Die Familien Habsburg und Habsburg-Lothringen: Politik - Kultur - Mentalität 9783205790808, 9783205785682

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Die Familien Habsburg und Habsburg-Lothringen: Politik - Kultur - Mentalität
 9783205790808, 9783205785682

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Einleitung

Karl Vocelka

Die Familien Habsburg und Habsburg-Lothringen Politik – Kultur – Mentalität

Böhl au Verl ag Wien · Köln · Weimar

Einleitung

Gedruckt mit der Unterstützung durch das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung in Wien Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen ­Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische ­Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-205-78568-2 Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, ­insbesondere die der Über­setzung, des Nachdruckes, der Entnahme von ­Abbildungen, der Funk­sendung, der Wiedergabe auf ­fotomechanischem oder ­ähnlichem Wege, der Wiedergabe im Internet und der Speicherung in Daten­ver­ arbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 2010 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. und Co.KG, Wien · Köln · Weimar http  ://www.boehlau.at http  ://www.boehlau.de Umschlaggestaltung  : Judith Mullan

Umschlagabbildung  : Jan Vermeyen, Rudolfskrone © Kunsthistorisches Museum, Wien Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefrei gebleichtem Papier. Druck  : Balto Print, Litauen

inh a ltsv er zeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    7 1. Au f s t ie g u n d N ie derg a ng e i n er Fa m i l ie . . . . .    9 Schweizer Anfänge . Habsburger als Kaiser im Heiligen ­Römischen Reich . Hausmacht in Österreich . Aufstieg zu einer der führenden Dynastien Europas . Spanien und Österreich, die beiden Linien des Hauses Habsburg . Von den Habsburgern zu den Habsburg-Lothringern – die Modernisierung des Staates . Kaiser von Österreich – die Habsburgermonarchie als Festung des Konservativismus . ­Statthalter in den Niederlanden, Palatine in Ungarn, eigenständige Herrschaft in Italien . Habsburger als geistliche Fürsten und Pfründeninhaber . Politische Abenteuer und Herrschafts-Aspirationen von Mitgliedern der Familie durch die Jahr­hunderte . Titel und Wappen als Spiegel der Herrschaftsgeschichte . Ende der Monarchie – Ende der Dynastie  ? Die Habsburger nach 1918 2. Fa m i l ie nge s ch ich t e .. . . . . . . . . . . . . . . . . . .   75 Genealogie und Familientypus . Lebenszyklen . Familienkonflikte . Frauen der Habsburger . Nicht regierende Habsburger . Außereheliche Sexualität, nicht standesgemäße Heirat und die »schwarzen Schafe« der Familie . Besitz und Besitzansprüche 3. M e n ta l e Pr äg u nge n .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Gab es eine spezifisch habsburgische Erziehung  ? . Vom habsburgischen Sendungsbewusstsein zum Habsburgermythos .

Inhaltsverzeichnis

Pietas Austriaca . Vererbung oder Erziehung  ? Bemerkungen zu einigen . »Familieneigenschaften« der Habsburger 4 . K u lt u r e l l e s Er be – H a bsbu rger a l s M ä z e n e u n d S a m m l er .. . . . . . . . . . . . . . . . . 159 Höfe, Gärten, Residenzen . Habsburgische Feste . Das Mäzenatentum der Habsburger . Sammeln im Laufe der Jahrhunderte Schlussbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 Auswahlbibliografie .. Personenregister .. . . Ortsregister . . . . . . Stammtafeln .. . . . .

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Einleit ung

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ie Publikationen über die Habsburger sind von großer Quantität, nicht immer von großer Qualität. Ein überwiegender Teil der Bücher zum Thema ist biografisch orientiert, häufig sind es Kompilationen aus älterer Literatur. Wird die Familie in ihrer Gesamtheit betrachtet – wie etwa in Adam Wandruszkas Geschichte des Hauses Habsburg oder auch in dem von Walter Pohl und mir verfassten, von Brigitte Vacha herausgegebenen Band Die Habsburger (1992) zur Fernsehserie – steht die politische Geschichte im Vordergrund. Letztlich sind viele dieser Publikationen Geschichten Österreichs bzw. der Habsburgermonarchie aus dem Blickwinkel der Dynastie. Die beiden Bände Lebenswelt der Habsburger (1997) und Private Welt der Habsburger (1998), die ich gemeinsam mit Lynne Heller geschrieben habe, versuchten die Familie als solche zu sehen, das heißt etwa, dass auch die vielen politisch unbedeutenden Familienmitglieder in die Betrachtung einbezogen wurden und die Geschichte der Habsburger nicht 1918 endete. Die beiden schon vergriffenen Bände stellen viele Aspekte der Geschichte des Hauses Habsburg ausführlich auf mehr als 700 Seiten und reich illustriert dar. Die wichtigsten Themen und Erkenntnisse sind auch in dieses Bändchen eingeflossen. Lynne Heller danke ich herzlich, dass sie damit einverstanden ist, die Texte unseren gemeinsamen Buches als Grundlage dieses Büchleins zu verwenden. Zwei grundsätzliche Kriterien sollten Publikationen über die Geschichte der Habsburger erfüllen  : 1. Eine kritische Auseinandersetzung, wie es den historischen Methoden entspricht, mit der Familie und ihren Mitgliedern ist ange-

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Einleitung

bracht, die »Habsburger-Nostalgie« vieler Publikationen ist vermutlich für den Verkauf günstig, bringt aber die ernsthafte Beschäftigung mit diesem Thema nicht weiter. 2. Die Erkenntnis, dass die Habsburger nicht nur Maria Theresia, Franz Joseph, Sisi und Kronprinz Rudolf heißen, sondern auch viele andere Mitglieder der Familie historisch mehr oder minder wirksam waren, ist grundlegend. Die Lebensumstände der Dynastie und ihrer Angehörigen sollten Thema der Forschung sein, eine für viele andere Themen selbstverständliche Übernahme der neuesten Forschungsansätze – Schlagworte wie  : sozialgeschichtlicher Ansatz, lebensgeschichtliche Wende, cultural turn, Mentalitätsgeschichte etc. – muss auch auf dem Gebiet der Erforschung der Geschichte der Habsburger Platz greifen. Eine moderne Geschichte der Dynastie, die Mitteleuropa so lange dominiert hat, ist auch ein Beitrag zur Geschichte der Länder dieses Raumes und führt zu neuen Erkenntnissen der Vergangenheit, deren Bedeutung – durch die öffentliche Präsenz des Themas »Habsburger« – weit über den engen Fachkreis hinaus wirkt.

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1. Aufstieg und Niederg a ng einer Fa mil ie

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ie Familie Habsburg wäre – wie viele andere Dynastien und Adelsfamilien auch – nur von lokalem Interesse, wenn sie nicht durch eine Reihe von politischen Entscheidungen und Zufällen zu europäischer sowie für einige Jahrhunderte der Frühen Neuzeit auch darüber hinausgehender Bedeutung gelangt wäre. Die politische Geschichte des Hauses ist eng mit der Mitteleuropas, aber auch der Iberischen Halbinsel und den spanischen Kolonien verbunden. Obwohl die Habsburger im engeren Wortsinn ausgestorben sind – der letzte Habsburger im Mannesstamm, Kaiser Karl VI., starb 1740 –, nannten sich die weiteren Generationen der Familie, die von Maria Theresia abstammen, weiterhin Habsburg-Lothringer. Rechtlich gesehen wäre die Familie natürlich das Haus Lothringen, denn nach dem alten Adelsrecht bestimmte der Mann der Familie den Namen. Die Herrschaftstradition hatte aber zu einer anderen Entscheidung geführt. Maria Theresia, die Habsburgerin, gab ihren Nachkommen den Namen, dem man dann den ihres Mannes Franz Stephan von Lothringen (als Kaiser Franz I.) bescheiden anhängte. Nicht alle Habsburger waren Herrscher, genauer gesagt eigentlich nur ein kleiner Teil der Familienmitglieder. Von der Zeit Rudolfs I. bis zu den vor 1918 geborenen Habsburgern erreichten rund 400 Personen das Erwachsenenalter. Dabei sind alle geborenen Habsburgerinnen und Habsburger sowie die angeheirateten Frauen aller Erzherzoge berücksichtigt, soweit sie in den üblichen Nachschlagewerken der Familie behandelt werden. Nur 9 % dieser Zahl (23 % der Männer) waren Kaiser oder König, rechnet man die Landesfürsten hinzu, so

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

kommt man aber immerhin auf 13 % (37 % der Männer), die zur Regierung gelangten (bei den vielen Habsburgern, die nach dem Ende der Monarchie geboren wurden, versteht sich von selbst, dass keiner von ihnen herrschte). Die Habsburger sind also nicht nur handelnde Personen der Geschichte und damit politische Figuren, auch andere Fragestellungen können am Beispiel der Dynastie, die durch so lange Zeit regierte und auch entsprechend viele Quellen hinterließ, studiert werden. Genealogische und genetische, soziale, mentale und kulturelle Aspekte wurden in der bisherigen Forschung berücksichtigt und finden sich auch – knappest zusammengefasst – in diesem Büchlein.

Sch w ei zer A nfä nge Die Familie Habsburg stammt aus der Schweiz, genauer gesagt aus dem Aargau, wo auch die namengebende »Habichtsburg«, liegt. Wie viele andere Geschlechter nannte sich die Familie nach ihrer Stammburg, somit war der Name Habsburg so etwas wie ein Familienname. Die Habsburg gibt es immer noch. Sie ist allerdings höchst unansehnlich, denn ein Teil der Burg wurde zerstört und die noch übrigen Reste sind nicht besonders beeindruckend, sieht man von der emotionalen Tatsache ab, dass dort die Wiege einer der großen europäischen Dynastien stand. Im Laufe des hohen Mittelalters vermehrte sich der Besitz ­dieser Familie erheblich, vor allem das Erbe der Lenzburger Grafen, das die Habsburger antraten, rundete ihren Besitz im Aargau gut ab. Der Streubesitz der Familie erstreckte sich weit über die heutige Schweiz hinaus, auch im Süden Deutschlands und im Elsass besaßen die Habsburger Herrschaften. Diese sogenannten habsburgischen Vorlande blieben noch lange erhalten und wurden endgültig erst im Wiener Kongress 1815 aufgegeben.

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Habsburger als Kaiser im Heiligen Römischen Reich

Hingegen ging der Besitz der Habsburger in der Schweiz schon im Laufe des späten Mittelalters für die Familie verloren. Die Erhebung der Schweizer, die 1291 eine Eidgenossenschaft bildeten – bekannt der legendäre Rütlischwur – richtete sich in erster Linie gegen die habsburgischen Herren, die ein unangenehmes Regiment führten. In mehreren Schlachten bei Morgarten (1315), Sempach (1386) und Näfels (1388) wurden die habsburgischen Ritterheere von den Schweizer Eidgenossen vernichtend geschlagen und Schritt für Schritt ging der habsburgische Besitz an die Eidgenossenschaft über, die letzten schweizerischen Besitzungen verloren die Habsburger 1415. Doch schon lange davor waren die Habsburger in anderen Bereichen der Politik tätig. Der Aufstieg der Familie begann mit der Wahl des Grafen Rudolf von Habsburg 1273 zum römisch-deutschen König und das Reich und auch die österreichischen Länder spielten für seine Nachfolger eine größere Rolle als die Schweiz. Dennoch wirkten und starben in diesem Schweizer Stammbesitz und seinem Umfeld viele der mittelalterlichen Habsburger, die dort begraben wurden (z. B. Basel oder Königsfelden). Das geschah auch noch zu einer Zeit, als die Habsburger längst ein anderes Zentrum im Heiligen Römischen Reich gefunden hatten, nämlich die österreichischen Länder.

H a bsburger a l s K a iser im Heil igen Römischen R eich Der erste Habsburger war in einer sehr spezifischen Situation zum Herrscher im Heiligen Römischen Reich gemacht worden. Nach dem Aussterben der Staufer wurde das Reich endgültig zu einem Wahlkönigtum – Ansätze dieser Entwicklung hatten sich schon vorher abgezeichnet – und das spätmittelalterliche Heilige Römische Reich zu einem Wahlreich, in dem die sieben Kurfürsten einen Herrscher wählten. Das sollte es bis zu seinem Ende bleiben. Die politische Macht im

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

Reich übten der Kaiser und die Stände, die seit dem späten Mittelalter immer mehr an Gewicht gewannen, aus. In der Situation nach 1254 – dem Ende der staufischen Dynastie – gab es mit Richard von Cornwall und Alfons von Kastilien zwar zwei gewählte Herrscher des Reiches, aber sie waren nicht im Reich anwesend, man spricht daher von dieser Zeit als Interregnum, als »kaiserloser Zeit«. 1273 wurde dann Rudolf von Habsburg gewählt, der zwar keineswegs, wie die Zeitgenossen meinten, der »arme Graf« war, aber auch nicht der mächtigste Kandidat. Gegen seinen Hauptgegenspieler, den böhmischen König (und damit Kurfürsten) Přemysl Ottokar konnte er sich zwar durchsetzen und auch eine Hausmacht in den ehemaligen babenbergischen Ländern für seine Familie sichern, doch gelang es ihm nicht, wieder eine Art »Dynastie« zu gründen, die im Reich unangefochten herrschte. Rudolf regierte das Reich bis 1291 und konnte sich, durch seine vielen Töchter, mit allen großen kurfürstlichen Familien verschwägern und somit seine Position absichern. Jedoch wurde schon sein Nachfolger und Sohn Albrecht I. nur von einem Teil der Kurfürsten gewählt, ein anderer Teil stimmte für Adolf von Nassau. Da es zu dieser Zeit noch kein Mehrheitswahlrecht gab, fühlten sich beide als gewählte Könige und so mussten die Waffen entscheiden. Im Reitergefecht von Göllheim 1298 gewann Albrecht und wurde unangefochten Herrscher des Reiches. Auch in der nächsten Generation ereignete sich etwas Ähnliches, als es wieder zur Doppelwahl zwischen dem Habsburger Friedrich II. und dem Wittelsbacher Ludwig von Bayern kam, doch diesmal setzte sich der Bayer durch. Für eine sehr lange Zeit waren die Mitglieder des Hauses Habsburg nun keine ernsthaften Konkurrenten um die Würde des Herrschers im Heiligen Römischen Reich. Erst weit über hundert Jahre später wurde wieder ein Habsburger gewählt. Seit der Wahl Albrechts II. im Jahre 1453 bis zum Ende des Reiches 1806 wurden dann allerdings – mit einer Ausnahme – stets Habsburger zum König bzw. Kaiser des

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Habsburger als Kaiser im Heiligen Römischen Reich

Reiches gewählt. Nur in der Krise der Habsburger mit dem Erlöschen im Mannesstamm 1740 wurde für wenige Jahre ein Wittelsbacher (Karl VII.) Kaiser. Doch die Herrschaft der Habsburger im Reich war keineswegs eine absolute, selbst im Zeitalter des Absolutismus war das Reich niemals ein mit dem Königreich Frankreich vergleichbarer Staat. Schon seit dem späten Mittelalter gewannen die einzelnen vor allem größeren Territorien des Reiches einen hohen Grad an Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Im 18. Jahrhundert diskutierte man sogar die Frage, ob die Herrschaft im Reich nicht eher eine Bürde, als ein Vorteil für die Habsburger sei. Über die politische Unterstützung in vielen Fragen lässt sich diskutieren, sicherlich brachte die Stellung als Kaiser der Familie Habsburg Prestige, denn der Kaisertitel war die höchste Würde, die in Europa zu erlangen war. Das Reich selbst wurde nur unter Mitwirkung der Stände beherrscht, die den Kaiser später in einer Wahlkapitulation in seinem Handlungsspielraum deutlich einschränkten. Das wichtigste Organ des Reiches bildete der aus diesen Ständen zusammengesetzte Reichstag. Die Reichsstandschaft der einzelnen Stände war entweder durch eine Viril- oder eine Kuriatsstimme repräsentiert, das heißt, der Fürst war entweder als Person am Reichstag vertreten oder ein Vertreter einer größeren Gruppe wurde gewählt. Auf dem Reichstag gab es drei Kurien  : den Kurfürstenrat, den Fürstenrat (die Kurie der Prälaten, Grafen und Herren) und den Städterat der Reichsstädte. Diese Versammlung der Reichsstände wurde in unregelmäßigen Abständen einberufen und begann mit dem kaiserlichen Vorschlag einer Tagesordnung (Proposition), die dann in den Kurien beraten wurde. Nach Abschluss des Reichstages kam es zu einem Reichsschluss und dem Reichsabschied, der Gesetzeskraft hatte. Den größten Einfluss auf das Reich hatten die sieben Kurfürsten, drei geistliche (die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier) und vier weltliche (Pfalz, Brandenburg, Sachsen und Böhmen). Dieser Kreis

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

veränderte sich dann im 17. Jahrhundert, da im Zuge des Dreißigjährigen Krieges die pfälzische Kur an Bayern ging und dann im Westfälischen Frieden die Pfalz die Kur wieder zurückbekam, sodass es nun acht Kurfürsten gab und 1692 wurde auch Braunschweig-Lüneburg (Hannover) Kurfürstentum. 1777 fielen die bayrische und die pfälzische Kur durch einen Erbanfall zusammen, wodurch sich die Zahl wieder auf acht reduzierte. Die Reihe der Kurfürsten wurde am Ende des Heiligen Römischen Reiches noch kurzfristig durch andere Kurfürstentümer erweitert (Salzburg, Württemberg, Baden und HessenKassel), die allerdings nie an einer Wahl teilnehmen konnten, da das Reich 1806 aufgelöst wurde. Die konfessionelle Spaltung des 16. Jahrhunderts führte zu einer Veränderung der Struktur des Reiches, ab 1653 berieten die Stände nach Konfessionen, Corpus catholicorum und Corpus evangeliorum mussten beide für einen Beschluss stimmen, um ihm Gültigkeit zu verleihen. Die gelegentlich einberufenen Reichstage wurden 1663 durch einen immerwährenden Reichstag in Regensburg abgelöst, der nicht mehr eine Versammlung der Großen des Reiches, sondern von Vertretern und Delegierten war. Administrativ spielten die Reichskreise eine wichtige Rolle, um 1500 gab es sechs Reichskreise (Franken, Bayern, Schwaben, Oberrhein, Niederrhein, Westfalen), ab 1512 dann noch vier weitere (Österreich, Burgund, Obersachsen, Kurrhein). Die oberste Gerichtsbarkeit lag beim Kaiser  ; wurde man von einem Territorialgericht verurteilt, konnte man an das Reichsgericht appellieren, außer der betreffende Territorialfürst hatte ein Privilegium de non appellando. Im Zusammenhang mit der Geschichte des Reiches und der endgültigen schriftlichen Festlegung der Kurfürstenkurie entstand ein weitreichendes Dokument für die habsburgische Geschichte. Der Habsburger Rudolf IV. stand in einem Konkurrenzkampf mit seinem Schwiegervater Kaiser Karl IV. aus dem Hause Luxemburg, der in

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Habsburger als Kaiser im Heiligen Römischen Reich

Prag residierte. Dieser legte in der Goldenen Bulle 1356 die schon gewohnheitsrechtlich bestehende Wahlordnung für die Herrscherwahl im Heiligen Römischen Reich fest und bestimmte damit schriftlich die sieben Kurfürsten, in deren Reihen sein habsburgischer Schwiegersohn Rudolf IV. nicht vertreten war. Dieser reagierte darauf mit einem politischen Programm der »fürstlichen Majestät«, das er in der Fälschung von sieben Urkunden, dem Privilegium maius, niederlegte. Er griff damit auf das echte Privilegium minus von 1156, das schon das babenbergische Österreich zum Herzogtum gemacht und mit Privilegien ausgestattet hatte, zurück. Da alle seine Wünsche nicht in einer einzigen Urkunde unterzubringen waren, entstand ein ganzer Komplex an Fälschungen. In der ersten Urkunde gibt Julius Cäsar seinem Oheim, dem Senator, Land und Leute in Österreich zu Lehen, verspricht, ihm niemand überzuordnen und nimmt ihn zum geheimsten Rat des Reiches an, in der zweiten erklärt Kaiser Nero, dass Österreich vor allen Ländern des Reiches hervorrage und befreit das Land für alle Zeiten von Abgaben ans Reich. Diese beiden Urkunden wurden natürlich schon in der Zeit des Humanismus als etwas plumpe Fälschungen und Anmaßungen gesehen. Etwas schwerer tat man sich damals – ohne das entsprechende Rüstzeug der Historikerinnen und Historiker seit dem 19. Jahrhundert – mit den weiteren Urkunden. Eine Urkunde Heinrichs IV. 1058 bestätigte diese Privilegien und verlieh dem Markgrafen die Vogtei über Salzburg und Passau (unter Berufung auf die Tradition des antiken Bistums Lauriacum), ein weiteres Dokument ist ein Falsifikat auf die Urkunde Friedrich Barbarossas vom 17.  September 1156, das Privilegium minus, dessen Text sie anfangs aufnimmt, dann aber bestimmt, dass das Reichlehen an Österreich in Österreich zu übertragen sei  ; bemüht sich der Kaiser nach dreimaliger Einladung nicht selbst dahin, gilt die Belehnung als vollzogen. Weiters macht die Urkunde klar, dass das Reich in Österreich keine Lehen vergeben darf, dass mit Ausnahme kirchlichen Besitzes alle Lehen vom Herzog abhängen, dass

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

die Anordnungen des Herzogs vom Kaiser nicht verändert werden können, dass der Kaiser keine Gerichtsbarkeit über den Herzog hat, dass das Herzogtum Österreich unteilbar sei und der Herzog seine Lehen zu Pferde im fürstlichen Gewande empfängt, dabei trägt er eine Zinkenkrone und ein Szepter. Erscheint der Herzog auf Reichstagen, ist er den Kurfürsten gleichzuhalten wie ein Pfalzerzherzog und hat den Platz zur Rechten des Kaisers, gleich nach den Kurfürsten, überhaupt hat Österreich alle Rechte, die andere Reichsfürstentümer besitzen und diese Rechte gelten auch für alle Neuerwerbungen. Doch damit nicht genug, in drei weiteren Urkundenfälschungen werden diese Privilegien subtil um signifikante und symbolische Kleinigkeiten erweitert. In einer Urkunde bestätigt Heinrich VII. 1228 diese Privilegien, insbesondere den Lehenempfang zu Pferd und die Königskrone auf Fürstenhut, in einem weiteren Dokument bestätigt Friedrich II. 1245 die Privilegien und gibt ein neues Vorrecht, die Führung des Kreuzes auf dem mit Königskrone versehenen Hut (eine Angleichung an die Reichskrone  !), und in der letzten Urkunde bestätigt Rudolf I. seinen Söhnen Albrecht I. und Rudolf mit Zustimmung der Kurfürsten alle Urkunden von heidnischen oder christlichen Kaisern und Königen, so, als seien die Privilegien von ihm selbst verliehen worden. Zwar wies Kaiser Karl IV. diese Ansprüche zurück und ließ Rudolf IV. schwören, keine kaiserlichen oder königlichen Insignien zu verwenden, aber der Titel Erzherzog (Rudolf nannte sich palatinus archidux Austrie Stire Karinthie, Suevie et Alsatie) setzte sich langsam durch. Karl IV. lehnte die Freiheitsbriefe auch nicht eindeutig ab, er und seine Nachfolger haben mehrere Privilegienbestätigungen allgemeiner Art (confirmationes generales) ausgestellt. Diese Hausprivilegien der Habsburger wurden 1453 durch den habsburgischen Kaiser Friedrich III. und 1473 nochmals von ihm mit Zustimmung der Kurfürsten bestätigt und damit zu einer verfassungsrechtlichen Wirklichkeit des Reiches.

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Habsburger als Kaiser im Heiligen Römischen Reich

Die Ansprüche, die Rudolf IV. in seiner Dokumentenfälschung festlegte, hatten zwar keine realen Auswirkungen auf das Reich – Österreich wurde nicht zum Kurfürstentum gemacht –, hingegen sehr starke auf die Selbstdefinition des Hauses Habsburg, dessen Kinder nun Erzherzoge und Erzherzoginnen genannt wurden. Damit hatten sie einen Titel, der in Europa einzigartig war (sieht man davon ab, dass die Bourbonen in Spanien nach dem Aussterben der spanischen Habsburger diesen Bestandteil des spanischen Königstitels beibehielten). Im Reich stellten die Habsburger allerdings zur Zeit Rudolfs  IV. und danach keine ernsthaften Kandidaten für den Thron dar, was nicht zuletzt mit ihrer Schwächung durch die Herrschaftsteilungen zusammenhängen mag. Erst 1438 wurde – wie schon erwähnt – wieder ein Habsburger gewählt. Albrecht V., als König Albrecht II., hatte aber nur eine kurze Regierungsdauer, er starb jung und hinterließ nur eine schwangere Frau, also keinen logischen Nachfolger. Aber Erzherzog Friedrich V. aus der innerösterreichischen Linie gelang es, die Nachfolge anzutreten, er wurde als Friedrich IV. römischer König und schaffte es als einziger Habsburger, vom Papst in Rom 1452 zum Kaiser gekrönt zu werden. Als Kaiser Friedrich III. regierte er zwar lange, aber nicht sehr glücklich im Reich und den Erbländern. Doch damit wurde eine Tradition begründet, die bis zum Ende des Reiches – mit einer Ausnahme – anhielt. Die Herrscherliste des Reiches macht den Eindruck, als gäbe es eine Erbdynastie, doch wurden alle Habsburger gewählt. Maximilian I., der Sohn Kaiser Friedrichs III., wurde zu Lebzeiten des Vaters (vivente imperatore) zum römisch-deutschen König gewählt. Das war der wirkliche Vorteil der Kaiserkrönung, denn sonst waren die Herrschaftsbefugnisse des Königs und des Kaisers weitgehend identisch. Noch im späten Mittelalter wählten die sieben Kurfürsten einen König, der erst nach der Krönung durch den Papst zum Kaiser wurde. Das änderte sich formal 1508 – in der Realität war der König dem Kaiser in allem, außer der Tatsache, dass er sich zu Lebzeiten einen Nachfolger wählen lassen konnte, schon davor gleichgestellt. Als Maximilian I. zur Krönung nach

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

Rom aufbrach, konnte er das Gebiet der verfeindeten Venezianer nicht durchqueren und nahm in Trient den Titel erwählter römischer Kaiser an, der bis zum Ende des Reiches erhalten blieb. Damit war die zwingende Krönung durch den Papst ohne Bedeutung geworden, nur ein Habsburger, Kaiser Karl V., wurde noch 1530 vom Papst gekrönt, allerdings nicht in Rom, sondern in Bologna. Die Habsburger hatten jetzt die Möglichkeit, als Kaiser jeweils einen Verwandten, meist den Sohn, zum König und damit designierten Nachfolger wählen zu lassen. Aber nur in einigen Generationen klappte das (Ferdinand I., Maximilian II., Rudolf II., Ferdinand III., Josef I., Joseph II., Franz II.), fast ebenso viele Habsburger wurden auch erst nach dem Tod ihres Vaters oder Vorgängers gewählt (Matthias, Ferdinand II., Leopold I., Karl VI., Franz I., Leopold II.). In einem Falle starb der gewählte Sohn Ferdinands III., Ferdinand IV., vor dem Vater, sodass erst nach dem Tod des Kaisers sein jüngerer Sohn Leopold gewählt wurde. Noch eine Kuriosität ist anzumerken. Als Kaiser Karl V. (der als spanischer König unter dem Namen Karl I. herrschte) mit der Hilfe des Geldes der Fugger 1519 zum Kaiser gewählt wurde, machte er nach seiner Krönung in Bologna seinen jüngeren Bruder, der die österreichischen Länder, Böhmen und Ungarn regierte, zum König. Die beiden Linien des Hauses planten, dass auf Ferdinand wieder ein spanischer Habsburger (also Philipp II.) folgen sollte, diesem wieder ein österreichischer usw. Aber dieser Plan ging nicht auf, weder der Wille der österreichischen Habsburger noch der der Kurfürsten für eine solche Lösung war vorhanden.

H ausm acht in Öster r eich Das entscheidende Jahr für den Aufstieg der Habsburger war wie schon gesagt 1273. Als der von seinem Gegner, dem böhmischen

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Hausmacht in Österreich

König Přemysl Ottokar, als »armer Graf« verspottete Rudolf von Habsburg im Heiligen Römischen Reich zum König gewählt wurde, veränderte sich das Wirkfeld der Familie dramatisch. Schon davor waren die Habsburger reich begütert gewesen, also keineswegs »arme Grafen«, und hatten auch durch Heiratsverbindungen mit den großen Geschlechtern des Mittelalters eine ausbaufähige Stellung, aber die Wahl Rudolfs machte die Familie zu einer der wichtigsten der spätmittelalterlichen Reichsgeschichte. Rudolf gelang es seinen böhmischen Widersacher Ottokar, der sich die Länder der 1246 ausgestorbenen Babenberger ohne Belehnung angeeignet hatte, militärisch zu besiegen. Nach der verlorenen Schlacht auf dem Marchfeld bei Dürnkrut und Jedenspeigen am 29. September 1278 wurde der böhmische König von einem persönlichen Feind getötet. Das babenbergische Lehen (Nieder- und Oberösterreich und die Steiermark) wurde von Rudolf 1282 an seine beiden Söhne Rudolf und Albrecht zum Lehen gegeben. Damit begründeten die Habsburger eine Hausmacht in Österreich, die bis zum Ende ihrer Herrschaft das Kerngebiet bleiben sollte. Im Laufe des späten Mittelalters gelang es den Habsburgern, diese Erblande noch stark zu erweitern. Sie erwarben nach dem Aussterben einer Linie der Görzer Grafen, mit denen sie in Heiratsverbindung standen, 1335 Kärnten und Krain, schließlich 1365 auch Tirol. Um diese Zeit gewannen die Habsburger auch erste Herrschaften im Gebiet des heutigen Vorarlberg. Eine Verbindung mit den Schweizer Stammlanden, die vielleicht angestrebt wurde, kam nicht zustande, da etwa gleichzeitig die Schweizer Besitzungen verloren gingen. Um 1500 wurden die Kärntner und die Tiroler Besitzung noch durch den Erwerb der sogenannten »Zwischengrafschaft« (das heutige Osttirol) verbunden und Görz nach dem Aussterben einer anderen Görzer Linie erworben. Kaiser Maximilian  I. rundete dieses Gebiet am Ende des Mittelalters noch durch die Inbesitznahme von Kufstein, Kitzbühel, Rattenberg 1505 und den »welschen Konfinen« (z. B. Rovereto,

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

Riva am Gardasee etc.) 1516 ab. Am Beginn der Neuzeit war also etwa das heutige österreichische Territorium (mit Ausnahme von Salzburg) habsburgisch, darüber hinaus auch Gebiete im heutigen Italien und Slowenien. Ein Problem stellte sich der Familie in diesen Erblanden. Nach altem habsburgischen Familienrecht war 1282 die Belehnung zur »gesamten Hand« erfolgt. Das heißt, dass alle großjährigen Habsburger gemeinsam und ungeteilt herrschen sollten. Der Konflikt war vorprogrammiert und wurde in den verschiedenen Teilungsverträgen (der erste und wichtigste in Neuberg an der Mürz 1379) gelöst. Allerdings haben diese Herrschaftsteilungen auch die politische Rolle der Familie erheblich geschwächt. In diesen Verträgen entstanden drei territoriale Einheiten, die ihre Residenzen in Wien, Graz und Innsbruck hatten  : Donauösterreich (Wien, Niederösterreich, Oberösterreich), Innerösterreich (Steiermark, Kärnten und Krain) und Tirol mit den Vorlanden (der Streubesitz in Deutschland und – soweit noch vorhanden – in der Schweiz). Erst am Ende des späten Mittelalters wurde diese Dreiteilung wieder beseitigt, Friedrich III. vereinte Donau- und Innerösterreich, seinem Sohn Maximilian I. gelang es 1490, auch Tirol und die Vorlande in seinen Besitz zu bringen. Eine weitere Herrschaftsteilung (in genau die gleichen Einheiten) erfolgte 1564, als Ferdinand I. die österreichischen Länder unter seinen Söhnen aufteilte. Maximilian II. bekam Donauösterreich, dazu Böhmen, Ungarn und wurde Kaiser im Reich, Karl erhielt Innerösterreich und Ferdinand Tirol und die Vorlande. Während Donauösterreich und Innerösterreich unter Ferdinand II. 1619 schon wieder vereint wurden, hielt sich die sogenannte »jüngere Tiroler Linie« bis 1665. Erst danach blieben alle Erbländer dauerhaft in einer Hand vereint.

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Aufstieg zu einer der führenden Dynastien Europas

Au fst ie g z u einer der f ü hr enden Dy na st ien Europa s Schon die Wahl Rudolfs von Habsburg zum Herrscher des Heiligen Römischen Reiches im Jahre 1273 kann als Beginn des Aufstieges der Habsburger zu einer großen Dynastie Europas gesehen werden, allerdings begann der wirkliche Machtzuwachs erst erheblich später. In einer Serie von politischen Heiraten und den damit verbundenen Erbverträgen um 1500 erweiterte sich das Herrschaftsgebiet der Familie gewaltig. Dass alle diese Gebietserwerbungen mit Heiraten zusammenhängen, hat zu dem Klischee geführt, die Habsburger hätten ihr Reich durch ihre Heiratspolitik erworben. Das ging so weit, dass man in dem lateinischen Spruch bella gerant alii, tu felix Austria nube, nam que Mars aliis, dat tibi regna Venus (Andere mögen Kriege führen, Du glückliches Österreich heirate  ! Denn was anderen der Gott Mars gibt, gibt Dir die Herrschaft der Venus.) das Motto der habsburgischen Politik sah. Einige Dinge sind dazu anzumerken. Ebenso wichtig wie die Heiratsverbindungen waren die Erbverträge und die Zufälligkeiten von Todesfällen in der jeweils anderen Familie. Aus der Sicht der Zeit heraus hätte es ebenso anders ausgehen können, die Habsburger wären ausgestorben und eine andere Familie hätte ihre Besitzungen erworben. Weder bei der spanischen Heirat noch bei der mit den Jagiellonen in Böhmen und Ungarn war zum Zeitpunkt der Eheschließung abzusehen, dass die Habsburger diese reichen Territorien erwerben werden können. Weiters ist klar, dass es mit dem »Erben« allein als Rechtsanspruch noch nicht getan war, sondern dass die Familie auch politisch und militärisch diese Gebiete an sich bringen und absichern musste. Außerdem muss man klar sehen, dass diese habsburgische Heiratspolitik nur in wenigen Fällen im Mittelalter (Görzer Grafen) und am Beginn der Neuzeit (Burgund, Spanien, Böhmen und Ungarn) funktionierte. Viele andere Heiraten waren ohne politische Folgen – endeten aber oftmals in menschlichen

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

Katastrophen, vor allem für die Erzherzoginnen, die an fremde Höfe verheiratet wurden. Die erste Hochzeit dieser erfolgreichen Serie war eine sichere Sache. Die Habsburger hatten wegen des gemeinsamen Gegners, der Schweizer Eidgenossenschaft, engere Kontakte zu Burgund ­geknüpft. Eine Nebenlinie des französischen Königshauses hatte in »Burgund« durch Kriege, Kauf und Heiraten ein großes Territorium geschaffen, dass neben Teilen Frankreichs (vor allem die Bourgogne und die Franche-Comté) auch den Großteil der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs umfasste. Einige der Lehen hingen von Frankreich, andere vom Heiligen Römischen Reich ab. Karl der Kühne und Friedrich III. hatten aufgrund der sie verbindenden Feindschaft zu den Eidgenossen eine Heirat der Erbtochter Maria von Burgund und des jungen Maximilian geplant, die 1477 (nach dem Tod Karls des Kühnen) Realität wurde. Die Ehe dauerte nur kurz, Maria starb nach einem Sturz vom Pferd, hinterließ aber mit Philipp dem Schönen den Erben des Landes. Maximilian selbst musste um das Erbe kämpfen, die Gegnerschaft Frankreichs hatte noch eine lange Nachwirkung, die politische Geschichte Europas bis ins 18. Jahrhundert wurde durch diese Spannungen beherrscht. Wichtig für die weiteren Geschicke der Habsburger war, dass sie sich im Westen Europas festsetzten, der später durch die Entdeckungen und den transatlantischen Handel zu größter Bedeutung aufstieg. Mit Burgund erwarben die Habsburger auch ein reiches, wirtschaftlich blühendes Land, dessen Kultur die Geschichte der Familie Habsburg stark beeinflusste. Die zweite Hochzeit war wohl im Großen gesehen die wichtigste. Maximilian verheiratete seinen Sohn Philipp den Schönen und seine Tochter Margarete mit dem spanischen Geschwisterpaar Juana ( Johanna die Wahnsinnige) und Juan. Der Grund dieser Eheschließung war nicht nur die politische Zusammenarbeit zwischen den Habsburgern und den spanischen Königen in den Auseinandersetzungen in

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Aufstieg zu einer der führenden Dynastien Europas

Italien, sondern auch die chronische Geldnot, in der sich Maximilian befand. Durch die Doppelhochzeit hob sich die jeweilige Mitgift auf, der Grund dieser Eheschließung war also nicht die große Perspektive des Aufbaus eines riesigen Reiches, sondern ein viel banalerer. Die gleichzeitig abgeschlossenen Erbverträge kamen zum Tragen, als Juan jung starb und die Habsburger letztlich Spanien und alle Nebenländer erbten. Spanien hatte Besitzungen in Italien, aber auch der Beginn des frühen Kolonialismus in der Neuen Welt zeichnete sich bereits ab. Philipp der Schöne und Johanna hatten zwei Söhne, die zu Begründern zweier Linien des Hauses Habsburg wurden. Nach dem spanischen Erbrecht war zunächst der ältere Sohn Karl, der spätere Kaiser Karl V., der alleinige Erbe, er herrschte in Spanien und seinen Nebenländern (als Carlos I.), aber auch in den österreichischen Erbländern. Mithilfe des Geldes der Fugger wurde er auch zum Herrscher des Heiligen Römischen Reiches gewählt. Karl V., der die Hegemonie in Europa anstrebte, und seine Nachfolger, die spanischen Habsburger, von denen weiter unten die Rede sein wird, waren damit zu einer der mächtigsten Familien in Europa aufgestiegen. Aus verschiedenen Gründen gab Karl allerdings die österreichischen Länder an seinen jüngeren Bruder Ferdinand ab, der in Spanien aufgewachsen und in diesem Lande sehr populär war. Karl versuchte ihn daher aus Spanien in ein anderes Land zu verpflanzen. In den Teilungsverträgen von Worms und Brüssel bekam Ferdinand die Erbländer, also grob gesprochen das heutige Österreich. Für diese österreichische Linie des Hauses Habsburg war die dritte Eheschließung der erfolgreichen Serie langfristig besonders wirkungsvoll. Schon seit der Festsetzung der Habsburger in den österreichischen Ländern hatte es Versuche gegeben, die böhmischen Länder (Böhmen, Mähren und Schlesien) für die Familie zu erwerben. Schon nach dem Aussterben der Přemysliden war ein erster Versuch – ebenfalls

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

auf einer Doppelhochzeit aufbauend – gescheitert. Eine erfolgreiche Erwerbung Böhmens und Ungarns, die im Spätmittelalter einen gemeinsamen Herrscher hatten, erfolgte unter Albrecht II., der einen Teil der österreichischen Länder, Böhmen, Ungarn und die Herrschaft im Heiligen Römischen Reich vereinte. Damit war das vorfiguriert, was in der Neuzeit die Machtkonstellation der Familie Habsburg ausmachte. Allerdings starb Albrecht II. sehr jung und sein Nachfolger konnte Böhmen und Ungarn nicht für das Haus Habsburg behaupten. Maximilian I. unternahm dann einen erneuten Versuch. Er arrangierte 1515 in Wien ein Treffen mit den Jagiellonen, die Böhmen und Ungarn beherrschten, mit dem Ergebnis einer Doppelhochzeit. Der junge Jagiellone Ludwig II. wurde von Maximilian adoptiert und mit seiner Enkelin Maria verheiratet, die junge Jagiellonin Anna, die Schwester Ludwigs, wurde von Maximilian selbst als Vertreter eines seiner beiden Enkel per procuratorem geheiratet. Gleichzeitig wurde ein gegenseitiger Erbvertrag abgeschlossen. 1521 trat dann Ferdinand in diesen Ehevertrag mit Anna ein. 1526 – ein entscheidendes Jahr in der Geschichte des Hauses Habsburg – trat dieser Erbvertrag dann in Kraft. In der Schlacht von Mohács gegen die Osmanen starb der junge König Ludwig II. und die Habsburger erhoben nun Anspruch auf Böhmen und Ungarn. In beiden Fällen war diese Erwerbung nicht einfach, da die Stände das Wahlrecht für sich in Anspruch nahmen. Während sich die habsburgische Herrschaft in Böhmen relativ rasch durchsetzte, kam es in Ungarn zu einer Doppelwahl und einem langen Krieg mit dem zweiten gewählten König, Johann Szapolyai, in den sich auch das Osmanische Reich einmengte. Die erste Phase dieser Auseinandersetzung endete mit einer Dreiteilung Ungarns, in der die Habsburger nur einen schmalen Streifen im Westen behaupten konnten, das ungarische Zentralland kam unter osmanische Herrschaft und Szapolyai und seine Nachfolger wurden Fürsten in Siebenbürgen. Erst nach einem fast zwei Jahrhunderte andauernden Kampf wurde am Ende

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Spanien und Österreich, die beiden Linien des Hauses Habsburg

des 17. Jahrhunderts das gesamte alte Ungarn von den Habsburgern erobert. Trotz dieser Schwierigkeiten im Falle Ungarns führte aber diese dritte Hochzeit der Serie zum ersten Schritt eines Aufstieges der österreichischen Habsburger zur Großmacht und zur Habsburgermo­ narchie, deren zentrale Bestandteile Österreich, Böhmen und Ungarn bildeten. Aus dem kleinen Besitz der Erblande, den die Dynastie Habsburg am Beginn des Spätmittelalters erworben hatte, war ein großer Staat in Zentraleuropa geworden, der sich im Laufe der Zeit territorial noch weiter ausdehnte und eine der großen Mächte Europas war. Dass diese Erwerbungen der Habsburger nicht ohne »Kosten« abgegangen waren, muss betont werden. Mit den Territorien hatte man auch deren Gegner geerbt, die Feindschaft zu Frankreich im Westen und die lange Auseinandersetzung mit dem Osmanischen Reich im Osten bestimmte die Politik der Habsburger und hatte durch die ständigen Kriege auch schreckliche Auswirkungen auf die Bevölkerung ihrer Länder.

Spa nien u nd Öster r eich, die beiden L in ien des H auses H a bsburg Durch die Verträge von Worms und Brüssel 1521 und 1522 waren zwei Linien des Hauses Habsburg entstanden, die spanische Linie, die vom älteren Bruder Karl V. ausging, und die jüngere österreichische Linie, die mit Ferdinand I. begann. Mächtiger war zunächst zweifellos die spanische Linie, sie beherrschte neben Spanien und seinen Kolonien auch das burgundische Erbe (die sogenannten spanischen Niederlande) und verschiedene Provinzen Italiens (Lombardei, Neapel, Sizilien etc.). In der Politik Europas am Beginn der Neuzeit spielte Karl V. eine wesentliche Rolle, doch auch die Zahl seiner Gegner – Frankreich

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

und das Osmanische Reich, aber auch die protestantische Bewegung im Inneren – war groß und verhinderte eine von Karl angestrebte Vormachtstellung in Europa. Verbittert dankte Karl V. ab, das Reich übergab er seinem Bruder Ferdinand I. von der österreichischen Linie, der schon 1531 zum König des Reiches gemacht wurde. Der ursprüngliche Plan einer abwechselnden Herrschaft der beiden Linien im Reich wurde nicht Realität, die österreichischen Habsburger stellten ab Ferdinand I. die Kaiser des Reiches und gewannen damit eine prestigeträchtige Position in Europa. Allerdings war wirtschaftlich und politisch der spanische Zweig der Familie bis ins 17. Jahrhundert führend. Durch die reichen überseeischen Besitzungen (Lateinamerika, aber auch verschiedene Inseln wie etwa die Philippinen) und deren hemmungslose Ausbeutung war Spanien, das von 1580 bis 1640 auch Portugal und seine Kolonien beherrschte, ein Land, das über große Kapitalkraft verfügte. Die Bodenschätze der Neuen Welt, vor allem Gold und Silber, flossen in die Politik des Landes, wurden aber nicht, wie etwa später in England, Grundlage einer florierenden Wirtschaft im eigenen Lande. Bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges blieb Spanien eine führende Militärmacht Europas, hatte allerdings mit dem ständigen Kampf gegen Frankreich und England sowie den Problemen mit den Niederlanden, die in einem Aufstand ihre Freiheit erkämpften, keinen durchschlagenden politischen Erfolg. Auf Karls Sohn Philipp II., den Hauptakteur des siglo d’oro, des Goldenen Zeitalters Spaniens, folgten mit Philipp III. und Philipp IV. Herrscher, die unter dem Einfluss mächtiger Berater standen, die aber in der europäischen Politik nicht mehr tonangebend waren. Der letzte spanische Habsburger, Karl II., war ein Opfer der ständigen Verwandtschaftsehen, er war nicht gesund und konnte auch keine Kinder zeugen, sodass mit seinem Tod 1700 die spanische Linie des Hauses erlosch. Die Beziehungen der beiden Linien des Hauses waren keineswegs konfliktfrei, doch wurde eine enge Verbindung durch wechselseitige

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Heiraten geschaffen. Alle spanischen Könige stammten aus Eheverbindungen der beiden Linien und auch einige österreichische Habsburger waren mit spanischen Infantinnen verheiratet. Das führte letztlich dazu, dass beim Aussterben der spanischen Habsburger Kaiser Leopold I., der Vertreter der österreichischen Linie, der selbst mit der Infantin Margarita Teresa verheiratet gewesen war, das spanische Erbe für sich forderte. Das adlige Recht der Zeit war auf seiner Seite, denn beim Aussterben eines Zweiges der Familie erbte der nächstjüngere, auch hatte sich im Adel die Idee des Fideikommiss (also des unteilbaren Besitzes der Familie) zunehmend durchgesetzt. Allerdings konnte auch der Gegner Frankreich, repräsentiert durch den Sonnenkönig Ludwig XIV., mit Fug und Recht das spanische Erbe für sich beanspruchen. Er war mit der älteren (Erb-)Tochter Philipps IV. verheiratet, die allerdings auf ihre Erbansprüche verzichtet hatte, und das Testament Karls II. setzte seinen Enkel Philipp, duc d’Anjou (den späteren spanischen König Philipp V.), als Erben der spanischen Besitzungen ein. Ein Krieg war unausweichlich. Der Spanische Erbfolgekrieg 1701–1714 endete mit einem Kompromiss und der Teilung des spanischen Besitzes. Der französische Prinz erhielt als Philipp V. Spanien und seine Kolonien und der österreichische Habsburger Karl VI. musste sich mit dem europäischen Besitz in Italien und den Niederlanden begnügen. Die ursprüngliche Idee Leopolds I. war es gewesen, zwei neue Linien zu begründen. Sein älterer Sohn Josef I. sollte die mitteleuro­ päischen Besitzungen der Habsburger beherrschen, während sein jüngerer Sohn Karl, der spätere Kaiser Karl VI., König von Spanien werden sollte. Es scheint symbolhaft, dass damit eine ältere (und damit prestigeträchtigere) Linie in Österreich und eine jüngere (nachgeordnete) Linie in Spanien entstehen sollte. Diese Konstellation hätte gewissermaßen die Verschiebung der Machtverhältnisse zwischen den beiden Teilen des Hauses in der Frühen Neuzeit zu einer politischen Realität gemacht.

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

Der großartige Plan im Sinne des Hauses Habsburg scheiterte allerdings am frühen Tod Josefs I., der Karl – den einzigen lebenden Habsburger – damit zum Herrscher über Spanien und die Donaumonarchie gemacht hätte. Die damit verbundene Machtfülle hätte zu einer Vormachtstellung des Hauses Habsburg in Europa geführt, die auch der wichtigste Bündnispartner England, das wegen seiner kolonialen Rivalität mit Frankreich meist an der Seite des Erzhauses zu finden war, nicht mittragen konnte. Die Balancepolitik war Englands erklärtes Ziel, somit stieg es aus dem Bündnis aus und Karl musste – ganz gegen seinen Willen – auf Spanien verzichten. Den Titel und die Wappenbestandteile der spanischen Könige führte er als Anspruchstitel weiter, protestierte allerdings vehement dagegen, dass die neuen bourbonischen Könige von Spanien ihrerseits Bestandteile des alten spanischen Königstitels (Erzherzog von Österreich, Herzog von Burgund, gefürsteter Graf von Tirol) für sich in Anspruch nahmen. Mit ganz anderen Problemen als die spanischen Habsburger war die österreichische Linie des Hauses in der Frühen Neuzeit konfrontiert. Schon unter Ferdinand I. waren neben inneren und sozialen Problemen (Durchsetzung der Macht gegen die Stände im Wiener Neustädter Blutgericht 1522 und Bauernkrieg 1525/26) zwei Themen im Vordergrund der Politik gestanden, die langfristig die Politik der Habsburger prägen sollten  : der Kampf gegen die Reformation und die Auseinandersetzung mit dem Osmanischen Reich. Dazu kam dann im 17. Jahrhundert noch der Kampf mit Frankreich, der davor noch stark von der spanischen Linie der Habsburger getragen wurde. Ferdinand I. musste sich zunächst mit den Ständen auseinandersetzen, die nach dem Tod Maximilians Teile der Macht an sich gerissen hatten. Seine Politik frühabsolutistischer Prägung aus Spanien ging also auf einen Konfrontationskurs mit dem ständischen Regiment, einer Art provisorischer Regierung, und 1522 wurden in Wiener Neustadt einige führende Vertreter dieser adlig-städtischen Opposition hingerichtet. Seine große Bedeutung hat der oft im Schatten seines

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Spanien und Österreich, die beiden Linien des Hauses Habsburg

Bruders Karl V. stehende Ferdinand vor allem durch die Begründung der Habsburgermonarchie oder Donaumonarchie nach 1526, der er auch mit der Hofstaatsordnung 1527 eine Verwaltungsstruktur gab, die lange nachhaltig blieb. Überschattet wurde seine Regierung allerdings durch die aggressive Politik der Osmanen, die 1529 Wien belagerten und einen – letztlich für sie sehr erfolgreichen – langen Kampf um Ungarn führten. Dieses Problem der Nachbarschaft mit dem Osmanischen Reich und der ständige Kleinkrieg an der Grenze, der gelegentlich auch durch größere militärische Aktionen (die sogenannten Türkenkriege) durchbrochen wurde, beschäftigen die Herrscher aus dem Hause Habsburg bis ins 18. Jahrhundert. Die dauernden Ausgaben für die Türkengrenze und den Krieg schwächten die Position der Habsburger gegenüber den Ständen, was große Auswirkungen auf die zweite dominante Schwierigkeit des Erzhauses in dieser Zeit hatte. Nicht nur im Reich hatte ein Teil der Reichsfürsten den Protestantismus angenommen, sondern auch in den Erblanden, in Böhmen und dem kleinen kaiserlichen Ungarn waren große Teile des Adels zum neuen Glauben übergegangen. Karl V. versuchte ebenso wie sein Bruder Ferdinand die alte Religion wiederherzustellen, aber ihre Bemühungen scheiterten. Im Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurden die Protestanten anerkannt und der Grundsatz aufgestellt, dass der jeweilige Landesfürst die Konfession seiner Untertanen bestimmen sollte (cuius regio eius religio). Das hätte für die Erblande und die böhmischen Länder (Ungarn war ja außerhalb des Reiches und daher davon nicht betroffen) bedeutet, dass diese zum Katholizismus zurückkehren mussten, aber durch die starke Position der Stände fand diese Konfessionalisierung in der Habsburgermonarchie erst erheblich später statt. Ferdinands gegenreformatorische Maßnahmen wie etwa die Berufung der Jesuiten 1552 nach Wien waren jedoch langfristig wirksam. Weitaus weniger klar gegen den Protestantismus positionierte sich der älteste Sohn Ferdinands, Kaiser Maximilian II., der Sympathien

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

für die Lutheraner hatte, sich aber nicht zu einem Konfessionswechsel entscheiden konnte. Seine Position der »dritten Kraft«, des Kompromisskatholizismus, begünstigte eine Blütezeit des Protestantismus in den habsburgischen Ländern. Die konfessionelle Unsicherheit der Haltung Maximilians führte – neben anderen Gründen – zu einer Teilung der habsburgischen Herrschaft. Maximilian erhielt Donauösterreich (Nieder- und Oberösterreich) und wurde Kaiser im Reich und König von Ungarn und Böhmen. Sein Bruder Karl erhielt Innerösterreich (Steiermark, Kärnten und Krain) und der jüngste Bruder Ferdinand (der Liebling des Vaters) Tirol und die Vorlande. Ferdinand, dessen Bedeutung vor allem als großer Sammler auf kulturellem Gebiet lag, war in einer morganatischen, also nicht standesgemäßen Heirat mit Philippine Welser verbunden, deren Söhne nicht erbberechtigt waren, aus der zweiten standesgemäßen Ehe gab es nur Töchter. So erlosch die Tiroler Linie mit seinem Tod, allerdings bildete sich in Tirol eine jüngere Linie des Hauses, die erst 1656 erlosch. Wie schon im späten Mittelalter überlebte die innerösterreichische Linie des Hauses. Karl von Innerösterreich war mit der strengen Katholikin Maria von Bayern verheiratet und der älteste Sohn dieses Paares, Erzherzog Ferdinand, wurde – nicht zuletzt unter dem Einfluss der Wittelsbacher und der Jesuiten – zu einem radikalen Katholiken erzogen, der als Kaiser Ferdinand II. die Gegenreformation in den habsburgischen Ländern brutal durchsetzen sollte. Maximilian II. hatte eine Reihe von Söhnen, die allerdings alle zusammen keine legitimen männlichen Nachfolger hatten, sodass diese Linie ebenfalls erlosch. Zunächst aber übernahm Rudolf II., der in Spanien erzogen wurde, das Erbe Maximilians. Er war mehr an Naturwissenschaft, Kunst und Sammeln als an Politik interessiert und hatte in der Endphase seiner Herrschaft Probleme mit seinem ehrgeizigen Bruder Matthias, der ihn im Bruderzwist entmachtete und ihm schließlich als Kaiser nachfolgte. Im Kampf gegen seinen Bruder hatte sich Matthias mit den protestantischen Ständen in

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Österreich, Mähren und Ungarn verbündet, sodass er keine strikt gegenreformatorische Politik durchführen konnte. Es kam unter seiner Regierung zu einer letzten Blütezeit des Protestantismus und auch zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Da er ebenfalls keine männlichen Nachkommen hatte, übernahm der innerösterreichische Erzherzog Ferdinand II. die Herrschaft. In der entscheidenden Schlacht am Weißen Berg bei Prag 1620 konnte er mithilfe der katholischen Union unter den Wittelsbachern die protestantischen böhmischen Stände besiegen. Diese Schlacht und ihre konfessionellen (Rekatholisierung ­Böhmens und der Erblande) und politischen (Durchsetzung eines konfessionellen Absolutismus) Folgen waren ein einschneidender Wendepunkt in der Geschichte der Habsburgermonarchie. In der tschechischen Geschichtsschreibung spricht man schon lange von der Epoche vor und der Epoche nach der Schlacht auf dem Weißen Berg, immer mehr wird aber deutlich, dass diese Trennung der Zeiten auch für die Geschichte der österreichischen Länder und der Gesamtmonarchie Sinn macht. Ferdinand II. und auch sein Sohn und Nachfolger Ferdinand III. führten den Dreißigjährigen Krieg, der sich immer mehr von einer religiösen zu einer politischen Auseinandersetzung mit Frankreich entwickelte. Auch die protestantischen Mächte, die gegen den Kaiser kämpften, wie Dänemark oder Schweden, wurden von Frankreich finanziell in ihrem Krieg gegen die Habsburger unterstützt. Andererseits haben die Spanier durch Geld und Truppen den Kaiser mitfinanziert und die Sache des Katholizismus unterstützt, aber ebenfalls mit Frankreich die lange anhaltenden Konflikte weitergetrieben. Damit war der Dreißigjährige Krieg für beide Linien des Hauses Habsburg eine entscheidende Zeit der Auseinandersetzung. Parallel zu diesem zunächst konfessionell motivierten Krieg führten die Habsburger im Inneren ihrer Länder (Böhmen und der Erblande) die Gegenreformation brutal durch, die Untertanen inklusive dem Adel wurden zur Konversion zum Katholizismus gezwungen

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

oder mussten das Land verlassen. Der quantitative und qualitative Bevölkerungsverlust dieser Zeit ist noch nicht in allen Details erforscht und aufgearbeitet. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war die Stellung der Habsburger im Reich geschwächt, in den Erblanden gab es hingegen eine Form des Absolutismus, der sich auch auf die katholische Kirche stützte. Der wirtschaftliche Aufschwung in der Protoindustrialisierung, die Bürokratisierung und die Schaffung eines stehenden Heeres hatte die Stellung der Dynastie gestärkt. Ferdinand III. ließ – wie das üblich war – schon zu Lebzeiten seinen Sohn Ferdinand IV. zum römisch-deutschen König wählen, allerdings starb dieser vor seinem Vater. So entstand beim Tod Ferdinands III. eine Nachfolgefrage, die zugunsten von Erzherzog Leopold (als Kaiser Leopold I.), der ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt war, gelöst wurde. Leopold I. gilt als der barocke österreichische Herrscher schlechthin, er stand in einer steten Konkurrenz zu Frankreich unter Ludwig XIV. und führte mit ihm ebenso oft Krieg wie mit dem Osmanischen Reich. Im Gegensatz zu den Auseinandersetzungen mit Frankreich war er im Südosten durchaus erfolgreich. Nachdem ein erster Türkenkrieg nach langer Zeit – es war den Habsburgern gelungen, einen Zweifrontenkrieg während des Dreißigjährigen Krieges durch ein Ruhighalten der Osmanen zu vermeiden – 1664 von den Habsburgern schnell beendet wurde, brachte die Zweite Wiener Türkenbelagerung einen Wendepunkt in den Beziehungen zu den Osmanen mit sich. Der ehrgeizige Großwesir Kara Mustafa belagerte die kaiserliche Haupt- und Residenzstadt 1683, doch hatte sich unter dem Einfluss von Papst Innozenz  XI. eine Heilige Liga aus Venedig, Polen und dem Kaiser formiert, der es gelang, in der Entsatzschlacht auf dem Kahlenberg die Türken von Wien zu verjagen. Leopold beschloss daraufhin zur Offensive überzugehen und begann einen langen Türkenkrieg, der mit der Eroberung (fast) ganz Ungarns (im alten Sinne gesehen) endete. Ähnlich

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wie die Schlacht auf dem Weißen Berg dazu geführt hatte, dass die Habsburger Erbkönige in Böhmen wurden, so waren die Erfolge in diesem Krieg, besonders die Eroberung von Ofen (eines Teiles der Hauptstadt Budapest) 1686, Anlass für die Ungarn, die Habsburger im Mannesstamm zu Erbkönigen zu machen. Die Beziehungen der Dynastie zu den ungarischen Großen, die immer wieder auf das Widerstandsrecht der Goldenen Bulle Andreas’  II. 1222 zurückgriffen, blieben aber auch weiterhin gespannt. Die Beziehungen der Habsburger zu Ungarn verliefen anders als die zu den anderen Ländern wie Böhmen oder den Erbländern, die man oft als Kernländer der Monarchie bezeichnet hat. Durch die spezifische Lage in Ungarn in der Frühen Neuzeit und die Dreiteilung des Landes konnten sich weder die Gegenreformation noch der habsburgische Zentralismus durchsetzen. Ungarn blieb auch im 17. Jahrhundert ein multikonfessionelles Land, in dem Katholiken, aber auch Protestanten (z. B. die deutschsprachigen Bürger der Städte) und Kalviner (vor allem der Adel) lebten. Daneben gab es mit orthodoxen Christen und Juden auch andere Konfessionen in diesem Teil der Habsburgermonarchie. Politisch dominierte in Ungarn der Adel, wobei die großen Magnatenfamilien einflussreich waren und der kleine Komitatsadel die Hauptkompetenz in der Selbstverwaltung des Landes hatte. Sowohl die konfessionelle als auch die administrative Situation standen mit den habsburgischen Bestrebungen im Widerstreit, sodass es seit dem Beginn der habsburgischen Herrschaft zu einer Unzahl von Auseinandersetzungen mit »Aufständischen« (aus der Sicht der Dynastie) kam, von Szapolyai über Stefan Bocskai, Bethlen Gábor, die Magnatenverschwörung, Emmerich Thököly und Franz Rákóczi kann man die Reihe bis zur Revolution des Jahres 1848 unter Ludwig Kossuth fortsetzen – sie alle stehen in Budapest am Millenniumsdenkmal von 1896, dessen ursprüngliches Konzept allerdings nach 1918 im Sinne der ungarischen Geschichtsauffassung stark verändert wurde, auf dem sich kein einziger habsburgischer ungarischer König befindet.

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

Zur Zeit Leopolds I. wurde auch die spanische Erbfolgefrage aktuell, bis zu seinem Tod konnte der Kaiser noch daran glauben, dass mit Josef I. eine österreichische und mit Karl eine spanische Linie entstehen könnte. Josef I., der dem Gedankengut der frühen Aufklärung verpflichtet war, starb schon nach kurzer Regierung. Karl VI., sein jüngerer Bruder, der ihm nachfolgte, konnte sein Scheitern in Spanien nie verwinden. Im Gegensatz zu seinem älteren Bruder war er besonders fromm und wenig reformfreudig. Unter seiner Regierung entstand ein Dokument, das für die Familie wichtig werden sollte, die Pragmatische Sanktion von 1713. Ausgehend von einem Rangkonflikt im Hause erließ Karl  VI. diese neue Erbordnung. Sie bestimmte zunächst, dass der Besitz Karls unteilbar und untrennbar (indivisibiliter ac inseperabiliter) sei – eine Reaktion auf den Ausgang der spanischen Erbfolge und der Teilung des spanischen Erbes. Dann bestimmte Karl, dass im Falle, dass er einen Sohn haben würde, dieser erben sollte, sollte er hingegen »nur« Töchter haben, so räumte er seiner ältesten Tochter das Erbrecht vor den Töchtern seines älteren Bruders und denen seines Vaters ein. Damit drehte er in der weiblichen Erbfolge (die es in Österreich seit dem Privilegium minus der Babenbergerzeit gab) die im adligen Recht übliche Reihenfolge, die stets die ältere Linie bevorzugte, um. Der Kampf um die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion in den einzelnen Ländern der Donaumonarchie (zuletzt in Ungarn 1723) und durch die europäischen Staaten bestimmte die Politik Karls VI., der dadurch viele Chancen vergab. Trotz aller Bemühungen um männlichen Nachwuchs – ein 1716 geborener Erzherzog Leopold starb nach wenigen Monaten – blieb dieser dem Kaiser verwehrt, sodass letztlich die Pragmatische Sanktion immer wichtiger wurde, um das Erbe seiner 1717 geborenen älteren Tochter Maria Theresia abzusichern. Das Zeitalter der drei großen barocken Herrscher, Kaiser Leopolds I. und seiner beiden Söhne, steht in der Geschichtsschreibung

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Von den Habsburgern zu den Habsburg-­Lothringern

häufig im Zeichen des Prinzen Eugen, dessen Bedeutung und Ruhm die Mitglieder des Erzhauses überstrahlte. Das »große Heldenzeitalter«, das endgültig zum Aufstieg der Habsburgermonarchie zu einer europäischen Großmacht führte, war stark von diesem Mann geprägt, der auch in der Propaganda der Familie selbst eine große Rolle spielte. Sein Wirken hat sicherlich auch geholfen, über die Schwäche der Herrscher dieser Epoche hinwegzutäuschen.

