Die hispano-amerikanischen Boom-Romane in Deutschland: Literaturvermittlung, Buchmarkt und Rezeption 9783964566898

Gegenstand dieses Buches ist das kulturelle Verhältnis der Deutschen zu Lateinamerika, wie es sich bei der Aufnahme der

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Die hispano-amerikanischen Boom-Romane in Deutschland: Literaturvermittlung, Buchmarkt und Rezeption
 9783964566898

Table of contents :
Inhalt
Vorbemerkung
Einleitung
I. Der literaturgeschichtliche Kontext: die nueva novela
II. Der sozio-kulturelle Kontext: der boom
III. Die deutsche Rezeptionssituation: Aspekte einer literarischen Vermittlung und Rezeption
IV. Die hispanoamerikanische boom-Literatur im deutschen Literaturbetrieb: Literaturvermittlung und Rezeptionssteuerung
Zusammenfassung
Anmerkungen
Literaturverzeichnis

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Claudia Wiese Die hispanoamerikanischen Boom-Romane in Deutschland

Editionen der Iberoamericana Reihe III Monographien und Aufsätze Herausgegeben von Waither L. Bemecker, Frauke Gewecke, Jürgen M. Meisel, Klaus Meyer-Minnemann Band 43

Claudia Wiese

Die hispanoamerikanischen Boom - Romane in Deutschland Literaturvermittlung, Buch markt und Rezeption

Vervuert Verlag • Frankfurt am Main 1992

Meinem Vater zum Gedenken Für Gerald

Gedruckt mit Unterstützung der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Wiese, Claudia: Die hispanoamerikanischen Boom-Romane in Deutschland: Literaturvermittlung, Buchmarkt und Rezeption/ Claudia Wiese. - Frankfurt am Main : Vervuert, 1992 (Editionen der Iberoamericana : Reihe 3, Monographien und Aufsitze ; Bd. 43) Zugl.: Bamberg, Univ.; Diss. ISBN 3-89354-843-2 NE: Editionen der Iberoamericana / 03

© Vervuert Verlag, Frankfurt am Main 1992 Alle Rechte vorbehalten Printed in Germany

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Inhalt Vorbemerkung

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Einleitung

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(1) Die theoretisch-methodische Diskussion in der Rezeptionsforschung (2) Der Forschungsstand zur deutschen Rezeption lateinamerikanischer Literatur und seine Desiderata (3) Untersuchungsgegenstand und Vorgehen

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Hauptteil

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[.

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Der literaturgeschichtliche Kontext: die nueva novela (1) Zur Geschichte der lateinamerikanischen Literatur (2) Die nueva novela (3) Kulturelle Identität und Dependenz (4) Die'neue'Weltliteratur

I. Der sozio-kulturelle Kontext: der boom (1) Das literarische Leben in Lateinamerika bis zum boom (2) Der boom in Lateinamerika (3) Der boom - kritisch betrachtet (4) Die Autoren über den boom - pro und contra (5) Spanien und der boom IL Die deutsche Rezeptionssituation: Aspekte einer literarischen Vermittlung und Rezeption (1) Das kulturgeschichtliche Erbe: Kontakte und Fremdbild (2) Die Auswärtigen Beziehungen zu Lateinamerika (a) Außen-, Außenwirtschafts- und Entwicklungspolitik (b) Kultur und Politik - Kulturpolitik (3) Lateinamerika in den Massenmedien: Kommunikation und Informationsfluß (4) Der Studienstand in Schulen und Hochschulen (a) Der Beitrag der Schulen (b) Der Beitrag der Hochschulen und der Wissenschaft (5) Der Lateinamerika-Tourismus (6) Die lateinamerikanisch-deutschen Literaturbeziehungen (a) Die Rezeptionstradition (b) Beziehungen zwischen den Gegenwartsliteraturen

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(7) Lateinamerika auf dem internationalen und deutschen Literaturmarkt (a) Die Vorreiter-Funktion von Ländern mit Rezeptionsvorsprung oder Der boom international (b) Literaturagenten als internationale ökonomische Vermittler (c) Lateinamerikanische Literatur auf dem deutschen Literaturmaikt (8) Das heutige Lateinamerika-*Bild': Stereotypen und Image

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IV. Die hispanoamerikanische ¿oom-Literatur im deutschen Literaturbetrieb: Literaturvermittlung und Rezeptionssteuerung 139 (1) Literatur als Ereignis - Schriftstellertreffen, Lesungen, Festivals, Kolloquien, Buchmessen 140 (a) Kulturelle Veranstaltungen bis 1976 140 (b) 1976 - der Durchbruch? 142 (c) Lateinamerika-Ereignisse nach 1976 148 (2) Die Verlage 154 (a) Phasen der verlegerischen Aktivitäten 154 (b) Die Verlage der boom-Romane und boom-Autoren 156 (c) Lektoren, Verleger, Scouts und Verlagsberater 168 (d) Die Verbreitung: Auflagen, Absatz, Lizenzen, Bestseller 171 (3) öffentliche Präsenz = PR für das Buch? 178 (a) Vorabdrucke und Raubdruck 178 (b) Autoren-Interviews 179 (c) Nachrufe 183 (d) Verfilmungen und Aufführungen 184 (e) Literaturpreise 187 (4) Die Übersetzer und Übersetzungen 191 (a) Übersetzer als Mittler: Beruf und Berufung 191 (b) Die Übersetzungen - theoretische Vorüberlegungen 195 (c) Originale und Übersetzungen 197 (d) Die Übersetzer und Übersetzungen in der Literaturkritik 205 (5) Literaturkritik 219 (a) Literarische Kritik und Literaturkritiker - eine Vermittlungs- und Maiktinstanz 219 (b) Die Rezensionen der ¿wom-Romane 222 (c) Ausblick auf das literaturkritische Echo der froom-Autoren 236 Zusammenfassung

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Anmerkungen

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Literaturverzeichnis

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Vorbemerkung In der vorliegenden Arbeit wird sich der Blick auf das Verhältnis der Deutschen zu Lateinamerika richten - auf einen Subkontinent, den wir gewöhnlich als einen fernen Teil der Dritten Welt sehen. Doch anders als mit Afrika oder Asien fühlen wir uns mit Iberoamerika enger verbunden. Der Grund dafür ist nicht jedem gegenwärtig: gemeinsame kulturelle Wurzeln und eine lange, wechselvolle Geschichte der kulturellen Begegnung und Wahrnehmung. Trotz dieser 'Nähe' ist uns Lateinamerika bis heute jedoch weitgehend fem und fremd vorgekommen - auch kulturell. Gerade diese zwiespältige Gemütslage zwischen Nähe und Fremde hat immer wieder Faszination oder Ablehnung hervorgerufen. Dies zeigt sich auch im Bereich der Literatur, der hier im Vordergrund steht. Von der zeitgenössischen lateinamerikanischen Literatur scheint mir der Roman am nachhaltigsten innerhalb und außerhalb des Subkontinents gewirkt zu haben. In den 60er Jahren erschienen zahlreiche herausragende Werke der nueva novela, die verstärkt über Landes- und bald schon Sprachgrenzen hinausdrangen, selbstbewußt lateinamerikanische kulturelle Identität vertraten, international viel beachtet und teilweise auch viel gelesen wurden. So ließ ein Schlagwort für diese Entwicklung nicht lange auf sich warten: der boom kam ins Gespräch. Zunächst nur gerüchtweise oder von lateinamerikareisenden Liebhabern erfuhr man auch hierzulande vom boom der lateinamerikanischen Literatur. Nach langem Mühen, vergeblichen Versuchen und vielen Enttäuschungen kam dann seit Mitte der 70er Jahre nicht nur der eine oder andere, sondern nun eine ganze Reihe der inzwischen legendären Romane zu uns. Um die Umstände und den Verlauf des Einzugs der lateinamerikanischen Romane in unser literarisches Leben soll es hier gehen. Diese Arbeit geht in zwei Ansätzen an das Hiema heran: Zum einen wird versucht, Faktoren aufzuzeigen, die den Rahmen für die literarische Vermittlung und Rezeption abstecken. Denn die literarische Aufnahme kann gerade im Falle Lateinamerikas nicht losgelöst von der allgemeinen Wahrnehmung des Subkontinents betrachtet werden. Diese wird auf historischer, politisch-wirtschaftlicher und kultureller Ebene darzustellen sein. Zu unterscheiden ist dabei zwischen direkten Erfahrungen, also Kontakten, und Sekundärerfahrungen mit Lateinamerika - denn vieles erklärt sich schon aus der Tatsache, daß wir Mittel- und Südamerika fast nur 'aus zweiter Hand' kennen. Daher sind wichtige wissensvermittelnde, meinungs- und stereotypenbildende Faktoren wie die Informationsmedien, die Schulen oder die Literatur zu berücksichtigen.

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Zum anderen wird versucht, den Weg des Buches zum Leser aufzuzeigen. Das bedeutet, die verschiedenen Bereiche des Literaturbetriebes anzusprechen, die selbst diese Literatur rezipieren, verarbeiten, vermitteln und an den Leser weitergeben. Dies eröffnet den Blick auf die 'öffentliche' Rezeption, auf den Beitrag des Literaturbetriebes zur Einführung und Vermittlung dieser Werke sowie auf das Funktionieren des Literaturmaiktes allgemein. An dieser Stelle möchte ich all denen danken, die auf die ein oder andere Weise dazu beigetragen haben, daß diese Arbeit entstehen konnte. Dankbar denke ich daran zurück, daß meine Eltern mein Studium unterstützt und gefördert haben. Mein ganz besonderer Dank gilt meinem Lehrer und Föderer Herrn Prof. Dr. Harald WentzlaffEggebert. Er hat meinen Weg viele Jahre hindurch begleitet und beeinflußt, zuletzt als ein 'Doktorvater' im besten Sinne: als guter Ratgeber und Zuhörer in vielen fachlichen und persönlichen Fragen. Mein Dank gebührt auch der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, die meine Promotion mit einem Stipendium und den Druck dieser Dissertation mit einem Zuschuß unterstützt hat. Unerläßlich war die Möglichkeit, einen Zeitungsauschnitts-Dienst in Anspruch nehmen zu können und - wenn auch nicht in jedem Fall - Auskünfte von freundlichen Verlagsleuten und anderen Mittlern zu erhalten. Von ganzem Herzen danke ich vor allem Gerald, Achim, Richard; Ina, Sibylle, Andrea, Reinhard, Silvia und Hedi für ihre Anteilnahme in langen Gesprächen und ihre tatkräftige Unterstützung am Computer und beim Korrekturlesen. Entschuldigen muß ich mich bei allen, die den häufigen synonymen Gebrauch von Lateinamerika und Hispanoamerika als Ignoranz gegenüber Brasilien empfinden. Auch mag man häufig die bis in die jüngste Zeit hinein gültige Trennung in west- und ostdeutsch vermissen, wenn von deutschen Verlagen oder Kritiken die Rede ist. Die Gleichsetzung ist jedoch lediglich sprachlicher Natur. Sachlich bleibt es beim spanischsprachigen Roman Amerikas und der Resonanz in der Bundesrepublik.

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Einleitung

(1) Die theoretisch-methodische Diskussion in der Rezeptionsforschung Die Aufnahme, Präsenz und Wirkung eines Autors, eines einzelnen Werkes oder einer ganzen Epoche oder Nationalliteratur wird gewöhnlich mit dem Begriff 'Rezeption' belegt. Die Rezeptionsforschung hat als noch junger Zweig der Literaturwissenschaft seit den 60er Jahren eine grundsätzliche und ausführliche Diskussion um den Gegenstand und die Methode der 'Rezeptionsforschung' in Gang gebracht. Nach Anfängen in der Semiotik, im Strukturalismus und in der Literatursoziologie haben dann Jauß und andere diese Diskussion wesentlich vorangebracht. Seither ist eine kaum überschaubare Anzahl von Theorien und Applikationen entstanden. Begünstigt wurde der Schwenk von der einseitig Autor-und-Weik-lastigen zur leserbzw. rezeptionsorientierten Literaturbetrachtung durch die Absage an die Vorstellung von der 'Autonomie' der Kunst und durch Fragen nach der gesellschaftlichen Funktion und Relevanz der Literatur. Nicht zuletzt trugen auch der Zwang zur Standortbestimmung der Literaturwissenschaft angesichts des Aufschwungs der Sozialwissenschaft und der Konkurrenz zu den sogenannten exakten Wissenschaften zu dieser Grundsatzdiskussion bei. 'Rezeption' im weitesten Sinne behandeln Studien ganz unterschiedlicher Bereiche und unter verschiedenen Namen, etwa Rezeptions- bzw. Wirkungsgeschichte, Rezeptions- bzw. Wirkungsästhetik, Rezeptionstheorie, Literatursoziologie, Leserpsychologie, (empirische) Literaturwissenschaft, empirische Medien- oder Kommunikationswissenschaft, Rezipientenforschung, Buchmaiktforschung, Komparatistik, Einflußforschung oder Demoskopie. Was also ist 'Rezeption' und was wird in welcher wissenschaftlichen Disziplin untersucht? Aus den Theorien und Studien kristallisieren sich völlig verschiedene Erkenntnisinteressen und methodische Verfahren heraus, die ich in fünf Ansätze unterscheiden möchte: (1) Das literaturgeschichtlich-historische Erkenntnisinteresse: Hier steht etwa die Interpretationsgeschichte eines Werkes (die allmähliche Entfaltung seines Sinnpotentials) im Vordergrund oder die rezeptions- bzw. wiikungsgeschichtliche Frage nach dem Nachleben bestimmter Autoren, Epochen, Stile oder Motive. Es kann auch um Einflüsse auf andere Literaten bzw. Literaturen gehen, um eine literarische Weitung aufgrund der ästhetischen Distanz, um Fragen des Normen- und Horizontwandels oder der Hierarchisierung in der Literaturgeschichte. Dieser Ansatz arbeitet zwangs-

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läufig meist autor- oder werkbezogen. Leserorientierte Studien stützen sich mangels empirischer Erhebungsmöglichkeiten auf Rezeptionsdokumente, die Sozialgeschichte, Kommentare von Zeitgenossen oder Autorenaussagen.1 (2) Das textanalytische Erkenntnisinteresse: Von zentraler Bedeutung ist hier die intendierte oder tatsächliche Wirkung eines konkreten Textes. Der Leser wird entweder gesehen als der im Text angelegte implizite/konzeptionelle/fiktive/imaginierte Leser, also als vom Autor strukturierte Leserrolle oder aber als realer Leser, der den Text tatsächlich realisiert, konkretisiert, rekonstruiert, aktualisiert. Dabei wird das Augenmeik auf das etwaige Auffüllen von Leerstellen, die Entwicklung einer Komplementärgeschichte, den Erwartungshorizont oder den Unbestimmtheitsgrad des Textes gerichtet. So können auch Fragen der ästhetischen Wertung nach dem Kriterium der potentiellen und tatsächlichen Konkretisation oder nach zulässigen oder unzulässigen Interpretationen gestellt werden. Dieser rezeptionsästhetische Ansatz wird besonders häufig theoretisch behandelt, es gibt aber auch textanalytische sowie empirische Untersuchungen, das heißt in diesem Fall Konkretisationseihebungen.2 (3) Das lese(r)orientierte Erkenntnisinteresse: Hier steht der reale Leser im Zentrum der meist interdisziplinär gestellten Frage: Wer liest was, wie und wanim? Literatursoziologie, Leser- und Sozialpsychologie, die (empirische) Literaturwissenschaft, Kommunikationsforschung, Sozialwissenschaften, Buchmarktforschung und Demoskopie versuchen, sie zu beantworten und zielen auf das reale Lese(r)veihalten ab - angefangen von Lesegewohnheiten, (Print-)Mediennutzung, Lesesozialisation bis hin zu einem individuellen Lesevorgang und der Textkonkretisation. In allen Disziplinen werden diese Fragen empirisch untersucht.3 (4) Das gesellschaftlich-maiktwirtschaftliche Erkenntnisinteresse: Vorrangig ist hier die Buchproduktion, -distribution und -konsumption bzw. -rezeption. Literatur wird als gesellschaftliche Interaktion begriffen, ihr Wirkungs- und Handlungsbereich und ihre Einbindung in Marktstrukturen untersucht. Die Ausrichtung kann kommerziell sein (wie etwa bei der Auftragsforschung im Bereich Buchmaikt) oder gesellschafts-, medien- bzw. kultuikritisch (z.B. auch mit einem materialistisch-marxistischen oder ideologiekritischen Ansatz). Die Vorgehensweise kann theoretisch, empirisch oder nicht-empirisch sein.4 (5) Das theoretische und/oder methodische Erkenntnisinteresse: Die Etablierung einer Theorie der literarischen Kommunikation oder der Rezeption - meist innerhalb der bekannten Modelle der Massenkommunikation - ist hier alleiniges Ziel oder Nebeneffekt der Studie. Weiterhin kann angestrebt werden, die Methodendiskussion innerhalb der Literaturwissenschaft voranzutreiben, wobei die Frage der Integration empirischer Verfahren in die Geisteswissenschaften bzw. die Integration der Geisteswissenschaften in die Sozialwissenschaften eine entscheidende Rolle spielt.3

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Inhaltlich scheint der kleinste gemeinsame Nenner aller Rezeptionsstudien zu sein, daß sie den Leser zumindest mitberücksichtigen wollen, ihn ins Zentrum nicken oder ihre Perspektive auf die Literatur sogar die des Rezipienten ist. Man will die fast ausschließliche Orientierung an Autor und/oder Werk überwinden, da man eikannt hat, daß das Werk 'an sich' keine Bedeutung hat, sondern sie erst durch den Rezipienten zugeordnet bekommt. Das bedeutet, daß die Literatur nur in dem kommunikativen Grundschema Autor - Werk - Leser existiert und daher ohne den Leser keine Giterarische) Kommunikation glücken kann. Der Leser ist also ein konstitutives Element der Literatur und als solches zu behandeln. Der springende Punkt aber ist nicht die bloße 'Berücksichtigung' des Lesers, sondern die Umsetzung der neuen Perspektive bis in die letzte Konsequenz: die Literaturbetrachtung aus der realen Leserperspektive, die sogenannte "Literaturgeschichte des Lesers". Dabei ist bisher die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit groß: Bei den fünf dargestellten Ansätzen zeigt sich, daß beispielsweise die Rezeptionsgeschichte meist autor- oder werkbezogen arbeiten muß, daß vom Werk auf den Leser projiziert wird, daß Uber den Leser reflektiert wird, von Rezeptionsdokumenten auf den Leser geschlossen oder der Buchkäufer ermittelt wird, ganz zu schweigen von rein theoretischen oder methodischen Arbeiten. Eine echte Literaturbetrachtung aus der Leserperspektive findet also fast nur bei den (unter Punkt 3 genannten) lese(r)orientierten Studien statt, wenngleich auch die anderen Ansätze dazu beitragen, die Vorherrschaft von Autor und Werk abzubauen. Methodisch läuft die Diskussion auf die Konfrontation des herkömmlichen bzw. hermeneutischen und des neueren empirischen Ansatzes hinaus. So wird der bisherigen Verfahrensweise vorgeworfen, sie verharre in Werkimmanenz, gehe hypothetisch ohne empirische Absicherung vor, verlasse sich auf das Prinzip von Plausibilität und Evidenz (der Textaussage) und lese subjektiv 'zwischen den Zeilen'. Weiter wird kritisiert, daß in ihrer reinen Produktions- und Darstellungsästhetik der Rezipient und Inteipret eine Personalunion bildeten, ja manche Literaturwissenschaftler versetzten sich sogar in die Rolle des Autors (Produzenten) statt des Rezipienten. Hinterfragt werden idealtypische oder theoretische Formulierungen Uber literaturgeschichtliche Reihenbildungen (z.B. Gattungen, Epochen, Stile, Motive) sowie theoretische werktranszendentale Interpretationsverfahren (z.B. die Einbeziehung der Soziologie oder Psychologie) zur Konstruktion eines latenten Textsinns. Den intuitiven Deutungshypothesen wird nur ein heuristischer Wert zugebilligt.6 Dagegen nehmen Vertreter der empirischen Methode für sich in Anspruch, ihre Ergebnisse zeichneten sich durch Intersubjektivität, Systematik, Theoretizität, Applikabilität, Validität, Reliabilität, Kontrollierbaikeit, Trennung von Rezeption und Interpretation und Empirizität aus.7

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Da für eine konsequent leser-perspektivische Literaturbetrachtung empirische Forschung unabdingbar ist, soll hier diskutiert werden, was sie leisten kann und wo ihre prinzipiellen oder forschungspraktischen Grenzen liegen. Die empirische Methode in der Rezeptionsforschung hat auf vieles aufmerksam gemacht und neue Ergebnisse gebracht Sie hat einen Weg gewiesen, wie der reale Leser in seinem Leseverhalten, seiner Mediennutzung, seinen demographischen Daten, Einstellungen und seinen Textkonkretisationen erfaßt werden kann. Hypothesen Uber die Textwirkung können relativiert - manche meinen objektiviert - werden. Die empirische Methode hat dazu beigetragen, daß neben den primär am Text durchgeführten Analysen auch die Vorgänge zwischen Text und Leser untersucht werden. Generell hat sie zur Erkenntnis von Literatur als Kommunikationssystem beigetragen, zur funktionalen Textbetrachtung, zu pragmatischen Texttheorien und so den Blick auf den gesellschaftlichen Raum gerichtet, in dem sich Literatur bewegt und wirkt. Sie hat die Beziehung des Buches zu den anderen Medien dargestellt und auf die im Medien-Zeitalter unabdingbare Vermittlung und Distribution von Literatur aufmerksam gemacht. Durch empirische Verfahren wurde Rezeptionsvielfalt dokumentiert, und es entstand eine Vielzahl von Studien über rezeptive Textverarbeitung (besonders über die Darstellung bestimmter Werke in den Medien, speziell den Printmedien). Darüber hinaus hat sie durch das Kriterium der Wirkung (im Gegensatz zu rein literarisch-ästhetischen Kriterien, die die Literaturwissenschaft gern an die Höhenkamm'-Literatur anlegt) auf die Bedeutung und notwendige Beschäftigung mit der sogenannten Populär-, Massen- oder Trivialliteratur hingewiesen. Schließlich hat sie die Sozialwissenschaften in die Textwissenschaft eingebracht und weist so auf eine Zukunft mit mehr Interdisziplinärst. Zudem können wir durch die Erforschung des gesamten Literatursystems Lösungen für Probleme in diesem System erarbeiten, die teilweise sogar bis in die allgemeinen gesellschaftlichen Probleme hineinreichen: z.B. Stereotypen, Probleme der (Lese-)Sozialisation, Einsicht in die Medien-Realität. Zweifellos hat die empirische Literaturwissenschaft also ihre Verdienste und ihren Sinn. Gleichwohl kann man viele grundsätzliche und in Einzelfällen forschungspraktische Einwände gegen diese Verfahren erheben. Empirische Methoden sind zunächst einmal die Befragung (standardisiert oder frei, postalisch oder direkt), die Beobachtung, das Experiment, die Gmppendiskussion und die Inhaltsanalyse (Content Analysis). Die in der empirischen Literaturwissenschaft angewandten Verfahren sind hauptsächlich die Befragung und die Inhaltsanalyse. Die Befragung konzentriert sich entweder auf das Leseverhalten, die Mediennutzung allgemein oder auf eine Konkretisationserhebung, wobei mit oder ohne Vorlage einer Textstelle die Versuchsperson durch Paraphrase, durch freie Assoziation, semantisches Differential (z.B. Ermittlung eines Polaritätsprofils durch Gegensatzpaare: ist die Figur im Text sympa-

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thisch/unsympatisch, handelt sie richtig/falsch?) oder cloze procedure (Lesbarkeitstest durch Lückentext) ihre Textkonkretisation zum Ausdruck bringt. Die Befragung gilt ab selbst hervorgerufenes Rezeptionsdokument. Möglich ist außerdem die Sekundärauswertung schon in anderem Zusammenhang erhobener Daten oder eine PGR-Messung (Hautreflex-Messung) zur Ermittlung der emotional-affektiven Rezeption bestimmter Textstellen. Die Inhaltsanalyse wird in diesem Zusammenhang vor allem auf die Rezeptionsdokumente, insbesondere die Literatuikritiken der Printmedien angewandt.8 Im allgemeinen wird den empirischen Methoden vorgeworfen, sie wärmten längst verlorene positivistische Illusionen wieder auf ("Positivismusstreit"), sie probten vergeblich die Konkurrenz mit den exakten Wissenschaften anhand nicht risikosicherer Daten und Zahlen, außerdem fehle ihnen Historizität.9 Zunächst einmal ist festzustellen, daß durch eine empirische Überprüfung der Hypothesen eine Abhängigkeit von den Sozialwissenschaften entsteht. Beim jetzigen Stand der Forschung sind jedoch die institutionellen Behinderungen in der Praxis sehr stark - man denke nur an die Gliederung in die traditionellen Fachbereiche, die eine an diesen Erfordernissen orientierte Ausbildung der Geisteswissenschaftler verhindert Entweder müßte also die gesamte Ausbildung geändert werden, oder die Forschung käme ohne interdisziplinäre Team-Arbeit nicht mehr voran. Andererseits kommt aber auch die Empirie nicht ohne die Kategorien der Textwissenschaft aus. Bei jedem Faktor der empirischen Rezeptionsforschung sind meines Erachtens prinzipielle Einwände zu erheben: bei den beteiligten Personen (Forschern, Interviewern, Codierem), beim Eihebungsinstrumentarium (bes. Fragebogen, Interview), bei der Sample- und Stichprobenbildung sowie der Validität und Reliabilität ihrer Ergebnisse. Der Forscher legt einen Untersuchungsbereich fest und entscheidet über Sample und Stichprobe, da eine Totalerhebung selten möglich und es gerade der Sinn der Inhaltsanalyse ist, größere Textmengen untersuchen zu können. Diese Entscheidung kann nun in der Praxis sehr unterschiedlich ausfallen: Er kann alle potentiellen Zeitungsleser oder nur die Erwachsenen befragen, er kann jede Donnerstagsausgabe einer Zeitung oder alle Ausgaben der zweiten Jahreshälfte wählen, er kann nach publizistischen Einheiten oder nach Straßenveikaufs- und Abo-Zeitungen trennen, er kann die Auflagenhöhe und Reichweite der Zeitung berücksichtigen oder nicht usw. Der Forscher ist es auch, der letztlich bestimmt, ob er die gewonnenen Ergebnisse als valide interpretiert, d.h. ob beispielsweise die Zahl der Probanden proportional zur Grundgesamtheit ist, oder ob die absolute Zahl der Antworten zu den Fragen seiner Erhebung ausreicht, um ein repräsentatives Ergebnis zu erzielen. Das Prinzip der Reliabilität verlangt jedoch, daß das Untersuchungsinstrument objektiv, also unabhängig

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vom Forscher ist, damit auch das Ergebnis vom Forscher unabhängig ist. Das scheint mir eine rein theoretische Forderung zu sein, da in der Praxis weder zwei identische Befragungen oder Inhaltsananlysen durchgeführt werden, um die Intersubjektivität zu beweisen, noch das in einer Statistik dargelegte Ergebnis für andere intersubjektiv überprüfbar ist Weiterhin bezweifle ich, daß das Ergebnis unabhängig vom Interviewer oder Codierer sei. Der Interviewer beeinflußt allein durch seine Anwesenheit und sein Auftreten die Aussage; dieses Risiko potenziert sich, wenn mehrere Interviewer beteiligt sind. Bei der inhaltsanalytischen Auswertung der Rezeptionsdokumente ist hingegen der Codierer ein Risikofaktor: Soll etwa eine tendenzielle Wertung erfaßt werden, muß er Textteile einer Werteskala - z.B. von -2 bis +2 - zuordnen, was zweifellos subjektiv ist. Aber auch bei Zuordnungen zu inhaltlichen Textkategorien müßten dieselben Textteile von jedem Beteiligten semantisch gleich interpretiert werden, um die Intersubjektivität zu gewährleisten. Bei der Inhaltsanalyse ist beispielsweise die Kategorienbildung, nach der die Texte untersucht werden sollen, ein sehr problematischer Punkt: Um gültige Ergebnisse zu bekommen, müssen sich die Kategorien ausschließen, andererseits müssen sie aber alle Textteile erfassen können. Je größer aber die Textmenge ist, desto größer ist entweder die Anzahl der Kategorien - was den Aufwand erhöht und zur Unübersichtlichkeit beiträgt - oder desto ungenauer das Ergebnis, da immer mehr Textteile nicht zuzuordnen sind. Außerdem versagt sich die Inhaltsanalyse, auch implizite Inhalte zu erfassen, die sehr wohl intersubjektiv sein können. Ebenfalls ist sie nicht in der Lage, die Ausblendung bestimmter Themen oder Zusammenhänge zu ermitteln. Ferner erscheint mir problematisch, das Ergebnis einer Frequenz-Analyse mit der Gewichtung des Themas in den untersuchten Texten gleichzusetzen. Im Fall einer Befragung ergeben sich Schwierigkeiten aus dem Zwang zur Standardisierung, die zur Auswertung der Daten unerlässlich ist. Schon jede so und nicht anders gestellte Frage beeinflußt bereits die Antwort. Werden dem Befragten im Rahmen einer Konkretisationserhebung Textauszüge eines literarischen Werks vorgelegt, so findet bereits durch die Auswahl des Auszugs und die unnatürliche Lesemotivation (der Befragte muß nicht der reale Leser sein) eine Beeinflussung statt. Durch die Fragestellung und Vorgaben, die der Textstruktur entnommen sind (bei der freien Assoziation oder dem semantischen Differential), wird dem Befragten schon ein Rahmen für seine Rezeptionsamplitude gesteckt. Wird der Proband dagegen nach Leseverhalten und Textdeutungen gefragt, ohne daß die Textkenntnis unnatürlich motiviert wird mittels eines Textauszugs, so kann er nur Erinnerungen an Leseerlebnisse wiedergeben, die weder mit seiner Textdeutung nach Beendigung der Lektüre übereinstimmen müssen noch die Deutungen erfassen können, die sich der Leser sukzessive beim Lesevorgang macht. Es muß damit gerechnet werden, daß sich der Be-

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fragte in den Antworten bewußt oder unbewußt selbst darstellen will, beispielsweise bei Fragen über die Nutzung der verschiedenen Medien, bei Lektürepräferenzen oder seinem Kaufverhalten bei Büchern. Auch Angaben über sein nachlekturales Verhalten (z.B. Horizontwandel, Interessen, Kaufabsichten) können der Wirklichkeit, dem Wunschbild des Probanden oder den beim Interviewer angenommenen Erwartungen entsprechen. Ein Mangel ist ferner, daß auch die Befragung höchstens ein diffuses Bild von der emotional-affektiven Bewertung eines Textes durch die Versuchspersonen liefern kann, denn letzlich wird auch hier nur eine kognitive Bewertung ermittelt, zumal die Selbstdarstellung eine Rolle spielt. Eine Lösung scheint sich hier tatsächlich nur außerhalb der Geistes- und Sozialwissenschaften in der Messung der Reflexe anzubieten. Ein anderes grundsätzliches Problem besteht in der konkreten Verbalisierung von Leseerfahrung, Textdeutung oder Assoziation, die manchmal sogar 'professionellen' Lesern Schwierigkeiten bereiten dürfte. Es darf auch nach dem Sinn einer von den empirischen Literaturwissenschaftlern postulierten Realitätsprüfung von nur hermeneutischen Deutungshypothesen gefragt werden: Soll dadurch eine Textdeutung verifiziert oder falsifiziert werden? Dann liefe das Bemühen darauf hinaus, daß erstens grundsätzlich eine Textdeutung auf ihre 'Richtigkeit' überprüft werden soll, und daß zweitens die Mehrheit der befragten Rezipienten, die zweifellos eine eigene, subjektive Textdeutung geben, dies entscheiden soll. Oder aber der umgekehrte Fall, daß eine hermeneutisch gewonnene Textdeutung als 'richtig' befunden und nun empirisch untersucht wird, wieviele Rezipienten 'richtig' und wieviele 'falsch' interpretieren. Eine 'objektive' Textdeutung ist meines Erachtens nicht zu ermitteln. Sinnvoll finde ich in diesem Zusammenhang nur die Möglichkeit, eine gewisse Rezeptionsvielfalt zu dokumentieren. Schließlich findet die empirische Methode ihre Grenzen in der Erfassung vergangener Rezeptionen - eine Literaturgeschichte des Lesers bleibt schöne Utopie. Selbst wenn man in der Gegenwart mit dieser Literaturgeschichtsschreibung beginnen wollte, wäre dies doch nicht praktikabel, da allein schon ein inner- und außerliterarischer Erwartungshorizont d e s Lesers weder demoskopisch zu ermitteln noch objektivierbar ist und sich für jedes Werk, jede Gesellschaftsschicht, jedes Geschlecht, jeden 'Zeitgeist' neu konstituiert. Noch komplizierter wird es, will man die Besonderheiten der Rezeption fremdsprachiger übersetzter Literatur erfassen. Zu Bedenken geben möchte ich außerdem, daß die bisher von Literaturwissenschaftlem durchgeführten empirischen Erhebungen hinsichtlich des Samples, der Stichprobe sowie des Untersuchungsgegenstandes relativ beschränkt gewesen sind: Probanden waren häufig nur Studenten eines Seminars oder der repräsentative Bevölkerungsdurchschnitt an einem Ort; Untersuchungsgegenstand war ein Roman, eine Erzählung oder ein Autor.

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Diese prinzipiellen Vorbehalte gegenüber den empirischen Methoden wollen ihnen nicht die Existenzberechtigung abstreiten, sehr wohl aber eine Methode hinterfragen, die sich für exakt, zuverlässig, intersubjektiv, ja objektiv hält. Eine grundsätzliche Frage aller Reflexionen über Rezeption ist die, ob man einen aktiven oder passiven Leser annimmt Eine eher passive Sicht des Lesers offenbart sich etwa in der Vorstellung vom Leser als Glied in einer langen Geschichte von Rezeptionen, die sukzessive das Sinnpotential des Textes enthüllen.10 Dem ähnelt die Vorstellung vom Einrücken in ein Überliefeningsgeschehen, wobei der Leser nur das Antwortpotential des Textes auf seinen Fragehorizont anwendet.11 Ebenfalls passiv ist ein konstruierter "Archileser", der lediglich zum Entschlüsseln und Markieren der textspezifischen Merkmale instrumentalisiert wird.12 Betrachtet man den Leser als Konsumenten einer beliebigen Ware, so spricht man ihm eine eigene aktive Rezeption genauso ab wie es das Argument versucht, er befriedige auf diese Weise nur seine Bedürfnisse, seien sie intellektueller oder anderer Art.13 Von einem passiven Leser gehen auch Theorien aus, die ihn zum bloßen Adressaten von Botschaften, zum Ziel- und Endpunkt von Kommunikation machen ("Einweg-Kommunikation").14 Als passive Rezeption ist die nicht-öffentliche bezeichnet worden, d.h. das private Leseerlebnis der breiten Lesermassen, die die Rezeption weder reproduzierend noch produktiv umsetzen.15 Möglich ist ferner, den Leser als passives Produkt seiner Sozialisation und Umwelt zu begreifen, das Nonnen, Erwartungen und Konventionen aktualisiert und danach handelt oder liest. Vom aktiven Rezipienten bzw. vom Lesevorgang als Aktivität gehen folgende Überlegungen aus: Der Leser ist zwar der Empfänger im Kommunikationsprozeß, doch ohne seine Entschlüsselung gelingt die Kommunikation nicht.16 Auch das Konkretisieren des Textes kann man als eigene, schöpferische Tätigkeit des Lesers ansehen.17 Der Leser entscheidet nicht nur über die Bedeutung des Werks, er setzt sich beim Lesen auch mit seinen eigenen Prädispositionen auseinander, konstituiert die ästhetische Distanz (der bisherige Erwartungshorizont wird durch das neue Werk gewandelt), die auf seine Lebenspraxis und sein Weltverständnis zurückwirken kann.18 Der Leser ist aktiv beteiligt durch das 'Verstehen' des Gelesenen, das konstante (un-) bewußte Auffüllen von Leerstellen, das Erzeugen einer Komplementärgeschichte oder das Normalisieren des Textes, indem er einen lebensweltlichen Bezug herstellt.19 Der Leser wird allemal auch in der Rolle des Käufers/Nichtkäufers eines Buches aktiv.20 Als aktive Rezeptionsformen gelten unbestritten die reproduzierende oder produktive Rezeption wie etwa die Literaturkritik, die Übersetzung oder die literarische Verarbeitung von Lektüre.21 Nach meiner Auffassung stellt Rezeption immer einen aktiven Vorgang dar, eine rein passiv-konsumierende Rezeption kann es nicht geben. Denn der Leser ist schon

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aktiv, wenn er seinen inner- und außerliterarischen Erwartungshorizont aktualisiert, Leerstellen auffüllt, assoziiert oder eine Sinngebung oder Textdeutung versucht. Die sogenannte aktive, produktive oder verarbeitende Rezeption geht lediglich einen Schritt weiter und stellt ein auch äußerlich neues Produkt her, das in engerem oder weiteren Zusammenhang mit dem rezipierten Werk steht. Modelle der literarischen Kommunikation lassen sich zunächst auf das Grundschema Autor - Werk - Leser zurückführen22 oder auf das kommunikationswissenschaftliche Basismodell Sender - Botschaft/Nachricht - Empfänger.23 Je nach Erkenntnisinteresse wird dieses Modell dann an unterschiedlichen Aspekten weiter differenziert Den Bereich der Rezeption kann man untergliedern in rezeptive Textverarbeitung ('private' Rezeption, Textkonkretisation), distributive Textverarbeitung (durch Institutionen wie die Literaturkritik und andere) und produktive Textveraibeitung (z.B. Verfilmung).24 Schmidt unterscheidet in seiner Empirischen Theorie der Literatur vier Handlungsrollen im System Literatur Kommunikatproduktion, -Vermittlung, -rezeption und -Verarbeitung.23 Diese Differenzierung kehrt anderswo ähnlich wieder.26 Dill jedoch, der das System Literatur als "Literaturverhältnisse" beschreibt, unterscheidet grundsätzlich zwei miteinander verbundene Ebenen der literarischen Kommunikation, nämlich die kulturelle Weikebene (Autor/Werkproduktion - Werktext/Werkdistribution - Leser/Rezeption) und die industrielle Warenebene (Buchproduktion - Buchdistribution - Buchkonsumption/Buchaneignung).27 Alle Modelle kann man nur als Annäherung sehen und als Versuch, die Theorie der Massenkommunikation auf die literarische umzulegen. Diskutabel bleibt dabei unter anderem, ob man die Übersetzung, Verfilmung oder Parodie als Reproduktion des Originals ansehen oder ihr den Status eines ganz neuen, eigenständigen Werkes geben will.28 Problematisch an diesen Modellen ist auch die Tatsache, daß manche Rollen prinzipiell nur in Personalunion vorkommen: Jeder Verarbeitung etwa geht die Rezeption voraus. Insgesamt scheint es mir jedoch ein wichtiger Fortschritt zu sein, den vormals ganz unter 'Rezeption' subsumierten Bereich jenseits von Autor und Weik weiter zu differenzieren in verschiedene Rezeptionshandlungen wie Textkonkretisation, Buchkauf, Literatuikritik, Übersetzung, Parodie, Verfilmung, Interpretation, die teilweise auch der Distribution zugeschrieben werden und öffentlich oder privat sein können. Die Modelle können außerdem nicht die Überlagerung der Rezeptions- und Distributionsebenen veranschaulichen: Einerseits ist die Distribution ein Teilbereich der Rezeption (in Verlagen oder Redaktionen wird der Text zuerst rezipiert, dann verarbeitet), andererseits fungiert sie für den Leser als der Rezeption vorgelagerter oder diese begleitender Bereich, der zu seinem Voraussetzungssystem gehört. Die Rezeption beginnt

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also schon vor der Lektüre, nämlich im Literatuibetrieb, der zwischen Text und Leser tritt. In diesem Prozeß kann es keine neutrale Transmission eines Textes geben; vielmehr gilt es herauszufinden, welche Faktoren wie in die Rezeption eingreifen. Erst wenn wir den Rahmen von Rezeptionsbedingungen, Selektions- und Maiktmechanismen erkennen, haben wir einen Einfluß auf unsere Rezeptionsgewohnheiten, unseren teilweise fremdbestimmten Horizont und können uns so als Rezipienten in der Medienkultur emanzipieren. Versucht man ein Bild aller Aspekte zu entwerfen, die im Forschungsbereich Rezeption zu behandeln sind, so wäre dies so komplex und umfangreich, daß ein interdisziplinäres Team von Literaturwissenschaftlern, Linguisten, Sozialwissenschaftlem, Pädagogen, Kommunikationswissenschaftlern, Wirtschaftswissenschaftlern, Kulturgeschichtlern, (Sozial-)Anthropologen, Demoskopen, Psychologen und Imagologen sich damit befassen müßte. Ansetzen müßte man bereits beim Autor und nach seinem Voraussetzungssystem, seinem realen Leserbezug und seiner vorstrukturierten Leserrolle fragen, nach einer etwaigen bewußten Botschaft und anderem mehr. Das Werk selbst wäre danach zu befragen, welche Konkretisationsmöglichkeiten es potentiell und tatsächlich eröffnet, in welchen außer- und innerliterarischen Erwartungshorizont es sich einfugt (z.B. Bezug zur realen Welt einerseits, Präformationen durch literarischen Normen, Gattungen, Traditionen, Formen, Thematiken andererseits), nach seiner Genese und seinem Referenzsystem. Im Bereich Distribution müßte folgendes berücksichtigt werden: Verlagsprogramme, der Literaturicanon in Schule und Universität, Literatuikritiken aller Medien, öffentliche und private Bibliotheken, Buchclubs, der verbreitende Buchhandel, Literaturpreise, Bestseller-Listen, Veranstaltungen (Lesungen, Festivals etc.), Literaturagenturen, Vertriebssysteme der Verlage, (verkaufte) Auflagen, Aufmachung und Preis der Bücher, Weibung, nationale oder internationale Verbreitung. Im Rahmen der produktiven Umsetzung bzw. Verarbeitung wären die Rezeption der Übersetzer, die Rezeption der Literaten-Kollegen, Leserbriefe an den Autor oder in den Medien, Tagebücher der Rezipienten, Literatuikritiken, wissenschaftliche Interpretationen, Literaturverfilmungen und -parodien, also alle im Zusammenhang mit dem rezipierten Werk entstandenen Rezeptionsdokumente zu untersuchen. Auf der Ebene des Rezipienten wäre nach seinem Voraussetzungssystem zu fragen (demographische Daten, Erwartungshorizont, Leseverhalten, Bildung usw.), nach seinen Textkonkretisationen, nach seiner nachlekturalen Lebenspraxis usw. Das bedeutet, diese Daten empirsch zu eiheben sowie kontextuelle Daten und Fakten heranzuziehen. So komplex und detailliert müßte eine Rezeptionsforschimg sein, die den Prozeß annähernd vollständig zu erfassen bestrebt ist.

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(2) Der Forschungsstand zur deutschen Rezeption lateinamerikanischer Literatur und seine Desiderata Die Rezeption lateinamerikanischer, speziell hispanoamerikanischer Literatur in Deutschland behandeln im weitesten Sinne vier Werke, im engeren Sinne sogar nur zwei Werke. Darüber hinaus sind etwa 40 Aufsätze zu einzelnen Teilgebieten erschienen. In diesem Zusammenhang geben zwei Bibliographien von Reichardt bzw. Siebenmann/Casetti erste Auskünfte über lateinamerikanische ins Deutsche übersetzte Literatur.29 Im eigentlichen Sinne Rezeptions-Studien sind lediglich Gustav Siebenmanns Die neuere Literatur Lateinamerikas. Ihre Rezeption im deutschen Sprachraum. (1972)30 und Yolanda Julia Broyles The German Response to Latin American Literature and the Reception of Jorge Luis Borges and Pablo Neruda (1981).31 Siebenmanns Arbeit stellt im wesentlichen eine umfangreiche Verlags-Umfrage nach Auflagenhöhe und Absatz dar, ergänzt durch Sekundärauswertungen von Titelstatistiken und einem kritischen Überblick über die deutsche Aufnahme. Broyles erarbeitet die kultur- und bildungspolitischen wie literatur- und kulturgeschichtlichen Aspekte der literarischen Aufnahme. Ihre Rezeptionsanalyse zu Borges und Neruda basiert auf den Feuilleton- und Radio-Rezensionen von Labyrinthe und Gedichte. Die Aussagekraft wird durch die Berücksichtigung nur je eines Werkes eingeschränkt Die Methode definiert sie als "Content analysis", erfüllt aber nicht alle Forderungen einer validen Inhaltsanalyse: die Kategorienbildung ist nicht einheitlich, sondern je nach Autor unterschiedlich. Außerdem gibt es keine Angaben zur Gewichtung z.B. je nach Reichweite des Mediums oder über die Abdeckung aller Textteile. Vielmehr klassifiziert Broyles nach inhaltlichen Kategorien, die dem Korpus der Literaturkritiken entnommen sind (z.B. Borges "European or Latin American?", "Poeta doctus"; Neruda "Critics and communism"). Solch eine Anlage der Untersuchung ist selbstverständlich legitim, aber keine Inhaltsanalyse. Die Aufsätze zum Thema haben sehr unterschiedliche Anliegen und Vorgehensweisen - sie versuchen einen allgemeinen Abriß zu liefern oder widmen sich bewußt einem kleinen Ausschnitt. Da gibt es problematisierende Beiträge, die hauptsächlich die Schwierigkeiten, Krisen, Möglichkeiten und Grenzen der Rezeption umreißen32 und andere, die stärker funktional an das Thema herangehen, indem sie die Beteiligung verschiedener Faktoren an der Rezeption beschreiben (Literaturwissenschaft, Verlage, Kritik, Schule, Vermittler, Übersetzer usw.).33 Einige Aufsätze beschäftigen sich mit der Aufnahme eines einzelnen Autors, und zwar oft mit enger Textanbindung und davon ausgehender Kritik der (Literatur-) Kritik.34 Immer wieder wird auch das "Bild' Lateinamerikas hierzulande erörtert, indem Images, Stereotypen und Kli-

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schees in unserer Literatur und der Kritik untersucht werden oder aber das Thema aus kulturgeschichtlicher, anthropologischer, kulturpolitischer oder kommunikationswissenschaftlicher Sicht betrachtet wird.35 Die übrigen Aufsätze behandeln ganz allgemein oder in Teilbereichen die Rezeption, wobei einmal mehr die Kritik an der deutschen Hispanistik, ein andermal mehr die persönliche Erfahrung in der Vermittlung in den Vordergrund gestellt oder die deutsche Rezeption in einen europäischen Kontext eingebunden wird. Schließlich seien noch die genannt, die Rezeption nur marginal behandeln, nicht konkret die zeitgenössische Literatur betreffen oder eine nicht primär literaturwissenschaftliche Ausrichtung haben.36 Insgesamt umfaßt die bisherige Forschung also vornehmlich kurze Beiträge zur problematischen Lateinamerika-Rezeption, wobei nach den Ursachen in den einzelnen am Vermittlungsprozeß beteiligten Institutionen gefragt wird; oder aber an Publikationsdaten, Literaturkritiken und literaturwissenschaftlichem Echo wird die Aufnahme eines einzelnen Autors beschrieben. Eine Reflexion der eigenen Arbeit ist dabei ein Ausnahmefall, selbst wenn explizit der Begriff 'Rezeption' im Titel auftaucht.37 Abgesehen von den Aufsätzen, die textnah arbeiten, haben wir viele essayistische Artikel ohne Anmerkungen und wissenschaftliche Aufsätze, die sich auf eine sehr begrenzte Zahl von Rezeptionsdokumenten und bereits eriiobene statistische Daten stützen. Ein allgemeiner Überblick über die problematische Lage und einige Details kennzeichnen im wesentlichen den Stand der literaturwissenschaftlichen Forschung auf diesem Gebiet Allerdings liefern andere Disziplinen wie unter anderen die Kommunikations- oder Sozialwissenschaften wertvolles Material zur Erschließung des Themas. Angesichts dieser Forschungslage liegen die Desiderata auf der Hand. Es fehlen jegliche konsequent empirischen Arbeiten über die Rezeption lateinamerikanischer Literatur in Deutschland, seien es Konkretisationseihebungen zu einzelnen Weiken oder eine umfassende Repräsentativ-Umfrage. Ausnahmen davon sind nur Siebenmanns Verlags-Umfrage oder z.B. eine Schüler-Umfrage zu ihrem LateinamerikaBild.38 Es mangelt ebenfalls an nicht-empirischen Arbeiten auf diesem Feld wie etwa einer theoretischen und methodischen Diskussion Uber die Möglichkeiten und Verfahren solcher Untersuchungen oder rezeptionsästhetische Textanalysen. Weiterhin existiert keine Buchmaiktstudie über dieses Marktsegment und keine umfassende kritische Arbeit, die versuchen würde, eine gewisse Systematik in die Erfassung der Einflußfaktoren bei der Rezeption zu bringen, da sich die meisten Arbeiten als Aufsätze nur einen kleinen Bereich herausgreifen. Diese Partialität der Studien muß zumindest angezeigt, besser aber überwunden werden, damit nicht ein paar Zitate aus der wissenschaftlichen Literatur und hiesigen Zeitungen als Bestätigung der immer-

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gleichen Stereotypen benutzt werden können oder aber von drei Publikationsdaten und zwölf Rezensionen auf die 'deutsche Aufnahme' geschlossen werden kann. Auch im Bereich der Rezeptionsdokumente und Einflußfaktoren sind viele noch nicht erkannt oder aber noch nicht berücksichtigt worden: Werbetexte, Klappentexte, Leserbriefe, Literatursendungen in den audio-visuellen Medien, Analysen der Kulturberichterstattung und des Lateinamerika-Anteils daran, Kinder- und Schulbücher, Curricula, Buchclub-Angebote, Literaturverfilmungen, Übersetzungskritiken, Aufmachung und Preis der Bücher, Reiseliteratur und Tourismus und vieles andere mehr. Hier sind also noch viele Einzelforschungen möglich und nötig. Für empirirische Arbeiten wäre eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe wünschenswert. Die Ergebnisse dieser verschiedenen Arbeitsweisen könnten sich eigänzen und eine größere Annäherung an diesen hochkomplexen Prozeß "Rezeption' bewirken.

(3) Untersuchungsgegenstand und Vorgehen Aus dem kaum überschaubaren Gesamtbereich der Rezeption greife ich hier das Feld der gesellschaftlichen Voraussetzungen literarischer Rezeption sowie die Aufnahme durch den Literatuibetrieb heraus. Unter den Voraussetzungen verstehe ich kommunikations-, bildungs- und kulturpolitische, politische, wirtschaftliche, kulturgeschichtliche, literarische und literaturbetriebliche Faktoren, die zusammen eine Prädisposition bilden, die für die Rezeption vorteilhaft oder nachteilig sein kann, sicherlich aber bestimmte Muster entwickelt. Der Literatuibetrieb andererseits - also Verlage, Übersetzer, Literaturkritiker, Literaturpreise, Veranstaltungen - stellt eine öffentliche und veröffentlichte Resonanz dar. Gleichzeitig fällt diese öffentliche Rezeption im Gesamtzusammenhang unter Distribution, Vermittlung und (re-) produktive Textveraibeitung und kennzeichnet den Weg des Buches zum Leser. Aufgezeigt werden soll das Geflecht von Bedingungen und Faktoren, die hierzulande die Rezeptionssituation für die hispanoamerikanischen Romane bestimmen und unsere Rezeptionsbereitschaft und -fähigkeit vorstrukturieren. Femer soll gezeigt werden, wie die einzelnen Instanzen des Distributionsapparates den Rezipienten letztlich steuern und lenken. Dabei ergibt sich gleichzeitig eine Charakterisierung dieses Teilbereiches unseres Literaturbetriebes. Es geht mir also weder um eine autor-zentrische Darstellung (etwa seiner Intention, Leselkonzeption oder Werkproduktion), noch um eine textanalytische rezeptionsästhetische Studie von Konkretisationspotentialen oder tatsächlichen Konkretisationen. Der Leser wird hier auch nicht als Individuum erfaßt oder seine Lesegewohnheiten empirisch dokumentiert.

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Methodisch gehe ich (aus oben bereits erörterten prinzipiellen und in diesem Fall auch forschungspraktischen Griinden) nicht empirisch vor. Eine empirische Erhebung zu diesem Thema ist von einer einzigen Person nicht durchzuführen. Da wäre nicht nur Interdisziplinarität, sondern auch Teamwork gefragt Dieser Hiemenbereich umfaßt überdies etwa ein Dutzend Autoren, noch mehr Romane und einen Rezeptionszeitraum von etwa 30 Jahren. Bei einer eigenen Erhebung müßte nicht nur eine repräsentative Probandengiuppe ermittelt, sondern auch nach allen diesen Autoren und Werken befragt werden, ganz abgesehen vom allgemeinen Teil (demographische Daten, Mediennutzung, Lektürepräferenzen usw.). Das stellt einen ganz erheblichen Aufwand sowohl für den Ermittler als auch die Probanden dar. Praktikabel scheint mir eine solche Erhebung nur bei einem stärker eingegrenzten Thema und Arbeitsteilung. Außerdem bestünde bei den weniger bekannten Autoren die Gefahr, mit der absoluten Zahl der Angaben so niedrig zu liegen, daß die Ergebnisse wenig aussagekräftig blieben. Also konzentriert sich diese Arbeit darauf, kontextuelle Fakten und Daten heranzuziehen, die als Symptome und Indizien für die Rezeptionsmotivation gelten können, wie unter anderem Art und Umfang der Lateinamerika-Berichterstattung oder der Studienstand. Die in einem allgemeineren Zusammenhang bereits erhobenen empirischen Daten (Titel-, Auflagen- und Übersetzungsstatistiken oder Umfragen) können für diese Belange neu ausgewertet werden. Analysiert werden außerdem vorhandene Rezeptionsdokumente wie Literatuikritiken, Verlagsprogramme, Bestseller-Listen und anderes. Über die Rezeption der Übersetzer habe ich in bescheidenem Umfang selbst versucht, Aufschluß zu bekommen, ohne jeweils eine Übersetzungskritik leisten zu können. Informationen sind auch der bisherigen Rezeptionsforschung sowie der persönlichen Korrespondenz und Gesprächen mit Beteiligten entnommen. Angestrebt wird ein möglichst vielfältiges Korpus an Rezeptionsdokumenten und ein möglichst systematischer Zugriff auf relevante Faktoren. Diese Faktoren sollen dann im Zusammenspiel ein Bild ermöglichen von den Mechanismen des Literaturmarktes und den gesellschaftlichen Strukturen, die auf unsere Rezeptionsfähigkeit und -motivation einwirken. Fraglos kann es kein vollständiges Korpus von Rezeptionsdokumenten geben, also von allen im engeren Zusammenhang mit einem Werk entstandenen Produkten vom Tagebuch bis zur Verfilmung. In der Praxis sind viele unerreichbar, und sei es nur aus arbeitsökonomischen Gründen. So ist es beispielsweise bei der Vielzahl von Autoren und Romanen nur sehr schwer möglich, alle Verlage um die Klappentexte, Waschzettel oder Messezeitungen zum jeweiligen Titel zu bitten, in allen Rundfunkanstalten um Aufzeichnungen ihrer Kultur- bzw. Literatursendungen nachzusuchen, um Rezensionen in Radio und Fernsehen zu erhalten. Im Bereich der feuilletonistischen Lite-

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ratnrkritik und des Presseechos allgemein (über Veranstaltungen oder auch Interviews, Nachrufe und anderes) wird diese Suche entscheidend durch Zeitungsausschnitts-Dienste erleichtert. Daher gibt in diesem Bereich wohl die geringsten Liikker. Defizite liegen also vor allem bei den audio-visuellen Medien (abgesehen von der allgemeinen Lateinamerika-Berichterstattung), der Beteiligung des verbreitenden Buchhandels im Literaturbetrieb sowie der Buchclubs und der äußerst schwierig zu ermittelnden Auflagen- und Verkaufszahlen, wo es bei vereinzelten Informationen bleiben muß. Quantifizieibar ist letzlich auch nicht der jeweilige Anteil der einzelnen Faktoren an der (Nicht-)Aufnahmebereitschaft des potentiellen Lesepublikums. Man kam nur versuchen, ihren Beitrag zu gewichten. Dennoch hoffe ich, daß die verwerteten Texte und Daten neue Aufschlüsse über die Literaturveimittlung, den Buchmarkt und unsere Rezeptionssituation bringen weiden. Diese Arbeit möchte einen Beitrag zur nicht primär autor- oder werkbezogenen Literaturbetrachtung leisten, das Augenmeik auf Vermittlung und RezeptioiKsbarrieren) richten im Spannungsfeld von kulturvermittelndem Anspruch und Marktmechanismen. Das kann auch ein Beitrag zur Emanzipation des Lesers sein, der (noch) an den free-flow-of-literary-communication glaubt, etwa nach dem Motto: Das Guts setzt sich von selbst durch. Ebenso soll unsere Lateinamerika-Wahmehmung kritisch hinterfragt werden.

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I. Der literaturgeschichtliche Kontext: die nueva novela

(1) Zur Geschichte der lateinamerikanischen Literatur Nach der vorkolumbianischen entstand spanischsprachige Literatur auf amerikanischem Boden schon seit der Entdeckung als Chronik oder Bericht.1 Doch entwickelte sich während der Kolonialzeit keine eigene, kontinuierliche und breite literarische Tradition. Außer einzelnen Werken etwa vom Inca Garcilaso oder Juan Ruiz de Alarcón ist die Überlieferung sehr spärlich. Wohl auch deshalb, weil die Verbreitung fiktionaler Texte von der spanischen Zensur verboten wurde und nur selten, wie im Fall des Quijote, unterlaufen werden konnte.2 Im eigentlichen Sinne lateinamerikanische Literatur kam erst etwa seit der Unabhängigkeit auf, obwohl sich die Literatur des 19. Jahrhunderts auch weiterhin an europäischen Strömungen, jetzt besonders französischen, orientierte. Daher wird die Literatur bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert häufig nach europäischen Mustern periodisiert - ein unangemessener Eurozentrismus? 3 Die Entstehung des Romans wird gewöhnlich mit El Periquillo Sarniento (1816) von José Joaquín Fernández de Lizardi angesetzt.4 Vor allem ab Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Produktion narrativer und essayistischer Texte zu, aus der insbesondere die Weike von Domingo Sarmiento wie Civilización y barbarie (1845), José Mármol (z.B. Amalia) und Esteban Echeverría, z.B. La cautiva (1837) und El matadero (1840), herausragen. Ferner wären José Hernández mit El gaucho Martín Fierro (1872) für diese Zeit zu nennen wie auch die immer zahlreicher werdenden Werke romantischer, realistischer oder naturalistischer Prägimg; als bekannte Beispiele seien Isaacs Maria (1862) und Biest Ganas Martin Rivas (1862) erwähnt.5 Bildete die große und reiche Literatur Spaniens im wesentlichen die literarische Tradition der Kolonialzeit, so löste sich der Subkontinent seit seiner Unabhängigkeit von dieser Tradition, ohne aber eine eigene Tradition aufgebaut zu haben, die sich selbstbewußt nicht mehr die Literatur der Alten Welt zum Vorbild und Muster genommen hätte. Erstmals Ende des 19. Jahrhunderts entstand mit dem modernismo eine nicht an fremden Maßgaben orientierte Literatur mit für Lateinamerika starken emanzipatorischen, eigenbewußten Akzenten, die sogar auf Spanien zurückwirkte,

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dort Einfluß ausübte und so dem ehemaligen Mutterland eine literarische Strömung nicht nur vorwegnahm, sondern den Weg des Kulturtransfers zum erstenmal umkehrte. Greifbar wird dieser Triumph in Rubén Daríos Azul (1888), José Enrique Rodós Ariel (1900), Werken von Martí und anderen. Sie dokumentieren die sprachliche, gedankliche und stilistische Emanzipation und förderten die lateinamerikanische Identität in besonderem Maße.6 Der zweite epochemachende literarische Aufbruch Lateinamerikas war die vanguardia seit etwa 1920, die bis in die 40er Jahre hineinreichte. Sie bestand aus unterschiedlichen Richtungen, von denen ich an dieser Stelle nur den creacionismo - mit dem wir Vicente Huidobro verbinden -, den ultraísmo und dessen großen argentinischen Vertreter Jorge Luis Borges sowie den Surrealismus, der sich später auch in vielen narrativen Texten niederschlug, nennen möchte. Die neue Poesie eines Huidobro, Vallejo oder Neruda stellte eine echte Avantgarde und Blüte einer Lyrik dar, die zur 'Weltliteratur' wurde.7 Dieser Aufschwung der Lyrik, dieser erneuernde Elan sprang jedoch noch nicht auf die Prosa dieser Zeit über, die naturalistisch-regionalistisch blieb und überwiegend die tellurische Welt darstellte - so beispielsweise die sogenannte novela de la tierra oder die novela indigenista. Der Lebensraum wurde als prähistorische, von Naturgewalten geprägte Welt vorgestellt unter dem Topos "civilización y barbarie". Die Darstellung der Außenwelt dominierte häufig die personen-zentrierte Ausleuchtung der Innenwelt, so daß stereotype Menschenbilder entstanden. Als exemplarisch für diese Richtung gelten La vorágine (1924) von José Eustacio Rivera, Doña Bárbara (1929) von Rómulo Gallegos und Don Segundo Sombra (1926) von Ricardo Güiraldes. Daneben eröffnete die mexikanische Revolution einen neuen Hiemenkreis, dem sich unter anderen Azuela und Guzmán zuwandten.8 Der Übergang, die transición, in der Prosa von der regionalistisch-realistischen Literatur mit vornehmlich innerkultureller Bedeutung zur Weltliteratur mit universaler Aussage und Form vollzieht sich in den 30er, spätestens 40er Jahren mit den Werken von Borges, Carpentier, Asturias, Sàbato, Marechal, Mallea, Onetti, Arguedas und anderen. Bei einigen dieser Werke zeigt sich, daß gerade die bewußte Thematisierung der indigenen, mestizischen Wurzeln formale und inhaltliche Universalität keineswegs ausschließt. Bei Onetti und ähnlich auch bei Sàbato sind frühe Spuren existentialistischer und psychoanalytischer Fragestellungen zu entdecken. Immer häufiger tritt die Natur als Protagonistin hinter der Stadt als Schauplatz der Handlung zurück, wobei die Personendarstellung komplexer und vieldeutiger wird. Einige Erneuerer der Erzählfoim wie Borges, Carpentier oder Asturias hatten Kontakte mit der Avantgarde, speziell dem Surrealismus gehabt Von da aus führte kein Weg mehr zur Literatur eines Gallegos oder Rivera zurück.

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Die Erneuerung und den Übergang markieren Werke wie El tunél (1948) von Sábato, El reino de este mundo (1949) von Carpentier, Adán Buenosayres (1948) von Marechal sowie die Werke von Onetti und Asturias aus den 40er Jahren, vor allem aber die Erzählungen Böiges', die relativ früh auch international bekannt wurden.9 Die Erneuerung fand auf sprachlicher, thematischer wie erzähltechnischer Ebene statt: in der Emanzipation von den Normen des iberischen Spanisch, der Integration indianischer Sprachen, vielen intellektuellen und sozialen Fragen des modernen, teilweise auch des Großstadt-Menschen und der Differenzierung der Erzählperspektiven. Es entstand einerseits die auch später noch für viele Romane typische Synthese von Realismus, Phantasie und Mythen als nunmehr selbstbewußter Ausdruck mestizischer Identität und andererseits die stärker existientialistisch, phantastisch oder psychoanalytisch beeinflußte literarische Traditionslinie der rioplatenses.

(2) Die nueva novela Der Neue Roman entwickelte sich allmählich aus dem traditionellen Roman und den Innovationen der transición. Er zeichnet sich durch erzähltechnische Vielfalt, Modernität und Experimentierfreude aus, etwa im Aufbrechen der Chronologie, in der Reflexion über das Erzählen im Text, überwiegend personalen oder Ich-Erzählern, Collagen, Fragmentierung der Handlung durch Einfügen authentischen Textmaterials oder der expliziten Aufforderung an den Leser, sich am Schaffensprozeß zu beteiligen. Die Vertrautheit mit den modernen Autoren, vor allem Romanciers, der Weltliteratur (Faulkner, Joyce, Dos Passos, Kafka etc.) ist in vielen Werken ebenso erkennbar wie das Streben nach einer Emanzipation vom iberischen Spanisch durch die Integration populären Vokabulars und/oder der gesprochenen Sprache, Neologismen oder indianischen Sprachen. Die nueva novela zeigt eine enorme thematische Variationsbreite: Die neoindigenistische Sozialkritik ist ebenso vertreten wie die Rebellion gegen gesellschaftliche Tabus (vor allem im religiösen, sexuellen oder machtpolitischen Bereich). Es gibt Auseinandersetzungen mit und Parodien von Erzeugnissen der modernen Massenkultur (radio- und telenovelas, Filme) teilweise mit filmischen Mitteln genauso wie Analysen historischer und gesellschaftlicher Entwicklungen, oft in Form von Diktatorenromanen; neben der sogenannten novela de lenguaje oder der novela de testimonio entstanden (mythische) Ausgestaltungen der großen Themen Einsamkeit, Liebe, Tod, Gewalt und Macht. Die nueva novela zeigt ein ausgeprägtes Interesse an der Sprache, der Romanstruktur und Erzähltechnik; sie kann kosmopolitisch wie regionalistisch sein, um universale Aussagekraft zu gewinnen. Sie ist meist selbstbewußt lateinamerikanisch, sei es durch Rückgriff auf indianische Mythen, Produkte der lateinamerikanischen Pop-Kultur oder durch die selbstver-

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ständliche Verwendung von Motiven der Weltliteratur. Wegen ihrer großen Integrationskraft, ihrer sprachlichen und stilistischen Bandbreite war mehrfach von ihrer "offenen Form", dem "barocken Stil" oder auch vom "totalen Roman" die Rede.10 Der enorme qualitative wie quantitative Aufschwung des hispanoamerikanischen Romans kündigt sich schon in den 50er Jahren mit wichtigen Werken (vereinzelt auch Erzählungen) an wie El llano en llamas (1953) und Pedro Páramo (1955) von Juan Rulfo, La región más transparente (1958) von Carlos Fuentes, La hojarasca (1955) und El coronel no tiene quién le escriba (1961) von Gabriel García Márquez, nach El reino de este mundo (1949) auch mit Los pasos perdidos (1953) von Alejo Carpentier, nach El señor Presidente (1946) und Hombres de malz (1949) auch mit der Trilogía bananera von Miguel Angel Asturias, Los ríos profundos (1958) von José María Arguedas und schließlich auch mit La vida breve (1950) von Juan Carlos Onetti und anderen Werken. Den eigentlichen Höhepunkt aber erreicht die Narrativik in den 60er Jahren: seither ist eine Vielzahl von Werken und Autoren aufgetaucht, die die Bedeutung, Eigenständigkeit und Produktivität dieser Literatur immer neu unter Beweis stellen. Zu den herausragenden Werken der 60er Jahre sind zumindest folgende Werke zu zählen: Rayuelo (1963) von Julio Cortázar, Cien años de soledad (1967) von Gabriel García Márquez, La muerte de Artemio Cruz (1962) und Cambio de piel (1967) von Carlos Fuentes, El siglo de las luces (1962) von Alejo Carpentier, Paradiso (1966) von José Lezama Lima, Tres tristes tigres (1967) von Guillermo Cabrera Infante, El astillero (1961) von Juan Carlos Onetti, El obsceno pájaro de la noche (1970) von José Donoso, La ciudad y los perros (1962) und La casa verde (1966) von Mario Vargas Llosa, Hijo de hombre (1959) von Augusto Roa Bastos und Sobre héroes y tumbas (1961) von Emesto Sàbato.11 Die Bezeichnung nueva novela will im Sinne der Innovation und Erneuerung verstanden werden und wird doch noch oft außerhalb des Kontinents als bisher unbekannte Neuigkeit der "Neuen' Welt und einer 'jungen' Literatur mißverstanden.12 Der Neue Roman ist als Gesamtheit der modernen Romanwerke der letzten Jahrzehnte, die unter diesem Anspruch antreten, aufzufassen. Die nueva novela stellt weder eine 'Generation', noch eine 'Schule' oder 'Bewegung' dar, es gibt auch keine Manifeste oder Programme. Sie umfaßt ganz unterschiedliche Richtungen.13 Auf allen literarischen Ebenen hebt sie sich deutlich vom französischen nouveau roman oder anderen europäischen Gegenwartsromanen ab.14 Grundsätzlich kennt sie auf dem Kontinent keine nationalliterarischen Grenzen. Dennoch sind (zumindest in dieser Auswahl) nicht alle Länder vertreten, während aus Mexiko, Argentinien und Cuba jeweils mehrere Romane kommen, Brasilien aber ausgespart bleibt.

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Keinesfalls ist die nueva novela mit dem boom gleichzusetzen, der sich nur auf einen Bruchteil der modernen Romane beschränkt und außerdem starke außerliterarische Determinanten hat. So kann man sagen, daß zwar jeder boom-Roman Teil der nueva novela, oft sogar einer ihrer Höhepunkte ist, aber die nueva novela noch weitaus mehr Weike ausmachen. Insofern ist ihre häufige Gleichsetzung nicht unproblematisch.15 Was die literarischen Strömungen innerhalb der nueva novela betrifft, so bewegt sie sich zwischen Realismus, Mythos und freier Imagination. Die Wissenschaft bemüht sich um Etikettierungen wie "magischer Realismus", "wunderbare Wirklichkeit" oder "phantastische Literatur", ohne daß die Autoren selbst in ihren Werken und Kommentaren diese Grenzen einzuhalten gedenken oder damit alle Strömungen erfaßt wären - man denke nur an die Romane Lezama Limas, Sábatos und anderer. Vielmehr offenbart sich hier auch in der Literaturwissenschaft das Interesse am 'ganz anderen', das man zu entschlüsseln und zu bezeichnen sucht. Lo real maravilloso, dieser von Carpentier selbst in El reino de este mundo (1949) theoretisch und praktisch geprägte Begriff, ist durch eine ähnliche Wirklichkeitsauffassung charakterisiert wie der realismo mágico: Die komplexe lateinamerikanische Wirklichkeit wird in einer weitgefaßten Skala von sozio-ökonomischen, historischen und politischen Fakten, Mythen und Legenden, magischen und naturbestimmten Ereignissen, Ritualen, Halluzinationen und Träumen begriffen. Hier drückt sich die Kultursynthese von europäischen Einflüssen, indianischen und negriden Traditionen aus. Es wird ein noch von der 'Zivilisation' unberührtes Milieu geschildert oder die eigene Seinsform und Identität bewußt vor der "Zivilisation' verteidigt Diese Wirklichkeitsauffassung erschließt eine neue Dimension der Wirklichkeit, die Ratio und Irratio umfaßt. Sie äußert sich im narrativen Werk von Carpentier, Asturias, García Márquez, Roa Bastos, Rulfo und anderen.16 Davon zumindest theoretisch abzuheben ist die phantastische Literatur, die in Lateinamerika vor allem im La-Plata-Gebiet zu Hause ist, wo das magische Denken im Gegensatz zum starken europäischen Einfluß traditionell nicht so verankert ist. Daher scheinen manche Geschichten von europäischen phantastischen Schriftsteilem inspiriert und entspringen der eigenen Imagination, nicht etwa überliefertem Volksglauben.17 Obwohl man also die meisten Werke der nueva novela gar nicht mit dem Etikett "magischer Realismus" belegen kann, ist doch gerade um solche Werke und ihre Einordnung eine rege Diskussion entbrannt. Bisweilen wird sogar versucht, den lateinamerikanischen Roman der letzten Jahrzehnte ganz aus dem Mythos heraus zu erklären und 'den Rest' unter "Alternativen zum mythischen Realismus" zu subsumieren.18 Wie fließend die Grenzen zwischen Realität, Phantastik und Magie tatsächlich sind, lehren uns die Autoren selbst Die Autoren des magischen Realismus lehnen

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zumeist den Vorwurf ab, nicht realistisch zu schreiben, und wehren sich ebenso gegen Diktate des sozialistischen Realismus wie des Rationalismus,19 so auch Garcia Márquez: Der Alltag in Lateinamerika beweist uns, daß die Wirklichkeit voller außergewöhnlicher Dinge steckt. [...] Es gibt in meinen Romanen keine Zeile, die nicht auf der Wirklichkeit beruht [...] In der Gegend, in der ich geboren bin, gibt es Kulturformen mit afrikanischen Wurzeln, die von denen des Hochlandes, wo es Eingeborenenkulturen gibt, ganz verschieden sind. In der Karibik, zu der ich gehöre, hat sich die überschäumende Einbildungskraft der schwarzen, afrikanischen Sklaven mit der der präkolumbianischen Eingeborenen vermischt und dann auch noch mit der Phantasie der Andalusier und dem Kult des Übernatürlichen der Galizier. Diese Fähigkeit, die Wirklichkeit in bestimmter Weise magisch zu betrachten, ist der Karibik und auch Brasilien eigen. [...] Ich glaube, die Karibik hat mich gelehrt, die Realität auf andere Weise zu sehen und die übernatürlichen Elemente als einen Teil unseres täglichen Lebens zu akzeptieren.20 Auch ein mit vielen Werken in der phantastischen Literatur beheimateter Autor wie Cortázar will nicht streng zwischen Realismus und Phantastik trennen: Für mich gibt es zwischen Realem und Phantastischem keine festen Grenzen. [...] Überhaupt kann man meiner Meinung nach nicht genau definieren, was Phantastik ist. Sie ist etwas Außergewöhnliches, was sich unserem rationalen Denken, das auf den Gesetzen der Logik beruht, entzieht. Es ist das, was sich niemals wiederholt, weil seine inneren Gesetze unfaßbar sind. Das Phantastische kann man nur intuitiv erfühlen, allen Gesetzen zuwider.21 Alle literaturwissenschaftlichen Kategorien wirft er mit folgender Aussage über den Haufen: Ja, es gibt zum Glück sehr viel Phantasie in der neuen lateinamerikanischen Literatur die reine Phantasie in den besten Erzählungen von Borges oder die Phantasie des Wundeibaren bei Gabriel García Márquez oder in dem großartigen letzten Roman von Carlos Fuentes, Terra nostra.72 Fuentes und Vargas Llosa dagegen müssen sich mit dem Etikett "Realismus" auseinandersetzen. Sie sehen sich jedoch keinesfalls sklavisch an die Realität gebunden und betonen die durch Sprache erschaffene Wirklichkeit: Ja, für mich ist die Literatur keine Sklavin der alltäglichen Wirklichkeit. Sie kann sich nicht einfach darauf beschränken, schlichtweg widerzuspiegeln. Sondern sie hat der Realität etwas Neues, vorher nicht Vorhandenes hinzuzu-

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fügen, muß eine Realität mit Worten schaffen. [...] wichtigste Aufgabe des Romans ist es, die vorgegebene Realität um etwas zu bereichem, ohne das diese Wirklichkeit überhaupt nicht richtig zu verstehen ist 23 [...] der Gedanke, Wirklichkeiten und Wahrheiten zu schaffen, das heißt, mit Worten etwas Ähnliches, Gleichwertiges zu dieser so ungeheuren, so vielfältigen, so reichhaltigen Sache, wie es die Realität ist, zu schaffen f...]24 Aber ich stimme damit überein, daß die Literatur die Wirklichkeit in gewisser Weise ergänzt und erweitert. [...] Das Wesentliche der Literatur ist nicht das, was sie von der Wirklichkeit wiedergibt, sondern das, was sie hinzufügt, die Umformung und nicht die Beschreibung der Wirklichkeit.23 Skármeta und andere jüngere Autoren betrachten die ¿xwm-Autoren bereits als Literaturgeschichte, als Jugendlektüre und sehen die Unterschiede zu jüngeren Werken, die oft als post-boom apostrophiert werden: Yo diría que éste es el fenómeno más importante, la renovación de la narrativa. Los géneros se funden y se crea un tipo de lenguaje muy libre que busca todos niveles de la expresividad sin límites de lógica y sin límites formales. Luego yo diría que caracteriza mucho a la literatura del boom y también a la literatura de mi generación la búsqueda de la obra en la medida que la obra misma se va haciendo. [...] La generación del boom siempre tuvo una visión de América Latina como la historia de un continente, y esta historia total del continente la han reflejado de una manera mítica. Propio de la literatura del boom son las grandes construcciones míticas para aludir a la realidad, metáforas fenomenales.26

(3) Kulturelle Identität und Dependenz Nach jahrhundertelanger Kolonialzeit und darüber hinaus andauernder kultureller Prägung durch europäische Kultur - teilweise auch bewußter Ausrichtung an ihr - haben sich lateinamerikanische Intellektuelle seit den emanzipatorischen Schritten des modernismo verstärkt die Frage nach ihrer kulturellen Identität gestellt. Denn sie leben in einem Subkontinent mit mehreren gesprochenen und Schriftsprachen (Spanisch, Portugiesisch, Englisch, Französisch, Quechua, Guaraní und andere Indianersprachen sowie Mischformen), extrem unterschiedlichen Lebensräumen und -formen (tropischer Raum, Hochland, Pampa, Millionenstädte), mehreren religiösen Traditionen und verschiedenen Rassen (Kreolen, Indios, Mestizen, Mulatten, Schwarze). Die (sub-)kontinentale Identität wird vor allem in der raza mestiza, einer gemeinsamen Geschichte und Zukunft, ähnlichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen

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Strukturen und der kulturellen Dependenz gesucht. Hinzu kommt häufig ein unterschiedlich stark ausgeprägtes Abgrenzungsbedürfnis der Latein- gegenüber den Nordamerikanern, eine oft tief empfundene Dekulturation oder Entwurzelung, das Gefühl der Isolation, der Drittklassigkeit als "Hinterhof der USA" oder als Peripherie der Ersten Welt und der kulturellen Geschichtslosigkeit In vielen Belangen haben die Grenzen innerhalb des Subkontinents nichts Trennendes. So engagieren sich Intellektuelle zum Beispiel häufig über ihre Landesgrenzen hinweg, und es existieren in vielen Bereichen multilaterale Kooperationen und Initiativen.27 Auf dem Gebiet der Literatur äufiert sich die Identitätssuche bzw. -findung auf vielfältige Weise. Zahlreiche Vertreter der nueva novela und andere zeitgenössische Autoren lehnen es ab, die in Zentral- und Südamerika sowie im karibischen Raum entstandene Literatur nach Nationalliteraturen auseinanderzudividieren trotz teilweise markanter, aber eben auch nicht streng nationaler Unterschiede (z.B. der mexikanische Revolutionsroman, phantastische Literatur): Das Aufkommen der Idee einer "literarischen Unabhängigkeit" habe ich schon erwähnt. Dieses Konzept ist der Ursprung eines hartnäckigen Vorurteils: der Glaube an die Existenz nationaler Literaturen. [...] Es gibt ausgezeichnete kolumbianische, nicaraguanische oder venezolanische Dichter und Romanciers, aber es gibt keine kolumbianische, nicaraguanische oder venezolanische Literatur. Alle diese vermeintlichen Nationalliteraturen kann man nur richtig verstehen, wenn man sie als Teil der hispanoamerikanischen Literatur betrachtet. [...] Die Geschichte der hispanoamerikanischen Literatur ist nicht die Summe der unzusammenhängenden und fragmentarischen Literaturgeschichte eines jeden unserer Länder. Unsere Literatur besteht aus Beziehungen - Zusammenstößen, Einflüssen, Dialogen, Polemiken, Monologen zwischen einigen Persönlichkeiten und einigen literarischen Richtungen und Stilen, die sich in einigen Werken kristallisiert haben. Diese Werke haben die nationalen Grenzen und die Ideologien hinter sich gelassen. Die Einheit des zersplitterten Hispanoamerika liegt in seiner Literatur.28 Auch andere Autoren sehen, daß gerade die Literatur da Einheit stiftet, wo der Kontinent politisch auseinanderfällt. Rassen, Landschaften und Regionen können ihrer Meinung nach die Einheit in Sprache und Kultur nicht leugnen.29 Wenn weniger die Kultur als die Sprache den Zusammenhalt bildet, gründet dieser die hispanoamerikanische Literatur als Einheit, die anderssprachige Literaturen des Kontinents, vor allem die brasilianische, ausschließt: Hispanoamérica está unida por este tenue cordón umbilical que también nos liga a ese país tantas veces lejano que es España. Me refiero al español. Esta

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lengua es nuestra única identidad, no de orígenes sino de estructuras verbales sobre la que se asienta nuestro precario pensamiento. [...] No es extraño que nuestra novela, más que cualquier otro avatar anterior del género, se ordene a partir del lenguaje.30 Die einheitsstiftende Funktion hängt eng mit der identitätstiftenden zusammen. Der zeitgenössischen Literatur, insbesondere der nueva novela, wird dabei große Bedeutung beigemessen: sei es mit dem Ziel der Befreiung von kultureller Dependenz31 oder der Erzeugung eines kulturellen Zusammengehörigkeitsgefühls: Yo creo que sus méritos [...] están en otra cosa: la gran literatura latinoamericana ha reemplazado las carencias que hay en América Latina, porque en América Latina hay muy poco ensayo de calidad, no hay filosofía, las religiones se han mezclado o perdido o están alquiladas, los mitos no se transmiten de una tribu a otra. Yo creo que la novela latinoamericana es una novela ambiciosa, pretenciosa porque quiere fundar culturalmente un continente.32 Seit etwa 20 bis 25 Jahren vertreten die Literaten ein bisher unbekanntes kulturelles Selbstbewußtsein, vor allem gegenüber Europa. Die europäische Literatur ist nicht nur nicht mehr Modell, sondern Europa tritt für manche ganz ab als kulturelles Zentrum. Das kann bis zu der Behauptung gehen, die Weltliteratur werde nun aus Lateinamerika kommen und die Welt werde sich danach ausrichten: Ich bin davon Uberzeugt, daß im Jahre 2000 die Weltliteratur sich nach Lateinamerika ausrichten wird; die Rolle, die einmal Paris, Berlin, Madrid oder Rom gespielt haben, werden dann Rio, Bahia, Buenos Aires und Mexiko spielen. Das Zeitalter des Kolonialismus ist endgültig vorbei. Lateinamerika beginnt, seine Zukunft einzuleiten.33 Die europäische Literatur erreicht uns heute ohne diesen Nimbus, der sie früher sakralisierte, noch bevor wir die Seiten eines Mauriac oder einer Virginia Woolf aufgeschnitten hatten; wir haben uns entkolonialisiert von diesem Vorurteil, das über die Schriftsteller hinaus noch die Verlage mit einschloß [...]. Im Grunde ist die Distanziemng eine echte Kontaktnahme ohne vorherige Fabulistereien f...]34 Ich bin davon überzeugt, daß die Literatur, die heute schon, und morgen erst recht, auf unserem Kontinent entsteht, das Gesicht der Weltliteratur entscheidend nach ihrem Vorbild verändern wird. [...] Europa hat uns nichts mehr zu sagen; Europa wird lernen müssen, sich von uns etwas sagen zu lassen [,..]35

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Selbstbewußt treten sie als Menschen des Abendlandes, als Erben der antiken und klassischen Autoren, als Teil des Okzidents auf, die sogar eine neue Okzidentalität schaffen können.36 Sie wehren sich gegen eine Zuordnung zur Dritten Welt im Bereich der Kultur: Durch Geschichte, Sprache und Kultur gehören wir zum Westen, nicht zu jener nebulösen Dritten Welt, von der unsere Demagogen reden. Wir sind ein Grenzgebiet des Westens - ein im Wortsinn ex-zentrischer, also peripherer, armer und dissonanter Extremfall.37 Identitätsfindung und Selbstbewußtsein kann sich aber auch durch die Integration autochthoner, oraler Elemente in die Literatur oder durch den Wandel von einer eurozentristischen Perspektive zur Anschauung 'von innen' ausdrücken. Es kann, aber muß nicht, durch das Streben vom Lokalen zum Universalen gekennzeichnet sein. Einheitsstiftend wirkten auch Faktoren wie der Kampf gegen die Überschwemmung des Subkontinents mit Produkten der nordamerikanischen Massenmedien, die verbesserten Kommunikations- und Reisemöglichkeiten auch für die Schriftsteller oder die Erfahrung des freiwilligen oder erzwungenen Exils, die viele Lateinamerikaner im Ausland zusammenführte und ihren Kontinent aus der Ferne ganz neu sehen ließ oder aber schmerzhafte Identitätskrisen auslösen konnte. Ganz besonders die nueva narrativa und der von ihr ausgelöste boom haben international nachhaltig und nachdrücklich die Reife, Identität und Autonomie der lateinamerikanischen Literatur belegt und sichtbar gemacht.38

(4) Die 'neue' Weltliteratur Eng verbunden mit dem neuen kulturellen Selbstbewußtsein, der Identität und der universalen Aussagekraft ist der Begriff 'Weltliteratur', der nun von der lateinamerikanischen Literatur in Anspruch genommen wird. Es leuchtet ein, daß es Literaturen auf ehemaligem Kolonialboden schwer haben, in die Weltliteratur eingereiht zu werden. Aufgrund der sprachlichen Gemeinsamkeit mit dem ehemaligen Mutterland werden sie gerne als deren Ableger, Nebenstraße oder gar Sackgasse gesehen. Als Indiz für die späte Anerkennung mag der Nobelpreis für Literatur gelten, der 1930 erstmals in die USA (Sinclair Lewis) und 1945 zum erstenmal nach Lateinamerika (Gabriela Mistral) ging.39 Octavio Paz hat die lateinamerikanische Literatur als jüngsten Sproß der Weltliteratur bezeichnet und den Zusammenhang mit der kolonialen Tradition erläutert:

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Ich muß hinzufügen, daß die lateinamerikanische Literatur ein Neuankömmling ist. Sie ist die jüngste aller westlichen Literaturen. Seit dem Ende des Mittelalters sind die modernen Literaturen des Westens nur nach und nach hervorgetreten. Im 19. Jahrhundert tauchten zwei große Literaturen auf: die russische und die nordamerikanische. Im 20. Jahrhundert entstand die lateinamerikanische mit ihren beiden großen Zweigen, dem brasilianischen und dem hispanoamerikanischen. Ich glaube, daß einige der größten Weike dieser zweiten Jahihunderthälfte, Werke der Poesie wie der Prosa, von Brasilianern und Hispanoamerikanem geschrieben wurden.40 Geburt und Entwicklung der amerikanischen Literaturen sind in der Geschichte der Weltliteratur ein einzigartiges Phänomen. Im allgemeinen deckt sich das Leben einer Literatur mit dem der Sprache, in der sie geschrieben ist; im Falle unserer Literaturen fällt ihre Kindheit mit der Reifezeit der Sprache zusammen. Unsere 'Primitiven' stehen nicht am Anfang einer jahrhundertelangen Tradition, sondern folgen auf sie; [...] die brasilianischen und hispanoamerikanischen [Dichter] stammen von Camöes, Göngora, Lope de Vega, Quevedo ab. Unsere Literaturen beginnen dort, wo die anderen ihren Höhepunkt erreichen oder enden, und unsere Klassiker heißen Whitman, Machado de Assis, Dario, [...].41 Lateinamerika hat im 20. Jahrhundert zwar längst mit dem Modemismus, der Avantgarde, bedeutenden essayistischen Werken (z.B. von Rodö, Henriquez Urefia, Reyes, Vasconcelos, Mariätegui), Romanen und Erzählungen der 40er Jahre wie etwa von Borges, Carpentier, Säbato, Onetti oder Asturias Weltliteratur hervorgebracht, doch erst die massive Internationalisierung der nueva novela macht die lateinamerikanische Literatur weltweit bekannt und zwingt die Europäer zum längst fälligen Umdenken hinsichtlich der 'anderen Hälfte der Weltliteratur'.42 Diese Situation erfordert ebenso ein Nachdenken über die Bedeutung des Terminus 'Weltliteratur'. Bekanntlich stammt dieser Begriff von Goethe, der ihn jedoch widersprüchlich verwandte. Heute wird er zumeist als stark eurozentristisches Qualitätsurteil verwendet. Dabei wird übersehen, daß literarische Werke für Leser eine mikro-, makro- oder transkulturelle Bedeutung haben können, also inneihalb oder außerhalb ihrer Sprach-, Landes- oder Kulturgrenzen wirken können. Trotzdem zählen wir gewöhnlich nur Werke mit transkultureller Dimension zur Weltliteratur und lassen ihr auf diese Weise höchste Anerkennung zuteil werden. Zu Ende gedacht bedeutet das auch, daß letztlich fremde Länder und Kulturen die Erhebung zum Rang der "Weltliteratur' vornehmen.43 Das Universale wurde lange von Europa für sich reklamiert, und hat nun auch durch den Denkanstoß aus Lateinamerika aufgehört, europäisch zu sein. Die Latein-

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airerikaner mußten den falschen Widerspruch europäisch/barbarisch oder universell/tellurisch überwinden und haben dies durch Synthese und Integration in vielen Werken erreicht44 Auf der Hand liegt ferner, daB nicht nur die Bedeutung, sondern auch der Erfolg einer Literatur zu ihrer Anerkennung als Weltliteratur beiträgt, und sei es nur dadurch, daß er sie außerhalb ihrer Sprachgrenzen bekannt und überhaupt erst auf sie aufmerksam macht 43 Wie bereits erwähnt, fällt die Anerkennung von außen mit dem eigenen Selbstbewußtsein zusammen, Themen der Gegenwart mit einer neuen Technik und Ästhetik zu behandeln und dadurch den europäischen Roman zu beeinflussen. Hispanoamerikarische Autoren nehmen für sich in Anspruch, derzeit die einzigen in der Welt zu sein, die über einen kulturellen Bereich hinausgehen und aus mehreren Kulturen schöpfen. Manche behaupten, daß sich momentan in Europa keiner mit ihren Besten messen könne.46 Daß wir diese Literatur lange ignoriert und das Konzept 'Weltliteratur' lange eurozentristisch interpretiert haben, davon legen deutschsprachige Handbücher und Lexika der Weltliteratur ein beredtes Zeugnis ab. Sie vermitteln einen Einblick in unseren beschränkten Bildungskanon, da sie vornehmlich die Literatur der Alten Welt behandeln. Lateinamerika kommt lange gar nicht und seit kurzem knapp, aber noch nicht überall und oft als Appendix der iberischen Literatur vor: Im Eppelsheimer von 1947 wird noch nicht einmal der spanischen, geschweige denn der lateinamerikanischen Literatur ein eigenes Kapitel gewidmet, wohl aber der arabischen, japanischen oder malaiischen Literatur.47 In Bahners Gegenwartsliteratur in den romanischen Ländern von 1968 fallen immerhin schon 23 Seiten für den lateinamerikanischen Gegenwartsroman ab, dessen Weltgeltung ausdrücklich betont wird.48 Kindlers Literatur Lexikon von 1974 enthält einen Essay-Band von etwa 700 Seiten über die verschiedenen Nationalliteraturen: davon werden 11 Seiten der spanischen, 10 Seiten der hispanoamerikanischen und 15 Seiten den portugiesischsprachigen Literaturen gewidmet, während andere Literaturen teilweise stärker ausdifferenziert und ausführlicher behandelt werden (z.B. die tschechischen, slovakischen, slovenischen und seibischen Literaturen mit insgesamt 25 Seiten, die litauischen und lettischen Literaturen mit 13 Seiten sowie die estnischen und lappischen Literaturen mit weiteren 9 Seiten). Die meisten fcoom-Autoren sind jedoch schon aufgenommen worden wie Carpentier, Cortázar, Garía Márquez, Fuentes, Vargas Llosa, Donoso, Lezama Lima, Roa Bastos, Rulfo, Sábato; auffälligerweise fehlen jedoch Cabrera Infante, Onetti und Paz 49 Stackelberg, der 1978 einen Band zur Weltliteratur in deutscher Übersetzung vorlegte, orientierte sich mit seiner Auswahl von 13 französischen, drei italienischen und je einem spanischen und lateinamerikanischen (Neruda) Autoren sehr galloromani-

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stisch.50 Auch Brauneck würdigte noch 1981 die lateinamerikanischen Literaturen nur mit sechs Seiten, während zum Vergleich allein auf die schwedische Literatur zehn Seiten und auf die Literatur der USA 27 Seiten entfielen.31 Inzwischen gibt es jedoch ein Autorinnen-Lexikon, das auch Lateinamerikanerinnen aufgenommen hat.52 Langes Kritisches Lexikon der Romanischen Gegenwartsliteraturen hat bis 1990 nur Essays zu Arguedas, Sábato, Vargas Llosa (alle schon im 9. Faszikel), Borges und Neruda (10. Faszikel) aufgenommen.53 Dagegen wunden bisher wesentlich mehr Autoren (auch wegen der insgesamt größeren Anzahl) im Kritischen Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur vorgestellt. Es sind fast alle iwom-Autoren von den älteren oder Vorläufern bis zu den sogenannten post-boom-Autoren und andere zeitgenössische Autoren enthalten: Allende, Arenas, Bamet, Borges, Cardenal, Caipentier, Cortázar, Fuentes, García Márquez, Lezama, Neruda, Paz, Ramírez, Roa, Rulfo, Sábato. Man könnte zwar Cabrera, Puig, Onetti, Bioy oder Donoso vermissen, doch insgesamt liegt hier sicher eine respektable Auswahl vor. Da auch asiatische und afrikanische Autoren vertreten sind, scheint der alte elitäre und eurozentristische Begriff von 'Weltliteratur' hier glaubhaft überwunden, da sich das Lexikon an seiner eigenen Maßgabe, literarischen Provinzialismus abbauen und die ihren Kulturraum prägenden Autoren bringen zu wollen, messen lassen kann.54 Deutlich geworden ist bei dieser Übersicht, daß bis in die jüngste Zeit hinein Lateinamerika in unserem Verständnis von Weltliteratur keine oder bestenfalls eine marginale Rolle spielte und der Umbruch zu neuem Denken sich erst in den Werken der letzten Jahre deutlich niederschlägt.

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II. Der sozio-kulturelle Kontext: der boom

(1) Das literarische Leben in Lateinamerika bis zum boom Den lateinamerikanischen Schriftstellern des frühen 20. Jahrhunderts fehlte es nicht nur an einer reichen, eigenständigen literarischen Tradition, sondern auch an einer entsprechenden eigenen funktionierenden kulturellen Infrastruktur Verlage, Zeitungen und Zeitschriften, Vertriebssysteme, Buchläden und Interessengemeinschaften gab es nicht genügend und schon gar nicht flächendeckend. Bis in die 30er Jahre dominierten auf dem lateinamerikanischen Buchmarkt europäische Autoren und vor allem spanische und portugiesische Verlage, in denen auch die lateinamerikanischen Autoren erschienen. Eigene Verlage entstanden erst seit der Jahrhundertwende. Zwischen den Weltkriegen schälten sich bereits Argentinien, Chile, Brasilien und Mexiko als die größeren buchproduzierenden Länder heraus. Vor allem bedienten sie jedoch die Schulen. Literarische Titel hatten eine sehr niedrige Auflage und kamen kaum über die Landesgrenzen hinaus, im Gegensatz zu den aus Spanien importierten Büchern. Dann stoppten die Weltkriege und der Spanische Bürgerkrieg den europäischen Buchexport fast ganz, so daß der Subkontinent auf Selbstversorgung angewiesen war. Argentinien und Mexiko übernahmen weitgehend den spanischen Exportmaikt mit Unterstützung einiger immigrierter spanischer Intellektueller, die verlegerisch tätig wurden.1 Mit der Herausbildung eines Buchmarktes in der Region verbesserte sich zwar die Situation der Schriftsteller - erstmals gab es auch Professionelle -, doch für die Mehrheit von ihnen gab es keine andere Publikationsmöglichkeit als den Selbstverlag oder Periodika. Eine interkontinentale Verbreitung gar konnte nur ein Madrider Verlag gewährleisten.2 Nach dem II. Weltkrieg konnte Europa seine Maiktposition in Lateinamerika weitgehend zurückerobern. Doch auch um die Jahrhundertmitte blieben die Publikationschancen für die Autoren schwierig wegen des allgemein niedrigen Bildungsniveaus, der geringen Kaufkraft der Bevölkerung, des rudimentären Distributionsnetzes, der starken Konkurrenz importierter Bücher und der Dominanz des Bildungs-

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sektors als Abnehmer.3 Viele Autoren veröffentlichten weiterhin selbst oder in den Sonntagsbeilagen der Zeitungen. Der Schutz der Autoren- und Verlagsrechte war völlig unzureichend, so daß der Raubdruck blühte. Spanischsprachige Literatur erschien vor allem in Buenos Aires, wo kleine Verlage kleine Auflagen bekannter lateinamerikanischer Autoren - vorzugsweise porteños - produzierten oder Übersetzungen für elitäre Käuferschichten, die importierte Werke bevorzugten.4 Die starke Position von Buenos Aires schildert ein Zeitzeuge so: Nun ist gerade Buenos Aires in den letzten Jahren das Zentrum des spanischsprachigen Verlagswesens geworden, und zwar in einer absorbierenden Weise. Derart, daß ein südamerikanischer Autor kaum Chancen hatte, einige Aufmerksamkeit zu wecken, wenn er nicht von einem argentinischen Verleger betreut wurde. Daher liefen aus ganz Süd- und Mittelamerika die literarischen Bemühungen in Buenos Aires zusammen. Hier wurden der Venezolaner Rómulo Gallegos, der Kolumbianer José Eustacio Rivera, der Ecuadorianer Jorge Icaza, der Peruaner Ciro Alegría [...] gedruckt und den Lesern des ganzen Kontinents zugänglich gemacht. Neben den mächtig aufstrebenden Verlegern von Buenos Aires hatten Chile, Mexiko und Kuba, wo vereinzelte Versuche unternommen wurden, einen schweren Stand; und man darf behaupten, daß sich nur je ein mexikanischer und chilenischer Verlag zur Bedeutung der argentinischen Konkurrenz heraufzuschwingen vermochten. Den Autoren aus den übrigen amerikanischen Republiken [...] müßte man also einräumen, daß ihr Weg zu einem Verleger wiiklich weiter und schwieriger ist als im Falle der argentinischen Schriftsteller.5 Von einigen Ausnahmen abgesehen stellte der Selbstverlag eher ein Verlustgeschäft dar, so daß die Autoren ihren Lebensunterhalt anderweitig verdienen mußten. Der nebenberufliche Autor, der sein Brot als Universitäts-Professor, Journalist, Lehrer, Übersetzer, Diplomat oder Beamter verdiente, war (und ist bis heute vielfach) der Normalfall. Oft kam der Autor aus der (städtischen) Mittelschicht und schrieb für diese Kreise, die er nicht selten in seinen Werken heftig kritisierte.6 En el Uruguay, por ejemplo, hasta 1960, la reconocida élite existía, claro, pero en términos tan reducidos que una edición normal (de autor, por supuesto, ya que virtualmente no había editores) no exedía jamás el millar de ejemplares.7 Nur langsam verbesserte sich die kulturelle Infrastruktur, begleitet von zunehmender Alphabetisierung, demographischen Veränderungen (z.B. der Vergrößerung der städtischen Mittelschichten) und bildungspolitischen Fortschritten, was eine Vergrößerung des Lesepublikums nach sich zog. Minoritäre Literaturzeitschriften wurden

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teilweise durch Wochenzeitungen größerer Reichweite ersetzt, es kamen Volksausgaben zu Niedrigpreisen auf und schließlich auch das Taschenbuch. Dennoch grenzten (und grenzen) die noch immer hohe Analphabetenquote, der geringe Bildungsstand, Sprachbarrieren und besonders die Kaufkraft die breite Masse der Lateinamerikaner aus.8 Vor allem bis zu den 60er Jahren fühlten sich viele lateinamerikanische Schriftsteller isoliert: ihnen fehlte das Echo, die Aufnahme durch eine größere Leserschaft und den Distributionsapparat, Treffen mit Kollegen, Verbände, Vertriebssysteme, Kontakte inner- und außerhalb ihres Subkontinents. Oft lebten sie nur im engen Zirkel der städtischen Elite der Hauptstadt ihres Landes, wo ihre eigenen literarischen Größen aus anderen spanischamerikanischen Ländern, deren Werke bereits in den 40er Jahren erschienen waren, oft erst mit 10-20jähriger Verspätung bekannt wurden. An Im- und Export war nicht zu denken, so daß bis Mitte der 60er Jahre vor allem reisende Intellektuelle einen funktionierenden Buchhandel mit Vertriebs-, Bestellund Grosso-System ersetzen mußten.9

(2) Der boom in Lateinamerika Der boom ist ein Phänomen, das zuerst in Lateinamerika auftrat und sich dort etwa in der Dekade der 60er Jahre in Publikationen vieler wichtiger Romane reifer und jüngerer Autoren äußerte, die mit einer größeren Aufnahme zu Hause und internationaler Aufmerksamkeit und Anerkennung zusammenfielen. Literarisch ist der boom auf die Nanativik und im speziellen den Roman beschränkt Er ist eingebettet in die sukzessive Modernisierung und Erneuerung der nueva novela und die Entwicklung der eigenständigen lateinamerikanischen Literatur im 20. Jahihundert allgemein. Im Gegensatz zur literaturgeschichtlichen bzw. -wissenschaftlichen Bezeichnung nueva novela charakterisieren den boom vor allem außerliterarische Faktoren. So ist der boom nicht ohne historisch-politische, literaturbetriebliche oder kulturpolitische Aspekte zu begreifen. Historisch übte zunächst die Kubanische Revolution von 19S9 einen einheitsstiftenden Einfluß auf die Intellektuellen Lateinamerikas aus, die jahrelang fast ausnahmslos die Revolution und die neue Kulturpolitik begrüßten. Kuba und die Casa de las Américas waren jahrelang ein Treffpunkt 10 Markante Daten im intellektuellen und literarischen Leben des Subkontinents waren: 1961 die Verleihung des internationalen Verleger-Preises an Jorge Luis Borges zusammen mit Samuel Beckett;11 1962 der Congreso de Intelectuales der Universität von Concepción in Chile, der viele Vertreter auch des Romans der 60er Jahre zusammenführte und dadurch die Planung neuer Aktivitäten, neue Kontakte und einen

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anregenden Austausch - streckenweise staik unter dem Eindruck der Kubanischen Revolution - ermöglichte.12 Ebenfalls 1962 erhielt der erst 26-jährige Vargas Llosa den begehrten Preis der Biblioteca Breve des spanischen Verlages Seix Barral für La ciudad y los perros, der den Peruaner schnell in der ganzen spanischsprachigen Welt und bald darüber hinaus bekannt machte (in den Folgejahren ging dieser Preis noch viermal an Lateinamerikaner, vgl. Kap. D/5).13 1964 gab es erste literaturkritische Supplemente zur nueva novela in Marcha, eine Anthologie in Casa, wo bereits kulturelle Reife und Reichtum konstatiert (und die US-amerikanische Kulturblockade angegriffen) wurde, ohne diese Entwicklung jedoch mit boom zu etikettieren.14 1965 fanden sich einige Autoren erneut zusammen, diesmal zum Symposium in ChichénItza in Mexiko, wo weiter Isolation abgebaut und (auch internationale) Kontakte geknüpft werden konnten.15 Bedeutsam wurde 1965 der I. Kongreß der lateinamerikanischen Schriftsteller, der allerdings aus politischen Gründen nicht auf dem Subkontinent stattfand. Dieser Kongreß führte zur Gründung des Schriftstellerveibandes, der sich zum Ziel setzte, sowohl den kontinentalen Zusammenhalt voranzutreiben als auch gesellschaftspolitischen Einfluß geltend zu machen.16 1967 ging dann zum zweiten Mal der Nobelpreis für Literatur nach Lateinamerika, und zwar an Miguel Angel Asturias (1945 war bereits Gabriela Mistral geehrt worden).17 1969 wählte Le Monde (Paris) fünf lateinamerikanische Romane unter den zehn wichtigsten Übersetzungen des Jahres aus; Preise des "besten ausländischen Buches" gingen an Garcia Márquez, Cabrera Infante, Lezama Lima und Cortázar.18 Noch im selben Jahr fand ein weiteres Schriftstellertreffen mit starker Beteiligung der ¿wom-Autoren in Chile statt.19 Der Beginn des boom, der "estallido"(Roa Bastos), wird unterschiedlichen Ereignissen meist der ersten Hälfte des Jahrzehnts zugeschrieben. In dieser Zeit erschien Rayuelo, La ciudad y los perros wurde prämiert, die Auflagenzahlen kletterten deutlich, und die Welt blickte aus politischen Gründen vermehrt nach Lateinamerika; der Höhepunkt dieser Entwicklung wird dann häufig mit der Veröffentlichung von Cien años de soledad angesetzt.20 Historisch markiert wird das Ende des boom gern mit dem Fall Padilla 1971: die Gefangennahme und anschließende Selbstdenunziation des Tcritizistischen' kubanischen Dichters schied die lateinamerikanischen Intellektuellen in protestierende Kritiker und solidarisch schweigende Sympathisanten des castristischen Kuba. Prominente Verteidiger Castros und der Revolution waren damals García Márquez, der sich (auch) darüber mit Vargas Llosa zerstritt, und Cortázar. Fortan schloß Kuba den Intellektuellen seine Türen. Diese historischen und (kulturpolitischen Daten umrahmen und begleiten in etwa die Dekade des boom und illustrieren die wachsende interkontinentale Kommunikation und internationale Aufmerksamkeit. Dennoch sind sowohl Beginn als auch Ende des boom nur vage an-

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zugeben, die Aussagen differieren subjektiv voneinander und halten auf keinen Fall einer literaturwissenschaftlichen Überprüfung stand.21 Man denke nur an die in den 70er und 80er Jahren folgende Entwicklung des Romans, die dann häufig post-boom genannt wurde und fälschlicherweise Epigonentum oder das Ausklingen dieser Blütezeit suggeriert.22 Diskutabel und strittig bleiben gleichfalls Namen und Anzahl der Autoren, die den boom ausmachen. Unangefochtener Kern sind lediglich die vier großen Autoren Garcia Márquez, Cortázar, Vargas Llosa und Fuentes. Weitere Nennungen differieren und schließen auch unterschiedlich viele der folgenden Autoren ein bzw. aus: Rulfo, Caipentier, Onetti, Lezama Lima, Sábato, Cabrera Infante, Roa Bastos, Arguedas, Donoso, Asturias. Manchmal hinzugenommen werden auch jüngere oder später bekannt gewordene Autoren wie Puig, Arenas, Britto Garcia, Peri Rossi und andere. Die Unterschiede erklären sich aus hierarchisierenden, teilweise willkürlich subjektiven Werturteilen oder auch der Einteilung nach 'Generationen' (proto-boom, boom, postboom). Am überzeugendsten kennzeichnet die Gruppe die Kombination aus 1. der literarischen Gattung Roman, 2. einer gewissen quantitativen Verbreitung und Publizität und 3. dem qualitativen Werturteil (ästhetischer Anspruch).23 Geographisch spielte sich der boom zunächst in den literarischen Zentren Lateinamerikas, Buenos Aires und Mexiko-Stadt, ab. Als Verlagsstädte und Anziehungspunkte von Exilierten und Reisenden waren insbesondere Barcelona und Paris, die "heimliche Hauptstadt' der lateinamerikanischen Intellektuellen, von Bedeutung. Die politischen Verhältnisse zwangen viele Autoren ins Exil, manche suchten freiwillig bessere schriftstellerische Entfaltungsmöglichkeiten in Europa oder den USA. So ist ein Großteil der so spezifisch lateinamerikanischen Gegenwartsliteratur (auch der Romane der 60er Jahre) im Ausland entstanden. Identitätskrisen, Isolation, Entfremdung, Zweisprachigkeit, Selbstbehauptung im Ausland und Verlust des heimischen Pubikums inklusive des Kontakts mit ihm wurden zu alltäglichen Erfahrungen. Immer wieder möglich waren aber auch die intellektuelle Entfaltung in der Freiheit des Auslands, Identitätsfindung aufgrund der Distanz zur Heimat, literarische Aufnahme im eigenen Land oder die Integration im Exilland. Die große lateinamerikanische Diaspora in Europa - für Deutschland wäre hier Berlin zu nennen - hat ein reges literarisches Leben entfaltet Die Exilsituation hat zur Intemationalisierung ihrer Literatur beigetragen, die Unterschiede zwischen den 'nationalen' Literaturen weiter minimiert und ist schließlich in einer Reihe von Werken der sogenannten 'Exilliteratur' thematisiert worden. Die Liste der Gegenwartsautoren mit Gangjähriger) Exilerfahrung und/oder (vorübergehendem) Wohnsitz im Ausland ist lang: Cortázar, Vargas Llosa, García Márquez, Cabrera Infante, Donoso, Roa Bastos, Carpentier, Fuentes,

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Sarduy, Skármeta, Valdés, Benedetti, Asturias, Puig, Soriano, Arenas, del Paso, Ramírez, Peri Rossi, Edwards etc.24 Die ökonomische Situation der oft aus dem Bürgertum stammenden Autoren hat der boom jedoch nur in Einzelfällen derart verbessert, daß sie auf einen Broterwerb verzichten könnten oder können. Trotzdem war übeihaupt bezahlte intellektuelle Arbeit ein Novum und Fortschritt, wenn man einmal von den Zeiten absehen will, in denen es für Kopfarbeiter wie Künstler als unanständig galt, bezahlt werden zu wollen. Mehr Autoren beziehen seither Einkünfte aus ihrer Arbeit und dementsprechend ging die Bedeutung von Selbstverlag oder der Publikation in Periodika zurück. Viele ¿oom-Romane sind allerdings weltweit keine Verkaufserfolge und zu Hause in unterschiedlichem Maße aufgenommen worden.25 Die Autoren selbst beschreiben ihre Situation so: Antes, en Perú, tenía muy poco tiempo para poder dedicar a la literatura, la mayor parte de mi tiempo estaba consagrado a actividades 'alimenticias' que no solo no tenían nada que ver con la literatura sino que algunas eran írritas a la literatura. [...] En este sentido, la literatura es más un vicio que una profesión, es una especie de adición, es algo que compromete más integralmente la persona que un mero oficio alimenticio. La vocación literaria es una condena que exige del escritor el todo por el todo.26 [...] ahora, con Mario Vargas, García Márquez y Manuel Puig es posible encontrarse con escritores latinoamericanos cuyas obras llegan a vender más de cien mil ejemplares fácilmente. Por primera vez en la historia de la literatura latinoamericana hay escritores que pueden vivir - y vivir bien - de lo que escriben.27 Gleichzeitig kennzeichnet den lateinamerikanischen Schriftsteller in der Gesellschaft - jetzt einhergehend mit leichterem Zugang zu den Massenmedien, größerer Publicity und der Verschärfung der politischen Situation in vielen Ländern - eine öffentliche Instanz zu sein, die auf Seiten des Volkes steht und einen Glaubwürdigkeitsvorsprung vor den Politikern hat. Hinzu kommt die Veipflichtung, die Worte der Stummen und Schutzlosen zu sammeln, das Schriftstellerleben als Nonkonformismus und eine Art Rebellion zu begreifen, mit der Literatur (un-)mittelbar politischen Einfluß auszuüben oder eine literarische Tradition in einem Kontinent mit vielen Analphabeten für die Zukunft fortzuschreiben. Hinter diesen politisch-moralischen Positionen stehen eine Vielzahl der Autoren, fast alle aber reflektieren zumindest über sie: Man betrachtet, so oder so, den Schriftsteller als wichtig? Person. Einen Autor ins Gefängnis zu stecken oder zum Präsidenten zu berufen, heißt, dem Schriftsteller eine soziale Relevanz einzuräumen. [...] Bei uns ist der Schrift-

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steller eine öffentliche Figur. Er besitzt die Aura, Lösungen für die drängenden Probleme anbieten und eine Gesellschaft leiten zu können, womit man ihn allerdings heillos überfordert28 [Die lateinamerikanischen Leser erwarten von ihren Schriftstellern] eine makellose Haltung und fordern, daß er als Mensch würdig auftritt und auf der Seite des Volkes steht und nicht auf der Seite der Ausbeuter.29 Manchmal fragt man sich: warum schreibst du eigentlich Bücher in einem Land voller Ungebildeter? Du schreibst doch nur für die Elite. Ich antworte mir dann: Vielleicht gibt's in Lateinamerika in dreißig, vierzig Jahren weniger Ungebildete, in tausend Jahren vielleicht gar keine mehr. Und diese Leute werden dann nach den Büchern von 1979 fragen. Sie fragen: Wo ist meine Tradition?30 Se plantea un problema que yo no sabía que se iba a plantear Es el de la conducta del escritor progresista, no militante, que vive en el mundo capitalista; [...] Yo tengo la convicción de que la militancia política del escritor no se agota en su literatura, sino que puede dar más, pero mi vocación es dedicarme completamente a la literatura y a ella me dedico por completo.31 Im Literaturbetrieb spiegelt besonders das Verlagswesen den boom wieder neben wichtigen argentinischen und mexikanischen Literatur-Verlagen sorgten Verlagsneugründungen und Zweigniederlassungen dafür, daß etwa auch in Venezuela und Chile Literatur verlegt wurde. Das verbesserte die Publikationschancen vieler junger oder bisher unbekannter Autoren. Die Verbreitung und Intemationalisierung der neuen Romane besorgten im wesentlichen Losada, Sudamericana, Compañía General Fabril Editora (Buenos Aires), der Fondo de Cultura Económica, Joaquín Mortiz (Mexiko) und Seix Barrai (Barcelona). Diese Verlage setzten auf die nueva novela und wichen vom bisherigen gewöhnlichen Programm mit fremdsprachiger Literatur ab. Sie schrieben außerdem auch erstmals gesamt-lateinamerikanische Literaturwettbewerbe aus, wodurch viele Autoren entdeckt oder außerhalb ihrer Landesgrenzen bekannt wurden wie Vargas Llosa, Roa Bastos, Cabrera Infante u.a. Viele dieser Verlage gerieten jedoch später in finanzielle Schwierigkeiten und/oder gingen in einem multinationalen Konzern auf.32 Der Stand der Buchproduktion und die Entwicklung der letzten Jahrzehnte läßt sich am genauesten an nüchternen Zahlen zeigen. Die allgemeine Titelstatistik für Lateinamerika weist seit Mitte der 50er Jahre eine Steigerung der Titelauflage um mehr als das Vierfache von 1955 11.000 auf 1983 47.000 Titel auf. Das entspricht einer Verdoppelung von 1955 bis 1970 bei steigendem Anteil an der Weltauflage von 4,1% (1955) auf 6,1% (1983). Dieser Anteil an der Weltproduktion ist noch immer bescheiden und die Zunahme entspricht ebenfalls noch nicht den Bedürfnissen. Das

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größte Problem liegt dennoch nicht in der Produktion, sondern in der Distribution. Seit den 50er Jahren sind Argentinien, Mexiko und Brasilien die größten lateinamerikanischen Buchproduzenten, die zusammen etwa drei Viertel der Produktion bestreiten und zu 90% in Buenos Aires, Mexiko-Stadt, Säo Paulo und Rio Bücher herstellen.33 Die UNESCO hat für Lateinamerika eine Steigerung der Titelproduktion von 17.000 Titeln (1960) auf 22.000 (1970) und 31.000 Titel (1976) errechnet. Das entspricht einer Titelanzahl pro Einwohner von 79 Büchern (1960) bzw. 92 (1976). Zum Vergleich: In Europa wurden 269.000 (1976) Titel produziert bei einer Pro-Kopf-Anzahl von 565 Büchern.34 Die Konzentration der Buchproduktion hat jedoch etwas nachgelassen: Neben den Großen Brasilien, Mexiko, Argentinien und neuerdings auch Kolumbien, die auch innerhalb des Kontinents exportieren, ist eine mittlere Gruppe, bestehend aus Venezuela, Chile und Peru aufgetaucht; allerdings gibt es noch immer einige Länder mit nur gering entwickelter oder kaum vorhandener Buchindustrie wie z.B. Uruguay, Bolivien, Ekuador, Paraguay oder die mittelamerikanischen Staaten.35 Nach wie vor ist außerdem der Anteil der Literatur an der lateinamerikanischen Buchindustrie relativ gering, da viel für den Bildungssektor produziert wird. Bis heute kann man nur in kleinen gebildeten, meist städtischen Schichten mit der Kaufkraft, dem Zugang zu Büchern, einer Lesetradition und den Möglichkeiten zur Freizeitlektüre rechnen. In Argentinien und Kolumbien wurden dementsprechend 1983 992 bzw. 1.260 literarische Titel (inklusive Lektüre für Schulen) hergestellt; das entspricht einer Pro-Kopf-Auflage im Bereich Literatur von 0,2 bzw. 0,24 Exemplaren. Zum Vergleich: Spanien produzierte 1982 7.500 literarische Titel, d.h. eine ProKopf-Auflage von 2,0 Exemplaren. Diese Situation bringt es mit sich, daß Lateinamerika weiteihin von Buchimporten - insbesondere aus Spanien und den USA - abhängig ist. Im Bereich der Belletristik besteht sogar ein Importüberhang wegen der größeren Titeldiversifikation in der ausländischen Produktion, geringer Konkurrenzfähigkeit bei geringen Absatzchancen und der Tatsache, daß auch die eigenen großen Autoren es vorziehen, in Ländern mit entwickelterer Verlagsindustrie zu publizieren. Ebenso ist der Anteil an Übersetzungen in den lateinamerikanischen Ländern gering, da Übersetzungen ins Spanische meist in Spanien erscheinen und von dort importiert werden müssen. Obwohl gerade die Intemationalisierung des boom als ein boom der Übersetzungen bezeichnet wurde, gehören doch nur ganz wenige Autoren der gesamten spanischund portugiesischsprachigen Welt zu den am meisten Übersetzten: 1971 gab es insgesamt ca. 130 Autoren mit mehr als 20 Übersetzungen, 1980 waren es über 200. Im Jahresdurchschnitt waren es in den 70er Jahren jedoch kaum mehr als zwei oder drei

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Autoren aus diesem Sprachraum, und zwar Asturias, Cervantes, Neruda, Garcia Lorca, García Márquez, Borges und Amado. García Márquez und Amado liegen von den modernen lateinamerikanischen Autoren mit 35 bzw. 31 publizierten Übersetzungen an erster Stelle. Traditionell vernachlässigt und erst seit kurzem in Angriff genommen wurde eine Kulturpolitik des Buches, die sich um Autorenrechte, Schriftstellerverbände, Literaturpreise und die Bekämpfung des Piratendrucks bemüht; auch die Zensur und die Honorarsteuern vielerorts sind Hindemisse auf dem lateinamerikanischen Buchmaikt. Aus den genannten Gründen ist es daher nach wie vor am attraktivsten, in Spanien zu veröffentlichen: die Auflagen sind am höchsten, die Verbreitung groß, die Buchqualität besser und die Honorare gewährleistet Nicht von ungefähr konnten spanische Verleger teilweise auch noch den boom lancieren.36 Am Beispiel Kolumbiens kann gezeigt werden, daß ein industrielles Schwellenland trotzdem unterentwickelt sein kann - gerade auch im Bereich der für den Fortschritt so wichtigen Massenmedien: Durch die ältesten Massenmedien (die Lesemedien) werden nur Fiihrungs- und Teile der Mittelschichten erreicht Das Buch ist eigentlich hier kein Massenmedium, da es nur die gehobene und Mittelschicht sowie interessierte, meist studentische Teile der Unterschicht erreicht; hinzu kommen die Kleinstauflagen und Mängel in der Distribution. Der Hörfunk ist das zweitwichtigste Medium, weil es leicht zugänglich und das Transistorradio sehr verbreitet ist. Das Fernsehen dagegen kann weite Teile des Landes wegen des fehlenden Elektrizitätsnetzes noch gar nicht bedienen und der Film kann eigentlich nicht als Massenmedium gelten, da er durch die Untertitelung und fehlende Synchronisation nur eine geringe Reichweite hat Schließlich ist das Grundproblem in der Medienstruktur, daß die Medien im Besitz der wirtschaftlichen und politischen Führungsschicht sind, mit der Folge, daß einige wenige Familien Presse und Rundfunk kontrollieren.37 Trotz dieses nicht sehr positiven Gesamtbildes hat es doch im boom eine durchaus sensationelle Entwicklung der Auflagenzahlen gegeben, die den Namen auch rechtfertigt und hier am Beispiel Cortázars und García Márquez' veranschaulicht werden soll: Bis zur Veröffentlichung von Rayuela 1963 war Cortázar nur in kleinen Auflagen erschienen wie auch zunächst noch der große Roman (3.000 Exemplare), 19661970 aber erreichten fünf Bände des Argentiniers (Bestiario, Las armas secretas, Los premios, Rayuela, Todos los juegos) 10.000-20.000 Exemplare Neuauflage jährlich! Auch danach wurden noch 10.000er Neuauflagen gestartet38 Der Höhepunkt in der Auflagenentwicklung von García Márquez im boom ist mit Cien años de soledad erreicht, 1967 in 25.000 Exemplaren erschienen und anschließend mit 100.000 Exemplaren jährlich neuaufgelegt! In zwei Jahren wurden 200.000 Exemplare abgesetzt Die 50.000 Exemplare der spanischen Lizenzausgabe waren schon 1969 vergriffen, die kubanische Lizenzausgabe (20.000 Exemplare) gar in zwei

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Tagen veikauft! Das kam einer Revolution der Veikaufszahlen des Subkontinents gleich und beflügelte Neuauflagen und Verkauf seiner älteren Werke wie Los funerales de la Mamá Grande oder La hojarasca. An beiden Autoren wird deutlich, daß ihre frühen Veröffentlichungen erst geringes Interesse hervorriefen (man spricht sogar in einigen prominenten Fällen von Ablehnungen ihrer Manuskripte), bevor sie mit einem neuen Buch zu einem größeren Verlag wechselten und der große Durchbruch in den 60em stattfand.39 Den boom kennzeichnet eine rege verlegerische Tätigkeit und Entdeckerfreude, zahlreiche Lizenzvergaben und Übersetzungen. Zur enormen Produktivität im Bereich der aktuellen Werke und ihrem sensationellen Publikumserfolg kam die Neuauflage von älteren Werken. So erschienen etwa Pedro Páramo und La región más transparente, die voiher nur Minderheiten zugänglich waren, in der Colección popular40 Die Organisation des Buchveikaufs verbesserte sich in der ¿oom-Dekade jedoch noch nicht durchgreifend: die Eliten verfügten wie schon immer Uber ein vielfältiges Titelangebot in kleinen Auflagen, während die breite Masse nur eine geringe Auswahl hatte. Die meisten Buchläden verkauften vorwiegend stapelweise Bestseller, konnten aber keine Verzeichnisse der publizierten Werke zur Verfügung stellen, so daß der Leser und potentielle Buchkäufer sich weder informieren noch ein Buch bestellen konnte. Er mußte sich mit dem begnügen, was er im Regal vorfand. Wie bereits erwähnt, versorgten sich Intellektuelle gegenseitig mit Büchern, die über den Buchhandel nicht zu bekommen waren.41 Zeitungen und Zeitschriften leisteten ebenfalls ihren Beitrag zum boom: In Mundo Nuevo, Casa und Marcha versammelten sich viele der Autoren. Publikumszeitschriften wie Primera plana und andere eröffneten die Kommunikation mit einem breiteren Publikum durch Abdruck von Texten oder Kommentaren. Das zunehmende Prestige der Romanciers äußert sich zum Beispiel in der steigenden Zahl von Interviews und eigenen Artikeln in der neuen Presse. So etablierte sich auch hier eine Beziehung zwischen Autor und Massenpublikum, das das elitäre abgelöst hatte. Die öffentliche Präsenz war sowohl ein gesellschaftliches Anliegen als auch Ausdruck der zunehmenden Intellektualisierung und Professionalisierung: Publicity wirkt allemal absatzsteigernd, hilft auf diese Weise im Streben nach Professionalisierung und ökonomischer Autonomie und wird so zur neuen Abhängigkeit.42 Den boom ermöglicht und getragen hat letztendlich das 'neue' Publikum: Im eigenen Kontinent hatten sich die Leserschichten im bürgerlichen, universitären und politisch engagierten Sektor erweitert, wenn auch die Masse der Lateinamerikanier weiter ausgeschlossen blieb.

