Interesse des Gläubigers an einer Einbeziehung des Dritten, müssen für den Schuldner erkennbar sein.485 Einer Rechtsfortbildung nach den Gedanken von Treu und Glauben bedarf es schließlich dort nicht, wo dem Dritten wegen des fraglichen Sachverhalts ein eigener, inhaltsgleicher vertraglicher Anspruch gegen den Schuldner oder einen anderen zusteht.486

C. Grundlagen der Verkehrspflichtenhaftung Die praktische Relevanz einer Haftpflicht des Sportveranstalters ist bereits dargelegt worden.487 Freilich steht kaum einmal die Verantwortung des Veranstalters für die eigens begangene unmittelbare Verletzung eines geschützten Rechtsguts oder einer Interessenposition in Frage. Vielmehr bildet die Haftung für ein relevantes Unterlassen beziehungsweise für den mittelbaren Eingriff in den Gehalt normativer Schutzanordnungen den Kern dessen, was sich unter dem Schlagwort der Veranstalterhaftung zusammenfassen lässt.488 Dabei bilden die sogenannten Verkehrspflichten den Nukleus der rechtspraktischen Haftungsbegründung.489

I. Begriff und Bedeutung der Verkehrspflichten Noch in den jungen Tagen des Bürgerlichen Gesetzbuchs betraf nach verbreiteter Auffassung das antike Gebot des neminem laedere, welches in geistiger Vaterschaft des deliktischen Verkehrsschutzes den Einzelnen gemahnt: niemandem schaden,490 der Dritte Schuldner und Leistung gesteigertes Vertrauen entgegenbringt, vgl. etwa BGHZ 181, 12 (15 ff.); BGH, NJW 2002, 3625 (3626). 485 BGHZ 75, 321 (323); 133, 168 (173); 181, 12 (17); Brox/Walker, Schuldrecht AT, S. 389; Gottwald, in: MüKo, § 328 Rn. 187; Grüneberg, in: Palandt, § 328 Rn. 18; Hadding, in: Soergel, Anh. § 328 Rn. 17; Jagmann, in: Staudinger, § 328 Rn. 105; Schellhammer, SchuldR, S. 790. Insbesondere muss dem Schuldner so die Möglichkeit eingeräumt werden, seine Haftungsrisiken zu kalkulieren, die notwendigen Vorkehrungen auch zum Schutz des Dritten zu treffen und sich gegebenenfalls über den Abschluss einer Versicherung selbst zu schützen, BGH, NJW 2004, 3035 (3038); Janoschek, in: Bamberger/Roth, § 328 Rn. 53. Ausreichend hierfür ist freilich, dass der geschützte Personenkreis nach allgemeinen Merkmalen bestimmt werden kann; konkrete Kenntnis einzelner geschützter Personen ist nicht erforderlich, vgl. BGH, NJW 2004, 3035; Grüneberg, in: Palandt, § 328 Rn. 16. 486 BGHZ 133, 168 (173 f.); BGH, NJW-RR 2011, 462 (463); Gottwald, in: MüKo, § 328 Rn. 188; Grüneberg, in: Palandt, § 328 Rn. 18; Jagmann, in: Staudinger, § 328 Rn. 106; Janoschek, in: Bamberger/Roth, § 328 Rn. 54; Zenner, NJW 2009, 1030 (1032). Ein deliktischer Anspruch steht der Schutzbedürftigkeit des Dritten nicht entgegen, Brox/Walker, Schuldrecht AT, S. 389. 487 Siehe dazu die Ausführungen oben, § 2 C. 488 Vgl. auch für die Sportstättenhaftung Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 212 f. 489 Vgl. hierzu bereits Winter, in: Vieweg (Hrsg.), Impulse des Sportrechts, 159 (163 ff.). 490 Siehe zum neminem laedere und der Deliktshaftung die Nachweise oben, § 3 B.

C. Grundlagen der Verkehrspflichtenhaftung

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ausschließlich den aktiv Handelnden, wohingegen „begrifflich einer bloßen Unterlassung niemals eine Kausalität in Ansehung eines entstandenen Schadens zugeschrieben werden könne“.491 Jene an die individualismusbetonte Tradition des römischen Rechts anknüpfende Auffassung der singulären Haftungsrelevanz positiven Tuns492 geriet jedoch zunehmend in Konflikt mit dem sich verändernden Bedürfnis der Bürger, deren Werkzeug im Streben nach Ordnung und Würde die Rechtsordnung ist: „Das Lebensgefühl der Menschen, die sich an den Wohlstand gewöhnt haben, strebt nach einer Idealordnung totaler Gefahrlosigkeit und davon kann die Rechtsentwicklung nicht unbeeinflusst bleiben.“493 Das in diesen Worten beschriebene Bedürfnis nach einem möglichst effektiven Schutz von Rechtsgütern und Vermögensinteressen steht jedoch in einem steten Spannungsverhältnis zur verfassungsrechtlich garantierten Handlungsfreiheit des Einzelnen, ein Konflikt, der in seiner Gesamtheit durch die Regelungen der vertraglichen und außervertraglichen Haftung einem schonenden Ausgleich zugeführt werden soll.494 Dass eine allgemeine Generalpflicht zum Schutz der Rechtsgüter Dritter durch ein positives Tun kein Bestandteil des hiesigen Zivilhaftungsrechts ist, kann in diesem Zusammenhang wohl kaum angezweifelt werden.495 Denn es handelt sich im praktischen Leben bei dem Gebot, andere durch eigenes Verhalten vor jeglichen Gefährdungen zu be-

491 Zitat aus RGZ 52, 373 (376). Hierzu insbesondere Fraenkel, Tatbestand und Zurechnung, S. 52 f. Vgl. auch die Ausführungen zur „legislativen Konzeption“ des § 823 Abs. 1 BGB von Mertens, VersR 1980, 397 (398), und Fikentscher/Heinemann, SchuldR, S. 778. 492 Nach Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 7, kommt eine Reihe von Untersuchungen jüngeren Datums freilich zu einem anderen Ergebnis und belegt die Bedeutung der Haftung für ein Unterlassen ebenso wie für mittelbare Verletzungen im gemeinen Recht auf Grundlage einer Fortentwicklung der lex Aquilia. Ebenso Hager, in: Staudinger, § 823 E 3. 493 Deutsch/von Bar, MDR 1979, 536, im Kontext des steten Ausbaus der Verkehrspflichten im Rechtsverkehr. Siehe ferner M. Fuchs/Pauker, Deliktsrecht, S. 4, insbesondere Fn. 18, mit dem Verweis auf Medicus/Lorenz, SchuldR I, S. 317: „Gefördert wird die Bedeutung des Schadensersatzrechts durch eine – wohl mit der Ausbreitung des Sozialstaatsgedankens zusammenhängende – Mentalitätsänderung. Sie hat die Grenze zwischen Unglück und Unrecht in dem Sinne verschoben, dass Schäden immer seltener als Unglück hingenommen werden. Vielmehr erscheint ein Schaden regelmäßig als ausgleichsbedürftig, und ein Mittel dazu ist die Annahme eines ersatzpflichtigen Unrechts“. Vgl. schließlich auch zur Geburt der Verkehrspflichten aus einem allgemeinen „Trend zu Fürsorge und Pflichtigkeit“ von Bar, Verkehrspflichten, S. 39 ff., und Brüggemeier, JZ 1986, 969 (971), Letzterer mit einer Akzentuierung des Bereichs judiziellen Schutzes der Persönlichkeitsrechte. 494 Siehe hierzu schon oben, § 3 B. 495 Vgl. RGZ 97, 11 (12); 102, 38 (42); BGHZ 9, 301 (307); 56, 228 (238); Ebert, VersR 2006, 899 (903); Edenfeld, VersR 2002, 272; Hagenbucher, NJW 1985, 177; Hager, in: Staudinger, § 823 E 25; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 2, 19; Spickhoff, in: Soergel, § 823 Rn. 15; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 225, 227; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 46; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 318; Wussow, VersR 2005, 903. So ebenfalls mit Verweis auf das Schweizer Obligationenrecht Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 204, mit entsprechenden Nachweisen aus der dortigen Rechtsprechung.

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wahren, um reine Utopie.496 Auch wäre ein solches Gebot unter Berücksichtigung der sozial-gesellschaftlichen Realität dem Einzelnen als Sorgfaltsstandard nicht zumutbar und damit gemeinhin nicht erstrebenswert.497 Um die widerstreitenden Belange der Handlungsfreiheit und eines umfassenden Integritätsschutzes in praktische Konkordanz zu verbringen, muss das bestehende Spannungsfeld zumindest dort zugunsten eines allgemeinen Rechtsgüter- und Interessenschutzes aufgelöst werden, wo dem Verhaltensadressaten ein bestimmtes Handeln durch außerordentliche Pflichtigkeit auferlegt wird.498 Neben den bereits vom historischen Gesetzgeber in der Grundkonzeption des bürgerlichen Rechts angelegten Wegen der Handlungspflichtbegründung qua gesetzlicher Normierung, vertraglich übernommener Leistungspflicht oder Ingerenz499 tritt hier die Verkehrspflichtendoktrin. Beschrieben als „judizielle Konzeption“500 deliktischer Haftung und Quell individueller Schadensvermeidungspflichten, gründet sie auf der Inanspruchnahme eines außerordentlichen Verkehrsvertrauens und lässt sich grob in folgender Formel zusammenfassen: Derjenige, der eine Gefahrenlage gleich welcher Art für Dritte schafft oder andauern lässt, zum Beispiel durch Eröffnung eines Verkehrs, die Errichtung einer Anlage oder die Übernahme einer Tätigkeit, die mit Gefahren für die Rechtsgüter Dritter verbunden ist, muss diese Gefährdung berücksichtigen und hat deshalb die allgemeine Rechtspflicht, diejenigen Vorkehrungen zu treffen, die erforderlich und ihm zumutbar sind, um die Schädigung Dritter möglichst zu verhindern.501 Wird die Lehre der Verkehrspflichten folglich herangezogen, um die Haftung für ein pflichtwidriges Unterlassen der gebotenen Handlung zu begründen, findet sich in ihr gleichsam eine Antwort auf das spiegelbildliche Problem der drohenden Ausuferung einer Haftpflicht für bloß mittelbar eingriffswirkendes Verhalten in den Schutzgehalt des § 823 Abs. 1 BGB.502 496

Deutsch, in: FS Larenz, S. 885 (896). So auch die Rechtsprechung, BGH, VersR 1975, 812; BGH, NJW 2006, 610 (611); BGH, VersR 2007, 659 (660); BGH, NJW 2008, 3775 (3776). Ferner Hager, in: Staudinger, § 823 E 25. Das Ideal vollkommener Sicherheit lässt sich schon faktisch nicht erreichen, BGH, VersR 1964, 746; BGH, VersR 1994, 1486 (1487); Hager, in: Staudinger, § 823 E 25. 497 Denn anders als der unmittelbare Eingriff in geschützte Rechtskreise entzieht sich das Unterlassen der vollständigen Steuerung durch den Einzelnen; ein Schadenseintritt ist vielmehr stets von weiteren Umständen abhängig, auf die der Haftungsadressat keinen unmittelbaren Einfluss nehmen kann. Zum anderen ist der Haftungsadressat, um einer Unterlassenshaftung zu entgehen, zu einem positiven Handeln verpflichtet – ein gleichsam schwerwiegender Eingriff in den Schutzbereich der allgemeinen Handlungsfreiheit. 498 Vgl. Mertens, VersR 1980, 397 (398). 499 von Bar, JZ 1979, 332 (333). Die letzte Fallgruppe der Handlungspflicht nach dem Ingerenzprinzip ist heute Teil der Verkehrspflichtenlehre, so erneut von Bar, JZ 1979, 332 (334). 500 Mertens, VersR 1980, 397 (398). Kritisch hierzu Canaris, in: FS Larenz, S. 27 (78 f.); Steffen, VersR 1980, 409. 501 So Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 46, m.w.N. 502 Siehe nur Hager, in: Staudinger, § 823 E 3. Eingehend zu Verkehrspflichten und mittelbarer Rechtsgutsverletzung unten, § 3 C.I.2. Schließlich wird den Verkehrspflichten auch die Funktion einer Begründung der „Staatshaftung in zivilrechtlichem Gewand“ zugeschrieben,

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1. Von der Verkehrssicherungspflicht zur Verkehrspflicht Die Figur der Verkehrspflicht ist eine Schöpfung der Judikative,503 dem Wortlaut des Bürgerlichen Gesetzbuchs hingegen ist sie fremd.504 In langjähriger Rechtsprechung ausgeformt und abgeschliffen, hat die Verkehrspflichtendoktrin als Rechtssatz des Gewohnheitsrechts505 nunmehr ihren festen Platz in der bürgerlichrechtlichen Haftungsdogmatik gefunden und ist als tragende Säule einer gerechten Verantwortungsverteilung im Sozialgeflecht der modernen Zivilgesellschaft und damit als notwendiges Element der Lösung des Konflikts von Handlungsfreiheit und Integritätsschutz nicht mehr fortzudenken.506 Versucht man also, die Verkehrspflichtenlehre einer funktionalen Betrachtung zu unterziehen, so kommt man nicht umhin, sich den „historischen Wurzeln“ jener Rechtsfortbildung zuzuwenden.507 Ursprünglich auf dem gedanklichen Gehalt der strafrechtlichen Regelung des § 367 Nr. 12 RStGB beruhend,508 wurde der Grundsatz einer Pflicht zur Verkehrshierzu von Bar, JZ 1979, 332 (334 ff.). Ferner Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 322, mit entsprechenden Nachweisen der Rechtsprechung. Darauf sei hier jedoch nicht weiter eingegangen. 503 Mertens, VersR 1980, 397 ff., bezeichnet die Verkehrspflichten als ein „Produkt der Rechtsprechung“. Vgl. ferner von Bar, JZ 1979, 332 (334); ders., Verkehrspflichten, S. 15 ff., 25; Deckert, Jura 1996, 348 (349); Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 6. Demgegenüber äußert sich insbesondere Canaris, in: FS Larenz, S. 27 (78 f.), kritisch zur Differenzierung zwischen „legislativer“ und „judikativer“ Konzeption des § 823 Abs. 1 BGB und erblickt den Ursprung der Verkehrspflichtenlehre vielmehr in einem den §§ 833 f., 836 ff. BGB verwurzelten allgemeinen Rechtsgedanken, mithin einer gesetzgeberischen Wert- und Ordnungsentscheidung. Ebenso Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 403 ff. Auch Steffen, VersR 1980, 409, erkennt in den Verkehrspflichten lediglich bestimmte Verhaltensprogramme, die bereits in der legislativen Schutzkonzeption des § 823 Abs. 1 BGB angelegt sind. Freilich sind beide rechtsdogmatischen Positionen in ihrer Wertung einander angeglichen, die rechtsfaktischen Auswirkungen der Diskussion bleiben gering, Hager, in: Staudinger, § 823 E 2; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 23. Krause, in: Soergel, § 823 An. II Rn. 10, merkt an, wichtiger als jener Grundlagenstreit sei der Umstand, „dass sowohl die Konkretisierung bereits herausgebildeter Verkehrspflichten als auch vor allem die Entwicklung neuartiger Pflichten durch richterliche Rechtsfortbildung erfolgt“. 504 Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 1; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 297. 505 So etwa von Bar, JZ 1979, 332 (333); Deutsch, JuS 1967, 152 (157); Hager, in: Staudinger, § 823 E 1; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 6; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 65; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 23. 506 Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 5: „Die haftungsrechtliche Bedeutung der Verkehrspflichten kann nicht hoch genug eingeschätzt werden“. Kritisch zur richterlichen Rechtsfortbildung der Verkehrspflichten insbesondere Börgers, Restrukturierung des Deliktsrechts, S. 107. Auch von Bar, Verkehrspflichten, S. 25, bezeichnet die Entwicklung als eine solche „contra legem“. 507 von Bar, JZ 1979, 332. 508 § 367 Nr. 12 RStGB: „Mit Geldstrafe bis zu fünfzig Thalern oder mit Haft wird bestraft, wer auf öffentlichen Straßen, Wegen oder Plätzen, auf Höfen, in Häusern und überhaupt an Orten, an welchen Menschen verkehren, Brunnen, Keller, Gruben, Öffnungen oder Abhänge dergestalt unverdeckt oder unverwahrt lässt, daß daraus Gefahr für Andere entstehen kann.“ von Bar, JZ 1979, 332 (333), bezeichnet die Norm als „Quelle der Verkehrssicherungspflichten“.

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sicherung durch das Reichsgericht schon bald nach Inkrafttretens des BGB auch auf das Zivilrecht übertragen.509 In zwei wegweisenden Entscheidungen510 stellte das Gericht im Kontext einer Haftung für die verkehrssichere Beschaffenheit öffentlicher Wege und Straßen fest, dass „ein jeder für die Beschädigung durch seine Sachen insoweit aufkommen solle, als er dieselbe bei billiger Rücksichtnahme auf die Interessen des anderen hätte verhüten müssen“.511 In beiden Fällen wurde eine Haftung nach § 823 Abs. 1 BGB des jeweiligen Eigentümers der öffentlich zugänglichen Anlage aufgrund des pflichtwidrigen Unterlassens einer gebotenen Sicherungshandlung angenommen und so auch für das bürgerliche Recht der Gedanke formuliert, dass eine Gefahrvermeidungspflicht nicht nur demjenigen erwachse, der eine entsprechende Rechtspflicht durch Gesetz oder Vertrag übernommen habe, sondern auch jenem, der einen „Verkehr für andere eröffnet“ hat.512 Terminologisch naheliegend wurde im Anschluss an die Entscheidungen des Reichsgerichts im Zusammenhang mit der räumlich-gegenständlichen Sicherungspflicht der Begriff der Verkehrssicherungspflicht geprägt.513 Die jener Rechtsprechung zugrundeliegende Argumentationsstruktur ist eindeutig: Derjenige, der eine räumliche Gefahrenquelle schafft, um sie einer allgemeinen oder beschränkten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und dadurch andere Personen den von diesem Bereich ausgehenden Gefahren aussetzt, hat nach dem Grundgedanken der Risikoveranlassung alle nach Lage der Verhältnisse erforderlichen Vorkehrungen zum Verkehrsschutz zu treffen und so dafür Sorge zu tragen, dass sich die ausgehenden Gefahren nicht realisieren und sich in der Schädigung anderer niederschlagen.514 Hinzu tritt die Annahme einer Kohärenz von Bestimmungsgewalt und Verantwortung: Wer die Gefahrenquelle beherrscht oder unterhält und so die rechtliche oder faktische Möglichkeit besitzt, ausgehende Risiken zu steuern, soll dem Verkehr gegenüber auch zur Gewähr von Sicherheit verpflichtet

509 Zur Entwicklung der Verkehrspflichten etwa von Bar, JZ 1979, 332 ff.; ders., Verkehrspflichten, S. 11 ff.; Brüggemeier, Deliktsrecht, S. 89 ff.; M. Fuchs/Pauker, Deliktsrecht, S. 95 f.; Hager, in: Staudinger, § 823 E 1. 510 RGZ 52, 373; 54, 53. 511 RGZ 52, 379. In der nachfolgenden Entscheidung RGZ 54, 53 (59), findet sich dieser Gedanke in der Formulierung wieder, es habe „derjenige, welcher sein Grundstück zum öffentlichen Verkehr bestimmt und einrichtet, (…) das in einer Weise zu tun, wie es den Anforderungen der Verkehrssicherheit entspricht, daß ihm auch weiterhin eine Fürsorgepflicht in dieser Richtung obliegt und daß also, wer einen Weg dem Publikum zum freien Gemeingebrauch gestellt hat und hierzu unterhält, für den Schaden aufzukommen, der durch mangelhafte Instandhaltung oder Nichtbeseitigung von Verkehrshindernissen verursacht wird“. 512 RGZ 54, 53 (57). Vgl. auch von Bar, JZ 1979, 332 ff.; M. Fuchs/Pauker, Deliktsrecht, S. 95 f.; Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 400. 513 Vgl. Kötz/Wagner, Deliktsrecht, S. 76. 514 So hat sich das Gefahrerhöhungsprinzip heute als einer der wesentlichen Entstehungsund Rechtfertigungsgründe der Verkehrspflichten etabliert, vgl. etwa von Bar, JuS 1988, 169 (170 f.); Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 407; Raab, JuS 2002, 1041 (1044).

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sein,515 zumal dem Inhaber der Bestimmungsgewalt regelmäßig die mit der Gefahrenquelle verbundenen Vorteile zufließen.516 Ursprünglich durch das Reichsgericht noch ausschließlich für die Sphäre der Grundstückshaftung im öffentlichen Raum postuliert, übertrug die Rechtsprechung das Prinzip der Verkehrssicherung nach und nach auf sonstige Fälle der Bereichshaftung, etwa für bewegliche Sachen517 oder Unternehmen518 und verknüpfte den sicherungstechnischen Verantwortlichkeitstopos schließlich – über das Feld der räumlich-gegenständlichen Bereichshaftung hinaus – mit weiteren Zurechnungsgründen.519 In der viel beachteten „Milzbrandentscheidung“ etablierte das Reichsgericht spezifische Fürsorge- und Gefahrvermeidungspflichten aus der Verantwortung durch die Übernahme einer Tätigkeit.520 Auf den hergebrachten Gerechtigkeitsund Zurechnungsprinzipien aufbauend – Risikoveranlassung, Risikobeherrschung, Nutzziehung und Inanspruchnahme besonderen Vertrauens521 – ließ sich der Gedanke einer Übernahmehaftung generalisieren, auf sonstige Fälle übertragen und schließlich neben der Bereichshaftung als zweite wesentliche Fallgruppe der Verkehrspflichten etablieren.522 In einer dritten Fallgruppe lässt sich die Pflicht zum Verkehrsschutz schließlich aus Ingerenz als ein dem Moment der Pflichtbegründung vorhergegangenes gefahrerhöhendes Tun ableiten.523 515 Vgl. Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 408; Raab, JuS 2002, 1041 (1044). Siehe ferner aus der Rechtsprechung BGH, NJW 1975, 108. 516 Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 408; Raab, JuS 2002, 1041 (1044 f.). 517 Vgl. BGH, VersR 1968, 594 (595); BGH, NJW-RR 1991, 24 f.; BGH, NJW 1991, 418. 518 Vgl. BGHZ 11, 151 (153 ff.); OLG Karlsruhe, VersR 1968, 311. 519 Ausführlich zu einzelnen Gruppen innerhalb einer möglichen Typologisierung der Verkehrspflichten Hager, in: Staudinger, § 823 E 12 ff.; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 320 ff. 520 RGZ 102, 372. In dem konkreten Fall hatte es der von dem Eigentümer zur Behandlung eines an Milzbrand erkrankten Rindes konsultierte Tierarzt unterlassen, für die Desinfektion einer vernarbten Wunde am Daumen des Metzgers, welcher seinerseits zur Notschlachtung des Tieres herbeigerufen worden war, Sorge zu tragen und so eine Ansteckung mit der auch für Menschen gefährlichen Krankheit zu vermeiden. Eine Schadensersatzhaftung des Arztes begründete das Gericht mit dessen fehlerhaftem Verhalten bei der Durchführung der von ihm übernommenen Tätigkeit. So habe „derjenige, der, indem er eine damit in einem gewissen Zusammenhang stehende Berufstätigkeit ausübt und sich dafür dem Publikum anbietet, eine Verantwortung dafür (…), daß da, wo von seinen Diensten Gebrauch gemacht wird, ein geordneter Verlauf der Dinge gewährleistet ist. Durch eine Berufstätigkeit oder einen Gewerbebetrieb dieser Art werden solche besonders gearteten allgemeinen Rechtspflichten erzeugt, die man in einem umfassenden Sinne Verkehrspflichten nennen kann.“, RGZ 102, 372 (375). Hierzu auch Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 401. 521 Hierzu Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 410. Vgl. auch von Bar, JuS 1988, 169 (170). 522 Vgl. etwa RGZ 120, 121 (122); BGHZ 65, 211 (215 f.); 68, 169 (175); BGH, VersR 1956, 621 (622); BGH, VersR 1964, 942 (943 f.); BGH, NJW 1997, 582 (583 f.). 523 Wer also mit einem Kind Schießübungen durchführt, diesem die Waffe erklärt und es zu weiterem Treiben bestärkt, dem erwachsen schon aus jener fördernden Tätigkeit selbst spezifische Sicherungspflichten für den weiteren Waffenumgang des Kindes, BGH, VersR 1954, 118. Vgl. ferner BGH, VersR 1959, 206; BGH, VersR 1966, 145 (146); von Caemmerer, in: FS Deutscher Juristentag, S. 49 (73 f.). Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 410, betonen, auf die

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In seiner Gesamtheit ist der Verkehrssicherungsgedanke in der langjährigen Rechtsprechungsübung des Reichsgerichts und später des Bundesgerichtshofs, wenn auch auf einheitlicher rechtsgedanklicher Grundlage fußend, so doch nach und nach auf eine Vielzahl von Lebenssachverhalten übertragen und so zu einem allgemeinen, vorrangig über die Norm des § 823 Abs. 1 BGB ausgeübten524 Gefahrsteuerungsprinzip des Zivilhaftungsrechts ausgestaltet worden. Die Sicherung eines bestimmten Verkehrs im Sinne systematisch definierter Mobilität von Personen oder Gütern steht dabei nur noch vereinzelt im Vordergrund. Vielmehr ist der Verkehrsbegriff einem gewandelten Gefahrenpotential angepasst und dementsprechend nunmehr im Sinne des allgemeinen Rechtsverkehrs als Feld sozialer Interaktion zu verstehen.525 Eine Pflicht zur Rücksichtnahme auf Rechtsgüter anderer besteht folglich in sämtlichen Bereichen des zwischenmenschlichen Zusammenlebens, in denen der Einzelne einer potenziellen Beeinträchtigung seiner Integritätsinteressen Kategorie der Verkehrspflichtbegründung durch Ingerenz sollte nur zurückgegriffen werden, wenn „die dadurch hervorgerufene Gefahr besonders groß ist, also deutlich oberhalb der Schwelle liegt, deren Überschreitung mit der Teilnahme am zwischenmenschlichen Verkehr normalerweise verbunden ist; denn andernfalls verliert dieses Kriterium jede Konturenschärfe und entartet zur Leerformel, mit der man beliebige Ergebnisse ,begründen‘ kann“. So sei weder die Bereichs- noch die Übernahmehaftung als Unterfall der Haftung aus Ingerenz zu verstehen. Zustimmend Deckert, Jura 1996, 348 (350). Zur Fallgruppe der Verkehrspflichtbegründung aus Ingerenz ferner Raab, JuS 2002, 1041 (1044). 524 Abzulehnen bleibt hingegen die bisweilen vertretene Auffassung, die Verkehrspflichten müssten als judiziell konzipierte Schutzgesetze der Vorschrift des § 823 Abs. 2 BGB zugeordnet werden. Siehe zum Streitstand und dessen überzeugender Lösung Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 305 f. Demgegenüber hat die Verkehrspflichtendoktrin über die Norm des § 241 Abs. 2 BGB im Gewand der Schutzpflicht gleichfalls Einzug in das Regelungssystem der schuldrechtlichen Haftung erhalten. Denn vertragliche Schutzpflicht einerseits und deliktische Verkehrspflicht andererseits sind ob ihres einheitlichen Ursprungs aus einem in der Preisgabe besonderen Vertrauens begründeten gesteigerten Schutzbedürfnis des Rechtsverkehrs nicht nur einander anverwandt, sondern in aller Regel inhaltlich identisch. Kann die schuldrechtliche Nähebeziehung eine Gefahrenquelle im Sinne der Verkehrspflichtenlehre darstellen, entsteht eine einheitliche Sozialbeziehung, in der eine Differenzierung des Pflichtenkreises nach vertraglicher oder deliktischer Art weder sachgerecht noch möglich erscheint, vgl. im Ergebnis ebenso LG Hamburg, NJW 1997, 2606 (2607); Adolphsen, Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), in: Sportrecht in der Praxis, S. 198; Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 52 Fn. 20; Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 533; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 86; Grüneberg, in: Palandt, § 280 Rn. 28; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 39; Mertens, VersR 1980, 397 (406); Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 141; Röckrath, SpuRt 2003, 189 (191); Sutschet, in: Bamberger/Roth, § 241 Rn. 92; Weller, NJW 2007, 960 (961). Einschränkend hingegen Ebert, VersR 2006, 899 (901, 906). Dabei stehen schuldrechtliche und deliktische Verkehrspflichtenhaftung dem Grunde nach gleichberechtigt nebeneinander im Sinne einer Anspruchs- nicht aber einer Pflichtenkonkurrenz, Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 52 Fn. 20; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 86 Fn. 360; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 71. Allgemein zum Konkurrenzverhältnis vertraglicher bzw. vertragsähnlicher und deliktischer Ansprüche Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 38, m.w.N. 525 Vgl. von Bar, JuS 1988, 169, der sich zur Verdeutlichung des englischen Wortschatzes bedient und dem Begriff des „traffic“ ebenjenen des „intercourse“ gegenüberstellt.

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ausgesetzt ist.526 Zum Ausdruck kommt diese Entwicklung in einer angepassten Terminologie: entspricht die Bezeichnung von Verkehrssicherungspflichten auch nach wie vor dem schon traditionellen Gedanken einer Sachwalterhaftung für die Sicherheitsgewähr im Zusammenhang mit einer räumlichen Gefahrensphäre, so handelt es sich doch nur noch um eine Fallgruppe des mittlerweile weiter gefassten Bereichs ziviler Verkehrspflichten zur Kontrolle heterogener Gefahren.527 Eine sachliche Relevanz ist mit dieser terminologischen Differenzierung freilich nicht verknüpft.528 2. Die Verkehrspflicht bei mittelbaren Rechtsgutsverletzungen Ihre rechtspraktische Anknüpfung findet die Verkehrspflichtendoktrin seit jeher darin, die Verletzung eines geschützten Rechtsguts durch bloßes Unterlassen möglicher Schutzmaßnahmen für die deliktische Haftung aufzugreifen.529 Doch hat sich im Laufe der Diskussion um den erfolgs- und den handlungsbezogenen Unrechtsbegriff die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Verkehrspflicht keinesfalls als Spezifikum der Unterlassensproblematik zur Haftungsbegründung zu betrachten ist, sondern vielmehr im Sinne eines „janusküpfigen Instruments“530 auch vor dem Hintergrund eines bloß mittelbar eingriffswirkenden Verhaltens gewürdigt werden muss.531 Denn dort, wo sich nach der Lehre des Erfolgsunrechts – wie sie in Rechtsprechung und Literatur auch weiterhin herrschend ist – der bloße Eingriff in deliktisch geschützte Güter als ein greifbarer Erfolgsunwert manifestiert und die Rechtswidrigkeit des Verhaltens durch den Erfolgseintritt indiziert, wo also die Rechtmäßigkeit jenes Verhaltens nur noch durch den Nachweis eines besonderen Rechtfertigungsgrundes dargelegt werden kann, da wird die Notwendigkeit eines zusätzlichen Haftungsfilters angesichts lediglich mittelbar eingriffswirkenden Ver-

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Vgl. von Bar, JuS 1988, 169 f. Raab, JuS 2002, 1041 (1043). Sichtbar wurde dieser Wandel im Sprachgebrauch bereits in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, vgl. RGZ 102, 372 (375). Siehe zu jenem Begriffsverständnis nunmehr auch von Bar, JuS 1988, 169 f.; Hagenbucher, NJW 1985, 177 (178); Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 401. 528 Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 401; Raab, JuS 2002, 1041 (1043). Vgl. auch Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 1. 529 Siehe die Ausführungen im vorherigen Abschnitt, § 3 C.I.1. 530 Steffen, VersR 1980, 409 (410). 531 Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 401. Zu jener Funktionsweise der Verkehrspflichten ferner von Bar, JuS 1988, 169 (179); von Caemmerer, in: FS Deutscher Juristentag, S. 49 (74 ff.); Hager, in: Staudinger, § 823 E 3; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 2; Raab, JuS 2002, 1041 (1042); Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 23; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 45; Steffen, VersR 1980, 409. Fellmer, MDR 1995, 541, unterteilt die Verkehrspflichten in diesem Sinne begrifflich in „Erfolgsvermeidungspflichten“ und „Gefahrvermeidungspflichten“. 527

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haltens nur allzu offensichtlich.532 Nach den Grundsätzen der anerkannten Kausalitätslehren von Äquivalenz und Adäquanz allein wäre praktisch jeder mittelbar wirkende Eingriff in den geschützten Integritätsbereich eines Dritten als rechtswidrige Schädigung deliktisch relevant.533 Da jedoch im gesellschaftlichen Miteinander mit jedem Verhalten die potentielle Beeinträchtigung der Integritätsinteressen eines anderen einhergeht, bestünde wohl ein deliktisches Verursachungsverbot in Form eines Verbots jeglichen Handelns.534 Ein solches aber kann es in der von allgemeiner Handlungsfreiheit geprägten Rechtsordnung nicht geben. Auch wenn man der alternativen Lehre des Handlungsunrechts angesichts ihrer systematischen Schwächen die Gefolgschaft verweigert,535 bedarf die Lehre des Erfolgsunrechts mithin einer unbedingten Korrektur, die sie in den Grundsätzen der Verkehrspflichtenlehre auch gefunden hat. Ein mittelbar wirkender Eingriff, bei dem lediglich eine Gefahrenlage geschaffen, der tatbestandsmäßige Erfolg mithin nicht mehr unmittelbar in der Handlung als solcher angelegt ist und mit dieser kein untrennbares Ganzes bildet, sondern erst durch weitere notwendige Zwischenschritte verwirklicht wird,536 indiziert nicht schon die Rechtswidrigkeit, sondern macht eine 532 Vgl. zur Lehre des Erfolgsunrechts in der Rechtsprechung etwa RGZ 50, 60 (65); BGHZ 24, 21 (27 f.); 39, 103 (108); 74, 9 (14); 118, 201 (207). Heute wird die Lehre überwiegend in eingeschränkter Form vertreten, siehe hierzu die Nachweise unten, Fn. 537. 533 Es hafte folglich nicht nur der Autofahrer, der mit seinem Fahrzeug schuldhaft einen anderen Menschen verletzt, sondern gleichfalls auch der Hersteller des Wagens, der ganz im Sinne des conditio sine qua non einen kausalen Schadensbeitrag erbringt und ferner mit statistischer Gewissheit wohl davon ausgehen muss, dass eine Rechtsgutsverletzung durch ein von ihm produziertes Fahrzeug keinesfalls außerhalb aller Wahrscheinlichkeit und Lebenserfahrung liegt, so dass ein Adäquanzzusammenhang zwischen Handlung und Verletzungsfolge nicht bestritten werden kann. Gleiches gilt für die Haftung von Zulieferern, Verkäufern und jedem, der in sonstiger Weise daran beteiligt ist, einen potenziell gefährlichen Gegenstand in Verkehr zu bringen oder eine abstrakte Gefahrenlage zu schaffen, von Bar, JuS 1988, 169 (170); von Caemmerer, in: FS Deutscher Juristentag, S. 49 (77 f.); Medicus/Petersen, Bürgerliches Recht, S. 330 ff.; Raab, JuS 2002, 1041 (1042). 534 Vgl. Mertens, VersR 1980, 397 (399). 535 Prominent vertreten wird die Lehre des Handlungsunrecht beispielsweise von Deutsch/ Ahrens, Deliktsrecht, S. 38 f.; Nipperdey, NJW 1957, 1777 (1778); ders., NJW 1967, 1985; Stoll, AcP 162 (1962), 203 (209 ff.). Die Lehre des Handlungsunrechts lehnt einen Rückschluss von der Rechtsgutsverletzung auf die Rechtswidrigkeit grundsätzlich ab und verknüpft das Unwerturteil vielmehr generell mit dem Verstoß gegen eine von der Rechtsordnung gefasste spezielle Verhaltensregel. Abzulehnen bleibt die Lehre insbesondere aus dem Grund, dass gegenüber sorgfaltsgerechtem Verletzungsverhalten weder Notwehrrechte, noch Beseitigungsoder vorbeugende Unterlassungsansprüche zulässig wären und die im Willen des Gesetzgebers angelegte eindeutige Differenzierung zwischen objektiver Rechtswidrigkeit und Schuld verwischt würde. Vgl. hierzu die Kritik bei Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 BGB Rn. 9; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 24. 536 Ähnlich Raab, JuS 2002, 1041 (1042): „Eine mittelbare Verletzung liegt dann vor, wenn Anknüpfungspunkt für die Verantwortlichkeit ein positives Tun ist, dieses aber nicht direkt, sondern erst durch Hinzutreten weiterer Ursachenbeiträge, also durch Handlungen weiterer Personen oder auch durch eigene Handlungen des Verletzten, zu dem Verletzungserfolg geführt hat.“ Demgegenüber identifiziert Larenz, in: FS Dölle, S. 169 (193), eine Handlung als un-

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positive Prüfung derselben erforderlich, bei der ein Unrechtsurteil erst über die Verletzung einer Verkehrspflicht gefällt werden kann.537 Auf seiner für die Rechtspraxis keinesfalls minder relevanten Kehrseite ist die Verkehrspflichtendoktrin folglich heranzuziehen, um allgemeine wie akzeptierte Lebensrisiken durch den mittelbaren Rechtsgutseingriff aus dem Bereich deliktischer Haftung auszuschließen.538

II. Inhalt und Ausgestaltung der Verkehrspflichten Ihrem enormen Stellenwert im Schutzgefüge deliktischer Haftung zum Trotz, ist die Verkehrspflichtendoktrin über die Jahre hinweg nicht selten zum Gegenstand mittelbar, „wenn der Erfolg so nahe bei der Handlung liegt, daß er für die Anschauung des Lebens von ihr nicht zu trennen ist, oder wenn er lediglich sichtbar macht, was die Handlung ihrer objektiven Natur nach von Anfang an war“. Vgl. ferner Medicus/Petersen, Bürgerliches Recht, S. 328; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 62 Fn. 250. 537 Diese Einschränkung der Erfolgsunrechtslehre ist heute Gegenstand der ganz herrschenden Auffassung, vgl. nur von Caemmerer, in: FS Deutscher Juristentag, S. 49 (74 ff.); Emmerich, SchuldR BT, S. 270; M. Fuchs/Pauker, Deliktsrecht, S. 80 f.; Hager, in: Staudinger, § 823 A 9; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 2; Spindler, in: Bamberger/Roth, 823 BGB Rn. 10; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 26. Diese Lösung lässt sich nicht nur wegen ihrer sinnvollen Ergebnisse rechtfertigen. Sie wird außerdem durch die wesentliche strukturelle Übereinstimmung von mittelbar verletzendem Verhalten einerseits und dem Unterlassen andererseits legitimiert. Denn wie beispielsweise Larenz und Canaris ausgeführt haben, liegt die rechtstatsächlich-phänomenologische Vergleichbarkeit beider Haftungsmomente darin begründet, „daß die letzte, zur Verletzung führende Ursache jeweils nicht von dem Ersatzpflichtigen gesetzt wird, sondern im Verhalten des Geschädigten selbst oder eines Dritten oder in einem äußeren Ereignis (wie vor allem Naturgewalt) liegt.“ Folglich wurzelt der Unrechtsgehalt einer mittelbaren Verletzung wie auch der Rechtsgutsverletzung durch ein Unterlassen in dem Verstoß gegen eine Gefahrvermeidungspflicht, Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 401 f. Vgl. auch von Bar, Verkehrspflichten, S. 157. Die bisweilen schwierige Frage, ob eine Rechtsgutsverletzung nun auf ein pflichtwidriges Unterlassen oder eine mittelbare Rechtsgutsverletzung zurückzuführen ist, kann folglich dahingestellt bleiben, vgl. hierzu aber von Caemmerer, in: FS Deutscher Juristentag, S. 49 (75); Deutsch/Ahrens, Deliktsrecht, S. 18 f.; Medicus/Petersen, Bürgerliches Recht, S. 328; Raab, JuS 2002, 1041 (1042 f.); Spickhoff, in: Soergel, § 823 Rn. 17; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 225. 538 Lassen sich die Verkehrspflichten folglich auf die einheitliche Funktion zurückführen, aus nicht unmittelbar wirkenden aber tatbestandsmäßigen Verursachungsbeiträgen diejenigen herauszufiltern, die auch nach objektiven Wertungskriterien dem Verletzungserfolg zurechenbar sind, so leuchtet es ein, die Frage des Pflichtenverstoßes in der Prüfung des § 823 Abs. 1 BGB zwischen der Kausalität des Verhaltens und der Rechtswidrigkeit des Erfolgs zu verorten, Brox/Walker, Schuldrecht BT, S. 544; M. Fuchs/Pauker, Deliktsrecht, S. 97; Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 406; Looschelders, JR 2000, 265 (266); Medicus/Petersen, Bürgerliches Recht, S. 330; Raab, JuS 2002, 1041 (1047). Das verkehrspflichtwidrige Verhalten indiziert gleich der unmittelbaren Rechtsgutsverletzung die Rechtswidrigkeit, Deckert, Jura 1996, 348 (351). Die subjektive Vorwerfbarkeit des Verhaltens bleibt der Verschuldensprüfung vorbehalten, Deckert, Jura 1996, 348 (351 f.); Medicus/Petersen, Bürgerliches Recht, S. 341; Raab, JuS 2002, 1041 (1048). Dies führt im Ergebnis zu einer Differenzierung zwischen äußerer und innerer Sorgfalt auf den verschiedenen Prüfungsstufen der Haftungsbegründung.

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vehementer Kritik seitens der Wissenschaft geworden.539 Waren in ihren Kindertagen vor allem noch die dogmatische oder methodische Legitimität der Lehre als Ursprung „wilder Wurzel“540 Gegenstand der Missbilligung,541 ist es in jüngerer Zeit – in anhaltender Treue zur botanischen Metaphorik – der aus durchaus statthafter Dogmatik sprießende „Wildwuchs“542 inhaltlicher Ausgestaltungen. So wird mitunter bemängelt, die angewandten Rechtsformulierungen ließen in ihrem generalklauselartigen Charakter in Verbindung mit dem kaum mehr zu durchdringenden Dickicht an Einzelfallentscheidungen eine gesicherte und restriktive Handhabe kaum mehr zu. Vielmehr werde über den Weg der Verkehrspflichten eine Form der „Gefährdungshaftung durch die Hintertüre“543 eingeführt, die bei den Haftungsadressaten zu enormer Rechtsunsicherheit und im Rechtsbewusstsein der Gefährdeten zu einer „Vollkasko-Mentalität“544 führe.545 Eine Tendenz zum steten Ausbau des Verkehrspflichtenkonstrukts wurde bereits dargelegt.546 Freilich bleiben der Doktrin unweigerliche legitimatorische Grenzen gesetzt. Denn ihrer dogmatischen Grundlage nach ist die Verkehrspflicht stets Ausdruck des zivilhaftungsrechtlichen Strebens nach einem schonenden Ausgleich der konkurrierenden verfassungsrechtlich geschützten Interessen an Integritäts-

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Vgl. hierzu die Ausführungen von Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 73 f. Ausdruck zurückgehend auf Hofacker, Die Verkehrssicherungspflicht, S. 7 f., und aufgegriffen von Esser, JZ 1953, 129 (132). 541 Siehe etwa die Kritik von Esser, JZ 1953, 129 (132, insbesondere Fn. 38), der im Anschluss an die Arbeit von Hofacker, Die Verkehrssicherungspflicht, 1929, die rechtsdogmatische Herleitung jener Grundsätze durch das Reichsgericht zur Rüge bringt („Obskurität ihrer Quelle“). Mit deutlichen Worten gegen die geäußerte Kritik hingegen von Bar, Verkehrspflichten, S. 32 ff. Auch heute noch wird über den rechtsdogmatischen Ursprung der Verkehrspflichten gestritten (siehe Fn. 503), wobei die Legitimität der Lehre im Grundsatz kaum noch in Frage gestellt wird. 542 So Deutsch, JuS 1967, 152 (157). Zustimmend Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 214 Fn. 23. 543 Zitat von Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 73. Siehe ferner Schiemann, in: Erman, § 823 Rn. 82. Kritisiert wird die Annäherung von Verkehrspflichtenhaftung und Gefährdungshaftung auch von Ebert, VersR 2006, 899 (900); Hagenbucher, NJW 1985, 177; Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 427; Pichler, SpuRt 1997, 7. Mertens, VersR 1980, 397 (405), sieht die Rechtsprechung zu den Verkehrspflichten in „der Grauzone zwischen Delikts- und Gefährdungshaftung“, diese Entwicklung verdiene jedoch „aus dogmatischer Sicht keine prinzipielle Ablehnung“. 544 Edenfeld, VersR 2002, 272; ebenso Ebert, VersR 2006, 899 (904). 545 Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 73. 546 Vgl. die Ausführungen oben, § 3 C.I.1 Verständlich wird dies, führt man sich das Naturell des Menschlichen vor Augen, als Opfer eines Unfalls in einer anderen Personen oder einem äußeren Umstand nach der Verantwortung für das Missgeschick oder Unglück zu suchen und dieses nicht als Schicksal zu akzeptieren, vgl. von Bar, Verkehrspflichten, S. 39; Ebert, VersR 2006, 899; Hagenbucher, NJW 1985, 177; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 74; Vollmer, JZ 1977, 371 (374). 540

C. Grundlagen der Verkehrspflichtenhaftung

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schutz und Handlungsfreiheit.547 So muss eine jede Sicherungspflicht als rechtfertigungsbedürftiger Eingriff in die allgemeine Handlungsfreiheit des potenziellen Schädigers aufgefasst werden.548 Würde dem Pflichtigen in den Schranken dieser Rechtsordnung ein absolutes Schutzniveau abverlangt werden, wäre jedoch nicht nur die Legitimität der Verkehrspflicht beseitigt, auch in tatsächlicher Hinsicht würden die Grenzen des Möglichen überschritten.549 Sozialpsychologische Bedenken, die ihrerseits auf eine Rückkoppelung mit den allgemeinen Zwecken des Haftungsrechts ausgelegt sind, untermauern diese Bedenken. Denn unter Berücksichtigung verhaltenssteuernder Funktionselemente des zivilen Haftungsrechts, wie sie insbesondere in der ökonomischen Analyse des Rechtssystems zum Ausdruck kommen550 und deren Ziel nicht nur der potenziell Ersatzpflichtige, sondern ebenso der potenziell Geschädigte sein kann, bleibt zu berücksichtigen, dass ein allzu dicht gewobenes Netz der Absicherung durch Drittverantwortlichkeiten vermittels einer gesteigerten Erwartungshaltung das Eigenverantwortungsbewusstsein des Gefährdeten mindern und so einen kontraproduktiven Effekt für die schadenspräventive Wirkungsweise des Haftungsrechtsregimes erzielen könnte.551 Diese Überlegungen klingen an, wenn sowohl Rechtsprechung als auch Literatur der Verkehrspflicht eine Grenze ziehen und schon beinahe gebetsmühlenartig wiederholen, derjenige, der eine Gefahrenquelle schafft oder andauern lässt, habe ausschließlich solche Sicherungsmaßnahmen zum Schutze Dritter zu treffen habe, die nach Lage der Verhältnisse erforderlich und zumutbar seien.552 In systematischer Hinsicht knüpfen die relevanten Faktoren dabei einerseits an die Sphäre des potenziell Geschädigten (Erforderlichkeit der Gefahrenabwehr), andererseits an die547 Ebert, VersR 2006, 899 (902); Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 12; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 74; Steffen, VersR 1980, 409 f. Siehe ferner schon für das Zivilhaftungsrecht im Allgemeinen die Ausführungen und Nachweise oben, § 3 B. 548 Ebert, VersR 2006, 899 (903). 549 Vgl. BGH, VersR 1964, 746; BGH, VersR 1975, 812; BGH, NJW 1990, 1236 (1237); BGH, NJW 2006, 2326; Edenfeld, VersR 2002, 272 (276); Hager, in: Staudinger, § 823 E 25 und E 35 mit zahlreichen weiteren Rechtsprechungsnachweisen; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 240; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 51. Wurde bereits festgestellt, dass eine allgemeine Generalpflicht, einen anderen durch aktives Tun vor einem Schaden zu bewahren (siehe unter § 3 C.I.), beziehungsweise nicht durch eine mittelbar wirkende Rechtsgutsverletzung zu schädigen (siehe unter § 3 C.I.2), in der zivilgesellschaftlichen Realität faktisch nicht erfüllbar wäre, so gilt selbiges auch für die Frage nach einem absoluten Schutzniveau. 550 Sie hierzu bereits die Ausführungen oben, § 3 A.II. 551 Die drohende Kontraproduktivität eines allzu hohen Schutzstandards betonen auch Ebert, VersR 2006, 899 (906), Edenfeld, VersR 2002, 272 (277); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 74. 552 Beispielsweise BGHZ 103, 338 (340); 121, 367 (375); 136, 69 (77). Siehe ferner BGH, VersR 1990, 498 (499); BGH, VersR 2002, 247 (248); BGH, VersR 2003, 1319; BGH, VersR 2006, 233 (234); BGH, NJW 2007, 762 (763) – jeweils m.w.N. Wird demgegenüber eine schier unbegrenzte Ausweitung der Verkehrspflichtenhaftung befürchtet, so kann sich dies ausschließlich auf die anhaltende Ausweitung der Lehre auf sämtliche Bereiche des Rechtsverkehrs beziehen, weniger jedoch auf eine Verschärfung der Haftung als solcher.

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§ 3 Grundlagen des Sportveranstalterhaftungsrechts

jenige des potenziellen Schädigers (Zumutbarkeit der Gefahrenabwehr) an und ergeben als „kommunizierende Größen“553 erst im kombinatorischem Zusammenwirken ein genaues Bild des jeweiligen Pflichteninhalts. Was jedoch zur Schadensabwendung erforderlich und was zumutbar ist, das lässt sich auf abstrakt-generalisierender Ebene gar nicht feststellen, sondern ist im Prozess der Pflichtenstatuierung den jeweiligen Begebenheiten des konkreten Einzelfalls überlassen.554 Dem steht jedoch nicht entgegen, den unbestimmten Rechtsbegriffen der Erforderlichkeit und der Zumutbarkeit Kontur zu verleihen. So lässt sich das Bestreben der Wissenschaft skizzieren, durch Typisierung und die Ausarbeitung von Ansatzpunkten mittleren Abstraktionsniveaus555 dem allgemeinen Strukturierungsbedürfnis nachzukommen. 1. Das zur Gefahrenabwehr Erforderliche Der Schlüssel zu dem Bereich des zur Gefahrenabwehr Erforderlichen liegt in der legitimen Schutzerwartung des betroffenen Rechtsverkehrs,556 welche sich wiederum anhand spezifizierter Merkmale konkretisieren lässt. a) Die legitime Schutzerwartung des betroffenen Rechtsverkehrs Gesellschaftliches Zusammenleben und soziale Interaktion sind von dem unbedingten Bedürfnis der einzelnen Verkehrsteilnehmer geprägt, sich bis zu einem gewissen Grad darauf verlassen zu können, von Gefahren abgeschirmt zu bleiben und nicht durch Dritte in ihren Rechten, Rechtsgütern und Interessen beeinträchtigt zu werden.557 Andererseits erscheinen als Ausdruck praktischer Interssenkonkordanz solche Sicherungsmaßnahmen nicht mehr angebracht, die außerhalb der Grenzen legitimer Schutzerwartungen liegen.558 Erforderlich ist zur Abwehr von Gefahren demzufolge nur, was ex-ante nach dem objektiven Erwartungshorizont des betroffenen Verkehrskreises von einem verständigen, umsichtigen und in vernünftigen Grenzen vorsichtigen Menschen zur Schadensverhütung als notwendig, aber auch als 553

Krause, in: Soergel, § 823 Anh II Rn. 27. Ebert, VersR 2006, 899 (903); Edenfeld, VersR 2002, 272 (274); Deckert, Jura 1996, 348 (350); Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 413 f.; Raab, JuS 2002, 1041 (1043); Schiemann, in: Erman, § 823 Rn. 80; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 233. 555 Angelehnt an Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 10: „Grundsätze mittlerer Abstraktionshöhe“. Ähnlich schon Mertens, VersR 1980, 397: „Prinzipien mittlerer Reichweite“. 556 BGH, VersR 1975, 812; BGH, NJW 1985, 1076; BGH, NJW 1987, 1013 f.; BGH, NJW 1990, 906; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 28. Siehe ferner Hager, in: Staudinger, § 823 E 27, mit zahlreichen weiteren Rechtsprechungsnachweisen. 557 Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 28, der betont, andernfalls drohe „das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben zum Stillstand“ zu kommen. 558 Vgl. BGH, NJW 1987, 372 f.; BGH, NJW 1990, 1236 (1237); BGH, NJW 1994, 3348 (3349); BGH, NJW 2006, 2326; BGH, NJW 2007; 762 (763); Hager, in: Staudinger, § 823 E 35. 554

C. Grundlagen der Verkehrspflichtenhaftung

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ausreichend erachtet wird.559 Aus dieser Ansammlung weiter unbestimmter Termini allein ist im Prozess der Pflichtenstatuierung freilich nicht viel an Nutzen gewonnen. Um das Merkmal der legitimen Verkehrserwartung seinerseits handhabbar zu machen, bietet sich der Rückgriff auf allgemeine Abwägungsentscheidungen an, wie sie in einer regelmäßige gebrauchten Komparativformel mit wertendem Charakter ihren Ausdruck gefunden haben: Je höherrangiger die gefährdeten Rechtsgüter, je tiefgreifender der drohende Schaden, je größer die konkrete Gefahrenlage, desto umfangreichere Schutzmaßnahmen kann der Gefährdete grundsätzlich erwarten.560 b) Die notwendige Eigenvorsorge des Geschädigten als Grenze der legitimen Schutzerwartung Die Verkehrspflichten dienen als Gefahrsteuerungsgebote in einem multipolaren Interessen- und reziproken Vertrauensgeflecht. Ebenso, wie der einzelne Verkehrsteilnehmer dem Sicherungspflichtigen Vertrauen hinsichtlich der erforderlichen Schutzvorkehrungen entgegenbringt, muss auch Letzterer darauf vertrauen können, dass ein Jeder im gesellschaftlichen Miteinander ein generelles Mindestmaß an Eigenverantwortung und Eigenvorsorge walten lässt. Steht die potentielle Schadensinternalisierung als Ausdruck des konkordanten Interessenausgleichs, so darf sich der Sicherungspflichtige also mit Recht darauf verlassen, dass jeder Verkehrsteilnehmer seinerseits sein Verhalten in validem Umfang an schadenspräventiven Maßregeln ausrichtet.561 Evident wird dies dort, wo der Betroffene seinerseits

559 BGH, NJW 1990, 1236 (1237); BGH, NJW 2006, 2326; BGH, VersR 2006, 665; BGH, VersR 2007; 762 (763); Hager, in: Staudinger, § 823 E 35, mit zahlreichen weiteren Rechtsprechungsnachweisen. 560 Vgl. Ebert, VersR 2006, 899 (903); Hager, in: Staudinger, § 823 E 27; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 33; Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 414; Raab, JuS 2002, 1041 (1044); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 76; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 234; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 51. So ist etwa im Umgang mit Waffen, Gift oder Feuerwerkskörpern ein erhöhter Sorgfaltsmaßstab geboten. Liegt dagegen eine weniger akute Gefährdung vor, die einen Schadenseintritt aufgrund besonders fernliegender Umstände als unwahrscheinlich anmuten lässt und so einen „Zufall“ darstellen würde, kann auch der betroffene Verkehrskreis keine legitimen Schutzerwartungen hegen. Ein Unfall müsste hier als Unglück im Sinne des haftungsrechtlichen Gegenpols zum Unrecht und somit als Verwirklichung des allgemeinen Lebensrisikos erachtet werden, für welches auch der Verkehrspflichtige nicht in die Verantwortung genommen werden kann. Vgl. BGH, VersR 1975, 812; BGH, NJWRR 2003, 1459; BGH, NJW 2006, 610 (611). 561 Vgl. BGHZ 108, 273 (274); BGH, NJW 1985, 1076 f.; BGH, NJW 1986, 52 (53); BGH, VersR 1989, 155 (156); BGH, NJW 2002, 1265; Ebert, VersR 2006, 899 (904, 906 f.); Edenfeld, VersR 2002, 272 (277 f.); Deckert, Jura 1996, 348 (351); Hager, in: Staudinger, § 823 E 32; Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 414 f.; Schiemann, in: Erman, § 823 Rn. 80; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 75; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 341. Gegenüber Minderjährigen kann auch die Pflichtenstellung der Erziehungsberechtigten als Abgrenzungskriterium der Verantwortlichkeit des Sicherungspflichtigen herangezogen werden, vgl. Edenfeld, VersR 2002, 272 (275); Möllers, VersR 1996, 153 (156).

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gerade dazu bestellt war, eine bestimmte Gefahr zu beseitigen,562 wo er über eine außerordentliche Sachkunde verfügt,563 oder wo sein Verhalten zwangsläufig mit gewissen Schadensrisiken verbunden ist, die als „bewusst in Kauf genommen“ erachtet werden dürfen.564 Haftungsausschließende Wirkung kommt der fehlenden Eigenvorsorge des Geschädigten jedoch nur dort zu, „wo das Opfer einer mit Händen zu greifenden Gefahr ohne weiteres ausweichen kann, während sie vom Verkehrspflichtigen mit zumutbaren Maßnahmen kaum beherrschbar ist“.565 Hier darf der Sicherungspflichtige berechtigterweise darauf vertrauen, dass sich der Verkehrsteilnehmer der spezifischen Gefahr schon gar nicht aussetzen, oder zumindest doch selbst die gebotenen Schutzmaßnahmen treffen wird.566 Unterhalb dieser Schwelle bleibt die Sicherungsverantwortung des Verkehrspflichtigen demgegenüber dem Grunde nach bestehen, der Verstoß gegen die Selbstschutzobliegenheit kann jedoch zu Lasten des Geschädigten als ersatzminderndes Mitverschulden im Sinne des § 254 BGB Berücksichtigung finden. Da sich der Schadensfall aus einem Sorgfaltspflichtenverstoß in der zivilgesellschaftlichen Realität typischerweise als Produkt sich überschneidender Vertrauenskreise und kumulierender Verantwortungsbereiche darstellen wird, spricht nun aber vieles dafür, die Anwendung eines Haftungsausschlusses nach dem Gedanken eines „Handelns auf eigene Gefahr“ eher restriktiv zu gestalten und eine Quotelung der Haftungsbeiträge über § 254 BGB einem starren Alles-oderNichts-Prinzip vorzuziehen.567 c) Weitere Modifikatoren der legitimen Verkehrserwartung Weitere Begebenheiten des konkreten Einzelfalls können als Ausdruck allgemeiner Erfahrungssätze die legitime Schutzerwartung des betroffenen Rechtsverkehrs modifizieren. Bestimmte Routineabläufe, Verkehrsbräuche, Gepflogenheiten, Vereinbarungen mit dem Sicherungspflichtigen oder vergleichbare Umstände können die jeweilige Verkehrserwartung ebenso beeinflussen,568 wie Erkenntnisse über 562

OLG Karlsruhe, VersR 1989, 82; Hager, in: Staudinger, § 823 E 32; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 242. 563 Schiemann, in: Erman, § 823 Rn. 80; OLG Hamburg, VersR 1997, 376 (377). 564 BGH, VersR 1977, 334 (335); Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 30. Vgl. zur haftungsrechtlichten Würdigung der Eigenverantwortlichkeit der Beteiligten angesichts typischer Gefahren der Sportveranstaltung ausführlich unten, § 4 A.II.1.a)aa). 565 Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn 31. Ähnlich: Hager, in: Staudinger, § 823 E 32; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 77; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 242. 566 Hager, in: Staudinger, § 823 E 32. Vgl. auch BGH, NJW 1985, 1076 f.; BGH, NJW-RR 1989, 219 (220); BGH, NJW 2002, 1265; OLG Hamm, NJW-RR 2000, 104 (105); OLG Köln, VersR 2001, 205; OLG Saarbrücken, NJW-RR 2005, 1336; Edenfeld, VersR 2002, 272 (277); Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 51. 567 In diese Richtung auch Möllers, VersR 1996, 153 (156, 158); Steffen, VersR 1980, 409 (411). 568 Mertens, VersR 1980, 397 (402).

C. Grundlagen der Verkehrspflichtenhaftung

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eine außerordentliche körperliche oder geistige Konstitution der betroffenen Verkehrsteilnehmer.569 Situationsbedingte Faktoren wie Alkoholkonsum, Stress oder Ablenkung vermögen das jeweilige Maß an Selbstschutz der Gefährdeten erkennbar herabzusetzen und müssen sich deshalb in einem erhöhten Sorgfaltsniveau des Verkehrspflichtigen niederschlagen,570 insbesondere dann, wenn jener den besonderen Gemütszustand der Verkehrsteilnehmer bewusst herbeigeführt hat und gar selbst hiervon profitiert.571 Gleiches gilt gegenüber Minderjährigen, geistig oder körperlich Behinderten oder Personen in fortgeschrittenem Lebensalter, deren Selbstschutz aufgrund von körperlichen Gebrechen oder verminderter Einsichtsfähigkeit beeinträchtigt ist.572 Ist die Gefahrenquelle hingegen in ihrer Nutzung nur einem beschränkten Verkehr freigegeben oder ist die Art der zulässigen Nutzung von Seiten des Sicherungspflichtigen begrenzt worden, so wird auch der schutzwürdige Erwartungshorizont durch diesen Widmungs- oder Gestattungsakt determiniert.573 Eine legitime Verkehrserwartung bezieht sich im Ausgangspunkt nur auf den Schutz derjenigen, die nach dem erkennbaren Willen des Pflichtigen zum Verkehr „zugelassen sein sollen, und zwar nur so, wie es im normalen, rechtmäßigen Verkehr vorgesehen ist.“574 Denn dem Pflichtigen muss die Möglichkeit verbleiben, den jeweiligen Rechtsverkehr auf Grundlage seiner Privatautonomie zu gestalten und damit eigene Haftungsrisiken einzuschränken, zumal ihm schon faktisch gegenüber unbefugtem Gebrauch keine gleichwertigen Gefahrsteuerungsmechanismen zur Verfügung stehen.575 Ausnahmen von diesem Grundsatz bleiben allerdings angezeigt, so in den Fällen einer

569

S. 76. 570

Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 29; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport,

Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 29. Vgl. auch Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 347. Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 29, nennt als Beispiel die Konzentration von Kunden in Kaufhäusern und Supermärkten auf die ausgestellten Waren oder den Alkoholkonsum der Gäste einer Gaststätte. 572 Vgl. insbesondere zu einem erhöhten Schutzniveau gegenüber Minderjährigen und Kindern BGH, VersR 1957, 790; BGH, VersR 1975, 87; NJW 1977, 1965; BGH, NJW 1978, 1629; BGH, VersR 1995, 672 (673); Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 37 f.; Larenz/ Canaris, SchuldR II/2, S. 415; Möllers, VersR 1996, 153 ff.; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 248; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 348. 573 Vgl. zu den Anforderungen und Grenzen der Widmung bzw. Gestattung durch den Verkehrspflichtigen Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 41. 574 So der Rekurs von Möllers, VersR 1996, 153 (154), auf die herrschende Auffassung zur Sicherungspflicht gegenüber Unbefugten. Vgl. ferner RGZ 76, 187 (188); 87, 128 (129); BGH, NJW 1957, 499; BGH, NJW 1966, 1456; BGH, NJW 1985, 1078; BGH, NJW 1987, 2671 (2672); Ebert, VersR 2006, 899 (906); Edenfeld, VersR 2002, 272 (275); Deckert, Jura 1996, 348 (353); Hager, in: Staudinger, § 823 E 40; Larenz/Canaris, SchuldR II/2, 423 f.; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 236, 246; D. Schwab, JZ 1967, 13 (15); Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 353. 575 Vgl. Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 40. 571

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besonders gravierenden Gefahr576 oder eines Risikos durch einen zwar bestimmungswidrigen, gleichwohl aber doch naheliegenden Gebrauch der gefährlichen Sache, mit welchem der Verkehrspflichtige trotz einer Nutzungsbeschränkung zu rechnen hat.577 Um willkürlich anmutende Ergebnisse zu vermeiden und die Verkehrspflicht erneut auf ihren Ursprung im Prinzip des Vertrauensschutzes zurückzuführen, erscheint es schließlich gerechtfertigt, Verkehrsschutz auch demjenigen zukommen zu lassen, der mit seinem unbefugten Verhalten ein gleichermaßen für den berechtigten Nutzer bestehendes Gefahrenpotenzial in keiner Weise erhöht, die Gefahrenlage also durch den unbefugten Gebrauch nicht erschafft oder aktualisiert.578 Auch der Fahrer eines Automobils, der sich ohne Fahrerlaubnis auf öffentlichen Verkehrswegen bewegt, kommt damit in den Genuss allgemeiner Straßenverkehrssicherung.579 Schließlich ist zu erwähnen, dass ein fahrlässiges oder gar vorsätzliches Fehlverhalten Dritter die haftungsrechtliche Verantwortlichkeit für eine Gefahrenquelle nicht per se ausschließt.580 Insbesondere dann, wenn aus dem räumlich-gegenständlichen Gesamtkontext des Gefahrenbereichs heraus mit Rechtsgutsverletzungen seitens Dritter gerechnet werden muss, darf von einer legitimen Erwartung des betroffenen Verkehrskreises zum Schutz vor einem Drittverhalten ausgegangen werden.581 Denn nicht zuletzt hat der Verkehrspflichtige seinerseits in aller Regel die geeigneten und auch effektiveren Möglichkeiten der Gefahrvermeidung zur Hand.582 576

Edenfeld, VersR 2002, 272 (275); Deckert, Jura 1996, 348 (353); Larenz/Canaris, SchuldR II/2, Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 246. 577 Es muss der Betreiber einer Gaststätte beispielsweise damit rechnen, dass Gäste eine nicht dem Publikumsverkehr freigegebene Tür öffnen und sich beim Sturz auf einer dahinterliegenden Treppe verletzen, BGH, NJW 1988, 1588. Vgl. ferner BGH, VersR 1965, 515; BGH, VersR 1967, 801 (802); BGH, NJW 1978, 1629; BGH, VersR 1982, 854 (855); OLG Düsseldorf, VersR 1977, 1011 (1012); OLG Celle, VersR 1984, 46 (47); Ebert, VersR 2006, 899 (906); Edenfeld, VersR 2002, 272 (275); Deckert, Jura 1996, 348 (353); Hager, in: Staudinger, § 823 E 286; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 42; Möllers, VersR 1996, 153 (154 f.); Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 237, 246; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 51. Der Maßstab für einen naheliegenden Fehlgebrauch ist insbesondere gegenüber Kindern deutlich herabzusetzen, die durch ihren Spieltrieb und Leichtsinn eher zu einem bestimmungswidrigen Verhalten neigen, vgl. BGH, NJW 1978, 1629; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 352. 578 So im Ergebnis von Bar, Verkehrspflichten, S. 186 ff.; Ebert, VersR 2006, 899 (906); Edenfeld, VersR 2002, 272 (275 f.); Deckert, Jura 1996, 348 (353); Larenz/Canaris, SchuldR II/ 2, S. 424; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 353. 579 BGH, NJW 1966, 1456 (1457). Gleiches gilt für den Fahrer eines im Unfallzeitpunkt nicht zugelassenen Wagens, hierzu ebenfalls BGH, NJW 1966, 1456 f. Ferner Deckert, Jura 1996, 348 (353). Demgegenüber kann sich der nächtliche Eindringling, der auf einem Baugrundstück in eine ungesicherte Grube fällt, nicht auf die Verletzung etwaiger Sicherungspflichten berufen, Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 43; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 353. Vgl. auch OLG Düsseldorf, NJW-RR 2001, 1173. 580 BGH, NJW 2007, 1683; Hager, in: Staudinger, § 823 E 33; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 36; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 245; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 51; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 345. 581 BGH, NJW 1980, 223 f.; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 36.

C. Grundlagen der Verkehrspflichtenhaftung

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2. Das zur Gefahrenabwehr Zumutbare Ein konkretes Sicherheitsbegehren, als Ausdruck legitimer Verkehrserwartungen erstarkt zur Rechtspflicht freilich nur, wenn es in hinreichender Würdigung der Interessen und Belange des potenziellen Pflichtigen diesem auch zugemutet werden kann.583 Ein Verhalten, welches die Grenzen des faktisch oder des rechtlich Möglichen überschreitet wird dem Pflichtigen nicht abverlangt werden können.584 Doch auch unterhalb dieser Schwelle muss die Frage nach der Zumutbarkeit einer Maßnahme für den Pflichtigen im Sinne einer ökonomischen Rechtsbetrachtung dort aufgeworfen werden, wo Aufwand und wirtschaftliche Kosten der Sicherung in einem Missverhältnis zu dem durch sie zu erlangenden Schutzniveau stehen.585 Aufwendige Schutzmaßnahmen zur Abwendung eines lediglich geringfügigen oder doch extrem unwahrscheinlichen oder unvorhersehbaren Schadensereignisses werden nicht Gegenstand der Verkehrspflicht.586 Dabei sollte die Bewertung des zur Gefahrenabwehr Zumutbaren im Einzelfall freilich nicht ausschließlich entlang ökonomischer Aspekte anhand der Formel des ehemaligen US-Bundesrichters Learned Hand vorgenommen werden, nach welcher lediglich solche Maßnahmen zu gebieten sind, deren gesamte Kosten das Produkt aus Höhe und Wahrscheinlichkeit des zu erwartenden Schadens nicht übersteigen.587 582

Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 346. BGHZ 108, 273 (274); Deckert, Jura 1996, 348 (351); Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 337. Freilich bezieht sich die Frage der Zumutbarkeit immer nur auf eine konkrete Sicherheitsmaßnahme. Wird der Sicherungspflichtige nach dem Maßstab der folgenden Ausführungen durch ein Schutzbegehren in unzumutbarer Weise belastet, ergeben sich Abstufungen, insbesondere im Verhältnis der Gefahrvermeidungsmaßnahme hin zur bloßen Warnung. Der Verkehr bleibt also durch eine weniger einschneidende Maßnahme zu schützen, vgl. Ebert, VersR 2006, 899 (906); Edenfeld, VersR 2002, 272 (276); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 76. 584 „Die tatsächliche Vermeidbarkeit des Erfolgs ist die elementarste Voraussetzung der Zurechnung“, Röckrath, NStZ 2003, 641 (642), und so auch zitiert von Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 337 Fn. 1466. So kann nach viel beachteter Rechtsprechung einem Kraftwerksbetreiber, aus dessen Kühltürmen emittierender Wasserdampf des Winters auf anliegenden Straßen für Eisesglätte sorgt, keinesfalls zum Vorwurf gereicht werden, er habe gewisse verkehrsregelnde Maßnahmen, so etwa die Einrichtung einer geschwindigkeitsbegrenzten Zone, versäumt, da ihm hierzu die Befugnis fehlt, BGH, VersR 1985, 641 (642). Vgl. ferner BGHZ 31, 73 (74); Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 32. 585 BGHZ 58, 149 (156); Edenfeld, VersR 2002, 272 (276); Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 33; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 76; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 240; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 338 f. Allein die finanzielle Leistungsfähigkeit des Pflichtigen wird als Zumutbarkeitskriterium hingegen nicht akzeptiert, Hager, in: Staudinger, § 823 E 31; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 241. 586 Vgl. etwa BGH, VersR 2003, 1451 (1452); BGH, NJW-RR 2005, 251 (253); LG Hamburg, NJW 1997, 2606 (2607 f.). Siehe ferner Edenfeld, VersR 2002, 272 (276). 587 Zurückgehend auf die Entscheidung United States v. Carroll Towing Co, In. 159 F.2d 169, 173 (2nd Cir 1947): „Possibly it serves to bring this notion into relief to state it in algebraic terms: if the probability be called P, the injury L, and the burden B; liability depends on whether B is less than L multiplied by P: i. e., whether B (is less than) PL“, zitiert nach Wagner, VersR 1999, 1441 (1442 Fn. 9). Angewandt wird die Learned Hand-Formel als maßgeblicher Ansatz 583

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Denn nach herrschender und überzeugender Rechtsauffassung verschließen sich die immateriellen Schutzgüter, die als höchstpersönliche Rechtspositionen von geradezu herausragender Bedeutung im Individualschutz gewährenden Verfassungsstaat sind, einer Quantifizierung durch eine rein monetäre Bewertungsmethode.588 Noch dazu bestehen im rechtstatsächlichen Regelfall keine Prognosen von unzweifelhaftem Aussagewert für die Kalkulation von Eintrittswahrscheinlichkeiten oder Einschnittstiefen potenzieller Schäden.589 Es sollte daher auch für die Frage nach der Zumutbarkeit einer Schutzmaßnahme bei einer wertenden Gesamtbetrachtung geblieben und dem bereits aufgestellten komparativen Rechtssatz zur Pflichtenstatuierung ein weiterer Teil hinzugefügt werden: Eine konkrete Verkehrspflicht zur Vermeidung eines potenziellen Schadens besteht demnach umso eher, je höherrangig das bedrohte Rechtsgut, je größer der drohende Schaden, je wahrscheinlicher der Schadenseintritt und je geringer der konkrete Aufwand zur Schadensabwendung ist.590

III. Die Konkretisierung der Verkehrspflichten im Sportveranstalterhaftungsrecht Seit der Schöpfung der Verkehrspflichtendoktrin als Akt judizieller Rechtsfortbildung in den frühen Wirkungsjahren des Bürgerlichen Gesetzbuchs, hat sich die rechtssystematische Ausgangslage kaum verändert. Obgleich in ihrer dogmatischen Grundfeste längst zu Gewohnheitsrecht erstarkt,591 hat – von einigen Ausnahmen abgesehen –592 eine legislative Kodifizierung determinierter Verhaltensanforderungen im Rechtsverkehr nicht stattgefunden. Vielmehr verbleibt das Recht der Verzur Kalkulation des erwünschten Schutzniveaus unter anderem von Fleischer, VersR 1999, 785 (791); Kötz, in: FS Steindorff, S. 643 (646 ff.); Kötz/Wagner, Deliktsrecht, S. 34; Schäfer/Ott, Ökonomische Analyse, S. 254 f.; Wagner, VersR 1999, 1441 (1442, insbes. Fn. 9); ders., in: MüKo, § 823 Rn. 338. 588 Vgl. Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 34; Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 417. Kritisch zur Learned Hand-Formel auch Steffen, VersR 1980, 409 (411). 589 Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 34; Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 417. Vgl. auch die plastischen Erwägungen von Taupitz, AcP 196 (1996), S. 114 (159), zu Statistiken über Straßenverkehrsunfälle. 590 Im Ergebnis ähnlich Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 414; Mertens, VersR 1980, 397 (401 f.); Raab, JuS 2002, 1041 (1044). Auf diese Weise können neben der bloßen finanziellen Belastung des Pflichtigen noch weitere Faktoren Berücksichtigung finden. Weitgehende Einigkeit besteht so dahingehend, dass etwa demjenigen, der als Pflichtiger im Rahmen einer gewerblichen Tätigkeit adressiert wird oder aus dem Risiko gar kommerzielle Vorteile zieht, ein höherer Aufwand zur Gefahrvermeidung abverlangt werden kann, vgl. Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 35. 591 Siehe schon die Nachweise oben, Fn. 505. 592 Zu denken ist etwa an die §§ 617 f., 831, 833 S. 2, 834, 836 ff. BGB. Mertens, VersR 1980, 397 (401), bezeichnet jene gesetzlichen Tatbestände als „schwimmende Bojen in der bewegten See der judiziellen Verkehrspflichten“.

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kehrspflicht überwiegend in der Hand des erkennenden Gerichts. Wo sich die Rechtsfindung an sich im hergebrachten Zwei-Schritt-Schema der abstrakt-generellen Gesetzesanordnung einerseits und der richterlichen Einzelfallanwendung andererseits vollzieht, bleibt es hier dem Rechtsanwender folglich selbst überlassen, einen auf den Einzelfall abgestimmten Rechtssatz zu entwickeln, dem im Sinne des juristischen Procedere nunmehr als Norm der infrage stehende Sachverhalt unterzuordnen ist.593 Ihm kommt mithin die Aufgabe zu, das Maß der äußeren Sorgfalt als Verkehrspflichtengehalt im Einzelfall selbst materiell zu erfassen und inhaltlich auszugestalten.594 Mag nunmehr einerseits das Resultat dieser Praxis – eine nicht einmal im Ansatz noch zu überblickende Zahl richterlicher Einzelfallentscheidungen zu konkreten Verhaltensanforderungen in mehr oder minder spezifizierten Verkehrslagen – als juristischer „Wildwuchs“595 zur Rüge gebracht werden, darf man doch nicht verkennen, dass gerade hier das Dogma der Verkehrspflicht seine Stärke gewinnt, als ein jeweils auf die konkreten Gegebenheiten eines Einzelfalls maßgeschneidertes und somit höchst flexibel handhabbares Netz an Pflicht und äußerer Sorgfalt.596 So wird die judizielle Pflichtenbestimmung als „richterliche Feinabstimmung“597 der Verhältnisse konkreter Sozialbeziehungen zu einem wichtigen Instrument des auf einzelfallbezogene Gerechtigkeit ausgelegten Ausgleichs konfligierender Interessen im Haftungsfall.598 Dabei erweist sich jedoch schon der erste Schritt zur Aufstellung eines subsumtionsfähigen Rechtsgrundsatzes für den erkennenden Richter mitunter 593 So Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 213; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 10; Mertens, VersR 1980, 397 (401). Allgemein im Kontext unbestimmter Rechtsbegriffe auch Marburger, Regeln der Technik, S. 345 f. Entgegen Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 213 Fn. 11, sollte der Begriff des „gesetzeskonkretisierenden Richterrechts“ jedoch vermieden werden. Denn an dieser Stelle handelt es sich nicht um die Konkretisierung im Gesetz enthaltener Generalklauseln und unbestimmter Rechtsbegriffe, sondern um eine Form der richterlichen Rechtsschöpfung. Näher liegt es daher, von „gesetzesvertretendem Richterrecht“ zu sprechen, vgl. Mertens, AcP 178 (1978), 227 (229). 594 Ausführlich Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 213 ff. Siehe auch ders., in: Scheffen (Hrsg.), Haftung und Nachbarrecht, S. 37 (56); Mertens, VersR 1980, 397 (401). 595 Deutsch, JuS 1967, 152 (157). Siehe auch zur Kritik am Konzept der Verkehrspflichten die Nachweise oben, § 3 C.II. 596 Vgl. Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 10: „Vorteil einer großen Geschmeidigkeit bei der Anpassung an die konkreten Umstände sowie an sich ändernde Rahmenbedingungen“. 597 Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 10. Begrifflich ähnlich schon Brüggemeier, JZ 1986, 969 (972). 598 Vgl. Brüggemeier, JZ 1986, 969 (972): „Je komplexer und differenzierter die Gesellschaft wird, je raffinierter und umfassender die Beeinflussungsmöglichkeiten werden, je intensiver und vielschichtiger die sozialen Kontakte und Abhängigkeiten werden, desto akribischer sucht Deliktsrecht die individuellen Freiheitsräume zu stabilisieren, personale und vermögensmäßige Integritätserwartungen zu begründen und kontrafaktisch abzusichern. Dies erfolgt nicht mehr durch allgemeine Gesetze und durch nach traditionellem Verständnis generelle, an jedermann gerichtete Verhaltensregeln, sondern durch richterrechtliche Formulierung von deliktischen Verhaltenspflichten für bestimmte einzelne Sozialbereiche mit der Tendenz zu immer größerer Differenzierung“.

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als Schwierigkeit,599 wenn er einen bestimmten Lebensbereich mit einem konkreten Verhaltensprogramm für die Verkehrsbeteiligten zu unterlegen hat. Die mittlerweile in gefestigter Rechtsprechung gesicherten „Prinzipien mittlerer Reichweite“600 scheinen aus diesem Blickwinkel doch nicht über den Gehalt bloßer Globalformulierungen hinauszugehen und gewähren nur sehr vage Anhaltspunkte im Prozess der Verkehrspflichtenstatuierung.601 Der eigene Aufwand zur Pflichtenermittlung bleibt mitunter enorm, ebenso das Risiko einer unsachgemäßen Entscheidung bei Fachfremdheit des Rechtsanwenders in Fallgestaltungen außergewöhnlicher Lebenssachverhalte. Ein solcher außerordentlicher Lebenssachverhalt ist gerade auch der Sport, der ganz maßgeblich von eigenen, sportautonomen Wertigkeiten und Interessen der Beteiligten geprägt wird, die in der richterlichen Beurteilung des Verhaltensprogramms nicht außer Acht gelassen werden dürfen.602 Schon um diesen Schwierigkeiten bei der Rechtsfindung603 zu begegnen, aber auch um die evidenten Unsicherheiten auf Seiten des Sicherungspflichtigen sowie des Rechtsverkehrs zu mindern,604 ausgelöst von einem „schillernden Rechtsinstitut, das sich einer Fallgruppenbildung weitgehend entzieht“,605 erscheint es unum599 Vgl. Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 213; ders., in: Scheffen (Hrsg.), Haftung und Nachbarrecht, S. 39 (56). 600 Bezeichnung nach Mertens, VersR 1980, 397. Siehe hierzu auch die Ausführungen oben, § 3 C.II. 601 Beispielhaft verwiesen sei hier auf die bereits vorgestellte Komparativformel, nach welcher umso umfangreichere Schutzmaßnahmen grundsätzlich erwartet werden könnten, je höherrangiger die gefährdeten Rechtsgüter, je tiefgreifender der drohende Schaden und je wahrscheinlicher der Schadenseintritt sei. So ebenfalls Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 214. 602 Vgl. hierzu noch die Ausführungen unten, § 3 C.III.4.a). 603 Hierzu auch Steffen, VersR 1980, 409 (410). 604 Mit dem Hinweis auf die drohende Gefahr von Rechtsunsicherheiten auch Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 10. 605 von Bar, Verkehrspflichten, S. 44, so ebenfalls zitiert von Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 214. Dennoch wird in der wissenschaftlichen Literatur regelmäßig der Versuch einer näheren Systematisierung der Verkehrspflichten zumindest für spezifische Teilbereiche des Rechtsverkehrs unternommen, die sich durch ein gemeinsames Risiko- und Gefahrenpotenzial zumindest im Ansatz auf einen gemeinsamen Nenner an Verhaltenspflichten bringen lassen, vgl. Mertens, VersR 1980, 397 (402), welcher die „realen Funktionsbedingungen eines bestimmten Sozialbereichs“ thematisiert. So finden sich in der Kommentarliteratur regelmäßig an einschlägigen Präjudizien orientierte Katalogisierungen. Hager, in: Staudinger, § 823 E 73 ff., nimmt in insgesamt 21 Abschnitten von der Straßenverkehrssicherungspflicht bis zum Umgang mit besonders gefährlichen Gegenständen die wohl umfassendste Systematisierung vor. Siehe aber auch Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 75 ff.; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 282 ff.; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 186 ff.; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 442 ff. Auch für das Sporthaftungsrecht sind vielfach Versuche teils mehr, teils weniger ausdifferenzierter Systematisierungen der Verhaltensprogramme unternommen worden, siehe etwa Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 504 ff. (Haftung der Sportreibenden), S. 445 ff. (Haftung der Sportveranstalter). Vor dem Hintergrund der Einzelfallabhängigkeit der Verkehrspflicht bleiben die Ergebnisse dieser Arbeitsschritte freilich von begrenztem Wert. Der Überblick über die gefestigten Strukturen einer einschlägigen Kasuistik

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gänglich, objektive Bewertungsmaßstäbe zu identifizieren und auf ihre Tauglichkeit als einzelfallbezogene Orientierungshilfen im Dickicht der Verkehrspflichten hin zu untersuchen. In diesem Sinne befassen sich die folgenden Ausführungen mit einigen für das Recht der Sportveranstalterhaftung relevanten Ansatzpunkten der Pflichtenkonkretisierung: den Präjudizien und den rechtlichen, wie außerrechtlichen Normen.606 1. Pflichtenkonkretisierung anhand von Präjudizien Präjudizien sind Judikate, in denen über dieselbe Rechtsfrage, über die in einem Rechtsverfahren zu bescheiden ist, bereits von einem Gericht in einem vorangegangenen Fall entschieden worden ist. Präjudiziell ist dabei nicht die in Rechtskraft erwachsene Entscheidung als solche, sondern die im Rahmen der Urteilsbegründung auf eine bestimmte Rechtsfrage gegebene Antwort des Gerichts.607 Obgleich ein jedes Judikat stets als Einzelfallentscheidung ergeht, nimmt es doch für sich in Anspruch, in Einklang mit der geltenden Rechtslage zu stehen,608 so dass ein nachfolgender gleichgelagerter Fall erneut getreu der präjudiziellen Rechtsmaxime zu entscheiden sei.609 Zwar ist dem Präjudiz daher eine mittelbare Wirkung nicht abzusprechen, insbesondere einem solchen der höchstrichterlichen Rechtsprechung, in dessen Überzeugungskraft sich idealerweise Autorität und gesteigerte Rechtskompentenz manifestieren,610 was angesichts der hiermit einhergehenden Kontinuität der Rechtsprechung und Rechtssicherheit für die Betroffenen jedenfalls von Vorteil erscheint.611 Jedoch erwächst ihm keine normative Bindungswirkung gleich einem materiellen Gesetz.612 Denn ob die dem Präjudiz zugrundeliegende Rechtsist höchstens dazu geeignet, eine gewisse Sensibilität im Umgang mit den Fallgestaltungen in spezifischen Lebenssachverhalten zu schaffen. Vgl. für die Sportbetriebssicherungspflichten des Veranstalters noch den Überblick unten, § 4 A.II.1.b). 606 Neben der hier im Weiteren thematisierten Pflichtenkonkretisierung durch Leitlinien für die inhaltliche Ausgestaltung trägt auch die durch von Bar, Verkehrspflichten, S. 83 ff., initiierte Typisierung der Verkehrspflichten nach ihrer Funktion zu einem sicheren Umgang bei. So kann in einem ersten Schritt eine grundsätzliche Differenzierung in Pflichten der Gefahrsteuerung (z. B. Warnpflichten, Instruktionspflichten) und solchen der unmittelbaren Gefahrvermeidung (z. B. Auswahl- und Aufsichtspflichten, Organisationspflichten) vorgenommen werden. Für die inhaltliche Präzisierung ist damit freilich noch nicht viel gewonnen. 607 Larenz/Canaris, Methodenlehre, S. 253. 608 Dies gilt ebenso für die richterliche Rechtsfortbildung, die nach der im Präjudiz zum Ausdruck kommenden Auffassung des Gerichts „gerechtfertigt“ ist, Larenz/Canaris, Methodenlehre, S. 252. 609 Larenz/Canaris, Methodenlehre, S. 252 f. 610 Siehe BVerfGE 84, 212 (227). 611 Vgl. Röhl/Röhl, Rechtslehre, S. 562. 612 Vgl. Larenz/Canaris, Methodenlehre, S. 252; Marburger, Regeln der Technik, S. 346; Röhl/Röhl, Rechtslehre, S. 565 ff. Eine im hier behandelten Kontext nicht weiter relevante Ausnahme besteht gem. § 31 BVerfGG für Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts. Auch die mittelbare Strahlkraft des Präjudizes ist in der richterlichen Entscheidungspraxis

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auffassung ihrerseits im Recht begründet ist, bleibt von jedem Richter, der sich mit der entsprechenden Rechtsfrage konfrontiert sieht, als Ausfluss seiner Bindung an Recht und Gesetz im Sinne des Art. 20 Abs. 3 GG „selbstständig, nach seiner gewissenhaft gebildeten Überzeugung“613 nachzuprüfen.614 Eine unmittelbar normative Anordnung deliktisch relevanter Verhaltensstandards durch den Richter wirkt nach alledem ausschließlich inter partes und hinsichtlich des konkret in Frage stehenden Sachverhalts.615 Auch für die richterliche Formulierung konkreter Verkehrspflichten kann dem Präjudiz zwar eine bloße Vermutung der Richtigkeit nicht abgesprochen werden. Doch – wenn schon nicht als verbindlicher Leitsatz – auch als verlässlicher Orientierungslinie ist dem erkennenden Richter ein hohes Maß an Vorsicht im Umgang mit der früheren Entscheidung abzuverlangen. Denn wo sich die präjudizielle Entscheidung, wie dies im Kontext der Bestimmung konkreter Pflichteninhalte stets der Fall ist, in einer schon per definitionem einzelfallabhängigen Interessenabwägung erschöpft,616 kann auch die jeweilige Rechtsmaxime nicht über das Ansinnen hinausgehen, die entscheidungserheblichen Aspekte mit der gebotenen Rücksicht auf die Eigenheiten im Sachverhalt eines jeden Einzelfalles erneut in die Abwägung einzustellen.617 Niemals jedoch werden zwei abwägungsabhängige Sachverhalte identisch, höchstens einmal – und dies bei juristischer Präzision wohl nur in Maßen – miteinander vergleichbar sein.618 So beschränkt sich der Wert präjudizieller Rechtsanwendung im Feld der Verkehrspflichtenkonkretisierung zuvorderst auf die Bildung abstrakter Grundsätze in Form freilich von enormer Bedeutung. Beispiel hierfür ist schon die Statuierung der Verkehrspflichten selbst, die heute als Richterrecht in ihrer berechtigten Existenz kaum mehr bestritten werden. 613 Larenz/Canaris, Methodenlehre, S. 254. 614 Larenz/Canaris, Methodenlehre, S. 253 ff., die insofern vor einer „blinden“ Übernahme des Präjudizes warnen. Denn „Nicht das Präjudiz als solches ,bindet‘, sondern allein die darin richtig ausgelegte Norm.“ Der von Larenz/Canaris zitierte Germann, S. 43, warnt in diesem Zusammenhang vor der Gefahr, durch Präjudiziengehorsam, „das Gesetz offen zu mißachten und dessen Funktion als Garant für die Rechtsgleichheit und Rechtssicherheit zu unterhöhlen“. Vgl. auch Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 217 f.; Marburger, Regeln der Technik, S. 346, mit zahlreichen Literaturnachweisen gegen eine Präjudizienbindung in Fn. 42. Zur Ausnahme der faktischen Bindungswirkung nach der Lehre der subsidiären Verbindlichkeit des Richterrechts vgl. Larenz/Canaris, Methodenlehre, S. 256 ff. 615 Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 217. Allgemein Larenz/Canaris, Methodenlehre, S. 252; Marburger, Regeln der Technik, S. 346. 616 Siehe hierzu auch die Ausführungen zur inhaltlichen Festlegung und Ausgestaltung der Verkehrspflichten oben, § 3 C.II. 617 Larenz/Canaris, Methodenlehre, S. 252 f. Vgl. auch die Mahnung von Mertens, VersR 1980, 397, der angesichts der strikten Einzelfallbezogenheit der Verkehrspflichten von „Rechtsprechungströdel“ und einer umfassenden Sammlung von „Leitsatzblüten“ spricht, aus welchen „Übersicht und Ordnung nicht zu gewinnen“ seien. 618 So auch Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 217: „Es gibt keine gleichen, sondern nur in bestimmten Punkten vergleichbare Fälle, so dass Präjudizien allgemein von zweifelhaftem Wert sind.“

C. Grundlagen der Verkehrspflichtenhaftung

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von Ordnungskriterien und Oberbegriffen, die für die Anwendung im konkreten Einzelfall zu kontrollieren, zu präzisieren und gegebenenfalls zu korrigieren bleiben.619 Beispielhaft ließe sich im Kontext der Sportveranstalterhaftung das wohl unzweifelhafte Gebot der Sicherung des Zuschauerbereichs bei einem Eishockeyspiel vor den Gefahren abirrender Pucks aus der bisherigen Rechtsprechungspraxis als eine weitgehend gesicherte Erkenntnis ableiten. Denn sämtliche Eishockeyveranstaltungen sind nach einschlägigen Erfahrungswerten in dem durch sport-typische Gegebenheiten und die Beschaffenheit des Spielgeräts verwurzelten Risikopotenzial für Schäden der Zuschauer einander vergleichbar.620 Die konkreten Anforderungen an die Sicherung werden jedoch erst durch weitere Umstände des Einzelfalls determiniert, etwa die örtlichen Gegebenheiten der Veranstaltungsstätte oder das zu erwartende Zuschaueraufkommen.621 Auch wenn das Präjudiz demnach im Ansatz der Pflichtenkonkretisierung nur sehr bedingt als Leitlinie taugt, kann die Auseinandersetzung mit den richterlichen Entscheidungsgründen in einem ähnlich gela619 Ähnlich zur Konkretisierung der unerlaubten Gefahrschaffung anhand präjudizieller Kasuistik im Fahrlässigkeitsstrafrecht Roxin, StrafR AT I, S. 1067. Zwar spricht Mertens, VersR 1980, 397 (401), demgegenüber im Zusammenhang von Pflichtenbestimmung und Präjudiz von definitiv ausgeformten Verkehrspflichten, die als „Subsumtionsgrundlage“ bestünden und vom Richter in gleicher Weise angewendet werden könnten, wie ein Schutzgesetz. Ferner bemerkt Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 217, im Kontext der Sportstättensicherheit „bestimmte Pflichten, [die] in ihrem Bestand nicht zweifelhaft sein können“, so etwa „das Verbot, Wassersprungtürme trotz unzureichender Wassertiefe zu errichten und zur Verfügung zu stellen, oder das Gebot, den Badebetrieb in einer öffentlichen Badeanstalt durch mindestens einen Bademeister überwachen zu lassen.“ Beide Autoren erkennen jedoch einschränkend an, dass eine hinreichende Würdigung von den konkreten Gegebenheiten des jeweiligen Einzelfalls auch in diesen Fällen nicht unterbleiben dürfe. 620 Die Sicherung des Zuschauerverkehrs bei Eishockeyveranstaltungen vor entsprechenden Gefahren war daher bereits Gegenstand diverser Gerichtsentscheidungen, so etwa durch den BGH, VersR 1984, 164, vorinstanzlich OLG München VersR 1982, 1152. Ferner LG Freiburg, VersR 1981, 1138; OLG Celle, SpuRt 1997, 203; OLG Düsseldorf, SpuRt 1999, 248. Zur Sicherung der Spielerbank OLG Nürnberg, NJW-RR 1988, 993. Gegen das Erfordernis spezieller Sicherungsvorrichtungen des Zuschauerverkehrs einzig OLG München v. 9. 7. 1964, Az. 4 U 284/63. 621 So kamen auch die benannten Urteile zu teilweise divergierenden Ergebnissen hinsichtlich der Ausgestaltung konkreter Verhaltensprogramme des Sportveranstalters oder Hallenbetreibers: @ LG Freiburg, VersR 1981, 1138: Abschirmung des gesamten Spielfeldes durch nicht weiter spezifizierte Plexiglaswände. @ BGH, VersR 1984, 164, und OLG München, VersR 1982, 1152: Seitliche Banden sind durch zusätzliche Plexiglaswand in Höhe von mind. 0,80 m zu sichern. @ OLG Nürnberg, NJW-RR 1988, 993: Ausreichender Schutz der Spielerbank durch eine ca. 1,2 m hohe Holzbande ohne zusätzliche Schutzvorkehrung. @ OLG Celle, SpuRt 1997, 203: Keine ausreichende Sicherung des Zuschauerverkehrs durch ein stirnseitig angebrachtes 4,50 m hohes Fangnetz. @ OLG Düsseldorf, SpuRt 1999, 248: Kein ausreichender Schutz des Bereichs hinter den Spielerbänken durch Bande in Höhe von 1,25 m und zusätzlichen Plexiglasaufsatz von 1,0 m, welcher im Bereich der Spielerbänke in einer Länge von 10 m unterbrochen ist.

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gerten Fall doch zumindest eine Sensibilität im Umgang mit spezifischen Sorgfaltsmaßstäben und den Anforderungen des zur Abwehr konkreter Verkehrsgefahren Erforderlichen und Zumutbaren gewähren.622 2. Pflichtenkonkretisierung anhand von Normen und Vorschriften des öffentlichen Rechts Als Anordnung außerdeliktischer Sicherungsstandards können im Prozess der Pflichtenstatuierung zunächst öffentlich-rechtliche Verhaltensvorschriften herangezogen werden, soweit diesen zumindest ein mittelbarer Sportveranstaltungsbezug zugesprochen werden kann. Beispielhaft erwähnt sei die Regelung des Art. 24 Abs. 5 des Bayerischen Landesstraf- und Verordnungsgesetzes623 zum Ski-, Skibobfahren und Rodeln.624 Das Gesetz enthält spezifische Verhaltensanordnungen, nach welchen ordnungswidrig handelt, wer sich unter anderem auf einem gekennzeichneten Abfahrts- oder Skiwanderweg zur Zeit des Sportbetriebs ohne behördliche Genehmigung zu sonstigen Zwecken aufhält, ein Tier laufen lässt, mit einem nicht ordnungsgemäß gekennzeichneten Fahrzeug fährt, oder sonst ein Hindernis bereitet, ohne dieses der zuständigen Gemeinde so rechtzeitig anzuzeigen, dass Gefahren für die Sportler vorgebeugt werden kann. Aus den in dieser gesetzgeberischen Verhaltensanordnung ausgedrückten Gefahrenpotentialen lassen sich zumindest indirekte Schlüsse auch auf den von einem Pistenbetreiber einzuhaltenden Sicherheitsstandard ziehen. Die Vorschrift des Art. 24 Abs. 5 BayLStVG wird ergänzt durch einzelne sicherheitsrechtlich relevante Anordnungen der auf Art. 24 Abs. 3 BayLStVG gestützten Verordnung über die Kennzeichnung der Skiabfahrten, Skiwanderwege und Rodelbahnen vom 23. Februar 1983.625 So könnte die Anordnung, Pisten und Abfahrten durch Verbots-, Warn- oder Hinweisschilder zu sichern,626 auch für den judiziell zu determinierenden Pflichtenkatalog des für Organisation und Durchführung einer Pistensportveranstaltung Verantwortlichen fruchtbar gemacht werden.

622 Zumindest für Teilbereiche des Sportveranstalterhaftungsrechts kommt hier erschwerend die bloße Fülle an ergangenen Gerichtsentscheidungen hinzu, die einer verlässlichen Wertungsorientierung auch in einzelnen Bereichen des Sportveranstalterhaftungsrechts gewiss nicht nur zuträglich ist. Allein für das Sportstättenhaftungsrecht erkennt schon Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 216, eine „unübersehbare Fülle von Gerichtsentscheidungen zu Sportstätten-Unfällen“, eine Situation, welche sich beinahe 30 Jahre später gewiss nicht gebessert hat. 623 BayRS II (2011), S. 241. 624 Eine ausführliche Würdigung des Gesetzes im Kontext der Verkehrspflichtenkonkretisierung findet sich bei Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 220 f. 625 BayGVBl. 1983, 215. 626 §§ 2 ff. der Verordnung über die Kennzeichnung der Skiabfahrten, Skiwanderwege und Rodelbahnen.

C. Grundlagen der Verkehrspflichtenhaftung

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Weitere Beispiele gesetzlich normierter Sicherheits- und Verhaltensanforderungen finden sich für den Sportveranstalter zu Genüge. § 29 Abs. 2 StVO regelt, dass der Veranstalter eines Sportevents auf öffentlichen Straßen die Einhaltung der Verkehrsvorschriften sicherzustellen hat. Gemäß § 83 der Landesverordnung über den Bau und Betrieb von Versammlungsstätten des Landes Rheinland-Pfalz627 dürfen erhöhte Sportflächen mit ihren Böden höchstens 1,10 Meter über dem Fußboden des Versammlungsraumes liegen. Diese Sportpodien müssen umwehrt sein und von einer freien Sicherheitsfläche von mindestens 1,25 Metern umgeben sein. Die §§ 84 ff. enthalten entsprechende Sicherungsanordnungen für Spielfelder, Reitbahnen und Sportrennbahnen. Vergleichbare Vorschriften zur Sportstättensicherheit finden sich auch in den Versammlungsstättenverordnungen anderer Länder.628 Wo der Tatbestand einschlägiger Rechtsvorschriften nicht schon grundsätzlich zu allgemein gehalten ist, um als taugliches Instrument der Verkehrspflichtenkonkretisierung herangezogen werden zu können,629 spricht jedoch vieles dafür, in den öffentlich-rechtliche Normen im Regelfall kein abschließend wirkendes Verhaltensprogramm im Sinne der Verkehrspflichtenlehre zu suchen.630 Denn Rechtsnormen einerseits und Verkehrspflichten andererseits sind mit einem grundlegend verschiedenen Funktionsansatz unterlegt: Während Rechtsnormen als abstrakt generelle Regelungen konzipiert sind, die sich an den durchschnittlichen Anforderungen eines bestimmten Sachverhalts orientieren und darüber hinaus regelmäßig den Kompromiss im politischen Prozess verkörpern, manifestiert sich in der Verkehrspflicht allein die an den konkreten Umständen des jeweiligen Einzelfalls orientierte legitime Erwartung des Rechtsverkehrs an den Schutz von Integritätsin627

RlPGVBl. 1972, 257. Vgl. bspw. § 27 [Abschrankung und Blockbildung in Sportstadien mit mehr als 10.000 Besucherplätzen] der Verordnung über den Bau und Betrieb von Versammlungsstätten des Landes Nordrhein-Westfalen, GV. NRW. 2002, S. 454. 629 Dies galt nach Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 219, etwa für § 3 Abs. 1 i.V.m. § 2 Abs. 2 Nr. 4 GtA (heute aufgegangen im ProdSG). Nach § 3 Abs. 1 GtA mussten Sportgeräte als technische Arbeitsmittel „nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik sowie den Arbeitsschutz- und Unfallverhütungsvorschriften“ so beschaffen sein, „daß Benutzer oder Dritte bei ihrer bestimmungsgemäßen Verwendung gegen Gefahren aller Art für Leben oder Gesundheit soweit geschützt sind, wie es die Art der bestimmungsgemäßen Verwendung gestattet.“ Vgl. ferner Börner, in: Scheffen (Hrsg.), Haftung und Nachbarrecht, S. 37 (57). 630 Anders noch BGHZ 62, 265 (270), zur Wildbestandsverringerungspflicht eines Jagdausübungsberechtigten: „Soweit es darum geht, inwieweit der Jagdausübungsberechtigte durch jägerische Maßnahmen vor Wildschäden jeglicher Art zu schützen hat […], enthalten die Jagdgesetze grundsätzlich eine abschließende Regelung. Nach den Jagdgesetzen obliegt es dann den Jagdbehörden, die im Einzelfall erforderlichen konkreten Maßnahmen zum Schutz der Grundstücksberechtigten anzuordnen. Neben diesen auf öffentlich-rechtlichen Normen beruhenden Sicherungspflichten ist kein Raum für entsprechende allgemeine bürgerlichrechtliche Pflichten.“ Freilich sind Entscheidungen dieser Marschrichtung in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs Einzelfälle geblieben (Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 358: „Ausreißer“). Vgl. mit einer kritischen Würdigung der Wildtaubenentscheidung auch von Bar, JuS 1988, 169 (172 f.); Canaris, in: FS Larenz, S. 27 (545 f.); Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 416. 628

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§ 3 Grundlagen des Sportveranstalterhaftungsrechts

teressen.631 Zudem zielen die Rechtsnormen mitunter zwar auch auf den Schutz des einzelnen Verkehrsteilnehmers ab, dienen jedoch nicht dazu, den potenziellen Schädiger durch die Statuierung einer Sorgfaltsobergrenze zu entlasten.632 Im Ergebnis kann den einschlägigen Rechtsnormen folglich ein Mindestschutzniveau für gewisse, verallgemeinerte Lebenssachverhalte entnommen werden, in dessen Unterschreitung sich regelmäßig die Verletzung einer Verkehrspflicht manifestiert,633 welches jedoch hinsichtlich des konkreten Einzelfalls typischerweise einer spezifizierten und an den konkreten Gegebenheiten ausgerichteten Ausgestaltung bedarf.634 Bewegt sich der Verkehrspflichtige in den Grenzen, welche ihm durch öffentlich-rechtliche Schutzvorschriften gezogen sind, ist er daher noch nicht ohne weiteres von einer weitergehenden zivilrechtlichen Verantwortlichkeit dem

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Ebenso Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 47; Motzke, NZBau 2004, 297 (301 f.); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 80; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 252; Steffen, ZVersWiss 82 (1992), S. 13 (24); Wagner, Genehmigung, S. 86 f. Ders. in: MüKo, § 823 Rn. 359, rechtfertigt die Autonomie privatrechtlicher Sorgfaltspflichten vorrangig mit der Ziel- und Zwecksetzung der Verhaltenssteuerung im Rechtsverkehr, was eine detailgenaue Reglementierung privater Sorgfaltsstandards erfordere, wie sie von den öffentlich-rechtlichen Verhaltensnormen nicht zu leisten sei. In diesem Sinne stellt Wagner fest: „Deregulierung und Stärkung der Privatrechtsgesellschaft sind nur zu haben, wenn das Privatrecht seine eigenen Ordnungsaufgaben auch erkennt und in originärer Verantwortung ausfüllt“. 632 Hager, in: Staudinger, § 823 E 34; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 47; Larenz/ Canaris, SchuldR II/2, S. 416; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 251. 633 Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 47; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 251 m.w.N. Lediglich in Anbetracht von „evident überzogenen behördlichen Gefahrsteuerungsregeln“ wird man einer Rechtsnorm den Charakter eines Mindestschutzanordnung absprechen können, so Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 47, mit Verweis auf von Bar, Verkehrspflichten, S. 162. Dabei steht dem hier festgestellten Mindestschutzniveau nicht der Charakter einer Rechtsnorm als Landesrecht (siehe etwa die soeben angeführten Beispiele) entgegen. Zwar unterliegt das Haftungsrecht der Gesetzgebungskompetenz des Bundes. Zu beachten ist jedoch, dass eine Rechtsnorm die Kompetenzregelungen der Art. 70 ff. GG nicht verletzt, wenn sie sich zwar auf einen kompetenzfremden Sachbereich auswirkt, dieser Sachbereich dadurch aber nur mittelbar betroffen wird und seine Regelung nicht den Hauptzweck der Norm bildet, Regenfus, Zuordnungs- und Nutzungskonflikte, S. 694. 634 So spricht Steffen, ZVersWiss 82 (1992), S. 13 (24), von der Ergänzungsaufgabe des Deliktsrechts, „die öffentlich-rechtlichen Mindeststandards, die sich viel stärker an Durchschnittslagen, am Gleichbehandlungsgrundsatz, an Rationalisierungsbestreben und anderen Zielkompromissen orientieren, um die darin zu kurz gekommenen Anforderungen des Integritätsschutzes aus den konkreten Verhältnissen vor Ort zu erweitern.“ von Bar, JuS 1988, 169 (172), setzt die normierten Verhaltensgebote ihrer Funktion im Prozess der Verkehrspflichtenkonkretisierung nach den gesetzlichen Regelbeispielen gleich. So kann die Haftungsverantwortung des Pflichtigen insbesondere auch über das in einem Schutzgesetz i.S.d. § 823 Abs. 2 BGB normierte Niveau hinausgehen, von Bar, JuS 1988, 169 (172); Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 219; Canaris, in: FS Larenz, S. 27 (54 ff.). Es kann folglich differenziert werden zwischen der Haftung wegen des Verstoßes gegen eine besondere, in einem Schutzgesetz normierte Verkehrspflicht und der Haftung wegen eines Verstoßes gegen eine allgemeine, gegebenenfalls über die Anforderungen aus dem Schutzgesetz hinausgehende Verkehrspflicht gem. § 823 Abs. 1 BGB.

C. Grundlagen der Verkehrspflichtenhaftung

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Rechtsverkehr gegenüber befreit.635 Gesprochen mit den Worten von Bars „bestimmt das Deliktsrecht über § 823 I seine Pflichteninhalte autonom“.636 3. Pflichtenkonkretisierung anhand von technischer Normung In vielen Bereichen zivilgesellschaftlichen Lebens und Wirkens besteht angesichts einer immer weiter zunehmenden Technisierung und einem grenzüberschreitendem Warenverkehr ein valides Bedürfnis nach Vereinheitlichung und Standardisierung.637 Der technischen Normung,638 definiert als die „planmäßige, durch die interessierten Kreise gemeinschaftlich durchgeführte Vereinheitlichung von materiellen und immateriellen Gegenständen zum Nutzen der Allgemeinheit“,639 635 Vgl. BGHZ 139, 43 (46 f.); 139, 79 (83); BGH, NJW 1987, 372 (373); BGH, NJW 1987, 1009 (1011); BGH, NJW 1999, 2364; ÖOGH, SpuRt 2008, 107; von Bar, JuS 1988, 169 (172); Hager, in: Staudinger, § 823 Rn. E 34; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 47; Larenz/ Canaris, SchuldR II/2, S. 416; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 80 f.; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 251. Abzulehnen bleibt demgegenüber die gegenläufige Auffassung in der bereits zitierten Wildtaubenentscheidung des BGH, BGHZ 62, 265 (270). Jedoch kann dem Sicherungspflichtigen, welcher die geltenden öffentlich-rechtlichen Schutzanordnungen befolgt, mitunter ein Verschulden abgesprochen werden, wenn kein Anlass bestand, einen abschließenden Charakter der Vorgaben in Zweifel zu ziehen, vgl. BGH, VersR 1976, 776 (778); Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 47; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 252. Das zu den Rechtsvorschriften Gesagte gilt im Übrigen auch hinsichtlich öffentlich-rechtlicher Genehmigungen und Zulassungsbescheide, die schon ihrem Funktionszusammenhang nach nicht darauf ausgelegt sind, den zivilrechtlichen Pflichtenmaßstab des Adressaten gegenüber dem Rechtsverkehr abschließend zu beurteilen, zumal sie typischerweise einen bloßen Ausschnitt drohender Gefahren in den Blick nehmen. Ein zivilhaftungsrechtlicher Entlastungsmechanismus wird durch die Erfüllung jener Vorgaben nicht in Gang gesetzt, vgl. BGHZ 99, 167 (176); BGH, VersR 1967, 149 (150); BGH, VersR 1976, 776 (778); BGH, VersR 1977, 165 (166); BGH, VersR 1985, 64 (65); BGH, VersR 1994, 996 (997); BGH, NJW 1997, 582 (583); BGH, NJW-RR 2006, 1167 (1168 f.); ÖOGH, SpuRt 2007, 19 (20); Hager, in: Staudinger, § 823 E 34; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 48; Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 416; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 76; Motzke, NZBau 2004, 297 (298, 301 f.); Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 253; Wussow, VersR 2005, 903 (905). 636 von Bar, JuS 1988, 169 (172). 637 Tschauner, in: Vieweg (Hrsg.), Perspektiven des Sportrechts, S. 190, der diesen Prozess gar als „wesentliches Kennzeichen unserer technisierten Welt“ bezeichnet. Ähnlich schon Marburger, VersR 1983, 597. 638 Von Roxin, StrafR AT I, S. 1068, unter den Begriff der „Verkehrsnormen“ gefasst. 639 DIN 820 – 1 [Normungsarbeit – Grundsätze] Abs. 2. Definition ebenfalls verwendet von Tschauner, in: Vieweg (Hrsg.), Perspektiven des Sportrechts, S. 189 (191). Zur begrifflichen Differenzierung von anerkannten Regeln der Technik und technischer Normung Sonnenberger, DIN-Mitt. 1985, 556. Marburger, VersR 1983, 597 (598), definiert als Regeln der Technik „ganz allgemein Anleitungen für handwerkliche oder industrielle Verfahrensweisen zur Herstellung oder Verwendung technischer Anlagen, Geräte, Maschinen, Bauwerke oder dgl“. Dabei erkennt Marburger als technische Regelwerke die „überbetrieblichen technischen Normen, die Regelwerke der öffentlich-rechtlichen technischen Ausschüsse und die Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaften“. Ausführlich zu Fragen der Terminologie ders., Regeln der Technik, S. 40 ff. Ihren Ausdruck findet die Konformität mit anerkannten

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kommt hierbei eine Schlüsselfunktion zu.640 Sie wird in förmlichen Normungsverfahren von nationalen641 oder internationalen,642 als Privatverbänden, seltener als öffentlich-rechtliche Gremien, aufgestellten Normungsorganisationen erlassen. Die technische Normung dient der Sicherung von Gebrauchstauglichkeit und Qualität, überregionaler Kompatibilität und Austauschbarkeit, Gesundheit, Sicherheit und Umweltschutz und erfüllt auf diese Weise die beim Abnehmer des Produkts bestehenden Erwartungen.643 Auf europäischer Ebene liegt der Nutzen harmonisierter technischer Normung als Instrument binnenmarktgerichteter Integrationsbemühungen auf der Hand.644 Als größte und bedeutendste Normungsorganisation hat sich in Deutschland645 das DIN Deutsches Institut für Normung e.V. etabliert,646 dessen Normen, die DINRegeln der Technik oftmals in optischer Warenkennzeichnung in Form diverser Zulassungs-, Konformitäts-, Sicherheits-, Güte- und Qualitätszeichen, die im Ergebnis gegenüber dem Warenabnehmer jene Qualitätsgewähr signalisieren sollen. Zu den bekanntesten Prüfzeichen zählen die CE-Kennung zur Konformität mit EU-Verordnung 765/2008 sowie DIN- (hierzu Sonnenberger, DIN-Mitt. 1985, 556 [562]), TÜV- und GS-Kennzeichen. Zur Bedeutung der Warenkennzeichnung im Sport siehe Alt in: Alt/Schaff/Schumann, S. 75 ff. Zu beachten bleibt jedoch, dass es sich bei der TÜV-Kennung oftmals um eine Zertifizierung der TÜV-Prüfstelle als Akt mittelbarer Staatsverwaltung handelt, so beispielsweise im Fall der Hauptuntersuchung von KfZ. Diese Form der TÜV-Prüfung durch einen zur hoheitlichen Aufgabenwahrnehmung Beliehenen ist – anders als die CE-Kennung – ihrer Art nach folglich eine hoheitliche Genehmigung, für welche sich insoweit der Vergleich zur haftungsrechtlichen Relevanz privat gesetzter technischer Normen verbietet. 640 Vgl. im Kontext europäischer Normung Herbert, in: Vieweg (Hrsg.), Techniksteuerung und Recht, S. 225. 641 Relevante Normungsorganisationen auf Bundesebene sind das Deutsche Institut für Normung (DIN), der Verband der Elektrotechnik (VDE), der Verein Deutscher Ingenieure (VDI), der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfachs (DVGW), und die Deutsche Kommission Elektrotechnik (DKE). 642 Bedeutende Normungsgremien auf internationaler Ebene sind die International Organization for Standardization (ISO), das Comité Européen de Normalisation (CEN), die International Electrotechnical Comission (IEC) und das Comité Européen de Normalisation en Électronique et en Électrotechnique (CENELEC). Vgl. zu den internationalen Verflechtungen der Normungspraxis Sonnenberger, DIN-Mitt. 1985, 556 (557). 643 Vgl. DIN 820 – 1, Normungsarbeit – Grundsätze, Abs. 2; Köhler, BB 1985 Beil 4, 10; Sonnenberger, DIN-Mitt. 1985, 556; Tschauner in: Vieweg (Hrsg.), Perspektiven des Sportrechts, S. 190 (192). Siehe ferner Brüggemeier, JZ 1986, 969 (973): „Selbstverwaltungsorgan der produzierenden Wirtschaft“. 644 Siehe hierzu Herbert, in: Vieweg (Hrsg.), Techniksteuerung und Recht, S. 225 ff. 645 In der Schweiz sind insbesondere die Fachnormen des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA-Normen) von herausragender Bedeutung, vgl. Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 207. Vergleichbares österreichisches Normungsinstitut ist das Austrian Standards Institute (ASI). 646 Gründung im Mai 1917 als Normalienausschuß für den allgemeinen Maschinenbau beim VDI, ab Dezember selben Jahres selbstständig als Normenausschuß der Deutschen Industrie, 1920 Meldung als eingetragener Verein. Seit Mai 1975 Umbenennung in DIN Deutsches Institut für Normung e.V. Umfassende Chronik der Entwicklung des DIN einsehbar in der Internetpräsenz des DIN auf http://www.din.de/ (Stand: 04. 11. 2015). Stand 2014 hat der DIN in

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Normen, im Folgenden als stellvertretendes Exemplar technischer Normung auf ihre Tauglichkeit als Konkretisierungshilfe im Prozess der Verkehrspflichtenstatuierung647 hin untersucht werden.648

mehr als 33.000 Normen Verhaltensanforderungen an die Herstellung und den Umgang mit technischen Werken zusammengefasst, die in ihrer Gesamtheit von mehr als 31.000 Experten in rund 3.600 Arbeitsausschüssen erarbeitet worden sind, siehe den DIN-Geschäftsbericht 2014, S. 5. 647 Außerhalb des Verkehrspflichtenkonkretisierungsprozesses werden technische Regeln insbesondere zur Ausfüllung unbestimmter Rechtsbegriffe wie „Stand der Technik“ herangezogen, Vieweg, in: Schulte/Schröder (Hrsg.), Handbuch des Technikrechts, S. 369. 648 Die folgenden Ausführungen sind entsprechend auf sonstige Formen der technischen Normung zu übertragen. Für den Bereich des Sportveranstalterhaftungsrechts gilt dies insbesondere für die Unfallverhütungsvorschriften, welche gemäß der §§ 14, 15 Abs. 1 SGB VII von den öffentlich-rechtlichen Körperschaften der Berufsgenossenschaften als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung erlassen und durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales als Fachaufsicht genehmigt werden. Die Vorschriften normieren für Unternehmen und Versicherte verbindliche Maßnahmen zur Verhütung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren sowie auf dem Gebiet der Ersten Hilfe, soweit entsprechende Regelungen zur Prävention geeignet und erforderlich sind und staatliche Arbeitsschutzvorschriften hierüber keine Anordnungen treffen. Die Adressaten der UVV sind zur Einhaltung der Vorschriften verpflichtet. Gemäß der §§ 17 ff. SGB VII werden sie zu diesem Zweck durch die Berufsgenossenschaften überwacht. Der schuldhafte Verstoß gegen einschlägige Präventionsregelungen kann gem. § 209 Abs. 1 Nr. 1 SGB VII als Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld geahndet werden. Für den Gewerbezweig der Sportvereine ist die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft der fachlich zuständige Träger gesetzlicher Unfallversicherung. Versicherte sind gem. § 7 SGB IValle in nicht selbstständiger Arbeit Beschäftigte, also typischerweise die Vertragssportler, Übungsleiter, Trainer und Mannschaftsbetreuer. Nicht versichert sind hingegen bloße Vereinsmitglieder ohne Beschäftigungsverhältnis. Diese können gleichwohl mittelbar von den besonderen Sicherheits- und Schutzmaßnahmen im Sportvereinswesen profitieren. Zu den versicherten Tätigkeiten gehören insbesondere auch die Teilnahme an Wettkämpfen und Trainingseinheiten, nicht aber solche Tätigkeiten der beschäftigten Vereinsmitglieder, mit denen bloße Mitgliedschaftsinteressen verfolgt werden, ohne dass diese der Erfüllung eines Beschäftigungsverhältnisses dienen. Vgl. zum Umfang des Unfallversicherungsschutzes in Sportvereinen im Einzelnen die Informationen für Sportvereine über gesetzlichen Unfallversicherungsschutz, Unfallverhütung und Beitragspflicht, S. 10 ff., 15 ff., herausgegeben von der VBG und abrufbar bspw. unter http://www.tennissenioren.net/Vereine/ Unfallvers-vbg1.pdf (Stand: 04. 11. 2015). Von gesteigerter Relevanz auch für Sportvereine sind nach Auskunft der VBG etwa die folgenden Unfallverhütungsvorschriften: – Allgemeine Vorschriften (VBG 1). – Elektrische Anlagen und Betriebsmittel (VBG 4). – Erste Hilfe (VBG 109). – Sicherheitsingenieure und andere Fachkräfte für Arbeitssicherheit (VGB 122). – Betriebsärzte (VBG 123). – Sicherheits- und Gesundheitsschutzkennzeichnung am Arbeitsplatz (VGB 125). Spezielle Normen zur Unfallverhütung im Sport bestehen hingegen nicht. Demgegenüber existieren im Bereich der öffentlichen Unfallversicherungsträger mit den GUV-SI 8044 Hinweise zur Sicherheit und Prüfung von Sportstätten und Sportgeräten. Die GUV-SI 8052 enthält Sicherheitshinweise zur alternativen Nutzung von Sportgerät.

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§ 3 Grundlagen des Sportveranstalterhaftungsrechts

a) Technische Normung für den Sport Die Praxis technischer Normung erlebt im Sport seit Jahren eine rasante Entwicklung. Schließlich handelt es sich um einen Lebensbereich, welcher nicht bloß ob der Natur sportlicher Tätigkeit von besonderen Gefahrmomenten für die Beteiligten geprägt ist649 und so höchste Anforderungen an Produktqualität und definierte Sicherheitsstandards unumgänglich macht,650 sondern auch im Sinne der wettkampfbedingenden Chancengleichheit eine Vereinheitlichung der Leistungsbedingungen erfordert.651 In der Organisationsstruktur des DIN e.V. zeichnet sich der Normenausschuss 112 Sport (NASport) für die Normungsarbeit im Bereich der Sport- und Freizeitgeräte zuständig.652 Dieser ist wiederum in sieben Fachbereiche aufgegliedert, deren Unterausschüsse mit der Statuierung und Kontrolle von Regelungen einzelner Sachgebiete von Tischtennis, über den Gleitschirmsport bis hin zur Sommerrodelbahn betraut sind.653 Die Tätigkeit des NASport manifestiert sich in 551 gültigen Normungskomplexen, ergänzt durch sportbezogene Vorschriften des Normenausschusses 005 Bauwesen, die überwiegend in den DIN-Taschenbüchern 105 (Spielplätze und Freizeitanlagen),654 116 (Sportgeräte – Turnen, Ballspiele, Training),655 134/1 (Sporthallen und Sportplätze),656 345 (Fahrräder und Fahrradzubehör),657 364 (Tauchgeräte),658 477 (Schwimmbadanlagen und -geräte),659 480 (Kletter- und Bergsport)660 und 481 (Wintersport)661 zusammengefasst sind. Vielfach 649 Vgl. hierzu die Darstellung der Sportveranstaltung als Risiko- und Gefahrenbereich oben, § 2. 650 Vgl. Alt, in: Alt/Schaff/Schumann, S. 75 (77), dort anhand des Beispiels eines Roll- und Inlineskatingschuhs. 651 So werden im Bereich des organisierten Sportbetriebes gleich mehrere der von Marburger, VersR 1983, 597 (599), beschriebenen inhaltlichen Funktionszusammenhänge technischer Normung berührt: Neben den – hier im Folgenden allein bedeutsamen – Sicherheitsregeln zum Schutz vor Gefahren bei der Herstellung und Verwendung technischer Geräte und Anlagen stehen die Rationalisierungsregeln zur Vereinheitlichung von Erzeugnissen und Verfahrensweisen sowie die Qualitätsregeln zur überbetrieblichen Qualitätssicherung. Vgl. auch Tschauner, in: Vieweg (Hrsg.), Perspektiven des Sportrechts, S. 189 (192). 652 Auf internationaler Ebene wirkt der NASport im Ausschuss TC 136 (Sports, playground and recreational equipment) des CEN und dem TC 83 (Sports and recreational equipment) der ISO mit. Vgl. hierzu die Angaben in der Imagebroschüre des NASport, S. 2, abrufbar unter http://www.nasport.din.de/cmd?level=tpl-artikel&menuid=46663&cmsareaid=46663&cmsru bid=90435&menurubricid=9043 5&cmstextid=90438&2&languageid=de (Stand: 04. 11. 2015). 653 Vgl. die Übersicht in der Imagebroschüre des NASport, S. 3. 654 7. Auflage, August 2012. 655 8. Auflage, April 2011. 656 9. Auflage, Januar 2015. 657 4. Auflage, Mai 2015. 658 2. Auflage, Februar 2015. 659 3. Auflage, April 2015. 660 2. Auflage, Mai 2014.

C. Grundlagen der Verkehrspflichtenhaftung

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enthalten jene Vorschriften (unter anderem) spezifizierte Verhaltenskataloge und standardisierte Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor Gefahren aus der Nutzung von Sportgeräten oder Sportanlagen. Um ein Beispiel der Arbeit des NASport zu präsentieren, aber auch den Detailgrad in der Normierung zu belegen, sei hier einmal mehr auf den praxisrelevanten Fall der Sicherung des Zuschauerverkehrs vor den Gefahren abirrender Eishockeypucks rekurriert, wie er auch in Abschnitt 4.3.6 der DIN 18036 über Anlagen für den Eissport mit Kunsteisflächen [Grundlagen für Planung und Bau] durch den NASport aufgegriffen wird:662 „4.3.6 Sicherheitseinrichtungen für Eishockey In den Endzonen (hinter den Torlinien) und von der Torlinie 4 m Richtung Neutrale Zone muss formstabiles durchsichtiges Material in Höhe von 160 cm bis 200 cm auf die Bande aufgebaut werden. Über dem formstabilen, durchsichtigen Material müssen in diesem Bereich zusätzliche Fangnetze angebracht werden. Diese Fangnetze müssen bis zu einer Geraden reichen, die von der gegenüberliegenden Torlinie zu einem 2,30 m über der Vorderkante der obersten Tribünenstufe im Unterrang liegenden Punkt verläuft, mindestens jedoch 5,00 m ab Oberkante des formstabilen, durchsichtigen Materials hoch sein. Das formstabile, durchsichtige Glas auf den Längsseiten (ausgenommen im Bereich der Spielerbänke) und hinter den bzw. seitlich von den Spielerbänken muss 1,60 m hoch sein. Der Abstand zwischen den einzelnen Schutzelementen darf höchstens 5 mm betragen. Die Kanten der Schutzelemente im Bereich der Spielerbänke sind mit Polstern zu versehen. Im Spielbetrieb außerhalb des Internationalen Eishockey-Verbandes (IIHF), der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und der Eishockeyspielbetriebsgesellschaft (ESBG) können auch andere Sicherheitseinrichtungen in entsprechender Höhe verwendet werden. Alle Sicherheitseinrichtungen oberhalb der Bande (formstabiles, durchsichtiges Material bzw. Fangnetze) müssen einem mit 160 km/h auftreffenden Puck standhalten. Feste Teile der Sicherheitseinrichtungen müssen so ausgebildet sein, dass sie nicht verletzungsgefährlich sind. Die Sicherheitseinrichtungen sollen bei einer anderweitigen Nutzung der Eisfläche leicht entfernbar sein.“

b) Die haftungsrechtliche Bedeutung technischer Normung Fraglich bleibt jedoch nach wie vor, inwieweit technische Normung im Prozess der judiziellen Statuierung spezifizierter Verhaltensprogramme im Rechtsverkehr als Maßstab und Orientierungshilfe herangezogen werden sollte.663

661

1. Auflage, Mai 2013. Die Norm ist in ihrer gültigen Form vom Januar 2015 abgedruckt in DIN Taschenbuch 134/1 (Sporthallen und Sportplätze), S. 320. 663 Ausführlich zur – über die hier behandelte Rechtsfrage der Verkehrspflichtenkonkretisierung freilich weit hinausgehenden – Rolle der Regeln der Technik im Haftungsrecht Marburger, Regeln der Technik, S. 429 ff.; ders., VersR 1983, 597 (600 ff.). 662

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aa) Der Wert technischer Normung im Prozess der Verkehrspflichtenspezifikation Eine unmittelbar-verbindliche Rechtssatzqualität kommt den überbetrieblichen technischen Normen als Ausfluss privater Rechtssetzung zweifelsohne nicht zu.664 Dennoch spricht einiges dafür, die Vorschriften des DIN665 und vergleichbarer Expertenkreise als „Richtschnur und Maßstab für technisch richtiges Verhalten“666 zu erachten und sie folglich im Rahmen ihres konkreten Anwendungsbereichs als Schlüssel zur Bestimmung sachgemäßer Pflichten- und Verhaltensprogramme zu nutzen. Denn idealerweise lässt sich von einer durch die Autorität des Expertentums transportierten Gewähr der inhaltlichen Sachgemäßheit technischer Normen ausgehen, wenn im Rahmen der Verkehrspflichtenkonkretisierung auf typische Gefahrenlagen einerseits, aber auch auf standardisierte Sicherheitsanforderungen als Ausdruck des jeweiligen Stands der Technik andererseits zurückgegriffen werden muss. Der Wert dieser Regeln erwächst zuvorderst aus der Arbeitsweise in formalisierten Normierungsprozessen667 und der pluralistischen Zusammensetzung der 664

BGHZ 103, 338 (341 f.); BGH, NJW 1987, 2222 (2223); BGH, NJW 1998, 2814 (2815); BGH, NJW 2001, 2019 (2020); BGH, NJW 2008, 3775 (3777); Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 228; Lenckner, in: FS Engisch, S. 490 (494 f.); Looschelders, JR 2000, 265 (266); Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 50; Schmid, VersR 2013, 293 (294); Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 255; Tschauner, in: Vieweg (Hrsg.), Perspektiven des Sportrechts, S. 189 (193); Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 362. Nichts anderes gilt dann, wenn durch Gesetz oder Verordnung auf eine technische Regel Bezug genommen wird, Lenckner, in: FS Engisch, S. 490 (495 f.), mit einem Zitat von Engisch, Rechtsordnung, S. 26, aus dem Kontext des Gesetzesverweises auf Normen der Sitte und der Moral: „Auf diese Weise finden Einverleibungen statt, die aber die in Bezug genommenen Normen doch nicht zu Rechtsnormen der verweisenden Rechtsordnung machen, wenn sie es nicht schon sind.“ Demgegenüber erblickt Marburger, VersR 1983, 597 (600 ff., insbes. 604), zumindest in den anerkannten Regeln der Technik eine unmittelbar zur Verkehrspflicht verfestigte Einheit und räumt ihnen folglich eine faktische, wenn auch durch den möglichen Nachweis eines gleich effizienten Alternativverhaltens beschränkte Bindungswirkung im Zivilhaftungsrecht ein. 665 Entsprechendes gilt grds. auch für die Vorschriften internationaler Normungsorganisationen wie ISO und CEN. Beachte hierzu, dass das DIN als Mitglied des CEN verpflichtet ist, die europäischen Normen des CEN unverändert in sein nationales Normwerk zu übernehmen (DIN-EN Normen) und entgegenstehende nationale Normen zurückzuziehen, vgl. Herbert, in: Vieweg (Hrsg.), Techniksteuerung und Recht, S. 225 (227 f.). Die Arbeit von CEN und ISO ist wiederum gem. der Wiener Vereinbarung aus dem Jahr 1991 aufeinander abgestimmt, mit dem Ergebnis, dass internationale Normen der ISO regelmäßig vom CEN übernommen werden. 666 So Marburger, Regeln der Technik, S. 298. Ebenfalls zitiert von Börner, SportstättenHaftungsrecht, S. 230. 667 Das Normungsverfahren ist in der DIN-Norm 820 selbst normiert. Ausführliche Informationen zum Entstehungsgang finden sich in DIN 820 – 4 [Normungsarbeit] Geschäftsgang. Eine gesetzliche Regelung existiert trotz der öffentlichen Relevanz technischer Normung hingegen nicht. Nach Sonnenberger, DIN-Mitt. 1985, 556 (559), kann der Verzicht auf eine gesetzliche Reglementierung als staatliche Anerkennung der Normungsarbeit als Teil der Selbstverwaltung der Wirtschaft erkannt werden. Vgl. zum Normungsprozess im DIN auch Marburger, VersR 1983, 597 (599); Sonnenberger, DIN-Mitt. 1985, 556 (559).