Von den H a bsburger n z u den H a bsburg-­ L o thr inger n – Die Moder nisieru ng des Sta ates Am 20. Oktober 1740 starb der letzte männliche Habsburger, Kaiser Karl VI. Dem adligen Recht der damaligen Zeit nach war die Familie damit im Mannesstamm erloschen. Maria Theresia, die mit einigen Schwierigkeiten – dem Österreichischen Erbfolgekrieg von 1740 bis 1748 – das Erbe ihres Vaters antrat, war mit Franz Stephan von Lothringen verheiratet. Die Kinder dieser Ehe waren also Angehörige des Hauses Lothringen, bestenfalls konnten sie noch den Namen der ausgestorbenen Familie Habsburg an den Namen hinten dranhängen. Aber die Tradition der Familie, die schon durch Jahrhunderte herrschte, führte zu einer anderen Lösung  : Die Familie nannte sich Habsburg-Lothringen, wobei häufig in einem etwas ungenaueren Umgang mit der Geschichte der zweite Bestandteil weggelassen wurde und wird. Im Volksmund spricht man auch heute noch von den Habsburgern, ohne zu bedenken, dass diese Familie eigentlich nach der Rechtssituation des 18. Jahrhunderts nicht mehr existieren dürfte. Ein Problem der Zeit vor Maria Theresia löste sich in ihrer und der nächsten Generation, die Zahl der Familienmitglieder vermehrte sich rasch, sodass ein Aussterben dieser alten/neuen Dynastie nicht mehr zu befürchten war. Es sind nicht nur die bekannten 16 Kinder Maria Theresias, sondern mehr noch die weniger beachteten 16 Kinder ih-

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

res Sohnes Leopold II., welche die Zahl der Habsburger vermehrten, zu mehreren Linien des Hauses führten und eine genealogische Not wie in der Zeit davor, als nur ein männlicher Habsburger lebte, langfristig verhinderten. Heute leben etwa 500 Angehörige des Hauses Habsburg-Lothringen. Die Regierungszeit Maria Theresias und ihrer beiden Söhne Joseph II. und Leopold II. wird gemeinhin als Epoche des aufgeklärten Absolutismus in der Habsburgermonarchie betrachtet, in der für die Habsburgermonarchie wesentliche Modernisierungs- und Zentralisierungsimpulse erfolgten. Ein neuer Geist prägte den Regierungsstil in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Maßnahmen der Herrscher muten moderner an, sie sind rationaler als die der Generationen davor. Einer der wichtigsten Grundsätze aller Neuordnung war der Gedanke der Nützlichkeit für das Wohl des Staates und seiner Bevölkerung. Damit konnten aber auch gut Gedanken verbunden werden, die mehr vom Absolutismus als von der Aufklärung geprägt waren. In dieser Hinsicht ist das Zeitalter Maria Theresias und ihrer Söhne nicht im Gegensatz zum Absolutismus davor zu sehen, sondern eher als dessen Fortsetzung und Höhepunkt. Der Gedanke der immer lückenloser werdenden Überwachung der Untertanen war damit aufs Engste verbunden. Alles, was man schon im 17. und frühen 18. Jahrhundert im Zuge der Sozialdisziplinierung begonnen hatte, fand damit seinen Abschluss. Eines kann man zusammenfassend sicherlich sagen  : Das Eigenschaftswort »aufgeklärt« darf über das Hauptwort »Absolutismus« nicht hinwegtäuschen. Neben den vielen Reformversuchen der Verwaltung und Rechtssprechung sind besonders die Reformen auf dem Bildungssektor hervorzuheben, die von der Volksschule (mit der allgemeinen Unterrichtspflicht) bis zur Universität alle Bereiche der Lehre erfassten. Auch besondere Bildungsanstalten wurden eingerichtet, darunter die heute noch bestehende Militärakademie in Wiener Neustadt oder die Orientalische Akademie für »Sprachknaben«, aus der die diplomati-

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sche Akademie hervorgegangen ist, sowie Vorläufer der tierärztlichen Hochschule und der Kunst-Hochschulen. Gäbe es für die habsburgischen Herrscher der Vergangenheit eine Beliebtheitsbewertung wie für die Politiker der Gegenwart, läge Maria Theresia sicherlich weit im Spitzenfeld der Bekanntheits- und Beliebtheitsskala. Dem durchschnittlich gebildeten Österreicher ist ihr Name nicht nur geläufig, er weiß über sie auch zu erzählen, dass sie viele Kinder hatte und eine gute Landesmutter war. Sicherlich spielt dabei ebenso die Tatsache eine Rolle, dass es – ausnahmsweise – eine Frau war, die die Habsburgermonarchie beherrschte, wie Schulbuchklischees von der tapferen Kämpferin gegen Preußen und großen Reformerin im Inneren. Häufig genug wird Maria Theresia mit ihren beiden Söhnen Joseph II. und Leopold II. in einem Atemzug genannt, verbindet doch der Ausdruck »Monarchen des aufgeklärten Absolutismus« diese drei Herrscher – und häufig genug werden dabei der Mutter auch einige der Verdienste ihrer Söhne mit gutgeschrieben. Betrachtet man Maria Theresia zunächst von dieser Etikettierung als »aufgeklärte« Herrscherin, so muss man sich bald eingestehen, dass vieles an ihrer Politik keineswegs den reinen Idealen der Aufklärung entspricht. Die immer wieder hervorgehobene Tatsache etwa, dass Maria Theresia die Folter abgeschafft hat, entspricht zwar der Realität, doch wird selten erwähnt, dass in ihrer frühen Gesetzgebung der Nemesis Theresiana von 1768 noch ganz genaue Regeln für die Anwendung dieser Folter niedergeschrieben wurden und erst spät unter dem Einfluss des Beraters Josef von Sonnenfels und ihres Sohnes Josephs II. die wirkliche Aufhebung der Tortur erfolgte. Ähnliche Beobachtungen könnte man auch bezüglich anderer Bereiche anstellen, insbesondere auf dem Gebiete des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche, das für die Reformen des aufgeklärten Absolutismus so eine große Rolle spielte. Maria Theresia war noch sehr stark vom Katholizismus der Barockzeit geprägt, die Lektüre der Werke der Aufklärung durch

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

ihren Sohn Joseph II. erschien ihr suspekt, wenn nicht gar sündhaft, und immer wieder mahnte sie in ihren Briefen vor dem Umgang mit so gefährlichem Gedankengut. Das neben der Aufhebung der Folter zweite zentrale Thema der Aufklärung war die religiöse Toleranz. Auch in dieser Hinsicht entspricht Maria Theresia, die Protestanten umsiedelte und Juden hasste, keineswegs den Idealen der Zeit. War also Maria Theresia gar keine aufgeklärte Monarchin  ? ­Müssen wir unser Bild, das eines der patriotischen Schulbücher des 19. Jahrhunderts ist, revidieren  ? Sicherlich, es ist schmerzhaft, von lieb gewordenen Klischeevorstellungen Abschied zu nehmen, aber die Entmythologisierung der Vergangenheit ist die Aufgabe des Historikers, wenn er sein Gewerbe ernst nimmt. Maria Theresia ist sicherlich nicht voll der Aufklärung zuzurechnen, viele Züge ihrer Persönlichkeit und auch viele Züge der Wirtschaft, Gesellschaft und Mentalität ihrer Regierungszeit sind noch durchaus vormodern. Das ist aber gerade das Faszinierende an diesem Abschnitt der österreichischen Geschichte, der von großen Kontrasten gekennzeichnet ist. Maria Theresia, die große Feierlichkeiten bei Hofe begeht, Maria Theresia, die Musik und Theater pflegt, wie das ihre habsburgischen Ahnen und Vorgänger taten, Maria Theresia, die prunkvoll repräsentativ baut – das sind auffällige Aspekte am Regierungsstil dieser Herrscherin. Hier steht sie durchaus noch in der Tradition des barocken Wiener Hofes, dessen Festlichkeiten, Opern und Ballettaufführungen seit Ferdinand III. in der Mitte des 17. Jahrhunderts beispielgebend für viele andere Höfe waren – auch wenn sich der Wiener Hof selbst am Vorbild Versailles orientierte. Aber auch andere Aspekte im Leben Maria Theresias können hervorgehoben werden  : ihre Maßnahmen zugunsten der ausgebeuteten Bauern, die Errichtung von Kreisämtern als Kontroll- und Berufungs­ instanz gegen die Grundherren, denen die Bauern immer noch voll ausgeliefert waren, die Beschränkung der bäuerlichen Robot, die

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Schaffung eines staatlichen Schulwesens, das die Eltern verpflichtete, ihre Kinder unterrichten zu lassen. Damit setzte Maria Theresia durchaus moderne Maßnahmen im Sinne der Aufklärung, aber auch im Sinne der Ausbildung des modernen zentralistisch verwalteten Territorialstaates. Vergessen werden darf auch nicht, dass die Verwaltungsreformen der Regierungszeit Maria Theresias, trotz all ihrer Kurskorrekturen und Unsicherheiten, die sich in der Kompetenzaufteilung ergaben, dennoch den Grundstock der Verwaltung der Habsburgermonarchie bildeten, die bis zu deren Ende tragfähig blieb. Nicht so unumstritten wie das Bild seiner Mutter ist das Josephs II. in der Nachwelt geblieben. Über seine Person und seine Reformen gab es bereits zeitgenössische Polemiken, die auch mit der Tatsache zusammenhingen, dass unter seiner Regierung durch die Aufhebung der Zensur erstmalig so etwas wie ein Gegenbild zur offiziellen pane­ gyrischen Betrachtung überhaupt möglich war. Auch nach seinem Tod ging diese Auseinandersetzung weiter, es gab einerseits eine Tendenz zur positiven Wertung und Heroisierung des Monarchen wie auch eine Verteufelung und negative Beurteilung, meist von Vertretern der konservativen katholischen Kirche. Nicht nur die Intellektuellen und die Anhänger der Aufklärung verehrten Joseph, auch die Bauern, denen er viel Gutes getan hatte, entwickelten ihren eigenen Joseph-Kult. Böhmische Bauern stellten das Bild des verstorbenen Kaisers auf den Altar, und die Ansicht, dass er nicht gestorben sei, sondern wiederkommen würde (in Parallele zu Friedrich Barbarossa etc.), war weit verbreitet. Auch im Denkmalkult war Joseph II. ein zentrales Thema, schon 1770 entstand eine Statue von Balthasar Moll in Laxenburg  ; einen Vorschlag der Stadt Ofen, schon zu seinen Lebzeiten eine Statue aufzustellen, lehnte Joseph allerdings ab. Eine spezifische Rolle spielt der Pflug von Slavikovice, mit dem Joseph jene von den Zeitgenossen und später so oft geschilderte Furche in einem Acker zog. Der von Joseph benützte Pflug selbst wurde schon bald zu einer Art von Denkmal des Kaisers, das eine

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spezifische Verehrung genoss und als Symbol dieses Ereignisses musealisierte. Seine Religionspolitik und die Bauernbefreiung waren den aufklärerisch gesonnenen Liberalen ein Vorbild. Seine zentralistischen Ansätze wurden von den Deutschnationalen besonders geschätzt, die aus ihm »Joseph den Deutschen« machten, den man 1866 und danach der Figur Friedrichs des Großen in der großdeutsch-preußischen Propaganda gegenüber stellen konnte. Ein wesentlicher Brennpunkt der neueren Diskussion um Joseph II. ist sicherlich die Frage seines Verhältnisses zu den verschiedenen Strömungen der Aufklärung. Während dieser Punkt bei Maria Theresia nur selten thematisiert wird – allzu sehr müsste man dann wohl am strahlenden Bild der Ikone der gütigen Landesmutter kratzen – ist der Diskurs darüber bezüglich Josephs II. intensiver. Dabei geht es weniger um die ziemlich offensichtliche praktische Orientierung an der Aufklärung, wie sie sich in den Reformen zeigt, sondern um die ideologischen Fragen. Sicherlich hat man immer wieder darauf hingewiesen, dass das Etikett »aufgeklärte Reformen« nicht in allen Punkten für die Reformen – wie etwa Betonung der Freiheitsrechte, Aufhebung der Zensur und Glaubensfreiheit – Josephs II. gelten kann. Nur ein Beispiel soll das an dieser Stelle illustrieren. Die Rechtssprechung orientierte sich an den Werken des großen aufklärerischen italienischen Rechtsgelehrten Cesare Beccaria, der gegen die Folter argumentierte und für eine Einschränkung der Todesstrafe eintrat. Joseph schaffte 1781 auch wirklich – außer im Standrecht – die Todesstrafe ab, dennoch ist seine Gesetzgebung von einer deutlichen Abschreckungsstrategie getragen, die nicht unbedingt von einer aufklärerischen Grundhaltung herrührt. Im Allgemeinen Strafgesetzbuch finden sich diese Abschreckungsintention und Strafen wie körperliche Züchtigung oder das Schiffziehen in Ungarn. Eine Analyse der aufgeklärten Haltung Josephs II. muss vor allem vor dem Hintergrund seines preußischen Gegenspielers

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Von den Habsburgern zu den Habsburg-­Lothringern

Friedrich des Großen, der sich bekanntlich explizit als Aufklärer definierte und sich als erster Diener des Staates fühlte, erfolgen. Joseph hielt im Vergleich mit Friedrich viel stärker an der alten Idee des Gottesgnadentums fest. Joseph II. hat schnell und übereilt eine große Zahl von Reformen durchgeführt, deren Zentrum sicherlich Maßnahmen darstellten, die tief in die Kompetenzen der katholischen Kirche eingriffen. Man bezeichnet in einem engen Wortsinn diesen Teil der Reformen als Josephinismus. Manchmal wird auch die Toleranzpolitik Josephs II., der Protestanten, Orthodoxe und Juden duldete, diesem Phänomen des Josephinismus zugerechnet. Neben der aufgeklärten Grundhaltung spielten Nützlichkeitserwägungen bei diesen Toleranzpatenten eine maßgebliche Rolle, denn protestantische Unternehmer und Facharbeiter, griechische Händler auf dem Balkan und finanzkräftige Juden spielten in den merkantilistischen Erwägungen der Zeit eine Rolle. Im Kernbereich des Josephinismus griff Joseph II. im Sinne der Ideen der Vernunft und der Nützlichkeit in die kirchlichen Angelegenheiten ein. Er kämpfte vehement gegen die barocke Frömmigkeit, verbot Wallfahrten und Prozessionen, reduzierte den Prunk kirchlicher Feiern und Feste, hob die Bruderschaften auf und setzte auch in vielen Kleinigkeiten Maßnahmen gegen den barocken Katholizismus. Organisatorisch griff er ebenfalls sehr stark in die Angelegenheiten der Kirche ein. Seine Diözesanreform versuchte die Diözesen mit den Kronländern deckungsgleich zu machen und hob den Einfluss des außerhalb der Monarchie gelegenen Bischofssitzes Passau auf. Die Priesterausbildung wurde zentralisiert und die katholischen Priester sollten »Beamte im schwarzen Rock« werden, denen auch staatliche Aufgaben, wie etwa die Matrikelführung oder die Verkündung staatlicher Patente und Maßnahmen von der Kanzel zukam. Schon unter Maria Theresia, der man im Gegensatz zu ihrem umstrittenen Sohn Joseph II. sicherlich keine antikirchliche Haltung vorwerfen konnte und deren Nähe zur Aufklärung gering war, setzte

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

man eine Reihe von Maßnahmen gegen die Klöster der Monarchie. 1751 kündigte Maria Theresia eine große »Remedur« des Ordens- und Klosterwesens an. Die Grundtendenz war, dass die Orden nicht mehr eine privilegierte Stellung haben sollten, sondern auch Geistliche als Bürger und Untertanen des Staates gesehen wurden. Auch die Zahl der Mönche wurde zu limitieren versucht, das Professalter wurde auf 24 Jahre hinaufgesetzt, und ab 1767 durften Klöster nur mehr neue Mönche als Ersatz für verstorbene oder unheilbar kranke Ordensmitglieder aufnehmen. Auch kam es unter Maria Theresia in der Lombardei schon zu ersten Klosteraufhebungen (vor 1780 schon 80 Klöster). Man könnte den Beginn der Klosteraufhebungen in den Kernländern der Habsburgermonarchie im Jahr 1773 ansetzen. In diesem Jahr hob Maria Theresia – etwas widerwillig – den Jesuitenorden auf, der allerdings schon davor schrittweise aus manchen Führungspositionen verdrängt wurde. Diese Aufhebung des Jesuitenordens ging allerdings nicht vom österreichischen Staat oder von dessen Monarchin aus, sondern war eine innere Angelegenheit der Kirche. Zwar kam der Anstoß von Portugal und Frankreich, aber letztlich war es Papst Clemens XIV., der am 21. Juli 1773 in seiner Bulle Dominus ac redemptor die Societas Jesu aufhob. Ein erster Anfang der Klosteraufhebung war damit gemacht, der in manchem auch als Vorbild für spätere Maßnahmen dienen konnte. Verschiedenste Gedanken und Strömungen waren bei der Aufhebung der Klöster von maßgeblichem Einfluss gewesen, sie alle wurzeln letztlich in der Ideenwelt der Aufklärung, die glaubte, dass zu viele Mönche einem Staat schaden könnten. Joseph hat diese Gedanken mit einer seiner Zentralideen, der Nützlichkeit für den Staat, verbunden. Verminderung der »unnützen« Mönche und Nonnen und eine Vermehrung der »nützlichen« Pfarrer sollte die Menschen mit einer besseren religiösen Infrastruktur ausstatten. Schon 1781 wurde den Klöstern die Verbindung zu ihren ausländischen Ordensoberen untersagt und das Placetum regium (staatliche

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Von den Habsburgern zu den Habsburg-­Lothringern

Genehmigung, päpstliche Schreiben zu veröffentlichen) eingeführt. Vorkommnisse in der niederösterreichischen Karthause Mauerbach gaben Joseph schließlich eine gute Handhabe, eine durchgreifende Klosterreform einzuleiten. Mit einem Erlass vom 12. Jänner 1782 begann Joseph mit der Aufhebung der Klöster, wobei zunächst Klöster der Einsiedlerorden und solche, deren Finanzen in Unordnung waren, aufgehoben wurden. Vor allem Klöster, die »weder Schule halten, Kranke betreuen, predigen oder den Beichtstuhl versehen, in den Schulen sich hervortun«, waren besonders gefährdet. Administrativ erfolgte dann Schlag auf Schlag eine Neuordnung des religiösen Lebens der Monarchie. Im Februar 1782 bildete Joseph einen »Religionsfonds« nach dem Muster des Exjesuitenfonds aus den Gütern und Besitzungen der aufgehobenen Klöster, der als Religions- und Pfarrkasse für die Pensionen für Exreligiose und die Gehälter für Pfarrer und Kapläne der neu gegründeten Pfarren diente. Dieser Religionsfonds bestand bis zum Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1938, dann wurde er durch die Einführung des Kirchenbeitrags ersetzt. Alle diese Maßnahmen erfolgten, obwohl Papst Pius VI. 1782 alarmiert nach Wien eilte, aber die Verhandlungen führten, wie Joseph an seinen Bruder Leopold schrieb, »schließlich zu nichts« und der Papst reiste unverrichteter Dinge wieder zurück nach Rom. Am 23. Mai 1783 begann dann der sogenannte »Klostersturm«, die zweite Phase der Aufhebung, der bis 1787 andauerte und immer in Parallele zu der Pfarrregulierung zu sehen ist. In Wien, Nieder- und Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Tirol, Vorarlberg, Triest, Görz, Gradisca, den Vorlanden, dem Königreich Böhmen und in Galizien wurden über 400 Klöster geschlossen, dazu kamen noch ca. 80 Klöster in Lombardei und ca. 170 in den Niederlanden, die Zahlen für Ungarn sind nicht genau zu ermitteln, alles in allem waren es wohl insgesamt zwischen 700 und 800 Klöster, die aufgehoben wurden. Zugleich gründete Joseph II. aber über 3 000 neue Pfarren. Josephs Pläne sahen für 1791 eine weitere Aufhebungswelle vor, von der etwa 450 Klöster

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

betroffen gewesen wären, sie kam allerdings durch den Tod des Kaisers nicht mehr zustande. Die Voraussetzungen für die Neuordnung der Pfarren waren vielfältige. Soziale und demografische Veränderungen, wie die neu besiedelten oder durch die Protoindustrialisierung aufstrebenden Gebiete, die keine Pfarrstruktur hatten, mussten berücksichtigt werden, eine gleichmäßige Verteilung der Priester auf die Bevölkerung wurde angestrebt. Pfarren hatten natürlich, da die Kirche in die staatliche Verwaltung eingebunden war, nicht nur seelsorgerische Aufgaben, sondern auch soziale, so war ihnen etwa die Armenpflege anvertraut. So kann man die Klosteraufhebung, die letztlich die materielle Basis für die Vermehrung der Pfarren bildete, sicherlich nicht – wie das vonseiten konservativ katholischer Forscher geschehen ist und geschieht – als böswilligen Akt des Kaisers sehen, sondern als einen Baustein im Sinne seiner Reformen, die der katholischen Kirche, die im Rahmen der Gegenreformation üppig wucherte, ihren Platz in einem staatlich dominierten System zuwies. Joseph II. griff tief in den Bereich der römisch-katholischen Kirche ein und wandte sich gegen den barocken Katholizismus. Er strebte eine nüchterne und rationalistische Veränderung an. Zu den Reformmaßnahmen zählte die Einschränkung des Wallfahrtswesens, die Aufhebung von barocken Bruderschaften, die Einschränkung des Luxus und des kirchlichen Zeremoniells, das bei verschiedenen Anlässen betrieben wurde, eine schlichtere, einfachere Art der Zeremonien wurde eingeführt, zum Teil eine zu schlichte. Widerstand gab es gegen ­Josephs Bestimmungen über das Begräbnisbrauchtum, wo ein immer wieder zu verwendender Sarg mit einem nach unten klappbaren Boden die teuren, in der Erde verfaulenden Holzsärge ersetzen sollte, der Leichnam wurde, nur in einen Sack eingenäht, in die Erde versenkt, ohne dass der Sarg verloren ging. An manchen Orten kam es zum Widerstand gegen die Maßnahmen des rationalen Kaisers, die von dem in alten Traditionen verhafteten Volk nicht verstanden wurden.

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Kaiser von Österreich

Auch viele andere Maßnahmen Josephs II. wurden von der Bevölkerung nicht sehr positiv aufgenommen, und am Ende seiner Regierung waren Ungarn und die österreichischen Niederlande im Aufruhr. Die kurze, aber effektvolle Regierung von Josephs jüngerem Bruder Peter Leopold, als Kaiser Leopold II., der als Pietro Leopoldo lange in der Toskana regierte und große Reformen durchgeführt hatte, hat manchen der Reformen Josephs die Spitze genommen, aber doch den Kern der josephinischen Maßnahmen erhalten, deren Geist noch bis ins 19. Jahrhundert weiterwirkte. Während Maria Theresia und Joseph II. auch außerhalb des Fachkreises bekannt sind, ist Leopold II. – nicht zuletzt aufgrund seiner kurzen Regierungsdauer – weitgehend unbekannt. Sein Ruhm und seine positive Einschätzung in der Toskana allerdings sind groß, was für das Mitglied einer Familie, die den Hauptgegner bei der Einigung Italiens darstellte, keine Selbstverständlichkeit ist.

K a iser von Öster r eich – Die H a bsburger­ mona rchie a l s Fest u ng des Konservat i v ismus Der Nachfolger Leopolds wurde sein Sohn Franz II. Sicherlich hatte er nicht das Format seines Vaters oder seines Onkels Joseph II., bei dem er als »Kaiserlehrling« in Wien einen Teil seiner Jugend verbrachte, und Zeitgenossen und spätere Historiker beurteilen ihn als einen bestenfalls mittelmäßigen Herrscher. Dem widerspricht etwas die populäre Einschätzung als »guter, alter Kaiser Franz«, die ein viel positiveres Bild des Monarchen zeichnet. Sicherlich spielt dabei – ähnlich wie später bei Kaiser Franz Joseph – die lange Regierungsdauer eine gewisse Rolle, die offensichtlich zu einem positiven Image eines Herrschers beiträgt. Zwar haben einige Reste der josephinischen Reformen überlebt, aber neue Reformen gab es nicht in der Zeit Franz’ II., dessen Regierung auch durch die konservative Re-

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

aktion auf die Französische Revolution gekennzeichnet war. Die erste Hälfte der Regierung Franz’ II. stand ganz im Zeichen des Kampfes gegen Frankreich, Napoleon war die führende Gestalt der europäischen Politik und diktierte die außenpolitischen Bedingungen der Habsburgermonarchie. In den Koalitionskriegen gegen Frankreich verlor Franz II. Territorien im Westen, gewann aber andererseits Gebiete wie Venetien, Dalmatien und Istrien, Trient, Brixen und Salzburg dazu, die letztendlich längerfristig Gebiete der Monarchie werden sollten. Am Ende der langen Kriegszeit in Europa stand der Wiener Kongress 1814/15, in dem nicht Kaiser Franz, sondern sein Staatskanzler Wenzel Lothar Metternich die Hauptrolle spielte. Ihm gelang es geschickt, das Konzert der europäischen Mächte zu dirigieren und den Besitzstand der Habsburgermonarchie abzurunden. Man verzichtete auf die österreichischen Niederlande und die sogenannten Vorlande (den Streubesitz in Süddeutschland) und erreichte andererseits eine Abrundung des Territoriums der Monarchie, indem man alle Verluste gegen Napoleon zurückerhielt (Lombardei, Tirol, Vorarlberg etc.) und alle neuen Erwerbungen, vor allem den ehemals venezianischen Besitz und die Territorien der habsburgischen Sekundogenituren in Italien behielt. In der Zeit der Auseinandersetzungen mit Napoleon war es zu einer staatsrechtlich wesentlichen Veränderung gekommen. Als Napoleon sich zum Kaiser der Franzosen krönte, reagierte Franz II. (als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) 1804 mit der Gründung des erblichen Kaisertums Österreich und war als Franz I. nun auch Kaiser dieses nicht klar territorial definierten Gebildes (z. B. war es zunächst nicht klar, ob Ungarn in dieses Kaisertum mit eingeschlossen war). Zwei Jahre blieb Franz II./I. nun ein Doppelkaiser. 1806 löste er unter dem steigenden Druck Napoleons das Heilige Römische Reich auf. Ohne rechtliche Feinheiten wie die Einbindung der Stände, zumindest der Kurfürsten, zu beachten, legte Franz am 6. August 1806 die Krone nieder und erklärte gleichzeitig das Reich

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Kaiser von Österreich

für erloschen, die Reichsstände wurden ihrer Pflicht entbunden. Eine entsprechende Erklärung wurde vom Balkon der Kirche am Hof und am Graben in Wien verlesen. Die Diskussion um dieses Ende des 1000-jährigen Gebildes war vielfältig und sehr von der jeweiligen politischen Stellungnahme zur »deutschen Frage« geprägt. Einerseits stellte dieser Schritt den konsequenten Endpunkt einer Entwicklung dar, die schon seit dem Mittelalter sichtbar war und als »Herauswachsen Österreichs aus dem Reich« charakterisiert wird, andererseits schuf gerade das Ende des Reiches langfristige Identitätsprobleme in Mitteleuropa, die ihre Fernwirkungen bis in die unmittelbare Gegenwart spüren lassen. Die außenpolitischen Folgen aller dieser Entscheidungen in der Zeit vor dem und währen des Wiener Kongresses waren noch lange wirksam. Die Frage nach der Gestaltung Italiens und der Deutschlands waren brennende Probleme des 19. Jahrhunderts. Für die Einigung Italiens unter der Führung Sardinien-Piemonts waren die Habsburger mit ihren Nebenlinien ein entscheidendes Hindernis, und in der deutschen Frage musste eine Entscheidung zwischen einer großdeutschen und einer kleindeutschen Lösung fallen. Hatte sich zunächst die großdeutsche Lösung – Vereinigung der Länder des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches im Deutschen Bund unter Einschluss der Deutschen der Habsburgermonarchie unter habsburgischer Führung – verwirklicht, so setzte sich längerfristig die kleindeutsche Lösung – Vereinigung der deutschen Länder ohne die Gebiete der Habsburgermonarchie unter hohenzollerscher, preußischer Führung – durch. Unter dem Einfluss Metternichs war am Wiener Kongress, der unter dem Vorzeichen der Restauration, also der Herstellung der Verhältnisse vor der Französischen Revolution stand, die Heilige Liga zwischen dem Kaiser von Österreich, dem Zaren von Russland und dem preußischen König gegründet worden, die sich vehement gegen alle Ansätze von Nationalismus und Liberalismus wandte und die Zeit des Vormärz stark prägte.

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

Auch innenpolitisch war die zweite Regierungshälfte von Kaiser Franz II./I. durch Metternich geprägt. Zensur und Spitzelwesen, politische Gefangene und die Unterdrückung aller nationalen und liberalen Bestrebungen charakterisierten diese Zeit und führten zu einer zunehmenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung in diesem reaktionären Staat. Dieser Unmut verstärkte sich noch, als auf den guten alten Kaiser Franz sein kranker und weitgehend regierungsunfähiger Sohn Ferdinand I. folgte. Metternich hatte – nicht zuletzt aus sehr persönlichen Gründen – auf das Legitimitätsprinzip gepocht, denn andere, fähige Habsburger wie etwa der populäre Erzherzog Johann oder Erzherzog Karl, der Napoleon erstmals militärisch in der Schlacht bei Aspern 1809 besiegt hatte, wären Alternativen gewesen. Der Einfluss Metternichs, der im Staatsrat die erste Geige spielte, verstärkte sich, doch auch der Missmut der Bevölkerung wuchs und entlud sich – angeregt durch eine erneute Revolution in Frankreich 1848 – auch in der Habsburgermonarchie. Brennpunkte des Aufstandes waren Wien und Ungarn, kurzfristig auch Prag und eine Konstitutionalisierung der Monarchie wurde angestrebt. Metternich musste fliehen, doch Ferdinand, den man sanft als Nanderl-Trotterl verspottete, wurde weiter akzeptiert, alles Negative schrieb man den bösen Kräften bei Hof zu, die man Camarilla nannte. Letztlich scheiterte die Revolution und wurde zunächst in Wien im Oktober 1848 besiegt. Ferdinand dankte nun zugunsten seines erst 18-jährigen Neffen Franz Joseph ab, der nun 68 Jahre lang die Geschicke der Monarchie lenken sollte. Auch Franz Joseph wird in der populären Meinung und von vielen Historikerinnen und Historikern völlig unterschiedlich beurteilt. Gilt er nostalgisch gesehen als das Symbol der späten Monarchie und als eine geradezu mythische Figur, haben kritische Betrachtungen seiner Regierungszeit klar gezeigt, dass seine Versäumnisse und Fehlentscheidungen vor allem in der Nationalitätenfrage einen wesentlichen Beitrag zum Zerfall der

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Kaiser von Österreich

Monarchie geleistet haben. Auch seine Rolle am Beginn des Ersten Weltkrieges, bei der er unter völliger Verkennung der internationalen Lage den Staat in einen Krieg hetzte, der ihn letztlich zerstörte, wurde immer wieder diskutiert. Politisch war Franz Joseph gegen jedwede Form von Verfassung eingestellt, sein Idealbild war eine absolute Monarchie, die er auch nach der Niederwerfung der ungarischen Revolution mithilfe des reaktionären Russland verwirklichte. Erst die militärischen Niederlagen in den Auseinandersetzungen um die italienische und die deutsche Einigung führten schrittweise zur Durchsetzung des Konstitutionalismus, der 1867 mit der Dezemberverfassung in Cisleithanien und der Wiederherstellung der Verfassung von 1848 in Ungarn eine bis zum Ende der Monarchie herrschende politische Grundlage fand. Im selben Jahr musste Franz Joseph in der Nationalitätenpolitik eine der Nationen der Habsburgermonarchie ins Boot holen und schuf mit dem ungarischen Ausgleich die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie, formalrechtlich der Zusammenschluss zweier unabhängiger Staaten, dem Königreich Ungarn und den »im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern«, auch inoffiziell Cisleithanien (nach dem Grenzfluss Leitha) oder Österreich genannt. Diese beiden Länder waren in Personalunion verbunden, Franz Joseph war Kaiser von Österreich etc. und apostolischer König von Ungarn. Darüber hinaus gab es aber auch eine Realunion der beiden Länder in drei Bereichen  : Außenpolitik, Armee (mit deutscher Kommandosprache) und die damit verbundenen Finanzen. Daher gab es auch drei gemeinsame (oder k.  u.  k.) Ministerien, eines für Äußeres und Kaiserliches Haus, ein Kriegsministerium und eines für Finanzen. Für die gemeinsamen Finanzen wurde die sogenannte Quote festgelegt, die auf die unterschiedliche Wirtschaftsstruktur und damit das unterschiedliche Steueraufkommen der beiden Reichshälften einging. Ungarn zahlte 30 %, Cisleithanien 70 % der Ausgaben. Seit dem Ausgleich gibt es die Bezeichnungen k. u. k. (kaiserlich-königlich für die

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

Gesamtmonarchie  ; Kaiser von Österreich und König von Ungarn), k. k. (kaiserlich-königlich  ; für die cisleithanische Reichshälfte  : Kaiser von Österreich und König von Böhmen, Galizien und Lodomerien etc. ist damit gemeint) und k. (königlich, für die ungarische Reichshälfte  : König von Ungarn ist damit gemeint). Die Gesamtmonarchie kann seit 1867 mit Recht als Doppelmonarchie, als Österreich-Ungarn bezeichnet werden. Seit 1867 ist die innere Entwicklung der Monarchie die zweier selbstständiger Staaten. Als unmittelbare Folge des Ausgleichs wurden Franz Joseph und Elisabeth 1867 in Ungarn gekrönt. Allerdings brachte dieser Ausgleich auch viele Probleme mit den anderen Nationalitäten mit sich, die vergleichbare Rechte für sich forderten. Besonders die Tschechen in Böhmen forderten eine ähnliche Stellung wie Ungarn und lagen mit dem Kaiser und dem Reichsrat in einem lange andauernden Konflikt. Die Tatsache, dass weder Franz Joseph noch sein Nachfolger Karl in Böhmen zum König gekrönt wurden, kann als Symptom dieser Problematik gelesen werden. Hingegen führte der Tod des letzten gekrönten böhmischen Königs, Ferdinands V. (es handelt sich um niemand anderen als den abgedankten Kaiser Ferdinand I.), 1875 in Böhmen zu großen Trauerfeierlichkeiten. Die ungelösten Probleme der Monarchie waren vielfältig  : soziale und nationale Fragen, die Frage des Wahlrechtes und der Menschenrechte waren ebenso von Bedeutung wie die unglückliche Außenpolitik des Kaisers. Schon im Krimkrieg ab 1854 hatte die neutrale Haltung Franz Josephs langfristig schlimme Folgen, denn seinem Gegner in der italienischen Frage Piemont-Sardinien war es in diesem Krieg gelungen, sich in die politische Szene einzuklinken und die Unterstützung Frankreichs zu erhalten. Nach den Niederlagen in Italien (Magenta und Solferino 1859) und wenige Jahre später gegen Preußen (entscheidend die Schlacht bei Königgrätz 1866) fixierte sich die Habsburgermonarchie auf ein Bündnis mit dem 1871 geeinten Deutschland und hatte mit Italien und Rumänien als Bünd-

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nispartnern des Zweibundes Schwierigkeiten, da sowohl Italiener als auch Rumänen unter der Herrschaft der Habsburger lebten und »Irredenta«-Probleme (irredenta heißt unerlöst) auftraten. Franz Joseph, dessen Problemlösungskompetenz gering war, wirkte aber dennoch als Klammer der Monarchie. Seine lange Regierungszeit und seine tragische Familiensituation (sein Bruder Maximilian wurde in Mexiko erschossen, sein Sohn Rudolf beging Selbstmord, seine Frau Sisi wurde von einem Anarchisten erstochen und sein Thronfolger Franz Ferdinand fiel in Sarajevo einem Attentat zum Opfer) brachten ihm die Sympathien eines großen Teiles der Bevölkerung ein. Als Franz Joseph mitten in dem von ihm begonnenen Ersten Weltkrieg 1916 starb, war das Ende der Monarchie absehbar. Sein Nachfolger Kaiser Karl bemühte sich zwar redlich, doch auch ungeschickt um einen Friedensschluss und am Ende des Krieges auch um nationale Autonomie in der Habsburgermonarchie, konnte aber den Zerfall des Staates, der schon in den letzten Wochen des Ersten Weltkriegs einsetzte, nicht mehr verhindern. Als Kuriosum ist anzumerken, dass dieser letzte Kaiser Karl, trotz seiner militärischen Entscheidung, z. B. für einen Giftgasangriff in der 12. Isonzo-Schlacht gegen Italien im Oktober 1917, von der katholischen Kirche seliggesprochen wurde. Der Wunschtraum Maximilians I. um 1500, der seine Genealogen nach Heiligen in der Sipp- und Magenschaft des Hauses Habsburg suchen ließ, ging also spät in Erfüllung.

Stat th a lter in den Nieder l a nden, Pa l at ine in U ng a r n, eigenstä ndige Her r sch a f t in Ita l ien Einige Habsburger hatten im Rahmen der großen und ausgedehnten Besitzungen der Familie wichtige Verwaltungsposten inne, die man allerdings nicht mit der Funktion der eigenständig regierenden Sekundogenituren vergleichen darf. Diese Statthalterposten, vor allem in

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

den Niederlanden, und die Würde des Palatins in Ungarn waren nicht erblich und konnten auch von Adeligen ausgeübt werden. Die Statthalterschaft in den Niederlanden im 16. und 17. Jahrhundert stellte eine schwierige politische Aufgabe dar, da das Land zunehmend mit Spanien in Konflikt geriet. Als erste Statthalter der Niederlande setzte Karl V. zwei tatkräftige und profilierte Frauen des Hauses Habsburg ein  : zunächst seine Tante Margarete und dann seine Schwester Maria. Nach deren kluger und maßvoller Politik in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam es zu großen Turbulenzen. Der spanische Hof unter Philipp II. griff mit seiner strikten Gegenreformationspolitik in die sozialen und religiösen Unruhen in einer Weise ein, die das Land für ein halbes Jahrhundert zu einem Hauptkrisenherd in Europa machen sollte. Die habsburgischen Statthalterinnen und Statthalter standen dieser verfahrenen Situation mehr oder minder hilflos gegenüber. Unter der Statthalterschaft von Karls V. natürlicher Tochter Margarete von Parma brach der Konflikt, der schon lange geschwelt hatte, offen los. Obwohl Margarete nicht ohne Erfolg versuchte, die Lage in den Griff zu bekommen, setzte Philipp II. anstelle seiner Halbschwester den »Hardliner« Herzog Alba ein, dessen strenges Regiment Öl ins Feuer des Aufstandes goss. Von da ab war die Lage in den Niederlanden unüberschaubar  : Weder der natürliche Sohn Karls  V., Don Juan d’Austria, der in seinen letzten Lebensjahren nach dem Rücktritt seiner Halbschwester Margarete Statthalter war, noch das niederländische Abenteuer des späteren Kaisers Matthias, noch die Statthalterschaft seines älteren Bruders Erzherzog Ernst konnte die Lage stabilisieren. Erst mit der Statthalterschaft der spanischen Infantin Isabella Klara Eugenia und ihres Mannes Erzherzog Albrecht – zuerst gemeinsam und nach Albrechts Tod durch Isabella allein – beruhigte sich die Situation. Die beiden waren im Lande beliebt und konnten durch eine geschickte Politik manches ins Lot bringen. Philipp II. sagte seiner Tochter und ihrem Mann sogar eine erbliche Statthal-

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Statthalter in den Niederlanden, Palatine in Ungarn

terwürde zu, dies scheiterte allerdings an der Kinderlosigkeit des Paares. Auf diese beiden folgten wieder andere Mitglieder der Familie als Statthalter  : Kardinal-Infant Ferdinand von 1634 bis 1641, Erzherzog Leopold Wilhelm von 1646 bis 1656 und schließlich der natürliche Sohn Philipps IV., Don Juan José, von 1656 bis 1658. Mittlerweile war aus dem einstigen politischen Himmelfahrtskommando ein ruhiger Versorgungsposten geworden, der hohe Einnahmen abwarf. Auch nach dem Übergang der Niederlande an die österreichische Linie des Hauses 1714 gab es keineswegs ausschließlich Habsburger als Statthalter, nicht zuletzt, weil es außer dem Kaiser keine Männer in der Familie gab. Erst unter Maria Theresia wurden wieder Familienangehörige eingesetzt  : zunächst ihre Schwester Maria Anna und deren Mann Karl von Lothringen, und danach Maria Theresias Lieblingstochter Marie Christine mit ihrem Mann Herzog Albert von Sachsen-Teschen. Im späten 18. Jahrhundert bzw. noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in zwei anderen Territorien zumindest so etwas Ähnliches wie eine Statthalterschaft. Sowohl der Palatin in Ungarn wie auch später der Vizekönig im lombardo-venetianischen Königreich vertraten jeweils den Kaiser. Dadurch boten sich diese Stellen als Versorgungspositionen für Habsburger an. Im Falle der italienischen Besitzungen war dies allerdings nur äußerst kurzfristig möglich  : Franz Josephs Bruder Maximilian wurde 1857 zum Gouverneur des lombardo-venetianischen Königreiches ernannt, die Lombardei ging aber bereits nach zwei Jahren verloren. Im Vergleich dazu zeigte die Palatinswürde in Ungarn zumindest Ansätze zur Erblichkeit. Auf den ersten habsburgischen Palatin, Alexander Leopold, den sein Vater Leopold II. nach der Wiederherstellung der ungarischen Konstitution 1790 den ungarischen Ständen vorgeschlagen hatte, folgte dessen Bruder Erzherzog Joseph Anton und dann bis zur Revolution 1848 noch kurz dessen Sohn Stephan Viktor.

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts erwarben die Habsburger Besitzungen in Italien, die nicht von Wien aus regiert wurden. Hier wurden jüngere Linien des Hauses eingesetzt, welche sogenannte Sekundogenituren bildeten. Die wichtigste wurde mit dem territorialen Tausch am Ende des polnischen Thronfolgekrieges gegründet, als Franz Stephan (später Kaiser Franz I., der Mann Maria Theresias) Lothringen, das alte Stammland seines Hauses, verlor. Dafür erhielt er die Toskana, die er unabhängig von Maria Theresias Herrschaft (und auch von seiner Rolle als Kaiser des Reiches) regierte. 1765 übergab er – entgegen den Zentralisierungstendenzen seines Sohnes Josephs II., der das Gebiet am liebsten mit der Monarchie vereinigt hätte – das Land an seinen jüngeren Sohn Peter Leopold und begründete damit eine Sekundogenitur. Peter Leopold regierte als Pietro Leopoldo 25 Jahre in Florenz, wo er durch seine Reformen aus diesem unter den letzten Mediceern recht vernachlässigten Gebiet einen der europäischen Musterstaaten der Aufklärung machte. Als Nachfolger in der Toskana bestätigte Leopold seinen zweitältesten Sohn, Großherzog Ferdinand III. Die Koalitionskriege führten zu einer Umgestaltung Italiens, die auch die Toskana betraf  : 1799 marschierten dort die Franzo­sen ein und der Großherzog musste ins Exil nach Wien. Auch lokale Aufstände gegen die französische Herrschaft in Arezzo und Cortona konnten die Situation für die toskanischen Habsburger nicht bessern. Im Friedensschluss von Campoformido (1797) gingen die Toskana und Modena  – nach nur drei Generationen – für das Haus Habsburg zunächst verloren. Der Großherzog wurde allerdings 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss entschädigt. Er bekam das säkularisierte Salzburg und Berchtesgaden, dazu Teile der Bistümer Passau und Eichstätt und die pfalzbayrische Herrschaft Schlackenwerth in Böhmen. Im Vergleich zu seiner Stellung in der Toskana waren seine Rechte in Salzburg aber sehr beschränkt. Der Großherzog musste vor allem seine Außenpolitik mit dem Kaiser koordinieren, nach wenigen Jahren Salzburg wieder aufgeben und 1806 wurde er Kurfürst in Würzburg.

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Statthalter in den Niederlanden, Palatine in Ungarn

Im Wiener Kongress stellte man die Herrschaft der Sekundogenitur in der Toskana wieder her und Ferdinand III. kehrte in das Land zurück. Sein Nachfolger war sein Sohn Großherzog Leopold II., der schon 1830 – und noch viel stärker 1848 – unter politischen Druck geriet. Im Zuge der Ereignisse 1848/49 besetzten die Österreicher das Land, was dem Großherzog alle Sympathien der Bevölkerung raubte. Leopold setzte die Verfassung außer Kraft und regierte wieder absolutistisch. Langfristig brachte den Habsburgern die Missachtung der nationalen Wünsche der Italiener nur Ärger. Sie standen der Einigung Italiens im Wege, woran sich ein guter Teil der militärischen Konflikte des 19. Jahrhunderts entzündete. 1859 kam es zum Ende der Herrschaft der Habsburger in der Toskana und Großherzog Leopold II. wurde vertrieben. Er musste die Toskana ohne Besitz verlassen und dankte zugunsten seines Sohnes, Großherzog Ferdinands IV., ab. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Leopold in Böhmen, wo er Bürgermeister von Schlackenwerth wurde – die Parallele zu seinem Onkel Erzherzog Johann, der am Ende seines Lebens Bürgermeister von Stainz wurde, drängt sich hier auf. Nach seinem Tod 1870 übersiedelte seine Witwe Maria Antonia nach Schloss Orth und in die Villa Toskana am Traunsee. Ferdinand IV. blieb zwar nominell Großherzog, dankte aber 1870 auf Wunsch Kaiser Franz Josephs ab, um die Beziehungen zwischen der Habsburgermonarchie und Italien zu normalisieren. Die – im Vergleich zu ihrem früheren Reichtum – verarmte Familie HabsburgToskana übersiedelte nach Salzburg, hatte aber auch Besitz in Lindau am Bodensee und in Schlackenwerth. Eine Generation vor der toskanischen Nebenlinie entstand die Sekundogenitur in Modena. Ferdinand Karl Anton, der zweitjüngste Sohn Maria Theresias, war mit Maria Beatrix von Este, der Erbin von Massa und Carrara, verheiratet. Nach dem Tod seines Schwiegervaters 1803 erbte er das Herzogtum Modena, doch die Franzosen hiel-

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

ten es besetzt. Auf seinen Sohn Franz (IV. als Herzog von Modena) ging der Anspruch zwar über, dieser konnte ihn aber erst nach dem Sturz Napoleons einlösen. Wie die Toskana wurde auch Modena 1814 als unabhängiges Herzogtum wieder hergestellt, das Franz IV. absolutistisch-reaktionär regierte. Von seiner Mutter erbte Franz neben dem gewaltigen Vermögen und den Kunstsammlungen der Familie Este auch den Titel, sodass diese Linie sich Habsburg-Este nannte. Doch 1859 ging auch diese Sekundogenitur zu Ende. Modena wurde ein Teil des geeinten Italiens, wenn auch die Ansprüche der Habsburger erst mit dem Tod des letzten Herrschers, Franz’ V., endgültig erloschen. Der Herzog lebte im Exil in Wien. Seine Ehe blieb kinderlos, sein riesiges Vermögen – vor allem die estensischen Kunstsammlungen – vermachte er seinem Urgroßneffen Erzherzog Karl Ludwig, von dem es auf den Thronfolger Franz Ferdinand überging, der ab nun den Titel Este führte. Nach 1918 wurde dieser Titel dem zweitgeborenen Sohn Kaiser Karls, (Erzherzog) Robert, weitergegeben. Noch eine letzte, kurzlebige Sekundogenitur bestand in Italien. Im Wiener Kongress wurde die Ex-Kaiserin Marie Louise (die Tochter von Franz II./I. und Frau Napoleons) nach dem Sturz ihres Mannes mit den Herzogtümern Parma, Piacenza und Guastalla ausgestattet, die sie 1830/31 trotz der Unruhen behaupten konnte. Bei ihrem Tod gingen diese Gebiete – gemäß den Vereinbarungen des Wiener Kongresses – an die Bourbonen über, wurden aber 1859 ebenfalls ein Opfer der italienischen Einigung.

H a bsburger a l s geistl iche F ür sten u nd Pfrü ndeninh a ber Für alle jene Habsburger, die zu spät geboren waren, um zur Regierung im Reich oder den Ländern zu kommen, gab es Chancen, zur

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Habsburger als geistliche Fürsten und Pfründeninhaber

Herrschaft zu gelangen, nur dort, wo eine Wahl über den Herrscher entschied. Im Wesentlichen war das nur in den geistlichen Territorien und im Wahlkönigreich Polen der Fall. Ursprünglich hatte man lediglich die unehelichen, die sogenannten natürlichen Söhne mit geistlichen Pfründen ausgestattet und versorgt. Eines der besten Beispiele war einer der Söhne Ferdinands von Tirol aus seiner morganatischen Ehe mit Philippine Welser, nämlich Andreas, der schon mit 18 Jahren zum Kardinal gemacht wurde. Auch einige andere Habsburger durchliefen geistliche Karrieren, die allerdings nichts mit echten Bischofsaufgaben zu tun hatten, sondern in erster Linie der Versorgung der jüngeren Söhne der Dynastie dienten. Besonders eindringlich stellte sich das Problem bei den vielen Söhnen Maximilians II. Erzherzog Matthias konnte nur durch seine strikte Weigerung einer geistlichen Laufbahn entkommen, doch Albrecht VII. war Kardinal-Erzbischof von Toledo, bevor er 1583 als Vizekönig von Portugal und 1595 als Statthalter der Niederlande weltliche Versorgungsmöglichkeiten fand. Maximilian III. erlangte seine materielle Basis als Hoch- und Deutschmeister des Deutschen Ritterordens, eine Position, die viele Habsburger innehatten und auch er war später im weltlichen Bereich als Regent von Tirol tätig. Eine weitere Versorgungswelle betraf die Söhne Karls von Inner­ österreich, von denen alle außer Ferdinand II. kirchliche Einkünfte bezogen. Maximilian Ernst versorgte man im Deutschen Orden, Karl wurde 1608 zum Bischof von Breslau und 1614 von Brixen gewählt. Der größte Pfründeninhaber dieser Generation war deren Bruder, Erzherzog Leopold V., der spätere Landesfürst von Tirol. Er hatte nicht nur die Bistümer Passau und Straßburg inne, sondern bezog auch Pfründen aus einigen Klöstern. Ein noch größerer Pfründenkumulierer war Erzherzog Leopold Wilhelm, der zweitgeborene Sohn Ferdinands II., er vereinte neben Passau und Straßburg noch die Bischofssitze Halberstadt, Bremen, Magdeburg, Olmütz und Breslau. Alle diese Fälle von Habsburgern als Bischöfe hatten aber nicht so

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

sehr mit geistlichen Aufgaben oder der Regierung in einer geistlichen Herrschaft zu tun, sondern waren ausschließlich finanziell zu begründen. Ein Fall, der wirklich mit Herrschaft und politischem Einfluss zu tun hatte, betraf einen der Söhne Maria Theresias. Erzherzog Maximilian Franz wurde 1780 Bischof und Kurfürst von Köln, eine Position, die durch mehrere Generationen davor die Wittelsbacher besetzt hielten. Das war auch ein politisch wichtiger Schachzug gegen den Erzrivalen Preußen, weil dadurch die Position der Habsburger in der Kurfürstenkurie gestärkt wurde. Wenig politische Bedeutung hingegen kam den habsburgischen Bischöfen des 19. Jahrhunderts zu. Karl Ambros, der Sohn Ferdinand Karls von Modena, übte von 1806 bis 1808 das Amt des Bischofs von Waitzen und dann bis zu seinem frühen Tod mit 24 Jahren das eines Fürstprimas von Ungarn und Erzbischofs von Gran aus, und der Neffe von Maximilian Franz, Erzherzog Rudolf, wurde Erzbischof von Olmütz. Seine Bedeutung lag aber auf kulturellem Gebiet, denn er war ein großer Förderer Beethovens und selbst ein talentierter Komponist. Der verwitwete Kaiser Maximilian I. hegte sogar den fantastischen Plan, selbst Papst zu werden, das schismatische Konzil zu Pisa 1511 und die gleichzeitige Erkrankung des Papstes brachten ihn auf die absurde Idee, sich zunächst zum Koadjutor und dann zum rechtmäßigen Nachfolger von Julius oder zumindest zum Gegenpapst zu machen. Die Habsburger hatten es – im Gegensatz zu anderen Familien, wie den Wittelsbachern – nie verstanden, sich einen längerfristigen Einfluss auf ein bestimmtes Bistum des Reiches zu sichern, allerdings waren Mitglieder der Familie maßgeblich im Deutschen Orden (einem Ritterorden der Kreuzzugszeit, der überlebt hatte) tätig. Ab dem späten 16. Jahrhundert bekleidete eine Reihe von Habsburgern die Stelle des Hoch- und Deutschmeisters, welche für einige eine lebenslängliche Versorgung, für andere, die später heirateten, und ein weltliches Leben führten, nur ein Durchgangsstadium war.

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Politische Abenteuer und Herrschafts-Aspirationen

Das Jahr 1805 hatte für den Deutschen Ritterorden einschneidende Bedeutung. Der Friedensvertrag von Pressburg von 1805 übergab die Besitzungen des Deutschen Ordens und die Würde des Hoch- und Deutschmeisters an das Haus Österreich. Von nun an übertrug der Kaiser die Amtsgewalt des Hoch- und Deutschmeisters auf einen von ihm zu bestimmenden Erzherzog, der Orden musste das Wahlrecht also aufgeben. Durch das ganze 19. Jahrhundert hindurch war so jeweils ein Erzherzog Hoch- und Deutschmeister. Als letzter der zehn Habsburger hatte diese Stellung Erzherzog Eugen inne, der 1923 zurücktrat und damit die Umwandlung des Ritterordens in einen Klerikerorden ermöglichte.

P ol it ische A ben teu er u nd Her r sch a f t s-A spir at ionen von Mit gl ieder n der Fa mil ie durch die Ja hr hu nderte Eine der Aspirationen der Habsburger war es, zum polnischen König gewählt zu werden, wobei auch Erbabsprachen mit dem Jagiellonen getroffen wurden, die aber angesichts der Entwicklung in Polen zu einer Wahlmonarchie keine große Bedeutung hatten. Nach dem Aussterben der Jagiellonen kam es zu einer Wahl, bei der Erzherzog Ernst, ein jüngerer Bruder Rudolfs II., der mit ihm in Spanien erzogen wurde, als Gegenkandidat von Heinrich von Valois auftrat. Der Franzose setzte sich zwar durch, doch war seine Herrschaft nur von kurzer Dauer, da er als Heinrich III. König von Frankreich wurde. So kam es 1574 erneut zu einer Königswahl, bei der Kaiser Maximilian II. ein Kandidat war, welcher sich aber gegen seinen Gegenspieler Stephan Báthory, der auch als Fürst von Siebenbürgen mit den Habsburgern zu tun hatte, nicht durchsetzen konnte. Maximilian plante sogar gemeinsam mit Russland eine militärische Aktion gegen Polen, diese wurde aber durch seinen Tod verhindert.

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

Auch bei der Wahl nach dem Tode Báthorys spielten die Habsburger in der polnischen Königswahl eine aktive Rolle. Die stärkste Partei unter dem Reichskanzler Johann Zamojski, der schon die Wahl des Siebenbürgers durchgesetzt hatte, wählte den schwedischen Prinzen Sigismund, während eine andere, schwächere Gruppe Erzherzog Maximilian III. zum König proklamierte. Maximilian nahm die Wahl an und leistete den Eid auf die Wahlurkunde. Mit einer kleinen Streitmacht sowie zu geringen Geldmitteln zog er nach Polen und belagerte Krakau. Inzwischen war er allerdings von Sigismund, dessen Wahl bestätigt wurde, zum Feind Polens erklärt, des Landes verwiesen und schließlich nach einigen gescheiterten militärischen Aktionen gefangen genommen worden. Die Verhandlungen, in die auch der Kaiser in Prag einbezogen war, endeten letztlich nicht gut für Maximilian, da die Unterstützung Rudolfs fehlte. Maximilian beharrte weiter auf seinem Königstitel und unterzeichnete erst am 8.  Mai 1598 die Renuntiationsakte, versuchte aber als Koadjutor des Hochmeisters des Deutschen Ordens die Rechte des Ordens in Preußen und Livland zu wahren. Auch im 19. Jahrhundert boten sich einige Chancen für nachgeborene Söhne des Erzhauses. Der jüngere Bruder Kaiser Franz Josephs wurde das (leichte und leichtsinnige) Opfer eines politischen Schachzuges des französischen Kaisers Napoleon III., der in Mexiko interveniert hatte, und Maximilian das Angebot einiger Großgrundbesitzer, Kaiser von Mexiko zu werden, überbringen ließ, das dieser für den Willen des Volkes nahm. Das mexikanische Volk war zum Großteil jedoch auf der Seite des gewählten Präsidenten Benito Juárez und auch die anderen Staaten in Lateinamerika ergriffen dessen Partei. Der Traum von einem liberalen, modernen Staat, den Maximilian träumte, platzte ebenso wie die nur wenige Jahre von 1864 bis 1868 lebende Illusion einer habsburgischen Herrschaft auf mehreren Kontinenten. Die Berufung Maximilians zum Kaiser von Mexiko von Frankreichs Gnaden erwies sich als schlecht überlegtes und daher zum Scheitern verurteiltes Abenteuer und endete tragisch. Maximilian wurde von ei-

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Politische Abenteuer und Herrschafts-Aspirationen

nem Kriegsgericht in Mexiko zum Tode verurteilt, Juárez bestätigte das Urteil und der Kaiser wurde mit zwei seiner Generäle am 19. Juni 1867 standrechtlich erschossen. Eine weitaus unspektakulärere und kurzlebigere Chance sah Erzherzog Johann Salvator in Bulgarien. Nach der Unabhängigkeit Bulgariens vom Osmanischen Reich 1879 war er der Gegenkandidat des Prinzen Alexander von Battenberg, der als Alexander I. zum bulgarischen Fürsten gewählt wurde. Da sein Engagement in der Bulgarienfrage nicht mit dem Wiener Hof abgesprochen war und auch seinen sonstigen politischen Ansichten – er war ein enger Vertrauter des Kronprinzen Rudolf – Franz Joseph nicht gefielen, gewann er mit dieser Aktion keine Freunde bei Hof. Noch während des Ersten Weltkrieges war ein anderer Habsburger im Gespräch für einen Königsthron. Am 5. November 1916 verlautbarten der deutsche Kaiser Wilhelm II. und der österreichische Kaiser Karl I. Pläne für die Gründung eines unabhängigen Königreiches Polen. Der Anwärter für diesen Thron war Erzherzog Karl Stephan, der in Polen lebte, fließend polnisch sprach und dessen Töchter auch mit hochrangigen polnischen Aristokraten verheiratet waren. Letztlich scheiterte der Plan jedoch am Einspruch Karls, der offensichtlich den Wunsch hegte, sich selbst zum polnischen König krönen zu lassen. Mit der Verschlechterung der militärischen Lage im Kriege verzögerte sich das Projekt einer austropolnischen Lösung und 1918 erledigte sich die Frage von selbst. Weitaus länger hielt hingegen die Diskussion um einen seiner Söhne, Erzherzog Wilhelm, der sehr gut ukrainisch sprach und mit dieser Nationalität innerhalb der Habsburgermonarchie sympathisierte, als Kandidat für den Thron eines noch zu schaffenden ukrainischen Staates. Gegen Ende des Krieges hatte Wilhelm eine ukrainische Legion kommandiert und wurde Vasily Vyshyvaniy (Basil der Bestickte, weil er oft bestickte ukrainische Hemden trug) genannt, welchen Namen er statt des Habsburgertitels nach dem Krieg annahm. Im Frühling 1918 war er kurzfristig als Königs-

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

kandidat für einen neuen ukrainischen Staat in Diskussion, kam aber zwischen die Fronten der Politik, da die Deutschen einen anderen Kandidaten unterstützten. Die politische Rolle der Familie Habsburg in der Zwischenkriegszeit beschränkte sich jedoch nicht auf Mitteleuropa. Mitglieder der Familie erhoben Ansprüche, die historisch weit zurückreichten, wie z. B. auf den Thron Spaniens. Im frühen 19. Jahrhundert war die spanische Thronfolge umstritten. Nach dem Tod Ferdinands VII. im Jahre 1833 trat seine Tochter Isabella die Nachfolge an, doch Ferdinands jüngerer Bruder Karl akzeptierte das weibliche Erbrecht nicht und erklärte sich selbst – und seine Nachkommen – zu rechtmäßigen spanischen Königen. Diese sogenannten Karlisten versuchten in mehreren militärischen Auseinandersetzungen, ihre Position durchzusetzen, waren politisch klerikal sowie absolutistisch und schlossen sich im Spanischen Bürgerkrieg 1936 Franco an. In die Auseinandersetzungen um die Karlisten waren auch zwei Erzherzöge verwickelt. Die Söhne der Ehe zwischen Leopold Salvator aus der toskanischen Linie und der einzigen Erbin der Karlisten, Blanca von Bourbon, galten (zumindest für die Karlisten) als zukünftige spanische Könige. (Erzherzog) Franz Joseph, der 1918 von der Toskana nach Spanien emigrierte, war der politische Führer der spanischen Karlisten und (Erzherzog) Karl Pius galt in der Nachfolge seines Großvaters Karl (VII.) bzw. seines Onkels Don Jaime (III.) als Kronprätendent – und damit als Konkurrent zum heute regierenden spanischen König Juan Carlos.

T itel u nd Wa ppen a l s Spie gel der Her r sch a f t sgeschichte Der in Urkunden und offiziellen Dokumenten verwendete Titel der Habsburger ist beeindruckend. Er zählt haarklein alle Herrschaften auf, die die Familie regierte – sowie auch noch einige mehr. Aus vie-

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Titel und Wappen als Spiegel der Herrschaftsgeschichte

len Bestandteilen zusammengesetzte Herrschertitel waren bei allen europäischen Dynastien üblich und spiegelten das Herrschaftsverständnis des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Der Staat dieser Zeit war kein Nationalstaat, man war daher nicht König von Spanien oder Frankreich, sondern herrschte über verschiedene Territorien, die man geerbt oder erobert hatte. Da er durch die Person des Herrschers verbunden war, sprechen Historikerinnen und Historiker von einem »Personenverbandsstaat«. Wie in der Archäologie kann man die einzelnen Schichten des Wachstums des Habsburgerreiches am Titel ablesen. Der älteste Bestandteil ist dabei die Namen gebende Habsburg im Kanton Aargau, die zwar der Dynastie schon 1450 an Bern verloren ging, doch bis zum Jahre 1918 im Wappen und im Titel der Dynastie geführt wurde. Auch die anderen habsburgischen Stammländer wie Breisgau, Burgau, Elsass, Kyburg, Nellenburg, Pfirt oder Schwaben blieben in Titel und Wappen, oft noch lange, nachdem die Habsburger diese Gebiete beherrschten  ; die genannten Territorien waren teilweise schon 1452, weitere 1648 und die restlichen schließlich 1805 verloren gegangen. Im Laufe der Jahrhunderte kamen immer mehr Titel dazu, die mit den territorialen Zugewinnen der Familie korrespondieren, wie zunächst die der österreichischen Länder, bei denen der nach dem Privilegium maius zunehmend verwendete Titel Erzherzog zu einem Kennzeichen der habsburgischen Titulatur wurde. Mit der Erwerbung von Burgund und dann der böhmischen und ungarischen Gebiete erhielt der Herrschername weitere zentrale Bestandteile. Gegen Ende der Neuzeit erfolgte unter Kaiser Karl VI. auch eine Reihe von spanischen Erweiterungen, die allerdings nur Anspruchtitel darstellten, da die spanischen Territorien ja im Spanischen Erbfolgekrieg verloren gegangen waren. Karl VI. legte den Kaisertitel 1712 offiziell in folgender Form fest  : »Wir Karl der Sechste von Gottes gnaden erwöhlter Römischer Keyser, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, in Germanien, zu Castilien,

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

Legion, Aragon, Beyder Sicilien, zu Hierusalem, Hungarn, Böheimb, Dalmatien, Croatien, Navarra, Granata, Toleto, Valenz, Gallicien, Majoricarum, Sevila, Sardinia, Corduba, Corsica, Murcia, Giennis, Algarbien, Algezirae, Gibraltaris, der Insulen Canariae und Indiarum, der Insulen und Terrae Firmae des Meers Eceani König etc. Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgund, zu Braband, zu Meyland, zu Steyer, zu Kärnthen, zu Crain, zu Lützelburg, Würtemberg, Ober- und Niederschlesien, Athenarum und Neopatriae, Fürst zu Schwaben, Markgraf der heyl. Röm. Reichs, zu Burggau, zu Mähren, Ober- und Nider Lausnitz, gefürsteter Graf zu Habsburg, zu Flandern, zu Tyroll, zu Barchinon, zu Pfierd, zu Kyburg, zu Görtz, Rossilion und Ceritania, Landgraf in Elsaß, Markgraf zu Oristani und Graf zu Gocceani, Herr auf der Windischen Marck, zu Portenau, Biscajae, Molini, zu Salins, zu Tripoli und zu Mecheln.« Die genannte Fülle an Herrschaften, insgesamt 66 Titel, sind zu einem großen Teil mit dem spanischen Erbe verbunden. Die Reihung nach dem Rang (zuerst König, dann Erzherzog, Herzog, gefürsteter Graf und Herr) mischte die verschiedenen zeitlichen Schichten durcheinander. Nach den althabsburgischen Besitzungen und den Erblanden (Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol etc.) bildeten die burgundischen Länder – Antwerpen, Artois, Brabant, Burgund, Charolais, Flandern, Friesland, Geldern, Hennegau, Holland, Limburg, Luxemburg, Mecheln, Namur, Salins, Zeeland und Zutphen – die nächste Schicht der Erwerbung, die sich heraldisch und im Titel sehr vielfältig gestaltete. Diese verschiedenen Bestandteile des Titels spiegeln aber ihrerseits die komplizierte Entstehungsgeschichte eines Territoriums wider, das durch Akkumulation kleinerer Gebiete entstand. Ähnliches bemerkt man auch bei den spanischen Ländern, die sich aus Algeciras, Aragon, Biskaya, Granada, Indien (den Ländern der Neuen Welt), Jerusalem, Kalabrien, Kastilien, Katalonien, León, Mallorca, Navarra, Neapel, Sardinien, Sizilien und Valencia zusammensetzten. Auch die 1526 erworbenen Gebiete sind vielfältig  :

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Titel und Wappen als Spiegel der Herrschaftsgeschichte

Böhmen, Görlitz, Kroatien, Lausitzen, Mähren, Oppeln, Schlesien, Teschen und Ungarn. Im 18. Jahrhundert kamen die Neuerwerbungen (Galizien, Lodomerien, Bukowina und verschiedene Gebiete in Italien) ebenso dazu wie Elemente des lothringischen Titels. Für die Verwendung des Titels wurden drei Formen unterschieden. Bei feierlichen Gelegenheiten wurde der große, bei weniger bedeutenden Angelegenheiten der mittlere oder der kleine Titel verwendet. Als Beispiel für einen großen Titel soll der für Joseph II. 1780 festgelegte zitiert werden  : »Wir Joseph der Zweyte von Gottes Gnaden erwählter Römischer Keyser, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, König in Germanien, zu Jerusalem, Ungarn, Böheim, Dalmatien, Croatien, Slavonien, Galizien und Lodomerien, Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgund, zu Lothringen, zu Steyer, zu Kärnten und zu Krain, Großherzog zu Toscana, Großfürst zu Siebenbürgen, Markgraf zu Mähren, Herzog zu Brabant, zu Limburg, zu Lutzenburg und zu Geldern, zu Würtemberg, zu Ober- und Nieder Schlesien, zu Mailand, zu Mantua, zu Parma, Placen, Quastalla, Auschwitz und Zator, Calabrien, zu Baar, zu Monserat und zu Teschen  ; Fürst zu Schwaben und zu Charleville, Gefürsteter Graf zu Habsburg, zu Flandern, zu Tyroll, zu Hennegau, zu Kyburg, zu Görz und Gradisca, Markgraf des heiligen Römischen Reichs zu Burgau, zu Ober- und Niederlausitz, zu Pont a Moußon und zu Nomeny, Graf zu Namur, zu Provinz, zu Vaudemont, zu Blankenberg, zu Zütphen, zu Saarwerden, zu Salm und zu Falkenstein Herr auf der Windischen Mark und zu Mecheln.« Der weitaus kürzere mittlere Titel ist immer noch recht eindrucksvoll  : »Wir Joseph der Zweyte von Gottes Gnaden erwählter Römischer Keyser, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, König in Germanien, zu Jerusalem, Ungarn, Böheim, Dalmatien, Croatien, Slavonien, Galizien und Lodomerien, Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgund und zu Lothringen, Großherzog von Toscana, Großfürst zu Siebenbürgen,

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

Herzog zu Mailand, Mantua, Parma etc. Gefürsteter Graf zu Habsburg, zu Flandern, zu Tyroll etc. etc.« Der kleine Titel schließlich lautete  : »Wir Joseph der Zweyte von Gottes Gnaden erwählter Römischer Keyser, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, König in Germanien, Ungarn und Böheim, Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgund und zu Lothringen etc. etc.« Die Zeit der napoleonischen Wirren und der dadurch bedingten Gebietsveränderungen fanden ebenfalls Niederschlag im Titel des 19. Jahrhunderts, wobei der Wegfall des Kaisertitels des Reiches und die Einführung des österreichischen sicherlich die wesentlichsten Veränderungen waren. Zum Abschluss kam die Entwicklung des Titels dann im langen 19. Jahrhundert (bis 1918). Der große Titel Franz Josephs erfuhr während seiner Regierungszeit nur geringe Veränderungen, welche die verloren gegangenen italienischen Besitzungen betrafen und ein Resultat des Ausgleichs durch die Aufnahme des Titels »Apostolischer König von Ungarn« waren. Ein besonderes Phänomen des Titels und des Wappens stellte die Führung von Anspruchstiteln und Anspruchswappen dar. Der auffallendste davon war der Titel eines Königs von Jerusalem. Dieser und das dazugehörige Wappen des Jerusalemkreuzes (Kruckenkreuz mit eingeschriebenen Kreuzen) gingen auf die Zeit der Kreuzzüge zurück, als Gottfried von Bouillon dieses Gebiet 1099 eroberte, welches dann unter seinem Bruder Balduin I. zum Königreich erhoben wurde. Als das Königreich Jerusalem zu existieren aufhörte, gab es im Laufe der Entwicklung einige Erben (Anjou, Lothringen, Spanien), die Anspruch auf den Titel erhoben. Mit allen diesen waren die Habsburger verwandt, sodass der »König von Jerusalem« auf verschiedenen Wegen in den Habsburgertitel eindrang. Schwierig zu klären ist die Frage, weshalb manche Wappen- und Titelteile mit dem Verlust der jeweiligen Territorien verschwanden

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Ende der Monarchie – Ende der Dynastie  ?

und andere sehr lange weiter verwendet wurden. Als Beispiel soll hier nur Württemberg angeführt werden, das 1519 vom vertriebenen Herzog Ulrich erworben und 1534 zu einem österreichischen Lehen gemacht wurde. Obwohl man 1599 die Reichshoheit wiederherstellte, blieb doch das württembergische Wappen bis 1804 im habsburgischen Länderwappen erhalten.

