Die Exegese des 2 Kor und Phil im Lichte der Literarkritik [1 ed.] 9783788734756, 9783788734732

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Die Exegese des 2 Kor und Phil im Lichte der Literarkritik [1 ed.]
 9783788734756, 9783788734732

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BIBLISCH-THEOLOGISCHE STUDIEN 185

Eve-Marie Becker / Hermut Löhr (Hg.)

Die Exegese des 2 Kor und Phil im Lichte der Literarkritik

Biblisch-Theologische Studien Herausgegeben von Jörg Frey, Friedhelm Hartenstein, Bernd Janowski und Matthias Konradt Band 185

Eve-Marie Becker / Hermut Löhr (Hg.)

Die Exegese des 2 Kor und Phil im Lichte der Literarkritik Mit Beiträgen von L. Aejmelaeus, P. Arzt-Grabner, E.-M. Becker, P. B. Duff, P. A. Holloway, D.-A. Koch, A. Lindemann, H. Löhr, M. M. Mitchell und Th. Schmeller

Vandenhoeck & Ruprecht

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.

Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISSN 0930-4800 ISBN 978-3-7887-3475-6

Eve-Marie Becker und Hermut Löhr

2 Kor und Phil im Lichte der Literarkritik. Eine kurze Einführung in den vorliegenden Band

Die Frage nach der literarischen Einheitlichkeit (literary unity) oder Uneineinheitlichkeit der Paulusbriefe, die dann zu Kompilationstheorien führt (partition theories), scheint in den vergangenen Jahren an diskursiver Brisanz verloren zu haben. Auch scheint sie nicht mehr das Streitthema schlechthin bei der Interpretation von Briefen wie dem 2 Kor und dem Phil zu sein. Denn literarkritische Beurteilungen werden kaum mehr eigens diskutiert, sondern eher wie Modelle oder Forschungspositionen kurz vorgeführt und bei der jeweiligen Textinterpretation vorausgesetzt. Im Bereich der Einleitungswissenschaft (z.B. Udo Schnelle)1 werden Beurteilungen über die Einheitlichkeit von Paulusbriefen ausgesprochen, die den Eindruck er1

Vgl. SCHNELLE, Udo: Einleitung in das Neue Testament, Göttingen – Zu weiteren Literaturangaben vgl. in diesem Band bes. den Beitrag von Andreas Lindemann mit wichtigen Hinweisen zu Forschungsbibliographien (z.B. Anm. 2). 92017.

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wecken, gewissermaßen den state of the art exegetischer Forschung zu spiegeln. In der Kommentarliteratur (z.B. Thomas Schmeller, 2 Kor)2 begegnen Tendenzen, die Komplexität und Verschiedenartigkeit von literarkritischen Operationen und Kompilationstheorien eher zugunsten einer Kommentierung des literarischen Endtextes zurückstellen zu wollen. In enzyklopädischen Werken – so etwa Paulus Handbüchern (z.B. Friedrich Wilhelm Horn [Hg.])3 – wird die Literarkritik kaum als eigener methodischer Problemkreis gesehen, dem für die Paulusexegese eine erschließende Funktion beigemessen würde. So scheint die literarkritische Frage gegenwärtig kein wirklich akutes eigenes exegetisches Forschungs- oder Streitthema mehr zu sein, das besondere Aufmerksamkeit verdiente. Der erste Eindruck aber trügt. Nicht nur zeigt eine Vielzahl neuester Kommentare, dass die literarkritische Frage weiterhin virulent ist und erhebliche Folgen nicht nur für die konkrete Textinterpretation, sondern auch für übergreifende Fragen der Paulusexegese hat. Dazu zählen: (i) (ii) (iii) (iv)

die Rekonstruktion möglicher chronologischer Brieffolgen, konkret: die Geschichte der paulinischen Korrespondenz mit den Gemeinden in Korinth und Philippi, die Rekonstruktion der paulinischen Biographie und der paulinischen Interaktion mit seinen engsten Mitarbeitern so wie

2 Vgl. SCHMELLER, Thomas: Der zweite Brief an die Korinther. Teilband I. 2 Kor 1,1–7,4, Neukirchen-Vluyn und Ostfildern 2010, 19– 40. 3 Vgl. H ORN, Friedrich Wilhelm (Hg.): Paulus Handbuch, Tübingen 2013.

Einführung in den vorliegenden Band

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die allgemeine emotionale und psychische Beurteilung der Person des Paulus als Briefeschreiber sowie das Bild, das wir uns vom paulinischen Schreibstil machen,4 und schließlich die Bestimmung des brieflichen Genres bzw. Brieftyps – und zwar sowohl in Hinsicht auf die Identifikation möglicher Teilbriefe (z.B. der sog. „Tränenbrief“ im 2 Kor) als auch in Hinsicht auf die Klassifizierung des kanonischen Gesamtbriefes (z.B. Phil als mögliche consolatio).5

De facto spielen literarkritische Fragen in der exegetischen Diskussion über 2 Kor und Phil weiterhin eine nicht unerhebliche Rolle – der vorliegende Band trägt diesem Umstand Rechnung und spiegelt zugleich die Komplexität der methodischen und hermeneutischen Fragen. Der Band sucht, die der Interpretation von 2 Kor und Phil zugrundeliegenden literarkritischen Beurteilungen aufzudecken sowie die exegetischen Kriterien und Konsequenzen literarkritischer Fragen im Lichte gegenwärtiger Paulusexegese auszuwerten.6 Dabei werden eine Vielzahl von Forschungsfragen neu aufgerufen und vielfältige Forschungsperspektiven (wieder neu) eröffnet: Andreas Lindemann (Bethel) zeigt in seinem Beitrag: „Zum historischen Kontext der Entstehung von Teilungshypothesen in der neutestamentlichen Forschung am Beispiel des Zweiten Korintherbriefs“, wie das ratio4 Vgl. dazu bes. den Beitrag von Thomas Schmeller im vorliegenden Band. 5 Vgl. zum Phil den Beitrag von Paul A. Holloway im vorliegenden Band. 6 Der vorliegende Band basiert auf Vorträgen, die in der SNTSSeminargruppe „Reconsidering Literarkritik of the Pauline Letters and its Impact on their Interpretation, chaired by Professors EveMarie Becker and Reimund Bieringer“, von 2011 (SNTS-meeting in Annandale-on-Hudson) bis 2018 (SNTS-meeting in Athen) gehalten worden sind.

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nale historisch-kritischer Forschung geradezu von literarkritischen Fragen geprägt ist. Das betrifft besonders die Auslegung und Auslegungsgeschichte des 2 Kor. Lindemann beginnt mit einer wichtigen terminologischen Frage: „Der Begriff ‚Teilungshypothese‘ ist… unglücklich und… missverständlich. Es geht… nicht darum, einen einheitlich überlieferten Brief zu ‚teilen‘; es geht vielmehr darum, erkennbare Widersprüche innerhalb eines überlieferten Textes zu verstehen und möglichst zu erklären“ (S. 3f). Bei Lindemanns gründlicher Auswertung der „Geschichte der ‚Teilungshypothesen‘“ werden die klassischen Lösungsansätze für die Erklärung der ‚Problemstellen‘ (2 Kor 1–7; 8.9; 10–13; 6,14–7,1; 2,14–7,4; 7,5– 16; 1,1–2,13) in ihrer Forschungsgeschichte dargestellt. Es wird dabei zugleich deutlich, wie sehr die Entwicklung der neutestamentlichen Exegese als theologischer Teildisziplin von literarkritischen Fragen angeregt und mitgeprägt wurde: „Teilungshypothesen zu einem oder mehreren paulinischen Briefen sind… das Ergebnis einer Lektüre, die nicht von dogmatischen Vorgaben bestimmt ist, sondern die sich den Problemen der Texte stellt“ (S. 38). Lindemann plädiert erkennbar für die Weiterführung literarkritischer Arbeit. Er wertet – zu Recht – die „als ‚modern‘ anzusehende Neigung, entsprechende Fragen nicht mehr zu stellen“, eher als einen „Rückschritt“ denn als methodischen „Fortschritt“ der Paulusforschung (S. 38). Dietrich-Alex Koch (Münster) zeichnet in seinem Beitrag „Die Bedeutung der Literarkritik für die Auslegung des 2. Korintherbriefs“ nach. Koch, der gegenwärtig an einer Kommentierung des 2 Kor für die KEK-Serie arbeitet, setzt bei einer Betrachtung der Textstücke des 2 Kor an, die aus seiner Sicht das Verhältnis des Briefeschreibers zu den Adressaten spiegeln (6,11–13/7,2–4; 7,5–16; 12,14–13,10). Da in diesen drei Stücken – aus Kochs Sicht – unterschiedliche Briefsituationen vorauszusetzen seien, sieht Koch im kanonischen 2 Kor insgesamt „drei weitgehend vollständige, in sich homogene

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Briefe“ vorliegen (S. 41), auf deren Basis er die Korrespondenz des Paulus mit den Korinthern entsprechend so rekonstruiert, dass sich die Folge: 1. Kollektenbrief (Kap. 8) – Apologie (2,14–6,13; 7,2–4) – Kampfbrief (10,1– 13,10) – Versöhnungsbrief (1,1–2,13 und 7,5–16) – 2. Kollektenbrief (9,1–15) – nachpaulinischer Einschub (6,14–7,1) ergibt (S. 43f.). Koch geht dabei von folgender Prämisse aus: „Nur wenn alle Teile (= Briefteile) sinnvoll zugeordnet werden können, kann auch jeder Einzeltext überzeugend analysiert werden“ (S. 43). Die Stärke des Koch’schen Modells liegt u.a. darin, dass es Umfang, Abfassungsort und Zeitpunkt der Abfassung der Einzelbriefe zusammendenkt (S. 44). Im letzten Teil seines Beitrags diskutiert Koch Fragen zu „Zweck und Zeitpunkt“ der Kompilation (ebd.) sowie die Gesichtspunkte, die den Kompilator – wohl am Ende des 1. Jhs. – bei seiner Arbeit geleitet haben (S. 47f). Kochs Analyse führt im Ergebnis zur Annahme eines zweistufigen Entstehungsprozesses: Dabei beschreibt die Abfassung der Einzelbriefe durch Paulus selbst die erste Stufe, während die „Tradierung der kompilierten Einzelbriefe im Rahmen der sich formierenden Paulusbriefsammlung“ mit der zweiten Stufe zusammenfällt (S. 49). Kochs Beitrag wirft gleichwohl die weiterführende Frage auf, wie die Annahme eines zweistufigen Entstehungsprozesses konkret in der exegetischen, ggf. auch textkommentierenden Arbeit am 2 Kor ihren Niederschlag finden kann. In seinem Beitrag: „Der Kompilationsprozess des 2. Korinther: Überlegungen aus Sicht der Dokumentarischen Papyrologie“ diskutiert Peter Arzt-Grabner (Salzburg) die materialtechnischen Fragen, die bei Kompilationstheorien bedacht werden müssen. Arzt-Grabner, der an einer fortlaufenden Kommentierung der Paulusbriefe im Rahmen des PKNT arbeitet, geht einleitend dabei den jüngsten Forschungsdiskurs durch: Von der Frage ausgehend, wie weit allein literarische Briefsammlungen, so die ciceronische Korrespondenz, eine mögliche Analogie zu den Kompilationsprozessen der Paulusbriefe darstel-

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len könnten (Hans-Josef Klauck), über materialtechnische Fragen zur möglichen ursprünglichen Abfassung der Paulusbriefe auf Wachstafeln oder einzelnen Papyrusblättern, die in Folge der Abschrift zur Kompilation von Einzelbriefen geführt hätte (Eve-Marie Becker), diskutiert Arzt-Grabner die Möglichkeit der Selbstedition von Briefen durch Paulus selbst (David Trobisch). ArztGrabner vermutet indes, dass Kompilationen – unter Wegfall von Briefanfängen und -schlüssen – insbesondere durch Beschädigung verursacht wurden. Das ließe sich auch im Falle von 2 Kor vermuten. Die uns jetzt vorliegende Folge von Einzelbriefen muss dabei nicht zwingend die ursprüngliche Folge von Briefen widerspiegeln (S. 101). Arzt-Grabners Suche nach möglichen Indizien für Kompilationsvorgänge führt zuletzt auch zu dieser Einsicht: Gerade wenn wir die konkreten materialen Ursachen kennen, die zu Textverlust und damit zu Briefkompilationen geführt haben, so bleibt die von Günther Bornkamm u.a. wiederholt bearbeitete Frage, wie denn die ursprüngliche Reihenfolge der korinthischen Korrespondenz mit der Geschichte des Verhältnisses des Paulus zu den Gemeinden in der Provinz Achaia in Korrelation gebracht werden könnte, bestehen – ja, sie mag sogar umso dringlicher werden. In ihrem Beitrag: „Can it Work? (How?) Can Exegetical Studies of 2 Corinthians Talk Across the ‘Partition’?” sucht Margaret M. Mitchell (Chicago) über literarkritische Positionalisierungen hinauszudenken, also gleichsam “beyond” zu fragen. Unter Verweis darauf, dass sie selbst in ihren früheren Arbeiten den literarischen Charakter von 1 und 2 Kor unterschiedlich beurteilt hatte, macht Mitchell, die an einer Kommentierung des 2 Kor für die Hermeneia-Serie arbeitet, die Notwendigkeit deutlich, über bereits vorhandene, scheinbar kongruente Theorien oder Modelle selbstkritisch hinauszufragen: Während Mitchell die literarische Einheitlichkeit des 1 Kor vorausgesetzt hatte, habe sie bei 2 Kor bisher

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für die „composite nature“ argumentiert (S. 104, bes. Anm. 3). Jenseits aller berechtigten kriteriologischen Fragen, die zu der einen oder anderen fundierten Beurteilung führen, stellt Mitchell die Frage, wie – jenseits der Annahme der literarischen Einheitlichkeit oder Uneinheitlichkeit des 2 Kor – die Interpretation des kanonischen Endtextes „between μέρος καὶ ὅλον“ gelingen kann. Mitchells Versuch, „across partition“ zu sprechen, setzt bei der patristischen Auslegung des 2 Kor an (Johannes Chrysostomos u.a.): Mitchell befragt jene Ausleger, die selbst die literarische Integrität von 2 Kor (noch) nicht in Frage stellten, darauf hin, „how they grappled with the argument of 2 Corinthians“ als Ganzem (S. 111). Von deren Ansätzen her, 2 Kor zu strukturieren und zu interpretieren, ließen sich – so Mitchell – weiterführende instruktive Einzelbeobachtungen zum Verhältnis einzelner Briefteile oder Teilabschnitte zum Briefganzen vornehmen. Mitchells Analysen und Erkenntnisse zeigen, wie nachhaltig und grundlegend die moderne exegetische Wahrnehmung des 2 Kor – selbst bei der Lektüre patristischer Texte und Zeugnisse – letztlich etwa durch die Hypothese des Vierkapitelbriefes seit Adolf Hausrath (1870) geprägt ist. Lars Aejmelaeus (Helsinki) führt in seinem Beitrag: „The Making of 2 Corinthians: The three classical solutions, their weaknesses and strengths“ zu den klassischen Modellen der literarkritischen Beurteilung des 2 Kor zurück. Selbst wenn das Eingeständnis gelten müsse: „There will probably never be a consensus about the prehistory of 2 Corinthians“ (S. 147), nennt Aejmelaeus zugleich drei berechtigte Gründe, warum die Bearbeitung literarkritischer Fragen in jeder Generation zum Grundbestand exegetischer Forschung gehört, so u.a. diesen gewichtigen Grund: „… in the case of 2 Corinthians, the answer to the question of the compilation of the letter is crucial to how one understands Paul’s life, his theology and his character“ (S. 147f.).

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Im Folgenden führt Aejmelaeus drei klassische literarkritische Modelle an und wertet diese hinsichtlich ihrer jeweiligen Plausibilität aus – in seinen eigenen Worten: „‘the unity solution‘“, „‘the double controversy solution‘“ und „‘the Letter of Tears solution‘“ (S. 148). Er lässt keinen Zweifel daran, dass er aufgrund der sprachlichen und sachlichen Unterschiede zwischen 2 Kor 1–9 einerseits und 2 Kor 10–13 andererseits die Annahme der Einheitlichkeit des Gesamtbriefes für wenig überzeugend hält und stattdessen das zuletzt genannte Modell, das in 2 Kor 10–13 den in 2 Kor 2,3f. genannten Tränenbrief erkennt, favorisiert. Als mögliches Motiv, das den Kompilator bei der aus der chronologischen Ordnung gerissenen Zusammenstellung der Briefe geleitet haben könnte, nennt Aejmelaeus abschließend den Umfang der Briefe: „Chapters 10–13 was a smaller text that simply fitted after the larger text of chapters 1–9“ (S. 174). Auch wenn Aejmelaus‘ Zugriff auf die literarkrische Frage und seine Darstellung des favorisierten Lösungsmodells in sich überzeugend sind, so bleibt u.a. als Frage offen, ob der literarische Charakter von 2 Kor 10–13 bereits dann voll umfänglich erfasst wird, wenn hier – nach Margaret E. Thrall – der Modus eines „aggressive self-defence“ (z.B. S. 162) festgestellt wird, auf den 2 Kor 1–9 dann im Sinne des Versöhnungsversuchs reflektieren würde. Vielmehr enthalten 2 Kor 10–13 zahlreiche sprachliche, motivische und rhetorische Mittel, die sowohl über die apologetische Funktion hinausweisen als auch fraglich erscheinen lassen, ob Paulus bei Abfassung dieser vier Kapitel tatsächlich geweint habe und wir somit eben den sog. Tränenbrief vor uns haben, auf den Paulus in 2 Kor 2 verwiesen hätte. Thomas Schmeller (Frankfurt): „‘Sail on Silver Girl‘. Zum Aufbau des zweiten Korintherbriefs“ prüft in seinem Beitrag die Argumente für einen möglichen situativen „Graben“ zwischen 2 Kor 1–9 und 10–13. Schmeller, der auf seine Kommentierung des 2 Kor im EKK zurückblicken kann (2010/2015), gesteht ein, dass es

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„klare Hinweise darauf [gibt], dass das Verhältnis zwischen Paulus und der Gemeinde in 10–13 schlechter ist als in 1–9“ (S. 179). Im Folgenden arbeitet Schmeller mit einem textpragmatischen Erklärungsmodell, das die Zusammengehörigkeit von 2 Kor 1–9 und 10–13 erheben soll und letztlich zu der Bewertung führt: „Paulus geht in den beiden Teilen mit derselben Situation verschieden um, weil er unterschiedliche Ziele verfolgt“ (ebd.). Mit dieser Bewertung geht eine weitere einher: Das Ziel in beiden Briefteilen ist „dasselbe: die Vollendung der begonnenen Versöhnung“ (S. 180). Schmeller sieht also weder die Notwendigkeit von Briefteilungs- oder Kompilationsmodellen, noch arbeitet er mit der Annahme eines Stimmungsumschwungs, einer schlaflosen Nacht oder neuer Nachrichten, die in Korinth eingetroffen wären und so die semantischen und rhetorischen Unterschiede zwischen beiden Briefteilen erklären könnten. Schmeller leitet vielmehr von der möglichen propositio in 2 Kor 1,12–14 die Gesamtthematik des Schreibens ab und stellt sich vor, dass Paulus und die Korinther – nach Zwischenbesuch und Tränenbrief, der verlorenging – „ein Wissen um die Situation teilen, das nicht thematisiert werden musste, das uns aber einfach nicht mehr zugänglich ist“ (S. 182) und das es Paulus erlaubt, während der Anwesenheit des Titus, des Briefüberbringers, der zugleich als sein alter ego in Korinth operiert, die Versöhnungsarbeit mit den Korinthern so voranzutreiben, dass er als Apostel seinem dritten Besuch konstruktiv entgegensehen kann. Dem Erklärungsmodell Schmellers zufolge wären 2 Kor 1–7 und 10–13 – den Kollektenbriefen (2 Kor 8–9) weist er eine eigenständige Funktion zu – Beispiele dafür, wie Paulus in einer identischen historischen Situation zu unterschiedlichen rhetorischen Techniken und literarischen Ausdrucksformen greift. Beide Briefteile enthalten dabei – nach Schmeller – jeweils einen Teil, „der grundsätzliche Aussagen zum Wirken des Paulus macht. In 1– 7 ist das die Apologie 2,14–7,4, in 10–13 ist es die Narrenrede 11,16–12,13“ (S. 192).

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Schmellers Deutung hat in Hinsicht auf die geschichtliche Rekonstruktion des Verhältnisses des Paulus zu den Korinthern und die Frage, welches Bild wir uns von der Person des Briefeschreibers Paulus und der Dynamik seines Schreib- und Argumentationsstils machen, weitreichende Folgen: Demnach agiert Paulus unter ähnlichen oder gar identischen situativen Bedingungen literarisch äußerst variabel. Paul Duff (Chicago) geht in seinem Beitrag: „Tracking Titus and Chronicling the Collection: 2 Corinthians 8 and 9“ vor allem der Frage nach, in welcher Reihenfolge die sog. Kollektenbriefe – 2 Kor 8–9 – verfasst wurden.7 Er vertritt und begründet dabei seine These, dass 2 Kor 9 – nicht im Sinne eines Rundbriefs an Gemeinden in Achaia, womöglich sogar außerhalb Korinths adressiert – zeitlich vor 2 Kor 8 aus Makedonien abgefasst wurde, und zwar, als Paulus den Makedoniern, ohne schon detaillierte Informationen aus Korinth zu haben, die Achaier als erfolgreiches Vorbild für die Beteiligung an der Kollektenmission vor Augen führt, um deren Einsatzbereitschaft zu stärken. Erst als Paulus erfährt, dass auch die Korinther noch nicht so weit waren, wie er vermutet hatte, schickt er Titus mit 2 Kor 8 zurück nach Korinth. Die Ankunft von 2 Kor 8 schafft – nach Duff – die Krise in Korinth, die Paulus mit seiner sog. ersten Apologie (2 Kor 2,14–7,4 [ohne 6,14–7,1]) zu beheben suchte. Daran schloss sich der „disastrous visit“ (S. 231) des Apostels in Korinth an, der die Abfassung von 2 Kor 10–13 als sog. zweiter Apologie nach sich zog. Duff beurteilt den Ausgang der Kommunikationsbemühungen des Apostels abschließend wie folgt: „It was only with this later apology, no doubt 7 Vgl. dazu auch B ECKER, Eve-Marie: Stellung und Funktion von 2. Korinther 8–9 im literarischen Endtext: Anmerkungen zum Stand der literarkritischen Diskussion, in: BIERINGER, Reimund / IBITA, Marilou S. / KUREK-CHOMYCZ, Dominika A. / VOLLMER, Thomas A. (Hgg.): Theologizing in the Corinthian Conflict: Studies in the Exegesis and Theology of 2 Corinthians, Leuven, 2013, 283–304.

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aided by Titus‘ diplomatic skills, that a cessation of hostilities was achieved” (ebd.). Duff weist – zu Recht – auf die eigenständige Bedeutung der Kapitel 8–9 hin: Die Kollektenschreiben sind demnach nicht nur ein wichtiger Teil der korinthischen Korrespondenz und der vorliegenden Briefsammlung, sondern spiegeln, welche Bedeutung die Kollektensammlung in Makedonien und Achaia für die Legitimität und Integrität des paulinischen Apostolats gehabt haben dürfte (vgl. auch Gal 2,10; 1 Kor 16,1–4; Röm 15,25–27). Insofern ist auch die Überlegung, ob die Kollektensammlung die eigentliche Krise in Korinth und die Verwerfungen in der Kommunikation des Paulus mit den Korinthern ausgelöst haben könnte, durchaus bedenkenswert. In Duffs Modell ist die chronologische Folge: 2 Kor 9 vor 2 Kor 8 zentral – er sucht diese durch eine Reihe von exegetischen Einzelbeobachtungen zu begründen. Kritisch zu Duffs Modell anzumerken bleibt gleichwohl: Je stärker Duff die Kollektenschreiben in ihrer Bedeutung für die Entstehung der Krise in Korinth wertet, je mehr setzt er, vice versa, voraus, dass das Verhältnis des Paulus zu den Korinthern durch ebendiese anstehende Kollektensammlung bestimmt sei. Zeigen aber nicht schon 1 Kor 1–4, dass sich Paulus schon kurz nach der Gründung der Gemeinde wesentlich mit Parteiungen und Konkurrenten auseinanderzusetzen hatte und gerade vor diesem Hintergrund die sich zuspitzende Situation der Selbstverteidigung zu erklären sein dürfte (2 Kor 10– 13)? Paul A. Holloway (Sewanee): „Verum gaudium res severa est! Reflections on the Hermeneutics of Literarkritik in Philippians“ führt abschließend von den Problemen des 2 Kor weiter zur literarkritischen Diskussion des Phil. Holloway, der in jüngster Zeit seinen Kommentar zum Phil abgeschlossen hat (Hermeneia, 2017), nimmt damit ein Gebiet der literarkritischen Forschung auf, das im Beitrag von Andreas Lindemann (s.o.) kurz angeklungen war. Als ‚Problemstellen‘ für die Literarkri-

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tik des Phil identifiziert Holloway Phil 3,1/2 und 4,10– 20. Nach einer kurzen Darstellung wichtiger Forschungsthesen zur Deutung des Übergangs in Phil 3,1 zu 3,2 nimmt Holloway besonders die Wendung: χαίρετε ἐν κυρίῳ und die Probleme ihrer Deutung in den Blick. Vor dem Hintergrund der antiken consolatio-Literatur, der Holloway auch den Phil zuordnet, interpretiert er die Wendung χαίρετε ἐν κυρίῳ als Motiv antikphilosophischer Trostliteratur: „To experience joy in difficult and uncertain circumstances was synonymous with being consoled“ (S. 245). Holloway weist – methodisch gesehen – in seinem Beitrag darauf hin, wie eng die Ebenen der philologischen Analyse, der literarkritischen Beurteilung und der literaturgeschichtlichen Klassifizierung von paulinischen (Teil-)Briefen mit einander verbunden sind. Weitere Aspekte (s.o. unter [i]-[vii] genannt) könnten oder müssten hinzukommen, um die Beurteilung der historischen und literarischen Genese eines Paulusbriefes so umfassend wie möglich zu gestalten. Holloways Beitrag gibt für die Forschung am Phil wichtige Anstöße, die sich methodisch und hermeneutisch weiter auswerten lassen: Ein auf den vorliegenden Band folgender BThSt-Band versammelt weitere Beiträge zur Exegese des Phil, die u.a. auch Fragen zur literarkritischen Beurteilung des Phil (wieder)aufnehmen.8 So ist die vorliegende Sammlung von Beiträgen zur literarkritischen Erforschung von 2 Kor und Phil nicht als Schlusspunkt in einer langen Forschungsdiskussion zu sehen – sie ist aber auch keine bloße Momentaufnahme: Die Beiträge resultieren aus langjähriger und reicher exegetischer Arbeit ihrer Autoren – die Beiträge sind in jüngster Zeit in bereits publizierte Kommentarwerke

8 Vgl. BECKER, Eve-Marie / LÖHR, Hermut (Hgg.): Ethics and Genre – Case Studies in Philippians / Ethik und Genre – Fallstudien zum Philipper-Brief (BThSt; in Vorbereitung).

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eingeflossen oder werden bald in die in Arbeit befindlichen Kommentare einfließen. Gleichwohl kann und will der vorliegende Band die Forschungsdiskussion zur Literarkritik der Paulusbriefe nicht zu einem Zielpunkt führen. Die Aufsatzsammlung soll eher dazu anregen, die methodische und hermeneutische Relevanz literarkritischer Fragen speziell für die Exegese von 2 Kor und Phil wieder stärker offenzulegen und als eigenen Forschungskomplex zu gewichten, um von hierher mögliche neue produktive Fragen an den Briefeschreiber Paulus und die Geschichte seiner Briefe zu richten. Die Herausgeberin/der Herausgeber danken der Beiträgerin und den Beiträgern für die äußerst kollegiale Zusammenarbeit im Zuge der Publikationsvorbereitung. Sie danken den Herausgebern der BThSt für die Aufnahme des Bandes in die Reihe, dem Verlagshaus Vandenhoeck & Ruprecht für die sachkundige und zuverlässige Begleitung des Publikationsprozesses und – last but not least – Herrn stud. theol. Alexander Stefan Michelis (Münster) für die vorbildliche Mithilfe bei der Erstellung des Gesamtmanuskripts. Eve-Marie Becker und Hermut Löhr Münster und Bonn im März 2020

Inhalt

Eve-Marie Becker und Hermut Löhr Einführung in den vorliegenden Band ……………

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Andreas Lindemann Zum historischen Kontext der Entstehung von Teilungshypothesen in der neutestamentlichen Forschung am Beispiel des Zweiten Korintherbriefs ......................

1

Dietrich-Alex Koch Die Bedeutung der Literarkritik für die Auslegung des 2. Korintherbriefs ............................

39

Peter Arzt-Grabner Der Kompilationsprozess des 2. Korinther: Überlegungen aus Sicht der Dokumentarischen Papyrologie ………………………………………… 53 Margaret M. Mitchell “Can it Work? (How?) Can Exegetical Studies of 2 Corinthians Talk Across the ‘Partition’?” ………………………………………… 103 Lars Aejmelaeus The Making of 2 Corinthians: The Three Classical Solutions, Their Weaknesses and Strengths ……………………………………….. 147

XX Thomas Schmeller “Sail on Silver Girl” Zum Aufbau des zweiten Korintherbriefs ………….. 177 Paul B. Duff Tracking Titus and Chronicling the Collection: 2 Corinthians 8 and 9 ………………………………... 197 Paul A. Holloway Verum gaudium res severa est! Reflections on the Hermeneutics of Literarkritik in Philippians ………………………………………… 233 Liste der Beiträgerinnen und Beiträger ......................... 247

Andreas Lindemann

Zum historischen Kontext der Entstehung von Teilungshypothesen in der neutestamentlichen Forschung am Beispiel des Zweiten Korintherbriefs

Der hier vorgelegte Beitrag1 fragt nach dem wissenschafts-historischen Kontext, in dem die sogenannten Teilungshypothesen zu neutestamentlichen Briefen entstanden sind; dabei geht es in erster Linie um den Zweiten Korintherbrief, weil hier die Diskussionslage von Anfang an bis heute am deutlichsten ist. Die verschiedenen Hypothesen werden aber nicht im Einzelnen vorgestellt werden, denn die entsprechende Forschung ist von Reimund Bieringer umfassend dargestellt worden.2 Eine gute Übersicht bietet auch Margaret Thrall in ihrem Kommentar zum Zweiten Korintherbrief.3 1 Überarbeitete und erweiterte Fassung eines im SNTS-Seminar „Partition Theories/Teilungshypothesen“ im Sommer 2011 in Annandaleon-Hudson gehaltenen Referats. 2 BIERINGER, Reimund / LAMBRECHT, Jan (Hgg.): Studies on 2 Corinthians, Leuven 1994, darin vor allem: BIERINGER, Reimund: Teilungshypothesen zum 2. Korintherbrief. Ein Forschungsüberblick, 67–105. Zur Bibliographie s. BIERINGER, Reimund / NATHAN, Emmanuel / KUREK-CHOMYZ, Dominika (Hgg.): 2 Corinthians. A Bibliography, Leuven 2008, 216–220, ferner zu 2 Kor 6,14–7,4 ebd., 94–100. 3 T HRALL, Margaret: The Second Epistle to the Corinthians, vol. I, Edinburgh 1994, 3–49. Vgl. auch den Abschnitt „Einheitlichkeit“ bei

2

Andreas Lindemann

Mein Referat beginnt (1) mit einer Problemanzeige in Form einer knappen Diskussion vor allem mit Werner Georg Kümmel. Es folgen (2) Hinweise auf exegetische Positionen insbesondere im 18. und 19. Jahrhundert. Am Ende stehen (3) einige Anmerkungen zur gegenwärtigen Diskussion. 1.

Einleitung: Das Problem

Hypothesen zur Teilung eines als literarische Einheit überlieferten Textes setzen ein, wenn man bei der Lektüre des betreffenden Textes, konkret: im Zweiten Korintherbrief, textinterne Indizien dafür zu finden meint, dass der vorliegende Text ursprünglich nicht in der vorliegenden Form verfasst worden ist. So wird beobachtet, dass im 2 Kor zwischen den Aussagen in Kap. 10–13 und denen in Kap. 1–9 Spannungen bestehen, die sich in einem ursprünglich einheitlichen Brief schwer bzw. gar nicht erklären lassen. Oft wird es auch als unmöglich angesehen, den Abschnitt 6,14–7,1 an seinem gegenwärtigen Ort angemessen zu verstehen. Angesichts dessen muss jedenfalls grundsätzlich gefragt werden, ob der vorliegende Text 2 Kor 1,1–13,13 möglicherweise als das Ergebnis einer sekundär erfolgten Redaktion anzusehen ist; dann ist gegebenenfalls auf dieser Grundlage zu erwägen, ob sich die Annahme einer solchen Redaktion bei Prüfung des gesamten Textes bestätigen lässt oder nicht. Werner Georg Kümmel ist gegenüber entsprechenden Hypothesen skeptisch bis ablehnend; aber er betont, es dürfe „natürlich nicht eingewandt werden, daß die Differenz zwischen den verschiedenen Hypothesen deren Unhaltbarkeit beweise, weil hypothetische Rekonstruktionen, auch wenn sie gut begründet sind, ihrem hypothetischen Charakter entsprechend immer auch andere Möglichkeiten offen lassen“.4 SCHMELLER, Thomas: Der zweite Brief an die Korinther. Teilband I. 2 Kor 1,1–7,4, Neukirchen-Vluyn und Ostfildern 2010, 19–40. 4 K ÜMMEL, Werner Georg: Einleitung in das NT, Heidelberg 1973, 251f.

Historischer Kontext der Entstehung von Teilungshypothesen

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Entsprechende Hypothesen sind tatsächlich unhaltbar und ja auch unnötig, wenn sich zeigen lässt, dass der überlieferte Text als literarische Einheit gelesen und verstanden werden kann. Die Tatsache, dass „Teilungshypothesen“ vor allem zum Zweiten Korintherbrief entstanden sind und in der Forschung vergleichsweise oft vertreten werden, lässt sich einfach erklären: a) In 1 Kor 5,9 erwähnt Paulus einen früher verfassten Brief, und man hofft, diesen Brief innerhalb der korinthischen Korrespondenz des Apostels zu finden. b) Die Bemerkung des Paulus in 2 Kor 2,4, er habe den Adressaten „unter vielen Tränen geschrieben“, gibt Anlass, nach einem dieser Charakterisierung entsprechenden Text zu suchen. c) Paulus spricht im 2 Kor ungewöhnlich oft davon, dass er etwas „geschrieben hat“ bzw. „schreibt“ (7,8; 10,9ff.; vgl. 2,3f.9; 7,12; 9,1; 13,10; vgl. 1,13 und auch 3,1ff.)5, und so führen diese Aussagen zu der Frage, ob sich das, worauf sich Paulus bezieht, innerhalb seiner Briefe identifizieren lässt oder ob es verloren gegangen ist. d) Paulus erwähnt am Ende des 1 Kor und dann mehrfach innerhalb des 2 Kor Reisepläne, zum Teil unter Hinweis auf Aktivitäten des Titus; es stellt sich die Fragen, ob diese Aussagen ursprünglich in ein- und demselben Brief standen und ob sich die dabei beschriebene bzw. vorausgesetzte aktuell gegebene Beziehung des Titus zu Paulus und zur korinthischen Gemeinde widerspruchsfrei verstehen lässt. Sollte das nicht der Fall sein, muss geprüft werden, ob eine „Teilungshypothese“ die Probleme zu lösen vermag. Der Begriff „Teilungshypothese“ ist allerdings unglücklich und jedenfalls missverständlich. Es geht natürlich nicht darum, einen einheitlich überlieferten Brief zu „teilen“; es geht vielmehr darum, erkennbare Widersprüche innerhalb eines überlieferten Textes zu verstehen und 5 Dies sind jene Textstellen, in denen Eve-Marie Becker die paulinische Briefhermeneutik beschrieben sieht; BECKER, Eve-Marie: Schreiben und Verstehen. Paulinische Briefhermeneutik im Zweiten Korintherbrief, Tübingen 2002.

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möglichst zu erklären. Wenn das unter Annahme der ursprünglichen Einheit des überlieferten Textes nicht gelingt, muss mit der Möglichkeit gerechnet werden, dass der jetzt vorliegende Brieftext das Ergebnis einer späteren Komposition bzw. Redaktion ursprünglich selbständiger Briefe ist. Eine nachträgliche „Redaktion“, die zu dem vorliegenden Text geführt hat, kann ja methodisch keinesfalls von vornherein ausgeschlossen werden; das gilt für die Auslegung von Briefen ebenso wie für die Auslegung der Evangelien und vieler Schriften im Alten Testament. Gegen die Annahme einer nachträglich entstandenen Komposition bzw. Redaktion ursprünglich selbständiger Briefe wird gelegentlich das Argument vorgebracht, die Überlieferung in den antiken Handschriften setze die ursprüngliche „Einheit“ der Briefe voraus. Aber 2 Kor ist, ebenso wie alle anderen Paulusbriefe, handschriftlich nicht als einzelner Text überliefert, sondern nur als Teil des Corpus Paulinum; schon Johann Salomo Semler hat darauf hingewiesen, dass wir keine Handschrift eines einzelnen Briefes besitzen.6 Es muss also mit der Möglichkeit gerechnet werden, dass es im Zusammenhang der Zusammenführung und Edition der Paulusbriefe, die vermutlich nicht nur „mechanisch“ und additiv erfolgte, auch eine als „Redaktion“ zu verstehende Bearbeitung dieser Briefe gegeben hat. Werner Georg Kümmel hat in seiner „Einleitung in das Neue Testament“ die beiden entscheidenden Fragen gestellt: „a) Zwingt der überlieferte Text zur Annahme sekundärer Kombination? b) Lässt sich ein überzeugendes Motiv für die überlieferte ‚Kombination’ erkennen?“7 Tatsächlich geht es ja nicht darum, innerhalb eines Brieftextes „Brüche“ zu entdecken, die sich durch eine literarische 6 Vgl. W EISS, Johannes: Der erste Korintherbrief, Göttingen 1910 (= 1970), XL: Wir haben nicht Abschriften der originalen Briefe, „sondern nur noch Exemplare einer kirchlichen Sammlung, eines corpus Paulinum, das irgendwo und irgendwann (m.E. ziemlich früh) hergestellt ist“. Weiß nahm an, dass unsere sämtlichen Handschriften auf dieselbe Sammlung zurückgehen. 7 K ÜMMEL: Einleitung, 252.

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„Teilung“ erklären und so beseitigen lassen. Es geht nicht um die Möglichkeit, einen überlieferten Text – konkret: den Zweiten Korintherbrief – zu „teilen“; es geht vielmehr um die Frage, ob eine literarkritische Operation unausweichlich vorgenommen werden muss, weil der überlieferte Gesamttext 2 Kor 1,1–13,13 nicht widerspruchsfrei zu verstehen ist und also das Ziel einer sachgemäßen Interpretation des Textes verfehlt wird. Natürlich kann man die Annahme vertreten, Paulus habe ohne Rücksicht auf die Verstehensmöglichkeiten der Adressaten seines Briefes widersprüchlich argumentiert; aber wenn eine literarkritische bzw. redaktionskritische Operation dazu führt, in sich logische und konsequente Argumentationen zu erkennen, dann sollte dieses Vorgehen nicht als unnötig oder gar unzulässig verworfen werden. Wenig glücklich ist das Argument, „die Wahrnehmung der ‚Sperrigkeit‘ und ‚Fremdartigkeit‘“ bestimmter Texte, hier des Abschnitts 2 Kor 6,14–7,1, verdanke sich „einem modernen Empfinden, das nicht zu einem Eingriff in den antiken Text berechtigt“.8 Die Annahme, die in Texten ausgesprochene argumentative Logik sei eine völlig andere gewesen als heute, müsste ja dazu führen, dass auf eine auf „Verstehen“ angelegte Auslegung verzichtet wird. Vielleicht kann man das Vorgehen vergleichen mit den Versuchen zur Lösung des synoptischen Problems. Hält man die Annahme der kirchlichen Tradition hinsichtlich der Priorität des Matthäusevangeliums für zutreffend, muss man bei der Auslegung des Markusevangeliums annehmen, dass dessen Autor ein wenig durchdachtes literarisches Konzept hatte, da er aus unerklärlichen Gründen große Textabschnitte seiner Vorlage überging und andere in erstaunlicher Weise umformte. Natürlich ist es grundsätzlich nicht auszuschließen, dass der Autor des Markusevangeliums seiner Aufgabe nicht gewachsen war; wenn sich aber der vorliegende Mk-Text unter der von der Tradition abweichenden Annahme der Priorität des Markusevangeliums als theologisch und literarisch sinnvoll erweist und 8 So VOGEL, Manuel: Versöhnung und Streit. Notizen zur Literarkritik des 2. Korintherbriefes in der neueren Forschung, in: LABAHN, Michael (Hg.): Spurensuche zur Einleitung in das Neue Testament. Eine Festschrift im Dialog mit Udo Schnelle, Göttingen 2017, 87–107, hier 102.

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Andreas Lindemann wenn damit zugleich die spätere Mt-Redaktion theologisch und literarisch verständlich gemacht werden kann, dann liegt die Annahme nahe, dass die von der Tradition abweichende Annahme zur Entstehung und zeitlichen Einordnung der beiden Evangelien die richtige(re) ist.9

W. G. Kümmel hält den Zweiten Korintherbrief für literarisch einheitlich. Er meint aber, es sei „schwerlich möglich, dass 1–9 und 10–13 in unmittelbarem Zusammenhang diktiert worden sind“; vielmehr sei es „nicht undenkbar“, dass Paulus „nach einem gewissen zeitlichen Abstand dem Brief einen Schluß angefügt hat“, in dem er seine Sorgen um die Gemeinde zum Ausdruck brachte und die Reisepläne für die nähere Zukunft erörterte. Kümmel stellt dann fest: „Auf die Aufstellung weiterer Hypothesen zur Erklärung dieser Anfügung sollte man aber verzichten, da sie unbeweisbare Vermutungen darstellen.“10 Aber es ist zu fragen, ob es Indizien für die Annahme gibt, dass zwischen der Abfassung von 2 Kor 1–9 und 2 Kor 10–13 lediglich eine kürzere oder längere Diktier- bzw. Schreibpause lag, oder ob die für einen zeitlichen Abstand sprechenden Anzeichen die Annahme nahe legen, in den Beziehungen zwischen dem Autor und den Adressaten seien in der Zeit zwischen der Abfassung beider Textabschnitte konkrete Veränderungen eingetreten. Zum Vergleich sei auf das Verhältnis von 1 Kor 5–16 zu 1 Kor 1– 4 verwiesen: In 1 Kor 4,14–21 ist Paulus offenbar im Begriff, seinen Brief zu beenden; er kündigt seinen baldigen Besuch an, und es fehlen nur noch Schlussgrüße und -wünsche. In 5,1 aber wird deutlich, dass Paulus „soeben“ neue Informationen aus Korinth erhalten hat, und dann finden sich ähnliche Hinweise in dem ganzen

9 Vgl. LINDEMANN, Andreas: Neuere Literatur zum „synoptischen Problem“, in: ThR 80 (2015), 214–250. 10 KÜMMEL: Einleitung, 252–253. Das gilt auch für Lietzmanns Aussage: „Mir genügt z.B. die Annahme einer schlaflos durchwachten Nacht zwischen c. 9 und c. 10 zur Erklärung“ (LIETZMANN, Hans: An die Korinther I/II, ergänzt von Werner Georg KÜMMEL, Tübingen 51969, 139.

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weiteren Briefteil 1 Kor 5–16.11 Dagegen gibt es im Abschnitt 2 Kor 10–13 kein Indiz für die Annahme, dass Paulus „soeben“ etwas aus Korinth erfahren hat, das ihn veranlasst, entgegen den vor allem in 7,4ff. erwähnten positiven Nachrichten, die Titus aus Korinth mitgebracht hatte, jetzt heftige Kritik an den Adressaten zu üben.

Kümmel meint, für die Annahme einer sekundären Redaktion mehrerer Briefe zu einem Paulusbrief gebe es keine Gründe; es fehlten Beispiele für ein redaktionelles Ineinanderfügen mehrerer Briefe desselben Autors, belegt sei allenfalls das Aneinanderfügen mehrerer Briefe.12 Aber zumindest bei anderen antiken Schriften lässt sich eine solche Redaktion durchaus erkennen. So besteht beispielsweise das Jesajabuch nicht nur aus der Aneinanderreihung der drei großen Teile Jes 1–39, Jes 40–55 und Jes 56–66, sondern es finden sich innerhalb von Jes 1–39 spät entstandene Texte wie die „Jesaja-Apokalypse“ Jes 24–27.13 Natürlich hat das Jesaja-Buch eine ungleich längere Redaktionsgeschichte als sie für die Entstehung der Paulusbriefsammlung und der damit verbundenen Redaktion des 2 Kor anzunehmen wäre; aber die Entstehung dieses Buches zeigt, dass es eine entsprechende Redaktion geben konnte, wenn ein für die weitere Rezeption wichtiger, „verbindlicher“ Text geschaffen werden sollte.14 Die Hypothesen für die zum jetzt vorliegenden 2 Kor führende Redaktionsarbeit setzen voraus, dass 2 Kor innerhalb des Corpus Paulinum ein in dieser Weise verbindlicher Text werden sollte. Kümmel erklärt die Spannungen innerhalb des 2 Kor mit der Annahme, Paulus habe „den Brief mit Unterbrechungen diktiert“. Darum sei „die Möglichkeit von Unebenheiten von vornherein gegeben. Gerade wenn man 2 11 Überzeugend die Argumentation von DE BOER, Martinus: The Composition of 1 Corinthians, in: NTS 40 (1994), 229–245. 12 K ÜMMEL: Einleitung, 225f. 13 Vgl. SCHMID, Konrad: Hintere Propheten (Nebiim), in: GERTZ, JanChristian (Hg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 32009, 333–336. 14 Vgl. K RATZ, Reinhard Gregor: Die Komposition der erzählenden Bücher des Alten Testament, Göttingen 2000, 314–330.

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Kor als wirklichen Brief aus der Einmaligkeit einer verwickelten geschichtlichen Situation heraus versteht, wird er als geschichtliche Größe begreiflich.“ In Kap. 1–9 stelle Paulus zunächst dar, „was ihn von der großen Sorge um die korinthische Gemeinde befreit hat, die Beilegung des Konflikts. Durch alle Freude klingt aber schon hier immer wieder durch, daß ihm noch vieles für die Gemeinde zu wünschen übrig bleibt“ (1,14; 2,6). Der eigene Ton in den Kollektenkapiteln 8 und 9 ergebe sich „aus der Sache“, und dann setze der Apostel in 10,1 „noch einmal an, um ein Schlußwort hinzuzufügen, dabei kommt noch einmal die Sorge um die Zukunft der noch immer von den Gegnern gefährdeten Gemeinde zu scharfem Ausdruck. Kürzere Parallelen derartig scharfer Schlußwendungen bieten Gal 6,12ff; 1 Kor 16,22; Röm 16,17ff. Aber ein versöhnlicher Wunsch und Gruß 13,11–13 sind dann doch die letzten Worte des Briefes.“15 Aber die von Kümmel genannten „Parallelen“ beweisen eher das Gegenteil: Das, was Paulus in Gal 6,12–17 schreibt, liegt auf der Linie des vorausgegangenen Briefes; der Fluch in 1 Kor 16,22 gilt nicht den Adressaten; der Abschnitt Röm 16,17–20 entspricht der Paränese des vorangegangenen Briefes. Die Aussagen in 2 Kor 10–13 sind überdies wohl nicht als „scharfe Schlußwendung“ zu bezeichnen; Paulus bietet hier vielmehr sehr ausführlich seine Sicht der aktuellen Situation in Korinth, und er zeigt die Konsequenzen, die er daraus für seine Beziehung zu den Korinthern zieht. Von der zuvor so nachdrücklich betonten Versöhnung und von dem Trost, den er aus Korinth empfangen hatte, ist in 2 Kor 10–13 nichts zu sehen. Deshalb spricht vieles für die oft vertretene Annahme, dass jedenfalls in Kap. 10–13 ein gegenüber Kap. 1–9 früher verfasster Brief vorliegt.16 Diese Annahme lässt dann 15

KÜMMEL: Einleitung, 254–255. Vgl. MICHAELIS, Wilhelm: Teilungshypothesen bei Paulusbriefen. Briefkompositionen und ihr Sitz im Leben, in: ThZ 14 (1958), 321– 326. Bei einem Text wie dem 2 Kor könne eine solche Annahme nicht ausgeschlossen werden: „Der Gedanke, daß alle seine Briefe nach Korinth auch noch erhalten sein könnten, ist so verlockend, daß 16

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allerdings fragen, aus welchen Gründen die Redaktion die jetzt vorliegende, offenbar der Chronologie widersprechende Abfolge der beiden Briefe gewählt hat und ob es womöglich weitere Gründe für die Annahme einer redaktionellen Entstehung des vorliegenden 2 Kor gibt.17 2.

Zur Geschichte der „Teilungshypothesen“

2.1 In der Bibelauslegung der altprotestantischen Orthodoxie im 16. und 17. Jahrhundert war die Inspirationsvorstellung vorherrschend; sie verband sich mit der theologischen Überzeugung, dass die biblischen Schriften im Grunde nicht geschichtlich entstanden, sondern dass sie gleichsam „geoffenbart“ worden waren und dass der biblische Kanon nur solche Schriften enthält. Dies war die beinahe unvermeidliche Konsequenz der dogmatischen Entscheidung, die Bibel als „Schrift“ strikt von der „Tradition“ zu unterscheiden; die neutestamentlichen Texte waren nicht historisch „hinterfragbar“ geschweige denn „teilbar“. Demgegenüber hatte Martin Luther an manchen biblischen Schriften „Sachkritik“ geübt; in seiner Bibelübersetzung hatte er den seit alters kirchlich anerkannten Kanon des Alten Testaments nach Inhalt und Aufbau stark verändert, einigen neutestamentlichen Schriften hatte er den „apostolischen Charakter“ abgesprochen.18 Auch

Teilungshypothesen eine große Versuchung darstellen“ (322). Es sei methodisch richtig, die Frage nach der Arbeit des Redaktors zurückzustellen: „Es ist durchaus möglich, daß es uns heute nicht mehr gelingt, die Motive des Redaktors eindeutig zu erkennen“; unerheblich sei die Frage natürlich trotzdem nicht, und dabei sei nach dem „Sitz im Leben“ zu fragen (323). Bei einem kleinen Brief wie etwa dem Philipperbrief sei die Antwort allerdings schwieriger als bei den umfangreichen Korintherbriefen (325f.). 17 Bei einer erheblich umfangreicheren Redaktion des 2 Kor wird die jetzige Stellung von Kap. 10–13 verständlich; s.u. 18 Auch hinter der gegenüber der Tradition veränderten Stellung des Hebr im Kanon des NT standen historische und theologische Gründe. Vgl. LÜHRMANN, Dieter: Gal 2,9 und die katholischen Briefe. Bemerkungen zum Kanon und zur regula fidei, in: DERS. / SCHLARB, Egbert

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Johannes Calvin war „kritisch“ gewesen, als er beispielsweise die traditionelle These der Abhängigkeit des Markus vom Matthäusevangelium zurückwies.19 Der Jurist Hugo Grotius (1583–1645) arbeitete im 17. Jahrhundert die historische Bedingtheit der neutestamentlichen Schriften heraus.20 Aber im Zeitalter der Orthodoxie basierte die theologische Exegese auf der Lehre von der Inspiration der Texte. Im Jahre 1670 veröffentlichte Baruch de Spinoza seinen Tractatus Theologico Politicus, in dem er unter anderem schrieb, der Pentateuch könne nicht von Mose und das Josuabuch nicht von Josua verfasst worden sein. Zum Jeremiabuch stellte Spinoza fest, die Prophezeiungen, „soweit sie geschichtlichen Inhalts sind“, seien „aus verschiedenen Jahrbüchern ausgezogen und zusammengestellt“ worden. „Denn abgesehen davon, daß sie ohne Ordnung und ohne Rücksicht auf die Zeitfolge zusammengeworfen sind, wird in ihnen noch ein und dieselbe Geschichte auf verschiedene Weisen wiederholt.“ Nicht zuletzt aus den widersprüchlichen Angaben zur Gefangennahme des Jeremia sehe man „ganz klar, daß alles aus verschiedenen Geschichtsschreibern zusammengestellt ist und daß nur darin eine Entschuldigung liegen kann“ für die im Text erkennbare Unordnung. Die Prophezeiungen, wo Jeremia in der 1. Person redet, „scheinen aus dem Buche abgeschrieben zu sein, das Baruch nach dem Diktate des Jeremias selbst geschrieben hat“ (Jer 36,2).21 Die Bereitschaft zur historisch-kritischen Schriftauslegung und damit auch

(Hgg..): Theologische Exegese im Horizont von Text und Geschichte. Gesammelte Aufsätze, Leipzig 2014, 329–347. 19 Vgl. LINDEMANN, Andreas: Johannes Calvin als Exeget, in: DERS. (Hg.): Glauben, Handeln, Verstehen. Studien zur Auslegung des Neuen Testaments Band II, Tübingen 2011, 370–410, vor allem 391–399. 20 Vgl. MERK, Otto: [Art.] Bibelwissenschaft II, in: TRE 6 (1980), 380–382. 21 DE SPINOZA, Baruch: Theologisch-politischer Traktat, übertragen und eingeleitet von Carl GEBHARDT, in: PhB 93, Hamburg 51955, 204.

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zur Anwendung der Literarkritik hat mit Spinoza ihren Anfang genommen.22 2.2 Zu der Frage, was mit dem Begriff „historisch-kritisch“ gemeint ist, veröffentlichte Gerhard Ebeling 1950 einen programmatischen Aufsatz, der auch 70 Jahre später lesens- und bedenkenswert ist.23 Das Christentum24 stehe und falle „mit der Bindung an seinen einmaligen historischen Ursprung“; in dem Satz „Das Christentum ist eine geschichtliche Größe“ sei aber eine „paradoxe Behauptung“ enthalten, denn dieser Satz besage „nicht nur, dass der historische Ursprung des Christentums die Eigenart eines primum movens am Anfang eines geschichtlichen Entwicklungsprozesses habe, sondern schreibt diesem historischen Ursprung für die gesamte geschichtliche Erscheinung des Christentums schlechthin ein für allemal bleibende, normative, absolute Bedeutung zu. Das heißt: Dem historischen Ursprung des Christentums wird Offenbarungscharakter zugesprochen. Er ist damit der Relativität und Vergänglichkeit alles geschichtlichen Geschehens entzogen“, was „in der Festlegung des Kanons heiliger Schriften zum Ausdruck kommt“.25 Ebeling betont, die historisch-kritische Methode sei „herausgewachsen aus dem geistesgeschichtlichen Umbruch der Neuzeit“ und sei dabei „wesenhaft verbunden mit Sachkritik“; diese aber müsse ihrerseits immer wieder neu geprüft werden.26 Auf dieser Basis sei der kritische Blick entstanden „für die Frage der Zuverlässigkeit und Echtheit der Quellen, für historische Abhängigkeiten, Zusammenhänge und Veränderungen“; so sehe sich der Historiker gezwungen, „auch die Quellen der Vergangenheit in das Licht der neuen 22 Vgl. HAMMACHER, Klaus: [Art.] Spinoza/Spinozismus, in: TRE 31 (2000), 687–695, hier vor allem 691. 23 E BELING, Gerhard: Die Bedeutung der historisch-kritischen Methode für die protestantische Theologie und Kirche (1950) in: DERS. (Hg.): Wort und Glaube (I), Tübingen 21962, 1–50. 24 Ebeling problematisiert den Begriff (ebd., 13f. Anm. 2), der aber besser sei als „Kirche“, da es „die eine Kirche“ ja nie gegeben habe. 25 Ebd., 13f. 26 Ebd., 29.

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Selbstverständlichkeiten zu rücken“.27 Hier liege eine fundamentale Aufgabe gerade auch für die systematische Theologie.28 Otto Merk betont, der bibelwissenschaftliche Durchbruch sei geschehen „im Ringen um die grammatische und historische Bibelauslegung auf der Grundlage der sie durchdringenden Hermeneutik: Gottes Wort im nicht inspirierten Menschenwort wird historisch und kritisch in freier Untersuchung des Kanon überprüfbar.“29 Es besteht also ein Zusammenhang mit der Aufklärung. Dazu schreibt Oswald Bayer, dass das Interesse der Aufklärung an der historischen Forschung „von Haus aus nicht der Kommunikation mit dem Erforschten oder gar einem Einverständnis mit ihm dient, sondern seiner methodisch gewollten und ins Werk gesetzten Distanzierung.“30 Bayers Aussagen sind kritisch gemeint und richten sich vor allem gegen Hegel; aber der von ihm beschriebene Vorgang der „Distanzierung“ kann ja auch seinerseits „distanziert“ wahrgenommen werden, und dann zeigt sich, dass die historische Kritik des Neuen Testaments zunächst einmal nur die Tatsache zur Kenntnis nehmen wollte, dass die neutestamentlichen Schriften aus ihrer Zeit und aus ihren Zusammenhängen heraus zu verstehen sind. 2.3 Überaus bedeutsam für das hier erörterte Problem war die Arbeit Johann Salomo Semlers (1725–1791).31 Die 1771 erschienene erste Fassung seiner Abhandlung von freier Untersuchung des Canon beginnt mit der 27 Ebd., 34. Ebeling erläutert das am Beispiel der Auslegung eines Textes, der das ptolemäische Weltbild voraussetzt. 28 Ebd., 47. 29 M ERK: [Art.] Bibelwissenschaft, 381. Vgl. MERK, Otto: [Art.] Literarkritik II. Neues Testament, in: TRE 21, (1991), 222–233 (zur Wissenschaftsgeschichte ebd., 223–226). 30 B AYER, Oswald: Autorität und Kritik. Zur Hermeneutik und Wissenschaftstheorie, Tübingen 1991, 5. 31 Vgl. zum Folgenden BETZ, Hans-Dieter: 2. Korinther 8 und 9. Ein Kommentar zu zwei Verwaltungsbriefen des Apostels Paulus, Gütersloh 1993, 25–36. Betz geht auch auf die Frage nach möglichen Vorläufern der Arbeit Semlers hinsichtlich der Einheit insbesondere des 2 Kor ein (27–35).