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zuständigen Entscheidungsgremien, so auch derjenigen des NASport: Ihren Ausgang nimmt die nationale Normungsarbeit mit einem begründeten Normungsantrag, der grundsätzlich von jedermann668 bei der zuständigen Stelle des DIN eingereicht werden kann und idealerweise bereits konkrete Lösungsvorschläge enthält. Nachdem der sachlich zuständige Normenausschuss über den Bedarf einer entsprechenden Norm beschieden hat, wird die Öffentlichkeit über die Aufnahme der Normungstätigkeit informiert und erhält die Möglichkeit zur Stellungnahme. Ein anschließend im nationalen Ausschuss erarbeitetes Manuskript für den Normentwurf wird erneut der Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt, bis ein konsensfähiger Normentwurf erarbeitet und schließlich veröffentlicht wird. Nicht nur wird der jeweilige Normenausschuss in seinem Geschäftsgang von der Gruppe Prozessqualität und Prüfung der DIN begleitet, die eine Einhaltung der in DIN 820 festgelegten Standards und Grundwerte gewährleisten soll.669 Es ist vielmehr Regel der DIN-Arbeit, Experten aller interessierten Verkehrskreise aktiv in den Normungsprozess einzubinden. So setzen sich die Mitglieder eines jeden Arbeitsausschusses des NASport „in ausgewogenem Maße aus Vertretern aller Bereiche des wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens zusammen; ihm gehören Fachleute aus der Industrie, Prüfinstitutionen, Verbänden, öffentlicher Verwaltung und sachkundige Verbraucher an.“670 Dabei strebt der NASport insbesondere mit den nationalen Sportverbänden eine enge Zusammenarbeit an, um sich Expertise und Spezialwissen nutzbar zu machen, die inhaltliche Abstimmung von Normungsinhalten und Verbandsvorschriften voranzutreiben, abgestimmte Regelwerke für Sportgeräte, Sportanlagen sowie Freizeiteinrichtungen bereitzustellen und auf diese Weise schließlich Sicherheit für Auftraggeber, Planer, Betreiber und Nutzer zu schaffen.671 Die DIN-Normen bleiben auch nach ihrer Verkündung einer regelmäßigen Überprüfung und Kontrolle unterworfen und werden geändert oder angepasst, sobald der aktuelle Stand technischer Erkenntnisse eine Modifikation erforderlich werden lässt.672 Nicht ohne Berechtigung nehmen technische Normen nach alledem für sich in Anspruch, das geronnene Fachwissen der jeweiligen Verkehrskreise als Frucht langjähriger Erfahrungswerte zu verkörpern und eine größtmögliche sachliche Richtigkeit zu gewähren.673 Es liegt somit der Schluss nahe, die sich ebenfalls nach 668

Nach Sonnenberger, DIN-Mitt. 1985, 556 (559), werden die meisten Anträge de facto von den Ausschüssen selbst eingebracht oder aus der Wirtschaft angeregt. 669 Vgl. zu den einzelnen Maximen der Normungsarbeit Sonnenberger, DIN-Mitt. 1985, 556 (559 f.). 670 Imagebroschüre des NASport, S. 4. 671 Imagebroschüre des NASport, S. 5. 672 Abs. 4 der Norm DIN 820 – 4 [Normungsarbeit – Geschäftsgang]. Unter Berufung auf diese Norm auch Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 225. 673 Ob Vergleichbares auch für die, nach der eingangs (Fn. 639) aufgestellten Begriffsbestimmung gleichfalls als Regeln der Technik zu verstehenden Anleitungen und Werke der Fachliteratur mit technikbezogenem Inhalt gilt, bleibt der Überprüfung des Einzelfalls vor-

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der einschlägigen Verkehrsanschauung determinierenden Verkehrspflichten in weitgehender Übereinstimmung mit den Regeln überbetrieblicher technischer Normung zu bestimmen.674 Insbesondere in Anbetracht des dringlichen Bedürfnisses nach verlässlichen Orientierungshilfen im Prozess der judiziellen Verkehrspflichtenbestimmung und der nur begrenzten Konkretisierungstauglichkeit des Präjudizes oder öffentlich-rechtlicher Rechtsvorschriften, erscheinen technische Normen folglich ebenso geeignet, wie auch erforderlich, um Inhalt und Umfang jener Fürsorge- und Sicherungspflichten im Allgemeinen675 und auch im besonderen Rechtskreis des Sportveranstalterhaftungsrechts zu konkretisieren.676 behalten. Dass entsprechende Quellen eine der dem förmlichen Verfahren technischer Normierung erwachsenden Qualität entsprechende Richtigkeitsgewähr aufzuweisen haben, ist jedenfalls nicht ausgeschlossen. So rekurrierte das OLG Koblenz, SpuRt 2002, 198 f., bei der Bestimmung der Verkehrspflicht eines Hängegleiterausbilders gegenüber seinem Schüler auf die Bestimmungen des Ausbildungshandbuchs der Luftsportverbände als Ausdruck einer gewissen Expertise zu sachgemäßen Sicherheitsanforderungen im Hängegleitersport. 674 Vgl. Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 49; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 361. Außerhalb der Pflichtenkonkretisierung vermag der Verstoß gegen eine anerkannte Regel der Technik auch die haftungsbegründende Kausalität eines Verhaltens zu indizieren, vgl. BGHZ 114, 273 (276); Marburger, Regeln der Technik, S. 448 ff.; ders., VersR 1983, 597 (604); Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 51; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 361. 675 Zur technischen Normung, insbesondere jener des DIN, als Konkretisierungsmaß bei der Verkehrspflichtenbestimmung: BGHZ 103, 338; (341 f.); BGH, NJW 1980, 1219 (1221); BGH, VersR 1984, 270; BGH, VersR 1988, 632 (633); BGH, NJW 1997, 582 (583); BGH, NJW 2001, 2019 (2020); BGH, NJW-RR 2002, 525 (526); BGH, NJW-RR 2003, 1459 (1460); BGH, NJW 2004, 1449 (1450); BGH, NJW 2008, 3778 (3779); von Bar, Verkehrspflichten, S. 61; Edenfeld, VersR 2002, 272 (274 f.); Gaisbauer, VersR 1977, 505 (507 Fn. 30); Hager, in: Staudinger, § 823 Rn. E 34; Köhler, BB 1985, Beilage 4, 10 f.; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 49; Marburger, VersR 1983, 597 (602); Mertens, VersR 1980, 397 (402); Motzke, NZBau 2004, 297 (302); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 80 f.; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 255; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 51; Steffen, VersR 1980, 409 (412); Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 361. Ebenso zu den Unfallverhütungsvorschriften BGH, NJW 1980, 392; BGH, NJW 2005, 3144 (3145); OLG Celle, VersR 1969, 1049 (1050); Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 249; Hager, in: Staudinger, § 823 Rn. E 34; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 49; Mertens, VersR 1980, 397 (402); Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 256; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 51; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 363. 676 Vgl. zum Nutzen der technischen Normung im Kontext der Sportveranstalterhaftung Börner, in: Haftung und Nachbarschutz, S. 39 (58, 60); Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/ Summerer, PHB Sportrecht, S. 444, 449; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 74 f.; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 83. Auch Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 230, erachtet die Regeln der Technik im Kontext der Sportstättenhaftung als „Richtschnur und Maßstab für technisch richtiges Verhalten“. Gleichwohl spricht er, S. 227 f., den DINNormen im Jahr 1985 eine wirkliche praktische Relevanz in der sportstättenbezogenen Rechtsprechung seinerzeit noch ab. Als Begründung führt er an, die relevanten DIN-Normen für Sportstätten und Sportgerät seien einerseits noch zu jung, um schon großen Wiederklang in Präjudizien gefunden zu haben. Andererseits richteten sie sich vornehmlich an die interessierten Kreise in Wirtschaft, Industrie und die Hersteller technischer Anlagen und Geräte. Und schließlich sei der Bezug entsprechender Normen ob der geringen Druckauflage zu aufwendig und kostenintensiv. Der Blick in die Rechtsprechung zeigt heute jedoch ein anderes Bild (siehe die folgenden Nachweise). So spricht auch Börner, in: Haftung und Nachbarschutz, S. 39

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Der Wert technischer Normung spiegelt sich in der Rechtsprechung wider, welche auch im Feld des Sportveranstalterhaftungsrechts regelmäßig auf deren Vorschriften rekurriert.677 So beschied das LG Heidelberg angesichts der Verletzungen, welche sich der Spieler einer Handballmannschaft durch den Aufprall an der Stirnwand einer Sporthalle zugezogen hatte, dass mit Einhaltung der in der einschlägigen DINNorm678 vorgesehenen Hallenmaße und Sicherheitsabstände der Hallenbetreiber seiner Verkehrspflicht vollumfänglich gerecht geworden sei. Eine zusätzliche Polsterung der Hallenstirnseite zum Aufprallschutz sei hingegen nicht angezeigt.679 Andersherum erkannte das OLG Hamm die Verletzung einer Verkehrspflicht des städtischen Hallenbetreibers für splitternde Glasbausteine in der Turnhalle, „weil nach der Vorschrift DIN 18032, Ausgabe Juli 1975, Abschnitt 6.2, Wände in Turnhallen bis 2 m über dem Fußboden glatt, splitterfrei und geschlossen sein müssen und nicht scharfkantig sein dürfen.“680 Auch die bereits zitierte DIN-Norm 18036 wurde in der Rechtsprechung bereits mehrfach zur Konkretisierung der Pflichten zum Schutz des Zuschauerverkehrs eines Eishockeyspiels vor den Gefahren abirrender Eishockeypucks herangezogen. Während das OLG Nürnberg die Verletzung einer Verkehrspflicht durch den gastgebenden Club als Sportveranstalter mit einem Verweis auf die Norm in ihrer damals gültigen Fassung ablehnte,681 stellte das OLG Düsseldorf eine Pflichtverletzung fest, da nicht den in der geänderten DIN-Vorschrift 18036 vorgeschriebenen Sicherheitsanforderungen Genüge getan und für eine durchgehende, formstabile Sicherung von einer Höhe von 0,85 m über der Bandenoberkante an den Längsseiten des Spielfelds gesorgt worden war.682 Auch das OLG Celle683 griff auf die einschlägige DIN-Norm 7897 zurück, um in Anbetracht schwerster Verletzungen, die sich ein Fußballtorwart zugezogen hatte, der missbräuchlicherweise Turnübungen an einem ungesicherten Kleinfeldtor vollführte und jenes dabei zum Umstürzen brachte, eine Pflichtverletzung des (59 f.), selbst schon davon, dass Normen des DIN „von den Gerichten bei der Festlegung des Sportstätten-Sicherheitsstandards zunehmend berücksichtigt werden“. 677 Siehe allgemein über das Sportveranstalterhaftung hinaus mit entsprechenden Rechtsprechungsnachweisen Marburger, Regeln der Technik, S. 456 ff.; ders., VersR 1983, 597 (600). 678 DIN-Norm 18032 Teil I in der Form v. 6. 9. 1972. 679 LG Heidelberg, VersR 1980, 367. 680 OLG Hamm, VersR 1982, 152 (153). 681 OLG Nürnberg, NJW-RR 1988, 993. Im konkreten Fall war es nicht ein unbeteiligter Zuschauer, der von dem Puck verletzt worden war, sondern ein Vereinsfunktionär, der sich im Bereich der Spielerbank aufhielt. Eine besondere Sicherung dieses Bereichs sah die Norm DIN 18036 zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor. 682 OLG Düsseldorf, SpuRt 1999, 248. Anders als zu Zeiten der rund 10 Jahre zuvor ergangenen Entscheidung des OLG Nürnberg wurden die einschlägigen DIN-Bestimmungen infolge der Rechtsprechung des BGH vom 29. 11. 1983, VersR 1984 164 f., deutlich verschärft. 683 OLG Celle, SpuRt 1996, 173 f. Zu einem vergleichbaren Sachverhalt und ebenfalls unter Bezugnahme auf einschlägige DIN-Normen vgl. OLG Celle, VersR 1984, 46 f.

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Verantwortlichen zu begründen. Bereit die bloße Existenz jener Norm spreche eindeutig für ein konkretes Gefahrenpotenzial durch umstürzende Tore, dessen sich folglich auch der Sportplatzeigentümer hätte bewusst sein müssen. Dieses Gefahrenpotenzial sei zur Begründung einer spezifischen Sicherungspflicht geeignet, der im vorliegenden Fall jedoch nicht durch die vorgeschriebenen oder sonstige vergleichbare Maßnahmen nachgekommen worden war. Demgegenüber konnte das LG Baden-Baden im Fall des Aufpralls eines Fußballspielers auf eine die Sicherheitszone zum Spielfeld begrenzend Betonsteinumrandung, welche 96 cm von der Außenlinie entfernt war, keine Verletzung einer Verkehrssicherungspflicht des Platzvereins feststellen.684 Nach Maßgabe der DINNorm 18035, die auch als Vornorm bereits zum Ausdruck bringe, was nach der bestehenden Verkehrsauffassung an Sicherheitsaufwand erwartet werde,685 sei für Großspielfelder an der Längsseite zwar ein Sicherheitsstreifen von 1 m vorgesehen. Allein in der 4 %igen Abweichung eine objektiv-relevante Unterschreitung des Normgehalts und damit einen Pflichtenverstoß zu erblicken, sei jedoch bedenklich.686 bb) Die Schwächen technischer Normung im Prozess der Verkehrspflichtenspezifikation Gleichwohl entbindet auch der Rückgriff auf allgemein anerkannte und durch Kodifizierung zur technischen Norm verfestigte Regeln der Technik den Richter nicht von seiner grundlegenden Pflicht zur eigenständigen Prüfung der Rechtslage anhand des streitigen Sachverhalts. Denn der strikte Gehorsam gegenüber den technisch normierten Vorgaben wäre angesichts der verfassungsrechtlich vorgesehenen Gesetzesbindung des Richters eine legitimatorische Unverträglichkeit, die sich auch nicht mit dem funktionalen Zusammenhang technischer Normen einerseits und der Verkehrspflichten andererseits rechtfertigen ließe. Wo Letztere nämlich als abschließend wirkendes Verhaltensprogramm die äußere Sorgfalt des Pflichtigen in einem spezifizierten Lebenssachverhalt definieren, geht der Gehalt technischer Normung bei aller Geschäftigkeit der zuständigen Institute doch nicht über das hinaus, was zwar nicht als Globalformel, so aber doch als abstrakt sachverhaltsbe684

LG Baden-Baden, SpuRt 1996, 174 (175). Nach Information des DIN, abrufbar unter http://www.din.de/de/ueber-normen-und-stan dards/din-norm/ergebnisse (Stand 04. 11. 2015), ist eine Vornorm „das Ergebnis der Normungsarbeit, das wegen bestimmter Vorbehalte zum Inhalt, wegen des gegenüber einer Norm abweichenden Aufstellungsverfahrens oder mit Rücksicht auf die europäischen Rahmenbedingungen vom DIN nicht als Norm herausgegeben wird.“ Auch die Vornorm sei zwar nach den Regeln der DIN 820 zu erstellen, sie müsse jedoch, anders als die DIN-Norm selbst, nicht auf dem Konsens aller interessierten Kreise beruhen. 686 Das Gericht ließ diese Frage letztlich offen, da die Unterschreitung der Normvorgaben nicht kausal für die eingetretene Verletzung des Klägers war. Zumindest eine Verfehlung um 1 – 2 % wurde jedoch als „zu vernachlässigende Größe“ bezeichnet, SpuRt 1996, 174 (175 f.). 685

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zogene Einzelmaßnahmenempfehlung bezeichnet werden muss.687 Dies gilt gerade auch im Kontext des Sports als eines vielgestaltigen und sich stetig wandelnden Lebensbereichs, mit dessen Entwicklungen wohl jeglicher Versuch einer technischen Normung kaum Schritt halten könnte.688 Neben der einem jeden Normungssystem immanenten Schwäche drohender Inflexibilität ist es jedoch auch der systematische Ansatz technischer Normen als Vorschriften, deren Inhalt keineswegs ausschließlich dem Sicherheitsempfinden der beteiligten Verkehrskreise verpflichtet ist, sondern ebenso anderen Zielen, etwa dem Streben nach Standardisierung, dient.689 Schließlich kann der Prozess einer Normsetzung nicht einmal bei höchster Expertise des Normgebers als reiner Erkenntnisakt gewürdigt werden, sondern bleibt stets auch einer wertenden Entscheidung der Beteiligten hinsichtlich des Grades angestrebter Sicherheit und der notwendigen Kompromisse im Spannungsfeld divergierender Interessenlagen unterworfen.690 Technische Sicherheit erweist sich damit immer als ein „wertender Begriff auf einer gleitenden Skala technischer Möglichkeiten.“691 Dem DIN und sonstigen privaten Normierungsverbänden über den Weg der autoritativen Gestaltung bindender Verhaltensstandards schließlich doch eine umfassende Rechtssetzungsbefugnis zuzubilligen, erschiene daher weder erstrebenswert, noch verfassungsrechtlich zu legitimieren.692

687 Marburger, Regeln der Technik, S. 459, erkennt in technischen Normen insoweit „vom Einzelfall abgelöste, abstrakt-typisierte technische Tatbestände“. Ebenfalls zitiert von Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 232. Siehe ferner Lenckner, in: FS Engisch, S. 490 (497); Looschelders, JR 2000, 265 (266 f.); Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 73 f.; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 80; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 360 ff. 688 Angesichts der Vielgestaltigkeit sportlicher Betätigungsformen führt Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 75, richtigerweise an, dass abstrakte Sicherheitsregeln im Sport schon danach modifiziert werden müssten, ob es sich um einen professionalisierten oder amateurhaft aufgezogenen Sportbetrieb handelt oder ob ein Wettkampf unter Erwachsenen oder Kindern ausgetragen wird. Ferner erkennt auch Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 230, dass festgeschriebene Sicherheitsregeln in Anbetracht des rasch fortschreitenden Standes der Technik schnell überholungsbedürftig wären und schon deshalb mit Vorsicht zu betrachten sind. Mit den in DIN-Norm DIN 820 festgelegten Standards der Qualitätskontrolle und fortlaufenden Überprüfung der Norminhalte versucht das DIN freilich, seine Regeln permanent auf dem aktuellen Stand der Technik zu halten. 689 Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 362. Siehe hierzu auch schon die systematische Differenzierung technischer Regeln nach Marburger oben, Fn. 639. 690 Köhler, BB 1985, Beilage 4, 10 („Diese Wertung ist nicht Sache des Technikers als solchem“); Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 282. Vgl. auch Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 255, und Vieweg, in: Schulte/Schröder, Handbuch des Technikrechts, S. 373: „Kompromisscharakter“. 691 Vieweg, in: Schulte/Schröder, Handbuch des Technikrechts, S. 361, mit Verweis auf Breuer, AöR 101 (1971), S. 46 (65). 692 Vgl. Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 362. Siehe auch schon zur mangelnden Rechtssetzungsbefugnis privater Normgeber die weiteren Nachweise oben, Fn. 664.

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cc) Technische Normen als Orientierungsmaß im Prozess der Verkehrspflichtenspezifikation Der unmittelbaren Bezugnahme auf technische Normen im Prozess der judiziellen Verkehrspflichtenbestimmung muss folglich in zweifacher Hinsicht eine Grenze gesetzt werden. Die erste Einschränkung kommt in aller Deutlichkeit mit der Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 29. 11. 1983 zum Ausdruck.693 Entscheidungserhebliche Vorschrift im Kontext eines Sachverhalts, in welchem die Zuschauerin eines Eishockeyligaspiels durch einen abirrenden und die Seitenbande überfliegenden Puck am Kopf getroffen und erheblich verletzt wurde, war einmal mehr die bereits thematisierte DIN 18036 Abschnitt 4.3.6.694 Obgleich die Bandensicherung vor Ort den Anforderungen der Vorschrift nach damaliger Fassung vollumfänglich entsprach,695 entschied das Gericht auf eine Verletzung der Sicherungspflichten durch den Veranstalter. Denn „(d)ie Regeln der Technik, wie sie in den genannten Normen ihren Niederschlag finden, können zwar zur Konkretisierung der Verkehrssicherungspflichten herangezogen werden und stellen oft, zumal sie von Expertenkommissionen erarbeitet sind, einen brauchbaren Maßstab für die zu fordernde Sorgfalt dar (…). Jedoch bestimmen sie nicht stets das Äußerste, was im Einzelfall verlangt werden kann, sondern sind ergänzungsbedürftig und entlassen den Richter nicht aus der Pflicht, das Integritätsinteresse des potentiellen Geschädigten selbst zu bewerten“.696 Ein abschließendes Maß äußerer Sorgfaltsanforderungen bilden jene Vorschriften folglich weder im Sportveranstalterhaftungsrecht, noch in sonstigen Rechtsbereichen. Das gebotene Verhaltensprogramm kann in seiner inhaltlichen Ausgestaltung vielmehr dort, wo dies nach den jeweiligen Einzelfallumständen erforderlich scheint, sehr wohl über den Gehalt auch anerkannter Regeln der Technik hinausgehen. Die Bedeutung technischer Normen erschöpft sich im Prozess der judiziellen Pflichtenkonkretisierung damit in der Funktion unverbindlicher, wenngleich doch wertvoller Orientierungssätze und Bestimmungshilfen; sie bieten dem Richter in ihrer Indizwirkung folglich einen Ansatzpunkt zur weiteren Pflichtenermittlung.697 Es gilt 693

BGH, VersR 1984, 164. Siehe zur Norm in ihrer aktuellen Fassung oben, § 3 C.III.3.a). 695 DIN 18036 Abschnitt 4.3.6 in ihrer damals gültigen Form verlangte für Eishockeyspiele lediglich Sicherheitseinrichtungen oberhalb der Bande an den Stirnseiten der Standardfläche und ihren Rundungen bis hin zur verlängerten Torlinie (4,0 m ab Stirnseite der Bande) entweder durch ein Netz oder durchsichtige Kunststoffplatten bis zu einer Höhe von 1,60 m ab Oberkante der Bande. Bei längsseitigen Tribünen sei hingegen lediglich an Umgängen unter 2 m Breite die Anbringung einer mindestens 0,85 m hohen durchsichtigen Schutzverkleidung erforderlich. 696 BGH, VersR 1984, 164 (165). Vgl. auch die vorinstanzliche Entscheidung des OLG München, VersR 1982, 1152 (1153). Ebenso in vergleichbarem Sachverhalt OLG Celle, SpuRt 1997, 203, m. Anm. Blum, SpuRt 1997, 204. 697 Im Ergebnis ebenso BGHZ 103, 338, (341 f.); BGH, NJW 1988, 48 (49); BGH, NJW 2001, 2019 (2020); BGH, NJW-RR 2003, 1459 (1460); BGH, NJW 2004, 1449 (1450); BGH, NJW 2008, 3775 (3777); BGH, NJW 2008, 3778 (3779); Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/ 694

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jedoch: „Der Richter darf nicht unbewertet das Richtmaß für die Integritätsinteressen allein den DIN- und Güte-Normen, den Regeln der Technik, dem Insider-beschränkten Weltbild der Experten entnehmen.“698 Richterliche Zweifel an der Richtigkeit, Reichweite oder Aktualität der technischen Vorschrift müssen artikuliert werden; ihr Gehalt bleibt jedenfalls in eigenes Rechtsdenken zu transformieren.699 Und selbst dort, wo man die Vorgaben überbetrieblicher technischer Normung zumindest als verbindliches Mindestmaß deliktischer Sorgfaltsstandards fixiert,700 bleibt es dem Pflichtigen unbenommen, ein spezifisches Schutzniveau nicht durch die konkret vorgeschriebenen, sondern durch sonstige, in ihrer Schutzwirkung und

Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 233; Brüggemeier, JZ 1986, 967 (973); Edenfeld, VersR 2002, 272 (274 f.); Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 539; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 120; Günther/Kern, VersR 1993, 794 (798); Hager, in: Staudinger, § 823 Rn. E 34; Heermann, Haftung im Sport, S. 157, 178; Köhler, BB 1985, Beilage 4, 10 f.; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 49; Looschelders, JR 2000, 265 (266); Martin, DS 2007, 103 (108 f.); Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 73 ff.; Motzke, NZBau 2004, 297 (302); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 80 f., 83; Sonnenberger, DIN-Mitt. 1985, 556 (560 ff.); Spindler, in: Bamberger/ Roth, § 823 Rn. 255; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 51; Steffen, VersR 1980, 409 (412); Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 361 f. Ebenso für das Strafrecht Roxin, StrafR AT I, S. 1069. Anderer Auffassung hingegen Marburger, welcher den Regeln der Technik eine faktische Bindungswirkung im Haftungsprozess zuspricht, siehe schon die Nachweise oben, Fn. 664. Für den Bereich des Sportstättenhaftungsrechts schließt sich Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 230 ff., und in: Haftung und Nachbarschutz, S. 39 (60 f.), der Auffassung Marburgers an und bemerkt zwar, Normen des DIN könnten niemals allen Besonderheiten eines Einzelfalls gerecht werden. Dieses Problem sei jedoch richtigerweise in der Vorfrage der Anwendbarkeit der Norm verortet (insbes. S. 231 Fn. 133 und S. 232). Nur wo die Norm eine konkrete Sicherheitsmaßnahme vorschreibe, sei diese auch anwendbar und müsse dort als bindender Mindeststandard anerkannt werden. Wenn der BGH folglich über den Gehalt der DIN 18036 a.F. weitere Sicherheitsvorkehrungen zum Schutze der Zuschauer eines Eishockeyspiels fordere, dann nur, weil die Vorschrift über eine vollumfängliche Sicherung der längsseitigen Spielfeldbanden keine Anordnung treffe und daher nicht auf den konkreten Fall anwendbar gewesen sei. Relevante Unterschiede zur herrschenden Auffassung ergeben sich über diese Einschränkung im Ergebnis jedoch nicht. 698 Steffen, VersR 1980, 409 (412). 699 In paralleler Wertung hierzu kann sich auch derjenige Verkehrspflichtige, welcher eine unzulängliche oder die ein spezifisches Sicherheitsniveau nicht abschließend statuierende technische Regel befolgt, nicht auf den Einwand fehlenden Verschuldens berufen, wenn er, insbesondere als Ausdruck berufsspezifischer Sorgfaltspflichten, Kenntnis von jenem Umstand hätte haben müssen, vgl. Köhler, BB 1985, Beilage 4, 10 (11). Ähnlich Looschelders, JR 2000, 265 (266). 700 So etwa OLG Hamm, VersR 1982, 152 (153); OLG Düsseldorf, SpuRt 1999, 248; Edenfeld, VersR 2002, 272 (274); Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 539; Hager, in: Staudinger, § 823 E 34; Heermann, Haftung im Sport, S. 158; Looschelders, JR 2000, 265 (266); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 80; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 257; Tschauner, in: Vieweg (Hrsg.), Perspektiven des Sportrechts, S. 189 (193 f.); Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 361 („wirken insofern wie Mindeststandards“). Im Ansatz auch Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 74 Fn. 320.

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Angemessenheit jedoch gleich wirksame Maßnahmen sicherzustellen701 – und dies sei die zweite wesentliche Beschränkung der Geltungswirkung jener Regeln im Prozess judizieller Pflichtenbestimmung. 4. Pflichtenkonkretisierung anhand von Normen der Sportverbände Abschließend sei noch auf die Rolle der Normen der Sportverbände im Prozess der judiziellen Verkehrspflichtenbestimmungen hingewiesen. Einleitend sei zu diesem Zweck zunächst das Wesen der Normen der Sportverbände als Ausdruck des Autonomie- und Selbstregulierungsbedürfnisses der Sportverbände dargestellt, bevor die Relevanz der Vorschriften und Regelwerke der Sportverbände als Maß der Pflichtenkonkretisierung gewürdigt wird. a) Die Sportverbandsnormen als Ausdruck der Autonomie deutscher Sportverbände Aus dem im verfassungsrechtlich in Art. 2 Abs. 1 GG verwurzelten Grundsatz der Privatautonomie ist zu folgern, dass sich ein jeder, innerhalb der durch zwingende Belange der staatlichen Rechtsordnung einerseits und der zivilgesellschaftlichen Wertordnung andererseits abgesteckten Grenzen, eigene Regeln zum Leben setzen

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Vgl. OLG Celle, SpuRt 1996, 173 (174); Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 234; ders., in: Scheffen (Hrsg.), Haftung und Nachbarrecht, S. 37 (61); Köhler, BB 1985, Beilage 4, 11; Marburger, Regeln der Technik, S. 468 ff.; ders., VersR 1983, 597 (603); Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 74; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 257; Tschauner, in: Vieweg (Hrsg.), Perspektiven des Sportrechts, S. 189 (193); Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 362. Hinzuweisen bleibt insoweit auf eine relevante Besonderheit im Kontext europäischer technischer Normung. Nach dem als „New Approach“ bezeichneten Konzept zur technischen Harmonisierung des europäischen Binnenmarkts (vgl. hierzu die einschlägige Entschließung des Rates v. 7. 5. 1985 über eine neue Konzeption auf dem Gebiet der technischen Harmonisierung und der Normung, ABlEG 1985 C 136/1, sowie ausführlich Falke, in: Vieweg [Hrsg.], Techniksteuerung und Recht, S. 177 [185 ff.]; Zubke-von Thünen, S. 743 ff.) beschränkt sich das Wirken supranationaler Rechtsetzungsorgane der Europäischen Union im Bereich technischer Normung auf die Statuierung grundlegender Mindestanforderungen für Produkte in Form von Richtlinien. Die Kommission erteilt den europäischen Normungsgremien, z. B. CEN, das Mandat zur Ausarbeitung konkreter europäischer Normen. Unbenommen einer regelmäßig stattfindenden Transfomation dieser europäischen Normen in nationale (DIN-)Normen (s. oben, Fn. 665) sind sie nicht bindend. Vielmehr verbleibt dem Adressaten regelmäßig die Möglichkeit, über die in den Richtlinien vorgesehenen Konformitätsbewertungsverfahren einen anderweitigen Nachweis der Konformität mit den Mindestanforderungen der Richtlinie zu erbringen. In diesem Kontext dient die europäische Normung lediglich als einfache Möglichkeit des Wirtschaftstreibenden, die Richtlinienkonformität seines Produkts darzulegen und sich den Zugang zu einer ungehinderten unionsweiten Vermarktung seines Produkts zu sichern, Herbert, in: Vieweg (Hrsg.), Techniksteuerung und Recht, S. 225 (228). Ensthaler/Gesmann-Nuissl/ Müller, Technikrecht, S. 207, sprechen vor diesem Hintergrund zumindest von einem faktischen Druck auf die Unternehmen, „sich normenkonform zu verhalten“.

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und diesen nach bestem Gewissen Folge leisten darf.702 Wo nun spezifizierte Lebensbereiche wie derjenige des Sports, zu dessen konstitutiven Wesensmerkmalen das Leistungsstreben gehört, welches sich im Regelfall in Form des Wettkampfs als eines Leistungsvergleichs zwischen zwei oder mehr Athleten manifestiert,703 von einer gemeinsamen Zwecksetzung und einem kollektiven Zusammenwirken geprägt werden, dort erscheint es angebracht, den Beteiligten die Möglichkeit zu eröffnen, über die individuelle Absprache hinaus,704 in der Form des gefestigten Personenzusammenschlusses eine kollektive Selbstverwirklichung anzustreben.705 Auf Verfassungsebene kommt das für die demokratische und rechtsstaatliche Grundordnung unabdingbare706 Prinzip des freien Personenzusammenschlusses vorwiegend in der Vereinigungsfreiheit zum Ausdruck, wie sie hierzulande707 in Art. 9 Abs. 1 GG konstituiert ist: Alle Deutschen haben das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden. Nach ebenso herrschender wie überzeugender Auffassung manifestiert sich im Gewährleistungsgehalt des Art. 9 Abs. 1 GG dabei ein doppelter Schutzcharakter.708 Denn neben seiner erläuterten Funktion als Individualgrundrecht erfährt auch die Vereinigung selbst, nicht nur in ihrem Bestand, sondern auch in ihrer Betätigung den Schutz des Art. 9 Abs. 1 GG als kollektives Freiheitsrecht. Unter Berücksichtigung ihrer gruppenspezifischen Zwecksetzung ist der Personenvereinigung mithin die vereinsautonome Selbstbestimmung ihrer inneren Organisation, ihrer internen Willensbildung und dem Führen ihrer Geschäfte gewährt.709

702 Di Fabio, in: Maunz/Dürig, Art. 2 Rn. 101, bezeichnet die Privatautonomie als „den zivilrechtlichen Entsprechungsbegriff der allgemeinen Handlungsfreiheit“. Grundlegend zum Verständnis des Schutzgehalts des Art. 2 Abs. 1 GG im Sinne allgemeiner und umfassender menschlicher Handlungsfreiheit ist das „Elfes-Urteil“ des BVerfG, BVerfGE 6, 32 (36). Seither bestätigt in ständiger Rechtsprechung, vgl. etwa BVerfGE 54, 143 (146); 80, 137 (152, 154); 90, 145 (171). 703 Siehe hierzu die Ausführungen zur Bestimmung des Sportbegriffs oben, § 1 A.II.2.b). 704 Als Beispiel für den Sport sei die (konkludente) Verständigung auf die Anwendung geltender Regeln des Fußballsports bei einem Spiel außerhalb der Verbandsstruktur des DFB angedacht. 705 Vgl. Pfister, SpuRt 2002, 45 (47). 706 Vgl. BVerfGE 50, 290 (353): „Das soziale System des durch das Grundgesetz erfaßten Gemeinwesens soll weder in ständisch-korporativen Ordnungen, wie sie namentlich das Kennzeichen älterer Sozialordnungen waren, Gestalt gewinnen, noch in der planungsmäßigen Formung und Organisation durch den Staat nach den Maßstäben eines von der herrschenden Gruppe diktierten Wertsystems, wie sie den totalitären Staat der Gegenwart kennzeichnet.“ 707 Auf europäischer Ebene hat die Vereinigungsfreiheit in Art. 12 Abs. 1 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union ihren Niederschlag gefunden. 708 Vgl. BVerfGE 13, 174 (175); 50, 290 (354); Scholz, in: Maunz/Dürig, Art. 9 Rn. 21 ff.; Steinmeyer, in: Umbach/Clemens, Art. 9 Rn. 7. Entwickelt wurde die Lehre vom „Doppelgrundrecht“ primär für die Koalitionsfreiheit des Art. 9 Abs. 3 GG. Vgl. hierzu die zahlreichen Nachweise von Scholz, in: Maunz/Dürig, Art. 9 Rn. 23 Fn. 71. 709 BVerfGE 50, 290 (354); 80, 244 (253); Scholz, in: Maunz/Dürig, Art. 9 Rn. 68; Steinmeyer, in: Umbach/Clemens, Art. 9 Rn. 55 f.

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Übertragen auf den organisierten Sportbetrieb manifestiert sich die gruppenspezifische Zwecksetzung der Beteiligten in dem Bestreben, den Sport beziehungsweise einzelne Sportarten im Allgemeinen zu fördern sowie sportliche Wettkämpfe durchzuführen.710 In Kohärenz hierzu lässt sich der Kern dessen bestimmen, was als Sportautonomie zum primären Ausdruck der Privat- und der Vereinsautonomie im Bereich des Sportbetriebs geworden ist: Zuvorderst obliegt es den am Sport Beteiligten, das Sport-Typische,711 also „ihren“ Sport als ein „gesellschaftliches Subsystem“712 zu definieren,713 welches seine Prägung durch eigene Sozialwerte erfährt, die ihrerseits nicht zwingendermaßen mit denjenigen der Rechts- und Gesellschaftsordnung kongruent sein müssen.714 Man denke nur an den Faustschlag, mit dem ein Boxer seinen Kontrahenten auf die Bretter schickt: Ein Verhalten, welches von der staatlichen Rechtsordnung im allgemeinen Rechtsverkehr weder erwünscht noch geduldet werden darf, ist als sportliches Verhalten mitunter erlaubt und stellt unter Umständen gar eine notwendige Maßnahme dar, um im sportlichen Wettkampf den Sieg zu erringen.715 Des Weiteren lässt sich der Zweck eines wettkampfmäßigen Leistungsvergleichs nur unter der Voraussetzung erreichen, dass einheitliche oder allgemeinverbindliche (Sport-)Regeln ein unbedingtes Mindestmaß an Chancengleichheit durch gleiche Leistungsbedingungen für die Sporttreibenden gewährleisten.716 710 Vgl. Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 13. Beispielhaft sei auf § 1 Abs. 5 der DTB-Satzung verwiesen: „Der DTB und seine Landesturnverbände sehen es als ihre vorrangige Aufgabe an, Turnen und Gymnastik zu fördern und die Vereine bei der Erfüllung ihrer Ziele und Aufgaben zu unterstützen. (…) Zu den Aufgaben des DTB gehören insbesondere die Aus- und Fortbildung sowie die Planung und Organisation eines umfangreichen Veranstaltungs- und Wettkampfprogramms.“ 711 Zu Begriff und Bedeutung des Sport-Typischen siehe Pfister, in: FS Lorenz, S. 171 (181 ff.); ders., in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 14: „Das Sport-typische ist eine Kurzbezeichnung für Charakteristika des Sports, die sein Wesen konstituieren.“ Ob dessen Unbestimmtheit kritisch zum Topos der „Sporttypizität“ hingegen Heß, in Heß/Dressler, Aktuelle Rechtsfragen des Sports, S. 22 f. Siehe aber auch die Replik von Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 14 Fn. 80. 712 Pfister, in: FS Lorenz 171 (181), mit Verweis auf von Krockow, Sport, S. 98 f. 713 Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 24, bezeichnet dies folglich als die „ureigenste Angelegenheit der Sportverbände“. Vgl. auch Steiner, in: Tettinger/ Vieweg (Hrsg.), Gegenwartsfragen des Sportrechts, S. 222 (241 f.). 714 Vgl. Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 13; Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 134 f. Siehe auch Adolphsen, in: Adolphsen/ Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 207, zur „staatsfreien Setzung sportethischer Werte“. 715 Vgl. § 33 Abs. 1 lit. a) der Wettkampfbestimmungen des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV). Siehe auch Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 13 f.: „Der Staat ist vielmehr gehalten, einen Kompromiss zwischen sport-typischen Erfordernissen und staatlichem Recht, zwischen den Ansprüchen des Sports und (Schutz-)Ansprüchen der einzelnen Beteiligten (Clubs, Sportler), von außen an den Sport herantretender Dritter und der Allgemeinheit zu finden.“ 716 Vgl. Haas/Adolphsen, NJW 1995, 2146 (2147); Pfister, in: FS Lorenz, 171 f.; ders., in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 5; Vieweg, Faszination Sportrecht, S. 12 f.

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Wo also den am nationalen Sportbetrieb Beteiligten das Bedürfnis erwächst, im Sinne kollektiver Vereinigungsfreiheit die jeweiligen Einzelheiten ihres Sports selbstständig zu reglementieren und zu verwalten, dort haben sie sich unter dem Dach des DOSB in der nach lokalen und fachspezifischen Gegebenheiten ausdifferenzierten Struktur einer Verbandspyramide zusammengeschlossen.717 Grundlage dieser Organisationsstruktur ist das „Ein-Platz-Prinzip“ als monopolistisch geprägtes Zuständigkeitsmuster, nach welchem auf jeder Horizontalebene geographischer und fachlicher Dimension der Verbandspyramide lediglich ein einzelner Sportverband als Fachinstanz für eine bestimmte Sportart akzeptiert718 und die Grundlage für einheitliche Rahmenbedingungen der Sportausübung gelegt wird.719 Ihre einfachgesetzliche Ausprägung hat das Selbstregulierungsbedürfnis sämtlicher Vereine und Verbände, eben auch solcher des Sports, zuvorderst in den §§ 21 ff. BGB als eines unmittelbaren Ausflusses der allgemeinen Vereinigungsfreiheit gefunden. Sportverbänden steht demnach das Recht zu, in freier Selbstbestimmung gegenüber ihren Mitgliedern Rechtssätze zur Regelung eigener innerer Angelegenheiten zu erlassen,

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Vgl. die unterschiedlichen graphischen Darstellungen bei Hannamann, Verhaltenskoordinationen, S. 59, und Schimke/Eilers, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 89. Erweitert man die Perspektive um eine internationale Komponente, müssen auch die internationalen Spitzenfachverbände (z. B. UEFA, FIFA) und schließlich das IOC als Repräsentant des organisierten olympischen Weltsports in der pyramidenförmigen Aufbaustruktur Berücksichtigung finden. Ausführlich zur Organisationsstruktur des Sports Summerer, in: Fritzweiler/ Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 137 ff., dort auch mit zahlreichen statistischen Angaben; Vieweg, Normsetzung, S. 57 ff. 718 Seine normative Grundlage findet das „Ein-Platz-Prinzip“ in den Regelwerken der Sportverbände. Sportartübergreifend ergibt sich aus § 6 Abs. 1, 2 der DOSB-Satzung i.V.m. § 4 Nr. 2 der DOSB-AufnahmeO, dass stets nur ein Spitzenfachverband als Mitglied dem DOSB angehören kann. Entsprechende Regelungen finden sich in den Satzungsbestimmungen der regionalen Landes-, Kreis- und Stadtsportbünde und sportartspezifisch in den Satzungen der Spitzenfachverbände. Ausführlich zum Ein-Platz-Prinzip Hannamann, Verhaltenskoordinationen, S. 54 ff.; Vieweg, Normsetzung, S. 61 ff., der die Organisationsstruktur als „Ein-Verbands-Prinzip“ bezeichnet. Marginal durchbrochen wird die Monopolstruktur im deutschen Sportverbandswesen durch die parallele Zuständigkeit von Fachverband (Bsp.: Hamburger Fußball-Verband) und Raumverband (Bsp.: Hamburger Sportbund). Vgl. zum Nebeneinander beider Verbandsorganisationen Pfister, Aufbau und Struktur der deutschen Sportverbände und Vereine, S. 2. 719 Durch die sich in der hierarchischen Struktur verwirklichende zentrale Rechtsetzung „von oben nach unten“, schafft sich ein „universelles Sport[verbands]recht“ als Grundlage für den weltweiten Leistungsvergleich, Heß, in: Heß/Dressler, Aktuelle Rechtsfragen des Sports, S. 1 (6). Zur persönlichen Bindungswirkung der Sportverbandsnormen innerhalb der Struktur der Verbandspyramide, insbesondere gegenüber dem einzelnen Athleten als mittelbares Verbandsmitglied, siehe BGHZ 128, 93 ff.; Hannamann, Verhaltenskoordinationen, S. 82 f.; Heß, in: Heß/Dressler, Aktuelle Rechtsfragen des Sports, S. 1 (17 ff.); Pfister, in: FS Lorenz, S. 171 (183 ff.); Schimke/Eilers, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 92 ff.; Vieweg, JuS 1983, 825 (826); ders., Faszination Sportrecht, S. 16 f. Vgl. dazu noch die Ausführungen unten, § 4 A.I.1.c).

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diese durchzusetzen und die weiteren erforderlichen Selbstverwaltungsmaßnahmen zu treffen.720 Dem skizzierten Selbstregulierungsbedürfnis sind die Sportverbände heute längst gerecht geworden: In komplexen Satzungen,721 Ordnungen, Chartas, Statuten, Bestimmungen oder Reglements, die, gemessen an Umfang und Akribie, wohl jeden Parlamentarier in Verlegenheit zu bringen geeignet wären, ist für den Sport insgesamt, wie auch für spezifische Sportarten im Einzelnen, ein vielschichtiges und diffiziles System an Verbandsnormen erschaffen worden, deren Funktionstopos es ist, in Form der Verhaltens-, Beschaffenheits- oder Verfahrensfestsetzung die jeweiligen Interessen im Wertungsgeflecht des Sportbetriebs zu erfassen und umfassend zu normieren.722 Dabei kann eine sehr grobe Klassifizierung der Sportverbandsnormen vorgenommen werden in Spielregeln im engeren Sinne und Spielregeln im weiteren Sinne, die – jeweils in Abgrenzung zu den allgemeinen Verbandsregelungen723 – in mehr oder minder ausgeprägter Weise der Manifestation des Sport-Typischen dienen, indem sie Anordnungen über erlaubtes und verbotenes Verhalten, Wettkampfziele, Sportstätten oder Ausrüstungsgegenstände treffen.724 Während die Spielregeln im engeren Sinne die konkrete Ausübung der spezifischen Sportart „auf dem Sportplatz“ reglementieren,725 enthalten die Spielregeln im weiteren Sinne in Form von Zulassungs- und Ausschlussregeln, technischen Wettkampfvorschriften, Normen über die sportliche und finanzielle Förderung der Athleten, Sanktionsvorschriften und Regelungen über Wettkampfmodi bloß noch

720 Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 128; Vieweg, JuS 1983, 825 (826); Vieweg, Normsetzung, S. 147 ff. Reichert, SpuRt 2008, 7, bezeichnet die Freiheit der Satzungsgestaltung als „Kernstück der Organisationsfreiheit“ der Vereine. 721 Es gilt die in § 25 BGB zum Ausdruck kommende Rechtsmaxime, wonach sämtliche für das Vereinsleben wesentliche Grundsatzentscheidungen und Leitprinzipien Gegenstand der Satzung selbst sein müssen, BGHZ 47, 172 (177); 105, 306 (313); Schimke/Eilers, in: Nolte/ Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 99; Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 131 f. Jeder, der einem Verein beitritt, muss die wesentlichen, mit der Mitgliedschaft einhergehenden Verpflichtungen im Sinne der Rechtssicherheit zumindest in groben Zügen der Satzung entnehmen können, Reichert, SpuRt 2008, 7, mit Verweis auf BGH, NJW 1995, 583 (586). Die im Folgenden relevanten Sicherheitsregelungen der Sportverbände gehören überwiegend wohl nicht dazu. 722 Vieweg, Normsetzung, S. 31. Vgl. auch Hannamann, Verhaltenskoordinationen, S. 67 f. Ausführlich zu Funktion und Bedeutung der Sportregeln Vieweg, Faszination Sportrecht, S. 11 ff. 723 Diese dienen jenen rahmenorganisatorischen Struktur- und Durchführungsentscheidungen, wie sie in vergleichbarer Form in wohl jedem sozialen Personenzusammenschluss anzutreffen sind. Vieweg, Normsetzung, S. 32, nennt bspw. die „Organisationsnormen“, nach denen Organe gebildet und deren Kompetenzen begrenzt werden. 724 Vgl. zu dieser Einteilung Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 24 ff. Siehe ferner ders., in: FS Lorenz, S. 171 (177 ff.). 725 Kummer, Spielregel, S. 23; Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 24.

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einen mittelbaren Bezug zum sportlichen Treiben selbst.726 In ihrer Gesamtheit dienen die Spielregeln über den Zweck der Typisierung einer Sportart hinaus weiteren unterschiedlichen, jedoch oftmals ineinandergreifenden oder komplementären Funktionsansätzen: so zum Beispiel der Aufrechterhaltung von Chancengleichheit unter den Athleten, der Integritätsgewähr aller Beteiligten, der Reglementierung eines geordneten Wettkampfsystems, der Streitvermeidung, oder der Disziplinierung infolge von Regelverstößen.727 Die von den Sportverbänden erlassenen Regelungen stehen zum staatlich gesetzten Recht dabei in einem Verhältnis der gegenseitigen Interferenz. Denn es muss den Sportverbänden unbenommen bleiben – führt man die Verbandsautonomie auf die der allgemeinen Handlungsfreiheit erwachsende Privatautonomie zurück und anerkennt infolge dessen, dass mittels der Verbandsautonomie der einem jeden Bürger durch den Staat zur freien Disposition gestellte Regelungsbereich bloß nicht durch den Einzelnen, sondern durch die zu einem Verband zusammengeschlossene Gruppe mit spezifischem Satzungszweck ausgeübt wird – die durch den Sport projizierten Wert- und Moralvorstellungen als das Sport-Typische in den Sportregelwerken zum Ausdruck zu bringen und auf diese Weise die sich in allgemeinem Recht und Gesetz manifestierenden Anschauungen des sportexternen Gesellschaftsteils zu überlagern.728 Um also mit der Selbstregulierung des Sport-Typischen die Sportautonomie nicht ihres eigentlichen Nukleus’ zu berauben, muss, getreu des Grundsatzes, dass dort, wo lediglich vom dispositiven Recht abgewichen wird, privatautonom gesetztes Recht Vorrang vor staatlich gesetztem Recht genießt,729 das Verbandsrecht als eigene Rechtsquelle des Sportrechts, als (nationale) lex sportiva,730 anerkannt werden.731 Wo aber das staatliche Recht in regelnder Weise in Sachverhalte des Sports eingreift, dort müssen die in den Sportverbandsregelungen zum Ausdruck kommenden Wertigkeiten zumindest als argumentative Topoi hinreichend berücksichtigt werden.732 So muss sich das Verbandsrecht zwar an den Maßstäben

726 Pfister, in: FS Lorenz, S. 171 (173 f.); ders., in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 27 f. 727 Vieweg, JuS 1983, 825 (828 f.); ders., SpuRt 1995, 97 (98); ders., in: FS Röhricht, S. 1255 (1261); ders., Faszination Sportrecht, S. 11 ff. 728 Vgl. Pfister, in: FS Lorenz, S. 171 (181 f.). 729 Vgl. etwa BVerfGE 8, 274 (328); 74, 129 (151 f.); 103, 197 (215); 114, 1 (34 f.). 730 Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 8. Ausführlich zur lex sportiva Vieweg/Staschik, SpuRt 2013, 227 ff. 731 Vgl. Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 133 ff. 732 Vgl. Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 28; Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 133. Dies gilt auch deshalb, weil für den sachgerechten Ausgleich widerstreitender Interessen der am Sport Beteiligten grundsätzlich die große Sachnähe und Fachkompetenz der Sportverbände nutzbar gemacht werden sollte, vgl. Vieweg, JuS 1983, 825, und ders., Faszination Sportrecht, S. 21.

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staatlichen Rechts messen lassen, kommt aber dennoch in einem System der „Zweispurigkeit des Sportrechts“733 neben diesem zur Entfaltung.734 b) Sportverbandsvorschriften mit Schutzcharakter Nicht selten enthalten die Spielregeln im engeren und im weiteren Sinne Verhaltensregeln und Sicherheitsvorschriften mit Schutzcharakter, welche unmittelbar oder mittelbar zugunsten von Sportlern, Zuschauern oder sonstigen am Sportgeschehen oder der Sportveranstaltung Beteiligten die Realisierung spezifischer Gefahren vermeiden sollen.735 Dabei stehen im Folgenden solche Regelungskomplexe im Mittelpunkt der Betrachtung, die sich – anders als die Spielregeln im engeren Sinne mit Schutzcharakter – nicht an die teilnehmenden Athleten selbst richten, sondern an Veranstalter, Ausrichter oder anderer Einheiten der Sportveranstaltungsorganisation und so zur judiziellen Ausgestaltung der „Verkehrspflichten für den Sport“736 herangezogen werden könnten. 733 Vieweg, JuS 1983, 825. Ausführlich ders., Faszination Sportrecht, S. 22 ff. Heß, in Heß/ Dressler, Aktuelle Rechtsfragen des Sports, S. 1 (2), bezieht den Terminus „Sportrecht“ hingegen im Anschluss an Reuter, NJW 1983, 649 (652, „selbst gesetztes Recht des Sports“), ausschließlich auf das verbandsautonom gesetzte Recht der Sportverbände. 734 Hannamann, Verhaltenskoordinationen, S. 82, und Vieweg, Normsetzung, S. 141, sprechen insoweit übereinstimmend von einem Korrektur- und Kontrollvorbehalt staatlichen Rechts. Die von Westermann, in: FS Rittner, S. 771 ff., eingeführte These eines sportautonomen Sonderprivatrechts soll hier demgegenüber nicht weiter verfolgt werden. In welchem Umfang das autonome Recht des Sports im Einzelfall nach staatlichem Recht justitiabel ist, hängt wiederum von dessen Sport-Typizität ab: „Je sporttypischer eine Regel, eine Verbandsmaßnahme oder ein Verhalten des Sportlers ist, desto mehr ist der Sport selbst dafür verantwortlich, desto weiter geht seine Entscheidungskompetenz. Je mehr sie in den außersportlichen, insbesondere finanziellen Bereich eingreifen, desto mehr ist staatliches Recht zu beachten.“, Pfister, in: FS Lorenz, S. 171 (179 f.). Wortgleich Summerer in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 131. Vgl. zu Einzelfällen der Einwirkung staatlichen Rechts auf das Recht der Sportverbände die Darstellung von Heß, in: Heß/Dressler, Aktuelle Rechtsfragen des Sports, S. 1 (25 ff.); Summerer in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 135 ff. 735 Vgl. zu Sportverbandsnormen mit Schutzcharakter BGHZ 63, 140 (142); 128, 93 (97); Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 236 f.; ders., in: Scheffen (Hrsg.), Haftung und Nachbarrecht, S. 39 (62); Deutsch, VersR 1974, 1045 (1049); Grunsky, Sportregeln, S. 14; Hannamann, Verhaltenskoordinationen, S. 68; Hellgardt, Sportverletzungen, S. 69; Krähe, Verletzungen beim Fußballspiel, S. 203 ff.; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 66 f.; Pfister, in: FS Gitter, S. 731 (734 f.); ders., SpuRt 2002, 45 (48); Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 77; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 84 f.; Tschauner, in: Vieweg (Hrsg.), Perspektiven des Sportrechts, S. 189 (192); Vieweg, JuS 1983, 825 (829). Mit vielzähligen Beispielen für Sportverbandsnormen mit Schutzcharakter zugunsten der Athleten Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 497 ff. Um Schutzgesetze im Sinne des § 823 Abs. 2 BGB handelt es sich freilich nicht, vgl. dazu oben, Fn. 473. 736 Im fachspezifischen Sprachgebrauch bezeichnen die „Verkehrspflichten für den Sport“ in Abgrenzung zu den „Verkehrspflichten im Sport“ diejenigen Sicherungspflichten, welche nicht unmittelbar das Verhalten des Sportlers in Ausübung seiner Sportart selbst betreffen. Adressat der „Verkehrspflichten im Sport“ ist stets der Athlet. Adressat der „Verkehrspflichten für den Sport“ ist hingegen zumeist der Veranstalter oder Sportstättenbetreiber.

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Als eines unter diversen potentiellen Beispielen737 entsprechender Sportverbandsregelungen mit Schutzcharakter sei auf die Regeln der International Icehockey Federation zum Schutz des Zuschauerverkehrs bei Eishockeysportveranstaltungen hingewiesen:738 105 – PROTECTIVE GLASS a) The protective glass located above the boards shall be 160 cm to 200 cm in height on the ends and shall extend 4 metres from the goal line towards the neutral zone and not less than 80 cm in height along the sides, except in front of the player benches. 737 Aufgrund ihrer Aktualität sei an dieser Stelle auch auf die Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen des Deutschen Fußball-Bundes verwiesen, wie sie in ihrer aktuellen Fassung nach der ordentlichen Mitgliederversammlung des Ligaverbandes vom 12. Dezember 2012 erlassen wurden. Einzelne sicherheitsrelevante Vorschriften enthalten etwa: § 22 – Kontrollen 1. Zur Sicherstellung eines störungsfreien Spielablaufs, zur Verhinderung von Gefahren für die Zuschauer und Schiedsrichter sind an den Zu- und Abgängen, den Zu- und Abfahrten, der äußeren und inneren Umfriedung der Platzanlage sowie an den sonstigen Zugängen nicht allgemein zugänglicher Bereiche lageabhängig Kontrollen der Besucher und der von ihnen mitgeführten Gegenstände durchzuführen. (…) 2. Die Kontrollen umfassen die Feststellung der Zutrittsberechtigung, die Feststellung des Zustandes der Person darüber, ob sie alkoholisiert ist oder dem Einfluss anderer Mittel unterliegt, so dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr vernunftgemäß ihren Willen betätigen kann, Die Durchsuchung der Person (Kleider/Taschen/Rucksäcke etc.) im Hinblick auf das Mitführen von Waffen, gefährlichen Gegenständen, Feuerwerkskörpern, Leuchtkugeln und anderen pyrotechnischen Gegenständen (…), alkoholischen Getränken und anderer berauschender Mittel, Gegenständen, die dazu bestimmt sind, die Feststellung der Identität einer Person zu verhindern. 3. Personen, die nicht bereit sind, sich einer Kontrolle oder einer Durchsuchung zu unterziehen, ist der Zutritt zur Platzanlage zu untersagen. (…) § 23 – Alkoholverkaufsverbot/Getränkeausschank 1. Der Verkauf und die öffentliche Abgabe von alkoholischen Getränken sind vor und während des Spiels innerhalb des gesamten umfriedeten Geländes der Platzanlage grundsätzlich untersagt. 2. Mit ausdrücklicher Genehmigung der örtlichen zuständigen Sicherheitsorgane, unter maßgeblicher Einbindung der zuständigen Polizeibehörde, kann der Veranstalter auf seine Verantwortung hin, je nach örtlichen Gegebenheiten, ausnahmsweise den Ausschank von alkoholreduziertem Bier (mit einem Alkoholwert bis zu 3 %), von Bier (mit einem Alkoholwert von nicht mehr als 5 %) oder Getränken mit vergleichbar geringerem Alkoholgehalt vornehmen. Für die Einwilligung hat der Veranstalter begründet darzulegen, dass alkoholbedingte Ausbrüche von Gewalt und Ausschreitungen von Zuschauern nicht zu befürchten sind, wobei die Erkenntnisse der Polizei einzubeziehen sind. (…) § 24 – Verbot des Einbringens und Abbrennens von Pyrotechnik 1. Der Verein sorgt im Rahmen seiner Möglichkeiten dafür, dass keine Pyrotechnik und vergleichbare Gegenstände in die Platzanlage eingebracht, abgebrannt oder verschossen werden. (…) 738 Gem. § 4 Abs. 1 der DEL-SpielO können Spielstätten für den nationalen Spielbetrieb nur zugelassen werden, wenn sie unter anderem den einschlägigen Sicherheitsbestimmungen der IIHF entsprechen. *

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b) The gaps between the glass panels shall be minimized to 5 mm. c) At any interruption of the protective glass there shall be protective padding to prevent the injury of the players. d) No openings are allowed in the protective glass 106 – END ZONE NETS Protective nets must be suspended above the end zone boards and glass.

c) Die haftungsrechtliche Bedeutung der Sportverbandsnormen Primär schlägt sich die Bedeutung der Sportverbandsnormen im Zivilhaftungsrecht in der Manifestation sport-typischer Risiken und Verletzungsgefahren nieder, deren Realisierung nach dem Rechtsgedanken des Handelns auf eigene Gefahr im Regelfall haftungsrechtlich irrelevant bleibt.739 Darüber hinaus sind die Sportverbandsnormen mit Schutzcharakter jedoch ähnlich den technischen Normen als Orientierungsmaß im Prozess der Statuierung konkreter Pflichtenprogramme in spezifischen Sachverhalten des Sportveranstalterhaftungsrechts weithin anerkannt.740 Ebenso wenig wie schon den technischen Normen741 kann zwar auch den Regeln der Sportverbände als Ausfluss privater Rechtssetzung eine originäre und unmittelbare Bindungswirkung im Sinne der Gesetzesnorm zuerkannt werden. Auch der erkennende Richter ist bei der Bewertung der äußeren Sorgfalt im Sportbetrieb somit keineswegs an das sportverbandsautonom gesetzte Recht als zwingender Beurteilungsgrundlage gebunden.742 Vielmehr darf er „Regeln, die nach seiner Überzeugung ungeeignet, unangemessen, unvernünftig, unvollständig, veraltet oder sogar gefährlich sind, nicht anwenden.“743 Nicht jede Verhaltensnorm oder Sicher739

Hierzu noch ausführlich unten, § 4 A.I.1.a)aa). Zum Nutzen der Sportverbandsregelwerke im Prozess der Verkehrspflichtenkonkretisierung vgl. BGH, NJW 1975, 533 (534); OLG Nürnberg, VersR 1977, 1134 (1135); OLG Hamm, SpuRt 1997, 24 (27 f.); OLG Celle, SpuRt 1997, 203; OLG Hamm, SpuRt 1998, 125; OLG Bamberg, VersR 2004, 484 f.; OLG Dresden, NJW-RR 2007, 1619 (1620); Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 242 ff.; ders., in: Scheffen (Hrsg.), Haftung und Nachbarrecht, S. 39 (62); Fritzweiler, SpuRt 2008, 246 (247); ders., in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 539; Heermann, Haftung im Sport, S. 157 f.; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 67 ff.; Mertens, VersR 397, 402; Röckrath, SpuRt 2003, 189 (191); Schuld, SpuRt 2011, 90; Vieweg, Faszination Sportrecht, S. 70; Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (50). 741 Siehe hierzu die Nachweise oben, Fn. 664. 742 Nichts anderes gilt für die Beurteilung der Verkehrspflichten im Sport als zwischen den teilnehmenden Athleten bestehende Sorgfaltsanforderungen. Auch diese werden nicht unmittelbar durch die Sportverbandsregelwerke selbst determiniert, sondern über einen Transformationsakt der Beteiligten, vgl. hierzu noch die Ausführungen unten, § 4 A.II.1.a)aa)(1)(c). 743 Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 240, freilich im Kontext der Sportlerhaftung und der Rolle der Sportverbandsnormen zur Konkretisierung der „Verkehrspflichten im Sport“. Jedoch merkt Börner im Folgenden (S. 242) an, dass für die Bestimmung der „Verkehrspflichten für den Sport“ an die diesbezüglichen Grundsätze der haftungsrechtlichen Würdigung einer Mitspielerverletzung anzuknüpfen sei. 740

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heitsbestimmung der Sportverbände muss, kann oder darf folglich unbesehen zur zivilrechtlichen Verkehrspflicht transformiert werden. Dies gilt umso mehr, als dass auch die Sportverbände selbst, beziehungsweise die an der Rechtssetzung beteiligten Mitglieder als Adressaten der Verkehrspflichtenhaftung in Betracht kommen und es wenig zweckdienlich erscheint, dem potentiellen Haftungsadressaten einen unmittelbaren Einfluss auf die gerade durch die Objektivität des Rechts legitimierten Verkehrspflichten zu geben.744 Doch wo es den Sportverbänden selbst obliegt, ihrer satzungsgemäßen Zwecksetzung entsprechend, die Gegebenheiten ihres Sportbetriebs eigenständig und im Interesse der Beteiligten zu organisieren, dem Sport und der Sportveranstaltung hierdurch ihr Gepräge zu geben und folglich sport- und sportveranstaltungsspezifische Verletzungsgefahren zu identifizieren, wo es folglich Ausdruck der verbandsrechtlichen Treuepflicht745 ist, solche, über die als sport-typisch akzeptierten oder gar erwünschten Risiken hinausgehenden Gefahren zu bekämpfen und zum Schutz der einzelnen Verbandsmitglieder entsprechende und möglichst umfassende Sicherheitsregelungen zu erlassen,746 dort erklärt es sich, dass von den Sportverbänden regelmäßig ein beachtlicher Arbeitsaufwand betrieben wird, um unter Beteiligung von Experten aus größtmöglicher Sachnähe heraus verbandsinterner Pflichtenhefte, Richtlinien und Sicherheitsbestimmungen zu statuieren, die nun ihrerseits als Ausfluss langjährig geronnener Praxiserfahrung der normgebenden Verbände auch im Prozess der Verkehrspflichtenkonkretisierung ihren Dienst tun.747 744 Mit ähnlicher Argumentation Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 251 f., und ders., in: Scheffen (Hrsg.), Haftung und Nachbarschutz S. 35 (58, 63 f.), zur Unbeachtlichkeit von öffentlichen oder privaten Benutzungsordnungen im Prozess der Verkehrspflichtenstatuierung. 745 Die vereins- und verbandsrechtliche Treuepflicht besteht grundsätzlich auch im Verhältnis der Körperschaft zu den einzelnen Mitgliedern, vgl. BGHZ 27, 297 (305: Genossenschaft); BGH, NJW 1990, 2877 (2878 f.); Hannamann, Verhaltenskoordinationen, S. 88; Reichert, Verbandsrecht, S. 179, 181 f.; Schöpflin, in: Bamberger/Roth, § 38 Rn. 27. 746 Vgl. zur Fortschreibung und Unterhaltung des Regelwerks als Ausdruck der verbandsseitigen Treuepflicht Hannamann, Verhaltenskoordinationen, S. 99; Vieweg, Normsetzung S. 247 ff. 747 In diesem Sinne sei verwiesen auf den Gang des Verfahrens zur Änderung der Sicherheitsbestimmungen in den Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen des DFB, wie er in der Einleitung zum Antragspaket 1 im Rahmen der ordentlichen Mitgliederversammlung des Ligaverbandes vom 12. Dezember 2012 beschrieben wird: Im Anschluss an vorgebrachte Forderungen der Politik nach höheren Sicherheitsstandards in deutschen Fußballarenen und angeregt durch die auf der Konferenz zum Thema „Sicherheit im Fußball“ vom 17. Juli 2012 vorgestellten Ergebnisse der von dem Bundesministerium des Innern, DFB und DFL einberufenen Task Force Sicherheit, einer Expertengruppe bestehend aus Vertretern der Verbände, Clubs, Justiz, Polizei und Fußballfans, erarbeitete eine vom Vorstand des Ligaverbands eingesetzte Kommission Sicherheit unter dem Vorsitz des Fußballfunktionärs Peter Peters unter Beteiligung mehrerer Vertreter der Ligaclubs und der DFL ein Konzeptpapier Sicheres Stadionerlebnis. Nach Billigung durch den Vorstand des Ligaverbandes wurde das Papier den einzelnen Mitgliedern des Ligaverbandes erläutert und zur Stellungnahme übermittelt. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse eines steten Diskurses mit Fans, Fanvertretern, Fanbeauftragten sowie der bei der DFB-Kommission Prävention und Sicherheit angesiedelten

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§ 3 Grundlagen des Sportveranstalterhaftungsrechts

So können die Sportverbandsnormen mit Schutzcharakter – unter der unabdingbaren Einschätzungsprärogative des erkennenden Richters – als wichtiger Indikator der konkreten Schutzerwartung des jeweiligen Verkehrskreises zur Geltung kommen und auch vor Gericht als Ausgangspunkt und Quell der Erkenntnis im Bestreben eines gerechten Interessenausgleichs durch die Statuierung entsprechender Gefahrsteuerungsgebote herangezogen werden, ohne jedoch abschließenden Charakters zu sein.748 Eine rechtliche Bindung der am Schadensfall Beteiligten an die einschlägigen Verbandsnormen ist hierfür nicht erforderlich. So kann das Verbandsrecht selbst in Sachverhalten des nicht-organisierten Sports zur Pflichtenkonkretisierung herangezogen werden, wenn sich dieser Sportbetrieb in den spezifischen Gefahrenmomenten nicht wesentlich vom organisierten Sportbetrieb unterscheidet.749 Allerdings kann unter der Voraussetzung einer bestehenden verAG Fanbelange wurden schließlich rund 5 Monate nach Einberufung der Task Force Sicherheit die erforderlichen Anträge den Mitgliedern des Ligaverbands zur Wahl gestellt und unter geringfügigen Änderungen verabschiedet. Das gezeigte Beispiel verdeutlicht: die Mühlen der Fußballbürokratie mahlen langsam, aber sorgfältig. Eine Beteiligung aller betroffenen Interessengruppen in den Prozess der Meinungsbildung wird als grundlegende Voraussetzung der Normfindung erachtet. Obgleich eine unmittelbare Beteiligung ligaverbandsfremder Vertreter an der Kommission Sicherheit nicht stattgefunden hat, kann der Prozess um das Verbandsnormenänderungspaket Sicheres Stadionerlebnis als Beispiel für Sorgfalt, Achtsamkeit und Fachkunde bei der Ausarbeitung sicherheitsrelevanter Verbandsstatuten angesehen werden. Freilich spiegelt sich hier der Idealfall wider. Abseits des besonders professionalisierten und in Themen wie der Fanproblematik in den Fokus öffentlicher Wahrnehmung gerückten Fußballsports, wird man wohl bisweilen ein gänzlich anderes Bild des Rechtsetzungsprozesses vorfinden. Ferner äußert Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 244, Zweifel an der Manifestation relevanten Sachverstands in solchen Normen des Sports, die als punktuelle Einzelbestimmungen mit sicherheitstechnischem Bezug grundsätzlich von einer anderen Zwecksetzung geprägt sind. 748 So im Ergebnis ebenfalls Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 207 f.; Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 242 ff.; ders., in: Scheffen (Hrsg.), Haftung und Nachbarrecht, S. 39 (62); Heermann, Haftung im Sport, S. 157 f.; Looschelders, JR 2000, 265 (267); Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 69 f.; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 86; dies., SpuRt 2011, 90; Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (50). Dass den Sportverbandsvorschriften mit Schutzcharakter in diesem Sinne kein abschließender Charakter zukommt, verdeutlicht auch der Gebrauch allgemeiner und ausfüllungsbedürftiger Formulierungen, mit deren Verwendung ohnehin, wie von Deutsch, VersR 1974, 1045 (1049) zutreffenderweise bemerkt, der „Ball zurück an das allgemeine Haftungsrecht“ gegeben werde. Schließlich sind die Sportregelwerke aufgrund der allgemeinen Dynamik des Sportbetriebes und der permanenten Steigerung sportlicher Höchstleistungen einer gewissen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit unterworfen, vgl. etwa OLG Hamm, SpuRt 1997, 24 (27). Auch dies spricht dagegen die einschlägigen Vorschriften als abschließenden Pflichtenkatalog zu werten. 749 So können beispielsweise die FIS-Regeln zur Pflichtenkonkretisierung auch im nichtorganisierten Skisport herangezogen werden, vgl. Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 505 ff. Gleiches gilt im Verhältnis des allgemeinen zum veranstaltungsbezogenen Sportbetrieb. So bemerkt Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 243 f., für den allgemeinen Sportbetrieb ließen sich veranstaltungsspezifische Sicherheitsbestimmungen für Sportstätten nur mit Vorsicht und lediglich insoweit fruchtbar machen, als dass sie auch einen

C. Grundlagen der Verkehrspflichtenhaftung

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bandsrechtlichen Bindung des Verkehrspflichtigen von einem normierten Mindestschutzniveau ausgegangen werden. Denn wenn die legitime Schutzerwartung des betroffenen Rechtsverkehrs als Manifestation des gesellschaftsimmanenten wechselseitigen Vertrauensverhältnisses aufgefasst wird,750 so darf als Ausdruck dieses Vertrauens davon ausgegangen werden, dass ein Sicherungspflichtiger bei der Erfüllung dieser Pflicht einer wirksamen Rechtsbindung Rechnung tragen wird. Ist also der Veranstalter – sei er nun im Einzelfall Verband, Verein oder Dritter – verbandsrechtlich an Regelwerke gebunden, deren Inhalt Sicherungsvorschriften und Schutznormen zugunsten des gefährdeten Verkehrs zu entnehmen sind, so darf sich Letzterer in aller Redlichkeit darauf verlassen, dass jene Anforderungen vom Veranstalter auch eingehalten werden.751 Der Blick auf die Würdigung sportverbandlicher Schutzvorschriften in der einschlägigen Rechtsprechungspraxis zur Verkehrspflichtenhaftung bestätigt den Befund. Regelmäßig werden Sportverbandsnormen zur Ermittlung und Bestimmung von Sicherungspflichten und Sorgfaltsstandards bei Organisation und Durchführung sportlicher Veranstaltungen herangezogen, ohne dass diesen Regelungen verbindliche Wirkung zuerkannt würde. Beispielhaft für beides sind die Ausführungen des OLG München vom 17. 09. 1986.752 Im Fall der Klage eines Spielers gegen den Betreiber einer Tennishalle auf Ersatz des Schadens, welchen der Spieler durch eine Kollision mit einem die einzelnen Plätze trennenden Netz erlitten hatte, beschied der Senat hinsichtlich der zulässigen Maße der Sicherheits- und Auslaufzone: „Es ist nicht zu beanstanden, dass die Bekl. von der in den Empfehlungen des Deutschen Tennis-Bundes vorgesehenen Möglichkeit der Flächeneinsparung zwischen zwei Spielfeldern Gebrauch gemacht hat, durch die der in den internationalen Wettkampfregeln vorgesehene seitliche Auslauf von 3,65 m auf 2,31 m verkürzt worden ist. Der Senat geht nämlich davon aus, dass die Empfehlungen des Deutschen TennisBundes, die dieser Gestaltung zugrunde liegen, auf Erfahrungswerten beruhen, die dem normalen Spielbetrieb hinreichend Rechnung tragen.“753

außerhalb von Veranstaltungen zu beachtenden allgemeinen Sportstätten-Sicherheitsstandard forderten. 750 Vgl. hierzu die Ausführungen oben, § 3 C.II. 751 Zu dem gleichen Ergebnis kommt auch Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 85 f., obgleich sie die Bindungswirkung der Verhaltensnormen allein aus ihrer verbandsinternen Verbindlichkeit gegenüber dem Sportveranstalter als Sicherungspflichtigem zieht, ohne auf den jedoch notwendigen Schritt einer Transformation hin zur verkehrspflichtenbestimmenden Verkehrsanschauung einzugehen. Denn allein die interne Pflichtigkeit konstituiert für sich genommen noch keine Rechtspflicht nach außen. Vgl. ferner (und unabhängig einer etwaigen Verbindlichkeit der Sportregel) zum Mindestschutzniveau von Sportverbandsnormen mit Schutzcharakter Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 539; Heermann, Haftung im Sport, S. 158. 752 OLG München, NJW-RR 1987, 18. 753 OLG München, NJW-RR 1987, 18 (19).

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§ 3 Grundlagen des Sportveranstalterhaftungsrechts

5. Zwischenergebnis „Der Sport ist eine Chance, die Entscheidungen in vielen, auch in einander entgegengesetzten Richtungen zuläßt.“754 Diese Worte des russischen Avantgardisten Iwan Puni ließen sich ohne weiteres auch für die Betrachtung des Rechts der Verkehrspflichten fruchtbar machen. Die Verkehrspflicht ist ein offener Rechtsbegriff – und soll dies auch bleiben. Denn die Rechtsprechung leistet hier einen Ausgleich der Interessen, welchen das Gesetz nicht zu erbringen imstande ist. Dem verständlichen Bedürfnis nach Orientierung von Rechtsanwender und Rechtsverkehr lässt sich durch den Rekurs auf verschiedene rechtliche und außerrechtliche Mechanismen der Pflichtenstandardisierung weitgehend gerecht werden, ohne jedoch die notwendige Flexibilität und Einzelfallbezogenheit der Verkehrspflicht aufzuopfern. Auch für die zivilrechtliche Haftung des Sportveranstalters, die ihrerseits von den Verkehrspflichten dominiert wird, kann auf diesem Wege im erforderlichen Umfang Rechtssicherheit kreiert und so eine wesentliche Voraussetzung im Ausgleich der widerstreitenden Haftungsinteressen geschaffen werden. Insbesondere den einschlägigen Normen der Technik und solchen der Sportverbände kommt dabei als Ausdruck von Expertise eine grundsätzliche Vermutung für die Übereinstimmung mit praktisch bewährten Sicherheitsstandards und damit eine (nicht abschließende) Leitlinienfunktion im Prozess der Pflichtenkonkretisierung zu.

IV. Die Delegation der Verkehrspflicht In den allermeisten Fallgestaltungen der Sportveranstaltungsorganisation ist die persönliche Wahrnehmung sämtlicher Sicherungspflichten durch den Sportveranstalter schon aufgrund der Vielzahl von Gefahrenquellen, aber auch der fehlenden Expertise angesichts spezifischer Sicherheitsmaßnahmen kaum denkbar. Das Institut der Verkehrspflicht verlangt grundsätzlich jedoch keine höchstpersönliche Erfüllung.755 Dem Verkehrspflichtigen steht es frei, eine ihm obliegende Sicherungspflicht zur Erfüllung auf einen Dritten zu delegieren.756 Doch bleibt ein Restbestand der 754

(7).

Zitiert nach Lauerbach, in: Schroeder/Kauffmann (Hrsg.), Sport und Recht, 1972, S. 6

755 Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 52; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 375. Höchstpersönliche Rechtspflichten sind im Gesetz nur ausnahmsweise vorgesehen, Larenz/ Canaris, SchuldR II/2, S. 419. Auch dem Delegat steht es grundsätzlich frei, die übernommene Aufgabe im Sinne mehrstufiger Haftungszuständigkeiten weiter zu delegieren, Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 53, mit dem Verweis auf BGH, NJW 1985, 484 f. 756 In einer von einem immer weiter ausdifferenzierten Expertentum geprägten Welt erschiene es mitunter gar sorgfaltswidrig, sich für die Steuerung spezifischer Gefahren nicht die externe Sachkunde und Fachkraft spezialisierter Dritter zunutze zu machen. Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 419, bemerken: „(…) wer z. B. sein Dach selbst auf Gefahren kontrolliert oder gar repariert, statt das einem Fachmann zu überlassen, erfüllt seine Verkehrspflicht nicht, sondern verletzt sie geradezu.“ Siehe ferner Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 52; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 89; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 375.

C. Grundlagen der Verkehrspflichtenhaftung

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rechtlichen Verantwortlichkeit des Delegierenden in Form der Pflicht zur ordentlichen Auswahl,757 zur exakten Instruktion758 und zur sorgfältigen Überwachung759 des Delegats erhalten.760 Die Intensität und Reichweite jener sekundären Verpflichtung bestimmt sich nach den Umständen des Einzelfalls.761 Der Weg zur Haftungsbefreiung bleibt dem Sicherungspflichtigen durch bloße Delegation hingegen versperrt.762 Auf Seiten des primärverantwortlichen Delegierenden lässt sich folglich von einer verengten Verkehrspflicht sprechen.763 Auswahl- und Organisationsentscheidungen müssen dabei in seinem Verantwortungsbereich verbleiben, da andernfalls ein haftungsbegründender Organisationsmangel vorliegt.764 Demgegenüber ist es nunmehr der sekundärverpflichtete Delegat, welcher dem Rechtsverkehr gegenüber für die ordnungsgemäße Erfüllung der originären Verkehrspflicht nach den Maßstäben des Deliktsrechts unmittelbar einzustehen hat.765 Delegierender und Delegat 757

BGH, VersR 1975, 87 (88); BGH, VersR 1976, 66 (67); BGH, NJW 1976, 46 (47). BGH, NJW 1971, 1313 (1315); BGH, VersR 1967, 877 (878); BGH, VersR 1983, 152 f. 759 BGHZ 110, 114 (121); 149, 206 (212); BGH, NJW 1972, 1321 (1322 f.); BGH, VersR 1976, 66 (67); BGH, NJW-RR 1989, 394 (395). 760 Deckert, Jura 1996, 348 (352); Ebert, VersR 2006, 899 (902); Hager, in: Staudinger, § 823 E 59 f.; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 57; Medicus/Petersen, Bürgerliches Recht, S. 341; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 91; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 263; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 50; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 380. Einschränkend hingegen Larenz/Canaris, SchuldR II/2, S. 419 ff., die bereits in der ordentlichen Auswahl des Übernehmers die Erfüllung der Verkehrspflicht durch den Pflichtigen erblicken. Der Begriff der Pflichtendelegation sei hier folglich nicht angebracht. Zusätzliche Überwachungs- und Kontrollverpflichtungen seien lediglich dort angezeigt, wo ausnahmsweise Anhaltspunkte oder gar positive Kenntnis des Pflichtigen von der mangelnden Tauglichkeit oder Verlässlichkeit des Übernehmenden bestünden, oder wo es sich um eine besonders riskante Aufgabe handele. Abzulehnen bleibt hingegen die unter anderem von Vollmer, JZ 1977, 371 (372 ff.), vertretende Auffassung der allgemeinen Zurechnung einer Haftung des Delegats über eine (entsprechende) Anwendung des § 278 BGB. Vgl. hierzu die Kritik von Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 56 m.w.N. 761 Hager, in: Staudinger, § 823 E 61; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 57; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 263. 762 Anderes gilt mitunter dort, wo eine Sicherungspflicht einer ordnungsrechtlichen Anordnung, nicht aber den rechtstatsächlichen Begründungsansätzen der Verkehrspflichtenlehre erwächst, vgl. BGH, NJW 1972, 1321 (1323). 763 Vgl. Hager, in: Staudinger, § 823 E 61; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 57; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 50. Eine Haftung nach § 823 Abs. 1 BGB bleibt folglich bestehen und tritt mitunter neben die Verantwortlichkeit aus § 831 Abs. 1 BGB, Medicus/Petersen, Bürgerliches Recht, S. 341. 764 Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 267. 765 BGH, VersR 1982, 576 (577); BGH, NJW-RR 1989, 394 (395); BGH, NJW 2008, 1440 (1441); Hager, in: Staudinger, § 823 E 63 ff.; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 54; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 263, 268; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 50; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 377. Auf die Wirksamkeit der Übernahmevereinbarung zwischen Delegierendem und Delegat kommt es dabei nicht an, Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 53; Medicus/Petersen, Bürgerliches Recht, S. 341. 758

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§ 3 Grundlagen des Sportveranstalterhaftungsrechts

haften dem Geschädigten gegenüber gegebenenfalls als Gesamtschuldner gem. § 426 BGB.766 Stellt sich die Verkehrspflicht hingegen als Ausdruck vertraglicher Sorgfalts- und Fürsorgepflichten dar,767 bleibt der Delegierende gem. § 278 BGB gar vollumfänglich für das Verhalten des Delegats verantwortlich.768

D. Sportspezifische Besonderheiten der Haftungsausfüllung Nachdem insbesondere mit der Verkehrspflichtendoktrin ein wichtiger Eckpfeiler der Haftungsbegründung im Recht der Sportveranstalterhaftung skizziert worden ist, soll im Folgenden auf grundlegende Schwierigkeiten im Umgang mit der schadensrechtlichen Ausfüllung einer Haftung des Sportveranstalters hingewiesen werden. Art und Umfang des Schadensersatzes richten sich nach den §§ 249 ff. BGB, die im Rahmen deliktischer Haftung oder spezialgesetzlicher Haftungstatbestände durch einschlägige Sonderregelungen ergänzt oder überlagert werden.769 Zu ersetzen ist grundsätzlich derjenige Schaden als unfreiwillige Einbuße an Vermögenswerten oder immateriellen Lebensgütern,770 welcher zu der Rechtsgutsverletzung in einem hinreichenden Verursachungs- und Zurechnungszusammenhang steht.771 Nach dem Gedanken der Totalreparation des § 249 Abs. 1 BGB ist der Geschädigte so zu stellen, wie er ohne das schädigende Ereignis stehen würde.772 Zu ersetzen ist demzufolge auch ein entgangener Gewinn (lucrum cessans) als verhinderter Vermögenszuwachs.773 Insbesondere für den Sportler, welcher infolge einer organisatorischen oder verkehrssichernden Fehlleistung des Sportveranstalters an der weiteren Erwerbstätigkeit durch sportliche Leistung gehindert ist, sei dies aufgrund einer Sportunfall766 767 768

S. 91.

Martin, DS 2007, 130 (131). Siehe hierzu bereits die Nachweise oben, Fn. 524. Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 311 f.; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport,

769 Zu denken ist an die §§ 842 ff. BGB im Deliktsrecht sowie an § 12 StVG oder § 37 LuftVG. 770 Grüneberg, in: Palandt, Vorb. v. § 249 Rn. 9. 771 Ausführlich zum Zurechnungszusammenhang Grüneberg, in: Palandt, Vorb. v. § 249 Rn. 24 ff. 772 Siehe hierzu auch die Ausführungen zur Ausgleichsfunktion des Haftungsrechts oben, § 3 A.II. 773 BGH, NJW 2000, 2669 (2670). § 252 S. 1 BGB ist gegenüber § 249 Abs. 1 BGB ausschließlich von deklaratorischer Bedeutung, Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 242; Brox/Walker, Schuldrecht AT, S. 362; Grüneberg, in: Palandt, § 252 Rn. 1; Haas/Reimann, SpuRt 2000, 49 Fn. 3.

D. Sportspezifische Besonderheiten der Haftungsausfüllung

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verletzung oder aber der versagten Berechtigung zur Teilnahme am Wettkampfgeschehen,774 stellt sich die Frage nach dem Ersatz etwaiger Erwerbsausfallschäden.775 Dabei generieren sich einzelne Schadenspositionen über den Verlust von Antrittsoder Siegprämien, entgangenen Einnahmen aus Werbe- und Sponsoringleistungen aufgrund der Kündigung oder ausbleibenden Verlängerung entsprechender Verträge oder über die verpasste Gage für einen Medien- oder Public-Relations-Auftritt.776 Über den Erwerbsausfallschaden im eigentlichen Sinne hinaus lässt sich ferner, als Ausdruck des verallgemeinerungsfähigen Rechtsgedankens des § 842 BGB,777 ein Nachteil für das „Fortkommen“ des Sportlers geltend machen, mithin eine solche entgangene Gewinnposition, die nach Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit infolge eines Trainingsrückstandes, der zwischenzeitlichen Nichtzulassung zu Qualifikationswettkämpfen und auch eines damit einhergehenden Verlustes an Werbe- und Vermarktungswerten ausgeblieben ist.778 Da sich der faktische Nachweis eines tatsächlich (entgangenen) Gewinns für den Gläubiger mitunter schwierig gestalten kann, erleichtert die Norm des § 252 S. 2 BGB für den Geschädigten die Darlegungs- und Beweislast im Rahmen des § 287 ZPO durch die widerlegliche Vermutung des Gewinneintritts über die Begründung einer substantiierten Einnahmeerwartung.779 Zu ersetzen ist der entgangene Gewinn, welcher nach den vom Gläubiger dargelegten Umständen aus dem gewöhnlichen Lauf der Dinge oder nach den getroffenen Anstalten und Vorkehrungen mit Wahrscheinlichkeit erwartet werden konnte.780 774

So in den Fällen Krantz und Otto, siehe hierzu oben, § 2 A.IV. Die ehemalige Tennisspielerin Monica Seles forderte im Anschluss an das Messerattentat vom Hamburger Rothenbaum vom Deutschen Tennis Bund Ersatz entgangenen Gewinns i.H.v. $ 15.6 Mio., siehe LG Hamburg, NJW 1997, 2606. Eine besondere Praxisrelevanz kommt in diesem Zusammenhang den Ersatzansprüchen eines Sportlers infolge einer rechtswidrigen Verbandssperre zu, so etwa im prominenten Fall Katrin Krabbe, hierzu LG München I, SpuRt 1995, 161 ff.; OLG München, SpuRt 1996, 133 ff. Jene Thematik soll hier freilich nicht weiter verfolgt werden. 776 Vgl. für den Fall Katrin Krabbe LG München I, SpuRt 1995, 168. Ferner Heermann, Haftung im Sport, S. 291; Schröder/Bedau, NJW 1999, 3361 (3367). 777 Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 242; Medicus, DAR 1994, 442. § 842 BGB ist diesbezüglich im Verhältnis zu § 252 BGB deklaratorischer Natur, Grunsky, DAR 1988, 400 (401); Sprau, in: Palandt, § 842 Rn. 1; Vieweg, in: Staudinger, § 842 Rn. 3. 778 Vgl. Haas/Reimann, SpuRt 2000, 49 (50 f.). Insbesondere dann, wenn man die Schadensberechnung gleichfalls an dem geminderten „Markt- und Markenwert“ des Sportlers festmacht, stellen sich vergleichbare Rechtsprobleme bei Individual- wie Mannschaftssportlern gleichermaßen. Insoweit greifen Haas/Reimann, SpuRt 2000, 49, wohl etwas kurz, wenn sie bemerken: „Die Berechnung des Erwerbsschadens ist i. d. R. unproblematisch, soweit ein Sportler unselbstständig als Arbeitnehmer tätig wird“. 779 BGHZ 29, 393 (397 ff.); 74, 221 (224); Haas/Reimann, SpuRt 2000, 49; Heermann, Haftung im Sport, S. 285; Oetker, in: MüKo, § 252 Rn. 31; Schiemann, in: Staudinger, § 252 Rn. 4; Teichmann, in Jauernig, § 252 Rn. 2. 780 BGH, NJW 2012, 2266; Brox/Walker, Schuldrecht AT, S. 363; Grüneberg, in: Palandt, § 252 Rn. 4. 775

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§ 3 Grundlagen des Sportveranstalterhaftungsrechts

Trotz dieser Darlegungsbrücke ist die schadensrechtliche Erfassung der benannten entgangenen Gewinnpositionen781 des Sportlers regelmäßig mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Eine typisierte Schadensberechnung „nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge“ kann zumindest für den Berufssportler kaum einmal vorgenommen werden.782 Denn eine entsprechende Durchschnittserwartung des Rechtsverkehrs, nach welcher sich mit der hinreichenden, also überwiegenden,783 Wahrscheinlichkeit ein Verdienst auf Grundlage des sportlichen Erfolgs ermitteln ließe, lässt sich mangels entsprechender Referenzgruppe nicht statuieren.784 Es bliebe dem Sportler folglich nur, im Sinne der zweiten Alternative des § 252 S. 2 BGB besondere Umstände darzulegen, nach welchen der Verdienst wahrscheinlich erschiene. Als tauglicher Anknüpfungspunkt dieser Umstände kann jedenfalls nicht der Verdienst eines sportlichen Konkurrenten herangezogen werden.785 Denn eine völlig abstrakte Schadensberechnung ohne fundierten Bezug zum Anspruchsgläubiger erlaubt das bürgerliche Schadensrecht gerade nicht.786 Auch die Gegenüberstellung von Ein- und Ausgaben für vergangene Zeiträume unter Berücksichtigung der aktuellen Geschäftsentwicklung, wie sie wiederholt der Bemessung des Verdienstausfallschadens im Rahmen allgemeiner selbstständiger Berufstätigkeiten im Sinne

781 Demgegenüber lässt sich die entgangene Erwerbschance auch für den Berufssportler nicht selbst schon als eingetretene Vermögensminderung einordnen, hierzu Haas/Reimann, SpuRt 2000, 49 (50). Zwar wird durchaus vertreten der (ungenutzten) Arbeitskraft als solche könnte ein eigenständiger Vermögenswert zugeschrieben werden, welcher bei verschuldeter Hinderung auf Grundlage des Marktwerts nunmehr ersatzfähig sei, so etwa Grunsky, DAR 1988, 400 (403); Hagen, JuS 1969, 61 (66 ff.). Demgegenüber behandelt die herrschende Auffassung den Ausfall der Arbeitsleistung als entgangenen Gewinn, wie er sich in einem verminderten Erwerbsergebnis konkret niederschlagen muss, BGHZ 54, 45 (50 ff.); NJW-RR 1992, 852; NJW 1995, 1023 (1024); Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 243; Grüneberg, in: Palandt, § 249 Rn. 65; Schubert, in: Bamberger/Roth, § 249 Rn. 39. Vgl. zum Streitstand auch die zahlreichen Nachweise bei Oetker, in: MüKo, § 249 Rn. 83 Fn. 388. Ferner ließe sich der marktübliche Verdienst eines Sportlers kaum ermitteln. Auch die verlorene Gewinnchance des Sportlers lässt sich nach herrschender Auffassung nicht kommerzialisieren und mit eigenem Vermögenswert in der Schadensberechnung erfassen, BGH, NJW 1983, 442 (443 f.); Haas/Reimann, SpuRt 2000, 49 (50); Grüneberg, in: Palandt, § 252 Rn. 4. A.A. hingegen, auf Basis rechtsvergleichender Betrachtung, Fleischer, JZ 1999, 766 (768 ff.). Tendenziell auch Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 242 f.; Heermann, Haftung im Sport, S. 292. 782 Anders zumindest für Teilnahme- und Antrittsprämien bei Leistungsträgern des Sports Bergermann, Doping und Zivilrecht, S. 164 f. 783 Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 198; Haas/Reimann, SpuRt 2000, 49 (51); von Hoyningen-Huene/Boemke, NJW 1994, 1757 (1758). 784 Haas/Reimann, SpuRt 2000, 49 (51). 785 Haas/Reimann, SpuRt 2000, 49 (51). 786 Vgl. BGHZ 54, 45 (53); BGH, NJW 1988, 3016 (3017); BGH, NJW-RR 1991, 470 (471); BGH, NJW 1993, 2673.

D. Sportspezifische Besonderheiten der Haftungsausfüllung

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eines bilanziellen Indikators zugrunde gelegt wird,787 bietet sich für den Sport nicht an. Denn welche sportlichen und damit wirtschaftlichen Erfolge dem Sportler im Einzelnen entgangen sind, lässt sich aus den sportlichen Erfolgen der Vergangenheit nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit ablesen.788 Demgegenüber ist es möglich, dort, wo der wirtschaftliche Erfolg in unmittelbarem Sachzusammenhang mit einer quantifizierbaren (sportlichen) Leistung steht, den entgangenen Gewinn über die hypothetische sportliche Leistung selbst zu ermitteln, welche wiederum anhand der sportlichen Leistungen im Vorfeld der Rechtsgutsverletzung, unter Berücksichtigung der potentiellen Leistungsentwicklung und entsprechender Trainingsleistungen im fraglichen Zeitraum, bestimmt werden kann. In diesem Sinne sprach auch das Landgericht München I im Fall der eines Medikamentenmissbrauchs überführten, dennoch zumindest partiell rechtswidrig gesperrten Sprinterin Katrin Krabbe Schadensersatz dem Grunde nach zu.789 In der anschließenden Entscheidung zur Höhe des Schadensersatzes wurden als Kriterien insbesondere die Leistungen der Athletin im Vorfeld der Sperre und weitere Umstände, wie Alter oder körperlicher Gegebenheiten zugrundegelegt.790 Über das so ermittelte Leistungspotenzial der Athletin traf das Gericht den Rückschluss auf das von Krabbe im Zeitraum der ungerechtfertigten Sperre hypothetischerweise erzielte Einkommen aus Sponsorenverträgen, Start- und Erfolgsprämien.791 In Abkehr von einem „Alles-oder-Nichts-Prinzips“792 wurde es jedoch als notwendig und sachgerecht erachtet, den Unwägbarkeiten des Sports und sportlicher Leistung im gerechten Ausgleich der widerstreitenden Interessen des Schädigers und des Geschädigten, durch eine Quotelung der Schadensersatzleistungen gerecht zu werden und einen Abschlag auf den errechneten Gewinnausfall in Höhe von rund 50 % vorzunehmen.793 787

BGH, NJW-RR 1991, 470 (471); BGH, NJW 2001, 1640 (1641); Grüneberg, in: Palandt, § 252 Rn. 14; Grunsky, DAR 1988, 400 (406 ff.); Schubert, in: Bamberger/Roth, § 252 Rn. 23. 788 Bergermann, Doping und Zivilrecht, S. 165; Haas/Reimann, SpuRt 2000, 49 (52). Vgl. auch OLG Düsseldorf, NJW-RR 1986, 517, welches im Zusammenhang mit Pferderennen insoweit zutreffend das nicht seltene Phänomen der „Favoritenstürze“ im Sport thematisiert. 789 LG München I, SpuRt 1995, 162 ff. Weitgehend bestätigt durch OLG München, SpuRt 1996, 133 ff. 790 LG München I, SpuRt 2001, 238 ff. Anders noch OLG Düsseldorf, NJW-RR 1986, 517; Turner, NJW 1992, 720 (721). 791 LG München I, SpuRt 2001, 238 ff. Einen vergleichbaren Weg beschritt auch der BGH bereits zur Berechnung des entgangenen Gewinns eines zu Unrecht von einem Wettbewerb ausgeschlossenen Architekten (NJW 1983, 442 [444]), so auch Haas/Reimann, SpuRt 2000, 49 (52). Der von Haas/Reimann ferner zitierte Rechtsspruch des BGH, NJW 1998, 1633, zu den Ersatzansprüchen eines verhinderten Fußballtrainers kann in diesem Kontext jedoch nicht fruchtbar gemacht werden, da Feststellungen hinsichtlich des für den Verdienst maßgeblichen Leistungserfolgs dort nach Auffassung des Gerichts gerade nicht möglich waren. Das Gericht berief sich zur Schadensberechnung vielmehr auf den „gewöhnlichen Lauf der Dinge“. 792 Heermann, Haftung im Sport, S. 292. Deutlich wird dieses Prinzip auch in den Ausführungen von Bergermann, Doping und Zivilrecht, S. 165 f. 793 LG München I, SpuRt 2001, 240 ff.

186

§ 3 Grundlagen des Sportveranstalterhaftungsrechts

Der Vorgehensweise des Gerichts bleibt unter Vorbehalt der für die konkrete Schadensberechnung maßgeblichen Umstände des Einzelfalls grundsätzlich zuzustimmen.794 Unter keinen Umständen darf das Schadensrecht die validen Belange des Geschädigten außer Acht lassen, wozu auch der Ersatz eines entgangenen Gewinns als ein schon seiner Natur als hypothetischer Schadensposten nach von gewissen Imponderabilien geprägter Faktor zu zählen bleibt. Freilich sind diese Unwägbarkeiten im Lebensbereich des Wettkampfsports in ganz besonderem Maße ausgeprägt, hängt die sportliche Leistung doch nicht nur von Training und Vorbereitung, Talent und Taktik ab, sondern ebenfalls von Glück und Tagesform, geistiger und körperlicher Verfassung des Athleten und dem Leistungsverhalten der Konkurrenz.795 Ein altersbedingter Leistungsabfall und die allgemeine Schwierigkeit der Konservierung sportlicher Höchstleistungen können ebenso ersatzmindernd berücksichtigt werden, wie die potenziellen Risiken für den Gesundheitszustand des Sportlers, welche auch ohne das haftungsbegründende Verhalten des Schädigers zu einem Gewinnausfall geführt hätten. Auch ist die Indizwirkung früherer Leistungsstärke über einen Zeitraum mehrerer Jahre sicherlich abnehmend.796 Anderes gilt hingegen für den Verdienstausfallschaden infolge einer eingestellten, nur abstrakt leistungsabhängigen Förderung, etwa aufgrund eines Sponsoringvertrages. Ist die Förderung infolge einer Hinderung des Sportlers eingestellt worden, etwa durch Kündigung oder die ausbleibende Verlängerung des Vertrages infolge des verringerten Identifikations- und Marktwertes eines lange verletzten Sportlers, der nun nicht mehr für den vom Sponsor erhofften Imagetransfer genutzt werden kann,797 so genügt der Sportler als Anspruchsgläubiger seiner Darlegungs- und Beweislast bereits dann, wenn ihm der Kausalitätsnachweis gelingt, der Vertrag bestünde ohne die Rechtsgutsverletzung weiter fort.798 Der Vortrag einer spezifischen sportlichen Leistung wird dafür regelmäßig nicht erforderlich sein.799

794

Im Ergebnis auch Heermann, Haftung im Sport, S. 293. Nicht selten lässt sich beobachten, wie Athleten angesichts einer Konkurrenz auf Augenhöhe über sich und ihre Leistungsgrenzen „hinauswachsen“. 796 Vgl. LG München I, SpuRt 1995, 162 (168). 797 Regelmäßig werden die Parteien eines Sponsoringvertrages für den entsprechenden Fall ein Kündigungsrecht vereinbart haben. 798 Haas/Reimann, SpuRt 2000, 49 (52). Vgl. auch Heermann, Haftung im Sport, S. 291. 799 Der erforderliche Nachweis eines allgemeinen Leistungsniveaus dürfte hingegen für den Sportler deutlich einfacher vorzubringen sein als der Nachweis einer konkreten sportlichen Wettkampfleistung. 795

§ 4 Die Haftungs- und Verantwortungsbereiche der an Organisation und Durchführung der Sportveranstaltung Beteiligten Nachdem die relevanten rechtlichen und rechtstatsächlichen Grundlagen einer Haftung der an Planung und Durchführung der Sportveranstaltung beteiligten Organisationseinheiten ausgeführt worden sind, gilt es nunmehr, die einzelnen Haftungs- und Verantwortungsbereiche unterschiedlicher Funktionsträger darzustellen und rechtlich zu würdigen. Kern dessen ist die Verantwortlichkeit des Sportveranstalters als des „Herrn der Veranstaltung“. Im Anschluss folgt die Darstellung der Haftung weiterer Beteiligter.

A. Die Haftung des Sportveranstalters Die Haftung des Sportveranstalters ist der Kern der vorliegenden wissenschaftlichen Untersuchung. Zunächst werden die besonderen Rechtsverhältnisse des Veranstalters zu den anderen Beteiligten der Sportveranstaltung untersucht, bevor die potenzielle Haftpflicht unter Berücksichtigung unterschiedlicher haftungsbegründender Anknüpfungspunkte erörtert wird. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der vertraglichen und außervertraglichen Verantwortlichkeit des Veranstalters auf Grundlage der Verkehrspflichten.

I. Die haftungsrelevanten Rechtsverhältnisse des Sportveranstalters Der Frage nach Existenz und Ausgestaltung besonderer Rechtsverhältnisse kommt auch im Recht der Sportveranstalterhaftung eine erhebliche Relevanz zu. Neben den allgemeinen Besonderheiten einer vertraglichen Haftung gegenüber der außervertraglichen800 und der Manifestation vertraglicher Schutz- und Fürsorgepflichten im Sinne der Verkehrspflichtenlehre,801 dient die einschlägige Sonderverbindung mitunter als Anknüpfungspunkt spezifischer Leistungspflichten, deren 800 801

Siehe hierzu oben, § 3 B. Siehe zur Verkehrspflicht als vertragliche Schutzpflicht oben, Fn. 524.

188

§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Verletzung eine Haftung des Veranstalters über den Bereich der allgemeinen Verkehrspflicht hinaus zu begründen vermag. In diesem Sinne gilt es im Folgenden, die spezifischen Rechtsverhältnisse des Sportveranstalters zu den übrigen Beteiligten der Sportveranstaltung darzustellen und auf ihre weitere Bedeutung im Bereich der Veranstalterverantwortlichkeit hin zu untersuchen. 1. Die Rechtsverhältnisse zwischen Sportveranstalter und Sportler Zwischen dem Veranstalter eines sportlichen Events und den teilnehmenden Sportlern sind im Bereich des veranstaltungsbezogenen Sportbetriebs Rechtsbeziehungen auf verschiendenen Ebenen und von unterschiedlichsten Ausgestaltungen denkbar. Neben Rechtsverhältnissen des Schuldrechts ist insbesondere das vereinsrechtliche Mitgliedschaftsverhältnis in die Betrachtung einzubeziehen. a) Das Mitgliedschaftsverhältnis Die vereinsrechtliche Mitgliedschaft ist nach herrschender Auffassung ihrer Rechtsnatur nach nicht bloß subjektives Recht des Einzelnen und in diesem Sinne tauglicher Gegenstand von Verfügungen und deliktischem Schutz,802 sondern konstituiert gleichermaßen ein Personenrechtsverhältnis als korporationsrechtliche Sonderverbindung zwischen Vereinsmitglied und Verein, welches in gegenseitigen Rechten und Pflichten der Beteiligten seinen Niederschlag findet.803 Zu den mitgliedschaftlichen Rechten zählen Organschafts-804 und Werterechte,805 die Pflichten unterteilen sich in Primär- und Sekundärpflichten.806 Die Verletzung einer dem 802 Zum deliktischen Schutz eines Rechts auf Teilnahme am organisierten Sportbetrieb Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 201 f. 803 Vgl. BGHZ 110, 323 (327); Bergermann, Doping und Zivilrecht, S. 211; Ellenberger, in: Palandt, § 38 Rn. 1; Lutter, AcP 180 (1980), 84 (97 ff.); Reichert, Verbandsrecht, S. 137 f.; Arnold, in: MüKo § 38 Rn. 10; K. Schmidt, JZ 1991, 157 f.; ders., Gesellschaftsrecht, S. 549. Ausführlich: Habersack, Die Mitgliedschaft, S. 62 ff. A.A. Schöpflin, in: Bamberger/Roth, § 38 Rn. 2 ff., der die Mitgliedschaft selbst nur als subjektives Recht versteht. 804 Beispielsweise Stimm- und Wahlrechte. Siehe im Einzelnen Arnold, in: MüKo § 38 Rn. 24. 805 So etwa diverse Teilhaberechte, beispielsweise in Form eines Rechts auf Zugang zu und Nutzung der Vereinseinrichtungen, vgl. Ellenberger, in: Palandt, § 38 Rn. 1a. Für den Sport kann dies insbesondere ein Recht auf Nutzung der Trainingseinrichtungen und Beteiligung an Veranstaltungen des Vereins bedeuten, sofern die jeweiligen Voraussetzungen gegeben sind, vgl. Maier, Verbands- und Berufssport, S. 53; Weisemann/Spieker, Sport, Spiel und Recht, S. 7. 806 Vgl. K. Schmidt, JZ 1991, 157 (158). Die Beitragspflicht ist eine vermögensmäßige Primärpflicht. Treuepflichten gehören demgegenüber zu den Sekundärpflichten. Zu den korporativen Rechtspflichten des Sportlers siehe Maier, Verbands- und Berufssport, S. 54. Eine Pflicht zur aktiven Teilnahme an bestimmten sportlichen Wettkämpfen kann aus dem Mitgliedschaftsverhältnis allein nicht hergeleitet werden, so Maier, Verbands- und Berufssport, S. 54 ff.; K.H. Schmidt, RdA 1972, 84 (85); Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 202, wohl aber aus einer besonderen Satzungsregelung, vgl. Arens/Scheffer, in:

A. Die Haftung des Sportveranstalters

189

Mitgliedschaftsverhältnis entspringenden relativ wirkenden Rechtspflicht des Vereins kann einer Vertragsverletzung entsprechend nach den Vorschriften der §§ 280 ff. BGB ausgeglichen werden.807 Dies gilt auch für die dem gegenseitigen Treueverhältnis erwachsenden Schutz- und Obhutspflichten des Vereins hinsichtlich der Interessen und Rechtsgüter des einzelnen Mitglieds.808 Vereinssportler mit vertraglicher Bindung und sonstige Vereinssportler,809 die in einem unmittelbaren Mitgliedschaftsverhältnis zu einem die Sportveranstaltung ausrichtenden Sportverein stehen, können einen Schadensersatzanspruch nach den Grundsätzen vertraglicher Haftung demzufolge unmittelbar auf jene mitgliedschaftsrechtliche Verbindung stützen.810 Zwischen Sportler und Sportverband besteht demgegenüber kein Mitgliedschaftsverhältnis im korporationsrechtlichen Sinne.811 Aufgrund des großen Mitgliederbestandes in den Sportverbänden erscheint die ordentliche Mitgliedschaft des einzelnen Athleten im Verband schlicht impraktikabel;812 Sportler und Verband stehen in einem Verhältnis der bloß mittelbaren Mitgliedschaft813 ohne vertragsähnliche Bindungswirkung.814 Dieterich/Neef/Schwab (Hrsg.), Arbeitsrecht-Blattei, Kap. 1480.2, S. 15 f., 26 f., sowie tendenziell Weisemann/Spieker, Sport, Spiel und Recht, S. 12: „Entscheidend für die Rechtsbeziehung ist, daß sich die Spieler nicht aufgrund einer vertraglichen Abrede, sondern aufgrund einer freiwilligen Unterwerfung unter die Satzung des Vereins durch die bestehende Vereinsmitgliedschaft zur sportlichen Tätigkeit verpflichten.“ Siehe auch Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 25 f., zur Partizipation „auf Grund eines Teilnahmezwangs der Vereinsstatuten“; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 25; Reichert, Grundriß des Sportrechts, S. 76; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 31 f., 60. 807 Vgl. BGHZ 90, 92 (95); 110, 323 (327); BGH, NJW 1990, 2877 (2878); OLG Hamm, MDR 1998, 969; Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 230; Bergermann, Doping und Zivilrecht, S. 211 f.; Ellenberger, in: Palandt, § 31 Rn. 12; Linnenbrink/Hofmeister, SpuRt 1996, 127 (128); Arnold, in: MüKo, § 38 Rn. 23; K. Schmidt, JZ 1991, 157 (160); ders., Gesellschaftsrecht, S. 705; Schöpflin, in: Bamberger/ Roth, § 31 Rn. 24. 808 Vgl. etwa OLG Stuttgart, NJW 1996, 1352 (1353); OLG Hamm, MDR 1998, 969; K. Schmidt, JZ 1991, 157 (160); Schöpflin, in: Bamberger/Roth, § 31 Rn. 24. 809 Vgl. zu den Bezeichnungen die Ausführungen oben, § 1 B.II. 810 Im Ergebnis ebenso OLG Hamm, SpuRt 1999, 245; Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/ Summerer, PHB Sportrecht, S. 535; Heermann, Haftung im Sport, S. 155; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 26; Reichert, Verbandsrecht, S. 969. 811 Vgl. Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 186. Ferner Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 219. 812 Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 186. Siehe auch zu den steuerrechtlichen Bedenken der unmittelbaren Mitgliedschaft des Berufssportlers im Idealverein die Ausführungen oben, Fn. 267. 813 Zur rechtlichen Würdigung der mittelbaren Verbandsmitgliedschaft im Sport siehe Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 204 ff. 814 Zwar betont Reichert, Verbandsrecht, S. 179, eine allgemeine Treuebindung des Verbands könne auch gegenüber mittelbaren Mitgliedern bestehen. Eine Wertungsanalogie zum Ersatzanspruch der schuldrechtlichen Sonderverbindung lässt sich jedoch nur über das besondere Näheverhältnis von Mitglied und Verein rechtfertigen (vgl. K. Schmidt, JZ 1991, 157 [160]), wie es gerade in der ordentlichen Mitgliedschaft zum Ausdruck kommt.

190

§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

b) Die Sportlerverträge Von lediglich untergeordneter Bedeutung ist das Mitgliedschaftsverhältnis als Grundlage eines Schadensersatzanspruchs des Sportlers gegen den Veranstalter hingegen dann, wenn die Teilnahme an der Veranstaltung zum – nicht notwendigerweise primären – Gegenstand einer vertraglichen Sonderverbindung zwischen den Parteien erhoben wird. Ein entsprechender Kontrakt zwischen Veranstalter und Sportler erscheint grundsätzlich in zwei verschiedenen Konstellationen denkbar:815 Möglich ist, dass sich der Sportler gegenüber dem Veranstalter seinerseits dazu verpflichtet, mit der Teilnahme am Wettkampfgeschehen eine sportliche Leistung zu erbringen und dafür als Gegenleistung ein Entgelt erhält. Diese Variante des Sportlervertrages, wie sie insbesondere das Verhältnis zu professionellen Leistungssportlern prägt, die von einem Veranstalter als Leistungs- oder Vermarktungsträger und Zuschauermagnet verpflichtet werden, sei in Anlehnung an Fritzweiler816 als „Sportleistungsvertrag“ bezeichnet. Möglich ist aber auch, dass der Sportler seinerseits eine monetäre Leistung zu erbringen hat, um sich überhaupt erst eine Teilnahmeberechtigung an der Veranstaltung zu verschaffen. Eine Pflicht zu Teilnahme oder sportlicher Leistung besteht für den Athleten insoweit regelmäßig nicht. Dieser Vertragstypus sei hier als „Wettkampfteilnahmevertrag“ bezeichnet.817 Sowohl Sportleistungs- als auch Wettkampfteilnahmevertrag können in Abhängigkeit der Gegebenheiten einer konkreten Sportart gleichermaßen in Form eines Dauerschuldverhältnisses für eine oder mehrere Spiel- oder Wettkampfserien, aber auch in Form der auf ein singuläres Event bezogenen Vertragsabrede geschlossen werden.818 Ob der Teilnahme an einer Veranstaltung ein solches vertragliches Rechtsverhältnis zwischen Sportler und Sportveranstalter zugrunde liegt, oder ob die sportliche Leistung auf sonstiger, außervertraglicher Grundlage erfolgt, hängt vom Einzelfall

815

Hierzu auch Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 65 ff.; Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 30 f.; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 29 ff. 816 Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 291. Ebenso in der Terminologie Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 40. 817 Die begriffliche Festlegung ist keineswegs mit einer zwingenden Wertung verknüpft. Auch für den hier als Sportleistungsvertrag bezeichneten Typus steht die Wettkampfteilnahme im Vordergrund. Über den Leistungsbegriff wird jedoch der verpflichtende Charakter der Wettkampfteilnahme akzentuiert und damit eine Differenzierung vom Leistungsgefüge des Wettkampfteilnahmevertrages erreicht. Nicht weniger richtig wäre es jedoch, gemeinsam mit Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 28, beide Vertragstypen unter dem Begriff des Sportveranstaltungsteilnahmevertrags zusammenzufassen, solange im weiteren Verlauf eine Differenzierung hinsichtlich Rechtsnatur und Leistungstypik der Vertragsalternativen vorgenommen wird. 818 So auch für den Sportleistungsvertrag Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 65 ff.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

191

ab.819 Bevor aber die pflichtendeterminierende Rechtsnatur von Sportleistungs- und Wettkampfteilnahmevertrag thematisiert wird, soll dennoch der Versuch unternommen werden, den Rechtsbindungswillen des Athleten zu konkretisieren. aa) Die Grenze zur vertraglichen Bindung zwischen Sportveranstalter und Sportler Nicht immer ist ein vertragliches Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Sportler Gegenstand ausdrücklicher Abreden. Sowohl die Feststellung einer potentiellen Rechtspflicht des Veranstalters, dem Sportler die Teilnahme an einer Wettkampfveranstaltung als Gegenstand konkludenter Vertragsabreden zu gewähren, als auch die trennscharfe Abgrenzung zwischen einer rechtsgeschäftlichen Sonderverbindung als Grundlage der Teilnahmeverpflichtung des Sportlers einerseits und der Partizipation am sportlichen Geschehen auf dem Boden sonstiger Anknüpfungspunkte andererseits, etwa aufgrund der Vereinsmitgliedschaft820 oder aus reiner Gefälligkeit,821 erweisen sich oftmals als diffizile Angelegenheit. Konstitutive Grundlage für jegliche Form des Rechtsgeschäfts mit Rechten und Pflichten der Beteiligten ist der jeweilige Parteiwille, schuldrechtliche Verpflichtungen einzugehen und entgegenzunehmen und auf diese Weise gegenseitig erzwingbare Ansprüche zu begründen.822 Ein entsprechender Rechtsbindungswille ist nach der geltenden Methodik für die Auslegung empfangsbedürftiger Willenserklärungen,823 danach festzustellen, ob ein objektiver Beobachter in der Position des Leistungsempfängers, unter den gegebenen Umständen, nach Treu und Glauben und unter Berücksichtigung der jeweiligen Verkehrssitte auf einen solchen Willen schließen durfte.824 Gegen die rechtsunverbindliche Gefälligkeit als einer rein gesellschaftlichen Verpflichtung, die ihrerseits auf ethische, moralische, altruistische oder sonstige Beweggründe zurückzuführen ist, können zuvorderst die wirtschaftliche oder rechtliche Relevanz der Angelegenheit angeführt werden sowie ferner Art, Grund und Zweck einer Leistung als Aspekte, die in einer einzelfallbezogenen 819 Auch die von Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 294 ff., dargebotene Übersicht über Vertragskonstruktionen im Betrieb einzelner Sportarten ist insoweit nicht von abschließendem Charakter. 820 So für den von ihnen als „Amateursportler“ bezeichneten Vereinssportler Weisemann/ Spieker, Sport, Spiel und Recht, S. 12. Zur Frage der Teilnahmeverpflichtung aus Vereinsmitgliedschaft vgl. die Nachweise oben, Fn. 806. 821 Zur Teilnahme an Laufsportveranstaltungen aus Gefälligkeit vgl. Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 29 ff. 822 Vgl. RGZ 157, 228 (233); BGHZ 21, 102 (106); BGH, NJW 1971, 1404; BGH, NJW 1992, 498; Olzen, in: Staudinger, § 241 Rn. 71; Sutschet, in: Bamberger/Roth, § 241 Rn. 18. 823 Allgemein zur Auslegung empfangsbedürftiger Willenserklärungen BGHZ 36, 30 (33); Ellenberger, in: Palandt, § 133 Rn. 9 ff. 824 BGHZ 21, 102 (106 f.); BGH, NJW 1968, 1874 (1875); BGH, NJW 1971, 1404; Sutschet, in: Bamberger/Roth, § 241 Rn. 18.

192

§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Gesamtbetrachtung der Interessenlage der Beteiligten zu würdigen sind.825 Zumindest dort, wo ein besonderes Vertrauen gewährt und in Anspruch genommen wird und damit ein erhebliches Interesse mindestens einer Partei an Verbindlichkeit, einer ordnungsgemäßen Abwicklung und der Geltendmachung einschlägiger Sekundäransprüche festgestellt werden kann, liegt die Annahme eines Rechtsbindungswillens nahe.826 So ist auch die Rechtsbindung vermittels eines Sportlervertrages im hier beschriebenen Sinne regelmäßig anhand einer Bewertung des insbesondere durch vermögenswerte Dispositionen zu bemessenden Leistungsvertrauens des anderen Teils zu überprüfen. Von einer schuldrechtlich begründeten Rechtspflicht des Sportveranstalters, Zugangs- und Teilnahmemöglichkeit am Sportveranstaltungsund Wettkampfgeschehen vermittels eines Wettkampfteilnahmevertrages zu gewähren, wird folglich insbesondere dann auszugehen sein, wenn über die Erhebung einer Gebühr in Form des Start- oder Teilnahmeentgelts das schützenswerte Vertrauen des Sportlers auf den Erhalt einer bestimmten Veranstaltungsleistung geweckt wird.827 Gleiches kann gelten, wenn die Veranstaltungspartizipation erkennbar mit erheblichen Mühen, beispielsweise der zeit- und kostenintensiven Anreise oder einem aufwendigen Vorbereitungstraining, welches auch nicht für die Teilnahme an einem vergleichbaren Wettkampf fruchtbar gemacht werden kann, verbunden ist,828 oder der Athlet auf die Teilnahme an einer anderen Veranstaltung verzichtet und dies dem Veranstalter auch bekannt sein muss. Der Wille zum Abschluss eines Sportleistungsvertrages korreliert im Regelfall mit dem geldwerten Aufwand des Sportveranstalters.829 Eine der Einzelfallbe-

825 BGHZ 21, 102 (107); 92, 164 (168); BGH, NJW 1971, 1404; BGH, NJW 2009, 1141 (1442); Grüneberg, in: Palandt, Einl. v. § 241 Rn. 7; Sutschet, in: Bamberger/Roth, § 241 Rn. 18. Ausführlich zur Ermittlung des Willens der Beteiligten Olzen, in: Staudinger, § 241 Rn. 83 ff. 826 Vgl. BGH, NJW, 2009, 1141 (1442); Grüneberg, in: Palandt, Einl. v. § 241 Rn. 7; Sutschet, in: Bamberger/Roth, § 241 Rn. 18. 827 So im Kontext der Laufsportveranstaltung auch Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 32 f. 828 Auch die Aspekte der Anreise und des Trainings betont Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 32. 829 Vgl. Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 297. Vgl. auch Arens/Scheffer, in: Dieterich/Neef/Schwab (Hrsg.), Arbeitsrecht-Blattei, Kap. 1480.2, S. 19. In Ausnahmefällen kann eine Verpflichtung des Sportlers zur Teilnahme am Veranstaltungsgeschehen freilich auch ohne Geldleistungen des Veranstalters festgestellt werden. Zu denken ist an die unentgeltliche Teilnahme eines prominenten Sportlers an einer Benefizveranstaltung mit sozialer Zwecksetzung. Steht und fällt die Veranstaltung mit der Teilnahme des Athleten, ist folglich der gesamte Organisationsaufwand des Veranstalters hierauf begründet, kann von einer rechtsverbindlichen Leistungszusage des Sportlers ausgegangen werden. In rechtsdogmatischen Kategorien wird dieses Verhältnis zwischen Veranstalter und Sportler als Auftragsverhältnis im Sinne der §§ 662 ff. BGB einzuordnen sein, vgl. Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 42 f. Siehe auch e contrario Reichert, Grundriß des Sportrechts, S. 78.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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trachtung entzogene Bewertung ist jedoch nicht angezeigt.830 Die Praxis monetärer oder sonstiger geldwerter Zuwendungen831 erfreut sich in den heutigen Tagen des Sports auch auf niedrigen Leistungs- und Professionalisierungsebenen einer durchaus beachtlichen Beliebtheit.832 Ob sich ein Athlet jedoch auch schon in den Niederungen des „Amateursports“833 zur Teilnahme am Wettkampfbetrieb vertraglich verpflichtet, ob die geldwerte Leistung folglich als Lohn für sportliche Leistung zu werten ist, welche nunmehr ihrerseits primär im Hinblick auf die Entlohnung erfolgt, so dass letztendlich zwei Leistungspflichten in ein Austauschverhältnis gestellt werden,834 oder ob die monetäre Leistung andererseits als bloße Entschädigung für entstandene Aufwendungen des Athleten im Sportbetrieb erfolgt, beziehungsweise als Anreiz- oder Motivationsmaßnahme eingesetzt wird, ohne hiermit eine durchsetzbaren Rechtsanspruch auf Wettkampfbeteiligung zu begründen,835 ist nach den Umständen des Einzelfalls und den Begebenheiten der jeweiligen Sportart zu beurteilen. Von indizieller Bedeutung ist dabei die Höhe gezahlter Zuwendungen im Verhältnis zu den tatsächlich getätigten Aufwendungen des Sportlers.836 830

Vgl. auch Arens/Scheffer, in: Dieterich/Neef/Schwab (Hrsg.), Arbeitsrecht-Blattei, Kap. 1480.2, S. 16 ff. 831 Beispielsweise Zuschussleistungen oder Sachleistungen wie Ausrüstungsgegenstände und vergünstigte Darlehen, vgl. Franz, Rechtsstellung des Amateurfußballers, S. 161 ff. Ferner Maier, Verbands- und Berufssport, S. 57. 832 Schon in seiner im Jahr 1985 erschienenen Arbeit zur „Rechtsstellung des Amateurfußballers“ bemerkte Franz, Rechtsstellung des Amateurfußballers, S. 161: „Auf nationaler Ebene gibt es kaum noch eine Sportart, aus der nicht von beträchtlichen finanziellen Leistungen an einzelne dieser ,Amateure‘ berichtet wird“. Seitdem haben sich entsprechende Tendenzen insbesondere im Fußballsport in weiten Teilen des Breitensports noch verstärkt. Auch das FG Bremen, SpuRt 2000, 34 (36), erkennt zu Recht, dass „viele ,Amateur‘-sportler gar nicht mehr bereit sind, ohne Bezahlung nennenswerte sportliche Leistungen zu erbringen.“ Vgl. auch Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 32, die in diesem Zusammenhang von „Spitzensportlern im Amateurstatus“ spricht. Die Zuwendung muss freilich nicht zwingendermaßen vereinsseitig erfolgen, sondern kann auch durch einen Sponsor oder Mäzen geleistet werden, vgl. Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 32; Maier, Verbands- und Berufssport, S. 57 f.; Poschenrieder, Sport als Arbeit, S. 67, Weisemann/Spieker, Sport, Spiel und Recht, S. 12 f. 833 Vgl. an dieser Stelle die Kritik am Begriff des Sportamateurs im Kontext des modernen, kommerzialisierten und professionalisierten Sportbetriebs oben, § 1 B.II. 834 Zur vertraglichen Teilnahmeverpflichtung im Amateursport vgl. Franz, Rechtsstellung des Amateurfußballers, S. 141 ff.; Maier, Verbands- und Berufssport, S. 57 ff. Siehe auch Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 25 f., der zwar die Praxis materieller Zuwendungen an Amateursportler ebenso erkennt, wie die Tatsache, dass sich in diesen Fällen „die Pflicht zur sportlichen Betätigung eher im Hinblick auf die Zuwendung denn aus der Vereinszugehörigkeit“ ergibt, jedoch im Ergebnis feststellt, „dass es im Bereich des Amateursports keine vertraglichen Beziehungen gibt, welche den Sportler gegenüber den veranstaltenden Vereinen oder Verbänden zur Sportleistung verpflichten“. 835 Vgl. Franz, Rechtsstellung des Amateurfußballers, S. 142 f.; Maier, Verbands- und Berufssport, S. 59 f. 836 Vgl. BFH, BStBl. 1993 II, 303 (305); FG Bremen, SpuRt 2000, 34 (36); FG Düsseldorf, BeckRS 2000, 20103032; Gagel, RdA 1990, 144 (145). Es besteht in der Rechtsprechung die

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

bb) Die Rechtsnatur der Sportlerverträge Um im Leistungsstörungs- und Haftungsfall die potentiellen Sekundäransprüche des Sportlers gegen den Sportveranstalter präzisieren zu können, ist es notwendig, eine systematische Einordnung der Sportlerverträge in den Kontext zivilrechtlicher Vertragstypik vorzunehmen. Es gilt, die Einordnung des jeweiligen Austauschverhältnisses anhand einer wertenden Gesamtbetrachtung der jeweiligen essentialia negotii vorzunehmen.837 (1) Rechtsnatur des Wettkampfteilnahmevertrags Die Verpflichtung des Sportveranstalters zur Organisation und Durchführung des Events sowie der Gewähr einer Wettkampfteilnahmemöglichkeit gegen Zahlung eines Entgelts lässt sich ohne weiteres in das vertragstypische Gefüge eines WerkTendenz, eine Vergütung, die über das Doppelte der tatsächlichen Aufwendungen hinausgeht, als Indiz für einen Rechtsbindungswillen anzuerkennen. Keine zwingende Bedeutung ist demgegenüber den Verbandsregelungen in Form sogenannter Amateurbestimmungen und vergleichbarer Vorschriften beizumessen, die für sich in Anspruch nehmen, den Rechtstatus des Sportlers abschließend zu reglementieren. Vgl. etwa § 8 Nr. 1 der DFB-SpielO, wonach der Status des Amateurspielers, der als Vereinsmitglied nicht vertraglich an den Verein gebunden und folglich Vereinssportler im hier gebrauchten Sinne ist (siehe zu den Begrifflichkeiten oben, § 1 B.II.), an die Höchstverdienstgrenze eines über die nachgewiesenen Auslagen hinausgehenden pauschalen Aufwendungsersatzes von bis zu E 249,99 im Monat gekoppelt ist. Ein Spieler, der über seine nachgewiesenen Auslagen hinaus geldwerte Vorteile von mindestens E 250,00 im Monat erhält, ist nach dem Leitbild der Verbandsbestimmungen gem. § 8 Nr. 2 der DFB-SpielO hingegen vertraglich an seinen Verein gebunden. Zwar steht es jedem Sportverband frei, im Rahmen seiner verbandsautonomen Rechtssetzungsbefugnisse formale Spielertypen festzulegen und eine Verletzung seiner Bestimmungen gegebenenfalls verbandsrechtlich zu sanktionieren (zur Sanktionierung von Spielern und Verein wegen Verstoßes gegen die einschlägigen Amateurbestimmungen des DFB vgl. auch die Entscheidung des DFB-Bundesgerichts Nr. 8/83/84). Eine unmittelbar rechtsgestaltende Wirkung für das Verhältnis des Spielers zum Verein entsteht hierdurch jedoch nicht. Vgl. hierzu auch Franz, Rechtsstellung des Amateurfußballers, S. 141 f.; Maier, Verbands- und Berufssport, S. 60 ff.; K.H. Schmidt, RdA 1972, 84 (86 f.) sowie die zwei vielbeachteten Urteile des OLG Hamm. Zunächst hatte das Gericht über die Frage zu bescheiden, ob die Rechtsabrede über Handgeldzahlungen von DM 3.000 in Form eines Darlehensvertrages trotz Verstoßes gegen die einschlägigen Verbandsstatuten der DFB-SpielO rechtswirksam sei, OLG Hamm, NJW 1976, 331. In einer zweiten Entscheidung befasste sich das Gericht mit der vertraglichen Zusicherung von erheblichen Monatsgehältern an zwei Spieler eines Fußballoberligisten, OLG Hamm, Urt. v. 20. 10. 1983, Az. 6 U 26/83. In beiden Entscheidungen kam das Gericht zu dem übereinstimmenden Ergebnis, die jeweiligen vertraglichen Abreden seien trotz Verstoßes gegen einschlägige Amateurbestimmungen weder wegen Gesetzesverstoßes gem. § 134 BGB, noch wegen Sittenwidrigkeit gem. § 138 BGB nichtig und blieben in ihrer Wirksamkeit von den einschlägigen Statuten folglich unberührt. Vgl. ebenfalls OLG Düsseldorf, Urt. v. 18. 12. 1980, Az. 18 U 161/ 80, im Leitsatz abgedruckt in DB 1980, 327. Freilich können einschlägige Amateurbestimmungen zumindest als Indiz für einen vorhandenen Rechtsbindungswillen der Beteiligten herangezogen werden, vgl. AG Neunkirchen, NZA-RR 2000, 299 (300). 837 Vgl. Esser/Schmidt, Schuldrecht AT/1, S. 212. Siehe ausführlich zur hier anzuwendenden Methode der typologischen Zuordnung Oechsler, in: Staudinger, Eckpfeiler, M Rn. 20 ff.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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vertrags im Sinne der §§ 631 ff. BGB einfügen.838 In Abgrenzung zum verwandten Typus des Dienstvertrages der §§ 611 ff. BGB sind die Pflichten des Veranstalters als Zusage der Herbeiführung eines bestimmten und fassbaren Arbeitsergebnisses als Form des Leistungserfolgs zu erachten.839 Ersteht der Athlet die Teilnahmemöglichkeit an einer Veranstaltung, ist für ihn ausschließlich das Endprodukt, die Veranstaltung als Bühne der sportlichen Wettkampf- und Leistungskonkurrenz von Bedeutung. Sein Leistungsinteresse ist folglich in primärem Maße auf den sportorganisatorischen Erfolg, nicht jedoch auf den Schöpfungsakt der Veranstaltung als solchen gerichtet.840 Regelmäßig ist die zwischen Sportveranstalter und Sportler vereinbarte Werkleistung des Wettkampfteilnahmevertrags jedoch von einem weiten Kranz diverser Zusatzleistungen umgeben.841 Durch komplementäre Leistungen mit dem Charakter von Elementen des Kauf-, Dienst-, oder Gebrauchsüberlassungsrechts,842 wie beispielsweise der Darbietung eines Rahmenprogramms mit Unterhaltungscharakter, Verpflegung, sogenannte Giveaways oder der Bereitstellung von Umkleide-, Parkoder Transfermöglichkeiten wird dem zahlenden Veranstaltungsteilnehmer ein zusätzlicher Anreiz zur Teilnahme geboten und die ordnungsgemäße Durchführung der Veranstaltung gewährleistet. Ob derartige Zusatzleistungen einen Niederschlag in der rechtstypologischen Qualifikation des Wettkampfteilnahevertrags finden, bleibt der Einzelfallbetrachtung vorbehalten. Denn allgemein ist es den Parteien im Schuldrecht unbenommen, sich im Rahmen der Vertragsfreiheit über die gesetzlich normierte Vertragstypik hinwegzusetzen und ein Rechtsverhältnis durch atypische 838 Die Veranstaltungsdurchführung als werkvertragliche Leistung erkennt auch Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 34 ff. Nach Auffassung von Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 31 f., handelt es sich bei dem hier als Wettkampfteilnahmevertrag bezeichneten Vertragstypus aus Sicht des Rechts der Schweiz hingegen um einen Vertrag mit Spielcharakter i.S.d. Art. 513 Abs. 1 OR, eine Auffassung, die von Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 96 f., nicht geteilt wird. 839 Zu den Kriterien der Abgrenzung des Werk- vom Dienstvertrags vgl. Busche, in: MüKo, § 631 Rn. 14 ff.; Peters/Jacoby, in: Staudinger, Vorb. zu §§ 631 ff.; Sprau, in: Palandt, Einf. v. § 631 Rn. 8; Voit, in: Bamberger/Roth, § 631 Rn. 6. 840 Ebenso Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 36. Unschädlich ist, dass schon aus der Natur der Sache heraus ein gewisser Ausgang des sportlichen Wettkampfs nicht geboten und damit nicht geschuldet werden kann, vgl. Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 36. Gegenstand der Werkleistungspflicht des Veranstalters den teilnehmenden Athleten gegenüber ist hier die Bühne, nicht aber die Aufführung, deren Protagonisten die Sportler selbst sind. 841 So ausführlich für den Laufsport Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 34, 37 f. Insbesondere im freien Sportbetrieb versuchen sich auf diese Weise private Sportveranstalter als Dienstleister am Markt gegenüber der zahlenden Kundschaft möglichst attraktiv zu positionieren. Auch im organisierten Sportbetrieb wird versucht, über ein attraktives Veranstaltungsbild ein breites und leistungsstarkes Teilnehmerfeld aufzustellen, um auf diese Weise der satzungsmäßigen Zielsetzung einer Förderung der eigenen Sportart bestmöglich nachzukommen. 842 Zur rechtstypischen Qualifikation entsprechender Zusatzleistungen im Sportveranstaltungsbetrieb siehe Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 37 f.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Elemente auszugestalten.843 Für den Regelfall des Wettkampfteilnahmevertrages kann den Zusatzleistungen nach der Interessenlage des Athleten als des Leistungsgläubigers wohl kaum einmal der Charakter einer der Wettkampforganisation gleichwertigen Leistungskomponente zugestanden werden. Dem Sportler, der sich für eine entsprechende Veranstaltung anmeldet, geht es ganz überwiegend um den sportlichen Wettkampf als solchen, nicht um eventuelle Zusatzleistungen; diese bleiben für ihn schmückendes Beiwerk oder notwendige Hilfsleistungen.844 Es handelt sich vielmehr um den gemischten Vertragstypus845 eines typischen Werkvertrages mit andersartiger Nebenleistung, für dessen rechtliche Behandlung sich der Rekurs auf die Absorbtionstheorie anbietet:846 Wo das Vertragskonstrukt von dem Charakter einer vertragstypischen Hauptleistung dominiert wird, kommt deren Recht zur Anwendung, das Recht der Nebenleistungen jedoch nur ergänzend und nur insoweit dies Zweck und Eigenart des Gesamtvertrages nicht entgegensteht. (2) Rechtsnatur des Sportleistungsvertrags Die schuldrechtliche Verpflichtung des Athleten gegenüber dem Wettkampfveranstalter, eine sportliche Leistung gegen Entgelt847 zu erbringen, ist – erneut vorbehaltlich der konkreten Begebenheiten des Einzelfalls – typischerweise eine Dienstleistung nach dem Recht des Dienstvertrages im Sinne der §§ 611 ff. BGB. Geschuldet ist regelmäßig die Pflicht, das ganze Können im Sinne sportlicher Höchstleistung für den Veranstalter einzusetzen, nicht aber ein konkreter sportlicher Wettkampferfolg.848 843 Emmerich, in: MüKo, § 311 Rn. 24.; Gehrlein/Sutschet, in: Bamberger/Roth, § 311 Rn. 17; Grüneberg, in: Palandt, Überbl. v. § 311 Rn. 11; Löwisch/Feldmann, in: Staudinger, § 311 Rn. 23. 844 A.A. Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 37 ff., die den Zusatzleistungen des Veranstalters deutlich mehr Gewicht einräumt und infolgedessen von einem typengemischten Vertrag in Form des Typenverschmelzungsvertrags ausgeht, dessen einzelne Leistungsbestandteile im Ausgangspunkt nach den Vorschriften des jeweiligen Vertragstypus zu behandeln sind. Zur rechtlichen Handhabe siehe Grüneberg, in: Palandt, Überbl. v. § 311 Rn. 25 f. 845 Allgemein zu gemischten Verträgen und deren potentiellen Anwendungsbereichen Emmerich, in: MüKo, § 311 Rn. 28 ff.; Gehrlein/Sutschet, in: Bamberger/Roth, § 311 Rn. 20 ff.; Grüneberg, in: Palandt, Überbl. v. § 311 Rn. 19 ff. 846 Emmerich, in: MüKo, § 311 Rn. 33; Gehrlein/Sutschet, in: Bamberger/Roth, § 311 Rn. 21; Löwisch/Feldmann, in: Staudinger, § 311 Rn. 45. Im Ergebnis ebenso RGZ 169, 84 (88); BGHZ 2, 94 (96); 63, 306 (311). 847 Verpflichtet sich der Sportler hingegen unentgeltlich zur Wettkampfteilnahme, kommt ein Auftragsverhältnis i.S.d. §§ 662 ff. BGB in Betracht, vgl. Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 42 f. 848 Vgl. Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 225; Bergermann, Doping und Zivilrecht, S. 231 f.; Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 61; Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 297; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 27 f.; Reichert, Grundriß des Sportrechts, S. 78; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 103; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 35; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 43 ff.; Sprau, in: Palandt, Einf. v.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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Ob das Rechtsverhältnis als einfacher Dienstvertrag oder als Dienstverhältnis mit arbeitsrechtlichen Sonderbestimmungen zu qualifizieren ist,849 verschließt sich ebenfalls der abstrakt-generellen Betrachtungsweise und kann nur in Abhängigkeit der Sportart und der Organisation des Sportbetriebs entschieden werden.850 Die Abgrenzung verläuft entlang der Frage nach dem selbstständigen oder durch Fremdbestimmung geprägten Charakter der Tätigkeit.851 Der einfache Dienstverpflichtete tritt grundsätzlich in wirtschaftlicher und sozialer Selbstständigkeit in Erscheinung, er ist bei der Ausführung seiner Dienste nicht weisungsgebunden und kann über Art und Ausgestaltung grundsätzlich frei bestimmen.852 Arbeitnehmer ist demgegenüber, wer aufgrund des privatrechtlichen Vertrags im Dienste eines anderen zur Leistung weisungsgebundener, fremdbestimmter Arbeit in persönlicher Abhängigkeit verpflichtet ist.853

§ 631 Rn. 29. A.A. Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 66 ff.: der veranstaltungsbezogene Teilnahmevertrag falle unter die Normen des Werkvertragsrechts. Von einem Werkvertrag i.S.d. §§ 631 ff. BGB kann richtigerweise jedoch höchstens dann ausgegangen werden, wenn zwischen Veranstalter und Sportler ein spezifizierter Erfolg als Leistungsgegenstand vereinbart ist, beispielsweise das Aufstellen eines sportlichen Rekords – in der Praxis freilich ein Fall mit Seltenheitswert. Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 45 f., wollen aufgrund der Unwägbarkeiten des Sports selbst in diesem Fall nicht davon ausgehen, dass der Sportler willens ist, das Erfolgsrisiko seiner sportlichen Leistung als Werk i.S.d. §§ 631 ff. BGB zu übernehmen. Ähnlich wohl Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 100 f. 849 An verschiedener Stelle kann eine Differenzierung zwischen allgemeinem Dienst- und Arbeitsverhältnis für die Haftung des Sportveranstalters relevant werden, so etwa für die Frage nach einer potentiellen Haftungsprivilegierung gem. der §§ 104 ff. SGB VII (siehe dazu unten, § 5 A.) oder nach einer Anwendung des innerbetrieblichen Schadensausgleichs (hierzu noch unten, Fn. 1886). Zu den allgemeinen Unterschieden in den Rechtsfolgen von einfachem Dienst- und Arbeitsverhältnis im Sport Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 297 f. 850 Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 297 ff.; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 28 f.; Reichert, Grundriß des Sportrechts, S. 78; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 35. Siehe auch Hilpert, RdA 1997, 92 (95), der betont, eine Antwort auf die Frage nach der Arbeitnehmereigenschaft des Sportlers könne kaum ohne Kenntnis des Vertragsinhalts gegeben werden. Der Rückgriff auf die teilweise vorhandenen Musterarbeitsverträge erleichtert hier die Rechtsfindung. 851 BAG NJW 2012, 2903 (2904); M. Fuchs, in: Bamberger/Roth, § 611 Rn. 35; MüllerGlöge, in: MüKo, § 611 Rn. 170; K.H. Schmidt, RdA 1972, 84 (85); Weidenkaff, in: Palandt, § 611 Rn. 24. Ausführlich Hromadka, NJW 2003, 1847 ff. Vgl. zur Abgrenzung von typischen Gestaltungen an Arbeits- und Dienstverhältnissen auch Richardi/Fischinger, in: Staudinger, Vorb. zu §§ 611 ff. Rn. 174 ff.; Weidenkaff, in: Palandt, Einf. v. § 611 Rn. 10 ff. 852 BGHZ 10, 187 (190); Weidenkaff, in: Palandt, § 611 Rn. 24. 853 BAGE 93, 310 (314 f.) m.w.N.; BAG, NZA 1991, 856 (857); BAG, NJW 2004, 461 (462); BAG, NZA-RR 2007, 424 (425); BAG, NJW 2012, 2903 (2904); Hilpert, RdA 1997, 92 (94); Müller-Glöge, in: MüKo, § 611 Rn. 171; Weidenkaff, in: Palandt, Einf. v. § 611 Rn. 7. Vgl. auch die umfassenden Nachweise aus Rechtsprechung und Literatur von Hromadka, NZA 1997, 569 (570 ff.).