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La novela es evidentemente un género burgués; [...] Pero es evidente que la novela es un género literario en el que la clase media se reconoce y que es, si no producido, al menos consumido por la clase media y en las ciudades. [...] La existencia de una novela en América Hispana en estos momentos viene del ascenso al poder - al dinero, que en las sociedades capitalistas es una forma de poder - de la clase media latinoamericana, establecida en las grandes ciudades como México, Buenos Aires, Caracas, Bogotá, Montevideo, San Juan.43 Verstärkt konnte ein Autor auch mit einem Lesepublikum jenseits seiner Landesgrenzen in der spanischsprachigen und in der ganzen Welt rechnen. Die um ein Vielfaches gestiegenen Auflagenzahlen weisen sowohl auf eine durch bildungs- und kulturpolitische Maßnahmen, intellektuelle und studentische Unruhe sowie kontinentale Identitätssuche gewaltig gestiegene Nachfrage nach Literatur aus der eigenen Region hin. Ebenso zeigen sie die Erschließung ganz neuer Leserkreise an und die wachsende Popularisierung des Buches wie auch eine neue, für die modernen Massenmedien und ihr Publikum typische öffentliche Neugier an den Autoren.44 Es mag verwundern, daß gerade der komplexe, nicht traditionelle Roman so viele, vermutlich auch wenig vorbereitete Leser, angesprochen hat; erklären könnte man dies teilweise mit den verwendeten Elementen der oralen Literatur und der modernen Massenkultur in manchen Werken oder einem gewissen Stolz.45 Die Blüte des lateinamerikanischen Romans hat zusammen mit diesen sozio-kulturellen Veränderungen in Lateinamerika schließlich zum endgültigen Durchbrach und zum Erfolg dieser Literatur auf dem internationalen Literaturmaikt und zur Anerkennung als Weltliteratur geführt Folge des boom war etwa eine Welle von Übersetzungen, Preisen, Stipendien, Literatur-Verfilmungen, Reisen, Interviews, die auch jüngeren Autoren Mut gemacht hat.

(3) Der boom - kritisch betrachtet Gepriesen wurde die "Blüte', der 'Höhepunkt' und internationale Durchbrach' der nueva novela, ja pauschal der gesamten lateinamerikanischen Literatur, nur zu oft Es hat jedoch, gerade auch aus Lateinamerika selbst, immer wieder kritische Stimmen gegeben. Auf der Hand liegen etliche negative Seiten dieses boom, die nun in 20 Punkten aufgelistet werden sollen: 1. Der boom hat die nueva novela auf wenige Autoren reduziert und konzentriert. Das hat den Personenkult gefördert; sie wurden zu Idolen und dem exklusivsten Club der lateinamerikanischen Kulturgeschichte, zu einer Art Mafia erklärt Den vier

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'Starautoren' wird vorgeworfen, in Kommentaren zu ihren eigenen Werken und denen der anderen noch gegenseitig auf publizistischer und philologischer Ebene für sich Werbung zu machen und auf diese Weise praktisch die gesamte Literatur des Kontinents in die zweite Linie zu verdrängen ("amiguismo"). Dennoch haben die Vier nachweislich immer wieder die Aufmerksamkeit auf andere gelenkt. Mit dem Vorwurf der Exklusivität geht die Kritik einher, sie seien elitär, hätten einen neuen Elfenbeinturm errichtet, wendeten sich nur an eine kleine gebildete Schicht und seien der Demokratisierung der Literatur nicht förderlich gewesen.46 2. Alle nicht-narrativen Genera werden ausgeschlossen, vor allem die Poesie und Essayistik trotz ähnlicher Bedeutung und Popularität von Autoren wie Nenida, Cardenal oder Paz.47 3. Das quantitative Kriterium der Verbreitung diskriminiert weniger verkaufte, aber darum nicht weniger bedeutsame Werke.48 4. Das qualitativ-ästhetische Kriterium stellt nur zu oft ein elitäres Werturteil dar, das jedoch vom quantitativen Kriterium abhängig ist; d.h., daß einerseits Autoren von hohem literarischen Anspruch, die aber nicht die publicity suchen wie etwa Rulfo oder Onetti, eher am Rande figurieren. Andererseits wird massenhaft verkaufte triviale Romanliteratur, wie etwa Spota oder Teilado sie schreiben, ausgeschlossen. Man könnte dies als "fracaso de la democratización de la literatura" werten.49 5. Die brasilianische und überhaupt jegliche nicht spanischsprachige Literatur des Kontinents wird ausgegrenzt. Insofern kann korrekterweise nicht vom boom der lateinamerikanischen, sondern der hispanoamerikanischen Literatur gesprochen werden.» 6. Den boom machen nur männliche Autoren aus. Alle Schriftstellerinnen bleiben ausgeschlossen, obwohl sie sich in den letzten Jahrzehnten verstärkt zu Wort gemeldet haben wie etwa Beatriz Guido, Elvira Orphée, Marta Traba, Fanny Buitrago und andere. Erst im sogenannten post-boom tauchen einige Frauen wie Elena Poniatowska oder Cristina Peri Rossi auf. Nicht zuletzt aus publicity-Gtünden wäre aber auch eine Frau im boom begrüßt worden. Dies legt jedenfalls die spätere Reaktion auf Isabel Allende nahe, die nun über ihre Werke hinaus im Potpourri der Interview-Fragen für das Thema "Frauen in Lateinamerika" zuständig zu sein scheint31 7. Werke, die sprachlich und thematisch indigene Elemente Südamerikas integrieren, werden im Vergleich zu anderen marginalisiert wie etwa Arguedas oder Roa Bastos.52 8. Die exzessive Erneuerung der Erzähltechnik im Roman der 60er Jahre wurde vom regionalistisch-indigenistischen Standpunkt aus als fortgesetzte Imitation Europas und Kosmopolitismus kritisiert.53

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9. Es wurde behauptet, der boom sei mehr eine Publicity- und Mode-Erscheinung mit merkantilen Interessen denn eine echte Blüte der Literatur. Viele nahmen Anstoß an dem peyorativen, merkantilen Anglizismus boom, mit dem sie eine spektakuläre, aber nicht dauerhafte Konjunktur verbanden. Es störte auch die Vorstellung, im Börsenrhythmus vom boom in den crash zu fallen. Letztlich wehrten sich wohl viele dagegen, literarische Werke als Konsumgüter zu betrachten.54 10. Die Massenmedien spielen nunmehr im literarischen Leben eine wichtige Rolle: sie fungieren als Trendsetter, bestimmen die Popularität (mit), hierarchisieren die Literatur und lenken das öffentliche Interesse auch auf die Privatperson und Autorenaussagen außerhalb ihrer Werke durch Interviews oder Fotos. Auch (Fernseh-) Filme nach literarischen Vorlagen der Autoren, womöglich von international bekannten Regisseuren und Darstellern, entscheiden jetzt Uber die Popularität oder werden benutzt, um die Literatur attraktiv(er) zu machen.33 11. Das ehemalige Mutterland Spanien hat wiederum in der Sozialgeschichte der lateinamerikanischen Literatur einen erheblichen Einfluß durch Agenten- und Verleger-Aktivitäten.56 12. Die verlegerische Betriebsamkeit der 60er Jahre mit Neuheiten und Neuauflagen bringt eine nicht kontinuierliche, sukzessive Rezeption der lateinamerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts mit sich, sondern bestenfalls eine gleichzeitige, nicht chronologische Rezeption jüngerer und älterer Werke, wobei aber die älteren Autoren insbesondere außerhalb der spanischsprachigen Länder ins Hintertreffen geraten.57 13. Es mangelte weitgehend an seriösen, wissenschaftlichen Studien und Kritiken kurz nach Erscheinen der Werke aus Lateinamerika. So wurde das Feld zu oft europäischen und nordamerikanischen Literaturwissenschaftlem Uberlassen, die mit Etikettierungen aus der Feme nicht lange auf sich warten ließen ( "comentarismo", "inflacionismo", "desanollismo universitario").58 14. Den boom-Autoren wurde teilweise mangelnde Loyalität und Identifikation mit ihrem Kontinent vorgeworfen. Die in Europa oder den USA lebenden Schriftsteller hätten Lateinamerika nur als Vorwand hergenommen, als die internationale Aufmerksamkeit erwacht war und sich die Werke als Synthese des Kontinents vorzeigen ließen. Sie hätten nicht das Schicksal aller lateinamerikanischen Autoren erleiden müssen, sondern seien bekannter als ihre in den Heimatländern verbliebenen Kollegen geworden, da sie nun leichter zu vermarkten gewesen seien. Und nun äußerten sie sich vom Ausland her ständig über Diktatur und Revolution, ohne diese Verhältnisse mitzuerleben.59 15. öffentliche, polemische Debatten von Kritikern, Neidern, Verleumdern und (ideologischen) Gegnern begleiteten den boom und bestimmten Uber die Zugehörigkeit mancher Autoren mit.60

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16. Die künstliche Eingrenzung einer fcoom-Dekade suggeriert eine nachlassende Produktivität in den 70er und 80em und orientiert insofern falsch.61 17. Ebenso legt dieser Begriff ein angeblich 'plötzliches Auftauchen' der ganzen lateinamerikanischen Literatur nahe und bestätigt auf diese Weise alte Stereotypen.62 18. Der boom hat zu Nachahmung und Epigonentum verfuhrt.63 19. Der internationale Erfolg, also aus lateinamerikanischer Perspektive wiederum die Bewertung und Aufnahme vor allem in Europa und beim nördlichen Nachbarn, sind zur Konstituente des boom geworden.64 20. Schließlich haben auch "betroffene' Romanciers wie Rulfo, Caipentier, Onetti, Sàbato, ja sogar Donoso den boom kritisiert, infrage gestellt oder sich von ihm distanziert (vgl. auch die Aussagen in Kap. n/4).65 Kurz zusammengefaßt scheinen die Hauptpunkte der negativen Kritik der starke Reduktionismus, die Hierarchisierung sowie erhebliche außerliterarische und internationale Determinanten zu sein. Nicht zuletzt aber auch spricht aus vielen kritischen Stellungnahmen Neid und Mißgunst, bei anderen eine idealisierte, romantische Vorstellung von der hehren Literatur, die vor profanen Einflüssen zu schützen sei. Bedenklich bleibt auf jeden Fall die Tendenz, den boom mit der gesamten lateinamerikanischen Literatur gleichzusetzen, wie es besonders jenseits der Sprachgrenzen häufig geschieht. Ein Großteil der reichen und vielfältigen Gegenwartsliteratur wird so mißachtet.

(4) Die Autoren über den boom: pro und contra Manche der Gegenwartsautoren haben im boom eine positive, zugkräftige Entwicklung gesehen, die endlich einmal die lateinamerikanische Literatur richtig zur Geltung gebracht habe und auf einer großen Resonanz in der heimischen Leserschaft beruhe. Andere haben das Augenmeik mehr auf das Drumherum gelegt, den Presse und Verleger-Rummel, den sie dann auch abgelehnt haben wie etwa Caipentier und teilweise auch Donoso, der hier eine widersprüchliche Haltung einnimmt. Im großen und ganzen positiv sprachen sich 1972 jeweils Vargas Llosa und Cortázar aus: Lo que se llama boom y que nadie sabe exactamente qué es - yo particularmente no lo sé - es un conjunto de escritores, tampoco se sabe exactamente quiénes, pues cada uno tiene su propia lista, que adquirieron de manera más o menos simultánea en el tiempo, cierta difusión, cierto reconocimiento por parte del público y de la crítica. Esto se puede llamarse, tal vez, un accidente histórico. Ahora bien, no se trató en ningún momento, de un movimiento literario vinculado por un ideario estético, político o moral [...] Lo que occurió a

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nivel de la difusión de las obras ha servido de estímulo a muchos escritores jóvenes, les ha llevado a escribir, les ha probado que en América Latina existe la posibilidad de publicar, de conseguir una audiencia que trascienda las fronteras nacionales e, incluso, las de la lengua.66 [...] eso que tan mal se ha dado en llamar el boom de la literatura latinoamericana, me parece un formidable apoyo a la causa presente y futura del socialismo, es decir, a la marcha del socialismo y a su triunfo que yo considero inevitable y en un plazo no demasiado largo. Finalmente, ¿qué es el boom sino la más extraordinaria toma de conciencia por parte del pueblo latinoamericano de una parte de su propia identidad? [...] En el fondo, todos los que por resentimiento literario (que son muchos) o por una visión con anteojeras de la política de izquierda, califican el boom de maniobra editorial, olvidan que el boom (ya me estoy empezando a cansar derepetirlo)no lo hicieron los editores sino los lectores, y ¿quiénes son los lectores, sino el pueblo de América Latina?67 Andernorts stellt Cortázar einen Bezug zwischen den "großen geschichtlichen Pulsionen" und der Kultur her. So sei auch der boom Ausdruck eines Erwachens, von Provokation, Suche und Begegnung. Er verwahrt sich damit gegen "einige mythomanische Verleger und vor allem jene Kritiker und Schriftsteller, die Mittelmäßigkeit mit Ressentiment zu kompensieren suchen".68 Donoso hingegen kontrastiert wie viele andere auch die literarische Seite mit den öffentlichen Begleiterscheinungen: [...] si la novela hispanoamericana de la década del sesenta ha llegado a tener esa debatible existencia unitaria conocida como el boom, se debe más que nada a aquellos que se han dedicado a negarlo; y que el boom, real o ficticio, valioso o negligible, pero sobre todo confundido con ese inverosímil carnaval que le han anexado, es una creación de la historia, de la envidia y de la paranoia: de no ser así el público se contentaría con estimar que la prosa de ficción hispanoamericana - excluyendo unas obras, incluyendo otras según los gustos - tuvo un extraordinario período de auge en la década recién pasada [...]69 Carpentier steht dem 'traditionellen' Bild vom Intellektuellen sehr nahe, der nichts von einer vorübergehenden Modeerscheinung hält und die Mechanismen des kommerziellen Literatuimarktes irgendwie als 'unanständig' und sogar als nachteilig für die Literatur empfindet: Yo nunca he creído en la existencia del boom [...] El boom es lo pasajero, es bulla, es lo que suena. [...] Luego, los que llamaron boom al éxito simultáneo yrelativamenterepentinode un cierto número de escritores latinoamericanos,

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les hicieron muy poco favor, porque el boom es lo que no dura. Lo que pasa es que ésa fórmula del boom fue usada por algunos editores con fines más o menos publicitarios [...]70 Roa Bastos soll hier als einer deijenigen angeführt werden, die sich selbst (und andere) außerhalb des boom sehen: Toda la gente que formó lo que se ha llamado el Tjoom' literario de América latina, y los que están fuera del *boom', como es el caso mío, de Onetti, o cualquiera de ellos, todos hemos sido faulknerianos [...]71 Schließlich sei noch ein Außenstehender zitiert, der auch zwischen literarischem Geschäft und Literatur trennt, aber für die Literatur doch ein positives Ergebnis sieht: Der neue lateinamerikanische Roman, dessen Boom nur ein atemberaubender Anfang war und dessen Reifungsprozeß viel ernsthafter verläuft als das literarische Geschäft irgendwelcher Verlage, war das Ergebnis dieser kulturellen Wiedergeburt, die Europa und die Welt so beeindruckt hat. War es möglich, daß das Autochthone - das .Barbarische' - kulturelle Konnotationen von derartigem Rang erlangen konnte?72 Wie zu erwarten, waren die Autoren selbst also durchaus nicht einer Meinung über den boom. Manche nahmen dazu auch gar nicht Stellung. Typisch erscheint mir, daß die pro- und contra-Meinungen meist von einem idealistischen oder ideologisch angehauchten Standpunkt ausgingen. War man für den boom, hob man mehr auf die literarische Blüte, die Bedeutung für Lateinamerika und eine größere Leserschaft ab; war man dagegen, lagen die Gründe in der Vermarktung der Bücher. Buch und Markt waren und sind für so manchen inkompatibel. Diese Aussagen veranschaulichen darüber hinaus auch die starken außerliterarischen Aspekte des boom im Gegensatz zur nueva novela.

(5) Spanien und der boom Spanien gehört (auch noch) im boom in den sozio-kulturellen Kontext Lateinamerikas, denn es rezipierte nicht nur wie andere Länder auch, sondern war ein aktiver Faktor. Spanien muß immer auch als ehemaliges Mutterland mitgesehen werden, woraus sich in der Beziehung zu Lateinamerika die Konkurrenz und Emanzipationsbestrebungen auf sprachlichem und literarischem Gebiet, die literaturbetrieblichen Abhängigkeiten oder seine Rolle als eines der bevorzugten Exilländer erklären. Literarisch erreichte die nueva novela Spanien in einer längeren Krise. Im frankistischen Spanien nach dem Bürgerkrieg wurde zensiert, so daß die spanischen

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Schriftsteller nicht genügend über die literarischen Strömungen im Ausland informiert waren - im Gegensatz zu den meisten Lateinamerikanern. Große Autoren der 20er Jahre waren gestorben, andere ins Exil - auch nach Lateinamerika - gegangen. Die Nachkriegszeit konnte nicht an die Blüte der ersten Jahrzehnte des Jahrhunderts anknüpfen. In der Prosa wären für die 50er und 60er Jahre nur einzelne herausragende Romane zu nennen wie z.B. die von Cela, Delibes, Laforet, L. und J. Goytisolo, Sánchez Ferlosio oder Martín-Santos. Es dominierten neorealistische, sozialkritische Tendenzen, die vor allem in den 60em in die Krise gerieten.73 In dieser Zeit hörten sie dann aus Frankreich etwas Uber die neue lateinamerikanische Literatur. Gegen Ende des Jahrzehnts machte sich bereits der Einfluß der nueva novela bemeikbar, der auch in Spanien ein neues Kapitel in der Literaturgeschichte beginnen ließ: Die spanischen Autoren sahen sich einer großen sprachlichen und thematischen Freiheit und Innovationskraft einer Literatur in ihrer Muttersprache gegenüber.74 In den 70er Jahren erlangte die lateinamerikanische Literatur eine große Bedeutung in Spanien, hatte eine belebende Wirkung und schuf anregende Kontakte zwischen den Schriftstellern. Erst seit den 80er Jahren erschlossen sich die Spanier wieder neue Themen und meldeten sich mit neuen Werken verstärkt zu Wort.75 Ab die spanischen Schriftsteller mit der Literatur aus Lateinamerika konfrontiert wurden, reagierten sie teils mit Unverständnis und leidigen Vergleichen, teils mit Bewunderung und Anerkennung, manche wurden verunsichert und verstummten.76 Spanische Autoren, Kritiker und Verleger hoben im allgemeinen jedoch den großen quantitativen und qualitativen Aufschwung der nueva novela hervor, die Wiederbelebung der spanischen Sprache, ihren eigenständigen Stil und ihren Einfluß in Spanien. Der große Erfolg wurde mit der Leere bzw. Krise in der spanischen und gesamteuropäischen Literatur eiklärt. Dagegen sei die lateinamerikanische Literatur lebendig trotz einer ebenso alten Tradition und zeichne sich durch größere Universalität aus trotz indigenistischer Elemente. Auch die schnellere und bessere Verbreitung durch den spanischen Literaturbetrieb wird als Grund angeführt. Angeblich sei die nueva novela auch für ein größeres Publikum geeignet als die dekadente europäische und nordamerikanische Literatur, da sie trotz formaler Reflexion nicht so stark theoretisiere und wirklich etwas zu sagen hätte, was sie mit großer Phanasie, sprachlichem Reichtum und Freiheit auch tue.77 Bisweilen schienen die Spanier zu resignieren: España es un viejo, cansado y triste país que está viviendo desde hace muchos años momentos muy difíciles, y que en esta etapa de reflexión, en esta etapa que yo espero será de maduración de muchas cosas, por lo menos tiene la satisfacción de ver que en la lengua básica del tronco común hay muchos otros escritores latinoamericanos, que están haciendo lo que quizás ellos no han podido o no han sabido hacer.78

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Beim boom in Spanien gehen Distribution und Rezeption Hand in Hand. Der boom begann etwa mit Cien años de soledad, erreichte Anfang bis Mitte der 70er Jahre seinen Höhepunkt und normalisierte sich dann. Die 'Mode' war vorüber, die bekanntesten ¿oom-Romanciers verwandelten sich in moderne Klassiker und wurden bald in den Literaturkanon der Schulen aufgenommen.79 Doch auch Spanien kannte zuvor keine kontinuierliche Rezeption lateinamerikanischer Literatur. Der Bürgelkrieg und die Franco-Diktatur ließen nur die Kenntnis einiger "Klassiker' zu, die Spanier waren also gleichfalls nur unzureichend infoimiert. So wurde zum Beispiel Borges erst Anfang der 60er Jahre dort bekannt, nachdem Autoren wie Cortázar über ihn gesprochen hatten. Auf der Iberischen Halbinsel führten die Werke Sábatos, Rulfos, Onettis und Vargas Llosas, später auch Cortázars, Fuentes', Roa Bastos' und García Márquez' in die lateinamerikanische Literatur ein; als erster Kubaner gelangte Carpentier nach Spanien. Die erste Aufnahme verlief eher chaotisch und unbeständig.80 Noch 1972 beklagte etwa Vargas Llosa, daß auch in Spanien noch so viel von der lateinamerikanischen Literatur unbekannt sei.81 Schon in Spanien zeigte sich das Phänomen der nicht chronologischen Rezeption, da jüngere und ältere Werke gleichzeitig bekannt wurden. Im boom war Spanien noch für viele hispanoamerikanische Romane das Tor nach Europa. Spaniens Verdienst war das Sammeln von lateinamerikanischen Werken aus unterschiedlichen Ländern und deren Verbreitung in ganz Lateinamerika und in Spanien, bald auch darüber hinaus. Wichtige Initiatoren waren die literarische Agentin Carmen Balcells sowie Carlos Barrai und Jaime Salinas, denen die Veröffentlichungen bei Seix Barral, Alianza und Alfaguara zu verdanken sind.82 Da bisher die meisten Autoren nur ein kleines Publikum im eigenen Land erreicht hatten, war es natürlich ein großer Schritt, daß sich nun einige Autoren von literarischen Agenten geschäftlich vertreten ließen. Dies unterstreicht die Kommerzialisierung, Professionalisierung und Intemationalisierung im boom und erschien manchem als Ausdruck eines nunmehr luxuriösen, kosmopolitischen Lebens der Autoren (das doch in den meisten Fällen nicht so glänzend war). Einer der ersten, der dies zu verkörpern schien, war Carlos Fuentes. Seit dem enormen (Verkaufs-)Erfolg von Cien años de soledad des Kolumbianers García Márquez begannen Agenturen, Lateinamerikaner regelrecht zu 'sammeln'. Erstmals konnten lateinamerikanische Autoren (bescheidene) Konditionen von den Agenten durchsetzen lassen. Carmen Balcells in Barcelona hat seither berühmtefcoom-Autorenvertreten und war ihnen auch privat verbunden.83 Den boom entscheidend gefördert hat der Verlag Seix Barral (auch Barcelona), der den Premio de ¡a Biblioteca Breve 1962 bereits an Vargas Llosa für La ciudad y los perros verlieh und bis 1968 noch an vier andere Lateinamerikaner, darunter Cabrera Infante 1964 für Tres tristes tigres und Fuentes 1967 für Cambio de piel.** Diese

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Preise verfehlten auch in Lateinamerika und der ganzen Welt ihre Wirkung nicht Seix Barrai trug erheblich zur Verbindung von bisher nicht kommunizierenden Regionen bei und hatte dadurch eine sehr starke Marktposition.85 Daß und warum lateinamerikanische Schriftsteller gerne in Spanien veröffentlichten, ist ja bereits ausgeführt worden. Ein Beispiel für den umgekehrten Fall liefert uns der spätere WeltBestseller Cien años de soledad, der 1967 bei Sudamericana erschien und erst ab 1969 durch eine spanische Lizenzausgabe bei Edhasa bekannt wurde.86 Dies signalisiert die sich seit zwei bis drei Jahrzehnten zunehmend vollziehende Aufteilung des spanischsprachigen Buchmaiktes. Zwar bedienen im großen und ganzen noch immer Argentinien, Mexiko und Spanien den Markt, doch werden immer häufiger auch getrennte Verlagsverträge für Spanien und das jeweilige lateinamerikanische Land ausgehandelt. Diese Praxis geht auf protektionistische Maßnahmen einzelner Länder oder auf Insolvenzen lateinamerikanischer Verlage zurück. Die Folge ist jedoch ein zunehmendes Splitting, wo früher spanische Verlage die Rechte für die gesamte spanischsprachige Welt hatten.87 Noch an den bis Mitte der 80er Jahre aufgelegten und lieferbaren Titeln ist die enorme und umfangreiche Präsenz der lateinamerikanischen Autoren in spanischen Verlagen abzulesen. Verlage mit noch immer extensivem Lateinamerika-Angebot sind etwa 10-15 Jahre nach dem Höhepunkt Seix Banal (Barcelona), Alianza (Madrid), Bruguera (Barcelona), Alfaguara (Madrid) und Plaza & Janés (Barcelona), in geringerem Umfang auch Edhasa (Barcelona), Argos Vergara (Barcelona), Lumen (Barcelona) und nur mit vereinzelten Titeln Ariel (Barcelona), Castalia (Madrid) und Pláneta (Barcelona).88 Seix Barrai bietet 1986 insgesamt 100 Werke von etwa 20 hispanoamerikanischen Autoren an, davon allein in der legendären Biblioteca Breve 79 Titel, die teilweise das Gesamtwerk von Vargas Llosa, Donoso, Fuentes, Sábato, Onetti, Rulfo, Cabrera Infante und auch Neruda oder Paz ausmachen neben Taschenbuch-Ausgaben vieler epochemachender Romane.89 Alianza wartet 1985 mit 82 Titeln von 30 hispanoamerikanischen Autoren auf, vor allem Taschenbüchern. Auffällig ist die Aufnahme auch von wichtigen älteren Autoren wie Darío, Hernández, Lugones, Güiraldes u.a. neben den seit den 60er Jahren bekannten Autoren.90 Bruguera konnte bis zu seinem späteren Bankrott immerhin 90 Titel von 23 Autoren in 8 Reihen anbieten, vor allem in Narradores de Hoy, im Club und im Libro Amigo, in denen absolut die boomAutoren dominieren; Hernández und Marti dagegen tauchen im Libro clásico auf.91 Alfaguara präsentiert die bekanntesten Autoren in eigenen Bibliotecas, die es von Cortázar, García Márquez und Carpentier mit je fünf bis acht Werken gibt, die bereits eine 3.-6. Auflage erlebt haben. Insgesamt stellen sie jedoch nur 9 Autoren vor.92 Schließlich sei noch Plaza & Janés erwähnt, seit Jahren Bertelsmann-Tochter, dessen

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literarische Reihen zwar nur ein Minimum der Gesamtproduktion ausmachen, aber 23 Autoren aus Hispanoamerika mit 42 Titeln bringen, wobei hier im Unterschied zu den oben erwähnten Verlagen keine Konzentration auf ausgesprochene boom-Autoren erfolgt ist, sondern mehrheitlich jüngere Autoren, Exilliteratur und moderne Klassiker verlegt werden - und natürlich Isabel Allende.93 Bemerkenswert, aber wenig überraschend stellt sich die enorme Präsenz hispanoamerikanischer Literatur in Spanien im Gegensatz zu den meisten anderssprachigen Ländern dar. Ganz deutlich aber auch hier die Konzentration auf die fcoom-Autoren, die offensichtlich sichere Einnahmen versprachen, denn teilweise bieten mehrere Verlage verschiedene Ausgaben derselben Werke an. Im Sog des boom wurden auch ältere und später die neuesten Werke der jüngeren Generation bekannt. Ein begrüßenswerter Umstand, der aber auch auf die Ausnutzung der Konjunktur verweist Ein besonderes Verhältnis zwischen den Iberern und Iberoamerikanern ergab sich außerdem durch die Rolle Spaniens als Exilland. Viele Intellektuelle favorisierten zwar Paris, aber etliche Romanciers wie García Márquez, Vargas Llosa, Donoso, Onetti, auch Peri Rossi oder Edwards haben einige Jahre in Spanien, meist in Barcelona oder Madrid, verbracht und dort auch ihre Verleger gefunden. Zwischen Spaniern und exilierten Hispanoamerikanern gab es - wie sollte es auch anders sein sowohl Rivalitäten und Animositäten als auch enge Verbindungen. Von Dario bis Nerada gibt es eine lange Traditionslinie von Hispanoamerikanern in Spanien, die jedoch auch nicht verhindern konnte, daß Franco die Autoren von diesseits und jenseits des Atlantiks sozusagen gemeinsam ins französische Exil trieb. Trotz der Zensur in der Diktatur konnten jedoch von gezählten Ausnahmen abgesehen die boom-Romane in Spanien erscheinen, da man mit ihnen liberaler umging. In der Demokratie hat Spanien als Zentrum wieder an Attraktivität gewonnen, während das kulturelle Interesse an Frankreich etwas nachließ.94

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m . Die deutsche Rezeptionssituation: Aspekte einer literarischen Vermittlung und Rezeption

Viele, teilweise miteinander verwobene Faktoren bilden die Rahmenbedingungen oder Voraussetzungen für die jeweils individuelle Rezeption. Von allen nur denkbaren und möglichen Bereichen, die hier durch Einfluß oder institutionelle Vorgaben wirksam geworden sind, werden hier die kulturgeschichtlichen und gegenwärtigen politischen Beziehungen, die Informationslage durch die Massenmedien, der Studienstand, der Tourismus sowie unsere Literatuibeziehungen zu Lateinamerika und der Einfluß des internationalen Literaturmaiktes behandelt. Informationen über diese Bereiche laufen in einem weiteren Kapitel über unser Lateinamerika-'Bild1 zusammen, das den Erwartungshorizont, Stereotypen und das Image reflektiert. Den Hintergrund bilden also direkte Kontakte (in der Geschichte; heute auch durch Geschäftsleute, Politiker, Entwicklungshelfer, Touristen und andere), sekundär erworbene Kenntnisse (in Schulen z.B.), laufende aktuelle Informationen (durch die Massenmedien), sowie ganz unterschiedliche Vermittler eines Lateinamerika-'BUdes, (Literatur, Filme, Werbung etc.). Dies schlägt sich nieder bzw. wird ergänzt in den Literatuibeziehungen und dem Literaturmarkt. Alle diese Aspekte, die die deutsche Rezeptionssituation umreißen sollen, sind gleichzeitig Konstituenten und Reproduktionen des common sense, unserer Einstellungen, Meinungen und Kennmisse. Einerseits können sie einzeln und im Zusammenwitken für Deformationen und Defizite in der Lateinamerika-Wahrnehmung und seiner Präsenz in Deutschland verantwortlich gemacht werden; andererseits erfahren sie auch selbst ihre Beschränkung durch jenen common sense, den sie mitgestalten. Die Medien oder auch die Schulen können sicherlich Informationsdeflzite abbauen und vorgefaßte Denkstnikturen aufbrechen, aber doch wiederum nur in dem Maße, in dem der common sense Platz läßt für Lateinamerika-Thematiken, im quantitativen (Zeit und Platz) wie qualitativen (Bewußtseinsbildung) Sinne. Kein privatwirtschaftlich organisiertes Medium, ja noch nicht einmal ein Lehrplan oder EntwicklungshilfePolitiker könnte dauernd übeiproportional zur Einschätzung der Bevölkerung - in manchen Bereichen: der Wähler oder Käufer - Lateinamerika-Themen behandeln. Bei all diesen Beschränkungen dürfen die Beteiligten jedoch nicht vergessen, daß sie

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auch selbst aufgerufen sind, zur Bewußtseinsbildung beizutragen. Aus diesen Überlegungen kann man nur den Schluß ziehen, daß Veränderungen nur im Zusammenspiel aller Bewußtseins- und Meinungsträger möglich sind, die ihrerseits auf die weltpolitische Lage reagieren. Ohne Veränderungen in den internationalen Beziehungen - auf politischer, wirtschaftlicher, nachrichten-technischer und kultureller Ebene wird es schwerlich einen Bewußtseinswandel geben. Der aber wäre nötig, um die Akzeptanz der Bürger und die Unterstützung gesellschaftlicher Kreise und Lobbies zu erreichen und so im einzelnen etwas nachhaltig und sinnvoll verändern zu können. Die unter "Rezeptionssituation" angeführten Informationen und Argumente sollen die Vermutung konkretisieren, daß auch derjenige, der vielleicht in den 70er oder 80er Jahren zum erstenmal zu einem hispanoamerikanischen Roman gegriffen hat, nicht im 'luftleeren Raum' rezipiert. Vielmehr handelt er unter bestimmten Rahmenbedingungen und trägt neben individuell verschiedenen Gratifikations-, Evasions-, Kompensations- oder Kontrastwünschen schon ein ganzes Repertoire an Einstellungen, Erwartungen, Vor-Kenntnissen oder Un-Kenntnissen und anderen Voraussetzungen an den Text heran.

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(1) Das kulturgeschichtliche Erbe: Kontakte und Fremdbild Schwierigkeiten im Kulturaustausch heutzutage und die Qualität der politischen Beziehungen verweisen auf eine jahrhundertealte Geschichte der überseeisch-europäischen Begegnung, auf historische Berührungspunkte der Kulturen und deren geistige oder künstlerische Verarbeitung. Europa war nicht nur mindestens drei Jahrhunderte prägend für die lateinamerikanische Geschichte, sondern Amerika wurde mit der Entdeckung, die die Neuzeit beginnen läßt, auch zum einschneidenden Ereignis für Europa. An dieser Stelle ist es weder möglich noch nötig, den Verlauf der Beziehungen zwischen der Alten und der Neuen Welt nachzuzeichnen, aber es sollen doch kurz die Geschichte der Begegnung von Europäern und vor allem Deutschen mit der amerikanischen Bevölkerung und die Auseinandersetzung mit dem Fremden angesprochen werden, weil deren Auswirkungen bis in die heutige Zeit hineinreichen - etwa in der Wahrnehmung und Gewichtung des Subkontinents, in der fehlenden Belastung durch eine koloniale Vergangenheit wie auch im Bereich des Lateinamerika-'Bildes'. Die Geschichte des Kultuikontaktes begann bezeichnenderweise damit, der fremden Wirklichkeit eigene Maßstäbe, Nonnen, Weltbilder und Namen aufzuprägen: zunächst wurde der fremde Erdteil fälschlich "Indien", dann nach dem Italiener Am6rigo Vespucci "Amerika" genannt. Bis hin zu "Hispaniola", "Nueva Espana" oder "Nueva Granada" bekam die "Neue Welt", die natürlich auch nur aus europäischer Sicht neu war, von Europa abgeleitete Namen.1 Amerika wurde zur theologischen, moralischen und juristischen Herausforderung für Europa - insbesondere für Spanien, das die Eroberung zu legitimieren hatte. Doch der Papst Alexander VI. erkannte schon 1493 Spanien und Portugal als legitime Souveräne über die überseeischen Gebiete an. Diese wurden als herrenlos, da nicht christlich erklärt und der Evangelisation verpflichtet. Das Denken der damaligen Zeit veranschaulicht die Debatte von Valladolid 1550 zwischen Sepülveda, der den Machtanspruch der Eroberer gegenüber den nicht christlichen Barbaren in Übersee und die angeblich natürliche hierarchische Ordnung verteidigte, und Las Casas, der stärker von christlicher Nächstenliebe angetrieben wurde.2 Ausgehend von der Doktrin "Volk ohne Gesetz, ohne Glauben, ohne König"3 beruhten die spanischen Koloniegründungen auf diesen drei Pfeilern: 1. dem Entdeckungs- und Finderecht, 2. der päpstlichen Billigung unter dem Vorbehalt der Missionsverpflichtung und 3. dem Vertrag von Tordesillas, in dem 1494 zwischen Spanien und Portugal die Aufteilung der Welt ausgehandelt wurde.4 Die Europäer handelten von einer Position der ethischen und zivilisatorischen Überlegenheit aus: stillschweigend oder prahlerisch hingen sie einem religiösen Sendungsbewußtsein, dem Glauben an die wirtschaftliche

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Dienenolle der Kolonie gegenüber dem Mutterland und dem Glauben an die technisch-militärische Überlegenheit an.s So konnte der Kontakt der Europäer mit Übersee nach einer ersten Kulturberührung nur selten in eine Kulturbeziehung münden, sondern schlug in den meisten Fällen in einen Kulturzusammenstoß um. Die Europäer griffen unter dem Deckmantel der "pacificación" ein, plünderten, beschlagnahmten, schleppten Krankheiten ein, die die Bevölkerung eiheblich dezimierten, zerrütteten Stammesstrukturen und führten in drei Jahrhunderten etwa 10 Millionen Sklaven in die Neue Welt ein.6 Als Modellfall für den Kulturzusammenstoß kann die Begegnung der Spanier mit den Einheimischen auf Hispaniola gelten: Dort wurden die fremden Ankömmlinge für Götter gehalten. Die Spanier jedoch wollten sich in erster Linie an Gold bereichern und die Indianer als Informanten benutzen wie auch als Missions- und die Frauen als Lustobjekte. Ein Interesse am Indianer um seiner selbst willen läßt sich nicht feststellen. Von den Tainos, 1492 auf eine Million Menschen geschätzt, blieben nach Übergriffen spanischer Soldaten, der Siedlungspolitik und Einführung des Repartimiento-Systems, der Zerstörung der sozialen Strukturen und Seuchen 1548 noch etwa 500 Menschen übrig - ein Genozid. So kann man mit Todorov schlußfolgern, daß Kolumbus zwar Amerika, nicht aber die Amerikaner entdeckt habe.7 Der Europäer blieb der Fremde, unfähig, sich in die Welt zu integrieren, während er sich kolonisatorisch durchsetzte.8 Weniger bekannt wurde, daß auch Deutsche von Anfang an an der Entdeckung und Erschließung des Subkontinents beteiligt waren: Kaufleute, Geistliche, Soldaten und Gelehrte strömten schon unter Karl V. nach Übersee. Auch die Fugger und Weiser versuchten dort - jedoch erfolglos - Fuß zu fassen. Die Beziehungen Deutschlands zum Subkontinent sind daher nicht von frühen kolonialen Ansprüchen und Abhängigkeiten belastet.9 Nachrichten über und aus der Neuen Welt erreichten den Europäer vor allem durch Berichte und Briefe von Kolumbus, Cortés oder Vespucci, Illustrationen, Flugblätter, Karten, etwas später auch Anschauungsgegenstände (Artefakte, Pflanzen, Waffen), Tiere und menschliche 'Exemplare'. Schon 1493 gab es eine erste deutsche Fassung des Kolumbusbriefes. Wichtige Quellen waren auch Hans Stadens und Ulrich Schmidts Reisebeschreibungen von 1557 bzw. 1567 oder Sebastian Francks Weltbuch. Im deutschen Sprachraum als Zentrum des Buchdrucks kursierten 1600-1650 allein 1.300 Drucke von Americana. Allerdings schrieben nur Staden, Schmidl und einige andere aus eigener Anschauung, und selbst bei ihnen verschmolzen Wirklichkeit, Legende und Erzähltes.10 In der Renaissance galten die kartographischen Darstellungen von Ringmann und Waldseemüller als bedeutend. Deutschland verbreitete illustrierte Berichte über ganz Europa.11

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Im 17. Jahihundert nahmen dann auch die Schreiben der Missionare eine wichtige Informations-Funktion wahr, zumal sie die fremde Kultur auch von innen kannten. Nachrichten aus der Neuen Welt wurden systematischer mit der Institutionalisierung der Nachricht durch Zeitungswesen und Nachrichtenverkehr. Schon seit dem 16. Jahihundert gab es 'Zeitung' aus dem fernen Kontinent, die bald nicht mehr (nur) das staunende Interesse, sondern wirtschaftliche Interessen befriedigte. Doch kam Lateinamerika in den periodischen Zeitungen vom 17. Jahihundert bis zur Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert kaum in der Auslandsberichterstattung vor und spiegelt so die fehlende koloniale Beteiligung Deutschlands wieder. Bis zur Entdekkung durch die modernen Massenmedien blieb Lateinamerika also ein weißer Fleck auf unserer Nachrichten-Landkarte.12 Nach den ersten Kontakten im Zusammenhang mit der Entdeckung und Erschließung des Kontinents dauerte es etwa drei Jahihundeite, bis Deutsche wieder in größerer Zahl nach Lateinamerika reisten. Sie kamen im Gefolge Alexander von Humboldts, der in der Neuen Welt der "zweite Kolumbus" genannt wird und die "zweite Entdeckung" einläutet. Er kam als Forscher und Reisender, nicht als Konquistador, und so steht auch das 19. Jahrhundert insgesamt in der Begegnung der Kulturen unter dem Zeichen der Studien und der Gelehrten. Aus Europamüdigkeit wie Forscherdrang bereiste er den Kontinent. Hinterlassen hat er ein riesiges (hier viel zu wenig bekanntes) Werk genauester Beschreibungen von der Beschaffenheit des Bodens, der Flüsse, Länder, Pflanzen, des Klimas und der Bevölkerung.13 Humboldt hat viele positive Zeichen in der Kultuibegegnung gesetzt; sein Anliegen war nicht die Ausbeutung, sondern die Dokumentation einer Kultur. Simón Bolívar sagte von ihm, er habe mehr für Amerika getan als alle Konquistadoren zusammen; ihr Gedankenaustausch über die Unabhängigkeit der Kolonien stellt "eines der ersten Kapitel im historischen Dialog zwischen Europa und Lateinamerika dar".14 So wurde im 19. Jahihundert durch Natuikundler, Ethnologen und Archäologen der Grundstein für die Lateinamerikanistik gelegt.15 Neben den Forscher- und Studienreisen prägt auch die beginnende deutsche Emigration nach Lateinamerika den Kontakt im vorigen Jahihundert. Seither sind dort deutsche Siedlungen entstanden und auch die Hansestädte nahmen nach der Unabhängigkeit der Kolonien die Handelsbeziehungen wieder auf.16 Die Zeit des Imperialismus belebte zwar die Kolonialismusdebatte neu, jedoch ohne die aufklärerisch-humanistische Prägung, die sie einmal ab der Mitte des 18. Jahihunderts gehabt hatte. Selbstgerecht meinte man, im höheren Wissen um ihr Bestes die Überseebewohner auch gegen ihren eigenen Willen zivilisieren zu müssen - und damit stand diese Auffassung als profane Variante der christlich-iberischen Kolonialdoktrin dem 16. Jahihundert viel näher als dem Denken der Aufklärung.17 In der wilhelminischen Zeit hingen die Deutschen offen expansionistischen Vorstellun-

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gen an, die sich auf Land und Leute, Wirtschaft und Politik richteten; die Kulturbeziehungen waren bestenfalls eine Begleiterscheinung der politischen Interessen.18 Deutschland hatte der Aufteilung der Kolonien durch europäische Mächte jahrhundertelang zugesehen. Nun brach sich der übersteigerte Nationalismus Bahn in dem Vorhaben der "Ausbreitung der germanischen Stammesart [...] zum Segen unseres Nationalwohlstandes", wie es in der Hamburgischen Festschrift zur 400-Jahr-Feier der Entdeckung hieß.19 Waren bisher die Emigrationen vor allem wirtschaftlich motiviert gewesen, so kamen seit dem I. Weltkrieg auch politische Gründe hinzu. Millionen Europäer verließen das alte Europa. 1978 zählte Lateinamerika über 2 Millionen Deutsche und einige Millionen Deutschstämmige.20 Auch das gesammelte deutsche Wissen über den Subkontinent ist aber wegen der geringen kolonialpolitischen Bedeutung verhältnismäßig bescheiden.21 Kenntnisse von der Neuen Welt und Kontakte blieben aber nicht auf einzelne Reisende und das Schrifttum beschränkt. Es kamen auch Eingeborene nach Europa. Schon Kolumbus brachte die ersten mit, die als Jahrmarktsattraktionen begafft wurden. Das Interesse an den Exoten hing von ihrem 'Seltenheitswert' ab, und da hatten die Iberer als Kolonialmacht den Deutschen natürlich viel voraus. Seit Ende des 16. Jahrhunderts ließ diese Praxis jedoch nach, weil die Indianer sich hier nicht assimilieren konnten und starben. Die soziale und wirtschaftliche Entwicklung beeinflußten sie höchstens in den Hafenstädten, die enge Beziehungen zu Übersee unterhielten. Erst bestaunt, dann verachtet oder untersucht, blieben sie doch Fremde. Nur im Schrifttum hinterließen sie eine umso deutlichere Spur.22 Diese Geschichte bedeutet im Bereich des transatlantischen Kultuitransfers, daß dieser jahrhundertelang einseitig blieb. Erst als mit dem I. Weltkrieg europäische Werte in eine Krise gerieten und sich auf der anderen Seite die lateinamerikanische Selbstfindung und Kreativität im Aufwind befand, gelangten allmählich auch Kulturgüter nach Europa. Während die Kolonien nachhaltig von Europa geprägt wurden, erreichten nur Anekdoten, Legenden, seltsame 'Anschauungsobjekte' und natürlich Edelmetalle die Alte Welt. Erst zwischen den Weltkriegen entdeckten Iberer, Franzosen und Deutsche die altamerikanischen Kulturen und stellten diese aus.23 In den vergangenen Jahrhunderten hat sich also nur eine winzige Minderheit durch direkten Kontakt ein 'Bild' von der Neuen Welt machen können. Für die Allgemeinheit lieferten ihre Berichte, später auch literarische Werke und andere schriftliche Quellen das Fremdbild, das jeweils Weltsicht und Wissensstand wiederspiegelt Bis in die heutige Zeit hinein haben abenteuerliche Reiseberichte eine erhebliche Wirkung. In manchen Vorurteilen und Vorstellungen leben die alten, durch die Kulturgeschichte tradierten Stereotypen weiter. Die ältesten reichen sogar bis ins Mittelalter zurück, denn die Entdecker waren mittelalterliche Menschen. Für die Europäer war

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die Neue Welt in ihrer Vorstellung bereits voihanden, bevor sie entdeckt wurde: die antiken Bilder des Elysium, von Arkadien und der Insel der Seligen, das Irdische Paradies und der locus amoenus wollten lokalisiert werden.24 Der Mensch füllte die 'weißen Flecke' auf seiner Landkarte mit Fabulösem und Phantastischem, das mit zunehmender Entfernung immer glaubwürdiger wurde.23 Wunder vermutete der mittelalterliche Mensch zwar auch im eigenen Land, aber das wirklich Außergewöhnliche wähnte er außerhalb seiner Welt. So kann es nicht verwundem, daß Kolumbus den Garten Eden gefunden zu haben glaubte.26 Amerika wird als Kreation der mittelalterlichen Kultur geboren.27 Die Fremde konnte nicht anders als durch Analogien zu antiken und mittelalterlichen Vorstellungen von exotischen und barbarischen Gefilden erklärt werden.28 Amerika, in Mythos und Poesie vorweggenommen, taucht nun als geographische Realität und gleichzeitig als Utopie Europas auf. Amerika wurde als jungfräuliches Land gesehen, in dem die Menschheit neu beginnen könnte: Diese Vorstellung kehrt in Hegels Bezeichnung vom "Land der Zukunft" ebenso wieder wie in der bis heute verbreiteten Metaphorik, die Alte und Neue Welt mit Menschenaltern gleichsetzt. So wird Lateinamerika in die Zukunft projiziert und mit Erwartungen belegt29 Märchen, Fiktion und Wiiklichkeit vermengten sich zu einem Mythos vom Paradies, El Dorado und Ewigen Jungbrunnen.30 Aus dem 16. Jahrhundert rührt bereits diese typische ambivalente Haltung gegenüber der fremden Realität her. Da steht der kulturlose, heidnische Baibar und Kannibale dem glücklichen, von der (europäischen) Zivilisation noch unberührten 'guten Wilden' gegenüber so wie die paradiesische der bedrohlich-unbezwingbaren Natur.31 Mit Begriffen wie 'Baibar' oder 'Wilder' wurde der andersartige Mensch ausgeschlossen und dadurch auch die Unfähigkeit zur Kulturbegegnung ausgedrückt. Nur scheinbar jedoch sind die Vorstellungen vom 'Barbaren' und 'edlen Wilden' ein Gegensatz: was ersterem als Primitivität, kindische Unvernunft, Faulheit, Gesetzlosigkeit oder Triebhaftigkeit ausgelegt wird, schätzt man an letzterem als Einfachheit, Unschuld, nihigem Behagen, natürlicher Daseinsharmonie oder Lebensfreude. Dies sind nur die beiden Seiten einer ethnozentrischen Medaille, sie stehen beide im Gegensatz zur eigenen Identität und interessieren besonders in Zeiten der Distanz oder Kritik an der eigenen Kultur.32 Daher konnten die Fremdbilder der Entdecker, Eroberer und Chronik-Schreiber in der eurozentrischen Perspektive und Erwartung gleich, in der Wertung aber unterschiedlich sein: Kolumbus interessierte vor allem das, was er ausnutzen konnte und betonte daher vor allem die Nacktheit, Waffenlosigkeit und Freigebigkeit der Eingeborenen.33 Für Vespucci entsprach die Neue Welt dem locus amoenus, aber er definierte die andere Wiiklichkeit vor dem Hintergrund der eigenen Kultur, etwa mit den

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Begriffen "König" und "Gesetz" und kritisierte auch das abweichende Verhalten.34 Anghiera pries zunächst den Naturzustand der Völker gerade als Gegenpait zur europäischen Zivilisation, bis sich sein Bild situationsbedingt verschlechterte.35 Cortés fand in Mexiko nicht die erwarteten Wilden im Naturzustand vor, sondern große Städte mit einer staatlichen Ordnung, Handel und Kunst. Er schätzte jedoch auch nur das, was in seinem Kultuikreis eine Entsprechung fand, während Anghiera schon erkannt hatte, daß der Standort des Individuums das Urteil bestimmte.36 So werteten etwa Vespucci einerseits und Sepúlveda andererseits völlig unterschiedlich: In krassen ethnozentrischen Oppositionen entwarf Sepúlveda eine 'natürliche' hierarchische Ordnung und grenzte die fremden Völker total aus; er assoziierte die Einheimischen in der Neuen Welt mit Kindern, Tieren, Wildheit, Maßlosigkeit, Körperlichkeit und Begierde - also dem Bösen - und demgegenüber die Spanier mit Erwachsenen, Menschen, Sanftmut, Mäßigung, Seele und Vernunft - also dem Guten.37 Wie immer Amerika auch beurteilt wurde, auf jeden Fall war es anders, außer-europäisch und beeindruckte durch übermäßige Schönheit wie übertriebene Scheußlichkeiten. Schon von Anfang an wurde so neben dem ambivalenten Fremdbild ein phantastisches oder mythologisches Element angelegt.38 Montaigne war es, der bereits 1580 in seinem Essay Des cannibales diese Ethnozentrik erkannte und reflektierte, Vorurteile, Unwissenheit und Anmaßung rügte. Er relativierte das selbstgefällige Stereotyp vom Barbaren, indem er einen Vergleich mit den grausamen Europäern anstrengte und interpretierte die Neue Welt als Vorbild, die jedoch von Europa (und insbesondere von Spanien) zu Schanden gerichtet werde. Er eröffnete den Blick 'von innen heraus' und konnte den Ethnozentrismus auch deshalb überwinden, weil er weder durch Kontakte, noch durch Interessen oder Abhängigkeiten involviert war.39 Verhängnisvoll für das Fremdbild wurde auch die leyenda negra: Die seit dem frühen 16. Jahrhundert spanienfeindliche Propaganda in Europa (die Montaigne mit Beweismaterial belieferte) wurde auch auf die Kolonien übertragen, obwohl gerade sie zu Opfern der spanischen Eroberer geworden waren. So verbreitete sich das Bild von Despotismus, Grausamkeit, Hochmut und Hinterlist, das doch ursprünglich von den spanischen Hegemonialansprüchen und einem intoleranten, gegenreformatorischen Katholizismus herrührte.40 Seit jeher hat es auch weitere Stereotypen gegeben, die gleichermaßen Spanien und Lateinamerika zugeschrieben wurden, während die bereits erwähnten Vorstellungen von Wilden und Kannibalen, einer exotischen, unbeherrschten Natur oder Projektionen von Mythen und Utopien speziell die Neue Welt betreffen.41 Trotz humanistischer Ansätze stammen auch viele negative Stereotypen aus der Klassik und Aufklärung, als die Klima-Theorie Anhänger fand, die unter anderem be-

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sagte, daß Freiheit nur in einem gemäßigten Klima gedeihe oder der von Natur aus dumme Wilde durch Förderung gebessert werden könne.42 Die Forscher des 19. Jahrhunderts lieferten dann zwar das erste relativ objektive Südamerika-DM, das die Visionen der Chroniken korrigierte, doch standen dabei naturwissenschaftliche Beobachtungen im Vordergrund. Die Kultur trat nur ansatzweise in den Blick und wurde außerdem von der nationalen Mentalität und der deterministischen Kulturtheorie hergeleitet, nach der Rasse, Milieu und Klima die Kultur bestimmen. Noch lange wurden ethnische Kriterien herangezogen und Erkenntnisse über die amerikanischen Arten und ihre Evolution zu anti-amerikanischen Attacken benutzt 43 Immer wieder sind auch Rückschlüsse von der Rasse auf ihre Charaktereigenschaften gezogen worden (z.B. bei Hegel), wobei der Europäer als Idealtypus einer überlegenen Rasse galt und andere Rassen mit fast durchgehend peyorativen Wertungen belegt wurden.44 Kulturgeschichtlich gewachsen ist unsere Vorstellung, einen Zusammenhang zwischen vollständiger Bekleidung und Schamhaftigkeit einerseits und Nacktheit und sexueller Zügellosigkeit andererseits herzustellen oder Vielweiberei, Enthemmung und übermäßige Potenz den 'Wilden' zuzuschreiben, während man die 'Zivilisierten' mit Monogamie und Liebesheirat kennzeichnete. Das stark ausgeprägte Bild vom Kannibalismus steht in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Veibreitung und sollte vielmehr die Fremden als Un-Menschen und Baibaren charakterisieren und so die kolonialistischen Grausamkeiten verdrängen helfen. Auch die Assoziationen der "Wilden' mit Geisterglaube, Totenkult, Zauberei und dem 'Medizinmann' stützten das Sendungsbewußtsein der Christen und "Zivilisierten'.45 Ein Stereotyp mit einer langen Geschichte ist ebenfalls jenes von der angeblichen Originalität und Reinheit der europäischen Kultur im Gegensatz zur Kultursynthese in Lateinamerika. Hier wird verdrängt, daß auch die europäische Kultur keineswegs aus sich heraus geboren wurde und kein Eibe kennt.46 Schließlich veranschaulichen die alten kartographischen Werke beispielhaft die Eurozentrik: Europa wird in den Mittelpunkt gestellt und übeiproportional groß dargestellt, während Amerika nach unten rückt, Lateinamerika gar an den Rand und in zu kleinen Ausmaßen dargestellt wird. Hier wird also deutlich, daß es Stereotypen schon immer gegeben hat, um das *Wir' vom 'Anderen' abzugrenzen. Gerade den Fremdvölkerstereotypen liegt der Mechanismus des Ethno- und Soziozentrismus zugrunde, den die Menschheit überall kennt: [...] das Eigene, die in einer bestimmten sozialen Gruppe, sei es Stamm, Volk oder Kultuikreis, gepflegte Weltsicht, wird zum allgemeingültigen Maßstab eihoben, das Andere, Fremde wird demgegenüber als minderwertig, vielleicht gar als bedrohlich abgelehnt - oder als paradiesisch idealisiert, wenn man mit den eigenen Verhältnissen unzufrieden ist

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Auch die christliche Lehre, die ursprünglich nicht ethnozentrisch war, wurde in diesen Dienst genommen. Indem der Heide und Wilde als Nachfahre des Barbaren angesehen und somit der christlich-abendländischen Tradition diametral gegenübergesetzt wurde, konnte der Soziozentrismus überdies religiös begründet werden.47 Die Herausbildung von ethnischen Stereotypen hängt von der unmittelbaren Wahrnehmung, der Kontaktsituation, Motivations- und Interessenlage, sozio-kulturellen wie individualpsychologischen Aspekten des Menschen ab. Dabei ist klar, daß das Bild vom anderen umso differenzierter ausfällt, je länger und intensiver der Kontakt ist. Außerdem spielt die Interessenslage eine nicht uneihebliche Rolle. Egoistische Motive können eine feindliche Einstellung und negative Stereotypen hervorrufen, die eine Selbstbehauptungs-, Abwehr- und Entlastungsfunktion übernehmen sollen.48 In der intelkulturellen Begegnung spielt die Gruppenzugehörigkeit eine entscheidende Rolle für die Perspektive, da das Fremdbild vom Eigenbild abgeleitet wird und ein Wertungs- und Verhaltensmuster vorgibt.49 Insgesamt bleibt festzuhalten, daß die relativ geringen kulturgeschichtlichen Kontakte von der fehlenden kolonialen Vergangenheit auf dem Subkontinent herrühren, was einerseits den Mangel an Primärerfahrungen und sekundär erworbenen Kenntnissen, etwa aus Berichten oder periodischen Zeitungen, nach sich zog, andererseits die heutigen Beziehungen entlastet. Der Aufschwung im 19. Jahrhundert durch Studien, Reisen und Handelsbeziehungen wurde dann durch expansionistische Interessen und die Weltkriege wieder zunichte gemacht, die dem Kontakt außerordentlich geschadet haben. Zwar hat sich das Fremdbild ohne koloniale Interessen entwickelt, aber dennoch hat die Neue Welt auch in unserer Geistes- und Kulturgeschichte eine große Rolle als Widerpart gespielt. Der Ethnozentrismus konnte, indem er das Heterostereotyp vom Autostereotyp ableitete, die Fremde idealisieren oder abwerten. Dieses ambivalente Fremdbild ist also nicht erst mit der modernen Zivilisationskritik der letzten Jahrzehnte entstanden, sondern hat tiefe Wurzeln. Viele der heutigen Vorstellungen von diesem Kontinent gehen noch auf diese Geschichte zurück, andere stammen erst aus den letzten Jahrzehnten (vgl. Kapitel m/8). Diese Geschichte des Kulturzusammenstoßes zwischen der Alten und der Neuen Welt hat es auch mit sich gebracht, daß die fremde Kultur bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts eurozentrisch ignoriert wurde, so wie auch die fremde Geschichte als Entdeckungsgeschichte verstanden wurde, die erst ab 1492 einsetzt.30 Da Lateinamerika die europäische Kultur meist auferlegt wurde, kann also heute eine kulturelle Begegnung selten affektfrei stattfinden. Dennoch hat nun nach einem langen europäischen Monolog der kulturelle Dialog begonnen.31

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(2) Die Auswärtigen Beziehungen zu Lateinamerika Eine entscheidende Rolle in unserer Lateinamerika-Wahrnehmung spielen die offiziellen und wirtschaftlichen Kontakte. Denn diese wirken sich in vielen anderen Bereichen aus, etwa in der Berichterstattung oder dem Kulturaustausch. Die (west-) deutsche Lateinamerika-Politik und die wirtschaftlichen Beziehungen zu diesem Kontinent manifestieren Stellenwert und Gewicht dieser Region in unserer Gesellschaft sowie unsere Interessen und Motivationen für einen Kontakt Wirtschaftliche und/oder politische Aktivitäten dort können die Kontakte stabilisieren und kulturellen Austausch, Berichterstattung, Partnerschaften und anderes voranbringen. Andererseits kann ihre Qualität aber auch einer Völkerverständigung oder dem Kulturaustausch im Wege stehen.

(a) Außen-, Außenwirtschafts- und Entwicklungspolitik Zuallererst sollte eine Selbstverständlichkeit in Erinnerung gerufen werden: die (west-)deutschen Prioritäten in der Außenpolitik liegen in der Europa-, Bündnis- und bisher der Ost-Politik. Erst danach rücken die Regionen der südlichen Hemisphäre in den Blick. In mancherlei Hinsicht bildet der wichtigste deutsche Bündnis-Partner, die USA, auch den Dreh- und Angelpunkt unserer Lateinamerika-Politik. Die USA haben aus naheliegenden geographischen, historischen, weit- und sicherheitspolitischen Gründen ein besonderes Interesse an ihren südlichen Nachbarn. Deutschland würde die Beziehung zu den USA nicht durch eine andere Lateinamerika-Politik gefährden und stimmt in Fragen der Unterstützung demokratischer Entwicklungen, der Stabilisierung der Region, der Menschenrechte und der Anerkennung der Zugehörigkeit des Subkontinents zur westlichen Welt mit ihnen überein. Dagegen haben wir dort keine unmittelbaren sicherheitspolitischen Interessen und im Vergleich zu den Nordamerikanem eine günstigere politisch-psychologische Position, die nicht dem Verdacht hegemonialer Bestrebungen ausgesetzt ist 1 Daß wir eine lange Tradition freundschaftlicher Beziehungen zum Subkontinent haben, ist in der Politik aber oft zur Floskel geronnen. So erklärte Bundeskanzler Helmut Kohl 1984 bzw. 1987: Durch eine lange, wechselvolle Geschichte und eine traditionsreiche wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit und Partnerschaft sind wir eng miteinander verbunden. Lateinamerika ist für uns ein wichtiger Teil der westlichen und der christlichen Welt.2

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Mit den Ländern Lateinamerikas verbinden uns traditionell gute und enge Beziehungen.3 Damit ist schon ein Grundwiderspruch in den Beziehungen angezeigt: Trotz dieser Beteuerungen, der historisch-kulturellen und okzidentalen Bindungen, dem Engagement vieler gesellschaftlicher Gruppen und der Wirtschaft haben wir keine entsprechende eigene Lateinamerika-Politik der Bundesregierung.4 Seit dem IL Weltkrieg war denn auch der Kontinent selber in unserer Lateinamerika-Politik oft nur sekundär: In den 50er und 60er Jahren war es im Zuge der Hallstein-Doktrin eine der Regionen der Dritten Welt, in der die Deutschland-Politik mit anderen Mitteln fortgesetzt wurde. Die Bundesrepublik unterhielt mit keinem Staat diplomatische Beziehungen, der die DDR anerkannte. So wurden z.B. 1963 die diplomatischen Beziehungen zu Kuba abgebrochen und erst 1975 wieder aufgenommen.3 Häufig wurde Lateinamerika auch innenpolitisch in der ideologischen Auseinandersetzung instrumentalisiert. Insbesondere Kuba und Chile, aber auch andere Länder und Ereignisse boten dazu immer wieder Gelegenheit.6 So hat es denn auch bis 1979 gedauert, daß Helmut Schmidt als erster bundesdeutscher Regierungschef Lateinamerika besuchte. Schon damals wurde gefordert, die außenpolitischen Beziehungen klar zu bestimmen und sich nicht länger hinter den "traditionell guten Beziehungen" zu verschanzen.7 Bis heute belastet hat diese Beziehungen das "braune Eibe': NSDAP-Gründungen in Lateinamerika und ihr Einfluß auf die deutschen Kolonien', teilweise verheimlichte Sympathien für die deutschen Militärs seitens einiger Lateinamerikaner, die Flucht alter Nazis nach Paraguay und Argentinien etc.8 Dennoch wäre es möglich und nur konsequent, Lateinamerika von seinem Randplatz in der deutschen Außenpolitik aufrücken zu lassen, ohne die Prioritäten völlig anders zu setzen. Dafür spricht Vieles: nicht nur eine gewisse Tradition und Konjunkturunabhängigkeit in den Beziehungen im Gegensatz zu anderen Uberseeischen Regionen. Auch die gemeinsame Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen und die wirtschaftliche Zusammenarbeit (dazu später näheres) - gerade auch als Gegengewicht zu den USA und unter Berücksichtigung der Abhängigkeit der Bundesrepublik von einer offenen Weltwirtschaft - legen dies nahe. Eine in Zukunft denkbare sicherheitspolitische Betroffenheit etwa bei einem NATO-Einsatz in der krisenanfälligen Region, die Mitverantwortung im Nord-Süd-Konflikt und die politische Glaubwürdigkeit wären andere Gründe. Die Glaubwürdigkeit ist nämlich in Gefahr, wenn wirtschaftlichen Interessen nachgegangen wird, der politische Dialog verweigert und gleichzeitig versichert wird, man akzeptiere die Verantwortung für eine von Spannungen und Beunruhigungen freiere Welt. Deutsche Waffenlieferungen in viele Länder hat diese Politik offenbar nicht verhindert.9

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Viel zu lange ist die besondere weltpolitische Stellung Lateinamerikas Ubersehen und nicht genutzt worden. Gemeint ist einerseits seine Zugehörigkeit zum Okzident, andererseits in wirtschaftlicher Hinsicht weithin die zur Dritten Welt. Es nützt nichts, die gegensätzlichen Interessen von Erster und Dritter Welt hinter den (kulturellen) Gemeinsamkeiten zu verstecken. Da der Kontinent als "verwandt" eingeschätzt worden ist, wurden bedenkenlos Konzepte wie "Demokratie", "christlich" oder "sozial" übertragen - was zu vielen Irrtümern und Mißverständnissen geführt hat. Auf der anderen Seite wurden die Interessenkonflikte übersehen, da die Bundesrepublik interessiert war und ist, ihre Position zu verteidigen, während Lateinamerika den Status Quo zu seinen Gunsten verändern möchte. Vielmehr gilt es nun, die Vermittlerfunktion zu nutzen und der wachsenden internationalen Bedeutung der lateinamerikanischen Stimmen, gerade im Nord-Süd-Konflikt, Rechnung zu tragen.10 In Lateinamerika hat ein Emanzipationsprozeß begonnen, der Westeuropa und Japan in der Außenpolitik als Gegengewicht zu den USA interessanter gemacht hat, der Integration und Kooperation innerhalb des Kontinents vorangebracht und der mit dem tercermundismo eine klare Position in der Diskussion um eine neue Weltwirtschaftsordnung bezogen hat. Die Deutschen haben diese neuen Fragen und Ansprüche bisher zu sehr verdrängt und wohl versucht, durch Nichtbeachtung die eigenen Interessen zu schützen. Die objektive Verknüpfung der deutschen Politik mit der lateinamerikanischen Situation wird außen vor gelassen.11 Neben diesen globalen politischen Veihältnissen kommt Lateinamerika auch ein Platz in der deutschen Entwicklungspolitik zu. Seit 1961 gibt es ein Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, doch in diesem Bereich war "Lateinamerika im Vergleich zu Asien und Afrika nie ein geographischer Schweipunkt der bilateralen öffentlichen Zusammenarbeit der Bundesrepublik Deutschland". Die Förderung durch staatliche Mittel reflektierte in Umfang und Qualität keinen spezifischen Stellenwert Lateinamerikas in der deutschen Politik.12 Von den 62 Milliarden DM Entwicklungshilfe bis 1983 entfielen nur 12% auf Lateinamerika, 37% dagegen auf Asien und 32% auf Afrika. So bekommt Indien zum Beispiel soviel wie Mittel- und Südamerika zusammen. Manche Länder wurden als Schwellenländer eingestuft, so daß auch die Armut großer Bevölkerungskreise dieser Länder nicht für die Hilfe relevant werden konnte; auf dem Subkontinent zählt nur Haiti zu den 31 ärmsten Ländern der Welt. Außer Vorbehalten gegen totalitäre Regimes und Menschenrechtsverletzungen betrachtete man den südlichen Halbkontinent schließlich auch als Einflußgebiet Nordamerikas und als ein Feld für Privatinvestitionen.13 Lateinamerika nicht zu den Entwicklungsländern zu zählen hat seine Wurzeln aber auch in der falschen Gleichsetzung von Okzident mit entwickelten Ländern, die Entwicklungsländer von der westlichen Zivilisation ausschließt und keine differen-

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zierte Einschätzung unterschiedlicher Grade von 'Unterentwicklung', gerade auch in verschiedenen Gebieten und Schichten erlaubt14 Zu der untergeordneten Bedeutung des Subkontinents für die Entwicklungshilfe kommt generell die Nachrangigkeit dieses Politikbereichs hinzu. Entwicklungspolitik ist im Bundestag ein seltener Fall:15 Die Entwicklungsländer erregen im Bonner Plenum nur dann die Gemüter, wenn es um Skandale geht oder um stark außenpolitische und ideologische Aspekte der Entwicklungshilfe. Stehen jedoch speziell entwicklungspolitische Themen auf der Tagesordnung, so schwindet das Interesse sehr schnell. [...] Wenig entwicklungspolitisches Bewußtsein in der Bevölkerung, wenig Interesse an diesen Fragen im Bundestag: Der zuständige Minister hat es nicht leicht.16 Es fehlt hier in diesen Fragen eine engagierte und informierte öffentliche Meinung, denn in dieser Situation ist es schwer, deutsche Steuermittel locker zu machen für Menschen, die in der Dritten Welt sitzen und hier keine Lobby haben. Der zuständige Ausschuß zählt zu den am schwächsten besetzten Gremien des Bundestages, wo der Streit um parteipolitische Interessen oft vor dem über Programme rangiert. Diese Inhalte sind auch kein Wahlkampfthema und finden bei der Bevölkerung wenig Gehör vor allem wenn es dabei um finanzielle Unterstützung geht oder wenn man erschütternd Konkretes aus einer Welt erfahren müßte, an deren Elend die Erste Welt mitschuldig ist. Die meisten Bürger würden für Entwicklungshilfe nicht mehr zahlen wollen und sehen sie als einen Bereich, in dem gekürzt werden könne, wenn der Staat sparen müsse. Kultusminister lassen Schulbücher und Curriculare passieren, in denen die Dritte Welt bestenfalls als Anhängsel aufgenommen wird oder aber haarsträubende Stereotypen (teilweise noch aus der Zeit des Kalten Krieges) weitertransportiert werden.17 Kritiker der Entwicklungshilfe schließlich sehen sie als Deckmantel für handfeste Eigeninteressen und als Almosen: Die offizielle Entwicklungshilfe braucht uns dabei nicht weiter zu beschäftigen; ihre politischen und ökonomischen Ziele sind ja kein Geheimnis. Hier geht es um Einflußgebiete, Rohstoffe, Exportinteressen. Die Entwicklungspolitik aller industriellen Mächte in Ost und West ist die Fortsetzung der Kolonialpolitik mit anderen Mitteln.18 Auch andere meinen, die Entwicklungshilfe habe die "industrielle Conquista" nicht aufheben können, vielmehr würde sie zu einem "symbolischen Sühneopfer für riesige Ausplünderungsprozesse pervertiert", zum "Feigenblatt kommerzieller Gewinnmaximierung", mit dem sich unsere Gesellschaft von der Verpflichtung zur Veränderung des Systems freikaufen wolle und so eine Gleichberechtigung verhindere. Gründe ge-

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gen Entwicklungshilfe kommen in der Bevölkerung aber auch aus ganz anderen Richtungen: da werden beispielsweise die politische Unreife und mangelnde Leistungs- und Veränderungsbereitschaft der Länder angeführt Schließlich gibt es auch jene, die einfach die eigenen Probleme als vorrangig betrachten (und dabei die internationale Verflechtung nicht mitreflektieren). Bei ihnen hat Entwicklungshilfe bestenfalls eine politische und wirtschaftspolitische Stabilisierungsfunktion, die in unserem Interesse liegt Humanitäre Motive oder gar der Antrieb, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, sind da - wenn überhaupt - die einzig uneigennützigen Motivationen.19 Die Entwicklungspolitik hat also hierzulande sowieso nur einen geringen Stellenwert, ist zudem umstritten und schließt Lateinamerika weitgehend aus. Eine kleine Lobby hat Lateinamerika jedoch in den Initiativgruppen: die Jugendverbände der Kirchen haben sich seit jeher für die Entwicklungsländer interessiert, jedoch lange nur im Sinne von Almosen und caritativen Aktivitäten im Dienst der Mission.20 Chile brachte dann eine große Solidaritätsbewegung in Westdeutschland ins Rollen. Etwa SO Chile-Kommitees und die Chile Nachrichten wurden ins Leben gerufen. Die Entrüstung und das Interesse ging jedoch weit über die Linke hinaus. Nicht von der Hand zu weisen ist das Argument daß selbst hier, wo Chile nun zum Modellfall gesellschaftspolitischer Prozesse erklärt und so auf die Bundesrepublik rückbezogen wurde, der Kontinent für die innenpolitische ideologische Auseinandersetzung mißbraucht wurde.21 Inzwischen gibt es zahlreiche politische Stiftungen, kirchliche, kulturpolitische, kulturelle, universitäre und politische Gesellschaften, Vereine und Aktionsgruppen sowie Informationsorgane, die sozusagen unterhalb des politischen Vakuums die Beziehungen aufrechterhalten.22 Eine herausragende Rolle in den deutsch-lateinamerikanischen Beziehungen kommt dagegen der Wirtschaftspolitik und dem Handel zu, obwohl der Anteil des Subkontinents am deutschen Außenhandel mit 3,5% der Exporte und 3% der Importe (1981) relativ gering ist. Dagegen gehen aber zwei Drittel aller deutschen privaten Investitionen in der Dritten Welt nach Lateinamerika.23 Allerdings hat Lateinamerika im Bereich der wirtschaftlichen Kooperation nicht mehr den Rang, den es noch in den 50er und 60er Jahren besaß. Bis 1987 ist der Anteil an den gesamten deutschen Ausfuhren sogar bis auf 2% und der Einfuhren auf 2,8% bei weiter rückläufiger Tendenz zurückgegangen, während die Direktinvestitionen noch bei insgesamt 10% liegen, das entspricht ungefähr 50% aller bundesdeutschen Investitionen in Entwicklungsländern.24 Die Bundesrepublik ist mit ungefähr 1000 Finnen in Iberoamerika vertreten und konzentriert sich in ihrem wirtschaftlichen Engagement auf Brasilien, Argentinien und Mexiko. Es überwiegen trotz technologischer Zusammenarbeit und dem Engagement gesellschaftlicher Gruppen noch immer überkommene Austauschverhältnisse: Mineralien und Agrarprodukte gegen Industrieware. 80% der lateinameri-

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tonischen Exporte sind noch immer Grundstoffe, vor allem Nahrungsmittel.25 Innerhalb der EG ist die Bundesrepublik das engagierteste Land in Lateinamerika und ist daher aufgerufen, eine entsprechende Politik stärker zur Geltung zu bringen.26 Die deutsche Wirtschaft fürchtete in dieser Region immer wieder den Schuldenberg, die demographische Explosion, destabile Regierungen und die Unsicherheit ihrer Absatzgebiete.27 Die herausragende Bedeutung der Wirtschaftsbeziehungen kommt auch nicht von ungefähr: Nach ersten Kontakten noch in der Kolonialzeit wurden diese besonders nach der Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien durch die Hansestädte und die deutschen Einwanderer fortgeführt. Vor dem I. Weltkrieg war Deutschland nach Großbritannien mit einem Anteil von 18% sogar der zweitwichtigste Lieferant auf den lateinamerikanischen Märkten! Nach dem II. Weltkrieg kletterte der Anteil von 3,4% (1950) noch einmal in den 60er Jahren auf über 10%, bis in den 70er Jahren Japan Deutschland vom zweiten Platz hinter den USA verdrängte.28 Das privatwirtschaftliche Engagement ist also - vor allem im Vergleich zur offiziellen deutschen Entwicklungszusammenarbeit - durchaus ausgeprägt Lateinamerika ist nach den USA zur wichtigsten Anlageregion für deutsche Direktinvestitionen geworden und dort mit eigenen Produktionsstätten und Tochtergesellschaften präsent.29 Diese Präsenz zog es nach sich, daß zunehmend deutsche Geschäftsbanken den lateinamerikanischen Finanzierungsbedarf deckten und so zum lateinamerikanischen Wirtschaftswachstum bis Anfang der 80er Jahre beitrugen. Gleichzeitig aber baute sich eine hohe Auslandsverschuldung auf, die nun zum wichtigsten Problem der Wirtschaftskrise geworden ist, die das gesamte westliche Finanzsystem zum Einsturz bringen könnte.30 Kennzeichnend für die deutsch-lateinamerikanischen Wirtschaftsbeziehungen ist einerseits ihre Asymmetrie: hier Industrieware und Kapitalgüter - da Rohstoffe. Darüber hinaus hat die Bundesrepublik als Partner für Lateinamerika eine viel größere Bedeutung als umgekehrt. Andererseits ist die Beziehung seit Eintritt der Bundesrepublik in die EG nicht mehr nur bilateral, sondern wird durch die Handelspolitik der Gemeinschaft geprägt. Das äußert sich vor allem im gemeinsamen Agrarmaikt und in der Assoziierungspolitik gegenüber ehemaligen Kolonien. Die Wünsche der Lateinamerikaner zielen aber gerade auf die Bundesrepublik, die überdies keine eigenen Veipflichtungen gegenüber ehemaligen Kolonien hat. Die europäische Marktabschottung, subventionierte Konkurrenz und Protektionismus sowie die nicht immer gewährleistete Wettbewerbsfähigkeit der lateinamerikanischen Erzeugnisse belasten die Handelsbeziehungen stark und haben eine rückläufige Bilanz zur Folge gehabt.31 Deutschland ist also in Lateinamerika wirtschaftlich überaus aktiv, möchte innerhalb der EG auch von den gerade für Lateinamerika ungünstigen agraiprotektionisti-

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sehen Maßnamen nicht lassen, verteidigt konsequent seine wirtschaftspolitischen Interessen, ohne dies zumindest mit 'Almosen' aus der Entwicklungshilfe-Kasse abzufedern oder sich gar den wirtschaftlichen Beziehungen entsprechend fiir eine eigene Lateinamerika-Politik stark zu machen. Denn die müßte unweigerlich an den Verhältnissen zwischen Erster und Dritter Welt ansetzen.

(b) Kultur und Politik - Kulturpolitik Die Kulturpolitik ist da, wo sie auswärtige Kulturpolitik betrifft, ein Teil der allgemeinen Außenpolitik und als solche von den langfristigen Interessen des Staates sowie der Tagespolitik abhängig: Sicher ist auswärtige Kulturpolitik, wie auch jeder andere Teil jeder Außenpolitik, Interessenpolitik. Und es ist und bleibt das legitime Bestreben auswärtiger Kulturpolitik, die eigene Kultur im Interesse des eigenen Staates international wirksam werden zu lassen. Falsch wäre es jedoch, auswärtige Kulturpolitik in Anlehnung an machtpolitische Kriterien betreiben zu wollen. Sicher ist Außenpolitik immer auch Machtpolitik. [...] Unstreitig ist auch, daß die Kultur der anerkanntermaßen .Mächtigen' unter den Staaten auf Grund von deren Macht mehr Gewicht bekommen oder von diesen - ä la 19. Jahrhundert - für Zwecke der eigenen Machtpolitik eingesetzt werden kann.32 Tatsache ist, daß offiziell und in zahllosen Politikeraussagen die auswärtige Kulturpolitik als einer der tragenden Pfeiler der Außenpolitik angesehen wird, wobei sie diese ergänzen soll, nicht aber ersetzen kann.33 Daß die Kulturen der 'Mächtigen' mehr Gewicht haben in dieser Welt, das kennen wir aus eigener Erfahrung: Nach 1945 kamen mit den Siegermächten auch ihre Bücher, ihre Sprachen. Sie errichteten eigene Kulturinstitute und nahmen Einfluß auf das deutsche Erziehungssystem.34 Inzwischen haben wir aber auch eigene aktive Erfahrungen damit: Mit deutscher Ware, deutschen Firmen und Investitionen haben wir auch verstärkt deutsche Kultur nach Lateinamerika gebracht: In der Tat ist keine andere Region der Welt derart engmaschig überzogen mit kulturpolitischen Institutionen aus der Bundesrepublik. [Denn:] Zu keiner anderen Region der Dritten Welt knüpfte die Bundesrepublik so intensive wirtschaftliche Kontakte.35 Wo sich politisch und wirtschaftlich ungleiche Partner gegenüberstehen, da kann es auch kulturpolitisch nicht anders sein. Allerdings sehen manche gerade den kulturellen Bereich als Möglichkeit zu echtem Dialog von gleich zu gleich,36 während anderen auch in der Kulturpolitik die Asymmetrie und Einseitigkeit analog zu Wirt-

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schaft und Politik auffällt, und sie im Extremfall sogar von "Kulturimperialismus" oder "Kulturkolonialismus" sprechen37: Die Imparität der ,Partner' Bundesrepublik und lateinamerikanische Länder ist krasse Realität. [...] Lateinamerika ist übersät mit Goethe-Instituten, deutschen Schulen und deutschen Industriebetrieben. Indessen existiert in der Bundesrepublik kein einziges Kulturinstitut eines lateinamerikanischen Landes.38 Die kulturellen Beziehungen der Bundesrepublik zu diesen Ländern haben in den ersten zwei Jahrzehnten ihres Bestehens vor allem unter der deutsch-deutschen Teilung und dem aus den negativen Erfahrungen der nationalsozialistischen Vergangenheit resultierenden starken kulturellen Selbstdarstellungsbedürfhis der Deutschen gelitten. Der Ost-West-Konflikt zog sich auch mitten durch die Kulturpolitik: Die deutsche Teilung wurde als Konfrontation erlebt, die Wettbewerbs- und Konkurrenzdenken - gerade auch zwischen den Goethe- und Herder-Instituten in der Dritten Welt - hervorrief, die Vermittlung deutscher Kultur auf zwei Staaten bei einem Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik verteilte, und sich hierzulande in Doppelübersetzungen für den ost- und westdeutschen Buchhandel ausdriickte. Unser ureigenstes Problem wurde also, teilweise von Lateinamerikanern mit Irritation betrachtet, auf diese Schauplätze verlagert.39 Die Qualität der bundesrepublikanischen Kulturarbeit war in dieser Zeit besonders stark durch Selbstdarstellung gekennzeichnet, deswegen war im nachhinein auch häufig vom "Kulturexport" nach Lateinamerika die Rede. In den 70er Jahren begann dann ein Umdenkungsprozeß, der seither eine Welle von (Lippen-)Bekenntnissen zu "Kulturaustausch", "Partnerschaft", "Geben und Nehmen", "Intemationalität" und "Weltoffenheit", "Wechselbeziehungen" und der nunmehr überwundenen "Einbahnstraße" hervorgebracht hat.40 Zwar hat sich einiges getan in den kulturellen Beziehungen, doch von einer Annäherung der kulturpolitischen Verhältnisse kann bis heute keine Rede sein. Die Bundesrepublik pflegt in 20 Goethe-Instituten, mehr als 50 deutschen Schulen sowie weiteren Siedler-, Botschafts- und Firmenschulen, deutschen Kindergärten und den 'deutschen Kolonien', mittels Deutsche Welle und Deutschlandfunk unsere Kultur auf dem Subkontinent.41 Dem steht nichts Gleichwertiges von lateinamerikanischer Seite bei uns gegenüber, vor allem natürlich aus ökonomischen Gründen. Das heißt, die Bundesrepublik ist aktiv, während die lateinamerikanischen Staaten zur Passivität gezwungen sind.42 Darüber hinaus ist auch an der Zielgruppenorientiening der bundesdeutschen Kulturpolitik Kritik geübt worden: sie spreche nur die dortigen Oberschichten mit einem elitären Kulturangebot an (was die Außenorientierung dieser

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Länder fördere), zähle zu sehr mit den Eliten als Multiplikatoren, sie habe eher Expertenschulen für deutsche Kinder denn Begegnungsschulen mit Kindern des Gastlandes entstehen lassen usw.43 Die "Leitsätze" dagegen betonen ausdrücklich, daß Kultur heute kein Privileg einer Elite mehr sei, sondern ein Angebot an alle darstellet Konkret sieht die auswärtige Kulturpolitik so aus, daß die Bundesrepublik sowohl wegen der belastenden Erfahrungen staatlicher Kulturpolitik vor 1945 als auch wegen des föderativen Prinzips der Länder nicht direkt, sondern nur über z.T. neugegründete Mittlerorganisationen in Erscheinung tritt Diese Mittler werden staatlich subventioniert und von den staatlichen Stellen koordiniert; ihre Aufgabenstellung und sachliche Abgrenzung ist teilweise fließend. Im wesentlichen sind dies das Goethe-Institut, Inter Nationes, das Institut für Auslandsbeziehungen, der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die Alexander-von-Humboldt-Stiftung. In der Bundesrepublik übernehmen weiteihin die Arbeitsgemeinschaft Deutsche LateinamerikaForschung (ADLAF), das Ibero-Amerikanische Institut, Deutsch-Iberoamerikanische Clubs und Gesellschaften und andere Institute wichtige Funktionen im Kulturaustausch.45 Insgesamt sind die Schweipunkte der Kulturarbeit im Ausland noch immer gleich: Sprachvermittlung, kulturelle Repräsentation, Schule, Hochschule und Wissenschaft.46 Diese Gewichtung wird nirgends deutlicher als in der finanziellen Unterstützung. Generell betrug der Kulturetat des Auswärtigen Amtes 1980 etwa 642 Millionen DM, wovon immerhin 42,7% für die Dritte Welt bestimmt waren und davon wiederum über die Hälfte für die deutschen Auslandsschulen. Lateinamerika bekommt etwa die Hälfte der Mittel für die Dritte Welt (zum Vergleich: 17% gehen nach Asien und 14% an das Afrika südlich der Sahara). So manifestiert sich die fast genau umgekehrte Gewichtung dieser Dritte-Welt-Regionen bei der Entwicklungshilfe einerseits und der auswärtigen Kulturarbeit andererseits.47 Von den kulturrelevanten Ausgaben des Auswärtigen Amtes in Lateinamerika gingen 59,7% (oder 78,7 Millionen DM) an den Schulfonds und 37,6% (oder 49,6 Millionen DM) an den Kulturfonds. Das bedeutet vor allem, daß die deutschen Schulen in Lateinamerika absolut überproportional gefördert werden. Von den Anfang der 70er Jahre 90.000 Schülern in deutschen Auslandsschulen lernten 40.000 allein in Lateinamerika Deutsch; daher unterrichteten von den ungefähr 1.500 deutschen Lehrern im Ausland auch 500 in Lateinamerika - und dies bei 70% Subventionen. Hinzu kommen noch Hochschullehrer und Lektoren, die in Lateinamerika tätig sind. Interessant ist auch ein detaillierter Blick auf die einzelnen Positionen des Kulturfonds: da entfallen insgesamt zwei Drittel allein auf den Hochschul- und Institutsbereich, nämlich 36,4% auf Wissenschaft/Hochschule und 34,58% auf Kulturinsti-

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tute/Kultur/Gesellschaften; abgeschlagen dahinter rangieren Medienprogramme inklusive Büchern mit 12,16%, Jugend/Sporl/Kirchen mit 8,27% oder Kunst/Ausstellungen/kulturelle Programme mit 7,83%.48 Bemerkenswerterweise bewirtschaftet aber das Auswärtige Amt nur etwa ein Drittel der jährlichen Kultur-Milliarde im Ausland - im übrigen entfällt dieser Etat auf zehn weitere Bundesministerien. So wendet das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung und Wissenschaft etwa doppelt soviel auf wie das Auswärtige Amt (1975 waren es 47 Mio. DM).49 Festzuhalten bleibt also, daß wir jährlich mindestens eine Kultur-Milliarde fürs Ausland zur Verfügung haben, von der ein nicht unerheblicher Teil nach Lateinamerika geht. Fließend und verwirrend sind dabei die Aufgaben- und Zuständigkeitsaufteilungen sowohl zwischen den Bundesministerien als auch zwischen den einzelnen vor Ort aktiv werdenden Mittler-Organisationen. Traditionell bevorzugt werden dabei die deutschen Auslandsschulen und Goethe-Institute sowie Hochschul-Kontakte mit Stipendienvergabe. Bei einer derart intensiven Kulturarbeit in Lateinamerika fragt man sich, ob diese überhaupt nachgefragt oder bloß penetrant angeboten wird und ob diesem Angebot oder 'Export' auch Entsprechendes im Inland gegenübersteht. Daß die lateinamerikanischen Länder selbst kaum in der Lage sind, sich hier mit einer ähnlichen kulturellen Infrastruktur' darzustellen, ist bereits erwähnt worden und braucht wohl nicht näher erläutert zu werden. Wenn also echte Parität unmöglich ist, so könnte doch eine auswärtige Kulturpolitik im Inland zu mehr Austausch verhelfen. Ist es undenkbar, daß wir den Lateinamerikanern Mittel zur Verfügung stellen (ohne inhaltliche Auflagen selbstverständlich), um sich selbst hier als ganzer Kulturraum mit vielen Nationen in einem Kulturinstitut darzustellen? Soll man ganze Kulturkreise außen vor lassen, nur weil sie sich hier kaum selbst repräsentieren können? So kommt es, daß wir 'Amerika-Häuser' haben, die aber nur 'USA-Häuser' sind. Jenseits des Bereichs 'Kulturinstitute' gibt es allerdings verschiedene Formen des Austausches und der Zusammenarbeit. Seit wir 1956 mit Chile als erstem lateinamerikanischen Land ein Kulturabkommen abgeschlossen haben, kamen zwar wegen des Kulturföderalismus der Bundesländer und anderer Schwierigkeiten bis 1977 nur vier weitere hinzu. Doch existieren bereits etwa 36 lateinamerikanisch-deutsche Hochschulpartnerschaften, wenn auch lateinamerikanische Gastdozenturen sehr selten sind. Unter den ausländischen Studenten an deutschen Universitäten stellen die Lateinamerikaner mit zum Beispiel 2.711 Studenten im Wintersemester 1980/81 eine relativ kleine Gruppe; unter ihnen waren die Chilenen und Peruaner am stärksten vertreten, ungefähr 22% studierten Sprache und Literatur, 17% Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften. Ein Drittel von ihnen studierte mit einer Förderung von deutscher oder lateinamerikanischer Seite. Von den 2.042 Stipendiaten des DAAD im

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Jahre 1972 kamen z.B. 482 aus Lateinamerika. Obwohl es inzwischen auch "surplace-Stipendien" gibt, studiert die künftige Elite noch immer gern in Europa - ein Umstand, der, so vorteilhaft er auch für Ansätze zu einem Austausch und filr die Präsenz Lateinamerikas in unserer Gesellschaft sein mag, auf die lange Geschichte der Orientierung an Europa zurückweist50 Ein wichtiger Schritt für eine Kulturpolitik im Inland wäre die Förderung der Fremdsprachenkenntnisse. Doch da konkurriert Spanisch mit anderen modernen Fremdsprachen, die hier Priorität genießen; lange war Spanisch an Schulen, Hochschulen und in der Erwachsenenbildung eine Randerscheinung und ist es im allgemeinen immer noch (vgl. dazu ausführlicher Kapitel m/4). Das Ibero-Amerikanische Institut in Berlin, die größte spezialisierte Bibliothek in Europa, arbeitet überdies auch mit der ADLAF, dem DAAD und der Humboldt-Stiftung zusammen. Daher können auch lateinamerikanische Wissenschaftler mit Stipendien dort am Institut arbeiten.51 Das Institut für Auslandsbeziehungen (mit Günter W. Lorenz als langjährigem Lateinamerika-Referenten) hat bisher zahlreiche Kolloquien und Schriftstellertreffen mit lateinamerikanischer Beteiligung organisiert und in der Zeitschrift für Kulturaustausch auch ein Forum für diese Fragen (vgl. dazu auch Kapitel IV/1). Inter Nationes organisiert z.B. die Besucher-Programme und gibt mit Humboldt ebenfalls ein Blatt heraus, das hier eine Plattform für iberoamerikanische Autoren und ihre Kultur ist.32 Eine andere Möglichkeit zur Förderung des Kulturaustausches ist die Unterstützung von Publikationen: im Erdmann Verlag sind jahrelang auch aus öffentlichen Mitteln subventionierte Anthologien oder andere Werke lateinamerikanischer Autoren erschienen.53 Eine effektive Förderung ist besonders auch durch Unterstützung der Verlage bei den Übersetzungskosten möglich und teilweise nötig: Seit 1984 finanziert die Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V. Programme aus freien Mitteln des Kulturetats und hat so eine der bisherigen Aufgaben von Inter Nationes übernommen. Jährlich können hier etwa 10 Titel durch Übersetzungskosten-Zuschüsse gefördert werden. Ein wichtiges Auswahlkriterium ist dabei, wenn möglich eine echte Lücke in Deutschland zu schließen, so daß in den letzten Jahren afrikanische oder asiatische Titel Vorrang vor lateinamerikanischen hatten, die schon stärker auf dem Markt vertreten sind. Die Gesellschaft ist außerdem als 'Literaturagent' für Autoren aus der Dritten Welt tätig und gibt eine Zeitschrift heraus, die Literaturnachrichten. Sie engagiert sich für die Überwindung des Ethnozentrismus und will kurzfristigen 'Strohfeuern' wie Großveranstaltungen eine gewisse Kontinuität entgegensetzen.54 Der Evangelische Entwicklungsdienst sponsort ebenfalls mit Übersetzungskosten-Zuschüssen die Dritte-Welt'Literatur.55 Zum infrastrukturellen Gerüst des Kulturaustausches zählen weiterhin größere und kleinere deutsch-iberoamerikanische Gesellschaften, die teilweise öf-

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fentlich unterstützt werden und manchmal auch Spanischunterricht anbieten. Ansonsten tritt die Bundesrepublik auch ab und an als Financier von Kultur-Festivals der Dritten Welt und ähnlichen Veranstaltungen auf. Insgesamt wird hier augenfällig, daß wir in Lateinamerika institutionell und finanziell wesentlich besser ausgestattet sind als der Kulturaustausch im Inland. Vor allem fehlt es hierzulande an der strukturellen Verankerung des Kulturaustauschs: es fehlen entsprechende Kulturinstitute und eine stärkere Präsenz auf dem Bildungssektor. Alle anderen Aktivitäten der Organisationen wirken deshalb - so wertvoll und hilfreich sie im einzelnen auch sein mögen - wie Flickwerk. Das ein oder andere Festival oder eine subventionierte Übersetzung sind sehr willkommen und teilweise unersetzlich, aber ihre Wirkung kann nur begrenzt sein, wenn kulturelle Begegnung nicht kontinuierlich gewährleistet ist.