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Feststellung, für einen christlich erzogenen Menschen gebe es geradezu die Verpflichtung, „den Inhalt solcher Bücher, die er als Kind und als Erwachsener lesen konnte, mit Anwendung seines eignen Gewissens zu untersuchen“.32 Mit anderen Worten: Ein solcher Mensch muss die biblischen Texte kritisch lesen. Im Judentum wie im Christentum habe es immer sehr unterschiedliche Fassungen des Kanons gegeben; der Kanon sei deshalb zwar als Sammlung maßgeblicher Verkündigungstexte anzuerkennen, er kann aber Semler zufolge „keineswegs zu einem verpflichtenden Glaubens- und Denkgesetz erhoben werden“, wie Gottfried Hornig schreibt.33 Semler wollte den Kanon „als das für die mündliche Verkündigung maßgebende Schriftverzeichnis der Kirche verstanden wissen“34, aber er kritisierte die Lehre von der Verbalinspiration und lobte den Kirchenvater Hieronymus, der die Lehre von der Inspiriertheit der LXX mit überzeugenden Argumenten bestritten hatte. Schon die angesichts der handschriftlichen Überlieferung unvermeidliche Textkritik zeige ja, dass der Text nicht „inspiriert“ sein kann. „Wie nun“, so fragt Semler in der zweiten Auflage seiner Abhandlung, „wenn Paulus zu gleicher Zeit mehr als einen griechischen Aufsatz von einem und demselben Briefe hat machen lassen und ihn in mehrere Hände gegeben hat, um ihn desto gewisser bestellet zu wissen? So könnten also oft einige Redensarten oder ihre Ordnung und Verbindung verschieden sein, und man könnte gleichgut wählen, welche von beiderlei Abfassung man vorziehen wollte? Und die Inspiration würde nun in diesen Worten nichts entscheiden.“35

32 SEMLER, Johann Salomo: Abhandlung von freier Untersuchung des Canon, hrsg. von Heinz SCHEIBLE, Gütersloh 1967, 13. Bei Semler ist diese Aussage als rhetorische Frage formuliert. 33 H ORNIG, Gottfried: [Art.] Semler, Johann Salomo, in: TRE 31 (2000), 144. 34 HORNIG, Gottfried: Die Anfänge der historisch-kritischen Theologie. Johann Salomo Semlers Schriftverständnis und seine Stellung zu Luther, Göttingen 1961, 64. 35 S EMLER: Abhandlung, 85f.

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In den Jahren 1772 bis 1776 erschienen erweiterte Auflagen von Semlers Werk über den Kanon. Er machte nun darauf aufmerksam, dass wir die paulinischen Briefe nicht im Original besitzen, dass eine „kanonische Epistel“ also nicht von vornherein mit dem ursprünglichen historisch verfassten Brief identisch ist. Es sei möglich, dass die kirchlichen „Vorlesungsschriften aus einem Aneinanderreihen oder einem Ineinanderarbeiten von verschieden Briefen entstanden sind“; und es sei ebenso möglich, „daß man schriftliche Anweisungen und Aufträge, die ursprünglich für sich existierten, in späteren Abschriften den Briefen anhängte, um nichts von der Erbschaft des Apostels verloren gehen zu lassen“.36 1776 veröffentlichte Semler einen Kommentar zum 2 Kor, in dem er die Annahme von ursprünglich zwei Briefen vertrat: „Der erste Brief umfaßte demnach 2 Kor 1–8; Röm 16; 2 Kor 9 sowie den Schluß 13,11–13. Dieser Brief wurde an die Christen von Achaia gesandt und ihnen von Titus überbracht.“ Beunruhigende Nachrichten aus Korinth veranlassten Paulus dann zur Abfassung des Briefes 2 Kor 10,1–13,10.37 Semler, so schreibt Gottfried Hornig, nahm zwar an, „daß der Inhalt der Schrift auf eine ‚Eingebung’ zurückgeht, die den Propheten und Aposteln von Gott her zuteil geworden ist“38; aber zugleich war für ihn klar, dass die theologische Hermeneutik „die allgemeingültigen Regeln wissenschaftlicher Textauslegung zu beachten“ hat.39 Die Annahme, das „Ältere“ sei auch das „Wahrere“, habe Semler zurückgewiesen, denn er rechnete „mit der Möglichkeit, daß der historische Ursprung einer Tradition auf bloßen Vermutungen, Irrtümern Legenden oder gar 36 Referat nach SCHWEITZER, Albert: Die Geschichte der Paulinischen Forschung von der Reformation bis auf die Gegenwart, Tübingen 1911, 5. 37 B ETZ: 2. Korinther 8 und 9, 26. 38 HORNIG: Anfänge, 74. 39 Ebd., 79. „Semler will eine Schrifttheologie entwickeln, die sich um die Feststellung des sensus litteralis historicus bemüht, weil derselbe als maßgebend für das rechte Verständnis der Schrift betrachtet werden muß“ (ebd, 83).

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bewußten Fälschungen beruhen kann“.40 Damit sei Semler grundsätzlich nicht weit entfernt von Luthers, wenn auch eingeschränkter, Kanonkritik.41 Semlers Gegner war die Orthodoxie mit ihrer Inspirationslehre. „Indem Semler deren Einheitsdenken durch die Betonung der unterschiedlichen historischen Voraussetzungen der mündlichen Verkündigung und der schriftlichen Abfassung der einzelnen biblischen Bücher aufbrach, schuf er die Ausgangsbedingungen für eine differenziertere historische Beurteilung der Bibel“, schreibt Henning Graf Reventlow. „Die übliche Kennzeichnung Semlers „als ‚Vater der historisch-kritischen Forschung’“ sei aber zu differenzieren, da Semlers eigentliches Interesse nicht das Gebiet der Historie war; es ging ihm vielmehr „um allgemeine ethische Wahrheiten, um eine entsprechende Frömmigkeit der Einzelnen und eine fortschreitende Vervollkommung der Menschheit“.42 Semler, so schreibt Gerhard Ebeling, habe gefordert, dass „der Interpret ‚auch die historischen Umstände einer biblischen Rede genau unterscheidet und sich vorstellen kann und nun auch imstande ist, von diesen Gegenständen auf eine solche Weise jetzt zu reden, als es die veränderte Zeit und andere Umstände der Menschen neben uns erfordern‘. Das Evangelium ist eine Historie und muß darum zunächst auch historisch und nicht sofort erbaulich erfaßt und mitgeteilt werden.“43 Semlers Studien gehören in den geistesgeschichtlichen Kontext der Aufklärung.44 Sie folgen aber nicht einem 40

Ebd., 179. Ebd., 192f. Er sei allerdings nicht Luthers Dialektik von Gesetz und Evangelium gefolgt, sondern bei „einer materiellen Aufteilung“ stehen geblieben. 42 REVENTLOW, Henning Graf: Epochen der Bibelauslegung IV. Von der Aufklärung bis zum 20. Jahrhundert, München 2001, 181; 189. Reventlow macht (188) auf die Nähe zwischen Spinoza und Semler aufmerksam. 43 EBELING, Gerhard: [Art.] Hermeneutik, in: RGG3 III (1959), 254. 44 Dazu HORNIG, Gottfried: Johann Salomo Semler. Studien zu Leben und Werk des Hallenser Aufklärungstheologen, Tübingen 1996; zum Charakter von Semlers „Bibelkritik“ dort 242–245. 41

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platten „Rationalismus“, Semler ist vielmehr darum bemüht, Glaube und Vernunft miteinander in Einklang zu bringen. Hans Dieter Betz nennt Semlers Hypothese zum 2 Kor „einen lichtvollen Augenblick in der Geschichte der neutestamentlichen Wissenschaft“; ungeachtet der inzwischen mehr als zweihundert Jahre währenden Debatte stehe „ihre Bestätigung oder Widerlegung immer noch aus“.45 2.4 In den Kontext der Anfänge der historisch-kritischen Auslegung der Bibel gehört auch die Arbeit des pietistischen Theologen Johann Albrecht Bengel (1687– 1752).46 Bengel sah die Notwendigkeit, aber auch die Möglichkeit, den neutestamentlichen „Urtext“ zu finden; denn inzwischen war klar geworden, dass der kirchlich überlieferte und anerkannte textus receptus nicht mehr als unzweifelhaft zuverlässig gelten konnte. Die von Bengel gewonnenen Regeln der Textkritik haben bis heute Gültigkeit. Vom Pietismus beeinflusst war auch Johann Georg Hamann (1730–1788), der gleichwohl, wie Oswald Bayer schreibt, in seinem Bibelverständnis philologische Kritik, Textkritik sowie traditions- und formenkritische Arbeit in vollem Umfang anerkannt hat.47 Bemerkenswert sei „vor allem Hamanns formenkritische Sicht der urchristlichen Literatur, die sich aus seiner geistlichen Erfahrung in zwangloser Verbindung mit rhetorischer und literaturästhetischer Bildung ergibt. ‚Der Zeitungs- und Briefstyl’, der Stil des Evangeliums und der Briefe, ‚gehören nach allen Rhetoricken zum humili generi dicendi’.“48 Friedrich Schleiermacher (1768–1834) formulierte in seiner Hermeneutik, dass es bei den „didaktischen Schriften“ des Neuen Testaments, also bei den Briefen, darauf ankomme, „daß man nicht nur verstehen soll, was der Schriftsteller gesagt hat, sondern daß auch die Fakta, 45

BETZ: 2. Korinther 8 und 9, 77. Dazu BRECHT, Martin: [Art.] Bengel, Johann Albrecht (1687-1752), in: TRE 5 (1980), 583–589, zu Bengels Gnomon Novi Testamenti 586f. 47 B AYER: Autorität, 80. 48 Hamann zitiert nach B AYER ebd. 46

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worauf sich das Gesagte bezieht, auszumitteln sind“; auf diese Weise zeige sich, „daß die hermeneutische Aufgabe nicht eher sicher gelöst werden kann, bis wir zugleich die Aufgabe der historischen Kritik gelöst haben“.49 2.5 In der weiteren Exegese des 19. Jahrhunderts wurden Echtheit und Integrität der Paulusbriefe oft grundlegend in Frage gestellt. Generell entstand eine große Bereitschaft dort nach literarischen bzw. literarkritischen Lösungen zu suchen, wo man in den Texten auf erhebliche inhaltliche Probleme oder innere Widersprüche stieß; der überlieferte Text galt jedenfalls nicht mehr als „unantastbar“. Dass hier ein Zusammenhang mit dem Denken des „Historismus“ besteht, der mit dem berühmten Wort Leopold von Rankes wissen will, „wie es denn wirklich gewesen“, liegt auf der Hand. Sollen die neutestamentlichen Schriften, insbesondere die Briefe, in ihrem historischen Kontext verstanden werden, so muss man grundsätzlich zu der Frage bereit sein, ob die Briefe ursprünglich tatsächlich so verfasst wurden, wie sie uns jetzt im Rahmen des Corpus Paulinum überliefert sind. Die Antworten sind, auch bei grundsätzlich gleichem Ansatz, natürlich nicht einheitlich. Karl August Credner bezeichnet in seiner „Einleitung in das NT“ (1836) das Neue Testament als eine Sammlung der apostolischen Schriften und damit als eine „geschichtliche Erscheinung“. Dieser geschichtlichen Erscheinung werde nun entweder „in der Weise, wie sie sich gerade darstellt, objective Giltigkeit eingeräumt; oder sie weckt die Skepsis und wird dadurch Gegenstand der historischkritischen Forschung“. Credner schreibt erläuternd: „Nur das letztere Verfahren ist ein rationelles und verdient den Namen der Wissenschaft und Kunst. Das erstere läuft auf den blinden Autoritätsglauben und auf Indifferentismus 49 S CHLEIERMACHER, Friedrich Daniel Ernst: Hermeneutik und Kritik. Mit einem Anhang sprachphilosophischer Texte Schleiermachers, hg. von Manfred FRANK, Frankfurt/M. 4. Aufl. 1990, 229f. Schleiermacher geht auch auf die Frage der Authentizität oder fiktiven Herstellung von Texten ein, wobei er sich vor allem zu den Pastoralbriefen äußert; ein Referat dieser Überlegungen würde hier zu weit führen.

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hinaus.“ Auch über die Schriften des NT stehe „der Vernunft im Allgemeinen das Recht der Prüfung zu: inwiefern dieselben apostolischen Ursprungs sind“. Eine solche „Einleitung“ in das Neue Testament sei in jedem Fall historisch-kritisch, „denn ohne Kritik giebt es nur Sagen, keine Geschichte“.50 Credner nimmt die literarische Integrität des Zweiten Korintherbriefs an, stellt aber fest: „Unter allen uns erhaltenen Paulinischen Briefen ist der zweite Brief an die Korinther unstreitig in Absicht auf Sprache und Darstellung am Nachlässigsten geschrieben, was eine Folge theils der Eile, theils der aufgeregten Stimmung des Ap[ostels] ist. Gleichwohl leuchtet aus diesen Nachlässigkeiten des Styles und der Sprache die natürliche Eigenthümlichkeit unseres Apostels in so hohem Grade hervor, dass unser Brief recht eigentlich als der Schlüssel zur Paulinischen Sprachweise gelten muss. Paulus hat hier so geschrieben, wie er im gewöhnlichen Leben gesprochen hat.“ Insbesondere der Abstand von Kap. 10–13 zu Kap. 1–9 sei auffällig – „allein“, so fährt Credner fort, „die Verschiedenheit des Gegenstandes und der feurige Charakter unseres Apostels erklären diess so hinlänglich, dass man nicht erst nöthig hat zu Semlers oder Webers weithergeholter, künstlicher Auskunft seine Zuflucht zu nehmen“.51 Auch zum Römerbrief erörtert Credner kurz „Aechtheit oder Integrität“; denkbar sei, dass der Brief ursprünglich mit 14,23 und dann 16,26–27 endete, dass Paulus dann aber einiges nachtrug noch vor der Abreise der Phöbe.52 Ebenfalls 1836 veröffentlichte Ferdinand Christian Baur seine Studie „Über Zweck und Veranlassung des Römerbriefs“53, in der er 50 C REDNER, Karl-August: Einleitung in das Neue Testament. Erster Theil. Erste Abtheilung, Halle 1836, 1; 2. 51 CREDNER: Einleitung, 374. Nach Webers These habe Paulus fünf Briefe an die Korinther geschrieben: Zuerst den verlorenen Brief (I 5,9), dann 1 Kor, dann 2 Kor 1–9; 13,11–13; dann Hebr; zuletzt 2 Kor 10,1–13,10. 52 Ebd., 387–389. 53 BAUR, Ferdinand Christian: Über Zweck und Veranlassung des Römerbriefs und die damit zusammenhängenden Verhältnisse der römischen Gemeinde (1836), in: SCHOLDER, Klaus (Hg.): Ausgewählte

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die Verhältnisse in der römischen Gemeinde rekonstruieren will. Es habe in Rom eine antipaulinische Partei gegeben, „die an dem paulinischen Universalismus Anstoß nahm“; dagegen wende sich Paulus in seinem apologetischen Brief zur Rechtfertigung seines apostolischen Amtes.54 Zur Frage der Zugehörigkeit von Kap. 16 zum Römerbrief und zur Echtheit des Kapitels merkt Baur an: „Wie leicht konnte es, als in der Folge das Verhältniß des Apostels Paulus zur römischen Gemeinde Gegenstand des Parteienstreites wurde, einem Pauliner von Interesse zu seyn scheinen, in einer solchen Urkunde den Beweis zu geben, daß der Apostel schon mit den bekanntesten Mitgliedern der ersten Gemeinde in sehr naher und vertrauter Verbindung gestanden sey, und daß sich mehrere derselben um den Apostel besondere Verdienste erworben haben?“ Für seine grundsätzliche These, so Baur, sei diese Frage unerheblich; aber nicht zuletzt angesichts der ungeschickten Stellung von 16,17–20 zwischen den Abschnitten 16,1–16 und 16,21–24 und angesichts der Unsicherheiten bei der Schlussdoxologie gebe es genügend Gründe, die Echtheit von Röm 16 in Zweifel zu ziehen. Zwar werde „die Möglichkeit der Aechtheit immer wieder geltend gemacht“, doch es komme „in der Kritik nicht auf das Mögliche, sondern das Wahrscheinliche an“.55

Adolf Hausrath schreibt in seiner 1870 erschienenen kurzen Studie zu 2 Kor 10–1356, man könne den Zweiten Korintherbrief nicht verstehen, wenn man nicht eine Antwort auf die Frage nach dem Verhältnis von Kap. 1–9 zu Kap. 10–13 finde. Die These Semlers57 sei zwar „nicht haltbar“, nicht akzeptabel sei aber auch die Annahme eines Stimmungswechsels zwischen den Kapiteln 9 und 10, wie sie etwa von Credner vertreten werde. Logischer sei die Vermutung H. J. Holtzmanns, dass Paulus „neue Impulse“ empfangen hatte; aber dann frage man sich, warum Paulus das zuvor Geschriebene (Kap. 1–9) überhaupt abgeschickt hat. Als Einheit könne man den vorliegenden 2 Kor Werke in Einzelausgaben, Erster Band: Historisch-kritische Untersuchungen zum Neuen Testament mit einer Einführung von Ernst Käsemann, Stuttgart - Bad Cannstatt 1963, 147–266. 54 Ebd., 202. 55 Ebd., Fußnote auf 185–188. 56 HAUSRATH, Adolf: Der Vier-Capitel-Brief des Paulus an die Korinther, Heidelberg 1870. 57 Brief A: 2 Kor 1–8+Röm16+2 Kor 13,11–13; Brief B: 2 Kor 10,1– 13,10; Brief C: 2. Kor 9).

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eigentlich nur lesen, wenn einem der Text „immer gerade so recht ist, wie er dasteht“.58 Zweifellos liege in Kap. 10– 13 eine andere Situation vor als in Kap. 1–9. So sei der jetzt Kap. 10–13 umfassende Text vermutlich vor Kap. 1– 9 geschrieben und abgeschickt worden; in 13,1–10 gehe es offensichtlich um den in 1 Kor 5 erwähnten Blutschänder, und so gehöre der Brief 2 Kor 10–13 zeitlich und sachlich wohl nahe zum Ersten Korintherbrief und sei noch im Winter in Ephesus verfasst worden (10,16!), während der dann folgende Brief 2 Kor 1–9 in Makedonien geschrieben wurde. Hausrath fragt, warum 2 Kor in der überlieferten Form in den Kanon gelangte, er stellt also ausdrücklich die Frage nach der Redaktion. Er nimmt an, dass der Text 2 Kor 10–13 ursprünglich ein Anhang zu einem Brief einer Gemeinde war – dies lasse das betonte ἐγὼ Παῦλος … in 10,1 erkennen. Der Redaktor sei an diesem Gemeindebrief aber nicht interessiert gewesen, da er ja Briefe des Paulus zusammenstellen wollte, nicht „beliebige Gemeindeschreiben“.59 Daher stellte er den „Vier-Capitel-Brief“ 2 Kor 10–13 betont an den Schluss aller nach Korinth gerichteten Paulusbriefe. 1894 schreibt Carl Clemen in seiner Studie über die „Einheitlichkeit der paulinischen Briefe“60, es werde zugunsten der Annahme der Einheitlichkeit des 2 Kor das Argument vorgetragen, dass Paulus im Anschluss an seine in Kap. 1–9 geschriebene dankbare Feststellung der Versöhnung mit Kap. 10–13 die Gegner endgültig habe schlagen wollen; dieses Argument sei aber falsch, denn „in Wahrheit ist in den letzten vier Capiteln keineswegs nur von diesen [sc. Gegnern] die Rede“. Die Aussage in 12,18 (παρεκάλεσα Τίτον …) weise auf Kap. 9 zurück, in dem 58

HAUSRATH: Vier-Capitel-Brief, 4. Ebd., 28. Die Kapitel 1–9 könnten jener „Gemeindebrief“ natürlich nicht gewesen sein, denn trotz der häufigen „Wir“-Aussagen sei dieser Text für einen Gemeindebrief viel zu persönlich gehalten. 60 CLEMEN, Carl: Die Einheitlichkeit der paulinischen Briefe an der Hand der bisher mit Bezug auf sie aufgestellten Interpolations- und Compilationshypothesen, Göttingen 1894. 59

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Clemen den „dritten Korintherbrief“ sieht; mithin liege in Kap. 10–13 der „vierte Korintherbrief“ vor.61 Allerdings, so Clemen, stehen die Bemerkungen über den bevorstehenden Besuch (12,20.21) innerhalb dieses Briefes an dieser Stelle unpassend; sie gehörten ursprünglich wohl zum Ersten Korintherbrief.62 James Houghton Kennedy schildert in seiner 1900 publizierten Studie „The Second and Third Epistles of St. Paul to the Corinthians“ seine Entdeckung, dass das in 2 Kor 2,4 erwähnte Schreiben (ἔγραψα ὑμῖν διὰ πολλῶν δακρύων) nicht der Erste Korintherbrief sein kann „but an Epistle whose closing portion we possess in chapters x.– xiii. of 2 Corinthians“.63 Dieser Brief sei jedoch nicht vollständig erhalten, nicht anders als der in 1 Kor 5,9 erwähnte Brief. Kennedy verweist hinsichtlich der Redaktion darauf, dass die in der hebräischen Bibel überlieferten Psalmen 9 und 10 in der griechischen Bibel (LXX) einen Psalm bilden; offensichtlich bestehe durchaus die Möglichkeit, dass zwei ursprünglich selbständig verfasste Briefe nachträglich zusammengefügt wurden.64 Arthur S. Peake bietet in seiner 1909 erschienenen „Critical Introduction to the New Testament“ für die Annahme, dass Kap. 1–9 und Kap. 10–13 nicht zu demselben Brief gehört haben können, ein eher psychologisches Argument in Form einer rhetorisch-suggestiven Frage: „Was Paul the man after the Church had returned to its loyalty, and he had thanked God devoutly for it, to open the old wound and pour forth of his enemies vials of unrestrained 61

Ebd., 61–62. Ebd., 66f. identifiziert folgende Briefe: 1 Kor 1,1–3,9; 4,1–7,16; 7,25–8,13; 10,31–14,33a. 37–40; 16,1–24 (= „2 Kor“); 2 Kor 1,1–6,13; 7,2–8,24; 13,11–13 (= „5 Kor“) – diese Briefe seien weitgehend vollständig erhalten. Dazu 2 Kor 9 (= „3 Kor“) und 2 Kor 10,1–12,19; 13,1–10 (= „4 Kor“). Vom „1 Kor“ sind vielleicht nur Bruchstücke erhalten. 63 KENNEDY, James Houghton: The Second and Third Epistles of St. Paul to he Corinthians. With some proofs of their independence and mutual relation, London 1900, xiii. 64 Ebd., xxvi. Darauf sei er von K. Abbott aufmerksam gemacht worden. 62

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indignation?“ Selbst wenn man mit einer längeren Unterbrechung beim Schreiben des Briefes rechne, wäre es kaum verständlich „why he should have allowed the first part of the letter to stand and not substituted something more consonant with his altered mood“. Peake schließt mit der ironischen Feststellung: „We need not join with Paul’s Corinthian critics in conceiving him to be so flighty and mercurial as that.“65 Die Annahme einer sekundären Redaktion erkläre auch die seltsame Stellung von 6,14– 7,1: „We must assume that it owes its present position to some accident, such as has occasioned the combination of 2 Cor. x.–xiii. with 2 Cor. i.–ix.“66 Theodor Zahn nimmt in seiner „Einleitung in das Neue Testament“67 an, Titus habe den vorliegenden 2 Kor nach Korinth gebracht. Er habe im Zusammenhang der Kollekte aber auch andere Gemeinden besucht, und so sei es durchaus „fraglich …, ob Titus bei solchen Gelegenheiten den ganzen Brief, welcher doch großenteils die besonderen Verhältnisse von Kor[inth] betraf, oder etwa nur die Abschnitte 1,1–22; 8,1–9,15; 13,11–13 zur Kenntnis der übrigen Gemeinden brachte“.68 Es bleibt freilich unklar, wie man sich eine solcherart unterschiedliche Präsentation eines einheitlichen Briefes in verschiedenen Gemeinden konkret vorzustellen hat. Der Brief, so meint Zahn, „zerfällt in drei deutlich abgegrenzte Teile“, nämlich 1–7; 8– 9; 10–13.69 Dabei wird die Einheit des Briefes von Zahn nun so beschrieben: Zunächst hat der Brief „die Leser mit Pl [Paulus] im Geist von Ephesus über Troas nach Macedonien geführt (c. 1–7), hat sie sodann mit ihm einen Augenblick in den Gemeinden Macedoniens verweilen 65 PEAKE, Arthur S.: A Critical Introduction to the New Testament, London 1909, 37. 66 Ebd., 37. Peake nimmt an, 2 Kor 6,14–7,1 sei paulinisch, möglicherweise aber “not preserved for us in precisely the form in which they left the hands of Paul” (38). 67 ZAHN, Theodor: Einleitung in das NT, Band I, Leipzig 31906, 218– 249. 68 Ebd., 220. 69 Ebd., Einleitung, 220.

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lassen (c. 8–9) und läßt sie schließlich die Zustände der Gemeinde zu Kor[inth] unter dem Gesichtspunkt des nahebevorstehenden Aufenthalts des Pl [Paulus] zu Kor[inth] betrachten. Die Betrachtung der jüngsten Vergangenheit mit ihren Mißverständnissen und Aufklärungen, der Gegenwart mit ihren praktischen Aufgaben und der nahen Zukunft mit ihren Sorgen verteilt sich auf die drei Abschnitte des Briefes.“70 In Kap. 10–13 habe Paulus dann die folgende Bitte äußern wollen: „Sorgt vor meiner Hinkunft dafür, daß mein Besuch ein friedlicher, für beide Teile erfreulicher und förderlicher sei, indem ihr die fremden Lehrer abweist, die hochfahrenden Christusleute auf das richtige Maß ihrer Bedeutung hinweist und die unkeusch Lebenden unter Androhung strengster Zuchtmittel zurechtweist.“ Erst hier würden die Gegner in Korinth zum Gegenstand des Angriffs; der Gemeinde hingegen bringe Paulus „in zusammenhängender Darlegung ihre Pflicht jenen gegenüber zum Bewußtsein“.71 Aber in 2 Kor 10–13 macht Paulus der Gemeinde ja gerade den Vorwurf, sie habe sich den ihn bekämpfenden Gegnern angeschlossen. 2.6 Einflussreich wurde die 1961 erschienene Studie Günther Bornkamms „Die Vorgeschichte des sogenannten Zweiten Korintherbriefes“.72 Für Bornkamm ist es die „entscheidende“ Frage, ob sich für das Zustandekommen des jetzt vorliegenden Briefes „eine Erklärung geben läßt“; diese Frage sei bisher „kaum gestellt, geschweige denn zureichend beantwortet worden“.73 Die Komposition 70

Ebd., Einleitung, 222. Ebd., 241. 72 BORNKAMM, Günther: Die Vorgeschichte des sogenannten Zweiten Korintherbriefes, in: DERS. (Hg.), Geschichte und Glaube. Zweiter Teil. Ges. Aufs. Band IV, München 1971, 162–194. Ein Jahr später folgte eine entsprechende Untersuchung des Philipperbriefs (DERS.: Der Philipperbrief als paulinische Briefsammlung, in: ebd., 195–205). Phil sei etwa zur selben Zeit wie 2 Kor entstanden; der Redaktor sei aber ein anderer, denn die Art der Redaktion sei deutlich verschieden (ebd., 202). 73 Ebd., 179. 71

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des 2 Kor sei „einfacher und natürlicher zustande gekommen …, als man zunächst vermeint“; der „Sammler“ habe den zuletzt geschriebenen „Versöhnungsbrief“ (1,1–2,13; 7,5–16) zugrundegelegt und die als erstes verfasste Apologie 2,14–7,4, die das „wichtigste Stück des Ganzen“ war, dort eingefügt.74 Er habe als Abschluss „das scharfe polemische Fragment des Schmerzensbriefes“ (Kap. 10– 13) angefügt, um der Briefsammlung so „ein apokalyptisches Siegel und unanfechtbare testamentarische Gültigkeit zu verleihen.“75 Für die beiden Kollektenbriefe 2 Kor 8 und 2 Kor 9 habe die Redaktion keinen wirklich passenden Platz gefunden.76 Der Brief sei in Korinth zusammengestellt worden – „schon darum, weil der Kompilator nur Stücke der korinthischen Korrespondenz des Paulus zusammengearbeitet hat“.77 Hinsichtlich der Datierung verweist Bornkamm darauf, dass der von Rom nach Korinth gesandte Erste Clemensbrief 2 Kor nicht verwendet, obwohl dieser doch „für die Abwehr der neuerlichen Gegner überaus ergiebig gewesen wäre“78; Marcion kenne den 2 Kor, fand ihn aber bereits vor.79 Die Aufforderung in 1 Clem 47,1 (ἀναλάβετε τὴν ἐπιστολὴν τοῦ μακαρίου

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Ebd., 186. Ebd., 182f. Der apokalyptische Schluss entspreche einem „Formgesetz“ der urchristlichen Literatur (180–182). 76 Ebd., 186f. In 6,14–7,1 sieht Bornkamm eine „den Zusammenhang sprengende kurze apokalyptische Paränese …, für deren unpaulinische Terminologie und Gedanken jetzt die Qumrantexte überraschendes Parallelmaterial erbracht haben“ (187). 77 Ebd., 187. 78 Ebd., 187f. 79 Ebd., 187f. Ähnlich LOHSE, Eduard: Die Entstehung des Neuen Testaments, Göttingen 1972, 45; er sieht Brüche zwischen 2,13 und 2,14 sowie zwischen 9 und 10 und meint, eine befriedigende Erklärung komme „erst durch die Annahme einer sekundär hergestellten Briefkomposition“ zustande; dabei sei es auch ein Argument, dass 2 Kor vor Marcion nicht bezeugt ist. Die Teile des jetzigen 2 Kor seien „zu Anfang des 2. Jahrhunderts unter dem Leitmotiv der Legitimität des Apostelamtes zusammengefügt“ worden, nicht zuletzt, um den Brief „im Gottesdienst verlesen zu können“. 75

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Παύλου τοῦ ἀποστόλου) bedeutet freilich nicht, dass es den „Zweiten Korintherbrief“ noch nicht gegeben hätte.80 Eine weitreichende Position hinsichtlich der Rekonstruktion der Paulusbriefe „in ihrer ursprünglichen Gestalt“ vertritt Walter Schmithals.81 Er sieht in der Korrespondenz mit Korinth insgesamt 13 Briefe des Paulus, beginnend mit dem kurzen „Brief A“ (1 Kor 11,2.17–34), dem ersten Kontakt nach dem Gründungsbesuch.82 In dem überlieferten 2 Kor sieht Schmithals den kurzen „Brief J“ (im Wesentlichen 2 Kor 4,2–14), sodann „Brief K“, wo Paulus sein Apostolat verteidigt83, „Brief L“ (2 Kor 10,1–13,13) und „Brief M“ (2 Kor 8,1–24a) sowie zuletzt „Brief N“ (2 Kor 1,1–2,13; 7,5– 7.4b.8–16; 9,1–15; ursprünglich auch Röm 5,1b–10).84 Es habe,

80 Es wird rhetorisch gefragt, was Paulus „euch“ geschrieben hatte (1 Clem 47,2 τί πρῶτον ὑμῖν ἐν ἀρχῇ τοῦ εὐαγγελίου ἔγραψεν;); die Antwort in 47,3 (ἐπ᾿ ἀληθείας πνευματικῶς ἐπέστειλεν ὑμῖν περὶ ἑαυτοῦ τε καὶ Κηφᾶ τε καὶ Ἀπολλώ, διὰ τὸ καὶ τότε προσκλίσεις ὑμᾶς πεποιῆσθαι) nimmt offensichtlich auf den Eingangsabschnitt des paulinischen 1 Kor Bezug und setzt voraus, dass die Adressaten das erkennen. Ebensowenig ist es ein Argument zugunsten von Teilungshypothesen für den pln Phil, dass Polykarp im Philipperbrief sagt, Paulus habe „euch (sc. den Christen in Philippi) aus der Ferne Briefe [!] geschrieben“ (Pol Phil 3,2). 81 SCHMITHALS, Werner: Die Briefe des Paulus in ihrer ursprünglichen Form, Zürich 1984. Er stellt „ein Ergebnis der literarkritischen Analyse des Corpus Paulinum“ vor, ohne die „Gründe für die Rekonstruktion der einzelnen ursprünglichen Briefe anzugeben“. Die „literarischen und historischen Spannungen“ in den Briefen „zu beobachten und zu deuten“ sei „nur der eine Schritt der Analyse“; ob die Lösung der Probleme richtig ist, „müsse sich auch von einem möglichst umfassenden Ergebnis der Analyse aus zeigen“, und diesen „zweiten Schritt“ legt Schmithals vor (ebd., 9). Lediglich Gal und Phlm sieht Schmithals als in ihrer ursprünglichen Form überliefert an. 82 Ebd., 21. 83 Ebd., 63: Brief K, der „im wesentlichen vollständig erhalten geblieben zu sein“ scheint, umfasste 1 Kor 4,7–13; 2 Kor 2,13–3,18; 4,16– 6,2, dazu Röm 13,12b–14 als Schlussermahnung. „Wir haben mit Kor K nicht nur einen seelsorgerlich besonders feinen Brief vor uns, sondern auch ein an ebenso tiefsinnigen wie einfachen theologischen Gedanken reiches Schreiben.“ 84 Ebd., 26. In dem selbst bei Annahme der literarischen Einheitlichkeit des 2 Kor oft als „unpaulinisch“ angesehenen Abschnitt 6,14–7,1 setze Paulus die in 1 Kor 6,1–11 vorgetragene scharfe Kritik an den vor heidnischen Gerichten geführten Prozessen fort, indem er der

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Andreas Lindemann vermutlich in Korinth, eine „Hauptsammlung“ von sieben Paulusbriefen gegeben, eingeleitet mit 1 Kor (mit der redaktionell erweiterten Adresse 1,2b) und endend mit Röm (16,25–27 redaktionell abschließend). Dem Herausgeber war an der Siebenzahl gelegen, und so „vereinte er in den einzelnen Briefen seiner Sammlung jeweils mehrere originale Schreiben des Paulus“ und ließ nur das an die galatischen Gemeinden gerichtete Rundschreiben „in seiner ursprünglichen Integrität“.85 Auf die Frage, wie eine solche „freie“ Redaktionsarbeit technisch abgelaufen sein könnte, geht Schmithals in seinem Buch nicht ein.

2.7 Die Entwicklung der Forschung in den letzten einhundert Jahren zeigen die entsprechenden Beiträge in den vier Auflagen des Lexikons „(Die) Religion in Geschichte und Gegenwart“ (RGG). In den beiden ersten Auflagen (1913 und dann 1929) plädieren so unterschiedliche Forscher wie Wilhelm Bousset und Paul Feine für die Annahme der literarischen Einheit des Zweiten Korintherbriefes. Bousset86 nimmt an, dass nach der Versendung des Ersten Korintherbriefes eine relativ lange Zeit verstrich, in der auch ein Besuch des Titus in Korinth stattfand. Dann habe Paulus einen scharfen Brief verfasst, der verloren ging. Der dann folgende Zweite Korintherbrief lasse eine günstigere Entwicklung erkennen, aber nach wie vor kämpfe Paulus „gegen zwei Fronten”, nämlich „Judentum und Heidentum“; dieser Brief sei „wie kein anderer [Paulusbrief] aus dem Augenblick und aus der augenblicklichen Stimmung hervorgegangen“87, und so sei der abrupte Wechsel von Kap. 1–9 zu Kap. 10–13 „psychologisch zu erklären“.88 Gemeinde einschärft, „ihre Heiligkeit in Loslösung von der heidnischen Welt zu bewahren“ („Brief C“). 85 Ebd., 15. Die „Nebensammlung“ umfasste den von deren Herausgeber selber verfassten Eph, der keine bestimmte Adresse trägt, den vom Herausgeber bearbeiteten, ursprünglich authentischen Kol sowie Phlm (a.a.O., 165f.). 86 B OUSSET, Wilhelm: [Art.] Paulusbriefe, in: RGG1 IV (1913), 1313– 1340, hier 1325–1328. 87 Ebd., 1328. 88 Die Formulierung in 10,1 (αὐτὸς δὲ ἐγὼ Παῦλος παρακαλῶ ὑμᾶς) zeige, dass Paulus nun mit eigener Hand schreibt und nicht mehr diktiert. Jetzt argumentiere er gegen judaisierende Gegner, und zwar nach

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Paul Feine schreibt, wenn man 2 Kor überhaupt literarisch teilen wolle, sei die Hypothese von ursprünglich zwei Briefen (Kap. 1–9 und Kap. 10–13) die am besten begründete; richtiger sei aber die Annahme der literarischen Integrität: „Paulus diktierte seine Briefe, und kann das in diesem Falle in Absätzen und in verschiedenen Stimmungen getan haben. Mit 10,1 scheint er selbst die Feder ergriffen zu haben, um noch ein Schlusswort, und zwar ein freundliches 10,1 hinzuzufügen. Aber indem er schreibt, erfaßt ihn der Unmut über das, was ihm die Gemeinde in den letzten Zeiten angetan hatte, und so rechnet er noch einmal gründlich mit den Widersachern und der Gemeinde ab.“89 In der 3. Auflage der RGG (1960) folgt Erich Dinkler90 der Annahme Bultmanns, 1 Kor gehe auf ursprünglich zwei, dann auf ziemlich komplizierte Weise miteinander verbundene Briefe zurück („Brief A“ und „Brief B“).91 2 Kor bestehe ebenfalls aus ursprünglich zwei Briefen: „Brief C“ umfasste 2,14–7,4 + Kap. 9 + Kap.10–13, vielleicht in einer anderen Abfolge (10,1–13,10 2,14–7,4  Kap. 9  13,11–13), zu „Brief D“ gehörten 2 Kor 1,1– 2,13 + 7,5–16 + Kap. 8. „Dem Redaktor wären Glättungen bei der Zusammenstellung von Briefabschnitten und auch die Einfügung eines wahrscheinlich unpaulinischen Stückes in 2Kor 6,14–7,1 zuzuschreiben“92 Diese Analyse werde „unterstützt durch die begründete These Harnacks“, dass die Redaktion des Corpus Paulinum in Korinth begonnen wurde.93 der bereits erfolgten Versöhnung. „Mit einer kurzen, schroffen Ermahnung der Gemeinde, die seine erregt gewordene Stimmung widerspiegelt, schließt der Brief“ (Ebd., 1327). 89 FEINE, Paul: [Art.] Korintherbriefe, in: RGG2 III (1929), 1269–1264, hier: 1263f. 90 D INKLER, Erich: [Art.] Korintherbriefe, in: RGG3 IV (1960), 17–23. 91 Brief A bestehe aus 1 Kor 6,12–20; 9,24–27; 10,1–22; 11,2–34; 12– 14, Brief B bestehe aus 1 Kor 1,1–6,11; 7,1–9,23; 10,23–11,1; 15–16. 92 Ebd., 18. 93 Ebd., 18 unter Verweis auf Adolf von Harnack, Die Briefsammlung des Apostels Paulus, 1926.

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In der 4. Auflage der RGG (2001) nimmt Margaret M. Mitchell94 entsprechend der These von Hans Dieter Betz an, der überlieferte 1 Kor sei kohärent, nicht aber 2 Kor. Das zeige das „Fehlen eines einheitlichen Inhalts“, ferner „ein mehrfacher drastischer Stimmungsumschwung“, sodann der scharfe Bruch zwischen dem Schluss von Kap. 9 und dem Beginn von Kap. 10, sowie die widersprüchlichen Angaben zu den Reiseplänen des Paulus. Nach Abfassung des 1 Kor habe Paulus den Brief 2 Kor 8 nach Korinth geschickt, um Zweifel hinsichtlich der Korrektheit der Jerusalem-Kollekte zu zerstreuen; der dann folgende Brief 2,14–7,4 (ohne 6,14–7,1) zeige, dass 1 Kor nicht erfolgreich war95; die Schärfe dieser „ersten Apologie“ ging „nicht spurlos an den Korinthern vorüber“, doch ein persönlicher Besuch des Apostels in Korinth endete mit einem Desaster; der Brief 2 Kor 10–13 veränderte in Verbindung mit der Aktivtät des Titus die Position der Korinther, und jetzt schrieb Paulus „als letzten Schritt im Versöhnungsprozeß“ den Brief 1,1–2,13 + 7,5–16 + 13,11– 13). Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist 2 Kor 9: „Paulus feiert das Ende des Bruches mit den korinthischen Hausgemeinden durch einen Aufruf zugunsten dieser öfftl. Spende seitens der ganzen Provinz.“96 3.

Anmerkungen zur gegenwärtigen Diskussion97

3.1 Thomas Schmeller, der in dem 2010 erschienenen 94 MITCHELL, Margaret M.: [Art.] Korintherbriefe, in: RGG4 4 (2001), 1688–1694. 95 Ebd., 1692: „Die Lage wurde durch die beiden Kollektenaufrufe in 1 Kor 16,3 und 2 Kor 8 weiter verkompliziert, in denen Paulus sich selbst die Autorität angemaßt hatte, Briefe mit Vollmachten für andere zu verfassen.“ 96 Ebd., 1693. 97 Vgl. zum Folgenden L INDEMANN, Andreas: „… an die Kirche in Korinth samt allen Heiligen in ganz Achaja“. Zu Entstehung und Redaktion des „2. Korintherbriefes“, in: SÄNGER, Dieter (Hg.), Der zweite Korintherbrief. Literarische Gestalt − historische Situation − theologische Argumentation. Festschrift zum 70. Geburtstag von Dietrich-Alex Koch, Göttingen 2012, 131–159.

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ersten Band seines Kommentars zum 2 Kor schrieb, dass „eine (wachsende) Minderheit von Exeget/innen“ gegenwärtig die Einheitlichkeit dieses Briefes vertrete98, stellte einige Jahre später (2018) fest, nach seinem Eindruck scheine „diese Minderheit so stark angewachsen, dass sie bereits die Mehrheitsposition sein könnte“.99 2 Kor sei „praktisch die letzte Bastion der Kompilationsvertreter, die früher bei fast allen Paulusbriefen die Meinungsführer waren“.100 Solche Beobachtungen sind insofern etwas überraschend, als man den Eindruck gewinnt, es gehe um Mehrheitsverhältnisse und weniger um den Austausch wissenschaftlich begründeter Argumente. In dem 2013 erschienenen von Friedrich W. Horn herausgegebenen „Paulus Handbuch“ schreibt Schmeller, Hauptargument der Exegetinnen und Exegeten, die den überlieferten Text für einheitlich halten, sei die Tatsache, „dass die handschriftliche Tradition den 2. Korintherbrief durchweg in der uns bekannten Form überliefert“.101 Rekonstruktionsversuche, die zwei oder mehr ursprünglich 98

SCHMELLER: Zweiter Korintherbrief 1, 25. SCHMELLER, Thomas: Ungetrennt und unvermischt? Die Frage nach Kompilationen und Interpolationen in den echten Paulusbriefen, in: SCHRÖTER, Jens / BUTTICAZ, Simon / DETTWILER, Andreas (Hgg.). In collaboration with PAUL, Clarissa: Receptions of Paul in Early Christianity. The Person of Paul and His Writings Through the Eyes of His Early Interpreters, Berlin / Boston 2018, 751–777, hier: 765. 100 Ebd., 765f. Er schreibt weiter (768): „Tendenziell sind Verfechter von Kompilationsthesen heute in der Defensive“; er will der Frage nachgehen, ob man die Tatsache, „dass die paulinische Literarkritik aus der Offensive in die Defensive geraten ist … mit bestimmten wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Entwicklungen in Verbindung bringen“ kann. In eine ähnliche Richtung weist die Aussage von VOGEL, Versöhnung und Streit, 88f., es habe sich durch den RGGArtikel von M. Mitchell [s. oben] „eine Maximalvariante der gegenwärtig diskutierten Teilungshypothesen längerfristig einen wirkungsträchtigen Platz gesichert“. 101 SCHMELLER, Thomas: Zweiter Korintherbrief, in: HORN, Friedrich Wilhelm (Hg.): Paulus Handbuch, Tübingen 2013, 185–194, hier 188. Schmeller ist auch Autor des Abschnitts „Der zweite Korintherbrief“ in: EBNER, Martin / SCHREIBER, Stefan (Hgg.): Einleitung in der Neue Testament, Stuttgart 2008, 326–346. 99

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selbständige Briefen im 2 Kor annehmen, „rechnen ohne Weiteres mit einem Redaktor, der keine Probleme damit hatte, am überlieferten Text tiefgreifende Eingriffe vorzunehmen“. Es werde erstaunlicherweise „so gut wie nie nach vergleichbaren Briefkompilationen außerhalb des Neuen Testaments gefragt“, doch von den hier in Frage kommenden Cicerobriefen her sei allenfalls eine Zweiteilung plausibel.102 Aber dieser Vergleich trägt wenig aus; für das Corpus Paulinum scheint es frühe außerchristliche Parallelen gar nicht gegeben zu haben, denn dessen Edition erfolgte unter der Annahme. die Briefe des Apostels seien über die aktuelle(n) Situation(en) hinaus bedeutsam für christusgläubige Menschen „an allen Orten und zu allen Zeiten“.103 Nach Schmeller sind manche Probleme „heute zwar weitgehend ausgeräumt“, doch gebe es „bleibende Schwierigkeiten“ bei 2 Kor 6,14–7,1 und beim Verhältnis von Kap. 1–9 zu Kap. 10–13.104 Das zuletzt genannte Problem lasse sich lösen, wenn man beachte, dass Titus den Brief 2 Kor 1–13 nach Korinth brachte, dass er also präsent war, als der Brief (vielleicht sogar von ihm selbst) verlesen wurde. Dann „müssen auch die Kap. 10–13 einen anderen Klang bekommen haben. Sie verloren durch die Gegenwart des Titus nichts von ihrem Ernst, aber sie wurden begleitet von der liebevollen Bemühung des Paulus um die Gemeinde, die durch Titus repräsentiert wurde.“105 102

Ebd., 189. SCHWEIZER, Eduard: Theologische Einleitung in das NT, 1989, 66: Man las nach dem Tode des Pls die Briefe „nicht mehr als Gelegenheitsschreiben zu einer bestimmten Zeit und in einer bestimmten Situation“, sondern als „immer noch, mehr oder weniger zeitlos gültige Dokumente“. Die Sammlung der Paulusbriefe scheint ein geradezu einzigartiges Phänomen gewesen zu sein; daher ist es nicht ausgeschlossen, dass auch die auf diese Sammlung zielende Redaktion der „kleinen“ nach Korinth gerichteten Briefe ebenfalls „einzigartig“ ist. 104 SCHMELLER: Zweiter Korintherbrief, in: Paulus Handbuch, 189. 105 SCHMELLER, Thomas: Der zweite Brief an die Korinther. Teilband 2. 2 Kor 7,5–13,13, Neukirchen-Vluyn und Ostfildern 2015, 118; 119. Diese „textpragmatische Deutung“ spreche „für eine Einheitlichkeit des 2 Kor“. 103

Historischer Kontext der Entstehung von Teilungshypothesen

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Schmeller stellt fest: „In einer wissenschaftlichen Situation, in der die Synchronie weit wichtiger ist als die Diachronie, in der der Textsinn zum guten Teil vom Leser produziert wird und in der Spannungen zwischen verschiedenen Situationsangaben wenig Aussagekraft für die Textentstehung haben, ist es nur noch sehr bedingt möglich, Vorstufen eines Textes zu rekonstruieren. Dass die Literarkritik so sehr an Bedeutung verloren hat, dürfte mit solchen Faktoren zu tun haben.“106 Aber inwiefern lassen sich aus einer „wissenschaftlichen Situation“ Folgerungen für die konkrete Textauslegung ableiten bzw. verhindern? In 2 Kor 6,14–7,1 sieht Schmeller107 „die unpaulinischen Textcharakteristika“, jedoch sei dieser Text „von Paulus selbst bewusst und gewollt eingesetzt“ worden. Wichtig sei, dass Sprache und Theologie „nicht einfach nur unpaulinisch sind, sondern spezifisch Jerusalemer Kolorit haben (jedenfalls soweit wir das noch erkennen können)“; gegenüber seinen Gegnern, die sich auf Jerusalem beriefen, habe Paulus damit gezeigt, dass er „in engster Gemeinschaft mit der Urgmeinde steht“ – „die unpaulinischen Merkmale sind also gerade ein Mittel paulinischer Argumentation“.108 In „Kreisen, die die paulinische Theologie pflegten und tradierten“, habe man in der in 6,14 ausgesprochenen Trennungsforderung einen Widerspruch zu Paulus gesehen, und so sei der Abschnitt 6,14–7,1 aus dem 2 Kor ausgeschieden worden; er sei aber „archiviert“ und im Zuge der Sammlung und Edition der Paulusbriefe wieder entdeckt und „trotz seiner eigenartigen Theologie und Sprache wieder in den 2 Kor integriert“ worden.109 Der Text habe ursprünglich „als negatives Gegenstück zur 106

SCHMELLER: Ungetrennt und unvermischt?, 770. Vgl. SCHMELLER, Thomas: Der ursprüngliche Kontext von 2 Kor 6.14–7.1. Zur Frage der Einheitlichkeit des 2. Korintherbriefs, in: NTS 52 (2006) 219–238. Ähnlich SCHMELLER: Der zweite Brief an die Korinther I, 378–382. 108 SCHMELLER: Kontext, 231 Dabei sei freilich vorausgesetzt, dass man in Korinth „das Jerusalemer Kolorit als solches erkennen konnte“ (a.a.O. 231 Anm. 28). 109 Ebd., 235f.; ebenso S CHMELLER: 2 Kor I, 382. 107

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positiven Paränese der Kollektenkapitel hinter 9.15“ gestanden110, aber weil man den Bezug zur Urgemeinde nicht mehr erkannte, sei er an einer „unpassenden Stelle eingefügt“ worden: „Der Redaktor hat m.E. von mehreren schlechten Möglichkeiten die beste ausgewählt.“111 Aber kann dann gesagt werden, 2 Kor sei „insgesamt zu einund demselben Zeitpunkt abgefasst und abgeschickt worden“?112 Schmeller schreibt, seine These habe wenig Zustimmung erfahren; er danke den „Kritikern für den Hinweis, dass sie unbeweisbar ist“, was aber auch für alle anderen literarkritischen Thesen gelte. Es gelte also: „Wer hier am überlieferten Text festhalten will, steht m.E. vor einem unlösbaren Rätsel.“113 Schmeller Vorschlag zur Lösung dieses Rätsels scheint mir freilich die komplizierteste, mithin die am wenigsten wahrscheinliche der bisher in der Forschung vorgelegten Hypothesen zu sein.114 3.2 Peter Arzt-Grabner betont in seinem papyrologischen Kommentar zum 2 Kor: „Nur echte Widersprüche, die sich aus unvereinbaren Angaben zu äußeren Umständen oder Ereignissen ergeben, legen die Zuordnung der widersprüchlichen Abschnitte zu ursprünglich separaten Briefen zwingend nahe“, doch seien solche Widersprüche im 2 Kor nicht zu erkennen.115 Spannungen bzw. „Brüche“ seien in antiken Briefen durchaus zu beobachten, aber da sie handschriftlich als ein Text vorliegen, könnten die 110

SCHMELLER: Kontext, 237. Ebd., 236f. Denkbar wäre eine Einfügung im Anschluss an 2,14– 17 oder an 4,1–4 gewesen, aber dort passe eine Paränese wie 6,14–7,1 „noch schlechter“. 112 So SCHMELLER: 2 Kor I, 37. 113 SCHMELLER: Ungetrennt und unvermischt?, 767. Welchen Kritikern er den genannten (banalen) Hinweis „verdankt“, sagt Schmeller nicht. 114 Vgl. ARZT-GRABNER, Peter: 2. Korinther. Unter Mitarbeit von Ruth E. KRITZER, Göttingen 2014, 126: „Die Annahme relativ komplizierter und mehrmaliger Redaktionsprozesse vermindert die Plausibilität dieser Einheitlichkeitshypothese.“ 115 Ebd., 115. 111

Historischer Kontext der Entstehung von Teilungshypothesen

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Spannungen nicht auf „Redaktion“ zurückgehen.116 Der Abschnitt 2,14–7,4 könne ein von Paulus selbst verfasster Einschub in den in 2,12 beginnenden und in 7,5 fortgesetzten Reisebericht sein.117 In 6,14–7,1 finde man viele selten gebrauchte Begriffe, aber so etwas sei nicht ungewöhnlich118; der Abschnitt lasse sich „gut als bereits originaler Einschub erklären, mit dem Paulus den fortlaufenden Text unterbricht, um sich einem Thema zu widmen, das er in dieser Form nur hier behandelt“.119 Aber es gibt nicht nur sprachliche Auffälligkeiten in 6,14–7,1, sondern vor allem auch inhaltlich fundamentale Widersprüche zur paulinischen Theologie; es ist also, unabhängig von allen Erwägungen zu einer umfassenden „Redaktion“ des vorliegenden 2 Kor, anzunehmen, dass eine nicht-paulinische Interpolation vorliegt.120 Im Übrigen sind die Verweise auf die erhaltenen Papyrusbriefe schon insofern nicht überzeugend, als offenbar kein Brief erhalten ist, der einen dem vorliegenden 2 Kor auch nur nahe kommenden Umfang hat.121

116 In Aufnahme dieser papyrologisch begründeten Argumentation verweist VOGEL: Versöhnung und Streit, 92–95 auf Spannungen innerhalb eines verhältnismäßig langen Privatbriefs, in dem nach einem freundlichen Schlussgruß ein Nachtrag folgt, in dem sich der Schreiber bitter beklagt, keine Briefe von seiner Adressatin bekommen zu haben. 117 A RZT-GRABNER: 2. Korinther, 121. 118 Ebd., 123f. 119 Ebd., 126. 120 LINDEMANN, Andreas: Der unüberbrückbare Gegensatz. Ethos und Theologie in der Argumentation in 2 Kor 6,14–7,1, in: FLEBBE, Jochen / KONRADT, Matthias (Hgg.): Ethos und Theologie im Neuen Testament. Festschrift für Michael Wolter, Neukirchen-Vluyn 2016, 185– 215. 121 Problematisch ist der etwa von Manuel Vogel vorgebrachte Einwand, die Wahrnehmung von Spannungen oder Brüchen in einem Text verdanke sich „einem modernen Empfinden“ und berechtige nicht „zu einem Eingriff in den antiken Text“ (VOGEL: Versöhnung und Streit, 102). Vom „modernen Empfinden“ können wir uns nicht lösen, aber das ist kein Anlass für die Annahme, antike Autoren und Rezipienten hätten dergleichen Spannungen nicht gesehen.

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Andreas Lindemann

3.3 Udo Schnelle nennt in seiner „Einleitung in das Neue Testament“122 zunächst die als Argumente für Teilungshypothesen angeführten „Texphänomene“.123 Es müsse dann aber mit Blick auf eine Redaktionshypothese zuerst die Frage beantwortet werden, „ob das Wegfallen zahlreicher Prä- und Postskripte erklärt werden kann“. Da Reisepläne eine wesentliche Rolle spielten, und da „das Verhältnis zwischen Paulus und den Korinthern nicht unwesentlich von Stimmungen geprägt war“, komme „den Präskripten, Proömien und Postskripten eine zentrale Bedeutung zu“; es müsse „als historisch und theologisch sehr unwahrscheinlich angesehen werden, dass solche wichtigen Textabschnitte einfach ‚wegfielen’“.124 Aber in den uns erhaltenen Paulusbriefe enthalten Präskripte oder Postskripte nur selten derart wichtige Informationen, die im Zuge einer theologisch orientierten Redaktion keinesfalls hätten übergangen werden dürfen125; zugleich ist zu beachten, dass die Eingangstexte der im Rahmen von Redaktionshypothesen vermuteten ursprünglichen Briefe innerhalb des 2 Kor durchaus als „Proömien“ aufgefasst werden können, so 2,14–16a und natürlich 1,3–7.126 Die Besonderheiten von 6,14–7,1führen, wie Schnelle meint, „wiederholt zu der begründeten Vermutung“, dass dieser Abschnitt „von einem Judenchristen in

122

SCHNELLE, Udo: Einleitung in das Neue Testament, Göttingen

82013. 123

Ebd., 99–101. Ebd., 101. Dieses Problem werde zumeist „überhaupt nicht behandelt oder man erhält sehr vage Auskünfte“. Er verweist (ebd. Anm. 261) auf BECKER: Schreiben und Verstehen, 99f., die aber Paulusbriefe ohne Proömium (Gal) und ohne detaillierte Grüße (Gal 6,17f.; 1 Thess 5,22– 24) nennt. 125 Das von Schnelle genannte Beispiel 2 Kor 1,17 gehört in jedem Fall zum Briefcorpus. 126 Vgl. LINDEMANN: Gegensatz, in: FS Koch, 154–156. BECKER: Schreiben und Verstehen, 100 sieht fünf „Teilbriefe“ (A: 1,1–7,14; B: 7.5–16; C: 8; D: 9; E: 10–13); es wären „also bei den Briefen B–E lediglich die Präskripte und in den Briefen A–D nur die χάρις-Formeln der Briefschlüsse ausgelassen worden“. 124

Historischer Kontext der Entstehung von Teilungshypothesen

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nachpaulinischer Zeit in den 2 Kor eingefügt“ wurde127; aber alle anderen Vermutungen hinsichtlich möglicher „Teilungen“ bzw. der Annahme einer sekundären Redaktion des 2 Kor hält Schnelle für nicht hinreichend begründet.128 Die beiden Hauptteile 2 Kor 1–9 und 2 Kor 10–13 könnten als literarische Einheit angesehen werden; das beherrschende Thema sei nämlich durchgängig „das Wesen des paulinischen Apostolats und seine Infragestellung durch gegnerische Fremdmissionare“. Schnelle meint, es habe eine in Korinth und in Galatien sowie später in Philippi129 erfolgreiche Gegenmission gegeben, die Paulus „zu dem Eingeständnis zwang, ‚keinen Raum mehr in diesen Gegenden zu haben‘ (Röm 15,23) und Spanien als nächstes Missionsgebiet anzusteuern“.130 Die „Fremdmissionare“ seien schon in 2 Kor 2,7; 3,1; 5,12 im Blick; in 2 Kor 10–13 habe sich die Perspektive nur insofern geändert, als jetzt „nur die anderen, fremden Apostel im Mittelpunkt“ der paulinischen Polemik stehen, da Paulus „neue Nachrichten aus Korinth über die erfolgreiche Agitation der anderen Apostel“ erhielt, „bevor er Kap. 1–9 abgesandt hatte“.131 Titus und seine Begleiter seien bereits vor der Abfassung des Briefes 2 Kor 1–9 nach Korinth abgereist132; Paulus habe den Brief „so schnell wie möglich 127 SCHNELLE: Einleitung, 104. „Wer den Text für ursprünglich hält, erklärt die Besonderheiten in der Regel mit der Aufnahme traditioneller Begriffe und Motive durch den Apostel.“ Ob Schnelle selber der Interpolationshypothese nahe steht, wird nicht völlig deutlich. 128 Ebd., 101–105. 129 Schnelle sieht im Phil den zuletzt von Paulus verfassten Brief. 130 Ebd., 106f. Schnelle sieht in der beabsichtigten Spanienmission geradezu einen strategischen Plan des Paulus: Er würde damit „die hinter der Gegenmission stehende Urgemeinde um Jakobus schwächen, denn dadurch würde sich der Schwerpunkt der entstehenden christlichen Bewegung immer mehr nach Westen verlagern“, und so würde sich Paulus „wieder an die Spitze der Bewegung setzen“ (SCHNELLE, Udo: Der Römerbrief und die Aporien des paulinischen Denkens, in: DERS. (Hg.), The Letter to the Romans, Leuven 2009, 3–24, hier 6). 131 SCHNELLE: Einleitung, 107. 132 Die Formulierungen ἐξῆλθεν πρὸς ὑμᾶς und συνεπέμψαμεν in 2 Kor 8,17f. seien nicht Aoriste des Briefstils, sondern echte Aoriste.