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Vieles spricht freilich dafür, zumindest im berufsmäßig betriebenen Mannschaftssport die Arbeitnehmereigenschaft des einzelnen Athleten zur Regel zu erheben.854 Eine persönliche, durch Weisungsgebundenheit und Unselbstständigkeit geprägte Abhängigkeit vom Verein als Dienstherrn lässt sich regelmäßig schon über die feste Einbindung des Sportlers in die mit der Durchführung von Mannschaftswettkämpfen notwendigerweise einhergehende Betriebsorganisation des Clubs begründen.855 Insbesondere erstreckt sich die Dienstverpflichtung der Sportler auf die ständige Teilnahme am Trainings- und Spielbetrieb. Einzelsportler, die in ihrem Sportbetrieb auch als solche auftreten, erscheinen demgegenüber in der Regel als freie Dienstverpflichtete.856 854 Vgl. zur Arbeitnehmereigenschaft des berufsmäßig tätigen Mannschaftssportlers, insbesondere des Fußballspielers, BAG, RdA 1982, 68 f.; Buchner, NJW 1976, 2242 f.; ders., RdA 1982, 5 f.; Buchberger, SpuRt 2013, 108; Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 98; Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 298; Gitter/Schwarz, RdA 1982, 37; Hilpert, RdA 1997, 92 (95); Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (31); Krähe, Verletzungen beim Fußballspiel, S. 311; Maier, Verbands- und Berufssport, S. 64 ff., 70 f.; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 30 f.; Meyer-Cording, RdA 1982, 13; Pfister, Aufbau und Struktur der deutschen Sportverbände und Vereine, S. 1; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 100; K.H. Schmidt, RdA 1972, 84 (88, 91); Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 36, 40 f.; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 47; Westermann, JA 1984, 394 (395). Ebenso nach EU-Recht EuGH, NJW 1996, 505 (508). Aus der Perspektive des Rechts der Schweiz ferner Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 32 ff. Nach anderer Auffassung der Berufssportlers auch im Mannschaftssport bisweilen als selbstständiger Unternehmer einzuordnen (vgl. U. Fischer, SpuRt 1997, 181 ff.) vorzunehmen. Hiergegen spricht jedoch, dass sich in der Praxis selbst die Star- und Schlüsselspieler des Mannschaftssports den Weisungen hinsichtlich der Spieltaktik, Zeit und Ort des Trainings und sonstiger Mannschaftstermine, öffentlichem Auftreten und allgemeinem Lebenswandel unterwerfen. 855 Auch bezüglich der sportlichen Tätigkeit als solcher ist der Mannschaftssportler typischerweise Anweisungen unterworfen, beispielsweise hinsichtlich taktischer Vorgaben oder der Spielposition, vgl. auch Reiter, in: FS Gitter, S. 779 (781); Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 36. 856 Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 294, 299, der beispielhaft die Sportarten Boxen, Tennis, Skilauf, Eislauf, Leichtathletik, Reiten, Bogenschießen, Badminton, Golf, Segeln, Turnen, Schwimmen und den Radsport nennt. Vgl. ferner Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 61; Hilpert, RdA 1997, 92 (95); Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 29 f.; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 38, 41; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 47 f. Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 35 f. erkennt in Sportlerverträgen, die lediglich im Blick auf eine einzelne Veranstaltung abgeschlossen werden („einmalige Dauer der Veranstaltung“) nach schweizerischem Recht einen Werkvertrag oder ein Auftragsverhältnis. Ähnlich auch Eichenberger, Haftung des Veranstalters, S. 99 f., der ebenfalls konstatiert, ein auf die Teilnahme an einer individuellen Sportveranstaltung gerichteter und daher separat zwischen Veranstalter und Athlet abgeschlossener Vertrag erfülle nicht die Merkmale des Arbeitsvertrages nach schweizerischem Recht. Da jene Vertragsgestaltung aber gerade typisch für den Individual-, nicht aber für den Mannschaftssport ist, stimmen beide Autoren letztlich mit dem hier getroffenen Ergebnis überein, dass die Athleten des Individualsports im Regelfall nicht als Arbeitnehmer zu klassifizieren sind. Ein anderes Ergebnis bleibt freilich auch für den Bereich der Einzelsportarten angezeigt, wenn der Sportler, beispielsweise aus Gründen der Vermarktung, in die verfestigten

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cc) Zwischenergebnis Besondere schuldrechtliche Abreden zwischen Sportveranstalter und Athleten sind als Fundament der Zuordnung von Rechten und Pflichten in der Sportveranstaltungspraxis von großer Bedeutung. Je nach der für den Geldwert erbrachten Gegenleistung lassen sich der Sportleistungs- (nach dem Recht des Dienstvertrags) und der Wettkampfteilnahmevertrag (nach dem Recht des Werkvertrags) unterscheiden. Dabei kann die Identifikation einer vertraglichen Bindung in Abgrenzung zur sportlichen Leistung auf sonstiger Rechtsgrundlage im Einzelfall jedoch Schwierigkeiten bereiten. c) Die besonderen Rechtsverhältnisse zwischen Sportverband und Sportler In der Verbandsstruktur des deutschen Sports ist der einzelne Athlet typischerweise nicht ordentliches Mitglied eines Sportverbands.857 Jedoch bestehen zwischen dem zuständigen Sportverband und dem Athleten typischerweise besondere schuldrechtliche Rechtsbeziehungen.858 Agiert der Verband zugleich als Sportveranstalter, können jene Rechtsverhältnisse unter Umständen bei der Verletzung spezifischer Schutz- und Fürsorgeverpflichtungen des Verbands Bedeutung erlangen. Wesentliches Merkmal des organisierten Sportbetriebs ist die Bindung sämtlicher Sportler an das einschlägige Verbandsregelwerk.859 Eine Verbindlichkeit kraft unmittelbarer Verbandszugehörigkeit des Sportlers wird von den Sportverbänden in der Praxis schon aus Gründen der praktischen Handhabe vermieden.860 Da auch die Normverbindlichkeit kraft satzungsmäßiger Begründung einer mittelbaren Verbandsmitgliedschaft in ihrer Anwendung zumindest dort mit Nachteilen behaftet bleibt, wo dem Sportverband Eingriffsbefugnisse gegenüber den einzelnen Sportlern zugestanden werden sollen,861 wird eine Bindung der Sportler an die VerbandsstaOrganisationsstrukturen des veranstaltenden Clubs oder Sportverbands eingegliedert ist und so eine persönliche Abhängigkeit ähnlich der des Mannschaftssportlers geschaffen wird, vgl. Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 299. Ferner AG Bielefeld, NZA 1989, 966 f.; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 30 Fn. 129; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 41. 857 Siehe zur Struktur des Sportverbandswesens bereits die Ausführungen oben, § 3 C.III.4.a). 858 Für eine ausführliche Darstellung der Rechtsbeziehungen zwischen Sportverband und Athlet in den Betrieben des Fußball-, Basketball-, Handball-, Leichtathletik- Tennissports und des Turnens siehe Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 46 ff. 859 Vgl. BGHZ 128, 93, 98 f.; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 44. 860 Siehe dazu bereits die Anmerkungen oben, § 4 A.I.1.a). 861 Dies betrifft insbesondere die Sanktionsgewalt des Sportverbands gegenüber dem Sportler. Zulässig wäre eine solche gegenüber mittelbaren Mitgliedern auf Grundlage einer lückenlosen Verankerung der Verbandsstatuten des übergeordneten Verbands in den Satzungen

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tuten862 regelmäßig vermittels individualvertraglicher Rechtsabrede in Form des Sportlerlizenzvertrags,863 oder der Athletenvereinbarung864 erwirkt.865 Wo eine entsprechende Rahmenvereinbarung zwischen Sportverband und Einzelathlet nicht gegeben ist, kann eine rechtsgeschäftliche Bindung zwischen Sportler und Verband schließlich durch einen Teilnahme- oder Nominierungsvertrag erwirkt werden.866

der nachgeordneten Vereine und Verbände (korporationsrechtliche Lösung), Vieweg, Normsetzung, S. 341; ders., NJW 1992, 2539 (2540); ders. SpuRt 1995, 97 (98). Zu den praktischen Schwierigkeiten im Umgang mit dieser Lösung innerhalb der vertikal orientierten verbandspyramidenförmigen Organisationsstruktur des Sports gehört insbesondere die höchstrichterlich festgestellte Unzulässigkeit dynamischer Satzungsverweisungen, vgl. BGHZ 128, 93 (100), m. Anm. Pfister, JZ 1995, 464. Vgl. ferner OLG Hamm, NJW-RR 1988, 183 (184); Ellenberger, in: Palandt, § 25 Rn. 2; Haas/Prokop, SpuRt 1996, 109; Heermann, NZG 1999, 325 (326); Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 56; Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 205; Vieweg, NJW 1992, 2539 (2540). 862 Die rechtsgeschäftliche Bindung an die Verbandsstatuten begründet für sich genommen keine unmittelbare Mitgliedschaft des Sportlers im normgebenden Sportverband. 863 Zum Lizenzvertrag im Verhältnis des Sportverbands zum Sportler BGHZ 128, 93 (104); Bergermann, Doping und Zivilrecht, S. 50 f.; Haas/Adolphsen, NJW 1995, 2146 (2147); Heermann, NZG 1999, 325 (327 f.); Schimke/Eilers, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 96 ff.; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 45, 52 ff. Die Lizensierung wird regelmäßig in einem Sportlerpass verkörpert, vgl. § 20 der DHaB-SpielO; Abschnitt 6.3.1 der DVVBundesspielO; § 10 der DFB-SpielO. Hierzu auch Bergermann, Doping und Zivilrecht, S. 51 ff. 864 Die Athletenvereinbarung als Sonderform des Regelanerkennungsvertrages ist auf das Verhältnis von Spitzensportlern und Sportverband zugeschnitten. Ihr Zweck ist es, den Athleten in die korporative Verbandsstruktur einzugliedern und seine sportliche Tätigkeit dem Verbandszweck zu unterstellen, vgl. Haas/Prokop, SpuRt 1996, 109 (110 ff.); Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 52. In ihr manifestiert sich die Reglementierung eines komplexen Geflechts an gegenseitigen Rechten und Pflichten, insbesondere verbandsseitiger Pflichten zur Förderung und Versorgung des Sportlers sowie zur Bereitstellung infrastruktureller und organisatorischer Rahmenbedingungen einerseits und den Pflichten des Sportlers zur Teilnahme an Verbandswettkämpfen andererseits. Siehe hierzu beispielhaft die Musterathletenvereinbarung des DOSB, abgedruckt in Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 1001 ff. Zur Athletenvereinbarung ferner Heermann, NZG 1999, 325 (328); Scheuer, SpuRt 1995, 26; Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 207 f.; Zuck, SpuRt 2014, 5 ff. 865 Die Rechtsnatur dieser Regelanerkennungsverträge kann nur unter Berücksichtigung der jeweiligen essentialia negotii für den Einzelfall festgestellt werden. Pfister, in: FS Lorenz, S. 171 (184 f.), sowie ders., JZ 1995, 466, spricht im Zusammenhang mit Regelanerkennungsverträgen von Verträgen sui generis, die nicht unter den Typus des Austauschvertrages gefasst werden könnten. 866 Allgemein zum Nominierungsvertrag Heermann, NZG 1999, 325 (326 f.); Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 205 f. Rechtstypologisch ist der Nominierungsvertrag als Geschäftsbesorgungsverhältnis mit einem überdurchschnittlichen Bezug zum Auftragsrecht einzuordnen, Heermann, NZG 1999, 325 (327); Summerer, in: Fritzweiler/ Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 206.

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d) Das Preisausschreiben gemäß § 661 BGB In Ermangelung eines pflichtenbegründenden Rechtsbindungswillens des Sportlers kann dennoch durch die aktive Wettkampfteilnahme eine schuldrechtliche Sonderbeziehung zum Sportveranstalter in Form der Preisausschreibung nach § 661 BGB867 begründet werden.868 Es handelt sich konkret um eine relative Auslobung im Sinne des § 657 BGB,869 bei der sich nicht ein absolut gesehen richtiges Ergebnis durchsetzt, sondern eine Aufgabe in Relation zu anderen Ergebnissen besser zu erfüllen ist. Typischerweise lässt sich die Preiszuerkennung somit erst vermittels der wertenden Betrachtung eines Schieds- oder Preisgerichts unter vergleichender Berücksichtigung sämtlicher Bewerber vornehmen.870 Insbesondere begründet das Preisausschreiben neben der Preisgewähr im Ausschreibungsfall besondere Fürsorgeverpflichtungen auch schon im Vorfeld der Sachentscheidung, die sich in der schuldrechtlichen Pflicht des Wettkampfveranstalters zur ordnungsgemäßen Organisation und Durchführung der Veranstaltung und dem Schutz der Teilnehmer manifestieren.871 Unmittelbar zugunsten des ein867 Bei der Preisausschreibung handelt es sich um ein Rechtsgeschäft, dessen Natur strittig ist. Die herrschende Pollizitationstheorie legt der Auslobung eine einseitige, nicht empfangsbedürftigen Willenserklärung zugrunde, so etwa Kotzian-Marggraf, in: Bamberger/Roth, § 657 Rn. 2; Sprau, in: Palandt, § 657 Rn. 1; Seiler, in: MüKo, § 657 Rn. 3. Demgegenüber ist die mit der Konstruktion der Gewinnzusage als Vertragsangebot ad incertas personas, aufgrund des eindeutigen Gesetzeswortlauts („die Belohnung [ist] demjenigen zu entrichten, welcher die Handlung vorgenommen hat, auch wenn dieser nicht mit Rücksicht auf die Auslobung gehandelt hat“), abzulehnen. Vgl. hierzu insbesondere die Motive, Bd. II, S. 518 f. 868 Vgl. RGZ 143, 259 (260, Bundesschießen des Deutschen Schützenbundes); BGH, MDR 1966, 572 (Galopprennen); BHG, NJW 2011, 139 (140, Springreitturnier); OLG Köln, VersR 1997, 125 (126, Reitturnier); OLG Hamm, BeckRS 2010, 24546 (Springreitturnier). Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 230; Bergmann, in: Staudinger, § 661 Rn. 9; Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 83 ff.; Reichert, Grundriß des Sportrechts, S. 79 f.; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 50 f.; Sprau, in: Palandt, § 661 Rn. 1. Ferner Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 103 f., der die Auslobung als Bestandteil eines Dienstverhältnisses zwischen Veranstalter und Sportler sieht (vgl. hierzu noch die Nachweise unten). 869 Bergmann, in: Staudinger, § 661 Rn. 2. Abzugrenzen ist der sportliche Wettkampf als Preisausschreibung hingegen vom unverbindlichen, durch seinen aleatorischen Charakter geprägten Spiel i.S.d. § 762 BGB, Bergmann, in: Staudinger, § 661 Rn. 9. Um ein solches Spiel handelt es sich etwa, wenn im Anschluss an eine sportliche Veranstaltung Preise unter den Wettkampfteilnehmern nach dem Zufallsprinzip verlost werden, vgl. Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 51. 870 Bergmann, in: Staudinger, § 661 Rn. 9. Der relative Charakter der Preisausschreibung lässt sich an einem einfachen Beispiel verdeutlichen: Ein Läufer gewinnt einen Laufwettkampf nicht dadurch, dass er die vorgegebene Strecke in bestimmter Zeit bewältigt, sondern erst, indem er im Vergleich zu seinen Konkurrenten als schnellster Läufer das Ziel erreicht. Dass im sportlichen Wettstreit auch ein absolutes Ziel bereits mit einem Preis bedacht wird, ist demgegenüber selten, beispielsweise im Fall des anvisierten Rekords oder der absoluten Qualifikationsnorm. In diesem Fall steht eine Auslobung i.S.d. § 657 BGB in Frage. 871 BGH, NJW 2011, 139 (140). Vgl. auch OLG Köln, VersR 1997, 125 (126); Sprau, in: Palandt, § 661 Rn. 4.

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zelnen Sportlers besteht ein solches Schutzverhältnis jedoch nur, wenn dieser selbst, nicht aber ein Verein oder Club, in dessen Dienst der Athlet eine sportliche Leistung erbringt, als Adressat der Preisausschreibung identifiziert werden kann.872 Bedeutung kommt der Preisausschreibung folglich primär im Individualsportbetrieb zu,873 dort als eigenständiges Rechtsverhältnis oder als unselbstständiger Bestandteil eines Sportlervertrags.874 e) Der Vertrag des Sportveranstalters mit Schutzwirkung zugunsten des Sportlers Ein schuldrechtliches Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Athlet kann schließlich auch durch einen Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter begründet werden, ohne dass die Parteien selbst in eine rechtsgeschäftliche Leistungsbeziehung zueinander treten. Der Vertrag eines Dritten mit dem Sportveranstalter entfaltet Schutzwirkung zugunsten des Sportlers, wenn jener den Gefahren des Schuldverhältnisses bestimmungsgemäß ebenso ausgesetzt ist wie der Primärleistungsgläubiger selbst, die Einbeziehung des Athleten in den vertraglichen Schutzbereich den berechtigten Interessen des Gläubigers entspricht und sowohl die Leistungsnähe des Sportlers, als auch das Interesse des Gläubigers an seiner Einbeziehung für den Veranstalter erkennbar sind. Die Schutzkonstruktion ist nur dort in Betracht zu ziehen wo dem Sportler ein inhaltsgleicher schuldrechtlicher Anspruch gegen den Veranstalter nicht zusteht.875 aa) Schutzwirkung der Rechtsbeziehung zwischen Veranstalter und Club Der rechtstheoretische Diskurs über die Schutzwirkung eines zwischen dem Veranstalter sportlicher Wettkämpfe und einem Club geschlossenen Vertrags zugunsten des Sportlers,876 hat im Hinblick auf den Schadensersatzanspruch eines 872

Vgl. aber zu den Rechtsverhältnissen mit Schutzwirkung zugunsten Dritter noch die Ausführungen sogleich, § 4 A.I.1.e). 873 Vgl. hierzu die Nachweise der Rechtsprechung zum Preisausschreiben im Sport, oben Fn. 868. Sämtliche der aufgeführten Entscheidungen beruhen auf Sachverhalten des Individualsportbetriebs. 874 Zu Letzterem Bergermann, Doping und Zivilrecht, S. 232; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 103 f.; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 51. Zum Sportlervertrag vgl. die Ausführungen oben, § 4 A.I.1.b). 875 Allgemein zu den Voraussetzungen des Vertrags mit Schutzwirkung zugunsten Dritter und den entsprechenden Nachweisen oben, § 3 B. 876 Gemeint ist freilich nur derjenige Sportler, der auf Grundlage eines besonderen Rechtsverhältnisses – sei jenes mitgliedschaftsrechtlicher oder schuldrechtlicher Natur – mit diesem Club für den Club an der Sportveranstaltung teilnimmt, ohne aber selbst nach den oben dargelegten Aspekten mit dem Sportveranstalter in eine unmittelbare schuldrechtliche Rechtsbeziehung zu treten.

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Fußballspielers gegen den gegnerischen Fußballverein im Schutzwirkungskonzept von Grunskys einen Anfang genommen. Nach Auffassung Grunskys bestehe zwischen den Vereinen sowohl im Rahmen bloßer Freundschaftsspiele als auch bei Begegnungen im Liga- oder Pokalwettbewerb ein vertragliches oder vertragsähnliches Rechtsverhältnis, welches auch dem einzelnen Spieler vermittels der Rechtsfigur vertraglicher Drittschutzwirkung Ansprüche gegen den gegnerischen Verein einräume.877 Ausgehend von dieser Überlegung stellt sich allgemein für den Sportbetrieb die Frage nach einer Drittschutzwirkung potentieller Rechtsverhältnisse zwischen Sportveranstalter und Club zugunsten eines Sportlers des Clubs.878 Ohne größere Unwägbarkeiten kann im System des vertraglichen Drittschutzes eine Schutzwirkung zugunsten des einzelnen Sportlers gegenüber dem Sportveranstalter aus einer vertraglichen Rechtsbeziehung über die Veranstaltungsteilnahme zwischen Veranstalter und dem Club des Sportlers, gegenüber welchem sich jener auf vereins- oder vertragsrechtlicher Basis zur Wettkampfteilnahme verpflichtet hat,879 hergeleitet werden.880 Das entsprechende Vertragsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Club kann beispielsweise in der Anmeldung zu einem Event mittels Teilnahmevertrags oder der Vereinbarung über die Durchführung eines Testwettkampfs gesehen werden.881 Der einzelne Wettkampfteilnehmer ist der organisatorischen Leistung des Veranstalters, insbesondere unter dem Gesichtspunkt potenzieller Verkehrspflichtverletzungen, bei planmäßiger Vertragsdurchführung in besonderem Maße ausgesetzt. Das besondere Interesse des Clubs als Leistungsgläubiger an einer Schutzverpflichtung des Veranstalters zugunsten der einzelnen Sportler ergibt sich aus dem zwischen Club und Athlet bestehenden vertrags- oder 877

Grunsky, Sportregeln, S. 35 ff. Ein sonstiger, an dieser Stelle aber nicht zum Gegenstand weiterführender Untersuchungen erhobener Anknüpfungspunkt einer Schutzwirkung zugunsten des Sportlers kann der Regelanerkennungsvertrag zwischen einem Sportverband und einem Sportverein sein, mit welchem sich Letzterer den Statuten des Verbands unterwirft (siehe zum Regelanerkennungsvertrag zwischen Verband und Athlet noch unten, § 4 A.I.1.c)). Insbesondere Maier, Verbands- und Berufssport, S. 95 ff., erkennt jenem Rechtsverhältnis im organisierten Ligabetrieb sowohl zugunsten eines Drittvereins, als auch der einzelnen Sportler eine Schutzwirkung im Verhältnis zum Sportverband zu. 879 Vgl. insbesondere zur Frage der Mitwirkungspflicht des Sportlers auf vereinsrechtlicher Grundlage die Nachweise oben, Fn 823. 880 Vgl. hierzu Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 536; Füllgraf, VersR 1983, 705 (706); Grunsky, Sportregeln, S. 37 ff.; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 42 ff.; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 48 ff. 881 Die Feststellung des erforderlichen Rechtsbindungswillens der Beteiligten wird in der Regel keine Probleme bereiten. Mit der Vereinbarung eines Wettkampfs zwischen zwei Mannschaften sind oftmals erhebliche finanzielle Interessen, zumindest aber ein organisatorischer Aufwand hinsichtlich Vorbereitung und Durchführung des Veranstalters ebenso wie Spielvorbereitung und Anreise der Gastmannschaft verbunden, vgl. Füllgraf, VersR 1980, 705 (706). Ferner Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 42 ff., der jedoch zumindest für Freundschaftsspiele im Amateurbereich einen Rechtsbindungswillen der beteiligten Clubs ablehnt. 878

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vereinsrechtlichen Näheverhältnis als Grundlage besonderer Fürsorge- und Obhutspflichten des Clubs,882 zumal der Schutz aktiver Athleten durch besondere Vorkehrungen nicht selten expliziter Gegenstand der Abrede zwischen Veranstalter und dem Club als dessen Vertragspartner ist.883 Der Kreis zu schützender aktiver Wettkampfteilnehmer ist für den Veranstalter auch bereits im Vorfeld hinreichend konkretisiert.884 Schließlich ist der Athlet typischerweise schutzwürdig, da sein Anspruch regelmäßig nicht durch einen eigenen gleichwertigen Anspruch des Schuldrechts gedeckt ist.885 Problematischer erscheint demgegenüber die Begründung eines Schutzverhältnisses zugunsten des einzelnen Athleten im präorganisierten Liga- und Pokalbetrieb, in welchem der Wettkampf zweier Clubs auf die gemeinsame Verbandsmitgliedschaft, nicht aber auf eine vertragliche Abrede zwischen Gastclub und Veranstalter zurückgeführt werden kann.886 Obgleich eine schuldrechtliche Sonderverbindung als Grundlage der drittschützenden Wirkung hier nicht gegeben ist, kann im Anschluss an Grunsky887 die aus der gemeinsamen Verbandsmitgliedschaft von Veranstalterund Gastverein erwachsende vertragsähnliche Rechtsbeziehung der Beteiligten als Anknüpfungspunkt des Drittschutzes zugunsten des Sportlers herangezogen werden.888 Denn mit der Mitgliedschaft als Rechtsverhältnis889 selbst entsteht eine unmittelbare Rechtsbeziehung nicht nur zwischen Verband und Mitglied, sondern ebenso unter den Verbandsmitgliedern,890 deren wesentlicher Bestandteil es ist, in

882

Vgl. nur Grunsky, Sportregeln, S. 38. Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 49. Der Verweis von Schuld auf König, SpuRt 1994, 112 (115), trägt hier jedoch nicht, da Letzterer in seinen Ausführungen eher den Ausrichtervertrag zwischen Veranstalter und Ausrichter, nicht jedoch mit dem Club im Blick hat. 884 Ebenfalls Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 49. 885 Die Vertragsbeziehung zwischen Veranstalter und Club begründet selbst keine unmittelbaren Rechte und Pflichten des Sportlers gegenüber dem Veranstalter. Solche kommen auch nicht über die faktische Wettkampfteilnahme zustande, vgl. LG Hamburg, NJW 1997, 2606 (2607); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 49. Ferner wird in der hier diskutierten Sachverhaltskonstellation keine Sonderverbindung zwischen Veranstalter und Sportler als Preisausschreibung über § 661 BGB konstruiert werden können, da sich eine mögliche Wettkampfausschreibung an den jeweiligen Club, nicht aber an den einzelnen Sportler richtet. Vgl. dazu auch oben, § 4 A.I.1.d). 886 A.A. Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 27, der ein Vertragsverhältnis zwischen den Clubs auch in dieser Konstellation begründet sieht. 887 Grunsky, Sportregeln, S. 35 ff. 888 So im Ergebnis auch Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 536; Füllgraf, VersR 1983, 705 (706); Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 43 f. 889 Siehe zur Rechtsnatur der Mitgliedschaft bereits die Ausführungen und Nachweise oben, § 4 A.I.1.a). 890 Schöpflin, in: Bamberger/Roth, § 38 Rn. 5. Vgl. allgemein zur Rechtsbeziehung der Vereinsmitglieder untereinander Lutter, AcP 180 (1980), 84 (123 ff.); K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, S. 552 f. Eines Rückgriffs auf die herrschende Meinung zur Rechtsbeziehung 883

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gegenseitiger Rücksichtnahme und Treue den gemeinsamen Verbandszweck zu fördern.891 Eine besondere Ausprägung erfährt jenes Treueverhältnis vorliegend dadurch, dass auch die einzelnen Vereine als Verbandsmitglieder durch den Wettbewerb unter Mehreren nach Erfüllung ihrer eigenen satzungsgemäßen Zwecksetzung zur Ausübung des Wettkampfsports im organisierten Sportbetrieb streben und diese Zwecksetzung ohne ein entsprechendes Zusammenwirken miteinander nicht erfüllen könnten.892 Wo ein Vereinszweck ob der jeweiligen Rechtsform der Beteiligten nicht gegeben ist, nehmen die Clubs regelmäßig immerhin durch erhebliche wirtschaftliche Interessen im Zusammenhang mit der Durchführung der Sportveranstaltung gegenseitiges Vertrauen in Anspruch. Aus diesem Nähe- und Treuverhältnis heraus ist jeder Club nicht nur dem Verband, sondern ebenso dem Konkurrenten gegenüber dazu verpflichtet, einen reibungslosen und ungestörten Sportbetrieb zu gewährleisten.893 Diese Treueverpflichtung kann als vertragsähnliche Sonderbeziehung zwischen den individuellen Verbandsmitgliedern aufgefasst werden.894 Wo auch die übrigen Voraussetzungen der Figur des Vertrages mit Schutzwirkung zugunsten Dritter gegeben sind, kann sich der einzelne Athlet auf eigene Schutzpflichten aus dem Rechtsverhältnis zwischen Veranstalterclub und dem eigenen Club berufen.895 unter Kapitalgesellschaftern (dazu etwa BGHZ 65, 15 [18 f.]), wie ihn Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 43, unternimmt, bedarf es hingegen nicht. 891 Vgl. zur Treuepflicht der Vereinsmitglieder untereinander Reichert, Verbandsrecht, S. 182. 892 Vgl. auch Pfister, SpuRt 2002, 45 (47 f.), der insbesondere das verbindende Interesse aller Beteiligten an einem gemeinsamen Produkt des sportlichen Wettbewerbs betont. 893 Etwas anderes gilt auch im Sportverbandswesen für die Beziehung zweier Clubs, die nicht durch die Teilnahme an einem gemeinsamen Wettbewerb miteinander verbunden sind. Wo sich die Bindung in dem bloßen Zusammenschluss unter dem Dach eines Verbandes oder einer Verbandsstruktur erschöpft, wo die „Klammer“ (Grunsky, Sportregeln, S. 36) der gemeinsamen Wettbewerbsteilnahme nicht gegeben ist, dort steht eine Treueverpflichtung in der hier beschriebenen Form nicht in Frage. 894 Mit diesem Ergebnis auch Grunsky, Sportregeln, S. 35 f. Vgl. ferner Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 43 f., der jedoch einschränkt, in niedrigeren Leistungsklassen fehle regelmäßig ein besonderes wirtschaftliches Interesse. Aus dieser – für sich zweifelsfrei korrekten – Feststellung auf das Fehlen einer besonderen Treueverpflichtung unter den beteiligten Vereinen zu schließen, erscheint jedoch zweifelhaft. Denn wo die Veranstaltungsdurchführung nicht mit eigenwirtschaftlichen Sonderinteressen verbunden ist, steht wohl die Selbstverwirklichung des Sportvereins durch die Teilnahme am sportlichen Wettbewerb in besonderem Maße im Vordergrund. Da auch diese Zwecksetzung nur im Zusammenwirken mit dem Konkurrenten erreicht werden kann, besteht auch hier eine gegenseitige Treuebindung unter den Beteiligten. 895 Dass es sich bei dem Rechtsverhältnis vorliegend nicht um ein vertragliches handelt, steht der Anwendung der Rechtsfigur des Vertrags mit Schutzwirkung zugunsten Dritter nicht entgegen. Dies verdeutlich die Ausweitung ihres Anwendungsbereichs auf Fälle der culpa in contrahendo (hierzu BGHZ 66, 51 [58]; Canaris, JZ 1965, 475 [478]; Dahm, JZ 1992, 1167 [1170 ff.]; Jagmann, in: Staudinger, § 328 Rn. 113; Janoschek, in: Bamberger/Roth, § 328 Rn. 48, oder die Auslobung als Rechtsverhältnis aus einseitiger empfangsbedürftiger Willenserklärung (dazu OLG Köln, VersR 1997, 125 [126]; zum Rechtscharakter der Auslobung

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bb) Schutzwirkung des Ausrichtervertrages zwischen Organisator und Ausrichter Von der Frage nach der Schutzwirkung einer zwischen dem Veranstalter und dem Club des betroffenen Sportlers bestehenden Sonderverbindung zu unterscheiden ist die Frage nach der drittschützenden Wirkung eines Sportveranstaltungsausrichtervertrages zwischen Organisator und Ausrichter896 einer Sportveranstaltung, mit denen der Sportler selbst nicht in einer unmittelbaren, die Teilnahme an der spezifischen Veranstaltung betreffenden Rechtsbeziehung steht.897 Manifestiert sich das Ausrichtungsverhältnis nicht ausschließlich in den Statuten des Verbandsrechts, sondern erfährt es (zusätzlich) eine vertragliche Regelung, so handelt es sich seinem Rechtscharakter nach typischerweise um ein Verhältnis mit werk- oder dienstvertraglicher Prägung.898 Dem Grunde nach erscheint der Ausrichtervertrag als taugliche Grundlage einer Schutzwirkungsrelation zugunsten Dritter. Wesentlicher Inhalt des Vertrages ist die Festlegung der Rechte und Pflichten sowohl des Organisators als auch des Ausrichters des konkreten Events.899 Bestandteil entsprechender Abreden sind typischerweise Sicherheits- und Fürsorge-

oben, Fn. 867.). Gesprochen mit den Worten von Grunsky, Sportregeln, S. 38: „Das für die Einbeziehung maßgebliche Kriterium ist nicht die Art der Entstehung des Schuldverhältnisses, sondern inwieweit dessen Inhalt auf den Dritten hin orientiert ist und dieser durch die nicht ordnungsgemäße Erfüllung typischerweise gefährdet wird.“ Dem ist uneingeschränkt zuzustimmen. Maßgeblich sind die Begründung eines zwischen den Beteiligten bestehenden Vertrauensverhältnisses und die Validität des Schutzbedürfnisses des Dritten. Dass ein Athlet in der hier thematisierten Sachverhaltskonstellation aber weniger schutzbedürftig wäre, als im Rahmen eines auf vertraglicher Grundlage fußenden Wettkampfs zwischen den Clubs, ist schlicht nicht ersichtlich. 896 Zum Verständnis der Begriffe des Organisators und des Ausrichters vgl. die Ausführungen oben, § 1 B.I.2.c). 897 Von praktischer Bedeutung ist diese Konstellation ausschließlich dort, wo der Sportler einen Vertrag über die Wettkampfteilnahme weder mit dem Organisator, noch dem Ausrichter des Events oder mit seinem Club geschlossen hat. Denn andernfalls müsste bereits die für den Drittschutz konstitutive Schutzbedürftigkeit des Athleten verneint werden. Dieser könnte im Schadensfall eigene Ansprüche aus einer Verletzung der Fürsorgepflichten aus dem entsprechenden Vertragsverhältnis geltend machen. Vgl. anhand von FIS-Skirennveranstaltungen auch Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 46 f., dessen Ausführungen freilich dahingehend zu ergänzen bleiben, dass ein Drittschutz auch dort nicht infrage steht, wo aufgrund eines schuldrechtlichen Rechtsverhältnisses des Athleten zu seinem Club, welcher nicht Veranstalter ist, ein Schutzbedürfnis des Sportlers nicht gegeben ist. Wenn andererseits König, SpuRt 1994, 112 (113), ein Vertragsverhältnis zwischen Skifahrer und Ausrichter (bei König bloß als „Veranstalter“ bezeichnet“) erkennt, gleichwohl jedoch eine Schutzwirkung des Ausrichtervertrag gegenüber dem Verband als Organisator bejaht (S. 115), so ist dies mit der Konzeption des Vertrags zugunsten Dritter schlicht nicht zu vereinbaren. 898 Vgl. Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 61 ff., der zwischen dem selbstständigen und dem unselbstständigen Ausrichtungsverhältnis differenziert. 899 Zum Inhalt von Ausrichterverträgen sportlicher Großveranstaltungen vgl. Lentze, in: Stopper/Lentze (Hrsg.), Hdb Fußball-Recht, S. 641 ff.

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pflichten des Ausrichters zugunsten der Veranstaltungsteilnehmer.900 Aber auch der Organisator selbst kann neben dem Ausrichter zu einem Beitrag zur Gewähr von Schutz und Sicherheit der Sportler verpflichtet werden.901 Wo durch den Ausrichtervertrag sowohl der Organisator als auch der Ausrichter der Wettkampfveranstaltung zum Schutz der Sportler in die Pflicht genommen werden, steht eine drittschützende Wirkung des Ausrichtervertrages beiden Vertragsparteien gegenüber infrage.902 Denn unabhängig davon, ob konkrete Sicherheitsmaßnahmen durch den Organisator oder den Ausrichter vorzunehmen sind, ist jeweils der Sportler Adressat der Schutz- und Fürsorgeverpflichtung und als solcher typischerweise von einer entsprechenden Verletzung der Verpflichtung betroffen. Das erforderliche Näheverhältnis zwischen Organisator oder Ausrichter und dem Sportler als potentiell geschütztem Dritten kann sich aus einem verbandsrechtlichen Mitgliedschaftsverhältnis, einem vertraglichen Rechtsverhältnis oder allgemein aus dem validen Interesse des Organisators und des Ausrichters an der ordnungsgemäßen Organisation und Durchführung der sportlichen Veranstaltung ergeben.903 Eine Schutzwirkung des Sportveranstaltungsausrichtervertrages steht nach alledem zugunsten des Sportlers zumindest dort infrage, wo diesem als Geschädigtem ein eigener inhaltsgleicher Anspruch nicht zusteht.904

900 Als Beispiel hierfür kann der Ausrichtervertrag zwischen FIFA und DFB hinsichtlich der Durchführung der FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2006 herangezogen werden, in welchem dem Ausrichter unter Einbeziehung der FIFA-Safety Guidelines unter anderem Pflichten zum Schutz der Teilnehmer, Sportler wie Zuschauer, auferlegt werden. Vgl. ferner für FIS-Skirennveranstaltungen König, SpuRt 1994, 112 (113), mit dem Verweis, der Ausrichter verpflichte sich im Ausrichtervertrag dazu, die Bestimmungen der Internationalen Skiwettkampfordnung zu befolgen, welche den Ausrichter wiederum mit detaillierten Sicherheitspflichten zum Schutz der Fahrer belegen. 901 Insbesondere verpflichten sich die Sportverbände in ihrer Rolle als Veranstaltungsorganisatoren zur Abstellung einzelner, mit entsprechenden Sicherungstätigkeiten beauftragter Sicherheitsexperten und Funktionäre. Vgl. König, SpuRt 1994, 112 (115), zur Verpflichtung der FIS über die Bezugnahme auf die FIS-WettkampfO im Ausrichtervertrag an der Sicherheitsgewähr zugunsten der teilnehmenden Skifahrer durch Partizipation an dem mit vielzähligen Sicherheitsaufgaben betrauten Kampfgericht teilzuhaben. 902 Obgleich der Schutz des Sportlers als eines Vertragsdritten oftmals expliziter Gegenstand des vertraglichen Leistungskatalogs ist, handelt es sich doch nicht um einen echten Vertrag zugunsten des Sportlers i.S.d. § 328 Abs. 1 BGB. Der Athlet selbst erwirbt aus dem Ausrichtervertrag keinen eigenen Anspruch auf eine vertraglich geschuldete Leistung. 903 Vgl. hierzu auch die Ausführungen zur Schutzwirkung der Rechtsbeziehung zwischen Veranstalter und dem Club des Sportlers oben, § 4 A.I.1.a)aa). 904 Im Ergebnis ebenso Jagmann, in: Staudinger, § 328 Rn. 214; König, SpuRt 1994, 112 (115); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 49 f. Das LG Hamburg, NJW 1996, 2606 (2607), ließ im prominenten Fall der durch einen Attentatsversuch verletzten Tennisspielerin Monica Seles offen, ob der Ausrichtervertrag zwischen der Women’s Tennis Association und dem lokalen Ausrichter, einem Wirtschaftsunternehmen des Deutschen Tennis Bundes, drittschützende Wirkung zugunsten von Seles zuzusprechen sei. Obiter ließ die Kammer jedoch verlauten, dass sie der Anwendung einer Schutzwirkungskonstruktion bei Entscheidungserheblichkeit zugeneigt gewesen wäre.

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2. Das Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer Auch im Verhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer kann im Schadensfall ein besonderes Rechtsverhältnis als Grundlage der Haftung herangezogen werden. a) Der Zuschauervertrag In den meisten Fällen organisierter Sportveranstaltungen treten Zuschauer und Sportveranstalter,905 typischerweise verknüpft mit dem Erwerb einer Eintrittskarte in der Form eines kleinen Inhaberpapiers im Sinne des § 807 BGB,906 in ein Zuschauervertragsverhältnis907 als Grundlage spezifischer Rechte und Pflichten.908 Wird die Sportveranstaltung im Einzelfall von mehreren Veranstaltern organisiert, so muss der Vertragspartner anhand der jeweiligen Begebenheiten und dem objektiven Erwartungshorizont der Beteiligten identifiziert werden. Lediglich im Bereich der Veranstaltungen des weniger bis kaum kommerzialisierten Sportbetriebs oder aber dort, wo sich der Veranstalter aufgrund des faktischen Veranstaltungsarrangements 905 Ein denkbarer, in der Praxis freilich kaum einmal anzutreffender Fall ist der Abschluss eines Zuschauervertrags zwischen Zuschauer und Sportstätteneigentümer, vgl. etwa Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 231; Heermann, Haftung im Sport, S. 169. Ob im Kontext einer Begegnung der Ersten Fußballbundesliga der Platzverein als Veranstalter oder der Stadioneigentümer Vertragspartner des Zuschauers sei, hat das OLG Rostock, NJW 2006, 1819 (1820), explizit offen gelassen. Denkbar ist ferner, dass der Verkauf von Eintrittskarten durch eine Ticketing- oder Eventgesellschaft in Stellvertretung des Veranstalters i.S.d. §§ 164 ff. BGB durchgeführt wird (vgl. zum Ticketing im Fußballsport Holzhäuser, in: Stopper/Lentze, S. 833 ff.). 906 Zur rechtlichen Einordnung der Eintrittskarte OLG Hamburg, NJW 2005, 3003; Breucker, JR 2005, 133 (137); Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18 (23); Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 390; Gehrlein, in: Bamberger/Roth, § 807 Rn. 2; Habersack, in: MüKo, § 807 Rn. 10; Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 128 ff.; Marburger, in: Staudinger, § 807 Rn. 5; Schulze, Jura 2011, 481 (484); Sprau, in: Palandt, § 807 BGB Rn. 3; Weller, NJW 2005, 934 (935). Personalisierte Eintrittskarten haben im Sportveranstaltungsbetrieb demgegenüber nach wie vor Seltenheitswert und beschränken sich auf Großveranstaltungen wie die FIFA-Fußballweltmeisterschaft. 907 Zur Terminologie vgl. Schulze, Jura 2011, 481 (483). 908 Liegen die Voraussetzungen eines Stadionverbots vor (dazu noch unten, § 4 A.II.2.b) bb)(4)) steht einem wirksamen Vertragsschluss der offene Dissens i.S.d. § 154 Abs. 1 BGB entgegen. Der betroffene Zuschauer darf von einem Kontrahierungswillen des Sportveranstalters nicht ausgehen, so Schulze, Jura 2011, 481 (487). Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/ Summerer, PHB Sportrecht (2. Aufl. 2007), S. 320, ging hingegen von einem Recht des Sportveranstalters zur fristlosen Kündigung des Zuschauervertrages aus. Sachgemäßer erscheint dies hingegen bei der Behandlung eines erst nach Vertragsschluss ausgesprochenen Stadion- oder Besuchsverbots, insbesondere gegenüber dem Inhaber einer Dauerkarte, so nun auch Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 391. Vgl. ferner mit einem Lösungsvorschlag über die Beschränkung der Bevollmächtigung des Kartenverkäufers Breucker, JR 2005, 133 (137).

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nicht in der Lage befindet, andere von dem Ereignis auszuschließen,909 stehen die Zuschauer nicht in einer vertraglichen Rechtsbeziehung zum Veranstalter.910 Der Eintritt eines Dritten in das bestehende Schuldverhältnis zum Veranstalter an die Stelle des originären Vertragspartners ist durch Erwerb der Eintrittskarte entsprechend des Rechts der Inhaberschuldverschreibung gemäß der §§ 793, 929 ff. BGB oder durch Abtretung der verbrieften Forderung nach den Vorschriften der §§ 398 ff. BGB grundsätzlich möglich.911 Um einen Ansatzpunkt für die Bestimmung vertraglicher Leistungs- und Schutzpflichten der Vertragsparteien zu finden, gilt es, auch das Zuschauervertragsverhältnis in die rechtssystematischen Kategorien des besonderen Schuldrechts einzuordnen. Die Charakterisierung der gegen Entgelt erbrachten Hauptleistungspflicht des Sportveranstalters bereitet dabei nur auf den ersten Blick Probleme. Der Veranstalter ist primär dazu verpflichtet ein konkretes Wettkampfereignis bestimmter Konkurrenten zu präsentieren, nicht aber eine sportliche Leistung selbst, deren Erfolg ob der Unwägbarkeiten des sportlichen Wettkampfs von ihm nicht garantiert werden kann. So ist die Rechtsnatur des Zuschauervertrages richtigerweise über die Pflicht zur Organisation und Durchführung der Sportveranstaltung im Sinne eines herzustellenden Produkts zu identifizieren und der Zuschauervertrag im Kern als Werkvertrag nach den §§ 631 ff. BGB einzuordnen.912 909 Denn ohne über das Gut einer exklusive Rechtsposition zu verfügen, fehlt dem Sportveranstalter der Anreiz, um den Zuschauer zum Abschluss eines entgeltlichen Vertrags bewegen zu können, Schulze, Jura 2011, 481 f. Dies gilt insbesondere für Sportveranstaltungen im öffentlichen Raum, bspw. Radrennen oder Motorsportveranstaltungen. Ebenso zum Kölner Rosenmontagszug Hoeren, NJW 1997, 376. 910 Anderes gilt freilich dort, wo sich Zuschauer den Zutritt zu einer Sportveranstaltung erschleichen. Eine vertragliche Rechtsposition wird durch das Erschleichen nicht vermittelt, Schulze, Jura 2011, 481, mit einschlägigen Nachweisen zur vertrags- und deliktsrechtlichen Behandlung entsprechender Fallkonstellationen. 911 Schulze, Jura 2011, 481 (484 Fn. 46). Zum Nebeneinander der Forderungsübertragung durch Übereignung der Schuldurkunde und Abtretung vgl. Habersack, in: MüKo, § 793 Rn. 31 f.; Marburger, in: Staudinger, Vorb. zu §§ 793 – 808 Rn. 7. In der Praxis wird teilweise versucht, zur Vermeidung von Schwarzmarktaktivitäten und zur effektiven Durchsetzung von Stadionverboten, über Bestimmungen in Allgemeinen Ticketbedingungen die Übertragung auf Dritte einzuschränken oder zu untersagen (vgl. bspw. § 9 ATGB der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH). Die Zulässigkeit dieser Praxis ist umstritten, vgl. hierzu im Kontext der Regelungen zur FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2006 Kraus/Oberrauch, EuZW 2006, 199 (200 f.); Weller, NJW 2005, 934 (936 ff.). 912 Zum Sportveranstaltungszuschauervertrag als Werkvertrag auch RGZ 127, 313 (314); OLG Nürnberg, VersR 1955, 444; LG Gera, SpuRt 1997, 205; LG Rostock, NJW-RR 2006, 90 (91); Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 231 f.; Bergermann, Doping und Zivilrecht, S. 227; Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 75 ff.; Dippel, Rassismus, S. 161; Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18 (23); Gaisbauer, VersR 1975, 500 (501); Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 97; Heermann, Haftung im Sport, S. 169; Jedamzik, in: Kauerhof/Nagel/Zebisch (Hrsg.), Zuschauer als Störer, S. 105 f.; Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (14); Richtsfeld, SpuRt 1995, 153; Schulze, Jura 2011, 481 (484); D. Schwab, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußball-

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Daneben wird der Zuschauervertrag regelmäßig durch Elemente sonstiger Vertragstypen geprägt, insbesondere solcher der Platzmiete nach § 535 BGB in Form einer Verpflichtung des Sportveranstalters, dem Zuschauer für die Dauer der Veranstaltung einen Steh- oder Sitzplatz zur Verfügung zu stellen. Damit verfügt das Werkvertragsverhältnis gegebenenfalls über einen mietrechtlicher Einschlag.913 Darüber hinaus können je nach Einzelfall auch Elemente des Kauf- oder des Dienstvertragsrechts hinzutreten.914 Ob es sich um bloße Nebenleistungspflichten handelt, deren Bedeutung sich im unselbstständigen Charakter als Mittel zur Erfüllung einer werkvertragsrechtlichen Hauptleistungspflicht erschöpft915 oder ob der Zuschauervertrag im Ergebnis als typengemischtes Vertragsverhältnis nach dem Recht des jeweiligen Leistungsteils zu behandeln ist,916 kann nur anhand des Pflichtenprogramms im konkreten Einzelfall entschieden werden.

spielen, S. 63 (73); R. Schwab, NJW 2005, 938 (940); Sprau, in: Palandt, Einf. v. § 631 Rn. 29; Ultsch, ZGS 2005, 261 (263); Weller, NJW 2005, 934 (935); ders., JuS 2006, 497 (500); Wiethaup, VersR 1971, 16 (17). Allgemein zum Veranstaltungsbesuchsvertrag als Werkvertrag Kolberg, Veranstaltungsbesuchsvertrag, S. 22 ff. Teilweise wird die Hauptleistungspflicht des Sportveranstalters mit dem Verweis auf die Pflicht zur Darbietung einer sportlichen Leistung freilich als Dienstleistung i.S.d. § 611 BGB qualifiziert, so etwa Fritzweiler, in: Fritzweiler/ Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 389; Koller, RdA 1982, 46 (47 ff.). Im Mittelpunkt des Zuschauerinteresses steht jedoch die organisatorische Veranstalterleistung, in deren Rahmen erst der sportliche Wettkampf erfolgt, Schulze, Jura 2011, 481 (484). 913 Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 231; Bergermann, Doping und Zivilrecht, S. 227; Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 390; Schulze, Jura 2011, 481 (484). So ebenfalls für den Vertrag über den Besuch einer Konzertveranstaltung AG Herne-Wanne, NJW 1998, 3651. Erschöpft sich die Leistungspflicht des Veranstalters hingegen darin, das Event durchzuführen und den Zutritt zu gewähren, handelt es sich um einen reinen Werkvertrag, vgl. Dippel, Rassismus, S. 163. Sobald jedoch ein Mehr als der bloße Einheitsplatz geschuldet ist, der Zuschauer also zwischen unterschiedlichen Plätzen von divergierender Qualität wählen kann, dient der Zugang nicht mehr allein als hinreichendes Erfüllungsmittel des Zuschauervertrages, vgl. Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 79 ff. 914 Vgl. Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 390. Beispiele: Einlass in abgegrenzte Stadionbereiche (z. B. eine V.I.P-Lounge), Verpflegungsleistungen, Shuttleservice, individuelle Betreuungsleistungen. 915 Vgl. RGZ 127, 313 (314); OLG Nürnberg, VersR 1955, 444; Bergermann, Doping und Zivilrecht, S. 227; Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 76 f.; Holzhäuser, in: Stopper/Lentze, S. 842; Ultsch, ZGS 2005, 261 (263); Weller, NJW 2005, 934 (935); ders., NJW 2007, 960 (961). Allgemein zum Veranstaltungsbesuchsvertrag Kolberg, Veranstaltungsbesuchsvertrag, S. 29 ff. Vgl. für die entsprechenden Nachweise nach schweizer Recht Kubli, Haftungsverhältnisse bei Sportveranstaltungen, S. 42. 916 So im Ergebnis Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 231 f.; Dippel, Rassismus, S. 162 f.; Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 390, 452; Heermann, Haftung im Sport, S. 168 f.; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 38 f.; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer S. 82 f.; ders., SpuRt 1995, 153; Schulze, Jura 2011, 481 (487).

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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b) Sonstige Schuldverhältnisse Außer durch Zuschauervertrag kann ein Rechtsverhältnis mit schuldrechtlichem Charakter zwischen Sportveranstalter und Zuschauer auch auf sonstige Weise zustande kommen. Gemäß § 311 Abs. 2 BGB kann ein schuldrechtliches Näheverhältnis mit Pflichten nach § 241 Abs. 2 BGB und damit als Anknüpfungspunkt eines Schadensersatzanspruchs nach den Vorschriften der §§ 280 ff. BGB bereits im vorvertraglichen Stadium durch die Aufnahme eines geschäftlichen Kontakts entstehen (culpa in contrahendo).917 Ein spezifizierbares Programm an Sorgfaltspflichten besteht mithin auch im Vorfeld des eigentlichen Vertragsschlusses zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, beispielsweise beim Erwerb einer Eintrittskarte an der Abendkasse der Sportveranstaltung. Der Konstruktion einer Schutzwirkung zugunsten des Zuschauers aus einem sonstigen Rechtsverhältnis des Sportveranstalters bedarf es demgegenüber angesichts eigener vertraglicher oder vertragsähnlicher Ersatzansprüche des Betroffenen regelmäßig nicht.918 3. Die Rechtsverhältnisse zwischen Sportveranstalter und Mannschaftsoffiziellen Mannschaftsoffizielle stehen zu ihrem Club in einem dienst- oder arbeitsrechtlich geprägten Vertragsverhältnis919 oder einer vereinsmitgliedschaftlichen Nähebeziehung.920 Ist der Club zugleich Veranstalter, bildet das jeweilige Rechtsverhältnis die Grundlage etwaiger Haftungsansprüche. Wo dem Mannschaftsoffiziellen ein eigener vertraglicher Ersatzanspruch gegen den Sportveranstalter nicht zusteht, kann in entsprechender Anwendung des zur Rechtsbeziehung zwischen Veranstalter und Sportler Gesagten unter Umständen eine drittschützende Wirkung sonstiger Rechtsverhältnisse des Veranstalters geltend gemacht werden.921 Es wird jedoch Voraussetzung sein, dass die Teilnahme des Mannschaftsoffiziellen an der konkreten Sportveranstaltung unverzichtbar oder doch zumindest allgemein üblich ist, um 917

Im Einzelnen Grüneberg, in: Palandt, § 311 Rn. 11 ff. Zwar erkennt König, SpuRt 1994, 112 (115), im Kontext einer FIS-Skirennveranstaltung im Ausrichtervertrag zwischen Veranstalter und Ausrichter einen Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten des Zuschauers gegenüber der FIS. Dabei übersieht König jedoch die unmittelbaren Ansprüche des Zuschauers gegen den ausrichtenden Skiverein, welchem aus dem Zuschauervertrag oder einer vertragsähnlichen Sonderverbindung eigene Schutzpflichten den Zuschauern gegenüber erwachsen. Vgl. so auch Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 46 f. 919 Ausführlich zur Rechtsstellung des Sporttrainers Borggräfe, Der Sporttrainervertrag, S. 25 ff.; Holzer, in: Dury (Hrsg.), Der Trainer und das Recht, S. 37 ff. 920 Vgl. etwa § 28 Nr. 1 der DFB-AusbildungsO: „Jeder Trainer muss Mitglied eines einem Mitgliedsverband des DFB angehörenden Vereins sein“. Wie schon für den Vereinssportler mit vertraglicher Bindung ist auch für den Sporttrainer eine doppelte Natur des Rechtsverhältnisses (vertraglich und mitgliedschaftsrechtlich kumulativ) möglich, K.H. Schmidt, RdA 1972, 84 (85). 921 Vgl. die Ausführungen oben, § 4 A.I.1.e). 918

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

sowohl das Gläubigerinteresse als auch die Vorhersehbarkeit der Leistungsnähe für den Veranstalter anzunehmen. 4. Die Rechtsverhältnisse zwischen Sportveranstalter und Verbandsoffiziellen Schieds- oder Wettkampfrichter und weitere Verbandsoffizielle werden von den Sportverbänden entsandt, um im Bereich des organisierten Sports als unparteiische Instanz den sportlichen Wettkampf zu lenken und zu leiten, aber auch, um verbandseigene Sicherheitsmaßgaben zu implementieren und zu kontrollieren. Um die mitunter auch haftungsrechtlich relevante Rechtsbeziehung des Sportveranstalters zu den Verbandsoffiziellen zu untersuchen, erscheint es notwendig, zwischen dem entsendenden Sportverband als Veranstalter einerseits und einem Dritten, beispielsweise einem Club, als Sportveranstalter andererseits zu differenzieren. a) Das Rechtsverhältnis zwischen Verbandsoffiziellem und Sportverband Verbandsoffizielle922 wie Schieds- oder Wettkampfrichter sind typischerweise Mitglied eines verbandsangehörigen Sportvereins.923 Ein unmittelbares vereinsrechtliches Verhältnis zum Sportverband besteht hingegen nicht. Übernimmt der Offizielle die Leitung des Wettkampfs oder eine sonstige Aufgabe im Kontext der Sportveranstaltung, kann die mittelbare Verbandsmitgliedschaft nicht als Rechtsgrundlage der Ausübung dieser Tätigkeit herangezogen werden.924 Denn über den Bereich allgemeiner Treuepflichten hinaus lassen sich aus diesem Verhältnis Rechtspflichten kaum einmal begründen. Eine pflichtenbegründende Sonderbeziehung zwischen Sportverband und Offiziellem lässt sich zumindest im organisierten Sportbetrieb jedoch nicht bestreiten.925 922

Die Rechtsbeziehungen zwischen Verbandsoffiziellen und Sportverband können im Einzelfall höchst unterschiedlich ausgestaltet sein. Die folgenden Ausführungen orientieren sich, in Anknüpfung an den Schwerpunkt der bisherigen rechtswissenschaftlichen Diskussion, an der Stellung des Schiedsrichters im Fußballsport. 923 Siehe für den organisierten Fußballsport § 1 S. 3 der DFB-SchiedsrichterO. Vgl. ferner Dippel, Rassismus, S. 145; Heermann, in: WFV (Hrsg.), Der Schiedsrichter im Spannungsfeld, S. 45 (50). 924 Auch aus der Mitgliedschaft im Sportverein allein lässt sich eine Pflicht des Verbandsoffiziellen zur Wettkampfleitung nicht herleiten, vgl. Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 57. Zustimmend Dippel, Rassismus, S. 145 Fn. 502; Menke, Schiedsrichter, S. 4. 925 Anderes gilt unter Umständen im Rahmen sportlicher Wettkämpfe außerhalb des organisierten Sportbetriebs. Sofern insbesondere im reinen Freizeit- und Vergnügungsbetrieb die Wettkampfentscheidungen nicht von den teilnehmenden Athleten selbst getroffen werden, wird der Einsatz eines Schieds- oder Wettkampfrichters mangels Rechtsbindungswillens eine bloße Gefälligkeit bleiben, Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 59. Ebenso Dippel, Rassismus, S. 146 Fn. 505.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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Zu bedeutsam ist die Funktion des Wettkampfrichters schon für den Verband, welcher über den Einsatz seiner Offiziellen dem spiel- und sportspezifischen Bereich seiner Verbandsnormen zur unmittelbaren Geltung und Anwendung verhilft, auf diese Weise den regelgebundenen und damit ordnungsgemäßen Wettkampf als Einheit des Leistungsvergleichs gewährleistet und damit einen erheblichen Teil seines autonomen Selbstzwecks verwirklicht. Aus diesem Grund wird der Offizielle durch den Abschluss eines Regelanerkennungsvertrages in Form der Lizenzerteilung den Satzungen und Ordnungen, insbesondere den spezifischen Schieds- und Wettkampfrichterordnungen, des herrschenden Sportverbands unterworfen.926 Der Schiedsrichter verpflichtet sich zum regelmäßigen Besuch einschlägiger Fortbildungsveranstaltungen und, je nach Grad der Professionalisierung und den Gegebenheiten der konkreten Sportart, zu sportlichem Training und einem angemessenen Lebenswandel.927 In der Erteilung der Schieds- oder Wettkampfrichterlizenz manifestiert sich die (beschränkte)928 Erlaubnis, im Hoheits- und Organisationsbereich des Sportverbandes Wettkämpfe in Übereinstimmung mit den jeweiligen Spiel- und Sportregeln zu leiten und dabei eine autonom-verbindliche Entscheidungskompetenz wahrzunehmen. Seitens des Offiziellen liegt dem Rechtsverhältnis die Erklärung zugrunde, eine unbestimmte Zahl noch nicht näher konkretisierter Wettkämpfe zu leiten.929 Ein einklagbarer Anspruch des Verbandes auf die Leitung einzelner Wettkämpfe erwächst aus der Lizensierung für sich jedoch nicht.930 Vielmehr bedarf es hierzu der vertraglichen Einzelabrede zwischen Offiziellem und Sportverband.931 Dem Lizenzvertrag kommt für sich genommen ein rein potestativer Charakter zu. Es handelt sich vordergründig um einen Rahmenvertrag,932 welcher der Vorbereitung und dem 926 In verschiedenen Sportarten ist die Schiedsrichterlizenz in einem Schiedsrichterausweis verbrieft. Für den Fußballsport wird dieser von den einzelnen Landesverbänden ausgestellt. Der Erwerb ist mit einer entsprechenden Ausbildung und Prüfung verknüpft, vgl. § 13 HmbFVSchiedsrichterO. 927 Vgl. beispielhaft § 7 Abs. 2 der DFB-SchiedsrichterO. Es zeigt sich: In vielen Sportarten sind es nicht nur die Athleten selbst, die aktiv Sport treiben. 928 Die Erlaubnis kann sich beispielsweise auf bestimmte Leistungsklassen beziehen. 929 Dippel, Rassismus, S. 146; Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 59. 930 Dippel, Rassismus, S. 147; Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 59, 61. Dass dem Verband kein durchsetzbarer Anspruch auf die Leitung eines einzelnen Wettkampfs zusteht, ergibt sich für den Fußballsport schon aus einem Umkehrschluss zu § 7 der DFB-SchiedsrichterO. Eine Verpflichtung zur Leitung einzelner Begegnungen sucht man im Pflichtenkatalog der Norm vergebens. 931 Ebenso Dippel, Rassismus, S. 145 ff.; Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 60 ff.; Menke, Schiedsrichter, S. 4. Auch Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 339, erkennt neben dem Lizenzvertrag ein zweites Rechtsverhältnis, nicht jedoch diverse Einzelverträge. A.A. hingegen Pfister, in: WFV (Hrsg.), Schriftenreihe Nr. 25, S. 61 (62), der in der Zuweisung konkreter Wettkämpfe an den Schiedsrichter lediglich die Ausfüllung des dem bereits mit der Lizenzerteilung geschlossenen Auftragsverhältnisses erblickt. Ebenso ders., in: FS Gitter, S. 731 (738 Fn. 32), und ferner Hohl, SpuRt 1995, 115. 932 Allgemein zum Typus des Rahmenvertrags Busche, in: MüKo, vor § 145 Rn. 41.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Abschluss diverser Einzelverträge im Rahmen einer dauerhaften Geschäftsbeziehung zwischen Verband und Wettkampfrichter dient.933 Durch die Einzelabrede verpflichtet sich der Schieds- oder Wettkampfrichter zur Leitung des Wettkampfgeschehens entsprechend den einschlägigen Spiel- und Sportregeln der Verbände.934 Hinzu treten oftmals spezifische Kontrollpflichten, welche die Sicherheit der Beteiligten, insbesondere der teilnehmenden Athleten im Auge haben.935 Für die rechtliche Typisierung der jeweiligen Einzelverträge erscheint es geboten, entlang der tatsächlichen Vergütungsstruktur für Verbandsoffizielle zwischen dem hoch professionalisierten Spitzen- und dem weniger professionalisierten Amateursport zu differenzieren. Wo den Schieds- und Wettkampfrichtern lediglich Ersatz getätigter Aufwendungen936 gewährt wird, begründet die einzelne Verpflichtungsabrede ein Auftragsverhältnis im Sinne der §§ 662 ff. BGB.937 Werden die Leistungen der Offiziellen jedoch entgeltlich vergütet, wie beispielsweise im Betrieb der Fußballbundesligen,938 so liegt es nahe, die einzelnen Rechtsverhältnisse zum Sportverband als Geschäftsbesorgungsvertrag mit dienstvertraglichen Elementen nach den §§ 611, 675 BGB zu klassifizieren.939

933

Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 60 f. In seiner rechtlichen Ausgestaltung ähnelt der Rahmenvertrag zwischen Sportverband und Verbandsoffiziellem typischerweise dem Auftragsverhältnis i.S.d. §§ 662 ff. BGB, Dippel, Rassismus, S. 147; Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 61 ff. Ein durch den Verband gewährtes Entgelt bezieht sich auf die Leitung eines konkreten Wettkampfs und ist somit nicht Bestandteil der rahmenvertraglichen Lizenzabrede. 934 Vgl. Heermann, in: WFV (Hrsg.), Der Schiedsrichter im Spannungsfeld, S. 45 (54). 935 Die Schiedsrichterpflichten konkretisieren sich regelmäßig durch die einschlägigen Verbandsstatuten. Vgl. zu den Pflichten des Verbandsoffiziellen als Sicherheitsträgers noch die Ausführungen unten, § 4 B.II. 936 Beispielsweise Ersatz für Anfahrts- und Verpflegungskosten. 937 Dippel, Rassismus, S. 149; Eufe, SpuRt 2006, 12 (13); Heerman, in: WFV (Hrsg.), Der Schiedsrichter im Spannungsfeld, S. 45 (51); ders., Haftung im Sport, S. 243; Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 65 ff.; Pfister, in: WFV (Hrsg.), Schriftenreihe Nr. 25, S. 61 (62); ders., in: FS Gitter, S. 731 (738 Fn. 32). 938 So erhalten Schiedsrichter im Betrieb der Fußballbundesliga ab der Saison 2016/17 neben einem Entgelt von E 3.800 pro Spielleitungseinsatz einen festen Betrag von bis zu E 75.000, so die Informationen des DFB zur Schiedsrichtervergütung, vgl. http://www.dfb.de/ die-mannschaft/news-detail/bessere-rahmenbedingungen-fuer-spitzen-schiedsrichter-43091/ (Stand: 04. 11. 2015). 939 Dippel, Rassismus, S. 148 f.; Eufe, SpuRt 2006, 12 (13); Fritzweiler, in: Fritzweiler/ Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 339; Heermann, Causa Sport 2005, 4 (5); ders., in: WFV (Hrsg.), Der Schiedsrichter im Spannungsfeld, S. 45 (51); ders., Haftung im Sport, S. 243; Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 73 ff.; Pfister, in: FS Gitter, S. 731 (738 Fn. 32). Mangels Dauerhaftigkeit des Dienstverhältnisses handelt es sich freilich nicht um ein Arbeitsverhältnis zwischen Schiedsrichter und Verband, Dippel, Rassismus, S. 148 f.; Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 77 f. A.A hingegen von Menke, Schiedsrichter, S. 4. Kritisch zur Auffassung Menkes hingegen Heermann., in: WFV (Hrsg.), Der Schiedsrichter im Spannungsfeld, S. 45 (51).

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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b) Das Rechtsverhältnis zwischen Verbandsoffiziellem und einem Dritten als Veranstalter Zwischen einem Verbandsoffiziellem und Clubs, Sportlern oder einem sonstigen Dritten bestehen im verbandsmäßig organisierten Sportbetrieb keine unmittelbaren vertraglichen Rechtsbeziehungen. Zur Leitung des Wettkampfgeschehens ist der Schiedsrichter ausschließlich dem Verband aus dem bereits dargestellten Einzelrechtsverhältnis verpflichtet.940 Ein besonderer Schutz- und Fürsorgeanspruch gegen den Veranstalter, der nicht zugleich jener Verband ist, könnte hingegen ausschließlich nach den Grundsätzen des Schuldverhältnisses mit Schutzwirkung zugunsten Dritter941 konstruiert werden.942 Infrage steht die Schutzwirkung des Rechtsverhältnisses zwischen Sportverband und Veranstalter, sei dies vertraglicher oder vereinsrechtlicher Natur.943 So lassen sich wohl weder die Nähe des Verbandsoffiziellen zur Leistungspflicht des Sportveranstalters gegenüber dem Sportverband, noch ein grundsätzliches Interesse des Sportverbands an einem umfassenden Integritätsschutz der nicht nur durch Lizenz- und Einzelvertrag in doppelter Hinsicht mit ihm verbundenen, sondern auch als Hüter der autonom gesetzten Sportregeln im Streben nach sportlichem Wettkampf unverzichtbaren Schieds- und Wettkampfrichter negieren.944 Freilich fehlt es regelmäßig an einem entsprechenden Schutzbedürfnis des Offiziellen, so dass es einer auf Treu und Glauben gestützten Rechtsfortbildung945 nicht bedarf. Denn es erwächst dem Verbandsoffiziellen im Falle der Verletzung entsprechender Fürsorgeverpflichtungen des ausrichtenden Veranstalters ein originärer Ersatzanspruch gegen den Verband.946 Jener ist seinen Offiziellen aus der einzelvertraglichen Abrede über den Einsatz im Rahmen einer konkreten Wettkampfveranstaltung selbst zu Schutz und Fürsorge im Sinne des § 241 Abs. 2 BGB verpflichtet. Zur Erfüllung dieser Rechtspflichten bedient sich der Verband seinerseits des Ausrichters, wenn er diesen vermittels vertraglicher oder verbandsrechtlicher Vorschriften zum Schutz der Of-

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Siehe hierzu die Ausführungen oben § 4 A.I.4.a). Allgemein zu den Voraussetzungen des Vertrags mit Schutzwirkung zugunsten Dritter oben, § 3 B. 942 Ein echter Vertrag zugunsten Dritter i.S.d. § 328 Abs. 1 BGB besteht hingegen nicht, lässt sich den einschlägigen Verbandsstatuten doch nicht der Wille der Beteiligten entnehmen, dem Offiziellen selbst einen einklagbaren Leistungsanspruch gegen den Veranstalter einzuräumen, Dippel, Rassismus, S. 150; Hohl, SpuRt 1995, 115 (116). 943 Vgl. zur Frage der drittschützenden Wirkung des mitgliedschaftsrechtlichen Rechtsverhältnisses bereits die Diskussion und Nachweise oben, § 4 A.I.1.a)aa). 944 Vgl. Dippel, Rassismus, S. 151; Hohl, SpuRt 1995, 115 (116). 945 Zur rechtsdogmatischen Grundlage des Vertrags mit Schutzwirkung zugunsten Dritter siehe unter Fn. 477. 946 Siehe hierzu noch unter § 4 B.I.3. 941

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

fiziellen anhält und diese Fürsorgepflicht im Einzelnen ausgestaltet.947 Ein haftungsbegründendes Verhalten des Ausrichters als seines Erfüllungsgehilfen muss der Verband gemäß der Vorschrift des § 278 S. 1 BGB nunmehr gegen sich gelten lassen. Für eine Schutzkonstruktion zugunsten des Verbandsoffiziellen besteht mithin kein Raum.948 Andererseits übernimmt der Schieds- oder Wettkampfrichter typischerweise spezifische Sicherheitsaufgaben zum Schutze der Athleten und auch der Zuschauer des sportlichen Wettkampfs, die nach den dargestellten Grundsätzen allgemeiner Verkehrspflichtendogmatik originärerweise in den Verantwortungsbereich des Veranstalters selbst fielen. Ein Rechtsverhältnis des Veranstalters zum Offiziellen wird hierdurch zwar nicht begründet, denn dieser wird ausschließlich aufgrund der vertraglichen Abrede mit dem Sportverband tätig. Im Verhältnis zu den Gläubigern des Sportveranstalters lässt sich jedoch der Offizielle in diesem Sinne als Gehilfe bei der Erfüllung schuldrechtlicher Sicherungspflichten einordnen.949 Eine Verletzung jener Sicherungs- und Fürsorgepflichten durch den Offiziellen begründen über die Norm des § 278 S. 1 BGB folglich zugleich eine Haftung des Veranstalters.950 5. Die Rechtsverhältnisse zwischen Sportveranstalter und Eigentümern oder Betreibern der Sportstätten Die Sportstätten als Ort des sportlichen Wettkampfs stehen kaum einmal im Eigentum des Sportveranstalters selbst, sondern werden diesem für den Veranstaltungszweck regelmäßig aufgrund eines Sportstättennutzungsverhältnisses von einem Dritten, oftmals einer Körperschaft des öffentlichen Rechts oder einem privaten Stadionbetreiber, überlassen.951 Eine Typisierung des Nutzungsvertrags be947

Dippel, Rassismus, S. 151 f.; Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 37 (39).Vgl. bspw. für den Fußballsport § 11 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; § 3 Abs. 2 Nr. 1 der RL zur Ligaverband-SpielO. 948 Im Ergebnis ebenso Dippel, Rassismus, S. 151 f. Demgegenüber geht Hohl, SpuRt 1995, 115 (116), von einer Schutzwirkung des Rechtsverhältnisses zwischen Verband und Veranstalter mit Schutzwirkung zugunsten des Schiedsrichters aus, ohne dessen Schutzbedürftigkeit zu thematisieren. Ebenso Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (31); Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (39 f.); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (90 f.). 949 Dass der Veranstalter selbst keinen Einfluss auf die Auswahl des konkreten Schiedsoder Wettkampfrichters nehmen kann, ist dem nicht abträglich. Die Haftungszurechnung ist bereits dort begründet, wo die Hilfsperson mit dem Willen des Schuldners tätig wird, vgl. Unberath, in: Bamberger/Roth, § 278 Rn. 15. Ein solcher Wille lässt sich aus dem verbandsrechtlichen Verhältnis des Veranstalters zum Sportverband begründen, wonach Letzterer dem Veranstalter gegenüber zur Entsendung der Verbandsoffiziellen verpflichtet ist. 950 Siehe hierzu noch die Ausführungen unten, § 4 A.IV.1. 951 Vgl. hierzu schon die Ausführungen oben, § 1 B.IV. Ein Sportstättennutzungsvertrag kann außerhalb des organisierten Sportbetriebs auch unmittelbar mit dem einzelnen Sportler zustande kommen, z. B. bei der Anmietung eines Tennisplatzes. Für das Sportveranstalterhaftungsrecht sind diese Vertragskonstellationen jedoch kaum von Bedeutung.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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reitet aufgrund der Vielgestaltigkeit einschlägiger Fallgestaltungen Probleme.952 Vertragliche Hauptleistungspflicht des Eigentümers oder Betreibers der Sportstätte ist jedenfalls die Einräumung der vereinbarten Möglichkeit zur Nutzung mitsamt der dazugehörigen, für den Sport- und den Veranstaltungsbetrieb notwendigen Einrichtungen und Gerätschaften.953 Die nähere Ausgestaltung steht nach den Grundsätzen allgemeiner Vertragsfreiheit im Ermessen der beteiligten Parteien. Orientierung bieten einmal mehr gesetzlich normierte „Regeltypen“. In diesem Sinne kann das Sportstättennutzungsverhältnis auszurichten sein nach dem Recht der Miete (§§ 535 ff. BGB) oder der Pacht (§§ 581 ff. BGB).954 Zielt die Parteiabrede nicht bloß auf die Nutzung der Sportstätte zur Durchführung des Wettkampfes ab, sondern sollen darüber hinaus auch Früchte gezogen werden, beispielsweise durch den Betrieb sportstätteneigener Anlagen wie einer Gast- und Bewirtungseinrichtung, so wird das Rechtsverhältnis als Pachtvertrag zu charakterisieren sein.955 Bei einer unentgeltlichen Gebrauchsüberlassung steht die Einordnung als Leihvertrag (§§ 598 ff. BGB) in Frage.956 952 Zur Typisierung der privatrechtlichen Sportstättennutzungsverhältnisse Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 111 ff., 129 ff. 953 Begrifflich ordnet Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 105, den Sportstättennutzungsvertrag daher den Gestattungsverträgen zu. Auch der Sportstättennutzungsvertrag kann jedoch im Einzelfall von einer Vielfalt weiterer (Neben-)Pflichten geprägt sein. Der Betrieb der Anlage während des Zeitraums der Veranstaltung, Auf- und Abbau bestimmter Sportgeräte oder Dienstleistungen im Bereich der Hospitality und Gästepflege können zusätzlich zum Gegenstand des Rechtsverhältnisses gemacht werden. Die Rechtsnatur des Sportstättennutzungsvertrages ist dort nach den Grundsätzen zur Behandlung typengemischter Verträge zu bestimmen. Vgl. zu den gemischten Verträgen bereits die Nachweise in Fn. 845. 954 Eine rechtsunverbindliche Gefälligkeit ist die Gebrauchsüberlassung an einen Sportveranstalter hingegen regelmäßig nicht. Berücksichtigt man, dass die Verfügbarkeit einer spezifischen Sportstätte ein wichtiges Element im planerischen und organisatorischen Gesamtkonzept des Sportveranstalters darstellt, so lässt sich ein Rechtsbindungswille der Beteiligten regelmäßig begründen. Die unentgeltliche Nutzung einer Sportstätte im nicht organisierten Sportbetrieb weist hingegen typischerweise keinen rechtsgeschäftlichen Charakter auf, vgl. Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 126 ff. 955 Vgl. zur Abgrenzung von Miete und Pacht im Einzelnen Ehlert, in: Bamberger/Roth, § 535 Rn. 17 ff.; Häublein, in: MüKo, vor § 535 Rn. 2 ff. Erblickt man bereits in der Sportausübung als solcher die Fruchtziehung der Sportstätte, ließe sich eine Differenzierung von Miete und Pacht hinsichtlich des Sportstättennutzungsvertrags auch danach vornehmen, ob die Sportstätte bereits ohne zusätzliche Maßnahmen des Vertragspartners unmittelbar zur Wettkampfdurchführung genutzt werden kann (Pacht) oder ob weitere bauliche Maßnahmen oder spezifische Anschaffungen von Nöten sind (Miete), so etwa Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 70; Dippel, Rassismus, S. 164 Fn. 569. Denn von einem Pachtvertrag kann nur ausgegangen werden, wenn der Vertragsgegenstand bereits bei Vertragsschluss nach seiner Art, Ausstattung, Beschaffenheit oder Einrichtung geeignet ist, als Ertragsquelle zu dienen, Häublein, in: MüKo, vor § 535 Rn. 5 m.w.N. Da gemäß § 581 Abs. 2 BGB auf den Pachtvertrag weitgehend die Vorschriften des Mietrechts entsprechend anzuwenden sind, kommt der Abgrenzung zwischen Miete und Pacht vorliegend jedoch keine gesteigerte Bedeutung zu. 956 Ein unentgeltliches Sportstättennutzungsverhältnis kommt insbesondere zwischen öffentlicher Hand und Vereinen des Amateursports in Betracht, vgl. Sengle, in: WFV (Hrsg.), Das

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Besonderheiten ergeben sich für den Sportstättennutzungsvertrag mit einem Träger der öffentlichen Hand. Denn grundsätzlich stehen dem Verwaltungsträger in Erfüllung seiner öffentlichen Aufgaben sowohl das Regime des öffentlichen als auch jenes des Privatrechts zur Verfügung.957 Dies gilt auch für die Ausgestaltung eines Rechtsverhältnisses zur Nutzung einer öffentlichen Sportstätte.958 Wo die Verwaltung auf den öffentlich-rechtlichen Vertrag als Form des Verwaltungshandelns zurückgreift, kommen nach den entsprechenden Vorschriften der Verwaltungsverfahrensgesetze der Länder die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches ergänzend zur Anwendung.959 Für den Zweck der vorliegenden Untersuchung ist die Unterscheidung damit nicht von gesteigerter Relevanz.960 6. Die Rechtsverhältnisse zwischen Sportveranstalter und sonstigen Beteiligten Insbesondere um große, von Kommerzialisierung und Massenverwertung geprägte Sportveranstaltungen besteht ein dicht gewobenes Netz an unterschiedlichen Rechtsbeziehungen diverser sonstiger Beteiligter mit dem Sportveranstalter. Hier bedient sich der Sportveranstalter zur Schaffung der organisatorischen Grundlagen und Rahmenbedingungen der Sportveranstaltung regelmäßig einer Vielzahl von Recht der Sportstätte, S. 7 (19). In Hamburg beispielsweise werden Sportstätten der öffentlichen Hand gem. § 3 Abs. 6 der Dienstvorschrift Nutzungsentgelte der Bezirksämter für „Veranstaltungen durch anerkannte Vereine und Verbände des Amateursports zu amateursportlichen Zwecken“ generell unentgeltlich mittels öffentlich-rechtlichem Nutzungsvertrag zur Verfügung gestellt. Vgl. auch § 2 Abs. 1 Alt. 2 des (öffentlich-rechtlichen) Überlassungsund Nutzungsmustervertrags bei Partikel, Formularbuch, S. 197: „Die Überlassung des Vertragsgegenstandes erfolgt unentgeltlich, sofern und solange die Nutzung für den Amateursport erfolgt und der Sportverein gemeinnützig ist“. Um eine Form der unverbindlichen Gebrauchsüberlassung handelt es sich trotz Unentgeltlichkeit freilich nicht, vgl. Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 134. 957 Lehre von der „Formenwahlfreiheit“ der Verwaltung, Erbguth, Verwaltungsrecht AT, S. 458 f.; Ipsen, Verwaltungsrecht AT, S. 54 f. Öffentlich-rechtlichen Legitimationsvorgaben, beispielsweise einer Bindung an die Grundrechte, kann sich die Verwaltung jedoch auch durch die Handlungsform des „Verwaltungsprivatrechts“ nicht entziehen, vgl. Ipsen, Verwaltungsrecht AT, S. 56 f. 958 Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 91, 106 ff.; Schneider, NJW 1962, 705 f.; Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 79. Hingegen soll nach der – ursprünglich für das Recht der Subventionsvergabe entwickelten – Zwei-Stufen-Theorie die Entscheidung über das Bestehen eines Nutzungsanspruchs, also die Zulassung einer Nutzung als solche, stets nach den Grundsätzen des öffentlichen Rechts zu treffen sein, Erbguth, Verwaltungsrecht AT, S. 462 f. Anderes gilt auch nicht dort, wo im Wege der formellen Organisationsprivatisierung (Schoch, DVBl. 1994, 962) ein Rechtssubjekt des privaten Rechts zur Aufgabenerfüllung eingeschaltet wird. Beispiel: Verwaltung und Betrieb des Berliner Olympiastadions werden von der Olympiastadion Berlin GmbH wahrgenommen, deren alleinige Gesellschafterin das Land Berlin ist. Das Nutzungsverhältnis selbst ist hier freilich zwingend privatrechtlich auszugestalten, vgl. Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 91 f. 959 Vgl. bspw. § 62 S. 2 HmbVwVfG. 960 Im Ergebnis ebenso Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 81 ff.

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Angestellten961 und Dienstleistern.962 Die entsprechenden Rechtsverhältnisse sind zumeist als einfache Dienstverträge im Sinne der §§ 611 ff. BGB, oder als Arbeitsverträge,963 bisweilen auch als Werkverträge gemäß den §§ 631 ff. BGB einzuordnen.964 Bei Sportveranstaltungen im Amateurbereich kommen demgegenüber typischerweise Vereinsmitglieder und ehrenamtliche Helfer zum Einsatz. Ob zwischen diesen und dem Sportveranstalter über die unverbindliche Gefälligkeitsbeziehung oder die vereinsrechtliche Mitgliedschaft965 hinaus besondere Rechtsverhältnisse mit gegenseitigen Rechten und Pflichten begründet sind, muss für den jeweiligen Einzelfall anhand der konkreten Parteiinteressen festgestellt werden.966 Vertragliche Beziehungen bestehen auch zwischen dem Sportveranstalter und Medien, Sponsoren oder Rechtevermarktern. Während der Verwertungsvertrag als Pachtvertrag im Sinne der §§ 581 ff. BGB zu sehen ist – besteht die Leistung des Veranstalters doch in der Überlassung eines Rechts an der gesamten Veranstaltung zur weiteren Verwertung gegen die Zahlung eines Entgelt967 – sind insbesondere Werbeleistungs- und Sponsoringverträge nur schwer zu typisieren. Zu groß ist die Bandbreite möglicher Vertragsgestaltungen, von an das Mäzenatentum grenzenden Abreden einerseits, bis hin zu solchen, die wirtschaftlichen Interessen eines Sponsors verbriefenden Formen des Austauschvertrages andererseits.968 Auch der Leistungsgegenstand kann vielfältiger Art sein, von der Vergabe eines Werberechts an materiellen oder immateriellen Rechtsgütern, bis hin zu bloßen Dienstleistungen oder der Herstellung eines Werks durch den Sponsoringempfänger.969 Je nachdem muss der Sponsoringvertrag im Einzelfall als Vertragskonstrukt mit überwiegend pacht-, dienst- oder werkvertraglichen Einschlägen gewürdigt werden.970

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Beispiel: Stadionsprecher, Fanbeauftragter. Beispiel: Sicherheits- und Ordnungsdienste. Seltener handelt es sich bei den Ordnern und Stewards auch um Angestellte des Veranstalters selbst. 963 Zur rechtlichen Abgrenzung von einfachen Dienst- und Arbeitsverhältnissen vgl. die Nachweise oben, Fn. 851. 964 Zur rechtlichen Abgrenzung von Dienst- und Werkverträgen vgl. die Nachweise oben, Fn. 839. 965 Siehe zur Mitgliedschaft als Rechtsverhältnis bereits oben, § 4 A.I.1.a). 966 Zur Abgrenzung von Schuldverhältnis und bloßer Gefälligkeit vgl. bereits die Ausführungen oben, § 4 A.I.1.b)cc). 967 Zur Rechtsnatur des Fernseh-Verwertungsvertrages siehe Fritzweiler, in: Fritzweiler/ Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 388; Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 462. 968 Vgl. Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 341 f. Siehe auch Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 222. 969 Vgl. hierzu insbesondere die Ausführungen von Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 287 ff. 970 Vgl. Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 354 ff. 962

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

II. Die Verkehrspflichtenhaftung des Sportveranstalters Die rechtsdogmatische Relevanz der Verkehrspflichten für die vertragliche und außervertragliche Haftung des Sportveranstalters wurde an anderer Stelle dieser Arbeit bereits dargetan.971 Es verwundert daher nicht, dass die Verkehrspflichtenhaftung den bisherigen Diskurs um die zivilrechtliche Verantwortlichkeit des Sportveranstalters dominiert. In diesem Sinne gilt es im Folgenden, die bisherigen Ansätze aufzuarbeiten und dort, wo sich die Notwendigkeit ergibt, fortzuentwickeln. Hierzu bietet es sich an, die bereits vorgenommene grundsätzliche Differenzierung zwischen den Sphären des Sportlichen und des Veranstalterischen beizubehalten und die Verkehrspflichtenverantwortlichkeit des Sportveranstalters für beide Bereiche getrennt voneinander zu behandeln. Denn eine Haftung für die Verletzung von Verkehrspflichten zum Schutz vor Sportunfällen muss zwingendermaßen die besondere Risikoverteilung im Sport berücksichtigen. Demgegenüber realisiert sich im Sportveranstaltungsunfall972 ein allgemeines Lebensrisiko, so dass die gesonderte Würdigung beider Konstellationen zweckmäßig erscheint.973 1. Die Verkehrspflichtenhaftung des Sportveranstalters für Sportunfälle Auch für die Untersuchung und Darstellung der Verkehrspflichtenhaftung des Sportveranstalters für ein Sportunfallgeschehen lassen sich zwei Konstellationen voneinander unterscheiden. Bevor auf die Wettkampfsicherungspflichten des Sportveranstalters einzugehen ist, wird hier die Geschäftsherrnhaftung des Sportveranstalters für ein haftungsrelevantes Fehlverhalten der am Wettkampf beteiligten Athleten untereinander untersucht und sich der Sportveranstalterhaftung auf diese Weise vom Kern der Sportveranstaltung her – dem sportlichen Treiben selbst – genähert. Dabei handelt es sich freilich um einen Themenkomplex, welcher mit wenigen Ausnahmen in der haftungsrechtlichen Auseinandersetzung mit den Fragen der Sportveranstalterhaftung bislang kaum einmal Beachtung findet.974 971

Siehe unter § 3 C.I. Siehe zur Terminologie bereits unter Fn. 366. 973 Dabei wird eine Differenzierung zwischen der Verkehrspflichtenhaftung im schuldrechtlichen und im deliktischen Gewand im Folgenden nicht vorgenommen. Vgl. zu den Verkehrspflichten als Bestandteil der schuldrechtlichen Schutzpflichtenkonzeption des § 241 Abs. 2 BGB die Nachweise unter Fn. 524. 974 Vgl. beispielhaft Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 535. Hier findet sich im Abschnitt der Haftung des Sportveranstalters für Sportunfälle ein einziger Hinweis auf eine Geschäftsherrnhaftung: „Sie [die Vereine und Verbände als Sportveranstalter] haften […] für ihre Angestellten über §§ 278, 831 BGB“. Eine Ausnahme bildet hingegen die jüngst publizierte Dissertation von Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, 2013, in welcher ebenfalls die fehlende Auseinandersetzung mit dieser Thematik beklagt wird (S. 1 Fn. 1). Zumindest angesprochen wird die Geschäftsherrnhaftung des Veranstalters von Grunsky, Sportregeln, S. 34 f.; Jedamzik, in: Kauerhof/Zebisch/Nagel (Hrsg.), Zuschauer als Störer, S. 105 (108 f.); Looschelders, JR 2000, 265 (272 f.); Pfister, in: FS Lorenz, S. 171 (188). 972

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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a) Die Geschäftsherrnhaftung des Sportveranstalters für ein Fehlverhalten des Sportlers im sportlichen Wettkampf Verletzt ein Athlet im sportlichen Wettkampf einen Konkurrenten, so stellt sich die Frage einer haftungsrechtlichen Verantwortlichkeit des Sportveranstalters – nicht nur im Sinne einer Zurechnung des Verhaltens des Sportlers,975 sondern gleichsam für die Verletzung eigener (Verkehrs-)Sicherungspflichten. Normativer Anknüpfungspunkt ist die Haftung für den Verrichtungsgehilfen nach § 831 Abs. 1 BGB: Ist eine Hilfsperson als Verrichtungsgehilfe bestellt und fügt diese im Rahmen der ihr übertragenen Verrichtung einem Dritten rechtswidrig einen Schaden zu, so wird die Verletzung eigener Verkehrspflichten des Geschäftsherrn zur ordentlichen Auswahl, Instruktion oder Überwachung des Gehilfen vermutet.976 aa) Der Sportler als Verrichtungsgehilfe des Sportveranstalters Verrichtungsgehilfe im Sinne des § 831 Abs. 1 S. 1 BGB ist derjenige, dem von einem anderen, in dessen Einflussbereich er allgemein oder im konkreten Fall steht und zu dem eine gewisse Abhängigkeit gegeben ist, eine Tätigkeit übertragen worden ist.977 Das Merkmal der Abhängigkeit manifestiert sich zuvorderst in der Eingliederung in den Organisationsbereich des Geschäftsherrn und dessen Befugnis, Zeit, Umfang und sonstige Modalitäten der Beschäftigung des Verrichtungsgehilfen zu bestimmen oder diesem die Tätigkeit gar zu entziehen.978 Entscheidend ist – im Sinne des Verkehrsvertrauens als des teleologischen Fundaments der Verkehrspflichtendoktrin979 – das faktische Weisungsrecht des Prinzipals, nicht aber dessen wirksame Rechtsgrundlage.980 Ob der Sportler981 im organisierten Wettkampfsport als direktionsgebundener Verrichtungsgehilfe des Sportveranstalters qualifiziert werden kann, bleibt dem Rückschluss aus den konkreten Beziehungen und Rechtsverhältnissen der Beteiligten und deren inhaltlicher Ausgestaltung anheimgestellt. Einer abstrakt-typisierenden Einordnung bleiben hingegen Grenzen gesetzt. Zumindest aber lässt sich im 975

Siehe hierzu noch die Ausführungen unten, § 4 A.IV.1. Auf eine lehrbuchartige Darstellung der Anforderungen des § 831 Abs. 1 BGB wird hier verzichtet. Siehe für einen Überblick über Rechtsfragen des Tatbestands der Norm aber Brox/ Walker, Schuldrecht BT, S. 565 ff.; Deutsch/Ahrens, Deliktsrecht, S. 153 ff.; M. Fuchs/Pauker, Deliktsrecht, S 172 ff.; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 831 Rn. 10 ff. 977 Vgl. BGHZ 45, 311 (313); BGH, NJW 2009, 1740 (1741); Spindler, in: Bamberger/ Roth, § 831 Rn. 10; Sprau, in: Palandt, § 831 Rn. 5; Teichmann, in: Jauernig, § 831 Rn. 5. 978 BGHZ 45, 311 (313); BGH, NJW 2009, 1740 (1741); Spindler, in: Bamberger/Roth, § 831 Rn. 10, 12; Wagner, in: MüKo, § 831 Rn. 14. 979 Vgl. hierzu die Ausführungen oben, § 3 C. 980 Wagner, in: MüKo, § 831 Rn. 15. 981 Demgegenüber zur hier nicht weiter relevanten Frage der Qualifizierung des Clubs als Verrichtungsgehilfe des Verbands im Ligabetrieb der Mannschaftssportarten Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 115 ff. 976

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Anschluss an Schmitz982 feststellen, dass der Vereinssportler983 mangels faktischer Weisungsbefugnis typischerweise nicht als Verrichtungsgehilfe im Sinne des § 831 Abs. 1 S. 1 BGB, weder seines Clubs984 noch der zuständigen Verbandsorganisation,985 angesehen werden kann.986 Hinsichtlich der Sportler mit vertraglicher Bindung ist zu differenzieren. Jene, die sich als freie Unternehmer einem Club gegenüber zur Erbringung sportlicher Dienste verpflichtet haben – dies betrifft nach der bereits getroffenen Abgrenzung vorwiegend Athleten der Individualsportarten987 – sind diesen Clubs nicht als Verrichtungsgehilfen unterstellt. Denn weder sind sie hinsichtlich der Teilnahme an einzelnen Wettkampfveranstaltungen einem Weisungsrecht des Clubs unterworfen, noch sind sie in abhängigkeitsbegründender Weise in dessen Betriebsgefüge eingebunden.988 Anderes gilt hingegen für solche Sportler, die zugleich Arbeitnehmer

982

Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 58 ff., befasst sich ausführlich mit der Frage der Qualifizierung des Sportlers als Verrichtungsgehilfe der Clubs und Verbände im Fußball-, Basketball-, Handball- und Tennissport sowie in der Leichtathletik und beim Turnen. 983 Der Vereinssportler wird von Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 29 ff., dem Grunde nach als „Amateursportler“ bezeichnet. Vgl. zum Gebrauch des Amateurbegriffs zur Umschreibung des Rechtstatus des Athleten aber schon die kritische Würdigung oben, § 1 B.II. 984 A.A. zwar Grunsky, Sportregeln, S. 34. Ein Verhältnis der sozialen Abhängigkeit besteht zwischen Vereinssportler und Verein jedoch gerade nicht. Zwar erwachsen dem Athleten aus dem Mitgliedschaftsverhältnis korporationsrechtliche Pflichten (hierzu bereits oben, § 4 A.I.1.a)). Der Vereinssportler kann sich über den Vereinsaustritt dennoch jederzeit seinen Pflichten und jeglichem Einfluss des Vereins entziehen, Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 61. Mangels einer monopolistisch-organisierten Struktur des Sportvereinswesens besteht auch kein faktischer Zwang der Mitgliedschaft in einem bestimmten Verein zur organisierten Ausübung des Sports. 985 Eine Weisungsbefugnis könnte sich höchstens aus den Normen des Sportverbandswesens ergeben, welchen sich der Sportler vermittels einer Regalanerkennungsabrede mit dem Sportverband (siehe hierzu oben, § 4 A.I.1.c)) unterworfen hat. Zwar enthalten die Regelwerke typischerweise Vorschriften über Zulassung und Nichtzulassung (Sperre) des einzelnen Sportlers, denen der Gehalt einer Weisung im oben umschriebenen Sinne zugesprochen werden könnte. Jedoch handelt es sich bei diesen Vorschriften um einen „Ausdruck der reinen Autonomie des Sports“, so Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 81, die ihrerseits wiederum Ausdruck der kollektivierten Freiheit des Einzelnen ist (siehe hierzu ebenfalls schon oben, § 3 C.III.4.a)). Das System der Regeln des Sport-Typischen wird durch den einzelnen Sportler folglich mittelbar selbst gesetzt. Eine entsprechende Verbandsregel kann daher im Prinzip nicht als Weisung i.S.d. § 831 Abs. 1 S. 1 BGB gegenüber dem einzelnen Vereinssportler klassifiziert werden. Ebenso Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 81 f. 986 Ausführlich: Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 58 ff., 71 ff. 987 Vgl. hierzu die Nachweise oben, § 4 A.I.1.b)bb)(2). 988 Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 66 ff., hier anhand der konkreten Begebenheiten im Leichtathletik- und Tennissport. Vgl. an dieser Stelle auch erneut die Nachweise oben, Fn. 856, zur fehlenden Arbeitnehmereigenschaft des Individualsportlers mangels eines Abhängigkeitsverhältnisses. Das Argumentationsmuster verläuft insoweit parallel.

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ihres Clubs sind989 – vorrangig betrifft dies Athleten des berufsmäßig betriebenen Mannschaftssports.990 Schon aufgrund der besonderen Erfordernisse des Mannschaftssports ist der einzelne Athlet hier strukturell in das Mannschaftsgefüge eingebunden und in den organisatorischen Betrieb des Clubs integriert. Zeit, Ort und Inhalt der sportlichen Leistung in Training und Wettkampf unterliegen einem umfänglichen Weisungsrecht des Clubs.991 Auch hinsichtlich des allgemeinen Lebenswandels und der Vermarktung seiner Person stellt sich der Athlet hier in den Dienst des Clubs. Dieser bedient sich zu seinen Zwecken des Athleten.992 Vereinsspieler mit vertraglicher Bindung und Lizenzspieler, die ihren Sport als Arbeitnehmer eines Clubs ausüben, sind folglich typischerweise Verrichtungsgehilfen dieses Clubs.993 bb) Das haftungsrechtlich relevante Fehlverhalten des Sportlers Eine Haftung des Geschäftsherrn nach § 831 Abs. 1 BGB setzt voraus, dass der Verrichtungsgehilfe den objektiven Tatbestand einer unerlaubten Handlung rechtswidrig erfüllt hat. Das Verschulden des Verrichtungsgehilfen ist demgegenüber grundsätzlich nicht Voraussetzung der Geschäftsherrnhaftung.994 Unter Anwendung der Lehre des eingeschränkten Erfolgsunrechts995 wäre nunmehr jedoch eine Haftung 989

Grunsky, Sportregeln, S. 34. Regelmäßig geht die Arbeitnehmereigenschaft mit derjenigen des Verrichtungsgehilfen im Sinne des § 831 Abs. 1 S. 1 BGB einher, Sprau, in: Palandt, § 831 Rn. 6; Teichmann, in: Jauernig, § 831 Rn. 6; Wagner, in: MüKo, § 831 Rn. 14. 990 Vgl. zur Arbeitnehmereigenschaft von Athleten des berufsmäßig betriebenen Mannschaftssports die Nachweise oben, Fn. 854. 991 Ausführlich zum Ganzen am Beispiel des Fußballsports Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 62 ff., mit einem Verweis auf die entsprechenden Regelungen des DFB-Mustervertrags für Vertragsspieler. Im Ergebnis ebenso zur Verrichtungsgehilfeneigenschaft des Profifußballspielers Jedamzik, in: Kauerhof/Zebisch/Nagel (Hrsg.), Zuschauer als Störer, S. 105 (108 f.). Die Spieler der gegnerischen Mannschaft sind hingegen auch im Mannschaftssport nicht Verrichtungsgehilfen des Platzvereins, sondern, soweit eine Weisungsgebundenheit tatsächlich gegeben ist, ausschließlich solche des eigenen Clubs als ihres Arbeitgebers und Dienstherrn, vgl. Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (17); Reichert, Verbandsrecht, S. 644. 992 Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 64. 993 Angesichts der Bindung an die Direktiven des jeweiligen Clubs scheidet eine parallele Weisungsgebundenheit den Fachsportverbänden gegenüber zumindest im gewöhnlichen Ligabetrieb aus, zumal den Verbänden hier nicht die Befugnis gegeben ist, positiv über den Einsatz des einzelnen Sportlers im Mannschaftssport entscheiden zu können. Athleten mit arbeitsvertraglicher Bindung sind im Ligawettkampf damit nicht als Verrichtungsgehilfen der Sportverbände ihrer Fachsparten zu klassifizieren. Ausführlich hierzu Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 86 ff. Anderes mag im Rahmen eines Einsatzes in der Nationalmannschaft gelten, bei welchem der Verband den Club typischerweise aus der Stellung des weisungsberechtigten Geschäftsherrn verdrängt. 994 BGH, NJW 1996, 3205 (3207); Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 123; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 831 Rn. 23; Sprau, in: Palandt, § 831 Rn. 8. 995 Siehe hierzu bereits oben, § 3 C.I.2.

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des Geschäftsherrn auch dort begründet, wo dem Verrichtungsgehilfen eine unmittelbare Rechtsgutsverletzung trotz eines objektiv pflichtgemäßen Verhaltens des Gehilfen angelastet wird. Nach einer zumindest im Ergebnis herrschenden Auffassung ist die Haftung des Geschäftsherrn in diesem Fall zu beschränken.996 Der Geschäftsherr ist dann nicht in die Haftung aus § 831 Abs. 1 BGB zu nehmen, wenn ihm selbst, hätte er sich wie der Gehilfe verhalten, kein Schuldvorwurf gemacht werden könnte.997 Stellt man nun die Frage nach einem deliktischen Verhalten für den Lebenssachverhalt des Sports, so kann nicht unberücksichtigt bleiben, dass insbesondere im Rahmen kampfsportlicher998 Betätigung regelmäßig und geradezu typischerweise als Ausdruck sportautonomer Wertsetzungen999 Verhaltensweisen praktiziert werden, bei denen die Beteiligten den Pfad des allgemeinen Lebensrisikos verlassen, um sich freiwillig und bewusst ungleich höheren Gefahren für höchstpersönliche Rechtsgüter auszusetzen. Mit anderen Worten: Wer Sport ausübt, der nimmt billigend in Kauf, durch das Verhalten seiner Mitspieler einer erhöhten Gefahr ausgesetzt zu sein.1000 Diese Besonderheiten des Kampfsports machen eine spezifische, von den allgemeinen Maßgaben des Zivilhaftungsrechts abweichende Risikoverteilung für Rechtsgutsverletzungen unter den Teilnehmern sportlicher Wettkämpfe unerlässlich, möchte man den Kampfsport nicht schlechterdings verhindern.1001 Um diese Besonderheiten angemessen zu würdigen, den richtigen Anknüpfungspunkt für eine mögliche Haftungskorrektur in Form der sportspezifischen Risikozuweisung zu finden und damit letztendlich eine Aussage über ein die Geschäftsherrnhaftung des Sportveranstalters begründendes Fehlverhalten des Sportlers als seines Verrichtungsgehilfen treffen zu können,1002 ist es erforderlich, im Folgenden zwischen den 996 Vgl. etwa BGH, NJW 1996, 3205 (3207), und Sprau, in: Palandt, § 831 Rn. 8 (jeweils mit Bezug auf den Schutzzweck der Norm); Wagner, in: MüKo, § 831 Rn. 31 (unter Anwendung einer teleologischen Reduktion der Norm). 997 Ausführlich zum Ganzen Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 128 ff. 998 Siehe zu den Kampfsportarten oben, Fn. 256. 999 Zur Autonomie des Sports und der Begründung des Sport-Typischen oben, § 3 C.III.4.a). 1000 Anderes gilt mitunter für den Parallelsport, welcher bei regelkonformer Ausübung einen Körperkontakt unter den Beteiligten gerade nicht vorsieht. Siehe zur haftungsrechtlichen Relevanz der Mitspielerverletzung im Parallelsportbetrieb daher die gesonderten Ausführungen unten, § 4 A.II.1.a)bb)(4). 1001 Richtigerweise merkt Surminski, ZfV 1974, 180, an: „Der Gedanke an eine mögliche Haftung würde das Streben nach Höchstleistungen, das dem Sport eigentümlich ist, erheblich bremsen.“ Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 139, spricht dementsprechend von einer „Anpassung des Haftungsrechts an sportspezifische Eigenheiten“, Adolphsen, in: Adolphsen/ Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, von einem „Sporthaftungsprivileg“. Das Problem ist, wie Grunsky, Sportregeln, S. 6, mit dem Verweis auf eine rechtshistorische Untersuchung zu Sportunfällen nach römischem Recht bemerkt, „uralt“. 1002 Die besondere Risikoverteilung unter den Teilnehmern des Wettkampfsports als Ausdruck der Ausgleichsfunktion des Zivilhaftungsrechts zwischen den jeweiligen Interessen des Geschädigten und des Schädigers ist zumindest im Ergebnis ganz herrschende Meinung, vgl. im Einzelnen die Nachweise in den im Folgenden behandelten Fallgruppen. Der dog-

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Formen der Mitspielerverletzung aus einem regelkonformen Verhalten, der Schädigung durch einen gewöhnlichen Regelverstoß und jener aufgrund grober Regelüberschreitung zu differenzieren.1003 (1) Die haftungsrechtliche Relevanz der regelkonformen Mitspielerverletzung im Kampfsport Wo das Risiko einer Rechtsgutsverletzung durch einen anderen schon in der konkreten (sportlichen) Betätigung als solcher angelegt ist – der Fall ist dies bei sämtlichen Kampfsportarten, welche gerade auf die Überwindung und damit den kämpferischen Kontakt mit dem Gegner angelegt sind, nicht aber bei den Formen des parallel betriebenen Sports – dort erschiene es widersprüchlich, den Beteiligten das in der Grundkonzeption deliktischen Rechts angelegte Risiko der Haftung in vollem Umfang aufzuerlegen, soweit die jeweilige Sportart als solche dem Grunde nach nicht von der Rechtsordnung schlechthin verpönt ist.1004 Innerhalb dieser Grenzen, welche für das bürgerliche Recht zuvorderst in den Normen der §§ 134, 138 BGB ihren Ausdruck finden, ist die sportliche Betätigung von der Rechts- und Gesellschaftsordnung nicht nur geduldet, sondern unter Berücksichtigung präventionsmedizinischer, volkswirtschaftlicher und gesellschaftspolitischer Gesichtspunkte vielmehr erwünscht und wird deshalb gefördert.1005 Es wäre demnach unangemessen, die selbst unter Beachtung und Einhaltung der sportimmanenten Verhaltensanordnungen nicht zu vermeidenden Schädigungen an Rechtsgütern der Mitspieler1006 über matische Anknüpfungspunkt in der Systematik des § 823 Abs. 1 BGB bleibt hingegen strittig, so dass der Diskurs um die konkrete Begründung der Risikoverteilung auch die Haftung des Geschäftsherrn aus § 831 Abs. 1 BGB berührt. 1003 Kein taugliches Abgrenzungskriterium für eine differenzierte rechtliche Bewertung der Fallgruppen sind hingegen Art und Schwere des durch die Sportverletzung zugefügten Schadens selbst. Denn der Umfang der Verletzung als Folge des körperlichen Wettstreits liegt regelmäßig außerhalb der Einflussspähre des Schädigers, Teichmann, JA 1979, 293. Ebenso Buchberger, SpuRt 2013, 108; Looschelders, JR 2000, 265 (72); Scheffen, NJW 1990, 2658 (2659). Anders hingegen OLG Neustadt/Weinstr., MDR 1956, 548 (549). 1004 Vgl. auch Pfister, in: FS Lorenz, S. 171 (187). 1005 Wilms, JZ 2007, 95 (96). Freilich tangiert die sportliche Betätigung hierzulande kaum einmal die Grenze der Sittenwidrigkeit und mithin des zivilrechtlich Zulässigen, Grunsky, Sportregeln, S. 19 f. Ders., JZ 1975, 109 (110), nennt beispielhaft das Duell. Zeitgemäßer erscheint der Verweis auf das Paintball- und Gotchaspiel, welches heute nur unter Einhaltung strenger Voraussetzungen von der Rechtsordnung geduldet wird und lange Zeit per se verboten war, vgl. dazu Looschelders, JR 2000, 265 (273), und OLG Hamm, NJW 1997, 949 (950). Siehe im Übrigen OLG Köln, NJW 1993, 1498, zu einem verbotenen Wurfpfeilspiel. Teichmann, JA 1979, 347 (349), äußert Zweifel an der Zulässigkeit des Box- und sonstiger Kampfsportarten, welche die Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrtheit des Gegners zur Regel erheben. Kritisch zur Auffassung Teichmanns aber Looschelders, Mitverantwortlichkeit des Geschädigten, S. 448. 1006 Auch wenn in der praktischen Anwendung zumeist der gegnerische Mitspieler von einer Verletzungshandlung betroffen sein wird, lassen sich die hier dargestellten Grundsätze auch auf die Verletzung eines Teamkameraden übertragen. Vgl. auch Günther/Kern, VersR

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das Unrechtsurteil in einen Widerspruch zur objektiven Rechtsordnung zu setzen, obgleich sich die allgemein anerkannte und akzeptierte Sportart über diese Regelungen definiert und einen wesentlichen Teil ihres Reizes aus den risikobegründenden Faktoren des Kampfes und der Dynamik bezieht, wie sie in den einschlägigen Sportregelwerken statuiert sind.1007 Wäre das regelkonforme Verhalten eines Athleten haftungsrechtlich als Unrecht zu qualifizieren, hätte dies auch aus rechtsfolgenorientierter Perspektive widersprüchliche Folgen. Denn nur die nicht rechtswidrige Rechtsgutsbeeinträchtigung muss der Betroffene grundsätzlich hinnehmen und erdulden, während gegen die rechtswidrige, wenn auch möglicherweise schuldlos begangene Verletzungshandlungen Notwehr- und sonstige Abwehrrechte und Unterlassungsansprüche offen stehen. Dem durch regelgerechtes Spiel in seinen Rechtsgütern bedrohten Spieler Abwehrrechte oder gar einen vorbeugenden Unterlassungsanspruch zuzusprechen, würde den (Kampf-)Sportbetrieb seiner praktischen Durchführbarkeit berauben. Um nicht Wesen und Charakter jeder Kampfsportart vollständig zu beseitigen und mit scharfer Klinge in den Bereich sportautonomer Interessenwahrnehmung vorzudringen, erscheint es vielmehr geboten, dem anderen Sportler eine Verteidigung nur in den Grenzen der spezifischen Spielregeln, nicht aber der allgemeinen Rechtsordnung zu gestatten.1008 Nach alledem erscheint es notwendig, die sportregelkonforme Mitspielerverletzung vor dem Unrechtsverdikt zu bewahren und die rechtsdogmatische Grundlage der Risikoübernahme als haftungsrechtliches Charakteristikum des Sportbetriebs bereits auf Ebene der Rechtswidrigkeitsprüfung in der Haftungsbegründung zu verorten.1009 Wie dieses Ziel jedoch zu erreichen ist, bleibt auch unter den Anhängern der Rechtmäßigkeitstheorie selbst umstritten. 1993, 794 (797); Pfister, in: FS Lorenz, S. 171 (186 Fn. 82 a.E.); Zimmermann, VersR 1980, 497 (500). 1007 Wilms, JZ 2007, 95 (96). 1008 Vgl. Grunsky, JZ 1975, 109 (110); Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 54; Lange/Schiemann, Hdb. des Schuldrechts Bd. I, S. 649 f.; Looschelders, Mitverantwortlichkeit des Geschädigten, S. 446; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 185; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 394; Teichmann, JA 1979, 293 (294 f.); Wilms, JR 2007, 95 (97). 1009 So im Ergebnis auch Fleischer, VersR 1999, 785 (787); Flume, JZ 1961, 605; Grunsky, JZ 1975, 109 f.; ders., Sportregeln, S. 14 ff.; Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 54; Heermann, Haftung im Sport, S. 58 ff.; Kreutz, JA 2011, 337 (339 f.); Looschelders, Mitverantwortlichkeit des Geschädigten, S. 446 f.; ders., JR 2000, S. 265 (269 f.); Nipperdey, NJW 1957, 1777 (1779); Pfister, in: FS Lorenz, S. 171 (188); Schiemann, in: Staudinger, § 254 Rn. 67; Spickhoff, in: Soergel, Vor § 823 Rn. 109; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 394; Teichmann, JA 1979, 293 (294 f., anders jedoch nunmehr in: Jauernig, § 254 Rn. 18); Unberath, in: Bamberger/Roth, § 254 Rn. 26; Wilms, JR 2007, 95 (96 f.); Zimmermann, VersR 1980, 497. A.A., jeweils mit einer Lösung auf Ebene des Verschuldens, hingegen BGH, NJW 2010, 537 (538); Deutsch, VersR 1974, 1045 (1048 f.); Herrmann, Jura 1985, 568 (569); Petev, VersR 1976, 320 (323); Surminski, ZfV 1974, 180 (181 f.). Neben diesen beiden dominierenden Meinungsströmungen finden sich bisweilen Ansätze einer Lösung auf der Ebene des Tatbestands des § 823 Abs. 1 BGB. Keinen Halt in der Gesetzesdogmatik findet dabei der Versuch,

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(a) Normative Begründungsansätze unter dem Dogma des Erfolgsunrechts Der tatbestandsmäßige Erfolg einer Rechtsgutsverletzung indiziert die Rechtswidrigkeit des Erfolgs. Dieser bereits thematisierte und für den Bereich mittelbar wirkender Verletzungshandlungen und der Rechtsgutsverletzung durch ein Unterlassen unter Verweis auf die Verkehrspflichtendoktrin wiederum eingeschränkte1010 Grundsatz wirft nunmehr für die regelkonforme Mitspielerverletzung die Frage nach einem positiven Rechtfertigungsgrund auf. Denn im Regelfall manifestiert sich in der sportlichen Mitspielerverletzung ein durch unmittelbaren Sachzusammenhang schädigend wirkendes und damit rechtfertigungsbedürftiges Verhalten des Mitspielers. (aa) Die rechtfertigende Einwilligung in den Verletzungserfolg Die rechtfertigende Einwilligung in den Erfolg der Rechtsgutsverletzung ist in höchstrichterlicher Rechtsprechung in dem Gewand des „Handelns auf eigene Gefahr“ zunächst für den Sachverhalt der einverständlichen Fremdgefährdung durch die Mitfahrt in einem Fahrzeug trotz der Kenntnis einer außerordentlichen Gefahrenlage die regelkonforme Mitspielerverletzung – ähnlich dem ärztlichen Heileingriff lege artis – schon tatbestandlich nicht als Körperverletzung zu erfassen, hierzu Füllgraf, VersR 1983 705 (706 f.); Krähe, Verletzungen beim Fußballspiel, S. 52 ff. Auch über die Lehre des Schutzzwecks der Norm lässt sich das Problem nicht lösen, vgl. Füllgraf, VersR 1983, 705 (707 f.): Es erschiene bedenklich, den Schutzzweck der Norm unter Berücksichtigung der konkreten Eigengefährdung im jeweiligen Einzelfall zu definieren. Vielmehr sei der abstrakte, durch den Gesetzgeber intendierte Inhalt des Normbefehls maßgeblich. Dieser richte sich für die Norm des § 823 Abs. 1 BGB auf den Schutz vor Körperverletzungen von einer gewissen Intensität. Durch wen die Risikolage geschaffen werde, sei hinsichtlich des Schutzzweckzusammenhangs unerheblich. Dem zustimmend Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 140 f. Einen gänzlich anderen Lösungsansatz verfolgen schließlich weite Teile der Rechtsprechung und begegnen den Bedenken gegen eine haftungsrechtliche Relevanz regelkonformer Mitspielerverletzungen über die Anwendung des Grundsatzes des venire contra factum proprium erst auf Ebene der Durchsetzbarkeit eines dem Grunde nach dargelegten Schadensersatzanspruchs, vgl. BGHZ 63, 140 (144 ff.); 154, 316 (323); BGH, VersR 1975, 155 (156); OLG Köln, NJW-RR 1994, 1372. Es verstoße gegen das Gebot von Treu und Glauben, wenn der Geschädigte versuche, einen Schaden geltend zu machen, der aus einer bei der Wettkampfteilnahme bewusst in Kauf genommenen erhöhten Gefahrenlage erwachsen sei. Ein Rückgriff auf die in § 242 BGB verankerte Wertung – allgemein als rechtsdogmatische ultima ratio erachtet und damit nur als Gegenstand einer restriktiven Handhabe akzeptiert, vgl. Looschelders, JR 2000, 265 (269), und ders./Roth, JZ 1995, 1034 (1043) – ist nach dem Lösungsansatz der herrschenden Lehrauffassung jedoch nicht erforderlich. Vielmehr krankt die Rechtsprechungspraxis an einem Zirkelschluss, wenn sie voraussetzt, was es eigentlich zu begründen gilt: dass ein selbstgefährdendes Vorverhalten des Sportlers durch die Teilnahme am sportlichen Kampf einen Anspruchsverlust erwirkt, so die Kritik bei Fleischer, VersR 1999, 785 (787); Heermann, Haftung im Sport, S. 63. Kritisch zur Lösung der Rechtsprechung ferner Grunsky, JZ 1975, 109 (110); Looschelders, Mitverantwortlichkeit des Geschädigten, S. 445 f.; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 168 ff.; Zimmermann, VersR 1980, 497 (499). Zustimmend hingegen Füllgraf, VersR 1983, 705 (709 f.); Teichmann, in: Jauernig, § 254 Rn. 18. 1010 Siehe hierzu oben, § 3 C.I.2.