Ende der Mona rchie – Ende der Dy na st ie ? Die H a bsburger nach 1918 Mit dem Zerfall der Donaumonarchie im Jahre 1918 und der Besiegelung ihrer Auflösung in den Friedensverträgen des Jahres 1919 ging die fast 650-jährige habsburgische Herrschaft in den Ländern an der Donau zu Ende. Nach Meinung der Regierungen der Nachfolgestaaten – vielleicht mit Ausnahme Ungarns – war die ehemalige Dynastie nun eine Familie wie jede andere  : Sie hatte ihre Privilegien und Vorrechte verloren. Den Ausgangspunkt der Jahrzehnte andauernden Probleme mit den Habsburgern bildete für Österreich das Manifest Kaiser Karls vom 11. November 1918. Darin erklärte sich Karl zwar bereit, die Entscheidung, »die Deutschösterreich über seine künftige Staatsform trifft«, anzuerkennen, er leistete aber keinen expliziten Verzicht auf die Herrschaftsrechte. Eine ähnliche Erklärung gab Karl als König von Ungarn am 13. November 1918 ab. Als am 14. März 1919 die republikanische Staatsform in Österreich endgültig verankert wurde, weigerte sich Karl, für sich und sein Haus eine Verzichtserklärung abzugeben. Dies war schließlich ausschlaggebend für die Verabschiedung der – heute noch gültigen – Gesetze »betreffend die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen«. In der Zwischenkriegszeit spielte die Habsburgerfrage in Österreich noch immer eine gewisse Rolle, doch ist eine deutliche Differenz

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

zwischen den Einschätzungen der politischen Lage durch die monarchistisch-legitimistische Bewegung und von ihr beeinflusst der Familie Habsburg und der realen Situation im Lande deutlich zu beobachten. Die Familie Habsburg glaubte, dass der Großteil der Bevölkerung einer Restauration des Erzhauses positiv gegenüberstehen würde. Die Stimmung in Österreich war jedoch ganz anders. Als Beispiel sei ein Plebiszit 1919 in dem immer als besonders »kaisertreu« eingestuften Land Tirol angeführt  : Während nur 1 500 Stimmen für die Habsburger abgegeben wurden, gab es 120 000 großdeutsche Stimmen, die einen Anschluss an die Deutsche Republik bevorzugt hätten. Spezifisch war die Lage in Ungarn, wo man nach 1918 nicht zu einer republikanischen Staatsform übergegangen war, sondern die Idee der Monarchie beibehielt, allerdings – wie sich bald herausstellen sollte – einer Monarchie ohne König. Zwei Restaurierungsversuche Karls IV. (als ungarischer König) scheiterten. Diese wurden von der Schweiz aus organisiert, wo die ehemalige kaiserliche Familie im Exil lebte. Ostern 1921 fand der erste dieser Versuche statt. Auf der Rückreise Karls durch Österreich, nach dem Ende der Bestrebungen in Ungarn, wurde der Zug in Mürzzuschlag von Anhängern der Sozialdemokraten gestoppt und die Situation schien durchaus bedrohlich, denn »ein bisserl aufhängen, tät nicht schaden« argumentierten die Arbeiter, die in Karl das Symbol alles dessen sahen, was insbesondere in der Zeit des Ersten Weltkrieges an repressiven Maßnahmen gegen die unteren Schichten der Bevölkerung geschehen war. Im Oktober 1921 versuchte Karl erneut in Ungarn an die Macht zu gelangen, dabei überschätzte er allerdings sowohl seine militärische Stärke als auch seine Akzeptanz in der Bevölkerung. Nach kurzen Gefechten mit der ungarischen Nationalarmee war der Spuk bald vorbei. Ende Januar 1922 wurden die kaiserlichen Kinder nach Portugal gebracht und nach Madeira, dem Verbannungsort der ehemaligen kaiserlichen Familie, eingeschifft. Als Folge der gescheiterten Restaurationsversuche nahm die innenpolitische Bedeutung der Monarchisten in Ungarn rapid ab, wenn

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Ende der Monarchie – Ende der Dynastie  ?

auch das Land ein Wahlkönigtum mit vakantem Thron blieb. Die ursprünglich monarchistische Gesinnung wich zunehmend einer republikanischen und nationalen Begeisterung – so blieb die Regierung des Reichsverwesers in Ungarn Miklós Horthy letztlich unangefochten. Der Tod des letzten Kaisers von Österreich und gekrönten Königs von Ungarn am 1. April 1922 hätte zu einem Ende der Herrschaftsansprüche führen können. Doch seine Familie – zuerst seine Frau Zita, dann ihr ältester Sohn Otto – hielt an ihren vermeintlichen Rechten fest und tat alles, um eine Wiedereinsetzung der Habsburger als Herrscher in Österreich und in Ungarn (wenn nicht gar eine Wiederherstellung der alten Donaumonarchie) zu erreichen. Die Familie übersiedelte nach Karls Tod in das Fischerdorf Lequeitio bei Bilbao im Golf von Biskaya, wo die Erziehung Ottos im Sinne einer Vorbereitung auf sein »künftiges Herrschertum« erfolgte. Otto war für viele mehr als bloß der Sohn eines Ex-Kaisers und bei seiner Firmung 1923 war z. B. niemand Geringerer als Papst Pius XII. sein Pate. Die Haltung des Hauses Habsburg im Hinblick auf die politischen Chancen bezeugte auch nach Karls Tod mangelndes Realitätsbewusstsein. Die Kontakte mit der monarchistischen Bewegung in Österreich, deren Stärke man überschätzte, förderten ihre Illusionen über eine Akzeptanz der Dynastie und die Möglichkeit einer neuerlichen Herrschaftsübernahme. Mit seiner Weigerung, formell abzudanken, hatte Kaiser Karl eine Anspruchshaltung geschaffen, die sein ältester Sohn Otto übernahm. In der Zeit seiner Minderjährigkeit führte seine Mutter Zita die Vormundschaft im hausrechtlichen Sinn. In Österreich bildeten sich eine ganze Reihe legitimistischer Organisationen, die allerdings in Konkurrenz zueinander standen. Bei den Nationalratswahlen 1923 kandidierte eine Partei der österreichischen Monarchisten und erhielt nur 3 474 Wählerstimmen. Die Bedeutung (oder vielmehr Bedeutungslosigkeit) der Legitimisten lässt sich jedoch nicht nur an diesen Zahlen messen, denn viele von

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

Ottos Anhängern saßen in Schlüsselpositionen des Staates – vor allem als Beamte. Mit der Großjährigkeitserklärung Ottos am 20. November 1930, seinem 18. Geburtstag, stand ein erwachsener »Kronprätendent« zur Verfügung, der die restaurative Politik der Familie verkörpern konnte. Zusammen mit dem immer konservativer werdenden Klima in Österreich in den dreißiger Jahren kam es zu einem deutlichen Aufwind legitimistischer Bestrebungen. Ein Beispiel für die propagandistische Offensive der Monarchisten in dieser Zeit boten die nun einsetzenden Ehrenbürgerernennungen. In vielen kleinen, vor allem Tiroler Gemeinden wurde Otto Habsburg-Lothringen zum Ehrenbürger gemacht und bis zum Jahr 1938 war die Zahl dieser »Kaisergemeinden« bereits auf 1 603 angewachsen. Mit der Ausschaltung der Demokratie in Österreich durch die Christlichsozialen 1933/34 und der Herrschaft des Austrofaschismus unter Engelbert Dollfuß besserte sich die Situation für die Habsburger. Symbolische Zugeständnisse an die alte Monarchie waren etwa die Einführung des Doppeladlers im Wappen, die Verwendung der Haydn-Hymne, wenn auch mit einem anderen Text, und auch das Heer griff verstärkt auf Traditionselemente der Monarchie zurück. Nach der Ermordung von Dollfuß im Juli 1934 kam mit Kurt (von) Schuschnigg ein Mann an die Macht, der einer legitimistischen Vereinigung angehörte, enge Beziehungen zu den Habsburgern hatte und einer Restauration der Monarchie nicht ablehnend gegenüberstand. Mit einem Bundesgesetz von 1935 wurde der § 2 des Habsburgergesetzes vom 3. April 1919, betreffend die Landesverweisung, aufgehoben und die vermögensrechtlichen Fragen neu geregelt, wonach einige Geschwister Ottos nach Österreich zurückkehrten. Doch die Restauration, die so nahe wie noch nie schien, gestaltete sich vor allem aufgrund der internationalen Lage schwierig, da die Nachbarstaaten ihr nach wie vor sehr ablehnend gegenüberstanden.

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Ende der Monarchie – Ende der Dynastie  ?

Mit dem sich verstärkenden Druck des nationalsozialistischen Nachbarn auf Österreich unter dem Zeichen des Anschlusses sah Otto Habsburg-Lothringen eine Möglichkeit, selbst aktiv in das Geschehen einzugreifen. Als sich die Situation im Jahre 1938 dramatisch zuspitzte, schrieb Otto am 17. Februar einen bemerkenswerten Brief an Schuschnigg, in dem er anbot, die Regierung in Österreich zu übernehmen. Wie ernst die Nationalsozialisten diese Gedanken nahmen, zeigt die Benennung der militärischen Aktionspläne als »Sonderfall Otto«. Mit dem Anschluss des Jahres 1938 war die Habsburgerfrage in Österreich zunächst erledigt  : Die Habsburgergesetze von 1919 traten wieder in Kraft. In den Jahren nach 1945 versuchten die Habsburger den Eindruck zu erwecken, dass sie – besonders was ihre Besitzforderungen anlangte – Opfer des Nationalsozialismus waren, was aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die Entscheidungen gegen die Habsburger (Landesverweisung und Besitzkonfiskation) eine Maßnahme der Republik Österreich 1918 waren und die Nationalsozialisten nur die verfassungswidrigen Bestimmungen des Austrofaschismus aufhoben. Nach dem Anschluss erließ die nationalsozialistische Landesregie­ rung in Österreich einen Haftbefehl wegen Landesverrates gegen Otto Habsburg-Lothringen, der sich zu dieser Zeit in Belgien und Paris aufhielt, dadurch wurde er zu einem steckbrieflich gesuchten politischen Verbrecher. Versuche, eine Exilregierung in Paris zu gründen, scheiterten, da Otto zwar Kontakte zu Vertretern des bürgerlichen Lagers, nicht aber zu den Sozialdemokraten unterhielt, ohne die eine solche Regierung nicht zu bilden war. Nach dem Fall von Paris im Juni 1940 flohen die Habsburger nach Nordamerika. Dort führte Otto Habsburg-Lothringen – offiziell als »Otto of Austria« auftretend – Gespräche mit Präsident Roosevelt und mit verschiedenen Ministern und Senatoren. Zur gleichen Zeit stellte sein Bruder Robert Habsburg-Lothringen Kontakte mit der Regierung in London her, insbesondere mit Winston Churchill. Die

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

Gründung eines Free Austrian Movement und die Pläne zur Errichtung einer »Donauföderation« unter der Regierung des Hauses HabsburgLothringen blieben bis zur steigenden Bedeutung der Sow­jetunion innerhalb der Alliierten nach der Schlacht bei Stalingrad 1943 in Diskussion, danach war diese habsburgische Utopie gestorben. Auch nach dem Ende des Krieges blieb Otto Habsburg-Lothringen politisch aktiv. In einem Brief an den amerikanischen Präsidenten Harry Truman vom 2.  Juli 1945 versuchte er, die Anerkennung der Regierung Renner, die er als kommunistisch diffamierte, zu hintertreiben. Im Herbst des Jahres 1945 begab sich Otto zusammen mit seinen Brüdern – widerrechtlich – in die französische Besatzungszone nach Tirol, wurde aber bald des Landes verwiesen. Einen anderen Aspekt der politischen Überlegungen der Habsburger spiegelt die Tatsache, dass 1952 der faschistische spanische Diktator Franco den konservativen Otto statt des liberalen Bourbonen Juan Carlos zum König von Spanien erheben wollte. In Anbetracht der zu erwartenden schweren Konflikte nahm aber Otto HabsburgLothringen von diesem Vorhaben Abstand. In der Zweiten Republik schlossen sich die Anhänger Ottos in der Monarchistischen Bewegung Österreichs zusammen, einer kleinen Gruppe, die allerdings wie schon in der Ersten Republik ihre Beliebtheit bei der Bevölkerung weit überschätzte. Da die Habsburger ihren Anspruch, legitime Monarchen des Landes zu sein, aufrechterhielten, verankerte man die 1919 ausgesprochene Landesverweisung im »Interesse der Sicherheit der Republik« im österreichischen Staatsvertrag von 1955. Eine Einreise nach Österreich war – solange Otto Habsburg-Lothringen nicht bereit war, eine Verzichtserklärung zu unterschreiben – weiterhin nicht möglich. Die Lage änderte sich, als Otto Habsburg-Lothringen sich spezifische Vorteile in Österreich von seiner Rolle als Präsident der Paneuropa-Union erwartete und 1961 die gesetzlich verlangte Verzichtserklärung abgab, die zu großen politischen Konflikten in der

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Ende der Monarchie – Ende der Dynastie  ?

Koalitionsregierung führte. Während die ÖVP eine grundsätzlich positive, mehr oder minder formalrechtliche Stellungnahme abgab, kamen in der SPÖ alte Habsburgerängste und -feindschaften hoch und man betonte die Gefahr für die innere Ruhe des Landes. Nachdem der Verfassungsgerichtshof sich formal nicht zuständig erklärte, fällte der Verwaltungsgerichtshof 1963 einen Spruch zugunsten von Otto Habsburg-Lothringen. Der Einreise von Otto Habsburg-Lothringen stand damit nichts mehr im Wege – außer der gespannten innenpolitischen Situation der beiden Koalitionspartner. Als die ÖVP nach den Neuwahlen im Jahre 1966 eine Alleinregierung bildete, reiste Otto Habsburg-Lothringen erstmals am 31. Oktober 1966 nach Österreich. Die anfängliche Aufregung legte sich bald, nachdem die SPÖ, die Ottos erste Reisen ängstlich beobachtete, sah, welch geringe Gefahr seine Anwesenheit bedeutete – die ersten Begeisterungskundgebungen der wenigen Monarchisten verebbten rasch. Nach den Wahlen 1970, als die nunmehr selbstbewussten Sozialisten eine Alleinregierung bildeten, sahen sie keine Notwendigkeit, etwas gegen die Tätigkeit Otto HabsburgLothringens in Österreich zu unternehmen. Auf Vermittlung von König Juan Carlos von Spanien erlaubte Bruno Kreisky sogar 1982 der Ex-Kaiserin Zita die Einreise, obwohl sie sich standhaft weigerte, eine Verzichtserklärung abzugeben. Bis zu ihrem Tod 1989 lebte sie in Österreich, und als sie starb, wurde sie nach dem alten Ritus der Monarchie in der Kapuzinergruft beigesetzt, ohne dass dieses Begräbnis mehr als die Neugier der Bevölkerung hervorrief  ; der erwartete Auftrieb monarchistischer Ideen in Österreich blieb aus. Nach dem Ende der Spaltung Europas durch den Eisernen Vorhang kam es 1989 zu neuen politischen Aktivitäten der Familie, so war z. B. Otto Habsburg-Lothringen in Ungarn als Präsidentschaftskandidat der konservativen Kleinlandwirtepartei im Gespräch. Die Integration der Habsburger in das politische und gesellschaftliche System Österreichs erfolgte letztlich aber nicht durch Otto Habsburg-Lothringen,

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Aufstieg und Niedergang einer Familie

sondern in der Person seines Sohnes Karl – der im Sinne alter Ansprüche der »Kronprinz« des Erzhauses wäre. Schon 1986 trat er an die Spitze der österreichischen Paneuropa-Bewegung. Als Quizmaster einer Fernsehshow, als »verbummelter Student« und als VIP der »Seitenblicke« durch die Medien geisternd, wurde er schließlich in den ersten Wahlen zum Europäischen Parlament auf einem sicheren Startplatz der ÖVP-Liste gewählt. Inzwischen betrachtet man wohl auch innerhalb der Familie eine Restauration in Österreich als unrealistisch und versucht daher, sich ins politische Leben der bestehenden Staaten zu integrieren. Vom höchsten Staatsamt, dem des Bundespräsidenten, sind die Habsburger in Österreich allerdings durch die Verfassung ausgeschlossen, was gerade bei der (zur Zeit der Beendigung dieses Buches) anstehenden Bundespräsidentenwahl, bei der Ulrich Habsburg-Lothringen seine Absicht angekündigt hatte, zu kandidieren, wieder zu Diskussionen über die Sinnhaftigkeit dieses Gesetzes führte. Die Familie betreibt weiterhin den Kampf gegen die Habsburgergesetze, deren Aufhebung politische und finanzielle Forderungen, die man oft unterschätzt, nach sich ziehen würde. Überblickt man die politischen Ränkespiele der Familie seit 1918, kann man annehmen, dass ein Ende ihrer politischen Ambitionen noch nicht erreicht ist.

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2. Fa mil iengeschichte Gene a l o gie u nd Fa mil ien t y pus Eine der wesentlichsten Aufgaben jeder Dynastie war es sicherlich, möglichst viele Kinder, vor allem erbberechtigte Söhne, zu haben, die einen Fortbestand der Familie und damit der Herrschaft garantieren konnten. Auch Töchter stellten im Sinne der Heiratspolitik ein wertvolles Kapital dar, das man – immer auf Kosten der armen Frauen – in Verhandlungen über Friedensschlüsse und Bündnisse einbringen konnte. Da das Erbrecht ein männlich dominiertes war, konnten allerdings nur Söhne das Überleben der Familie garantieren. In der langen Geschichte des Hauses Habsburg gab es einerseits Zeiten, in denen eine ganze Reihe von Habsburgern lebte und damit die Fortsetzung der Dynastie garantiert schien, andererseits aber auch einige »Engpässe«, also Zeiten, in denen nur wenige Männer der Familie lebten. Während im späten Mittelalter so viele Habsburger existierten, dass drei Linien des Hauses entstanden, war ab der Zeit Friedrichs III., seines Sohnes Maximilian I. und dessen Sohn Philipp dem Schönen mit jeweils nur einem männlichen Erben pro Generation die Überlebenschance der Dynastie infrage gestellt. Das besserte sich zwar im 16. und 17. Jahrhundert, doch gab es nach dem Aussterben der spanischen Linie im Jahre 1700 und dem Tod Leopolds I. 1705 nur mehr zwei männliche Habsburger, Josef I. und seinen jüngeren Bruder Karl, der als spanischer Thronfolger vorgesehen war. Als Josef jung und ohne männlichen Thronfolger starb, verschärfte sich die Situation dramatisch und führte schließlich 1740 zum Erlöschen der Habsburger im

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Familiengeschichte

Mannesstamm. Das Konstrukt der Familie Habsburg-Lothringen trat an die Stelle der Althabsburger und in dieser »neuen« Familie waren immer genügend männliche Nachkommen vorhanden, sodass ein erneutes Problem nicht mehr auftauchte. Ganz anders sieht die Lage aus, wenn man alle Nachfahren von Habsburgerinnen und Habsburgern in Betracht zieht, also der Frage nachgeht, wer aller vom Hause Habsburg abstammt. Dabei muss man sich von den Stammbäumen, die in allen Büchern über die Familie zu finden sind, lösen, welche vom männlichen Erbrecht bestimmt sind und bei den Nachkommen über weibliche Linien nur eine Auswahl bieten, die vor allem durch politische Fragen motiviert ist. In diesen Nachkommentafeln fehlen natürlich (wieder mit wenigen Ausnahmen) illegitime Kinder der Familienmitglieder. Meist gehen solche Stammbäume von Rudolf I. aus, doch gelten Guntram der Reiche und Lanzelin Graf von Altenburg, die in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts lebten, als die frühesten nachweisbaren Ahnherrn der Habsburger. Würde man den Versuch unternehmen, alle Nachkommen Rudolfs I. zu erfassen, könnte man riesige Bücher mit den Namenslisten füllen. Vermutlich wäre es dann einem Großteil der heute in Mitteleuropa lebenden Menschen möglich – vorausgesetzt die Unterlagen würden alle existieren –, einen Habsburger in der Ahnenreihe nachzuweisen, mit Sicherheit fände sich in dieser Liste aber der gesamte Adel Europas mit allen ehemaligen oder noch immer regierenden Dynastien, da in den über 20 Generationen von Rudolf I. bis 1918 Heiratsverbindungen mit fast allen Familien bestanden. Eine Studie über die Nachkommen Kaiser Franz Josephs demonstriert, wie schnell die Zahl anwächst, von seinen vier Kindern hatte er 15 Enkel und 55 Urenkel. Man kann sich gut vorstellen, wie das im Falle der Nachfahren Rudolfs I. – nach ungefähr 20 Generationen – aussehen müsste. Neben den Nachfahrentafeln, die alle (männlichen) Nachkommen einer bestimmten Person – in unserem Fall Rudolf I. – auflisten, kennt

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Genealogie und Familientypus

die Genealogie auch die Ahnentafel. Während die Nachfahrentafel immer unregelmäßig aufgebaut ist, da es pro Generation einmal mehr und einmal weniger Kinder gibt, ist die Ahnentafel immer regelmäßig konstruiert. Jeder Mensch hat zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern usw. Die Zahl der Ahnen wächst also in jeder Generation auf das Doppelte an. Die Erforschung der Ahnen eines Adeligen hatte auch eine praktische Bedeutung, da sich der Adel über die Abstammung von Adligen definiert, der Nachweis von 16 adligen Ahnen – also alle Ururgroßeltern mussten adlig sein – war notwendig, um als adlig zu gelten und wurde z. B. bei der Aufnahme in ein Domkapitel oder einen Ritterorden verlangt. Bei allen diesen genealogischen Tafeln geht man natürlich stillschweigend davon aus, dass die Kinder eines Ehepaares wirklich die beiden Partner zu Eltern hatten. Bei einer Dynastie wie den Habsburgern waren allerdings die Möglichkeiten für eine außereheliche Sexualität der Frauen – und damit für die Möglichkeit einer illegitimen Nachkommenschaft – äußerst gering. Oft macht man sich nicht bewusst, wie viele Vorfahren ein Mensch hat. Eine Ahnentafel für den Erzherzog Thronfolger Franz Ferdinand bietet interessante Aufschlüsse über diese genealogischen Fragen. Die Reihe seiner 2 048 Ahnen – sie lebten etwa in der Mitte des 16. Jahrhunderts – kann noch lückenlos erfasst werden, bei den 8 192 Ahnen gibt es auch nur kleinere Informationslücken. Ganz im Sinne des Nationalismus hat man solche Ahnentafeln auch dazu benutzt, um die »Nationalität« – gerade in diesem Zusammenhang ein äußerst problematischer Begriff – der Vorfahren festzustellen. So stellt diese Studie über die Ahnen Franz Ferdinands fest, dass von den 4 096 Ahnen der 12. Generation außer 2 676 Deutschen  : 396 Franzosen, 249 Polen, 248 Italiener, 205 Spanier, 139 Dänen, 68 Portugiesen, 44 Niederländer, 26 Engländer, 15 Litauer, 6 Schweden, 6 Tschechen, 5 Russen, 5 Ruthenen, 4 Rumänen, 3 Ungarn und 1 Serbe in der Reihe auftauchen. Alle großen europäischen Dynastien sind

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Familiengeschichte

vertreten  : Habsburger, Wittelsbacher, Wettiner, Welfen, Nassauer, Oldenburger, Hohenzollern, Askanier, Hessen-Brabanter, Württemberger und Zähringer, Savoyer, Medici, Farnese, Este, Gonzaga, Capetinger, Lothringer, Stuart, Piasten, später die Přemysliden, Jagiellonen, Mecklenburger, Pommern und die russischen Rurikiden. Geht man noch um einige Generationen weiter zurück, sind die byzantinischen Kaiserdynastien ebenso unter den habsburgischen Vorfahren wie die Könige von Aragonien, Kastilien, León und Portugal bis zum Aussterben dieser Häuser, die Könige von Navarra, ferner die Familien Foix und Albret, die Capetinger mit allen ihren Nebenlinien in Frankreich, Portugal, Burgund, Navarra und Sizilien und die verschiedenen englischen Königshäuser wie die Yorks, Lancasters, Tudors und Stuarts. Neben den dynastischen Familien findet man eine Reihe von Geschlechtern des deutschen Hochadels  : Hohenlohe und Solms, Öttingen und Salm, Wild- und Rheingrafen, Reußen, Erbach und Stolberg. Die meisten dieser Ahnen galten – den Hausgesetzen der Habsburger nach – als ebenbürtige Heiratspartner. Durch einzelne »Exotinnen« unter den Frauen der Ahnentafel – wie etwa eine serbische Fürstin – kamen auch Armenier, Georgier, Mongolenfürsten und schließlich – in grauer Vorzeit – persische und indische Große, ja sogar chinesische Kaisersprosse zu den Ahnen des Erzherzogs. Über andere Linien waren die Habsburger auch mit bosnischen, bulgarischen, albanischen, schottischen, walisischen und irischen Fürsten verwandt, interessanterweise aber kaum mit Magyaren, obwohl die Habsburger Ungarn beherrschten. In der Reihe der 128 Ahnen Franz Ferdinands gibt es schon die ersten – aufgrund der Hausgesetze – als nicht ebenbürtig anzusehenden Familien, polnische und deutsche (kleinere) Adlige, an einzelnen Stellen des Stammbaumes traten auch bürgerliche Familien in das Verwandtschaftsgeflecht europäischer Dynastien. Da die Aufzeichnungen über Verwandtschaftsverhältnisse im Adel notwendig waren und daher gepflegt wurden, ist das Quellenmaterial

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Genealogie und Familientypus

sehr gut, während die Ahnen von Bürgerlichen oft nicht feststellbar sind, sodass Lücken in der Ahnenreihe entstehen. Solch schwierige Fälle beginnen fast immer mit einer Liebesbeziehung zwischen einem Hocharistokraten und einer sozial niedriger stehenden Frau, deren Kinder in den Adelsstand erhoben werden und in verschiedene Familien einheiraten, so findet sich unter den Ahnen der Geliebten eines französischen Königs ein einfacher Barbier namens Babou, von dem fast alle Herrscherhäuser Europas abstammen. Eine genealogisch spannende, aber natürlich irrelevante Frage wäre, wie die Stammbäume aussähen, wenn die europäische Gesellschaft nicht nach dem Vaterrecht, sondern nach dem Mutterrecht organisiert gewesen wäre. Die »Mutterlinie« Maria Theresias (der Stammmutter aller späteren Habsburger), d.  h. ihre nur durch Frauen vermittelte Ahnenreihe, mündet bei der Tochter eines mongolischen Olovcerfürsten. Eine Reihe von ausgefallenen und nicht zu erwartenden Vorfahren findet sich in der habsburgischen Ahnenreihe. So stammten sie wie übrigens sämtliche heute lebenden europäischen Fürsten – und mit ihnen Tausende europäischer Hocharistokraten, freilich auch Bürger und Bauern – einwandfrei vom Propheten Mohammed, dem Begründer des Islam ab. Über die Jagiellonen (Anna Jagiello, die Frau Ferdinands I., ist eine der Stammmütter des Hauses) waren sie sogar mit dem gefürchteten Dschingis-Khan verwandt. Auch einige Päpste  – Innozenz VIII., Alexander VI. und Paul III. – haben über ihre »natürlichen Kinder« genealogische Spuren in der Familie hinterlassen, und auch Heilige (etwa der babenbergische Landesheilige Leopold III.) waren unter den Ahnen Franz Ferdinands. Eine ganz andere Bedeutung hatte die Genealogie der Habsburger im Zusammenhang mit der Herrschaftslegitimierung und der Propaganda des Erzhauses. Besonders unter Maximilian I. entstanden einige fiktive Genealogien der Dynastie, die einerseits schon im Mittelalter verbreiteten Theorien über die römische Herkunft der Familie, die

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Familiengeschichte

eine Verwandtschaft mit den stadtrömischen Patriziergeschlechtern Colonna oder Pierleoni – dadurch erschienen die Päpste Felix III. und Gregor I., aber auch der hl. Benedikt in der Ahnenreihe – annahmen, andererseits aber ein neues wirkmächtiges Konstrukt vorlegten. Diese These versuchte eine »Ansippung« – also den bewussten Anschluss an die Genealogie der Merowinger – und damit an die Sage von der trojanischen Herkunft der Franken, die sich von Priamus von Troja ableiteten. Diese beiden Herkunftstheorien – die römische und die fränkische – bestanden noch längere Zeit nebeneinander und wurden von den Hofhistorikern und Genealogen vertreten. Doch es gab noch verwegenere Konstruktionen, in denen die Habsburger mit Figuren des alten Testaments, mit mythologischen Gestalten Ägyptens (z. B. dem Gott Osiris) und dann natürlich mit Personen im antiken Rom und von dort mit den Frankenherrschern in Beziehung gesetzt wurden. Geistesgeschichtlich und propagandistisch am wichtigsten blieb aber die Anknüpfung an Äneas, in der sich heidnische und hebräische Elemente verbinden. Die großen Vorbildgestalten Konstantin und Karl der Große betonten das trojanische Erbe, die Hohenstaufer betrachteten David als ihren Vorfahren, ebenso die Burgunder und Luxemburger, und in diese Kerbe schlug auch die fiktive Genealogie Maximilians und seiner Nachfolger. Eine Feststellung, die man im Zusammenhang mit den Habsburgern – aber auch anderen Dynastien und Adelsfamilien – immer wieder hört, ist, dass sie ein Produkt der Inzucht, die dann ganz negativ als Degeneration abgestempelt wird, seien. Das dahinter steckende Phänomen ist der Ahnenschwund, der bei allen Menschen – nicht nur bei Angehörigen einer Dynastie – auftritt, da alle Menschen Produkte von Verwandtschaftsehen sind. Eine Vorstellung vom Ahnenschwund kann man durch ein einfaches Rechenexempel bekommen. Nimmt man eine durchschnittliche Zahl von 33 Jahren als Generationenfolge an, so müsste am Ende der Monarchie jeder lebende Mensch zur Zeit

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Genealogie und Familientypus

Karls des Großen im Jahre 800 mehr als 34 Milliarden Ahnen gehabt haben, während die gesamte Bevölkerung Europas in dieser Zeit nicht mehr als 30 Millionen Menschen betrug. Daraus ergibt sich eindeutig, dass jeder Mensch einen erheblichen Ahnenschwund aufweisen muss. Bei den Dynastien ist dieser Ahnenschwund aus zwei Gründen deutlicher sichtbar. Einerseits gibt es beim Adel Aufzeichnungen, die viele Generationen zurückgehen und damit dieses Phänomen belegen, und zweitens waren sie häufig durch Verwandtschaftsehen so eng mit anderen Familien verflochten, dass der Ahnenschwund schon in Generationen sichtbar wird, in denen er bei bürgerlichen oder bäuerlichen Familien nur selten auftaucht. Ein Beispiel wäre etwa der Sohn des spanischen Königs Philipp II., Don Carlos  ; er hat 6 statt 16, 16 statt 64, 24 statt 128 Ahnen. In der schon erwähnten Ahnenreihe für Franz Ferdinand ist für die Generation der 4 096 Ahnen nur mehr ein Bestand von zirka 13 Prozent der theoretischen Ahnenzahl anzunehmen. In der 14. Generation hätte Franz Ferdinand – wie jeder Mensch – eine theoretische Zahl von 16 384 Ahnen aufzuweisen, in Wirklichkeit sind es aber nur 1 514, also 9,2 Prozent. Das heißt, eine große Zahl dieser rund 1 500 Menschen kommt in seiner Ahnenreihe mehrfach vor. Schon Ferdinand  I., der kaum 400 Jahre vor dem Erzherzog Thronfolger lebte, kommt nicht weniger als 293-mal, Friedrich III. 589-mal als Ahne vor. Rudolf von Habsburg figuriert schon mehrere Tausend Mal als Vorfahre, die Ahnenzahlen für die frühen Staufer gehen in die Hunderttausende, für die Salier und Ottonen in die Millionen. Karl der Große soll nach den Schätzungen eines Genealogen etwa 100 Millionen Mal als Vorfahre des Erzherzogs aufscheinen. Mit dieser Frage ist auch die des habsburgischen Familientypus verbunden. Eines der äußeren Merkmale war der Vorbiss (das heißt, der Unterkiefer ist länger als das Oberkiefer, sodass die Zähne nicht aufeinanderbeißen), aber auch die große Nase und so dubiose, schwer zu erfassende Phänomene wie »verschlafene Augen« wurden dabei

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Familiengeschichte

diskutiert. Eine andere erbbiologische Frage war die nach der Neigung der Familie zur Geisteskrankheit, die ebenfalls in der Forschung – deren Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen sind, weil sie zum Teil mit rassistischem und biologistischem Gedankengut völlig unkritisch umgehen – diskutiert wurden. Mit den starken Lippen, dem Vorbiss und dem vorspringenden Kinn wurde ein Typus festgelegt und als »habsburgisch« definiert, der nur bei wenigen Habsburgern wirklich nachweisbar ist. Am deutlichsten findet man die Merkmale, die den angeblichen Habsburgertypus verkörpern, bei Karl V. und Leopold I., aber auch bei Maximilian I., Ferdinand I., Rudolf II. und Karl VI. Der spanische König Karl II. und einige Frauen der Familie liefern ebenfalls Beispiele für diesen sogenannten Familientypus. Die Herkunft dieser Anomalie ist fraglich, die oft genannte Frau Erzherzog Ernst des Eisernen, Cimburgis von Masowien, aber auch die Portugiesen, die Burgunder und die Spanier wurden in die Diskussion gebracht. Von Cimburgis von Masowien stammen alle späteren Habsburger ab, doch bleibt sie in vieler Hinsicht rätselhaft – für den »Familientypus« besteht das Problem darin, dass von ihr kein authentisches Porträt existiert und für die Genealogen stellt ihre Ahnenreihe, die sich bald irgendwo in Asien verliert, ein Problem dar. Die Verwandtschaftsehen zwischen spanischen und österreichischen Habsburgern und den Wittelsbachern haben nach der Auffassung der Forschung zu einem relativ stabilen Typus der Althabsburger geführt und auch eine Untersuchung der Wittelsbacher zeigt viele Angehörige der Familie mit dem charakteristischen Vorbiss. Seit dem 18. Jahrhundert wird dieser althabsburgische Typus selten, mit Maria Theresia setzten sich angeblich die welfischen Merkmale ihrer Mutter durch. Man könnte diesen Spekulationen noch lange folgen, doch scheint der Erkenntniswert gering. Letztlich kommt man zu dem Ergebnis, dass es keinen durchgängigen Familientypus gibt, sondern dass die Mischung verschiedener Erbmerkmale und die Ausmendelung

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Lebenszyklen

zu keiner wirklichen physiognomischen Gemeinsamkeit der Familie führen. Neben der in Porträts nachweisbaren Deformierung des Kiefers waren auch Krankheiten in der Familie erblich, vor allem die Epilepsie, die schon bei Erzherzoginnen des 16. Jahrhunderts nachweisbar ist  ; auch der österreichische Kaiser Ferdinand I. oder der als Held gefeierte Sieger von Aspern 1809, Erzherzog Karl, waren Epileptiker. Eine andere vererbliche Erkrankung der Familie war die Schizophrenie, die auf die spanische Prinzessin Johanna, genannt la Loca (die Wahnsinnige), zurückgeführt wurde. Opfer dieser Erberkrankung waren der Sohn Philipps II., Infant Don Carlos oder Kaiser Rudolf II., der in der letzten Phase seiner Regierung durch diese Krankheit geprägt und weitgehend regierungsunfähig war. Einige andere Habsburger sind nicht gerade brillant gewesen, sondern waren eher einfältig und bestenfalls durchschnittlich, doch stehen daneben – und das ist bei dem großen Genpool, den jeder Mensch hat, selbstverständlich – auch einige besonders begabte Habsburger. Das Problem der Familie war nur, dass zumindest im 19. Jahrhundert immer die durchschnittlichen Gestalten an der Regierung waren.

L ebensz y k l en Schwanger zu sein war für die Frauen im Haus Habsburg der Normalzustand, denn ihre wichtigste Aufgabe war es ja, möglichst viele Kinder – am besten Söhne – zu gebären. Viele Schwangerschaften endeten mit Fehlgeburten und viele lebend zur Welt gebrachte Kinder starben innerhalb kürzester Zeit. Das ist kein spezielles Phänomen der Familie Habsburg, sondern war im späten Mittelalter und der Frühen Neuzeit weit verbreitet und führte demografisch gesprochen dazu, dass das Bevölkerungswachstum sehr langsam erfolgte. Auch die Geburt selbst brachte Gefahren für Mutter und Kind mit sich, viele Habsburgerinnen starben im Kindbett. Zu frühe Heirat, zu

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Familiengeschichte

einem Zeitpunkt, als der Körper den Strapazen einer Schwangerschaft noch nicht gewachsen war, und eine große Zahl von Schwangerschaften bedeuteten Risken für die Frauen, die nicht immer glimpflich ausgingen. Durch die gewaltige Rolle, die der Sicherung vor allem des männlichen Nachwuchses bei Dynastien zukam, nahm die Geburt von Kindern – und besonders Söhnen – einen beachtlichen Platz unter den Feiern ein, wobei auch die Taufe, nicht zuletzt im Sinne der Pietas Austriaca ebenso stark wie die Geburt beachtet wurde. Die Schwangerschaft und die Geburt waren immer auch mit Ritualen verbunden, die neben den katholischen auch »abergläubische« Praktiken einschlossen. Gebete, Prozessionen und Opfergaben erflehten Thronerben, eine gute Schwangerschaft und glückliche Geburt. Die Schwangerschaft einer Kaiserin wurde öffentlich verkündigt, etwa zu Ende des dritten Schwangerschaftsmonats wurde sie bei einem festlichen Kirchenbesuch in einem Tragsessel getragen – ein allgemein verständliches Symbol der Schwangerschaft. Die eigentliche Zeit der Schwangerschaft war mit magischen Gebräuchen ausgefüllt, vor allem bei Wallfahrten nach Mariazell und später unter Maria Theresia nach Maria Hietzing, zumindest aber ein Besuch in der Loretokapelle in der Augustinerkirche, verbunden mit der Hinterlegung von Votivgaben. Auch Vorbereitungen für die Erziehung des zu erwartenden Kindes wurden getroffen, schon vor der Geburt wurde eine Aya (ein spanischer Begriff für die Erzieherin bei den Habsburgern) bestimmt, meist die adlige Witwe nach einem Hofbediensteten. Häufig reisten auch die jeweiligen Mütter mit großem Gefolge – bis zu 130 Personen – an, um ihren Töchtern während der Schwangerschaft und bei der Geburt beizustehen. Beim Einsetzen der Wehen wurde in der Kammerkapelle das Altarsakrament ausgesetzt und zum Gebet gerufen, im Zimmer der Gebärenden versammelten sich verschiedene Frauen, die Ratschläge erteilten. Erst der Hofarzt Maria Theresias, Gerhard van Swieten, ließ sie entfernen und leitete die Geburt nur mit einer Hebamme. Die

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Lebenszyklen

Geburt wurde dem Volk verkündet, die große Glocke, die Pummerin in St. Stephan, wurde geläutet, Botschaften an andere Höfe gingen ab, um die Geburt anzuzeigen. Das eigentlich im christlichen Sinne wichtige Ritual war dann die bald auf die Geburt folgende Taufe, die einen rite de passage, die Aufnahme in die Religionsgemeinschaft, aber auch in die Familie darstellte. Die Zeremonie und ihre Utensilien waren mit Tradition behaftet, die kaiserliche Taufgarnitur war ursprünglich ein Tafelaufsatz und eine Handwaschgarnitur, ein Hochzeitsgeschenk der Kärntner Stände an Karl II. von Innerösterreich und Maria von Bayern anlässlich ihrer Hochzeit 1571. Auch verschiedene Reliquien  : ein (angeblicher) Teil des »wahren« Kreuzes, ein Nagel der Kreuzigung, ein Dorn der Dornenkrone Christi und eine Blutreliquie sollten den Segen Gottes beschwören. Auch die Taufkleider waren Staatskleider, sie sind heute zusammen mit der Taufgarnitur in der Wiener Schatzkammer zu sehen. Getragen wurde der Täufling von der Aya, also seiner zukünftigen Erzieherin, oder vom Obersthofmeister, die Taufe selbst wurde vom päpstlichen Nuntius vollzogen, und dem Taufwasser fügte man einige Tropfen Jordanwasser bei, wieder eine der subtilen Anspielungen auf den sakralen Charakter der kaiserlichen Familie. Oft wurde der erstgeborene Sohn schon als Täufling in den Orden des Goldenen Vlieses aufgenommen, man hängte dem Neugeborenen ein besonders kleines Vlies um, und die Ordensritter wurden zum Kuss der Windeltücher vorgelassen. Ebenfalls mit den Windeln zu tun hatte die päpstliche Windelpräsentation, bei der wertvolle Geschenke mit einer symbolischen Windel überreicht wurden. Eine wichtige Rolle spielte auf dieser Ebene der hohen Politik auch die Wahl des Taufpaten  ; nahe Verwandte, Potentaten aus dem Ausland und auch der Papst waren besonders beliebt, erst in der Zeit der Aufklärung wandelte sich das  : Großherzog Peter Leopold (später Kaiser Leopold II.) in der Toskana wählte arme Männer aus Florenz oder Angehörige des Kapuzinerordens als Paten für seine Kinder.

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Familiengeschichte

Häufig waren Geburten bei Hof, aber auch bei der Bevölkerung mit Festlichkeiten verbunden, wie etwa Illuminationen in Wien anlässlich der Geburt von Thronfolgern zeigen. Den Habsburgern wurden immer viele Vornamen gegeben, von denen allerdings meist nur der erste (oder manchmal wie bei Peter Leopold, als Kaiser Leopold II., der zweite Vorname) verwendet wurde. Ein weiterer Übergangsritus, der den Status eines Habsburgers änderte, war die Hochzeit. Gerade bei Dynastien war oft das Heiratsalter sehr niedrig, es gab immer wieder »Kinderhochzeiten«, doch erfolgte der Vollzug der Hochzeit (der erste Beischlaf, die copulatio carnalis, ist ein rechtsnotwendiger Bestandteil der Heirat, ohne den die Ehe nicht gültig ist) oft erst viel später, meist nach dem 14. Lebensjahr. Mit den Heiraten im Hause Habsburg waren natürlich auch viele politische Fragen verbunden, da mit den Hochzeiten Bündnisse gestärkt werden konnten oder auch gegenseitige Erbverträge abgeschlossen wurden, die besonders in der Heiratsserie um 1500 zum Aufstieg der Familie erheblich beitrugen. Während die meisten Erzherzoge (soweit sie nicht kirchliche Pfründen besaßen) und Erzherzoginnen heirateten, kam ein anderer Übergangsritus nur für wenige in Frage. Mit dem Herrschaftsantritt im Reich und den Ländern waren spezifische Einsetzungszeremonien, die ebenfalls rites de passage waren, verbunden. Allerdings wurden nur 17 Habsburger, ein Lothringer und drei Habsburg-Lothringer (oder insgesamt 21 Familienmitglieder) im Reich, 15 in Böhmen und 18 in Ungarn gekrönt. Da die Kernländer der habsburgischen Herrschaft, die Erbländer, kein Königreich waren, sondern Erzherzogtümer, Herzogtümer und eine gefürstete Grafschaft (Tirol), gab es in diesen Ländern keine Krönungen, sondern eine andere Form von Herrschaftseinsetzung, die Erbhuldigung mit einem ähnlichen Ritual. Die Stände der jeweiligen Länder legten zuerst ihre Privilegien zur Bestätigung vor, dann erfolgte in der feierlichen Zeremonie der Erbhuldigung die Loyalitäts-

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erklärung der Stände als Repräsentanten des Landes. Bis ins 19. Jahrhundert hinein (1835 das letzte Mal in Niederösterreich und 1838 noch einmal in Tirol) wurden solche Erbhuldigungen durchgeführt, die im Zeremoniell stark an Krönungen erinnerten – nur wurde statt der Krone der Erzherzogshut verwendet. Eine der Erbhuldigungen in den österreichischen Ländern, nämlich die in Kärnten, unterschied sich anfänglich stark von denjenigen in den anderen habsburgischen Gebieten. Die gesamte Zeremonie bestand aus drei Teilen, von denen der zweite – eine kirchliche Zeremonie in Maria Saal – und der dritte – die Lehenvergabe auf dem Herzogsstuhl am Zollfeld – sich wenig von den Ritualen in anderen Ländern unterscheiden. Der erste Teil der Herzogseinsetzung, der auf slawische Wurzeln zurückgeht, ist hingegen ungewöhnlich. Ein in slawischer Tracht gekleideter Bauer, der einen gefleckten Ochsen und ein Pferd mit sich führt, stellt dem ebenfalls in bäuerlicher slawischer Tracht gekleideten zukünftigen Herzog, der zu ihm geführt wird, fünf Fragen  : »Wer ist der Herangeführte  ?«, »Ist er wert auf dem Herzogsstuhl zu sitzen  ?«, »Hat er den rechten christlichen Glauben  ?«, »Ist er ein guter Richter  ?« und »Wird er das Land vor Gefahr schützen, für Witwen, Waisen, Ordensleute und Priester Frieden schaffen  ?«. Diese Fragen sind in unterschiedlicher Form immer wieder Bestandteil von Herrschaftseinsetzungen, ungewöhnlich ist hingegen, dass ein Bauer sie stellt und dass er sie sclavice, also auf Slowenisch stellt. Dann macht der Bauer dem Herzog Platz und gibt ihm dabei einen leichten Backenstreich, der neue Herr besteigt daraufhin den Stein und schlägt mit dem Schwert in alle vier Himmelsrichtungen. Schon bald wurde allerdings dieser Teil der Zeremonie weggelassen, weil die bäuerliche Tracht und die Tatsache, dass zunächst ein Bauer am Fürstenstein saß, als diskriminierend empfunden wurden. In der Barockzeit verlegte man die Kärntner Herzogseinsetzung überhaupt ins Landhaus in Klagenfurt, 1660 huldigte man dort Leopold I. und 1728 als letztem Landesfürsten Karl VI.

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Familiengeschichte

Die höchste weltliche Würde, die das Abendland zu vergeben hatte, war die der Herrschaft des Reiches. Die Herrschaft in diesem im späten Mittelalter dann als Heiliges Römisches Reich deutscher Nation bezeichneten Gebilde wurde zunächst nach dem Geblütsrecht innerhalb einer Herrschersippe durch Designation des neuen Herrschers und Akklamation durch die Großen des Reiches weitergegeben. Mit dem späten Mittelalter setzte sich dann endgültig das Wahlrecht durch, wodurch die Wahl als Recht konstituierender Akt die Krönung ihrer ursprünglichen Bedeutung beraubte. Bis 1508 war die Krönung des Herrschers im Reich eine zweifache. Zunächst wurde er im Reich selbst zum König gekrönt, danach bemühte er sich, nach Italien zu ziehen, um dort vom Papst in Rom zum Kaiser gekrönt zu werden. Von den habsburgischen Herrschern des Reiches war nur Friedrich III. ein vom Papst in Rom gekrönter Kaiser. Sein Sohn Maximilian nahm 1508 in Trient den Titel »Erwählter römischer Kaiser« an. Zwar wurde noch ein Habsburger, Karl V., vom Papst in Bologna gekrönt, doch von da an war der Rangunterschied zwischen Kaiser und König praktisch aufgehoben, wenn auch immer noch die Möglichkeit bestand, zu Lebzeiten des Kaisers einen König zu wählen. Die Königskrönungen wurden nach einem traditionellen Schema, das im Krönungsordo von 1309 festgelegt wurde, vorgenommen, nacheinander erfolgte  : 1. die Einholung des gewählten Königs durch den Klerus in die Kirche, 2. der Beginn des Hochamtes zu den Heiligen Drei Königen mit der Allerheiligenlitanei, 3. die Befragung des Königs in Anlehnung an das Bischofsscrutinium, 4. die Salbung, 5. die Übergabe der Insignien und die Krönung, 6. die Eidesleistung des gekrönten Königs, 7. die Thronsetzung auf den Stuhl Karls des Großen und Beendigung der Messe und schließlich 8. das Krönungsmahl im Rathaus. Die Goldene Bulle von 1356 regelte nicht nur die Königswahl, sondern auch die Krönung, sie bestimmte, dass die Wahl in Frankfurt,

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die Krönung in Aachen und der erste Reichstag in Nürnberg stattfinden sollten. Seit dem Jahr 1562 kam es allerdings dazu, dass auch die Krönung in der Frankfurter Bartholomäuskirche und das Festmahl im dortigen Rathaus, dem Römer, stattfand, andere Krönungsorte – Regensburg (1575) und Augsburg (1690) – wurden nur gewählt, wenn man wegen einer Seuche ausweichen musste. Die Frankfurter Bartholomäuskirche wurde zur Krönungskirche, denn die Zeremonie verlief im Rahmen eines Gottesdienstes, der in der Zeit der Reformation schwierige Fragen aufwarf, weil ja nicht alle Kurfürsten katholisch waren. Die Rechtszeremonie begann damit, dass man dem zu Krönenden sechs Fragen, die formal seine Eignung prüften, vorlegte. Dann wurde der zu Krönende an Haupt, Brust, zwischen den Schultern, am rechten Arm zwischen Hand und Ellbogen und in der flachen Hand gesalbt, die Ähnlichkeiten mit einer Bischofsweihe sind unverkennbar. Dann folgten die Einkleidung mit dem Krönungsornat, die Übergabe der Reichsinsignien und schließlich die eigentliche Krönung, bei der über eine Chorkappe die Krone von allen Erzbischöfen zugleich aufgesetzt wurde. Daraufhin schwor der Gekrönte einen Eid und wurde inthronisiert. Mit dem »Schwert Karls des Großen« schlug er einige Anwesende zu Rittern, dann wurde die Messe fortgesetzt. Nach dem kirchlichen folgte der weltliche Teil des Zeremoniells, das Krönungsmahl im Rathaussaal, auf dem Weg dorthin wurden silberne und goldene, speziell für die Krönung geprägte Münzen ins Volk geworfen. Bei diesem Krönungsmahl im Frankfurter Römer war die Elite des Reiches geladen, die weltlichen Kurfürsten oder ihre Vertreter verrichteten dabei symbolisch ihre Erzämter. Der Erzmarschall, der Kurfürst von Sachsen, ritt zu Pferd zu einem Haufen Hafer, den man aufgeschüttet hatte, und entnahm mit einem silbernen Maß und einem silbernen Streicher ein Gefäß voll Hafer. Die silbernen Geräte und das Pferd gebührten altem Herkommen nach seinem Ministerialen und Vertreter in diesen Funktionen, dem Reichserbmarschall von

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Pappenheim. Der Erzkämmerer, der Kurfürst von Brandenburg, ritt zu einem Tisch am Rathausplatz und brachte dem Herrscher von dort ein Handbecken, eine Kanne und Tücher. Diese Geräte und das Pferd standen wieder dem Reichserbkämmerer, einem Grafen Hohenzollern, zu. Der Erbtruchsess, der Kurfürst von der Pfalz, ritt zu der Bretterküche am Platz und holte einige Speisen in silbernen Schüsseln. Schüsseln und Pferd standen dem Erbküchenmeister von Seldeneck zu. Das Amt des Schenks, des Kurfürsten von Böhmen, wurde, da der Gekrönte ja immer selbst diese Funktion innehatte, nicht in Person ausgeübt, der Erbschenk von Limburg schenkte dem Kaiser aus einem kostbaren Gefäß ein, das der Erbschenk behalten durfte. Bei der Tafel übergab der König dem Erzkanzler, dem Kurfürsten von Mainz, die Siegel, die dieser den ganzen Tag offen sichtbar bei sich behielt. Dieser weltliche Teil der Krönung war einer etwas breiteren Öffentlichkeit zugänglich und besonders beliebt, vor allem der Auswurf der Münzen bzw. eigens geprägter Krönungsjetons, um die sich die Menge balgte, war ein Spektakel für alle. In der späteren Zeit wurden große Mengen – bis zu 40 000 Stück – solcher Erinnerungsmedaillen hergestellt. Auch der mit verschiedenen Tieren gefüllte Ochse, der vor dem Rathaus gebraten wurde und die Brunnen, aus denen roter und weißer Wein floss, waren eine Attraktion für die Bevölkerung der Stadt. Weitere Festlichkeiten, wie feierliche Belehnungen, Turniere, Feuerwerke, Bankette und Jagden umrahmten dieses feierliche Geschehen einer Wahl und Krönung. Ähnlich vom Zeremoniell war auch die Krönung in Böhmen. Eine der Zeremonien, die auf die Gründung Böhmens verwies, hatte mit den angeblichen Bastschuhen und der Bauerntasche des legendären Ahnherrn Přemysl zu tun, die aus Vyšegrad geholt wurden und beim feierlichen Krönungszug dem König voran getragen wurden. Der Krönungszug führte zum Veitsdom auf dem Hradschin, wohin auch das Reliquienkreuz, mit dem der Prager Erzbischof den zukünftigen König empfing, und die Kroninsignien aus Karlstein gebracht wor-

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den waren. Die Krönungszeremonie selbst verlief ganz ähnlich wie im Reich, die Aufsetzung der Krone erfolgte durch den Prager Erzbischof und den Oberst-Burggrafen als Vertreter der Stände. Dem folgte dann ein Huldigungsakt, bei dem die Vertreter der Stände die Krone bzw. später nur das Szepter berührten. Krönungsmahl und Münzauswurf ähnelten wieder der Zeremonie im Reich, eine besondere Anknüpfung an die legendäre Tradition der böhmischen Geschichte stellte das Auftreten eines Bauern von Stadic dar, der Haselnüsse von jener Staude brachte, die der Überlieferung nach aus dem Ochsenjoch Přemysls gesprossen war. Im Gegensatz zum Reich wurde in Böhmen – und in Ungarn – auch die Frau des jeweiligen Regenten in einer weniger feierlichen Form gekrönt. 17 Habsburger wurden in Böhmen gekrönt  : Rudolf III., Al­brecht V., Ladislaus Postumus, Ferdinand I., Maximilian II., Rudolf II., Matthias, Ferdinand II. (zu dem Friedrich von der Pfalz als Gegenkönig im protestantischen Ritus gekrönt wurde) und dann als Erbkönige Ferdinand III., Ferdinand IV., Leopold I., Josef  I., Karl VI., Maria Theresia, Leopold II., Franz II. und schließlich Ferdinand I. (als böhmischer König Ferdinand V.) als letzter in Böhmen gekrönter Habsburger. Joseph II. war zwar böhmischer König, ließ sich aber nicht krönen, und weder Franz Joseph noch sein Nachfolger Karl wurden in Prag gekrönt, hingegen sehr wohl in Ungarn, was mit der spezifischen Situation des Nationalitätenproblems zusammenhängt. Auch die Krönung in Ungarn hatte ihre Besonderheiten, sie ging ebenfalls auf eine alte Tradition zurück, denn im Jahr 1000 wurde Stephan I. der Heilige zum ersten ungarischen König in Gran gekrönt. Die Krönung in Ungarn mit der »heiligen Stephanskrone«, die allerdings aus einer späteren Zeit stammt, war noch wichtiger als anderswo, nur ein rechtmäßig gekrönter König wurde von den Ungarn als Herrscher akzeptiert. Da der ursprüngliche traditionelle Krönungsort Stuhlweißenburg im Laufe des 16. Jahrhunderts an die Osmanen verloren ging, wurden

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Familiengeschichte

nur Albrecht II. 1438 und der habsburgische König Ferdinand I. 1527 an diesem Ort gekrönt. Die späteren Krönungen erfolgten meist in Pressburg, das zu einer Art Ersatzhauptstadt Ungarns geworden war, in der ganz späten Zeit auch in Budapest. Das Zeremoniell der eigentlichen Krönung unterschied sich wenig von den vergleichbaren Ritualen im Reich oder in Böhmen, die Aufsetzung der Krone erfolgte seit 1508 durch den Palatin (Stellvertreter des Königs) gemeinsam mit dem Erzbischof von Gran. Daran schlossen sich zwei Zeremonien, die spezifisch für Ungarn waren. Der König zog in eine andere Kirche in Stuhlweißenburg bzw. in Pressburg oder Budapest, wo er einige Adlige zu Rittern vom Goldenen Sporn schlug, und sprach in zwei Prozessen exemplarisch Recht. Daraufhin zog der Gekrönte zu Pferd zu einem Hügel außerhalb der Stadt, wo er vor dem Palatin den Eid auf die Verfassung des Landes ablegte, und galoppierte dann auf den Hügel und vollführte mit gezogenem Schwert Streiche in alle vier Himmelsrichtungen, um damit symbolisch auszudrücken, dass er gewillt sei, das Land gegen alle Feinde, woher immer sie kommen mögen, zu verteidigen. Auch die Frauen der Habsburger wurden in Ungarn gekrönt  ; politisch war es sicher besonders wichtig, dass die Frau Ferdinands I. Anna Jagiello so gekrönt wurde – vielleicht sogar als erste Königin, denn über mittelalterliche Vorbilder wissen wir nichts. Die Krone wurde den Frauen nicht auf den Kopf, sondern auf die linke Schulter gesetzt. Nur eine einzige Frau wurde durch die Annahme der Pragmatischen Sanktion durch die ungarischen Stände als wirkliche Herrscherin 1741 gekrönt. Maria Theresia führte den männlichen Titel rex Hungariae und hat die Krone auf das Haupt gesetzt bekommen wie ihre männlichen Vorgänger und Nachfolger. Ihr Sohn Joseph II., der Zeremonien hasste, ließ sich nicht krönen, weswegen er von den Ungarn als kalapos király, als König mit dem Hut, bezeichnet wurde und nicht so ganz anerkannt war. Nach den Krönungen Franz’  II./I. in Budapest und seines Sohnes Ferdinand in Pressburg gab es durch die

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Konflikte der Revolution und der Theorie, dass Ungarn seine Privilegien verwirkt hatte, eine Verzögerung bei der Krönung Franz Josephs. Erst nach dem Ausgleich 1867 wurden er und seine Frau Elisabeth (Sisi), die der besondere Liebling der Ungarn war, in der Matthiaskirche in Budapest gekrönt. Die letzte Krönung in Ungarn, die König Karls IV. (Kaiser Karl I.), fand 1916 in Budapest zwar mit viel Prunk statt, konnte aber über das Elend des Krieges nicht hinwegtäuschen. Die römische, böhmische und ungarische Krönung waren sozusagen das Standardprogramm der meisten Habsburger, eine andere Zeremonie haben nur drei Habsburger durchgeführt  : die Krönung mit der Eisernen Krone zum König von Italien. Friedrich III. war vor seiner Kaiserkrönung 1452 offensichtlich auch mit der Eisernen Krone – die dazu aus Mailand bzw. Monza gebracht wurde – gekrönt worden. Auch Karl V. wurde 1530 vor seiner Kaiserkrönung in Bologna vom Papst mit der Eisernen Krone gekrönt. Ohne Beziehung zur mittelalterlichen Tradition der Kaiserkrönung ist die lombardo-venetianische Krönung Ferdinands I. 1838 zu verstehen, sie war vermutlich auch eine Reaktion auf die Selbstkrönung Napoleons mit der Eisernen Krone 1805. Interessant ist die Tatsache, dass die Habsburger in Spanien nicht gekrönt wurden, allerdings gab es Einsetzungszeremonien, die mit der Erbhuldigung vergleichbar waren. Eine späte Herrschaftseinsetzungszeremonie betraf die Regierung des Habsburgers Maximilian in Mexiko. Eine Delegation mexikanischer Würdenträger kam 1863 zu ihm nach Miramare, um ihm den Thron des mexikanischen Kaiserreiches anzubieten. Als Insignie überreichte die Delegation ihm ein Szepter mit der mexikanischen Schlange, in dessen hohlen Schaft sich die Wahlurkunde, mit der er berufen wurde, befand. Eine Krönung im eigentlichen Sinn fand niemals statt. 1804 hatten die Habsburger mit dem Kaisertum Österreich einen neuen Titel und ein »neues Reich« geschaffen. Interessant bleibt sicherlich die Tatsache, dass es niemals zur Krönung eines Kaisers von

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Familiengeschichte

Österreich gekommen ist, obwohl man mit der Hauskrone Rudolfs II., der sogenannten Rudolfskrone, eine Insignie für eine solche Krönung vorgesehen hatte. Der Hauptgrund war sicherlich die Tatsache, dass im 19. Jahrhundert die Krönung schon entmythologisiert war, schon die Aufklärer fanden die Kaiserkrönungen des 18. Jahrhunderts lächerlich, altmodisch und einfach nicht mehr zeitgemäß, und selbst Maria Theresia nannte die Krone ein »narrenhäubll«. Die letzte große Station im Leben jedes Menschen ist der Tod. Aber Sterben ist weit mehr als ein körperlicher Vorgang, ein Aussetzen der Funktionen der Organe – Sterben ist auch ein emotionales Phänomen und wurde daher in einem Übergangsritus (rite de passage) kulturell überformt. Die habsburgischen Herrscher bis zum Ende der Monarchie starben, wie das im Mittelalter und der Frühen Neuzeit allgemein verbreitet war, »öffentlich«, im Kreise der Familie und der Vertrauten des Hofes. Ein langfristig wirksames Zeremoniell bildete sich heraus, in dem geistliche Dinge, Beichte und Kommunion, aber auch die Verabschiedung von der Familie eine wesentliche Rolle spielten. Bemerkenswert erscheint, dass sich selbst um den letzten Kaiser Karl im Exil in Madeira eine Sterbezeremonie vollzog, die ganz dem alten Muster des öffentlichen Sterbens entsprach. An das Ritual des Sterbens schloss ein anderer Übergangsritus an, der zwar nicht mehr für den Verstorbenen, jedoch für seine Angehörigen eine wesentliche Bedeutung hat, das Begräbnis, bei dessen prunkvoller Ausgestaltung auch der Glanz des Hauses gezeigt werden konnte. Wurden die Habsburger des Mittelalters und der Frühen Neuzeit häufig am Ort ihres Todes beerdigt, bildete sich – ähnlich wie in vielen Adelsfamilien – bald die Idee des Erbbegräbnisses aus. Spezifisch für das Begräbnisritual ist schon seit der Zeit Friedrichs III. die Mehrfachbestattung. Da der Körper nach dem Tod einbalsamiert wurde, setzte man die Eingeweide meist in einem kostbaren Becher sofort

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bei. Später, als der Hof dauerhaft in Wien residierte, und die Kapuzinergruft zur Hauptbegräbnisstätte der österreichischen Habsburger geworden war, setzte sich als Ort der Bestattung der Eingeweide die alte Herzogsgruft in den Katakomben von St. Stephan durch. Bald trat ein neues Element hinzu  : die Herzen der Habsburger wurden in eigenen Herzbechern ebenfalls separat bestattet und sollten an einem Ort gesammelt stehen. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden daher die Herzen der Habsburger in Silberbechern in der Loretokapelle in der Augustinerkirche bestattet, wohin man auch die Herzen der im Ausland verstorbenen Familienmitglieder brachte. Insgesamt sind dort 54 Urnen mit Herzen von Habsburgern aufgestellt. Auch im Escorial in Spanien gab es eine solche Herzgruft und im alten Hauskloster der Habsburger in Muri in der Schweiz sind die Herzen der letzten Generationen, vor allem die Herzen Kaiser Karls und seiner Frau Zita, aufbewahrt. Der einbalsamierte Leichnam wurde auf dem Paradebett öffentlich ausgesetzt, dieses bed-of-state war ein allgemein üblicher Bestandteil des europäischen Herrschaftszeremoniells. Trauerfeierlichkeiten ohne Leichnam, die sogenannten Exequien, waren seit dem 16. Jahrhundert üblich geworden, sie konnten in verschiedenen Gebieten, in denen der Verstorbene geherrscht hatte und in befreundeten Staaten durchgeführt werden. Man richtete dazu ein Castrum doloris oder Trauergerüst auf, eine Art von ins Negative gewandten Triumphbogen. Einige Habsburger haben spezielle Anordnungen für ihr Begräbnis getroffen, die mit religiösen Ideen der Demut und Sündhaftigkeit verbunden waren. Maximilian I. hatte bestimmt, dass ihm nach dem Tod die Haupthaare geschnitten und die Zähne ausgebrochen werden sollten, auch sollte der Körper gegeißelt werden und zwei Tage so öffentlich aufgebahrt werden. Im Laufe der Frühen Neuzeit bildeten sich zwei Begräbnisstätten der Habsburger heraus, die von der Idee ausgingen, dass möglichst alle Mitglieder des jeweiligen Zweiges der Familie am gleichen Ort ruhen

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sollten  : der Escorial für die spanischen und die Kapuzinergruft für die österreichischen Habsburger. Für die Bestattungen in der Kapuzinergruft hatte sich ein spezielles Zeremoniell herausgebildet, das mit dem doppelten Sarkophag zusammenhing, der versperrt wurde, die beiden Schlüssel wurden bei Hof und bei den Kapuzinern im Kloster verwahrt. Eine Legende um das Einlasszeremoniell wirkt sehr altertümlich, ist aber für die frühen Begrabenen der Gruft nicht belegt. Beim letzten »großen« Begräbnis in der alten Art, dem der Kaiserin Zita 1989, wurde dieses Zeremoniell nochmals praktiziert. Gemäß dieser Version des Begräbniszeremoniells klopft der Zeremonienmeister dreimal an die Tür der Gruft, jedes Mal fragt ein Mönch  : »Wer begehrt Einlass  ?« Die erste Antwort zählt zunächst den großen Titel des Kaisers auf, worauf der Mönch sagt  : »Den kennen wir nicht.« Das Ganze wiederholt sich mit dem kleinen Titel, es folgt dieselbe Antwort. Beim dritten Mal sagt der Zeremonienmeister  : »N. N. ein armer Sünder, dessen Sünden so zahlreich sind wie die Sterne am Himmel, bittet um Einlass«, und erst jetzt öffnet sich die Pforte der Gruft. Dieser Topos der Bescheidenheit, der mit der habsburgischen Frömmigkeit zusammenhängt, ist allerdings nichts, was sich im ursprünglichen Zeremoniell findet, könnte aber vom Geist, der dahintersteckt, wirklich aus der Barockzeit stammen.