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Andreas Lindemann

nachsenden“ wollen, aber er hielt ihn doch „noch in den Händen, als ihn durch die Titus-Gruppe neue Nachrichten aus Korinth erreichten“.133 Titus und „der Bruder“ brachten „neue Informationen über die Situation in Korinth, die Paulus zur Abfassung von 2 Kor 10–13 veranlassten“.134 Offenbar hatten die Gegner in Korinth inzwischen die Mehrheit für sich gewonnen, und nun rechnet Paulus mit ihnen „in ungewöhnlich scharfer Form ab und hofft, dadurch viele Gemeindeglieder wieder zurückzugewinnen“. Der Abschnitt Kap. 10–13 wurde an Kap. 1–9 angefügt, „weil die dort behandelten Probleme (Verzögerung des angekündigten Besuches, der ‚Tränenbrief’, das Wesen seines Apostolats als Neuer Bund und Versöhnungsdienst, die Spendenaktion) gerade unter der Voraussetzung eines zunehmenden Einflusses der Gegner überzeugend geklärt werden mussten“. Ein wechselnder Ton sei innerhalb eines Paulusbriefes nichts Ungewöhnliches – Schnelle nennt „1 Kor 8/9; Gal 2/3; Röm 11/12; 16,17–20; Phil 3,1f.“, und er fährt fort: „Die Polemik in Kap. 10–13 gilt nicht der korinthischen Gemeinde, sondern den Gegnern, die als Dritte in das Verhältnis von Apostel und Gemeinde eindrangen.“ Es gebe also keinen grundlegenden Unterschied zwischen Kap. 1–9 und Kap. 10–13, sondern „Paulus versucht hier wie dort, unentschlossene Gemeindeglieder zu überzeugen und für sich einzunehmen“.135 Der in Korinth geschriebene Brief nach Rom zeige, dass 133 SCHNELLE: Einleitung, 107. In 12,17f. werde „auf den in 2 Kor 8,16ff.; 9,3.5 angekündigten Besuch zurückgeblickt“; deshalb nenne Paulus in 12,18 nur den von den Gemeinden in Makedonien beauftragten Bruder, nicht aber den in 8,22 erwähnten Mitarbeiter. In 12,17f. bestand für Paulus „keine Notwendigkeit, die genaue Personenzahl der Titus-Gruppe noch einmal anzugeben“ (108). 134 Ebd., 108. 135 Ebd., 108. Für die Einheit des Briefes bei gleichzeitiger Annahme einer veränderten Gemeindesituation spreche der „überraschend positiv“ gehaltene Briefschluss 13,11–13. Schnelle nennt als Parallele den Cicero-Brief Ad Att 9,6: „Eben habe ich diesen Brief fertig, da erhalte ich aus Capua ein Schreiben folgenden Wortlauts:‘Pompeius ist übers Meer gegangen …“. Aber eben ein solcher Hinweis (scripta iam epistula) ist zu Beginn von 2 Kor 10 nicht einmal angedeutet.

Historischer Kontext der Entstehung von Teilungshypothesen

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es Paulus durch 2 Kor gelang, die Gemeinde wieder für sich zu gewinnen. „Die These der (relativen) Einheit des 2 Korintherbriefes unter der Voraussetzung einer veränderten Gemeindesituation zwischen 2 Kor 1–9 und 2 Kor 10–13 hat den großen Vorzug, dass sie ohne die Postulierung von Briefen bzw. Brieffragmenten mit nicht erkennbarem Anfang und ungewissem Ende auskommt.“136 Aber ist diese These wirklich wahrscheinlich? Titus und seine Begleiter137 wären nach ihrer in 7,4 erwähnten Ankunft bei Paulus sofort wieder nach Korinth gereist; einerseits wollte Paulus ihnen „so schnell wie möglich“ einen Brief nachsenden, andererseits aber „unterblieb“ das; Titus kam zurück zu Paulus mit der Nachricht, dass sich die Lage in der Gemeinde schon wieder grundlegend geändert hatte, aber Paulus erwähnt dies alles mit keinem Wort, sondern beschränkt sich darauf, Titus abermals nach Korinth zu schicken. Diese Rekonstruktion der Ereignisse scheint komplizierter und jedenfalls weniger plausibel zu sein als die Annahme, der vorliegende Text spiegele tatsächlich die Entwicklung der Beziehung zwischen Paulus und der Gemeinde und verdanke sich am Ende einer sekundären Redaktion, die weniger an der Rekonstruktion der Chronologie interessiert war als an den für die „Gegenwart“ aus den Aussagen des Paulus abzuleitenden Konsequenzen. 3.4 Teilungshypothesen zu einem oder mehreren paulinischen Briefen sind im Kontext der Anfänge der historisch-kritischen Exegese der Bibel bzw. des Neuen Testaments entstanden. Sie sind das Ergebnis einer Lektüre, die nicht von dogmatischen Vorgaben bestimmt ist, sondern die sich den Problemen der Texte stellt. Die Frage nach einer möglicherweise vorhandenen sekundären Redaktion stellt keine methodische „Singularität“ dar, sondern sie gehört zu dem mit Beginn der historisch-kritischen Arbeit grundsätzlich vollzogenen Ansatz einer Auslegung, die 136

Ebd., 109. Vgl. zum Folgenden den Exkurs „Titus und Korinth“ in: LINDEMANN: Gegensatz, in: FS Koch, 149f. 137

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Andreas Lindemann

sich bemüht, die überlieferten Texte so gut wie möglich in ihrer historischen Ursprungssituation zu verorten und von daher zu interpretieren und zu verstehen. Geht man der Geschichte der Forschung auch nur in Umrissen nach, so zeigt sich das erstaunliche Phänomen, dass sich die Argumente für und gegen die Annahme der Einheitlichkeit bzw. umgekehrt der nachträglichen Redaktion seit Beginn der Debatte kaum verändert haben. Die offenbar als „modern“ anzusehende Neigung, entsprechende Fragen nicht mehr zu stellen oder aber Antworten zu geben, die die erkennbaren Probleme überspielen, scheint dabei eher ein Rückschritt als ein methodischer Fortschritt zu sein.

Dietrich-Alex Koch

Die Bedeutung der Literarkritik für die Auslegung des 2. Korintherbriefs1

1.

Einführung

Die in der Überschrift enthaltene Fragestellung enthält die zutreffende Implikation, dass die Annahme einer Kompilation nicht ohne Auswirkungen auf die Auslegung des 2 Kor bleiben kann. Um diese Auswirkung richtig abschätzen zu können, muss zuvor geklärt werden, welche Sicht der Briefkompilation vorauszusetzen ist, d.h. es müssen zunächst Anzahl, Umfang und Anlass der im vorliegenden 2 Kor kompilierten Paulusbriefe geklärt werden.2 Sodann ist zu fragen, wie im Unterschied dazu die Arbeit des Kompilators zu bewerten ist, wie er den von ihm kompilierten Text verstanden hat und 1 Überarbeitete Fassung eines in der SNTS-Seminargruppe „Reconsidering Literarkritik of the Pauline Letters and its Impact on their Interpretation” am 6.8.2014 während des 69. General Meeting der Studiorum Novi Testamenti Societas in Szeged/Ungarn vorgetragenen Referats. 2 Über die Notwendigkeit, im vorliegenden 2 Kor eine Kompilation mehrerer ursprünglich eigenständiger Paulsubriefe zu sehen, die Kriterien für eine solche Annahme und zur Diskussion der Thesen, die eine Einheitlichkeit des 2 Kor zu begründen versuchen, vgl. ausführlicher KOCH, Dietrich-Alex: Der 2.Korintherbrief als Briefsammlung – eine unendliche Geschichte?; in: HOFFMANN, Matthias R. / JOHN, Felix / POPKES, Enno Edzard (Hgg.): Paulusperspektiven, Neukirchen-Vluyn 2014, 119–145.

40

Dietrich-Alex Koch

welches die leitenden Gesichtspunkte der Kompilation waren. Erst dann kann die Frage nach den möglichen Konsequenzen für die Auslegung gestellt werden. 2.

Der Rückschluss vom vorhandenen Text auf die Einzelbriefe

In dem vorliegenden Text, genannt „2. Korintherbrief“, gibt es drei Textabschnitte, die Aufschluss über das Verhältnis zwischen Briefverfasser und Briefempfänger geben. Dieses Verhältnis, das ja der Briefabfassung vorausliegt, ist dabei jeweils charakteristisch unterschiedlich. Es handelt sich folgende Abschnitte (in der Reihenfolge des jetzigen Textes): a) 6,11–13+7,2–4 b) 7,5–16 c) 12,14–13,10 zu a) 6,11–13+7,2–4 Paulus blickt auf das bisher Geschriebene zurück, erklärt, dass er sich den Briefempfängern gegenüber geöffnet habe, und bittet, dass die Empfänger ihrerseits ihm mit Vertrauen begegnen. Offenbar ist es notwendig, in dieser Weise um Vertrauen zu werben. D.h. die Situation ist kompliziert und belastet, die notwendige Offenheit und das Vertrauen fehlen, aber es herrscht kein offenes Zerwürfnis. zu b) 7,5–16 Paulus bestätigt die Ankunft des Titus und den Empfang der positiven Nachrichten, die Titus überbringen konnte. Der Text gibt zu erkennen, dass eine schwere Krise eingetreten war, in die auch ein Brief gehörte, der die Gemeinde ‚betrübt‘ hat (V 8). Paulus bestätigt die Umkehr der Adressaten (V 9) und damit das Ende der Krise und erklärt seinerseits sein volles Vertrauen in die Gemeinde (V 16).

Die Bedeutung der Literarkritik

41

zu c) 12,14–13,10 Paulus attackiert die Gemeinde heftig (12,20f). Er kündigt an, beim bevorstehenden dritten Besuch die Gemeinde nicht zu schonen (13,2), d.h. er droht mit einer direkten Konfrontation, fordert die Gemeinde zur Selbstprüfung auf (13,5–7), und damit zur Umkehr, und deutet die Möglichkeit des totalen Bruchs an (13,10 vgl. bereits 10,8). Es herrscht somit der offene Konflikt. In diesen drei Texten ist jeweils eine unterschiedliche Situation vorausgesetzt. Da nicht zwei oder gar drei unterschiedliche Situationen für ein und denselben Brief zutreffen können, verweisen diese Texte auf drei verschiedene Briefe, verfasst jeweils in unterschiedlichen Situationen. Dabei ist bis zum Beweis des Gegenteils anzunehmen, dass a) diese Texte nur Teile von jeweils längeren Briefen waren und b) die weiteren Texte, die zu diesen drei situationsrelevanten Abschnitten gehören, ebenfalls im 2 Kor enthalten sind. Und es lassen sich aus dem Textbestand des jetzigen 2 Kor in der Tat unschwer drei weitgehend vollständige, in sich homogene Briefe unter Einschluss dieser drei Texte rekonstruieren, nämlich a) 2,14–6,13+7,2–4: Ein unpolemischer, stark argumentativer Brief, dessen Hauptgegenstand die Verteidigung des Apostelamtes des Paulus ist. Als Bezeichnung bietet sich „Apologie“ an;3 b) 1,1–2,13+7,5–16: Hauptzweck des Briefes ist die endgültige Überwindung der Krise und die Bestätigung der Versöhnung; Bezeichnung: „Versöhnungsbrief“; c) 10,1–13,10: Paulus kämpft mit allen Mitteln der Rhetorik um seine Gemeinde, wobei der endgültige 3 B ORNKAMM, Günther: Die Vorgeschichte des sogenannten Zweiten Korintherbriefes, in: DERS.: Geschichte und Glaube. Zweiter Teil. Ges. Aufs. Band IV, München 1971, 162–194: 176, nennt den Text eine „erste große Apologie des apostolischen Amtes“. Natürlich kann man auch 10,1–13,10 als einen apologetischen Text ansehen, doch geht er in seiner Polemik weit darüber hinaus.

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Dietrich-Alex Koch

Bruch nicht ausgeschlossen ist (vgl. 13,1f und 10,8 / 13,10); als Bezeichnung kommt „Kampfbrief“ in Frage.4 Bleibt noch die Frage nach den beiden Kollektenkapiteln, 2 Kor 8 und 2 Kor 9. Beide gehören in den Zusammenhang der Kollektenaktion des Paulus, die in 1 Kor 16,1–5 erstmals innerhalb der Korintherkorrespondenz erwähnt wird. Dabei setzen 2 Kor 8 und 2 Kor 9 erkennbar ein unterschiedliches Stadium in der Entwicklung der Kollektenaktion zwischen den Eckpunkten 1 Kor 16 einerseits und Röm 15,25–29, der letzten Äußerung des Paulus zu diesem Projekt, andererseits voraus. In 2 Kor 8 wird erkennbar, dass die Kollektenaktion, die bereits vor einiger Zeit in Gang begonnen hat, zwischenzeitlich ins Stocken geraten ist (V 10 – das ist gegenüber 1 Kor 16,1–5 neu), so dass Paulus die Weiterführung der Kollektenaktion bzw. deren Wiederaufnahme anmahnen muss (V 11). In 2 Kor 9 ist dagegen der Abschluss der Aktion in Sicht (V 1–5).5 Das Ergebnis sieht in tabellarischer Form so aus:

4 In 2 Kor 2,4 sagt Paulus, dass er diesen Brief „unter vielen Tränen“ geschrieben habe. Das hat zur weitverbreiteten Bezeichnung dieses Briefes als „Tränenbrief“ geführt, was insofern zu falschen Assoziationen führen kann, als damit – jedenfalls in heutiger Wahrnehmung – die hochpolemische, ja z.T. aggressive Grundhaltung des Briefes nicht angemessen zum Ausdruck kommt. Zur rhetorischen und kommunikativen Funktion des Tränenmotivs vgl. BECKER, Eve-Marie: Paulus als weinender Briefschreiber. Epistolare perousia als Zeichen visualisierter Emotionalität, in: SÄNGER, Dieter (Hg.): Der zweite Korintherbrief. Literarische Gestalt – historische Situation – theologische Argumentation (FS D.-A. Koch), Göttingen 2012, 11–26. 5 Zu 2 Kor 8 vgl. jetzt K OCH, Dietrich-Alex: Situation und Argumentation im „1.Kollektenbrief“ (2Kor 8); in: FLEBBE, Jochen / KONRADT, Matthias (Hgg.): Ethos und Theologie im Neuen Testament (FS M. Wolter), Neukirchen-Vluyn 2016, 216–234; zu 2 Kor 9: KOCH, Dietrich-Alex: Die Kollektenbriefe 2. Korinther 8 und 2. Korinther 9: Anfang und Ende einer Krise - oder doch nicht? (erscheint voraussichtlich 2020 in der Festschrift FS D. Sänger).

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Die Bedeutung der Literarkritik Text

Verhältnis Paulus Gemeinde

Gesamttext

6,11– 13+7,2–4

Verhältnis ist belastet, kein offenes Zerwürfnis Krise ist überwunden; volles Vertrauen offener Konflikt

2,14–6,13+7,2–4

Kollekte stockt Kollekte steht kurz vor dem Abschluss

8,1–24 9,1–15

7,5–16 12,14–13,4 8,10 9,1–5

1,1–2,13+7,5–16 10,1–13,10

Es ist unstrittig, dass sich in dieser Korrespondenz eine dramatische Krise zwischen Paulus und der Gemeinde in Korinth widerspiegelt, deren Rekonstruktion allerdings nicht einfach ist, weil die Briefe Teil dieser Krise waren und zugleich auch Mittel des Paulus, diese Krise zu bewältigen. Die Rekonstruktion der Abfolge der Krise ist für die Fragestellung dieses Referats insofern von Bedeutung, als eine plausible Ereignisabfolge, bei der alle Teile des jetzigen 2 Kor berücksichtigt werden, Voraussetzung dafür ist, den gesamten Textbestand angemessen interpretieren zu können. M.a.W.: Nur wenn alle Teile sinnvoll zugeordnet werden können, kann auch jeder Einzeltext überzeugend analysiert werden. Welchen Ablauf ich voraussetze, ergibt sich aus der folgenden Tabelle:6

6 Zur genaueren Begründung vgl. KOCH, Dietrich-Alex: Geschichte des Urchristentums. Ein Lehrbuch, Göttingen 22014, 310–315 (in teilweiser Korrektur von KOCH, Dietrich-Alex: Geschichte des Urchristentums. Ein Lehrbuch, Göttingen 2013, 308–313).

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Dietrich-Alex Koch Bezeichnung

A „1. Kollektenbrief“ B „Apologie“ C „Kampfbrief“ bzw. “Tränenbrief“ D „Versöhnungsbrief“ E

„2. Kollektenbrief“

F

nachpaulinischer Einschub

3. 3.1.

Umfang

Abfassungsort

Datierung

8,1–24

Ephesos

Mai 54

2,14–6,13; 7,2–4 10,1–13,10

Ephesos

Juni 54

Ephesos

September 54

1,[1f]3−2,13; 7,5−16; [13,11−13] 9,1–15

Makedonien

Anfang 55

Makedonien

Mitte 55

6,14–7,1

Die Kompilation Zweck und Zeitpunkt der Kompilation

Die Frage, wann und zu welchem Zweck die Kompilation dieser fünf Briefe erfolgte, lässt sich nur noch hypothetisch beantworten, allerdings wird dadurch die Tatsache der Kompilation nicht nachträglich in Frage gestellt. Wenn die Annahme einer Kompilation nicht in sich tatsächlich schlüssig zu begründen ist, sollte man sie ohnehin fallen lassen. Wenn sie jedoch unumgänglich ist, gilt sie auch dann, wenn die Anschlussprobleme nur noch mit einem geringeren Grad an Wahrscheinlichkeit zu lösen sind. Aber – wie gesagt – ich sehe keine Möglichkeit, eine einzige Situation zu postulieren, aus der heraus die Abfassung und Absendung eines einzigen Briefes im Umfang des jetzigen 2 Kor erklärt werden kann.

Die Bedeutung der Literarkritik

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Für die Erklärung der Kompilation bietet es sich an, sie im Zusammenhang mit der Weitergabe und Sammlung der Paulusbriefe insgesamt zu sehen.7 Ich will nur an einige, natürlich allgemein bekannte Aspekte erinnern a) Kol 4,16 setzt voraus, dass Paulusbriefe ausgetauscht wurden. b) 1 Clem 47,1f zeigt, dass in den keineswegs spezifisch paulinisch geprägten Gemeinden Roms der 1Kor bekannt ist. c) Die Abfolge der Briefe in frühen Paulushandschriften und in den älteren Kanonverzeichnissen zeigen, dass es durchaus unterschiedlich strukturierte Sammlungen gab, die offenbar an verschiedenen Orten entstanden sind. Gerade 1 Clem 47,1f zeigt, dass der jetzt 1 Kor genannte Brief relativ früh veröffentlicht wurde, d.h. dass Abschriften dieses Briefes an andere Gemeinden weitergegeben wurden und in den Gemeinden kursierten. Gleiches ist mit den darauf folgenden Briefen des Paulus an die Gemeinde in Korinth nicht geschehen – einzeln ist ja keiner von ihnen vervielfältigt und weitergegeben worden, obwohl etwa der von mir als „Kampfbrief“ bezeichnete Brief 10,1–13,10 faktisch genauso lang ist wie der 1. Thessalonicherbrief. Dass die Gemeinde in Korinth diesen, auf dem Höhepunkt der Krise zwischen Paulus und Gemeinde verfassten Brief – anders als den 1. Korintherbrief – nicht sofort weitergegeben hat, ist allerdings leicht nachvollziehbar, hätte doch dieser Brief – in anderen Gemeinden verlesen – die Korinther in ein sehr schlechtes Licht gerückt. Anders sieht es aus, wenn man davon ausgeht, 7 Zur Paulusbriefsammlung vgl. L INDEMANN, Andreas: Die Sammlung der Paulusbriefe im 1. und 2. Jahrhundert, in: J.-M. AUWERS, J.M. / DE JONGE, Henk (Hgg.): The Biblical Canons, Leuven 2003, 321– 351; SCHNELLE, Udo: Einleitung in das Neue Testament, Göttingen 82013, 427–430.

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a) dass diese Veröffentlichung nicht isoliert, sondern im Verbund mit anderen, weniger polemischen Briefen des Paulus erfolgte und b) dass diese Veröffentlichung erfolgte, als die an der Krise beteiligte Generation nicht mehr am Leben war, also rund 30 bis 40 Jahre später. Man befindet sich dann Ende des 1.Jh. n.Chr., also in der Zeit, in der ohnehin mit dem Beginn der gemeinsamen Tradierung mehrere Paulusbriefe, d.h. der Entstehung von Paulusbriefsammlungen zu rechnen ist. In einem 2012 erschienen Aufsatz hat Andreas Lindemann die Kompilation des 2. Korintherbriefs nicht nur zeitlich, sondern auch sachlich direkt mit dem Prozess der entstehenden Paulusbriefsammlung in Verbindung gebracht.8 Das ist eine sehr hilfreiche Beobachtung. Denn gerade dieser Prozess der Sammlung der Paulusbriefe ist es, der die Zusammenfügung der bislang nicht veröffentlichten, z.T. recht kurzen Paulusbriefe nach Korinth verständlich macht. In diese Sammlung der Paulusbriefe gehörte auf jeden Fall der 1 Kor – und diesem konnte mit der Kompilation der späteren kürzeren Briefe des Paulus an die Gemeinde jetzt ein weiterer gewichtiger Brief des Apostels nach Korinth an die Seite gestellt werden. Der zeitliche Abstand der Kompilation von der Abfassungssituation der einzelnen Briefe selbst hat eine wichtige Konsequenz, nämlich die, dass die jeweilige Ursprungssituation der einzelnen Briefe jetzt der Vergangenheit angehört und somit für den Kompilator – und auch die Leser, die er im Blick hat – nicht mehr aktuell war. Die Kompilation, das ist m.E. die grundlegende Bobachtung von Andreas Lindemann, hatte somit auch andere Adressaten als die kompilierten Briefe selbst. Die einzelnen Briefe waren ursprünglich Teil eines direkten 8 LINDEMANN, Andreas: „... an die Kirche in Korinth samt allen Heiligen in ganz Achaia“. Zur Entstehung und Redaktion des „2. Korintherbriefs“, in: SÄNGER, Dieter (Hg.), Der zweite Korintherbrief. Literarische Gestalt – historische Situation – theologische Argumentation (FS D.-A. Koch), Göttingen 2012, 131–159.

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Kommunikationsprozesses zwischen Paulus und der korinthischen Gemeinde. Mit seinen Briefen wollte Paulus sich gegenüber Missverständnissen in der Gemeinde erwehren (so in der „Apologie“ 2,14–6,13+7,2–4), bzw. die Gemeinde in letzter Minute von einem Irrweg abbringen (im „Kampfbrief“ 10,1–13,10) bzw. die eingetreten Versöhnung absichern (im „Versöhnungsbrief“ 1,1– 2,13+7,5–16), oder im Falle der Kollektenbriefe, die Kollektenaktion wieder in Gang setzen (2 Kor 8) bzw. zum Abschluss bringen (2 Kor 9). Jeweils handelt es sich um konkrete Zielsetzungen im Blick auf die einzelne Gemeinde, an die die Briefe gerichtet waren. Die Adressaten, an die sich 40 Jahre später die Kompilation wandte, lebten nicht nur später, sondern auch keineswegs speziell in Korinth – Adressaten waren die Christengemeinden Ende des 1.Jh. insgesamt, d.h. der Horizont der Kompilation ist gesamtkirchlich. Für diese gesamtkirchliche Adressatenschaft wollte der Kompilator „die in den erhaltenen kürzeren Korintherbriefen vorhandene theologische Substanz bewahren, sinnvoll ordnen und den so geschaffenen Text der entstehenden Paulusbriefsammlung zur Verfügung stellen.“9 3.2

Leitende Gesichtspunkte der Kompilation

Ziel des Kompilators war es, die in der Gemeinde von Korinth vorhandene Paulusüberlieferung möglichst vollständig zu bewahren und der Christenheit insgesamt zugänglich zu machen. Allerdings addiert er nicht einfach die Briefe, die im Gemeindearchiv noch vorhanden waren, sondern legt den Versöhnungsbrief der Kompilation als Rückgrat zugrunde, schiebt die ‚Apologie’ ein und fügt die Kollektenbriefe und den ‚Kampfbrief‘ an. Durch die Vorschaltung aller übrigen Briefe ist damit der Kampfbrief von den vorderen Teilen der Kompilation her zu lesen – und damit natürlich auch in seiner polemischen Wucht abgemildert. Die späte Einordnung des 9

LINDEMANN: „... an die Kirche in Korinth“, 157.

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Kampfbriefs hat außerdem zu Folge, dass die Besuchsankündigung von 12,20–13,10 jetzt – ganz wie im Fall des 1 Kor (16,5–9) – am Ende des Briefes steht. An einem Punkt greift der Kompilator inhaltlich ein, durch die Einfügung des unpaulinischen Abschnitts 6,14–7,1. Diese zeitlos gehaltene Paränese steht mit ihrer Forderung nach kompromissloser Abgrenzung von den Ungläubigen in klarem Widerspruch zu Aussagen des Paulus in 1 Kor, insbesondere zu 1 Kor 5,9–11, aber auch zu 1 Kor 7,1–16; 10,23–30.10 Dieser Widerspruch ist nicht als Zufall oder Gedankenlosigkeit zu bewerten. Mit dieser Einfügung will der Kompilator vielmehr ganz bewusst ein Gegengewicht gegen die aus seiner Sicht zu weitgehenden Aussagen des Paulus im 1 Kor bilden. 4.

Konsequenzen für die Auslegung

Der jetzige Text „2. Korintherbrief“ verdankt sich also einem zweistufigen Entstehungsprozess, wobei die zwei Stufen sehr unterschiedlich gelagert sind: a) Erste Stufe ist die Abfassung der einzelnen Briefe durch Paulus, wobei er sich – wie in allen übrigen Briefen – in einer konkreten Situation an konkrete Adressaten, in der Regel Einzelgemeinden wendet, um hier ein konkretes Ziel zu erreichen. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Briefe des Paulus nicht in ihrem Situationsbezug aufgehen und somit auch nicht auf diesen reduziert werden können. So zeichnet es die Briefe des Paulus aus, und dies gilt auch für die im 2 Kor zusammengeführten Einzelbriefe, dass Paulus in ihnen konkrete Gemeindeprobleme nicht kurzatmig-pragmatisch ‚löst‘, sondern sie im Horizont des von ihm verkündigten Evangeliums durchdenkt – 10 Vgl. jetzt die gründliche Analyse von LINDEMANN, Andreas: Der unüberbrückbare Gegensatz. Ethos und Theologie in der Argumentation in 2Kor 6,14–7,1, in: FLEBBE, Jochen / KONRADT, Matthias (Hgg.), Ethos und Theologie im Neuen Testament (FS M. Wolter), Neukirchen-Vluyn 2016, 185–215.

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wobei er durch das Medium des Briefes die Adressaten in diesen Prozess einbezieht. Auf diese Weise bringen die Briefe des Paulus in einer konkreten Situation und aus aktuellem Anlass heraus jeweils grundsätzliche Aspekte der christlichen Verkündigung und des christlichen Wirklichkeitsverständnisses zur Sprache. Gerade deshalb sind die Briefe des Paulus über die Entstehungssituation hinaus relevant geblieben. Die Tradierung der Briefe ist also als Teil ihrer sachgemäßen Rezeption zu bewerten. Damit ist b) die zweite Stufe im Entstehungsprozess des „2 Kor“ erreicht, die mit der Tradierung der kompilierten Einzelbriefe im Rahmen der sich formierenden Paulusbriefsammlung zusammenfällt. Christina HoegenRohls hat in einer Studie zu den Paulusbriefen mit dem schönen Titel „Zwischen Augenblickskorrespondenz und Ewigkeitstexten“ sich mit der Epistolographie des Paulus beschäftigt und zur Tradierung der Paulsubriefe folgende zutreffende Feststellung gemacht: „Man sammelte und bewahrte einen Paulusbrief seiner grundsätzlichen kommunikativen Funktion und seiner grundsätzlichen theologischen Relevanz wegen. Man bewahrte ihn, um in Erinnerung zu behalten, wie Paulus Weisungen gab und Konflikte löste und dabei beides auf der Basis eines reflektierten, zum weiteren Nachdenken anregenden Glaubens durchdrang“11. Insofern ist auch die zweite Stufe in der Entstehung des 2. Korintherbriefs, die Stufe der Kompilation der kleineren nach Korinth gesandten Briefe, nicht als Zufall zu bewerten. Diese Kompilation stellt vielmehr den ersten und durchaus sachgemäßen Schritt in der Geschichte der Rezeption dar. Damit stellt sich die Frage, was wir eigentlich auslegen, wenn wir uns mit dem 2. Korintherbrief beschäftigen – die von Paulus in einer konkreten Situation verfassten 11 HOEGEN-ROHLS, Christina: Zwischen Augenblickskorrespondenz und Ewigkeitstexten. Eine Einführung in die paulinische Epistolographie, Neukirchen-Vluyn 2013, 106.

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Einzelbriefe und die in dieser Situation sichtbar werden theologische Argumentation – oder die Rezeption auf der Stufe der Kompilation, die die zeitübergreifenden theologischen Einsichten des Paulus für spätere Generationen sichern will – und die, an einem bestimmten Punkt, nämlich bei der Frage der Abgrenzung nach außen, Aussagen des Paulus aus dem 1 Kor auch korrigieren will. Ist die Zweistufigkeit der Entstehung des jetzigen 2 Kor erkannt, ist es auf jeden Fall das primäre Interesse der Exegese, die in den verschiedenen Briefen enthaltene Argumentation des Paulus in ihrem ursprünglichen Entstehungs- und Situationszusammenhang zu erfassen, so wie dies auch bei allen anderen einheitlich konzipierten und überlieferten Paulusbriefen selbstverständlich ist. Dies hängt unmittelbar mit der Gattung des Briefs zusammen. Im Unterschied zu anderen literarischen Großgattungen wir Epik, Dramatik, Lyrik oder auch der Fachprosa (einschließlich der Geschichtsschreibung) ist für die Gattung des Briefes die situative Verankerung in besonderer Weise kennzeichnend. Charakteristisch ist, sofern es sich nicht um fiktive Briefe handelt, der gegenseitige Bezug zwischen einem konkreten Briefverfasser und einem konkreten Briefempfänger. Die Gattung „Brief“ selbst macht die Berücksichtigung der Abfassungssituation unumgänglich, und damit zugleich auch die Frage nach der Wirkabsicht, die der Autor mit der Abfassung seines Briefes verbindet, und zwar in der jeweils spezifischen Situation dieses Briefes. Dabei besteht der exegetische Gewinn der Kompilationshypothese gerade darin, die einzelnen Teil des jetzigen 2 Kor jeweils in einer präzise zu beschreibenden Entstehungssituation verorten zu können, und nicht harmonisierend eine verschwommene, zwischen Versöhnung und Streit hin und her pendelnde Situation annehmen zu müssen. Für dieses Verfahren, in den Einzelbriefen den primären Gegenstand der Interpretation zu sehen, spricht letztlich auch der Charakter der Kompilation. Der Kompilator hat keine zeitlose Anthologie von Aussprüchen des Paulus geschaffen, auch keinen situationslosen Trak-

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tat aus paulinischen Versatzstücken. Vielmehr sind die einzelnen Briefe ja noch deutlich erkennbar und weitgehend erhalten. Auch die verschiedenen Situationsbezüge sind nicht gestrichen12 und auch nicht harmonisiert worden. Zudem hat der Kompilator den grundsätzlichen Briefcharakter nicht beseitigt, sondern ihn auf den Gesamttext übertragen. Dieser Hybridtext hat eine eindeutige Briefadresse, ein allerdings recht komplexes Briefcorpus und einen brieflichen Schluss.13 Gleichwohl gilt, dass in der Kompilation der konkrete Situationsbezug der einzelnen hier zusammengefügten Briefe in den Hintergrund getreten ist. Die Spannung zwischen der konkreten geschichtlichen Situierung der einzelnen Briefe und der von dieser Entstehungssituation sich entfernenden Tradierung besteht aber nicht nur im Falle der im 2 Kor kompilierten Briefe, sondern trifft genauso für diejenigen Briefe des Paulus zu, die in ihrem ursprüngliche Umfang in die entstehenden Sammlungen der Paulusbriefe integriert wurden. Sowohl für die kompilierten als auch für die eigenständig erhaltenen Briefe des Paulus gilt die Feststellung von Jürgen Becker: „Die spezielle Geschichte, in der die Briefe entstanden waren, rückte ... in den Hintergrund. Die großen Aussagen des Paulus zum Verständnis des Christentums bekamen dafür im Rezeptionsverhalten der Gemeinden Eigengewicht unter dem Gesichtspunkt der Maßgeblichkeit und bleibenden Gültigkeit“14 12 Gestrichen sind lediglich die Namen der im Zusammenhang mit dem Kollektenprojekt jeweils nach Korinth entsandten Brüder (2 Kor 8,18.22; 9,5), da sie für spätere Generationen nicht mehr von Belang war, aber die Tatsache ihrer Entsendung selbst blieb erhalten, ebenso die Nennung des Titus in 8,6.16.23; 12,18. 13 Hier sind begrenzte Eingriffe des Kompilators wahrscheinlich: In 1,1 dürfte die Nennung Achaias in Blick auf 9,2 ergänzt worden sein; in 13,13 ist der triadische Segensgruß, der ohne Parallele in den übrigen Paulusbriefen sein, ebenfalls dem Ende des 1.Jh. n.Chr. schreibenden Kompilator zuzuweisen. 14 BECKER, Jürgen: Mündliche und schriftliche Autorität im frühen Christentum, Tübingen 2012, 72.

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Die Kompilation des 2 Kor stellt somit den ersten Schritt in der Geschichte der Rezeption der ursprünglich einzeln verfassten und abgesandten Briefe dar. Natürlich beleuchten sich diese Briefe in der Kompilation gegenseitig, zumal die beiden umfangreichsten Briefe, die „Apologie“ und der „Kampf- bzw. Tränenbrief“, beide das gleiche zentrale theologische Thema behandeln, nämlich das Verständnis des Apostelamtes, und dabei vor allem die Frage, welche Gestalt es haben muss, wenn es glaubwürdig der Verkündigung des Evangeliums dienen will. Beide Briefe sind sorgfältig in der Kompilation verankert, und man kann unterstellen, dass auch für den Kompilator beide Texte als besonders gewichtig galten. Da sich der Kompilator, abgesehen von der Einfügung von 6,14–7,1, offensichtlich jeder weiteren Umgestaltung enthielt, ist eine gesonderte Auslegung der Einzeltexte im Rahmen einer ‚Theologie des Kompilators‘ nicht erforderlich. Wo der Kompilator sich allerdings eigenständig zu Wort meldet, in der Einfügung von 6,14–7,1, wird bei der Auslegung dieses Stücks zu berücksichtigen sein, dass diese Einfügung im Blick auf die gesamte Korintherkorrespondenz, insbesondere auch den 1 Kor, erfolgt ist. Das bedeutet nicht, die Arbeit des Kompilators für weitgehend überflüssig zu erklären. Ihr verdanken wir die Tradierung dieser Texte, die auch innerhalb der Paulusbriefe ihren besonderen Rang haben.

Peter Arzt-Grabner

Der Kompilationsprozess des 2. Korinther: Überlegungen aus Sicht der Dokumentarischen Papyrologie

Einleitung Im Zusammenhang mit seinem Versuch, Kompilationsprozesse anhand der mit Paulus zeitlich vergleichbaren Cicero-Briefe zu studieren und daraus Rückschlüsse für einige Paulusbriefe – insbesondere den 2 Kor – zu ziehen, hat Hans-Josef Klauck (2003)1 grundsätzlich ge1

KLAUCK, Hans-Josef: Compilation of Letters in Cicero’s Correspondence, in: FITZGERALD, John T. / OLBRICHT, Thomas H. / WHITE, Michael (Hgg.): Early Christianity and Classical Culture: Comparative Studies in Honor of Abraham J. Malherbe, Leiden 2003, 131– 155. Unter den 864 Cicerobriefen konnte Klauck etwa 50 bis 60 Briefe ausmachen (zur Liste siehe KLAUCK: Compilation, 137–139), in denen neuzeitliche Texteditoren mit mehr oder weniger stichhaltigen Argumenten Kompilationsprozesse entdeckt haben. Einen ähnlichen Versuch hat ein Jahr später SCHMELLER, Thomas: Die Cicerobriefe und die Frage nach der Einheitlichkeit des 2. Korintherbriefes, in: ZNW 95 (2004), 181–208, unternommen; vgl. DERS.: Der zweite Brief an die Korinther, Teilband 1: 2 Kor 1,1–7,4, Neukirchen-Vluyn und Ostfildern 2010, 34–36. Zuvor wurde eher selten auf die Ignatiusbriefe oder den Polykarpbrief verwiesen (siehe die Literaturangaben

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meint: „It is obvious that we cannot use single letters for this task. The papyrus letters, to which New Testament exegesis since Deissmann’s days has rightly paid so much attention, will not assist us here.“2 In meinem papyrologischen Kommentar zum 2. Korintherbrief habe ich dennoch den Versuch unternommen, anhand des Vergleichs mit Papyrusbriefen den Wahrscheinlichkeitsrahmen für die einzelnen Theorien, die in der neutestamentlichen Forschung vertreten werden, zu erheben.3 An Klaucks Äußerung ist ohne Zweifel richtig, dass die zahlreichen Papyrusbriefe keine direkten Belege für Kompilationsprozesse bieten. Aus Sicht der Dokumentarischen Papyrologie ist allein schon deshalb keineswegs zu erwarten, dass ein solcher Vergleich eine eindeutige Entscheidung für oder gegen die Einheitlichkeit des 2 Kor anbieten könnte. Insbesondere zu Argumenten, die auf rekonstruierten Abläufen innerhalb der PaulusChronologie basieren, kann von papyrologischer Seite kaum etwas beigetragen werden. Aus zwei Gründen bietet die Papyrologie aber die Möglichkeit, Wahrscheinlichkeiten abzuwägen: 1) Der Vergleich mit Papyrusbriefen aus römischer Zeit nimmt seinen Ausgangspunkt nicht in der Ideenwelt der Moderne, sondern dort, wo im Großen und Ganzen auch die Paulusbriefe anzusiedeln sind: in derselben Zeit, Kultur, Gesellschaft, Sprach- und Gedankenwelt (dies gilt analog auch für den Vergleich mit den Cicerobriefen). Der zu suchende Vergleichsrahmen wird somit bei SCHMELLER: Cicerobriefe, 182 Anm. 5), gegen deren Vergleichbarkeit sich aber BECKER, Eve-Marie: Schreiben und Verstehen: Paulinische Briefhermeneutik im Zweiten Korintherbrief, Tübingen 2002, 73–75, ausgesprochen hat. Ähnliches gilt für außerchristliche Briefe (siehe die Angaben bei SCHMELLER: Cicerobriefe, 183 Anm. 6). Aus verschiedenen Gründen bleibt aber nach SCHMELLER: Cicerobriefe, 183, „eigentlich nur Cicero zum Vergleich mit Paulus übrig“. 2 KLAUCK: Compilation, 132. 3 Vgl. ARZT-GRABNER, Peter: 2. Korinther, unter Mitarbeit von KRITZER, Ruth E., Göttingen 2014, 71–148.

Der Kompilationsprozess des 2. Korinther

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unmittelbar für die Zeit und Welt des Paulus erhoben und bietet die Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit moderner Kompilationstheorien angesichts des griechischrömischen Briefverkehrs selbst entweder zu untermauern oder zu hinterfragen. 2) Auf Papyrus, in Form von beschriebenen Tonscherben (Ostraka) oder auf Holz- oder Wachstäfelchen erhaltene Briefe sind – mit wenigen, zumeist deutlich erkennbaren Ausnahmen4 – in authentischer, also ursprünglicher Form erhalten und wurden keinem sekundären Redaktionsprozess unterzogen.5 Sie bieten deshalb die Möglichkeit, Originale zu studieren und im Zuge dessen zu erheben, ob und bis zu welchem Ausmaß diese Briefe, die in zeitlicher Nähe zu den Paulusbriefen verfasst wurden, inhaltliche Spannungen, Unterbrechungen, Einschübe, Wechsel im Tonfall u.ä. enthalten und somit noch als annehmbar erscheinen lassen. Was über dieses Ausmaß hinausgeht, also nicht mehr in einheitlichen Briefen der Zeit belegbar ist, spricht sodann mit großer Wahrscheinlichkeit für eine Kompilation. Die diesbezüglichen Beobachtungen liefern, wie ich bereits im PKNT-Band betont habe, keine verbindlichen Ergebnisse, geschweige denn Beweise, was bisher m.E. in der Rezeption zu wenig beachtet wurde. Es geht um den jeweiligen Wahrscheinlichkeitsgrad, der auf Grundlage der beiden eben angeführten Punkte für jede mir bekannte Theorie (sowohl pro als auch contra ursprüngliche Einheitlichkeit bzw. sowohl pro als auch contra Kompilation) anzugeben versucht wurde. So bedeutet z.B. der für den Vergleich mit dem deutlichen Stimmungswechsel zwischen 2 Kor 1–9 und 10–13 herangezogene Papyrusbrief des Aurelius Demareus aus dem 3.

4 Einige sind als Entwürfe oder Kopien erhalten geblieben; einige Beispiele bei ARZT-GRABNER: 2. Korinther, 128–131. Zu deren Bedeutung siehe unten. 5 Für die literarischen Briefe der Antike gilt dies nicht, weshalb sie für die Erhebung des Rahmens nicht in Frage kommen.

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Jh. n.Chr. (P. Oxy. 7.1070 mit BL 8.241; TM 31317),6 der mitten in Zeile 47 einen Wechsel von einem lobenden, großzügigen Tonfall zu einer zynischen und vorwurfsvollen Einstellung aufweist,7 nicht, dass dieser Wechsel zwischen 2 Kor 1–9 und 10–13 nicht mehr als Argument für eine Kompilation des 2 Kor herangezogen werden sollte oder gar dürfte. Der Vergleich bedeutet aber, dass allein dieser Wechsel im kanonischen 2 Kor noch keine Kompilation zwingend voraussetzt. Kurz: es bedarf weiterer Argumente sowohl von der einen wie von der anderen Seite. Im Folgenden werde ich freilich nicht die in meinem erwähnten Kommentar dargelegten Ergebnisse wiederholen, und auch die mittlerweile gesammelten weiteren 6

Papyruseditionen und papyrologische Hilfsmittel werden abgekürzt nach OATES, John F. et al. (Hgg.): Checklist of Editions of Greek, Latin, Demotic and Coptic Papyri, Ostraca and Tablets, 5th ed., Oakville 2001, online Version: SOSIN, Joshua D. et al. (Hgg.): Checklist of Editions of Greek, Latin, Demotic, and Coptic Papyri, Ostraca, and Tablets: papyri.info/docs/checklist. Zusätzlich zur relevanten Edition (gemäß HGV = Heidelberger Gesamtverzeichnis der griechischen Papyrusurkunden Ägyptens einschließlich der Ostraka usw., der lateinischen Texte sowie der entsprechenden Urkunden aus benachbarten Regionen: aquila.zaw.uni-heidelberg.de/start) wird jeweils die Nummer von Trismegistos (TM, siehe https://www.trismegistos.org/index2.php) und gegebenenfalls auch jene der Leuven Database of Ancient Books (LDAB, siehe https://www.trismegistos.org/ldab/) angegeben. 7 Zu P. Oxy. 7.1070 ist noch keine Abbildung publiziert. Nach Erscheinen des PKNT-Bandes hat aber Brent Nongbri dankenswerterweise für mich ein Foto dieses Papyrus besorgen können, auf dem deutlich zu erkennen ist, dass die gesamte Zeile 47 und auch die Zeilen davor und danach in einem Duktus geschrieben sind. Es deutet nicht einmal irgendetwas darauf hin, dass der Schreiber vor dem Schreiben der zynischen Bemerkung „und ich danke euch sehr“ den Kalamos in die Tinte eingetaucht hätte. Dies geschah erst mitten im darauffolgenden Satz. Dass es sich bei diesem Papyrus um das Original und nicht womöglich um eine Abschrift oder Reinschrift handelt, und dass dieses Original von Aurelius Demareus selbst geschrieben wurde, wird durch die Tatsache belegt, dass der Text an einigen Stellen interlinear korrigiert wurde und dass kein Schreiberwechsel vorliegt.

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Details sind bisher noch nicht ausreichend, um damit einen ganzen Beitrag zu füllen. Vielmehr werde ich anhand des 2 Kor der m.E. bisher zu wenig beachteten Frage nachgehen, wie ein Kompilationsprozess stattgefunden haben könnte. Denn eine schlüssige Erklärung einer möglichen Kompilation des 2 Kor aus mehreren Briefen bedarf auch einer nachvollziehbaren Erläuterung, welche Umstände oder Bedingungen dazu geführt haben könnten. Die bisherigen Versuche in dieser Hinsicht sind zumeist spekulativen Charakters und wurden von Thomas Schmeller so beschrieben: Briefverschmelzungen können darauf zurückgehen, dass in einer paulinischen Briefsammlung durch Zufall ein Blatt verloren ging oder dass ein Abschreiber versehentlich ein Briefende überging. Sie können auch dadurch verursacht sein, dass ein Abschreiber sich nicht mehr Mühe machen oder nicht mehr Schreibmaterial verbrauchen wollte als nötig.8

Fredrik Lindgård hat immerhin versucht, eine Kompilation des 2 Kor aus einer historischen Situation heraus, nämlich der in 1 Klem beschriebenen Krise der korinthischen Gemeinde (90–100 n.Chr.), zu erklären.9 Thomas Schmeller fasst diesen Versuch mit folgenden Worten zusammen: Im Zuge der Krise in der kor Gemeinde, von der der 1 Clem spricht, seien römische Gemeindegesandte nach Korinth gekommen und hätten dort drei ihnen bisher unbekannte Briefe bzw. Brieffragmente an die Gemeinde (2 Kor 1–9 [ohne 6,14–7,1]; 10– 13; 6,14–7,1) entdeckt. Weil diese Texte, in denen Paulus Gegner des apostolischen Amtes bekämpfte, ihnen als Waffe gegen die rebellische Gemeinde nützlich erschienen, hätten sie sie in aller

8

SCHMELLER: Der zweite Brief an die Korinther, 32 (kursive Hervorhebungen von mir, P. A.-G.). 9 LINDGÅRD, Fredrik: Paul’s Line of Thought in 2 Corinthians 4:16– 5:10, Tübingen 2005, 58–62.

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Peter Arzt-Grabner Eile (und entsprechend ungeschickt) zu einem einzigen Schreiben kompiliert.10

Aber auch dieser Erklärungsversuch rechnet lediglich mit Unzulänglichkeiten der beteiligten Personen (mit Eile und Ungeschicklichkeit) und bleibt somit reine Spekulation. Zwar sind Mängel, die in der menschlichen Natur liegen, auch bei einem Kompilationsprozess nicht als Ursachen auszuschließen, aber zumindest sollte der Versuch unternommen werden, mögliche Gründe oder Bedingungen ausfindig zu machen, die eine Kompilation nicht als Produkt eines Zufalls oder einer Nachlässigkeit erklären, sondern als plausible oder gar notwendige Konsequenz. Meinem Fachgebiet entsprechend, suche ich die möglichen Ursachen oder Bedingungen für einen plausiblen oder notwendigen Kompilationsprozess im papyrologischen Quellenmaterial.11 Der einzige mir bekannte Versuch, der bisher bei diesem Material, genauer bei Papyrus und bei Wachstafeln, seinen Ausgangspunkt genommen hat, soll deshalb am Beginn meiner Untersuchung stehen und kritisch überprüft werden. Briefe auf Wachstafeln und einzelnen Papyrusblättern als Erklärungsversuch Eve-Marie Becker geht davon aus, Paulus habe seine Briefe ursprünglich entweder auf Polyptycha von mehreren Wachs- oder Holztafeln oder auf mehrere Papyrusblätter geschrieben und auch in dieser Form versandt. In Korinth könnte es dann, so Becker, im Zuge der Konservierung dieser Briefe zu einer Kompilation gekommen 10 SCHMELLER: Der zweite Brief an die Korinther, 33. Schmeller selbst hält diese These zwar für „wenig plausibel“ (zu seinen Gegenargumenten siehe S. 33 Anm. 76), „aber sie erkennt die Notwendigkeit, nach den Bedingungen der Redaktion zu fragen.“ 11 Bei den folgenden Abschnitten handelt es sich um eine wesentlich ergänzte und um einige Aspekte erweiterte Fassung von ARZTGRABNER: 2. Korinther, 54–56 und 138–146.

Der Kompilationsprozess des 2. Korinther

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sein.12 Diese „Konservierung“ stellt sich Becker folgendermaßen vor: Da Wachstäfelchen nämlich als Palimpseste wiederverwendet werden konnten, mussten zur Konservierung der WachstafelBriefe unmittelbare Abschriften erstellt werden. Denkbar ist, dass die Abschriften, die ja nun bereits literarischen Wert gewannen, zunächst auf Wachstafel-Polyptycha, später dann auf PapyrusCodices oder direkt auf Papyrus oder Pergament in der Gestalt von Rollen oder Codices erfolgten.13

Dabei sollen die Briefe einfach aneinandergereiht worden sein, und zwar „wesentlich in der Reihenfolge des Erhaltes“14. Dabei könnten Briefanfänge und/oder -schlüsse weggefallen sein. Becker sieht als Ausgangspunkt der Kompilation also nicht einen Redaktor, „der in einen ihm vorliegenden Brief die übrigen erhaltenen Briefe (fragmentarisch) einarbeitete“, sondern einen „Prozess der Abschrift, der unmittelbar mit der Übertragung der Wachstafel-Briefe auf Rollen oder Codices schon in Korinth begann“15. Mit „Wachs- oder Holztafeln“ sind sog. tabulae ceratae gemeint, also Holztafeln mit Auslassungen, die mit Wachs gefüllt wurden. In die Wachsflächen wurde dann mit einem Griffel (stylus) der Text eingeritzt, weshalb sie im Englischen auch häufig als „stylus tablets“ bezeichnet werden. Solche tabulae ceratae sind aus verschiedenen Provinzen des Imperium Romanum erhalten geblieben.16 In vielen Fällen ist das Wachs heute nicht 12

Vgl. BECKER: Schreiben, 63–78.98–102. Die dazu bereits in ARZTGRABNER: 2. Korinther, 54–56, angestellten Beobachtungen können im Folgenden aufgrund neuer Funde und Forschungsarbeiten wesentlich erweitert und untermauert werden. 13 BECKER: Schreiben, 67. 14 BECKER: Schreiben, 99. 15 BECKER: Schreiben, 99 (Hervorhebung im Original). 16 Vgl. die Verteilungskarte der tabulae ceratae im Römischen Reich (außer Ägypten) bei HARTMANN, Benjamin: Die römischen Schreibtafeln (tabulae ceratae) aus Tasgetium/Eschenz, in: Tasgetium I: Das römische Eschenz, Thurgau 2011, 123–156 (Literatur 237–246): 123 Abb. 160. Hartmann gibt dabei die entsprechenden Fundorte und

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Peter Arzt-Grabner

mehr vorhanden. Wenn der Text aber kräftig genug eingeritzt wurde, hat dies Spuren im darunter liegenden Holz hinterlassen, die manchmal – heute auch mit fotographischen Methoden – entziffert und zu einem Text rekonstruiert werden können. Davon zu unterscheiden sind die sog. tiliae, nämlich relativ dünne und glatte Holztäfelchen, die direkt mit Tinte beschrieben und insbesondere in Vindolanda am Hadrianswall ausgegraben wurden (ediert in T. Vindol. 1–4).17 Was die Verwendung von Wachs- oder Holztafeln betrifft, so eigneten sich diese theoretisch ohne Zweifel gut für das Entwerfen von Briefen,18 bisher liegen uns aber keine Beispiele dafür vor, Mengenverhältnisse (in vier Kategorien: eine tabula oder unbestimmt, 2–20, 20–100, mehr als 100) an. Jeweils mehr als 100 wurden in Londinium/London, Vindonissa/Windisch (Schweiz), Puteoli/Pozzuoli, Herculaneum und Pompeji gefunden. Die Angabe von Vindolanda mit mehr als 100 Stück ist in diesem Falle nicht korrekt: an tabulae ceratae wurden dort weit weniger gefunden (publiziert wurden 11 [T. Vindol. 1.107–117]). In Hartmanns Angabe von mehr als 100 für Vindolanda müssen die Holztäfelchen (sog. tiliae) eingeschlossen sein (siehe dazu anschließend). Eine Übersicht über die bisher entdeckten und edierten Täfelchen (sowohl tabulae ceratae als auch tiliae) bietet HARTMANN, Benjamin: Die hölzernen Schreibtafeln im Imperium Romanum: Ein Inventar, in: SCHOLZ, Markus / HORSTER, Marietta (Hgg.): Lesen und Schreiben in den römischen Provinzen: Schriftliche Kommunikation im Alltagsleben. Akten des 2. Internationalen Kolloquiums von DUCTUS – Association internationale pour l’étude des inscriptions mineures, RGZM Mainz, 15.–17. Juni 2011, Mainz 2015, 43–58. 17 Die lateinische Bezeichnung tilia für ein derartiges Holztäfelchen ist durch T. Vindol. 2.259 (TM 114502) nachgewiesen (beachte BOWMAN, Alan K. und THOMAS, J. David, in: T. Vindol. 3, App. 259) und begegnet ferner in T .Vindol. 3.589 (TM 130222), 643 (TM 130276) und 707 (TM 130340). 18 Ein Beispiel ist ein mittlerweile allerdings erst ins 8. Jh. datiertes Diptychon von Wachstäfelchen, das vermutlich aus Hipponon (Ägypten) stammt und heute zum Bestand der Universitätsbibliothek Freiburg gehört (inv. Pap. 80; TM 62060/LDAB 3219): Neben koptischen Zitaten aus Ps 113 und 114 sind darauf kurze Entwürfe griechischer Briefe zu finden. Vgl. auch ein Diptychon aus Memnoneia (Ägypten; heute im National Museum of Antiquities in Leiden, inv. AH. 157 a– b; TM/LDAB 131613; 6.–7. Jh.), dessen zweite Tafelseite zuerst einen Brief enthielt, der später mit verschiedenen griechischen und

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dass für die Endfassung längerer Briefe ein derartiges Schreibmaterial verwendet wurde.19 Berücksichtigt man alle bisher edierten griechischen und lateinischen tabulae ceratae und tiliae, so enthalten nur 20,5 % davon Briefe (450 von 2190).20 Die tabulae ceratae aus Vindolanda (T. koptischen Phrasen überschrieben wurde; Klaas A. Worp führt die beiden Tafeln des Diptychons noch getrennt auf (vgl. A New Survey of Greek, Coptic, Demotic and Latin Tabulae Preserved from Classical Antiquity, Leiden 2012, Version 1.0; download: https://www.trismegistos.org/top/, Nr. 392 und 393). 19 Durchaus plausibel ist allerdings die Annahme, dass sowohl antike Schriftsteller als auch die Endredaktoren der ntl. Evangelien Wachstäfelchen bei der Komposition ihrer Werke verwendetet haben könnten. Siehe dazu POIRIER, John C.: The Roll, the Codex, the Wax Tablet and the Synoptic Problem, in: JSNT 35/1 (2012), 3–30; 18–24. 20 Eine Suche in Trismegistos (Stand 31. Juli 2019) nach Material „wood OR wax“ und Language „greek OR latin“ ergibt 4803 Datensätze, wovon Mumientäfelchen (2630) klarerweise abzuziehen sind. Hinzuzählen sind hingegen die tabulae ceratae aus Vindolanda (T. Vindol. 1.107–117; diese sind in Trisgmegistos noch nicht angeführt), ferner TM 167762, 168167–168169, 209502 und 430303, was dann die angeführte Gesamtsumme ergibt. Dabei kann es sich bestenfalls um vorläufige Daten handeln, denn z.Zt. ist noch keine der verwendbaren Datenbanken hinsichtlich der inhaltlichen Angaben vollständig und zuverlässig. Zur Erhebung der genannten und aller weiteren Daten wurde neben Trismegistos auch das HGV herangezogen, ferner WORP: Survey, die EDH (= Epigraphische Datenbank Heidelberg: https://edh-www.adw.uni-heidelberg.de/home), die EDCS (= Epigraphik-Datenband Clauss / Slaby: http://www.manfredclauss.de) sowie Überblicke (HARTMANN: Die hölzernen Schreibtafeln; DERS.: Die römischen Schreibtafeln; FREI-STOLBA, Regula und KRIEGER, Michael: Einblicke ins römische Privatrecht: Zu wieder entdeckten Schreibtafeln aus Vindonissa mit Kantenaufschriften, in: Jahresbericht Gesellschaft Pro Vindonissa [2008]: 3–14; 4) und zahlreiche Editionen. Die Zahl von mindestens 450 Briefen ergab sich folgendermaßen: aus Vindolanda (Britannien) 321 tiliae (84 nachgedruckt in C. Epist. Lat.; ferner T. Vindol. 2.355, 356, 361–364, 368, 370, 378–379, 390–391, 395, 397, 402–407, 414, 417, 433, 437, 442–444, 446, 448, 452, 456– 457, 460–461, 462 [Entwurf], 465, 467 [vielleicht Entwurf], 468–469, 472–474, 476–478, 481, 484–485, 488–490, 492, 496–499, 502, 504– 509; T. Vindol. 3.611–671, 688–720, 721, 723–724, 726, 730, 731, 733–734, 736–738, 745, 748, 750–753, 756–757, 761, 765–766, 769– 771, 773, 775–780, 783–784, 786–788, 790, 797, 802–805, 813, 818– 821, 824, 826, 828–829, 831–832, 835, 842, 843–846, 848, 851–853;

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Vindol. 1.107–117), die nachweislich außerhalb Britanniens hergestellt und somit importiert worden waren,21 können aufgrund kaum erhaltener Schriftspuren nicht näher klassifiziert werden; anders hingegen die Wachstäfelchen aus Vindonissa/Windisch (Schweiz), unter denen sich zahlreiche Briefe finden (nämlich 62 der insgesamt 105 edierten Täfelchen, also 58,1 %).22 Einen ähnlichen T. Vindol. 4.867–869, 871–881, 885, 888 [vielleicht auch – in der genannten Summe aber nicht mitgezählt: T. Vindol. 2.381, 412, 435, 441, 455 ist vielleicht ein Briefentwurf, 470, 482, 486, 494, 503; T. Vindol. 3.685, 722, 740, 743–744, 793, 796, 800, 814, 817, 823, 827; T. Vindol. 4.884, 886 und 889]), zwei tiliae aus Londinium/London (T.Bloomberg 1.184 und 185), 43 Briefe unter den tabulae ceratae aus Londinium/London, die als T. Bloomberg 1.1–43 ediert wurden (von Nr. 1–25 sind lediglich [Teile der] Anschriften auf den Außenseiten einer Tafel erhalten, von Nr. 26–43 auch Teile der Brieftexte auf den Innenseiten), aus Vindonissa (Schweiz) 62 tabulae ceratae (T. Vindon. 5–65 sowie TM 209824), aus Ägypten sechs Holztafeln (siehe genauer unten in Anm. 30) sowie TM 62060 und TM/LDAB 131613, weitere Briefe von C. Epist. Lat. (88bis 1, 3 und 5, wobei die Identifikation des letzten unsicher ist; ferner C. Epist. Lat. 14, 15, 87, 88 und 236) und schließlich die folgenden verstreuten Funde: TM 143335 und TM 430303 (beide Mogontiacum/Mainz, 1. Jh. n.Chr.; nach HARTMANN: Die hölzernen Schreibtafeln, 49; Nr. 33, Briefe); TM 216799 (Tasgetium/Eschenz, TM: 2. Jh. v.Chr.–8. Jh.?; HARTMANN: Die römischen Schreibtafeln, 131–133; Nr. 03); TM 209502 (Colonia Ulpia Traiana/Xanten, 2. Hälfte 1. Jh. n.Chr. [Datierung nach EDH]); TM 168167, 168168 und 168169 (alle drei aus Londinium/London, 1. Jh. n.Chr.; vgl. EDH HD044688, HD044689 und HD044690). 21 Vgl. BOWMAN, Alan K. und THOMAS, J. David, in: T. Vindol. 1, S. 31. 22 Die Gesamtzahl ergibt sich folgendermaßen: T. Vindon. 1–65 sind Editionen, in Nr. 66–89 werden nicht mehr auffindbare und kaum lesbare Tafeln beschrieben, unter Nr. 90 werden weitere Täfelchen „mit z.T. verhältnismäßig deutlichen, aber wegen des Erhaltungszustandes oder der mehrfachen Beschriftung, mit Ausnahme gelegentlicher Einzelbuchstaben, nicht mehr lesbaren Schriftspuren“ mit Inventarnummern aufgelistet (insgesamt 27). Trismegistos zählt 105 Tafeln, die aus Vindonissa stammen, davon 99 aus T. Vindon. (da einige Nummern zwei Tafeln enthalten), vier weitere aus Vindonissa (TM 209824, 209825, 210329 und 211585) und zwei Stücke, die in Vindonissa geschrieben, aber in Mainz gefunden wurden (TM 133503 und 133505). Um Briefe handelt es sich bei den letzten Niederschriften

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Eindruck gewinnt man, wenn man die Ausgabe der tabulae ceratae aus Tasgetium/Eschenz (Schweiz) von Benjamin Hartmann überblickt:23 Von 58 beschriebenen Tafeln können zwei (Nr. 14 und 58) aufgrund ihrer Formate ausgeschieden werden; die restlichen 56 sind schwer einzuordnen, aber immerhin sieben davon werden von Hartmann als Briefe eingestuft (nämlich Nr. 01, 03 [TM 216799], 07, 10, 12, 13 und 17).24 Generell spricht Hartmann davon, dass die Eschenzer Wachstafeln einen „rege[n] Briefverkehr von und nach dem vicus Tasgetium“25 bezeugen, und ferner: „Der Bestand enthält vor allem Korrespondenz und überliefert auf den Außenseiten von Außentafeln Adressbeschriftungen.“26 Für die tabulae ceratae aus Tasgetium wird aber Ähnliches gelten wie das, was Michael A. Speidel zu jenen aus Vindonissa festgestellt hat: Die Mehrzahl der Windischer Schreibtafeln wurde … zur Aufnahme von Urkunden hergestellt. Das Überwiegen der erhaltenen nichtjuristischen Texte (gemeint sind Briefe, Anm. P. A.-G.) in Vindonissa ist einerseits dem Umstand zuzuschreiben, dass die Urkunden, nachdem sie nicht mehr als solche gebraucht wurden, zur Niederschrift von Briefen und Notizen verwendet wurden …, und andererseits der Tatsache, dass die Adressen der Privatbriefe sich besonders gut erhalten haben.27

auf T. Vindon. 5–65 und TM 209824 (vielleicht auch T. Vindon. 70, 76 und 85). Die meisten Täfelchen aus T. Vindon., die Briefe enthalten, wurden als C. Epist. Lat. 16–71 von Paolo Cugusi nachgedruckt und neu kommentiert. 23 Vgl. HARTMANN: Die römischen Schreibtafeln. 24 Vgl. auch den Überblick von HARTMANN, Benjamin: Schreibtafeln / tabulae ceratae, in: Tasgetium II: Die römischen Holzfunde, Archäologie im Thurgau 18, Thurgau 2012, 110–111 (Katalog 159–164 Nr. 218–274; Tafeln 232–239; Literatur 271–277; Konkordanzliste 286– 287). 25 HARTMANN: Die römischen Schreibtafeln, 127. 26 HARTMANN: Die hölzernen Schreibtafeln, 51. 27 SPEIDEL, Michael A. in: T. Vindon. 23. Vgl. HARTMANN: Die römischen Schreibtafeln, 133–134; Nr. 04: „Der Verwendungszweck der Tafel ist aufgrund der sehr fragmentarischen Textüberlieferung unklar. Naheliegend wäre etwa eine Identifizierung als Adressbeschrif-

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Dieser Befund wird z.B. durch die tabulae ceratae aus Herculaneum und Pompeji (siehe bes. T. Jucundus, T. Sulpicii,28 T. Hercul. 129), aus Dakien (T. Dacia) oder aus Ägypten insofern bestätigt, als diese zu den am besten erhaltenen zählen und dabei kaum Briefe enthalten.30 Es scheint also so zu sein, dass Wachstäfelchen – neben ihrer Verwendung im schulischen Bereich (siehe unten) – vorrangig für die Niederschrift von Verträgen und Abrechnungen verwendet wurden31 und erst nach wiederholter Verwendung bzw. im Zuge ihrer letzten Wiederbeschriftung als Schreibmaterial für Briefe dienten. Normalerweise wurden dafür Papyri verwendet (zumindest überall dort, wo Papyrus erhältlich war) oder Tonscher-

tung. Die Zuordnung zu einer sekundären Verwendungsphase ist nicht auszuschliessen“; und 134 Nr. 05: „Die Zuordnung der Buchstaben zu einer sekundären Benützungsphase … ist damit wahrscheinlich.“ 28 Giuseppe Camodecas Ausgabe (T. Sulpicii) zählt 127 Urkunden, die Neuausgabe von WOLF, Joseph G.: Neue Rechtsurkunden aus Pompeji: Tabulae Pompeianae Novae, Lateinisch und Deutsch, Darmstadt 2012, enthält nur 117. 29 T. Hercul. 1 ist der erste Band der Neuedition der tabulae ceratae aus Herculaneum durch Giuseppe Camodeca (Tabulae Herculanenses: Edizione e commento, vol. 1, Vetera 20, Roma 2017). 30 Auf den Tafeln aus Campania und Dacia sind keine Briefe erhalten, unter den 515 edierten Wachs- oder Holztafeln aus Ägypten (Trismegistos führt insgesamt 3139 griechische oder lateinische Holzoder Wachstafeln, von denen 2624 Mumienetiketten abzuziehen sind) finden sich lediglich sechs Briefe. Drei davon wurden in die Zeit zwischen dem 4. und Anfang des 5. Jh. n.Chr. datiert und stammen aus Kysis (Oasis Magna): O. Douch 3.259 (TM 34615) wurde auf Holz, 290 (TM 34646) und 342 (TM 34694) wurden auf die Innenseiten von Akazienrinde geschrieben; alle drei sind somit entfernt mit den tiliae aus Britannien vergleichbar. Möglicherweise auf ein früheres Mumientäfelchen wurde der Brief SB 16.12808 (TM 30299; 3. Jh. n.Chr.) geschrieben, der aus demselben Ort stammt. Die beiden restlichen Beispiele stammen erst aus dem 6. oder 7. Jh. (TM/LDAB 131613 [Memnoneia]) bzw. 8. Jh. (TM 62060 [Hipponon; Briefentwürfe]). 31 Beachte dazu insgesamt die entsprechenden Angaben in WORP: Survey.