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(3) Lateinamerika in den Massenmedien: Kommunikation und Informationsfluß Die beschriebenen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen der Bundesrepublik zu Lateinamerika wie auch iibeihaupt die internationalen Beziehungen spiegeln sich in den Kommunikationsveihältnissen wieder: Lateinamerika ist in eine internationale Kommunikationsstmktur eingebunden, die einseitig auf die Metropolen in Nordamerika und Westeuropa ausgerichtet ist. Die in dieser Struktur operierenden transnationalen Medienkonzerne befriedigen nordamerikanische und westeuropäische Interessen. Abhängigkeit ist nicht nur die zentrale Kategorie, die Lateinamerikas Verhältnis in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht zu den Industrieländern beschreibt, dieselbe Abhängigkeit findet sich auch im Kommunikationswesen Lateinamerikas.1 Das Ringen um eine neue Weltwirtschaftsordnung im Nord-Süd-Dialog findet sein Pendant in Bemühungen um eine neue Weltnachrichtenordnung. In der Auseinandersetzung der Industrieländer mit den Ländern der Dritten Welt erlangte die Frage des Nachrichtenwesens und des Informationsflusses in den 70er Jahren zentrale Bedeutung und spitzte sich 1976 durch die Forderung eines kollektiven Nachrichtenpools seitens der Blockfreien zu. In Lateinamerika war früher als in der übrigen Dritten Welt diese Variante der "Einbahnstraße" erkannt worden.2 Die wichtigste Rolle in diesem Streit um die internationale Kommunikationspolitik spielt die historisch, politisch und technisch-strukturell begründete Vormachtstellung der westlichen Nachrichtenagenturen und darüber hinaus die Befürchtung der westlichen Welt, die ungehinderte Informationsfreiheit werde durch den Pool ausgehöhlt3 Die Dominanz der westlichen Nachrichtenagenturen erstreckt sich so weit, daß Dritte-Welt-Länder nicht nur über das Weltgeschehen, sondern auch Uber andere Dritte-Welt-Länder, ja sogar Nachbarländer aus westlichen Quellen informiert werden via New York, London oder Paris. Auch hier wiederholt sich das enorme Gefälle: Die Entwicklungsländer werden über westliche Quellen informiert, während die Industrienationen nur in relativ bescheidenem Umfang und lückenhaft Nachrichten über die Dritte Welt erreichen.4 Die 'Großen Vier' auf dem lateinamerikanischen Nachrichtenmaikt und in der übrigen Dritten Welt sind Associated Press (AP), United Press International (UPI), Agence France Press (AFP) und Reuters. Alle anderen sind von deutlich nachgeordneter Bedeutung: etwa die spanische Efe, die italienische ANSA oder der Lateinamerika-Dienst von dpa. Die lateinamerikanischen Agenturen sind allenfalls von regio-

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naler Bedeutung und mehrere Länder haben sogar noch gar keine Agentur, das heißt, dort ist die Vorherrschaft der großen Weltagenturen ungebrochen. In Lateinamerika verbreiten die US-Agenturen ihre Meldungen direkt Uber Landes-Büros an die inländischen Abnehmer, alle anderen Meldungen aus aller Welt dagegen gehen über die Zentrale. Die vier großen Agenturen haben einen riesigen Anteil am Nachrichtenangebot: obwohl Lateinamerika der Dritte-Welt-Kontinent mit dem höchsten Entwicklungsniveau der Medien ist, stammen die Informationen beispielsweise in den 14 wichtigsten Tageszeitungen zu 40% von UPI, zu 31% von AP und im übrigen hauptsächlich von AFP und Reuters. Diese Strukturen bedeuten für den Subkontinent, daß generell die Mehrzahl (etwa 60%) der zirkulierenden Informationen aus Nordamerika stammen.5 Dies zieht eine stärkere Berücksichtigung von Ereignissen in den Industriestaaten als von solchen des lateinamerikanischen Subkontinents nach sich, da sich der Nachrichtenwert nach ihnen bemißt. In den Industrieländern wird bestimmt, welche Ereignisse zu Nachrichten werden und dort liegt auch der Schwerpunkt der journalistischen Arbeit (Lateinamerika macht bei den großen Agenturen nur 3-5% der Nachrichten aus). Ereignisse in Lateinamerika werden bereits schon durch dies System diskriminiert, es sei denn, sie tangieren internationale Interessen wie z.B. die ölpreise. Außerdem ist nicht nur die bloße quantitative Voreugsposition kritisiert worden, sondern auch die Deutung und Wertung des Weltgeschehens nach Maßstäben der Industrieländer, das Aufdrängen einer unangemessenen oder ihnen zuwiderlaufenden Weltsicht, die "westliche Verzerrung ihrer eigenen Wirklichkeit" oder gar das Auslöschen der Kulturen der sogenannten Peripherie. Das 'Falsche', 'Unzutreffende' oder "Verzerrte' in der Berichterstattung liegt also nicht nur an unserem "Bild' von Lateinamerika, sondern hat seine Wurzeln bereits in dieser Produktionslogik der Massenmedien.6 Kein Wunder, daß bei diesen Strukturen die Weltagenturen von Lateinamerikanern als "Organe politischer Macht" wahrgenommen werden und in Verdacht geraten, "als Orientierungsinstrumente der weltpolitisch Stärkeren mißbraucht zu werden und de facto als Transmissionsriemen westlicher Machtpolitik zu dienen".7 Um diese Situation zu verändern und einen aus Sicht der Dritten Welt ausbalancierten, ausgewogenen Informationsaustausch in beide Richtungen mit dem Ziel der "Entkolonialisierung der Information" zu erreichen, wurde ein Nachrichtenpool von 16 überwiegend afrikanisch-arabischen und asiatischen Agenturen sowie der jugoslawischen Tanjug gegründet. Das Pool-Konzept basierte auf der Souveränität jeder Mitgliedsagentur, dem Prinzip der Nichteinmischung und ihrem staatlichen Charakter. Es war also auch mit offiziellen oder regierungsgenehmen Meldungen zu rechnen. Das Recht auf staatlichen Eingriff in den internationalen Informationsfluß wurde

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schließlich zum Streitpunkt in der UNESCO mit einem Abstimmungsergebnis zugunsten des Westens.8 Auch in Lateinamerika hat es im Bereich der Agenturen seit den 70er Jahren zahlreiche Eigeninitiativen gegeben, teilweise auch gefördert durch bundesdeutsche Medienhilfe im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe, damit neue Abhängigkeiten vermieden werden.9 Bisher hat sich aber nur wenig an den internationalen Informationsstrukturen geändert. Wie auch auf vielen anderen Gebieten erweist sich der Begriff 'NordSüd-Dialog' als geschöntes Bild, denn bisher verläuft der Informationsfluß einseitig von Nord nach Süd.10 Die westlichen Industrienationen haben also eine eigene Infrastruktur für den Nachrichtenfluß in Lateinamerika, die von den jeweiligen Auslandskorrespondenten der Agenturen, Rundfunkanstalten und Zeitungen gebildet wird. Dabei versteht sich das Schwergewicht auf die USA und Westeuropa von allein: 62% aller Agentur-Korrespondenten der Industrieländer arbeiten in diesen Regionen, während (immerhin) 11% in Lateinamerika tätig sind. Die dpa etwa hat 17 Niederlassungen in verschiedenen Teilen des Subkontinents, die ARD dagegen nur je einen Hörfunk- und einen Fernsehkorrespondenten in Mexico-Stadt und Buenos Aires. Bis vor einigen Jahren mußte sogar ein einziger ständiger ARD-Korrespondent den ganzen Subkontinent 'covern' und wurde dabei nur von einem rotierenden Korrespondenten des SWF (8-20 Monate lang), der innerhalb der ARD die Berichtshoheit über Lateinamerika hat, unterstützt. Das ZDF verfügt ebenfalls nur über je ein Studio in Caracas für die nördliche Hälfte und Rio für die südliche Hälfte (Stand 198S bzw. 1986). Hinzu kommen noch ungefähr fünf Korrespondenten großer Zeitungen - darunter die FAZ, die SZ und das Magazin DER SPIEGEL. Von diesen Standorten aus "bedienen' diese Korrespondenten den gesamten Subkontinent. Außer ihrer kontinuierlichen Berichterstattung kommen höchstens noch Berichte freier Journalisten oder von Sonderkorrespondenten zu uns.11 Die Verhältnisse, in und unter denen die Auslandskorrespondenten arbeiten, haben einen entscheidenden Einfluß auf ihre Berichterstattung. Allein schon ihre geringe Anzahl in Relation zum Berichtsgebiet verdeutlicht, daß Entwicklungen in 10-20 heterogenen Ländern schwerlich genau erfaßt und dann auch so nach Europa vermittelt werden können. So kommt es auch, daß neben der redaktionellen Ereignisorientierung auch die räumliche Standortverteilung der Auslandsbüros und -studios die Bevorzugung oder Vernachlässigung bestimmter Länder oder Berichtsorte bedingt, vor allem natürlich in der tagesaktuellen Berichterstattung. Immerhin ist jedoch die Verteilung der Beiträge auf die Dritte-Welt-Länder am wenigsten ungleich im Fall Lateinamerikas.12 Plausibel erscheint die Tatsache, daß gerade die Orte zu Umschlagplätzen des internationalen Nachrichtenmarktes werden, an denen gute Flugbedin-

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gungen, eine liberale Nachrichtengestaltung, Agenturen, ein demokratischer Regierungsstil, ein Devisenmarkt und technische Möglichkeiten zusammenfallen.13 Denn die Arbeitsbedingungen eines Auslandskorrespondenten in Lateinamerika unterliegen vielfältigen Zwängen und Behinderungen, besonderen Umständen und Belastungen: In vielen Ländern steht die Zensur und Selbstzensur des Journalisten auf der Tagesordnung. Er kann leicht in die Tretmühle der Machthaber geraten und muß teilweise unter Kriegs- und Ausnahmerecht wie mangelnder Pressefreiheit bei gleichzeitig großer Bürokratie arbeiten. Im Gegensatz zur Informationsflut eines deutschen Bundespresseamtes sieht er sich einem Mangel an Nachrichten gegenüber und muß sich diese selbst beschaffen, kann dabei (in-)direkt behindert werden und muß sich auf seine guten Beziehungen verlassen, wobei sich mit Regierungswechseln die Arbeitsbedingungen verändern und die Kontakte verlorengehen können. Sind Texte zur Zensur vorzulegen, braucht der Journalist eines tagesaktuellen Mediums gar nicht erst mit der Arbeit zu beginnen. Er hat gerade dort mit Nachrichten- und Ausgangssperre zu rechnen, wo es für die Medien interessant wird. Manche Korrespondenten finden (auch wegen der Sprachprobleme) schwer Zugang zur einheimischen Bevölkerung und bewegen sich überwiegend in Diplomaten- und ausländischen Firmenvertreter-Kreisen und einer europäisierten Oberschicht. Hinzu kommt, daß die Korrespondenten bei ihrer Ankunft in Lateinamerika in der Regel keine Lateinamerika-Experten sind und auch keine Chance haben, sich wirklich auf den Kontinent einzulassen, da sie normalerweise nur vier Jahre dort bleiben. Damit soll erreicht werden, daß sie die Verbindung zum heimischen Publikum nicht verlieren. Sie sollen als Mittler fungieren, werden aber so sehr 'an der kurzen Leine' gehalten, daß sie ihre eurozentrische Perspektive auf keinen Fall infrage stellen oder gar ablegen können. Diese Perspektive paart sich häufig mit der (un-)bewußten Identifikation mit den Herrschenden im eigenen und im Berichtsland. Dabei wird besonders den Fernseh-Korrespondenten eine große Verantwortung aufgeladen, weil sie konkurrenzlos sind, der Zuschauer die Berichte oft als 'neutrale' Information anstatt einer persönlichen Sicht der Verhältnisse auffaßt, und die Wirkung der Femseh-Bilder sehr stark ist. Dazu kommt die Arbeitsbelastung etwa eines ARD-Hörfunk-Korrespondenten, der für zehn Rundfunkanstalten mit bis zu zehn aktuellen Sendungen am Tag ständig Sendefertiges von sich geben muß - für die Mittagssendungen auch in der Nacht.14 Einschränkungen resultieren aber nicht nur aus der Situation in ihrer Berichtsregion, sondern werden ihnen auch von der Heimatredaktion und generell vom Nachrichtenmaikt auferlegt. Selbstverständlich ist ein Korrespondent von den Abnehmern seiner Berichte abhängig, sei es zunächst einer Agentur, einer Nachrichtensendung oder Reportage der Rundfunkanstalten oder einer Zeitungsredaktion. Letztlich aber

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bestimmen die Zuschauer, Hörer und Leser in der Bundesrepublik die Nachfrage. Selbst wenn der Korrespondent versucht, eurozentrischen Fehlinteipretationen entgegenzuwirken, wird dies nicht selten auf Unverständnis in der Bevölkerung stoßen, was zum Beispiel mit den Lateinamerika-Interessen und -Stereotypen des Landes, in das berichtet wird, zu tun haben kann. Die Korrespondenten-Arbeit wird auch durch die geringen Vorkenntnisse der Bevölkerung erschwert, obwohl andererseits der Kontinent auch die Deutschen fasziniert, Identifikationsmöglichkeiten bietet und Bedürfnisse nach Gewalt oder Folklore befriedigt Wegen des verzerrten Lateinamerika-Bildes in der Öffentlichkeit haben es Korrespondenten oft schwer, anspruchsvolle und problemorientierte Reportagen, Analysen oder Kommentare in ihren Medien bzw. Redaktionen unterzubringen, obwohl sie doch gerade auf diese Weise korrigierend und vermittelnd wirken sollten. So erscheinen die tagespolitischen Ereignisse meist losgelöst von den ökonomischen, sozialen oder kulturellen Bezügen. Schließlich ist die Qualität der Berichterstattung auch nicht nur vom Korrespondenten, sondern auch von seinem mehr oder weniger Lateinamerika-kompetenten Gegenüber in der Redaktion abhängig.15 Daß die Auslandsberichterstattung oft nicht so ausfällt, wie sich das auch die Korrespondenten wünschen, hängt wesentlich mit den Sende- und Platzkapazitäten in den heimischen Medien und den Kosten für einen Korrespondentenbericht zusammen. Schon allein aus finanziellen Gründen setzt sich daher in vielen Redaktionen die Agenturmeldung gegenüber dem Korrespondentenbericht durch. Neben den Zeitungs- und Hörfunk-Korrespondenten agieren im Femsehen die Auslands-Berichterstatter, die unter ihnen wohl auch die größte Popularität genießen (wie etwa Dieter Kronzucker, Rolf Pflücke, Eva Maria Thissen und andere), auf drei verschiedenen Ebenen: sie bedienen die aktuelle Berichterstattung {heute, Tagesschau), behandeln mittelfristig aktuelle Themen für die Auslandsmagazine und können mit einer Hintergrundberichterstattung in Dokumentationen oder Features aufwarten - je nach Bedarf und Nachrichtenwert. So konnte z.B. Rolf Pflücke zur Lateinamerika-Buchmesse 1976 eine vierteilige Femsehserie (SWF) zur lateinamerikanischen Literatur machen - ein Sonderfall auch deshalb, weil gewöhnlich die politisch-wirtschaftliche und nicht die sozio-kulturelle Perspektive von den Korrespondenten bevorzugt wird.16 Nicht ungewöhnlich ist vielleicht die Vita des ehemaligen Korrespondenten Kronzucker, der zwei Jahre lang längere Berichtsreisen nach Lateinamerika unternommen hatte, bevor er 1970 ARD-Korrespondent in Lateinamerika mit Sitz in Caracas wurde und dann 1973 die Leitung des Weltspiegel übernahm. Er hat Arbeitsnotizen aus dieser Zeit als Fernsehkorrespondent vorgelegt, die da, wo sie nicht zynisch sind, Stereotypen aufbauen bzw. mittragen: da ist vom "Revolutionstheater" und dem "normale[n] Putschriiythmus" auf einem Kontinent "südlich von Amerika" die Rede,

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der "keinen kontinentalen Standpunkt" habe und "vor der europäischen Interessenschwelle" liege! Er plädiert für den "Trick mit der Exotik" als Aufhänger und ist der Meinung, daß der Korrespondent mit Stellungnahme nicht weit komme, denn da "fällt für jede Tür, die aufgeht, eine andere zu". Soweit dies Beispiel von Eurozentrismus und Berufsethos.17 Neben diesen wichtigsten Informationsquellen - den Agenturen, Femseh- und Rundfunkanstalten sowie den größten Zeitungen - sind inzwischen eine Reihe von alternativen Informationsquellen entstanden, die eine Art 'Gegeninformation' zur etablierten Lateinamerika-Berichterstattung darstellen wollen. Dazu zählen der Evangelische Pressedienst (epd), die Informationsstelle Lateinamerika (ila), das Informationszentrum Dritte Welt (mit ihren blättern des iz3w) sowie einige (Fach-) Zeitschriften wie die Lateinamerika-Nachrichten. Sie versuchen das aufzugreifen, was sonst durch das Raster fällt und arbeiten teilweise ohne den Druck von Kostendeckung und Gewinnmaximierung (epd), verstehen sich als solidarische Unterstützung der Befreiungsbewegungen und Sprachrohr der lateinamerikanischen Opposition (ila) oder als integrativer Bestandteil der deutschen Linken im Gefolge der 68er, die die deutschen Interessen (ideologie-)kritisch betrachten. Als Informationsquellen spielen diese alternativen Informanten oder entwicklungspolitischen Mittlerorganisationen wie auch Informanten aus Lateinamerika selbst keine wesentliche Rolle.18 Die Informationskanäle sind das eine, die Zeit und der Platz für Lateinamerika-Berichterstattung das andere. Ganz erheblichen Anteil an unserer Lateinamerika-Wahrnehmung hat zweifellos auch die Quantität der Berichterstattung. Und da muß man sich nur zu oft fragen, ob nicht "eine so mangelnde Informationspolitik eine schlechte Informationspolitik"19 sei: Potentielle Sendeplätze für Lateinamerika sind im Femsehen wie gesagt die Nachrichten, die außenpolitischen Magazine (z.B. Weltspiegel oder Auslandsjournal), Sondersendungen sowie in den Dritten Kanälen - von denen der SWF einmal im Monat einen Regelplatz für Lateinamerika hat - die Auslandsmagazine. Im Hörfunk sind es dagegen vor allem die aktuellen Sendungen, in denen die Korrespondentenberichte gesendet werden. In der Presse kann Lateinamerika in verschiedenen Sparten und in Form eines Berichts, einer Reportage, oder eines Kommentars vorkommen. Der Artikel kann dabei vom Korrespondenten, von einem Journalisten der Heimatredaktion, einem Freien stammen oder nur eine Agenturmeldung sein. In allen Medien müssen der Umfang und die Themen der LateinamerikaBerichterstattung an den deutschen Interessen und Erwartungen orientiert sein, und es wäre falsch, anzunehmen, daß speziell über diesen Subkontinent schlechter berichtet würde als über Asien oder Afrika. 20 Im Bereich des Femsehens ist diese Thematik für die ARD und die Jahre 1979-81 untersucht worden: Herausgestellt hat sich dabei, daß die Sendedauer von Beiträgen

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zur Dritten Welt insgesamt etwa 4,3% der Gesamtsendedauer betragen hat (bei ARD und WDF). Die geographische Verteilung entsprach dabei in etwa der Verteilung der Bevölkerung innerhalb der Dritten Welt, so daß auf Lateinamerika ungefähr 15% der Beiträge und 22% der Sendedauer entfielen. In einer durchschnittlichen 20-UhrTagesschau entfallen z.B. 2,5 Wortbeiträge und 1,5 Filmbeiträge mit einer Sendedauer von 1 Minute 42 Sekunden auf das Thema Dritte Welt insgesamt, die etwa 10% der tagesaktuellen Sendungen und bis zu 19% Sendezeit etwa im Wochenspiegel ausmacht. In der nicht tagesaktuellen Berichterstattung der ARD kommt die Dritte Welt täglich auf 16 Minuten 12 Sekunden und Lateinamerika auf 17% davon - für Fachleute insgesamt schon eine beachtliche, wenn auch ausbaufähige Gesamtmenge an Beiträgen, deren Problematik mehr in der zeitlichen, geographischen und thematischen Verteilung liegt.21 In der Presse ist das auffälligste Merkmal der Lateinamerika-Berichterstattung, daß der Löwenanteil in der überregionalen Presse erscheint und weniger in publikumsstärkeren Medien. In den überregionalen Zeitungen, etwa der FAZ, dem Handelsblatt, der WELT, der SZ, der ZEIT oder dem Magazin DER SPIEGEL, ist generell mehr Raum für ausführlichere und analysierende Berichterstattung als in den audio-visuellen Medien. Trotzdem mangelt es an Kontinuität, und es zeigt sich auch in den großen Zeitungen eine Tendenz zu kürzeren Artikeln bis ca. 45 Zeilen Uber Lateinamerika. 1979-81 waren etwa 13,7% aller Top News auf der ersten Seite zum Thema Dritte Welt oder Entwicklungspolitik. 1970 lag die Anzahl der Artikel über Lateinamerika im SPIEGEL bei 71, im Handelsblatt bei 408, in der FAZ bei 836, in der WELT bei 655 mit einer entsprechenden Gesamtlänge von 18.000 Zeilen im SPIEGEL, etwa 60.000 Zeilen in der FAZ oder 35.000 in der WELT. Zum Vergleich: die WAZ brachte 1975 durchschnittlich weniger als eine halbe Spalte pro Ausgabe über Entwicklungsländer insgesamt und BILD nur ca. eine Viertel-Spalte.22 Außer dem rein quantitativen Kriterium sind die inhaltlichen Aspekte der Beiträge entscheidend: Welche Themen bzw. Sparten stehen im Vordergrund und aus welchen Regionen wird (nicht) berichtet? Zunächst einmal gilt wohl für alle Medien die festgemauerte Reihenfolge von Inlandsnachrichten und sich daran anschließenden Auslandsberichten. Entsprechend dem Nachrichtenwert gibt es in Lateinamerika eine krisen- und kriegsorientierte Berichterstattung.23 In diesem Rahmen rücken natürlich auch nur bestimmte Länder in den Mittelpunkt. 1979-81 waren es (in der ARD) El Salvador, Nicaragua, Kuba und Brasilien; Ecuador, Paraguay oder Uruguay tauchten kaum auf. Während die wirtschaftlichen und politischen Interessen - abgesehen von der generellen Vonangigkeit der USA und Westeuropas - sowie die Verteilung der Bevölkerung die Länderhierarchie in der Dritten Welt insgesamt bestimmen, setzen innerhalb der Erdteile spektakuläre Ereignisse die Prioritäten. So kommt es, daß die

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kleinen Länder wie El Salvador oder Nicaragua selbst Mexiko oder andere Länder zeitweilig überflügeln.24 Zur thematischen Differenzierung der Berichte sei als Beispiel noch einmal die ARD-Studie angeführt, wonach 1979-81 58% der Dritte-Welt-Filmbeiträge Politik, Geschichte und Menschenrechte betrafen, 11% Krieg, Terrorismus, Befreiungsbewegung, Krisenherde, 9% die soziale Lage, Medizin, Flüchtlinge, Hungersnot u.a., 4% Wirtschaft und Rohstoffe, 4% Natur, Umwelt, Tourismus u.a., 3% Entwicklungspolitik, Hilfsorganisationen, Unicef und 3% Katastrophen, Unglücke, Kriminalität. Die staike thematische Politik-Orientierung wird lediglich durch die Gesamtsendedauer von 31% relativiert und die dritte Gruppe (soziale Lage etc.) mit 15% auf den zweiten Platz angehoben. Nur die Zahl der Berichte (obgleich die Zuordnung im einzelnen zu hinterfragen wäre), nicht aber die vergleichsweise kurze Sendezeit von 7% rechtfertigen den Eindruck einer 'Katastrophen-Berichterstattung'.25 Auch andere Studien über audio-visuelle oder Print-Medien bestätigen die staike Politiklastigkeit der Berichterstattung bei dem gleichzeitigen Eindruck ihrer Krisen- und Kriegslastigkeit und der deutlichen Nachrangigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft oder gar Kultur, Bildung und Religion. Großkonflikte erreichen in allen Medien den größten Umfang, während speziell entwicklungspolitische Themen sehr gering repräsentiert sind. Die in diesem Zusammenhang besonders interessante Kultur-Berichterstattung liegt 1970 in Qualitätszeitungen bei weit unter 10%, wobei noch die Themen Massenmedien, Zensur und Kunst allgemein vorherrschen; in der nicht tagesaktuellen Berichterstattung der ARD waren es 1979-81 auch nur ca. 8% Eigentlich ist im Femsehen Platz für Außenpolitik wie Unterhaltung, Sport und Film, Kultur und Wissenschaft, aber in der Fülle des Gesamtangebotes verliert sich auch der Gesamteindruck der Lateinamerika-Berichterstattung.26 Die Dritte Welt hat natürlich auch innerhalb der Inlands-Berichterstattung ihre Bedeutung, aber da sind die Lateinamerikaner offenbar weder als Gäste noch als Arbeitnehmer zahlenmäßig so stark, daß sie in eine entsprechende Untersuchung Eingang gefunden hätten.27 Wann also werden Ereignisse oder Entwicklungen in Lateinamerika zu Nachrichten? Legt man einmal die Kriterien des Nachrichtenwertes (nach östgard) oder die 12 Nachrichtenfaktoren (nach Galtung/Ruge) zugrunde, so überrascht nicht mehr, daß Kriterien wie Identifikation, Machtstatus, Sensationalismus oder Vereinfachung sowohl den one-way-flow of information von den Industrie- in die Entwicklungsländer als auch einfache, ethnozentrische Nachrichten begünstigen. Nachrichtenfaktoren wie Bedeutsamkeit, Frequenz, Eindeutigkeit, Überraschung, Konsonanz, Variation, Kontinuität und der Schwellenfaktor favorisieren sofort medialisierbare Ereignisse, einfache Nachrichten, zwar seltene aber erwartungskonforme Ereignisse. Über Ereig-

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nise wird kontinuierlich berichtet, wenn sie eine bestimmte Intensität erreicht haben, selbst dann noch, wenn deren Bedeutung schon wieder abgesunken ist Lateinamerika wird durch Bevorzugung von Elite-Personen und Elite-Nationen sowie durch Negativismus diskriminiert, nachteilig wirkt sich auch die fehlende "Nähe' der Ereignisse aus.28 Das bedeutet also, daß "Ereignisse aus der Dritten Welt eine umso höhere Schwelle zur Publikationswürdigkeit zu überwinden haben, je unwichtiger in politischer, ökonomischer oder ideologischer Hinsicht das Herkunftsland" nicht unbedingt 'für uns', sondern für Politik und Wirtschaft ist Länder, die als 'Brückenköpfe' in der Region gelten oder in denen Krisen ablaufen, finden außergewöhnliche Aufmerksamkeit Politisch weniger genehme Bewegungen, die gesellschaftlichen Strukturen oder geschichtliche Themen jenseits von prähistorischen Funden oder Ausgrabungen, etwa die Geschichte des Kolonialismus, werden ausgeblendet Insgesamt wirken sich in der Selektion der Auslands-Nachrichten am stärksten der Bezug zur Bundesrepublik und die spektakuläre Ereignisrelevanz aus, unübertrefflich ist deren Kombination (z.B. die Ermordung eines deutschen Diplomaten). Dadurch verdrängt der Bezug zum eigenen Land oft perspektivisch andere wichtige Nachrichten aus der Region. Problematisch ist daher, daß es eine "eigenständige, auch an normale oder gar »positive' Anlässe gebundene 3. Welt-Berichterstattung [...] im aktuellen Nachrichtensektor praktisch nicht" gibt. Der springende Punkt in Zukunft wird sein, wie man trotz bestehender Systeminteressen die Dritte Welt in die öffentliche Diskussion miteinbezieht und dem Verlust an Informationswert durch die häufige Verbindung von Politik mit spektakulären Ereignissen entgegenwirkt. Eine Chance liegt da sicher in der nicht tagesaktuellen Berichterstattung wie auch in der persönlichen Vermittlung eines Themas unabhängig vom Angebot der Agenturmeldungen.29 An der Dritten Welt interessiert vor allem, was ,uns' nützlich ist oder gefährlich werden könnte - von den Bodenschätzen über die Bevölkerungsexplosion bis zur kommunistischen Unterwanderung. Die strukturellen Konflikte zwischen den hochindustrialisierten und den unterentwickelten Ländern kommen nicht zur Sprache. Ihre geschichtlichen Hintergründe werden ausgeblendet Zur Konfliktregelung sind die Weißen oder ,der Westen' legitimiert Das Fazit dieser Untersuchung ist die Konzentration auf wenige, meist ereignisbetonte Kategorien, und zwar solche mit Konflikt- oder Sensationscharakter, und die Existenz von weiten Informationslücken [...] 30 Kritische Beobachter haben bereits die Befürchtung geäußert, daß wir in Zukunft mit einem "increasing knowledge gap" zu tun haben werden: die elektronischen Medien bieten den lückenhaft Informierten und so in Unwissen Gehaltenen weiter be-

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kannte Ideologien an, während hochspezialisierte Printmedien und Datenbanken die Wissenden mit exakter Information beliefern.31 Schließlich besteht auch die Gefahr, daß - selbst wenn die informierenden Beiträge und die Nachrichten sich um Abbau von Stereotypen und Ideologien bemühen - die unterhaltenden Sendungen und Filme diese wieder einschleppen (vgl. auch Kapitel in/8). 32 Bei dem Thema Stereotypen sind wir der Frage sehr nahe, wie denn überhaupt berichtet wird. Im Groben kann man sagen, daß der Eurozentrismus schon wegen der RUckbindung jedes Journalisten an sein deutsches Publikum vorprogrammiert ist, und daß in der Kulturberichterstattung lange und teilweise bis heute der Exotismus mit einer gewissen Tendenz zum Bunten' grassiert (gerade auch als Kontrast oder gepaart mit deutschen Aspekten). Oft wird bedenkenlos das hiesige RechtsLinks-Schema übertragen. Bei aller 'Vorliebe' für die Elendsberichterstattung erscheint doch die Unterentwicklung als internes Problem der Dritten Welt, nicht etwa als integrales Moment der Weltwirtschaft. Die Entwicklungshilfe erscheint in diesem Kontext als Geschenk, über den Leistungsanteil der Dritten Welt an der wirtschaftlichen Zusammenarbeit ist kaum etwas zu erfahren. Geht es um gewalttätige Auseinandersetzungen, ist nur von der (besser medialisierbaren) direkten Gewalt, kaum von der strukturellen Gewalt die Rede. Mit solch einer Berichterstattung werden Überlegenheits-, Konkurrenz- und Angstgefühle geschürt oder bloße Gleichgültigkeit hervorgerufen, anstatt Verständnis zu wecken oder gar Solidarität zu mobilisieren.33 Selbst in der Prestige-Presse, die in Artikeln analysiert und abwägend wertet, tauchen in den Überschriften Reizwörter auf, die an Emotionen appellieren, negativ konnotiert sind und geringen Informationsweit besitzen. Ihre Illustrationen entfallen zu einem erheblichen Teil auf Konflikte, Naturkatastrophen und südliche Idylle, die so wesentlich zu unserem Lateinamerika-'Bild' beitragen.34 Bei einer eigenen Durchsicht der Lateinamerika-Berichterstattung im Politik- und Wirtschaftsteil der großen überregionalen Zeitungen FAZ, FR, DIE WELT, SZ, DIE ZEIT und Handelsblatt des Jahres 1988 fiel zunächst der relativ geringe Umfang von etwa fünf sehr ausführlichen und ungefähr 16 Artikeln mittlerer Länge (mindestens zweispaltig) auf sowie auf inhaltlicher Ebene die absolute Dominanz des Dauerthemas Schuldenkrise, Schuldenberg und Schuldenerlaß wie auch das Verhältnis im Nord-Süd-Konflikt unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses zwischen Lateinamerika und den USA. Die wirtschaftliche Krise wurde häufig mit der Krise der Demokratien, der Menschenrechte und der Gewalt in Zusammenhang gebracht. Noch immer tauchten Reizwörter und Stereotypen, wie etwa dem von der "Krankheit Lateinamerikas" (der wirtschaftlichen Schwäche), in diesen namhaften Zeitungen auf. Am Rande oder gar nicht kamen unsere Entwicklungspolitik oder die wirtschaftlichen Aktionen deutscher Unternehmen in Lateinamerika vor. Auf Vorwürfe der Latein-

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amerikaner hinsichtlich der Wirtschaftsordnung (Zinseit, Zölle, Marktabschottung, Subventionen in der EG) wurde oft mit Abwehr reagiert und behauptet, die lateinamerikanischen Regierungen würden nur nach ausländischen Sündenböcken suchen. Teils wurde auch darauf verwiesen, die jeweiligen Länder müßten ihre Probleme selbst lösen. Selbstverständlich war der BerichtsanlaS meist ereignisgebunden (oft im Zusammenhang mit Treffen von lateinamerikanischen oder weltweiten Organisationen). Die Betroffenen selbst kamen in den Artikeln kaum vor: nur in zwei Artikeln und einem kurzen Interview kamen kompetente Lateinamerikaner zu Wort. Insgesamt ist der Umfang der Berichterstattung also keineswegs üppig und absolut auf ganz wenige Dauerthemen und bekannte Perspektiven konzentriert, die viele der erwähnten Wahrnehmungsmuster (z.B. Ausrichtung an den bundesdeutschen wirtschaftlichen Interessen und Ängsten, implizite Ablehnung einer Mitverantwortung an der jetzigen Weltwirtschaftsordnung) zeigt.35 Positive Tendenzen in der Berichterstattung zeichnen sich jedoch mit der allmählichen Abnahme exotischer Reize im Vergleich zu früher ab und in der sensibler gewordenen Berichterstattung hinsichtlich der Rolle der USA in Lateinamerika.36 Es gibt Umfragen zum Thema 'Dritte Welt bzw. Lateinamerika und die Massenmedien'. Eine davon (1973/74) ergab eine "binnenorientierte Wahrnehmung von politischer Realität" und zeigte, daß sich die Nachrichtenselektion nach der den Lesern unterstellten Betroffenheit richte. Es wurde zu bedenken gegeben, daß der manifeste Nachrichten-Inhalt nur die Spitze des Eisberges sei, unter der sich unausgesprochene, verschwiegene oder unfreiwillig offenbarte Inhalte verbergen und Reizwörter Wahrnehmungsmuster abrufen könnten, die dann eine Eigendynamik entwickelten.37 Daß sich Art und Umfang der Berichterstattung immer nach den Mediennutzem richtet, kann zumindest eine Schüler-Umfrage (1980) nicht bestätigen, in der 72,44% der Befragten angaben, die Massenmedien würden "wenig" über Lateinamerika berichten. Nur 17,85% fanden es "ausreichend" und 0,51% "zuviel". Sie bemängelten insbesondere, daß nur bei Sensationen, Skandalen und Katastrophen und insgesamt zu unregelmäßig berichtet würde.38 Insgesamt kann diese spiegelbildliche Wiederholung der allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse auf dem Gebiet der Informationsmedien einem Nord-Süd-D i a 1 o g nicht förderlich sein und bedarf dringend zumindest refoimerischer Umgestaltung und der Unterstützung aller Aktivitäten mit dieser Tendenz. Auch der Umfang, aber vor allem die Qualität - also Vielseitigkeit und Perspektivenreichtum - der Nachrichten aus Lateinamerika spricht nicht für unsere Bereitschaft zu Völkerverständigung, Weltfrieden, Chancengleichheit und (kultureller) Offenheit. Ein Lateinamerika, über das lückenhaft und oft verzerrt berichtet wird, über dessen Kulturen wir aus den Medien wenig - und wenn, dann zu häufig mit Stereotypen und

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Zentrismen Überfrachtetes - erfahren, verliert an Bedeutung oder Attraktivität für einen Kulturaustausch. Dem Fortbestand von eingefahrenen Bildern und Einstellungen kann auf diese Weise nicht entgegengewirkt werden. Der Infoimationszuwachs in der Bevölkerung durch die modernen Massenmedien hat sich in Umfang und Qualität keinesfalls so auf Lateinamerika ausgewirkt, wie das anfänglich zu hoffen war.

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(4) Der Studienstand: Lateinamerika in Schulen und Hochschulen Eine Vielzahl von Kenntnissen und Interessengebieten, von Weitungen oder Leseerlebnissen stammen aus der Schulzeit In diesem Zusammenhang liegt auf der Hand, daß Vorkenntnisse oder gerade fehlende Vorkenntnisse in Sprache, Geschichte, Erdkunde, Politik oder Religion hinsichtlich Lateinamerika auch einen Einfluß haben auf die Bereitschaft und Fähigkeit, sich kulturell auf diesen Kontinent einzulassen. Die Schule bietet viele Möglichkeiten der Vermittlung und bleibt im Leben vieler Menschen der einzige Bereich, in dem Lateinamerika als Thema vorkommen kann - neben den aktuellen Informationen über die Medien.

(a) Der Beitrag der Schulen In den Schulen ist das Zusammenspiel von Schülern und Lehrern bei jedem Thema entscheidend - das Interesse muß auf beiden Seiten vorhanden sein, um einen ansprechenden und effektiven Unterricht zum Thema 'Lateinamerika' zustande zu bringen. Die Voraussetzungen dafür müssen aber gegeben sein: eine entprechende Ausbildung der Lehrer und Gestaltung der Lehrpläne, Unterstützung durch die Kultusministerien und geeignete Schulbücher und andere Lehrmaterialien. Dreh- und Angelpunkt der unbefriedigenden Integration Lateinamerikas in den Schulunterricht ist einerseits die langjährige Nichtanerkennung bzw. absolute Unterrepäsentation der spanischen Sprache als Fremdsprache und andererseits die traditionelle Aufteilung der Schulfächer, die keine Einführung eines eigenständigen Stoffbereichs Dritte Welt' etwa zuläßt und damit diese Fragestellungen als Randerscheinung in den Erdkunde-, Politik-, Geschichts-, Sozialkunde- oder Religionsunterricht verbannt.1 Die seit Jahren eifrig diskutierte Fremdspachenfolge an den Schulen hat wiederum (weltpolitische Implikationen: Nach politisch und wirtschaftlich motivierten ersten 'Blütezeiten' des Spanischen in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts orientierte sich nach dem II. Weltkrieg die Sprachenfolge an der neuen politischen Konstellation und an Maßgaben der Alliierten. So standen im Westen vor allem Englisch und Französisch, im Osten Russisch auf dem Stundenplan.2 Nach Beschluß der Kultusministerkonferenz von 1960 konnte Spanisch in allen Bundesländern als Wahlpflichtfach und Prüfungsfach im Abitur gewählt werden. Aber Spanisch existierte bis Mitte der 70er Jahre als (Wahl-)Pflichtfach nur an den Wirtschaftsgymnasien der Hansestädte und zunächst einem halben Dutzend, im Schuljahr 1967/68 dann zehn Gymnasien im ganzen Bundesgebiet - von anderen Schulformen ganz zu schweigen. Wichtig fürs Spanische sind allerdings immer die zahlreichen Arbeitsgemeinschaften an den Schulen gewesen. Typisch auch hier die

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enge Anbindung des Spanischen an die Wirtschaft, die sich ebenso in den Handelsschulen wiederspiegelt. Und wo es wenig Unterricht zu erteilen gibt, werden auch nur wenige Spanischlehier eingestellt. Infolgedessen studierten nur wenige Spanisch fürs Lehramt - eine folgenreiche Rückkopplung also. Der mangelnde Sprachunterricht schlug sich in den internationalen Beziehungen nieder - und umgekehrt. Der beklagte 'Bildungsdirigismus' mit der starren Fremdsprachenfolge hat denn auch international Deutschland im Bereich des Spanischunterrichts weit hinter die USA, Frankreich, England, die Niederlande und andere Länder zurückfallen lassen.3 Als Anfangssprache hat sich international unangefochten Englisch als "Weltsprache' durchgesetzt In Deutschland ist dann die Rolle des Spanischen als mögliche Zweit- oder Drittsprache diskutiert worden. Auf dem zweiten Platz ist die Konkurrenz mit dem Französischen besonders stark. Manche plädieren für die Einführung in der Oberstufe, andere fordern die Ablösung von Latein durch Spanisch.4 Da die Inhalte des Spanischunterrichts nun ebenso an Spanien wie Hispanoamerika geknüpft sein können, 'profitierte' der Subkontinent auch von dem 1954 mit Spanien abgeschlossenem Kulturabkommen, das auch ausdrücklich die Förderung des Spracherwerbs vorsah, sowie dem deutschen Touristenboom in Spanien - andererseits hat er bis heute auch immer darunter gelitten, daß Spanisch mit Spanien besetzt war und wenig Raum für hispanoamerikanische Themen ließ.3 Ein deutliches Zeichen der Inkongruenz zwischen Interesse und Bedarf einerseits und dem Angebot andererseits ist die viel stärkere Repräsentanz des Spanischen in der Erwachsenenbildung oder in Dolmetscherinstituten.6 Was nun die Integration von Dritte-Welt-Themen und speziell lateinamerikanischen Fragestellungen betrifft, so sei darauf hingewiesen, daß die Lehrpläne der 50er Jahre die Entwicklungsländer praktisch gar nicht erwähnten. Erst in den 60er Jahren tauchte beispielsweise die Entwicklungshilfe einmal im Politik-, der Kolonialismus im Geschichts- oder die Bodenschätze als Merkwissen im Geographie-Unterricht auf. Auch als Folge der Studentenbewegung und der wirtschaftlichen Rezession Ende der 60er Jahre wird die Dritte Welt in den 70er Jahren zu einem Thema, mit dem sich die Geographie am meisten beschäftigt.7 Als die am häufigsten in den Schulen behandelten Themenbereiche auf diesem Gebiet werden in den 80er Jahren genannt: "Entwicklungshilfe, Nord-Süd-Konflikt, Kolonialismus, Probleme der Entwicklungsländer an Beispielen, Rohstoffverteilung in der Welt, Klima/Vegetation von Entwicklungsländern, Apartheid/Rassismus in Südafrika, Teufelskreis der Armut, Entwicklungspolitik".8 Wenn auch der Anteil dieser Themen nicht sehr hoch sein dürfte und außerdem Lateinamerika wiederum nur einen Teil davon ausmacht, so kann man immerhin inzwischen sagen, daß die Dritte

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Welt in den Lehiplänen aller Schularten in der Sekundarstufe einen Platz vornehmlich im Religions-, Erdkunde-, Geschichts- und Sozialkundeunterricht hat 9 Nimmt man jedoch einmal die Geschichtsbücher als Anhaltspunkt für die Präsenz im Geschichtsunterricht, so kommt man zu dem Ergebnis, daß bei dem national und gesamteuropäisch orientierten Unterricht selbst Spanien nur zu 1,2% in den Geschichtsbüchern vertreten ist, dessen Geschichte nur in mehr als groben Zügen aufgearbeitet und so manches ausgelassen wird. Nur im Rahmen der spanischen Geschichte erscheint dann Lateinamerika, natürlich als spanische Entdeckungs-, Eroberungs- und Kolonisationsgeschichte und vorwiegend in anekdotischer Form.10 Die Schulbücher haben sich zwar im Verlauf der Jahrzehnte weg vom bloßen Lemwissen hin zu realen Fragestellungen entwickelt, aber die Dritte Welt als Stoff wurde in den Büchern quantitativ nicht ausgeweitet. Unterrichtsfilme oder der Schulfunk sind da ebensowenig hilfreich, weil sie oftmals zu sehr auf Symptome abheben oder Stereotypen weiterverbreiten. Können die Unterrichtsmaterialien Interesse für die Lebensweise fremder Völker und ihre Bedürfnisse wecken, lehren sie Traditionen und Fremdbestimmungen zu hinterfragen? Die Wirkung von Schulbüchern sollte jedenfalls nicht unterschätzt werden: (fast) jeder ist zumindest Rezipient von SchulbuchInformationen, die außer den aktuellen Nachrichten den Bezug etwa zu Lateinamerika bestimmen. Da stimmt es nicht optimistisch, wenn die Rezeption bei diesen Themen mit einer mehrheitlichen "Verweigerung", "Gleichgültigkeit" und bestenfalls der "Übernahme einiger Appelle in das persönliche moralische Wertereservoir" beschrieben wird. Allerdings gaben bei einer Umfrage etwa die Hälfte der Lehrer an, die Schüler reagierten betroffen oder interessiert auf das Thema. Hemmend wirken sich jedoch ethnozentrische Vorurteile, die Distanz vom unmittelbaren Erfahrungsbereich sowie eine egoistisch-privatistische Haltung aus.11 Diese Haltung und die Stereotypen sind jedoch auch Spiegel der Gesamtsituation: Im Schulbuch, im Unterricht und in den Medien, in der Politik wie auch konsequenterweise im öffentlichen Bewußtsein ist Lateinamerika eine Marginalie. Selbst zum "kulturellen Kanon' zählt es nicht; die Unkenntnis der Sprache(n), Literaturen und der Kunst ist ganz normal.12 In Lesebüchern fehlen fast immer Texte lateinamerikanischer oder anderer Autoren aus der Dritten Welt. Im Fach Deutsch, wo in den höheren Klassen meist auch die 'Weltliteratur' behandelt wird, hört diese offenbar bei Homer und Dante, Shakespeare und Sartre auf. Eine Gegenmaßnahme wie das Lesebuch Dritte Welt aus dem Hammer Verlag muß solange von begrenzter Reichweite bleiben, wie der Lehrplan solche Bereiche an den Rand drängt.13 Dabei gilt es noch einmal in Erinnerung zu rufen, daß weder (wie oben gesehen) die Fremdsprachenfolge noch die Schulbücher bzw. Unterrichtsmaterialien generell im "luftleeren (sprich: interessenfreien) Raum" entstehen: Gemäß offizieller Vorgaben werden

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Schulbücher geplant und genehmigt, Lehrpläne erstellt und Lehrer ausgebildet; der Schulbuchmarkt tut ein übriges.14 In diesem Dilemma von mangelnder Verankerung in den Lehrplänen und Lehrwerken gewinnen die Lehrer an Bedeutung, die aus dem Interesse der Schüler - wo vorhanden - etwas machen und bei aller Reglementierung doch ihren Spielraum in der Unterrichtsgestaltung nutzen wollen. Bei diesem Thema kann die Funktion des Lehrers dem eines gate-keepers gleichkommen. Da stellt sich nun zuerst einmal die Frage, woher die Lehrer bei diesen Ausbildungsstrukturen ihr Wissen haben. Da kann weniger von Vor-'Bildung', eher von Einarbeitung die Rede sein. Diese resultiert wie eine Befragung ergab - vor allem aus der Beschäftigung mit diesem Thema während der Studienzeit, je ein Drittel hatte sich schon in der eigenen Schulzeit damit beschäftigt bzw. an einer Fortbildungsveranstaltung teilgenommen oder eine Reise in die Dritte Welt unternommen, aber nur etwa jeder 10. Lehrer hatte dies Thema bereits als Prüfungsfach. Tatsächlich gab es in den 70er Jahren eine Reihe von Veranstaltungen zu Entwicklungsländern für künftige Lehrer, den Löwenanteil bestritt dabei allerdings das Fach Geographie.15 Aus diesen Veihältnissen darf der Schluß gezogen werden, daß bisher die Lehrer in der Ausbildung zuwenig auf dieses Gebiet vorbereitet wurden, und sie sich ihre Kenntnisse vielfach selbst angeeignet haben. Vermuten darf man wohl darüber hinaus, daß dies mehr auf Lehrer zutrifft, die erst in den 70er Jahren in den Lehrbetrieb aufgenommen wurden, so daß wir erst jetzt mit der jüngeren Generation potentielle Rezipienten der Literatur haben, die in der Schule - wenn auch knapp - mit der Dritten Welt zu tun hatten. So nimmt es nicht Wunder, wenn es nie an kritischen Anmahnungen an die Mitverantwortung der Schulen für Interesse oder Ignoranz gegenüber fremden Kulturen gefehlt hat. Ebenso wenig überrascht da das Ergebnis einer Schüler-Umfrage, in der mit Lateinamerika vorrangig Armut, Diktatur, Unterentwicklung, altamerikanische und indianische Kulturen, neue Städte, Fußball, unberührte Natur, Kontrast zwischen Reich und Arm, große Sportler, schöne Folklore, eine politisierte Kirche und Urwald verbunden wurde. Da avancierten Pelé, Castro, Perón, "Che" Guevara und Salvador Allende (in dieser Reihenfolge) zu den berühmtesten lateinamerikanischen Persönlichkeiten. Fast zwei Drittel konnten nichts zu der Frage sagen, ob zwischen Europa und Lateinamerika andere Beziehungen bestehen als etwa zu Asien oder Afrika. 'Typische' Lateinamerikaner waren für die befragten Schüler dunkelhäutig, temperamentvoll, nicht besonders groß, musikalisch, lebensfroh und sprechen seltsame Sprachen. Nur 4% von ihnen konnten sich erinnern, ein Buch von einem lateinamerikanischen Autor gelesen zu haben, wobei die meistgenannten Autoren Nerada, "Che" Guevara und Cardenal waren.16

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(b) Der Beitrag der Hochschulen und der Wissenschaft Ähnlich dem Schulwesen haben sich vor allem zwei Hochschulstrukturen nachhaltig auf die Beschäftigung mit Lateinamerika ausgewirkt: Das ist zum einen die Tradition der Lateinamerikanistik, die in den Naturwissenschaften (insbesondere Geowissenschaften) und in zweiter Linie den historischen Disziplinen (z.B. Amerikanistik) ihre Prioritäten gesetzt hat Zum anderen ist es im Bereich der Sprach- und Literaturwissenschaften das Konzept der Romanistik, die neun Sprachen und Literaturen umfaßt.17 Beide Bereiche der Lateinamerika-Forschung sind noch relativ jung: In den 60er Jahren wurde eine Infrastruktur für eine kooperative und aktualitätsbezogene Lateinamerika-Forschung geschaffen, insbesondere mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Lateinamerika-Forschung (ADLAF) 1964/65. Diese strebte weg von der eigennützigen Daten-Extraktion und ihrer Verarbeitung durch Europäer hin zu einer partnerschaftlichen internationalisierten Forschung und schuf ein Forum für effektive interdisziplinäre (bes. sozial- und wirtschaftswissenschaftliche) Lateinamerika-Forschung. Allerdings geriet die Forschung in den 70em in eine konzeptionelle und organisatorische Krise, in der die Einrichtung mehrerer Sonderforschungsbereiche scheiterte. In den Gesellschaftswissenschaften ist dennoch in den letzten Jahren ein deutlicher Anstieg der Veranstaltungen zur Dritte-Welt- oder Entwicklungsländer-Thematik festzustellen.18 Für den hier relevanten Bereich des Kulturaustausches und der literarischen Vermittlung und Rezeption ist zweifellos der Studienstand in den Sprach- und Literaturwissenschaften besonders wichtig. Allen Beteiligten zur Genüge bekannt ist die Integration der neun romanischen Sprachen und Literaturen unter einem Dach bei gleichzeitig starker Konzentration auf Französisch. 1977 etwa studierten 90% aller Romanistik-Studenten Französisch, was wiederum auf die fachliche Orientierung der Dozenten zurückwirkt. Theoretisch ist also ein romanistischer Lehrstuhlinhaber für alle Regionen der Romania zuständig. Tatsächlich jedoch spezialisiert er sich in der Regel auf zwei Sprachen und Literaturen und im Endeffekt sind die meisten literaturwissenschaftlichen Romanisten aus arbeitsökonomischen Gründen Professoren für französische Literatur, die je nach Neigung noch eine andere Literatur pflegen, zum Beispiel die spanische. So verwundert es nicht, daB sogar die Verselbständigung der Hispanistik unter diesem Dach noch jung ist: 1970 übernahm erstmals Professor Gutiérrez Girardot einen deutschen Lehrstuhl für Hispanistik, seit 1977 sind die Hispanisten auch in einem eigenen Verband organisiert. Hispanoamerika wiederum fällt in diesem Rahmen der Hispanistik zu und ist als Iberoamerikanistik noch wenig entwickelt und erst dabei, sich personell und institutionell zu verselbständigen. Ordentliche

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Professuren, die sich nur mit Spanien und Lateinamerika befassen können, gibt es daher auch erst in Hamburg, Berlin und Bonn, so daß die meisten Dozenten hispanoamerikanische Themen nur vorübergehend behandeln. Bei mehreren romanistischen Professoren in einem Institut richtet sich oft einer stärker auf die Iberoromania aus (wie in Frankfurt, Saarbrücken, Münster, Erlangen, Bamberg, Würzburg oder Heidelberg). Diese Strukturen schlagen sich auch in den vorgelegten Forschungsarbeiten nieder So wurden 1963-68 in der Bundesrepublik nur 9-10 hispanistische Dissertationen pro Jahr (1945-79 insgesamt 47 hispanoamerikanische Studien, davon 45 in der Literaturwissenschaft) eingereicht, davon etwa die Hälfte mit sprachwissenschaftlichen und die übrigen häufig mit nicht ausschließlich hispanistischen Themen und 1-2 Arbeiten über lateinamerikanische Literatur. Bei einer Zahl von 37 Hochschulen mit 140 Romanistik-Lehrstühlen wurden 1965-74 lediglich 22 Habilitationsschriften mit hispanistischen Fragestellungen vorgelegt. 1945-79 waren es ganze acht bundesdeutsche Habilitationsschriften zu lateinamerikanischen Sprachen und Literaturen, darunter allein fünf aus den 70er Jahren und vier von ihnen Uber den hispanoamerikanischen Roman seit der Jahrhundertwende.19 Deutsche Publikationen zur lateinamerikanischen Literatur hatte es vereinzelt schon vor dem IL Weltkrieg gegeben - im wesentlichen Wagners und Petriconis Überblickswerke. Den Grundstein für die spätere Lateinamerika-Philologie aber legten dann aber erst in den 60er Jahren Grossmann, Pollmann, Dessau und Reichardt, dessen Literaturlexikon damals erstmals erschien.20 In den 70er Jahren kamen literaturgeschichtliche Arbeiten, Länderanthologien und ganze iberoamerikanische Studienreihen wie z.B. in Hamburg oder Erlangen-Nümberg hinzu.21 Damit war ein bedeutender Fortschritt festzustellen, wenn man bedenkt, daß die ältere Hispanistik Pfandl, Curtius, Vossler und andere - nicht nur fast ausschließlich Spanien-bezogen, sondern im allgemeinen auch nicht an der Moderne interessiert war. Bis Ende der 60er Jahre (und oftmals darüber hinaus) wurde der lateinamerikanische Roman nicht genauso wie etwa der französische behandelt. Lateinamerika interessierte die Hispanisten lange nicht.22 Trotz dieser fehlenden Infrastruktur hat die Hispanistik und speziell die Iberoamerikanistik seit den 60er und vor allem den 70er Jahren einen Aufschwung erlebt und großen Zulauf bekommen. Problematisch ist dabei immer gewesen, daß die Abiturienten selten mit spanischen Sprachkenntnissen an die Universitäten kommen. Daher müssen (zunächst) zwei Drittel aller Wochenstunden auf den Sprachwerweib entfallen und erst in der zweiten Studienhälfte können verstärkt Originaltexte gelesen werden. Da fällt es schwer, eine dem Englischen oder Französischen vergleichbare akademische Ausbildung zu gewährleisten.23

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Insgesamt ist die deutsche Lateinamerika-Philologie im Rückstand gegenüber Frankreich, England, Italien oder den USA und rezipierte zu Anfang erst einmal deren Forschungsarbeiten. Orientierung oder Beratung war von den deutschen Romanisten noch nicht zu erwarten, als auch in Deutschland die nueva novela in Übersetzungen erschien.24 Jedoch hat nicht nur dieses Ausbildungs- und Hochschulsystem die Beschäftigung mit Lateinamerika verzögert und teilweise behindert Auch inhaltlich taten sich die deutschen Iberoromanisten, vor allem in der Vergangenheit, oft recht schwer mit dem 'neuen' Kontinent und der 'neuen' Literatur. Das geht bis auf die Anfänge zurück: Wagner beschrieb in der ersten literaturgeschichtlichen Betrachtung Lateinamerikas Kunst und Literatur mit den damals in der Weimarer Republik und später üblichen ethnischen Kategorien, ließ das 'Exotische' und das 'Lokalkolorit' hervortreten und lehnte infolgedessen den großen Modemisten Dario als "unamerikanisch" ab.23 Voßler und Petriconi stellten deutlich die angebliche europäische Überlegenheit des 'Geistes' heraus gegenüber den wilden Eingeborenen, den ausschweifenden, gewalttätigen und einfachen Menschen des Subkontinents.26 Ganz kraß wurden die Verzerrungen und Verunglimpfungen in der Zeit des Nationalsozialismus, die in lateinamerikanischen tellurischen oder regionalistischen Themen ein Gegenstück zur Blut-und-Boden-Literatur sah und Spanisch in Schule und Universität wegen des Nutzens für den Übersee-Handel förderte, andererseits aber vor dem Beispiel der Rassenmischung warnte. Einige Hispanisten haben sich damals dem NS-Sprachgebrauch angepaßt, manche machten unter schwierigen Bedingungen in Deutschland weiter und einige - wie Selig, Spitzer oder Hatzfeld - emigrierten. In diese Zeit fällt auch ein Teil der publizistischen Tätigkeit von Geotg Hellmuth Neuendorff, der in kraßer (opportunistischer, überzeugter oder zwangsläufiger?) Eurozentrik, Vorurteilsstereotypie und mit ideologischer Perspektive 1. alle lateinamerikanischen bedeutenden Autoren ignorierte, die im Spanischen Bürgerkrieg auf republikanischer Seite gestanden hatten (Neruda, Guill6n, Paz, Vallejo u.a.), sich 2. über die 'ungebührliche' lateinamerikanische Deutschland-Kritik, hier von Larreta, empörte, 3. die Lateinamerikaner überdeutlich abwertete (Lernbedürfnis, mangelnde Zielstrebigkeit und Heldentum etc.) und schließlich 4. die lateinamerikanische Literatur für deutsche Propaganda-Zwecke benutzte, indem er einen Roman besprach, der angeblich die Rettung Nikaraguas vor dem "Raubgriff der jüdischen Geldmagnaten der Wall Street" vorführte. Zwar wählte Neuendorff nicht nur für die nationalsozialistische Mythologie uminteipretieibare Werke aus, doch alle offiziell als 'entartet' geltenden Autoren, die Republikaner und Modemisten schloß er aus.27 Auch Grossmann gelangte 1940 zu einer - gerade für ihn, der später ein Standardwerk der Iberoamerikanistik vorlegen sollte - ungeheuerlichen Beurteilung der Südamerikaner und

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einer rassistischen Aufteilung der Welt in germanische und nicht-germanische Völker. Der erste Inhaber eines Hispanistik-Lehrstuhls hat Grossmann denn auch später heftig kritisiert: Er habe eine Literaturtheorie entwickelt, die Geographie und Stil in Zusammenhang gebracht habe - also eine literarische Kardiographie Lateinamerikas die auf der historiographischen, nazistoid-rassistischen Theorie eines Josef Nadler basiere (vgl. auch Kap. m/6). 28 Noch in den 60er und 70er Jahren, ja teilweise sogar bis heute, hat es Schwierigkeiten im Umgang mit der lateinamerikanischen Literatur gegeben: Da wird versucht, sie ganz über das Instrumentarium von 'magischem Realismus' oder der 'wunderbaren Wirklichkeit' zu erklären. Das Postulat von der großen "Alterität" beseitigt einerseits europäische Traditionen (wir wollen uns in unserem Spiegelbild oft nicht wiedererkennen) und läßt andererseits viele Projektionen zu. Mythologie und Magie werden zu einem eigenen literarischen (und gut verkäuflichen) Wert. Die literarische Fonn verliert ihren Wert, der Inhalt bestimmt alles. Eigene Probleme, wie die nationale Identität, werden ständig auf Lateinamerika projiziert. Mystifikation einerseits und Rückschlüsse von der Literatur auf die Realität andererseits, Vorurteile, falsche Vergleiche mit anderen Literaturen, das Erfassen mit vertrauten Bewertungsmustern (z.B. 'reaktionäre', 'moderne', 'avantgardistische' Schriftsteller), exotistische oder gar noch rassistische Konzeptionen sowie die Reduzierung auf bestimmte Topoi (wie violertcia oder soledad) geben vielen Studien eine nur allzu eurozentrische Note, verzerren, vereinfachen, mystifizieren oder weiten durch die Hintertür der Einzigartig- und Andersartigkeit (die die Unvergleichbarkeit im literarischen Wert mit der europäischen Literatur implizieren kann) diese Literatur (un-)bewußt ab. Diese widersprüchlichen Perspektiven und Haltungen offenbaren die Unsicherheit in ästhetischen und wissenschaftlichen Fragen die lateinamerikanische Literatur betreffend. 29 Da liegt es auf der Hand, daß von den Universitäten bei dieser institutionellen Ausstattung sowie den eigenen Schwierigkeiten zu Beginn der Beschäftigung mit Lateinamerika keine wesentlichen Impulse in der frühen Phase der Rezeption modemer Romane, etwa bis Mitte der 70er Jahre, ausgehen konnten. Die Akademiker versäumten, bereits die Autoren-Besuche der 60er Jahre in Deutschland oder die Tatsache, daß viele Autoren im nahen europäischen Exil lebten, für Begegnungen, Lesungen o.ä. zu nutzen. Meyer-Clasons Appelle, von kommerziellen Verlagen zunächst nicht angenommene Werke in Seminaren übersetzen zu lassen, gingen ins Leere - bis sich z.B. für Yo El Supremo doch noch ein Verlag fand. Dem plötzlichen Einfall der lateinamerikanischen Literatur stand man unvorbereitet gegenüber und behalf sich zunächst mit Readern wie denen von Eitel oder Strausfeld.30 Inzwischen hat sich jedoch die institutionelle wie personelle Ausweitung und Differenzierung auch im Forschungsinstrumentarium und in der Vielfalt der Studien nie-

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dergeschlagen. Es gibt etliche Institutionen, in denen Lateinamerika-Forschung betrieben wird, zum Beispiel die ADLAF, das Ibero-amerikanische Forschungsinstitut bzw. das Institut für Ibero amerika-Kunde mit der Dokumentations-Leitstelle in Hamburg, das Ibero-Amerikanische Institut in Berlin oder eine Sektion Lateinamerika in Erlangen-Nümberg.31 Die genannten Institutionen verfügen über spezialisierte Bibliotheken und darüber hinaus geben insgesamt 18 Bibliotheken Lateinamerika als "zentrales Sammelgebiet" an.32 Es gibt mittlerweile zahlreiche lateinamerikanischdeutsche Hochschul-Partnerschaften; manche zählen 36, andere 58.33 Einige Periodika oder Schriftenreihen wurden nur für Iberoamerika gegründet (z.B. die Iberoamericana), andere romanistische Zeitschriften haben eine Lateinamerika-Abteilung eingerichtet (z.B. das Romanistische JahrbuchJ.34 Forschungsstellen gibt es in Hamburg, Berlin und Erlangen-Nümberg, aus der Gesamtromanistik ausgegliederte Schwerpunkte in Gießen, Bonn, Münster, Bremen, Bamberg, Augsburg, Mainz, Düsseldorf, Heidelberg, Duisburg, Bielefeld, Frankfurt/M., Köln, Eichstätt, Freiburg/Br. und Tübingen. 1980 zählten sich etwa 30 deutschsprachige Literaturwissenschaftler zu den Lateinamerika-Experten.35 Seit Ende der 60er Jahre fördert die DFG ein interdisziplinäres Mexico-Projekt, an dem die Sprach- und Literaturwissenschaften jedoch nur einen ganz geringen Anteil haben.36 Seither haben sich Lateinamerikaner hierzulande auch als Studenten, Lektoren oder Forscher, viele davon mit DAAD- oder Humboldt-Stipendien, bemerkbar gemacht.37 Inzwischen kann Spanisch auch im Studiengang Lehramt an Gymnasien bundesweit an 25 Universitäten studiert werden.38 Es bleibt also festzuhalten, daß der Universitäts-Bereich nicht als Vorreiter und Literatur-Veimittler fungiert hat, sondern sich ganz im Gegenteil selbst erst im Zuge des Publikations- und Popularitätsschubes vor allem in den 70er Jahren entwickelt hat. Im allgemeinen war er der kulturellen Wahrnehmimg des Subkontinents nicht voran. Vielmehr reagierte er selbst erst auf die internationale Beachtung und nachgesagte Qualität der lateinamerikanischen Literatur. Das allgemein Lateinamerika zugemessene geringe Gewicht und unsere fehlende oder belastende Tradition in seiner kulturellen Wahrnehmung haben die instutionelle, personelle und wissenschaftliche Verselbständigung dieses Forschungsbereichs außerordentlich erschwert. Erst Mitte der 70er Jahre gingen aus diesem Bereich entschlossene Vermittler hervor, die Kritiken schrieben (z.B. Garscha oder Strausfeld) oder vereinzelt auch übersetzten (z.B. Luchting). Die Einführung und Kommentierung dieser Literatur in der Öffentlichkeit blieb also lange Zeit den Klappentext-Schreibern und meist so überraschten wie wenig kenntnisreichen Journalisten überlassen - und wenigen unermüdlichen 'Liebhabern', die sich nicht zuletzt aufgrund biographischer Zusammenhänge als Mittler stark machten.

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(5) Der Lateinamerika-Tourismus Außer den deutschen Firmenvertretern, Technikern, Journalisten oder Lehrern, die einige Jahre in Lateinamerika verbringen, sind es vor allem auch Touristen, die heute einen 'direkten' Kontakt zu den Lateinamerikanern und ihren Ländern haben, das heißt über Primärerfahrungen verfügen. Ohne daß an dieser Stelle detailliert der Umfang des Lateinamerika-Tourismus und die Reiseziele der Deutschen dargestellt werden können, sind doch einige kritische Reflexionen über ihre Motivationen und die Auswiikungen am Platze. Denn gerade wegen der Defizite und Verzerrungen durch Sekundärerfahrungen (Schule, Medien etc.) sowie der Überfrachtung mit ideologischen, kulturellen, kulturgeschichtlich begründeten und weitertransportierten Vorstellungen und Stereotypen hat man sich vor Jahren viel vom aufkommenden Femtourismus versprochen. Im Zeichen des Wohlstands und der zunehmenden Mobilität wurde eine Reise in die Dritte Welt für immer mehr Europäer, besonders Deutsche, erschwinglich. Man hoffte, daß sich nun immer mehr Menschen ein eigenes 'Bild' machen konnten, das als Korrektiv für die Sekundärerfahrungen fungieren würde. In diesem Zusammenhang möchte ich zunächst daran erinnern, daß es zuvor bereits einen Massentourismus der Deutschen nach Spanien gegeben hatte im Zuge der guten Beziehungen zwischen dem Franco-Spanien und Westdeutschland sowie des wirtschaftlichen Aufschwunges in den 50er und 60er Jahren. Warum wurde Spanien eines der beliebtesten Reiseziele? Für die Deutschen ist Spanien ein armes, aber glückliches Land mit exotischen Freuden wie Stierkampf und Flamenco, Cante Jondo und Paella, mit herrlichen Stränden unter heißer Sonne, dazu billig und, im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern, den Deutschen sehr gut gesonnen. [...] Doch dieser Tourismus führt nicht zu einem Austausch, schon gar nicht im kulturellen Bereich. Die Deutschen importieren ihre Sprache, ihr Bier und ihre Bratwürste nach Spanien; der Einfluß Spaniens auf die deutschen Besucher ist oberflächlich und gering.1 Inzwischen "kennen' wir Spanien (und so viele andere Mittelmeerländer). Es hat nichts Exotisches mehr, hat sich weiterentwickelt und ist uns auch (wirtschafts-) politisch in Europa nähergerückt, seine herrlichen Strände zeigen vor allem am Mittelmeer die Spuren von zwei bis drei Jahrzehnten Massentourismus. So schwappte die Tourismus-Welle in den 70em, vor allem aber den 80er Jahren auf andere Kontinente über, die Fernreisen nahmen enorm zu - auch nach Lateinamerika.2 Seither wird diskutiert, ob dieser Dritte-Welt-Tourismus nun durch Devisen und Arbeitsplätze den ökonomischen Aufschwung der bereisten Länder fördere und

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ein Beitrag zu Völkerverständigung und Völkerfreundschaft sei oder aber durch kulturellen Einfluß die Entfremdung und Dekulturation vorantreibe und ökonomisch nur einer Elite zugute komme. Häufig wurde dieser Tourismus als "kulturelle Umweltverschmutzung", "Zerstörung der letzten Paradiese" oder "neuer Kolonialismus" gebrandmarkt, der bestehende Probleme nur verschärfe und die Vorurteile vertiefe.3 Bahnt sich nicht eine neue Abhängigkeit an, wenn beispielsweise Mitte der 70er Jahre 3-4 Millionen Touristen (90% US-Amerikaner, ca. 1% Deutsche) Mexiko bereisten, wo der Tourismus damals bereits 40% der Deviseneinnahmen ausmachte? Kann die Kultur unbeeinflußt bleiben, wenn die Touristen bestimmte Konsummuster ins Land bringen ("Coca-Colonisation", Weibespots in Massenmedien usw.), die Sprachgewohnheiten verändern (Neigung zu Fremdsprachen in touristischen Ballungsgebieten), die einheimische Kultur in Shows veikommt und die Reisenden kommerzialisiertes Verhalten fördern (Straßen- und Strandhändler, Prostitution etc.)?4 Die Förderung des Tourismus muß dabei nicht unbedingt auf den Wunsch der Bevölkerung zurückgehen, sondern kann von Regierung bzw. Oligarchie verordnet werden zur (angeblichen) Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und Devisenmangel wie etwa in den 70ern in Guatemala oder Mexico. Doch verhindert dies nicht, daß die "Einkünfte [...] beim Staat, den Fluggesellschaften, Transportunternehmen, Hoteliers und Händlern, einer schmalen Schicht der Besitzenden und Mächtigen" bleiben und Strukturdefekte verursacht werden. Nicht umsonst forderten 1980 alle 23 Indianervölker Guatemalas einen Tourismusboykott. Sie wehrten sich dagegen, zu Ausstellungsstücken gemacht zu werden und ihre Bräuche pervertieren zu lassen. So verstärkte der Tourismus dort auch die Kluft zwischen den Ladinos und den Indios, denen wertvoller Boden entzogen wurde. Der Prozeß der Dekulturation - spürbar bereits durch die verminderte Verbreitung der Tracht, die Zunahme der Spanisch-Sprecher und religiöse Konversionen - wird so durch den Tourismus dynamisiert.5 Die alte Idee vom Reisen, von Kosmopolitismus, von einer Gast-und-GastgeberBeziehung oder Völkerverständigung scheint tatsächlich eine romantische Illusion zu sein, die von der Wirklichkeit in ihr Gegenteil verkehrt wurde: Das Reisen bedeutet nicht mehr die wirkliche Suche nach dem Fremden. Die Ferntouristen identifizieren sich zwar meist mit der Suche nach dem 'ganz Anderen', haben aber in der Regel kein Bedürfnis nach going native. Aus Angst vor der Berührung mit Elend und den armen Massen schließen sie sich als Pauschaltouristen Reisegruppen an - und geben als durchschnittlicher Tourist an einem Tag etwa in Haiti soviel aus, wie ein Haitianer in einem Jahr verdient. Sie suchen die Unterentwicklung nur in angenehmer Form als Abwesenheit von der westlichen Zivilisation und Technik und versuchen, die in der Industriekultur abhanden gekommene Identität wiederzufinden. Gleichzeitig erwarten sie aber, daß sich die Fremden nach unserem Beispiel entwickeln, von dessen Über-

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legenheit wir überzeugt sind. So nehmen nicht wenige Touristen eine paternalistische Position gegenüber dem Gastland ein und schwingen sich zu Expertentum auf. Die Nachahmerei des westlichen way-of-life durch die Eliten in der Dritten Welt erscheint als Fortschritt, an dem höchstens die mangelnde Perfektion der Kopie, nicht aber das Kopieren selbst kritisiert wird. Der alte Kosmopolitismus bedeutete auch Flexibilität und Anpassung an fremde Kulturen. Heute dagegen bewiikt der Massentourismus das Bemühen der Bereisten, sich der internationalen Kultur, der englischen Sprache und der westlichen Lebensweise anzupassen. Daher wurde der Tourismus auch schon als das letzte Stadium des (Neo-)Kolonialismus gesehen: Die "Vergnügungsperipherie" ist abhängig von den Zentren - den Touristik-Konzemen - das Reisen stellt wieder einmal ein Privileg einer Mindeiheit dar, während die Mehrheit zu den Bereisten gehört - eine Parallele zu den Kolonisatoren und den Kolonisierten. Der Femtourismus wird auch im übertragenen Sinne zur Prostitution, indem die Gastgeber zu Gastarbeitern verkommen. Obwohl die Motivationen der Reisenden oft Fluchtbewegung, Kontrastwünsche, Selbstbestätigungs- und Prestigebedürihisse sind, wird doch alles getan, um ihnen diese widersprüchlichen Motive nicht bewußt werden zu lassen, damit sie sie nicht als Flucht und (Selbst-)Betrug entlarven. Vielmehr ist von Entspannung und unberührter Natur die Rede. Die einseitige Penetration der fremden Kultur wird als (reziproker) Kulturkontakt dargestellt - außerdem sieht der Enthusiast, wie wir schon von Kolumbus wissen, in der Fremde sein Wunschbild von ihr.6 Angesichts einer Jet-Society, die jenseits der Slums die Überreste der von christlichen Kolonialkriegen heimgesuchten Maya- und Azteken-Kulturen bei exotischen Drinks auf pittoresken Plätzen genießt, hat sich der Tourismus in den Massen- und sogenannten Altemativ-Tourismus gespalten. Der Alternativ-Tourist lehnt das Cluboder Feriendorf-Leben wie auch generell seine touristische Rolle ab, bleibt aber auch auf eine touristische Minimal-Struktur angewiesen. Seit Ende der 70er Jahre hat dieser 'qualifizierte' oder emanzipierte Tourismus zugenommen, den die problemorientierte Information, das Reisen auf eigene Faust, das Benutzen landeseigener Hotels u.a. kennzeichnen - allerdings nur in bestimmten Schichten, Alters- und Bildungskreisen. Doch besteht auch hier eine Gefahr Die Solidarisierung und Identifizierung mit den bereisten Völkern bei Ablehnung der eigenen touristischen Rolle kann ebenso ein Selbstbetrug, nur eine romantische Zivilisationskritik sein und gegenüber den Lateinamerikanern zynisch und unverständlich wirken:7 Schließlich sei noch ein Wort gestattet zur offensichtlichen Lateinamerikabegeilterung der europäischen Jugend. Sie reist, wenn immer es geht, hinüber und kommt mit Poncho und anderen Souvenirs behangen zurück, sie begeistert sich an sogenannten Lateintänzen und -rhythmen, sie hat .venceremos' geschrien in den heißen Tagen der Studentenrevolten, sie nimmt Partei für

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die Armen und gegen die multinationalen Gesellschaften, sie sucht, zivilisationsüberdrüssig, dort drüben das einfache, naturnahe Leben. So weit, so gut. Auf der anderen Seite des Atlantik herrscht hingegen über solche Sympathien nicht eitel Freude, denn das ersehnte einfache Leben sähe man dort drüben lieber näher am westlichen Wohlstand, denn die Unterentwicklung ist dort mit Sicherheit nichts Eihaltenswürdiges, geschweige denn Erstrebenswertes. Auf Wohlstand verzichten ist zwar edel, angesichts jener aber, die ihn entbehren müssen und herbeiwünschen, ist die Edelarmut eine zynische Perversion. Die touristische Begegnung hat bisher, wie zu erwarten war, wenig beiderseitige Annäherung gebracht8 Der Tourismus als "Geschichte der Degeneration der Idee der Völkerverständigung" ist auch wieder ein Medium unserer Sucht nach dem Neuen und dem Vertreiben von Langeweile und Zivilisationsmüdigkeit, auch nach Erneuerung durch die 'Naturmenschen1, die nach dem alten kulturgeschichtlichen Topos ja noch im 'Kindheitsstadium der Kulturvölker' leben. Auf diese Weise wiederholt der Tourismus bekannte Stereotypen aus der Geschichte unseres Kultuikontaktes und spiegelt unser heutiges Lateinamerika-Bild wieder. Letzlich sind die Motivationen eines Lateinamerika-Touristen oft nicht weit entfernt von denen der Forscher, der Völkerkunde- oder Übersee-Museumsbesucher oder auch der Rezipienten von lateinamerikanischer Literatur - nach einem Wort von Säbato müßten lateinamerikanische Bücher für einen Europäer zunächst exotisch sein und den Reiz des Pittoresken haben und so etwa die gleichen Bedürfnisse erfüllen wie eine Reiseagentur.9

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(6) Die lateinamerikanisch-deutschen Literaturbeziehungen Mit diesem Kapitel nähern wir uns den Rezeptionsvoraussetzungen im engeren Sinne, nämlich im literarischen Bereich. Es soll gefragt werden, ob es eine Tradition in der literarischen Wahrnehmung Iberoamerikas in Deutschland gibt und welche Merkmale diese Geschichte hat Sodann wird ein Blick auf die Berührungspunkte der Gegenwartsliteraturen geworfen: Wie stand es um die deutschsprachige Gegenwartsliteratur, als die nueva novela zu uns herüberkam und inwieweit kann dies die Aufnahme einer fremdsprachigen Literatur beeinflussen? Gibt es deutschsprachige Autoren, die über die spanische Sprache, Aufenthalte in Lateinamerika oder thematische Aufnahmen in ihren Werken einen Bezug zu diesem Kontinent haben und so eine wechselseitige Beziehung zum Ausdruck bringen?

(a) Die Rezeptionstradition Auch hier sei vorausgeschickt, daß Deutschland mit dem hispanischen Kulturraum eine jahrhundertelange Rezeptionstradition verbindet - nur blieb diese lange fast ausschließlich auf die Iberische Halbinsel beschränkt Zwar gab es hier durchaus Schwankungen, Tiefpunkte und Stagnationen (wie etwa in der Aufklärung) wie auch Höhepunkte (z.B. in der Romantik), doch wurden zahlreiche spanische Autoren von Publikum und Literaten teilweise sogar sehr intensiv rezipiert1 Gracián, der picaroRoman, Cervantes und Calderón, Quevedo und die Romanze etwa erfuhren eine sehr lebendige Aufnahme hierzulande. Schon Grimmelshausen, Goethe und Schiller, Lessing und Herder, vor allem auch Romantiker wie Tieck, die Gebrüder Schlegel, Eichendorff oder auch Brentano, Heine, Büchner, Hofmannsthal oder Rilke rezipierten spanische Literatur, vor allem die klassische. Viele deutschsprachige Autoren, von Sebastian Franck und Sebastian Münster über Goethe, Herder und die Romantiker bis hin zu den Autoren des 20. Jahrhunderts haben ein sehr unterschiedliches Spanienbild in der Literatur hinterlassen. Religiöse Unterschiede seit der Reformation und die leyenda negra schadeten diesen Wechselbeziehungen zwar außerordentlich, doch in der Romantik kam es zu einer regelrechten Spanien-Renaissance'. Auch mit Sanz del Río oder Ortega y Gasset gab es schon im 19. und frühen 20. Jahrhundert bedeutende Mittler zwischen den Kulturen.2 Im 20. Jahrhundert ist das Bild recht widersprüchlich: Viele Autoren wurden lange gar nicht bekannt, Unamuno erst spät, Garcia Lorca dagegen sehr - vor allem durch viele Aufführungen und Übersetzungen. Mit dem Spanischen Bürgerkrieg jedoch setzten sich sehr viele deutsche Schriftsteller und Intellektuelle auseinander, etwa Brecht Toller, Renn, die Familie Mann, Kisch, Köstler, Werfel, Döblin oder Feuchtwanger. Im Exil schrieben viele über Spanien und die Spanier wie z.B. Bruno

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Frank, Ludwig Marcuse, Hermann Kesten oder Reinhold Schneider. Trotz aller Schwankungen kann daher gesagt werden, daß es eine Tradition im literarischen Kontakt mit Spanien gibt.3 Dies ist bei Lateinamerika nicht der Fall. Trotz - wenn auch spärlichen - Kontakten zwischen den Kulturen blieb während der Kolonialzeit, soweit ich sehe, die literarische Wahrnehmung auf die Iberische Halbinsel beschränkt. Rezipiert wurden zunächst die Reiseberichte und Chroniken der Entdecker, Eroberer und anderer Europäer über, nicht aus der Neuen Welt. Eine Rezeption im Sinne eines Einflusses auf deutschsprachige Literaten gar, die auch immer eine gewisse Wertschätzung ausdrückt, ist für diese Zeit nicht bekannt geworden. Im 18. Jahrhundert sind vermutlich nur ganze drei lateinamerikanische Weike überhaupt ins Deutsche übertragen worden. Für das 19. Jahrhundert ist dann vereinzelt Interesse an lateinamerikanischer Literatur belegt: López' Die Braut des Ketzers oder die Inquisition zu Lima von 1854 erschien als erster in deutscher Sprache publizierter Roman eines Lateinamerikaners 1859 in Leipzig. Auch Echeverría oder Mármol und Güiraldes wurden Ubersetzt, insgesamt 18 Bücher Spanisch-Amerikas, die in die bevorzugten Zeittendenzen paßten, z.B. die realistische Historienmalerei oder die sogenannte 'Indianerliteratur', oftmals eine Verherrlichung der Natur und des natürlichen Lebens, die schon zu dieser frühen Zeit der Industrialisierung und der Moderne in Deutschland gern aufgenommen wurden. Aufmerksamkeit erregten diese Werke weniger aus ästhetischen Gründen, sondern als Spiegel der fernen Wirklichkeit. Schon damals stand der kulturelle Brückenschlag im Zusammenhang mit einem verstärkten deutschen Engagement auf südamerikanischem Boden.4 Einen Kulturaustausch und also auch eine literarische Rezeption machte sich erst in diesem Jahrhundert, etwa seit dem I. Weltkrieg bemerkbar. Das heißt jedoch nicht, daß wir in dieser Zeit die zeitgenössischen Bewegungen in Lateinamerika, den Modemismus und die Avantgarde, sofort wahrgenommen und rezipiert hätten. Zunächst einmal wurden die präkolumbianischen Kulturen 'ausgegraben', später erst folgte die Literatur und da vor allem regionalistische, indigenistische oder tellurische Werke. Nach dem I. Weltkrieg wurde die Publikationstätigkeit lebhafter (1900-1920 wurden immerhin schon 12, 1920-1950 dann schon 70 Bücher aus Lateinamerika übersetzt). Zu argentinischen und brasilianischen kamen nun auch Bücher aus Mexiko, Peru und einigen anderen Ländern. Neben vielen heute wenig bekannten Schriftstellern sind darunter aber auch etliche heute noch geschätzte Autoren vertreten, z.B. Hernández, Larreta, Neruda, Rivera, Güiraldes, Azuela, Guzmán, Quiroga, Gallegos und andere. Das Interesse in dieser Zeit läßt sich aus der wirtschaftlichen Expansion herleiten und war sozusagen ihr Nebenprodukt. In diese Epoche fallen auch die Gründung des ersten Deutsch-Südamerikanischen Institutes (1912) in Aachen, einer ähnlichen Grün-

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dung 1917 in Hamburg und dann 1930 des Ibero-Amerikanischen Institutes in Berlin. 1934 erschienen La vorágine von Rivera und Don Segundo Sombra von Giiiraldes, 1941 Doña Bárbara von Gallegos. Sie stießen zwar nur auf begrenztes Interesse, entsprachen aber in ihrer Thematik bei aller exotischen Ferne der hiesigen Literatur und konnten fíir die Blut-und-Boden-Ideologie und den Kampf um die 'Scholle' instrumentalisiert werden. Überhaupt kamen die Übersetzungen der 30er Jahre aus den Bereichen Kriegs- oder Revolutionsroman oder Heimatroman.3 Für diese Zeit sei auch noch einmal an die Rolle der Mittler und Literaturwissenschaftler erinnert Wie bereits erwähnt, war in den 30er und 40er Jahren Neuendoiff als Übersetzer, Herausgeber und Kritiker überaus aktiv und traf bewußt mit völkischem Vokabular eine "Auswahl des Wertvollsten und Bezeichnendsten mit wirklichkeitsnaher, bodenständiger Handlung" in einer fremden, rätselhaften Natur, die in ihrer exotischen Fremdartigkeit allem Europäischen gegenübergesetzt wurde. Dies verhinderte offenbar nicht im nachhinein die explizite Würdigung seiner Verdienste um die Erschließung des hispanoamerikanischen Schrifttums durch die lateinamerikanische Bibliothek in Berlin.6 In diese Richtung gingen auch die Bewertungen vor allem von Wagner, der in seiner Gesamtdarstellung der lateinamerikanischen Literatur den "Amerikanismus" als Kriterium obenan stellte, ihre Originalität aus Geographie, Geschichte und Rasse eiklärte und so den Modemismus als Nachahmung und "unamerikanisch" empfinden mußte. Petriconi dagegen begründet die Fremdheit mehr mit unserer Unkenntnis und sieht "die Steigerung ins Allgemeine und Symbolische" als letztes Qualitäts-Kriterium an, doch zählt auch er den Kriegsroman und die argentinische gauc/w-Literatur zu den charakteristischsten Weiken.7 Einen 'positiven' Effekt für die spätere Literaturvermittlung hatte allerdings die Tatsache, daß etliche Dichter und Intellektuelle vom Dritten Reich nach Lateinamerika getrieben wurden und dort in zwei wichtigen Exil-Zeitschriften in Mexico und Santiago de Chile Eingang fanden. Dort konnten sie zwar nur wenige Leser ansprechen, doch sind aus den Reihen dieser Mitarbeiter nach ihrer Rückkehr wichtige Vermittler geworden, so z.B. Albert Theile, Erich Arendt oder Udo Rukser. Viele deutschsprachige Autoren sind Qeider) durch das lateinamerikanische Exil mit Lateinamerika in Kontakt gekommen, haben Spanisch gelernt und teilweise ihre Eindrücke auch literarisch veraibeitet (vgl. Kap. Iü/6b).8 In den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts ist wohl die rein quantitative Zunahme an Übersetzungen und der beginnende Aufbau einer kulturellen Infrastruktur für Lateinamerika das einzig Positive, das zu nennen wäre, denn die Inhalte und Motivationen dieser Aktivitäten und der Einführung der Literatur waren offensichtlich ideologisch stark belastet und im besten Fall 'nur' Ergebnis von Evasionsveihalten oder wirtschaftlichem Eigennutz.

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Der Einfluß von Politik oder sogar Ideologie auf die literarische Vermittlung hörte aber nach 194S nicht automatisch auf. In diesem Zusammenhang sind die deutsche Teilung, die föderalen Strukturen sowie der Einfluß der Alliierten schon angesprochen worden. Auf die Rezeption im engeren Sinne hat sich aber auch der Anti-Kommunismus ausgewirkt: ein Dichter wie Neruda hatte so lange keine Chance, Borges hingegen durchaus. Petriconi wertete 19S0 die indigenistische Literatur der Andenländer als eine dem marxistischen Gedankengut nahestehende, einer politischen Romantik verpflichtete Propagandaliteratur. Lateinamerikanische erklärte oder ihnen nahestehende Kommunisten wie Amado, Neruda, Guillén, C. Alegría, Icaza oder andere wurden vornehmlich in der DDR vorgestellt und erst später (oft in Lizenzausgaben) im Westen. Erst mit der Studentenbewegung sowie den aufkommenden Ost-West- und Nord-Süd-Diskussionen wandelte sich das politische Klima zugunsten lateinamerikanischer Literatur.9 Die Rezeption lateinamerikanischer Literatur in der Nachkriegszeit begann gleich mit einem spektakulären Ereignis: 1945 erhielt mit der Chilenin Gabriela Mistral Lateinamerika den ersten Nobelpreis für Literatur. Auf den ersten Blick fragt man sich verwundert: Lateinamerika u n d eine Frau - eine zweifache 'Minderheiten'-Wahl? Auf den zweiten Blick kommt man zu der Vermutung, daß vielleicht die europäische, im Krieg entstandene (Anti-)Kriegs- und Exilliteratur außen vor gelassen werden sollte, man statt dessen vorzog, in die 'unverbindliche' Ferne zu schweifen und dort eine Autorin zu wählen, die den "zum Dichterruhm gewordene[n] mütterlichefn] Liebreiz, die zur literarischen Größe gestempelte Innigkeit" verkörperte.10 Nachdem die Nachricht von diesem Nobelpreis in die Zeitschrift Das goldene Tor 1946 einging, gab es bereits 1947 wieder einen Sonderteil in dieser Zeitschrift ("Das literarische Mittel- und Südamerika") mit einem 30seitigen Überblick Uber diese Literatur, einer Erzählung und Gedichten.11 Bis 1960 lagen immerhin schon Werke von Asturias, Borges, Carpentier, Guido, Icaza, Mistral, Rulfo und anderen auf deutsch vor; Neuendorff, Theile und Jahn stellten Anthologien zusammen und übersetzten Vieles; Verlage wie Ciaassen, Hanser, Piper, Luchterhand oder Erdmann zeigten ein erstes, vereinzeltes Interesse.12 1960 stellte dann Edith Aron in Akzente "südamerikanische Erzählkunst" vor und widmete sich besonders der phantastischen Literatur. Während Borges unter Eingeweihten schon als Meister dieses Fachs galt, wurde hier Cortázar erstmals eingeführt Dasselbe gilt auch für Paz.13 1963 war ein ganzes Heft von Offene Welt Lateinamerika gewidmet - außer der Kultur auch der Politik, Sozialem und der Entwicklungsproblematik. Im Kulturteil kam sogar ein Lateinamerikaner über die kulturelle Selbstbestimmung selbst zu Wort, das war (noch) ein Ausnahmefall.14 Im studentenbewegten Jahr 1968 erschien dann ein ganzes Kursbuch über den Kontinent mit ei-

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nem Nachruf auf "Che" von Peter Weiss, viel Imperialismus- und Kapitalismuskritik und einer Rede Castros. Enzensberger machte bereits auf die Abhängigkeiten aufmerksam und forderte Solidarität mit den Befreiungsbewegungen ein. Dieses Heft dokumentiert exemplarisch das erwachte Interesse der Intellektuellen und Studenten an Lateinamerika, zugleich aber auch die Neigung, teilweise innenpolitische Konflikte auf lateinamerikanischem Boden auszutragen sowie die absolute Vorrangigkeit politischer Interessen vor literarischen.13 Im selben Jahr unternahm auch Humboldt einen der mühseligen Versuche, den neuen lateinamerikanischen Nobelpreisträger des Jahres 1967, Asturias, hier mit ein paar übersetzten Gedichten bekannt zu machen.16 Soweit sei vorerst unsere Geschichte der literarischen Aufnahme im groben Abriß nachgezeichnet. Kein Zweifel kann daran bleiben, daß sich Deutschland und Lateinamerika traditionell wenig zu sagen haben, und das Iberoamerikanische in unserem kulturellen Kanon daher nicht vertreten sein kann.17 Eine kulturelle Begegnung wird nicht nur durch diese Jahrhunderte des Schweigens erschwert, sondern auch durch Art und Verlauf des beginnenden Austauschs in diesem Jahrhundert So verwundert es nicht, daß die vermehrte Aufnahme seit den 60er Jahren von vielen als ein ganz neuer Anfang betrachtet wurde. Auf der anderen Seite gibt es auch hier wieder ein Ungleichgewicht, denn unsere Aufnahme iberoamerikanischer Literatur ist nicht zu vergleichen mit dem umgekehrten Fall unter ganz anderen Rahmenbedingungen.18

(b) Beziehungen zwischen den Gegenwartsliteraturen Wenn nun von den Beziehungen zwischen den Gegenwartsliteraturen die Rede sein soll, so ist damit die nach dem Krieg geschriebene oder noch rezipierte deutsche Literatur gemeint, die sozusagen von der nueva novela Konkurrenz bekommt wie auch Verbindungen deutscher Schriftsteller mit Lateinamerika oder die Verarbeitung solcher Themen bzw. eigener Eindrücke in ihrer Literatur. Auf die Darstellung der wechselseitigen Beziehung, also auch des deutschen Einflusses in Lateinamerika, muß - wie auch bei der Rezeptionsgeschichte - verzichtet werden. Meine Hypothese ist, daß es nicht ein ganz kleines festes Lesepublikum für die unterschiedlichsten Literaturen fremder Sprachen gibt Vielmehr glaube ich, daß auch das gegenwärtige Angebot an hiesiger Literatur Leser einer fremden Literatur zuführen oder entfremden kann. Je nach Angebot, Qualität, Stilrichtung oder Thematik der eigenen Gegenwartsliteratur wird sie die Aufnahme fremder Literaturen begünstigen, hemmen oder gar weitgehend verhindern. Und das hängt davon ab, ob die Leseinteressen und -wünsche aller Leserkreise abgedeckt werden können oder aber offen blei-

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ben. Bei den Kontrast- und Evasionswünschen, die wir bezüglich Lateinamerika aus vielen Bereichen kennen, sowie Ethno- und Eurozentrismus darf man eine zwiespältige Reaktion auf diese Literatur vermuten. Das Kriterium des Neuen, Fremden und Anderen ist dabei zentral. Es kann abgelehnt oder gerade als Faszinosum interessant werden. Das Ähnliche, Vertraute oder Gemeinsame kann positiv gewertet werden, indem es als 'richtige' (wenn auch vermutlich nicht ebenbürtige) Kopie der europäischen Vorgaben und Modelle interpretiert wird, oder es kann abgelehnt werden, weil es nichts 'Neues' ist, nicht erwartungskonform und nicht 'typisch' lateinamerikanisch. Mit welcher deutschen Literatur hatte es also das hiesige Lesepublikum zu tun, als dann vermehrt lateinamerikanische Romane auftauchten? Die deutsche Literaturszene der Nachkriegszeit begann mit der 'Stunde Null', Nachholbedarf an eigener (Exil-) Literatur, Fragen nach der Darstellbarkeit der Realität, schon bald setzte die Auseinandersetzung mit der medialen Bildersprache in Femsehen und Kino ein und dann mit der 68er These vom "Tod der Literatur"; in den 70ern verstärkte sich die Auseinandersetzung mit der Eltemgeneration (gerade auch mit ihrer Rolle im m . Reich), mit Selbsterfahrung oder anderen Aspekten des Innenlebens.19 Gerade vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie sehr die lateinamerikanische Literatur einen Kontrapunkt darstellen mußte: hier deutsche Literaten, mit der Bewältigung einer schweren Vergangenheit befaßt, die sich in sich selbst zurückzogen oder in eine Schreib-Krise gerieten - dort ein vom Weltkrieg weitgehend verschonter Kontinent, erstarkend, mit uneihört großem kulturellen Selbstbewußtsein und entschlossen, literarisch endlich ganz den übeimäßigen Respekt vor der europäischen Kultur abzulegen, ja Europa das Zepter aus der Hand zu reißen. Von den unzähligen Manifestationen dieses Selbstbewußtseins (von denen in Kapitel 1/3 schon die Rede war) soll hier noch eine zitiert sein: Die ästhetische Vielfalt, das Gewicht der menschlichen und gesellschaftlichen Erfahrungen sowie die Weite des geographischen und kulturellen Raumes, den die lateinamerikanische Literatur abdeckt, sind so einzigartig, daß die Unkenntnis oder auch die Gleichgültigkeit, die dieser Literatur von gewissen europäischen Kreisen entgegengebracht wird, sie nicht ärmer macht: Sie macht Europa ärmer.20 Die Lateinamerikaner setzen der deutschen Gleichförmigkeit Exzessivität und Phantasie entgegen, der Faiblosigkeit setzten sie Tupfer auf, der strengen Struktur und Ordnung setzen sie Maßlosigkeit und extreme verbale Flexibilität, der schwächer werdenden europäischen Erzählkraft etwas Eigenes und Einzigartiges entgegen. Anstatt der "tautologische[n] Klaustrophobie" einer Person aus der Feder Peter Handkes handeln ihre Geschichten (angeblich) von "Abenteuern dieser einfachen Menschen".

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"Fabulierfreudigkeit" und Geschichtenerzählen - lange vermißt in der deutschen Literatur - statt Kälte, Sterilität und Abstraktion.21 Abgesehen von diesen Gegensätzen, die die eine wie die andere Literatur auf bestimmte Richtungen reduzieren, war doch dies der Eindruck, den viele zurückbehielten. Skeptischere Köpfe gaben zu bedenken, daß zwar die lateinamerikanische Literatur nun besser gelesen werde als früher, aber der Einfluß auf Europa noch mehr Wunsch als Wiiklichkeit sei - ein boom sei dafür noch nicht genug. Es habe ein Zwiegespräch auf literarischer Ebene begonnen, doch die Europäer "streicheln uns dabei gleichsam noch das Haar, wie wenn man zu einem Kind spricht".22 Als eigenständiger Ausdruck der Kultur wurde hier längst (erwartungskonform) Musik und Tanz angesehen: brasilianische Tänze, der argentinische Tango oder Jazz, afroamerikanische Musik und andere Formen. Dem sollte sich nun auch die Literatur zugesellen.23 Soweit zum Kontrast der Gegenwartsliteraturen, der ein Stück weit die Aufnahme begünstigen mußte, zumal in dieser Zeit auch wenig von der spanischsprachigen Literatur aus dem Franco-Spanien zu erwarten war (vgl. auch Kap. n/5). Obwohl man auf den ersten Blick wohl wenige Verbindungen deutscher Literaten mit Iberoamerika findet, gibt es doch eine ganze Reihe von Berührungspunkten, die meist aus der persönlichen Biographie, Flucht und Emigration, später auch aus Reisen und längeren Aufenthalten resultieren. Unter den deutschen Autoren jenseits des Atlantiks wären in diesem Jahrhundert vor allem Bruno Traven (Pseudonym) zu nennen, der in Mexiko eine neue Heimat fand, während andere vor dem m . Reich flohen: Werner Bock, Paul Zech, Stefan Zweig (der sich 1942 in Rio das Leben nahm), Gustav Regler oder Erwin Walter Palm.24 Hilde Domin verbrachte die Jahre 1940 bis 19S2 in Santo Domingo auf den Antillen; das Exil prägte ihre Arbeit. Sie kehrte später nach Deutschland zurück wie auch Palm.25 Noch immer geheimnisumwittert ist die Existenz dieses deutschsprachigen Schriftstellers, der ab 1924 in Mexiko lebte und von dort aus unter dem Pseudonym B. Traven zwischen 1926 und 1940 zahlreiche Romane und Erzählungen nach Deutschland schickte, zum Beispiel Das Totenschiff (1926), Der Schatz der Sierra Madre (1927) oder die sechsbändige MahagoniSerie, die die Ausbeutung der Indios in Holzfäller-Lagem beschreibt. Er sah die Indianer als "Herzensbrüder" und "Proletarier" und verfolgte so mit Sympathie und scharfem Blick die Umwälzungen seit der Mexikanischen Revolution. Seine Bücher sind in mehr als zwei Dutzend Sprachen übersetzt worden, haben vermutlich eine Auflage von über 25 Millionen Exemplaren erreicht und sind kürzlich auf deutsch neu herausgekommen.26 Andere Schriftsteller wie Karl Krolow kamen als Romanist und Lyriker zur lateinamerikanischen Literatur,27 Hans Magnus Enzensberger über politische Interessen und einen Cuba-Aufenthalt 1968/69, aus dem Das Verhör von Habana (1970) her-

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vorging, ein Dokumentar-Theaterstück über die Schweinebucht-Invasion von 1962. Später trat er auch als Übersetzer und Herausgeber hervor.28 Eugen Gomringer dagegen weist als Sohn eines ausgewanderten Schweizers und einer Bolivianerin einen biographischen Bezug auf, engagierte sich auch für die international verstreuten Richtungen der konkreten Poesie und publizierte 1960-65 die deutsch-brasilianische Folge konkrete poesie/poesía concreta.29 Anna Seghers dagegen exilierte zunächst 1933 nach Frankreich und dann 1941 weiter nach Mexiko, kehrte nach dem Krieg in die DDR zurück und veröffentlichte 1948/61 Karibische Geschichten und schrieb das Vorwort zu einem Neruda-Band bei Volk und Welt, für den auch Stephan Hermlin übersetzte.30 Erich Arendt darf hier nicht vergessen werden, der schon den Spanischen Bürgeikrieg miterlebte und dann die Jahre 1942-1950 im kolumbianischen Exil verbrachte. Trug doch die Nacht den Albatros (1951) enthält Verse aus dieser Zeit. Später leistete auch er wichtige Übersetzungsarbeit.31 Auch Hugo Loetscher, Hans-Jürgen Heise, Siegfried Lenz und Helmut Heißenbüttel, Elfriede Jelinek oder Nicolas Born haben durch Kritiken oder Übersetzungen zum Austausch beigetragen.32 Autoren wie Günter Grass oder Franz Xaver Kroetz sind nach Nikaragua gereist.33 Die Reise von Grass sowie seine späteren Äußerungen waren denn auch Auslöser für eine Kontroverse mit Mario Vargas Llosa. Grass hatte Interesse und Sympathie für die Sandinistische Revolution gezeigt, setzte diese immer wieder in Bezug zur polnischen Solidaritäts-Bewegung und kritisierte davon ausgehend die Politik der Supermächte, die Haltung der Kirche und den nationalen Egoismus der Deutschen. Von literarischen Impulsen ließ er nichts verlauten, war wohl auch nicht mit solchem Ansinnen gereist, obwohl er dort auf Cardenal und Ramírez (damals in offiziellen Ämtern) getroffen war.34 1984 mußte dann der Peruaner lesen, sein deutscher Kollege empfehle allen lateinamerikanischen Ländern den kubanischen Weg. Das rief seine scharfe Gegenreaktion hervor, da er meinte, Grass wünsche Lateinamerika Revolution, Gewalt, Unterordnung unter die Sowjetunion. Schon 1982 auf dem Horizonte-Festival in Berlin hatte sich Vargas über politische und soziale Projektionen von Europa nach Lateinamerika geärgert. Grass wiederum ärgerte Vargas' Irrtum. Auf dem 48. Internationalen PEN-Kongreß in New York trafen sich die beiden und stritten über die politische Haltung von Schriftstellern aus kommunistischen Ländern. Grass warf Vargas Llosa die Diffamierung García Márquez' als "cortesano de Fidel Castro" vor, was er später in Vargas' Abwesenheit auf dem Internationalen PENKongreß in Hamburg noch einmal wiedeiiiolte. Daraufhin brach Vargas in einer "Respuesta a Günter Grass" in El País mit dem Deutschen. Eine Woche später war Vargas Gast der CDU und attackierte wiederum die 'politischen Romantiker', ohne

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jedoch Grass beim Namen zu nennen. Der wollte schließlich den Streit beenden, da Vargas ihm Dinge vorwerfe, die er nicht gesagt habe.35 Fazit: Es wird sehr wohl wahrgenommen, wenn deutsche Intellektuelle nach einer kurzen Reise mit Rezepten aufwarten, die vielleicht ungewollt eine patemalistische Haltung wiederspiegeln. Das Übertragen politischer Konzepte von einem Kontinent auf einen anderen ist immer problematisch. Auch die Medien haben in diesem Fall einen Teil des Streits verschuldet: Sie haben die Äußerungen wahrscheinlich nicht korrekt wiedergegeben und statt aus dem verfehlten Schubkasten-Denken zu lernen, wird Vargas nun unbedenklich dem "konservativen Lager' zugeordnet Und zwischen den Zeilen: Grass hat statt literarische Anregungen mit nach Hause zu nehmen, seine Rezepte für Lateinamerika abgegeben. Diese vielleicht wohlmeinende, auch politisch interessierte Position hat doch ein gerüttelt Maß an Unsensibilität erkennen lassen. Das war jedoch unter deutschen Schriftstellern nicht das erste Mal: so haben sie noch 1964 in Berlin bei einem Schriftstellertreffen von der 'jungen Literatur aus den Entwicklungsländern' gesprochen, die an das Bild vom Halbwilden erinnerte, der gerade vom Baum gestiegen sei, lesen und schreiben gelernt habe, um gleich Romane und Gedichte zu verfassen. Überhaupt ist das Zusammentreffen lateinamerikanischer und deutscher Autoren nicht besonders erfolgreich und für die hiesigen gewiß kein Ruhmesblatt gewesen (vgl. Kap. IV/1).36 Eine ganz andere Frage ist, ob es bisher durch einen literarischen Einfluß der Lateinamerikaner eine echte literarische Wechselwirkung gegeben hat Dazu wird spekuliert, bekannt ist wenig. Man könnte vermuten, daß durch die lange Ignoranz dieser Literatur, ihren Ausschluß auch aus dem Bildungskanon der 'Gebildeten' sowie die starken literarischen Unterschiede sie bisher kaum einen Niederschlag in deutschen Werken gefunden habe. Andererseits macht sie vielleicht auch gerade der Kontrast und in letzter Zeit auch ihr Erfolg interessant Ein berühmter Hispanist vermutete jedenfalls, daß Europa scheinbar Lateinamerika als Rohmaterial behandele, das man ohne weiteres verwerten könne. So seien Einflüsse von den afios de soledad oder Los pasos perdidos in Der Butt von Günter Grass oder Spuren von Vallejo in der Lyrik Enzensbergers deutlich vorhanden, würden aber nicht erkannt oder bekannt gemacht37 Insgesamt ist jedoch anzunehmen, daß der Einfluß bisher gering gewesen ist. Das ist ja auch immer wieder Anlaß gewesen, um die Ungleichheit der Beziehungen herauszustellen. So beklagte ein Lateinamerikaner, daß ihre Kultur hier zu "kurioser Folklore" werde, während die europäische - auch die deutsche - tief in die ihrige eindränge und so das alte Übel in den Beziehungen überhaupt wiederhole.38 Dagegen wird Lateinamerika als Schauplatz, Hintergrund, in Motiven oder bestimmten Themen in der deutschen Literatur bzw. der hier rezipierten Literatur nicht selten lebendig. Angesprochen wurden schon die Werke aus der ersten Zeit einer

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kulturellen Begegnung in der Kulturgeschichte, etwa von Staden oder Schmidel. Diese alten Klischees von Amerika als Ort der Wildnis, der Barbarei, der feindlichen Natur, Gewalt und Anarchie, von sinnlichen Abenteuern und sozialen Utopien wurden aber auch viel später noch in der fiktionalen Literatur eines Karl May, von Hedwig Courths-Mahler, Max Dauthendey, Kasimir Edschmid und anderen aufgegriffen und teilweise sogar verstärkt.39 Berühmt wurden auch in Deutschland Defoes Robinson Crusoe (1719), Swifts Gulliver's Travels (1726) oder französische Werke, in denen die überseeische Welt auftauchte (Marivaux, Prévost, Voltaire oder Diderot). Wo die Weltreise bei Grimmelshausen nur episodisch vorkam, wurde sie in Carl Wezeis Belphegor von 1776 konstitutiv, parallel zu Voltaires Candide und Swifts Gulliver. Im Unterschied zur englischen oder französischen scheint aber die Weltreise in der deutschen Literatur eher durch den Wunsch nach Ausbruch denn durch Neugier auf die weite Welt motiviert zu sein, wie etwa in Herders Reisejournal oder Nicolais Sebaldus Nothanker.40 Eine der ersten und originellsten deutschen Robinsonaden war Johann Gottfried Schnabels Wunderliche Fata einiger Setfahrer [...] (1731-1743), neu bearbeitet und herausgegeben von Tieck 1828 unter dem Titel Insel Felsenburg. Schon hier taucht das Motiv des Schiffbruchs verbunden mit einer Staatsutopie auf und zeigt ebenso den Gegensatz von Europamüdigkeit/Gesellschaftskritik und der isolierten Idylle einer fernen Insel.41 Abgesehen von diesen älteren, aber heute noch gelesenen Werken kennen wir heute Lateinamerika aus der Jugend- und sogenannten Trivialliteratur, aus Illustriertenromanen und auch der sogenannten anspruchsvollen Literatur. Hier können jedoch nur einige Namen genannt und auf einige wenige Werke hingewiesen werden, zum Beispiel - wie erwähnt - Courths-Mahler, Karl May, Hans Magnus Enzensberger, Hans-Jürgen Heise, Hugo Loetscher sowie die oben genannten Exilierten, des weiteren Rudolf Braunburg, Else Ury, Gerold Späth, Alfred Antkowiak, Gudrun Pausewang.42 Untersuchungen zu Courths-Mahler, Braunburg, Ury und dem Illustriertenroman verheißen wenig Gutes, was umso nachdenklicher stimmen muß, als diese Werke besonders weit verbreitet sind. Da wird Lateinamerika bei Courths-Mahler zum austauschbaren Hintergrund und für einen Vergleich hergenommen, der die Vorzüge der Heimat herausstellt. Wirtschaftlicher Aufstieg und law and order werden der Anarchie und Disziplinlosigkeit gegenübergestellt, Interessen werden hinter dem Caritas-Gedanken versteckt, Völkerklischee und Naturvergleich gehen eine enge Synthese ein oder aber Südamerika ist Schauplatz von Prostitution, der den Kontrast zu einer deutschen Frau herstellen soll.43 Möglich ist auch, daß Lateinamerika 'nur' dafür herhalten soll - wie bei Braunburg -, eine weltläufige Kulisse zu zaubern, Evasionen

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und Zerstreuungen zu «möglichen.44 Bei Else Uiy begegnen wir in den liarmlosen' Nesthäkchen-Bünden einem mehr oder weniger unterschwelligen Ländervergleich zwischen Brasilien und Deutschland, in dem natürlich die Heimat hervorragend abschneidet. Versklavung erscheint als naturgegeben, der Gegensatz von Arm und Reich wird mit der 'Faulheit' der Brasilianer begründet, die kraß mit der deutschen Disziplin kontrastiert, welche sich mit dem Charisma der Caritas schmückt.43 Das Lateinamerika-Bild wird stark sterotypisiert, der Kontinent erlangt nur Abenteuerfunktion.46 In ähnlicher Weise erscheint eine Mulattin in einem Illustriertenroman als Gegenspielerin einer Deutschen, muß den Part der femme fatale übernehmen und aus Eifersucht einen Mordanschlag gegen diese verüben, wobei das Gefährliche dieser Frau aus ihren Rassenmerkmalen erklärt wird.47 Diese wenigen Beispiele (vgl. auch Kap. m/8) mögen einen Eindruck geben vom Beitrag der Literatur zu Kulturaustausch oder Sterotypie. Fraglos gibt es andere Bücher aus eigener Anschauung mit ganz anderer Perspektive, aber die haben gewiß weniger Leser erreicht. Insgesamt bleibt also festzuhalten, daß lateinamerikanische Literatur schon allein aus Kontrastwünschen der hiesigen Leser heraus bei vielen willkommen war und wir nicht ganz so wenige personale literarische Bande nach Übersee haben, wie vermutlich viele annehmen. Deutschsprachige Schriftsteller konnten jedoch bis in die jüngste Zeit hinein wenig mit ihren lateinamerikanischen Kollegen anfangen. Es hat wohl wenig Einflüsse gegeben, die vorhandenen wurden nicht bekannt. Als Motiv oder Hintergrund ist Lateinamerika dagegen sehr lebendig geworden.

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(7) Lateinamerika auf dem internationalen und deutschen Literaturmarkt Nachdem nun von den literarischen Kontakten die Rede war, soll die Rolle des Literaturmarktes zur Sprache kommen. Zunächst wird es um die Länder mit Rezeptionsvorsprung gehen, die für die Resonanz des deutschen Literaturbetriebes von Bedeutung waren. Auf diese Weise entsteht auch ein internationaler Grobabriß des boom. Der internationale Markt wäre heute undenkbar ohne die Mittler zwischen Autor/Originalverlag und ausländischen Verlagen, die Literaturagenten, so daß auch ihre Funktion angesprochen werden muß. Schließlich wird bereits ein allgemeiner Blick auf den deutschen Markt geworfen, bei dem es um Titelstatistiken, die Präsenz lateinamerikanischer Bücher oder die Nutzung und Reichweite des Mediums Buch gehen wird. Damit soll der Rahmen abgesteckt werden, in den sich auch die boomRomane einpassen lassen müssen, deren Aufnahme durch die hiesigen Instanzen des Literatuibetriebes ausführlich in Kapitel IV dargestellt werden wird.

(a) Die Vorreiter-Funktion von Ländern mit Rezeptionsvorsprung oder Der boom international Vergegenwärtigt man sich noch einmal unsere Rezeptionstradition, den Studienstand und die fehlende Einfuhrung und Orientierung durch universitäre Kreise bis in die 70er Jahre hinein, so überrascht es nicht, daß die Deutschen die lateinamerikanische Literatur nicht selbständig für sich, geschweige denn vor und für andere europäische Länder entdeckt haben. Denn Informationsdefizite, fehlende Kontakte oder Sprachbarrieren wirken sich natürlich auch bei Verlegern, Lektoren oder Kritikern aus. Hans Magnus Enzensberger hatte also 1976 viel Grund, die Bundesdeutschen als "letzte Entdecker" Lateinamerikas zu 'feiern'.1 Wie bereits in Kapitel n/5 näher ausgeführt, spielte Spanien eine wichtige Rolle als Verlags- und Aufenthaltsort vieler Autoren, die dort publizierten und oftmals noch von Europa nach Hispanoamerika re-importiert wurden. Spanien war zwar produktiv und rezeptiv am boom beteiligt, der dort auch ein großer Erfolg war, konnte aber für Deutschland nicht als Tor nach Europa' die naheliegende entscheidende Vermittlerrolle spielen: Hier existierten dieselben Sprachbarrieren sowie die nicht eben regen Literatuibeziehungen und literaturbetrieblichen Kontakte zum Franco-Spanien. 194584 wurden z.B. aus Spanien nur Klassiker der Literaturgeschichte (wie z.B. der Quijote, der Lazarillo, Bécquer oder Calderón) und aus der Moderne vornehmlich vergessene Größen (wie Valle-Inclán) sowie Autoren der Generation

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von 1927 (z.B. Aleixandre, Alberti, Garcia Lorca) übersetzt; die aktuellsten Autoren waren Arrabal, Delibes, J. Goytisolo, Sender oder Tusquets. Spanische Gegenvaitsliteratur stand hier also nicht unbedingt auf der Tagesordnung.2 So gewann aus gutem Grund Frankreich Einfluß auf die deutsche LateinamerikaRezeption: Die französische Sprache ist hier (auch bei Verlagsleuten) weitaus verbreiteter, literaturbetriebliche Kontakte bestanden, viele lateinamerikanische Autoren waren bzw. sind dort ansässig und schließlich hatte der boom dort auch eine ausgezeichnete Resonanz. Schon seit 1948 brachte Roger Caillois in der Reihe La Croix du Sud viele hispanoamerikanische Autoren heraus, wodurch z.B. Borges in Deutichland früh bekannt wurde. Bereits 1969 führte Puig mit La traición de Rita Hayworth die Liste der besten Übersetzungen des Jahres in Frankreich an, 1971 erhielt Tres tristes tigres als Gallimard-Titel den Preis des besten ausländischen Buches. Während hierzulande noch Ignoranz und vereinzelte Versuche die Szene bestimmten, wurden in Frankreich Autoren wie Borges, Cortázar, Vargas Llosa oder García Márquez aufgrund ihres Prestiges bereits unbesehen publiziert.3 Sogar in den 60er Jahren gab es zahlreiche Sondernummern französischer Zeitschriften zur lateinamerikanischen Literatur: von L'Arc, Europe, Les Lettres Nouvelles, Temps Modernes, Caravelle, Cahiers du Sud. Auch das Echo der französischen Presse war enorm, so daß man Frankreich später häufig zum Anlaß nahm, über einen 'europäischen' boom zu sprechen. Ein Verlag wie Gallimard verfügte gleich über mehrere lateinamerikanische, einen spanischen sowie einen portugiesischen Lektor, die alle auf Lateinamerika spezialisiert waren. Auch Le Seuil beschäftigte französische und Lektoren der iberoamerikanischen Sprachen, der Kubaner Severo Sarduy war einer seiner Leiter. Noch ein weiterer Verlag, Albin Michel, wies ein beachtliches Lateinamerika-Programm auf und war einer der ersten mit Übersetzungen lateinamerikanischer Autoren gewesen (schon vor 1914 war hier Gálvez erschienen). Bis Ende der 60er Jahre gab es unter den Franzosen schon eine Reihe bekannter Übersetzer und Mittler. Gallimard, der in La Croix du Sud nur Lateinamerikaner brachte, stellte 1968 die Reihe mit dem 50.(!) Buch ein, da ihre Aufgabe der Einführung nun als erfüllt betrachtet wurde und die Lateinamerikaner in einem Normalisierungsvorgang der Reihe Du monde eruier zugeführt werden sollten. Auch Frankreich kannte oder kennt jedoch das Phänomen, daß ein Borges wegen seines "Europäismus', Asturias dagegen wegen des 'Exotismus' rezipiert wurde; Asturias wurde sogar im nachhinein vorgeworfen, er habe sich in seinem literarischen Schaffen der exotischen Erwartungshaltung der Europäer, speziell der Franzosen, angepaßt.4 Die Franzosen hatten uns literaturbetrieblich in dieser Hinsicht schon immer viel voraus, etwa eine kontinuierliche Publikation lateinamerikanischer Werke oder spanischsprechende und sogar lateinamerikanische Lektoren. Hierzulande war man zum

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Nachahmen gezwungen, da man über "keinen unabhängig funktionierenden Rezeptionsapparat" verfügte. So schaute man auf französische Verlage, Programme und ihre Presse - und nicht nur dies, sondern natürlich auch neidvoll auf ihre Veikaufszahlen von 30.000-40.000 Exemplaren hispanoamerikanischer Literatur (doch auch dort gab es in den 60er Jahren und darüber hinaus Erstauflagen von 3.000-5.000 Exemplaren). Da stand fest: Ein ähnlicher Erfolg sollte sich hier wiederholen. Die Blöße wurde allerdings versteckt, indem man hier Veröffentlichungen von Vargas Llosa, Sábato, Asturias oder Neruda als 'Entdeckung' ausgab, die doch in Wirklichkeit "im Schlepptau Frankreichs und Nordamerikas" entstanden waren. Noch Ende der 70er Jahre stellte Meyer-Clason fest: Deutschland hinkt um mindestens zehn Jahre hinter Frankreich her. [...] In der Regel [...] richteten sich westdeutsche Verlage während der letzten zwanzig Jahre nach französischen, mitunter nach nordamerikanischen Übersetzungen, Kritiken und Verkaufsziffem.5 Bei manchen deutschen Rezensionen war es daher üblich, auf die "außergewöhnliche Beachtung" in französischer Sprache hinzuweisen und so die französische Rezeption quasi als Qualitätsgarantie anzugeben.6 Der Kulturaustausch mit Hispanoamerika, also auch die Rezeption, fand lange - wenn Uberhaupt - über Frankreich statt.7 Auch die Uber 40jährige Existenz zweier deutscher Staaten hat in diesem Sinne ihre Spuren hinterlassen: Neben allen kulturpolitischen Auswirkungen (vgl. Kap. in/2) kam es auch zu einer unterschiedlichen Publikationspraxis hinsichtlich der Bevorzugung bestimmter Autoren, zu Doppelübersetzungen und deutsch-deutschen Lizenzvergaben. So hatte die DDR bei einzelnen Werken von boom-Autoren einen Vorsprang vor der Bundesrepublik, z.B. bei Das Feuer aller Feuer von Cortázar oder Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt von García Márquez. Durchgängig und deutlicher dagegen war der Vorsprang der DDR bei vermeintlich oder tatsächlich ideologisch genehmen Autoren, daher war die DDR der Bundesrepublik beispielsweise etwa 10-15 Jahre bei den Neruda-Veröffentlichungen voran, deren Übersetzungen man auch bei Luchterhand berücksichtigen konnte. Als Beispiel für eine DoppelUbersetzung sei Carpentiers Barockkonzert angeführt, das 1976 bei Suhrkamp in der Übersetzung von Botond und 1977 bei Volk und Welt in einer zweiten deutschen Fassung von Erb erschien. So mögen manche Impulse, aber auch konkrete Übersetzungen aus dem anderen deutschen Staat gekommen sein. Andersherum hat es natürlich auch frühere Übersetzungen oder überhaupt bestimmte Publikationen im Westen gegeben, z.B. im Falle von Sábato, Roa Bastos, Borges oder Vargas Llosa.8

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International waren der Bundesrepublik aber nicht nur naheliegenderweise Spanien oder Frankreich voraus, sondern häufig auch Italien, England oder die USA; dort fand in Verlagen und Feuilletons, öfters als anderswo auch in den Buchhandlungen, ein boom schon in den 60er Jahren statt. Dort waren nach unmittelbaren Erfolgen zu Hause und der Signalwirkung des Formentor-Preises an Beckett und Borges 1961 Autoren wie Cortázar, Fuentes, García Márquez, Cabrera Infante, Vargas Llosa, Onetti, Puig und andere schon in Übersetzungen auf dem Markt. Frankreich, Italien, sogar Holland und Dänemark oder Polen rangieren in der Verbreitung (1983) noch vor der Bundesrepublik. Wiederum Holland und Polen, außerdem noch Schweden, Ungarn oder Rumänien übertrafen 1974 (noch) die Übersetzungszahlen der deutschsprachigen Länder, von Frankreich, England oder Italien ganz zu schweigen! In Deutschland wurde dann in der zweiten Hälfte der 70er erst vorgelegt, was international schon ungefähr zehn Jahre im Programm war.9 Im angloamerikanischen Raum stieg das Interesse an lateinamerikanischen Weiken ebenfalls schon um 1960 herum und machte sich durch steigende Übersetzungszahlen, umfangreiche Publikations-Projekte (vor allem in Universitätsverlagen) und wachsende Anerkennung von Autoren wie Borges, Carpentier, Rulfo oder Fuentes bemerkbar. Schon Ende der 60er Jahre gab es eine beachtliche Literatuikritik in akademischen und anderen Blättern. Die angloamerikanische Reaktion auf den boom war also insgesamt positiv, wenn auch herausgestellt werden sollte, daß gerade Autoren wie Borges, dann auch Cortázar bevorzugt wurden: kosmopolitische, universale, metaphysische Autoren ohne 'sichtbare lateinamerikanische Elemente'. Fuentes' Popularität war hier bereits Anfang der 60er Jahre sehr groß, während Asturias die unterschiedlichsten Reaktionen hervorrief: Da wurde ihm Virtuosität bescheinigt, aber gerade im Vergleich zu Borges gab es viele ablehnende Stimmen bis hin zu der Meinung, er habe den Nobelpreis nicht verdient. Auf Unverständnis stieß oftmals seine Verflechtung von sprachlichen Mitteln mit dem Inhalt - dies war offenbar ein Grund, das kulturell Fremde abzulehnen. Überschwenglich dagegen wurde García Márquez aufgenommen: Schon 1970 wurde er in der New York Times Grass und Nabokov zur Seite gestellt und 1972 konkurrierte er bereits mit Borges, obwohl von ihm erst zwei Werke ins Englische übersetzt waren.10 Vor diesem Hintergrund scheint es nur zu verständlich, daß sich hiesige unvorbereitete Verleger oder Lektoren zuerst einmal im Ausland umsahen, bevor sie einen lateinamerikanischen Titel ins Programm nahmen. In Einzelfällen hatten sie auch die Möglichkeit, Berater in Lateinamerika zu konsultieren (wie Suzanne Heintz, die in Chile lebte, Kiepenheuer & Witsch beriet und auch zwei Werke von Arguedas für den Verlag übersetzte) oder Zurückgekehrte zu befragen (wie z.B. den aus Brasilien zurückgekehrten Curt Meyer-Clason, der ebenfalls für Kiepenheuer & Witsch tätig

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wurde). Selten war, daß sich ein Verleger selbst auf ausgedehnten LateinamerikaReisen kundig machte oder sich von einem Lateinamerikaner beraten ließ (wie Hermann Schulz) und selbst bis heute einmalig ist der Fall, daß ein Verlag eigens einen Scout für Lateinamerika beschäftigt (Michi Strausfeld für Suhrkamp).11 Selbst dieser weltweite boom, internationale Auszeichnungen der Autoren durch den Premio Formentor, den Cervantes-Preis, den Premio Casa de las Américas, den Nobelpreis oder andere Ehrungen, auch internationale Filmadaptationen ihrer Werke von Antonioni, Godard oder Bertolucci (vgl. Kap. IV/3) können doch die grundlegenden Strukturen im Weltbuchhandel nicht unvergessen machen. Denn der Erfolg einiger Romane und Autoren ist das eine, die Partizipation am internationalen Literaturmarkt das andere.12 Wenn schon von Lateinamerika auf dem internationalen Buchmarkt die Rede ist, dann sollen doch diese Fakten die euphorischen Eindrücke vom boom relativieren. Die Weltbuchproduktion hat einen rasanten Aufstieg erlebt: Von den 50er bis in die 70er Jahre hat sie sich verdoppelt, wobei sich die Zahl der Übersetzungen sogar verdreifachte.13 Doch: Die Dritte Welt, diese gar nicht mehr so stille Mehrheit, ist an der pluralistischen Gesellschaft der Übersetzungen, am Dialog, am Geben und Nehmen kaum beteiligt. Aus dem Griechischen und Lateinischen wurde im dritten Viertel des 20. Jahrhunderts noch etwa ebensoviel übersetzt wie aus allen Sprachen Asiens und Afrikas und Südamerikas zusammen. Die Kooperation, die Anteilnahme, die Kommunikation ist unterentwickelt.14 Mehr als 95% aller Übersetzungen erscheinen in der sogenannten modernen, industrialisierten Welt und hiervon mehr als drei Viertel in den Sprachen der westlichen Länder, besonders auch in deutscher Sprache.13 Zwar hatten wir (in Kap. U/2) hinsichtlich des Spanischen festgestellt, daß etwa fünfmal soviel vom Deutschen ins Spanische übersetzt wird, aber hier gilt es nach Herkunftsländern zu differenzieren. Dabei hatte sich auch ergeben, daß im spanischsprachigen Raum Spanien d a s Übersetzungsland ist. Auch waren entgegen des momentanen Eindrucks nur eine Handvoll Lateinamerikaner unter den insgesamt 200 meistübersetzten Autoren.16 Der Anteil von 5,2% (1976) an der Weltproduktion ist für Lateinamerika ebenfalls noch recht klein.17 Diese Verhältnisse offenbaren Abhängigkeiten auf dem Sektor 'Buch', die besonders an 'Lateinamerikas' Buchmesse 1976 in Frankfurt abzulesen waren. Denn da war Lateinamerika keineswegs der große Lizenzgeber - andere machten die Geschäfte. Der US-amerikanische Gigant Macmillan konnten seinen Markt im spanischen Sprachraum vergrößern, das lukrative Geschäft um die Pelé-Autobiographie wurde zwischen England und den USA abgewickelt, internationale Agenten ver-

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kauften Rechte an den literarischen Werken. Viele Lateinamerikaner hatten ji auch selbst aus bekannten Gründen eine Publikation in Europa oder den USA voigezogen, so daß nur wenige lateinamerikanische Verlage ins Ausland verkaufen konnten. Dagegen rückte Südamerika als zukünftiger Markt mit immer größerer Lesepotenz erst einmal richtig ins Bewußtsein der internationalen Büchermacher und Rechteverkäufer: Wo der englischsprachige Markt vielleicht bald Sättigungserscheinungen zeigen würde, andere Dritte-Welt-Regionen aber noch nicht 'reif erschienen für Verlagsprojekte, da kam Lateinamerika gerade recht.18 Diese Abhängigkeiten korrespondieren wieder einmal mit vielen anderen, die bereits aufgezeigt wurden. Deutlich machen sie zumindest das eine: Ein boom macht noch keine unabhängige, gleichwertige Position auf dem Literaturmarkt. Er ist bestenfalls dem berühmten Tropfen auf dem heißen Stein vergleichbar.