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als Instrument einer gerechten Risikoverteilung angewandt1011 und später auch auf den Bereich der Mitspielerverletzung im sportlichen Wettstreit ausgeweitet worden.1012 Tatsächlich ließe sich zu Gunsten der Annahme einer stillschweigende Einwilligung als des konkludenten Verzichts auf den gesetzlichen Schutz auch im Zusammenhang mit einer Mitspielerverletzung anführen, der einzelne Sportler nehme freiwillig und bewusst an einem Wettkampf teil, in dessen Natur es gerade liege, dass spezifische Verletzungen auch bei Einhaltung aller Regeln nicht vermieden werden könnten.1013 Jedoch ist selbst der Bundesgerichtshof alsbald in seiner wegweisenden Entscheidung zur regelkonformen Mitspielerschädigung im Fußballsport1014 von einer Praxis abgewichen, die wohl nur als Irrweg tituliert werden kann.1015 Denn an der Rechtswirklichkeit im (Kampf-)Sportbetrieb geht die Annahme einer Einwilligung in den Erfolg einer Mitspielerverletzung allein durch die Teilnahme am Sportbetrieb doch vorbei. Was mit der psychologischen Realität des sportlichen Wettkampfs jedenfalls nicht in Einklang zu bringen ist, wird von Fleischer daher zutreffend als „Hypostasierung einer Willenserklärung“ bezeichnet.1016 Anders als sich dies wohl für den unweigerlich mit einer Beeinträchtigung der körperlichen Integrität verbundenen ärztlichen Heileingriff begründen lässt,1017 erklärt sich der Sportler, welcher sich durch die Wettkampfteilnahme einer bestimmten Gefahrenlage aussetzt, jedoch keineswegs mit der Realisierung dieser Gefahr in Form der Verletzung von 1011

Vgl. RGZ 141, 262 (265); BGHZ 2, 159 (162). Vgl. etwa BGHZ 34, 355 (363); OLG Karlsruhe, NJW 1959, 1589 (1590); OLG München, OLGZ 1971, 34 (35); KG, OLGZ 73, 324 (325 f.). Siehe ferner Reichert, Grundriß des Sportrechts, S. 155. Aus strafrechtlicher Perspektive ferner Stree/Sternberg-Lieben, in: Schönke/Schröder, § 228 Rn. 27. 1013 Vgl. Herrmann, Jura 1985, 568; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 144; Wilms, JR 2007, 95 (96). 1014 BGHZ 63, 140. Auch für die sogenannten Mitfahrerfälle ist die Abkehr von der rechtfertigenden Einwilligung in den Verletzungserfolg längst vollzogen, vgl. BGHZ 34, 355 (363). 1015 Gegen die generelle Anwendung der rechtfertigenden Einwilligung in den Erfolg der Mitspielerverletzung im Sport ferner OLG Köln, NJW-RR 1994, 1372; Deutsch, VersR 1974, 1045 (1047); Fleischer, VersR 1999, 785 (786); Friedrich, NJW 1966, 755 (756); Füllgraf, VersR 1983, 705 (708); Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 53; Heermann, Haftung im Sport, S. 57; Herrmann, Jura 1985, 568; Kohte, AcP 185 (1985), 105 (123); Lange/ Schiemann, Hdb. des Schuldrechts Bd. I, S. 648; Looschelders, Mitverantwortlichkeit des Geschädigten, S. 446; ders., JR 2000, 265 (268); Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 97 ff.; Petev, VersR 1976, 320 (326); Schiemann, in: Staudinger, § 254 Rn. 66 f.; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 144 f.; Spickhoff, in: Soergel, vor § 823 Rn. 108; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 393; Surminski, ZfV 1974, 180 f.; Teichmann, JA 1979, 293 (294); Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 566; Wilms, JR 2007, 95 (96); Zimmermann, VersR 1980, 497. 1016 Fleischer, VersR 1999, 785 (786). Vgl. ferner BGHZ 63, 140 (144). 1017 Zur Rechtfertigung ärztlicher Heileingriffe durch eine Einwilligung in die Verletzung selbst vgl. Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 638 ff. 1012

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Körper und Gesundheit einverstanden.1018 Jeder Athlet wird vielmehr stets all sein sportliches Geschick dafür aufwenden, eine Verletzung zu vermeiden1019 und selbst dort, wo der Eintritt eines Verletzungserfolgs außerhalb des eigenen Einflussbereichs durch externe Faktoren determiniert wird, auf ein regelkonformes Verhalten der Konkurrenten und das Ausbleiben einer Verletzung hoffen und vielleicht auch vertrauen.1020 Dies gilt auch für den Teilnehmer einer gefährlichen Sportart, beispielsweise des Boxsports.1021 (bb) Die rechtfertigende Einwilligung in die Rechtsgutsgefährdung Neben einer Einwilligung in den Verletzungserfolg bleibt eine Rechtfertigung sportregelgerechter Mitspielerverletzungen über die Einwilligung in die Rechtsgutsgefährdung in Betracht zu ziehen. Hier erkläre der Sportler zwar keinen Verzicht auf den Schutz seiner körperlichen Integrität und Unversehrtheit, billige jedoch eine Gefährdung durch die Hinnahme sportimmanenter Risiken. Auch die Realisierung dieser Risiken werde damit zwar in Kauf genommen. Die Einwilligung stehe jedoch 1018

Wilms, JZ 2007, 95 (96). Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 145. 1020 Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 566. 1021 Demgegenüber findet sich in Rechtsprechung und Lehre bisweilen eine Differenzierung nach Sportarten, die in ihrem Risiko- und Verletzungspotenzial graduell abgestuft werden können. In seiner Leitentscheidung zur Mitspielerverletzung im Wettkampfsport (BGHZ 63, 140 [144]), befand der BGH zwar, die rechtfertigende Einwilligung in den Verletzungserfolg des Teilnehmers an einem Fußballspiel sei „eine künstliche Unterstellung“. Der Senat beschied jedoch obiter dictum, eine Einwilligungskonstruktion sei zumindest „bei ausgesprochen gefährlichen Sportarten in Betracht zu ziehen“, wobei sich das Gericht expressis verbis auf gefährliche Autorennen, die waghalsige Felskletterei oder Box- und Ringkämpfe bezog. Die hier zum Ausdruck kommende Unterscheidung zwischen gewöhnlichen und besonders gefährlichen Sportarten, wie sie in vorhergehender höchstrichterlicher Rechtsprechung zumindest bereits angedeutet worden war (vgl. etwa BGHZ 34, 355, [363]), war seither Gegenstand vielzähliger Entscheidungen und Beiträge, siehe bspw. OLG Karlsruhe, NJW 1978, 705 f.; Friedrich, NJW 1966, 755 (756); Füllgraf, VersR 1983, 705 (708); Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 53; Herrmann, Jura 1985, 568; Spickhoff, in: Soergel, Vor § 823 Rn. 108; Surminski, ZfV 1974, 180 (181); Wilms, JR 2007, 95 (96). Mit Recht kritisch hingegen Deutsch, VersR 1974, 1045 (1047); Lange/Schiemann, Hdb. des Schuldrechts Bd. I, S. 648 f.; Looschelders, Mitverantwortlichkeit des Geschädigten, S. 448; Petev, VersR 1976, 320 (323); Schiemann, in: Staudinger, § 254 Rn. 67; Teichmann, JA 1979, 347 (349); Zimmermann, VersR 1980, 497. Denn auch bei einer „gefährlichen Sportart“ bleibt die Annahme einer Einwilligung in den Verletzungserfolg lebensfremd. Auch der Teilnehmer einer solchen Sportart würde im Vorfeld auf Nachfrage wohl niemals einen ausdrücklichen Verzicht auf seine körperliche Integrität erklären, sondern stets darauf hoffen, unversehrt zu bleiben, selbst wenn realistischerweise damit nicht gerechnet werden kann. Ferner erscheint es zweifelhaft, nach welchen Maßstäben die abstrakte Gefährlichkeit einer Sportart definiert werden sollte. Mit ausführlicher Kritik am Einwilligungskonzept im Kontext der Mitspielerverletzung auch Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 97 ff. Die Aussage, der Gedanken der rechtfertigenden Einwilligung sei gänzlich „überwunden“ (so Fleischer, VersR 1999, 785 [786]; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 96. Vgl. auch Heermann, Haftung im Sport, S. 57), geht angesichts der rechtlichen Handhabe der Eigenverantwortlichkeit des Athleten im Kontext außerordentlich gefahrträchtiger Sportarten freilich zu weit. 1019

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unter der Bedingung, dass die Schadensrealisierung mögliche, nicht aber sichere Folge der sportlichen Betätigung sei. Getreu der hergebrachten Maxime volenti non fit inuria entfiele folglich der Unrechtsgehalt einer Mitspielerverletzung, die sich aus dem selbst bei regelgerechter Sportausübung nicht zu vermeidenden Risiko ergibt.1022 Tatsächlich wird man bei der freiwilligen Teilnahme an einer kampfgeprägten Sportart um eine Einwilligung in die Gefährdung eigener Rechtsgüter, insbesondere der körperlichen Unversehrtheit, kaum umhin kommen. Wer an einem Fußball-, einem Basketball- oder einem Hockeyspiel teilnimmt, wer einen Fecht- oder einen Boxkampf ausübt, der tut dies jedenfalls in aller Regel in dem vollem Bewusstsein, dem Risiko einer Verletzung auch durch regelkonformes Verhalten eines Mitspielers ausgesetzt zu sein. Festzustellen bleibt jedoch: „Wer ein Risiko übernimmt, erkennt die Möglichkeit einer Verletzung, billigt sie damit aber noch nicht.“1023 Es gilt nach wie vor, dass der Sportler trotz des Risikos auf den glimpflichen Ausgang des Wettkampfs hofft.1024 Der Verzicht auf jegliches Ersatzverlangen im Verletzungsfall bleibt hingegen bloße Fiktion.1025 Auch ergeben sich über die Einwilligungslösung erhebliche Lücken in der Schutzkomposition der hier vertretenen Rechtmäßigkeitstheorie. Zwar ist die Einwilligung nach herrschender Auffassung nicht von rechtsgeschäftlicher Natur, ihre Wirksamkeit bemisst sich folglich nicht nach den Vorschriften der §§ 104 ff. BGB,1026 sondern allein nach der Einwilligungsfähigkeit als einer einzelfallbezogenen Kompetenz, Nutzen und Risiken eines Eingriffs rational und korrekt einordnen und gegeneinander abwägen zu können.1027 Doch verlangt diese Einwilligungsfähigkeit einen Akt der freiwilligen Rechtsgutspreisgabe.1028 Dass die Teilnahme am sportlichen Treiben jedoch nicht in jedem Fall auf freiwilliger Basis erfolgt, wurde eingangs dieser Arbeit bereits festgestellt.1029 Beispielsweise in 1022 Mit der Annahme einer rechtfertigenden Einwilligung des Sportlers in das Verletzungsrisiko etwa Scheffen, NJW 1990, 2658 (2659); Teichmann, JA 1979, 293 (294 f.); Wilms, JR 2007, 95 (96 f.). Grunsky, Sportregeln, S. 24 ff., tendiert dazu, die Mitspielerverletzung unter sport-typischem Regelverstoß (dazu noch unten, § 4 A.II.1.a)bb)(2)) mittels der Einwilligung in das Verletzungsrisiko zu rechtfertigen. 1023 Zimmermann, VersR 1980, 497. 1024 Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 146. 1025 Vgl. auch Deutsch, VersR 1974, 1045 (1047); Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 146 f. Demgegenüber befindet Herrmann, Jura 1985, 568 f., eine Gefährdung im Kampfsport sei schon potenziell kein tauglicher Einwilligungsgegenstand, da ob der Bandbreite möglicher Verletzungsrisiken nicht davon ausgegangen werden könne, dass Bedeutung und Tragweite der Einwilligung für den Erklärenden überschaubar blieben: „Der Betreffende weiß vorher nicht, welcher Art der Eingriff sein wird.“ 1026 BHGZ 29, 33 (36); 105, 45 (47 f.); Kötz/Wagner, Deliktsrecht, S. 90; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 762. Ausführlich Kohte, AcP 185 (1985), 105 ff. 1027 Kötz/Wagner, Deliktsrecht, S. 90; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 762. 1028 Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 15. 1029 Siehe unter § 1 A.II.2.d).

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Sachverhalten des Schul- oder des Bundeswehrsports wäre die Einwilligung rechtsdogmatisch nicht zu begründen. Dass nun gerade jener Sportler, welcher nicht einmal freiwillig an dem Wettkampf partizipiert, hinsichtlich der haftungsrechtlich relevanten Bewertung einer regelkonformen Verletzungshandlung durch das Verdikt des Unrechts schlechter gestellt werden sollte als ein anderer Sportler, der sich Verletzungsgefahr und Haftungsrisiko freiwillig ausgesetzt hat, vermag aber nicht einzuleuchten.1030 (cc) Der Rechtfertigungsgrund des „sportgerechten Verhaltens“ Vereinzelt ist in der Rechtsprechung ein besonderer Rechtfertigungsgrund des „sportgerechten Verhaltens“ herangezogen worden, um die Rechtswidrigkeit regelkonformer Mitspielerverletzungen im Sport dort auszuschließen, wo sich das schädigende Verhalten in Übereinstimmung mit den akzeptierten Regelwerken des spezifischen Sportbetriebs befindet und folglich sozialadäquat und damit verkehrsrichtig sei.1031 Diese Rechtsfigur finde eine Stütze in dem durch den Bundesgerichtshof in einer vielbeachteten Entscheidung zur Haftung im Straßen- und Eisenbahnverkehr entwickelten Dogma, „daß bei verkehrsrichtigem (ordnungsgemäßem) Verhalten eines Teilnehmers am Straßen- oder Eisenbahnverkehr eine rechtswidrige Schädigung nicht vorliegt.“1032 Denn indem „die Rechtsordnung den gefahrvollen Verkehr zuläßt und den Teilnehmern an diesem Verkehr im einzelnen vorschreibt, wie sie ihr Verhalten einzurichten haben, spricht sie auch aus, daß sich ein Verhalten unter Beachtung dieser Vorschriften im Rahmen des Rechts hält.“1033 Ist diese Entscheidung des Bundesgerichtshofs aus heutiger Perspektive als Meilenstein in der Entwicklung der Lehre vom Handlungsunrecht auch zu würdigen,1034 manifestiert sich in ihr nach herrschender Lesart jedoch mitnichten ein konstitutiver Akt der Schöpfung eines besonderen Rechtfertigungsgrundes des „verkehrsgerechten Verhaltens“.1035 Ein solcher könnte auch nicht ohne weiteres vom 1030 Schließlich werden weitere grundsätzliche Bedenken an der Einwilligungslösung geäußert. Ein Massenphänomen wie die Mitspielerverletzung im Sportbetrieb dürfe haftungsdogmatisch nicht über die Einwilligung einer individualrechtfertigenden Lösung zugeführt werden. Es bedürfe vielmehr eines objektiv-rechtlichen Ansatzpunktes um die grundlegende Frage der korrekten Risiko- und Haftungszuweisung der Teilnehmer des sportlichen Wettkampfs wertungstechnisch zufriedenstellend zu lösen, vgl. Looschelders, JR 2000, 265 (268); Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 147; Zimmermann, VersR 1980, 497. 1031 Vgl. OLG München, NJW 1970, 2297; OLG Bamberg, NJW 1972, 1820, jeweils zum „Rechtfertigungsgrund, der Unfall habe sich trotz Einhaltung sportlicher Regeln ereignet“. 1032 BGHZ 24, 21 (26). 1033 BGHZ 24, 21 (26). 1034 Faktische Unterschiede zwischen einem besonderen Rechtfertigungsgrund für verkehrsgerechtes Verhalten und der Lehre vom Handlungsunrecht ergeben sich insbesondere für Fragen der Beweislast. 1035 Petev, VersR 1976, 320 (321 Fn. 4), unter Bezugnahme auf Nipperdey, NJW 1957, 1777 (1778): „sozialadäquates Verhalten sei kein Rechtfertigungsgrund, der die Rechtswidrigkeit ausschließt, sondern eine Tätigkeit, die der Gesetzgeber nicht verbietet und nicht verbieten

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Bereich des Straßen- und Eisenbahnverkehrs auf jenen des Sportbetriebs übertragen werden. Denn während im Straßenverkehr das Verhalten der einzelnen Verkehrsteilnehmer unmittelbar durch staatlich gesetztes Recht gesteuert wird, ist hier das private Recht der Sportverbände anwendbar.1036 Die Sportverbandsnormen als Werteordnung selbst zu einem Rechtfertigungsgrund zu erheben, hieße, den Sportverbänden die Befugnis zuzusprechen, den staatlich gewährten Rechtsgüterschutz außer Kraft zu setzen – ein unter legitimatorischen und rechtsstaatlichen Gesichtspunkten unzulässiges Vorgehen.1037 (dd) Zwischenergebnis Es zeigt sich, dass keiner der unter dem Banner des positiven Rechtfertigungsgrundes ins Feld geführten Ansätze dazu geeignet ist, in rechtsdogmatischer und rechtspraktischer Hinsicht überzeugend die Rechtmäßigkeit regelkonformer Mitspielerverletzungen im Sport zu begründen. Um den dargestellten Gegebenheiten des Sports und den besonderen Interessen im Feld der haftungsrechtlichen Würdigung jener Form des Sportunfalls gerecht zu werden, sind daher alternative Lösungswege zu beschreiten. (b) Das regelkonforme Verhalten des Mitspielers als Ausdruck objektiver Verhaltensanforderungen im Sport In Übereinstimmung mit dem wohl überwiegenden Teil der sporthaftungsrechtlichen Fachliteratur ist die Lösung damit nicht in dem Versuch einer positiven Rechtfertigung der regelkonformen Mitspielerverletzung zu suchen, sondern in der

kann.“ Vgl. auch die Kritik bei Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 25. Ferner bliebe das Merkmal des Sozialadäquaten, also jener Verhaltensweisen, welche „sich innerhalb des Rahmens der geschichtlich gewordenen sozialethischen Ordnung des Gemeinschaftslebens bewegen und von ihr offensichtlich gestattet werden“ (Nipperdey, NJW 1957, 1777) gemeinhin unscharf und wohl nur über die „Methode empirischer Meinungsforschung“ auszugestalten, so Fleischer, VersR 1999, 785 (786), ohne jedoch auf die Sportregelwerke als eines geeigneten Ansatzpunktes einzugehen. In dieselbe Richtung wie bei Fleischer geht auch die Kritik von Füllgraf, VersR 1983 705 708 f.; Heermann, Haftung im Sport, S. 58; Petev, VersR 1976, 320 (321). Mit der Annahme eines besonderen Rechtfertigungsgrunds hingegen noch Haase, NJW 1957, 1315; Stoll, JZ 1958, 137. 1036 Vgl. in diese Richtung, freilich im Kontext der Lehre der Sozialadäquanz Surminski, ZfV 1974, 180 (181). 1037 Vgl. in diese Richtung auch die Kritik von Deutsch, VersR 1974, 1045 (1047 f.); Fleischer, VersR 1999, 785 (787); Friedrich, NJW 1966, 755 (756 f.); Heermann, Haftung im Sport, S. 58; Teichmann, JA 1979, 293 (294). Fleischer, VersR 1999, 785 (787), kritisiert ferner, Aufgabe der Sportregeln sei es zuvorderst, den Sportbetrieb als solchen zu organisieren, nicht jedoch den Rechtsgüterschutz der Beteiligten zu gewährleisten (vgl. zu Aufgabe und Funktion der Sportregeln schon die Ausführungen oben, § 3 C.III.4.a)). Wären die Sportregeln aber schon nicht in diesem Sinne konzipiert, sollten sie nicht allgemein und verbindlich dazu herangezogen werden, Wertungen über die rechtliche Handhabe von Sportunfällen zu treffen, zumal es sich selten um abschließende Regelungen handele.

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partiellen Abkehr von der eingeschränkten Lehre des Erfolgsunrechts.1038 Es handelt sich um einen rechtstatsächlich begründeten „Ausnahmefall zu dem Satz, daß bei direkter Verletzung die Rechtswidrigkeit indiziert ist“.1039 „Das Verständnis vom Tatbestand als generelle Verbotsmaterie (legislative Konzeption) passt nicht für zwar gefährliche, aber offensichtlich zulässige Verhaltensweisen im Sport, die zu Eingriffen – Verletzungen – führen“, wie Fritzweiler das Dilemma der Behandlung einer regelkonformen Mitspielerverletzung unter der dogmatischen Herrschaft des Erfolgsunrechts auf den Punkt bringt.1040 Denn nicht erst die sich in den Gründen der Rechtfertigung manifestierende Berücksichtigung objektiv-individueller Gesichtspunkte lässt den regelkonformen Kampfsporteinsatz rechtmäßig erscheinen.1041 Rechtfertigungsbedürftig ist nur, was bereits als Unrecht klassifiziert worden ist. Wo sich der Sport gerade über die kämpferische Übung definiert, wo sein ganzer Sinngehalt im körperlich-kämpferischen Duell mit dem Gegner als immanenter Zweck zum Ausdruck kommt, sei dies als Wettstreit um Sportgerät oder das unmittelbare Einwirken auf den Körper des Konkurrenten, wo sich Begriffe wie „Körpereinsatz“ oder „gesunde Härte“ längst eingebürgert haben, wo sich also der Sport ganz entscheidend von den üblichen Sachverhalten anderer Lebensbereiche abzugrenzen vermag, dort kann bei Einhaltung aller akzeptierten und der Prüfung durch die Rechtsordnung unterworfenen Regeln kein Unrecht gegeben sein. Angezeigt ist vielmehr die sozialadäquate Modifikation allgemeiner Verhaltensstandards.1042 Nur als konsequent und überzeugend erweist es sich mithin, das Dogma der Verkehrspflichten, welche als einzelfalltypisierte Verhaltensanforderungen ihren Platz vorrangig im Recht des Unterlassens und der mittelbar wirkenden Rechtsgutsverletzung gefunden haben,1043 auf die Fallgestaltungen der unmittelbaren Mitspielerverletzung unter Kampfsportlern zu übertragen und das Unrechtsverdikt positiv an den Verstoß gegen eine objektive und bereichsspezifische Verhaltenspflicht zu knüpfen.1044 1038

Vgl. Fleischer, JZ 1999, 785 (787); Fritzweiler, DAR 1997, 137; ders., in: Fritzweiler/ Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 494 f.; Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 54; Heermann, Haftung im Sport, S. 58 f.; Kreutz, JA 2011, 337 (339 f.); Lange/Schiemann, Hdb. des Schuldrechts Bd. I, S. 649 f.; Looschelders, Mitverantwortlichkeit des Geschädigten, S. 446 ff.; ders., JR 2000, 265 (269 f.); Mertens, VersR 1980, 400; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 149 ff.; Unberath, in: Bamberger/Roth, § 254 Rn. 26; Zimmermann, VersR 1980, 497 (498). 1039 Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 54. 1040 Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 495. 1041 Vgl. Looschelders, JR 2000, 265 (268); Zimmermann, VersR 1980, 497. Für das Strafrecht ebenso Zipf, Einwilligung und Risikoübernahme, S. 92. 1042 Looschelders, JR 2000, 265 (269 f.); Zimmermann, VersR 1980, 497 (498). 1043 Vgl. hierzu die allgemeinen Erläuterungen zur Verkehrspflichtenlehre oben, § 3 C.I. 1044 Die hier im Ergebnis verfolgte Einschränkung der Lehre des Erfolgsunrechts steht nicht als systemfremde Einzelfallentscheidung da, sondern kann in einen Trend gesetzt werden, die (haftungs-)rechtliche Beurteilung einzelner Lebenssachverhalte unter einer ausdifferenzierteren Betrachtung vorzunehmen, vgl. Zimmermann, VersR 1980, 497 (498). Einschränkungen der

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(c) Die Bestimmung objektiver Verhaltensanforderungen im Sport Der Verstoß gegen eine besondere Verhaltenspflicht im Sinne einer „Verkehrspflicht im Sport“1045 steht nur dort in Frage, wo der Bereich valider Schutzerwartungen des Rechtsverkehrs berührt ist. Die konkreten Anforderungen an die äußere Sorgfalt des Pflichtigen sind also nicht zu überspannen, sondern auf die berechtigten Sicherheitserwartungen der Verkehrsteilnehmer zu beschränken. Des Schutzes durch eine Verhaltensanordnung in Form der Verkehrspflicht bedarf es mithin dort nicht, wo ein spezifisches Verletzungsrisiko dem Bereich der notwendigen Eigenvorsorge des Geschädigten unterfällt.1046 „Wo das Opfer einer mit Händen zu greifenden Gefahr ohne weiteres ausweichen kann, während sie vom Verkehrspflichtigen mit zumutbaren Maßnahmen kaum beherrschbar ist“,1047 besteht im gerechten Ausgleich der im Haftungsrecht widerstreitenden Interessen schlicht kein Bedürfnis für eine Verkehrspflicht. Übertragen auf den sportlichen Wettkampf beschreibt diese Formel genau den Bereich der sport-typischen Gefahren, denen sich der Sportler mit der Teilnahme am jeweiligen Sportbetrieb nach Maßgabe der Regeln bewusst ausgesetzt hat. Eine Pflicht zur Abwendung oder zur Steuerung dieser sport-typischen Gefahren kann einem Mitspieler zumindest nach den Grundsätzen der Verkehrspflichtenlehre nicht auferlegt werden. Jener Verantwortungs- und Risikobereich, der durch die Sport-Typik der Gefahren von der Eigenverantwortung des einzelnen Teilnehmers gedeckt ist, lässt sich spiegelbildlich als Bereich des objektiv rechtmäßigen Mitspielerverhaltens umschreiben. Dieser sport-typische Gefahrenbereich wird nun seinerseits durch die jeweils anwendbaren Sportregeln im engeren Sinne bestimmt,1048 deren Funktion die Definition und Charakterisierung einer einzelnen Sportart ist. Die Regeln geben der Sportart ihr Gepräge. Über sie lassen sich unmittelbar oder mittelbar die sporttypischen Gefahrenmomente identifizieren.1049 Unmittelbar rechtsgestaltende Wirkung haben die Vorschriften der Sportverbände als privat gesetzte Normen dabei Lehre des Erfolgsunrechts zeigen sich so nicht nur im Bereich der Haftungsbegründung eines Unterlassens oder der mittelbar wirkenden Rechtsgutsverletzung, sondern sind auch in Fällen der Verletzung bestimmter Rahmenrechte, bspw. des allgemeinen Persönlichkeitsrechts oder des Rechts am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb allgemein anerkannt, vgl. Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 25. 1045 Soweit ersichtlich ist diese Bezeichnung erstmals in Abgrenzung zu den „Verkehrspflichten für den Sport“, welche in erster Linie den Veranstalter treffen (hierzu noch unten, § 4 A.II.1.b)), von Deutsch, VersR 1974, 1045 (1049), gebraucht worden. 1046 Siehe hierzu die Ausführungen zur allgemeinen Verkehrspflichtenlehre oben, § 3 C.II.1.b). 1047 Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn 31. Ähnlich: Hager, in: Staudinger, § 823 E 32; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 77; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 242. 1048 Vgl. zur Einteilung der Sportregelwerke bereits oben, § 3 C.III.4.a). 1049 Vgl. Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 55; Heermann, Haftung im Sport, S. 59; Kreutz, JA 2011, 337 (339 f.); Scheffen, NJW 1990, 2658 (2659); Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 150 f.; Wilms, JZ 2007, 95 (98). Mit ausführlichen Beispielen aus der Sportregelpraxis Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 496 ff.

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freilich nicht.1050 Denn nicht durch den Regelerlass der bereichsspezifisch autonom agierenden Sportverbände selbst wird die hier gesuchte Grenze des sport-typisch Zulässigen gezogen. Erst vermittels einer Transformation der Sportregeln durch einen Akt der Anerkennung der Teilnehmer wird den Regeln gestattet, eine Aussage über den Bereich der Typik einer konkreten sportlichen Übung zu treffen. Mittelbar definiert damit zwar die Sportregel den haftungsbefreiten Bereich der Eigenverantwortung des geschädigten Mitspielers. Unmittelbar aber bleibt die – innerhalb der in diesem Zusammenhang kaum einmal tangierten Grenzen eines die Menschenwürde sichernden Kerngehalts grundsätzlich freistehende – subjektive Preisgabe des individuellen Rechtsgüterschutzes des Einzelnen der maßgebliche Schritt. Welche Risiken und Gefahren dem Bereich des Sport-Typischen zuzuschreiben sind und daher in ihrer Verwirklichung bloßer Ausdruck sozialadäquater und damit haftungsrechtlich irrelevanter Verhaltensweisen bleiben, bestimmt sich also aus der Abrede unter den Beteiligten und nur mittelbar nach den Regelwerken der Verbände.1051 Die erforderliche Regelanerkennung muss dabei nicht expressis verbis erfolgen. Der rechtstatsächliche Anerkennungsakt qua korporativer Mitgliedschaft im organisierten Sportbetrieb ist hierfür ebenso hinreichend wie die einfache Ausübung einer spezifischen Sportart und die hiermit verbundene konkludente Anerkennung zumindest grundlegender Regeln des jeweiligen Fachverbands auch ohne (mittelbare) Verbandszugehörigkeit.1052 In diesem Rahmen können einzelne Regeln zwischen den Beteiligten modifiziert oder auch abbedungen werden.1053 Zur Definition der objektiven Verhaltensanforderungen im sportlichen Wettkampf sind dementsprechend neben den geschrieben Grundsätzen in Satzungen, Ordnungen und Regelbüchern insbesondere auch ungeschriebene Leitsätze in Form der sportpraktischen Handhabe oder des stets vom Hauch des Idealistischen umwehten FairplayGedankens1054 heranzuziehen.1055 Entscheidend bleibt der Einzelfall in tatrichterli1050

Vgl. Lange/Schiemann, Hdb. des Schuldrechts Bd. I, S. 650. Nur ausnahmsweise sind es nicht die Athleten selbst, welche die spezifischen Wertvorstellungen des Sports implementieren. Im Schulsport wird schon über die Fertigung der Lehrpläne und die Anordnung des Trainings einzelner Sportarten ein Bereich besonderer Verhaltensregeln definiert. 1052 Vgl. OLG Hamm, VersR 1999, 461; OLG Düsseldorf, NJW-RR 2000, 1116; Heermann, Haftung im Sport, S. 59 f. Verabreden sich mehrere zum Fußballspiel im Park, so haben die Beteiligten konkludent grundlegende Regeln des DFB anerkannt, wonach beispielsweise die Grätsche nach dem Ball eine erlaubte und damit sozialadäquate Handlungsweise darstellt, auch wenn dem Gegenspieler hierdurch ein Verletzungsrisiko erwächst. Kritisch aber Hollenbach, VersR 2003, 1091 ff. 1053 Es ist also für den jeweiligen Einzelfall durch systematische Auslegung festzustellen, in welchem Umfang die Beteiligten auch außerhalb des organisierten Sports auf feste Sportregelwerke Bezug nehmen. Zu einer vergleichbaren Situation mag es auch im organisierten Sportbetrieb selbst kommen, wenn die Regeln, wie etwa beim Einspielen und Aufwärmen, nicht unmittelbare Anwendung erfahren. Den Sportregeln in diesem Zusammenhang jegliche Anwendung abzusprechen, so Zimmermann, VersR 1980, 497 (499 f.), geht freilich zu weit. 1054 Ausführlich zum Fairness-Prinzip im Sport Vieweg, in: FS Röhricht, S. 1255 (1266 ff.); ders./Staschik, SpuRt 2013, 227 (229 ff.). 1051

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cher Würdigung der legitimen Verkehrserwartung.1056 Einmal mehr lässt sich damit feststellen: Die Sportregelwerke dienen im Prozess der Haftungsbegründung im Sport als Richtschnur.1057 In Anbetracht der Ausgestaltung sportautonomer Verhaltensanforderungen werden die Verbandsregelwerke für die sportliche Betätigung typischerweise die legitime Verkehrserwartung determinieren; sie kommen damit zumeist (mittelbar) auch im Zivilhaftungsrecht zur Anwendung. Zumindest im Grundsatz bleibt das sportregelkonforme Verhalten damit Ausdruck eines rechtmäßigen Verhaltens in dem besonderen Verkehrskreis des sportlichen Wettkampfs.1058 (d) Zwischenergebnis Es bleibt festzuhalten, dass ein regelkonformes Verhalten im Sport zumindest typischerweise als Ausdruck sozialadäquater Verhaltensstandards innerhalb der 1055 Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 496; Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 55; Heermann, Haftung im Sport, S. 60; Kreutz, JA 2011, 337 (340); Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 151; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 393; Zimmermann, VersR 1980, 497 (498 f.). Vgl. beispielsweise zum Tennissport OLG München, NJW 1970, 2297: Sorgfaltspflichtwidrig handelt der Spieler, welcher entgegen allgemeiner Gepflogenheiten seinem Konkurrenten einen Ball zuspielt, obgleich dieser noch nicht annahmebereit ist. 1056 Die äußeren Sorgfaltsanforderungen mögen etwa gegenüber einem erkennbar unerfahrenen oder aus sonstigen Gründen besonders verletzungsanfälligen Konkurrenten erhöht sein. Einem an sich regelkonformen Verhalten, mit welchem in vorhersehbarer Weise die Verletzung eines schutzlosen Mitspielers erwirkt wird, mag damit nach der richterlichen Beurteilung für den Einzelfall sehr wohl eine haftungsrechtliche Relevanz zugesprochen werden. Ebenso Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 52; Looschelders, JR 2000, 265 (271 Fn. 90). Vgl. auch zur strafrechtlichen Verantwortlichkeit des Sportlers Eser, JZ 1978, 368 (374). Andersherum vermag der haftungsrechtliche Einfluss der Sportregelwerke nicht die Grenzen des zivilen Haftungsrechts auszuweiten. Ein Verstoß gegen die Spielregeln statuiert für sich allein genommen noch kein haftungsrelevantes Unrecht, Looschelders, JR 2000, 265 (271). Auch ist der Richter ganz allgemein nicht an die Regelinterpretation durch den Schieds- oder Wettkampfrichter gebunden, Buchberger, SpuRt 2013, 108. Wo der Schiedsrichter ein Foulspiel nicht als solches geahndet hat, kann das Gericht dennoch eine Verkehrspflichtwidrigkeit erkennen. 1057 Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 151, mit Verweis auf den teilweise nur lückenhaften Schutzcharakter der Sportverbandsregelwerke. Vgl. allgemein zur Bestimmung deliktischer Verhaltensstandards anhand der Sportregelwerke die Ausführungen oben, § 3 C.III.4. 1058 Vgl. im Ergebnis ebenso OLG Saarbrücken, NJW-RR 109; Fleischer, VersR 1999, 785 (787), mit entsprechenden Verweisen ins französische und britische Recht. Ferner Heermann, Haftung im Sport, S. 59 f; Spickhoff, in: Soergel, Vor § 823 Rn. 109; Spindler, in: Bamberger/ Roth, § 823 Rn. 393 f.; Zimmermann, VersR 1980, 497 (498). Nach Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 151, bilden die geschriebenen Regelwerke zumindest einen bindenden Mindeststandard der objektiven verkehrserforderlichen Sorgfalt. Sportregelgerechtes Verhalten stelle demnach nie einen Verstoß gegen eine konkrete Verkehrspflicht des Sportlers im Wettkampf dar und sei mithin niemals rechtswidrig. Ebenso Buchberger, SpuRt 2013, 108; Grunsky, Sportregeln, S. 20 f.; Looschelders, Mitverantwortlichkeit des Geschädigten, S. 447 f.; ders., JR 2000, 265 (270 f.).

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besonderen Werteordnung des Sports erachtet werden muss. Die unter Einhaltung der Spiel- und Sportregeln begangene Verletzung eines Mitspielers ist damit im Regelfall nicht dazu geeignet, die Rechtswidrigkeit der Verletzung zu indizieren. Auch ohne das Vorliegen eines besonderen Rechtfertigungsgrunds handelt es sich demnach nicht um ein haftungsrelevantes Unrecht. (2) Die haftungsrechtliche Relevanz der Mitspielerverletzung infolge eines sport-typischen Regelverstoßes im Kampfsport Auch für die Haftungsfreistellung sport-typischer (leichter) Regelverstöße lassen sich rechtspolitische Sachgründe, verankert im Wesen des sportlichen Treibens selbst, ins Feld führen.1059 Denn eine gerechte Verteilung des Risikos unter den am Kampfsport unmittelbar Beteiligten kann nur über den typischen Charakter des Wettkampfs vorgenommen werden. Dieser aber wird seinerseits in besonderem Maße durch die Faktoren der eigenmotorischen Körperaktivität und des außerordentlichen Leistungsstrebens gekennzeichnet. Diese wettkampf-immanente Zielsetzung der Kampfsportart kann zumeist nur derjenige Athlet erreichen, der über das notwendige Talent hinaus bereit ist, ein außerordentliches Wagnis in der kämpferischen Konfrontation unter den Konkurrenten und damit das erhöhte Risiko nicht nur eigener, sondern auch fremder Verletzungen in Kauf zu nehmen.1060 Jeder Sportler ist dazu gezwungen, die ihm durch die Sport- und Spielregeln sowie des allgemeinen Fairnessgebots gesetzten Verhaltensgrenzen bis zum Äußersten auszureizen. Dass ein solcher Balanceakt nicht in jeder Situation des Wettkampfs glückt, liegt wohl schon in der Natur der menschlichen Fehlbarkeit und entspricht zugleich der gemeinsamen Überzeugung aller Beteiligten, die sehr wohl um den typischen Verlauf des Wettkampfs mit seinen sport-typischen Regelüberschreitungen wissen. Spezifische Formen der Regelüberschreitung gehören demnach zum Bild der jeweiligen Kampfsportart dazu.1061 Aus diesem Gedanken der Typizität lässt sich ferner derjenige der Reziprozität ableiten: Dort, wo sich das Schadensereignis als Ausfluss sport-typischer Gegebenheiten darstellt, erscheinen im Sinne eines „tit for tat“ die Rollen des Schädigers und des Geschädigten unter den Beteiligten beliebig austauschbar. Jeder andere Teilnehmer hätte den konkreten Schaden ebenso gut 1059 Hierzu Fleischer, VersR 1999, 785 (788 f.), insbesondere mit dem Blick auf die internationale Rechtsvergleichung. Kaum mehr vertreten wird hingegen die Auffassung, wonach jeglicher Regelverstoß zu einer Haftung des Sportlers führe. So aber in der Tendenz noch Füllgraf, VersR 1983 705 (711); Surminski, ZfV 1974, 180 (181). 1060 Vgl. hierzu bereits die Ausführungen zum Risikofaktor der Sportausübung oben, § 2 A.I. 1061 Wilms, JZ 2007, 95 (98), bezeichnet den Regelverstoß in diesem Sinne als „integralen Bestandteil des Sports.“ In einzelnen Kampfsportarten wird der Regelverstoß des Gegners gar zu einem elementaren Spielbestandteil, wenn erst aus der folgenden Sanktionsanordnung die Möglichkeit erwächst, spielentscheidende Punkte zu erzielen. Dies gilt beispielsweise für den Rugby- oder den Feldhockeysport, bei denen die meisten Punkte durch Straftritte bzw. im Anschluss an Strafecken erzielt werden. So auch für den Feldhockeysport Zimmermann, VersR 1980, 497 (500).

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durch einen Konkurrenten erleiden können. Es ließe sich gar feststellen, dass die Athleten im Kampfsportbetrieb einander in einer Form der Gefahrengemeinschaft verbunden sind.1062 Wie sich eine Haftungsfreistellung jedoch rechtsdogmatisch begründen lässt, bedarf einer weiteren Überprüfung der konkreten Begebenheiten. Den sport-typischen Regelverstoß, ebenso wie schon das regelkonforme Mitspielerverhalten per se einer Haftung zu entziehen, erschiene dabei jedoch nicht überzeugend.1063 Unbenommen der Frage nach der Typizität eines Regelverstoßes ist dieser doch gerade kein Ausdruck dessen mehr, was der Sporttreibende in Kauf zu nehmen bereit ist und was folglich der verkehrspflichtbegrenzenden Eigenverantwortlichkeit des einzelnen Wettkampfteilnehmers unterfällt. Denn durch die Implementierung der Regel wird die Grenze zwischen akzeptiertem Verhalten und nicht akzeptierten Tabubruch gezogen.1064 Deutlich wird dies nicht zuletzt durch die sportimmanente Sanktionierung des regelwidrigen Verhaltens. Diesen „Leitbildcharakter der Spielregeln“1065 gilt es gegenüber der Theorie der Sportregeln als bloße „hypothetische Verhaltensanordnungen“1066 zu bewahren.1067 Um den Ausdruck objektiver und mithin gewollter Verhaltensmuster im Sport, welche in den Grenzen der Privatautonomie auch der rechtlichen Missbilligung entzogen wären, handelt es sich bei dem sporttypischen Regelverstoß damit gerade nicht, zumal auf Ebene der Unrechtswürdigung ein greifbares Kriterium – abseits der hier wenig geeigneten empirischen Analyse – zur Abgrenzung des akzeptierten vom nicht mehr akzeptierten Regelverstoß nicht ersichtlich ist.1068

1062

Fleischer, VersR 1999, 785 (788). Auch rechtsökonomische Argumentationsansätze ließen sich für die Freistellung sport-typischer Regelverstöße fruchtbar machen, wenn man bedenkt, dass sich ein solcher, eben als typische und damit vorhersehbare Folge des sportlichen Wettkampfs, von dem Geschädigten mit dem geringsten Aufwand versichern ließe, so Fleischer, VersR 1999, 785 (788). 1063 So aber im Ergebnis Grunsky, Sportregeln, S. 24 ff.; Heermann, Haftung im Sport, S. 61; Kreutz, JA 2011, 337 (340); Looschelders, JR 2000, 265 (271); Pfister, in: FS Lorenz, S. 171 (189 f.); Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 152 f., die sich in ihrer Argumentation freilich allein auf das zu erstrebende Ergebnis einer Haftungsfreistellung stützt, welche letztendlich auch über den hier propagierten Weg des fehlenden Verschuldens überzeugender erreicht werden kann (siehe hierzu sogleich); Wilms, JZ 2007, 95 (98). 1064 Anders hingegen Pfister, in: FS Lorenz, S. 171 (189 f.), der von unter den Sportlern „akzeptierten Regelverletzungen“ spricht. 1065 Fleischer, VersR 1999, 785 (789). 1066 Looschelders, JR 2000, 265 (271). 1067 Ähnlich Spickhoff, in: Soergel, Vor § 823 Rn. 110. 1068 Insbesondere die sportautonome Sanktionsanordnung (bspw. der Platzverweis im Mannschaftssport) erweist sich als untauglicher Anknüpfungspunkt einer Abgrenzung, verfolgen die jeweiligen Regeln doch eigene, mit der Zivilhaftung nicht deckungsgleiche Zwecke, wie die Aufrechterhaltung der Wettkampfparität, vgl. Wilms, JZ 2007, 95 (98).

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Ein solches Kriterium aber ist das Verschulden des schädigenden Sportlers im Sinne des § 276 Abs. 1, 2 BGB.1069 Zu vertreten hat der Schädiger Vorsatz und Fahrlässigkeit. Fahrlässig handelt, wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer Acht lässt.1070 Differenziert man im Zusammenspiel von Verkehrspflicht und Verschulden richtigerweise zwischen der äußeren und der inneren Sorgfalt des Pflichtigen,1071 so manifestiert sich der objektive Verstoß gegen eine Sorgfaltspflicht durch die Überschreitung der einschlägigen Spielregel nur dann in der Haftung des Sportlers, wenn nach der allgemeinen Anschauung des jeweiligen Verkehrskreises und somit nach einem subjektiv-typisierten Maßstab ein anderes Verhalten des Sportlers erwartet werden durfte.1072 Ausreichend ist demnach diejenige Sorgfalt, die von einem umsichtigen Sportler im Rahmen der konkreten sportlichen Wettkampfsituation gegenüber seinem Mitspieler zu erwarten ist.1073 Wie über die Gedanken von Typizität und Reziprozität jedoch deutlich gemacht wurde, ist die einschlägige Verkehrserwartung im Kampfsportbetrieb gerade nicht auf die Vermeidung jeglicher Form der Regelüberschreitung ausgerichtet.1074 Bezogen auf die individuelle Sorgfalt des einzelnen Athleten kann ihm nach dem bereits Gesagten nicht vorgeworfen werden, in der „Hitze des Gefechts“ eine Spielregel zu übertreten. Angetrieben durch den wettkampfimmanenten Siegeseifer werden den Teilnehmern binnen des Bruchteils von Sekunden und unter einem enormen mentalen Druck Entscheidungen zwischen verschiedenen Handlungsalternativen abverlangt, die in ihrer Gesamtheit zwischen Sieg oder Niederlage entscheiden. Weder sind die einzelnen Bewegungsabläufe im körperlichen Wettkampf in Perfektion zu beherrschen, noch sind die Teilnehmer gefeit vor körperlicher und geistiger Erschöpfung. Nicht zu beeinflussende äußere Bedingungen wie Witterungs- und Platzverhältnisse tun schließlich ein Übriges. Es gilt folglich, den Sorgfaltsmaßstab, welcher im Sinne einer gerechten Risikoverteilung an den einzelnen Wettkampfteilnehmer anzulegen ist, „sportgerecht“1075 zu interpretieren, nach den tatsächlichen 1069

Mit einer Lösung der sport-typischen (einfachen) Regelüberschreitung auf Ebene des Verschuldens auch BGH, NJW 1976, 957 f.; BGH, NJW 1976, 2161 f.; BGH, NJW 2010, 537 (538); OLG Hamm, JR 1998, 465 (466); OLG Düsseldorf, NJW-RR 2000, 1115 (1116); OLG Hamm, SpuRt 2013, 123 (124); Fleischer, VersR 1999, 785 (789); Grunsky, JZ 1975, 109 (111); Lange/Schiemann, Hdb. des Schuldrechts Bd. I, S. 651; Scheffen, NJW 1990, 2658 (2659); Spickhoff, in: Soergel, Vor § 823 Rn. 110; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 216; Teichmann, JA 1979, 293 (295 f.); Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 567. 1070 Grüneberg, in: Palandt, § 276 Rn. 12. 1071 Siehe hierzu bereits die Nachweise oben, Fn. 538. 1072 Deutsch, VersR 1974, 1045 (1049); Petev, VersR 1976, 320 (323). Eingehend zur Fahrlässigkeit im Sportbetrieb Friedrich, NJW 1966, 755 (757 ff.). 1073 BGH, NJW 1976, 957 (958); Herrmann, Jura 1985, 568 (569); Surminski, ZfV 1974, 180 (181); Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 567; Wilms, JZ 2007, 95 (97). 1074 Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 567; Wilms, JR 2007, 95 (97 Fn. 23; 98). A.A. hingegen Petev, VersR 1976, 320 (323): „Denn hier kann man vertreten, daß jeder, der sich bestimmten Spielregeln von vorneherein unterstellt, seine Fähigkeit zu deren Einhaltung bekräftigt.“ 1075 Lange/Schiemann, Hdb. des Schuldrechts Bd. I, S. 651.

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Gegebenheiten des jeweiligen Wettkampfs auszugestalten und damit solche Formen der Regelübertretung, die nach alledem im sportlichen Wettkampf, wie er von den Beteiligten erwartet und geführt wird, nicht vermeidbar sind, von einer Haftung des Schädigers auszunehmen.1076 In welcher Form und Intensität die Regelüberschreitung damit noch sport-typisch bleibt, ist freilich von Wettkampf zu Wettkampf zu beurteilen.1077 Im Trainingsbetrieb ist den Teilnehmern ein anderer Sorgfaltsmaßstab abzuverlangen als in einem Wettkampfduell. Im Jugend- oder Freizeitsportbereich gelten andere Sorgfaltsanforderungen als im professionellen Sportbetrieb. Entscheidend ist nach alledem, dass der Regelverstoß durch den Sportler aufgrund der sport-typischen Begebenheiten der jeweiligen Wettkampfsituation nicht vermieden werden konnte. Dies gilt jedenfalls nicht für die vorsätzliche Regelüberschreitung, mag diese – etwa in Form des taktischen Foulspiels – auch gemeinhin anerkannt sein, um den Ausgang eines bestimmten Wettkampfmoments zum eigenen Vorteil zu nutzen.1078 Es greifen schon nicht die erwähnten Sachgründe, nach denen einen Haftungsfreistellung auch hier gerechtfertigt wäre. (3) Die haftungsrechtliche Relevanz grober Regelverstöße und Tätlichkeiten im Kampfsport Demgegenüber lässt sich die haftungsrechtliche Freistellung eines Sportlers für einen groben Regelverstoß oder eine vorsätzlich begangene Tätlichkeit1079 an einem Mitspieler weder sachgerecht noch rechtsdogmatisch überzeugend begründen. Es handelt sich nicht um den Ausfluss eines sport-typischen und damit von den Teilnehmern gemeinhin akzeptierten Risikos. Für eine Risikoverlagerung zulasten des Verletzten ist keine Grundlage ersichtlich.1080 Es verbleibt freilich die Möglichkeit, 1076 Lange/Schiemann, Hdb. des Schuldrechts Bd. I, S. 651; Fleischer, VersR 1999, 785 (789); BGH, NJW 1976, 957 (958), BGH, NJW 1976, 2161 f.; Grunsky, JZ 1975, 109 (111); Herrmann, Jura 1985, 568 (569). Eines Rückgriffs auf die Lehre zur gefahrgeneigten Arbeit (vgl. in diesem Kontext Deutsch, VersR 1974, 1045 [1051]) bedarf es dabei nicht, vgl. hierzu die Kritik bei Fleischer, VersR 1999, 785 (789 f.); Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 162 f.; Zimmermann, VersR 1980, 497 (501). 1077 Vgl. Fleischer, VersR 1999, 785 (790), auch mit Verweis auf entsprechende Entscheidungen im italienischen und im britischen Recht. 1078 Vgl. auch OLG München, VersR 1989, 598 f., zu einem durchaus üblichen, aber nach den konkreten Anforderungen an den sportlichen Wettkampf nicht unvermeidbaren Foulspiel in Form des Checks beim Eishockey. Die vielfach gebrauchte Formulierung des „groben Regelverstoßes“, so etwa Wilms, JZ 2007, 95 (98 f.), bietet sich zur Abgrenzung von subjektiv sorgfaltspflichtigem und subjektiv sorgfaltswidrigem Verhalten damit im Ergebnis nicht an. Zwar wird ein besonders rücksichtsloses Verhalten, wie es sich in einem solchen groben Foul manifestiert, stets die Grenze zur Sorgfaltswidrigkeit überschreiten. Doch statuiert auch das einfache taktische und damit vorsätzlich begangene Foulspiel des Sportlers eine vermeidbare und damit schuldhaft begangene Rechtsgutsverletzung. 1079 Vgl. zur Beweisbarkeit des Verletzungsvorsatzes im Sport Lorz, in: Vieweg (Hrsg.), Impulse des Sportrechts, S. 309 (314 ff.). 1080 Vgl. OLG Saarbrücken, NJW-RR 2011, 109 (110); Fleischer, VersR 1999, 785 (787); Grunsky, JZ 1975, 109 (110 f.); ders., Sportregeln, S. 29 f.; Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu

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ein schadensförderndes Mitverschulden des verletzten Sportlers über § 254 Abs. 1 BGB zu berücksichtigen.1081 (4) Die haftungsrechtliche Relevanz der Mitspielerverletzung im Parallelsport Während sich Kampfsportarten in mehr oder minder ausgeprägter Art und Weise durch ein physisches Einwirken auf den Gegner auszeichnen, ist eine Konfrontation bei den Parallelsportarten gerade nicht intendiert. Die zu den Kampfsportarten dargestellten Grundsätze der Haftungsbegrenzung können aus diesem Grund nicht pauschal auf die Parallelsportarten übertragen werden. Es gilt die Risikoverteilung im Parallelsportbetrieb – entlang der zu den Kampfsportarten aufgeführten Sachgründe – nach dem jeweiligen tatsächlichen Grad der Gefahr einer Mitspielerverletzung in der konkreten Sportart zu beurteilen. Eine verhaltensbezogene Privilegierung des Schädigers verbietet sich demnach zwar dann, wenn eine sport-typische Konfrontation unter den Sportlern grundsätzlich auszuschließen ist, da ein jeder Sportler nur „seine Kreise zieht“1082 und die Verletzung eines Mitspielers durch den Kontakt reiner Zufall bleibt.1083 Etwas anderes gilt aber dort, wo auch der Wettkampf des Parallelsportbetriebs ein gesteigertes Risiko der Mitspielerverletzung bei regelgerechtem Verhalten oder der sport-typischen Regelüberschreitung in sich birgt.1084 Zu denken ist hier beispielsweise an den Bereich des alpinen Skisports,1085 §§ 823 ff. Rn. 50; Schiemann, in: Staudinger, § 254 Rn. 67; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 216; Unberath, in: Bamberger/Roth, § 254 Rn. 26. Herrmann, Jura 1985, 568 (569), bezeichnet zumindest die haftungsrechtliche Würdigung vorsätzlicher Mitspielerverletzungen als „unproblematisch“. 1081 So beispielsweise, wenn die Verletzung durch Worte, Gesten oder ein vorhergehendes Foulspiel des Geschädigten provoziert worden ist, Füllgraf, VersR 1983, 705 (709). Zur Frage des Mitverschuldensvorwurfs aufgrund der bloßen Teilnahme am Sportbetrieb siehe noch unten, § 4 A.I.1.a)aa)(1)(a). 1082 Teichmann, JA 1979, 347 (350). 1083 Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 570. 1084 Grundlegend BGHZ 154, 316 (325). Mit einer Differenzierung zwischen Parallelsportarten mit einem mehr oder weniger ausgeprägten Potenzial der Mitspielerschädigung ferner Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 227 f.; Heermann, Haftung im Sport, S. 56 f.; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 177 ff.; Vieweg, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 131; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 570. Anders hingegen noch die früher herrschende Auffassung, nach der jede Form der (regelwidrigen) Mitspielerverletzung im Parallelsportbetrieb haftungsrechtlich relevant sei, vgl. etwa Herrmann, Jura 1985, 568 (569); Zimmermann, VersR 1980, 497 (499). Mit einer äußerst restriktiven Handhabe der Haftungsfreistellung ferner Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 58. 1085 Vgl. hierzu OLG Koblenz, VersR 1976, 692; Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 505 ff.; Scheffen, NJW 1990, 2658 (2659). Hier stellt sich insbesondere die bereits thematisierte Frage der Anwendung der Sportregelwerke außerhalb des organisierten Sportbetriebs, da der weit überwiegende Teil der alpinen Pistennutzer seinen Sport nicht-organisiert betreibt. Nach zutreffender Meinung sind die FIS-Regeln für die Konkretisierung der Sorgfaltspflichten des Pistennutzers anwendbar, vgl. OLG Hamm, NJW-

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des Auto-, Rad- oder des Pferderennsports.1086 Die Beeinträchtigung des Konkurrenten gehört hier, wenngleich sie gemäß den Spiel- und Sportregeln nicht vorgesehen ist, durchaus zu den sport-typischen Begebenheiten, zumeist als Resultat einer sport-typischen Regelüberschreitung aufgrund der Unkontrollierbarkeit des sportlichen Geschehens. In diesem Fall kann auch dem Parallelsportler ein Fahrlässigkeitsvorwurf nach dem oben bereits Gesagten regelmäßig nicht gemacht werden. (5) Zwischenergebnis Voraussetzung der Haftung des Geschäftsherrn aus § 831 Abs. 1 BGB ist ein rechtswidriges deliktisches Verhalten des Verrichtungsgehilfen. Überprüft man die deliktische Relevanz der Mitspielerverletzung, bietet sich zunächst die Differenzierung zwischen Kampfsport einerseits und Parallelsport andererseits an. Die Verletzung eines Mitspielers unter regelkonformem Verhalten im Kampfsportbetrieb ist zumeist Ausdruck objektiv rechtmäßiger Verhaltensanforderungen und damit schon kein deliktisch relevantes Unrecht. Auch der Sportveranstalter als Geschäftsherr des Sportlers kann demnach nicht für derartiges Verhalten seines Verrichtungsgehilfen zur Verantwortung gezogen werden. Demgegenüber stellt sich die Verletzung unter einem sport-typischen Regelverstoß im Kampfsport als unverschuldetes Unrecht dar. Einer Geschäftsherrnhaftung aus § 831 Abs. 1 BGB steht jedoch der Schutzzweck der Norm entgegen.1087 Relevant bleiben demnach insbesondere die groben Regelverstöße und Tätlichkeiten des Sportlers. Gleiches gilt für diejenigen Teilbereiche des Parallelsportbetriebs, welche durch ein sportimmanentes gesteigertes Risiko der Mitspielerbeeinträchtigung dem Kampfsport angenähert sind. Hier bleibt der Anwendungsbereich des § 831 Abs. 1 BGB zulasten des Sportveranstalters ebenfalls auf den Bereich grober Regelverstöße und vorsätzlicher Tätlichkeiten beschränkt. Ein weiterer Anwendungsbereich der Geschäftsherrnhaftung ergibt sich lediglich in den Teilen des Parallelsportbetriebs, in denen die Beeinträchtigung des Mitspielers nicht mehr sport-typisch ist.

RR 2001, 1537; Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 59; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 212; Surminski, ZfV 1974, 180 (182). 1086 Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 180; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 216; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 570. Vgl. auch OLG Zweibrücken, NZV 1994, 480 (481, Radrennen); OLG Düsseldorf, VersR 1996, 73 f. (Trabrennen); LG Duisburg, NW-RR 2005, 105 (106, „wildes Motorsportrennen“). Die Grundsätze lassen sich auf weitere Sportarten übertragen, bspw. das Kitesurfen, so im Ergebnis Zirwick, DAR 2009, 485 (486 f.). Umstritten bleibt ein Haftungsausschluss im Kontext einer Segelregatta. Für einen Haftungsausschluss: OLG Karlsruhe, NJW-RR 2004, 1257 (1258). Dagegen: Behrens/Rühle, NJW 2007, 2079 (2081 f.), mit weiteren Nachweisen aus der Rechtsprechung. 1087 Vgl. hierzu oben, § 4 A.I.1.a)bb).

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cc) Die Schädigung durch den Sportler in Ausführung der Verrichtung Der Schaden erfolgt in Ausführung der Verrichtung, wenn der Gehilfe innerhalb des von ihm übernommenen Tätigkeits- und Pflichtenkreises handelt, wenn also nach Art und Zweck der vom Geschäftsherrn übertragenen Verrichtung ein unmittelbarer innerer Zusammenhang zur Schädigung festgestellt werden kann.1088 Nicht hinreichend ist die Schädigung bei bloßer Gelegenheit der Verrichtung.1089 Für die haftungsrechtlich relevanten Formen der Mitspielerverletzung im Sport gilt: in Ausführung der Verrichtung handelt der Sportler als Gehilfe des Clubs oder des Sportverbands jedenfalls dann, wenn er mit der schädigenden Handlung den Wettkampf bestreitet, in dessen Durchführung sich die übertragene Verrichtung manifestiert.1090 Über die Dauer des Wettkampfs selbst handelt der Sportler in Ausführung der Verrichtung auch in dessen unmittelbarem Vorfeld und Nachgang.1091 Unschädlich ist dabei der potenzielle Vorsatz, mit dem der Sportler ein Fehlverhalten begeht. Dieser beseitigt den inneren Sachzusammenhang zu der ihm übertragenen Verrichtung regelmäßig nicht.1092 dd) Die Sorgfaltspflichtverletzung des Sportveranstalters Der Grund einer Haftung nach § 831 Abs. 1 BGB liegt nicht in der Zurechnung einer deliktischen Schädigung des Verrichtungsgehilfen, sondern in dem eigenen sorgfaltswidrigen Verhalten des Geschäftsherrn beim Einsatz des Gehilfen.1093 1088 BGH, NJW 1971, 31 (32); BGH, NJW-RR 89, 723 (725); Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 223 f.; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 831 Rn. 21; Sprau, in: Palandt, § 831 Rn. 9. Nicht notwendigerweise muss der Schaden aber der konkreten Tätigkeit selbst erwachsen, die zur Durchführung der Verrichtung auf den Gehilfen übertragen worden ist, Belling, in: Staudinger, § 831 Rn. 124, m.w.N. 1089 Spindler, in: Bamberger/Roth, § 831 Rn. 21. 1090 Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 227. 1091 Vgl. Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 227. 1092 So auch Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 228 f. Die rechtliche Würdigung einer vorsätzlichen Schädigung des Gehilfen im Kontext des § 831 Abs. 1 BGB ist umstritten, vgl. mit einer Übersicht des aktuellen Meinungsspektrums Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 225 ff. Überzeugend erscheint es, den vorausgesetzten inneren Zusammenhang zur Verrichtung nach dem Pflichtenkreis des Geschäftsherrn zu definieren und dort anzunehmen, wo der Schutz des Betroffenen vor der vorsätzlichen Schädigung durch den Gehilfen originärerweise zum Verantwortungsbereich des Geschäftsherrn gehört, so dass eine Kontrolle oder Überwachung des Gehilfen geboten erscheint, vgl. BGHZ 11, 151 (153); Belling, in: Staudinger, § 831 Rn. 129; Krause, in: Soergel, § 831 Rn. 33; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 227. Den Sportveranstalter trifft als Herr des Gefahrenbereichs der Sportveranstaltung gerade die allgemeine Verkehrspflicht, Teilnehmer im Rahmen des Erforderlichen und des Zumutbaren vor drohenden Schäden zu bewahren. Dies gilt grundsätzlich auch für Gefahren durch typische Verfehlungen anderer Beteiligter. 1093 Vgl. BGH, VersR 1966, 564; Belling, in: Staudinger, § 831 Rn. 2; Krause, in: § 831 Rn. 2; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 831 Rn. 2; Sprau, in: Palandt, § 831 Rn. 1.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Macht sich der Geschäftsherr durch den Einsatz weisungsgebundener Gehilfen die Vorteile einer arbeitsteiligen Ausgestaltung seiner Verrichtungsprozesse zu Nutzen, hat er für die sorgfältige Auswahl, Anweisung und Überwachung dieser Gehilfen einzustehen.1094 Allein die rechtswidrige Schädigung eines Dritten durch den Gehilfen in Ausführung der Verrichtung begründet dabei die Vermutung einer Verletzung der eigenständigen Sicherungspflichten des Geschäftsherrn. Es liegt folglich in Umkehr der klassischen Beweislastverteilung an dem Prinzipal, den Nachweis der fehlenden Pflichtwidrigkeit des eigenen Verhaltens oder aber einer mangelnden Kausalität zwischen Sorgfaltspflichtverstoß und Schädigung anzutreten.1095 Wo der Geschäftsherr persönlich an der Ausübung der ihm obliegenden Sorgfaltspflichten gehindert war,1096 genügt zur Exkulpation bereits ein Nachweis ordnungsgemäßer Auswahl und Überwachung des leitenden Zwischengehilfen.1097 Um eine ungerechtfertigte Benachteiligung des Geschädigten gegenüber einer mehrfach abgestuften Organisationshierarchie auf Seiten des Geschäftsherrn zu vermeiden, gelingt dieser dezentralisierte Entlastungsbeweis jedoch nur dort, wo der Prinzipal die betrieblichen Strukturen zur Gewähr ordnungsgemäßer Arbeitsabläufe geschaffen hat, beispielsweise durch den Erlass einschlägiger Sicherheitsrichtlinien und Schutzvorschriften.1098 Auch im Sportbetrieb werden die Athleten als Verrichtungsgehilfen des Veranstalters kaum einmal unmittelbar von einem Organ des jeweiligen Clubs oder Verbandes selbst ausgewählt, so dass auch hier die Anforderungen an den dezentralisierten Entlastungsbeweis zum Tragen kommen.1099 Für eine Schädigung durch ein deliktisches Verhalten des einzelnen Athleten kann sich der Veranstalter mithin über den Nachweis exkulpieren, den zuständigen Trainer oder Betreuer, welcher sich seinerseits für Anweisung und Überwachung des Sportlers zuständig zeichnet, ordnungsgemäß ausgewählt und in seinem Betrieb diejenigen organisatorischen Grundvoraussetzungen geschaffen zu haben, die zur Vermeidung des fraglichen Verhaltens des Athleten erforderlich und zumutbar gewesen wären.1100 So bleibt 1094 Belling, in: Staudinger, § 831 Rn. 137 ff.; Krause, in: Soergel, § 831 Rn. 43 f.; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 231 ff.; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 831 Rn. 27; Sprau, in: Palandt, § 831 Rn. 12 ff. Vgl. ferner die bereits erbrachten Nachweise zu den Pflichten des Delegierenden im Anschluss an die Übertragung einer Verkehrspflicht, oben, Fn. 757 – 759. 1095 Belling, in: Staudinger, § 831 Rn. 138 ff., 165 ff.; Krause, in: Soergel, § 831 Rn. 43 ff., 48 ff.; Sprau, in: Palandt, § 831 Rn. 10 ff., 16. 1096 Zu denken ist etwa an Großbetriebe, in welchen die Kontrolle sämtlicher Beschäftigter dem Geschäftsherrn weder zumutbar noch möglich ist. 1097 RGZ 78, 107 (109 f.); BGHZ 4, 1 (2 ff.); 32, 53 (59); Krause, in: Soergel, § 831 Rn. 46. Vgl. zur Entwicklung der Rechtsprechung zum dezentralisierten Entlastungsbeweis Belling, in: Staudinger, § 831 Rn. 175. 1098 BGHZ 32, 53 (59); Belling, in: Staudinger, § 831 Rn. 176; Krause, in: Soergel, § 831 Rn. 46; Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 236 f. 1099 Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 241. 1100 Die Haftung nach § 831 Abs. 1 BGB bleibt eine Haftung für die Verletzung von Verkehrspflichten. Es sind für die Ausgestaltung der Sorgfaltspflichten des Geschäftsherrn also die

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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insbesondere Sorge dafür zu tragen, dass die Sportler über die Spielregeln informiert sind und zu regelkonformen und sportlich-fairem Verhalten angehalten werden.1101 Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass Clubs und Verbände diesen Pflichten in aller Regel ordnungsgemäß nachkommen.1102 Insbesondere der grobe Regelverstoß oder die vorsätzliche Tätlichkeit eines einzelnen Athleten, wie sie auch nach wie vor eine Ausnahmesituation im Sportbetrieb darstellen, werden sich so kaum einmal mit einer Sorgfaltspflichtverletzung seitens des Geschäftsherrn bezüglich Auswahl, Anweisung und Überwachung des Athleten beziehungsweise des Betreuers verknüpfen lassen.1103 ee) Zwischenergebnis Bezogen auf die Mitspielerverletzung im Sport bleibt der praktische Anwendungsbereich der Verkehrspflichtenhaftung des Sportveranstalters aus § 831 Abs. 1 BGB begrenzt. Zwar lässt sich der Sportler insbesondere im berufsmäßig betriebenen Mannschaftssport regelmäßig als Verrichtungsgehilfe klassifizieren; aufgrund der besonderen Verteilung des Verletzungsrisikos unter den Teilnehmern sportlicher Wettkämpfe wird das Verhalten des Schädigers selbst jedoch nur in Ausnahmefällen deliktisch relevant. Wo dennoch die Geschäftsherrnhaftung des Sportveranstalters angesichts einer Mitspielerverletzung im Parallelsportbetrieb oder der grob regelallgemeinen Grundsätze der Verkehrspflichtenlehre heranzuziehen, hierzu bereits oben, § 3 C.II. 1101 Ausführlich zu den Auswahl- und Überwachungspflichten der Sportclubs und Verbände Schmitz, Geschäftsherrnhaftung im Sport, S. 243 ff. 1102 Etwas anderes ließe sich beispielsweise dort begründen, wo der einzelne Sportler durch Maßnahmen des Clubs zu einem rücksichtslosen Verhalten animiert oder in Kenntnis der Wahrscheinlichkeit eines grob regelwidrigen Verhaltens eingesetzt wird. Zu Letzterem auch Jedamzik, in: Kauerhof/Zebisch/Nagel (Hrsg.), Zuschauer als Störer, S. 105 (110); Looschelders, JR 2000, 265 (272 f.). 1103 Im Ergebnis ebenso Grunsky, Sportregeln, S. 34 f.; Jedamzik, in: Kauerhof/Zebisch/ Nagel (Hrsg.), Zuschauer als Störer, S. 105 (110, 113). Eine Haftung aus § 831 Abs. 1 BGB ließe sich insbesondere dort begründen, wo Sportler dazu angewiesen werden, Kontrahenten durch einen bewussten Regelverstoß zu verletzen. Vgl. etwa jüngst den Sachverhalt im Rahmen der Partie zwischen den österreichischen Fußballbundesligisten Rapid Wien und Red Bull Salzburg. Carsten Jancker, Co-Trainer der Wiener, wies seine Spieler hier an, dem gegnerischen Athleten Alan „aufs Knie zu steigen“, siehe die Online-Ausgabe des Kicker v. 04. 09. 2013, http://www.kicker.de/news/fussball/intligen/startseite/591653/artikel-nach-verbaler-entglei sung_jancker-sagt-sorry.html (Stand: 04. 11. 2015). Als prominentes Beispiel gilt ferner die angebliche Anweisung des damaligen Trainers des SV Werder Bremen Otto Rehagel an seinen Spieler Norbert Siepmann, den gegenerischen Spieler Ewald Linien zu foulen, vgl. den Artikel der Online-Ausgabe der Welt v. 15. 10. 2012, abrufbar unter http://www.welt.de/sport/fussball/ar ticle109843692/Zerstoerer-bereut-brutalstes-Foul-der-Bundesliga.html (Stand: 04. 11. 2015). Das Resultat – eine klaffende Wunde am Oberschenkel des damaligen Bielefelders Lienen – ist heute Bestandteil fast jeder Chronik der Fußball-Bundesliga. Eine entsprechende Weisung dürfte jedoch kaum einmal vom Veranstalter selbst vorgenommen werden und bleibt damit – im Rahmen der hier festgelegten Grundsätze – für dessen Haftung weitgehend irrelevant.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

widrigen oder vorsätzlichen Schädigung im Kampfsportbetrieb in Frage steht, wird dem Veranstalter regelmäßig der (dezentralisierte) Exkulpationsnachweis gelingen. b) Die Sportbetriebssicherungspflichten des Sportveranstalters Den wichtigsten Teil der Verantwortlichkeit des Sportveranstalters für Sportunfälle bildet die Haftung für eine Verletzung von Sportbetriebssicherungspflichten. Im Folgenden gilt es, diese Sportbetriebssicherungspflichten zu konkretisieren und damit den Verantwortungsbereich gegenüber den Veranstaltungsteilnehmern und Dritten zu konturieren. aa) Der Gedanke des Handelns auf eigene Gefahr der Sportveranstaltungsteilnehmer als Ausschluss der Haftung für die Verletzung von Sportbetriebssicherungspflichten Bereits im Zusammenhang mit der haftungsrechtlichen Relevanz einer Mitspielerverletzung im Sport wurde der Faktor der Eigenverantwortlichkeit desjenigen betont, welcher sich durch seine Teilnahme bewusst den spezifischen Verletzungsrisiken des Wettkampfs ausgesetzt hat.1104 Auch über den Bereich der Mitspielerverletzung hinaus bildet die Sportveranstaltung eine Sphäre des gesteigerten Risikos eines Sportunfalls, insbesondere für die aktiven Athleten, aber auch für sonstige am Veranstaltungsgeschehen Beteiligte oder gar unbeteiligte Dritte.1105 Soweit auch diese Gefahren mit der Veranstaltungsteilnahme bewusst in Kauf genommen werden, erscheint es im Ausgleich der Interessen des Schädigers und des Geschädigten geboten, die Eigenverantwortlichkeit des Betroffenen in der Verteilung des Haftungsrisikos zu berücksichtigen und damit eine rechtsdogmatisch fundierte Abgrenzung zum Verantwortungsbereich des Sportveranstalters vorzunehmen. Längst ist in Rechtsprechung und Literatur anerkannt: Für die Realisierung solcher Gefahren, die mit der Sportveranstaltungsteilnahme typischerweise verbunden, oder aber, wenngleich nicht generell typisch, so doch im Einzelfall zumindest offensichtlich und damit ohne weiteres erkennbar sind, ist der Sportveranstalter nach zivilhaftungsrechtliche Maßstäben nicht verantwortlich.1106 Anders als 1104

Siehe hierzu die Ausführungen oben, § 4 A.I.1.a)bb). Vgl. hierzu bereits die Ausführungen zur Darstellung der Sportveranstaltung als Risiko und Gefahrenbereich oben, § 2. 1106 Vgl. bspw. BGH, VersR 1985, 64 f.; BGH, NJW 2011, 139 (140); OLG München, NJW 1974, 189 (190); OLG Koblenz, VersR 1975, 669 (670); OLG Nürnberg, VersR 1977, 1134 (1135); OLG München, VersR 1988, 739; OLG Düsseldorf, SpuRt 1994, 57 (58); OLG München, NJW-RR 1994, 154; OLG Stuttgart, NJW 1996, 1352 (1353); OLG Hamm, SpuRt 1997, 24 (26); OLG Dresden, NJW-RR 1999, 902; OLG Hamm, NJW-RR 2000, 1416 (1417); OLG Hamm, VersR 2003, 605; ÖOGH, SpuRt 2006, 201 (202); OLG Hamm, NJW-RR 2008, 1554 (1555); LG Gießen, SpuRt 2010, 80 (81 f.); OLG Stuttgart, SpuRt 2010, 160 (161); 1105

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im Kontext der wettkampfbedingten Mitspielerverletzung ist der systematische Anknüpfungspunkt der eigenverantwortlichen Selbstgefährdung in Abgrenzung zu den Sicherungspflichten des Sportveranstalters jedoch offensichtlich. Denn wer sich freiwillig und bewusst in eine die eigenen Rechtsgüter und Interessen gefährdende Situation begibt, wer selbstverschuldet eine entsprechende Gefahrenlage herbeiführt oder einen wesentlichen Beitrag zur Schadensrealisierung erbringt, dem sei es unter dem Dogma des „Handelns auf eigene Gefahr“ nicht ohne weiteres gewährt, den nunmehr entstandenen Schaden (vollumfänglich) auf einen Dritten abzuwälzen.1107 Nun bedeutet die Haftung für die Verletzung etwaiger Wettkampfsicherungspflichten des Sportveranstalters ein Einstehenmüssen für ein Unterlassen oder eine mittelbar wirkende Rechtsgutsverletzung, welches erst über die positive Prüfung der (Verkehrs-)Pflichtwidrigkeit des Verhaltens des Veranstalters festgestellt werden kann. Daher kommt der in der Rechtsfigur des Handelns auf eigene Gefahr verkörperten Wertung schon im Prozess der Statuierung dieser Verhaltenspflichten – und nicht erst über die treupflichtige Beschneidung eines Ersatzbegehrens als Ausdruck der Verletzung einer Obliegenheit zur Schadensvermeidung im Sinne des § 254 Abs. 1 BGB1108 – haftungausschließende Wirkung zu. Die Grenze zu einem solchen Handeln auf eigene Gefahr ist dabei dort zu ziehen, „wo das Opfer einer mit Händen zu greifenden Gefahr ohne weiteres ausweichen kann, während sie vom Verkehrspflichtigen mit zumutbaren Maßnahmen kaum beherrschbar ist“.1109 Im ÖOGH, SpuRt 2015, 68 (69); Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 234; Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 245 ff.; ders., in: Scheffen (Hrsg.), Haftung und Nachbarrecht, S. 37 (63); Fechner/Arnhold/Brodführer, Sportrecht, S. 85; Fellmer, MDR 1995, 541 (546); Günther/Kern, VersR 1993, 794 (798); Hager, in: Staudinger, § 823 E 321; Heermann, Haftung im Sport, S. 156 f., 160; König, SpuRt 1994, 112; Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 113 f.; Looschelders, JR 2000, 265 (267); Martin, DS 2007, 103 (109); Pfurtscheller, SpuRt 2006, 203; Schuld, SpuRt 2011, 90; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 387; Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 211, 214; Vieweg, in: Nolte/ Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 139 f., 145; ders./Röhl, SpuRt 2010, 56 (57 f.); H. Wagner, SpuRt 1996, 9. 1107 Vgl. BGHZ 34, 355 (358); Grüneberg, in: Palandt, § 254 Rn. 32; Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn 48; Spickhoff, in: Soergel, Vor § 823 Rn. 105; Teichmann, JA 1979, 293 (296); Unberath, in: Bamberger/Roth, § 254 Rn. 26. 1108 Wo die bewusste Selbstgefährdung nicht schon im Kontext der Statuierung konkreter Verhaltenspflichten berücksichtigt werden muss, dort findet ein Handeln auf eigene Gefahr erst im Rahmen des Mitverschuldens nach § 254 Abs. 1 BGB seine Anknüpfung, vgl. Friedrich, NJW 1966, 755 (760); Grüneberg, in: Palandt, § 254 Rn. 32; Hager, in: Staudinger, Vorbem. zu §§ 823 ff. Rn. 48; Oetker, in: MüKo, § 254 Rn. 64; Spickhoff, in: Soergel, Vor § 823 Rn. 107; Unberath, in: Bamberger/Roth, § 254 Rn. 26. 1109 Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn. 31. Ähnlich: Hager, in: Staudinger, § 823 E 32; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 77; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 242. Um eine Idiosynkrasie des Sportveranstalterhaftungsrechts handelt es sich folglich nicht. Vielmehr ist die bewusste Selbstgefährdung stets im Rahmen der erforderlichen Eigenvorsorge des Geschädigten bei der Prüfung einer Verkehrspflichtverletzung zu berücksichtigen. Wo es sich hingegen nicht um eine „mit Händen zu greifende Gefahr“ handelt, erscheint auch im Recht der Verkehrspflichten eine flexible Würdigung der Selbstgefährdung über § 254 Abs. 1 BGB angemessen (siehe hierzu noch unten, § 4 A.II.1.b)dd)(1)(b). Allgemein zu den Schwierigkeiten

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Bereich der Wettkampfsicherungspflichten des Sportveranstalters lässt sich diese Formel jedenfalls auf solche Gefahrenquellen anwenden, die sport-typisch oder offenkundig sind.1110 Es stellt sich einmal mehr die Frage, wie nun die Sport-Typik einer Gefahr zu identifizieren ist, angesichts derer der Sportveranstalter in Abgrenzung zur Eigenverantwortlichkeit des einzelnen Sportlers nicht dazu veranlasst ist, besondere Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Denn allein der pauschale Hinweis auf eine phänomenologische Zuordnung bestimmter Sachverhalte zur Eigenverantwortlichkeit des Geschädigten ermöglicht kaum eine konkrete Handhabe der Abgrenzung. Erneut findet sich eine Lösung vorrangig in den Sportregelwerken der Verbände, die hier Aufschluss über typische Gefahrenquellen geben.1111 Denn aus dem Zusammenspiel der Sportregeln, die akzeptierte Verhaltensweisen und die Zielsetzung des sportlichen Treibens definieren und zugleich Aussagen über die organisatorischen und baulichen Vorkehrungen in einem konkreten Sportbetrieb treffen, ergibt sich ein detailgenaues Bild derjenigen Verletzungsgefahren, die mit der konkreten sportlichen Übung typischerweise verbunden sind. Insbesondere werden auf diese Weise spezifizierte Risiken, in deren Bewältigung sich gerade der Reiz jener Sportart manifestiert, ins Bewusstsein der Teilnehmer gerückt.1112 Mit solchen Gefahren, die als wesensprägende Faktoren nach der Natur der Sportart unvermeidbar sind, muss ein durchschnittlich regelkundiger und mit ihrer praktischen Handhabe vertrauter Sportler daher grundsätzlich rechnen. Hier begrenzen die Anforderungen an die notwendige Eigenvorsorge des Teilnehmers, welcher sich diesen Gefahren durch die Teilnahme am Sportbetrieb bewusst aussetzt, die legitime Schutzerwartung des betroffenen Verkehrskreises und damit die Verkehrspflicht des Veranstalters. Zunächst kann auf diese Weise für sämtliche durch das Erfordernis körperlicher Leistung geprägte Sportarten das Risiko einer Unkontrollierbarkeit der spezifischen Bewegungsabläufe als Quelle sport-typischer Gefahren identifiziert werden. Dies gilt für Stolperer, Stürze und sonstige Schadensmomente, die nicht durch eine besondere Beschaffenheit der Stätte oder Anlage, sondern einzig durch die jeweiligen Bewegungsmuster, körperliche wie mentale Erschöpfung oder die Inkaufnahme

der Abgrenzung von Haftungsausschluss und Mitverschulden beim Handeln auf eigene Gefahr Schiemann, in: Staudinger, § 254 Rn. 62. 1110 Dabei gilt es, mehr noch als im Kontext der Mitspielerverletzung, die Eigenverantwortung des Geschädigten im Zusammenhang mit den Wettkampfsicherungspflichten des Sportveranstalters auch als Aspekt der Schadensprävention zu berücksichtigen (siehe zur Schadensprävention als Zweck des Haftungsrechts die Ausführungen oben, § 3 A.II.). Denn gerade in einem risikogeprägten Lebensbereich wie dem Sportbetrieb besteht das valide Bedürfnis, alle Verkehrsteilnehmer zu einem vorsichtigen Umgang zu animieren. So bemerkt auch Pichler, SpuRt 1997, 7: „Das Bewußtsein der Eigenverantwortlichkeit ist ein wichtiger psychologischer Unfallvorbeugungsfaktor.“ 1111 Vgl. beispielhaft OLG Hamm, VersR 2003, 605. 1112 Vgl. Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 246.

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eines besonderen Risikos als Ausdruck sportlichen Ehrgeizes bedingt werden.1113 Typische Gefahren erwachsen ferner aus der üblichen Beschaffenheit von Sportplatz, Spielfeld und Rennstrecke unter Berücksichtigung der notwendigen (baulichen) Vorrichtungen. Die Kollision des Tennisspielers mit einer gemäß den üblichen Anforderungen1114 an eine Auslaufzone belegenen Hallenwand stellt sich ebenso als Realisierung einer sport-typischen Gefahr dar1115 wie der Sturz eines Radrennsportlers gegen eine Straßenleitplanke an leicht zu befahrender Stelle1116 oder der Aufprall auf den metallenen Torpfosten beim Fußballsport.1117 Zu den die konkrete Sportart prägenden und damit sport-typischen Risikoquellen gehören die Hürden beim Hürdenlauf, die Sprunghindernisse beim Springreiten sowie die gewöhnlichen Mulden, Buckel oder eine mindere Schneequalität beim Pistensport.1118 Es unterfällt der Eigenverantwortung des Pistennutzers, Geschwindigkeit und Fahrweise seinem individuellen Können, dem Gelände, den Witterungsbedingungen sowie dem Schwierigkeitsgrad der Piste anzupassen. Für die sportliche Übung auf einer Eisbahn ist die Rutschgefahr ebenso typisch,1119 wie eine gewöhnliche witterungsbedingte Beeinträchtigung beim Sportbetrieb unter freiem Himmel.1120 Mit verdeckten und damit atypischen Gefahren des Sports, welche sich nicht schon aus dem über die Sportregeln und deren praktische Handhabe definierten Wesen der Sportart selbst ergeben, braucht der Athlet hingegen nicht zu rechnen. Legitim ist daher die Schutzerwartung des Verkehrs im Pistensport vor einer extremen Vereisung der Piste, wie sie nicht nur einfache Stürze, sondern auch eine Gefahr des Abrutschens über mehrere hundert Meter wahrscheinlich werden lässt.1121 1113 Vgl. OLG Frankfurt a.M., NJW-RR 1993, 856 (857), zum Sturzrisiko des Tennisspielers. Vgl. ferner BGH, NJW-RR 1986, 1029 (1030); OLG Hamm, SpuRt 1999, 245 (246). 1114 Dies gilt freilich nur, soweit diese (verbandsrechtlichen) Anforderungen ihrerseits ein taugliches Maß für die Konkretisierung der Sicherungspflicht des Sportveranstalters darstellen, vgl. dazu oben, § 3 C.III.4. 1115 OLG Frankfurt a.M., NJW-RR 1993, 856; OLG Hamm, SpuRt 1998, 125 (126). Ebenso zu den Betonwänden einer Squashhalle als sport-typischer Gefahrenquelle Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 247 f.; ders., in: Scheffen (Hrsg.), Haftung und Nachbarrecht, S. 37 (63). 1116 OLG Karlsruhe, VersR 1986, 662 (664). Ebenso in der Revisionsentscheidung BGH, NJW-RR 1986, 1029 f. 1117 Vgl. Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 247; ders., in: Scheffen (Hrsg.), Haftung und Nachbarrecht, S. 37 (63). 1118 Siehe zu den typischen Gefahren beim Pistensport etwa BGH, VersR, 1985, 64 (65); OLG Dresden, NJW-RR 1999, 902; OLG Hamm, SpuRt 2002, 23; OLG Hamm, SpuRt 2002, 24; OLG Graz, SpuRt 2005, 26 (27); Fellmer, MDR 1995, 541 (544); Rodegra, MDR 2009, 1322 (1327). Vgl. ebenso nach österreichischem Recht ÖOGH, SpuRt 2001, 13 (14); ÖOGH, SpuRt 2011, 63 f.; Resch, Causa Sport 2014, 68. 1119 Vgl. LG München I, MDR 1959, 125 (126): „Wer sich zum Eissport begibt, muß mit Stürzen und Zusammenstößen rechnen, die bei dieser Sportart nicht ganz auszuschließen sind.“ 1120 Vgl. OLG München, VersR 1981, 887, zur Rutschgefahr durch nicht näher spezifizierte Baumteile auf einem Tennisplatz. Zur witterungsbedingten Rutschgefahr auf einem Golfplatz OLG Schleswig, SpuRt 1999, 246 ff. 1121 BGH, NJW 1973, 1379 (1380 f.); OLG Hamm, SpuRt 1997, 24 (26).

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Ragen auf einem Hallenplatz Betonsockel mit aufliegenden Holzbalken in den Raum hinein, handelt es sich keineswegs um eine typische Kollisionsgefahr des Tennissports.1122 Gleiches gilt für die Umgrenzung eines Fußballspielfeldes mit Rasenkantensteinen,1123 oder sich aufgrund mangelnder Pflege hochstülpender Teile des Tartanbelags eines Bolzplatzes, welche das Sturzrisiko in evidentem Maße über einen dem Fußballspiel immanenten Grad hinaus erhöhen.1124 Ein atypisches Hindernis ist auch der Ordner, welcher auf die Strecke eines Straßenradrennens tritt, um die mangelhaft abgesicherte Rennstrecke gegen einfließenden Verkehr zu schützen.1125 Insgesamt aber bleibt die notwendige Eigenvorsorge des Geschädigten jedoch nur einer von mehreren Faktoren, welche in die wertende Gesamtbetrachtung der Prüfung einer Verkehrspflicht einbezogen werden.1126 Je gravierender die Gefahr einer Verletzung oder je geringer die Selbstschutzmöglichkeiten des Sportlers, desto eher kann dessen Eigenverantwortlichkeit angesichts sport-typischer Risikoaspekte zurückgedrängt werden.1127 Die Gefahr einer Kollision mit Liftstützen auf einem Berghang ist eine typische oder zumindest doch offenkundige Gefahr des alpinen Skisporttreibens. Sind die Stützen jedoch in einen neuralgischen Punkt eines mit einer Kennzeichnung als blauer Piste als ungefährlich ausgewiesenen Übungshangs integriert, welcher gerade von ungeübten Skiläufern, darunter zahlreichen Kindern, stark frequentiert wird und bergen die Träger noch dazu aufgrund ihrer scharfkantigen Beschaffenheit eine besondere Gefahr, so bleiben Veranstalter und Pistenhalter dennoch zur Absicherung verpflichtet.1128 Ob die Eigenverantwortung des Athleten angesichts typischer oder offenkundiger Gefahren des Sportbetriebs tatsächlich von haftungsausschließender Wirkung ist, bleibt folglich der wertenden Entscheidung im Einzelfall vorbehalten.1129 1122 OLG Frankfurt a.M., NJW-RR 1993, 856 (857). Zu einem ähnlichen Sachverhalt OLG Hamm, SpuRt 1998, 125 (126). Vgl. ferner OLG München, NJW-RR 1987, 18 (19), zum Aufprall auf einen Eisenpfosten in Höhe der Aufschlag-Querlinie; OLG Bamberg, VersR 2004, 484 f., zur Kollision mit einem das Tennisfeld begrenzenden Werbeträger. 1123 OLG Hamm, SpuRt 1999, 245 (246). Zu atypischen Gefahren durch die Spielfeldbegrenzung im Fußballsport ferner OLG Jena, NZV 2011, 31 f. Aus Österreich ÖOGH, SpuRt 2007, 19 (20). Zur atypischen Sportgefahr durch splitternde Glasbausteine in der Wand einer Turn- und Sporthalle OLG Hamm, VersR 1982, 152 f. 1124 OLG Jena, SpuRt 2011, 199 (200). Zweifelhaft ist in diesem Kontext die Entscheidung des OLG Köln, VersR 1997, 125: Wird ein Reitturnier auf einem weitläufigen bäuerlichen Wiesengelände ausgerichtet, stelle ein Grenzstein keine atypische Gefahrenquelle dar. Entsprechende Hindernisse seien hier üblich. 1125 OLG Hamm, NJW-RR 2000, 1416 (1417). 1126 Vgl. hierzu bereits die Ausführungen zur allgemeinen Verkehrspflichtenlehre oben, § 3 C.II. 1127 Vgl. Hager, in: Staudinger, § 823 E 322; Heermann, Haftung im Sport, S. 158, 161. 1128 BGH, VersR 1985, 64. 1129 In der Rechtsprechungspraxis bleibt die Verkehrspflichtenhaftung des Sportveranstalters aufgrund der mangelnden Absicherung anderer als atypischer und verdeckter Gefah-

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Gegenüber den übrigen Teilnehmern der Sportveranstaltung bedarf es einer Differenzierung zwischen typischen und atypischen Gefahren des Sportbetriebs hingegen nicht.1130 Denn obgleich selbst für Betreuer oder Zuschauer mitunter gravierende Sportunfallgefahren bestehen, handelt es sich doch um reine Gefahren des Einzelfalls. Die Annahme einer typischen Sportunfallgefahr, wie sie gerade dem Wesen des sportlichen Treibens insbesondere als Moment körperlicher Höchstleistungen erwächst und angesichts derer sich eine bewusste Risikoinkaufnahme anführen ließe, welche eine Haftung des Sportveranstalters schon dem Grunde nach auszuschließen geeignet ist, ist für andere, als die unmittelbar am Sportgeschehen beteiligten Athleten, nicht vertretbar.1131 Diese dürfen grundsätzlich auf das Aus-

renquellen freilich die Ausnahme. In einem vergleichbaren Sachverhalt zur Pistensicherung kam auch das OLG Frankfurt a.M., SpuRt 2009, 35 (36), zu dem Ergebnis einer Pflicht des Betreibers zur Absicherung von Metallpfosten in einem vorrangig von ungeübten Fahrern genutzten Teilabschnitt der Skipiste. Vgl. hierzu aber auch die kritische Anmerkung von Fritzweiler, SpuRt 2009, 36 f. Eine entsprechende Sicherungspflicht ist unter Verweis auf die Offenkundigkeit der Gefahrenquelle demgegenüber für solche Skipisten abgelehnt worden, die mit den Farben rot oder schwarz markiert und damit als nicht anfängertauglich kenntlich gemacht worden sind, OLG München, SpuRt 2003, 23 f. Auch auf den Sturz eines Radrennfahrers an einer Leitplanke (BGH, NJW-RR 1986, 1029 [1030]) oder den Sturz eines Rodlers auf einer vereisten Buckelpiste (OLG Hamm, SpuRt 2002, 23) ist die Wertung des BGH nicht übertragen worden. Eine der Rechtsprechung des BGH vergleichbare Praxis findet sich in Österreich. Hier stellte der ÖOGH, SpuRt 2010, 112 (114), fest, ein Pistengerät, mit dem ein Skifahrer auf einer Piste kollidiere, sei zwar eine „typische Erscheinung auf einer Schipiste“. Jedoch enthebe dies den Pistenbetreiber nicht von der weitergehenden Pflicht, im Einzelfall spezifische Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor Zusammenstößen zu treffen. Ebenso schon ÖOGH, SpuRt 1999, 25 (26). 1130 Vgl. auch LG Gießen, SpuRt 2010, 80 (81). 1131 Vgl. LG Freiburg, VersR 1981, 1138 (1139); OLG Koblenz, SpuRt 2005, 32 (33); Fleischer, VersR 1999, 785 (791 f.). Tendenziell anderer Auffassung hingegen OLG Nürnberg, NJW-RR 1988, 993, welches vor dem Hintergrund eines Eishockeyspiels davon ausgeht, „(w)er sich auf der Spielerbank aufhält, sei es als Spieler, Funktionär, insbesondere Trainer oder Helfer, nimmt, wie die auf dem Spielfeld befindlichen Personen, die Risiken des Eishockeyspiels, insbesondere die, von einem Puck getroffen zu werden, in Kauf“. Auch das Gericht wertet den Punkt der bewussten Risikoinkaufnahme in wertender Gesamtbetrachtung freilich nur als einen Faktor unter Mehreren, lehnt eine Haftung des beklagten Vereins im Ergebnis dennoch ab. Zugleich kann nur vor diesem Hintergrund die häufig verwendete Formel verstanden werden, der Sportveranstalter habe den Zuschauer „vor den typischen vom Sportbetrieb ausgehenden Gefahren zu schützen“, so etwa OLG Stuttgart, VersR 1987, 1151 (1153). Solche Gefahren existieren für den Zuschauer streng genommen gerade nicht. Rekurriert wird vielmehr auf die Gefahren, deren Realisierung naheliegend ist, mit denen der Veranstalter rechnen und die er in sein Schutzkonzept aufnehmen muss, um ein sicheres Zuschauererlebnis zu gewährleisten. Wo die Grenze zum Handeln auf eigene Gefahr nicht überschritten ist, spricht die „Typik“ der Gefahr folglich eher für eine konkrete Verkehrspflicht, als gegen sie. Gleiches gilt für die Verwendung des Begriffs des atypischen Risikos: dieses wird im Zusammenhang mit dem Sportunfallrisiko der Zuschauer regelmäßig nicht gebraucht, um vom Bereich der eigenverantwortlichen Risikoübernahme ebenjener abzugrenzen, sondern um das Maß zumutbarer Sicherungsvorkehrungen durch das Kriterium der Vorhersehbarkeit im Einzelfall zu begrenzen, vgl. etwa OLG Koblenz, SpuRt 2001, 103 (104). Anzumerken bleibt jedoch, dass

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

bleiben eines Sportunfalls vertrauen.1132 Freilich ist hiermit für den Schadensfall eine abschließende Aussage über die Verletzung konkreter Verkehrspflichten des Sportveranstalters noch nicht getroffen. Ob eine Pflicht zur Vermeidung des spezifischen Schadens im Einzelfall bestand, ist vielmehr nach den benannten Parametern der Verkehrspflichtendoktrin in wertender Gesamtbetrachtung des zum Schutze Erforderlichen und Zumutbaren festzustellen.1133 Ein potenziell schadensförderndes Mitverschulden des Betroffenen kann im Haftungsfall nach Maßgabe des § 254 Abs. 1 BGB anspruchsmindernd zu berücksichtigt werden. bb) Allgemeine Anforderungen an den Sportveranstalter zum Schutz der Veranstaltungsteilnehmer vor Sportunfallgefahren Obgleich an anderer Stelle dieser Arbeit verschiedene Ansätze zur Konkretisierung der Verkehrspflichten für den Sport eingeführt worden sind, steht jeder generalisierenden und abschließenden Aussage über die Sportbetriebssicherungspflichten des Veranstalters die Natur der Verkehrspflicht als streng einzelfallbezogenes Instrument des gerechten Interessenausgleichs entgegen.1134 Auch wenn die allgemeine Auseinandersetzung mit den Verkehrspflichten mithin nicht darüber hinausgehen kann, ein Handwerkszeug für die Konkretisierung der im Einzelfall erforderlichen Pflicht und äußerer Sorgfalt zu bieten, taugt der Überblick über einschlägige Kasuistik doch dazu, eine gewisse Sensibilität im Umgang mit der Verkehrspflicht im Kontext spezifischer Lebenssachverhalte zu schaffen. Bereits im Vorfeld des Events kann die legitime Schutzerwartung des betroffenen Rechtsverkehrs durch Werbe- und Informationsleistungen zu der jeweiligen Organisationsstruktur der Sportveranstaltung bestimmt werden.1135 Insbesondere der Hinweis auf eine Durchführung und Leitung von professioneller Hand schürt das berechtigte Vertrauen erhöhter Sicherheitsstandards. Eine professionelle Handhabe wird dabei bereits durch den bloßen Charakter der Veranstaltung, beispielsweise als Massenevent, indiziert. Als Herr der Veranstaltung befindet sich der Ausrichter in einer Position der Organisationshoheit, aus welcher heraus er den Risikobereich der Sportveranstaltung in seiner Gesamtheit überblicken, die geeigneten Maßnahmen zum Schutz der diese Verwendung der Begriffe „typischer“ und „atypischer Gefahren“ in Abgrenzung zur Problematik um die Eigenverantwortung des Sportlers irreführend ist. 1132 OLG Schleswig, SpuRt 1999, 244 (245); OLG Düsseldorf, SpuRt 1999, 248; Fleischer, VersR 1999, 785 (792). 1133 Siehe hierzu die Ausführungen oben, § 3 C.II. 1134 Siehe hierzu ausführlich oben, § 3 C.III. 1135 Vgl. zum Zugspitzenlauf 2008 das AG Garmisch-Partenkirchen, SpuRt 2011, 128 (131), hier freilich im Kontext der Beurteilung strafrechtlicher Garantenpflichten. Freilich besteht zwischen zivilrechtlicher Verkehrspflicht und strafrechtlicher Garantenpflicht objektiv kein Unterschied, Ramming/Schödel, SpuRt 2002, 189 (191).

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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Teilnehmer einleiten und auf diese Weise drohenden Gefahren vorbeugend und effektiv begegnen kann.1136 Demgegenüber halten insbesondere die aktiven Athleten den weit überwiegenden Teil ihrer Aufmerksamkeit unmittelbar auf den sportlichen Wettkampf gerichtet. Die Möglichkeit bestimmte Umgebungsgefahren zu beherrschen ist erheblich eingeschränkt.1137 Dass sich beispielsweise der Ballsportler im freien Raum bewegt, dabei aber den Blick auf den Ball geheftet hält und damit das Risiko einer Kollision mit einer nicht gerade sport-typischen baulichen Vorrichtungen gar nicht zur Kenntnis nehmen kann, ist vom Veranstalter bei der Ausgestaltung der Sportanlage einzukalkulieren.1138 Ist es hingegen für den Sportler erkennbar, dass er sich dem nicht mehr zum Spielfeld gehörenden Außenbereich der Sportanlage nähert, kann auch von ihm ein gesteigertes Maß an Aufmerksamkeit verlangt werden.1139 Die Möglichkeit der Gefahrbeherrschung kann für den Sportler auch durch körperliche und mentale Erschöpfung weiter eingeschränkt sein. Auch dies hat der Veranstalter zu berücksichtigen. Das für den Sportler Gesagte gilt auch für sonstige Teilnehmer der Veranstaltung, denen es aufgrund einer spezifischen Funktionszuweisung nicht möglich ist, den Unfallgefahren des Sportreibens mit der erforderlichen Aufmerksamkeit zu begegnen.1140 Demgegenüber kann insbesondere von den Zuschauern erwartet werden, das Wettkampfgeschehen aufmerksam zu verfolgen und drohenden Sportunfallgefahren – etwa durch abirrendes Sportgerät1141 – effektiv auszuweichen.1142 Besondere 1136

OLG Karlsruhe, VersR 1954, 463; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 84. Vgl. hierzu OLG München, NJW-RR 1987, 18 (Tennisspiel); OLG Hamm, SpuRt 1998, 125 (126, Tennisspiel); OLG Hamm, SpuRt 1999, 245 (246, Fußballspiel); OLG Hamm, NJWRR 2000, 1416 (Radrennen); OLG Hamm, VersR 2003, 605 (Golfspiel); OLG Bamberg, VersR 2004, 484 (485, Tennisspiel); OLG Frankfurt a.M., SpuRt 2005, 166 (167, Radrennen); LG Heilbronn, SpuRt 2014, 171 (172, Triathlon). 1138 Dies gilt umso mehr, als dass auch der Sportveranstalter regelmäßig ein eigenes Interesse daran hat, den Fokus der Athleten auf den Wettkampf gerichtet zu halten. Denn ausschließlich dort, wo sich die Sportler voll und ganz auf ihre Leistung konzentrieren, können sportliche Höchstleistungen erreicht werden. In diesem Leistungsgrad manifestiert sich wiederum in erheblichem Maße die Attraktivität der Veranstaltung, vgl. auch Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 85. 1139 So der ÖOGH, SpuRt 2012, 156, im Kontext eines Fußballspiels. Wiederum anderes gilt mitunter im Tennissport, bei welchem sich der Spieler der rückwärtigen Sportplatzbegrenzung typischerweise in der Rückwärtsbewegung nähert und damit ohne Möglichkeit bleibt, ein Kollisionsrisiko wahrzunehmen, vgl. OLG Hamm, SpuRt 1998, 125 (126). Vgl. auch OLG Frankfurt a.M., NJW-RR 1993, 856 (857). 1140 Gedacht sei beispielsweise an das Ordnungspersonal bei einer Sportgroßveranstaltung, welches, um seine spezifischen Sicherungsaufgaben zu erfüllen (dazu noch unten, § 4 B.IV.), im Regelfall mit dem Blick zum Publikum dem sportlichen Treiben den Rücken zukehrt. Die Möglichkeit des Selbstschutzes z. B. gegen abirrendes Sportgerät ist für das Ordnungspersonal damit stark eingeschränkt. 1141 Dass auch die Sportler selbst bisweilen vor den Gefahren abirrender Sportgeräte zu schützen sind, verdeutlicht der Fall des Weitspringers Salim Sdiri (vgl. hierzu die Ausführungen oben, § 2 A.IV.). Die Beurteilung eines entsprechenden Sachverhalts durch die Rechtsprechung über die Pflichten des Sportveranstalters, eine aus diversen Einzelwettkämpfen zusammen1137

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Vorkehrungen zum Schutz vor solchen Gefahren durch Abfangnetze oder Sperrgitter bedarf es in der Regel nicht.1143 Nur in Einzelfällen kann ein eigenes Abwehr- oder Ausweichverhalten auch dem aufmerksamen Zuschauer nicht abverlangt werden. Dies gilt beispielsweise angesichts der Gefahren umherfliegender Eishockeypucks, die aufgrund ihrer besonderen Beschaffenheit als eine gerade ein mal drei Zoll große und auf bis zu 170 km/h beschleunigte Hartgummischeibe zu unkontrollierenden Geschossen werden können, denen kaum mehr auszuweichen ist.1144 Auch dort, wo ein Selbstschutz zwar generell möglich ist, aufgrund der besonderen Begebenheiten des Sportbetriebs jedoch außerordentlich gravierende Gefahren für die körperliche Unversehrtheit oder gar das Leben der Zuschauer drohen, sind besondere Maßnahmen zum Schutz des Zuschauerverkehrs vor Sportunfallgefahren zu treffen. Dies gilt insbesondere im Radrenn- und Motorsportbetrieb für das Erfordernis der Abgrenzung von Rennstrecke und Zuschauerbereich.1145 gesetzte Gesamtveranstaltung so durchzuführen, dass die Teilnehmer des einen Wettkampfs nicht durch die Gefahren eines anderen Wettkampfs beeinträchtigt werden, ist bislang noch nicht ersichtlich. Freilich läge es nahe, in benanntem Fall vom Verstoß gegen eine Verkehrspflicht des Ausrichters auszugehen. 1142 Das OLG Schleswig, SpuRt 1999, 244 (254), spricht in diesem Zusammenhang von einem „Gebot [des Zuschauers] gegen sich selbst, das Geschehen auf dem Platz so weit zu verfolgen, daß gegebenenfalls einem in den Zuschauerraum fliegenden Ball ausgewichen werden kann.“ Ebenso schon das LG Trier, VersR 1964, 879, welches diesen Punkt freilich erst im Rahmen des Mitverschuldens nach § 254 Abs. 1 BGB thematisiert. Auf der anderen Seite darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass die Aufmerksamkeit der Zuschauer unter dem bereits erörterten Einfluss der Masse (vgl. oben, § 2 B.I.1.) wiederum gemindert sein kann. Insbesondere erscheint es für den Veranstalter auch vorhersehbar, dass euphorisierte Zuschauer den Versuch unternehmen, lediglich geringfügige Schutzvorrichtungen wie niedrige Zäune, zu überwinden, um das sportliche Treiben aus nächster Nähe verfolgen zu können, vgl. OLG Karlsruhe, VersR 1954, 463 f. 1143 LG Trier, VersR 1964, 879; AG Moers v. 05. 12. 1984, Az. 7 C 438/84; OLG Schleswig, SpuRt 1999, 244 (245). Ebenso für das Risiko eines über die Spielfeldbegrenzungslinie hinausrutschenden und mit einem Zuschauer kollidierenden Fußballspielers OLG Karlsruhe, VersR 1981, 962. Auch das Risiko, dass bei einem Baseballspiel der Ball als Querschläger hoch in die Luft katapultiert wird und lediglich mit der Beschleunigungswirkung der Erdanziehungskraft auf die Zuschauertribüne niedergeht, ist für den Zuschauer der dem sportlichen Treiben folgt, grundsätzlich beherrschbar, OLG Koblenz, SpuRt 2001, 103 (104), m. Anm. Ritscher. 1144 Zum Erfordernis spezifischer Pflichten zur Absicherung des Zuschauerverkehrs vor den Gefahren abirrender Eishockeypucks BGH, VersR 1984, 164 (sowie die vorinstanzliche Entscheidung des OLG München VersR 1982, 1152); LG Freiburg, VersR 1981, 1138; OLG Celle, SpuRt 1997, 203; OLG Düsseldorf, SpuRt 1999, 248; Richtsfeld, SpuRt 1997, 196. Ähnlich äußert sich das AG Darmstadt, r+s 1985, 271, angesichts der Gefahren durch abirrende Rollhockeybälle. Siehe ferner zur Absicherung der Spielerbank OLG Nürnberg, NJW-RR 1988, 993. Gegen das Erfordernis spezieller Sicherungsvorrichtungen des Zuschauerverkehrs eines Eishockeyspiels hingegen OLG München v. 9. 7. 1964, Az. 4 U 284/63. 1145 Vgl. zum Radrennsport die Urteile des LG Stuttgart und des OLG Stuttgart, VersR 1987, 1152 ff., wonach jedoch zumindest eine Absicherung durch massive Metallgitter im Zieleinlauf eines Straßenradrennens nicht erforderlich ist. Das LG Waldshut-Tiengen, NJW 2002, 153, hält aus strafrechtlicher Perspektive zum Schutz der Zuschauer zumindest eine Abgrenzung der

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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Wo trotz der evidenten Verletzungsgefahren für Sportler bauliche Umgrenzungen des Spielfeldes oder Sportplatzes, die in ihrer konkreten Beschaffenheit weder sporttypische noch offenkundige Gefahrenquellen darstellen, vorgenommen werden,1146 sind diese im Rahmen des Zumutbaren gegen Kollisionsgefahren abzusichern, beispielsweise durch die Verwendung weniger gefahrträchtiger Materialien,1147 eine Abpolsterung,1148 oder der Einhaltung spezifischer Abstände und Sicherheitszonen.1149 Denn damit, dass der Sportler im Eifer des Gefechts die Grenzen des Spielfelds verlassen und mit der Begrenzung kollidieren wird, ist bei vielzähligen Sportarten ohne weiteres zu rechnen.1150 Strecke eines Mountainbike-Downhill-Rennens durch Absperrband für erforderlich (vgl. aber auch die kritische Urteilsanmerkung von Ramming/Schödel, SpuRt 2002, 189 [191]). Zu den Anforderungen an die Sicherheit des Zuschauerverkehrs bei Motorsportveranstaltungen vgl. BGH, NJW 1975, 533: Zusätzlich zur Sicherung der Rennstrecke durch vier Strohballenreihen und einen die Bahn begrenzenden Maschendrahtzaun ist die Einrichtung einer die Zuschauer schützende Sicherheitszone erforderlich. Ferner OLG Karlsruhe, VersR 1954, 463: Die Sicherung des Zuschauerbereichs durch einen Drahtzaun und einen 6 – 7 m breiten Sicherheitsstreifen ist unzureichend; ausreichend erschiene es jedoch, bei einer Motor-Cross-Veranstaltung einen Sicherheitsstreifen von 20 m Breite zum Schutz der Zuschauer anzulegen, OLG Rostock, MDR 2005, 395. Auch für den Diskussport sind in der Rechtsprechung besondere Schutzmaßnahmen für erforderlich erachtet worden, vgl. OLG München, VersR 1982, 1105 (1106): ein Schutzgitter in Höhe von 3,40 m allein bietet den Zuschauern keinen hinreichenden Schutz vor den erheblichen Gefahren einer geworfenen Diskusscheibe. 1146 Die Umgrenzung selbst kann ihrerseits eine erforderliche Maßnahme der Verkehrssicherung sein. Dies gilt zum einen zum Schutz der Zuschauer (dazu bereits oben, Fn. 1144), zum anderen mitunter aber auch zum Schutz der Sportler selbst. Nach Rechtsprechung des OLG Nürnberg, VersR 1977, 1134 (1135), ist die Errichtung eines das Fußballspielfeld begrenzenden Betonpfostens erforderlich und damit gegenüber den Athleten trotz einer Kollisionsgefahr nicht pflichtwidrig, um das Betreten des Spielfeldes durch Unbefugte zu verhindern. Vgl. ferner BGH, VSR 1960, 48 (49 ff.), zur Verantwortlichkeit des Verkehrspflichtigen gehöre, mittels Spielfeldumzäunung zu verhindern, dass die auf einem an einer Straße gelegenen Platz Fußball spielenden Kinder einem Ball über das Spielfeld hinaus nachlaufen und sich, ebenso wie andere Verkehrsteilnehmer damit in Gefahr bringen. 1147 Verkehrspflichtwidrig ist die Verwendung einer Werbebande aus massivem Material zur Begrenzung eines Tennisplatzes, OLG Bamberg, VersR 2004, 484 ff. 1148 Vgl. aus dem Tennissport OLG Frankfurt a.M., NJW-RR 1993, 856 (857). 1149 Die Anforderungen an eine solche Sicherheitszone bemessen sich ihrerseits wiederum nach dem konkreten Gefahrenpotenzial der jeweiligen Sportart. Dies verdeutlicht der Vergleich zweier jüngerer Entscheidungen aus dem Fußball-, bzw. dem Tennissport: Nach Entscheidung des ÖOGH, SpuRt 2007, 19 (20), sei der Sicherheitsabstand von 1,50 m zwischen Seitenauslinie und Werbebande bei einem Amateurfußballspiel ausreichend. Demgegenüber sah das OLG Hamm, SpuRt 1998, 125, in einer Auslaufzone von weniger als 4,90 m hinter der Grundlinie eines Hallentennisplatzes den Verstoß gegen eine Verkehrspflicht begründet. Dass gerade beim Tennissport durch die rückwärtige Laufrichtung bei gleichzeitigem Blick auf den Ball besonders hohe Kollisionsgefahren bestehen, wurde bereits dargestellt, oben. Fn. 1139. Vgl. ferner zu Mindestabständen und Sicherheitszonen im Sport OLG Nürnberg, VersR 1977, 1134 (Fußball); OLG München, NJW-RR 1987, 18 (19, Tennis); LG Baden-Baden, SpuRt 1996, 174 (175, Fußball). 1150 ÖOGH, SpuRt 2007, 19 (20). Dies gilt regelmäßig in sämtlichen Leistungsklassen des Sports, nicht nur im professionalisierten Sportbetrieb, vgl. OLG Bamberg, VersR 2004, 484

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Die anlagenbezogene Verkehrspflicht des Sportveranstalters erschöpft sich gegenüber den Sportlern freilich nicht in der Beschaffenheit von Spielfeldumgrenzungen. Vielmehr bleibt festzustellen, dass sich „eine Sportanlage in einem technisch einwandfreien Zustand befinden muss. Der Betreiber einer Sportanlage ist verpflichtet, bei Planung, Konstruktion, Bau und Betrieb alle technischen und wirtschaftlich zumutbaren Maßnahmen auszuschöpfen, um dem Benutzer den höchst möglichen Sicherheitsstandard zu bieten“.1151 Athleten sind im Rahmen des Erforderlichen und des Zumutbaren vor gefährlichen Gegenständen auf der Sportanlage1152 und Unebenheiten des Untergrunds1153 zu schützen. Eine zusätzliche Bodensicherung ist zumindest dort erforderlich, wo ein evidentes Risiko besteht, der Athlet könne sich durch einen unkontrollierten Sturz außerordentlich gravierende Verletzungen zuziehen, beispielsweise beim Turnen.1154 (485). Vgl. im Übrigen zur Absicherung von Spielfeld- und Sportplatzumgrenzungen BGH, VersR 1961, 276 (278 f., Boxsport); OLG Hamm, VersR 1982, 152 f. (Turnhalle); OLG Jena, NZV 2011, 31 (Bolzplatz). 1151 OLG Jena, NZV 2011, 31 (32). Ebenso auch OLG Jena, SpuRt 2011, 199 (200). Die Pflichten des vom Gericht benannten Betreibers gehen in denen des Sportveranstalters auf (vgl. hierzu noch unten, § 4 B.III.). Dabei ist grundsätzlich durch den sicherungspflichtigen Veranstalter auch ein bestimmungswidriger Gebrauch der Sportanlage (und der Sportgerätschaften) in Betracht zu ziehen, soweit ein solcher Fehlgebrauch naheliegend ist. Dies gilt beispielsweise für die Turnübungen eines Fußballtorwarts an der Querlatte eines Fußballtores, „Denn ein Torwart wird je nach Spielgeschehen eine gewisse Zeit nicht gefordert und versucht dann, auf diese Weise seinen Bewegungsmangel auszugleichen“, OLG Celle, SpuRt 1996, 173. Vgl. auch OLG Celle, VersR 1984, 46 f. Anders hingegen LG Wiesbaden, VersR 1982, 659, zur Nutzung einer Kegelbahnanlage „in absolut unüblicher und regelwidriger Weise“. 1152 Vgl. etwa ÖOGH, SpuRt 2006, 201 (202), zu einer Viehsperre auf einer Mountainbikestrecke. Eine Pflicht des Veranstalters eines Reitturniers, den Turnierplatz ständig nach gefährlichen Gegenständen wie rostigen Nägeln zu untersuchen, besteht mangels Zumutbarkeit hingen nicht, OLG Hamm v. 12. 7. 1994, Az. 27 U 100/94, zitiert nach Fellmer, MDR 1995, 541 (545). Ebensowenig besteht eine Pflicht, kleine Baumteile von der Oberfläche eines Freilufttennisplatzes zu entfernen, OLG München, VersR 1981, 887. Vgl. auch OLG Schleswig, SpuRt 1999, 246 (247, Golfsport). Vgl. ferner zur Frage einer Verkehrspflichtverletzung durch ein Fußballtor außerhalb des Spielfeldes OLG Koblenz, SpuRt 2014, 256 (257). 1153 Vgl. OLG Jena, SpuRt 2011, 199 ff. (Tartanplatz). Wird ein Reitturnier jedoch auf einem ländlichen Wiesengelände ausgetragen, so zählen Unebenheiten und Vertiefungen im Boden in gewissem Umfang noch zu den typischen Gefahren, mit denen der Teilnehmer gemeinhin rechnen muss, OLG Köln, VersR 1997, 125 (126). Ferner zum Zustand des Untergrundes eines Trimm-Dich-Pfades OLG Karlsruhe, VersR 1975, 381 (382 f.); zu Bodenschwellen auf einer Triathlonstrecke LG Heilbronn, SpuRt 2014, 171 (173). 1154 Im Einzelnen sind die konkreten Sicherheitsvorrichtungen zuvorderst an Art und Schwierigkeitsgrad der vollzogenen Übung, aber auch am Leistungsstand des Athleten auszurichten. Versucht sich ein ungeübter Turner an einem Doppelsalto per Minitrampolin, reicht ein einfacher Mattenaufbau zur Sicherung nicht mehr aus. Um das Verletzungsrisiko im gebotenen Maße zu minimieren, ist die Installation einer Schaumstoff- oder Schnitzelgrube, beziehungsweise eines Mattenaufbaus mit nach vorn fallender schräger Landefläche erforderlich, LG Dresden, SpuRt 2001, 106 f. Vergleichbare Pflichten bestehen jedenfalls nicht bei Ball- oder Rennsportarten. Denn hier würden eine Abpolsterung des Bodens oder vergleichbare Vorkehrungen dem typischen Charakter der Sportart widersprechen.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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Weitergehende Pflichten zur Absicherung der Sportanlage bestehen insbesondere im Rennsport.1155 Die Möglichkeiten zum Selbstschutz sind hier für den Sportler stark eingeschränkt.1156 Bereits geringfügige nicht sport-typische und damit nicht einkalkulierte Hindernisse können bei hohen Geschwindigkeiten und der steten Gratwanderung zwischen notwendigem Wagnis und der Unkontrollierbarkeit des Geschehens durch den Sportler eine außerordentliche Gefahrenlage für Leib und Leben der Teilnehmer schaffen. Für den Zustand und die sichere Benutzungsmöglichkeit der Rennstrecke ist der Veranstalter verantwortlich.1157 Auch soweit spezifische Gefahrenstellen, beispielsweise aus einer anspruchsvollen Streckenführung, zum typischen Wettkampfbild gehören, sind angesichts gravierender Gefahren mitunter besondere Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen.1158 Eine breite Kasuistik zur Absicherung der Sportstätte zum Schutz vor Sportgefahren findet sich in der Rechtsprechung zum Ski- und Pistensport.1159 Zu den verdeckten Pistengefahren, mit denen auch ein verantwortungsbewusster Nutzer regelmäßig nicht zu rechnen braucht und für deren Absicherung der Veranstalter1160 1155 Vgl. hierzu auch die ausführliche Darstellung der Sicherungspflichten des Laufsportveranstalters bei Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 95 ff. Nicht zum Rennsport ist demgegenüber eine organisierte Radtour zu zählen, bei der folglich geringere Anforderungen an die Sicherungspflichten des Veranstalters zu stellen sind, vgl. hierzu OLG Hamm, SpuRt 2014, 170 f. 1156 Zum Skirennsport Heermann, Haftung im Sport, S. 158 f., der betont, der Fahrer müsse ohnehin stets „am Limit“ fahren, wolle er den Sieg erringen. 1157 Unmittelbar vor Beginn einer Rennveranstaltung hat der Veranstalter die Strecke auf ihre Befahrbarkeit hin zu kontrollieren, OLG Frankfurt a.M., SpuRt 2005, 166. Er ist regelmäßig weiter dazu verpflichtet, zumindest an neuralgischen Punkten und in den Zuschauerbereichen Sicherheit durch einen Ordnungsdienst zu schaffen und so die Gefahren durch einfließenden Verkehr (OLG Hamm, NJW-RR, 1416 [1417]) oder durch querende Zuschauer (OLG Stuttgart, VersR 1984, 1098. Vgl. auch LG Stuttgart, VersR 1987, 1152 [1153]; Heermann, Haftung im Sport, S. 158; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 100) zu mindern. Vgl. ferner aus dem Bereich des Rennsports OLG Hamm, SpuRt 1997, 24 (26 ff., mangelnde Sicherung des Zieleinlaufs beim Rennrodelsport). 1158 OLG Karlsruhe, VersR 1986, 662 (664 f.), zur Abpolsterung einer Leitplanke bei einem Straßenradrennen, bestätigt durch BGH, NJW-RR 1986, 1029 f. Vgl. auch allgemein zu Verkehrspflicht und Sport-Typik der Gefahrenlage die Ausführungen oben, § 4 A.II.1.a)aa). 1159 Einen guten Überblick über die einschlägige Rechtsprechung aus Deutschland und Österreich zum Bereich der Pistensicherungspflichten bieten Pichler/Fritzweiler, SpuRt 1999, 7 (9 ff.). Vgl. auch dies., SpuRt 2000, 8 (9 ff.), zur Rechtsprechung zu Liftunfällen. Vgl. neben den im Folgenden erwähnten Beispielen aus der Rechtsprechung ferner OLG München, NJW 1974, 189 (191, Absicherung einer die Piste kreuzenden Straße); OLG Hamm, NJW-RR 2008, 1554 (1555, Absicherung eines Sprunghügels auf einer Hallenrodelbahn). 1160 Die weit überwiegende Zahl der Ski- und Pistensportunfälle ereignet sich nicht bei einer Veranstaltung, sondern im allgemeinen Sportbetrieb. Hier ist kein Veranstalter, sondern der Pistenhalter und -betreiber nach den Anforderungen der Verkehrspflichtenlehre vollumfänglich sicherungspflichtig. Soweit Fellmer, MDR 1995, 541 (544), den Pistenhalter als „Veranstalter des Skibetriebs“ bezeichnet, kann dem im Sinne dieser Arbeit (zum Veranstalterbegriff bereits oben, § 1 B.I.) für den allgemeinen Skibetrieb nicht gefolgt werden. Vgl. ähnlich zum Veranstalterbegriff im Pistensport BGH, VersR 1982, 346 (347).

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

folglich zu sorgen hat, zählen beispielsweise tiefe Löcher, Betonsockel, Abbrüche, Steilflanken im Randbereich der Piste1161 oder extreme Vereisungen auf der Abfahrtsstrecke.1162 Typische Gefahrenquellen wie Liftstützen sind zumindest dann zu sichern, wenn sie aufgrund ihrer konkreten Beschaffenheit eine Quelle besonders gravierender Gefahren darstellen.1163 Die Sicherungspflichten erstrecken sich in räumlicher Hinsicht mitunter über den Pistenrand hinaus, wenn mit dem Sturz eines Sportlers im Randbereich gerechnet werden muss.1164 Eine allgemeine Pflicht zur Sicherung des Bereichs abseits der markierten Piste besteht für den Skisportveranstalter jedoch nicht.1165 Der Sportveranstalter hat, wenn er Sportgerät selbst zur Verfügung stellt, umfängliche Pflichten zur Überprüfung von Sicherheit und Funktionstüchtigkeit der Gerätschaften zu beachten. Das Sportgerät muss einerseits grundsätzlich dazu geeignet sein, einen sicheren Ablauf des sportlichen Wettkampfs zu gewährleisten.1166 Andererseits sind Aufbau und anschließende Kontrolle mit der durch die Parameter des Erforderlichen und des Zumutbaren gebotenen Sorgfalt durchzuführen. Gerade sicherheitsrelevante Bauteile hat der Veranstalter mit besonderer Aufmerksamkeit zu überprüfen, denn vorhandene Mängel sind für die Sportler selbst oft nicht zu erkennen.1167 1161

(544). 1162

So die Aufzählung des BGH, VersR 1985, 64 (65). Ebenso Fellmer, MDR 1995, 541

BGH, NJW 1973, 1379 (1380 f.). Unklar hingegen bei BGH, NJW 1971, 1093 (1095). Das Gericht meint zu identischem Sachverhalt einerseits, es läge angesichts einer extrem vereisten Piste schon keine Situation vor, nach welcher der Verantwortliche Maßnahmen zur Abwendung einer Gefahr ergreifen müsse, nur um später zu betonen, der Bergbahnbetreiber tue seiner Sicherungspflicht hinsichtlich jener Gefahr durch das Aufstellen von Hinweisschildern genüge. Zur Pflicht der ordnungsgemäßen Pflege der Liftspur ferner AG Kempten, SpuRt 1997, 34. Vgl. weiter zu atypischen Pistengefahren BGH, VersR 1982, 346 (347, Sturz über niedergelegten Weidezaun). 1163 Vgl. hierzu bereits die Nachweise oben, § 4 A.II.1.b)aa). Auf Rennstrecken sind an den Pistenhalter bezüglich der Absicherung auch typischer Gefahrenquellen wesentlich strengere Anforderungen zu stellen als bei gewöhnlichen Skiabfahrtsstrecken, vgl. OLG Graz, SpuRt 2005, 26 (27); ÖOGH, SpuRt 2010, 24 (25). 1164 Vgl. ÖOGH, SpuRt 1995, 40 (41). Siehe ferner OLG München, SpuRt 1998, 34 (35); ÖOGH, SpuRt 2001, 13 f.; Pichler/Fritzweiler, SpuRt 199, 7 (8); H. Wagner, SpuRt 1996, 9. 1165 Pichler/Fritzweiler, SpuRt 1999, 7 (8); Resch, Causa Sport 2014, 68 (69); H. Wagner, SpuRt 1996, 9. Eine solche Sicherungspflicht bestünde höchstens einmal dort, wo mit einer Nutzung des unpräparierten Randbereichs gerechnet werden muss, vgl. OLG München, SpuRt 1998, 34 (35). Im Veranstaltungsbetrieb kann und muss jedoch allgemein nicht damit gerechnet werden, dass Sportler die vorgegebenen Routen verlassen und sich einen anderen Abfahrtsweg suchen werden. 1166 Dies war nach Auffassung des OLG Hamm, BeckRS 2010, 24546, bestätigt durch den BGH, NJW 2011, 139 (140), jedenfalls nicht der Fall bei der Verwendung eines Fangständers im Rahmen eines Springreitturniers, der mangels unzureichender Höhe des Aufbaus keine abschreckende Wirkung auf das Springpferd hatte. 1167 OLG Frankfurt a.M., SpuRt 2011, 31 f., zum Aufbau einer Ringgeräteanlage im Kunstturnen. Vgl. ebenso die erstinstanzliche Entscheidung des LG Gießen, SpuRt 2010, 80

A. Die Haftung des Sportveranstalters

259

Neben der Absicherung von Anlagen und Gerätschaften ist der Sportveranstalter auch für solche organisatorischen Rahmenbedingungen verantwortlich, die zum Schutz der Beteiligten vor den Gefahren des Sportbetriebes erforderlich sind. Allgemein ist der Veranstalter dazu verpflichtet, aufgrund seines besseren Überblicks über die Risikolage im Zuge der Veranstaltung die Teilnehmer über spezifische Gefahren der Veranstaltung im Vorfeld aufzuklären oder durch einen besonderen Hinweis auf sie hinzuweisen und zu sachgerechtem Verhalten zu ermahnen.1168 So kann der Veranstalter bei einem Outdoor-Event dazu verpflichtet sein, die Bekleidung der Teilnehmer zu kontrollieren,1169 die örtlichen Witterungsverhältnisse zu überwachen1170 und die Sportler zu informieren beziehungsweise gegebenenfalls von der weiteren Teilnahme abzuhalten.1171 Im Verletzungsfall sind die notwendigen Hilfs- und Fürsorgemaßnahmen unverzüglich einzuleiten.1172 Insgesamt werden Umfang und Intensität der Sicherungspflichten ganz entscheidend von den Eigenschaften der jeweiligen Sportveranstaltungsteilnehmer als des zu schützenden Verkehrskreises geprägt.1173 Gegenüber Kindern, Jugendlichen (82). Die Rechtspflicht, eine sichere Benutzungsmöglichkeit der Geräte durch die teilnehmenden Sportler zu gewährleisten, wird hier als „geradezu zwingendes Gebot“ der Verkehrssicherung bezeichnet. 1168 Zur Hinweispflicht des Sportstätten- und Sportanlagenbetreibers BGH, NJW, 1973, 1379 (1381); OLG Köln, VersR 1989, 159 (160); OLG Celle, SpuRt 1997, 203 (204); OLG München, SpuRt 1998, 34 (36); OLG Koblenz, SpuRt 2002, 198; ÖOGH, SpuRt 2006, 201 (202); ÖOGH, SpuRt 2009, 200 (201). Ein gefahrbezogener Hinweis allein genügt den Sicherungsanforderungen im Regelfall jedoch nicht, wenn die Gefahr selbst hierdurch nicht wirksam beseitigt werden kann, vgl. OLG Hamm, SpuRt 1999, 245 (246). Ausführlich zu den Warn- und Instruktionspflichten im Kontext der Sportstättenhaftung Börner, SportstättenHaftungsrecht, S. 253 ff.; ders., in: Scheffen (Hrsg.), Haftung und Nachbarrecht, S. 37 (64 ff.). 1169 Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 161 ff. 1170 Vgl. BGH, NJW 1971 1093 (1095); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 158 ff.; dies., SpuRt 2011, 90 (91). 1171 Vgl. zum Ganzen im Zusammenhang mit dem Zugspitzenlauf 2008, bei welchem zwei Teilnehmer aufgrund der Witterungsbedingungen zu Tode kamen, den Strafprozess vor dem AG Garmisch-Patenkirchen, SpuRt 2011, 128 (129 f.). Das Gericht prüfte diverse Anknüpfungspunkte etwaiger Sicherungspflichten des Veranstalters, ohne im Ergebnis jedoch eine Pflichtverletzung zu erkennen. Siehe zu dieser Entscheidung auch Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 152 ff. 1172 Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 305 ff.; ders., in: Scheffen (Hrsg.), Haftung und Nachbarrecht, S. 37 (74 f.); Fellmer, MDR 1995, 541 (543); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 138 ff.; dies., SpuRt 2011, 90. Im Einzelfall kann der Veranstalter unter Verkehrsschutzgesichtspunkten auch dazu verpflichtet sein, einem Geschädigten die Geltendmachung von Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüchen zu ermöglichen, indem die Personalien eines Drittschädigers festgestellt werden, vgl. OLG Düsseldorf, SpuRt 2005, 31. Anders hingegen OLG Köln, VersR 1992, 470 (471). 1173 Vgl. BGH, VersR 1985, 1170 (1172); OLG Koblenz, VersR 1975, 669 (670); OLG München, NJW-RR 1994, 154; OLG Jena, SpuRt 2011, 199 (200). Eine Differenzierung zeigt sich bereits bei der Frage nach der Notwendigkeit einer Absicherung typischer oder offenkundiger Gefahrenquellen, siehe unter § 4 A.II.1.b)aa).