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ben.32 Das zahlreiche Vorhandensein von tiliae, insbesondere in Britannien,33 und deren Verwendung für Briefe scheinen somit darauf zu beruhen, dass es sich dabei um ein alternatives Schreibmaterial gegenüber Papyrus handelt. Der beschriebene Befund lässt nämlich durchaus vermuten, dass die nordwestlichen Provinzen des Imperiums, insbesondere Britannien, kaum oder gar nicht mit Papyrus beliefert wurden. Für die weitere Untersuchung können tiliae somit außer Acht bleiben, denn für den engeren Wirkungsbereich des Paulus von Tarsus ist die Verwendung von Papyrus ohnehin durch Papyri, die aus Griechenland,34 Italien, Kleinasien, Syrien und Palästina 32 Lässt man die Funde aus Vindolanda und Vindonissa außer Acht, enthalten nur noch 5 % der edierten tabulae ceratae Briefe (66 von 1300). 33 Neben Vindolanda sind tiliae vor allem in Luguvalium/Carlisle (Britannien) gefunden worden, die von TOMLIN, Roger S. O. T.: Roman Manuscripts from Carlisle: The Ink-Written Tablets, in: Britannia 29 (1998), 31–84, ediert wurden (in Trismegistos sind diese – im Unterschied zu einigen tabulae ceratae – noch nicht aufgenommen). Von 77 Täfelchen hat Tomlin 62 (Nr. 16–77) als Briefe identifiziert (Nr. 16–51 wurden als C.Epist.Lat. 88bis 8–43 nachgedruckt). Für Alburnus Maior/Roşia Montana (Dakien/Rumänien) führt HARTMANN: Die hölzernen Schreibtafeln, 46 Nr. 2, eine nicht entzifferte tilia an. Für Köln nennt er lediglich Fragmente (S. 47 Nr. 14). Vgl. auch die ältere Auflistung von Alan K. Bowman und J. David Thomas in: T. Vindol. 1, S. 36. Bei P. Yadin 2.54 handelt es sich um ein einfaches Holztäfelchen, das im Fundzustand aufgrund von Faltungen in vier Teile zerbrochen war, durch Restaurierung aber im ursprünglichen Zustand wiederhergestellt werden konnte; es ist entfernt mit den tiliae aus Britannien vergleichbar (vgl. HARTMANN: Die hölzernen Schreibtafeln, 49 Nr. 34). Aus später Zeit und auch höchstens entfernt mit den tiliae aus Britannien vergleichbar sind die drei Täfelchen aus Kysis (Oasis Magna) aus der Zeit zwischen dem 4. und Anfang des 5. Jh. n.Chr. (siehe oben in Anm. 30). – An neueren Editionen sind T. Bloomberg 1.184 (TM 749577) und 185 (TM 749578) aus Londinium/London zu erwähnen. 34 Beachte, dass der älteste griechische Papyrus dort gefunden wurde, nicht in Ägypten, und zwar die Papyrusrolle aus dem sog. „Tomb of the Musician“ in Daphne (Attika), die vor 430/425 v.Chr. beschrieben wurde (TM/LDAB 140212; vgl. PÖHLMANN, Egert / WEST, Martin L.: The Oldest Greek Papyrus and Writing Tablets Fifth-Century Documents from the ‘Tomb of the Musician’ in Attica, in: ZPE 180 [2012],

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stammen,35 bezeugt. Allein schon dieser Befund über die Verteilung und Ver1–16; WEST, Martin L.: The Writing Tablets and Papyrus from Tomb II in Daphni, in: Greek and Roman Musical Studies 1 [2013], 73–92; KARAMANOU, Ioanna: The Earliest Known Greek Papyrus [Archaeological Museum of Piraeus, MΠ 7449, 8517-8523]: Text and Contexts, in: NODAR, Alberto / TOVAR, Sofia Torallas (Hgg.): Proceedings of the 28th International Congress of Papyrology [Barcelona August 1st–6th, 2016], Barcelona 2019, 93–104). Der bisher älteste griechische Papyrus aus Ägypten ist der Timotheos-Papyrus aus Abusir (TM 62931/LDAB 4123) mit den „Persern“ des Timotheos von Milet, der in die zweite Hälfte des 4. Jh. v.Chr. datiert wird. Etwa zu gleicher Zeit, vielleicht aber auch etwas früher als der TimotheosPapyrus, wurden weitere in Griechenland gefundene Papyri beschrieben, nämlich die Papyri aus Vergina aus der Zeit 350–309 v.Chr. (ediert von JANKO, Richard: Papyri from the Great Tumulus at Vergina, Macedonia, in: ZPE 205 [2018], 195–206; TM 749354–749358) sowie der bekannte orphische Papyrus aus Derveni (4. Jh. v.Chr., vielleicht 340–320 v.Chr.; TM 65795/LDAB 7049). 35 Eingeschränkt auf Papyrusbriefe, die in Italien geschrieben und nach Ägypten mitgenommen oder gesandt wurden, wo sie in moderner Zeit wiederentdeckt wurden, sind zu erwähnen: fünf Briefe aus der Hauptstadt Rom (P. Mich. 8.487 [TM 27097], 491 [TM 27101] und 501 [TM 27111; alle 2. Jh. n.Chr.], BGU 1.27 [TM 28211; 2.–3. Jh. n.Chr.] sowie SB 6.9557 [TM 14264; 264–282 n.Chr.]), ein Brief aus Ostia (P. Mich. 8.490 [TM 27100; 2. Jh. n.Chr.]), zwei Briefe aus Misenum (BGU 2.423 [TM 28137] und 632 [TM 28196; beide 2. Jh. n.Chr.]) und ein Brief aus Puteoli (P. Oxy. 18.2191 [TM 29028; 2. Jh. n.Chr.]). Papyrusbriefe aus Kleinasien sind: drei Briefe aus Karien (P. Cair. Zen. 1.59037 [TM 697; nach 12. Juni 258 v.Chr.]; 59036 [TM 696; 1. Februar 257 v.Chr.]; 59056 [TM 714; 14. März 257 v.Chr.]), der lateinische Brief eines Veteranen (Ch. L. A. 11.477 [TM 69969; vielleicht aus Kappadokien, 1.–3. Jh. n.Chr.]) und ein Brief aus Mysien (SB 3.6260 [TM 188821; vor 13. Juni 230 n.Chr.]). Für Syrien ergibt eine Suche im HGV 69 Papyrusbriefe, die in P. Dura ediert wurden, ferner zwei Papyrusbriefe aus Syria Coele (P. Euphrates 16 [TM 44674; nach 239 n.Chr.] und 17 [TM 44675; Mitte 3. Jh. n.Chr.]). Eine Übersicht über die bisher edierten 36 Papyrusbriefe aus der Jüdischen Wüste bietet COHEN, Nahum: A Preliminary Survey of Letters in the Judaean Desert Documents, in: SCHAPS, David M. / YIFTACH, Uri / DUECK, Daniela (Hgg.): When West Met East: The Encounter of Greece and Rome with the Jews, Egyptians, and Others. Studies Presented to Ranon Katzoff in Honor of his 75th Birthday, Trieste 2016, 131–153 (die Neuedition von P. Masada 741 [Nr. 19 bei Cohen] ist als SB 24.15988 [TM 21002] anzugeben); ferner führt

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wendung des Materials qualifiziert Beckers WachstafelBriefe-Theorie als unwahrscheinlich. Die Zweifel daran bestätigen sich, wenn man die durchschnittlichen Formate der tabulae ceratae genauer betrachtet. Denn diese wurden meist als Diptycha und Triptycha produziert. Erstere bestanden aus zwei Tafeln, wobei nur die Innenseiten Auslassungen aufwiesen, die mit einer dünnen Wachsschicht befüllt wurden. Triptycha enthielten eine zusätzliche Innentafel mit Wachsschichten auf beiden Seiten, so dass bei diesen doppelt so viele beschreibbare Seiten zur Verfügung standen wie bei den Diptycha (nämlich vier statt nur zwei). Die hölzernen Außenseiten konnten bei Bedarf mit Tinte beschrieben werden, enthalten aber – wenn überhaupt – nur kurze Notizen oder Adressen. Zur Berechnung der durchschnittlichen Textlänge einer Seite kann eine Wachstafel aus Ravenna herangezogen werden – SB 3.6304 (TM 18822; ca. 151 n.Chr.): die ersten elf Zeilen dieses lateinischen Sklavenkaufvertrages sind mit griechischen Buchstaben geschrieben, eine Zeile enthält durchschnittlich 35 Buchstaben; die gesamte Tafelseite in der durchschnittlichen Größe von 15,5 x 12,5 cm fasst 17 Zeilen, was als Berechnungsgrundlage ein durchschnittliches Maß von 595 Buchstaben pro Tafelseite ergibt. Auf die Paulusbriefe umgelegt, bedeutet dies: der Philemonbrief als mit Abstand kürzester Paulusbrief hätte auf einem Diptychon (also zwei Wachstafeln) kaum, auf einem Triptychon sicher leicht Platz gefunden. Für den Text des Galaterbriefes wären aber bereits 19 Tafelseiten, also ein Polyptychon von elf Tafeln nötig gewesen (etwa ebenso viele für 2 Kor 1–7, für 2 Kor 1–9 sogar wesentlich mehr). Bisher sind nur zwei Polyptycha entdeckt worden, die annähernd an diesen Umfang herankommen:36 T. Varie Cohen drei aramäische Ostraka-Briefe an (O. Masada 554–556 = Cohen Nr. 12–14 [TM 748748–748750]) und einen weiteren aramäischen Brief auf einem Holztäfelchen aus der Zeit Bar Kokhbas (P. Yadin 2.54 = Cohen Nr. 32; vgl. dazu oben in Anm. 33). 36 Der folgende Befund basiert auf Suchergebnissen aus der LDAB sowie auf den Daten von WORP: Survey.

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51–70 (TM 65099/LDAB 6340) besteht aus zehn Tafeln und stammt vom Ende des 6. oder Anfang des 7. Jh.; es handelt sich hier um ein „Schulheft“ mit mathematischen Aufgaben, Alphabetübungen und Gebetstexten;37 ebenfalls zehn Tafeln umfasst ein Codex, der zum Bestand der British Library gehört (inv. Add MS 33369; TM 131548)38 und Abrechnungen aus dem 7. Jh. enthält. Auch die vom Umfang her nachfolgenden Polyptycha sind selten und spät: Aus jeweils neun Tafeln bestehen SB 3.6215–6218 (TM 64557/LDAB 5786; vermutlich später als 4./5. Jh. n.Chr.),39 P. Kellis 3.95 mit drei Reden des Isokrates (TM 61380/LDAB 2524; 4. Jh. n.Chr.)40 und ein tachygraphischer Kommentar, der in der British Library aufbewahrt wird (inv. Add. MS 33270; TM 64313/LDAB 5534; 3.–4. Jh. n.Chr.).41 Es folgen mit jeweils acht Tafeln das vollständig erhaltene Polyptychon P. Vindob. GWT 4 (TM 69076/LDAB 10366) aus dem 6. Jh. (von den 14 Tafelseiten sind aber nur fünf beschrieben und enthalten tachygraphische Zeichen)42 sowie zwei „Schulhefte“ der British Library (Add. MS 33368 [TM

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Siehe auch CRIBIORE, Raffaela: Writing, Teachers, and Students in Graeco-Roman Egypt, in: ASP 36 (1996), Nr. 408; WORP: Survey Nr. 294. Digitale Abb.: http://codicologia.atspace.cc/contenidos/02Formas-Materiales/02-01Tablillas.html. 38 Vgl. WORP: Survey Nr. 178. 39 Vgl. WORP: Survey Nr. 37; CRIBIORE: Writing Nr. 404. 40 Die editio princeps nennt als Umfang „codex of 8.5 uncoated wooden boards“ (so auch WORP: Survey Nr. 151). 41 Vgl. WORP, Survey Nr. 175. Zwei voneinander zu unterscheidende Dokumente enthält der Wachstafelcodex SB 14.11938 + 20.14884, der insgesamt aus ebenfalls neun Tafeln besteht; SB 14.11938 (TM 15480; WORP: Survey Nr. 242) enthält eine Liste von Brunnen beim Ort Hibis aus den Jahren ca. 246–249 n.Chr., bei SB 20.14884 (TM 23803; WORP: Survey Nr. 243) handelt es sich um eine Soldliste aus dem Jahre 326. Zwischen den Aufzeichnungen der beiden Dokumente liegen also 77 Jahre. 42 Edition HARRAUER, Hermann / PINTAUDI, Rosario: Miscellanea di tachigrafia III, in: Analecta Papyrologica 14–15 (2002–2003), 133– 146; vgl. WORP: Survey Nr. 327.

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64582/LDAB 5812; 3./4. Jh. n.Chr.]43 und Add. MS 37533 [TM 64097/LDAB 5315; 3. Jh. n.Chr.]44). Mit Ausnahme eines einzigen umfangreicheren Polyptychons, das noch aus ptolemäischer Zeit stammt (SB 4.7451 mit BL 11.247; TM 5692),45 sind alle mindestens zwei Jahrhunderte später als die Paulusbriefe verfasst worden und entstammen meist dem spätantiken Schulunterricht. Aus der Zeit des Paulus, also aus dem 1. Jh. n.Chr., sind an tabulae ceratae Triptycha und Diptycha46 sowie Einzeltafeln erhalten. Polyptycha mit vier oder mehr Tafeln sind überhaupt erst ab dem 2. Jh. n.Chr. bezeugt. Die beiden frühesten Beispiele dafür sind ein aus vier Wachstafeln bestehendes „Schulheft“ der Berliner Papyrussammlung mit einigen Homer-Scholien und grammatikalischen Passagen (TM 60391/LDAB 1512), das vermutlich ins 2. Jh. n.Chr. zu datieren ist,47 und C. Pap. Lat. 221 (TM 43

Vgl. WORP: Survey Nr. 177. Vgl. WORP: Survey Nr. 184. 45 Das aus sieben Tafeln bestehende Polyptychon mit Rechnungen in griechischer Sprache wird in die Zeit vor 210 v.Chr. datiert; vgl. auch WORP: Survey Nr. 201. Die bisher ältesten griechischen Wachstäfelchen (darunter zumindest ein Triptychon) wurden vor 430/425 v.Chr. beschrieben und im sog. „Tomb of the Musician“ in Daphne (Attika) gefunden (vgl. PÖHLMANN / WEST: The Oldest Greek Papyrus, 3–5). 46 Hierher gehören zahlreiche Beispiele der T. Sulpicii, T. Jucundus und T. Vindon., außerdem z.B. Chrest.Wilck. 463 (TM 80130; Worp, Survey Nr. 525; 94 n.Chr.); P. Berol. P 14283 (TM 62664/LDAB 3850; WORP: Survey Nr. 46; CRIBIORE: Writing Nr. 381; 1. Jh. n.Chr.); P.Berol. ÄM 17651 A + B (TM 59789/LDAB 893; Worp, Survey Nr. 48; 1. Jh. n.Chr.). Die Holztäfelchen (tiliae) aus Vindolanda (T. Vindol.) kommen – wie bereits oben erwähnt – für einen materiellen Vergleich mit Paulus nicht in Frage. 47 Die Angabe „5 tablets“ in LDAB 1512 ist falsch; in WORP: Survey, gehören die Nummern 32–35 zusammengenommen. Zum gesamten Codex siehe MONTANARI, Franco / MURATORE, Davide / REITER, Fabian: Die Berliner Wachstafeln P. 10508–10512: Scholia minora und grammatikalische Passagen, in: SCHUBERT, Paul (Hg.): Actes du 26e Congrès international de papyrologie, Genève, 16–21 août 2010, Genf 2012, 549–557. Die gleichmäßige Struktur der Scholientexte auf den Rückseiten der Tafeln spricht dafür, dass der Codex, der vermutlich aus mehr als den vier erhaltenen Tafeln bestand, „ein einheitliches Schreibheft“ bildete (MONTANARI et al.: Berliner Wachstafeln, 44

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70160), bestehend aus fünf nur teilweise gewachsten Täfelchen vom 27. März 142 n.Chr.;48 es handelt sich dabei um das Testament des Antonius Silvanus. Die Wachstafel-Briefe-Theorie ist somit aus drei Gründen unglaubwürdig und unwahrscheinlich: Das Material scheint zumeist erst nach wiederholter Verwendung für die Niederschrift von Briefen verwendet worden zu sein. Ferner fehlt es an Belegen für längere Briefe auf umfangreicheren Codices, die aus Holz- oder Wachstafeln bestehen, und schließlich liegen bisher insgesamt keine Beispiele für zeitgenössische Codices aus Holzoder Wachstafeln vor, deren Umfang ausgereicht hätte, um Briefe oder Briefteile wie 2 Kor 1–7 oder 2 Kor 1–9 oder 2 Kor 10–13 aufnehmen zu können. Die Hintergründe dafür stehen wohl mit folgender Beobachtung in einem direkten Zusammenhang: Umfangreichere Codices (aus vier oder mehr Täfelchen) enthalten Testamente und ähnliche rechtliche Dokumente, Listen und Abrechnungen oder Texte aus dem schulischen Bereich, d.h. Texte, die nicht für den Transport in andere, gar weit entfernte Orte bestimmt waren, sondern im Hausverband oder im örtlichen Bildungsbereich verwendet wurden. Dokumente, die an entfernte Orte transportiert werden sollten (und dazu gehören insbesondere Briefe), wurden – was Holz- oder Wachstafeln betrifft – lediglich auf Einzeltafeln, Diptycha oder Triptycha geschrieben, ansonsten aber häufig auf Tonscherben oder Papyrus. Vor allem Papyrus war mit Sicherheit auch bedeutend praktikabler als die Verwendung von Polyptycha aus neun, zehn oder womöglich mehr Tafeln. Abgesehen vom geringen Gewicht wurden Papyrusbriefe zu einem kleinen Format zusammengefaltet und nahmen so kaum Platz in Anspruch. Selbst umfangreichere Papyrusbriefe im Rol551). Die Texte wurden aber wohl in unterschiedlichen Stadien der Beschriftungsgeschichte geschrieben; jedenfalls stammen sie von verschiedenen Schreibern (zur möglichen Abfolge siehe MONTANARI et al.: Berliner Wachstafeln, 551). 48 Vgl. WORP: Survey Nr. 94.

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lenformat (für 2 Kor 1–7 oder Gal z.B. wird eine Rolle von ca. 75 cm Länge genügt haben)49 konnten handlicher verstaut werden, als dies bei Polyptycha mit vergleichbarem Textumfang der Fall gewesen wäre. Ein weiterer Grund wird im unterschiedlichen Aufwand bei der Produktion des Schreibmaterials gelegen haben: die Herstellung eines umfangreichen Codex aus Wachstäfelchen war aufwendig und teuer und machte sich nur dadurch bezahlt, dass man die Täfelchen mehrmals überschreiben, also wiederverwenden konnte. Für den einmaligen Gebrauch war eine Papyrusrolle sicher das günstigere Material. Wie steht es aber mit Beckers alternativer Theorie, Paulus hätte seine Briefe jeweils auf mehrere Papyrusblätter geschrieben? Dieser Erklärungsversuch basiert auf einer falschen Grundannahme, denn in der Papyrusproduktion wurden zwar zunächst einzelne Blätter hergestellt, doch bereits im Produktionsverlauf wurden diese zu einer Rolle zusammengeklebt. Erst die Rolle war das im Papyrusladen käuflich erwerbbare Format.50 Eine Standardrolle wurde aus zwanzig Papyrusblättern hergestellt, wie z.B. P. Oxy. 75.5063,19–20 (TM 128904; spätes 3. Jh. n.Chr.) belegt: der Absender dieses Briefes fordert „Papyrusrollen von zwanzig Blatt“ an – χαρτάρια κολλημάτω(ν) | εἴκοσι. Aus diesem Beispiel wird auch deutlich, dass χάρτη oder (wie hier) χαρτάριον nicht generell das aus Streifen des Papyrusmarks hergestellte Blatt bezeichnet, sondern das „Blatt“ im Sinne eines ganzen Stückes,51 also auch (wie z.B. hier) eine aus meh49

Vgl. ARZT-GRABNER: 2. Korinther, 57. Vgl. z.B. LUISELLI, Raffaele: Greek Letters on Papyrus First to Eighth Centuries: A Survey, in: Asiatische Studien 62 (2008), 677– 737; 683; RUPPRECHT, Hans-Albert: Kleine Einführung in die Papyruskunde, in: Die Altertumswissenschaft (1994), 3–6 (mit Literaturhinweisen). 51 Eine Aussage wie „Briefe werden meist auf Papyrusblättern verfasst“ (KOBEL, Esther: Paulus als interkultureller Vermittler: Eine Studie zur kulturellen Positionierung des Apostels der Völker, in: Studies in Cultural Contexts of the Bible 1 [2019], 81) ist daher nur 50

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reren Blättern zusammengeklebte Rolle. Die (zu einer Rolle) zusammengeklebten Blätter werden dann als κολλήματα bezeichnet, also als die Abschnitte zwischen zwei Klebungen. Diese Terminologie macht auch indirekt deutlich, dass einzelne, für das Schreiben benötigte Blätter nicht zwangsläufig an den Klebungen abgeschnitten wurden, sondern ganz nach Bedarf und ohne Rücksicht darauf. Je nach Anforderung wurde dann die gedann richtig, wenn man unter „Papyrusblättern“ das gesamte Stück Papyrus versteht, das von der Rolle ab- oder aus dieser herausgeschnitten wurde. Das verbreitete Missverständnis, dass die antiken Schreiber einzelne Papyrusblätter gekauft und beschrieben und diese bei Bedarf erst danach aneinandergeklebt hätten, begegnet auch bei STEWART-SYKES, Alistair: Ancient Editors and Copyists and Modern Partition Theories: The Case of the Corinthian Correspondence, in: JSNT 61 (1996), 53–64; 56. Das von ihm vorgebrachte Argument: „In the papyri where letter writing is mentioned reference is made to single sheets“, gilt nicht grundsätzlich für das Schreiben von Briefen, sondern ist so zu verstehen, dass man für einen Brief üblicher Länge ja nur ein einzelnes Blatt benötigte. Genau dies ist auch durch die von STEWART-SYKES: Editors, 56 Anm. 11, als Belege angeführten Papyrusbriefe zu bestätigen: in P. Flor. 3.367,7 (TM 31149; 3. Jh. n.Chr.; bei Stewart-Sykes falscher Verweis auf P. Oxy. 6.895) beklagt sich ein gewisser Theoninos bei Didymos darüber, dass dieser ihm nicht schreibe, obwohl er ihm „Briefbogen“ (χάρτας ἐπιστολικο[ύς]) geschickt habe, damit er bequem schreiben könnte; in BGU 3.822,28 (TM 28093; nach 5. Mai 105 n.Chr.?) bittet eine Thermuthas ihren Bruder Apollinarios, ihr ein „unbeschriebenes Blatt“ (ἄγραφον χάρτην) zu schicken, damit sie einen Brief schreiben könne; und in P. Abinn. 21,3 (TM 32668; Mitte 4. Jh. n.Chr.; Stewart-Sykes gibt die editio princeps P. Gen. 1.52 Verso an) schreibt ein Alypios, dass er kein „reines (d.h. unbenütztes) Blatt“ (χαρτίον καθαρόν) finden konnte und deshalb den aktuellen Brief auf die Rückseite eines anderen Briefes (nämlich von P. Abinn. 41 [TM 32678]) geschrieben habe. Die Beispiele sagen nichts über das generelle Format für das Schreiben von Briefen aus, sondern belegen einerseits, dass man für das Schreiben eines Briefes durchschnittlichen Umfangs nur ein (von der Rolle abgeschnittenes) Papyrusblatt benötigte, andererseits weisen sie auf die gelegentliche Papyrusknappheit hin, bei der Briefschreiberinnen und -schreiber schon froh waren, wenn sie wenigstens ein passendes Stück Papyrus zur Verfügung hatten, und sei es ein bereits einseitig beschriebenes (vgl., mit zahlreichen weiteren Beispielen, LUISELLI: Greek Letters, 686).

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samte Rolle beschrieben (z.B. beim Kopieren umfangreicher literarischer Werke), oder man schnitt größere oder kleinere Blätter heraus für Quittungen, Steuererklärungen, Eingaben oder Briefe. Alternativ konnte man auch den Anfang einer Rolle mit einer oder mehreren Kolumnen beschreiben und nach Niederschrift des Textes das beschriebene Stück Papyrus von der Rolle abtrennen. Die gänzlich unterschiedlichen Größen der erhaltenen Papyrusbriefe sind ein weiterer Hinweis darauf, dass es sich um Papyrusstücke handelt, die von einem größeren Ganzen (eben einer Rolle) herausgeschnitten wurden oder oft auch als schmale Reste übriggeblieben waren. Es gab keine generellen Standardgrößen für die Briefe selbst,52 sondern höchstens zeitlich und regional unterschiedliche Gepflogenheiten. Ein besonders deutlicher Beleg dafür, dass die benötigten Formate aus einer Rolle heraus- oder von dieser abgeschnitten wurden, ist die Tatsache, dass bei zahlreichen Briefen und anderen Dokumenten noch die Klebestellen zu sehen sind, die von der Produktion der jeweiligen Papyrusrolle herrühren.53 In manchen Fällen (besonders bei Papyri, die von Rollen, die aus relativ schmalen Blättern produziert worden waren, abgeschnitten wurden) läuft die Schrift über derartige Klebestellen einfach hinweg.54 Mir ist kein Fall aus ptolemä52

Vgl. LUISELLI: Greek Letters, 683–684. So z.B. P. Rain. Cent. 49 (TM 4438; 27. Juni 212 v.Chr.; digitale Abb.: http://data.onb.ac.at/rec/RZ00002338); 50 (TM 8604; 1. Hälfte 1. Jh. v.Chr.; Abb.: Tafel 64); 51 (TM 8605; 1. Hälfte 1. Jh. v.Chr.; Abb.: Tafel 64); 57 mit BL 8.286 (TM 12867; 4. März 49 n.Chr.; digitale Abb.: http://data.onb.ac.at/rec/RZ00002346); CPR 6.72 mit BL 9.66 (TM 24969; 1. Jh. n.Chr.; digitale Abb.: http://data.onb.ac.at/rec/RZ00002747); 2 mit BL 8.103 (TM 15773; 25. Juni – 24. Juli 144 n.Chr.; digitale Abb.: http://data.onb.ac.at/rec/RZ00002682); 3 mit BL 8.103 und 12.58 (TM 9874; 27. Januar 159 n.Chr.; Abb.: Tafel 3); SB 22.15603 (TM 31395; spätes 3. Jh. n.Chr.; beachte dazu SIJPESTEIJN, Pieter J.: Korr. Tyche 129. P.Corn.52 + P. Corn. 53, in: Tyche 9 [1994], 221–222; digitale Abb.: http://quod.lib.umich.edu/a/apis/x-1202/c1_122r.tif). 54 So z.B. beim amtlichen Papyrusbrief SB 5.8754 (TM 5711; 5. Februar 77 v.Chr.): die erste Klebung läuft ungefähr durch die Mitte 53

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ischer und römischer Zeit (also auch paulinischer Zeit) bekannt, wo ein Brief oder ein Dokument auf mehrere lose Blätter geschrieben worden wäre; alle Beispiele für umfangreichere Briefe wurden über mehrere Kollemata hinweg auf Rollen geschrieben (zu Beispielen siehe unten). Beide Varianten von Beckers Erklärungsversuch, wie eine Kompilation des 2 Kor funktioniert haben könnte, also sowohl die Wachstafel-Briefe-Theorie als auch die Papyrusblätter-Briefe-Theorie, haben sich somit als unwahrscheinlich erwiesen. Im Folgenden ist daher nach anderen Erklärungsmöglichkeiten zu suchen. Eine Kompilation mehrerer Kopien aus dem Paulusarchiv Wie bereits eingangs erwähnt, gehe ich grundsätzlich davon aus, dass eine sekundäre Zusammenstellung aus mehreren ursprünglich separaten Briefen nicht per se sinnvoll oder gar notwendig war, sondern der Redaktor bzw. Kompilator darin einen wie auch immer gearteten Gewinn gegenüber der Herausgabe der separaten Briefe im Einzelnen sah oder sich durch besondere Umstände dazu gezwungen fühlte. Mit anderen Worten: Die Plausibilität einer Kompilationshypothese ist u.a. umso größer, je größer zugleich der Nutzen des kompilierten Textes ist, den diese Hypothese im Unterschied zur Tradierung der separaten Ausgangstexte im Einzelnen glaubhaft machen kann. Aus papyrologischer Sicht wäre ein Redaktionsprozess, an dessen Beginn Paulus selbst gestanden hätte, nicht unmöglich. In einem solchen Fall hätte Paulus – wie viele andere antike Briefschreiberinnen oder Briefschreiber auch – entweder Entwürfe seiner Briefe bei

der ersten Kolumne, die zweite nimmt etwa den Raum zwischen dem ersten Drittel und der Hälfte der zweiten Kolumne ein (digitale Abb.: http://www.papyrology.uw.edu.pl/papyri/pberlin16876.htm).

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sich behalten oder wortgetreue Kopien,55 die dann später – auf welche Weise auch immer – den Ausgangspunkt einer Paulusbriefsammlung gebildet hätten. Das ausführlichste Beispiel für mehrere Briefentwürfe auf einem einzigen Papyrus stammt aus dem ZenonArchiv (TM Arch 256),56 wo das Verso von P. Cair. Zen. 1.59015 (TM 2294) die Entwürfe für fünf Briefe enthält, die nach dem 6. September 258 v.Chr. von Zenon in ein und derselben Angelegenheit verfasst oder diktiert wurden und deren Endfassungen dann an die fünf verschiedenen Adressaten überbracht werden sollten. Die Entwürfe der ersten beiden Briefe sind in der ersten Kolumne erhalten, die anderen drei in der zweiten Kolumne. Anlass ist die Flucht von drei Sklaven, die Zenon zuvor in Idumaea gekauft hat57 und die sich zum gegenwärtigen 55 Vgl. TROBISCH, David: Die Entstehung der Paulusbriefsammlung: Studien zu den Anfängen christlicher Publizistik, Freiburg 1989, 119– 136 (über laut Trobisch vergleichbare Briefsammlungen siehe S. 100– 102); DERS.: Die Endredaktion des Neuen Testaments: Eine Untersuchung zur Entstehung der christlichen Bibel, Freiburg 1996, 93–94; DERS.: Die Paulusbriefe und die Anfänge der christlichen Publizistik, Gütersloh 1994, 83–136; RICHARDS, E. Randolph: Paul and FirstCentury Letter Writing: Secretaries, Composition and Collection, Downers Grove 2004, 210–223. Zu Vertretern dieser Theorie vor Trobisch siehe PORTER, Stanley E.: When and How Was the Pauline Canon Compiled? An Assessment of Theories, in: PORTER, Stanley E. (Hg.): The Pauline Canon, vol. 1 of Pauline Studies, Leiden 2004, 95– 127; 116 Anm. 82, und TROBISCH: Entstehung, 119 Anm. 37. Kritisch zu Trobischs Theorie z.B. PORTER: Pauline Canon, 113–121, der diese Theorie im Kern für sehr wahrscheinlich hält und am Beginn der Paulusbriefsammlung entweder Paulus selbst oder einen seiner Gefährten (vielleicht Timotheos) sieht (siehe bes. S. 126–127). Dass Paulus zumindest von einigen seiner Briefe Kopien besaß, halten z.B. auch SCHMELLER: Cicerobriefe 203, und GAMBLE, Harry Y.: Books and Readers in the Early Church: A History of Early Christian Texts, New Haven 1995, 100–101, für wahrscheinlich. – Zu anderen Theorien über die Entstehung der Paulusbriefsammlung siehe den Überblick bei PORTER: Pauline Canon, 98–113 (mit Literaturangaben zu weiteren Untersuchungen S. 98–99 Anm. 9). 56 https://www.trismegistos.org/archive/256. 57 Beachte diesbezüglich auch P. Cair.Zen. 5.59804 mit Pap. Lugd.Bat. 21, S. 121 (TM 1428; 6. September 258 v.Chr.) und

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Zeitpunkt im Haus der Verkäufer befinden sollen. Zenon hat nun vor, seinen Angestellten Straton loszuschicken, um die Sklaven zurückzuholen. Die einzelnen Entwürfe beginnen ohne formalen Eingangsgruß und nennen lediglich den Namen des jeweiligen Adressaten im Dativ. Der erste und der dritte Entwurf enthalten gleich danach eine formula valetudinis im selben Wortlaut (εἰ ἔρρωσαι, καλῶς ἂν ἔχοι· ὑγιαίνομεν δὲ | καὶ αὐτοί – „wenn du wohlauf bist, verhält es sich wohl gut; und auch wir selbst sind gesund“). Mit dem einfachen Schlussgruß ἔρρωσο enden der erste und dritte Brief, der Schluss des zweiten Briefes ist nicht erhalten und somit unsicher, der vierte und fünfte Brief enden im Entwurf ohne Schlussgruß. Vertreterinnen und Vertreter einer Kompilation von mehreren Briefentwürfen aus dem Archiv des Paulus könnten darin voreilig einen Hinweis für die Möglichkeit sehen, dass beim Kopieren von derartigen Schreiben die Anfangs- und/oder Schlussteile von Briefen sehr einfach wegfallen oder ausgelassen werden konnten.58 Hatte der Sammler der Paulusbriefe womöglich von einigen Briefen nur Entwürfe ohne ausformulierte Eingangs- und Schlussgrüße zur Hand und wollte diese nicht eigenmächtig ergänzen, sondern lieber mehrere Briefe einfach aneinanderfügen? Tatsächlich aber sind die fünf Entwürfe von P. Cair. Zen. 1.59015 Verso ein ungeeignetes Vergleichsmaterial für Paulusbriefe, denn die ZenonEntwürfe betreffen ein und dasselbe Anliegen. Obwohl sich jeder der fünf Briefe in einigen Details von den anderen unterscheidet, lassen sich zwei Bestandteile aus4.59537 (TM 1173; nach 6. September 258 v.Chr.); siehe dazu SCHOLL, R., in: C. Ptol. Sklav. 1, S. 150–158 und DURAND, X., in: C. Zen. Palestine S. 216–227. 58 TROBISCH: Entstehung, 123–128 (vgl. DERS.: Paulusbriefe, 116– 124), vertritt die Ansicht, Paulus hätte den 2Kor aus ursprünglich vier separaten Briefen in chronologischer Reihenfolge selbst zusammengestellt, und meint diesbezüglich ferner, „dass lediglich die Anfänge und Enden der einzelnen Briefe gestrichen wurden und sich die redaktionellen Ergänzungen auf die Schnittstellen beschränken“ (S. 123).

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machen, die überall ausdrücklich angeführt werden: die an der Rückholung der Sklaven, um die es hier durchwegs geht, beteiligten Personen und deren genaue Aufgaben. Alle fünf Adressaten werden namentlich ersucht, einen gewissen Straton bei der Abholung und Überstellung der entflohenen Sklaven mit allem Eifer zu unterstützen.59 Als auffälliges Detail ist außerdem noch zu erwähnen, dass beim fünften und letzten Briefentwurf anschließend an die Nennung des Adressaten der Vermerk τὴν αὐτήν folgt, mit dem der Schreiber festhält, dass er an einen gewissen Ammon „denselben“ Brief schreiben soll wie davor an einen Epainetos. Aufschlussreicher ist P. Cair. Zen. 3.59367 (TM 1010; 21. Januar 241 v.Chr.). Zwei Kolumnen des Papyrus sind beschrieben, wobei die erste zwei Briefentwürfe enthält, in denen es um vermeintlich offene Steuerschulden im Zusammenhang mit einem Landgut geht. Der erste Brief (Z. 1–20) ist an Zenons Geschäftspartner Sostratos adressiert, der andere (Z. 21–25) direkt an den lokalen Steuerbeamten Kraton. Zenon geht es vermutlich darum, Kraton – im ersten Brief über Sostratos, im zweiten in direkter Weise – dazu zu bewegen, noch etwas Geduld zu haben. Die zweite Kolumne des Papyrus enthält zwei Briefentwürfe in einer anderen Angelegenheit, wobei der erste Brief erneut an Sostratos gerichtet ist, mit dem gemeinsam Zenon einen Weinberg besitzt, der von den Winzern Samoelis und Alexander bebaut wird. Diese sind, da sie von Nachbarn am Zugang zum Weinberg 59 Ähnlich gestaltet und zu beurteilen ist P. Tebt. 2.407 (TM 13559; nach 19. Januar 199 n.Chr.?), ein Papyrus, der untereinander die Kopien von zwei Briefen des ehemaligen Priesters des Hadriantempels des Arsinoites, Marsisuchos, enthält. Im ersten Brief teilt er seiner Tochter, im zweiten seiner Gattin mit, was er Ihnen an Erbe hinterlassen und welche Sklavinnen und Sklaven er namentlich frei lassen wird. Auch hier geht es also um denselben Anlass, auch wenn die Briefe natürlich darin unterschiedlich sind, was die jeweilige Adressatin erben soll. – Natürlich finden sich auch Beispiele unter den Verwaltungsbriefen (z.B. P. Col. 4.88 [TM 1801; 16. Mai 243 v.Chr.]).

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behindert werden, offenbar drauf und dran, ihr Unternehmen aufzugeben, was natürlich für Zenon und seinen Geschäftspartner einen finanziellen Schaden bedeuten würde und Zenon deshalb mit den Briefen abzuwenden versucht. Der zweite Brief (ab Z. 41) soll an die betroffenen Winzer gesandt werden.60 Ein ähnliches Beispiel ist BGU 16.2634 (TM 23358; ca. 21 v.Chr. – 5 n.Chr.), wo – allerdings in nur einer Kolumne – untereinander die Entwürfe für zwei Briefe erhalten sind, die unterschiedliche Angelegenheiten betreffen. Der erste Entwurf (ohne formellen Eingangs- und Schlussgruß) soll die Grundlage für einen Brief an einen gewissen Seleukos sein, an den die darin aufgelisteten Lebensmittel zu liefern sind, der zweite für einen Brief an die „Brüder“ Euomenos und Dionysios, zu denen derselbe Briefbote, ein gewisser Hermias, Wolle und andere Waren transportieren soll. Die Entwürfe wurden offenbar zur selben Zeit unmittelbar hintereinander verfasst oder diktiert, danach wurden die Briefe ins Reine geschrieben und dem erwähnten Briefboten Hermias zusammen mit den auszuliefernden Waren übergeben. Eine ähnliche Situation, nämlich dass mehrere Briefentwürfe, die unterschiedliche Angelegenheiten betreffen, in einer Sitzung verfasst oder diktiert wurden, kann auch für den oben dargestellten Papyrus P. Cair. Zen. 3.59367 vermutet werden, denn am Beginn der ersten Kolumne findet sich ein Tagesdatum, das auf den 21. Januar 241 v.Chr. umgerechnet werden kann; am Beginn der zweiten Kolumne, in der die Briefe für ein anderes Anliegen entworfen sind, findet sich hingegen kein Datum. Interessant an den beiden Beispielen ist immerhin, dass die Briefentwürfe zu zwei verschiedenen Angelegenheiten einfach hinter- bzw. untereinander auf den Papyrus geschrieben wurden. Im Falle von P. Cair. Zen. 60

Zu allen vier Briefentwürfen dieses Papyrus siehe auch KLOPPENBORG, John S.: The Tenants in the Vineyard: Ideology, Economics, and Agrarian Conflict in Jewish Palestine, Tübingen 2006, 421–425 Nr. 24.

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3.59367 stehen die beiden Briefe an Sostratos, der von beiden Anlässen betroffen ist, nicht unmittelbar hintereinander. Ist es denkbar, so könnte man nun fragen, dass Paulus die Entwürfe (oder Kopien) von mehreren Briefen einfach hintereinander auf eine fortlaufende Rolle schrieb oder schreiben ließ? Bei einer durchschnittlichen Rolle von zwanzig Blatt (ca. 6 m) wäre dies von der Länge her durchaus möglich gewesen. Bevor ich dieser Frage aber noch näher nachgehe, soll ein weiteres Beispiel untersucht werden, das mehrere Briefkopien auf einem Papyrus enthält. Bereits Adolf Deissmann hat ein Papyrusblatt, das nebeneinander die Kopien von drei Briefen eines gewissen Heliodoros enthält (P. Sarap. 87–89), als „Kopialbuch“ bezeichnet.61 Geschrieben wurden sie zwischen 90 und 133 n.Chr. (vermutlich in Alexandria). Wie auf dem Foto62 zu sehen, wurde der Papyrus mit drei Kolumnen beschrieben. Die erste Kolumne enthält P. Sarap. 87 (TM 17109), die zweite Nr. 88 (TM 17110), und ganz rechts ist P. Sarap. 89 (TM 17111). Der Papyrus enthält also die Abschriften dieser drei Briefe, die im privaten Archiv aufbewahrt wurden. Die Kopien der HeliodorosBriefe sprechen somit gegen die Annahme von Thomas Schmeller, Cicero habe „Kopien der an Atticus verschickten Briefe … wegen ihres Charakters als Gelegenheitsschriften wohl nicht aufbewahrt.“63 Das auf Papyrus erhaltene Beispiel legt nahe, dass dies durchaus hätte der Fall sein können. Heliodoros gehörte zu einer wohlhabenden Familie mit großen Landbesitzungen im Hermopolites. Insgesamt sind von ihm zwölf Briefe erhalten,64 die aber alle mehr 61

DEISSMANN, Gustav Adolf: Licht vom Osten: Das Neue Testament und die neuentdeckten Texte der hellenistisch-römischen Welt, Tübingen 41923, 200. 62 Digitale Abb.: http://www.rzuser.uniheidelberg.de/~gv0/Papyri/VBP_II/039/VBP_II_39.html. 63 SCHMELLER: Cicerobriefe, 186. 64 Eutychides war der letzte Besitzer des Archivs (TM Arch 87: https://www.trismegistos.org/archive/87), ediert als P. Sarap.; der

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oder weniger große Lücken aufweisen. Für einen Vergleich ist Heliodoros aber auch deshalb interessant, weil er offenbar über eine höhere Bildung verfügte, denn seine Briefe sind in einem individuellen und gehobenen Stil abgefasst. Als Beispiel möchte ich hier P.Sarap. 89 (TM 17111) anführen, den Heliodoros an seinen Bruder Phibas geschrieben hat. Vollständig erhalten sind die ersten zwölf Zeilen, nach weiteren vier sehr lückenhaft erhaltenen Zeilen bricht der Papyrus ab.

5

10

15 ̣

Ἡλιόδωρος Φιβᾷ τῶι ἀδελφῶι χαίρειν. πλεῖον ὑμῶν ἥ̣δομαι λαμβανόντων ἅ[ς] ἂν ἀποστείλω ἐπιστολὰς γράφων ἀσπασ̣ [ό]μ̣ εν̣ ̣ο̣[ς] ὑμᾶς. διὸ ἐφεδρεύω̣ ν τοῖς ἀναπλεύουσι ἑκάσ̣ τ̣ωι ἐπιβαρῶ διακ[ο]μίσαι ὑ̣μ̣[ῖν] π̣ [ί]στιν τοῦ μὴ ἐπ̣ [ι]λ̣ α̣ν̣θάνεσ̣ θ̣α̣ι ̣ [ὧν πρ]οσ̣ ῆκεν [ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣] ἀλλὰ θεοὶ σ̣ ώζοιεν̣ ἡ̣[μ]ᾶς ἀπροσκόπ̣ ο[υ]ς ε ̣ο[ ̣ ̣] ̣σ ι̣ νδ[ ̣ ̣]ι[ ]̣ ν ̣υξα ̣ ̣ ̣ ̣ ν̣ ου[ --- ] [ --- ] ̣[ --- ]

„Heliodoros dem Bruder Phibas, Gruß. Mehr als ihr, wenn ihr die Briefe, die ich sende, empfangt, freue ich mich darüber, sie zu schreiben und euch dabei zu grüßen. Deshalb bin ich auf diejenigen bedacht, die flussaufwärts moderne Hg. des Archivs hat es nach dessen Vater Sarapion benannt. Siehe dazu ferner KEHOE, Dennis P.: Management and Investment on Estates in Roman Egypt during the Early Empire, Bonn 1992, 67–72.

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segeln,65 und belästige jeden damit, euch eine Garantie dafür zu übermitteln, dass ich nicht vergesse, was sich gehört … Aber die Götter mögen uns unversehrt66 bewahren …“ Dass Paulus Entwürfe oder Kopien seiner Briefe aufbewahrte, ist ohne Weiteres denkbar. Dass er selbst aber Briefe kompilierte, ist aus papyrologischer Sicht eher unwahrscheinlich. Denn wie das Beispiel des Heliodoros u.a. zeigt, waren die damaligen Schreiber auch beim Anfertigen von Kopien bemüht, die Abgeschlossenheit und Identifizierbarkeit der einzelnen Briefe genau zu erhalten. Auch die theoretische Möglichkeit, Paulus hätte Briefentwürfe bei sich behalten, deren Anfangs- und Schlussteile noch nicht ausformuliert waren (wie bei einigen oben angeführten Beispielen), und diese dann einfach aneinandergereiht, weshalb als Produkt davon nur ein langer Brief in der publizierten Briefsammlung aufscheine, ist vor diesem Hintergrund eher unwahrscheinlich. Wenn David Trobisch z.B. meint, „dass Paulus die Brieftexte nicht nur chronologisch ordnete, sondern dass er auch dem Leser signalisieren wollte, wann welcher verarbeitete Brieftext geschrieben worden war“67, dann wäre es naheliegender gewesen, die Abgeschlossenheit der einzelnen Briefe auch in der Briefsammlung deutlich zu machen und die eventuell nicht ausformulierten Anfänge oder Schlüsse zu vervollständigen statt komplett wegzulassen. Immerhin hätte es sich dabei lediglich um das Nachtragen eher formal gehaltener Teile gehandelt, was wenig Zeit in Anspruch genommen hätte.

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Also offensichtlich dorthin, wo Phibas wohnt. Gemeint sein könnte auch „nicht verletzend, unanstößig“; weitere Belege für beide Bedeutungen bietet KRITZER, R. E, in: ARZTGRABNER, Peter et al.: 1. Korinther, Göttingen 2006, 379. 67 TROBISCH: Entstehung, 123. 66

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Eine Kompilation mehrerer Originalbriefe aus dem Gemeindearchiv von Korinth Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Gemeinde von Korinth die Originalbriefe, soweit erhalten, für eine spätere Sammlung und Publikation zur Verfügung gestellt hat. Margaret Mitchell spricht hier vom Korinthischen Briefarchiv („Corinthian epistolary archive“).68 Margaret Thrall u.a. gehen davon aus, dass das Eintreffen des 1. Klemensbriefs in Korinth einen derartigen Prozess ausgelöst habe. Demnach sollen sich die Gefolgsleute des Klemens neben dem 1 Kor, auf den in 1 Klem 47,1 Bezug genommen wird, auf die Suche nach weiteren Paulusbriefen gemacht und schließlich den 2 Kor kompiliert haben.69 Wie dem auch sei: wenn man die Ergebnisse der bereits erwähnten Studien von Hans-Josef Klauck und Thomas Schmeller ernst nimmt und von den CiceroBriefen auf die Paulusbriefe überträgt, dann ist anzunehmen, dass ein Kompilator der Paulusbriefe nur geringfügige Änderungen wie das Weglassen von Briefschluss und Briefanfang vorgenommen hat. Die Fragestellung ist also auch hier ähnlich wie vorhin bei der Annahme eines Paulusarchivs, nur dass es jetzt nicht um Kopien oder Entwürfe von Briefen geht, sondern die Originale von Papyrusbriefen das Vergleichsmaterial für 68 Siehe MITCHELL, Margaret M.: Paul’s Letters to Corinth: Literary and Historical Reconstruction, in: SCHOWALTER, Daniel N. / FRIESEN, Steven J. (Hgg.): Urban Religion in Roman Corinth: Interdisciplinary Approaches, Cambride, MA 2005, 307–338; 312 et passim; vgl. DIES.: The Corinthian Correspondence and the Birth of Pauline Hermeneutics, in: BURKE, Trevor J. / ELLIOTT, J. Keith (Hgg.): Paul and the Corinthians: Studies on a Community in Conflict. Essays in Honor of Margaret Thrall, Leiden 2003, 17–53; 17 et passim. 69 Siehe z.B. THRALL, Margaret E.: Introduction and Commentary on II Corinthians I–VII, vol. 1 of A Critical and Exegetical Commentary on The Second Epistle to the Corinthians, London 1994, 43–46. Zur ähnlichen Annahme von LINDGÅRD: Paul’s Line of Thought, 58–62, siehe bereits oben.

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die Untersuchung bilden, die tatsächlich verschickt und in moderner Zeit wiedergefunden wurden. Auch bei Papyrusbriefen, und sogar bei relativ kurzen sind etliche Fälle belegt, wo mehrere Briefe hintereinander auf einen Papyrus geschrieben und gemeinsam verschickt wurden. So wurde z.B. in amtlichen Korrespondenzen oft an einen Brief die Kopie eines anderen Dokumentes angehängt, dessen Kenntnis für den Adressaten in der relevanten Sache wichtig war.70 Im privaten Briefverkehr ist Derartiges seltener belegt: Aus augusteischer Zeit ist die Sammlung von Briefen eines gewissen Athenodoros erhalten. BGU 16.2626 (TM 23350; nach 5–4 v.Chr.) ist einer der Briefe des Eurylochos an Athenodoros über geschäftliche Angelegenheiten; dieser enthält in Z. 5–21, also mitten im Brief des Eurylochos, die Abschrift eines anderen Briefes, dessen Original vom Königlichen Schreiber Dorion in der Zeit zwischen dem 27. Januar und 25. Februar 13 v.Chr. verfasst wurde.71 70 P. Congr. XV 5 mit BL 8.89 (TM 78815; 1. März 252 v.Chr.); PSI 4.359 mit BL 10.238 (TM 2046; 9. Mai 251 v.Chr.); P. Köln 11.448 (TM 112483; ca. 13. April – 12. Mai 211 v.Chr.); SB 4.7377 mit BL 7.193 und 8.328 sowie 12.188 (TM 4204; Ende 3. Jh. v.Chr.); P. Berl. Zill. 1,56–63 (TM 5563; 155 v.Chr.); SB 5.8754 mit BL 8.335, 10.192 und 13.198 (TM 5711; 5. Februar 77 v.Chr.); 7530 mit BL 7.196 und 8.328 (TM 5696; 28. September 38 v.Chr. oder 24. September 16 v.Chr.); BGU 16.2595 (TM 23318; 15–14 v.Chr.); P. Lond. 2.276 a (S. 148) mit BL 6.61 (TM 11663; 30. Juni 15 n.Chr.); BGU 11.2059 (TM 25121; um 63 n.Chr.?); P. Gen. 12.7 (TM 11245; nach 1. Oktober 86 n.Chr.); SB 5.7741 mit BL 3.193 und 9.248 (TM 17999; ca. 126–133 oder ca. 164–167 n.Chr.); P. Oxy. 43.3088 mit BL 9.200 (TM 15968; 21. März 128 n.Chr.?); P. Lond. 3.1222 (S. 126) mit BL 1.281 und 7.90 (TM 22845; 14. Mai 138 n.Chr.); P. Oxy. 42.3027 mit BL 11.166 (TM 16426; 166–169 n.Chr.); BGU 11.2060 mit BL 6.20, 7.24 und 10.22–23 (TM 16914; 19. Oktober 180 n.Chr.); P. Oxy. 3.474 (TM 20609; nach 16. Dezember 184 oder 216 n.Chr.); 4.708, Verso mit Chrest. Wilck. 432 (TM 20408; nach 27. Oktober 188 n.Chr.); SB 24.16251 (TM 79411; nach 3. Dezember 217 n.Chr.); P. Laur. 3.62 mit BL 8.165 (TM 11605; 253–261 n.Chr.); P. Oxy. 12.1409 mit BL 2.2.99 und 11.150 (TM 21819; 1. April 278 n.Chr.); P. Oxy. 9.1191 (TM 21578; 7. November 280 n.Chr.). 71 Digitale Abb.: http://berlpap.smb.museum/05182/.