(b) Literaturagenten als internationale ökonomische Vermittler International sind die direkten Geschäftspartner der Verlage und die ökoromischen Vermittler von Literatur die literarischen Agenten. Auf den großen intertationalen Buchmärkten sind sie unabdingbar geworden, da oftmals weder der Autor selbst noch der Originalverlag so genaue weltweite Maiktkenntnisse besitzen, daß die Werke angemessen und ohne vermeidbare geschäftliche Risiken (z.B. Insolvenz des Vertragspartners oder eine Benachteiligung bei Geschäftsbedingungen) plaziert werden können. Außeihalb des deutschen Sprachraums schließen Autoren daher häufig ilren ersten Vertrag mit einem Agenten, nicht mit einem Verleger ab. Der Agent verwertet dann die Rechte des Autors, indem er jeweils an verschiedene Partner die Putlikationsrechte an Hard-cover- oder Taschenbuchausgaben oder auch das Vorabdiucksrecht vergibt. Die Agenturen haben so die Möglichkeit, die Vertragsbedingungei konkurrierender Verlage einzusehen und auszuhandeln, so daß sie über Progranme, Effizienz und Bonität der Verlage bestens im Bilde sind. Sind es nun also deutsche, international arbeitende Agenturen gewesen, lie die lateinamerikanischen Romane an hiesige Verlage vermittelt haben? Nein, dies war und ist nicht der Fall. Und das kommt schon allein daher, daß auch deutsche Auoren bisher wenig mit Agenten zusammengearbeitet haben. Bis zur Jahxhuidertmitte herrschte der *Verleger-Verlag' vor, den eine enge persönliche und wirtschaftliche Beziehung zwischen dem Verleger - der häufig Verleger des gesamten Lebenswerkes war - und dem Autor kennzeichnen. Bei aller Verklärung der wirtschaftlichen Härten, die das mit sich bringen konnte, waren doch diese Verhältnisse ein Teil dessen, was

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wir 'literarisches Leben' nannten. In Zeiten der seltener gewordenen Verlegerpersönlichkeiten, des nicht mehr fast 'familiären' literarischen Lebens unter intellektuellen Freunden in Großstadt-Zirkeln, der enorm gestiegenen Zahl von Publikationen überhaupt - insbesondere der Übersetzungen und des Taschenbuchs - hat sich vieles geändert. Bei größeren deutschen Verlagen Ubernehmen eigene Rechte- und Lizenzabteilungen diese Aufgabe. Doch selbst 1972 arbeiteten erst 10% der deutschen Autoren mit Agenten - dahinter stecken wohl die alte Abneigung, geistiges Eigentum als Ware zu betrachten, und die schon fast nostalgische Idee einer vorwiegend ästhetischen Beziehung zum Verleger.19 So verfügen die anglo-amerikanischen Länder über eine ganz andere Tradition im Agentenwesen: 1875 gründete bereits A.P. Watt die erste Agentur in England, wo bald ein Agentennetz aus Korrespondenten und Subagenten für Übersetzungsrechte im Ausland aufgebaut war. In den deutschsprachigen Raum gelangten die Agenturen viel später durch die aus England oder Nordamerika heimkehrenden Emigranten. Unter ihnen befand sich auch Dr. Mohrenwitz, der 1949/50 in Zürich die Agentur Mohrbooks gründete, die seit 1960 nun von Rainer Heumann gefühlt wird. Zürich wurde überhaupt für den deutschsprachigen Raum zum Agenturen-Zentrum. Dennoch haben weder die Zürcher Agenturen noch bundesdeutsche den Rechtetransfer der hispanoamerikanischen Romane in die Bundesrepublik bewerkstelligt20 Wie kam also der geschäftliche Kontakt zustande? Es existierten und existieren (noch) ganz unterschiedliche Wege vom lateinamerikanischen Buch zum bundesdeutschen Verlag. Da ist zunächst einmal wieder die Rolle Spaniens zu nennen, diesmal die Barceloneser Agentur Carmen Balcells, die zeitweilig fast ein Monopol auf diese Literatur hatte: Vargas Llosa, García Márquez und viele andere boom-Autoren hat sie vertreten und tut es noch. Die deutschen Publikationsrechte an García Márquez etwa hat sie regelmäßig an die Kölner Kiepenheuer & Witsch vergeben (Ausnahme: sein Drehbuch, das durch besondere Umstände bei Hammer erschien), obwohl keine vertragliche Option besteht - der Verlag führt dies auf die guten Verbindungen des Verlegers zur Agentin zurück. Der Verleger des Hammer Verlages kam 1969 zwei Wochen zu spät aus Lateinamerika zurück, um noch die Rechte an Hundert Jahre Einsamkeit erwerben zu können - die Kölner hatten bereits den Zuschlag erhalten. Selbst wenn es anders gekommen wäre, wäre doch fraglich, ob er bei steigendem Marktwert weiter dort hätte erscheinen können. Aus heutiger Sicht interessant mag das Detail sein, daß dieser große Roman "trotz des hingebungsvollen Engagements von Julio Roca Baena und der hinter ihm stehenden Kraft der literarischen Agentur Carmen Balcells (Barcelona) in Deutschland erst einmal nicht untergebracht werden" konnte, bevor er auf Meyer-Clasons Hinweis hin nach Köln ging. Im übrigen ist es aber für kleinere und/oder weniger finanzkräftige Verlage problematisch, wenn Rechte über

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Balcells erworben werden müssen, da teilweise hohe Vorauszahlungen für 'ganz normale' Titel verlangt werden können.21 Im Fall Fuentes, der auch die internationalen Zusammenhänge veranschaulicht, liegt die Sache ganz anders: Der Mexikaner läßt sich von der New Yorker Agentur Brandt & Brandt vertreten, deren Subagent für den deutschsprachigen Raum Mohrbooks in Zürich ist Die Deutsche Verlags-Anstalt wiederum hat eine Option auf die deutschen Erstausgaben von Fuentes, so daß sie sein Werk bisher geschlossen vorlegen konnte bzw. Lizenzen an andere west- oder ostdeutsche Verlage vergab. Andere deutsche Verlage wurden daher - auch vom Autor persönlich - ausgeschlagen.22 Natürlich arbeitet auch Suhrkamp mit dieser und anderen Agenturen zusammen und ist in der glücklichen Lage, in seinem Scout eine kundige Beraterin zu haben.23 Kleinere Verlage werden je nach Situation aus Kostengründen auch andere Wege als den über internationale Agenturen wählen. Außerdem war und ist es überwiegend bis heute ganz ungewöhnlich für lateinamerikanische Autoren, sich von einem Agenten vertreten zu lassen. Als Fuentes als erster lateinamerikanischer Autor - so Donoso - seine Rechte von Agenturen verwerten ließ, wurde dies als Luxus und Kosmopolitismus interpretiert.24 Bei den Verlagen Lamuv und Hammer ist der Rechteerwerb auch durch persönliche Kontakte, Reisen und das Engagement ihrer Verleger, René Böll bzw. Hermann Schulz, erfolgt 23 In einigen Fällen konnten auch die Publikationsrechte über den Originalverlag eingeholt werden.26 Bei international noch nicht bekannten Autoren kann außerdem die Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika behilflich sein bei der Rechtebeschaffung. Sie ermöglicht eine Vermittlung ohne die Belastung durch Agenten-Honorare für die Verlage, was für solche potentiellen Risiko-Publikationen eine hochwillkommene finanzielle Erleichterung für den Verlag und eine größere Chance zur Veröffentlichung und Verbreitung für den Autor darstellt.27 Zudem existiert noch die Europäisch-Lateinamerikanische Verlagsagentur S.A. (Eulama) in Rom, deren Gründer der aus Berlin stammende Harald Kahnemann-Oppenheimer ist. Sie ist dem Kulturaustausch zwischen den Kontinenten verpflichtet, setzt ihre Schwerpunkte jedoch beim Sach- und Fachbuch und ist daher hier nicht weiter hervorgetreten.28 Die kommerzielle Seite der Vermittlung schafft natürlich Interessengegensätze und bei manchen Autoren wohl auch Interessenskonflikte. Denn der Agent verdient im internationalen Buchgeschäft bis zu 15-20% von allen Honorarerlösen des Buches, die er sich gegebenenfalls mit dem Subagenten teilen muß. Andererseits kann vielleicht erst ein Agent ein bestimmtes Buch unterbringen und die günstigeren Bedingungen aushandeln. Er erledigt Verhandlungen und Korrespondenzen, überwacht Abrechnungen und stellt so den Verlagen gegenüber einen kompetenteren Geschäftspartner dar, als es der Autor sein könnte.29

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Die Agenten halten den Autoren entgegen, daß 10% vielleicht bei Titeln von hohem Marktwert ein lukratives Geschäft seien, andererseits aber auf einen Bestseller 999 schwer zu plazierende Titel kämen und die Autoren oftmals zu geizig seien, dem Agenten seine 10% zu gönnen. Immerhin sollte auch zu denken geben, daß sich selbst Peter Härtling als Verlags-Profi von einem Agenten vertreten läßt. Heumann, der sich als "Katalysator zwischen Autor und Verlag" sieht, verweist außerdem auf die Schwierigkeiten, mit denen der Agent zu tun hat, zum Beispiel mit Sonderwünschen und Steuerproblemen der Autoren oder der Nichteinhaltung der Verträge seitens der Verlage, die gewissse Gewohnheitsrechte für sich in Anspruch nähmen.30 Durch die Konkurrenz der Verlage können die Literaturagenten den Markt natürlich dynamisieren. Auf der Hand liegt aber, daß vor allem, wenn eine Agentur das gesamte Verlagsprogramm eines Hauses vermittelt und außerdem - wie die meisten ihr Schwergewicht auf angloamerikanischen Verlagen liegt, dies für den Fall der Hispanoamerikaner nicht von Vorteil sein muß. Die Vermittlung wird weniger individuell, bei zu erwartenden Verkaufserfolgen eines Buches sticht die Finanzkraft der anbietenden Verlage Verlagstreue, Einheitlichkeit des Programms oder das persönliche Engagement des Verlegers aus. Bis zu welchem Marktwert eines Autors kann ein Verlag noch mit einer vertraglichen oder inoffiziellen Option auf das Gesamtwerte rechnen? Immer wieder hat es bei potentiellen Bestsellern regelrechte Versteigerungen gegeben, bei denen Rechte 'blind', das heißt ohne vorherige Einsichtnahme des Verlages in das Manuskript, an den meistbietenden verkauft wurden, gleichgültig, in welchen Verlag, in welche Reihe er besser gepaßt hätte. Hinzu kommt, daß bei der Einschaltung einer Agentur sich der Kontakt zwischen (hispanoamerikanischem) Autor und (deutschem) Verlag weiter reduziert - oft auf ein paar Telexe im Jahr. Da ist eine Einheit von persönlichem Kontakt - wo er Uberhaupt zustande kommt - und geschäftlicher Verbindung selten geworden.

(c) Lateinamerikanische Literatur auf dem deutschen Literaturmarkt Es scheint mir unabdingbar, nüchterne Statistiken und Medienuntersuchungen auf diesen Zusammenhang hin zu befragen: Wie macht sich die hispanoamerikanische Belletristik in der gesamten Buchproduktion aus? Wer kommt dafür als Leser überhaupt in Frage? Wieviel Zeit wird durchschnittlich (noch) für Bücher aufgewendet, gerade auch im Vergleich zu anderen Medien? Wie sieht es mit dem Kaufveihalten bei Belletristik aus? Nur in diesem Rahmen können wir einen etwaigen boom richtig begreifen und einordnen.

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Der Börsenverein zählte 1976 von sämtlichen Titeln der Buchproduktion 21% Schöne Literatur. Das sind 9850 Bücher (1984 sind es 18% oder 9386 Titel) - seit 1960 bewegt sich diese Zahl so um die 20%. Besonders unter den Taschenbüchern ist die Belletristik stark: Mitte der 70er wie auch Mitte der 80er Jahre waren die Hälfte aller Taschenbücher schöngeistigen Inhalts. 1976 wie auch 1984 kam etwa jeder 8. Titel aus einer fremden Sprache. Besonders hoch ist der Anteil der Übersetzungen im Bereich der Taschenbücher, wo er schon Anfang der 70er Jahre 50% überstieg. 1962-1984 wurden etwa 9-12% der Gesamtpublikationen ins Deutsche übertragen; in der Belletristik liegt der Anteil höher, 1976 bei ca. 25%. Diese Zahlen gewinnen erst an Aussagekraft, wenn man sie nach Herkunftssprachen auseinanderdividiert: 1976 kamen 1,6% der literarischen Übersetzungen aus dem gesamten spanischen Sprachgebiet (1984 2%), während in den 70er wie 80er Jahren etwa 63% aus dem Englischen und 13% aus dem Französischen stammten. Eine ebenso deutliche Sprache sprechen die absoluten Zahlen: 1976 wurde von 2405 literarischen Übersetzungen 37mal aus dem Spanischen, dagegen 1733mal aus dem Englischen übersetzt; 1983 waren es dann 59mal aus dem Spanischen und 2021mal aus dem Englischen. Umgekehrt liegen die Zahlen der Übersetzungen vom Deutschen ins Spanische bei über 10% und sind damit um ein Fünffaches höher. Zieht man zu diesen Zahlen noch die finanzielle Ausstattung von potentiellen Lesern und Verlagen hinzu, dann bekommt man ein Bild von der möglichen Reichweite dieser Bücher. Man hat davon auszugehen, daß sich der durchschnittliche Ladenpreis von Mitte der 70er bis Mitte der 80er Jahre fast verdoppelt hat und bei eiser durchschnittlichen Arbeiterfamilie monatlich 8 DM, bei einer vergleichbaren Angestelltenfamilie 20 DM für Bücher übrigbleiben, die keine Gebrauchsliteratur sind Von den 100 DM Medienbudget eines Durchschnittshaushaltes pro Monat werdet etwa 19 DM für Bücher aufgewendet, von denen wiederum aber 70% auf Sach- unl Fachbücher entfallen, nur 20% auf Belletristik, wobei hier noch einmal die sogenannte Unterhaltungsliteratur einen doppelt so hohen Anteil hat wie die 'anspruchsvolle' Literatur. Die Verlage hingegen sind mit Umsätzen von zumeist bis zu 250.000 oder bis zu 500.000 DM häufig nur kleinere Betriebe, die in der Regel wirtschafiiche Mißerfolge nur schwer kompensieren können. Allerdings hat der Buchkauf immer weiter zugenommen: von 50% aller Befragten in den 60er Jahren auf fast zwei Drittel Mitte der 80er Jahre, die angabin, in den letzten 12 Monaten mindestens ein Buch gekauft zu haben. Daran ist die Rolle des Buches als Geschenk nicht ganz unschuldig: fast jedes zweite Buch wird verschenkt 1983 haben z.B. ein Drittel aller Erwachsenen ein oder mehrere Bücher zu Weihnachten verschenkt. Der Preis schafft Barrieren, obwohl das Buch mit 0,50 DM

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Kosten pro Stunde Mediennutzung billiger als Zeitschriften, Schallplatten oder gar Kino, Theater oder Konzert ist - aber eben teurer als die audio-visuellen Medien. Die Angaben der Buchleser sind im wesentlichen konstant geblieben: Ungefähr zwei Drittel der Befragten hatte in den letzten 12 Monaten ein Buch gelesen, ein Drittel nicht Ähnlich gleichbleibend verhält sich auch die Lesehäufigkeit: Etwa 11% der Befragten lesen täglich, ungefähr 20% mehrmals in der Woche. Insgesamt hat die Buchbranche auch in den 80er Jahren noch Umsatzzuwächse erzielt (ca. 2%) trotz der angeblichen Konkurrenz zum Fernsehen.31 Das Buch ist ein absolutes Massenmedium und in 94% aller Haushalte vertreten, praktisch genausoviel wie der Femseher oder das Radio. Die 'Demokratisierung des Lesens' schreitet weiter fort, jedoch mit der Gefahr der wachsenden Wissenskluft zwischen den Mediennutzem, hingegen ohne Konkurrenz zu den elektronischen Medien. 1978 wurden für den durchschnittlichen Haushalt 186 Bücher ermittelt, mit denen der Erwachsene monatlich etwa 18 Lektüre-Stunden verbrachte, das heißt 10% seines Zeitbudgets für Medien. Von diesen 18 Stunden entfielen jedoch etwa 13 auf Sach- und Fachbücher, nur 25% auf Belletristik. Das Buch ist unter den Mediennutzern ein sehr 'junges', denn es erreicht Spitzenwerte im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt: etwa 80% aller 1329jährigen greifen mindestens einmal pro Woche zum Buch. Das Buch erreicht besonders stark die jungen Menschen zwischen 18 und 29 (55%) und die Personengruppe mit Abitur und Hochschulbildung (77%). Unterscheidet man nach Lesertypen, so ist die Gruppe der Wenigleser mit 43% die größte, die der Vielleser mit starkem Interesse an Literatur und Wissenschaft mit 6% die kleinste. Zwar wird bezogen auf den Mediennutzen das Sach- und Fachbuch gleich nach der Tageszeitung an zweiter Stelle als (sehr) lohnend betrachtet, die Belletristik hingegen allgemein als zu teuer angesehen und rangiert klar hinter den audio-visuellen Medien. Bücher werden vor allem zur Wissensvertiefung und zur gründlichen Information herangezogen. Bei aktuellen Ereignissen dominieren die tagesaktuellen Informationsmedien, bei emotionalen Bedürfnissen das Femsehen; zur Entlastung vom Alltag liegt das Buch jedoch mit der Schallplatte gleichauf.32 Trotz aller Probleme des Buches, etwa durch die Unübersichtlichkeit des Angebotes und die 'Hemmschwelle' Buchhandlung ist es ein quantitativ und qualitativ bedeutendes Medium, besonders in seiner Funktion als Basis-, Vertiefungs- und Leitmediuro. Buchbesitz und Buchreichweiten differieren also stark nach sozialen Schichten und Alter. Pauschal gesagt: Je höher die Schicht und je niedriger das Alter, desto höher die Büchemutzung. Unter den 10 ersten Plätzen bezüglich der Nutzungshäufigkeit rangieren allerdings außer Sach- und Fachbüchern aus dem Bereich der Belletristik nur humoristische Bücher und Kriminalromane.33

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Geht man der Frage nach, wodurch jemand zur Buchlektüre angeregt wird, so hörte man in der Befragung zu 43% Freunde oder Bekannte, 39% wollten keine Anregung aufgegriffen haben, nur 21% waren über eine Zeitung oder Zeitschriften auf ein Buch gestoßen, dagegen nur 16% übers Fernsehen und 14% über Buchverfilmungen. Auch hier wurde ein Staffelung nach Schicht und Alter deutlich.33 Was können wir als Tendenz von diesen Zahlen ableiten? Das Buch hat zwar eine starke Position als Massenmedium, aber der Anteil der Belletristik daran ist sehr gering, wenn man von 4-5 Stunden Belletristik-Lektüre pro Monat, den starken Unterschieden bei sozialen Schichten und Altersgruppen, der geringen Kaufkraft für Literatur und dem großen Anteil der sogenannten Unterhaltungsliteratur ausgehen muß. Die Reichweite der 'anspruchsvollen' Literatur ist trotz der 'Demokratisierung' auf höhere Schichten und jüngere Erwachsene begrenzt geblieben. Wenn wir uns nun innerhalb dieses Rahmens anspruchsvoller, fremdsprachiger, nicht eingeführter Literatur zuwenden wollen, ist der Kreis der Leser oder Käufer wiederum enger, bis wir vermutlich auf einen Kern junger, interessierter Erwachsener - besonders auch Studenten - aus mittleren und höheren Schichten, einige Liebhaber anderer Altersstufen sowie beruflich und biographisch Tangierte stoßen. Die niedrigen prozentualen und absoluten Zahlen der spanischsprachigen Belletristik auf dem deutschen Literaturmarkt weisen allzu große Hoffnungen hinsichtlich des Thirchbruchs' der lateinamerikanischen Literatur sicherlich in die Schranken. Andererseits ist gerade in diesem Fall auch deutlich geworden, daß die "Präsenz' offenbar nicht nur von diesem quantitativen Anteil abhängen kann und die Wahrnehmung ebenso in Zusammenhang mit den Verlagen, Vermittlem, den Medien und der Präsentation stehen muß. Auch ein Im-Gespräch-Sein ist natürlich eine Form der Präsenz. Seit Mitte der 70er Jahre haben wir diese Literatur stäiker wahrgenommen, obwohl sie noch immer einen verschwindend geringen Anteil an unserer riesigen Buchproduktion hat. Wen kann die schwierige 'Durchsetzbaikeit' dieser Literatur noch erstaunen, wenn man sich anhand der vorgelegten Zahlen ganz realistisch überlegt, wann Lateinamerika einmal bei einem Buchkauf .an der Reihe ist in der knappen Lese-Zeit hinter Sach- und Fachbüchern, Krimis, Unteihaltungsromanen, oder - wenn schon etwas 'Anspruchsvolles' - einem Frisch oder Walser? Die Zuwachsraten der Buchbranche scheinen mir eher für eine Tendenz zum Buchkauf oder -besitz, weniger für eine verstärkte Nutzung, vor allem im Bereich der Literatur, zu sprechen. Bedenkt man außerdem einmal die Gesetzlichkeiten dieser Branche wie etwa die Konsumorientierung, die schnelle Umschlagsgeschwindigkeit oder die Produktion von Maiktereignissen, Moden, Trends, so sollte man auch der Frage nachgehen, inwieweit die lateinamerikanische Literatur nur als beliebiges Objekt für eine kurzfristige Vermarktung herhalten muß(te).

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(8) Das heutige Lateinamerika-'Bild': Stereotypen und Image Nachdem wichtige Aspekte der hiesigen Rezeptionssituation zur Sprache gekommen sind und nun zur konkreten Resonanz auf die foom-Romane im deutschen Literaturbetrieb Ubergeleitet werden kann, soll zuvor noch auf das Bild' Lateinamerikas in der deutschen Bevölkerung hingewiesen werden. Dieses 'Bild' spielt meines Erachtens eine wichtige Rolle für die Rezeptionsmotivation und -disposition, für die Auswahl der Lektüre, für die Erwartungshaltung und die (un-)mögliche Befriedigung der Lesewünsche. Kompensations-, Kontrast-, Evasions- oder Gratifikationswünsche entstehen nicht zuletzt auch aus dem Eigen- und Fremdbild. Die Vorstellungen von Lateinamerika sind eng verknüpft mit den Aspekten, von denen bisher die Rede war: Oftmals sind sie in der (Kultur-) Geschichte verwurzelt, rühren von den politischen Verhältnissen oder der wirtschaftlichen Lage her, sind Ergebnisse des Zusammenspiels von Erziehung und Information und hängen schließlich auch von den individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten ab, diese Vorstellungen durch direkte Erfahrung oder Infragestellung zu differenzieren, verifizieren oder falsifizieren. Stereotypen können also in der Primärsozialisation, durch Sekundärerfahrungen oder direkte Erfahrungen entstehen.1 Auf Lateinamerika bezogen muß dies bedeuten, daß Erfahrungen, Werte und Nonnen des eigenen sozialen Umfelds sowie das vermittelte Wissen aus der Schule oder den Medien dieses Bild bestimmen; direkte Erfahrungen sind bisher weiten Kreisen nicht möglich gewesen und haben zur Überwindung von Stereotypen auch nicht unbedingt viel beigetragen, wie es der Femtourismus zeigt 2 Aus vielen Gründen sind Stereotypen besonders wirksam im Umgang der Völker miteinander: Ihre Entstehung und Verfestigung wird begünstigt durch das geringe Wissen, das politische und wiitschaftspolitische Selbstverständnis, die geographische Entfernung, das oft fehlende Korrektiv durch eigene Anschauung, Erfahrung, Erziehung, Schulbildung und Information.3 Ganz entscheidend ist aber, daß der Blick nicht frei und voraussetzungslos auf einen fernen Kontinent gerichtet wird, von dem man sich ein 'Bild' macht, sondern daß das Fremdbild ganz stark vom Eigenbild abgeleitet wird. Das Ergebnis kann dabei durchaus unterschiedlich sein, das Eigene zum Ideal erhoben und das Fremde kritisiert oder aber das Eigene kritisiert und das Ideal im Fremden gesucht werden. Wenn sich stereotype Vorstellungen und Vorurteile, die Verwandten des Stereotyps, gegenüber Fremden bündeln, so entsteht ein ganzes System: der Ethnozentrismus und Soziozentrismus. Eigenbild und Fremdbild definieren letzlich die kulturelle Identität, zur Abgrenzung wird immer wieder auf die Andersheit referiert. Stereotypen dienen der Bildung von Selbstbewußtsein und der Einfügung in die eigene Gruppe, sind also Teil des eigenen Wertsystems.4

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Das heißt: bewußt oder unbewußt wird unsere Wahrnehmung, unsere Einschätzung und unsere Haltung gegenüber Angehörigen einer anderen Kultur in hohem Maße gesteuert durch die in unserer eigenen Kultur erlernten Wahrnehmungs-, Wertungs- und Verhaltensmuster. So sehen wir häufig nur das, was wir zu sehen gewohnt sind oder zu sehen erwarten; verstehen nur das, was in unserem Begriffsvermögen eine Entsprechung findet; und bewerten als gut oder schlecht, was wir in unserer eigenen Kultur als gut oder schlecht zu bewerten gelernt haben. So enthält schließlich eine Aussage über die andere Kultur auch stets eine Aussage über die eigene Kultur, gibt die negative oder positive - Bewertung einer Fremdkultur auch stets Auskunft über den Standpunkt des urteilenden Subjekts und seine - bejahende oder ablehnende - Haltung gegenüber den Nonnen und Werten der Eigenkultur.5 Das Fremde wird jedoch, wie wir schon an Beispielen aus der Kulturgeschichte gesehen haben, immer ambivalent erfahren: Es ist gleichzeitig das Unbekannte und Unvertraute, das Angst oder Mißtrauen auslösen kann wie auch das Andersartige, das als Verlockung oder Herausforderung angesehen werden kann, je nach Bewertung der Eigenkultur. Eine wie auch immer geartete Reaktion auf das Fremde braucht jedoch immer einen Anknüpfungspunkt, die Distanz zur Fremdkultur darf nicht als unüberwindlich angesehen werden.6 Außerdem sind Stereotypen zunächst einmal nur Orientierungshilfen, die jedoch zu Verallgemeinerungen, Vergröberungen, Vorentscheidungen und Vorurteilen fuhren können. Schon Lippmann hat 1922 erkannt, daß Stereotypen denkökonomische Vereinfachungen sind, die, mit Affekten, Neigungen und Anschauungen verknüpft, in einer immer komplexeren Gesellschaft jedoch notwendig sind. Je mehr sie in der sozialen Umwelt bestätigt werden, desto schwieriger wird es, sie abzubauen. Ideologien, Denkfaulheit, Bedürfnis nach Prestige und Gruppenzugehörigkeit begünstigen daher stereotype Fremdbilder. So 'natürlich' dieses Schubladen-Denken auch sein mag, so folgenreich ist dann häufig das vereinfachte, reduzierte Bild von einer fremden Wirklichkeit, das alles überlagert, was nicht 'ins Bild paßt'.7 Welches 'Bild' haben wir denn nun in den unterschiedlichsten Bereichen von Lateinamerika? Eine ganze Reihe von Vorurteilen stammen, wie gesehen, schon aus der Geschichte des Kulturkontakts: Da wurde Fremdvölkern ihre Nacktheit als Zügellosigkeit und Enthemmung ausgelegt, sie wurden durch Menschenfresserei, Vielweiberei, Geisterglaube und Totenkult, Zauberei, Faulheit und Geschichtslosigkeit negativ stereotypisiert - natürlich ganz im Gegenteil zur Eigenkultur. Positive Stereotypen sind häufig aus der Projektion antiker Mythen entstanden, aus Vorstellungen vom Paradies, vom El Dorado, der exotischen Natur oder von ihrer Folklore. Aber auch heute noch lebt ein krasses Oppositionsdenken sowohl bei Fortschrittsgläubigen,

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Technokraten oder passionierten Abendländlern als auch bei Kulturpessimisten und Nostalgikem weiten Die erste Gruppe identifiziert die 'Naturvölker' als prälogisch, arm, heidnisch, geschichtslos, urkommunistisch, primitiv, unwissend und mit magisch-religiösen Weltbildern im Gegensatz zu den 'Kulturvölkern', die als rational, reich, religiös, mit großem geschichtlichen Erbe, rechtsstaatlicher Ordnung, Freiheit des Individuums, Geistesgeschichte und Wissenschaft charakterisiert werden. Die zweite Gruppe dagegen bringt die "Naturvölker' mit Gemeinschaft, Natürlichkeit, gewachsenen Strukturen, Einheit von Theorie und Praxis sowie Selbstverwirklichung zusammen, während die 'Kulturvölker' mit Gesellschaft, Entfremdung, Künstlichkeit, Trennung von Theorie und Praxis und Ausbeutung identifiziert werden. So wurde auch in zynischer Weise von Utopisten die Armut zur Tugend und die Unterentwicklung zum verlorenen Paradies erhoben.8 Beispiele für den fortlebenden Glauben an den rückständigen Naturmenschen im Gegensatz zum fortschrittlichen, reflektierten Abendländler gibt es auch aus der frühen Phase der literarischen Rezeption. Da heißt es etwa: Die Menschen dieses Kontinents denken noch weniger analytisch, als wir Europäer es seit der Renaissance tun. Sie stehen noch innerhalb der Schöpfung und nicht ihr gegenüber. Sie sind noch ,Welt-Besessene', nicht nur Weltbetrachter. Sie werden noch von den .Kräften des Bodens' und der Landschaft geformt, wenngleich auch bei ihnen der Moloch Industrie immer stärker in Erscheinung tritt. Ihr Zeitempfinden ist noch nicht so ausgeprägt historisch UP Lange hat sich ebenfalls die Vorstellung von Lateinamerika als Utopie Europas gehalten, beide Seiten haben sich erst ganz allmählich davon befreit, manche wollen oder können sich bis heute nicht davon lösen (vgl. Kap. m/1. Anmerkung 29).10 Sehr viele kollektive Bilder von Lateinamerika resultieren aus dem Gefälle Industrienation - Entwicklungsländer/ Dritte Welt. Das beginnt schon bei der Aufteilung der Welt in Zentrum und Peripherie (Lateinamerika ist offenbar so sehr Peripherie, daß 'Amerika' in unserem Sprachgebrauch nur 'USA' meint) und dem euphemistischen Begriff vom "Nord-Süd-Dialog' oder, wie manche sagen, vom "Nord-Süd-Konflikt'. Der Schematismus dieses Denkmodells wird einerseits bewußt angesichts des ölreichtums mancher Dritte-Welt-Länder, andererseits auch durch die Zugehörigkeit Lateinamerikas zum westlichen Kulturraum. Da greifen die Vorstellungen von Armut, Kultur- und Geschichtslosigkeit nicht mehr so einfach. Wir haben es uns auch zu einfach damit gemacht, Lateinamerika grundsätzlich als Einheit zu sehen statt als Pluralität, als Einheit in Vielfalt. Mit der neuen Tartnerschaftsideologie', der häufig benutzten Formel vom Kontinent 'westlicher Freunde' sind die zahlreichen 'guten'

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Ratschläge, die Gesten paternalistischer Überlegenheit und die Auferlegung deutscher Modelle und Standards (wie moderne Demokratie, Stabilität, Recht und Ordnung, Allgemeinwohl) sowie die Übertragung hiesiger Begriffe ('Demokratie', 'christlich', 'rechtsstaatlich' etc.) einher gegangen, was zu nicht wenigen Mißverständnissen, Irritationen und Verärgerungen geführt hat. Spätestens seit der mexikanischen Revolution, insbesondere aber seit der kubanischen gilt Lateinamerika als Kontinent des Aufruhrs, der Menschenrechtsverletzungen und der Instabilität mit Folter, Guerilla und Drogen-Mafia. Zwar glaubt wohl inzwischen kaum einer mehr, daß Lateinamerikaner in Federtracht im 'Busch' herumlaufen, doch Pistolen- und Abenteuergeschichten kann man dort noch immer mit Erfolg ansiedeln. Da werden die politischen Verhältnisse schnell zu einer bunten Folge von Aufständen, Gewaltszenen, Revolutionen, Kriegen und Diktatorenherrlichkeit. Wir sehen uns dagegen gerne als friedfertige Gesellschaften, die diesen friedlosen Zustand längst überwunden haben. Im ökonomischen Bereich sind nach wie vor die Bilder von Mißwirtschaft, Ausbeutung, Massenarmut, Korruption und Verteilungsproblemen wirksam. Allein schon die Definition entwickelt/unterentwickelt ist nicht neutral, sondern impliziert einen Fortschritt im westlichen Sinne, der positiv bewertet und als Maßgabe genommen wird - begleitet von dem Zweifel, ob dies außerhalb des europäisch-angloamerikanischen Raumes möglich sei. Konsequenterweise werden daher auch die Dritte WeltLänder am wenigsten negativ beurteilt, die am höchsten entwickelt sind, da sie uns ja am ähnlichsten sind. Natürlich sind die Bilder auch interessenabhängig: Sieht die Mehrheit der Bevölkerung vielleicht eher die Exotik und Armut, so kann die Wirtschaft und Politik dort auch vor allem ein Niedriglohngebiet oder den Rohstofflieferanten erblicken. Die wirtschaftlich-technokratische Einstellung Europas hat immer wenig übrig gehabt für die lateinamerikanische Seinsart; dies hat auf der anderen Seite wiederum die Romantiker auf den Plan gerufen. Stereotyp kann der Eindruck von der Dritten Welt insgesamt auch nur sein, weil in Lern- und Massenmedien meist nur die Symptome aufgezeigt werden: Hunger und Slums, die sich zu einem Bild vom 'Teufelskreis der Armut' verbinden, ohne die jeweiligen Ursachen und Verhältnisse, auch die Zusammenhänge von Erster und Dritter Welt genügend auszuleuchten. Hinzu kommt die bevorzugte 'Vogelschau-Perspektive' in der Berichterstattung, oft verbunden mit der westlichen Sicht und ohne direkte Stellungnahmen von Menschen aus den betreffenden Ländern. So bleibt nur das immergleiche Bild von Armut und Elend, das einerseits an unser Mitgefühl appelliert, andererseits aber suggeriert, wir könnten an dieser Situation nichts ändern. Da Nachrichten meistens ereignisbezogen und in diesem Fall besonders an Negativanlässe gebunden sind, kann sich der Mediennutzer oft nicht erklären, warum es dort nicht 'voran' geht, bei all den natürlichen Reichtümern und der 'generösen' Unterstützung durch Entwicklungshilfe und interna-

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tionale Fonds - er wird die 'Schuld' bei den Lateinamerikanern selbst suchen und dies auf ihre fehlende Arbeitsmoral und Geburtenkontrolle, auf ihren Mangel an Organisiertheit und anderes schieben.11 Meinte man, die 'linken' Lateinamerika-Initiativen und politisch Interessierten hätten sich nun von dem Ethno- und Eurozentrismus gelöst, so geht man auch hier fehl. Denn dies würde bedeuten, daß es überhaupt möglich wäre, eine andere Kultur zu erfahren und zu beurteilen, ohne der eigenen verhaftet zu sein. Dies haben Ethnologen, Anthropologen und auch Altemativ-Touristen immer wieder versucht: in die fremde Kultur einzudringen und diese von 'innen' zu betrachten - völlig dezentrierte Aussagen kann es aber nicht geben. Bestenfalls können unsere Bilder und Maßstäbe aufgezeigt werden. Genauso stark wie bei den negativen politischen und wirtschaftlichen Stereotypen offenbart sich hier die Wertung der Fremdkultur aufgrund der Bewertung der Eigenkultur. Die eigene Zivilisation wird dabei sehr kritisch gesehen, das Engagement gilt einer Sache, die nicht die eigene ist und wird zur Flucht vor den scheinbar viel komplizierteren politischen Realitäten unseres Landes, vor einer aktiven Teilhabe mit allen Konsequenzen. Zuflucht wird bei angeblich viel einfacheren politischen 'Fronten' in der Dritten Welt gesucht Auf die Frage nach den bewohnbarsten Ländern der Erde können allerdings auch viele von ihnen - wenn auch ohne rechte Überzeugung und mit schlechtem Gewissen - als Eurozentristen entlarvt werden, als "Eurozentristen wider Willen" (Enzensberger). Viele hängen einer Utopie an und wollen nicht hinnehmen, daß diese Menschen auch all das wollen, was wir bereits haben: Maschinen, Autos, Kühlschränke, Telefone, schöne Wohnungen und so vieles mehr. Die Ferne des Kontinents bietet manche Vorteile: Dahin kann man sich träumen, wenn einem der Preis des industrialisierten Daseins zu sehr schmerzt, dort können Hoffnungen Zuflucht finden und die Befreiung sogar an andere delegiert werden. Der Edle Wilde wird zum Edlen Guerillero erhoben und die "Reinheit der Lehre' kann besser erhalten bleiben, da kritische Informationen oder direkte Erfahrungen dieses Idealbild nicht stören können - der uralte Mechanismus der Projektion und Flucht. Offenbar wird dieser Mechanismus, der von der Zivilisationskritik ausgeht, in den Bereichen des Engagements: Vielen geht es nicht in erster Linie um ein spezielles lateinamerikanisches Land und die kontinuierliche Beobachtung und Förderung eigenständiger Prozesse, sondern um die Solidarität und das ideologische Engagement an sich, wobei die Objekte dabei letzlich austauschbar werden: vorgestern Algerien, Vietnam und Chile, gestern Angola und Südafrika, heute Nikaragua oder El Salvador. Unser Dritte Welt-Interesse wählt nicht umsonst am häufigsten Lateinamerika aus: die Identifikationsflucht ist leichter bei kulturell näherstehenden Regionen und der Kontinent bietet im Guten (Exotismus, Natur, Folklore) wie im Schlechten (Massaker, Invasionen, Diktatoren) viele Anknüpfungspunkte.12

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Die Stereotypen, die aus dem Bereich der Kulturgeschichte, der wirtschaftlichen oder politischen Beziehungen stammen, werden mit zahlreichen anderen aus den Feldern Mentalität, Natur, Rasse, Kultur, immer getreu dem Eigenbild-Fremdbild-System, verknüpft zu einem bunten Gemisch von Schlagwörtern: Zum ständigen Lateinamerika-Repertoire gehören da sicherlich die Diktatoren, Putsche, Militärs, Bananenrepubliken, versunkene Kulturen, Armut, Befreiungstheologie, Fußball- und Tennisstars, exotische Früchte, siesta und fiesta, Rumba, Tango und Samba, das Nazi-Versteck, Faulheit und Ausschweifung, manamz-Mentalität, Korruption, Kaffee, tropische Hitze, Regenwald, Armut, öl, arme, aber glückliche Farbige, Ponchos, Gruseliges (Schrumpfköpfe, Marterpfähle, Medizinmänner), haciendas und Plantagen, Ausnahmezustand, Stadtguerilla, Erdbeben, Zensur, machismo und violencia, Karneval, neuerdings auch Aids, Drogen-Kartelle und Urlaubsparadiese.13 Schwierig an diesen Schlagwörtern ist nicht einmal ihre Existenz, zumal sie ja (teilweise) nicht einer realen Basis entbehren, sondern die durch Reduktion, Vereinfachung, Lückenhaftigkeit, Falschinformation, Nichtinformation und (interessengebundene) Verzerrung gebildeten Stereotypen. In diesen Schubladen kann man es sich dann so bequem machen, daß selbst Schul- oder Sachbücher, Nachrichten, Reportagen und eigene Reisen uns nicht daraus vertreiben können. Schlagwörter an sich sind sicher unvermeidlich, um etwas Komplexes kurz zu charakterisieren. Nun da, wo das Wort caudillo für einen Lateinamerikaner vielfältige Assoziationen, Gedanken und Kenntnisse freisetzen mag, bleibt es für einen Europäer oft bei einer diffusen, pauschalen Vorstellung davon; Parallelen zur eigenen Geschichte mögen die meisten sowieso nicht ziehen. Da bleibt für einen aufklärerisch wirken wollenden Lateinamerikaner dann nur, negativ besetzte stereotype Vorstellungen wenigstens durch positive zu ergänzen, da sich Schlagwortwissen kaum abbauen läßt: Unsere Geschichte ist die Geschichte der Gewalt, der Unterdrückung, der Intoleranz und der Wirrnis gewesen. Anarchische und unstete Völker, Intellektuelle, die in die Theorien verliebt, aber für die Wirklichkeit taub und blind sind, Tyrannen aller Couleurs, die Herrschaft der Lüge auf der Rechten wie auf der Linken, Massen in Lumpen: warum nicht hinzufügen, daß diese Trostlosigkeit immer wieder von sonderbaren, lebhaften Lichtern erhellt wird, von Gedichten, Romanen, Erzählungen? Lateinamerika bedeutet nicht nur Rohstoffe, Absatzmärkte, billige Arbeitskräfte, Erdöl, Kaffee, Zucker, stotternde und blutrünstige Caudillos, redegewandte und nicht weniger blutrünstige Demagogen, jahrtausendealte Ruinen und neu erbaute Städte. Lateinamerika bedeutet auch Imagination, Sensibilität, Liebenswürdigkeit, Sinnlichkeit, Melancholie, eine gewisse Religiosität und ein gewisser Stoizismus gegenüber dem Leben und dem Tode, ein tiefes Gefühl für das Jen-

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seitige und ein nicht weniger ausgeprägter Sinn für das Hier und Jetzt, Gewalt und Großmut, Uneigennützigkeit, Opferbereitschaft und Ausdauer bei der Arbeit (selbst bei der häßlichsten und niedrigsten), Phantasie der Augen und geschickte Hände der Handwerker und Bauern, eine Vorliebe für Rituale und Musik, eine originäre Vorstellung von dieser und der anderen Welt, eine besondere Art zu kochen und zu tanzen, eine besondere Art zu leben und zu sterben: Lateinamerika ist eine Kultur.14 Andererseits ist bisher schon oft der Beitrag des Erziehungs- und Mediensystems zur Bildung oder Verfestigung von Stereotypen Gegenstand der Argumentation gewesen: Gerade die Berichterstattung ist bezüglich Lateinamerika durch die oben genannten Vereinfachungen, Lücken und Verzerrungen sowie den Hang zur Ereignisberichterstattung und zum 'Bunten' beteiligt daran. Wenn es auch naiv sein mag, ein 'wahres' Lateinamerika-Bild von ihr zu verlangen, pragmatischer könnte eine Lösung dennoch in die Richtung einer repräsentativeren Auswahl der Fakten gehen. Die Verantwortung der Journalisten, speziell der Auslandsberichterstatter, darf gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, da Lateinamerika doch für uns fast ausschließlich Medienrealität ist. Vielleicht müßten in Zukunft auch ihre Arbeitsbedingungen und -maximen neu bestimmt werden, da der ständige Rückbezug auf den heimischen Markt und die Mediennutzer im Extremfall auf die erwartungskonforme und ortsunabhängige Bebilderung eines Vorurteils hinausläuft. Diese Neuorientierung scheint aber wenig aussichtsreich im gegenwärtigen Geflecht des Nachrichtenmarktes, nach dessen Bedingungen letzlich die Nachrichten entstehen, nicht etwa aus *böswilliger Absicht' einzelner.13 Allerdings kann und darf vor allem die Etablierung von negativen Stereotypen nicht allein den Informationsmedien angelastet werden. Hinzu kommen die Unterhaltungsmedien und andere Bereiche, die von der Bevölkerung stark frequentiert werden, sowie individuell unterschiedliche Wahmehmungs- und Denkmuster. Selbst da, wo die Berichterstattung aufklärt, differenziert und korrigiert, kann beispielsweise ein Spielfilm oder Fortsetzungsroman diese Stereotypen wieder einschleppen. Seit etwa Mitte der 60er Jahre hat es fast in jedem Jahr Spiel- oder Dokumentarfilme, einoder mehrteilige, im Femsehen über die Dritte Welt gegeben (selten allerdings gab es Filme a u s der Dritten Welt). Zumeist zeigten die beliebten Dokumentationen aus aller Welt jedoch die gängigen Klischees und den gesamten exotischen Bilderbogen. In Abenteuer-Serien sind natürlich nicht Hunger und Armut die Gefahren, sondern wilde Tiere und eine bedrohliche Natur, beliebte ältere Serien wie Daktari oder Tarzan haben die Dritte Welt-Regionen zum austauschbaren Milieu gemacht mit aktiven weißen Helden und schwarzen boys.16 Im Bereich der Bildung gehören die Lehrpläne, Lehrer, Schulbücher und andere Lernmedien sowie auch die nicht von ungefähr desinteressierten oder ablehnenden

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Schüler zu den Faktoren, die Stereotypen entstehen und sich erhärten lassen (vgl. Kap. ED/4). Die Marginalisierung dieser Thematiken und inhaltlich noch bis in die jüngste Zeit fragwürdige Lernmittel haben bei vielen jungen Menschen zusammen mit der Primärsozialisation und anderen sekundären Erfahrungen bereits den Boden bereitet für sich hartnäckig haltende Vorstellungen.17 Es gibt noch eine ganze Reihe anderer Stereotypen-Träger, z.B. Werbespots, Comics, Reiseliteratur, Museen, Malerei, Photographie, Schlager, Kinder- und Jugendbücher, von denen im folgenden nur das hier besonders relevante Feld der Literatur, Literatuikritik und Literaturwissenschaft aufgegriffen werden kann (vgl. Kap. m/4 und m/6). Von großer Reichweite besonders unter Jugendlichen sind neben den Abenteuerfilmen in Fernsehen und Kino die Karl May-Romane und zahlreiche Robinsonaden: Winnetou als Mythos vom Edlen Wilden, der übermenschlich gute, gesunde, starke Wilde ohne Selbstzweifel in den amerikanischen Jagdgründen; oder Robinson als Ideal mit Freitag an seiner Seite.18 Vorsicht sei dem geboten, der verständlicherweise die Geschichten von Winnetou, Robinson oder Onkel Tom für harmlose Jugendliteratur hält. So hat sich bei vielen auch das Bild vom duldsamen, unselbständigen, kindlich-naiven und gehorsamen Afro-Amerikaner durchgesetzt; latent oder manifest rassistische Konzeptionen sind keinesfalls selten. Implizit und explizit führt May etwa in Der sterbende Kaiser die Überlegenheit des Germanen über andere vor. Völker Mittelamerikas sind in Abenteueibüchern nur zu oft als primitive Stämme mit Götzen und wilden, barbarischen Tänzen dargestellt worden; die Spanier galten als heldenhafte, mutige und disziplinierte Eroberer, die Konflikte durch ihr Eingreifen lösen, während die Azteken als untergeordnet, hinterlistig und falsch gesehen wurden - so kann sogar in so "harmlosen' Büchern Herrschaft und Kolonisation legitimiert werden. Selbst die heute an sich geschätzten Hochkulturen im alten Amerika schützen offenbar die Nachfahren der Maya oder Azteken nicht vor dem Vorwurf der Kulturlosigkeit. Wie auch in anderen literarischen Werken ist der amerikanische Boden oft nur die Szenerie für europäische Heldentaten, die Einheimischen kommen bestenfalls als 'Auch-Menschen' einer 'Restwelt' vor, so sie nicht mit Vergleichen aus der Tierwelt charakterisiert werden, wodurch ihre Unterlegenheit ja praktisch als 'naturgegeben' angesehen werden muß.19 Was nun die Literatur im allgemeinen betrifft, so ist im Rahmen der Literatuibeziehungen schon angesprochen worden, daß es etliche, wenn auch nicht reichliche Bande zwischen Lateinamerika und dem deutschen Sprachraum gibt, daß aber die Neue Welt häufig als Stoff, Motiv oder Schauplatz in deutschen Werken, vor allem in Romanwerken, aufgetaucht ist und diese somit - je nach Reichweite - als Träger von Stereotypen fungiert haben. Von einigen Trivialromanen, beispielsweise denen der Courths-Mahler, ist ebenfalls schon die Rede gewesen. Festzuhalten bleibt dabei die

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Ausrichtung am Erwartungshorizont des Lesers, was eine gewisse Austauschbarkeit der Details oder die Typisierung der Figuren nach sich zieht, sowie die Steigerung der Abenteuerfunktion durch das Idyllisieren der Natur. Der Lateinamerikaner kommt hier meist - vor allem im Vergleich zum idealisierten Europäer - schlecht weg: er ist korrupt, faul und von exaltierter Erotik.20 Auch bei anderen Autoren taucht Lateinamerika immer wieder als Raubwelt auf, die Menschen werden durch fehlenden Intellekt, Primitivität, Passivität und Unwirtschaftlichkeit gekennzeichnet.21 Diesem Bild vermochten Exilliteraten wie Seghers, Renn, Kisch oder andere wenig entgegenzusetzen - schon allein aus Gründen der Verbreitung.22 Insgesamt ist die Zahl deutscher Werke, in denen sich Bezüge zu Lateinamerika feststellen lassen, nicht sehr groß, und sie hinterlassen ein unklares und entstelltes Bild vom Kontinent: Da gibt es Revolutions- und Gauchoromantik oder Versuche, durch Typisierungen der europäischen Lebensweise etwas Exotisches, Leichtlebiges und Lebensfrohes gegenüberzustellen. Selbst Thomas Mann beschrieb die südamerikanische Mutter des Tonio Kröger als schön, temperamentvoll, sinnlich und etwas liederlich - wunderschön, aber doch nutzlos und völlig im Gegensatz zur hanseatischen Sachlichkeit23 Auch in Frischs Stiller und Homo faber spiegelt sich Lateinamerika, jedoch nur als Stoff für seine Grundthemen und nicht an sich.24 Zusammenfassend kann man also sagen, daS das in diesen Werken entstandene Bild von Lateinamerika in etwa den gängigen Stereotypen entpricht Erreicht wurde dies oftmals durch einen stark typisierten Vergleich von Lateinamerikanern und Deutschen, der Benutzung des Kontinents nur als Milieu, Szenerie oder Hintergrund, wobei die aktiv handelnden Personen Europäer oder Deutsche sind. Das Bild hat so wenig feste Konturen, daß es letztlich gegen alles 'Südländische' oder 'Romanische' austauschbar ist.23 Es gibt nur sehr wenige Ausnahmen wie etwa Gudrun Pausewang, die lange Jahre in Lateinamerika lebte, dort alle ihre Romane spielen läßt ohne deutsche Protagonisten oder irgendeinen Bezug zu Deutschland. Vielmehr gewährt sie Einblick in die lateinamerikanische Realität und entlarvt so manches Stereotyp als unhaltbar - nur, wieviele Leser wird sie damit erreicht haben?26 Das bekannteste Gegenbeispiel aber versteckt sich wohl hinter dem Pseudonym B. Traven, dessen aufklärerisch-unterhaltsame Romane alle in Mexiko spielen: In seiner unerbittlichen Kritik am Eurozentrismus kann er sich jedoch eines Hangs zur Idealisierung und Romantisierung der Indianer nicht erwehren, deren Perspektive er einnimmt Er dürfte wohl der einzige vielgelesene Autor sein, der sich um einen Abbau der negativen Stereotypen bemühte.27 Heute junge Autoren, die einmal Lateinamerika als Stoff aufgreifen, eine Figur aus dem Kontinent wählen oder kritische Reflexionen zum Thema einfließen lassen, bleiben meist ohne Breitenwirkung.

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Aber nicht nur Lateinamerika in deutscher Literatur zeigt bekannte Stereotype, sondern auch von der lateinamerikanischen Literatur selbst haben wir uns unser "Bild' gemacht. Da wird der boom zu einem ganz plötzlichen, überraschenden und erstaunlichen Durchbruch erklärt - ganz plötzlich, so als ob voiher nichts gewesen sei und erstaunlich 'für ihre Verhältnisse'. Zu Revolutionen, Erdbeben und Natur kommt nun die Literatur hinzu.28 Schon allein durch das Gewicht der Institutionen gilt die hispanoamerikanische Literatur weithin als Zweig oder Ableger der spanischen: So kennen wir es aus Weltliteraturgeschichten, aus dem Schulfach Spanisch, den Fachbereichen der Hochschulen, den Verlagsabteilungen und dem allgemeinen "historischen Verständnis'.29 Mit unserem kulturellen Eigen- und Fremdbild tun wir uns schwer: was ist europäisch, was amerikanisch? Wenige Beispiele von vielen: Dario gilt manchem als nicht 'typisch' lateinamerikanisch, so wie auch Borges gern als 'europäischer' Autor reklamiert wird. Spuren abendländischer Kultur oder europäischer Literatur kommen vielen von jenseits des Atlantik ungewöhnlich oder als Nachahmung vor, vor allem in der frühen Rezeptionsphase wurde noch von den 'jungen Nationen' auf ihre 'junge Literatur' geschlossen.30 Welche Literatur ist nun aus der Neuen Welt zu erwarten? Natürlich eine ganz 'andere', eine, die dem Nachfahren des Edlen Wilden entspricht: eine exotische Literatur, die ebenso den Reiz des Pittoresken haben muß wie übeihaupt der Kontinent für uns - Literatur für geistige Femtouristen.31 Wen wundert es da, daß Asturias sich noch in den 60er Jahren gegen das "sich andeutende Bild vom südamerikanischen Halbwilden [wehren mußte], der, gerade vom Urwaldbaum herabgestiegen, schnell lesen und schreiben lernt, um sich sogleich an die Niederschrift von Gedichten und Romanen zu machen"?32 In diesem Fall versteht es sich dann ja auch von selbst, daß formale, stilistische, erzähltechnische Interpretationen und Überlegungen zurücktreten und das Milieu, die Natur zum alles überragenden Erklärungsmodell werden. So schrieb Krolow, die Spannung bei Roa sei keine artistische, sondern liege im Milieu. Mythos und Magie werden - wohlmeinend, aber mit verheerender Tradition - auf rassische und geographische Gründe zurückgeführt, das Etikett vom realismo mdgico wird zur beliebtesten Theorie' und zum alles überstrahlenden Interpretationsmuster für lateinamerikansiche Literatur - ja gefährlicherweise sogar für lateinamerikanische Realität. Indios und Schwarze sind (auch nach Aussagen von Asturias und Carpentier) nun für das Mythische und Magische zuständig. Selten dagegen wird auf die speziell literarischen Werte, so diskutabel sie auch sein mögen, abgehoben.33 Da wird "unnötigerweise Einzigartigkeit" postuliert und die Literatur mystifiziert Ser diferente - was bis vor kurzem noch für Spanien galt - heißt natürlich auch ganz anders als die europäische Literatur zu sein. So werden auch Gegensätze konstruiert, einerseits, um hier längst verloren geglaubte Irrationalismen, die Herrschaft von

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Natur, Rasse, Mythos und Magie zu lokalisieren und als Zuflucht zu benutzen, andererseits, um sich letztlich durch die Hürde der Alterität den Zugang zum 'Fremdartigen' zu verschließen.34 Wo das Bild vom Edlen Wilden aufrecht eihalten wird, dem alle moralischen Tugenden und utopischen Fähigkeiten zugesprochen werden, muß jedoch literarisches Können, Universalität oder Zerebralität überraschen - schon oft sind diese Fähigkeiten ignoriert, als Ausnahmen oder Europäismus erklärt worden. Das intellektuelle Überlegenheitsgefühl macht auch vor dem literarischen Werk nicht halt, das in einigen Fällen ganz bewußt in Lektoraten 'verbessert' und "berichtigt' wurde. Dies wird dann als "zivilisierende Arbeit" und Dienst am Autor aufgefaßt.35 Der Mechanismus von Eigen- und Fremdbild kommt auch da wieder zum Zuge, wo zivilisations- und literaturkritisch die europäische/deutsche der lateinamerikanischen Literatur gegenübergestellt wird: "miesepetrige, selbstmordnahe Negativität, die in der europäischen Literatur geradezu Pflicht geworden ist" im Gegensatz zu etwa García Márquez' Romanen, in denen eine "farbigere, wunderbarere, intensivere, tiefere Wirklichkeit" geschildert werde.36 Eigene oder allgemeine Probleme werden insbesondere auf Lateinamerika und seine Literatur projiziert: Dort ist die Einsamkeit und Gewalt zu Hause, dort situieren wir emotionale und konkrete Probleme der industrialisierten Welt, die man bequem in der Ferne denunzieren kann, während man hier engagiert erscheint, sich aber keine Feinde macht Mit besonderer Hingabe von deutscher Seite ist auch die Frage der nationalen und kulturellen Identität Lateinamerikas (in der Literatur) behandelt worden. Ebenso wird die lateinamerikanische Literatur für unsere Bedürfnisse nach Natumähe, Mythen und Romantik zuständig.37 Dem Stereotyp entsprechend wurde auch romantisierend die lateinamerikanische Literatur mitrevolutionärenBewegungen in Zusammenhang gebracht, mit Hoffnungen auf einen neuen Humanismus, eine Gesundung des alten Europas an ihrer Imagination und Magie und einem ganz anderen, neuen Weg in die Zukunft Ganz handfest meinte man auch, die politische Lage dort gäbe allen Anlaß, eine ernsthafte, engagierte, gar militante Literatur zu erwarten, die den Europäer auch gleichzeitig noch bequem informiere. Außerdem erklärt dies: Wo violencia (brutale Gewalt) an der Tages- und Nachtordnung ist, wird man nicht eine rein ästhetisierende, virtuos sensibilisierte Poesie und Prosa erwarten dürfen, wie sie die europäische (durchaus nicht immer zu ihrem Vorteil) auf einem breiten Fundament von Tradition ausgebildet hat. Drüben gilt eher das entsicherte Wort als die subtil abgeschmeckte Metapher. Dort ist Literatur zugleich noch immer auch Signal für die politische Tat, Signal für den Widerstand gegen Unterdrücker und Folterer!38

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Stereotypen werden gerne durch eine Flut von Adjektiven, Attributen und Aufzählungen transportiert: Die Welt der südamerikanischen Tropen, rätselhaft, monströs, überhitzt, üppig wie die wuchernde Natur, voller Spuk und Zauber und Traum und Delirien, erfüllt von Mythen, Mysterien und Mystifikationen [...] García Márquez jedoch hat dieses Signalement phantastisch erweitert und eingefügt in ein für Europäer so exotisches und dennoch so reales Panorama, durchtränkt von Hitze und Fäulnis und dampfender Feuchtigkeit, von physischem, historischem, moralischem Verfall, durch die Moskitos schwirren und Rohrdommeln segeln.39 Das Perpetuieren von Stereotypen, gerade auch in der Sprache, und die besondere Aufmerksamkeit für 'erwartungskonforme' Werke suggeriert allerdings auch, daß vielfältige Leseerfahrungen mit der lateinamerikanischen Literatur unmöglich seien. Idealisierende oder abwertende Stereotypen ziehen sich durch zahlreiche Kritiken. Mystikfikation wird nicht nur mit der Literatur, sondern auch ihren Autoren betrieben. Ganz besonders fällt die Image-Bildung bei García Márquez auf: namhafte Kritiker betiteln ihre Zeilen in angesehenen Blättern mit "Zauberkunstler aus Aracataca" (Heise), "Die wunderliche Welt von Macondo" (Herzog) oder "Magier aus Aracataca" (Zimmer) und reden so dem Mythos des Tropikalismus und Exotismus das Wort, den der Autor ja gerade durch seine "lakonisch präzise Diktion", den Primat des Menschen gegenüber der Natur oder historischen Reflexionen entgegengetreten ist.40 Mit seinem Image unvereinbar scheint auch die moderne Technik zu sein: Auf Fotos deutscher Zeitungen erscheint der Kolumbianer gewöhnlich in einem Korbsessel oder barfuß an einem Holztischchen sitzend (Bild-Unterschrift z.B.: "Gabriel Garcia Márquez. 1975 bei der Arbeit an seinem "Herbst des Patriarchen"'), obwohl der Autor mehrfach erklärt hat, er schreibe mit modernen technischen Geräten, seit Jahren auch mit einem Computer.41 Oder Illustrierte veröffentlichen eine großangelegte Bildreportage über Aracataca, wo man das Macondo der Romane gefunden zu haben glaubt und so ohne Bedenken Fotos von Bananenplantagen, Sumpf, einem Kampfhahn und der 'Dorfhure' mit Passagen aus Hundert Jahre Einsamkeit unterlegt. Dank dieser Vermischung von Literatur und Realität blüht in Aracataca der Macondo-Tourismus.42 Gelegentlich unterstreicht auch der Autor selbst die Legendenbildung um seine Person, wie mit seiner "Autobiographische[n] Notiz".43 Wir haben es mit vielen, teils widersprüchlichen Stereotypen zu tun (je nach Eigenbild und Interessen), die im ganzen nur ein sehr unklares Bild von diesem Kontinent entwerfen, das in seinem Facettenreichtum dennoch das Immergleiche wiederholt.

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IV. Die hispanoamerikanische ¿oom-Literatur im deutschen Literaturbetrieb: Literaturvermittlung und Rezeptionssteuerung Nachdem ein Rahmen entworfen worden ist, in dem sich die Aufnahme dieser Literatur bewegen mußte, soll nun aufgezeigt werden, wo, wann und wie sie in Deutschland an die Öffentlichkeit gelangt ist Wichtige Institutionen der Aufnahme sind dabei das Verlags-, Übersetzungs- und Rezensionswesen, kulturelle Veranstaltungen und einiges mehr. Die geschilderten Voraussetzungen für die Rezeption und konkrete Hemmnisse betreffen natürlich nicht nur den Zugang eines Freizeitlesers zur lateinamerikanischen Literatur, sondern auch die Kulturschaffenden, Vermittler, Literatenkollegen und Multiplikatoren selbst als Personen sowie die Möglichkeiten ihrer Arbeit. Wie auch die Schulen oder Informationsmedien gleichzeitig von der öffentlichen Meinung und 'offiziellen' politischen Bedeutung hinsichtlich des Kontinents abhängig sind und diese mitbestimmen, so wiederholt sich dies bei Verlegern, Redakteuren, Lektoren, Kulturmanagem, Rezensenten und Übersetzern. Einerseits nehmen sie eine kultur- und literaturvermittelnde Aufgabe wahr, beeinflussen nicht uneiheblich das öffentliche Bild von dieser Literatur, ihre Präsentation und Einführung. Andererseits kann auf Dauer wenig erreicht werden gegen eine abwehrende Öffentlichkeit, letzlich also gegen den Markt - zumal wenn Unterstützung ausbleibt, weil es auch den Vorstellungen und Möglichkeiten der Kulturpolitik zuwiderläuft Dann und wann wird behauptet, gute Literatur würde sich letztlich auch von allein durchsetzen. Dann müßte aber unterschieden werden zwischen dem posthumen Ruhm, in einer 20-bändigen Ausgabe eines Lexikons der Weltliteratur aufzutauchen, oder aber einem sichtbaren Platz im öffentlichen und veröffentlichten Bewußtsein, dem vielfache Horizonterweiterung und Leseerlebnisse vorausgegangen sind. Für die lateinamerikanische Literatur hat es manche, wenn auch wenige Subventionen gegeben: für Schriftstellertreffen, Festivals, die ein oder andere Übersetzung und Anthologie. Schwierigkeiten auf dem Markt dagegen hat es fast überall gegeben. Sollten wir die Literatur dem Markt überlassen oder eingreifen, wo der Kulturaustausch zu mißlingen droht?

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(1) Literatur als Ereignis - Schriftstellertreffen, Lesungen, Festivals, Kolloquien, Buchmessen Listet man alle Schriftstellertreffen, Iberoamerika-Tage, Festivals, Kolloquien, Lesungen, Ausstellungen und all die Veranstaltungen im Rahmen der Frankfurter Buchmesse 1976 mit dem Schwerpunktthema "Lateinamerika" auf, so ergibt dies auf den ersten Blick ein vielfältiges Bild, das auf eine angemessene Repräsentanz des spanischsprachigen Amerikas in Deutschland schließen läßt. Inzwischen haben drei Jahrzehnte lang kulturelle Veranstaltungen ihren Beitrag zum Kulturaustausch geleistet, in Experten-Foren, im Kreis der Literaten, im gesamten Literaturbetrieb nebst interessierten Außenstehenden (wie etwa auf der Buchmesse) und manchmal mit Präsentationen für ein breiteres Publikum (z.B. bei einem Festival). Waren diese Konzepte erfolgreich, waren es genügend Veranstaltungen und vor allem: waren sie nicht nur Strohfeuer?

(a) Kulturelle Veranstaltungen bis 1976 Bis 1976 prägen vor allem die Schriftstellertreffen das Bild. Bereits 1959 nahmen an den von Albert Theile organisierten Humboldt-Feiem erstmals deutsche und lateinamerikanische Autoren teil, wodurch mancher überhaupt erst auf Iberoamerika aufmerksam geworden sein mag.1 Weitere Autorentreffen fanden 1962 (wiederum von Theile initiiert) und 1964 statt, während später das Ibero-Amerikanische Institut und die Schriftsteller-Verbände einluden. Eine echte Kommunikation wurde durch mangelnde Sprachkenntnisse und InformationslUcken jedoch erschwert. Mit Bemerkungen Uber die 'junge Literatur aus den Entwicklungsländern' und gerade erst alphabetisierten Halbwilden verärgerten und erzürnten viele deutsche Teilnehmer Autoren wie Asturias und andere. Die Begegnung und die Diskussionen konnten zudem den Kreis der Literaten und Experten aufgrund des mangelnden Interesses z.B. der Zeitungsredaktionen nicht verlassen, und so nicht an eine breitere Öffentlichkeit vermittelt werden. In den Folgejahren versäumte man, diese erste Bekanntschaft zu fördern und zu nutzen. So blieben diese Ereignisse eigentlich nur bedeutsam für die Lateinamerikaner unter sich, die hier einen Treffpunkt hatten und einen Schritt weiter kamen hinsichtlich ihrer interkontinentalen Integration und Organisation, die 1965 in die Gründung ihres Schriftsteller-Verbandes mündete.2 1968 schloß sich der I. Iberoamerika-Tag an. Diesmal waren in Tübingen der Erdmann Verlag und die Universität die Gastgeber, doch - vielleicht aufgrund der schlechten Erfahrungen von 1962 und 1964 - die lateinamerikanischen Autoren blieben fem. Da außerdem auch nur wenige Übersetzer teilnahmen, mußte das Feld der Literatur beredten Diplomaten überlassen

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werden. Dabei wurde die provinzielle deutsche Unkenntnis, Gleichgültigkeit und der leichtfertige Umgang mit der lateinamerikanischen Literatur in den Verlagen angeprangert, Beratung und Unterstützung auch für die Durchsetzung von mehr Spanisch-Unterricht an den Schulen zugesichert. Doch Unterstützung von diplomatischer Seite muß solange fragwürdig bleiben, wie man sich mit Haubrich fragen muß, ob sie sich im Falle Paraguays beispielsweise auch auf exilierte Regime-Gegner wie Roa Bastos erstreckt. Auch diese Veranstaltung wurde von den tagespolitischen Ereignissen nicht verschont: die Rede des Ministerialdirektors im Auswärtigen Amt wurde vom Sozialistischen Deutschen Studentenbund gesprengt3 1970 tagten dann zum drittenmal Autoren von diesseits und jenseits des Atlantik, und zwar im Haus der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Daimstadt. Außer in Einzelfällen (wie Krolow) zeigten sich die Deutschen auch diesmal nicht mit der Literatur ihrer Kollegen vertraut. Bemerkenswert war die Anwesenheit des damals international schon gefeierten García Márquez - der jedoch offenbar durch Ignoranz und Worte zum 'gutgemeinten Schrifttum aus Entwicklungsländern' ohne Tradition so verärgert wurde, daß er seither ein schlechtes Veihältnis zu Deutschland hat und späteren Begegnungen fernblieb. Ihn erboste insbesondere die deutsche Einmischung in 'ihre' Revolution und befand, der momentane Rummel um die Dritte Welt sei nur eine Kreation unserer unersättlichen Konsumgesellschaft, eine Projektion innerdeutschen Mißbehagens und luxuriöser Ersatzgefühle. Gekommen waren außerdem Amado, Edwards, Vargas Llosa, Asturias, Garmendia und andere. Sie mußten sich nicht nur selber vorstellen, sondern waren auch noch außerhalb in einem Eiholungsheim untergebracht.4 In den 70er Jahren hat auch das Institut für Auslandsbeziehungen eine Reihe von Lateinamerika-Kolloquien veranstaltet, erstmals 1974, dann 1976, 1978 und 1979, wobei für den Bereich der Literatur 1976 von größter Bedeutung war. 1974 galt es zunächst, einen Tiefpunkt in den Beziehungen zu konstatieren; es mangelte an Wechselseitigkeit und Information, der Eurozentrismus schien unüberwindlich.3 Bis zu den Vorbereitungen auf die Buchmesse 1976 hatte man eikannt, daß es mit Dichtertreffen und Expertenaustausch offenbar nicht getan war - zumal diese manchen Ärger und sogar Rückschläge mit sich gebracht hatten - und der gesamte Literatur'apparat' verstärkt einzubeziehen sei in die Vermittlungsarbeit.6 Vereinzelt hat es zu diesem frühen Zeitpunkt auch schon Lesungen mit lateinamerikanischen Autoren gegeben. Zugegebenermaßen ein schwieriges Unterfangen angesichts der Sprachbarrieren, des Kostenaufwands für eine Einladung (des Autors und meist noch eines Moderators), besonders auch in Relation zur potentiellen Interessentengruppe. Immerhin hat aber bereits Asturias zum ersten Mal 1967 in Deutschland (Karlsruhe) gelesen, wo der Guatemalteke Gedichte auf spanisch las und alter-

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nierend die deutsche Fassung zu Gehör gebracht wurde. 1970 schloß sich anläßlich eines Besuchs eine weitere Lesung im Luchterhand Verlag an.7 Ernesto Säbato kam ebenfalls schon 1974 nach Deutschland, sogar schon zum zweitenmal als Gast der Bundesregierung anläßlich der Verleihung der Verdienstmedaille des Instituts für Auslandsbeziehungen. Er hielt Vorträge im Stuttgarter Institut sowie im Bonner Deutsch-Argentinischen Kulturinstitut und verband seinen Aufenthalt auch gleich mit einer Visite bei seiner Verlegerin vom Limes-Verlag in Wiesbaden.8 Allerdings wurden insgesamt die ersten Kontakte seitens der Verlage, Universitäten oder anderer Institutionen nicht genutzt, um die zahlreichen in Barcelona, Madrid oder Paris ansässigen Autoren oder die Europa-Reisenden einzuladen. Auch der frühzeitige Vorschlag, ein Lateinamerika-Haus zu gründen, wurde nicht angenommen, wobei als Gründe die Finanzierung und die daraus resultierende Gefahr der deutschen Bevormundung angeführt wurden.9 Der 'literarische Frühling' der lateinamerikanischen Literatur im Deutschland der 60er Jahre - vorschnell bereits mit boom tituliert - glich um 1974 eher einer "literarischen Tragödie" oder einem "literarischen Skandal". "Lateinamerika ist, literarisch, in der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz und in Österreich nicht mehr präsent", die "Front aus Ignoranz, Gleichgültigkeit und Selbstüberschätzung" konnte bis dahin nicht überwunden werden.10

(b) 1976 - der Durchbruch? Nachdem nun zwei Jahrzehnte lang mit einzelnen good-will-Aktionea auf Experten* und Schriftsteller-Ebene sowie vielen Versäumnissen des Literatuibetriebs, der Universitäten und Medien nichts nachhaltig hatte verändert werden können, entschloß man sich 1976 zu einer großangelegten Aktion: es gab ein speziell zur lateinamerikanisch-deutschen Kulturvermittlung organisiertes Kolloquium und auf der Frankfurter Buchmesse den Schwerpunkt "Lateinamerika".11 Im Rahmen des wiederum vom Institut für Auslandsbeziehungen durchgeführten Kolloquiums begegneten an den Tagen vor der Buchmesse lateinamerikanische Autoren, Professoren und Journalisten deutschen Romanisten, Übersetzern, Lektoren, Kritikern und anderen Journalisten oder Vermittlern, also fast allen damals hier in der iberoamerikanisch-deutschen Kulturvermittlung Tätigen. Auffällig war dabei die Teilnahme von ohnehin schon verstärkt oder langjährig beteiligten Mittlern, während die Anwesenheit gerade von nur am Rande mit dem Thema befaßten Lektoren, Kritikern, Journalisten, Übersetzern, denen ein gut Teil der Einführungsarbeit oblag, nicht dokumentiert ist - viele konnten oder wollten diese Informationsmöglichkeit wohl gar nicht nutzen.12 Im großen und ganzen war das Kolloquium stark an den Fragen nach

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der schwierigen Aufnahme dieser Literatur hierzulande und der Negativ-Bilanz der bisherigen Rezeption ausgerichtet.13 Dieser Bereich, so wichtig er auch war, überlagerte sehr stark andere Punkte der Tagesordnung', wie z.B. die Literaturbeziehungen oder das Thema 'Literatur und Gesellschaft in Lateinamerika'.14 In den Diskussionen prägten Verärgerungen und wechselseitige Schuldzuweisungen an die beteiligten Bildungs- und literatuibetrieblichen Institutionen das Bild.13 Schließlich kollidierte das politische Engagement zugunsten verschwundener argentinischer Schriftsteller in Form einer Petition an die argentinische Regierung mit der Rücksicht des Institutes für Auslandsbeziehungen auf die notwendige Zusammenarbeit mit der dortigen Regierung, so daß es sich offiziell nicht der Petition anschloß.16 In zahllosen Diskussionsbeiträgen wurde die Partnerschaftlichkeit der Beziehungen und die Überwindung der kulturellen Einbahnstraße beschworen: Die deutschen Mittler zeigten sehr viel Einigkeit und noch mehr guten Willen. Doch diesmal erschwerte nicht eurozentristische Überheblichkeit, sondern exzessive Selbstanklage und Selbstanalyse das Zugehen auf die lateinamerikanischen Gäste. Sehr spät sollte wettgemacht werden, was im Kleinen und an der Basis jahrelang versäumt worden war. Dabei ging es um die Analyse der beteiligten Institutionen des Literatuibetriebes, was stillschweigend wohl der Auffassung entsprach, Lösungen dieser Probleme nur innerhalb dieses Apparates finden zu können. Genauso wie man entscheidende gemeinsame Schritte von Lateinamerikanern und Deutschen vermissen mußte, fand auch keine konsequente Berücksichtigung des Lesepublikums statt. Manche Klage mußte den Gästen wie kleinliche Selbstbeschau vorkommen angesichts des Ausmaßes ihrer Probleme im Spannungsfeld von Literatur und Gesellschaft Der wenige Tage später folgende zweite Teil der intensiven Bemühungen um die lateinamerikanische Literatur in Deutschland war die Frankfurter Buchmesse vom 16.-21.9.76, die ihr eine publikumswirksame Präsentation von Büchern und Autoren sowie eine insgesamt bis dahin unbekannte Publizität verschaffte. Zwar war Lateinamerika auch schon vorher auf der Messe vertreten gewesen, vereinzelt sogar mit persönlich anwesenden bekannten Autoren wie Asturias 1970 oder Fuentes 197S, doch war dies im Gesamtangebot kaum bemerkt worden.17 Nun aber gab es zum ersten Mal ein Schwerpunkt-Thema, mit dem sich der neue Buchmessen-Leiter Peter Weidhaas einführte, und das hieß gleich: Lateinamerika. Er hatte in einer Lateinamerika-Reise von November 197S bis Januar 1976 seine Pläne in zehn lateinamerikanischen Ländern selbst bekannt gemacht, und mit Verlegern über ihre Beteiligung konferiert. Es sollte damit Deutschland eine noch unbekannte Welt eröffnet werden, denn er hatte beobachtet, daß sich die Literatur trotz ihrer literarischen Qualität bislang nicht hatte durchsetzen können.18 So stellten denn auch die damit verbundenen verlegerischen Vorbereitungen und Publikationen, die Medienpräsenz (allein in den

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Printmedien gab es eine Fülle von Überblicksartikeln, Rezensionen, Interviews und Essays), Ausstellungen und die geballte Präsenz lateinamerikanischer Autoren den bisherigen Höhepunkt im Bemühen um eine literarische Vermittlung dar. Allein in jenem Jahr kamen mehrere Dutzend Übersetzungen aus Lateinamerika auf den deutschen Buchmarkt, darunter Carpentiers Barockkonzert und Staatsraison, Cortázars Album für Manuel und Das Feuer aller Feuer, Onettis Die Werft, Vargas Llosas Die andere Seite des Lebens, Sábatos Maria, oder die Geschichte eines Verbrechens, Donosos Ort ohne Grenzen, Fuentes' Chac Mool und die Novellen Aura. Geburtstag, sowie García Márquez' Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt.19 Schon bekannte Lateinamerika-Rezensenten und andere besprachen die Bücher in allen großen Zeitungen (vgl. Kap. W/5). Außer in den Kritiken war diese Literatur in einleitenden und einordnenden Essays präsent, die durch die bewußte Ein- und Hinführung immer wieder den Charakter von Pionier-Arbeiten annehmen mußten.20 Der Buchhandel konnte sich sehr gut über eine ganze Ausgabe des Börsenblattes informieren mit Beiträgen von Romanisten, Autoren-Interviews (auch mit sonst weniger beachteten Autoren) und der Vorstellung zahlreicher Neuerscheinungen.21 Die wohlgemeinten Rahmenveranstaltungen der Buchmesse - eine Ausstellung, zwei Diskussionsveranstaltungen mit Schriftstellern und Fachleuten - wurden heftig kritisiert: Von der Ausstellung hieß es, sie sei in der allgemeinen Betriebsamkeit mit ihrem Anliegen besser als Broschüre durchgedrungen; die Diskussionen (es leiteten Carl Amery und Curt Meyer-Clason) seien von ihrer übersetzungstechnischen Ausstattung und der Organisation her so mangelhaft gewesen, daß sie ziellos, von Störungen, rhetorischen Tiraden und Monologen geprägt gewesen seien, so daß einige Autoren sie frühzeitig verlassen hätten und am Ende der Vermittlungs-Aufgabe mehr geschadet als gedient worden sei. Das Verhältnis von Politik und Literatur beherrschte offenbar den Verlauf der Diskussionen, die die Autoren als "akustische Kulisse für die Manifestationen ihrer lateinamerikanischen Solidarisierung" benützten.22 Einige Autoren-Begegnungen (wie die von Rulfo und Frisch oder Cortázar und Handke) mögen dem Kulturkontakt im Stillen förderlich gewesen sein. Der Suhrkamp Verlag richtete außerdem einen Abend der Begegnung zwischen lateinamerikanischen und deutschen Autoren und Kritikern aus. 23 Ein Resümee der Messe von vielen: "Ein Reinfall: sicherlich, vor allem wegen einer völlig ungenügenden Organisation. Völlig nutzlos andererseits: sicherlich nicht, und dies vor allem wegen einiger Initiativen von Seiten der beteiligten Verlage".24 Unter den "beteiligten Verlage[n]" erregte besonders der Suhikamp Verlag mit seiner großangelegten Präsentation lateinamerikanischer Literatur Aufsehen. Von einhelliger Zustimmung konnte jedoch keine Rede sein - die Mittler sparten nicht an Kritik: es hieß, hier werde als 'Entdeckung' ausgegeben, was an deutschen Publikati-

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onsrechten, aber auch Lizenzen zusammengekauft worden sei; man spekuliere auf die bundesdeutsche Version des internationalen boom; es war von "Supermarkt-Programmen", einer "Monopol"-Stellung, dem Opportunismus des Tages und ungesunder Betriebsamkeit die Rede, die mit Brachialgewalt Publizität erzwingen wolle. Die Verlage stritten um "Hoheitsrechte" an lateinamerikanischen Autoren - jeder wollte sie zuerst 'entdeckt' haben, damit man sich weibewiricsam bereits auf eine "Tradition" des Hauses in Sachen Lateinamerika berufen konnte, wobei selbstverständlich 'fallengelassene' Veröffentlichungen und abgebrochene Editionen unter den Tisch Helen. Schließlich rangen sich einige die Anerkennung ab, daß doch nur alle vom "Suhikamp-Manöver" profitieren könnten, allemal gut eingekauft worden sei und man der geschätzten Literatur nun systematische Pflege angedeihen lassen würde.25 Diese Kontroverse verdeutlicht zweierlei: erstens, die standhafte Weigerung der Literaturvermittler, die Gesetze des Marktes (Verlagsprestige, Konjunkturen etc.) auf dem hehren Feld der Literatur zu akzeptieren; zweitens, die verständliche Kritik an der dem Leser suggerierten Pionierleistung' durch die Rede von den "Entdeckungen' sowie die Skepsis gegenüber hastigen Übersetzungen und der Verdacht, der Verlag sei nur auf die 'schnelle Maik' aus. Signifikant für diese Messe: Der Verlag mit dem bis dato größten Lateinamerika-Programm, der Peter Hammer Verlag, der nun wirklich ein langjähriges Interesse dokumentieren konnte und im Börsenblatt auch eigens herausgestellt wurde, konnte sich neben dem spektakulären Suhrkamp-Programm nicht in ähnlicher Weise in der Öffentlichkeit darstellen.26 Insgesamt waren 1976 über 300 Bücher über Lateinamerika - meistens Sachbücher aus den Sparten Landeskunde, Geschichte, Reisen, Märchen, Kochen, mit Defiziten allerdings bei Kunst- und Bildbänden, Wissenschaft oder Kinderbuch - lieferbar, wohl an die 100 wurden neu auf der Messe vorgestellt. Diese stattliche Zahl und der Gesamteindruck verloren sich jedoch, da sie über viele deutsche Verlagsstände verstreut waren und an den lateinamerikanischen Nationalständen keine deutschsprachigen Titel angeboten wurden. Diese Desorientierung kam dem Suhrkamp Verlag entgegen, der außerdem mit einer 200.000 Exemplare starken Messezeitung viele an seinen Stand lockte.27 Ein Autor stand ganz besonders im Rampenlicht der Buchmesse 1976: der neue Präsident des internationalen PEN-Clubs, Mario Vargas Llosa. In seiner Eröffnungsrede bezog er deutlich für demokratische Regierungsformen und gegen rechte oder linke Diktaturen Stellung - eine unter lateinamerikanischen Autoren (damals) nicht unumstrittene Angelegenheit. Für manche entsprach er damit nicht einer Integrationsfigur, er vermied es auch, politische Regimes öffentlich an den Pranger zu stellen (zusätzliche politische Brisanz lag auch in der bewußten Abwesenheit Kubas auf der Messe). In etlichen Interviews sprach er über seine Pläne in diesem Amt, die Situa-

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tion der Schriftsteller in Lateinamerika (worauf er seine Wahl zurückführte), über europäische Literatur sowie seine eigene Arbeitsweise. Beim Thema Buchmesse schließlich wurde er deutlich genug, blieb aber diplomatisch: [...] die massive Publizität, ich meine das große Angebot an deutschen Übersetzungen, die Rezensionen, Kommentare in Presse, Funk und Fernsehen für die lateinamerikanische Literatur, muß zwangsläufig zu einer gewissen Popularität führen. Das erscheint mir besonders wichtig in Deutschland, denn gerade hier habe ich ein sehr viel geringeres Interesse, eine geringere Kenntnis dieser Literatur beobachtet als in anderen westeuropäischen Ländern.28 Gemäß dem Stand unserer Lateinamerika-Rezeption hieß es in einer Überschrift in DIE ZEIT über den neuen PEN-Präsidenten: "Wer ist Vargas Llosa?". In dieser renommierten Zeitung scheute man sich nicht, Autor und Werk mit der ganzen Palette werbewirksamer Daten und Stereotypen vorzustellen. Diese reichte von der Bücherverbrennung in Lima, seinen großen Erfolgen in Spanien, zwei Werken über "Bordelle im Amazonasgebiet" und einem Jungen, den "ein Hundebiß kastriert", über seine Jahre in Europa und die Ex-Freundschaft zu García Márquez bis hin zum Analphabetismus in Peru!29 Die aktuelle Berichterstattung über die Messe im Fernsehen widmete sich natürlich nicht ausschließlich dem Schwerpunkt, da galt es auch über die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Max Frisch zu berichten oder einen Blick auf den Stand der deutschen Belletristik zu weifen. Für die dritten Programme brachte Hessen allerdings eine Diskussionsveranstaltung mit lateinamerikanischen Autoren. In seinem Hörfunkprogramm HR 1 gab es ebenfalls einige Sendungen zum Thema. Flankiert wurden die verlegerischen, organisatorischen und publizistischen Bemühungen noch von einer vierteiligen Fernseh-Serie über "Südamerika - Literatur im Aufbruch", die von drei Rundfunkanstalten produziert und vom 13.10.-8.12.76 ausgestrahlt wurde. Der damalige Lateinamerika-Korrespondent der ARD, Rolf Pflücke, steuerte drei Beiträge bei und ließ sich über revolutionäre Literatur, den Literaturbetrieb in Lateinamerika, den Kommerz mit der Literatur, Repressionen gegen Schriftsteller, Zensur und andere Themen interviewen.30 Die Messe bot mancherlei Anlaß, über die Schwierigkeiten in der Vermittlung und den Stand der Rezeption nachzudenken sowie ihren eigenen Beitrag zum Austausch zu bewerten. Der Messedirektor zog eine positive Bilanz: es sei eine erfolgreiche Messe mit erfreulich großer Publizität gewesen, die Resonanz sei auch bei den belletristischen Verlegern gut gewesen, deren Sache es nun sei, den kulturellen Anstoß zusammen mit den Sortimentern im Buchhandel umzusetzen.31 Anderswo wurde über

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die Frage "Handelsmesse und (oder) Problem-Messe" diskutiert. Wo Befürworter der Schwerpunkt-Bildung die Orientierungshilfe und die Wahrnehmung eines kulturpolitischen Auftrags begrüßten, befürchteten andere eine Politisierung der Messe. Wieder andere sahen in ihr eine bloBe Alibi-Funktion, einen intellektuellen oder kulturellen Deckmantel für eine Geschäfitsmesse und die gähnende Leere hierzulande, ein unverbindliches Engagement für einen fernen Kontinent32 Gerade für das Lizenzgeschäft war die Messe eine der erfolgreichsten seit ihrem Bestehen, doch - wie bereits in Kapitel m/7 gezeigt wurde - keinesfalls für lateinamerikanische Verlage.33 Es wurde zu bedenken gegeben, daß sich die Aufnahme nicht erzwingen ließe - vor allem bei fehlender Vorbereitung -, daß ein solcher "Überfall", diese "Sturzwelle für [die] überraschten deutschen Leser" sie "vielleicht eher kopfscheu mache als ihr Interesse für die Fremde öffne". Weiterhin wurde danach gefragt, woran sich die Einführung eigentlich orientieren solle: an der "Zugänglichkeit" oder "Zuträglichkeit", an den "Affinitäten" des hiesigen Lesers oder aber an den "lateinamerikanischen Wünschen"? Als würden solche "Wünsche' im Maiktmechanismus berücksichtigt!34 Die Lateinamerika-Offensive geriet somit in den Geruch eines "Pflichtpensums", eines "Nachhilfe- und Aufklärungskurses" für uns Deutsche, was Reserve oder gar Protest hervorrufen mußte bei denen, die sich nicht literarischen Provinzialismus vorwerfen lassen wollten und zum Gegenschlag ausholten, indem sie von "hochgejubelten lateinamerikanischen Literaten" sprachen, deren "unverfälschte Bestsellerliteratur" im "Taumel des lateinamerikanischen Bücheiherbsts 1976" zu uns kam.35 Fachleute und langjährige Beobachter der Szene mochten denn auch aus verschiedenen Gründen nicht an eine grundsätzliche und nachhaltige Veränderung glauben: man sah hinter Konjunktur und Mode bereits wieder die Flaute,36 beklagte schludrig gemachte 'Programme',37 kannte nur zu gut den Gegensatz zwischen literarischer Qualität, nachgesagtem Ruhm und Verkaufserfolgen, so daß man nur auf einen "neuen Leser" setzen konnte.38 Nachdenklich mußte auch stimmen, daß trotz etlicher Übersetzungen bisher erst wenige Namen wie Borges, Neruda und "vielleicht noch García Márquez" einen festen Platz im "literarischen Bewußtsein der Deutschen" gefunden hatten39 und auch trotz anerkennender, ernstzunehmender Kritik kein boom, ja nicht einmal größere Verkaufserfolge zu verzeichnen waren.40 Man war sich bewußt, daß die Durchsetzbaikeit letztlich von der Verlagstreue und somit von der Verkäuflichkeit abhängen würde.41 Schließlich hatte auch die Messe, dieser erneute Versuch, doch die Gründe nicht aufgehoben, weshalb man sich in Deutschland so schwer tat mit der lateinamerikanischen Literatur.42 Immerhin war nun ein neuer Anlauf genommen, bereits international bekannte Autoren zu drucken, Vernachlässigtes aufzuholen, gänzlich Unbekanntes vorzustellen und frühere Werke eines schon übersetzten Schriftstellers 'nachzuschieben'. Im

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nachhinein kann sowohl die optimistischere Aussage als zutreffend bezeichnet werden, daß "die lateinamerikanische Literatur seit dieser Messe einen festen Platz auf dem westdeutschen Buchmarkt" hat und "immer neue Leser, besonders unter den jungen Leuten" hinzugewonnen hat, als auch die skeptischere, daß die Bemühungen der 60er Jahre wie auch der Messe "fast ohne Wirkung geblieben" sind - je nach eigenem Maßstab und Anspruch.43 An die Großereignisse des Jahres schlössen sich kurz danach die LateinamerikaTage in Köln an, wo Heinrich Böll, Gerhard Zwerenz, Heinrich Vormweg, Dieter Wellershoff und Günter Wallraff sich zu mangelnden Kenntnissen und ihrer zufälligen Lektüreauswahl bekannten und aus den Werken von Cardenal, Icaza, Gelman, Vallejo und anderen lasen. Die Berichterstattung in der örtlichen Presse schien von dieser Literatur und der Buchmesse wenig Notiz genommen zu haben.44

(c) Lateinamerika-Ereignisse nach 1976 Nach weiteren Kolloquien des Institutes für Auslandsbeziehungen 1978 und 1979 stand 1982 ein weiteres Großereignis ins Haus, als das zweite Festival der Weltkulturen, Horizonte '82, Lateinamerika gewidmet war. Vom 29.S.-20.6.82 nahmen fast 170.000 Besucher an den 200 Veranstaltungen und Ausstellungen in Berlin teil. Mehr als 30 lateinamerikanische Autoren waren eingeladen und deutsche Autoren, Literaturwissenschaftler und Übersetzer beteiligten sich an Gesprächen über Literatur, Publikum, Markt, Engagement, Exilliteratur, Frau und Literatur, Kino und Literatur.45 Das Festival wurde von der Berliner Festspiele GmbH kreiert, Bonn fungierte als Hauptfinancier dieses Spektakels.46 In besonderem Maße stand das Festival unter dem Eindruck des Falkland-/Malwinen-Konflikts, der die Diskussionen und das öffentliche Echo mitbestimmte und Richard von Weizsäcker und Klaus von Bismarck bewogen haben mochte, Octavio Paz als Redner zu gewinnen, was auf moderate Äußerungen hoffen ließ.47 Hier gab es nun, anders als es die Buchmesse vermocht hätte, ein vielfältiges kulturelles Angebot: traditionelle Musik, Salsa, Tango, Gitarrenkonzerte, ein Kolloquium, eine Filmretrospektive, Fotographie, eine Gesprächsreihe, Ausstellungen, mexikanische Wandbilder, eine Fiesta, Theatervorfühmngen und vieles mehr. An allen Ecken der Stadt konnte man der lateinamerikanischen Kultur begegnen.48 Die Veranstaltungen speziell zur Literatur, für die Michi Strausfeld verantwortlich zeichnete, fanden in der Staatsbibliothek statt: Referate, Prosa- und Lyriklesungen und Diskussionen. Nie zuvor hatte es eine so konzentrierte Ansammlung klingender lateinamerikanischer Namen gegeben, so hieß es. Rulfo, Paz, Vargas Llosa, Roa Bastos, Puig, Poniatowska, Bosch, Ribeiro, Peri Rossi, Valdds, Soriano, Skäimeta und

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andere hatten den Weg nach Berlin gefunden, die Kubaner fehlten allerdings wiederum.49 Auch diesmal nutzten Redaktionen und Vermittler die Gunst der Stunde, um mit Überblicksartikeln die Zeitungsleser zu erreichen. Auch die Verlage hatten sich vorbereitet: Suhrkamp, Fischer und Hammer warteten mit Sachbüchern zur (Kultur-) Geschichte, zur Musik oder den Indianern Lateinamerikas auf.30 Außerdem hatte man auf dem Festival eine Übersetzer-Werkstatt eingerichtet, an der Maria Bamberg, Fritz Vogelgsang, Monika Löpez, Rudolf Wittkopf und Curt Meyer-Clason teilnahmen, ohne 'ihre' Autoren allerdings.31 Einhellig begrüßt wurde die Lesung von Juan Rulfo, dessen Fotographien übrigens eine eigene Austeilung gewidmet war, und Günter Grass; der Mexikaner las aus seinen Erzählungen und Grass trug drei davon in Übersetzung vor.52 Das Presse-Echo legt nahe, daß es auch hier heftige Debatten, Polemiken und Kontroversen gegeben haben muß. Bonn wurde vorgeworfen, sich mit dieser "gigantische[n] Millionenveranstaltung" ein politisches "Alibi" und im selben Atemzuge den "wohlgenährten verwöhnten Berlinern einen zusätzlichen Sommerspaß" verschaffen zu wollen, mit dem sich außerdem die Stadt politisch und kulturell noch weiter profilieren könne. Von reziprokem Kulturaustausch könne aber nicht die Rede sein, wenn die Dritte Welt nur der Freizeitgestaltung der Industrienationen dienlich sei und durch die einseitige Finanzierung unsere Vorstellungen, nicht die der Lateinamerikaner verwirklicht würden.53 Es fehlte auch hier nicht an Kritik an der dominanten Rolle des Suhikamp Verlages.54 Politische Meinungsverschiedenheiten drehten sich z.B. um Paz' mangelnde Stellungnahme zum Falkland-Konflikt, deutsche Waffenlieferungen an Folterregimes (Osvaldo Bayer), die Geschichte der lateinamerikanischen Emigration (Roa Bastos), um den Nord-Süd-Konflikt (Juan Bosch, Darcy Ribeiro), Exil und Verfolgung. Schon hieß es, die Schriftsteller benützten dieses öffentliche Forum als Tribunal, um den Juntas und Oligarchien ihrer Heimatländer den Prozeß zu machen. Rulfo verließ eine Diskussion, in der Paz behauptete, engagierte Literatur verkomme immer mehr zu flacher Polit-Propaganda. Doch die Politik war nicht der einzige Stein des Anstoßes: Cisneros mußte sich gegen die europäische Überheblichkeit wehren, die den Lateinamerikanern moralische Auflagen machen wollte, wie etwa viert- oder fünftklassige Literatur zu schreiben, damit die Masse zu Hause sie auch verstünde. Vargas Llosa dagegen wurde wohl allzu artig nur nach seinen Lieblingsthemen abgefragt und so entlassen.55 Dennoch muß das Interesse an den literarischen Veranstaltungen insgesamt sehr groß gewesen sein, denn da war von ausveikauften Sälen und "mehr als 7000 Literaturfans" die Rede, besonders von jungen Leuten, die schon das eine oder andere gelesen hatten und nun die Autoren live erleben wollten. Andererseits wurden der allgemeine Wissensstand und auch die Verkaufszahlen von Vermittlem weiter niedrig

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eingeschätzt. Da blieb natürlich die Frage nach dem Verhältnis von Aufwand und Nutzen nicht aus, obwohl es viel Lob, auch aus Lateinamerika, gegeben hatte. Auch dieses Ereignis reihte man noch in die Reihe derer ein, die eine "erste Basis", einen "ersten Kontakt" darstellen sollten - eine frustrierende Bilanz von 'ersten Kontakten': 1959, 1962, 1964, 1970, 1976 etc. Nach 1976 also ein neuer "Meilenstein" in der Verbreitung lateinamerikanischer Literatur?56 1984 dann fand während der Kölner Literatur-Wochen eine Diskussion zum Thema "Schriftsteller Lateinamerikas zwischen Diktatur, Demokratie und Exil" statt, zu der Moderator Horst Rogmann Antonio Cisneros, Albalucia Angel, Osvaldo Soriano, Hemän Valdds und Isabel Allende begrüßen konnte. Auf Literatur kam man dabei scheinbar kaum zu sprechen, denn auch in der Zeitung hieß es: "Brisanter als Poesie: politische Aspekte". Auch hier las Rulfo wieder aus seinen Erzählungen.57 Zur Iberoamericana kamen 1986 dann erneut viele Autoren zusammen: dreißig aus elf Ländern. Von dort wurde optimistisch über die Überwindung des Eurozentrismus berichtet und wiederum die Exilsituation sowie die brisante Situierung der ehemaligen Kolonialbeziehungen in der gegenwärtigen Dritte-Welt-Problematik diskutiert. Es gab auch Ausstellungen, Lesungen und Filme. Verlagsleute und andere Vermittler kamen dazu. Diesmal machten Kritiker nicht davor halt, das Auswahlkriterium 'Reisekosten' bei den Künstlereinladungen, Organisationsschwächen, die durch das Experten-Niveau oder die Eintrittspreise verursachte Exklusivität mancher Veranstaltungen, insgesamt das Mißverhältnis von Aufwand und Qualität sowie den Mangel an grundsätzlicher Information anzuprangern.58 Im selben Jahr wurden in Bonn lateinamerikanische Kulturwochen ausgerichtet, die von 21 lateinamerikanischen Staaten, dem Außenministerium und der Stadt Bonn initiiert wurden. Vier Wochen lang konnte man Tanz, Musik und Folklore erleben; auch Vargas Llosa wurde als Gast erwartet.59 Außer diesen größeren organisierten Veranstaltungen gab es vermutlich noch weitere, gerade auch solche in kleinerem Rahmen, die mangels öffentlicher Resonanz hier keinen Eingang finden können. Autoren-Besuche und -Lesungen in Verlagen oder Universitäten hat es immer wieder gegeben (vgl. Kap. IV/3): Frankfurt z.B. hatte zahlreiche Gäste, unter anderen Paz oder Carpentier. 1977 kam Roa Bastos zu seiner Buchpräsentation nach Hamburg, 1979 kam Fuentes nach Deutschland, Borges war 1983 noch einmal hier, Donoso reiste 1986 zu einer Lesung nach Köln und auch Vargas Llosa kam mehrmals. Der Hammer Verlag bemüht sich intensiv um solche Begegnungen und konnte schon mehrere seiner Autoren dem deutschen Publikum vorstellen (z.B. Galeano, Cardenal, Benedetti).60 Diese Präsenz ist natürlich nicht nur an sich wünschenswert, sondern wird auch in den Verlagen sehr gern gesehen und teilweise auch organisiert und gefördert. Im Wege stehen ihnen dabei in der Regel die

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Reisekosten, Honorare für Autor, Moderator und Übersetzer, Sprachbarrieren oder eine zu geringe Resonanz seitens des Publikums. So kann es nicht verwundem, daß Autoren - so sie überhaupt nach Deutschland kamen - eher zu Großveranstaltungen, zur Buchmesse oder auf der Durchreise in den Verlag kamen, selten nur zu Lesungen oder Vorträgen. Das Fazit, das unermüdliche Literaturvermittler aus diesen Veranstaltungen gezogen haben, schwankt zwischen der bloßen Anerkennung des guten Willens, der Einordnung als Bausteine im weiteren Aufbauprozeß bis hin zur Datierung des "Durchbruch[s]" der lateinamerikanischen Literatur auf das Jahr 1976: Immerhin hat es an offiziellen, organisatorischen und subventionierten Bemühungen, zeitgenössische Literatur aus den spanisch- und portugiesischsprachigen Ländern Amerikas bekannt zu machen, in der Bundesrepublik Deutschland nicht gefehlt.61 Die hochsubventionierten Treffen, die Günter W. Lorenz mehrmals organisierte, standen meist unter keinem guten Stem - ob Darmstadt 1970, Stuttgart 1974, Sprendlingen 1976 oder Aachen 1978. Leider gerieten auch die großen Anstrengungen der Frankfurter Buchmesse, die 1976 das Schwerpunktthema .Lateinamerika' wählte, nur zu einem Teilerfolg [...] Das 2. Festival der Weltkulturen stellte drei Wochen lang den Kontinent in seinen verschiedensten kulturellen Formen vor und konnte einen wirklich durchschlagenden Erfolg verzeichnen. [...] Hier gelang erstmals eine Kontaktaufnahme, die weiterwirken wird. [...] Noch ist der Schneeballeffekt in der Rezeption lateinamerikanischer Literatur in Deutschland ausgeblieben, dazu muß weitere Aufbauarbeit geleistet werden. [...] Lateinamerikanische Literatur kann nicht gewaltsam eingeführt werden. Sie braucht eine Infrastruktur [...F Der breite Durchbruch zu einer kulturellen Präsenz, der Lateinamerika gelungen war, als der Subkontinent der offizielle Gast der Frankfurter Buchmesse 1976 wurde, führte in der zweiten Hälfte der 70er Jahre zu einer sich nun immer besser konsolidierenden Forschung auf dem Gebiet der Kulturwissenschaften. Horizonte '82, das 2. Festival der Weltkulturen im Juni 1982 in Berlin, war Lateinamerika gewidmet und hat eine in Europa bislang noch kaum in solcher Vielfalt und Breitenwirkung vertretene Präsenz der lateinamerikanischen Kulturen zustande gebracht.63 Überblickt man die Geschichte dieser "Begegnungen', dann stößt man zunächst auf eine jahrelange zähe Gleichgültigkeit oder gar Abwehr gegenüber Lateinamerika, vertane oder ungenutzte Chancen zum Kulturaustausch und andererseits zwei Groß-

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offensiven 1976 und 1982. Unvorbereitete Gastgeber und Gesprächspartner mochten manchmal das Ergebnis von Organisationsfehlem sein, mußten von den lateinamerikanischen Gästen aber als Respektlosigkeit aufgefaßt werden. Nicht selten minderte die Vernetzung und Verkettung der in Kapitel i n beschriebenen Faktoren, die auf Lesepublikum wie Literatenkollegen oder Kulturschaffende gleichermaßen zutreffen, die Wirksamkeit der Veranstaltung. Aufgabe der Literaturvermittler wäre es nun gewesen, Barrieren im Austausch vorher aufzuspüren und zu versuchen, sie zumindest im Rahmen einer Veranstaltung auszuschalten. Andererseits ist schwer vorstellbar, daß man etwa bei einem Schriftstellertreffen den Deutschen zuvor eine Pflichtlektüre auferlegen kann. Sicher keine leichte Aufgabe. Ein wichtiger Fortschritt bei den Veranstaltungen war zweifellos, daß man nach vielen Jahren in den 70er Jahren endlich versuchte, sie aus den 'innerliterarischen Ziikeln' herauszuholen und sich ans breitere Publikum zu wenden - was wohl auch eine Reaktion auf die Stagnation und das Verschwinden Lateinamerikas vom Buchmarkt Anfang der 70er Jahre war. Von einer großen Aktion versprach man sich vermutlich mehr als von beharrlicher Kleinarbeit, man mochte wohl auch durch die immer häufigeren Elfolgsmeldungen aus dem Ausland Mut gefaßt haben, und nicht zuletzt bot natürlich das Forum Buchmesse gleichzeitig Möglichkeiten für neue Publikationen, Veranstaltungen, Medienpräsenz und anderes. Eine solche Anregung zu Übersetzungen und Lizenzkäufen hätte nur von Literatentreffen, Experten-Symposien oder Lesungen nie ausgehen können. Gehen damit aber auch eine Annäherung an die Literatur oder Lektüre-Erleichteiungen einher? Diese mögliche Funktion darf wohl angezweifelt werden angesichts der brancheninternen Eitelkeiten und Streitigkeiten, des Rummels um Namen, Interviews und brisante politische bonmots und letztlich des kommerziellen Charakters einer Messe, von der man lediglich erwarten kann, Namen an die Öffentlichkeit zu bringen und Übersetzungen vorzuzeigen. Ihre Wirkung wird von daher mehr in Richtung Leseanreize gehen, als daß sie helfen könnte, diese Literatur verstehbar zu machen. Wenig motivierend bis kontraproduktiv dürften sich die wiederholten Ermahnungen und Bestandsaufnahmen - kurz: der moralische Zeigefinger - in der Fach- und überregionalen Presse ausgewirict haben. Nach einer gewissen Ernüchterung im Gefolge von 1976 rüstete man jedoch für das Horizonte-Festival. Mit vielfältigen kulturellen Darbietungen für die Öffentlichkeit war sicher ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung getan worden, doch die Möglichkeiten speziell des Literatur-Programms waren auch hier beschränkt: Die tagespolitische Diskussion nahm breiten Raum ein und aus 'Literatur zum Anfassen' wurde wohl eher eine Aktion 'Schriftsteller zum Anfassen'. Ist literarische Vermittlung in Diskussionen und Lesungen zu erreichen? Literatur als Ereignis - das heißt vor allem Aufmerksamkeit für das (literarische) Lateinamerika als ganzes und eine

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gewisse Publizität für einzelne ihrer Vertreter, also Leseanreize, was meistens auch Kaufanreize bedeutet. Allerdings sollte man sich keine Illusionen über die Popularität der Autoren machen, die so als Gäste nach Deutschland kamen: Kaum bekannten Autoren hat auch dies wenig weitergeholfen, höchstens bereits eingeführte, bekanntere Autoren, die durch bestimmte Umstände auch dort im Rampenlicht standen und demzufolge auch beliebte Interview-Paitner waren, dürften damit ihrer Popularität oder einem gewissen Tublikumserfolg' nähergekommen sein (z.B. Vargas Llosa). Kritikwürdig erscheint mir nicht, daß die 'Werbetrommel' für Lateinamerika und seine Autoren gerührt wird, zu hinterfragen wäre aber in jedem Fall, ob dies nur für kurzfristige Kaufanreize genutzt werden sollte, oder ob die Bemühungen auch weiterhin in kleinen Schritten für positive kulturpolitische Veränderungen eingesetzt werden sollten. Die Publicity kann natürlich von einzelnen Autoren oder hiesigen gesellschaftlichen Gruppen auch als Tribüne für ihre kontinentalen politischen und wirtschaftlichen Belange genutzt werden - umstritten ist die Redlichkeit solchen Verhaltens. Doch wie dem auch sei, trotz wichtiger Öffentlichkeitsarbeit für die aktuelle Situation des Kontinents wird so weiterhin auf einer kulturellen Veranstaltung die Wahrnehmung des Kontinents auf die Dritte-Welt-Problematik verlagert, bei manchen vielleicht sogar Erwartungen auf engagierte, dezidiert 'linke', befreiungsbewegte oder militante Literatur geweckt und so neue Stereotypen etabliert. Andererseits darf auf keinen Fall ein Kulturfestival zur Präsentation von unverbindlicher, anmutig-heiterer, exotischer Folklore verkommen, die tief verwurzelte Bilder Wiederaufleben läßt. Eine schwierige Gratwanderung also, die wohl am besten dann gelingen kann, wenn diese Präsentation eine Selbstdarstellung ist, also Lateinamerika sich nach seinen eigenen Vorstellungen den Deutschen zeigt.

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(2) Die Verlage Eine wichtige Grundlage - wenn nicht die Basis überhaupt - für die literarische Vermittlung ist fraglos die Publikation, in diesem Fall der deutschen Übersetzung. Erst wenn Verleger gefunden werden können, die ein Werk dem deutschen Lesepublikum anbieten, können sich daran vielfältige andere Aktivitäten wie eine Kettenreaktion anschließen: es werden Übersetzer beauftragt, das Buch erscheint, mit den Rezensionen hält es Einzug in die Feuilletons, Autoren werden eingeladen usw. Ohne die Verlage kann sicher kaum etwas für die Literaturvermittlung erreicht werden, wenn auch mit der Publikation keineswegs alles getan ist. Andererseits sind gerade auch von staatlicher Seite subventionierte Projekte (Veranstaltungen, Übersetzungen etc.) gedacht als ein im besten Fall bahnbrechender Anfang, als eine das verlegerische Engagement einleitende oder begleitende Unterstützung. In der Bundesrepublik sind fast fünfzig Verlage an der Verbreitung lateinamerikanischer Literatur beteiligt, allerdings bringen nicht alle die Werke der fcoom-Autoren, und viele Verlage warten nur mit einem einzelnen lateinamerikanischen Titel auf. Die Autoren des boom sind bisher in den Verlagen Ciaassen, Deutsche Verlags-Anstalt, Erdmann, Peter Hammer, Hanser, Hoffmann & Campe, Insel, Kiepenheuer & Witsch, Lamuv, Limes, Luchtethand, Piper, Reclam, Rowohlt, Steinhausen und Suhrkamp erschienen. Lizenzausgaben ihrer Werke sind außerdem beim Deutschen Taschenbuch Verlag, Ullstein, Fischer, Droemer Knaur, in der Deutschen Buchgemeinschaft/Bertelsmann Club, der Büchergilde Gutenberg und auch bei Suhlkamp oder Rowohlt erschienen. Einzelne deutschsprachige Erstausgaben kamen auch in der ehemaligen DDR, Österreich oder der Schweiz heraus, wie z.B. Der Herr Präsident und Eine gewisse Mulattin bei Kossodo in Genf, Kein Brief für den Oberst beim Aufbau-Verlag in Ost-Berlin oder Der Maler und das Fenster bei Rohrer in Wien. Einzelne literarische Titel aus Hispanoamerika finden sich auch bei der Autoren Edition, Blanvalet, Nymphenburger, Vervuert, amnesty international, Diogenes, Goldmann, dem Dritte Welt Laden und vielen anderen - die Palette reicht also vom TaschenbuchRiesen bis hin zu einzelnen Veröffentlichungen von Dritte-Welt-Organisationen.1

(a) Phasen der verlegerischen Aktivitäten In der Veröffentlichung von hispanoamerikanischer Literatur in deutscher Übersetzung machte nach 1945 Neuendorff einen Neuanfang mit fünf selbst übersetzten Kurzprosa-Anthologien (1947 und 1948). Schon in den 50er Jahren kamen Asturias bei Ciaassen heraus mit Die Maismänner (1956), Borges und Rulfo bei Hanser - Labyrinthe und El Aleph (1959) und Pedro Páramo (1958) - sowie 1954 und 1957 Anthologien, die Jahn herausgab. Außerdem erschien die Nobelpreisträgerin Mistral

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1958 bei Luchterhand mit Gedichte und im selben Jahr Caipentíer im Piper Verlag mit Die Flucht nach Manoa. Diese Aufzählung sollte jedoch keineswegs darüber hinwegtäuschen, daß insgesamt in dieser frühen Rezeptionsphase das Verleger-Interesse überaus vereinzelt war und meistens weniger signifikante Autoren der Zeit ausgewählt wurden, die auch später kaum bekannt wurden.2 Für diese Zeit sind in besonderem Maße miserable Übersetzungen, die "skandalöse" Titelauswahl oder die Verheißung von 'Entdeckungen' beklagt worden.3 Bis Ende der 60er Jahre lagen dann in bundesdeutschen Verlagen bereits an die 100 literarische Weike aus dem Kontinent von Spitzenreiter war der Carl Hanser Verlag mit 17 Titeln, gefolgt von Rowohlt mit 15 und Erdmann mit 13 Titeln, danach kamen Nymphenburger mit neun und Kiepenheuer & Witsch, Luchterhand, Piper und Suhikamp mit je acht Titeln. Von den literarischen Gattungen hatte der Roman den größten Anteil an den literarischen Übersetzungen. Lag die durchschnittliche Zahl von übersetzten lateinamerikanischen Romanen 1946-54 noch bei 2-6 Titeln jährlich, so konnte diese Zahl von Mitte der 50er Jahre bis Ende der 60er Jahre auf 9-11 Titel pro Jahr gesteigert werden; 1964 war bereits ein bescheidener Höhepunkt von 15 Romanen erreicht.4 Von der Anzahl der Übersetzungen und der Auflagenhöhe her lagen in den 60er Jahren Amado, Asturias und Borges vom. Bei vielen Autoren war jedoch die Diskrepanz zwischen literarischer Qualität und der Verbreitung sehr groß, z.B. bei Arguedas, Bioy Casares oder Cortázar, auch Vargas Llosa und García Márquez lagen mit unter 10.000 Exemplaren weit unter damaligen internationalen Absatzerfolgen.5 Die zunächst "ansehnliche Risikofreudigkeit und Aufnahmebereitschaft" (Siebenmann) war in der zweiten Hälfte der 60er Jahre in dem Maße rückläufig, in dem der ökonomische Gesichtspunkt an Bedeutung gewann. Denn offenbar verweigerte ein größeres Publikum die Rezeption; Einführung und Kommentierung wurden oftmals für entbehrlich gehalten.6 Feststellen kann man entgegen den Erwartungen vieler jedoch, daß bis Eintritt in die 70er Jahre ein oder meist mehrere Werke von mindestens zehn Autoren, die als signifikant für die zeitgenössische hispanoamerikanische Romanproduktion gelten können, in Deutschland vorlagen. Die Auflagenhöhe entsprach allerdings mit durchschnittlich 3.000-5.000 Exemplaren (ohne Taschenbücher) deijenigen der ersten belletristischen Aibeiten deutschsprachiger Autoren und war damit im internationalen Vergleich eher mager.7 Von Nachteil mochte in dieser Zeit gewesen sein, daß die Titel über mehrere literarische und Gioßverlage verstreut waren und so als Einzeltitel im Gesamtprogramm 'untergingen'. Der Zeitraum zwischen dem Erscheinen der Originalausgabe und der deutschen Fassung konnte ausgesprochen gering sein (z.B. bei Eine gewisse Mulattin, sp. 1963, dt. 1964) oder sehr lang (z.B. bei Legenden aus Guatemala, sp. 1930, dt. 1960). Die meisten Romane erreichten uns nach Ablauf von

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weniger als sieben Jahren, viele sogar nach nur zwei bis drei Jahren wie bei Übersetzungen aus stärker frequentierten Sprachräumen auch. Mit großer Verspätung gelangten die vor oder um 1950 herum erschienenen Romane, die als Vorläufer des boom oder als das Frühwerk seiner älteren Autoren angesehen werden (z.B. Asturias, Caipentier, Sábato). Zwar fehlten bis zum Eintritt in die 70er Jahre noch Rayuela (1963), La región más transparente (1958), Paradiso (1966), Tres tristes tigres (1967), Todas las sangres (1964) und El astillero (1961) in Übersetzung, doch waren für Interessierte, Neugierige und Fachleute schon viele bedeutende Werke der nueva novela greifbar.8 Daß dies allein jedoch nicht ausreichte, um diese Autoren und Werke hier bekannt zu machen, wird am Beispiel Asturias' augenfällig, von dem immerhin fünf Werke auf deutsch vorlagen, als er 1967 den Nobelpreis erhielt. Außerdem verstecken sich hinter so manchen Publikationsdaten Bücher, die in Lagern verstauben - was Donoso in Deutschland vermutete.9 Die 70er Jahre begannen zunächst mit einer Flaute in den Publikationsaktivitäten, die erst um die Mitte des Jahrzehnts im Zuge der Vorbereitungen auf die Buchmesse 1976 wich. Weiterhin fehlten etliche Schlüsselwerke der 60er Jahre wie Rayuela, Paradiso oder Tres tristes tigres, doch konnten mehr als ein Dutzend der epochemachenden Romane von Carpentier, Cortázar, Onetti, Vargas Llosa, Sábato, Donoso und kürzere Arbeiten von García Márquez und Fuentes zugänglich gemacht werden. Seither wurden auch verstärkt jüngere oder später bekannt gewordene Autoren übersetzt. Es kristallisierten sich einige Autoren mit einem gewissen öffentlichen Echo heraus, von denen nun Werk um Werk vorgelegt wurde, während die Restexemplare eines mißglückten Versuchs ungeachtet der literarischen Bedeutung verramscht wurden. Die durch einige Romane berühmt gewordenen Autoren Garcia Márquez oder Vargas Llosa brachten es sogar zur Publikation von Interview- oder Essaybänden, während als bedeutend geltende Romane von hier weniger eingeführten Autoren noch lange warten mußten oder bisher keinen Verleger fanden.10

(b) Die Verlage der ¿oom-Romane und boom-Autoren Versucht man, die deutschen Verlagshäuser zu beschreiben, die diese hispanoamerikanischen Romane ins Deutsche übersetzen ließen und publizierten, so sieht man sich enormen Unterschieden in Größe, Zielsetzung, Finanzkraft, Mitarbeiterstab, Kundenkreis und öffentlichem Renommee gegenüber. Ihre Bandbreite reicht von den kleinen, relativ jungen und auf viel Eigeninitiative gegründeten Verlagen Uber traditionsreiche literarische Verlage bis hin zu ebensolchen mit umfänglichen Taschenbuch-Reihen.