260

§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

oder ungeübten Sportlern sind grundsätzlich strengere Anforderungen an die Sicherheit zu stellen.1174 Die Pflicht zur Verkehrssicherung besteht auch für den Sportveranstalter freilich nur in den Grenzen des (wirtschaftlich) Zumutbaren1175 und ist folglich dort zu negieren, wo Sicherungsaufwand einerseits und angestrebter Nutzen andererseits in keinem angemessenen Verhältnis zueinander stehen.1176 Wo den Veranstaltungsteilnehmern Gefahren für gewichtige Rechtsgüter wie Leib oder Leben drohen, sind die eigenwirtschaftlichen Interessen der Veranstaltungsverantwortlichen jedoch stets von untergeordneter Bedeutung.1177 Sind dem Sportveranstalter einmal zwingend erforderliche Schutzmaßnahmen nicht zumutbar beziehungsweise gar rechtlich oder tatsächlich nicht möglich,1178 ist von der Durchführung der Veranstaltung abzusehen.1179 Freilich sollte an dieser Stelle nicht verkannt werden, dass der weit überwiegende Teil der Sportvereine als Veranstalter sportlicher Wettkämpfe in der Form des nicht-wirtschaftlichen Idealvereins nach § 21 BGB organisiert ist und von dem ehrenamtlichen Engagement aller Beteiligten getragen wird. Will man dem Sportveranstaltungsbetrieb nicht die Grundlage entziehen,1180 dürfen allzu strenge Maß1174 Kudlich/Vieweg, SpuRt 2015, 138 (140). So betonte das OLG Nürnberg, SpuRt 2001, 109 (110), gerade wegen der Unerfahrenheit und Unbesonnenheit eines Kleinkindes sei die Sicherung einer großen Gymnastikmatte an einer Turnhallenwand mittels eines einfachen Gurtbandes mit mittigem Steckverschluss nicht hinreichend. Vgl. ferner zur besonderen Schutzbedürftigkeit des Kindes OLG Köln, SpuRt 2001, 200. Allerdings darf der Pflichtige grundsätzlich davon ausgehen, dass eine Sportanlage nur von den Teilnehmern eines bestimmten Verkehrskreises genutzt wird, wenn hierfür ein berechtigter Anlass gegeben ist, LG Wiesbaden, VersR 1982, 659. 1175 Siehe allgemein zur Zumutbarkeit der Gefahrenabwehr die Ausführungen oben, § 3 C.II.2. 1176 Vgl. LG Trier, VersR 1964, 879 (Keine Pflicht des Veranstalters eines Fußballspiels ohne hohe Zuschauereinnahmen, Gitter oder Zäune zum Schutz der Zuschauer vor abirrenden Bällen zu errichten); OLG Koblenz, VersR 1975, 669 (670, Keine Pflicht zur ständigen Auflockerung der Springgrube eines Trimm-Dich-Pfades). Vgl. ferner Heermann, Haftung im Sport, S. 159 f. 1177 Vgl. zum Schutz der Zuschauer einer Autorennveranstaltung etwa OLG Karlsruhe, VersR 1954, 463, sowie zum Schutz der Zuschauer eines Eishockeyspiels BGH, VersR 1984, 164 (165). 1178 Ist der Sportveranstalter als Mieter oder Pächter nicht zugleich befugt, bauliche Schutzmaßnahmen an der Sportstätte selbst vorzunehmen, kann ihm jedoch abverlangt werden, auf den Eigentümer einzuwirken und auf eine entsprechende Anhebung des Schutzniveaus zu bestehen, BGH, VersR 1984, 164; OLG Schleswig, SpuRt 1999, 244 (245); Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 233; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 108 f. 1179 Für den Zugspitzenlauf 2008 wurde ein Startverbot aufgrund der riskanten und durch den Veranstalter nicht zu beeinflussenden Witterungsbedingungen vom AG Garmisch-Partenkirchen, SpuRt 2001, 128 f., diskutiert, im Ergebnis jedoch abgelehnt. Vgl. auch OLG Karlsruhe, VersR 1954, 463 (464); OLG Hamm, SpuRt 1997, 24 (28); Heermann, Haftung im Sport, S. 160. 1180 Womit dem gesellschaftspolitischen und soziokulturellen Nutzen des Sports entgegengewirkt würde. So wird übrigens das Gut der Volksgesundheit durch das OLG Nürnberg,

A. Die Haftung des Sportveranstalters

261

stäbe an das für diese Veranstalter (wirtschaftlich) Zumutbare nicht gestellt werden.1181 cc) Allgemeine Anforderungen an den Sportveranstalter zum Schutz Dritter vor Sportunfallgefahren Auch Dritte, die nicht Teilnehmer der Sportveranstaltung sind, können von den Gefahren eines Sportunfalls – insbesondere durch abirrendes Sportgerät – betroffen sein.1182 Neben den allgemeinen Sicherungspflichten zum Schutz des Rechtsverkehrs ist der Sportveranstalter im Verhältnis zu Dritten auch dem nachbarrechtlichen Schutzanspruch verpflichtet. Letzterer soll in einem kurzen Exkurs im Anschluss an die Verantwortlichkeit aus den Verkehrspflichten dargestellt werden. (1) Die Haftung für die Verletzung von Verkehrspflichten Grundsätzlich hat der Sportveranstalter als „Herr der Veranstaltung“ auch diejenigen Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen, die als Ausdruck einer legitimen Verkehrserwartung erforderlich und zumutbar sind, um Dritte, die ihrerseits nicht selbst an der Veranstaltung beteiligt sind, vor den Gefahren des Veranstaltungsbetriebs zu schützen.1183 Anders als dies unter Umständen für die Teilnehmer der Veranstaltung anzunehmen ist,1184 kann ein Bereich typischer oder offenkundiger Gefahren, denen sich der Dritte freiwillig und bewusst ausgesetzt hat und innerhalb dessen besondere Sicherungspflichten des Sportveranstalters nach dem Gebot der legitimen Eigenvorsorge des Betroffenen gerade nicht erforderlich sind,1185 kaum VersR 1977, 1134 (1135), explizit in den Abwägungsprozess der Pflichtenstatuierung einbezogen. 1181 Insbesondere darf die Zumutbarkeit für den nicht-wirtschaftlichen Veranstalter und jenen, der mit Organisation und Austragung sportlicher Wettkämpfe eine wirtschaftliche Grundlage unterhält, nicht mit identischem Maß gemessen werden. Denn Letztere sind regelmäßig dazu in der Lage, Aufwendungen für die Verkehrssicherheit auf Dritte, wie zahlende Zuschauer, abzuwälzen, vgl. BGH, VersR 1985, 64 (65). Zur Zumutbarkeit verkehrssichernder Maßnahmen im professionellen Eishockeysportbetrieb ferner LG Freiburg, VersR 1981, 1138 (1139). Um den schutzbedürftigen Veranstaltungsteilnehmern jedoch den notwendigen Schutz nicht zu versagen, erscheint es interessengerecht, dem Nutzen des Sports für die Allgemeinheit und der nicht-wirtschaftlichen Tätigkeit der Sportvereine durch eine intensive öffentliche Sportförderung Rechnung zu tragen und entstehende Kosten durch erforderliche Sicherheitsmaßnahmen hiermit auf die Allgemeinheit zu verteilen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit des Sportveranstalters zum Abschluss einer Haftpflichtversicherung. 1182 Siehe bereits oben, Fn. 357. 1183 Soweit im Folgenden auf konkrete Pflichteninhalte und Sicherheitsmaßnahmen rekurriert wird, geht der Anspruch jener Ausführungen einmal mehr nicht über das Ansinnen hinaus, vermittels einer Darstellung der Kasuistik eine gewisse Sensibilität im Umgang mit einschlägigen Sachverhalten zu schaffen. 1184 Siehe insbesondere zur haftungsausschließenden Eigenverantwortlichkeit des Sportlers oben, § 4 A.II.1.b)aa). 1185 Siehe hierzu allgemein die Ausführungen oben, § 4 A.II.1.b)aa).

262

§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

einmal ausgemacht werden.1186 Denn eine eigene Entscheidung, spezifische Gefahren durch einen Verhaltensakt in Kauf zu nehmen, fällt der Dritte im Regelfall gerade nicht. Etwas anderes vermag ausnahmsweise dort einmal zu gelten, wo sich der Dritte „sehenden Auges“ und ohne Not in den bestehenden Gefahrenbereich der Sportveranstaltung begibt, beispielsweise indem ein unmittelbar neben einer solchen Sportstätte, die regelmäßig für emittierende Veranstaltungen genutzt wird, belegenes Grundstück aufgekauft und ohne Rücksicht auf die spezifische Gefahrenlage bebaut wird. Hier gebietet schon das nachbarschaftliche Gemeinschaftsverhältnis als Ausdruck von Treu und Glauben,1187 den Verantwortungskreis des Sicherungspflichtigen nach den dargestellten Grundsätzen zur Eigenvorsorge des Geschädigten zu begrenzen.1188 Um gerade Anwohner oder Passanten vor den Gefahren abirrenden Sportgeräts zu schützen, sind Sportstätten und Sportanlagen zumindest an neuralgischen Schlüsselstellen, beim Ballsport beispielsweise im Hintertorbereich, durch Fangzäune oder vergleichbare Vorrichtungen im ausreichendem Umfang zu sichern.1189 Das konkrete Maß der Schutzvorrichtung bemisst sich zuvorderst nach Häufigkeit und Ausmaß der zu befürchtenden Schäden. Entscheidend sind die Gegebenheiten des Sportbetriebs und die Lage der Sportstätte.1190 Insbesondere die drohende Gefahr von Personenschäden wirkt sich pflichtenverschärfend aus.1191 Während ein sechs Meter hoher Ballfangzaun an einem Sportplatz vor einem Parkplatz bei erstmalig auftretender Schädigung eine ausreichende Sicherungsmaßnahme darstellt,1192 erfüllt eine Vorrichtung von bis zu neun Metern Höhe angesichts regelmäßiger Streuungsschäden an einem Wohnhaus nicht per se die legitime Schutzerwartung des Verkehrs.1193 Ein Fußballplatz, der seitlich an eine viel befahrene Straße grenzt, ist mit einem 1186

Auch für den Dritten kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass ein etwaiges Mitverschulden über § 254 Abs. 1 BGB anspruchsmindernd zu berücksichtigen ist, vgl. dazu noch unten, § 4 A.II.1.b)dd)(2). 1187 Vgl. zu Rechtsnatur und Ausgestaltung des nachbarschaftlichen Gemeinschaftsverhältnisses Olzen, in: Staudinger, § 241 Rn. 399 ff. 1188 LG Aachen, NJW-RR 1988, 665 (666). Das Gericht stellt klar, der sicherungspflichtige Eigentümer eines Sportplatzes könnte sich gegenüber dem später hinzutretenden Anwohner zwar weder auf Bestandsschutzgesichtspunkte berufen, noch käme der Grundsatz des „besseren Rechts“ zur Anwendung. Das nachbarschaftliche Gemeinschaftsverhältnis bliebe jedoch als Ausdruck von Treu und Glauben in der pflichtendeterminierenden Interessenabwägung zu berücksichtigen. 1189 Vgl. OLG Hamm, VersR 1977, 970; AG Darmstadt, r+s 1985, 271; LG Aachen, NJWRR 1988, 665; LG Dortmund, NJW-RR 1995, 1363; AG Erfurt, NZV 2009, 296; Koenig, VersR 1970, 510; H. W. Schmidt, VersR 1963, 1101 (1103). 1190 LG Aachen, NJW-RR 1988, 665; LG Dortmund, NJW-RR 1995, 1363 f. 1191 Vgl. AG Grevenbroich, NJW-RR 1987, 987. Vgl. hierzu auch schon RGZ 138, 21 ff. 1192 LG Ellwangen, VersR 1991, 1265 f.; AG Erfurt, NZV 2009, 296. Ebenso LG Aachen, NJW-RR 1988, 665 f., zu einem Ballfangzaun an einem Sportplatz in eher ländlichem Gebiet. 1193 LG Dortmund, NJW-RR 1995, 1363 f. Ebenso AG Grevenbroich, NJW-RR 1987, 987, zu einem sechs Meter hohen Ballfangzaun an einem Sportplatz bei regelmäßigen Schäden an einer benachbarten Gaststätte.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

263

durchgehenden Sicherungszaun zu umgeben, um Gefahren auch für die Teilnehmer am Straßenverkehr zu vermeiden, welche dadurch entstehen, dass Bälle und sonstiges Sportgerät auf die Straße gelangen könnten.1194 Die Kosten einer baulichen Schutzvorrichtung an Sportstätten treten angesichts der Wahrscheinlichkeit, mit der Einwirkungen auf das Eigentum gänzlich Unbeteiligter zumindest für Veranstaltungen des Ballsports oder der Leichtathletik zu befürchten sind, regelmäßig in den Hintergrund und stellen nur dort einen begrenzenden Faktor dar, wo die finanzielle Belastung gänzlich außer Verhältnis zur konkreten Gefahrensituation gerückt wird.1195 (2) Exkurs: Der nachbarrechtliche Schutzanspruch Vielmehr als durch das Instrument der Verkehrspflicht wird in der Praxis das Verhältnis zwischen dem Sportveranstalter und einem Dritten als Anwohner der Veranstaltungsstätte durch den nachbarrechtlichen Schutzanspruch ausgestaltet. Denn in dem natürlichen Spannungsverhältnis zwischen den Belangen des Sports und der Nachbarschaft ergeben sich weniger Mikrokonflikte ökonomischer als vielmehr sozialer Natur.1196 Während ein Teil der Bevölkerung den Bereich autonomer Freizeitgestaltung durch aktiven und passiven Sportkonsum gestaltet, sieht der andere Teil sein legitimes Bedürfnis nach Erholung und Ruhe durch Feinimmissionen wie sportspezifischen Lärm und Licht beeinträchtigt.1197 Die Suche nach 1194

LG Detmold, BeckRS 2010, 26973. So das AG Grevenbroich, NJW-RR 1987, 987, in einem Urteil, das sich auf einer Linie mit dem oben bereits zum Schutz der Veranstaltungsteilnehmer Gesagten befindet. Das Gericht merkt jedoch an, dass bisweilen kostengünstigere Maßnahmen der Verkehrssicherung in Betracht gezogen werden können, etwa wenn die Möglichkeit besteht, auf einem Fußballplatz die Tore zu verschieben und so die Gefahr von Schäden für Anwohner im Hintertorbereich zu minimieren. Neben dem Kostenfaktor können noch weitere Aspekte in der Interessenabwägung gegen das Erfordernis einer baulichen Schutzvorrichtung von bestimmter Höhe sprechen. Das LG Aachen, NJW-RR 1988, 665, nennt hier die drohende ästhetische Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Hingegen sei es nicht weiter relevant, dass durch Schutzvorrichtungen wie Zäune oder Banden die unmittelbare Nähe der Zuschauer zum sportlichen Treiben verloren gehen könnte, vgl. LG Freiburg, VersR 1981, 1138 (1139); AG Darmstadt, r+s 1985, 271. 1196 Vieweg, JZ 1987, 1104 (1105). 1197 Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 584. Besonders die Geräuschimmission wird regelmäßig zum Anknüpfungspunkt von Rechtsstreitigkeiten. Potenzielle Lärmquellen sind die Sportler selbst oder die von ihnen genutzten Sportgeräte (sinnbildlich etwa das „Ploppen“ beim Schlag eines Tennisballes), Zuschauer oder technische Einrichtungen. Gerade bei großen Sportveranstaltungen führen auch mittelbare Faktoren wie das erhöhte Verkehrsaufkommen rund um die Veranstaltungsstätte zu einer zusätzlichen Belästigung der betroffenen Anwohner. Vgl. im Einzelnen die Definition von Sportlärm bei Birk, NVwZ 1985, 689 (690); Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 586. Die Frage einer Verkehrspflichtenhaftung stellt sich in diesem Kontext weniger. Die Grenze zur massiven und nicht nur kurzfristigen Beeinträchtigung des bestimmungsgemäßen Gebrauchs und damit zur Verletzung des Eigentums i.S.d. § 823 Abs. 1 BGB (vgl. Sprau, in: Palandt, § 823 Rn. 7) ist für den Nachbarn durch die gewöhnlichen Feinimmissionen des Sports kaum einmal überschritten. Und selbst dort, wo § 823 Abs. 1 BGB seinen Schutzgütern nach anwendbar ist, 1195

264

§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

einem gerechten Ausgleich dieser widerstreitenden Interessen im dichotomischen Rechtsschutzsystem der Abwehransprüche, je nach Rechtsträgerschaft der Person des Anspruchsgegners1198 als zivilrechtlicher Beseitigungs- und Unterlassungsanspruch des Eigentümers nach § 1004 BGB bzw. des Besitzers nach den §§ 862, 858 BGB oder als öffentlich-rechtliches Pendant,1199 beschäftigen Rechtsprechung,1200 Literatur1201 und auch den Gesetzgeber seit geraumer Zeit. Die rechtstatsächliche Aufarbeitung dieser Sachverhalte birgt mitunter ganz eigene Unwägbarkeiten, etwa durch die mangelnde Kompromissbereitschaft der Streitparteien angesichts (baulich) vollendeter Tatsachen im räumlichen Span-

oder man das Institut des nachbarschaftlichen Gemeinschaftsverhältnisses als Form des gesetzlichen Schuldverhältnisses mit Schutzpflichtcharakter interpretiert (vgl. etwa Olzen, in: Staudinger, § 241 Rn. 399 ff. m.w.N.) und das Dogma der Verkehrspflichten im Gewand der Schutzpflicht nach § 241 Abs. 2 BGB im Verhältnis zwischen Sportveranstalter und Anwohner zur Begründung eines Anspruchs nach § 280 Abs. 1 BGB zur Anwendung bringen könnte, ermangelt es zumeist eines ersatzfähigen Schadens (siehe aber auch mit Verweis auf den durch ständige Lärmbeeinträchtigung geminderten Verkehrswert des betroffenen Grundstücks Pikart, in: Pikart/Gelzer/Papier, Umwelteinwirkungen durch Sportanlagen, S. 1 [41]). Es stellt sich vielmehr die Frage nach Abwehr- und Unterlassungssprüchen, wie sie im allgemeinen Nachbarrecht verortet sind. 1198 Geht die Störung von einer Sportveranstaltung aus, ist der Sportveranstalter als Zustandsstörer typischerweise richtiger Adressat des nachbarlichen Begehrens. Denn auch dort, wo der Veranstalter schon nicht Betreiber der Sportstätte ist, bleibt er als Herr des immissionserzeugenden Veranstaltungsgeschehens ein Verantwortlicher, „der zwar nicht selbst gehandelt hat, durch dessen maßgebenden Willen aber der eigentumsbeeinträchtigende Zustand aufrechterhalten wird, von dessen Willen also die Beseitigung dieses Zustandes abhängt“ (so die allgemeine Definition des Begriffs des Zustandsstörers nach herrschender Meinung, zitiert nach Gursky, in: Staudinger, § 1004 Rn. 94 m.w.N). Anderes gilt, wenn die Störung nicht durch eine Einschränkung des Veranstaltungsbetriebs, sondern allein durch bauliche Maßnahmen als Eingriff in die Sachsubstanz der Sportstätte auf das zumutbare Maß reduziert werden kann. Eine dementsprechende Befugnis steht regelmäßig ausschließlich dem Sportstätteneigentümer zu. Vgl. allgemein Gursky, in: Staudinger, § 1004 Rn. 118 ff. 1199 Die rechtsdogmatische Grundlage des öffentlich-rechtlichen Unterlassungsanspruchs ist strittig, wird teils in Analogien zu den zivilrechtlichen Vorschriften des Nachbarschutzes gesehen, teils unmittelbar auf Verfassungsrecht gestützt. Vgl. hierzu die Nachweise bei Ossenbühl/Cornils, Staatshaftungsrecht, S. 355 f. und S. 363. Freilich bleibt anzumerken, dass der Schwerpunkt öffentlich-rechtlicher Konfliktbewältigung im Verhältnis des Sports zur Wohnumwelt bereits im behördlichen Bauplanungs- und Genehmigungsverfahren und den entsprechenden Rechtsschutzmöglichkeiten des Bürgers angelegt ist. Siehe hierzu Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 104 ff. 1200 Einen Überblick der Rechtsprechung zu jener Thematik bietet Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 586 ff. 1201 Umfassende Nachweise der Beteiligung am rechtswissenschaftlichen Diskurs über Fragen des Nachbarschutzes und des Sports bis November 1986 findet sich bei Vieweg, JZ 1987, 1104 (1105 Fn. 6). Seither sind weitere Beiträge in beachtlicher Zahl hinzugekommen, vgl. bspw. Dury, NJW 1994, 302; Fritzsche, NJW 1995, 1121; Ketteler, NVwZ 2002, 1070; Kregel, NJW 1994, 2599; Spindler/Spindler, NVwZ 1993, 231.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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nungsfeld von Sportanlage und Wohnstätte1202 oder die schwer zu objektivierende und damit zu bewertende Beeinträchtigung akustischer und visueller Reize.1203 Die Frage nach einer Konkretisierung relevanter Entscheidungsmaßstäbe1204 und das Bedürfnis nach einer Harmonisierung des zweispurigen Anspruchssystems aus öffentlichem und zivilem Nachbarrecht,1205 prägten die Auseinandersetzung. Wenn auch diese und weitere Schwierigkeiten im Umgang mit „Sportanlagen-Wohnweltkonflikten“1206 nicht vollumfänglich aufgelöst sind, so sorgt die Rechtsentwicklung jüngerer Zeit doch zumindest für ein zunehmendes Maß an Klarheit bei allen Beteiligten. Nach § 906 Abs. 1, 2 BGB, als Vorschrift des normierten Ausgleichs der widerstreitender Interessen im privaten Nachbarrecht, kann ein negatorischer Unterlassungsanspruch gegen den Störer nur angesichts einer wesentlichen Beeinträchtigungen geltend gemacht werden und, soweit diese auf einer ortsüblichen Nutzung des emittierenden Grundstücks beruhen, nur unter der weiteren Voraussetzung, dass die Immission mit wirtschaftlich zumutbaren Maßnahmen durch den Nutzer des anderen Grundstücks verhindert werden kann.1207 Demgegenüber bestimmt sich die Rechtmäßigkeit öffentlicher Beeinträchtigungen durch immissionsschutzrechtlich nicht genehmigungsbedürftige Sportanlagen1208 nach den §§ 22 Abs. 1, 3 Abs. 1 BImSchG: Die Anlagen sind so zu errichten, dass schädliche Umwelteinwirkungen in Form erheblicher Immissionsbelästigungen, soweit nach dem Stand der Technik möglich, verhindert und andernfalls auf ein Mindestmaß beschränkt werden. Die 1202 Hierzu Vieweg, JZ 1987, 1104 (1106), mit Verweis auf die Entscheidung des OVG Lüneburg, BRS 44 (1985), Nr. 183, S. 428: „Der Senat weist allerdings mit aller Deutlichkeit darauf hin, daß die nahezu als unversöhnlich zu bezeichnende Haltung des Klägers und des Beigeladenen nicht angebracht ist“. 1203 Ein subjektives Störungsempfinden durch Geräuschbeeinträchtigung betont ebenso Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 584; Vieweg, JZ 1987, 1104 (1107). 1204 Vgl. etwa die kritische Würdigung des Versuchs, brauchbare Lärmrichtwerte im Sport aus Regelwerken wie der Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA-Lärm) v. 16. 7. 1968 oder der Richtlinie 2058 „Beurteilung von Arbeitslärm“ des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI-Richtlinie 2058) v. April 1981 zu gewinnen, bei Birk, NVwZ 1985, 689 (690 ff.); Papier; NVwZ 1986, 624 ff.; Vieweg, JZ 1987, 1104 (1106 f.). 1205 Vgl. hierzu die Übersicht zur Entwicklung der Rechtsprechung von BGH und BVerwG von Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 586 ff. 1206 Bezeichnung nach Vieweg, JZ 1987, 1104 (1106). Zu den hiervon abzugrenzenden und im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter thematisierten „Sport-Umweltkonflikten“ im öffentlichen Recht siehe Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 592 ff. 1207 Die wesentliche, aber ortsübliche Immission, die nicht mit wirtschaftlich zumutbaren Maßnahmen verhindert werden kann, ist durch einen geldwerten Ersatz in angemessener Höhe auszugleichen, § 906 Abs. 2 S. 2 BGB. Vgl. zur Möglichkeit der Abwehr von Einwirkungen auf das Grundstück Bassenge, in: Palandt, § 906 Rn. 13 ff. 1208 Ausnahmen bilden Anlagen des Motor- und Schießsports nach Anhang 10.17 und 10.18 der 4. BImSchV, Verordnung über genehmigungsbedürftige Anlagen v. 2. 5. 2013, BGBl. 2013 I, S. 973.

266

§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

inhaltliche Ausgestaltung der jeweiligen Gesetzesvorgaben hat sich in der Rechtsprechung der ordentlichen Gerichtsbarkeit und der Verwaltungsgerichte weitgehend angeglichen.1209 Seinen normativen Niederschlag hat das stete Harmonisierungsbestreben in der auf Grundlage des § 23 Abs. 1 BImSchG erlassenen SportanlagenLärmschutzverordnung von 1991 gefunden,1210 die nicht nur eine klare Grundlage für die Lösung öffentlich-rechtlicher Streitigkeiten bietet, sondern die auch, zunächst qua instanzgerichtlicher Spruchpraxis1211 und schließlich vermittels legislativer Neufassung des § 906 Abs. 1 S. 2 BGB, in das zivile Nachbarrecht implementiert wurde. Zumindest für den praxisrelevanten Fall akustischer Sportanlagenemissionen besteht nunmehr „in der Regel“1212 ein Instrument zur sicheren Handhabe nachbarrechtlicher Streitigkeiten. dd) Das Mitverschulden im Kontext der Verletzung einer Sportbetriebssicherungspflicht des Sportveranstalters Nachdem der Verantwortungsbereich des Sportveranstalters für die Sicherung des Sportbetriebs nach dem Dogma der Verkehrspflichten in seinen Grundzügen skizziert worden ist, gilt es nunmehr, den Grundsatz des haftungsmindernden Mitverschuldens nach § 254 BGB in die Gesamtbetrachtung einzubeziehen. Als Ausnahme zum schadensrechtlichen Gebot der Totalreparation beschränkt § 254 BGB eine dem Grunde nach bestehende Ersatzpflicht des Schädigers und bewirkt die quotenmäßige Aufteilung des Schadensbetrags für den Fall, dass dem Geschädigten entweder bei Entstehung oder Ausweitung des eingetretenen Schadens der Vorwurf eines Mitverschuldens gemacht werden kann. Da weder selbstgefährdendes noch selbstschädigendes Verhalten von der Rechtsordnung untersagt wird, ist der Begriff des Verschuldens im uneigentlichen Sinne als der vorwerfbare Verstoß gegen Gebote des eigenen Interesses und damit als die Verletzung einer sich selbst gegenüber beste-

1209 Vgl. hierzu die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs einerseits und des Bundesverwaltungsgerichts andererseits: BGHZ 111, 63; 120, 239; BGH, NJW 1993, 925; BVerwGE 79, 254; 81, 197. Aus der Literatur ferner Dury, NJW 1994, 302 (303); Fritzsche, NJW 1995, 1121 (1122 f.); Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 588; Hagen, NVwZ 1991, 817 (819 f.); Vieweg/Röthel, DVBl. 1996, 1171 ff. 1210 18. BImSchV, Sportanlagen-Lärmschutzverordnung vom 18. Juli 1991, BGBl. 1191 I, S. 1588, 1790. 1211 Nachweise hierzu finden sich bei Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 589 f., welcher dem OLG Zweibrücken, NJW 1992, 1242, eine Vorreiterrolle zuschreibt. Vgl. hierzu ferner aus der Literatur Dury, NJW 1994, 302 (303 f.); Spindler/ Spindler, NVwZ 1993, 231. 1212 So der Wortlaut des § 906 Abs. 1 S. 2 BGB: „Eine unwesentliche Beeinträchtigung liegt in der Regel vor, wenn die in Gesetzen oder Rechtsverordnungen festgelegten Grenz- oder Richtwerte von den nach diesen Vorschriften ermittelten und bewerteten Einwirkungen nicht überschritten werden.“ Es bleibt also Raum, besondere Umstände des Einzelfalls bei der Beurteilung der Wesentlichkeit und der Ortsüblichkeit der Lärmbeeinträchtigung zu berücksichtigen und hinreichend zu würdigen, Kregel, NJW 1994, 2599 (2600).

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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henden Schadensminderungsobliegenheit zu verstehen.1213 Die Norm kann dabei als Ausprägung des Grundsatzes von Treu und Glauben in Form des venire contra factum proprium erachtet werden: Treuwidrig handelt zwar nicht schon, wer die nach Lage der Dinge erforderliche Sorgfalt zur Vermeidung eines eigenen Schadens im Verkehr außer Acht lässt. Er setzt sich jedoch zu seinem eigenen Verhalten in Widerspruch, wenn er nunmehr vollen Ersatz vom Schädiger verlangt.1214 Obgleich das Verhalten des Geschädigten bereits im Rahmen der Statuierung einer Sicherungsanordnung an den Veranstalter thematisiert worden ist, kommt der Einwand eines Mitverschuldens auch in der Verkehrspflichtenhaftung zum Tragen. Denn bereits mehrfach wurde festgestellt, dass die Eigenverantwortlichkeit des Verkehrsteilnehmers nur dort eine außerordentliche Sicherungspflicht ausschließt, „wo das Opfer einer mit Händen zu greifenden Gefahr ohne weiteres ausweichen kann, während sie vom Verkehrspflichtigen mit zumutbaren Maßnahmen kaum beherrschbar ist“.1215 Wo die Grenze dessen nicht überschritten, wo eine Verkehrspflicht für die Absicherung atypischer Gefahrenquellen des Sportbetriebs dem Grunde nach folglich besteht,1216 dort bleibt in Abkehr einer strikten „Alles-oderNichts-Lösung“ immerhin die Möglichkeit bestehen, das sorgfaltswidrige Verhalten des Geschädigten in Form des „Verschuldens gegen sich selbst“1217 mindernd für die Haftung des Sicherungspflichtigen zu berücksichtigen. Welche Umstände für eine Anwendung des § 254 BGB zu berücksichtigen sind, darüber findet sich im Gesetzestext lediglich eine Andeutung: Die Ersatzpflicht hängt „insbesondere davon ab, inwieweit der Schaden vorwiegend von dem einen oder dem anderen Teil verursacht worden ist.“ Auch die Obliegenheiten des Geschädigten können damit im Ergebnis nur vermittels einer einzelfallbezogenen Abwägung der Interessen des Schädigers und des Geschädigten statuiert werden.1218 Im Folgenden bleibt somit zu prüfen, wann insbesondere dem Teilnehmer einer Sportveranstaltung der Vorwurf einer solchen Obliegenheitsverletzung gemacht werden kann, nach welcher gemäß den jeweiligen Verursachungsbeiträgen eine Minderung der Veranstalterhaftung gerechtfertigt wäre.1219 Auch für den Veran-

1213

Grüneberg, in: Palandt, § 254 Rn. 1. BGHZ 34, 355 (363 f.); 135, 235 (240); Grüneberg, in: Palandt, § 254 Rn. 1; Henke, JuS 1988, 753 ff.; Vieweg, in: Staudinger, Eckpfeiler, J. Rn. 142. Kritisch zu dieser Herleitung hingegen Schiemann, in: Staudinger, § 254 Rn. 4; Unberath, in: Bamberger/Roth, § 254 Rn. 1. 1215 Krause, in: Soergel, § 823 Anh. II Rn 31. Ähnlich: Hager, in: Staudinger, § 823 E 32; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 77; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 242. 1216 Siehe hierzu bereits oben, § 4 A.II.1.b)aa). 1217 So die allgemeine Bezeichnung des Verschuldensvorwurfs aus § 254 BGB, vgl. BGHZ 57, 137 (145); Grüneberg, in: Palandt, § 254 Rn. 1. 1218 Unberath, in: Bamberger/Roth, § 254 Rn. 9. 1219 Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 418, betont völlig zu Recht, das Institut des Mitverschuldens sei ob seiner Einzelfallbezogenheit einer Systematisierung kaum zugänglich. Es kann jedoch, wie schon im Rahmen der inhaltlichen Ausgestaltung der Verkehrspflichten, 1214

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

staltungsdritten ist schließlich nach potentiellen Umständen einer Anspruchsminderung zu fragen. (1) Das Mitverschulden des Sportlers Es stellt sich zunächst die Frage, ob das Verhalten eines Sportlers im Kontext der Haftung des Sportveranstalters für die Verletzung einer Sportbetriebssicherungspflicht haftungsmindernd zu berücksichtigen ist. (a) Die Teilnahme des Sportlers am Sportbetrieb als ein Verschulden gegen sich selbst Wie bereits festgestellt, setzt sich der Sportler mit der Teilnahme an einer Sportveranstaltung regelmäßig freiwillig und bewusst spezifischen Gefahren aus.1220 Überträgt man den Rechtsgedanken des Handelns auf eigene Gefahr auf die Dogmatik der Verkehrspflichten, so manifestiert sich in der Risikoübernahme eine pflichtenbefreiende Wirkung für den Sportveranstalter jedoch nur angesichts typischer oder offenkundiger Gefahren des konkreten Sportbetriebs.1221 Unterhalb dieser Schwelle stellt sich insbesondere die Frage, ob schon die bloße Teilnahme am Sport ein Mitverschulden im Sinne des § 254 Abs. 1 BGB statuiert. (aa) Die unmittelbare Anwendung des § 254 Abs. 1 BGB auf die Teilnahme am Sport Allein die freiwillige Teilnahme an einem – wenn auch durch das erhöhte Risiko eines Sportunfalls geprägten – Sportbetrieb begründet noch keine Minderung der Haftung für die Verletzung einer Sportbetriebssicherungspflicht des Sportveranstalters nach § 254 Abs. 1 BGB.1222 Schon aus Gründen der Billigkeit wäre es fragwürdig, dem Sportler, welcher sich auf einer von der Rechtsordnung erlaubten und nach soziokulturellen Gesichtspunkten erwünschten Weise betätigt, allein aus diesem Grund dem Vorwurf eines Verschuldens gegen sich selbst auszusetzen.1223 der Versuch unternommen werden, durch typische Beispiele eine Sensibilität im Umgang mit dem Mitverschuldenseinwand im Sportveranstalterhaftungsrecht zu vermitteln. 1220 Vgl. hierzu insbesondere die Darstellung der Sportveranstaltung als Gefahrenbereich und Schadenssphäre, oben, § 2. 1221 Erneut sei hier verwiesen auf die Ausführungen oben, § 4 A.II.1.b)aa). 1222 So im Ergebnis Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 412 ff.; Heermann, Haftung im Sport, S. 62; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 108 f. Ebenso die Handhabe in der Rechtsprechung, in welcher ein Mitverschulden des Sportlers – soweit ersichtlich – nicht schon an die bloße Teilnahme am Sportbetrieb geknüpft wird. Explizit OLG Hamm, SpuRt 1997, 24 (28). A.A. hingegen für den Skisport Pichler, SpuRt 1997, 7 (8 f.). 1223 So ein Schwerpunkt der Argumentation von Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 109. Insofern verbietet sich auch die Parallele zur Teilnahme an einer sogenannten Trunkenheitsfahrt oder einem vergleichbaren, schon von der Rechtsordnung verpönten Ereignis (vgl. zum Mitverschuldensvorwurf bei Teilnahme an einer Trunkenheitsfahrt vgl. BGH, NJW 1979, 2109 m.w.N.). Denn von dem Sportler kann gerade nicht verlangt werden, die Teilnahme am Sportbetrieb zu unterlassen.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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Darüber hinaus wäre ein solcher Vorwurf der Sorgfaltspflichtverletzung in eigenen Dingen nur angesichts typischer oder offenkundiger Gefahren statthaft. Denn nur solche muss der Sportler erkennen, diesen muss er eigenverantwortlich ausweichen. Verwirklicht sich eine solche Gefahr, fehlt es nach dem Grundsatz des Handelns auf eigene Gefahr jedoch schon an einer statthaften Verkehrspflicht des Sportveranstalters. Der zusätzlichen Prüfung eines Mitverschuldens des Sportlers zur Minderung eines dem Grunde nach bestehenden Ersatzanspruchs bedarf es hier gerade nicht mehr. Angesichts atypischer oder verdeckter Gefahrenquellen ließe sich ein Mitverschulden demgegenüber schon im Ansatz nicht begründen, fehlt es insoweit doch an einem Anknüpfungspunkt des Vorwurfs. Der Teilnehmer einer Sportveranstaltung vertraut vielmehr mit Recht darauf, der Verkehrspflichtige habe alles seinerseits Erforderliche getan, um die Athleten vor diesen Gefahren des Sportbetriebs zu schützen, denen die Teilnehmer weitestgehend schutzlos ausgeliefert sind.1224 Es bedarf mithin eines konkreten Anknüpfungspunkts einer Sorgfaltspflichtverletzung des Athleten, um dessen Mitverschulden i.S.d. § 254 Abs. 1 BGB zu begründen. Als Zwischenergebnis kann mithin auf die verallgemeinerungswürdigen Ausführungen von Kleppe1225 zum Skisport rekurriert werden: „Entweder die umfassende Verkehrssicherungspflicht für Skipisten ist eine Rechtspflicht, dann kann der Skiläufer auf ihre Beobachtung vertrauen, oder sie ist keine Rechtspflicht, dann kann er keine Verkehrssicherung verlangen und handelt auf eigene Gefahr.“ (bb) Die entsprechende Anwendung des § 254 Abs. 1 BGB für die Teilnahme an besonders gefährlichen Sportarten nach den Grundsätzen der „mitwirkenden Betriebsgefahr“ Beachtenswert ist nach dem bisher Gesagten ein Urteil des Landgerichts Nürnberg-Fürth:1226 Verletzt sich der Teilnehmer eines Fallschirmsprunges, so könne bei der Bemessung seines Schmerzensgeldanspruchs in anspruchsmindernder Weise nicht unberücksichtigt bleiben, dass der Kläger den Unfall bei Ausübung einer gefährlichen Sportart erlitten habe, obgleich ihm kein Verschulden anzulasten sei.1227

1224 Vgl. OLG Stuttgart, NJW 1964, 1859 (1860); OLG Hamm, SpuRt 1997, 24 (28); Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 414. 1225 Kleppe, Haftung bei Skiunfällen, S. 260. Seinerseits wörtlich zitiert von Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 416. 1226 Die Entscheidung des LG Nürnberg-Fürth selbst ist nicht veröffentlicht. Veröffentlicht ist aber die Berufungsentscheidung des OLG Nürnberg, SpuRt 1995, 274, sowie hierzu die Anmerkung von Scheffen, SpuRt 1995, 278. 1227 Das OLG Nürnberg, SpuRt 1995, 274 (277 f.), hat diesen Gedankengang nicht explizit weiter verfolgt. Demgegenüber stimmt Scheffen, SpuRt 1995, 278 (279 f.), den Erwägungen des LG grundsätzlich zu.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Auf die unverschuldete, also die bloß kausale Mitverursachung des Schadens ist § 254 BGB seinem Wortlaut nach nicht anwendbar.1228 Im Ergebnis hat sich der historische Gesetzgeber damit für eine strenge Gleichbehandlung des Schädigers und des Geschädigten hinsichtlich ihrer Einstandspflichten entschieden.1229 Auch durch die Einführung diverser, verschuldensunabhängiger Tatbestände der Gefährdungshaftung ist diese Korrespondenz der Verantwortungsbereiche nicht durchbrochen worden. Zum einen hat der Rechtsgedanke des § 254 BGB in einigen spezialgesetzlichen Tatbeständen für den Fall Anwendung gefunden, dass sich sowohl der Schädiger als auch der Geschädigte in einem Bereich der verschuldensunabhängigen Einstandspflicht bewegen.1230 Zum anderen erkannte der Bundesgerichtshof bereits im Jahre 1952 zur Schädigung des Kraftfahrzeughalters als Insasse: „Wenn schon der Gesetzgeber eine Haftung ohne Verschulden konstituiert hat und diese in ihren Wirkungen bei der Schadensverursachung einem schuldhaften Verhalten gleichgestellt ist, dann entspricht es auch der Billigkeit, diese gesetzlich begründete Haftbarkeit des Halters grundsätzlich auch zu Gunsten eines schuldhaft handelnden Beklagten zu berücksichtigen.“1231 Der Fahrzeughalter, musste sich die eigene Gefährdungshaftung aus § 7 Abs. 1 KrfzG1232 seinem Schadensersatzbegehren mindernd entgegen halten lassen. So gilt heute als Rechtssatz des Gewohnheitsrechts:1233 Unabhängig davon, ob der Schädiger aus einer Verschuldens- oder einer Gefährdungshaftung in Anspruch genommen wird, führt auch eine dem Geschädigten nach den Regeln der Gefährdungshaftung zurechenbare Gefahr, die sich im konkreten Schaden verwirklicht hat, zu einer Kürzung des Schadensersatzanspruchs.1234 Wertungsdogmatisch handelt es sich um eine spiegelbildliche Betrachtung der verschuldensunabhängigen Einstandspflichten in Form der Gefährdungshaftung für Stoff- oder Sachgefahren. Eine verschuldensunabhängige Mitverantwortlichkeit für Eigenschäden sei demnach stets dann zu berücksichtigen, wenn dieser auch als Fremdschaden ersetzt werden müsste.1235 Denn um es mit den bildlichen Worten von Deutsch/Ahrens auszudrü1228 Lange/Schiemann, Hdb. des Schuldrechts Bd. I, S. 557; Schiemann, in: Staudinger, § 254 Rn. 8. Ausführlich Looschelders, Mitverantwortlichkeit des Geschädigten, S. 126 ff. 1229 Deutsch, Deliktsrecht, S. 74; Looschelders, Schuldrecht AT, S. 388. 1230 Siehe etwa die §§ 414 Abs. 2, 425 Abs. 2 HGB, 13 Abs. 2 HaftpflG, 17 Abs. 2 StVG, 41 Abs. 2 LuftVG. Vgl. auch die – teilweise jedoch nicht mehr aktuellen – Angaben von Schiemann, in: Staudinger, § 254 Rn. 9. 1231 BGHZ 6, 319 (323). 1232 Nunmehr § 7 Abs. 1 StVG. 1233 So ausdrücklich Lange/Schiemann, Hdb. des Schuldrechts Bd. I, S. 557. 1234 Lange/Schiemann, Hdb. des Schuldrechts Bd. I, S. 558; Oetker, in: MüKo, § 254 Rn. 14; Schiemann, in: Staudinger, § 254 Rn. 10. 1235 BGH, NJW 1972, 1415 f.; Lange/Schiemann, Hdb. des Schuldrechts Bd. I, S. 558 f.; Unberath, in: Bamberger/Roth, § 254 Rn. 12 f. Vgl. ferner die weiteren Nachweise zur sogenannten „Gleichbehandlungslehre“ bei Looschelders, Mitverantwortlichkeit des Geschädigten, S. 119 Fn. 15.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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cken: „Verschulden und Gefährdungshaftung sind die beiden Säulen unseres Haftungssystems. Beide sollten deshalb auch die Mithaftung tragen.“1236 Dieser Konstruktion folgt auch die herrschende Meinung mit einer restriktiven Handhabe des als „mitwirkende Betriebsgefahr“1237 bekannten Rechtssatzes und nimmt die Anrechnung einer unverschuldeten Schadensbeteiligung des Geschädigten ausschließlich angesichts gesetzlich normierter Tatbestände der Gefährdungshaftung vor.1238 Anderes gilt auch nicht im Sportbetrieb. Wo sich der Sportler eine als Gefährdungshaftung normierte Sach- oder Betriebsgefahr zurechnen lassen muss,1239 erscheint die entsprechende Minderung eines Anspruchs auf Schadensersatz oder Schmerzensgeld1240 gerechtfertigt.1241 Allein die Unterscheidung danach, ob der Geschädigte ein am Unfallgeschehen weitgehend Unbeteiligter ist oder sich bewusst und freiwillig einem erhöhten Gefahrenpotential ausgesetzt hat,1242 sollte unterhalb der Schwelle des § 254 BGB jedoch unberücksichtigt bleiben, möchte man nicht Gefahr laufen, den beschränkten Anwendungsbereich jener Norm zu konterkarieren und damit dem Grundgedanken der korrespondierenden Verantwortungsbereiche des Haftenden und des Geschädigten zu widersprechen.1243 Die Rechtsprechung des Landgerichts Nürnberg-Fürth ist daher abzulehnen.1244 1236

Deutsch/Ahrens, Deliktsrecht, S. 78. Begrifflichkeit allgemein anerkannt, vgl. bspw. Deutsch/Ahrens, Deliktsrecht, S. 78; Oetker, in: MüKo, § 254 Rn. 5 f. 1238 Vgl. BGH, NJW 1972, 1415 f.; Deutsch/Ahrens, Deliktsrecht, S. 78; Lange/Schiemann, Hdb. des Schuldrechts Bd. I, S. 559 f.; Oetker, in: MüKo, § 254 Rn. 15; Schiemann, in: Staudinger, § 254 Rn. 11; Unberath, in: Bamberger/Roth, § 254 BGB Rn. 12 f. Ausnahmen bestehen in sonstigen Fällen der speziellen Risikozuweisung, bspw. im Arbeitsrecht, vgl. Schiemann, in: Staudinger, § 254 Rn. 17. Vereinzelt wird in der Literatur jedoch kritisiert, dem generalklauselartigen Charakter des § 254 BGB entspreche es vielmehr, den willkürlich gesetzten Numerus Clausus normierter Tatbestände der Gefährdungshaftung zu überwinden und auch weitere Formen des gefahrerhöhenden Verhaltens haftungsmindernd zu berücksichtigen, vgl. etwa Esser/Schmidt, Schuldrecht AT/2, S. 281; Koziol, in: FS Deutsch, S. 781 (789 ff.); Rüßmann, in: JurisPK, § 254 Rn. 16. 1239 Siehe allgemein zu Sportarten im Bereich der Gefährdungshaftung Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 521 ff. 1240 Der Rechtsgedanke mitwirkender Betriebsgefahr ist nach ganz herrschender Meinung auch auf einen eventuellen Schmerzensgeldanspruch des Geschädigten anwendbar, vgl. BGHZ 20, 259 (262 ff.); Unberath, in: Bamberger/Roth, § 254 Rn. 11. 1241 Vgl. bspw. BGH, NJW 2011, 139 (141 f.). Wenn das Gericht hier jedoch zu dem Ergebnis kommt, der Halter eines Springpferdes müsste sich die Tiergefahr (Gefährdungshaftung nach § 833 S. 1 BGB) dem Veranstalter eines Reitturnieres gegenüber nicht anrechnen lassen, so wird dies ausschließlich mit der entsprechenden Anwendung des § 840 Abs. 3 BGB begründet. Auch der Fallschirmsport unterfällt den Bestimmungen zur Gefährdungshaftung beim Flugsport, vgl. Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 524 f. Es könnte dem Urteil des LG Nürnberg-Fürth (siehe unter Fn. 1226) im Ergebnis also zugestimmt werden, wenn der Sportler zugleich Halter des Fallschirms war. 1242 So aber Scheffen, SpuRt 1995, 278 (280). 1243 So auch Lange/Schiemann, Hdb. des Schuldrechts Bd. I, S. 560; Schiemann, in: Staudinger, § 254 Rn. 12; Unberath, in: Bamberger/Roth, § 254 Rn. 13. 1237

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

(b) Anwendungsfälle eines Mitverschuldens des Sportlers Auch wenn die Teilnahme am Sportbetrieb für sich genommen keinen Vorwurf des Mitverschuldens begründet, kommt der Norm des § 254 BGB für Ersatzansprüche des Sportlers gegen den Sportveranstalter aufgrund der Verletzung einer Sportbetriebssicherungspflicht eine erhebliche Bedeutung zu. Insbesondere kann dem Sportler ein unsorgfältiger Umgang mit eigenen Rechtsgütern dann angelastet werden, wenn er mit seinem Verhalten die Regeln, welche dem Sportbetrieb bei der jeweiligen Veranstaltung zugrunde gelegt sind, übertritt und damit ein Risiko setzt oder erhöht, welches in dem konkreten Schadensereignis seinen Niederschlag gefunden hat.1245 Denn die „Verkehrspflichten im Sport“ als allgemeine Sorgfaltspflichten der Sporttreibenden bestimmen sich vorrangig nach den einschlägigen Regelwerken der Sportverbände.1246 Es gilt also im Anschluss an Börner,1247 dass eine Haftungsverteilung im Sinne des § 254 BGB stets dort vorzunehmen ist, wo sich eine Verkehrspflichtverletzung des Sportveranstalters einerseits und ein Sportregelverstoß des geschädigten Athleten andererseits in einem Schadensereignis gegenüberstehen. Beispielhaft gilt dies im Ski- und Pistensport bei einem Verhalten wider den geltenden FIS-Regeln.1248 Ein Ski- oder Snowboardfahrer, der es entgegen FISRegel Nr. 2 unterlässt, ständig auf Sicht zu fahren und sich insbesondere vor Einleitung eines Fahrmanövers nicht davon vergewissert, dass die gesamte vor ihm liegende Strecke frei und ohne erkennbare Hindernisse befahrbar ist, muss sich im Schadensfall auch dem Veranstalter des Pistensporttreibens gegenüber ein erhebliches Mitverschulden anrechnen lassen.1249 Vergleichbares gilt unter Umständen für den unbefugten oder unsachgemäßen Gebrauch von Sportstätte oder Sportgerät durch den geschädigten Sportler.1250 Nicht jedoch die Befugnis des Geschädigten oder die Sachwidrigkeit seines Tuns, sondern allein das gefahrerhöhende Moment in seinem Verhalten ist auch hier Anknüpfungspunkt eines Mitverschuldensvorwurfs.1251 Ein solcher konkreter Bezug zwischen Fehlverhalten und Schadensereignis besteht jedenfalls dann, wenn ein Fußballtorwart ein ungesichertes Tor durch Turnübungen zum Einsturz bringt und sich

1244 Demgegenüber erachtet insbesondere Scheffen, SpuRt 1995, 278 (280), das selbstgefährdende Verhalten des Sportlers auch unterhalb der Schwelle des § 254 BGB als relevanten Faktor für die Bemessung eines Schmerzensgeldanspruchs nach billigem Ermessen. Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 117 f., stimmt dem im Grundsatz zu. 1245 Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 418 f. 1246 Vgl. hierzu bereits die Ausführungen oben, § 4 A.II.1.a)bb)(1)(c). 1247 Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 418. 1248 Hierzu Fritzweiler, SpuRt 2009, 36 f. 1249 Vgl. LG Kempten, SpuRt 1999, 32 (34); OLG München, SpuRt 2003, 22 (23); OLG Stuttgart, SpuRt 2010, 160 (162). 1250 Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 425 f. 1251 So auch Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 425.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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dabei verletzt.1252 Setzt der Veranstalter Verbotsschilder ein, steht ein Mitverschuldensvorwurf nur insoweit in Frage, als dass über die Beschränkung der Gebrauchsbefugnis hinaus auf konkrete Gefahren hingewiesen wird, die folglich von einem Nutzer hätten erkannt und vermieden werden können.1253 Ein Mitverschulden kann auch dort angezeigt sein, wo der Geschädigte es unterlassen hat, einen Schaden zu mindern, § 254 Abs. 2 S. 1 BGB, beispielsweise dort, wo der Sportler den Schaden durch das Tragen von Schutzausrüstung, insbesondere eines Helmschutzes, hätte verringern können.1254 Das Fehlen einer entsprechenden Rechtspflicht steht dem Vorwurf jedenfalls nicht entgegen. Der fehlende Selbstschutz durch besondere Ausrüstung statuiert einen Verstoß gegen die Sorgfalt in eigenen Angelegenheiten freilich nur dort, wo das Tragen dieser Ausrüstung gemeinhin üblich ist oder zumindest von offizieller Seite nachdrücklich empfohlen wird und so als Sorgfaltsstandard anzuerkennen ist, so beispielsweise im Pistensport.1255 Schließlich bleibt der freie Raum innerhalb der Grenzen, welche der Sicherungspflicht des Sportveranstalters durch die Eigenverantwortlichkeit des Sportlers angesichts sport-typischer oder offenkundiger Gefahrenquellen gezogen werden, durch eine Gesamtschau der jeweiligen Begebenheiten des Einzelfalls auszufüllen, um zu einem gerechten Ausgleich der konfligierenden Interessen des Schädigers und des Geschädigten zu kommen.1256 Verletzt sich ein Tennisspieler während des 1252 So in der Entscheidung des OLG Celle, SpuRt 1996, 173 (174). Das Gericht ging im Ergebnis von einem hälftigen Mitverschuldensanteil des Geschädigten aus. Vgl. ferner zum Mitverschulden eines Basketballspielers, der sich in bestimmungswidriger Art und Weise an einen Basketballkorb hängt OLG Hamm, NJW-RR 2003, 1183 (1184). 1253 Vgl. auch Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 426, der allein die „gefahrenbezogene Aussagekraft“ der Schilder als haftungsrechtlich relevant erkennt. Vgl. ferner zur Bedeutung einer entsprechenden Beschilderung als Haftungsausschluss die Ausführungen unten, § 5 A.I.1.b)bb)(1). 1254 Vgl. zum Skisport OLG München, SpuRt 2014, 26. Vgl. ferner zur Helmpflicht für Radfahrer aus österreichischer Perspektive ÖOGH, SpuRt 2015, 24 (25 f.). 1255 Ca. 75 % aller erwachsenen Skisportler (alpin) schützen sich heutzutage durch einen Helm, so die Auskunft des DSV v. 02. 04. 2013, abrufbar unter http://www.ski-online.de/2680e_38676,r_6593.htm (Stand: 04. 11. 2015). Dementsprechend nimmt auch die Rechtsprechung ein Mitverschulden desjenigen geschädigten Skifahrers an, der Selbstschutz durch das Tragen eines Schutzhelms unterlassen hat, vgl. etwa OLG München, SpuRt 2014, 26 (27). Vgl. ferner für den Radrennsport und weitere Sportarten Ganner, SpuRt 2015, 19 ff. Im allgemeinen Straßenverkehr lehnt der BGH einen Mitverschuldensvorwurf wegen des Nichttragens eines Fahrradhelms hingegen ab, NJW 2014, 2493 ff. 1256 In der Rechtsprechung finden sich zahlreiche Beispiele für ein relevantes Verschulden des Sportlers gegen sich selbst, vgl. etwa zum Basketballsport: OLG Jena, SpuRt 2011, 199 (201). Zum Bob- und Rodelsport: OLG Hamm, SpuRt 1997, 24 (28 f.); OLG Hamm, NJW-RR 2008, 1554 (1555). Zum Fallschirmsport: OLG Koblenz, SpuRt 2002, 198 (199). Zum Fußballsport: OLG Hamm, SpuRt 1999, 245 (246); OLG Jena, NZV 2011, 31 (32). Zur Leichtathletik i.w.S.: OLG Frankfurt a.M., VersR 1975, 381 (383); OLG Karlsruhe, VersR 1975, 381 (383). Zum Radrennsport: OLG Stuttgart, VersR 1984, 1098; OLG Hamm, NJW-RR 2000, 1416 (1417 f.); OLG Frankfurt a.M., SpuRt 2005, 166 (167). Zum Reitsport: BGH, NJW 2011,

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Matchs in einer Tennishalle an einem Eisenpfosten, der als Netzhalterung der Spielfeldabtrennung dient, verwirklicht sich zwar weder eine typische Gefahr des Tennisspiels, noch war die Gefahr durch den Pfosten eine derart offensichtliche, dass auf etwaige Sicherungsmaßnahmen seitens des Verantwortlichen verzichtet werden könnte; dennoch kann einem Teilnehmer am Tennissportbetrieb unter Anwendung aller erforderlichen Sorgfalt durchaus zugemutet werden, sich mit den jeweiligen Platzverhältnissen vertraut zu machen, seine Spielweise dementsprechend anzupassen und einen Kollisionsschaden zu vermeiden.1257 Ob ein Sportler die Gefahr hätte erkennen und vermeiden können, hängt nicht zuletzt von seiner individuellen Erfahrung1258 und entsprechenden Hinweisen seitens des Verkehrspflichtigen ab.1259 (2) Das Mitverschulden sonstiger Beteiligter und Veranstaltungsdritter Zumindest soweit der Zuschauer einer Sportveranstaltung oder ein sonstiger Teilnehmer nicht durch ein besonderes sorgfaltswidriges Verhalten die Gefahr eines Sportunfalls erhöht, kann ihm allein aus der Teilnahme an der Veranstaltung kein Vorwurf eines Verschuldens gegen sich selbst gemacht werden.1260 Ein veranstaltungs-typisches Risiko einer Sportunfallverletzung besteht für andere Teilnehmer als die Athleten grundsätzlich nicht.1261 Angesichts atypischer Gefahrenlagen kann aber jeder Veranstaltungsteilnehmer gerechterweise darauf vertrauen, der Pflichtige habe alles zur Verkehrssicherung seinerseits Erforderliche unternommen.1262 Auch an dieser Stelle bedarf der Mitverschuldenseinwand folglich der Anknüpfung an ein sonstiges, außerordentliches Verhalten, durch welches die Gefahr des Sportunfalls erhöht oder der Schaden nicht gemindert wird.1263 Ein Mitverschulden kann insbe139 (141 f.); BGH, SpuRt 2011, 196 (198); OLG Hamm, BeckRS 24546. Zum Ski- und Pistensport: BGH, VersR 1982, 346 (347 f.); OLG München, NJW 1974, 189 (192); LG Kempten, SpuRt 1999, 32 (34); ÖOGH, SpuRt 2001, 13 (14); OLG Hamm, SpuRt 2002, 24 (26 f.); OLG München, SpuRt 2003, 22 (23); OLG Graz, SpuRt 2005, 26 f; OLG Stuttgart, SpuRt 2010, 160 (162 f.). Zum Tennissport: OLG Bamberg, VersR 2004, 484 (485). 1257 Das OLG München, NJW-RR 1987, 18 f., nahm im vorliegenden Fall ein hälftiges Mitverschulden des Verletzten an. Vgl. auch zum Mitverschulden eines Radrennfahrers aufgrund einer besonders wagemutigen und den äußeren Verhältnissen nicht angebrachten Fahrweise LG Stuttgart, VersR 1953, 374. 1258 Vgl. OLG Bamberg, VersR 2004, 484 (485); OLG Graz, SpuRt 2005, 26. 1259 Vgl. etwa. OLG Hamm, SpuRt 1999, 245 (246); OLG Frankfurt a.M., SpuRt 2005, 166 (167); Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 420. 1260 Heermann, Haftung im Sport, S. 180; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 114; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 141; Schulze, Jura 2011, 481 (490). 1261 Vgl. hierzu bereits die Ausführungen oben, § 4 A.II.1.b)aa). 1262 Vgl. Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 416 f. 1263 Vgl. Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 417, 424 f.; Fritzweiler, in: Fritzweiler/ Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 546; Heermann, Haftung im Sport, S. 180; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 142.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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sondere darin begründet liegen, dass ein Zuschauer eine besonders gefährliche räumliche Nähe zum sportlichen Treiben sucht, obgleich die gefahrerhöhende Natur seines Verhaltens für ihn erkennbar war,1264 insbesondere durch den Hinweis eines Warn- oder Verbotsschildes.1265 Auch die bereits wiederholt behandelte Thematik des Zuschauerschadens durch abirrendes Sportgerät ist unter dem Aspekt des Mitverschuldens noch einmal aufzugreifen. Mag nicht zuletzt angesichts der Gefährlichkeit abirrender Diskusscheiben eine Pflicht des Veranstalters zum Schutz der Zuschauer schon bestehen,1266 kann von einem sorgfältigen Betrachter des Sportgeschehens doch verlangt werden, das Treiben derart aufmerksam zu verfolgen, dass eine eigene Gefährdung durch verunglückte Würfe gemindert wird.1267 Dabei sollte jedoch nicht außer Betracht gelassen werden, dass aufgrund der besonderen Umstände der sportlichen (Groß-) Veranstaltung die Aufmerksamkeit auch des umsichtigsten aller Zuschauers mitunter nicht nur auf das sportliche Treiben gerichtet und der potentielle Selbstschutz des Betroffenen damit herabgesetzt ist.1268 Dies gilt gleichermaßen für solche Veran1264 Vgl. RGZ 130, 162 (168 f.); BGH, VersR 1966, 1073 (1074); OLG Bremen, VersR 1955, 644 (646); Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 424 f. Wird auf das Mitglied eines Segelsportvereins durch die Vereinsleitung Druck ausgeübt, sich als Landehelfer zu betätigen und sich auf diese Weise in eine besonders gefahrträchtige Nähe zum Sportbetrieb zu begeben, ist dies entlastend bei der Bemessung der Mitverschuldensanteile zu berücksichtigen, BGH, NJW-RR 1991, 281 (283). Insbesondere gegenüber Kindern, die sich von der Faszination eines sportlichen Wettkampfs sehr viel eher zu leichtfertigem Verhalten hinreißen lassen, während ihre Fähigkeit zum Selbstschutz noch nicht völlig ausgeprägt ist, bleibt eine restriktive Handhabe des Mitverschuldensvorwurfs angezeigt. Ein neuneinhalb jähriger Geschädigter, der sich bei einem Eishockeyspiel unvorsichtigerweise unmittelbar an den spielfeldbegrenzenden Fangnetzen aufhält, kann trotz warnender Lautsprecherhinweise folglich lediglich ein geringes Mitverschulden angelastet werden, OLG Celle, SpuRt 2007, 203 (204). Zum Mitverschuldensanteil eines bei einer Go-Kart-Fahrt verletzten Kindes vgl. OLG Koblenz, SpuRt 2005, 32 (33). Zum Mitverschulden des minderjährigen Zuschauers beim Diskuswurf BGH, VersR 1960, 421 (423). 1265 Bemerkenswert erscheint insoweit die Entscheidung des OLG Düsseldorf, SpuRt 1999, 248 (249). Ein Mitverschulden des durch einen Eishockeypuck verletzten Zuschauers, der sich trotz des Warnhinweises eines Ordners in der Nähe der (pflichtwidrigerweise) ungeschützten Spielerbänke aufhielt, wurde durch den Senat negiert. Denn der Hinweis des Ordners sei angesichts der Gesamtumstände nur als Maßnahme zur Aufrechterhaltung der Ordnung unter den Zuschauern, nicht aber als Mittel zur Abwehr einer an dieser Stelle aufgrund des Spielbetriebs bestehenden Gefahr zu verstehen gewesen. Die Entscheidung lässt erahnen, welch strengen Anforderungen durch die Rechtsprechung an ein etwaiges Mitverschulden mitunter gestellt werden. 1266 Siehe hierzu bereits oben, Fn. 1145. 1267 Vgl. OLG München, VersR 1982, 1105 (1106), welches hier von einem hälftigen Mitverschuldensanteil des verletzten Zuschauers ausging. Vgl. auch zum Fußballsport LG Trier, VersR 1964, 879. Etwas anderes gilt jedoch beim Eishockeysport, wo von einem Zuschauer ob Größe und Geschwindigkeit des Pucks selbst bei gebotener Aufmerksamkeit tatsächlich nicht erwartet werden kann, diesem wirksam auszuweichen, BGH, VersR 1984, 164 (165). 1268 Vgl. Wussow, VersR 2005, 903 (907).

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

staltungen, bei denen mehrere Wettkämpfe zeitgleich zueinander abgehalten werden und daher verschiedene „Schauplätze“ bestehen. Ein, wenn auch in den meisten Fallgestaltungen wohl nur geringeres, Mitverschulden kann mitunter gar außenstehenden Dritten angelastet werden, zu deren Nachteil sich außerhalb der Sportstätte eine vom Sportbetrieb ausgehende Gefahr verwirklicht. Dies gilt dort, wo die unzureichende Verkehrssicherung dem Dritten erkennbar und ein Ausweichen ferner zumutbar war.1269 Stellt etwa der Nutzer eines Kraftfahrzeugs dieses in unmittelbarer Nähe zu einem mangelhaft umzäunten Fußballplatz ab, obgleich die Gefahr abirrender Bälle für ihn wohl ersichtlich war, muss er seinem Ersatzanspruch einen nicht unerheblichen Mitverschuldensanteil entgegen halten lassen.1270 2. Die Verkehrspflichtenhaftung des Sportveranstalters für Sportveranstaltungsunfälle Neben einer Pflicht zum Schutz der Öffentlichkeit vor den Gefahren eines Sportunfalls erwächst dem Sportveranstalter als Herr der Veranstaltung gleichfalls eine Verantwortung für Sportveranstaltungsunfallgefahren.1271 Insbesondere bei der Ausrichtung von Großveranstaltungen müssen hohe Anforderungen an die Verkehrssicherung gestellt werden, um den Gefahren des Massenverkehrs auf engem Raum zu begegnen. Dem Grunde nach besteht hier kein Unterschied zu Organisation und Durchführung sonstiger Großveranstaltungen, wie Konzerten oder Wahlkampfevents. Eine ganz eigene Dimension erfährt die Verkehrspflichtenhaftung des Sportveranstalters für Sportveranstaltungsunfälle jedoch durch die Problematik der Zuschauergewalt.1272 Die Sicherungspflichten zum Schutz der Teilnehmer und Veranstaltungsdritter vor Ausschreitungen und Übergriffen durch randalierende Zuschauer sind daher im Folgenden gesondert zu würdigen.

1269

Anderer Ansicht ist Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 417, der mit dem Argument, der Geschädigte habe sich nicht freiwillig in den Gefahrenbereich begeben, ein Mitverschulden verneint. Dies mag für den langjährigen Anwohner einer Sportstätte richtig sein, kann für die meisten Dritten, etwa Passanten, jedoch nicht gelten. Diese begeben sich zumeist ebenso freiwillig in den über die Sportstätte hinaus reichenden Gefahrenbereich des Sportbetriebs, wie jeder Veranstaltungsteilnehmer auch. Entscheidend ist vielmehr, ob die jeweilige Unfallgefahr für den Dritten erkennbar und damit vermeidbar war. Hieran dürften im Vergleich zu Veranstaltungsteilnehmern freilich wesentlich höhere Anforderungen gestellt werden. 1270 Das AG Darmstadt, r+s 1985, 271, ging in diesem Fall von einer Haftungsminderung des Sicherungspflichtigen um ein Drittel aus. Für einen vergleichbaren Sachverhalt mangels Verkehrspflichtverletzung des Platzhalters offen gelassen hingegen von LG Ellwangen, VersR 1991, 1265 (1266). 1271 Siehe zur Terminologie oben, Fn. 366. 1272 Siehe hierzu bereits die Ausführungen zum Zuschauer als Störer oben, § 2 B.I.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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a) Grundsätzliche Anforderungen an den Sportveranstalter zum Schutz vor allgemeinen Veranstaltungsgefahren Es gelten die hergebrachten Grundsätze der Verkehrspflichtenhaftung.1273 Der Veranstalter ist dazu verpflichtet, einen ungestörten Veranstaltungsablauf zu gewährleisten und die Teilnehmer im erforderlichen und zumutbaren Maße auch vor außersportlichen Gefahrenquellen zu schützen. Der Umfang der Sicherungspflichten richtet sich mithin erneut nach der legitimen Schutzerwartung des Rechtsverkehrs, die ausschließlich anhand der konkreten Umstände des jeweiligen Einzelfalls ermittelt werden kann. Allerdings lassen sich im Anschluss an Wussow1274 auch hier einige typische Aspekte identifizieren, die das Programm an Sicherungspflichten im Kontext von Publikums- und Sonderveranstaltungen maßgeblich beeinflussen. Die vorübergehende Veränderung örtlicher Gegebenheiten, der Aufbau provisorischer Anlagen, wie Elektroinstallationen oder Sportgeräte und ein erhöhter Verkehr nicht ortskundiger Personen, darunter auch Kinder, Ältere oder Behinderte, erfordern eine erhöhte Sorgfalt des Veranstalters.1275 Durch die optischen oder akustischen Reize des sportlichen Treibens und des Massenverkehrs sind die Beteiligten oftmals abgelenkt und somit in ihren Möglichkeiten zum Selbstschutz beschränkt. Wegen des hohen Publikumsverkehrs herrscht regelmäßig eine besondere Hektik. Rationale Verhaltensmuster drohen von massenpsychologisch bedingtem Handeln abgelöst zu werden.1276 Mitunter werden diese Effekte durch den Konsum alkoholischer Getränke noch verstärkt. Bei all diesen Faktoren handelt es sich um typische Umstände großer Sportveranstaltungen; sie sind für den Veranstalter erkennbar und damit geeignet, die legitime Schutzerwartung des Verkehrs zu determinieren.1277 Einmal mehr ist die Eigenvorsorge des Verkehrsteilnehmers jedoch in die Gesamtbetrachtung einzubeziehen. Ein Bedürfnis zum Schutz vor solchen Gefahren, die mit der Teilnahme an der Veranstaltung typischerweise verbunden oder offensichtlich sind, besteht im Regelfall nicht.1278 In diesem Sinne ist der Veranstalter einer 1273

Vgl. grundlegend oben, § 3 C. Wussow, VersR 2005, 903 (906). 1275 Vgl. hierzu beispielhaft OLG Saarbrücken, NJW-RR 2006, 1165 f.: Die Tribüneneinrichtung in einer Sporthalle, deren stählerne Unterkonstruktion seitlich begehbar ist, stellt zumindest für Kinder eine objektive Gefahrenquelle dar, die, ihrem natürlichen Spieltrieb folgend, in den Bereich unter der Tribüne geraten. Das Gericht sprach hier davon, die Konstruktion weise die Merkmale eines Klettergerüsts auf und vermittle einen Höhleneffekt, welcher Kinder geradezu dazu verleite, sich in eine gefährliche Situation zu begeben. 1276 Siehe zu den Gefahren der Masse bereits die Ausführungen oben, § 2 B.I.1. 1277 Allgemein zu Freizeitveranstaltungen Hager, in: Staudinger, § 823 E 324 ff.; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 351. 1278 Vgl. LG Freiburg, VersR 1976, 101; OLG Celle, VersR 1992, 1417 f.; Hager, in: Staudinger, § 823 E 324; Heermann, Haftung im Sport, S. 179; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 97 f.; Wussow, VersR 2005, 903. Wo die Grenze zur Eigenverantwortlichkeit des Geschädigten nicht überschritten ist, kann ein „Verschulden gegen sich selbst“ jedoch haftungsmindernd über § 254 Abs. 1 BGB Berücksichtigung finden, vgl. dazu schon die ent1274

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

größeren Sportveranstaltung nicht dazu verpflichtet, bereits während der Veranstaltung Abfall und Unrat zum Schutz der Zuschauer von den Tribünen zu räumen. Vielmehr haben die Besucher nach allgemeiner Lebenserfahrung mit einer entsprechenden Verschmutzung und der hierdurch bedingten Rutschgefahr zu rechnen.1279 Abzusichern bleiben demgegenüber atypische oder verdeckte Stolpergefahren, wie muldenartige Vertiefungen1280 oder über den Boden führende Versorgungsleitungen.1281 Der Standort von Verkaufsständen oder technischen Einrichtungen ist so zu wählen, dass Besucher nicht durch die Art und Weise der Aufstellung einer besonderen Gefährdung, wie etwa durch anfahrenden Lieferverkehr, ausgesetzt werden.1282 Gefahrträchtige Anlagen, beispielsweise eine elektrische Versorgungsanlage, sind besonders abzusichern und in regelmäßigen Abständen auf ihre Funktionstauglichkeit hin zu überprüfen.1283 Höchste Sorgfalt ist im Umgang mit dem baulichen Zustand der Sportveranstaltungsstätte selbst geboten. Die bereits beispielhaft genannten Tragödien von Ibrox oder Furiani1284 verdeutlichen das enorme Gefahrenpotenzial maroder oder für den konkreten Zuschauerverkehr ungeeigneter Sportveranstaltungsstätten. Anders als die Sicherungspflicht des Sportstättenhalters1285 ist die Verkehrspflicht des Sportveranstalters allgemein jedoch nicht an die Sportstätte als Grundstück, sondern an die Veranstaltung als Gefahrenquelle gebunden. In räumlicher Hinsicht erstreckt sich die Verantwortlichkeit des Veranstalters bereits ohne weiteres auf den Bereich des Zugangs zum und des Abgangs vom Veranstaltungsort.1286 Für die Anund Abreise und den Aufenthalt der Teilnehmer im Sportstättenumfeld ohne einen unmittelbareren Bezug zum Geschehen der Veranstaltung, treffen den Veranstalter

sprechenden Ausführungen im Kontext von Sportunfällen oben, § 4 A.II.1.b)dd)(2), sowie von Wussow, VersR 2005, 903 (907). 1279 OLG Köln, SpuRt 1994, 145 (146). Hilfsweise führt der Senat an, die Unterhaltung eines umfangreichen Programms zur Reinigung der Tribünen während der Veranstaltung selbst, sei dem Veranstalter eines Pferderennens auch wirtschaftlich nicht zumutbar. Ähnliche Entscheidungen finden sich auch zu Veranstaltungen aus anderen Lebensbereichen. Siehe etwa OLG Köln, NJW-RR 2003, 85 (86), zu flüssigkeitsbedingter Rutschgefahr bei einer Karnevalsveranstaltung. 1280 OLG München, VersR 1968, 1073 (1074); Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 353. 1281 OLG Celle, VersR 1992, 1417 f. 1282 OLG Jena, VersR 1998, 990 (991 f.); Hager, in: Staudinger, § 823 E 329. 1283 OLG Köln, VersR 1970, 229 f.; Hager, in: Staudinger, § 823 E 329. 1284 Siehe hierzu bereits oben, § 2 B.III. 1285 Siehe hierzu noch unten, § 4 B.III. 1286 Vgl. BGH, NJW 1990, 905 f.; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 133; Hager, in: Staudinger, § 823 E 329; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 350; Weller, NJW 2007, 960 (961); Wussow, VersR 2005, 903 (904).

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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hingegen keine Sicherungspflichten.1287 Auch in zeitlicher Hinsicht sind die veranstaltungsbezogenen Sicherungspflichten nicht an den Sportbetrieb gebunden.1288 b) Insbesondere die Anforderungen an den Sportveranstalter zum Schutz vor Zuschauergewalt Die Problematik der Zuschauergewalt – insbesondere im professionellen Fußballsport – beschäftigt nicht erst seit der Diskussion um das Sicherheitskonzept „Sicheres Stadionerlebnis“ des Ligaverbands die Köpfe in Politik, Sicherheitswesen und Sportverbänden.1289 Allerdings scheint die Geduld mit den „Unbelehrbaren“ unter den Fußballfans aufgebraucht. In den Schlagzeilen der überregionalen Sportberichterstattung prominent platziert, erhitzt die leider viel zu selten objektiv geführte Debatte um gesellschaftspolitische Ursachen und die Verantwortung von Staat, Sport und Zuschauern die Gemüter aller Beteiligten. Den Ruf nach drastischen Sicherheitsmaßnahmen kontern Gruppierungen der Ultrafanbewegung1290 mit eigenen Waffen, beispielsweise dem Versuch, einen Stimmungsboykott in deutschen Fußballarenen durchzusetzen.1291 Auch die juristische Perspektive, insbesondere die Frage nach der Verantwortlichkeit für das Verhalten der Zuschauer im Rahmen sportlicher Großveranstaltungen steht zur Diskussion.1292 Obgleich eine eingehende Auseinandersetzung mit dieser Thematik anderen Stimmen überlassen werden muss, soll an dieser Stelle doch 1287 Breucker, Anm. zu LG München I, SpuRt 2006, 122; Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (32). Kein veranstaltungsneutraler Aufenthalt liegt demgegenüber im Anstehen zum Eintrittskartenkauf am Veranstaltungsgelände, Heermann, Haftung im Sport, S. 174; Richtsfeld, SpuRt 1997, 196. Erfolgt der Kartenerwerb hingegen nicht unmittelbar im räumlichen und zeitlichen Umfeld der Veranstaltung, kann dem Veranstalter, wenn er zugleich Vertragspartner des Besuchers wird, eine Verkehrssicherungspflicht dennoch als vorvertragliche Schutzpflicht erwachsen, Schulze, Jura 2011, 481 (489). 1288 RG, JW 1938, 2737: Haftung des Veranstalters einer Radrennveranstaltung, als nach Abschluss des Wettkampfs Zuschauer die Rennstrecke für einen privaten Wettkampf nutzten und mit einem Arbeiter kollidierten. Vgl. ferner Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 39; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 141. Vgl. auch allgemein für Sonderveranstaltungen Wussow, VersR 2005, 903 (904). 1289 Vgl. hierzu bereits den Überblick über die Thematik der Zuschauergewalt im Sport oben, § 2 B.I.2. 1290 Siehe bereits zum Begriff der Ultras oben, Fn. 401. 1291 Vgl. zur Aktion „12:12“, mit der gegen Ende 2012 die Stimmung bei Spielen der Fußballbundesliga boykottiert werden sollte den Bericht von Spiegel-Online v. 27. 11. 2012, abrufbar unter http://www.spiegel.de/sport/fussball/stimmungsboykott-in-der-bundesliga-zwo elf-minuten-ruhe-a-869648.html (Stand: 04. 11. 2015). 1292 Juristische Publikationen zu dieser Thematik genießen derzeit Hochkonjunktur, vgl. bspw. Deusch, Polizeiliche Gefahrenabwehr bei Sportgroßveranstaltungen, 2005; Krahm, Polizeiliche Maßnahmen zur Eindämmung von Hooligangewalt, 2008; Lange, Sicherheit im „Sommermärchen“ – Staatliche und private Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen am Beispiel der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006, 2013; Walker (Hrsg.), Hooliganismus – Verantwortlichkeit und Haftung für Zuschauerausschreitungen, 2009.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

zumindest in der gebotenen Kürze untersucht werden, welche Maßnahmen dem Sportveranstalter nach dem Dogma der Verkehrspflichten grundsätzlich abverlangt werden können und müssen, um den Schutz des Rechtsverkehrs vor den Gefahren der Zuschauergewalt und den panikartigen Reaktionen der Masse zu gewährleisten. aa) Die objektive Zurechnung des Zuschauerverhaltens Ein fahrlässiges oder gar vorsätzliches Dazwischentreten Dritter vermag die zivilhaftungsrechtliche Verantwortlichkeit für eine Gefahrenquelle nicht per se auszuschließen.1293 Insbesondere dann, wenn aus dem räumlich-gegenständlichen Gesamtkontext der Gefahrenquelle heraus mit einem entsprechenden Verhalten seitens Dritter gerechnet werden muss, legitimiert sich eine dahingehende Schutzerwartung des betroffenen Rechtsverkehrs gegenüber dem Verkehrspflichtigen. Auf die Zuschauergewalt bei Sportgroßveranstaltungen trifft dies – so die traurige Realität heutiger Tage – leider zu. Zwar liegt dem gewaltträchtigen Zuschauerverhalten stets ein individueller, nicht mit der eigentlichen Zweckbestimmung der Sportveranstaltung übereinstimmender Handlungsimpuls als eigenständige Verletzungsursache zugrunde.1294 Doch lässt sich mit den Lehren der Vergangenheit und dem Blick in die Kurven der Fußballstadien schlicht nicht mehr leugnen, dass nach allgemeinen Erfahrungswerten das Risiko eines Schadens aus gewalttätigem Verhalten seitens der Zuschauer – je nach Art und Größe der Sportveranstaltung und den beteiligten Mannschaften1295 – besonders groß ist.1296 In der Anonymität der Masse, unter dem Einfluss von Alkohol 1293

Siehe hierzu bereits die Nachweise oben, Fn. 580. Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 128; D. Schwab, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 63 (74). 1295 Eine besondere Rivalität einzelner Fanlager betrifft insbesondere Clubs, die um die regionale Vorherrschaft kämpfen (Derbys). Darüber hinaus gelten die Anhänger bestimmter Clubs als besonders problematisch. Nach einer durch den Landesfußballverband MecklenburgVorpommern veröffentlichten Studie sind insbesondere die Anhänger des FC Hansa Rostock außerordentlich gewaltbereit, vgl. die Online-Ausgabe der Rheinischen Post v. 23. 01. 2007, abrufbar unter http://www.rp-online.de/sport/fussball/vereine/sv-sandhausen/hansa-ultras-sinddie-gewaltbereitesten-1.1651540 (Stand: 04. 11. 2015). 1296 Vgl. im Einzelnen schon das Zahlen- und Faktenmaterial oben, § 2 B.I.2. So wie hier ferner schon OLG Frankfurt a.M., BeckRS 2011, 05154; LG München I, SpuRt 2006, 121; Breucker, NJW 2006, 1233; Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18 (25); Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 543; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 129 f.; Heermann, Haftung im Sport, S. 179; Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (14); D. Schwab, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 63 (75); Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (39); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (93); Weller, NJW 2007, 960 (962). Zurückhaltender Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18 (25): „Auch wenn dem Rowdytum bei einer Gesamtbetrachtung der Vielzahl von Fußballveranstaltungen […] noch kein alle Spiele prägender Stellenwert beigemessen werden muß, so wäre andererseits eine Bagatellisierung der Gefahren unangebracht.“ Auch unterhalb dieser Grenze des „prägenden Stellenwerts“ kann das 1294

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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sowie dem Rausch von Wettkampf und Lagerkonkurrenz sind natürliche Hemmschwellen außer Kraft gesetzt.1297 Die alljährlich von der ZIS1298 veröffentlichen Zahlen zur Situation bei den Veranstaltungen des deutschen Profifußballs1299 belegen eindrucksvoll: gewalttätige Fanausschreitungen und Übergriffe von Zuschauern auf andere Veranstaltungsteilnehmer oder der Abschuss von Feuerwerkskörpern sind heute trauriger Alltag in deutschen (Fußball-)Sportarenen. Auch das Werfen von Gegenständen auf das Spielfeld oder der Platzsturm durch erregte Zuschauer sind heute keine fernliegenden Geschehnisse mehr. Der Veranstalter muss mit diesen Gefahren rechnen; sie sind für ihn erkennbar. Da es gerade Zweck der dem Veranstalter obliegenden Verkehrspflichten ist, auch den Schutz vor einem mitunter sogar rechtsbrüchlichen Verhalten Dritter zu gewähren,1300 kann folglich ohne weiteres davon ausgegangen werden, dass er gerade bei großen Sportveranstaltungen im Rahmen des Erforderlichen und des Zumutbaren auch zum Schutz der Beteiligten vor einem schuldhaften Fehlverhalten Dritter verpflichtet ist.1301 Risiko allerdings nach sachkundiger Einschätzung als groß genug erachtet werden, um nach dem Dogma der Verkehrspflichten besondere Schutzmaßnahmen einzufordern. Grundlegend anderes gilt nach Auffassung des LG Gera, SpuRt 1997, 205 (206), hingegen für ein strafrechtlich massiv relevantes Verhalten einer größeren Zuschauergruppe auf dem Gelände außerhalb des Stadions. Da es sich jedoch in dem dem Gericht vorliegenden Sachverhalt um ein Fußballspiel von bekanntermaßen erhöhtem Risiko von Ausschreitungen rivalisierender Fanlager handelte, muss diese Wertung zumindest in Zweifel gezogen werden. Die Frage, ob die Ausschreitungen durch zumutbare Maßnahmen des Veranstalters zu verhindern gewesen wären, ist hiervon getrennt zu beantworten, konnte im Fall des LG Gera aber wohl verneint werden. Selbst gezielte Anschläge auf Leib und Leben der Athleten gehören nach heutigen Erfahrungswerten nicht mehr in den Bereich dessen, was außerhalb jeglicher Lebenserfahrung liegt, vgl. Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (47). Zwar verneinte das LG Hamburg, NJW 1997, 2606, im Fall des Attentats auf die Tennisspielerin Monica Seles eine Haftung des Deutschen Tennis-Bundes als Veranstalter wegen der Verletzung einer Verkehrspflicht mit dem Hinweis, ein gezielter Attentatsversuch hätte sich bei vergleichbaren Veranstaltungen noch nicht ereignet, die Möglichkeit eines Schadenseintritts sei aus der maßgeblichen ex-ante Perspektive daher nicht naheliegend gewesen. Ob dies so jedoch auch für die Zukunft gelte, ließ das Gericht explizit offen. Ebenso P. Mohr, SpuRt 1997, 191 (192), der immerhin anmerkt, es sei „nicht unwahrscheinlich, daß Gerichte nunmehr geneigt sein werden, zumindest bei ,leicht vermeidbaren‘ Attentaten eine Haftung des Sportturnierveranstalters anzunehmen.“ Hierzu auch Schuld, S. 168 f. 1297 Siehe zu alledem bereits die Ausführungen oben, § 2 B.I.1. 1298 Siehe zur Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze bereits oben, § 1 B.VI. 1299 Der Jahresbericht Fußball für die Saison 2013/14 der ZIS ist abrufbar unter https:// www.polizei.nrw.de/media/Dokumente/Behoerden/LZPD/ZIS_Jahresbericht_2013_14.pdf (Stand: 04. 11. 2015). 1300 Weller, NJW 2007, 960 (962). Vgl. auch BGH, NJW 1980, 223 (224). 1301 Vgl. Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18 (25); Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 543 f.; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 129 f.; D. Schwab, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 63 (75); Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (52 f.); Weller, NJW 2007, 960 (962). Vgl. auch zu den Sicherungspflichten des Veranstalters vor Schäden durch das Verhalten der Besucher eines Flugtags BGH, NJW 1980, 223 f.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

bb) Maßnahmen zum Schutz vor Zuschauergewalt und Panikreaktionen Allein die Tatsache, dass ein Schaden infolge von Ausschreitungen oder gefährlichen Gedrängen entstanden ist, erlaubt keinen Rückschluss auf die haftungsrechtliche Verantwortlichkeit des Sportveranstalters.1302 Es gilt vielmehr Umfang und Grenzen der legitimen Verkehrserwartung zum Schutz vor den Gefahren des Massenverhaltens aufzuzeigen. Hierzu sei im Folgenden auf einige Eckpfeiler des veranstalterischen Pflichtenprogramms verwiesen, die sich als Ausfluss praktischer Erfahrungswerte etabliert und als solche zumeist auch Einzug in die einschlägigen Regelungen der Sportverbände gefunden haben.1303 Es kann dabei differenziert werden zwischen Vorfeldmaßnahmen, baulichen Maßnahmen und organisatorischen Maßnahmen.1304 (1) Organisatorische Sicherungsmaßnahmen im Vorfeld der Veranstaltung Die Verkehrspflicht des Sportveranstalters kann bereits weit im Vorfeld des eigentlichen Events anknüpfen.1305 Pflichtwidrig handelt bereits der Veranstalter, welcher bei der Durchführung des Kartenverkaufs die bauaufsichtlich zugelassene Platz- und Aufnahmekapazität der jeweiligen Sportstätte überschreitet.1306 Es dürfen durch den Kartenverkauf nur so viele Besucher zugelassen werden, dass ein bequemes und damit sicheres Stadionerlebnis nicht durch das Verhältnis von Zu-

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D. Schwab, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 63 (75). Vgl. Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (50). Allgemein zum Rückgriff auf Verbandsvorschriften im Prozess der Pflichtenkonkretisierung bereits oben, § 3 C.III.4. Der sicherheitsrelevante Inhalt der Sportverbandsvorschriften wird dabei ganz wesentlich durch supranationales Recht bestimmt, beispielsweise das Europäische Übereinkommen über Gewalttätigkeiten und Fehlverhalten von Zuschauern bei Sportveranstaltungen und insbesondere bei Fußballspielen von 1985. Ein Großteil der im Folgenden skizzierten Maßnahmen findet sich bereits in diesem Übereinkommen, welches unmittelbare Bindungswirkung jedoch nur gegenüber den unterzeichnenden Mitgliedstaaten des Europarates entfaltet und hauptsächlich auf Sportveranstaltungen mit grenzüberschreitendem Bezug anzuwenden ist, vgl. dazu Siekmann, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 61 (64 ff.). 1304 Da es sich bei der Zuschauergewalt vorrangig um eine Problematik des Fußballsports handelt, sind die folgenden Ausführungen primär auf den Fußballsport bezogen. Zur Pflichtenkonkretisierung wird daher überwiegend auf Vorschriften des Fußballverbandswesens zurückgegriffen. 1305 Vgl. Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 131 f.; D. Schwab, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 63 (75). 1306 Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 131; Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (48). Vgl. hierzu § 21 Abs. 1 der DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen. Bei Spielen mit erhöhtem Risiko kann die zulässige Aufnahmekapazität zusätzlich verringert werden, § 32 Abs. 4 der DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen. 1303

A. Die Haftung des Sportveranstalters

283

schauerzahl und begrenzter Raumkapazität gefährdet ist.1307 Insbesondere im Bereich der Stehplätze drohen bei Überfüllung Panik und damit unkontrollierbare Reaktionen.1308 Ferner ist der Kartenverkauf im Rahmen des tatsächlich Möglichen so zu organisieren, dass die Anhänger rivalisierender Mannschaften oder Fangruppierungen das Sportereignis in räumlich voneinander getrennten Zuschauerbereichen verfolgen.1309 Durch Einlass- und Personenkontrollen – gestützt auf das Hausrecht des Veranstalters – ist die Zutrittsberechtigung festzustellen und dafür Sorge zu tragen, dass gewaltbereiten Hooligans und anderen potentiellen Unruhestiftern, etwa Personen, die erkennbar unter dem Einfluss von Alkohol stehen, der Zutritt zur Veranstaltungsstätte versagt bleibt.1310 Dabei kann dem Veranstalter gegebenenfalls die Zusammenarbeit mit staatlichen Sicherheitsstellen abverlangt werden, um vorhandene Vorinformationen zum Gefährdungspotenzial einzelner Personen nutzbar zu machen.1311 Gefährliche Gegenstände, die im Rahmen von Ausschreitungen als Waffen gebraucht oder als Wurfgeschoss verwendet werden könnten, sind sicherzustellen.1312 Gleiches gilt für berauschende Mittel oder pyrotechnische Gegenstände wie 1307 Vgl. OLG Nürnberg, VersR 1955, 444 f.; Wiethaup, VersR 1971, 16 (17 f.). Untrennbar hiermit verbunden ist die Verpflichtung, die verbriefte Zutrittsberechtigung in Form der Eintrittskarte möglichst gegen Fälschung, Vervielfältigungen und Mehrfachnutzung zu sichern. Es gilt für den Veranstalter, die Kontrolle über den Zugang der Zuschauer zu behalten, vgl. § 21 Abs. 3 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; Art. 17 Abs. 3, 8 FIFASafety Guidelines. 1308 Als tragisches Beispiel sei der Katastrophe von Hillsborough gedacht, vgl. bereits oben, § 2 B.II. Eine Standplatzgröße von 1 qm pro vier Personen, soll demgegenüber die notwendige, aber auch ausreichende Bewegungsfreiheit gewähren, OLG Nürnberg, VersR 1955, 444 (445). Dazu auch Wiethaup, VersR 1971, 16 (17 f.). 1309 § 21 Abs. 6 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; Art. 17 Abs. 6 FIFA-Safety Guidelines. Siehe ferner Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 37 (38); Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 132; Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 92; Nolte, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 55 (65); Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (48 f.); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (94). 1310 § 22 Abs. 2, 5 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; Art. 18 Abs. 2 FIFA-Safety Guidelines; Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 544; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 133; Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 233; Hintz, Maßnahmen gegen gewaltbereite Fußballfans, S. 52 f.; Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (14); Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 92; D. Schwab, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 63 (75). 1311 Vgl. hierzu auch die Ausführungen zur polizeilichen Vorfeldtätigkeit unten, § 4 B.V.2.a). 1312 § 22 Abs. 2, 4 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; Art. 18 Abs. 2, 4 FIFA-Safety Guidelines; Eilers, in: WFV (Hrsg.) Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18 (25); Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 133; Walker, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 89 (94).

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Leuchtfeuer, Leuchtkugeln oder Handfackeln.1313 Allerdings sind auch die Einlasskontrollpflichten, wenngleich „eine der wichtigsten Aufgaben“1314 des Veranstalters, auf das Maß des Zumutbaren beschränkt. Sicherheitskontrollen auf dem Niveau eines Flughafens nach internationalen Standards unter dem Einsatz von Ganzkörperscannern oder vergleichbarer Maßnahmen sollen dem Sportveranstalter nach überwiegender, wenngleich nicht unstreitiger Auffassung selbst bei großen Sportevents nicht abverlangt werden können.1315 (2) Sicherungsmaßnahmen baulicher Art Auch in baulicher Hinsicht ist die Sportveranstaltungsstätte so zu konzipieren, dass unter Berücksichtigung des kalkulierten Zuschaueraufkommens Ausschreitungen und Panikreaktionen schon präventiv wirksam verhindert werden.1316 Neuralgische Punkte wie Treppenaufgänge oder Ausgänge sind in Zahl und Beschaffenheit so auszugestalten, dass Ballungen und Stauungen so weit als möglich vermieden werden.1317 Als wirksame Vorkehrung gegen unkontrollierbare Massenbewegungen sind die Zuschauerbereiche durch hinreichende Trennungseinrichtungen in einzelne Sektoren und Blöcke zu unterteilen.1318 Innerhalb der einzelnen 1313 §§ 22 Abs. 2, 24 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen. Gerade an dem Verbot des Einbringens und Abbrennens von Pyrotechnik entzünden sich jüngst immer wieder Konflikte zwischen den Verantwortlichen des Profifußballs und Teilen der Ultrafanszene, die sich auf eine zweifelhafte Ausprägung der Fankultur berufen, um zumindest die partielle Zulässigkeit pyrotechnischer Gegenstände in Stadien zu erwirken. 1314 Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 133. 1315 D. Schwab, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 63 (76); Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (48); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (94). Überzeugend erscheint demgegenüber ein Urteil des OLG Frankfurt a.M., BeckRS 2011, 05154, 1 (3), nach dessen Auffassung einer Scannerkontrolle zumindest im Profifußball nicht eine etwaige finanzielle Mehrbelastung entgegensteht. Allein die Unüblichkeit der Maßnahme, mit der das Gericht den Scannereinsatz ablehnt, ist hingegen kein valider Begründungsansatz für die Beurteilung ihrer Erforderlichkeit und Zumutbarkeit. Es gilt vielmehr, den konkreten finanziellen Mehraufwand durch Scannerkontrollen und das zu erreichende Sicherheitsniveau zu bewerten und in das korrekte Verhältnis zueinander zu bringen. Dass der Einsatz von Ganzkörperscannern im Profifußball unzumutbar ist, erscheint dabei zweifelhaft. 1316 Vgl. hierzu auch die Ausführungen von Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 291 ff., dort freilich im Kontext der Haftung des Sportstätteneigentümers. Dessen Verkehrspflichten sind mit den baulichen Sicherungspflichten des Sportveranstalters dem Grunde nach jedoch weitgehend deckungsgleich. Zur Haftung des Sportstätteneigentümers siehe noch unten, § 4 B.III. 1317 Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 136; Walker, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (94). 1318 Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 135; § 9 Abs. 1 DFBRL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen sieht eine Unterteilung in mindestens vier getrennte Sektoren vor, die durch jeweils mind. 2,20 m hohe Abtrennungen geteilt sind. Stehplätze dürfen in einzelnen Blöcken höchstens für 2.500 Zuschauer angeordnet werden, § 9 Abs. 3 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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Blöcke, insbesondere solchen mit Stehplatzbereichen, sind in kurzen Abständen sogenannte „Wellenbrecher“ in Form von Stangen und Geländern zu montieren, die den Zuschauern zusätzlichen Halt geben und sie vor einem sich in abwärtiger Richtung der Tribüne aufbauenden Druckrisiko bewahren.1319 Um jedoch im Falle einer Massenpanik eine Katastrophe vergleichbar mit den Ereignissen von Heysel oder Hillsborough zu verhindern, sind zahlreiche Flucht- und Rettungstore zu installieren, die einen schnellen Abfluss des Zuschauerstroms von den Tribünen auf das Spielfeld ermöglichen.1320 Befahrbare Rettungswege müssen das unverzügliche Vordringen von Sicherheitskräften in den Innenraum der Sportveranstaltungsstätte ermöglichen.1321 Die Stätte ist mit einer Beschallungseinrichtung auszustatten, die so beschaffen sein muss, dass Durchsagen auch bei ungünstigen Lärmverhältnissen noch zu vernehmen sind.1322 Für den Fall der medizinischen Erstversorgung sind den Sanitäts- und Rettungsdiensten Räumlichkeiten mit der erforderlichen Ausstattung zur Verfügung zu stellen.1323 Zum Schutz der Sportler und des ordnungsgemäßen Spiel- und Sportbetriebes sind bauliche Vorkehrungen zu treffen, mit denen eine räumliche Trennung von Zuschauerbereich und Sportstätteninnenraum gewährleistet wird.1324 Durch eine Umzäunung oder eine Grabenkonstruktion kann verhindert werden, dass Zuschauer unberechtigterweise das Spielfeld betreten.1325 Auch die Installation engmaschiger 1319 § 9 Abs. 3 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; OLG Nürnberg, VersR 1955, 444 (445); Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 134 f.; Hager, in: Staudinger, § 823 E 327; D. Schwab, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 63 (76); Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (48); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (94); Wiethaup, VersR 1971, 16 (18). Vgl. aber auch OLG Düsseldorf, VersR 1980, 1147: Keine Pflicht des Stadioneigentümers zur Anbringung von „Wellenbrechern“ auf einer flach angelegten Stehplatztribüne. 1320 § 7 Abs. 2 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; Art. 5 Abs. 2, 3 FIFA-Safety Guidelines; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 135. 1321 § 8 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; Art. 6 Abs. 2 FIFASafety Guidelines. 1322 § 13 Abs. 1, 2 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; Art. 11 FIFA-Safety Guidelines. 1323 § 16 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; Art. 14 FIFA-Safety Guidelines. 1324 Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 234. 1325 Vgl. § 7 Abs. 1 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen. Demnach kommt auch eine Erhöhung der ersten Zuschauerreihe von mindestens 2 m über das Höhenniveau des Spielfelds in Betracht. Siehe auch Art. 5 Abs. 1 FIFA-Safety Guidelines. Demgegenüber galt lange die Absperrung des Innenraums durch hohe Zäune als einzig probates Mittel der Verkehrssicherung, vgl. Eilers, in WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 37 (38). Zu beachten bleibt aber stets, dass für den Notfall die Fluchtmöglichkeit der Zuschauermassen auf das Spielfeld gewährleistet bleiben muss. Unter diesem Aspekt erscheint die Grabenkonstruktion weniger geeignet.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Netze zur Über- und Durchwurfsicherung an kritischen Punkten1326 dient vorrangig dem Schutz der Athleten, Wettkampfrichter oder sonstiger am Wettkampfgeschehen unmittelbar beteiligter Personen.1327 (3) Organisatorische Sicherungsmaßnahmen im Verlauf der Veranstaltung Um die Durchführung großer Sportveranstaltungen möglichst reibungslos zu gestalten, sind Veranstaltungs- oder Stadionordnungen zu erlassen, vermittels derer die Teilnehmer auf gefahrträchtige Verhaltensweisen hingewiesen und zur Einhaltung spezifischer Ge- und Verbote verpflichtet werden.1328 Einzelne organisatorische Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Sicherheit werden den Ordnungsdiensten übertragen.1329 Diese haben die optimalerweise bereits im Kartenverkauf angelegte Trennung rivalisierender Zuschauergruppen faktisch durchzusetzen und zu verhindern, dass Beteiligte in die falschen Zuschauerbereiche gelangen.1330 Die Auf- und Abgänge auf den Tribünen sind freizuhalten, Zugänge, Ausgänge und Rettungstore stets besetzt zu halten. Das Zuschauerverhalten ist permanent zu überwachen,1331 im Gefahrenfall muss eine geordnete Evakuierung durchgeführt werden.1332

1326

Bei einem Spiel der Fußballbundesliga wäre der Hintertorbereich ein solcher Punkt. Denn gerade dieser Bereich ist in den meisten Fußballstadien den Ultrafangruppen zum Aufenthalt vorbehalten, denen eine höhere Bereitschaft zur Gewaltanwendung nicht abgesprochen werden kann (vgl. hierzu oben, Fn. 401). 1327 Vgl. § 9 Abs. 10 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen. Gefährliche Wurfobjekt können nämlich auch solche Gegenstände sein, die von den Zuschauern berechtigterweise im Stadion mitgeführt werden dürfen, wie etwa Geldmünzen, Mobiltelefone oder gefüllte Plastikbecher. Ob eine entsprechende 3608-Sicherung des Spielfeldes hingegen noch zumutbar wäre, erscheint zumindest zweifelhaft. 1328 Vgl. § 28 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; Art. 23 FIFASafety Guidelines. Dazu auch Eilers, in WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18 (20 f.). 1329 Vgl. im Einzelnen die Auflistung in § 26 Abs. 10 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; Art. 21 Abs. 6 FIFA-Safety Guidelines. Siehe ferner zu den Befugnissen privater Sicherheits- und Ordnungsdienste noch die Ausführungen unten, § 4 B.V.2. 1330 Vgl. Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 133; D. Schwab, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 63 (75); Weller, NJW 2007, 960 (961). Bei sogenannten „Risikospielen“ kann als zusätzliche Schutzmaßnahme eine größere räumliche Distanz durch das Einrichten und Freihalten von Pufferblöcken geschaffen werden, § 32 Abs. 4 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; Art. 27 Abs. 2 FIFA-Safety Guidelines. 1331 Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 544; Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (15); D. Schwab, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 63 (75 f.); Weller, NJW 2007, 960 (961). 1332 Walker, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (95).

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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Um die genannten Maßnahmen effektiv durchführen zu können, hat der Veranstalter dafür Sorge zu tragen, dass Ordner in hinreichender Zahl vorhanden sind.1333 Das erforderliche Aufkommen bemisst sich nach den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten, der zu erwartenden Zuschauerzahl und dem besonderen Risikopotenzial der konkreten Veranstaltung.1334 Die Ordnungskräfte sind im Vorfeld der Veranstaltung ausreichend über ihre Rechte, Pflichten, Aufgaben, Abläufe und die wesentlichen Risiko- und Gefahrenquellen der Veranstaltung zu instruieren.1335 Neben der Einrichtung eines Ordnungsdienstes kann es erforderlich sein, weitere personelle Schlüsselpositionen zuverlässig zu besetzen und einen Sicherheitsbeauftragten1336 oder einen Veranstaltungsleiter zu benennen, welcher als Bindeglied zwischen Veranstalter und öffentlichen Sicherheitsträgern agiert.1337 Weiter kann der Veranstalter dazu verpflichtet sein, den Getränkeausschank im Bereich der Veranstaltungsstätte zu reglementieren1338 und den Konsum von Alkohol zu unterbinden.1339 Grundsätzlich dürfen Getränke nur in solchen Behältnissen

1333 OLG Düsseldorf, SpuRt 1994, 146 (147 f.); LG Gera, SpuRt 1997, 205; Eilers, in WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18 (27); ders., in WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 37 (38); Heermann, Haftung im Sport, S. 173; Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 233; Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (14); Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 92; Wagner, in: MüKo, § 823 Rn. 533; Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (49); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (94); Weller, NJW 2007, 960 (961); Wiethaup, VersR 1971, 16. 1334 So § 26 Abs. 12 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen. Vgl. auch Eilers, in WFV Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 37 (39 f.), der insbesondere auf die Begebenheiten der Veranstaltungsstätte abstellt. Nach Auffassung von D. Schwab, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 63 (76), ist eine Zahl von einem Ordner pro zehn Zuschauer weder organisierbar, noch finanzierbar, dem Veranstalter folglich nicht zuzumuten. Zustimmend Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 136. Gerade bei Risikospielen kann jedoch ein zahlenmäßig entsprechend stark besetzter Ordnungsdienst zwingend erforderlich sein, um die Sicherheit der Beteiligten zu gewährleisten. 1335 Vgl. § 26 Abs. 6 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (49). 1336 Vgl. § 18 Abs. 1 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen. 1337 Vgl. § 20 Abs. 1, 2 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen. 1338 Fritzweiler, in Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 544; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 137; Heermann, Haftung im Sport, S. 173; Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (49); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (95); Weller, NJW 2007, 960 (961). 1339 Siehe hierzu § 23 Abs. 1 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen: „Der Verkauf und die öffentliche Abgabe von alkoholischen Getränken sind vor und während des Spiels innerhalb des gesamten umfriedeten Geländes der Platzanlage grundsätzlich untersagt.“ Mit ausdrücklicher Genehmigung der örtlich zuständigen Sicherheitsorgane kann der Veranstalter jedoch den Ausschank von Getränken mit geringen Alkoholwerten (Alkoholwert von bis zu 5 %) vornehmen. Eine solche Ausnahme sieht Art. 19 FIFA-Safety Guidelines hingegen nicht vor.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

verabreicht werden, die nach Größe und Gewicht nicht splittern oder dazu geeignet sind, als Wurf- und Schlagwerkzeug verwendet zu werden.1340 Zu den organisatorischen Sicherheitspflichten des Sportveranstalters zählen schließlich deeskalierende Maßnahmen im Ausschreitungsfall. Hierzu können Lautsprecherdurchsagen eines geschulten und mit vorbereiteten Texten ausgestatteten Stadionsprechers1341 oder eines sonstigen Verantwortlichen1342 ebenso erforderlich sein, wie der gezielte Einsatz von Fanbetreuern, um die Anhänger des eigenen Vereins von störenden Verhaltensweisen abzuhalten.1343 (4) Insbesondere das Stadionverbot als Sicherungsmaßnahme gegen Zuschauergewalt1344 In dem Bemühen, die Gefahr durch Zuschauerausschreitungen schon präventiv wirksam zu unterbinden, kann dem Sportveranstalter als besondere Maßnahme der Verkehrssicherung unter Umständen abverlangt werden, gegen einen potentiellen Gewalttäter wegen dessen sicherheitsbeeinträchtigenden Auftretens ein befristetes Verbot auszusprechen, bei vergleichbaren Sportveranstaltungen das Veranstaltungsgelände zu betreten oder sich dort aufzuhalten.1345 Auf diese Weise kann im Streben nach Sicherheit bei Sportveranstaltungen ein künftiges drittgefährdendes Verhalten des Adressaten vermieden und dieser zur Friedfertigkeit angehalten werden.1346 1340

§ 23 Abs. 4 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen. Nach Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 137, dürfen Getränke generell nur in Pappbechern verabreicht werden; eine sinnvolle Forderung, bedenkt man, dass selbst einfache Hartplastikbecher, soweit sie denn befüllt geworfen werden, als gefährliches Werkzeug missbraucht werden können, vgl. jüngst der Fall des Becherwurfs bei der Begegnung der Fußballbundesliga zwischen dem FC St. Pauli und dem FC Schalke 04 vom 1. 4. 2011, dazu schon oben, Fn. 393. 1341 Vgl. § 29 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; Art. 24 FIFASafety Guidelines; Eilers, in WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 37 (43); Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (49); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (95). 1342 Bei Risikospielen im Fußballsport kann neben dem Stadionsprecher des Platzvereins auch derjenige des Gastvereins zum Einsatz kommen, § 32 Abs. 4 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; Art. 27 Abs. 2 FIFA-Safety Guidelines. 1343 Vgl. § 30 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen; Walker, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (95). 1344 Als weitere Maßnahme der Verkehrssicherung gegen Zuschauergewalt steht insbesondere im Fußballsport das Verbot der Stehplätze in den Stadien im Fokus der Debatte. Siehe hierzu bereits Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 294 ff. 1345 Zur Definition des Begriffs des Stadionverbots im Fußballsport siehe § 1 Abs. 1 DFBRL zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten. 1346 Vgl. zum Zweck des Stadionverbots § 1 Abs. 2 DFB-RL zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten. Hierauf verweist auch Walker, in: FS Schapp, S. 491 (493). Das Stadionverbot wird damit vordergründig von dem Gedanken getragen, gewaltbereiten Anhängern durch Ausschluss vom Veranstaltungs- und Spielgeschehen den Reiz an Ausschreitungen und

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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In der Sportveranstaltungspraxis sind Stadionverbote insbesondere im Fußballsport1347 zu einem wichtigen Instrument der Verkehrssicherung geworden.1348 Stand September 2014 waren bundesweit 2.720 Stadionverbote in Kraft gesetzt.1349 Zur sicheren Handhabe haben sich Deutscher Fußball-Bund, Ligaverband und Fußballclubs mit den Richtlinien zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten ein verbindliches Regelwerk erteilt.1350 Unterschieden wird zwischen den graduellen Abstufungen des örtlichen und des bundesweit geltenden Stadionverbots (§ 1 Abs. 4). Während Ersteres schon bei einfachen Verstößen gegen die bei der Veranstaltung geltende Hausordnung ausgesprochen werden kann (§ 4 Abs. 2), wird das überregionale Stadionverbot erst nach Verwirklichung eines der in § 4 Abs. 3 und 4 katalogartig aufgezählten Tatbestände verhängt. Entsprechendes gilt auch für die mögliche Dauer des Stadionverbots. Je nach konkretem Anlass kann der Zutritt zur Sport- und Veranstaltungsstätte für die Zeit zwischen einer Woche und drei Spielzeiten untersagt sein (§ 5 Abs. 1 und 2).1351 Eine haftungsrechtlich relevante Verpflichtung des Sportveranstalters, den Verkehr durch Erlass eines Stadionverbots vor bekannten Randalieren und Gewalttätern zu schützen, setzt neben der Adäquanz dieser Maßnahme überhaupt deren Rechtmäßigkeit voraus. Denn es kann dem Verkehrspflichtigen jedenfalls nur ein rechtlich zulässiges Verhalten abverlangt werden.1352 (a) Die Rechtmäßigkeit des Stadionverbots In seiner viel beachteten Entscheidung vom 30. 09. 2009 wurde das bundesweite Stadionverbot vom Bundesgerichtshof dem Grundsatz nach für zulässig erklärt.1353 Randale zu nehmen, Breucker, JR 2005, 133. Jedoch wird sich auch die abschreckende Funktion der Maßnahme kaum leugnen lassen. 1347 Belegt sind Stadionverbote auch im Eishockeysport. Vgl. bspw. zum Stadionverbot gegen 15 Anhänger der Augsburger Panther die Online-Ausgabe der Augsburger Allgemeinen v. 27. 09. 2012, http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/sport/Stadionverbote-truebendie-Stimmung-id22115936.html (Stand: 04. 11. 2015). 1348 Vgl. auch zum britischen Pendant des Stadionverbots, den Football Banning Orders, Krahm, Hooligangewalt, S. 358 ff. 1349 Zahlen aus ZIS (Hrsg.), Jahresbericht Fußball Saison 2013/14, abrufbar unter https:// www.polizei.nrw.de/media/Dokumente/Behoerden/LZPD/ZIS_Jahresbericht_2013_14.pdf (Stand: 04. 11. 2015). Stand Dezember 2011 wurden seit der Saison 1999/00 im Fußballsport insgesamt rund 9.527 Stadionverbote ausgesprochen, BT-Drucksache 17/8051, S. 4. 1350 In geltender Fassung vom 01. 01. 2015 abrufbar unter http://www.dfb.de/fileadmin/_dfb dam/80518-Richtlinien_zur_einheitlichen_Behandlung_von_Stadionverboten_downl2015.pdf (Stand: 04. 11. 2015). 1351 Demgegenüber besteht in England gar die Möglichkeit eines lebenslangen Stadionverbots. 1352 Siehe hierzu bereits die Ausführungen zur Zumutbarkeit der Gefahrenabwehr oben, § 3 C.II.2. 1353 BGH, NJW 2010, 534 m. Anm. Breucker, SpuRt 2010, 31; Anm. Heermann, NJW 2010, 537; Anm. Klesczewski, JZ 2010, 251; Anm. Walker/Klopp, LMK 2010, 295984. Dem Urteil lag folgender Sachverhalt zugrunde: Im Anschluss an ein Spiel der 1. Fußballbundesliga

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Das Gericht bezog Stellung sowohl zu Fragen der Rechtsgrundlage als auch den Voraussetzungen des Stadionverbots und erklärte, die bisherige Handhabe durch Verbände und Vereine sei rechtmäßig. Eine Befriedung des rechtspolitischen Diskurses ist jedoch auch durch die höchstrichterliche Rechtsprechung nicht eingetreten. Die Frage nach der Rechtsgrundlage des Stadionverbots gilt spätestens seit dem Urteil des Bundesgerichtshofs weitestgehend als geklärt.1354 Als rein zivilrechtliche Präventivmaßnahme erwächst die Befugnis zum Ausspruch eines Betretungs- oder Aufenthaltsverbots anerkanntermaßen aus dem Hausrecht des Sportveranstalters.1355 Dieses wiederum findet seinen Ursprung im Grundstückseigentum (§§ 903, 1004 BGB) als der einfachgesetzlichen Ausprägung des grundrechtlich garantierten Eigentumsschutzes (Art. 14 GG) und der Unverletzlichkeit von Wohn- und Betriebsräumen (Art. 13 GG) oder, für den weitaus häufigeren Fall fehlender Personenidentität von Sportstätteneigentümer und Sportveranstalter, auf einer durch den Eigentümer eingeräumten Besitzrechtsstellung (§§ 854, 858 ff. BGB).1356 Dem Inhaber des Hausrechts steht es im Grundsatz frei, darüber zu entscheiden, wem er Zutritt zu seinem Herrschaftsbereich gewähren und wen er hiervon ausschließen kam es zwischen mehr als hundert Anhängern der beteiligten Clubs zu Ausschreitungen, in deren Verlauf mindestens eine Person verletzt und ein Kraftfahrzeug beschädigt wurden. Neben anderen wurde der Kläger in Polizeigewahrsam genommen, ein Verfahren wegen Landfriedensbruchs wurde eingeleitet. Bevor das Ermittlungsverfahren gegen den Kläger aus Opportunitätsgründen gem. § 153 StPO eingestellt wurde, hatte der gastgebende Verein bereits ein bundesweites Stadionverbot erlassen. Hiergegen setzte sich der Kläger zur Wehr und trug vor, er sei an den Auseinandersetzungen nicht unmittelbar beteiligt gewesen, sondern habe diese lediglich aus einiger Distanz beobachtet. Die Klage auf Aufhebung des Stadionverbots, hilfsweise auf Beschränkung des Verbots auf den Bereich der Sportstätte des beklagten Vereins wurde abgewiesen. Weder die Berufung (LG Duisburg, SpuRt 2009, 78) noch die Revision vor dem BGH waren erfolgreich. Getragen von teils massiver Kritik der Fanorganisationen (vgl. stellvertretend die Stellungnahme der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte vom 03. 11. 2009, zum 11. 08. 2015 abrufbar unter http://relaunch.bag-fanprojekte.de/?p=185, nicht mehr verfügbar am 04. 11. 2015), ist am 14. 12. 2009 seitens des Klägers Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingelegt worden, über die – Stand November 2015 – noch nicht entschieden ist. 1354 Walker, in: FS Schapp, S. 491 (493). 1355 BGH, NJW 2006, 377 (379); BGH, NJW 2006, 1054 f.; BGH, NJW 2010, 534 (535); AG Leverkusen, SpuRt 2001, 72 (73); AG Frankfurt a.M., SpuRt 2005, 172 (173); LG Duisburg, SpuRt 2009, 78; Dippel, Rassismus, S. 303; Franz/Günther, NWVBl. 2006, 201 (203); Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 236; Klesczewski, JZ 2010, 251; Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 123; Räker, SpuRt 2008, 99; Schulze, Jura 2011, 481 (486); Walker, in: FS Schapp, S. 491 (494); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (100). Demgegenüber wäre auch die Annahme einer konkludenten Vereinbarung des Betretungsverbots unter der Bedingung des tatbestandlich erfassten Fehlverhaltens rechtlich denkbar. Jedoch würde diese Konstruktion dem Stadionverbot als präventive Schutzmaßnahme nicht gerecht. Die Gefahr einer künftigen Veranstaltungsstörung soll maßgeblich bleiben, nicht die Sanktionierung eines früheren Fehlverhaltens. 1356 Zur Herleitung des Hausrechts aus Eigentum und Besitz siehe Breucker, JR 2005, 133; Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 123 f.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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möchte.1357 Das eigene Hausrecht ermöglicht spiegelbildlich jedoch ausschließlich die Disposition über das Zugangsrecht zum eigenen Herrschaftsbereich. Ein überörtliches (bundesweites) Stadionverbot, welches für diverse Sportstätten und Stadien Wirkung entfalten soll, kann der einzelne Sportveranstalter folglich nur in Wahrnehmung eines fremden Hausrechts erlassen. Für den Fußballsport findet sich eine entsprechende Regelung in § 1 Abs. 4 der Richtlinien zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten: Sämtliche Vereine der Lizenzligen, der 3. Bundesliga und der Regionalligen sowie der Deutsche Fußball-Bund haben sich untereinander bevollmächtigt, ein Stadionverbot mit bundesweiter Wirkung in fremdem Namen zu erlassen1358 und auf diese Weise die mit dem Stadionverbot verfolgten Zwecke möglichst effektiv zu erreichen. Auch der Bundesgerichtshof hat diese Praxis explizit gebilligt.1359 Wie der Bundesgerichtshof weiter betont, unterliegt das Hausrecht des Bundesligaclubs jedoch gewissen Einschränkungen:1360 In Ausübung der allgemeinen Vertragsfreiheit wird grundsätzlich jedermann – gegen Bezahlung – Zugang zur Veranstaltung gewährt. Sollen bestimmte Personen ausgeschlossen werden, müssen die mittelbar auf das Zivilrecht einwirkenden Grundrechte des Betroffenen – insbesondere das allgemeine Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Abs. 1, 1 Abs. 1 GG) und der Gleichbehandlungsgrundsatz (Art. 3 Abs. 1 GG) – berücksichtigt werden. Konkretisiert und für die Rechtspraxis nutzbar gemacht wird das Hausrecht als Ausdruck dieser widerstreitenden Interessen durch die zivilrechtlichen Unterlassungsansprüche des Eigentümers und des Besitzers gegen den jeweiligen Störer. Ein durchsetzbares Stadionverbot setzt folglich das Vorliegen eines solchen Anspruchs unter

1357

LG Duisburg, SpuRt 2009, 78 f.; Dippel, Rassismus, S. 304; Schulze, Jura 2011, 481 (482 f.); Walker, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (100). 1358 Die jeweiligen Vollmachtsurkunden sind in der Zentralverwaltung des DFB in Frankfurt a.M. hinterlegt. Auf das Verhältnis der Beteiligten sind die §§ 164 ff. BGB anzuwenden. Dies gilt auch für § 174 S. 1 BGB. Danach könnte der Adressat des überörtlichen Stadionverbots dieses unverzüglich zurückweisen und damit die Unwirksamkeit des Rechtsgeschäfts erreichen, wenn ihm nicht sämtliche Vollmachtsurkunden durch den Bevollmächtigten vorgelegt werden. „Stadionverbote nur noch per Paketpost?“, fragt angesichts von Zahl und Umfang der Vollmachtsurkunden Räker, SpuRt 2008, 99. Die Lösung dieses Praxisproblems liegt sicherlich anderswo. Nach überzeugender Auffassung von Walker, in: FS Schapp, S. 491 (504 f.) und in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (106 f.), fehlt es in entsprechender Anwendung des § 174 S. 2 BGB schon an der Schutzbedürftigkeit des Adressaten, da die wechselseitigen Bevollmächtigungen aller Beteiligten als digitale Kopien im Internet frei zugänglich sind, worauf unter Angabe einer Verlinkung bei Bekanntgabe des Stadionverbots auch schriftlich hingewiesen wird. Ähnlich argumentiert Räker, SpuRt 2008, 99 (100 f.). Mit einem anderen Lösungsansatz (gesetzliche Vertretungsmacht kraft GbR), im Ergebnis aber ebenso gegen die Anwendbarkeit des § 174 BGB, LG Paderborn, SpuRt 2008, 124 (125 f.). 1359 BGH, NJW 2010, 534 (535). Siehe auch schon die vorinstanzliche Entscheidung LG Duisburg, SpuRt 2009, 78. 1360 Hierzu BGH, NJW 2010, 534 (535).

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Berücksichtigung einer mittelbaren Drittwirkung der Grundrechte voraus.1361 Während sich der Sportstätteneigentümer hierbei auf den negatorischen Unterlassungsanspruch des § 1004 Abs. 1 S. 2 BGB berufen kann, verbleibt für den besitzberechtigten Stadionbesitzer die Möglichkeit, ein Zutrittsverbot gestützt auf die Anspruchsgrundlage des § 862 Abs. 1 S. 2 BGB oder des § 1004 Abs. 1 S. 2 BGB analog auszusprechen.1362 Voraussetzung eines jeden der genannten Ansprüche ist, dass der Berechtigte in seinem Eigentum oder berechtigten Besitz beeinträchtigt wird und eine Pflicht zur Duldung dieser Beeinträchtigung nicht besteht. Schwierigkeiten bereitet im Kontext des Stadionverbots bereits die erste Voraussetzung einer Beeinträchtigung der geschützten Rechtsposition des Veranstalters. Sowohl das Eigentum als auch der berechtigte Besitz beinhalten das umfassende Recht zur eigenen Nutzung und zum Ausschluss fremder Nutzung. Das Betreten der Veranstaltungsstätte ohne oder gegen den Willen des Sportveranstalters als deren Eigentümer oder berechtigter Besitzer stellt einen Verstoß gegen dessen Haus- und Nutzungsrecht dar.1363 Sinn und Zweck des Stadionverbots ist es jedoch nicht, im Sinne eines Platzverweises eine aktuelle Rechtsbeeinträchtigung zu beenden. Vielmehr soll durch eine vorbeugende Schutzmaßnahme die künftige Störung vermieden werden.1364 Die hinreichende Wahrscheinlichkeit einer künftigen Störung muss als Grundlage eines vorbeugenden Unterlassungsanspruchs durch objektive

1361 Breucker, JR 2005, 133 (134); ders., NJW 2006, 1233 (1235); ders., SpuRt 2010, 31; Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 237; Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 125; Schulze, Jura 2011, 481 (486). Einen im Prüfungsaufbau leicht abgewandelten Weg beschreitet Walker, in: FS Schapp, S. 491 (495), sowie ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (100 ff.), der das Hausrecht in Fällen der generellen Zugangsermächtigung zunächst durch einen Kontrahierungszwang des Sportveranstalters begrenzt sieht und erst unter den sachlichen Voraussetzungen eines Unterlassungsanspruchs eine Gegenausnahme von diesem Kontrahierungszwang akzeptiert. Da jedoch, wie sogleich noch zu zeigen sein wird, der Zutritt zu einer Sportveranstaltung gerade nicht jedermann gewährt werden soll und ein allgemeiner Kontrahierungszwang damit nicht besteht, erscheint der von Breucker gewählte strukturelle Unterbau des Stadionverbots vorzugswürdig. 1362 Nach zutreffender herrschender Meinung kann der Anspruch aus § 862 Abs. 1 S. 2 BGB entgegen seines Wortlauts auch als vorbeugender Unterlassungsanspruch gegen eine erstmals drohende Störung gerichtet sein, Fritzsche, in: Bamberger/Roth, § 862 Rn. 5; Vieweg/Werner, Sachenrecht, S. 50 f. Allerdings ist der possessorische Besitzschutz der §§ 861 ff. BGB gem. § 864 Abs. 1 BGB auf die Dauer von einem Jahr nach Eintritt der anspruchsbegründenden Umstände beschränkt. Der possessorische Unterlassungsanspruch kann als Rechtsgrundlage folglich lediglich für Stadionverbote mit einer Höchstdauer von bis zu einem Jahr herangezogen werden, anschließend wäre der Anspruch neu zu begründen, Breucker, JR 2005, 133 (134). So kommt dem quasi-negatorischen Unterlassungsanspruch in analoger Anwendung des § 1004 Abs. 1 S. 2 BGB auf den berechtigten Besitz als deliktisch geschützte Rechtsposition eine gesteigerte Bedeutung zu. Für die entsprechende Anwendung des § 1004 Abs. 1 BGB auf den berechtigten Besitz, siehe Fritzsche, in: Bamberger/Roth, § 1004 Rn. 2. 1363 Breucker, JR 2005, 133 (135). 1364 Siehe zur Präventionsfunktion des Stadionverbots bereits oben, Fn. 1346.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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Tatsachen begründet sein.1365 Nicht ausreichend ist demgegenüber die bloße Behauptung der Möglichkeit einer Beeinträchtigung.1366 Übertragen auf die drohende Gefahr von Zuschauerausschreitungen ist eine künftige Störung dann zu befürchten, „wenn objektive Anhaltspunkte für die Gefahr bestehen, dass Zuschauer durch ihr Verhalten die Sicherheit anderer Zuschauer oder die des eingesetzten Ordnungspersonals und den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung gefährden werden“.1367 Entscheidend sind die jeweiligen Umstände des Einzelfalls,1368 wobei es den Beteiligten zumindest im Fußballsport unbenommen bleibt, sich an den Maßgaben der Richtlinien zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten des Deutschen Fußball-Bundes zu orientieren. Eine unmittelbare Bindungswirkung entfalten diese zwar ausschließlich zwischen den beteiligten Clubs und Verbänden.1369 Doch stellen die Richtlinien insgesamt ein um Ausgewogenheit bemühtes Regelwerk dar, welches als tauglicher Maßstab hinsichtlich der Voraussetzungen, des Umfangs und des einzuhaltenden Verfahrens eines Stadionverbots im Fußballsport herangezogen werden kann.1370 Insgesamt sollten nach den bisherigen Erfahrungswerten im Zusammenhang mit gewalttätigem Fanverhalten im Fußballsport keine überhöhten Anforderungen an die Prognose einer Störungsgefahr gestellt werden.1371 Insbesondere das vergangene Fehlverhalten des potentiellen Störers rechtfertigt die Annahme einer Wiederholungsgefahr und kann so als materielle Grundlage des Stadionverbots herangezogen werden.1372 Die Störung, beispielsweise in Form des Landfriedensbruchs oder der 1365

Vgl. Fritzsche, in: Bamberger/Roth, § 1004 Rn. 88. RGZ 63, 374 (379); Fritzsche, in: Bamberger/Roth, § 1004 Rn. 88. 1367 Walker, in: FS Schapp, S. 491 (495); ders. in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (101). 1368 BGH, NJW 2010, 534 (536 f.); Walker, in: FS Schapp, S. 491 (496); ders. in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (102). 1369 Breucker, JR 2005, 133 (134 f.); ders., NJW 2006, 1233 (1235). Vgl. ferner bereits die allgemeinen Ausführungen zur Konkretisierung der Verkehrspflichten anhand der Vorschriften der Sportverbände oben, § 3 C.III.4. 1370 BGH, NJW 2010, 534 (536); LG Duisburg, SpuRt 2009, 78 (79). 1371 So auch BGH, NJW 2010, 534 (536). 1372 BGH, NJW 2010, 534 (536); Breucker, JR 2005, 133 (135); Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 127; Walker, in: FS Schapp, S. 491 (495); ders. in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (101). Ein etwaiges Fehlverhalten rechtfertigt die Negativprognose und damit den Erlass eines Stadionverbots jedoch nur dann, wenn es sich um eine Störung von einigem Gewicht handelt, an deren Vermeidung der Veranstalter ein besonderes Interesse hat und welche mit dem Zugangsverbot gerade unterbunden werden soll, Walker, in: FS Schapp, S. 491 (496 f.); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (101 f.). Diesen Anforderungen entspricht die Aufzählung einzelner Tatbestände in § 4 Abs. 3, 4 der DFB-RL zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten. Nach Walker, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (101), war ein Großteil der an den für das Urteil des BGH gegenständlichen Ausschreitungen beteiligten Zuschauer in den folgenden Jahren erneut in Zuschaueraus1366

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Beteiligung an einer gewalttätigen Auseinandersetzung, braucht jedoch nicht nach den Maßgaben des Strafprozesses festgestellt und nachgewiesen worden zu sein. Nach Auffassung des Bundesgerichtshofs reicht bereits die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens, dem seinerseits ein begründeter Anfangsverdacht von Tat und Beteiligung zugrunde liegt, um die Grundlage für den rechtswirksamen Ausspruch des Zutrittsverbots zu schaffen.1373 Dies entspricht gemäß § 4 Abs. 3 der Richtlinien zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten gleichsam der gängigen Praxis der Fußballveranstalter. Dem ist vom Grundsatz her auch gegen die Widerstände aus der „Fanszene“ zuzustimmen. Denn Sinn und Zweck des Strafverfahrens einerseits und des präventiv wirkenden Stadionverbots andererseits stimmen keineswegs überein. Nicht ein mögliches strafbewehrtes Verhalten des Betroffenen gibt den Grund für das Stadionverbot, sondern die begründete Prognose, dass bei der künftigen Gelegenheit einer Sportveranstaltung sicherheitsrelevante Störungen verursacht werden. Der strafprozessuale Anfangsverdacht, welchem wiederum das individuelle Verhalten des Betroffenen als konkrete Tatsache zugrunde liegt, begründet jedenfalls die Vermutung einer vergangenen und damit gleichfalls einer künftigen Gefährdung durch den Betroffenen. Es erscheint mithin konsequent, die Verhängung eines Stadionverbots an die Aufnahme staatsanwaltlicher Ermittlungstätigkeit zu knüpfen.1374 Ob der gerichtliche Nachweis einer Beteiligung an einer der Katalogtaten des § 4 Abs. 3 der Richtlinien zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten auch tatsächlich erbracht wird, ist demgegenüber nicht maßgeblich. Denn zumindest dort, wo die Strafverfolgung nach den §§ 153 ff. StPO aus Opportunitätsgründen eingestellt wird, ist auch die Unschuld des Betroffenen nicht erwiesen. Die negative Störungsprognose bleibt jedenfalls dort bestehen, wo das Verhalten eine Tatbeteiligung nahe legt.1375 Auf den Grundsatz des in dubio pro reo muss hier – abseits des Strafprozesses schreitungen verwickelt. Es handelt sich folglich um ein gutes Beispiel der realisierten Wiederholungsgefahr. 1373 BGH, NJW 2010, 534 (536). 1374 Breucker, JR 2005, 133 (135); ders., SpuRt 2005, 154; ders., NJW 2006, 1233 (1235). Dass hierbei jedoch an objektive Tatsachen in dem Verhalten des Betroffenen, nicht aber an den förmlichen Akt der Aufnahme von Ermittlungen anzuknüpfen ist, betont der BGH insbesondere dann, wenn er feststellt, die Einhaltung der in den DFB-RL zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten vorgegebenen Standards entbinde keinesfalls, von der Notwendigkeit, die jeweiligen Besonderheiten des Einzelfalls zu berücksichtigen, NJW 2010, 534 (536). Vgl. ferner zustimmend zur Rechtsprechung des BGH Heermann, NJW 2010, 537; Walker, in: FS Schapp, S. 491 (499); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87, (104). Kritisch hingegen Klesczewski, JZ 2010, 251 (252 ff.). 1375 Vgl. BGH, NJW 2010, 534 (536). In dem vor dem BGH verhandelten Fall waren es letztlich die unstreitige räumliche Nähe des Klägers zu den Ausschreitungen und dessen Zugehörigkeit zu einer für Gewalttaten bekannten Ultra-Gruppierung, die eine negative Störerprognose begründeten. Vgl. ferner AG Freiburg, SpuRt 2005, 257; LG Duisburg, SpuRt 2009, 78 (79); AG München, SpuRt 2015, 37 f. Walker, in: FS Schapp, S. 491 (498 f.), und ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, 89 (103 f.), verweist in diesem Zusammenhang auf den deliktischen Grundsatz des § 830 BGB, wonach zumindest bei einer

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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– nicht rekurriert werden.1376 Den Belangen des Betroffenen wird durch die erneute Überprüfung des Stadionverbots und der jeweiligen Sachgründe infolge der Verfahrenseinstellung zu Genüge Rechnung getragen.1377 Anderes gilt dort, wo das Ermittlungsverfahren aus Legalitätsgründen gem. § 170 Abs. 2 StPO eingestellt wird. Hier freilich, ist die Aufhebung des Stadionverbots auch nach den Verbandsrichtlinien verbindlich.1378 Mehrheit von Störern der kausale Beitrag eines jeden Einzelnen für die Geltendmachung zivilrechtlicher Ansprüche nicht festgestellt werden müsse. Dieser Gedanke könne auch der Verhängung des Stadionverbots zugrundegelegt werden. Ob dieser Ansatz tatsächlich Früchte trägt, kann jedoch bezweifelt werden. Denn die Anwendung des § 830 Abs. 1 S. 2 BGB, auf den Walker hier abzuzielen scheint, setzt in jedem Fall voraus, dass dem Betroffenen überhaupt ein zur Rechtsgutsverletzung objektiv geeignetes Verhalten angelastet werden kann, auch wenn die Zurechnung der Verletzung zu dem Verhalten fraglich bleibt. Der bloße Verdacht, ein zum Tatzeitpunkt Anwesender könnte gehandelt haben, reicht für die Anwendung der Norm hingegen nicht aus, BGHZ 89, 383 (399 f.); Teichmann, in: Jauernig, § 830 Rn. 9. Nicht die Zurechnung, sondern das Verhalten selbst steht im vorliegenden Sachverhalt jedoch in Frage. Dass der Betroffene durch seine bloße Präsenz im Zeitpunkt der Ausschreitung der Gruppe ein Gefühl von Stärke und Anonymität verschafft wird, ist jedenfalls kein hinreichender Tatbeitrag. Der Rekurs auf die Norm des § 830 Abs. 1 S. 2 BGB erscheint daher nicht tragfähig, nach dem bisher Gesagten aber auch nicht erforderlich. 1376 BGH, NJW 2010, 534 (536). Vgl. ferner AG Freiburg, SpuRt 2005, 257. 1377 § 7 Abs. 2 DFB-RL zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten. 1378 § 7 Abs. 1 DFB-RL zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten. Nunmehr ließe sich zwar kritisieren, die Entscheidung über das Stadionverbot liege faktisch in der Hand des ermittelnden Staatsanwalts. Denn ob ein Verfahren schon mangels Tatverdachts oder aus bloßen Opportunitätsgründen eingestellt werde, sei für den weiteren Bestand der Verbotsmaßnahme maßgeblich. Dies sei schon deswegen bedenklich, da es gegen die Einstellung des Ermittlungsverfahrens nach den §§ 153 ff. StPO seitens des Beschuldigten keine Rechtsmittel gebe, so der Kommentar von Kerscher, Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung v. 1. 5. 2010, abrufbar unter http://www.sueddeutsche.de/sport/urteil-zu-stadionverboten-rechtsstaatlich-un tragbar-1.146982 (Stand: 04. 11. 2015). Diese Linie der Kritik verkennt jedoch, dass auch bei der Verfahrenseinstellung nach den §§ 153 ff. StPO eine erneute Überprüfung des Stadionverbots zwingend vorgesehen ist. Nicht der Akt der Verfahrenseinstellung an sich, sondern die im Verhalten des Betroffenen liegenden Sachgründe bleiben das nach wie vor maßgebliche Kriterium des Stadionverbots. Wird die Aufhebung des Stadionverbots hingegen an die Verfahrenseinstellung nach § 170 Abs. 2 StPO gekoppelt, dann lediglich aus dem Grund, dass von einem Sportveranstalter zu Recht keine bessere Kenntnis der maßgeblichen Sachgründe erwartet werden kann, als von Staatsanwaltschaft und Ermittlungsbehörden. Dass unter diesen Voraussetzungen im Ergebnis auch solche Personen (zumindest vorübergehend) mit einem Stadionverbot belegt werden könnten, die mehr oder minder zufällig in den Fokus eines hoheitlichen Ermittlungsverfahrens gerückt sind, wird nicht auszuschließen bleiben, rechtfertigt sich jedoch über die Notwendigkeit der Handhabe des Stadionverbots als Maßnahme zum Schutz von Leib, Leben und sonstiger durch Fanausschreitungen bedrohter Rechtsgüter. Wenn überhaupt, so sollte Kritik nicht an den grundlegenden Wertungen der geltenden Richtlinien geäußert, sondern zu einer möglichst strengen Einhaltung der vorgesehenen Verfahrensgrundsätze gemahnt werden. Dass jedoch nicht in jedem der wöchentlich auftretenden Fälle von Gewalt und Fehlverhalten seitens sogenannter „Fans“ eine genaue Aufarbeitung der Sachverhalte seitens der Vereine und Verbände erfolgen kann, insbesondere dann, wenn ein etwaiges Verfahren durch die Staatsanwaltschaft nach den §§ 153 ff. StPO eingestellt wird, versteht sich wohl von selbst. Insofern ist jedoch den notwendigen Schutzmaßnahmen im Kampf gegen die

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Negatives Tatbestandsmerkmal zivilrechtlicher Unterlassungsansprüche ist neben der drohenden Gefahr einer Beeinträchtigung auch das Fehlen einer etwaigen Duldungsverpflichtung (§§ 861 Abs. 1, 858 BGB und § 1004 Abs. 2 BGB). So scheidet auch das Stadionverbot als Maßnahme der Verkehrssicherung dort aus, wo der Sportveranstalter den Zutritt zur Sport- und Veranstaltungsstätte dulden muss. Eine sozialstaatlich gebotene Duldungsverpflichtung in Form des Kontrahierungszwangs zu Lasten des Veranstalters sportlicher Wettbewerbe besteht grundsätzlich nicht.1379 Ein mittelbarer Kontrahierungszwang wäre lediglich insoweit in Betracht zu ziehen, als die Verweigerung des Vertragsschlusses von Seiten des Veranstalters als vorsätzliche, sittenwidrige Schädigung im Sinne des § 826 BGB zu werten wäre.1380 Über das Tatbestandsmerkmal der Sittenwidrigkeit entfalten – wie auch vom Bundesgerichtshof im Ergebnis angedacht1381 – die Grundrechte des Betroffenen in mittelbarer Drittwirkung auch gegenüber dem Sportveranstalter ihre Wirkung. Zu nennen sind hier das allgemeine Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Abs. 1 GG in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG), das Gleichheitsgebot (Art. 3 Abs. 1 GG) und unter Umständen auch das Recht auf freie Berufsausübung (Art. 12 Abs. 1 GG) oder die Pressefreiheit (Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG). Wer sein Grundstück also freiwillig für den allgemeinen Verkehr zur Verfügung stellt, der darf den Zugang nicht willkürlich versagen. Die bereits deklarierte Störungsgefahr statuiert jedoch einen sachlichen Grund für den Ausschluss von einer öffentlichen Veranstaltung.1382 Auch ein mittelbarer Kontrahierungszwang steht dem Stadionverbot hier nicht entgegen. Eine Duldungspflicht des Sportveranstalters ergibt sich gegenüber dem Betroffenen auch nicht aus der Inhaberschaft einer Eintrittskarte. Zwar ist der Sportveranstalter dem Karteninhaber gegenüber grundsätzlich dazu verpflichtet, den Zugang zur jeweiligen Veranstaltung zu gewähren.1383 Die dem Erwerbsvorgang zugrundeliegende Willenserklärung des Veranstalters ist nach dem maßgeblichen objektiven Fangewalt der unbedingte Vorrang gegenüber dem vereinzelten Schicksal ungerechtfertigter Weise durch ein Stadionverbot betroffener Zuschauer der Vorrang einzuräumen. 1379 Um eine Versorgung mit objektiv lebenswichtigen Gütern handelt es sich bei der Veranstaltung sportlicher Wettkämpfe nicht, so dass es einer generellen Einschränkung der Vertragspflicht nicht bedarf, LG Duisburg, SpuRt 2009, 78 (79); Breucker, JR 2005, 133 (136); ders., NJW 2006, 1233 (1235); Dippel, Rassismus, S. 307; Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18 (24); Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 237; Schulze, Jura 2011, 481 (485). 1380 LG Duisburg, SpuRt 2009, 78 (79); Breucker, JR 2005, 133 (136); ders., NJW 2006, 1233 (1235); Schulze, Jura 2011, 481 (485). 1381 BGH, NJW 2010, 534 (535). Siehe hierzu die Ausführungen eingangs dieses Abschnitts. 1382 Ausführlich Breucker, JR 2005, 133 (136 f.). Vgl. auch BGH, NJW 2010, 534 (535); Dippel, Rassismus, S. 307 f.; Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 132 f.; Walker, in: FS Schapp, S. 491 (494 f.); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 89 (100 f.). Im Ergebnis ebenso Schulze, Jura 2011, 481 (485). 1383 Siehe zu den Vertragspflichten des Sportveranstalters dem Zuschauer gegenüber bereits die Ausführungen oben, § 4 A.I.2.a).