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Diesen Brief soll nun Athenodoros von dem Steinmetzen Asklepiades eingravieren und öffentlich aufstellen lassen. Es geht dabei um Gehaltsnachzahlungen und eine Untersuchung über ungerechtfertigte Zahlungen.72 Das auffälligste Beispiel, das ich finden konnte, ist aber P. Harrauer 35 (TM 44668; Hermopolis, ca. 250 n.Chr.). Auf einen Privatbrief des Aurelius Nikon alias Aniketos an seine Mutter folgt hier die Kopie einer Eingabe an den Präfekten L. Titinnius Clodianus wegen Befreiung von gleichzeitigen Liturgien und danach die Kopie eines amtlichen Briefes des Präfekten an Liturgen mit der Aufforderung, nach Alexandria zu kommen. Natürlich konnten mit einem Brief auch weitere Briefe in einem Bündel mitgeschickt werden: Im Privatbrief P. Oxy. 7.1070 (TM 31317; 3. Jh. n.Chr.) heißt es in Z. 32–39: βιβλίδια δύο ἐκ Ξει|ν̣οφᾶ δοθέντα [ἀπ]ό̣ τε Ἀπολλω|νίου τοῦ υἱοῦ τοῦ Σκόπα καὶ τοῦ | γαμ⟦. .⟧βροῦ αὐτοῦ Στεφάνου τοῦ | κατὰ βόλιν κατὰ τοῦ πατρός | σου καὶ τῆς μητρός σου καὶ τούτω(ν) | τὰ ἀντίγραφά σοι διεπεμψάμη(ν) | ἐν τῷ ἀποδ̣ έσ̣ ̣ μῳ τῶν ἐπιστολῶν („zwei Eingaben, die durch Xenophas vonseiten des Apollonios, des Sohnes des Skopas, und seines Schwiegersohnes Stephanos, der in der Stadt ist, eingereicht wurden: davon schicke ich dir die Abschriften in dem Briefbündel).“ Zusammen mit dem Ostrakon O. Claud. 2.250 (TM 29670; Mitte 2. Jh. n.Chr.; Abb.: Tafel XV) sendet ein gewisser Petenephotes73 zwei zusammengebundene Briefe (Z. 4–5: ἐπιστόλια δύο 〚 ̣ ̣〛 δε̣δ̣[εμέ]|να), die von einem Heraiskos stammen, nach Mons Claudianus zu seinem Bruder Valerius und bittet ihn, diese – sobald er einen Briefboten findet – an einen Hierax im Nildelta 72

Im Falle von P. Oxy. 2.269 (TM 20540; mit BL 1.320 und 7.129) folgt der private Brief in Kol. II auf die Abschrift eines Darlehensvertrages in Kol. I, dessen Original laut Angabe am 13. Mai 57 n.Chr. ausgestellt wurde. Bei P. Oxy. 42.3058 mit BL 7.156 (TM 26810; 2. Jh. n.Chr.) ist an einen Brief die Kopie einer Aufstellung von verschiedenen Mengen Weizen angehängt. 73 Zu seiner Person und Korrespondenz (O. Claud. 2.243–254) siehe BÜLOW-JACONSEN, A., in: O. Claud. 2, S. 69–70.

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zu schicken. Petenephotes erwartet sich offensichtlich, dass es seinem Adressaten leichter und eher als ihm selbst möglich sein wird, einen Boten ausfindig zu machen, der ins Nildelta reist.74 Ein gewisser Syrion gibt in seinem Brief an Ailuras (P. Brem. 51 [TM 19635; 113– 120 n.Chr.]) an, dass er „in dem Brief Schuldscheine miteingewickelt hat“ (Z. 3–4: συνήλιξα ἐ[ν] τῇ ἐπιστολῇ | χιρόγραφα); in den folgenden Zeilen werden diese noch einzeln aufgeführt. Ein ausführliches Beispiel aus dem amtlichen Briefverkehr bietet P. Ryl. 2.78 (mit BL 1.388 und 9.227; TM 19487; 25. Mai 157 n.Chr.): Der Name des Absenders ist nicht mehr erhalten. Adressat ist der Strategos des Busirites, dem mit diesem Begleitbrief eine Reihe von Briefen übermittelt wird, die in zwei Gruppen zusammengefasst werden (Z. 3–17.27–36). Darüber hinaus werden zwei vorausgehende Sendungen mehrerer Briefe erwähnt, die bereits früher abgeschickt (Z. 36–38) bzw. hinterlegt, aber möglicherweise in der betreffenden Station noch nicht abgeholt worden waren (Z. 17–27). Zu den einzelnen Briefen liefert der Schreiber knappe Inhaltsangaben. Auffällig ist, dass die mitgeschickten Briefe nicht an den Strategos, also den Adressaten des Begleitbriefes, adressiert waren, sondern an verschiedene Beamte unterschiedlicher Gaue und höhere Amtsträger einschließlich des Präfekten (zumindest drei der genannten Briefe stammten aus dessen Kanzlei; vgl. Z. 19.28.37). Wie der Absender in Z. 17 selbst bemerkt, handelte er hierbei entsprechend einer üblichen Praxis (διεπεμψάμην κατὰ [τ]ὸ ἔθο̣ς)̣ , die – wie Thomas Kruse feststellen konnte – „darin bestand, administrative Korrespondenz, die zwar in Zusammenhang mit spezifischen Problemen in einem oder mehreren Amtsbezirken stand, 74 Weitere Beispiele aus privaten Briefen sind Stud. Pal. 20.24,3–9 (TM 27759; 2.–3. Jh. n.Chr.); P. Ryl. 4.604,28–31 (TM 30583; 3. Jh. n.Chr.); P. Oxy. 20.2273,32 (TM 30487; spätes 3. Jh. n.Chr.). Siehe auch WINTER, John G.: Life and Letters in the Papyri, Michigan, MI 1933, 49 Anm. 1.

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welche jedoch von allgemeinem Interesse waren, auch unter den jeweils nicht unmittelbar betroffenen Beamten zwecks Kenntnisnahme zirkulieren zu lassen.“75 Für unseren Zusammenhang noch bedeutender sind Beispiele, wo zwei oder mehr Originalbriefe auf einen Papyrus geschrieben und gemeinsam versandt wurden: Ein gutes Beispiel liegt mit PSI 4.317 (TM 69142) vor. Auf diesem Papyrusblatt sind zwei Briefe erhalten, die beide am 12. November 95 n.Chr. an einen gewissen Ptollis geschrieben wurden; der erste (Z. 1–13) wurde von einem Kastor verfasst, der zweite (Z. 14–27) von einem Asklepiades. Beide sind klar voneinander abgegrenzt, sogar das genaue Tagesdatum enthält jeder der beiden Briefe in separater Schreibung. Dass Kastor und Asklepiades nicht einen gemeinsamen Brief geschrieben haben, erklärt sich leicht aus den unterschiedlichen geschäftlichen Angelegenheiten, um die es in den Briefen geht und die offenbar jeweils nur einen der beiden betreffen. Dass sie aber jeden Brief auf dem gemeinsamen Blatt auch separat datiert haben,76 bestätigt deutlich, dass ihnen die klare Unterscheidbarkeit und Abgeschlossenheit der Briefe sehr wichtig oder gleichsam selbstverständlich war. Von besorgtem Ton geprägt sind die drei Briefe, die auf einem einzigen Papyrusblatt an Apollonios, den Strategen von Heptakomia, geschrieben wurden (P. Brem. 61 [TM 19646; 113–120 n.Chr.]). Allen drei ist die Sorge um die Gesundheit des Adressaten gemeinsam, aber trotz 75

KRUSE, Thomas: Der Königliche Schreiber und die Gauverwaltung: Untersuchungen zur Verwaltungsgeschichte Ägyptens in der Zeit von Augustus bis Philippus Arabs (30 v.Chr.–245 n.Chr.), 2 vols., München 2002, 817. Als Absender des Begleitschreibens vermutet Kruse den Strategen eines unbekannten Gaues (S. 816–817), das Dokument selbst sieht er aber als Beleg dafür, „dass der Königliche Schreiber befugt war, direkt, ohne Einschaltung des eigenen Gaustrategen als Zwischeninstanz, mit den Strategen anderer Gaue in den seinen Amtsbereich betreffenden Angelegenheiten zu korrespondieren“ (S. 818). 76 Vgl. auch die digitale Abb.: http://www.psi-online.it/documents/psi;4;317.

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einiger typischer Briefformeln (z.B. einem Gebetsbericht in Z. 47–49) ist jeder Brief sehr individuell und persönlich gestaltet. Die ersten beiden Briefe wurden offenbar diktiert (Z. 1–23 mit dem Postskriptum in Z. 25–32 und Z. 33–43). Von der Absenderin des ersten Briefes ist der Name nicht mehr erhalten,77 wohl aber ihr eigenhändiger Schlussgruß und das eigenhändig geschriebene Tagesdatum (Z. 23–24; das Jahr wurde leider nicht angegeben). Auch der zweite Absender, ein gewisser Chairas, hat an das Ende seines Briefes, der die erste Hälfte der zweiten Kolumne einnimmt,78 eigenhändig einen Schlussgruß gesetzt, bevor der dritte Absender, ein gewisser Diskas, seinen Brief offenbar zur Gänze eigenhändig zu Papyrus gebracht hat.79 Es wäre nichts Auffälliges zu erkennen gewesen, hätten alle drei einen einzigen gemeinsamen Brief an Apollonios geschrieben. Ihr Bedürfnis war in diesem Fall offenbar ein anderes.80 77

Vielleicht handelt es sich um die Schwester des Adressaten. Z. 33–44 der fortlaufenden Zeilenzählung. 79 Laut Hg. des Papyrusblattes stammt die Anschrift auf dem Verso von einer 5. Hand; vgl. WILCKEN, U., in P. Brem. S. 137–138; BAGNALL, Roger S. / CRIBIORE, Raffaela: Women’s Letters from Ancient Egypt, 300 BC–AD 800, with contributions by Evie Ahtaridis, Ann Arbor 2006; erweiterte Ausgabe 2008 als E-Book: https://quod.lib.umich.edu/cgi/t/text/textidx?c=acls;idno=heb90014.0001.001), 142. Digitale Abb.: http://brema.suub.unibremen.de/papyri/content/titleinfo/770798. 80 Beachte BAGNALL / CRIBIORE: Women’s Letters, 143: „The most personal is the woman’s letter: She probably took the initiative of writing to the strategos, while the two men may have simply taken advantage of the courier.“ Ein ähnliches Beispiel (zwei Briefe an eine gewisse Teubais) ist auf P. Giss. 1.81 (TM 25461; ca. 113–120 n.Chr.) erhalten (siehe dazu M. Kortus in P.Giss.Apoll. S. 186–190). – Für unseren Zusammenhang vergleichsweise wenig ergiebig sind die drei Ostraka O. Bu. Njem 76 (TM 73226), 77 (TM 73227) und 79 (TM 73229) aus Golas in der libyschen Wüste, die der Soldat Aemilius Aemilianus am selben Tag, nämlich am 21. Januar 259 n.Chr., an seinen Decurio Octavius Festus geschickt hat. Dass es sich dabei um drei separate Schriftstücke, und nicht um einen einzigen Brief handelt, erklärt sich schlicht aus dem Umstand, dass die Ostraka drei verschiedenen Kameltreibern mitgegeben wurden, die die darauf verzeichne78

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Den umgekehrten Fall, dass nämlich ein Absender drei Briefe an verschiedene Personen auf einen Papyrus geschrieben hat, belegt P. Wisc. 2.84 (TM 26689; spätes 2. Jh. n.Chr.). Der Papyrus ist in drei Kolumnen geschrieben.81 Von Kol. I sind nur noch Reste der letzten zehn Zeilen erhalten, doch wird aufgrund des weiteren Kontextes deutlich, dass hier ein Brief des Sempronius an seinen Bruder Valerius stand. Kol. II enthält den Brief des Sempronius an Satornilos, und Kol. III seinen Brief an die Mutter Satornila. Aufgrund des Schriftträgers relativ kurz ausgefallen sind die drei Briefe, die auf dem Ostrakon O. Claud. 2.259 (TM 29679; Mitte 2. Jh. n.Chr.; Abb.: Tafel XVIII) erhalten geblieben sind. Der erste Brief, den der Absender Titianus an Serapammon und Ammonianus richtet, und auch der dritte (adressiert an Alexas, Orsenuphis und Marinus) bestehen aus nicht mehr als jeweils dem Eingangsgruß und einer Proskynema-Formel; der mittlere Brief an einen gewissen Maximus enthält nach dem Eingangsgruß nur die wenig konkrete Aufforderung, der Adressat möge sich um das kümmern, was ihm der Absender offenbar schon früher aufgetragen habe (Z. 6–8). An den linken Rand ließ Titianus noch einen Gruß an einen Asklepiades anfügen; offenbar wurde der Text bis hierher diktiert, erst den Schlussgruß (ἐρρῶσθαι ὑμᾶς | εὔχομαι), der für alle drei Briefe gilt und den bis dahin noch freien oberen (!) Rand füllt, hat Titianus eigenhändig geschrieben. Aus dem 1. Jh. n.Chr. stammt SB 20.14132 mit BL 11.227–228 (TM 26168). Das Papyrusblatt enthält untereinander zwei Briefe einer gewissen Ptolema, die über ihre missliche Lage in Alexandria(?) klagt; der erste ten Weizenmengen in die Garnison bringen sollten. Dort wurden die Ostraka mit einem Eingangsvermerk versehen und archiviert. Zu den näheren Umständen und bes. zur sprachlichen Form der Ostraka vgl. KRAMER, Johannes: Vulgärlateinische Alltagsdokumente auf Papyri, Ostraka, Täfelchen und Inschriften, Berlin 2007, 75–86. 81 Abb.: Plate XXXIX; CHAPA, Juan: Letters of Condolence in Greek Papyri, Firenze 1998, Plate IV (der Papyrus ist als Nr. 4 neu ediert und kommentiert).

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Brief ist an ihre Mutter, der zweite an ihre Schwester gerichtet.82 Ausgehend von diesen Fällen, für die die Papyrusbriefe Anschauungsmaterial bieten, wäre es zunächst unschwer denkbar, dass vielleicht eine Person, die einige Paulusbriefe zu einer kleinen Sammlung zusammenstellen wollte, ganz bewusst mehrere Briefe, die an diese Person gemeinsam übermittelt worden waren, zu einem einzigen längeren Schriftstück zusammengestellt haben könnte. Allerdings zeigen die Papyrusbeispiele deutlich, dass die Briefsenderinnen und -sender durchwegs bemüht waren, die einzelnen Briefe durch entsprechende Hinweise klar voneinander zu unterscheiden und unterscheidbar zu halten. Man kann deshalb nicht ohne weiteres damit rechnen, dass Kompilatoren ohne Bedenken einfach die Anfangs- oder Schlussteile von Briefen weggelassen hätten. Eher wird man davon ausgehen müssen, dass die Vollständigkeit eines Schreibens einen erhaltungswürdigen Wert für sich darstellte und dass dieser Wert allgemein geschätzt wurde. Dass es aus bloßem Versehen oder durch Unachtsamkeit zu einem Kompilationsprozess hätte kommen können, ist vor diesem Hintergrund eher unwahrscheinlich. Vielmehr muss angenommen werden, dass einem solchen Prozess eine bewusste Absicht zugrunde gelegen hätte. Dies führt nun unmittelbar zur Frage nach dem erwarteten Vorteil einer eventuellen Kompilation. Hier lässt 82 Digitale Abb.: http://quod.lib.umich.edu/a/apis/x-2159/4203r.tif. Zum Inhalt siehe GONIS, Nikolaos: Ptolema’s Distress Away from Home (SB XX 14132 Revised), in: BASP 34 (1997), 111–118; BAGNALL / CRIBIORE: Women’s Letters, 405 (Abb.: S. 406). – Ähnliche Beispiele sind P. Oxy. 1.120 mit BL 1.316 und 6.95 (TM 31346); P. Tebt. 2.416 mit BL 2.2.170 (TM 31360; beide 3. Jh. n.Chr.); P. Oxy. 31.2599 mit BL 10.149 (TM 30439; 3.–4. Jh. n.Chr.). Auch P. Oxy. 7.1067 mit BL 8.240 (TM 31314; 3. Jh. n.Chr.) enthält de facto zwei Briefe an einen Petechon, wobei der zweite aber als Postskriptum gestaltet ist (Z. 20–23), durch das sich der Vater der eigentlichen Briefsenderin zu Wort meldet. Da kein Schreiberwechsel nachweisbar ist, wird vermutet, dass der Vater den ganzen Brief geschrieben hat (vgl. BAGNALL / CRIBIORE: Women’s Letters, 273).

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das offensichtliche Bemühen der Briefsenderinnen und -sender, gemeinsam übersandte Briefe unterscheidbar zu halten, darauf schließen, dass sogar im privaten Briefverkehr der separaten Gestaltung eher ein Wert beigemessen wurde als einer Vereinheitlichung. In einer Zusammenstellung mehrerer Briefe zu einem einzigen Schreiben bloß um der Vereinheitlichung willen wäre offenbar kein Vorteil gesehen worden. Für die mögliche Kompilation des 2 Kor lässt dies m.E. zunächst nur zwei Erklärungen als plausibel erscheinen: Entweder sollte der Inhalt oder die Form einzelner Teile durch die Komposition bewusst verändert oder sogar getilgt werden, oder zumindest einer der separaten Briefe war bereits beschädigt und nur mehr unvollständig erhalten, so dass die Kompilation eine Möglichkeit bot, diesen Brief durch die Komposition einer größeren einheitlichen und abgeschlossenen Gesamtform zu retten. Die erste Möglichkeit erscheint mir als äußerst unwahrscheinlich, da sich in der kanonischen Fassung des 2 Kor positive und negative Beschreibungen der Gemeindeverhältnisse und der Beziehung zwischen Paulus und seiner Gemeinde mehrmals abwechseln und somit weder eine Tendenz zur Beschönigung noch eine zu einer einheitlichen Kritik an der Gemeinde nachgewiesen werden kann. Vor allem aber liegen für derartige Redaktionsprozesse keine Belege vor, im Gegenteil: die Untersuchungen von Klauck und Schmeller an den Cicero-Briefen zeigen, dass es keinerlei Bemühungen gegeben hat, die bei der Kompilation eventuell entstandenen innertextlichen Widersprüche zu glätten, sondern dass solche offenbar nicht als übermäßig störend empfunden wurden.83 83

Vgl. KLAUCK: Compilation, 154. SCHMELLER: Cicerobriefe, 201, stellt fest, „dass die Redaktion [der Cicerobriefe] nirgends versucht hat, den Eindruck von Einheitlichkeit zu erwecken“, und hält es für wahrscheinlich, „dass die Redaktion einfach so weit nicht gehen wollte (vielleicht nicht einmal auf den Gedanken kam), in die Briefe selbst einzugreifen, um Spannungen zu vermeiden. Es handelt sich allem Anschein nach um eine konservative Redaktion, die sich auf serielle Addition beschränkte“, und um „konservative Redaktoren, die

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Die zweite Möglichkeit, dass mindestens einer der originalen Briefe nicht mehr vollständig erhalten war und deshalb mit einem anderen kompiliert wurde, soll im nächsten Abschnitt beleuchtet werden.84 Beschädigte oder unvollständig erhaltene Briefe als Ursache der Kompilation Die Übersendung privater und geschäftlicher Briefe erfolgte in der Regel nicht über die staatliche Post, da diese der Administration und dem Militär vorbehalten war.85 Die Beförderung der Privat- oder Geschäftskorrespondenz konnte somit generell mit größeren Schwierigkeiten verbunden sein als der cursus publicus.86 War z.B. kein Bote oder Schiff zur Verfügung oder erwies sich der Briefbote als unzuverlässig, konnte sich die Zeit bis zur erfolgreichen Briefzustellung drastisch verlängern.87 sich gegenüber den Briefen wenig Freiheiten herausnehmen“ (SCHMELLER: Cicerobriefe, 202; vgl. auch 207–208). 84 An die Möglichkeit denkt auch SCHMELLER: Cicerobriefe, 204. 85 Die dokumentarischen Papyri belegen allerdings, dass Angehörige der Administration oder des Militärs die amtlichen Wege bisweilen für ihre privaten Zwecke zu nutzen wussten. 86 Aus Krokodilo sind mehrere Tagebücher einer Poststation erhalten, in denen Eingang und Weiterleitung von Briefen und Warensendungen, Datum, Uhrzeit, Namen der Boten, Herkunft und Bestimmungsort verzeichnet sind (O. Krok. 1.1–5; 24–40 [die erhaltenen Tagesdaten beziehen sich auf die Jahre 108 und 109 n.Chr.]); vgl. auch die Angabe über das Eintreffen und Weiterleiten amtlicher Briefe in O. Krok. 1.51,20–22 (das Ostrakon enthält mehrere Abschriften amtlicher Briefe aus der Zeit zwischen 27. November und 26. Dezember 109 n.Chr.); ähnlich O. Did. 22 (vor ca. 220–250 n.Chr.?); beachte auch das Postscriptum des amtlichen Rundbriefes O. Did. 28 (18. Mai 176 oder 208 n.Chr.) – Z. 12–14: ἔπεμψα τὰς ἐπιστολάς | διὰ Ἴνδου μονοχου | ὥρ(ᾳ) θ τῆς ν̣[υκτό]ς̣ („ich schicke/schickte die Briefe durch Indos, den Monomachos, in der 9. Stunde der Nacht“). 87 Dem widerspricht nicht, dass die Papyri auch zeigen, dass Briefsender im Allgemeinen relativ leicht Boten finden konnten und der private Briefverkehr weitgehend unkompliziert von statten ging; siehe dazu LLEWELYN, Stephen R., in New Docs. 7, S. 26–47; DERS., Sending Letters in the Ancient World, in: TynBul 46 (1995), 337– 356; EPP, Eldon J.: New Testament Papyrus Manuscripts and Letter

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Auch konnte ein Brief oder eine Warensendung leicht verloren gehen, ganz zu schweigen von der Gefahr, dass insbesondere Warenlieferungen manchmal unterschlagen wurden, wie die zahlreichen brieflichen Nachfragen belegen, ob dies oder das bei der Empfängerin oder dem Empfänger angekommen sei, bzw. die Bitte, den Empfang zu bestätigen.88 Dass ein antiker Brief bereits kurz nach der Abfassung bzw. Übersendung schwer beschädigt werden konnte,89 ist gut bezeugt. Einige Belege weisen darüber hinaus darauf hin, dass beschädigte, unleserliche Briefe nicht länger aufbewahrt wurden. Aus P. Col. 4.68 (TM 1783; ca. 253 v.Chr.) z.B. geht hervor, dass der Schiffseigner Theon von Zenon mit dem Vorwurf konfrontiert wurde, bestimmte Transportaufträge nicht durchgeführt zu haben. Theon versucht sich nun damit zu rechtfertigen, dass der Brief mit den Anweisungen, der ihm von einem Boten Zenons überbracht worden sei, „wasserdurchtränkt“ und unleserlich gewesen sei;90 in Z. 25–27 heißt es: [ο]ὐ̣δὲ γράμμα ἓν ἠδυ̣ |νάμ̣ εθα ἀν̣[αγνῶναι] ν̣ ̣ ̣ ̣ ̣ [ --]σα ν̣ ̣ου ε ̣[ --- ] ̣ [ἔλε]|γον αὐτῶι ὅτι οὐ κατέχω τ̣[αύτην τὴν βε]βρεγμένην ἐπιστολήν („wir konnten keinen einzigen Buchstaben lesen … ich sagte ihm, dass ich Carrying in Greco-Roman Times, in: PEARSON, Birger A. et al. (Hgg.): The Future of Early Christianity: Essays in Honor of Helmut Koester, Minneapolis 1991, 35–56; 43–51; CHARLESWORTH, Scott D.: The Gospel Manuscript Tradition, in: HARDING, Mark / NOBBS, Alanna (Hgg.): The Content and Setting of the Gospel Tradition, Grand Rapids, MI 2010, 28–61; 40–41. 88 Vgl. z.B. den Brief einer gewissen Tasucharion an ihren Bruder Neilos, BGU 3.714 mit BL 1.61 (TM 28080; 2. Jh. n.Chr.; beachte dazu BAGNALL / CRIBIORE: Women’s Letters, 176.179). 89 Ein fiktives Beispiel für die Kompilation von mehreren nur teilweise erhaltenen Briefen habe ich mit P. Fay. 112 (TM 10777; 21. Mai 99 n.Chr.) und 115 (TM 10780; 21. August 101 n.Chr.) kurz durchgespielt (siehe ARZT-GRABNER: 2. Korinther, 92–95). Dabei bin ich allerdings vom aktuell lückenhaften Erhaltungszustand dieser Briefe ausgegangen; das Beispiel konnte aber dennoch die grundsätzliche Kompilationsmöglichkeit als solche veranschaulichen. 90 Der ganze Brief Theons ist nur bruchstückhaft erhalten.

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diesen wasserdurchtränkten Brief nicht habe“; gemeint ist wohl „nicht mehr aufbewahre“). Ähnlich schreibt ein gewisser Aristeas an einen Demeas gleich zu Beginn seines Briefes – PSI 4.403,2–7 (TM 2086; Mitte 3. Jh. v.Chr.): τὴμ̣ (l. τὴν) μὲν ἐπιστο|λὴν ἣν ἀπέστειλας οὐ|κ ἠδυνάμην ἀναγνῶι|ναι διὰ τὸ ἐξηλεῖφθαι· | ἐδόκεις δέ μοι περὶ τοῦ | κλήρου γεγραφέναι („den Brief, den du geschickt hast, konnte ich nicht lesen, weil er verwischt ist; du scheinst mir aber über den Kleros91 geschrieben zu haben“). P. Lond. 7.2033 (TM 1595; 257–248 v.Chr.) ist der Brief des Epharmostos an Zenon mit folgendem Anliegen – Z. 2–7: ἣν ἐγράψατε ἐπιστολὴν | Μένωνι περὶ τοῦ `Καλλικῶντος´ κερματίου | οἱ μῦες κατεβεβρώκεισαν. | καλῶς οὖν πο[ιή]σεις | γράψας τὸ τάχ̣[ος] ὅπως ἂν | μὴ κατέχητα̣ ι ὁ Καλλικῶν („den Brief, den ihr Menon geschrieben habt über Kallikons Geld, haben die Mäuse aufgefressen. Sei also so gut und schreib so bald wie möglich, damit Kallikon nicht aufgehalten wird!“).92 Dass sich an derartigen Gefahren mehr als fünf Jahrhunderte später noch nichts geändert hatte, zeigt das amtliche Schreiben P. Panop. Beatty 1,389–391 (TM 44881 zzg), durch das der Stratege des Panopolites am 22. September 298 n.Chr. einem gewissen Horion mitteilt: ἃς παρεκόμισα[ς ἐπιστ]ο̣λ̣ὰς̣ ̣ γ̣ρ̣α̣φ̣ε̣ί̣σ̣α̣ς ̣ ὑ̣π̣ὸ τοῦ κυρίου μου τοῦ διασημοτάτου ἡγουμένου τῆς Θηβαίδος Ἰου̣ λ̣ίο[υ] | Ἀθηνοδώρου, μίαν μὲν ἐμοὶ περὶ βυρσῶν εἰς ἐχύρωσιν πυλῶν κα[ὶ πυλίδων], τ̣ὴ̣ν̣ δ̣ ὲ λοιπὴν Βησᾷ χειριστῇ περὶ τῶν αὐτῶν βυρσῶν, ἐκομισάμην σήμερον βεβρωμέν[ας] | ὑπὸ μυῶν καὶ λελωβημένας. καὶ τὴν μὲν κάτεσχον παρ᾽ ἐμαυτῷ, [τὴν δὲ λοιπὴ]ν̣ δ̣ έδ̣ ̣ ω̣κα τῷ προκειμένῳ Βησᾷ („die Briefe, die du überbracht hast, verfasst von meinem

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Gemeint ist das als Lehen bewirtschaftete Stück Land. Siehe dazu auch Willy Clarysse und Katelijn Vandorpe, Zénon, un homme d’affaires grec à l’ombre des pyramides, Ancorae 14 (Leuven: Presses Universitaires de Louvain, 1995), 97. 92

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Herrn, dem perfectissimus93 praefectus der Thebais, Iulius Athenodoros, und zwar einen an mich über Felle zur Befestigung von Toren und Nebentüren, den anderen aber an Besas, den Buchhalter94, über dieselben Felle, habe ich heute erhalten, angeknabbert von Mäusen und verstümmelt. Und den einen behielt ich bei mir, den anderen aber übergab ich dem vorhin genannten Besas“). Beide Briefe waren offensichtlich wenigstens noch lesbar. Für eine mögliche Kompilation des 2 Kor sind derartige Beispiele aber von höchstens untergeordneter Bedeutung. Dafür, dass einer der Paulusbriefe bereits beschädigt angekommen sei, gibt es keinerlei Hinweise. Allerdings fällt auf, dass nicht alle von den ursprünglich mindestens vier separat vorhandenen Briefen des Paulus an die Gemeinde von Korinth auch in separater Form Eingang in die Paulusbriefsammlung gefunden haben. Dies könnte auf eine gezielte Auswahl zurückzuführen sein oder daran liegen, dass die in 1 Kor 5,9 bzw. 2 Kor 7,8.12 erwähnten Briefe zum Zeitpunkt des Sammelns der Paulusbriefe nicht mehr oder zumindest nicht mehr vollständig erhalten waren. Die erwähnten Papyrusbeispiele belegen in diesem Zusammenhang zumindest, wie anfällig der Beschreibstoff für Beschädigung oder gar Zerstörung war. Und was für den Transport von Papyrusbriefen durch die erwähnten Beispiele zu belegen ist, gilt auch für die spätere Aufbewahrung und Lagerung. Mäuse haben hier nicht unterschieden, und Feuchtigkeit war schon immer und ist nach wie vor der große Feind des Papyrus. Zur Illustration werden hier längere Papyrusbriefe herangezogen, also solche, die aus zwei oder mehr Kolumnen bestanden. Dabei fällt auf, dass bei Beschädi93

Zu diesem Rangprädikat siehe Otto Hornickel, “Ehren- und Rangprädikate in den Papyrusurkunden. Ein Beitrag zum römischen und byzantinischen Titelwesen” (Diss., Giessen, 1930), 4–7. 94 Mit χειριστής wird der Gehilfe in verschiedensten Bereichen bezeichnet; der Hg. des Papyrus übersetzt hier mit „accountant“ (Th.C. Skeat in P. Panop. Beatty S. 53).

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gungen immer der Anfang des Stückes am meisten beschädigt wurde. Dies ist nicht weiter verwunderlich, handelt es sich doch beim Anfang um den ganz außen liegenden Teil, der somit diversen Widrigkeiten am meisten ausgesetzt war. P. Ammon 1.3 (TM 23631) ist der bisher längste erhaltene Privatbrief, der vom Umfang her dem Galaterbrief entspricht.95 Er wurde im Mai oder Juni 348 n.Chr. in Alexandria geschrieben. Die erste Kolumne ist so stark beschädigt, dass davon nur Buchstabenreste erhalten sind.96 Ein sehr umfangreiches Schriftstück ist auch der bereits erwähnte Papyrus P. Harrauer 35 (TM 44668). Er stammt aus Hermopolis, wurde aber um 250 n.Chr. in Alexandria verfasst. Im Unterschied zum vorherigen Beispiel enthält es nicht einen einzigen Brief, sondern mehrere Schreiben in insgesamt fünf Kolumnen: zuerst einen Privatbrief des Aurelius Nikon alias Aniketos an seine Mutter; danach eine Eingabe an den Präfekten L. Titinnius Clodianus wegen Befreiung von gleichzeitigen Liturgien (Eutheniarch und Exeget) und ferner einen amtlichen Brief des Präfekten an Liturgen mit der Aufforderung, nach Alexandria zu kommen. Der Erhaltungszustand wird tendenziell von Kolumne zu Kolumne besser, von Kol. I sind nur wenige Reste erhalten, Kol. V ist zwar schlechter erhalten als Kol. IV, aber immerhin besser als Kol. III.97 Zu diesen beiden Beispielen könnte man freilich einwenden, dass ihr jeweiliger Erhaltungszustand lediglich 95 Vgl. ARZT-GRABNER, Peter: Papyrologie und Neutestamentliche Wissenschaft: Einige Beispiele aus neueren Papyruseditionen, in: DERS. / KREINECKER, Christina M. (Hgg.): Light from the East. Papyrologische Kommentare zum Neuen Testament: Akten des internationalen Symposions vom 3.–4. Dezember 2009 am Fachbereich Bibelwissenschaft und Kirchengeschichte der Universität Salzburg, Wiesbaden 2010, 11–26; 17 (vgl. DERS.: 2. Korinther, 56–57). 96 Digitale Abb. der einzelnen Kolumnen: https://library.duke.edu/rubenstein/scriptorium/papyrus/records/ 177r.html. 97 Digitale Abb.: http://data.onb.ac.at/rec/RZ00003566.

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deutlich mache, dass das Material natürlich über die Jahrhunderte hinweg stetig dem Zahn der Zeit ausgesetzt war98 und dass der jetzige Zustand nichts darüber aussage, ob der Beginn dieser Dokumente bereits in kurzer Zeit beschädigt wurde. Dagegen ist zunächst schwerlich etwas einzuwenden. Ein genauer Blick auf das heutige Erscheinungsbild z.B. der wesentlich älteren Bittschrift P.Gen. 3.126 (TM 43084; 170–156 v.Chr.?)99 ist hier aber aufschlussreich: die in der Edition wiedergegebenen (Teile von) drei Kolumnen sind auf zwei separaten Fragmenten erhalten,100 die (gemeinsam mit P.Gen. 3.127) aus derselben Mumienkartonnage gewonnen wurden. Dabei ist auffällig, dass bei beiden Fragmenten der jeweils linke Teil verloren gegangen ist, weshalb der moderne Herausgeber nicht ausschließen konnte, dass links von Kol. I und/oder zwischen Kol. II und III ein oder mehrere Spalten fehlen.101 Da sich die erhaltenen Fragmente in sehr gutem Zustand befinden, ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Beschädigungen bereits in antiker Zeit passiert sind, bevor die Reste zu Mumienkartonnage verarbeitet wurden. In diesem Zusammenhang sind auch einige kürzere Beispiele aufschlussreich, die – mit einer Ausnahme – nur zwei Kolumnen umfassen und in eine ähnliche Richtung deuten: P. Cair. Zen. 1.59021 (TM 681; 23. Oktober 258 v.Chr.) ist der amtliche Brief eines Demetrios, der 98

Ein gutes Beispiel dafür, wie ein umfangreicheres Dokument generell nur noch beschädigt vorliegt, bietet P. Tebt. 3.1.703 (TM 5315; Tebtynis/Arsinoites, ca. 210 v.Chr.): Die Papyrusfragmente dieses Hypomnema (in fünf Kolumnen auf dem Rekto und vier Kolumnen auf dem Verso) wurden bei Restaurierung nur angeordnet, aber nicht richtig konserviert (digitale Abb.: http://papyri.info/ddbdp/p.tebt;3.1;703/images). Am grundsätzlichen Befund würde sich aber auch durch eine detaillierte Konservierung nichts ändern. 99 Zum Text beachte auch BL 12.75. 100 Digitale Abb.: http://www.villege.ch/musinfo/imageZoom/?iip=bgeiip/papyrus/pgen 401-1ri.ptif und …/pgen401-2ri.ptif. 101 Vgl. P. Schubert in P. Gen. 3, S. 81.

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vermutlich Vorsteher des Münzamtes von Alexandria war und hier den Finanzminister Apollonios über grundsätzliche Probleme mit dem Umtausch von Gold in andere Währungen informiert und schließlich ersucht, an den König zu schreiben, damit dieser einen amtlichen Prüfer einsetze. Während die rechte der beiden Kolumnen hervorragend erhalten ist, weist die Linke deutliche Beschädigungen auf.102 P. Oxy. 4.743 (TM 20441) ist ein Privatbrief vom 4. Oktober 2 v.Chr., von dessen erster Kolumne die oberen 16 Zeilen nur Tintenspuren aufweisen; von Z. 17–18 sind vermutlich etwas mehr als die halben Zeilen erhalten. Die zweite Kolumne ist hingegen vollständig. Auch BGU 3.884 (TM 9397; 75–85 n.Chr.) ist ein Privatbrief. Die Rolle weist am oberen Rand durchlaufende Beschädigungen auf. Davon abgesehen fällt der schlechte Erhaltungszustand von Kol. I auf, während Kol. II praktisch unbeschädigt ist.103 Bei P. Brem. 2 (TM 19587) handelt es sich um ein amtliches Schreiben in zwei Kolumnen, das vermutlich im Jahre 119 n.Chr. verfasst wurde. Die Rolle ist irgendwann einmal unten abgerissen. Von Kol. I sind nur Buchstabenreste des rechten Kolumnenrandes erhalten, so dass keinerlei Rekonstruktion davon möglich ist. Kol. II hingegen ist bis zum unteren Abriss nahezu unversehrt.104 Wieder um einen Brief handelt es sich bei P. Giss. Univ. 3.20 (TM 22116; 113–117 CE). Der obere, untere und rechte Rand sind vollständig erhalten. Überhaupt fällt der gute Erhaltungszustand auf. Nur links ist der Papyrus stark beschädigt. Da der Text links oben mitten im Satz beginnt, ist klar, dass links eine ganze Kolumne verloren gegangen ist. Der Brief bestand also ursprünglich aus mindestens

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Digitale Abb.: http://ipap.csad.ox.ac.uk/4DLink4/4DACTION/IPAPwebquery?vPub =P.Cair.Zen.&vVol=1&vNum=59021. 103 Digitale Abb.: http://berlpap.smb.museum/02182/. 104 Digitale Abb.: http://brema.suub.uni-bremen.de/papyri/content/titleinfo/770846.

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drei Kolumnen; von der ersten Kolumne ist aber nicht einmal ein Buchstabe erhalten.105 P. Oxf. 2 (TM 12586; nach 4. August 141 n.Chr.) enthält Die Kopie einer amtlichen Korrespondenz. Von Kol. I fehlt mehr als die Hälfte, Kol. II ist zwar unten teilweise abgerissen, und von der oberen Hälfte fehlt in der Mitte ein größeres Stück, Z. 42–46 weisen aber nur kleine Lücken auf, so dass hier der vollständige Text rekonstruiert werden kann.106 SB 20.14662 (TM 14897) ist ein Edikt des M. Sempronius Liberalis vom 29. August 154 n.Chr., in dem es um die Rückführung von Steuerpflichtigen geht, die außerhalb ihrer ἴδια weilen. Das Dokument ist in zwei Kolumnen geschrieben, und auch hier nehmen die Beschädigungen von links nach rechts deutlich ab.107 BGU 1.326 (TM 9056) ist die griechische Übersetzung des lateinischen Testamentes des Veteranen Gaius Longinus Castor in zwei relativ breiten Kolumnen. Niedergeschrieben wurde es am 21. Februar 194 n.Chr. in Karanis/Arsinoites. Kol. I ist beschädigt, Kol. II aber vollständig erhalten. Es ist gut zu erkennen, wie die Beschädigungen von links nach rechts deutlich abnehmen.108 Der Papyrus, der den privaten Brief P. Oxy. 6.936 (TM 31325; 3. Jh. n.Chr.) enthält, wurde zuerst auf der rechten Seite beschrieben, weshalb diese in der Textedition als Kol. I geführt wird. Die Hg. des Textes beschreiben die seltsame Textgestaltung folgendermaßen: „The writer apparently anticipated that he would 105

Digitale Abb.: https://papyri.uni-leipzig.de/receive/GiePapyri_schrift_00003440. – Siehe ferner: P. Giss. 40 (TM 19436; ca. 215 n.Chr.): drei Erlasse Caracallas aus den Jahren 212 und 215 in zwei Kolumnen, von Kol. I sind nur vom oberen Teil Reste erhalten, während Kol. II fast vollständig erhalten ist. Von P. Stras. 6.581 (TM 16803; 4. August 9 v.Chr.) ist bisher kein Foto vorhanden. Es handelt sich um einen Privatbrief in zwei Kolumnen; Kol. I nur Wortreste des rechten Randes, Kol. II vollständig. 106 Abb. auf Tafel II von P. Oxf. 107 Digitale Abb.: http://berlpap.smb.museum/01951/. 108 Digitale Abb.: http://berlpap.smb.museum/02275/.

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not finish his letter in a single column, but curiously began on the right-hand side of the sheet, leaving a broad margin in front of his first column. The writing of the left column, which was no doubt considerably narrower than the other, is of a reduced size.“109 Die starken Beschädigungen des Papyrus betreffen also auch hier wieder die linke Seite.110 Legt man diese Beobachtungen auf eine mögliche Kompilation des 2 Kor um, so lässt sich folgendes annehmen: 2 Kor 10–13 könnte auf den in 2 Kor 7,8.12 erwähnten Brief zurückgehen, der dann zur Zeit der ersten Redaktion der Paulusbriefe nicht mehr vollständig erhalten gewesen wäre, da der Textanfang (Eingangsgruß und eine eventuelle Überleitung zum Hauptteil)111, der bei einer Rolle am meisten den äußeren Bedingungen ausgesetzt war, unleserlich geworden oder gänzlich verloren gegangen wäre.112 Der verbliebene Bestand wäre 109

B.P. Grenfell und A.S. Hunt in P. Oxy. 6, S. 303. SB 5.8754 (TM 5711; 5. Februar 77 v.Chr.; bezüglich Korrekturen des griechischen Textes siehe BL 3.208–209, 6.148, 8.335 und 13.198) ist dazu kein Widerspruch, denn die Beschädigung der rechten Hälfte des Papyrus statt der linken (vgl. die digitale Abb.: http://www.papyrology.uw.edu.pl/papyri/pberlin16876.htm) könnte einerseits davon herrühren, dass das Dokument aus Mumienkartonnage stammt, also als eine Art Papiermaché verwendet wurde, andererseits wäre es auch möglich, dass der Papyrus von links nach rechts aufgerollt wurde. Tatsächlich befinden sich die einzelnen Teile darauf in chronologisch umgekehrter Reihenfolge: in der rechten Kolumne steht als ältester Text die Kopie eines amtlichen Auftrags, auf den in der Kopie eines amtlichen Briefes in Kol. I reagiert wird, und über dieser Kopie steht der zweizeilige Originalbrief, der auf die folgende Kopie verweist. 111 Mit einer Danksagung wäre wohl nicht zu rechnen, eher mit einem Ausdruck der Verwunderung wie in Gal 1,6. 112 Zu Vergleichsbeispielen in Cicerobriefen siehe Schmeller, Cicerobriefe 196. Technische Kompilationen hingegen, bei denen nach Schmeller, Cicerobriefe 197, „die verständliche Tendenz von Abschreibern zur Auswirkung kam, sich nicht mehr Mühe zu machen als nötig“, oder das Motiv einer „Platzersparnis“ mitgewirkt haben soll, halte ich aufgrund des papyrologischen Befundes für unwahrscheinlich; die erhaltenen Kopien von Briefen zeigen ebenso wie die Beispiele, wo mehrere Briefe auf einen Papyrus oder mehrere Briefe an 110

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deshalb einfach an einen anderen Brief angehängt worden. Im Zuge dieser Kompilation wäre dann vom noch vollständig erhaltenen Brief, der entgegen der zeitlichen Abfolge an die erste Stelle rückte,113 einfach der Schlussteil weggelassen worden.114 Über die Ursache, warum dann der nach dieser Deutung in 2 Kor 10–13 bruchstückhaft wiedergegebene Brief zur Zeit der Briefsammlung nur noch beschädigt vorgelegen sein könnte, kann freilich nur spekuliert werden. Dass gerade dieser Brief aufgrund seines tadelnden Inhalts von der Gemeinde in Korinth nicht unter den besten Bedingungen aufbewahrt wurde, wäre verständlich. Eine solche Vermutung wäre dann ein zusätzliches Argument gegen die Annahme, dass die Sammlung der Korintherbriefe auf Kopien, die Paulus selbst aufbewahrt hätte, zurückging. Aber wie gesagt, das wäre aus meiner Sicht reine Spekulation. In ähnlicher Weise kann über den möglichen Zeitpunkt der Kompilation (Eintreffen des 1. Klemensbriefs in Korinth?) letzten Endes nur spekuliert werden.

ein und denselben Empfänger am selben Tag geschrieben wurden (siehe die Beispiele bei Arzt-Grabner, 2. Korinther 93–96), dass beim Schreiben auf Genauigkeit und Vollständigkeit offenbar viel Wert gelegt wurde. 113 Für einen derartigen Vorgang bieten die Cicero-Briefe einige Belege, z.B. Ad Att. 8,9 (8,9,3–4 stammt vom 25. Februar 49 v.Chr., der erste Teil des kompilierten Briefes [8,9,1–2] hingegen erst vom 29. oder 30. März desselben Jahres); siehe zu diesem Beispiel ausführlich Klauck, Compilation 149–151; mit weiteren Beispielen Schmeller, Cicerobriefe 192–193, der zu dem Schluss kommt: „Es scheint entweder ein gewisses Desinteresse an der Chronologie oder eine Unfähigkeit, diese zu rekonstruieren, vorzuliegen, wie man sie ja auch bei den selbstständig überlieferten Briefen und ihrer keineswegs immer korrekten Reihenfolge erkennen kann“ (S. 193). 114 Dass der Briefschluss dieses Briefes nicht mehr vorhanden gewesen wäre, ist hingegen unwahrscheinlich, da dieser im Inneren der Rolle bedeutend besser gegen äußere Einflüsse geschützt war als der Briefanfang.

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Fazit Aus papyrologischer Sicht lässt sich ein Kompilationsprozess ohne Weiteres so erklären, dass zum Zeitpunkt der Briefsammlung von den ursprünglichen Briefen nicht mehr alle vollständig und unbeschädigt erhalten waren. Eine derartige Situation hätte den Sammler und Herausgeber der Briefe vor ein Problem gestellt, dem er sich in irgendeiner Weise stellen musste. Ein fehlender oder beschädigter Briefanfang musste aber nicht bedeuten, dass der ganze Brief außer Acht gelassen wurde und keinen Eingang in die Sammlung fand. Um ihn für die Nachwelt zu retten, konnte er einfach an einen anderen Brief angehängt werden, notfalls unter Auslassung unvollständiger Sätze oder unnötiger Einleitungen am Beginn des erhaltenen Bestandes. Die Einhaltung einer historischen Reihenfolge, die das Corpus Paulinum ohnehin nicht aufweist, war dabei unwichtig. Diese Erklärung verleiht der Annahme, dass die Originalbriefe aus dem Gemeindearchiv von Korinth den Ausgangspunkt der korinthischen Briefsammlung bildeten, höhere Wahrscheinlichkeit als der Vermutung, Paulus selbst habe die erste Briefsammlung mithilfe seiner Kopien erstellt. Letzteres ist zwar nicht unmöglich, denn auch die Kopien in der Hand des Paulus könnten im Laufe der Zeit Schaden genommen haben, zumal im Verlauf seiner umfangreichen Reisetätigkeit. Diese könnte aber Paulus auch dazu veranlasst haben, seine Briefentwürfe oder -kopien gar nicht immer mitzuführen, sondern Vertrauensleuten in Verwahrung zu geben. Andererseits wäre Paulus selbst durchaus zuzutrauen gewesen, beschädigte Teile wie einen Briefanfang wieder ergänzt zu haben, wovor ein Sammler und Herausgeber eher Abstand genommen hätte, zumal ja die eben beschriebene Möglichkeit der Kompilation als einfachere Alternative problemlos zur Verfügung stand. Der Vorteil dieser Erklärung des Kompilationsprozesses ist in jedem Fall, dass man dabei lediglich mit der nachweislichen Möglichkeit rechnen muss, dass Papy-

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rusbriefe beschädigt und unvollständig vorgelegen haben könnten, und dass man eine Kompilation nicht (mehr) einfach dem subjektiven Empfinden oder der (uns unbekannten) Gemütslage des Kompilators anlastet.

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“Can it Work? (How?) Can Exegetical Studies of 2 Corinthians Talk Across the ‘Partition’?” 1

Αὕτη μὲν οὖν τῆς Ἐπιστολῆς ἡ ὑπόθεσις· τὸν δὲ νοῦν τῶν γεγραμμένων ἀκριβέστερον ἡ κατὰ μέρος ἑρμηνεία διδάξει. “So then, this is a basic sketch of the letter; the part-by-part interpretation will teach the meaning of what is written in it in more detail” (Theodoret of Cyrrhus, interpretatio in xiv epistulas sancti Pauli, early 5th c. [PG 82.376–377]). “In a word, this commentary maintains that the present form of 2 Corinthians is essentially the same letter that Paul sent to the Corinthians after the events of the painful visit and the harsh letter. Although the detailed exegetical arguments for this position are made in the commentary that follows, it will be helpful to summarize them here” (MATERA, Frank: II Corinthians, in: NTL (2003), 30).

I have been asked to give some reflections for our SNTS Literarkritik seminar about my current thinking in regard to the methodological and substantive issues involved in decisions about literary unity and literary partition. My own position in this regard is perhaps unusual, in that I have made a strong argument for the literary unity of 1 This paper was prepared for the August 2–5, 2016 SNTS Seminar on Reconsidering Literarkritik of the Pauline Letters and its Impact on their Interpretation, chaired by Professors Eve-Marie Becker and Reimund Bieringer.

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1 Corinthians2 back at a time when theories of partition of 1 Corinthians were much more prevalent than they are now and an equally strong one for the composite nature of the canonical 2 Corinthians,3 and I have provided a series of reflections on the correspondence as a whole, both in terms of its dynamic unfolding, part-by-part, in historical real-time amidst read readers in contestation with one another, and in terms of the history of its influence as a united corpus in the first three or four centuries as a repository of hermeneutical principles for strategic application.4 The result of this analytical work on each epistolary fragment or whole is a reading of the correspondence as a whole that credits it for being a crucial locus for the “birth of Pauline hermeneutics” (both as 2 MITCHELL, Margaret M.: Paul and the Rhetoric of Reconciliation. An Exegetical Investigation of the Language and Composition of 1 Corinthians, Tübingen 1991. 3 M ITCHELL, Margaret M.: [Art.] Korintherbriefe, in: RGG4 IV (2001), 1688–1694 (English translation in RPP); EADEM: The Corinthian Correspondence and the Birth of Pauline Hermeneutics, in: BURKE, Trevor J. / ELLIOTT, James Keith (Hgg.): Paul and the Corinthians: Studies on a Community in Conflict. Essays in Honour of Margaret Thrall, Leiden 2003, 17–53; EADEM: Paul’s Letters to Corinth: The Interpretive Intertwining of Literary and Historical Reconstruction, in: SCHOWALTER, Daniel / FRIESEN, Steven J. (Hgg.): Urban Religion in Roman Corinth, Cambridge 2005, 307–338. I posit the following letters, in order of composition: A. Previous Letter of Paul to the Corinthians (as mentioned in 1 Cor 5:9; this letter is likely lost, or perhaps partially preserved in 2 Cor 6:14–71) B. 1 Corinthians, A Deliberative Letter Urging Concord (entire) C. 2 Corinthians 8 Fund-raising Follow-up Letter D. 2 Corinthians 2:14–7:4 (minus 6:14–7:1) The Self-Defense of the Maligned Messenger E. 2 Corinthians 10–13 “The Letter of Tears” – Ironic Self-Defense of Apostolic Legitimacy F. 2 Corinthians 1:1–2:13; 7:5–16: 13:11–13 The Letter Towards Reconciliation G. 2 Corinthians 9 Fund-raising Letter to Achaia 4 M ITCHELL, Margaret M.: Paul, the Corinthians and the Birth of Christian Hermeneutics, Cambridge 2010.

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Paul seeks to (re)interpret his own letters, his body and the events of his relationship with the Corinthians in the face of competing interpretations) and the “birth of Christian hermeneutics” (in that the Corinthian correspondence provided early Christian interpreters with a set of hermeneutical principles, such as 1 Cor 13:12 or 2 Cor 3:6, a vocabulary for Christian interpretation, including σαρκικά versus πνευματικά, τύπος/τυπικῶς, and above all an apostolic exemplar of strategic interpretive flexibility who defies any neat divide between a “literal” and an “allegorical” reading of scripture). Hence I don’t fit either label as a “unity theorist” or a “partition theorist,” but as a literary historian with an intense interest in Pauline argumentation (rhetoric) and the history of interpretation that, as I see it, began already within the textual artifacts found in the extant pieces of the Corinthian archive in its present form, and was carried forward in the long history of its interpretation. What this means is that I am acutely aware of the irony that I am entering into an interpretive maelstrom that was itself a complex mix of part and whole, moment and meaning as set (sometimes) within broader horizons of literary wholes or argumentative parts (such as “a letter written in tears”), and (sometimes) intensely focused on a very small part, such as a single word, such as πορνεία, διάκονος, ἀπόστολος, ἀγάπη or λύπη (or ναί or οὔ!). It is hermeneutics all the way up and all the way down, all the way back and all the way forwards. I have always assumed that the best theory is that which can account in the most plausible way for the largest amount of available evidence, and, further, that neither original compositional unity nor a partition theory has an easier standard of proof, but both require defense, testing and retesting vis à vis the parts and the (reconstructed) historical record. This means not only attention to counter-evidence for unitary composition, i.e., the negative case against unity (historical incongruities or implausibilities, outright self-contradiction or incompatible statements, harsh or awkward transitions), but also

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attention to the need to make a positive case that the reconstructed fragments have a literary and rhetorical wholeness or at least can be seen to make some sense, both in the order of events and as literary-rhetorical compositions of their own. This means attention to rhetorical σκοπός (goal, purpose), rhetorical genres and literary forms, the reconstructed rhetorical situation (i.e., the diagnosis of the situation on the basis of which and into which the author seeks to intervene) and a timeline of recorded or mentioned events according to the knowledge of the writer. Any reconstruction depends upon the “intertwining” of historical events with the literary record. In the case of 2 Corinthians, as we all know, this means figuring out where Paul is when, and how his travel plans unfolded in relation to his promises and regrets; accounting for Titus (and Timothy), their roles, itineraries, locations; the identification of the malefactor(s); shifts in Paul’s apparent understanding of the state of the relationship he has with the malefactor(s) and Corinthians, and in particular their attitude toward him; the progress of the collection effort for Jerusalem and the episodes related to it; shifts in Paul’s own apparent argumentative purpose; shifts in tone; changes in topic, and the identification of letters and incidents that are the subject of later, contested interpretation. Some basic assumptions, enumerated for our reference in discussion, include: 1. neither unity nor division has an inherent probability or default setting for any Pauline letter, but must be argued for,5 in a way that makes sense both of the wholes 5

So also BIERINGER, Reimund: Plädoyer für die Einheitlichkeit des 2. Korintherbriefes, in: IDEM / LAMBRECHT, Jan (Hgg.): Studies on 2 Corinthians, Leuven 1994, 131–179; 137; recent discussion of debate on this point about the “Beweislast,” with further references, in BECKER, Eve-Marie: Stellung und Funktion von 2. Korinther 8–9 im Literarischen Endtext: Anmerkungen zum Stand der literarischen Diskussion, in: BIERINGER, Reimund et al. (Hgg.): Theologizing in the Corinthian Conflict: Studies in the Exegesis and Theology of 2 Corinthians, Leuven 2013, 283–304; 285–286.

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as wholes and of the parts as parts, and those parts as either wholes or meaningful fragments. 2. however we understand the contents and original arrangement of 2 Corinthians, the canonical letter is entirely filled with arguments, and one principle of argumentation is its ἀκολουθία, its logical and rhetorical progression. 3. Literary τάξις/οἰκονομία must be analyzed in relation to the ὑπόθεσις – the “plot line” or even “plot summary” or “overall sketch” of the events as they unfold and to the “subject matter.”6 This work sometimes involves favoring one form of analysis or one piece of evidence (literary or historical) over another, but all interpreters must bring the two together. 4. Any plausible reading must analyze persuasively the rhetorical σκοπός (goal, purpose), rhetorical genre(s) and literary form(s), the reconstructed rhetorical situation(s) (i.e., the diagnosis of the situation on the basis of which and into which the author seeks to intervene) and a timeline of recorded or mentioned events according to the knowledge of the writer. 5. a distinctive and remarkable feature of the Corinthian correspondence is a high level of attention to writing, reading and contestation over interpretation.7 I argued in PCBCH that “a benefit of my proposal is that it better replicates the genuine dynamism involved in this vivid and heated exchange of letters, face-to-face encounters and divergent memories, and appreciates more 6 The term ὑπόθεσις as used in ancient biblical commentary and homilies, as well as in the manuscript traditions for the summary précis before a text (whether Paul’s letter or a speech by Demosthenes), means all of these things. 7 M ITCHELL: Paul, the Corinthians and the Birth of Christian Hermeneutics; BECKER, Eve-Marie: Schreiben und Verstehen. Paulinische Briefhermeneutik im Zweiten Korintherbrief, Tübingen 2002; EADEM: Letter Hermeneutics in 2 Corinthians: Studies in Literarkritik and Communication Theory, London 2004 (even as we have different theories about the composition of the letter and rely on a different intellectual apparatus to analyze this).

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fully the role the letters themselves played in the escalation of the conflict. But that is the case, or should be the case, I would insist, no matter what textual disposition (hypothesis or oikonomia) one adopts for reading this correspondence” (pp. 6-7).8 What unites all this work for me is a fundamental or basic fact of literary analysis: That in reading we are continually toggling between μέρος καὶ ὅλον (the part and the whole) in seeking to understand meaning, even as we must recognize that judgments about the whole and the part are always themselves in some sense constructed rather than merely given; they are moments of interpretation, of interpretive choice -- and they were in antiquity, as well. This is empirically true on a literary level, as we are free to choose an exegetical sense-unit, which requires some preliminary justification (which is usually based on some combination of our understanding of the mechanics of the original and our own observations, questions and concerns). But then we move into what we may consider to be a close reading of a part, and choose when or if (or how) to invoke a larger context, either literary or historical, to address an issue or problem. And one of those exegetical units is the final or canonical form, which can be defended as either the original (or near-inaugural) composition, or as a published form that has through time been read as the standard or even authorized version. The question this paper will pose for consideration by our seminar is whether or how attention to this interaction of μέρος and ὅλον – with both of them appreciated as at least provisional interpretive choices – is something all readers have in common that may allow us to talk meaningfully about the text despite some key differences in regard to the disposition. Would we agree 8 Is that the case, or can that be sustained even if we don’t have the letters that Paul is seeking to interpret (in other words, if we are in the same position with 2 Corinthians as we are in the case of 1 Cor 5:9? [and yet, there, at least, he gives a more exact quotation of the prior letter!]).

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that in some sense all readers of 2 Corinthians both take it apart and put it back together again, as a part of the hermeneutical inevitability for all our readings (as is true of any text, but perhaps most conspicuously in this most intense and varied epistle)? For example, a commentary such as Frank J. Matera’s, which upholds the compositional unity of the letter (see the epigram at the start of this paper), treats the text in almost the exact same sub-units as I do, but he retains them in the canonical order in an entire and contemporaneous single letter: 1:1–11 Salutation and Benediction Part 1 1:12–7:16 The Crisis of Paul’s Apostolic Integrity A. 1:12–2:13 Paul’s Narration of Recent Events B. 2:14–7:4 The Integrity of Paul’s Apostolic Ministry (an “interruption”) C. 7:5–16 Paul’s Narration of Recent Events Resumed Part 2 8:1–9:15 An Appeal to Complete the Collection Part 3 10:1–13:10 Defense and Warnings in Preparation for Paul’s Third Visit A. 10:1–18 Paul’s Integrity and Missionary Assignment B. 11:1–12:13 Boasting Foolishly C. 12:14–13:10 Preparations for Paul’s Third and Final Visit 13:11–13 The Letter Closing Matera addresses directly in his introduction the objections of partition hypotheses.9 In terms of the place of 2:14–7:4, he acknowledges outright that it is an “inter9 Matera acknowledges his dependence upon the seminal work of BIERINGER: Plädoyer für die Einheitlichkeit des 2. Korintherbriefes, for his commentary (II Corinthians, 30, as well as BIERINGER’S: Teilungshypothesen zum 2. Korintherbrief, on p. 27).