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Da wäre zunächst die Gruppe traditionsreicher Verlage, die relativ früh moderne lateinamerikanische Romanciers vorstellten, sich aber nach einigen Versuchen zurückzogen: Hanser, Rowohlt, Piper, Luchterhand und Ciaassen - wobei Hanser und Luchterhand je eine wichtige Ausnahme bei hier weniger relevanten Autoren machten: Borges bzw. Nenida. Der Ciaassen Verlag brachte 1956 als erster bundesdeutscher Verlag ein Werk von Asturias, Die Maismänner, heraus. 1960 kam ein weiteres Werk von Nenida hinzu, doch in beiden Fällen entschloß man sich nicht zur Fortführung der Veröffentlichung. Mit Blick auf die Buchmesse 1976 brachte man dagegen im Vorfeld Übersetzungen von Donoso und Vargas Llosa: Donoso in vorsichtiger Auflage und von Heidnin Adler übersetzt; der lange Roman des Peruaners, Die andere Seite des Lebens, wurde von Wolfgang A. Luchting übertragen. Inzwischen setzte man jedoch Heidnin Adler an dessen kürzeren Roman Der Hauptmann und sein Frauenbataillon, der in der Verlagsvorschau in bewußter Abgrenzung zu seinen 'ernsten' Romanen als "Zugpferd' ("tolle Farce", "vergnügliche Unterhaltung") angekündigt wurde. Während für Donosos Der obszöne Vogel der Nacht mit Bufiuel-, Washington Post- und Le Monde-Zitaten geworben wurde, bemühte sich die Verlagsleitung zur Schweipunkt-Buchmesse in der Herbstvorschau selbst um die Profilierung des Hauses als Verlag lateinamerikanischer Literatur Liebe Kolleginnen und Kollegen, es gehört zur Tradition des Ciaassen Verlages, große lateinamerikanische Autoren vorzustellen - so erschienen beispielsweise die ersten Werke von Pablo Neruda und Miguel Angel Asturias, die später mit dem Nobelpreis geehrt wurden, bei Ciaassen: Wir freuen uns deshalb, zu einem Zeitpunkt, da die südamerikanische Literatur in ganz besonderer Weise in den Blickpunkt öffentlichen Interesses gerückt wird, Ihnen das Hauptwerk eines der bedeutendsten lateinamerikanischen Autoren nahebringen zu können - den Roman 'Die andere Seite des Lebens' von Mario Vargas Llosa. (Gerhard Beckmann)11 Da wurde zur Buchmesse Tradition vorgeführt, die die Gründe für die fehlende Kontinuität aussparte. In diesen Jahren waren Donoso und Vargas Llosa als "sehr bekannter Geheimtip" an den Verlag gekommen. Nach eigenen Angaben zahlte sich die Aktion zwar nicht aus - von zwei Romanen mußte die Restauflage "billig verkauft" werden -, obwohl der Verlag "eine ziemlich aufwendige Werbung [...] im Verhältnis zum wirtschaftlichen Erfolg" betrieben hatte. Immerhin erreichte Vargas Llosa mit dem kürzeren Roman und seiner PEN-Präsidentschaft "trotz verhältnismäßtig geringer Verbreitung seiner Werke eine sehr große Popularität", während Donoso - wohl auch wegen der Übersetzungen - kein so guter Griff gewesen sei. Die weiteren Werke

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des Peruaners habe man nicht in Verlag genommen, weil "die Vericaufszahlen zu gering waren, die Texte teilweise sehr schwierig, schwer zugänglich"; "Entmutigung", besonders im Fall Donosos, habe sich breit gemacht. Später haben sich Suhikamp bzw. Hoffmann & Campe für diese Autoren engagiert.12 1976 konnte man dem Verlag noch im Fall Donosos und Vargas Llosas "Treue" attestieren, bezüglich Neruda und Asturias schon nicht mehr. Später verließen auch erstere den Verlag. Deutlich zeigt sich hier auch das geläufige editorische Prinzip, ungeachtet der Weikchronologie zunächst ein Hauptwerk zu Ubersetzen, um dann später gegebenenfalls weitere Titel aufzunehmen. Ebenso auffällig der Übersetzerwechsel, als 1974 ein neuer, kürzerer, "heiterer" Roman des Autors erschien, während sein bisheriger Übersetzer Luchting an dem längeren arbeitete; dieser schlug sogar vor, den kürzeren zunächst als Einführung zu übertragen, doch der Verlag verpflichtete Adler mit dessen Übertragung, wodurch Vargas Llosa eine zweite deutsche Stimme erhielt.13 Der Carl Hanser Verlag, vielfach durch die Pflege ausländischer Literatur hervorgetreten, verlegte früh die beiden Werke Rulfos (1958 bzw. 1964) und zwei von Roa Bastos (1962 und 1964). Im Falle Rulfos blieb es bekanntlich bei diesen zwei ProsaBänden, doch Roa Bastos' neues Werk, den Diktatorenroman, lehnte man Mitte der 70er Jahre dort ab - offenbar wegen des Mißerfolgs der ersten Übersetzungen.14 Die Ablehnung wurde damit begründet, daß die damalige Lateinamerika-Kampagne zwar richtig und notwendig wäre, aber von Hanser nicht darstellbar und folglich Roa Bastos nicht "machbar" wäre.15 Wurde die Veröffentlichung von Die Nacht der treibenden Feuer noch als "Pionierarbeit" honoriert, gab es bei Menschensohn Anlaß zur Kritik, da der Band "so schmählich unter die Räder der Überheblichkeit kam und verramscht wurde". Bei Rulfo nahm sich der Verlag die Freiheit, 'erläuternd' in den Text einzugreifen (vgl. Kap. IV/4), was einerseits als "kulturelle Barbarei" und "tiefe Respektlosigkeit" gebrandmarkt wurde, andererseits vom Autor später akzeptiert worden sein soll.16 Rüde Verlagspraktiken im Fall Rulfos und fehlende Kontinuität im Fall Roa Bastos' stehen in diesem Haus der Pflege des Gesamtweikes von Borges gegenüber. Ebenso setzte der Rowohlt Verlag früh auf Lateinamerika: neben Amado erschien hier 1966 Die Stadt und die Hunde, der erste Roman Vargas Llosas, den man als provokatives, also politisches Buch gerne annahm. War dieser noch erfolgreich, so konnte man dies vom zweiten, Das grüne Haus, nicht mehr behaupten; der lange Roman Conversaciones en la Catedral schließlich wurde für unverkäuflich gehalten und ging an Ciaassen. Beide Romane des Peruaners ließ man von Luchting übersetzen. 1970 versuchte es der Verlag noch einmal mit García Márquez' Unter dem Stern des Bösen als Lizenzausgabe ohne großen Erfolg, später gab es hier auch eine Lizenzausgabe von Hundert Jahre Einsamkeit und sporadisch den ein oder anderen Ti-

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tel. z.B. 1976 Valdés, 1980 eine Studie von Vargas Llosa oder 1982 eine von Schulze-Kraft besorgte Anthologie. Ein Abbruch der Editionsarbeit an einem bedeutenden Autor also auch hier.17 Ähnlich zeigte der Piper Verlag ein frühes Interesse an Carpentier, von dem 1958 Die Flucht nach Manoa und 1960 Finale auf Kuba in Übersetzungen von Jahn und Platschek erschienen. Auch dort wurde die Edition seiner Werke nicht fortgeführt. Erst in den letzten Jahren publizierte man wieder lateinamerikanische Literatur in diesem Haus: Skármeta, Mistral oder Giardinelli, weitere Lizenzausgaben und brasilianische Literatur. Der Verlag soll 1964 im Rahmen eines Angebots an Vargas Llosa und auch im Falle Amados einschneidende Kürzungen der Romane verlangt haben, woraufhin Die Stadt und die Hunde dort nicht erschien!18 Das Bild im Luchterhand Verlag ist dem des Hanser Verlages vergleichbar: Das Gesamtwerk Nerudas wird gepflegt, während andere Autoren auf der Strecke blieben. So stammten z.B. die ersten deutschen Übersetzungen von Erzählungen Cortázars (1963 und 1965) aus diesem Haus wie auch noch sein erster Roman, Die Gewinner (1966), in den Übersetzungen von Aron, Promies und Wegen. Da sich aber eine entsprechende Resonanz nicht einstellen wollte und es sehr still um den berühmten 'Geheimtip' wurde, unterblieben weitere Veröffentlichungen. 1967 setzte man dann auf den frischgebackenen Nobelpreis-Träger Asturias mit je einer Übersetzung (1967, 1968, 1969 und 1971): Don Niño, Der grüne Papst, Sturm und Weekend in Guatemala. Danach gab es keine weiteren Neubearbeitungen berühmterer Werke oder neuerer Texte. Auch der frühe Versuch mit Mistral (1958) oder mit dem jüngeren Arenas (1977) blieben ohne Erfolg. Schließlich wollte man auch Skármeta nicht mehr halten. Zwar wird auch hier ins Feld geführt, Luchterhand sei vor allem um deutsche Literatur bemüht und könne fremdsprachige Literatur nur "mitführen". Dennoch zeigt diese Veröffentlichungspraxis Resignation.19 Ein Sonderfall unter den relativ frühzeitig tätigen Verlagen ist der Horst Erdmann Verlag. Hier erschienen insbesondere zahlreiche Anthologien, die Friedl Zapata, Lorenz, Jahn, Peyer oder Luchting herausgaben. Sie enthielten Erzählungen aus einzelnen Ländern Lateinamerikas oder dem ganzen Subkontinent und kamen vor allem in den 70er Jahren heraus. Viele wurden von offizieller Seite subventioniert, der Verlag mußte später allerdings aufgelöst werden.20 Wie gesehen haben also viele Verlage, die zunächst mehrere Autoren brachten, die Veröffentlichung abgebrochen oder sich auf einen Autor außerhalb des boom verlegt Daneben gibt es andere, die nicht in größerem Umfang für lateinamerikanische Literatur aktiv geworden sind, in ihrem Gesamtprogramm aber kontinuierlich einen Autor mitgefiihrt und sein Werk nach und nach zugänglich gemacht haben: das ist bei

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Fuentes und der Deutschen Verlags-Anstalt, bei García Márquez und Kiepenheuer & Witsch oder Sábato und Limes der Fall. In seltener Kontinuität legt die DVA seit 1964 das Werk des Mexikaners vor und hat in dieser Zeit nur einmal die Übersetzerin gewechselt In den 60er Jahren übersetzte noch Christa Wegen, seit Landschaft in klarem Licht nur noch Maria Bamberg. Auffällig ist lediglich die nicht eingehaltene Werkchronologie (wie fast überall üblich) und der teilweise erhebliche zeitliche Abstand zur Originalveröffentlichung: Während Nichts als das Leben und Hautwechsel nach nur zwei Jahren herauskamen, mußte Landschaft in klarem Licht von 1958 bis 1974 auf eine deutsche Version warten. Hervorzuheben ist auch, daß das 1975 im Original erschienene Werk Terra nostra nicht eilig zur Buchmesse 1976 übertragen wurde. Abgesehen von Fuentes gab es in Stuttgart nur eine lateinamerikanische 'Zufalls'-Publikation von Rojas Herazo und 1977 den zuvor von Hanser abgelehnten Roman Ich, der Allmächtige von Roa Bastos. Zwar machten sich bei der DVA die guten personellen Voraussetzungen mit Cheflektor Felix Bemer und der Romanistin Gisela Spies bemerkbar, doch war und ist der Spielraum begrenzt: Ende der 80er Jahre umfaßte das belletristische Halbjahresprogramm 5-6 Titel mit dem Schwerpunkt auf deutschsprachiger Literatur. Insgesamt sind im Verlag aber auch die historischen, politischen und populärwissenschaftlichen Bücher stark vertreten, von dem Zweig Fachzeitschriften einmal abgesehen. Einen einzelnen lateinamerikanischen Autor wie Fuentes sieht man daher weder im Zusammenhang mit einem kulturvermittelnden Auftrag noch als wirtschaflichen Faktor, sondern vielmehr als einen seinerzeit vielversprechenden Autor, den man nicht ohne Idealismus verlegte und inzwischen zu den "Hausautoren" zählt 1979 wurde der Verlag besonders aktiv für Fuentes: es galt. Terra nostra entsprechend auf den Maikt zu bringen. Lektor, Übersetzerin und Autor trafen sich zuvor in Paris wegen Einzelfragen zur Übersetzung, es erschien ein Vorabdruck in der FAZ, ein Plakat wurde vorbereitet und Leseexemplare an entsprechende Journalisten verschickt Schließlich kam der Autor selbst zu diesem Zweck nach Deutschland, so daß ein Erstveröffentlichungstag anberaumt wurde, der mit seiner Ankunft zusammenfiel (15.8.79), Stuttgarter Buchhandlungen (natürlich mit Fuentes-Sonderfenstem) besichtigt wurden und Begegnungen mit Presse, Übersetzern, Buchhändlern und anderen Interessierten stattfanden. Danach ging es weiter nach Frankfurt zu Femsehaufnahmen. Abgesehen von solchen besonderen Anlässen hat aber immer wenig Kontakt zum Autor bestanden: ein paar Briefe vom ständig Reisenden - und das Geschäftliche wickelt die Agentur ab.21 Mochte auch Meyer-Clason mutmaßen, die DVA habe 1977 zu Roa Bastos' Diktatorenroman "fraglos in der Hoffnung auf einen kommerziellen Erfolg" gegriffen - was nach den Erfahrungen bei Hanser nicht naheliegt -

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oder der fade Titel Nichts als das Leben für La muerte de Artemio Cruz moniert werden, insgesamt wurde die Verlagstreue jenseits des Mode-Trends gelobt22 So wie Fuentes' deutsche Erstausgaben ihren Platz bei der DVA haben, so verhält es sich auch mit Sábato und dem Limes Verlag. Seit 1967 hat der Verlag vier Bücher des Argentiniers verlegt, darunter Ei tunél unter dem deutschen Titel Maria, oder die Geschichte eines Verbrechens (1976), der bereits 1959 unter einem anderen Titel in Österreich erschienen war, und Ober Helden und Gräber (1967). Es übersetzten Helga Castellanos, Wolfgang A. Luchting und Otto Wolf. Mindestens einmal hat Sábato seinem Wiesbadener Verlag einen Besuch abgestattet (vgl Kap. IV/1).23 Kontinuierlich erscheint auch das Weik des hier erfolgreichsten ¿oom-Autors, Gabriel García Márquez, in deutschen Erstausgaben bei Kiepenheuer & Witsch. Angesichts des unermüdlichen Schaffens und andauernden Erfolges des Autors ist dabei Arguedas in den Hintergrund getreten, von dem die Kölner 1965 Die tiefen Flüsse in der Übersetzung von Suzanne Heintz und später einen weiteren Roman mit dem mißglückten Titel Trink mein Blut, trink meine Tränen herausgab. Mit Otero Silva versuchte man, einen weiteren Lateinamerikaner hinzuzunehmen, jedoch ohne Erfolg. So konzentriert sich hier alles auf den berühmten Kolumbianer, der allerdings in Deutschland nicht von Anfang an das große Los war Unter dem Stern des Bösen war noch bei Rowohlt zum schlechtverkauftesten Titel einer Saison gekürt worden. Der Einstieg von Kiepenheuer & Witsch mit Hundert Jahre Einsamkeit (1970) sowie Erzählungen konnte Anfang der 70er Jahre nur einen schwachen Absatz erzielen. Erst Mitte der 70er Jahre gab es dann durch eine Taschenbuchausgabe und die Buchmesse einen Schub. Schließlich wurde die Chronik eines angekündigten Todes "aus dem Stand" ein guter Erfolg. Zwar blieben nach eigenen Angaben außer der Chronik und Hundert Jahre Einsamkeit alle Titel unter oder um die 15.000 Exemplaren, doch dieser Erfolg war - obgleich nicht so traumhaft wie oft gemutmaßt - zuvor im Bereich lateinamerikanischer Literatur unbekannt. Es wurde z.B. im Jahr der Nobelpreisvergabe an den Kolumbianer (1982) eine Papeiback-Ausgabe von Hundert Jahre Einsamkeit gedruckt, von der in zwei Jahren 300.000 Exemplare verkauft wurden! Von den ¿wom-Autoren dürfte dieser der einzige sein, dessen deutsche Gesamtauflage schon vor Jahren eine Million überschritten hat. Als Glücksfall für den Verlag haben sich die guten Beziehungen zur Agentur und die kundige Beratung seinerzeit durch Meyer-Clason erwiesen, der zur Veröffentlichung des berühmten Romans riet und etwa 15 Jahre lang alle Werke des Autors ins Deutsche übertrug. Auch dieser Verlag ist an einen bestimmten Rahmen gebunden: die Hälfte der 5060 Titel einer Jahresproduktion besteht aus Sachbüchern. Im belletristischen Programm, das vor allem im Herbst stark vertreten ist, beanspruchen auch lebende deutschsprachige Autoren und andere ausländische Literatur ihren Platz. Nur inner-

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halb dieser Grenzen ist Raum für Neues. Ein Ausnahmefall ist hier sicherlich, daß ein lateinamerikanischer Schriftsteller auch wirtschaftlich ein wichtiges Standbein eines Verlages geworden ist Auch die sonst oft schwierige Suche nach Rezensenten ist für den Verlag in diesem Fall kein Problem, da man sich nunmehr auf ein günstiges timing von Rezension mit dem Publikationsdatum verlegen kann. Um den Autor im Gespräch zu halten, muß etwa alle zwei Jahre ein Buch von ihm erscheinen. Das erklärt, warum in den Jahren ohne einen neuen 'Márquez' Interviews, journalistische Arbeiten oder ein Materialienband publiziert wurden. Der Kontakt des Verlages zu seinem Autor ist sehr spärlich: auf Telexe erhält er karge Antworten. Niemals hat es Lesungen, Signierstunden, Interviews oder Fernsehtermnine in der Bundesrepublik gegeben, was seiner Popularität hier erstaunlicherweise nicht im Wege stand. Die Kölner sollen versucht haben. García Márquez nach Erhalt des Nobelpreises nach Deutschland zu locken - vergeblich. Eine Einladung zu einer Buchmesse kommt nach eigenen Angaben schon allein deshalb nicht in Frage, weil die Lektorin ihn dann neben 15 täglichen Terminen betreuen müßte und es ein Riesegedränge gebe. Mag sein, daß der Verlag aus der Not eine Tugend macht, wenn er Publicity fiir unwürdigen Exhibitionismus erklärt. Inzwischen werben allerdings auch schon Journalisten ohne Initiative des Verlages für den Autor, indem sie ihm für Interviews nachreisen.24 Eine besondere Rolle unter den Verlagen mit ¿wom-Romanen und anderer zeitgenössischer Literatur spielt fraglos der Frankfurter Suhikamp Verlag, der besonders seit dem spektakulären Auftritt mit dem ersten Lateinamerika-Programm zur Buchmesse 1976 Aufsehen erregte (vgl. Kap. IV/1). Suhrkamp begann jedoch nicht erst 1976 mit lateinamerikanischer Literatur: 1963 kamen hier schon Gedichte von Neruda und Vallejo heraus, später Asturias mit Der böse Schächer und ein Jahr vor der Schwerpunkt-Buchmesse Puig, Scorza und Vargas Llosas Die kleinen Hunde. 1976 dann veröffentlichten sie geballt Erst- und Lizenzausgaben beispielsweise von Puig, Onetti, Cortázar, Caipentier oder Fuentes. Erstmals konnte von einem literarischen Lateinamerika-Programm gesprochen werden, das der Verleger Siegfried Unseld folgendermaßen einführte: Von allen außerdeutschen zeitgenössischen Literaturen scheint mir die lateinamerikanische sicherlich für das nächste Jahrzehnt die wichtigste zu sein. Es ist eine besondere Art existentieller Literatur, wie sie in anderen Ländern, aus welchen Gründen auch immer, nur noch in einzelnen Fällen geschrieben werden kann. Diese Literatur macht Mut zu einer neuen Erziehung zu Gefühlen, und ihre so realen Gestalten scheuen sich nicht, Werte des Lebens zu benennen und in ihrem Rang zu bestimmen. - Die Einführung dieser Literatur ist im deutschen Sprachraum bisher gescheitert. Die deutsche Öffentlichkeit, der deutsche Leser, ließ sich bisher wohl durch die Fremdartigkeit des Mi-

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lieus und vor allem durch Unkenntnis der Geschichte und Gegenwart eines ganzen Kontinents nicht für die Annahme auch der bedeutendsten ins Deutsche übersetzten Werke gewinnen. Die Literatuikritik wurde ihr nicht gerecht. Um so wesentlicher, herausfordernder und verlockender ist also jetzt der Versuch, diese Literatur bei uns durchzusetzen. Diese auf den ersten Blick so vorsichtigen und wohlgesetzten Worte verbergen dennoch vorgeformte Muster: die Rolle der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur darf nicht angetastet werden; eine Prophetie, die man Zweckoptimismus, weise Voraussicht oder Übernahme internationaler Resonanz nennen könnte; die Unterstellung einer gewissen Vorsintflutlichkeit dieser Literatur (eine Literatur, wie sie in anderen Ländern "nur noch in einzelnen Fällen geschrieben werden kann"); die lateinamerikanische Literatur ist zuständig für die "Erziehung zu Gefühlen" und so etwas Diffuses wie die "Werte des Lebens" - kurz: die Gesundung der Alten Welt aus dem Wesen der Neuen sowie die hier negativ gesehene "Fremdartigkeit des Milieus" usw. In den Folgejahren zeichnete sich das Bemühen ab, mit Neuerwerbungen und Lizenzausgaben ein repräsentatives Angebot an zeitgenössischer Literatur des Subkontinents zusammenzustellen, obwohl dieser Zweig natürlich nur einer von vielen des großen Verlages ist. Gelang dies in den meisten Fällen, so läßt das Programm weiterhin jegliche Lizenzausgabe von García Márquez missen. Der Verlag ergänzte das Programm um hier (noch) weniger bekannt gewordene, aber nicht minder bedeutende Autoren wie z.B. Lezama Lima, Onetti oder Cabrera Infante und nahm viele jüngere Autoren des sogenannten post-boom hinzu. Allein bis 1984 war das LateinamerikaProgramm bereits auf über 100 Titel angewachsen - davon etwa 80 aus Hispanoamerika, allerdings war davon 1987 nur etwa die Hälfte lieferbar. Von den fcoom-Autoren liegen in diesem Programm mehr als zwei Dutzend Werke vor, darunter etliche epochemachende aus den 60er Jahren. In den 80er Jahren konzentriert sich die Literatur des boom am stärksten im Suhrkamp Verlag. Doch damit ist noch nichts über die Verbreitung gesagt. Nach eigenen Angaben sind von diesen Titeln nur insgesamt fünf über eine Erstauflage von 2.000-3.000 Exemplaren hinausgekommen, und zwar solche von Vargas Llosa, Carpentier und Isabel Allende. Zu bedenken ist dabei, daß die Best- und Longseiler der Chilenin seit 1984 eine singuläre Erscheinung sind, die sicher so manchen schwer verkäuflichen Titel aufgefangen haben. Dem Verlag war offenbar bewußt, daß sich von dem großen Angebot von 1976 nur einige wenige durchsetzen würden. Selbstverständlich betreibt der Verlag PR-Arbeit und Werbung für seine Titel - besonders erfolgreich für Vargas Llosa und Allende - doch ändert auch dies nichts daran, daß manche Bücher kleinen Leserkreisen vorbehalten bleiben. Das Haus Suhrkamp versteht seine Rolle so:

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Suhikamp verlegt lateinamerikanische Literatur seit nunmehr mehr als 15 Jahren. Als einer der ersten Verlage wurde hier im Haus erkannt, daß in Lateinamerika gute Literatur entsteht, auch weniger gute natürlich, wie überall. Und man hat sich bemüht, die Perlen zu entdecken und dem deutschen Leser zugänglich zu machen. [...] Die lateinamerikanische Literatur und auch die spanische Literatur stellt einen Schwerpunkt im Literarischen Programm des Suhikamp Verlages dar und machen nur einen Teil der Produktion aus. Wir können deshalb manche Dinge nicht machen, die ein kleiner Verlag, der sich auf diese Literatur und dieses Thema (mit besonderem Engagement) spezialisiert hat, mit sehr viel mehr Nachdruck herausbringen kann. Es wird kein Buch gemacht, uní weil es aus Lateinamerika kommt, nur weil der Autor unter bestimmten Bedingungen arbeiten muß [...] 25 Auch in dieser Selbstdarstellung fehlt es nicht an bekannten ArgumentationsSchemata: z.B. an dem Verweis auf eine - wenn auch noch so magere - Tradition hinsichtlich lateinamerikanischer Literatur, die vermeintliche Pionierleistung' oder Entdeckung; der entlastende Rückzug auf das nur relative Gewicht dieses Schwerpunkts im gesamten Verlag sowie ein mehr oder minder versteckter Seitenhieb auf (kultur-) politisch engagierte Verlage lateinamerikanischer Literatur. Anlaß zu Kritik am Verlag haben immer wieder die Lizenzankaufe, Titelgebung, Auswahlbände oder Übersetzerwechsel gegeben. Da wurde z.B. Vargas Llosas Pichula Cuéllar in Anlehnung an den spanischen Titel Los cachorros (der Originaltitel war zensiert worden) mit dem niedlichen Titel Die kleinen Hunde versehen.26 Das Werk des Peruaners ließ man auch nicht weiter von Luchting Ubertragen, obwohl der Autor Respekt vor dessen Leistung bekundet hatte.27 Generell übernahm Suhrkamp meist bei Lizenzausgaben die Übersetzungen (von Heintz, Vogelgsang, Stiehl, Promies, Wegen, Frenk oder Luchting); Carpentiers Die verlorenen Spuren ließen sie jedoch von Anneliese Botond, die auch sonst Carpentier für Suhikamp ins Deutsche bringt, neu übertragen. Allein an Cortázar arbeiteten für Suhrkamp Wittkopf, Fries, Promies und Adler. Vargas Llosa übersetzten weder Luchting - der dies für Rowohlt und Ciaassen übernommen hatte - noch Adler, die für Ciaassen und Steinhausen arbeitete, sondern nun Elke Wehr und ein andermal auch Botond.28 Auf Kritik stießen Publikationen von Auswahl- anstatt von Originalbänden (im Fall Cortázars) oder auch die bibliographisch nicht eindeutige Zusammenstellung eines Bandes (im Fall Carpentiers).29 Dann und wann wurde begrüßt, daß sich der Verlag auch so schwieriger Unternehmen wie Rayuela, Paradiso oder Tres tristes tigres angenommen hat, nicht ohne allerdings die riesige Zeitspanne zu beklagen, nach der diese Romane nun endlich vorgelegt worden seien.30 Anklang fanden die Lesehilfe zu Paradiso und andere

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Materialienbände - beispielsweise die Dokumentationen zum Horizonte-Festival, eine "editorische Leistung ersten Ranges" (Meyer-Clason) - das berühmte Vorwort in Caipentiers Das Reich von dieser Welt wurde dagegen umso schmerzlicher vermißt 31 Der Lizenzausgaben wegen wurde der Verlag der 'Taschenspielertricks" (Garscha) bezichtigt, die "Schlüsselstellung" (Meyer-Clason) im Bereich der lateinamerikanischen Literatur in der Bundesrepublik kontrovers beurteilt (vgl. Kap. IV/1). Ob generell aus einer Reihenbildung von (bisheriger) Minderheitenliteratur allein durch die Menge Massenliteratur zu machen sei, das war jedenfalls keine neue Frage.32 Von diesen verschiedenen Verlagsgruppierungen und der Sonderrolle des Suhrkamp Verlages zu unterscheiden wären auf der einen Seite nur sporadisch interessierte Verlage, etwa S. Fischer mit einigen Anthologien und 1976 Staatsräson oder der Steinhausen Verlag, an den Vargas Llosas Tante Julia und der Lohnschreiber über den ehemaligen Verlagsleiter Beckmann des Ciaassen Verlages, der zu Steinhausen gewechselt hatte, gelangte. Für dieses Projekt mußte er sich jedoch Nachlässigkeiten und Unrichtigkeiten ankreiden lassen.33 Andererseits bleiben hier die teilweise sehr großen Lizenznehmer wie der Deutsche Taschenbuch-Verlag außen vor, die in der Verbreitung von großer Bedeutung sind - man denke nur an die vielen Garcia Märquez-Taschenbücher - ohne diese Autoren hier selbst einzuführen. Neben diesen Verlagen, die in Deutschland erstmals Romane des boom vorstellten, gibt es vor allem zwei Verlage, ohne die die bundesdeutsche Lateinamerika-Rezeption der 70er und 80er Jahre nicht denkbar wäre: der Lamuv und der Peter Hammer Verlag. Sie haben nur in einzelnen Fällen Werke von ftoom-Autoren ins Programm genommen, gewinnen aber im gesamten Verlagssprektrum für lateinamerikanische Literatur besondere Bedeutung. Diese kleineren Verlage sind ganz anders organisiert und ausgerichtet als die bisher erwähnten, da sie sich im Sinne eines Dritte-Welt-Engagements einsetzen und hier die Projekte immer auch (kultur-) politische Aspekte haben, beispielsweise unter dem Motto stehen, den "Stimmlosen Stimme" zu geben. Der Mitte der 70er Jahre entstandene Lamuv Verlag wurde bis vor kurzem von René Böll geleitet, der selbst in Lateinamerika direkte Autorenkontakte knüpfte, Rechte beschaffte, die Originale las und gelegentlich sogar mit seiner ecuadorianischen Frau zusammen übersetzte. Im Vordergrund stehen hier dokumentarische Bücher, Lebensgeschichten oder Reportagen in Reihen wie Frauen in der Dritten Welt, Von der Stärke der Schwachen, Indianer-Literatur, Die Kultur der Armut, Sklaverei. Armut. Asyl oder Multis. Auf literarischem Gebiet sind hier einige Lizenzausgaben erschienen wie Die Maismenschen von Asturias, Roa Bastos' Die Nacht der treibenden Feuer und Icazas Huasipungo; daneben werden auch Autoren wie Benedetti, Poniatowska oder Conti in Erstausgaben herausgebracht. Im Verlags-Anzeiger von 1987 konnte anläßlich des 50. Lamuv-Taschenbuches die positive Bilanz gezogen werden,

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daß sich das Programm mit Themen durchgesetzt habe, "für die kein Markt da zu sein schien, die andere nicht für wichtig hielten, von denen viele meinten, sie seien längst 'out'. Wir haben die zu Wort kommen lassen, denen sonst kein Gehör geschenkt wird. [...] Auf den ersten Blick ein Mindeiheiten-Programm". Doch gerade in diesem Programm kann man auf Verkaufserfolge verweisen, die ¿oom-Romane nur selten erreichten: Die Lebenszeugnisse der Domitila etwa lagen 1987 bei einer Gesamtauflage von etwa 43.000 Exemplaren, zwei Bücher eines Indianers um die 20.000 Exemplare, hinzu kommen neun Sachbücher, die als "Dauerseiler" bezeichnet werden. Einen wichtigen Teil der editorischen Arbeit stellt die gemeinsame Dritte-Welt-Initiative mit dem Hammer und dem Unionsverlag dar: die Reihe Dialog Dritte Welt (DDW). Unter dem Motto "Entdecken Sie die andere Hälfte der Weltliteratur" beabsichtigte man seit Anfang der 80er Jahre zunächst fünf Jahre ä acht Bände moderne Weltliteratur aus Asien, Australien, Afrika und Lateinamerika zusammenzustellen. Viele Titel davon erschienen in mehreren Auflagen, 1987 waren bereits 140.000 DDW-Bände verkauft - das sind allerdings durchschnittlich auch nicht mehr als 3.500 Exemplare pro Titel. Die Verlage erklären diese Reihe "hierzulande zum bisher größten, kontinuierlichsten und erfolgreichsten Versuch [...], die ANDERE HÄLFTE DER WELTLITERATUR zu entdecken". Hier sollen Menschen aus der Dritten Welt selbst zu Wort kommen - ob unbekannte oder weltberühmte Autoren, ob Lyrik und Prosa oder Reportage. Die Zielgruppe des Verlages ist die "Basis*: Dritte-Welt-Läden (von denen über die Hälfte Lamuv-Bücher verkaufen), engagierte Leser (es können auch zu den DDW-Bänden Beihefte mit Hintergnindinfoimantionen bezogen werden) und kirchlich organisierte Gruppen (auch auf Kirchentagen, Festiyals etc.).34 Viel gemein hat der Lamuv mit dem Peter Hammer Verlag, der aus dem von Ehlers, später auch von Johannes Rau geführten Jugenddienst-Verlag hervorging. Seit 1965 ist Hermann Schulz hier Verlagsleiter. Das Lateinamerika-Interesse geht auch hier auf den Verleger selbst zurück, der sich in den 60em von Cardenals Psalmen begeistern ließ und daraufhin 1969 selbst eine Lateinamerika-Reise unternahm, um den Autor kennenzulernen und Anregungen zu sammeln - damals hörte er z.B. schon Überragendes von García Márquez. Der Verlag bringt regelmäßig und mit großem Erfolg das Werk Ernesto Cardenals (bis 1987 in über 300.000 Exemplaren) und auch jüngere Autoren wie Ramírez, Galeano, Belli und andere heraus. Ebenso charakterisiert den Verlag sein spezielles Nikaragua-Engagement Auch hier ist der Kontakt zu den Autoren meist direkt, oft sogar ausgesprochen eng und geht über das Berufliche weit hinaus: mehrfach hat der Verleger beispielsweise Exil-Autoren zu Hause aufgenommen. Auch seine Lateinamerika-Reisen finanziert er aus der eigenen Tasche. Mit dem erwähnten Gemeinschaftsprojekt DDW haben sich diese Verlage weiter auf ihrem Gebiet profilieren können, doch bleibt es nach eigenen Angaben im Durchschnitt

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ein wirtschaftliches Verlustgeschäft. Der Verlag kann eine gewisse Vorreiter-Rolle im Bereich des modernen Sachbuchs über Lateinamerika beanspruchen (z.B. Galeanos Die offenen Adern Lateinamerikas von 1973), das dem Infoimationsdefizit hierzulande abhelfen sollte. Außerdem erfordern diese weniger personellen Aufwand als literarische Werke, so der Verleger. Literarische Veröffentlichungen werden erschwert durch die hohen Übersetzungskosten, gegebenenfalls Agenten-Honorare, fast unmögliche puA/zciVy-Aktionen mit den Autoren in Deutschland sowie die größere Hürde für einen Verlag wie Hammer, in die Rezensionsspalten der deutschen Blätter vorzudringen. Die Problematik des Reihentitels Dialog Dritte Welt aufgrund der einbezogenen Weltliteratur ist dem Verlag bewußt: Die Gefahr der Ghettoisierung besteht und Ziel soll es sein, lateinamerikanische Werke selbstverständlich im Programm zu publizieren. Doch noch könne auf den plakativen Titel nicht verzichtet werden, da er engagierte Buchhändler, Dritte-Welt-Mitarbeiter und ähnliche Kreise anspreche. Um diese Klientel kümmert sich der Verlag auch gezielt mit Werbung und sucht weniger den Weg über die Literatuikritik.35 Die Unterschiede dieser 'engagierten' Verlage zu den literarischen liegen auf der Hand: Sie haben eine konkreter einzugrenzende Zielgruppe und treten unter ganz anderen Bedingungen an den Leser heran als ein literarischer Verlag, der den ein oder anderen lateinamerikanischen Roman in seinem Programm hat Sicherlich wurde und wird hier bitter nötige Pionier- und Informationsaibeit geleistet, bei gegebenenfalls offengelegtem politischen Engagement eine sehr verdienstvolle Sache. Schwierig wird dies erst bei der Umsetzung auf das literarische Programm: Hier erscheint die traditionsreiche lateinamerikanische Literatur unter dem Motto Dritte Welt' und weckt so aus ganz anderer Perspektive wieder die Vorstellungen von der 'Jungen Literatur aus den Entwicklungsländern'. Außerdem wird wieder einmal ein spezielles Eckchen für Lateinamerika bzw. die gesamte Dritte Welt eingerichtet, was manche als Schonraum für nicht konkurrenzfähige Gegenwartsliteratur betrachten mögen. So wie durch den betont kulturpolitischen Ansatz 'engagierte' Leser angezogen werden, so schreckt dies Image andere ab, die hier nur stark ideologisierende oder militante Literatur erwarten oder diese Literatur damit abtun, bei Hammer oder Lamuv werde nur 'aus gutem Willen' oder politischer Solidarität lateinamerikanische Literatur verlegt. Bei den literarischen Verlagen dagegen drängt sich das Bild auf, daß sich keiner für Lateinamerika in besonderem Maße zuständig fühlt: Das ein oder andere hat man versucht, und wenn sich kein Erfolg einstellte, das meiste gelassen. Die Mehrzahl von ihnen sieht sich vor allem als Verlag von deutschsprachiger Literatur, von anderen Verlagszweigen ganz zu schweigen. Sie haben oft noch lebende Autoren, die mit weiteren Werken Platz im Programm beanspruchen. In diesem Rahmen kann die la-

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teinamerikanische Literatur nicht besonders herausgestellt werden. Davon weicht zwar Suhrkamp mit einem eigenen Lateinamerika-Programm ab, doch im Gesamtprogramm entspricht auch er dieser Tendenz und wird wohl im literarischen Bereich mehrheitlich als Verleger von Brecht, Hesse, Handke, Frisch, Bernhard, Walser und so vielen anderen wahrgenommen. An dieser Stelle sei einmal darauf hingewiesen, was diese Verlagspraxis filr die Autoren bedeutet Aus ihrer Perspektive wurden sie hierzulande nicht nur sehr spät publiziert, sondern sie sahen sich Ignoranz, einem Aufgreifen und Fallenlassen, zahlreichen Verlags- und Übersetzerwechseln, Eingriffen in ihre Texte und zumeist wohl spärlichen Tantiemen gegenüber. Im Unterschied zu anderen Autoren (Borges, Neruda. Cardenal oder Paz) mußten so renommierte Autoren wie Carpentier, Asturias, Cortázar, Roa Bastos, Vargas Llosa allesamt mehrere Verlags- und Übersetzerwechsel sowie viele Jahre ohne editorische Bemühungen hinnehmen. Fast alle Einzelrezeptionen zeigen dadurch Brüche: die (frühe oder späte) Entdeckung, keine großen Erfolge, die Wanderung zum nächsten Verlag, der einen neuen Übersetzer beschäftigt; ein Lizenzverlag, der die alte, aber schlechte Übersetzung beibehält; jahrelange Stagnationen; ein neuer Versuch zu einem besonderen Ereignis wie z.B. der Buchmesse; bei (bescheidenem) Erfolg der Rückgriff auf frühe Werke, die noch nicht übersetzt wurden usw. Die Einführung dieser Autoren kann man nicht anders als wechselhaft und diskontinuierlich bezeichnen. Freilich - solcherlei Verlagsschelte ist schnell geübt und vernachlässigt die Situation der Verlage, denen man guten Willen zumindest zu Anfang zubilligen muß. Ausdrücklich hervorzuheben ist es, wenn Verlage auch Uber Tiefs hinweg ihrem Autor die Treue halten und notfalls bereit sind, ihn im Gesamtprogramm 'mitzuziehen'.

(c) Lektoren, Verleger, Scouts und Verlagsberater An dieser Stelle soll nach der Skizzierung der Verlagslandschaft für diese Literatur noch einmal gesondert der Blick auf die personelle Struktur im Verlagswesen gerichtet werden. Lektoren, Verleger und Externe nehmen eine wichtige gate-keeperFunktion wahr und sind bisweilen engagierte Literaturvermittler. Bei traditionellen literarischen Verlagen sind - wie auch sonst meistens - die Lektoren, nicht mehr die Verleger oder Verlagsleiter mit der Betreuung von Autor und Werk befaßt. Ausnahmen davon gibt es häufig bei kleineren Verlagen und/oder bestimmten Interessengebieten des Verlegers wie hier bei Lamuv oder Hammer. Bei Ciaassen, Rowohlt, Suhrkamp, Kiepenheuer & Witsch oder anderen kamen die lateinamerikanischen Werke also auf den Tisch eines Lektors. Sie sind es oftmals, von denen Vorschläge und Entscheidungen über die Titelauswahl kommen, sie sehen sich gerne als erste

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kritische Leser des Autors oder sogar als dessen Berater, was bei Übersetzungen natürlich nicht zutreffen kann. Häufig lernen sie ihre ausländischen Autoren nie kennen, da sie - wenn überhaupt - geschäftlich nur mit dem Originalverlag oder dem Agenten zu tun haben. Bestenfalls entsteht zwischen dem beauftragten Übersetzer und dem Autor ein Kontakt, das ist allerdings auch nicht die Regel oder beschränkt sich nur auf schriftliche Nachfragen bei Übersetzungsproblemen. Da sie - außer etwa bei Suhrkamp - immer auch noch für andere Literaturen, die deutschsprachige oder die fremdsprachige Literatur insgesamt oder beide zuständig sind, wird sehr viel von ihren literarischen Neigungen, Leseerfahrungen, ihrer Innovationsfreude, Sachkunde und Vorbildung abhängen; denn diese bestimmen darüber, wie sehr sie sich z.B. für einen lateinamerikanischen Titel staik machen werden. Natürlich ist der Vorschlag des Lektors nicht das einzige Entscheidungskritierium im Verlag, der nicht zuletzt auf Wirtschaftlichkeit und inhaltliche Schwerpunkte (sichtbar in Reihenbildungen) drängen wird. Doch bestimmt der Lektor das Gewicht mit, das hier der lateinamerikanischen Literatur zukommt Nur wenige Verlage sind auf die eigentlich literarische Entwicklungsarbeit noch eingerichtet und verfügen über erfahrene literarische Lektoren. Sie muß der Autor finden. Aber auch diese Lektoren sind keine öffentlichen Berater und nicht 'produktionsnahe Literaturkritiker', sondern auswählende, acquirierende, redigierende Programm-Macher ihrer Verlage. Natürlich sind sie abhängig: von Art, Umfang und Leistungsfähigkeit ihres Verlages, von den Manuskripten, die sie bekommen, von den Autoren, von der Organisation der Buchproduktion und -distribution, von ihrem subjektiven Interesse und Urteil und ihrer Arbeitskraft. [...] Diese komplizierten, verletzlichen Autor-LektorBeziehungen lassen sich nicht routinemäßig und postwendend herstellen. Und alles ist noch schwieriger, wenn es sich um eine Arbeit in fremder Sprache handelt, der Autor, entfernt und über Agenten und lizenzgebende Verlage vermittelt, oft unbekannt bleibt, Übersetzer dazwischentreten. Hier entstehen bereits Verluste.36 Ist der Lektor schulisch oder universitär auf sprachlichem und literarischem Gebiet nicht auf lateinamerikanische Literatur vorbereitet, so wird er entweder das Fremde und Neue ablehnen, nicht vorschlagen und nicht betreuen wollen, oder aber er wird sich - wenn der Verlag darauf besteht oder er selbst etwas Neues aufbauen möchte Rat von außen holen: von Übersetzern, Scouts, anderen Beratern oder auf ausländische Programme schauen. Da kommt es in Verlagen immer wieder vor, daß es eben einen der Lektoren "treffen" muß, spanischsprachige Literatur zu betreuen. Eine von ihnen hat dies denn auch mit "schlechtem Gewissen, aber auch mit großem Vergnü-

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gen" übernommen; "wenn immer möglich" besorgte sie sich englische oder französische Übersetzungen, um sich über den Inhalt zu orientieren und erledigte dann die "literarische redaktionelle Arbeit"! Bis heute ist immer wieder beklagt worden, daß es so wenige Lektoren mit spanischen Sprachkenntnissen gibt, gleichwohl sie die Übersetzungen zu begutachten haben. Vor allem in den 60er Jahren, vielfach aber auch noch danach, kann überhaupt nicht von einem gezielten Zugriff durch Lektoren, die über die laufende Produktion in Lateinamerika im Bilde waren, die Rede sein.37 Mindestens bis zur Buchmesse 1976 gilt daher, daß die in Deutschland publizierten zeitgenössischen Werke "der Herausgeberleidenschaft vereinzelter Lateinamerikafreunde" oder französischen und anderen Vorgaben zu verdanken gewesen sind.38 Anlaß zu Verlagsschelte im Verlauf der Rezeption sind häufig Eigenmächtigkeiten der Lektoren gewesen, vor allem, wenn sie in einen Text eingriffen, ohne Spanisch zu beherrschen. Prompt wurde dann gefragt, "wer da in den Verlagen Übersetzungen 'verbessert'. Das sind doch meist Leute, die, wenn sie nicht einfach kürzen, Übersetzung und Original gar nicht vergleichen können, weil sie die notwendigen Sprachkenntnisse nicht haben".39 Ohne literarische Kenntnisse dieser Literatur fallen dann entsprechende Urteile wie beispielsweise diese: Ehrlich gesagt kann ich mir in diesem Fall so wenig klarwerden wie im Fall Onetti. Donoso scheint mir doch einigermaßen glatt, eher eine Art gehobene Unterhaltungsliteratur, und ich frage mich, warum wir die von dort importieren sollten. [...] Auch hier [in El Astillero] wieder finde ich das, was mich so oft bei lateinamerikanischer Literatur stört, nämlich eine Art Einholen europäischer Literaturmodelle oder sogar, polemischer formuliert, Literaturmoden. Im Fall Onetti habe ich tatsächlich das Gefühl, das hätte ich alles schon einmal gelesen; es kommt mir ein bißchen so vor, als läse ich Kasack statt Kafka. [Oder Uber das Werk eines gerühmten Indigenisten:] Das Buch ist ohnehin ein etwas seltsames Konglomerat von Geschichten ä la Ebner Eschenbach, Rosegger, Thoma und von Traktaten. [...] wo die [Kalendergeschichten] allzu pathetisch wurden oder die Bilder den heutigen literarischen Ansprüchen wirklich nicht mehr genügen, da habe ich die Kalendergeschichte etwas beschnitten [...], auch Floskeln 'wie schon gesagt', letzterer' und so weiter habe ich entfernt und bin überzeugt, dem Autor damit einen Dienst erwiesen zu haben.40 Gleichermaßen Ausnahme- und Glücksfälle waren da Lektoren wie Boehlich oder andere Ambitionierte wie Berner und Spies bei der DVA oder Behrens und Promies bei Luchterhand.

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Wovon lassen sich nun also die Lektoren leiten, wie werden sie auf Neues aufmeiksam? Der Weg Uber ausländische (meist französische, italienische oder nordamerikanische) Verlagsprogramme oder ihre Übersetzer ist schon zur Sprache gekommen. Suhrkamp stellt da eine Ausnahme dar, da sich der Verlag an bereits in Spanien oder Lateinamerika publizierten Autoren orientiert, die dort ein "gewisses Aufsehen seitens der Kritik oder des Lesepublikums erregt" haben, da "völlig unbekannte Autoren durchzusetzen [...] fast unmöglich" ist 41 Insgesamt muß man sich die Kanäle und Drähte jedoch so vielfältig wie möglich vorstellen: von Kollegen, aus anderen Verlagen oder persönlichen Freunden hören sie Namen, eine anschauliche Geschichte und lassen sich so vielleicht für ein bestimmtes Projekt einnehmen, das dann unter Umständen als 'Geheimtip' kursiert.42 Einen Einzelfall im Bereich der lateinamerikanischen Literatur stellt hier die Funktion von Michi Strausfeld dar, die als sogenannter Scout seit 1974 für den Suhrkamp Verlag tätig ist. In dieser Eigenschaft bereist sie den Kontinent, pflegt und knüpft Autorenkontakte und übernimmt außerdem auch die Organisation von Veranstaltungen, gibt Bände für den Verlag heraus und hat überdies so manche Übersetzung begutachtet43 Sehr häufig dagegen gibt es verlagsexterne Berater, vor allem aus universitären und Übersetzer-Kreisen: so die Übersetzerin Bamberg bei der DVA, Wolfgang Eitel als Berater und Herausgeber bei Piper, Günter W. Lorenz vormals bei Erdmann, Suzanne Heintz und Curt Meyer-Clason bei Kiepenheuer & Witsch. Andere Romanisten mögen über eine Herausgebertätigkeit bei einem Verlag auch beratend tätig gewesen sein. Hier springt ebenfalls der Unterschied zu einem Verlag wie Hammer ins Auge, wo der Verleger selbst Autorenkontakte pflegt und sich an einen lateinamerikanischen Berater, Eduardo Galeano, wenden kann. Obwohl sich die Kompetenz der Verlagsleute bei dieser Literatur allmählich verbessert hat, ist doch ein sprachlich und literarisch gut vorgebildeter Lektor, der lateinamerikanische Literatur betreut, noch sehr selten. Wenige Lektoren kennen den Autor oder seinen Kontinent, andere dort verlegte Werke, während das Gros diese Werke nur sporadisch und bei Bedarf betreut, und immer innerhalb eines viel umfangreicheren Arbeitsgebietes. Diese Situation ist also keinesfalls mit der in Frankreich beispielsweise vergleichbar.

(d) Die Verbreitung: Auflagen, Absatz, Lizenzen, Bestseller Über die Verbreitung der fcoom-Literatur im besonderen und der lateinamerikanischen Gegenwartsliteratur im allgemeinen in Deutschland geben natürlich am besten exakte Absatzzahlen der Verlage Auskunft. Gerade diese sind aber sehr schwer zu recherchieren; die meisten Verlage halten sich eher bedeckt in dieser Frage - wie ernst

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Zahlen aus ihrer Werbung zu nehmen sind, ist ein weiteres Problem. Neben den Absatzzahlen gibt es Indizien für den Umfang der Verbreitung, ersichtlich aus Auflagenzahlen, Neuauflagen oder Lizenzvergaben, sehr vage auch aus Bestseller-Listen. Für die Zeit bis 1969/71 erhält man Auskunft durch die Ergebnisse einer VerlegerUmfrage von Siebenmann. Erste und Neuauflagen werden in seiner Bibliographie der Übersetzungen aufgeführt, die man für die Zeit nach 1984 durch Informationen aus Programmen und dem Verzeichnis lieferbarer Bücher ergänzen kann. Schließlich haben beteiligte Literaturvermittler Angaben in Aufsätzen veröffentlicht, andere konnte ich Gesprächen und Briefen entnehmen. Aus diesen einzeln zusammengetragenen Daten wird keine exakte statistische Erhebung hervorgehen, wohl aber ein Einblick möglich und eine Tendenz festzustellen sein. Generell kann man - wie bei anderen Literaturen und Werken auch - von einer Erstauflage um die 3.000 Exemplare ausgehen. Nur in seltenen Fällen liegt sie darunter (z.B. bei Paradiso oder Die tiefen Flüsse), ab und an um ein paar Tausend darüber (z.B. bei Die Flucht nach Manoa, Das Reich von dieser Welt, Terra nostra, Hundert Jahre Einsamkeit, Das grüne Haus). Die DVA spricht von 8.000-10.000er Auflagen bei Fuentes, Suhrkamp von 2.000-3.000 Exemplaren bei der Erstauflage und höheren Zahlen beim Taschenbuch. Lamuv liegt hier bei 4.000-5.000er Erstauflagen. Ein absoluter Sonderfall sind die Auflagen des Kolumbianers García Márquez in Deutschland, von dem 1982 anläßlich der Nobelpreis-Vergabe von praktisch allen Titeln bis zu 10.000 Exemplare nachgedruckt wurden, von Hundert Jahre Einsamkeit gar 50.000; dieses Weik erreichte in jenem Jahr eine Auflage von 486.000 Exemplaren, sein Gesamtwerk 984.600 Exemplare in der Bundesrepublik. Cortázar dagegen lag - allerdings 1973 - noch bei ca. 9.000 Exemplaren Gesamtauflage.44 Erst bei einer Lizenzausgabe als Taschenbuch kann mit Auflagen von 8.000, 10.000 oder mehr Exemplaren gerechnet werden. Gewöhnlich geht eine HardcoverAusgabe nach eineinhalb bis zwei Jahren nicht mehr (gut). Dann ist es an der Zeit, sie in eine Taschenbuchreihe des Verlages zu übernehmen bzw. an einen Taschenbuchverlag zu verkaufen, wobei das timing stimmen muß, da normalerweise die gebundene Ausgabe nicht mehr läuft, sobald das Taschenbuch auf dem Markt ist. Diese Methode ist ein wirtschaftlich gängiges System der Mehrfachnutzung und kommt überdies der Verbreitung sehr entgegen. Große Taschenbuchverlage wie dtv oder Fischer versuchen in einzelnen Reihen ganze Marktsegmente abzudecken. Hier ist also im Gegensatz zu den vorgestellten Verlagen der deutschen Erstausgaben weder 'Entdecker'- noch Übersetzungsaibeit zu leisten, der einzelne Autor hat sicher auch wesentlich weniger Gewicht im Gesamtprogramm. Die Verlage Luchterhand, Insel, Ciaassen, Rowohlt, Hanser, Limes, Kiepenheuer & Witsch konnten von ihren Erstausgaben von Asturias, Cortázar, Caipentier, Do-

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noso, Vargas Llosa, Roa Bastos, Rulfo, Sábato und Arguedas jeweils eine bis drei Lizenzen verkaufen, davon nur zwei Buchclubausgaben (beide Ober Helden und Gräber). Die Lizenzausgaben wurden meist nur ein- bis zweimal neu aufgelegt, manchmal gar nicht. Mehr Erfolg hatte die DVA mit Fuentes, von dem Lizenzen an den BUcheibund, Fischer, Suhrkamp, Droemer Knaur, Ullstein und dtv vergeben werden konnten. Wie zu erwarten häufen sich die Lizenzausgaben und deren Neuauflagen bei García Márquez: Rowohlt und der Bertelsmann-Club, aber vor allem der Deutsche Taschenbuch-Verlag bringen oft in zwei- bis dreijährigen Abständen Neuauflagen seiner Bücher auf den Markt Gerade auf dem Feld der Lizenzen werden die Unterschiede in der Verbreitung deutlich: von Der obszöne Vogel der Nacht gibt es z.B. kein Taschenbuch wie auch von Ich, der Allmächtige. Oft liegen viele Jahre zwischen der Erstausgabe in den 60er Jahren und dem Erscheinen der Lizenzausgabe (z.B. bei Vargas Llosas frühen Romanen). Daher liegt die Vermutung nahe, daß viele Bücher zwischendurch vergriffen waren oder auch verramscht wurden, wenn noch keine Lizenz hatte verkauft werden können. Die Rechte für eine Taschenbuchausgabe wurden meist an große Verlage vergeben, bei García Márquez vor allem an dtv (da Kiepenheuer & Witsch Kommanditist bei dtv ist), sonst meist an Suhrkamp (Arguedas, Asturias, Caipentier, Cortázar, Donoso, Fuentes, Vargas Llosa), manchmal auch an Rowohlt (Asturias, Carpentier, García Márquez, Fuentes) oder Fischer (Fuentes, Vargas Llosa). So vollzieht sich durch das Lizenzgeschäft die Konzentrationsbewegung von vielen kleineren oder mittleren Verlagen hin zum großen Programm Suhikamps. Versucht man, von der Anzahl der Taschenbuch-Ausgaben auf die Verbreitung zu schließen, so liegt erwartungsgemäß García Márquez vorn, gefolgt von Vargas Llosa und Fuentes, Carpentier und Cortázar. Weniger Erfolg war somit Roa Bastos, Rulfo, Onetti, Lezama Lima, Sábato, Arguedas und bisher Cabrera Infante (1987 hier als Erst- und 1990 in einer Taschenbuchausgabe erschienen). Festzuhalten bleibt, daß es inzwischen von den meisten, aber nicht von allen Autoren und Werken Taschenbücher gibt bzw. gegeben hat, die keine oder aber zahlreiche Neuauflagen erlebt haben. Mit insgesamt einem halben Dutzend Buchclub-Ausgaben haben die Buchgemeinschaften in diesem Bereich bisher keine große Rolle gespielt.45 Nun ist es eine Frage, wie hoch die Auflagen sind, ob und wieviele Taschenbücher gedruckt wurden und eine andere, wieviele davon verkauft wurden. Wenn ständig Neuauflagen angeboten werden, braucht man nicht lange über den Absatzerfolg nachzudenken, der dem der Auflagenzahlen wohl sehr nahe kommen muß. Anders sieht es bei den vielen deutschen Erstausgaben oder Taschenbuch-Ausgaben ohne Neuauflagen aus. Da sind denn auch einige alarmierende Zahlen bekannt geworden: Promies gibt für Sturm von Asturias für die Jahre 1969-1974 nur 888 verkaufte Ex-

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emplare an; der Titel wurde 1974 verramscht. Von Don Niño wurden 1969-73 knapp 2.000 abgesetzt, davon 1972 ganze 16 Stück! 2.500 restliche Exemplare wurden makuliert. Auch von Der grüne Papst fanden 1969-74 nur 1.200 Bücher einen Käufer, 1974 wurde verramscht. Die Gewinner von Cortázar gewannen leider auch nur 2.000 deutsche Liebhaber. Von Menschensohn konnten nicht einmal einige tausend Exemplare verkauft werden, die Restauflage wurde ebenfalls verramscht. Von Rulfo wurden in den ersten vier Jahren nur etwa 1.000 deutsche Bücher verkauft. Bei Landschaft in klarem Licht und Hautwechsel von Fuentes wird je von 3.000 abgesetzten Büchern gesprochen. Selbst Die andere Seite des Lebens bzw. Gespräch in der Kathedrale von Vargas Llosa sowie Der Hauptmann und sein Frauenbataillon wurde von den Erstausgaben der Rest "billig verkauft". Da begann García Márquez mit etwa 8.000 abgesetzten Exemplaren von Hundert Jahre Einsamkeit in den Jahren 1970 und 1971 zwar keineswegs spektakulär, aber doch schon deutlich erfolgreicher als manch anderer, daß sich dies auf 40.000 Buchkäufer allein von Februar bis Oktober 1982 (also noch vor der Nobelpreisverleihung) steigern würde, war noch nicht absehbar.46 Nur einige wenige Werke von wenigen Autoren sind über die Minimalauflagen und teilweise sogar noch unverkaufte Rest-Exemplare hinausgekommen. Für das Gros gilt, daß sie im wirtschaftlichen Sinne ein Verlust- oder Zuschußgeschäft darstellten, so daß man in einzelnen Fällen auch vor ihrem literarischen Wert nicht haltmachte und diese Werke verramschte. Diejenigen, die die Schwelle von 3.000er Auflagen und vielleicht 1.500 verkaufter Auflage überschritten haben, sind in diesem Panorama schon ein kleiner Erfolg, den nur einige Romane erreicht haben. Richtiggehend spektakuläre Zahlen, wie man sie mit einem boom in Zusammenhang bringen würde, beschränken sich auf García Márquez und in der lateinamerikanischen Gegenwartsliteratur überhaupt auf ein paar andere Namen, vor allem Isabel Allende; auf weniger aufsehenerregende Weise, aber doch ansehnliche Verbreitung im Vergleich zu anderen haben zum Beispiel auch Cardenal oder Neruda gefunden. Luchterhands ehemaliger Verleger hat versucht, das Problem der Erstausgaben zu umreißen. Dabei ist ja immer wieder vom "Risiko1 die Rede, womit natürlich die Rentabilität gemeint ist. Dies sieht er im Einzelfall als undramatisch an, da der Erfolg im ganzen wichtig sei. Für problematisch hält er dagegen die "Voihersehbaikeit des Verlustes von Produktionskapital". Das bedeutet etwa bei einer Auflage von 2.000 Exemplaren eines Erstlings von 250 Seiten einen Ladenpreis von 38 DM, tun die Kosten zu decken (1977). Bleibt davon jedoch eine Restauflage länger als zwei bis drei Jahre am Lager, so eihöht sich die Minusdifferenz von Jahr zu Jahr um Verwaltungsund Lagerkosten. Unter diesem Druck werden dann oft Restauflagen und Remittenden verramscht: ein Verlust für die Verlage.47 Ein Verlust natürlich auch für den Autor, der vom Markt verschwindet, ein Verlust für Kulturaustausch und Literatur-

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Vermittlung. Ein Paradoxon mag sein, daß man von anspruchsvoller, fremdsprachiger Literatur, die sonst der Sparte Minderheiten-Literatur zugeschlagen wird, hohe Absatzerfolge erwartete. Sicher hatte man gehofft, den Erfolg im Ausland hier wiederholen zu können, außerdem kamen diese Romane ja mit dem Etikett boom nach Deutschland. Sicher haben die fast unbegrenzten Produktionsmöglichkeiten im Zeitalter des Taschenbuchs den Markt revolutioniert und vieles für immer mehr Leser erreichbar gemacht. Dies allein hilft aber nicht, wenn der potentielle Lesser aus ganz anderen Gründen den Zugang nicht findet Besonders in diesem Dilemma bei Erstausgaben oder jedweder 'Minderheiten-Literatur' stellen die Verlage natürlich Überlegungen an, wie die Nachfrage angeregt oder gesteuert werden kann. Eine sogenannte "in-group" kann durch Verlagswerbung und Literaturkritik erreicht werden, größere Gruppen etwa durch Bestseller-Listen.48 Unterschieden wird in sogenannte PR-Arbeit, vergröbernd auch 'unbezahlte Werbung' genannt, und bezahlte Werbung. PR ist in diesem Bereich vor allem an Rezensionen interessiert, an der Aufmerksamkeit der Medien allgemein, die Interviews mit den Autoren oder Filme nach Vorlagen ihrer Autoren bringen (vgl. Kap. IV/3 und IV/5). Schwierig ist dabei die relativ geringe Zahl von Menschen, die die Kulturseiten großer Zeitungen erreichen, während wiederum in Massenblättem wenig 'anspruchsvolle' Literatur besprochen wird. Dennoch sind sie nach wie vor ein wichtiges Mittel, um einen Autor, ein Buch, das Lesen überhaupt im Gespräch zu halten. Natürlich macht der Verlag außer für sich bzw. sein Gesamtprogramm auch speziell für einzelne Titel Werbung, am veibreitetsten sind da vielleicht die Anzeigen in den Printmedien. Auch aktuelle Themen der Medien, besonders des Fernsehens, werden gern für die Buchweibung eingesetzt, wenn sie in irgendeinem Zusammenhang stehen: Politische Ereignisse 'rufen' nach Sachbüchern über das Hiema, eine Fußballweltmeisterschaft in Brasilien vielleicht nach einem Bildband dazu, mit einer Literaturverfilmung wird im Klappentext, im Waschzettel, in vielen Rezensionen und in Anzeigen geworben. Nicht zu unterschätzen ist auch die Bedeutung des verbreitenden Buchhandels, allein schon durch die Präsenz oder Abwesenheit bestimmter Bücher in den Regalen der Buchhändler. Vor allem in den Buchläden wirken die Verlagsprospekte, die Aufsteller, Plakate, Schaufenster-Aktionen, hier finden auch oft Lesungen statt. Die Akzeptanz der Buchhändler ist praktisch der erste Verkaufserfolg der Verlage. Auf ihr Interesse und ihr Engagement setzt der Verlag, denn sie stellen die entscheidende Schaltstelle zwischen Verlag und Buchkäufer dar. Besonders wichtig scheint dies für Literatur zu sein, die nicht selbstverständlich in jeder Buchhandlung zu finden ist Manche Lektoren halten schon deshalb die Literatuikritik für sinnvoll und notwendig, weil sie die Sortimenter orientiert. Dies wird in einer immer größeren Bücherlawine

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und dem Grosso-Handel auch immer bedeutender. Nicht nur der Verlag freut sich über Literaturpreise oder Verfilmungen seiner Autoren, auch für den Buchhändler sind dies wichtige Marktereignisse, von denen er punktuell profitieren kann. Die Verlage versuchen je nach Größe und Ausrichtung also auf vielfältige Weise, die Buchhändler für sich zu gewinnen, auch mit Schaufenster-Wettbewerben, bei denen Preise winken, durch Appelle an ihr (kulturpolitisches) Selbstverständnis oder durch günstige Bedingungen bei der Abnahme von ganzen Partien oder Reihentiteln. Attraktiv ist natürlich auch immer ein Platz in den sogenannten Bestseller-Listen, den in diesem Fall natürlich nur die wenigsten erreichen konnten. Sie sind zwar ein Indiz für Veibreitung und Popularität der Autoren, sind in ihrer Aussagekraft jedoch begrenzt. Ihr Zustandekommen gilt als so fragwürdig, daß man sie eher als Barometer denn als Statistik lesen sollte. Dies gilt auch für die vielleicht bekannteste Liste, nämlich die vom Buchreport ermittelte, auf Buchhändler-Umfragen gestützte und allwöchentlich im SPIEGEL abgedruckte Bestseller-Liste.49 Auch die Jahresbestseller-Listen, auf die ich mich hier stütze, geben also nur die bestveikäuflichen Titel wieder, so wie sie die Buchhandlungen mehr oder weniger genau Woche für Woche angeben. 'Steady-seller' und 'Brotartikel' des Sortimenters werden bei dieser Methode nicht berücksichtigt. Auf der Liste von 1981 taucht unter 100 belletristischen Hardcover-Titeln zum ersten Mal ein lateinamerikanischer (boom-)Autor auf: García Márquez mit der Chronik auf Platz 31; er hatte 1981 dreimal einen Platz unter den ersten Zehn, 1 lmal einen Platz zwischen 11 und 20 erreicht.50 1982 dagegen kam der 1970 erschienene Roman Hundert Jahre Einsamkeit auf Platz 43 (er war 1982 sechsmal unter den ersten Zehn gewesen). Die Chronik fiel auf den 59. Platz zurück, sie war nur noch neunmal unter den 11.-20. Plätzen gewesen.31 1983 steigt Hundert Jahre Einsamkeit sogar noch auf Rang 12 (er war ISmal unter den ersten Zehn) und auf Platz 94 taucht noch ein neuer Name auf: Carlos Fuentes mit Das Haupt der Hydra.52 1984 dann steigt Isabel Allende mit Das Geisterhaus gleich auf Platz sieben ein (sie belegte 30mal in diesem Jahr einen Platz unter den ersten Zehn).33 1985 verbessert sich Allende mit Das Geisterhaus sogar auf Platz 1 - sie war 52mal, also jede Woche, unter den ersten Zehn! Auf Platz 60 finden wir Tante Julia und der Kunstschreiber von Vargas Llosa und auf dem 94. Rang Antonio Skármetas Mit brennender Geduld.5* Ein Jahr darauf liegt Das Geisterhaus noch auf Platz drei und direkt dahinter ihr zweiter Roman, Von Liebe und Schatten, auf Platz vier (der erste Roman war 52mal, der zweite 26mal unter den ersten Zehn).55 Unter den Jahresbestsellern 1987 gibt es drei lateinamerikanische Romane: den ersten Platz hat nun García Márquez mit Die Liebe in den Zeiten der Cholera inne (er war 48mal unter den ersten Zehn), gefolgt von Allendes Von Liebe und Schatten (37mal unter den ersten Zehn) und Nummer

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sechs ist immerhin noch Das Geisterhaus.56 1988 sind es sogar sechs lateinamerikanische Romane, die hier unter den ersten SO plaziert sind: Platz eins für García Márquez mit Die Liebe in den Zeiten der Cholera (52mal unter den ersten Zehn), Platz drei für Allende mit dem neuen Werk Eva Lima (20mal unter den ersten Zehn), auf Platz 12 noch ihr Geisterhaus, das noch viermal unter die ersten Zehn vordrang; an 14. Stelle folgt dann noch einmal García Márquez mit Das Abenteuer des Miguel Littin, auf Platz 21 Mexikanischer Tango von Mastretta und schließlich auf dem 34. Platz noch einmal Von Liebe und Schatten.511989 werden dann vier lateinamerikanische Bestseller aufgeführt: auf Platz zwei Eva Luna (43mal auf den ersten zehn Plätzen), auf dem 15. Rang Die Liebe in den Zeiten der Cholera (noch zehnmal unter den ersten Zehn), Platz 18 für Vargas Llosas Lob der Stiefmutter und an der 36. Stelle noch immer Das Geisterhaus.59 Im Überblick kann man also festhalten, daß unter den ersten Zehn, die in der wöchentlichen SPIEGEL-Liste auftauchen, García Márquez mit der Chronik, Hundert Jahre Einsamkeit, Das Abenteuer des Miguel Littin und Die Liebe in den Zeiten der Cholera vertreten ist, ferner Allende mit Das Geisterhaus, Von Liebe und Schatten und Eva Luna sowie Vargas Llosas Lob der Stiefmutter und Mastrettas Mexikanischer Tango. Daß von den Lateinamerikanern der Kolumbianer und die Chilenin in den deutschen Bestseller-Listen dominieren, kann nicht überraschen. Ebensowenig wundert es den Beobachter, daß die Erfolgsautorin hier so manchem boom-Autor den Rang abgelaufen hat, und dies sogar mit ganz unterschiedlich gelungenen Romanen. Bei Garcia Márquez trifft einmal der seltene Glücksfall zu, daß ein großartiger Autor einen großartigen Roman schreibt, den man einen Dauer-Bestseller nennen könnte. Deutlich ist hier zu sehen, wie sich seine Popularität aufbaute, ihn schließlich in die Listen brachte und seit seinem Nobelpreis 1982 auch nicht mehr daraus entließ. Erst in dessen Gefolge rutschte auch der Welterfolg von 1967 im Original und 1970 in der deutschen Übersetzung in die Veikaufslisten. Generell scheint mir die Tendenz auffallig zu sein, daß erst sehr spät, aber allmählich immer mehr lateinamerikanische Werke in den Listen auftauchen. Diese Popularität ist meines Erachtens ein Zeichen des Stands der Rezeption, weniger Ausdruck einer gezielten literarischen Vorliebe, eher schon der Vorliebe für einen bestimmten Autor und ganz sicher keine Würdigung seiner "besten' Leistungen. Vermutlich könnte jeder weitere Garcia Márquezoder Allende-Band in die Listen gelangen; gerade hier bewahrheitet sich, daß ein einmal 'durchgesetzter' Autor immer wieder attraktiv ist, selbst wenn ein neues Werk literarisch hinter früheren zurückbleiben sollte oder nicht mehr das Herausragende in der momentanen Szene darstellt. Da ist der nur sehr magere Niederschlag des boom in den deutschen Bestseller-Listen insgesamt nur konsequent

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(3) Öffentliche Präsenz = PR für das Buch? Die lateinamerikanische Literatur und ihre Autoren können in der (literarischen) Öffentlichkeit auch jenseits ihrer Publikationen, deren Kritiken oder ihrer Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen präsent sein. In jedem Fall ist dies ihrer Bekanntheit und damit der Verbreitung ihrer Werke förderlich. So wird sich ihr Verlag um die Plazierung von Vorabdrucken kümmern, Interviews anregen oder gegebenenfalls Nachrufe in die Zeitung bringen. Andere Formen der (in-)direkten Buchwerbung wie internationale Verfilmungen oder Literaturpreisvergaben kann der Verlag dagegen nicht herbeiführen, wird sie aber gezielt für seine Werbung nutzen.

(a) Vorabdrucke und Raubdruck Zur Verbreitung und Popularität eines Werkes oder Autors tragen Vorabdrucke bei, da sie vor Erscheinen des Buches schon in einem anderen Medium potentielle Leser ansprechen können. Bei übersetzter Literatur wird der Verlag mit den Rechten an der deutschen Ausgabe nach geeigneten Texten und Publikationsorganen suchen so wie er sich auch zu gegebener Zeit nach Lizenznehmern etwa für eine Taschenbuchausgabe umsieht. Dagegen unterlaufen Raubdrucke die Autoren- und Verlagsrechte, können aber ebenfalls zur Verbreitung eines Werkes beitragen. Soweit mir bekannt ist, waren Vorabdrucke von Texten der ¿»oom-Autoren nicht sehr häufig. Von García Márquez wurde schon 1970 Hundert Jahre Einsamkeit in der WELT mit dem fabelhaften Ruf als "größter lateinamerikanischer Verkaufserfolg aller Zeiten" angekündigt und seit dem 26.2.70 vorabgedruckt; die Verlagsauslieferung sollte im März beginnen.1 Auch bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hatte man den täglichen Vorabdruck dieses Romans erwogen, sich aber wegen der Personenfülle und der Erzählstruktur nicht dazu entschließen können. 1974 druckte man dagegen in der Frankfurter Zeitung vor der Verlagsauslieferung erste Passagen aus Laubsturm!-1 1981 wurde seine Chronik ab dem 25.7.81 in der Frankfurter Allgemeinen vorabgedruckt sowie im ZEIT-Magazin eine seiner Erzählungen unter dem deutschen Titel Die Spur deines Blutes im Schnee als "Weltpremiere" plaziert. Da der deutsche Verlag von seinem kolumbianischen Autor angewiesen wurde, keine Vorabdrucksrechte von noch nicht auf spanisch erschienenen Texten zu vergeben, kam dieser Abdruck über die Agentur zustande.3 Der SPIEGEL brachte ab dem 28.12.87 Auszüge aus Das Abenteuer des Miguel Littin, einer Reportage des Kolumbianers über Littins filmische Dokumentationsarbeit in Chile.4 Außerdem gab es in deutschen Blättern Vorabdrucke von Carpentiers Das Reich von dieser Welt 1964 in DIE WELT, von Fuentes' Nichts als das Leben und Terra nostra in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.5

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Ein Vorabdruck ist eine Chance, andere oder mehr potentielle Leser zu erreichen. Diese Chance ist umso größer, je besser das Medium die übrige PR-Aibeit und Werbung des Verlages ergänzt. Da kann es ebenso sinnvoll sein, wenn sich der Leserkreis des Mediums weitgehend mit dem des Autors oder Verlages deckt oder wenn größere Kreise darüber hinaus (etwa durch eine Illustrierte) angesprochen werden sollen. Auf jeden Fall kann der Vorabdruck Interesse wecken und Spannung erzeugen manchmal sogar dergestalt, daß sich Leser an einen Buchhändler oder den Verlag wenden, um ein Buch zu kaufen, das es noch gar nicht gibt. Bei dieser Literatur hat in einem Fall auch ein Raubdruck für Aufsehen gesorgt, und zwar bei García Márquez' Chronik. Unter dem Titel Novela kam ein Text von einem "G. Ara Kataca" oder "G. de Aracataca" in der Ausgabe 108 (1981) der Frankfurter Stadtzeitung Pflasterstrand heraus, der aus Passagen der Chronik bestand, die wenige Monate später bei Kiepenheuer & Witsch erscheinen sollte. Die Redaktion der Zeitung hatte sich nicht die Abdrucksrechte vom Verlag zusichern lassen und schrieb im Vorspann, ein "gewisser Curt" habe die Erzählung des "anscheinend noch unbekannten Autors" in Lateinamerika ausgegraben und eigens für die Zeitung übersetzt. Der Verlag erfuhr davon zufällig durch einen Artikel in Die Tageszeitung, die die Kölner als "Ausbeuterverlag" bezeichnet hatte, und drohte mit gerichtlichen Schritten. Der Frankfurter Herausgeber Cohn-Bendit wollte jedoch mit der "gleichen Fassungslosigkeit" wie der Kölner Verleger Neven duMont festgestellt haben, daß es sich um die Chronik handelte und distanzierte sich von dem Vorgang. Der Verleger beklagte Diebstahl geistigen Eigentums und verlangte 5000 DM Schadensersatz, wovon er 2000 DM an amnesty international weiterleiten wollte. Die 'Piratendrucker' wandten sich derweil an den Autor und wollten 2000 DM an die Befreiungsbewegung in El Salvador und nicht an Kiepenheuer & Witsch zahlen. Auch der sich anschließende Prozeß konnte nicht klären, wie das Manuskript nach Frankfurt gekommen war. Jedenfalls wurden - ob nun zum Vor- oder Nachteil des Autors - die 10.000 Pflasterstrand-Exemplare, ganze 18 Seiten zu 2,SO DM, verkauft.^

(b) Autoren-Interviews Entscheidend für die Rezeption ist fraglos der Weg über die Werke dieser hispanoamerikanischen Autoren. Gleichwohl kann es diese Rezeption beflügeln, wenn der Autor auch als Person und Persönlichkeit hier präsent ist. Es ist schon dargelegt worden, daß für das Kennenlernen der Autoren in Deutschland eigene Lese- oder Vortragsreisen von untergeordneter Bedeutung waren. Etliche Autoren sind dagegen zu Großveranstaltungen, teils auch zu (Verlags-)Besuchen angereist und haben sich so direkt vorgestellt. Mehr Interessierte noch konnten aber durch Interviews, die oft am

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Rande solcher Veranstaltungen geführt wurden, erreicht werden. Sie erschienen zumeist in denselben Printmedien, die auch Rezensionen der Werke brachten, im wesentlichen also in der überregionalen Presse. Besonders zur Buchmesse 1976, aber auch später sind insbesondere die bekanntesten Autoren in den audio-visuellen Medien präsentiert worden. Die Interviews konnten auf die Initiative eines einzelnen Journalisten, eines interessierten Mittlers, einer Redaktion oder der Presseabteilung des deutschen Verlages zurückgehen. Das Fragen-Repertoire in den Interviews wird sowohl das Interessenspektmm des Interviewers bzw. seiner Redaktion wiederspiegeln wie auch die beim Leser angenommene Interessenlage und dessen Erwartungshaltung. Demnach interessiert an der lateinamerikanischen Literatur und ihren Autoren der jeweils jüngste Roman des Interviewten, die politische und soziale Situation in seinem Heimatland, Autobiographisches in seinem Weik, Kenntnisse und Einflüsse der deutschen Literatur (!), seine Erzähltechnik und Arbeitsweise, Einflüsse von großen Autoren der Weltliteratur, Paris-Erlebnisse, Mentalitätsunterschiede zwischen Lateinamerikanern und Europäern, die rassische und kulturelle Verschmelzung in seinem Kontinent, Exilerfahrungen, seine Beziehung zum Verleger und zur Literatuikritik, seine privaten Lebensumstände, sein etwaiges Interesse an anderen Künsten wie der Musik oder dem Film, aktuelle (welt-)politische Einschätzungen und seine Reisen. Von diesem Fragenkatalog kann man zunächst einmal ableiten, daß die Literatur oft nur Aufhänger für das Gespräch ist und sich Fragen auf diesem Gebiet häufig nur auf wichtige Leseerfahrungen der Autoren sowie auf die Suche nach Aufschluß über die lateinamerikanische Realität (Autobiographisches, soziales Milieu etc.) beschränken. Vielmehr sind die Autoren als 'Botschafter' einer anderen Welt interessant und müssen Rede und Antwort stehen zu politischen, sozialen, ethnischen und anderen Fragen. Gern wird auch gesehen, wenn sie sich lobend über die reiche Kultur deutscher Sprache äußern und auf Anhieb Gewichtiges zu klassischen oder modernen Werken von sich geben können - womit deutsche Journalisten oder Literaten im umgekehrten Fall wohl gewöhnlich überfordert wären. Wegen seiner Abwesenheit in Deutschland seit 1970 war es im Fall García Márquez' immer besonders schwierig, aber zunehmend interessanter, ein Interview mit ihm zu bekommen. Dafür sind einige Kritiker sogar bis nach Mexiko oder Kuba gereist wie etwa Beate Pinkerneil, Werner Thomas oder Lothar Schmidt-Mühlisch. In den Interviews mit dem Kolumbianer fallen immer wieder die Stichworte Aracataca/Macondo, seine Freundschaft mit Fidel Castro, seine politischen 'Rezepte' für Lateinamerika, das 'wunderbare' Haus seiner Großeltern, seine Stationen Barranquilla, Cartagena, Bogotá, seine Film-Aibeit, Inspiration und Arbeitsweise, sein Selbstverständnis als Journalist, Schriftsteller und Sozialist, seine Frau und seine

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Söhne. Bisweilen fallen aphoristische Sätze oder er erzählt eine Anekdote, wehrt sich jedoch immer dagegen, seine Romane selbst zu interpretieren. Inzwischen hat sein deutscher Verlag auch die Interviews mit Plinio Apuleyo Mendoza herausgegeben.7 Interviews mit Carlos Fuentes fanden Uberwiegend im Rahmen seiner Deutschland-Aufenthalte statt, vor allem 1979. Fuentes sprach dabei Uber die lateinamerikanische Kulturgeschichte, den deutschen Literatureinfluß auf sein Werk, die Mission eines Schriftstellers, gerade auch in einem Kontinent mit so vielen Analphabeten, über Mestizentum, Revolution, Oligarchien und Sozialismus, seine Arbeitsweise und filmische Einflüsse. Ein übersetztes Interview mit Ortega sowie diejenigen mit Stempel oder Schumann orientieren sich stäiker an literarischen Gesichtspunkten wie Konstanten in seinem Werk oder Strömungen in Lateinamerika. 1979,1986 und 1988 wurde Fuentes auch im deutschen Femsehen vorgestellt.8 Vergleichsweise staik ist auch das öffentliche Interesse an Mario Vargas Llosa, der Deutschland ebenfalls mehrfach besuchte und 1976 als neuer PEN-Präsident auf der Buchmesse besonders im Mittelpunkt stand. Neben gängigen Fragen standen daher zunächst die Themen schriftstellerische Freiheit und seine Pläne als PEN-Präsident im Vordergrund, bis dann in den 80er Jahren die Gespräche zunehmend politischen Inhalt annahmen - zuerst im Rahmen seiner Fehde mit Günter Grass oder seiner Distanzierung von García Márquez, dann auch durch sein vehementes Eintreten für eine Demokratisierung Lateinamerikas und schließlich seiner Präsidentschafts-Kandidatur in Peru. Stets tauchten statements zu Tenorismus und Militärdiktatur, Demokratie und Sozialismus, Kuba, Menschenrechten und ähnlichen Themen auf. Er machte sich als Verfechter einer Demokratie nach westlichem Vorbild einen Namen, der dem Sozialismus und dem politischen Romantizismus eine Absage erteilt. 9 Wesentlich geringer war da das Interesse an anderen boom-Autoren. Julio Cortázar, der in Paris viel leichter zu erreichen gewesen wäre als andere, wurde nur von wenigen Fachleuten zu den Dreh- und Angelpunkten in seinem Werk, Phantasie und Politik, befragt. Er verstarb 1984, ohne daß die Chance zum Dialog ausgiebig von den Medien genutzt worden war.10 Carpentier bekam in Paris immerhin Besuch von Reif, Buch, Strausfeld und Bollinger, die ihn vorrangig auf seine Position als Diplomat und Schriftsteller zwischen Lateinamerika und Europa ansprachen und ihn auch über das moderne Erzählen, Diktatur und Analphabetentum zu Wort kommen ließen.11 Asturias mußte selbst als Nobelpreisträger noch in Artikeln vorgestellt werden und wurde nur durch Gespräche mit dem unermüdlichen Mittler Lorenz bekannt Auch er verstarb, ohne in Deutschland auf ein nennenswertes öffentliches Interesse an seiner Person gestoßen zu sein.12 Von Sábato etwa liegt mir nur ein Gespräch mit einem Korrespondenten in Buenos Aires vor, der ihn als Präsidenten der Kommision zur Untersuchung der Fälle von Verschwundenen in Argentinien interviewte sowie

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ein weiteres über den Malwinen-/Falkland-Konflikt.13 Cabrera Infante war ein interessanter Gesprächspartner nicht nur für literarische Themen, sondern vor allem ließ er sich auch über Castros Kuba und die unvergleichlichen Zigarren befragen.14 Nur ganz am Rande kamen Roa Bastos, Donoso oder Rulfo zu Wort.15 Von Arguedas, Lezama Lima oder Onetti fehlt meines Wissens jegliches Interview in der deutschen Presse. Auch in diesem Punkt äußert sich ein krasses Gefälle unter den boom-Autoren. Nur bei García Márquez, Vargas Llosa und Fuentes kann man von einem beachtlichen Interesse sprechen. Deutlich ist dabei die Bedeutung des internationalen und/oder deutschen Absatzerfolges, eines Deutschland-Besuchs oder eines öffentlichen Amtes für ein Interview. Ein mäßiges Interesse kann man noch an Carpentier oder Cabrera Infante feststellen. Viele herausragende Autoren konnten aber auch durch ein Interview einen ganz kleinen Kreis nicht verlassen: Sie wurden von sowieso schon interessierten Spezialisten befragt und das Gespräch häufig nur im Fachorgan Börsenblatt abgedruckt. Manche wurden sogar nie vorgestellt. Je bekannter der Autor, desto mehr trat er auch aus dem Kreis der Übersetzer oder Philologen als Interview-Partner heraus. Bisweilen wurde auch einfach ein lateinamerikanisches Interview übersetzt Nur wenige Interviews gehen detailliert auf das Weik ein, können wohl auch nicht als Podium für ein Gespräch über Literatur oder gar als 'Lektürehilfe' verstanden werden. Am Werk ist höchstens interessant, inwiefern es einen 'Schlüssel' zum Verständnis Lateinamerikas darstellt und wovon es inspiriert wurde. Politische oder gesellschaftliche 'Exkurse' sind häufig das zentrale Thema. Oftmals kommt man auch über Filme oder Musik ins Gespräch. Es wird nicht nur etwa nach Berührungspunkten oder Kontakten mit der deutschen Kultur gefragt, sondern noch immer penetrant nach 'Einflüssen' und schulmeisterlich die deutschen Sprach- und Literaturkenntnisse der Lateinamerikaner abgefragt. Mangels anderer Informationsquellen werden die Literaten in Deutschland zu Informanten über alle geschichtlichen und gegenwärtigen, kulturellen, politischen oder wirtschaftlichen Themen nicht nur ihres Landes, sondern des ganzen Kontinents. Auf der Hand liegt weiterhin der Zusammenhang mit dem allgemeinen Rezeptionsverlauf. Denn bis auf wenige Ausnahmen gibt es erst 1976 die erste Welle von Interviews mit lateinamerikanischen Autoren in deutschen Blättern - eine wie auch auf anderen Gebieten späte Entdeckung, wenn man einmal von dem "Pionier' Lorenz absieht, der bereits Ende der 60er Jahre mit einigen lateinamerikanischen Autoren gesprochen hatte und diese Gespräche 1970 in Buchform publizierte. Allerdings schafften es nur ganz wenige, in den 80ern weiter attraktiv zu bleiben: Sie müssen dafür natürlich mit neuen Romanen aufwarten, auch einmal in Deutschland präsent sein oder aber (international) außergewöhnlich populär.

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(c) Nachrufe Wie soeben gesehen, kamen einige Autoren hier auch deswegen nicht zu Wort, weil sie schon verschieden waren, bevor die Presse sie entdeckt hatte. Einige der älteren Zjoom-Autoren sind längst verstoiben - wie Asturias oder Arguedas - inzwischen aber auch Lezama Lima (1976), Carpentier (1980), Cortázar (1984) oder Rulfo (1986). Im Bereich der Literatur ist der Tod eines Autors ein Anlaß, durch ein letztes Werk, eine in Angriff zu nehmende Gesamtausgabe oder eben auch einen Nachruf in der Presse auf ihn aufmerksam zu machen. In prominenten Fällen bieten sich dann später auch die Todestage für ähnliche Aktivitäten an. Die Nekrologe können sich auf eine kurze Agentur-Meldung beschränken oder aber noch einmal ausführlich das Schaffen des Schriftstellers würdigen. Im Fall Cortázars fiel sein Tod in etwa mit dem hiesigen Erscheinen von Letzte Runde zusammen. Daher entstanden etliche Artikel, die Rezension und Nachruf in einem waren. Die großen Zeitungen begnügten sich nicht mit einer einfachen Meldung, sondern widmeten ihm Beiträge seiner Anhänger im deutschen Feuilleton oder anderer Fachleute. Dabei wurde bedauert, daß Cortázar bisher noch immer nicht in das literarische Bewußtsein der deutschen Öffentlichkeit vorgedrungen war. Mit seinem Ableben rief der Argentinier ein größeres publizistisches Echo hervor als mit den meisten seiner Werke.16 Als Carpentier starb, wurde ebenfalls noch einmal ein Überblick Uber sein Leben und Schaffen gegeben. Wiederholt kam man auf sein Eintreten für die Kubanische Revolution und seine staatlichen Ämter unter Castro zu sprechen, ohne jedoch seine Freiheit von literarischen Doktrinen und seine Schlüsselrolle in der Entwicklung der modernen Prosa Hispanoamerikas unerwähnt zu lassen. Charakteristisch sei für ihn die besondere biographische und literarische Verknüpfung von Alter und Neuer Welt gewesen, seine Bildung und Musikalität Es wurde um einen Großmeister der lateinamerikanischen Literatur getrauert, der eines Nobelpreises würdig gewesen wäre.17 Ähnlich verhielt es sich mit dem Mexikaner Rulfo, dessen 300 Seiten Prosa ihn schon zu Lebzeiten zur Legende hatten werden lassen. Die vergleichsweise weniger ausführliche Resonanz erklärt sich vermutlich aus seinem geringeren Bekanntheitsgrad hierzulande. Allerdings gab es zu seinem 1. Todestag eine mehrseitige Hommage in Die Tageszeitung.18 Lezama Lima verstarb bereits, bevor sein zentraler Roman Paradiso hier überhaupt erschienen war. Insofern überrascht nicht, daß von seinem Tod erstens nur wenige Fachleute Notiz nahmen, und zweitens der Nachruf zu allgemeinen einführenden Informationen über das Werk des Romanciers, Lyrikers, Essayisten und Redakteurs sowie seine stille, bisweilen schwierige Existenz in Havanna genutzt wurde.19 Der Freitod des Peruaners Arguedas wurde 1969 zwar nur

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knapp angezeigt, aber immerhin doch bemerkt.20 Selbst Asturias' Tod 1974 - sieben Jahre nach Erhalt des Nobelpreises - warf noch ein Licht auf unsere Rezeption: Die umfassenden Darstellungen scheinen mehr einführen und bekannt machen zu wollen als bloß an einen großen Dichter zu erinnern.21

(d) Verfilmungen und Aufführungen Wie auch Autoren-Interviews oder ihr Besuch einer Veranstaltung in Deutschland ihrer Bekanntheit zugute kommen, so gilt dies erst recht bei Filmen oder aber in geringerem Umfang auch Aufführungen. Obwohl einige Autoren auch direkt für den Film arbeiten, stehen hier die sogenannten Literaturverfilmungen im Vordergrund, die sich eng oder nur in Grundzügen an die literarischen Vorgaben anlehnen können. Sie stellen eine enorme kostenlose Werbung auch für das (übersetzte) Buch dar, man denke nur an die obligaten Banderolen, die plötzlich aus dem Roman das 'Buch zum Film' machen. Auf diese Weise sind über das Kino und das Fernsehen große Publikumskreise zu erreichen. Von den hier behandelten Autoren wurden - soweit mir bekannt ist - García Márquez, Fuentes, Vargas Llosa, Cortázar, Carpentier und Rulfo verfilmt, allerdings selten die zentralen Romane der 60er Jahre, sondern meist spätere oder kürzere Werke. Von García Márquez stammt etwa die Vorlage für Miguel Littins Spielfilm Mondéis Witwe, eine mexikanisch-kolumbianisch-venezolanische Gemeinschaftsproduktion, die auch bei den Berliner Festspielen vorgestellt wurde. Außerdem zeigte das ZDF diesen Film mit Geraldine Chaplin in der Titelrolle einen Tag vor der offiziellen Nobelpreisverleihung an den Kolumbianer.22 Nach der gleichnamigen Erzählung García Márquez' entstand auch Solveig Hoogensteijns Film Das Meer der Zeit, der 1978 im bayerischen dritten Programm gesendet und im Juli 1982 dort auch wiederholt wurde. Zusätzlich gab es am darauffolgenden Tag im Bücherjournal noch ein Interview mit dem Autor.23 Das Prosa-Stück von der Eréndira wurde von Ruy Guerra mit Claudia Ohana und Irene Papas in den Hauptrollen verfilmt - eine deutsch-französisch-mexikanische Koproduktion, die 1986 im ZDF ausgestrahlt wurde.24 Die aufsehenerregendste Verfilmung nach Vorlagen des Kolumbianers hingegen ist vielleicht die Chronik eines angekündigten Todes trotz nicht immer guter Kritik geworden. Francesco Rosi setzte diese literarische Vorlage in Szene, indem er eine Figur des Romans zum Ich-Erzähler machte und ein internationales Staraufgebot verpflichtete: die Angela wurde von Ornella Muti, deren Mutter von Irene Papas und der Santiago Nasar von Anthony Delon dargestellt. Die Videorechte sollen weltweit für zwei Millionen Dollar verkauft worden sein; García Márquez soll 450.000 Dollar bekommen haben. Der Autor hatte außerdem darauf bestanden, daß an Originalschau-

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plätzen gedreht werden müsse, da die Geschichte auf einen authentischen Fall zurückgehe. Als zusätzliche Werbung wartete der deutsche Verlag Kiepenheuer & Witsch zum Kino-Start am 4.6.87 mit einem Schaufenster-Wettbewerb auf, bei dem 'typisch Lateinamerikanisches' wie eine Hängematte oder ein Teppich zu gewinnen waren. Der Film ist auch eigens im Feuilleton auf ein lebhaftes Interesse gestoßen, wobei die Meinungen durchaus geteilt waren: Bald hieß es, der Film sei sehr gelungen, dann war er doch zu exotisierend, einigen mißfiel auch die Wahl internationaler - europäischer - Schauspieler für dieses lateinamerikanische Stück, in dem Einheimische nur als Statisten auftraten.23 Außerdem konnte am 9.9.90 der kolumbianisch-kubanische Spielfilm Tiempo de morir (1985) von Jorge Ali Trianas unter dem Titel Zeit der Rache im ZDF als deutsche Erstaufführung angezeigt werden. Der Kolumbianer hatte als Vorstufe zur Chronik das Drehbuch zu diesem Film geschrieben.26 Cortázars Kritiker wurden dagegen nicht müde, beim Besprechen seiner Erzählungen darauf hinzuweisen, daß der Argentinier die Vorlagen (Teufelsgeifer bzw. Südliche Autobahn) für Antonionis Film Blow Up und Godards Weekend geliefert hatte. Ob diese Filme auch das deutsche Publikum erreichten, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Sicher dagegen ist ihr Einsatz im Rahmen der Buchwerbung, etwa von Der Verfolger. Die Münchnerin Nina Grosse debütierte sogar mit Der gläserne Himmel, der auf Cortázars El Otro Cielo basiert, als Regisseurin. Doch offenbar haben selbst die Filme ihrer zwei berühmten Kollegen wenig zu Cortázars Popularität in Deutschland beitragen können.27 Von Fuentes wurde seine Novelle Aura durch Damiano Damiani verfilmt, was sich trefflich zur Werbung für eine Lizenzausgabe heranziehen ließ. 1986 erschien Der alte Gringo auf deutsch; gleichzeitig konnte der Verlag schon damit werben, daß Jane Fonda die Filmrechte erworben habe und eine der Hauptrollen übernehmen werde.28 Zwei Romane des Peruaners Vargas Llosa wurden ebenfalls verfilmt: Von Der Hauptmann und sein Frauenbataillon entstand ein Streifen in Frankreich (der 1976 sogar zur Werbung für eine Lizenzausgabe von Das grüne Haus benutzt wurde). 1985 wurde von seinem epochemachenden Werk Die Stadt und die Hunde ein peruanischer Spielfim von Francisco J. Combardi gedreht, der auch am 17.2.90 im bayerischen dritten Programm ausgestrahlt wurde. Auch sein /u/ia-Roman sollte mit Dustin Hoffman verfilmt werden; ob daraus überhaupt etwas wurde, ist nicht bekannt 29 Aus Carpentiers Novelle Barockkonzert, die sich von Vivaldis Oper Montezuma inspirieren ließ, wurde der Musikfilm Montezuma, der hier am 22.5.83 in der ARD lief.30 Ferner wurde Rulfos einziger Roman Pedro Páramo zweimal verfilmt, außerdem dienten seine Erzählungen sogar als Vorlagen für mehrere Filme mexikanischer, spanischer und französischer Regisseure.31

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Viele ¿wom-Autoren haben aber auch selbst eine enge Bindung an den Film: Rulfo zum Beispiel wandte sich der Fotographie und dem Film zu. Seine elf Filme basieren meist auf den eigenen Erzählungen, für andere schrieben García Márquez oder Fuentes die Drehbücher. 1984 erschien auch ein ehemaliges Film-Skript von Rulfo in Deutschland, Der goldene Hahn.32 Wie gesagt haben auch Fuentes und García Márquez Drehbücher geschrieben, der Kolumbianer hat außerdem an der cinematographischen Akademie in Havanna mitgearbeitet Dieses Interesse vieler boom-Autoren man denke nur an Cabrera oder auch an Puig - spiegelt sich bisweilen in ihren Erzähltechniken, ihrem teilweise ungeheuren Filmwissen oder ihren Film-Rezensionen wieder. Wie gesehen wurden also nur selten die berühmtesten oder gar meistbeachtetsten Romane verfilmt, denn der Film kann sich als eigenständige Kunstform nicht nach dem literarischen Wert richten und braucht zudem auch eine Fabel, die sich zur Dramatisierung eignet bzw. ein Sujet, aus dem sich filmisch etwas machen läßt. Da liegen aus den bekannten Romanen die Themen der Verfolgung des 'Jungfrauenschänders', Prostitution oder das Kasernenleben junger Kadetten sicher näher als andere. Einerseits kann ein berühmter Autor sehr vorteilhaft für den Erfolg des Films sein, andererseits hilft der Film sicher dem Erfolg des Romans nach. Zugkräftig waren dabei wohl besonders international bekannte Schauspieler und Regisseure wie bei der Chronik oder Der alte Gringo. Deren Starbesetzungen haben die Filme vermutlich mehr im Scheinwerferlicht stehen lassen als beispielsweise die Verfilmungen Carpentiers oder Cortázars, die - auch von berühmten Regisseuren stammend - wohl mehr für ein kleineres Publikum gemacht waren oder aber das deutsche Publikum kaum erreichten. Inwieweit diese Filme die (kulturelle) Wahrnehmung Lateinamerikas mitbestimmt haben, darüber kann man nur mutmaßen. Offensichtlich hat aber der Film zumal der mit Stars in den Hauptrollen - eine große Reichweite erzielt. Andererseits kann man auch die internationale Vereinnahmung der Filme aus letztlich lateinamerikanischer Feder beklagen. In Zukunft darf man wohl mit einer zunehmenden Präsenz lateinamerikanischer Produktionen im Fernsehen, auf Filmfestivals und vielleicht auch im großen Kino rechnen. Die lateinamerikanischen Autoren sind sogar im Theater vertreten, und zwar mit den wenigen Theaterstücken, die sie geschrieben haben, oder auch mit der dramatischen Umsetzung eines ursprünglich erzählenden Textes. So gab es in Bogotá und Paris (aber wohl nicht hierzulande) Aufführungen der Eréndira,33 im Grazer Schauspielhaus beim "Steirischen Herbst" wurde unter der Intendanz von Augusto Boal Cortázars wohl einziges Theaterstück Nichts mehr nach Calingasta uraufgeführt.34 Fuentes hat sein Stück Alle Katzen sind grau - eines von dreien - selbst für eine Aufführung im Berliner Schiller-Theater überarbeitet.35 1970 wurde sein Erstlingsdrama

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Le Borgne est Roi im Rahmen der Wiener Festspielwochen vorgestellt.36 John Neumeier soll Caipentiers Sacre du Printemps (dann wohl als Ballett) inszeniert haben; Rulfos Erzählung Talpa wurde sogar von dem Komponisten Wolfgang-Andreas Schultz in eine Kammeroper überführt.37 Aus seinen Erzählungen wurden von Heinz von Cramer Episoden für ein Hörspiel entnommen, das 1988 im WDR zu hören war.38 Selbst da, wo man diese Romanciers nicht vermutet, können sie also präsent sein. Nachhaltiger haben sich aber sicherlich die Verfilmungen auf die Rezeption ausgewirkt

(e) Literaturpreise Die Präsenz und das Ansehen, vielleicht auch die Popularität und die Vericaufszahlen eines Autors können mit Literaturpreisen gesteigert werden. Von solchen Auszeichnungen erfährt man meist im Rahmen einer Buchbesprechung, durch eine kurze Agenturnotiz in der Zeitung, bei besonders herausragenden Preisen oder Persönlichkeiten auch in ausführlichen Artikeln oder sonst gewiß im Klappentext des nächsten Buches. Stärker als andere Faktoren im literarischen Leben heben sie auf die literarische Bedeutung eines Autors ab - im Gegensatz etwa zu einem Platz auf den Bestseller-Listen, zu Literaturverfilmungen oder zahlreichen Interviews. Sie dienen dennoch (auch) Werbezwecken und bieten Rezensenten eine bequeme Möglichkeit, sich auf eine Fremdwertung zurückzuziehen. Dies ist vor allem bei internationalen, aber auch renommierten Preisen des spanischsprachigen Auslandes der Fall. Theoretisch möglich und werbewirksam wären vermutlich auch deutsche Auszeichnungen lateinamerikanischer Autoren. Doch hierzulande gibt es zwar eine Fülle von literarischen Ehrungen, doch nur ganz selten sind sie (auch) für fremdsprachige Literatur gedacht. Solche sind z.B. der Förderpreis für Autoren fremder Muttersprache, der Literaturpreis der Deutschen Welle für Autoren aus der Dritten Welt, der Solidaritätsfonds für Schriftsteller im Exil oder international ausgerichtete Preise wie der Internationale Kurzgeschichtenpreis oder der Internationale Verlegerpreis der Sieben. Zumeist handelt es sich also um Förder-Preise, während die renommiertesten deutschen Literaturpreise wie auch kleinere von Stiftungen, Verbänden, Ländern oder Städten meist nur deutschsprachige Autoren bestimmter Gattungen oder mit regionalem Bezug ansprechen. Wenn hier überhaupt ausländische Werke geehrt werden, dann meist nicht der Autor, sondern die Übersetzerleistung. Dafür sind inzwischen Preise wie der Wieland-Übersetzerpreis, der Helmut M. Braem-Übersetzerpreis oder der Johann-Heinrich-Voss-Preis für Übersetzung ausgeschrieben worden wie auch einige Aibeitsstipendien für Übersetzer.39

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Von den hier behandelten Autoren erhielt meines Wissens keiner einen dieser deutschen Literaturpreise. Unter den Übersetzern ging lediglich ein Wieland-Preis und der Literaturpreis der Stadt Stuttgart an Vogelgsang; Erich Arendt erhielt zudem die Ehrengabe des Kultuikreises im BDI. Eine Ehrung von deutscher Seite erfuhren nur einige lateinamerikanische Autoren außerhalb des boom: so wurde der Argentinier Borges als Korrespondierendes Mitglied in die Bayerische Akademie der Schönen Künste aufgenommen und Cardenal eihielt 1980 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Dieser Preis ging 1984 an Octavio Paz ging, der außerdem die Wilhelm-Heinse-Medaille erhielt.40 In diesem Zusammenhang sind daher nur die internationalen Preise oder die Spaniens und der lateinamerikanischen Länder relevant, die nur vereinzelt von Fachleuten registriert wurden. Da wäre zunächst der Premio Rómulo Gallegos zu nennen, der 1967 für Das grüne Haus an Vargas Llosa ging, 1972 an García Márquez für Hundert Jahre Einsamkeit und 1977 an Fuentes für Terra nostra.41 Auch die Vergabe des berühmten Cervantes-Preises wurde nicht übersehen: 1978 erfuhr Carpentier diese Ehrung durch den spanischen König, 1981 Onetti, 1984 Sábato sowie 1988 Fuentes.42 Auch der Ritz Paris Hemingway Award 1985 an Vargas Llosa für Der Krieg am Ende der Welt entging der Presse nicht wie auch der französische Prix Médicis für den besten ausländischen Roman an Cortázar für Album für Manuel.** Von den Franzosen empfing auch García Márquez eine Ehrung, und zwar 1988 den GutenbergPreis für den besten ausländischen Roman für Die Liebe in den Zeiten der CholeraM Auffällig ist dabei, daß die zahlreichen frühen Auszeichnungen der fcoom-Romane mit dem Premio de la Biblioteca Breve des spanischen Verlages Seix Barrai unbemeikt blieben. Auch hier zeigen sich also ganz deutlich Informationsdefizite bis weit in die 70er Jahre hinein. Wurden diese genannten Ehrungen durch berühmte lateinamerikanische oder spanische Preise bestenfalls nebenher oder nur von Fachleuten bemerkt, so werden doch alle diese Auszeichnungen an Publizität von einer überragt: dem Nobelpreis für Literatur. Dies gilt allerdings nicht in gleichem Maße für alle Ausgezeichneten. Gerade im Bereich der lateinamerikanischen Literatur fällt dem 'richtigen' Zeitpunkt eine entscheidende Rolle zu: Ist der Autor bereits sehr bekannt, wurde er gar schon mehrfach nominiert, wieviele Werke liegen von ihm vor, wie bekannt ist die Literatur des Landes/Kulturraumes, das/den er vertritt hierzulande? Plausibel wird diese Überlegung, wenn man sich die Namen der bisherigen vier Nobelpreisträger für Literatur aus Lateinamerika vergegenwärtigt: 1945 war es Gabriela Mistral, 1967 Miguel Angel Asturias, 1971 Pablo Neruda und 1982 Gabriel García Márquez. Die Wirkung dieses Preises in Deutschland könnte kaum unterschiedlicher als bei der ersten Preisträgerin, aber auch noch Asturias, im Vergleich zu García Márquez sein. Konnten selbst mit

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dem Rückenwind dieses Preises Mistral oder Asturias hier nicht wirklich eingeführt oder gar populär werden, so gab er dem schon vorher vielgelesenen Kolumbianer hier nur noch den letzten Popularitätsschub. Denn die Situation, in der die beiden Romanciers Asturias und García Márquez diesen Preis bekamen, war so unterschiedlich wie dessen Folgen. Zunächst zu Asturias, von dem bis zur Preisverleihung 1967 immerhin fünf Werke auf deutsch vorlagen, nämlich Der Herr Präsident, Legenden aus Guatemala, Die Maismänner, Eine gewisse Mulattin und Sturm. Doch diese Werke waren verstreut in Schweizer und bundesrepublikanischen Verlagen erschienen, von jeweils anderen Übersetzern Ubertragen. Letzlich galt damals nur Vogelgsangs Fassung der Legenden als gelungen. Bis zum Erhalt des Nobelpreises kam Asturias nur in kleinen Auflagen heraus (außer einem Taschenbuch von Der Herr Präsident bei Rowohlt), die nicht verkauft wurden. Auch das literatuikritische Echo war bis dahin sehr mäBig. Natürlich garantiert der wohl berühmteste Literaturpreis in jedem Fall eine gewisse Publizität. Doch Umfang und Art dieser Artikel von 1967 spiegeln erstens die geringe Zahl von Experten wieder, die sein Leben und Werk zu würdigen wußten (Lorenz, Lenz, Rötzer und Haubrich) und zweitens weitgehendes Desinteresse, greifbar in etlichen Kurzmeldungen oder summarischen Schlaglichtern auf sein Leben und Werk. Asturias ließ sich hier - vor allem von Lorenz - als "Häuptling der Mayas" und als "Gran Lengua de América" feiern. Seine Biographie gab den Rahmen für die Merkmale seiner Werke ab: die indianische Mythenwelt und das soziale Engagement Nur allzu gern schlußfolgerte man, daß mit Asturias die reiche lateinamerikanische Literatur, ja der ganze Kontinent anerkennend geehrt worden sei. Über die Nobel-Diplomatie wurde gemutmaßt, Lateinamerika sei wohl wieder einmal an der Reihe, denkbare Konkurrenten wie Neruda aber wohl zu radikal, Borges dagegen nicht radikal genug gewesen. Explizite Proteste gegen die Wahl Asturias' gab es jedoch nicht Nur in den wenigen Artikeln von Fachleuten konnte man wirklich etwas über sein Werk erfahren, aber auch sie erlagen größtenteils der Versuchung, die Literatur des Guatemalteken als repräsentativ für die lateinamerikanische Literatur einzustufen und ihn zu dem lateinamerikanischen Autor mit dem größten Einfluß auf die jüngeren Schriftsteller zu machen.43 Von Asturias selbst gab es nur einen kurzen Ausschnitt aus einem Interview mit Lorenz zu lesen sowie in der Frankfurter Rundschau eine (gekürzte) Erzählung.46 Zwar hatte der Nobelpreis den Erfolg, daß sich nun Luchtethand um Asturias kümmern und sogar auch mangelhaft übersetzte Werke neu übersetzen lassen wollte, doch bald schon war es damit mangels Erfolges wieder vorbei. Weithin bekannt wurde der Autor also nicht. Ganz anders bei García Márquez: Als er den begehrten Preis erhielt, war die deutsche Rezeption lateinamerikanischer Literatur - besonders seit 1976 - schon beacht-

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lieh vorangekommen. Von seinem Werk lagen neun Bände in der Übersetzung Meyer-Clasons und im Laufe der 70er Jahre gesammelt bei Kiepenheuer & Witsch vor. Darunter waren der schon viel beachtete Hundert Jahre Einsamkeit und die Chronik. Inzwischen kannten sich nicht nur Fachleute mit seinem Werk aus, und vielen Deutschen war der Autor bereits ein Begriff, als er nach Schweden reiste. Dementsprechend löste diese Entscheidung eine Lawine von etwa 70 oft ausführlichen Presseartikeln aus. Der Buchhandel begrüßte eine "sortimenterfreundliche" Wahl nach vielen Jahren, in denen große, doch unbekannte Autoren gekürt worden waren. Der Verlag konnte so Neuauflagen aller Titel seines kolumbianischen Autors in fünfstelliger Höhe veranstalten. Der Autor war nun endgültig bei breiten Leserkreisen durchgesetzt. Zwar fragte sich mancher, ob denn nicht endlich der greise Borges an der Reihe gewesen wäre, vielleicht auch Paz, doch insgesamt lautete das Urteil: ein hochverdienter Preis für diesen Autor und den lateinamerikanischen Gegenwartsroman. Detailliert wurde in vielen Zeilen und Spalten seine Herkunft, sein kulturelles Selbstverständnis, der magische Realismus, seine Lebensstationen und politischen Positionen oder seine Arbeitsweise dargelegt47 Doch nicht nur Leben und Werk stand im Mittelpunkt; auch über den Festakt selbst wurde noch berichtet und seine Rede abgedruckt.48 García Márquez wurde hier als der magische Geschichtenerzähler aus der exotischen Karibik vorgestellt, ein vielgelesener und vielgeliebter Autor - im Gegensatz zu den vielen großen Minderheiten-Autoren. Aus dem Kolumbianer ließ sich ein "bunter Autor' machen: Aracataca und Macondo da - Bogotá, Paris und Barcelona dort, Castro und Mitterrand, Familie und Freunde, Journalismus und magischer Realismus - alles zusammen für uns eine unvorstellbare, interessante Vita und Lebensanschauung. Nicht selten schwang bei aller Begeisterung auch ein Stück dankbarer Anhänglichkeit an einen Autor mit, der (noch) spannende, schillernde Geschichten zu erzählen weiß.