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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Empfängerhorizont aber so auszulegen, dass das Nichtvorliegen eines gegen den Empfänger verhängten Stadionverbots Teil der essentialia negotii ist. Versucht der Adressat eines Stadionverbots nun eine Karte zu erwerben, entfaltet die Einigung aufgrund des offenen Dissenses gemäß § 154 Abs. 1 BGB keine Wirkung.1384 Auch die bereits im Vorfeld der Verhängung erworbene Eintrittskarte gewährt kein Zutrittsrecht. Denn falls nicht bereits durch wirksame Allgemeine Geschäftsbedingungen des Veranstalters ein Ausschluss des Zugangsrechts für den Fall des Stadionverbots in den Vertrag implementiert ist, so bleibt doch der Zuschauervertrag mit Rücksicht auf Treu und Glauben dahingehend auszulegen.1385 Nichts anderes gilt im Ergebnis gegenüber dem Inhaber einer Dauerkarte. Mit dem Stadionverbot erklärt der Sportveranstalter zugleich die fristlose Kündigung des bestehenden Schuldverhältnisses gemäß § 314 Abs. 1 BGB.1386 Ein bestehendes Zutrittsrecht des Karteninhabers ist damit beendet.1387 Als Zwischenergebnis lässt sich damit festhalten, dass unter den Voraussetzungen eines zivilrechtlichen Unterlassungsanspruchs aus § 1004 Abs. 2 BGB (analog) oder § 862 Abs. 1 S. 2 BGB, insbesondere einer zu besorgende Beeinträchtigung des künftigen Veranstaltungs- und Spielbetriebes, das Stadionverbot unter Berücksichtigung der Umstände des jeweiligen Einzelfalls als zulässige Maßnahme der Verkehrssicherung in Betracht zu ziehen ist. (b) Erforderlichkeit und Zumutbarkeit des Stadionverbots als Maßnahme der Verkehrssicherung Das Stadionverbot hat sich in der Praxis bewährt. Ob aus der rechtlichen Möglichkeit, ein Zutrittsverbot auszusprechen, gleichsam eine zivilrechtliche Pflicht des Veranstalters erwächst, bei deren Verletzung der Geschädigte Ersatz seines Schadens verlangen kann, kann jedoch nur über die Prüfung der legitimen Schutzerwartung des betroffenen Rechtsverkehrs festgestellt werden.1388 Gesetzt dem Fall, dass bisheriges 1384 Breucker, JR 2005, 133 (137); Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 237; Schulze, Jura 2011, 481 (487). § 1 Abs. 6 DFB-RL zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten („Die Wirksamkeit des Stadionverbotes wird nicht durch den Erwerb einer Eintrittskarte oder den Besitz eines anderen Berechtigungsnachweises aufgehoben“) hat insoweit rein deklaratorische Bedeutung. 1385 BGH, NJW 2010, 534 (537); Breucker, JR 2005, 133 (137); ders., NJW 2006, 1233 (1235); Walker, in: FS Schapp, S. 491 (501 f.). 1386 Breucker JR 2005, 133 (137); Walker, in: FS Schapp, S. 491 (502); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 89 (105). Zu beachten bleibt jedoch, dass jedenfalls die Kündigung durch den jeweiligen Vertragspartner des Dauerkarteninhabers ausgesprochen werden muss. Die Clubs der Fußballbundesligen haben in der Praxis weder sich untereinander noch den DFB zur Wahrnehmung eventueller Kündigungsrechte bevollmächtigt. 1387 Ein anteiliger Rückzahlungsanspruch des Zuschauers gegen den Verein kommt nach Entzug der Dauerkarte gem. § 812 Abs. 1 S. 2 Alt. 1 BGB in Betracht, vgl. Walker, in: FS Schapp, S. 491 (505). 1388 Demgegenüber ergibt sich die verbandsrechtliche Verpflichtung des Fußballclubs zum Erlass eines Stadionverbots aus § 4 Abs. 1 DFB-RL zur einheitlichen Behandlung von Stadi-

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Fehlverhalten eines Zuschauers und die nach außen hin bisweilen gar zelebrierte Weigerung, sich auf konsensualem Wege von Gewalttätigkeiten und Störungen abbringen zu lassen,1389 eine negative Verhaltensprognose zulassen, erscheint es zur Sicherung der übrigen Veranstaltungsteilnehmer durchaus erforderlich, identifizierte Störer präventiv von der Veranstaltung auszuschließen. Die in den Richtlinien zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten katalogartig aufgezählten Tatbestände können sportartübergreifend als Anhaltspunkte bei der Bewertung der Gefahrenlage und der Frage nach der Erforderlichkeit eines Zutrittsverbots herangezogen werden. Dabei kann durchaus berücksichtigt werden, dass vermittels der engen Kooperationen zwischen staatlichen Sicherheitsbehörden und Sportveranstaltern die Identifikation von Hooligans und gewaltbereiten Ultras vereinfacht und den Veranstaltern bisweilen die Möglichkeit eröffnet wird, einzelne Störer aus der Masse an Fans herauszugreifen und mit gezielten Maßnahmen zu belegen. Auch ist der Ausspruch eines Stadionverbots für den Veranstalter nicht per se unzumutbar. Die leerbleibenden Plätze können regelmäßig anderen zahlungswilligen Zuschauern zur Verfügung gestellt werden, „Geisterspiele“ drohen nicht. Die teilweise propagierte Solidarisierung weiter Teile der Anhängerschaft mit den Betroffenen und damit potentiell verknüpfte finanzielle Einbußen für den Veranstalter und negative Folgen für das Gesamtbild des jeweiligen Events sind in der Praxis nicht auszumachen. Rekord über Rekord bei den Zuschauerzahlen und die ungebrochen fesselnde Atmosphäre in den Arenen zeigen vielmehr, dass sich der weit überwiegende Teil der Zuschauer mit Störenfrieden weder identifiziert noch solidarisiert. Zugleich sinkt mit der Zahl an potentiellen Störern am Ort der Veranstaltung das ohnehin erforderliche Sicherheitsniveau des Veranstalters, was sich auch finanziell zu dessen Gunsten bemerkbar macht. Das Stadionverbot ist somit – unter Berücksichtigung der konkreten Gegebenheiten des jeweiligen Einzelfalls – eine auch zumutbare Maßnahme der Verkehrssicherung. (c) Zwischenergebnis Das Stadionverbot ist unter Einhaltung der dargestellten Voraussetzungen ein rechtmäßiges Instrument der Verkehrssicherung des Sportveranstalters. Wo dies erforderlich scheint, ist der Veranstalter nach alledem im Sinne der allgemeinen Verkehrspflichtendogmatik dazu verpflichtet, den Rechtsverkehr durch Ausspruch eines Zutrittsverbots gegen potentielle Störer vor Ausschreitungen und Gewalttätigkeiten zu schützen.

onverboten: „Ein Stadionverbot ist gegen eine Person zu verhängen, die im Zusammenhang mit dem Fußballsport […] in einem oder mehreren der im Folgenden aufgeführten Fälle innerhalb oder außerhalb einer Platz- bzw. Hallenanlage in einer die Menschenwürde verletzenden Art und Weise oder sicherheitsbeeinträchtigend aufgetreten ist.“ 1389 Wie dies bspw. für den anhaltenden Gebrauch pyrotechnischer Gegenstände im Bereich der Veranstaltungen des Fußballsports zu gelten scheint.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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(5) Der Ersatzanspruch wegen unterbliebener Maßnahmen zur Eindämmung diskriminierender Schmähungen Einer besonderen Würdigung bedarf schließlich der Ersatzanspruch des Betroffenen wegen diskriminierender Schmähungen von Seiten der Zuschauer gegen andere Zuschauer, Offizielle und insbesondere die teilnehmenden Athleten, wie sie in heutigen Tagen ebenfalls zur traurigen Wirklichkeit der Sportveranstaltungen gehören.1390 Die Schmähung manifestiert sich auf Seiten des Opfers durch die Beeinträchtigung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts in einem immateriellen, kaum einmal jedoch in einem materiellen Schaden.1391 Unbenommen einer wirksamen Vertragsbeziehung zum Betroffenen – beispielsweise in Form des Zuschauervertrags – kann ein Ersatzanspruch gegen den Sportveranstalter wegen der Verletzung einer entsprechenden Verkehrspflicht jedoch nicht auf die hergebrachten Anspruchsgrundlagen der §§ 280 Abs. 1, 241 Abs. 2 BGB oder die §§ 823 Abs. 1, 823 Abs. 2 BGB gestützt werden. Denn nach den allgemeinen Regeln des Schadensrechts kann Ersatz eines immateriellen Schadens über § 253 Abs. 2 BGB lediglich für die Verletzung von Körper, Gesundheit, Freiheit oder sexueller Selbstbestimmung verlangt werden, nicht jedoch für eine Beeinträchtigung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts.1392 Zumindest für den Fall der objektiv schwerwiegenden Beeinträchtigung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts – ein solcher Fall wird insbesondere bei der rassistisch diskriminierenden Schmähung anzunehmen sein1393 – kann sich eine Ersatzpflicht jedoch aus § 823 Abs. 1 BGB in Verbindung mit den Art. 2 Abs. 1, 1 Abs. 1 S. 1 GG als eines eigenständigen Rechtsbehelfs, hergeleitet aus dem wesentlichen Schutzauftrag der berührten Grundrechte, ergeben.1394 Kombiniert man diesen Schutz des allgemeinen Persönlichkeitsrechts mit der Lehre der Verkehrspflichten, ließe sich ein Anspruch gegen den Sportveranstalter auf eine geldwerte Entschädigungsleistung auf diese Weise zumindest dort konstruieren, wo dieser nicht die erforderlichen und zumutbaren Schutzvorkehrungen vor diskriminierenden Schmähungen getroffen hat.1395 Ein solcher Schutz insbesondere vor verbalen

1390 Siehe die Nachweise von Presseberichten bei Weller, NJW 2007 960 Fn. 3, und die Beobachtungen von Dippel, Rassismus, S. 37 ff. 1391 Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (56). 1392 Vgl. dazu Spindler, in: Bamberger/Roth, § 253 Rn. 24; Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (57). 1393 Weller, NJW 2007, 960 (963). Auch gegen den Primärschädiger besteht ein Anspruch aus § 823 Abs. 1 BGB i.V.m. Art. 2 Abs. 1, 1 Abs. 1 S. 1 GG. Dieser wird praktisch jedoch kaum einmal durchzusetzen sein, vgl. dazu bereits oben, § 2 C. 1394 Grundlegend BVerfGE 34, 269 (282, 292). Siehe ferner BGHZ 35, 363 (367 f.); 128, 1 (15); 143, 214 (218 f.); BGH, NJW 1996, 984 (985); Grüneberg, in: Palandt, § 253 Rn. 10; Spindler, in: Bamberger/Roth, § 253 Rn. 24. 1395 Weller, NJW 2007, 960 (963).

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Übergriffen1396 wird durch den Veranstalter jedoch bei großen Sportveranstaltungen, wie beispielsweise den Spielen der Fußballbundesliga, kaum einmal zu gewähren sein. Allein durch Lautsprecherdurchsagen oder die bloße Präsenz eines Sicherheitsdienstes lassen sich die aus einer Masse von Zuschauern heraus getätigten Schmährufe nicht wirksam unterbinden.1397 Auf den individuellen Störer gerichtete Maßnahmen wie der Ausspruch eines Stadionverbots scheitern oftmals schon an der fehlenden Identifizierung des Übeltäters.1398 Die Verkehrspflichtenhaftung erweist sich angesichts verbaler Schmähungen bei Sportgroßveranstaltungen mithin als stumpfes Schwert. So verwundert es kaum, dass in Wissenschaft und Lehre der Versuch alternativer Lösungsansätze unternommen wird. Einen solchen bietet entgegen vereinzelter Annahmen zumindest das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz jedoch nicht.1399 Es wird argumentiert, dass jedenfalls dort, wo der Veranstalter zu dem Betroffenen in einem Arbeitsverhältnis steht1400 und damit die besonderen Pflichten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes im Beschäftigungsverhältnis zu berücksichtigen hat, so auch die Pflicht des Arbeitgebers1401 gemäß der §§ 12 Abs. 4, 7 Abs. 1, 1 AGG eine Benachteiligung seiner Beschäftigten durch Dritte aufgrund der ethnischen Herkunft, der Religion oder der Weltanschauung durch die erforderlichen, geeigneten und angemessenen Maßnahmen zu unterbinden, der Sportveranstalter im Ergebnis gem. § 15 Abs. 2 S. 1 AGG verschuldensunabhängig und der Höhe nach unbegrenzt für immaterielle Schäden haftet. Schon die Anwendung des § 15 AGG auf eine Verletzung der Organisationspflichten des § 12 AGG ist erheblichen Zweifeln ausgesetzt.1402 Entscheidend bleibt jedoch, dass an die Pflicht des Veranstalters auch nach den Vorschriften des AGG regelmäßig keine anderen Anforderungen gestellt werden können als schon unter dem Dogma der Verkehrspflichten. Ein Schutz vor verbalen Schmähungen wird rechtsfolgenseitig auch nach den Vorschriften des AGG mangels 1396 Diskriminierende Schmähungen durch Banner etc. dürften durch den Veranstalter hingegen mit zumutbarem Aufwand zu verhindern sein, beispielsweise durch eine Überprüfung im Zuge der Einlasskontrolle. 1397 Walker, in: Walker (Hrsg.), S. 35 (58). Die Effizienz präventiver Schutzmaßnahmen, wie sie von Dippel, Rassismus, S. 210, durch Fanbetreuung und Informationsleistungen angeregt wird, muss ebenfalls in Zweifel gezogen werden. 1398 Auch zum Stadionverbot im Kontext der rassistischen Verunglimpfung siehe Dippel, Rassismus, S. 297. 1399 Vgl. insbesondere Dippel, Rassismus, S. 195 ff.; Weller, NJW 2007, 969 (963). 1400 Siehe beispielsweise zum Arbeitsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Sportler die Ausführungen oben, § 4 A.I.1.b)bb)(2). 1401 Arbeitgeber im Sinne des AGG sind gem. § 6 Abs. 2 S. 1 AGG sowohl natürliche, als auch juristische Personen sowie rechtsfähige Personengesellschaften, die Personen im Sinne des § 6 Abs. 1 AGG beschäftigen. 1402 Gegen die Anwendung des § 15 AGG auf die Verletzung von Organisationspflichten des Arbeitgebers aus § 12 AGG Annuß, BB 2006, 1629 (1635); Mansel, in: Jauernig, § 12 AGG Rn. 6; Thüsing, in: MüKo, § 12 AGG Rn. 13; Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (57 f.). A.A. hingegen Bauer/Krieger, AGG, § 12 Rn. 5; Dippel, Rassismus, S. 223 ff.; Falke, in: Falke/Rust, § 12 Rn. 4; Schlachter, in: ErfKo, § 12 Rn. 7.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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zumutbarer Schutzmaßnahmen kaum einmal die Ersatzpflicht des Veranstalters begründen. 3. Die Verkehrspflichtenhaftung des Veranstaltungsorganisators als Pflichtendelegierender Zur Delegation der Verkehrspflichten gilt das bereits Gesagte:1403 Dem Verkehrspflichtigen steht es grundsätzlich frei, seine Sicherungspflichten auf einen Dritten zu übertragen; ein Restbestand rechtlicher Verantwortlichkeit des Delegierenden in Form der Pflicht zur ordentlichen Auswahl, zur exakten Instruktion und zur sorgfältigen Überwachung des Delegats bleibt ihm jedoch erhalten. Eine besondere Relevanz für die Haftung des Sportveranstalters kommt der Pflichtendelegation dort zu, wo ein Veranstaltungsorganisator die Durchführung des Events einem (lokalen) Ausrichter überträgt.1404 Verletzt der Organisator seine Auswahl- und Überwachungspflichten, können Ersatzansprüche unmittelbar gegen diesen begründet sein. a) Die Pflicht zur ordentlichen Auswahl des lokalen Ausrichters Grundsätzlich hat der Verkehrspflichtige bereits durch die Auswahl des Delegats die erforderliche Gewähr für eine ordnungsgemäße Erfüllung der Sicherungspflichten zu bieten.1405 Nichts anderes gilt für den Vergabeprozess einzelner Sportevents an lokale Ausrichter. Dieser Verantwortung werden die Organisatoren – typischerweise handelt es sich hier um einen Sportverband – in der Regel durch normierte Verfahren gerecht. Ein gutes Beispiel hierfür bieten globale Megaevents des Sports,1406 die als Ergebnis oftmals mehrjähriger und vielstufiger Bewerbungsverfahren einem Ausrichter zur Durchführung überantwortet werden. Für die Vergabe der Olympischen Spiele der Neuzeit ist in der Olympischen Charta ein Verfahren vorgesehen, welches sich grob in drei Stufen1407 einteilen lässt: Nachdem eine potentielle Ausrichterstadt mit der Zustimmung des Nationalen Olympischen Komitees eine Bewerbung beim Internationalen Olympischen Komitee eingereicht hat,1408 werden diese Applicant Cities einer eingehenden Eva1403

Siehe hierzu die Ausführungen oben, § 3 C.IV. Vgl. hierzu, insbesondere zu den Begrifflichkeiten des Veranstalters, des Organisators und des Ausrichters, die Ausführungen oben, § 1 B.I. 1405 Vgl. BGH, NJW 1976, 46 (47); Spindler, in: Bamberger/Roth, § 823 Rn. 264. 1406 Internationale Sportevents sind freilich kaum einmal der deutschen Rechtsordnung unterworfen, so dass die Haftung des Veranstalters nach deutschem Recht hier nur in Ausnahmefällen in Frage steht. 1407 Regelmäßig wird der erste Schritt einer Wahl der Applicant City durch das NOK als vorgelagerte Stufe des förmlichen Bewerbungsverfahrens erachtet, folglich von einem 2-Schritt-Verfahren gesprochen, so beispielsweise von Trennt, Die Vergabe internationaler Sportveranstaltungen, S. 163. 1408 Art. 33 By-Law 1 Abs. 1 Olympic Charta. 1404

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

luation durch das IOC-Exekutivkomitee unterzogen.1409 Städte und lokale Organisationskomitees entwerfen Ausrichtungskonzepte, sie verpflichten sich zur Anerkennung der Olympischen Charta1410 und präsentieren Regierungserklärungen und -garantien, welche den reibungslosen Ablauf der Spiele im Sinne des IOC und der Olympischen Bewegung sicherstellen sollen.1411 Auf Grundlage dieses Verfahrens bestimmt das IOC-Exekutivkomitee diejenigen Städte, die als offizielle Candidate Cities in die dritte Phase der Bewerbung vorrücken. Die Bewerber verpflichten sich zu umfassender Auskunft und erbringen notwendige Nachweise über die Erfüllung materieller Anforderungen zur Ausrichtung der Spiele. Im Anschluss an umfangreichen Projektpräsentationen werden die lokalen Gegebenheiten der Candidate Cities in Augenschein genommen und die potenziellen Austragungsorte der Spiele überprüft. Eigens gebildete Bewertungskommissionen evaluieren die Kandidaturen und erstatten ausführlichen Bericht.1412 Weitere Finanzierungsgarantien sind zu erbringen.1413 Die endgültige Entscheidung über die Vergabe der Spiele erfolgt in geheimer Abstimmung der Generalversammlung und wird in einem Host Contract zwischen IOC, NOK und Host City niedergeschrieben.1414 Dieses und vergleichbare Verfahren1415 bei der Vergabe von Sportveranstaltungen bieten – sofern die jeweiligen Verfahrensgrundsätze streng eingehalten werden – die größtmögliche Gewähr für die Wahl eines tauglichen und tüchtigen Ausrichters. Durch den hohen Grad an Professionalisierung auf sämtlichen Stufen des Entscheidungsprozesses, die Implementierung objektiver und nachvollziehbarer Bewertungs- und Auswahlkriterien sowie die frühzeitige Einbindung staatlicher und lokaler Kräfte wird der allgemein gebotenen Sorgfalt zumeist Genüge getan. Schwachpunkte des Verfahrens finden sich nur punktuell.1416 Das von der FIFA zeitweise praktizierte Rotationsprinzip, nach welchem die Fußballweltmeisterschaft in regelmäßigem Wechsel zwischen den sechs Kontinentalverbänden1417 auszutragen 1409

Art. 33 By-Law 1 Abs. 6 Olympic Charta. Art. 33 By-Law 1 Abs. 5 Olympic Charta. 1411 Art. 33 Abs. 3 Olympic Charta. Ausführliche Informationen zu Gang und Inhalt der Candidate Acceptance Procedure werden vom IOC für die Vergabe einzelner Spiele veröffentlicht. Das 2020 Candidate Acceptance Procedure ist einsehbar unter http://www.olympic. org/Documents/Host_city_elections/2020_CAP.pdf (Stand: 04. 11. 2015). 1412 Art. 33 By-Law 2 Abs. 3 Olympic Charta. 1413 Art. 33 By-Law 2 Abs. 4 Olympic Charta. 1414 Art. 33 By-Law 3 Olympic Charta. 1415 Eine Übersicht über die Verfahren zur Vergabe einiger Großveranstaltungen des Sports bieten Gauthier, ISLJ 2011, 3 (4 ff.), und Trennt, Die Vergabe internationaler Sportveranstaltungen, S. 162 ff. 1416 Ausführlich zur Kritik an den Mechanismen der Vergabe internationaler Sportgroßveranstaltungen Gauthier, ISLJ 2011, 3 (10 f.). Vgl. ferner zu Bedenken nach den Maßstäben der europäischen Grundfreiheiten Trennt, Die Vergabe internationaler Sportveranstaltungen, S. 164 ff. 1417 Asian Football Confederation (AFC), Confédération Africaine de Football (CAF), Confederation of North and Central American and Caribbean Association Footbal 1410

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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war, führte zu dem vielfach kritisierten Ergebnis der Ausrichtung eines der bedeutendsten Sportereignisse der Welt in Schwellenländern1418 wie Südafrika (2010) oder Brasilien (2014).1419 Schwierigkeiten bereitet demgegenüber jedoch die praktische Handhabe der Vergaberegeln. Nicht nur die fehlende Expertise in den weitestgehend mit Verbandsfunktionären besetzten Gremien der Verbände für die entscheidungsrelevanten Kriterien,1420 sondern auch fragwürdige Motivationen und mitunter gar der Verdacht von Korruption nähren Zweifel an rein auf das Wohl der Veranstaltung und des Sports ausgerichteten Vergabeentscheidungen.1421 Auch auf nationaler und regionaler Ebene sind die Organisatoren der Sportveranstaltungen zumindest dem Verfahren nach bemüht, eine Gewähr für die ordentliche Auswahl des Ausrichters zu schaffen. In Bereichen des nationalen Spitzensports ist der Vergabe von Sportveranstaltungen typischerweise ebenfalls einem strengen und professionalisierten Auswahlprozess unterworfen. Dies gilt für die Ausrichtung Deutscher Meisterschaften im Radsport1422 ebenso wie für Veranstaltungen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes.1423 Je weiter man freilich auf den Stufen der Professionalisierungspyramide im deutschen Sportbetrieb hinuntersteigt, desto weniger Aufwand wird mit der Vergabe einzelner Sportevents verknüpft. Neben rein praktischen Erwägungen – aufwendige Bewerbungs- und Vergabeprozesse wären in den ressourcenärmeren Bereichen des Amateursports gar nicht durchführbar – ergibt sich hier jedoch schon gar nicht die zwingende Notwendigkeit entsprechend umfangreicher Auswahlverfahren. Denn die mit der Durchführung einer lokalen Kleinveranstaltung verknüpften Haftungsrisiken bleiben in ihrem (CONCACAF), Cenfederación Sudamericana de Fútbol (CONMEBOL), Oceania Football Confederation (OFC), Union of European Football Associations (UEFA). 1418 Zugrunde gelegt ist Einstufung durch die Weltbank als upper-middle-income economy, einsehbar auf http://data.worldbank.org/about/country-classifications/country-and-lendinggroups (Stand: 04. 11. 2015). 1419 Grundlegende Kritik an einem örtlichen Rotationsprinzip äußert Gauthier, ISLJ 2011, 3 (10), der zu Recht eine erhebliche Beschränkung des qualitätssichernden Wettbewerbs unter den Bewerbern befürchtet. Auch den politischen oder ökonomischen Interessen strukturschwächerer Länder ist mit der Ausrichtung eines solchen Ereignisses nicht zwingend gedient, vgl. zur Ausrichtung der FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika die Kritik in der Online-Ausgabe der Zeit v. 22. 6. 2010 „Südafrika braucht keine WM“, abrufbar unter http:// www.zeit.de/sport/2010 - 06/fifa-suedafrika-politik-armut (Stand: 04. 11. 2015). 1420 Auch hierzu die Kritik von Gauthier, ISLJ 2011, 3 (10 f.). 1421 Kritisiert wurde die jüngste Vergabe der FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2022 in den Wüstenstaat Katar, der nach heutigem Stand nicht einmal ansatzweise die notwendige Infrastruktur aufweist, um ein internationales Megaevent dieser Größenordnung auszurichten, Trennt, Die Vergabe internationaler Sportveranstaltungen, S. 4. Dem Umstand, dass die Spiele im Sommer bei Temperaturen um die 35 8C im Schatten hätten ausgetragen werden müssen – ein insbesondere für die Athleten gesundheitsgefährdender Faktor – wurde schließlich dadurch Rechnung getragen, dass das Turnier erstmals in die Wintermonate verlegt wird; zumindest für die abstellenden Clubs dürfte dies zu einer logistischen Herausforderung werden. 1422 Siehe § 6 Abs. 1, 2 BDR-SportO. 1423 Siehe Anhang 2 zur Deutschen-LeichathletikO.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Ausmaß überschaubar und sind für den Ausrichter deutlich einfacher handzuhaben. Allzu hoher Anforderungen an die Sorgfalt in der Auswahl des Ausrichters bedarf es folglich nicht. Gewisse Mindestanforderungen bleiben dennoch stets einzuhalten. Blindlings darf einem lokalen Ausrichter die Sportveranstaltung in keinem Fall zur Durchführung überlassen werden. Davon, dass die wesentlichen Grundvoraussetzungen für eine ordnungsgemäße und sichere Wettkampfdurchführung gegeben sind, dass beispielsweise eine geeignete Sport- und Veranstaltungsstätte verfügbar ist, eine mindestens rudimentäre Kostenplanung aufgestellt und die gegebenenfalls erforderlichen Genehmigungen eingeholt worden sind, muss sich der jeweilige Organisator in jedem Fall überzeugen. b) Die Pflicht zur Anweisung und Überwachung des lokalen Ausrichters Der Umfang konkreter Anweisungs- und Überwachungspflichten des Delegierenden verhält sich relativ zum Grad der Gewähr, die der Delegat mit seiner Person für die ordnungsgemäße Pflichtenerfüllung bietet.1424 Obgleich bereits die Auswahl des lokalen Ausrichters in der Sportveranstaltungspraxis oftmals mit großer Sorgfalt betrieben wird, stehen insbesondere im organisierten Sportbetrieb die Sportverbände den lokalen Clubs oder Vereinen mit Empfehlungen und Instruktionen für den Durchführungsprozess zur Seite. Große Sportevents werden durch vorformulierte Richtlinien und sonstige Verbandsvorschriften vorbereitet und begleitet, in denen sich gesammelte Erfahrungswerte manifestieren, wie beispielsweise die FIFASafety Guidelines, welche detaillierte Vorschriften zur Bewältigung von Sicherheitsrisiken bei der Ausrichtung von Turnieren und Spielen des Fußballsports enthalten. Nicht selten verpflichtet der organisierende Sportverband den Ausrichter zur Einhaltung spezifischer Auflagen, die in Pflichtenheften oder dem Ausrichtervertrag verankert sind und als Standards grundsätzlich „vorbehaltlos akzeptiert werden müssen“.1425 Gegenstand solcher Vorgaben sind beispielsweise die infrastrukturellen Gegebenheiten oder der Abschluss von Ausfall- und Haftpflichtversicherungen.1426 Eine anschließende Kontrolle wird bei größeren Events in der Regel durch eine Mitbeteiligung des Organisators in den exekutiven Gremien der Ausrichterorganisation oder die Einrichtung eigener Aufsichtsstellen gewährleistet. Die Durchführung der Veranstaltung kann dem Ausrichter durch den Organisator gegebenenfalls wieder entzogen werden. Das Verhältnis zwischen Organisator und lokalem Aus1424 Vgl. BGH, NJW 2006, 3628 (3629); Hager, in: Staudinger, § 823 E 61; Wagner, in: MüKo § 823 Rn. 382. 1425 So die Präambel des FIFA-Pflichtenheftes für den ausrichtenden Verband des FIFAWeltpokals 2006. 1426 Vgl. etwa. Art. 4.2 des FIFA-Pflichtenheftes für den ausrichtenden Verband des FIFAWeltpokals 2006. Auch in anderen Sportarten werden die wesentlichen Pflichten des Ausrichters in einem Pflichtenheft zusammengefasst, so im Radsport (Art. 6.5 der BDR-SportO) oder im Skisport (König, SpuRt 1994, 112 [113]).

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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richter bleibt jedoch im Idealfall durch ein kooperatives Zusammenwirken geprägt, durch welches den Anforderungen an Weisung und Kontrolle seitens des Organisators im Rahmen der Delegation von Verkehrspflichten dem Rechtsverkehr gegenüber Genüge getan wird.

III. Die Haftung des Sportveranstalters für Leistungsstörungen in der Vertragsabwicklung und für die Verletzung sonstiger Nebenpflichten Weitaus weniger Schwierigkeiten als die Verkehrspflichtenhaftung bereitet der Umgang mit der Haftung des Sportveranstalters für Leistungsstörungen in der Abwicklung der besonderen Rechtsverhältnisse mit den Beteiligten der Veranstaltung. So bietet die vertragliche Abrede – unter Berücksichtigung der gebotenen Auslegung – ein weitgehend gesichertes Fundament der Statuierung etwaiger Vertragspflichten. Die Rechtsfolgen einer Verletzung ergeben sich wiederum aus den Vorschriften des Schuldrechts. Da die Untersuchung einzelner spezifischer Vertragsverhältnisse den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, beschränken sich die folgenden Ausführungen auf die Darstellung exemplarischer Gestaltungen der Veranstalterhaftung gegenüber Zuschauern und Athleten.1427 1. Die Haftung gegenüber den Zuschauern Im Regelfall schließen Sportveranstalter und Zuschauer einen Vertrag in Form des Werkvertrags mit mietrechtlichem Einschlag.1428 Der Veranstalter verpflichtet sich dazu, gegen Entgelt ein konkretes Wettkampfereignis bestimmter Konkurrenten zu organisieren und durchzuführen und dem Zuschauer für die Dauer der Veranstaltung einen Steh- oder Sitzplatz zur Verfügung zu stellen. Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass es sich bei dem Zuschauervertragsverhältnis im Ergebnis um ein typengemischtes Vertragskonstrukt handelt, auf welches das Recht des jeweiligen Leistungsteils anzuwenden ist.1429 Die potentielle Kollision bestimmter Typusregeln bleibt jedoch zugunsten des werkvertraglichen Schwerpunkts aufzulösen.1430 1427 In Ergänzung sei hier nur erwähnt, dass sich eine Haftung für Leistungsstörungen aus jedem Vertragsverhältnis des Sportveranstalters zu einem Beteiligten ergeben kann (vgl. hierzu die Ausführungen zu den Rechtsbeziehungen des Sportveranstalters oben, § 4 A.I.). Gedacht sei beispielsweise auch an die Haftung gegenüber einem Sponsor aufgrund der durch den Veranstaltungsausfall bedingten weggefallenen Werbemöglichkeit als einer vom Veranstalter versprochenen Gegenleistung für die entgeltliche Beteiligung an den Kosten der Veranstaltungsorganisation. Oftmals werden die Normen des Schuldrechts freilich verdrängt durch besonderes ausgehandelte Regelungen für Leistungsstörungen, so beispielsweise für den Sponsoringvertrag der Hinweis von Pfister, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 369. 1428 Vgl. hierzu bereits oben, § 4 A.I.2.a). 1429 Siehe hierzu die Nachweise oben, Fn. 916.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

a) Die Gewährleistungsansprüche bei Nichtleistung des Sportveranstalters Zu differenzieren ist zwischen der vollständigen Nichtleistung des Sportveranstalters bei einem Ausfall der Veranstaltung einerseits und der bloß teilweisen Nichtleistung andererseits. aa) Der Ausfall der Sportveranstaltung Der Ausfall einer Sportveranstaltung kann auf die unterschiedlichsten Sachgründe zurückgeführt werden.1431 Abgesagt wurden Veranstaltungen bereits aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen, beispielsweise bei schlechten Sichtverhältnissen, einem im Regen aufgeweichten oder gefrorenen und damit unbespielbaren Sportplatz,1432 aufgrund technischer Defekte der Sportstätte,1433 aufgrund der verweigerten beziehungsweise verhinderten Partizipation eines Wettkampfteilnehmers,1434 aufgrund des kurzfristigen Rückzugs notwendiger Sponsoren1435 oder aufgrund einer heiklen öffentlichen Sicherheitslage.1436

1430

Schulze, Jura 2011, 481 (487). Zum Folgenden Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 92. 1432 Insbesondere der Amateursport ist von witterungsbedingten Spielabsagen jedes Jahr stark betroffen, vgl. die Onlineausgabe des Der Tagesspiegel v. 23. 3. 2013, abrufbar unter http:// www.tagesspiegel.de/berlin/winter-legt-amateursport-lahm-1 - 600-fussballspiele-wegenschnee-und-eis-abgesagt/7974120.html (Stand: 04. 11. 2015). Ein Beispiel aus dem professionalisierten Sportbetrieb betrifft die zweifache Absage der Champions League Zwischenrundenpartie zwischen Bayer 04 Leverkusen und Juventus Turin im Jahr 2001 aufgrund dichten Nebels. Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auch auf die Nr. 3 und 4 der zusätzlichen Erläuterungen des DFB zu Regel 5 der DFB-Fußballregeln 2014/2015: „Der Schiedsrichter darf ein Spiel nicht anpfeifen bzw. muss es abbrechen, wenn die Witterungsverhältnisse die Sicht von einem Tor zum anderen nicht mehr zulassen. Fußball soll bei Temperaturen ab minus 15 Grad, bei starkem Wind ab Temperaturen von minus 10 Grad nicht mehr gespielt werden“. Die Regeln sind abrufbar unter http://www.dfb.de/fileadmin/_dfbdam/34715-Regelheft_2014 - 15DFB.pdf (Stand: 04. 11. 2015). 1433 Die Partie zwischen Rayo Vallecano und Real Madrid in der Primera Division der Saison 2012/2013 musste aufgrund einer defekten Flutlichtanlage kurzfristig abgesagt werden. 1434 In der Saison 2011/2012 musste das Fußballbundesligaspiel zwischen dem 1. FC Köln und dem FSV Mainz 05 nach einem Selbstmordversuch des für die Leitung der Partie vorgesehenen Schiedsrichters Babak Rafati abgesagt werden. 1435 So die Begründung für die Absage des Motorradrennens Sachsenring-Grand-Prix 2012. Die Veranstaltung wurde schließlich durch ein finanzielles Engagement von Land und Kommunen gerettet. 1436 Dies war sicherlich mit ein Grund für die Absage des New York Marathons 2012 im Anschluss an den Hurrikan „Sandy“. Ein weiterer Grund für die Nichtdurchführung dürfte hier der Respekt den Opfern der Katastrophe gegenüber gewesen sein. Vgl. ferner zum Ausfall einer Karnevalsveranstaltung wegen des Golfkriegsausbruchs OLG Karlsruhe, NJW 1992, 3176. 1431

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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Die Durchführung einer Sportveranstaltung hat für den Zuschauer, der die Teilnahme in seine Planungen einfügen muss und für den der Termin daher wesentlicher Faktor der Kaufentscheidung ist, im Regelfall fixgeschäftlichen Charakter.1437 Wird die Veranstaltung nicht zum ursprünglich angesetzten Termin durchgeführt, kann der Zweck des Zuschauervertrags für den einzelnen Zuschauer unter Berücksichtigung der gegebenen Interessenlage nicht mehr erreicht werden, die ordnungsgemäße Leistung wird dem Sportveranstalter mithin nachträglich unmöglich.1438 Rechtsfolgenseitig wird der Veranstalter gemäß § 275 Abs. 1 BGB von seiner Leistungspflicht befreit; der Vergütungsanspruch auf Zahlung des Eintrittsgeldes erlischt gemäß § 326 Abs. 1 S. 1 BGB ipso iure. Ein bereits gezahltes Entgelt kann nach den §§ 326 Abs. 4, 346 BGB vom Veranstalter zurückgefordert werden. Ausfallrisiko und Preisgefahr liegen folglich beim Veranstalter.1439 Darüber hinaus kann der Zuschauer einen Anspruch auf Ersatz frustrierter Aufwendungen gemäß §§ 280 Abs. 1 S. 1, 283. 284 BGB geltend machen, wenn dem Sportveranstalter der Nachweis des fehlenden Verschuldens am Ausfall des Events nicht gelingt.1440 Neben dem Ver-

1437

Ausführlich hierzu Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 93 ff. Vgl. ferner Adolphsen, in: Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 232; Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 77; Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 392; Heermann, Haftung im Sport, S. 169; Richtsfeld, SpuRt 1995, 153; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 174; Schulze, Jura 2011, 481 (487). A.A. bzgl. einer Spielpaarung der Fußballbundesliga Hauck/ Stephan, JuS 2012, 585 (587). 1438 Allgemein zum absoluten Fixgeschäft Grüneberg, in: Palandt, § 271 Rn. 17 m.w.N. 1439 Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 77; Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 392; Heermann, Haftung im Sport, S. 170; Koller, RdA 1982, 46 (51); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 175. Zweifelhaft wirkt daher die Entscheidung des AG Halle/Westfalen, NJW-RR 1994, 884, zum Anspruch eines Zuschauers auf Erstattung des Eintrittsgeldes infolge des witterungsbedingten Ausfalls einer Tennisveranstaltung. Nach Auffassung des Gerichts werde zwischen Sportveranstalter und Zuschauer ein Werkvertrag mit mietrechtlichem Einschlag geschlossen, dessen Vertragsinhalt auch die Durchführung des Ereignisses erfasse. Auch sei die Durchführung eines Rasentennisspiels bei Regen nicht mehr möglich. Dennoch sei der Veranstalter seiner Leistungspflicht nachgekommen, die Wetterverhältnisse habe er nicht zu vertreten. Zu Recht hat das Gericht ein Verschulden des Veranstalters abgelehnt. Für die Frage nach einem Rückzahlungsanspruch gem. § 323 BGB wäre es hierauf jedoch nicht angekommen. Wo genau das Gericht die Erfüllung der Veranstalterpflichten aus dem Werkvertrag erkennt und damit die Anwendung der Norm verhindert, wird nicht ersichtlich. Siehe hierzu auch die zu Recht kritischen Urteilsanalysen von Güllemann, Veranstaltungsmanagement und Recht, S. 214 ff., und Kolberg, Veranstaltungsbesuchsvertrag, S. 99 f. Fn. 254. 1440 Frustrierte Aufwendungen als vom Gläubiger im Hinblick auf die Leistung getätigte Vermögensopfer (Grüneberg, in: Palandt, § 284 Rn. 5) erfassen über das Eintrittsgeld hinaus auch Anreise- und Übernachtungskosten, soweit diese für den Veranstalter vorhersehbar und nicht gänzlich unüblich sind, Schulze, Jura 2011, 481 (488). Siehe auch Hauck/Stephan, JuS 2012, 585 (586); Heermann, Haftung im Sport, S. 170; Richtsfeld, SpuRt 1995, 153 (154).

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

schulden des Sportveranstalters selbst1441 muss er sich ein Verschulden seiner Organe und Erfüllungsgehilfen zurechnen lassen.1442 bb) Der Abbruch der Sportveranstaltung Wird eine laufende Sportveranstaltung vorzeitig abgebrochen oder bleibt die Darbietung in ihrem Umfang hinter dem zurück, was aufgrund valider Parteiinteressen zum Gegenstand der Vertragsabrede geworden ist, liegt demgegenüber lediglich eine teilweise Nichtleistung des Veranstalters vor. Um einen leistungsstörenden Veranstaltungsabbruch handelt es sich jedoch nur dann, wenn der sportliche Wettkampf als Gegenstand der Veranstaltung nicht planmäßig, also nicht durch eine im Wettkampf selbst begründete Entscheidung abgeschlossen worden ist. Kann der Wettkampf beispielsweise aufgrund von Zuschauerausschreitungen nicht fortgeführt werden, liegt ein Abbruch der Veranstaltung vor. Demgegenüber kann der reguläre Schlusspunkt der Veranstaltung markiert sein durch Zeitablauf, das Erreichen eines prädefinierten sportlichen Ziels oder sonstige sportliche Gründe, etwa die Aufgabe oder die Disqualifikation eines Konkurrenten. Bedingt ein rein sportlicher Faktor das Ende des Wettkampfs, hat der Veranstalter das seinerseits Erforderliche zur Erfüllung seiner Pflichten aus dem Zuschauervertrag getan, etwaige Sekundäransprüche des Zuschauers entbehren einer Grundlage.1443 Liegt ein Abbruch der Sportveranstaltung im hier bestimmten Sinne aber vor, kommt das Recht der vollständigen Nichtleistung zulasten des Veranstalters zur Anwendung. Denn ein Wettkampf ohne ein „wettkampfgeborenes“ Ergebnis besitzt nach Inhalt und Zweck des Zuschauervertrages für den Zuschauer – anders, als dies beispielsweise bei einer Vorführung „schöner Künste“ der Fall sein mag – regelmäßig keinen eigenständigen Wert.1444 In 1441 Ein mögliches Verschulden des Veranstalters könnte beispielsweise darin gesehen werden, keine Vorsorgemaßnahmen gegen ungünstige Witterungsbedingungen getroffen zu haben, Güllemann, Veranstaltungsmanagement und Recht, S. 215 f. 1442 Siehe hierzu noch die Ausführungen unten, § 4 A.IV. 1443 Vgl. auch Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 117, der darauf verweist, die Verletzung eines Sportlers müsse „der Zuschauer in sein Kalkül miteinbeziehen“. Freilich führt dies zu dem zweifelhaften Ergebnis, dass der Veranstalter eines Tennismatches, dessen Teilnehmer sich noch in der Einspielphase verletzt, den Zuschauern aufgrund des Veranstaltungsausfalls das Eintrittsgeld zurückgewähren muss, während die Verletzung beim ersten Ballkontakt keinen Abbruch der Wettkampfveranstaltung im haftungsrechtlichen Sinne herbeiführt. Ein Anspruch auf Rückgewähr des gezahlten Entgelts steht dem Zuschauer in letzterem Fall nicht zu. 1444 Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 392 f.; Heermann, Haftung im Sport, S. 171; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 119 f.; ders., SpuRt 1995, 153 (155); Schulze, Jura 2011, 481 (488). Unerheblich ist dabei der Zeitpunkt des Wettkampfabbruchs. Ein eigenständiger Wert sportlicher Teilleistungen ohne entsprechendes Wettkampfergebnis ließe sich in entsprechender Anwendung der von Fessmann, NJW 1983, 1164 (1166), getätigten Ausführungen zur starbesetzten Bühnenveranstaltung wohl nur für die nicht wettkampfgebundene Sportveranstaltung vertreten, bei der einzig die sportliche Darstellung als Form der Aufführung im Mittelpunkt des Interesses steht.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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der Unmöglichkeit dieses Leistungsteils manifestiert sich hier mithin die Unmöglichkeit der gesamten Veranstaltungsleistung.1445 Eine andere rechtliche Würdigung scheint nur dort angebracht, wo eine mehraktige Sportveranstaltung in verschiedene Einzelwettkämpfe aufgeteilt werden kann, die – nach einer Auslegung des Zuschauervertrags – jeder für sich einen eigenständigen Wert für den Zuschauer enthalten.1446 Als Beispiel sei an das Leichtathletikmeeting gedacht, welches sich aus Einzelwettkämpfen unterschiedlicher Disziplinen und Leistungsklassen zusammensetzt, die keine untrennbare Einheit miteinander bilden. Ausfall oder Abbruch eines einzelnen Wettkampfs führen lediglich zur partiellen Unmöglichkeit einer teilbaren Leistung, der Zuschauer wird gemäß der §§ 326 Abs. 1 S. 1 Hs. 2, 441 BGB anteilig von seiner Gegenleistungspflicht befreit. Ein vollständiger Ersatz des Entgelts kann vom Zuschauer nur über den Rücktritt vom ganzen Vertrag gemäß der §§ 275 Abs. 1, 326 Abs. 1 S. 1 Hs. 1, Abs. 5, 323 Abs. 5 BGB erwirkt werden, wenn nach objektiver Maßgabe kein Interesse an der teilweisen Leistung mehr besteht.1447 b) Die Gewährleistungsansprüche bei Schlechtleistung des Veranstalters Neben der vollständigen oder teilweisen Nichtleistung des Sportveranstalters kann auch die Schlechtleistung als die Leistungserbringung in nicht vertragsgemäßer Form oder Qualität1448 eine vertragliche Haftung dem Zuschauer gegenüber begründen. Anknüpfungspunkt der Schlechtleistung ist stets die normative Vertragsauslegung anhand des objektivierten Empfängerhorizonts unter Berücksichtigung der Verkehrsumstände sowie Treu und Glauben.1449 Es gilt, den jeweiligen Vertragsinhalt zu konkretisieren, die vereinbarten Haupt- und Nebenleistungspflichten darzulegen und anhand dessen die tatsächliche Leistung des Schuldners zu beurteilen. Regelmäßig ergibt die Auslegung des Zuschauervertrags, dass der Sportveranstalter nicht dazu verpflichtet ist, ein Wettkampfergebnis oder eine sportliche Leistung bestimmter Qualität selbst zu präsentieren.1450 Anderes gilt hingegen für die 1445 Vgl. zu den Rechtsfolgen der Nichtleistung bereits die Ausführungen oben, § 4 A.III.1.a)aa). 1446 Vgl. Heermann, Haftung im Sport, S. 171. 1447 Siehe zum Gläubigerinteresse des § 323 Abs. 5 BGB Grüneberg, in: Palandt, § 323 Rn. 26. 1448 Vgl. hierzu die normative Umschreibung der Schlechtleistung in den § 281 Abs. 1 S. 1 BGB und § 323 Abs. 1 BGB. 1449 Allgemein zur einfachen Vertragsauslegung Busche, in: MüKo, § 157 Rn. 6 ff. 1450 Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 393; Heermann, Haftung im Sport, S. 172; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 124; Schulze, Jura 2011, 481 (489). Anderes gilt auch nicht dann, wenn ein Wettkampf etwa als „Duell der Giganten“ angekündigt wird. A.A. hingegen Koller, RdA 1982,

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

valide Erwartung der Zuschauer, überhaupt ein konkretes Wettkampfereignis bestimmter Konkurrenten als Kernbestand der veranstalterischen Werkleistungspflicht geboten zu bekommen. Einigen sich die Konkurrenten auf außersportlichem Wege auf den Ausgang des Geschehens, kommt ein sportliches Kräftemessen mithin gar nicht erst zustande, kann nicht mehr von einer ordnungsgemäßen Erfüllung der Veranstalterpflichten aus dem Zuschauervertrag ausgegangen werden.1451 Auch die Teilnahme der angekündigten Konkurrenten zählt grundsätzlich zum Verbindlichkeitskreis des Sportveranstalters. Ein Nichtantritt kann die Mangelhaftigkeit der Werkleistung begründen.1452 Die Mangelfreiheit des Wettkampfereignisses lässt sich ferner dort in Zweifel ziehen, wo der Wettkampf entgegen der berechtigten Zuschauererwartungen nicht in Übereinstimmung mit den grundlegenden Spiel- und Sportregeln durchgeführt wird. Denn wie an anderer Stelle bereits betont, ist der sportliche Wettkampf nur dort sinnhaft wo durch verbindliche Regeln ein Mindestmaß an Chancengleichheit durch gleiche Leistungsbedingungen gewährleistet wird.1453 Das berechtigte Vertrauen des Zuschauers in den sportlichen Wettkampf wird folglich dort verletzt, wo Dopingverstöße oder Spielmanipulationen das Gleichgewicht unter den Konkurrenten erheblich stören.1454 Ob das Wettkampfergebnis im Nachhinein durch eine verbandsrechtliche Sanktion abgeändert oder annulliert wird, ist für die enttäuschte Leistungserwartung des Zuschauers hingegen nicht mehr auschlaggebend.1455 46 (51), der eine entsprechende Rechtspflicht des Veranstalters zumindest dort erkennt, wo die Sportler dessen Weisungen unterliegen und von ihm damit zur sportlichen Leistung angehalten werden könnten. Tatsächlich dürfte die Qualität eines sportlichen Wettkampfs jedoch von weit mehr abhängen, als einer bloßen Anweisung an die Athleten. 1451 Schulze, Jura 2011, 481 (489). Anders als von diesem angenommen, kommt es auf eine Beteiligung des Veranstalters selbst an der wettkampfwidrigen Absprache für die Qualifizierung als Leistungsmangel nicht an. Ist die Absprache dem Veranstalter zuzurechnen, entweder durch eigenes Verhalten oder das eines Erfüllungsgehilfen, kommen neben einer Rückabwicklung des Vertrags jedoch Schadensersatzansprüche der Zuschauer in Betracht. Schwierig dürfte sich im Einzelfall freilich die beweisrechtliche Erfassung der wettkampfwidrigen Absprache darstellen, vgl. hierzu AG Karlsruhe, SpuRt 2008, 82 (83), sowie insbesondere die Entscheidungsanmerkung von Pfister, SpuRt 2008, S. 83 f. 1452 Heermann, Haftung im Sport, S. 172. Dies gilt sowohl für Individualsportler, als auch für Sportmannschaften, nicht jedoch für den Einsatz des einzelnen Spielers im Mannschaftssport. Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 126 ff., erhebt den Antritt individueller Sportler unverständlicherweise ausschließlich bei reinen Schauveranstaltungen zum Gegenstand des Zuschauervertrages. 1453 Siehe hierzu die Ausführungen oben, § 3 C.III.4.a). 1454 Gleiches gilt für das von einem Schiedsrichter „verpfiffene“ Spiel, so Schulze, Jura 2011, 481 (489, insbes. Fn. 109); R. Schwab, NJW 2005, 938 (940). Eine schwächere Schiedsrichterleistung allein begründet die Mangelhaftigkeit der Werkleistung jedoch nicht. Es gilt hier dasselbe wie zur Leistung des Sportlers. Der Wettkampf entspricht erst dort nicht mehr den allgemeinen und auch dem Zuschauervertrag zugrundeliegenden Erwartungen, wo die Schiedsrichterleistung in die Nähe der Spielverschiebung fällt. 1455 Nach mehrheitlicher Auffassung kommt der nachträglichen Annullierung des Wettkampfergebnisses überhaupt keine haftungsrechtliche Relevanz im Verhältnis zum Zuschauer

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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Von der Mangelhaftigkeit der Leistungen aus dem Zuschauervertrag kann freilich auch ein anderer als der werkvertragliche Teil betroffen sein. Ist der Zuschauer aufgrund einer Sichtbehinderungen baulicher Art oder durch das Verhalten anderer Zuschauer (bsp. durch das Schwenken großer Fahnen) nicht dazu in der Lage, das sportliche Treiben von dem angemieteten Platz aus ordentlich zu verfolgen, so ist das mietrechtliche Vertragselement betroffen. Neben dem Rücktrittsrecht und potentiellen Schadensersatzansprüchen steht dem Zuschauer das besondere Recht zur Minderung der Miete nach § 536 BGB zu.1456 2. Die Haftung gegenüber den Sportlern Auch der Sportlervertrag, sei er Wettkampfteilnahme- oder Sportleistungsvertrag,1457 kann bei Störungen der Vertragsabwicklung als Grundlage eines Haftungsanspruchs gegen den Veranstalter herangezogen werden. a) Die Gewährleistungsansprüche bei Ausfall und Abbruch der Sportveranstaltung Kann die Sportveranstaltung nicht (vollständig) durchgeführt werden, stellt sich nicht nur die Frage etwaiger Gewährleistungsansprüche der Zuschauer, sondern auch der Athleten als aktiver Wettkampfteilnehmer. aa) Gewährleistungsansprüche aus Wettkampfteilnahmevertrag Der Wettkampfteilnahmevertrag ist im Regelfall als Werkvertrag im Sinne der §§ 631 ff. BGB konzipiert. Der Sportveranstalter verpflichtet sich dem Athleten gegenüber zur Organisation und Durchführung der Veranstaltung sowie der Gewähr einer Wettkampfteilnahmemöglichkeit gegen Zahlung eines Entgelts.1458 Der ähnlichen Leistungs- und Vertragstypik entsprechend, verläuft die rechtliche Behandlung von Leistungsstörungen des Wettkampfteilnahmevertrages weitgehend parallel zu, Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 392; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 122 f.; ders., SpuRt 1995, S. 153 (155); Schulze, Jura 2011, 481 (488). Geht man nach dem oben (siehe § 4 A.III.1.a)bb)) getroffenen Befund freilich davon aus, der Zuschauer habe grundsätzlich Anspruch auf ein wettkampfgeborenes Resultat, erscheint jedoch die Annahme nicht völlig fernliegend, das Zuschauerinteresse erfasse auch den weiteren Bestand des Ergebnisses im Anschluss an den Wettkampf. 1456 Ausführlich hierzu, wenngleich aus Zeiten vor der Schuldrechtsmodernisierung, Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 131 ff. Ferner Heermann, Haftung im Sport, S. 171 f.; Koller, RdA 1982, 46 (51 f.). Vgl. zur Minderung des Eintrittspreises infolge sichtbehindernden Zuschauerverhaltens bei einem Rockkonzert AG Hannover, NJW 1981, 1219. 1457 Siehe zur Einteilung bereits die Ausführungen oben, § 4 A.I.1.b). 1458 Siehe hierzu bereits oben, § 4 A.I.1.b)bb)(1).

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

zur Leistungsstörung des Zuschauervertrages. Auch dem Sportler gegenüber stellt sich die Werkleistung des Veranstalters als Fixgeschäft dar.1459 Denn dem Athleten, welcher sich als Amateursportler die freie Zeit für seine Veranstaltungsteilnahme schaffen, die entsprechenden Organisationsdispositionen treffen und zielgerichtet auf den Veranstaltungszeitpunkt hintrainieren muss,1460 um sein Leistungspotenzial auszureizen und ein optimales Wettkampfergebnis zu erzielen, erscheint die nachträgliche Leistungserbringung nicht mehr als taugliche Erfüllung des ursprünglichen Vertrages. Rechtsfolgenseitig lässt der Veranstaltungsausfall daher den Gegenleistungsanspruch des Sportveranstalters entfallen, § 326 Abs. 1 S. 1 Hs. 1 BGB.1461 Ansprüche des Athleten auf Schadens- oder Aufwendungsersatz nach den §§ 280 ff. BGB setzen hingegen das Verschulden des Veranstalters an der Leistungsstörung voraus.1462 Gleiches gilt im Fall des Veranstaltungsabbruchs.1463 Bloße Wettkampffragmente bleiben auch für den Sportler regelmäßig ohne Wert.1464 Liegt der Grund eines vorzeitigen Abbruchs der Sportveranstaltung nicht in der Person des Sportlers selbst und bleibt das Veranstaltungswerk mithin unvollendet, manifestiert sich die mangelnde Teilbarkeit der sportveranstalterischen Leistung im Regelfall in der vollständigen Nichtleistung des Veranstalters. bb) Gewährleistungsansprüche aus Sportleistungsvertrag Die schuldrechtliche Verpflichtung des Athleten gegenüber dem Wettkampfveranstalter, eine sportliche Leistung gegen Entgelt zu erbringen, ist typischerweise eine Dienstleistung nach dem Recht des Dienstvertrages im Sinne der §§ 611 ff. 1459

Ausführlich Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 173 ff. Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 175, nennt im Kontext von Laufsportveranstaltungen ferner das Essverhalten sowie Urlaubs- und Regenerationsphasen, die jeweils auf den konkreten Wettkampftermin abgestimmt werden müssen. Umso mehr gelten diese Überlegungen für Sportarten mit einer Einteilung in unterschiedliche Gewichtsklassen. 1461 Bereits gezahltes Entgelt muss der Veranstalter gem. der §§ 326 Abs. 4, 346 BGB rückgewähren und zwar, entgegen Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 175, nicht nur soweit die Teilnahmegebühr Organisation und Durchführung der Veranstaltung abdeckt. Mit der Organisationsleistung des Veranstalters steht und fällt vielmehr der gesamte Wettkampfteilnahmevertrag. Anderes gilt gem. § 645 Abs. 1 BGB nur, falls der Sportler selbst den Ausfall der Veranstaltung verschuldet hat. 1462 Erneut steht das zugerechnete Verschulden eines Organs oder Erfüllungsgehilfen in Frage. Siehe hierzu noch unten, § 4 A.IV. 1463 Siehe zu den Fallgestaltungen des Wettkampfabbruchs bereits die Ausführungen oben, § 4 A.III.1.a)bb). 1464 Ergibt eine Überprüfung der Parteiinteressen hingegen, dass für den Sportler nicht der Wettkampf als solcher, sondern gemäß des Sprichworts „Dabei sein ist alles!“ allein die Veranstaltungsteilnahme im Mittelpunkt steht, ließe sich durchaus auch der nur teilweise erbrachten Veranstaltungsleistung ein gewisser Eigenwert zusprechen. Im Ergebnis bliebe dann gem. der §§ 326 Abs. 1 S. 1 Hs. 2, 441 Abs. 3 BGB die Gegenleistungspflicht in anteiliger Höhe bestehen. 1460

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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BGB, gegebenenfalls ergänzt durch einen arbeitsrechtlichen Einschlag der Rechtsbeziehung.1465 Der Leistung kommt dabei einmal mehr fixgeschäftlicher Charakter zu. Denn der professionelle Sportler – und nur ein solcher wird regelmäßig Verpflichteter eines Sportleistungsvertrages sein – muss den Anforderungen an ein zieltermingerichtetes Training genügen und die Teilnahme an der konkreten Veranstaltung in seinen Wettkampfterminkalender einfügen, während der Veranstalter mit dem fixierten Veranstaltungstermin umfangreiche Dispositionen organisatorischer Art, wie die Anmietung von Sportstätten oder die Verpflichtung von Helfern, verknüpft, so dass beide Seiten unter Wahrung allseitiger Interessen auf die termingerechte Erbringung der Leistung angewiesen sind.1466 Ein Ausfall der Veranstaltung führt damit zur Unmöglichkeit der Dienst- oder der Arbeitsleistung des Sportlers, dessen Vergütungsanspruch dem Grunde nach gemäß § 326 Abs. 1 S. 1 Hs. 1 BGB entfällt. Eine Ausnahme gilt nach § 326 Abs. 2 S. 1 Alt. 1 BGB: Der Vergütungsanspruch des Sportlers bleibt bestehen, wenn der Veranstalter den Ausfall seinerseits zu vertreten hat. Dies gilt nach der lex specialis1467 des § 615 S. 3 BGB bei einer arbeitsrechtlichen Prägung des Sportleistungsverhältnisses auch dann, wenn die Veranstaltung aus einem beiderseitig nicht zu vertretenen Sachgrund nicht durchgeführt werden kann und sich im Ausfall nach der an dieser Stelle kodifizierten Betriebsrisikolehre1468 ein typisches Risiko der unternehmerischen Tätigkeit des Veranstalters manifestiert.1469 Der Sportveranstalter trägt dem sportleistungspflichtigen Athleten gegenüber als Arbeitgeber das Ausfallrisiko damit auch in Fällen eines Brandes, behördlicher Veranstaltungsverbote oder des Ausfalls aufgrund von Zuschauerausschreitungen, der Disqualifikation anderer Teilnehmer oder einer Unbespielbarkeit der Wettkampfstätte.1470 Weitergehende Ansprüche des Sportlers auf Schadens- oder Aufwendungsersatz wegen des Veranstaltungsausfalls stehen jedoch in Abhängigkeit eines Verschuldens des Veran-

1465

Siehe hierzu bereits Ausführungen und Nachweise oben, § 4 A.I.1.b)bb)(2). Zu diesem Ergebnis kommen auch Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 68 f., und Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 185. 1467 Zum Charakter des § 615 BGB als Sonderregelung zu § 326 Abs. 2 BGB Richardi, NZA 2002, 1004 (1008); Weidenkaff, in: Palandt, § 615 Rn. 4. 1468 Grundlegend zur Betriebsrisikolehre RGZ 106, 272. 1469 So im Ergebnis auch Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 69. Da dem Athleten seinerseits die Leistungserbringung nicht möglich ist, handelt es sich hier nicht um einen Anwendungsfall des § 615 S. 1 BGB. Nach jener Vorschrift gerät der Dienstberechtigte in Verzug der Annahme der ihm ordnungsgemäß angebotenen Dienste auch dann, wenn ihm die Annahme nicht möglich ist, vgl. Henssler, in: MüKo, § 615 Rn. 8; Preis, ErfKo, § 615 Rn. 7. Im Fall des Veranstaltungsausfalls ist jedoch schon dem Sportler selbst die Erbringung einer ordentlichen Leistung nicht möglich, so dass Unmöglichkeitsrecht (ergänzt durch die Vorschrift des § 615 S. 3 BGB) anwendbar bleibt. Auf die Frage des Verhältnisses von Annahmeverzug und Unmöglichkeit vor dem Hintergrund des § 615 S. 1 BGB kommt es in dem hier behandelten Sachzusammenhang daher gar nicht erst an. 1470 Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 325. 1466

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

stalters gegebenenfalls unter Zurechnung des Verhaltens von Erfüllungsgehilfen und Organen. Wird eine laufende Sportveranstaltung hingegen abgebrochen, tritt Unmöglichkeit der Sportdienstleistung nur ein, „soweit“ die Leistung noch nicht erbracht wurde, § 275 Abs. 1 BGB. Auch der Vergütungsanspruch des Sportlers bleibt anteilig bestehen, §§ 326 Abs. 1 Hs. 2, 441 BGB.1471 Liegen die Voraussetzungen des § 326 Abs. 2 S. 1 Alt. 1 BGB oder des § 615 S. 3 BGB hinsichtlich des weggefallenen Leistungsteils des Dienstverpflichteten vor, bleibt der Gegenleistungsanspruch des Sportlers, vorbehaltlich einer möglichen Verdienstanrechnung nach § 615 S. 2 BGB, umfänglich erhalten. b) Die Ersatzansprüche bei Verletzung einzelner Nebenpflichten Wie an anderer Stelle bereits festgestellt, erschöpft sich nach dem in § 241 Abs. 2 BGB kodifizierten Willen des Gesetzgebers das Pflichtengefüge vertraglicher Schuldverhältnisse nicht in der bloßen Herbeiführung des geschuldeten Leistungserfolgs. Es wird vielmehr durch weitere Verhaltenspflichten geprägt, die als weitreichende Rücksichtnahme- und Treuepflichten in Abhängigkeit der jeweiligen Intensität dieser Sonderverbindung, also über den spezifischen Vertragszweck, die Verkehrssitte und weitere Anforderungen des redlichen Geschäftsverkehrs, zu bestimmen sind.1472 Der wesentliche Teil besonderer vertraglicher Schutzpflichten, deren Gegenstand das Integritätsinteresse des Vertragspartners als der personen- und vermögensrechtliche status quo ist, sind unter der Überschrift der Verkehrspflichten bereits ausführlich dargestellt und erörtert worden.1473 Daneben dienen Sportleistungs- und Wettkampfteilnahmeverträge jedoch als Quelle sonstiger spezifischer und einzelfallbezogener Nebenpflichten bei Organisation und Durchführung der Veranstaltung.1474 Dabei reicht die Spannbreite denkbarer Varianten organisationsbezogener Nebenpflichten von nicht weiter problematischen Gestaltungen wie derjenigen einer Pflicht zur Information der Teilnehmer über den Ausfall einer anstehenden Sport1471

Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 194. Anders als die Organisationsleistung des Sportveranstalters, die erst mit dem Wettkampfergebnis einen Wert gewinnt, ist die Sportdienstleistung des Athleten in der Regel teilbar. 1472 Siehe hierzu bereits die Nachweise oben, Fn. 479. Auch in anderweitigen Treuverhältnissen vertragsähnlicher oder korporativer Natur, beispielsweise solchen der Pflege mitgliedschaftlicher Rechte und Pflichten, können jene Nebenpflichten zum Tragen kommen. 1473 Siehe zum Gleichauf von Verkehrspflichten und vertraglichen Schutzpflichten die Nachweise oben, Fn. 524. 1474 Sonstige Nebenpflichten, die mit dem hier gelegten Fokus auf Organisation und Durchführung der Sportveranstaltung in keinem unmittelbaren Zusammenhang stehen, werden freilich nicht weiter thematisiert, so beispielsweise die allgemeinen Fürsorgepflichten im Arbeitsverhältnis, die auch für den Veranstalter dem Sportler gegenüber bestehen können. Für einen Überblick über diesen Pflichtenkreis vgl. etwa Müller-Glöge, in: MüKo, § 611 BGB Rn. 981 ff.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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veranstaltung1475 bis hin zur weitaus diffizileren Frage einer potentiellen Pflicht des Veranstalters zur Berücksichtigung spezifischer Fernziele des Athleten. Denn nicht selten verknüpft dieser mit der Teilnahme an einem konkreten Wettkampf weiterführende Erwartungen, beispielsweise die sportliche Leistungsqualifikation, mit welcher die Berechtigung zur Teilnahme an einem höherrangigen Sportwettkampf erworben wird. Hierzu aber ist der Sportler zumeist in vielfacher Hinsicht auf ein Mitwirken des Veranstalters des Qualifikations- und Ausscheidungswettkampfes angewiesen. An prominenter Stelle ist das hier verborgene Konfliktpotenzial jüngst in den Fällen des Stabhochspringers Björn Otto und der ehemaligen Geherin Sabine Krantz zutage getreten, denen aufgrund einer nicht ordnungsgemäß ausgemessenen Wettkampfanlage, beziehungsweise der unterbliebenen Meldung der Ausscheidungsrunde beim übergeordneten Sportverband die Teilnahme an der Leichtathletikweltmeisterschaft im südkoreanischen Daegu verweigert werden sollte.1476 Um eine angemessene Antwort auf die Frage nach einer (auch haftungsrechtlich relevanten) Verantwortung des Sportveranstalters in Fällen wie diesen zu finden und Inhalt und Reichweite potentieller Nebenpflichten zu statuieren, muss jeweils auf den Grad des sich aus der einzelnen Sonderverbindung ergebenden Treueverhältnisses rekurriert werden. Dies sei anhand der verpassten Wettkampfqualifikation aufgrund organisatorischer Mängel im Folgenden beispielhaft dargestellt. Zwar ist der Qualifikationserfolg für einen übergeordneten Folgewettkampf ebensowenig eine Leistungsschuld des Rechtsverhältnisses zwischen Veranstalter und Sportler, wie sonstige sportliche Leistungsziele auch.1477 Gegenstand des vertraglichen Pflichtenkonstrukts ist jedoch zumindest die Durchführung des Wettkampfes als Bühne, auf welcher sich der Sportler in der Art präsentieren kann, die er nach Treu und Glauben erwarten darf. Ist die theoretische Chance der Qualifikation zu einem etwaigen Anschlusswettkampf Bestandteil der legitimen Erwartungshaltung des Sportlers, sei dies auf Grundlage einer expliziten Ankündigung des Veranstalters oder einer entsprechenden Verkehrssitte, und verknüpft der Athlet mit dieser Qualifikationschance nicht unwesentliche Interessen, die jene gar zum dominierenden Faktor seiner Motivation zur Teilnahme an der entsprechenden Wettkampfveranstaltung erheben können, so begibt sich der Sportler zur Wahrung dieser Interessen zumindest für denjenigen Teil „in die Hände“ des Sportveranstalters, der nicht die sportliche Leistung im engeren Sinne, aber die organisatorischen Rahmenbedingungen betrifft, die für eine erfolgreiche Qualifikation notwendig sind. Wo dem Leistungsschuldner nun ein spezifischer Vertragszweck des anderen Teils bekannt ist und jener Zweck nur über seine Mitwirkung erreicht werden kann, da er1475 Vgl. Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 190 f. Fn. 726. Eine entsprechende Pflicht kann freilich nur dort verletzt sein, wo der Veranstalter das Durchführungshindernis – auch wenn er dieses nicht selbst zu vertreten hat – frühzeitig erkannt hat oder bei Einhaltung der gebotenen Sorgfalt hätte erkennen müssen. 1476 Siehe hierzu bereits oben, § 2 A.IV. 1477 Vgl. hierzu bereits die Ausführungen zur Rechtsnatur der Sportlerverträge oben, § 4 A.I.1.b)bb).

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

scheint es nach den Geboten von Treu und Glauben angebracht, den Schuldner im Rahmen des Zumutbaren zur Mitwirkung zu verpflichten und ihn gegebenenfalls auch haftungsrechtlich zur Verantwortung zu ziehen.1478 Dieses Treueverhältnis, aus dem sich die entsprechenden Mitwirkungspflichten des Veranstalters generieren, ist hier umso stärker ausgeprägt, als dass im professionell betriebenen Hochleistungssport die Partizipation an entsprechenden Endrunden nationaler, kontinentaler oder interkontinentaler Ebene nicht bloß dazu dient, über Preisgelder oder den mittelbaren Erlös aus Sponsoring- und Marketingaktivitäten die wirtschaftliche Lebensgrundlage des Athleten zu schaffen und zu erhalten, sondern der sportliche Erfolg auf großer Bühne vielmehr den elementaren Bestandteil der individuellen Selbstverwirklichung des einzelnen Sportlers darstellt, dessen gesamter Karriereverlauf letztlich auf dem Fundament der Teilnahme an entsprechenden Wettkämpfen aufgebaut ist. So erscheint es im wertungsabhängigen Kontext zivilrechtlicher Verantwortungszuweisung nicht überzogen, dem Veranstalter eines Sportevents die organisatorische Nebenpflicht zur Einhaltung der für die weitere Wettkampfqualifikation erforderlichen formellen Vorgaben und Standards, beispielsweise der notwendigen Anmeldung der Veranstaltung als eines Qualifikationswettkampfes beim übergeordneten Verband, aufzuerlegen.1479 Eine unweigerliche Grenze jeglicher Ausprägung treugerechter Mitwirkungspflichten bleibt zwar dort gesetzt, wo nurmehr vom ausschließlichen Risikobereich der anderen Seite gesprochen werden muss.1480 Diese Grenze ist jedoch erst überschritten, wo die sportliche Leistung als die Realisierung der potentiellen Fähigkeiten des Sportlers selbst betroffen ist.1481 Ist dies nicht der Fall, kann von dem Veranstalter mithin erwartet werden, bei der Organisation der Sportveranstaltung die legitimen Erwar1478

Vgl. allgemein zur Mitwirkungspflicht des Schuldners bei der Vertragsdurchführung Sutschet, in: Bamberger/Roth, § 241 Rn. 62 ff. 1479 Ein anderes Ergebnis hätte schließlich auch praktische, für den Hochleistungssport nachteilige, Folgen. Denn wo die Athleten sportliche Höchstleistungen an der Grenzen ihres Leistungspotenzials anstreben, muss der Fokus ihrer Aufmerksamkeit allein auf das sportliche Treiben gerichtet sein. Könnten sich die Sportler nicht darauf verlassen, der Veranstalter habe das seinerseits Erforderliche zur Erreichung des angestrebten Leistungsziels getan, müssten sie den Wettkampf folglich stets mit der Sorge bestreiten, eine optimale sportliche Leistung könnte aufgrund formaljuristischer Unzulänglichkeiten nicht den angestrebten Erfolg – beispielsweise in Form der Qualifikation – herbeiführen, so hätte dies mit Sicherheit nachteilige Folgen für Leistungsbereitschaft und (psychisches) Leistungsvermögen der Wettkampfteilnehmer. 1480 BGH, ZIP 1990, 224 (226 f.); Sutschet, in: Bamberger/Roth, § 241 Rn. 55. 1481 Aus diesem Grunde bleibt die Annahme einer – ohnehin nur im Rahmen des jeweils Zumutbaren denkbaren – Nebenpflicht des Veranstalters, dem Athleten auch den Boden für eine optimale sportliche Leistung selbst zu bereiten, berechtigten Zweifeln ausgesetzt. Ein Laufsportler, der in einem Wettkampf aufgrund leichten Gegenwinds nur knapp die notwendige Qualifikationsnorm nicht erfüllt, kann den Sportveranstalter hierfür nicht zur Verantwortung ziehen, obgleich die Bedingungen durch eine bessere Abschirmung der Wettkampfstätte hätten verbessert werden können. Anknüpfungspunkt der verpassten Qualifikation ist hier allein die sportliche Leistung und eine sport-typische Unwägbarkeit, die nicht im Risikobereich des Veranstalters, sondern allein in demjenigen des Athleten selbst zu verorten ist.

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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tungen der Athleten zu berücksichtigen und das Wettkampfevent dementsprechend durchzuführen.1482

IV. Die Haftungszurechnung zulasten des Sportveranstalters Neben der Haftung für eigenes Verschulden kennt das bürgerliche Haftungsrecht unter den Voraussetzungen besonderer Zurechnungsgründe auch das Einstehenmüssen für das Verschulden eines Dritten. Die Haftungszurechnung über die Vorschriften des § 278 S. 1 BGB und des § 31 BGB ist auch für die Verantwortung des Sportveranstalters relevant und soll daher im Folgenden in der gebotenen Kürze dargestellt werden. 1. Die Erfüllungsgehilfenhaftung gemäß § 278 S. 1 BGB Gemäß der Vorschrift des § 278 S. 1 BGB haftet der Schuldner im Rahmen von bestehenden Schuldverhältnissen für ein Verschulden1483 seines gesetzlichen Vertreters und sonstiger Personen, derer er sich zur Erfüllung der Verbindlichkeit bedient (Erfüllungsgehilfen).1484 Erforderlich und ausreichend zur Einordnung des Dritten als Erfüllungsgehilfe ist, dass jener mit Wissen und Wollen des Schuldners zur Erfüllung einer Verbindlichkeit herangezogen wird. Einer Sonderverbindung zwischen Schuldner und Drittem bedarf es hingegen nicht.1485 Wird der Gehilfe nun in Erfüllung einer Hauptleistungs- oder Nebenpflicht dem Gläubiger gegenüber tätig, begründet sein schuldhaftes Verhalten, welches in einem unmittelbaren sachlichen Zusammenhang mit derjenigen Tätigkeit steht, die dem Gehilfen hinsichtlich der Vertragserfüllung übertragen worden ist,1486 ohne weiteres die Haftung des 1482 Welchem von mehreren Mitveranstaltern die konkrete Nebenpflicht im Einzelfall aufzuerlegen ist, bleibt hingegen einer Überprüfung der Delegationsabreden im Innenverhältnis ebenjener überlassen. 1483 Der Wortlaut der Norm ist an dieser Stelle unpräzise. Da ein Verschuldensvorwurf stets an ein pflichtwidriges Verhalten anknüpft, ist dem Schuldner nicht nur das Verschulden, sondern gleichsam das schuldhafte Verhalten des Dritten zuzurechnen, Grundmann, in: MüKo, § 278 Rn. 50. 1484 Die Norm beruht auf dem Gedanken der grundsätzlichen Verantwortlichkeit des Schuldners für den eigenen Geschäfts- und Gefahrenkreis in bestehenden Schuldverhältnissen, der durch die Einschaltung eines Dritten erweitert wird, BGHZ 62, 119 (124); 131, 200 (204); Grüneberg, in: Palandt, § 278 Rn. 1; Unberath, in: Bamberger/Roth, § 278 Rn. 1. 1485 BGHZ 13, 111 (113); 50, 32 (35); 62, 119 (124); Grüneberg, in: Palandt, § 278 Rn. 7; Unberath, in: Bamberger/Roth, § 278 Rn. 11. Auch muss der Erfüllungsgehilfe – anders als der Verrichtungsgehilfe i.S.d. § 831 Abs. 1 BGB – nicht den Weisungen des Schuldners unterliegen, BGH, NJW 2011, 139 (140); Grüneberg, in: Palandt, § 278 Rn. 7; Unberath, in: Bamberger/Roth, § 278 Rn. 11. 1486 BGHZ 13, 358 (366); 123, 1 (14); Grüneberg, in: Palandt, § 278 Rn. 12; Unberath, in: Bamberger/Roth, § 278 Rn. 44.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Schuldners.1487 Die praktische Relevanz der Haftungszurechnung über § 278 S. 1 BGB besteht auch im Sportveranstalterhaftungsrecht insbesondere dort, wo dem Geschädigten kein eigener schuldrechtlicher Anspruch gegen den Gehilfen des Veranstalters gegeben ist und etwaige deliktische Ansprüche gegen den Dritten oder gegen den Veranstalter selbst wegen eines (vermuteten) Auswahl- oder Überwachungsverschuldens gemäß § 831 Abs. 1 BGB nicht realisierbar sind. Die Eigenschaft des Dritten als Erfüllungsgehilfe ergibt sich allein aus dessen Funktion innerhalb der jeweiligen Rechtsbeziehung zwischen Schuldner und Gläubiger dort, wo er objektiv eine Aufgabe übernommen hat, deren Erfüllung im Verhältnis zum Gläubiger an sich dem Schuldner obliegt.1488 Dementsprechend verbietet sich der pauschale Verweis auf die Eigenschaft eines Dritten als Erfüllungsgehilfe des Sportveranstalters.1489 Es ist vielmehr für das jeweilige Rechtsverhältnis zu überprüfen, ob der Dritte im konkreten Verhältnis des Sportveranstalters zu dessen Gläubiger mit der Erfüllung spezifischer Verbindlichkeiten aus dem konkreten Rechtsverhältnis betraut ist. So erscheint es zunächst möglich, dem Sportveranstalter, der in einer schuldrechtlichen Sonderverbindung zum einzelnen Wettkampfteilnehmer steht,1490 das schädigende Verhalten eines anderen Athleten in Form des groben Regelverstoßes oder der vorsätzlichen Tätlichkeit zuzurechnen.1491 Die Eigenschaft des schädigenden Sportlers als Erfüllungsgehilfe des Veranstalters ergibt sich dort, wo dieser dazu eingesetzt wird, um eine dem verletzten Sportler gegenüber bestehende schuldrechtliche Verbindlichkeit zur Durchführung der Wettkampfveranstaltung unter Beteiligung eines oder mehrerer Konkurrenten zu erfüllen. Dieser Konkurrent wird nunmehr zum Mittel der Erfüllung jener Verpflichtung des Sportveranstalters. 1487

Grüneberg, in: Palandt, § 278 Rn. 40. BGHZ 62, 119 (124); Unberath, in: Bamberger/Roth, § 278 Rn. 11. 1489 Entsprechende Äußerungen, wie beispielsweise von Reichert, Verbandsrecht, S. 643, Erfüllungsgehilfe des ausrichtenden Sportvereins sei beispielsweise der Kartenverkäufer, bleiben weitgehend ohne Wert. Im Verhältnis zu einem Zuschauer mag der Kartenverkäufer Erfüllungsgehilfe des Veranstalters sein, im Verhältnis zum Sportler hingegen jedoch nicht. Wenn folglich Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (16), vertritt, eine Zurechnung des Sportlerverhaltens sei für den Veranstalter auch gegenüber einem Pressefotografen angezeigt, so kann dem nicht zugestimmt werden. Zwar bestehen auch zugunsten des anwesenden Fotografen als Veranstaltungsteilnehmer grundlegende (deliktische) Schutz- und Sicherungspflichten des Veranstalters. Jedoch ist in diesem Verhältnis keine Verbindlichkeit ersichtlich, zu deren Erfüllung gerade der einzelne Athlet eingesetzt würde. Eine Haftungszurechnung gem. § 278 S. 1 BGB ist hier nicht angezeigt. 1490 Siehe zu den Rechtsbeziehungen zwischen Veranstalter und Sportler die Ausführungen oben, § 4 A.I.1. 1491 Dies gilt nicht für regelkonformes Verhalten und sport-typische Regelverstöße des Athleten. Die Rechtsgutsbeeinträchtigung, welche Ausdruck objektiv rechtmäßiger Verhaltensanforderungen im Bereich des Wettkampfsports und damit schon kein Unrecht darstellt, kann mangels Pflichtwidrigkeitscharakter nicht zum Gegenstand einer möglichen Haftungszurechnung gemacht werden. Vgl. zur eingeschränkten haftungsrechtlichen Relevanz der Mitspielerverletzung im Sport die Ausführungen oben, § 4 A.II.1.a)bb). 1488

A. Die Haftung des Sportveranstalters

319

Allein die Verpflichtung des Veranstalters dem Geschädigten gegenüber zur Wettkampfdurchführung reicht hierfür jedoch nicht. Denn insbesondere im Bereich des Individualsports ist die ordentliche Wettkampfdurchführung nicht zwingendermaßen an die Teilnahme weiterer Sportler gebunden. Es sei jedoch auch an den Boxkampf gedacht, in dessen Vorfeld sich der Veranstalter gegenüber den Athleten vertraglich zur Durchführung des Kampfes unter Beteiligung des jeweiligen Konkurrenten verpflichtet. Auf diese Weise wird nun jeder der beiden Wettkampfteilnehmer zum Gehilfen des Veranstalters bei der Erfüllung der dem anderen Teil gegenüber obliegenden Vertragspflichten. Eine haftungsrechtlich relevante Form der Mitspielerverletzung in Erfüllung dieser Verbindlichkeit ist dem Veranstalter zurechenbar. Um dem Beispiel des Boxkampfes treu zu bleiben, ließe sich die Haftung des Sportveranstalters dem verletzten Boxer gegenüber folglich für den Fall begründen, dass ihm der Konkurrent in der Hitze des Gefechts ein Stück des Ohrs abbeißt.1492 Auch im Verhältnis zu den Zuschauern lässt sich eine Haftung des Veranstalters für einen Übergriff des Sportlers – als prominentes Beispiel sei gedacht an den Fall des Flaschenwurfs auf einen Fußballfan durch den ehemaligen Fußballbundesligaspieler Paolo Guerrero1493 – nach den Grundsätzen der Haftungszurechnung gemäß § 278 S. 1 BGB begründen.1494 Die Eigenschaft des Athleten als Erfüllungsgehilfe des Veranstalters erschließt sich in diesem Rechtsverhältnis über die Hauptleistungspflicht des im Kern von werkvertraglichen Elementen geprägten Zuschauervertrages. Der Veranstalter verpflichtet sich zur Organisation und Durchführung der Sportveranstaltung als eines konkreten Wettkampfereignisses in einer bestimmten Sportart.1495 Um dieser Verbindlichkeit nachzukommen, bedient er sich der eingesetzten Sportler, deren Auftreten für das Wettkampfereignis von konstitutiver Bedeutung ist.1496 Der erforderliche Sachzusammenhang zwischen der zur Erfüllung 1492 Angelehnt an den Fall des Boxkampfes zwischen Mike Tyson und Evander Holyfield am 28. 6. 1996 in Las Vegas. In der dritten Runde des Kampfes wurde Tyson disqualifiziert, nachdem er, nach Punkten zurückliegend, seinem Konkurrenten ein Stück des rechten Ohres abbiss. Vgl. hierzu den einschlägigen Eintrag der Online-Enzyklopädie Wikipedia, https://en.wi kipedia.org/wiki/Evander_Holyfield_vs._Mike_Tyson_II (Stand: 04. 11. 2015). 1493 Vgl. den Artikel der Online-Ausgabe der Welt v. 05. 04. 2010, abrufbar unter http:// www.welt.de/News/article7061741/HSV-Spieler-Paolo-Guerrero-wirft-Fan-Flasche-an-denKopf.html (Stand: 04. 11. 2015). 1494 Zur Insuffizienz der Geschäftsherrnhaftung des Sportveranstalters in ebenjenem Fall Jedamzik, in: Kauerhof/Zebisch/Nagel (Hrsg.), Zuschauer als Störer, S. 105 (110). 1495 Siehe hierzu schon oben, § 4 A.I.2.a). 1496 Jedamzik, in: Kauerhof/Zebisch/Nagel (Hrsg.), Zuschauer als Störer, S. 105 (108), zu Fußballspielern sowohl der Heim- als auch der Gastmannschaft als Erfüllungsgehilfen des Heimvereins in seiner Rolle als Sportveranstalter. Vgl. ferner zur Erfüllungsgehilfeneigenschaft des Athleten im Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer RGZ 127, 313 (314); Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 393; Grundmann, in: MüKo, § 278 Rn. 34; Heermann, Haftung im Sport, S. 170; Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (16); Koller, RdA 1982, S. 47, 50; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 40; Reichert, Verbandsrecht, S. 643; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwi-

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

der Verbindlichkeit übertragenen Tätigkeit und dem pflichtwidrigen Verhalten des Athleten ist jedenfalls bei Übergriffen während des Wettkampfbetriebes oder in dessen unmittelbarem Vorfeld und Anschluss gegeben.1497 Ebenso muss sich der Veranstalter ein schuldhaftes Fernbleiben oder ein sonstiges zu vertretendes Verhalten des Sportlers zurechnen lassen, welches den Ausfall der Sportveranstaltung zur Folge hat und damit etwaige Gewährleistungsansprüche der Zuschauer (oder anderer Veranstaltungsteilnehmer) zu begründen vermag.1498 Neben den einzelnen Athleten können auch die Schieds- oder Wettkampfrichter, die von einem Sportverband dazu eingesetzt werden, die originär dem Veranstalter obliegenden schuldrechtlichen Sicherungspflichten zum Schutz der Veranstaltungsteilnehmer wahrzunehmen,1499 im Verhältnis des Veranstalters zu Sportlern oder Zuschauern als Erfüllungsgehilfen im Sinne des § 278 S. 1 BGB qualifiziert werden.1500 Gleiches gilt für sonstige Personen, die vom Veranstalter selbst mit der Wahrnehmung etwaiger vertraglicher Sicherungspflichten betraut sind, beispielsweise die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes.1501 Personen, die vom Veranstalter zur Wahrnehmung sonstiger Verbindlichkeiten gegenüber Teilnehmern der Veranstaltung eingesetzt werden (Beispiel: Kartenverkäufer), können nur gegenüber diesen Beteiligten als Erfüllungsgehilfen qualifiziert werden.1502 schen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 104 f.; ders., SpuRt 1995, 153; Schulze, Jura 2011, 481 (484). Dass der Veranstalter mitunter keinen unmittelbaren Einfluss darauf hat, welcher Athlet insbesondere im Mannschaftssport zum Einsatz kommt, hindert die Einordnung als Erfüllungsgehilfe hierbei nicht. Regelmäßig ist vielmehr der Einsatz sämtlicher einsatzberechtigter Akteure vom Wissen und Wollen des Veranstalters mitumfasst. 1497 So im Fall Guerrero, dessen Attacke sich nach Abpfiff beim Gang in die Kabine ereignete. Vgl. hierzu Jedamzik, in: Kauerhof/Zebisch/Nagel (Hrsg.), Zuschauer als Störer, S. 105 (107). 1498 Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 105 ff., insbesondere zu dem in der Praxis allerdings wohl weniger relevanten Fall des Sportlerstreiks. Siehe ferner Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 393 Richtsfeld, SpuRt 1995, 153 f. 1499 Siehe hierzu oben, § 4 A.I.4. 1500 Siehe hierzu bereits oben, § 4 A.I.4., sowie ferner Pfister, in: FS Gitter, S. 731 (738 Fn. 31). So ließe sich eine Gewährleistungshaftung des Sportveranstalters auch dort in Betracht ziehen, wo der Schiedsrichter – letztlich ungerechtfertigterweise – von seinen Befugnissen Gebrauch macht und die Durchführung der Sportveranstaltung beispielsweise aufgrund der Witterungsverhältnisse verhindert. Siehe dazu die Ausführungen zur Eigenhaftung des Verbandsoffiziellen unten, § 4 B.II. Eine gänzlich andere und hier nicht zu beantwortende Frage ist die, ob der Schiedsrichter auch hinsichtlich der regelkonformen Leitung des Wettkampfgeschehens selbst als Erfüllungsgehilfe des Veranstalters oder des übergeordneten Sportverbands eingeordnet werden muss. Siehe hierzu noch die Nachweise unten, Fn. 1532 und 1533. 1501 Vgl. bspw. LG Hamburg, NJW 1997, 2606 (2608). 1502 Hingegen kann nicht davon ausgegangen werden, dass sich der Veranstalter der Zuschauer zur Erfüllung einer den anderen Zuschauern oder den Sportlern gegenüber bestehenden Rechtspflicht bedient. Insbesondere erwirbt der Zuschauer mit der Eintrittskarte zu einem großen Sportereignis keinen Anspruch gegen den Veranstalter auf eine besondere Stadionatmosphäre durch gute Stimmung auf den Rängen. Das schädigende Verhalten eines Zuschauers

A. Die Haftung des Sportveranstalters

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Wird der Dritte hingegen allein dazu herangezogen, die Voraussetzungen einer Leistung des Schuldners zu schaffen, ist eine Erfüllungsgehilfeneigenschaft im Sinne des § 278 S. 1 BGB nicht begründet.1503 Weder das ausfallbegründende Verhalten des Betreibers der Sportstätte, die dem Veranstalter zur Verfügung gestellt wird, noch des Sponsors, welcher in der Vorbereitungsphase finanzielle Leistungen in Aussicht stellt, ist dem Sportveranstalter im Verhältnis zu den Teilnehmern der Veranstaltung zurechenbar.1504 Ebensowenig handelt die Behörde, welche dem Veranstalter eine notwendige Genehmigung verweigert oder die Durchführung ob akuter Bedenken gegen den ausreichenden Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung versagt, als Gehilfe bei der Erfüllung etwaiger Verbindlichkeiten des Veranstalters gegenüber Athleten, Zuschauern oder Rechteverwertern.1505 2. Die Organhaftung gemäß § 31 BGB Gemäß § 31 BGB ist dem Verein darüber hinaus ein schadensersatzbegründendes Verhalten des Vorstands, eines Mitglieds des Vorstands oder eines verfassungsmäßig berufenen Vertreters, aus einer Ausführung der diesem zustehenden Verrichtungen als eigenes Verhalten zuzurechnen.1506 In entsprechender Anwendung gilt die Norm

muss sich der Veranstalter folglich nicht gem. § 287 S. 1 BGB zurechnen lassen, Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 545; Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (16 f.); Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 40; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 142. Vgl. aber zu den Verkehrspflichten des Veranstalters zur Eindämmung von Fangewalt und Zuschauerausschreitungen die Ausführungen oben, § 4 A.II.2.b). 1503 Grundmann, in: MüKo, § 278 Rn. 23. Vgl. auch BGH, NJW 1978, 1157 f. 1504 Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 111, 113; ders., SpuRt 1995, 153 (154); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 176. Auch Koller, RdA 1982, 46 (51), erachtet den Stadionvermieter nicht als Erfüllungsgehilfen des Sportveranstalters, wenngleich ohne nähere Begründung. 1505 Vielmehr handelt es sich um einen Akt der hoheitlichen Aufgabenwahrnehmung, vgl. Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 112; Richtsfeld, SpuRt 1995, 153 (154); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 176. Dem steht jedoch nicht schon entgegen, dass es sich bei § 278 BGB um eine Vorschrift des bürgerlichen Rechts handelt. Die Norm kommt als Ausdruck eines allgemeinen Rechtsgedankens sinngemäß auch in öffentlich-rechtlichen Rechtsverhältnissen zum Ausdruck, Grüneberg, in: Palandt, § 278 Rn. 3; Unberath, in: Bamberger/Roth, § 276 Rn. 4. 1506 BGHZ 98, 148 (151); Ellenberger, in: Palandt, § 31 Rn. 1; Schöpflin, in: Bamberger/ Roth, § 31 Rn. 1. In seinem Anwendungsbereich ist § 31 BGB lex specialis zu § 278 BGB, Grundmann, in: MüKo, § 278 Rn. 10. Die persönliche Haftung des Organs wird hierdurch nicht verdrängt, soll aber an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden. Vgl. aber zur persönlichen Haftung des Vereinsorgans gegenüber Dritten die Ausführungen von Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 160 ff.; Reimann, in: Vieweg (Hrsg.), Perspektiven des Sportrechts, S. 1 ff.; Kudlich/Vieweg, SpuRt 2015, 138 ff.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

für sämtliche juristische Personen des Privatrechts.1507 Sie kann zur Begründung einer Haftung des Sportveranstalters folglich auch dort herangezogen werden, wo dieser nicht als Idealverein im Sinne des § 21 BGB geführt wird. Der Begriff des verfassungsmäßig berufenen Vertreters ist durch die Judikatur erheblich ausgedehnt worden. Ausreichend ist, „daß dem Vertreter durch die allgemeine Betriebsregelung und Handhabung bedeutsame, wesensmäßige Funktionen der juristischen Person zur selbstständigen, eigenverantwortlichen Erfüllung zugewiesen sind, daß er also die juristische Person auf diese Weise repräsentiert.“1508 Dem veranstaltenden Club das Verhalten seiner Sportler über § 31 BGB zuzurechnen, ginge trotz ihrer nicht unerheblichen Repräsentationswirkung allerdings wohl doch zu weit.1509

B. Die Haftung sonstiger Funktionsträger Auch auf eine Darstellung und Würdigung der Haftung (ausgewählter) sonstiger Funktionsträger im Rahmen der Sportveranstaltung soll vorliegend nicht verzichtet werden. Zum einen gilt es, ein möglichst umfassendes Bild des Verantwortungsbereichs des Sportveranstalters über eine Abgrenzung zu den Verantwortungssphären anderer Beteiligter zu zeichnen und der eingangs dieser Arbeit aufgezeigten rechtspraktischen Problematik der Zuordnung von Verantwortlichkeiten im Kontext der Sportveranstaltung sowie dem damit einhergehenden Mangel an Bewusstsein drohender Haftungsrisiken zu begegnen. Zum anderen ergibt sich ein unmittelbarer Bezug zur Haftung des Sportveranstalters selbst über die Fragen der Haftungszurechnung und des Regresses. Dass sich der Sportveranstalter ein haftungsrelevantes Fehlverhalten sonstiger Funktionsträger unter bestimmten Voraussetzungen zurechnen lassen muss, wurde bereits festgestellt.1510 Die relevanten Verantwortungsbereiche jener Funktionsträger werden im Folgenden skizziert. Schließlich bleibt es dem haftenden Veranstalter unbenommen, in den Fällen eines Gesamtschuldverhältnisses oder einer anderweitigen schuldrechtlichen Sonderbeziehung zu einem Funktionsträger, bei diesem einen Ausgleich für die mit der Außenhaftung erlittenen (Vermögens-)Einbußen anzustreben.1511 Auch unter diesem Gesichtspunkt

1507 Ellenberger, in: Palandt, § 31 Rn. 3; Arnold, in: MüKo, § 31 Rn. 11; Schöpflin, in: Bamberger/Roth, § 31 Rn. 1, jeweils m.w.N. Gem. § 89 Abs. 1 BGB gilt § 31 BGB ebenfalls für Körperschaften des öffentlichen Rechts. 1508 BGHZ 49, 19 (21) m.w.N. Vgl. zur Entwicklung der Rechtsprechung zum Terminus des verfassungsmäßig berufenen Vertreters i.S.d. § 31 BGB Arnold, in: MüKo, § 31 Rn. 3 ff. Eine ausführlichere Übersicht bietet auch Heermann, Haftung im Sport, S. 67 ff., jedoch ohne den erhofften konkreten Bezug zum Sporthaftungsrecht. 1509 In diesem Sinne Jedamzik, in: Kauerhof/Zebisch/Nagel (Hrsg.), Zuschauer als Störer, S. 105 (108). 1510 Siehe hierzu § 4 A.IV. 1511 Zum Regress als Option zur Begrenzung des Haftungsrisikos siehe § 5 C.

B. Die Haftung sonstiger Funktionsträger

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ergibt sich die Notwendigkeit, sich mit den Haftungssphären sonstiger Funktionsträger im Kontext der Sportveranstaltungshaftung auseinanderzusetzen.

I. Die Haftung des Sportverbands abseits der Veranstalterstellung Auch abseits einer Stellung als Ausrichter oder Organisator einer Sportveranstaltung kann sich im organisierten Sportbetrieb eine haftungsrechtliche oder zumindest sportpolitische Verantwortung des Sportverbands aus verschiedenen Anknüpfungspunkten ergeben. 1. Die allgemeine sportpolitische Verantwortung der Sportverbände „Wichtigste Aufgabe des DFB ist die Ausübung des Fußballsports in Meisterschaftsspielen und Wettbewerben der Spielklassen der Regional- und Landesverbände und der Lizenzligen. Er trägt die Gesamtverantwortung für die Einheit des deutschen Fußballs. Der DFB handelt in sozialer und gesellschaftspolitischer Verantwortung und fühlt sich in hohem Maße dem Gedanken des Fair Play verbunden.“1512 Diese und vergleichbare Erklärungen finden sich regelmäßig in den Satzungsstatuten der Spitzenfachverbände des deutschen Sports.1513 Sie verdeutlichen ein Bewusstsein der Verbandseinheiten, in einer sportpolitischen Gesamtverantwortung für die von ihnen geschaffene und gesteuerte Gesellschaftssphäre des organisierten Sportbetriebs zu stehen.1514 Obgleich mit dieser Form der Verantwortung nicht per se auch eine Haftung zu verknüpfen ist – denn die moralische Verantwortung begründet ebensowenig wie die bloß rahmenorganisatorische Leitung des Geschehens ein haftungsrechtlich relevantes Einstehenmüssen – soll auf diesen Aspekt in der Gesamtschau des Pflichtengefüges in Verbindung mit einer Sportveranstaltung zumindest hingewiesen werden. Andererseits können einzelne der im Folgenden thematisierten Maßnahmen durchaus als Ausfluss der vereinsrechtlichen Treuepflicht des Verbands seinen Mitgliedern gegenüber verstanden und somit im Verhältnis zu jenen gegebenenfalls auch haftungsrechtlich relevant werden.1515 1512

Präambel der DFB-Satzung. Vgl. bspw. die Präambel der DHaB-Satzung; § 2 DLV-Satzung; § 1 DTB-Satzung. 1514 Sinnbildlich hierfür steht ein Beitrag von Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 37 ff., in welchem sich der Autor, seinerzeit noch Justiziar des DFB, ausführlich mit Maßnahmen der Fußballverbände zur Eindämmung und Ahndung von Zuschauerausschreitungen auseinandersetzt, obgleich er eine haftungsrechtliche Verantwortlichkeit ebenjener im Regelfall nicht begründet sieht (siehe dazu aber auch Eilers, in: WFV [Hrsg.], Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18 ff.). 1515 Noch einen Schritt weiter geht der BGH, NJW 1975, 533 (534 f.): Es hafte auch diejenige Verbandseinheit gegenüber einem geschädigten Dritten, welche es aufgrund ver1513

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Verdeutlichen lässt sich das Gesagte anhand des verbandseigenen Sicherheitskonzepts zur Bekämpfung von Zuschauerausschreitungen im Fußballsport.1516 Von höchster Praxisrelevanz ist hier zunächst die Aufgabe der Sportverbände, den mittelbaren und/oder unmittelbaren Mitgliedern durch Reglements die ordentliche Verkehrssicherung zu erleichtern1517 und dort, wo spezifische Vorgaben nicht eingehalten werden, gegebenenfalls sanktionierend einzugreifen. Sowohl in den Statuten der UEFA (Art. 8 der UEFA-Rechtspflegeordnung), als auch des DFB (§ 9a DFB-RuVO) finden sich zu diesem Zweck Tatbestände einer verschuldensunabhängigen Haftung (strict liability).1518 Flankierend sind Strukturmaßnahmen zu ergreifen, um die Fangewalt für die Veranstalter beherrschbar zu machen: Soweit es in ihrem Einflussbereich liegt, müssen die Verbände eine differenzierte und umsichtige Spieltags- und Wettkampfplanung betreiben, über Gefahrenpotenziale aufklären, relevante Schulungs- oder Weiterbildungskonzepte anbieten, allgemein zu Fairness und tolerantem Verhalten aufrufen sowie sich als Mittler zwischen den Beteiligten – den Clubs, Vertretern der Politik und Ordnungsbehörden einerseits und den Fangruppierungen andererseits – betätigen, um so auf eine Verhinderung neuer und die Lösung bestehender Konfliktsituationen mit haftungsrechtlichem Risikopotenzial hinzuwirken.1519 Eine Institutionalisierung und Professionalisierung der Verbandsarbeit im Kampf gegen Gewalt, Rassismus und Diskriminierung bei Fußballspielen ist mit der Gründung der DFB-Sicherheitskommission Ende der 1980er Jahre eingeleitet worden.1520 Heute besteht mit der als Stabsstelle unmittelbar dem Generalsekretariat unterstellten Abteilung für Prävention und Sicherheit eine durch den Sicherheits-

bandsrechtlicher Organisation übernommen habe, sich an der Sicherung des Verkehrs zu beteiligen. Die Frage der Außenhaftung im Drittverhältnis bemisst sich jedoch ausschließlich danach, ob eine Delegation von Verkehrspflichten vom Veranstalter auf die Verbandseinheit stattgefunden hat (siehe hierzu oben, § 3 C.IV.). Einen solchen Delegationsakt bereits in der Vorgabe konkreter Sicherungspflichten durch einschlägige Verbandsstatuten oder die Abnahme einer den Statuten entsprechenden Sportstätte begründet zu sehen, erscheint zumindest zweifelhaft. 1516 Ausführlich hierzu Rieth, Sachstandsbericht – Projekte und Sicherheitsmaßnahmen des deutschen Fußballs, S. 13 ff. Siehe ferner Spahn, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus S. 9 ff. 1517 Vgl. hierzu insbesondere die Ausführungen zur Konkretisierung der Verkehrspflichten anhand der Normen der Sportverbände oben, § 3 C.III.4. 1518 Zur Frage der Rechtmäßigkeit entsprechender Regelungen der strict liability vgl. Haslinger, Zuschauerausschreitungen und Verbandssanktionen im Fußball, S. 154 ff. 1519 Vgl. hierzu Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 37 (41 ff.); Rieth, Sachstandsbericht – Projekte und Sicherheitsmaßnahmen des deutschen Fußballs, S. 19 ff. 1520 Auslöser der Gründung dieser Kommission waren die Katastrophe von Hillsborough und die Erfahrung mit dem Risikopotenzial der Fangewalt im Rahmen der in Deutschland ausgerichtete Fußballeuropameisterschaft 1988, Hennes, in: WFV (Hrsg.), Sicherheit im Stadion, S. 25 f.; ders. in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 1.

B. Die Haftung sonstiger Funktionsträger

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beauftragten des DFB1521 geleitete und mit hauptamtlichen Mitarbeitern besetzte Einheit,1522 deren Fokus sich in enger Kooperation mit staatlichen Behörden und anderen in Sicherheit, Gewaltprävention und dem Kampf gegen Rassismus engagierten Organen1523 auf die folgenden Themen richtet:1524 Aufbau eines Informations- und Meldesystems für Ereignisse von Bedeutung für die Sicherheit im gesamten deutschen Fußball in Zusammenarbeit mit der Zentralen Informationsstelle und den Landesinformationsstellen für Sporteinsätze;1525Analyse der Arbeit von DFB-Ausschüssen und Kommissionen der Landesverbände; Koordination der Maßnahmen zur Gewaltprävention, Integration und Fanbetreuung;1526 Unterstützung der Arbeit der Sportgerichte und Spruchkammern; spezielle Betreuung der von Gewalt und Rassismus besonders gefährdeten Vereinen durch personelle und strukturelle Unterstützung bei „Risikospielen“, zum Beispiel durch Ordnungsdienstkontrollen;1527 Unterstützung des Sicherheits-Managements der Clubs und Vereine; detaillierte Überprüfung der Stadien auf ihre Sicherheitsqualität im Rahmen von Zulassungsverfahren;1528 Ausarbeitung der Richtlinien zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten und weitere Verwaltung der Stadionverbotsthematik;1529 Ausarbeitung eines umfassenden Werkes an sicherheitsspezifischen Verbandsregeln.1530 Mit diesen und weiteren Maßnahmen ist auch der DFB – wenngleich 1521 In dieser Funktion agiert Hendrik Große-Lefert seit dem 1. 10. 2011 als Nachfolger von Helmut Spahn. 1522 Wichtigstes Organ der Abteilung Prävention und Sicherheit ist die gleichnamige Kommission, in welcher neben Mitarbeitern des DFB und des Ligaverbandes auch externe Experten aus den Bereichen der Polizei und der Wissenschaft unter dem Vorsitz des Sicherheitsbeauftragten beteiligt und ihre Fachkompetenzen einbezogen werden. Vgl. hierzu die Grafik bei Spahn, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 9 (14). 1523 Vgl. hierzu Rieth, Sachstandsbericht – Projekte und Sicherheitsmaßnahmen des deutschen Fußballs, S. 15 ff. 1524 Die folgende Aufzählung orientiert sich an Rieth, Sachstandsbericht – Projekte und Sicherheitsmaßnahmen des deutschen Fußballs, S. 14. 1525 Hierzu Spahn, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 9 (17 f.). 1526 Zur Arbeit des DFB im Rahmen der Fanbetreuung vgl. Hennes, in: WFV (Hrsg.), Sicherheit im Stadion, S. 25 (30 ff.); ders. in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 1 (5 ff.); Spahn, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 9 (19). 1527 Hierzu Spahn, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 9 (17). 1528 Hierzu Hennes, in: WFV (Hrsg.), Sicherheit im Stadion, S. 25 (26 f.); Spahn, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 9 (16 f.). 1529 Siehe hierzu bereits die Ausführungen oben, § 4 A.II.2.b)bb)(4). 1530 Einen umfassenden Überblick einschlägiger Verbandsstatuten bietet das von DFB und DFL gemeinschaftlich herausgegebene Stadionhandbuch. So heißt es auf S. 11: „Das Stadionhandbuch fasst inhaltlich die Anforderungen aus bestehenden Regelwerken zusammen, ohne deren Anforderungsniveau zu verändern. Berücksichtigt sind die folgenden Regelwerke: DFB-Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen (…) Rechts- und Verfahrensordnung DFB Lizensierungsordnung des Ligaverbandes (…) Richtlinien zur Spielordnung des Ligaverbandes (…) *

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

nicht Veranstalter der Ligaspiele im haftungsrechtlichen Sinne – bemüht, die Clubs bei der Eindämmung von Zuschauergewalt zu unterstützen und auf diese Weise seiner sportpolitischen Verantwortung gerecht zu werden. 2. Die Haftung des Verbands für die Auswahl seiner Schieds- und Wettkampfrichter Als weiterer Anknüpfungspunkt einer – nunmehr auch haftungsrechtlich relevanten – Verantwortung ist im Anschluss an den Fußballmanipulationsskandal um den ehemaligen DFB-Schiedsrichter Robert Hoyzer1531 in der sportrechtlichen Literatur die Pflicht des (Fußball-)Verbands für die regelgerechte Lenkung und Leitung des Spielbetriebs auch für den Fall diskutiert worden, dass der Verband selbst nicht Wettkampfveranstalter ist. Ob der Unparteiische in diesem Zusammenhang als Gehilfe bei der Erfüllung einer entsprechenden verbandseigenen Verbindlichkeit den beteiligten Clubs oder Athleten gegenüber eingesetzt wird,1532 oder dem Verband die Übertragung der Wettkampfleitung auf den Schiedsrichter als Akt der Substitution lediglich gestattet wird,1533 soll an dieser Stelle nicht entschieden werden.1534 Vieles spricht mit Blick auf die Interessen der Beteiligten jedoch dafür, den Sportverband in diesem Fall ausschließlich mit der Pflicht zu belegen, als Ausfluss der einschlägigen

Durchführungsbestimmungen zur Spielordnung DFB, Regionalligastatut/DFB Statut für die 3. Liga und die Regionalliga Stadienrelevante und fussballspezifische Vorschriften der MusterversammlungsstättenVerordnung (…) UEFA-Stadioninfrastruktur-Reglement (…) UEFA-Sicherheitsreglement (…) FIFA Safety-Guidelines.“ 1531 Vgl. hierzu die Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung v. 19. 5. 2010, abrufbar unter http://www.sueddeutsche.de/sport/robert-hoyzer-parteiisch-in-jeder-hinsicht-1.925413 - 4 (Stand: 04. 11. 2015). Hoyzer wurde am 17. 11. 2005 durch das LG Berlin zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten wegen der Beteiligung am gewerbsmäßigen Betrug in sechs Fällen verurteilt, nachdem er eingeräumt hatte, Pflichtspiele der 2. Bundesliga, der Regionalliga sowie des DFB-Pokals durch bewusst regelwidrige Entscheidungen manipuliert zu haben. Eine Urteilsrevision blieb ohne Erfolg, BGH, NJW 2007, 782. 1532 So beispielsweise Heermann, Causa Sport 2005, 4 (6); ders., in: WFV (Hrsg.), Der Schiedsrichter im Spannungsfeld, S. 45 (52); ders., Haftung im Sport, S. 243 f., 252 f.; Hohl, SpuRt 1995, 115 (117 Fn. 13); Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 115 f.; Menke, Schiedsrichter, S. 6 f.; Pfister, in: WFV (Hrsg.), Schriftenreihe Nr. 25, S. 61 (62); Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 110. Demzufolge müsste sich der Verband über die Vorschrift des § 278 S. 1 BGB ein schuldhaftes Fehlverhalten des Schiedsrichters bei der Spielleitung zurechnen lassen. 1533 Eufe, SpuRt 2006, 12 (13 f.); Schulze, Jura 2011, 481 (488 f.). 1534 Einer pauschalen Lösung entsprechender Fallgestaltungen steht ohnehin entgegen, dass die konkreten rechtlichen Vorgaben des jeweiligen Sportbetriebs erheblich voneinander abweichen können. Die folgenden Ausführungen orientieren sich gemeinsam mit dem aktuellen Stand der Diskussion am Fußballsport unter dem Dach des DFB. *

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B. Die Haftung sonstiger Funktionsträger

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Verbandsstatuten1535 und verbandsrechtlicher Förderpflichten1536 dafür Sorge zu tragen, dass bei Verbandsveranstaltungen lediglich solche Schieds- oder Wettkampfrichter ausgewählt und eingesetzt werden, die zur Wahrnehmung des spezifischen Aufgabenprofils unter Berücksichtigung der Anforderungen an eine ordentliche Leitung des Spiel- und Sportbetriebs geeignet sind. Eine Verletzung dieser Pflicht könnte einen Ersatzanspruch gemäß den §§ 280 ff. BGB begründen.1537 Gerade im professionalisierten Hochleistungssport können die Verbände hinsichtlich der ordentlichen Auswahl, der Ausbildung und der Überwachung der Schieds- und Wettkampfrichter enormen Anforderungen unterliegen, die sich im Einzelnen aus dem konkreten Tätigkeitsfeld des Offiziellen ergeben. Je nach Sportart und Aufgabenfeld des eingesetzten Offiziellen hat dieser nicht selten binnen des Bruchteils einer Sekunde und unter eigener körperliche Belastung1538 Entscheidungen zu treffen, die schwerwiegende Folgen für alle am Sportbetrieb Beteiligten herbeiführen können.1539 Sieg oder Niederlage, Aufstieg oder Abstieg, Titel, Ruhm und monetäre Vorteile, nicht nur unmittelbar in Form des Preisgelds, sondern auch durch den jeweiligen Vermarktungswert, können von einzelnen Entscheidungen des Unparteiischen abhängig sein.1540 Allein schon im Bewusstsein dieser enormen Verantwortung befinden sich die Schieds- und Wettkampfrichter in einer nicht unerheblichen mentalen Ausnahmesituation. Erschwerend tritt hinzu, dass sie auch schon auf den untersten Stufen der Professionalisierungspyramide im Sport nicht selten einem permanenten Druck durch Athleten oder Zuschauer ausgesetzt sind, die in bisweilen höchst unsportlicher Art und Weise Einfluss auf die Ermessensentscheidungen des Schiedsrichters zu nehmen versuchen.1541 Neben der nötigen 1535

Für den Bundesspielbetrieb im Fußballsport § 57 DFB-SpielO; § 10 der DFBSchiedsrichterO; § 10 Ligaverband-SpielO. 1536 Heermann, in: WFV (Hrsg.), Der Schiedsrichter im Spannungsfeld, S. 45 (69); ders., Haftung im Sport, S. 255. 1537 Grundlage des Ersatzanspruchs ist entweder eine vertragliche (Lizenz-)Abrede oder das mitgliedschaftliche Rechtsverhältnis zwischen Verband und Club oder Athlet, Eufe, SpuRt 2006, 12. Daneben kommt wohl kein Ersatzanspruch des Clubs oder Athleten gem. § 823 Abs. 1 BGB in Form des verletzten Mitgliedschaftsrechts in Frage, vgl. Eufe, SpuRt 2006, 12 (15); Vieweg, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 144. Demgegenüber scheidet ein Anspruch gem. § 831 Abs. 1 BGB jedenfalls aus: Mangels Weisungsgebundenheit wird man den Schieds- oder Wettkampfrichter nicht überzeugend als Verrichtungsgehilfe des Sportverbands einordnen können, Eufe, SpuRt 2006, 12 (15); Vieweg, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 144. A.A. bezüglich der Weisungsgebundenheit hingegen Heermann, Causa Sport, S. 4 (11); ders., Haftung im Sport, S. 254. 1538 Nach Eilers, in WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 37 (44), legt der Schiedsrichter im Fußballsport während der Spielzeit von 90 Minuten im Schnitt eine Strecke von zwölf bis 15 Kilometern zurück. 1539 Heermann, Haftung im Sport, S. 241 f. 1540 Vgl. Heermann, in: WFV (Hrsg.), Schiedsrichter im Spannungsfeld, S. 45 (47). 1541 Eilers, in WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 37 (45), bemängelt für den Fußballsport zu Recht, die Autorität des Schiedsrichters sei heutzutage weitgehend verlorengegangen.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Sachkunde und dem Geschick im Umgang mit dem Regelwerk, welche durch Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen der Verbände zu vermitteln sind, müssen somit auch mentale und moralische Eigenschaften wie Besonnenheit, Nerven- und Charakterstärke, Mut und Verantwortungsbewusstsein der Auswahl zugrunde gelegt werden. Ferner sind die Schiedsrichter behutsam an die Größe und Bedeutung der von ihnen wahrgenommenen Aufgabe heranzuführen. Eine vorwerfbare Pflichtverletzung seitens des Verbandes könnte folglich darin begründet liegen, dass ein junger, unerfahrener Schiedsrichter bei einem Sportereignis von gesteigerter Bedeutung und vor einer größeren Kulisse der Öffentlichkeit mit der Leitung des Spielgeschehens, mit Assistenzaufgaben oder spezifischer Sicherungspflichten betraut wird, obgleich nach allgemeiner Lebenserfahrung damit gerechnet werden muss, dass dem Betreffenden unter dem Einfluss der Situation vermeidbare Fehlentscheidungen unterlaufen werden.1542 Schließlich vermag auch der Einsatz eines Unparteiischen trotz berechtigter Zweifel an dessen Integrität oder Leistungsbereitschaft eine vorwerfbare Verletzung verbandsseitiger Pflichten zu begründen.1543 3. Die Haftung des Verbands für Schäden seiner Verbandsoffiziellen Unabhängig davon, ob der Verband hinsichtlich eines konkreten Wettkampfevents als Veranstalter agiert, haftet er auf Grundlage eines Auftrags- oder Dienstverhältnisses für Schäden zulasten der von ihm eingesetzten Schieds- oder Wettkampfrichter.1544 Als Ausfluss der vertraglichen Sonderverbindung treffen den Verband, demgegenüber sich der Offizielle zum Einsatz verpflichtet hat, Schutz- und Fürsorgepflichten im Sinne des § 241 Abs. 2 BGB. Es sind in Anlehnung an die zur Verkehrspflichtenlehre entwickelten Grundsätze solche Maßnahmen zum Schutz der Schieds- und Wettkampfrichter zu treffen, die nach den Umständen des konkreten Einzelfalls erforderlich und zumutbar sind. Denkbare Einzelmaßnahmen erfassen die Bereitstellung abschließbarer Räumlichkeiten, in welchen der Offizielle für die Dauer der Veranstaltung sein mitgeführtes Hab und Gut sicher verwahren kann,1545 bis hin zur Gewähr von Personenschutz, um den Schiedsrichter im gegebenen Fall vor den Reaktionen aufgebrachter Zuschauer zu bewahren. Regelmäßig ist es jedoch nicht der Verband selbst, welcher den entsprechenden Rechtspflichten faktisch nachkommt. Vielmehr bedient sich dieser, entweder auf verbandsrechtlicher oder auf vertraglicher Grundlage, des lokalen Ausrichters als seines Gehilfen zur Erfüllung der gegenüber den Verbandsoffiziellen bestehenden 1542

Vgl. Eufe, SpuRt 2006, 12 (14). Eufe, SpuRt 2006, 12 (14). So möglicherweise im Fall Hoyzer: nach Menke, Schiedsrichter, S. 10, waren dem DFB „offenbar schon frühe Verdachtsmomente bekannt“. Hierzu auch Heermann, Causa Sport 2005, 4 (12 f.). 1544 Vgl. zu den Rechtsbeziehungen zwischen Verband und Verbandsoffiziellen bereits die Ausführungen oben, § 4 A.I.4.a). 1545 Hierzu Hohl, SpuRt 1995, 115 f. 1543

B. Die Haftung sonstiger Funktionsträger

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Schutzverbindlichkeiten.1546 Ein schuldhaftes Verhalten des Ausrichters zulasten des Offiziellen muss sich der Verband jedoch gemäß § 278 S. 1 BGB zurechnen lassen.

II. Die Haftung des Verbandsoffiziellen als Sicherungspflichtiger Nachdem bereits die haftungsrechtliche Verantwortlichkeit des Sportveranstalters für das Verhalten seiner Schieds- und Wettkampfrichter wie auch die Verantwortung des Sportverbands zur ordentlichen Auswahl und Überwachung ebenjener angesprochen worden ist, bleibt nunmehr die Eigenhaftung des Verbandsoffiziellen in die Betrachtung einzubeziehen. Im Fokus sowohl der Praxis als auch der juristischen Auseinandersetzung der letzten Jahre steht hier – ausgelöst durch den Fall Hoyzer – die potentielle Schiedsrichterhaftung gegenüber den am sportlichen Wettkampf Beteiligten für Vermögensschäden aufgrund einer schuldhaft regelwidrigen Leitung des Spiel- und Sportgeschehens.1547 Dieser Themenkreis soll hier jedoch nicht weiter vertieft werden. Vielmehr beziehen sich die folgenden Ausführungen auf den Verbandsoffiziellen als Träger von Schutzpflichten zugunsten der Clubs, Athleten, Zuschauer oder Eigentümer der genutzten Wettkampfstätten. Deren Verletzung kann einen deliktischen, unter Umständen jedoch auch einen vertraglichen Schadensersatzanspruch gegen den Offiziellen begründen. Denn obgleich der Verbandsoffizielle, wie am Beispiel des Schiedsrichters im Fußballsport bereits verdeutlicht, in unmittelbarer Vertragsbeziehung ausschließlich zum jeweiligen Sportverband steht,1548 erscheint es denkbar, das besondere Rechtsverhältnis zwischen Offiziellem und Sportverband, welches durch die einschlägigen Vorschriften der Sportverbände konkretisiert und mit spezifischen Verpflichtungen zum Schutz der an Veranstaltung und Wettkampf Beteiligten ausgefüllt wird, als ein Rechtsverhältnis mit Schutzwirkung oder gar einen Vertrag zugunsten der Teilnehmer i.S.d. § 328 BGB zu verstehen.1549 Wenig einleuchtend erscheint es demgegenüber, jegliche Eigenhaftung des Offiziellen wegen der Verletzung etwaiger Sicherungspflichten schon unter dem Verweis auf das schiedsrichterliche Ermessen autonomer

1546

Siehe hierzu die Nachweise oben, § 4 A.I.4.b). Siehe hierzu bspw. Heermann, Causa Sport 2005, 4 (6 ff., 10 f.); ders., in: WFV (Hrsg.), Der Schiedsrichter im Spannungsfeld, S. 45 (54 ff.); ders., Haftung im Sport, S. 245 ff.; Menke, Schiedsrichter, S. 4 f., 8 f.; Pfister, in: WFV (Hrsg.), Schriftenreihe Nr. 25, S. 61 (73 ff.); R. Schwab, NJW 2005, 938 (940). 1548 Vgl. hierzu die Ausführungen oben, § 4 A.I.4.a). 1549 Ausführlich zur Frage der Drittschutzwirkung des Schiedsrichtervertrags Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 105 ff., sowie ferner Heermann, Haftung im Sport, S. 245 f. Letztendlich tut Pfister, in: WFV (Hrsg.), Schriftenreihe Nr. 25, S. 61 (63), jedoch ganz Recht daran, dieser Frage eine pauschale Antwort zu verweigern und auf die jeweiligen Gegebenheiten des konkreten Einzelfalls zu verweisen. 1547

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Tatsachenentscheidungen pauschal abzulehnen.1550 Eine hiermit verbundene Einschränkung des Verschuldens mag für die Frage des schuldhaften Handelns im Rahmen der Spielleitung selbst angebracht sein.1551 Dies gilt jedoch dort nicht, wo der Offizielle eine außersportliche Entscheidung zum Schutze Dritter, bspw. über den Veranstaltungsabbruch aufgrund einer außerordentlichen Gefahrenlage, treffen muss. Wird der Verbandsoffizielle in Erfüllung seiner Pflichten gegenüber dem Sportverband tätig und ist Bestandteil dieser Pflichten die Gewähr von Schutz und Fürsorge zugunsten der Teilnehmer, so übernimmt der Offizielle hiermit als Pflichtendelegat Aufgaben, die nach den Grundsätzen allgemeiner Verkehrspflichtendogmatik zunächst dem Verantwortungsbereich des Sportveranstalters zuzurechnen wären.1552 Dabei kann der Offizielle entweder primärverantwortlich oder als Träger einer sekundären Sicherungsverantwortung durch entsprechende Kontrollund Überwachungspflichten, individualverantwortlich oder als Teil eines Kollegialorgans tätig werden.1553 Die Pflichtendelegation manifestiert sich zumeist über die einschlägigen Verbandsvorschriften unter statuarischer Bezugnahme in den jeweiligen Schiedsrichterverträgen mit dem Sportverband. Eine Rechtspflicht des Offiziellen zum Schutz der Teilnehmer entsteht freilich nur dort, wo die konkrete Verbandsvorschrift den Schutz des Einzelnen auch tatsächlich (mit-)bezweckt.1554 Ein gutes Beispiel für den Einsatz von Veranstaltungsfunktionären als Sicherheitsträger präsentiert König1555 mit seinem Blick auf die Skirennveranstaltungen des FIS, die von einem nationalen Skiverband – gegebenenfalls in Kooperation mit einem lokalen Ausrichter – ausgetragen werden. So kommt neben dem hauptverantwortlichen Organisationskomitee als Exekutivorgan und Träger von Rechten und Pflichten des veranstaltenden Nationalverbands eine Rennjury zum Einsatz, die sich ihrerseits aus Mitgliedern des Komitees und damit aus Verbandsoffiziellen zusam1550 So aber Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 393; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 40 f.; Richtsfeld, Rechtsverhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, S. 110 f.; ders., in: SpuRt 1995, 1153 (1154). 1551 Hierzu; Heermann., in: WFV (Hrsg.), Der Schiedsrichter im Spannungsfeld, S. 45 (58 ff.); ders., Haftung im Sport, S. 246 ff. 1552 Vgl. ebenso Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 122 f., der freilich am Beispiel des Fußballsports den Sportverband als Veranstalter im haftungsrechtlichen Sinne einordnet. Nach hier vertretener Auffassung ist jedoch zumindest im Ligaspielbetrieb der gastgebende Club Veranstalter im haftungsrechtlichen Sinne. Diesem obliegen die relevanten Schutz- und Sicherungspflichten, die im Verhältnis zu den Veranstaltungsteilnehmern auf den Verbandsoffiziellen übertragen werden. In Erfüllung dieser Pflichten ist der Verbandsoffizielle Gehilfe des Veranstalters, welcher sich, dort wo es sich um eine Pflicht im bestehenden Schuldverhältnis zum Geschützten handelt, ein schuldhaftes Verhalten gem. § 278 S. 1 BGB zurechnen lassen muss, siehe hierzu oben, § 4 A.IV.1. 1553 Vgl. König, SpuRt 1994, 112 (113). 1554 Vgl. Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 123 f. Zur Schutzwirkung von Sportverbandsvorschriften siehe bereits die Nachweise oben, § 3 C.III.4.b). 1555 SpuRt 1994, 112 ff.