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ruption” in the travelogue of 2 Cor 2:12–13 and 7:5f. But he argues for its original placement here on several different grounds by which he negotiates part and whole. First, he maintains that it is a normal feature of Pauline argumentation to make a “ring or chiastic pattern”; the example he gives is 1 Cor 8–10.10 Second, Matera argues for the original placement of this part because “these chapters are the heart and soul of 2 Corinthians, the fortress from which Paul makes his apologia” and “the most profound discussion of apostolic ministry found in the New Testament” (pp. 65 and 66). It is crucially important for Matera that “the placement of this material is neither haphazard nor gratuitous” (p. 67). But does the insertion of this material into Paul’s travelogue by a later redactor make it necessarily either haphazard or gratuitous, or does it in some way count against its theological profundity? Does the text need to be an original whole to have a “heart and soul”? And, third, Matera argues that, even though he will speak about apostolic ministry again in chapters 10–13, he will do so in a way that presupposes what he writes here. Put another way, whereas Paul writes polemically in chapters 10–13, here he writes apologetically,11 carefully explaining the theological underpinnings of the ministry he exercises. Though both sections of the letter contribute to an understanding of his ministry, Paul could not have written as he did in chapters 10–13 had he not laid the theological foundation that he does here.12

10 MATERA, Frank J.: II Corinthians, 31 and 67. I am not sure that 1 Cor 8–10 is quite a fitting parallel on the grounds that Paul “not uncommon[ly]” will “begin one line of thought, interrupt it, and then complete it” (p. 31). Here we have in the travelogue of 2:12–13//7:5– 6 not just a thought or theme or topic interrupted, but a narrative. For Matera this is deliberate on Paul’s part: “he holds the Corinthians in suspense before telling them what they most want to hear: his reaction to their repentance” (p. 31). 11 I think it is hard to sustain this neat distinction between apologetics and polemics, either in general (since the forms are intertwined in the rhetoric of ἔλεγχος) or as applied to 2 Cor 2:14–7:4 and 10–13. 12 Ibid., 66.

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I might agree with much of the substance of this statement, at least as far as the claim that 2 Cor 2:14–7:4 is a prior step in the unfolding set of arguments between Paul and the Corinthians. But could this not hold just as well – or even better? – if it were a separate letter sent beforehand, and was one of the reasons Paul refers in 2 Cor 10:10 to a critique of the forcefulness of his letters? In any case, the main point I wish to make here by engaging Professor Matera’s thoughtful commentary is an illustrative one: On a literary level, Matera identifies the literary parts of the text in very much the way I do, even as he identifies the whole, or a whole within which it is set historically, differently. So, should our interpretations be viewed as diametrically opposed when there is so much agreement about the delineation of the μέρη, even if not of the ὅλον? In much of my own scholarship I have sought to learn from the various ways in which ancient interpreters grappled with the conundrums of the Pauline letters. In order to explore the interaction of μέρος καὶ ὅλον further as a way into talking “across partition,” I would like to put some sources from the patristic and early Byzantine period before our eyes to investigate how sources such as John Chrysostom and Theodoret of Cyrrhus, as well as the Euthalian Prologues and the κεφάλαια-τίτλοι that appear in many of our medieval manuscripts, help us to understand how they grappled with the argument of 2 Corinthians. They all presume that 2 Corinthians is a single letter, and do not question its integrity. But does that ipso facto mean more attention to the whole? How do these ancient readers and reading tools toggle between the part and the whole, and the historical and the literary, and how might attending to those illuminate ways in which modern readings of 2 Corinthians that posit either unity or partition reflect or defy this traditional line of reading? How do their different forms or genres, and theological, catechetical, didactic, apologetic or other purposes affect the ways in which they construe the part and the whole? One sure conclusion is that even among

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these interpreters who presume 2 Corinthians is a single document there is not a single lens – the whole or the part – but a continual refocusing (tighter focus, wider scope) of salient literary and historical context. I. John Chrysostom The oldest preserved continuous expository treatment in Greek of 2 Corinthians (as of all of Paul’s letters) is Chrysostom’s, in the homily set on 2 Corinthians. There is dispute in scholarship over whether these were preached in Constantinople or Antioch,13 but since the series on 1 Corinthians is likely from Antioch, many have preferred to postulate that for this series, also (hence before 398 CE, when John moved as bishop to Constantinople). In any case, this homily set predates ca. 403. What follows is my translation arranged according to analytical categories I have provided.14 John Chrysostom, ὑπόθεσις15 of 2 Corinthians (hom. in 2 Cor. 1.1 [PG 61.381–384]) A Preliminary Historical Question [ζήτημα] Needing an Answer: Why a Second Letter? Ἄξιον ζητῆσαι πρότερον, τίνος ἕνεκεν δευτέραν προστίθησιν Ἐπιστολὴν τῇ προτέρᾳ, καὶ τί δήποτε οὕτως ἄρχεται ἀπὸ τῶν οἰκτιρμῶν τοῦ Θεοῦ καὶ τῆς παρακλήσεως. Τίνος οὖν ἕνεκεν δευτέραν προστίθησιν;

13 See the cogent analysis of MAYER, Wendy: The Homilies of St John Chrysostom – Provenance: Reshaping the Foundations, Rome 2005, 391–392 about the fact that ἐνταῦθα in reference to Constantinople in hom. in 2 Cor. 26.5 [PG 61.582] cannot show that the homily was preached there. 14 The text runs continuously in this order, and there are no ellipses. 15 In the case of 2 Corinthians, as with some others of John’s homily sets, the ὑπόθεσις/argumentum is not a separate section, but is included at the start of homily 1.

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“First it is right to investigate the question of why he added a second letter to the first, and why it was that he begins with God’s ‘mercies’ and ‘consolation.’ So why was it he added a second letter?” Solution A: Because of the Delay in Travel Plans Εἰπὼν ἐν τῇ προτέρᾳ Ἐπιστολῇ, ὅτι Ἐλεύσομαι πρὸς ὑμᾶς, καὶ γνώσομαι, οὐ τὸν λόγον τῶν πεφυσιωμένων, ἀλλὰ τὴν δύναμιν, καὶ πρὸς τῷ τέλει πάλιν προσηνέστερον αὐτὸ τοῦτο ὑποσχόμενος· Ἐλεύσομαι γὰρ, φησὶ, πρὸς ὑμᾶς, ὅταν Μακεδονίαν διέλθω· Μακεδονίαν γὰρ διέρχομαι· πρὸς ὑμᾶς δὲ τυχὸν παραμενῶ, ἢ καὶ παραχειμάσω· πολλοῦ μεταξὺ γενομένου χρόνου οὐ παρεγένετο, ἀλλὰ καὶ τῆς προθεσμίας παρελθούσης, ἔμελλεν ἔτι καὶ ἐβράδυνε, τοῦ Πνεύματος αὐτὸν κατέχοντος ἐν ἑτέροις πολλῷ τούτων ἀναγκαιοτέροις. Διὰ τοῦτο ἐπιστολῆς ἐδεήθη δευτέρας, οὐκ ἂν δεηθεὶς εἰ παρὰ μικρὸν ὑστέρησεν. “He had said in the former letter, ‘I shall come … to you and I shall know, not the word of those who are puffed up, but the power’ (1 Cor 4:19). And near the end he gave this promise again in a gentler fashion: ‘For I shall come to you,’ he says, ‘when I pass through Macedonia. For I am passing through Macedonia. And I shall abide with you for a bit or I shall even spend the winter’ (1 Cor 16:5–6). But after a long time went by he had not arrived, and when the expected time had passed he was still delayed and slow to come, because the Holy Spirit occupied him with other things more urgent than these. That is why there was a need for a second letter; if he hadn’t been delayed a bit he wouldn’t have had a need.” Solution B: To Praise the Corinthians for their Virtuous Actions since 1 Corinthians Οὐ διὰ τοῦτο δὲ μόνον, ἀλλ’ ὅτι καὶ βελτίους ἦσαν ἀπὸ τῆς προτέρας γεγενημένοι. Καὶ γὰρ τὸν πεπορνευκότα, ὃν πρότερον συνεκρότουν, καὶ ἐφ’ ᾧ μέγα ἐφρόνουν, τοῦτον

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ἐξέκοψαν καὶ ἀφώρισαν παντελῶς. Καὶ τοῦτο ἐδήλωσεν εἰπών· Εἰ δέ τις λελύπηκεν, οὐκ ἐμὲ λελύπηκεν, ἀλλὰ ἀπὸ μέρους, ἵνα μὴ ἐπιβαρῶ πάντας ὑμᾶς. Ἱκανὸν τῷ τοιούτῳ ἡ ἐπιτιμία αὕτη ἡ ὑπὸ τῶν πλειόνων. Καὶ προϊὼν πάλιν τὸ αὐτὸ αἰνίττεται λέγων· Ἰδοὺ γὰρ τὸ κατὰ Θεὸν λυπηθῆναι ὑμᾶς, πόσην κατειργάσατο ἐν ὑμῖν σπουδήν· ἀλλὰ ἀπολογίαν, ἀλλὰ ἀγανάκτησιν, ἀλλὰ φόβον, ἀλλὰ ἐπιπόθησιν, ἀλλὰ ζῆλον, ἀλλὰ ἐκδίκησιν. Ἐν παντὶ συνεστήσατε ἑαυτοὺς ἁγνοὺς εἶναι ἐν τῷ πράγματι. Καὶ τὴν εὐλογίαν δὲ, ἣν ἐκέλευσε, μετὰ πολλῆς συνήγαγον τῆς σπουδῆς· διὸ καὶ ἔλεγεν· Οἶδα γὰρ τὴν προθυμίαν ὑμῶν, ἣν ὑπὲρ ὑμῶν καυχῶμαι Μακεδόσιν, ὅτι Ἀχαΐα παρεσκεύασται ἀποπέρυσι. Καὶ τὸν Τίτον, ὃν ἔπεμψε, μετὰ πάσης ἐδέξαντο τῆς εὐνοίας. Καὶ τοῦτο αὐτὸ δεικνὺς πάλιν ἔλεγεν, ὅτι Τὰ σπλάγχνα αὐτοῦ περισσοτέρως ἐστὶν εἰς ὑμᾶς, ἀναμιμνησκομένου τὴν πάντων ὑμῶν ὑπακοὴν, ὥστε μετὰ φόβου καὶ τρόμου ἐδέξασθε αὐτόν. Διὰ ταῦτα πάντα γράφει τὴν δευτέραν Ἐπιστολήν. Καὶ γὰρ ἐχρῆν, ὥσπερ ἡνίκα ἡμάρτανον ἐνεκάλει, οὕτω διορθωθέντας ἀποδέξασθαι καὶ ἐπαινέσαι. “Yet this was not the only reason, but also the fact that they had been made better by the former letter. Indeed, they had cut off and completely separated out the man who had done the act of sexual misconduct whom they had previously celebrated (cf. 1 Cor 5:1–2). Paul makes this plain when he says, ‘And if someone has caused grief he hasn’t given grief to me, except in part, lest I burden all of you. This rebuke by the majority is sufficient for the likes of him’ (2 Cor 2:5–6). And going further on again he hints at the same thing when he says, ‘See what great zeal being grieved in a godly way has effected in you, but even self-defense, indignation, fear, desire, zeal, retribution. In everything you have commended yourselves as pure in this matter’ (2 Cor 7:11). And the collection effort16 that he commanded (cf. 1 Cor 16:1–4) they had conducted with such eagerness; that is 16

Εὐλογία, as in 2 Cor 9:5.

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why he said, ‘For I know your willingness, about which I boasted to the Macedonians about you, that ‘Achaia has been ready for a year!’ (2 Cor 9:2). And also Titus, whom he had sent, they had welcomed with all goodwill. This is precisely what he shows when again he says, ‘His heart was overflowing for you as he remembered your obedience, as you welcomed him with fear and trembling’ (2 Cor 7:15). It is for all these reasons that he writes the second letter. After all, it was necessary to commend and praise those who had been corrected with as much vigor as he had accused them of blame when they were in sin.” An Answer to an Unstated Question [ζήτημα] by appeal to whole over part Διόπερ οὐδὲ καταφορικωτέρα ἐστὶ πᾶσα ἡ Ἐπιστολὴ, ἀλλ’ ὀλίγα τοῦ τέλους αὐτῆς μέρη. “Therefore, the entire letter is not overly filled with invective, but just a few parts at the end of the letter.” An Answer to the Question this Answer raises: then why so much invective in this part? Answer? He Needed to Temper his Praise with Rebuke Καὶ γὰρ ἦσαν καὶ παρ’ αὐτοῖς ἐξ Ἰουδαίων μέγα φρονοῦντες καὶ Παῦλον διαβάλλοντες ὡς ἀλαζόνα καὶ οὐδενὸς ἄξιον λόγου· διὸ καὶ ἔλεγον· Αἱ μὲν ἐπιστολαὶ βαρεῖαι, ἡ δὲ παρουσία τοῦ σώματος ἀσθενὴς, καὶ ὁ λόγος ἐξουθενημένος. Ὃ δὲ ἔλεγον τοῦτο ἦν· Ὅταν μὲν παρῇ, φησὶν, οὐδενὸς ἄξιος φαίνεται· τοῦτο γάρ ἐστιν, Ἡ παρουσία τοῦ σώματος ἀσθενής· ἀπελθὼν δὲ κομπάζει μεγάλα, δι’ ὧν ἐπιστέλλει· τὸ γὰρ, Αἱ ἐπιστολαὶ βαρεῖαι, τοῦτο σημαίνει. Καὶ ἵνα δόξωσι τὰ καθ’ ἑαυτοὺς σεμνοποιεῖν, ὑπεκρίνοντο μὴ λαμβάνειν. Ὅπερ οὖν καὶ αὐτὸ αἰνιττόμενος ἔλεγεν· Ἵνα ἐν ᾧ καυχῶνται, εὑρεθῶσι καθὼς καὶ ἡμεῖς. Μετὰ δὲ τούτων καὶ τὴν ἀπὸ τοῦ λόγου δύναμιν ἔχοντες αὐτόθι, σφόδρα ἐπῄροντο. Διὸ καὶ ἰδιώτην

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ἑαυτὸν καλεῖ, δεικνὺς ὅτι οὐκ αἰσχύνεται τούτῳ, οὐδὲ μέγα τι κτῆμα, τοὐναντίον μὲν οὖν ἡγεῖται. Ἐπεὶ οὖν εἰκὸς ἦν τινας ὑπὸ τούτων παραπείθεσθαι, πρό[384]τερον αὐτοὺς ἐγκωμιάσας ὑπὲρ ὧν κατώρθωσαν, καὶ τὴν ἀπόνοιαν ἐκείνων τὴν ἐπὶ τοῖς Ἰουδαϊκοῖς καταβαλὼν, ἐπειδὴ παρὰ καιρὸν αὐτὰ τηρεῖν ἐφιλονείκουν, τότε συμμέτρως καὶ τὴν ὑπὲρ τούτων ποιεῖται ἐπίπληξιν. “And indeed it was the case that among them there were those from the Jews who were boasting and slandering Paul as a foolish braggart and a man of no account. ‘His letters are weighty, but the presence of his body is weak, and his speech is despicable’ (2 Cor 10:10). What they were saying was this: ‘When he is here,’ one says, ‘he seems to be of no account.’ This is what ‘the presence of his body is weak’ means. ‘But after he leaves he boasts mightily through his letters.’ For this is what ‘his letters are weighty’ signifies. And so they might magnify their own efforts, they were pretending they hadn’t received anything (cf. 1 Cor 4:7?).” This is what he is hinting at when he says, ‘So that in what they boast they might be found just as also we’ (2 Cor 11:12). And along with these attributes they were also very much priding themselves in having the power of spoken eloquence on their side. That is why he calls himself ‘unskilled’ (1 Cor 11:6) – to show that he’s not ashamed of this nor does he consider it an important thing to have, but actually the opposite. Therefore, since it was likely that some were persuaded by these guys, after first showering praises on them17 for the good deeds they had done, and refuting the utter foolishness of those guys about Jewish practices – since they were making it an ambition to observe them

17 The pronouns here are ambiguous, but I am taking them as referring in most instances to “those from the Jews,” but αὐτούς referring to the Corinthians who were the subject of Paul’s praise earlier in the letter, as previously stated.

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even though their time was past – then, in a measured way, he offers also his rebuke for these things.”18 Summary Conclusion Ἡ μὲν οὖν ὑπόθεσις τῆς Ἐπιστολῆς, ὡς ἄν τις ἐν κεφαλαίῳ καὶ παρατρέχων εἴποι, αὕτη μοι εἶναι δοκεῖ. “So then this seems to me to be the overall sketch of the letter in, as one might put it, a run-through and summary fashion.” Transition into part-by-part commentary Δεῖ δὲ αὐτοῦ τοῦ προοιμίου τῆς Ἐπιστολῆς ἅψασθαι λοιπὸν, καὶ μετὰ τὴν εἰωθυῖαν αὐτοῦ πρόσρησιν εἰπεῖν, τίνος ἕνεκεν οὕτως ἤρξατο ἀπὸ τῶν οἰκτιρμῶν τοῦ Θεοῦ. Τέως μέντοι αὐτὴν τὴν ἀρχὴν ἀναγκαῖον εἰπεῖν, καὶ ζητῆσαι πῶς τὸν Τιμόθεον ἐνταῦθα ἑαυτῷ συντάττει. Παῦλος γὰρ, φησὶν, ἀπόστολος Ἰησοῦ Χριστοῦ διὰ θελήματος Θεοῦ, καὶ Τιμόθεος ὁ ἀδελφός. “And now it is necessary at last to touch upon the very opening of the letter and to explain why it was that he began by speaking of ‘the mercies’ of God after his customary address. Indeed, first it is necessary to explain the very beginning and to investigate how it is that he attaches Timothy to himself here, for, he says, ‘Paul an apostle of Jesus Christ through the will of God, and Timothy the brother’ (2 Cor 1:1).” Brief Summary Analysis of Chrysostom Chrysostom begins with the conventional scholastic form of ζητήματα/προβλήματα καὶ λύσεις,19“ questions/

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ὑπὲρ ὑμῶν, also possibly, “on their [sc. the Corinthians’] behalf.”

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problems and solutions,” the first being very general, about the occasion of the letter, and the second very specific, about the presence of God’s mercies and consolation in the opening blessing (2 Cor 1:3). He addresses that first question at length in this ὑπόθεσις, which shows clearly that John thinks the very existence of the second letter requires an explanation. Hence 2 Corinthians, though a whole, is in another sense a part that needs to be understood in relation to another part, the first canonical letter. His first answer is that Paul had to write to clarify why he was delayed, and hence to preserve the apostolic character of truthfulness. He goes so far as to say that without the delay the letter wouldn’t have been necessary (a position from which he will immediately backtrack). One can discern that John doesn’t want anyone to think that a second letter was “necessary” because the first letter had in some way been deficient. Hence, he insists that the second letter wasn’t written only because of the necessity of the travel plans, but also – not because 1 Corinthians failed – but because it had indeed benefitted the Corinthians. Thus, his second solution is to appeal to parts of the first half of the letter that treat the malefactor and the Corinthians’ salutary conduct in the matter (2 Cor 2:5–6; 7:11, 15, conjoining the same parts of the letter as modern scholars will in their reconstructions). John’s concern is to demonstrate that Paul was pastorally fair-minded, in that he wanted to offer praise 19 For an entrée into the extensive scholarship, see, e.g., VOLGERS, Annelie / ZAMAGNI, Claudio (Hgg.): Erotapokriseis: Early Christian Question-and-Answer Literature in Context, Leuven 2004; BUSSIÈRES, Marie-Pierre: La littérature des questions et réponses dans l’antiquité profane et chrétienne: de l’enseignement à l’exegèse, Turnhout 2013; PAPADOYANNAKIS, Yannis: Instruction by Question and Answer: The Case of Late Antique and Byzantine Erotapokriseis, in: JOHNSON, Scott Fitzgerald (Hg.): Greek Literature in Late Antiquity: Dynamism, Didacticism, Classicism, Ashgate 2006, 91–106. Naturally, modern New Testament scholars also inherit a set of standard “problems” that must be treated in the Introductions to commentaries, as well as in the part-by-part exposition.

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[ἐπαινεῖν] to his Corinthian converts now that was of equal measure to the censure [ἐγκαλεῖν] he gave them in the first letter. John unites the part of 2 Corinthians 9 (with a quotation from 9:2) with this goal of showing Paul as responding with enthusiastic approbation to the Corinthians’ obedient carrying out of his commands from 1 Corinthians – not only chap. 5, but 16:1–4. Of course this rendition of 2 Corinthians 1–9 leaves out many parts that ill-fit the described purpose of praise for the Corinthians (e.g., virtually entirely 2:14–7:4). In fact, John knows very well that this description cannot be sustained for the whole [πᾶσα ἡ ἐπιστολή]. Hence, he turns quickly to issue an outright and perhaps somewhat anxious denial of another (unstated) ζήτημα: isn’t this letter καταφορικωτέρα – overly “denunciatory,” or “filled with invective”? Localizing the problem, he responds first by relegating the καταφορικωτέρα to ὀλίγα τοῦ τέλους αὐτῆς μέρη (“a few parts at the end of the letter”).20 Yet, despite this disclaimer, John’s treatment of these “few parts” (chapters 10–12 or 13) is one of the longest in his preface. He reconstructs an opposition against which Paul fights here, and, like most modern scholars, he takes 2 Cor 10:10; 11:6 and 11:12 to be quotations from their mouths that issue accusations against Paul. On John’s rendering the chief problem with these opponents was their slander [διαβάλλειν] of Paul; indeed, he mentions their observance of the Law as almost an afterthought. The final sentence before his conclusion seems to refer to the entire letter as having (only) three rhetorical movements: praise [ἐγκωμιάζειν] for the Corinthians (presumably chapters 1–9), refutation [καταβάλλειν], and blame [ἐπίπληξις]. While John’s syntax makes it clear that he sees the refutation to come first and the blame to follow it, exactly where the line is or 20 Contrast his comm. in Gal. 1.1 [PG 61.612] where he acknowledges from the outset “that the epistle is full of wrath is I suppose clear to everyone, even from a first reading” [Ἀλλ’ ὅτι μὲν θυμοῦ ἡ ἐπιστολὴ γέμει παντί που δῆλον καὶ ἐκ πρώτης ἀναγνώσεως].

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might be in 2 Corinthians 10–13 is not stipulated. At any rate, John recognizes the problem of incongruity of the parts (since praise and blame are, after all, opposing rhetorical forms) but he seeks to resolve it by offering a succession of movements and a new historical context for chapters 10–12. He also asserts, but does not defend, the claim that the “blame” or “rebuke” was in fact συμμέτρως, “done in moderation.” How exactly that is the case John leaves for the homilies on individual parts, treated seriatim. In at least one place in a later homily John will maintain that Paul had moderated his rebuke, at 11:9: Ἐνταῦθα πάλιν μετρίως αὐτοὺς πλήττει (“here again he rebukes them in a moderate way”).21 Chrysostom concludes with an acknowledgement that this is a quite brief overview of the text that he has given (we would have to agree!), one that he supposes is rather a quick “run-through.” Then he moves from there into some immediate ζητήματα that the opening parts of 2 Corinthians present: Why does Paul conjoin Timothy as co-sender, and why does he anomalously in this letter invoke God’s mercies and comfort right at the outset? One might have the impression by this somewhat rushed transition that John finds the problems posed by the parts to be a good refuge from some that are posed by the whole. II.

Theodoret of Cyrrhus

Theodoret, a generation after Chrysostom, provides a prologue to 2 Corinthians and a set of κεφάλαια, followed by a commentary on the letter that is noted for its succinctness. What follows is the Greek text of Theodoret, interpretatio in xiv epistulas sancti Pauli [PG 82.376–377], with my translation, arranged according to my own analysis of the contents. 21 And he even more frequently uses the language of “moderation” [μετριάζειν and cognates] in reference to Paul’s boasting in 2 Corinthians 10–12 (documentation in MITCHELL, Margaret M.: A Patristic Perspective on Pauline περιαυτολογία, in: NTS 47 [2001] 354–371).

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Prologue, part 1: First Corinthians as prelude Πολλὴν μὲν ἐκ τῆς προτέρας Ἐπιστολῆς οἱ Κορίνθιοι ὄνησιν ἐκαρπώσαντο· ηὔξησαν δὲ αὐτῶν τὴν ὠφέλειαν καὶ οἱ πάντα ἄριστοι καὶ ἀξιάγαστοι, πρῶτος μὲν Τιμόθεος, μετὰ δὲ τοῦτον ὁ Τίτος. Ἀμφότεροι γὰρ πρὸς αὐτοὺς ἀπεστάλησαν. “The Corinthians gained a great harvest of benefit from the first epistle. And in turn the most excellent and admirable Timothy and Titus augmented that benefit, for both of them – first Timothy and after him, Titus – were sent to the Corinthians.” Prologue, part 2: The immediate occasion of 2 Corinthians – Law-observant Christ-believers from among the Jews who opposed Paul everywhere Ἀλλὰ πάλιν τινὲς τῶν ἐξ Ἰουδαίων πεπιστευκότων, τὴν νομικὴν ἀσπαζόμενοι πολιτείαν, πάντοσε περινοστοῦντες, τὴν ἀποστολικὴν διδασκαλίαν διέβαλλον, ἀποστάτην καὶ παράνομον τὸν θεσπέσιον Παῦλον ἀποκαλοῦντες, καὶ φυλάττειν ἅπασι τὸν νόμον παρεγγυῶντες· ταὐτὸ δὲ τοῦτο καὶ ἐν Κορίνθῳ δεδράκασι. “But once again some of those who came to believe from among the Jews, embracing a life lived in accordance with the Law, traveling all around, were slandering the apostle’s teaching, stigmatizing the divine Paul as an apostate and transgressor of the Law, and commanding all people to keep the Law. And this is exactly the same thing they had done in Corinth, too.” Prologue, part 3: The place from which Paul writes – Macedonia, as promised Γράφει τοίνυν ὁ θεῖος Ἀπόστολος, ἤδη τὴν Μακεδονίαν κατειληφὼς κατὰ τὴν ὑπόσχεσιν.

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“So then, the divine apostle writes when he had arrived in Macedonia, in accordance with his promise.” Main Movements in the Argument: A. καὶ πρῶτον μὲν ἀπολογίαν ὑφαίνει ὡς μηδέπω παραγενόμενος, οὐκ ἐπειδὴ τὴν ὑπόσχεσιν οὐκ ἐπέρανεν· ὑπέσχετο γὰρ πρῶτον μὲν Μακεδόνας ὁρᾷν, μετὰ δὲ ταῦτα πρὸς αὐτους παραγίνεσθαι· ἔφη δὲ οὕτως ἐν τῇ προτέρᾳ· «Ἐλεύσομαι δὲ πρὸς ὑμᾶς, ὅταν Μακεδονίαν διέλθω· Μακεδονίαν γὰρ διέρχομαι· πρὸς ὑμᾶς δὲ τυχὸν παραμενῶ, ἢ παραχειμάσω, ἵνα ὑμεῖς με προπέμψητε οὗ ἐὰν πορεύσωμαι.» Οὐ τοίνυν παρὰ τὰς ὑποσχέσεις τι δέδρακεν. Ἀλλ’ ἐν Ἐφέσῳ μελλήσας, τῆς βραδύτητος τὰς αἰτίας διδάσκει. “First of all, he composes a self-defense for not yet coming, since he had not fulfilled his promise”. Explanation for A: “For he had promised that he would first see the Macedonians, and then after that he would come to them. This is what he said in the first epistle, ‘I shall come to you when I pass through Macedonia. For I am passing through Macedonia. And perhaps I shall remain with you or spend the winter, so you might send me forth wherever I am headed’ (1 Cor 16:5). However, he had not acted contrary to these promises. But having been delayed in Ephesus, he instructs them of the reasons for his slowness” (2 Cor 1:15–2:4). B. Ἀξιοῖ δὲ φειδοῦς καὶ τὸν τὴν παρανομίαν ἐκείνην τολμήσαντα. “And he asks them to spare the man who had dared to do that lawless act” (2 Cor 2:5–11; cf. 1 Cor 5:1–11). C. Εἶτα συγκρίνει τὴν Παλαιὰν τῇ Καινῇ, οὐκ ἐκείνην ἀτιμάζων, ἀλλὰ ταύτην δεικνὺς ὑπερέχουσαν.

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“Then he compares the Old Testament with the New, not dishonoring the former, but proving that the latter is superior” (2 Cor 3:1–18). D. Μετὰ ταῦτα τοὺς οἰκείους πόνους ἀναριθμεῖται οὐ φιλοτιμίας πάθει δουλεύων, ἀλλὰ τῶν ἐξαπατώντων διελέγχων τὸ ψεῦδος. “After this he enumerates his own labors, not because he was enslaved by the passion of vainglory but to refute the lie told by the deceivers.” (This is a refrain of the commentary itself; see on 2 Cor 4:8f.: Εἶτα τὸν τῶν πειρασμῶν ἀπαριθμεῖται κατάλογον [“Then he enumerates a list of his trials” (82.410)]; on 6:3f.: Εἶτα τοὺς οἰκείους πόνους εἰς τὴν ἐκείνων ὠφέλειαν διέξεισι [“Then he gives a recital of his own labors for the advantage of the Corinthians” (82.413)]; on 7:5f.: Εἶτα πάλιν ἐξηγεῖται τοὺς πειρασμούς [“Then once again he expounds on his trials” 82.417)]; see also F below). E. Προτρέπει δὲ καὶ τῆς τῶν ἁγίων θεραπείας φροντίσαι, τῇ Μακεδόνων μνήμῃ παραθήγων εἰς φιλότιμον χορηγίαν. “And he also persuades them to care for the service for the saints, using the mention of the Macedonians to incite them to a generous provision” (2 Corinthians 8, esp 8:1– 6). F. Τίθησι δὲ καὶ τὸν τῶν οἰκείων παθημάτων [377] κατάλογον, τοῦτον εἶναι χαρακτῆρα διδάσκων τῶν κηρύκων τῆς ἀληθείας. “And he adds also a list of his own sufferings, thus teaching that this is the distinguishing characteristic of those who proclaim the truth” (2 Cor 11:23–33). Conclusion: Αὕτη μὲν οὖν τῆς Ἐπιστολῆς ἡ ὑπόθεσις· τὸν δὲ νοῦν τῶν γεγραμμένων ἀκριβέστερον ἡ κατὰ μέρος ἑρμηνεία διδάξει.

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“So then, this is the basic sketch of the letter; the part-bypart interpretation will teach the meaning of what is written in it in more detail.” Brief Summary Analysis of Theodoret Theodoret’s ὑπόθεσις22 ends with this just quoted statement (chosen as an epigraph to this paper) that in a sense concedes that the “hypothesis” or overall view of the whole can only do so much, and that the part-by-part, passage by passage, interpretation will provide a “more detailed” or “more accurate” rendering of the whole. Whether this is just a statement of what he knows always to be true or a particular expression of the difficulty of 2 Corinthians is an open question.23 We can see in what I have termed the “Prologue, Parts 1, 2 and 3,” that Theodoret’s first task is to situate the letter historically. For him this involves three key steps: 1) connecting it to 1 Corinthians, on the one hand, and the visits of Timothy and Titus, on the other; 2) accounting for the new letter by appeal to Judaizing opponents who have arrived and slandered Paul’s teaching and sought to instill observance of the Law; 3) clarifying from where this letter was sent, which relates also to the issue of Paul’s travel plans. Like Chrysostom in his ὑπόθεσις, Theodoret wants to emphasize the salutary effects of 1 Corinthians and the 22 The ὑπόθεσις/argumentum section of the Euthalian matter and of individual homilists or commentators, whether Christians or others like Libanius with the speeches of Demosthenes, includes an historical contextualization, a recap of chief points or subject matter, and the purpose or goal of the work (cf. LSJ II.4.b: “subject of a speech in which the person, occasion, etc. are particularized”). 23 Similar phrases appear at the end of the ὑποθέσεις only to two others of the fourteen letters, Romans (ἡ μὲν οὖν ὑπόθεσις τῆς ἐπιστολῆς ἐστιν αὕτη· ἀκριβέστερον δὲ πάντα ἡμᾶς ἡ διδάξει [82.48]) and 1 Thessalonians (ἀκριβέστερον δὲ ταῦτα ἡ κατὰ μέρος ἑρμηνεία διδάξει [PG 82.629]).

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importance of Paul’s delayed visit in motivating this second letter. Unlike him, Theodoret emphasizes that the Judaizing opponents had come from elsewhere and that the chief problem was their teaching about the Law; also, interestingly, he does not address the issue of the invective in the letter. Although Theodoret knows well the form of ζητήματα καὶ λύσεις (he has a long work Quaestiones in Octateuchum) he has chosen not to make it an overt part of his prologue to 2 Corinthians, instead giving more of a thematic and content analysis. This means that he also seeks to encompass more of the letter than did his predecessor, John, who, surprisingly, didn’t mention the old covenant/new covenant discussion on Law in 2 Corinthians 3, or the catalogues of Paul’s labors and sufferings, nor that the purpose of 2 Corinthians 9 (as with the previous chapter 8) was not just to commend the Corinthians’ actions to date on the collection, but to command them to complete it (as Theodoret’s term προτρέπειν makes abundantly clear). Even so, when he turns from the historical background to the literary analysis of the argument, Theodoret is apparently not concerned to account for the entire argument or contents of 2 Corinthians, either, but he hits on what he regards as the major points. However, they are arranged in the order of the final letter, as the terms πρῶτον μέν, ἀξιοῖ δέ, εἶτα, μετὰ ταῦτα, and the δὲ καί connecting the final two parts amply show. He leaves out the epistolary praescriptio and blessing formula (that, as we noted, were a focus for Chrysostom), and he gives no direct attention to how the epistle concludes. Theodoret’s opening to the ὑπόθεσις and the summation of the letter’s contents are especially designed to agree with one another, in that the key elements of the Prologue are mirrored in the emphasis given in summations, such as Paul’s ἀπολογία for the unfulfilled promise of the visit, which Theodoret takes as the first major point of the letter. In addition to ἀπολογία, Theodoret includes other rhetorical terms among the descriptions in his resumé of the

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argument (συγκρίνειν, δεικνύναι, διελέγχειν, προτρέπειν). Theodoret does notice a refrain found in three or four parts of the letter where the apostle enumerates his sufferings (see D and F). Yet his analysis leaves the impression that Paul exemplified considerable variety and diversity of purpose. At 7:1–2 Theodoret seems to reckon with this directly.24 First he notes the different approaches Paul had been taking in 6:14f. (προφητικὴ διδασκαλία, διδάσκειν, ψυχαγωγεῖν), after which he turns to what he characterizes as the specific advice (παραίνεσις) and selfdefense (ἀπολογία) of 7:1 and 2. It is at this point that Theodoret anticipates an apparent concern by issuing an outright denial: “Paul does not say opposing things when at one point he praises them and then at another he accuses them” [Οὐκ ἐναντία φθέγγεται, ποτὲ μὲν αὐτοὺς ἐπαινῶν, ποτὲ δὲ αὐτῶν κατηγορῶν]. This is because, Theodoret argues, the Corinthians, being only human, of course did some things that were virtuous and others that were not. Hence any “inconsistency” among the parts is due to the Corinthians, not Paul. And in turn Paul’s σκοπός, Theodoret insists, was consistent throughout – “through both praise and censure25 to lead the Corinthians to live a life embracing the highest level of philosophical virtue” [σκοπὸς δὲ αὐτῷ, καὶ διὰ τῶν ἐπαίνων, καὶ διὰ τῶν ψόγων, εἰς τὴν ἄκραν αὐτοὺς παιδοτριβῆσαι φιλοσοφίαν (82.417)]. In order to justify Paul’s varying rhetorical approaches and dispositions in roughly 6:11 through 7:16 (and with his eye on what is coming next in chapter 8), Theodoret turns to the commonplace of the good teacher who “rebukes when timely, reproves when necessary, and encourages and persuades and rouses to action with plaudits” [ἐπιτιμᾷν εἰς καιρὸν, καὶ ἐλέγχειν εἰς δέον, καὶ παρακαλεῖν καὶ προτρέπειν, καὶ διεγείρειν ταῖς 24 So H ILL, Robert Charles: Theodoret of Cyrus: Commentary on the Letters of St. Paul, vol. 1, Brookline, MA 2001, 302 (in reference to 7:1): “Theodoret, too, like some modern commentators, is feeling a lack of sequence here.” 25 Here of course we see his similarity (and perhaps dependence upon) Chrysostom.

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εὐφημίαις (82.421)]. So, we see here both Theodoret’s awareness of the rhetorical veering in this part of the epistle, and his steadfast assumption that this must all have been Paul’s deliberate ethical purpose. At the same time, Theodoret’s reading of 2 Corinthians is rooted in his reconstruction of the historical situation and parts of the letter he regards as directly addressing the Judaizing opponents. Theodoret understands all the cases where Paul enumerates or alludes to his trials and tribulations at some length with lists (and the commentary that follows emphasizes this with the language of πόνοι, πειρασμοί, ἀναριθμεῖσθαι, καταλογεῖν26) as all intended to address that threat. Paul’s purpose via this refrain, sprinkled throughout the letter, was to offer a positive portrayal of the true apostle. This is likely the reason Theodoret ends his analysis with chapter 11, because it cements that point (though it leaves chapters 12 and 13 out of account): Τίθησι δὲ καὶ τὸν τῶν οἰκείων παθημάτων κατάλογον, τοῦτον εἶναι χαρακτῆρα διδάσκων τῶν κηρύκων τῆς ἀληθείας. “And he adds also a list of his own sufferings, thus teaching that this is the distinguishing characteristic of those who proclaim the truth” (2 Cor 11:23–33). With Theodoret, as well as Chrysostom, attention to the “whole” involves selection and highlighting among the “parts.” The whole that especially unites these parts for him is the character of Paul, the apostle.

26 Here Theodoret anticipates modern scholarship on the so-called περιστάσεις catalogues (e.g., FITZGERALD, John T.: Cracks in an Earthen Vessel: An Examination of the Catalogues of Hardships in the Corinthian Correspondence, Atlanta 1988).

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III. Pseudo-Athanasius, Synopsis scripturae sacrae [PG 28.417]27 Τρίτη, πάλιν καὶ αὕτη πρὸς Κορινθίους. The third letter,28 which is again to the Corinthians. The Historical Occasion [πρόφασις]: Καὶ ταύτην πρὸς τοὺς αὐτοὺς ἐπιστέλλει ἀπὸ Μακεδονίας. Ἡ δὲ πρόφασις τῆς Ἐπιστολῆς αὕτη· Δεξάμενοι Κορίνθιοι τὴν Ἐπιστολὴν τὴν προτέραν, κατενύγησαν ἐπὶ τῇ ἁμαρτίᾳ τοῦ λαβόντος τὴν μητρυιὰν, καὶ ἐλυπήθησαν δὲ, ὡς παριδόντες τοιοῦτον ἁμάρτημα· εἶτα ὑφηρπάζοντο παρά τινων τῶν καὶ τὰς προφάσεις τῶν σχισμάτων ποιούντων, ὥστε παρακαθέζεσθαι τῷ γράμματι τοῦ νόμου, καὶ ἀδιάφορον ἡγεῖσθαι τὴν παρὰ τοῦ Χριστοῦ χάριν, καὶ μᾶλλον προσεῖχον τοῖς ἐν προσώπῳ καυχωμένοις. Ἦσαν δὲ καὶ περὶ τῆς λογίας τῆς εἰς τοὺς ἁγίους φροντίζοντες καλῶς. Πρὸς ταῦτα οὖν ἀντιγράφει ὁ Ἀπόστολος. “He writes this letter to them from Macedonia. The occasion of the letter is this: 1. After the Corinthians received the former letter they were stung at the sin of the man who had taken his mother-in-law, and they were grieved that they had overlooked such a terrible sin. 2. Then they were snatched away by some people who make pretexts for divisions with the result that they hold fast to the 27 Sections of this are sometimes repeated in the Euthalian matter (to be treated next in this essay), as found in the Zacagni text, reprinted in PG 85.757–760. There is scholarly debate about which has priority, but more often it is thought that they migrate from the Synopsis scripturae sacrae into the Euthalian matter, which contains multiple forms and developments through time. There is a Synopsis sacrae scripturae attributed to (but not by) Chrysostom, which has some literary relationship to the Pseudo-Athanasian, but the former work only treats the OT. 28 I.e., in the corpus Paulinum, following Romans and 1 Corinthians.

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letter of the Law and consider the grace that comes from Christ insignificant, and attend more to people who boast in appearances. 3. And they were also rightly concerned about the collection for the saints. So, the apostle writes back to address these things.” Contents of the Letter in its Order: A. Καὶ πρῶτον μὲν ἀποδέχεται αὐτοὺς, ἐκβαλόντας τὸν παρανομήσαντα· “First he commends them for throwing out the man who did the transgression” (2 Cor 2:6). B. ἔπειτα ἀξιώσασιν αὐτοῖς συγκατανεύει, καὶ μετανοήσαντα ἐκεῖνον κελεύει δεχθῆναι. “Then he agrees with their having made this decision and gives the order that the man who repented is to be welcomed back” (2 Cor 2:7-8). C. Ἐν αὐτῇ δὲ διδάσκει περὶ τοῦ νόμου, διαιρῶν τὸ γράμμα, καὶ δείκνυσιν, ὅτι οὐ δεῖ λαμβάνειν τὸ γράμμα μόνον τοῦ νόμου, ἀλλ’ ἐν αὐτῷ τῷ γράμματι τὴν διάνοιαν ἐρευνᾷν· οὐ γὰρ μόνον ῥητά ἐστιν ὁ νόμος, ἀλλὰ καὶ ἐν τοῖς ῥητοῖς ἐστι καὶ ὁ νοῦς τοῦ πνεύματος· “And in this epistle he teaches about the Law, distinguishing the letter, and he shows that it is necessary not only to receive the letter of the Law, but to search for the meaning in the very letter. For the Law is not only words, but the spiritual sense, too, is also in the words” (2 Cor 3:6). D. ἔπειτα, ὅτι τοῦ Χριστοῦ ἐλθόντος, καινὴ κτίσις γέγονε, καὶ οὐ δεῖ κατὰ τὸ παλαιὸν ζῇν, ἀλλ’ ὡς ἐν καινῇ κτίσει ἐν πᾶσιν ἀνανεοῦσθαι καὶ ἀργὴν εἶναι λοιπὸν τὴν περιτομήν.

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“Then (he teaches) that after Christ came a new creation has come into being and one should not live according to what is old but live as though renewed in all respects by a new creation (2 Cor 5:16–17), and (he teaches) that circumcision is in the end fruitless” (??). E. Ἀποδέχεται δὲ αὐτοὺς καὶ περὶ τῆς διακονίας, καὶ προτρέπεται μᾶλλον αὐτοὺς πλεονάζειν. “And he commends them also for the collection effort and he persuades them to do even more” (2 Cor 8 and 9). F. Εἶτα αἰτιώμενος τοὺς ἐν προσώπῳ καυχωμένους, καταλέγει πάντα, ἅπερ πέπονθε διὰ τὸν Κύριον, καὶ τὰς ὀπτασίας δὲ διηγεῖται, ἅσπερ ἑώρακεν, εἴς τε τὸν παράδεισον καὶ εἰς τὸν τρίτον οὐρανὸν ἁρπαγείς. “Then, censuring those who boast in appearances (2 Cor 10:7–11:23), he enumerates all the things he suffered on behalf of the Lord (2 Cor 11:24–33), and he recounts the visions which he had seen when he was snatched up ‘into paradise’ and the third heaven” (2 Cor 12:1–5). G. Εἶτα παραγγείλας μὴ ἁμαρτάνειν ἀλλὰ μετανοεῖν τοὺς ἁμαρτάνοντας, ἐν εὐχαριστίᾳ τελειοῖ τὴν Ἐπιστολήν. “Then, after commanding them not to sin, but for those who sin to repent (2 Cor 12:20–13:2), he brings the epistle to a close with thanksgiving” (??). Brief Summary Analysis of Pseudo-Athanasius The paragraph that introduces the letter begins with a simple statement of the place of composition (Macedonia) and moves directly to the letter’s πρόφασις. Three issues are enumerated, which the apostle is said to have responded to by writing back [ἀντιγράφειν]. First, the letter of 1 Corinthians caused them grief [ἐλυπήθησαν] when they realized their oversight regarding the sin of

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the man Paul referred to in 1 Corinthians 5. Second, the problem of σχίσματα in 1 Corinthians (1:10; 11:18; 12:25) has carried over, and now is focused on the particular problem of people who attend to “the letter of the Law” [τῷ γράμματι τοῦ νόμου; cf. 2 Cor 3:6b]. The synopsist amplifies the problem by accenting both their hermeneutical failure and its theological consequences: they “consider the grace that comes from Christ insignificant [ἀδιάφορον],” a formulation that does not come from 2 Corinthians itself but is likely influenced by other parts of the corpus Paulinum (such as Rom 3:24; 11:6; Gal 5:4; Eph 2:5, 8, etc.). After that, following the canonical order of the epistle, he includes also that these schismatics “boast in appearances” [ἐν προσώπῳ καύχασθαι] which seems clearly to fit 2 Corinthians 10-12. And, third, for this author, the collection effort was addressed by Paul because the Corinthians were “rightly concerned” [φροντίζοντες καλῶς] about the collection (which can imply both their commendable attention to providing it, or their worries about it). Formulaically the list of κεφάλαια in the PseudoAthanasian Synopsis scripturae sacrae that follows the discussion of the πρόφασις is formed by temporal adverbs (πρῶτον, ἔπειτα, εἶτα) and descriptive verbs, the majority of which are not technical rhetorical terms: ἀποδέχεσθαι (twice), συγκατανεύειν, κελεύειν, διδάσκειν, δεικνύναι, προτρέπεσθαι, καταλέγειν, διηγεῖσθαι, τελειοῦν. There is also one ὅτι clause in D (following the δείκνυσιν ὅτι clause in C) that marks a proposition. The list omits entirely the epistolary prescript and blessing, as well as the full discussion of Paul’s travel plans in 1:15– 2:4 (a topic which was also absent in the discussion of the πρόφασις). The set of chief points in the argument begins at 2:6f., with two sub-sections (A and B) devoted to the treatment of the man who had his father’s wife, first with a commendation of the Corinthians for “throw-

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ing him out” [ἐκβάλλειν],29 and then both approval of their decision [ἀξιώσασιν]30 and a follow-up command to welcome the man back. Skipping from there to 2 Cor 3:6, as in the opening paragraph, the synoptist’s interest in this topic is shown in the more extended treatment. He rephrases 2 Cor 3:6 as a hermeneutical principle that becomes even an imperative not to rest in the letter of the text of the Law, but “to search for the meaning in the very letter” [ἀλλ’ ἐν αὐτῷ τῷ γράμματι τὴν διάνοιαν ἐρευνᾷν]. From here the author skips down to the καινὴ κτίσις of 2 Cor 5:17 (a part of the epistle interestingly not referred to by Chrysostom or Theodoret in their overviews), and the behavior that is appropriate to the new creation, which may refer to the list of Paul’s hardships in 2 Cor 6:3–10. But incongruously the author tacks on to this κεφάλαιον that Paul here unambiguously stated that circumcision is in the end fruitless [ἀργὴν εἶναι λοιπὸν τὴν περιτομήν], which is of course not accurate, as Paul (apparently as puzzlingly for the late antique synoptist as for contemporary scholars!) does not address circumcision at all in 2 Corinthians. Clearly one must see influence here again of other parts of the corpus Paulinum presumed or interjected, such as Gal 6:15, to which he was probably triggered by καινὴ κτίσις.31 These Pauline parts have been recombined here in the chapter-listing of 2 Corinthians. Probably both 2 Corinthians 8 and 9 are included under E, which the author understands to be both commendatory of the past and persuasive for the future. In F the author combines Paul’s actions with their rhetorical purpose: it was to censure [αἰτιᾶσθαι] “those who boast in appearances” that Paul catalogued his sufferings (11:23–33) and narrated his 29 Cf. 2:6, presumably an exegesis of ἡ ἐπιτιμία αὕτη along the lines of 1 Cor 5:13/Deut 17:7: ἐξάρατε τὸν πονηρὸν ἐξ ὑμῶν αὐτῶν. 30 This is interesting, given that Paul is rather clear in 1 Cor 5:3–5 (however one understands its convoluted syntax) that he is the one who decided this [κέκρικα]! 31 One also hears distinct echoes of Eph 4:22–23 in the prior clause about not living κατὰ τὸ παλαιόν and being renewed [ἀνανεοῦσθαι].

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visions (12:1–10). Without discussion the synoptist presumes that the “man I know” [οἶδα ἄνθρωπον] who was snatched up into paradise and to the third heaven was Paul himself. In the final κεφάλαιον the author rephrases Paul’s fear expressed in 12:21 as a command for sinners to repent, and then he declares that the epistle closes in thanksgiving (something rather hard to find in chapter 13). This synopsis is characterized by a more harmonizing hermeneutic than in Chrysostom and Theodoret, and by a wish to amplify the theological significance of Paul’s arguments, especially about the letter and spirit, and new creation. In this regard his focus on 2 Corinthians 3–5 is quite striking, especially in comparison with Chrysostom. IV. The “Euthalian Matter” The Euthalian matter for the Pauline epistles (which includes the μαρτύριον of Paul, a general prologue to Paul’s life and letters, ἀποδημίαι of Paul, prologues to individual Pauline letters, lectionary divisions, chapter-titles, and lists of Old Testament testimonia/quotations in the letters) provides us with a wealth of interesting material, since these paratextual aids were intended to guide the reader both through the intertwining of historical and literary contexts, and through navigating the part and the whole. And, what is fascinating for our inquiry, because these materials are likely composite (as even the voice of the key author indicates32), and accrued over time,33 they 32 Famously, the authorial voice at the end of the Prologue to the Pauline Epistles introduces the κεφάλαια that will be given as having been laboriously composed by “one of the wisest and most Christloving of our fathers” – καθ’ ἑκάστην δὲ συντόμως ἐπιστολὴν ἐν τοῖς ἑξῆς προτάξομεν τὴν τῶν κεφαλαίων ἔκθεσιν, ἑνὶ τῶν σοφωτάτων τινὶ καὶ φιλοχρίστῳ πατέρων ἡμῶν πεπονημένην [PG 85.708]. As Dahl affirms, “A great number of scholars are inclined to identify him with Pamphilus, Eusebius’ master and adoptive father, and head of the library at Caesarea Maritima, in the time between Origen and Eusebius. I am inclined to think that this is correct” (DAHL, Nils A.: The

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actually do not provide a single or uniform way in which to navigate the part and the whole, but instead a set of not entirely overlapping ones often conjoined with one another. For example, the κεφάλαια-τίτλοι, or list of chapter titles or chapter headings in Byzantine manuscripts tend to be quite standard in the Euthalian tradition. Sometimes they have a preface that indicates that some of the κεφάλαια contain μερικαὶ ὑποδιαιρέσεις, or sub-divisions, marked out in red ink. The one example we shall consider here is Gregory-Aland 1874 (10th century), Sinai, St. Catherine’s Monastery codex Gr. 273.34 In this case, before the κεφάλαια list is a prologue, replicated here with my translation: ΚΕΦΑΛΑΙΑ Αὐτῆς τῆς πρὸς Κορινθίους β’ Ἐπιστολῆς Ὁ πᾶς λογος ἐστὶν ἐν τῇ Ἐπιστολῇ περί τε ἑαυτοῦ, καὶ περὶ Κορινθίων καὶ τῶν ψευδαποστόλων· καὶ ἐκ ταύτης τῆς ὑποθέσεως πρόεισιν εἰς τὰ περὶ χάριτος θεοῦ, καὶ τῆς ἀγαπῆς πολιτείας κατὰ τὸ εὐσυνείδητον, καὶ τὸ ἐναγώνιον καὶ τὸ ἀφιλοχρήματον, καὶ περὶ τῆς μεταδοτικῆς ἀρετῆς, καὶ περὶ τῆς τῶν ψευδαποστόλων ἀλαζονείας καὶ πονηρίας. ‘Euthalian Apparatus’ and the Affiliated ‘Argumenta,’ in: HELLHOLM, David / BLOMKVIST, Vemund / FORNBERG, Tord (Hgg.): Studies in Ephesians, Tübingen 2000, 231–275; 240). 33 Fuller discussions in the key studies by BLOMKVIST, Vemund: Euthalian Traditions: Text, Translation and Commentary, Berlin 2012, 47–49; and WILLARD, Louis Charles: A Critical Study of the Euthalian Apparatus, Berlin 2009, with references to the earlier scholarship and debates on the history and development of the “Euthalian matter” involving von Soden, Robinson, Zunst and others. See also DAHL: The ‘Euthalian Apparatus’, 231–234. 34 I quote the text, including solecisms and erratic enumeration, as rendered by SWANSON, Reuben J.: New Testament Greek Manuscripts; Variant Readings Arranged in Horizontal Lines against Codex Vaticanus, Carol Stream, IL 2005, 195–198; 197 for MS 1874. Compare also the translation of BLOMKVIST: Euthalian Traditions, 47–48 (with which I differ at various points).

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“The Chapters of the Second Epistle of Paul to the Corinthians.” “The entire discussion in the Epistle concerns both himself and the Corinthians and the false apostles. And from this subject matter he passes on to things concerning the grace of God, and good conduct in accordance with a good conscience, readiness for battle and contempt for wealth, and concerning the virtue of sharing and concerning the foolish arrogance and wickedness of the false apostles.” This preface to the list of κεφάλαια-τίτλοι35 addresses directly the question of the whole, implicitly answering the question: What holds all the parts together? with an appeal to ὁ πᾶς λόγος. The answer, one that is echoed in some modern scholarship on 2 Corinthians, is Paul and his relationship with the church.36 At the same time, with ἐκ ταύτης τῆς ὑποθέσεως πρόεισιν εἰς τὰ περὶ χάριτος θεοῦ the prelude delves at first into what seem like general categories rather than an ordered list of the topics of subarguments in 2 Corinthians. And yet, the phrase χάρις θεοῦ is prominent in the letter, in 1:12; 6:1; 8:1 and 9:14 (cf. χάρις τοῦ κυρίου in 8:9), so it may indeed offer some thematic coherence to parts of the letter that are on different topics. ἀγαθὴ πολιτεία, a phrase that does not appear in 2 Corinthians, interestingly, is qualified three times, and in each case by a term that does not appear in the letter, either. This term is used, however, in the Pro35 This was included also in the Zacagni text of the Euthalian matter reprinted in Migne, PG 85.757, from which this Greek text is taken. 36 Cf. B IERINGER: Plädoyer für die Einheitlichkeit, 178: “Unsere Analyse hat deutlich gemacht, daß das Verhältnis zwischen Paulus und der korinthischen Gemeinde in 2 Kor von kaum zu überschätzender Bedeutung ist … In der jeweiligen Einzelexegese der Texte sollte diese Frage der Gegenseitigkeit im Verhältnis zwischen Apostel und Gemeinde, besonders auch hinsichtlich der Frage ihres theologischen Hintergrundes, mehr Beachtung finden.”

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logue to the Letters of Paul in the Euthalian matter repeatedly to characterize either Paul’s letters in general, or specific ones like Philemon.37 These descriptive markers are a bit less easy to connect with specific parts of the letter, except for the last one, τὸ ἀφιλοχρήματον, which at least could be implied in 2 Corinthians 8 and 9 and which serves as a transition to ἡ μεταδοτικὴ ἀρετή, which must refer to those chapters. If τὸ ἐναγώνιον refers to the battle metaphors of 2 Cor 10:1–6, then it is out of sequence. The summation concludes with a reference to the false apostles and their foolish boastfulness and wickedness, a reference to 2 Corinthians 11–12, or perhaps 10– 12. In this same manuscript, GA 1874, after this prologue we have the list (ἔκθεσις) of the κεφάλαια-τίτλοι for 2 Corinthians, as follows (text of SWANSON, 197, verbatim): Εὐχαριστεῖα περὶ

βοηθειας ἦ πεποιθέναι φησίν

περὶ ἀγάπης τῆς πρὸς αὐτοὺς καὶ φειδοῦς εἰς τὸ μὴ λυπῆν· εἰ καὶ λοιπὸν ὠφελεῖ· ὡς ἐπὶ τοῦ διὰ πορνείαν ἐπιτιμηθέντος ὧ καὶ συγχωρεῖ περὶ τῆς δι’ αὐτοῦ θείας ὠφελείας τοῖς ἐπιτιδίοις δι’ ἧς καὶ συνίστασθαι φησίν περὶ τῆς κατὰ κατὰ νόμον

λειτουργίας καὶ δόξης θειωτέρας τῆς

περὶ θείας δόξης καὶ τοῦ ἀκολούθου βίου ὅτι τοῖς ἁγίοις γινώσκεται

37 See, e.g., PG 85.701A, and DAHL: The ‘Euthalian Apparatus’, 237–238.

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περὶ τῆς κατὰ σῶμα ἀσθενίας καὶ τῆς τοῦ σώματος ἀποθέσεως καὶ ἐπαναλήψεως περὶ τῆς ἑαυτοῦ φιλοθεότητος καὶ φιλαδελφίας τῆς κατὰ ἀπὸ δοχὴ τῆς κορινθίων ὑπακοῆς καὶ ἀγάπης εὐφραινούσης αὐτόν προτροπῆ πρὸς ἐπίδωσιν χρημάτων τοῖς ἁγίοις καὶ τιμὴν τῶν διὰ τοῦτο ἐρχομένων ἐν ὧ περὶ τῆς Τίτου ἀποστολῆς καὶ τῶν ἄλλων πρὸς αὐτούς διήγησις τῶν ἰδίων πόνων καὶ προθέσεως καὶ τῆς ἐπ αὐτῶ χάριτος· πρὸς τὸ μὴ ἐπιπλάστοις προστίθεσθαι κορινθείοις· μ ἐν ὧ ἀντεξέτασις αὐτοῦ πρὸς ἐκείνους. π ἔλλεγχος ἐκεινων· περὶ ἑαυτοῦ τὸ ἐπίπονον τὸ παρὰ στιχοι τὸ ὠφελήμως αὐτὸ τρόπον. παρὰ σκευῆ· πον·

τίμιον.