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(4) Die Übersetzer und Übersetzungen (a) Übersetzer als Mittler: Beruf und Berufung Wie bei jeder anderen Instanz der Literaturveimittlung stecken kulturpolitische Aspekte, der Studienstand, die öffentliche Bedeutung und andere Bedingungen den Rahmen für Übersetzer und Übersetzungen ab. Die Übersetzer fremdsprachiger Literatur greifen ebenso wie Verleger oder Rezensenten in den Veimittlungs- und Rezeptionsvorgang ein. Das tun sie allein schon durch die Erfüllung ihrer ureigensten Aufgabe: eine deutschsprachige Version des Originals herzustellen. Der Text wird nunmehr in seiner übertragenen, nicht in seiner originalsprachlichen Fassung aufgenommen. Zweifellos wird dies die Rezeption beeinflussen, ja verändern. Umstritten bleibt dabei, ob überhaupt die Übersetzung dieselbe Wirkung wie das Original erzielen kann, was den besten Übersetzungen nachgesagt wird. Ob gut oder schlecht - bereits durch den Umstand der Übersetzung gewinnt die Rezeption also eine andere Qualität In zweiter Linie macht sich dann die Übersetzerleistung bemerkbar: Ist der Text angemessen, frei, treu, vollständig oder nachlässig, lückenhaft, fehlerhaft in ein Deutsch verwandelt worden, das die Rezeption erleichtert oder behindert? Nicht nur durch die Übertragung, sondern auch durch ihre (literarischen) Vorlieben, Kenntnisse der lateinamerikanischen Literaturszene, ihr berufliches Selbstverständnis (z.B. Annahme oder Ablehnung der Mittler-Rolle), Kontakte zu Verlagen und eine mögliche Beratertätigkeit für diese, Kontakte zu Autoren und anderes mehr können die Übersetzer das Interesse an Literatur unterstützen oder kanalisieren. Dabei klaffen gerade bei dieser Gmppe Anforderungen und Anerkennung besonders weit auseinander. Vergegenwärtigt man sich die sprachliche, stilistische und inhaltliche Bandbreite derfcoom-Romane,so kann kein Zweifel darüber bestehen, daß hier mehr als 'spanische Sprachkenntnisse' erforderlich sind. Vertrautheit mit dem jeweils regionalen Sprachgebrauch, dessen altmodischem und modernem Vokabular, Jargons, Kenntnisse der Geschichte und Gegenwart, der Landschaften, Städte, Flora und Fauna des Kontinents, des amerikanisches Kulturgutes (inklusive europäischer und afrikanischer Wurzeln), gegebenenfalls Indianersprachen, vielfältige Leseerfahrungen, am besten auch die Kenntnis des Gesamtwerks des zu übersetzenden Autors und vieles andere sind unabdingbar für das Verständnis, die Vermittlung und Übertragung des Textes. Zu diesem Kontextwissen der Ausgangssprache muß die Kompetenz in der Zielsprache, die in der Regel die Muttersprache ist, hinzukommen. Ein begeisterter und unermüdlicher Übersetzer wie Curt Meyer-Clason sagt, das Übersetzen, also das "Verstehen, Verständnis, Wachstum, Überwindung der Grenzen ist wohl die summa aller Wissenschaft".

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Diesen hohen Anforderungen entsprechen dagegen meist weder die öffentliche Anerkennung noch die Honorare der Verlage. Natürlich bleibt ein übersetzter Roman immer 'der neue Márquez' - und das ist ja auch rechtens so aber vielfach scheint an zweiter Stelle der Aufmerksamkeit bereits der Verlag und nicht der Verfasser der deutschen Fassung zu stehen. Sowohl auf dem Buchumschlag als auch in einem Großteil der Besprechungen sucht man vergebens nach einem Verweis auf den Übersetzer bzw. die Übersetzung. Erst im Kleingedruckten kann sich der Interessierte durch das Impressum oder eine bibliographische Angabe informieren. Dadurch verliert sich auch allgemein das Bewußtsein dafür, einen dem Original nur nachempfundenen Text vor sich zu haben. Die Vermittlungsaibeit des Übersetzers gilt gemeinhin als Dienst am Autor. Die Übersetzer selbst siedeln sich dagegen gern zwischen Imitation und Sprachschöpfung an und vergleichen sich mit einem Schauspieler. Jahrelang kämpften sie für ihre Anerkennung als Urheber und für eine Beteiligung am Erfolg eines Buches, was noch keineswegs die Regel ist. Oft werden sie noch nicht einmal vom Verlag über den Erfolg des Buches auf dem laufenden gehalten. Daß sie prozentual oft weniger als der Literaturagent am Buch verdienen, ist bereits angesprochen worden. Inzwischen gibt es immerhin einen Normvertrag zwischen Verlegern und Übersetzern. Immer wieder haben sie auch die geringe Unterstützung etwa durch Übersetzerpreise, Stipendien oder Reisekostenzuschüsse beklagt. Um ihre Belange besser vertreten zu können, haben sie sich im Verband deutschsprachiger Übersetzer (VdÜ) organisiert. Seit einigen Jahren gibt es hier und da Lichtblicke: Freundeskreise, Initiativen oder die Länder stifteten Übersetzerpreise (z.B. den Wieland-Preis, der zuerst an Fritz Vogelgsang ging); das Horizonte-Festival richtete 1982 auch eine Übersetzer-Werkstatt ein; es finden internationale Übersetzer-Treffen statt; an der FU Berlin gibt es eine Übersetzer-Werkstatt unter der Leitung von Maria Bamberg usw. Die Honorare für Übersetzer sind als ein Faktor zu betrachten, der die Literatur berührt. Bei einem vom VdÜ angegebenen Durchschnitt von 15-25 DM pro Manuskriptseite bei belletristischen Übersetzungen (auch 10 DM werden noch bezahlt, während profiliertere Übersetzer mit 30-50 DM rechnen können) kann ökonomischer Druck zu Zeitdruck werden. Die Übersetzer halten die Ablieferungstermine darüber hinaus auch oft für zu kurz. Eine hauptberufliche Tätigkeit als Übersetzer schließen diese Honorare sowieso meist aus. Die Regel ist daher, neben einem 'Brotberuf zu übersetzen, was sogar auf einen Curt Meyer-Clason zutrifft. 1979 waren von insgesamt 600 literarischen Übersetzern nur 150-200 Hauptberufliche - ein Übersetzer lateinamerikanischer Literatur ist meines Wissens nicht darunter. Wie so viele Berufe auf dem kulturellen Sektor verlangt auch dieser eine gehörige Portion Opferbereitschaft und Engagement jenseits einer 40-Stunden-Woche, Sonn- und Feiertagen, be-

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zahltem Urlaub oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Ein schwacher Trost: Übersetzungen werden nirgendwo gut bezahlt Andererseits ist das für die Übersetzer geringe Honorar für kleinere und/oder weniger finanzkräftige Verlage oft schon eine erhebliche Investition, die Projekte scheitern lassen kann, zumal wenn noch AgentenHonorare hinzukommen. In dieser Situation sind Übersetzungskosten-Zuschiisse sehr willkommen und effektiv. Die Finanzkraft eines Verlages kann (muß aber nicht) die Qualität einer Übersetzung beeinflussen: Da wird eine Übersetzung auch einmal an einen Anfänger mit guten Probeübersetzungen vergeben anstatt an einen erfahrenen, erfolgreichen Übersetzer, der 40 oder SO DM pro Nonnseite verlangt Die oft scharfe Kritik an den literarischen Übersetzungen lateinamerikanischer Texte ins Deutsche wirft auf der anderen Seite die Frage nach den Vorkenntnissen und der Kompetenz der Übersetzer auf. Im Gegensatz etwa zum Ausbildungsbenif des Diplom-Übersetzers - der meist nicht Belletristik übersetzt, aber mehr verdient gibt es auf diesem Feld kein festumrissenes Berufsbild. Manche bezeichnen sich als freie Schriftsteller oder 'veihinderte Autoren', viele sind Autodidakten. Von einigen ist bekannt, daß sie ganze Lebensabschnitte in Lateinamerika verbracht haben, wie z.B. Meyer-Clason, Bamberg und Frenk. Dabei wäre aber noch zu unterscheiden zwischen denjenigen, die immer schon auf kulturellem Gebiet tätig waren und denen, die erst nach ihrer Heimkehr ihre Kenntnisse nutzbar machen wollten und anfingen zu übersetzen. Kaum jemand unter ihnen hat zuvor oder später mit spanischer Literatur gearbeitet wie etwa Vogelgsang oder Wittkopf. Mehr als fraglich ist jedoch, ob all die Übersetzer aus der frühen Rezeptionsphase, zumal die weniger bekannt gewordenen, solche Kenntnisse mitbrachten. Da wurden auch Personen beauftragt, die gut Französisch konnten und Spanisch so nebenbei gelernt hatten. Oder Deutschsprachige freundeten sich mit Autoren an, von denen sie sich zu ihrem einzigen deutschen Übersetzer erklären ließen. Wer weiß, wieviele sich mit der englischen oder französischen Übersetzung (die ja der deutschen oft genug vorausging) daneben und mäßigen Spanischkenntnissen durch den Text gemogelt haben? Auf jeden Fall kann man von einer ganz unterschiedlichen Voibereitung der Übersetzer auf ihre Aufgabe ausgehen. Ein Charakteristikum des Übersetzer-Daseins ist ferner, daß sie für die deutsche Fassung, so wie sie in der Öffentlichkeit präsentiert wird, vor Fachleuten und den Lesern verantwortlich zeichnen. Und dies, obwohl sie nach Ablieferung der Auftragsarbeit meist keinen Einfluß mehr auf diese Präsentation haben und ihr Text zunächst noch das Lektorat durchläuft, wo ein Lektor mit oder ohne Sprachkenntnissen redigiert oder mit Änderungswünschen an den Übersetzer herantritt Auch der neue deutsche Titel wird nur selten vom Übersetzer gemacht, aber letztlich muß der Übersetzer für die sprachliche Gestaltung des Weikes geradestehen. Der Übersetzer wird vertraglich verpflichtet, das Original "getreu und vollständig" wiederzugeben, der Verlag

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dagegen verpflichtet sich nicht, die Übertragung auch "getreu und vollständig" wiederzugeben. Außerdem kann der Verlag sogar mehrere Übersetzer am Werk eines Autors arbeiten lassen oder seine fertiggestellte Übertragung jahrelang liegenlassen, ohne sie zu veröffentlichen. Typisch für diese Gruppe von Mittlem ist außerdem, daß sie häufig brieflichen oder persönlichen Kontakt zum Autor haben. Wo in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur noch ein Kontakt zwischen Lektor/Verleger und Autor besteht, so tritt im Bereich der fremdsprachigen Literatur oft der Übersetzer an diese Stelle. MeyerClason beispielsweise kennt alle lateinamerikanischen Autoren, die er übersetzt hat 1 Für die frühe Phase der Übersetzungen, in der allerdings schon Luchting, MeyerClason, Bamberg, Vogelgsang und andere sehr qualifizierte Arbeiten abgeliefert hatten, resümiert Menén Desleal: [...] es sólo accidental que quienes ejercen la mediación literaria entre América Latina y los países de lengua alemana sean profesionales capaces. Con frecuencia se ha tratado o se trata de personas que, si no es posible negarles buena voluntad, es imposible reconocerles competencia. Muchas de ellas llegaron a América Latina como emigrantes, como técnicos o como empleados de empresas u organizaciones internacionales, y los editores de habla alemana, que en general pagan mal a los traductores y no se cuidan demasiado de la calidad de las traducciones - dando por supuesto que en los países subdesarrollados no se escribe del todo bien, y que si un traductor alemán altera el texto, será para mejorarlo aceptan sus trabajos con el triste resultado patente en el poco aprecio que el público lector de habla alemana tiene por la literatura de los 'jóvenes países en vías de desarrollo'.2 Interessant mag in diesem Zusammenhang das Echo der lateinamerikanischen Autoren auf ihre Übersetzungen sein. Dabei muß jedoch berücksichtigt werden, daß sie die deutschen Übersetzungen oft gar nicht selbst beurteilen können und sich auf das Urteil anderer verlassen. Es ist anzunehmen, daß vornehmlich Autoren mit einer gewissen Bindung an den deutschsprachigen Raum aktiven Anteil an ihren Übersetzungen genommen haben. Eine englische oder französische Übersetzung mag für sie prestigeträchtiger sein; dort ist in der Regel auch ihre Verbreitung größer, und häufig sind sie mit diesen Sprachen vertraut. Doch allein schon von etlichen revidierten deutschen Fassungen zur Buchmesse 1976 konnten sie auf wenig kompetente Übersetzer schließen. So sind nur wenige Kommentare über die deutschen Übersetzungsarbeiten bekannt geworden; berühmt-berüchtigt ist der von Asturias: Meine [deutschen] Übersetzer sind bisher fast immer das gewesen, was ich als literarische Händler bezeichnen möchte, die vor der Tür stehenbleiben.

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Das heißt, es waren Leute, die weder meine Sprache richtig verstanden noch meine dichterischen Vorstellungen begriffen haben, die vor allem die poetischen Elemente in meinen Romanen außer acht ließen. [...] Ich bin erschüttert. So geht das einfach nicht, so kann man meine Bücher doch nicht in der Sprache Goethes herausgeben. Er fragte sich, warum man beispielsweise nicht bei seinem Übersetzer Vogelgsang geblieben sei und freute sich, als nun Luchteihand sein Werk betreuen und "auch jene Romane neu übersetzen lassen will, die jetzt in so eibäimlicher Übertragung vorliegen, wie etwa der Roman 'Mulata de tal', dessen deutsche Fassung man schlechthin als Mord bezeichnen kann".3 Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Dagegen zeigte Vargas Llosa nur Unverständnis und Verwunderung, als spätere Verleger nicht weiter Luchting mit der Übertragung beauftragten; er konnte oder wollte daran offenbar nichts ändern.4

(b) Die Übersetzungen - theoretische Vorüberlegungen Seit es Übersetzungen gibt, ist ihr Sinn und Wesen diskutiert, sind Übersetzungsmaximen aufgestellt worden. Für Deutschland gilt, daß gerade hier große literarische Epochen auch Blütezeiten der Übersetzung waren, man denke an die Klassik oder Romantik, an Gottsched, Wieland, Goethe, Schiller, Tieck oder Chamisso.5 Schon Schleiermacher hat deutlicher als andere das Spannungsfeld beschrieben, in dem sich jede Übertragung bewegt, deren Sinn es ist, Schriftsteller und Leser zueinander zu bringen: Entweder der Uebersetzer läßt den Schriftsteller möglichst in Ruhe, und bewegt den Leser ihm entgegen; oder er läßt den Leser möglichst in Ruhe und bewegt den Schriftsteller ihm entgegen.6 Das Ideal der Übersetzung wäre wohl der Text, der so geschrieben ist, wie ihn der Autor in dieser Sprache selbst geschrieben hätte. Geschätzt wurde stets an einer Übersetzung der Respekt vor dem Fremden und dem Streben nach dessen Vermittlung. Darüber hinaus hat sie auch ihre Funktion allein in der Zielsprache, die sie bereichem, in Bewegung versetzen und deren Sprachnormen sie brechen kann. Hinzu kommt ihr komparatistischer Nutzen, denn sie drückt ebenfalls das Verhältnis der Sprachen zueinander aus, etwa ihre natürliche Inkongruenz.7 Als Ziel der Übersetzung wird immer wieder herausgestellt, daß sie das "Echo des Originals" (Benjamin) und "eine unwiderstehliche Neigung nach dem Original" (Goethe) erwecken solle.8 Zu bedenken ist stets, daß die Übersetzung das Original nur in dem kleinen Punkt des Sinnes flüchtig wie eine Tangente berührt, daß sie kein Duplikat des Originaltextes

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mit verändertem Wortschatz sein kann, sondern nur "ein ziemlich beschwerliches Hilfsmittel", nur "ein Weg zu dem Werk".9 Wer etwa das Englische verdeutschen will anstatt das Deutsche zu verenglischen, verrät letztlich einen höheren Respekt vor den eigenen Sprachgebräuchen als vor dem 'Geist' des fremden Werkes und hält den Stand der Sprache fest. Dann klingt das fremde Werk wie ein einheimisches und läßt die Eigentümlichkeit des Originals nicht mehr durchscheinen.10 Konsequenterweise muß man also die Übersetzung als eigene Form von Literatur, vielleicht sogar als eigene Gattung bezeichnen.11 Kann man sich noch relativ leicht auf so allgemeine Richtlinien einigen, so wird dies in der Übersetzungspraxis wie auch der Übersetzungskritik komplizierter. Welche Anforderungen sollen nun an eine Übersetzung gestellt werden: Soll sie Textstrukturen offenlegen oder eine Art Interpretation enthalten? Soll sie z.B. für einen lateinamerikanischen Regionalismus einen deutschen Dialekt als Äquivalent wählen? Soll sie sich bei der Verquickung von Sprach- und Bedeutungsspielen in der Übersetzung für die Referenz oder die Komik entscheiden? Sollen Wortspiele nur vermittelt oder variierend selbst neue erfunden werden? Wie kann die Übersetzung bei bestimmten Eigennamen gleiche Assoziationen hervorrufen? Verfremdet der Autor seinen Text, so muß eine wirkungsgleiche Lösung gefunden werden, die aber gleichzeitig nicht vereindeutigen sollte. Auf dem schwierigen Weg, das Ziel des Autors "kongenial' in die deutsche Sprache zu vermitteln, sind die Klippen der "Unlesbarkeit", der "Eindeutschung" oder der Aktualisierung eines älteren oder archaisch wirkenden Textes zu umschiffen.12 Schwierig kann es sein, das Gefälle der Sprachebenen zu treffen, Wiederholungen im Original nicht durch zahlreiche Synonyme sprachlich zu 'verbessern', wenn sie zentrale Begriffe darstellen. Auch in Bildern und Tonfall, ungefähr auch in der Wortzahl und der Syntax sollte die Übersetzung dem Original entsprechen.13 Die Übersetzungskritik ist lange diesen komplexen Fragen nicht nachgegangen und hat sich auf eine oft fragwürdige "Kritik der Irrtümer" beschränkt. Dabei vernachlässigt das Richtig-falsch-Schema jedoch Wesentliches: Welche Textvorlage hat der Übersetzer benutzt, welche Prinzipien hatte er und wo hat er seine Prioritäten gesetzt? Wollte er z.B. eindeutschen oder peruanisieren, wählte er diese freie Metapher, um dem Bilderreichtum seines Autors zu entsprechen oder wollte er interpretieren, wollte er primär den Inhalt oder Stil und Form des Werkes vermitteln?14 Allein ein Vergleich von Original und Übersetzung reicht also nicht aus. Für diesen Vergleich sind inzwischen verschiedene Kriterien entwickelt worden, systematisch differenziert nach zieltext- und ausgangstextabhängiger Kritik, innersprachlichen Instruktionen (semantische, lexikalische, grammatische, stilistische etc.) sowie außersprachlichen Determinanten (Situations-, Sach-, Zeit-, Ort-, Empfängerbezug usw.).15 Außer nach 'Fehlem'

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wäre im Text also auch nach Auslassungen, Hinzufügungen, Vereinfachungen, Flüchtigkeiten zu suchen. Die Vollständigkeit der Wiedergabe, die Tendenz zur Interpretation (z.B. Dramatisieren oder Harmonisieren des Textes), Anlehnungen an eine Fassung in einer dritten Sprache oder die Wiikungsgleichheit wären zu berücksichtigen.^ In vielen Fällen sind aber nicht zu geringe Kenntnisse der Originalsprache das Hauptproblem, sondern - wie bei vielen lateinamerikanischen Texten - die "partielle Unkenntnis der kulturellen Referenzebene": Da werden dann Anspielungen auf Mythen, Verhaltensweisen oder autochthone Fakten nicht erkannt oder aber auf die eigene kulturelle Referenzebene bezogen. So schleichen sich leicht Stereotypen ein.17

(c) Originale und Übersetzungen Um es gleich vorwegzunehmen, in diesem Rahmen soll und kann keine angemessene Übersetzungskritik für die einzelnen Romane durchgeführt werden. Hingewiesen werden soll jedoch auf einige Spezifika der Rezeption fremdsprachiger, übersetzter Literatur, da gerade auch die sprachliche Präsentation den Leser auf einen bestimmten Weg zum Weik bringt oder aber das Werk für unsere Lesegewohnheiten 'passend macht'. Schon kleine Einzelbeobachtungen können da aufschlußreich sein. Das beginnt schon bei der deutschen Titelgebung, die sich nur manchmal an der eigentlichen Übersetzung orientiert und häufig mit Blick auf die Verkäuflichkeit des Buches aus dem Verlag stammt, nicht vom Übersetzer und erst recht nicht vom Autor.1« Da heißt: Todas las sangres Trink mein Blut, trink meine Tränen El siglo de las luces Explosion in der Kathedrale Hombres de maíz Maismänner El acoso Finale auf Kuba Los pasos perdidos Die Flucht nach Manoa Una familia lejana Die Heredias Nichts als das Leben La muerte de Artemio Cruz La mala hora Unter dem Stern des Bösen El trueno entre las hojas Die Nacht der treibenden Feuer El tunél Der Maler und das Fenster Maria, oder die Geschichte eines Verbrechens Pantaleón y las visitadoras Der Hauptmann und sein Frauenbataillon Conversación en la Catedral Die andere Seite des Lebens. Offenbar kann eine vom Original deutlich abweichende Titelgebung verschiedene Motivationen haben: "Bestenfalls' scheint kein griffiges Äquivalent in Sicht gewesen zu sein (wie etwa bei Una familia lejana oder den visitadoras). Unerklärlicherweise

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wurde aber auch manchem leicht wörtlich zu übersetzenden Titel eine fade und nichtssagende Version vorgezogen (wie z.B. bei Nichts als das Leben oder Die andere Seite des Lebens). Bei El tunél gar weichen beide deutschsprachigen Titel vom zentralen Bild des Romans ab. Scheinbar sollen einige Überschriften das Werk geographisch situieren helfen (Finale auf Kuba, Flucht nach Manoa). Am häufigsten jedoch wird hier eine Tendenz zur Sensation und Dramatik erkennbar, die neugierig machen soll auf das, was man ohnehin von diesem Kontinent erwartet: Blut, Tränen, Explosionen, Flucht, den Stern des Bösen, Feuer oder Verbrechen. Einige dieser Titelgebungen sind zusammen mit anderen Mißgriffen bei einer Neuauflage oder Lizenzausgabe revidiert worden, andere haben lange auf österreichischen, west- und ostdeutschen Umschlägen koexistiert. Geändert wurden: Die Maismänner Die Maismenschen Die Flucht nach Manoa Die verlorenen Spuren Staatsraison Die Methode der Macht Unter dem Stern des Bösen Die böse Stunde Kein Brief für den Oberst Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt Die andere Seite des Lebens Gespräch in der Kathedrale Der Maler und das Fenster Maria, oder die Geschichte eines Verbrechens Tante Julia und der Lohnschreiber Tante Julia und der Kunstschreiber. Oftmals hat man also die Ungenauigkeiten des ersten Titels wettgemacht, zu einer wörtlichen Übersetzung zurückgefunden oder Unklarheiten beseitigt (hombres oder escribidor) - außer bei Sábato. Typisch ist, daß es meist Übersetzungen aus den späten 50er oder 60er Jahren waren, die Mitte der 70er neu betitelt wurden. So wichtig und richtig dies auch war, so verweist es doch auf Stilunsicherheiten und trägt nicht zur Übersichtlichkeit bei. Zusammen mit den Übersetzerwechseln, die eher die Regel als die Ausnahme waren, und den Überarbeitungen signalisieren sie die Diskontinuität wie auch den späten Versuch, die Mißgriffe und Versäumnisse der Vergangenheit zu beseitigen. Ein anderer Punkt ist der zeitliche Abstand zwischen dem Erscheinen des Originals und der deutschen Erstausgabe (vgl. Kap. IV/2). Die meisten Romane - vor allem die Ende der 60er bis Mitte der 70er erschienenen - wurden in einer gängigen Zeitspanne von zwei bis sechs Jahren in Deutschland vorgelegt, so z.B. Explosion in der Kathedrale, Staatsraison, Album für Manuel, Der obszöne Vogel der Nacht, Nichts als das Leben, Hautwechsel, Terra nostra, Hundert Jahre Einsamkeit, Der Herbst des Patriarchen, Chronik eines angekündigten Todes, Menschensohn, Ich, der Allmächtige, Pedro Páramo, Die Stadt und die Hunde und Das grüne Haus. In einigen Fällen klaffen diese Daten jedoch weit auseinander, z.B. bei Das Reich von dieser Welt, Landschaft in klarem Licht, Laubsturm, Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt oder

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Die Werft, also einer Gruppe von Romanen, die entweder erst im Gefolge eines 'Hauptwerks' übersetzt und publiziert wurden oder sehr früh (in Relation zum hiesigen Rezeptionsverlauf) im Original erschienen waren, also um 19S0 herum bis Anfang der 60er Jahre. Eine weitere Gruppe von Romanen ließ lange auf sich warten, nämlich die seitenstarken und/oder besonders schwierig zu übersetzenden wie Rayuela, Paradiso, Die andere Seite des Lebens oder Drei traurige Tiger - da kamen bei Cortázar oder Cabrera Infante sogar ungefähr 20 Jahre zusammen. Dagegen dauerte es bei einem ähnlich schwierigen Text wie Terra nostra 'nur' vier Jahre; da mochte also auch das Eingebundensein in eine sukzessive Edition eine Rolle gespielt haben, denn Luchteihand wagte sich nach glücklosen Versuchen mit Cortázar wohl nicht an diesen Roman. Im Falle von Rayuela, Drei traurige Tiger oder auch Paradiso mußte erst der Suhikamp Verlag kommen, damit diese Weike überhaupt zugänglich gemacht wurden. An den deutschen Ausgaben der hispanoamerikanischen Romane fällt zunächst folgendes auf:19 In der Regel gibt es keine Auskünfte darüber, ob eine sogenannte 'ungekürzte' Fassung vorliegt, nach welcher Vorlage sie sich richtet oder ob Übersetzungen in Drittsprachen verwendet wurden. Dem deutschen Leser werden gegebenenfalls die vom Autor vorangestellten französischen Zitate nicht - wie dem Lateinamerikaner oder Spanier - im Original 'zugemutet', sondern übersetzt, so z.B. bei Die Stadt und die Hunde oder Nichts als das Leben. Vor allem aber haben es sich die Übersetzer oder andere Fachleute fast immer versagt, den interessierten Leser durch ein Vor- oder Nachwort einzuführen und so erste Orientierung anzubieten. Zusätzliche Informationen sind in diesen Ausgaben generell selten: in Rayuela ist zur Erklärung das Himmel-und-Hölle-Kindeihüpfspiel aufgezeichnet; in Drei traurige Tiger gibt es einen Stadtplan von La Habana und in Die Stadt und die Hunde einen von Lima. Bei Hundert Jahre Einsamkeit jedoch wäre ein Familienstammbaum wie in der spanischen Ausgabe denkbar gewesen, bei den übrigen Romanen fehlen solcherlei 'Zugaben' völlig. Auch Fußnoten und Anmerkungen sind rar. Sach- und Worterklärungen gibt es fast nirgends, wie zum Beispiel in Hundert Jahre Einsamkeit, Pedro Páramo oder so vielen anderen Romanen. Bisweilen werden nur einige wenige zentrale, aber unübersetzbare Wörter angegeben wie in Die Stadt und die Hunde, Nichts als das Leben, Ort ohne Grenzen oder in einem Kapitel von Drei traurige Tiger. Die grundlegende Entscheidung, auf Sach- und Woiterklämngen zu verzichten, mag eine verlegerische sein, die auf die Einheitlichkeit einer Reihe bedacht ist, nur 'das Wort des Dichters' wiedergeben und nicht zu kritischen Studienausgaben tendieren will. Oder aber sie geht auf den Übersetzer zurück, der sich entschieden hat, lateinamerikanische Bezeichnungen im Text stehen zu lassen, sie zu paraphrasieren oder als Fremdwort im Deutschen wiederzugeben. Gerade an speziellen Lateinameri-

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kanismen bzw. Begriffen und Wendungen ohne direkte Entsprechung im eigenen Kulturkreis sind prinzipielle Übersetzerentscheidungen abzulesen: Beläßt er manches Fremde und Fremdsprachige als solches - und frischt so das Bewußtsein des Lesers immer wieder auf, hier einen Text aus einer fremden Realität vor sich zu haben - oder ist ihm mehr an einem ungebrochenen deutschen Sprachfluß gelegen, der ihn auch für spezifisch Lateinamerikanisches noch Äquivalente suchen läßt - und so den Text weniger 'fremd', leichter zugänglich und 'lesbar' macht? Stehengeblieben sind beispielsweise so manche Begriffe aus der lateinamerikanischen Flora und Fauna, den menschlichen Rassen, Speisen oder sonstwie eng mit den Lebensformen und -umständen Verbundenes, was hier (in dieser Form) unbekannt ist oder in der Übersetzung andere Assoziationen freisetzen würde (z.B. "Hinterhof oder 'Innenhof für 'patio'): "yuca, malanga"/"Jukka, Malanga",20 "Preparatoria'TPreparatoria",21 "encomenderoVEncomendero",22 "chipocles"/"Chipocles" und "pulque'V'Pulque",23 "chongos"/"chongos" (mit Worterklänmg),24 "huachinangos"/"huachinangos",25 "ceviches'Tceviches",26 "tabachines"/"Tabachinen",27 "hacienda de Cocuya"/ "Cocuya Hazienda",28 "voz cora, voz yaqui, voz huichol, voz pima, voz seri"/"Cora, Yaki, Huitchol, Pima, Sed",29 "huipiles'Vhuipiles" (mit Worterklärung)*» "patio"/ "Patio",31 "zambosTzambos" (mit Worterklärung),32 "parque SalazarVParque Salazar",33 "mayordomoY'Mayordomo",34 "fulbito"/"fulbito",35 "serranoY'serrano",36 "corral"/"Korral",37 "cadetes"/"cadetes",38 "tenientesY'Tenientes",39 "un sol'7"ein Sol",40 "costeños"/"costeños",41 "carajo"/"Carajo",42 "mateY'Mate",43 "porquería"/ "porquería",44 "Madre mía"/"Madre mía",« "habanerosY'Habaneros",46 "claves"/ "Claves" (mit Erklärung),47 "santería, de ñañiguismoY'Santería und Ñañiguismo",48 "Adiós"/"Adiós",49 "mulatoY'mulato",50 "Señor", "SeñoraY'Señor", "Señora",51 "maracas"/"Maracas",52 "falsetto"/"falsetto" (mit Erklärung),'3 "bongó y conga"/ "bongó und conga",54 "Voy arriba'V'Voy arriba"55 etc. Speziell bei Eigennamen oder Titeln gibt es aber häufig sowohl originalsprachliche als auch übersetzte Fassungen (besonders bei 'sprechenden' Namen): "capitán"/ "Hauptmann",56 "coronel Roque Carnicero"/"Oberst Roque Fleischer",57 "Ixca Cienfuegos'VIxca Cienfuegos",58 "JoaquinitoY'Joaquinito",59 "don Alvaro, que fue capitán general del Corregimiento'T'Don Alvaros, des Capitán General des Corregimiento",60 "calle de MaderoY'Madero-Straße",61 "caciquesY'Großgrundbesitzer",62 "Jaguar", "Boa", "Rulos","Esclavo", "poeta"/"Jaguar", "Boa", "Löckchen", "Sklave", "Dichterling",63 "colegio 'La Salle'Y'La-Salle-Schule",64 "avenida Wilson"/"Avenida Wilson",65 "Plaza de Bellavista"/"Plaza de Bellavista",66 "la Media LunaY'Gut Medialuna",67 "JaponesitaY'Japonesita",68 "Sargento de CarabinerosY'Polizeisergeanten",69 "del Encargado de Correos"/"des Posthalters",70 "atraversé Infanta y Carlos Tercero y la Esquina de Tejas se quedó en la curva de Jesús del Monte y en

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Aguadulce [...]"/"über die Infanta und die Oírlos i n und die Esquina de Tejas verschwand plötzlich hinter der Kurve Richtung Jesús del Monte und in der Aguadulce [...]",71 "PepitaTBlondie", 7 * "El V i e j o V E l Viejo",'» "BustnSfono"/ "Bustróphon",74 "BustrófonbraunTBustrovonBraun"75 etc. Einige Lösungen der Übersetzer zeigen den Ansatz, Fremdes entweder im halbübersetzten Wort selbst näher zu bestimmen oder aber gleich einen deutschen Begriff zu suchen: "guineoVBananenbaum",76 "VivaVEs lebe",77 "bongóVBongótrommel",78 "haciendas'/'Gíitem",79 "Pasaron humeando las cazuelas de mole y totopos con frijoles y tamales costeños de piel dorada y chipocles y las jarritas de atole rosa y las tortillas grises; y los dulces (jamoncillos, ates, macarrones, biznagas) bullendo de moscasY'Dampfend kamen die Teller mit Hühnersuppe, Maiskuchen, Bohnen, Maispasteten in Bananenblättem und Chipocles, und die Krüglein mit rosa Atolli, graue Tortillas, fliegenübersäte Süßigkeiten (Karamelcremes und Zimtäpfel, Macarrones und Biznagas)",80 "selva"/"Dschungel",81 "manglarVMangobäume",82 "machete'7'Buschmesser",83 "rifleVGewehr" 8 4 "cholo(s)"/"cholo-Mann",w "aquel fulano'T'der Mann",86 "Mijita linda'T'Na, Puppe".87 Dabei können auch einmal Regionalismen verlorengehen wie z.B bei "¿Vos te acostaste con un hombre, Horacio? - Claro, La experiencia, entendés"/"Hast du mit einem Mann geschlafen, Horacio? - Natürlich. Die Erfahrung, verstehst du"88 oder "vos sos de familia"/"du gehörst ja zur Familie".89 In vielen Romanen tauchen fremdsprachige Textstellen oder Zitate auf, meist aus dem Englischen, Französischen oder Lateinischen. In der Regel werden diese auch in der Übersetzung so übernommen wie "Los Estados Unidos ... toujours quantité, jamais qualité'T'Die Staaten ... toujours quantité, jamais qualité",90 "I love you, for sentimental reasons"/"I love you, for sentimental reasons",91 "know-how"/"knowhow",92 "el breakT'der Break",« "de clochardVClochards",94 "Ta gueule - dijo EtienneVTa gueule, sagte Etienne",95 "carpe diem'Vcarpe diem",96 "encantadora jeune-fille"/"bezaubemde jeune-fille",97 "souvenirs'T'souvenirs",98 "Prélude CharnelTPrélude Chamel",99 "Baby DollTBaby Doli",100 "Mehr Licht"/"Mehr Licht".101 Manchmal werden auch englische Ausdrücke im spanischsprachigen Original einfach eingedeutscht, z.B. "income tax"/"Einkommensteuer" oder "Darling"/ "Liebling".102 Wird im Original mit der fremden Sprache gespielt bzw. ein Jargon oder die Umgangssprache nachgeahmt, so kann dies im Deutschen anverwandelt werden oder aber es geht verloren: "Two eggs fer da prize of one"/"Two eggs for the prize of one",103 "Ay wonna f o c Y ' A i wonna fock",104 "no tan alto, plis"/"nicht so laut, plies",105 "escritor de teatro, de tevéVschreiben fürs Theater, fürs Tiewie",106 "rocanroles"/"Rock'n Rolls"107 etc.

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Es gibt auch Textstellen, die den Übersetzer dazu verleiten, das Original im Deutschen zu vereindeutigen oder zu erklären. Manchmal geschieht dies aus grammatikalischen Gründen, weil im Deutschen das Subjekt erscheinen muß, teilweise wirkt dies wie eine Verständnishilfe oder ein unmotivierter Zusatz: "Fue Aureliano quien concibió"/" Aurcliano ersann als erster",108 "Se acabó.TDas Band ist abgelaufen",109 "SalióTCava trat hinaus",110 "La casa de AlbeitoTDie Villa, in der Albeit wohnt",111 "Uf.TUnd der Jaguar stöhnt.",112 "Los muchachosTDie zwei Jungen",1» "la muerte del, de AranaYTod des Ski-, von Arana",114 "¿No me oyes?"/"Hörst du mich nicht, Mutter?",115 "Allá hallarás mi querencia"/"Mein Sohn, dort wirst du mein Zuhause finden".116 In Pedro Páramo erscheinen sogar in der deutschen Erstausgabe vor jedem Abschnitt hinzugefügte 'Erklärungen' wie "Juan Preciado «zählt:" oder "Pedro Páramo:".117 Bisweilen verkürzt der deutsche den spanischsprachigen Text. Da der Leser nicht über die verwendete Originalausgabe informiert wird, bleibt es unklar, ob ausgelassene Wörter, Satzteile, Sätze oder ganze Passagen der (zensierten) Vorlage oder der Nachlässigkeit bzw. hilflosen Unfähigkeit des Übersetzers zu verdanken sind. Was immer auch der Grund für diese Auslassungen sein mag, so ist es doch ein unhaltbarer Zustand, daß man immer wieder vergeblich nach bestimmten Textteilen in der Übersetzimg suchen muß. Vorgekommen ist dies z.B. bei Nichts als das Leben,118 Die Stadt und die Hunde,119 und Ort ohne Grenzen.™ Manche Lösungen der Übersetzer gehen über ein Ergänzen und Erklären noch hinaus, sie scheinen mir das Original zu interpretieren und so den Leser zu lenken oder ihm die Lektüre zu 'erleichtem': z.B. "hermetismo"/"Wortkargheit",121 "un grupo de mujeres'Teine Gruppe junger Mädchen",122 "sin consultar a la legítima clase dirigente"/"ohne die alteingesessene Oberschicht zu befragen",123 "bonita fiesta"/ "Empfang",124 "este hombre"/"dieser Eseltreiber",125 "protestarVnörgeln",12* "la gente volvió a conversar"/"Die Gespräche flackerten wieder auf'. 127 Immer wieder begegnet man merkwürdigen Unstimmigkeiten, z.B. "No me gustó tanto la película"/"Mir hat das Bild nicht besonders gefallen",128 "filiación"/"Verbrüderung",129 "¡Ey, tú! - llamé. - ¡Ey, tú! - me respondió mi propia voz"/"'Hallo!' rief ich ihn an. 'Hallo!' antwortete er mir mit meiner eigenen Stimme",130 "mientras ellos hacían quién sabe qué en la fiesta"/"während sie wer weiß was für ein Fest feierten",131 "retrete"/"Abtritt",132 "Yo quería no tener asco de la carne de esa mujer"/"Ich wollte mich vor dem Heisch dieser Frau ekeln".133 Besonders in zwei dieser Romane, Rayuela und Drei traurige Tiger, sah sich der Übersetzer verstärkt einer Phantasiesprache, Vermischungen von Phantasie- und realer Sprache und dem musikalischen, poetischen und spielerischen Gebrauch der Sprache gegenüber, wofür er Entsprechendes im Deutschen finden mußte, eine

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manchmal schier unmögliche Aufgabe. Besonders bei rein klanglichen Spielereien, Palindromen oder Alliterationen galt es, selbst sprachschöpferisch tätig zu werden. Noch komplizierter wurde es, wenn sich Wortspiele gleichzeitig semantisch und klanglich zeigten. Da heißt es dann etwa "ella se tordulaba los hurgaliosY'entschlippte sie sich ihrer Kühlotten",134 "jadehollante embocapluvia"/"jodelhollerige Pluvialmund",135 "Chakespeare'VScheckspeare",136 "la musa de nuestras mesas'Vdie Muse unserer Mußestunden",137 "confundir a Confucio"/ "Konfuzius ganz konfus machen",138 "un esteta como Beteta'Tein Ästhet wie Beteta",139 "queremos quomer"/"uir uollen uas essen",140 "BustroflánTBustrofanilleis",141 "pero al tratar de decir, fino, Por favor, dije Forvapor o foipavor"/"aber als ich ganz vornehm Bitteschön sagen wollte, sagte ich Schitteböhn oder Bischetön".142 Hinzu kamen spiegelverkehit abgedruckte Passagen, Sätze in Dreiecksform oder Scherzgedichte.143 Selbst Palindrome mußten nachempfunden werden, z.B. "Ana ojo non anilina eje (todo gira sobre él) radar ananá (su fruta favorita) sos y gag (la más feliz)"/"Neffen Uhu (OHO wäre noch besser) Radar Rentner rar (das seltenste) Gag (das witzigste) Kajak stets Rotor (der orthographische Drehwurm) SOS/Retter (die konzentrischen) tot (das letzte im Alphabet des Lebens)" oder "Roma/amor azar/raza aluda/adula otro/orto risa/asirVRebe/Eber Ton/Not Regal/Lager Leda/Adel Bart/ Trab Reiz/Zier Rennen/Nenner".144 Wurde im Original gereimt, so hatte der Übersetzer drei Möglichkeiten: entweder zu übersetzen (mit Priorität für den Reim oder den Inhalt), das Gedicht oder Lied als spanischsprachige Textstelle in der deutschen Fassung zu belassen oder aber es stehenzulassen und in einer Fußnote zu übertragen. Übertragen wurde z.B. "Mientras las cosas en claro - / se ponen, de mala gana / con su hijita a la Peni / ayer noche fue Susana'VGestern mit zwei jungen Herren / wäre sie gestolpert fast, / und bis sich die Dinge klären, / ging sie schmollend in den Knast"145 oder "Que llueva, / que llueva, / La vieja está en la cueva / los pajaritos cantan ..."/"Regen, Regen, tropfe, / immer auf mein'n Kopfe" oder lautmalerisch und spielerisch, dabei jedoch hintergründig "Váyala fiña di Viña / deifel Fader fidel fiasco / falla mimú psicocastro / alfu mar sefu más phinasY'Viehfutt fettfein nehm Finderfand / Sattfa der fît Fidel Fiskus: / Pheno Focklein Phänocastrus, / Phobrin Gesphyrfum Pheinifand".146 In Nichts als das Leben wurden zwei Lieder im Original belassen, in Die Stadt und die Hunde ein Scherzgedicht originalsprachlich abgedruckt, aber in einer Fußnote übersetzt.147 Ab und zu trifft man auch andere spanischsprachige Textstellen in der Übersetzung an.148 Außer beim spielerischen oder poetischen Gebrauch der Sprache sind vor allem in zwei Bereichen freie Äquivalente gefragt: bei derben Ausdrücken, Schimpf- und Fluchwörtem sowie bei umgangssprachlichen Wendungen. Als Beispiele für die erste Gruppe seien angeführt: "Qué joder"/"Verdammt nochmal",149 "Que se vaja al quinto

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carajoVSoll er zum Teufel gehen",'«» "coüoTScheiße",151 "¡Magdalena cOÑo!"/ "Magdalena, verDAMMich!",152 "Coño"/"Leck mich am Arsch",153 "encojonamiento"/"furchtbar auf die Eier ging",'* "¡Cabrones!"/"Scheißkerls",155 "mariposa"/ "Schwächling",156 "huevas"/"Arschloch",15' "hijos de perra"/"Affen",15« "idiota"/ "Dussel",159 "Qué imbécil"/"Dieser Idiot",1» "EstúpidoTIdiot",161 "idiota'YTrottel",i62 "Está jodida"/"...der ist hin...",1« "maricón asquerosoVekelhaften Schwuli".164 Andere umgangssprachliche oder typische Wendungen sind z.B. "no sabemos ni j de ella"/"keinen Mugs mehr von ihr gehört",165 "donde se perdió el chaleco"/"wo sich die Füchse gutnacht sagen",166 "en lo que anda esa hija tuya"/"was Dein Töchterchen so treibt",167 "Estoy cerrado"/"Ich weiß nicht mehr weiter",168 "cosa linda"/ "Süßer",169 "¡Arriba corazones!"/"Und ab geht die Post!",170 "¡Allá va eso!"/"Auf geht's!",171 "lo siento"/"sorry",172 "A ver, brigadieres, vengan aquf'/"Brigadiere: Meldung!",173 "la cabeza como los criollos, y eso que la tienen dura"/"Kopf [...] wie die criollos [...], dabei haben sie solche Quadratschädel",174 "carrozo rojo"/"rotes Töfftöff-,175 " n i d e a cañones"/"keine zehn Pferde",176 "No te hagas ilusiones"/"Rede dir keine Schwachheiten ein!",177 "pensando en pájaros pintos"/"in Wolkenkuckucksheime vertieft".178 Die Umgangssprache kann auch lautlich nachgeahmt werden bzw. bestimmte Romanfiguren durch ihre 'umgangssprachliche' Schriftsprache charakterisiert werden wie z.B. in diesen Rillen: "Otro suisida"/"Noch ain Selbstmort",179 "Ingrata sorpresa fue leer en 'Ortográfico' la notisia de aber fayesido en San Luis Potosí el lo de marso último, el teniente koronel [...] Adolfo Abila Sanhes"/"Es war eine unangeneme Überraschung im 'Ortográfíko' die nahricht zu lesen, das Oberstloitnant Adolfo Abila Sanhes [...] am 1. merz in San Luis Potosí verschiedn ist"180 oder "Ya se que tu tienes toda tu razón de estar molesta y estar brava con nosotros, vaya, por todo lo que pasó, y eso, pero en rialidá no fue culpa nuestra si Gloria te se uyó de la casa y vino pacá pa la Habana"/"Ich weis schon das Du allen Grund hast Dich zu ärgern und auf uns bös zu sein nach allem was paßiert ist und so, aber eigentlich war es ja auch nicht unsere Schuld das Gloria von Dir zu hause abgehaun ist und hier nach Havanna gekommen ist".181 Häufig genug wird den Absätzen im Original keine Beachtung geschenkt und teilweise ohne die vom Autor gesetzten inhaltlichen Zäsuren zu berücksichtigen - neu umbrochen.182 Die Schwierigkeiten solcher Übertragungen scheinen mir augenfällig zu sein. Sichtbar ist meines Erachtens auch geworden, daß die Übersetzer unterschiedliche Konzeptionen von 'freien' und 'treuen' Übersetzungen haben, unterschiedlich staik das Fremde als solches im Text auch maikieren oder eine Übertragung auf unsere Refe-

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renzebene versuchen. Sicher ist der Sinn jeder Übersetzung, das Werk für andere Kultur- und/oder Sprachgemeinschaften zugänglich zu machen. In jedem zweiten Satz Lateinamerikanismen als Stolpersteine im Text zu lassen, schadet sicher der Lesbarkeit und hilft nicht unbedingt der kulturellen VermittlungsaibeiL Andererseits scheint es mir notwendig, dem Leser da nicht entgegenzukommen, wo er bequeme Vergleichsmomente sucht, die aber nur schiefe Vergleiche sein können. Fehlgeleitete Assoziationen ähneln oft den Stereotypen mehr als notwendig. Inzwischen sind einige Vokabeln aus der lateinamerikanischen oder übeihaupt spanischsprachigen Welt schon in breiteren Kreisen bekannt Hier kann der Übersetzer meines Erachtens mit ziemlich einfachen Mitteln anfangen, das Deutsche zu lateinamerikanisieren anstatt unbedingt alles einzudeutschen und dafür schiefe Vergleiche in Kauf zu nehmen: Den 'señor' und die 'señora', den 'patio' und die liacienda', den 'machete' oder 'guerrillero', den "habanero', 'mate' oder die 'siesta' kennen viele potentielle Leser oder Spanien-/ Lateinamerika-Reisende - warum sollen diese Vokabeln nicht selbstverständlich in den Romanen auftauchen? Muß unbedingt von Herrn Sánchez, von Buschmessern, Gütern, Hinterhöfen oder der unvermeidlichen Mittagsruhe die Rede sein? Schwieriger wird es bei nicht mehr so geläufigem Wortschatz, der aber trotzdem eine ganz spezifische Bedeutung trägt: Ist der 'cacique' tatsächlich mit 'Großgrundbesitze!' erfaßt? Läßt sich die Bezeichnung 'serrano', 'ladino' oder 'costeño' noch in einer Übersetzung vermitteln? Für solche Begriffe, zumal wenn sie im Roman wichtig werden, scheinen mir Wort- und Sacherklärungen sinnvoll, ohne daß man gleich eine kommentierte Ausgabe aus der deutschen Übersetzung machen müßte.

(d) Die Übersetzer und Übersetzungen in der Literaturkritik Hier soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit und in welcher Form das Thema "Übersetzung' Eingang in die Literaturkritiken der Romane gefunden hat Dabei ist zunächst zu bedenken, daß eine Rezension sicher keine Übersetzungskritik liefern kann und vielleicht auch gar nicht sollte. Auf der anderen Seite haben vermutlich die fehlenden, allzu oberflächlichen und 'summarischen' Urteile der Rezensenten ihren Teil zur Verwissenschaftlichung dieser Disziplin beigetragen.183 Die regelrechte Übersetzungskritik scheint völlig auf die wissenschaftliche Literatur beschränkt zu sein, denn selbst bei Philologen oder Übersetzerkollegen bleibt es - wenn sie sich im Feuilleton äußern - auch meist bei 'summarischen' Bewertungen. Doch haben die wissenschaftlichen Übersetzungskritiker - aus der Sicht eines Übersetzers - das Handicap, keine Literaten zu sein: Ebenso wie die meisten deutschen Kritiker, die sich über lateinamerikanische Bücher auslassen, sind auch Philologen meistens sprachliche Pfennigfuchser,

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Fehlersucher, aber keine Literaten. Sie halten das literarische Übersetzen offenbar für eine wissenschaftliche Tätigkeit, nicht für eine schöpferische wie das Schreiben.184 Dabei wäre eine fachliche Kritik durchaus erwünscht. Kundige Kritiken liest Meyer-Clason beispielsweise aufmerksam, auch wenn er nur "in den allerseltensten Fällen" von Kritikern gelernt hat, eher von Kollegen. Das hat auch einen einfachen Grund, denn "richtige Kritik" ist selten: 95% der Kritiker sprechen kein Spanisch oder Portugiesisch, kennen die Literatur Iberoamerikas nicht, auch nicht die portugiesische oder spanische. Sie haben nie in Lateinamerika gelebt, haben es nie bereist. Sie können daher nicht über das wichtigste urteilen: ob der Übersetzer den Ton getroffen hat Sehr selten sagen sie - weil sie es nicht sagen können - in einer Kritik: So hätte García Márquez geschrieben, wenn Deutsch seine Muttersprache wäre. [...] Kein deutscher Kritiker kann so etwas sagen, sofern er den Kontinent nicht kennt.185 Die Voraussetzungen für eine Kritik der Übersetzungen, die außerdem sehr arbeitsintensiv ist, sind also denkbar schlecht. Freie Mitarbeiter oder ständige Rezensenten der Zeitungen sind selten in Sprache, Literatur und Landeskunde Lateinamerikas bewandert. Bleiben die Literaturwissenschaftler und Übersetzelkollegen, die sich jedoch auch nur zu oft auf einen kleinen Nebensatz zur Übersetzung zurückziehen. Auch die Literatur-/Kultur-Redaktion des Blattes wird da mitreden: Vielleicht halten sie dies für weniger relevant, für das erste, was herausgestrichen werden kann, wenn der Platz nicht reicht, oder für Insider-Information, die an der Mehrheit ihrer Leser vorbeigeht. Nichtsdestotrotz wird in den Rezensionen gewertet: Das Weik wird inhaltlich, stilistisch, ja sogar ästhetisch beurteilt - aufgrund seines Stellvertreters, ohne diese Tatsache in der Regel zu berücksichtigen oder auch nur zu erwähnen. Selbst wenn der Kritiker zum Vergleich beim deutschen Verlag das Original anfordern sollte, kann es vorkommen, daß er keines erhält, weil nur der Übersetzer über ein Exemplar des Originals verfügt!186 Bei den Rezensionen der Werke der ¿oom-Autoren bestätigt sich das oben umrissene Bild. Die Mehrheit der Besprechungen erwähnt weder den Übersetzer noch die Tatsache, daß es sich um ein übersetztes Werfe handelt. Von den Erwähnungen ist wiederum ein Großteil auf den letzten Satz des Artikels und/oder einen beiläufigen Nebensatz beschränkt. Ganz kraß fällt dies bei den frühen Übersetzungen aus den späten 50er und den 60er Jahren auf, die wesentlich spärlicher rezensiert wurden und bei denen proportional dazu die Übersetzer-Leistung fast gar nicht beachtet wurde.

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Den Löwenanteil der knappen, oft stereotypen "Bewertungen' kann man bestenfalls als summarisch bezeichnen, wenn nicht als oberflächliches Pauschaluiteil, das jedes Beispiel missen läßt. Das Muster "in der schönen deutschen Fassung von", "in ein schönes Deutsch gebracht", "von dem bewährten Übersetzer", die "gelungene Übersetzung" usw. wird Uberall perpetuiert, bei den 'Pionieren' der Übersetzung, bei dem Hörensagen nach bewährten Übersetzern sowie bei kaum bekannt gewordenen Übersetzern eines einzigen lateinamerikanischen Titels. Manche Rezensenten scheinen sich schlicht auf den Ruf des Übersetzers verlassen zu haben, andere nahmen offenbar nur die deutsche Fassung als alleinigen Maßstab her. Diese Vor-Uiteile und Bewertungen 'auf den ersten Blick' haben eine ganze Reihe von kontroversen MinimalUrteilen (auch von Fachleuten) hervorgebracht. Von Emesto Säbato erschien 1967 Über Helden und Gräber in der Fassung von Otto Wolf, die kontrovers beurteilt wurde: Otto Wolf hat den Roman 'Über Helden und Gräber* ambitioniert und sorgsam übersetzt, auch wenn es ihm nicht gelungen ist, den poetisch-rationalen Höhenflug Säbatos kongenial ins Deutsche herüberzuretten. Fraglich muß angesichts dieses Buches überhaupt bleiben, wieweit ein [...] Inferno des Geistes übertragbar ist 187 Die Uebertragung ins Deutsche stellte den Uebersetzer Otto Wolf vor eine geradezu hybride Aufgabe. Er hat es meisterhaft verstanden, sich mit der labyrinthischen Welt des Autors vertraut zu machen.188 [...] glänzend nachempfunden in Otto Wolfs Übertragung [...] 189 [...] in der hervorragenden Übersetzung Otto Wolfs [...] 190 Während Siebenmann den Übersetzer für einen "ähnliche[n] Glücksfall wie [...] Gut Meyer-Clason" mit ausgeprägtem "Übersetzerethos" und ausgezeichneten Argentinien-Kenntnissen hält und dessen Kürzungen am Text damit erklärt, daß sie in Zusammenarbeit mit Säbato entstanden seien, kritisiert Manthey die unerklärlichen Kürzungen, die wohl vom Verlag vorgenommen worden seien, was auch Kratochwil annimmt. Dem Übersetzer kreidet Manthey sprachlich Ungenaues als "typische Übersetzersünden" an. "Stilfehler", "Wortfluten", eine "erschreckend konventionell[e]" Bildersprache und "Konjunktivorgien" lastet er allerding auch dem Autor an ohne dies jedoch anhand eines Vergleichs von Original und Übersetzung zu präzisieren und zu belegen.191 An Mariana Frenks Übertragungen der beiden Werke Rulfos von 1958 und 1964 fiel besonders auf, daß sie die ersten seines Werkes waren. Noch 1984 kam ein Sammelband "in der bewährten Übersetzung" von Frenk heraus, obwohl Bamberg und Bollinger (beide nicht im Feuilleton) längst ihren deutsch-romantischen Überset-

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zungsstil für heute ungebräuchlich erklärt hatten, manches für antiquiert und harmonisierend hielten, und Bamberg eine Neuübersetzung gefordert hatte.192 Unter den relativ frühen Übersetzungen fielen Hermann Stiehls und Doris Deinhards Carpentier-Übersetzungen von Explosion in der Kathedrale bzw. Das Reich von dieser Welt positiv auf - wenn man Aussagen wie ein "dem Sprachrhythmus des spanischen Originals weitgehend entsprechendes Deutsch" (Hartmann) oder die Apostrophierung als "Meisterleistung" (Woemer) über Stiehls Arbeit so werten will. >93 Fuentes' erste deutsche Übersetzerin Christa Wegen bestach bei Nichts als das Leben durch "rhythmische Feinfühligkeit" (Horst), während sich Vogelgsang über das von dieser sonst treffsicheren Übersetzerin übertragene Motto ärgerte.194 1969 kam Wegens Hautwechsel: Gelobt wurde da eine Übersetzerin, die sich "erstaunlich befähigt gezeigt" hatte, "den Extravaganzen des Textes ein glaubhaftes Deutsch" zu leihen (Kienzl). Haubrich und Lorenz störten sich an der "berücksichtigten' amerikanischen Ausgabe; doch wo Haubrich meinte, die Sprache Fuentes' stelle "keine allzu großen Anforderungen", zollte Lorenz den Schwierigkeiten mit der "Fuentesschen Wortakrobatik" Respekt.195 Noch in der Dekade des boom erschienen auch in Deutschland von Vargas Llosa Die Stadt und die Hunde (1966) und Das grüne Haus (1968), beide in der Übersetzung von Wolfgang A. Luchting. Die Kritik an diesen Arbeiten war im ganzen sehr positiv, manchmal eher nichtssagend, einmal reserviert, aber nie negativ. Der erste Roman galt als "vorbildlich", "in ein biegsames Deutsch übertragen" (Wagner), obwohl dieses Werk "allerhöchste Anforderungen an den Übersetzer" (Lorenz) stelle, doch Wolfgang A. Luchting hat diese Schwierigkeiten - nicht zuletzt die sensitiven andinisch-metaphorischen Eigenarten der Sprache Vargas Llosas - mustergültig bewältigt, hat in dem sparsamen, aber sehr informativen Glossar seine Vertrautheit mit dem Milieu bewiesen und das Werk vor einem Bedeutungsverlust im Deutschen bewahrt. Kurz: ein Übersetzer, der hier viel zu selten beschäftigt wird (Lorenz). Kratochwil und Lorenz waren dann auch mit der "klugen und zurückhaltenden Übersetzung" des zweiten Romans zufrieden.196 Im Gegensatz zu seinen brasilianischen oder Garcia Märquez-Übersetzungen blieb die Arbeit Curt Meyer-Clasons an Roa Bastos Menschensohn fast anonym: Horst dankte Meyer-Qason dafür, daß die "Fallstricke und Hindernisse, die das Original auf Schritt und Tritt schon bei bloßer Lektüre bereithält, [...] im deutschen Wortlaut kaum noch zu spüren" seien - ein wohl zweifelhaftes Kompliment für den Übersetzer

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und die "Fallstricke", wie er die integrierten Guaranf-Ausdriicke nannte. Dennoch: "Daß wir die fremde Welt Paraguays jetzt so ungehindert bereisen können, ist hauptsächlich das Verdienst dieses kundigen Übersetzers" (Horst), der die Geschichte "in der Übersetzung glänzend wiedergegeben(en)" habe (Haufs).197 1970 erschien dann Hundert Jahre Einsamkeit von García Márquez in der Übersetzung Meyer-Clasons auf deutsch, die einhellig gelobt wurde: Schmitt sprach von einer "bravourösen Leistung", Krolow von einer "vorzüglichen deutschen Übertragung", während Haubrich bedauerte, daß der Kolumbianer trotz "der guten Übersetzung von Curt Meyer-Clason bei uns noch nicht so bekanntgeworden ist". Lind resümierte ebenfalls: Curt Meyer-Clason hat die schwierige Aufgabe, das tropische Epos zu verdeutschen, mit bewundernswerter Stilsicheiheit gemeistert.198 Der Umfang und die Qualität der 'Übersetzungskritiken' von den erst in den 70er und 80er Jahren auf deutsch erschienenen ¿oom-Romanen im engsten Sinne verbesserte sich nur unwesentlich. Dies gilt beispielsweise für Meyer-Clasons erste Übertragung eines Onetti-Werkes, zu der er selbst im Nachwort und in der Zeitung Stellung nimmt: Onettis Sprache und Stil wiiken im Spanischen natürlicher, überzeugender als im Deutschen. [...] Das gilt für Onetti, der manisch zu schreiben und sich seinem inneren Sprachstrom zu überlassen scheint, daher ausschweift und seine Personen bisweilen unter Wiederholungen und Anhäufungen begräbt Doch das gehört fraglos zu Onettis *begrabener' Welt, es wäre daher eine Verfälschung, wollte der Übersetzer aus dem ihm vorliegenden Sprachmaterial eine 'Fassung ftir deutschsprachige Leser* herstellen, deren Linse durch eine Flut von gestanzter Nachrichtenprosa vorgeformt und voreingenommen ist gegen vermeintliche Abwegigkeiten und Ungereimtheiten. Vervuert bezieht sich in seinem Artikel auf diese Selbstkritik und führt einige Fälle an, wo der Übersetzer zu Metaphern oder ungebräuchlichen Wörtern griff, anstatt eine nüchterne, direkte Form zu wählen.199 Auch Heidrun Adlers Version von Donosos Roman Der obszöne Vogel der Nacht, die 1975 erschien, wurde noch relativ wenig kommentiert: Heidrun Adler - neuester Name unter den Übersetzern lateinamerikanischer Autoren - hat sich, nach den erkennbaren Anfangsschwierigkeiten mit Vargas Llosas "Pantaleón", hier bewähren können, und sie hat, ungeachtet neuer Schwierigkeiten, die Probe bestanden, wenn auch ihre deutsche Fassung nicht ganz der magischen Poesie des Originals gerecht wird. Dennoch: Ein außer-

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gewöhnliches und wichtiges Buch hat auch in deutscher Form seine Faszination behalten.200 Krolow hebt die "vorzügliche(n) Übersetzung" dieses komplizierten Romans hervor und dankt Adler, "die ihre schwierige Aufgabe glänzend bewältigte", dafür, daß durch das "streckenweise ermüdend" wirkende, "allzu mystifizierende]" Werk der deutsche Leser nicht "abgeschreckt" werde.201 Im Fall von Lezama Limas Werk Paradiso, das 1979 nach 13 Jahren in der Übersetzung von Curt Meyer-Clason und Anneliese Botond erschien, gab es ein vorsichtiges Pauschalurteil (Kappeler) sowie eine längere problematisierende Stellungnahme von Boehlich. Die bei Suhikamp erschienene Uebertragung des äusserst schwierigen Textes durch Curt Meyer-Clason und Anneliese Botond, zwei erfahrene Uebersetzer lateinamerikanischer Texte, erscheint mir sehr gelungen in der Wiedergabe von Wortspielen, sprachlichen Neuschöpfungen und schwer zu deutenden Inhalten.202 Boehlich weist in seinem Artikel ausdrücklich darauf hin, daB dieses Werk interpretatorischer und philologischer Arbeiten bedürfe, um es zu übersetzen. Solange dies jedoch nicht möglich sei, könne "auch die beste Übersetzung nur Annäherung" sein, denn die beiden hätten "eines Teams von Spezialisten bedurft, mit dem sie jahrelang hätten arbeiten können müssen, wenn sie weiter hätten kommen sollen, als sie gekommen sind". Da derartige Kosten aber einem einzelnen Verlag nicht zuzumuten seien, wäre hier etwa die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefordert gewesen, die eine Mitfinanzierung abgelehnt hatte. Daher ähnele Paradiso "mehr als nötig dem [...], was Lezama mit einem Dante-Zitat eine 'selva oscura1, einen dunklen Wald, nennt". Auch Haubrich hatte zuvor auf die außergewöhnliche Schwierigkeit dieses Textes wegen der Neuschöpfungen, der Metaphern sowie der kubanischen Volksund Umgangssprache aufmerksam gemacht.203 Lebhafter wurde das Echo erst auf Cortäzars Rayuela, der von Fritz Rudolf Fries übertragen und Anneliese Botond überarbeitet wurde. Aufmerksamer als sonst war man wohl schon allein aufgrund der Tatsache, daß der Roman hierzulande erst 1981 vorgelegt wurde: Endlich, fast zwanzig Jahre nach der spanischen Fassung (1963) [...], folgt dieser legendäre Roman nach; in einer exakten und liebevollen Übersetzung.204 Auch für Bollinger liegt das Werk nun "in einer - überragenden - deutschen Übertragung" vor.205 Lind würdigt das Erscheinen nach "jahrelanger übersetzerischer

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Knochenaibeit von Fritz Rudolf Fries", der sich für Cortázars Gedanken- und Wortspiele, seine erfundene Sprache und Neologismen etwas einfallen ließ, so daß insgesamt eine "außerordentliche Leistung" dabei herausgekommen sei, bei der einzelne Mißgriffe nicht sonderlich ins Gewicht fielen. Sehr ähnlich äußert sich auch Puhl, der ihm trotz kleiner Mißgriffe bescheinigt, er habe seine Aufgabe "glanzvoll bewältigt". Auch bei Fröhlich kommt seine Leistung gut an.206 Dieterich stellt fest, daß er den Eigenschaften des Romans nicht immer gerecht geworden sei, indem er den Text verflache, den Satzbau forciere oder aber Fehlübertragungen liefere (wofür sie Beispiele gibt).207 Einen regelrechten Verriß dagegen schrieb nur Lorenz: [...] die von Fritz Rudolf Fries zu verantwortende Übertragung wird nämlich dem Original in keiner Weise gerecht. Dieser Verdeutscher hat keine Leistung vollbracht; er hat sich etwas geleistet; er hat den Roman von Cortázar auf deutsch ruiniert: [...] so schenkt der Übersetzer dem Werk des Autors manche textliche Neuerung, ohne es zu merken. Vor allem aber muß man feststellen, daß er wohl nur wenig verstanden hat von dem, was er da in ein freudloses, unmelodisches, ihythmusfeindliches, streckenweise beamtenhaftes und fades Deutsch zwängte; daß Fries keine blasse Ahnung vom La-PlataSpanisch, vom Tief- und Doppekinn der bei Cortázar kultivierten Argentinismen hat, kann da nicht mehr überraschen. [...] und dann hat diese Zeitspanne immer noch nicht ausgereicht, den Roman Hayuela* davor zu bewahren, daß er zu einem deutschen "Friedhof der Wörter' wird, wie Cortázar ihn verabscheut208 Am eifrigsten kommentiert wurde die jüngste und besonders spät erschienene Übersetzung eines der berühmtesten Werke aus der boom-Dekade, nämlich Cabrera Infantes Drei traurige Tiger in der Fassung von Wilfried Böhringen Bleibt noch anzumeiken, daß Cabrera Infantes Buch schon 1964 in Barcelona zum erstenmal aufgelegt wurde, und 23 Jahre sind eine lange Zeit Doch sollte der deutsche Leser vielleicht eher glücklich sein, mit der Übersetzung Wilfried Böhringers jetzt ein dem Original ebenbürtiges Kunstwerk in Händen zu halten. Dürfte es doch fast noch schwerer gewesen sein, für all die sich überschlagenden Wortkapriolen eine Entsprechung in fremder Sprache zu finden, als sie ursprünglich in die Welt zu setzen.209 [...] in Wilfried Böhringers Übersetzung, die ein Wunderwerk der Wiedergabe ist und diesen 'veritablen Dschungel von Wörtern' (so der Autor) auch auf höchst abgelegenen und verschlungenen Pfaden für uns begehbar macht [...] Eine Vemeigung, eine unter vielen, dem Übersetzer, dem die gute

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Nachschöpfungslaune nie auszugehen scheint. Den Schweiß, den ihn das gekostet hat, nehmen wir nie wahr.210 An dieser Stelle muss der Übersetzer Wilfried Böhringer erwähnt werden, der eine gewaltige Aufgabe brillant bewältigt hat.211 Dank für die adäquate Übertragung kam auch von anderer Seite und ließ die lange Wartezeit vergessen machen.212 Ein seltener Fall von Rezensenten-Ehrlichkeit begegnet uns in Schiittes Kritik, für den Böhringer bewiesen hat, daß der Roman nicht unübersetzbar sei: Wenn hier nicht alles täuscht, ist dem Übersetzer hier jedoch so etwas wie die Quadratur des Kreises gelungen. Ich muß aber gleich hinzusetzen, daß ich weder das spanische Original kenne, noch es mit der Übersetzungsaibeit Böhringen vergleichen könnte. Sehr wohl aber vermag ich die innere sprachliche Stimmigkeit der uns nun auf deutsch höchst lebendig und akrobatisch entgegenspringenden Drei traurigen Tiger zu schätzen und zu bewundern. Und zwar das eine aufgrund des anderen.213 Auch ein anderer Kritiker wertet und läßt gleichzeitig durchscheinen, daß er das Original nicht kennt: Daß Guillermo Cabrera Infantes Schöpfung, die mit Film-Zitaten gespickt, mit literarischen Anspielungen übersät und auf weite Stellen nach Mustern gebildet ist, nach denen die gebildet-verbildeten Protagonisten ja auch die Welt wahrnehmen, so hinreißend genießbar ist, daß man weite Strecken kaum das Original vermißt und sich nur selten fragt, wie dieses oder jenes denn da lauten mag, ist das Verdienst des großartigen Übersetzers Wilfried Böhringer, den man einen Bruder des Cabrera'schen Bustrófedon nennen darf: Er hat ganz Bemerkenswertes für uns Leser und für die deutsche Sprache geleistet, nämlich einen ausländischen Autor bei uns Kanon-fähig gemacht.214 Diese Zusammenstellung macht die insgesamt quantitativ und qualitativ sehr dünne Berücksichtigung und Kommentierung der Übersetzungen der froom-Romane deutlich mit Ausnahmen in den letzten Jahren. Im Überblick über das übersetzte Gesamtwerk der boom-Autoren fällt auf, daß spätere Werke teilweise intensiver auf ihre Übertragung hin besprochen wurden - eine Tatsache, die dem allgemeinen Rezeptionsverlauf entspricht. Die älteren oder früher erschienenen Werke dagegen, die beispielsweise von Ana Maria Brock, Atilio Lobato, Edith Aron, Doris Deinhard, Suzanne Heintz, Helga Castellanos, Janheinz Jahn, Hans Platschek, Lene Klein, Anselm Maler, Waldemar Kabus, Ulrich Kunzmann, Jacob Bachmann, Rodolfo

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Selke, Ulla de Herrera oder Wilhelm Muster übersetzt wurden, fanden kaum ein 'übersetzungskritisches' Echo in den (sowieso spärlicheren) Kritiken. Von den späteren Werken bzw. Übersetzungen der boom- Autoren hat Ich, der Allmächtige in der Fassung von José A. Friedl Zapata ein nennenswertes 'übersetzungskritisches' Echo gefunden: die mangelnden Deutschkenntnisse des Übersetzers wurden heftig oder mäßig kritisiert, der Glanz des Originals vermißt oder aber von einer "schöne(n) deutsche(n) Übersetzung" gesprochen. In diesem Fall springen die sehr kontroversen Urteile von Fachleuten deutlich ins Auge.215 Geteilt waren auch die Meinungen der Kritiker über Luchtings dritte Arbeit, Die andere Seite des Lebens von Vargas Llosa.216 Bald schon löste Maria Bamberg Christa Wegen als Fuentes-Übersetzerin ab; ihre Leistungen wurden fast einhellig von der Kritik honoriert: Landschaft in klarem Licht, Chac Mool, Terra nostra. Das Haupt der Hydra, Die Heredias oder Der alte Gringo passierten mit knappen oder bisweilen etwas ausführlicheren positiven Kommentaren die Kritik; auffällig ist hier nur die fast anonym gebliebene Leistung an dem schwierigen Text Terra nostra.211 So gut wie unumstritten erscheinen auch die Transpositionen von Anneliese Botond, die sich mehreren lateinamerikanischen Autoren widmete (Vargas Llosa, Cortázar, Onetti, Lezama Lima), sich aber insbesondere als Carpentier-Übersetzerin einen Namen gemacht hat Ihre Kritiken sind sogar teilweise euphorisch: "vortrefflich", "wieder vorzüglich", "überzeugend", "geschmeidig" sind gängige Urteile über eine Übersetzerin, die die Lektüre "zu einem Fest macht" (Zimmer).218 Wohl niemand ist aber teils so kontrovers, teils so scharf kritisiert worden wie Heidrun Adler, die mit Vargas Llosas Der Hauptmann und sein Frauenbataillon begann, Donosos Der obszöne Vogel der Nacht ins Deutsche brachte (siehe oben) und zur Buchmesse 1976 dann gar drei Romane verschiedener Autoren vorzeigte: Ort ohne Grenzen (Donoso), Album für Manuel (Cortázar) und Staatsraison (Carpentier)! Zunächst sah ein Experte Anfangsschwierigkeiten, wo ein anderer den Erstling "vorzüglich übersetzt" fand. An Cortázars Roman fanden Botond und Garscha zumindest einige Begriffe diskutabel oder fehl am Platze, die zweite Übertragung Donosos passierte mehr oder weniger unbeachtet. Berühmt-berüchtigt dagegen wurde bald Boehlichs Rezension von Staatsraison, bildete doch mehr als die Hälfte des sehr langen, nachlesenswerten Artikels einen enorm kenntnisreichen und mit über hundert Beispielen gespickten Verriß der Übertragung Adlers - eine Rarität in der deutschen Literaturkritik. Seine niederschmetternde Kritik leitet er damit ein, daß Carpentier sehr hohe Ansprüche an Leser und Übersetzer stelle und sich auch der noch aller Sympathie sicher sein könne, der in Ehren scheitere, doch:

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Was freilich Heidrun Adler als Übersetzung ausgibt, naht sich in so fragwüdiger Gestalt, daß die Kritik es nicht passieren lassen darf, als hätte es noch irgend etwas mit dem Original zu schaffen. Es fehlt Heidrun Adler an allem, was ein Übersetzer braucht: an hinreichender Kenntnis der Sprache, aus der sie übersetzt, an einer Intelligenz, die sie, wo sie das Rechte nicht weiß, doch vor ihrem Falschen stutzen ließe, es fehlt ihr an simplen Bildungsvoraussetzungen. Sie hat kaum etwas verstanden. Zu ihrer Rechtfertigung sei allerdings vermerkt, daß sie dort, wo sie sich gar nicht mehr zu helfen wußte, sich doch geholfen hat: durch Auslassung. Es folgt eine lange Liste von Fehlem, Fehldeutungen, mißlungenen Wendungen, verkehrt verstandenen Lateinamerikanismen sowie aus Unkenntnis der griechischen Antike, des deutschen Mittelalters und der christlichen Religion resultierenden Fehlern. Boehlich stellt fest, daß Adler weder von Antike noch Moderne, weder von Geschichte noch von Wörtern oder Sachen wisse und obendrein auch noch in der Grammatik versage. Sein Fazit verallgemeinert das Problem vieler Übersetzungen und Übersetzer: eine Übertragung dieses Werks sei "für 20 Mark pro Normseite" nicht zu haben, da sie enormes Wissen und Wissenserweib voraussetze. Läßt man so übersetzen, braucht man gar nicht übersetzen zu lassen. Man läßt aber, weil man sicher sein kann, daß kein Kritiker der Sache nachgeht, denn so wie Kritiker bezahlt werden, können sie auf eine Besprechung höchstens ein paar Tage verwenden. Auch Haubrich warf Adler vor, durch "eine Mischung aus Leichtfertigkeit und fehlender Bildung" den wichtigen Roman "unbrauchbar" gemacht zu haben. Im darauffolgenden Jahr wartete sie bereits wieder mit einer neuen Arbeit auf, Tante Julia und der Lohnschreiber von Vargas Llosa, die ihr durchwegs schlechte Kritiken einbrachte: "sehr nachlässig", ohne "Schliff' waren noch milde Bewertungen einer Übersetzerin, die auf einmal wieder zur "Nachwuchsübersetzerin" gemacht wurde. Diesmal schrieb Haubrich eine vernichtende Kritik Uber Adler, die noch immer nicht Spanisch und Deutsch gelernt habe und sich auch nicht die Mühe mache, ins Wörterbuch zu schauen, wenn sie "vals" oder "perdida" nicht übersetzen könne. Für eine spätere Suhrkamp-Ausgabe ließ der Verlag Adler die Übersetzung selbst noch einmal überarbeiten. Ihre dritte Donoso-Übersetzung von 1986 fand dann wiederum den Beifall Ledanffs und Lorenz'.219 Große Aufmerksamkeit wurde auch den späteren Garcia-Märquez-Übersetzungen von Curt Meyer-Clason zuteil. Angesprochen wurden schon die Hundert Jahre Einsamkeit, seine erste Übertragung des Kolumbianers. Frühe oder kleinere Werke wie Die böse Stunde, Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt, Das Leichenbegräbnis

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der Großen Mama oder der Bericht eines Schiffbrüchigen wurden im Hinblick auf die Übersetzerleistung wenig beachtet, und wenn, dann in einem positiven Tenor und sehr pauschal.220 Ausführlich hingegen wurden die Übersetzungen von Der Herbst des Patriarchen und der Chronik eines angekündigten Todes besprochen. Die Kommentare zu dem 1978 erschienenen Diktatorenroman fielen sehr unterschiedlich aus: Kollegin Botond war voll des Lobes für den dem Kolumbianer nachempfundenen Sprachduktus und seine "Lust an phantastischen, ungewohnten Wortbildungen". Daß die Schärfe des Originals und die Treffsicherheit des Vokabulars nicht immer voll haben wiedergegeben werden können, sei bei einer derart schwierigen Übersetzung "fast unvermeidlich", zumal einer letzten Ausarbeitung wohl der "Hungertod des Übersetzers" im Wege stünde. Lorenz dagegen übte an dem Werk scharfe Kritik, in die er den Übersetzer einschloß, der "das gespürt haben [mag], denn selten noch floß aus seiner Feder eine so lust- und lieblose Verdeutschung eines lateinamerikanischen Buches wie diesmal".221 Zu diesem Werk lieferte Zimmer eine detaillierte 'Übersetzungskritik' im Feuilleton. Er unterstrich zunächst ausdrücklich Geschick und Klugheit des Übersetzers, doch diese Arbeit trage "alle Anzeichen von Flüchtigkeit", was er anhand von Textstellen belegte. Zimmer mißfiel die Übernahme spanischer syntaktischer Konstruktionen, und er selbst habe einzelne Wörter nur unter Zuhilfenahme des Originals ergründen können, obwohl man zu einem so schwierigen Text "eine Art Urvertrauen" fassen können müsse. Vielmehr frage man sich hier jedoch auf Schritt und Tritt, ob das ein oder andere Wort wohl seine Richtigkeit habe. Fazit seiner Kritik: Bei einem minderen Buch eines Autors, der in Deutschland nicht diese "Pilot-Rolle" für die lateinamerikanische Literatur innehätte, wäre dies gleichgültig gewesen, aber in diesem Fall "hätte das nicht passieren dürfen".222 "Einzelfehler" und Ungeschicklichkeiten hielten dem Übersetzer anhand von Textbeispielen auch Loetscher und Bremer vor, die ihm aber beide gleichwohl bescheinigten, den "Erzählduktus", das "Klima des Buches" getroffen zu haben. Lind schließlich fand den Roman dank Meyer-Clason "in der deutschen Ausgabe beinahe lesbarer [...] als im Original" - ein zweifelhaftes Lob?223 Drei Jahre später kam dann die Chronik gleichzeitig mit dem Original und anderen Übersetzungen auf den Maikt - ein Novum. Auch hier kam der Übersetzer MeyerClason nicht ohne Kritik davon. Zimmer stellte wiederum ein nicht "ausreichendes Maß an Pedanterie" fest: kein Satz des Kolumbianers sei je unergründlich gewesen, und wenn der eine oder andere der Übersetzung dies sei, so habe man sich nicht beharrlich genug nach der Bedeutung gefragt Auch diesmal gibt der Rezensent einige Textbeispiele und kann zudem auf einige Schnitzer verweisen, die Boehlich herausgefunden habe. Positiv wertet er allerdings Meyer-Clasons Weitläufigkeit und Sprachphantasie, die den Übersetzungen zugute kämen, doch darüber hinaus vertrage

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García Márquez nicht nur mehr Genauigkeit und Umsicht, sondern verdiene und brauche sie auch.224 Kollegin Botond beschränkte sich darauf, ihm eine kleine Ungenauigkeit beim vorangestellten Zitat anzukreiden, während Bremer genauer hinschaute: Er bemängelte, daß Meyer-Clasons Fassung Struktur und Aufbau des Originals "auf großen Strecken" nicht wiedergebe, was bei einer "erzählerisch so sparsam kalkulierten Novelle nicht mehr [zu] entschuldigen" sei. Er wies jeweils mit einigen Beispielen auf "Ungeschicklichkeiten in der Wortwahl" und die "grammatischen Schlampereien" hin. Mit Zusammenziehungen von Substantiven habe der Übersetzer "Veränderungen des ganzen Erzählstils" vollzogen. Er habe nur den Inhalt übersetzt und so die ästhetische Faszination des Kontrastes zwischen der "Sparsamkeit des Erzählens und dem Reichtum an Details" nicht wiedergeben können.223 Im Überblick fällt auf, daß nach wie vor in den meisten Buchbesprechungen ein Kommentar zur Übersetzimg fehlt. Der Großteil der Erwähnungen wiederum beschränkt sich auf die genannten Floskeln im Nebensatz. Eingehende und detaillierte Kritiken der Übersetzung mit Beispielen bleiben rar und beschränken sich auf Drei traurige Tiger, den zuletzt übersetzten Roman der legendären Werke der 60er Jahre. Ahnliche Kritiken gab es erst bei späteren Werken der ftoom-Autoren wie Staatsräson, Der Herbst des Patriarchen oder der Chronik eines angekündigten Todes. Allerdings gehen die summarischen Wertungen zunehmend über die Schablone der 'schönen deutschen Fassung' hinaus, wie bei Ich, der Allmächtige, Rayuela, Paradiso, Die Werft oder anderen. Etwas ausführlichere oder detaillierte Urteile stammen in der Regel von Übersetzerkollegen oder anderen Fachleuten, also einem kleinen Zirkel. Allerdings zeigen diese Rezensenten auch eine - andernorts kritisierte - ausgesprochene Zurückhaltung bei der öffentlichen Würdigung einer Übersetzerleistung, die einen erheblichen Arbeitsaufwand erfordert, seine (In-)Kompetenz zur Schau stellen kann und gegebenenfalls nicht nur Freunde in diesem kleinen Kreis macht Gerade in diesem Bereich wird das multifunktionale und teilweise multimediale Wirken eines kleinen Kreises von Übersetzern oder Philologen, die rezensieren, deutlich (z.B. Vogelgsang, Lorenz, Ploetz, Horst, Botond, Garscha, Meyer-Clason, Adler und andere). Zimmer ist die absolute Ausnahme eines ständigen Rezensenten eines Blattes, der differenzierte Kritiken der Übersetzungen geliefert hat Augenfällig ist femer, daß sich gerade an die längeren und besonders schwierigen Texte kaum jemand heranwagte, und so die Übersetzerleistungen etwa bei Terra nostra oder Die andere Seite des Lebens fast ignoriert wurden. Etwas lebhafter war erst das Echo auf Rayuela und dann vor allem auf Drei traurige Tiger, denen nach langer Wartezeit in den 80er Jahren mehr Aufmerksamkeit zuteil wurde. Bemerkenswert sind auch die häufig kontroversen Urteile über eine Reihe von Übertragungen wie Ober Helden und Gräber, Pedro Páramo, Ich, der Allmächtige,

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Die andere Seite des Lebens, Der Hauptmann und sein Frauenbataillon, Tante Julia und der LohnschreiberlKunstschreiber, Der Herbst des Patriarchen oder Chronik eines angekündigten Todes. Mag dies zwischen Kommentaren von Fachleuten und einem beiläufigen Satz eines gelegentlichen Lateinamerika-Rezensenten weniger überraschen, so verwundert es doch um so mehr unter Fachleuten. Die Gründe dafür können vielfältig sein: auch "Experten* sind unterschiedlich kompetent für eine 'Übersetzungskritik', begnügen sich mit der Beurteilung aufgrund der deutschen Fassung oder zwei, drei Stichproben oder aber setzen sich eingehend mit dem Text auseinander. Schließlich stellt - wie gesehen - jeder andere Ansprüche an eine gelungene Übersetzung, ohne daß er gewöhnlich die Übersetzerentscheidungen kennen würde. Auch hier fehlen fast immer Textbeispiele, so daß auch bei "Experten'-Wertungen nicht sichtbar wird, worauf sie sich stützen und wie profund sie sind. Weitgehend akzeptiert wurden die Leistungen von Luchting, Bamberg, Botond und Böhringen Meyer-Clason, dem oft gerühmten "namhaften Übersetzer", wurden bei allem Lob Schnitzer und Nachlässigkeiten angekreidet, wovon die Vorgenannten aus welchen Gründen auch immer - unberührt blieben. Viele andere Übersetzer, die teilweise nur ein einziges Weik ins Deutsche gebracht hatten, blieben umstritten wie z.B. Friedl Zapata, Brock, Wegen oder Wolf. Besonders viel negative Kritik mußte Adler einstecken. Generell sind jedoch die Unzulänglichkeiten der frühen Übersetzungen nicht genügend herausgestellt worden. Sie wurden ignoriert, übersehen oder verschwiegen, weil kompetente Kritiker der Übersetzung selten waren, solche Kommentare in der Rezension für nebensächlich gehalten wurden oder aber ein engagierter Mittler die Rezeption dadurch nicht noch mehr erschweren wollte. So wurde manche früher ignorierte Übersetzung später überarbeitet oder ganz neu übersetzt wie z.B. Die verlorenen Spuren (zuerst von Jahn und Platschek, neu von Botond), Die böse Stunde (zuerst von Brock, neu von Meyer-Clason), Die Maismenschen (zuerst von Selke, überarbeitet von Zurbrüggen) oder die deutschen Fassung von El tunél (zuerst von Lobato, neu von Castellanos). Andere kritisierte Übertragungen verblieben so, da eine neue Edition nicht in Frage kam. Im großen und ganzen stimmt die Bekanntheit und nachgesagte Qualität der Übersetzer weitgehend mit der 'ihrer' Autoren überein, so bei García Márquez/Meyer-Qason, Fuentes/Bamberg, Vargas Llosa/Luchting, Carpentier/Botond. Allerdings haben inzwischen der Kolumbianer und der Peruaner in Dagmar Ploetz bzw. Elke Wehr neue Übersetzerinnen für jüngere Werke gefunden und Böhringer trat erst mit Drei traurige Tiger nachhaltig als Übersetzer hervor. Cortázars Übersetzer Wittkopf, Promies oder Fries dagegen scheinen in den Rezensionen als Übersetzer deutlich unterrepräsentiert zu sein und sind daher nur einem kleineren Kreis ein Begriff.

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So gerechtfertigt eine Kritik an den formelhaften Urteilen der Rezensenten auch sein mag, so schwierig ist ein Ausweg aus dieser Misere zu finden. Von keinem fest angestellten Literatur-/Kultur-Redakteur oder freien Journalisten kann man diese Kompetenz erwarten oder einfordern, zumal die dann für alle Literaturen zu gelten hätte. Bleiben also Übersetzerkollegen, Philologen oder andere Mittler, die Literaturkritiken schreiben, sich aber nur zu oft einer kritischen Würdigung entziehen. Eine wirklich eingehende Übersetzungskritik entwickelt sich verständlicherweise außerhalb des Feuilletons in der wissenschaftlichen Literatur. Man kann darüber streiten, ob eine ansatzweise oder ausführliche, jedenfalls keine oberflächlich-pauschale Übersetzungskritik überhaupt in die Buchbesprechung gehört. Auf jeden Fall aber fehlt es viel zu oft an dem elementaren Hinweis, hier ein Werk in seiner Übersetzung inhaltlich, stilistisch und sogar ästhetisch zu beurteilen.

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(5) Die Literaturkritik (a) Literarische Kritik und Literaturkritiker - eine Vermittlungs- und Marktinstanz Über die Legitimation, Funktion und Effizienz der Literaturkritik wird sehr kontrovers diskutiert. Während manche sie als Orientierungshilfe in der Flut der jährlichen Neuerscheinungen begrüßen und sie als Stück Literatur und literarisches Leben nicht missen wollen, wahrt sie für andere nur den bildungsbürgerlichen Schein, hinter dem sich ökonomische Interessen, Prestige-Denken, letztlich ein elitärer Zirkel verstecken. Insbesondere im Gefolge der 68er-Bewegung geriet die Literaturkritik in Verruf: Scheinbar objektive Urteile wurden als subjektive Geschmacksurteile entlarvt, die "Lüge der Unbefangenheit" und des 'freien Blicks' decouvriert; 'Maßstäbe' wie Niveau, Tiefe, Bildung oder Kreativität wurden hinterfragt Die Literaturkritik wurde als Ware, Marktinstrument und unbezahlte Buchanzeige enttarnt.1 Mögliche Funktionen der Literatuikritik bleiben umstritten: Ist sie eine 'objektive' Kunstrichterin, eine Ware oder Vermittlerin, ein Produkt der Eitelkeit ihres Verfassers, eine Literatur-Maklerin oder Autoren-Beraterin, ein Hort der immergleichen Literaturnormen oder kritische Bestandsaufnahme der Gegenwartsliteratur, oder ist sie gar nur eine reine Informationsleistung, eine Nachricht?2 Diskutiert wird ebenfalls die Effizienz und Reichweite der Literaturkritik: wirkt sie besonders bei bekannten oder (noch) unbekannten Autoren, bei deutsch- oder fremdsprachiger Literatur, wenn sie Lobesshymne oder Verriß ist, wenn sie von bekannten Großkritikem oder unbekannten bzw. nur Fachkreisen bekannten Experten stammt, wenn sie in renommierten großauflagigen Presseorganen oder in der eigenen Lokalzeitung erscheint? Es ist noch nicht einmal konkret zu sagen, ob sie stärker auf Beteiligte des Literaturbetriebs (vor allem Buchhändler oder Lektoren) zurückwirkt oder tatsächlich am stärksten den 'Normal-Leser' erreicht. Vor allem bleibt der konkrete Niederschlag der Rezension auf die Verkaufszahlen des Verlages unwägbar Nehmen wir an, der Roman eines jüngeren Autors werde zustimmend bis enthusiastisch in folgenden Zeitungen rezensiert: im Spiegel, in der ZEIT, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in der Süddeutschen Zeitung. Die haben zusammen eine Auflage von 2,1 Millionen. Rechnen wir, jedes Exemplar werde von mindestens zwei Lesern gelesen, dann kommen wir auf abgerundet vier Millionen. Rechnen wir weiterhin, daß die Feuilletons von 15 Prozent der Leser gelesen werden, dann kommen wir auf 600.000 Leser dieser Rezension. Weshalb aber kaufen nur 6000 das Buch? Waren die Leser mit

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der Lektüre der Kritiken so unzufrieden, daß sie kein Bedürfnis mehr verspürten, den Roman zu lesen? Oder hätte der Verlag, wären keine Kritiken erschienen, überhaupt nichts verkauft? Wir werden die Antwort darauf nie wissen. Und das ist gut so.3 Die Wirkungsmechanismen von Buchbesprechungen sind nach wie vor unerforscht, lassen sich vermutlich auch gar nicht ergründen. Immeihin, das weiß jeder, gibt es Publikumserfolge, ohne daß auch nur ein einziger Kritiker eine Besprechung geschrieben hätte, und viele umfangreich und positiv besprochene Bücher liegen wie Blei. Tatsache ist jedoch, daß Publikation in den Medien ein Buch heraushebt aus der Titelflut. Das ist für Autoren, Verlage und Buchhändler ebenso wichtig wie für Leser [...]4 Die "klassische* Literaturkritik ist nach wie vor die der überregionalen Qualitätspresse, der eine gewisse opinion-leader- und gate-keeper-Fvmktion zugemessen wird. Sie bleibt scheinbar von der Konkurrenz der audio-visuellen Medien und der kleinerer regionaler oder lokaler Zeitungen, die stärker auf Agenturen, Pressedienste, Texte aus Gemeinschaftsredaktionen oder Verlagsankündigungen zurückgreifen, unberührt. Demzufolge ist das Publikum als ein Teil dieser Zeitungsleser zu begreifen: Ist es aber noch das Publikum eines Massenmediums oder vielmehr das "Kulturgetto der Bildungsbürger" (Karsunke), denen Erfolgsbücher suspekt sind und die daher diese im Feuilleton ausgegrenzt wissen wollen?5 Eine wichtige Einschränkung ihrer Wirkungsmöglichkeiten erfährt die Rezension neben der spezifischen Zielgruppe auch durch den geringen redaktionellen Raum, der ihr zur Verfügung steht - eine absolute Ausnahme ist da etwa die FAZ, die einen täglichen Literaturteil aufweist. Die Regel ist eher, daß die Redaktionen ganze Stapel von bereits fertiggestellten Besprechungen vor sich her schieben und hoffen, irgenwann einmal Platz dafür zu haben.6 So zweifelhaft und strittig die Rolle und Wirkung der Literatuikritik ist, so ist es auch die des Kritikers, was Vertreter dieses Berufsstandes dann und wann zur Selbstbestimmung getrieben hat. Er kann sich als "Begleiter des Schriftstellers", als "Chronist" oder "Hygieniker" (Krolow) fühlen, als Erwecker und Begründer literarischer Existenzen. Von außen wird er jedoch häufig anders gesehen, z.B. als 'natürlicher Feind des Schriftstellers' oder Besserwisser (Zwerenz). Angeprangert wurde die Selbstherrlichkeit dieses Bemfsstandes, in dem es nicht von ungefähr "Päpste" gebe (Walser), die unkritisierbar, unverwundbar und mächtig - ohne sich erklären zu müssen - urteilten. Fast ausgestorben scheint die Spezies der 'veihinderten Schriftsteller' unter den Kritikern zu sein (im idealistischen Sinne; in der Realität sind ja viele Kritiker Schriftsteller, da sie häufig auch Essays, Vor- und Nachworte und ähnliches publizieren).7

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Der hehren Vorstellung von einem Kunstrichter oder gar Literaturpapst wirkt nachhaltig eine Skizze seines Berufsbildes entgegen: In der Regel ist ein Kritiker ein Akkordaibeiter ohne vorgeschriebene Ausbildung oder Laufbahn, der nach Druckzeilen bzw. Sendeminuten bezahlt wird - ohne Urlaubs- oder Weihnachtsgeld, ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder eine Auftragsgarantie, versteht sich. Nach Görtz (FAZ) gibt es hier vielleicht 10-12, maximal aber 20 prominente Kritiker, die von ihren Honoraren leben können. Die große Mehrheit sind also freiberufliche oder nebenberufliche Literaturkritiker: Lehrer, Lektoren, Buchhändler, Bibliothekare, Professoren oder Studenten. Wer von seinen Kritiken leben will, der muß 10-12 Bücher pro Monat rezensieren, die Kritiken in mehreren Zeitungen unterbringen, verfunkt werden oder irgendwann in einer Sammlung erscheinen. Denn: der Stückpreis für eine Rezension liegt bei 100-150 DM - Kritiker ist kein Brotberuf. Dennoch gibt es keine Nachwuchssorgen. Diese Umstände mögen vielleicht die vielen Doubletten, abgeschriebenen Passagen aus Klappentexten oder aus anderen Kritiken erklären, wenn auch nicht entschuldigen. Problematisch wird die Literaturkritik besonders in der Trovinz', wo ein Feuilleton-Redakteur alles zu betreuen hat, von der Musik Uber die Kunst bis hin zur Rätselecke, und wo freie Mitarbeiter viele kleinere Blätter bedienen. Diese halten sich dann nicht selten an den relativ schnell nach Erscheinen des Buches veröffentlichten Rezensionen der 'maßgeblichen' Kritiker schadlos und plündern deren sprachliches Inventar. So entstehen sprachliche Strickmuster und Versatzstücke, die an die Markenartikelwerbung denken lassen und munter literaturwissenschaftliche Fachausdrucke mit subjektiven Werturteilen, Didaktischem und einem "Jargon der Betroffenheit" (Köpf) vermengen. Offensichtlich existieren verschiedene Kritiker-Typen': da gibt es die Liebhaber der 'Hausmannskost', betriebsblinde FachKritiker, marxistische Kritiker zwischen Akademismus und Proletkult, den Großproduzenten, den immer wohlwollenden "Liebhaber', den Karrieristen sowie Kritiker, die Auflagen steigern oder ideologische Kriege führen sollen und ab und an sogar ein seltenes Exemplar einfach einen interessierten Leser. Gern wird belehrt, gelobt oder getadelt, weniger gern und selten die eigene Unsicherheit oder gar Unzuständigkeit zugegeben. Mancher Kritiker hat einen festen Kanon von Autoren, die er bespricht ("Kritikerehe"), manche tarnen Gefälligkeitsrezensionen als Verteidigungsschriften, andere schauen stets zu Kollegen, zur Konkurrenz, zur Mehrheit, zum Zeitgeist8 Bei aller Kritikerschelte einerseits und -Verehrung andererseits, bei allen Unwägbarkeiten der Rolle und Wirkung dieser Instanz bleibt es doch dabei, daß sie ein wichtiger Filter sind auf dem Weg des Buches zu seinem Leser. Allein schon das Kriterium 'Auswahl' aus einer Masse von Neuerscheinungen und dadurch die Möglichkeit, ein Buch 'ins Gespräch' zu bringen, macht sie nach wie vor für Verlagsleute und natürlich auch die Autoren selbst interessant. Gleichzeitig stellen die

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Literatuikritiken einen Vermittlungsakt dar und eine veröffentlichte Rezeption. Besonders auf ihre kulturelle Veimittlungsleistung hin sollen sie hier betrachtet werden.