B. Die Haftung sonstiger Funktionsträger

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mensetzt und für die technische Durchführung des Wettkampfes verantwortlich zeichnet. Der Aufgaben- und Pflichtenkreis der Jury umfasst beispielsweise die Kontrolle der Rennstrecke einschließlich der Absperrungen und der Schneeverhältnisse.1556 Ferner können einzelne Funktionäre mit weiter spezifizierten Verantwortungsbereichen betraut sein. Der von der FIS ernannte Technische Delegierte überprüft die Homologation der Strecke und übernimmt die weitere Kontrolle der allgemeinen Pistenpräparation, erforderlicher Markierungen und Absperrungen, der Standorte von Sanitätsposten und der ärztlichen Betreuung.1557 Auch dem Rennleiter, dem Pistenchef, dem Start- und Zielrichter, dem Chef der Torrichter, dem Chef für Zeitmessung und Auswertung, den Wettkampfsekretären sowie dem Chef des medizinischen Personals und des Rettungsdienstes werden sicherheitsrelevante Aufgabenfelder zur eigenverantwortlichen Wahrnehmung übertragen.1558 Entsprechendes gilt in anderen Sportarten. Im organisierten Fußballsport etwa entscheidet der Schiedsrichter über die Bespielbarkeit der Platzanlage1559 und schützt damit die Spieler wie auch die Wettkampfstätte. Kraft seines Amtes übernimmt er die Verantwortung dafür, die Sicherheit der beteiligten Spieler gegebenenfalls durch einen Spielabbruch zu gewährleisten, wenn aufgrund der Witterungsbedingungen, des Ausfalls notwendiger technischer Einrichtungen, oder des Verhaltens von Zuschauern oder der Spieler untereinander eine außerordentliche Gefahr der Verletzung von Rechtsgütern der Beteiligten besteht.1560 Um die Rechtspflichten des Verbandsoffiziellen als Sicherheitsträger im Einzelnen auszugestalten, ist einmal mehr auf die hergebrachte Dogmatik zur Konkretisierung der Verkehrspflichten im Sport zu rekurrieren.1561 Maßgeblich ist das schutzwürdige Vertrauen der betroffenen Verkehrskreise unter Berücksichtigung sport-typischer Begebenheiten. Der Offizielle hat die nach Lage der Verhältnisse erforderlichen und zumutbaren Sicherungsmaßnahmen zum Schutze der Beteiligten zu treffen. Verdichten sich die Anzeichen für einen Platzsturm gewaltbereiter Zuschauer, kann von dem Schiedsrichter eines Fußballspiels verlangt werden, den sportlichen Wettkampf zum Schutz der Spieler abzubrechen. Allein die übliche Zurschaustellung einer aggressiv-kämpferischen Grundhaltung durch Schmähge1556 Zu den Aufgaben der Wettkampfjury siehe Art. 601.4.6 der Internationalen FISWettkampfO. 1557 Zum Aufgabenbereich des Technischen Delegierten siehe Art. 601.4.9 der Internationalen FIS-WettkampfO. 1558 Siehe hierzu Art. 601.3 der Internationalen FIS-WettkampfO. Aufgabe des Rennleiters etwa ist es, die Leitung sämtlicher Vorbereitungsarbeiten zu übernehmen und die anderen Funktionäre im technischen Bereich zu überwachen. Der Pistenchef verantwortet demgegenüber die Präparierung der Rennstrecke. 1559 § 8 Nr. 3 lit. a) der DFB-SchiedsrichterO. Vgl. auch § 1 Abs. 3, 6 der Richtlinien zur Ligaverband-SpielO. 1560 Siehe Nr. 10 der zusätzlichen Erläuterungen des DFB zu Regel 5 – Der Schiedsrichter, in den DFB-Fußball-Regeln 2013/14. 1561 Siehe hierzu ausführlich oben, § 3 C.II.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

sänge oder Ähnliches ist hierfür allerdings nicht ausreichend. Ebensowenig begründen typische Schädigungen an Sportanlage oder Veranstaltungsstätte eine Handlungspflicht des Offiziellen.1562 Ob die Witterungsbedingungen einen sicheren Sportbetrieb noch zulassen, kann ebenfalls nur für den Einzelfall geprüft werden. Während insbesondere bei Veranstaltungen des Rennsports schon die Sichthinderung durch Nebel oder Verwehungen einen Abbruch erforderlich machen können, wird die Grenze bei Ballsportarten deutlich höher anzusetzen sein.1563 Nur selten wird ein Schiedsrichter ferner dazu verpflichtet sein, durch den Gebrauch der ihm eingeräumten Disziplinar- und Steuerungsgewalt einzelne Athleten präventiv vor einem aggressiven Mitspielerverhalten zu bewahren. Aufgrund der sport-typischen Besonderheiten in der haftungsrechtlichen Würdigung der Mitspielerverletzung im (Kampf-)Sportbetrieb1564 ließe sich eine potentielle Verantwortlichkeit des Wettkampfrichters schon nur angesichts drohender grober Regelwidrigkeiten oder vorsätzlicher Verletzungshandlungen eines Konkurrenten begründen, die nun ihrerseits für den Offiziellen kaum einmal vorhersehbar gewesen sein dürften. Insbesondere eine vorhergehende Regelüberschreitung begründet nicht ohne weiteres die Annahme, der Sportler wende sich von den Geboten der Fairness und des Fairplay ab und werde in nächster Zeit einen Angriff auf einen Mitspieler unternehmen. Sollten freilich doch einmal unabweisbare Anhaltspunkte eine negative Prognose des Sportlerverhaltens bedingen, so kann der Schiedsrichter zur Sicherung des Verkehrs dazu gehalten sein, den Sportler mittels Verwarnung zu Regelkonformität anzuhalten oder ihn gar vom weiteren Wettkampfbetrieb auszuschließen.1565 Ein Spielabbruch ist dort erforderlich, wo dem Schiedsrichter das Verhalten der Athleten zu entgleiten droht. Ist die Außenhhaftung des Verbandsoffiziellen begründet und wird dieser von einem Geschädigten in Anspruch genommen, ist es naheliegend, dem Offiziellen seinerseits einen Anspruch gegen den Verband auf eine Freistellung nach den zur Haftungsprivilegierung des Arbeitnehmers entwickelten Grundsätzen1566 zu gewähren.1567

1562 Zur Frage der Haftung des Schiedsrichters für eine übermäßige Beschädigung der Sportanlage siehe Pfister, in: WFV (Hrsg.), Schriftenreihe Nr. 25, S. 61 (71 ff.). 1563 Pfister, WFV (Hrsg.), Schriftenreihe Nr. 25, S. 61 (70), geht davon aus, dass eine Fußballveranstaltung bei einem heranziehenden schweren Gewitter regelmäßig unterbrochen werden müsse. Nicht auszuschließen ist, dass beispielsweise der Schiedsrichter eines Fußballspiels aufgrund der einschlägigen Statuten auch schon bei einer bloßen Sichtbehinderung dazu verpflichtet ist, den Wettkampf zu unterbrechen, vgl. bspw. § 4 Abs. 9 der Richtlinien zur Ligaverband-SpielO. Ob die entsprechenden Vorschriften jedoch dem Schutz des Einzelnen zu dienen bestimmt sind, kann nur von Norm zu Norm entschieden werden. 1564 Siehe hierzu die Ausführungen oben, § 4 A.II.1.a)bb). 1565 Heermann., in: WFV(Hrsg.), Der Schiedsrichter im Spannungsfeld, S. 45 (63); ders., Haftung im Sport, S. 250; Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 126 f.; Pfister, in: WFV (Hrsg.), Schriftenreihe Nr. 25, S. 61 (68). 1566 BAGE 70, 337 (339), m.w.N.

B. Die Haftung sonstiger Funktionsträger

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III. Die Haftung des Sportstätteneigentümers und des Sportstättenbetreibers Ist der Sportveranstalter nicht zugleich Eigentümer und Betreiber der Sportstätte, auf welcher die Veranstaltung ausgetragen wird, besteht zwischen beiden regelmäßig eine vertragliche Bindung in Form des Sportstättennutzungsvertrages nach dem Recht der Leihe, Miete oder Pacht.1568 Ein unmittelbares vertragliches Rechtsverhältnis zu den Zuschauern und sonstigen Beteiligten besteht hingegen kaum einmal.1569 Ein vertragsähnlicher Ersatzanspruch des Zuschauers gegen den Eigentümer oder Betreiber könnte für die Verletzung etwaiger Sicherungspflichten jedoch ausnahmsweise dort entstehen, wo der Zuschauer nach dem Konstrukt des Vertrags mit Schutzwirkung zugunsten Dritter in den Schutzbereich des Sportstättennutzungsvertrags einbezogen ist.1570 Jedenfalls die Nähe der Zuschauer zur vertragsgemäßen Leistung des Eigentümers oder Betreibers lässt sich kaum von der Hand weisen, sind sie den Mängeln der Sportstätte und damit einer Schlechtleistung des Gebrauchsüberlassenden doch unmittelbar, typischerweise und bestimmungsgemäß ausgeliefert.1571 Ein eigenes berechtigtes Interesse des Veranstalters an der Einbeziehung der Zuschauer begründet sich nach einer objektivierten Betrachtung der jeweiligen Parteiinteressen bereits darin, dass die konkreten Sicherheitsleistungen des Gebrauchsüberlassenden zumindest im Ergebnis gerade zugunsten der Zuschauer und sonstiger am Veranstaltungsgeschehen unmittelbar Beteiligter erbracht werden, und damit nicht zuletzt der veranstaltereigenen Verkehrspflicht zum Schutz des Zu1567 Heermann, in: WFV (Hrsg.), Der Schiedsrichter im Spannungsfeld, S. 45 (65); ders., Haftung im Sport, S. 251 f.; Kuhn, Sportschiedsrichter, S. 139; Pfister, WFV (Hrsg.), Schriftenreihe Nr. 25, S. 61 (80 f.). 1568 Siehe hierzu bereits die Ausführungen oben, § 4 A.I.5. Ausfluss des Sportstättennutzungsvertrags ist die Pflicht des Eigentümers oder Betreibers, die Sportstätte angesichts des konkreten Verwendungszwecks in einen verkehrsfähigen Zustand zu setzen bzw. einen solchen Zustand zu erhalten. Eine Verletzung jener Pflichten bedingt eine Vertragshaftung im Verhältnis zu dem Veranstalter als des Leistungsgläubigers. Spezifische Besonderheiten der Gewährleistungshaftung bestehen insofern nicht, so dass auf eine weitere Auseinandersetzung mit Einzelheiten der Haftung hier verzichtet wird. Vgl. hierzu aber Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 284 ff. 1569 Kaum einmal ist der Eigentümer der Sportstätte selbst Vertragspartner der Zuschauer, vgl. oben, Fn. 905. 1570 Siehe zu den Voraussetzungen des Vertrages mit Schutzwirkung zugunsten Dritter oben, § 3 B. Für die Frage nach einer Schutzwirkung des Sportstättennutzungsvertrags kommt es nicht auf den privatrechtlichen oder öffentlich-rechtlichen Charakter der Rechtsbeziehung an (siehe zum Charakter des Sportstättennutzungsverhältnisses oben, § 4 A.I.5.). Der Gedanke einer vertraglichen Drittschutzwirkung findet auf private wie auch öffentlich-rechtliche Rechtsverhältnisse gleichermaßen Anwendung, vgl. BGH, NJW 1974, 1816 (1817); BGH, NJW 2007, 1061 (1062); Gottwald, in: MüKo, § 328 Rn. 176; Janoschek, in: Bamberger/Roth, § 328 Rn. 47. 1571 So auch Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 104; Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (21); Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 289. Vgl. ferner Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 546 f.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

schauerverkehrs vor anlagenbezogenen Gefahren Genüge getan wird.1572 Auch stellen die Zuschauer zumindest bei großen, auf öffentliche Wirkung ausgerichteten Events einen elementaren Bestandteil des veranstalterischen Gesamtgeschehens dar, der auch für die kommerzielle Wertschöpfung einer Veranstaltung und damit die wirtschaftlichen Interessen des Veranstalters von erheblicher Bedeutung ist.1573 Sowohl die Drittbezogenheit der Leistung als auch das Interesse des Veranstalters am Schutz der Zuschauer und schließlich der Kreis derer, die von einer drittschützenden Vertragswirkung erfasst werden, sind für den Eigentümer oder Betreiber der Sportstätte auch erkennbar.1574 Letzteres gilt auch im Hinblick auf Sportgroßveranstaltungen, bei denen der Eigentümer oder Betreiber der Sportstätte immerhin in der Lage ist, die potentielle Teilnehmerzahl im Voraus abzuschätzen und gegebenenfalls über eine Abrede im Sportstättennutzungsvertrag selbst zu regulieren.1575 Die tatsächliche Relevanz dieser Schutzwirkungskonstruktion wird in der Praxis freilich durch die mangelnde Schutzbedürftigkeit des Zuschauers gemindert, welchem regelmäßig eigene inhaltsgleiche Vertragsansprüche gegen den Sportveranstalter aus einer Verletzung des Zuschauervertragsverhältnisses erwachsen.1576 Nur dort, wo kein wirksamer Zuschauervertrag geschlossen wird, ist ein Rückgriff auf die potentielle Schutzwirkung des Sportstättennutzungsverhältnisses zugunsten der Zuschauer in Betracht zu ziehen.1577 1572 Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (21). Vgl. in diese Richtung auch allgemein für den Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter Gottwald, in: MüKo, § 328 Rn. 183. 1573 Vgl. Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 104; Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 290. 1574 Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 104; Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (22); Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 290. Weder die Identität einzelner Dritter noch die genaue Zahl der Betroffenen muss dem Schuldner im Einzelnen bekannt sein. Entscheidend ist, dass ein Vertrags- und Haftungsrisiko für den Schuldner überschaubar, kalkulierbar und gegebenenfalls versicherbar bleiben. Siehe hierzu bereits die Nachweise oben, Fn. 485. 1575 Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 290. Vgl. auch RGZ 160, 153 (155); Gottwald, in: MüKo, § 328 Rn. 187; Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 104; Jagmann, in: Staudinger, § 328 Rn. 105. Anderes gilt gegenüber dem Zuschauer, welcher sich den Zutritt zur Sportveranstaltung erschleicht. Dessen unberechtigte Teilnahme an der Veranstaltung ist für den Eigentümer oder Betreiber der Sportstätte weder erkennbar noch kalkulierbar. Eine Wertungskorrektur nach Treu und Glauben durch den Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter scheint insoweit nicht geboten (zur str. Frage der Rechtsgrundlage des Drittschutzes siehe die Nachweise oben, Fn. 477). Der Dritte ist hier auf den allgemeinen Schutz des Deliktsrechts zu verweisen. 1576 Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (22). Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 547, geht gar soweit, das Konstrukt einer vertraglichen Drittschutzwirkung des Sportstättennutzungsvertrages im Verhältnis zu den Zuschauern pauschal abzulehnen. 1577 Vgl. Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 104 f.; Richtsfeld, SpuRt 1997, 197. Demgegenüber erschließt sich für Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 290, im Ergebnis ein erweiterter Anwendungsbereich der Schutzwirkungskonstruktion. Da eine Ersatzpflicht des Sportveranstalters für Schäden aufgrund baulicher Mängel der Sportstätte im

B. Die Haftung sonstiger Funktionsträger

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Ungeachtet etwaiger vertraglicher Beziehungen ergibt sich die Haftung des Sportstätteneigentümers und -betreibers als desjenigen, welcher durch die Gebrauchsüberlassung einen Verkehr eröffnet, aus den allgemeinen Vorschriften des Deliktsrechts unter Rekurs auf die zu den Verkehrspflichten entwickelten Grundsätze.1578 Hervorzuheben ist insbesondere die Haftung des Grundstücks- und Gebäudebesitzers sowie des Gebäudeunterhaltungspflichtigen gemäß der §§ 836 ff. BGB.1579 Spezielle Normen der Gefährdungshaftung treten hinzu, wenn die Sportstätte mit dem Betrieb bestimmter Anlagen oder Einrichtungen wie beispielsweise einer Bergbahn (§ 1 HaftpflG) verbunden ist.1580 Erfolgt die Gebrauchsüberlassung als hoheitlicher Akt durch einen staatlichen oder kommunalen Rechtsträger, richtet sich die Haftung nach den Grundsätzen der Amtshaftung, § 839 BGB, Art. 34 GG.1581 Eine Modifikation des Pflichtenmaßstabs geht damit regelmäßig nicht einher.1582 Die Haftung von Sportstätteneigentümer und Sportstättenbetreiber ist im Gesamtkontext der Organisations- und Durchführungsverantwortlichkeit der Sportveranstaltung gewiss von praktischer Relevanz. Der Bereich anlagenbezogener Sicherungspflichten ist jedoch bereits Bestandteil des umfassenden Pflichtenprogramms des Sportveranstalters selbst,1583 was eine vertiefte Auseinandersetzung mit einzelnen Pflichten an dieser Stelle weitgehend erübrigt.1584 Primär hat der EigenVerhältnis zu den Zuschauern von Stein grundsätzlich negiert wird, sei deren Schutzbedürftigkeit ohne Rücksicht auf ein Zuschauervertragsverhältnis „in der Regel gegeben“. Dem kann nach den oben, § 4 A.II., getätigten Ausführungen jedoch nicht zugestimmt werden. 1578 Siehe zu den Verkehrspflichten ausführlich oben, § 3 C. 1579 Siehe hierzu OLG Düsseldorf, SpuRt 2000, 112 (113); Fritzweiler, in: Fritzweiler/ Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 547; Martin, DS 2007, 103 (105). Zur Haftung gem. § 836 BGB im Kontext von Zuschauerausschreitungen auch Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 297 ff. 1580 Vieweg, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 146. Keine Anwendung findet § 1 HaftpflG auf Skischlepplifte, BGH, NJW 1960, 1345. 1581 Allgemein zum Tatbestand der Amtshaftung Ossenbühl/Cornils, Staatshaftungsrecht, S. 14 ff. 1582 Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 288. Vgl. ferner zur Sportstättenhaftung im öffentlich-rechtlichen Sportbetrieb Heermann, Haftung im Sport, S. 200 ff. 1583 Siehe zu den – auch sportstättenbezogenen – Verkehrspflichten des Sportveranstalters die Ausführungen oben, § 4 A.II.1.b) und § 4 A.II.2. Die sich überschneidenden Pflichtenkreise bedingen gegebenenfalls eine gesamtschuldnerische Haftung von Veranstalter und Eigentümer im Außenverhältnis. Die Verantwortung im Innenverhältnis bestimmt sich hingegen nach den einschlägigen Bestimmungen des Gebrauchsüberlassungsvertrages. Siehe zu Fragen von Gesamtschuld und Regress noch unten, § 5 C. 1584 Ähnlich Fritzweiler, in: Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 547. Eine monografische Aufarbeitung des „Sportstätten-Haftungsrechts“ bietet Börner in seiner gleichnamigen Dissertation. Eine gekürzte Fassung bietet ders., in: Scheffen (Hrsg.), Haftung und Nachbarrecht, S. 37 ff. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Börner seine Ausführung auf den allgemeinen Sportbetrieb konzentriert und solche Haftungsfälle, die ihre Ursachen in den besonderen Gefahren einer Veranstaltung finden, weitgehend ausgeklammert lässt (S. 24). Vgl. aber zum veranstaltungsbezogenen Teil der Verkehrspflichten des Stadioneigentümers die Ausführungen bei Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 291 ff.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

tümer oder Betreiber der Sportstätte einen baulich und technisch sicheren Zustand unter Berücksichtigung der konkreten Verwendung der Sportstätte1585 und besonderer öffentlich-rechtlicher Pflichten, beispielsweise aus den einschlägigen Brandschutzvorschriften, herzustellen und aufrechtzuerhalten.1586 Beschränkt ist der Verantwortungsbereich des Eigentümers oder Betreibers durch seinen rechtstatsächlichen Veranstaltungsbeitrag. Schuldet der Sportstätteneigentümer lediglich die Überlassung einer Sporthalle, in welcher der Veranstalter ein Eishockeyspiel durchzuführen gedenkt, haftet er zwar für Schäden aus allgemeinen Gefahren der Veranstaltungsstätte, etwa durch ein Einstürzen des Hallendachs. Für eine mangelnde Absicherung der Zuschauerplätze durch Schutzbanden oder vergleichbare Vorrichtungen kann er jedoch nur soweit zur Verantwortung gezogen werden, als diese Bestandteil des eigentlichen Bauzustandes der Halle waren oder sein sollten und nicht erst vom Veranstalter selbst eigenverantwortlich einzufügen sind.1587 Nicht selten delegiert der Sportstätteneigentümer im Übrigen seine Verkehrssicherungspflichten an den Veranstalter.1588 Es bleibt jedoch ein Rest rechtlicher Verantwortung insbesondere in Form der Überwachungspflicht erhalten.1589

1585 Eine auf die Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen ausgelegte Stätte muss folglich den besonderen Anforderungen an die Sicherheit im Massenverkehr genügen. Vgl. hierzu bereits die Ausführungen oben, § 4 A.II.2. 1586 Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18 (19); Groda, Verkehrssicherungspflichten gegenüber Zuschauern, S. 101, 108; Heermann, Haftung im Sport, S. 193 f.; Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (22); Motzke, NZBau 2004, 297 (298); Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 291 ff.; Vieweg, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 146. 1587 Richtsfeld, SpuRt 1997, 196 (197). 1588 Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18 (28); Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (22); Richtsfeld, SpuRt 1997, 196 (197); D. Schwab, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 63 (78). Vgl. hierzu auch beispielhaft das Vertragsmuster über die Gebrauchsüberlassung einer Sportimmobilie bei Partikel, Formularbuch (2. Aufl. 2006), S. 173 ff. Dort heißt es unter § 5 Abs. 1 zu Unterhalt und Pflege: „Der Sportverein ist verpflichtet, das Grundstück und alle darauf befindlichen Bauwerke und Anlagen auf eigene Kosten ordnungsgemäß und verkehrssicher instand zu halten und instand zu setzen.“ Nach § 7 des Vertragsmusters ist der Sportverein als Nutzer ferner dazu verpflichtet, „die an das Grundstück grenzenden Gehwege und Zuwegungen in dem Umfang, wie es nach den gesetzlichen Bestimmungen einem Grundeigentümer obliegt, auf seine Kosten zu reinigen (…)“. Eine Abwälzung der Pflichten durch den Eigentümer wird freilich von den rechtlichen und faktischen Möglichkeiten zur Pflichterfüllung durch den Veranstalter begrenzt. Die Erhaltung der Bausicherheit kann demnach nicht delegiert werden, Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 547. Siehe ferner zu den Anforderungen an die Übertragung von Verkehrspflichten durch den Betreiber der Sportstätte Martin, DS 2007, 130 (131 f.). 1589 Richtsfeld, SpuRt 1997, 196 (197); Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (52); Wiethaup, VersR 1971, 16 (17). Siehe zur Delegation der Verkehrspflichten im Übrigen bereits die Ausführungen oben, § 3 C.IV.

B. Die Haftung sonstiger Funktionsträger

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IV. Die Haftung privater Sicherheits- und Ordnungsdienste Insbesondere bei Sportgroßveranstaltungen, die wegen der hohen Zahl an Teilnehmern ein enormes Störungspotenzial bergen, werden private Sicherheitsdienstleister mit der Wahrnehmung sicherheitstechnischer Aufgaben bei Organisation und Durchführung des Events betraut.1590 Bevor auf die zivilrechtliche Haftung der Sicherheits- und Ordnungsdienste eingegangen wird, sind zunächst die besonderen Rechtsbeziehungen des Dienstleisters zu sonstigen Veranstaltungsteilnehmern darzustellen.1591 1. Die Rechtsverhältnisse des Sicherheitsdienstleisters zu sonstigen Veranstaltungsteilnehmern Unmittelbare schuldrechtliche Nähebeziehungen bestehen zwischen Sicherheitsdienstleistern, deren Dienste der Veranstalter für sich nutzbar macht, und Athleten, Zuschauern oder sonstigen Beteiligten regelmäßig nicht. In Frage steht jedoch einmal mehr ein Rechtsverhältnis aus einem Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter und zulasten des Dienstleisters.1592 Eine drittschützende Wirkung kann zunächst dem Dienstleistungsverhältnis zwischen dem Sportveranstalter und dem jeweiligen Sicherheitsunternehmen zugesprochen werden. Ein bestimmungsgemäßes Näheverhältnis der einzelnen Veranstaltungsteilnehmer zur vertraglichen Leistung ist gegeben. Wie bei den Bewachungs- und Obhutsverträgen,1593 erfolgt auch die Leistung des Sicherheits- und Ordnungsdienstes primär zugunsten der Veranstaltungsteilnehmer, namentlich der Spieler, Zuschauer oder des Eigentümers der Sportstätte.1594 Diese gilt es vor dem Einsatz gefährlicher Gegenstände, Übergriffen rivalisierender Fangruppen, Sachbeschädigungen oder sonstiger Gefahren zu bewahren. Auch der Veranstalter hat ein eigenes Interesse an dem Schutz dieser Personen, ist er doch nach den dargestellten Grundzügen der Verkehrspflichtendoktrin für deren Unversehrtheit verantwortlich. Wo ein selbstständiger vertraglicher Ersatzanspruch gegen den Veranstalter nicht 1590

Siehe bereits oben, § 1 B.V. Zu den Rechtsverhältnissen zwischen Sportveranstalter und privaten Dienstleistern siehe bereits oben, § 4 A.I.6. 1592 Vgl. zu den allgemeinen Anforderungen und Voraussetzungen des Vertrags mit Schutzwirkung zugunsten Dritter die Ausführungen oben, § 3 B. 1593 Diesen wird nach überwiegender Rechtsauffassung regelmäßig eine drittschützende Wirkung zugunsten des vertragsfremden Eigentümers der bewachten Gegenstände zugesprochen, vgl. BGH, NJW 1987, 2510 (2511); Dubischar, NJW 1989, 3241 (3245); Gottwald, in: MüKo, § 328 Rn. 228; Janoschek, in: Bamberger/Roth, § 328 Rn. 66. 1594 Vgl. auch schon die entsprechenden Ausführungen zur drittschützenden Wirkung des Rechtsverhältnisses zwischen Verband und Verbandsoffiziellem zum Schutz der Veranstaltungsteilnehmer oben, § 4 B.II. 1591

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

besteht und der Betroffene mithin als schutzwürdig zu erachten ist,1595 ist die Ausweitung des Schutzbereichs des Dienstverhältnisses nach den Gedanken von Treu und Glauben damit naheliegend.1596 Auch dem Arbeits- oder Dienstvertrag des einzelnen Ordnungsdienstmitarbeiters mit dem Veranstalter als dessen Arbeitgeber ließe sich nach den benannten Aspekten eine Schutzwirkung zugunsten einzelner Veranstaltungsteilnehmer zuerkennen.1597 1595 Zu beachten ist in diesem Zusammenhang insbesondere, dass der Veranstalter in bestehenden Vertragsverhältnissen dem geschädigten Dritten gem. § 241 Abs. 2 BGB zu Schutz und Fürsorge verpflichtet ist und sich in Erfüllung dieser Verbindlichkeit des Sicherheitsdienstleisters als eines Gehilfen bedient, dessen Verhalten gem. § 278 S. 1 BGB dem Veranstalter nunmehr zurechenbar ist und einen eigenständigen schuldrechtlichen Haftungsanspruch des Geschädigten begründet. Insbesondere im Fall der Sportgroßveranstaltung ist die Schutzbedürftigkeit aufgrund bestehender vertraglicher Ansprüche gegen den Veranstalter selbst damit regelmäßig nicht gegeben. Zu diesem Ergebnis kommt auch Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 311, der in seiner Untersuchung ausschließlich solche Massenveranstaltungen des Sports im Blick hat. 1596 Vgl. zu § 242 BGB als Rechtsgrundlage des Vertrags mit Schutzwirkung zugunsten Dritter die Nachweise oben, Fn. 477. Einem untragbaren Haftungsrisiko, welches die Anwendung der auf Treu und Glauben gestützten Haftungserweiterung verböte, sind die Ordnungsdienstleister unter Berücksichtigung der Vorgabe einer gesetzlichen Haftpflichtversicherung aus § 6 BewachVO hingegen nicht ausgesetzt. 1597 A.A. ist hingegen Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 304. Schutzpflichten zugunsten der Zuschauer einer Sportveranstaltung könnten trotz der auch von Stein nicht negierten Leistungsnähe ebenjener nicht in den Arbeitsvertrag eines Vereinsangestellten hineininterpretiert werden. Denn grundsätzlich bestehe die Pflicht des Arbeitnehmers zu sorgfältiger Arbeit in erster Linie „nur zur Vermeidung deliktischer oder vertraglicher Ansprüche des Vertragspartners des Arbeitgebers sowie vertraglicher Regreßansprüche seines Arbeitgebers. Dies gebiete der Schutz des Arbeitnehmers vor der Außenhaftung.“ Einen validen Begründungsansatz gegen die Einbeziehung Dritter in den Schutzbereich des Arbeitsvertrags liefern jedoch weder Stein noch der von ihm zitierte Dubischar, NJW 1989, 3241. Der gemeinsame Rekurs auf die Entscheidung des BGH, NJW 1987, 2510 f., nach welcher der Arbeitsvertrag eines Wachmanns mit einem Bewachungsunternehmen keine Schutzwirkung zugunsten des Eigentümers der bewachten Gegenstände entfalte, ist nicht zielführend. Eine ergänzende Auslegung des Arbeitsverhältnisses hinsichtlich einer Erweiterung des Schutzbereichs (so der in der Rechtsprechung vorherrschende rechtsdogmatische Begründungsansatz, vgl. die Nachweise oben, Fn. 477) schließt das Gericht zwar aus, begründet dies jedoch mit der mangelnden Schutzbedürftigkeit des Eigentümers ob eigener Schadensersatzansprüche aus dem Bewachungsvertrag gegen den Arbeitgeber des Wachmanns. Lediglich obiter bemerkt das Gericht: „Wollte man dem Eigentümer des Lagerguts darüber hinaus unmittelbare Schadensersatzansprüche wegen der Verletzung vertraglicher Pflichten gegen einen Wachmann des Bewachungsunternehmens zubilligen, würde das den Haftungsbereich des Arbeitsvertrages des Wachmanns in einer für den Arbeitnehmer nicht mehr überschaubaren und daher unzumutbaren Weise ausweiten.“ Der hier gezogene Schluss einer mangelnden Zumutbarkeit der Haftungsausdehnung ist jedoch verfehlt. Denn jedenfalls bleibt der Wachmann – und mit ihm jeder Arbeitnehmer bei Verletzung arbeitsvertraglicher Pflichten – seinem Arbeitgeber selbst im Innenverhältnis regresspflichtig, Dunz, VersR 1988, 34 (35). Zwar kommen an dieser Stelle die den Arbeitnehmer privilegierenden Grundsätze des innerbetrieblichen Schadensausgleichs zur Anwendung. Diese gelten jedoch nicht nur angesichts des Regressanspruchs des Arbeitgebers, sondern sind auch in der Form eines Schutzanspruchs des Arbeitnehmers gegen den Arbeitgeber auf Freistellung von den Primärersatzansprüchen des Dritten gegen den Arbeitnehmer

B. Die Haftung sonstiger Funktionsträger

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Unbenommen jeglicher Erwägungen zu einem vertraglichen Drittschutz gegenüber dem Sicherheitsdienstleister ist dieser jedenfalls nach den allgemeinen Grundsätzen der Verkehrspflichtenlehre als Delegat spezifischer Schutzpflichten den Veranstaltungsteilnehmern gegenüber für die Gewähr von Sicherheit und Ordnung verantwortlich.1598

2. Der Verantwortungsbereich des Sicherheitsdienstleisters Der spezifische Umfang des jeweiligen Aufgaben- und Pflichtenbereichs eines privaten Sicherheitsdienstleisters kann nur anhand der konkreten Abrede mit dem Sportveranstalter im jeweiligen Einzelfall bestimmt werden. Als eine Art „verlängerter Arm“ des Sportveranstalters treffen die Sicherheits- und Ordnungsdienste in Ausübung des Hausrechts die erforderlichen Maßnahmen, um Gefahren für den geordneten Ablauf der Veranstaltung abzuwenden.1599 Das potentielle Tätigkeitsspektrum umfasst damit in der Praxis diverse Aspekte der Verhütung von Sportveranstaltungsunfällen, wie sie im Einzelnen schon im Kontext der Verantwortung des Sportveranstalters selbst dargelegt worden sind.1600 Je nach Art und Umfang der Veranstaltung zählen zu den Aufgaben typischerweise Anfahrts- und Einlasskontrollen, der Schutz besonders sicherheitsempfindlicher Bereiche (zum Beispiel der Mannschaftsräume oder des Spielfelds), der Schutz der Athleten und Offiziellen, die Überprüfung und Durchsuchung von Personen, die Beschlagnahme verbotener Gegenstände, das Aussprechen von Platzverweisen, die Platzeinweisung, die Durchsetzung der Sektoren- und Blocktrennung, das Freihalten von Auf- und Abgängen sowie von Rettungs- und Fluchtwegen, der Informationsaustausch mit staatlichen Sicherheitskräften, die Überwachung und Dokumentation sowie im Gefahrenfall die Durchführung einer geordneten Evakuierung.1601 Soweit das Aufgabenfeld privater Sicherheitsdienstleister auch die Anwendung von Gewalt als ultima ratio umfasst, gilt es, das Spannungsfeld zum anerkannten anzuwenden. Die Einbeziehung des geschädigten Dritten in den Schutzbereich des Arbeitsvertrages bedeutet für den Arbeitnehmer damit im Endeffekt keine wesentliche Verschlechterung seiner haftungsrechtlichen Stellung. Lässt sich insbesondere das Schutzinteresse des Arbeitgebers unter rechtstatsächlichen Gesichtspunkten überzeugend begründen, so ist der Schutzbedürftigkeit des Arbeitnehmers über den Weg der innerbetrieblichen Mechanismen des Arbeitsrechts Rechnung zu tragen, nicht jedoch über eine unsachgemäße Beschränkung des Pflichtenumfangs des Arbeitnehmers gegenüber einem Dritten. 1598 Siehe allgemein zur Delegation von Verkehrspflichten die Ausführungen oben, § 3 C.IV. In Betracht zu ziehen ist daneben eine Haftung gem. § 823 Abs. 2 BGB i.V.m. der Verordnung über das Bewachungsgewerbe, Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 308. 1599 Nationales Sicherheitskonzept FIFA-WM 2006, S. 32. 1600 Siehe die Ausführungen oben, § 4 A.II.2.b). 1601 Vgl. beispielhaft die Aufzählung der Aufgaben der Sicherheitsdienste bei Fußballspielen nach Art. 21 Abs. 6 der FIFA-Safety Guidelines; § 26 Abs. 10 der DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen. Siehe ferner den Leitfaden für Fußballvereine zum Einsatz von Platzordnern des Bayerischen Fußballverbandes, S. 6 ff.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

staatlichen Gewaltmonopol zu lösen, welches als Ausfluss des Rechtsstaatsprinzips in Art. 20 Abs. 3, 33 Abs. 4 GG eine mittelbare verfassungsrechtliche Verankerung gefunden hat.1602 Denn grundsätzlich obliegt allein dem Staat als der in Überwindung mittelalterlicher Herrschaftsstrukturen durch demokratischen Prozess legitimierten Wirkungseinheit die Garantie von Rechtsfrieden und Sicherheit, zu deren effektiver Durchsetzung ihm das alleinige Recht zur Anwendung und Ausübung von Gewalt übertragen wird.1603 Zu den wesentlichen Maßgaben des rechtswissenschaftlichen Diskurses um den Verantwortungs- und Haftungsbereich privater Sicherheits- und Ordnungsdienste zählt es mithin, die Grenzen dessen, was von einem privaten Sicherheitsdienstleister als Maßnahme der Verkehrssicherung überhaupt erwartet werden darf, vor dem Hintergrund des staatlichen Gewaltmonopols aufzuzeigen. Eine Lösung findet sich im Rekurs auf die wesentlichen Durchbrechungen des staatlichen Gewaltmonopols, die in Form einer Rückkehr zu dem von Hobbes als „status naturalis“ bezeichneten Ausgangszustand individueller Gewaltausübung bereits dort in der verfassungsrechtlichen Ordnung selbst angelegt sind, wo das Dogma des grundrechtsgebundenen Rechtsstaats eine Abweichung unerlässlich werden lässt. Denn aus den Grundrechten, die nicht nur als legitimatorisches Fundament der Rechtsstaatlichkeit, sondern gleichsam als ideelles Gegengewicht zur Wahrnehmung staatlicher Kompetenzen und Ordnungsansprüche konzipiert sind, lassen sich strikte Grenzen einer umfassenden Gewaltübertragung vom Einzelnen auf das Ganze ablesen, so dass eine Kollision des Anspruchs auf Friedensgewähr und des Anspruchs auf Freiheitsgewähr nicht einseitig zu Gunsten des einen und damit zu Lasten des anderen Prinzips aufgelöst wird. Beschränkt sei das staatliche Gewaltmonopol folglich durch einen effektiven Grundrechtsschutz seiner Bürger.1604 Das Wirken des Sicherheitsdienstes, der im Rahmen einer Sportveranstaltung mit privater Ordnungsgewalt betraut wird, ist mithin grundsätzlich dort zulässig, wo der staatliche Ordnungsanspruch nicht tangiert oder den individuellen Selbstschutzrechten der Vorrang zu gewähren ist.1605 Kontrolle, Inspektion oder Observation konfligieren für sich genommen schon nicht mit dem staatlichen Gewaltmonopol.1606 Demgegenüber lässt sich der Gewalteinsatz durch Ordner, Stewards oder sonstige 1602 Allgemein zum Spannungsverhältnis von Gefahrenabwehr durch private Sicherheitsdienstleister und das staatliche Gewaltmonopol Hammer, DÖV 2000, 613 ff.; Schulte, DVBl. 1995, 130 ff. Anderes gilt, sollte die Sportveranstaltung von staatlicher Stelle ausgerichtet (so z. B. Militärmeisterschaften) und die Sicherheitskräfte durch den staatlichen Veranstalter im Wege der Beleihung mit hoheitlichen Gewaltbefugnissen zur Ausübung des öffentlich-rechtlichen Hausrechts ausgestattet werden. Die Kollision mit dem staatlichen Gewaltmonopol bleibt hier aus, vgl. Hammer, DÖV 2000, 613 (619); Schulte, DVBl. 1995, 130, (135). 1603 Vgl. Hammer, DÖV 2000, 613 (614 ff.); Schulte, DVBl. 1995, 130 (131 ff.). 1604 Vgl. Hammer, DÖV 2000, 613 (616 ff.); Schulte, DVBl. 1995, 130 (133); Stober, NJW 1997, 889 (994). 1605 So allgemein für private Sicherheitsdienste Hammer, DÖV 2000, 613 (617). 1606 Hammer, DÖV 2000, 613 (619).

B. Die Haftung sonstiger Funktionsträger

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Sicherheitskräfte ausschließlich dort rechtfertigen, wo die grundrechtliche Schutzpflicht eine legitimatorische Grenze des Gewaltmonopols im Staatskosmos erwirkt. Der gewerbliche Sicherheitsdienst befindet sich hierbei in keiner anderen Rechtsposition als jeder einzelne Bürger: Er kann sich für den Fall, dass staatlicher Schutz gegen einen rechtswidrigen Angriff oder eine unmittelbar bevorstehende Gefahr nicht mehr rechtzeitig erlangt werden kann, auf die privaten Notrechte der Notwehr, des Notstandes oder der Selbsthilfe in ihren Ausprägungen der §§ 32, 34 StGB, §§ 227 ff. 859 f., 904 BGB und des § 127 StPO als der klassischen Fälle statthafter privater Gewaltanwendung berufen.1607 Diese „Jedermann-Rechte“ können von den Sicherheitsdiensten unter Berücksichtigung ihrer Voraussetzungen und Reichweite uneingeschränkt für den Sportveranstalter als Besitzer und/oder Eigentümer der Sportstätte oder als Inhaber des Hausrechts, aber auch für jeden anderen Dritten, dessen Rechtsgüter im Zuge der Veranstaltung drohender Beeinträchtigung ausgesetzt sind, in Anspruch genommen werden.1608 Insbesondere dem Hausrecht, welches seine Manifestation und inhaltliche Ausgestaltung typischerweise in einer Haus- oder Nutzungsordnung findet, nach welcher den Personen, die sich in den Hausbereich begeben, bestimmte Verhaltenspflichten auferlegt werden können, kommt in diesem Zusammenhang eine zentrale Bedeutung zu. Bei Sportveranstaltungen, zumindest solchen mit dem Charakter einer Massenveranstaltung, werden alle Personen, die das Veranstaltungsgelände betreten, in der Regel dazu angehalten, Schädigungen, Gefährdungen und solche Behinderungen und Belästigungen anderer zu unterlassen, die über das veranstaltungs-typische Maß hinausgehen.1609 Auf- und Abgänge sind von Besuchern freizuhalten.1610 Das Mitführen von Gegenständen die als Waffe und Wurfgeschoss gebraucht werden könnten, ist untersagt.1611 Abfälle und Verpackungsmaterialien sind nicht achtlos wegzuwerfen, sondern in den bereitstehenden Abfallbehältern zu entsorgen.1612 Den

1607

Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 164; Schulte, DVBl. 1995, 130 (133). 1608 Vgl. auch die gesetzliche Anordnung in § 34a Abs. 5 GewO: „Der Gewerbetreibende und seine Beschäftigten dürfen bei der Durchführung von Bewachungsaufgaben gegenüber Dritten nur die Rechte, die Jedermann im Falle einer Notwehr, eines Notstandes oder einer Selbsthilfe zustehen, die ihnen vom jeweiligen Auftraggeber vertraglich übertragenen Selbsthilferechte sowie die ihnen gegebenenfalls in Fällen gesetzlicher Übertragung zustehenden Befugnisse eigenverantwortlich ausüben.“ 1609 Vgl. bspw. § 5 Abs. 1 der FIFA-Musterhausordnung für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. 1610 Vgl. bspw. § 5 Abs. 4 der FIFA-Musterhausordnung für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. 1611 Vgl. bspw. § 6 Abs. 1 lit. c der FIFA-Musterhausordnung für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. 1612 Vgl. bspw. § 5 Abs. 5 der FIFA-Musterhausordnung für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Anordnungen der privaten Sicherheitsdienste ist stets Folge zu leisten.1613 In einem Verstoß gegen diese oder sonstige Vorschriften einer rechtswirksamen Hausordnung manifestiert sich nunmehr eine Verletzung des Hausrechts. Damit kommt ein Hausfriedensbruch (§ 123 StGB) in Betracht, der private Notrechte gegen den Täter zulässig macht. Auch dem privaten Ordnungsdienst steht es in diesem Zusammenhang zu, solche Personen, die mit ihrem Verhalten gegen die geltende Hausordnung verstoßen, des Veranstaltungsgeländes zu verweisen, wobei der Einsatz von Gewalt mitunter gerechtfertigt sein kann.1614 Diesem Befund steht nicht entgegen, dass die Ausübung der Notrechte durch Sicherheitsdienstleister professionalisiert wird.1615 Allerdings erlauben die systemimmanenten Grenzen des jeweiligen Notrechts eine situationsspezifische Konkretisierung der Anforderungen im Einzelfall, nach der für einen geschulten Ordner etwa ein milderes Mittel in Betracht zu ziehen sein kann als für den durchschnittlichen Berechtigten.1616 Auf der anderen Seite kann von einem professionellen Nothelfer, der nicht nur in Erfüllung vertraglicher Pflichten dem Veranstalter gegenüber handelt, sondern als Verkehrspflichtendelegat zugleich den sonstigen Veranstaltungsteilnehmern zur Gewähr von Sicherheit und Ordnung verpflichtet ist,1617 erwartet werden, auch vor dem Einsatz der erforderlichen physischen Gewalt nicht zurückzuschrecken. Keinesfalls ist dem Ordner jedoch abzuverlangen, unter Einsatz seiner Gesundheit oder seines Lebens für die Erfüllung der ihm übertragenen Aufgaben einzustehen.1618 Die Verletzung eigener Pflichten ist folglich nicht schon dort begründet, wo private Sicherheitskräfte davor zurückschrecken, einen mit gewaltbereiten Hooligans gefüllten Stadionblock zu stürmen, um beispielsweise die Kundgabe rassistischer Äußerungen zu unterbinden. In den meisten Fällen dürfte ohnehin der Versuch einer friedlichen Kooperation zwischen Ordnungsdienst und Zuschauern – auch unter dem Gesichtspunkt der deeskalierenden Wirkung – von größerem Erfolg gekrönt sein, als der Rückgriff auf Gewaltanwendung.

1613

2006.

Vgl. bspw. § 5 Abs. 2 der FIFA-Musterhausordnung für die Fußball-Weltmeisterschaft

1614 Insbesondere setzt der Gebrauch des Notwehrrechts keine Rechtsgüterabwägung im Sinne der Verhältnismäßigkeit der Notwehrhandlung voraus, vgl. T. Fischer, § 32 Rn. 31. 1615 Hammer, DÖV 2000, 613 (620); Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 165; Schulte, DVBl. 1995, 130 (133 f.); Stober, NJW 1997, 889 (893 f.). A.A. hingegen Hoffmann-Riem, ZRP 1977, 277 (282 ff.). 1616 Vgl. Schulte, DVBl. 1995, 130 (134). 1617 Siehe zu den Rechtswirkungen der Delegation von Verkehrspflichten oben, § 3 C.IV. 1618 Siehe hier instruktiv den Leitfaden für Fußballvereine zum Einsatz von Platzordnern des Bayerischen Fußballverbandes, S. 13.

B. Die Haftung sonstiger Funktionsträger

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V. Die Tätigkeit staatlicher Sicherheits- und Ordnungskräfte Auch der Staat hat die Gewähr von Sicherheit bei Sportgroßveranstaltungen längst als originären Bestandteil hoheitlicher Ordnungsverantwortung begriffen.1619 Obgleich das Thema staatshaftungsrechtlicher Ansprüche nicht den Kern dieser Arbeit zum Zivilhaftungsrecht berührt, kann hier zumindest auf eine knappe Darstellung wesentlicher Aspekte staatlicher Kompetenz und staatlicher Verantwortung im Kontext des Sportveranstalterhaftungsrechts nicht verzichtet werden.1620 Denn wie bereits zu den Kompetenzen privater Sicherheitsdienste angeführt, gilt es, durch die Skizzierung der hoheitlichen Maßnahmen zur Gefahrenabwehr im Kontext von Sportveranstaltungen den Bereich privater gegen den Bereich staatlicher Sicherheitsverantwortung abzugrenzen. Eine umfassende Auseinandersetzung mit der zivilrechtlichen Sportveranstalterhaftung erfordert mithin auch die Darstellung staatlicher Aufgaben im Bereich der Sicherheitsgewähr bei Sportveranstaltungen. Als Annex wird schließlich die Frage der Kostentragung polizeilicher Einsatztätigkeit im Kontext von Sportevents angesprochen, deren Relevanz sich hier – wenngleich ebenfalls nicht zivilrechtlicher Natur – doch zumindest aus einer erheblichen Bedeutung für das Planungs-, Finanzierungs- und Organisationskonzept des privaten Sportveranstalters ergibt. 1. Der Verantwortungsbereich staatlicher Sicherheits- und Ordnungskräfte Wurde bereits der Kompetenzbereich privater Sicherheitsdienste vor dem Hintergrund des staatlichen Gewaltmonopols bestimmt,1621 steht auch der Versuch einer Konkretisierung polizeilicher Verantwortungskreise ganz im Zeichen eines Zusammenspiels verschiedener Verfassungsprinzipien, die sich in einem austarierten Spannungsverhältnis gegenseitig ergänzen und beschränken.1622 Sportveranstaltungen, auch Megaevents wie die Spiele der Fußballbundesligen oder Welt- und Europameisterschaften, werden regelmäßig privat organisiert.1623 Im Ausgangspunkt ist es daher Aufgabe des privaten Veranstalters, seiner Organe und Gehilfen, Sicherheit 1619

Siehe hierzu bereits die Ausführungen oben, § 1 B.VI. Eine ausführliche Darstellung gefahrenabwehrrechtlicher Fragestellungen im Bereich der Sportveranstaltung findet sich etwa bei Nolte, Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 348 ff. Amtshaftungsansprüche gegen staatliche Ordnungsbehörden im Kontext von Zuschauerausschreitungen bei Sportveranstaltungen thematisiert Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 321 ff. 1621 Siehe die Ausführungen oben, § 4 B.IV.2. 1622 Siehe zum Folgenden Nolte, in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (39 f.); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 55 (57). 1623 Breucker, NJW 2006, 1233; Weller, JuS 2006, 497. Veranstalter im Sport sind typischerweise Vereine/Clubs oder Sportverbände, vgl. hierzu bereits die Ausführungen oben, § 1 B.I. 1620

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

und Ordnung im Rahmen der Veranstaltung zu gewährleisten.1624 Dieser Grundsatz ist Ausfluss des verfassungsrechtlichen Subsidiaritätsprinzips: In der Abgrenzung staatlicher Zuständigkeiten von solchen privater Art bleibt der prinzipielle Vorrang privater Freiheitsausübung zu berücksichtigen1625 und die Wahrnehmung staatlicher Aufgaben der gesellschaftlichen Eigenverantwortung damit grundsätzlich unterzuordnen.1626 Wo – nicht zuletzt aufgrund des staatlichen Gewaltmonopols – die Grenzen eines effektiven Privatschutzes erreicht sind, bedingt die staatliche Pflicht zum Schutz der Grundrechte1627 jedoch die hoheitliche Verantwortung, Sicherheit und Ordnung im öffentlichen wie im privaten Raum zu schaffen und durchzusetzen.1628 Auch die Abwehr aufgezeigter (außersportlicher) Gefahren, die von der Durchführung einer Sportveranstaltung ausgehen, erfordert regelmäßig den staatlichen Gewalteinsatz und die Anwendung einzelner Zwangsmaßnahmen. Sicherheitsmaßnahmen der Ordnungsbehörden sind mithin auch im Rahmen privater Sportveranstaltungen dort geboten, wo zugleich Gefahren für die Rechtsgüter der öffentlichen Sicherheit als der Unversehrtheit der objektiven Rechtsordnung, der subjektiven Rechte und Rechtsgüter des Einzelnen und die Funktionsfähigkeit von Einrichtungen und Veranstaltungen des Staates1629 oder der öffentliche Ordnung als der Gesamtheit der ungeschriebenen Regeln, deren Befolgung nach den jeweils herrschenden sozialen und ethischen Anschauungen als unerlässliche Voraussetzung eines geordneten staatsbürgerlichen Gemeinschaftslebens1630 bestehen.1631

1624 Breucker, NJW 2006, 1233; Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 232; Nolte, NVwZ 2001, 147 (148). Siehe im Einzelnen die Ausführungen zur Verkehrspflichtenhaftung des Sportveranstalters für Sportveranstaltungsunfälle oben, § 4 A.II.2. 1625 Scholz, in: Maunz/Dürig, Art. 23 Rn. 102. 1626 Nolte, Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 142 ff. 1627 BVerfGE 39, 1 (42); 46, 160 (164); 53, 30 (57); 56, 54 (73); 79, 174 (201 f.); Sachs, in: Sachs, Vor Art. 1 Rn. 35 ff. 1628 Vgl. Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 50; Nolte, in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (39 f.). 1629 So die allgemein anerkannte Definition des Schutzguts der öffentlichen Sicherheit siehe Denninger, in: Lisken/Denninger (Hrsg.), Hdb. Polizeirecht, S. 192, unter Rekurs auf die Legaldefinition in § 2 Nr. 2 BremPolG. 1630 Zur Definition des Schutzguts der öffentlichen Ordnung Denninger, in: Lisken/Denninger (Hrsg.), Hdb. Polizeirecht, S. 199 ff. 1631 Ausführlich Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18 (29 ff.). Siehe ferner Breucker, NJW 2006, 1233 (1234); Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 234; Nolte, Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 349 f. Zu bedenken ist ferner, dass durch die Veranstaltung mitunter Gefahrenlagen geschaffen werden, deren Auswirkungen weit über den räumlichen und zeitlichen Verantwortungsbereich des Sportveranstalters hinausgehen. Man denke an das Aufeinandertreffen rivalisierender Fangruppen anlässlich eines Sportereignisses auf dem Weg zur Sportstätte. Siehe zu den räumlichen und zeitlichen Grenzen des Verantwortungsbereichs des Sportveranstalters anlässlich außersportlicher Gefahren die Anmerkungen oben, § 4 A.II.2.a).

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2. Relevante Einzelmaßnahmen Fügt man das Prinzip polizeilicher Gefahrenabwehr in das Bild der Sportveranstaltung als Gefahrenbereich und Schadenssphäre1632 ein, so erkennt man die Verantwortung der Ordnungsbehörden primär zum Schutz vor solchen Gefahren, die von Dritten als Störern ausgehen. Dabei ist jede Form des staatlichen Einschreitens den zwingenden, durch die Grundrechte in ihrer originären Funktion als Abwehrrechte des Bürgers gegen den hoheitlichen Eingriff gesetzten Grenzen des Gesetzesvorbehalts und der Verhältnismäßigkeit unterworfen. Die Rechtmäßigkeit der im Folgenden angedachten polizeirechtlichen Einzelmaßnahmen bedarf folglich neben einer einfachen oder qualifizierten Ermächtigungsgrundlage der positiven Überprüfung praktischer Konkordanz im Sinne des schonenden Ausgleichs konfligierender Grundrechte oder dem Konflikt eines grundrechtlich geschützten Rechtsguts mit supraindividuellen Belangen von Verfassungsrang.1633 Ungeachtet punktueller Zuständigkeitsbereiche des Bundes ist die Gefahrenabwehr nach der verfassungsrechtlichen Kompetenzanweisung der Art. 30, 70, 83 GG in Gesetzgebung und Gesetzesausführung den Ländern zur eigener Wahrnehmung überlassen und findet ihren Niederschlag in den jeweiligen Landesgesetzen zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.1634 Darüber hinaus können die zuständigen Exekutivorgane in Ausübung ihrer gesetzlichen Ermächtigung1635 spezifische Rechtsverordnungen erlassen, um die gebotenen Verhaltensweisen und Eingriffsbefugnisse im Störungsfall präzise zu reglementieren.1636 Im Ergebnis sind die Ordnungsaufgaben der staatlichen Ordnungskräfte strikt von denjenigen privater Sicherheitskräfte im Dienste des Veranstalters zu trennen, da die vorrangige Ausübung privatautonomer Selbstschutzrechte einerseits und die staat1632

Siehe dazu die Ausführungen oben, § 2. Nolte, Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 350 f. 1634 Ein Musterentwurf eines einheitlichen Polizeigesetzes ist als unverbindliche Grundlage durch die Konferenz der Innenminister erarbeitet worden. Das Regelwerk des MEPolG hat in den Polizeigesetzen der Länder eine weitgehende Umsetzung erfahren. Zur besseren Übersichtlichkeit wird im Folgenden auf die Normen des MEPolG verwiesen, wie sie bei Heise/ Riegel, MEPolG, abgedruckt sind. Wo das MEPolG keine entsprechenden Vorschriften enthält, wird beispielhaft auf die Normen anderer Landespolizeigesetze verwiesen. 1635 Siehe bspw. § 1 HmbSOG. 1636 Beispielhaft hierfür sind die zahlreichen Polizeiverordnungen für das Stadiongelände, mit denen die Anforderungen an das Verhalten der Besucher großer Sportveranstaltungen öffentlich-rechtlich reglementiert werden. Dort, wo sich das Eigentum an der Sportstätte in öffentlicher Hand befindet, besteht ferner die Möglichkeit, das Verhalten der Stadionbesucher unabhängig von einer etwaigen Polizeiverordnung durch den Erlass einer öffentlich-rechtlichen Nutzungsordnung des Eigentümers zum Gegenstand der staatlichen Rechtsordnung und damit des Schutzguts der öffentlichen Sicherheit zu machen, Breucker, NJW 2006, 1233 (1234). Inhaltlich lassen sich weitgehende Überschneidungen zwischen den einschlägigen öffentlichrechtlichen Ordnungen einerseits sowie den anwendbaren Verbandsvorschriften andererseits feststellen, so dass zumindest eine mittelbare Relevanz der Verbandsvorschriften für das Schutzgut der öffentlichen Sicherheit vermutet werden kann. 1633

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liche Gewaltbefugnis sowie der verfassungsrechtliche Schutzauftrag andererseits grundlegend unterschiedliche Eingriffsbefugnisse statuieren.1637 Die zuständigen Ordnungsbehörden haben unter pflichtgemäßer Ausübung des ihnen durch die Rechtsordnung eingeräumten Ermessensspielraums die geeigneten, erforderlichen und angemessenen Maßnahmen zur Abwehr sämtlicher Gefahren für die Güter der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu ergreifen.1638 Dabei scheint es, als habe sich der Staat durch eine gesteigerte Professionalisierung und Planmäßigkeit bei Stadionund Sportveranstaltungseinsätzen auf aktuelle Gefahrtendenzen, namentlich den Aspekt der Zuschauergewalt, zunehmend eingestellt.1639 Aus polizeitaktischer Perspektive lassen sich die hoheitlichen Einzelmaßnahmen dabei zweckmäßigerweise in zwei Phasen unterteilen: Erstens die Phase der Vorbereitung des Ereignisses und zweitens die Phase im unmittelbaren Vorfeld, im Hergang und im Anschluss an die Veranstaltung als des Veranstaltungsverlaufs im weiteren Sinne.1640 a) Polizeiliche Vorfeldtätigkeiten Im Kontext von Sportgroßveranstaltungen umfasst die präventive Aufgabe der Gefahrenabwehr neben der Abwendung unmittelbarer Gefahren die Gefahrenvorsorge, insbesondere durch die vorbeugende Bekämpfung von Straftaten und steht damit in einem allgemeinen Trend der Gefahrenabwehr durch Vorfeldtätigkeiten.1641 Um das mit der Veranstaltung einhergehende Gefahrenpotenzial einschätzen und spezifische Sicherheitsmaßnahmen zuverlässig planen und effektiv durchführen zu können, knüpft ein nicht unerheblicher Teil der staatlichen Sicherheitskonzeption an die informationelle Erhebung und Pflege personenbezogener Daten an.1642 Regel1637

Vgl. Markert/Schmidbauer, BayVBl. 1993, 517 (521); Nolte, NVwZ 2001, 147 (149); ders., Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 351. Vgl. zu den Gewaltbefugnissen privater Sicherheits- und Ordnungsdienste bereits die Ausführungen oben, § 4 B.IV.2. 1638 Wegen des benannten polizeilichen Ermessensspielraums bleibt dem einzelnen Veranstaltungsteilnehmer regelmäßig der Anspruch auf eine konkrete polizeiliche Maßnahme zum Schutze seiner Rechtsgüter verwehrt, vgl. OLG Celle, VersR 1975, 177 (178 ff.); Eilers, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 18 (34); Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 542; D. Schwab, in: WFV (Hrsg.), Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen, S. 63 (64). 1639 Ähnliches wurde bereits von Stein, Zuschauerausschreitungen, S. 314 f., beobachtet. 1640 Nolte, Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 351, nimmt hingegen eine weitere Ausdifferenzierung insbesondere der hier als zweiter Phase beschriebenen Spanne vor und unterteilt in die Phase der langfristigen Vorbereitung, die Phase der Anreise und des Zusammenkommens der Zuschauer, die Phase der Wettkampfdurchführung und die Phase im Anschluss an das Wettkampfgeschehen. Vergleichbare Differenzierungen finden sich bei Franz/ Günther, NWVBl. 2006, 201 (204 ff.); Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 241 ff.; Markert/Schmidbauer, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 35 (41 ff.). 1641 Nolte, Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 352. Siehe auch Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 99. 1642 Vgl. Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 241; Nolte, NVwZ 2001, 147 (149 f.); ders., Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 353; ders., in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und

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mäßig begründen die entsprechenden Aufklärungsmaßnahmen – beispielsweise unter dem Einsatz szenekundiger Kontaktbeamter1643 – und insbesondere die Speicherung der Daten einen Eingriff in das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung nach Art. 2 Abs. 1, 1 Abs. 1 GG.1644 Die unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten unerlässliche Ermächtigungsgrundlage für diese Form polizeilichen Handelns bieten einerseits Normen der Polizeigesetze der Länder,1645 andererseits auf Bundesebene die sogenannte BKA-Daten-Verordnung.1646 Die Verordnung kann insbesondere als Grundlage der lange umstrittenen Datenspeicherung in der beim Bundeskriminalamt geführten bundesweiten Verbunddatei „Gewalttäter Sport“ der ZIS herangezogen werden.1647 In dieser werden unter qualitätssichernder Kontrolle der ZIS speicherungsfähige Personendaten von Beschuldigten und Verurteilten einer Katalogstraftat sowie die Adressaten spezifischer polizeilicher Maßnahmen zur Verhinderung anlassbezogener Straftaten durch die jeweils örtlich zuständigen Polizeibehörden nach dem Tatortprinzip eingepflegt, aktualisiert und so zu einer bundesweiten Abfrage- und Fahndungsplattform mit Bezug zu Gewaltstraftaten im Umfeld von Sportveranstaltungen zusammengeführt.1648 Nur schwer lassen sich Ausschreitungen jedoch verhindern, wenn die potentiellen Gewalttäter erst vor Ort der Veranstaltung aufeinander getroffen sind. Aus diesem Grund zeigen sich die Ordnungsbehörden bemüht, bereits die Anreise zu kontrollieren und dort wo geboten zu verhindern.1649 In diesem Sinne steht den Behörden das Instrument der Passbeschränkung zur Verfügung, um potentielle Störer an der Reise zu ausländischen Sportereignissen zu hindern, wenn sich nach Tatsachenlage eine Beeinträchtigung der inneren oder äußeren Sicherheit oder sonstiger erheblicher Gewalt, S. 37 (42); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 55 (60). Ausführlich zu informationellen Maßnahmen im Vorfeld einer Fußballveranstaltung Krahm, Hooligangewalt S. 137 ff. 1643 Hierzu Breucker, NJW 2006, 1233 (1236); Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 241. 1644 Nolte, NVwZ 2001, 147 (149). 1645 Siehe bspw. in Hamburg das Gesetz über die Datenverarbeitung der Polizei v. 2. 5. 1991, HmbGVBl. 1991, S. 187. 1646 Verordnung über die Daten, die nach den §§ 8 und 9 des Bundeskriminalamtsgesetzes gespeichert werden dürfen v. 4. Juni 2010, BGBl. 2010 I, S. 716. 1647 Zuvor hatten das VG Hannover, BeckRS 2008, 10003, das OVG Lüneburg, BeckRS 2009, 31332, und das VG Karlsruhe, BeckRS 2010, 48501, die bereits seit 1994 laufende Datenspeicherung auf Bundesebene mangels einer erforderlichen Rechtsgrundlage für rechtswidrig erklärt. Das BVerwG, NJW 2011, 405, teilte im Grundsatz zwar die Auffassung der Instanzgerichte. Da mit der BKA-Daten-Verordnung eine einschlägige und hinreichende Verordnung in der Zwischenzeit erlassen worden war, erklärte es die Datenspeicherung nunmehr jedoch für rechtmäßig. Siehe zur Ermächtigungsgrundlage der Datei auch Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 69 ff. 1648 Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 241; Nolte, NVwZ 2001, 147 (150); Quirling/Müller, Causa Sport 2014, 136 (140); Rieth, Sachstandsbericht – Projekte und Sicherheitsmaßnahmen des deutschen Fußballs, S. 35. 1649 Ausführlich zu aufenthaltsbeschränkenden Maßnahmen im Vorfeld einer Sportveranstaltung Krahm, Hooligangewalt S. 272 ff.

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Belange der Bundesrepublik befürchten lässt.1650 Für den inländischen Verkehr ist demgegenüber auf die Meldeauflage zurückzugreifen. Mangels spezialgesetzlicher Regelung gestützt auf die landesrechtliche polizeiliche Generalklausel,1651 können potentielle Gewalttäter auf diese Weise dazu verpflichtet werden, sich über einen bestimmten Zeitraum zu festgelegten Zeiten an einer genannten Polizeidienststelle zu melden, so dass der Betroffene daran gehindert wird, sich an gefahrträchtigen Orten, beispielsweise einem Fußballstadion am Spieltag, aufzuhalten.1652 Weniger eingriffsintensiv wirkt demgegenüber die Gefährderansprache als ein bloß appelativer Hinweis der Ordnungsbehörden im Vorfeld der Sportveranstaltung, mit welchem dem Betroffenen mitgeteilt wird, dass polizeiliches Interesse an einer Person besteht, die Gefährdungslage registriert und ernstgenommen sowie mögliche Gesetzesvorstöße gegebenenfalls verhindert oder der Strafverfolgung ausgesetzt werden.1653 Es gilt, dem potentiellen Störer klare Grenzen aufzuzeigen und sein Verhalten durch den Hinweis auf ein Tatentdeckungsrisiko und mögliche strafrechtliche Konsequenzen zu beeinflussen. In der Sprache des Sports: eine „Gelbe Karte“.1654 Schließlich bleibt es den Ordnungsbehörden unbenommen, im Veranstaltungsvorfeld hinreichende Aufklärungsarbeit in der Öffentlichkeit und insbesondere unter den Veranstaltungsbesuchern zu leisten, auf diese Weise eine drohende Solidari1650 Rechtsgrundlage einer solchen Passbeschränkung ist § 7 Abs. 2 S. 1 i.V.m. Abs. 1 Nr. 1 PassG. Von dem Vorliegen einer besonderen Gefährdungslage i.S.d. Norm wird ausgegangen, wenn der Betroffene als gewaltbereiter Hooligan bekannt und in einem Zeitraum der letzten zwölf Monate im Zusammenhang mit Gewalttaten aufgefallen ist, so die amtliche Begründung der Norm in BT-Drucksache 14/2726, S. 6. Als gewichtiger Belang der Bundesrepublik i.S.d. Norm wird auch das Ansehen des Bundes im Ausland erachtet. Diese kann durch Gewalttaten deutscher Hooligans auf ausländischem Boden empfindlich und nachhaltig beeinträchtigt werden, Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 242; Nolte, Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 354. Siehe zur Passbeschränkung als Maßnahme der Bekämpfung von Hooliganismus ferner Breucker, NJW 2004, 1631 f.; Hintz, Maßnahmen gegen gewaltbereite Fußballfans, S. 23 ff.; Nolte, NVwZ 2001, 147 (150); ders., in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (42); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 55 (61). 1651 § 8 Abs. 1 MEPolG. 1652 Allgemein zu Begriff und Funktion der Meldeauflage Rachor in: Lisken/Denninger (Hrsg.), Hdb. Polizeirecht (Hrsg.), S. 542. Siehe ferner Breucker, NJW 2004, 1631 (1632 f.); ders., NJW 2006, 1233 (1236); Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 244; Hintz, Maßnahmen gegen gewaltbereite Fußballfans, S. 27 ff.; Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 105 ff. 1653 Allgemein zu Begriff und Funktion der Gefährderansprache Rachor in: Lisken/Denninger (Hrsg.), Hdb. Polizeirecht, S. 540 f. Grundrechte sind hingegen dort berührt, wo die Ansprache bereits mit der Androhung konkreter Maßnahmen für den bloßen Fall der Anreise verknüpft ist (Breucker, NJW 2006, 1233 [1236]; Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 242) oder sie sich in einer Bloßstellung des Betroffenen als eines potentiellen Ordnungsstörers in seinem sozialen Umfeld manifestiert. Dies könnte beispielsweise durch ein Aufsuchen des Adressaten an seinem Arbeitsplatz der Fall sein, Nolte, in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (44); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 55 (62); Rachor in: Lisken/Denninger (Hrsg.), Hdb. Polizeirecht, S. 541 f. Siehe ferner OVG Lüneburg, NJW 2006, 391 (392). 1654 Breucker, NJW 2006, 1233 (1236).

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sierung mit Gewalttaten und Gewalttätern zu vermeiden und auf eine deanonymisierende Ausgrenzung der oftmals als Einzeltäter gebranntmarkten Störer hinzuarbeiten.1655 b) Polizeiliche Maßnahmen im Veranstaltungsverlauf Bereits auf dem Anreiseweg zur Sportveranstaltungsstätte können an Schlüsselpositionen wie Bahnhöfen oder Stadioneingängen polizeiliche Kontrollpunkte errichtet werden, um Personen und Fahrzeuge stichprobenartig auf verbotene Gegenstände hin zu durchsuchen und diese gegebenenfalls sicherzustellen.1656 Ferner können Maßnahmen der Identitätsfeststellung angezeigt sein, um den Aufenthalt von Personen zu verhindern, denen die Teilnahme an der Veranstaltung aufgrund eines wirksamen Stadionverbots oder einer polizeilichen Maßnahme untersagt ist.1657 Eine massive Polizeipräsenz, der Geleitschutz bekannter Störergruppen auf An- und Abmarschwegen,1658 offene Observation1659 und die Anfertigung von Bild- und Tonaufzeichnungen1660 können während des gesamten Veranstaltungsverlaufs dazu geeignet sein, potentielle Gewalttäter zu verunsichern und sie von der Begehung einschlägiger Straftaten abzuhalten. Sie erleichtern im Störungsfall eine Identifi-

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Nolte, Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 356, der zur Deanonymisierung bemerkt: „Ist dieses Ziel erreicht, so ist ein Großteil der Gefahrenabwehr geleistet, da persönliche Verantwortung für Untaten gescheut wird und sich die Gewalttäter nur in der Anonymität der Masse stark fühlen.“ Siehe ferner Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 243 f.; Markert/ Schmidbauer, BayVBl. 1993, 517 (518); dies., in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 35 (41); Nolte., in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (45); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 55 (62). 1656 Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 243; Hintz, Maßnahmen gegen gewaltbereite Fußballfans, S. 235 ff.; Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 144; Nolte, NVwZ 2001, 147 (151); ders., Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 355; ders., in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (44); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 55 (62). Eine Ermächtigungsgrundlage für die Durchsuchung findet sich in §§ 17, 18 MEPolG sowie für die Sicherstellung in § 21 MEPolG. 1657 Nolte, NVwZ 2001, 147 (151); ders., in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (44); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 55 (62). Eine Ermächtigungsgrundlage bietet § 9 MEPolG. Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 242, warnt davor, dass entsprechende Maßnahmen der Polizei in der Hooliganszene mit spezifischen Taktiken erschwert werden. Beispielsweise wird versucht, mit dem gezielten und massenhaften Erscheinen vor der Veranstaltungsstätte unmittelbar vor Beginn der Veranstaltung eine besondere Drucksituation für Polizei und sonstige Sicherheitskräfte aufzubauen und auf diese Weise breite Personenkontrollen zu verhindern. 1658 Um eine freiheitsbeschränkende Maßnahme handelt es sich bei dem Geleit regelmäßig nicht. Den Betroffenen steht es weiter frei, sich zu bewegen. Die Polizisten handeln nach dem sogenannten Klettenprinzip, Nolte, Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 359. 1659 Bspw. nach § 9 HmbGDatVPol. 1660 Bspw. nach § 8 HmbGDatVPol.

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zierung der Beteiligten.1661 Andererseits wirkt ein päventiv-bedrohliches Polizeigebahren nicht selten stimmungseskalierend in der Masse der Zuschauer und birgt die Gefahr einer Solidarisierung friedlicher Fans mit Fanatikern und Hooligans („wir gegen die Staatsgewalt“). Besonders eingriffsintensiv sind demgegenüber die Maßnahmen der Platzverweisung,1662 des Aufenthaltsverbots1663 oder der zeitweiligen Ingewahrsamnahme.1664 Mittels Platzverweisung als der vorübergehenden Untersagung des Aufenthalts an einem bestimmten Ort1665 können Personen, die mit ihrem Verhalten gegen die Rechtsordnung, insbesondere Vorschriften in einschlägigen Polizeiverordnungen oder öffentlich-rechtlichen Nutzungsbestimmungen, verstoßen, am Zugang zur Veranstaltungsstätte gehindert werden.1666 Durch Ausspruch eines Aufenthaltsverbots wird dem Betroffenen gar über einen längeren Zeitraum die Anwesenheit am Ort der Sportveranstaltung untersagt, wenn sich aus der individuellen Verhaltenshistorie, insbesondere gewalttätiger Störungen bei vergleichbaren Anlässen, der dringende Verdacht einer Begehung einschlägiger Straftaten ergibt.1667 Unter dem Vorbehalt richterlicher Entscheidung kann schließlich als ultima ratio der Präventivgewahrsam angeordnet werden, um die unmittelbar bevorstehende Begehung oder Fortsetzung einer Straftat oder Ordnungswidrigkeit von erheblicher Bedeutung für die Allgemeinheit zu verhindern.1668 Eine entsprechende Negativprognose ergibt sich insbe1661 Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 244; Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 148; Nolte, NVwZ 2001, 147 (151); ders., Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 356 f.; ders., in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (45); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 55 (63). 1662 § 12 S. 1 Alt. 1 MEPolG. 1663 § 12 S. 1 Alt. 2 MEPolG. 1664 § 13 MEPolG. 1665 Siehe allgemein zum Platzverweis Rachor in: Lisken/Denninger (Hrsg.), Hdb. Polizeirecht, S. 431 f. 1666 Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 245; Hintz, Maßnahmen gegen gewaltbereite Fußballfans, S. 40 ff.; Nolte, NVwZ 2001, 147 (152); ders., Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 358; ders., in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (46); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 55 (63). Die Maßnahme wirkt als ordnungsrechtliche Ergänzung zu der aus den Selbsthilfebefugnissen abgeleiteten Verweisungsmöglichkeit privater Sicherheits- und Ordnungsdienste. Dazu oben, § 4 B.IV.2. 1667 Allgemein zu den Voraussetzungen des Aufenthaltsverbots Rachor in: Lisken/Denninger (Hrsg.), Hdb. Polizeirecht, S. 437 ff. Im Kontext von Sportveranstaltungen Breucker, NJW 2006, 1233 (1237); Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 244. Zum Aufenthaltsverbot im Kontext eines Spiels der Fußballbundesliga VG Karlsruhe, BeckRS 2009, 38010. Die Verhängung eines Aufenthaltsverbots kann als Maßnahme der Sicherheitsgewähr gegenüber der Platzverweisung insbesondere im Kontext mehrtägiger Sportveranstaltungen erforderlich sein, vgl. Nolte, in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (46); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 55 (64 Fn. 40). 1668 Allgemein zu Voraussetzungen und Grenzen des polizeirechtlichen Gewahrsams Rachor in: Lisken/Denninger (Hrsg.), Hdb. Polizeirecht, S. 453 ff. Zur Ingewahrsamnahme im Kontext der Sicherheitsgewähr bei Sportveranstaltungen Breucker, NJW 2006, 1233 (1237); Hilpert, Fußballstrafrecht, S. 245; Hintz, Maßnahmen gegen gewaltbereite Fußballfans,

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sondere aus dem Mitführen von Waffen oder sonstiger zur Straftatbegehung bestimmter gefährlicher Gegenstände.1669 3. Zur Kostentragung polizeilicher Maßnahmen bei Sportveranstaltungen Der nach den skizzierten Einsatzmustern betriebene Aufwand polizeilicher Einsatzkräfte bei Sportgroßveranstaltungen ist enorm. Dies verdeutlichen die Zahlen zum Polizeieinsatz im Fußballsport. Kamen in den Anfangstagen der Fußballbundesliga pro Spiel noch eine handvoll staatlicher Ordnungshüter zum Einsatz, sind in heutiger Zeit regelmäßig ganze Hundertschaften notwendig, um die aufgezählten Aufgaben- und Tätigkeitsfelder umfänglich abzudecken.1670 Anlässlich der 750 Fußballspiele der Lizenzligen, des DFB-Pokals, der UEFA-Clubwettbewerbe, der Spiele der Fußballnationalmannschaft und weiterer Begegnungen des Profifußballs wurden in der Saison 2013/14 durch die Polizeibehörden der Länder allein in der unmittelbaren Einsatzbewältigung 1.385.655 Arbeitsstunden und im Zuständigkeitsbereich der Bundespolizei 559.264 Arbeitsstunden abgeleistet, was in statistischer Hinsicht der hauptamtlichen Verwendung von 1.496 Polizeibeamten gleichzustellen wäre.1671 Die hierdurch verursachten Kosten sind gewaltig. Setzt man einen Stundensatz von rund E 31,90 pro Einsatzbeamten an,1672 belaufen sich allein die Personalkosten auf eine Gesamthöhe von mehr als E 62 Mio. für das Fußballjahr 2013/14, also mehr als E 82.000 pro Fußballspiel.1673 Weitere Kostenfaktoren bilden sich über den notwendigen Materialeinsatz der Einsatzkräfte. Nicht zuletzt angesichts leerer Staatskassen drängt sich damit die Frage nach der sekundären FinanS. 42 ff.; Krahm, Hooligangewalt, S. 394 ff.; Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 107 f.; Nolte, NVwZ 2001, 147 (152); ders., Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 358 f. Als spezifische Form der Ingewahrsamnahme hat sich in der Sportveranstaltungspraxis die Abmarschverzögerung einzelner Fanblöcke nach Ende der Sportveranstaltung bewährt. Auf diese Weise soll ein befürchtetes Aufeinandertreffen rivalisierender Gruppen außerhalb des Stadions vermeiden werden. Es handelt sich um eine Form der Freiheitsentziehung im Sinne des Art. 104 Abs. 2 GG, die an den strengen Voraussetzungen der landesrechtlichen Ermächtigungsgrundlagen für den Gewahrsam zu messen ist. Hierzu Hintz, Maßnahmen gegen gewaltbereite Fußballfans, S. 46 ff.; Krahm, Hooligangewalt, S. 436 ff.; Nolte, Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 359. 1669 Nolte, NVwZ 2001, 147 (152); ders., in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (46); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 55 (64). 1670 Markert/Schmidbauer, BayVBl. 1993, 517; Nolte, Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 363. 1671 ZIS (Hrsg.), Jahresbericht Fußball Saison 2013/14, S. 19. Abrufbar unter https://www. polizei.nrw.de/media/Dokumente/Behoerden/LZPD/ZIS_Jahresbericht_2013_14.pdf (Stand: 04. 11. 2015). 1672 So Bernhardt, seinerseits ehemaliger Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Südosthessen, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 67 (70). 1673 Hinzu treten die Kosten für den (teils enormen) polizeilichen Personalaufwand bei Fußballspielen der 3. Bundesliga und der Regionalligen.

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zierungsverantwortlichkeit von Polizeieinsätzen bei Sportgroßveranstaltungen auf: Bleibt es geboten, den Einsatz aus steuergespeisten Haushaltsmitteln zu finanzieren und die Kosten damit zulasten der Allgemeinheit zu sozialisieren? Oder ist der rechtliche Rahmen gegeben, den Polizeiaufwand durch einen Rückgriff auf bestehende Regelungen oder aber de lege ferenda zumindest anteilig den privaten Veranstaltern aufzuerlegen, die als Nutznießer des Events teils beträchtliche Einnahmen erzielen?1674 Einen Vorstoß hat die Freie Hansestadt Bremen gewagt: Nach der im November 2014 in Kraft getretenen Neufassung des § 4 Abs. 4 BremGebBeitrG wird nunmehr eine Verwaltungsgebühr „von Veranstaltern oder Veranstalterinnen erhoben, die eine gewinnorientierte Veranstaltung durchführen, an der voraussichtlich mehr als 5 000 Personen zeitgleich teilnehmen werden, wenn wegen erfahrungsgemäß zu erwartender Gewalthandlungen vor, während oder nach der Veranstaltung am Veranstaltungsort, an den Zugangs- oder Abgangswegen oder sonst im räumlichen Umfeld der Einsatz von zusätzlichen Polizeikräften vorhersehbar und erforderlich wird.“ Diese Neuregelung ist nicht nur von Seiten des Sports, sondern auch in der juristischen Fachliteratur auf teils massive Kritik gestoßen.1675 Nach dem verfassungsrechtlichen Prinzip des Gesetzesvorbehalts und seiner Ausprägung in Art. 14 Abs. 1 S. 2 GG bedarf die Kostenerstattung einer gesetzlichen Grundlage, welche ihrerseits Grund und Höhe der Erstattungspflicht eindeutig reglementiert.1676 Ein Rückgriff auf das auch für den Bereich der Staatshaftung in Ausübung von Gewohnheitsrecht anerkannte Institut der Geschäftsführung ohne Auftrag in entsprechender Anwendung der §§ 677 ff. BGB verstieße demgegenüber gegen den Grundsatz der Gesetzmäßigkeit des Verwaltungshandelns.1677 In den Bundesländern, in denen keine spezialgesetzliche Regelung der Kostenerstattung bei Großveranstaltungen existiert,1678 käme eine Abkehr vom traditionellen Grundsatz 1674

Allgemein bezogen auf Großveranstaltungen wird dieser Diskurs aus juristischer Perspektiver tatsächlich schon seit längerer Zeit geführt, vgl. bspw. VGH Baden-Württemberg, DVBl. 1981, 778 ff.; Broß, DVBl. 1983, 377 ff.; Schenke, DVBl. 1983, 678; ders., NJW 1983, 1882 ff.; Würtenberger NVwZ 1983, 192 ff. Vor dem Hintergrund von Sportgroßveranstaltungen sei diesbezüglich insbesondere auf den Beitrag von Bernhardt, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 67 ff., verwiesen. 1675 Vgl. etwa Schiffbauer, NVwZ 2014, 1282 ff. 1676 Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 184; Nolte, Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 364 f.; Würtenberger, NVwZ 1983, 192 (193). 1677 Nolte, Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 364; ders., in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (47); I. Schmidt, ZRP 2007, 120 (121); Würtenberger, NVwZ 1983, S. 192 (193 f.). Ferner kritisch zu einem weiteren Ansatz der Erstattung aufgrund einer „Gebührenvereinbarung“ durch öffentlich-rechtlichen Vertrag Nolte, Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 364 f.; Würtenberger, NVwZ 1984, S. 192 (194). 1678 Eine solche Regelung existiert – wie angemerkt – bislang lediglich in der Freien Hansestadt Bremen. Bis zum Jahr 1991 bestand eine Regelung ferner in § 81 Abs. 2 BWPolG: „Für die Kosten polizeilicher Maßnahmen bei privaten Veranstaltungen kann von dem Veranstalter Ersatz verlangt werden, soweit sie dadurch entstehen, dass weitere als die im üblichen örtlichen Dienst eingesetzten Polizeibeamten herangezogen werden müssen.“ Zu den Defiziten dieser Regelung vgl. I. Schmidt, ZRP 2007, 120.

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der Kostenfreiheit polizeilichen Handelns1679 de lege lata ausschließlich auf Grundlage der allgemeinen Vorschriften des Ordnungs- oder des Verwaltungsvollstreckungsrechts in Betracht. Staatliche Sekundäransprüche nach den polizeirechtlichen Vorschriften des Landesrechts über den Ersatz der Kosten einer Sicherstellung von Sachen,1680 der Durchführung einer Polizeimaßnahme im Wege der unmittelbaren Ausführung1681 oder der Ersatzvornahme1682 lösen das Problem jedenfalls nicht. Denn unabhängig von der höchst umstrittenen Frage nach einer tatbestandlichen Primärverantwortlichkeit des Sportveranstalters1683 über die Figur des Zweckveranlassers,1684 geht es vordergründig nicht um den Mehrkostenaufwand (vertretbarer) polizeilicher Vollzugsakte, sondern um den Ersatz von Kosten für die allgemeine Einsatzpräsenz vor Ort und im Umfeld der Veranstaltung als eines rein

1679

So Bernhardt, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 67 (72); Stopper/Holzhäuser/Knerr, SpuRt 2013, 49. 1680 § 24 Abs. 3 MEPolG. 1681 § 5a Abs. 2 MEPolG. 1682 § 30 MEPolG. 1683 Ausführlich zur Polizeipflicht des Sportveranstalters Deusch, Sportgroßveranstaltungen, S. 128 ff. 1684 Zweckveranlasser ist, wer mit seinem eigenen Tun zwar nicht die Schwelle zur ordnungsrechtlichen Gefahr selbst überschreitet, sich die Gefahr jedoch zurechnen lassen muss, da zwischen der Veranlassung der Gefahr und dem unmittelbar störenden Verhalten Dritter ein enger innerer Zusammenhang besteht, Schenke, Ordnungsrecht, S. 163. I. Schmidt, ZRP 2007, 120, bezeichnet den Zweckveranlasser plastisch als den „Störer hinter dem Störer“. Nach überwiegender Rechtsauffassung ist der (Sport-)Veranstalter nicht als Zweckveranlasser im ordnungsrechtlichen Sinne zu begreifen, Bernhardt, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 67 (74 f.); Nolte, in: Höfling/Horst (Hrsg.), Sport und Gewalt, S. 37 (47); Schenke, NJW 1983, 1882 (1883); ders., Ordnungsrecht, S. 165; I. Schmidt, ZRP 2007, 120 f.; Schoch, JuS 1994, 932 (934); Stopper/Holzhäuser/Knerr, SpuRt 2013, 49 (50 f.). A.A. hingegen Götz, DVBl. 1984, 14 (17). Zwar setzt der Veranstalter mit der Durchführung des Events die objektive Bedingung für sämtliche Gefahren im Zusammenhang mit der Sportveranstaltung. Jedoch wird man ihm, schon unter Verweis auf die drohenden Konsequenzen der Zivil- und der Verbandshaftung, kaum einmal eine tatsächliche Billigung spezifischer Gefahren anlasten können. Diese sind auch dem Veranstalter vielmehr unerwünscht. Auf den objektiven Begründungszusammenhang allein wird man die ordnungsrechtliche Störereigenschaft in der Regel jedoch nicht stützen können. Denn es wäre wohl höchst wertungswidersprüchlich, dem Veranstalter einerseits die – gegebenenfalls gar in einer behördlichen Genehmigung manifestierte – Rechtsbefugnis zur Durchführung der Veranstaltung einzuräumen und ihn andererseits allein aufgrund dessen als Störer i.S.d. Ordnungsrechts zu betrachten. Zu erwägen wäre vor diesem Hintergrund freilich die Möglichkeit der Ordnungsbehörden, auf Primärebene eine solche Veranstaltung zu unterbinden, deren Störungsrisiko das für Veranstaltungen dieser Art vergleichbare Maß erheblich übersteigt. Zu denken wäre hier bspw. an die sogenannten „Risikospiele“ im deutschen Fußballsport, bei denen schon nach eigener Definition der Verbände „aufgrund allgemeiner Erfahrung oder aktueller Erkenntnisse die hinreichende Wahrscheinlichkeit besteht, dass eine besondere Gefahrenlage eintreten wird.“ (§ 32 Abs. 1 DFB-SpielO). Ein entsprechendes Durchführungsverbot wäre den Akteuren des Sports selbst freilich in höchstem Maße unerwünscht, so dass sich auch auf ihrer Seite die Bereitschaft zur Kompromisslösung durch eine Kostenbeteiligung finden lassen sollte.

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hoheitlichen Handelns.1685 Auch die Vorschriften der allgemeinen Verwaltungsvollstreckungsgesetze, der Verwaltungskostenordnungen und der entsprechenden Kostenverzeichnisse schaffen nach geltender Rechtslage keine Abhilfe.1686 Es ist demgegenüber grundsätzlich denkbar, innerhalb der Vorgaben und Grenzen geltenden Verfassungs- und Europarechts eine Kostentragungspflicht des Sportveranstalters durch Einführung eines neuen Gebührentatbestandes auf Landesebene zu erreichen.1687 Ob der Bremer Vorstoß diese Anforderungen erfüllt, erscheint zumindest zweifelhaft. Verfassungsrechtliche Bedenken bestehen diesbezügliche insbesondere dahingehend, dass gem. § 13 Abs. 1 BremGebBeitrG i.V.m. Nr. 120 BremKostVO zuvorderst die DFL, nicht der Club, als Kostenschuldnerin in die Pflicht genommen werden soll.1688 Wie sich anhand des Beispiels aus Bremen zeigt, handelt es sich freilich zuvorderst um eine rechtspolitische Entscheidung. Eine Kostenbeteiligung kommerzieller Sportveranstalter erschiene angesichts der von ihnen – auch unter Zuhilfenahme der eingesetzten Polizeikräfte – erwirtschafteten Gewinne einerseits und der Finanzknappheit öffentlicher Haushalte andererseits auf den ersten Blick allerdings nicht schlechterdings unangemessen.1689

VI. Besonderheiten der Haftung in Sportlehrverhältnissen Sportliche Leistung lässt sich in jedem Fall bis zu einem gewissen Grad auf sportliches Talent zurückführen. Dieses gelangt jedoch kaum einmal zur Entfaltung, ohne dass der Sportler sein Können in systematisch geplantem und pädagogisch fundiertem Unterricht oder Training erlernt und permanent verbessert. Nicht nur Regelkunde und Sporttheorie, sondern insbesondere die praktische Übung der geforderten Bewegungsabläufe und die allgemeine Verbesserung von Physis und Konstitution stehen typischerweise im Mittelpunkt der Ausbildung. Entsprechende 1685 Bernhardt, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 67 (74); Sailer, in: Lisken/Denninger (Hrsg.), Hdb. Polizeirecht, S. 1260 f. Vgl. zur mangelnden Vertretbarkeit polizeilichen Handelns im Rahmen von Sportveranstaltungen auch Stopper/Holzhäuser/Knerr, SpuRt 2013, 49 (51). 1686 Hierzu Bernhardt, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 67 (75); Deusch, Sportgroßveranstaltungen, S. 219 ff.; Nolte, Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 368 ff.; I. Schmidt, ZRP 2007, 120 (121). 1687 Siehe hierzu ausführlich Bernhardt, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 67 (76 ff.); Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 191 ff.; I. Schmidt, ZRP 2007, 120 (121 ff.). 1688 Vgl. hierzu Schiffbauer, NVwZ 2014, 1282 (1283 f.). Tatsächlich versandte die Freie Hansestadt Bremen für den Polizeieinsatz rund um das Spiel des SV Werder Bremen gegen den Hamburger SV vom 19. 04. 2015 erstmals einen entsprechenden Forderungsbescheid über E 425.718,11 an die DFL, vgl. http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/startseite/633217/ artikel_polizei-bremen-verschickt-erste-rechnung-an-dfl.html (Stand: 04. 11. 2015). 1689 Siehe hierzu die rechtspolitischen Erwägungen mit entsprechenden Nachweisen bei I. Schmidt, ZRP 2007, 120 (121).

B. Die Haftung sonstiger Funktionsträger

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Sportlehr- und Sportausbildungsverhältnisse, in denen ein oder mehrere Athleten durch eine andere Person, einen Lehrer oder Trainer, unterrichtet und angewiesen werden, finden sich nicht nur zwischen Athleten und Trainern im privaten Bereich des verbandsorganisierten Sportbetriebs. Auch im Schulsport blickt man hierzulande auf eine lange Tradition als wichtiger Beitrag zur körperlichen, kognitiven, sozialen und ethischen Erziehung junger Menschen zurück.1690 Geprägt ist die jeweilige Beziehung zwischen Lehrendem und Lernendem in jedem Fall durch ein Verhältnis des besonderen Vertrauens.1691 Vielfach verfügt der Schüler nur über unzureichende Erfahrung mit den Gegebenheiten der spezifischen Sportart. Es fällt ihm schwer, Gefahren, welche einem erfahreneren Athleten offenkundig erscheinen mögen, selbst zu erfassen, zumal der Fokus seiner Aufmerksamkeit auf die korrekte Ausführung der für ihn neuartigen Bewegungsabläufe gerichtet ist. Andererseits nimmt der Lehrende – auch in der Ausbildung bereits erfahrener Athleten – seinerseits durch Anleitung und Weisung unmittelbaren Einfluss auf die Gestaltung der sportlichen Übung. Den jeweiligen Leiter einer Sportlehrveranstaltung treffen folglich weitreichende Sicherungs- und Fürsorgepflichten, die über den Umfang der Pflichten im Kontext sonstiger Sportveranstaltungen noch hinausgehen können. 1. Die Rechtsverhältnisse des Sporttrainers und des Sportlehrers zum Sportler Private Sportlehrer üben ihre Tätigkeit typischerweise als Angestellte oder ehrenamtliche Mitarbeiter eines Sportvereins aus, seltener als Angestellte eines Dienstleistungsunternehmens.1692 Unmittelbare Rechtsbeziehungen bestehen hier ausschließlich zwischen dem Übungsleiter und dem Verein oder Unternehmen.1693 Seltener – insbesondere im Bereich des Hochleistungssports – ist hingegen auch eine direkte vertragliche Bindung zwischen Sportler und Trainer in Form des SportUnterrichtsvertrages denkbar.1694 Gleichwohl lassen sich auch sonst über die 1690

Siehe zur Geschichte des Schulsports in Deutschland Krüger, in: Krüger/Langenfeld (Hrsg.), HdB Sportgeschichte, S. 300 ff. Ferner finden sich Sportlehrverhältnisse auch in der universitären Ausbildung sowie im Bundeswehr- oder Polizeisportbetrieb. Zur aktuellen Situation des Schul- und Universitätssports in Deutschland Vieweg, in: The Journal of Sports and Entertainment Law, 17/1, S. 11 (15 ff.). 1691 Vgl. OLG Bremen, SpuRt 2013, 209; Heermann, Haftung im Sport, S. 212. 1692 Nicht als Vereins- oder Verbandstrainer unterrichtet bspw. der Fitnesscoach, der Kurse in einem privaten Sportstudio anleitet. 1693 Dury, in: Dury (Hrsg.), Der Trainer und das Recht, S. 9 (31); Es handelt sich typischerweise um einen Dienstvertrag i.S.d. § 611 BGB, Heermann, Haftung im Sport, S. 213; Vieweg, Faszination Sportrecht, S. 75. 1694 Auch dieser Vertrag ist regelmäßig Dienstvertrag i.S.d. § 611 BGB, vgl. OLG Bremen, SpuRt 2013, 209; Dury, in: Dury (Hrsg.), Der Trainer und das Recht, S. 9 (26); Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 548; Günther, SpuRt 2013, 191; Heermann, Haftung im Sport, S. 213; Vieweg, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 134.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

Rechtsfigur des Vertrags mit Schutzwirkung zugunsten Dritter1695 vertragliche Fürsorgepflichten des Übungsleiters zugunsten des einzelnen Teilnehmers am Übungsbetrieb generieren.1696 Im Bereich des öffentlichen Schulsportbetriebs kommt eine vertragliche Regelung des Lehrer-Schüler-Verhältnisses hingegen nicht in Betracht.1697 Der rechtsgeschäftliche Charakter würde der hoheitlichen Prägung der Beziehung widersprechen. Die öffentlich-rechtliche Sonderbeziehung zwischen Schule und Schüler ist vielmehr durch die Rechtsnormen der einschlägigen Schulgesetze ausgestaltet.1698 Grundlage ist dann ein Anspruch wegen Amtspflichtverletzung aus § 839 BGB. Adressat des Amtshaftungsanspruchs ist gemäß Art. 34 S. 1 GG grundsätzlich der Schulträger, in dessen Dienst der Amtsträger steht. Die Eigenhaftung des Sportlehrers im Außenverhältnis zum geschädigten Dritten ist demgegenüber ausgeschlossen.1699 2. Die Fürsorgepflichten des Sporttrainers und des Sportlehrers Nach der Dogmatik der Verkehrspflichten ist zunächst einmal der private Sporttrainer aus der von ihm besetzten Vertrauensstellung heraus sowohl im vertraglichen als auch im deliktischen Pflichtengefüge dazu angehalten, seine Schützlinge nicht nur in der sportlichen Technik zu unterweisen, eine psychologische Betreuung zu gewährleisten und die Wettkampfvorbereitung durchzuführen, sondern sie auch vor den Gefahren des jeweiligen Sports zu bewahren.1700 Im öffentlichrechtlichen Ausbildungsverhältnis treffen den Sportlehrer als Adressaten eines

1695 Siehe zu den allgemeinen Voraussetzungen des Vertrags mit Schutzwirkung zugunsten Dritter die Ausführungen oben, § 3 B. 1696 Heermann, Haftung im Sport, S. 213. Ist eine schuldrechtliche Sonderverbindung zwischen Sportler und Verein gegeben, muss sich Letzterer ein schuldhaftes Verhalten des Übungsleiters freilich gem. § 278 S. 1 BGB zurechnen lassen. Einer etwaigen drittschützenden Wirkung des Anstellungsvertrages steht hier die mangelnde Schutzbedürftigkeit des betroffenen Athleten entgegen, der sich wegen der Pflichtverletzung durch den Trainer direkt an den Verein halten kann. Ebenso Dury, in: Dury (Hrsg.), Der Trainer und das Recht, S. 9 (31 f.). Siehe zur Haftung des Vereins für das Verhalten seines Trainers auch Heermann, Haftung im Sport, S. 220 f. 1697 BGH, NJW 1963, 1828; Vieweg, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 136 f. und S. 139; ders., in: The Journal of Sports and Entertainment Law, 17/1, S. 11 (25). 1698 Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 559. 1699 Möglich bleibt gem. Art. 34 S. 2 GG der Rückgriff des Schulträgers auf den Amtsträger im Innenverhältnis bei einer vorsätzlichen oder grob fahrlässigen Verletzung der Amtspflichten, dazu noch unten, § 4 B.VI.3. Die Verletzung einer Amtspflicht kann für den Sportlehrer als Amtsträger jedoch unmittelbar straf- oder disziplinarrechtliche Folgen nach sich ziehen. 1700 Siehe hierzu die kasuistische Übersicht zu den Fürsorgepflichten des privaten Sportübungsleiters bei Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 548 ff. Vgl. ferner zur Haftung von Sportlehrern in Österreich Ermacora, SpuRt 2015, 10 ff.

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staatlichen Erziehungs- und Schutzauftrags entsprechende Fürsorgepflichten.1701 Die zu den Verkehrspflichten entwickelten Grundsätze können auf die Ausgestaltung dieser öffentlich-rechtlichen Fürsorgepflichten im Amt angewandt werden.1702 Die Fürsorgepflichten sowohl des privaten Sporttrainers als auch des Sportlehrers in einer öffentlichen Einrichtung bestimmen sich folglich einmal mehr nach den jeweiligen Gegebenheiten des konkreten Einzelfalls unter Berücksichtigung der besonderen Schutzbedürftigkeit der Betroffenen. Es gilt, ein Pflichtenprogramm zu fassen, welches sämtliche nach Lage der Verhältnisse erforderlichen und zumutbaren Maßnahmen zum Schutz der Schüler umfasst. Unter den pflichtendeterminierenden Faktoren sei an dieser Stelle neben den herkömmlichen Faktoren insbesondere auf das Alter1703 und den Trainingsstand1704 der Athleten verwiesen. Der Pflichtengehalt lässt sich einmal mehr anhand abstrakter Sicherheitsbestimmungen konkretisieren,1705 insbesondere der Vorschriften technischer Normung, der Sicherheitsbestimmungen für Sportstätten und Sportgerät, der berufsgenossenschaftlichen Unfallverhütungsvorschriften1706 sowie insbesondere im Schulsportbetrieb anhand einschlägiger Rechtsnormen, amtlicher Schulsportvorschriften oder behördliche Bescheide.1707 Auch in den Sportlehr- und Sportausbildungsverhältnissen muss im Ausgleich einschlägiger Interessen ein Bereich der eigenverantwortlichen Risikoübernahme angesichts typischer oder offenkundiger Gefahren ausgegrenzt werden. Dies gilt auch für sport-typische Verletzungen im öffentlichen und damit nicht auf freiwilliger Teilnahme beruhenden Schulsportbetrieb. Denn das allgemeine Lebensrisiko, in welches jeder Einzelne als Mitglied der Gesellschaft hineingeboren wird, ist durch 1701

BGH, NJW 1963, 1828; Heermann, Haftung im Sport, S. 223; Vieweg, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 137. Eine kasuistische Übersicht der Fürsorgepflichten im öffentlichen Sportbetrieb bietet einmal mehr Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 559 ff. 1702 Da es sich jedoch um hoheitliche Amtspflichten und nicht um privatrechtliche Verkehrspflichten handelt, wird im Folgenden der Begriff der Fürsorgepflicht gebraucht, um sowohl die Pflichten des privaten Trainers als auch des Sportlehrers an einer öffentlichen Einrichtung zu erfassen. 1703 Vgl. AG Bonn, NJW-RR 2006, 1457; Günther, SpuRt 2013, 191; Vieweg, in: The Journal of Sports and Entertainment Law, 17/1, S. 11 (26). Sorgfaltserhöhend wirkt dabei nicht nur ein niedriges, sondern unter Umständen auch ein besonders hohes Alter des Schützlings, vgl. OLG Celle, SpuRt 2003, 246 (247); Vieweg, Faszination Sportrecht, S. 76. 1704 Vgl. OLG Bremen, SpuRt 2013, 209; Günther, SpuRt 2013, 191; Vieweg, in: Nolte/ Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 134 f.; ders., in: The Journal of Sports and Entertainment Law, 17/1, S. 11 (26); ders, Faszination Sportrecht, S. 76. 1705 Heermann, Haftung im Sport, S. 216; Vieweg, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 134; ders., in: The Journal of Sports and Entertainment Law, 17/1, S. 11 (24). 1706 Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 550 und S. 560 f.; Vieweg, Faszination Sportrecht, S. 70. 1707 So bezieht sich das OLG Nürnberg, SpuRt 1995, 274 (275 ff.), zur Konkretisierung der Sorgfaltspflichten des Fallschirmsprunglehrers auf den einschlägigen Erlaubnisbescheid der zuständigen Regierung in Mittelfranken.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

den Schul- und Schulsportunterricht lediglich in bestimmter Art und Weise konkretisiert, wird jedoch nicht neu geschaffen.1708 Dieser Bereich eigenverantwortlicher Gefahrübernahme muss jedoch in Abhängigkeit des jeweiligen Kurscharakters und unter Berücksichtigung der konkreten Fertigkeiten der Teilnehmer vorgenommen werden. Wer sich beispielsweise für einen Kampfsportschnupperkurs meldet, braucht nicht damit rechnen, durch eine gefährliche Kampftechnik zu Schaden zu kommen, auch wenn deren Anwendung im eigentlichen Sportbetrieb ein sport-typisches Verletzungsrisiko darstellen würde.1709 Im Ausgangspunkt kann von einem Übungsleiter erwartet werden, dass er sich ein umfängliches Bild von den bereits vorhandenen Fertigkeiten seiner Schützlinge aneignet, eine entsprechende Anpassung der inhaltlichen Ausgestaltung der Unterrichts- oder Trainingseinheiten vornimmt sowie im weiteren Verlauf auf mangelnde athletische und methodische Kompetenz, fehlende Erfahrung und die hieraus erwachsende Überforderung der Teilnehmer angemessen Rücksicht nimmt.1710 Beispiele aus der Rechtsprechungspraxis zeigen: Ein Fallschirmsprungausbilder, der den Alleinsprung eines Kursteilnehmers zulässt, obgleich dieser seine gesamte Erfahrung aus einem einfachen „Schnupperkursus“ schöpft und daher offensichtlich nicht über die hinreichende Erfahrung im Umgang mit der entsprechenden Fallschirmsprungausrüstung verfügt, handelt pflichtwidrig.1711 Ebenso verletzt der Inhaber einer Reitschule die ihm obliegenden Sorgfaltspflichten, wenn er eine vierzehnjährige Schülerin ohne Rücksicht auf ihren Ausbildungsstand an einem schwierigen Ausritt mit Sprunghindernissen teilnehmen lässt.1712 1708 Gesprochen mit den Worten des BGH, NJW 1967, 621 (622): „(…) nicht aber wird insoweit ein Gefahrenbereich für das Schulkind erst neu geschaffen. Die Erziehung des Kindes ist immer, auch wenn es keine Schule gäbe, nötig. Das Kind muß lebenstüchtig werden, es muß insbesondere auch körperlich ertüchtigt und in seine Umwelt eingefügt werden. Damit sind bei vernünftiger Erziehung auch außerhalb der Schule zwangsläufig Risiken verbunden, die zu empfindlichen, ja schwersten körperlichen Beeinträchtigungen und Verletzungen für das Kind führen können. Dieses dem Kind vorgegebene Lebensrisiko ist von ihm zu tragen und hat bei ihm zu verbleiben; es ist nicht von der Allgemeinheit zu übernehmen.“ Zustimmend zu dieser Rechtsprechung OLG Koblenz, SpuRt 1996, 100; Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 560. 1709 OLG Celle, NJW-RR 2000, 559. Vgl. zu einem ähnlich gelagerten Fall ÖOGH, SpuRt 2005, 106 (107). 1710 Vgl. AG Bochum, SpuRt 2001, 202; OLG Karlsruhe, NJW-RR 2009, 453 (455); Dury, in: Dury (Hrsg.), Der Trainer und das Recht, S. 9 (27); Günther/Kern, VersR 1993, 794 (797); Heermann, Haftung im Sport, S. 216; Vieweg, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 136. Ergeben sich keine konkreten Anhaltspunkte für die mangelnde Belastungsfähigkeit eines Schülers, ist die Lehrkraft grundsätzlich jedoch nicht dazu verpflichtet, eine Selbsteinschätzung über die eigene Leistungsfähigkeit durch den Schüler in Zweifel zu ziehen, OLG Düsseldorf, VersR 1965, 1179 (1180). 1711 KG, VersR 2000, 505 (506). 1712 OLG München, VersR 1981, 1039. Weist der Leiter eines Therapiekurses zur Heilung Drogenabhängiger, zu dessen Pädagogikkonzept das Erleben individueller Leistungserfolge zählt, die Kursteilnehmer dazu an, eine rund sechs Meter hohe Eiche zu erklettern, ohne dass die persönlichen Voraussetzungen der Beteiligten für derartige Übungen hinreichend berück-

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Auf der anderen Seite muss bei der Beurteilung eines Fürsorgepflichtverstoßes aber auch der Ausbildungscharakter des Lehrverhältnisses berücksichtigt werden. In diesem Sinne muss es den Schülern zugemutet werden können, neue Bewegungsabläufe und körperliche Belastungszustände zu erfahren sowie das Erlernte in einer kontrollierter Risikosituation selbstständig anzuwenden, um eingeübtes Können zu verfestigen und damit im Ergebnis auch den potenziellen Eigenschutz der Sportler zu stärken.1713 Der Übungsleiter, der in einem Kampfsportkurs Überkopf-Wurfübungen durchführt, wenn er berechtigterweise von einer ausreichenden Falltechnikschulung der Kursteilnehmer ausgehen darf, handelt demnach ebenso wenig pflichtwidrig1714 wie der Leiter einer Skilanglaufgruppe, der nach mehrtägiger Übung seine Schüler eine Pistenstrecke von geringer Schwierigkeit durchfahren lässt.1715 In Vorbereitung der sportlichen Übung hat der Sportlehrer die zur Benutzung vorgesehene Sportstätte und das Sportgerät auf seine Tauglichkeit zur sicheren Benutzung durch seine Schützlinge hin zu überprüfen.1716 Dies gilt einmal mehr nur in den Grenzen des Erforderlichen und des Zumutbaren. Entspricht beispielsweise die von dem Leiter eines Skilanglaufkurses gewählte Strecke den durchschnittlichen Fertigkeiten der Kursteilnehmer, kann grundsätzlich, nicht erwartet werden, dass der Loipenkurs vor Antritt der Tour abgefahren und auf vereiste Stellen oder sonstige Beschädigungen hin untersucht wird, solange zumindest keine Anzeichen für etwaige Mängel ersichtlich sind.1717 Der Übungsleiter hat die Sportler in hinreichendem Maße zu informieren, zu instruieren und auf spezifische Gefahren hinzuweisen.1718 Diese Pflicht verletzt ein Fallschirmsprungausbilder, welcher den Hinweis auf ein für den Freifall grundsätzlich ungeeignetes Schuhwerk unterlässt.1719 Bei der Übung besonders gefahrträchtige Sportarten kann die ständige und fortlaufende Kontrolle des Sportgesichtigt worden wären, begründet dies ebenso einen Verstoß gegen die gebotene Fürsorge, OLG Frankfurt a.M., SpuRt 1994, 93 ff. Siehe ferner OLG Köln, VersR 1983, 929. 1713 Vgl. OLG Celle, SpuRt 2003, 246 (247), zum frühzeitigen Üben von Brems- und Wendemanövern in einem Inline-Skatingkurs. Siehe ferner BGH, VersR 1958, 231 (232); OLG Düsseldorf, VersR 1965, 1179 (1180); OLG Frankfurt a.M., NJW 1967, 632. 1714 OLG Hamm, SpuRt 2003, 68 f. 1715 LG Traunstein, SpuRt 1995, 55 (56), bestätigt durch OLG München, SpuRt 1995, 56. Vgl. ferner LG Deggendorf, SpuRt 2003, 25 (26): Die Nutzung eines üblichen Schlepplifts am fünften Kurstag mit einem fünfjährigen Schüler stellt keine Sorgfaltspflichtverletzung des Skilehrers dar. 1716 Vgl. Dury, in: Dury (Hrsg.), Der Trainer und das Recht, S. 9 (26 f.); Heermann, Haftung im Sport, S. 217. Vgl. OLG Nürnberg, SpuRt 1995, 274 (276), m. Anm. Scheffen, zur fehlerhaften Wahl des Absprungortes durch den Fallschirmsprunglehrer. 1717 Vgl. LG Traunstein, SpuRt 1995, 55 f. Bestätigt durch OLG München, SpuRt 1995, 56. 1718 Vgl. BGH, VersR 1958, 231 (232); OLG München, VersR 1981, 1039; Burger/ Schmeilzl, Haftung des Sportlehrers, S. 1; Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 550; Günther, SpuRt 2013, 191; Vieweg, in: The Journal of Sports and Entertainment Law, 17/1, S. 11 (26). 1719 OLG Koblenz, SpuRt 2002, 198 f.

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schehens, insbesondere die Überprüfung erteilter Anweisungen, erforderlich sein.1720 Auch hat der Übungsleiter die erforderlichen Schutzeinrichtungen zu gewähren, um drohende Gefahren für die Gesundheit der Sportler abzuwenden. Erneut determinieren der Leistungsstand der Sportler, die Wahrscheinlichkeit einer fehlerhaften Bewegungsausführung sowie die Gefahrträchtigkeit der konkreten Übung das hier erforderliche Maß an Fürsorge. Zu denken ist an den übungsangemessenen Mattenaufbau bei einer Turnveranstaltung1721 oder die körperliche Hilfestellung zugunsten von Anfängern, die mit neuartigen Bewegungsabläufen noch nicht hinreichend vertraut sind.1722 Im Schadensfall hat der Übungsleiter für sachgerechte Hilfsund Rettungsmaßnahmen zu sorgen.1723 Kann die Sicherheit der Teilnehmer nicht in hinreichendem Maße gewährleistet werden, muss der Sportbetrieb grundsätzlich abgebrochen werden.1724 Auch an die gesetzlich vorgesehene Beschränkung der Haftungsverantwortlichkeit aufgrund eines Mitverschuldens des geschädigten Sportschülers im Sinne des § 254 BGB sind gemeinhin strengere Voraussetzungen zu stellen, als für den erfahrenen Sportler, der die Risiko- und Gefahrenmomente einer sportlichen Übung eher zu erfassen im Stande ist.1725 Die Grenze zu einem Verschulden gegen sich selbst ist jedoch auch für den Unerfahrenen grundsätzlich dort erreicht, wo er selbst den Übungsleiter über sein Leistungspotenzial täuscht oder eine anderweitige Unzulänglichkeit verbirgt, die für die Befähigung zu einer sportlichen Übung von Bedeutung wäre.1726 Auch demjenigen, der konkreten Weisungen des Übungsleiters 1720

Burger/Schmeilzl, Haftung des Sportlehrers, S. 1; Siehe auch Vieweg, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S.138, der ein „unmittelbares im Geschehen stehen“ beim Geräteturnen oder Speerwerfen eher für erforderlich erachtet als bei Mannschaftssportarten wie dem Fußball- oder Volleyballspiel. 1721 LG Dresden, SpuRt 2001, 106. 1722 Vgl. BGH, VersR 1958, 705; OLG Düsseldorf, VersR 1976, 835 f.; AG Bonn, NJW-RR 2006, 1457 (1458). Andererseits darf der Übungsleiter Sicherungsaufgaben wie die Hilfestellung beim Turnen auf andere Kursteilnehmer übertragen, wenn diese nach den gegebenen Umständen, insbesondere dem eigenen vorhandenen Ausbildungsstand, dazu in der Lage sind, die Aufgabe ordnungsgemäß auszuüben. Dem wird etwa bei einer Voltigierübung von Reitanfängern nicht schon dadurch Genüge getan, dass die Voltigierleine einer minderjährigen Reitschülerin übergeben wird, die ihrerseits mit der Tierhütertätigkeit erkennbar überfordert ist, LG Gießen, SpuRt 1995, 138 f. Vgl. auch zurückhaltend zur Übertragung der Aufsicht im Schulsport auf einen Schüler Vieweg, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 138. 1723 Dies gilt insbesondere für Maßnahmen der Ersten Hilfe. Demgegenüber besteht keine Pflicht des Skilehrers, die Personalien eines Unfallverursachers festzustellen, wenn der geschädigte und erwachsene Kursteilnehmer trotz der Unfallverletzung dazu im Stande ist, die Sachlage selbst treffend zu beurteilen, LG München I, VersR 1977, 164. Dass im Kontext eines Jugend- oder Kinderkurses eine andere Beurteilung angezeigt sein könnte, wird von dem Gericht jedoch explizit betont. 1724 Vgl. OLG Frankfurt a.M., NJW 1967, 632; LG Dresden, SpuRt 2001, 106 (109); OLG Bremen, SpuRt 2013, 209; Burger/Schmeilzl, Haftung des Sportlehrers, S. 1. 1725 Vgl. OLG Bremen, SpuRt 2013, 209 (210); Günther, SpuRt 2013, 191 (192); Heermann, Haftung im Sport, S. 221 f. Vgl. hierzu OLG Koblenz, NJW-RR 2002, 1251 (1252 f.). 1726 Vgl. OLG Düsseldorf, VersR 1977, 868 f.

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keine Folge leistet, obgleich er hierzu im Stande gewesen wäre, wird regelmäßig der Vorwurf eines Mitverschuldens am Unfallschaden gemacht werden können.1727 3. Legislativer Haftungsausschluss in öffentlich-rechtlichen Lehrverhältnissen Für die Haftung der Sportlehrer an öffentlichen Schulen für Körperschäden ist zu beachten, dass Schüler allgemein- oder berufsbildender Schulen während der Teilnahme an sowie unmittelbar vor oder nach dem Schulunterricht oder im Zusammenwirken mit von der Schule durchgeführten Betreuungsmaßnahmen gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 8 SGB VII seit 1971 dem gesetzlichen Unfallversicherungsschutz unterfallen. War die schuldhafte Amtspflichtverletzung der Lehrkraft vormals grundlegende Voraussetzung eines Schadensersatzanspruchs des Schülers gegen den jeweiligen Schulträger nach § 839 BGB in Verbindung mit Art. 34 S. 1 GG, begründete eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 16. Januar 19671728 einen gravierenden Wandel der Rechtslage. Das Gericht betonte die Pflicht des Staates, einem ihm durch Einschulung anvertrauten Kind als Ausdruck angemessener Fürsorge eine öffentlich-rechtliche Entschädigung für jeglichen Fall des Körperschadens infolge schulisch bedingter Umstände zu garantieren als unabdingbaren Bestandteil sozialstaatlicher Grundverantwortung. Seit der nachfolgenden Einführung des Gesetzes über die Unfallversicherung für Schüler, Studenten und Kinder in Kindergärten im Jahr 1971 begründet sich ein Anspruch des verletzten Schülers nunmehr ausschließlich gegen den Träger der gesetzlichen Unfallversicherung, dies jedoch unabhängig von einer schuldhaften Pflichtverletzung des Sportlehrers.1729 Eine Amtshaftung des Schulträgers als Dienstherr des Lehrers kommt hingegen nur dort in Betracht, wo nicht die gesetzliche Unfallversicherung ohnehin für den Schaden einzustehen hat, § 104 SGB VII, so etwa für Sachschäden des Schülers.1730 In jedem Fall aber ist die Lehrkraft selbst im Innenverhältnis regresspflichtig, wenn der Vorwurf grober Fahrlässigkeit oder von Vorsatz begründet ist. Im Verantwortungsbereich des Schulträgers für Sachschäden vollzieht sich der Regress nach Art. 34 S. 2 GG in Verbindung mit einer einzelgesetzlichen Ersatzanordnung.1731 Für Körper1727

Vgl. AG Bonn, NJW-RR 2006, 1457 (1458); Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 552; Heermann, Haftung im Sport, S. 222. Vgl. ferner ausführlich zum Mitverschulden eines Skisportschülers Kleppe, Haftung bei Skiunfällen, S. 139 ff. 1728 BGHZ 46, 327 (331). 1729 Vgl. zur Rechtslage Vieweg, in: FS Kollhosser Bd. I, S. 377, (384 f.); ders., in: The Journal of Sports and Entertainment Law, 17/1, S. 11 (26 f.). Die vor Änderung der Rechtslage wiederholt gerichtlich getätigten Erwägungen zu einem etwaigen Aufopferungsanspruch des verletzten Schülers gegen den Schulträger (vgl. etwa OLG Frankfurt a.M., NJW 1967, 632 ff.) sind damit weitestgehend hinfällig. 1730 Vieweg, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 138. 1731 Art. 34 S. 2 GG ordnet selbst keine Rückgriffsrecht an, sondern bietet lediglich den Rahmen innerhalb dessen sich der Regress vollzieht, Papier, in: Maunz/Dürig, Art. 34 Rn. 298.

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§ 4 Haftungs- und Verantwortungsbereiche der Beteiligten

schäden ist hingegen ein doppelter Regressweg zu beschreiten, zunächst des Sozialversicherungsträgers gegen den Schulträger gemäß § 110 SGB VII und anschließend des Schulträgers gegen die Lehrkraft.1732

Die Verpflichtung des Amtswalters zum Ersatz ergibt sich hingegen aus besonderer gesetzlicher Anordnung, bspw. § 75 BBG. 1732 Der Regress gegen den Sportlehrer hat nach alledem damit kaum mehr praktische Relevanz, Vieweg, in: Nolte/Horst (Hrsg.), HdB Sportrecht, S. 137.

§ 5 Die Instrumentarien zur Begrenzung des Haftungsrisikos Nachdem im vorangegangenen Teil die Verantwortungssphären der an Organisation und Durchführung der Sportveranstaltung Beteiligten skizziert worden sind, verbleibt es nunmehr, die Grenzen zu untersuchen, die den aufgezeigten Haftungsrisiken gezogen werden können.1733 Zu unterscheiden sind hierbei die Option der Haftungsbeschränkung, welche bereits das Entstehen der Haftung zu hindern vermag, sowie die Optionen der Versicherung und des Regresses, durch welche eine entstandene Haftungsschuld auf Dritte abgewälzt werden können.

A. Die Option der vertraglichen Haftungsbeschränkung Innerhalb einer konkreten Rechtsbeziehung können die jeweiligen Interessen der beteiligten Parteien eine Abweichung der nach den allgemeinen haftungsrechtlichen Wertungen der Rechtsordnung getroffenen Verteilung von Verantwortung und Haftungsrisiko erforderlich machen. Der Gesetzgeber selbst hat an verschiedener Stelle typisierte Parteiinteressen im Haftungsverhältnis statuiert und durch legislative Anordnung – bisweilen unter Berücksichtigung höherrangiger Wertungsaspekte – die Geltendmachung haftungsrechtlicher Ansprüche per se ausgeschlossen oder einer bestimmten Höhe nach beschränkt. Als eine auch für den Bereich der Sportveranstaltung relevante Ausschlussnorm ist bereits auf § 104 SGB VII verwiesen worden,1734 die freilich über den Bereich der öffentlich-rechtlich organisierten Lehrveranstaltung hinaus auch die Haftung des Unternehmers gegenüber allen Beschäftigten für Unfälle mit Personenschaden ausschließt, soweit diese nicht vorsätzlich herbeigeführt sind, womit dem Betriebsfrieden gedient sein soll.1735 Ersatzansprüche aus Personenschäden der Sportler oder anderer Arbeitnehmer gegen den Veranstalter oder einen sonstigen Arbeitgeber sind in einer Vielzahl der Fälle

1733 Nicht weiter eingegangen wird im Folgenden auf die Option, eigene Sicherungspflichten durch Delegation auf einen Dritten zu übertragen. Siehe hierzu aber bereits allgemein die Ausführungen oben, § 3 C.IV. und beispielhaft ferner OLG Nürnberg, SpuRt 2001, 109 (110 f.); Martin, DS 2007, 130 (132 f.). 1734 Siehe unter § 4 B.VI.3. 1735 Siehe zu den Zwecken des § 104 SGB VII Ricke, in: KassKo, § 104 Rn. 2.

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§ 5 Die Instrumentarien zur Begrenzung des Haftungsrisikos

folglich ausgeschlossen.1736 Von Bedeutung im Sportveranstalterhaftungsrecht sind ferner auch §§ 31a Abs. 1, 31b Abs. 1 BGB, durch welche die persönliche Haftung ehrenamtlich tätiger Vereinsvorstände und sonstiger Mitglieder gegenüber dem Verein auf Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit beschränkt bleibt.1737 Weitere hier relevante gesetzliche Haftungsbeschränkungen finden sich insbesondere in Form der Haftungsobergrenze in einigen Tatbeständen der Gefährdungshaftung, so beispielsweise in § 10 ProdHaftG oder § 12 StVG. Über die Fälle der legislativen Anordnung einer Haftungsbeschränkung hinaus bleibt es den Beteiligten jedoch unbenommen, auf Grundlage und in den Grenzen privatautonomer Rechtsgestaltung eine abweichende Verteilung des Haftungsrisikos für das konkrete Rechtsverhältnis festzulegen.1738 Berücksichtigt man, dass sich insbesondere der Verkehrspflichtige im Recht der Sportveranstalterhaftung bereits ob einer bloß fahrlässigen Vernachlässigung der gebotenen Sicherungs- und Schutzstandards teils gravierenden Ersatzansprüchen ausgesetzt sehen kann,1739 so ergibt sich ein Bedürfnis, die Verteilung des Risikos durch eine autonome Rechtsbewertung neu zu sortieren. Die Möglichkeit einer rechtswirksamen Vereinbarung zum Ausschluss oder zur Beschränkung der Haftung sollen für das Sportveranstalterhaftungsrecht im Folgenden anhand der potenziellen Haftungsfreizeichnung des Veranstalters gegenüber Sportlern und Zuschauern einer näheren Betrachtung unterzogen werden.1740

I. Die vertragliche Haftungsbeschränkung im Verhältnis zum Sportler Denkbar ist die vertragliche Haftungsbeschränkung im Verhältnis zum Sportler in ausdrücklicher oder in stillschweigender Form. 1736 Vgl. zu § 104 SGB VII im Sport auch Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 527. Die Frage nach der Arbeitnehmereigenschaft des Sportlers (siehe unter § 4 A.I.1.b)bb)(2)) gewinnt damit an dieser Stelle auch für das Haftungsrecht eine erhebliche praktische Bedeutung; vgl. vor diesem Hintergrund ebenfalls die Ausführungen bei Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 28 ff. 1737 Siehe hierzu aber noch die Ausführungen unten, Fn. 1886. 1738 Erwächst der schuldrechtliche Schadensersatzanspruch einem Vertragsverhältnis mit Schutzwirkung zugunsten Dritter (siehe hierzu oben, § 3 B.), so muss sich der Dritte eine wirksam in das drittschützende Vertragsverhältnis einbezogene Haftungsbeschränkung gem. § 334 BGB analog entgegenhalten lassen, OLG Oldenburg, NJW-RR 1998, 1746; Grüneberg, in: Palandt, § 328 Rn. 20; Janoschek, in: Bamberger/Roth, § 328 Rn. 57. 1739 So auch der Hinweis von Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 199. 1740 Eine monografische Aufarbeitung dieser Thematik bietet Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen für Verein und Vorstand – Unter besonderer Berücksichtigung von Sportvereinen, 2005. Insbesondere befasst sich Küpperfahrenberg, S. 195 ff., auch mit dem hier nicht weiter thematisierten Aspekt der Haftungsbeschränkung im Binnenverhältnis des Sportvereins.

A. Die Option der vertraglichen Haftungsbeschränkung

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1. Die ausdrückliche Haftungsbeschränkung Im Regelfall wird der Wille der Parteien zur Beschränkung der Haftung durch den Akt einer ausdrücklichen Willensäußerung vermittelt. Spezifische Formvorgaben für die Vereinbarung einer Haftungsbeschränkung existieren im bürgerlichen Recht nicht.1741 Es genügt mithin eine jede Verwendung gesprochener oder geschriebener Worte, soweit die Auslegung entlang der allgemeinen Maßgaben der §§ 133, 157 BGB die Beschränkung der Haftung als die gewollte Rechtsfolge der Äußerung erkennen lässt.1742 Die vertragliche Abrede bleibt diesbezüglich jedoch restriktiv und bei Zweifeln zulasten desjenigen Teils auszulegen, der eine Milderung seiner Haftung erstrebt.1743 Eine ausdrückliche Beschränkung der Haftung des Sportveranstalters im Verhältnis zu einem Sportler ist sowohl in einzelvertraglicher als auch in formularvertraglicher Fassung denkbar. a) Die einzelvertragliche Haftungsbeschränkung Es steht dem Sportveranstalter grundsätzlich frei, seine Haftung durch eine individualvertragliche Abrede mit dem jeweiligen Athleten zu beschränken.1744 Rechtstechnisch ist es denkbar, eine entsprechende Einigung als unselbstständigen Bestandteil in den Wettkampfteilnahme- oder Sportleistungsvertrag zu implementieren. Insbesondere außerhalb des Anwendungsbereichs entsprechender Sportlervertragsverhältnisse steht hingegen auch der Abschluss eigenständiger Enthaftungsverträge in Frage. Die rechtstatsächliche Relevanz individualvertraglicher Haftungsbeschränkungen zwischen Veranstalter und Sportler bleibt freilich gering und hauptsächlich auf einige Rechtsverhältnisse des Spitzensports beschränkt.1745 In ihrer Wirksamkeit ist die einzelvertragliche Haftungsbeschränkung an den Erfordernissen zu messen, die sich aus einer Anwendung der allgemeinen Rechtsgeschäftslehre ergeben. Denn „(i)m Schadensersatzprozeß wird die Behauptung einer vertraglichen Enthaftung nur erheblich, wenn sowohl die Abgabe eines Haftungsausschlußangebotes als auch die Annahme dieses Angebotes durch den Ge1741 Wird die Haftungsbeschränkung formlos vereinbart, drohen in der Praxis freilich Beweisprobleme. 1742 Die Verwendung konkreter Rechtstermini ist in der Enthaftungserklärung mithin nicht erforderlich. 1743 BGHZ 40, 65 (69); 47, 312 (318); 54, 299 (305); BGH, NJW 1961, 1661 f.; Grüneberg, in: Palandt, § 276 Rn. 36; Unberath, in: Bamberger/Roth, § 276 Rn. 47. 1744 Die grundsätzliche Zulässigkeit der individualvertraglichen Haftungsbeschränkung ergibt sich allgemein aus dem Grundsatz der Privatautonomie sowie im Rahmen bestehender Schuldverhältnisse aus dem Umkehrschluss zu § 276 Abs. 3 BGB, Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 89. 1745 Heermann, Haftung im Sport, S. 161 f. Ebenso für den Laufsport Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 199. In der Regel wird hingegen auf formularvertragliche Geschäftsbedingungen zurückgegriffen, deren Rechtswirksamkeit nach den Maßstäben des AGBRechts zu beurteilen ist. Siehe dazu noch die Ausführungen unten, § 5 A.I.1.b).