Fa mil ienkonfl ik te Wie in den meisten Familien gab es auch bei den Habsburgern interne Konflikte, die allerdings auch politische Gründe und Auswirkungen auf die gesamte Bevölkerung des Herrschaftsgebietes hatten. Einerseits waren das häufig Generationenkonflikte zwischen Vater bzw. Mutter und Sohn und andererseits Konflikte innerhalb einer Generation, also der Streit zwischen Geschwistern.

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Familienkonflikte

Ein in vielen Dynastien auftretender Streit ist der zwischen dem Thronfolger und dem regierenden Fürsten. Der junge zukünftige Herrscher ist ungeduldig, will seine eigenen politischen Vorstellungen durchsetzen, der alte Herrscher will seine Macht nicht mit dem Thronfolger teilen. Große Konflikte in der habsburgischen Familie entstanden im späten Mittelalter, da die gemeinsame Regierung (zur gesamten Hand) nicht funktionierte und die Länderteilungen natürlich zu Streitigkeiten über Besitz und Einkommen führten. Die Konflikte der Neuzeit waren dagegen häufig »ideologischer« Natur und traten immer dann auf, wenn gesamtgesellschaftlich große Veränderungen im Gange waren. So war der Konflikt zwischen Maximilian II., der dem Protestantismus zuneigte, und seinem Vater konfessionell geprägt, die Meinungsunterschiede zwischen dem stark den Gedanken der Aufklärung aufgeschlossenen Joseph II. und seiner viel konservativeren Mutter Maria Theresia hatten mit der Stellung zur neuen Geistesströmung der Aufklärung zu tun und im 19. Jahrhundert stand – im Sinne der Ausdifferenzierung der politischen Szene – dem konservativen Franz Joseph sein liberaler Sohn Rudolf, aber auch sein reaktionärer Neffe Franz Ferdinand gegenüber. Auch viele der »schwarzen Schafe«, die letztlich aus dem Familienverband austraten, revoltierten mit ihren Eheschließungen gegen die »Vaterfigur« des Kaisers. Der erste überlieferte Streit im Hause Habsburg war eine Mischung zwischen einem Bruder- und einem Generationenkonflikt. Albrecht I., der erste Habsburger, der in Österreich zur Regierung kam, sollte ursprünglich gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Rudolf herrschen. Mit der Neuregelung in der Rheinfeldener Hausordnung von 1283 wurde Albrecht Alleinherrscher, dem Bruder wurde aber für seinen Verzicht einiges versprochen, das nicht eingehalten wurde. Das führte dazu, dass der Neffe Albrechts und Sohn Rudolfs, Johann Parricida (wörtlich  : Vatermörder), 1308 seinen Onkel ermordete. Die Ermordung König Albrechts I. hatte auch weitreichende politische Folgen,

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Familiengeschichte

denn die Erwerbung Böhmens, die er gerade in Angriff genommen hatte, konnte nicht erfolgen, erst mehr als zwei Jahrhunderte später ging Böhmen an das Haus Habsburg. Weitaus harmloser gestalteten sich die weiteren Generationenkonflikte, die meist mit Vormundschaften, die früher oder später beendet werden sollten, oder – wie im Falle des bewahrenden Kaisers Friedrich III. und seines eine expansive Politik betreibenden Sohnes Maximilian I. – mit verschiedenen Auffassungen der Politik zusammenhingen. Auch in der spanischen Linie kam es im 16. Jahrhundert zu ­einem schweren Generationenkonflikt zwischen dem strengen Philipp  II. und seinem schwachen und kranken Sohn Don Carlos. Gerade diese Auseinandersetzung ist ein Thema der Legendenbildung in Geschichtsschreibung und Literatur geworden. Nicht nur die Zeitgenossen und engagierte Dichter wie Friedrich Schiller, sondern auch die Historiker des 19. Jahrhunderts stimmten in das laute Pro und Kontra um Don Carlos mit ein. War das 17. Jahrhundert ohne große Vater-Sohn-Konflikte, zumindest keine, die in den Quellen merkbar sind, so waren am Beginn des 18. Jahrhunderts Kaiser Leopold I. und sein älterer Sohn Josef I. ein klassischer Fall von Thronfolgekonflikt. Leopold regierte sehr lange und der junge Prinz (der bei seiner Herrschaftsübernahme erst 27 Jahre alt war, was aber in den Altersmaßstäben der Zeit nicht so jung war wie heute) hatte andere Vorstellungen, wie der Staat gelenkt werden sollte, er bildete schon in der Regierungszeit einen »jungen Hof«, der beim Tod des Vaters an die Macht kam. Leopold war ein Vertreter des konfessionellen Absolutismus, während sein Sohn von den Ideen der Frühaufklärung beeinflusst war. Ähnlich gelagert und dramatischer verlief der Konflikt zwischen Maria Theresia und ihrem ältesten Sohn Joseph II. Die lange Regierungszeit seiner Mutter hatte Joseph – trotz der Mitregentschaft – in seinen Plänen zur Reform der Monarchie stark behindert. Im Gegen-

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Familienkonflikte

satz zur Beurteilung vieler Historiker war Maria Theresia in vielen Punkten überhaupt nicht von den Gedanken der Aufklärung geprägt, während ihr Sohn vieles von diesem Gedankengut (religiöse Toleranz, Abschaffung der Folter etc.) verwirklichen wollte. Viele Zeitgenossen berichteten über heftige Auseinandersetzungen der beiden, die mitunter durchaus lautstark ausfielen. Eine Generation später kam es zu einem Phänomen, das man als »Kronprinzenkonservativismus« bezeichnet. Franz II./I. hat gegenüber seinem aufklärerischen, reformorientierten Vater und Onkel eine konservative Wende vollzogen, die im Lichte der Reaktion auf die Französische Revolution zu sehen ist, doch wurde dieser Konflikt keineswegs in der Familie so ausgetragen, dass er einen Niederschlag in der Geschichte hinterlassen hätte. Besonders tragisch endete der Vater-Sohn-Konflikt zwischen Franz Joseph und seinem talentierten Sohn Kronprinz Rudolf, ein Konflikt, der viele Facetten und Aspekte hat. Rudolf war liberal, wollte in der Nationalitätenfrage zu einer besseren Lösung gelangen und war unglücklich darüber, dass sein Vater ihm keinerlei politischen Spielraum einräumte. Alles das führte zusammen mit seinen unglücklichen Liebesbeziehungen und seinen Krankheiten vermutlich zu dem Entschluss, seinem Leben in Mayerling ein Ende zu setzen. Dass er dabei die junge Mary Vetsera überredete, mit ihm in den Tod zu gehen, gibt der Sache einen romantischen Anstrich, der bis heute wirksam ist. Tatsache ist jedenfalls, dass damit eine vernünftige Reformperspektive der Donaumonarchie nicht zum Tragen kommen konnte. Noch weitere 27 Jahre regierte Franz Joseph nach dem Tod seines Sohnes, ohne politische Änderungen in der Monarchie zu ermutigen  ; er führte damit den multinationalen Staat an den Rand des Abgrundes. Nach Rudolfs Tod musste ein Thronfolger bestimmt werden (im Gegensatz zum »Kronprinzen«, der immer nur der Sohn des regierenden Herrschers sein kann). Auch mit diesem Thronfolger, einem Neffen des Kaisers, Franz Ferdinand, gab es Konflikte, die einerseits

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mit dessen Privatleben (eine nicht ebenbürtige Ehe), andererseits mit den unterschiedlichen politischen Auffassungen zu tun hatten. Franz Ferdinands Rolle kann wieder als eine Art »Kronprinzenkonservativismus« charakterisiert werden, allerdings ging es um unterschiedliche Nuancen im Bereich des Konservativismus. Franz Ferdinand vertrat die Idee des Ordnungsstaates  ; Ausdrücke wie »Niederwerfen« oder »Schießen« führte er häufig im Mund. Seine Vertrau­ ensmänner legten angeblich Listen an, die bei seinem Regierungsantritt zu einer »Säuberung« des Staatswesens von unzuverlässigen Elementen benutzt werden sollten. Auch seine Außenpolitik war von Feind- und Klischeebildern geprägt, der Hass gegen Juden, Serben, Italiener und Ungarn prägte seine Haltung. Trotz der unterschiedlichen Auffassungen gewährte Franz Joseph ihm – vielleicht hatte er aus dem Fall Rudolf gelernt – einen gewissen Handlungsspielraum, vor allem im Bereich der Armee, sodass eine Art »Schattenregierung« im Belvedere entstand. Während nur einer der Generationenkonflikte mit Mord endete, entwickelten sich zwei Bruderzwiste im Hause über den engeren Kreis der Familie hinaus zu bewaffneten Auseinandersetzungen in der Art eines Bürgerkrieges. Im späten Mittelalter drehten sich die meisten Streitigkeiten zwischen habsburgischen Brüdern um Besitz. Der erste dieser Fälle war der Streit zwischen Friedrich III. und seinem Bruder Albrecht VI. im späten Mittelalter. Um den Kampf verstehen zu können, muss man bedenken, dass die habsburgischen Länder auf drei Linien aufgeteilt waren  : Die albertinische Linie beherrschte Donauösterreich, die Linie, aus der Friedrich III. stammte, Innerösterreich und weiters gab es eine Tiroler Linie, die allerdings in diesem Zwist keine Rolle spielte. Als Albrecht V. (als römisch-deutscher König Albrecht II.) aus der albertinischen Linie starb, hinterließ er seine schwangere Frau, die vier Monate später den nachgeborenen Sohn Ladislaus Postumus zur Welt brachte, dessen Vormund Friedrich III. wurde. Die Vormundschaftsstreitigkeiten, in die sich auch die Stände der Länder

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Familienkonflikte

einmengten, beherrschten die Politik der Mitte des 15. Jahrhunderts. Friedrichs jüngerer Bruder Albrecht VI. erhob Anspruch auf die donauösterreichischen Gebiete, die Friedrich für den kleinen Ladislaus verwaltete, und stellte Friedrichs Herrschaft allgemein in Frage. Dieser Streit der Brüder führte schließlich zum offenen Krieg, in den die Stände einbezogen wurden, besonders in Wien hatten sich Parteien für jeden der beiden Brüder gebildet. Die Situation geriet bald außer Kontrolle und die Bevölkerung litt unter den plündernden Söldnerhorden ebenso wie unter der steigenden Rechtsunsicherheit. Nur der plötzliche – immer wieder Anlass zu Spekulationen gebende – Tod Albrechts VI. löste das Problem. Jener Bruderzwist, den jeder sofort mit der habsburgischen Geschichte assoziiert, ist aber der zwischen Kaiser Rudolf II. und seinem ehrgeizigen, fünf Jahre jüngeren Bruder Matthias. Nicht nur die Geschichtsschreibung hat den Begriff »Bruderzwist« eindeutig auf die Auseinandersetzung zwischen Rudolf und Matthias festgelegt, auch Franz Grillparzer hat mit seinem Drama »Ein Bruderzwist in Habsburg« zur weiten Verbreitung dieses Schlagwortes beigetragen. Erzherzog Matthias, der sich geweigert hatte, im kirchlichen Bereich seine Versorgung zu finden, war sehr ehrgeizig und hat schon als 19-Jähriger versucht, in den Niederlanden – gegen den Wunsch der spanischen Familie – Fuß zu fassen und Statthalter zu werden, doch scheiterte dieses Unternehmen. Die Abneigung Rudolfs gegen seinen jüngeren Bruder war eines der bleibenden Resultate des niederländischen Abenteuers. Die Situation spitzte sich zu, als Rudolf, der unverheiratet war, keine Entscheidung in der Nachfolgefrage in Reich und Ländern traf. Matthias brachte die anderen Familienmitglieder auf seine Seite und machte ihnen klar, dass Rudolf regierungsunfähig sei. Wir wissen heute, dass viele der Berichte, die Rudolfs Verhalten dokumentieren, aus dem Umkreis des Erzherzogs Matthias stammen und daher mit großer Vorsicht zu interpretieren sind. Die anderen Erzherzoge

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Familiengeschichte

machten unter dem starken Einfluss des politischen Ratgebers von Matthias, des Kardinals Melchior Khlesl, den jüngeren Bruder des Kaisers 1606 zum Chef des Hauses. Als Rudolf II. sich weigerte, den Frieden von Wien (mit dem ungarischen »Rebellen« Stefan Bocskai) und den von Tsitva Torok (mit den Türken), die beide sein Bruder Matthias geschlossen hatte, zu akzeptieren, kam es zum offenen Konflikt, bei dem sowohl Matthias als auch Rudolf mit verschiedenen Ständen Bündnisse eingingen, die der Sache der ständischen Macht und des Protestantismus äußerst förderlich waren. Nach einem Marsch auf Prag erreichte Matthias in der ersten Phase des Bruderzwistes im Vertrag von Lieben 1608 die Abtretung von Ungarn sowie Ober- und Niederösterreichs. Damit war der Streit der Brüder aber keineswegs beendet. Rudolf erhielt unerwartet Hilfe von dem ehrgeizigen jungen Bischof von Passau, Erzherzog Leopold, der sich nicht mit den anderen Erzherzogen gegen den Kaiser verschworen hatte und außerdem für den bevorstehenden Erbfolgestreit um die nordwestdeutschen Herzogtümer Jülich, Cleve und Berg Truppen angeworben hatte, die er nun nach der friedlichen Beilegung der Reichsangelegenheit Rudolf zur Verfügung stellen konnte. Dieses Passauische Kriegsvolk stärkte die Position Rudolfs. Die Verhandlungen mit den Fürsten des Reiches, die eine Vermittlung anstrebten, scheiterten und 1611 drang das Passauische Kriegsvolk in Böhmen ein, die Truppen nahmen die Prager Kleinseite in Besitz und belagerten die Altstadt. Im März mussten sie allerdings abziehen und Matthias übernahm nun völlig die Macht, Kaiser Rudolf II. verlor nun auch Böhmen und behielt nur noch die Kaiserwürde und den Hradschin als Residenz. Ein gnädiger Tod am Beginn des Jahres 1612 erlöste ihn aus dieser Situation und Matthias war an der Macht.

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Frauen der Habsburger

Fr au en der H a bsburger Frauen spielten in der traditionellen Geschichtsschreibung keine große Rolle, das Prinzip »große Männer machen Geschichte« ist aber heute schon lange überwunden. Während Frauen aus anderen Schichten in dieser alten Form der Geschichtsschreibung gar nicht vorkamen, gab es viele Biografien von Frauen aus dem Hause Habsburg, die allerdings sehr klischeehaft waren  : Die Frauen wurden als sittsam, wohltätig und fromm dargestellt, von ihrer Beteiligung an Politik, ihrem Einfluss auf ihre Männer war ebenso wenig die Rede wie von den geschlechterspezifischen Verhaltensweisen und Rollenmustern. Eine ganz andere Form von Frauenbiografie war allerdings mit der einzigen herrschenden Habsburgerin gegeben, obwohl alle älteren und auch viele neuere Bücher über Maria Theresia die gütige, mütterliche Herrscherin im Sinne des alten Klischeebildes der guten Landesmutter darstellen. Spricht man von Frauen aus dem Hause Habsburg, so sind damit einerseits jene Frauen aus verschiedenen Familien gemeint, die in das Erzhaus einheirateten, andererseits auch die geborenen Erzherzoginnen, die in andere Dynastien heirateten. Die Kuriosität bei den Habsburgern ist, dass durch die Verwandtschaftsehen beide Fälle gewissermaßen zusammenfallen konnten, wenn Erzherzoginnen mit einem Mitglied eines anderen Zweiges der Habsburger eine Eheverbindung eingingen. Nur wenige Habsburgerinnen waren politisch tätig, nicht nur Maria Theresia als Landesfürstin und Königin von Böhmen und Ungarn, sondern auch einige andere Erzherzoginnen, wie Margarete, Maria und Isabella Klara Eugenia, die selbstständig als Statthalterinnen in den Niederlanden wirkten. Was den Einfluss der Frauen der Habsburger auf ihre Männer anlangt, tappen wir weitgehend im Dunkeln, denn Aufzeichnungen darüber existieren nicht. Eines der wenigen gut dokumentierten Beispiele ist das Eintreten der Kaiserin Elisabeth für

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Familiengeschichte

die Ungarn in den entscheidenden Jahren vor dem Ausgleich 1867. Öfter führten Frauen als Witwen die Regentschaft für minderjährige Söhne, vor allem in Spanien. Die Heiratsnetzwerke der habsburgischen Männer waren vielfältig, die Habsburger waren mit fast allen großen Dynastien Europas verschwägert, allerdings hatte sich der Heiratsumkreis mit der Reformation stark eingeschränkt, denn Frauen aus protestantischen Dynastien kamen nun nicht mehr in Frage, erst im 18. Jahrhundert gingen einige Konvertitinnen Ehen mit Habsburgern ein. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden die Partnerinnen der österreichischen Habsburger vor allem aus dem spanischen Zweig der Familie, den Wittelsbachern und italienischen Familien, wie den Gonzagas oder den Medicis gewählt. Bei den spanischen Habsburgern gab es fast in jeder Generation auch österreichische Erzherzoginnen als Partnerinnen. Die Wahl der Ehepartner war keine von den Frauen selbst bestimmte, sondern folgte ausschließlich politischen Gründen. Bündnisse und Erbhoffnungen spielten dabei die Hauptrolle. Ein gutes Beispiel, welche Auswirkungen die hohe Politik auf den Heiratsumkreis hatte, ist der Wandel der Bündnisse nach dem Österreichischen Erbfolgekrieg. Die Habsburger näherten sich in diesem sogenannten renversement des alliances an den Erbfeind Frankreich an und eine Reihe von Eheschließungen sicherte das neue Bündnis ab. Marie Antoinette heiratete den französischen Thronfolger, ihre Schwester den König von Neapel und auch Joseph II. ehelichte eine Bourbonin. Nur in wenigen Fällen wurde auf die Wünsche der Männer und Frauen Rücksicht genommen. Eine der wenigen Liebesheiraten einer Habsburgerin konnte die Lieblingstochter Maria Theresias, Erzherzogin Marie Christine, mit dem selbst gewählten Ehemann Herzog Albert von Sachsen-Teschen eingehen. Beachtenswert ist, dass auch viele der geplanten Ehen relativ glücklich waren, wobei die inneren Probleme durch die Contenance, die ein bestimmendes Prinzip der Gesellschaft war, auch nicht gut erforschbar sind. Ein wesentlicher

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Frauen der Habsburger

Grund, warum Ehen nicht so leicht scheiterten wie heute, lag in der verhältnismäßig kurzen Dauer der Ehen im Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Rechnet man den Schnitt der bekannten Ehen des späten Mittelalters aus, waren die Paare etwa 15 Jahre verheiratet. In der Frühen Neuzeit von Maximilian I. bis zum Ende der Althabsburger 1740 lag der Schnitt sogar bei nur 14,6 Jahren, bei den weiteren vor 1918 geschlossenen Ehen bei 26,6 Jahren. Die Altersunterschiede zwischen den Ehepartnern waren oft sehr groß, so heiratete Rudolf I. mit 66 Jahren die erst 14-jährige Agnes von Burgund, und als der 69-jährige Großherzog Ferdinand III. aus der toskanischen Linie des Hauses 1821 die 25-jährige Marie Anna von Sachsen ehelichte, wurde diese groteskerweise zur Schwiegermutter ihrer eigenen Schwester. Auch das Alter der Heiratskandidatinnen war in manchen Fällen unglaublich niedrig  ; manche der Ehefrauen waren in Wirklichkeit noch Kinder, so heiratete Anna von Luxemburg mit zwölf Jahren den verwitweten Herzog Otto, sie starb schon drei Jahre später. In einzelnen Fällen war die Braut so jung, dass die Ehe noch nicht vollzogen werden konnte. Ein gutes Beispiel ist die sogenannte »Kinderhochzeit« in Iglau 1278, bei der die habsburgische Braut, die einen ebenfalls noch im Kindesalter stehenden böhmischen Prinzen heiraten sollte, erst sieben Jahre alt war. Die Hochzeit wurde erst nach sieben Jahren vollzogen, als die Habsburgerin das 14. Lebensjahr erreichte. Die meisten Männer waren mehrfach verheiratet, auch das keine Ausnahme gegenüber der gesamtgesellschaftlichen Situation. Etwa die Hälfte der habsburgischen Ehefrauen (52 Prozent im Mittelalter, 46 Prozent bis 1750, 50 Prozent nach 1750) überlebten ihre Männer. Während manche nur wenige Wochen als Witwen verbrachten, verlebten andere eine sehr lange Witwenzeit. Im Schnitt dauerte die Witwenzeit vor 1750 19 Jahre und nach 1750 22 Jahre. Einige Witwen überlebten ihre Männer noch viel länger, wie die letzte Kaiserin Zita, die 66 Jahre lang Witwe war, oder die Frau Albrechts I., Ag-

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Familiengeschichte

nes, die ihre 63-jährige Witwenschaft im Kloster Königsfelden in der Schweiz verbrachte, und Charlotte, die nach der Erschießung ihres Mannes Maximilian von Mexiko noch 60 Jahre lang lebte. Selbstverständlich war die wichtigste Aufgabe der Frau eines Herrschers – neben repräsentativen, karitativen und religiösen Tätigkeiten –, ihm einen männlichen Erben zu schenken. Aber auch die Erzherzoginnen waren im Sinne der Heiratspolitik ein wesentliches Kapital. Die Erziehung der Erzherzoginnen war ganz auf ihre zukünftige Tätigkeit als Ehefrau eines Herrschers ausgerichtet, wenn solche Eheverbindungen schon geplant waren, lernte die jeweilige Erzherzogin auch die Sprachen ihres zukünftigen Landes. Die Erzherzoginnen lernten Lesen und Schreiben, Deutsch, Französisch, Geografie und Tanzen, später Latein, Italienisch, Geschichte und das Verfassen von Briefen, Musizieren, Zeichnen und Reiten. Dazu kamen diverse Handarbeiten, vor allem Sticken war eine sehr verbreitete Beschäftigung von Frauen. Besonders erstaunlich ist die Tatsache, dass auch die Ausbildung Maria Theresias, bei der schon bald feststand, dass sie ihrem Vater folgen würde, in diesen Bahnen verlief und sie keinerlei politische Instruktion erhielt oder von ihrem Vater in die Amtsgeschäfte eingeführt wurde. Dennoch entwickelten und pflegten einzelne Habsburgerinnen im 18. Jahrhundert wissenschaftliche Interessen, wie sie auch bei den Männern der Familie vorhanden waren. Erzherzogin Maria Anna legte eine Mineraliensammlung mit 7 923 verschiedenen Arten von Edelmetallen, Halbedelsteinen, Salzen, vulkanischen Gesteinen und Achaten und eine Insektensammlung mit 195 Käferarten und 371 Exem­plaren von Schmetterlingen an. Ihr Berater war der bekannte Freimaurer Ignaz von Born, das Vorbild des Sarastro in Mozarts »Zauberflöte«. Noch im 19. Jahrhundert überwog allerdings in der Erziehung der Erzherzoginnen nach wie vor das Ideal der beschäftigungslosen Frau, die leichte Konversation über Theater, Bücher und Tagesneuheiten in Deutsch und Französisch beherrschen sollte.

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Die meisten Habsburgerinnen wurden verheiratet (oder traten in ein Kloster oder Damenstift ein), nur wenige Frauen blieben unverheiratet, wie z. B. die Erzherzogin Maria Magdalena, Tochter Kaiser Leopolds I., die 54-jährig unverheiratet starb. Nach 1750 waren es mehr Frauen, die unverheiratet bleiben konnten, da es mehr »weibliches Kapital« gab. Manchmal hatte die Ehelosigkeit auch körperliche Gründe, eine Erzherzogin von der toskanischen Linie hatte einen »Buckel« und blieb deshalb ledig. Doch »Verunstaltungen« waren nicht immer ein zwingender Grund, unverheiratet zu bleiben, eine Tochter Karls II. von Innerösterreich war den Quellen nach »verwachsen« und dennoch in glücklicher Ehe verheiratet, ihre ebenfalls durch Gesichtsnarben und eine verwachsene Schulter entstellte Schwester war mit Philipp  III. verlobt, starb allerdings vor der Eheschließung. Jede Erzherzogin, die heiratete, musste ein Dokument (Renuntia­ tions­urkunde) unterzeichnen, in dem sie auf ihre Nachfolgerechte verzichtete. Bei jeder Eheschließung wurde auch die materielle Sicherheit der Habsburgerin bedacht, vor allem auch für eine mögliche Witwenzeit. Viele Ehen waren sicherlich nicht erfüllend für die Frauen, manche der Beziehungen waren erniedrigend und einige endeten sogar in menschlichen Katastrophen. Erzherzogin Johanna, die mit Franz I. von Medici verheiratet wurde und ihm acht Kinder gebar, hatte die ganze Zeit in der Geliebten ihres Mannes, Bianca Capello, die schon bei der Hochzeitsfeier eine dominante Rolle spielte, eine Nebenbuhlerin. In den meisten Fällen setzten die Affären der Männer allerdings erst nach der Eheschließung ein, was sie nicht weniger schmerzlich machte, wie etwa bei Erzherzogin Leopoldine, deren Mann Dom Pedro von Brasilien seine Geliebte sogar zur ersten Hofdame der Kaiserin machte. Besonders tragisch verliefen die Ehen zweier Habsburgerinnen mit dem polnischen König Sigismund August  : Erzherzogin Elisabeth war epileptisch, ihr Mann fand sie abstoßend, ihre Schwiegermutter

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Familiengeschichte

mochte sie nicht und sie war in den Streit der Hofparteien verwickelt. Als sie mit 19 Jahren starb, heiratete der polnische König in dritter Ehe wieder eine Habsburgerin, die Schwester seiner ersten Frau Katharina, allerdings entwickelte er gegen sie eine noch größere Abneigung, da sie ebenfalls unter Epilepsie litt, und die Ehe wurde zu einem menschlichen Desaster für beide Partner. Eine Alternative für viele Erzherzoginnen war der Eintritt in ein Kloster, oft aus dem Grund, weil sie nicht heiratsfähig waren – z. B. durch die Pocken entstellt. Eine andere Form, die oft auch nur zeitweilig genutzt wurde, war das Damenstift. Die Insassinnen wählten zwar eine klösterliche Lebensform, legten aber keine Gelübde ab und konnten daher jederzeit wieder austreten, etwa um sich zu verheiraten. Sie konnten ausgehen, Theater, Bälle und Gesellschaften besuchen und durften meist vier Monate Urlaub bei ihren Verwandten verbringen. Sechs Prozent der Althabsburgerinnen lebten in einem Damenstift und vier Prozent waren Nonnen. Nach 1740, also bei den HabsburgLothringern, wurden nur mehr 70 Prozent aller Frauen verheiratet, 22 Prozent blieben ledig, vier Prozent wurden Nonnen und vier Prozent verblieben im Damenstift. Den häufigsten Grund für den Übertritt in eine geistliche Institution bot allerdings oft der Tod des Ehemannes  ; viele Erzherzoginnen zogen sich in ihrer Witwenzeit in ein bestehendes Kloster zurück oder gründeten sogar ein eigenes. Das Doppelkloster der Franziskaner und Klarissinnen in Königsfelden, das anlässlich der Ermordung Albrechts I. 1308 errichtet wurde, war der Sitz mehrerer Habsburgerinnen des Mittelalters, und auch die Witwe Ferdinands von Tirol, Anna Katharina, stiftete ein Kapuzinerkloster in Innsbruck und ein Servitenkloster mit einer Art Damenstift des Servitenordens, in das sie gemeinsam mit ihrer Tochter eintrat. Auch die verwitwete Königin von Frankreich, Erzherzogin Elisabeth, stiftete in Wien das sogenannte Königinnenkloster. In der Barockzeit hatten die Habsburgerinnen in-

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tensive Beziehungen zu den Karmeliterinnen, Dominikanerinnen und Salesianerinnen, Kaiserin Amalie Wilhelmine, die Frau Josefs I., ließ z. B. das Salesianerinnenkloster in Wien erbauen.

Nicht r e gier ende H a bsburger Für die nachgeborenen Söhne der Habsburger gab es – wie schon erwähnt – verschiedene Versorgungsmöglichkeiten als Herrscher in den Territorien der Sekundogenituren, im Dienste der Kirche und als Statthalter. Eine andere Beschäftigung, der vor allem sehr viele Habsburger des 19. Jahrhunderts nachgingen, war die militärische Laufbahn. Das Haus brachte allerdings keine »großen Feldherren« hervor. Erzherzog Leopold Wilhelm und sein spanisches Gegenstück im Dreißigjährigen Krieg, der Kardinalinfant Ferdinand, waren recht begabte militärische Führungsgestalten, aber in späteren Generationen fanden sich kaum große Befehlshaber. Am Beginn des 19. Jahrhunderts war es Erzherzog Karl, der als großer Held stilisiert wurde, er hatte immerhin in der zwar nicht den Krieg entscheidenden Schlacht von Aspern als Erster den bis dahin als unbesiegbar geltenden Napoleon geschlagen. In den Koalitionskriegen agierte Erzherzog Karl mit wechselndem Glück  : Erfolgen 1793 bei Neerwinden und 1796 bei Amberg und Würzburg standen Niederlagen 1797 bei Hohenlinden und in Venetien gegenüber. Nach einigen Streitigkeiten, die ihn dazu veranlassten, den Oberbefehl niederzulegen, nahm er seine Tätigkeit 1805 wieder auf. Aber erst die Schlacht von Aspern 1809 machte ihn zu jenem großen Feldherrn, dessen Statue auf dem Heldenplatz in Wien mit der bezeichnenden Inschrift »Retter von Deutschlands Ehre« aufgestellt wurde. Für die katholischen österreichischen Monarchisten war er der größte Feldherr einer Dynastie, die mit solchen wahrlich nicht reich gesegnet war.

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Familiengeschichte

Seine weitere Karriere war weit ruhmloser, er legte alle Ämter nieder und war in der Folgezeit politisch isoliert. Der zweite große Befehlshaber der Armee aus dem Hause Habsburg im 19. Jahrhundert war der Sohn von Erzherzog Karl, Erzherzog Albrecht, der ebenfalls durch ein Reiterdenkmal in Wien geehrt wurde. Er war durch und durch reaktionär und militaristisch orientiert, 1848 löste sein Schussbefehl die Kämpfe in Wien aus. Im Krieg gegen Italien und Preußen wurde er 1866 Kommandant der Südarmee und erkämpfte bei Custoza einen Sieg für die nicht gerade erfolgsgewohnte Armee des Kaisers. Am Ende seiner militärischen Laufbahn war er Feldmarschall und Generalinspekteur des Heeres, außerdem war er als Erbe eines riesigen Vermögens lange Zeit der reichste Habsburger. Weltanschaulich war der Erzherzog ein Fels der Reaktion und erklärter Gegner aller liberalen Reformen. Noch weitere 40 Erzherzoge des langen 19. Jahrhunderts finden sich in den Armeelisten, sie hatten durch ihre Zugehörigkeit zum Erzhaus relativ hohe Positionen in der Armee. Viele wurden zunächst zum Feldmarschallleutnant, dann zum Feldmarschall, Feldzeugmeister und schließlich – als Höhepunkt ihrer Karriere – zum General der Kavallerie befördert. Einige nachgeborene Erzherzoge machten eigenartige Karrieren. Der vermutlich beliebteste Habsburger des 19. Jahrhunderts, Erzherzog Johann, wurde sowohl von Zeitgenossen als auch von späteren Historikern in hellsten Farben dargestellt. Zunächst im militärischen Bereich tätig, versuchte er den Aufstand in Tirol gegen die Bayern und Franzosen zu organisieren, hatte aber die Unterstützung des Kaisers und Metternichs nicht, so verlagerte Erzherzog Johann seine Aktivitäten in die Steiermark, wo er viele seiner Ideen durchsetzte. Er setzte sich für den Eisenbahnbau von Wien über den Semmering nach Graz und weiter nach Triest ein, gründete eine Montanschule in Vordernberg und einen Industrie- und Gewerbeverein in der Steiermark. Vorbild für die Landwirtschaft war die Bewirtschaftung des Brandhofes,

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den er 1818 gekauft hatte, und der Musterbetrieb seiner südsteirischen Weingärten. Die Gründung der Landwirtschaftsgenossenschaft 1819 und der heute noch bestehenden »Wechselseitigen-Brandschaden-Versicherungs-Gesellschaft«, die den Bauern einen preisgünstigen Versicherungsschutz bot, gehen ebenfalls auf Erzherzog Johann zurück und sicherten ihm Popularität bei der Bevölkerung. Kulturpolitisch hatte die Gründung des Joanneums in Graz mit seinen reichen Sammlungen große Nachhaltigkeit, man kann ihn aber auch als den ersten Betreiber der Volkskunde in der Steiermark bezeichnen. Seine Ehe mit der Bürgerlichen Anna Plochl erhöhte die Popularität des Erzherzogs und trug zu Legendenbildungen und romantischen Verzerrungen seiner Person bei. 1848 trat der »steirische Prinz« ins Rampenlicht einer größeren Öffentlichkeit. Die Versammlung von Parlamentariern aus ganz Deutschland in der Frankfurter Paulskirche wählte den allseits beliebten Erzherzog Johann zum Reichsverweser. Von seinen Gegnern wurde der Erzherzog wegen der Ohnmacht dieser Position als »Reichsverfauler« verspottet. Nach dem Ende der Revolution kehrte Erzherzog Johann in die Steiermark zurück und wurde 1850 zum Bürgermeister von Stainz in der Südsteiermark gewählt. Eine weniger bedeutsame, aber doch andere politische Rolle als viele seiner Familie nahm Erzherzog Rainer ein, der zu einer der Galionsfiguren der Konstitutionalisierung der Monarchie, gegen die Franz Joseph eingestellt war, wurde. Als der Kaiser nach den Niederlagen in Italien 1860 den verstärkten Reichsrat einberufen musste, wurde Erzherzog Rainer als Vertreter liberaler Anschauungen zum Präsidenten bestimmt. Von 1861 bis 1865 war er auch der erste konstitutionelle Ministerpräsident Österreichs in der Regierung Schmerling. Später wurde der an Wissenschaft interessierte Erzherzog, der selbst eine Bibliothek von 40 000 Bänden besaß, Kurator der Akademie der Wissenschaften in Wien und sein Kauf einer 100 000 Objekte umfassenden Sammlung an ägyptischen Papyri aus Faijûm

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bildet den Grundstock der in Fachkreisen berühmten, aber sonst wenig bekannten Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Noch zwei andere Habsburger des 19. Jahrhunderts haben wissenschaftliche Leistungen vollbracht, die durchaus denen der »Profis« der damaligen Zeit entsprachen. Erzherzog Joseph Karl Ludwig oder – wie er meist ungarisch genannt wird – József föherczeg war wie andere auch zunächst bei der Armee tätig. Er erwarb während seiner Stationierung in Padua den Grad eines Doktors der Medizin, aber noch außergewöhnlicher war seine Beschäftigung mit den Sprachen der Roma und Sinti (wie man damals sagte »Zigeunersprachen«), einem Stiefkind der Sprachwissenschaft. Bedenkt man die damals wie heute herrschenden Vorurteile gegen diese Bevölkerungsgruppe, so war dieses Interesse tatsächlich außergewöhnlich. Seine Aufmerksamkeit erregte die Tatsache, dass er bei der Ausbildung von Rekruten Angehörige dieser Volksgruppe vor sich hatte, mit denen er sich nur mit größter Mühe verständigen konnte. Sein Lebenswerk Románo csibákero sziklaribe (Lehrbuch der Zigeunersprache), von dem auch eine gekürzte deutsche Fassung mit dem Titel »Zigeunergrammatik« erschien, geht auf viele Aufzeichnungen zurück, die der Erzherzog machte. Erzherzog Joseph Karl Ludwig war damit der einzige wirklich bedeutende und zukunftsweisende Geisteswissenschaftler seiner Familie. Der zweite große Wissenschaftler mit universellem Interesse war zugleich ein großer Sonderling. Erzherzog Ludwig Salvator war ein Außenseiter, er hat z. B. sein Äußeres stark vernachlässigt und brachte bei seinem Erscheinen bei Hofe die steifen Hofbeamten immer durcheinander. Er sprach viele Sprachen  : Latein, Griechisch, Deutsch, Tschechisch, Ungarisch, Italienisch, Französisch und Englisch, später noch Spanisch und Arabisch, und beherrschte auch einige Mundarten – vor allem die von Mallorca, wo er einen Großteil seines Lebens verbrachte. Seine Neigung zur Seefahrt führte zu vielen Reisen im

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Außereheliche Sexualität, nicht ­standesgemäße Heirat

Mittelmeer, die er auch in seinen Büchern beschrieb, sein Hauptwerk ist eine mehrbändige Schrift über die Balearen.

Ausser ehel iche Se x ua l ität, nicht ­s ta ndesgem ä sse Heir at u nd die ­» sch wa r zen Sch a fe« der Fa mil ie Außereheliche oder voreheliche Beziehungen habsburgischer Erzherzöge waren keine Seltenheit. Trotz der frommen Einstellung der Habsburger waren Ehebruch und voreheliche Beziehungen in der Familie weit verbreitet. Über die Sexualität selbst sagen die Quellen wenig aus, aber die große Zahl der unehelichen Kinder gibt ein beredtes Zeugnis darüber, dass viele Mitglieder des Erzhauses in dieser Hinsicht sehr aktiv waren. Erzherzog Sigmund von Tirol allein sagt man über 50 Kinder nach, dem spanischen König Philipp IV., genannt Rey galante, mindestens 23, nach anderen Quellen bis zu 32. Beim Nachwuchs der männlichen Habsburger gab es keine rechtlichen Probleme, da die Kinder ja der »ärgeren Hand« folgen und keine Erbansprüche an den Vater stellen konnten. Dennoch wurden sie bevorzugt behandelt, z. B. später geadelt oder in den Dienst der Kirche aufgenommen. Viele von ihnen führten die Namen »von Österreich« oder »de Austria«, was die Abstammung von der Dynastie dokumentiert. Schon die mittelalterlichen Habsburger hatten uneheliche Kinder, wobei hier die Quellenlage besonders schlecht ist. Auch bekannte Habsburger wie Maximilian I. zeugten einige uneheliche Kinder, vermutlich waren es sogar zehn, allerdings wurden nach seinem Tod viel mehr Kinder – nach manchen Darstellungen waren es angeblich sogar 70  ! – bei seinem Nachfolger Ferdinand I. vorstellig und suchten um Unterstützung an. Eines ist an den illegitimen Kindern der Habsburger interessant  : Häufig weiß man über den Vater, nicht immer aber über die Mutter Bescheid.

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Das ist zum Beispiel beim unehelichen Sohn Karls V. Don Juan de Austria der Fall. Er soll der Sohn einer Regensburgerin namens Barbara Blomberg sein, doch besteht darüber keinerlei Sicherheit. Schon die Zeitgenossen ergingen sich in Spekulationen darüber, dass diese Mutter nur vorgeschoben sei, um die wahre Mutter nicht preiszugeben, manche sprachen auch offen aus, dass Don Juan die Frucht eines blutschänderischen Verhältnisses des Kaisers mit seiner Tochter Margarete oder seiner Schwester Maria gewesen sei. Politisch ebenso wichtig wie Don Juan, der als Sieger bei Lepanto 1571 Bedeutung gewann, war auch die uneheliche Tochter Karls V., die er mit der Tochter eines Teppichwirkers zeugte. Margarete von Österreich, später Margarete von Parma, heiratete zunächst Alessandro Medici und nach dessen gewaltsamem Tod Ottavio Farnese – einen Enkel des Papstes Paul III. Ihr Heiratsverhalten und ihre politische Tätigkeit in den Niederlanden unterschied sie nicht von den ehelichen Kindern von Habsburgern. Ein reges Sexualleben der Habsburger charakterisierte im 16. und 17.  Jahrhundert die spanische Linie (bis hin zu Vermutungen über Inzest), während in dieser Zeit in der österreichischen Linie einzig der unverheiratet gebliebene Rudolf II. ein ausgiebiges außereheliches Sexualleben pflegte. Bei allen Anschuldigungen gegenüber der spanischen Linie muss man immer bedenken, dass es eine gezielte antispanische Propaganda, die man als »Schwarze Legende« (Leyenda negra) bezeichnet, gab, die die Realität verfälschte. Besonders intensiv und abwechslungsreich verlief das Liebesleben des spanischen Königs Philipps IV. Seine Abenteuer erinnern an die Registerarie des Leporello aus dem »Don Giovanni«  ; er hatte Verhältnisse mit Frauen aller Klassen und Stände  : Kammerzofen, Schauspielerinnen, Prostituierte, Jungfrauen, Ehefrauen und Witwen finden sich in seiner »Liste«. Die Zahlenangaben über die unehelichen Kinder Philipps IV. schwanken zwischen acht und 32. Während die Nachrichten über außereheliche Beziehungen bei Ferdinand I. und

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Außereheliche Sexualität, nicht ­standesgemäße Heirat

Maximilian II. spärlich und unsicher sind, hatte Kaiser Rudolf II., der im Gegensatz zu seinen Vorgängern und Nachfolgern unverheiratet blieb, zahlreiche Beziehungen zu Frauen und auch eine Reihe natürlicher Kinder. Rudolf legitimierte sechs seiner Kinder, das heißt auch, dass sie den Titel »Don« oder »Doña ab Austria« führten, bzw. als Markgrafen oder Markgräfinnen des Heiligen Römischen Reiches bezeichnet wurden und einen eigenen Hofstaat hatten. Zu diesen gehörte auch der berühmte Don Julius, der bis vor Kurzem als Kind von Rudolfs langjähriger Geliebten Katharina Strada galt. Eine neuere Studie zeigte allerdings aufgrund eingehenden Quellenstudiums, dass das nicht stimmt. Die Mutter des Don Julius war eine nicht näher zu definierende »baronessa«. Über das Schicksal von Don Julius, das sich vor allem in Krumau abspielte, haben wir ganz detaillierte Schilderungen  ; seine schizophrenen Zustände, die der Psychiater Hans Luxemburger schon in den 1930er-Jahren einer genauen Analyse unterzogen hat, lassen Schlüsse über die Erbanlagen und damit über seinen Vater Rudolf II. zu. Rudolf hatte sozusagen einen gesunden sexuellen Appetit, vor allem eine Vorliebe für junge Frauen und Mädchen. Seine erste Tochter Anna Dorothea, zumindest die erste, von der wir wissen, wurde 1580 geboren, die Mutter war vermutlich eine unbekannte Protestantin. Anna Dorothea, auch Doña Elisabeth genannt, verlebte ihr Leben als Nonne im Königinkloster in Wien. Seine langjährige Geliebte war Katharina (eigentlich Anna Maria) Strada, die Beziehung begann 1592 (als sie 13 Jahre alt war). 1594 wurde Don Matthias und 1603 Don Carolus Faustus oder Don Karl geboren. Beide machten relativ normale Karrieren und waren geistig keineswegs problematisch. Als Kaiser Rudolf der Geliebten Anna Maria überdrüssig wurde, verheiratete er sie mit seinem Kammerdiener Christoph Ranft. Ein weiteres interessantes illegitimes Kind des Kaisers ist Doña Carolina, Markgräfin von Österreich, deren Mutter vermutlich Euphemia von Rosenthal war. Carolina heiratete 1608 (einige Quellen

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Familiengeschichte

schreiben 1607) François Thomas Perrenot de Granvelle von Oiselay, Reichsgraf von Cantecroy. Durch diese Heirat versuchte Rudolf  II. an die Kunstsammlung von Antoine Perrenot de Granvelle heranzukommen, dessen Neffe und Erbe François Thomas war. Dazu kommen noch Kinder Rudolfs II. von unbekannten Müttern, eine Dorothea, auch Doña Dorothea genannt, sie lebte als Nonne in Wien oder in Madrid und wurde noch wenige Tage vor dem Tod Rudolfs II. geboren. Interessant ist, dass über alle barocken Herrscher in Wien keine Nachweise über uneheliche Kinder vorliegen  ; im Gegensatz zum moralisch lockeren französischen Hof der Barockzeit, war man in Wien offensichtlich wirklich fromm und prüde. Im 18. Jahrhundert änderte sich die Situation schlagartig. Bereits über den späteren Kaiser Josef I., der schon als Jugendlicher von den Frauen begehrt war und sehr früh seine ersten Erfahrungen gemacht haben dürfte, gab es Berichte über diverse amouröse Abenteuer mit Hofdamen. Die Ehe mit Amalie Wilhelmine von Braunschweig-Lüneburg sollte den jungen Mann bändigen, doch betrog er sie schon nach kurzer Zeit. Auch über Franz Stephan von Lothringen kursierten zahlreiche Geschichten  ; offensichtlich war die Eifersucht seiner Frau nur allzu berechtigt. Sogar die Keuschheitskommission soll ein Versuch ­Maria Theresias gewesen sein, die erotischen Abenteuer ihres Mannes in Grenzen zu halten. Joseph II. hatte eine Reihe von Liebeshändeln, aber im Gegensatz zu seinem Vater, der nur adlige Mätressen hielt, gab sich Joseph auch mit Frauen aus den unteren Schichten bis zum Bordellmilieu ab. Auch Josephs jüngerer Bruder Leopold II. mit seiner so kinderreichen Ehe erfüllte nicht nur im ehelichen Bett seine Pflicht. Seine Hauptgeliebte und anerkannte Mätresse war seit 1786 die schöne Tänzerin Livia Raimondi, der man in Florenz den Beinamen »Belladonna« gab, sie gebar ihm auch einen Sohn, der unter dem Namen

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Außereheliche Sexualität, nicht ­standesgemäße Heirat

Ludwig von Grün dann in Wien studierte und später Konzeptspraktikant in der Wiener Hofkammer wurde. Allgemein bekannt sind die Liebesaffären Kaiser Franz Josephs  ; junge adlige Damen, deren Männer daraufhin gute Karrieren machten, Schaupielerinnen, die bessere Rollen bekamen, oder Dienstboten, die man, nachdem der Kaiser das Interesse verloren hatte, finanziell abfertigte. In den letzten Jahrzehnten publik geworden ist die Beziehung zu Anna Nahowski. Franz Joseph lernte die damals 15-Jährige 1875 im Schlosspark von Schönbrunn kennen und hatte 14 Jahre lang eine Beziehung mit ihr. Die Tochter Helene könnte eine illegitime Tochter des Kaisers sein  ; sie heiratete später den Komponisten Alban Berg. Die bekannteste Beziehung Franz Josephs ist wohl jene mit der Schauspielerin Katharina Schratt, die ein offenes Geheimnis war, sie blieb bis zum Tod des Kaisers seine Geliebte und Vertraute. Auch andere Angehörige des Hauses im 19. Jahrhundert hatten teilweise ein flottes Liebesleben, Erzherzog Rudolf etwa, von dem es sogar das Gerücht gab, er sei heimlich vor seiner offiziellen Eheschließung schon verheiratet gewesen, und dessen Leben gemeinsam mit seiner jungen Geliebten Mary Vetsera endete, aber auch viele andere Erzherzoge – besonders freizügig benahm sich Erzherzog Otto – hatten mehr oder minder öffentliche Affären. Diese außerehelichen Kinder der habsburgischen Erzherzoge wurden in verschiedener Weise versorgt und waren im Großen und Ganzen kein Problem für die Familie, da sie ja von allen Erbansprüchen ausgeschlossen waren. Wesentlich schwieriger wurde die Angelegenheit, wenn ein Erzherzog eine nicht standesgemäße Ehe eingehen wollte. Solche nicht-ebenbürtige Partnerinnen konnten selbst von hohem Adel sein, denn der Kreis, der vom Erzhaus als mögliche Heiratskandidatinnen angesehenen Familien war sehr klar eingeschränkt auf die Angehörigen regierender (oder ehemals regierender) Häuser und einige ausgewählte Familien vom hohen Adel. Ein gutes Beispiel ist die Ehe des Erzherzog-Thronfolgers Franz Ferdinand mit Sophie

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Familiengeschichte

Chotek, die aus einer böhmischen Herrenstandsfamilie stammte, aber den Regeln des Erzhauses nach nicht gleichwertig war. Der Erzherzog musste daher mit ihr eine sogenannte morganatische Ehe schließen. Der wichtigste Unterschied solcher Ehen gegenüber einer »normalen« Eheschließung war die Tatsache, dass die Kinder dieser Beziehung nicht als Habsburgerinnen oder Habsburger galten, nicht den Titel Erzherzog oder Erzherzogin erhielten, also der sogenannten »ärgeren Hand« folgten und nur den Stand ihrer Mutter erreichen konnten. Ein frühes Beispiel einer morganatischen Ehe war die Verbindung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol in seiner ersten Ehe mit der bürgerlichen Philippine Welser. Die Söhne des Paares waren nicht erbberechtigt, wurden aber – der eine im geistlichen Bereich, der andere mit einer weltlichen Herrschaft – entsprechend glänzend versorgt. Im 19. Jahrhundert, wo es eine ganze Reihe von Habsburgern gab, die keine politische Rolle in der Familie spielten und meist in militärischen Funktionen tätig waren, mehrten sich die Absichten von Mitgliedern des Erzhauses, sich mit nicht-standesgemäßen Frauen zu verbinden. Einzelne Fälle gingen gut aus, wie etwa der des Erzherzogs Johann, der die Ausseer Postmeisterstochter Anna Plochl nach langem Kampf heiraten durfte und die Linie der Grafen von Meran mit ihr begründete. In anderen Fällen – besonders unter dem in dieser Hinsicht äußerst intoleranten Franz Joseph – hatten solche Eheschließungen böse Folgen für die betroffenen Erzherzöge, die man oft auch als »schwarze Schafe« der Familie bezeichnet. Häufig waren diese Männer auch in einer politischen Opposition zum Kaiser, was ihre Lage nicht gerade verbesserte. Eine Reihe von Erzherzögen verlor durch eine nicht standesgemäße Eheschließung die Zugehörigkeit zum Hause Habsburg, was mit der Einbuße von Titel, Prestige und mitunter sämtlicher Einkünfte verbunden war. Der erste Fall einer solchen Liebesbeziehung, die zu Konsequenzen vonseiten der Familie führte, verlief verhältnismäßig glimpflich. Erzherzog Heinrich begann eine Liebesaffäre mit der Sängerin Leo­

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Außereheliche Sexualität, nicht ­standesgemäße Heirat

poldine Hofmann, etwas, was sicherlich nicht ungewöhnlich war. Doch anstatt sie zu seiner Geliebten zu machen – das hätte das Haus durchaus wohlwollend toleriert – wollte er sie heiraten. Das Paar fuhr heimlich nach Bozen, wo die Trauung vollzogen wurde – die beteiligten Geistlichen bekamen nachher einige Schwierigkeiten. Die junge Familie zog in die Schweiz und lebte zunächst im Exil in Luzern, später in Bozen. Heinrich musste, als die Sache an die Öffentlichkeit drang, 1868 auf seinen Titel und alle damit verbundenen Funktionen (z.  B. seinen militärischen Rang, die Mitgliedschaft im Orden des Goldenen Vlieses etc.) aufgeben und den Titel Graf Waideck, den auch seine Frau führen durfte, annehmen. Weitaus spektakulärer verlief der zweite Fall des Ausscheidens eines Mitgliedes der Dynastie aus dem Erzhaus. Johann Nepomuk Salvator geriet schon während seiner militärischen Laufbahn wegen seiner Kritik an der Armee und an dem mächtigen, erzkonservativen Erzherzog Albrecht in Konflikt mit dem Haus. Seine enge Beziehung zu dem rebellischen Kronprinzen Rudolf, mit dem er gemeinsam das große Werk »Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild« plante, und sein Engagement in der Bulgarienfrage förderten seine Position bei Hofe auch nicht gerade. Erzherzog Johann Salvator hatte eine langjährige Beziehung zu Milli Stubel, mit der er seit ihrem 15. Lebensjahr zusammenlebte. Im Jahre 1889 trat er freiwillig aus dem Hause Habsburg aus und verzichtete damit auf ein Einkommen von ca. 100 000 Gulden jährlich. Er nahm den Namen Johann Orth an und verließ das Land, es wurde ihm sogar verboten, den Boden ÖsterreichUngarns wieder zu betreten. Johann Orth erwarb in Hamburg ein Kapitänspatent und machte sich mit einem Schiff, das er gekauft hatte, auf den Weg nach Südamerika  ; auf dieser Fahrt dürfte das Schiff gesunken sein. Wenn auch manche Gerüchte kursierten, dürften Johann Orth und seine Frau Milli Stubel bei diesem Schiffsuntergang den Tod gefunden haben. 1911 wurde er – obwohl er nicht mehr Mitglied des Erzhauses war – vom Obersthofmarschallamt für tot erklärt.

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Familiengeschichte

Die außergewöhnlichste Serie von Mesalliancen allerdings leistete sich Erzherzog Leopold Ferdinand aus der Linie Toskana. Schon sein erster Ehewunsch mit einer Angehörigen des Hauses Bourbon – also durchaus standesgemäß – ging nicht in Erfüllung, die Eheschließung wurde verboten. Auch seine weitere Haltung war rebellisch, er hatte sehr zum Ärger des Thronfolgers Franz Ferdinand seine Geliebte als Matrose verkleidet auf das Marineschiff bei der Weltreise des Thronfolgers mitgenommen, doch als er schließlich eine Ehe mit Wilhelmine Adamovics, die wegen Gassenstriches polizeilich vorbestraft war und seit 1895 in Wien ein sogenanntes Gesundheitsbuch hatte – also eine offizielle Prostituierte war –, eingehen wollte, verweigerte der Kaiser seine Zustimmung. Im Jahre 1902 kam es zu einer endgültigen Krise. In einer gemeinsam geplanten Aktion mit seiner Schwester Luise Antoinette, der Kronprinzessin von Sachsen, die eine Beziehung mit ihrem Sprachlehrer hatte, flohen die beiden Paare in die Schweiz, von wo aus Leopold Ferdinand ein Schreiben an den Kaiser richtete, in dem er bat, aus dem Familienverband entlassen zu werden und den Namen Leopold Wölfling annehmen zu dürfen. Zwar wurde seinem Antrag zugestimmt, aber die Frage, ob er weiterhin finanzielle Unterstützung erhalten sollte, war lange strittig. Was die Familie aber weit mehr empörte, war die Indiskretion Leopold Wölflings, der Interviews gab und auch den Inhalt des kaiserlichen Handschreibens an ihn mit dem Bedingungen seines Austrittes einer Zeitung zuspielte. Auch längerfristig war für Skandal gesorgt, 1908 veröffentlichte Wilhelmine Adamovics ihre Lebensgeschichte, 1921 erschienen auch Wölflings Memoiren, und dass auch die sächsische Kronprinzessin ihr Tagebuch unter dem Titel »Mein Leben« publizierte, war ein weiterer Tiefschlag für die Familie. Leopold Wölfling zog mit seiner Geliebten Wilhelmine Adamovics zunächst in die Vegetarierkolonie Ascona in der Schweiz, 1903 heiratete das Paar und erwarb wenig später das Bürgerrecht im Kanton Zug. 1907 ließ sich Leopold Wölfling allerdings schon wieder scheiden und

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Außereheliche Sexualität, nicht ­standesgemäße Heirat

wenige Tage später heiratete er Maria Magdalena Ritter, die ebenfalls als Prostituierte in München registriert war. Einige Jahre später trennten sie sich und Wölfling fand wieder eine Straßendirne als Partnerin. Im Oktober 1912 ersuchte er die Münchener Polizei, die Prostituierte Maria Schweickhardt aus der sittenpolizeilichen Aufsicht zu entlassen  ; mit ihr gemeinsam lebte der ehemalige Erzherzog im Münchener Zuhältermilieu. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte Leopold Wölfling nach Wien zurück, wo er ein Gemischtwarengeschäft in Kaisermühlen führte, er war aber auch als Vertreter und Schauspieler tätig. Er heiratete 1933 noch ein drittes Mal, und zwar eine um 30 Jahre jüngere Frau mit dem Namen Klara Hedwig Pawlowski, mit der er in Berlin wohnte, wo er im Jahre 1935 starb. Der letzte Austritt aus dem Hause Habsburg in der Zeit der Monarchie war weniger pikant und erfolgte durch Erzherzog Ferdinand Karl. Er hatte auf einem Ball Berta Czuber, die Tochter eines Professors an der Technischen Hochschule, kennengelernt. 1909 heiratete der Erzherzog – trotz Verbot des Kaisers – seine langjährige Geliebte heimlich in der Schweiz, erst zwei Jahre später erfuhr der Kaiser davon und forderte daraufhin den Erzherzog auf, auf Titel und Rang zu verzichten. Ferdinand Karl nahm den Namen Burg an, siedelte sich in Lugano an und wurde Schweizer Staatsbürger. Bezüglich der finanziellen Ausstattung hatte der Hof aus dem skandalösen Fall Wölfling gelernt und dem Erzherzog seine Apanage belassen, die Familie Burg lebte in Schloss Rottenstein bei Meran. Weitaus weniger bedeutsam waren Mesalliancen von Frauen aus dem Hause Habsburg, da sie automatisch mit der Eheschließung den Familienverband verließen und der Familie ihres Mannes zugerechnet wurden. Dennoch erregten einige Fälle öffentliches Aufsehen. Die Witwe des Kronprinzen Erzherzog Rudolf, die belgische Prinzessin Stephanie, hatte sich schon zu Lebzeiten ihres Mannes in der Familie nicht wohlgefühlt  ; nach dem Tod Rudolfs in Mayerling ging sie 1900

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Familiengeschichte

eine zweite Ehe mit Graf Elemér Lónyay von Nagylóny und Vásárosnamény ein, und zwar nicht nur ohne Zustimmung des Familienoberhauptes, sondern auch gegen dessen ausdrücklichen Willen. Stephanies Tochter war ein weiteres »schwarzes«, oder vielmehr ein »rotes« Schaf der Familie, das noch zu Zeiten der Monarchie Schwierigkeiten machte, die sich aber erst in der Zeit nach 1918 zum vollen »Skandal« entwickelten. Die einzige Tochter Erzherzog Rudolfs und Stephanies, Erzherzogin Elisabeth Marie, genannt »Erzsi«, heiratete 1902 – mit Zustimmung ihres Großvaters, des Kaisers – den nicht ebenbürtigen Otto Windischgraetz, mit dem sie vier Kinder hatte, doch die Ehe verlief sehr schlecht  ; beide Partner hatten Affären, die öffentlich bekannt und diskutiert wurden. 1919 wurde die Ehescheidung eingereicht, die erst fünf Jahre später Gültigkeit erlangte. Die Auseinandersetzungen der beiden Partner um die Kinder nahmen abenteuerliche Züge an, in denen die Erzherzogin von einigen Sozialdemokraten unterstützt wurde. Mit einem von ihnen, dem Schutzbundführer und Lehrer Leopold Petznek, ging die »rote Erzherzogin« eine Bindung ein, die 1948 mit einer Ehe legitimiert wurde. In den Augen einer konservativ eingestellten Familie musste diese Tatsache, zusammen mit der politischen Betätigung Erzsis in der sozialdemokratischen Partei, einen der schwersten Schläge für das Selbstverständnis der Familie bedeutet haben.

Besit z u nd Besit z a nsprüche Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit beherrschten die Habsburger große Gebiete, deren Einkünfte aus Steuern, Bergwerken, Mauten und Zöllen von den Beamten des Staates verwaltet wurden. Eine Trennung zwischen staatlichem und privatem Vermögen gab es nicht, denn das Gottesgnadentum war die Rechtsgrundlage des Staates, die Frage der Volkssouveränität stellte sich nicht. Eine Versorgung

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Besitz und Besitzansprüche

des Monarchen und seiner Familie war in dieser Zeit völlig selbstverständlich. Dass es dabei nicht nur um die Grundbedürfnisse des Lebens ging, sondern dass auch Schlösser und Gärten, Sammlungen und Mäzenatentum, Feste und Repräsentation finanziert wurden, versteht sich von selbst. Auch die großzügige Förderung der Kirche, besonders in der Zeit der Gegenreformation, verschlang ungeheure Summen. Nicht nur alle Ausgaben für den Herrscher selbst, sondern auch die finanziellen Mittel für die Prinzen und Prinzessinnen des Hauses wurden über das Hofzahlamt aus Staatsmitteln bereitgestellt und auch in verschiedenen Dokumenten, wie dem Testament Ferdinands II. 1621 und der Pragmatischen Sanktion, (auch staatsrechtlich) anerkannt. Die Kosten für das stehende Heer und für die Beamten machten den Löwenanteil der Ausgaben des Staates aus, die ständig im Steigen begriffen waren. Die Zahl der Beamten verfünffachte sich vom Beginn des 16. bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts. Noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts – soweit man das bei den unüberschaubaren Abrechnungen überhaupt genau sagen kann – lagen die Einnahmen des Staates höher als die Ausgaben, doch seit der Mitte des 18. Jahrhunderts änderte sich die Situation. Im 19. Jahrhundert gab der Staat für den Aufwand des Hofstaates ca. acht Millionen Gulden jährlich aus, die kaiserliche Familie selbst erhielt etwa 1,4 Millionen Gulden, die Aufwendungen für die kaiserliche Familie stiegen aber um die Mitte des Jahrhunderts auf das Dreifache. 1862 wurde mit der sogenannten Zivilliste eine Dotation der Familie genau festgelegt. Im 19. Jahrhundert ging man auch daran, das private Vermögen der Familie und das staatliche Vermögen zu trennen. Diese Unterscheidung war, sieht man von einigen Vermögenserwerbungen vor allem Franz Stephans ab, eine rein rechtlich fiktive, denn bei den meisten Vermögenswerten (z. B. den Kunstsammlungen) handelte es sich um transformiertes Staatseigentum.