(b) Die Rezensionen der ¿oom-Romane Bisher war von der "klassischen' Kritik einer überregionalen Zeitung die Rede, die auch im folgenden die Hauptrolle spielen soll. Hier werden die Besprechungen der hispanistischen bzw. romanistischen Fachliteratur oder die in Periodika erschienenen ausgeklammert. Nicht berücksichtigt werden konnten außerdem die Kritiken der audio-visuellen Medien, die allerdings auch häufig nicht 'rezensieren', sondern ein Buch präsentieren, daraus lesen lassen, eine Reportage oder ein Autoren-Interview bringen. Bei dem oben entworfenen Berufsbild leuchtet ein, daß diese hispanoamerikanischen Romane sehr häufig von Fachleuten, die 'nebenher' Kritiken schreiben (besonders Literaturwissenschaftlern und Übersetzern), verfaßt wurden. In der Vermittlung fremdsprachiger Literatur entfällt ähnlich den Verlagslektoren auch bei den Kritikern (außer bei einigen Übersetzern oder anderen Mittlern) gewöhnlich der persönliche Kontakt zum Autor und erst recht die ohnehin fragwürdige 'Berater-Rolle'. Außerdem dürfte es - anders als bei den hiesigen Schriftstellern - in den seltensten Fällen eine Kenntnisnahme der deutschen Kritiken durch die Autoren gegeben haben. Ebenso liegt auf der Hand, daß innerhalb der 'Minderheiten-Literatur1, die Eingang ins Feuilleton findet, die fremdsprachige Literatur, zumal aus einem bisher gewöhnlich ignorierten Raum, wiederum eine Minderheit darstellt. Dies korrespondiert mit der Tatsache, daß hier die meisten Literaturkritiker Germanisten, teils auch Anglisten oder ab und an auch Galloromanisten sind. Sie sind in der Regel auf Informationen aus dritter Hand angewiesen und sind weder in den Sprachen noch Literaturen der Iberischen Halbinsel oder Iberoamerikas zu Hause. Der Blick besonders prominenter Kritiker im deutschsprachigen Raum wie Marcel Reich-Ranicki, Joachim Kaiser oder Fritz J. Raddatz hat sich - soweit ich sehe - nicht auf einen der ¿oom-Romane gerichtet. Lange Zeit beherrschten daher die Namen einiger unermüdlicher Vermittler sowie etlicher Gelegenheits-Rezensenten das Bild in der Literaturkritik dieser hispanoamerikanischen Romane. An Kritik an der Oberflächlichkeit der Besprechungen, der Abschreiberei aus Verlagsinformationen, aus Buchdeckel oder Vorwort wie auch der fehlenden "kundigen, einordnenden Kritkeihand' hat es daher nie gemangelt.9 Eine erste Einschätzung der Präsenz der fcoom-Autoren in den bundesdeutschen Printmedien allgemein erlaubt der Blick auf die Anzahl der Artikel: Nicht unerwartet liegt hier der Kolumbianer García Márquez mit etwa 400 Beiträgen an der Spitze, Julio Cortázar kommt auf etwa 122 Artikel, Carlos Fuentes auf etwa 150 und Vargas Llosa auf insgesamt 189 Artikel. Es folgen Asturias mit 137 und Carpentier mit 123

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Beiträgen. Weit dahinter rangieren etwa Säbato mit 59 Artikeln, Roa Bastos mit 45, Rulfo mit 36, Donoso mit 25, Onetti mit 26, Arguedas mit 30, Cabrera Infante mit 20 und Lezama Lima gar nur mit 15 Artikeln. Das quantitative Kriterium schafft also bereits deutliche Unterschiede zwischen diesen Autoren. Zur Einordnung dieser Zahlen bietet sich ein Vergleich mit der Präsenz anderer zeitgenössischer lateinamerikanischer Autoren an: da sind die jüngeren oder später bekannt gewordenen Autoren des sogenannten post-boom wie Puig mit 69 Beiträgen, Sarduy mit 11 Artikeln, Arenas mit 21, Edwards mit 3, Scorza mit 32, Elizondo mit 3, Benedetti mit 11, Fayad mit 6, Giardinelli mit 13 oder Skärmeta mit 50 Zeitungsbeiträgen - also auch hier eine ganz unterschiedliche, insgesamt aber geringere Resonanz als bei den oben genannten Autoren. Sonderfälle in diesem Panorama sind Isabel Allende mit 93, Octavio Paz mit 145 oder Emesto Cardenal mit 187 Artikeln.10 In der folgenden Untersuchung der Literaturkritiken derfcoom-Weikegehe ich aus in der Einleitung ausführlich dargelegten Gründen nicht streng inhaltsanalytisch vor. Vielmehr habe ich Kategorien erarbeitet, anhand derer die Vermittlungsleistung der Buchbesprechungen auf dem Weg vom Autor und Werk zum Leser aufgezeigt werden soll. Die Besprechungen werden auf ihre (Informations-)Leistung in den Bereichen Autor, Werk und darüber hinausgehender Vermittlungsaibeit und ihren Leserbezug hin abgefragt: Im Bereich AUTOR wird herausgestellt, ob die Rezension biound bibliographische Daten des Autors erwähnt, ob sie auf seine in Entstehung befindlichen oder noch nicht übersetzten Weike hinweist oder ihn mit anderen Autoren der Weltliteratur (außerhalb Lateinamerikas) vergleicht. Der jeweilige Textanteil über das WERK wird daraufhin untersucht, ob es in der literarischen Tradition des Kontinents und der lateinamerikanischen Gegenwartsliteratur bzw. dem Gegenwartsroman situiert wird, ob die Besprechung eine (eventuell gleichzeitig interpretierende) Inhaltsangabe macht, ob sie auf weikimmanente Besonderheiten eingeht (z.B. die Erzähltechnik), ob der Tatsache, ein übersetztes Werk vor sich zu haben, Rechnung getragen wird (vgl. Kap. IV/4) und ob das Werk literarisch bewertet wird. Über diese elementaren Angaben zu Autor und Werk hinausgehende Passagen, die speziell auf VERMITTLUNG und LESERBEZUG schließen lassen, werden eingeteilt danach, ob sie außerliterarische Informationen einbringen, ob sie eine manifeste Erwartungshaltung oder Motivation beim Rezensenten erkennen lassen oder einen Bezug zur bisherigen deutschen Lateinamerika-Rezeption herstellen. Anders als die Inhaltsanalyse dies postuliert, können diese Kategorien eine partielle Überschneidung nicht leugnen: Da etwa die biographischen Angaben über einen Autor fast immer in dem Schema 'Geburtsland, Wohnort und Alter* blieben, habe ich darüber hinausgehende Angaben über Probleme mit der Zensur beispielsweise extra in einer Kategorie der außerliterarischen Information zusammengefaßt. Problematisch

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ist auch die Erfassung von Textteilen, die auf eine Erwaitungshaltung oder (Vermittlungs-)Motivation beim Rezensenten abzielen. Gerade wegen dieser prinzipiellen Schwierigkeiten und dem subjektiven Interpretationsspielraum habe ich auf eine so definierte Inhaltsanalyse verzichtet und denke dennoch, auf diesem nicht objektivieibaren Feld Tendenzen aufzeigen zu können. In die Auswertung gehen alle verfügbaren Rezensionen folgender Romane der fcoom-Dekade ein: Hundert Jahre Einsamkeit,n Hautwechsel,12 Pedro Páramo,^ Die Werft,14 Die Stadt und die Hunde,15 Explosion in der Kathedrale,16 Ober Helden und Gräber,17 Der obszöne Vogel der Nacht,18 Die tiefen Flüsse,19 Menschensohn,M Nichts als das Leben,21 Rayuela,22 Drei traurige Tiger,73 Paradiso24 und Das grüne Haus.25 Das sind 124 Rezensionen insgesamt, von denen einige nicht von der deutschen Erst-, sondern einer späteren Lizenzausgabe herrühren. Eine Rezension wurde berücksichtigt, die bereits vor Erscheinen der deutschen Übersetzung veröffentlicht wurde. Ausgeschlossen wurden Rezensionen aus Zeitungen der ehemaligen DDR und Beiträge in Periodika. Absolut identische Rezensionen in verschiedenen Zeitungen (Doubletten) wurden einfach, nur passagenweise ähnliche Artikel doppelt gezählt. Gegebenenfalls wurden Artikel aus der Schweizer Neuen Zürcher Zeitung und der Wiener Presse hinzugenommen. Im Bereich AUTOR läßt sich folgendes beobachten: Biographische Daten des Autors enthalten 73 der 124 Rezensionen. Meistens machen sie nur knappe Angaben zum Geburtsjahr und -land sowie zum Wohnort des Autors. Etliche gehen darüber hinaus und berichten ausführlicher etwa auch über andere berufliche Tätigkeiten des Schriftstellers, seine Reisestationen oder gegebenenfalls seine Exilsituation. Bibliographische Daten finden sich nur noch in 38 der 124 Literatuikritiken. Nur etwa ein Drittel also erwähnt frühere Weike, bezieht sich in der Besprechung auf sie oder spricht die bisher hierzulande erschienenen Werke an. Auch viele Übersetzer und Hispanisten hielten Verweise solcher Art für entbehrlich. Speziell auf noch nicht übersetzte oder gar noch im Entstehen befindliche Werke konnten nur ganze 4 Rezensionen aufmerksam machen. Haubrich war 1971 der einzige Kritiker, der öffentlich kundtat, daß die spanischsprachige Welt auf García Márquez' El otoño del patriarca wartete. Dagegen wurde in 51 dieser 124 Rezensionen der Autor mit einem anderen Schriftsteller der Weltliteratur verglichen. Da andere spanischsprachige Autoren meist als 'Einfluß' bewertet wurden (Cervantes, Góngora, Borges u.a.), bezieht sich diese Zahl nur auf Literaten anderer Sprachen. Besonders häufig kamen derartige Vergleiche bei Paradiso, Die Stadt und die Hunde, Über Helden und Gräber sowie

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Rayuela vor - also bei Werken, die oft als nicht 'spezifisch lateinamerikanisch' rezipiert wurden. Vargas Llosas Roman wurde fast obligatorisch mit Musils Verwirrungen des Zöglings Törleß verglichen. Sonst fällt eher auf, daß im Zusammenhang mit den unterschiedlichsten lateinamerikanischen Autoren und Werken immer wieder dieselben großen Namen des modernen Romans herbeizitiert werden, insbesondere Joyce, Proust, Faulkner, Dos Passos, auch Whitman, Th. Mann oder die Franzosen Céline, Breton, Sartre oder Rabelais. Auch Vergleiche mit Dante, E.T.A. Hoffmann oder Dostojewski wurden angestrengt. Selten wurden solche Vergleiche nur da, wo sich beim besten Willen nichts Vergleichbares fand (z.B. bei Die tiefen Flüsse oder Menschensohn) oder auch die Verlagsinformationen keine Namen fallen ließen. Diese Vergleiche stammten gleichermaßen von Fachleuten wie auch diesbezüglich nicht näher ausgewiesenen Journalisten. Persönliche oder private Details über das Leben und die Person des Autors, die über objektive biographische Daten hinausgehen, sind hier zum einen sehr selten - sie kamen nur in 4 der 124 Rezensionen vor - und können zum anderen in diesen Fällen kaum als Ausdruck von Sensationsgier gesehen werden, sondern stammen von gut Informierten, die dies auch in einen Zusammenhang mit dem (Lebens-)Weik des Autors zu bringen wissen. 'Klatschgeschichten' Uber Intimfeindschaften, Ehe und Kinder, Sport und Freizeit, Villa, Reisen und ähnliche Themen haben also kaum Eingang in diese Rezensionen gefunden, haben sich aber in Meldungen, anderen Artikeln oder Besprechungen späterer Romane niedergeschlagen. Der Bereich WERK nimmt in der Mehrheit der Literaturkritiken den größten Raum ein. Diese Untersuchung beginnt nicht erst bei den Eigenschaften des vorliegenden Werkes, sondern bereits bei dessen literaturgeschichtlicher Situierung. Erst danach wird gefragt, ob und wie der Inhalt referiert wird, ob Weikimmanentes zur Sprache kommt oder ob eine Wertung vorgenommen wird. In die literarische Tradition Hispanoamerikas binden nur 3 Kritiken das zu besprechende Werk ein. Natürlich ist eine Rezension überfordert mit einer umfassenden Darstellung der literarischen Entwicklung, doch so mancher Fingerzeig auf konventionelle bzw. moderne Erzählformen, wiederkehrende Motive oder überhaupt die Eigenständigkeit dieser Literatur wäre in vielen Rillen nicht nur leicht möglich, sondern auch wünschenswert gewesen. In der lateinamerikanischen Gegenwartsliteratur siedeln allerdings immerhin 45 der 124 Rezensionen das Werk an. Sie stellen eine Verbindung zu anderen zeitgenössischen Autoren des Subkontinents her und beschränken sich naheliegenderweise meist auf den Roman und die 60er Jahre. Die 45 'Situiemngen' sehen allerdings ganz unterschiedlich aus: sie reichen von der bloßen Aufzählung einiger anderer Autoren über Gruppenbildungen beispielsweise unter dem Stichwort "magischer Realismus"

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oder dem Schlagwort boom bis hin zu detaillierten Hinweisen auf Parallelen und Unterschiede zwischen den Gegenwartsromanen aus dem spanischsprachigen Amerika. Unterschiedlich in Art und Umfang liefern IIS der 124 Rezensionen eine Inhaltsangabe. In sehr vielen Artikeln ist dies der zentrale Textteil, der die Hälfte bis zu zwei Dritteln des Beitrags ausmachen kann. In mittellangen und kürzeren Besprechungen reduziert sich die Inhaltsangabe auf ein bis zwei Absätze, die dann nur kurz das Handlungsgerüst (Personen, Schauplatz, plot) ohne interpretatorische Ansätze referieren. Naheliegend ist in diesem Punkt, daß sich manche Rezensenten gern des Waschzettels aus dem Verlag bedienen. Von vier dieser Romane liegt mir ein solches Informations- und Weibe-Blatt vor. Im Fall von Hundert Jahre Einsamkeit wie auch von Über Helden und Gräber lassen sich denn auch in einigen Rezensionen auffällige Parallelen feststellen - etwa dann, wenn unbedacht immer wieder Macondo und Aracataca einfach gleichgesetzt werden oder immer dieselbe Anekdote, die auch der Waschzettel bringt, dazu verwendet wird, phantastische Elemente zu veranschaulichen (z.B. die 17 Söhne von 17 Frauen des Obersten, der 32 Aufstände anzettelt usw.). Übernommen wurde auch gern die Floskel, Sábato habe "den großen Roman Argentiniens" geschrieben. Manche Rezensenten machen sich noch nicht einmal die Mühe, das Vorwort selbst zu lesen und schreiben die Zitate aus dem Waschzettel ab. Die große Mehrzahl der Artikel jedoch - 108 der 115 mit Inhaltsangabe - beschränkt sich nicht auf die oben genannte Minimalangabe zum Handlungsgerüst, sondern wird ausführlicher und kommentiert, interpretiert oder wertet den Inhalt gleichzeitig. So wird etwa beim Vorstellen der Personen, des Handlungsablaufs oder des Schauplatzes der mögliche Symbolgehalt gleich mitgeliefert, auf Höhepunkte aufmeiksam gemacht, die Rolle der Personen charakterisiert, von der konkreten Handlung abstrahiert oder ihre verschiedenen Bedeutungsebenen (z.B. mythische, historische, phantastische, biblische) erschlossen. Bei handlungsarmen, aber bedeutungsschweren Romanen oder solchen, bei denen die Handlung lediglich als Sekundärtugend aufgefaßt wurde - hier etwa bei Paradiso, Rayuela, Der obszöne Vogel der Nacht oder Drei traurige Tiger - kann die Handlung sehr kurz zusammengefaßt, dagegen die Bedeutung des Kunstwerks bzw. die dominanten anderen Textmeikmale in langen Spalten hervorgehoben werden. Werkimmanente Besonderheiten sind in 85 der 124 Besprechungen eigens gekennzeichnet worden. Auf spezifische Merkmale des Textes - was in diesem Zusammenhang vor allem Erzählperspektive oder Erzählweise, Stil, Sprache, Rhythmus, Motive, rhetorische Figuren, Wortspiele oder experimentelle Formen in der Gesamtkomposition heißen muß - heben besonders die Literaturkritiken von Hundert Jahre Einsamkeit, Rayuela, Drei traurige Tiger, Hautwechsel und Pedro Páramo ab. Bei Garcia Márquez wurden häufig sein Humor, seine Komik beobachtet, die Form der Fa-

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milien-Chronik sowie sein prägnanter Stil und das rhetorische Mittel der Übertreibung. Fuentes fiel am meisten durch seine erzähltechnischen Ambitionen, Schachtelsätze und fremdsprachige Zitate, durch die 'offene Form' und gebrochene Chronologie auf. In besonderem Maße aber zogen Rayuela und Drei traurige Tiger wie auch Pedro Páramo die Aufmerksamkeit auf ihre Komposition: Cortázar und Cabrera vor allem durch erzählerische Experimente und ihren spielerischen, phantasievollen Umgang mit der Sprache (z.B. das Hüpf-Spiel, "entbehrliche Kapitel" und die Phantasiesprache des Argentiniers oder Cabreras Wortspiele, wiederholte Geschichten und anderes mehr). Bei Rulfo stand die sich erst allmählich vollziehende Orientierung in Zeit und Raum im Mittelpunkt. Im Fall Vargas Llosas sind zwar die Kennzeichen modernen Erzählens durchaus einige Male erkannt und benannt worden, doch insgesamt war hier das Interesse stärker an den so trefflich nachzuerzählenden und scheinbar Lateinamerika-typischeren Inhalt gebunden. Lediglich 60 der insgesamt 124 Rezensionen erwähnten den Namen des Übersetzers oder machten auf das fremdsprachige, Ubersetzte Werk, das zu besprechen war, aufmerksam. Von diesen 60 Nennungen können nur 8 als echte Gegenüberstellungen von Originalwerk und deutscher Übersetzung mit Beispielen und einer differenzierten Bewertung angesehen werden. Weitere 9 dieser 60 Artikel beschränkten sich auf die bloBe Angabe des Übersetzers und/oder die Information "aus dem Spanischen übersetzt". Die Mehrheit jedoch - und das sind 43 Besprechungen - erwähnt den Übersetzer und/oder die Übersetzung und gibt gleichzeitig ein Pauschalurteil ab. Dies äußert sich dann in den bereits zitierten Redewendungen von der "schönen deutschen Fassung", die nicht selten auch von Fachleuten oder Kollegen stammen und 'erstaunlicherweise' auch von Kritikern, die sich weder in der Sprache und dieser Literatur auskennen noch das Original lesen können (vgl. Kap. IV/4). Dagegen ist in 104 der 124 Rezensionen eine literarische Wertung vorgenommen worden - wie gesagt, ohne in der Regel auch nur darzulegen, daß man ästhetisch nach dem Stellvertreter des Originals urteilt. Diese literarischen Wertungen sind zu differenzieren nach erkennbar eigenen oder fremden, positiven oder negativen. Innerhalb der Kategorie 'literarische Wertung' sind bei der weiteren Ausdifferenzierung Mehrfachnennungen möglich. Hingewiesen sei noch einmal auf die subjektive Zuordnung der Wertungen zu den Kriterien 'eigene' oder 'Fremdwertung'. Grundsätzlich wurde jede geäußerte Wertung als eigene ihres Verfassers eingestuft, es sei denn es werden andere zitiert bzw. die Wertung als eine fremde kenntlich gemacht Nur 22 dieser 104 Wertungen sind erkennbar eigenständig, differenziert u n d positiv, sichtbar etwa in Aussagen wie "Das Werk besticht durch...", "...ist wegen...einer der schönsten lateinamerikanischen Romane" etc. 26 der 104 literarischen Wertungen könnte man als eigene, positive Pauschalwertung klassifizieren: das Urteil beruft sich

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nicht explizit auf andere, ist aber knapp und allgemein gehalten, etwa in der Art: "der Roman...darf zu den wesentlichen und formal gelungenen Aussagen unserer Zeit gezählt werden" oder "ein faszinierendes, intelligentes und lebendiges Buch". IS der 104 wertenden Rezensionen äußerten sowohl positive als auch negative, offenbar eigene Kritik am vorliegenden Roman: Da wurde etwa Hautwechsel als ambitiöses, aber auch überladenes Buch bezeichnet, Cabreras Wortspiele als geistreich, in diesem Umfang jedoch ermüdend angesehen, an Lezama Lima seine Gedankenschärfe und dichterischen Qualitäten geschätzt, sein Werk jedoch als sehr schwierig, undurchsichtig und verworren, jedem Verständnis unzugänglich empfunden oder von Donosos Werk gesagt, es sei zugleich packend und erdrückend, absonderlich und mehr ein Alptraum als eine Handlung. Eine erkennbar eigene u n d negative Kritk kam nur in 8 der Wertungen vor, und zwar fast ausschließlich im Zusammenhang mit Hautwechsel und Über Helden und Gräber. Dabei kam die Ablehnung bei Fuentes überwiegend von bekannten Lateinamerika-Rezensenten (Vogelgsang, Krolow, Haubrich), bei Sábato von in diesem Bereich weniger hervorgetretenen Schreibern. Selten sind entschlossene Verrisse wie die von Vogelgsang, Kienzl, Haubrich oder Krolow an Hautwechsel, die den Schriftsteller bankrott erklären oder ihm bestenfalls einen "Fehltritt" einräumen. Sie kreiden ihm Künstelei, Sexual-Sensationen, Blasphemien, Voyeurismus, Chaotik, seichte Dialoge und selbstverliebte Rhetorik an und daß seine 'offene' Form hier der Auflösung zutreibe. Sábato wird als zu früh in den Himmel der Weltliteratur gehobener Autor bezeichnet, der einen verwirrenden, überfrachteten Roman in erschreckend konventioneller Bildersprache geschrieben habe, der "europäisch" bis zur Erschöpfung sei. Eine der deutlich negativen Kritiken erging an Drei traurige Tiger: Jessen fand den Roman geschwätzig, nicht zum Lachen, vielmehr schwer auszuhalten in seinem naiven, veralteten machismo und mit seinen billigen Kalauern und sinnlosen Buchstabenhäufungen. Auf eine fremde Wertung rekurrierten knapp ein Drittel der Kritiken 33 der 104 Wertungen stützen sich (ausschließlich oder zusätzlich) auf Äußerungen anderer. Stark war diese Tendenz bei Paradiso und Pedro Páramo, am deutlichsten aber bei Hundert Jahre Einsamkeit, Rayuela und Drei traurige Tiger. Da hieß es dann z.B. "man" zähle ihn zu den wichtigsten lateinamerikanischen Romanen, das Werk sei in Lateinamerika von der Kritik und/oder dem Publikum begeistert aufgenommen worden oder aber es werden Urteile eines (meist bekannten lateinamerikanischen, manchmal auch spanischen) Schriñstellerkollegen zitiert, seltener auch die eines Literaturwissenschaftlers. Am liebsten schickt man der deutschen Ausgabe in der Besprechung jedoch den fabelhaften Ruf und Ruhm der Kritik in Lateinamerika und anderswo voraus. Dieses bei allen Rezensentengruppen gleichermaßen beliebte Vorgehen dient entweder dazu, sich selbst einer eigenen Wertung ganz enthalten zu können

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(wie in 12 dieser 33 Kritiken) oder aber die eigene positive Wertung durch andere zu untermauern (15 von 33). Seltener sollte eine positive Fremdwertung mit den eigenen Zweifeln oder negativer Kritik kontrastiert werden (6 von 33). Andere Rezensionen stellten ihre Wertung nicht auf Äußerungen anderer ab, sondern in ähnlicher Weise auf den (nachgesagten) Erfolg des Romans (29 der insgesamt 104 wertenden Buchkritiken). Von diesen 29 beschrieben 12 ausschließlich den Erfolg des Buches, ohne dies durch eine eigene oder fremde Weitung zu ergänzen: der Erfolg - für viele heißt das: der Absatz - sollte fUr sich sprechen. In 18 der 29 Fälle wurde der Erfolg nur unter anderem erwähnt und mit einer eigenen oder fremden Wertung veibunden; von diesen 18 wiederum weisen zwei auf den Erfolg hin, obwohl sie selbst eine geteilte Meinung über den Roman haben, und weitere zwei tun dies bei eigener negativer Wertung des Romans. Als Indizien für den Erfolg des Buches ziehen die Rezensenten meist das nicht näher definierte Kriterium des lateinamerikanischen und/oder internationalen Bestsellers, die bisherigen Literatuipreise für das Werk oder dessen Autor, auch die Anzahl der Übersetzungen oder gelegentlich auch Details über den Absatz in Spanien heran. Besonders augenfällig wurde dies bei Vargas Llosa, von dem sowohl Die Stadt und die Hunde als auch Das grüne Haus ausgezeichnet und zu Bestsellern wurden. Übrigens ist das Kriterium Tirfolg' auch bei Philologen, Schriftstellern und Übersetzern beliebt, wenn sie in die Rezensenten-Rolle schlüpfen. In 6 der 104 literarischen Weitungen floß deutlich eine ideologische Wertung des Inhalts mit ein: bei Cabrera Infante wurden politische Positionen zum vorrevolutionären Kuba hervorgehoben oder Vargas Llosa unterstellt, mit seinem zweiten Roman Gewalt und Aufruhr als politische Mittel zu preisen. Im Gesamtbild der hier untersuchten Kritiken sind aber die offensichtlich ideologisch gefäibten rar, häufiger und krasser tauchten sie bei anderen Romanen der Autoren auf. Neben diesen Informationen und Kommentaren in den Idassischen' Bereichen Autor und Werk enthalten viele Rezensionen auch Textteile, die nur in weiterem oder gar keinem Zusammenhang mit diesen Bereichen stehen und Einblick in den Akt der LITERATURVERMITTLUNG und den LESERBEZUG geben. Das können Informationen sein, die über das bisher Erfaßte hinausgehen: etwa über Landeskunde, Geschichte und Politik Lateinamerikas (meist als zeitgeschichtlicher Exkurs oder Erklärung eines Romaninhalts). Auf dem kulturellen Sektor kommen noch die Zensur, Druckverbote oder Bücherverbrennungen der Romane in ihrer Heimat hinzu. In insgesamt 38 dieser 124 Rezensionen gab es solche 'zusätzlichen' Infoimationen, die man vorab unterschiedlich bewerten kann: Sollen sie das Weik interessant machen, den Rezensenten von einer Beschäftigung mit dem literarischen Weik an sich befreien oder aber liefern sie das notwendige solide Hintergrundwissen? Hier ist ganz eindeutig der Fall, daß

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solche 'Zugaben' gerade von besonders kenntnisreichen Rezensenten stammen, die oftmals auch eine sehr differenzierte Werkkritik üben (z.B. Sütterlin, Schütte, Drews, Adler, Boehlich, Ploetz, Bollinger, Horst, Lorenz, Schmitt, Heise, Stempel, MeyerClason). In diesen Romanen spielten Informationen in den genannten Bereichen gar keine oder kaum eine Rolle (bzw. kamen in keiner oder nur 1-2 Rezensionen vor): Explosion in der Kathedrale, Rayuela, Nichts als das Leben, Der obszöne Vogel der Nacht, Das grüne Haus, Die tiefen Flüsse und Hundert Jahre Einsamkeit. Am häufigsten konnte man solche Informationen in den Besprechungen von Menschensohn, Paradiso und Drei traurige Tiger finden. Einige Romane, für deren Verständnis Kenntnisse der (Zeit-)Geschichte des Landes wichtig gewesen wären, erfuhren also keine Einordnimg dieser Art. Über Land und Leute haben nur 8 dieser 38 Besprechungen etwas zu sagen. Mit Bezug auf Paradiso ist da von den wirtschaftlichen und kulturellen Auswirkungen der spanischen Herrschaft und des nordamerikanischen Einflusses auf Kuba die Rede. Gelegentlich gibt es kurze Hinweise auf Paraguays Bevölkerung (Roa Bastos), die Sozialstmktur Perus (Vargas Llosa) oder die indianische mexikanische Landbevölkerung (Rulfo). Im Überblick sind solche Hinweise aber sehr selten und knapp, werden meist in einem Satz untergebracht und fallen somit nicht sonderlich ins Gewicht. Dagegen gingen 21 der 38 Kritiken mit weiterfuhrenden Informationen auf die politische Lage ein. Extrem auffällig war dies im Fall von Drei traurige Tiger, wo allein achtmal bemerkt wurde, daß der kubanische Autor als Batista-Gegner zuerst ein Anhänger der Revolution gewesen sei, aber 1965 wegen der politischen Entwicklung die Insel verließ und nach London ging. Diese Information kann dann mit einer latenten oder manifesten Kuba-Kritik verbunden werden oder aber soll speziell die Abwanderung aller bedeutenden kubanischen Autoren demonstrieren. Selbst im Fall von Cabreras Landsmann Lezama Lima wurde angestrengt nach der gesellschaftlichen bzw. gesellschaftskritischen Dimension seines Romans gesucht und gleichzeitig nach seiner politischen Position in Castros Kuba geforscht - und dennoch brachte man wenig Spektakuläres zu Tage: Er verließ zwar Kuba nicht, wurde dort aber auch nicht gefeiert. Bei Roa Bastos lieferte die Stroessner-Diktatur politische Anknüpfungspunkte zu seinem Roman. Besonders aber gab Kuba Zündstoff für politische Betrachtungen her. In den Literaturkritiken des dritten Kubaners im Bunde, Alejo Carpentier, kam dies erst bei späteren Romanen zum Tragen. Anlaß zu Informationen über Zensurmaßnahmen, Druckverbote oder Bücherverbrennungen gab es leider häufiger, was dann auch eifrig Eingang in die deutsche Literaturkritik fand. In 17 Rezensionen wurde darüber berichtet, vor allem im Zusammenhang mit Drei traurige Tiger, Hautwechsel und Die Stadt und die Hunde. Bei Vargas Llosas erstem gesellschaftskritischen Roman hatte man die öffentliche Ver-

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brennung von etwa 1000 Exemplaren in Lima anzuzeigen, was auch etwa die Hälfte der Rezensenten tat. Einige Kritiker von Drei traurige Tiger wußten von dem bis dato andauernden Verbot des Romans durch Castros Zensur zu berichten und auch davon, daß das Werk selbst in Spanien - noch unter Francos Zensur - nur gekürzt habe erscheinen können. Auch Hautwechsel fiel abermals in die Hände der spanischen Zensur, die den Roman als "pornographisch, blasphemisch, kommunistenfreundlich" brandmarkte und verbot, obwohl der Roman zuvor mit dem Preis der Biblioteca breve ausgezeichnet worden war. Schließlich erschien das Buch in Mexiko. Dieser bedauerliche Umstand verwandelte sich in den Besprechungen zu einer zugkräftigen Werbung. Auch in diesem Bereich wird die Gratwanderung deutlich zwischen der Berichterstattung Uber solche politischen Eingriffe in das literarische Leben einerseits und sensationsheischender Werbung andererseits. Mehrfach wurde mit solchen Vorkommnissen versucht, die Brisanz des Romans, ja sogar den Rang seines Autors zu belegen. Exkurse in die Geschichte Lateinamerikas, die über das Werkimmanente hinausgehen, gab es in 12 Kritiken, in nennenswerter Form nur bei Menschensohn, Pedro Páramo und Paradiso. Obwohl die Geschichte Paraguays so zentral ist für das Verständnis Roa Bastos', verlassen die Rezensenten die sowieso schon vom Text gelieferten Informationen kaum und begnügen sich mit einem summarischen Verweis auf die Francia-Diktatur und den Chaco-Krieg. Nicht ausgiebig, aber immerhin aufgezeigt wurden die historischen Hintergründe der Machado- und späteren Batista-Diktatur auf Kuba in den Kritiken Lezamas. Einige Male sind bezüglich Pedro Páramo die Folgen der mexikanischen Revolution und des Cristero-Aufstandes herausgestellt worden, meist in enger Anbindung an die Biographie Rulfos und/oder die Inhalte seiner Texte. Bei anderen Werken mag man die Hiematisierung des historischen Gehalts vermissen, wie etwa bei Hundert Jahre Einsamkeit, wo konsequent der geschichtliche Hintergrund ausgeblendet oder aber im Bereich des Mythos, der Magie oder der Schicksalhaftigkeit angesiedelt wurde. Die Textteile, die eine Erwartungshaltung oder Vermittlungs-Motivation beim Rezensenten erkennen lassen, werden folgendermaßen differenziert: Gibt sich der Rezensent aufklärerisch und/oder appellativ; will er offensichtlich Klischees und Sensationsgier bestätigen bzw. befriedigen; erwartet er sich etwas Positives von der fremden Literatur, steht er ihr ablehnend gegenüber; stellt er einen Bezug zu seinem eigenen Kulturraum/Leseikreis her, vereinnahmt er das andere als 'europäisch'? Bei allem subjektiven Interpretationsspielraum lassen doch nach meiner Auffassung 30 der 124 Rezensionen deutlich Rückschlüsse auf die Haltung des Kritikers zu. Unberücksichtigt muß dabei bleiben, daß vor allem ein aufklärerischer Aspekt von manchem Schreiber mitgedacht wurde, aber in einer Aneinanderreihung von Informationen, de-

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skriptiven und bestenfalls wertenden Passagen nicht explizit auftaucht. Dennoch ist es eben auch ein Merkmal, daß die allermeisten Artikel keinen deutlichen Vermittlungsakt vollziehen, weder die eigene noch die beim Leser angenommene Erwartungshaltung reflektieren und ihre Zielgruppe nicht ansprechen. Als explizit aufklärerisch und/oder appelativ wurden 15 der vorliegenden Besprechungen eingestuft: sie versuchen zu vermitteln und auf den Leser einzugehen ("...eignet sich zur Einführung in sein Werk", "der Leser ist vermutlich gewöhnt, daß..." o.ä.) oder rufen konkret zur Lektüre oder zum Erwerb des Buches auf. Nur in 4 der 30 Kritiken wird ausdrücklich positiv aufgenommen, einmal "etwas anderes" zu lesen als gewöhnlich und somit das Fremde, Unbekannte bewußt angenommen. Diese Geste fehlte den Besprechungen vieler Romane, die uns besonders fremd vorkommen müßten wie etwa Menschensohn, Explosion in der Kathedrale oder Pedro Páramo. Diese nachdrücklich positive Aufnahme wurde jedesmal mit der hiesigen Enge, Fadheit, Abgedroschenheit oder angeblich minderen Qualität der Literatur begründet Die Neugier und Offenheit sind also nicht 'unmotiviert' und völlig frei, sondern rühren von eigenen Defiziten her. Mit der Überzeugung, daß uns dieses Werk etwas zu sagen habe oder betreffen könne, da es etwas Ähnliches oder Verwandtes sei, treten ganze 3 Rezensionen auf. Nur bei Drei traurige Tiger und Über Helden und Gräber wird erwähnt, das Buch lasse sich in unsere Leseerfahrung einordnen bzw. einmal wird versucht, sich die Streifzüge durch Havanna als Streifzüge durch Berlin vorzustellen. Das Fremde wird siebenmal deutlich als negativ eingestuft, speziell im Zusammenhang mit Menschensohn, aber auch bei Romanen wie denen von Donoso, Lezama oder Vargas. Meist stammen solche Äußerungen von nicht ausgewiesenen Fachleuten, die sich überrascht und überwältigt von der andersartigen Lektüre zeigen. Manchmal wird die Ablehnung ein wenig verschleiert durch Einschätzungen wie die, daß man den Eindruck habe, die Andersartigkeit erschwere das Verständnis. Insgesamt ist aber auch diese abwertende oder ablehnende Haltung selten manifest. Latente oder subtile Abwertungen könnten vermutlich durch eine detaillierte Analyse etwa der verwendeten Adjektive sichtbar werden. Allerdings sind auch die Artikel selten - sechs an der Zahl - die offensichtlich das Klischee oder die Sensation suchen bzw. bestätigen. Opfer dieser Tendenz wurden vor allem beide Romane Vargas Llosas und der Carpentiers. Solche Äußerungen, die nicht von Experten stammten, goutierten Worthülsen von Gewalt und Hurerei, dem Gesetz des Dschungels und der sengenden Sonne und betonten, daß der jeweilige Roman diesen Vorstellungen Lebendigkeit und Authentizität verleihe. Auf etwas subtilere Weise perpetuieren aber auch viele andere Kritiken Stereotypen, nämlich durch

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den Gebrauch von Reiz- und Klischeewörtern bei der Schilderung der Handlung, der Personen oder des Schauplatzes und nicht zuletzt auch in der Überschrift Im Rahmen der hier untersuchten Werke ist es nur einmal explizit vorgekommen, daß ein Roman als europäisch vereinnahmt wurde, und zwar bei Über Helden und Gräber. Häufiger klang jedoch (in vorwurfsvollem Ton) an, hier würden europäische Muster und Modelle nachgeahmt. Dies offenbart keinen selbstverständlichen Umgang mit dem literarischen Erbe Lateinamerikas und der Partizipation des Kontinents an der modernen Literatur. Einen Bezug zur (bisherigen) deutschen Rezeption des jeweiligen Autors oder der lateinamerikanischen Literatur allgemein haben 30 der 124 Literatuikritiken hergestellt. Dies konnte heißen, objektive Rezeptionsdaten zu vermitteln wie etwa diese: Das wievielte ins Deutsche übersetze Buch des Autors wird vorgelegt, wieviele Jahre nach Erscheinen des Originals kommt es hier heraus, und ist es zuvor in andere Sprachen übersetzt worden? Der Bezug zur hiesigen Rezeption konnte aber auch bei den Problemen ansetzen: unseren Lesegewohnheiten und -erwartungen oder der langjährigen Ignoranz Lateinamerikas und somit auch eine aufklärerische Note bekommen. Gerade bei den hier relativ früh erschienenen Romanen Die tiefen Flüsse, Nichts als das Leben, Die Stadt und die Hunde oder Hautwechsel - alle in den 60er Jahren hier publiziert - wurden die bisherige Rezeption und die Schwierigkeiten in der Vermittlung explizit kaum oder gar nicht reflektiert. Am intensivsten wurde die deutsche Resonanz bei Rayuela, Hundert Jahre Einsamkeit sowie Die Werft besprochen. 1976 und in den Folgejahren wurde gerne an die angebliche "Flut" von lateinamerikanischer Literatur in Deutschland erinnert. Es thematisierten zwar überwiegend, aber nicht nur Fachleute diesen Punkt. Unter den Rayuela-Knäkem kamen besonders viele aus gutem Grund (der langjährigen Wartezeit auf die Übersetzung) auf die deutsche Rezeption zu sprechen, meistens in Form eines Stoßseufzers: "Endlich!". Lediglich bei Hundert Jahre Einsamkeit kamen die Rezensenten mehrmals auf unsere Lesegewohnheiten und das spezifisch andere des vorliegenden Textes zu sprechen, was bei diesem Buch wohl angezeigt schien, bei anderen aber fehlte. In späteren Besprechungen Rulfos konnte bereits das geringe deutsche Echo mit seiner Wirkung und Aufnahme in Lateinamerika kontrastiert werden, während in Donoso-Kritiken die hartnäckige deutsche Ignoranz gegenüber dem Subkontinent beklagt wurde. Auch die Überschriften dieser Rezensionen geben Aufschluß über einen Leserbezug, Vermittlungsarbeit und Stereotypen. Natürlich sollen die Titel das Auge des Zeitungslesers auf sich ziehen, sollen Interesse und Neugier wecken. Womit soll das erreicht werden? Unter den Literaturkritiken gibt es einige, die im Titel nur summarisch und oberflächlich auf Lateinamerika verweisen und so zwar dem nicht eingeführten Leser eine

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sehr grobe Orientierung geben, andererseits aber auch den Roman in die Schublade 'Südamerika' stecken, ihn also nicht selbstverständlich mit anderen Merkmalen charakterisieren. Da heißt es dann "Südamerikanische Spiegelungen", "Südamerikanische Erzähler", "Böse Alpträume aus Südamerika", "Zwei Romane aus Südamerika", "Latein-Amerika-Roman" oder "Südamerikanisches Mosaik". Eine größere Zahl von Rezensionensüberschriften wiederholt wörtlich oder leicht abgewandelt den Romantitel. Das gilt insbesondere für die Besprechungen von Rayuela, Über Helden und Gräber, Hunderl Jahre Einsamkeit und Paradiso: "Das verlorene Paradies", "Chaotisches Paradies", "Hautwechsel auf spanisch", "Hundert Jahre Einsamkeit", "Vom Gift der Einsamkeit", "Nichts als das Leben", "Der Tod des Artemio Cruz", "Ein Hüpfspiel zwischen Himmel und Hölle", "Durch Himmel und Hölle", "'Rayuela', eine Metapher", "Ein trauriger Tiger aus Kuba", "Ueber Helden und Gräber" oder "Die Stadt und die Hunde". Ein paar Rezensionen suchen bereits mit der Überschrift einen Vergleichsmoment: "Das Vor-Freudsche Museum", "Ein peruanischer Törleß", "Hundejahre in Lima", "Verlogener Laokoon" oder "Ein kubanischer Proust". Neben einigen eher nichtssagenden Titeln wie "Lilien aus Gerippen" für Hundert Jahre Einsamkeit oder "Eine Jugend in Peru" bei Die tiefen Flüsse gibt es zahlreiche Überschriften, die sehr viel Standard-Vokabular aus unserem LateinamerikaRepertoire vorführen. Geschickt wird dabei jedoch so vorgegangen, daß das Schlagwort oft nicht jeglichen Bezugs zum besprochenen Roman entbehrt, wohl aber durch die exponierte Stelle oder die Kürze der Zeile reißerisch oder Klischee-perpetuierend wirken kann. Immer wieder taucht auf: Bordell/Hure, Mythos, Einsamkeit, Tod/Totentanz/Tote, Chaos/chaotisch, Nacht/nächtlich, mörderisch, Dschungel, Hölle, Legende, Alptraum, Himmel, Revolution, Tropen/tropisch, Zorn, böse. Das hört sich dann bei den entsprechenden Romanciers folgendermaßen an: "Die .große Hure' Buenos Aires" (Sábato), "Im tropischen Regenwald der Sprache" (Cabrera), "Ein Hüpfspiel zwischen Himmel und Hölle" (Cortázar), "Alptraum und Aberglauben", "Heiligenlegende mit Höllenspuk" (beide Donoso), 'Totenklage", "Die Pupillen des Todes", "Der Rest ist höllisches Gelächter", "Im Dschungel menschlicher Beziehungen" (alle Fuentes), "Der Mythos der Vergessenen" (Roa Bastos), "Mexikanischer Totentanz" (Rulfo), "Böser Blick in den Spiegel" (García Márquez), "Urwald und Wüste" oder "Legendäres Bordell" (beide Vargas Llosa). Dies zeigt, daß Vorsicht mit Schlagwörtern geboten ist und selbst manches an sich treffende Stichwort so zum Klischee mutieren kann. Warum allerdings bei Cabrera der tropische Regenwald oder bei Fuentes der Dschungel bemüht werden muß, das darf man sich wohl fragen. Einige weitere Titel scheinen mir nicht nur Stereotyp-konform, sondern darüber hinaus extrem sensationalistisch zu sein und so ein 'vortreffliches' Lesevergnügen zu

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suggerieren: Da geht es bei Onetti "Vom Bordell zur bankrotten Werft", Säbato scheint einen "Monster-Roman" geschrieben zu haben, Vargas Llosa müssen wir in die "Schule der Gewalt" oder gar in die "Schreckenskammer von Lima" folgen, wo "Drill und Demütigung" herrschen. Zusammenfassend ergibt sich folgendes Bild in der Literaturkritik der boom-Romane: Fast alle Rezensionen enthalten eine gleichzeitig interpretierende Inhaltsangabe und nehmen eine literarische Wertung vor, jeweils etwa zwei Drittel bringen biographische Minimal-Angaben zum Autor und gehen auf werkimmanente Merkmale ein. Über ein Drittel stellt Vergleiche mit anderen Autoren der Weltliteratur an. Nur etwa die Hälfte erwähnen überhaupt mit einem Wort die Tatsache, ein übersetztes Werk vor sich zu haben, zu dessen deutscher Fassung in der Regel ein Pauschalurteil abgegeben wird. Dennoch haben fast alle ein Werturteil abgegeben, das in knapp einem Drittel der Artikel mit Fremdwertungen versehen ist und fast ebenso vielen Hinweisen auf den 'Erfolg' des Romans. Allerdings gibt es auch nur sehr wenig biographistische Neugier, Verrisse, ideologische Wertungen, deutliche Ablehnungen des Fremden, Vereinnahmungen oder Sensationsgier. Landeskundliche oder geschichtliche Informationen, eine literaturgeschichtliche Einordnung, eine bewußt positive Aufnahme des Fremden oder aufklärerisch-vermittelnde Geste fehlen jedoch auch zumeist. Die Bedeutung solcher Romane für uns wurde praktisch nicht vermittelt. Obwohl so viele Kritiken von Fachleuten stammten, gingen doch die meisten nicht über das hinaus, was der Text an sich, der Waschzettel und der Klappentext zu bieten hatten: ein Resümmee des Inhalts mit einigen Kommentaren versehen, ein wenig Information zum Autor und natürlich eine Wertung, geschmückt mit so manchen fremden Federn. Verrät diese Praxis bei manchen nur Nachlässigkeit oder Zeitdruck, so mag sie bei vielen Unsicherheit und Unkenntnis überspielen: Warum sonst müßte der literarische Rang eines Werkes oder Autors nicht nur festgestellt, sondern in diesem Umfang gestützt werden - durch Vergleiche mit anderen Autoren der Weltliteratur, durch Zitate bekannter Zeitgenossen, durch Zitate der internationalen Kritik oder das Kriterium Erfolg. Sicherlich kann man sich nicht über die 'schlechte Kritik' im Sinne einer negativen Wertung beklagen (was bei diesen Romanen auch nicht naheliegt). Denn auffällig sind die vielen lauen, pauschalen, zurückhaltenden, impliziten, in Beschreibungen versteckten Wertungen - so als traue man sich diese im Grande gar nicht zu. Andere mögen aus progressivem Selbstverständnis heraus 'wohlwollend' - aber dadurch nicht weniger patemalistisch - auf Lateinamerika geblickt haben. Die auch wissenschaftlich oder als Übersetzer tätigen Rezensenten wollten der lateinamerikanischen Literatur in vielen Fällen sicher nicht noch mehr Steine in den Weg legen.

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Wesentliche Defizite gibt es vor allem in den Beieichen, wo eine Kompetenz gefragt ist, die über die Lektüre des Buches weit hinausgeht, es einordnet oder Zusammenhänge herstellt und ebenso da, wo bewußte Vermitllungsarbeit geleistet werden muß, um Ungewohntes aufzugreifen, ein Stück weit Schubladen-Denken aufzubrechen und uns lateinamerikanische Literatur so wirklich 'näher' zu bringen. Damit waren die meisten Rezensenten ganz offensichtlich überfordert. Schwer hatten es die langen, bildungsbeladenen oder aus anderen Gründen schwierige Werke. Das ist zwar in anderen Literaturen auch so, doch bekommt es in diesem Zusammenhang noch eine besondere Note: Aus Lateinamerika erwartet man solche Bücher nicht und zweitens bietet die eigene oder zumindest europäische Literatur ja auch genügend Literatur diesen Zuschnitts an - warum sollte man also gerade so ein Werk aus Lateinamerika lesen? Dementsprechend fällt in der Regel die Reaktion auf die rioplatenses auch eher moderat aus: Cortázar, Sábato, Onetti - wichtige, bedeutende Autoren, ja, aber doch irgendwie 'untypisch' oder sogar zweitrangig aufgrund evidenter Parallelen zur europäischen Literatur, was man jenseits des Atlantik natürlich als Nachahmung brandmarkt und nicht etwa als Rückgriff auf literarisches Erbe oder Teilhabe an der westlichen Kultur selbstverständlich aufnimmt. Respekt wurde ihnen für das ein oder andere gute Buch gezollt, aber Begeisterung kam nicht auf. Im Bereich der Werke, die im weitesten Sinne dem magischen Realismus zugeordnet werden, ist eine Tendenz überdeutlich: Bei Roa Bastos oder Rulfo etwa scheint die Roman-Welt doch allzu fremd, als daß man noch einen Zugang finden und sich von ihr faszinieren lassen könnte; die anspruchsvolle Komposition tut ein übriges. Der magische Realismus der Kariben dagegen, Carpentiers oder besonders auch Garcia Márquez', scheint leichter verdaulich. Obgleich nicht weniger komplex in der Anlage, sucht und findet die Kritik hier leichter ihre Lesart. Einen nicht gerade literarischen Vorsprung dieser Weike liefert außerdem die für Mitteleuropäer so anziehende 'Exotik der Tropen' gleich mit. Es muß wohl auch der Humor und Phantasiereichtum eines García Márquez hinzukommen, um mit Genuß von der 'wunderbaren Wirklichkeit' zu lesen. Die Ernsthaftigkeit und Wortkargheit eines Rulfo zieht dagegen nicht jeden Leser in seinen Bann. Daß Humor geschätzt wird, dokumentiert auch der teilweise begeisterte Empfang der Drei traurige[n] Tiger.

(c) Ausblick auf das literaturkritische Echo der ¿oom-Autoren Die detaillierte Auswertung der Rezensionen bleibt zwar auf die boom-Romane im engeren Sinne beschränkt, doch erlaubt erst der Blick auf die literaturkritische Rezeption ihres gesamten ins Deutsche übersetzten Werkes (oder zumindest einiger größerer, besonders bekannt gewordener Aibeiten) eine Einordnung der Aufnahme

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ihres 'Hauptwerkes' bzw. Beitrags zum boom. Darüber hinaus erhält man so einen Einblick in die allgemeine Entwicklung der Rezeption lateinamerikanischer Literatur in Deutschland. Bei Cortázar zeigt sich, daß tatsächlich sein epochemachender Roman Rayuela das größte Presseecho gefunden hat, gefolgt von einem späteren Roman, Album für ManuelP6 Daneben sind international besonders die phantastischen Erzählungen des Argentiniers bekannt geworden, von denen hier auch einige Bände vorgelegt wurden, beispielsweise Geschichten der Cronopien und Famen, Reise um den Tag in 80 Welten, Geschichten, die ich mir erzähle, Das Feuer aller Feuer?1 Die Erzählungen fanden in den überregionalen oder großen regionalen Zeitungen jedoch nur je ein bis drei Rezensenten. Einige Namen kehren bei den Cortázar-Kritiken immer wieder: Promies, Ploetz, Botond, allen voran Drews und Schütte. Stand bei Rayuela häufig die literarische Bedeutung und die anspruchsvolle Lektüre im Vordergrund, so schien Album für Manuel (hier vor Rayuela erschienen) eher eines der Erwartungsprofile an lateinamerikanische Romane zu erfüllen, nämlich ein 'politisches' Buch zu sein. Vargas Llosas ersten beiden Romane, die ihm Weltruhm brachten, legten hier den Grundstein für die Resonanz auf die späteren Romane. Denn seither läßt keine große überregionale Zeitung einen Roman des Peruaners unbeachtet - selbst wenn die Qualität des einen oder anderen strittig sein mag. Auffällig an den ersten beiden Romanen sowie Der Hauptmann und sein Frauenbataillon78 ist zweifellos, daß sie weniger als literarische Kunstwerke vermittelt wurden, sondern daß sich die Kritik vor allem auf das warf, was der Inhalt an Sensationsgehalt und erwartungskonfoimen Klischees hergab: politische Radikalität, Obszönität, Ausschweifung, Quälerei, kurz: sex and crime, Ausbeutung und Verfolgung, Zucht und Ordnung, Dschungel und Militär an einem 'exotischen' Schauplatz. Der Diktatorenroman Die andere Seite des Lebens29 schien zu komplex, emst und lang gewesen zu sein, um Raum für Schlagworte zu lassen. Hier fiel den Rezensenten insbesondere die virtuose, teilweise schon zu gekonnte Erzähltechnik sowie die räumliche und zeitliche Festlegung des Romans auf, der die Auswirkungen einer Diktatur offenlege. Es wurden hierbei allerdings weder die geschichtlichen Hintergründe genügend erhellt noch Vergleiche mit den zahlreichen anderen lateinamerikanischen Diktatorenromanen der 70er Jahre gezogen. Obwohl fast alle Kritiker von Tante Julia und der Lohnschreiber30 darin übereinstimmten, daß dies die bisher schwächste Arbeit des Peruaners sei, erschien doch in allen großen Zeitungen eine Kritik. Wo manche noch Karikatur und Selbstironie sahen, ermüdete andere die andauernde Schnulzensprache und andere Anleihen beim Trivialgenre sowie die autobiographischen Details. Bei späteren Werken - wie etwa Der Krieg am Ende der Welt31 oder Maytas Geschichte32 - treten politische Gesichtspunkte und ideologische Wertungen stärker in den Vordergrund.

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Bei seinen ersten beiden Romanen kann man nicht von einer adäquaten Aufnahme im Feuilleton sprechen. Der Diktatorenroman fiel zwar glücklich mit seiner PEN-Präsidentschaft und der Buchmesse von 1976 zusammen, doch verschaffte er ihm offenbar wenig (öffentliche) Gunst. Entschlossene literarische Wertungen gab es erst bei seinem Julia-Roman. Deutlich wird an diesem Autor ebenfalls, daß die Anzahl an Besprechungen allein wenig aussagt. Entscheidend ist aber, daß regelmäßig rezensiert wird, sobald dem Autor eine gewisse Qualität nachgesagt wird und eine relative Popularität erreicht ist. Die Besprechungen können jedoch zur Einführung völlig untauglich sein, Qualitätsunterschiede ignorieren oder ideologisch werden. Erst spät entdeckte man seine Erzähltechnik als wichtiges Kennzeichen. Auch bei Fuentes läßt sich beobachten, daß die für den deutschen Rezeptionsverlauf frühe Publikation wichtiger Werke für das publizistische Echo nicht von Vorteil war: Die Kritiken der frühen Übersetzungen sind meistens zu 'dünn' um einzuführen. Bei Nichts als das Leben fehlte es besonders an geschichtlicher und literarischer Einordnung und Wertung, bei Hautwechsel dagegen interessierten besonders die Skandalmeldungen aus Spanien, es wurde verstärkt - negativ - gewertet. Erst 1974 kam dann Landschaft in klarem Licht33 auf deutsch und gab Anlaß zu politischen Spekulationen und erneut zu Kritik an der zu ehrgeizigen, das Verständnis erschwerenden Anlage des Werkes; eine informative Besprechung ist hier ein Einzelfall. Von weiteren Arbeiten haben Terra nostra34, Das Haupt der Hydra35 wie auch Der alte Gringo36 das Interesse des Feuilletons gefunden, weniger Die Heredias, frühere Erzählungen oder Novellen. Bei Terra nostra wird zwar der enormen Ambition des Verfassers Respekt gezollt, doch keineswegs seine Schwächen übergangen: Blutleere, Eloquenz, Langatmigkeit und Desorganisation. Ein Epos der Weltliteratur, ein "Meisterwerk" der zeitgenössischen lateinamerikanischen Literatur, das offenbar aber niemanden richtig begeistert hat. Das Interesse an Das Haupt der Hydra war da ganz anderer Art, denn schließlich wurde hier ein "James Bond der unterentwickelten Welt" (Fuentes) zum Helden eines Spionage-, Agenten- und Action-Romans gemacht. Die Reaktion auf dieses Buch mußte denn auch ganz unterschiedlich ausfallen: Wo der eine den Roman unteihaltsam fand, wurden für einen anderen nur Versatzstücke eines Thrillers abgehaspelt. Für einen dritten ist er gar ein Hintertreppenroman von billigster Kolportage, während ihn wieder andere in die gegenwärtige Diskussion um das mexikanische ö l einbetteten, ihn sogar auf die mexikanische Revolution riickbezogen oder ihm jenseits des Agenten-Musters eine grundsätzliche Fragestellung nach dem Motto *Wer ist wer?' zubilligten. In diesen Pro-und-contraMeinungen ähnelt dieses Echo dem auf Vargas' Julia-Roman. Auch hier zeigt sich deutlich, daß sich die Rezensenten bei mutmaßlich "bedeutenden' Werken selber mit eindeutigen Stellungnahmen zurückhalten. Solche hat es am häufigsten bei Romanen

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umstrittener Qualität gegeben. Ebenfalls haben hier qualitative Unterschiede zwischen einzelnen Texten kaum einen Einfluß auf die Zahl der Besprechungen. Bei leicht steigender Tendenz haben die Romane des Mexikaners jedoch fast ausnahmslos die großen überregionalen Zeitungen erreicht Eine für unsere Maßstäbe ungeheure Flut von Rezensionen haben die Werke Garcia Márquez' ausgelöst. Überdeutlich kann hier nachvollzogen werden, wie sehr das Presse-Echo vom allgemeinen Stand der Lateinamerika-Rezeption in Deutschland, von der Beliebtheit und Bekanntheit des Autors abhängt. Nach der 'Bedeutung' gewichtet der Umfang der Besprechungen sicher nicht Denn z.B. haben der Herbst des Patriarchen, Chronik eines angekündigten Todes oder die Liebe in den Zeiten der Cholera mit je zwei bis über drei Dutzend Kritiken einerseits Hundert Jahre Einsamkeit bei weitem überragt. Andererseits haben auch kleinere oder frühere Arbeiten, ja auch sein joumalisitsches Schaffen mehr Aufmerksamkeit gefunden als zentrale Romane anderer Autoren. Exemplarisch ist bei García Márquez der Bogen zu spannen zwischen drei Rezensionen von Unter dem Stern des Bösen (1966) von Horst, Heise und Lorenz und später den 30-40 Kritiken der großen Romane der 80er Jahre, die aus allen nur denkbaren Kritiker-'Lagern' stammten. Galt Unter dem Stern des Bösen37 1967 noch als südamerikanischer Milieu-Roman, wurde dies doch bei der neuen Ausgabe von 1979 in Richtung realistische Phase korrigiert. Nach dieser ersten wenig beachteten Publikation von 1966 begann die Rezeptionsgeschichte des Kolumbianders hierzulande erst richtig mit Hundert Jahre Einsamkeit (1970), der wegen seiner Vereinigung scheinbar widersprüchlichster Elemente bewundert wurde: realistische, magische und phantastische Elemente nebeneinander in einem "konventionellen' Gerüst einer Familien-Chronik, die doch mehrere Bedeutungsebenen eikennen ließ. Besonders wurde auch (die hierzulande so vermißte) Fabulierfreude und sein Humor geschätzt Während man auf sein nächstes Werk, Der Herbst des Patriarchen, wartete, verkürzte man sich hier die Zeit mit Veröffentlichungen seiner früheren Werke, die erst im Zuge des großen Romans übersetzt wurden, wie etwa Das Leichenbegräbnis der Großen Mama, Laubsturmis und Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt*9, die allesamt meist als Fingerübungen, Präludien, Wegstück oder bereits elaborierte Splitter auf Hundert Jahre Einsamkeit bezogen wurden. Motive wie der Kampfhahn oder der Schauplatz Macondo wurden (wieder-)erkannt. Der Oberst konnte jedoch, obwohl er zur Buchmesse 1976 erschien, kein herausragendes Echo verzeichnen. Der Herbst des Patriarchen40 wurde dann 1978 bereits mit viel Spannung erwartet die Reaktion fiel lebhaft und im großen und ganzen sehr positiv aus. Es begeisterten der lange erzählerische Atem, der formale Anspruch, Phantasiereichtum, die zum Mythos geronnene Geschichte, der Archetypus eines caudillo. Manche warnten da-

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vor, dieses Prosa-Stück nur als unkritische Magie zu sehen, anderen war es zu politisch. Bemängelt wurde, daß der Patriarch zu geradlinig negativ gezeichnet worden sei im Vergleich zu komplexeren Gestalten in anderen Diktatorenromanen wie denen von Roa Bastos oder Carpentier. Lorenz veröffentlichte eine ungeschminkt ideologisch wertende Besprechung des in jeder Hinsicht mißratenen Werkes eines Kommunisten kubanischer Prägung. Insgesamt demonstrieren diese Artikel das erkennbar gestiegene Interesse an dem Kolumbianer, am Genre Diktatorenroman überhaupt und in der Regel eine kompetentere Auseinandersetzung mit lateinamerikanischer Literatur. Die immense Welle von Kritiken zu der Chronik eines angekündigten Todes41 transportierte in besonderem Ausmaß textexteme Informationen wie etwa Garcia Márquez' Asylgesuch in der mexikanischen Botschaft, seine (mutmaßliche) Bedrohung wegen seiner (angeblichen) Zusammenarbeit mit einer Guerilla-Gruppe, sein nunmehr gebrochenes Versprechen, erst nach dem Sturz Pinochets wieder zu veröffentlichen oder eine Schadenersatzklage von Zwillingsbrüdern, die sich als die Mörder der Chronik wiedererkannt hatten. Am Text selber fiel vor allem die Nähe zur deutschen Novelle, die innere Logik und Spannung der schnöikellos erzählten Geschichte über die großen Themen machismo, violencia und Schicksal auf. Recht machen kann man es bekanntlich nie allen, und so vermißten einige die wuchernde Phantasie anderer Weike, während andere das Buch für zu unpolitisch und realitätsfremd hielten. Bei diesen Besprechungen verstärkt sich die Tendenz, daß Fachleute regelrechte Interpretationsansätze liefern, während hier z.B. im STERN noch viel Unverständnis für diese Literatur spürbar wird. Das Interesse an der Person des Autors nimmt bereits deutlich zu. Mit journalistischen Arbeiten von sowie Interviews mit García Márquez wurde die erneute 'Dürrezeit' zwischen der Chronik und Liebe in den Zeiten der Cholera überbrückt. Der Autor sollte im Gespräch gehalten werden. Dazu dienten auch nicht-literarische Texte oder die immer wieder, teils auch ohne aktuellen Anlaß erscheinenden Artikel in der Presse über den Kolumbianer. Er hat sogar einen gewissen "Litera-Tourismus' deutscher Journalisten und Kritiker in Gang gebracht, die in Aracataca und ganz Kolumbien meinen, Macondo zu photographieren. Bei Liebe in den Zeiten der Cholera42 kehren einige für diesen Autor typische Wertungen wieder: große Literatur und eine Geschichte über große Themen (hier Liebe, Alter und Tod), und 'trotzdem' Lesevergnügen. Von den sogenannten vier 'Großen' des boom ist also García Márquez weitaus am stärksten im deutschen Feuilleton und darüber hinaus präsent. Auch Vargas und Fuentes konnten noch mit einer kontinuierlichen und überdurchschnittlichen Aufmerksamkeit rechnen. Im Vergleich zu diesen fällt Cortázar bereits deutlich ab. Das mag an der starken Fixierung auf Roman-Besprechungen im Feuilleton liegen, die

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seine Erzählungen in den Hintergrund treten lassen oder daran, daß er als einziger unter ihnen nun schon fast seit 10 Jahren verstorben ist Manche mochte auch gestört haben, daß sich im Werk des Kosmopoliten und späteren französischen Staatsbürgers auf den ersten Blick so wenig 'typisch Lateinamerikanisches' fand. Bei Carpentier liegt die deutsche Aufnahme durch die Literatuikritik wiederum ganz anders. Seine bedeutenden frühen Werke wie Das Reich von dieser Welt oder Die verlorenen Spuren wurden hier 1964 bzw. 19S8 kaum beachtet, erst bei späteren Lizenzausgaben kam man nochmals auf sie zurück.43 Selbst sein Roman aus der fjoom-Dekade, hier unter dem Titel Explosion in der Kathedrale bekannt, wurde 1964 spärlich und teils völlig unzureichend besprochen. Stärker und ausführlicher wurde die Kritik erst 1974 bei StaatsraisonAn den Carpentier-Rezensionen fällt auf, daß erst sehr spät von einzelnen Fachleuten versucht wurde, das real maravilloso zu vermitteln. Zwar wird dem Autor 'vehemente Sprachgewalt' ohne weiteres zugebilligt, doch wo man Bildungsgut oder bestimmte Erzähltechniken wiederfindet, wird sofort nach den 'europäischen Modellen' gefragt. Ein "poeta doctus" von jenseits des Atlantik löst Verwunderung aus. Die scheinbar größere Attraktivität von Staatsraison mag mit dem Sujet Diktatur zusammenhängen, das außerdem zu Vergleichen mit anderen Werken dieses Genres einlud und zur Buchmesse 1976 erschien. Auch hier wird Geschichte in einer Urform des Diktators konzentriert, mit kollektiven Gestalten wie historischen Bezügen, die dem europäischen Leser keine Chance geben, dieses Phänomen als 'lateinamerikanische Krankheit' abzustempeln. Nach diesem Roman erlangte auch der Sammelband Krieg der Zeit*5 beachtliche Resonanz. Allmählich zeigen sich Konstanten in der Carpentier-Kritik: Immer wieder ist die Rede von seiner formalen und sprachlichen Meisterschaft, seiner Musikalität, seinen historischen Fresken sowie seiner Aufarbeitung des kulturellen Zusammenstoßes zweier Kontinente, von dem er auch selbst biographisch betroffen war. Bald wurde er als "Klassiker", bald als Nobelpreis-verdächtiger Autor gehandelt. Das deutsche Presse-Echo auf alle anderen boom-Autoren fällt deutlich im Umfang von den bisher erwähnten ab: Rulfo, Onetti, Sábato, Roa Bastos, Donoso, Lezama Lima oder Cabrera Infante liegen alle zwischen 15 und an die SO Artikel insgesamt (also Rezensionen, Gesamtdarstellungen, Interviews und ähnliches). Rulfo stellt in mehrfacher Hinsicht einen 'Sonderfall' dan Erstens stammt sein Werk aus dem Vorfeld des boom und ist auch hier sehr früh erschienen (1958 und 1964); zweitens besteht es im wesentlichen nur aus zwei Prosa-Bänden, Pedro Páramo und Der Llano in Flammen; drittens sind beide Bände hier meist zusammen besprochen worden und viertens gibt es fast nur Rezensionen anläßlich einer Neuoder Lizenzausgabe. Der Mexikaner wird verehrt als jemand, der das Schweigen einer überhörten Bevölkerung, der Indios, mit karger Sprache in seine Literatur ein-

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gebracht habe. In archaischen, mythischen Bildern entwerfe er das Bild von Leid und Gewalt an dem fiktiven Ort Comala und habe so durch starken Symbolgehalt sowie seine Erzähltechnik ein mythologisches Weik geschaffen, das von manchen dem magischen Realismus zugerechnet wird. Rulfo hatte es hier offenbar nicht nur wegen des starken mythischen Gehalts seiner Werke schwer (den hatten andere schließlich auch), sondern vermutlich auch, weil er 'zu früh' in Deutschland erschien und später ganz unangepaßt an den Literaturbetrieb - nichts mehr veröffentlichte, sieht man von Der goldene Hahn einmal ab. Zwar konnte Haubrich dem Mexikaner wenig abgewinnen, doch Onetti und Strausfeld hielten den "Geheimtip" in Deutschland für nobelpreiswürdig. Ähnlich wie bei Carpentier stieß Roa Bastos' Menschensohn - ein Werk von 1960, deutsch schon 1962 - hier auf recht wenig Interesse. Dem späteren Roman Ich, der Allmächtige, auch ein Diktatorenroman aus den 70er Jahren, wurde jedoch auch mehr Beachtung zuteil. Menschensohn ist kaum als Erstausgabe, sondern häufig erst später besprochen worden. Wie so viele andere Romane des boom wurde er nicht einmal von Fachleuten in allen größeren Zeitungen angezeigt. Mehr Interesse fand damals sogar noch sein Erzählband Die Nacht der treibenden Feuer*6 Roa wurde zu d e m Autor Paraguays, dieses in vielfacher Hinsicht isolierten, gebeutelten und rückständigen Landes mit starker Verwurzelung in den indianischen Mythen. Er wird Carpentier oder Asturias an die Seite gestellt, und sein Werk, ähnlich wie bei Säbatos Über Helden und Gräber, zum Repräsentanten, zum 'National-Epos' seines Landes gekürt. Ein tieferes Verständnis seiner Literatur oder des Lebensraumes, aus dem sie stammt, war aus dieser praktisch nicht existenten 'Einführung' nicht zu gewinnen. Der Diktatoren-Roman Ich, der Allmächtige47 hatte es wohl schon wegen des Sujets leichter und erschien zudem 1977 mit dem Rückenwind der Buchmesse von 1976. Bereits 1975 schrieb Meyer-Clason eine Vorab-Rezension, die dringend zur Übersetzung des Romans riet; schließlich war es soweit und Kenner lieferten Hintergrundwissen über die Geschichte Paraguays und des Diktators Francia. Die literarische Wertung fiel ausgesprochen positiv aus. In den Roa Bastos-Kritiken kam wenig Biographisches zum Tragen, obwohl es Aufschlußreiches über die Zeitgeschichte seines Landes zum Vorschein hätte bringen können. Seine Variante des magischen Realismus wie auch dessen Wurzeln ist dem Leser selten vermittelt worden. Bei Donoso zeigen sich die Schwierigkeiten, die sich dann ergeben, wenn ein 'Hauptwerk' - zumal ein solches wie Der obszöne Vogel der Nacht von 1975 - als erstes Buch eines Autors vorgestellt wird. Die fünf Kritiken (davon nur zwei aus überregionalen Zeitungen) verraten, wie komplex, grotesk und unentzifferbar selbst den Schreibern dieses Werk voikam. Da konnte natürlich nicht mehr die Rede davon sein, dem Leser das Werte zu vermitteln. In bekannter Manier wurde danach - immerhin

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noch - ein älterer Roman des Chilenen gebracht, wobei man die Gunst der Stunde (die Buchmesse 1976) nutzte, die dem Roman auch Artikel in mehreren großen Zeitungen einbrachte. Dieser Roman, Ort ohne Grenzen,4* ermöglichte einen leichteren Zugriff auf den Inhalt. Die Themen violencia und Sexualnormen im Zusammenhang mit der Figur des Transvestiten ließen sich offenbar leichter an den Leser bringen. Andere Hintergründe des Romans bleiben unaufgedeckt Auch bei späteren Übersetzungen - Das Landhaus (1986)49 oder Die Toteninsel (1987)50 - blieb nun die Aufmerksamkeit des Feuilletons der großen Zeitungen eihalten. Alle diese Romane erfuhren also eine wesentlich positivere Aufnahme als seinerzeit Der obszöne Vogel der Nacht, der als Erstlektüre auch wenig geeignet schien, zumindest aber weiteren Übersetzungen nicht den Weg verbaute. Ort ohne Grenzen blieb der einzige Versuch, frühere Werke des Autors im Gefolge eines international bekannt gewordenen nachzuziehen, das in Deutschland noch nicht einmal als sogenannter 'Achtungserfolg' bei der Kritik angesehen werden kann, die dem Werk da, wo sie sich nicht überhaupt enthielt, ziemlich hilflos gegenüberstand. Schwer tat man sich auch mit dem literarischen Sonderling' Paradiso, dem einzigen ins Deutsche übersetzten Roman des Kubaners Lezama Lima, der außerdem erst drei Jahre nach Ableben seines Autors 1979 hier aufgelegt wurde. Es trat also der kuriose Fall ein, daß erste Hinweise auf Leben und Werk des Kubaners in deutschen Blättern seinen Nachrufen zu entnehmen waren. Es überrascht nicht, daß ein Werk, das selbst kenntnisreiche Kritiker für so singulär und bewundernswert wie anstrengend oder gar unzugänglich hielten, immens schwer zu vermitteln war. Außer einem Essayband blieb es hierzulande fortan still um Lezama Lima - vielleicht auch deshalb, weil aktuelle Werke nun nicht mehr zu erwarten waren, weil er in gar keine Schublade passen wollte (weder die eines Tropen-Dichters' noch die des politisch engagierten Kubaners) und sich offenbar jeglicher Öffentlichkeit entzog: Hier wurden keine Interviews oder Rundreisen, keine politischen Manifestationen oder aufsehenerregende Auftritte bekannt. Völlig anders verlief die Aufnahme Cabrera Infantes. Viele Jahre hindurch galt er vielen als wichtiger lateinamerikanischer Autor der 60er Jahre, der hier noch nicht übersetzt sei. Einige wenige waren gespannt auf den 'Geheimtip' aus Kuba. Der Mehrheit konnte er erstmals 1987 durch sein aus dem Englischen übersetztes Buch über Zigarren, Rauchzeichen, und vor allem seinen nun endlich übersetzten epochemachenden Roman Drei traurige Tiger begegnen. Dieser Roman wurde hier - nicht zuletzt der kongenialen Übersetzung wegen - meist enthusiastisch als Sprachkunstwerk mit Freude an immer neuen Wortspielen und Experimenten begrüßt Der von den ¿wom-Autoren hier zuletzt vorgestellte Autor konnte mit einer umfangreichen und ansprechenden, auch wertenden Resonanz in allen großen Zeitungen und darüber

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hinaus rechnen. Auch zu diesem Werk hatte es 1982 von Siitterlin eine Vorab-Kritik gegeben. Das späte Publikationsdatum zusammen mit der Übersetzung kam der Rezeption sehr zugute; daher konnte der Exilkubaner allerdings auch (noch) keine den bekannteren Autoren vergleichbare Präsenz in der deutschen Presse errreichen. Solange er noch uniibersetzt war, gab es keine Interviews oder ähnliches - seine Rezeptionsgeschichte hat hier also erst vor wenigen Jahren begonnen. Zu den spät entdeckten Lateinamerikanern gehört auch Onetti, von dem auch gleich ein 'Hauptwerk', Die Werft, 1976 zur Buchmesse erschien. Zwei Jahre später wurde das frühere Werk Das kurze Leben nachgezogen, in den 80er Jahren folgten einige weitere Bände wie So traurig wie sie, Lassen wir den Wind sprechen oder Leichensammler, die vermutlich mehr der Kontinuität des Verlages als der begeisterten Nachfrage zu verdanken sind.51 Die Werft, obwohl zu einem günstigen Zeitpunkt erschienen, erlebte nur ein mäßiges Interesse. Wie anderen rioplatenses begegnete auch dem Uruguayer Onetti der Vorwurf, ein 'untypischer' Vertreter der lateinamerikanischen Literatur zu sein. Trotz einer Vita, die dazu reichlich Anlaß bieten könnte, läßt er sich nicht als 'politischer' Autor vereinnahmen. Onettis universale Fragen nach Sinnlosigkeit, Absurdität, Todesangst, Verlust und Lüge, angesiedelt an dem fiktiven Ort Santa Maria, konnten wohl weder die Rezensenten zu den ihren machen noch an die Leser weitergeben. Neben einigen Ausnahmen verließ Onetti in der Literaturkritik den kleinen Kreis der (relativ) häufig rezensierenden Kenner wie Stempel, Drews, Haubrich oder Garscha nicht. Hinzu kommt, daß er als Person hier nicht präsent ist. Dagegen gab es Säbatos Erstling schon 19S9 (in einer Wiener Ausgabe) und 1976 bei Limes unter dem Titel Maria oder die Geschichte eines Verbrechens 52 Da schon durch diesen Titel der Eindruck einer einfachen Kriminal-Story entstanden war, versuchten die Kritiker dies durch Hinweise auf die psychologische und existentiell motivierte Dramatik zu relativieren. 1967 folgte dann Über Helden und Gräber, der erstaunlich häufig besprochen wurde. Vielleicht deshalb, weil Säbato bereits Weltrang nachgesagt wurde, der Roman als Nationalepos und argentinisches Geschichtsbuch stilisiert werden konnte, aber doch eine Liebes- und Familiengeschichte nicht fehlte. Hier versperrten psychologische Aspekte, Metaphern, sein wissenschaftliches Denken oder große menschheitsgeschichtliche Fragen nicht so sehr den Zugang wie bei Onetti. Später erschienen noch Abaddon und literarische Essays, die den Argentinier sicher nicht zu einem der bekanntesten lateinamerikanischen Autoren machten. Doch er kann hier schon auf eine längere Rezeptionsgeschichte zurückblicken und sein literaturkritische Echo war schon früh beachtlich. Insgesamt scheint mir die Aufnahme der Romane der ¿oom-Autoren in der deutschen Literaturkritik nicht in erster Linie ein Problem der Quantität zu sein - obwohl einzelne in den 60er Jahren übersetzte oder besonders schwierige und lange Werke

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auf ein geringeres Echo stießen als andere. Vielmehr hat es an der adäquaten Einführung gefehlt: Regelmäßige Besprechungen der zentralen Werke in den größeren Zeitungen, die außerdem über den engen Rahmen der Leseerfahrung des vorliegenden Werkes und der Verlags-Informationen hinausgehen, sind nicht selbstverständlich. Es fehlte nur zu oft an Kritikern, die hinführten, einordneten, bedeutende textexterne Informationen geben konnten, die deutschen Erwartungshaltungen, Lektüregewohnheiten und -motivationen mitdachten, oder doch wenigstens selbst etwas mit dem Weik anfangen konnten. Auch in diesem weiteren Rahmen lateinamerikanischer Literatur dominieren in der Kritik die Leute vom Fach, seien es Übersetzer oder Philologen, mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt. Dennoch hat es auch reichlich unangemessene Reaktionen gegeben, getragen von arroganter oder provinzieller Ignoranz, von paternalistischem Wohlwollen, schlichter Unkenntnis oder auch einem blinden Idealismus, der das Gute und Wahre nur noch in der Fremde orten kann. Große Aufmerksamkeit erregten immer wieder die Diktatorenromane. Das (erwartungskonforme) Thema scheint die Kritiker magisch anzuzuiehen, denn alle Werke dieses Genres - gleichgültig von welchem Autor sie stammten - wurden außergewöhnlich rege besprochen. Auch Romane umstrittener literarischer Qualität von einmal eingeführten Autoren fanden ihren regelmäßigen Niederschlag im Feuilleton, während bedeutende Werke weniger oder kaum bekannter Autoren oft unbeachtet blieben. Gerade im Überblick wird die 'undankbare' Rolle der früh übersetzten 'Hauptwerke' offenkundig, die wenig Echo fanden und teilweise unangemessen besprochen wurden. Dennoch mußten sie - ohne Einordnung oder Vermittlung - eine erste Einfuhrung leisten. So beklagenswert auch manche Verspätung einer deutschsprachigen Ausgabe sein mag, so erfreulich ist doch zu sehen, daß sie von dem fortgeschrittenen Stadium der literarischen Wahrnehmung Lateinamerikas in Deutschland sehr profitieren können. Besonders in den 80er Jahren haben die Rezensionen viele außerliterarische Informationen transportiert, etwa über die aktuelle politische Situation, Zensur, Exil, politische Stellungnahmen der Autoren oder deren private Sphäre. Dies mochte da benutzt werden, wo scheinbar die Literatur allein nicht neugierig machen konnte oder auch dort, wo das Image der engagierten Literatur aus der Dritten Welt weiter gepflegt werden sollte. Häufig wurden aber auch auf diesem Wege Wissenslücken geschlossen, die die Informationsmedien hinterlassen haben. Auffällig ist, daß sich über viele Jahre hinweg bestimmte Kritiker für eine Zeitung mit der lateinamerikanischen Literatur beschäftigt haben: Lorenz in DIE WELT, früher Horst, dann vor allem Haubrich, auch Ploetz, Botond und Brode in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Zimmer in DIE ZEIT, Bremer in Der Tagesspiegel,

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Drews in der Süddeutschen Zeitung, Georg Rudolf Lind in der Stuttgarter Zeitung, Bollinger im Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt sowie Garscha und Schutte in der Frankfurter Rundschau. Nur wenige Kritiker bringen ihre Artikel in mehreren Zeitungen unter. Ein gutes Dutzend Namen beherrschen das Feld in der Kritik hispanoamerikanischer Prosa. Einige Rezensenten - allen voran Lorenz und Garscha - haben im Laufe der Jahre sehr viele Autoren und Werke besprochen, ohne sich erkennbar spezialisiert oder bestimmten Regionen oder Stilrichtungen zugewandt zu haben. Eine weitere Spezialisierung scheint in diesem Rahmen weder personell noch aus Platzgründen in der Zeitung möglich oder sinnvoll. Eine Ausnahme bildet hier nur Cortázar, für den sich besonders Drews und Schütte eingesetzt haben, oder auch Onetti, der stärker von Stempel, Drews und Botond besprochen wurde. Die einzigen Kritiker der 60er Jahre, die sich einen gewissen Namen gemacht haben, sind Horst, Lorenz, Krolow und Jokostra. Doch auch ihre Rezensionen zeigen teilweise noch gravierende Defizite in der Vermittlung, teils auch Fehleinschätzungen. Haubrich begann Ende der 60er Jahre zu rezensieren, andere wichtige Literaturkritiker tauchten dann erst Mitte der 70er Jahre im Zusammenhang mit der allgemeinen Studienlage und dem 'Bedarf anläßlich der Buchmesse 1976 auf, so z.B. Zimmer, Garscha und Strausfeld. Einige Liebhaber und Fachleute sind noch immer multifunktional und multimedial an der Einführung und Verbreitung dieser Literatur beteiligt. Das trifft in besonderem Maße auf Günter W. Lorenz zu als ehemaligem Journalisten in Lateinamerika, Rezensenten, Herausgeber von Anthologien, Buchautor, ehemaligem Verlagsberater bei Erdmann, Lateinamerika-Referenten im Institut für Auslandsbeziehungen und Übersetzer. Michi Strausfeld ist als Hispanistin, Scout für Suhrkamp, Rezensentin, Interviewerin, Börsenblatt-Mitarbeiterin und Organisatorin von Veranstaltungen tätig. Karsten Garscha, Universitätsprofessor in Frankfurt, rezensiert gleichzeitig in Presse und Rundfunk und gibt die Neruda-Werke bei Luchterhand heraus. Bekannte deutschsprachige Großkritiker haben sich meines Wissens einer Rezension eines der erwähnten Romane enthalten. Bei ihnen steht das Einheimische aus vielen Gründen im Vordergrund, nicht englischsprachige ausländische Literatur wird vermutlich an einen eingelesenen Kollegen oder Experten abgetreten. Eine Auszählung nach Presseorganen ergibt eine führende Rolle der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in der Kritik dieser hispanoamerikanischen Literatur in den 60er bis 80er Jahren. Sie profitiert von einem täglichen Literaturteil und konnte mehrere regelmäßige Rezensenten für sich gewinnen, vor allem Haubrich mit häufigen Artikeln aus Madrid. In den 60ern war DIE WELT als Pionier sehr stark, konnte aber den Aufschwung seit den 70er Jahren nicht entsprechend begleiten. Erst in den 70er Jahren erreichten die Wochenzeitung DIE ZEIT und die Frankfurter Rundschau einen nennenswerten Umfang in der Lateinamerika-Kritik. Die Süddeutsche Zeitung hat

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seit den mageren 60er Jahren ihre Lateinamerika-Rezensionen in den 70ern zwar gesteigert, aber nicht so sehr wie andere, erreichte in den 80em jedoch ein beachtliches Volumen (auch dank der Kritiken von Jörg Drews). Bis heute ist die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom Umfang her noch immer führend. Die Auswahl der überregionalen Zeitungen mit weniger Platz fürs Feuilleton ist im großen und ganzen jedoch sehr sorgfältig. Immerhin können einige wenige zentrale Romane bedeutender Autoren seit etwa 15 Jahren mit Rezensionen in allen großen Zeitungen rechnen. Der Schwerpunkt der Rezeption der hispanoamerikanischen Literatur des boom in der deutschen Presse liegt eindeutig in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre mit dem Höhepunkt um die Buchmesse 1976 herum.

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Zusammenfassung Läßt man die Details der Rezeptionssituation und der Literaturvermittlung einmal hinter sich, so ergibt sich in etwa folgender Zusammenhang: Literarisch erlebte die lateinamerikanische nueva novela in den 60er Jahren eine Blüte, die durch Veränderungen im literarischen Leben, einer größeren Aufnahmebereitschaft des Publikums und internationale Aufmerksamkeit bald zum spektakulären boom wurde. Einige dieser Romane und Autoren erschienen recht bald darauf in Deutschland, viele erst sehr viel später, etwa seit Mitte der 70er Jahre. Deutschland gab sich ausgesprochen zögerlich, besonders im internationalen Vergleich. Warum? Diese Frage verweist auf ein ganzes Geflecht von Bedingungen und Voraussetzungen, von denen die literarische Vermittlung und Rezeption abhängig ist. Da ist zunächst die historische Dimension: Relativ wenige Kontakte in der Geschichte und eine fehlende koloniale Vergangenheit auf diesem Kontinent haben einerseits einen Mangel an Primärerfahrungen mit Land und Leuten mit sich gebracht wie auch große Kenntnis- und Wissenslücken. Andererseits wirkt sich bis heute die fehlende historische Belastung positiv aus. Als Widerpart der eigenen kulturellen Identität hat die Neue Welt jedoch immer eine große Rolle gespielt, getragen von vielen Projektionen, Mythen und Vorstellungen von den Fremdvölkern. Ein kultureller Dialog hat dann in diesem Jahrhundert begonnen - zunächst vereinzelt, verstärkt erst in den letzten Jahrzehnten. Die 'offiziellen' Beziehungen der Bundesrepublik zu Lateinamerika signalisieren keine günstige Ausgangslage für einen Kulturaustausch. Der Subkontinent nimmt nicht mehr als einen Randplatz in der deutschen Außenpolitik ein, die sich hinter den 'traditionell guten Beziehungen1 verschanzt. Wirtschaftlich sind wir in Lateinamerika aktiv und setzen dort unsere Industriegüter ab. Im Gegenzug führen wir von dort überwiegend Nahrungsmittel und Rohstoffe ein: ein ungleiches Tauschverhältnis. Die daraus resultierenden Interessenkonflikte zwischen Erster und Dritter Welt werden gerne hinter der kulturellen Bindung versteckt. Milde und versöhnlich wird nun im Bereich der Kultur der echte Dialog von gleich zu gleich ausgemacht, der doch nicht so wechselseitig ist, wie behauptet wird. Lange haben wir das wirtschaftliche Engagement begleitend ebenfalls unsere Kultur nach Lateinamerika exportiert und dafür eine gut funktionierende Infrastruktur errichtet. Umgekehrt kennen wir eine solche hierzulande nicht aufgrund der fehlenden Möglichkeiten zur Selbstdarstellung der Lateinamerikaner und einer unzulänglich ausgebildeten Institutionalisierung der auswärtigen Kulturpolitik im Inland. Da bleibt es bei einzelnen Aktionen und Maßnahmen.

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Die allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse finden ihren Niederschlag in den Informationsmedien. Quantitativ kann man sicher keine besondere Priorität für Lateinamerika erwarten. Der Umfang der Berichterstattung ist aber auch gar nicht das Hauptproblem. Vielmehr wirken sich besonders stark die Produktionslogik der Nachrichten durch wenige westliche Nachrichtenagenturen und die Arbeitsbedingungen für die Auslandsberichterstatter aus. Das hat eine Perspektivenarmut zur Folge bei gleichzeitiger Politik- und Ereignislastigkeit wie auch die Bevorzugung von Ereignissen mit einem Bezug zum eigenen Land. Diese Informationsstniktur reißt große Lücken, verzerrt und setzt den Kontinent vornehmlich in Bezug zu uns. Perspektivisch andere wichtige Nachrichten werden so ausgeblendet. Die Kultur hat nur einen geringen Anteil an dieser Berichterstattung und kann so nur einen "bunten Bilderbogen' präsentieren. Die modernen Massenmedien haben eingeschliffenen Wahrnehmungsmustern gegenüber Lateinamerika weitere hinzugefügt oder alte Vorstellungen mit neuen Bildern bestätigt. Die generelle Gewichtung des Subkontinents wiederholt sich nochmals in unserem Bildungssystem. Die Schulen eröffnen sowohl den lateinamerikanischen Sprachen und Literaturen als auch Dritte-Welt-Themen wenig Raum, so daß ein potentieller Leser wenig Vorkenntnissse an den Text herantragen wird. Lateinamerika als Ganzes paßt ebenfalls nicht in die Strukturen unserer Hochschulen, wo es gewöhnlich innerhalb einer mehr oder weniger spezialisierten Ecke der Romanistik oder aber in den Geschichts- oder Geowissenschaften sein Plätzchen findet. Zur Einführung und Vermittlung der nueva novela haben daher universitäre Kreise nur wenig beitragen können. Sie entwickelten sich selbst erst im Zuge und Gefolge dieser Rezeption weiter und setzten erst später einen Schwerpunkt auf Iberoamerika. Da mochten vielleicht Impulse vom zunehmenden Femtourismus kommen. Ein Dialog, gar auf kultureller Ebene, scheint aber kaum stattzufinden. Vielmehr verkehrt sich der Sinn des Reisens in sein Gegenteil: Anstatt Neuem zu begegnen und zu einer neuen Einschätzung des Eigenen und des Fremden zu gelangen, bringen die Reisenden die Veränderungen nach Lateinamerika. Die Reisemotivationen liegen mehr in unserer Kultur und Zivilisation als in der der bereisten Länder. Auch hier gehören wir zur privilegierten Minderheit der Reisenden, während die Lateinamerikaner die Mehrheit der Bereisten bilden. Kultur erscheint hierbei als Phänomen vergangener Kulturen oder wird in kommerziellen Shows erlebt. Dieser Rahmen deutet auf viele Einseitigkeiten, die Marginalisierung Lateinamerikas sowie auf Erlebnis- und Wissenslücken hin. Ein Dialog auf literarischem Gebiet scheint schwierig unter diesen Bedingungen. Daher ist auch im Bereich der Literatur der Dialog mit Lateinamerika traditionell sehr spärlich. Erst in diesem Jahrhundert kann von einer nennenswerten literarischen Rezeption gesprochen werden, die nur zu

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häufig ein Nebeneffekt bestimmter politischer Ideologien und eines wirtschaftlichen Engagements war. Nach Jahrhunderten der Ignoranz also kein guter Angfang. Deshalb gilt vielen der erneute Anlauf seit den 50er Jahren und besonders den 70er Jahren nun als der eigentliche Neubeginn. In der Gegenwart mochte der starke Kontrast zum deutschsprachigen Roman die Rezeption begünstigen. Neben Kontakten einzelner deutscher Schriftsteller kann man wohl bisher nur in Ausnahmefällen von einem literarischen Einfluß Lateinamerikas sprechen. Dies verweist auf keine echte Wechselwirkung, was auch daran deutlich wird, daß der Subkontinent 'passiv' - nämlich als Hintergrund, Schauplatz oder Motiv - in der deutschen und überhaupt in der europäischen Literatur sehr lebendig ist, die ihn auf subtile oder recht deutliche Weise als Gegenstück zum Eigenbild benutzt und zahlreiche Stereotypen transportiert. Bei dieser Rezeptionstradition, unserem Kenntnisstand und der fehlenden Vorreiter-Rolle der Universitäten überrascht die Orientierung des deutschen Literaturmaiktes an Frankreich, anderen westeuropäischen Ländern und den USA nicht. Der internationale Erfolg der lateinamerikanischen Literatur hat ein wenig davon abgelenkt, daß doch die Position des Subkontinents auf dem Weltbuchmarkt noch weit davon entfernt ist, eine gleichberechtigte etwa neben Europa zu sein. Der geringe Anteil an der Weltbuchproduktion und an den Übersetzungen, die Abwanderung eigener Autoren ins Ausland zeigen längst noch nicht überwundene Defizite in der kulturellen Infrastruktur. Ahnlich nüchtern stellt sich die Situation der lateinamerikanischen Literatur auf dem deutschen Buchmarkt dar. Der niedrige Anteil der spanischsprachigen Literatur auf dem hiesigen Maikt sowie schichten-, bildungs-, alters- und zeitabhängige Faktoren schränken den Zugang zu dieser Literatur deutlich ein. Gesteuert wird die Rezeption weiteihin durch unser Lateinamerika-'Bild', das sich in Geschichte und Gegenwart von der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Realität Lateinamerikas, seiner Natur und den Menschen gebildet hat und fast immer vermittelt wurde. Gebündelt laufen die Bilder von Fremdvölkern in einem ganzen System zusammen, das man Ethnozentrismus nennen könnte und das Eigen- wie das Fremdbild definiert. Zahlreiche positiv oder negativ wertende Bilder grenzen so das 'Wir' vom 'Anderen' ab und erschweren auf diese Weise letztlich den Zugang. Trotz des bunten Gemischs gängiger Lateinamerika-'Bilder' bleibt dennoch unsere Vorstellung von diesem Kontinent sehr diffus. Diesen Bedingungen und Steuerungsmechanismen waren auch die fcoom-Romane ausgesetzt, als es galt, sie in Deutschland zu vermitteln, bekannt zu machen und an die Leser zu bringen. Einen Beitrag dazu leisten fraglos die unterschiedlichsten Literaturereignisse und kulturellen Veranstaltungen, die seit etwa drei Jahrzehnten stattgefunden haben.

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Lange sprachen diese jedoch nur 'innerliterarische Zirkel' (Literaten, Experten, Journalisten etc.) an. Erst spät wollte man mit großangelegten Aktionen zur Frankfurter Buchmesse 1976 mit dem Schwerpunkt "Lateinamerika" und mit dem Horizonte-Festival 1982 vertane und übersehene Chancen zum Austausch wettmachen. Die Großveranstaltungen haben neue Veröffentlichungen begünstigt, eine gewisse Beachtung durch die Medien hervorgerufen, einige Namen bekannt gemacht und die lateinamerikanische Literatur ins Gespräch gebracht. Eine literarische Vermittlung, Einführung oder gar 'Lektüreerleichterung' dagegen können diese Veranstaltungen nicht leisten. In diesem Bereich vermißt man besonders die Selbstdarstellung Lateinamerikas. In Zukunft wäre es wichtig, Lateinamerikaner zunehmend zu Kulturveranstaltungen ohne spezifischen Bezug zu diesem Kontinent einzuladen, um so allmählich zu einem selbstverständlichen Umgang im kulturellen Alltag zu finden. Einen erheblichen Anteil an der Aufnahme dieser Literatur nimmt zweifellos das Verlagswesen ein. Eine (erfolgreiche) Publikation der Übersetzung zum richtigen Zeitpunkt im richtigen Programm ist die Basis einer literarischen Rezeption. Schon in den 60er Jahren lagen etliche herausragende Romane des spanischsprachigen Amerikas in Deutschland vor, doch ohne Vermittlung drangen sie nicht nachhaltig zum Leser durch. Die Verlage begannen häufig mit einem einzelnen Titel und gaben wieder auf, wenn der Absatz zu wünschen übrig ließ. Häufig kollidierten Wirtschaftlichkeit mit dem, was literarisch oder kulturpolitisch wünschenswert gewesen wäre. Nicht immer war in erster Linie die späte Übersetzung eines wichtigen Romans zu beklagen. Manchmal konnte eine unangemessene frühe Übersetzung viel verhängnisvoller sein. Den früh verlegten Übersetzungen kam häufig die undankbare Aufgabe zu, eine erste Einführung leisten zu müssen, aber gleichzeitig mit allen Mängeln der frühen Rezeptionsphase behaftet zu sein. Eine neue Etappe markierte das 1976 ins Leben gerufene Lateinamerika-Programm des Suhrkamp Verlages, in dem seither eine Vielzahl literarischer Werke aus Iberoamerika vorgestellt wurde. Problematisch ist immer gewesen, daß einzelne lateinamerikanische Titel in einem größeren belletristischen Verlag Gefahr liefen, wenig beachtet und nicht entsprechend präsentiert zu werden, auf der anderen Seite aber durch ein eigenes Lateinamerika-Programm oder durch die Einbindung in eine Dritte-Welt-Reihe weiter abseits zu stehen oder als "Literatur aus den Entwicklungsländern1 betrachtet zu werden. Nicht zuletzt erschwerten auch selten entsprechend aus- und vorgebildete Lektoren die vermehrte und treffsichere Aufnahme dieser Literatur in die Verlagsprogramme. Was nun die Verbreitung dieser Romane betrifft, so hat sie freilich mit einem boom nur wenig zu tun: In der Regel liegen die Erstauflagen bei ein paar Tausend Exemplaren, bei Taschenbüchern etwas höher. Insgesamt springen die extremen Gegensätze ins Auge. Da kann die deutsche Gesamtauflage eines García Márquez mit einer siebenstelligen Zahl beziffert werden,

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während in anderen Fällen Restauflagen verramscht werden mußten und es viele Zuschuß- und Verlustgeschäfte gegeben hat. Der Kolumbianer ist ebenfalls der einzige boom-Autor, der auf die vorderen Plätze der Bestseller-Listen vorgedrungen ist (begleitet und zeitweilig iibeiholt von Isabel Allende). Einmal durchgesetzte Autoren konnten mit einer (bescheidenen) Kontinuität in den Verlagshäusern rechnen, während viele andere diese Regelmäßigkeit nie erreichten. Präsent war diese Literatur darüber hinaus auch Autoren-Interviews, Vorabdrucke von Romanen oder Verfilmungen nach ihren Vorlagen. Besondere Popularität brachten Literaturpreise mit sich, vor allem der Nobelpreis für Literatur an Garcia Márquez 1982. Die Übersetzer sind in der Regel die einzigen Beteiligten, die - wenn überhaupt Lateinamerika aus eigener Anschauung und den Autor persönlich kennen. Durch ihre (geringe oder herausragende) Kompetenz und Übersetzungsweise, aber auch so manchen Ratschlag an die Adresse der Verlage haben sie entscheidenden Einfluß auf die literarische Rezeption genommen, öffentlich aneikannt wurde ihre Leistung jedoch kaum. Sie haben in ihren Übertragungen entweder mehr dazu tendiert, den lateinamerikanischen Texte einzudeutschen, oder versucht, das Deutsche zu lateinamerikanisieren', also das Fremde auch in der Übersetzung noch erkennbar werden zu lassen, öffentlich aneikannt wurde ihre Leistung kaum. Einen weiteren Filter auf dem Weg des Buches zum deutschen Leser stellt die Literatuikritik dar. In der Literatuikritik sind die Autoren wiederum ganz unterschiedlich präsent. Die Besprechungen der fcoom-Romane warteten gewöhnlich mit einer Inhaltsangabe, biographischen Daten des Autors und einer literarischen Wertung auf. Daß nur der Stellvertreter des Originals bewertet wurde, überging man gerne, wie auch überhaupt die Übersetzung meist ignoriert und dazu höchstens ein Pauschalurteil abgegeben wurde. Nicht selten referierten die Kritiker auf den Ruhm, Wertungen und Erfolge der Werke anderswo. Ein bewußter Vermittlungsakt und eine einordnende Einführung waren selten. Die Vorlieben der Literaturkritiker richteten sich auf das ganz Fremde, wenn es durch verschiedene Vorzüge wie Phantasiereichtum, wunderliche Anekdoten, eine ansprechende Übersetzung oder Humor 'verdaulich' geworden war. Dem 'allzu' Fremden verweigerten sich viele Rezensenten. Das uns Ähnliche oder Gemeinsame in dieser Literatur erregte teils den Verdacht, eine Nachahmung europäischer 'Modelle' zu sein, teils erlebte es einen Achtungserfolg, ohne daß das Werk als neuer lateinamerikanischer Roman bejubelt worden wäre. Auch im Bereich der Literatuikritik liegt das Problem weniger im Umfang der Berücksichtigung Iberoamerikas, sondern in der Qualität der Besprechungen. Inzwischen schreiben regelmäßig Rezensenten über diese Literatur in allen größeren Zeitungen. Dadurch werden allerdings nur begrenzte Leseikreise erreicht.

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Schon in Lateinamerika selbst bestimmten Reduktionismus und Hierarchisierung den boom. Hier verstärkte sich diese Tendenz noch. Nur sehr wenige haben eine beachtliche Resonanz erzielt, während teilweise auch Autoren außerhalb des boom wie Borges, Neruda, Cardenal, Paz, Allende und einige post-boom-Autoren viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben und einzelne größeren Kreisen bekannt sind. Trotz geringer institutioneller Verankerung Lateinamerikas in der deutschen Öffentlichkeit konnte seine Literatur doch zum Thema werden. Allerdings kann man bisher noch nicht von einem wirklichen Dialog sprechen. Wir stehen erst am Anfang des Weges zu einer wirklichen Rezeption im ursprünglichen Sinne. Immerhin scheint aber in Zukunft kein Weg mehr zum kulturellen Monolog der Alten Welt zurückzuführen. Der Blick wird sich vermutlich nie voraussetzungsfrei und ohne die Maßgaben der eigenen Kultur auf einen anderen Kontinent richten. Doch erreicht ist schon sehr viel, wenn Lateinamerika dauerhaft in unserem (kulturellen) Alltag präsent ist, selbstverständlich auftreten kann - ohne in eine gesondertes Eckchen verbannt zu werden - und sich eines Tages auch selbst hier kulturell darstellen kann.

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Anmerkungen Die Sekundärliteratur wird nur mit Namen und Erscheinungsjahr angegeben, gleichgültig, ob es sich um selbständige Publikationen oder Beiträge in Periodika oder anderen Publikationen handelt. Gibt es mehrere Veröffentlichungen eines Verfassers in einem Jahr, so werden diese durch fortlaufende Kleinbuchstaben nach der Jahreszahl markiert. Ist ein Herausgeber mit eigenen Beiträgen in seinem Band vertreten, so werden auch diese einzeln kenntlich gemacht. Die vollständigen bibliographischen Angaben der Sekundärliteratur sind dem Literaturverzeichnis zu entnehmen. Beiträge in der Presse sowie den Fachblättern Börsenblatt und Buchreport werden jeweils vollständig mit Namen, Presseorgan und Erscheinungsdatum angegeben und sind daher nicht mehr eigens im Literaturverzeichnis vertreten. Die bibliographischen Angaben der im Text erwähnten und zitierten ¿oom-Romane finden sich im Literaturverzeichnis unter Primärliteratur und werden in den Anmerkungen (Kap. IV/4) nicht verkürzt angegeben, sondern zuerst vollständig und danach nur mit dem Titel. Für die Zeitungen werden folgende Abkürzungen verwendet: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Frankfurter Rundschau (FR), Neue Zürcher Zeitung (NZZ), Süddeutsche Zeitung (SZ), Die Tageszeitung (taz). Einleitung 1

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vgl. Lobsien 1978, S. 11-28; Vodicka 1975, S. 71-112; Jauß 1975; Moog-Grünewald 1981; Müller, J.E. 1981, S. 1-4; Weinrich 1971, S. 23-24. Ein Beispiel dafür ist Hoffmeister 1976; vgl. auch literatursoziologische Studien über vergangene Epochen, Autoren etc. von Goldmann, Lukäcs u.a. theoretisch: vgl. Ingarden 1975; Jauß 1975; Riffateire 1975; Fish 1975; Iser 1975; Grimm 1975, S. 11-84; Wünsch 1981; Heuermann/Hühn 1983; textanalytisch: vgl. die rezeptionsästhetischen Applikationen von Jauß 1975/a und 1975/b, Iser 1975/a, und Waming 1975/b; empirisch: vgl. Faulstich 1977, bes. S. 15-28, 66-67, 118-138; Wünsch 1981; Faulstich/Ludwig 1981; Hömberg/Rossbacher 1981; Arbeitsgruppe "Böll in Reutlingen" 1975; allgemein auch Heuermann/Hühn 1983 und Groeben 1977. vgl. Faulstich 1977, bes. S. 68-117, 118-138; Wünsch 1981; Faulstich/Ludwig 1981; Hömberg/Rossbacher 1981; Arbeitsgruppe "Böll in Reutlingen" 1975; Viehoff 1981/a; Hintzenberg/Schmidt/ Zobel 1980; vgl. auch die demoskopischen Erhebungen von Emnid, DIVO, Allensbach, und Ifak in der Übersicht von Franzmann 1981, Infratest 1978 sowie literatursoziologische Arbeiten von Escarpit, Silbennann, Fügen und anderen; vgl. auch Riffaterres (1975) Konzept vom "Archileser", einer Informatorengruppe, die er aber nur benutzt, um die (gerade lesertypische) Subjektivität auszuschalten und so zu rezeptionsästhetischen Erkenntnissen über den Text zu gelangen; vgl. auch Fishs (1975) Konstrukt vom idealisierten/informierten Leser, einer Mischung aus ab-straktem und tatsächlichem Leser, in die er seine eigenen Reaktionen projiziert und so zu einer rezeptionsästhetischen Stilanalyse kommen will.

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empirisch: vgl. Kepplinger 1981; Faulstich 1977; Schmuck 1981; Viehoff 1981; vgl. auch die Emnid-, DIVO-, Allensbach-, Ifak- und Infratest-Studien; nicht empirisch: Dill 1986/a; Dill 1986/b; DiU 1986/c; IUe 1986; Männel 1986; Links 1986; theoretisch: vgl. Dill 1986/a, bes. S. 7-23, 24-63; JauB 197S; vgl. auch die literatursoziologischen Studien von Escaipit, Silbennann, Fügen, Lukics oder Goldmann. vgl. Warning 197S; Faulstich 1977; Kreuzer/Viehoff 1981; Schmidt 1980; Schmidt 1982; Grimm 1975; Groeben 1977; Hauptmeier/Schmidt 198S; Hintzenberg/Schmidt/Zobel 1980; Weber 1978; Kepplinger 1975; Schmeling 1981. Zur Kritik an der nicht empirischen Forschung vgl. z.B. Waming 1975; Jauß 1975; Faulstich 1977; Viehoff 1981; Wolff/Groeben 1981; Schmidt 1982; Groeben 1977. Stellvertretend fUr viele vgl. Viehoff 1981 und Wolff/Groeben 1981; vgl. auch die angenommenen Qualitäten der Ergebnisse empirischer Methoden bei Lisch/Kriz 1978 oder Merten 1983. vgl. Lisch/Kriz 1978; Groeben 1977; Hauptmeier/Schmidt 1985; Viehoff 1981; Wünsch 1981; Faulstich/Ludwig 1981. Faulstich 1977, S. 5; Viehoff 1981, S. 11-12, 23; Wolff/Groeben 1981, S. 47-48; Albrecht 1981. Lobsien 1978. Ober Gadamer in Warning 1975/a, S. 19-22. Riffaterre 1975. Hintzenberg/Schmidt/Zobel 1980, S. 77; DiU 1986/a, S. 23,49. Schmidt 1980, bes. S. 195. Moog-Grtlnewald 1981. Weinrich 1971, S. 8-9; Weinrich 1971/a, S. 23-34. Ingaiden 1975, bes. S. 47. JauO 1975, bes. S. 126-127,131,133,150-151; Schmidt 1980, bes. S. 60,275. Iser 1975, bes. S. 233, 235-236, 247; Wünsch 1981, bes. S. 198, 200-201; Hömberg/Rossbacher 1981, bes. S. 294; Heuermann/HUhn 1983, bes. S. 9. Schmidt 1982, bes. S. 61-62,79-82. Moog-Grünewald 1981, bes. S. 58; Koppen 1981. z.B. Weinrich 1971, S. 8-9; Wolff/Groeben 1981; Jauß 1975, bes. S. 127. Waming 1975/a, S. 9; Lisch/Kriz 1978, S. 32; das Basismodell geht auf Lasswell und Berelson zurück. Faulstich 1977, S. 11-12,66,68,118. Schmidt 1980, bes. S. 58-65; Hauptmeier/Schmidt 1985, bes. S. 15,58,85,99-100; Schmidt 1982, bes. S. 60-64. Grimm 1975, S. 75-78; Moog-Griinewald 1981, bes. S. 58. Dill 1986/a, S. 7,33-34. vgl. auch Koppen 1981 und Moog-Griinewald 1981. Reichardt 1972; Siebenmann/Casetti 1985; vgl. auch Meyer-Minnemann/Schmolling 1983. Siebenmann 1972. Broyles 1981.

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Lorenz 1974; Schopf 1984; Wagner de Reyna 1977; Meyer-Clason 1978; Michi Strausfeld, Börsenblatt vom 7.7.81; Hermann Schulz, Börsenblatt vom 20.9.77. Siebenmann 1989/a; Menén Desleal 1971 (vgl. auch dt Menén Desleal 1974); López de Abiada 1982; Haubrich 1983 (vgl. auch sp. Haubrich 1983/a); Strausfeld 1983; Siebenmann 1978; Meyer-Clason 1978; Reichaidt 1977. Bollinger 1985; Garscha 1986; Müller, H.-J. 1983; Meyer-Minnemann 1983; Berg 1980; Baeza 1988; Franzbach 1975/a; Promies 1977; Friedl Zapata 1977; Drews 1986; Daus 1977. Castellanos 1974; Franzbach 1975/b; Friedl Zapata 1980; Friedl Zapata 1980/a; Rogmann 1986; Rogmann 1979; Siebenmann 1980; Sonderheft zum Lateinamerika-Bild in Deutschland und zum Deutschland-Bild in Lateinamerika in der Zeitschrift für Kulturaustausch, 30.Jg., 1. Vj„ 1980. Rogmann 1979; Gutiérrez Girardot 1978; Franzbach 1977; Luchting 1969; Luchting 1977; Menén Desleal 1971 (vgl. auch dt. Menén Desleal 1974); Rodríguez Monegal 1971; Mead 1972; Bareiro Saguier 1968; Meyer-Clason 1974; Puccini 1985/86; Heupel 1977; López de Abiada 1982; Gutiérrez Girardot 1977; Strausfeld 1983/a; Briesemeister 1983; Gewecke 1988. z.B. in Meyer-Minnemann 1983; Franzbach 1975/a; Siebenmann 1978; Gewecke 1988. Ergebnisse der Befragung in der Zeitschrift für Kulturaustausch, 30. Jg., 1. Vj. 1980, S. 123131.

I. Der literaturgeschichtliche Kontext: die nueva novela 1 2 3 4 5 6

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Roa Bastos 1967, S. 48; Herlinghaus 1989, S. 9; Roa Bastos 1983, S. 49; Meyer-Clason 1987/a, S. 8. Rodríguez Monegal 1972, S. 39; Rodríguez Monegal 1972/a, S. 175; Roa Bastos 1967, S. 48; Strausfeld 1983/a, S. 123; Henríquez Ureña 1972, S. 34-35; Alegría 1972, S. 62-68. vgl. z.B. bei Grossmann 1969 oder Pollmann 1983, bes. S. 696-704. Franco 1985, S. 45-50; Herlinghaus 1989, S. 10; Mejía Duque 1972, S. 28, 37. Franco 1985, S. 68-94,95-120,121-131. Grossmann 1969, S. 36,44; Reichaidt 1972, S. 561-564; Strausfeld 1976, S. 11; Rodríguez Monegal 1972, S. 39-43; Rodríguez Monegal 1972/a, S. 158,161; Pollmann 1983; Herlinghaus 1989, S. 14; Strausfeld 1982, S. 268; Meyer-Minnemann 1986, S. 8, 10-11; Gutiérrez Girardot 1971, S. 14; Fernández Retamar 1976, S. 17-20. Meyer-Minnemann/Schmolling 1983, S. 861-862; Strausfeld 1983/a, S. 124-127; Rodríguez Monegal 1972, S. 43-46; Strausfeld 1982, S. 271; Meyer-Minnemann 1986, S. 12-13; Reichardt 1972, S. 310-312; Wentzlaff-Eggebert 1986, bes. S. 91,98,106. Schopf 1976, S. 436; Gutiérrez Girardot 1971, S. 13, 15; Strausfeld 1982, S. 269; Herlinghaus 1989, S. 17-18; Rodríguez Monegal 1972, S. 47; Rodríguez Monegal 1972/a, S. 175177; Shaw 1981, S. 12. Strausfeld 1982/b, S. 91; Pollmann 1984, S. 19-28, 38-40, 41-43; Rodríguez Monegal 1972, S. 50-51; Rodríguez Monegal 1972/a, S. 177-183; Shaw 1981, S. 17-20, 33-40, 41-44, 46, 51-57,57-61,65,72-77,79-83; Franco 1985, S. 343-357,360-363,369-373; Camarón 1978, S. 1-35; Loveluck 1972/a, S. 15-21. Loveluck 1972/a, S. 23-28; Strausfeld 1976, S. 112-129; Shaw 1981, S. 214-225; Eitel 1978/a, S. XXXVm-XLI; Rodríguez Monegal 1972/a, S. 175-176, 181-194; Ganeis 1981, S. 301-321; Sábato 1981, S. 38.

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Bibliographische Angaben der Primärwerke vgl. Literaturverzeichnis; vgl. Strausfeld 1976, S. 9; vgl. auch die bei Shaw 1981 unter boom I und II getroffene Auswahl, die unter "prosa contemporánea" zusammengefaßten Autoren bei Franco 1985 sowie die Auswahl bei Eitel 1978; Rodríguez Monegal 1972; Rodríguez Monegal 1972/a, S. 183-194; Leal 1972, S. 4950; Pollmann 1984, bes. S. 78-103; Herlinghaus 1989, S. 20-21,25,29; Strausfeld 1982, S. 273-279; Aguilar Mora 1981, S. 254. Viflas 1981, S. 29-30,39; Sosnowski 1981, S. 198; Rodríguez Monegal 1972, S. 85. Viflas 1981, S. 30-33. Grossmann 1977, S. 32-33; Rodríguez Monegal 1972/a, S. 200-201; Meyer-Minnemann/Schmolling 1983, S. 867; Terteijan 1980, S. 730. Garrels 1981, S. 293-294; Strausfeld 1983/a, S. 128-129; Schopf 1976; Meyer-Minnemann/Schmolling 1983, S. 866-869; Rama 1981/a, S. 11-12. Heise 1976, S. 647-648; Janik 1976, S. 155-156, 160, 169-170; Franco 1985, S. 360-364; Reichardt 1972, S. 403,479,577-578; Shaw 1981, S. 73,76; Rössner 1988, S. 180,201-206, 217, 220, 230-231, 244; Strausfeld 1976, S. 103-106, 108-111; Leal 1972, S. 50-60; Heise 1987, S. 16-21; Pollmann 1984, S. 19-27,44-45 ff.; MUller, H.-J. 1982; Paz 1983, S. 38-41; Asturias 1970, S. 393-394. Heise 1976, S. 648-650 (auch in Heise 1987, S. 23-26); Rössner 1988, S. 247-250,255. vgl. Pollmann 1984; Rössner 1988, S. 178-179,230. z.B. Asturias 1970, S. 372,394; García Márquez 1983, S. 36-38,43-44; Wentzlaff-Eggebert 1985, S. 44-49,52,54. García Márquez 1983, S. 43-44,61-62. Cortázar 1981, S. 1190. Cortázar im Gespräch mit Strausfeld, DIE ZEIT vom 17.9.76. Fuentes im Gespräch mit Stempel, FR vom 13.10.79. Vargas Llosa 1970, S. 220. Vargas Llosa im Gespräch mit Schopf, DIE WELT vom 16.10.76. Skármeta 1983, S. 57; vgl. auch Giardinelli 1986, S. 33-34. Siebenmann 1976; Roa Bastos 1972, bes. S. 199-202; Herlinghaus 1989, S. 15-17; Strausfeld 1982, S. 280; Meyer-Minnemann 1986; Gewecke 1983; Ribeiro 1983, bes. S. 15-28; Schopf 1978, S. 188 ff.; Steger 1974; Llosa 1971; Peri Rossi 1987, S. 195-196; Reyes 1979, S. 13; Octavio Paz, FR vom 21.6.80. Paz 1987, S. 185-186. Vargas Llosa im Gespräch mit Schütte, FR vom 17.3.84; Fuentes im Gespräch mit Stempel, FR vom 13.10.79; Octavio Paz, FAZ vom 6.10.73; Roa Bastos 1970, S. 421,432-443; Roa Bastos 1983; Sábato 1971; Grossmann 1969, S. 584; Rodríguez Monegal 1972/a, S. 157; Losada 1983, S. 165-166. Cabrera Infante 1971, S. 549-550. Roa Bastos 1983, S. 49. Skármeta 1983, S. 58. Guimaräes Rosa, zit. nach Meyer-Clason 1987/a, S. 18. Cortázar 1987, S. 134-135.

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z.B. Roa Bastos 1970, S. 419, 429-430; Asturias 1970, S. 361; Carpentier und Paz, zit nach Eitel 1978/a, S. XII-XIII; Rama 1972, S. 28-37; Fernández Retamar 1976, S. 25; Reyes 1979, S. 10,13; Heise 1987, S. 13-14; Vargas Llosa 1972, S. 19; Loyola Brandáo 1987, S. 165. Ribeiro 1983, S. 32; Barnet 1987, S. 56-57. Paz 1987, S. 187. Meyer-Minnemann 1986, S. 13; Gewecke 1983; Mejía Duque 1972, S. 23-25; Kohut 1983/a, S. 12-35; Losada 1984, bes. S. 34-36; Roa Bastos 1983, S. 46-47. Grossmann 1977, S. 29. Paz 1983, S. 37; Paz 1987, S. 192-193; vgl. auch Strausfeld 1982/b, S. 88-89 oder Fernández Retamar 1976, S. 25. Paz 1987, S. 183-184. Fuentes im Gespräch mit Schopf, Börsenblatt vom 2.9.76. Rodríguez Monegal 1971, S. 506; Strausfeld 1982/b, S. 90-91,93; Losada 1984, bes. S. 15; Fernández Retamar 1976, S. 25-29; Halperín Donghi 1981, S. 144; Rodríguez Monegal 1971, S. 502-506; Rössner 1988, S. 243,279. Siebenmann 1983, S. 140-145; vgl. auch Siebenmann 1985, S. 56-57,59. Pen Rossi 1987, S. 199. Siebenmann 1978, bes. S. 65; Rodríguez Monegal 1971; Vargas Llosa 1972, S. 19; Cabrera Infante 1971, S. 551-552. Roa Bastos 1970, S. 418-419; Asturias 1970, S. 361; Carpentier, zit nach Michi Strausfeld, Börsenblatt vom 7.7.81; Fuentes im Gespräch mit Schopf, Börsenblatt vom 2.9.76. Eppelsheimer 1947. Bahner 1968, S. 53-76. Kindlers Literatur Lexikon 1974. Stackelberg 1978. Brauneck 1981, S. 294-300. Gnüg/Möhrmann 1985, S. 453-474. Lange 1990. Arnold 1990. II. Der sozio-kulturelle Kontext: der boom

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Rodríguez Monegal 1971, S. 498, 500; Rodríguez Monegal 1972, S. 14-15; Rodríguez Monegal 1972/a, S. 159-160; Strausfeld 1976, S. 12-16; Siebenmann 1972, S. 8-9; Rama 1972, bes. S. 9-28; Rama, C.M. 1979, S. 78; Herlinghaus 1989, S. 20; Die 1986, S. 289. Ille 1986, S. 289-292. Ille 1986, S. 292; Herlinghaus 1989, S. 22-23. Ille 1986, S. 293-295; Donoso 1972, S. 81. Cahn 1947, S. 982. Rama 1972, S. 9-17; Garscha 1979, S. 252-253; Strausfeld 1976, S. 131; Ille 1986, S. 293295; Donoso 1972, S. 81. Benedettí 1974/a, S. 14. Rama 1972, S. 23-28; Rodríguez Monegal 1972, S. 14-17; Britto Garcia 1983, S. 46-48; Garscha 1979, S. 254-256; Rama 1982/a, S. 251-252; Shimose 1983.

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Donoso 1972, S. 20,27,29-35,82-83,94; Siebenmann 1985, S. 56. Donoso 1972, S. 57-58; Strausfeld 1976, S. 14; Eitel 1978/a, S. XXXTO; Cobo Borda 1985, S. 53; Rodríguez Monegal 1972, S. 18; Halperín Donghi 1981, S. 147 ff.; Desnoes 1981, S.256-257; Banal 1971, S. 16; Fernández Retamar 1987, S. 139. Rodríguez Monegal 1972, S. 32-33. Donoso 1972, S. 41 ff., 56-57. Donoso 1972, S. 67-68; Strausfeld 1976, S. 15; Rodríguez Monegal 1972, S. 23. Rama 1981/a,S. 9-12. Donoso 1972, S. 100-108. Siebenmann 1972, S. 7; Strausfeld 1976, S. 15; Lorenz 1970, S. 9-10; Asturias 1970, S. 362363; Rodríguez Monegal 1972, S. 20-21. Rama 1982/a, S. 241-242. Strausfeld 1976, S. 9. Humboldt (Dokumentation) 1969, S. 58-60. Rama 1981/a, S. 12-13; Rama 1982/a, S. 235-236; Donoso 1972, S. 114, 116; Eitel 1978/a, S. XXXI; Rodríguez Monegal 1972, S. 82-83; Blanco Amor 1976, S. 13; Strausfeld 1983/a, S. 128-129; Siebenmann 1972, S. 7. Rama 1982/a, S. 235; Donoso 1972, S. 114-116; Eitel 1978/a, S. XXXÜI; Cobo Borda 1985, S. 54; Rodríguez Monegal 1972, S. 104; Donoso, M.P. 1987, S. 132-134; Blanco Amor 1976, S. 18; vgl. auch die ausführliche Darstellung der Vorfälle in Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 17.10.86. Strausfeld 1983/a, S. 135; Gauels 1981, S. 290-291; Shaw 1981, S. 161-210. Donoso 1972, S. 119-123; Rama 1982/a, S. 260-263; Eitel 1978/a, S. XXXI; Strausfeld 1976, S. 9; Blanco Amor 1976, S. 13-14; Rodríguez Monegal 1971; Rodríguez Monegal 1972; Sosnowski 1981, S. 191; Garrels 1981, S. 293-294. Strausfeld 1983/a, S. 135; Rama, C.M. 1979; Cortázar 1978; Benedetti 1974/b, S. 44-45; Daus 1985, S. 30-39; Kohut 1983/a, S. 12-35; Roa Bastos 1983, S. 236ff., S. 262-263; Cortázar 1983, S. 201-204, 222-223; Garscha 1979, S. 257; Rama 1982/a, S. 236; Donoso 1972, S. 72-76; Skármeta 1981, S. 271; Skármeta 1983, S. 59; Blanco Amor 1976, S. 19. Donoso 1972, S. 62-67; Viñas 1981, S. 25-26; nie 1986, S. 298-299; Dill 1986/a, S. 52; Roa Bastos 1983/a, S. 237; Strausfeld 1976, S. 131-133. Vargas Llosa 1972, S. 18. Cabrera Infante 1971, S. 551. Vargas Llosa im Gespräch mit Stock, Rheinischer Merkur/Christ und Welt vom 27.1.84. Cortázar 1980, S. 604. Fuentes im Gespräch mit Ignée, Stuttgarter Zeitung vom 22.8.79. García Márquez zit. nach Strausfeld 1976, S. 134; vgl. auch Benedetti zit nach Strausfeld 1976, S. 135; Vargas Llosa 1972, S. 23; Poniatowska 1983, S. 113; Gaicano 1977; Cortázar 1979; García Márquez 1983, S. 122-131; Garscha 1979, S. 246, 248-250, 253-254; Strausfeld 1983/a, S. 131, 133; Benedetti 1974/a, S. 10-12, 41-42; Viñas 1981, S. 22, 29; Sosnowski 1981, S. 193; Strausfeld 1976, S. 134-139; Skármeta 1983, S. 58. Strausfeld 1976, S. 15-16; Rama 1982/a, S. 248-254; Siebenmann 1972, S. 9-10. lile 1986, S. 296-297; Augsburger 1981, S. 405-408,412-414. Augsburger 1981, S. 404.

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35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

45 46

47 48 49 50 51

52 53 54 55 56 57 58 59 60

IUe 1986, S. 297-298,304,306. IUe 1986, S. 299-313. Gómez Nuñez 1981, S. 85-86. Rama 1982/a, S. 267-268. Rama 1982/a, S. 268-270; Siebenmann 1972, S. 8; Siebenmann 1988/a, S. 255-256. Rama 1982, S. 270-271,281; Rodríguez Monegal 1972, S. 15-16; Strausfeld 1976, S. 16-17; Viñas 1981, S. 13; Dill 1986/b. S. 257 ff. Rama 1982/a, S. 277; Donoso 1972, S. 94. Rama 1982/a, S. 271-274, 281-290; Rodríguez Monegal 1972, S. 16-17, 24-29; Ganéis 1981, S. 325; Rincón 1975, S. 236-241,246. Cabrera Infante 1971, S. 550-551. Donoso 1972, S. 87; Strausfeld 1976, S. 17; Rama 1981/a, S. 12; Rama 1982/a, S. 245-246, 268; Siebenmann 1972, S. 8-9; Rodríguez Monegal 1972, S. 17; Gutiérrez Girardot 1971, S. 18; Benedetti 1974/a, S. 14-16,20-21; Münnel 1986, S. 241,245-246,254-255. vgl. auch DiU 1986/c, S. 281-283,285. Strausfeld 1976, S. 18-19; Rama 1982/a. S. 237-238, 263-264; Benedetti 1974/b, S. 46; Blanco Amor 1976, S. 13-15,19-20; Blanco Amor 1976/a; Viñas 1981, S. 16,27-28; Garrels 1981, S. 308; Siebenmann 1978, S. 54-55; Donoso, M.P. 1987, S. 102-152; Strausfeld 1989/a, S. 17-18. Strausfeld 1976, S. 20; Eitel 1978/a, S. XXXII; Rama 1982/a, S. 260. Rama 1982/a, S. 260-261. Rama 1982/a, S. 261-264; Benedetti 1974/b, S. 46-47; Garrels 1981, S. 30. Eitel 1978/a, S. XXXII; Cándido 1981, bes. S. 166; Garrels 1981, S. 297. Donoso 1972, S. 122; Rama 1981/a, S. 22; Blanco Amor 1976, S. 14; Garrels 1981, S. 297; Klippers 1985, S. 453-474; die spanische Zeitschrift Hoy vom 27.4.83 Uberschrieb eine Rezension von La casa de los espíritus von Isabel Allende mit "La mujer que faltaba en el ,boom"', abgedruckt in Hispanorama, No. especial (Chile), 1984, S. 296-297; vgl. auch Allende 1984, S. 203-204; Allende 1984/a, S. 29-30. Strausfeld 1976, S. 20; Roa Bastos 1983/a, S. 258. González zit. nach Rama 1982/a, S. 255-256; Cortázar 1983, S. 214-215; Blanco Amor 1976, S. 16-17; Garrels 1981, S. 311-313. Harss zit nach Rama 1982/a, S. 237-239,257-258; Blanco Amor 1976, S. 13.16,19-20,23; Viñas 1981, S. 13.15-17; Sosnowski 1981, S. 191. Rama 1982/a, S. 265-266,284-286; Rodríguez Monegal 1972, S. 34-35; Blanco Amor 1976, S. 13. Strausfeld 1976, S. 20-21; Rodríguez Monegal 1972, S. 22-24; Viñas 1981, S. 27; Rama 1979, S. 77; Barral 1971, S. 16-17; Rama 1982/a, S. 236. Donoso 1972, S. 29; Rama 1982/a, S. 270-271,281. Rodríguez Monegal 1972, S. 87; Blanco Amor 1976, S. 21-23; Aguilar Mora 1981, S. 238, 241-242; Garrels 1981, S. 297,299; Viñas 1981, S. 23-27,39. Benedetti 1974/b, S. 47; Blanco Amor 1976, S. 13,15,17-18,23-24; Garrels 1981, S. 311. Donoso 1972, S. 14-16; Rama 1982/a, S. 238; Rodríguez Monegal 1972, S. 74; Benedetti 1974/b, S. 48; Blanco Amor 1976, S. 15; Blanco Amor 1976/a.

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vgl. Sosnowski 1981; Literaturgeschichten und das aktuelle Bücherangebot können keine nachlassende Produktivität bestätigen. Ribeiro 1983, S. 30. Rodríguez Monegal 1972, S. 102-104; Banal 1971, S. 22. Garrels 1981, S. 296; Rama 1982/a, S. 237. vgl. auch Rama 1982/a, S. 259; Donoso 1972, S. 11-13,120-121; Benedetti 1974/b, S. 45; Joset 1982. Vargas Llosa zit. nach Rama 1982/a, S. 242-243. Cortázar zit. nach Rama 1982/a, S. 244. Cortázar 1987, S. 133. Donoso 1972, S. 11. Carpentier zit. nach Rama 1982/a, S. 259. Roa Bastos 1983/a, S. 252. Barnet 1987, S. 56. Brown 1981, S. 217-229; Yndurán 1980, S. 331-339; Strausfeld 1982/a, S. 178-179, 182; Cas teilet 1971, S. 48-53,60; Strausfeld 1989, S. 302. Yndurán 1980, S. 339,490-500; Castellet 1971, S. 53. Strausfeld 1989, S. 301-307. Yndurán 1980, S. 490-92; Strausfeld 1982/a, S. 182-183. Barrai 1971, S. 14-18; Cela 1971, S. 85; Conte 1971, S.102-103, 106-107, 112, 115, 117; Delibes 1971, S. 121, 123, 126; Goytísolo 1971, S. 172-173; Castellet 1971, S. 57-60; Garrels 1981, S. 301 ff. Castellet 1971, S. 61. Maria Antonia de Miguel (Edhasa), persönlicher Brief vom 25.3.87; Donoso, M.P. 1987, S. 110. Castellet 1971, S. 47-55. Vargas Llosa 1972, S. 19. Rama 1982/a, S. 236,253,276. Donoso 1972, S. 64,98,108,114-115. Strausfeld 1976, S. 15; Siebenmann 1972, S. 10; Rama 1982/a, S. 249. Donoso 1972, S. 79-81,84, 87,98; Strausfeld 1976, S. 20. Conte 1971, S. 116. Roca Baena (Agentur Carmen Balcells), Börsenblatt vom 2.9.76. Verlagsprogramme (Neuerscheinungen und lieferbare Bücher) von Seix Barrai (1986), Plaza & Janés (1986), Pláneta (1985), Edhasa (1984), Alfaguara (1985), Castalia (1985), Argos Vergara (1983), Lumen (1985), Alianza (1985) und Bruguera (1983). Programm von Seix Barral (1986). Programm von Alianza (1985). Programm von Bruguera (1983). Programm von Alfaguara (1985). Programm von Plaza & Janés (1986).

262

94

Kohut 1983/a, S. 21-24; Donoso 1972, S. 68, 80; Donoso 1987, S. 160-161; Donoso, M.P. 1987, S. 148; Rama 1981/a, S. 329; Eitel 1978, S. 234,510; Banal 1971, S. 20; Conte 1971, S. 104-105,114; Viflas 1981, S. 23.

m . Die deutsche Rezeptionssituation: Aspekte einer literarischen Vermittlung und Rezeption (1) Das kulturgeschichtliche Eibe: Kontakte und Fremdbild 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28

Puccini 1985/86, S. 126; Uosa 1971, S. 7. Straub 1986, S. 7; Llosa 1971, S. 9; Todorov 1985, S. 177-205. Barciro Saguier/Rojas-Mix 1987, S. 29. Bitterü 1986, S. 95. Bitterli 1976, S. 173-176. Bitterli 1986, S. 17-54, bes. S. 17-18,27-28, 33-35,37,41-42. Bitterli 1986, S. 77-96; vgl. auch Todorov 1985, S. 47-66. Todorov 1985, S. 120. Friedl Zapata 1980, S. 34; Grabendorff 1988, S. 29-30; Siebenmann 1989/b, S. 59. Siebenmann 1989/b. S. 62ff.; Friedl Zapata 1980, S. 35; Gewecke 1986, S. 149-152; Siebenmann 1989/b, S. 64. Siebenmann 1989/b, S. 60; Gewecke 1986, S. 137-139. Gewecke 1986, S. 251-253; Scharlau 1980, S. 26-27; Wilke/Schenk 1987, S. 16-18,20, 2223. Strausfeld 1983/a, S. 122; Siebenmann 1981, S. 144; Arciniegas 1986, S. 65. Siebenmann 1989/b, S. 60; Benitez Rojo 1987, S. 64-65. Siebenmann 1988/b, S. 39-40. Grabendorff 1988, S. 27,29-30,32,34; Gerst 1988, S. 850-851,856. Bitterli 1976, S. 426-439. Briesemeister 1983, S. 167. Gent 1988, S. 859. Arciniegas 1986, S. 65. Bitterli 1976, S. 255-257,303. Bitterli 1976, S. 180-195,202-203. Siebenmann 1981, S. 140-142; Siebenmann 1981/a, S. 604-606. Gewecke 1986, S. 59,68-71,73,78. Ainsa 1985/86, S. 13. Arciniegas 1986, S. 30-31,44,47. Uosa 1971, S. 3,6. Straub 1986, S. 6.