πρὸς τῆν μέλλουσαν ἑαυτοῦ παρουσίαν· εὐχαριστεία περὶ βοηθείας ἡ πεποιθέναι φησίν What follows below is my translation of this text (as emended in the final lines38), together with my own pro-

38 Comparison with other manuscripts (see S WANSON: New Testament Greek Manuscripts, 2 Corinthians, 195–198) allows us to recon-

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visional attempts at lining up these κεφάλαια with the text of 2 Corinthians. This requires a bit of explanation. In his translation of von Soden’s edition39 of the κεφάλαια Blomkvist includes von Soden’s own assignment of the text, which in each case includes just an opening verse number, and hence does not articulate the full text unit or part beyond an opening line. Some of the titles have some direct lexical correspondence with the text of 2 Corinthians (these are marked in the notes), but in other cases synonyms, antonyms or generalized descriptors are used, from which we must try to determine the μέρος intended. Another clue to identification, of course, is in the literary form of the whole list, which is ordered, and in some cases also helps to limit the possibilities of reference by relative proximity. My provisional identification of these κεφάλαια that the list intends to delineate can of course be questioned, both in terms of the exegesis of the wording of the τίτλοι and their correspondence with the text of 2 Corinthians.40 One should struct the last four lines, which the scribe of this manuscript has clearly garbled. I translate the text as emended: περὶ ἑαυτοῦ τὸ ἐπίπονον τὸ παρὰ τίμιον τὸ ὠφελίμως αὐτότροφον παρασκευὴ πρὸς τὴν μέλλουσαν ἑαυτοῦ παρουσίαν στίχοι [εὐχαριστία περὶ βοηθείας ἡ πεποιθέναι φησίν, repeating line one]. 39 SODEN, Hermann Freiherr von: Die Schriften des neuen Testaments in ihrer ältesten erreichbaren Textgestalt, Bd. 1, Berlin 1902, 464. 40 A further and obviously important question, beyond the scope of this paper, is how and where these κεφάλαια-τίτλοι and ὑποδιαιρέσεις are marked in the manuscripts themselves, either spelled out with black or red ink, or, as some manuscripts indicate, using asterisks (see ms. 1891 [X] Jerusalem Orthod. Patriarchat Saba. 107; St Petersburg, Ross. Nac. Bibl. Gr. 317, listed in SWANSON: New Testament Greek Manuscripts, 2 Corinthians, 198). Because of the composite nature of the Euthalian matter one cannot assume a direct intentional correspondence between the κεφάλαια-τίτλοι lists and decisions about where these markers were placed in any given manuscript. But in any case, one of the reasons we need a full critical edition of the Euthalian matter is to attempt to address questions such as these. For the purposes of this paper I offer these chapter-titles as a thought experiment to ourselves to think with the parts and wholes of 2 Corinthians.

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also note that there is disagreement in the secondary literature about whether the ὑποδιαιρέσεις are sub-chapters (i.e., sub-arguments) or if they are “greatest hits” or major passages within (ἐν ᾧ). At first I tried to outline them as the former, but I came to the judgment that there is much overlap among the three subdivisions in 10:1– 13:13 because they characterize rhetorical strategies, rather than either sub-sections or key moments. Also, I have translated the first order headings in a manner that may be inclusive of a wider passage, given that many scholars think these sub-divisions (ὑποδιαιρέσεις) were added later (and my study of this confirms it, as there is repetition of the major heading in both instances where ὑποδιαιρέσεις are included). “Chapters/Main Headings41 of the second letter to the Corinthians.” 1. “Thanksgiving for God’s help, in which he says he has confidence” (1:3–1442 [von Soden: 1:3]). 2. “Concerning his love for them and his act of sparing in order not to cause them grief, although in the end43 he gives them benefit, as in the case of the man who was

41 “Chapters” or “chief points”; as B LOMKVIST: Euthalian Traditions, 121, notes, the Greek term κεφάλαιον means both these things, and hence corresponds to both capitulum and caput in Latin. In some sense its use here in these lists seems to cover both meanings. 42 See B LOMKVIST: Euthalian Traditions, 132–133 for a discussion of whether the εὐχαριστία refers to the εὐλογητὸς ὁ θεός formula in 1:3, or εὐχαριστηθῇ in 1:11. He decides for the former because Paul is not the one offering the thanksgiving in 1:11 (on which I would agree), even as he considers 1:9–10 to be the referent of the βοήθεια that is the basis of Paul’s confidence. I would extend the referent to 1:14, which forms the transition at 1:15: ἐν ταύτῃ τῇ πεποιθήσει. Blomkvist acknowledges (pp. 39–40) that determining the biblical passage(s) being referred to (what he called the “pre-text”) is often difficult. 43 Compare the reading of MS 1175: ἡ καὶ λυπῶν ὠφελεῖ, “by causing grief he gives them benefit.”

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rebuked for sexual misconduct, whom in addition he pardons” (1:23–2:1144 [von Soden 1:15]). 3. “Concerning the divine benefit that comes through him to those who are worthy, by which benefit he says he is recommended” (2:14–3:645 [von Soden: 2:12]). 4. “Concerning the ministry of the Spirit and its glory that is more divine than that in the Law” (3:7–1846 [von Soden 3:7]). 5. “Concerning divine glory and the mode of life that is in conformity with it because it is known to the saints” (4:1–647 [von Soden 4:1]). 6. “Concerning the weakness of the body and the casting off of the body and its restoration” (2 Cor 4:7–5:1048 [von Soden 4:7]). 7. “Concerning his own love of God and Christ-like love of others” (2 Cor 5:11–7:449 [von Soden 5:12]). 8. “Approbation of the Corinthians’ obedience and their love which gladdens him” (2 Cor 7:5–1650 [von Soden 8:1]).

44 ἀγάπη in 2:4 (cf. 2:8); φειδόμενος in 1:23; λύπη/λυπεῖν in 2:1, 2, 3, 4, 5, 7; ἐπιτιμᾶν: cf. ἐπιτιμία in 2:6. 45 συνίστασθαι: συνιστάνειν/συστατικαὶ ἐπιστολαί in 3:1. 46 ἡ κατὰ πνεῦμα λειτουργία: ἡ διακονία τοῦ πνεύματος in 3:8 (cf. πνεῦμα in 3:17); δόξα in 3:7, 8, 9, 10, 11, 18; interestingly, despite its presence here, the word νόμος is not used by Paul in 2 Cor 3. 47 δόξα in 4:4, 6. On ὅτι τοῖς ἁγίοις γινώσκεται see 4:3–4, and ἅγιοι as an antonym for ἄπιστοι. 48 ἀσθένεια is not present, but its antonym δύναμις is in 4:7 (and the antithesis ἀσθένεια/δύναμις was established in 2 Cor 12:9–10; 13:4); σῶμα in 5:6, 8; cf. σάρξ in 4:11; οἰκία τοῦ σκήνους in 5:1. 49 φιλαδελφία ἡ κατὰ cf. ἡ ἀγάπη τοῦ Χριστοῦ in 5:14. 50 ὑπακοή in 7:15 (cf. 2:9); ἀγάπη cf. ἐπιπόθησις in 7:7, 11; εὐφραίνειν cf. χαίρειν/χαρά in 7:7, 9, 13, 16.

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9. “Argument of persuasion to make a voluntary contribution to the saints, and the honoring of those who come for this purpose” (8:1–9:1551 [von Soden 8:1]). 10. “In which: Concerning the sending of Titus and the others to them” (8:16–9:552 [von Soden 8:16]). “Narration of his own labors and disposition53 and of the grace that is in him with the intent that the Corinthians not side with the false claimants” (2 Cor 10:1–12:1354 [von Soden 10:1]). 30. “In which: Comparison of himself with those guys” (2 Cor 10:7– 18;55 and 11:1–12:13? [von Soden 11:1). 80. “Refutation of those guys” (10:1–12:13? [von Soden 11:7]). “Concerning his own toil that was precious to God; lines on his self-sufficiency which conferred them a benefit” (11:7–11 and 11:23–12:18;56 [von Soden 11:21]). 31. “Preparation for his coming arrival” (12:14–13:1357 [von Soden 12:14]). 51 ἐπίδοσις cf. δότης in 9:7; δίδωμι in 9:9; and δωρεά in 9:15; οἱ ἐρχόμενοι cf. προέλθωσιν in 9:5 (cf. the language of [συμ]πέμπειν in 8:18, 22; 9:3). 52 ἀποστολή cf. ἀπόστολος in 8:23; see also the synonymous verb [συμ]πέμπειν, as listed in the previous note. 53 Or “purpose, intention” (πρόθεσις). 54 πόνοι cf. κόποι in 11:23; κόπος καὶ μόχθος in 11:27; κατεργάζεσθαι in 12:12. ἐπίπλαστοι cf. synonymous terms such as ψευδαπόστολοι in 11:13; ψευδάδελφοι in 11:26; δόλοι in 11:13; μετασχηματίζεσθαι in 11:13–15. 55 ἀντεξέτασις cf. συγκρίνειν in 10:12, 13, 18. 56 On ἐπίπονος see note 54 above on πόνος; αὐτότροφος see synonymous term ἀβαρής in 11:9 and antonyms καταβαρεῖν in 12:16 and καταναρκᾶν in 11:9; 12:13.

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“Thanksgiving for God’s help, in which he says he has confidence” (??). Brief Summary Analysis of the Euthalian traditions In terms of genre, the list of κεφάλαια in the Euthalian traditions for 2 Corinthians includes three different formulae: seven nouns (εὐχαριστία, ἀποδοχή, προτροπή, διήγησις, ἀντεξέτασις, ἔλεγχος, παρασκευή), some of which (those italicized) are literary-rhetorical terms for persuasion, narration, comparison and refutation, respectively)58; seven περί + Genitive (once with Accusative) clauses functioning as a topic marker, all but one referring to chapters 1–6; and one πρός + Accusative clause.59 It is instructive to compare these formulae with the κεφάλαια-τίτλοι for Paul’s 1 Corinthians, which includes a whopping twenty-one περί + Genitive clauses, one κατά + Genitive and one noun (ὁμοίωσις). While one might reasonably assume that this has something to do with the marked use of περὶ δέ in the letter of 1 Corinthians itself,60 we find the same striking difference in the case of Romans, which includes twenty-one περί + Genitive clauses, two nouns (ἐπανάληψις, παραίνεσις) and one ὅτι clause. It seems as though the list begins with chapters 1–6 of 2 Corinthians being treated similarly to Romans and 1 Corinthians, but then after around chapter 6 the analysis did not seem to fit a topic marker so much as a nominal, often rhetorical descriptor.61 57 Παρουσία cf. ἑτοίμως ἔχω ἐλθεῖν πρὸς ὑμᾶς in 12:14 and ἔρχομαι πρὸς ὑμᾶς in 13:1. 58 Three other nouns found in the κεφάλαια-τίτλοι of other Pauline letters that are lacking here are παραίνεσις, παράκλησις and εὐχή. 59 On the generic features of these κεφάλαια-τίτλοι lists see BLOMKVIST: Euthalian Traditions, 121–138. 60 At 7:1; 7:25; 8:1; (8:4 with οὖν, not δέ); 12:1; 16:1; 16:12 (on the formula see MITCHELL, Margaret M.: Concerning περὶ δέ in 1 Corinthians, in: NovT 31/3 [1989], 229–256). 61 Interestingly we find the same for Philippians, where there are five nouns (εὐχαριστία, διήγησις, ἀποδοχή, παραίνεσις [twice]), and only two περί + Genitive clauses. But there is variety among the letters in

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The Euthalian tradition has the most extensive list of κεφάλαια, which leaves less gaps than the previous sources we have treated, beginning with the opening of the letter. It also seems closest to the language of the text of 2 Corinthians (as the notes document) but by no means slavishly so, and still employing a range of synonyms and antonyms. The terminology also clearly shows an awareness of different types of material in this letter. It is also interesting that Paul’s own rhetorical purpose is highlighted about the sparing visit/harsh letter of 1:23– 2:11 (κεφ. β); his treatment of letters of recommendation in 3:1 (κεφ. γ); the collection appeals in chapters 8 and 9 (κεφ. θ); and the argument of chapters 10–13, or at least 10:1–12:13 (κεφ. ι). But the form of a list in itself lends unity to the text, a presumed ordered pattern that can subsume within it parts that might fit unevenly. As we noted above, a verse-by-verse commentary (which this form does not include, but may be intended to inspire) is of a different order in both taking the text apart and seeking to connect it to wider wholes, both on the immediate and broader literary (and historical) contexts. Although it is perhaps or even likely a scribal error, the repetition of κεφάλαιον α at the very end of the list in this manuscript gives 2 Corinthians a kind of inclusio format, as a letter that begins and ends with thanksgiving. And this is precisely the somewhat odd claim we find in PseudoAthanasius, Synopsis scripturae sacrae.62 In both cases there seems to be an attempt at rounding off the text and softening the harsh tones of 2 Corinthians 10–13, although without a direct statement such as we find in Chrysostom, who tries to relegate those troubling parts to “a few parts near the end of the letter” [ὀλίγα τοῦ τέλους αὐτῆς μέρη]. the κεφάλαια-τίτλοι in this regard, which would require – and reward! – a detailed study (Blomkvist carefully studied these comparatively across the whole set, but not according to each individual letter). 62 There may well be cross-fertilization in these scholastic forms over time that has brought this convergence about.

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Concluding Remarks toward Further Conversation I conclude with a brief discussion of how these various texts treat the ending of 2 Corinthians. Among many striking impressions of these materials, I note that we have not seen any of these sources isolate chapters 10–13 as a rhetorical unit. Often there is little attention to chapter 10 and even less to chapter 13, and the focus is on the two main headings of chapters 11–12: the list of trials and the recital of visions (and, in one case, on the distinctively harsh tone of these parts of the letter). This fact is both remarkable in itself and it is interesting for how we and they think about wholes and parts. Even if we may disagree on whether it is a part of a unified 2 Corinthians, or a letter that came either before 2 Cor 1–9 (or some parts of it) or after 2 Cor 1–9, there seems to be consensus among modern scholars that 2 Corinthians 10–13 is a literary unit of some kind. Largely I think that this is due to the principles of literary criticism, given the opening formula at 10:1 that marks some kind of a transition (Αὐτὸς δὲ ἐγὼ Παῦλος παρακαλῶ ὑμᾶς). Further, the unit has an inclusio of ἀπών/παρών (2 Cor 10:1–2, 11 and 13:10), the Jeremianic dichotomy between οἰκοδομή and καθαίρεσις (2 Cor 10:8 and 13:10; cf. Jer 24:6), and the call for obedience so Paul will not have to act even more harshly against them (2 Cor 10:2–6 and 13:7).63 And this “four-chapter part” (or “four-chapter letter,” so Hausrath and others) seems to have a deliberate, if somewhat complicated and ingenious, argument line, or ἀκολουθία, rooted in both the rhetorical form of σύγκρισις (comparison) and the need to supply at least three witnesses (as Deuteronomy 19:15, cited by Paul in 2 Cor 13:1, stipulates) for Paul’s authenticity as an apostle. But that this is of less concern to the ancient sources we have examined is due to the ways in which they identify and focus on the 63 T HRALL, Margaret E.: II Corinthians, London 2000, 2.596; FURNISH, Victor Paul: II Corinthians, Garden City, NY 1984, 459.

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part and its relationship to the whole, and their varied purposes for doing so, as well as the literary forms in which they are expressed, which articulate part and whole in distinctive ways. What is the significance of this convergence of contemporary New Testament scholars – between “partition theorists” and “unity theorists” – on this point, as against ancient interpreters who all presume unity? My goal in this paper has been to open up a discussion of how the relationship of μέρος καὶ ὅλον might provide a way to realize that “unity” versus “partition” theories is an overly blunt way of dividing scholarly positions about how we actually approach a complex textual phenomenon such as 2 Corinthians. I hope that working with these four ancient sources might be a useful way to do that as we also analyze our own ways of delineating and calibrating the multiple foci of our own work, of construing whole and part and their significance and stakes. I look forward to continued discussion on this set of issues with all who puzzle over the literary composition of 2 Corinthians!

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The Making of 2 Corinthians: The Three Classical Solutions, Their Weaknesses and Strengths

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Introduction

There will probably never be a consensus about the prehistory of 2 Corinthians. The character of the material and our current knowledge of the history of Paul leave open so many possibilities of interpretation that no one can force the others to agree with his own solution. In fact, even if scholars think that they have the best answer to the question, they can never be totally sure themselves that theirs is the only possible solution. Moreover, an extensive, continuous discussion on this question now spans 150 years. All possible and impossible arguments and proposals have been made. It is thus often frustrating to read or hear ‘new’ arguments for a solution, knowing that such arguments had already been presented and discussed long ago. Open questions in biblical studies nevertheless need to be dealt with again and again, (1) because new generations of scholars must establish their own position on them and need to be introduced to such problems, (2) because in discussing such problems, the scholarly community does probe a little deeper into the problem and come a little nearer to a solution and (3) because, especially in the case of 2 Corinthians, the answer to the question of the compilation of the letter is

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crucial to how one understands Paul’s life, his theology and his character. The first difficulty in attempting to resolve the problem is one well known in other biblical text material: it is impossible to know if someone after Paul has manipulated the text, adding words or sentences to the text or removing something, before the 2 Corinthians as we know it entered circulation. If the scholar arrives at the interpretation that this text is composed of originally separate letters or parts of letters, he or she must also suppose that there had been some redactional activity and that some Pauline greetings which had belonged to the beginnings and endings of those letters had been omitted. Leaving 6:14–7:1 aside, it would be difficult to identify any thought, expression or word that in principle could not be said to have originated from Paul. Therefore, I think that we can confidently handle the rest of the text material as coming from Paul himself. Here, we have only to ask in which order and time the text material was written and sent. 2

The three main solutions

There have been many proposals over the history of scholarly research as to how to explain the nature of 2 Corinthians, how many originally independent pieces of text there had been before someone used them to formulate the letter as it appears now in the New Testament and in which chronological order the original text pieces had been written. Only three proposals among the many alternatives have thus far enjoyed wide support: (1) ‘the unity solution’: the letter had been written by Paul as it is and was sent as such to Corinth; (2) ‘the double controversy solution’: chapters 10–13 were written and sent after chapters 1–9; (3) ‘the Letter of Tears solution’: the chapters 10–13 were written and sent to Corinth before chapters 1–9. In the two latter solutions, section 6:14–7:1 is usually separated from the rest of the text in chapters 1–9, and

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scholars have explained its existence in this odd and erroneous place in various ways, which however will not be discussed here. Rather, how the supporters of the unity solution try to explain the contextual relevance of these verses is of greater interest to us. The supporters of the latter two solutions depart from one another in their interpretation of the two ‘collection chapters’ 8 and 9. Many of them disconnect one or both of the chapters from the entirety of chapters 1–9, but this approach will not be discussed here either. My purpose in this paper is to scrutinize the inherent weaknesses and strengths of the three main solutions for the mystery of 2 Corinthians as a whole, focusing on the logical consequences of these solutions. That is, given these solutions, what are we to think about Paul, about the situation in Corinth, about his adversaries, the ‘super apostles,’ and about how the letter or letters were brought to Corinth? 3

The unity Solution

No solution other than the unity of the letter finds support in the manuscripts of 2 Cor.1 Were we to make the decision purely from a text-critical point of view, it would be clear that 2 Cor has been a single entity from its conception. There are, however, examples in other texts of antiquity, where originally separate texts have been appended to one another without any indicative marks in manuscripts.2 Those favouring the view that the 1 B IERINGER, Reimund / LAMBRECHT, Jan: Studies on 2 Corinthians, Leuven 1994, 169; SCHMELLER, Thomas: Der zweite Brief an die Korinther (2Kor 1,1–7,4), Neukirchen-Vluyn 2010, 25; 36; SCHNELLE, Udo: Der 2. Korintherbrief und die Mission gegen Paulus, in: SÄNGER, Dieter (Hg.): Der zweite Korintherbrief. Literarische Gestalt – historische Situation – theologische Argumentation. Festschrift zum 70. Geburtstag von Dietrich-Alex Koch, Göttingen 2012, 306. 2 For examples, see S CHMIEDEL, Paul Wilh.: Die Briefe an die Thessalonicher und an die Korinther. Hand-Commentar zum Neuen

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text of 2 Cor is divided, on the other hand, argue that the original pieces of texts had been edited and connected together, before the composition we now know as 2 Cor was put into circulation. If this is the case, it is only natural that there would be no variations in the manuscripts. The text we now have in the so-called 2 Corinthians of the New Testament does leave an authentic Pauline impression; section 6:14–7:1 constitutes the only section where this is not the case. This section not only breaks up Paul’s argumentation, but also the vocabulary and theology of the section do not fit well into a Pauline letter. By contrast, there have been attempts to understand the section as a genuine Pauline text that Paul had himself dictated in this place. Thus, for example, Murray J. Harris concludes that ‘perhaps Paul had composed it (sc. section 6:14–7:1) at an earlier time, under Essene influence, and now corporates it, possibly after a pause in dictation.’3 It is however difficult to see why Paul would have used an old piece of text here. In what form would it have been in his pocket or baggage? That Paul was perhaps citing himself when he dictated the brilliant and contextually well situated 1 Cor 13 makes good sense, but the supposition that he would have cited himself in the strange section after 2 Cor 6:13 is absurd. Had inspiration perhaps escaped him momentarily?

Testament. Zweiter Band, erste Abtheilung, Freiburg 21892, 80–81; KENNEDY, James Houghton: The Second and Third Epistles of St. Paul to the Corinthians with some Proofs of Their Independence and Mutual Relation, London 1900, XXVI–XXVII; LAKE, Kirsopp: The Earlier Epistles of St. Paul. Their Motive and Origin, London 1911, 164 n. 1; VIELHAUER, Philipp: Geschichte der urchristlichen Literatur. Einleitung in das Neue Testament, die Apokryphen und die Apostolischen Väter, Berlin and New York 21978, 154–155; Recently, SCHMELLER: Der Zweite Brief an die Korinther, 34–36 has informatively pointed to the combinations of the letters of Cicero in Late Antiquity. 3 HARRIS, Murray J.: The Second Epistle to the Corinthians. A Commentary on the Greek Text, Grand Rapids, Michigan 2005, 14– 23.

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After an informative exploration into the strangeness of section 6:14–7:1 as a Pauline text, Christian Wolff interprets the same verses as detailing an original exhortative baptismal tradition, which Paul was applying to a new purpose – that is, to dissociate the Corinthian community from his rivals in Corinth: the Corinthian community had to be open to Paul (6:11–13) yet closed off to Paul’s enemies (6:14–7:1).4 Even if this were the correct interpretation, would the members of congregation really have understood this message? The most natural target of the section would rather be the heathen world, and, therefore, the text does fit a baptismal context, but the possibility that Paul was hinting at his opponents is far too thin. From the literary-critical perspective, section 6:14– 7:1 so clearly did not originally belong where it stands now that its exceptional status is accepted even by proponents of the unity theory of 2 Cor, like Udo Schnelle and Thomas Schmeller.5 The former thinks that the text is un-Pauline and the latter that it has been misplaced among Pauline texts. At any rate, this passage demonstrates that any argumentation couched on the unanimous testimony of the manuscripts has no value in discussions about the compilation of 2 Cor. Furthermore, if there has indeed been redactional activity in this part of 2 Cor, it opens the possibility that similar activity has influenced also other parts of the letter. All such activity must have taken place already by the time the letter was put into the circulation. Undeniably, the structure of 2 Cor is odd and unnatural, had 2 Cor been sent in the form it exists now. The biggest problem is the position of chapters 8 and 9 in the middle of 2 Cor. These chapters discuss ministering to 4 WOLFF, Christian: Der zweite Brief des Paulus an die Korinther, Berlin 1989, 146–149. 5 SCHNELLE, Udo: Einleitung in das Neue Testament, Göttingen 1994, 106–107; SCHMELLER: Der Zweite Brief an die Korinther, 37; 370.

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the Judean believers, a highly important but also practical matter for Paul. In his other letters, Paul handles similar themes only at the end of his letter (Rom 15:22– 16:23, 1 Cor 16), a position that also suits the rhetorical flow of his letters. The placement of an extensive exhortation of gift-giving at the middle of his letter is thus striking, especially considering Paul’s sharp critique of the Corinthians following this unusual place of chapters appealing to them to lavish gifts of money. There have also been several attempts to interpret 2 Cor as a unified letter by appealing to rules and conventions of rhetoric in Antiquity. However, no scholar has been able to bring forth a speech or letter with a similar number and nature of contradictions and odd changes in topics and an equally peculiar structure. Generally, attempts to interpret the details of the content of 2 Cor in a way that would accommodate one and the same situation of writing are mostly anything but convincing. They do not help us to understand better what Paul wants to say here, nor in what situation he is writing.6 If, neverthe6 Cf., for example, LONG, Fredric J.: Ancient Rhetoric and Paul’s Apology: The Compositional Unity of 2 Corinthians, Cambridge 2004. Long comes to the solution that 2 Cor as a unified entity is ‘an official apologetic letter’ (231). Paul is using here a rhetorical strategy of his own, which Long terms ‘incarnational rhetoric’ (240). The cultivation of Latin rhetorical terminology is useless, if the content of the verses does not match the meaning of the rhetorical term used. From an exegetical perspective, there are many weaknesses in the attempt to identify all these details neatly with the main theory about the unified integrity of the letter. Cf. HARRIS: The Second Epistle to the Corinthians, 110: ‘the practice of rhetorical criticism seems to be more of an art than a science, with the highly subjective nature of the enterprise reflected in the wide divergence between the findings of the practioners… It would appear that as rhetorical criticism is practiced, the focus of attention can all too easily become the relationship of the text to extraneous classical rhetorical norms, and, on the assumption that Paul is following these norms.’ On p. 109, Harris offers a sober description of the rhetorical character of Pauline letters. An equally critical perspective on attempts to solve the problem of 2 Cor through rhetorical analysis can also be found in SCHMELLER: Der Zweite Brief an die Korinther, 27–29.

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less, 2 Cor was originally a single, unified letter, it would be sui generis insofar as its rhetoric nature and the complete absence of analogues in antique or other literature is concerned. In other words, the structure of 2 Cor is rhetorically incoherent. It is impossible to see the kind tone in chapters 1–9 as a captatio benevolentiae that would have helped the congregation accept the subsequent message in the harsh tone of chapters 10–13. It would be much easier rather to identify a clear rhetorical structure in the entirety of chapters 1–7 or 1–9. In addition, a working rhetorical structure can be seen in chapters 10–13. What is not possible is to sensibly construe the whole of 2 Cor as one rhetorical entity.7 On the whole, the contents of 2 Cor are contradictory. The most radical change in the content and atmosphere of the text happens between chapters 9 and 10. For example, the contents of 7:7–16 do not fit with 10:1–11. The same can be said of 8:7 compared with 12:20. There are also many other instances that speak against the coherence of 2 Cor, and these have been thoroughly discussed in the scholarly history. The reversal of Paul’s attitude to the Corinthians in 2 Cor occurs without any apparent explanation. It cannot be explained by supposing that Paul is writing to two separate audiences – first to the part of congregation with whom his relationship was good, then either to the part with which he was still in dispute, or to his opponents 7 Critical of attempts to solve the textual integrity of 2 Cor through a rhetorical explanation, see further THRALL, Margaret E.: The Second Epistle to the Corinthians. Volume 1: 1–7, London and New York 1994, 10–13; LINDEMANN, Andreas: ”...an die Kirche in Korinth samt allen Heiligen in ganz Achaja”. Zu Entstehung und Redaktion des ”2. Korihterbriefs”, in: SÄNGER, Dieter (Hg.): Der zweite Korintherbrief. Literarische Gestalt – historische Situation – theologische Argumentation. Festschrift zum 70. Geburtstag von Dietrich-Alex Koch, Göttingen 2012, 150, comes to the following conclusion after having analyzed the content of 2 Cor: ‘Kap. 9 im Anschluss an Kap. 8 und dann der ganze Abschnitt Kap. 10─13 als Fortsetzung von Kap. 9 wären aber innerhalb ein und desselben Briefes für die Adressaten nicht mehr verständlich gewesen’.

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with their supporters in the congregation.8 On the contrary, Paul always writes to the entire congregation, and there is not the least hint in the whole of 2 Cor that the audience would have changed somewhere in the text. On the other hand, defenders of the unity theory of 2 Cor have emphasized that even chapters 1–9 are not as harmonious as advocates of the partition theories have argued them to be. For instance, where Paul defends himself against misunderstandings (1:13ff., 23ff.; 4:2f.; 5:11ff.; 7:2), he also engages in polemics against false apostles (2:17f.; 3:1).9 The negative statements and feelings in chapters 1–9 are nevertheless light in comparison with the tone in chapters 10–13. In chapters 1–9, Paul appeals to the Corinthians as a man sure of his own position (e.g., 6:11–13; 7:4); on the other hand, not a trace of such confidence is to be found, in chapters 10–13.10 One explanation for the incoherence of 2 Cor that makes little sense is to assume that there was simply some change in Paul’s usual state of mind, for example, due to a sleepless night.11 As Hans Windisch has already written, a sleepless night would not alone explain the matter, as one would also need to presuppose some mental aberration that would have caused Paul to forget what 8 Thus WINDISCH, Hans: Der zweite Korintherbrief, Göttingen 91924, 14–16; LINDEMANN: An die Kirche in Korinth, 147–148; KÜMMEL, Werner Georg: Das Neue Testament im 20. Jahrhundert. Ein Forschungsbericht, Stuttgart 1970, 214–215, and SCHNELLE: Einleitung, 110; DERS.: Der Zweite Korintherbrief, 320. 9 KÜMMEL: Das Neue Testament im 20. Jahrhundert, 214. 10 BORNKAMM, Günther: Die Vorgeschichte des sogenannten Zweiten Korintherbriefes, Heidelberg 1961, 22–23. 11 L IETZMANN, Hans: An die Korinther I/II. Ergänzt von KÜMMEL, Werner Georg, Tübingen 51969, 139, is famous for his attempt to explain the differences in the two parts of 2 Cor as the results of a sleepless night. Cf. BIERINGER / LAMBRECHT: Studies on 2 Corinthians, 168–169: ‘[Es ist] vorstellbar, dass der Apostel zunächst über die guten Nachrichten begeistert in eher freudig versöhntem Ton schrieb, dass er sich jedoch schon während der Abfassung des Briefes nach und nach der Tatsache bewusst wurde, dass jetzt erst die Lösung des grundlegendsten Aspekts des Problems (bzw. des eigentlichen Problems) anstand.’

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he had just previously written. Furthermore, his companions would also have forgotten what their apostle had written and what their current situation was, or else, they would have tried to prevent him from falling into the same trap of anger about which he had written and expressed his regrets in chapter 7. The contents of chapters 10–13 prove even more clearly that Paul is at full mental capacity, as he there relates all that has happened between him and the Corinthian congregation.12 The least unlikely explanation that supporters of the original unity theory of 2 Cor offer is that there had been a break in the dictation of the letter after chapter 9.13 This break should have been relatively long and full of bad news about developments in Corinth. Udo Schnelle, for example, speculates elaborately over the effects of the break on the odd structure of the letter. According to him, Paul would have begun writing the letter on the basis of information from Titus, from his first visit to 12 WINDISCH: Der Zweite Korintherbrief, 16; STRACHAN, Robert Harvey: The Second Epistle of Paul to the Corinthians, London 41946, XVII; BORNKAMM: Die Vorgeschichte, 18; SCHMITHALS, Walter: Die Gnosis in Korinth. Eine Untersuchung zu den Korintherbriefen, Göttingen 31969, 82; THRALL: The Second Epistle to the Corinthians, 4. Cf. also how GEORGI, Dieter: Die Gegner des Paulus im 2. Korintherbrief. Studien zur religiösen Propaganda in der Spätantike, Neukirchen 1964, 18 comments on the sleepless night hypothesis: ‘Eine seltsame Psyche! Das wäre doch eher ein Fall für die Psychopathologie.’ 13 Thus, e.g., KÜMMEL, Werner Georg: Einleitung in das Neue Testament, Heidelberg 171973, 252–253; JÜLICHER, Adolf: Einleitung in das Neue Testament. 1. Band, Tübingen 71931, 99–100; PRÜMM, Karl: Diakonia Pneumatos. Der Zweite Korintherbrief als Zugang zur apostolischen Botschaft. Auslegung und Theologie. Band I, Rom, Freiburg and Wien 1967, 404; and KÜMMEL: Einleitung, 255, where the authors assume that Paul had received some new information during a long break in dictation. DIBELIUS, Martin: Geschichte der urchristlichen Literatur. Neudruck der Erstausgabe von 1926 unter Berücksichtigung der Änderungen der englischen Übersetzung von 1936, München 1975, 104 proposes that Paul had himself eventually taken up the pen and that this would explain the difference between the two parts of 2 Cor.

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Corinth (7:13–14); before Paul managed to finish the letter, however, Titus would have arrived back from his second visit to Corinth (8:16–24 and 12:18, both texts referring to this same second visit) and informed him that the situation had totally changed.14 For example Murray J. Harris also supports this kind of an interpretation and writes, the most convincing explanation… is that after 9:15 there was a ‘dictation pause’ of indeterminate length during which time the disturbing news reached Paul that the situation at Corinth had markedly deteriorated.… It is certainly tempting to associate the three sections of 2 Corinthians with three distinct times and places. Chs. 1–7 might have been written in Philippi, shortly after Titus´s arrival from Troas… chs. 8–9 while Paul was traveling west along the Egnatian Way and organizing the collection…, and chs. 10–13 from Berea shortly before his projected visit to Corinth… What remains perfectly feasible is that, though sent as a single letter, 2 Corinthians was composed in stages, not at a single sitting.15

Attempts to solve differences between the various sections of 2 Cor in this way bring such solutions close to the interpretation that chapters 10–13 had simply been sent to Corinth after chapters 1–9 had been sent. It is, however, unconvincing that the sharp differences between the two sections could have arisen from Paul writing chapters 1–9 before receiving new information that would have changed his attitude toward the Corinthian congregation entirely, since in this situation, he would no longer have been able to send those kind words to the congregation that he had written in chapters 1–9. At the very least, there would need to be some hint or explanation as to why Paul switches to an entirely different tone while writing to the same audience in the latter chapters of his letter. In fact, there is nothing in the content of chapters 10–13 to speak for the assumption that Paul has now suddenly and already for the second time had a se14 SCHNELLE: Einleitung, 109–110; IDEM: Der Zweite Korintherbrief, 318–319. 15 H ARRIS: The Second Epistle to the Corinthians, 30–31; 50–51.

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vere controversy with the Corinthians after having written so warmly in chapters 2 and 7 of the renewed peace and harmony after an earlier controversy. 4

The double controversy solution

The solution that chapters 10–13 had been sent only after chapters 1–9 and as an independent letter came to the scholarly discussion mainly due to 2 Cor 12:18. This verse was interpreted as referring to the visit in chapter 8 as something that had happened in the past. As Margaret E. Thrall writes, ‘in chap. 8 the delegation has not yet arrived, whilst in chap. 12 the envoys have already been at work in the city. Hence the passage in chap. 8 must be earlier than that in chap. 12.’16 Some scholars even think that it must have been one and the same letter where Paul wrote twice about this visit, alluding so briefly to it in 12:18:17 ‘I asked Titus to visit you, and with him I sent the brother.’ Earlier, in 8:6, he had written, ‘We asked Titus that, as he had already previously made a beginning, so he would also complete for you this grace too.’ In 8:16–24, it then becomes clear that Paul is sending Titus with two other Christian brothers to Corinth. Thus, if Paul speaks in 12:18 of the same visit of Titus to Corinth as he does in chapter 8 referring to the visit in past tense, chapters 10–13 must naturally be a letter sent to Corinth only after chapters 1─9 had been sent (Thrall). If, on the other hand, παρεκάλεσα in 12:18 is understood as an epistolary aorist, meaning that Paul is sending Titus to the congregation for the same visit that he has spoken of in chapter 8, then chapters 10– 13 must belong to the same letter as chapter 8 (Jülicher etc.). 16

Cf. THRALL: The Second Epistle to the Corinthians, 6. JÜLICHER: Einleitung, 98; STEPHENSON, A. M. G.: Partition Theories on II Corinthians, Berlin 1964, 639–646; KÜMMEL: Das Neue Testament im 20. Jahrhundert, 215; WOLFF: Der zweite Brief an die Korinther, 191; 255. 17

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Nothing, however, compels one to think that Paul is speaking in both cases of the same visit by Titus to Corinth. In chapter 8, Titus is going to Corinth with two brothers and in 12:18 with only one brother.18 Furthermore, as it was usual in Christian culture of the time to travel in pairs, Titus’s visit in 12:18 happened as usual, whereas his visit in chapter 8 was an exceptional arrangement. In chapters 8–9, it becomes clear why this visit was so special: Paul himself was coming soon to the congregation and wanted the gifts to Jerusalem to be prepared already before Paul would arrive with representatives of the Macedonian congregations, as Paul had already informed them that the Corinthian gifts were ready and generous (9:2–5). In this situation, Titus also needed help from two companions who had greater authority (8:16–24). In the end, 12:16–18 does not speak for any one of the three main interpretations of the compilation history of 2 Cor. With some effort, they could still belong to an undivided 2 Cor. They could also be interpreted as part of chapters 10–13, which had been sent only after chapters 1–9, but there is equally nothing to suggest that they could not have belonged to the Letter of Tears which had been sent before chapters 1–9.19 I will return later to this latter solution, according to which 12:16–18 perfectly fits into the Letter of Tears. At any rate, the double controversy solution remains unsatisfactory, as it requires that there would have been 18 Emphasized already by K ÖNIG, Karl: Der Verkehr des Paulus mit der Gemeinde zu Korinth, in: ZWTh 40 (1897), 493 n. 1. SCHNELLE: Einleitung, 109–110, explains the difference in the amount of the travelers writing that the third man mentioned in chapter 8 was not an official delegate in the collect matter and therefore he plaid no role in 12:16–18 when Paul was discussing the accusation of swindle against the Corinthians. This is not very convincing. 19 More about the theme see AEJMELAEUS, Lars: Streit und Versöhnung. Das Problem der Zusammensetzung des 2. Korintherbriefes. Übersetzung aus dem Finnischen von Klaus-Jürgen Trabant, Helsinki 1987, 213–222.

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two severe controversies between Paul and the congregation. Based on the contents of chapters 1–9, however, it is clear that there had been a serious conflict between Paul and his congregation and that this has already been long resolved by the time Paul is writing these chapters. If chapters 10–13 had been written after 1–9, there ought to have been a new conflict that had broken out, or Paul had entirely misunderstood the situation when writing the earlier conciliatory chapters (1–9). From the biography of Paul, we know that Paul wrote the letter to the Romans from Corinth after all the events that had led him to write 2 Cor. Paul even spent the winter in Corinth before his journey to Jerusalem and Rome (Rom 15–16, Acts 20:2–3), and there is no hint that this time in Corinth would have been anything other than peaceful and harmonious. Furthermore, if chapters 10–13 had been written only after chapters 1–9, not only should we presuppose two severe conflicts between Paul and the Corinthian congregation, but there would necessarily also have been two complete reconciliations between them.20 The alternative that Paul would have misunderstood the Corinthians to have repented and written chapters 1–9 based on false optimistic hopes is implausible, given chapters 2 and 7 where Paul recalls the situation in the congregation based on what he has been told by Titus. In the same manner, it is implausible that there would have really been two heavy controversies and reconciliations in such a short time before Paul spent the winter in Corinth.21 Ultimately, the double controversy solution is favoured by scholars who reasonably cannot think that 2 Cor was originally only one letter but who also do not accept that chapters 10–13 are in fact the Letter of Tears. 20 T HRALL: The Second Epistle to the Corinthians, 19–20 tries to explain how this could have been possible by emphasizing that the two crises need not have been identical in nature and severity. 21 The challenge posed by the assumption that a new conflict had arisen between Paul and the Corinthians is emphasized also in KÜMMEL: Einleitung, 252–253.

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The Letter of Tears solution

I am convinced that the Letter of Tears solution is the best way to solve the problem of 2 Cor. There are many details that speak in favour of this solution, but I have here room to scrutinize only some of them. Scholars of 2 Cor know these arguments already, but many do not take them seriously. In chapters 1–9, Paul describes a letter which he had written earlier and which matches the contents of chapters 10–13 very well: ‘And I wrote this very thing to you, lest, when I came, I should have sorrow over those from whom I ought to have joy, having confidence in you all that my joy is the joy of you all. For out of much affliction and anguish of heart I wrote to you, with many tears, not that you should be grieved, but that you might know the love which I have so abundantly for you’ (2:3–4).22 If we suppose chapters 10–13 are not this same ‘Letter of Tears,’ we also need to assume that the letter must have somehow vanished, as 1 Cor cannot be the letter Paul is describing here.23 22 BECKER, Eve-Marie: Paulus als weinender Briefschreiber (2 Kor 2,4): Epistolara parousia im Zeichen visualisierter Emotionalität, in: SÄNGER, Dieter (Hg.): Der zweite Korintherbrief. Literarische Gestalt – historische Situation – theologische Argumentation. Festschrift zum 70. Geburtstag von Dietrich-Alex Koch, Göttingen 2012, 20–22 understands the verbs in 2:3–4 as epistolary aorists and thinks that Paul is here writing not about an earlier letter but about the letter he is writing at the moment – i.e., the whole canonical 2 Cor. This interpretation cannot be possible because of 7:7–12, where Paul is clearly writing about the same letter and about its influence on the Corinthians in the past, and because chapters 2 and 7 must have belonged to the same letter. SCHMELLER: Der zweite Brief an die Korinther, 127– 128 likewise criticizes the interpretation of these verbs as epistolary aorists. LINDEMANN: An die Kirche in Korinth, 138–139, on the other hand, also thinks that the verbs in 2:3–4 are epistolary aorists but more plausibly connects chapter 7 with a separate letter than verses 2:3–4 (151–154). 23 Already K ENNEDY: The Second and Third Epistles, 93 had written the following: ‘If Chapters x.–xiii. appeared in our Bible in the same

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It has been pointed out that Paul hardly cried when he wrote chapters 10–13. On the contrary, the sarcasm present in the text suggests otherwise. This can be seen, for instance, where he speaks about his own madness and praises his opponents sardonically as ‘super apostles’ (12:11).24 On the other hand, there are many places in chapters 10–13 where Paul exhibits strong emotions, and it is not at all impossible to think that he cried when dictating these chapters – for example, in 10:8–11, 11:16– 33, 12:1–10, 12:11–18, 12:19–21. It is, in any case, clear that it was advantageous for him to underline his tears in the new situation, if it was at least a bit truthful. More precisely, it would have been pointless for him to have referred to the letter he wrote as being ‘full of anger and hate’, even if this would have been more accurate. Additionally, the motive of love described in 2:4 fits perfectly with the content of chapters 10–13. Paul is here explaining the ultimate purpose of the letter, whereas it did not make an impression of a love letter when the Corinthians read it, as the description of the reaction to the letter in 7:8–11 makes clear. Thus, when the many references to an earlier letter are considered together, chapters 10–13 fit perfectly well to the picture chapters 1–9 give of the ‘Letter of Tears’. The letter had been written so that Paul would not have to come to Corinth again in sorrow (2:1, 3). Such ‘sorrow’ order as they do now, but as a separate Epistle, I think that it would be generally admitted that the marks of identification which have been adduced would justify the conclusion that that Epistle was the same, or part of the same, Epistle which is referred to in Chapter ii. 4; and that we had no need and no right to resort to the hypothesis of a lost epistle, when we were in possession of a document which corresponded in so many and so remarkable particulars with the description given by the Author himself.’ 24 W INDISCH: Der zweite Korintherbrief, 14; TASKER, Randolph V. G.: The Second Epistle of Paul to the Corinthians. An Introduction and Commentary, London 1958, 32–33. Cf. THRALL: The Second Epistle to the Corinthians, 16, who, after evaluating this argument, comes to the following conclusion: ‘This argument against HausrathKennedy hypothesis is not very strong.’

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would have meant that the Corinthians would grieve over Paul’s punishments and Paul himself over the bad condition of his congregation, as he himself describes in 10:6 and 12:20–21. As for his intentions not to come in person but to instead send a letter, Paul writes, ‘it was with the intention of sparing you that I did not come again to Corinth’ (1:23). This sentiment matches his words in 13:2: ‘if I come again I shall not spare (them) [i.e., the sinners in Corinth].’ That is, as Paul elaborates in 13:10, ‘The reason why, in my absence from you, I am writing these things is that I may not, when present, exercise severity.’ On the whole, while chapters 10–13 refer to an ongoing controversy, chapters 1–9 refer to a recent controversy that has already ended. One of the main questions in this controversy concerned the character of Paul´s apostleship. When dealing with this subject, the difference between the two parts of 2 Cor is very clear. As Margaret E. Thrall aptly notes, ‘in chaps 1–7 he [sc., Paul] explains his understanding of apostleship in the apparent confidence that he will meet with acceptance on the part of his readers, whilst in chaps. 10–13 he resorts to an aggressive self-defence which betrays his fear that all might be lost.’25 In 1:23–2:11 and 7:8–12, it seems that the relationship between Paul and the congregation had recently almost broken off entirely, but now, at the time of writing chapters 1–9, cordial relations between the two have resumed. Paul is thus able to write optimistically that ‘our hope for you is steadfast’ (1:7), ‘in all things you proved yourselves to be clear in this matter’ (7:11) and ‘I rejoice that I have confidence in you in everything’ (7:16). By contrast, in chapters 10–13, Paul writes that ‘I fear… your minds may be corrupted from the simplicity that is in Christ’ (11:3). In 12:20–21, Paul notes how much remains to be corrected in the lifestyle of the Corinthians. Such censuring could hardly fit in one and the same letter with the cordial praise of the congregation in chapter 7. 25

THRALL: The Second Epistle to the Corinthians, 9.

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Another point of contrast between chapters 1–9 and 10–13 is Paul’s plan to come to Corinth. In chapters 10– 13, Paul refers to his coming with punishment and chastisement, writing ‘if I come again I will not spare’ (13:2). The purpose of this letter is to make it unnecessary for Paul to have ever again to express his disapproval with the congregation (13:10). The purpose of the letter of chapters 1–9, on the other hand, is to express Paul’s joy of the congregation’s return to the right faith and Christian style of life and to encourage them to prepare their gifts for Jerusalem before Paul’s arrival in Corinth (9:3). It is thus impossible to think that the purpose expressed in chapters 10–13 could fit somehow into the same letter as the purpose expressed in chapters 1–9. Furthermore, when Paul in 3:1 asks, ‘are we beginning again to commend ourselves?’ he is clearly referring to what he has written earlier, namely, in chapters 10–13 – to such verses as 11:5, 21–31; 12:1–5, 11–12. In these verses, he is really commending himself, though he is at the same time ashamed of it. Also, looking at the situation from the point of view of the Corinthians, it is clear that the relationship of the congregation to Paul in 1–9 is diametrically opposite to that in 10–13. Verses 7:7–12 evidence that members of the Corinthian congregation attempted to appease Paul, even exaggerating in their display of love for Paul and repentance of their former behaviour against him. As Titus has informed Paul of the Corinthian’s ‘mourning’ and their ‘earnest desire’ and ‘zeal’ for Paul (7:7), Paul further writes, ‘For observe this very thing that you sorrowed in a godly manner. What diligence it produced in you, what clearing of yourselves, what indignation, what fear, what vehement desire, what zeal, what vindication! In all things you proved yourselves to be clear in this matter’ (7:11). Paul likewise writes about ‘the obedience’ of the Corinthians based on what Titus has told him. All this indicates that there had been a substantial change in the attitude of the Corinthians towards Paul: their attitude had until recently been negative to Paul, but that is now

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history, and they want to be friendly with Paul and obey him in everything. In chapters 10–13, on the other hand, the Corinthians do not seem to love Paul (12:15), Paul makes himself into a fool boasting of himself because the Corinthians do not want to commend him (12:11), and the Corinthians seek proof of Christ’s speaking in Paul (13:3), want to know whether or not he is qualified (13:6), and think that Paul is ‘lowly’ among them (10:1) and that his ‘bodily presence is weak and his speech contemptible’ (10:10). Description of such an attitude to Paul in chapters 10–13 cannot belong to the same situation as the attitude expressed in chapters 1–9.26 It is thus natural to surmise that the change in attitude happened from the earlier situation, described in chapters 10–13 to the later situation described in chapters 1–9, because sorrow and repentance on account of the earlier behaviour of Corinthians against Paul characterize the new situation in 1–9. Furthermore, in chapters 1–9, Paul often treats as past events the same issues as he treats in chapters 10–13 as present or future matters – namely, his acts, purposes and feelings. Examples include the following: 2 Cor 13:5; 12:20–21 2 Cor 10:2 2 Cor 11:3 2 Cor 13:10 2 Cor 13:2 2 Cor 10:6 26

2 Cor 1:24; 7:16; 8:7 2 Cor 2:3; 7:427 2 Cor 7:11 2 Cor 2:3; 3:2 2 Cor 1:23 2 Cor 2:9, 7:15.28

Ibid., 5–6. Ibid., 5. 28 K ENNEDY, James Houghton: Are there Two Epistles in 2 Corinthians? In: The Expositor. Fifth Series, Vol. 6, 1897, 233–235; LAKE, Kirsopp: The Earlier Epistles of St. Paul. Their Motive and Origin, London 1911, 159–160; WEISS, Johannes: Das Urchristentum, Göttingen 1917, 264–265; PLUMMER, Alfred: A Critical and Exegetical Commentary on the Second Epistle of St Paul to the Corinthians, Edinburgh 31948, XXX–XXXI; KÖNIG: Der Verkehr des 27

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In 7:16 (θαρρῶ), Paul seems to be referring to 10:1, just as in 8:22 (πεποιθήσει) he seems to be referring to 10:2. In both cases, he seems to have intentionally changed the expression with a negative meaning to one with a positive meaning.29 The same change in meaning happens when he refers to boasting in both corresponding parts of the letter.30 How Paul describes the faith (πίστις) – i.e., the Christian way of life – of the Corinthians is also diametrically opposed in the two parts of 2 Cor. In chapters 1–9, he writes that there is nothing in their faith that can be blamed, ‘for in faith you stand (1:24),’ ‘you abound in everything – in faith, in speech, in knowledge, in all diliPaulus, 508 proposes that the accusation of lording over the faith of Corinthians can be a consequence of what Paul wrote in 13:2. Cf. however, HARRIS: The Second Epistle to the Corinthians, 35–36. Harris, who supports the unity theory, writes that ‘it may be fairly asserted that these cases of parallelism support, but do not demand, the identification of chs. 10–13 with the “severe letter”.’ He also thinks that the 1:23, 2:3 and 2:9 ‘might just as appropriately allude to 1 Cor. 4:18–19; 4:21; and 4:14 respectively.’ The supposition that 1 Cor would be the ‘Letter of Tears’ (2 Cor 2:3–4) cannot be right. 29 B IERINGER / LAMBRECHT: Studies on 2 Corinthians, 162–163 is unconvincing in his interpretation of the use of the verb θαρρῶ in 7:16: ‘Paulus bescheinigt den Korinthern also nicht volle Vertrauenswürdigkeit, sondern gewährt ihnen eher einen Vorschuss seines Vertrauens, etwa aufgrund ihres jüngsten Verhaltens. Solche Zuversicht macht weitere Versöhnungsaufrufe nicht unmöglich, denn sie kann ja bedeuten, dass gerade jetzt solche Aufrufe Gehör finden können.’ Paul’s words ‘I have every confidence in you’ can only mean simply ‘volle Vertrauenswürdigkeit’. Bieringer, however, sees a weakness in this interpretation, writing, ‘Bei allen diesen Überlegungen sollte auch nicht vergessen werden, dass Paulus aufgrund seines Temperaments sowie in emotional überladenen Situationen durchaus zu stilistischen Übertreibungen neigt, die sich der strengen Logik entziehen, so dass ein offenbarer Widerspruch in Logik, Ton oder Stil nur schwerlich zum Ausgangspunkt literarkritischer Hypothesen gemacht werden kann.’ If this is the case, one might ask whether someone with such significant contradictions in his writing as Paul in an as uniform interpreted 2 Cor could even be considered sane. 30 P LUMMER: A Critical Commentary, XXXI–XXXIII.

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gence, and in your love for us’ (8:7). A man who ‘abounds in faith’ needs no reinforcement of his faith, yet this is expressly what Paul says he awaits of the Corinthians in chapters 10–13. In 10:15, he expresses his hope that the faith of the Corinthians increase. In 13:5, he orders that the Corinthians examine themselves ‘as to whether you are in the faith.’ The most natural interpretation here is likewise that 1:24 belongs to a later letter than that containing 13:5 and that 1:24 is Paul’s response to the Corinthians who have accepted his order to examine their faith. In his description of the situation of the members of the Corinthian congregation, Paul writes about the deep repentance (μετάνοια) the congregation felt after having received the Letter of Tears (7:8–10). Such feelings are not reflected in chapters 10–13. A congregation full of repentance would not need the exhortations to repentance and the threats of punishment, which are rife in these chapters. Rather, it would be more logical if members of the congregation had read chapters 10–13, accepted the content of the letter and then repented.31 As for the case of the brother ‘who caused sorrow’ to Paul (2:5), this theme seems to be missing from chapters 10–13,32 an absence that has often been used to argue 31 B IERINGER / LAMBRECHT: Studies on 2 Corinthians, 165–166, tries to weaken the meaning of repentance in chapter 7, writing: ‘Nichtsdestoweniger ist… festzuhalten, dass μετάνοια nicht die volle und endgültige Bekehrung und die daraus resultierende vollständige Aussöhnung beinhaltet.’ According to Bieringer, the repentance of the Corinthians refers only to the case of the man ‘who had done the wrong’ (7:12), though this is hardly the soundest interpretation of the verses. 32 This point is often stressed by opponents of the interpretation that chapters 10–13 are the Letter of Tears; thus, for example, WINDISCH: Der zweite Korintherbrief, 86–87; 92; JÜLICHER: Einleitung, 98; ALLO, E.-B.: Saint Paul. Seconde épître aux corinthiens, Paris 21956, 256; LIETZMANN: An die Korinther I/II, 105–107; BARRETT, C. K.: Titus. Neotestamentica et Semiotica. Studies in Honour of Matthew Black, 1–14, Edinburgh 1969, 13; DERS.: The Second Epistle to the Corinthians, London 1973, 213; KÜMMEL: Einleitung, 252–253;

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that the chapters 10–13 were written after chapters 1–9 and that chapters 10–13 cannot thus be the Letter of Tears.33 Some scholars who represent the interpretation that the chapters 10–13 are the Letter of Tears rebut this argument by explaining that chapters 10–13 do not constitute the whole of the Letter of Tears and that the part where the case of the wicked brother was treated was omitted from the final version of 2 Cor.34 Such an assumption is, however, unnecessary if we consider how Paul describes the Letter of Tears as having brought about the punishment of the poor sinner by the Corinthians’. The effects of the Letter of Tears are described in 7:11 as follows: ‘For observe this very thing, that you sorrowed in a godly manner. What diligence it produced in you, what indignation, what fear, what vehement desire, what zeal, what punishment (ἐκδίκησις)!’ All these acts are described as spontaneous reactions on the part of the members of the congregation, as is their ‘punitive measure’ in relation to the offender which Paul describes already in 2:5–11.35 Here, one member of the congregation is described as having offended Paul and that the congregation had thus punished him. Paul himself had not demanded that the congregation punish him, nor is he now demanding punishment for this man. Rather, he is begging the congregation to forgive this man, because he WOLFF: Der zweite Brief an die Korinther, 191; SCHNELLE: Einleitung, 103–104; THRALL: The Second Epistle to the Corinthians, 16–18; HARRIS: The Second Epistle to the Corinthians, 37; SCHMELLER: Der zweite Brief an die Korinther, 24. 33 W INDISCH: Der zweite Korintherbrief, 14; BARRETT: The Second Epistle to the Corinthians, 23. 34 Thus LAKE: The Earlier Eoistles of St. Paul, 17; BORNKAMM: Die Vorgeschichte, 19; Likewise, GEORGI: Die Gegner des Paulus, 20 and VIELHAUER: Geschichte der urchristlichen Literatur, 151 argue that chapters 10─13 do not constitute the whole of the ‘Letter of Tears’. Cf. STRACHAN: The Second Epistle to the Corinthians, 69. 35 The spontaneity of the reaction from the Corinthian side is emphasized in KÖNIG: Der Verkehr des Paulus, 512–515; SCHMITHALS, Walter: Die Gnosis in Korinth. Eine Untersuchung zu den Korintherbriefen, Göttingen 31969, 101–102.

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is no longer offended by the insults inflicted upon him when he visited Corinth for the second time. Now that the congregation stands again in harmony with Paul, the case of the individual member who also himself regrets his earlier behaviour is no longer relevant. This man had likely been the most vocal member of the congregation who had been against Paul and for the ‘super apostles,’ when Paul had visited Corinth in his sad short visit.36 It is thus unnecessary to think that Paul would have needed to hint at him in the Letter of Tears, as the man’s punishment by the other members of the congregation seems to have happened swiftly and spontaneously. It is still, however, possible to see Paul’s offender as a topic in the Letter of Tears in 10:7 and especially in 10:10–11. In these verses, Paul speaks of an individual member of the congregation who is arrogant in his spirituality against Paul and who finds fault in Paul’s rhetorical prowess. Many scholars think that these formulations simply reflect the style of diatribe used at the time and that Paul is here referring to the group of the ‘super apostles.’37 However, these verses hardly belong to the style of diatribe; the formulation of the accusation against Paul in 10:10 is more likely an actual citation. These verses probably describe a man who actually criticized Paul in the way described in 10:10, and this man must have been a member of the Corinthian congregation, not one of the ‘super apostles.’38 The members of the congregation did 36 Cf. BECKER’S. Jürgen: Paulus. Der Apostel der Völker, Tübingen 1989, 233 speculation about the role of the man: ‘Bei diesem Gemeindeglied übernachteten die Fremdmissionare’. According to Becker, he had been an eager supporter of the new apostles. As their host, however, and in accordance with the antique rules, it was not possible for him to return to Paul’s company so long as the men remained in the congregation. 37 See the references in A EJMELAEUS, Lars: Schwachheit als Waffe. Die Argumentation des Paulus im Tränenbrief (2. Kor 10–13) Göttingen 2000, 80 n. 1. 38 Contra BARRETT, Charles Kingsley: The Gospel of John and Judaism, London 1970, 157; IDEM: The Second Epistle to the Corinthians, 257; 260; JÜLICHER: Einleitung, 97–98; THRALL: The Second Epistle

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know the letters of Paul (referred to at 10:10) better than the ‘super apostles,’ for whom they were probably not very important. More importantly, in chapters 10–13, Paul is never in direct discussion with the ‘super apostles,’ only with the congregation to whom the letter is sent, as is the case with 10:10–11.39 In chapters 10–13, Paul does not, however, threaten this individual with punishment but rather the whole congregation (13:2). It is only natural that the congregation had, in this situation, chosen this leader of the revolt as a scapegoat.40 Paul understands that this was the case and wants to help the poor offender. In his eyes, he is not more guilty than the others in the congregation and no further punishment is necessary. Thus, the case of the offender in fact suits the Letter of Tears solution well. In my interpretation, the case even strengthens this solution. In chapters 1–9, especially in chapters 2 and 7, there seems to be little about the reaction of the congregation to Paul’s sharp attack of the ‘super apostles.’41 However, this absence hardly poses a problem for the Letter of Tears solution. The ‘super apostles’ were itinerant preachers and would already have left the congregation by the time Paul was composing his letter.42 In chapters 1–9 we can yet find some hints at the ‘super apostles’ who are gone and no longer constitute an acute danger to the congregation. Paul is probably referring to them when he writes that ‘we are not, as so many, peddling the word of God’ (2:17). This is compatible with the content of chapters 10–13 where Paul censures the ‘super aposto the Corinthians, 18, where the man behind the accusation in 10:10 is argued to belong to the super apostles. 39 Further on this individual as a member of the congregation, see AEJMELAEUS: Schwachheit als Waffe, 79–81. 40 K ÖNIG: Der Verkehr des Paulus, 512–513; PELTOLA, Matti: Paavalin apostolinen toiminta. Eräitä perustavia näkökohtia, Helsinki 1966, 172. 41 KÜMMEL: Einleitung, 252–253; HARRIS: The Second Epistle to the Corinthians, 37–38. 42 B ORNKAMM: Die Vorgeschichte, 19–20.