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fährdeten in substantiierter Form dargelegt wird.“1746 Daneben sind der Gestaltungsfreiheit auch inhaltliche Grenzen gezogen. Solche ergeben sich insbesondere aus dem in § 276 Abs. 3 BGB verankerten Verbot, die Vorsatzhaftung im Voraus zu erlassen, aber auch aus einer Anwendung der zivilrechtlichen Generalklauseln der §§ 138, 242 BGB.1747 Diese bieten den hinreichenden Raum, um die jeweiligen Umstände des Einzelfalls einer angemessenen Würdigung zu unterziehen, wobei mit der – durch die gesetzgeberische Entscheidung, den Anwendungsbereich der §§ 305 ff. BGB auf Allgemeine Geschäftsbedingungen zu beschränken – gebotenen Zurückhaltung auf Zweck, Wertung und Inhalt der Klauselverbotskataloge der §§ 308 f. BGB rekurriert werden kann. b) Die formularvertragliche Haftungsbeschränkung Insbesondere im Groß- und Massenveranstaltungsverkehr ergibt sich für den Sportveranstalter schon aus Effizienzerwägungen heraus die Notwendigkeit, Haftungsbeschränkungen für eine vielfache Verwendung vorzuformulieren und sie, ohne dass ihr Inhalt ernsthaft zur Disposition gestellt und dem anderen Teil so ein Mindestmaß an Gestaltungsfreiheit zur Wahrung eigener Interessen eingeräumt würde,1748 über die Implementierung in Wettkampfteilnahme- oder Lizenzverträgen, Athletenvereinbarungen oder in Satzungen und Ordnungen als Verbandsnormen in das Rechtsverhältnis mit dem Sportler aufzunehmen. Die Verwendung entsprechender formularvertraglicher Haftungsbeschränkungen wirft auch im Sportveranstalterhaftungsrecht spezifische Rechtsfragen auf, denen im Folgenden nachzugehen ist. aa) Der Prüfungsmaßstab formularvertraglicher Haftungsbeschränkungen – Anwendbarkeit der §§ 305 ff. BGB? Mit der Schuldrechtsreform 2001 ist die normative Grundlage der Rechtsbildungs- und die Inhaltskontrolle formularmäßiger Haftungsbeschränkungen vom AGBG in die §§ 305 ff. BGB übertragen worden, die in ihrem Anwendungsbereich die Vorschriften allgemeiner Rechtsgeschäftslehre großflächig ergänzen oder verdrängen. Mit dem Ziel eine unangemessene Benachteiligung des anderen Teils durch den Klauselverwender, welcher die Freiheit der Vertragsgestaltung allein für sich in

1746 Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 389, mit einem Verweis auf die Rechtsprechung des BGH, NJW 1977, 2158 (2159: „eindeutige Abrede der Parteien“). 1747 Vgl. Grüneberg, in: Palandt, § 276 Rn. 35; Löwisch/Caspers, in: Staudinger, § 276 Rn. 134. 1748 Vgl. die Begriffsbestimmung in § 305 Abs. 1 BGB: Allgemeine Geschäftsbedingungen sind alle für eine Vielzahl von Verträgen vorformulierten Vertragsbedingungen, die eine Vertragspartei (Verwender) der anderen Vertragspartei bei Abschluss eines Vertrags stellt. Ausführlich zum Begriff der AGB Grüneberg, in: Palandt, § 305 Rn. 2 ff.

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Anspruch nimmt, zu verhindern,1749 wird die Vertragsgerechtigkeit durch eine besondere Ausgestaltung der Voraussetzungen an die Rechtmäßigkeit der Bestimmungen sowohl in formeller als auch in materieller Hinsicht gewährleistet. Nicht alle vorformulierten Geschäftsbedingungen unterfallen jedoch der AGBKontrolle nach den §§ 305 ff. BGB, sondern bleiben ausschließlich den durch die allgemeine Rechtsgeschäftslehre und in inhaltlicher Sicht insbesondere durch Treu und Glauben (§ 242 BGB) gesetzten Grenzen unterworfen.1750 Gemäß der Bereichsausnahmeregelung des § 310 Abs. 4 S. 1 BGB sind unter anderem Verträge auf dem Gebiet des Gesellschaftsrechts vom Anwendungsbereich des AGB-Rechts ausgenommen. Nach allgemeiner Auffassung unterfällt der Regelung auch das Vereinsrecht.1751 Für den Gebrauch formularvertraglicher Haftungsbeschränkungen durch den Sportveranstalter – oftmals Idealverein im Sinne des § 21 BGB – gegenüber dem Sportler ergibt sich damit die Notwendigkeit einer präzisen Differenzierung nach der Natur des jeweiligen Rechtsverhältnisses. Auf Verträge, Satzungen, Ordnungen und sonstige Statuten, welche die Gründung eines Vereins betreffen oder die mitgliedschafts- und organisationsrechtliche Struktur der Korporation zum Gegenstand haben und die somit auf eine wechselseitige Förderung des Zwecks im Sinne eines gemeinschaftlichen Leistungszusammenschlusses ausgerichtet sind, die mithin nicht dem Gedanken des schutzbedürftigen Verwendungsgegners entsprechen, bleibt das Recht der Allgemeinen Geschäftsbedingungen nach § 310 Abs. 4 S. 1 BGB unanwendbar. Ergibt sich also für den Sportler als Mitglied eines Sportvereins oder eines Sportverbands eine Beschränkung der Haftungsansprüche unmittelbar aus anwendbarem Satzungs- oder Ordnungsrecht, dient die Enthaftungsklausel folglich der Ausgestaltung der vereinsrechtlich geprägten Mitgliedschaftsbeziehung in der Form, dass auch die haftungsrechtlichen Modalitäten mitgliedschaftlicher Nutzungsrechte vereinsrechtlich reglementiert werden, so bleiben diese Klauseln ihrer Natur nach dem Anwendungsbereich der § 305 ff. BGB entzogen.1752 Auch mittelbare Mitglieder eines Sportverbands oder Vereinsfremde können vermittels korporationsrechtlicher Verweisung oder rechtsgeschäftlicher Unterwerfungserklärung an eine satzungsrechtlich verankerte Haftungsbeschränkung gebunden werden. Nicht selten findet sich hierzu der entsprechende Hinweis in den einschlägigen Teilnahmeverträgen, in der Lizenz- oder der Athletenvereinbarung, 1749 Grüneberg, in: Palandt, Überbl. v. § 305 Rn. 8. Siehe auch BGHZ 126, 326 (332); 130, 50 (57); BGH, NJW 2010, 1277 (1278). 1750 Siehe hierzu noch unten, § 5 A.I.1.b)cc). 1751 Siehe BGHZ 136, 394 (396); BGH, NJW 2009, 774 (778); Becker, in: Bamberger/Roth, § 310 Rn. 28; Grüneberg, in: Palandt, § 310 Rn. 49; Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 97; Schlosser, in: Staudinger, § 310 Rn. 80; H. Schmidt, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 310 Rn. 11; Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 273; Vieweg, Normsetzung, S. 230. 1752 Dippel, Rassismus, S. 321 f.; Heermann, Haftung im Sport, S. 162, 164; Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 98; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 128 f.

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nach welchen die Regeln und Statuten des zuständigen Dachverbands für anwendbar erklärt werden.1753 Ob die Ausnahmeregelung des § 310 Abs. 4 S. 1 BGB ihrem Sinn und Zweck entsprechend auch der Anwendbarkeit des AGB-Rechts auf Satzungsvorschriften im Verhältnis zu Nichtmitgliedern der rechtsetzenden Vereinigung entgegensteht, ist nach wie vor umstritten. In seiner kontrovers diskutierten „ReiterEntscheidung“1754 ergänzte der Bundesgerichtshof die allgemeinen Erwägungen zur Reichweite der Bereichsausnahme1755 durch sportspezifische Erwägungen und stellte fest, die sportlichen Regelwerke eines Landesfachverbandes für Reitsport seien „auch im Verhältnis zu Nichtmitgliedern des regelaufstellenden Verbandes keine Allgemeinen Geschäftsbedingungen im Sinne des AGB-Gesetzes.“1756 Denn gleichgültig ob die beteiligten Personen in einem Verbandsverein organisiert oder vereinsfrei auftreten, blieben die Interessen von Sporttreibenden und Sportverband doch stets „durch das grundsätzlich in die gleiche Richtung weisende Anliegen der Aufrechterhaltung eines geregelten und geordneten Sportbetriebs miteinander verbunden.“1757 So ginge es „im Bereich des Sports, und zwar auch im Verhältnis zu Nichtmitgliedern des regelaufstellenden Verbandes, anders als im Geltungsbereich des AGB-Gesetzes typischerweise nicht um Leistungsaustauschbeziehungen mit von vorneherein prinzipiell konträren Interessen, sondern um die Aufstellung von Normenwerken sozial-organisationsrechtlicher Natur“.1758 An diesem Normenverständnis bestehen jedoch berechtigte Zweifel. Unter Verweis auf den Charakter des § 310 Abs. 4 S. 1 BGB als Ausnahmevorschrift, der vom Grundsatz her eine restriktive Handhabe der Norm erforderlich macht,1759 erscheint es durchaus angemessen, die Anwendung der Bereichsausnahme auch für den Bereich des Sports an einen korporativ-mitgliedschaftlichen Bezug des konkreten Rechtsverhältnisses zu koppeln, wie er sich aus der Beziehung zu einem Vereinsfremden gerade nicht ergeben kann.1760 Insbesondere das idealistisch anmutende Verständnis einer gemeinsamen Zwecksetzung der am Sportbetrieb Beteiligten, wie 1753 Siehe hierzu schon die Ausführungen zur Rechtsbeziehung zwischen Sportverband und Sportler oben, § 4 A.I.1.c). Ausführlich zur Geltung von Verbandssatzungen gegenüber mittelbaren Mitgliedern und Nichtmitgliedern Heermann, NZG 1999, 325 ff. 1754 BGHZ 128, 93 = SpuRt 1995, 43 m. Anm. Pfister, JZ 1995, 464; Vieweg, SpuRt 1995, 97. 1755 Der BGH rekurriert in seiner Entscheidung auf § 23 Abs. 1 AGBG. Dieser Vorschrift entspricht der heutige § 310 Abs. 4 S. 1 BGB. 1756 BGHZ 128, 93 (101). 1757 BGHZ 128, 93 (102). 1758 BGHZ 128, 93 (102). 1759 Heermann, NZG 1999, 325 (328); ders., Haftung im Sport, S. 162. Für eine restriktive Handhabe spricht hier ferner, dass das Vereinsrecht über den Begriff des Gesellschaftsrechts von der Gesetzesterminologie nur sehr mittelbar erfasst ist, Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 125. 1760 So etwa Heermann, NZG 1999, 325 (328); ders., Haftung im Sport, S. 162; H. Schmidt, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 310 Abs. 4 Rn. 23; Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 227.

A. Die Option der vertraglichen Haftungsbeschränkung

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es in der „Reiter-Entscheidung“ zum Ausdruck kommt, bleibt zweifelhaft. Zum einen erscheint die rechtsgeschäftliche Unterwerfung unter die Bestimmungen des Verbandsrechts als Bestandteil einer Wettkampfabrede oder der Sportlerlizensierung durchaus als Leistungsverhältnis mit synallagmatischer Prägung in Form des Austauschs von Beteiligungs- und Betreuungsrechten gegen Entgelt oder sportliche Leistung.1761 Zum anderen sprechen das aus dem monopolbildenden Ein-PlatzPrinzip resultierende strukturelle Ungleichgewicht zwischen Sportverband und Athlet1762 ebenso wie ganz allgemein die stetig fortschreitende Kommerzialisierung sportbezogener Interessen1763 gegen die Vorstellung des harmonischen Sportbetriebs, in welchem die Anwendung der besonderen Schutzvorschriften des AGB-Rechts verfehlt wäre. Wo im Bereich der bloßen Bezugnahme auf Satzungsrecht eine unmittelbare korporationsrechtliche Anknüpfung des Rechtsverhältnisses nicht ausgemacht werden kann, da spricht mithin vieles dafür, auch das vereinsrechtliche Statut der Anwendung der §§ 305 ff. BGB zu unterstellen, und zwar sowohl im Verhältnis zu Vereinsfremden1764 als auch zu Vereinsmitgliedern als des anderen Teils eines durch vereinsinterne Ordnung ausgestalteten, die Mitgliedschaft als solche jedoch nicht tangierenden Vertragsverhältnisses.1765 A fortiori ist der Anwendungsbereich der §§ 305 ff. BGB schließlich dort eröffnet, wo die Klausel zur Haftungsbeschränkung nicht in der vereinsrechtlichen Satzung oder Ordnung, sondern unmittelbar in der vertraglichen Abrede mit dem Sportler als Vereinsmitglied verankert ist.1766 1761 Heermann, NZG 1999, 325 (328); ders., Haftung im Sport, S. 162; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 125 ff. 1762 Heermann, NZG 1999, 325 (328); Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 126; Summerer, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 227. 1763 Heermann, NZG 1999, 325 (329); ders., NPLY 2007, 91 (105); Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 126. 1764 So im Ergebnis Grüneberg, in: Palandt, § 310 Rn. 49; Heermann, NZG 1999, 325 (329); ders., NPLY 2007, 91 (103); ders., Haftung im Sport, S. 162; Kohler, Vereinsordnungen, S. 192 f.; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 125, 130 f.; Summerer, in: Fritzweiler/ Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 226 f. 1765 So im Ergebnis Heermann, NPLY 2007, 91 (102 f.); Kohler, Vereinsordnungen, S. 193 ff.; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 130 f.; Röckrath, SpuRt 2003, 189 (193). Schwierigkeiten kann nach Heermann, NPLY 2007, 91 (104 f.), jedoch die konkrete Einordnung des Rechtsverhältnisses bereiten. Ob ein durch die vereinsrechtliche Mitgliedschaft lediglich berührtes vertragliches Austauschverhältnis vorliegt oder eine vertragliche Ausgestaltung des Mitgliedschaftsverhältnisses gegeben ist, wird nur für den konkreten Einzelfall entschieden werden können. Ist der Sportler hingegen qua Mitgliedschaftsverhältnis ohnehin an die haftungsbeschränkende Satzungsbestimmung gebunden und unterfällt diese damit dem Anwendungsbereich des § 310 Abs. 4 S. 1 BGB, so kommt es auf die Wirksamkeit der entsprechenden Bestimmung im Sportlervertrag ohnehin nicht mehr an. 1766 Vgl. BGHZ 136, 394 (396); OLG Koblenz, NJW-RR 2002, 1251 (1253); Dippel, Rassismus, S. 322; Röckrath, SpuRt 2003, 189 (195); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 204. Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 100 f., fordert für die Anwendung der §§ 305 ff. BGB, dass der Verein seinen Mitgliedern bei Abschluss und Durchführung

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bb) Die Rechtsbildungskontrolle Bevor sich die Frage einer Inhaltskontrolle der Haftungsbeschränkung stellt, ist zunächst das rechtswirksame Zustandekommen der Erklärung als solche zu überprüfen. Dabei ist zu differenzieren zwischen dem Abschluss einer isolierten Abrede zur Haftungsbeschränkung und der Einbeziehung formularmäßiger Haftungsbeschränkungen in ein sonstiges Vertragsverhältnis. (1) Abschluss eines Haftungsbeschränkungsvertrages Wird die isolierte Enthaftungsvereinbarung zwischen Sportveranstalter und Athlet durch beiderseitig ausdrückliche Vereinbarung geschlossen, beispielsweise durch die Signatur entsprechender Formulare im Vorfeld des Wettkampfs, ist die Rechtsbildung nicht weiter zu problematisieren. Anderes gilt für den praktisch relevanten Fall1767 einer Beschilderung an Sportstätten oder Sportanlagen, nach deren Verlautbarung für Schäden aus Unfällen und anderen Schadensereignissen im Zusammenhang mit der Nutzung der Stätte, der Anlage oder des Geräts nicht gehaftet werde.1768 Zwar kommt der einseitigen Erklärung des Verantwortlichen, für einen mehr oder minder konkretisierten Schaden nicht haften zu wollen, isoliert betrachtet

schuldrechtlicher Austauschverträge „so gegenüber tritt, wie er es auch außenstehenden Dritten gegenüber tut“. 1767 Vgl. die verschiedenen Beispiele bei Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 107 Fn. 482 – 484. Exemplarisch zur Verwendung einer entsprechenden Beschilderung auch OLG Düsseldorf, NJW 1975, 1892 (1893); OLG Frankfurt a.M., NJW-RR 1993, 856 (857). 1768 In Übereinstimmung mit Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 388 ff., bleiben hingegen solche Schilder und Hinweise, die lediglich ein „Handeln auf eigene Gefahr“ verkünden, unter dem Gesichtspunkt einer Beschränkung der potentiellen Haftung außer Betracht, handelt es sich doch schon nicht um das wirksame Angebot des Verantwortlichen auf den Abschluss einer entsprechenden Vereinbarung zur Haftungsmilderung. Denn aus der gebotenen Perspektive des nach Treu und Glauben zu bestimmenden objektiven Empfängerhorizonts muss, unter Berücksichtigung der restriktiven und bei Zweifeln gegen den Verwender wirkenden Auslegung (vgl. hierzu die Nachweise unten, Fn. 1743), diese Form der Erklärung als rein deklaratorischer Hinweis auf den Bereich der Eigenverantwortlichkeit des Athleten im Verhältnis zum Verkehrspflichtigen angesichts typischer oder offenkundiger Sportgefahren (siehe hierzu oben, § 4 A.II.1.b)aa)) verstanden werden. Der Hinweis auf diese Eigenverantwortung mag dazu dienen, die Verkehrsteilnehmer zu einem vorsichtigen Umgang anzuhalten und sie vor offenkundigen Gefahren zu warnen. Mangels des unmissverständlichen Enthaftungswillens des Verwenders bleibt die rechtsgeschäftliche Relevanz jedoch aus. Vgl. neben Börner auch OLG Stuttgart, VersR 1961, 1026 (1027); OLG Celle, VersR 1969, 1049 (1050); OLG München, VersR 1974, 200 (201 f.); OLG Düsseldorf, VersR 1976, 1160 (1161); Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 207. Demgegenüber werden Hinweise auf ein „Handeln auf eigene Gefahr“ in Rechtsprechung und Literatur nicht selten als wirksames Enthaftungsangebot verstanden, ohne dass, was nach dem Gesagten freilich notwendig wäre, der Rechtsbindungswille des Verantwortlichen zumindest problematisiert würde, vgl. bspw. LG Mönchengladbach, VersR 1973, 870 (871); OLG Karlsruhe, VersR 1975, 381 (383); Gaisbauer, VersR 1979, 9 (12); Wiethaup, VersR 1972, 817 (818).

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noch keine haftungsbeschränkende Wirkung zu.1769 Jedoch ließe sich dort, wo ein Sportler in Kenntnis des Hinweises und damit in Kenntnis eines ausdrücklichen Angebots zum Abschluss einer Enthaftungsvereinbarung1770 von der Stätte, der Anlage oder dem Sportgerät Gebrauch macht, in der Teilnahme am Sportbetrieb ein konkludent getätigter Wille zum Haftungsverzicht und damit zum Abschluss der Enthaftungsvereinbarung erblicken.1771 Um – eingedenk der für den Betroffenen schwerwiegenden Rechtsfolgen einer Haftungsbeschränkung – nicht die Grenze zur ungewollten Willensfiktion zu überschreiten, ist mit der Annahme eines sich in der bloßen Betätigung in Kenntnis des Hinweises konkludent manifestierenden Rechtsbindungswillens1772 des Athleten freilich restriktiv zu verfahren. Es bedarf zumindest konkreter Anhaltspunkte dafür, dass dem Verwendungsgegner die Bedeutung seines Tuns auch in rechtlichen Kategorien bewusst ist.1773 Da der hier in Frage stehende Rechtsbindungswille des Sportlers nach dem objektiven Empfängerhorizont als Ausfluss des Gebots von Treu und Glauben zu er1769

(2664). 1770

Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 108; Scheffen, NJW 1990, 2658

Die hier thematisierte Beschilderung bringt durch geschriebenes Wort in einer Form verbaler Kommunikation den Willen, Rechtsfolgen in Geltung zu setzen, unmittelbar zum Ausdruck und stellt mithin ein ausdrückliches Angebot auf den Abschluss einer Enthaftungsvereinbarung dar, vgl. Hübinger, in: Geigel (Hrsg.), Haftpflichtprozess, S. 345 f. Eine Ungenauigkeit ist es, die hier geführte Diskussion unter dem Schlagwort der „stillschweigenden Haftungsbeschränkung“ zu verorten, wie dies augenscheinlich jedoch von weiten Teilen der Rechtsprechung und Literatur gehandhabt wird. Allgemein scheint es schon per se verwirrend, die hier in Frage stehende konkludente Betätigung eines Annahmewillens durch die Teilnahme am Sportbetrieb in Abgrenzung zu einem im Grundsatz rechtsgeschäftlich irrelevanten Schweigen als „stillschweigende Erklärung“ zu bezeichnen, vgl. auch Börner, SportstättenHaftungsrecht, S. 391 f. Die Frage einer stillschweigenden Haftungsbeschränkung betrifft vielmehr die Annahme einer Modifikation der Haftungsfolgen allein aus den besonderen Umständen des Einzelfalls zur Vermeidung unbilliger Ergebnisse und unterliegt weit strengeren Anforderungen als die konkludente Annahme eines ausdrücklichen Enthaftungsangebots. Siehe zum stillschweigenden Haftungsausschluss im Sport noch unten, § 5 A.I.2. 1771 Besteht zwischen dem Sportstättenverantwortlichen und dem Anlagennutzer bereits ein wirksames Vertragsverhältnis, steht hingegen die nachträgliche Einbeziehung der Haftungsbeschränkung als Allgemeine Geschäftsbedingung nach § 305 Abs. 2 BGB in Frage, vgl. Becker in: Bamberger/Roth, § 305 Rn. 65. Siehe zur Einbeziehung der Enthaftungsklausel in das Vertragsverhältnis noch unten, § 5 A.I.1.b)bb)(2). 1772 Soweit Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 207, in diesem Kontext den Geschäftswillen des Sportlers in Zweifel zieht, handelt es wohl um ein Missverständnis der Autorin. Nach hergebrachter Terminologie bezeichnet der Geschäftswille als subjektives Element des Erklärungstatbestands den Willen des Erklärenden, eine bestimmte Rechtsfolge herbeizuführen, während der Rechtsbindungswille als objektives Merkmal den Willen statuiert, überhaupt eine rechtsgeschäftlich relevante Handlung vorzunehmen, Singer, in: Staudinger, Vorbemerkung zu §§ 116 ff. Rn. 29. Gerade Letzteres steht in der vorliegenden Konstellation der konkludenten Erklärung durch Teilnahme am Sportbetrieb jedoch in Frage, zumal der Geschäftswille schon gar kein konstitutives Element wirksamer Willenserklärungen darstellt. 1773 Vgl. BGH, NJW-RR 1988, 655 (657); Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 108 f.

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mitteln ist,1774 bleibt außer Betracht, ob der Sportstättennutzer den aufgestellten Enthaftungsschildern zum Trotz auch weiterhin tatsächlich darauf vertraut, der Sicherungspflichtige werde den üblichen Sorgfaltsmaßstab walten lassen, um Schutz vor den atypischen Gefahren der sportlichen Übung zu bieten.1775 Dennoch kann der bloßen Nutzung der Sportstätte allein regelmäßig kein Erklärungswert beigemessen werden. Ist der Athlet zugleich Mitglied des veranstaltenden Vereins, ergeben sich die wesentlichen Aspekte einer Nutzung der Vereinsstätte und der Vereinsgerätschaften bereits aus dem korporationsrechtlichen Mitgliedschaftsverhältnis, ohne dass mit einer Modifizierung vor Ort der sportlichen Übung noch gerechnet werden müsste.1776 Auch gegenüber einem Nichtmitglied erscheint der durch Nutzung konkludent betätigte Annahmewille reine Fiktion. Denn zu berücksichtigen bleibt, dass es nicht der Sportler ist, der sich zu seinem eigenen Verhalten in Widerspruch setzt, wenn er trotz Kenntnis eines ausdrücklichen Enthaftungswillens des Sicherungspflichtigen die sportliche Übung betreibt und im Schadensfall Ansprüche gegen den Pflichtigen geltend macht. Es muss hingegen dem Sicherungspflichtigen selbst, der trotz der in der Eröffnung des Sportbetriebes enthaltenen Aufforderung zur Teilnahme unter Ausnutzung des validen Betätigungsbedürfnisses des Sportlers und einer sich hieraus ergebenden Machtposition einen umfassenden Haftungsverzicht zu erwirken versucht, nach dem Gedanken des venire contra factum proprium der Vorwurf der Treuwidrigkeit gemacht werden.1777 Dies gilt jedenfalls dort, wo eine Haftung auch für grundlegende Verkehrspflichten ausgeschlossen werden soll.1778 Übertragen auf den Kontext der Sportveranstaltung sind grundlegend jedenfalls solche Sicherheitsmaßnahmen, die den Sportler als Verkehrsteilnehmer vor atypischen Gefahren bewahren und angesichts derer die Selbstschutzmöglichkeiten des Betroffenen in erheblichem Maße eingeschränkt bleiben. Nur für diesen Bereich des atypischen Schadenspotenzials ist aber nach dem bereits Gesagten die Haftung des Sicherungspflichtigen im Sportveranstalterhaftungsrecht überhaupt begründet.1779 Im Ergebnis führt der in der Sportstättenpraxis durchaus übliche Enthaftungshinweis folglich ohne anderslautende ausdrückliche Billigung des Verwendungsgegners 1774

Siehe hierzu bereits die Ausführungen und Nachweise oben, § 4 A.I.1.b)aa). So aber der Begründungsansatz gegen die Annahme der Enthaftungsabrede von Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 392 f., und Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 207, mit welchem jedoch eine unsachgemäße Vermengung der voneinander getrennt zu haltenden Rechtsfragen bzgl. der Eigenverantwortlichkeit des Sportlers nach den Grundsätzen eines Handelns auf eigene Gefahr im Fall der Teilnahme am Sportbetrieb einerseits (siehe hierzu oben, § 4 A.II.1.b)aa)) und eines potenziell rechtserheblichen Verhaltens des Sportlers als Verkehrsteilnehmer im Angesicht eines unmissverständlichen und ausdrücklich erklärten Enthaftungswillens des Sicherungsverantwortlichen nach allgemeiner Rechtsgeschäftslehre andererseits indiziert wird. 1776 Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 109 f. 1777 Vgl. BGH, VersR 1976, 1175 (1177); BGH, NJW 1982, 1144 (1145). 1778 Vgl. BGH, NJW 1982, 1144 (1145); BGH, NJW 1984, 801 (802); Westermann, in: Erman, § 276 Rn. 26. 1779 Siehe hierzu insbesondere die Ausführungen oben, § 4 A.II.1.b)aa). 1775

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nicht zum Abschluss einer individualvertraglichen Enthaftungsvereinbarung, vermittels welcher eine Verschiebung der Haftungsrisiken zu Lasten des Sportlers über die bereits in der Haftungsbegründung hinaus vorgenommene Verteilung erwirkt werden könnte.1780 (2) Einbeziehung formularmäßiger Haftungsbeschränkungen in ein Vertragsverhältnis Denkbar bleibt schließlich die Einbeziehung vorformulierter Klauseln als unselbstständige Geschäftsbedingungen in ein sonstiges Vertragsverhältnis. Die Einbeziehung solcher Klauseln zur Haftungsbeschränkung richtet sich nach den allgemeinen Vorschriften der §§ 145 ff. BGB oder – als lex specialis – im Recht der Allgemeinen Geschäftsbedingungen nach den auf eine erhöhte Transparenz ausgerichteten Voraussetzungen der §§ 305 Abs. 2, 305c Abs. 1 BGB.1781 Hier hat der Sportveranstalter als Klauselverwender den Sportler im Zeitpunkt des Vertragsschlusses1782 ausdrücklich in mündlicher oder schriftlicher Form dergestalt auf die Geschäftsbedingungen hinzuweisen, dass der Hinweis auch von einem Durchschnittskunden bei nur flüchtiger Betrachtung ohne weiteres erfasst werden kann.1783 Dem Sportler muss die Möglichkeit verschafft werden, von dem Inhalt der Haf1780 Im Ergebnis ebenso OLG Stuttgart, VersR 1961, 1026 (1027); OLG Celle, VersR 1969, 1049 (1050); OLG Karlsruhe, VersR 1975, 381 (383); Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 391 ff.; Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 108 ff. und S. 113 f.; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 207. Vereinzelt wird hingegen ein Ausschluss der Haftung bejaht, vgl. Künnel, VersR 1982, 1119 (1124 f.); Wiethaup, VersR 1972, 817 (818). Nicht in entsprechender Weise äußert sich hingegen Gaisbauer, VersR 1979, 9 (12), dem dies zwar wiederholt unterstellt wird, der jedoch im Zusammenhang mit öffentlich verwalteten TrimmDich-Pfaden eindeutig erklärt, dass „aus der Benutzung der Anlage durch ihn [den Sportler] noch nicht gefolgert werden [kann], daß er sich mit einem Ausschluß der Haftung der Gemeinde auch für die nicht ordnungsgemäße Anlegung oder Unterhaltung der Einrichtung einverstanden erklärt hat.“ Ob der Sportler tatsächlich Kenntnis von der Beschilderung und ihrem Inhalt genommen hat, ist damit nach der hier vertretenen Auffassung im Ergebnis nicht entscheidend, so auch Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 393. 1781 Gem. § 310 Abs. 1 S. 1 BGB gilt § 305 Abs. 2 BGB nicht im Verhältnis zu Unternehmern im Sinne des § 14 BGB. Auch Spitzenathleten insbesondere im Bereich des Individualsports können als beruflich Selbstständige dem Unternehmerbegriff unterfallen (offen gelassen von Heermann, NZG 1999, 325 [329]). Im Übrigen ist für die Anwendung des AGBRechts unerheblich, ob das eigentliche Vertragsangebot vom Klauselverwender oder vom Verwendungsgegner ausgegangen ist, BGH, NJW 1988, 2106 (2108). 1782 Die Zeitangabe „bei Vertragsschluss“ ist zu verstehen als der zeitliche „Zusammenhang mit den Erklärungen, die zum Abschluss des konkreten Vertrages geführt haben“, Grüneberg, in: Palandt, § 305 Rn. 28. Zur weiteren Konkretisierung siehe Ulmer/Habersack, in: Ulmer/ Brandner/Hensen, § 305 Rn. 156. 1783 BGH, NJW-RR 1987, 112 (114); BGH, NJW 2007, 2988 (2989); Becker, in: Bamberger/Roth, § 305 Rn. 45; Grüneberg, in: Palandt, § 305 Rn. 27; Schlosser, in: Staudinger, § 305 Rn. 110. Zu den Besonderheiten der Einbeziehung nach dem Maßstab des § 305 Abs. 2 BGB siehe Herrmann, NZG 1999, 325 (329 f., dort noch als § 2 Abs. 1 AGBG); ders., NPLY 2007, 91 (107 f.).

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§ 5 Die Instrumentarien zur Begrenzung des Haftungsrisikos

tungsbeschränkungsklausel in zumutbarer Weise Kenntnis zu nehmen.1784 Erfolgt der Abschluss eines Sportveranstaltungsteilnahmevertrages beispielsweise unter Verwendung des Internets,1785 so ist es ebenso notwendig wie ausreichend, wenn die Geschäftsbedingungen über eine auf der Veranstalterseite gut sichtbare Verlinkung aufgerufen und ausgedruckt werden können.1786 An der geforderten Möglichkeit zur Kenntnisnahme im Zeitpunkt des Vertragsschlusses fehlt es jedoch, wenn die Geschäftsbedingungen erst mit einer Vertrags-, einer Meldebestätigung oder einer Rechnung an den Verwendungsgegner übersandt1787 oder durch Aushang ausschließlich im Vorfeld der Sportveranstaltung zur Einsichtnahme geboten werden.1788 Schließlich müssen die Bedingungen deutlich und verständlich formuliert sein.1789 Der Sportler darf als Verwendungsgegner keinen gegen die Einbeziehung der Klausel gerichteten Willen geäußert haben.1790 Auch soweit Haftungsbeschränkungen als Bestandteil von Vereinssatzungen und -ordnungen in ein Austauschverhältnis zwischen Sportveranstalter und Sportler einbezogen werden sollen, muss den Anforderungen des § 305 Abs. 2 BGB an die Einbeziehung der Klauseln Genüge getan werden.1791 Dem Sportler ist zu diesem

1784 Siehe im Einzelnen hierzu Pfeiffer, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 305 Rn. 84 ff.; Ulmer/Habersack, in: Ulmer/Brandner/Hensen, § 305 Rn. 145 ff. 1785 So vielfach bei der Anmeldung zu großen Sportevents wie Laufsportveranstaltungen oder Turnfesten. 1786 BGH, NJW 2006, 2976 (2977). So auch Grüneberg, in: Palandt, § 305 Rn. 36, der unter Berufung auf das OLG Köln, NJW-RR 1998, 1277, ferner darauf hinweist, auch die bloße Texteinblendung ohne Möglichkeit zum Ausdrucken sei ausreichend, wenn dem Kunden nach Umfang und Textgestaltung eine kritische Prüfung möglich bliebe. Siehe ferner Pfeiffer, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 305 Rn. 85. 1787 BGH, NJW-RR 2012, 690 (691); Becker, in: Bamberger/Roth, § 305 Rn. 64; Grüneberg, in: Palandt, § 305 Rn. 28; Schlosser, in: Staudinger, § 305 Rn. 114. 1788 Heermann, NZG 1999, 325 (329). Ausführlich zur Einbeziehung einer Enthaftungserklärung auf Beschilderung Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 111 f., 114 f. Ein deutlich sichtbarer Aushang der Vertragsbedingungen am Ort des Vertragsschlusses ersetzt gem. § 305 Abs. 2 Nr. 1 Alt. 2 BGB den ausdrücklichen Hinweis lediglich dort, wo, beispielsweise bei Geschäften des Massenverkehrs wie dem Kauf einer Eintrittskarte für ein Spiel der Fußballbundesliga an der Stadionverkaufsstelle, der Hinweis nur unter unverhältnismäßigen Schwierigkeiten möglich wäre, vgl. auch Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 403. 1789 Grüneberg, in: Palandt, § 305 Rn. 39. Gerade bei Sportveranstaltungen mit internationalem Teilnehmerfeld kann ferner das Sprachrisiko zu berücksichtigen sein, vgl. Adolphsen, Adolphsen/Nolte/Lehner/Gerlinger (Hrsg.), Sportrecht in der Praxis, S. 240. Maßgeblich ist grundsätzlich die jeweilige Verhandlungssprache, Pfeiffer, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 305 Rn. 89. 1790 Zum Einverständnis des Verwendungsgegners mit der Klausel Grüneberg, in: Palandt, § 305 Rn. 41. 1791 Zur Anwendbarkeit der Vorschriften des AGB-Rechts in diesem Fall bereits oben, § 5 A.I.1.b)aa).

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Zweck eine vollständige Fassung derjenigen Satzungsbestimmungen auszuhändigen, die Bestandteil der Vertragsabrede werden sollen.1792 cc) Die Inhaltskontrolle Ist nach dem bisher Gesagten der Anwendungsbereich der §§ 305 ff. BGB eröffnet, gilt auch für die materiellrechtliche Inhaltskontrolle der vorformulierten Geschäftsbedingungen gemäß der §§ 307 ff. BGB ein strenger Maßstab, welcher sich nicht in den grundsätzlichen Schranken allgemeiner Vertragsfreiheit erschöpft. Zum Gegenstand der Inhaltskontrolle nach dem AGB-Recht wird dabei nicht der Regelungsgehalt aus Sicht des konkret-objektiven Empfängerhorizonts, sondern die Klausel in der Fassung, wie sie durch einen überindividuellen, normal verständigen Durchschnittskunden1793 in ihrer kundenfeindlichsten Auslegung verstanden werden durfte.1794 Aber selbst dort, wo die Prüfung spezifischer Klauseln aus dem korporationsrechtlichen Bereich der Sportvereine oder -verbände gemäß § 310 Abs. 4 S. 1 BGB dem Zugriff des AGB-Rechts entzogen bleibt, ist eine solche Inhaltskontrolle gem. § 242 BGB entlang von Treu und Glauben unter Berücksichtigung der in den §§ 307 ff. BGB verankerten Rechtswertungen vorzunehmen.1795 Dabei betonte schon der Bundesgerichtshof in seiner „Reiter-Entscheidung zur Inhaltskontrolle nach § 242 BGB: „Eine Beeinträchtigung des Rechtsschutzes dieses Personenkreises ist damit nicht verbunden, da an die Angemessenheit sportlicher Verbandsnormen kein weniger strenger Maßstab anzulegen ist als bei Anwendung des AGB-[Rechts].“1796 Im Folgenden gilt es nun, einige der praktisch relevanten Beispiele für Klauseln zur Abmilderung des Haftungsrisikos des Sportveranstalters im Sportveranstaltungsbetrieb auf ihre inhaltliche Wirksamkeit hin zu untersuchen.

1792

Heermann, NZG 1999, 325 (329); ders., NPLY 2007, 91 (108). Ist der Sportler zugleich Mitglied des Sportvereins als Klauselverwender, ergibt sich eine zumutbare Möglichkeit der Kenntnisnahme bei Vertragsschluss bereits aus dem vereinsrechtlichen Anspruch auf Abschrift und Aushändigung der Satzungen und Nebenordnungen, welchen er sich im Zuge des Vereinsbeitritts unterworfen hat. 1793 Grüneberg, in: Palandt, § 307 Rn. 8. 1794 Grüneberg, in: Palandt, § 305c Rn. 18. Erweist sich die Klausel in ihrer kundenfeindlichsten Auslegung nach den Grundsätzen der Inhaltskontrolle als wirksam, kommt sie schließlich in ihrer kundenfreundlichsten Auslegung zur Anwendung. 1795 Heermann, NZG 1999, 325 (332); Vieweg, SpuRt 1995, 97, 100. 1796 BGHZ 128, 93 (103) = SpuRt 1995, 43 (45). Vgl. mit diesem Ergebnis auch schon Vieweg, NJW 1991, 1511 (1516). Ausführlich zur Inhaltskontrolle von Sportverbandsnormen am Maßstab des § 242 BGB Vieweg, Normsetzung, S. 230 ff. Abweichende Ergebnisse einer Inhaltskontrolle nach den §§ 307 ff. BGB und § 242 BGB sind für die im Folgenden dargestellten Fallgruppen von Haftungsbeschränkungen wohl nicht zu erwarten.

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§ 5 Die Instrumentarien zur Begrenzung des Haftungsrisikos

(1) Die Modifikation der Schadensersatzansprüche des Sportlers Ein Blick auf die einschlägigen Geschäftsbedingungen für die Teilnahme an Sportveranstaltungen auf unterschiedlicher Leistungs- und Professionalisierungsebene verdeutlicht das stete Bemühen des Veranstalters, durch eine Implementierung haftungsbeschränkender Klauseln von der legalverordneten Risikoverteilung im Schadensfall abzuweichen. Es finden sich beispielsweise die folgenden Klauseln: „Soweit es das anwendbare Recht erlaubt, verzichte ich gegenüber der FIS, meinem nationalen Skiverband und dem Organisator sowie deren Mitgliedern, Direktoren, Funktionären, Freiwilligen, Lieferanten und Agenten auf alle Ansprüche aus Verlust, Verletzung oder sonstigem Schaden aus meiner Teilnahme an den von der FIS genehmigten Wettbewerben oder Trainings.“1797 „Die Teilnahme an Wettbewerben erfolgt immer auf eigene Rechnung und Gefahr einschließlich der Haftung bei Unfall- und Haftpflichtschäden Dritten gegenüber.“1798 „Der Veranstalter haftet nicht für nicht wenigstens grob fahrlässig verursachte Sach- und Vermögensschäden.“1799 „Bei Verlust oder Diebstahl von Eigentum der Teilnehmenden bzw. Mitwirkenden haftet der NTB nur bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit seinerseits. Gleiches gilt für Sachschäden.“1800 „Der Veranstalter schließt jegliche Haftung für Schäden aus, die den Besuchern, Teilnehmern und Pferdebesitzern durch leichte Fahrlässigkeit des Veranstalters, seiner Vertreter oder Erfüllungsgehilfen entstehen.“1801 „Fahrer, Beifahrer, Kraftfahrzeugeigentümer und -halter verzichten durch Abgabe ihrer Unterschrift für alle im Zusammenhang mit dem Training erlittenen Unfälle oder Schäden (körperliche sowie materialmäßige) auf jedes Recht des Vorgehens oder Rückgriffs gegen den Veranstalter, dessen Beauftragte, Sportwarte und Helfer sowie den/die Eigentümer des für das Training genutzten Grundstücks, gegen den/die Betreiber der für das Training genutzten Strecke, dessen Beauftragte und Helfer“.1802 (a) Die Inhaltskontrolle nach § 309 Nr. 7 BGB Die formularmäßige Beschneidung etwaiger Ersatzansprüche des Verwendungsgegners, gleich ob vertraglicher oder deliktischer Natur,1803 muss sich insbesondere an den Maßgaben des § 309 Nr. 7 BGB messen lassen. Ein Ausschluss oder eine Begrenzung der Haftung für Schäden aus der Verletzung des Lebens, des Körpers oder der Gesundheit, die auf einer fahrlässigen Pflichtverletzung des Verwenders oder einer vorsätzlichen oder fahrlässigen Pflichtverletzung eines gesetz1797

Nr. 4 der FIS-Athletenvereinbarung. Regel 4.4.1 Abs. 2 der BDR-SpoO. 1799 § 4 Abs. 1 S. 1 Hs. 1 der AGB für die Teilnahme am 40. BMW-Berlin-Marathon 2013. 1800 § 11 der AGB des 15. Niedersächsischen Landesturnfestes 2012. 1801 Dieser Ausschluss findet sich in den nicht nummerierten „Besonderen Bestimmungen“ zur Teilnahme am ADC Reitturnier Ankum 2013. 1802 Aus OLG Dresden, NJW-RR 2007, 1619 (1620). 1803 Vgl. für eine entsprechende Anwendung der Vorschrift auf deliktische Schadensersatzansprüche BGHZ 100, 157 (184); Christensen, in: Ulmer/Brandner/Hensen, § 309 Nr. 7 Rn. 15; Grüneberg, in: Palandt, § 309 Rn. 40. 1798

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lichen Vertreters oder Erfüllungsgehilfen des Verwenders beruhen, sind demnach ebenso unwirksam (Nr. 7 a), wie ein Ausschluss oder eine Begrenzung der Haftung für sonstige Schäden, die auf einer grob fahrlässigen Pflichtverletzung des Verwenders oder auf einer vorsätzlichen oder grob fahrlässigen Pflichtverletzung eines gesetzlichen Vertreters oder Erfüllungsgehilfen des Verwenders beruhen (Nr. 7 b). Hingegen ergibt sich die Unwirksamkeit einer Beschränkung der Vorsatzhaftung des Verwenders selbst bereits aus der allgemeinen Bestimmung des § 276 Abs. 3 BGB.1804 Im Verhältnis zu den allgemeinen Vorschriften der §§ 276 Abs. 3, 278 S. 2 BGB ist im Anwendungsbereich der §§ 305 ff. BGB somit einerseits in persönlicher Hinsicht das Ausschlussverbot der Vorsatzhaftung auf das Verhalten der gesetzlichen Vertreter und Erfüllungsgehilfen des Klauselverwenders erweitert.1805 Zum anderen ist der für die Unwirksamkeit maßgebliche Grad des Verschuldens mit dem Verbot der Freizeichnung für grobe Fahrlässigkeit und für die fahrlässige Verletzung explizit benannter Rechtsgüter signifikant abgesenkt.1806 Schon seinem Wortlaut nach erfasst § 309 Nr. 7 BGB dabei nicht bloß den Ausschluss, sondern auch eine Begrenzung der erfassten Haftungsformen, mithin also jegliche Klausel, die zum Nachteil des Verwendungsgegners von den gesetzlichen Vorschriften über Art und Umfang des Schadensersatzes oder sonstigen Anspruchsmodalitäten wie Verjährungs- oder Ausschlussfristen abweicht.1807 Derartige Klauseln sind unwirksam; eine geltungserhaltende Reduktion auf das noch zulässige Maß ist demgegenüber nicht angezeigt.1808 Rechtswirksam bleibt hingegen 1804

§ 276 Abs. 3 kommt grundsätzlich neben den besonderen Klauselverboten des § 309 Nr. 7 BGB zur Anwendung, Dammann, in Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 309 Nr. 7 Rn. 81. Organe der Clubs und Sportvereine handeln gem. § 31 BGB im Sinne der Organtheorie als Bestandteil des Vereins selbst (Ellenberger, in: Palandt, § 31 Rn. 1). Eine Freizeichnungsklausel, welche die Vorsatzhaftung des Vorstandsmitglieds und eines sonstigen Organs berührt, ist folglich schon gem. § 276 Abs. 3 BGB unwirksam. 1805 Einer Nennung des Verrichtungsgehilfen in der Vorschrift des § 309 Nr. 7 BGB bedarf es hingegen nicht, Dammann, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 309 Nr. 7 Rn. 22 – 29. Denn wie bereits erörtert, ist die Haftung aus § 831 BGB stets Haftung für ein eigenes Auswahl- und/oder Überwachungsverschulden des Geschäftsherrn (siehe unter § 4 A.II.1.a)). Diese Haftung kann durch Allgemeine Geschäftsbedingungen nur in den Grenzen des § 309 Nr. 7 ausgeschlossen werden. Die Freizeichnung für ein grobes Auswahl- oder Überwachungsverschulden ist demzufolge unwirksam, Becker, in: Bamberger/Roth, § 309 Nr. 7 Rn. 10. 1806 Demgegenüber war den Vorschriften des AGBG ein absolutes Klauselverbot etwaiger Haftungsfreizeichnungen für Körperschäden unbekannt. Regelmäßig wurde die Unwirksamkeit entsprechender Klauseln für den Ausschluss der Haftung bei Körperschäden jedoch mit dem Verstoß gegen die Generalklausel des § 9 AGBG begründet, vgl. bspw. OLG München, NJW-RR 1995, 1467 (1468). Zur Rechtslage im Sportveranstaltungskontext vor den Neuerungen des Schuldrechtsmodernisierungsgesetzes vgl. die Ausführungen von Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 200 f. 1807 Dammann, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 309 Nr. 7 Rn. 51. Vgl. ferner Becker, in: Bamberger/Roth, § 309 Nr. 7 Rn. 12 ff.; A. Fuchs, in: Ulmer/Brandner/Hensen, § 307 Rn. 270; Grüneberg, in: Palandt, § 309 Rn. 42. 1808 BGHZ 86, 284 (297); BGH, NJW 2007, 674 (675); Christensen, in: Ulmer/Brandner/ Hensen, § 309 Nr. 7 Rn. 40; Dammann, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 309 Nr. 7 Rn. 72 – 79;

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die formularvertragliche Freizeichnung einer Haftung für Vermögens- oder Sachschäden infolge einfacher Fahrlässigkeit des Verwenders, seines gesetzlichen Vertreters oder Erfüllungsgehilfen.1809 Der Blick auf die eingangs angeführten Beispiele1810 aus der Sportveranstaltungspraxis zeigt nach alledem im Ergebnis vielzählige Klauseln, denen ohne jegliche Wertungsmöglichkeit schon nach Maßgabe des § 309 Nr. 7 BGB die Wirksamkeit in Teilen zu versagen bleibt. (b) Die Inhaltskontrolle nach § 307 Abs. 1, 2 BGB Solche Freizeichnungsklauseln, die lediglich auf den Ausschluss oder die Beschränkung einer Haftung für fahrlässig herbeigeführte Nichtkörperschäden abzielen und deren Unwirksamkeit sich mithin nicht bereits aus der Anwendung des § 309 Nr. 7 BGB ergibt, sind am Maßstab der Generalklausel des § 307 Abs. 1, 2 BGB einer weiteren Wirksamkeitskontrolle zu unterziehen.1811 Zweck der Vorschrift ist einmal mehr der besondere Schutz des durch die Implementierung vorformulierter Geschäftsbedingungen in seinem Selbstbestimmungsrecht beeinträchtigten Verwendungsgegners:1812 Bestimmungen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind unwirksam, wenn sie den Vertragspartner des Verwenders entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen benachteiligen (Abs. 1). Eine solche Benachteiligung liegt im Zweifel vor, wenn die Bestimmung mit wesentlichen Grundgedanken der gesetzlichen Regelung, von der abgewichen wird, nicht zu vereinbaren ist (Abs. 2 Nr. 1) oder wesentliche Rechte oder Pflichten, die sich aus der Natur des Vertrags ergeben, so einschränkt, dass die Erreichung des Vertragszwecks gefährdet ist (Abs. 2 Nr. 2). Um nicht die in § 309 Nr. 7 BGB manifestierte Wertentscheidung des Gesetzgebers zu konterkarieren, kann nicht jede Haftungsfreizeichnungsklausel pauschal als Verstoß gegen Treu und Glauben deklariert werden.1813 Die außerordentliche Benachteiligung des Verwendungsgegners muss vielmehr unter besonderen Ge-

Grüneberg, in: Palandt, § 309 Rn. 54. Anderes gilt ausnahmsweise dort, wo sich die Klausel „nach ihrem Wortlaut aus sich heraus verständlich und sinnvoll in einen inhaltlich zulässigen und einen unzulässigen Regelungsteil trennen“ lässt, BGHZ 145, 203 (212). 1809 § 309 Nr. 7 BGB enthält freilich keinen abschließenden Prüfungsmaßstab. Wird der Verwendungsgegner durch die Klausel entgegen des Gebots von Treu und Glauben unangemessen benachteiligt, kann ein Verstoß gegen § 307 Abs. 1, 2 BGB angezeigt sein, hierzu sogleich, § 5 A.I.1.b)cc)(1)(b). 1810 Siehe unter § 5 A.I.1.b)cc)(1). 1811 Die Norm gilt im Verhältnis zu den besonderen Tatbestandskatalogen der §§ 308, 309 BGB als Auffangtatbestand, A. Fuchs, in: Ulmer/Brandner/Hensen, § 307 Rn. 2; Grüneberg, in: Palandt, § 307 Rn. 1; Pfeiffer, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 307 Rn. 6. Die Vorschriften sind damit grundsätzlich nebeneinander anwendbar, Dammann, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, Vor §§ 308, 309 Rn. 10. 1812 Vgl. Pfeiffer, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 307 Rn. 1. 1813 Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 119 Fn. 552.

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sichtspunkten festgestellt werden.1814 Unter Berücksichtigung der Wertung des § 307 Abs. 2 Nr. 2 BGB ließe sich die Wirksamkeit der Klausel zumindest dort in Frage stellen, wo die Freizeichnung auch eine Haftung für die fahrlässige Verletzung etwaiger Kardinalpflichten als des wesentlichen Pflichtengehalts im zwischen Verwender und Verwendungsgegner bestehenden Rechtsverhältnis erfassen soll.1815 Zu diesem Pflichtenkreis zählen neben den vertraglichen Hauptrechten und -pflichten, bspw. der Pflicht des Veranstalters zur Durchführung der Veranstaltung, auch solche Nebenpflichten, die eine zumutbare Anstrengung zum Schutz des Vertragspartners zum Gegenstand haben1816 und die für diesen von so grundlegender Bedeutung sind, dass ihre Erfüllung die ordnungsgemäße Durchführung des Vertrages erst ermöglicht.1817 Eine Pflicht zum Schutz etwaiger Vermögens- und Sachgüter1818 wird jedoch kaum einmal als ebensolche Kardinalpflicht des Sportveranstalters im Verhältnis zu dem einzelnen Athleten zu qualifizieren sein.1819 Zumindest aber stellt sich eine solche Ausschlussklausel nicht als vertragszweckgefährdende Einschränkung des Kernbereichs rechtsverhältnisspezifischer Interessen der Parteien des Sportlervertrages1820 dar. Die Haftungsbeschränkung hinsichtlich der fahrlässigen Verletzung von Sach- oder Vermögensgütern bleibt in diesem Rahmen mithin möglich.1821 (c) Die Begrenzung der Satzungsautonomie nach § 40 S. 1 BGB Für die Haftungsfreizeichnung des Sportvereins gilt es, über die Grenzen der Inhaltskontrolle nach den §§ 307 ff. BGB (bzw. § 242 BGB) hinaus eine Beson1814 Nach A. Fuchs, in: Ulmer/Brandner/Hensen, § 307 Rn. 280, kann sich eine treuwidrige Benachteiligung des Verwendungsgegners bspw. aus den Möglichkeiten zur effektiven Schadensvermeidung oder der Schadensversicherung auf Seiten des Verwenders ergeben. Ebenso Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 120. 1815 Vgl. BGHZ 89, 363 (367); 93, 29 (48); Grüneberg, in: Palandt, § 307 Rn. 37; Wurmnest, in: MüKo, § 307 Rn. 70. Ausführlich A. Fuchs, in: Ulmer/Brandner/Hensen, § 307 Rn. 273 ff. 1816 Pfeiffer, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 307 Rn. 143. 1817 BGH, NJW 1985, 3017; BGH, NJW-RR 1993, 561; Grüneberg, in: Palandt, § 307 Rn. 35. 1818 Nur diese stehen hier in Frage. Vgl. zur Beschränkung der Pflicht zum Schutz vor Körperschäden bereits die Ausführungen oben, § 5 A.I.1.b)cc)(1)(a). 1819 Vgl. Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 122. Der Verweis auf die Rechtsprechung des BGH, NJW 1990, 761 (764), greift hier jedoch nicht. Zwar erkennt das Gericht eine Klausel, vermittels welcher die Haftung für die Verletzung einer Obhutspflicht über die von einem Patienten in ein Krankenhaus eingebrachten Sachen ausgeschlossen wird, als wirksam an. Ob es sich bei der Obhutspflicht um eine vertragliche Kardinalpflicht handelt, wird jedoch offen gelassen. Jedenfalls die Gefährdung des Vertragszwecks wird durch den BGH aber verneint. 1820 Siehe ausführlich zu den Sportlerverträgen die Ausführungen unter § 4 A.I.b). 1821 A.A. Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 203, die für den weit überwiegenden Teil der Vertragsgestaltungen im Laufsport davon ausgeht, der Veranstalter könne seine Schadensersatzhaftung in keiner Weise formularvertraglich beschränken. Nicht verkannt werden soll jedoch, dass eine abschließende Aussage über die Treuwidrigkeit einer Freizeichnungsklausel nur in strikter Abhängigkeit der jeweiligen Gegebenheiten des Einzelfalls getätigt werden kann. Dies betont auch Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 122.

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derheit zu berücksichtigen: Wie sich als argumentum e contrario zu § 40 S. 1 BGB ergibt, handelt es sich bei der Organhaftungsnorm des § 31 BGB um eine satzungsfeste Vorschrift, deren Disposition dem Verein zumindest im Verhältnis zu vereinsfremden Dritten durch Satzungsregelung versperrt bleibt.1822 Wie jüngst von Küpperfahrenberg ausführlich dargelegt, gilt dieses Verbot der satzungsgemäßen Haftungsbeschränkung auch im Innenverhältnis des Vereins gegenüber den eigenen Mitgliedern.1823 Insbesondere der Wortlaut der §§ 31, 40 BGB,1824 die Entwicklungshistorie der Normen1825 und ihr teleologischer Hintergrund als Anker des Verkehrsschutzes1826 sprechen für eine derart weite Anwendung der Satzungsfestigkeit.1827 Anderes gilt freilich für die Gehilfenhaftung aus § 278 S. 1 BGB, welche in Ermangelung einer dem § 40 BGB entsprechenden Vorschrift auch vermittels Satzungsregelung abbedungen werden kann.1828 (2) Die Modifikation der Rückgewähransprüche des Sportlers Erbringt der Veranstalter die von ihm geschuldete Veranstaltungsleistung nicht in vertragskonformer Art und Weise, ist er gegenüber demjenigen Athleten, der als anderer Teil eines Wettkampfteilnahmevertrages die entgeltliche Teilnahmeberechtigung an der Veranstaltung erworben hat, schuldrechtlich zur Rückgewähr einer bereits entrichteten Teilnahmegebühr verpflichtet, §§ 326, 346 BGB.1829 Nicht selten versuchen die Veranstalter jedoch, durch die Implementierung vertraglicher Klauseln etwaige Rückerstattungsansprüche der Teilnehmer auszuschließen oder zu beschränken. Handelt es sich um vorformulierte Geschäftsbedingungen, bleiben solche Klauseln der inhaltlichen Kontrolle nach Maßgabe der §§ 307 ff. BGB unterworfen.1830 1822 Ellenberger, in: Palandt, § 31 Rn. 4; Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 66 f; Schöpflin, in: Bamberger/Roth, § 31 Rn. 26; Weick, in: Staudinger, § 31 Rn. 50. Hingegen kann die Organhaftung auch gegenüber Vereinsdritten durch individualvertragliche Vereinbarung ausgeschlossen oder beschränkt werden, RGZ 157, 228 (232); Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 89 m.w.N. 1823 Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 78 ff. Im Ergebnis ebenso Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 404; Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 206. 1824 Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 45 ff., 82. 1825 Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 82 f. 1826 Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 23, 83 ff. 1827 Herrschend ist diese Auffassung bislang freilich nicht. Gegen eine Satzungsfestigkeit des § 31 BGB im Verhältnis zu den Mitgliedern des Vereins LG Karlsruhe, VersR 1987, 1023 (1024); Ellenberger, in: Palandt, § 31 Rn. 4, 12; Schöpflin, in: Bamberger/Roth, § 31 Rn. 26. Eine explizite Differenzierung zwischen der Frage nach einer Abdingbarkeit des § 31 im Verhältnis zu Vereinsmitgliedern oder Dritten wird hingegen oftmals gar nicht erst getroffen, vgl. etwa Weick, in: Staudinger, § 31 Rn. 50. 1828 Eingehend zur Beschränkung der Gehilfenhaftung durch Satzungsregelung Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 143 ff. 1829 Siehe hierzu die Ausführungen unter § 4 A.III.2. 1830 Siehe zum Folgenden auch Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 178 ff.

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Rechtsunwirksam bleiben jedenfalls solche Klauseln, vermittels derer Rückgewähransprüche des Verwendungsgegners auch im Falle des Verschuldens des Verwenders ausgeschlossen werden.1831 Es handelt sich um Bestimmungen, welche im Sinne des § 309 Nr. 8 a) BGB bei einer vom Verwender zu vertretenen Pflichtverletzung das Recht des anderen Vertragsteils, sich vom Vertrag zu lösen, einschränken, indem das Rücktrittsrecht als vertragliches Lösungsrecht im Sinne der Vorschrift1832 zwar nicht förmlich ausgeschlossen, so aber doch durch eine Abweichung von den gesetzlichen Rechtsfolgen der §§ 346 ff. BGB in erheblicher Weise nachteilig für den Verwendungsgegner modifiziert und damit faktisch entwertet wird.1833 Keine Anwendung findet § 309 Nr. 8 a) BGB hingegen dort, wo der Verwender den Rückgewähranspruch lediglich für eine nicht von ihm zu vertretende Pflichtverletzung ausschließt.1834 Jedoch liegt die Annahme einer treuwidrigen Benachteiligung im Sinne des § 307 Abs. 1, 2 Nr. 1 BGB nahe, wenn das Risiko des Ausfalls oder einer Störung der Veranstaltung durch die Klausel einseitig auf den Teilnehmer abgewälzt wird.1835 Eine unangemessene Benachteiligung des Athleten manifestiert sich typischerweise auch in Umtauschklauseln, vermittels welcher der nach dem spezifischen Charakter des Sportveranstaltungsteilnahmevertrages als eines entgeltlichen Vertrages dem Grunde nach auf monetären Ersatz der gezahlten Teilnahmegebühr gerichtete Rückgewähranspruch des Athleten durch einen Anspruch auf die Berechtigung zur Teilnahme an einer künftigen Alternativveranstaltung ersetzt werden soll. Denn wie bereits festgestellt, besteht für den einzelnen Veranstaltungsteilnehmer regelmäßig das vertragswesentliche Interesse an der Einhaltung eines fixen Veranstaltungstermins.1836 Auch den Umtauschklauseln sind jedenfalls durch die Regelung des § 307 Abs. 1, 2 BGB daher strikte Grenzen gesetzt.1837 1831

So beispielhaft § 3 der AGB für die Teilnahme am 40. BMW Berlin-Marathon 2013: „(Abs. 5) Tritt ein gemeldeter Teilnehmer ohne Angabe von Gründen nicht zum Start an oder erklärt er vorher seine Nichtteilnahme gegenüber dem Veranstalter, besteht kein Anspruch auf Rückzahlung des Teilnehmerbeitrages. Dies gilt grundsätzlich auch bei einem berechtigten Rücktritt des Teilnehmers.“ 1832 Zu den betroffenen Rechten siehe Christensen, in: Ulmer/Brandner/Hensen, § 309 Nr. 8 Rn. 11. 1833 Ebenso Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 178. Vgl. auch zu Beschränkungen der Leistungspflicht des Klauselverwenders Roloff, in: Erman, § 309 Rn. 82. Restriktiver hingegen Christensen, in: Ulmer/Brandner/Hensen, § 309 Nr. 8 Rn. 12; Dammann, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 309 Nr. 8 lit. a Rn. 36, die jeweils eine Lösung über § 307 BGB befürworten. 1834 Becker, in: Bamberger/Roth, § 309 Nr. 8 Rn. 3; Dammann, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 309 Nr. 8 lit. a Rn. 17; Grüneberg, in: Palandt, § 309 Rn. 59. 1835 Vgl. ebenso Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 178 f. Für die AGB in Theaterbesuchsverträgen ebenso Fessmann, NJW 1983, 1164 (1167). 1836 Vgl. hierzu bereits die Ausführungen oben, § 4 A.III.2.a). 1837 Schuld, Veranstalterhaftung im Laufsport, S. 180, gelangt zu demselben Ergebnis über die Anwendung des wertungsabhängigen Klauselverbots des § 308 Nr. 4 BGB. Jedoch handelt es sich bei einer entsprechenden Umtauschklausel nicht um einen Vorbehalt der Änderung einer

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§ 5 Die Instrumentarien zur Begrenzung des Haftungsrisikos

2. Die stillschweigende Haftungsbeschränkung In bestimmten Lebenssachverhalten führt die Anwendung allgemeiner zivilrechtlicher Haftungsmaßstäbe schlechterdings zu unzumutbaren Haftungsfolgen. Im Anschluss an eine schon durch das Reichsgericht geprägte Rechtsprechung1838 kann in der Rechtsanwendung jedoch in Zweifel gezogen werden, ob ein solches Ergebnis, dass im Lichte von Treu und Glauben unbillig erscheint, von den Parteien eines Rechtsverhältnisses ohne gegenteilige Indizien tatsächlich gewollt ist. Es bleibt also anhand der außerordentlichen Umstände eines solchen Einzelfalls zu überprüfen, ob nicht zwischen den Parteien ein individualvertraglicher Haftungsausschluss für einfache Fahrlässigkeit1839 vereinbart worden ist, ohne aber zum Gegenstand einer ausdrücklichen Erklärung geworden zu sein.1840 Mitnichten handelt es sich dabei um eine Erwägung contra legem. Der stillschweigende Haftungsausschluss findet seinen konstruktiven Anknüpfungspunkt vielmehr in einer beiderseitig getroffenen konkludenten Parteivereinbarung1841 oder aber in einer ergänzenden Vertragsauslegung nach den §§ 157, 242 BGB.1842 Um der Gefahr einer reinen Willensfiktion zu entgehen, ist ein restriktiver Umgang mit dem Instrument des stillschweigenden Haftungsausschlusses geboten.1843 Es bedarf konkreter Anhaltspunkte aus dem Verhalten oder den weiteren Umständen des Gesamtgeschehens, die einen beiderseitigen (hypothetischen) Parteiwillen zum rechtsverbindlichen Ausschluss der Haftung belegen.1844 Erforderlich ist die begründete Feststellung dass der Schädiger, wäre die Rechtslage von den Parteien explizit erörtert worden, einen solchen Haftungsaus-

versprochenen Leistung im Sinne der Vorschrift (zum Tatbestand der Norm vgl. Dammann, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 308 Nr. 4 Rn. 5 ff.), sondern um einen modifizierten Sekundäranspruch. Demgegenüber erachtet Fessmann, NJW 1983, 1164 (1167), Umtauschklauseln in den AGB eines Konzertveranstalters nach den Vorschriften des AGBG als wirksam. 1838 Grundlegend wohl die Entscheidung RGZ 65, 313, zur Haftung bei Mitnahme auf einem Fuhrwerk. 1839 Der Haftungsausschluss für grobe Fahrlässigkeit bedarf stets der ausdrücklichen Parteiabrede, OLG Hamm, NJW-RR 2006, 104; Grüneberg, in: Palandt, § 276 Rn. 37. 1840 Eine stillschweigende Haftungsbeschränkung kann demgegenüber niemals Gegenstand Allgemeiner Geschäftsbedingungen i.S.d. § 305 BGB sein, als dass solche stets der Vorformulierung bedürfen. Vgl. auch Wessel, VersR 2011, 569 (572). 1841 BGHZ 41, 79 (81); 43, 72 (76); Grüneberg, in: Palandt, § 276 Rn. 37; Unberath, in: Bamberger/Roth, § 276 Rn. 49. 1842 BGHZ 108, 305 (318); BGH, NJW 1979, 414 (415); BGH, NJW 1980, 1681 (1682); Grüneberg, in: Palandt, § 276 Rn. 37; Unberath, in: Bamberger/Roth, § 276 Rn. 49. Die ergänzende Vertragsauslegung dient als Mittel der Fortbildung eines durch bloße objektiv-normative Auslegung nicht zu ermittelnden Parteiwillens. Voraussetzungen der ergänzenden Vertragsauslegung sind eine planwidrige Regelungslücke im Vertrag und die Ermittlung des hypothetischen Parteiwillens nach Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte. Zur ergänzenden Vertragsauslegung Ellenberger, in: Palandt, § 157 Rn. 2 ff. 1843 Vgl. BGHZ 41, 79 (81); 43, 72 (76 f.); Wessel, VersR 2011, 569 (570). 1844 Vgl. BGH, NJW 1966, 41 (42); Unberath, in: Bamberger/Roth, § 276 Rn. 50 f.

A. Die Option der vertraglichen Haftungsbeschränkung

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schluss gefordert und der Geschädigte diesen nicht billigerweise hätte ablehnen dürfen.1845 Im Rechtsverhältnis zwischen Athlet und Sportveranstalter bietet die bewusste und zumeist freiwillige Inkaufnahme sport-typischer Risiken dem Grunde nach einen potentiellen Anknüpfungspunkt für die Annahme einer solchen stillschweigenden Haftungsbeschränkung. Der Rechtsgedanke eines Handelns auf eigene Gefahr findet nach dem bereits Gesagten jedoch in der Überprüfung eines haftungsbegründenden Verstoßes gegen eine Verkehrspflicht sowie in der schadensrechtlichen Regelung des Mitverschuldens eine abschließende dogmatische Verankerung. Wo sich der Sportler als Teilnehmer der Veranstaltung eigenverantwortlich sport-typischen oder offenkundigen Risiken aussetzt, dort ist eine Haftung des Veranstalters bereits dem Grunde nach nicht gegeben oder unter Anwendung des § 254 Abs. 1 BGB gemindert.1846 Ein weitergehendes Bedürfnis nach einer Korrektur der allgemeinen haftungsrechtlichen Wertungen durch die Annahme eines stillschweigenden Haftungsausschlusses ergibt sich zwischen Veranstalter und Sportler hingegen nicht.1847

II. Die vertragliche Haftungsbeschränkung im Verhältnis zum Zuschauer Auch im Rechtsverhältnis zwischen dem Sportveranstalter und den Zuschauern genießt die formularvertragliche Beschränkung der Veranstalterhaftung eine hohe praktische Relevanz.1848 Während auf die Inhaltskontrolle der Geschäftsbedingungen im Wesentlichen die bereits zur Beschränkung der Haftung gegenüber den Athleten 1845 BGHZ 43, 72 (76); 108, 305 (318); BGH, NJW 1989, 3273 (3276); Grüneberg, in: Palandt, § 276 Rn. 37; Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 94; Unberath, in: Bamberger/Roth, § 276 Rn. 49; Wessel, VersR 2011, 569 (570). 1846 Siehe hierzu die Ausführungen unter § 4 A.II.1.b)aa) und § 4 A.II.1.b)dd)(1). 1847 Gleiches gilt im Verhältnis zwischen Sportveranstalter und Zuschauer, vgl. auch BGH, VersR 1960, 22. 1848 Beispielhaft verwiesen sei auf § 14 der Allgemeinen Ticket-Geschäftsbedingungen der Bayer04 Leverkusen Fußball-GmbH (Stand: Mai 2015): „Bayer 04, seine gesetzlichen Vertreter und/oder Erfüllungsgehilfen haften auf Schadensersatz, gleich aus welchem Rechtsgrund, nur bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit oder – dann begrenzt auf den zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses vorhersehbaren, vertragstypischen Schaden – bei der Verletzung vertragswesentlicher Pflichten. Vertragswesentliche Pflichten sind solche, deren Erfüllung die ordnungsgemäße Durchführung des Vertrages überhaupt erst ermöglichen, deren Verletzung die Erreichung des Vertragszwecks gefährden und auf deren Einhaltung der Kunde regelmäßig vertraut. Diese Haftungsbegrenzung findet keine Anwendung auf Ansprüche auf Ersatz von Schäden aufgrund der Verletzung des Lebens, des Körpers oder der Gesundheit oder aufgrund sonstiger gesetzlich zwingender Haftungstatbestände.“ Vgl. zur rechtlichen Würdigung der Haftungsausschlüsse des Sportveranstalters im Verhältnis zu den Zuschauern auch Dippel, Rassismus, S. 316 ff.; Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 101 ff.; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 141 ff.

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§ 5 Die Instrumentarien zur Begrenzung des Haftungsrisikos

aufgestellten Grundsätze übertragen werden können,1849 sind hinsichtlich der wirksamen Einbeziehung einige rechtstatsächliche Besonderheiten zu berücksichtigen. Solche Bestimmungen, die ausschließlich auf der Eintrittskarte selbst abgedruckt sind, werden nach der Regelung des § 305 Abs. 2 BGB in Ermangelung des erforderlichen Hinweises auf die Verwendung der Klauseln oder der zumutbaren Möglichkeit ihrer Kenntnisnahme durch den Zuschauer im Zeitpunkt des Vertragsschlusses schon gar nicht Bestandteil des Zuschauervertragsverhältnisses. Denn tatsächlich wird die Eintrittskarte selbst erst nach Vertragsschluss postalisch oder auf sonstigem Wege übergeben.1850 Ein ausdrücklicher Hinweis kann beim persönlichen Verkauf von Sportveranstaltungseintrittskarten – typischerweise einem Geschäft des Massenverkehrs – durch einen deutlich sichtbaren Aushang am Ort des Kartenverkaufs ersetzt werden, wenn ein solcher Hinweis auf die Klauseln dem einzelnen Kunden gegenüber mit einem unverhältnismäßig großen Aufwand des Verwenders verbunden wäre.1851 Der Aushang muss auf eine Art und Weise angebracht werden, dass er durch den Verwendungsgegner unter gewöhnlichen Umständen nicht übersehen werden kann.1852 Die Vertragsbestimmungen selbst müssen im allgemeinen Rechtsverkehr hingegen nicht ausgehängt werden, solange sie an einem zugänglichen Ort für den Verwendungsgegner frei verfügbar sind.1853 Erfolgt der Karten-

1849 Siehe hierzu unter § 5 A.I.1.b)cc). Vgl. ferner Dippel, Rassismus, S. 317 ff.; Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (43 f.); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (91 ff.). 1850 Die Obliegenheit einer Möglichkeit der Kenntnisnahme des Klauselinhalts nach § 305 Abs. 2 Nr. 2 BGB muss erfüllt sein, bevor sich der Verwendungsgegner seinerseits an die Einbeziehung der AGB bindet, Ulmer/Habersack, in: Ulmer/Brandner/Hensen, § 305 Rn. 156. Tatsächliche Anhaltspunkte dahingehend, dass ein Zuschauer sich den auf die Eintrittskarte gedruckten Bedingungen a posteriori unterwerfen möchte, sind regelmäßig nicht ersichtlich. Wie schon Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 402, betont, kommt den Eintritts- und Berechtigungskarten folglich typischerweise eine legitimatorische, nicht jedoch eine „vertragskonstitutive“ Wirkung zu. Diese Handhabe entspricht der herrschenden Auffassung in Rechtsprechung in Literatur zu den Haftungsausschlussklauseln auf (Sportveranstaltungs-) Eintrittskarten, vgl. LG Trier, NJW 1993, 1474 (1475); Dippel, Rassismus, S. 316; Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 394, 545; Grüneberg, in: Palandt, § 305 Rn. 28; Heermann, Haftung im Sport, S. 180 f.; Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 102 ff.; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 141; Stadler, in: Jauernig, § 305 Rn. 13; Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (43); ders., in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (92). Mit zweifelhafter Rechtsauffassung demgegenüber LG Hannover, VersR 1960, 576. 1851 Vgl. Dippel, Rassismus, S. 316 f.; Grüneberg, in: Palandt, § 305 Rn. 29; Pfeiffer, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 305 Rn. 81. 1852 Becker, in: Bamberger/Roth, § 305 Rn. 51; Grüneberg, in: Palandt § 305 Rn. 29; Pfeiffer, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 305 Rn. 82. 1853 Vgl. Ulmer/Habersack, in: Ulmer/Brandner/Hensen, § 305 Rn. 142. Etwas anderes gilt in Anlehnung an Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 105 f., jedoch im Rahmen (sportlicher) Großveranstaltungen. Hier wäre es dem einzelnen Zuschauer kaum zuzumuten, sich in dem allgemeinen Gedränge tausender Besucher an einen bestimmten Ort der Veranstaltungsstätte (Kasse, Informationsstand) „durchzukämpfen“, um Einsicht in die ausliegenden

A. Die Option der vertraglichen Haftungsbeschränkung

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verkauf im Internet, erfordert die Einbeziehung Allgemeiner Geschäftsbedingungen eine gut sichtbare Verlinkung auf der Bestellerseite.1854 Eine wirksame Einbeziehung der Klausel kann schließlich daran scheitern, dass diese überraschende Bestimmungen enthält, mit denen der Verwendungsgegner nicht zu rechnen braucht, § 305c Abs. 1 BGB. Dies soll nach überwiegender Auffassung auch für einen vollumfänglichen Haftungsausschluss in Zuschauerverträgen der Fall sein. Denn der zahlende Besucher einer Sportveranstaltung dürfe berechtigterweise davon ausgehen, dass der verkehrspflichtige Klauselverwender die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen vornehme, um seinen Vertragspartner vor den allgemeinen Gefahren entsprechender (Massen-)Veranstaltungen zu schützen, angesichts derer die Selbstschutzmöglichkeiten des Einzelnen erheblich eingeschränkt bleiben.1855

III. Ergebnis Die Möglichkeit des Sportveranstalters, sich gegenüber Athleten oder Zuschauern von den dargestellten Risiken einer Haftung, insbesondere solchen einer Verkehrspflichtverletzung bei Organisation und Durchführung der Veranstaltung, freizuzeichnen, ist nach alledem in erster Linie theoretischer Natur.1856 Insbesondere im Massengeschäft des professionalisierten Sportbetriebs, in welchem allein die Nutzung vorformulierter Haftungsbedingungen in Frage steht, zerschellen vielzählige der in der Veranstaltungspraxis gebrauchten Enthaftungsklauseln an den Klippen der §§ 305 ff. BGB. Ob sich die Verwender solcher Klauseln in Unkenntnis der tatsächlichen Rechtslage befinden oder vielmehr wider besseren Wissens aber in der Hoffnung handeln, durch die Implementierung umfänglicher Haftungsausschlussklauseln den Geschädigten durch einen Abschreckungs- und Hemmeffekt von der Geltendmachung rechtmäßiger Ersatzansprüche abzuhalten, kann an dieser Stelle nicht beurteilt werden.

AGB zu nehmen. Die lebensnahe Würdigung der Zuschauerbedürfnisse erfordert vielmehr, auch die Bestimmungen selbst gut sichtbar auszuhängen. 1854 Siehe hierzu bereits unter § 5 A.I.1.b)bb)(2). 1855 Vgl. Dippel, Rassismus, S. 318; Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 545; Merkel, Haftung der Sportveranstalter, S. 142. A.A Köhler, in: Schild (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen (Hrsg.), Sportgroßveranstaltungen, S. 13 (18 f.), der solche Haftungsausschlussklauseln des Sportveranstalters aufgrund der Üblichkeit ihrer Verwendung nicht als überraschend einordnet. Soweit jedoch die enttäuschte Erwartung des Verwendungsgegners auf einer berechtigten Erwartungshaltung beruht, weil sie dem entspricht, was bei Würdigung aller Umstände bei Verträgen gleicher Art zu erwarten wäre (Grüneberg, in: Palandt, § 305c Rn. 2), kommt dem quantitativen Moment der Klauselüblichkeit keine übergeordnete Relevanz mehr zu, vgl. auch Lindacher/Hau, in: Wolf/Lindacher/Pfeiffer, § 305c Rn. 25. 1856 Ähnlich Börner, Sportstätten-Haftungsrecht, S. 410; Walker, in: Walker (Hrsg.), Hooliganismus, S. 35 (44).

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§ 5 Die Instrumentarien zur Begrenzung des Haftungsrisikos

B. Die Option der Versicherung In einem so risikoreichen und gefahrträchtigen Lebensbereich wie dem Sportbetrieb kommt der Versicherung als dem Grundprinzip kollektiver Risikoübernahme eine erhebliche Bedeutung zu.1857 Im Kontext einer Begrenzung des Haftungsrisikos durch den Sportveranstalter steht im zweigliedrigen System aus öffentlicher Sozialversicherung und privatem Versicherungsschutz das Interesse des Veranstalters und sonstiger Organisationseinheiten am vertraglichen Schutz vor einer begründeten Inanspruchnahme durch einen Geschädigten im Mittelpunkt der Betrachtung.1858 Die verschiedenen Möglichkeiten, versicherungsvertraglichen Schutz vor den Gefahren ziviler Haftung zu erlangen, sind für den Sportveranstalter gewiss so vielgestaltig wie die Haftungsrisiken selbst.1859 Es bleibt jedoch in knapper Darstellung auf zwei relevante Beispiele der privaten Haftpflichtabsicherung im Sportveranstalterhaftungsrecht hinzuweisen.

I. Der versicherungsvertragliche Schutz im Sportbetrieb der Landessportbünde In Erfüllung ihrer satzungsgemäßen Ziel- und Zwecksetzung, den Sport in ihrem räumlichen Hoheitsbereich zu fördern und die hierfür erforderlichen Maßnahmen zu koordinieren,1860 haben es sich die Landessportbünde des DOSB zur Aufgabe gemacht, „der organisierten Sportgemeinschaft einen Versicherungsschutz zur Verfügung zu stellen, der die vorhandenen Risikobereiche bei der jeweiligen Funktion oder Tätigkeit für den Verband oder Verein weitgehend abdeckt.“1861 In diesem Sinne haben die einzelnen Landessportbünde1862 eigene Sportversicherungsverträge1863 mit 1857 Deutlich wird dies, wenn man die von der finanziellen Leistungsfähigkeit entkoppelte und damit summenmäßig ausschließlich durch den entstandenen Schaden begrenzte Einstandspflicht im zivilen Haftungsrecht der evidenten Gefahr von Körperschäden im Sport und den hiermit verknüpften, mitunter gravierenden Schadensersatzforderungen gegenüberstellt. Eine generelle Versicherungspflicht für den Sportveranstalter besteht mangels gesetzlicher Grundlage hingegen nicht. 1858 Zu den allgemeinen Grundlagen des Rechts der Haftpflichtversicherung siehe die einschlägigen Ausführungen bei Wandt, Versicherungsrecht, S. 353 ff. Die Haftpflichtversicherung dient dabei unterschiedlichen Zwecken: der Überprüfung der Einstehenspflicht, der Abwehr unberechtigter und dem Ausgleich berechtigter Ansprüche durch den Versicherungsgeber, Himmelseher, Sportversicherung, S. 132. 1859 „Wo ein Risiko ist, ist auch ein [Versicherungs-]Markt“, Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 202. 1860 Vgl. beispielshaft § 2 Abs. 1 HmbSB-Satzung. 1861 So das Vorwort des Merkblatts 2012 zum Sportversicherungsvertrag zwischen der ARAG Allgemeine Versicherungs-AG und dem Hamburger Sportbund. 1862 Einzig der Landessportverband Baden-Württemberg ist nicht selbst Partner eines Sportversicherungsvertrages. Diese Aufgabe wird vielmehr von den einzelnen Mitglieds-

B. Die Option der Versicherung

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privaten oder öffentlichen Versicherern1864 als Versicherung zugunsten ihrer selbst, aber auch als Gruppenversicherung zugunsten Dritter, nämlich der Fachverbände und Sportvereine, sämtlicher aktiven und passiven Vereinsmitglieder, der Funktionäre, Übungsleiter, Trainer und Sportlehrer, der Schieds- und Wettkampfrichter, aller vergüteten Angestellten und Mitarbeiter und den zur Durchführung der versicherten Veranstaltungen eingesetzten Helfern abgeschlossen, wobei der Versicherungsschutz automatisch mit der Vereinsmitgliedschaft entsteht. Vom Versicherungsschutz ausgenommen bleiben hingegen sonstige Nichtmitglieder, Mitglieder auf Kurzzeit und Berufssportler.1865 Die Finanzierung der Sportversicherung erfolgt im Allgemeinen über die Beitragsgestaltung in den Landessportbünden und wird auf diese Weise mittelbar an Vereine und Vereinsmitglieder weitergereicht.1866 Die Sportversicherung bietet für den gesamten Kreis der Versicherten Schutz in verschiedenen Sparten, beispielsweise der Unfallversicherung, Haftpflichtversicherung oder Krankenversicherung,1867 Der besondere Wert der Sportversicherung liegt dabei in einer punktuellen Ausdehnung des persönlichen und sachlichen Versicherungsschutzes angesichts sport-typischer Risiken im Verhältnis zum allgemeinen Schutzniveau in der Form des Versicherungsvertragsgesetzes sowie der jeweils einschlägigen Allgemeinen Versicherungsbedingungen.1868 Die Sportversisportbünden des LSV BW, dem Badischen Sportbund Freiburg, dem Badischen Sportbund Nord und dem Württembergischen Landessportbund wahrgenommen. 1863 Die einzelnen Sportversicherungsverträge der Landessportbünde weisen aufgrund ihrer identischen Zwecksetzung eine weitgehende inhaltliche Übereinstimmung auf. Die folgenden Ausführungen beziehen sich beispielhaft auf den Sportversicherungsvertrag zwischen dem Hamburger Sportbund und der ARAG Allgemeine Versicherungs-AG in seiner Form vom 1. Januar 2012. Siehe auch grundlegend zur Sportversicherung die monographische Aufarbeitung von Himmelseher, Die Entwicklung der Sportversicherung in der Bundesrepublik Deutschland, 1981. 1864 Der Landessportbund Berlin und der Landessportbund Brandenburg haben mit der Feuersozietät Berlin/Brandenburg, der Landessportbund Thüringen mit der AachenMünchener Versicherung und die übrigen Landessportbünde mit der ARAG Allgemeine Versicherungs-AG Sportversicherungsverträge abgeschlossen. 1865 Siehe hierzu Abschnitt A. HmbSB-Sportversicherungsvertrag. 1866 Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 581, und Vieweg, in: FS Kollhosser Bd. I, S. 377, (386), beziffern die jährliche Versicherungsprämie mit E 1,– bis 2,– pro Mitglied. Die Summe wird regelmäßig über den Mitgliedsbeitrag im Sportverein abgegolten. 1867 Vgl. hierzu auch Himmelseher, Sportversicherung, S. 135 ff. Nicht versichert ist hingegen die Ausrichtung internationaler Veranstaltungen oder Meisterschaften für einen nationalen Spitzenfachverband, da es sich insoweit nicht um eine Veranstaltung des jeweiligen Landesfachverbandes handelt, vgl. Abschnitt A. I. 4.1 des HmbSB-Sportversicherungsvertrages. Versicherer wie die ARAG bieten aber eine besondere, auf die individuellen Gegebenheiten des jeweiligen Großevents zugeschnittene Veranstaltungsversicherung als Zusatzversicherung an, siehe Abschnitt D. V. des HmbSB-Sportversicherungsvertrages. 1868 Vgl. Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 579; Nolte, Staatliche Verantwortung im Bereich Sport, S. 454. Beispielsweise enthalten private Haftpflichtversicherungen oftmals Ausschlussklauseln zu Lasten der Haftung für Gefahren aus

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§ 5 Die Instrumentarien zur Begrenzung des Haftungsrisikos

cherung ist dementsprechend als Beihilfe für die Verbände, Vereine und mitversicherten Mitglieder angesichts der Risiken des Sportbetriebs, nicht aber als Substitut jeglicher privaten Vorsorge zu verstehen.1869 Auch Sportveranstalter unterfallen – sofern sie dem Landessportbund durch ein Mitgliedschaftsverhältnis verbunden sind – dem Schutz der Sportversicherung und profitieren von entsprechenden Spezialregelungen, beispielsweise im Bereich der gesetzlichen Haftpflicht als Haus- und Grundbesitzer,1870 der Haftung für Wasserfahrzeuge und Arbeitsmaschinen,1871 oder der Risiken aus dem Betrieb von Verkaufsständen anlässlich einer versicherten Veranstaltung,1872 wobei auch zahlreiche Ansprüche sonstiger Verbandsmitglieder und -organisationen gegen den Veranstalter mitversichert sind.1873 Ergänzt werden die Bestimmungen zur Sporthaftpflichtversicherung durch mitunter auch für den Veranstalter relevante Regelungen der Gewässerschaden-Haftpflichtversicherung,1874 der Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung,1875 der Vertrauensschadenversicherung1876 und einer Rechtsschutzversicherung.1877 Jedoch bietet auch die Sportversicherung dem Veranstalter angesichts zahlreicher Versicherungsschutzausschlussklauseln und der Implementierung von Versicherungshöchstsummen keinen abschließenden Haftpflichtschutz. Als wichtige Stützte der Begrenzung des Haftungsrisikos kann und sollte sie jedoch allemal verstanden sein.1878

einem Betrieb, Beruf, Dienst, Amt, Ehrenamt oder einer verantwortlichen Betätigung in Vereinigungen aller Art, Küpperfahrenberg, Haftungsbeschränkungen, S. 247; ders., in: Vieweg (Hrsg.), Perspektiven des Sportrechts, S. 23 (29). Vorstände und Funktionäre der Sportvereine und -verbände sind auf den besonderen Haftpflichtschutz der Sportversicherung in vielen Fällen folglich angewiesen. Insbesondere bietet die ARAG als Zusatz zum allgemeinen Sportversicherungsschutz ihren Vertragspartnern eine D&O-Deckung im Wege der Zusatzversicherung an, vgl. Abschnitt D. IV. HmbSB-Sportversicherungsvertrag. 1869 Siehe das Vorwort des Merkblatts 2012 zum Sportversicherungsvertrag zwischen der ARAG Allgemeine Versicherungs-AG und dem Hamburger Sportbund. 1870 Abschnitt B. II. 2.1 HmbSB-Sportversicherungsvertrag. 1871 Abschnitt B. II. 2.4 HmbSB-Sportversicherungsvertrag. 1872 Abschnitt B. II. 2.8 HmbSB-Sportversicherungsvertrag. 1873 Abschnitt B. II. 2.5 HmbSB-Sportversicherungsvertrag. 1874 Abschnitt B. III. HmbSB-Sportversicherungsvertrag. 1875 Abschnitt B. IV. HmbSB-Sportversicherungsvertrag. 1876 Abschnitt B. V. HmbSB-Sportversicherungsvertrag. 1877 Abschnitt B. VI. HmbSB-Sportversicherungsvertrag. 1878 Siehe entsprechend auch das Vorwort des Merkblatts 2012 zum Sportversicherungsvertrag zwischen der ARAG Allgemeine Versicherungs-AG und dem Hamburger Sportbund: „Der Sportversicherungsvertrag kann nur als Beihilfe für die Verbände, Vereine oder Mitglieder verstanden werden. Er kann keinesfalls die private Vorsorge ersetzen.“ Ähnlich Fritzweiler, in: Fritzweiler/Pfister/Summerer, PHB Sportrecht, S. 581, der die Sporthaftpflichtversicherung angesichts der niedrigen Versicherungsbeiträge zwar für angemessen, nicht aber für abschließend erachtet.

B. Die Option der Versicherung

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II. Der versicherungsvertragliche Schutz durch Abschluss einer Sportveranstaltungsausfallversicherung Des besonderen Versicherungsschutzes bedürfen regelmäßig solche Haftungsrisiken, die mit dem Ausfall oder dem Abbruch einer Sportveranstaltung aufgrund eines unplanmäßigen Ereignisses einhergehen.1879 Insbesondere bei zuschauerwirksamen Sportgroßveranstaltungen können sich Veranstalter oder Ausrichter umfangreichen Ersatzforderungen aus der gescheiterten Erfüllung oder der Verletzung etwaiger Vertragspflichten ausgesetzt sehen, während die kalkulierten Einnahmen aus der Veranstaltung nicht generiert werden können.1880 Der Abschluss einer gesonderten Sportveranstaltungsausfallversicherung empfiehlt sich daher als ein zentrales Element der privaten Absicherung gegen die komplexen Haftungsrisiken der Sportveranstaltungsdurchführung.1881 Zwar liegt der konzeptionelle Schwerpunkt des Ausfallversicherungsschutzes zuvorderst in der Abwendung eigener Vermögensschäden des Versicherungsnehmers durch frustrierte Aufwendungen, entgangene Gewinne oder den Aufwand zur Schadensminderung.1882 Gleichwohl schützt die Sportveranstaltungsausfallversicherung regelmäßig auch als Form der Passivenversicherung gegen Sekundäransprüche, die sich gegen den Veranstalter als Folge des Ausfalls, des Abbruchs oder der sonstigen Hinderung einer planmä1879 Voraussetzung der Leistung aus einer Sportveranstaltungsausfallversicherung ist regelmäßig, dass der Grund der Undurchführbarkeit des Events außerhalb des Einflussbereichs des Versicherungsnehmers liegt, Beckmann, ZIP 2002, 1125 (1131); Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 203. 1880 Siehe hierzu bereits unter § 4 A.III. Ansprüche, die auf die Erfüllung von Verträgen, auf Rücktritt, ein Begehren auf Schadensersatz statt der Leistung oder auf Ersatz vergeblicher Aufwendungen im Vertrauen auf eine ordnungsgemäße Vertragserfüllung gerichtet sind, werden typischerweise nicht von den Sportversicherungsverträgen der Landessportbünde erfasst, vgl. Abschnitt B. II. 4.2 HmbSB-Sportversicherungsvertrag. 1881 Grundlegend aus versicherungsrechtlicher Perspektive Caninenberg, Die Sportveranstaltungsausfallversicherung, 1986. 1882 Das abgedeckte Risiko erfasst damit primär die getätigten Investitionen und berechtigte Gewinnerwartungen des Versicherungsnehmers, beispielsweise aus den Zuschauer- oder Werbeeinnahmen sowie aus der Rechtevermarktung des Events, vgl. Beckmann, ZIP 2002, 1125 (1131); Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 102 ff.; Himmelseher, Sportversicherung, S. 173. Erstmals wurde mit der Fußballweltmeisterschaft 1974 eine Sportveranstaltung auf deutschem Boden gegen Ausfallrisiken mit einer Summe von DM 50 Mio. gesichert, Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 5; Himmelseher, Sportversicherung, S. 173 f. Für die Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien hat die FIFA mit einem Ausfallversicherungsschutz in Höhe von E 650 Mio. unter Beteiligung mehrerer Versicherungsgeber vorgesorgt, siehe http://www.handelsblatt.com/unterneh-men/banken/ver trag-mit-fifa-munich-re-versichert-die-naechste-fussball-wm/35416 34.html (Stand: 04. 11. 2015). Um eine möglichst umfassende Sicherung auch gegen solche, nicht von der Ausfallversicherung abgedeckte Risiken aufzubieten, gehen die Veranstalter von Sportgroßveranstaltungen zunehmend dazu über, weitere Instrumente der Risikovorsorge in ihr Sicherungsrepertoire aufzunehmen. Siehe etwa zum Golden Goal Bond als Katastrophenanleihe bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 214 ff.

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§ 5 Die Instrumentarien zur Begrenzung des Haftungsrisikos

ßigen Durchführung der Sportveranstaltung aus besonderem Rechtsverhältnis beispielsweise von Sponsoren oder den Inhabern von Verwertungsrechten ergeben.1883

C. Die Option des Regressanspruchs Dort, wo sich Haftungsrisiken weder durch die vertragliche Implementierung einer Enthaftungsabrede ausschließen noch auf einen Versicherungsgeber abwälzen lassen, verbleibt dem Schuldner eines zivilrechtlichen1884 Ersatzanspruchs mitunter die Option, einen Dritten in Regress zu nehmen, sei es dass dieser dem Haftungsadressaten aus dem konkreten Schadensereignis seinerseits ersatzpflichtig ist, sei es, dass der Inanspruchgenommene und der Dritte dem Geschädigten parallel zum Ersatz des Schadens verpflichtet sind, oder sei es, dass eine gesonderte Regress- oder Freistellungsabrede wirksamer Bestandteil des besonderen Rechtsverhältnisses zwischen dem Haftungsadressaten und dem Dritten geworden ist. Da ein Nebeneinander verschiedener Verantwortlicher ob der Vielschichtigkeit diverser Verantwortungs- und Haftungsbereiche in einem Geflecht aus unmittelbaren und mittelbaren Schädigern und den arbeitsteiligen Prozessen der Organisation und Durchführung der Veranstaltung für den Rechtskreis des Sportveranstalterhaftungsrechts geradezu kennzeichnend ist,1885 kommt der Möglichkeit des Regresses hier jedenfalls eine besonders hohe praktische Relevanz zu.1886 1883

Vgl. Caninenberg, Sportveranstaltungsausfallversicherung, S. 132 ff. Eigene Rechtsfragen wirft der Regress des Sportvereins gegen den störenden Zuschauer infolge einer verbandsrechtlichen Sanktionierung auf, deren vertiefende Behandlung freilich einer verbandsrechtlich orientierten Analyse der Veranstalterhaftung vorbehalten bleibt. Schwierigkeiten bereitet insbesondere die Begründung von Kausalität und Zurechnung eines von einem konkreten Schaden unabhängigen Sanktionsreflexes durch den Sportverband zulasten des Zuschauers. Siehe zu dieser Thematik eingehend LG Rostock, NJW-RR 2006, 90; OLG Rostock, NJW 2006, 1819; Cherkeh/Schroeder, Causa Sport 2006, 400 ff.; Dippel, Rassismus, S. 334 ff.; Heermann, Haftung im Sport, S. 175 ff.; Jedamzik, in: Kauerhof/Zebisch/ Nagel (Hrsg.), Zuschauer als Störer, S. 105 (113 ff.); Pfister, SpuRt 2014, 10 ff.; Pommerening SpuRt 2012, 187 ff.; Walker, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (97). Für den Regress infolge zivilhaftungsrechtlicher Verantwortlichkeit, bei dem es sich um die reine Verlagerung des Schadensausgleichs vom Primärgeschädigten auf den Schadensersatzpflichtigen und weiter auf den Regresspflichtigen handelt, stellen sich vergleichbare Schwierigkeiten eher nicht. 1885 Vgl. hierzu die Ausführungen unter § 4 B. 1886 In besonderen Rechtsverhältnissen sind dem Rückgriff des Haftungsadressaten freilich Grenzen gesetzt. Dies gilt zunächst in Arbeitsverhältnissen nach den Grundsätzen des innerbetrieblichen Schadensausgleichs als Ausdruck des sozialen Schutzprinzips. Denn bereits der einfache Sorgfaltsverstoß kann in der betrieblichen Tätigkeit einen Schaden veranlassen, der in keinem Verhältnis mehr zu dem erwirtschafteten Arbeitslohn steht. Im Ergebnis hat der Arbeitnehmer für solche Schäden, die er in Verrichtung einer betrieblich veranlassten oder auf Grund des Arbeitsverhältnisses ausgeübten Tätigkeit verursacht, dem Arbeitgeber gegenüber in mildernder Abweichung von der gesetzlich vorgesehenen Regelung des § 276 Abs. 1 S. 1 BGB lediglich nach einer graduellen Staffelung des Verschuldens entsprechend § 254 BGB einzu1884

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In einer Vielzahl der fraglichen Schadenskonstellationen kann zumindest der Veranstalter, der zum Ersatz eines Schadens verpflichtet ist, einen Regressanspruch gegen einen Dritten gemäß § 280 Abs. 1 BGB aus der Verletzung eines vertraglichen oder vertragsähnlichen Rechtsverhältnisses mit diesem geltend machen.1887 Dies gilt zum einen gegenüber solchen Beteiligten, die sich wie beispielsweise die Ordnungsdienstleister dem Veranstalter gegenüber zur Abwendung spezifischer Gefahren verpflichtet haben.1888 Zum anderen aber trifft jeden Dritten, sei dieser Zuschauer, Dienstleister, Angestellter oder Mitglied des Veranstalters, die in § 241 Abs. 2 BGB verankerte Rechtspflicht zur treugemäßen Rücksichtnahme auf die Rechte, Rechtsgüter und Interessen des anderen Teils in der jeweiligen Sonderverbindung.1889 Diese Pflicht verletzt, wer für die Realisierung des konkreten Schadens des Primärgeschädigten mitverantwortlich ist und hierdurch den Grund für eine eigene Vermögenseinbuße des Veranstalters in Form des Schadensausgleichs beim Primärgeschädigten setzt. So erwächst etwa dem Zuschauer einer Sportveranstaltung die Pflicht, all jenes zu unterlassen, was den Zweck des Zuschauervertrages gefährdet oder den Veranstalter auf sonstige Weise schädigt,1890 und sein Betragen stets an den für die Veranstaltung geltenden Normen und Vorschriften auszurichten.1891 Beteiligt sich der Zuschauer an gewaltsamen Ausschreitungen oder begründet er ein Risiko durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern und setzt den Veranstalter als Partner des Zuschauervertragsverhältnisses1892 damit einer drittseitigen Schadens-

stehen, mit welcher jedenfalls eine Haftung für leichte Fahrlässigkeit des Arbeitnehmers ausgeschlossen ist, vgl. BGH, NJW 1996, 1532; Weidenkaff, in: Palandt, § 611 Rn. 156 ff. Der Rückgriff auf Vereinsvorstände in ehrenamtlicher Tätigkeit ist demgegenüber durch § 31a Abs. 1 BGB beschränkt. Um die von bürgerschaftlichem Engagement geprägte Vereinsarbeit im Ehrenamt zu stärken (vgl. BT-Drucksache 16/10120, S. 1), ist die persönliche Haftung desjenigen Vorstands (zum Vorstandsbegriff im Sinne der Vorschrift Orth, SpuRt 2010, 2 [3]), dessen Vergütung für seine Tätigkeit E 500,– jährlich nicht übersteigt, gegenüber dem Verein oder den Mitgliedern des Vereins für einen in Wahrnehmung seiner Vorstandspflichten verursachten Schaden auf Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit beschränkt. Eine entsprechende Regelung enthält § 31b BGB zugunsten ehrenamtlicher Vereinsmitglieder, die nicht Organe sind. 1887 Dies gilt für sonstige Organisationseinheiten entsprechend, soweit sie auf ein besonderes schuldrechtliches Rechtsverhältnis zu dem Dritten zurückgreifen können. 1888 Siehe zum Pflichtenkreis der Sicherheits- und Ordnungsdienste unter § 4 B.IV. 1889 Siehe zu den Pflichten aus § 241 Abs. 2 BGB bereits unter Fn. 479. 1890 Vgl. AG Brake, SpuRt 1994, 205, m. Anm. Bär; LG Rostock, NJW-RR 2006, 90 (91); OLG Rostock, NJW 2006, 1819 (1820); LG Düsseldorf, SpuRt 2012, 161 (162). Vgl. ferner Cherkeh/Schroeder, Causa Sport 2006, 400 (402, 404: „Loyalitätspflicht“); Dippel, Rassismus, S. 336; Heermann, Haftung im Sport, S. 175; Lange, Sicherheitsverantwortung bei Sportgroßveranstaltungen, S. 200; Pommerening, SpuRt 2012, 187 (188). Nach AG Lingen, NJWRR 2010, 757 (758), erwachsen entsprechende Pflichten des Zuschauers gar aus einem vertragsähnlichen Schuldverhältnis bei unentgeltlicher Zurverfügungstellung der Sportveranstaltungsstätte. 1891 Dippel, Rassismus, S. 336. 1892 Zum Zuschauervertrag ausführlich oben, § 4 A.I.2.a).

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ersatzforderung aus, so verletzt er die ihm obliegenden Vertragspflichten1893 und macht sich seinerseits ersatzpflichtig in der Höhe der Forderung des Primärgeschädigten, gemindert um den eigenen Mitverschuldensbeitrag des Veranstalters.1894 Außerhalb bestehender schuldrechtlicher Sonderverbindungen ließe sich ein Regressanspruch gegen einen Dritten, dessen Verhalten den Tatbestand der vorsätzlichen sittenwidrigen Schädigung erfüllt, auf Grundlage des § 826 BGB begründen. Objektiv sittenwidrig im Sinne der Norm ist eine solche Handlung, „die nach Inhalt oder Gesamtcharakter, der durch zusammenfassende Würdigung von Inhalt, Beweggründen und Zweck zu ermitteln ist, gegen das Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden verstößt, das heißt mit den grundlegenden Wertungen der Rechts- und Sittenordnung nicht vereinbar ist.“1895 Die besondere Verwerflichkeit des Verhaltens kann sich dabei aus dem beabsichtigten Zweck, dem eingesetzten Mittel, der Relation aus Mittel und Zweck, einer zutage tretenden Gesinnung oder den eintretenden Folgen ergeben,1896 wobei dem Schädiger zumindest die Tatumstände, welche die objektive Sittenwidrigkeit begründen, bekannt sein müssen.1897 Ein solches verwerfliches Handeln wider die guten Sitten liegt in den meisten Verhaltensweisen begründet, die sich unter dem Sammelbegriff der Zuschauerausschreitungen zusammenfassen lassen, bei denen aus einer in keiner Weise von berechtigten Interessen gedeckten Gesinnung der Beteiligten die schützenswerten Belange der übrigen Veranstaltungsteilnehmer beeinträchtigt werden.1898 Zumindest 1893 Die konkreten Vertragspflichten der Zuschauer werden oftmals durch eine Haus- oder Stadionordnung konkretisiert (vgl. etwa § 28 Abs. 2 DFB-RL zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen), sofern diese wirksamer Bestandteil des Zuschauervertragsverhältnisses geworden ist. Ersatzpflichtig macht sich der Zuschauer jedoch nur, wenn dem Veranstalter ein eigener Schaden entsteht, beispielsweise durch die Inanspruchnahme eines Primärgeschädigten. Vertragsstrafen als Bestandteil des Zuschauervertragsverhältnisses, die eine Zahlungspflicht des Zuschauers von einem konkreten Schaden des Veranstalters entkoppeln, dürften dagegen eher eine Ausnahme bleiben. 1894 Die fahrlässige Verletzung einer Verkehrspflicht durch den Sportveranstalter oder einen sonstigen Sicherungspflichtigen tritt hinter dem vorsätzlichen Schädigungsverhalten eines Dritten freilich regelmäßig zurück, vgl. Grüneberg, in: Palandt § 254 Rn. 65; Walker, in: WFV (Hrsg.), Verantwortlichkeiten und Haftung im Sport, S. 87 (96). 1895 Sprau, in: Palandt, § 826 Rn. 4. Ausführlich zum Rechtsbegriff der guten Sitten auch Ellenberger, in: Palandt, § 138 Rn. 2 ff. 1896 BGH, NJW 2004, 2971 (2973); Sprau, in: Palandt, § 826 Rn. 4; Teichmann, in: Jauernig, § 826 Rn. 4. 1897 BGH, NJW 2004, 3706 (3710). Ein Handeln in Bewusstsein der Sittenwidrigkeit selbst ist hingegen nicht erforderlich, Sprau, in: Palandt, § 826 Rn. 8; Teichmann, in: Jauernig, § 826 Rn. 5. 1898 Vgl. im Zusammenhang mit rassistischen Verunglimpfungen durch Zuschauer einer Sportveranstaltung Dippel, Rassismus, S. 337. Cherkeh/Schroeder, Causa Sport 2006, 400 (402), erblicken auch im „Flitzen“ (dem unerlaubten Betreten der Sportanlage durch einen Zuschauer während des Wettkampfs) ein sittenwidriges Verhalten. Zurückhaltender hingegen Jedamzik, in: Kauerhof/Zebisch/Nagel (Hrsg.), Zuschauer als Störer, S. 105 (125 f.); Pommerening, SpuRt 2012, 187 (190 f.).

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aber die Annahme eines (bedingten) Vorsatzes in Hinsicht auf die Schädigung des Veranstalters oder einer sonstigen Organisationseinheit erscheint jedoch zweifelhaft.1899 Denn anders als die schadens- und teilweise gar verschuldensunabhängige Verbandssanktion, welche nach verbreiteter Auffassung von einem dolus eventualis des Zuschauers bei einschlägigen Verhaltensweisen mitumfasst ist,1900 stellt sich die zivilrechtliche Inanspruchnahme des Veranstalters oder eines sonstigen an Organisation und Durchführung der Veranstaltung Beteiligten nicht als sichere oder gar zwangsläufige Folge des Schädigerverhaltens dar, sondern dürfte nach tatpsychologischer Realität vielmehr außerhalb des Erwartungsbereichs des Primärschädigers liegen. Insbesondere ist der Regress aus zivilrechtlicher Verantwortlichkeit im Gegensatz zur der hitzigen Debatte um Verbandssanktionen infolge von Zuschauerausschreitungen im Fußballsport noch nicht zum viel beachteten Gegenstand umfangreicher medialer Berichterstattung geworden, was eine entsprechende Kenntnis des Primärschädigers indizieren könnte. Obgleich folglich ein gewisser Primärschädigungsvorsatz etwa desjenigen, welcher sich an einer Ausschreitung beteiligt, nahe liegt, wird man kaum einmal davon ausgehen können, dass auch die spätere Inanspruchnahme des Veranstalters – und eben erst in dieser Verlagerung begründet sich der maßgebliche Schaden des Regresssuchenden – als nicht ganz fernliegende Konsequenz des eigenen Handelns vorausgesehen und billigend in Kauf genommen wird. Ganz ohne einen originären Ersatzanspruch kann der Haftungsadressat, der zum Ersatz eines Schadens in Anspruch genommen wird, einen mitverantwortlichen Dritten schließlich nach den Vorschriften über die Gesamtschuld, §§ 426, 421, 840 BGB, anteilig in Regress nehmen, wenn auch der Dritte aus dem gleichen Grunde dem Geschädigten gegenüber zum Ersatz verpflichtet gewesen wäre. Denn stehen dem Geschädigten mehrere Verantwortliche für die Geltendmachung zivilrechtlicher Haftungsansprüche zur Auswahl, darf es nicht allein der Entscheidung des Berechtigten überlassen bleiben, den Schaden einem von ihm erwählten Verantwortlichen allein aufzubürden. Soweit ein Gesamtschuldner den Gläubiger befriedigt, geht dessen Forderung gegen die übrigen Gesamtschuldner qua Legalzession auf ihn über. Im Innenverhältnis der Gesamtschuldner richtet sich die Schadenslast zuvorderst nach den Wertungen des § 254 BGB,1901 mithin nach dem Maß der Verursachung und in zweiter Linie des Verschuldens der Beteiligten.1902 In diesem Sinne ist beispielsweise der Athlet, der einem anderen vorsätzlich einen Schaden zufügt und damit gesamtschuldnerisch mit dem Sportveranstalter als seinem Geschäftsherrn zum Ersatz des Schadens verpflichtet ist, im Innenverhältnis zu dem Veranstalter zur 1899 Siehe allg. zum Schädigungsvorsatz im Rahmen des § 826 BGB Spindler, in: Bamberger/Roth, § 826 Rn. 11 f.; Sprau, in: Palandt, § 826 Rn. 10 ff. 1900 Vgl. Cherkeh/Schroeder, Causa Sport 2006, 400 (403); Dippel, Rassismus, S. 339 f.; Pommerening, SpuRt 2012, 187 (190). 1901 BGHZ 43, 227 (231); 51, 275 (279); Gehrlein, in: Bamberger/Roth, § 426 Rn. 9; Grüneberg, in: Palandt, § 426 Rn. 14. 1902 Grüneberg, in: Palandt, § 426 Rn. 14.

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alleinigen Übernahme des Schadens verpflichtet.1903 Ist die gesamtschuldnerische Haftung das Produkt einer Delegation spezifischer Sicherungspflichten, ist ferner die konkrete Pflichtenverteilung im Einzelfall zu berücksichtigen.1904

1903

Vgl. Jedamzik, in: Kauerhof/Zebisch/Nagel (Hrsg.), Zuschauer als Störer, S. 105 (111). Gleiches gilt im Fall der vorsätzlichen Schädigungshandlung eines Zuschauers, die zugleich eine Verkehrspflichtenhaftung des Veranstalters einem Dritten gegenüber begründet. Der vorsätzliche Schädiger übernimmt auch hier regelmäßig die gesamte Haftung im Innenverhältnis, vgl. Heermann, Haftung im Sport, S. 176. 1904 Vgl. Vieweg/Röhl, SpuRt 2010, 56 (59).

Resümee Die Sportveranstaltung als ein zeitlich begrenztes, organisiertes Ereignis, bei dem die spielerische und damit unter Einhaltung bestimmter Regeln erfolgende Form der Körperertüchtigung zur Erreichung eines bestimmten wettkämpferischen Leistungsziels im Vordergrund steht, birgt durch die Risiken eines Sportunfalls oder eines Sportveranstaltungsunfalls besondere Gefahren für sämtliche Teilnehmer, insbesondere für die Athleten und die Zuschauer der Veranstaltung. Das Begehren nach einem zivilrechtlichen Ausgleich etwaiger Schäden führt den Betroffenen regelmäßig zu den an der Organisation und Durchführung des Events Beteiligten. Insbesondere Veranstalter und Ausrichter, aber auch Verbände und Verbandsoffizielle, die Eigentümer und Betreiber der Sportstätten oder private Sicherheitsdienste und deren Verantwortung sowohl für das sportliche als auch das veranstalterische Geschehen geraten hier in den Fokus. Kern der Begründung einer Zivilrechtshaftung sind im Kontext der Sportveranstalterhaftung dabei die Verkehrspflichten als judizielle Schöpfung zur rechtspraktischen Handhabe einer Haftung für ein Unterlassen oder die mittelbar wirkende Verletzungshandlung: Derjenige, der eine Gefahrenlage gleich welcher Art für Dritte schafft oder andauern lässt, zum Beispiel durch Eröffnung eines Verkehrs, die Errichtung einer Anlage oder die Übernahme einer Tätigkeit, die mit Gefahren für die Rechtsgüter Dritter verbunden ist, hat Rücksicht auf diese Gefährdung zu nehmen und deshalb die allgemeine Rechtspflicht, diejenigen Vorkehrungen zu treffen, die erforderlich und ihm zumutbar sind, um die Schädigung Dritter möglichst zu verhindern. Die entscheidende Maßgabe des jeweiligen Umfangs konkreter Schadensvermeidungspflichten bildet die legitime Schutzerwartung des betroffenen Rechtsverkehrs, der eine Grenze durch die notwendige Eigenvorsorge des Geschädigten angesichts bereichs-typischer oder offenkundiger, insbesondere also sport-typischer, Gefahren gezogen wird: Für die Realisierung solcher Gefahren, die mit der Sportveranstaltungsteilnahme typischerweise verbunden, oder aber, wenngleich nicht generell typisch, so doch im Einzelfall zumindest offensichtlich und damit ohne weiteres erkennbar sind, ist weder der Sportveranstalter noch eine andere Organisationseinheit nach zivilhaftungsrechtlichen Maßstäben verantwortlich. Im weiteren Prozess der Ausarbeitung individueller Schadensvermeidungspflichten des Sportveranstalters bietet der Rekurs auf verschiedene rechtliche und außerrechtliche Standardisierungen wie die Vorschriften der technischen Normung oder die Regeln der Sportverbände Orientierung für Rechtsanwender und Rechtsverkehr. Freilich bleibt die Verkehrspflicht auch im Bereich der Sportveranstaltung stets dem einzelfallbezogenen Interessenausgleich verpflichtet, so dass die abstrakte Manifestation konkreter Schutzstandards für den Bereich des Sportveranstalterhaftungsrechts kaum gelingen mag. Nur mit

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Resümee

Vorsicht kann daher in dem Versuch, die einzelnen Bereiche haftungsrechtlich relevanter Sicherheitsverantwortung aller an Organisation und Durchführung der Veranstaltung Beteiligten zu skizzieren, auf „gesicherte“ Erfahrungswerte zurückgegriffen werden. Zutage tritt ein Bild der sich vielfach überschneidenden Verantwortungssphären, die gegebenenfalls nach dem Inhalt konkreter Rechtsabreden und der Maßgabe zivilrechtlicher Pflichtendelegation gegeneinander abzugrenzen bleiben. Innerhalb dieser Sphären stellen sich gesonderte Rechtsfragen, so beispielsweise nach dem bundesweiten Stadionverbot als einer validen Maßnahme des zivilen Verkehrsschutzes durch den Veranstalter oder der Pflichtenkonkretisierung privater Ordnungsdienste in Abgrenzung zum staatlichen Gewaltmonopol. Schließlich tritt dort, wo die konkreten Pflichten besonderer Rechtsverhältnisse verletzt werden, das Recht vertraglicher Leistungsstörungen neben die Verkehrspflichtenhaftung. Insgesamt steht dem Pflichtigen mit den Optionen der vertraglichen Enthaftungsabrede, der Versicherung und des Regresses gegen einen mitverantwortlichen Dritten jedoch ein umfassendes Instrumentarium zur Verfügung, um das Risiko einer zivilrechtlichen Haftung für den Einzelfall angemessen zu regulieren. Die Auseinandersetzung mit den Aspekten des Sportveranstalterhaftungsrechts wirft stets vielzählige Rechtsfragen auf, was nicht zuletzt der Verknüpfung von allgemeinem Zivil- und besonderem Verbandsrecht unter Berücksichtigung der enormen gesellschaftspolitischen Spannkraft des Sports als eines soziokulturellen Guts von hoher Bedeutung geschuldet ist. Die Themen des Sports sind Themen der Gesellschaft, wie sich an der jüngst zugespitzten Problematik um die Gewalt in (Fußball-)Sportarenen exemplarisch veranschaulichen lässt. Dieser Bedeutung des Sports gerecht zu werden und zugleich die unterschiedlichen im Sport verankerten Interessen angemessen zu würdigen, ist die wohl größte Herausforderung, die es für das Sporthaftungsrecht zu meistern gilt – eine Herausforderung, die sich aufgrund der sich stetig wandelnden Wesenszüge der Gesellschaft und des Sports immer wieder aktualisiert. Ein kleiner Beitrag zu deren Bewältigung soll auch mit dieser Arbeit geleistet worden sein.

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Sachverzeichnis Abbruch der Sportveranstaltung 308 f., 311 f., 314, 330, 389 Alkohol 105, 143, 277, 280, 283, 287 Allgemeine Geschäftsbedingungen 297, 366 – 368, 373, 378, 385 Amtshaftung 335, 356, 361 Anweisungspflicht 70, 181, 221, 244 f., 301, 304 Anwohner siehe Nachbarn Athletenvereinbarung 200, 366 f. Ausfall der Sportveranstaltung 306 – 309, 311 – 313, 389 Ausrichter 63, 70 – 75, 78 f., 83 f., 118, 174, 206 f., 215 f., 252, 301 – 304, 323, 328 – 330, 389, 395 Ausschreitungen siehe Zuschauergewalt Auswahlpflicht 70 f., 78, 181, 221, 244 f., 301 – 304, 327, 329 Autonomie der Sportverbände 148, 168, 170, 173, 176, 224, 226, 235 f. Autosport siehe Motorsport Basketball 230 Beschilderung 152, 273, 275, 370, 372 Betreuer siehe Mannschaftsoffizielle Beweislast 126, 183, 186, 244 Boxsport 52, 170, 229 f., 319 Culpa in contrahendo Datei Gewalttäter Sport

211 88, 347

Eigenverantwortlichkeit 83, 89, 106, 141 f., 234 f., 238, 246 – 250, 261 f., 267, 273, 277, 331, 344, 357, 395 Eigenvorsorge siehe Eigenverantwortlichkeit Ein-Platz-Prinzip 171, 369 Eintrittskarte 208 f., 211, 296, 384 Einwilligung 227 – 230 Eishockey 101, 151, 159, 163, 166, 175, 254, 336

Enthaftungsschild siehe Beschilderung Erfüllungsgehilfe 216, 308, 314, 317 – 321, 328, 376 – 378 Europapokalheimspiele-Beschluss 65 Fanausschreitungen siehe Zuschauergewalt Fechten 230 Flitzer 91 Funktionär siehe Verbandsoffizielle Fußball 28, 52, 58, 66, 75, 77 f., 85, 87, 89, 91, 95, 97, 100, 104, 107, 110, 112 f., 115, 163 f., 203, 214, 228, 230, 249 f., 262, 272, 276, 279 – 281, 289, 291, 293, 300, 304, 319, 323 – 326, 329, 331, 343, 348, 351, 393, 396 Fußballstadion siehe Fußball Fußballstadion siehe Sportstätte Gefährdungshaftung 138, 270 f., 335, 364 Gesamtschuld 118, 182, 322, 393 Gesamtschuldner siehe Gesamtschuld Geschäftsherr 221, 223 f., 242 – 245, 393 Geschäftsherrnhaftung 220 f., 223 f., 242, 245 Gewaltbereite Störer siehe Zuschauergewalt Haftung – Begriff 119 f. – Zweck 120 – 123 Haftungsausschluss siehe Haftungsbeschränkung Haftungsbeschränkung 142, 361, 363 – 367, 369 – 371, 373, 379 f., 382 f., 385 Haftungsfreistellung 237 f., 240 Handball 96, 163 Handeln auf eigene Gefahr 142, 176, 227, 246 f., 268 f., 383 Handlungsfreiheit 123, 129 – 131, 136, 139, 173 Hausrecht 69, 283, 290 f., 339, 341 f.

426

Sachverzeichnis

Hockey 230 Hooliganismus siehe Zuschauergewalt Immissionsschutz 93, 263 – 266 Ingerenz 130, 133 Instruktionspflicht siehe Anweisungspflicht Integritätsinteresse 124, 130 f., 134, 136, 139, 154, 166 f., 215, 314 Integritätsschutz siehe Integritätsinteresse Joggen siehe Laufsport Kinder siehe Minderjährige Landesinformationsstelle Sporteinsätze 88, 325 Laufsport 47, 51, 53 Lehre des Erfolgsunrechts 135 f., 223, 227, 233 Lehre des Handlungsunrechts 136, 231 Leichtathletik 72, 102, 263, 303, 315 Leistungsstörung 305, 311, 396 Lex Sportiva 173 Lizenz 74 f., 77 f., 200, 213, 215, 367, 369 Mannschaftsoffizielle 83, 118, 211, 244, 251, 355 f., 358 – 360, 387 Massenpanik 106, 112, 114 f., 285 Massenpsychologie 106, 114 Massenveranstaltungen siehe Massenverkehr Massenverkehr 33, 103, 105, 115, 276 f., 280, 282, 284, 300, 384 Medien 29, 32, 91 f., 117, 183, 219 Minderjährige 143, 250, 259, 277, 361 Mitgliedschaft 81, 188 – 191, 204, 207, 219, 235, 367, 369, 372, 387 f. Mitgliedschaftsbeziehung siehe Mitgliedschaft Mitspielerverletzung 33, 97, 225 – 230, 232 f., 237, 241 – 243, 245 – 247, 319, 332 Mitverschulden 142, 241, 252, 266 – 269, 272 – 276, 360 f., 383, 392 Mitwirkende Betriebsgefahr 269, 271 Motorsport 84, 100, 242, 254 Nachbar” 93, 261 – 263, 265 f. Normen der Sportverbände 57, 75, 99, 103, 117, 168, 170, 172 – 174, 176, 178 f.,

199 f., 213 – 215, 226, 232, 234 f., 237 f., 242, 245, 248 f., 272, 310, 327, 366 f., 369, 375 Normen der Technik siehe Technische Normung Ökonomische Analyse 121, 139, 145 Ökonomische Rechtsbetrachtung siehe Ökonomische Analyse Ordner siehe Sicherheitsdienst Ordnungsbehörden siehe Polizei Ordnungsdienst siehe Sicherheitsdienst Ordnungskräfte siehe Sicherheitsdienst Ordnungspersonal siehe Sicherheitsdienst Organhaftung 321, 380 Organisator 70 – 72, 75, 206 f., 301, 303 f., 323, 376 Pferderennsport siehe Reitsport Pistensport siehe Skisport Polizei 61, 64, 78, 86 f., 104, 107, 111, 324, 343 – 348, 350 f., 353 f. Präjudiz 149 – 151 Prävention 121 – 123, 324 f. Preisausschreiben 201 Privatautonomie 143, 168, 170, 173, 238 Private Sicherheitskräfte siehe Sicherheitsdienst Publikum siehe Zuschauer Radsport 242, 249, 254, 303 Randalierer siehe Fangewalt Rechtsbindungswille 191 f., 201, 371 Regress 322, 362 f., 390 – 394, 396 Reiter-Entscheidung 368 f., 375 Reitsport 48, 153, 242, 249 Rodelsport 34, 84, 100, 152 Rugby 28, 97 Satzung siehe Normen der Sportverbände Schach 48 – 50 Schiedsrichter siehe Verbandsoffizielle Schießsport 48 Schuldverhältnis mit Schutzwirkung zugunsten Dritter siehe Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter

Sachverzeichnis Schutzerwartung 140 – 143, 145, 178, 234, 236, 239, 248 f., 252, 261 f., 277, 280, 282, 297, 395 Schwimmsport 47 Sektoriell sozialadäquates Verhalten 105 Sicherheitsbeauftragter 76, 287, 325 Sicherheitsdienst 70, 76, 85, 89, 104, 115, 250, 285 – 287, 293, 300, 320, 325, 337, 339 f., 342 f., 345, 391, 395 Sicherheitskräfte siehe Sicherheitsdienst Skatingsport 84 Skipiste siehe Skisport Skisport 51, 84, 96, 100 f., 152, 241, 249, 257 f., 269, 272 f., 330, 359 Speerwerfen siehe Leichtathletik Spielregeln siehe Normen der Sportverbände Sponsoren 61, 91 f., 183, 186, 219, 306, 390 Sponsoring siehe Sponsoren Sport – Autonomie siehe Autonomie der Sportverbände – Begriff 44 – 54 – Berufssport 52 – Historie 27 – 29 – Individualsport 79, 202, 222, 319 – Kampfsport 79, 99, 224 f., 233, 237 – 242, 246, 332 – Kommerzialisierung 29, 32 f., 52, 218, 369 – Parallelsport 79, 225, 241 f., 245 – Popularisierung 29, 32 – Professionalisierung 33, 52 – Risikosphäre 95 – 103 – Schulsport 54, 95, 355 – 357 – Unfall 32, 50, 95, 97, 99, 183, 220, 232, 246, 252 f., 261, 268, 274, 276, 395 – Verletzung 32 Sport-typisch 54 – 56, 67, 85, 98 f., 101 f., 151, 170, 172 f., 176 f., 234 f., 237 f., 240 – 242, 248 – 250, 253, 255, 257, 268 f., 273, 331 f., 357, 383, 387, 395 Sportanlage 62, 74, 78, 83, 100 f., 159, 161, 248, 253, 256 f., 262, 265 f., 315, 332, 370 Sportanlagen-Lärmschutzverordnung 266 Sportgerät 101, 158 f., 161, 233, 253, 258, 261 – 263, 272, 275, 277, 357, 359, 371 Sporthalle siehe Sportstätte

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Sportleistungsvertrag 190 – 192, 196, 199, 311 – 313, 365 Sportler 79 – 82 – Amateur 37, 79 f. – Berufssportler 79 f., 117, 184, 387 – Freier Sportler 81 – Profi 79 f. – Vereinssportler 81 f., 189, 222 – Vereinssportler mit vertraglicher Bindung 81, 189, 223 – Vertragssportler 81 f. Sportplatz siehe Sportstätte Sportregel siehe Normen der Sportverbände Sportstätte 55, 64, 74, 83 – 85, 87, 91, 93, 100 f., 110, 115 – 117, 151, 158, 163, 172, 216 – 218, 248 f., 257, 262 f., 272, 276, 278, 280, 282 f., 285, 287, 289, 291 f., 296, 304, 306, 313, 321, 325, 329, 332 f., 335 – 337, 341, 346, 348, 350, 357, 359, 370, 372, 395 – Eigentümer 61, 70, 76, 83 – 85, 164, 216, 264, 290 – 292, 329, 333 – 337, 341, 395 Sportverband 60, 62, 64, 67, 71 – 77, 82, 88, 117 f., 161, 168, 171 – 173, 176 f., 179 f., 189, 199 f., 204, 212 – 216, 222, 232, 234 f., 243, 272, 279, 282, 290, 301, 304, 315 f., 320, 323 f., 326, 328 – 330, 332, 367 – 369, 386, 395 Stadion siehe Sportstätte Stadionverbot 288 – 298, 300, 325, 349, 396 Störer 107, 265, 291, 293, 298, 300, 347, 349 Strafrechtliche Schuld 35, 116

Technische Delegierte siehe Verbandsoffizielle Technische Normung 155 – 167, 176, 180, 357, 395 Tennis 28, 179, 249 f., 273 f. Terrorismus 36, 113 Trainer siehe Mannschaftsoffizielle Turnen 52, 72, 96, 101, 118, 158, 163, 256, 360 Turnhalle siehe Sportstätte Turnhalle siehe Turnen

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Sachverzeichnis

Überwachungspflicht 70 f., 78, 181, 221, 244 f., 301, 304, 327, 329 f., 336 Übungsleiter siehe Mannschaftsoffizielle Veranstaltungs-typisch 55 – 58, 67, 94 Veranstaltungsoffizielle siehe Verbandsoffizielle Veranstaltungsstätte siehe Sportstätte Verband siehe Sportverband Verbandsautonomie siehe Autonomie der Sportverbände Verbandsoffizielle 78, 82 f., 109, 212 – 216, 303, 320, 326, 328 – 332, 376, 387, 395 Verbandsrechtliche Haftung 36, 116, 324 Verbandsregelwerk siehe Normen der Sportverbände Verbandsstatuten siehe Normen der Sportverbände Verbotsschild siehe Beschilderung Vereinsmitgliedschaft siehe Mitgliedschaft Verkehrserwartung siehe Schutzerwartung Verkehrspflicht 68, 70, 74 f., 128, 130 – 133, 135 – 139, 141 – 150, 153 f., 157, 160, 162 – 164, 166, 168, 174, 177, 179 – 182, 187 f., 203, 216, 220 f., 227, 233 f., 239, 245, 247 f., 250, 252, 256, 261, 263, 266 – 269, 272, 274, 276 – 278, 280 – 282, 289, 298 – 301, 305, 314, 328, 330 f., 333, 335, 337, 339, 356 f., 364, 372, 383, 385, 395 f. – Bedeutung 128 – 137 – Begriff 131 – 135 – Delegation 70, 180 – 182, 301 – 305, 330, 336, 339, 342, 394 – Inhalt 137 – 146 – Konkretisierung 146 – 180 Verordnung über das Bewachungsgewerbe 86

Verrichtungsgehilfe 221 – 224, 242 – 245 Versicherung 363, 386 – 390, 396 – Gesetzliche Unfallversicherung 361 – Sozialversicherung 386 – Sportveranstaltungsausfallversicherung 389 – Sportversicherung 95, 387 f. Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter 126, 202, 204 – 206, 211, 215, 333, 337, 356 Wertschöpfung 63 f., 77, 334 Wettkampfanlage siehe Sportanlage Wettkampfoffizielle siehe Verbandsoffizielle Wettkampfstätte siehe Sportstätte Wettkampfteilnahmevertrag 190 – 192, 194 – 196, 199, 311, 365, 380 Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze 88, 107, 281, 325, 347 Zuschauer 35, 40, 55, 57, 62, 64, 76, 78, 89 – 91, 100 f., 104, 107, 109, 114, 116, 151, 174, 208, 210 f., 216, 251, 253, 274 – 276, 278 f., 281, 283, 285 – 287, 293, 298 – 300, 305, 307 – 311, 319 – 321, 327 – 329, 331, 333, 337, 342, 350, 364, 383, 385, 391, 395 Zuschauerausschreitungen siehe Zuschauergewalt Zuschauergewalt 87 f., 91, 93, 104 f., 108, 111 – 115, 276, 279 – 284, 288, 293, 298, 308, 313, 324, 326, 342, 346 f., 350, 391 – 393 Zuschauervertrag 208 – 211, 297, 299, 305, 307 – 312, 319, 334, 384, 391