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Familiengeschichte

Diese Frage der Vermögenstrennung zwischen Privat- und Staatseigentum wurde mit dem Ende der Habsburgerherrschaft im Jahre 1918 zu einem Problem. Verschiedene Fonds und Fideikommisse galten seit dem 18.  Jahrhundert als Privatvermögen des Hauses. Franz Stephan von Lothringen, der wirtschaftlich sehr tüchtig war und Herrschaften kaufte, aber auch recht undurchsichtige Finanzgeschäfte betrieb, kann als das erste Mitglied der Familie gelten, das privat Vermögen erwarb. Er erwarb im Laufe seines Lebens rund 18  Millionen Gulden, von denen seine Erben Maria Theresia und Joseph  II. einen Teil zur Tilgung der Staatsschulden zur Verfügung stellten, rund sechs Millionen Gulden behielten sie, das war der Ursprung des »Familienversorgungsfonds«. Das habsburgische Familienstatut 1839 bestimmte allerdings, dass der standesgemäße Unterhalt aller Glieder des regierenden Hauses aus Staatskosten zu decken sei, der Familienversorgungsfonds sollte einzelnen Erzherzogen nur Zuschüsse dazu gewähren. Die Apanagen waren nicht gerade bescheiden, die Brüder und Söhne des Souveräns erhielten jährlich 75 000 Gulden, die Töchter und Schwestern 42 000 Gulden, die übrigen Erzherzöge 45 000 Gulden und die Erzherzoginnen 24 000 Gulden. Bis zum Ende der Monarchie vermehrte sich das Kapital des Familienversorgungsfonds, der die Güter Laxenburg-Vösendorf, die Gutskomplexe Orth (mit Schlosshof, Eckartsau, Essling, Groß-Enzersdorf und Rutzendorf ), Pöggstall und Mattighofen sowie einige Häuser im Wien umfasste, auf 72 Millionen Kronen. Zusätzliche Fonds, wie der Avitikalfonds (ungarische Güter) und Fideikommisse (Herrschaften oder sonstige Besitzungen, die als unteilbar und immer in der Primogeniturlinie vererblich definiert werden), kamen noch dazu, wie etwa der Kaiser-Franz-Joseph-I.-Kronfideikommiß. Eine besonders eigenartige Aktion des 19. Jahrhunderts, in dem man die privaten und staatlichen Bestandteile der kaiserlichen Sammlungen zu differenzieren versuchte, führte zum PrimogeniturFamilienfideikommiß der Sammlungen des Erzhauses Habsburg-Lothrin-

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Besitz und Besitzansprüche

gen. Die Frage, aus welchem Vermögen – wenn nicht aus staatlichen Geldern – die Habsburger diese Kunstgegenstände kauften, wurde nicht angesprochen. Ähnliches gilt auch für die FamilienfideikommißBibliothek, die dann später ebenso wie die Hofbibliothek von den Habsburgen als reine Privatbibliothek bezeichnet wurde. Noch eine Reihe anderer Fideikommisse verkomplizieren die Vermögenssituation, die nach 1918 zum Problem geriet. Mit dem Ende der Monarchie wurden in den verschiedenen Nachfolgestaaten Besitzungen der Habsburger konfisziert. Der Vertrag von St. Germain sprach das gemeinsame Familienvermögen und den Familienfonds den Nachfolgestaaten – allerdings mit Ausnahme der Republik Österreich – zu. In Österreich traf man nach der Ausrufung der Republik eine Unterscheidung zwischen privatem und staatlichem Besitz, wobei das »freie und persönliche Privatvermögen des ehemaligen Kaisers und der Mitglieder des kaiserlichen Hauses« unangetastet blieb, während das Eigentum, das die Habsburger in ihrer Funktion als Herrscher besaßen (hofärarischer Besitz), an die Republik Österreich überging. Die Privat- und Familienfonds wurden durch ein Gesetz der Republik 1919 als »gebundenes Vermögen« definiert und fielen ebenfalls der Republik zu  ; das sind der Familien- und der Avitikalfonds, das Primogenitur-Familienfideikommiss der Sammlungen, die Familienfideikommiss-Bibliothek, das Falkenstein’sche Fideikommiss, das Kaiser-Franz-Joseph-I.-Kronfideikommiss des Erzhauses HabsburgLothringen, die Estensischen Kunstgegenstände und die dazugehörige Bibliothek und die Hofbibliothek, dazu noch aus der Zivilliste angeschaffte Gegenstände, vor allem der Inhalt des Hofkellers. Seit damals werden die gerechtfertigten oder nicht gerechtfertigten Ansprüche der Familie Habsburg diskutiert, wobei diese Frage letztlich keine rein rechtliche, sondern eine politische ist. Nur kurzfristig, in der Zeit des Austrofaschismus, kam es in Österreich zu einer Aufweichung des Habsburgergesetzes von 1919, und eine Rückgabe von Vermögen an die Familie wurde in Aussicht gestellt. Nach dem Ende

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Familiengeschichte

des Zweiten Weltkrieges wurden alle Verfassungsgesetze, die nach dem 5. März 1933 (der Ausschaltung des Parlamentes) erlassen worden waren, aufgehoben. Damit trat 1945 nicht der Zustand vor dem März 1938, sondern der vor 1933 in Kraft, und somit erlangte das Gesetz von 1919 über die Landesverweisung der Habsburger und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen wieder seine Gültigkeit. Es ist auch im § 26 des österreichischen Staatsvertrages von 1955 verankert. Die Diskussion über eine »Rückerstattung« des Vermögens an die ehemalige Herrscherfamilie ging aber auch nach 1945 weiter und ist bis heute nicht zum Erliegen gekommen. Seit 1985 bemühte sich der 2007 verstorbene Bruder Ottos, Karl Ludwig Habsburg-Lothringen, der im Gegensatz zu seinem älteren Bruder keine Verzichtserklärung unterschrieben hatte, um die Aufhebung der Habsburgergesetze – wohl auch mit der Nebenabsicht, in den Besitz des Vermögens seiner Ahnen zu gelangen. Mit der Behauptung, es seien die Rechte einer Minderheit verletzt worden, kam es 1989 sogar zu einem Gang zur Europäischen Menschenrechtskommission in Straßburg, die allerdings die Eingabe für unzulässig erklärte. Der nächste Schritt wäre eine Klage beim Europäischen Gerichtshof. Der Verfassungsgerichtshof, an den die Habsburger appellierten, entschied 1995 gegen die Forderungen der Familie. Der Streitwert beträgt immerhin um ca. 15 Milliarden Euro. Die entscheidende Frage ist natürlich nicht die formalrechtliche, sondern eine politische. Die Frage muss wohl lauten  : Woher bezogen die Habsburger die Mittel, um diesen Besitz zu erwerben  ? War es nicht eine Ausbeutung der Untertanen in der feudalen Gesellschaft, die eine Besitzakkumulation der Oberschicht ermöglichte  ? Gerade diese Fragen, die eher mit politischer Moral als mit Recht zu tun haben, sind eigentlich nicht nach juristischen Kriterien zu entscheiden. Die Geschichte der letzten 90 Jahre hat ein deutliches Urteil über die Familie und ihren Besitz gesprochen.

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3. Menta le Pr ägungen

D

ie Modewissenschaft des 19. Jahrhunderts – des Jahrhunderts von Charles Darwin und Gregor Mendel – war die Biologie. Biologistische Erklärungsmodelle wurden auch auf die Habsburger angewandt und wirkten im 20. Jahrhundert noch lange nach. Nicht nur körperliche Eigenschaften, wie etwa der »Familientypus«, ­wurden biologisch erklärt, sondern auch andere »Familieneigenschaften«, wie die Frömmigkeit, das Interesse für Kunst und Wissenschaft, die Musikalität und die Jagdleidenschaft der Familie, wurden als vererbt angesehen. Die Wissenschaft des 20. Jahrhunderts, insbesondere die Geschichtswissenschaft, hat hingegen klargemacht, dass diese Eigenschaften sozialisiert waren und vor allem mit der Erziehung und den Normen, die in ganz Europa in den herrschenden Familien verbreitet waren, zusammenhingen.

G a b es eine spe zif isch h a bsburgische ­E r ziehu ng ? War Rudolf I. noch Analphabet, so war die Bildung der Generationen nach ihm ein wesentliches Element der Lebensgestaltung habsburgischer Kinder. Schon die Söhne und Töchter Albrechts I. beherrschten Latein und besaßen Bibliotheken, zumindest einige wenige Bücher. Die Gründung und Förderung der Universität Wien durch Rudolf IV. und Albrecht III. ist aus diesem Hintergrund zu verstehen. Seit der Regierungszeit Friedrichs III. setzten sich Renaissance und Humanismus langsam durch und die habsburgischen Erzherzöge

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Mentale Prägungen

wurden diesem Ideal nach ausgebildet, die lateinischen Texte der antiken Klassiker vermittelten ihnen auch Kenntnisse in Geschichte und Moralphilosophie und legten besonderen Wert auf die Eloquenz in der lateinischen Sprache. Daneben wurde die Frömmigkeit von Kindheit an gefördert und auch praktische Fähigkeiten, wie der Umgang mit Waffen und die Jagd, besonders betont. Maximilian I. war aber auch von Themen wie Alchemie, Astrologie, Mineralogie und Bergbau fasziniert. Mit der Erwerbung Burgunds machte sich zunehmend der französische Einfluss bemerkbar, und wenig später wurde durch die spanische Heirat auch der kulturelle Bereich dieser Sprache erschlossen. Die Erziehung lag bei den spanischen wie den österreichischen Habsburgern in der Hand eines Ayo (oder Ajo, ein Begriff, der aus Spanien übernommen wurde), der sich um die körperliche und religiöse Erziehung des Prinzen kümmerte. Nach einer ersten Phase der Erziehung (etwa bis zum sechsten Lebensjahr), in der die Aya und die Mutter die wichtigste Rolle spielten, war die schulische Bildung durch Lehrer unter der Leitung des Ayos der zentrale Teil der Erziehung, an die sich dann eine Zeit der Einführung in die Politik durch den Vater anschloss. Unter den Lehrern der Familie fanden sich allerdings nur wenige erstklassige Gelehrte, der Einfluss der Kirche war groß und viele der Erzieher stammten ab dem späten 16. Jahrhundert aus dem Jesuiten­ orden. Die reichlich vorhandenen Erziehungspläne und Fürstenspiegel müssen allerdings als normative Quellen mit Vorsicht gelesen werden. Ein gutes Beispiel dafür, wieweit Anspruch und Realität auseinanderklaffen konnten, war der letzte spanische Habsburger, der degenerierte Karl II., der trotz anspruchsvoller Pläne noch mit neun Jahren weder schreiben noch lesen konnte, auch seine Sprachkenntnisse beschränkten sich auf das Kastilische. Der erste österreichische Habsburger der Neuzeit, Ferdinand I., wurde in Spanien erzogen, seine Lehrer konnten ihn auch für Kunst

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Gab es eine spezifisch habsburgische ­Erziehung  ?

und Wissenschaft interessieren, was großen Einfluss auf den österreichischen Hof des 16. Jahrhunderts haben sollte, da auch seine Kinder von Humanisten in diesem Sinne erzogen wurden  ; sie alle erhielten eine umfassende lateinische Bildung. Nach der konfessionellen Spaltung versuchte man die jungen Erzherzöge vom »schädlichen« Einfluss des Protestantismus fernzuhalten, daher wurden einige von ihnen am Hofe in Spanien erzogen. Maximilian II. studierte in Spanien und seine Söhne Rudolf und Ernst verbrachten sieben prägende Jahre auf der Iberischen Halbinsel. Diese stark humanistisch orientierte Erziehung veränderte sich deutlich in den letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts, am Hof in Graz waren die Jesuiten unter dem Einfluss der bayerischen Familie der Erzherzogin Maria (der Frau Karls II. von Innerösterreich) einflussreich, so wurde der junge Erzherzog Ferdinand (später als Kaiser Ferdinand II.) schon ab seinem sechsten Lebensjahr an der neuen Jesuitenuniversität in Graz und einige Jahre später an der jesuitischen Universität in Ingolstadt erzogen. Dieser bestimmende Einfluss der Jesuiten auf die Habsburger setzte sich bis ins 18. Jahrhundert fort. Die Auswahl der Lehrer wurde vom festen katholischen Glauben und nicht vom wissenschaftlichen Ansehen dieser Personen bestimmt. Noch Maria Theresia wuchs nach diesem traditionellen Erziehungs­ muster auf. Neben den elementaren Fächern Französisch, Italienisch, Tanz, Gesang, Musik und Reiten betrieb sie nur ein wenig Kirchenund Weltgeschichte, ihre literarische Bildung eignete sie sich durch das Theater an. Mit der Aufklärung verloren die Jesuiten schon vor der Aufhebung des Ordens 1773 an Bedeutung, in der Erziehung der Kinder Maria Theresias machte sich der Einfluss des Aufklärers Gerard van Swieten deutlich bemerkbar. Neben Latein und Französisch lernte der spätere Kaiser Joseph auch Italienisch, Tschechisch und Ungarisch, wurde aber auch in Bereiche wie Politik, Völkerrecht, rationalistisches Naturrecht und aufgeklärtes Strafrecht eingeführt. Auch den Naturwissen-

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Mentale Prägungen

schaften kam – im Gegensatz zu den jesuitischen Erziehungsplänen – nun erhöhte Bedeutung zu, beim jungen Leopold (später als Kaiser Leopold II.) erweckten seine Lehrer die Begeisterung für Mechanik und Physik, die ein Leben lang anhielt. Der Unterricht der Erzherzoge dauerte den ganzen Tag, es gab auch keine Ferien, doch entfielen die Lehreinheiten oft wegen der Ausflüge des Hofes und der Repräsentationspflichten. Problematisch war die Erziehung des Thronfolgers Ferdinand (später Kaiser Ferdinand der Gütige), der unter Epilepsie litt, sein Unterricht begann erst mit neun Jahren. Bei der Erziehung Franz Josephs ging man von Anfang an von der Annahme aus, dass er seinem regierungsunfähigen Onkel Ferdinand nachfolgen werde, und erzog ihn zum zukünftigen Herrscher, wobei sich allerdings schon früh abzeichnete, dass Frömmigkeit und eine Liebe zum Kriegspielen und zur Armee ihn beherrschten. Der Leiter der Erziehung Franz Josephs war der konservative, streng katholische Heinrich Graf Bombelles, ein Vertrauter Metternichs. Bei der Erziehung des nächsten Thronfolgers, Erzherzog Rudolf, gab es einen großen Bruch, nach einer streng konservativ-militärischen ersten Phase unter dem Generalmajor Leopold Graf Gondrecourt, der das Kind quälte, verängstigte und überforderte, griff seine Mutter, Kaiserin Elisabeth, ein  ; Gondrecourt wurde entlassen und die Ausbildung des Erzherzogs folgte dem Lehrplan der Volksschule und dann des Gymnasiums, allerdings mit den zusätzlichen Fremdsprachen Latein, Französisch, Ungarisch und Tschechisch. Die liberal gesinnten Lehrer prägten das Weltbild des Kronprinzen, vor allem der berühmte Zoologe Alfred Brehm, mit dem er auch große Reisen unternahm, weitete den wissenschaftlichen Horizont Rudolfs. Die Erziehung der weiteren Vertreter der Familie, die vor dem Ende der Monarchie ausgebildet wurden, verlief formal ähnlich, wenn auch mit einer stark konservativen Note, die keineswegs mit der liberalen Erziehung Rudolfs zu vergleichen war.

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Gab es eine spezifisch habsburgische ­Erziehung  ?

Bezeichnend für die politische Situation der Familie nach 1918 ist, dass die Ausbildung des Sohnes des letzten Kaisers, Otto HabsburgLothringen, weiter im Zeichen einer Vorbereitung für ein Herrscheramt stand. Die Sprachen, die er lernte (Deutsch, Ungarisch und Kroatisch), spiegeln die Restaurationshoffnungen der Familie. Trotz der immer wieder beklagten schlimmen Situation der Familie, die kein Geld zu haben schien, hatte Otto mehr als ein Dutzend Privatlehrer  ! Seine universitäre Bildung, wie auch die seiner Geschwister, erfolgte an der katholischen Universität Löwen. Die Erziehung der Habsburger betonte vor allem das religiöse Element, war aber auch von Erziehungsschriften und Programmen der Prinzenerziehung beeinflusst. Die älteste, im gesamten Spätmittelalter einflussreiche Schrift stammt von dem bedeutenden Gelehrten Engelbert von Admont und war zunächst für die Söhne Albrechts I. gedacht. Später entwickelten bedeutende Humanisten wie Enea Silvio Piccolomini oder Erasmus von Rotterdam ihre Gedanken zur Prinzenerziehung, die Schrift des Erasmus Institutio Principis Christiani (Die Erziehung eines christlichen Fürsten) war für die Enkel Maximilians, vor allem für Karl V. gedacht, blieb aber ohne Einfluss. Auch einige nicht spezifisch den Habsburgern zugedachte Bücher, wie Machiavellis Il Principe oder der Corteggiano von Baldassare Castiglione hatten Auswirkungen auf den Adel und damit auch auf die Familie Habsburg. Wegweisend für die Erziehung im Erzhaus waren auch die politischen Testamente, vor allem die Karls V. und Ferdinands II. gelten als besonders einflussreich. Eine eigene Literaturgattung sind die Fürstenspiegel, im 17. Jahrhundert war für die österreichischen Habsburger der Princeps in Compendio, dessen Verfasser unbekannt ist, grundlegend  ; er ist – wie in dieser Zeit naheliegend – stark von religiösen Ideen geprägt. Geradezu charakteristisch für die Erziehung des Adels im Allgemeinen und der Habsburger im Besonderen waren die vielen Sprachen,

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Mentale Prägungen

die erlernt wurden. Welche Muttersprache die Habsburger hatten, ist schwer zu beantworten  ; sicherlich war es für die meisten Mitglieder der österreichischen Linie Deutsch, obwohl sie diese Sprache im Unterricht kaum lernten. Am Hofe Maria Theresias sprach man ein so unverfälschtes Wienerisch, dass der große Sprachreformer Johann Christoph Gottsched darüber ganz entsetzt war. Die wichtigste Zweitsprache war bis ins 19. Jahrhundert Latein, und zwar nicht mehr das Küchen-, Geschäfts- oder Reiterlatein der mittelalterlichen Herrscher, sondern eine an den Texten der antiken Klassiker orientierte Sprache. Da Latein bis ins 18. Jahrhundert die Verwaltungssprache Ungarns war, hatte es für die Habsburger neben der Funktion als lingua franca (also einer allgemein verständlichen Umgangssprache wie heute Englisch) auch eine praktische Bedeutung. Mit der Erweiterung des Herrschaftsgebietes traten auch andere Sprachen in den Gesichtskreis der Familie Habsburg. Zunächst mit dem burgundischen Erbe das Französische, dann das Spanische, das fast alle Habsburger des 16. Jahrhunderts beherrschten. Französisch erlebte seine Blüte bei Hof erst zu einer Zeit, als die Habsburger keine französischsprachigen Territorien mehr besaßen, es war die wichtigste lingua franca des 18. und teilweise auch des 19. Jahrhunderts. Auch Italienisch war in der Frühen Neuzeit eine wichtige internationale Umgangssprache, die man als Adliger auf der Kavalierstour nach Italien erwarb. Die Pflege dieser Sprache im Hause Habsburg hatte aber auch dynastische Gründe, da insbesondere im 17. Jahrhundert viele Habsburger mit italienischen Prinzessinnen verheiratet waren. Mit den Erwerbungen italienischer Territorien im 18. Jahrhundert wurde aus der Bildungssprache eine Landessprache, die einige Habsburger – vor allem die italienischen Sekundogenituren – als eine Art Muttersprache empfanden. Seit dem Beginn der Neuzeit gewannen auch die Sprachen der von den Habsburgern seit 1526 beherrschten Länder Böhmen und Ungarn an Bedeutung. Man lernte die Sprache durch den Umgang mit anderen Kindern, adligen Knaben, die sie als Muttersprache beherrschten,

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Vom habsburgischen Sendungsbewusstsein zum Habsburgermythos

denn vor dem 19. Jahrhundert gab es keine geeigneten Lehrbehelfe wie Grammatiken dieser Sprachen. Tschechisch beherrschten von den regierenden Habsburgern Maximilian II., Ferdinand III., Josef I., Joseph II., Leopold II., Franz Joseph, Kronprinz Rudolf, Karl und vielleicht auch Rudolf II., der immerhin in Prag residierte. Ungarisch konnten hingegen nur Maximilian II., Josef I., Karl VI., Ferdinand I., Franz Joseph, Kronprinz Rudolf und Karl. Zu welchem Grad an Sprachbeherrschung der Unterricht führte, ist nicht zu beantworten, da es keine Tonbandaufnahmen aus dieser Zeit gibt und die Briefe und anderen Schriftstücke der Habsburger in diesen Sprachen nicht eigenhändig sind und somit der Einfluss eines Sekretärs, der die Sprache perfekt beherrschte, nicht ausgeschlossen ist.

Vom h a bsburgischen Sendu ngsbe w usst sein z u m H a bsburger m y thos Mit der Übertragung von Begriffen und Phänomenen der Gegenwart in die Vergangenheit muss man klarerweise besonders vorsichtig umgehen, aber man kann sicherlich Ähnliches wie Imagebildung, Public Relations und Propaganda in der Geschichte der Habsburger ausmachen, ohne dass man in den Fehler verfallen sollte, diese allzu sehr mit Maßstäben der Gegenwart zu messen. Einer der wesentlichsten Unterschiede dabei ist, dass sich die propagandistischen Maßnahmen für die Familie (die natürlich nicht strategisch als solche geplant waren) nicht an die Allgemeinheit wandten, sondern im Sinne des gesellschaftlichen Systems des Mittelalters und der Frühen Neuzeit nur eine qualitativ definierte Öffentlichkeit (Adel, die höchsten Würdenträger des Klerus und besonders gebildete und einflussreiche Teile des Bürgertums) ansprachen. Im Zentrum des Selbst- und Fremdbildes der Dynastie stand das Gottesgnadentum, das die Herrschaft der Familie Habsburg als eine

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Mentale Prägungen

gottgewollte Tatsache ansieht. An dieser Grundidee hat zwar die Säkularisierung des Herrscherbildes durch die Aufklärung Modifikationen vorgenommen, aber letztlich war diese Vorstellung des Gottesgnadentums bis zum Ende der Monarchie – und in den Köpfen der Habsburger auch noch danach – wirkmächtig. Das Bild des Herrschers, das durch die panegyrische Literatur der Zeitgenossen, also das Herrscherlob, verbreitet wurde, schuf einen herrscherlichen Mythos, der dann im Laufe der Zeit auf die gesamte Dynastie abfärbte. Die Überhöhung vor allem des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches wurde, wie es den Vorstellungen der Zeit entsprach, mythologisch begründet. Eine der wirksamsten legitimierenden Erzählungen, die in der habsburgischen Selbststilisierung immer wieder vorkommt, ist die Argonautensage, die von der Zerstörung Trojas und der Gründung Roms durch Äneas handelt. Der Dichter Vergil verschmolz verschiedene Sagenkreise und bildete damit eine imperiale Ideologie vor, die man nur mehr aufzunehmen und weiterzuführen brauchte, ihre Elemente schienen dem Wunschdenken mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Herrscher entsprungen zu sein. Die Vorstellung der Gründung eines neuen Troja wurde mit dem mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Wunsch nach der Beherrschung des Ostens, den Kreuzzugs- und Welteroberungsplänen in Verbindung gebracht. Die Übertragung der Herrschaft Jupiters auf Rom durch Äneas wurde verbunden mit dem Beginn eines neuen Goldenen Zeitalters durch den antiken Kaiser Augustus. Damit war auch die Möglichkeit einer christlichen Umdeutung und Kontextualisierung der Legende gegeben, die vor allem davon ausging, dass Christus in der Zeit der Herrschaft des Augustus geboren wurde, womit man das Römische Reich als den Willen Gottes ansehen konnte. Dabei griff man auf die Ausdeutung des Traumes Daniels aus dem alten Testament zurück, denn die letzte der vier Monarchien (Babylon, Persien, Griechenland, Rom), als die man die vier Tiere des Traumes deutete (Löwe, Bär, Panther, Untier mit Hörnern), war dann eben das gottge-

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Vom habsburgischen Sendungsbewusstsein zum Habsburgermythos

wollte Römische Reich. Eine Vermischung der Ideen des Alten Testamentes mit Vergil – und damit mit der antiken Sagenwelt – führte zu eigenartigen Deutungen. So wurde die Eroberung Jerusalems durch Kaiser Titus mit der Wiedererlangung des Goldenen Vlieses gleichgesetzt, Christus als neuer Äneas, Rom als neues Jerusalem, der Kaiser als Nachfolger der Regentschaft einerseits des Priamus und andererseits des biblischen Königs David gesehen. Eine wesentliche Rolle in der Verchristlichung der antiken Vorstellungen des Römischen Reiches spielte der Sieg Konstantins über Maxentius an der Milvischen Brücke 312, der mit seinem Traum verbunden war, dass er im Zeichen des Kreuzes siegen werde (in hoc signo vinces), was zu seiner Taufe und der Christianisierung des Römischen Imperiums führte. Auch dieses Element spielt in der politischen Stilisierung der Habsburger eine Rolle und konnte mit der spezifischen Kreuzesfrömmigkeit der Dynastie verbunden werden. Das Römische Reich endete zwar, wurde aber mit der translatio imperii im Heiligen Römischen Reich wiederbegründet  ; die Krönung Karls des Großen zu Weihnachten 800 bildete ebenfalls einen wesentlichen Fixpunkt der Legitimierungsstrategien. Wir haben schon bei der Genealogie gesehen, dass Anknüpfungen an die fränkische Geschichte, neben der an große römische Familien und die großen jüdischen Herrscher wie Salomon oder David betrieben wurden, die allesamt zu diesem Komplex der Herrschaftslegitimation beitrugen. Ein spezifisch habsburgischer Charakterzug wurde zumindest seit dem Beginn der Neuzeit das Sendungsbewusstsein der Familie, die sich von Gott zur Herrschaft auserwählt betrachtete. Als der Erste, der dieses übersteigerte Selbstbild propagierte und stilisierte, gilt Maximilian I., dessen grafische Propagandawerke, wie die Ehrenpforte und die Triumphpforte Zeugnisse seines Selbstbewusstseins sind. Doch könnte man Ansätze schon davor bei Rudolf IV. ausmachen, der in Konkurrenz zu Kaiser Karl IV. den Ausbau Wiens, einen Ahnenkult und die Erhöhung seiner Familie zu Erzherzogen betrieb und damit den Grundstein

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Mentale Prägungen

für das Sendungsbewusstsein legte. Auch Friedrich III., der ja ein eher schwacher Herrscher war, hat in der Wiener Neustädter Wappenwand diesen Anspruch der »Weltherrschaft« (zumindest der Herrschaft über weite Teile Europas, die diese Mischung aus Wappen von beherrschten Ländern und Anspruchswappen nahe legte) behauptet. Maximilian I. hat seine eigene Memoria und die seines Hauses besonders aufwändig betrieben, seine autobiografischen Werke, wie der Weißkunig und der Theuerdank ebenso wie die Holzschnittwerke der Triumphpforte oder sein (leeres) Grabmal in Innsbruck dienten dieser Aufgabe. Das Triumphmotiv, das in der Antike wurzelt, sich aber am Beginn der Neuzeit über die Renaissancekunst verbreitete, liegt der Grafikfolge des Triumphzuges zugrunde, die das Sendungsbewusstsein des Hauses am deutlichsten manifestiert. Führende Humanisten des Hofkreises und bedeutende Künstler der deutschen Renaissance wurden dabei vor den Wagen der maximilianeischen Propaganda gespannt. Ein weiteres in der Selbststilisierung der Habsburger – aber auch anderer europäischer Dynastien – wiederkehrendes Motiv sind die Herrschertugenden  : iustitia, clementia, victoria, bonitas, aequitas, fortitudo, prudentia, constantia, securitas, ratio (Gerechtigkeit, Milde, Sieg, Güte, Gleichmut, Stärke, Weisheit, Beständigkeit, Sicherheit, Zuversicht, Vernunft), die in allegorischen Darstellungen den Herrscher in einer positiven Weise charakterisieren. Eine Herrschereigenschaft, die der Propaganda der Zeit nach die Habsburger besonders auszeichnete, war die clementia (Milde), die von den Historiografen der Dynastie gepriesen wird und auch in den allgemeinen Einleitungen von Urkunden (der sogenannten »Arenga«) als »angeborene militicheit« und »guticheit« stets genannt wurde. Die angebliche Milde der habsburgischen Regierung – so argumentieren die Apologeten des Erzhauses – sei der Hauptgrund, warum das Haus Österreich magnetisch die Liebe der Menschen an sich ziehe. Vergleicht man diese »Milde, wenn Strenge angebracht wäre«, mit der historischen Realität, fallen einem gute Gegenbeispiele ein, wie

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Vom habsburgischen Sendungsbewusstsein zum Habsburgermythos

das Wiener Neustädter Blutgericht Ferdinands I., in dem die Köpfe der ständischen Opposition rollten, oder die konfessionellen Verfolgungen, nicht zuletzt die Hinrichtung von 21 böhmischen »Aufständischen« 1621 durch Ferdinand II., oder die Bestrafung der ungarischen Insurgenten der Magnatenverschwörung 1671. Auch das erste Kapitel der Regierung Franz Josephs ist mit dem Blut der hingerichteten Revolutionäre in Wien und Ungarn (1848/49) geschrieben. Noch schlimmer die Verbrechen der spanischen Habsburger  : Ihre Machtpolitik in der Neuen Welt, das Blutbad in den Niederlanden und die Vertreibung der Moriskos und Juden aus Spanien forderten unzählige Opfer. Ein großer Teil der Bildsprache der Frühen Neuzeit war an antiken mythologischen Vorstellungen orientiert  ; die Habsburger haben sich dabei mit dem Halbgott Herkules identifiziert, was sich in vielen Bildern der Habsburger als Herkulier zeigt. Noch weitaus verwegener (und teilweise blasphemisch) erscheinen die Gleichsetzungen der Kaiser mit der Sonne – lange vor dem Sonnenkönig Ludwig XIV. –, aber auch mit Christus, wie etwa in der Propaganda Rudolfs II. Seit der Erwerbung Burgunds konnten die Habsburger auf ein Symbol zurückgreifen, das viel mit der Ideologie von Herrschaft zu tun hat, den Orden vom Goldenen Vlies. 1430 wurde dieser Orden von Herzog Philipp dem Guten von Burgund gestiftet, die Ordensgründung stand in Zusammenhang mit der Idee eines geplanten Kreuzzuges. Dieser Hausorden der burgundischen Herzoge ging dann an die Habsburger über, seit Maximilian I. sind alle Souveräne des Ordens Habsburger bzw. Lothringer (Franz Stephan) oder Habsburg-Lothringer (seit Joseph II. bis zu Karl Habsburg-Lothringen) gewesen. Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg gab es zwei Vliesorden, einen spanischen, der ein Verdienstorden wurde, der auch an nichtkatholische und nicht-adlige Personen verliehen werden konnte, und den österreichisch-habsburgischen, der seinen religiös-aristokratischen Charakter beibehielt. Seine ausschließlich männlichen Mitglie-

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Mentale Prägungen

der müssen nicht nur 16 adlige Ahnen nachweisen können, sondern auch katholisch sein. Das Motiv des goldenen Lammfelles, des Vlieses, steht in Verbindung mit den Legenden der Herrschaftslegitimation und kam den Habsburgern zugute. Einerseits spielt es auf die Sage von Jason und den Argonauten der griechisch-römischen antiken Tradition an, andererseits wird auch die biblische Deutung der Geschichte des Gideon immer wieder ins Spiel gebracht. Kaiser Karl V. etwa stilisierte sich als lebender Erbe des Äneas, wobei ihm der Hausorden vom Goldenen Vlies, der ja ebenfalls auf die Sage der Argonauten zurückgreift, sehr zustatten kam. Karls V. Weltherrschaftsgedanken waren realistisch und illusionistisch zugleich. Einerseits war mit der Entdeckung, Kolonisierung und Christianisierung der Neuen Welt eine völlig neue Perspektive der europäischen Politik aufgetaucht und andererseits hegte er Hoffnungen auf eine Zurückdrängung des Islam im Südosten Europas und in Nordafrika mit dem Fernziel der Eroberung von Konstantinopel und dem Heiligen Land mit Jerusalem. Damit wurde die Idee der spanischen Reconquista mit den mittelalterlichen Kreuzzugsideen verbunden und weitete die Dimensionen einer Universalmonarchie in einer bisher nicht gekannten Weise aus. Die Grundmotive habsburgischen Sendungsbewusstseins und habsburgischer Propaganda wurden im 16. Jahrhundert gelegt, die Bestrebungen Maximilians I. und Karls V. wurden auch von den anderen Habsburgern des 16. Jahrhunderts übernommen und gipfelten in der intensiven Propaganda Rudolfs II. In allen Medien der Zeit stilisierte Rudolf II. seine Herrschaft. Flugschriften und Gemälde von Hans von Aachen oder Reliefs von Adriaen de Vries priesen seine (vermeintlichen) Erfolge im Türkenkrieg. Medaillen trugen ebenfalls zu dieser Idee des großen Türkensiegers bei, verherrlichten den Kaiser ebenso wie die Werke der bildenden Kunst als großen Förderer der Kunst und der Humanisten.

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Vom habsburgischen Sendungsbewusstsein zum Habsburgermythos

Im Zeitalter des Absolutismus nach 1620 gewann die habsburgische Herrschaftsideologie an Schärfe, vor allem in der Abgrenzung von der französischen Monarchie unter Ludwig XIV., der in Europa das Modell des Lebensstils prägte. Die Auserwähltheit des Erzhauses, begründet auf den alten religiösen und mythologischen Motiven, dominierte in der Selbstdarstellung der Familie. Mit dem langsamen Durchdringen der Ideen der Aufklärung änderte sich nicht nur das Herrscherbild, auch die Manifestationen des habsburgischen Sendungsbewusstseins wurden bescheidener. Obwohl die Vorstellung von der gottgewollten Herrschaft der Dynastie noch bis zum Ende der Monarchie lebendig blieb, wurden die Familie und ihre Herrschaft seit dem 18. Jahrhundert durch den Rationalisierungsschub der Aufklärung entzaubert. Neue Legenden und andere Verbreitungsformen für ein anderes Publikum finden sich im 19. Jahrhundert. Die Geschichtsschreibung und die Schulbücher nahmen die »großen Gestalten« der Familie heraus und stilisierten sie ebenso wie den lebenden Monarchen zu einer Legende. Dieser Habsburgermythos überlebte die Monarchie, sowohl in der Geschichtsschreibung als auch in Literatur und der volkstümlichen Überlieferung. Dabei fällt ins Auge, dass nur einige wenige Habsburger das Bild der Familie prägen. Der historisch interessierte Laie kennt vermutlich nur eine Handvoll Habsburger  : den armen Grafen Rudolf am Beginn der Familiengeschichte, Maximilian, den letzten Ritter, vielleicht noch Rudolf II., den Wahnsinnigen auf dem Kaiserthron, oder den frommen Barockkaiser Leopold I., dann sicherlich Maria Theresia, die gute Landesmutter, den großen Reformer Joseph II., den »guten Kaiser Franz« und schließlich den armen, alten Kaiser Franz Joseph. Obwohl die moderne Geschichtsschreibung an diesen Klischeebildern große Korrekturen angebracht hat, bleiben diese Bilder bis heute erhalten. Bezeichnend für das Image der Familie sind aber die ausgeblendeten

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Mentale Prägungen

Herrscher  ; Karl VI. kommt häufig nur als Vater Maria Theresias vor, ein Ferdinand der Gütige wird kaum erwähnt. Objekte von Legendenbildung waren auch einige nicht regierende Mitglieder der Familie, allen voran Erzherzog Johann, aber auch Kaiserin Elisabeth und Kronprinz Rudolf. Die »seriöse« Historikerzunft überließ diese Themen lange Zeit einer mittelmäßigen Romanliteratur und Regenbogenpresse, aber auch den Filmen, die diese Klischees schufen und/oder tradierten. »Erzherzog Johanns letzte Liebe« und die »Sissi-Trilogie«, um nur die bekanntesten Beispiele zu nennen, haben mehr als alle historisch fundierten Darstellungen das Bild der Habsburger des 19. Jahrhunderts für einen Großteil der Bevölkerung geprägt. Der junge, schöne Franz Joseph (alias Karlheinz Böhm), der in Ischl auf die Jagd geht, und die noch schönere Sisi (alias Romy Schneider) sind tief ins Bewusstsein der Menschen eingedrungen und prägen die Vorstellungen vom Leben bei Hof, von den Menschen der habsburgischen Familie zutiefst. Filmische Illusion und historisches Wissen sind verschmolzen. Nach dem Ende der habsburgischen Herrschaft nach 1918 gab es einerseits mehr Raum für negative Bilder der Familie oder einzelner Mitglieder. Dahinter steckten oft auch politische Überlegungen, die Kommunisten und Sozialdemokraten, aber auch die Deutschnationalen, die schon vor 1918 mit den Hohenzollern sympathisierten, waren Träger solcher kritischen Beurteilungen. Andererseits gab und gibt es aber ein Weiterleben des Habsburgermythos, eine Nostalgie der »guten, alten Zeit«, die allerdings keine wirklich bedeutsame politische Dimension hat. Interessant ist, dass auch neue Legenden über die Habsburger entstanden, die oft gegen alte Legenden ankämpfen und diese zu zerstören oder zu verdrängen versuchen. Ein gutes Beispiel dafür bietet das Werk Alexander Lernet-Holenias, der nicht nur einige Habsburger der älteren Zeit »demontiert«, wie etwa Philipp II., den er der Ermordung Don Juans de Austria in Namur beschuldigt, oder Erzherzog Karl, dessen Sieg

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Pietas Austriaca

bei Aspern er schmälert und dessen persönliches Verdienst an diesem Sieg er mit der Begründung, dieser habe während der Schlacht nur drei bis vier Stunden keine epileptischen Anfälle gehabt, ebenfalls infrage stellt, sondern für das 19. Jahrhundert einige verblüffende Behauptungen aufstellt. Vor allem die illegitimen Söhne haben es ihm angetan, unter anderem vertrat er die These, dass ein gewisser Robert Pachmann, ein Sohn des Kronprinzen Rudolf aus seiner (angeblichen) geheimen ersten Ehe mit Erzherzogin Maria Antonia aus der Salvatorlinie, der eigentliche Thronfolger der Monarchie sei. Auch seine Schilderung der Tragödie von Mayerling als Mordkomplott des Erzherzogs Albrecht gegen den Thronfolger Rudolf steht zwar im Widerspruch zur wahrscheinlichen Lösung des Rätsels von Mayerling durch die seriöse historische Forschung, hat aber andererseits eine Legende in die Welt gesetzt, die eine Auseinandersetzung des Faches notwenig macht.

Pie ta s Austr i ac a Die Habsburger gelten als besonders fromm, das geht so weit, dass manche behauptet haben, die Frömmigkeit sei in der Familie erblich. Das stimmt natürlich gar nicht, denn Frömmigkeit ist nicht vererblich, sondern anerzogen. Die Habsburger waren mit einer einzigen Ausnahme – Kaiser Maximilian II., der mit dem Protestantismus sympathisierte – alle ganz streng katholisch. Lange Zeit vom späten 16. bis ins 18. Jahrhundert hinein wurden sie von Jesuiten erzogen. Religion spielte in der Erziehung bei Frauen und Männern der habsburgischen Dynastie eine gewichtige Rolle. Im Mittelalter unterschied sich die Frömmigkeit der Habsburger kaum von der anderer Dynastien, Auswüchse etwa der »Materialisierung der Gnade«, wie die Anhäufung von Ablass durch große Stiftungen oder das Reliquiensammeln, finden sich nicht. Da große Teile des

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Mentale Prägungen

Adels im 16. Jahrhundert Protestanten wurden, betonten die Habsburger auch aus politischen Gründen ihren Katholizismus. Nachdem am Beginn des Dreißigjährigen Krieges die katholischen Habsburger in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag 1620 die protestantischen Adligen besiegen konnten, wurden in den böhmischen und österreichischen Ländern alle anderen christlichen Religionen außer dem Katholizismus verboten. Die Habsburger stützten sich auch politisch bis zum Ende der Monarchie auf die katholische Kirche, die sie besonders förderten  ; viele Klöster und Kirchen erhielten Geld sowie Grund und Boden von den Habsburgern, manche Klöster wurden von der Familie auch gegründet. Die Familie befand sich im 16. und 17. Jahrhundert in einer doppelten religiösen Verteidigungsstellung, gegen den islamischen »Erbfeind der Christenheit«, die Türken, ebenso wie gegen den »neuen Türken«, die reformatorischen Bestrebungen lutherischer oder calvinistischer Prägung. Eine starke Betonung katholischer Glaubensformen hatte also auch einen politischen Hintergrund – Kultformen wie die starke Dreifaltigkeitsverehrung grenzt von den nicht-trinitarischen Glaubenssätzen des Islam ab und Elemente wie die Verehrung der Eucharistie und die Verehrung der Unbefleckten Empfängnis sind als Abgrenzungen zu den reformatorischen Strömungen zu sehen. In der Barockzeit wurden einige Frömmigkeitsübungen von den Habsburgern besonders eifrig betrieben, man verehrte das Kreuz, Maria, verschiedene Heilige und die Eucharistie (Hostie). Die Verehrung Marias ging so weit, dass einige Habsburger des 17. Jahrhunderts ihr Land unter den speziellen Schutz Marias stellten und Wallfahrten, zuerst nach Altötting in Bayern, später auch nach Mariazell in der Steiermark unternahmen. Die Heiligen, welche die Habsburger speziell verehrten, wurden auch in der Bevölkerung sehr populär. Zu diesen zählte der Heilige der Familie, der heilige Joseph, der Heilige des Beichtgeheimnisses, Johannes von Nepomuk, oder der österreichische Landespatron, der heilige Leopold.

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Pietas Austriaca

Die Habsburger waren stark in der Tradition verankert, ihre Frömmigkeit wurde auf eine Nachahmung Rudolfs von Habsburg, des Ahnherrn der Dynastie, zurückgeführt. So konnte etwa die Kreuzesfrömmigkeit mit einer eigenen habsburgischen Familientradition in Verbindung gebracht werden. Als Rudolf I. zum König gekrönt werden sollte, verwendete er ein einfaches Holzkreuz statt des nicht auffindbaren Szepters und sagte  : »Das ist das Zeichen, das uns und alle Welt erlöst hat. Dieses Zeichen nehmen wir an Stelle des Szepters.« Eine besondere Kraft gewann das Kreuzessymbol im Zusammenhang mit der Politik der Habsburger gegenüber den Osmanen in der Frühen Neuzeit, die als Kampf des Kreuzes gegen den Halbmond stilisiert wurde. Doch der Kult des Kreuzes ist natürlich auch verbunden mit der Kreuzauffindung durch die heilige Helena, die Mutter Kaiser Konstantins des Großen, mit der Ideenwelt der Kreuzzüge und ihren imperialen Implikationen, aber auch der spätmittelalterlichen Leidensmystik, des Versenkens in die Wundmale Christi, das dann in der Barockzeit in die Verehrung der Herzwunde überging. Auch in den Insignien des Heiligen Römischen Reiches spielt diese Kreuzesverehrung eine zentrale Rolle, man denke nur an die Kreuzesreliquie, die ein großes Stück des angeblich wahren Kreuzes Christi mit einem Nagelloch enthalten soll, und die Heilige Lanze, die ebenfalls mit der Kreuzigung in Zusammenhang gebracht werden konnte. Diese Lanze, die auch einen angeblichen »wahren Nagel« vom Kreuze Christi enthielt, wurde als die des Longinus, mit der man Christus die Seitenwunde beibrachte, durch die sein Tod festgestellt wurde, identifiziert. Auch die spätantik-frühchristliche Tradition der Schlacht auf der Milvischen Brücke, als Konstantin prophezeit wurde, wenn er das Kreuz als Symbol des Christentums annehme, werde er siegen (in hoc signo vinces), schwingt in diesen Vorstellungen mit. Auch in anderen Zusammenhängen kam dieser speziellen Kreuzesverehrung große Bedeutung zu. So blieb bei einem Brand der Wiener Hofburg 1668 ein Kreuzpartikel unversehrt,

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Mentale Prägungen

daraufhin gründete Erzherzogin Eleonore, die Witwe Kaiser Ferdinands III., den Sternkreuzorden, einen Orden für adlige Damen, der sozusagen das weibliche Gegenstück zum Vliesorden war. Während das Kreuz natürlich auch als Symbol der Evangelischen fungierte, schieden sich bei der Verehrung der Eucharistie die Geister. Eine der strittigsten Fragen im Zusammenhang mit der Glaubensspaltung war die Frage, was bei der Messe geschieht, ob es sich bloß um eine Erinnerung ans letzte Abendmahl handelt oder ob in der Wandlung die Hostie und der Wein sich real ändern. Nach der Auffassung der katholischen Kirche verwandelt sich die Hostie während der Wandlung in der Messe in den Leib Christi, daher wurde diese geweihte Hostie (Eucharistie) besonders verehrt. Den Höhepunkt der Eucharistieverehrung stellt die Fronleichnamsprozession dar, an der die Habsburger – auch noch im langen 19. Jahrhundert – immer teilnahmen. Schon 1530 hatte etwa Kaiser Karl V. am Augsburger Reichstag eine besonders prächtige Fronleichnamsprozession als katholische Glaubensdemonstration veranstaltet. Die Teilnahme der Habsburger an dieser Prozession entwickelte sich später zu einer Demonstration des katholischen Glaubens und wurde zu einem staatlich-religiösen Akt. Ähnlich wie bei der Kreuzesfrömmigkeit konnte man auch bei der Eucharistieverehrung wieder an eine Legende, die sich um Rudolf I. rankte, anknüpfen. Dieser hatte einem Priester auf einem Versehgang sein Pferd zur Verfügung gestellt, damit dieser den reißenden Fluss übersetzten konnte. Auch eine andere Legende hatte mit der Eucharistie zu tun. Maximilian I. soll sich dieser Geschichte nach bei der Gämsjagd in der Martinswand bei Innsbruck verstiegen haben. In dieser Notsituation – er konnte angeblich weder vor noch zurück – wurde er mit einer Monstranz gesegnet und mit einer langen Stange wurde ihm eine Hostie gereicht, woraufhin er auf wunderbare Art von Engeln gerettet wurde. Die barocken Habsburger verehrten die Hostie nicht nur zu Fronleichnam, sie knieten sich jedes Mal auf die Erde, wenn sie einem

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Pietas Austriaca

Priester, der mit der Hostie zu einem Versehgang unterwegs war, begegneten. Ein drittes starkes Element habsburgischer Frömmigkeit war die Pietas Mariana, die Marienverehrung, die ebenfalls ein Abgrenzungsmechanismus gegen die Reformation war. Schon im späten Mittelalter war die Marienverehrung weit verbreitet, besonders intensiv in Spanien, wo im 16.  Jahrhundert wesentliche Impulse für die Habsburger herkamen. Auch bei der Marienverehrung ist neben der theologischen die politische Bedeutung hervorzuheben  : Maria galt als jene, welche der »Schlange, dem Satan, den Kopf zertritt«, die »Siegerin in allen Schlachten Gottes«. Das Eingreifen Mariens in das weltliche Geschehen zugunsten der Habsburger war den Mitgliedern der Familie und auch vielen Zeitgenossen eine Selbstverständlichkeit. Drei entscheidende oder als entscheidend angesehene Schlachten waren – dem Verständnis der habsburgischen Propaganda nach – mit dem unmittelbaren Eingreifen Mariens in die Weltgeschichte verbunden  : die Schlacht von Lepanto 1571, in der eine osmanische Flotte von Don Juan de Austria besiegt wurde, die Schlacht am Weißen Berg 1620, der Wendepunkt in der konfessionellen Frage, und die zweite Wiener Türkenbelagerung 1683, mit der die Offensive gegen den islamischen Gegner auf dem Balkan begann. Mit der Schlacht auf dem Weißen Berg hängt auch die LoretoVerehrung durch die Habsburger eng zusammen. Die Legende des Wallfahrtsortes Loreto erzählt, dass das Haus Mariens, die Casa Santa, 1291 beim Fall von Akkon, der letzten christlichen Bastion im Heiligen Land, auf wunderbare Weise von Jerusalem nach Loreto an der adriatischen Küste (in der Provinz Marken) gebracht wurde. Der spätere Kaiser Ferdinand II. besuchte als Erzherzog im Zuge seiner Italienreise 1598 den beliebten Wallfahrtsort Loreto und legte dort das Gelübde ab, sein Land von der »Ketzerei« zu befreien. Nach 1620 entstanden daraufhin in den habsburgischen Ländern zahlreiche Kopien der Casa Santa zu Loreto, die bekannteste und schönste davon in Prag

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Mentale Prägungen

in der Nähe des Hradschins. Auch in Wien wurde in der Augustinerkirche eine Loretokultstätte errichtet, die dann bezeichnenderweise zur Herzgruft der Habsburger wurde. Die habsburgische Marienverehrung wurde von den Jesuiten besonders gefördert und erlebte ihren Höhepunkt in der Barockzeit, als Kaiser Ferdinand III. 1647 sich, seine Kinder, Völker, Heere und Provinzen in einem feierlichen Akt Gott und der Jungfrau Maria weihte, und auch Leopold I. nahm nach der Krönung in einer feierlichen Zeremonie in Altötting das Land von Maria zum Lehen. In dieser Zeit entstand auch die zentrale Rolle des Marienwallfahrtsortes Mariazell für die Habsburger, der auch eine integrative Bedeutung für die Monarchie hatte, da die Magna Mater Austriae auch von den böhmischen und speziell ungarischen Untertanen besonders frequentiert wurde. Eine Reihe von Heiligen wurde von den Habsburgern besonders verehrt, was auch dazu führte, dass deren Kult besonders gefördert wurde und sich auch im Volk stark verbreitete. Manche dieser Heiligen hatten auch mit den Orden zu tun, die von den Habsburgern bevorzugt wurden, wie etwa die Verehrung des Gründers des Jesuitenordens Ignatius von Loyola und des Jesuitenmissionars Franz Xaver oder der von den Karmelitern intensiv betriebene Josephkult. 1676 übergab Kaiser Leopold I. die Erblande und das Reich diesem Patron, da seiner Meinung nach der Fürbitte dieses Heiligen die Geburt seines – auch nach diesem Heiligen benannten – Sohnes zu verdanken war. Einige Heilige wurden aus politischen Gründen verehrt. Einerseits suchte man nach Heiligen unter den eigenen Vorfahren, wie etwa Maximilian I. in seiner Sammlung der Heiligen der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft [Sippschaft ist die männliche, Magenschaft die weibliche Verwandtschaft]. Allerdings fand er keine Heiligen unter seinen unmittelbaren Vorfahren. Erst lange nach dem Ende der Rolle der Habsburger als Herrscher erfüllte sich ein lang gehegter Wunsch der Familie  : Ein Habsburger wurde selig gesprochen. Ein Jahr nach dem

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Tod des letzten Kaisers, Karl (1922), hat Wilhelm Miklas, der später österreichischer Bundespräsident wurde, den Prozess der Heiligsprechung des Kaisers angeregt. Eine Kaiser-Karl-Gebetsliga bildete sich, die Beweise für die Heiligkeit des Kaisers suchte. Am 3. Oktober 2004 wurde Karl durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Viele Stimmen haben sich gegen diese Seligsprechung eines Mannes, der im Ersten Weltkrieg Giftgas einsetzen ließ und ein Vertreter des politischen Katholizismus war, erhoben. Eine andere politische Dimension hatte die Schaffung und Verehrung von Landesheiligen. Adalbert, Wenzel und Ludmilla in Böhmen als Bischof und Herzog bzw. Herzogin der Christianisierungsphase und auch die schlesische Landesheilige Hedwig oder der ungarische Landesheilige Stephan wurden von der Dynastie, die diese Länder beherrschte, verehrt. Eine ähnlich prägende Heiligen-Persönlichkeit fehlte in den österreichischen Erblanden. Zwar wurden der heilige Koloman in Nieder- und der heilige Florian in Oberösterreich als Landesheilige verehrt, doch konnte keiner der beiden mit der Dynastie in Verbindung gebracht werden. Diese Rolle nahm zunehmend der babenbergische Markgraf Leopold III. ein, der einer ihrer Amtsvorgänger und auch entfernt mit der Familie verwandt war. Einen ersten Anlauf zum Heiligsprechungsprozess Leopolds unternahm schon Rudolf IV. im Jahre 1358, dieser Prozess wurde allerdings erst am 6. Jänner 1485 mit der Heiligsprechung abgeschlossen. Kaiser Maximilian I. stiftete einen Silberschrein für die Gebeine Leopolds  ; als seine Reliquien aus dem Grabe genommen wurden, fand 1506 eine erste offizielle Hofwallfahrt statt, an der Maximilian in den Gewändern eines Erzherzogs von Österreich teilnahm. Unter Kaiser Leopold I. schließlich kam es zum großen Aufschwung der Leopoldiverehrung, im Jahre 1663 wurde der heilige Leopold zum Patron für ganz Österreich erklärt. In einem Patent vom 19. Oktober 1663 ordnete Kaiser Leopold I. an, dass in den Ländern Österreich ob und unter der Enns der heilige Leopold an seinem

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Mentale Prägungen

Festtag, dem 15.  November, verehrt werden soll. Offiziell machte der Kaiser damit Leopold zum Landespatron, dessen Verehrung mit Strafandrohung allen Landeskindern zur Pflicht gemacht wurde. Die früheren Jagdausflüge Kaiser Leopolds I. nach Klosterneuburg nahmen im Zuge dieser Entwicklung nach 1663 immer mehr den Charakter von Staatswallfahrten zu diesem Landespatron an. Die Verehrung mancher anderer Heiliger wurde von der Familie Habsburg gefördert und war auch im Volk sehr erfolgreich. Ein gutes Beispiel ist die Propagierung des Kultes des Johann von Nepomuk, der 1729 heiliggesprochen wurde. Da seine Legende erzählt, dass der Grund für sein Martyrium, die Ertränkung in der Moldau, die Verweigerung gewesen sei, das Beichtgeheimnis an den König zu verraten, wurde er nicht nur zum Heiligen der Brücken, sondern auch zu dem des Beichtgeheimnisses. Da die Ohrenbeichte bei den Katholiken ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal von den reformatorischen Strömungen war, hatte die Förderung des Nepomukkultes starke Bezüge zu den gegenreformatorischen Bestrebungen der Habsburger. Der Lebensstil der Habsburger war von religiösen Ritualen geprägt  ; manche Mitglieder der Familie, besonders Frauen, haben mönchischasketische Lebensideale in ihre eigene Frömmigkeit übernommen, haben Ordenskleidung getragen, zogen sich in ein Kloster zurück oder nahmen strenge Bußübungen wie die Selbstgeißelung vor. Eine öffentliche Zurschaustellung der Demut und Nachfolge Christi war die Fußwaschung am Gründonnerstag, bei der der Kaiser zwölf armen, alten Männern in der Nachahmung Christi die Füße wusch, die Kaiserin tat dasselbe mit zwölf armen, alten Frauen. Die barocken Habsburger und Habsburgerinnen haben die Orden der Gegenreformation und die barocken Frömmigkeitsformen intensiv gefördert. Schon die frühen Habsburger vor Rudolf I. haben Klöster gestiftet, das Hauskloster Muri etwa oder Ottmarsheim im Elsass. Die spätmittelalterlichen Habsburger förderten die Bettelorden und die Kartäuser, wie etwa die Klöster in Mauerbach und Gaming. Dank

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ihres Rufes als besonders strenger Orden galt das Gebet der Kartäuser als besonders wirksam, und so wählte man häufig diesen Orden für eine Gründung, die auch gleichzeitig als Grabstätte dienen sollte, da dem Gebet für das Seelenheil des Verstorbenen besonderes Gewicht zukam. In der Zeit der Gegenreformation förderte man besonders jene Orden, die in Zusammenhang mit der katholischen Reform des 16. Jahrhunderts entstanden sind, allen voran natürlich die Jesuiten und die Kapuziner. So ist es kein Zufall, dass das habsburgische »Erbbegräbnis« gerade von diesem Orden betreut wird. Das Übermaß an äußerlichen Frömmigkeitsformen – so ­wurden etwa nach dem Tod Ferdinands IV. 10 000 Messen gestiftet, für Karl V., Philipp II. und Philipp III. 30 000 und für Philipp IV. und Karl II. sogar 100 000 Messen – erregten die Kritik der Aufklärung. Im 18. Jahrhundert wandelte sich die Beziehung der Habsburger zur Religion. In der Barockzeit feierte man in katholischen Ländern sehr viele Feiertage, neben den 52 Sonntagen wurden in Österreich in der Stadt fast 40 Feiertage, am Land fast doppelt so viele gehalten. Die Feste aller Apostel, die Tage der Landesheiligen und vieler populärer Heiliger waren arbeitsfrei. Dazu kamen noch sogenannte »verlobte« Feiertage (z. B. wegen einer viele Jahrzehnte zurückliegenden Pest in dem betreffenden Ort), manchmal arbeitete man dann acht Tage nichts. Auch die Patrozinien und Kirchweihen waren eine beliebte Begründung, nicht zu arbeiten. Vor den Feiertagen war schon ab 16 Uhr Feierabend. Im Schnitt hatten also die Katholiken etwa doppelt so viele arbeitsfreie Tage wie die Protestanten. Die Herrscher des aufgeklärten Absolutismus waren daher schon aus wirtschaftlichen Gründen dafür, diese vielen Feiertage zu reduzieren. 1753/54 kam es unter Maria Theresia zu einer ersten Feiertagsreduktion. Nur mehr Weihnachten, Neujahr, Ostern, Pfingsten, Dreikönig, Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, Peter und Paul, Allerheiligen, fünf Marienfeste und die Feste der Landespatrone Joseph und Leopold blieben. Daneben gab es einige

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Mentale Prägungen

halbe Feiertage, in denen man den vormittägigen Gottesdienst besuchen konnte (Ostermontag und Osterdienstag, Pfingstmontag und Pfingstdienstag, Stephan, die Aposteltage außer Peter und Paul, Pauli Bekehrung, Georg, Johannes der Täufer, Mariä Heimsuchung, Maria Magdalena, Laurentius, Michael, Katharina und Nikolaus). Alle übrigen Feiertage wurden gänzlich abgeschafft. 1771 wurden die Feiertage dann nochmals reduziert, sodass nur etwa 15 Feiertage übrig blieben. Diese Frömmigkeit, die häufig von konservativen Historikern sehr positiv und unkritisch gesehen wird, muss aber auch in ihren schlimmen Auswirkungen auf die Gesellschaft gesehen werden. Die großen Vertreibungen von Juden und Nachkommen der Muslime, sogenannter Moriscos oder Marannen, in Spanien und Portugal, die Verfolgung, Ermordung und Vertreibung von Lutheranern, Calvinern und Täufern aus den österreichischen Ländern sind die dunkle Seite der katholischen Frömmigkeit des Erzhauses. Auch in den österreichischen Ländern waren die Juden – unter Mitwirkung des Hauses Habsburg – immer wieder Verfolgungen ausgesetzt. Wirtschaftlicher Neid und religiöse Argumente führten in den Jahren 1420/21 zu einer kritischen Situation für die österreichischen Juden. Herzog Albrecht V., dessen Aufgabe es gewesen wäre, »seine« Juden (als Kammerknechte des Herrschers) zu schützen, stellte sich – nicht zuletzt durch Gerüchte über die Beziehungen der Juden zu den Hussiten bestärkt – auf die Seite ihrer Gegner. In Wien wurden die armen Juden im Rahmen der sogenannten Wiener Geserah aus der Stadt vertrieben, die reichen nahm man gefangen und folterte sie, um sie zur Preisgabe ihrer versteckten Schätze und auch zur Taufe zu zwingen. Zum ersten Mal, wird der Zusammenhang religiöser und wirtschaftlicher Motive des Antijudaismus greifbar. Viele Juden begingen Selbstmord, die restlichen werden am 12. März 1421 auf der Gänseweide in Erdberg verbrannt. Die Kontinuität des Judenrechtes war damit zwar gebrochen, doch wurden – da sie wirtschaftlich wichtig waren – später wieder Juden in Wien angesiedelt.

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Pietas Austriaca

Eine starke Tradition der Verfolgung der Juden bei den Habsburgern kam in der Neuzeit aus Spanien, wo man schon im Zuge des Mittelalters die Juden grausam verfolgt, zwangsweise getauft oder vertrieben hatte. Die Frau Leopolds I., Margarita Theresa, war eine spanische Infantin. Beeinflusst von ihrem spanischen Beichtvater führte sie den Brand der Hofburg 1668 auf die Juden im Ghetto zurück. Man beschuldigte die Juden auch des Ritualmordes, der Hostienschändung, der gewaltsamen Beschneidung von Christenkindern, der Unzucht, der Kuppelei, Brunnenvergiftung, Einschleppung von Seuchen, des Betrugs, Wuchers, der Hehlerei und der Konspiration mit den Türken. Es war eine fixe Idee der Kaiserin, dass sie »einer Lebendigen und Lebhafften Leibesfrucht nicht … genesen« (also kein lebensfähiges Kind zur Welt bringen kann), solange Juden in Wien leben. Das führte – gemeinsam mit dem auch am Wiener Hof vorhandenen Anti­judaismus – 1670 zur Vertreibung der Juden aus Wien, bei der ca. 1 400 Juden die Stadt verlassen mussten. Auch am Ende der Monarchie drohte das Gespenst des Antisemitismus deutlich  ; während Franz Joseph den Antisemitismus nicht förderte, war sein Thronfolger ganz anderer Meinung. Franz Ferdinand, der allerdings kaum Einfluss auf die Politik der Habsburgermonarchie hatte, weil sein Onkel Franz Joseph ihn an der Macht nicht teilnehmen ließ, stand der Christlichsozialen Partei nahe. Mit dieser Partei teilte er auch den Antisemitismus. Er war ein glühender Verehrer des christlichsozialen Parteiführers Dr. Karl Lueger, dessen Hass gegen die Juden und die Ungarn auch seine politischen Ideen stark beeinflusste. So kann man durchaus behaupten, dass die Betonung des Katholizismus und die Frömmigkeit bei den Habsburgern zum Antisemitismus und seinen schrecklichen Folgen in den letzten beiden Jahrhunderten beigetragen haben.