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30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51

Arciniegas 1986, S. 118-120; Reyes 1979, S. 12; Fuentes 1983, S.20, 24-25 (dt auch in Fuentes 1982); Ribeiro 1983, S. 9-10, 13-14; Daus 1983, S. 247; Siebenmann 1976, S. 7576; Ojeda 1987, S. 180; vgl. auch Barnet 1987 und Cobo Borda 1987, die selbst heute noch positiv wie negativ Utopien benutzen, z.B. sagt Bamet: "Wir glauben noch daran, die Utopie einer gerechteren, friedlicheren Existenz verwirklichen zu können" (S. 58-59) oder Cobo Borda spricht von "einem Kontinent von nicht erfüllten Erwartungen" (S. 120). Strausfeld 1983/a, S. 119-120; Straub 1986, S. 6-7; Rüssel 1963, S. 62-63. Gewecke 1986, S. 226; Siebenmann 1988/c, S. 314-315; Daus 1983, S. 247-248. Bitterli 1976, S. 367-374. Gewecke 1986, S. 92-94. Gewecke 1986, S. 100-104. Gewecke 1986, S. 115-118. Gewecke 1986, S. 121-123. Todorov 1985, S. 177-205; Arciniegas 1986, S. 139-140. vgl. Peri Rossi 1987, S. 197-198. Gewecke 1986, S. 226-246. Siebenmann 1989/b, S. 66-70,72, 84; Siebenmann 1988/b, S. 39-40; Siebenmann 1988/c, S. 305; Briesemeister 1980. Siebenmann 1988/c, S. 303-304. Straub 1986, S. 8-9; Scherrcr 1986, S. 91. Ribeiro 1983, S. 27-29; Llosa 1971, S. 2. Arciniegas 1986, S. 162-165,358-365. Fohibeck/Wiesand 1981, S. 17-100, bes. 28-29,40-43,65,68-70,84,97-100. Fernández Retamar 1987, S. 137-138; Nassar 1987, S. 171; Sábato 1987, S. 220-221. Fohrbeck/Wiesand 1981, S. 120; Gewecke 1986, S. 61-62 (Zitat), 62-63. Gewecke 1986, S. 275-283. Gewecke 1986, S. 283-285. Bitterli 1986, S. 7-12; Fohibeck/Wiesand 1981, S. 186. vgl. z.B. Fernández Retamar 1987, S. 136; Bamet 1987, S. 58; Benítez Rojo 1987, S. 63-64; Siebenmann 1981/a, S. 618. (2) Die Auswärtigen Beziehungen zu Lateinamerika

1 2 3 4 5 6 7 8

Bazing 1984, S. 62-67. Helmut Kohl am 5.7.84 zit. nach Mols 1988, S. 322; Mols 1988, S. 321-322; Scherfenberg 1984, S. 117. Helmut Kohl in der Regierungserklärung vom 18.3.87, zit nach Mols 1988, S. 329. Mols 1988, S. 322-323; Scherfenberg 1984, S. 63-64. Balsen/Rössel 1986, S. 39,96-97. Balsen/Rössel 1986, S. 101,531-539; Grabendorff 1988, S. 28. Mols 1988, S. 328; Grabendorff 1988, S. 36. Grabendorff 1988, S. 35-36.

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Bazing 1984, S. 67,69; Mols 1988, S. 331,333-337,339,343-346; Grabendorff 1988, S. 38; Scherfenberg 1984, S. 63-64. Grabendorff 1988, S. 29,43-44; Mols 1988, S. 328; Enzensberger 1980, S. 67; Scherfenberg 1984, S. 117-118. Mols 1988, S. 338-342. Mols 1988, S. 327; Grabendorff 1988, S. 39-40. Mols 1988, S. 322; Gleich 198S, S. 100,126-129. Behrendt 1962, S. 51. Bergmann/Schreiber 1974, S. 47; Scherfenberg 1984, S. 63. Bergmann/Schreiber 1974, S. 48. Bergmann/Schreiber 1974, S. 9,12-16, 43-44, 47-54; Siebenmann 1989/b, S. 73; Grabendorff 1980, S. 18-19; Hermann Schulz, Börsenblatt vom 20.9.77. Enzensberger 1980, S. 65-66. Steger 1982, S. 146-147 (Zitate); Eickelmann 1977, S. 28-31,38-40. Bergmann/Schreiber 1974, S. 55; Balsen/Rössel 1986, S. 283. vgl. z.B. die Geschichte der Chile-Nachrichten, die 1977 wegen des Bezugs zur Gesamtentwicklung in Lateinamerika-Nachrichten umbenannt wurde, in ihrer Selbstdarstellung 1980, S. 31-32; vgl. die sachliche, aber streckenweise auch ideologische Debatte zwischen dem Lateinamerika-Referenten des Blattes und Vertretern aus Schule und Hochschule im Rundbrief des Deutschen Spanischiehrerverbandes, Nr. 6/Mäiz 1974, S. 7-17; Nr. 7/Juni 1974, S. 29-34; Nr. 8/Nov. 1974, S. 37-38; Balsen/Rössel 1986, S. 310, 319, 322-323, 353. vgl. die Übersicht in Femo/Grenz 1980/81, S. 389-396,399-404. Bazing 1984, S. 65. Mols 1988, S. 324; Grabendorff 1988, S. 38-39. Mols 1988, S. 325-327; Grabendorff 1988, S. 38-39; Ortiz Mena 1985, S. 15. Mols 1988, S. 347. Weizsäcker 1987, S. 50-54. Gleich 1985, S. 99. Gleich 1985, S. 99-100. Gleich 1985, S. 100; Ortiz Mena 1985, S. 13-15; Haferkamp 1985, S. 44. Gleich 1985, S. 100-108, 118-119; Ortiz Mena 1985, S. 13; Ashoff 1982, S. 267-269, 279; Scherfenberg 1984, S. 65-67. Scherfenberg 1984, S. 19; Arnold 1976, S. 19 (Zitat); vgl. auch Witte 1985, S. 16. "Leitsätze für die auswärtige Kulturpolitik" 1971, S. 185, 188; Hans Klein in Danckwortt 1980, S. 21-22; Hans-Dietrich Genscher in Danckwortt 1980, S. 18-20; Arnold 1976, S. 62; Weizsäcker 1984, S. 8. Broyles 1981, S. 95-102; Garscha 1986, S. 29-30. Scherfenberg 1984, S. 15,117; vgl. auch Arnold 1974, S. 109. Hildegard Hamm-BrUcher in Danckwortt 1980, S. 8-9,29; Siebenmann 1973, S. 82. Arnold 1974, S. 110; Arnold 1976, S. 21; Scherfenberg 1984, S. 247. Scherfenberg 1984, S. 97.

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Schedenberg 1984, S. 85-86; Höllerer/Miller 1971, S. 180; "Leitsätze für die auswärtige Kulturpolitik" 1971, S. 186; Arne Opitz, Börsenblatt vom 31.8.76; Lorenz 1980, S. 7; Grabendorff 1988, S. 42. Höllerer/Miller 1971, S. 182, 186; Arnold 1973, S. 6-7; Arnold 1974, S. 109, 112; Arnold 1976, S. 18; "Leitsätze für die auswärtige Kulturpolitik" 1971, S.185-188; Siebenmann 1973, S. 82; Hans-Ulrich Klose in Danckwortt 1980, S. 15; Hildegard Hamm-Briicher in Danckwortt 1980, S. 8-9; Hans-Dietrich Genscher in Danckwortt 1980, S. 18-20; Helmut Schmidt in Danckwortt 1980, S. 111. Arnold 1976, S. 160-161; Schedenberg 1984, S. 229-233, 246-247; Grabendorff 1980, S. 17; Grabendorff 1988, S. 42. Grabendorff 1980, S. 17; Lorenz 1980, S. 6. Grabendorff 1988, S. 42-43; Lorenz 1980, S. 6; Steger 1982, S. 148; Arnold 1976, S. 160. "Leitsätze für die auswärtige Kulturpolitik" 1971, S. 185,188. Schedenberg 1984, S. 87-89, 99, 169-172; Wiesand/Fohrbeck 1976, S. 43-45; Arnold 1976, S. 25-26,74-75; Arnold 1974, S. 111; Arne Opitz, Börsenblatt vom 31.8.76; Menge 1985, S. 65-68; Schirmer 1985, S. 48-49; Institut für Iberoamerika-Kunde 1985, S. 410-411; "Leitsätze für die auswärtige Kulturpolitik" 1971, S. 191. Schedenberg 1984, S. 181-198,245. Schedenberg 1984, S. 119-120; Arnold 1973, S. 8-9. Schedenberg 1984, S. 123-124, 190-193; Arnold 1974, S.110-111; Arnold 1973, S. 12-13; Siebenmann 1974, S. 81-84; vgl. z.B. auch den Bericht von Peter Weidhaas, Börsenblatt vom 6.7.76, über eine deutsche Buchausstellung in Lateinamerika mit 2.800 Titeln aus 250 deutschen und 80 lateinamerikanischen Verlagen in mehreren Ländern des Subkontinents eine umgekehrt wohl undenkbare Aktion. Arnold 1974, S. 111; Arnold 1976, S. 22, 25; Hildegard Hamm-Brücher in Danckwortt 1980, S. 28; Arne Opitz, Börsenblatt vom 7.9.76. Schedenberg 1984, S. 87-89,190-197; Arnold 1973, S. 14; Franzbach 1977, S. 70-73. Menge 1985, S. 65-68; Arnold 1976, S. 32-33. Schirmer 1985, S. 48-49; Persönliches Gespräch mit Hermann Schulz (Hammer Verlag), vom 24.4.87; Brief vom damals in Auflösung befindlichen Horst Erdmann Verlag vom 6.5.87. Persönliches Gespräch mit Peter Ripken, dem Vorsitzenden des Gremiums der Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V., vom 29.4.87; Titelvorschlagslisten und die Literaturnachrichten der Gesellschaft Persönliches Gespräch mit Hermann Schulz (Hammer Verlag) vom 24.4.87.

(3) Lateinamerika in den Massenmedien: Kommunikation und Informationsfluß 1 2 3 4 5 6

Siebold 1980, S. 8 (Zitat); vgl. auch Becker 1985, S. 54. Koschwitz 1977, S. 387, 394, 397; Wilke 1987, S. 12; Siebold 1980, S. 11; Scharlau 1980, S. 23; Kronzucker 1977, S. 130. Koschwitz 1977, S. 388,397-398. Koschwitz 1977, S. 389; Weiler 1980, S. 31; Höhne 1987, S. 93-94; Siebold 1980, S. 8. Koschwitz 1977, S. 390; Siebold 1980, S. 8-9; Glass 1979, S. 31-32; Neudeck 1977/a, S. 23. Koschwitz 1977, S. 391-392; Scharlau 1980, S. 23-27; Siebold 1980, S. 10.

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Koschwitz 1977, S. 393; Siebold 1980, S. 8. Koschwitz 1977, S. 393-399; Kronzucker 1977, S. 129-133. Weller 1980/a, S. 9; Höhne 1987, S. 91-93; Weller 1987, S. 110-113. Becker 1985, S. 54. Eckhaidt 1982, S. 772; Siebold 1980, S. 9; Guha/Haubrich/von Conta 1980, S. 20-21; Weller 1980, S. 35-37; Fohrbeck/Wiesand/Schreinemakers 1983, S. 152, 155-157; Wöhlcke 1973, S. 11-12; Pflücke 1977, S. 95; Hübner 1987, S. 80; Wilke 1987, S. 11. Eckhardt 1982, S. 769-772; Fohibeck/Wiesand/Schreinemakers 1983, S. 15. Kronzucker 1977, S. 126; Hanf 1987, S. 67. Guha/Haubrich/Conta 1980, S. 21-22; Eckhardt 1982, S. 769; Pflücke 1977, S. 95, 97-99; Neudeck 1977/a, S. 26,28; Gizycki 1977, S. 141-142; Hanf 1987, S. 63-71; Hübner 1987, S. 81; Quandt 1987, S. 139-140. Guha/Haubrich/Conta 1980, S. 20-22; Fohibeck/Wiesand/Schreinemakers 1983, S. 151, 155-156; Weiler 1980, S. 35-37; Wöhlcke 1973, S. 11-12; Hübner 1987, S. 82-83. Scharlau 1980, S. 28; Skriver 1977, S. 162; Neudeck 1977/a, S. 17; Pflücke 1977, S. 95; Gizycki 1977, S. 137. Kronzucker 1977, S. 122; Kronzucker 1974, z.B. S. 12-14,20-21,29,138-143,177. vgl. die Selbstdarstellungen der Altemativ-Medien in Mediton, 10. Jg., Nr. 6, Juni 1980, S. 29-36; Femo/Grenz 1980/81, S. 389-396, 399-404; Fohrbeck/Wiesand/Schreinemakers 1983, S. 13,151. Bergmann/Schreiber 1974, S. 35. Hübner 1987, S. 74-75,90; Neudeck 1977/a, S. 17; Hanf 1987, S. 71. Eckhardt 1982, S. 767-772; Fohrbeck/Wiesand/Schreinemakers 1983, S. 8,10,118,132. Wöhlcke 1973, S. 15, 19, 101; Glass 1979, S. 126; Roemeling 1987, S. 47; Fohrbeck/Wiesand/Schreinemakers 1983, S. 10. Wilke 1987, S. 10; Wöhlcke 1973, S. 102. Neudeck 1977/a, S. 20; Wöhlcke 1973, S. 21, 44; Eckhardt 1982, S. 769, 772; Fohrbeck/Wiesand/Schieinemakers 1983, S. 66. Eckhardt 1982, S. 768. Eckhardt 1982, S. 772; Hübner 1987, S. 75-76; Wilke 1987, S. 10; Wöhlcke 1973, S. 24. 3234,101-102; Fohrbeck/Wiesand/Schreinemakers 1983, S.8-10, 12,15, 50-55, 121; Gizycki 1977, S. 137. Fohrbeck/Wiesand/Schreinemakers 1983, S. 13; Merten 1986, S. 2-6. Wilke/Schenk 1987, S. 24-31. Glass 1979, S. 159 (Zitat), 319-321; Neudeck 1977/a, S. 17-18, 24; Fbhrbeck/Wiesand/Schreinemakers 1983, S. 12 (Zitat), 13-14; Eckhardt 1982, S. 772. Glass 1979, S. 28 (erstes Zitat); Wöhlcke 1973, S. 102 (zweites Zitat). Becker 1985, S. 24-25. Lester 1978, S. 150-151. Hübner 1987, S. 86-89; Kronzucker 1974, S. 138-140,143; Glass 1979, S. 320-324. Wöhlcke 1973, S. 85-93,100,103.

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z.B. Gerhard Kornat, Handelsblatt vom 17.10.88; Christian Wernicke/Ramón Custodio López, DIE ZEIT vom 11.3.88; Manfred Wöhlcke, DIE ZEIT vom 13.5.88; Maitin Gester, FAZ vom 13.1.88; Romeo Rey, FR vom 15.1.88; Rita Neubauer/Willi Germund, DIE ZEIT vom 15.4.88; Hans Matthöfer, FR vom 4.2.88; Leo Wieland, FAZ vom 28.12.88; Peter Wasel/Lucrccia Rivera, FR vom 29.2. 88; Maitin Gester, FAZ vom 29.10.88; Friedrich Kassebeer, SZ vom 31.1071.11.88; Friedrich Kassebeer, SZ vom 3.11.88; Roland Bunzenthal, FR vom 27.10.88; Werner Thomas, DIE WELT vom 17.8.88; Herbert Schütte, DIE WELT vom 13.1.88; Erich Hauser, FR vom 27.2.88; Friedrich Kassebeer, SZ vom 29730.10.88. Fohibeck/Wiesand/Schreinemakers 1983, S. 17,69. Hummel/Lißmann 1977, S. 216-228. Schüler-Umfrage, abgedruckt in der Zeitschrift für Kulturaustausch, 30. Jg., 1. Vj., 1980, S. 123-139, hierbes. S. 128. (4) Der Studienstand: Lateinamerika in Schulen und Hochschulen

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vgl. Schade 1977, S. 10,15-16; Schurig 1977, S. 49; Fohibeck/Wiesand 1977, S. 107,131. 136-137; Haensch/Zapp/Franzbach 1970, S. 7-8; Heupel 1974, S. 88; Bülow/Decker-Horz 1984, S. 2; Castellanos 1974, S. 55. Franzbach 1978, S. 23-25,52,54; Garscha 1986, S. 31. Franzbach 1978, S. 48; Janik 1980, S. 216; Franzbach 1977, S. 70-73; Haensch/Zapp/Franzbach 1970, S. 7-8,16; Castellanos 1974, S. 55. Michi Strausfeld, Börsenblatt vom 7.7.81; Heupel 1974, S. 89. Heupel 1974, S. 88; Franzbach 1978, S. 23-25. Haensch/Zapp/Franzbach 1970, S. 8; Siebenmann 1989/a, S. 15,17. Schade 1977, S. 10-11; Schurig 1977, S. 49; Fohrbeck/Wiesand 1977, S. 107. Bülow/Decker-Horz 1984, S. 4. Bülow/Decker-Horz 1984, S. 2. niränhardt 1979,42-45. Schade 1977, S. 10; Fohrbeck/Wiesand 1977, S. 110-111, 136-137; Fohibeck/Wiesand 1977/a, S. 146, 147 (Zitate), 148; Schneider-Hust 1977, S. 299-300; Bülow/Decker-Horz 1984, S. 6-7; Bergmann/Schreiber 1974, S. 12-29. Bergmann-Schreiber 1974, S. 12-29; Siebenmann 1989/a, S. 12-13; Bülow/Decker-Horz 1984, S. 7. Persönliches Gespräch mit Hermann Schulz (Hammer Verlag) vom 24.4.87. Schade 1977, S. 12-13; Fohrbeck/Wiesand 1977, S. 106, 109, 131; Bergmann/Schreiber 1974, S. 12-29. Bauer 1977, S. 76-78, 80; Fohrbeck/Wiesand 1977/a, S. 149-150; Bülow/Decker-Horz 1984, S. 5-6. vgl. die Schüler-Befragung, abgedruckt in der Zeitschrift für Kulturaustausch, 30. Jg., 1. Vj., 1980, S. 123-131. Siebenmann 1989/a, S. 15; Siebenmann 1987, S. 12-13. Franzbach 1977; Franzbach 1978, S. 13, 176-184; Siebenmann 1987, S. 15-16, 26; Bülow/Decker-Horz 1984, S. 3-4; Steger 1973, S. 9-14,19-26,30-31,35-36.

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Franzbach 1978, S. 9, 16, 48; Siebenmann 1987, S. 13-14, 22, 37; Franzbach 1977; Franzbach 1971; Siebenmann 1989/a, S. 16; Abel/Plocher 1988, S. 1-3; Janik 1980, S. 216-217, 224; Janik/Gonzälez 1980, S. 225-235; Haensch/Zapp/Franzbach 1970, S. 22-23; Neuschäfer 1979, S. 192-194. Das sind: Max Leopold Wagner Die spanisch-amerikanische Literatur in ihren Hauptströmungen (1924) und Hellmuth Petriconi: Spanisch-amerikanische Romane der Gegenwart (1938). Später dann Rudolf Grossmann: Geschichte und Probleme der lateinamerikanischen Literatur (1969), Leo Pollmann: Der Neue Roman in Frankreich und Lateinamerika (1968), Adalbert Dessaus Der mexikanische Revolutionsroman (1967) und schließlich Dieter Reichaidts Lateinamerikanische Autoren. Literaturlexikon und Bibliographie der deutschen Obersetzungen (11965,21972). vgl. z.B. die Bibliographie in der Zeitschrift fur Kulturaustausch, 27. Jg., l.Vj., 1977, S. 108 ff. Janik 1980, S. 219; Niedermayer 1984; Kohut 1984. Janik 1980, S. 216, 219; Franzbach 1977; Siebenmann 1987, S. 15; Siebenmann 1989/a, S. 17-18; Reichardt 1977, S. 68; Ronald Daus in einem Diskussionsbeitrag, abgedruckt in der Zeitschriftfür Kulturaustausch, 27. Jg., 1. Vj„ 1977, S. 76. Siebenmann 1987, S. 37; Neuschäfer 1979, S. 192-194; Menén Desleal 1974, S. 77; Strausfeld 1983/a, S. 135-136; Castellanos 1974, S. 56. vgl. Broyles 1981, S. 29-40. Entsprechende Zitate von Voßler und Petriconi vgl. in Broyles 1981, S. 34-36. Neuendorff 1937; Neuendorff 1940; vgl. dazu auch Broyles 1981, S. 36-40; Reichardt 1977, S. 67; Franzbach 1978, S. 18-23,30-43; Neumeister 1986, S. 17. Grossmann in der Ibero-amerikanischen Rundschau, Nr. 12,1940, zit. nach Broyles 1981, S. 42; Gutiénez Girardot 1978, S. 58-59. Enzensberger 1980, S. 62; Gutiérrez Girardot 1978, S. 59-66; Rogmann 1979; Rogmann 1986; Anneliese Botond, FAZ vom 22.10.82. Siebenmann 1987, S. 32; Meyer-Clason 1978, S. 125-126,130-131; Curt Meyer-Clason, SZ vom 29730731.5.82; Curt Meyer-Clason, FR vom 18.10.75; Karsten Garscha, FR vom 28.5.77. Janik 1980, S. 215-216; Siebenmann 1987, S. 15,20-21, 26; Franzbach 1978, S. 12-13,174184; Steger 1973, S. 35; Stegmann 1987, S. 6; Briesemeister 1983, S. 167. Franzbach nach Janik 1980, S. 217; Franzbach 1978, S. 10; Femo/Grenz 1980/81, S. 57,81; Siebenmann 1987, S. 20. vgl. Scherfenberg 1984, S. 190-193; Femo/Grenz 1980, S. 406-413. Janik 1980, S. 223-224; Steger 1973, S. 5-7. Siebenmann 1987, S. 21-22; Femo/Grenz 1980, S. 6-48; Abel/Plocher 1988, S. 4-46, 61, 6466. Siebenmann 1987, S. 25; Steger 1973, S. 10. Siebenmann 1987, S. 18. Abel/Plocher 1988, S. 54-56.

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(5) Der Lateinamerika-Tourismus 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Garscha 1986, S. 31. Garscha 1986, S. 32. Voigt 1980, S. 597-598,602. Voigt 1980, S. 599,604-612; Schencr 1986, S. 243,247-248. Voigt 1980, S. 613; Scheuer 1986, S. 237-239,275,282-292. Scherrer 1986, S. 63-73, 86, 94-95, 101-105, 116, 224, 226, 230, 241-242, 247-248, 267, 269,275; Voigt 1980, S. 600-601. Scherrer 1986, S. 74-76, 84-85; vgl. auch Hans Bertram Bock, Nürnberger Nachrichten vom 2.10.76. Siebenmann 1981/a, S. 608. Scherrer 1986, S. 73,95-96; Ernesto Sábato nach Haubrich 1983, S. 67.

(6) Die lateinamerikanisch-deutschen Literaturbeziehungen 1 2

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Hoffmeister 1976; Briesemeister 1980, S. 3-18; Antón Andrés 1984, S. 11. Hoffmeister 1976, S. 47-49,74-81,89-112,123-138,153-159, 163-168; Briesemeister 1980, S. 3-18; Niedermayer 1986, S. 82-84; Antón Andrés 1984, S. 6-13; Metzler Autoren Lexikon 1986, S. 89,292. Hoffmeister 1976, S. 168-170, 179, 185-186; Briesemeister 1980, S. 17-18; Antón Andrés 1984, S. 14-15. Broyles 1981, S. 26-28; Reichaidt 1977, S. 64-69; Gutiérrez Giraidot 1978, S. 62; Briesemeister 1983, S. 177; Hagen 1952, S. 556-559; Gewecke 1988, S. 537-540,553. Reichaidt 1977, S. 64-69; Broyles 1981, S. 29-40; Briesemeister 1983, S. 167; Gutiérrez Girardot 1978, S. 62; Siebenmann 1981, S. 140-141 (auch in Siebenmann 1988, S. 36-38); Siebenmann 1981/a, S. 605; Gewecke 1988, S. 540-542,544,548; Hagen 1952, S. 556-559. Gewecke 1988, S. 542-543,545-549; Hagen 1952, S. 556. Gewecke 1988, S. 549-554. Broyles 1981, S. 40-41; Hoffmeister 1976, S. 185. Garscha 1986, S. 29-32; Broyles 1981, S. 175-186,233-260; Gewecke 1988, S. 555-556. Cahn 1946, S. 86-88. Das goldene Tor, 2. Jg., Heft 11/12,1947, S. 971-1000. Siebenmann/Casetti 1985. Akzente, 7. Jg., Nr. 5,1960, S. 395-434. Offene Welt. Zeitschrift für Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Nr. 80, Juni 1963. Kursbuch, Nr. 11, Januar 1968; vgl. auch Metzler Literatur Lexikon 1986, S. 140. Humboldt, 9. Jg., Nr. 33,1968, S. 16-17. Michi Strausfeld, Börsenblatt vom 7.7.81; Siebenmann 1989/a, S. 13,17. vgl. u.a. Montes 1988; Stefanovics 1978 und 1979; Núñez 1976; Bopp 1962. Trommler 1984, S. 178-214; Koebner 1984/a, S. 215-249; Heller 1984, bes. S. 448. Oviedo zit. nach Frieling, Börsenblatt vom 11.5.82; vgl. auch Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 3.3.78; Haubrich 1983, bes. S. 68; Cortázar 1987, S. 131; Loyola Brandäo 1987, S. 165; Peri Rossi 1987, S. 203; Sábato 1987, S. 221-223.

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Cobo Borda 1987, S. 123, 128-129; Loyola Brandáo 1987, S. 166; Gewecke 1988, S. 559; Siebenmann 1977, S. 44. Cortázar 1987, S. 134-135. Sábato 1987, S. 221-223. Partes 1968, S. 18-20; Metzler Autoren Lexikon 1986, S. 655-657. Partes 1968, S. 20; Metzler Autoren Lexikon 1986, S. 120-121. Metzler Autoren Lexikon 1986, S. 592-593; Programm des Diogenes Verlages 1990/91. Metzler Autoren Lexikon 1986, S. 385-386. Metzler Autoren Lexikon 1986, S. 139-141. Metzler Autoren Lexikon 1986, S. 202. Metzler Autoren Lexikon 1986, S. 567-569; Hagen 1952, S. 557. Metzler Autoren Lexikon 1986, S. 14-15. Siebenmann/Casetti 1985; Siebenmann 1974, S. 83-84; Menén Desleal 1971, S. 30. Grass in einem Artikel für DIE ZEIT; hier liegt jedoch die Übersetzung in EL PAIS vom 12.12.82 (Semanal) zugrunde, die in Hispcmorama, Nr. 33, März 1983, S. 77-80 abgedruckt wurde; zu Kroetz vgl S uhrkamp-Programm 1990/91. wie 33. Zapata de Polensky 1987, S. 42-45. Menén Desleal 1974, S. 78. Gutiérrez Girardot 1978, S. 66. Boal 1987, S. 80. Gewecke 1988, S. 536; Broyles 1981, S. 45-51. Bitterli 1976, S. 303-306,401-404. Kindlers Literatur Lexikon 1974, S. 5709,10276; Bitterli 1976, S. 401. Siebenmann 1981, S. 142,145; Franzbach 1975/b, S. 89,91-95. Franzbach 1975/b, S. 89-92. Franzbach 1975/b, S. 93-94. Franzbach 1975/b, S. 94-96. Franzbach 1975/b, S. 96-97. Lester 1978. (7) Lateinamerika auf dem internationalen und deutschen Literaturmarkt

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Enzensberger zit nach Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 24.9.76 oder auch in Strausfeld 1983/a, S. 135. Siebenmann/Casetti 1985; Haubrich 1983, S. 64-65; Rodríguez Monegal 1971, S. 504; CasteUet 1971, S. 53-55. Haubrich 1983, S. 65, 70-71; Luchting 1977, S. 82; Mead 1972, S. 2; Rodríguez Monegal 1971, S. 504; Menén Desleal 1971, S. 19; Franzbach 1975/a, S. 100, 102; Rodríguez Monegal 1972, S. 33. Bareiro Saguier 1968, S. 52-59,64-65; Puccini 1985/86, S. 130; Gutiérrez Girardot 1978, S. 61; kritisch zur französischen Aufnahme vgl. auch Benedetti 1974/b, S. 46-47.

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Meyer-Clason 1978, S. 128-129; Curt Meyer-Clason, SZ vom 29730731.5.82; Bareiro Saguier 1968, S. 64; Strausfeld 1983, S. 930; Lothar Schmidt-Miihlisch, DIE WELT vom 20.9.76; Briesemeister 1983, S. 192. vgl. z.B. Friedrich Sieburg, FAZ vom 20.9.58, in einer Carpentier-Rezension oder Walter Haubrich, FAZ vom 21.8.76, in einem Nachruf auf Lezama Lima, von dem bis dahin noch keine deutsche Übersetzung vorlag. Michi Strausfeld, Börsenblatt vom 7.7.81; ähnlich äußerten sich auch Vertreter der Verlage Ciaassen, Luchterhand und Kiepenheuer & Witsch. Siebenmann/Casetti 1985; vgl. auch Anneliese Botond, FAZ vom 10.4.76; Broyles 1981, zur Ost-/West-Rezeption bes. S. 243-260. Rodrfguez Monegal 1971, S. 497, 500, 503-504; vgl. auch die Einleitung in die hören , 28. Jg., Bd. 1, Ausg. 129, Frühjahr 1983, S. 3; Strausfeld 1983/a, S. 135-136; Lorenz 1974, S. 99; Puccini 1985/86, S. 131; Haubrich 1983, S. 64; Siebenmann 1988/a, S. 256; Schopf 1976, S. 436; Halperfn Donghi 1981, S. 144; Garrels 1981, S. 296-297; Rodrfguez Monegal 1972, S. 33; Gewecke 1988, S. 556-561. Mead 1972, S. 1-16; Rodrfguez Monegal 1972, S. 33-34. Persönliche Gespräche mit Bärbel Flad (Kiepenheuer & Witsch) vom 30.4.87 und Hermann Schulz (Peter Hammer Verlag) vom 24.4.87; Brief von Eva Scherzer (Suhrkamp Verlag) vom 28.4.87. vgl. zu Literaturpreisen Kerscher 1986, S. 47-49; Strausfeld 1983, S. 933; Siebenmann 1978, S. 55; Siebenmann 1988/a, S. 251-256; vgl. zu Verfilmungen z.B. Rodrfguez Monegal 1971, S. 504; Rodrfguez Monegal 1972, S. 34-35. Mönnig 1976, S. 85. Mönnig 1976, S. 85. Mönnig 1976, S. 86-87. Ille 1986, S. 305-308. Augsburger 1981, S. 403,405. Helmut Ahrens, Börsenblatt vom 24.9.76. Heinold 1981, S. 196-208; Helmut M. Braem, Deutsche Zeitung vom 30.4.76. Heinold 1981, S. 196-208; Ruth Binde, Börsenblatt vom 13.1.76. Persönliche Gespräche mit Bärbel Flad (Kiepenheuer & Witsch) vom 30.4.87 und Hermann Schulz (Peter Hammer Verlag) vom 24.4.87; Brief von Helmut Frielinghaus (Ciaassen Verlag) vom 4.3.87; Hanns Lothar Schütz, Börsenblatt vom 26.10.82. Persönliches Gespräch mit Jens Jessen (DVA) vom 10.4.87. Brief von Eva Scherzer (Suhrkamp Verlag) vom 28.4.87. Donoso 1972, S. 64. Persönliche Gespräche mit Hermann Schulz (Peter Hammer Verlag) vom 24.4.87 und mit Berthold Langerbein (Lamuv) vom 7.4.87. Persönliche Gespräche mit Dr. Hans Altenhein (Luchterhand Verlag) vom 22.4.87 und Hermann Schulz (Peter Hammer Verlag) vom 24.4.87. Persönliches Gespräch mit Peter Ripken (Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V.) vom 29.4.87. Anna Alberti, Börsenblatt vom 30.4.76. Helmut M. Braem, Deutsche Zeitung vom 30.4.76; Heinold 1981, S. 203.

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Ruth Binde, Börsenblatt vom 13.1.76. Buch und Buchhandel in Zahlen 1977, S. 9,12-13, 17,19-20,22,27, 34. 36-37,42,53,8386; Buch und Buchhandel in Zahlen 1985, S. 7,12-13,18,21,24-25,28, 32,41-42,49,71, 94-96; Infratest Medienforschung 1978, S. DC-X, XVI-XVII, 95,97. Infratest Medienforschung 1978, S. V-XK, 33,71.95,97. Infratest Medienforschung 1978. S. XX, 39,100,107,115.178.

(8) Das heutige Lateinamerika-'Bild': Stereotypen und Image 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

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Siebenmann 1980, S. 564-565; Siebenmann 1980, S. 564-565; Rehs 1973, S. 7. Gewecke 1986, S. 276-277; Rehs 1973, S. 5; Lorenz 1980, S. 5; Grabendorff 1980, S. 17. Gewecke 1986, S. 61-62, 283-291; Siebenmann 1980, S. 570; Siebenmann 1988/d, S. 294; Siebenmann 1989/b, S. 56-58; Elliott/Pelzer 1978, S. 11,28-29; Rehs 1973, S. 3,8-9. Gewecke 1986, S. 285-286. Gewecke 1986, S. 291-292. Rehs 1973, S. 3,5-6; Elliott/Pelzer 1978, S. 26. Fohibeck/Wiesand 1981, S. 28ff., 42ff., 51. 65ff.. 84. 97-100, 123, 133-42, 183ff„ 205ff., 235; Enzensberger 1980, S. 66; Siebenmann 1989/b, S. 68-69. Hans-Jürgen Prien, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 10.8.69; vgl. auch R. Caltofen, Welt der Arbeit vom 27.9.63; Siebenmann 1989/b, S. 68-69. Fuentes 1983, S. 25. Enzensbeiger 1980, S. 63; Siebenmann 1989/b, S. 73; Lorenz 1980, S. 7; Grabendorff 1980, S. 18-20; Grabendorff 1988, S. 27-28; Steger 1980, S. 139-144; Schopf 1978, S. 187; Siebenmann 1988/c, S. 303-309; Wagner de Reyna 1977, S. 47; Bergmann/Schreiber 1974, S. 14-15,23-25,42.45,47,49; Broyles 1981, S. 53-54; Richard von Weizsäcker in seiner Laudatio auf Octavio Paz, NZZ vom 12.10.84; Weizsäcker 1984, S. 2; Mols 1988, S. 329; Behrendt 1962, S. 51-52,60; Glass 1980, S. 12-14; Glass 1979, S. 320-323; Btlrki 1980, S. 1516; Guha/Haubrich/von Conta 1980, S. 22; Fohrbeck/Wiesand/Schreinemakers 1983, S. 1112; Becker 1985, S. 15. Enzensbeiger 1980, S. 62-67; Schopf 1978, S. 187; Balsen/Rössel 1986, S. 531-539; Bahr 1977, S. 103; Biirki 1980, S. 16; Münzet 1980, S. 18-19; Guha/Haubrich/Conta 1980, S. 22. Siebenmann 1989/b, S. 68-69; vgl. die Schüler-Umfrage in der Zeitschrift für Kulturaustausch, 30. Jg., 1. Vj., 1980, S. 123-130; Schopf 1978, S. 187; Ribeiro 1983, S. 2930; Siebenmann 1988/c, S. 303-309, 315; Münzel 1980, S. 18-19; vgL auch die Zeitungsartikel-Überschriften in Wöhlcke 1973, S. 85-93, 101-105; Grabendorff 1988, S. 27; Castellanos 1974, S. 55; Strausfeld 1983, S. 928; Lorenz 1980, S. 4-7; Pfeiffer 1984, S. 53; Michi Strausfeld, Börsenblatt vom 7.7.81; Michi Strausfeld, DIE ZEIT vom 12.10.76; Karsten Garscha, FR vom 16.6.78 u.a. Paz 1987, S. 193. Glass 1979, S. 25-26, 34-35. 324; Glass 1980, S. 12; Fohrbeck/Wiesand/Schreinemakers 1983, S. 11-12,49-55; Wöhlcke 1973, S. 8-9; Neudeck 1977/a, S. 26-27; Kronzucker 1974, S. 44; Wilke 1987, S. 7-8; Quandt 1987, S. 139; Schariau 1980, S. 23. Glass 1979, S. 27; Fohrbeck/Wiesand/Schreinemakers 1983, S. 140-141,143,145; Koebner 1977, S. 250-251; Bergmann/Schreiber 1974, S. 35-36,44.

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Glass 1979, S. 26-29; Schüler-Umfrage in der Zeitschriftfür Kulturaustausch, 30. Jg., 1. Vj., 1980, S. 123-130; Bergmann/Schreiber 1974, S. 14-15,23-25,41-44. Daus 1983, S. 248. Siebenmann 1980, S. 571-573; Siebenmann 1988/c, S. 314-315; Becker 1985, S. 36; Deja 1982, S. 156-160; Becker 1977, S. 165-166,171-172. Franzbach 1975/b, S. 96-97. Broyles 1981, S. 45-50. Broyles 1981, S. 51-52. Friedl Zapata 1980, S. 36-37. Friedl Zapata 1980, S. 38. Friedl Zapata 1980, S. 44. Friedl Zapata 1980, S. 39; Siebenmann 1980, S. 576-577. Siebenmann 1980, S. 571-576; Broyles 1981, S. 50-51. Rogmann 1979, S. 366-367; Ribeiro 1983, S. 30; Rodríguez Monegal 1972/a, S. 201. vgl. die Kap. 1/4, m/4 und auch Luchting 1977, S. 82; Castellanos 1974, S. 54. vgl. z.B. Peter Jokostra, Rheinische Post vom 10.5.69; Horst Hartmann, Braunschweiger Zeitung vom 23.7.73; Günter W. Lorenz, Handelsblatt vom 15.3.65; Gert Woemer, Christ und Welt vom 4.9.64; J. Beckelmann, Kieler Nachrichten vom 9.6.82; vgl. dazu auch Menén Desleal 1974, S. 74. Gutiérrez Girardot 1978, S. 66; Haubrich 1983, S. 67; Franzbach 1975/a. S. 100-101. Menén Desleal 1974, S. 77-78; Curt Meyer-Clason, SZ vom 29730731.5.82. Rogmann 1979, S. 362-364; Rogmann 1986, S. 11-12; Gutiérrez Girardot 1978, S. 58-59, 61,63; Kail Krolow, SZ vom 5.12.64. Rogmann 1979, S. 359-362, 365,369; Gutiérrez Girardot 1978, S. 61. Gutiérrez Girardot 1978, S. 57; Rogmann 1979, S. 366; Luchting 1977, S. 82-89. Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 1.9.81. Rogmann 1979, S. 367; Rogmann 1986, S. 11-12; Gutiérrez Girardot 1978, S. 60-61. So z.B. Hildegard Kaiser, Vorwärts vom 2.9.71; Peter Schneider, SZ vom 18.6.82; Werner Strodthoff, Kölner Stadt-Anzeiger vom 15.11.76 (Zitat); vgl. dazu auch Gutiérrez Girardot 1978, S. 63. DER SPIEGEL vom 25.10.82; vgl. auch Ute Blaich, DIE ZEIT vom 1.8.86. Hans-Jürgen Heise, SZ vom 22723.4.78; Werner Herzog, FR [Ostern] 1979; Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT (Magazin) vom 11.9.81; vgl. dazu auch Dagmar Ploetz, FAZ vom 5.6.85 und Anneliese Botond, FAZ vom 18.4.78. Z.B. in einem Artikel von Hans-Jürgen Heise, SZ vom 22723.4.78; die Erklärung des Autors in Gabriel García Márquez im Gespräch mit Peter B. Schumann, FR vom 24.1.87. Fabian Müller-Schneck, STERN vom 23.6.83. García Márquez 1985/a, S. 303-304.

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IV. Die hispanoamerikanische ¿oom-Literatur im deutschen Literaturbetrieb: Literaturvermittlung und Rezeptionssteuerung (1) Literatur als Ereignis - Schriftstellertreffen, Lesungen, Festivals, Kolloquien, Buchmessen 1 2

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R. Caltofen, Rheinische Post vom 6.6.70. vgl. das von Albert Theile herausgegebene Humboldt-Sonderheft: Erstes Kolloquium iberoamerikanischer und deutscher Schriftsteller Berlin 1962. Hamburg 1963; Lorenz 1970, S. 10; Siebenmann 1972, S. 7; Meyer-Clason 1978, S. 123-124; Meyer-Clason 1974, S. 101; Curt Meyer-Clason, SZ vom 29730731.5.82; Hildegard Kaiser, Vorwärts vom 2.9.71; Kart August Horst, FAZ vom 22.12.64. Walter Haubrich, FAZ vom 22.11.68. Meyer-Clason 1978, S. 124; Meyer-Clason 1974, S. 101; Walter Haubrich, FAZ vom 29.5.82; Michi Strausfeld, Börsenblatt vom 26.10.82; persönliches Gespräch mit Bärbel Flad (Kiepenheuer & Witsch) vom 30.4.87. vgl. die Zeitschrift für Kulturaustausch, 24. Jg., 4. Vj., 1974; Zeitschriftfür Kulturaustausch, 27. Jg., 1. Vj., 1977; Zeitschrift für Kulturaustausch, 30. Jg., 1. Vj., 1980; Strausfeld 1983, S. 931-932. Lorenz 1977, S. 6. Wolfgang A. Peters, FAZ vom 9.10.67; Walter Helmut Fritz, Stuttgarter Zeitung vom 13.10.67; Meldung in der Rhein-Zeitung vom 7.10.70. Oskar Splett, DIE WELT vom 25.3.74; Haitmut Schwenk, Stuttgarter Zeitung vom 20.3.74; Alexander Hildebrand, Wiesbadener Kurier vom 20.4.74. Aus dem Kolloquiums-Protokoll in der Zeitschrift für Kulturaustausch, 24. Jg., 4. Vj., 1974, S. 103-106. Lorenz 1974, S. 98; Menén Desleal 1974, S. 73-85. Die Aktivitäten zum Schwerpunkt "Lateinamerika" sind im Börsenblatt vom 2.9.76 dokumentiert, das Kolloquium in ¿ex Zeitschriftfür Kulturaustausch, 27. Jg., 1. Vj., 1977. vgl. die Teilnehmer-Liste in der Zeitschrift für Kulturaustausch, 27. Jg., 1. Vj., 1977, S. 811. vgl. die Beiträge von Wagner de Reyna, Daus, Reichardt, Franzbach, Friedl Zapata oder Luchting in der Zeitschrift für Kulturaustausch, 27. Jg., 1. Vj., 1977. Rehs 1977, S. 12; Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 24.9.76. Aus dem Kolloquiums-Protokoll in der Zeitschrift für Kulturaustausch, 27. Jg., 1. Vj., 1977, S. 94-101. Reichardt 1977, S. 68; Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 24.9.76. vgl. die FAZ vom 29.9.70, die Rhein-Zeitung vom 7.10.70 oder auch Carlos Fuentes, in einem Gespräch mit Wolfgang Ignée, Stuttgarter Zeitung vom 22.8.79. Peter Weidhaas, Börsenblatt vom 2.9.76; Peter Weidhaas, im Gespräch mit Hanns Lothar Schütz, Börsenblatt vom 20.2.76. vgl. die Bibliograhie Siebenmann/Casetti 1985. z.B. Octavio Paz, DIE ZEIT vom 17.9.76; Walter Haubrich, FAZ vom 17.9.76; Karsten Garscha, FR vom 18.9.76 u.a.

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Börsenblatt vom 2.9.76. Bremer 1976, S. 25-26; Garscha/Vervuert/Wemer/Valencise, Börsenblatt vom 2.9.76; Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 17.9.76; Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 24.9.76; Oskar Splett, Börsenblatt vom 2.11.76; Kathinka Dietrich, Börsenblatt vom 24.9.76. Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 17.9.76; Bremer 1976, S. 27; Geschichte des Suhrkamp Verlages 1990, S. 114. Bremer 1976, S. 27. Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 24.9.76; Wolfgang Promies, Stuttgarter Zeitung vom 18.9.76; Dagmar Ploetz, Deutsche Volkszeitung vom 16.9.76; Günter W. Lorenz, Stuttgarter Zeitung vom 15.9.76; Hugo Loetscher, Tages-Anzeiger vom 17.9.76; Curt Meyer-Clason, SZ vom 29730-/31.5.82; Günter W. Lorenz, Buchreport vom 16.9.76; Briesemeister 1977, S. 103; Lorenz 1976, S. 193-194. vgl. das Verlags-Portrait von Peter Petersen jun., Börsenblatt vom 2.9.76. Boehlich/Ramfrez/Seelbach/Zwerenz, eine Diskussion unter der Leitung von Paffenholz, Börsenblatt vom 12.10.76; Oskar Splett, Börsenblatt vom 2.11.76; vgl. die Liste im Börsenblatt vom 2.9.76. Mario Vargas Llosa, DIE WELT vom 26.9.76 (Zitat); Mario Vargas Llosa, im Gespräch mit Federico Schopf, Börsenblatt vom 5.10.76; Mario Vargas Llosas Eröffnungsrede im Börsenblatt vom 24.9.76; vgl. dazu auch Bremer 1976, S. 24; Boehlich/Ramfrez/Seelbach/Zwerenz, Börsenblatt vom 12.10.76. François Bondy, DIE ZEIT vom 3.9.76. Programm-Übersicht im Börsenblatt vom 10.9.76; Saaibrücker Zeitung vom 13.10.76. Peter Weidhaas, Börsenblatt vom 12.10.76. Boehlich/Ramfrez/Seelbach/Zwerenz, Börsenblatt vom 12.10.76; Helmut Ahrens, Börsenblatt vom 24.9.76; Klaus Birkenhauer, Druck und Papier vom 11.10.76. Helmut Ahrens, Börsenblatt vom 24.9.76. Oskar Splett, Börsenblatt vom 2.11.76. Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 24.9.76; Hans Bertram Bock, Nürnberger Nchrichten vom 2.10.76; W.G., Passauer Neue Presse vom 12.2.77. Lorenz 1976, S. 193-194; Günter W. Lorenz, Stuttgarter Zeitung vom 15.9.76. Günter W. Lorenz, Buchreport vom 16.9.76. Wolfgang Promies, Stuttgarter Zeitung vom 18.9.76. Walter Haubrich, FAZ vom 17.9.76. Walter Haubrich, FAZ vom 17.9.76. Hugo Loetscher, Tages-Anzeiger vom 17.9.76. Gutiérrez Girardot 1977, S. 172-177. Hanns Lothar Schütz, Börsenblatt vom 26.10.82; Mechtild Strausfeld, Börsenblatt vom 7.7.81; Curt Meyer-Clason, SZ vom 29730731.5.82; Zitate aus dem Geleitwort der Veranstalter des Horizonte-Festivals in die hören, 28. Jg., Bd. 1, Ausg. 129, Frühj. 1983, S. 5 und aus Garscha 1986, S. 33. Werner Strodthoff, Kölner Stadt-Anzeiger vom 15.11.76.

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Das Festival ist dokumentiert in dem von Michi Strausfeld zusammengestellten Band von die hören, 28. Jg., Bd. 1, Ausg. 129, Frühj. 1983 (= Zweites Festival der Weltkulturen: Lateinamerika. Beiträge, Reden, Dokumente zur Literatur, Malerei, Kultur und Politik Lateinamerikas). Ruprecht Frieling, Börsenblatt vom 11.5.82; SZ vom 18.6.82. SZ vom 18.6.82; Walter Haubrich, FAZ vom 29.5.82. Ruprecht Frieling, Börsenblatt vom 11.5.82; SZ vom 18.6.82. J. Beckelmann, Kieler Nachrichten vom 9.6.82; Zurbriiggen 1982, S. 31 -33. Michi Strausfeld, Der Tagesspiegel vom 23.5.82; Curt Meyer-Clason, SZ vom 29730-/31.5.82; Ruprecht Frieling, Börsenblatt vom 11.5.82. Zurbriiggen 1982, S. 31-33; Sibylle Wirsing, FAZ vom 14.6.82. J. Beckelmann, Kieler Nachrichten vom 9.6.82; Sibylle Wirsing, FAZ vom 14.6.82; Hedwig Rohde, Der Tagesspiegel vom 8.6.82; Walter Haubrich, FAZ vom 8.6.82; Hans-Jürgen Schmitt, FR vom 4.5.85. SZ vom 18.6.82 (Zitate); Scherfenberg 1984, S. 98. Zurbriiggen 1982, S. 31-33; z.B. auch Maria Bamberg in einem Brief an die DVA (DVAArchiv). Ruprecht Frieling, Börsenblatt vom 11.5.82; Ruprecht Frieling, Börsenblatt vom 6.7.82; J. Beckelmann, Kieler Nachrichten vom 9.6.82; Sibylle Wirsing, FAZ vom 14.6.82; Zurbriiggen 1982. Strausfeld 1983, S. 936; Ruprecht Frieling, Börsenblatt vom 6.7.82; Walter Haubrich, FAZ vom 29.5.82; SZ vom 18.6.82; Karin Lüdi, NZZ vom 12.10.84; Haubrich 1983; das PresseEcho ist auch abgedruckt in die hören, 28. Jg., Bd. 1, Ausg. 129, Frilhj. 1983, S. 176-180. Emmanuel von Stein, Kölner Stadt-Anzeiger vom 18.10.84; Uta M. Reindl, Kölner StadtAnzeiger vom 21722.11.84. Susanne Ledanff, SZ vom 24.10.86; Wichemschule (Leserbrief der Schüler und Lehrer) 1986, S. 9-10; Brief von Eva Scherzer (Suhrkamp Verlag) vom 28.4.87. Tellechea 1986, S. 90. Persönliche Gespräche mit Hermann Schulz (Hammer Verlag) vom 24.4.87 und Dr. Hans Altenhein (Luchterhand Verlag) vom 22.4.87; DVA-Archiv; Rhein-Zeitung vom 7.10.70; Kölner Stadt-Anzeiger vom 7.10.86; G.A. Horn, FR vom 15.10.79; Heinz Albers, Hamburger Abendblatt vom 16.5.77; Reich-Ranicki 1983, S. 80-84; Garscha 1980, S. 83. Haubrich 1983, S. 64. Strausfeld 1983, S. 931-932,936-937. Siebenmann 1983/a, S. 61 (auch in Siebenmann 1987, S. 19).

(2) Die Verlage 1 2 3 4

Auswertung der Bibliographie von Siebenmann/Casetti 1985; Verzeichnis lieferbarer Bücher 1987 und 1990/91. Auswertung der Bibliographie von Siebenmann/Casetti 1985. Siebenmann 1972, S. 43-46, 49; Germán Kratochwil, DIE ZEIT vom 27.4.73; Günter Maschke, Stuttgarter Zeitung vom 6.5.72. Siebenmann 1972, S. 43-46,49; Gewecke 1988, S. 556-557.

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Siebenmann 1972, S. 75-77. Siebenmann 1972, S. 79-82; Curt Meyer-Clason, SZ vom 29730731.5.82; Michi Strausfeld, Börsenblatt vom 7.7.81. vgl. die Tabelle in Siebenmann 1972; Menin Desleal 1971; Gewecke 1988, S. 557-558. Auswertung der Bibliographie von Siebenmann/Casetti 1985; vgl. auch Strausfeld 1983, S. 928-929. vgl. Siebenmann/Casetti 1985; Haubrich 1983, S. 71-72; Donoso 1972, S. 69,72. vgl. Siebenmann/Casetti 1985; Verzeichnis lieferbarer Bücher 1987; Menln Desleal 1971; Menln Desleal 1974. Gerhard Beckmann (Verlagsleiter), im Geleitwort zum Herbstprogramm 1976. vgl. Siebenmann/Casetti 1985; Briefe von Helmut Frielinghaus (Ciaassen Verlag) vom 4.3.87 und vom Mai 1987; Verlagsvorschau 1974, 1975 und 1976; Verzeichnis lieferbarer Bücher 1990/91. Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 16.9.76; Hugo Loetscher, Tages-Anzeiger vom 17.9.76; Luchting 1977, S. 81-89. Siebenmann 1972; Siebenmann/Casetti 1985. Die Aussage ist nachzulesen bei Meyer-Clason 1978, S. 123. Luchting 1969, S. 61-63; Luchting 1977; Günter W. Lorenz, Welt der Literatur vom 21.1.65; Fritz Vogelgsang, Stuttgarter Zeitung vom 27.2.65; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 20.8.77. Siebenmann/Casetti 1985; Brief von Frielinghaus (ehemaliger Rowohlt-Mitarbeiter) vom 4.3.87; Luchting 1977. Siebenmann/Casetti 1985; Verlagsprogramm 1986; Gesamtverzeichnis 1990/91; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 28.1.78; Luchting 1977. Persönliches Gespräch mit Dr. Altenhein (Luchterhand) vom 22.4.87; Jörg Drews, SZ vom 778.3.81; Siebenmann/Casetti 1985. Brief von einem Statthalter des Erdmann Verlages vom 6.5.87; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 6.11.69; Jochem Schumann, WAZ vom 18.10.75; Hugo Loetscher, Tages-Anzeiger vom 17.9.76; Haubrich 1983, S. 73-74. Persönliches Gespräch mit Jens Jessen (DVA) vom 10.4.87; Archiv der DVA. Meyer-Clason 1978, S. 124; Rothbauer 1965, S. 635-638; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 15.8.74; Günter W. Lorenz, Stuttgarter Zeitung vom 15.9.76. Siebenmann/Casetti 1985. Siebenmann/Casetti 1985; Siebenmann 1972; persönliches Gespräch mit Bärbel Flad (Kiepenheuer & Witsch) vom 30.4.87. Siegfried Unseld zur Einfuhrung des Lateinamerika-Programms 1976 (aus dem SuhrkampArchiv); Brief von Eva Scherzer (Suhrkamp) vom 28.4.87 (Zitat); Verlagsprogramm 1984 (Sonderheft Lateinamerika); Verlagsprogramm 1987; Siebenmann/Casetti 1985; Oskar Splett, Börsenblatt vom 2.11.76. vgl. dazu Luchting 1977. vgl. Mario Vargas Llosa, im Gespräch mit Wolf J. Stock, Rheinischer Merkur/Christ und Welt vom 27.1.84. Siebenmann/Casetti 1985.

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vgl. z.B. die Debatte zwischen Lorenz und der Suhricamp-Lektorin Dessauer um Krieg der Zeit: Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 28.1.78; Maria Dessauer, in einem Leserbrief in D E WELT vom 15.2.78; Günter W. Lorenz, in einem Leserbrief in DIE WELT vom 15.2.78. vgl. Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 6.3.82; Hugo Loetscher, Tages-Anzeiger vom 17.9.76. Karin Lüdi, NZZ vom 12.10.84; Thomas Bremer, Der Tagesspiegel vom 16.11.75; Walter Boehlich, DIE ZEIT vom 10.8.79; Dagmar Ploetz, FAZ vom 25.8.79; Curt Meyer-Clason, SZ vom 29730731.5.82. Karsten Garscha, FR vom 11.9.76; Curt Meyer-Clason, SZ vom 29730731.5.82; Altenhein 1977, S. 983-984. Siebenmann/Casetti 1985; Walter Haubrich, FAZ vom 28.2.80; Strausfeld 1983, S. 934. Persönliches Gespräch mit Berthold Langerbein (Lamuv) vom 7.4.87; Verlagsanzeiger 1987; Verlagsprogramm 1986/87; Informationsblatt zur Reihe DDW; Siebenmann/Casetti 1985. Persönliches Gespräch mit Hermann Schulz (Peter Hammer Verlag) vom 24.4.87; Verlagsprogramm 1986. Altenhein 1977, S. 984. vgl. Haubrich 1983, bes. S. 73-74; Menén Desleal 1971; Franzbach 1975/a, S. 107. Meyer-Clason 1978, bes. S. 128; Luchting 1977. Günter W. Lorenz, aus dem Kolloquiums-Protokoll in der Zeitschrift für Kulturaustausch, 27. Jg., 1. Vj.. 1977, S. 95. vgl. diese und viele weitete Zitate in Luchting 1977, S. 81-89. Brief von Eva Scherzer (Suhrkamp) vom 28.4.87. Briefe von Helmut Frielinghaus (Ciaassen) vom 4.3.87 und vom Mai 1987. Brief von Eva Scherzer (Suhrkamp) vom 28.4.87; Geschichte des Suhrkamp Verlages 1990, S. 99; Luchting 1977, S. 82. Siebenmann/Casetti 1985; Siebenmann 1972; Verzeichnis lieferbarer Bücher 1987 und 1990/91; Brief von Helmut Frielinghaus (Ciaassen) vom 4.3.87; Brief von Eva Scherzer (Suhrkamp) vom 28.4.87; Brief von Günter W. Lorenz vom 18.5.87; persönliche Gespräche mit Langerbein (Lamuv), Jessen (DVA), Dr. Altenhein (Luchterhand), Schulz (Hammer) und Fiad (Kiepenheuer & Witsch) sowie die bereits angegebenen Verlagsprospekte dieser Verlage; einzelne Daten und Zahlen stammen aus: Haubrich 1983; Promies 1977; Hanns Lothar Schütz, Börsenblatt vom 26.10.82; Buchreport vom 29.10.82; Wolfram Schütte, FR vom 5.4.80; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 20.8.77; Walter Haubrich, FAZ vom 9.1.86; Ulrich Greiner, DIE ZEIT vom 12.6.87; Germán Kratochwil, DIE ZEIT vom 27.4.73; Günter Maschke, FAZ vom 5.7.75. Siebenmann/Casetti 1985; Siebenmann 1972; Verzeichnis lieferbarer Bücher 1987 und 1990/91; persönliche Gespräche mit Jessen (DVA) und Fiad (Kiepenheuer & Witsch). vgl. Anmerkung 44, bes. Promies 1977, Siebenmann 1972, Hanns Lothar Schütz, Börsenblatt vom 26.10.82; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 20.8.77; Haubrich 1983; Briefe von Eva Scherzer (Suhrkamp) und Helmut Frielinghaus (Ciaassen). Altenhein 1977, S. 985,987. Altenhein 1977, S. 986. Ramseger 1981, S. 92-102; Wiesand/Fohrbeck 1976, S. 63 ff.; Altenhein 1977, S. 986.

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Jahiesbestseller Belletristik Jahresbestseller Belletristik Jahresbestseller Belletristik Jahresbestseller Belletristik Jahresbestseller Belletristik Jahiesbestseller Belletristik Jahresbestseller Belletristik Jahresbestseller Belletristik Jahresbestseller Belletristik

1981, Buchreport vom 8.1.82, S. SO. 1982, Buchreport vom 7.1.83, S. 52,54. 1983, Buchreport vom 6.1.84, S. 56,58. 1984, Buchreport vom 3.1.85, S. 50. 1985, Buchreport vom 2.1.86, S. 50,52. 1986, Buchreport vom 2.1.87, S. 28. 1987, Buchreport vom 7.1.88, S. 60. 1988, Buchreport vom 5.1.89, S. 38. 1989, Buchreport vom 4.1.90, S. 48,50.

(3) öffentliche Präsenz = PR für das Buch? 1 2 3 4 5 6 7

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Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 25.2.70. Maria Frisé, FAZ vom 29.10.74. Franz Josef Görtz, FAZ vom 24.7.81; ZEIT-Magazin vom 11.9.81; persönliches Gespräch mit Fiad (Kiepenheuer & Witsch) vom 30.4.87. Abdruck in DER SPIEGEL vom 28.12.87 und folgenden Ausgaben. Hans-Jürgen Heise, Welt am Sonntag vom 19.9.76; vgl. auch Arianna Giachi, DIE WELT vom 20.8.64; DVA-Archiv. Martin Oehlen, Kölner Stadt-Anzeiger vom [September] 1981; Buchreport vom 10.7.81; DER SPIEGEL vom 6.7.81; Tom Koenigs, FR vom 27.7.81; persönliches Gespräch mit Fiad (Kiepenheuer & Witsch) vom 30.4.87. Gabriel García Márquez, im Gespräch mit Peter B. Schumann, FR vom 24.1.87; Florian Hopf, STERN vom 19.8.82; Dieter E. Zimmer, ZEIT-Magazin vom 11.9.81; Tomás Stefanovics, SZ vom 28729.4.84; Florian Hopf, FR vom 11.12.82; Paul Badura-Skoda, Die Presse vom 6/7.11.82; Gabriel García Márquez, im Gespräch mit Werner Thomas und Lothar Schmidt-Mühlisch, DIE WELT vom 11.1.88 und 13.1.88; Gabriel García Márquez, im Gespräch mit Beate Pinkemeil, ausgestrahlt im ZDF am 18.5.87 (vgl. dazu auch Jochen Hieber, FAZ vom 20.5.87 und Birgit Weidinger, SZ vom 20.5.87); Gaicfa Márquez 1983. Carlos Fuentes, im Gespräch mit Wolfgang Ignée, Stuttgarter Zeitung vom 22.8.79; Carlos Fuentes, im Gespräch mit Ute Stempel, FR vom 13.10.79; Carlos Fuentes, im Gespräch mit José A. Friedl Zapata, SZ vom 17./18.11.79; Carlos Fuentes, im Gespräch mit Federico Schopf, Börsenblatt vom 2.9.76; Carlos Fuentes, im Gespräch mit Peter B. Schumann, Der Tagesspiegel vom 13.11.88; Carlos Fuentes, im Gespräch mit Peter B. Schumann, FR vom 19.12.87; Carlos Fuentes, im Gespiäch mit Peter B. Schumann, FR vom 10.11.88; Carlos Fuentes, im Gespräch mit Julio Ortega (gekürzte Übersetzung), taz vom 18.6.88 und 21.6.88; Frank Olbeit, Kölner Stadt-Anzeiger vom 9.11.88. Mario Vargas Llosa, im Gespräch mit Isolde Schweizer, Welt am Sonntag vom 26.9.76; Mario Vargas Llosa, im Gespräch mit Werner Thomas, DIE WELT vom 23.12.83; Mario Vargas Llosa, im Gespräch mit Federico Schopf und Karsten Garscha, FR vom 16.9.76; Mario Vargas Llosa, im Gespräch mit Federico Schopf, Börsenblatt vom 5.10.76 (Teile daraus auch in DIE WELT vom 16.10.76); Mario Vargas Llosa, im Gespräch mit Wolftam Schütte, FR vom 17.3.84; Mario Vargas Llosa, im Gespräch mit Wolf J. Stock, Rheinischer Mericur/Christ und Welt vom 27.1.84; Mario Vargas Llosa, im Gespräch mit Adelbert Reif, Börsenblatt vom 5.9.86; Mario Vargas Llosa, im Gespräch mit Werner Thomas und Lothar Schmidt-Mühlisch, DIE WELT vom 28.3.88 und 30.3.88; Mario Vargas Llosa, im Gespräch

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mit Romain Leick, Walter Tauber und Helene Zuber, DER SPIEGEL vom 30.11.87; Mario Vargas Llosa, im Gespräch mit Werner Thomas, DIE WELT vom 23.12.83; Mario Vargas Llosa, im Gespräch mit Max Kalba, taz vom 14.7.86; Adelbert Reif, DIE WELT vom 8.7.86; taz vom 8.1.89. Julio Cortázar, im Gespräch mit Michi Strausfeld, DIE ZEIT vom 17.9.76; Julio Cortázar, im Gespräch mit Karl Kohut, (Auszüge) in der FR vom 28.7.84. Alejo Carpentier, im Gespräch mit Adelbert Reif, Rheinische Post vom 4.11.78; Alejo Carpentier, im Gespräch mit Michi Strausfeld, DIE ZEIT vom 12.10.79; Alejo Carpentier, im Gespräch mit Rosemarie Bollinger, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 4.5.80, Hans Christoph Buch, FAZ vom 8.3.77. Miguel Angel Asturias, im Gespräch mit Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 20.7.67; vgl. auch Asturias 1970. Ernesto Sàbato, im Gespräch mit Hannsjörg Prelle, FR vom 30.S.87; Emesto Sàbato, im Gespräch mit Friedrich Kassebeer, SZ vom 21.S.82. Guillermo Cabrera Infante, im Gespräch mit Adelbert Reif, Börsenblatt vom 3.S.88; Guillermo Cabrera Infante, im Gespräch mit Michael Freitag, FAZ-Magazin vom 16.10.87; Adelbert Reif, DIE WELT vom 11.1.89. Augusto Roa Bastos, Buchreport vom 1.7.77; Juan Rulfo, im Gespräch mit Ernesto González Bermejo, (übersetzt in der) taz vom 5.1.87; José Donoso, Börsenblatt vom 2.9.76. Ute Stempel, DIE ZEIT vom 17.2.84; Jörg Drews, SZ vom 14.2.84; Jörg Drews, SZ vom 18719.2.84; Wolfram Schütte, FR vom 14.2.84; Wolfram Schütte, FR vom 24.3.84; Hugo Loetscher, NZZ vom 15.2.84; Franz Josef Görtz, FAZ vom 14.2.84; Hanspeter Brode, FAZ vom 14.2.84. Robert Held, FAZ vom 26.4.80; Walter Haubrich, FAZ vom 28.4.80; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 26.4.80; Karsten Garscha, FR vom 28.4.80; Walter Boehlich, SZ vom 28.4.80; Hans-Jürgen Heise, Rheinischer Merkur/Christ und Welt vom 2.5.80; Rosemarie Bollinger, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 4.5.80; DIE ZEIT vom 2.5.80. Michi Strausfeld, DIE ZEIT vom 17.1.86; Walter Haubrich, FAZ vom 9.1.86; DIE WELT vom 9.1.86; Rosemarie Bollinger, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 19.1.86; Maya Schärer, NZZ vom 31.1.86; vgl. auch die Beiträge von Wolfram Fleischhauer, Josef Mackert und Rulfo selbst in der taz vom 5.1.87. Hugo Loetscher, SZ vom 18.8.76; Walter Haubrich, FAZ vom 21.8.76; Franz Niedermayer, Deutsche Tagespost vom 25.8.76. Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 7.12.69; Kurt Pahlen, Stuttgarter Zeitung vom 29.12.69. Karsten Garscha, FR vom 14.6.74; Walter Haubrich, FAZ vom 11.6.74; Günter W. Lorenz, Stuttgarter Zeitung vom 11.6.74; SZvom 11.6.74. Brigitte Jeremias, FAZ vom 11.12.82; SZvom 9.12.82; FR vom 9.12.82. SZvom 12.9.78. Volker Baer, Der Tagesspiegel vom 24.3.84; Heinz Dietl, General-Anzeiger vom 26.4.84; Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 10.2.84; Eva-Maria Lenz, FAZ vom 4.6.86; Hanmut Wilmes, DIE WELT vom 15.2.84; DIE WELT vom 2.6.86; FR vom 2.6.86. Jochen Hieber, FAZ vom 4.6.87; Claudius Seidl, SZ vom 4.6.87; Beatrice Schlag, STERN vom 14.5.87; Martin Ahrends, DIE ZEIT vom 14.10.88; Peter B. Schumann, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 14.6.87; Karsten Witte, DIE ZEIT vom 12.6.87; Wolfgang Limmer, DER SPIEGEL vom 25.8.86; Börsenblatt-Anzeige vom 29.5.87.

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Willy Theobald, DER SPIEGEL vom 25.4.88; Eva-Maria Lenz, FAZ vom 1.3.88; Lothar Schmidt-MUhlisch, DIE WELT vom 27.2.88. Hanspeter Brede, FAZ vom 7.9.8S; Hanspeter Brode, Mannheimer Morgen vom 5.4.79; Dagmar Ploetz, FAZ vom 10.7.79; Karsten Garscha, FR vom 7.7.79; W.G., Passauer Neue Presse vom 12.2.77. Börsenblatt vom 2.9.76; DER SPIEGEL vom 5.1.87; Verlagsprogramm der DVA von 1986. Börsenblatt vom 2.9.76; Hans J. Fröhlich, FAZ vom 25.5.85. Max Nyfelder, FAZ vom 25.5.83. Hedwig Rohde, Der Tagesspiegel vom 8.6.82. Hans-JOrgen Schmitt, FR vom 4.5.85. Georges Schiocker, Handelsblatt vom 22723.4.83. Cornelia Krauß, Stuttgarter Zeitung vom 3.11.83; Paul Kruntorad, FR vom 26.10.83. Carlos Fuentes, im Gespräch mit Peter B. Schumann, Der Tagesspiegel vom 13.11.88. Hilde Spiel, FAZ vom 27728.5.70. Lutz Lesle, DIE WELT vom 31.1.81. Kölner Stadt-Anzeiger vom 5.4.88. Literaturpreise in Deutschland 1986. Hannelore Schlaffer, Stuttgarter Zeitung vom 25.9.79; vgl. auch Karin LUdi, NZZ vom 12.10.84; Föhrbeck 1985, S. 77,159,809, 820,879, 883. Michi Strausfeld, SZ vom 29.11.79; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 22.5.68; Ludwig Flachskampf, FAZ vom 22.6.68; Börsenblatt vom 2.9.76; FR vom 7.8.72. wha, FAZ vom 8.4.78; Walter Haubrich, FAZ vom 25.4.88; wha, FAZ vom 12.12.84; Walter Haubrich, FAZ vom 23.4.81; Ute Stempel, FR vom 15.10.88; Ute Stempel, DIE ZEIT vom 16.10.81; DIE WELT vom 25.4.81; FAZ vom 18.12.80. Anneliese Botond, FAZ vom 10.4.76; FAZ vom 1.4.85. DIE WELT vom 15.4.88. vgl. Siebenmann 1972; Günter W. Lorenz, Stuttgarter Zeitung vom 20.10.67; GUnter W. Lorenz, DIE WELT vom 20.10.67; Siegfried Lenz, DIE ZEIT vom 27.10.67; Hans Gerd Rötzer, Rheinischer Merkur vom 27.10.67; Walter Haubrich, FAZ vom 20.10.67; weitere Artikel z.B. in DER SPIEGEL vom 23.10.67; Michael Salzer, DIE WELT vom 11.12.67; FR vom 20.10.67; SZ vom 20.10.67. SZ vom 20.10.67; FR vom 28.10.67. Eine Auswahl: Hugo Loetscher, NZZ vom 29.10.82; Georg Rudolf Lind, Stuttgarter Zeitung vom 22.10.82; Gustav Siebenmann, Die Presse vom 18719.12.82; Rosemarie Bollinger, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 31.10.82; Walter Boehlich, Weltwoche vom 27.10.82; Hans-Jürgen Heise, Rheinischer Merkur/Christ und Welt vom 29.10.82; Wolfram Schütte, FR vom 22.10.82; Anneliese Botond, FAZ vom 22.10.82; Gut Meyer-Clason, Rhein-Neckar-Zeitung vom 18719.12.82; Walter Boehlich, SZ vom 22.10.82; DER SPIEGEL vom 25.10.82; Marcel Reich-Ranicki, FAZ vom 22.10.82; Michi Strausfeld, Börsenblatt vom 26.10.82; Hanns Lothar Schütz, Börsenblatt vom 26.10.82. Werner Adam, FAZ vom 10.12.82; FR vom 10.12.82; Gabriel García Márquez, Rede zur Verleihung des Nobelpreises, FR vom 18.12.82.

282

(4) Die Übersetzer und Übersetzungen 1

2 3 4

5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

vgl. Haubrich 1983, S. 71,74-75; Günter Maschke, FAZ vom 5.7.75; Frank J. Heinemann, Stuttgarter Zeitung vom 24.11.73; Hannelore Schlaffer, Stuttgarter Zeitung vom 25.9.79; Urheber- und Verlagsrecht 1987, S. 68-77; Brief von Eva Scherzer (Suhricamp Vertag) vom 28.4.87; Birkenhauer 1981, S. 214-224; Zurbrüggen 1982; Briefe von Maria Bamberg (Übersetzerin) vom 7.5.und 26.5.87; Meyer-Clason 1979, S. 33-41; Menén Desleal 1974; Menén Desleal 1971, S. 28-29; vgl. auch den Anhang "Die Übersetzer" in die hören, 28. Jg., Bd. 1, Ausgabe 129, Frühj. 1983, S. 214,216; Luchting 1977, Luchting 1980. Menén Desleal 1971, S. 28 (auch Menén Desleal 1974, S. 81-82). Miguel Angel Asturias, im Gespräch mit Günter W. Lorenz in Lorenz 1970, S. 365-369 (Zitat); Brief von Günter W. Lorenz vom 18.5.87; Siebenmann 1977, S. 47. Mario Vargas Llosa, im Gespräch mit Günter W. Lorenz in Lorenz 1970, S. 217; Mario Vargas Llosa, im Gespräch mit Wolf J. Stock, Rheinischer Merkur/Christ und Welt vom 27.1.84. vgl. Störig 1973/a, S. XVH-XVm. Schleiermacher 1973, S. 42-43,47 (Zitat). Schleiermacher 1973, S. 69; Benjamin 1973, S. 159, 162; Vossler 1973, S. 171; Ortega y Gasset 1973, S. 297,300. Goethe zit. nach Störig 1973/a, S. VII; Benjamin 1973, S. 163. Benjamin 1973, S. 167; Ortega y Gasset 1973, S. 317,319-320. vgl. Pannwitz nach Benjamin 1973, S. 167-168; Oitega y Gasset 1973, S. 320-321. Ortega y Gasset 1973, S. 317; Salinas 1985, S. 80. vgl. Kleinen 1988; Levy 1969, S. 92-93. Meyer-Clason 1984, S. 29-31. vgl. z.B. Siebenmann 1981/b, S. 177-178, 183; Meyer-Clason 1984, S. 29-30; Friese 1985, S. 47-48; Kleinen 1988, S. 39. z.B. Reiß 1971; Friese 1985, S. 51,60-62,88,219,226-228,253-255. vgl. auch Bollinger 1985, S. 225-226. Siebenmann 1980, S. 568-569. vgl. Meyer-Clason 1984, S. 28. Im folgenden wird nach diesen deutschsprachigen Ausgaben zitiert: Mario Vargas Llosa: Die Stadt und die Hunde. Ü: Wolfgang A. Luchting. Frankfun: Suhrkamp 1989. - Carlos Fuentes: Nichts als das Leben. Ü: Christa Wegen. Stuttgart: DVA 1964. - Carlos Fuentes: Landschaft in klarem Licht. Ü: Maria Bamberg. Stuttgan: DVA 1974. - Julio Cortázar: Rayuela. Himmel-und-Hölle. Ü: F.R. Fries, Red. A. Botond. Frankfun: Suhrkamp 1981. Guillermo Cabrera Infame: Drei traurige Tiger. Ü: Wilfried Böhringer. Frankfurt: Suhrkamp 1987. - Gabriel García Márquez: Hundert Jahre Einsamkeit. Ü: Curt Meyer-Clason. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1979. - Juan Rulfo: Pedro Páramo. Ü: Mariana Frenk. Frankfun: Suhlkamp 1975 [alle Äußerungen, die sich speziell auf die Erstausgabe, München: Hanser 1958, beziehen, sind kenntlich gemacht]. - José Donoso: Ort ohne Grenzen. Ü: Heidrun Adler. Frankfün: Suhrkamp 1979. Für die Gegenüberstellung mit der originalsprachlichen Fassung wurden diese Ausgaben benutzt, nach denen auch im folgenden zitien wird: Mario Vargas Llosa: La ciudad y los perros. Barcelona: Seix Barrai 1983. - Carlos Fuentes: La muerte de Artemio Cruz. México: F.C.E. 1978; Carlos Fuentes: La región más transparente.

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20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55

Madrid: Cátedra 1982. - Julio Cortázar: Rayuelo. Madrid: Cátedra 1986. - Guillermo Cabrera Infante: Tres tristes tigres. Barcelona: Seix Banal 1967. - Gabriel García Márquez: Cien años de soledad. Madrid: Espasa-Calpe 1982. - Juan Rulfo: Pedro Páramo y El Llano en llamas. Barcelona: Planeta 1984. - José Donoso: El lugar sin limites. Barcelona: Seix Barral 1985. Cien años de soledad, S. \G2JHundert Jahre Einsamkeit, S. 61. La región más transparente, S. 203/Landschctft in klarem Licht, S. 66. ebd., S. 222/ebd., S. 87. ebd., S. 501/ebd., S. 412. La muerte de Artemio Cruz, S. \421Nichts als das Leben, S. 138. ebd., S. 142/ebd., S. 138. ebd., S. 143/ebd., S. 138. ebd., S. 167/ebd., S. 162. ebd., S. 167/ebd., S. 162. ebd., S. 275/ebd., S. 266. ebd., S. 275/ebd., S. 266. La ciudad y los perros, S. WDie Stadt und die Hunde, S. 8. ebd., S. 32/ebd., S. 30. ebd., S. 32/ebd., S. 31. ebd., S. 33/ebd., S. 31. ebd., S. 34/ebd., S. 33. ebd., S. 34/ebd., S. 33. ebd., S. 34/ebd., S. 33. ebd., S. 110/ebd., S. 117. ebd., S. 111/ebd., S. 118. ebd., S. 113/ebd., S. 119. ebd., S. 228/ebd., S. 244. ebd., S. 228/ebd., S. 244. El lugar sin límites, S. 54/Ort ohne Grenzen, S. 47. Rayuelo, S. 288/Rayuelo. Himmel-und-Hölle, S. 170. ebd., S. 289/ebd., S. 171. Tres tristes tigres, S. YllDrei traurige Tiger, S. 14. ebd., S. 76/ebd., S. 85. ebd., S. 76/ebd, S. 85. ebd., S. 77/ebd., S. 85. ebd., S. 77/ebd., S. 85. ebd., S. 77/ebd., S. 86. ebd., S. 198/ebd., S. 231. ebd., S. 198/ebd., S. 231. ebd., S. 198/ebd., S. 231. ebd., S. 210/ebd., S. 244.

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56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96

Cien años de soledad, S. 202/Hundert Jahre Einsamkeit, S. 183. ebd., S. 205/ebd., S. 187. La región más transparente, S. 143/Landschaft in klarem Licht, S. 7. ebd., S. 221/ebd., S. 86. ebd., S. 222/ebd.,S. 87. La muerte de Artemio Cruz, S. 22/Nichts als das Leben, S. 22. ebd., S. 265/ebd.,S. 256. La ciudad y los perros, S. 11-12/Die Stadt und die Hunde, S. 7-8. ebd., S. 32/ebd., S. 30. ebd., S. 32/ebd., S. 30. ebd., S. 113/ebd., S. 119. Pedro Páramo, S. 10/ Pedro Páramo, S. 10. El lugar sin límites, S. 9/Ort ohne Grenzen, S. 9. ebd., S. 64/ebd., S. 54. ebd., S. 64/ebd., S. 54. Tres tristes tigres, S. 76/Drei traurige Tiger, S. 84. ebd., S. 200/ebd., S. 233. ebd., S. 200/ebd., S. 233. ebd., S. 208/ebd., S. 242. ebd., S. 208/ebd., S. 243. Cien años de soledad, S. 102/Hundert Jahre Einsamkeit, S. 61. ebd., S. 203/ebd., S. 184. ebd., S. 148/ebd., S. 10. ebd., S. 222/ebd., S. 87. La región más transparente, S. 5QMLandschaft in klarem Licht, S. 412. La muerte de Artemio Cruz, S. 168/Nichts als das Leben, S. 162. ebd., S. 168/ebd., S. 162. ebd., S. 168/ebd., S. 162. ebd., S. 228/ebd., S. 220. La ciudad y los perros, S. 261 /Die Stadt und die Hunde, S. 279. Pedro Páramo, S. 11 /Pedro Páramo, S . l l . El lugar sin límites, S. 12/Ort ohne Grenzen, S. 61. Rayuela, S. 149/Rayuela. Himmel-und-Hölle, S. 39. ebd., S. 319/ebd., S. 203. La región más transparente, S. 221/Landschaft in klarem Licht, S. 86. ebd., S. 500/ebd., S. 411. La muerte de Artemio Cruz, S. 265/Nichts als das Leben, S. 256. El lugar sin límites, S. 29/Ort ohne Grenzen, S. 26. Rayuela, S. 145/Rayuela. Himmel-und-Hölle, S. 36. ebd., S. 194/ebd., S. 79. ebd., S. 195/ebd., S. 80.

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97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136

Tres tristes tigres, S. 17/Drei traurige Tiger, S. 14. ebd., S. 200/ebd., S. 233. ebd., S. 201/ebd., S. 235. ebd., S. 201/ebd., S. 235. ebd., S. 376/ebd., S. 447. La muerte de Artemio Cruz, S. 264-265/M'cAw als das Leben, S. 255-256. La región más transparente, S. 50Q/Landscktft in klarem Licht, S. 411. ebd., S. 502/ebd., S. 413. Tres tristes tigres, S. 51¡Drei traurige Tiger, S. 61. ebd., S. 58/ebd., S. 61. ebd., S. 59/ebd., S. 62. Cien años de soledad, S. \GUHundert Jahre Einsamkeit, S. 60. La muerte de Artemio Cruz, S. U2JNichts als das Leben, S. 138. La ciudad y los perros, S. 13/Die Stadt und die Hunde, S. 8. ebd., S. 32/ebd., S. 30. ebd., S. 35/ebd., S. 34. ebd., S. 110/ebd., S. 117. ebd., S. 261/ebd., S. 280. Pedro Páramo, S. 51 /Pedro Páramo, S. 62. ebd., S. 53/ebd., S. 64. vgl. die Erstausgabe bei Hanser von 1958, z.B. auf S. 7,18,24,30,32 usw. La muerte de Artemio Cruz, S. 144-145, 230-232, 263, 266 uswJNichts als das Leben, S. 139-140,221,223,254,256-257 usw. La ciudad y los perros, S. 34/Die Stadt und die Hunde, S. 33. El lugar sin limites, S. 105/Ort ohne Grenzen, S. 88. Cien años de soledad, S. 117/Hundert Jahre Einsamkeit, S. 79. La muerte de Artemio Cruz, S. 232/Nichts als das Leben, S. 223. La región más transparente, S. 223/Landschaft in klarem Licht, S. 89. Pedro Páramo, S. 8/Pedro Páramo, S. 8. ebd., S. 9/ebd., S. 9. El lugar sin límites, S. M/Ort ohne Grenzen, S. 54. La muerte de Artemio Cruz, S. 263/Nichts als das Leben, S. 254. ebd., S. 23/ebd., S. 23. ebd., S. 143/ebd., S. 139. Pedro Páramo, S. AO/Pedro Páramo, S. 48. El lugar sin límites, S. 65/Ort ohne Grenzen, S. 55. ebd., S. 105/ebd., S. 87. ebd., S. 106/ebd., S. 89. Rayuela, S. 533/Rayuelo. Himmel-und-Hölle, S. 431. ebd., S. 533/ebd., S. 431. Tres tristes tigres, S. 15/Drei traurige Tiger, S. 12.

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137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175

ebd., S. 19/ebd., S. 15. ebd., S. 79/ebd., S. 88. ebd., S. 79/ebd., S. 88. ebd., S. 209/ebd., S. 243. ebd., S. 212/ebd., S. 246. ebd., S. 212/ebd., S. 246. ebd., S. 209,212-213,264-265/ebd., S. 243,247, 310-311. ebd., S. 216/ebd., S. 251-252. La región más transparente, S. 203/Landschaft in klarem Licht, S. 66. El lugar sin limites, S. 29/0« ohne Grenzen, S. 26 (1. Zitat); Tres tristes tigres, S. 210/Drei traurige Tiger, S. 244 (2. Zitat). La muerte de Artemio Cruz, S. 230, 232/Nichts als das Leben, S. 221-222, 223; La ciudad y los perros, S. 260/Die Stadt und die Hunde, S. 278. z.B. in Landschaft in klarem Licht, S. 50-51,413. Rayuela, S. 318/Rayuela. Himmel-und-Hölle, S. 203. ebd., S. 318/ebd., S. 203. Tres tristes tigres, S. 18/Drei traurige Tiger, S. 15. ebd., S. 57/ebd., S. 60. ebd., S. 79/ebd., S. 88. ebd., S. 217/ebd., S. 253. Cien años de soledad, S. 203/Hundert Jahre Einsamkeit, S. 183. La ciudad y los perros, S. 33/Di'e Stadt und die Hunde, S. 32. ebd., S. 34-35/ebd., S. 33. ebd., S. 230/ebd., S. 247. El lugar sin limites, S. 9/Ort ohne Grenzen, S. 9. Rayuela, S. 2%%/Rayuela. Himmel-und-Hölle, S. 171. ebd., S. 289/ebd., S. 171. ebd., S. 289/ebd., S. 171. El lugar sin límites, S. 128/Orf ohne Grenzen, S. 107. ebd., S. 129/ebd., S. 109. Tres tristes tigres, S. Ii/Drei traurige Tiger, S. 25. ebd., S. 28/ebd., S. 25. ebd., S. 28/ebd., S. 25. ebd., S. 59/ebd., S. 63. ebd., S. 75/ebd., S. 83. ebd., S. 18/ebd., S. 14. ebd., S. 210/ebd., S. 244. ebd., S. 217/ebd., S. 253. La ciudad y los perros, S. 229/Die Stadt und die Hunde, S. 246. ebd., S. 231/ebd., S. 248. ebd., S. 261/ebd., S. 279.

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176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209

ebd., S. 261/ebd., S. 279. Pedro Páramo, S. AO/Pedro Páramo, S. 49. Rayuela, S. 121/Rayuela. Himmel-und-Hölle, S. 16. ebd., S. 534/ebd., S. 432. ebd., S. 534/ebd., S. 432. Tres tristestigres,S. 28JDrei traurige Tiger, S. 25. z.B. in La muerte de Artemio Cruz, S. 230-231/Nichts als das Leben, S. 222; El lugar sin límites, S. 104,106/Ort ohne Cremen, S. 87,89. vgl. Siebenmann 1981/b, S. 177. Meyer-Clason 1979, S. 40 (Zitat); vgl. auch Kleinen 1988, S. 36; Reiß 1971, S. 9. Meyer-Clason 1979, S. 40; Reiß 1971, S. 10-11; Luchting 1980, S. 32. Reiß 1971, S. 10; Luchting 1977, S. 87-88; Armin Ayren, Stuttgarter Zeitung vom 16.10.76. Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 13.4.67. Peter Jokostra, FR vom 22.4.67. GQnter Englert, WAZ vom 1.7.67. E.H., NZZ vom 13.5.67. Gustav Siebenmann, NZZ vom 17.6.67; Jürgen Manthey, SZ vom 16.9.67; vgl. auch Germán Kiatochwil, DIE ZEIT vom 12.5.67. Walter Haubrich, FAZ vom 9.1.86; Juan Rulfo, taz vom 5.1.87; Hans-Jiirgen Heise, SZ vom 16.5.84; vgl. auch Bollinger 1985, S. 225-226. Horst Haitmann, Die Tat vom 12.1.79; Gert Woemer, Christ und Welt vom 4.9.64. Karl August Horst, FAZ vom 16.9.64; Fritz Vogelgsang, Stuttgarter Zeitung vom 10.10.64. Walter Haubrich, FAZ vom 2.9.70; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 9.2.70; Florian Kienzl, Der Tagesspiegel vom 10.5.70. Karl August Horst, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 25.9.66; Friedrich A. Wagner, FAZ vom 20.9.66; Germán Kratochwil, DIE ZEIT vom 18.4.69; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 22.5.68; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 22.9.66 (Zitat). Karl August Horst, FAZ vom 22.12.62; Rolf Haufs, Spandauer Volksblatt vom 28.6.64. Hans-Jttagen Schmitt, Publik vom 12.6.70; Georg Rudolf Lind, Stuttgarter Zeitung vom 18.4.70; Karl Krolow, SZ vom 18.7.70; Walter Haubrich, FAZ vom 8.5.71. Curt Meyer-Clason, FR vom 21.2.76 (Zitat); Klaus Dieter Vervuert, FR vom 11.9.76. Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 30.4.75. Karl Krolow, Der Tagesspiegel vom 8.6.75. Waltrud Kappeler, NZZ vom 30.671.7.79. Walter Boehlich, DIE ZEIT vom 10.8.79; Walter Haubrich, FAZ vom 21.8.76. Thomas Bremer, Der Tagesspiegel vom 30.5.82. Rosemarie Bollinger, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 12.9.82. Georg Rudolf Lind, Stuttgarter Zeitung vom 9.1.82; Widmar Puhl, Rheinischer Merkur/Christ und Welt vom 13.8.82; Hans J. Fröhlich, FAZ vom 19.12.81. Genoveva Dieterich, NZZ vom 12.2.82. Günter W.Lorenz, DIE WELT vom 6.3.82. Hans Erqlewein, General-Anzeiger vom 31.3.88.

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Leonore Schwanz, Saarbrücker Zeitung vom 576.12.87. Georg Sütterlin, Die Weltwoche vom 3.12.87. Reinhard Baumgart, DIE ZEIT vom 9.10.87; Jan Schulz-Ojala, Der Tagesspiegel vom 17.1.88; vgl. auch Schmitt 1988. Wolfram Schütte, FR vom 7.10.87. Jörg Drews,SZ vom 12.11.87; JörgDrews, Badische Zeitung vom 28./29.11.87. Walter Boehlich, Deutsche Volkszeitung vom 7.7.77; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 20.8.77; Dagmar Ploetz, FAZ vom 6.9.77; Karsten Garscha, FR vom 28.5.77 u.a. François Bondy, DIE ZEIT vom 17.9.76; Peter Jokostra, Deutsche Volkszeitung/Christ und Welt vom 17.12.71; Armin Ayren, Stuttgarter Zeitung vom 16.10.76; Wolfgang Wagner, Hannoversche Allgemeine vom 18.9.76; vgl. auch Reichardt 1977, S. 65. Günter Maschke, FAZ vom 4.6.74; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 15.8.74; HansJürgen Heise, DDE ZEIT vom 26.10.79; Karsten Garscha, FR vom 30.4.82; Ute Stempel, SZ vom 1.10.86. Hanspeter Brode, FAZ vom 12.1.83; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 28.5.83; Kanten Garscha, FR vom 29.11.79; Hans-Jürgen Heise, Rheinischer Merkur vom 16.11.79; Karsten Garscha, FR vom 10.10.79; Walter Boehlich, SZ vom 576.1.80; Dagmar Ploetz, FAZ vom 15.12.77; Hans-Jürgen Heise, Stuttgarter Zeitung vom 8.7.78; Karsten Garscha, FR vom 16.6.78; Karsten Garscha, FR vom 17.11.79; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 28.1.78; Dagmar Ploetz, FAZ vom 6.11.76; Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 3.3.78 (Zitat). Karsten Garscha, FR vom 7.12.74; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 30.4.75; Karl Krolow, Der Tagesspiegel vom 8.6.75; Rainer Fabian, DIE WELT vom 17.10.74; Karsten Garscha, FR vom 11.9.76; Anneliese Botond, FAZ vom 13.11.76; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 16.9.76; François Bondy, SZ vom 11.11.76; Walter Boehlich, DIE ZEIT vom 10.12.76 (Zitat über Staatsräson)-, Karsten Garscha, FR vom 17.11.79; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 21.7.79; Walter Haubrich, FAZ vom 28.2.80; Hans J. Flöhlich, FAZ vom 25.5.85; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 17.8.85; Susanne Ledanff, SZ vom 778.6.86; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 31.5.86. Hans-Jürgen Heise, SZ vom 24725726.12.79; Hans-Jürgen Heise, DIE WELT vom 16.9.76; Karsten Garscha, FR vom 11.9.76; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 17.10.74; Anneliese Botond, FAZ vom 27.11.82. Anneliese Botond, FAZ vom 18.4.78; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 22.4.78. Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 7.4.78. Hugo Loetscher, NZZ vom 273.9.78; Thomas Bremer, Der Tagesspiegel vom 27.8.78; Georg Rudolf Lind, Stuttgarter Zeitung vom 27.5.78. Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 16.10.81. Anneliese Botond, FAZ vom 13.10.81; Thomas Bremer, Der Tagesspiegel vom 30.8.81. (5) Die Literaturkritik

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vgl. die Beiträge von Hamm, Walser, Kaiser, Baumgart oder Karsunke in Hamm 1968. vgl. Hamm 1968. Ulrich Greiner, DIE ZEIT vom 12.6.87.

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Wolfgang Ebersberger, Buchreport vom 11.4.85 (Zitat); vgl. dazu auch Joachim Kaiser, SZ vom 6.12.73; Gerhard Zwerenz, Börsenblatt vom 13.6.78; Ulrich Greiner, DIE ZEIT vom 10.7.87. Karsunke 1968, S. 45 (Zitat); vgl. auch Fohibeck/Wiesand 1972, S. 86-87,106 ff., 171-175, 179, 182, 383; Heller 1984, S. 446-499; Ulrich Greiner, DIE ZEIT vom 10.7.87; Ulrich Greiner, DIE ZEIT vom 6.11.87. Wolfgang Ebersberger, Buchreport vom 11.4.85. Martin Walser, DIE ZEIT vom 25.3.77; Gerhard Zwerenz, Börsenblatt vom 13.6.78; Krolow 1988, S. 1-2; Gerhard Köpf, FAZ vom 21.11.87. Joachim Kaiser, SZ vom 6.12.73; Gerhaid Zwerenz, Börsenblatt vom 13.6.78; Gerhaid Köpf, FAZ vom 21.11.87; Franz Josef Görtz, FAZ vom 9.6.86; Franz Josef Görtz, Börsenblatt vom 29.3.85; Görtz 1985, S. 40-48; Blöcker 1985, S. 11-16. Menin Desleal 1974, S. 83; Haubrich 1983, S. 67-68; Strausfeld 1983, S. 933. Hier beziehe ich mich auf die von der Zeitungsausschnitts-Sammlung der Stadtbücherei Dortmund zusammengestellten Presse-Dossiers der einzelnen Autoren (Stand: März 1989). Die Sammlung wertet 29 (bundes-)deutsche Zeitungen, 12 Zeitschriften sowie einige Presseorgane des deutschsprachigen Auslandes aus. Hans-Jürgen Schmitt, Publik vom 12.6.70; Georg Rudolf lind, Stuttgarter Zeitung vom 18.4.70; Gertrud Stolte-Adelt, Welt am Sonntag vom 22.3.70; Florian Kienzl, Der Tagesspiegel vom 9.8.70; Alf Jungermann, Deutsche Post vom 20.8.71; Günter W. Lorenz, Die Weltwoche vom 15.5.70; Eva Brockmann, Deutsche Volkszeitung vom 18.9.70; Hugo Loetscher, DIE ZEIT vom 15.5.70; Karl Krolow, SZ vom 18.7.70; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 25.2.70; Walter Haubrich, FAZ vom 8.5.71. Michael Schmid, Publik vom 21.11.69; Fritz Vogelgsang, Stuttgarter Zeitung vom 8.10.69; Florian Kienzl, Der Tagesspiegel vom 10.5.70 (auch in Kölnische Rundschau vom 20.11.70); vos. Westfälische Rundschau vom 20.11.69; ob, Die Tat vom 4.12.70; H.G.S., Welt der Arbeit vom 24.12.69; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 9.2.70; Wolf Scheller, Christ und Welt vom 6.3.70 (auch in General-Anzeiger vom 26.10.78); Walter Haubrich, FAZ vom 2.9.70; Karl Krolow, SZ vom 7.1.70. Günter Blöcker, FAZ vom 17.1.59; Michi Strausfeld, Kölner Stadt-Anzeiger vom 13.8.81; Ute Stempel, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 19.9.76; Hans-Jürgen Heise, Stuttgarter Zeitung vom 12.1.80; Hans-Jürgen Schmitt, FR vom 4.5.85. Hans-Jürgen Fröhlich, Stuttgarter Zeitung vom 22.1.77; Curt Meyer-Qason, FR vom 21.2.76; Klaus Dieter Vervuert, FR vom 11.9.76; Wolfgang Wagner, Hannoveische Allgemeine Zeitung vom 22.1.77; Hans-Jürgen Heise, DIE WELT vom 27.11.76. Josef Reding, Echo der Zeit vom 12.2.67; Christian Gebert, FR vom 8.10.66; E.B., Die Andere Zeitung vom 22.12.66; es, Bremer Nachrichten vom 22.2.68; [anonym]. Konkret vom Dezember 1966; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 22.9.66; M J \ , WAZ vom 26.11.66; Erasmus Schöfer, Der Tagesspiegel vom 14.5.67; ob. Die Tat vom 31.12.66; Karl August Horst, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 25.9.66; Richard Kaufmann, SZ vom 5.11.66; Friedrich A. Wagner, FAZ vom 20.9.66. Arianna Giachi, DIE WELT vom 20.8.64; A.D., SZ vom 11.7.64; Roben Held, FAZ vom 15.8.64; Horst Hartmann, Die Tat vom 12.1.79; Geit Woerner, Christ und Welt vom 4.9.64.

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Peter Jokostra, FR vom 22.4.67; Günter Engler, WAZ vom 1.7.67; E.H., NZZ vom 13.6.67; R.T., Christ und Welt vom 10.11.67; Karsten Garscha, FR vom 24.9.77; Alfons Bungert, Die Rheinpfalz vom 2.8.76; Erik von Kuehnelt-Leddihn, Rheinischer Merkur vom 29.9.67; Günter Blöcker, FAZ vom 27.5.67; Urs Jenny, Die Weltwoche vom 2.6.67; Gustav Siebenmann, NZZ vom 17.6.67; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 13.4.67; Jürgen Manthey, SZ vom 16.9.67; Georg Heintz, Die Andere Zeitung vom 6.4.67; ob. Die Tat vom 16.12.67; Germán Kratochwil, DIE ZEIT vom 12.5.67; [anonym]. Konkret vom 1.4.67; Ne.. Welt am Sonntag vom 11.6.67. Konrad Dittrich, Weser-Kurier vom 24.5.75; Franz Gary, Nürnberger Nachrichten vom 7.6.75; Karl Krolow, Der Tagesspiegel vom 8.6.75; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 30.4.75; Alice Vollenweider, Tages-Anzeiger vom 3.9.75. Arianna Giachi, SZ vom 9./10711.4.66; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 16.9.65; Helene Henze, FAZ vom 23.11.65; E.H., Die Andere Zeitung vom 20.5.65. E.H., Die Andere Zeitung vom 20.5.65; Rolf Haufs, Spandauer Volksblatt vom 28.6.64; Karl August Horst, FAZ vom 22.12.62; Rosemarie Bollinger, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 26.12.76; Wolf Scheller, General-Anzeiger vom 18.11.76 (auch in der Saaibrücker Zeitung vom 8.12.76 und im Wiesbadener Kurier vom 13.11.76). Rosemarie Bollinger, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 17.7.77; [anonym], Bochumer Blätter vom 6.8.67; Jost Nolte, DIE WELT vom 10.12.64; Karl August Horst, FAZ vom 16.9.64; Fritz Vogelgsang, Stuttgarter Zeitung vom 10.10.64. Thomas Bremer, Der Tagesspiegel vom 30.5.82; Rosemarie Bollinger, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 12.9.82; Joachim Fritz-Vannahme, Badische Zeitung vom 12713.12.81; Wolf Scheller, General-Anzeiger vom 29.4.82 (auch in der Rheinischen Post vom 25.6.82 und in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 14715.8.82); Georg Rudolf Lind, Stuttgarter Zeitung vom 9.1.82; Widmar Puhl, Rheinischer Merkur/Christ und Welt vom 13.8.82; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 6.3.82; Genoveva Dieterich, General-Anzeiger vom 18.2.82; Wolfram Schütte, FR vom 30.4.83; Hans Platschek, DIE ZEIT vom 1.4.83; Jörg Drews, SZ vom 10711712.4.82; Hans J. Fröhlich, FAZ vom 19.12.81; Genoveva Dieterich, NZZ vom 12.2.82.

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Leonore Schwanz, Saarbrücker Zeitung vom 576.12.87; Hans Erlewein, General-Anzeiger vom 31.3.88; Jens Jessen, FAZ vom 28.11.87; Arno Widmann, taz vom 12.7.88; Georg Sütterlin, NZZ vom 12.2.82; Georg Sütterlin, Die Weltwoche vom 3.12.87; Wolfram Schütte, FR vom 7.10.87; Jörg Drews, SZ vom 12.11.87 (fast identisch in Badische Zeitung vom 28729.11.87); Reinhard Baumgan, DIE ZEIT vom 9.10.87; Gerhard Poppenberg, taz vom 8.1.87; Jan Schulz-Ojala, Der Tagesspiegel vom 17.1.88; Miriam Neuben, Rheinischer Mericur/Christ und Welt vom 4.12.87; Heidnin Adler, DIE WELT vom 6.10.87; Klaus Englert, taz vom 26.4.89.

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Waltrud Kappeler, NZZ vom 30.6./1.7.79; Lü„ NZZ vom 6.11.84; Wolfram Schütte, FR vom 5.4.80; Dagmar Ploetz, FAZ vom 25.8.79; Walter Boehlich, DIE ZEIT vom 10.8.79; [anonym], Arbeiter-Zeitung vom 17.6.79. [anonym], DER SPIEGEL vom 26.8.68; Christa Rotzoll, SZ vom 10.8.68; ws, Wiesbadener Kurier vom 13.11.76 (auch in Wolf Scheller, General-Anzeiger vom 18.11.76); Florian Kienzl, Der Tagesspiegel vom 19.5.68; Germán Kratochwil, DIE ZEIT vom 18.4.69; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 22.5.68; Friedrich A. Wagner, FAZ vom 31.8.68. Karsten Garscha, FR vom 11.9.76; Anneliese Botond, FAZ vom 13.11.76; Wolfgang Promies, DIE ZEIT vom 17.9.76; Georg Rudolf Lind, Stuttgarter Zeitung vom 30.10.76 u.a.

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Jörg Drews, SZ vom 24725.9.77; Helene Henze, FAZ vom 2S.2.66; Jörg Drews, SZ vom 23.10.8S; Hanspeter Brode, FAZ vom 7.9.85; Anneliese Botond, FAZ vom 10.4.76; Wolfgang Promies, DIE ZEIT vom 17.9.76; Jörg Drews, SZ vom 778.3.81; Dagmar Ploetz, FAZ vom 6.3.81 u.a. Fritz Vogelgsang, FAZ vom 27.11.74; Karsten Garscha, FR vom 7.12.74; François Bondy, DIE ZEIT vom 15.11.74; Wemer Wien, Bremer Nachrichten vom 7.3.75; Rainer Fabian, DIE WELT vom 17.10.74 u.a. Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 8.1.77; François Bondy, DIE ZEIT vom 17.9.76; Federico Schopf, FR vom 15.9.76; Ingeborg Drewitz, Der Tagesspiegel vom 24.10.76; Hugo Loetscher, SZ vom 15.9.76; Anneliese Botond, FAZ vom 14.9.76; Wolfgang Wagner, Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 18.9.76; Armin Ayren, Stuttgarter Zeitung vom 16.10.76 u.a. Jörg Drews, SZ vom 24.7.85; Hans J. Fröhlich, FAZ vom 25.5.85; Dagmar Ploetz, Deutsche Volkszeitung vom 17.1.80; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 17.8.85; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 21.7.79; Günter Maschke, Deutsche Zeitung/Christ und Welt vom 11.5.79; Walter Haubrich, FAZ vom 28.2.80; Karsten Garscha, FR vom 17.11.79 u.a. Jörg Drews, SZ vom 13714.11.82; Hanspeter Brode, FAZ vom 12.1.83; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 28.5.83 u.a. Ingrid Heinrich-Jost, FAZ vom 25.3.86; Jörg Drews, SZ vom 778.6.86; Wolf Scheller, Rheinischer Merkur/Christ und Welt vom 25.7.86; Georg Sütterlin, Die Weltwoche vom 11.9.86; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 5.4.86; Roland Müller, FR vom 28.6.86 u.a. Wolf Scheller, Kölner Stadt-Anzeiger vom 7.12.74; Günter Maschke, FAZ vom 4.6.74; François Bondy, DIE ZEIT vom 16.8.74; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 15.8.74; Karsten Garscha, FR vom 5.10.74; Gertrud Stolte-Adelt, Welt am Sonntag vom 2.6.74 u.a. Hans-Jürgen Heise, Stuttgarter Zeitung vom 16.2.80; Hans-Jürgen Heise, DIE ZEIT vom 26.10.79; Hanspeter Brode, FAZ vom 3.11.79; Michi Strausfeld, SZ vom 29.11.79; Maria Frisé, FAZ vom 24.4.79 u.a. Widmar Puhl, Rheinischer Merkur/Christ und Welt vom 15.4.83; Michi Strausfeld, SZ vom 18.5.83; Hanspeter Brode, FAZ vom 29.3.83; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 28.5.83; Karl Markus Michel, STERN vom 15.6.83 u.a. z.B. [anonym], DER SPIEGEL vom 5.1.87; Ute Stempel. SZ vom 1.10.86; Klaus Harpprecht, Die Weltwoche vom 29.5.86; Hansjoachim Bleyl, FAZ vom 28.2.87 u.a. Karl August Horst, Stuttgarter Zeitung vom 22.4.67; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 8.6.67; Walter Helmut Fritz, FAZ vom 28.3.67; Florian Kienzl, Der Tagesspiegel vom 1.11.70 u.a. für die Neuausgabe vgl. z.B. Hans-Jürgen Heise, SZ vom 24725726.12.79; Anneliese Botond, FAZ vom 31.1.80. Walter Haubrich, FAZ vom 27.12.74; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 17.10.74; Peter Rüedi, Die Weltwoche vom 12.2.75; H. Eisenreich, DIE WELT vom 2.8.75; Nikolaus Marggraf, FR vom 28.2.76; Rudolf Hagelstange, Welt am Sonntag vom 16.11.75 u.a. Karsten Garscha, FR vom 11.9.76; Hans-Jürgen Heise, DIE WELT vom 16.9.76; Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 17.9.76; Peter Jokostra, Rheinische Post vom 30.10.76; Georg Rudolf Lind, Stuttgarter Zeitung vom 24.6.72; Thomas Bremer, Der Tagesspiegel vom 21.11.76 u.a.

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Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 22.4.78; Gunar Ortlepp, DER SPIEGEL vom 15.5.78; José A. Friedl Zapata, Stuttgarter Zeitung vom 2.7.77; Walter Boehlich, Deutsche Volkszeitung vom 4.5.78; Wolfram Schütte, FR vom 29.4.78; Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 7.4.78; Hanspeter Brode, Mannheimer Morgen vom 29.9.78; Anneliese Botond, FAZ vom 18.4.78; Walter Haubrich, FAZ vom 27.12.74; Walter Haubrich, FAZ vom 8.5.71; Aurel Schmidt, Basler Zeitung vom 29.4.78, Hugo Loetscher, NZZ vom 273.9.78, Ingeborg Brandt, Welt am Sonntag vom 21.5.78, Rosemarie Bollinger, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 24.9.78; Thomas Bremer, Der Tagesspiegel vom 27.8.78; Peter Jokostra, Rheinische Post vom 20.5.78; Georg Rudolf Lind, Stuttgarter Zeitung vom 27.5.78; Helene Schreiber, Deutsche Zeitung/Christ und Welt vom 2.6.78 u.a. Anneliese Botond, FAZ vom 13.10.81; Manfred von Conta, STERN vom 27.8.81; HansJürgen Heise, Kieler Nachrichten vom 19.8.81; Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 16.10.81; Franz Josef Görtz, FAZ vom 24.7.81; W.H., FR vom 27.1.81; Walter Haubrich, FAZ vom 10.6.81; Thomas Bremer, Der Tagesspiegel vom 30.8.81; Tom Koenigs, FR vom 27.7.81; Elisabeth Boetticher, Welt am Sonntag vom 13.9.81; Lothar Schmidt-Mühlisch, DIE WELT vom 14.10.81 u.a.; die Verfilmung rief 1987 wiederum ein beachtliches Echo hervor. Hans-Jürgen Heise, Stuttgarter Zeitung vom 7.2.87; Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 28.2.86; Rosemarie Bollinger, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 15.2.87; Gunar Ortlepp, DER SPIEGEL vom 19.1.87; Ralph Fleischhauer, Rheinische Post vom 21.2.87; Fahimeh Farsaie, Welt der Arbeit vom 5.2.87; Joachim Fritz-Vannahme, Badische Zeitung vom 6.2.87; Lothar Schmidt-Mühlisch, DIE WELT vom 7.2.87; Reinhard Baumgart, DIE ZEIT vom 1.5.87; Helene Schreiber, Rheinischer Meikur/Christ und Welt vom 3.4.87; Walter Boehlich, NZZ vom 19.6.87; Wolfram Schütte, FR vom 17.1.87; Georg Sütterlin, Die Weltwoche vom 11.6.87; Curt Meyer-Clason, Deutsche Volkszeitung/die tat vom 10.4.87 u.a. Friedrich Sieburg, FAZ vom 20.9.58; Christa Rotzoll, Der Tagesspiegel vom 7.6.59; HansJürgen Heise, Stuttgarter Zeitung vom 4.8.79; Michael Krüger, DIE ZEIT vom 12.10.79; Karsten Garscha, FR vom 29.11.79; Hans Christoph Buch, SZ vom 9.12.76; Thomas Bremer, Der Tagesspiegel vom 16.11.75; Volker Hage, FR vom 3.4.75; Robert Held, FAZ vom 9.1.75; Jean Blanzat, DIE WELT vom 2.6.64 u.a. Hans Jürgen Beck, Welt der Arbeit vom 23.12.76; Federico Schopf, FR vom 11.9.76; Rosemarie Bollinger, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 5.12.76; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 8.1.77; Walter Boehlich, DIE ZEIT vom 10.12.76; Hans-Jürgen Heise, Welt am Sonntag vom 19.9.76 (auch in Die Tat vom 17.9.76); Anneliese Botond, FAZ vom 14.9.76; José A. Friedl Zapata, Stuttgarter Zeitung vom 2.7.77; Hugo Loetscher, SZ vom 11.11.76 u.a. Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 28.1.78; Rosemarie Bollinger, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 15.1.78; Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT vom 3.3.78; Karsten Garscha, FR vom 16.6.78; Hans-Jürgen Heise, Stuttgarter Zeitung vom 8.7.78; Dagmar Ploetz, FAZ vom 15.12.77 u.a. Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 21.1.65; Karl Krolow, SZ vom 5.12.64; Fritz Vogelgsang, Stuttgarter Zeitung vom 27.2.65; Kail August Horst, FAZ vom 22.12.64; [anonym]. Rheinische Post vom 5.12.64.

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Günter W. Lorenz, D E WELT vom 20.8.77; José A. Friedl Zapata, Stuttgarter Zeitung vom 2.7.77; Dagmar Ploetz, FAZ vom 6.9.77; Hans-JUrgen Heise, DIE ZEIT vom 20.5.77; Karsten Garscha, FR vom 28.S.77; Curt Meyer-Clason, FR vom 18.10.75; Georg Rudolf Lind, Stuttgarter Zeitung vom 17.12.77; Thomas Bremer, Der Tagesspiegel vom 9.10.77; Walter Boehlich, Deutsche Volkszeitung vom 7.7.77; Rosemarie Bollinger, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 12.6.77 u.a. Anneliese Botond, FAZ vom 15.10.76; Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 16.9.76; François Bondy, SZ vom 11.11.76; Federico Schopf, FR vom 11.9.76; Rosemarie Bollinger, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 4.12.77 u.a. Günter W. Lorenz, DIE WELT vom 31.5.86; Hanspeter Brode, FAZ vom 13.8.86; Susanne Ledanff, SZ vom 778.6.86; Rosemarie Bollinger, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 31.8.86 u.a. Hans-Jürgen Heise, DIE WELT vom 7.11.87; Brigitta Hoffmann, taz vom 2.1.88; Hanspeter Brode, FAZ vom 15.12.87; Wolfgang Steuhl, DIE ZEIT vom 21.10.88; Karsten Garscha, FR vom 7.10.87 u.a. Anneliese Botond, FAZ vom 23.2.79; Karsten Garscha, FR vom 21.10.78; Anneliese Botond, FAZ vom 1.8.81; Georg Rudolf Lind, Stuttgarter Zeitung vom 6.6.81; Esther KnorrAnders, Welt am Sonntag vom 11.10.81; Hans-Jürgen Heise, SZ vom 27728.6.81; Martin Dean, FR vom 25.10.86; Georg Rudolf Lind, Stuttgarter Zeitung vom 21.6.86; Ute Stempel, SZ vom 879.11.86; Ingrid Heinrich-Jost, FAZ vom 11.7.86; Walter Klier, DIE ZEIT vom 29.7.88; Georg Rudolf Lind, Stuttgarter Zeitung vom 30.7.88; Ingrid Heinrich-Jost, FAZ vom 17.8.88; Jörg Drews, Badische Zeitung vom 9.11.88; Jörg Drews, SZ vom 8.12.88; Ute Stempel, DIE ZEIT vom 16.10.81 u.a. François Bondy, DIE ZEIT vom 15.10.76; Wolfgang Werth, SZ vom 15.9.76; Rosemarie Bollinger, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 10.4.77; Georg Rudolf Lind, Stuttgarter Zeitung vom 29.10.76; Thomas Bremer, Der Tagesspiegel vom 23.1.77.

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Literaturverzeichnis Das Literaturverzeichnis schlüsselt die Abkürzungen der Anmerkungen auf und vervollständigt somit die bibliographischen Angaben. Dabei wird am Ende der Angabe noch einmal die Jahreszahl aus den Anmerkungen in eckigen Klammem wiederholt, wenn der Verfasser mit mehreren Beiträgen aus einem Jahr vertreten ist. Es wurden nicht noch einmal alle Beiträge, Artikel, Bestseller-Listen und Rezensionen aus der Tages-, Wochen- und Fachpresse (Buchreport und Börsenblatt) sowie Angaben aus Gesprächen, Briefen oder Verlagsprogrammen aufgeführt, da sie bereits in den Anmerkungen vollständig angegeben wurden. Im Bereich der Primärliteratur werden nur die Romane angeführt, die in Kapitel 1/2 als zentrale Werke der boomDekade herausgestellt wurden, diejenigen Ausgaben, aus denen in Kapitel IV/4 zitiert wurde sowie die Romane, die in Kapitel IV/5 Eingang in die Auswertung der Rezensionen gefunden haben. I. Primärliteratur ríos profundos. Buenos Aires: Losada 1958. Die tiefen Flüsse. Übersetzt von Suzanne Heintz. Köln: Kiepenheuer &

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