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Mentale Prägungen

V er er bu ng oder Er ziehu ng. Bemer k u ngen z u einigen »Fa mil ieneigensch a f ten« der H a bsburger Eine Reihe von Verhaltensweisen findet sich bei den Habsburgern in verschiedenen Generationen, was dazu führte, dass man sie gerne einfach als vererblich ansah, während moderne Historikerinnen und Historiker eine Erklärung in der Sozialisierung und den nicht nur für die Habsburger typischen Verhaltensweisen des hohen Adels suchen. Das gilt ganz sicherlich für die Jagd, die schon im Mittelalter immer mehr zu einer höfischen Kunst und zunehmend auch zu einem Privileg des Adels geworden ist. Verschiedene Formen der Jagd wurden in verschiedenen Zeiten bevorzugt, neben der Pirschjagd war vor allem die Hetzjagd, auch venerie oder Parforcejagd genannt, beliebt  ; fast ausschließlich beim Adel verbreitet war die Beizjagd mit Raubvögeln. Neben der Grundlage der Jagd, dem Besitz von Jagdrevieren, war auch die Haltung von Hunden, Pferden und Falken eng mit der Jagd verbunden, die schon bei den frühen Habsburgern nachzuweisen ist. Verschiedene Klöster wie Melk, Zwettl, Göttweig, Lilienfeld und Klosterneuburg hatten die Verpflichtung zur Hundelege, das heißt, sie mussten für die kaiserliche Jagd eine bestimmte Zahl von Hunden füttern und halten. Die Zahl dieser Jagdhunde war gewaltig, Maximilian I. etwa besaß nicht weniger als 1 500 Stück. Unter ihm erreichte die Jagdleidenschaft der Familie auch einen ersten Höhepunkt, er war ein begeisterter Einzel- und Pirschjäger und liebte auch die Reit- und Beizjagd  ; die Jagd war für ihn, wie für die meisten habsburgischen Jäger, ein Ausgleich zum höfischen Leben. Während das bevorzugte Jagdrevier Maximilians Tirol war, verlagerte sich im 16. und 17. Jahrhundert der Mittelpunkt der habsbur­ gischen Herrschaft nach Wien, das in der Umgebung – Wienerwald, Voralpen und Donauauen – einige sehr gute Jagdreviere umfasste, in denen kapitale Stücke geschossen werden konnten. In den Revieren

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Vererbung oder Erziehung

in Auhof oder Kaiserebersdorf konnten damals auch noch heute recht exotisch anmutende Tiere erlegt werden, so wurde etwa im Lainzer Tiergarten 1721 ein Bär, der 229 kg wog, erlegt. Auch die Zahl der getöteten Tiere ist gewaltig, Kaiser Karl VI. schoss im Revier Wolkers­­­ dorf an einem einzigen Tag auf der sogenannten »Tausendt-Wildbreht-Wüsen« 109 Hirsche, 11 Tiere (Hirschkühe), 16 Kälber, 3 Rehe und einen Frischling. Jagdtagebücher, Abschusslisten und Wildstandsverzeichnisse sind aus vielen Perioden der habsburgischen Geschichte vorhanden und liefern gute Informationen zum Thema Jagd. Die barocke Jagd betonte vor allem die Treibjagd  ; um z. B. Gämsen zu jagen, ging man nicht mehr auf die Pirsch oder kletterte gar in Felsen herum, sondern ließ sich das Wild in großen Mengen an einer Art Schießstand vorbeitreiben. Bei der großartig ausgestalteten Vermählung Leopolds I. etwa wurde am 15. und 16. Dezember 1666 eine Prunkjagd abgehalten, die typisch für eine solche barocke Hofjagd war. Zunächst wurden über 100 Füchse im Prellnetz grausam zu Tode geschleudert, ebenso ließ man 24 Dachse von Hunden hetzen und würgen. Dann wurden 800 Hirsche in einem Rudel herangebracht, von denen der Kaiser und seine Frau einige Stück schossen. Daran schloss sich eine Sauhatz, bei der 60 Stück vor die Flinten und Speere der Jäger getrieben wurden. Kaiser Karl VI. war ein besonders begeisterter Jäger, auch seine Frau Elisabeth sowie seine Schwestern Maria Elisabeth und Maria Magdalena nahmen an solchen Jagdereignissen aktiv teil. Trotz seines hervorragenden Könnens trug sich bei Karl VI. ein tragischer Zwischenfall zu. Da der Kaiser stark kurzsichtig war, erschoss er 1732 irrtümlich bei einer Jagd in Brandeis den Oberstallmeister Adam Franz Fürst von Schwarzenberg  ; auch Karl V. und Joseph II. hatten solche »Jagdunfälle« auf dem Gewissen. Ähnlich wie bei den österreichischen Habsburgern waren auch viele der spanischen Habsburger begeisterte Jäger – kein Beweis für die Erblichkeit dieser Eigenschaft, sondern dafür, dass an allen Höfen

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Mentale Prägungen

Europas die Jagd einen zentralen Platz in den Vergnügungen der Dynastie und des Hofes einnahm. Wie in vielen anderen Bereichen des Lebens bereitete Joseph II. auch dem barocken Jagdwesen das Ende, weil er einerseits versuchte, die Bauern zu schützen, die unter der Jagdleidenschaft des Adels und der übermäßigen Wildhege litten, und andererseits selbst die Jagd nach zwei Unfällen – er hatte einen Treiber erschossen und wurde selbst von einem Hirsch beinahe geforkelt – aufgegeben hatte. Ein anderer Habsburger der nächsten Generation wurde zur legendenumwobenen Gestalt der neuen Form von Jagd, die viel mit Hege zu tun hatte und keine Treibjagden mehr kannte  : der auch sonst beliebte Erzherzog Johann. Bekannter noch als Jäger wurde dann vielleicht Kaiser Franz Joseph, der ein begeisterter Waidmann war und mit zwölf Jahren schon seinen ersten Hirsch erlegt hatte. Er baute das Hofjagdgebiet gewaltig aus und errichtete jede Menge Jagdhütten und Jagdschlösser, wie etwa Mürzsteg. Franz Joseph jagte in verschiedenen Revieren  ; Auerhähne, Schnepfen, Hirsche und Gämsen dominierten in seinen Jagdabenteuern. Besonders die Sommer, die Franz Joseph und der ganze Hof in Ischl verbrachten, waren der Jagd gewidmet. Der Kaiser trug Lederhosen, eine graue Joppe und die stets etwas zu locker sitzenden grauen oder grünen Wadenstrümpfe sowie einen Hut, der mit einer Halbschar des Birkhahnspiels und Gamsbart geschmückt war, und bewegte sich fernab vom strengen höfischen Zeremoniell, obwohl seine engsten Jagdfreunde alle der Dynastie oder dem höchsten Adel angehörten. Die Zahl der von Franz Joseph getöteten Tiere ist – schon allein durch seine lange Lebensdauer – gewaltig, sein lebenslanges Schussbuch umfasst 1 436 Hirsche, 1 516 Stück Kahlwild (Weibchen des Rotwildes), 2 051 Gämsen, 204 Stück Damwild, 458 Rehe, 1 442 Stück Schwarzwild, 7 588 Hasen, 4 597 Kaninchen, 226 Füchse, einen Bären, 2 Wölfe, 3 Wildkatzen, einen Dachs, einen Alpenhasen, 653 Auerhahnen, 58 Birkhahnen, 6 Haselhühner, 18 031 Fasane, 8 350

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Vererbung oder Erziehung

Rebhühner, 288 Wachteln, 897 Schnepfen, 1 404 Enten, 1 304 Stück verschiedenes anderes Federwild und als Kuriosum eine weiße Gams. Auch seine Frau Elisabeth war eine begeisterte Jägerin und Reiterin, welche die alte Tradition der Parforcejagd wieder aufnahm. Ein Jäger ganz anderer Art war der Thronfolger Franz Ferdinand. Während Franz Joseph von Jägern und Standesgenossen als vorbild­ licher Jäger geehrt wurde, war das waidmännische Verhalten des Thronfolgers sehr umstritten. Er hatte eine geradezu krankhafte Einstellung zur Erlegung möglichst vieler Tiere, hatte riesige Abschusszahlen und war ein äußerst undisziplinierter Waidmann, der auch Tiere, die unter besonderem Schutz standen, abknallte. Seine Leidenschaft steigerte sich in eine Art Blutrausch, einmal erlegte er an einem Tag 1 200 Stück Wild, infolge des vielen Schießens begann sogar sein Gehörvermögen zu leiden. Eine andere »Familieneigenschaft« ist ein Punkt, in dem eine genetische Veranlagung vermutlich mit der Erziehung zusammenwirkt  : die Musikalität der Familie und die komponierenden Habsburger. Ähnlich wie man das bei Studien zu Musikerfamilien (Bach, Mozart) zeigen konnte, scheinen sich musikalische Begabungen am Erbwege durchzusetzen, aber sicherlich hat auch die jeweilige Sozialisierung dazu beigetragen, diese Anlagen zu fördern. Die barocken Kaiser Ferdinand III., Leopold I. und Karl VI. ­haben selbst komponiert, allerdings muss man dabei einige Tatsachen bedenken. Einerseits ist nicht klar, wie viel Hilfestellung von Hofkomponisten die habsburgischen Kaiser erhielten, und andererseits ist Komponieren in der Barockzeit ein erlernbares Handwerk, das keine »geniale« Begabung voraussetzt – zumal »Genie« ein historisches Produkt der Romantik ist –, sondern bloß das intensive Studium der strengen Regeln des Satzes. Zweifellos waren die Habsburger immer und mit einer großen Steigerung in der Barockzeit Förderer der Musik, die bei Hofe eine wesentliche Rolle spielte. Sowohl im geistlichen Bereich bei den vielen

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Mentale Prägungen

Messen, die man hörte, als auch im weltlichen Bereich als Tafelmusik und bei den Opern- und Ballettaufführungen der barocken Feste waren die Hofmusiker ständig im Einsatz. Dominierten im 16. Jahrhundert noch die Flamen am Hof zu Wien, so setzte sich spätestens Anfang des 17. Jahrhunderts die italienische Schule durch und beherrschte bis ins 18. Jahrhundert die höfische Musikpflege der Habsburger. Beim Tiroler Landesfürsten Erzherzog Leopold und bei den Kaisern Ferdinand II. und Ferdinand III. waren sicherlich auch die Heiratsverbindungen mit dem mantuanischen Hof, an dem Claudio Monteverdi den neuen Musikstil entscheidend geprägt hatte, maßgeblich. In der Barockzeit spielte das Musiktheater die größte Rolle in der Manifestation von Geschmack und Macht. Die Oper als Kunstform war das Mittel der Herrschaftsrepräsentation schlechthin, ihre Geschichte ist von der der höfischen Feste nicht zu trennen. Rund 400 Werke, darunter 100 geistliche, wurden allein in der Regierungszeit Leopolds I., der jährlich 60 000 Gulden für die Hofmusiker ausgab, auf die Bühne gebracht. In Österreich wurde jeder Anlass, wie die Namens- und Geburtstage der Familienmitglieder, besonders aber Hochzeiten mit großen höfischen Festen mit Musik gefeiert, während bei den spanischen Habsburgern die geistliche Musik dominierte und keine Aufführungen der italienischen Oper, wie sie die europäischen Höfe dominierten, erfolgten. Mit der Aufklärung veränderte sich die Musikkultur des Hofes, es gab nur mehr wenige Opernaufführungen, allerdings blieb die Förderung der Theater- und Opernkultur im öffentlichen Bereich in den Hoftheatern weiter mit der Dynastie verbunden. Als Besonderheit der Habsburger wird allerdings nicht die Pflege der Musik gesehen, die auch an nicht-habsburgischen Höfen ähnlich war, sondern die Tatsache, dass Mitglieder der Familie musizierten und komponierten. Eine theoretische musikalische Ausbildung bildete stets einen Teil der adligen Erziehung, die mathematische Komponente und die Einsicht in die harmonia mundi, die sich in der musikalischen Theorie spiegelt, spielte dabei eine Rolle. Mit dem neuen

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Vererbung oder Erziehung

Menschenbild der Renaissance wurde diese musikalische Ausbildung auch gesellschaftlich motiviert und damit verstärkt. Der adlige Höfling sollte sich mit den Künsten allgemein beschäftigen, er sollte Laute spielen und singen können und auch von der Kompositionstechnik etwas verstehen. Allerdings haben erst die barocken Habsburger eine Beziehung zum Musizieren entwickelt. Ferdinand III. komponierte viele musikalische Werke, Kirchenwerke, Madrigale, 170 Stücke vokaler Kammermusik, vier oder fünf Oratorien, vier Sepolcri, zwei Messen, 38 kleine Kirchenwerke, wie ein Stabat mater und eine lauretanische Litanei, drei Serenaten, sechs Schauspielmusiken und 103 Tänze. Sein Sohn Leopold I. komponierte ebenfalls 155 Arien, neun Feste teatrali und 17 Ballettsuiten, er hat auch Teile der Oper Il pomo d’oro, die bei seiner Hochzeit mit Margarita Theresa von Spanien aufgeführt wurde, geschrieben. Neben der weltlichen Musik hat er auch geistliche Kompositionen hinterlassen. Auch die nächste Generation schrieb Musik  ; von Josef I. sind nur drei Kompositionen erhalten, eine geistliche und zwei weltliche, und obwohl Karl VI. nachweislich komponiert hat, sind seine Kompositionen nicht überliefert. Die oft gehörte Behauptung, mit den Habsburg-Lothringern sei diese musikalische Begabung erloschen, kann man durch den Hinweis auf den jüngsten Sohn Leopolds II., Erzherzog Rudolf, KardinalErzbischof von Olmütz, entkräften, der schon früh sein musikalisches Interesse entfaltete. Er trat in den Salons des Adels als Klaviervirtuose auf und lernte dabei auch Ludwig van Beethoven kennen, dessen Schüler und Förderer er wurde. Auch einige spätere Habsburgerinnen und Habsburger waren musikalisch überdurchschnittlich begabt, allerdings eher als ausübende Künstler und nicht als Komponisten. Einen weiteren »erblichen« Unterschied zwischen den Althabsburgern und den Habsburg-Lothringern glaubte man, an ihrem Interesse für Naturwissenschaften festmachen zu können. Sicherlich haben Franz Stephan von Lothringen und auch seine Kinder, vor allem Leopold II., ein reges Interesse an naturwissenschaftlichen Fragen gezeigt,

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Mentale Prägungen

haben diese Disziplinen gefördert und auch einschlägige Sammlungen angelegt, aber die Erklärung liegt wohl eher im Zeitgeist als in den Erbanlagen. Mit dem Vordringen der Ideen der Aufklärung verstärkte sich das Interesse an der Natur und ihrer rationalen Erklärung und damit an den Naturwissenschaften. Die Botanik, in der Carl von Linné erstmals ein perfektes Ordnungssystem der Pflanzen, das im Wesentlichen heute noch gilt, erarbeitete, spiegelte für die aufgeklärten Bildungsschichten die rationale Ordnung der Natur. So ist es kein Zufall, dass Franz Stephan in Schönbrunn einen botanischen Garten anlegen ließ und dass man in dieser Epoche im Rahmen der medizinischen Ausbildung den heute noch bestehenden botanischen Garten am Rennweg aufbaute. Auch die Expeditionen der Zeit, vor allem in die Karibik und nach Südamerika, die von den Habsburgern gefördert wurden, standen im Zusammenhang mit diesen naturwissenschaftlichen Interessen, die aber in der Gartengestaltung auch praktische Hintergründe hatten. Ähnliche Bestrebungen, die Botanik und Hortologie verbinden, finden sich aber auch bei den Althabsburgern. Besonders im späten 16. Jahrhundert war Maximilian II. an solchen Fragen sehr interessiert und beschäftigte den großen Botaniker Carolus Clusius an seinem Hof, der auch die von Augier de Busbecq aus dem Osmanischen Reich nach Mitteleuropa mitgebrachten Pflanzen (Kastanie, Flieder, Levkojen und Tulpen) beschrieb und heimisch machte. Ganz andere Interessen standen hinter der Förderung der Alchemie durch die Habsburger, die sich vom 16. noch bis ins 18. Jahrhundert bei vielen Vertretern der Familie findet. Der Wunsch, Gold machen zu können, war mit der Hoffnung auf magische Einsichten in die Welt im Sinne der pansophischen Philosophie verbunden. Ähnliches kann man auch für die frühe Förderung der Astronomie am Hof Rudolfs II., an dem Johannes Kepler und Tycho Brahe tätig waren, sagen. Diese Modewissenschaft der Zeit war noch nicht von der Astrologie getrennt, ein großer Gelehrter wie Kepler erstellte auch Horoskope für Rudolf II. und Albrecht von Wallenstein.

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4. K ult ur elles Er be – H a bsburger a ls M ä zene und Sa mmler Höfe , G ä rten, R esidenzen Wohnorte der Habsburger gibt es schon, seit es diese Familie als adlige Sippe gibt  ; die namengebende Habichtsburg z. B. oder die Lenzburg in der Schweiz sind solche frühen Zentren der habsburgischen Lebenswelt. Aber das Wort Residenz bedeutet letztlich mehr als den Wohnort eines Fürsten, sie umschließt auch die Hofhaltung und den Hofstaat des betreffenden Landes und hat stark mit der Repräsentation des Herrschers zu tun. Die Herrscher des Heiligen Römischen Reiches hatten im Hochmittelalter keine fixe Residenz, die Könige bzw. Kaiser des Reiches reisten von Ort zu Ort, von Pfalz zu Pfalz, von Kloster zu Kloster und übten damit an verschiedenen Orten Herrschaft aus. Diese Form des Reisekönigtums blieb auch noch im späten Mittelalter und in Resten bis in die Frühe Neuzeit erhalten. Relativ früh hatte sich in den österreichischen Ländern eine Residenz ausgebildet, die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in Wien war. Diese Residenzstadt übernahmen auch die Habsburger nach 1282 und Wien blieb bis zum Ende der Habsburgermonarchie eine der wichtigsten Städte der Monarchie, wenn auch andere Residenzstädte ihr zeitweilig den Rang streitig machten. Durch die gewaltige Ausdehnung des Herrschaftsbereiches der Habsburger und die Linienteilungen kam eine Reihe anderer Residenzstädte dazu  : Prag, Graz, Innsbruck, Brüssel und Madrid. Gerade der Vergleich zwischen der spanischen und der österreichischen Linie

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Kulturelles Erbe – Habsburger als Mäzene und Sammler

zeigt manche Ähnlichkeiten bezüglich der Residenzen, in beiden Fällen beschränkte sie sich nicht auf ein einziges Gebäude, sondern die Residenz ging fließend in die umliegende Landschaft über  ; neben der Hofburg in Wien und dem Alcázar in Madrid gab es in der Umgebung der Stadt dazugehörige Lust- und Jagdschlösser. Im Vergleich dazu sind große Unterschiede zum Sonnenkönig Ludwig XIV. auszumachen  ; die Habsburger haben nie eine einheitlich gestaltete, repräsentative Residenz wie Versailles geschaffen – obwohl dieses Schloss natürlich Einfluss auf Schönbrunn hatte –, sondern die Hofburg ist ein Ensemble von Gebäuden aus unterschiedlichen Epochen. Vielleicht kann man darin die Betonung der Tradition sehen, die gewissermaßen in vielen Schichten habsburgische Herrschaft über lange Zeit repräsentiert. Die Kernresidenz der habsburgischen Herrscher war immer die Wiener Hofburg, deren erste Bauten aus dem Mittelalter stammen. Vor allem die Habsburger des 16. Jahrhunderts haben diese Residenz erheblich erweitert, Ferdinand I. erweiterte die Anlage und baute das Schweizertor mit den anschließenden Gebäuden. Ab 1575 wurde ein adliger Palast der Cillier umgebaut, der heute als Amalientrakt den Teil des Hofes gegenüber dem Schweizertor bildet  ; er sollte zunächst Rudolf II. und dann seinem jüngeren Bruder Ernst als Wohnsitz dienen. Doch dieser Ausbau Wiens als Residenz, zu der auch Gartenanlagen unter Ferdinand I. und die Errichtung des Neugebäudes in Simmering, einer Villa suburbana im Stile der italienischen Renaissance, unter Maximilian II. zählten, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die zentrale Rolle Wiens in dieser Zeit eingeschränkt war. Die Gründe lagen in den Folgen des Jahres 1526. Einerseits kam mit der Erwerbung Böhmens mit Prag eine attraktive neue Residenzstadt unter habsburgische Herrschaft und Ferdinand I. und sein Sohn Maximilian II. pendelten zwischen Wien und Prag hin und her, anderseits trugen der Konflikt mit den Osmanen in Ungarn und die erste

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Wiener Türkenbelagerung 1529 dazu bei, dass Wien als unsicher galt und mehr als Grenzfestung, denn als Residenzstadt gesehen werden konnte. In der Zeit Rudolfs II., der 1583 mit dem Hof ganz nach Prag übersiedelte, verlor Wien seine Bedeutung für einige Jahrzehnte, wenn auch die Brüder des Kaisers, Ernst und Matthias, als Statthalter weiterhin diese Residenz nutzten. Im frühen 17. Jahrhundert kehrte der Hof endgültig nach Wien zurück, was zum Ausbau der Residenzanlage in Wien führte. Der Leopoldinische Trakt verband die mittelalterliche Burg mit der Amalienburg  ; dem fügte Karl VI. noch den Hofkanzleitrakt und den Reichskanzleitrakt sowie die außerhalb der Stadtmauer gelegenen kaiserlichen Stallungen an. Ein Problem war, dass sich der habsburgische Repräsentationswille in der Residenz wenig ausdrücken konnte, einzig im Prunksaal der Nationalbibliothek hatten Fischer von Erlach und Daniel Gran mit der Apotheose Karls VI. als Förderer der Wissenschaften und Künste einen repräsentativen Raum geschaffen. Ein Neubau nach dem französischen Vorbild von Versailles, der das alte Gebäude ersetzen sollte, wurde – ganz ähnlich wie bei den spanischen Habsburgern – niemals ernsthaft ins Auge gefasst. Vor allem das Fehlen einer großen Schaufassade wurde bemängelt. Fischer von Erlachs Entwurf einer solchen repräsentativen Gestaltung wurde erst im 19. Jahrhundert in der Michaelerfassade der Hofburg in stark vereinfachter Form durchgeführt. Im 19. Jahrhundert wurde im Zuge der Anlage der Ringstraße ein Kaiserforum (heute Heldenplatz) erwogen, aber nur zum Teil in die Realität umgesetzt. Aber die Hofburg war ja nur ein Teil eines Residenzkomplexes, in dem die Habsburger in einem jahreszeitlichen Wechsel wohnten, man verbrachte die Wintermonate in der Hofburg, den Frühling in Laxenburg und den Sommer und Herbst in der Favorita auf der Wieden, wobei in der Jagdzeit kurzfristig auch in Ebersdorf residiert wurde. Neben den städtischen Residenzen, die auch Vorteile hatten, wollten die Herrscher ab dem 16. Jahrhundert Gärten und großzügige

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Anlagen im Sinne der italienischen Renaissance anlegen und zogen damit aufs Land. Das erste Landschloss, das Neugebäude unmittelbar außerhalb Wiens, eine Villa suburbana, wie man das in Italien nannte, baute Maximilian II. mit großem Aufwand. Das Schloss sollte auch der Aufnahme der Sammlungen dienen  ; die das Schloss umgebenden Gärten und Grotten und die Menagerie spiegeln die naturwissenschaftlichen Interessen und tragen auch zur Repräsentation erheblich bei. Doch schon unter dem in Prag residierenden Rudolf II. verfiel die Anlage zunehmend und ist heute in einem traurigen Zustand, zu dem die Tatsache beiträgt, dass ein Großteil der ehemaligen Gartenanlage heute ein Teil des Zentralfriedhofes ist. Teile des Neugebäudes wurden in der Zeit Maria Theresias für den Bau der Gloriette in Schönbrunn verwendet. Die kaiserliche Sommerresidenz, die Favorita auf der Wieden, war besonders unter Leopold und seinen Söhnen beliebt, verlor aber unter Maria Theresia an Bedeutung und wurde 1746 den Jesuiten verkauft. Seit Maria Theresia nahm das Schloss Schönbrunn neben der Hofburg die wichtigste Funktion ein. Die Anlage geht auf das 16. Jahrhundert zurück, als Maximilian II. eine dem Stift Klosterneuburg gehörige Mühle erwarb und sie zu einem Schlösschen umbauen ließ. Auch unter seinen Nachfolgern, insbesondere unter Ferdinand III., kam es zu einem weiteren Ausbau des Schlosses. Das erste Projekt eines barocken Neubaues entwarf Johann Bernhard Fischer von Erlach 1692/93. 1695 begann Fischer mit einem weitaus einfacheren Bau des Schlosses, der später noch zweimal tiefv greifend umgestaltet wurde  ; zwischen 1744 und 1749 erhielt das Schloss Schönbrunn nach Entwürfen des Architekten Nicolaus Pacassi schließlich seine heutige Form. Wichtig für die barocke Umwelt ist auch der im französischen Stil angelegte Park. Im 16. Jahrhundert nach der Erwerbung Böhmens war Wien als Residenz in starker Konkurrenz mit Prag  ; die Habsburger des 16.

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Höfe, Gärten, Residenzen

Jahrhunderts residierten wenigstens teilweise im Prager Hradschin, 1583 übersiedelte Rudolf II. sogar dauerhaft nach Prag. Im Gegensatz dazu spielte Budapest als Residenz der ungarischen Könige keine Rolle, da es von 1540 bis 1686 in der Hand der Türken war. Auch die Linienteilungen der Habsburger im späten Mittelalter und dann nochmals ab 1564 haben zwei Städte zu habsburgischen Residenzen gemacht, Graz und Innsbruck, bzw. Ambras. Ganz kurzfristig war auch Linz unter Matthias, dem Bruder Rudolfs II., der Statthalter in den Donauländern war, eine Art von Residenz. Weiter entfernt von der Wiener Residenz war das Schloss Laxenburg, das sich schon seit dem 14. Jahrhundert im Besitz der Habsburger befand und als Lust- und Jagdschloss diente. Leopold I. ließ das 1683 zerstörte Schloss wieder aufbauen und residierte nun im Sommer im neuen Schloss, das unter Karl VI. und Maria Theresia weitere Ausgestaltung erfuhr. Joseph II. hat dann den Park in Laxenburg von einem für die Barockzeit typischen französischen Garten in einen für die Aufklärung charakteristischen englischen Park umgestalten lassen, doch erst unter Franz I./II., der den Aufenthalt in Laxenburg bevorzugte, kam es zur Anlage des heute noch vorhandenen englischromantischen Parks und zum Bau der klassizistisch-romantischen Franzensburg. Im 18. Jahrhundert erwarben die Habsburger auch das Erbe des Prinzen Eugen, das Schloss Belvedere, das im 19. Jahrhundert sogar als Residenz des Thronfolgers Franz Ferdinand diente, und die sogenannten Marchfeldschlösser Schlosshof und Niederweiden. Mit der Vermehrung habsburgischer Linien vermehrte sich auch die Zahl von »Residenzen« dieser Familienzweige  : Persenbeug und Wallsee (Linie Salvator), Artstetten und Luberegg (Franz Ferdinand und seine Nachkommen), Orth im Salzkammergut (Linie Toskana) und Stainz (Erzherzog Johann und seine Nachkommen) wie auch das erzbischöflich-salzburgische Lustschloss Kleßheim (Erzherzog Ludwig Viktor, genannt Luzivuzi) kamen als Aufenthaltsorte der Familie dazu.

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Diese vielen Residenzen wurden durch eine noch größere Fülle von Jagdschlössern erweitert  : Orth an der Donau, Eckartsau und vor allem das durch die Familientragödie zum Mythos gewordene Mayerling, das Erzherzog Rudolf 1886 erwarb, aber auch eine Menge nicht so repräsentativer Jagdhütten kamen dazu. Ähnlich wie bei den österreichischen gab es auch bei den spanischen Habsburgen viele unterschiedliche Residenzorte, vor allem in der frühen Zeit. Toledo und Valladolid, aber auch Granada und Zaragoza, Segovia und Sevilla haben zeitweilig als Residenz gedient, wobei man auf bestehende Bauten, die oft noch aus der maurischen Zeit stammten, zurückgreifen konnte. Unter Philipp II. wurde das schon vorher zentrale Madrid ab 1561 zur offiziellen Hauptstadt der Mo­ narchie gemacht  ; das Argument war, wie ein Zeitgenosse schreibt  : Rex et princeps debes esse in medio Regni non lateri in angulo (der König oder Prinz muss im Zentrum des Reiches sein, nicht an der Peripherie). Städtebauliche Maßnahmen der Dynastie, wie die Puente de Segovia über den Fluss Manzanares oder die Plaza Mayor, dienten auch der Repräsentation des Hauses. Die Plaza Mayor war ein großartiger Rahmen für Stierkämpfe und repräsentative Feste, aber auch für die grausamen, für die spanischen Habsburger so charakteris­tischen, autos sacramentales oder Autodafés, die Aburteilungen und Verbrennungen der »Ketzer«. Dieser Platz hatte 615 Balkone, 3 700 Menschen wohnten in den umliegenden Gebäuden, bei Festen konnte der Platz 50 000 Zuschauer fassen. Ähnlich wie in Wien war der Palast im Zentrum von Madrid, der Alcázar, umgeben von anderen Teilen der Residenz. Bekannt ist vor allem der Prado, ursprünglich ein Jagdschloss, das dann als Bildergalerie Verwendung fand. Ein weiteres bekanntes Schloss der Umgebung ist Aranjuez, das großartige Gartenanlagen ermöglichte. Spezifisch für Spanien ist die Rolle der Klöster im Residenzenkonzept  ; der Rückzug Karls V. in das Kloster Yuste im hintersten Winkel der Provinz Extremadura kann als Vorbild gelten. Es wurden

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dann Klosterresidenzen angelegt, vor allem das Kloster Buen Retiro in Madrid wurde ausgebaut, und den Höhepunkt erreichte diese Idee in der Anlage des Klosters El Escorial, das Residenz, Bibliothek, Verwaltungszentrum und Ort der Andacht war. Reiche Sammlungen befanden sich im Kloster, darunter 137 Astrolabien und Uhren, 5 000 Münzen und Medaillen, Waffen und Rüstungen, Römisches und »Indianisches«. Die Bibliothek des Escorial war eine der größten Europas und umfasste 14 000 Bücher, in der Kirche gab es eine Sammlung von 7 422 Reliquien. In den österreichischen Ländern der Habsburger finden sich keine ähnlich gewaltigen Klosterresidenzen, man begnügte sich mit der Einrichtung von Kaisersälen und Kaiserzimmern in den Klöstern. Nur zwei Projekte solcher Klosterresidenzen wurden teilweise verwirklicht. Erzherzogin Elisabeth, die junge Witwe des französischen Königs Karls IX., kehrte 1580 nach Wien zurück und gründete nahe der Hofburg das sogenannte Königinkloster, in dem sie ihren Lebensabend verbrachte. Das größte Projekt einer solchen Klosterresidenz in den österreichischen Ländern war allerdings der von Karl VI. geplante Ausbau von Klosterneuburg, auf dessen ­Kuppeln die Insignien Karls VI. prangen sollten, allerdings wurde nur ein kleiner Teil der weitaus größer geplanten Anlage fertiggestellt. Am Ende der Monarchie gingen die Residenzen des regierenden Zweigs der Dynastie in den Besitz der Nachfolgestaaten über  : in Wien die Hofburg, die neue und die alte Favorita, das Belvedere, das Lusthaus im Prater, die Schlösser Schönbrunn und Hetzendorf und weiters Residenzen in Laxenburg, Wiener Neustadt, Budapest, Gö­ döllö, Prag, Reichstadt, Salzburg, Hellbrunn, Ischl, Innsbruck, Ambras und Miramare.

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Kulturelles Erbe – Habsburger als Mäzene und Sammler

H a bsburgische Feste Der Kontrast zwischen Fest und Alltag ist uns heute stark verloren gegangen, die Zeiten, in denen Festtags- und Alltagsspeisen, Festgewand und Alltagsgewand deutlich unterschieden wurden, sind für die meisten Menschen lange vorbei. Diese allgemeine Entwicklung haben die Habsburger – und natürlich alle anderen Dynastien und die adli­ gen Oberschichten – schon früh vorweggenommen. Das Leben der Habsburgerinnen und Habsburger verlief zunehmend in der Form ­eines einzigen Festes, das den gesamten Alltag durchdrungen hat. Nahrung und Kleidung des Alltags der Dynastie überragte bei weitem die Festtagsspeisen und Festtagskleider der einfachen Bevölkerung. Feste und die festliche Ausgestaltung des Alltags bei den Habsburgern hatten eine ähnliche Funktion im Leben wie bei den einfachen Menschen. Ein Teil der Feste hatte mit dem Jahreslauf zu tun, so wurden die Feste des Herrenjahres (Weihnachten, Ostern etc.) gefeiert, aber auch unzählige Heiligenfeste, vor allem Marienfeste, die besonders in der Zeit der Gegenreformation auch der Stilisierung der Dynastie als Hort des Katholizismus dienten. Eine andere Form von Festlichkeiten hatten mit den großen Einschnitten des Lebenslaufes und den damit verbundenen Übergangsriten (rites de passage) zu tun  : Geburt, Taufe, Hochzeit, Tod und Begräbnis wurden auch in anderen sozialen Gruppen feierlich ausgestaltet  ; die Herrschaftseinsetzungen (Erbhuldigungen und Krönungen) waren spezifische Übergangsriten für die Herrscher. Besonders in der Frühen Neuzeit dienten diese Festlichkeiten aber nicht nur dem Vergnügen oder auch der Zurschaustellung der Macht und des Reichtums, sondern waren auch Träger von Botschaften der Herrschaftsideologie, die im Inneren wie im Äußeren erfolgreich waren, der Adel und die kirchlichen und bürgerlichen Oberschichten im eigenen Lande wurden dadurch genauso beeinflusst wie die anderen Höfe, denen man gedruckte Beschreibungen solcher Feste zusandte,

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Habsburgische Feste

die Botschaften der Herrschaft somit also auch »medial« verbreitete. Die unmittelbaren Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Feste entstammten einem sehr ausgewählten Kreis an Adligen und geistlichen Würdenträgern, alle anderen – etwa die Bewohner der Städte, die Schauplatz solcher Ereignisse waren – nahmen nur am Rande an den Festen teil. Schon die mittelalterlichen Feste der Habsburger dienten der Repräsentation von Macht und Reichtum, doch seit dem Beginn der Neuzeit beeinflusste die italienische Festkultur der Renaissance, die an der Antike orientiert war, mit ihren komplizierten mythologischen und allegorischen Bildern das habsburgische Fest, das zunehmend zu einem Gesamtkunstwerk wurde. Alle Sparten der am Hof beschäftigten Künstler und Humanisten waren mit der Vorbereitung solcher Anlässe beschäftigt, sie schrieben mythologische Programme, bauten ephemere Architekturen (nur für kurze Zeit errichtete Bauten wie Triumphbögen), malten allegorisch-mythologische Bilder, musizierten und spielten Theater. Sehr gut lässt sich diese zunehmende Stilisierung und Aufladung mit politischen Inhalten an den Turnieren, die ein ständiger Bestandteil der Feste waren, zeigen. Waren die Turniere des Mittelalters noch nahe an der Realität der Kriegsführung der Zeit und stellten gewissermaßen Übungen für den Ernstfall dar, so waren die Turniere der Frühen Neuzeit geprägt von mythologischen Programmen, in denen sich das Sendungsbewusstsein der Habsburger spiegelte. Die Kämpfe selbst wurden weitgehend entschärft und ästhetisiert, die Aufzüge näherten sich Maskenparaden an, in denen auch bizarre Absonderlichkeiten wie Menschen mit Schwanenhälsen, Hofzwerge mit riesigen Köpfen, Zwerge auf Stelzen oder als Riesen verkleidete Menschen nicht fehlen durften. Ein Zentralereignis der frühneuzeitlichen Festkultur waren die herrscherlichen Einzüge, die vom Triumphgedanken der Antike, der über die italienische Renaissance an Einfluss gewann, geprägt war. Ausgehend vom Einzug Kaiser Karls V. in Aachen 1520, dessen

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Kulturelles Erbe – Habsburger als Mäzene und Sammler

Verlauf das Modell für viele weitere Einzüge bildete, wurde bei allen Herrschereinzügen aufwändige Repräsentation betrieben, Triumphpforten errichtet und große Zahlen an Menschen aufgebracht, die dem Einzug ein feierliches Gepräge gaben. Eine noch prachtvollere Ausgestaltung erfuhren diese festlichen Einzüge in der Zeit des Barock, weil man noch mehr Wert auf Prunk und Repräsentation legte. Noch ein weiterer Anlass für große Festlichkeiten ist in der Frühen Neuzeit auszumachen, der am ehesten mit heutigen Ereignissen vergleichbar scheint, aber ungleich seltener stattfand  : »Staatsbesuche«, die durch das dichte Netz der Heiratsverbindungen in den Dynastien häufig gleichzeitig auch »Verwandtenbesuche« waren, wurden oftmals festlich ausgeschmückt. Ein gutes Beispiel etwa war der Besuch des Prunk liebenden, kunstverständigen bayerischen Herzogs Albrecht V. 1560 in Wien. Kaiser Maximilian II. veranstaltete zu diesem Anlass ein großes Fest in Wien, in dem sich Turniere, Jagden und Bankette abwechselten. Die festliche Ausgestaltung der Hochzeiten erlebte erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine qualitative Steigerung, wobei der kulturelle Einfluss Bayerns mit eine Rolle gespielt haben dürfte, wo schon mit der berühmten (heute noch nachgespielten) Hochzeit von Landshut 1475 neue Maßstäbe gesetzt wurden. Die Tradition prunkvoller Hochzeiten blieb in Bayern erhalten, 1568 fand eine großartige Hochzeitsfeier in München statt. Dem Programm dieser Hochzeit zwischen Wilhelm V. von Bayern und Renata von Lothringen folgte auch in wesentlichen Punkten die besonders aufwändig und prunkvoll gestaltete Festlichkeit, die Kaiser Maximilian II. für seinen Bruder Karl von Innerösterreich und seine Frau Maria von Bayern 1571 in Wien ausrichtete. Die Feste begannen mit dem Einzug der Braut in Wien, die per Schiff anreiste, und vom Hof, aber auch von den Wiener Bürgern festlich empfangen wurde. Einige Tage nach dem Einzug, am 26. August 1571, fand die Trauungszeremonie in der Augustinerkirche

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statt, die mit einer festlichen Tafel endete. In den darauf folgenden Tagen veranstaltete man eine Reihe von Turnieren, die zum Teil mit einem ausgeklügelten mythologischen Programm unterlegt und üppig ausgestaltet waren  ; die Kostüme entwarf niemand Geringerer als der Hofkünstler Giuseppe Arcimboldo. Turniere, Bankette, Jagden und andere Vergnügungen lösten sich ab, wobei in all diesen allegorischen Turnieren Botschaften der politischen Ideologie und Propaganda des Hauses Habsburg steckten. Das genaue Programm dazu wurde von dem Humanisten Johann Baptist Fonteius und Arcimboldo entworfen. Ein Ereignis, das kurz zuvor stattgefunden hatte, die Hochzeit Karls IX. von Frankreich mit Elisabeth, einer Tochter Maximilians II., im Jahre 1570, die in Wien per procuratorem geschlossen wurde, hat in den habsburgischen Sammlungen besonders wertvolle Spuren hinterlassen. Im Kunsthistorischen Museum hängt das prachtvolle Porträt Karls IX. von François Clouet, das als Werbebild nach Wien kam, und vier bedeutende Kunstgegenstände, die Erzherzog Ferdinand von Tirol, der den französischen Dauphin bei der Hochzeit vertrat, als Belohnung erhielt, sind in Wien erhalten  : die Saliera des Benvenuto Cellini, der Michaelsbecher, die Onyx- oder Achatkanne im Kunsthistorischen Museum und der sogenannte burgundische Hofbecher in der Schatzkammer. Bei den Habsburgerinnen, die in fremde Länder heirateten, wurde die Hochzeit zunächst per procuratorem (durch einen Vertreter) vollzogen, dann traten sie die Reise in ihre zukünftige Heimat an. Manchmal wurden sie an der Grenze von Abgesandten des Bräutigams in einer symbolträchtigen Zeremonie übernommen, bei der sie oft alle Kleider der alten Heimat ablegen und gegen solche der neuen tauschen mussten. Diese Welt des Festes muss vor dem Hintergrund der sich entwickelnden höfischen Gesellschaft, in welcher der Adel entmachtet und am Hofe domestiziert wurde, gesehen werden. Publikum und

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Darsteller dieses »großen Welttheaters« waren identisch und auswechselbar, es war Theater des Hofes für Höflinge, an dem auch die Mitglieder der Dynastie sich beteiligten  ; sie wirkten als Schauspielerinnen und Schauspieler, Tänzerinnen und Tänzer, aber auch als Komponisten an den Feierlichkeiten mit. Die Pflege der Oper am Wiener Hof setzte 1631 mit der Hochzeit Ferdinands III. mit Maria Anna von Spanien, deren festliche Ausgestaltung 365 280 Gulden kostete, intensiv ein und wurde meist im Zusammenhang mit dynastischen Hochzeiten betrieben. Stoffe aus der antiken Götterwelt, dem römischen Kaisertum, der Herkunftssage der Habsburger von Troja gehörten ebenso wie die Argonautensage zum Standardrepertoire der Darbietungen. Waren die Hochzeitsfeste der spanischen Habsburger im frühen 17. Jahrhundert besonders prunkvoll, so erreichte man bei den österreichischen Habsburgern den Höhepunkt erst im späten 17. Jahrhundert mit der Hochzeit Kaiser Leopolds I. mit der spanischen Prinzessin Margarita Theresia. Die Festlichkeiten begannen schon bei der Anreise der Infantin in Italien, allein 4 000 Arbeiter besserten die Straße zwischen Finale und Mailand aus. In Mailand wurde eine Reihe von Triumphbögen errichtet  ; dort empfing der Feldherr Raimund Montecuccoli im Namen des Kaisers die Braut. Die Fahrt nach Wien dauerte drei Monate, die dort veranstalteten Festlichkeiten, Feuerwerke, Festtafeln, Ballette und Lustjagden dauerten Monate. Aus dem Festprogramm ragten die Oper Il Pomo d’Oro und das spektakuläre Rossballett »Der Wettstreit von Luft und Wasser« mit seinen opernhaften Elementen besonders hervor. Am Zustandekommen der Oper, die den Stoff des Urteils des Paris behandelt, war neben den Komponisten Antonio Cesti und Johann Heinrich Schmelzer auch der Kaiser selbst beteiligt, der eine Szene des 2. Aktes komponierte und auch selbst mitwirkte. Großartige Maschinerien machten es möglich, die Pferde und Kutschen durch die Luft schweben zu lassen, man sparte weder an Menschen noch an Materialien.

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Habsburgische Feste

Insbesondere im 17. und 18. Jahrhundert war jede große Hochzeit mit der Aufführung barocker Opern und Ballette und natürlich von Messen und anderer Musik, die zu diesem Anlass komponiert wurde, verbunden. Die Themen der Opern und Theaterstücke müssen als politische Absichtserklärungen verstanden werden, so wurde etwa das Konstantin-Thema, das man mit den Ansprüchen des Kaisers auf Konstantinopel – und damit mit der Vertreibung der Türken aus Europa – sowie mit dem Weltherrschaftsgedanken verbinden konnte, im 17. Jahrhundert bei fünf verschiedenen Gelegenheiten verwendet. Auch noch in der Zeit Maria Theresias finden sich große Festlichkeiten mit Einzügen und Opernaufführungen anlässlich von Hochzeiten im Hause Habsburg, aber mit der Aufklärung und der Verbürgerlichung des Lebensstils der Dynastie im 19. Jahrhundert endet diese Form von Festlichkeiten. Das hat natürlich mit den Veränderungen der Gesellschaft zu tun, die den Habsburgern nun andere Aufgaben stellte und andere Medien der Breitenwirksamkeit für das Volk zur Verfügung stellte. Die Aufklärung schränkte die Verschwendung für die Festlichkeiten erheblich ein, doch wurde auch weiterhin gefeiert, wenn auch die Funktion der herrschaftlichen Selbstdarstellung zurückgetreten war. Ein Element der Feste, das auch im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit eine Rolle spielte, verselbstständigte sich im »langen 19. Jahrhundert«, nämlich der Tanz, der in den Bällen der Spätzeit der Monarchie einen Höhepunkt fand. Ein besonders beliebter, aber zunächst vom Hof abgelehnter Tanz war der Walzer  ; noch am Beginn des Jahrhunderts tanzte man am Wiener Hof Menuett und Contredanse, doch bald setzte sich der Walzer durch. Beim Wiener Kongress 1815, der ja als »tanzender« Kongress verspottet wurde, begann man zunächst mit sehr traditionellen Tänzen, und erst nachdem die Souveräne den Ball verlassen hatten, wurde Walzer, ein ekstatischer Tanz als Gegenpol der Diszipliniertheit der höfischen Welt, getanzt.

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Kulturelles Erbe – Habsburger als Mäzene und Sammler

Viele Feste des 19. Jahrhunderts gingen nicht von der kaiserlichen Familie aus, sondern waren Huldigungen des Volkes an das »angestammte« Herrscherhaus. Ein gutes Beispiel war der Festzug der Wiener Bürger 1879 zur Silberhochzeit Franz Josephs und Elisa­beths – teils Huldigungszug, teils bürgerliche Selbstdarstellung. Der sehr beliebte Künstler Hans Makart hatte Kostüme und 27 Festwagen entworfen, die Ausschmückung des Festplatzes hatte der damals noch junge Architekt Otto Wagner besorgt. 10 000 Teilnehmer stellten Jagdgruppen aus der Zeit Maximilians I. und eine Hochgebirgsjagd, Gartenbau und Weinbau, Bergbau und verschiedene Gewerbe wie Bäcker, Müller und Fleischer dar. Das hohe Niveau der Ausstattung und Planung machte dieses Ereignis zu einer zentralen kulturellen Manifestation der Monarchie in ihrer Spätphase, mit der auch das Kaiserjubiläum 1908 nicht konkurrieren konnte. Eine große Rolle im 19. Jahrhundert spielten die festlichen Bälle bei Hof, die aber auch deutlich die Differenzierung der Hofgesellschaft spiegeln. Der exklusivere Zirkel wurde zum Ball bei Hof geladen, zu dem nur ca. 700 Personen aus Adel und Diplomatie erschienen und ein fünfgängiges Menü serviert bekamen, das innerhalb einer halben Stunde konsumiert wurde. Beim einige Wochen davor stattfindenden Hofball hingegen waren etwa 2 000 Personen zugegen, darunter auch Ordensträger, Offiziere und Abgeordnete. Bei diesem erschien der Kaiser in der Uniform eines Feldmarschalls, für die geladenen Gäste gab es ein Buffet.

Da s M ä zenaten t u m der H a bsburger Höfe waren nicht nur Zentren der Macht des Reiches, sondern auch Brennpunkte der Kultur eines Landes. Zur Ausübung von Herrschaft gehörten nicht nur Kriege und die funktionierende Verwaltung des Gebietes, sondern auch Künstler, die der Repräsentation des Monar-

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Das Mäzenatentum der Habsburger

chen dienten und seine politische Propaganda künstlerisch gestalteten. Konflikte mit anderen Staaten wurden auf vielen Ebenen geführt, nicht nur auf den Schlachtfeldern Europas, sondern auch in den Festen und Kunstsammlungen, deren Gestaltung Aufgabe der Künstler war, die bei Hof lebten und das Mäzenatentum des Herrschers genossen. Auch im Inneren, gegenüber dem Adel, der ebenfalls versuchte, sein Ansehen durch Künstler und ihre Produktion zu erhöhen, musste der Herrscher immer ein Stück voran sein, musste – um es modern auszudrücken – stets in der Position des Trendsetters bleiben und seine Untertanen in der Quantität und Qualität seiner Kunstförderung übertreffen. Um den Lebensstil des Hofes, besonders des Herrschers und seiner Familienangehörigen, von dem der Untertanen abzugrenzen, wurde viel Geld ausgegeben und ein ganzes Heer an Künstlern und Kunsthandwerkern beschäftigt. Diese Künstler wurden in den Hofstaat aufgenommen, erhielten manchmal auch Titel und Ehren und produzierten in erster Linie für die Habsburger. Dabei sind wieder große Ähnlichkeiten der beiden Linien des Hauses feststellbar, so stammt etwa der Titel Kammermaler, der vor allem im 16. Jahrhundert gerne vergeben wurde, aus der spanischen Tradition. Schon im Mittelalter bedienten sich die Habsburger der Kunst, um sich zu stilisieren, aber eine zentrale Bedeutung gewann das Mäzenatentum mit der Renaissance. Einerseits verlangte das neue Menschenbild, wie es die theoretischen Schriften der Zeit, z. B. von Baldassare Castiglione, entwarfen, dass der Corteggiano, der Hofmann (und das galt natürlich umso mehr für den Herrscher), sich mit allen Künsten beschäftigte und in ihnen übte, was ihn zu einem sehr kenntnisreichen und verständigen Konsumenten von Kunst machte, und andererseits kam es zu einer Neubewertung der Kunst und des Künstlers. Zwei legendenhafte Anekdoten, die überliefert sind, charakterisieren das. Maximilian I. soll einem Edelmann befohlen haben, sich zu bücken, damit Albrecht Dürer auf ihn steigen und bequemer sein Wandbild

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Kulturelles Erbe – Habsburger als Mäzene und Sammler

malen könne, und der gichtkranke Karl V. soll sich selbst gebückt haben, um Tizian den entfallenen Pinsel aufzuheben. Künstler genossen am Hof oft Freiheiten, die anderen Menschen verwehrt waren  ; so wurden auch in Zeiten der konfessionellen Uniformität Künstler oder Wissenschaftler am Hofe geduldet, deren religiöse Haltung man sonst im Lande verfolgte. Die mittelalterliche Kunstförderung der Habsburger war eher bescheiden  ; Kunsthandwerker wurden bei Hofe zwar beschäftigt, verschiedene Werke im religiösen Bereich gestiftet, aber große Kunstwerke entstanden nicht in dieser Zeit. Selbst das erste Porträt eines Habsburgers, das Bild Rudolfs IV., das vermutlich ursprünglich über seinem Grab hängen sollte, ist nicht von einem habsburgischen Hofkünstler geschaffen worden, sondern entweder von einem Wiener Bürger oder einem böhmischen Hofmaler. Der große Beginn der habsburgischen Kunstförderung setzte mit Maximilian I. ein, bei dem neben der religiösen Dimension, also der Stiftung von Altären, Reliquien oder ganzen Kirchen, auch die weltlichen, propagandistischen Elemente der Kunst in den Vordergrund traten und damit langfristig die repräsentative Richtung der habsburgischen Hofkunst vorgaben. Maximilian I. erkannte die neue Funktion der Kunst als erster Habsburger deutlich  : »Wer ime in seinem leben kain gedachtnus macht, der hat nach seinem tod kain gedächtnus und desselben menschen wird mit dem glockendon vergessen …« Diese Pflege des Gedächtnisses umfasste viele Bestrebungen, von den Porträts des Kaisers von Bernardin Strigel und Albrecht Dürer, über seine grafischen Werke bis zu seinem monumentalen Grabdenkmal in der Innsbrucker Hofkirche. Der propagandistische Zug der Kunst wurde von Maximilian vor allem in seinen grafischen Werken betont, die relativ billig eine große Breitenwirkung – man muss sich dabei natürlich frei machen von heutigen Auflagezahlen, galt es doch nur einige politisch wichtige Menschen in den eigenen Ländern und den anderen Hö-

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Das Mäzenatentum der Habsburger

fen zu erreichen – erzielen konnten. An diesen grafischen Werken wie dem Triumphzug, der Ehrenpforte und seinen autobiografischen Schriften Weißkunig, Freydal und Theuerdank arbeitete ein ganzer Stab an Humanisten und Künstlern, die den Ideen des Herrschers, der an Genealogie und besonders seiner eigenen Person interessiert war, Ausdruck gaben. Alle diese Schriften haben propagandistische Züge, am deutlichsten sichtbar vielleicht im Triumphzug, der einen pompösen Aufzug der Vertreter der von Maximilian beherrschten Länder, der Reichsfürsten und Krieger, die Spruchbänder und Bilder, auf denen Maximilians Taten dargestellt sind, mit sich tragen, darstellt. Er selbst fährt auf einem fantastisch geschmückten Wagen in diesem Triumphzug mit. Auch die Nachfolger Maximilians I. im 16. Jahrhundert waren große Förderer der Kunst und haben auch die Möglichkeiten der medialen Verbreitung ihrer Ideen im Sinne ihres Ahnen Maximilian großartig zu nutzen verstanden. Mit der Ausdehnung der habsburgischen Herrschaft in dieser Zeit nahm auch die Kunst – sowohl was die Künstler als auch das potenzielle Publikum anlangte – eine europäische Dimension an. Künstler aus Burgund und Spanien, aus dem Reich und Italien waren für Karl V. tätig und spiegeln klar den Kreis seines Wirkens. Viele der auf ihn bezogenen Kunstwerke, wie die Porträts von Jakob Seisenegger und Tizian, die plastischen Bildnisse von Leone Leoni und die große Zahl der Tapisserien, die seine Siege in Tunis und Pavia verherrlichten, waren noch über einige Generationen hinweg als Vorbilder wirksam. Doch viele Kunstwerke können nicht in einen so unmittelbaren Zusammenhang mit Repräsentation und Propaganda gebracht werden, wenn sie auch nur in diesem Rahmen zu verstehen sind. Die Habsburger des 16. Jahrhunderts umgaben sich mit Kunst und schönen Gegenständen der Natur und sammelten alle diese Dinge  ; das Mäzenatentum und das Sammeln, von dem das nächste Kapitel handeln wird, sind nicht voneinander zu trennen. Aber auch die Anlage

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Kulturelles Erbe – Habsburger als Mäzene und Sammler

einer großen Sammlung hatte repräsentativen Charakter und diente dem Image des Herrschers, auch und vor allem in der Konkurrenz zu anderen Höfen Europas. Besonders klar ist die Verbindung von Mäzenatentum und der Anlage großer Sammlungen bei den großen Sammlern des späten 16. und 17. Jahrhunderts, bei Kaiser Rudolf II., Erzherzog Ferdinand von Tirol und Erzherzog Leopold Wilhelm. Sie sahen die Kunst natürlich auch als Mittel der Repräsentation, entwickelten aber auch eine eigene Ästhetik und Mentalität des Sammlers und Liebhabers, der sie durch die großen finanziellen Mittel, die ihnen zur Verfügung standen, auch entsprechend frönen konnten. Besonders ausgeprägt war das Interesse an Kunst und auch an Wissenschaft bei Kaiser Rudolf II., so stark, dass man ihm oft den Vorwurf machte, er hätte über diesen Liebhabereien die Politik vernachlässigt, was zumindest teilweise richtig ist. Am Hofe Rudolfs II. in Prag lebten Maler wie Giuseppe Arcimboldo, Hans von Aachen und Bartholomäus Spranger, Plastiker wie Adriaen de Vries, Grafiker wie Ägidius Sadeler, Medailleure wie Antonio Abondio oder Steinschneider wie Ottavio Miseroni, um nur einige der bekannteren Namen zu nennen. Rudolf bevorzugte die bildende Kunst  ; die Literatur – wie bei den österreichischen Habsburgern generell – spielte eine vergleichsweise untergeordnete Rolle, auch die Musik, die dann im 17. und 18. Jahrhundert für den Hof in Wien so wichtig werden sollte, lag weniger im Interesse des Kaisers. Interessant ist zu beobachten, dass im Vergleich dazu in Spanien ein großes Interesse für Literatur bestand, man kennt die Namen von 66 Schriftstellern, die Kontakte mit dem Hofe Philipps II. hatten, unter Philipp III. waren es schon 76, und unter Philipp IV. standen 223 Schriftsteller in königlichen Diensten, darunter so bedeutende Gestalten der Weltliteratur wie Lope de Vega und Pedro Calderón de la Barca. Ähnlich wie der spanische Hof, wo neben spanischen Malern und anderen bildenden Künstlern auch Niederländer und Italiener wirkten, war auch der Hof Rudolfs II. in Prag international und auch in man-

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Das Mäzenatentum der Habsburger

cher Hinsicht interkonfessionell. Begabung zählte, nicht Herkunft oder konfessionelle Orientierung. Ein dritter Brennpunkt habsburgischen Mäzenatentums neben Wien, Prag und Madrid waren die Niederlande, deren Statthalter Kunst und Sammlungen besonders förderten. Hervorzuheben ist das Statthalterpaar Erzherzogin Isabella und Erzherzog Albrecht, die 1609 Rubens, der von Philipp IV. geadelt worden war, zu ihrem Hofmaler machten, und Erzherzog Leopold Wilhelm, eine der großen Sammlerpersönlichkeiten des Hauses. Einer der vielseitigsten Mäzene des 16. Jahrhunderts war sicherlich Erzherzog Ferdinand von Tirol. Er war selbst in verschiedenen Künsten tätig, entwarf den Plan für das Schloss Stern bei Prag, fertigte kunsthandwerkliche Arbeiten an und schrieb ein lateinisches Drama Speculum humanae vitae. Zweifellos verlagerte sich das Hauptgewicht des Mäzenatentums bei den barocken österreichischen Habsburgern auf die Musik, aber weiterhin nahmen Baumeister, Maler und Kunsthandwerker einen festen Platz im Hofstaat ein. Auch in der Barockzeit stand ein Teil der Produktion der Hofkünstler im Zusammenhang mit der habsburgischen Propaganda. Porträts, Allegorien und komplizierte Freskenprogramme, die Herrschaftsanspruch und Selbststilisierung des Hauses dokumentierten, waren an den Herrschaftslegenden, der antiken Mythologie, wie der Geschichte des Goldenen Vlieses oder der Herkulessage, und den Allegorien der Herrschertugenden orientiert. Diese massive Orientierung der Kunst auf die Herrschaftsmythologie endete weitgehend mit der Aufklärung, wenn auch bis zum Ende der Monarchie immer wieder solche Motive verwendet wurden. Allerdings muss man ganz allgemein feststellen, dass um 1800 das Mäzenatentum des Hofes zurücktrat und dem anderer Schichten, vor allem des Bürgertums, Platz machte. Im Vergleich zur Frühen Neuzeit haben die Habsburger des langen 19. Jahrhunderts keine führende Rolle im Mäzenatentum der Künste und Wissenschaften mehr gespielt. All

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Kulturelles Erbe – Habsburger als Mäzene und Sammler

das, was man an künstlerischen und wissenschaftlichen Leistungen etwa mit dem Fin de Siècle in Wien verbindet, ist weitgehend ohne den Einfluss und die Förderung der Dynastie entstanden. Eine der wesentlichen Funktionen des Mäzenatentums war sicherlich die Demonstration der Sonderstellung der Dynastie, die Darstellung des elitären Bewusstseins der Habsburger. Das war im einfachsten Fall schon bei der Ausgestaltung des täglichen Lebens sichtbar  ; die reichen, oftmals gestickten und mit Perlen verzierten Gewänder, die aus Gold und Edelsteinen bestehenden Schmuckstücke der Männer und Frauen waren weit entfernt von der Kleidung der großen Masse der Bevölkerung. Auch die Schlösser und Gärten, die Feste mit ihren Triumphbögen aus vergänglichem Material, Einzüge, Turniere, Theater und Feuerwerke demonstrierten die Größe des Hauses und wurden – da die eigentlichen Ereignisse nur wenigen zugänglich waren – in Grafiken und Beschreibungen festgehalten und bekannt gemacht. Stärker propagandistische Züge hatten die Bilder, welche die Hofmaler herstellten. Wichtiges Thema war natürlich der Herrscher und seine Familie, aber auch große Siege der Habsburger wurden von den Hofkünstlern verherrlicht. In der Hofkunst Spaniens etwa findet man häufig Darstellungen der Eroberung von Tunis durch Karl  V. 1535, des Sieges bei Mühlberg im Schmalkaldischen Krieg 1547 und Allegorien der Schlacht von Lepanto 1571, die alle die Botschaft vermitteln sollten, dass die katholischen Habsburger alle Feinde des Glaubens besiegten. In der Darstellung der habsburgischen Herrscher verband sich Tradition mit Modernität. So ließ sich z. B. Karl V. von Leone Leoni in einer Bronzebüste darstellen, die deutlich an antike Statuen anknüpft, und andererseits stellen seine ganzfigurigen Porträts (von Jakob Seisenegger und Tizian) eine Innovation der Malkunst der Zeit dar. Eine nicht spezifisch habsburgische, aber von ihnen gerne verwendete Bildkategorie bringt sie in Zusammenhang mit der Frömmigkeit  ; es gibt etwa 70 Bilder der Habsburger als »sakrale

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Das Mäzenatentum der Habsburger

Identifikationsporträts«, das heißt Bilder, bei denen Heilige die Züge eines bestimmten, identifizierbaren Habsburgers tragen. Porträts haben seit dem 16. Jahrhundert jedes Mitglied der Familien vom Säuglingsalter bis zum Tod dargestellt  ; es war eine der Aufgaben der Hofmaler, die Habsburgerinnen und Habsburger immer wieder zu malen und ihre Entwicklung festzuhalten. Bilder hatten auch die repräsentative Funktion der effigie, des rituell und rechtlich wirksamen Abbilds der Herrscher. Bilder vertreten Menschen – nicht nur bei den sprichwörtlichen Hinrichtungen in effigie, sondern auch bei vielen anderen Gelegenheiten. Am Totenbett segnete Leopold I. seinen Sohn Josef und das Bild des abwesenden Karl, des späteren Kaisers Karl VI. In den Votivgaben der Habsburger bei den Wallfahrten spielen Bildnisse eine große Rolle. Eine zeremonielle Bedeutung trägt der Bildnisgebrauch bei Huldigungen in Reichsstädten, sie dienten als »stellvertretendes Bildnis«. Häufig wurde dabei das Bildnis des Kaisers unter einem Baldachin aufgestellt, so wie dieser selbst unter einem Baldachin saß. Ein Bild des Herrschers konnte auch beleidigt werden und war damit Gegenstand des Tatbestandes der Majestätsbeleidigung. Eine zwar fiktive, aber bezeichnende Begebenheit schildert Jaroslav Hašek in seinem Buch Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk, wo der sonst in seinen politischen Stellungnahmen so übervorsichtige Wirt Pavliček verhaftet wird, weil er das von Fliegen beschissene Bild des Kaisers weggehängt hat. Nicht nur das Einzelbild, auch Bildserien spielten eine gewichtige Rolle in der Herrschaftsrepräsentation  ; Verwandte und Vorgänger finden wir in kings-lines bei den österreichischen Herrschern und auch in Spanien. Ahnen- und Familienporträts dienten bis zum Ende der Monarchie der Ausstattung von Residenzen, ganz ähnlich wie in adligen Burgen und Schlössern und in späterer Zeit auch in bürgerlichen Haushalten. Ein allgegenwärtiges Bild des Herrschers war das Münzporträt, während die Medaillen eher einem elitären Kreis vorbehalten waren. Porträtgrafiken waren ebenfalls verbreitet, allerdings nicht für alle

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Kulturelles Erbe – Habsburger als Mäzene und Sammler

Schichten der Bevölkerung erwerbbar. Auch gemalte Porträts dienten manchmal als Geschenk, so bekamen etwa Gesandte und Diplomaten oder bei den Huldigungen die vornehmsten Repräsentanten der Stände solche Porträts vom Herrscher überreicht. Die künstlerischen Leistungen der Hofmaler des späten 16. und vor allem des 17. Jahrhunderts waren nicht immer die kreativsten, man malte vor allem Gewänder, Maschen, Handschuhe, Fächer und gezierte Haltungen der Hände, die Porträts als solche traten fast in den Hintergrund, obwohl es daneben auch sehr hochwertige Arbeiten gab. Attribute der Macht wichen im aufgeklärten Absolutismus anderen Symbolen, so zeigt das bekannte Doppelporträt Josephs II. und Leopolds II. von Pompeo Batoni die beiden mit dem Buch Esprit des lois von Montesquieu. Nach der Zeit der Aufklärung wandelte sich die Bildkunst, die Darstellung der kaiserlichen Familie im Stile bürgerlicher Porträts zeigt auch einen mentalitätsgeschichtlichen Wandel an, obwohl auch Elemente des Repräsentationsporträts im 19. Jahrhundert eine Renaissance erlebten. Im 19. Jahrhundert war das Bild des Kaisers allgegenwärtig, es hing in jeder Schule und jedem Amt, und neue Bildtypen, wie das Schreibtischbild, das Reiterbild oder das Schlachtenbild wurden häufig verwendet. War das Porträt, oberflächlich betrachtet, eine Art von Bild, das jeder verstand (doch konnte man aus den Haltungen und Accessoires noch weiter reichende Schlüsse ziehen), so waren die allegorischen Darstellungen des Herrschers und der Herrschaft nur einem kleinen Kreis der Gebildeten zugänglich. Solche Allegorien der Herrschaft und mythologische Darstellungen des Kaisers finden sich z.  B. in Klöstern wie Melk, Göttweig und St. Florian, die nur einem kleinen Kreis verständlich waren. Die Verbreitung der Glorie des Hauses war natürlich auch Aufgabe der Geschichtsschreibung, besonders unter Leopold I. erreichte diese ihren Höhepunkt, der Hofhistoriograf Conte Galleazzo Gualdo Priorato war sicherlich eine hervorstechende Gestalt unter den Apologeten des Hauses Habsburg.

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Das Mäzenatentum der Habsburger

Im Gegensatz dazu waren Denkmäler im öffentlichen Raum auf eine breitere Öffentlichkeit ausgerichtet, wobei die ersten Denkmäler dieser Art im religiösen Kontext auftauchen, wie etwa die Darstellung Kaiser Leopolds I. auf der Pestsäule am Wiener Graben, die ihn einerseits als demütigen Gläubigen, andererseits auch als Fürsprecher seiner Länder zeigt. Auch Grabdenkmäler der Habsburger  – wie etwa das Maximiliansgrab in Innsbruck – können als Frühform des Denkmals gelesen werden. Eine spezifische Bedeutung hatte das Reiterdenkmal der Zeit des Absolutismus, das an Reiterstatuen der römischen Imperatoren, vor allem der Marc Aurels auf dem Kapitol, anschließen konnte. Die österreichischen Habsburger waren in dieser Hinsicht spät dran  ; während in Florenz, in Frankreich und auch in Spanien unter Philipp III. Monumentalstatuen der Herrscher errichtet wurden, sind die bekannten Reiterbilder der Kaiser des Reiches alle klein und waren nur als Kammerstücke für die Sammlung gedacht oder bestanden aus vergänglichem Material. Ganzfigurige Plastiken der Barockherrscher existierten allerdings, wie die Plastik Leopolds I. in Laxenburg oder die Statuen Josefs I. und Karls VI. in der Hofbibliothek. Verglichen mit anderen Dynastien ist die Zahl der barocken Denkmäler bescheiden, die panegyrischen Lobschriften auf das Erzhaus begründen das mit der Demut der Habsburger, die sie dem Hochmut Ludwigs XIV. gegenüberstellen. Erst das 19. Jahrhundert war die große Zeit der eigentlichen Denkmäler im öffentlichen Raum. Noch am Ende des 18. Jahrhunderts wurde ein Denkmal des Franz Stephan von Lothringen zu Pferd von Balthasar Ferdinand Moll angefertigt, das allerdings erst 1800 erworben und im Burggarten aufgestellt wurde. Die Denkmäler von Kaiser Joseph II. und von Kaiser Franz II./I. waren hingegen schon als öffentliche Denkmäler und patriotische Kundgebungen geplant. Die Statue Josephs II. von Franz Anton Zauner wurde 1807 auf dem Josefsplatz enthüllt, das eigentliche Reiterdenkmal ist umrahmt von Säulen mit Nachbildungen zeitgenössischer Gedenkmünzen zu den

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Kulturelles Erbe – Habsburger als Mäzene und Sammler

Themen Geburt, Heirat, Krönung, Tugend, Aufenthalt in Rom, Italienreise, Siebenbürgenreise, Tapferkeit, Verwaltungsorganisation in Galizien, Hochschule in Lemberg, Gründung des Armeninstituts, Gründung des Taubstummeninstituts, Religionstoleranz, Errichtung der chirurgischen Akademie und Vergrößerung der Akademie. Im Gegensatz dazu wurde das von Pompeo Marchesi entworfene Denkmal für Franz II./I., dessen Enthüllung 1846 erfolgte, ganz im Sinne des Klassizismus errichtet und stellt den Kaiser als römischen Imperator dar, die Inschrift nimmt auf einen Satz in Franzens Testament von 1835 Bezug  : »Meine Liebe vermache ich meinen Untertanen«, der latinisiert als A M O R E M M E V M P O P V L I S M E I S T E S T A M . C A P . X I I I auf dem Denkmal aufscheint. Mit seiner Vorliebe für Heroisches und Heldenverehrung ist das 19. Jahrhundert die große Zeit der Denkmalerrichtung und Verherrlichung der Dynastie. Am besten ist dies am Heldenberg bei KleinWetzdorf dokumentiert, wo der Armeelieferant Joseph Gottfried Pargfrieder der Armee und dem Kaiserhaus ein beachtenswertes Denkmal setzte. Eine Blüte erlebten im 19. Jahrhundert die Denkmäler für Joseph II., der als Bauernbefreier und Verkünder des Toleranzpatents verehrt wurde, in vielen Städten stellte man einfache – nach einem Musterkatalog des Eisengießwerkes in Blansko auszusuchende – Denkmäler des aufgeklärten Monarchen auf. Einer gewissen Popularität vor allem in der Steiermark erfreute sich auch der volkstümliche Erzherzog Johann, dessen größtes Denkmal am Hauptplatz in Graz zu finden ist. Die Denkmäler für Maria Theresia und Erzherzog Karl, den Sieger von Aspern, sind im Zuge der imperialen Gestaltung der Ringstraße zu verstehen, Maria-Theresien-Denkmäler wurden aber auch in anderen Städten aufgestellt. Man würde das Mäzenatentum und die Kunstförderung der Habsburger missverstehen, wenn man sie ausschließlich unter dem Blickwinkel der Repräsentation und Propaganda sehen würde, wobei man beim Wort »Propaganda« weder an die in unserer Zeit allgegenwär-

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Das Mäzenatentum der Habsburger

tige Werbung für Güter oder politische Parteien noch an einen mastermind, der alle Aktivitäten plant, denken darf. Viele der heute noch erhaltenen oder durch bildliche und schriftliche Quellen überlieferten Kunstgegenstände der Habsburger haben mit dem ästhetisierenden Lebensstil zu tun. Man schmückte die Räume auch mit Bildern wie Landschaften oder Stillleben, die man nur schwer mit Propaganda in Verbindung bringen kann. Auch verschiedene Aktivitäten der Habsburger haben zu künstlerischen Tätigkeiten geführt, wie etwa die Vorliebe für Turniere und Jagden. Die Ausrüstungsgegenstände für das Turnier, verschiedene Harnische, wurden bei den besten deutschen Plattnern in Landshut, Augsburg und Innsbruck, aber auch in Oberitalien und den Niederlanden hergestellt und bilden heute den Bestand in den für den Kenner unbeschreiblich reichhaltigen habsburgischen Sammlungen im Kunsthistorischen Museum in Wien und in Ambras, in Brüssel und in Paris (wohin Napoleon einen guten Teil der Wiener Bestände verschleppte) und in der Armeria Real in Madrid. Ähnlich wie die Waffen, die von den besten Künstlern der Zeit ausgestaltet wurden, tragen auch viele andere Gegenstände, die bei Hof Verwendung fanden, einen solchen prunkvollen, repräsentativen Charakter, etwa die Tapisserien, die man zur Ausschmückung von Räumen verwendete, oder die – zum Großteil nicht erhaltenen – Kostüme. Die Zahl der Künstler und Handwerker bei Hof war groß und deren Tätigkeit überaus vielfältig  ; Hof- und Kammermaler, Tapezierer, Hofuhrmacher und Hofuhrrichter, Harnischmacher, Klingenschmiede und Instrumentenbauer, daneben Hofschneider, Kammerperlhefter und Kammerseidensticker, Federnschmücker, Hoftaschner, Hofedelsteinbohrer, Hofgoldschlager und Kammergoldschmiede, Hofjuweliere und Hofsilberhändler stellten alles, was der Hof benötigte, her. Es gab, um nur ein Beispiel zu nennen, Spezialisten für den Bau von Gondeln, Wagen und Schlitten, sogar einen eigenen Galeerenmacher bei Hof. Die meisten von den Hofhandwerkern

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Kulturelles Erbe – Habsburger als Mäzene und Sammler

und Hofkünstlern hergestellten Dinge sind verloren gegangen, verbrannt oder vermodert, weggeworfen oder eingeschmolzen worden, nur einige wenige haben sich in den Sammlungen der Habsburger erhalten. Gebrauchsgegenstände für die kaiserliche Tafel, die Hofkapelle und den persönlichen Gebrauch wurden nicht nur von Hofkünstlern angefertigt, sondern auch von außen angekauft, besonders das blühende Kunsthandwerk der süddeutschen Reichsstädte war einer der Hauptlieferanten, die Summen für diese Ausgaben bewegten sich in beträchtlicher Höhe. Nicht alles, was bei Hof erzeugt wurde, war für den eigenen Bedarf gedacht, vieles wurde auch weitergegeben  ; Votivgaben für die Staatswallfahrten nach Mariazell gehörten ebenso dazu wie die unzähligen Geschenke, die man zu verschiedenen Gelegenheiten bei Hof verteilte. Andererseits findet man in den Sammlungen auch viele Objekte, die als Geschenke an den Kaiser kamen. Allein die Zahl der Geschenke, die bei Hochzeiten von Angehörigen des Hofstaates vom Kaiser gemacht wurden, war gewaltig. Jeder, der zum Hof im Nahverhältnis stand, ob Kammerdiener, Hofmusiker, Hofzwerg oder Hofzwergin, Fürst oder Prinzessin, bekam vom Kaiser ein Hochzeitsgeschenk, für Adlige meist im Wert zwischen 120–500 Gulden, für die anderen entsprechend weniger. Daneben gab es natürlich Geburtstagsgeschenke oder Nikolausgeschenke, die dann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Weihnachtsgeschenken Platz machten. Auch in den diplomatischen Beziehungen zu anderen Staaten spielten Produkte der Hofkünstler eine Rolle  ; von den Porträts, die man bei Heiratsanbahnungen an fremde Höfe schickte, bis zu den Geschenken (vorwiegend Uhren und Automaten) – die man auch als Bestechungsgelder werten könnte – an die türkischen Mächtigen, vom Sultan über die Wesire bis zu den Paschen, war ein weites Feld für die Hofkunst und das Hofhandwerk gegeben.

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Das Mäzenatentum der Habsburger

Uhren und Automaten waren aber auch ein beliebtes Objekt bei Hof selbst und wurden erzeugt und angekauft und in den Sammlungen gehütet. Ein spezifischer Teil des habsburgischen Mäzenatentums war eng mit der Frömmigkeit der Familie verbunden. Die Habsburger stifteten ganze Klöster, wie Neuberg an der Mürz oder das AugustinerEremitenkloster in Fürstenfeld, oder nur Ausstattungsteile, wie die Glasgemälde von Maria Straßengel oder die Chorverglasung von St. Erhard in der Breitenau. Auch die spanischen Habsburger machten Zuwendungen an Klöster, wie etwa die großartigen Gobelinserien nach Entwürfen von Peter Paul Rubens an das Kloster der Descalzas Reales in Madrid. Besonders die fanatischen Sammler der Dynastie, wie Kaiser Rudolf II., beschäftigten die Hofkünstler mit Aufträgen, die ausschließlich der Bereicherung ihrer Sammlung dienten  ; solche Kammerkunststücke wie Prunkgefäße und Werke der Steinschneidekunst, Gefäße aus Bergkristall, Jaspis, Achat, Amethyst, Chalzedon und Karneol, die er besonders liebte, zählen heute noch zu den Glanzstücken des Kunsthistorischen Museums. Solche Werke kaufte man zunächst in den berühmten Werkstätten in Mailand bei der Familie Saracchi, später berief Rudolf die Edelsteinschneiderfamilie Miseroni nach Prag. Rudolf II. stand mit seinem Interesse für Halbedel- und Edelsteine nicht allein da, schon Rudolf IV. oder Friedrich III. hatten sich dafür begeistert, aber in der Zeit Rudolfs gewann das Sammeln von Steinen eine andere Dimension. Steine spielten im pansophischen Weltbild, das Beziehungen zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos annahm und die labyrinthische Mannigfaltigkeit der Erscheinungswelt als Teil eines universalen Systems, eines göttlichen Schemas, zu erfassen versuchte, eine große Rolle. Eine theoretische Schrift Gemmarum et lapidum historiae von Boethius de Boodt über Steine und deren Beziehung zu unterschiedlichsten Gebieten wie Astrologie und Alchemie ist im Umkreis des Hofes Rudolfs 1609 entstanden und kann als Grund-

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Kulturelles Erbe – Habsburger als Mäzene und Sammler

lage des Wissens des Kaisers über diese Dinge gelten. Ein »Stein«, der auch mit abergläubisch-magischen Vorstellungen verbunden wurde, war der Bezoar, ein Magenstein, der sich bei manchen Tieren, vorwiegend bei Wiederkäuern, bildet  ; das Wort kommt von dem persischen pad-zahr, was Schutz gegen Gift bedeutet. Wie auch heute noch von staatlicher Seite üblich, wurde die Kunst schon bei den Habsburgern stärker gefördert als die Wissenschaften. Manche Wissenschaften, die allerdings noch nicht mit heutigen Disziplinen vergleichbar sind, waren für die Selbstdarstellung der Dynastie wichtig, vor allem Geschichtsschreiber und Genealogen, aber auch die Literaten, die panegyrische Dichtungen produzierten, lebten bei Hofe. Eine Art von Wissenschaftsförderung der Habsburger war auch die Gründung von Universitäten im späten Mittelalter  : 1365 in Wien durch Rudolf IV. und 1457 in Freiburg im Breisgau durch Albrecht VI. Besonders unter Maximilian I. wurde an der Universität Wien auch der Humanismus durch die Dynastie besonders gefördert, die Gelehrten der Universität standen in enger Beziehung zu Maximilians eigenem Stab an Humanisten und Historikern, die er in den Dienst seiner Selbstverherrlichung stellte. Die Naturwissenschaften und ihre Vorläufer, die in verschiedenen Zeiten von der Dynastie gefördert wurden, hatten auch praktische Bedeutung. Das Interesse für Alchemie hatte nicht nur philosophische Hintergründe, sondern war auch mit dem Wunsch, unedle Metalle in Gold verwandeln zu können, verbunden und auch die vor allem am Hofe Rudolfs II. besonders geförderte Astronomie war von der Astrologie und der Erstellung von Horoskopen nicht zu trennen. Das 16. Jahrhundert brachte auch ein neues Verhältnis zur Natur mit sich, das sich in der Förderung der damit verbundenen Wissenschaften ebenso ausdrückt wie in den Gärten, Menagerien und Sammlungen der Habsburger. Speziell seit der Renaissance haben Gärten im Zusammenhang mit dem Palastbau an Bedeutung gewonnen. Gärten wurden einerseits architektonisch gestaltet, Statuen und Brunnen,

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Das Mäzenatentum der Habsburger

Wasserspiele und steinerne Möbel gehören zu ihrer Ausstattung, aber auch das Interesse für Pflanzen, insbesondere für »neue«, exotische Gattungen, war groß. Im 16. Jahrhundert brachte der Gesandte Augier Ghiselain de Busbecq Rosskastanien, Narzissen, Tulpen, Flieder und Hyazinthen von einer Gesandtschaftsreise ins Osmanische Reich mit. Der bedeutende Hofbotaniker Carolus Clusius (Charles de l’Ecluse) beschrieb diese Pflanzen und machte sie in der botanischen Fachwelt bekannt. Verbunden mit den Gärten der Habsburger waren auch Menagerien   : schon im 16. Jahrhundert wurden Strauße, Pfauen, Affen, Bären, Luchse, Kamele, Löwen und sogar ein Elefant, den Maximilian II. aus Spanien nach Wien gebracht hatte, gehalten. Der Zug dieses Elefanten durch Europa, von dem einige Elefantenhäuser Zeugnis geben, ist gut dokumentierbar. 1552 zog er mit dem Tier in Wien ein, das allerdings bald darauf wegen der mangelnden Pflege verstarb. Fremdartige Tiere wurden nicht nur lebend in Menagerien gesammelt, sondern auch als Präparate oder als Zeichnungen in den Handschriften, wie etwa in den Tierzeichnungen verschiedener Codices, die von Künstlern wie Hans Hoffmann oder Joris Hoefnagel illustriert wurden. Auch in der Barockzeit waren Gärten und Menagerien beliebt, unter Leopold I. wies die Menagerie im Neugebäude schon eine große Vielfalt auf  : fünf Tiger, zwei Löwen, ein »japanischer Vogel«, sechs Bären, vier Luchse, zwei Panther, zwei Kasuare und zahlreiche Steinböcke bevölkerten die Gehege. 1752 hat man zunächst die friedlichen Tiere nach Schönbrunn übersiedelt, 1781 auch die Raubtiere. Der heute noch existierende Tiergarten in Schönbrunn entstand in dieser Zeit und war im Kern eine halbrunde Anlage, die in kleinen, barocken Käfigen Platz für relativ wenige Arten bot. Im Zentrum standen neben den Großsäugetieren, wie Löwen und Affen, die bunten, schönen Papageien, indianische Vögel genannt. Im 18. Jahrhundert förderten die Habsburger auch Expeditionen, die fremde Pflanzen und Tiere, aber auch manche ethnologisch inte­

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Kulturelles Erbe – Habsburger als Mäzene und Sammler

ressante Stücke für die Sammlung brachten. Der große Botaniker Nikolaus Joseph von Jacquin unternahm z. B. im Auftrag Franz Stephans von Lothringen 1755–1759 eine Expedition auf die Antillen, nach Martinique, Guadeloupe, Jamaika, Curaçao, Venezuela und Kuba, von der er Pflanzen, Samen, tote und lebendige Tiere mitbrachte. Eine weitere sehr erfolgreiche Expedition war verbunden mit der Reise der Erzherzogin Leopoldine, die 1817 nach Brasilien heiratete, deren Ergebnis neben ethnologischen vor allem botanische und zoologische Objekte waren. Diese wissenschaftlichen Reisen setzten sich auch im späteren 19.  Jahrhundert fort, der Hofbotaniker Karl Alexander Freiherr von Hügel machte im Auftrag des Kaisers eine große Reise, die ihn nach Griechenland, in die Nilländer, nach Palästina, Indien, Ceylon, Indonesien, Australien, auf die Philippinen, nach Kaschmir, in den Himalaja und nach Afghanistan führte. Auch die Weltumsegelungen der Novara und anderer Schiffe und die Arktisexpedition von Payer und Weyprecht brachten neue wissenschaftlich verwertbare Materialien nach Wien. Der Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand selbst hat ebenfalls auf seiner Weltreise 1892/93, die über Vorderasien und Indien nach Australien, Neuguinea, China und Japan und von dort in die USA, wo er den Yellowstone Nationalpark, Salt Lake City, die Niagarafälle und New York besuchte, Pflanzen gesammelt und Herbarien angelegt. Manche Habsburger haben – wie schon erwähnt – nicht nur als Mäzene der Wissenschaft, sondern auch als wissenschaftliche Dilettanten gewirkt, Pietro Leopoldo (später Kaiser Leopold II.) hat physikalische Experimente durchgeführt, Kronprinz Rudolf war ein anerkannter Ornithologe, Erzherzog Ludwig Salvators auf Reisen beruhenden wissenschaftlichen Beschreibungen oder Joseph Karl Ludwigs Erforschung der Sprachen der Roma und Sinti sind in den Maßstäben der Zeit als wissenschaftliche Leistungen zu verstehen.

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Sammeln im Laufe der Jahrhunderte

S a mmel n im L au fe der Ja hr hu nderte Das Sammeln von nicht unmittelbar nützlichen Gegenständen – das unterscheidet das Phänomen von der Anlage von Vorräten – ist offensichtlich eine Konstante im menschlichen Verhalten, die allerdings auch sozial determiniert ist, das heißt, nicht viele Menschen der Vergangenheit konnten etwas sammeln, die meisten waren allzu sehr mit der einfachen Sicherung ihres Weiterlebens beschäftigt. Bei den Dynastien Europas, und die Habsburger waren bei Weitem nicht die einzige, die Sammlungen anlegten, war nicht nur der materielle Hintergrund gegeben, sondern auch die Tradition durch Generationen, die solche Sammlungen bis in die Gegenwart zusammenhielt. Gerade der lange Zeitraum der Herrschaft der Habsburger und Habsburg-Lothringer, die verschiedenartigen und wechselnden Interessen der einzelnen Sammlerpersönlichkeiten, die hohe Qualität der Kunstgegenstände und die weit gespannten Beziehungsnetze der Familie über große Teile der Welt machen die habsburgischen Sammlungen zu etwas Besonderem, auch in den Sammlungen von Dynastien in Europa. Sammeln wurde als Teil der Herrscherfunktion gesehen, der Schatz gehörte zum Machthaber seit der Antike, hat geradezu eine mythische Bedeutung angenommen. Der Schatz der Habsburger im Mittelalter bestand vor allem aus Objekten aus edlem Material, Silbergeschirr, goldenen oder vergoldeten silbernen Bechern und kostbaren Gewändern sowie alten Erbstücken, Devotionalien und Reliquien, aber vereinzelt fanden sich auch schon antike Funde, vor allem Münzen und geschnittene Steine unter den Kostbarkeiten, die man an unterschiedlichen Orten hortete und im Allgemeinen nicht herzeigte. Wir wissen nichts Genaues über die Schätze der mittelalterlichen Habsburger, nur wenige Hinweise in Testamenten lassen Vermutungen zu. Einige Herrscher, wie Albrecht II. und Rudolf IV., entwickelten eine besondere Vorliebe für Reliquien, wie sie im späten

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Kulturelles Erbe – Habsburger als Mäzene und Sammler

Mittelalter nicht ungewöhnlich war. Neben den eigenen Sammlungen hat man auch einiges von anderen Familien geerbt, die Luxemburger, die Grafen von Cilli und die Herzöge von Burgund haben Teile des Schatzes geliefert, den die Habsburger besaßen. Man muss sich als Schatz der mittelalterlichen Herrscher ein Kunterbunt von Gold- und Silberobjekten, Juwelen, Handschriften, Urkunden, Insignien und Ordensabzeichen, mathematisch-naturwissenschaftlichen Geräten, Bildern und Gegenständen der Natur vorstellen, die alle noch ohne jede Systematik gesammelt wurden. Noch der den Zeitgenossen niemals zugängliche Schatz Maximilians I., der in Truhen und Gewölben aufbewahrt wurde und auf verschiedene Orte wie Wiener Neustadt, Graz, Innsbruck, Schloss Thaur, Linz und Wien verteilt war, muss so ähnlich ausgesehen haben. Diese Form des Sammelns wurde dann in der Frühen Neuzeit durch eine andere abgelöst, die im Sinne humanistischer Vorstellungen ein Bild der Welt im Kleinen, eine Spiegelung des Makrokosmos im Mikrokosmos darstellen sollte. Kunst und Natur bildeten in diesen neuen Sammlungen noch immer eine Einheit, wurden sogar noch enger verbunden, weil auch viele Objekte der Natur künstlerisch ausgestaltet wurden, indem man aus Seychellennüssen oder Nautilusmuscheln kunstvoll verzierte Gefäße herstellte. Diese Entwicklung, die in Frankreich begann, griff bald auf ganz Europa über und schuf einen speziellen Sammlungstypus, den man als Kunst- und Wunderkammern bezeichnet. Bei den Habsburgern des 16. Jahrhunderts war dieser Wandel der Sammlung vollzogen, deutlich kann man das daran sehen, dass die Gegenstände aus edlen Metallen eine geringere Rolle zu spielen begannen und andere – nicht unmittelbar Geldwert spiegelnde – Sammlungsgegenstände in den Vordergrund traten, antike Funde, Bilder und Gegenstände der Natur. Schon bei Ferdinand I. finden sich erste Spuren der Beschäftigung mit der Antike, vor allem im Sammeln von Münzen  ; auch Bilder, die aus dem Erbe seiner Tante Margarete, die in

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Sammeln im Laufe der Jahrhunderte

Mecheln sammelte, stammten, finden sich in seiner Sammlung. Sein Bruder Karl V. war hingegen kein Sammler, sondern ein Besitzer, der wenig Neigung zu systematischer Beschäftigung mit Kunst hatte. Die klassischen Renaissancesammlungen der Kunst- und Wunderkammern wurden erst unter Maximilian II., Ferdinand von Tirol und Rudolf II. angelegt. Neu war auch die systematische Aufstellung der Sammlung, ein gewisser Zugang, der einigen erlesenen Gebildeten gestattet wurde, und die Einschaltung eines Antiquarius, der sich geradezu wissenschaftlich mit den Kunstgegenständen beschäftigte, zwischen Fürst und Künstler. Im Nachlass Ferdinands I. tauchen zwei relativ unscheinbare Gegenstände auf, die heute noch in der Wiener Schatzkammer zu sehen sind, eine einfache Steinschale und ein großer Narwalzahn. Diese beiden Objekte, Achatschüssel und Ainkürn genannt, wurden zum »unteilbaren Schatz des Hauses Österreich« gemacht, sie stammen vermutlich aus Konstantinopel und kamen im Zuge der Plünderungen im lateinischen Kreuzzug nach Burgund. 1564 wurde eine besondere Vereinbarung der Söhne Ferdinands I. getroffen, dass diese beiden Objekte nicht getrennt werden dürften und immer der Älteste des Hauses beide Stücke verwahren sollte. Die besondere Bedeutung dieser Dinge liegt an religiösen Zuschreibungen, das Ainkürn galt als Horn des mythischen Tieres, das ein Christus zugeordnetes Symbol war, und bei der Achatschale glaubte man, das mit ihr das Blut Christi bei der Kreuzigung aufgefangen wurde, sie war also mit der Legende vom Heiligen Gral in Verbindung zu bringen. Die Literatur zu den Habsburgern nimmt sehr stark Rudolf II. als kunstsinnigen Sammler wahr, sein Vater Maximilian II. steht in seinem Schatten und wird in seiner Bedeutung zu gering eingeschätzt. Er interessierte sich schon für antike Stücke, sammelte italienische Kunst, z.  B. die Werke von Giovanni da Bologna, und mit Jacopo da Strada als Antiquarius und Hugo Blotius als Bibliothekar hatte er zwei erstklassige Fachleute in seinen Diensten.

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Kulturelles Erbe – Habsburger als Mäzene und Sammler

Der jüngere Bruder Kaiser Maximilians II., Ferdinand von Tirol, war sicherlich einer der bedeutendsten Sammler unter den Habsburgern. Zwar legte er auch – ganz im Geiste seiner Zeit – eine systematisch geordnete Kunst- und Wunderkammer, die auch eine 3 430 Bände umfassende Bibliothek einschloss, an, aber seine weiteren Sammelinteressen waren anders als die der meisten adeligen Sammler. Er hegte eine große Begeisterung für ritterliche Waffenspiele, veranstaltete Turniere und nahm auch selbst daran teil, aber er sammelte – schon in seiner Zeit als Statthalter in Böhmen – auch die Harnische seiner Zeitgenossen, die er in Schloss Ambras in einer sehr besonderen, systematisch geordneten Sammlung beherbergte. Verbunden war diese Sammlung mit der zweiten ungewöhnlichen und systematisch betriebenen Leidenschaft Ferdinands, seiner Porträtsammlung. Er sammelte also in zwei Erscheinungsformen Menschen  : ihre Gestalt in den Harnischen und ihre Physiognomie in den Bildern. Die Porträtsammlung, die er systematisch durch Beauftragung von Künstlern und Vermittlern, die an verschiedenen Höfen Bilder kopieren sollten, zustande brachte, umfasste etwa 1 000 Bildchen im kleinen Format, die heute weitgehend von der Öffentlichkeit unbemerkt in der Sammlung für Münz- und Geldgeschichte im Kunsthistorischen Museum ihr Dasein fristen. Die »Ehrenwerte Gesellschaft« der Harnischsammlung hingegen war einem kleinen auserwählten Kreis an Zeitgenossen des Erzherzogs zugänglich, sie hatte auch einen »wissenschaftlichen Kustos«, Jacob Schrenck von Notzing, der einen Bildkatalog der Sammlung veröffentlichte, aufgrund dessen es auch heute noch möglich ist, verschiedene Harnische ihrem Besitzer zuzuordnen. Auf Ferdinand von Tirol gehen auch vier besonders prominente Stücke des Kunsthistorischen Museums bzw. der Schatzkammer zurück, die er – wie schon erwähnt – anlässlich der Vertretung König Karls IX. von Frankreich bei der Eheschließung seiner Nichte Elisabeth per procuratorem vom französischen Monarchen als Geschenk bekam. Die Saliera von Benvenuto Cellini, die nach dem spektakulä-

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Sammeln im Laufe der Jahrhunderte

ren Diebstahl 2003 vielen Menschen bekannt ist, die Achatkanne, der Michaelsbecher und der burgundische Hofbecher kamen so in den Besitz der Sammlungen des Hauses Habsburg. Da Ferdinand keine erbberechtigten Söhne hatte, erbte Karl von Burgau, ein Sohn aus der Ehe mit der nicht standesgemäßen Philippine Welser, die Sammlungen seines Vaters und verkaufte sie an Kaiser Rudolf II., die Gegenstände selbst blieben allerdings in Ambras und wurden erst im 18. Jahrhundert, als man versuchte die Sammlungen des Erzhauses zu zentralisieren, nach Wien gebracht. In den letzten Jahrzehnten kehrte ein Teil der Sammlung nach Ambras zurück, man rekonstruierte die Kunst- und Wunderkammer und stellte einige der Harnische wieder auf. Die Porträtgalerie hat allerdings mit der Sammlung Ferdinands von Tirol wenig zu tun, es sind vor allem großformatige Bilder aus den Depots des Kunsthistorischen Museums, die diese neue Ambraser Porträtgalerie bilden. Auch die anderen Habsburger dieser und der nächsten Generation haben Sammlungen angelegt, so etwa Erzherzog Karl von Innerösterreich in Graz oder Erzherzog Ernst in seiner Zeit in den Niederlanden, aber der zweite bedeutende Sammler des späten 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts war zweifellos Kaiser Rudolf II., der durch seine Erziehung in Spanien auch stark durch die Sammlungen dieses Familienzweiges beeinflusst war. Rudolf sammelte ziemlich alles, was man sich vorstellen kann  : Antikes, Werke der Steinschneidekunst, Goldschmiedearbeiten, Uhren und Instrumente, Kammerkunststücke, Plastiken, Medaillen, Malerei und Miniaturen und Grafik. Das Besondere seiner Sammlung bildet deren systematische Erwerbung durch Agenten in Spanien und Italien, zu denen die Geschenke von Adligen, Familienmitgliedern, Kardinälen, Reichsstädten und Gesandtschaften hinzutraten. Er erwarb neben der zeitgenössischen Kunst auch Werke von Albrecht Dürer, was für seine Zeit sehr ungewöhnlich war. Die manieristische Kunstkammer Rudolfs II. in Prag war eine Spiegelung des Makrokosmos, die Anordnung der Sammlungen war

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keineswegs zufällig und viele Objekte waren allegorische Darstellungen von Herrschaftsansprüchen. Leider ist die großartige Prager Sammlung Rudolfs II. nicht zur Gänze erhalten, weil einige Tage vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges die Schweden den Hradschin in Prag eingenommen und die Sammlung geplündert haben, aber die erhaltenen Inventare geben einen Blick auf die Sammlung frei und machen es in vielen Fällen möglich, Objekte aus dieser Kunstsammlung, die über die ganze Welt verstreut sind, zu identifizieren. Die schwedische Beute aus der Prager Burg umfasste 470 Gemälde, 69 Bronzefiguren, mehrere Tausend Münzen und Medaillen, 179 Elfen­ beinarbeiten, 50 Gegenstände aus Bernstein und Korallen, 600 Gefäße aus Achat und Kristall, 174 Fayencen, 403 indische Kuriosa, 185 Arbeiten aus Edelsteinen, mehrere Schubladen mit ungeschliffenen Diamanten, mehr als 300 mathematische Instrumente und vieles andere mehr. Auch wertvolle Handschriften wie der Codex argenteus (heute in Uppsala) aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts, der die berühmte gotische Wulfilabibel enthält und den Rudolf vom Kloster Werden gekauft hatte, kamen 1648 nach Schweden und manches von dort in späterer Zeit in verschiedene Museen Europas und der Welt. Mit dem Musenhof in Prag und den damit unmittelbar zusammenhängenden Sammlungen Rudolfs II. hatte das Kunststreben der Habsburger zweifellos einen Höhepunkt erreicht. Die barocken Herrscher vermehrten diese Sammlungen der Familie zwar, indem sie Stücke ankauften, aber ein intensives Interesse an der bildenden Kunst war nicht da. Die Gegenreformation machte die frommen habsburgischen Herrscher eher zu Förderern der kirchlichen Kunst, sie förderten Kirche und Orden und bei der eigenen Kunstpflege trat zunehmend die Musik, vor allem die italienische Oper, in den Vordergrund. Die einzige Ausnahme bildet Erzherzog Leopold Wilhelm, der Bischof von Passau, Straßburg, Olmütz und Breslau und zudem Hoch- und Deutschmeister des Deutschen Ritterordens, Statthalter der Niederlande und Feldherr im Dreißigjährigen Krieg war. Er

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war ein großer Gemäldesammler, dessen Kunstwerke einen wesentlichen Bestand des Kunsthistorischen Museums bilden. Er sammelte systematisch und hatte in seinem Hofkaplan Anton van der Baren und dem Maler David Teniers dem Jüngeren, von dem auch mehrere Abbildungen der Galerie erhalten sind, zwei hervorragende Berater für die Ankäufe, die er tätigte. Er kaufte einzelne Bilder in den Niederlanden, aber auch ganze Sammlungen – einige hervorragende Sammler waren im Zusammenhang mit dem englischen Bürgerkrieg hingerichtet worden und ihre Bestände kamen auf den Markt. Einige Bilder, die Leopold Wilhelm erwarb, stammten auch aus der Sammlung des hingerichteten englischen Königs Charles I., der seinerseits aus dem Erbe der Gonzagas in Mantua viele Kunstwerke erstanden hatte. Diese große, in den Niederlanden entstandene Bildergalerie brachte der Erzherzog 1657 nach Wien mit und nach seinem Tod ging die Sammlung in den Besitz Leopolds I. über und wurde damit zu einem Bestandteil der kaiserlichen Sammlungen. Ein Inventar der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms, angelegt von Anton van der Baren, weist 517 italienische, 888 deutsche und niederländische Bilder, 542 Skulpturen und 343 Zeichnungen aus. Die Eingliederung der Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm war der letzte wirklich große Zugewinn für die kaiserliche Sammlung  ; was nachher dazukam, waren letztlich nur kleine Ergänzungen, und die Sammlung selbst war zu einer »öffentlichen« Sammlung des Staates geworden, deren Pflege und Erweiterung im Sinne der öffentlichen Interessen und nicht mehr im Sinne des Monarchen als Einzelperson lag, der Ankauf für die Sammlungen war eine Sache der Beamten geworden. Im Jahre 1875 wurde eine Generalinventur des gesamten kaiserlichen Kunstbesitzes durch Quirin von Leitner durchgeführt, einige Jahre später wurde das Kunsthistorische Museum am 17. Oktober 1891 eröffnet. Die wichtigste Aufgabe bestand nun im Erhalten und Zusammenhalten der museal gewordenen Kunstsammlung.

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Auch der spanische Zweig der Familie hat bedeutende Sammlungen zustande gebracht. Zunächst konnte man auf die burgundischen und kastilischen Schätze zurückgreifen, aber der eigentliche Beginn war der Schatz Kaiser Karls V. im Kloster Yuste, der eine Bibliothek, eine Galerie mit Bildern berühmter Menschen und von Familienmitgliedern und jene charakteristische Mischung von Objekten der Natur und der Kunst besaß, aber es fehlte die systematische Aufstellung der Sammlung als organischer Mikrokosmos. Erst Karls Sohn Philipp II. schuf eine Kunst- und Wunderkammer im eigentlichen Wortsinn, deren Schwerpunkt in den Objekten der Natur – Korallen, Muscheln, Walfischknochen, Stücke vom »Einhorn« und Malereien mit Themen der Natur – lag. Philipps Kunstkammer im Escorial hatte eine unmittelbare Verbindung mit dem Garten und der Menagerie, in der es einen Elefanten, ein Nashorn und sogar ein Gürteltier aus Peru gab – Tiergarten und Museum sind nur zwei Seiten derselben Medaille. Auch religiöse Malerei war ein anderer Schwerpunkt der Sammlungen in Spanien und die Umwandlung des Zeughauses (Armería Real) in ein Museum schuf früh eine der großen Waffensammlungen Europas. Verglichen mit den anderen spanischen Habsburgern war Phi­ lipp III. kein passionierter Sammler, sein Sohn Philipp IV. hingegen war einer der bedeutendsten Förderer der schönen Künste  ; an seinem Hof wirkten Velázquez, Zurbarán und Ribera. Durch seine Agenten erwarb er viele Gemälde aus Sammlungen, so bei der Atelierversteigerung von Rubens und nach der Hinrichtung des englischen Königs Charles I., auch Bilder aus Italien kaufte er in großem Stil, er sandte Velázquez dorthin, um diese Ankäufe zu tätigen. In Spanien wurden also in erster Linie Gemälde gesammelt, vier große Pinakotheken waren entstanden, im Escorial mit Bildern zu religiösen Themen, im Torre de la Parada mit Familienporträts und mythologischen Zyklen von Rubens, im Alcázar und Buen Retiro mit

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einer Mischung aus profanen und religiösen Bildern. Beim Tod des letzten spanischen Habsburgers, Karls II., verzeichnen die Inventare 5 529 Gemälde. Die Zeit der Aufklärung im späten 18. Jahrhundert brachte für die kaiserlichen Sammlungen in Wien zwar keine großen Neuerwerbungen mehr mit sich, dafür aber eine Systematisierung der Sammlung ganz im Sinne des Ordnungs- und Klassifizierungsstrebens der Aufklärung. Man trennt ein Naturalienkabinett mit mineralogischen und zoologischen Abteilungen, ein physikalisches Kabinett, ein Münzund Antikenkabinett und die Gemäldegalerie voneinander  ; was an Unentwirrbarem blieb, endete in der Schatzkammer, die seit dieser Zeit aus einem geistlichen und einem weltlichen Teil besteht. Ebenfalls im Sinne der Aufklärung, in der den Naturwissenschaften große Bedeutung zukam, war ein Ausbau der naturwissenschaftlichen Sammlungen, die bisher in die Kunst- und Wunderkammer integriert waren. Besonders Franz Stephan von Lothringen zeigte großes Interesse an der Vermehrung der Natur-Objekte, er kaufte unter anderem die berühmte Sammlung des Chevalier Jean de Baillou, deren 30 000 Gegenstände die damals größte Naturalienzusammenstellung der Welt darstellten, und ließ sie 1749 aus Florenz nach Wien bringen. Auch die im Sinne des Mäzenatentums für die Wissenschaften durchgeführten Forschungsreisen erweiterten die Sammlungen in Wien beträchtlich. Im 19. Jahrhundert kam dazu auch noch das Interesse für fremde Welten, ein ethnologischer Zugang zur Welt und die Faszination des Exotismus, der sich schon davor in der Türken- und Chinesenmode niedergeschlagen hatte. Die Verbindung der naturwissenschaftlichen Sammlungen mit dieser Wahrnehmung des »Fremden« trieb eigenartige Blüten, bekannt ist etwa der Fall des »Mohren« Angelo Soliman, den Franz II./I. für sein Museum ausstopfen ließ. Neben den eigenen Sammlungen ethnologischer Gegenstände, wie es etwa bei den Expeditionen der Zeit vor und nach 1800 der Fall

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war, kaufte man auch Sammlungen oder Teile davon an, Franz II./I. kaufte Objekte in London, unter anderem aus der Sammlung des berühmten Entdeckers James Cook. Alle diese Dinge, die man nach Wien schaffte, bildeten dann den Grundstock des Museums für Völkerkunde. Auch Gegenstände aus älteren Beständen flossen in dieses Museum ein, vor allem die von Ferdinand von Tirol in Ambras gesammelten mexikanischen Federarbeiten. Diese stammen nicht aus den durch die Liste des Hernán Cortés bekannten sogenannten Gastgeschenken Montezumas (eigentlich Motecuhzoma II. Xocoyotzin) an Karl V. und haben mit den habsburgischen Familienbeziehungen zur Neuen Welt wenig zu tun. Im sogenannten Federkasten der Ambraser Sammlung gab es einen »Mörischen Huet«, ein »Rundell«, der Federschild mit blauem Coyoten und einen Federmantel, der 1788 noch existierte. Alle diese Objekte, die sich heute im Wiener Völkerkundemuseum befinden, sind der letzte Rest eines einst großen Schatzes an Federarbeiten aus Mittelamerika. Der Kopfschmuck wird immer wieder als »Federkrone Montezumas« bezeichnet, allerdings trug der aztekische Herrscher niemals eine Federkrone als Zeichen seiner Würde, sondern ein türkises Diadem, der Kopfschmuck war vielmehr Teil einer von Priestern getragenen Göttertracht. Er kam aus der Sammlung des Grafen Ulrich von Montfort in die Kunstkammer Erzherzog Ferdinands und von dort in das Museum für Völkerkunde. Auch der Schild mit dem blauen Koyoten kam nur indirekt an die Habsburger, 1522 gelangte er als Geschenk an den Bischof von Palencia (Spanien), von dort 1554 an Ferdinand I. und aus seinem Erbe in die Ambraser Sammlung. Auch andere Kunstkammern enthielten solche Objekte aus der Neuen Welt, der rechteckige Obsidianspiegel stammt etwa aus der Kunstkammer Rudolfs II. und die hölzerne mixtekische Götterfigur aus der Grazer Kunstkammer. Mit der Ägyptenmode des 19. Jahrhunderts, die nicht zuletzt durch den Feldzug Napoleons in dieses Land ausgelöst wurde, erwachte

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Sammeln im Laufe der Jahrhunderte

auch das wissenschaftliche Interesse an der Ägyptologie. Schon lange davor waren in den habsburgischen Sammlungen ägyptische Objekte vorhanden gewesen und wurden der Antikensammlung zugeordnet, aber 1821 kann als die eigentliche Geburtsjahr der habsburgischen Sammlung ägyptischer Altertümer bezeichnet werden, als große Ankäufe in Ägypten gemacht wurden und eine eigene Abteilung des Museums eingerichtet wurde. Die Albertina, heute die bedeutendste Grafiksammlung der Welt, entstand nicht in der herrschenden Linie des Hauses, sondern wurde von einem angeheirateten Mitglied der Familie, Herzog Albert von Sachsen-Teschen, angelegt. Auch in diese Sammlung gingen alte habsburgische Grafik- und Zeichnungsbestände, die bis in die Zeit Rudolfs II., des großen Dürersammlers, zurückgehen, ein. Herzog Albert und seine Frau Marie Christine vererbten die Sammlung an Erzherzog Karl, den Sieger von Aspern, in dessen Familie sie verwaltet wurde. Seinem Erben, Erzherzog Albrecht, war jede künstlerische Neigung fremd, er trug zum Ausbau der Sammlung nichts bei, erst sein Adoptivsohn Erzherzog Friedrich kaufte wieder Werke von Dürer, Rembrandt und Waldmüller, aber auch Bilder von umstrittenen Impressionisten wie Monet. Die Albertina ging, wie die meisten habsburgischen Sammlungen, 1918 in den Besitz der Republik über. Lange Zeit waren Kunstsammlungen der Habsburger wichtiger als Bibliotheken, in der frühen Zeit sind sie nicht klar voneinander zu trennen. Wann die Habsburger begonnen haben, Bücher zu sammeln, kann man nicht genau sagen. Einer der ersten mittelalterlichen Herrscher, von dem man weiß, dass er Bücher besaß, war Albrecht III., wobei man sich bis zum Ende des Mittelalters die Bestände sehr klein vorstellen muss, Kaiser Friedrich III. besaß nicht mehr als 69 Bücher. Das Anwachsen der Zahl der Bücher in den habsburgischen Sammlungen hängt natürlich mit dem Buchdruck zusammen, der Bücher preiswerter und leichter erwerbbar machte. Schon Maximilian I. erweiterte die Bibliothek systematisch, er erbte auch große Bestände

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an Handschriften und ließ auch z. B. Abschriften der alten Epen im berühmten Ambraser Heldenbuch anfertigen, auch die Schriften von zeitgenössischen Humanisten wie Cuspinian, Celtis und Lazius fanden sich in seiner Bibliothek. Auch seine Nachfolger Ferdinand I. und Maximilian II. erwarben systematisch Bücher und sandten sogar Humanisten aus, um Handschriften zu kaufen. Die Beziehungen zum Osmanischen Reich erweiterten die Bibliothek durch griechische Handschriften, wie sie etwa der Augier Ghiselain de Busbecq aus Konstantinopel mitbrachte, man kaufte auch ganze Bibliotheken an, z. B. die des Botanikers und Türkeireisenden Hans Dernschwamm oder die Bücher des Hofhistoriografen Johannes Sambucus. Als der eigentliche Gründer der Hofbibliothek gilt Kaiser Maximilian II., der im Wiener Minoritenkloster einen nur 14 mal 6 Meter großen Bibliotheksraum einrichtete und den Hofhistoriografen Johannes Sambucus mit der Führung dieser Bibliothek betraute. Auch in den Residenzen der Nebenlinien, in Graz und Innsbruck, sammelten sich Buchbestände, die früher oder später in der Wiener Hofbibliothek endeten – manche davon erst im 18. Jahrhundert. Schon im 16. Jahrhundert legte man in der Wiener Bibliothek Kataloge der Bestände an, der erste Gesamtkatalog umfasste 7 379 Nummern, aber auch ein spezieller Turcica-Katalog wurde erstellt. Die Reste der von Rudolf II. in Prag angelegten Bibliothek, welche die schwedische Plünderung überlebt hatten, übersiedelten 1623 nach Wien und wurden der Hofbibliothek eingegliedert. In der Barockzeit wurde wieder eine Reihe von Bibliotheken, wie die Fugger-Bibliothek in Augsburg mit mehr als 15 000 Büchern, Teile der legendären Bibliothek des Matthias Corvinus, aufgekauft oder, wie die Büchersammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm, ererbt. Den Höhepunkt der barocken Bibliotheksentwicklung bildet die Tätigkeit des Peter Lambeck als Bibliothekar von 1663 bis 1680, eine Zeit, in der die Bibliothek, die jetzt rund 80 000 Stück umfasste, zum Anziehungspunkt der wissenschaftlichen Forschung wurde. Im späten

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Sammeln im Laufe der Jahrhunderte

17. Jahrhundert wurde die Hofbibliothek immer mehr von einer Privatbibliothek der Habsburger zu einer Staatsbibliothek. Ein wesentlicher Schritt, der auch auf den neuen Stellenwert der Bibliothek als Ort des Wissens reagierte, war der Neubau einer Bibliothek am Josefsplatz, dessen Glanzstück der große, mit Fresken von Daniel Gran ausgestaltete Prunksaal bildete. Wenig später gelang auch der Erwerb der Bibliothek des Prinzen Eugen mit 15 000 Druckschriften und 240 Handschriften, weitere große Zuwächse erhielt die Hofbibliothek in der josephinischen Zeit durch die Aufhebung der Klosterbibliotheken. Eine in Fachkreisen weltbekannte Spezialsammlung der Hofbibliothek verdankt ihre Entstehung Erzherzog Rainer, der aus seinen Privatmitteln – wieder ganz im Sinne der Ägyptenmode der Zeit – eine große Sammlung an Handschriften, die sogenannte Sammlung von Faijûm mit 10 000 Papyri, aufkaufte, später noch erheblich erweiterte und 1899 Kaiser Franz Joseph als Geburtstagsgeschenk überreichte. Die 100 000 Objekte in elf verschiedenen Schriften wurden damit ein Teil der Hofbibliothek. Ähnlich wie bei der österreichischen Linie des Hauses sind die Anfänge der Bibliothek bei den spanischen Verwandten nicht vom Sammeln im Allgemeinen zu trennen. Karl V. besaß Bücher, doch erst sein Sohn Philipp II. hat im Escorial eine wirkliche Bibliothek begründet, im Übrigen die erste Bibliothek, in der die Bücher nach einer Idee von Colon, einem natürlichen Sohn von Christoph Columbus, nicht liegend, sondern – wie wir es gewohnt sind – aufrecht aufgestellt wurden. Die Teilung in drei Säle dieser Bibliothek entsprach einer Klassifizierung nach dem Inhalt, im ersten Saal fand man die Bücher über Religion, Recht, Medizin und Philosophie, im zweiten naturwissenschaftliche Werke und der dritte Saal war eine Art Staatsarchiv. Nach Philipp II. ließ das Interesse der spanischen Habsburger an Büchern nach, nur die für die Arbeit wichtigen Bücher spielten eine Rolle. Dennoch war mit den Bibliotheken des Hofes – ähnlich wie in

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Kulturelles Erbe – Habsburger als Mäzene und Sammler

Österreich – auch in Spanien die Keimzelle einer Nationalbibliothek entstanden, doch im eigentlichen Wortsinn ist diese in Spanien erst im 18. Jahrhundert, und damit schon unter der Herrschaft der Bourbonen, entstanden.

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Schlussbemerk ungen

D

ie Herrschaft der Familie Habsburg-Lothringen in Österreich endete nach 650 Jahren, aber der Mythos der Familie lebte und lebt weiter. Noch immer sind die Habsburger in Österreich – und nach 1989 auch in den Nachbarländern – ein Thema, das interessiert. Wenn man in Österreich von »Vergangenheitsbewältigung« spricht, meint man fast ausschließlich die Zeit des Nationalsozialismus. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte in ihrer Gesamtheit im Allgemeinen und mit der Dynastie im Speziellen steckt immer noch in den Anfängen. Vieles an Selbstdarstellung der Familie (z. B. in den Schulbüchern der Monarchie) lebt ungebrochen weiter. Die Idee der Entmythologisierung, der Dekonstruktion der Geschichte, als Aufgabe der Historikerin/des Historikers, ist in Bezug auf die Dynastie erst am Beginn. Ein wesentlicher Aspekt – neben der kritischen Darstellung der politischen Tätigkeit der Habsburger als Regenten – scheint die Ausweitung der Geschichte der Familie in einiger Hinsicht zu sein  : erstens die Einbeziehung aller Habsburgerinnen und Habsburger in eine Geschichtsbetrachtung statt der Auswahl einiger »lichter Heldengestalten« (die man ebenso hinterfragen müsste). Zweitens sind auch die Analyse der Politik des Hauses nach 1918 und drittens das Verlassen der reinen politischen Geschichte ein Desiderat einer modernen Habsburger-Geschichte. Der cultural turn, den die Geschichtswissenschaft vollzogen hat, bringt, angewandt auf die Familie Habsburg, durchaus neue Aspekte und Gesichtspunkte, die eine Zerstörung der alten Klischeebilder ermöglichen. Das ist nicht so sehr eine Frage der Fachwissenschaft – obwohl auch in diesem Bereich viele unkritische, apologetische Bücher produziert werden –, sondern der Rezeption in

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Schlussbemerkungen

der Öffentlichkeit, die häufig von längst überholten Bildern der Geschichte beeinflusst scheint. Möge dieses Buch zu einer neuen Betrachtungsweise der Geschichte einen kleinen Beitrag zu leisten imstande sein.

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Auswa hlbibl iogr a fie Altfahrt, Margit  : Die politische Propaganda Maximilians II., in  : Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 88 (1980) 283–312 und 89 (1081) 53–92 Anders, Ferdinand  : Maximilian von Mexiko. Erzherzog und Kaiser (St. Pölten 1982) Andics, Hellmut  : Der Fall Otto Habsburg. Ein Bericht (Wien/München 1965) Andics, Hellmut  : Die Frauen der Habsburger (Wien 1969, neue Ausgabe 1985) Arneth, Alfred von  : Geschichte Maria Theresias 10. Bde. (Wien 1863–1879) Ash, Mitchell G. (Hg.)  : Menagerie des Kaisers – Zoo der Wiener. 250 Jahre Tiergarten Schönbrunn (Wien 2002) Baier, Stephan/Demmerle, Eva  : Otto von Habsburg. Die autorisierte Biografie (Wien 2. Auflage 2002) Bankl, Hans  : Die kranken Habsburger. Befunde und Befindlichkeiten einer Herrscherdynastie (Wien 4. Auflage 1998) Barta-Fliedl, Ilsebill/Gugler, Andreas/Parenzan, Peter (Hg.)  : Tafeln bei Hofe. Zur Geschichte der fürstlichen Tafelkultur in Europa (Wien 1998) Barta-Fliedl, Ilsebill  : Familienporträts der Habsburger. Dynastische Repräsentation im Zeitalter der Aufklärung (Wien u.a. 2001) Baum, Wilhelm  : Die Habsburger in den Vorlanden 1386–1486. Krise und Höhepunkt der habsburgischen Machtstellung in Schwaben am Ausgang des Mittelalters (Wien/Köln/Weimar 1993) Bayern, Adalbert von  : Das Ende der Habsburger in Spanien, 2 Bde. (München 1929) Bayern, Konstantin von  : Ohne Macht und Herrlichkeit (Fürstenschicksale einst und jetzt) Hohenzollern, Wittelsbach, Habsburg (List-Bücher 196/197, München 1961) Beales, Derek  : Joseph II. 2 Bde. (Cambridge 1987 und 2009) Begrich, Ursula  : Die fürstliche »Majestät« Herzog Rudolfs IV. von Österreich. Ein Beitrag zur Geschichte der fürstlichen Herrschaftszeichen im späten Mittelalter (Wiener Dissertationen aus dem Gebiete der Geschichte 6, Wien 1965) Bérenger, Jean  : Histoire de l’Empire des Habsbourg 1273–1918 (Paris 1990) Berger, Julius Maria  : Der große Titel des Kaisers von Österreich in seinem historischen Aufbau (Wien u.a. 1907)

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Auswahlbibliografie Chudoba, Bohdan  : Spain and the Empire 1519–1643 (Chicago 1952) Coreth, Anna  : Pietas Austriaca. Ursprung und Entwicklung barocker Frömmigkeit in Österreich (Österreich-Archiv, 2.Auflage Wien 1982) Corti, Egon Caesar Conte  : Elisabeth. Die seltsame Frau (Graz/Wien/Köln 43. Auflage 1998) Corti, Egon Caesar Conte  : Maximilian und Charlotte von Mexiko, 2 Bde. (Wien 1924) Crankshaw, Edward  : Der Niedergang des Hauses Habsburg (Wien/Düsseldorf 1967) Crankshaw, Edward  : Die Habsburger (Wien/München/Zürich 1971, auch Molden-Taschenbuch 134) Csendes, Peter  : Das Zeitalter Franz Josephs I. Österreich 1848–1918. Das Tagebuch einer Epoche (Wien 2. Auflage 1991) Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs, Teil 1  : Von der Revolution zur Gründerzeit, 1848–1880, 2 Bde. (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N.F. 147, Wien 1984) Debris, Cyrille  : »Tu felix Austria, nube«. La dynastie de Habsbourg et sa politique matrimoniale à la fin du Moyen Âge (XIIe–XVIe siècle) (Histoires de famille 2, Turnhout 2005) Dickens, Arthur G. (Hg.). Europas Fürstenhöfe. Herrscher, Politiker und Mäzene 1400–1800 (Graz/Wien u.a. 1978) Döbeli, Christoph (Hg.)  : Die Habsburger zwischen Rhein und Donau (Aarau 1996) Duchhardt, Heinz (Hg.)  : Herrscherweihe und Königskrönung im frühneuzeitlichen Europa (Schriften der Mainzer Philosophischen-Fakultätsgesellschaft 8, Stuttgart 1983) Duchhardt, Heinz  : Protestantisches Kaisertum und Altes Reich. Die Diskussion über die Konfession des Kaisers in Politik, Publizistik und Staatsrecht (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte, Mainz 87, Wiesbaden 1977) Egghardt, Hanne  : Habsburgs schräge Erzherzöge. Dem Kaiser blieb auch nichts erspart (Wien 2008) Ehalt, Hubert Christian  : Ausdrucksformen absolutistischer Herrschaft. Der Wiener Hof im 17. und 18. Jahrhundert (Sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Studien 14, Wien 1980) Elliott, J. H.  : Spain and its World 1500–1700 (New Haven and London 1989) Erbe, Michael  : Die Habsburger 1493–1918. Eine Dynastie im Reich und in Europa (Urban-Taschenbücher 454, Stuttgart 2000) Erdmann, Karl D.  : Die Spur Österreichs in der deutschen Geschichte. Drei Staaten – zwei Nationen – ein Volk  ? (Manesse-Bücherei 27, Zürich 1989)

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Auswahlbibliografie Erzherzog Johann von Österreich (Ausstellungskatalog) (Graz 1982) Etzlstorfer, Hannes  : Habsburg. Die schönsten Residenzen (Wien u.a. 2007) Evans, Robert J.W.  : Das Werden der Habsburgermonarchie 1550–1700. Gesellschaft. Kultur. Institutionen (Forschungen zur Geschichte des Donauraumes 6, Wien/Graz/Köln 1986) Evans, Robert J.W.  : Rudolf II. Ohnmacht und Einsamkeit (Graz/Wien/Köln 1980) Feigl, Erich  : Otto von Habsburg. Protokoll eines politischen Lebens (Wien/München 1987) Feigl, Erich  : Zita. Kaiserin und Königin (Wien 5. Auflage 1991) Fellner, Sabine/Unterreiner, Katrin  : Morphium, Cannabis und Cocain. Medizin und Rezepte des Kaiserhauses (Wien 2008) Feuchtmüller, Rupert  : Das Neugebäude (Wiener Geschichtsbücher 17, Wien u.a. 1976) Fillitz, Hermann/Neumann, Erwin  : Katalog der Weltlichen und Geistlichen Schatzkammer (Führer durch das Kunsthistorische Museum 2, Wien 1971) Fillitz, Hermann/Pippal, Martina  : Der Schatz des Ordens vom Goldenen Vlies (Salzburg/Wien 1988) Fillitz, Hermann  : Schatzkammer in Wien. Symbole abendländischen Kaisertums (Wien 1986) Forst de Battaglia, Otto  : Burgunder, Spanier, Deutscher  ? Über die Ahnen und die Herkunft Kaiser Karls V. (Hg. von Johann Lanz) (Wien 1971) Forst de Battaglia, Otto  : Ahnen-Tafel seiner kaiserlichen und königlichen Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Franz Ferdinand von Österreich-Este (Wien 1910) Forst de Battaglia, Otto  : Ahnenverlust und nationale Gruppen auf der Ahnentafel des Erzherzogs Franz Ferdinand (Wien 1912) Franzl, Johann  : Ferdinand II. Kaiser im Zwiespalt der Zeit (Graz/Wien/Köln 1978) Gall, Franz  : Österreichische Wappenkunde. Handbuch der Wappenwissenschaft (Wien u.a. 3. Auflage 1996) Giese, Ursula  : Wiener Menagerien. Ebersdorf, Neugebäude, Belvedere, Schönbrunn (Österreich-Reihe 165/167, Wien 1962) Gindely, Anton  : Rudolf II. und seine Zeit, 2 Bde. (Prag 1968) Goerlich, Ernst Joseph  : Der letzte Kaiser (Wien/Köln 1962) Gonda, Imre  : Die Habsburger. Ein europäisches Phänomen (Wien 1983) Görlich, Ernst Joseph  : Grundzüge der Geschichte der Habsburgermonarchie und Österreichs (Darmstadt 1970) Granichstaedten, Rudolf  : Uneheliche Kinder der Tiroler Landesfürsten, in  : Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik 74 (1956) 33–40

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Auswahlbibliografie Großegger, Elisabeth  : Der Kaiser-Huldigungs-Festzug Wien 1908 (Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 585, Wien 1992) Großegger, Elisabeth  : Theater, Feste und Feiern zur Zeit Maria Theresias 1742– 1776. Nach den Tagebucheintragungen des Fürsten Johann Joseph Khevenhüller-Metsch, Obersthofmeister der Kaiserin. Eine Dokumentation (Veröffentlichungen des Instituts für Publikumsforschung 12 = Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 476, Wien 1987) Größing, Sigrid-Maria  : Amor im Hause Habsburg. Große Liebesgeschichten aus dem österreichischen Herrscherhaus (Wien 1990) Größing, Sigrid-Maria  : Kaiserin Elisabeth und ihre Männer (Wien 1998) Größing, Sigrid-Maria  : Schatten über Habsburg (Wien 1991) Größing, Sigrid-Maria  : Tragödien im Hause Habsburg (Wien 2006) Gutkas, Karl (Hg.)  : Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II., Mitregent Kaiserin Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums NF 95, Wien 1980) Gutkas, Karl  : Austria Imperialis. Auf den Spuren der Habsburger in Österreich (St. Pölten 1995) Habsburg-Lothringen, Géza  : Fürstliche Kunstkammern in (Stuttgart u.a. 1997) Hajós, Beatrix  : Die Schlossgärten. Eine topographische Kulturgeschichte (Wien u.a. 1995) Hajós, Géza (Hg.)  : Der malerische Landschaftspark in Laxenburg bei Wien (Wien u.a. 2006) Hajós, Géza/Bódi, Edith (Hg.)  : Der Schloßpark Laxenburg. Ein Führer durch Geschichte und Gegenwart (Laxenburg 1998) Hamann, Brigitte (Hg.)  : Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. (Wien/ München 2.Aufl. 1988) Hamann, Brigitte (Hg.)  : Elisabeth. Bilder einer Kaiserin (Wien/München 1982) Hamann, Brigitte (Hg.)  : Kaiserin Elisabeth. Das poetische Tagebuch (Fontes rerum Austriacarum 1/12 ,Wien 1984) Hamann, Brigitte  : Elisabeth. Kaiserin wider Willen (Wien 1997) Hamann, Brigitte  : Kronprinz Rudolf. Ein Leben (Wien 2005) Hamann, Brigitte  : Rudolf. Kronprinz und Rebell (Wien/München 7. Auflage 1991) Hamann, Günther  : Die Geschichte der Wiener naturhistorischen Sammlungen bis zum Ende der Monarchie (Veröffentlichungen aus dem Naturhistorischen Museum in Wien N.F. 13, Wien 1976) Hansert, Andreas  : Die Habsburger. Geschichte einer Herrscherdynastie (Petersberg 2009)

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Auswahlbibliografie Haslinger, Ingrid/Trumler, Gerhard  : So lebten die Habsburger. Kaiserliche und königliche Schlösser in der österreichisch-ungarischen Monarchie (Eine Publikationsreihe der Museen des Mobiliendepots 27, Wien 2007) Haslinger, Ingrid  : Ehemalige Hofsilber & Tafelkammer. Der kaiserliche Haushalt (Wien/München 1997) Haslinger, Ingrid  : Franz Joseph und die kulinarische Welt des Wiener Hofs  ; mit den besten Rezepten aus der Hofküche (Wien 1999) Haslinger, Ingrid  : Küche und Tafelkultur am kaiserlichen Hof zu Wien. Zur Geschichte von Hofküche, Hofzuckerbäckerei und Hofsilber- und Tafelkammer (Bern 1993) Haslinger, Ingrid  : Kunde – Kaiser. Die Geschichte der ehemaligen k. u. k. Hoflieferanten (Wien 1996) Hassmann, Elisabeth/Kurzel-Runtscheiner, Monica  : Prunkfahrzeuge des Wiener Kaiserhofes (Wien 2009) Hauenfels, Theresia  : Visualisierung von Herrschaftsanspruch. Die Habsburger und Habsburg-Lothringer in Bildern (Angewandte Kulturwissenschaften Wien 3, Wien 2005) Hawlik-van de Water, Magdalena  : Der schöne Tod. Zeremonialstrukturen des Wiener Hofes bei Tod und Begräbnis zwischen 1640 und 1740 (Wien u.a. 1989) Hawlik-van de Water, Magdalena  : Die Kapuzinergruft. Begräbnisstätte der Habsburger in Wien (Wien 2. Auflage 1993) Hecher, Martin  : Hans Makart und der Wiener Festzug von 1879 (Diss. Wien 1986) Heimann, Heinz-Dieter  : Die Habsburger. Dynastie und Kaiserreiche (Beck’sche Reihe 2154, München 2. Auflage 2004) Heinz Duchhardt  : Protestantisches Kaisertum und Altes Reich. Die Diskussion über die Konfession des Kaisers in Politik, Publizistik und Staatsrecht (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Abteilung Universalgeschichte 87, Beiträge zur Sozial- und Verfassungsgeschichte des Alten Reiches 1, Wiesbaden 1977) Herm, Gerhard  : Glanz und Niedergang des Hauses Habsburg (Düsseldorf 1989) Hersche, Peter  : Der Spätjansenismus in Österreich (Veröffentlichungen der Kommission für die Geschichte Österreichs 7, Wien 1976) Hilscher, Elisabeth Th.  : Mit Leier und Schwert. Die Habsburger und die Musik (Graz/Wien u.a. 2000) Hirn, Josef  : Erzherzog Maximilian der Deutschmeister. Regent von Tirol. 2 Bde. Innsbruck 1915 und 1936. Nachdruck (Hg.von Heinrich Noflatscher) (Bozen 1981) Hirn, Josef  : Erzherzog Ferdinand II. von Tirol. Geschichte seiner Regierung und seiner Länder, 2 Bde. (Innsbruck 1885/87)

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Auswahlbibliografie Höbelt, Lothar  : Die Habsburger. Aufstieg und Glanz einer europäischen Dynastie (Stuttgart 2009) Höbelt, Lothar  : Ferdinand III. Friedenskaiser wider Willen (Graz 2008) Hödl, Günther  : Habsburg und Österreich 1273–1493. Gestalten und Gestalt des österreichischen Spätmittelalters (Wien/Graz/Köln 1988) Hofmann, Christina  : Das spanische Hofzeremoniell von 1500–1700 (Erlanger Historische Studien 8, Frankfurt a. Main/Bern/New York 1985) Holler, Gerd  : Sophie. Die heimliche Kaiserin – Mutter Franz Joseph I. (Wien/ München 1993) Hummelberger, Walter  : Erzherzog Matthias in den Niederlanden (1577–1581), in  : Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien 61 (1965) 91–118 Hurter, Friedrich  : Geschichte Kaiser Ferdinands II. 11 Bde. (Schaffhausen 1850– 1864) Iby, Elfriede/Koller, Alexander  : Schönbrunn (Wien 2000) Ingrao, Charles W.  : Josef I. Der »vergessene« Kaiser (Graz/Wien/Köln 1982) Ingrao, Charles W.  : The Habsburg monarchy 1618–1815 (New approaches to European history 3, Cambridge u.a. 2. Auflage 2000) Kadgien, Michael  : Das Habsburgergesetz (Schriften zum internationalen und zum öffentlichen Recht 60, Frankfurt am Main/Wien u.a. 2005) Kann, Robert A.  : Die Sixtusaffäre und die geheimen Friedensverhandlungen Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg (Österreich-Archiv 19, Wien 1966) Kann, Robert A.  : Geschichte des Habsburgerreiches 1526–1918 (Forschungen zur Geschichte des Donauraumes 4, Wien/Köln/Graz 1977, Neuausgabe 1990) Kastner, Richard H.  : Glanz und Glorie. Die Wiener Hofburg unter Kaiser Franz Joseph (Wien 2004) Kertesz, Janos  : Bibliographie der Habsburg-Literatur 1218–1934 (Budapest 1934) Kinsey, Laura Lynne  : The Habsburgs at Mariazell. Piety, patronage and statecraft, 1620–1760 (Los Angeles 2000) Knöbl, Herbert  : Das Neugebäude und sein baulicher Zusammenhang mit Schloß Schönbrunn (Wien/Graz u.a. 1988) Koenigsberger, Helmut G.  : The Habsburgs and Europe 1516–1660 (Ithaca/London 1971) Kohler, Alfred  : Ferdinand I. 1503–1564. Fürst, König und Kaiser (München 2003) Kohler, Alfred  : Karl V. 1500–1558. Eine Biographie (Beck’sche Reihe 1649, München 2005) Kohler, Alfred  : Karl V. 1500–1558. Eine Biographie (München 2. Auflage 2000) Körber, Esther-Beate  : Habsburgs europäische Herrschaft. Von Karl V. bis Ende des 16. Jahrhunderts (Darmstadt 2002) Koschatzky, Walter (Hg.)  : Maria Theresia und ihre Zeit (Salzburg/Wien 1979) Kövess, Géza  : Die ehelichen Nachkommen des Kaisers Franz Joseph I. und der

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Auswahlbibliografie Kaiserin Elisabeth von Österreich, in  : Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik 15 (1948) 138–153 Kowaschitz, Walter  : Kardinal Erzherzog Rudolf, der Bruder des Kaisers Franz, und seine Beziehung zu den Künsten (Graz 1975) Kramar, Konrad/Stuiber, Petra  : Die schrulligen Habsburger. Marotten und Allüren eines Kaiserhauses (München 2. Auflage 2006) Krieger, Karl-Friedrich  : Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III. (Urban-Taschenbücher 452, Stuttgart 2004) Kunsthistorisches Museum Wien, Porträtgalerie zur Geschichte Österreichs von 1400 bis 1800 (Wien 1976) Landau, Markus  : Geschichte Kaiser Karls VI. als König von Spanien (Stuttgart 1989) Lauro, Brigitta  : Die Grabstätten der Habsburger. Kunstdenkmäler einer europäischen Dynastie (Wien 2007) Leidinger, Hannes/Moritz Verena/Schippler, Berndt  : Das Schwarzbuch der Habsburger. Die unrühmliche Geschichte eines Herrschergeschlechtes (Wien u.a. 2003) (auch Haymon Taschenbuch 22, Innsbruck/Wien 2010) Lein, Elisabeth  : Begräbnisstätten der Alt-Habsburger in Österreich von Rudolf I. bis Karl VI. (Wien o.J. ca.1978) Leitner, Thea  : Habsburgs vergessene Kinder (Wien 1989) Leitner, Thea  : Habsburgs verkaufte Töchter (Wien 1987) Lernet-Holenia, Alexander  : Die Geheimnisse des Hauses Österreich. Roman einer Dynastie (Zürich 1971) Lhotsky, Alphons  : Die Baugeschichte der Museen und der neuen Burg. Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes (Wien 1941) Lhotsky, Alphons  : Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes. Geschichte der Sammlungen 2 Bde. (Wien 1941/1945) Lietzmann, Hilda  : Das Neugebäude in Wien. Sultan Süleymans Zelt – Kaiser Maximilians II. Lustschloß. Ein Beitrag zur Kunst- und Kulturgeschichte der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts (München u.a. 1987) Luxemburger, Hans  : Psychiatrisch-erbbiologisches Gutachten über Don Julio (Cesare) de Austria, in  : Mitteilungen des Vereins für die Geschichte der Deutschen in Böhmen 70 (1932) 41–54 Lynch, John  : Spain under the Habsburgs. 2 Bde. (Oxford 2. Auflage 1981) Mader, Brigitta  : Erzherzog Ludwig Salvator (1847–1915). Ein Leben für die Wissenschaft (Wien 2002) Magenschab, Hans  : Erzherzog Johann. Habsburgs grüner Rebell (Graz/Wien/ Köln 1982) Magenschab, Hans  : Josef II. Revolutionär von Gottes Gnaden (Graz/Wien/Köln 4.Aufl. 1989)

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Auswahlbibliografie Magris, Claudio  : Der habsburgische Mythos in der österreichischen Literatur (Salzburg 2. Aufl. 1988) Maria Theresia und ihre Zeit. Ausstellungskatalog Schloß Schönbrunn (Wien 1980) Martin-Weidinger, Karin  : Bibliographie der Habsburger-Literatur seit dem Jahre 1934 (Diss. Wien 1985) Matsche, Franz  : Die Kunst im Dienst der Staatsidee Kaiser Karls VI. Ikonographie, Ikonologie und Programmatik des »Kaiserstils«, 2 Bde. (Beiträge zur Kunstgeschichte 16, Berlin 1981) Mecenseffy, Grete  : Habsburger im 17. Jahrhundert. Die Beziehungen der Höfe von Wien und Madrid während des Dreißigjährigen Krieges, in  : Archiv für Österreichische Geschichte 121 (1955) 1–91 Meijers, Debora J.  : Kunst als Natur, Die Habsburger-Gemäldegalerie in Wien um 1780 (Schriften des Kunsthistorischen Museums 2, Wien/Milano 1995) Meyer zu Devern, Henrike  : Die österreichisch-habsburgischen Hochzeiten des Jahres 1570. Verträge und Festlichkeiten (Diss. Bonn 2009) Mikoletzky, Hanns Leo  : Kaiser Franz I. Stefan und der Ursprung des habsburgisch-lothringischen Familienvermögens (München 1961) Moragas, Jerónimo de  : De Carlos I Emperador a Carlos II el Hechizado. Historia humana de una dinastia (Barcelona 1970) Mosser, Ingrid  : Der Legitimismus und die Frage der Habsburger-Restauration in der innenpolitischen Zielsetzung des autoritären Regimes in Österreich (Wien 1979) Mraz, Gerda (Hg.)  : Habsburgs Feste – Habsburgs Trauer (Ausstellungskatalog Schlosshof ) (Schlosshof 2002) Mraz, Gerda (Hg.)  : Maria Theresia als Königin von Ungarn (Ausstellungskatalog Halbturn) (Eisenstadt 1980) Mraz, Gerda und Gottfried  : Maria Theresia. Ihr Leben und ihre Zeit in Bildern und Dokumenten (München 1979) Nada, John  : Karl der Behexte. Der letzte Habsburger auf Spaniens Thron (Wien/ Hamburg 1962) Neuhold, Helmut  : Das andere Habsburg. Homoerotik im österreichischen Kaiserhaus (Marburg 2008) Niederkorn, Jan Paul  : Die europäischen Mächte und der »Lange Türkenkrieg« Kaiser Rudolfs II. (1593–1606) (Archiv für österreichische Geschichte 135, Wien 1993) Noflatscher, Heinrich  : Erzherzog Maximilian, Hoch- und Deutschmeister 1585/90–1618. Das Haus Habsburg, der Deutsche Orden und das Reich im konfessionellen Zeitalter, 2 Bde. (Diss. Innsbruck 1981) Noflatscher, Heinrich  : Glaube, Reich und Dynastie. Maximilian der Deutschmeister (Marburg 1987)

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Auswahlbibliografie Novotny, Alexander/Suttner, Berthold (Hg.)  : Innerösterreich 1564–1619 (Graz 1967) Obry, Olga  : Grüner Purpur. Brasiliens erste Kaiserin, Erzherzogin Leopoldine (Wien/Innsbruck/Wiesbaden 1958) Oldenhage, Klaus  : Kurfürst Erzherzog Maximilian Franz, Hoch- und Deutschmeister 1780–1801 (Bad Godesberg 1969) Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II. Ausstellungskatalog Melk (Wien 1980) Ottillinger, Eva/Hanzl, Lieselotte  : Kaiserliche Interieurs. Die Wohnkultur des Wiener Hofes im 19. Jahrhundert und die Wiener Kunstgewerbereform (Wien 1997) Pangerl, Irmgard/Scheutz, Martin/Winkelbauer, Thomas (Hg.)  : Der Wiener Hof im Spiegel der Zeremonialprotokolle (1652–1800) (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte 47, Innsbruck/Wien u.a. 2007) Parker, Geoffrey  : Philipp II. (London 1979) Peham, Helga  : Leopold II. Herrscher mit weiser Hand (Graz/Wien/Köln 1987) Pernes, Jiří  : Habsburkové bez trůnu [Habsburger ohne Thron] (Praha 1995) Pesendorfer, Franz  : Die Habsburger in der Toskana (Wien 1988) Pesendorfer, Franz  : Ein Kampf um die Toskana, Großherzog Ferdinand III. 1790– 1824 (Wien 1984) Pesendorfer, Franz  : Lothringen und seine Herzöge. Im Zeichen der drei Adler (Wien/Köln 1994) Pfandl, Ludwig  : Philipp II. Gemälde eines Lebens und einer Zeit (München 1938) Pfandl, Ludwig  : Karl II. Das Ende der spanischen Machtstellung in Europa (München 1940) Pfandl, Ludwig  : Spanische Kultur und Sitte des 16. und 17. Jahrhunderts (Kempten 1924) Popelka, Liselotte  : Castrum Doloris oder »Trauriger Schauplatz«. Untersuchungen zu Entstehung und Wesen ephemerer Architektur (Veröffentlichungen der Kommission für Kunstgeschichte 2, Wien 1994) Prag um 1600. Kunst und Kultur am Hofe Kaiser Rudolfs II. Ausstellungskatalog Wien 2 Bde. (Freren 1988) Praschl-Bichler, Gabriele  : »Gott gebe, daß das Glück andauere.« Liebesgeschichten und Heiratssachen im Hause Habsburg (Wien/München 1997) Praschl-Bichler, Gabriele  : So lebten die Habsburger. Schlösser, Villen, Landsitze (Wien 2000) Praschl-Pichler, Gabriele  : Das Familienalbum von Kaiser Franz Joseph und Elisabeth (Wien 1995) Redlich, Oswald  : Das Werden einer Großmacht. Österreich von 1700 bis 1740 (Wien 4. Auflage 1962)

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Auswahlbibliografie Reifenscheid, Richard  : Die Habsburger in Lebensbildern. Von Rudolf I. bis Karl I. (Graz/Wien/Köln 1982) Reuter-Pettenberg, Helga  : Bedeutungswandel der römischen Königskrönung in der Neuzeit (Diss. Köln 1963) Riedel, Friedrich W.  : Kirchenmusik am Hofe Karls VI. (1711–1740). Untersuchungen zum Verhältnis von Zeremoniell und musikalischem Stil im Barockzeitalter (Studien zur Landes- und Sozialgeschichte der Musik 1, München u.a. 1977) Riegler, Josef (Hg.)  : Erzherzog Johann – Mensch und Mythos (Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchives 37, Graz 2009) Rill, Bernd  : Karl VI. Habsburg als barocke Großmacht (Graz/Wien/Köln 1992) Saathen, Friedrich (Hg.)  : Anna Nahowski und Kaiser Franz Joseph. Aufzeichnungen (Wien/Köln/Graz 1986) Schaffelhofer, Hans  : Johann Orth. Im Weltmeer verschollen (Wien/Krems 1952) Scheicher, Elisabeth/Auer, Alfred  : Das Museum Erzherzog Ferdinands II. in Schloß Ambras (Ried im Innkreis 1988) Scheicher, Elisabeth  : Die Kunst- und Wunderkammern der Habsburger (Wien/ München/Zürich 1979) Scheicher, Elisabeth  : Die Rüstkammern. Kunsthistorisches Museum Wien, Sammlungen Schloß Ambras (Führer durch das Kunsthistorische Museum 30, Wien 1981) Scheichl, Andrea  : Cammerhundt, Schweiczerkue und Tigertier, Frühneuzeitliche HabsburgerInnen und ihre Tierwelt (Diss. Wien 1999) Schindling, Anton  : Die Kaiser der Neuzeit 1519–1918. Heiliges Römisches Reich, Österreich, Deutschland (München 1990) Schreiber, Renate  : »Ein Galeria nach meinem Humor« – Erzherzog Leopold Wilhelm (Schriften des Kunsthistorischen Museums 8, Wien 2004) Schwarzenfeld, Gertrude von  : Rudolf II. Der saturnische Kaiser (München 1961) Schwendinger, Helga  : Erzherzog Ludwig Salvator. Der Wissenschaftler aus dem Kaiserhaus. Die Biographie (La foradada 12, Palma de Mallorca 2. Auflage 2005) Seifert, Herbert  : Der Sig-prangende Hochzeit-Gott. Hochzeitsfeste am Wiener Hof der Habsburger und ihre Allegorik 1622–1699 (Dramma per musica 2, Wien 1988) Seifert, Herbert  : Die Oper am Wiener Kaiserhof im 17. Jahrhundert (Wiener Veröffentlichungen zur Musikgeschichte 25, Tutzing 1985) Senn, Walter  : Musik und Theater am Hof zu Innsbruck. Geschichte der Hofkapelle vom 15. Jahrhundert bis zu deren Auflösung im Jahre 1748 (Innsbruck 1954) Seydel, Robert  : Die Seitensprünge der Habsburger. Liebesrausch und Bettgeflüster einer Dynastie (Wien 2005)

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Auswahlbibliografie Sigmund, Anna Maria  : Das Haus Habsburg – Habsburgs Häuser. Wohnen und Leben einer Dynastie (Wien 1995) Snyder, Timothy  : Der König der Ukraine. Die geheimen Leben des Wilhelm von Habsburg (Wien 2009) Sommer-Mathis, Andrea  : Tu felix Austria nube. Hochzeitsfeste der Habsburger im 18. Jahrhundert (Dramma per musica 4, Wien 1994) Spielman, John Philipp  : Leopold I. Zur Macht nicht geboren (Graz/Wien/Köln 1981) Stangl, Waltraud  : Tod und Trauer bei den österreichischen Habsburgern 1740– 1780, dargestellt im Spiegel des Hofzeremoniells (Diss. Wien 2001) Tanner, Marie  : The Last Descendant of Aeneas. The Hapsburgs and the Mythic Image of the Emperor (New Haven u.a. 1993) Tapié, Victor-Lucien  : Die Völker unter dem Doppeladler (Graz/Wien/Köln 1975) Toscana, Luise von  : Mein Leben (Umschlagtitel  : Mein Lebensweg) (Wien 1988) Toselli, Enrico  : Meine Ehe mit Louise von Toscana (Basel/St. Ludwig/Leipzig 1912) Trunz, Erich  : Wissenschaft und Kunst im Kreise Kaiser Rudolfs II. 1576–1612 (Kieler Studien zur deutschen Literaturgeschichte 18, Neumünster 1992) Turba, Gustav  : Die Pragmatische Sanktion. Authentischer Text samt Erläuterungen und Übersetzungen (Wien 1913) Uhlirz, Karl und Mathilde  : Handbuch der Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer Böhmen und Ungarn 4 Bde. (Graz/Leipzig/Wien 1927–1944) Unterreiner, Katrin (Hg.)  : Habsburgs Kinder. Kindheit am kaiserlichen Hof (Ausstellungskatalog Schlosshof ) (Schlosshof 2001) Unterreiner, Katrin/Grand, Werner  : Kaiserzeit. Vom Alltagsleben der Habsburger (Erfurt 2008) Unterreiner, Katrin  : Kaiser Franz Joseph 1830–1916. Mythos und Wahrheit (Wien 2006) Unterreiner, Katrin  : Kronprinz Rudolf. »Ich bin andere Bahnen gegangen«. Eine Biografie (Wien/Graz/Klagenfurt 2008) Unterreiner, Katrin  : Sisi – Kaiserin Elisabeth von Österreich, Ein biografisches Porträt (Freiburg 2010) Vajda, Stephan  : Felix Austria. Eine Geschichte Österreichs (Wien/Heidelberg 1980) Vocelka, Karl/Heller, Lynne  : Die Lebenswelt der Habsburger. Kultur- und Mentalitätsgeschichte einer Familie (Graz/Wien/Köln 1997) Vocelka, Karl/Heller, Lynne  : Die private Welt der Habsburger. Leben und Alltag einer Familie (Graz/Wien/Köln 1998) Vocelka, Karl  : Die politische Propaganda Kaiser Rudolfs II. (Veröffentlichungen der Kommission für die Geschichte Österreichs 9, Wien 1981)

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Auswahlbibliografie Vocelka, Karl  : Glanz und Untergang der höfischen Welt. Repräsentation, Reform und Reaktion im habsburgischen Vielvölkerstaat (Geschichte Österreichs 1699–1815, hg. von Herwig Wolfram, Wien 2001) Vocelka, Karl  : Habsburgische Hochzeiten 1550–1600. Kulturgeschichtliche Studien zum manieristischen Repräsentationsfest (Veröffentlichungen der Kommission für neuere Geschichte Österreichs 65, Wien/Köln/Graz 1976) Vocelka, Karl  : K. u. k. Karikaturen und Karikaturen zum Zeitalter Kaiser Franz Josephs (Wien/München 1986) Vocelka, Karl  : Matthias contra Rudolf. Zur politischen Propaganda in der Zeit des Bruderzwistes, in  : Zeitschrift für historische Forschung 10 (1983) 341–351 Vocelka, Karl  : Rudolf II. und seine Zeit (Wien/Köln/Graz 1985) Vogelsberger, Hartwig A.  : Kaiser von Mexico. Ein Habsburger auf Montezumas Thron (Wien 1992) Walther, Susanne (Hg.)  : Elisabeth von Österreich. Einsamkeit, Macht und Freiheit (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 99, Wien 1986) Wandruszka, Adam  : Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer europäischen Dynastie (Stuttgart 1956, Neuausgabe Wien/Freiburg/Basel 1978) Wandruszka, Adam  : Leopold II. Erzherzog von Österreich, Großherzog von Toskana, König von Ungarn und Böhmen, Römischer Kaiser, 2 Bde. (Wien 1963–1965) Wanger, Bernd Herbert  : Kaiserwahl und Krönung in Frankfurt des 17. Jahrhunderts. Darstellung anhand der zeitgenössischen Bild- und Schriftquellen und unter besonderer Berücksichtigung der Erhebung des Jahres 1612 (Frankfurt a. Main 1994) Wangermann, Ernst  : The Austrian Achievement 1700–1800 (London 1972) Weiss, Sabine  : Zur Herrschaft geboren. Kindheit und Jugend im Haus Habsburg von Kaiser Maximilian bis Kronprinz Rudolf (Innsbruck/Wien 2008) Weissensteiner, Friedrich (Hg.)  : Die anderen Habsburger. Reformer, Republikaner und Rebellen aus dem österreichischen Herrscherhaus (Wien 1989) Weissensteiner, Friedrich (Hg.)  : Die Töchter Maria Theresias (Wien 1994) Weissensteiner, Friedrich (Hg.)  : Ein Aussteiger aus dem Kaiserhaus. Johann Orth. Das eskapadenreiche Leben des Erzherzogs Johann Salvator. Eine Biographie (Wien 1985) Weissensteiner, Friedrich  : Die großen Herrscher des Hauses Habsburg. 700 Jahre europäische Geschichte (München 2007) Weissensteiner, Friedrich  : Die rote Erzherzogin. Das ungewöhnliche Leben der Tochter des Kronprinzen Rudolf. Versuch einer Biographie (Wien 6. Auflage 1988) Weissensteiner, Friedrich  : Franz Ferdinand. Der verhinderte Herrscher (Wien 1983)

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Auswahlbibliografie Weissensteiner, Friedrich  : Frauen um Kronprinz Rudolf (Wien 1991) Weissensteiner, Friedrich  : Habsburgerinnen auf fremden Thronen (Wien 2000) Winkelhofer, Martina  : »Viribus unitis«. Der Kaiser und sein Hof. Ein neues Franz-Joseph-Bild (Wien 2008) Winter, Heinz  : Glanz des Hauses Habsburg. Die habsburgische Medaille im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums (Sammlungskataloge des Kunsthistorischen Museums 5 = Kataloge der Medaillensammlung/Kunsthistorisches Museum Wien, Münzkabinett 1, Wien 2009) Wisoko-Meytsky, Karl  : Die Hofmusikkapelle und die Hofburgkapelle in Wien (Wien 3. Auflage 1965) Wölfling, Leopold  : Als ich Erzherzog war (hg. von Lorenz Mikoletzky) (Wien 1988) Wölfling, Leopold  : Habsburger unter sich. Freimütige Aufzeichnungen eines ehemaligen Erzherzogs (Berlin-Wilmersdorf 1921) Zedinger, Renate  : Franz Stephan von Lothringen (1708–1765). Monarch – Manager – Mäzen (Wien u.a. 2008) Zedinger, Renate  : Hochzeit im Brennpunkt der Mächte. Franz Stephan von Lothringen und Erzherzogin Maria Theresia (Schriftenreihe der österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts 3, Wien/Köln/Weimar 1994) Žolger, Ivan  : Der Hofstaat des Hauses Oesterreich (Wiener staatswissenschaftliche Studien 14, Freiburg im Breisgau 1917)

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Per sonenr egister Aachen, Hans von (1552–1615)  138, 176 Abondio, Antonio (1538–1591)  176 Adalbert, Heiliger (um  956–997)  147 Adamovics, Wilhelmine, Frau Leopold Ferdinand Salvators  120 Adolf von Nassau, röm.-deutscher König (1248/50–1298)  12 Agnes von Burgund, Frau Rudolfs I. (um  1275–1322)  105 Alba de Toledo, Ferdinand Álvarez (1507–1582)  52 Albanien, Dynastie  78 Albert, Herzog von Sachsen-Teschen (1738–1822)  53, 104, 199 Albrecht I., Herzog von Österreich (um  1253–1308)  12, 16, 19, 97, 105, 108, 127, 131 Albrecht II., Herzog von Österreich (1298–1358)  189 Albrecht III., Herzog von Österreich (1348–1395)  127, 199 Albrecht V. von Bayern (1528– 1579)  168 Albrecht V., als röm.-deutscher König Albrecht II. (1379–1439)  12, 17, 24, 91 f., 100, 150 Albrecht VI., Herzog von Österreich (1418–1463)  100 f., 186 Albrecht VII., Erzherzog, Statthalter der Niederlande (1559–1621)  52, 57, 177 Albrecht, Erzherzog (1817–1895)  110, 119, 141, 199

Albret, Familie  78 Alessandro Medici, il Moro (1510– 1537)  114 Alexander Leopold, Erzherzog, Palatin von Ungarn (1772–1795)  53 Alexander VI., Borgia Papst (um  1430–1503)  79 Alexander von Battenberg/Alexander I. König von Bulgarien (1875– 1893)  61 Alfons X. der Weise, König von Kastilien, röm.-deutscher König (121–1284)  12 Amalie Wilhelmine von Braunschweig-Lüneburg, Frau Josefs I. (1673–1742)  109, 116 Andreas II. von Ungarn (1177–1235) 33 Andreas von Österreich, Markgraf von Burgau (1558–1600)  57 Äneas, mythologische Gestalt  80, 134 f., 138 Anjou, Familie  27, 66 Anna Dorothea (auch Doña ­Elisabeth), uneheliche Tochter ­Rudolfs II. (1580–1624)  115 Anna Jagiello, Frau Ferdinands I. (1503–1547)  24, 79, 92 Anna Katharina von Mantua, zweite Frau Ferdinands von Tirol (1566– 1621)  108 Anna von Luxemburg, Frau Ottos des Fröhlichen (1323–1338)  105 Aragonien, Familie  78

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Personenregister Arcimboldo, Giuseppe (1526– 1593)  169, 176 Armenier, Dynastie  78 Askanier, Dynastie  78 Augustus, röm. Kaiser (63 v. Chr.–14 n. Chr.)  134 Babenberger, Familie  19, 34 Babou, Barbier  79 Bach, Familie  155 Baillou, Chevalier Jean de (1684– 1758)  197 Balduin I., König von Jerusalem (1058–1118)  66 Baren, Anton van der (1615– 1686)  195 Báthory, Stephan (1575–1586)  59 f. Batoni, Pompeo (1708–1787)  180 Beccaria, Cesare (1638–1794)  40 Beethoven. Ludwig van (1770–1827) 58, 157 Benedikt, Heiliger (um  480–547)  80 Berg, Alban (1885–1935)  117 Bethlen, Gabor, Fürst von Siebenbürgen (1580–1629)  33 Blanca von Bourbon, (1868–1949)  62 Blomberg, Barbara, Regensburger Bürgerstochter (1527–1597)  114 Blotius, Hugo (1533–1608)  191 Bocskai, Stefan (1557–1606)  33, 102 Böhm, Karlheinz (geb.  1928)  140 Bologna, Giovanni da (1529–1608) 191 Bombelles, Heinrich Graf (1789– 1850)  130 Boodt, Anselmus Boëtius de (1550– 1632)  185 Born, Ignaz von (1742–1791)  106 Bosnien, Dynastie  78

Bourbonen, Dynastie  17, 28, 56, 72, 104, 120, 202 Brahe, Tycho (1546–1601)  158 Brehm, Alfred (1829–1884)  130 Bulgarien, Dynastie  78 Burg → Ferdinand Karl Burgund, Herzöge von  28, 65, 80, 82, 190 Busbecq, Augier Ghiselain de (1522– 1592)  158, 187, 200 Calderón de la Barca, Pedro (1600– 1681)  176 Capello, Bianca, Mätresse Franz’ I. Medici (1548–1587)  107 Capetinger, Dynastie  78 Carlos I. → Karl V. Carlos, Don, Infant von Spanien (1545–1568)  81, 83 Carolina, Doña (auch Charlotte), Markgräfin von Österreich, uneheliche Tochter Rudolfs II. (1591– 1662)  115 Carolus Faustus, Don, unehelicher Sohn Rudolfs II. (1603–1628)  115 Castiglione, Baldassare (1478–1529) 131, 173 Cellini, Benvenuto (1500–1571)  169, 192 Celtis, Konrad (1459–1508)  200 Cesti, Antonio (1623–1669)  170 Charles I., König von England (1600– 1649)  195 f. Charlotte von Belgien, Frau Maximilians von Mexiko) (1840–1927)106 China, Dynastie  78 Chotek, Sophie (später Herzogin von Hohenberg;  1868–1914)  117 f. Churchill, Winston (1874–1965)  71 Cilli, Grafen von  160, 190

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Personenregister Cimburgis von Masowien, Frau Ernsts des Eisernen (1394/1397– 1429)  82 Clemens XIV. Ganganelli, Papst (1705–1774)  42 Clouet, François (1505/10–1572)  169 Clusius, Carolus (Charles de l’Ecluse;  1526–1609)  158 Colon, natürlicher Sohn von Christoph Columbus  201 Colonna, Familie  80 Cook, James (1728–1779)  198 Cortés, Hernán (1485–1547)  198 Cuspinian, Johannes (1473–1529) 200 Czuber, Berta, Frau Ferdinand Karls (Burg) (1879–1979)  121 Daniel, Prophet  134 Darwin, Charles (1809–1882)  127 David, König von Israel (um  1000 v. Chr.)  80, 135 Dernschwamm; Hans († 1568)  200 Dollfuß, Engelbert (1892–1934)  70 Dorothea, auch Doña Dorothea, uneheliche Tochter Rudolfs II. (1612–1694)  116 Dschingis-Khan, Herrscher der Mongolen (1155–1227)  79 Dürer, Albrecht (1471–1528)  173f., 193, 199 Eleonore Gonzaga, Frau Kaiser Ferdinands III. (1630–1686)  144 Elisabeth (Sisi), Frau Kaiser Franz Joseph (1837–1898)  50, 93, 103, 130, 140, 172 Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel, Frau Karls VI. (1691–1750)  153, 155, 159

Elisabeth Marie, genannt »Erzsi« (1883–1963)  122 Elisabeth, Erzherzogin, Frau König Karls IX. von Frankreich (1554– 1592)  108, 165, 169, 192 Elisabeth, Erzherzogin, Frau Sigismunds II. August von Polen (1526–1545)  107 Engelbert von Admont (um  1250– 1331)  131 Erasmus Desiderius von Rotterdam (1465/69–1536)  131 Erbach, Familie  78 Ernst der Eiserne, Herzog von Steiermark (1377–1424)  82 Ernst, Erzherzog, Statthalter der Niederlande (1553–1595)  52, 59, 129, 160 f.  193 Este, Familie  78 Eugen von Savoyen (1663–1736)  35, 163, 201 Eugen, Erzherzog, Hoch- und Deutschmeister (1863–1954)  59 Farnese, Familie  78 Felix III., Papst (†530)  80 Ferdinand I., Kaiser (1503–1564)  18, 20, 23, 24, 25, 26, 28, 29, 79, 81, 82, 91, 92, 97, 113, 114, 128, 133, 137, 140, 160, 190, 191, 198, 200 Ferdinand I., Kaiser von Österreich (1793–1875)  48, 50, 83, 91, 92, 93, 130, 140 Ferdinand II., Kaiser (1587–1637)  18, 30 f., 57, 91, 123, 129, 131, 137, 145, 156 Ferdinand III., Großherzog von ­Toskana (1769–1824)  54 f., 105, 156 Ferdinand III., Kaiser (1608–1675) 18,

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Personenregister 20, 31 f., 38, 91, 133, 144, 146, 155, 156, 157, 162, 170 Ferdinand IV., Erzherzog, röm.deutscher König (1633–1654)  18, 32, 91, 149 Ferdinand IV., Großherzog von Toskana (1835–1908)  55 Ferdinand Karl (Burg) (1868– 1915)  121 Ferdinand Karl Anton, Erzherzog, Herzog von Modena-Este (1754– 1806)  55, 58 Ferdinand VII., König von Spanien (1784–1833)  62 Ferdinand von Tirol (1529–1595)  20, 30, 57, 108, 118, 169, 176 f., 191, 192, 193, 198 Ferdinand, Kardinalinfant (1609– 1641)  53, 109 Fischer von Erlach, Johann Bernhard (1656–1723)  161 f. Florian, Heiliger († 304)  147 Foix, Familie  78 Fonteius, Johann Baptist (2. Hälfte 16. Jahrhundert)  169 Franco Bahamonde, Francisco, ­spanischer Diktator (1892– 1975)  62, 72 Franz I. Medici (1541–1587)  107 Franz Ferdinand, Thronfolger (1836– 1914)  51, 56, 77, 78, 79, 81, 97, 99 f., 117, 120, 151, 155, 163, 188 Franz I., Großherzog der Toskana (1541–1587)  107 Franz I., Kaiser (1708–1765)  9, 18, 35, 54, 116, 123 f., 137, 157, 181, 188, 197 Franz II./I., Kaiser (1768–1835)  18, 45 f., 48, 56, 91 f., 99, 139, 163, 181 f., 197 f.

Franz IV., Herzog von Modena-Este (1779–1846)  56 Franz Joseph, Kaiser von Österreich, König von Ungarn (1830–1916)  8, 45, 48, 49, 50, 51, 53, 55, 60 f., 66, 76, 91, 93, 97, 99, 100, 111, 117 f., 124 f., 130, 133, 137, 139, 151, 154 f., 172, 201 Franz Joseph, Erzherzog Karlist (1905–1975)  62 Franz Stephan von Lothringen → Franz I. Franz V. Herzog von Modena-Este (1819–1875)  56 Franz Xaver, Heiliger (1506–1552) 146 Friedrich I. Barbarossa, Kaiser (1122– 1190)  15, 39 Friedrich II. der Große, König in Preußen (1712–1786)  40 f. Friedrich II., Kaiser (1194–1250)  16 Friedrich II. der Schöne, röm.-deutscher König, Herzog von Österreich (1289–1330)  12 Friedrich III., Kaiser (1415– 1493)  16 f., 20, 22, 75, 81, 88, 93 f., 98, 100, 127, 136, 146, 185, 199 Friedrich V. von der Pfalz, König von Böhmen (1596–1632)  91 Friedrich, Erzherzog (1856– 1936)  199 Fugger, Familie  18, 23, 200 Georg, Heiliger († um 303)  150 Georgier, Dynastie  78 Gideon, biblische Gestalt  138 Gondrecourt, Leopold Graf (1816– 1888)  130 Gonzaga, Dynastie  78, 104, 195 Görz, Grafen von  19, 21

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Personenregister Gottfried von Bouillon (um  1060– 1100)  66 Gottsched, Johann Christoph (1700– 1766)  132 Gran, Daniel (1694–1757)  161, 201 Gregor I. der Große, Papst (um  540– 604)  80 Grillparzer, Franz (1791–1871)  101 Grün, Ludwig von, unehelicher Sohn Leopolds II.  117 Gualdo Priorato, Conte Galleazzo (1608–1678)  180 Guntram der Reiche (903/30–946/73) 76 Habsburg-Lothringen, Karl (geb. 1961)  74, 137 Habsburg-Lothringen, Karl Ludwig (1918–2007)  126 Habsburg-Lothringen, Otto (geb.1912)  69, 70, 71, 72, 73, 126, 131 Habsburg-Lothringen, Robert (1915– 1996)  56, 71 Habsburg-Lothringen, Ulrich (geb.  1941)  74 Hašek, Jaroslav (1883–1923)  179 Hedwig , Heilige (1174–1243)  147 Heinrich III. König von Frankreich (1574–1589)  59 Heinrich IV. Kaiser (1050–1106)  15 Heinrich VII., Kaiser (1278/79–1313) 16 Heinrich von Valois → Heinrich III. Heinrich, Erzherzog (Waideck) (1828–1891)  118 f. Helena, Heilige (248/50–um 330) 143 Herkules, mythologische Gestalt  137, 177 Hessen-Brabant, Familie  78

Hoefnagel, Joris (1542–1600)  187 Hoffmann, Hans (um 1545/50–1592) 187 Hofmann, Leopoldine, Frau Erzherzog Heinrichs (Waideck) (1842– 1891)  118 f. Hohenlohe, Familie  78 Hohenstaufer, Familie  80 Hohenzollern, Familie  47, 78, 90, 140 Horthy, Miklós (1868–1957)  69 Hügel, Karl Alexander Freiherr von (1796–1870)  188 Ignatius von Loyola, Heiliger (1491– 1556)  146 Indien, Dynastie  78 Innozenz VIII. Cibo, Papst (1432– 1492)  79 Innozenz XI. Odescalchi, Papst (1611–1689)  32 Irland, Dynastie  78 Isabella Klara Eugenia, Infantin von Spanien, Frau Albrechts VII. (1566–1633)  52, 103, 177 Isabella, Tochter Ferdinands VII. von Spanien (1830–1904)  62 Jacquin, Nikolaus Joseph von (1727– 1817)  188 Jagiellonen, Dynastie  21, 24, 59, 78 f. Jaime (III.), König von Spanien (1870–1931)  62 Jason, mythologische Gestalt  138 Johann Nepomuk Salvator (Orth), Erzherzog (1852–1890 verschollen, 1911 für tot erklärt)  61, 119 Johann Parricida, Sohn Herzog Rudolfs II. (um  1290–1313)  97 Johann von Nepomuk, Heiliger (um  1350–1393)  142, 148

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Personenregister Johann, Erzherzog (1782–1859)  48, 55, 110 f., 118, 140, 154, 163, 182 Johanna → Juana Johanna, Erzherzogin, Frau Franz I. Medici (1547–1578)  107 Johannes der Täufer  150 Johannes Paul II. Wojtyła, Papst (1920–2005)  147 Josef I., Kaiser (1678–1711)  18, 27 f., 34, 75, 91, 98, 109, 116, 133, 157, 179, 181 Joseph Anton, Erzherzog, Palatin (1776–1807)  53 Joseph II., Kaiser (1741–1790)  18, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 43, 44, 45, 54, 65 f., 91 f., 97 f., 104, 116, 124, 129, 133, 137, 139, 153 f., 163, 180, 181, 182 Joseph Karl Ludwig, Erzherzog (1833–1905)  112, 188 Joseph, biblische Gestalt, Heiliger 142, 149 Juan Carlos, König von Spanien (geb.  1938)  62, 72 f. Juan d’Austria, Don (1547–1578)  52, 114, 140, 145 Juan José, Don, Gouverneur der spanischen Niederlande (1629–1679)  53 Juan, Infant von Kastilien und Aragón (1478–1497)  22 f. Juana ( Johanna die Wahnsinnige) von Kastilien und Aragon, Frau Phi­lipps des Schönen (1479–1555) 22 f., 83 Juárez, Benito (1806–1872)  60 Julius ( Julio), Don, unehelicher Sohn Rudolfs II. (1585–1609)  115 Julius Cäsar, römischer Staatsmann (100 v. Chr.–44 v. Chr.)  15 Julius II. della Rovere, Papst (1443– 1513)  58

Jupiter, mythologische Gestalt  134 Kara Mustafa, Großwesir (1626/36– 1683)  32 Karl Alexander von Lothringen (1712–1780)  53 Karl Ambros, Erzherzog, Fürstprimas von Ungarn (1785–1809)  58 Karl der Große (747–814)  80 f., 88 f., 135 Karl der Kühne, Herzog von Burgund (1433–1477)  22 Karl I., Kaiser von Österreich, König von Ungarn (1887–1922)  50 f., 56, 61, 67, 68, 69, 91, 93, 94, 95, 133, 147 Karl II. von Innerösterreich, Erzherzog (1540–1590)  20, 30, 57, 85, 107, 129, 168, 193 Karl II., König von Spanien (1661– 1700)  26 f., 82, 128, 149, 197 Karl IV., Kaiser (1316–1378)  14, 16, 135 Karl Ludwig, Erzherzog (1833– 1896)  56 Karl Pius Salvator, Erzherzog (1909– 1953)  62 Karl Stephan, Erzherzog (1860– 1933)  61 Karl V., Kaiser (in Spanien Carlos I.) (1500–1558)  18, 23, 25 f., 29, 52, 82, 88, 93, 114, 131, 138, 144, 149, 153, 164, 167, 174 f., 178, 191, 196, 198, 201 Karl VI., Kaiser (1685–1740)  9, 18, 27 f., 34 f., 63, 75, 82, 87, 91, 133, 140, 153, 155, 157, 161, 163, 165, 179, 181 Karl IX., König von Frankreich (1550–1574)  165, 169, 192

– 224 –

Personenregister Karl VII., Kaiser (Karl Albrecht von Bayern, 1697–1745)  13 Karl von Burgau (1560–1618)  193 Karl, Don → Carolus Faustus Karl, Erzherzog (1771–1847)  48, 83, 109 f., 140, 182, 199 Karl, Erzherzog, Bischof von Breslau und Brixen (1590–1624)  57 Karl (VII.) karlistischer Kronprätendent Spaniens (1848–1909)  62 Kastilien, Dynastie78 Katharina, Erzherzogin, Königin von Polen (1533–1572)  108 Katharina, Heilige (3./4. Jahrhundert)  150 Kepler, Johannes (1571–1630)  158 Khlesl, Melchior (1552–1630)  102 Koloman, Heiliger († 1012)  147 Konstantin, römischer Kaiser (272/  285–337)  80, 135, 143, 1710 Kossuth, Ludwig (1802–1899)  33 Kreisky, Bruno (1911–1990)  73 Ladislaus Postumus, Herzog von Österreich, König von Böhmen und Ungarn (1440–1457)  91, 100 f. Lambeck, Peter (1628–1680)  200 Lancaster, Familie  78 Lanzelin, Graf von Altenburg († 991)  76 Laurentius, Heiliger († 258)  150 Lazius, Wolfgang (1514–1565)  200 Leitner, Quirin von (1834–1893)  195 Lenzburg, Grafen von  10 León, Familie  78 Leoni, Leone (1509–1590)  175, 178 Leopold Ferdinand Salvator (Wölfling) (1863–1935)  120 f. Leopold I., Kaiser (1640–1705)  18, 27, 32, 34, 75, 82, 87, 91, 98, 107,

139, 146, 147, 148, 151, 153, 155, 156, 157, 162 f., 170, 179, 180, 181, 187, 195 Leopold II., Großherzog der Toskana (1797–1870)  55 Leopold II., Kaiser (1747–1792)  18, 36 f., 43, 45, 53 f., 85 f., 91, 116, 130, 133, 139, 157, 180, 188 Leopold III. der Heilige, Markgraf (1351–1368)  79, 142, 147, 148, 149 Leopold Johann, Sohn Karls VI. (geb. und † 1716)  34 Leopold Salvator, Erzherzog (1863– 1931)  62 Leopold V., Erzherzog, Bischof von Passau und Straßburg, Landesfürst von Tirol (1586–1632)  57, 102, 156 Leopold Wilhelm, Erzherzog, Hochmeister des Deutschen Ordens, Statthalter der Niederlande (1614–1662)  53, 57, 109, 176, 177, 194 f., 200 Leopold Wölfling – Leopold Ferdinand, Erzherzog Leopold, Bischof von Passau → ­L eopold V. Leopold, Heiliger → Leopold III. Leopoldine, Erzherzogin, Frau Pedros I. (1797–1826)  107, 188 Lernet-Holenia, Alexander (1897– 1976)  140 Limburg, Erbschenk von, Familie  90 Linné, Carl von (1707–1778)  158 Longinus, biblische Gestalt  143 Lónyay von Nagylóny und Vásárosnamény, Elemér, zweiter Mann Stephanies von Belgien (1863– 1946)  122 Lothringer, Familie  78, 86, 137 Ludmilla, Heilige (855/860–921)  147

– 225 –

Personenregister Ludwig II. Jagiello, König von Ungarn und Böhmen (1506–1526)  24 Ludwig IV. der Bayer, Kaiser (1281/1282–1347)  12 Ludwig Salvator, Erzherzog (1847– 1915)  112, 188 Ludwig Viktor, Erzherzog (genannt Luzivuzi) (1842–1919)  163 Ludwig XIV., König von Frankreich (1638–1715)  27, 32, 137, 139, 160, 181 Lueger, Karl (1844–1910)  151 Luise Antoinette, Erzherzogin, Frau Friedrich Augusts III. von Sachsen (1870–1947)  120 Luxemburg, Dynastie  14, 80, 190 Machiavelli, Niccolò (1469–1527) 131 Makart, Hans (1840–1884)  172 Marc Aurel, römischer Kaiser (121– 180)  181 Marchesi, Pompeo (1789–1858)  182 Margarete von Österreich (Parma) (1522–1586)  52, 114 Margarete, Erzherzogin, Statthalterin der Niederlande (1480–1530)  22, 52, 103, 114, 190 Margarita Theresa, Infantin von Spanien, Frau Leopolds I. (1651– 1673)  27, 151, 157, 170 Maria, Heilige, biblische Gestalt  142, 145 f.,150 Maria Anna, Erzherzogin, Frau Karls von Lothringen (1718–1744)  53 Maria Anna, Infantin von Spanien, Frau Kaiser Ferdinands III. (1606– 1646)  170 Maria Anna, Erzherzogin (1738– 1789)  106

Maria Antonia von Neapel-Sizilien, Frau Leopolds II. von Toscana (1814–1898)  55 Maria Antonia, Erzherzogin (1858– 1883)  141 Maria Beatrix von Modena-Este, Frau Ferdinand Karls (1750–1829)  55 Marie Christine, Erzherzogin, Frau Albrechts von Sachsen-Teschen (1742–1798)  53, 104, 199 Maria Elisabeth, Erzherzogin, Schwester Karls VI. (1680– 1741)  153 Maria, Erzherzogin, Frau Ludwigs II. von Böhmen und Ungarn, Statthalterin der Niederlande (1505– 1558)  24, 52, 103, 114 Maria Magdalena, Erzherzogin, Statthalterin der Niederlande (1680– 1741)  107, 153 Maria Magdalena, Heilige  150 Maria Theresia, österreichische Herrscherin, Königin von Böhmen und Ungarn (1717–1780)  8 f., 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 45, 53, 54, 55, 58, 79, 82, 84  91, 92, 94, 97, 98, 99, 103 f., 106, 116, 124, 129, 132, 139 f., 149, 162 f., 171, 182 Maria von Bayern, Frau Karls II. von Innerösterreich (1551–1608)  30, 85, 129, 168 Maria von Burgund, Frau Maximilians I. (1457–1482)  22 Marie Anna von Sachsen, Frau Ferdinands III. von Toskana (1796– 1865)  105 Marie Louise, Erzherzogin, Frau Napoléons (1791–1847)  56 Marie Antoinette, Erzherzogin, Frau Ludwigs XVI. (1755–1793)  104

– 226 –

Personenregister Matthias Corvinus, König von Ungarn (1440/1443–1490)  200 Matthias, Don, unehelicher Sohn Rudolfs II. (1594-?)  115 Matthias, Kaiser (1557–1619)  18, 30, 52, 57, 91, 101 f., 161, 163 Maxentius, römischer Kaiser (um  278–312)  135 Maximilian Ernst, Erzherzog (1583– 1616)  57 Maximilian Franz, Erzherzog, Kurfürst von Köln (1756–1801)  58 Maximilian I., Kaiser (1459–1519)  17, 19, 20, 22, 23, 24, 51, 58, 75, 79 f., 82, 88, 95, 98, 105, 113, 128, 131, 135, 136, 137, 138, 139, 144, 146 f., 152, 172, 173, 174, 175, 181, 186, 190, 199 Maximilian II., Kaiser (1527– 1576)  18, 20, 29, 30, 57, 59, 91, 97, 115, 129, 133, 141, 158, 160, 162, 168, 187, 191 f., 200 Maximilian III. der Deutschmeister, Erzherzog, Regent in Tirol (1558– 1618)  57, 60 Maximilian, Kaiser von Mexiko (1832–1867)  51, 53, 60, 93, 106 Mecklenburger, Familie  78 Medici, Familie  54, 78, 104 Mendel, Gregor (1822–1884)  127 Meran, Grafen von  118 Merowinger, Dynastie  80 Metternich, Klemens Wenzel Lothar (1773–1859)  46, 47, 48, 110, 130 Michael, Erzengel, Heiliger  150 Miklas, Wilhelm (1872–1956)  147 Miseroni, Ottavio (1567–1624)  176, 185 Mohammed (Muḥammad) (um 570–1632)  79

Moll, Balthasar Ferdinand (1717– 1785)  39, 181 Monet, Claude (1840–1926)  199 Mongolenfürsten  78 Montecuccoli, Raimund (1609–1680) 170 Montesquieu (Charles de Secondat) (1689–1755)  180 Monteverdi, Claudio (1567–1643) 156 Montezuma II. (auch Moctezumas/ Motecuhzoma II. Xocoyotzin), ­Inkaherrscher (1503–1520)  198 Montfort, Ulrich von († 1574)  198 Mozart, Musikerfamilie  155 Mozart, Wolfgang Amadé (1756– 1791)  106 Nahowski, Anna, Geliebte Kaiser Franz Josephs (1860–1931)  117 Nahowski, Helene (1885–1976)  117 Napoleon I., französischer Kaiser (1769–1821)  46, 48, 56, 66, 93, 109, 183, 198 Napoleon III., französischer Kaiser (1808–1873)  60 Nassauer, Familie  78 Navarra, Dynastie  78 Nero, röm. Kaiser (37–68)  15 Nikolaus von Myra, Heiliger (270/86– 326/45/51/65)  150, 184 Notzing, Jacob Schrenck von († 1612)  192 Oldenburger, Familie  78 Olovcerfürsten  79 Orth → Johann Nepomuk Salvator Osiris, ägyptische Gottheit  80 Ottavio Farnese (1524–1586)  114 Öttingen, Familie  78

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Personenregister Otto der Fröhliche, Herzog von Österreich (1301–1339)  105 Otto, Erzherzog (1865–1906)  117 Ottonen, Dynastie  81 Pacassi, Nicolaus (1716–1790)  162 Pachmann, Robert (1883–1964)  141 Pappenheim, Reichserbmarschall von, Familie  90 Pargfrieder, Joseph Gottfried (um 1787–1863)  182 Paul III. Farnese, Papst (1468–1549) 79, 114 Paul, Heiliger († nach  60)  150 Pawlowski, Klara Hedwig, Frau Leopold Wölflings  121 Payer, Julius von (1841–1915)  188 Pedro I., Kaiser von Brasilien (1798– 1834)  107 Perrenot de Granvelle, Antoine (1517–1586)  116 Perrenot de Granvelle, François Thomas (1589–1629)  116 Persien, Dynastie  78 Peter (Petrus), Heiliger († um 67) 149 f. Peter Leopold → Leopold II. Petznek, Leopold (1881–1956)  122 Philipp der Gute, Herzog von Burgund (1396–1467)  137 Philipp der Schöne von Kastilien (1478–1506)  22, 75 Philipp II., König von Spanien (1527– 1598)  18, 26, 52, 81, 83, 140, 149, 164, 176, 196, 201 Philipp III., König von Spanien (1578–1621)  26, 107, 149, 176, 181, 197 Philipp IV., König von Spanien (1605–1665)  26 f., 53, 113 f., 149, 176 f., 196

Philipp V., König von Spanien (1683– 1746)  27 Philipp, duc d’Anjou → Philipp V. von Spanien Piasten, Dynastie  78 Piccolomini, Enea Silvio (Papst Pius  II.) (1405–1464)  131 Pierleoni, Familie  80 Pietro Leopoldo (Peter Leopold) → Leopold II. Pius VI. Braschi, Papst (1717– 1799)  43 Pius XII. Pacelli, Papst (1876– 1958)  69 Plochl, Anna (Gräfin von Meran), Frau Erzherzog Johanns (1804– 1885)  111, 118 Pommern, Dynastie  78 Portugal, Dynatie  78 Přemýsl Ottokar, König von Böhmen (1232–1278)  12, 19 Přemýsl, legendärer Stammvater der Přemýsliden  90 f. Přemýsliden, Dynastie  23, 78 Priamus (Priamos) von Troja, mythologische Gestalt  80, 135 Raimondi, Livia, Mätresse Leopolds II.  116 Rainer, Erzherzog, Vizekönig des lombardo-venetianischen Königreiches (1783–1853)  111, 201 Rákóczi, Franz II. (1676–1735)  33 Ranft, Christoph, Kammerdiener Rudolfs II.  115 Rembrandt van Rijn (1606– 1669)  199 Renata von Lothringen, Frau Wilhelms V. von Bayern (1544– 1602)  168

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Personenregister Renner, Karl (1870–1950)  72 Reußen, Familie  78 Ribera, Jusepe de (1591–1652)  196 Richard von Cornwall, röm.-deutscher König (1209–1272)  12 Ritter, Maria Magdalena, Frau Leopold Wölflings  121 Roosevelt, Franklin Delano (1882– 1945)  71 Rosenthal, Euphemia von  115 Rubens, Peter Paul (1577–1855)  177, 185, 196 Rudolf I., röm.-deutscher König (1218–1291)  9, 11 f., 16, 19, 76, 81, 105, 127, 139, 143 f., 148 Rudolf II., Herzog von Österreich (1270–1290)  16, 19, 97 Rudolf II., Kaiser (1552–1612)  18, 30, 59 f., 82 f., 91, 93, 100, 102, 114, 115, 116, 129, 133, 137, 138, 139, 158, 160, 161, 162, 163, 176, 185 f., 191, 193, 194198, 199, 200 Rudolf III., Herzog von Österreich, König von Böhmen (1282– 1307)  91 Rudolf IV. der Stifter, (Erz-)Herzog von Österreich (1339–1365)  14, 15, 16, 17, 127, 135, 147, 174, 185 f., 189 Rudolf, Erzherzog und Kronprinz (1858–1889)  8, 51, 61, 97, 99 f., 117, 119, 121 f., 130, 133, 140 f., 164, 188 Rudolf, Erzherzog, Bischof von Olmütz und Kardinal (1788–1831)  58, 157, 197 Rurikiden, Dynastie  78 Sadeler, Ägidius (1570–1629)  176 Salier, Dynastie  81 Salm, Familie  78

Salomon, König von Israel (10 Jahrhundert v. Chr.)  135 Sambucus; Johannes (eigentlich János Zsámboky, 1531–1584)  200 Saracchi, Familie  185 Savoyer, Dynastie  78 Schiller, Friedrich von (1759– 1805)  98 Schmelzer, Johann Heinrich (1623– 1680)  170 Schmerling , Anton von (1805– 1893)  111 Schneider, Romy (1938–1982)  140 Schotten, Dynastie  78 Schratt, Katharina (1853–1940)  117 Schuschnigg, Kurt (von) (1897– 1977)  70 f. Schwarzenberg, Adam Franz Fürst von (1680–1732)  153 Schweickhardt, Maria, Geliebte Leopold Wölflins  121 Seisenegger, Jakob (1505–1567)  175, 178 Seldeneck, Erbküchenmeister, Familie  90 Sigismund II. August (1520– 1572)  107 Sigismund III. Wasa, König von Polen (1566–1632)  60 Sigmund der Münzreiche, Herzog von Tirol (1427–1496)  113 Soliman, Angelo. „Mohr“ am Wiener Hof (um  1721–1796)  197 Solms, Familie  78 Sonnenfels, Josef von (1732/33– 1817)  37 Spranger, Bartholomäus (1546– 1611)  176 Staufer, Dynastie  11, 80 f. Stephan, Heiliger († um  36/40)  150

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Personenregister Stephan, Heiliger → Stephan I. von Ungarn Stephan I., König von Ungarn (969– 1038)  91, 147 Stephan Viktor (1817–1867)  53 Stephanie von Belgien, Frau von Kronprinz Rudolf (1864–1945) 121 f. Stolberg, Familie  78 Strada, Jacopo da (1507–1588)  191 Strada, Katharina (eigentlich Anna Maria) (1579–1629)  115 Strigel, Bernardin (um 1460–1528) 174 Stuart, Dynastie  78 Stubel, Milli, Frau von Johann Orth 119 Swieten, Gerard van (1700–1772)  84, 129 Szapolyai, Johann (um  1487–1540) 24, 33 Teniers, David der Jüngere (1610– 1690)  195 Thököly, Emmerich (1675–1705)  33 Titus, röm. Kaiser (39–81)  135 Tizian (Titiano Vecellio, 1477/90– 1576)  174 f., 178 Truman, Harry (1884–1972)  72 Tudor, Dynastie  78 Ulrich von Württemberg (1487–1550) 67 Vega, Lope de (1562–1635)  176 Velázquez, Diego Rodríguez de (1599–1660)  196 Vergil (eigentlich Publius Vergilius Maro;  70 v. Chr.–19 v. Chr.)  134 f. Vetsera, Mary, Geliebte Kronprinz Rudolfs (1871–1889)  99, 117

Vries, Adriaen de (1545/60–1626) 138, 176 Wagner, Otto (1841–1918)  172 Waideck, Graf → Heinrich, Erzherzog Waldmüller, Ferdinand Georg (1793– 1865)  199 Wales, Dynastie  78 Wallenstein, Albrecht Wenzel Eusebius (1583–1634)  158 Welfen, Dynastie  78, 82 Wenzel, Heiliger (903/10–929/35) 147 Wettiner, Dynastie  78 Weyprecht, Carl (1838–1881)  188 Wild- und Rheingrafen; Dynastie  78 Wilhelm II., deutscher Kaiser (1859– 1941)  61 Wilhelm V. von Bayern (1548– 1626)  168 Wilhelm, Erzherzog genannt Vasily Vyshyvaniy (Basil der Bestickte) (1895–1948)  61 Windischgraetz, Otto Fürst (1873– 1952)  122 Wittelsbacher, Dynastie  12 f., 30 f., 58, 78, 82, 104 Württemberger, Dynastie  78 York, Dynastie  78 Zähringer, Dynastie  78 Zamojski, Johann (1542–1605)  60 Zauner, Franz Anton (1746– 1822)  181 Zita von Bourbon-Parma, Frau Karls I. (1892–1989)  69, 73, 95 f., 105 Zurbarán, Francisco de (1598– 1664)  196

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ortsr egister Aachen  89, 167 Aargau, Kanton  10, 63 Afghanistan  188 Ägypten  80, 198 f. Akkon  145 Algeciras  64 Altötting  142, 146 Amberg, Schlacht (1796)  109 Ambras  163, 165, 183, 192, 198 Antillen  188 Antwerpen (französisch Anvers)  64 Aragon  64 Aranjuez  164 Arezzo  54 Arktis  188 Artois  64 Artstetten  163 Ascona  120 Aspern, Schlacht (1809)  48, 83, 109, 141, 182, 199 Augsburg  29, 89, 144, 183, 200 Auhof (bei Wien)  153 Aussee  118 Australien  188 Babylon  134 Baden  14 Balearen (spanisch Islas Baleares)  113 Balkan  41, 145 Basel (französisch Bâle)  11 Bayern  14, 110, 142, 168 Belgien, 22, 71 Berchtesgaden  54 Berg  102

Berlin  121 Bern  63 Bilbao  69 Biskaya, Golf von  64, 69 Blansko (Mähren)  182 Böhmen  13, 18, 20 f., 23, 24, 25, 29, 30, 31, 33, 43, 50, 54 f., 63, 65, 86, 90, 91, 92, 98, 102 f., 132, 147, 160, 162, 192 Bologna  18, 88, 93 Bourgogne  22 Bozen (italienisch Bolzano)  119 Brabant  64 Brandeis (tschechisch Brandýs nad Labem)  153 Brandenburg  13, 90 Brasilien  188 Braunschweig-Lüneburg  14 Breisgau  63 Bremen  57 Breslau (polnisch Wrocław)  57, 194 Brixen (italienisch Bressanone)  46, 57 Brüssel (französisch Bruxelles)  23, 25, 159, 183 Budapest  33, 92 f., 163, 165 Buen Retiro, Kloster  165, 196 Bukowina  65 Bulgarien  61, 119 Burgau  63 Burgund  14, 21 f., 28, 63 f., 128, 137, 175, 191 Campoformido  54 Carrara  55

– 231 –

Ortsregister Freiburg im Breisgau  186 Friesland  64 Fürstenfeld  185

Ceylon  188 Charolais  64 China  188 Cisleithanien  49 f. Cleve  102 Cortona  54 Curaçao  188 Custoza, Schlacht (1866)  110 Dalmatien  46 Dänemark  31 Deutschland  10, 20, 43, 47, 50.  109, 111 Donau  67 Donauauen  152 Donaumonarchie  28 f., 34.  67, 69, 99 Donauösterreich  20, 30, 100 Dürnkrut, Schlacht (1278)  19 Ebersdorf → Kaisererbersdorf Eckartsau  124, 164 Eichstätt  54 Elsass (französisch Alsace)  10, 63, 148 England  26, 28 Escorial, Klosterresidenz  95 f., 96, 165, 196, 201 Essling  124 Extremadura  164 Faijûm (Fayum)  111, 201 Finale  170 Flandern  64 Florenz (italienisch Firenze)  54, 85, 116, 181, 197 Franche Comté  22 Franken  14 Frankfurt  88 f., 111 Frankreich  13, 22, 25, 26, 27, 28, 31 f., 42, 46, 48, 50, 59 f. , 63, 78, 104, 108, 181, 190

Galizien  43, 50, 65, 182 Gaming  148 Geldern  64 Gödöllö  165 Göllheim, Schlacht (1298)  12 Görlitz (polnisch Zgorzele)  65 Görz (italienisch Gorizia, slowenisch Gorica)  19, 43 Göttweig  152, 180 Gradisca  43 Gran (ungarisch Esztergom)  58, 91 f. Granada  64, 164 Graz  20, 110 f., 129, 159, 163, 182, 190, 193, 198, 200 Griechenland  134, 188 Groß-Enzersdorf  124 Guadeloupe  188 Guastalla  56 Habsburg (»Habichtsburg«)  10, 63 Halberstadt  57 Hamburg  119 Hannover  14 Heldenberg  182 Hellbrunn  165 Hennegau  64 Hessen-Kassel  14 Hetzendorf  165 Himalaja  188 Hohenlinden, Schlacht (1797)  109 Holland  64 Hradschin (tschechisch Hradčany)  90, 102, 146, 163, 194 Iberische Halbinsel  9, 129 Iglau (tschechisch Jihlava)  105

– 232 –

Ortsregister Indien (Länder der Neuen Welt)  64 Indien  188 Indonesien  188 Ingolstadt  129 Innerösterreich  20, 30, 100 Innsbruck  20, 108, 136, 159, 163, 165, 174, 181, 183, 190, 200 Ischl  140, 154, 165 Isonzo  51 Istrien  46 Italien  20, 23, 25, 27, 40, 45, 46, 47, 50, 52, 53, 54, 55, 56, 65 f., 88, 93, 104, 110 f., 132, 145, 156, 160, 162, 170, 175, 182, 191, 193, 194, 195, 196 Jamaika  188 Japan  188 Jedenspeigen, Schlacht (1278)  19 Jerusalem (arabisch al-Quds, he­ bräisch Jeruschalajim)  64, 66, 135, 138, 145 Jülich  102 Kahlenberg, Schlacht (1683)  32 Kaiserebersdorf  153, 161 Kaisermühlen  121 Kalabrien  64 Karibik  158 Karlstein (tschechisch Karlštejn)  90 Kärnten  19 f., 30, 43, 64, 87 Kaschmir  188 Kastilien  64 Katalonien  64 Kitzbühel  19 Klagenfurt (slowenisch Celovec)  87 Klein-Wetzdorf  182 Kleßheim  163 Klosterneuburg  148, 152, 162, 165 Köln  13, 58

Königgrätz (tschechisch Hradec Kralové), Schlacht (1866)  50 Königsfelden  11, 106, 108 Konstantinopel (türkisch Istanbul)  138, 171, 191, 200 Krain (slowenisch Dežela Kranjska)  19 f., 64 Krakau (polnisch Kraków)  60 Krim  50 Kroatien  65 Krumau (tschechisch Český Krumlov)  115 Kuba  188 Kufstein  19 Kurrhein  14 Kyburg  63 Lainzer Tiergarten  153 Landshut  168, 183 Lateinamerika16, 60 Lauriacum (Lorch)  15 Lausitz  65 Laxenburg  39, 124, 161, 163, 165, 181 Leitha  49 Lemberg (ukrainisch Lwiw; polnisch Lwów; russisch Lwow)  182 Lenzburg  159 León  64 Lepanto, Schlacht (1571)  114, 145, 178 Lequeitio  69 Lieben (tschechisch Stará Líbena) 102 Lilienfeld  152 Limburg  64 Lindau am Bodensee  55 Linz  163, 190 Livland  60 Lodomerien  50, 65 Lombardei  25, 42 f., 46, 53

– 233 –

Ortsregister London  71, 198 Loreto  145 Lothringen (französisch Lorraine)  54, 66 Löwen (niederländisch Leuven, französisch Louvain)  131 Luberegg  163 Lugano  121 Luxemburg  22, 64 Luzern  119 Madeira  68, 94 Madrid  116, 159 f., 164 f., 177, 183, 185 Magdeburg  57 Magenta  50 Mähren  23, 31, 65 Mailand (italienisch Milano)  93, 170, 185 Mainz  13, 90 Mallorca  64, 112 Mantua (italienisch Mantova)  156, 195 Manzanares  164 Marchfeld, Schlacht (1278)  19 Maria Hietzing  84 Maria Saal  87 Maria Straßengel  185 Mariazell  84, 142, 146, 184 Martinique  188 Martinswand bei Innsbruck  144 Massa  55 Mattighofen  124 Mauerbach  43, 148 Mayerling  99, 121, 141, 164 Mecheln (französisch Malines)  64, 191 Melk  152, 180 Mexiko  51, 60 f., 93 Milvische Brücke  135, 143

Miramare  93, 165 Mittelmeer  113 Modena  54, 55, 56 Mohács, Schlacht (1526)  24 Moldau (tschechisch Vltava)  148 Monza  93 Morgarten, Schlacht (1315)  11 Mühlberg, Schlacht (1547)  178 München  121, 168 Muri  95, 148 Mürzsteg  154 Mürzzuschlag  68 Näfels, Schlacht (1388)  11 Namur  64, 140 Navarra  64 Neapel (italienisch Napoli)  25, 64, 104 Neerwinden, Schlacht (1793)  109 Nellenburg  63 Neuberg an der Mürz  20, 185 Neuguinea  188 New York  188 Niagarafälle  188 Niederlande  22, 25, 26, 27, 43, 45 f., 52 f., 57, 101, 103, 114, 137, 177, 183, 193, 194, 195 Niederösterreich  19 f., 43, 87, 102, 147 Niederrhein  14 Niederweiden  163 Nilländer  188 Nordafrika  138 Nordamerika  71 Nürnberg  89 Oberitalien  183 Oberösterreich  20, 30, 43, 102 Oberrhein  14 Obersachsen  14

– 234 –

Ortsregister Ofen (Teil von Budapest)  33, 39 Olmütz (tschechisch Olomouc)  57 f., 157, 194 Oppeln (polnisch Opole)  65 Orth an der Donau  124, 164 Orth, Schloss (Salzkammergut)  55, 163 Osmanisches Reich  24, 25, 26, 28 f., 31 f., 61, 158, 187, 200 Österreich  7, 11, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 25, 27, 31, 34, 37, 43, 50, 46, 47, 49, 64, 67 f., 69 f., 71, 73 f., 93 f., 97, 111, 113, 125, 147, 149, 150, 156, 159, 165, 191, 202 Osttirol  19 Ottmarsheim, Kloster  148 Padua (italienisch Padova)  112 Palästina  188 Palencia  198 Paris  71, 183 Parma  56 Passau  15, 41, 54, 57, 102, 194 Pavia  175 Persenbeug  163 Persien  134 Peru  196 Pfalz  13, 90 Pfirt  63 Philippinen  26, 188 Piacenza  56 Piemont  50 Pisa  58 Pöggstall  124 Polen  32, 57, 59, 60, 61 Portugal  26, 42, 57, 68, 78, 150 Prado  164 Prag (tschechisch Praha)  15, 48, 60, 90 f., 102, 133, 145, 159 f., 162 f., 165, 176 f., 185, 193 f., 200

Pressburg (slowakisch Bratislava)  59, 92 Preußen  37, 50, 58, 60, 110 Rattenberg  19 Regensburg  14, 89 Reichstadt (tschechisch Zákupy)  165 Rheinfelden  97 Riva am Gardasee  20 Rom (italienisch Roma)  17 f., 43, 80, 88, 134 f., 182 Rottenstein bei Meran (italienisch Merano)  121 Rovereto  19 Rumänien  50 Russland  47, 49, 59 Rutzendorf  124 Sachsen  13, 89, 120 Salins  64 Salt Lake City  188 Salzburg  14 f., 20, 46, 54 f., 163, 165 Salzkammergut  163 Sarajevo  51 Sardinien  64 Sardinien-Piemont  47, 50 Schlackenwerth (tschechisch Ostrov nad Ohří)  54 f. Schlesien  23, 65 Schlosshof  124, 163 Schönbrunn  117, 158, 160, 162, 165, 187 Schwaben  14, 63 Schweden  31, 194 Schweiz  10 f., 19 f., 22, 68, 95, 106, 119, 120, 121, 159 Segovia  164 Semmering  110 Sempach, Schlacht (1386)  11 Sevilla  164

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Ortsregister Troja  80, 134, 170 Tsitva Torok  102 Tunis, Schlacht (1535)  175, 178

Siebenbürgen  24, 59, 182 Simmering  160 Sizilien  25, 64 Slavikovice  39 Slowenien  20 Solferino  50 Sowjetunion  72 Spanien  17, 21, 23, 25, 26, 27, 28, 30, 34, 52, 59, 62 f., 72, 93, 95, 104, 128, 129, 137, 145, 150 f., 175 f., 164, 178 f., 181, 187, 193, 196, 198, 202 St. Erhard in der Breitenau  185 St. Florian  180 St. Germain  125 Stadic  91 Stainz  55, 111, 163 Stalingrad  72 Steiermark  19 f., 30, 43, 64, 110 f., 142, 182 Stern (tschechisch Hvězda bei Prag)  177 Straßburg (französisch Strasbourg)  57, 126, 194 Stuhlweißenburg (ungarisch Székesfehérvár)  91 f. Südamerika  119, 158

Valencia  64 Valladolid  164 Venedig (italienisch Venezia)  32 Venetien  46, 53, 109 Venezuela  188 Versailles  38, 161 Voralpen  152 Vorarlberg  19, 43, 46 Vorderasien  188 Vordernberg  110 Vorlande  10 Vösendorf  124 Vyšegrad (bei Prag)  90

Teschen (polnisch Cieszyn, tschechisch Český Těšín)  65 Thaur, Schloss  190 Tirol  19 f., 28, 30, 43, 46, 57, 64, 68, 70, 72, 86 f., 110, 152 Tirol und die Vorlande  20, 30, 43, 46 Toledo  57, 164 Toskana  45, 54, 55, 56, 85 Traunsee  55 Trient (italienisch Trento)  18, 46, 88 Trier  13 Triest (italienisch Trieste, slowenisch Trst)  43, 110

Waitzen (ungarisch Vác)  58 Wallsee  163 Weißer Berg (tschechisch Bilá Hora), Schlacht (1620)  31, 33, 142, 145 Werden  194 Westfalen  14 Wien  20, 24, 29, 32, 38, 43, 45, 46, 47, 48, 54, 55, 56, 61, 85 f., 95, 101 f., 108, 109, 110, 111, 115, 116, 117, 120, 121, 124, 127, 135, 137, 143, 145, 146, 150, 151, 156, 159, 160, 161, 162, 168, 169, 170, 171, 172, 174, 176,177, 178, 181, 183, 186,

Ukraine  61 f. Ungarn  18, 20 f., 24 f., 29, 30, 31, 32, 33, 34, 40, 43,   45 f.  48, 49, 50, 52, 53, 60, 63, 65, 67, 68, 69, 73, 78, 86, 91, 92, 93, 102, 103, 104, 132, 137, 160 Uppsala  194 USA  188

– 236 –

Ortsregister 187, 188, 190, 191, 193, 195, 197, 198, 200 Wiener Neustadt  28, 36, 136 f., 165, 190 Wienerwald  152 Wolkersdorf  153 Worms  23, 25 Württemberg  14, 67 Würzburg  54, 109

Yellowstone Nationalpark  188 Yuste, Kloster  164, 196 Zaragoza  164 Zeeland  64 Zollfeld  87 Zug, Kanton  120 Zutphen  64 Zwettl  152

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