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tles’ for their material exploitation of the Corinthians (11:20).43 Paul also likely has the ‘super apostles’ in mind, when he writes, ‘But we have renounced the hidden things of shame, not walking in craftiness nor handling the word of God deceitfully, but by manifestation of the truth commending ourselves to every man’s conscience in the sight of God.’ Paul is not defending himself here but attacking his opponents by implication. The same can be said of the sentence ‘for we do not preach ourselves, but Christ Jesus the Lord, and ourselves your bondservants for Jesus’ sake’ (4:2, 5). This idea of ‘preaching oneself’ fits into the larger theme of boasting and commending oneself, which is prominent in chapters 10–13 (10:12, 11:16–18,30, 12:1,5,11). Because the ‘super apostles’ have been boasting and commending themselves, Paul had himself to do the same, though here and already in 3:1, he rejects the practice, doing so in a way that he also defames his former rivals in the congregation. Once the Corinthians had reconciled with Paul, it would have been unwise for Paul to attack the ‘super apostles’ too sharply and directly, because they had only recently been important, authoritative persons for the members of the congregation. The dangerous situation was already over and unnecessarily laying blame on the ‘super apostles’ too directly could have opened fresh wounds within the congregation.44 Between the lines in 43 More in AEJMELAEUS, Lars: The Question of Salary in the Conflict between Paul and the "Super Apostles" in Corinth, in: DUNDERBERG, Ismo / TUCKETT, Christopher / SYREENI, Kari (Hgg.): Fair Play. Diversity and Conflicts in Early Christianity. Essays in Honour of Heikki Räisänen, Leiden, Boston and Köln 2002, 343–376. 44 It is also important to observe what WELBORN, Larry L.: The Identification of 2 Corinthians 10–13 with the “Letter of Tears”, in: NT 37 (1995), 138–153 writes about antique convention that, in a reconciliation letter, one should avoid bringing up old controversies: ‘One who wished to defend what was said or done in a manner that restored relations, avoided insofar as possible discussion of the source of strife. Only so much is said of the cause of conflict as is necessary in order to explain that it was not the author´s purpose to give offence.

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chapter 7, Paul also seems to repent for his exaggerations in his previous letter. He seems to concede having attacked the ‘super apostles’ too sharply; there was no need to again repeat such harsh words. Attacking the ‘super apostles’ in 12:14–18, Paul first emphasizes his fatherly love for the Corinthians. He has loved them as a father also in that he has not taken any material support from them in contrast to the ‘super apostles.’ As if anticipating an objection to his boasting, Paul offers a theoretical counter-explanation to his activities in Corinth: he had perhaps only pretended to be a loving father, having in reality been taking advantage of the Corinthians’ material wealth in crafty ways. This could have happened through his helpers, if not personally through himself. Paul had at least sent Timothy and Titus to Corinth previously. Because the latter of these men is actually relevant to the situation at hand, Paul mentions only him. The other reason why Paul only mentions Titus is that Titus was probably popular among the congregation.45 The Corinthians had fond memories of him, so he was precisely the right person to bring the Letter of Tears to Corinth.46 That Paul names Titus explicitly (12:18) makes it clear how absurd the theoretical objection against Paul is: Paul himself did nothing wrong during his stay with the Corinthians, nor can it be thought that Titus, as a companion of Paul, would have done any mischief. The theme of craftiness in 12:16–18 is simply an ad hoc play of thought from Paul’s side to make clear how impossible it would be to try to make

This simple principle is observed whenever the aim of a writing is conciliatory, what ever the rhetorical species’ (150–151). 45 K ENNEDY: The Second and Third Epistles, 119; LIETZMANN: An die Korinther I/II, 159; WENDLAND, Heinz-Dietrich: Die Briefe an die Korinther, Göttingen 131972, 253; GEORGI: Die Gegner des Paulus, 42; PELTOLA: Paavalin apostolinen toiminta, 171. 46 Paul does here not defend Titus from doubts or accusations, as LINDEMANN: an die Kirche in Korinth, 150 thinks.

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him ‘be silenced in this boasting’ (11:10).47 If somebody had actually accused him of embezzling church funds or of something similar, he would not have treated the theme so quickly and easily, resorting simply to rhetorical questions.48 47 Many scholars think that the accusations against Paul by the Corinthians concerning embezzling funds or in other way betraying them materially were real. Thus, e.g., WINDISCH: Der zweite Korintherbrief, 399; 402–403; PRÜMM: Diakonia Pneumatos, 686–687; WENDLAND: Die Briefe an die Korinther, 252–253; BARRETT: The Second Epistle to the Corinthians, 324; BULTMANN, Rudolf: Der zweite Brief an die Korinther, Göttingen 1976, 237; HOLMBERG, Bengt: Paul and Power. The Structure of Authority in the Primitive Church as Reflected in the Pauline Epistle, Lund 1978, 95; MALHERBE, Abraham J.: Antisthenes and Odysseus, and Paul at War, in: HThR 76 (1983), 143–173; 168; FURNISH: II Corinthians, 508; BETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 143; HAFEMANN, Scott J.: Suffering and the Spirit. An Exegetical Study of II Cor. 2:14–3:3 within the Context of the Corinthian Correspondence, Tübingen 1986, 150–151; LANG, Friedrich: Die Briefe an die Korinther, Göttingen und Zürich 161986, 353–354; MARTIN, Ralph P.: 2 Corinthians, Waco, Texas 1986, 444–445; MARSHALL, Peter: Enmity in Corinth. Social Conventions in Paul’s Relations with the Corinthians, Tübingen 1987, 322; WOLFF: Der zweite Brief an die Korinther, 254–255; SUMNEY, Jerry L.: Identifying Paul’s Opponents. The Question of Method in 2 Corinthians, Worcester 1990, 166–167; CRAFTON, Jeffrey A.: The Agency of the Apostle. A Dramatistic Analysis of Paul’s Responses to Conflict in 2 Corinthians, Worcester 1991, 56; COURT, John M.: The Controversy with the Adversaries of Paul’s Apostolate in the Context of His Relations to the Corinthian Congregation (2 Corinthians 12,14–13,13), in: VBAA (1992), 87–106; 91; MEEKS, Wayne A.: Urchristentum und Stadtkultur. Die soziale Welt der paulinischen Gemeinden. (“The First Urban Christians” 1983). Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Sieglinde Denzel und Susanne Naumann, Gütersloh 1993, 154; HECKEL, Ulrich: Kraft in Schwachheit. Untersuchungen zu 2. Kor 10-13, Tübingen 1993, 16; 41; SUNDERMANN, Hans-Georg: Der schwache Apostel und die Kraft der Rede. Eine rhetorische Analyse von 2 Kor 10–13, Frankfurt am Main 1996, 105; 199; 203. Further on this theme, see AEJMELAEUS: Schwachheit als Waffe, 164–170; IDEM: The Question of Salary, 343– 376. 48 Among others, SCHNELLE: Der 2. Korintherbrief, 319 assumes that Paul was in fact accused by the Corinthians of embezzlement. On the rhetorical nature of the verses 12:16–18, cf. LIETZMANN: An die

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By nearer examination, the sending of Titus in 12:16– 18 can easily be interpreted as belonging to a different situation than his sending in chapters 8–9. Paul has sent Titus many times to Corinth: (1) soon after sending the First Letter to Corinthians, with the aim to start the collection, a year before writing the letter of chapters 1–9 (8:6,10);49 (2) when he brought the Letter of Tears; (3) when he brought the letter of chapters 1–9. Verse 12:18 refers most probably to Titus’s first visit in Corinth and therefore belongs to the Letter of Tears, while chapter 8 belongs to the Letter of Reconciliation (1–9).50 6

Conclusion

Both the unity solution and the double controversy solution presuppose that there had been two severe conflicts and two complete reconciliations between Paul and the Corinthian congregation. This presupposition is unconKorinther I/II, 158–159; WINDISCH: Der zweite Korintherbrief, 403– 404 likewise wonders why Paul treats such accusations so lightly. 49 The visit mentioned in 8:6 cannot be the same visit as when Titus brought the Letter of Tears to the congregation, since it had happened ‘a year ago’ (8:10) and this would not fit the chronology of the controversy between Paul and the Corinthians. Contra SCHNELLE: Einleitung, 104–105, it is also unnecessary to conclude that 7:14 must presuppose that Titus’s visit to Corinth with the ‘Letter of Tears’ was his first visit to the congregation. 50 The only detail which seems a bit unnatural in this interpretation is the verb παρεκάλεσα in 12:18. Why is Paul speaking about ‘asking’ and not ‘sending’? The use of this verb is the most compelling reason for some scholars to think that 12:18 refers back to what Paul had written in chapters 8–9, where the same verb is used in the context of sending (8:6, 9:5). The use of the verb here is odd, but it can be explained that it reflects Paul’s laconic style here. He wants to move on to more important matters and thus only briefly mentions that he is again asking Titus, a man well-known to the Corinthians and who did not defraud them during his first visit, to travel to the city. Cf. THRALL: The Second Epistle to the Corinthians, 15: ‘it remains possible, perhaps probable, that in 12,17–18 Paul is referring to some different mission, earlier than that of chap. 8’; HARRIS: The Second Epistle to the Corinthians, 39–40.

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vincing, as it overcomplicates the course of events. The unity solution also results in an imbalanced picture of Paul: Paul departs from the cordial text and the warm exhortations of chapters 1–9 and moves on without any explanation to the harsh attacks of the congregation in chapters 10–13. This is hardly a normal reasonable man’s behaviour. Rather, most of the details in 2 Cor best suit the Letter of Tears solution. Ockham’s Razor also speaks for this solution: Entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem. The reason why Paul writes chapters 1–9 from Macedonia just before he arrived in Corinth can be seen in chapters 8–9. He would have had enough time during the coming winter to organize the collection in Corinth and to see that it would be abundant enough. However, he was coming to Corinth with some Macedonian brothers and he would have been put to shame, had the Macedonians arrived in a situation when nothing yet was collected, since he had already boasted about the Corinthians in this matter (9:2–5).51 The intention to avoid disclosing the lack of collection and to ensure the best possible atmosphere for it explains also much of the other material in chapters 1–9: the clarification of the unhappy events in the past and the expressions of Paul’s joy in the new situation. Thus, if the Letter of Tears solution is correct, why would someone have compiled the text in this way? For me, it is enough to think that the redactor combined pieces of two Pauline letters without thinking much of the resulting entirety. Chapters 10–13 was a smaller text that simply fitted after the larger text of chapters 1–9.52 An51 On the role of chapters 8–9 in terms of the purpose of the sending of chapters 1–9 to Corinth, see AEJMELAEUS: Streit und Versöhnung, 94–97. 52 Contra SCHNELLE: Einleitung, 105: ‘Zudem wäre die Vorgehensweise des vermuteten Redaktors kaum zu erklären, der entgegen dem postulierten historischen Ablauf die Kap. 10–13 an das Ende des korinthischen Korrespondenz stellte und damit den Eindruck hervorrief, Paulus sei in Korinth gescheitert.’ I think that it is unnecessary to

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dreas Lindemann thinks that the redactor simply wanted to create a letter that was approximately the length of First Corinthians. He only wanted to make a theologically sensible unity out of this Pauline material without any consideration for the chronological order of the pieces of text he was combining. In doing so, the text of 6:14–7:1 came into its place perhaps only by accident.53 Although the ultimate motives of the redactor(s) remain unclear, however, the reasons why it is necessary to separate the text into three different sections have become clear. In the hands of a redactor, a text can much easier become uneven and contradictory, compared to when a text is originally written or dictated continuously by one and the same person from beginning to end.54

assume that the redactor was interested in the history and fame of Paul from this point of view. When he put 2 Cor into circulation, the readers already knew that Paul was the hero, so the order of his letter fragments is irrelevant here. 53 LINDEMANN: An die Kirche in Korinth, 154–159. 54 Contra S CHNELLE: Der 2. Korintherbrief, 305: ’Warum wird einem Redaktor mangelnde Textkohärenz zugebilligt, Paulus aber nicht?’

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“Sail on Silver Girl” Zum Aufbau des zweiten Korintherbriefs

Der etwas rätselhafte Titel dieses Beitrags soll nicht nur Aufmerksamkeit wecken, sondern er soll zugleich signalisieren, dass es um eine Fortsetzung geht. “Sail on Silver Girl” ist ja bekanntlich der Beginn der dritten Strophe von “Bridge over Troubled Water”, dem berühmtesten Song von Simon und Garfunkel. Das “Silver Girl” war Simons damalige Freundin und spätere Ehefrau Peggy, die auf ihrem Kopf erste graue Haare bemerkt hatte. Ursprünglich sollte das Lied nur zwei Strophen lang sein, aber auf Druck seines Produzenten hin hängte Simon die dritte Strophe an. Die Verbindung mit meinem Text ist einfach: 2012 habe ich beim SBL Annual Meeting in Chicago einen Vortrag gehalten mit dem Titel “No Bridge over Troubled Water? The Gap between 2 Corinthians 1–9 and 10–13 Revisited”. Im folgenden Jahr wurde dieser Vortrag im Journal for the Study of the New Testament veröffentlicht1. Er entspricht den ersten beiden Strophen des Lieds von Simon und Garfunkel. Ich hatte keine Fortsetzung geplant, aber die Einladung, beim SNTS-Treffen 2015 in Amsterdam über Literarkritik am 2 Kor zu sprechen, empfand ich als Aufforderung, eine

1 SCHMELLER, Thomas: No Bridge over Troubled Water? The Gap between 2 Corinthians 1–9 and 10–13 Revisited, in: JSNT 36 (2013), 73–84.

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dritte Strophe anzuhängen, die in den folgenden Ausführungen schriftlich vorliegt. Ich fasse zunächst unter 1. die in dem genannten Aufsatz von 2013 aufgestellten Thesen zusammen, bevor ich sie unter 2. mit möglichen Einwänden konfrontiere. 1.

Ausgangspunkt: Der Graben zwischen 2 Kor 1–9 und 10–13

Nach wie vor ist das Verhältnis von 2 Kor 1–9 und 10– 13 sehr umstritten. Es gibt bekanntlich vor allem drei verschiedene Deutungen: (1) Die beiden Teile gehörten ursprünglich nicht zum selben Brief, sondern die Kap. 10–13 sind der in 2,3f; 7,8 erwähnte “Tränenbrief”, sind also älter als Kap. 1–9. (2) Die Kapitel gehörten ursprünglich nicht zum selben Brief, sondern verteilten sich auf zwei in dieser Reihenfolge verfasste selbständige Briefe. (Diese These rechnet damit, dass der Tränenbrief verloren gegangen ist). (3) Die Kapitel gehörten schon ursprünglich zu dem einheitlichen Brief, den wir noch heute in 2 Kor vor uns haben. Das Für und Wider der einzelnen Thesen möchte ich hier nicht entfalten. Es genügt, die komplizierte Diskussion etwas zu simplifizieren, indem wir die vorgetragenen Argumente in zwei verschiedene Gruppen einteilen. Es handelt sich a) um Argumente, die sich auf das persönliche Verhältnis zwischen Paulus und der korinthischen Gemeinde beziehen. Typische Anfragen sind hier: Ist dieses Verhältnis in den beiden Teilen das gleiche oder gibt es Unterschiede? Hat es sich in der einen oder anderen Richtung verbessert oder verschlechtert? Es handelt sich b) um Argumente, die sich auf die vorausgesetzte Situation beziehen: Ist in den beiden Teilen dieselbe Situation erkennbar oder gibt es situationsbezogene Aussagen in einem Teil, die sich mit dem anderen Teil nicht vereinbaren lassen? Insbesondere geht es dabei um die Darstellung der Gegner und um die Besuche des Ti-

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tus in Korinth: Gerade diese beiden Felder lassen, so sehen es viele Kolleg/innen, so deutliche Unterschiede erkennen, dass die beiden Abschnitte des 2 Kor nicht zu einem einheitlichen Brief gehören können. In meinem genannten Aufsatz habe ich dargestellt, dass die Ergebnisse der beiden Fragerichtungen – nach dem persönlichen Verhältnis einerseits, nach der Situation andererseits – interessanterweise nicht übereinstimmen. Es gibt klare Hinweise darauf, dass das Verhältnis zwischen Paulus und der Gemeinde in 10–13 schlechter ist als in 1–9. Während es in den ersten neun Kapiteln im Wesentlichen von Vertrauen und Liebe charakterisiert ist, scheinen die folgenden Kapitel eher auf Entfremdung und Misstrauen hinzuweisen. Aus dem versöhnlichen Ton im ersten Teil wird im zweiten ein ironischer, polemischer, manchmal bitterer Ton. Das Erstaunliche ist nun, dass es trotz dieser deutlichen Veränderung im Verhältnis keine klaren Hinweise darauf gibt, dass sich auch die Situation verändert hat. Weder die Behandlung der Gegnerfrage noch die Erwähnung von Besuchen des Titus stehen in den beiden Briefteilen zu einander in einer solchen Spannung, dass sie unvereinbar sind. Dieser auffällige Befund lässt sich – so die These meines Aufsatzes von 2013 – am besten über die Textpragmatik erklären: Paulus geht in den beiden Teilen mit derselben Situation verschieden um, weil er unterschiedliche Ziele verfolgt. Der Ton, den er anschlägt, ist nicht einfach Ausdruck des tatsächlich existierenden Verhältnisses zur Gemeinde, sondern ein Versuch, dieses Verhältnis zu beeinflussen. In den Kap. 1–9 idealisiert Paulus die Nähe zur Gemeinde, um diese zu motivieren, das durch den Tränenbrief gerade erst verbesserte Verhältnis zu stabilisieren und die so begonnene Versöhnung weiterzuführen. Vorhandene Spannungen werden bewusst ausgeblendet. Die idealisierte Nähe soll in der anstehenden Kollekte konkret werden. In den Kap. 10–13 dagegen übertreibt Paulus seine Distanz zur Gemeinde. An manchen Stellen entsteht hier das Bild einer Beziehung, die auf der Kippe steht. Wenn die Gemeinde sich nicht

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von den Gegnern abgrenzt und sich nicht klar auf die Seite des Paulus stellt, wird sie ihn zu einem Feind machen, der rücksichtslos gegen sie vorgehen wird. Auch dieses Bild ist mit der Realität nur zum Teil vereinbar, soll aber durch seine erschreckende Wirkung gerade verhindern, dass es so weit kommt. Paulus verfolgt also in den beiden Briefteilen unterschiedliche textpragmatische Strategien: einerseits die Idealisierung seines Verhältnisses zur Gemeinde, d.h. die Vorwegnahme einer vollständigen Versöhnung, die gerade durch diese Überbetonung der Nähe gefördert werden soll; andererseits die Konfrontation, d.h. den schonungslosen Tadel der Gemeinde, der durch eine Überbetonung der Distanz zur Umkehr führen soll. Die Idealisierung soll auf die Gemeinde anziehend und motivierend wirken, die Konfrontation soll sie beunruhigen und erschrecken. Das Ziel ist in beiden Fällen dasselbe: die Vollendung der begonnenen Versöhnung. Problematisch ist bei dieser Sicht der Dinge die Verbindung beider Strategien in ein und demselben Brief. Warum wechselt Paulus ab Kap. 10 die Strategie, obwohl doch die Adressaten und die Situation dieselbe bleiben? Gefährdet er durch seine scharfe Kritik nicht die möglichen Erfolge der sanften, freundlichen Ermahnung? Stößt er die Gemeinde, die er vielleicht bis Kap. 9 gerade für sich gewonnen hat, in den folgenden Kapiteln nicht vor den Kopf? In meinem Aufsatz, den ich immer noch referiere, habe ich die Kombination und die Reihenfolge mit den beiden folgenden Überlegungen erklärt: (1) Während Paulus in Kap. 1–9 den Besuch des Titus vorbereitet, der den 2 Kor überbringen soll, bereitet er in Kap. 10–13 seinen eigenen Besuch vor. Beide Besuche haben eine Vorgeschichte: Titus hat gerade einen insgesamt erfolgreichen Aufenthalt in Korinth hinter sich, bei dem er den Tränenbrief überbracht und die Gemeinde positiv beeindruckt hat. Der letzte Aufenthalt des Paulus in Korinth war der sogen. Zwischenbesuch, der offenbar in einem Fiasko geendet hatte. Von daher ist es verständ-

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lich, dass die Vorbereitung der Folgebesuche sehr unterschiedlich ausfällt. (2) Nicht nur die Ausgangs-, sondern auch die Zielpunkte der bevorstehenden Besuche sind verschieden. Die Aufgabe des Titus wird darin bestehen, die Kollekte durchzuführen, die eine Gemeinschaft zwischen den heidenchristlichen Korinthern und Jerusalem ausdrücken und bewirken soll. Die Aufgabe des Paulus wird darin bestehen, die Gegner zu bekämpfen, die sich als Gesandte Jerusalems ausgegeben haben dürften. Er wird mit aller Macht verdeutlichen, dass nicht über die Gegner, sondern nur über seine eigene Kollektenaktion Gemeinschaft mit Jerusalem zu erreichen ist. Auch diese unterschiedlichen Ziele legen ein unterschiedliches Vorgehen nahe. 2.

Anfragen an dieses Erklärungsmodell

Die vorgestellten Thesen meines Aufsatzes sind natürlich diskutabel. Sie enthalten Schwierigkeiten, die sich im Lauf der Zeit mit zunehmendem Abstand deutlicher zeigen, ähnlich wie die ersten grauen Haare bei Paul Simons Freundin Peggy. Zwei mögliche Anfragen werde ich im Folgenden behandeln. 2.1

Die Bestimmung der Briefsituation(en)

Ich habe oben darauf verwiesen, dass es zwischen den Kapiteln 1–9 und 10–13 keine echten Spannungen gibt, was die situativen Angaben betrifft. Zwar werden die Aussagen zu den Gegnern, zu den Besuchen des Titus und zu anderen Details oft als unvereinbar bezeichnet. Bei näherer Prüfung ergibt sich aber, dass sie keine veränderte Situation erkennen lassen. Daraus entsteht das Problem, wie man den unterschiedlichen Ton der beiden Teile erklären soll. Alternativ zu meinem unter 1. vorgestellten Vorschlag wäre es denkbar, aus diesem unterschiedlichen Ton auf unterschiedliche Situationen zu schließen, die

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nur deshalb im Text nicht erkennbar sind, weil sowohl der Adressant als auch die Adressaten sie kannten. Paulus und die Korinther könnten ein Wissen um die Situation teilen, das nicht thematisiert werden musste, das uns aber einfach nicht mehr zugänglich ist. Gerade die Beobachtungen zum Verhältnis zwischen Paulus und der Gemeinde wären dann Signale für eine veränderte Situation. Damit wären meine textpragmatischen Erklärungen überflüssig. Gegen diese Möglichkeit spricht, dass der Text an manchen Stellen deutliche Elemente der Fiktion aufweist. Die Aussagen über das Verhältnis zur Gemeinde können nicht einfach Beschreibungen des tatsächlichen Verhältnisses sein; es muss sich um Übertreibungen oder Generalisierungen handeln. Das gilt sowohl von den Aussagen zur Nähe in Kap. 1–9 als auch von den Aussagen zur Distanz in Kap. 10–13. Einige Beispiele sollen das demonstrieren. In 7,4 schreibt Paulus: “Groß ist mein Freimut euch gegenüber, groß ist mein Rühmen über euch. Ich bin voll Trost, ich habe überreiche Freude in all unserer Trübsal.” Diese Aussage ist erstaunlich, wenn man die beiden vorangehenden Verse mit einbezieht: “ Gebt uns Raum! Niemandem haben wir Unrecht getan, niemanden zu Grunde gerichtet, niemanden übervorteilt. Ich rede nicht, um euch zu verurteilen. Denn ich habe bereits gesagt, dass ihr in unseren Herzen seid, so dass wir zusammen sterben und zusammen leben.” Auch wenn V. 3 eine Verurteilung der Gemeinde ausschließt und die enge Gemeinschaft in Tod und Leben betont, ist V. 2 doch schwer mit V. 4 zu vereinbaren. Wie kann Paulus “voll Trost” sein, wie kann er “überreiche Freude” empfinden, wie kann er die Gemeinde rühmen, wenn sie ihm offenbar die gewünschte Nähe verweigert und wenn er sich ihr gegenüber rechtfertigen muss? Er argumentiert damit, dass er kein Unrecht begangen hat und es deshalb keinen Grund gibt, sich ihm zu verschließen. Dadurch wird in V. 2 unmissverständlich deutlich, dass es in der Gemein-

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de Vorbehalte gegen Paulus gegeben hat, von denen V. 4 nichts mehr wissen will. Ähnliche Spannungen gibt es auch zwischen Texten, die weiter voneinander entfernt sind. Wenn wir die beiden Schilderungen der Umstände des Tränenbriefs in 2,5–11 und 7,5–16 vergleichen, ergeben sich deutliche Unterschiede – und das zwischen Texten, die niemand verschiedenen Briefen zuschreibt. In 2,6 ist davon die Rede, dass “die Mehrheit” eine Einzelperson (τις) bestraft hat, die schuld an dem vorangegangenen Konflikt ist (2,5). Es gibt also in diesem Punkt eine Spaltung der Gemeinde: Die meisten, aber nicht alle haben gegen diese Person und für Paulus Stellung genommen. Manche wollten die Strafe offenbar nicht mittragen. Aus 7,11 ergibt sich etwas Anderes: Hier sieht es so aus, als habe sich die gesamte Gemeinde für Paulus und für eine Bestrafung entschieden. Bestehende Differenzen werden offenbar übergangen. Das lässt sich m.E. nur als Versuch deuten, der Gemeinde ein Idealbild der Versöhnung vor Augen zu stellen, dem sie noch nicht entspricht, dem sie sich aber angleichen soll. Während in Kap. 1–9 solche Äußerungen der Zuversicht auffallen, die nicht einfach realistisch sein können, sind es in Kap. 10–13 Distanzierungen von der Gesamtgemeinde, die ein fiktives Element enthalten. In 10,1–11 setzt sich Paulus mit Vorwürfen auseinander und kündigt ein schonungsloses Vorgehen an, das diese Vorwürfe entkräften wird. Der Text ist auffällig diffus in der Frage, von wem die Vorwürfe eigentlich stammen und gegen wen Paulus vorgehen wird. Geht es um eine Einzelperson oder um eine Gruppe? Wenn Letzteres: Stammen die Vorwürfe von den Fremdmissionaren oder von pauluskritischen Gemeindemitgliedern? Die Formulierung von V. 1 ist zwar an die Gesamtgemeinde gerichtet, aber in V. 2 fehlt zu δέομαι ein Objekt; als Adressaten der Bitte könnte deshalb auch ein Gemeindeteil, eben die hier genannten τινες, gedacht sein. In V. 6 wird nicht deutlich, wer die Gehorsamen und wer die Ungehorsamen sind. Aus V. 7 und 10f lässt sich nicht klar erkennen, in wel-

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chem Verhältnis die genannte Einzelperson (τις, φησίν, ὁ τοιοῦτος) zur Gesamtgemeinde steht. Diese Unbestimmtheit dürfte kein Zufall sein. Paulus bringt die Vorwürfe, denen er sich ausgesetzt sieht, mit der Gesamtgemeinde in Verbindung, ohne sie ihr explizit zuzuschreiben. Er erweckt den Eindruck, sich einer Front gegenüber zu sehen, die ihn geschlossen ablehnt. Dass das den Gegebenheiten nicht entspricht, wird z.B. aus 12,21 und 13,2 deutlich. Der angekündigte schonungslose Besuch wird sich, so heißt es hier, nicht einfach gegen alle richten, sondern gegen “viele, die (schon) früher gesündigt haben und nicht umgekehrt sind von ihrer Unreinheit und Unzucht und Zügellosigkeit, mit der sie gehandelt haben” (12,21). Paulus unterscheidet hier zwischen “denen, die sich zuvor verfehlt hatten, und allen übrigen” (13,2). Diese und ähnliche Fiktionen einer großen Nähe (in 1–9) bzw. eines großen Abstands zur Gemeinde (in 10– 13) reduzieren die komplexe Beziehungsgeschichte auf zwei Möglichkeiten. Zwischen diesen können und müssen die Adressaten wählen, aber gerade durch diese Reduktion versucht Paulus, ihre Wahl zu lenken. Das Ziel ist bei der Werbung und bei der Warnung dasselbe: Die Gemeinde soll sich von den Fremdmissionaren abwenden, soll sich insgesamt klar auf die Seite des Paulus stellen und soll so die Versöhnung vollenden. Das spricht gegen die genannte Möglichkeit, aus den sehr unterschiedlichen Aussagen zum persönlichen Verhältnis zwischen Paulus und der Gemeinde auf verschiedene Briefsituationen, also auf ursprünglich getrennt entstandene Briefe, zu schließen. Die Unterschiede lassen sich als Teil einer textpragmatischen Strategie erkennen, die mit Fiktionen arbeitet, und können deshalb nicht für die Rekonstruktion einer Situationsveränderung ausgewertet werden. 2.2

Das Fehlen eines positiv motivierenden Schlussteils

Gegen meine Sicht der Textpragmatik lässt sich noch ein zweiter Einwand erheben: Ist es denkbar, dass Paulus

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den Brief mit den harten, die Gemeinde offen konfrontierenden Kapiteln 10–13 beendet, ohne noch einmal auf die sanfte, entgegenkommende, zuversichtliche Haltung der Kap. 1–9 zurückzukommen? Wäre nicht zu erwarten, dass er die Gemeinde nach ihrer Brüskierung wieder auffängt und einen versöhnlichen Briefteil an den Schluss stellt? Etwas entschärfen, aber nicht wirklich entkräften lässt sich das Problem durch einen Verweis auf 13,10–12. Schon ab 13,5 ist ein konzilianterer Ton wahrnehmbar, der sich am eigentlichen Briefschluss noch verstärkt. V. 10 ist durch das ἀπών-παρών-Motiv und den Verweis auf die eigene ἐξουσία deutlich auf 10,1–11 bezogen. Während dort aber der Akzent auf der Drohung des “Einreißens” lag, ist hier das Ziel des “Aufbauens” betont. Schon Johannes Chrysostomus hat 13,10 so kommentiert: “Nachdem er nun [d]ieses und mehreres dergleichen gesprochen, was Furcht und Beschämung erwecken, was als Vorwurf und Tadel empfunden werden mußte, so entschuldigt er sich nun für [a]lles insgesammt (sic!)”2. In 13,11 ruft Paulus die Gemeinde zur Freude auf: Diese soll seiner eigenen Freude (13,9) entsprechen, d.h. seine Freude über die Kraft der Korinther soll zu deren Freude werden. Der Briefschluss zeigt also ein durchaus versöhnliches Anliegen. Dennoch kann man fragen, ob das genügt, um die in vier Kapiteln ausgeführte Konfrontation aufzufangen. Wird die Gemeinde, wenn sie nach Kap.1–9 noch Kap. 10–13 gehört hat, nicht verärgert oder beleidigt reagieren? Wird sie ihre zunächst vielleicht geweckte Versöhnungsbereitschaft nicht gleich wieder verlieren? Diese Bedenken sind verständlich, lassen sich aber ausräumen, wenn der Aufbau des 2 Kor berücksichtigt wird. Er enthält den Schlüssel zu einer Antwort. Den 2 Kor als ganzen zu analysieren ist aber keine einfache Aufgabe. Der Brief ist anders angelegt als die beiden anderen langen Paulusbriefe, Röm und 1 Kor. Er vermit2

Hom. in 2Cor (PG 61,605); übs. v. A. Hartl.

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telt einerseits durch viele Gliederungssignale den Eindruck einer bewussten planmäßigen Gestaltung, andererseits wird dieser Plan nirgends expliziert. Wir beginnen mit unserer Prüfung an dem Ort, an dem man am ehesten einen Hinweis vermuten würde: Der propositio. 2.2.1

Die propositio

Zwischen dem – für Paulus etwas untypisch gestalteten – Proömium (1,3–11) und dem eigentlichen Briefkorpus stehen in 1,12–14 drei Verse, die als propositio gelten können, die also das Thema und das Anliegen des Briefs formulieren. Eine ausführliche Besprechung dieser Verse ist hier nicht möglich. Es soll genügen, die Elemente hervorzuheben, die als Gegenstände des 2Kor genannt werden: Schreiben und Lesen, Erkennen und Rühmen. In 1,13 heißt es: “Wir schreiben euch nichts anderes als das, was ihr lest (ἀναγινώσκετε) und kennt (ἐπιγινώσκετε)”. Meistens wird ἐπιγινώσκετε etwas anders übersetzt: “... (was ihr lest und) versteht”. Damit verbindet sich die Interpretation, Paulus verteidige hier die Eindeutigkeit seiner Briefe. Er wehre sich gegen den Vorwurf, den Briefen sei seine wahre Meinung nicht zu entnehmen, entweder weil sie schwer verständlich und unklar seien oder weil sie bewusst zweideutig geschrieben seien. Diese Deutung halte ich für unwahrscheinlich. ἐπιγινώσκω bedeutet im NT in der Regel “kennen” oder “erkennen”. Die einzigen möglichen Ausnahmen sind 1 Kor 13,12 und 2 Kor 6,9, aber auch dort liegt “erkennen” näher als “verstehen”. (Keine Ausnahme ist übrigens die bekannte Frage des Philippus an den Kämmerer der Kandake: “Verstehst du [γινώσκεις], was du liest [ἀναγινώσκεις]?”, denn dort ist eben nicht das Kompositum ἐπιγινώσκω verwendet.) Dafür, dass in 1,13 für ἐπιγινώσκω die Bedeutung “(er)kennen” anzunehmen ist, spricht auch der Bezug zu 13,5f: “ Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben seid, erprobt euch selbst. Oder erkennt ihr (ἐπιγινώσκετε) (in Bezug auf) euch nicht selbst, dass Jesus Christus in euch ist? Es müsste denn sein, dass ihr

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unbewährt seid. Ich hoffe aber, dass ihr erkennen werdet (γνώσεσθε), dass wir nicht unbewährt sind.” Die Inklusion ist deutlich, denn an beiden Stellen, also am Anfang und am Ende des Briefs, wird ein beschränkter kognitiver Akt in der Gegenwart mit einem unbeschränkten kognitiven Akt in der Zukunft kontrastiert. Was Paulus an beiden Stellen erhofft, ist kein “Verstehen”, sondern ein “Erkennen”. Die Übersetzung von ἐπιγινώσκω in 1,13 mit “kennen, erkennen”, für die ich plädiere, ist deshalb wichtig, weil sie für 1,13 einen anderen Sinn ergibt. Die Einleitung οὐ γὰρ ἄλλα legt zwar in der Tat nahe, dass Paulus sich gegen einen Vorwurf wehrt. Dieser dürfte aber nicht in einer bewussten oder unbewussten Mehrdeutigkeit seiner Briefe bestanden haben. Es geht nicht darum, dass die Briefe nicht zu “verstehen” waren. Dieser Vorwurf findet sich im 2Kor sonst nirgends. Es geht darum, dass die Gemeinde das Gelesene mit dem Gehörten nicht zur Deckung bringen konnte: Sie “erkannte” Paulus und seine Botschaft in den Briefen nicht wieder. Dieser Vorwurf begegnet im 2 Kor nicht nur hier, sondern ganz explizit auch in 10,10: “Denn die Briefe - so wird gesagt - sind gewichtig und stark, seine körperliche Präsenz aber ist schwach und seine Rede nichts wert”. Es ist also unbestreitbar, dass ihm der Vorwurf gemacht wurde, seine Briefe und sein persönliches Auftreten passten nicht zusammen. Dieser Vorwurf dürfte auch in 1,13 angesprochen sein. In seiner Verteidigung betont Paulus die Übereinstimmung zwischen dem Gelesenen und dem bereits vorher Gewussten, d.h. zwischen dem Inhalt der Briefe und dem, was die Adressaten von ihm direkt gehört haben. Die Paronomasie ἀναγινώσκετε ἐπιγινώσκετε hebt diese Übereinstimmung hervor. 1,13 endet mit der Aussicht auf ein weitergehendes Erkennen: “Ich hoffe aber, dass ihr vollständig erkennen werdet”. Hier verschiebt sich die Bedeutung von ἐπιγινώσκω: Während sich das Verb in V.13a auf bereits Gewusstes/Gekanntes bezieht, meint es in V.13b und dann in V.14 offenbar ein Erkennen, bei dem es nicht um

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eine Übereinstimmung, nicht um eine Erinnerung, sondern um eine persönliche Beziehung geht (ἐπέγνωτε ἡμᾶς). Dieses Erkennen ist ein Prozess, der begonnen hat (ἀπὸ μέρους), der aber noch nicht vollständig ist und der offenbar auch nicht sicher zu seinem Ziel kommen wird. Der Inhalt des ansatzweise bereits vorhandenen und in der Zukunft vielleicht vollständigen Erkennens besteht in dem Wissen darum, dass Paulus der Ruhm der Gemeinde ist. Die Erwähnung des “Tags des Herrn Jesus” lenkt den Blick auf das Endgericht. Paulus wird im Gericht der Ruhm der Gemeinde sein, d.h. sie wird im Gericht nur deshalb bestehen, weil sie von ihm gegründet und begleitet wurde. Umgekehrt wird auch die Gemeinde der Ruhm des Paulus sein, denn dieser besteht im Erfolg seiner Mission, in der Existenz christlicher Gemeinden, die er in 1 Kor 9,2 als “Siegel” seines Apostelamts bezeichnet. Der Blick auf das Endgericht soll aber die Gegenwart beeinflussen. Bisher weiß eigentlich nur Paulus vollständig, worin sein Ruhm liegt. Die korinthische Gemeinde ist noch auf dem Weg dahin. Aus dem einseitigen soll ein gegenseitiger Ruhm werden, aus der teilweise richtigen Erkenntnis der Korinther eine vollständig zutreffende. Dazu müssen existierende Vorbehalte ausgeräumt werden, die sich unter anderem auf das Verhältnis zwischen dem persönlichen Auftreten des Paulus und seinen Briefen beziehen. Bei den Elementen der propositio, die wir hervorgehoben haben (Schreiben und Lesen, Erkennen, Rühmen), geht es also 1. um das Verhältnis von brieflicher und persönlicher Kommunikation und 2. um das Verhältnis zwischen Paulus und der Gemeinde. Diese Themen prägen große Teile des 2 Kor. Die Art ihrer Behandlung und ihre konkrete Füllung variieren aber in den verschiedenen Briefteilen. Wir nehmen deshalb diese beiden Themen einzeln in den Blick und fragen jeweils, was sich aus ihnen für den Aufbau des 2 Kor ergibt.

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2.2.2

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Das Verhältnis von brieflicher und persönlicher Kommunikation

An den Stellen, an denen in den Kap. 1–7 die briefliche Kommunikation zum Thema wird, geht es (abgesehen von der gerade behandelten propositio, die sich ja auf den ganzen Brief bezieht) immer um den sogenannten Tränenbrief, also den Brief, den Paulus nach seinem Zwischenbesuch “aus großer Betrübnis und mit angstvollem Herzen (...) unter vielen Tränen” (2,4) geschrieben hat. Wenn wir die Einheitlichkeit des 2 Kor annehmen, ist uns dieser Brief nicht erhalten geblieben. Er spielt in 2 Kor 1–7 aber eine große Rolle. Das gilt besonders deutlich für die beiden Stellen, an denen er explizit erwähnt wird, nämlich 2,3–11 und 7,5–16. Dort wird klar: Statt nach dem Zwischenbesuch selbst nach Korinth wiederzukommen, wie Paulus es ursprünglich angekündigt hatte (13,2), schickte er Titus mit diesem Brief, der ihm selbst und der Empfängergemeinde Schmerzen bereitete. Der Tränenbrief zeigte Wirkung. Er brachte die Gemeinde dazu, sich mehrheitlich von demjenigen Mitglied zu distanzieren, das Paulus beim Zwischenbesuch gedemütigt hatte. Er bewirkte in ihr “Verteidigung, Unwillen, Furcht, Sehnsucht, Eifer, Bestrafung” (7,11), all das zugunsten des Paulus. Der Tränenbrief ist aber in Kap. 1–7 nicht nur an den beiden Stellen wichtig, an denen er explizit erwähnt wird. Er ist auch dort prägend, wo von ihm nicht direkt die Rede ist. Auch wenn die berühmte Formulierung von Johannes Weiß übertrieben ist, 2,13 und 7,5 passten zueinander “wie die Bruchstellen eines Ringes”3, so ist doch klar, dass Paulus den Erzählfaden, den er in 2,13 verlässt, in 7,5 wieder aufnimmt. Er unterbricht seine Erzählung, um in 2,14–7,4 eine grundsätzliche Apologie seines Dienstes zu bieten. Dass er sie gerade hier einfügt, ist ein Kunstgriff. Zwischen 2,13 und 7,5 befindet sich Paulus narrativ ja in einer Schwellensituation, in einem 3

WEISS, Johannes: Das Urchristentum, Göttingen 1917, 265.

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Zustand der Unsicherheit und Unruhe. Alles ist noch offen: Paulus hat mit dem Tränenbrief agiert, aber die Gemeinde hat noch nicht reagiert. Wenn er beim Rückblick auf diese Situation eine große Selbstlegitimation bietet, dann dient diese natürlich nicht dazu, die damalige Krise zu seinen Gunsten zu entscheiden. Die Frage, wie die Gemeinde auf den Tränenbrief reagieren würde, war ja zum Zeitpunkt der Abfassung des 2 Kor längst entschieden. Seine Selbstlegitimation dient vielmehr dazu, den Erfolg der damaligen Krisenbewältigung in die Gegenwart zu übertragen. Nach dem Abschluss der Apologie ist Paulus zum Zeitpunkt der Abfassung des 2 Kor ebenso in aller Bedrängnis von Trost und Freude erfüllt, wie er es damals war, als er unruhig auf Titus gewartet hatte und schließlich getröstet wurde (7,4–6). Die Gemeinde soll an der Erleichterung des Paulus durch den Bericht des Titus, der mit guten Nachrichten aus Korinth zurückkam, teilnehmen. Dadurch soll sie dazu bewegt werden, ihm eine erneute, diesmal weitergehende Erleichterung zu verschaffen. Es ist nicht zu übersehen, dass diese Argumentation ein fiktives Element enthält – nach 2,3–11 war der Tränenbrief ja eben nicht der volle Erfolg, als der er in 7,8–13 hingestellt wird. Die Fiktion eines völligen Konsenses, der in Wirklichkeit noch nicht erreicht ist, hat ihre Basis in der Apologie 2,14–7,4. Deren erhoffte Wirkung, die überzeugende Begründung seiner Legitimation, setzt Paulus jetzt als gegeben voraus. Vorbehalte kann es eigentlich nicht mehr geben, und so zeichnet er ein idealisiertes Bild der Wirkung des Tränenbriefs, das zum Teil erst noch Wirklichkeit werden muss. Der Testfall, auf den er die Gemeinde durch seine Konsensfiktion vorbereitet, ist ihre Beteiligung an der Kollekte. Der Tränenbrief ist also für alles, was zwischen 2,3 und 7,16 steht, der literarische Bezugspunkt: in den Rahmenteilen explizit, innerhalb des Rahmens implizit. Paulus stilisiert ihn als Modell eines idealen Briefs: Er hat – überbracht durch Titus – den beim Zwischenbesuch entstandenen Konflikt beendet, er hat die Basis für den

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erneuten Besuch des Titus und für die Kollekte gelegt und er ist mit seiner Wirkung Vorbild für den 2Kor, der an diesen Erfolg anknüpfen will. Während sich in den Kap. 1–7 die thematisierte briefliche Kommunikation immer wieder – direkt oder indirekt – auf den Tränenbrief bezieht, ändert sich das Bild in Kap. 10–13. Hier ist es nicht mehr der Tränenbrief, sondern nur noch der 2Kor selbst, dessen Wirkung in den Blick genommen wird. Der Zweck dieses Briefs wird am Ende unmissverständlich zusammengefasst: “Deshalb schreibe ich dies aus meiner Abwesenheit, damit ich nicht, wenn ich anwesend bin, streng vorgehen (muss) nach der Vollmacht, die mir der Herr gegeben hat zum Aufbauen und nicht zum Niederreißen” (13,10). Der 2 Kor dient der Besuchsvorbereitung. Er soll es für Paulus unnötig machen, zu den Korinthern bei seinem Besuch streng zu sein und bei ihnen seine Vollmacht zum “Niederreißen” auszuüben. Um nicht persönlich hart und unversöhnlich auftreten zu müssen, tut Paulus dies im vorliegenden Brief. Nicht nur in 13,10, sondern auch an anderen Stellen wird das deutlich. Schon am Beginn von Kap. 10 wird ein gewaltsamer Besuch angekündigt, der im Bild eines Heereszugs beschrieben wird. Bereits hier wird deutlich, dass eine solche Aktion eigentlich nicht dem Ethos des Apostels entspricht. Er bittet die Gemeinde, ihm und sich selbst einen solchen Besuch zu ersparen (10,1f). Er besitzt die Vollmacht, die Gemeinde in den Gehorsam zu zwingen, wenn nötig auch durch harte Maßnahmen. Aber diese Vollmacht soll eigentlich dem Aufbauen dienen (10,8). Die starken Briefe haben den Zweck, kämpferische Besuche durch die Rhetorik der Kraft und der Durchsetzungsfähigkeit überflüssig zu machen. Das gilt auch für den 2Kor selbst. Am Anfang und am Ende der Kap. 10–13 hebt Paulus hervor, dass er seine Aufgabe im Erbauen der Gemeinde sieht. Konkret heißt das: Er will bei seinem bevorstehenden Besuch den freundlichen Ton weiter pflegen, in dem er die ersten neun Kapitel geschrieben hat. Die briefliche Konfrontation, zu der er

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sich gezwungen sieht, hat explizit keinen anderen Zweck, als eine persönliche Konfrontation zu vermeiden. Es besteht also kein Gleichgewicht zwischen einem zunächst freundlichen, dann unfreundlichen Vorgehen im Brief. Übergeordnet und den gesamten Brief prägend ist eindeutig die positive Zuwendung, die auch in 10–13 noch erkennbar bleibt. Es ergibt sich: Das Thema der brieflichen und persönlichen Kommunikation, das die propositio ankündigt, ist in den Kap. 1–7 und 10–13 unterschiedlich behandelt. In 1–7 werden die Voraussetzungen und die Wirkungen des Tränenbriefs beschrieben: Er war die Konsequenz des Zwischenbesuchs des Paulus; er hat die Gemeinde beim letzten Besuch des Titus beeindruckt; er ist das Modell für den 2 Kor, der beim nächsten Besuch des Titus die vollständige Versöhnung herbeiführen und die Kollekte ermöglichen soll. In 10–13 dagegen geht es nur noch um den 2 Kor, und zwar nicht mehr im Blick auf den Besuch des Titus, sondern im Blick auf den bevorstehenden dritten Besuch des Paulus; diesen Besuch soll der Brief vorbereiten, indem er eine mögliche Konfrontation vorwegnimmt. Trotz dieser unterschiedlichen Bezüge weisen die beiden Briefteile auch Gemeinsamkeiten auf: Jeweils in ihrer Mitte enthalten sie einen Teil, der grundsätzliche Aussagen zum Wirken des Paulus macht. In 1–7 ist das die Apologie 2,14–7,4, in 10–13 ist es die Narrenrede 11,16–12,13. Sowohl die Apologie als auch die Narrenrede, so verschieden sie sonst auch sind, thematisieren die apostolische Existenz des Paulus. Diese Gemeinsamkeit wird dadurch besonders augenfällig, dass beide Abschnitte Peristastenkataloge enthalten (4,7–12; 6,3–10; 11,23–29; 12,10). 2.2.3

Das Verhältnis zwischen Paulus und der korinthischen Gemeinde

Aus der propositio ergibt sich, dass das Ziel des 2 Kor darin besteht, aus dem einseitigen Rühmen ein gegensei-

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tiges Rühmen werden zu lassen. Wir haben gesehen, dass Paulus bei der Verfolgung dieses Ziels auch zu Fiktionen greift und das Verhältnis zur Gemeinde teilweise idealisiert bzw. dämonisiert. Es hat sich ferner gezeigt, dass es in Kap. 1–7 mehr um Vergangenheit und Gegenwart, in Kap. 10–13 mehr um die Zukunft geht: Wenn Titus die Gemeinde mit dem 2 Kor besucht, soll das ein Abschluss der Entwicklung sein, die durch den Zwischenbesuch und den Tränenbrief gekennzeichnet war und die in Kap. 1–7 thematisiert wird; zugleich soll mit den Kap. 10–13 der dritte Besuch des Paulus vorbereitet werden. Die beiden Teile sind unter anderem dadurch miteinander verbunden, dass sie grundsätzliche Aussagen zum apostolischen Dienst des Paulus enthalten. So gesehen, geht es im 2 Kor offenbar um die Abfolge einer schrittweisen Versöhnung. Der erste Schritt bestand zweifellos im Besuch des Titus mit dem Tränenbrief und in der überwiegend positiven Reaktion der Gemeinde. Der zweite Schritt wird der erneute Besuch des Titus (diesmal mit dem 2 Kor) sein, bei dem die vom Tränenbrief nicht beseitigten oder durch ihn vielleicht sogar neu entstandenen Spannungen beigelegt werden sollen. Der dritte und letzte Schritt wird der Besuch des Paulus selbst sein. Wenn alles gut geht, ist das kein harter, kämpferischer Besuch, sondern ein Besuch im Geist der Sanftmut, der die vorangegangene Versöhnung nur noch zu bestätigen braucht. In dieser Sicht bekommen zwei Kapitel, die bisher kaum in die Untersuchung einbezogen wurden, eine wichtige Rolle: die Kollektenkapitel 8 und 9. Sie nehmen nicht nur im Aufbau des 2 Kor die Mittelstellung ein, sondern stehen auch zeitlich etwa in der Mitte der Ereignisse, die der 2 Kor bespricht. Wenn dieser Brief eine Einheit ist, dann reiste Titus nach seinem positiven Bericht über die Wirkung des Tränenbriefs (7,5–16) erneut nach Korinth, um dort die Kollekte zu Ende zu bringen (8,6.17). Dabei überbrachte er den 2 Kor. Die Kollekte war in dieser Situation mehr als der Ausdruck einer Gemeinschaft von Heidenchristen mit Jerusalem – sie war

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jetzt auch der Ausdruck einer Gemeinschaft zwischen der korinthischen Gemeinde und ihrem Gründer. Sie wurde also zur sichtbaren Verwirklichung des zweiten Schritts auf dem Weg der Versöhnung und war damit hingeordnet auf den dritten, letzten Schritt. Der in 9,4 angekündigte Besuch des Paulus, bei dem ihn Makedonier begleiten werden und er die Kollekte abholen will, kann kein anderer sein als der dritte Besuch (10,2; 13,10), der in 2 Kor 10-13 vorbereitet wird. Die Architektur des Briefs ist also eigentlich nicht zweiteilig (1–9 // 10–13), sondern dreiteilig (1–7 // 8–9 // 10–13). Der Mittelteil enthält durch die Erwähnung der Besuche des Titus und des Paulus Bezüge sowohl zum vorangehenden als auch zum folgenden Teil. Diese Beobachtung hat Potential für die Beantwortung der Ausgangsfrage: Läuft Paulus nicht Gefahr, die relativ versöhnlichen Kap. 1–7 und insbesondere den Aufruf zur Kollekte in Kap. 8-9 um ihre Wirkung zu bringen, wenn er den Brief mit den konfrontativen Kap. 10–13 enden lässt? Die oben angestellten Überlegungen zum Aufbau des Briefs legen als Antwort nahe: Nein, denn die positive Motivation der Korinther ist nicht auf Kap. 1–9 beschränkt, auch wenn es zunächst so aussieht, sondern setzt sich in Kap. 10–13 fort. Das hat mit der Gegenwart des Titus zu tun. Titus, der den 2 Kor überbringt, ist eine Art alter ego des Paulus. Er repräsentiert Paulus gegenüber der Gemeinde und die Gemeinde gegenüber Paulus. Das zeigt sich an mehreren Stellen, die wir der Reihe nach kurz in den Blick nehmen. In 7,6f heißt es: “Aber Gott, der die Niedrigen tröstet, hat uns durch die Ankunft des Titus getröstet, nicht nur durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, mit dem er bei euch getröstet wurde”. Gott tröstet Paulus durch den Trost, den Titus in Korinth erfährt. Ganz ähnlich ist in 7,13 davon die Rede, dass Paulus durch die Freude des Titus selbst Freude findet. In beiden Fällen stehen diplomatische Konventionen der griechisch-römischen Welt im Hintergrund. Deren Grundprinzip ist: Eine positive oder negative Aufnahme des Gesandten ist gleichbedeutend mit einer posi-

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tiven oder negativen Aufnahme des Senders. Paulus kann deshalb die offenbar sehr freundliche Aufnahme des Titus auf sich selbst beziehen. Nach 8,6 wurde Titus erneut gesendet, wobei seine Nähe zu Paulus durch 8,16 betont wird: Gott hat “denselben Eifer für euch in das Herz des Titus gelegt” – der Vergleichspunkt für den Eifer kann nur der Eifer des Paulus sein. Titus hat also denselben Eifer für die Gemeinde wie Paulus. Wenn dann in 8,18–24 von einer Dreiergesandtschaft erzählt wird, ist auffällig, dass allein Titus mit Namen genannt wird. Ein Grund dafür dürfte sein, dass er auf diese Weise als verantwortlicher Leiter hervorgehoben werden soll. Die Unterordnung der beiden anderen Brüder ist ja schon darin erkennbar, dass Titus “gebeten” oder “aufgefordert” wird (8,6: παρακαλέσαι; 8,17: παράκλησιν), nach Korinth zu reisen, die Brüder aber “geschickt” werden (8,18: συνεπέμψαμεν). Auch diese beiden Brüder werden höchst ehrenvoll vorgestellt: Sie sind “Gemeindegesandte, Glanz Christi” (8,23). Titus aber wird in viel größere Nähe zu Paulus gebracht, wenn er als “mein Gefährte und Mitarbeiter im Hinblick auf euch” bezeichnet wird (8,23). Und schließlich wird diese Nähe auch noch einmal kurz vor dem Ende des Briefs betont: “Ich habe Titus zugeredet und habe den Bruder mitgeschickt. Hat euch etwa Titus übervorteilt? Haben wir unseren Lebenswandel nicht in demselben Geist geführt? Nicht in denselben Fußspuren?” (12,18). Dieser Titus, der denselben Eifer für die Gemeinde hat wie Paulus (8,16) und in denselben Fußspuren wandelt wie er (12,18), überbringt den 2 Kor. Er ist also in Korinth präsent, während der Brief verlesen wird – vielleicht verliest er ihn sogar selbst. Titus repräsentiert nun aber sehr viel mehr die positive Zuwendung des Paulus zur Gemeinde als seine Kritik an ihr. Wenn dieser Gesandte bei der Verlesung und Besprechung des Briefs anwesend war, müssen auch die Kap. 10–13 einen anderen Klang bekommen haben. Sie verloren durch die Gegenwart des Titus nichts von ihrem Ernst, aber sie wur-

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den gerahmt durch die liebevolle Bemühung des Paulus um die Gemeinde, die von Titus repräsentiert wurde. Es zeigt sich: Freundlichkeit und Härte waren nicht zwei gleichberechtigte und gleich wichtige Mittel, um die Gemeinde zur Versöhnung zu bewegen. Der Vorrang des “Aufbauens” gegenüber dem “Niederreißen” ist auch an Titus, dem alter ego des Paulus und Überbringer seines Briefs, erkennbar. 3.

Rückblick

Die beiden kritischen Anfragen an meine textpragmatische Erklärung des 2Kor haben sich bei genauerem Zusehen als nicht überzeugend erwiesen. Weder ist es gerechtfertigt, aus den unterschiedlichen Aussagen zum persönlichen Verhältnis zwischen Paulus und der Gemeinde auf verschiedene Briefsituationen, also auf ursprünglich getrennt entstandene Briefe zu schließen. Noch ist das Fehlen eines positiv motivierenden Schlussteils ein Problem für die Annahme, der ganze 2 Kor verfolge auf verschiedene, aber miteinander kompatible Weisen dasselbe Ziel: die Überwindung des Konflikts mit der Gemeinde. Gegenüber den beiden genannten Einwänden halte ich also daran fest, dass eine textpragmatische Deutung die Abfolge von Kap. 1–7 (Idealisierung) und Kap. 10–13 (Distanzierung) besser erklären kann als eine literarkritische Aufteilung des Briefs. Die Textpragmatik kann in diesem Fall tatsächlich als “bridge over troubled water” angesehen werden.

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Tracking Titus and Chronicling the Collection: 2 Corinthians 8 and 9

Introduction: The Collection and 2 Corinthians Direct evidence about the collection for the Jerusalem assembly is limited to a few passages in the Corinthian correspondence (1 Cor 16:1–4; 2 Corinthians 8; 2 Corinthians 9), one mention in Galatians (Gal 2:10), and another in Paul’s letter to the Romans (Rom 15:25–27). Some indirect allusions also appear in various places.1 From the few texts that we have, we can discern the basic outline of Paul’s collection, although the details are sketchy. Most of the information that we have focuses on Paul’s collection efforts in Achaia, specifically Corinth.2 But, despite that, we know very little about that collection’s beginnings. 2 Cor 8:6 informs us that Titus had earlier spearheaded the collection’s launch in Achaia. 1 Allusions appear in 2 Corinthians (e. g., 2:17; 7:2; 12:18) and possibly in Acts. For example, Acts 11:27–30 is likely a misplaced reference to the collection. Acts 24:17 may also point to the collection. On the Acts passages, see PERVO, Richard I.: Acts. A Commentary, Minneapolis 2009, 295–299 and 599. 2 There is also a bit of evidence about collection activities in Macedonia in 2 Corinthians 8 and 9 (see below) but very little about Paul’s efforts in Galatia, only what we have in 1 Cor 16:1. We do not even know for sure whether or not the Galatians collection was actually completed.

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Unfortunately, we are given no details about that launch. But some information about the circumstances surrounding the collection’s beginnings in Corinth can be teased out of 2 Corinthians 8 and 9. This information can, in turn, aid in reconstructing the original shape of the Corinthian correspondence. Although 2 Corinthians 8 and 9 are often considered late letters, sent after the resolution of the Corinthians crisis, I believe that they represent the earliest letters in canonical 2 Corinthians. I also believe that 2 Corinthians 9 is the first of these two letters. Given that the controversy over the integrity of 2 Corinthians has been under way for almost two and a half centuries (with no end in sight), I have no illusions about proving my hypothesis to the satisfaction of all. Nevertheless, I believe that what I propose makes the best sense of the data found in 2 Corinthians 8 and 9 and I hope, at least, that others will find the ideas worth considering. A Brief History of Research on 2 Corinthians 8 and 9 The role that 2 Corinthians 8 and 9 plays in the Corinthian correspondence has long been in question. In the second half of the eighteenth century, Johann Salomo Semler wondered why Paul repeated in chapter 9 the same argument that he had just made in chapter 8. Semler then ventured the hypothesis that chapter 9 was originally its own letter.3 Early in the 20th century, Johannes Weiss also concluded that 2 Corinthians 8 constituted an independent letter. Weiss argued that, because Paul’s praise for the Corinthians in chapter 8 is effusive, that chapter must have been composed prior to everything else in 2

3 SEMLER, Johann Salomo: Paraphrasis II: Epistolae ad Corinthios, Halle 1776, Praefatio b1 (I was unable to obtain a copy of Semler’s work so I am dependent on the summary of it by BETZ, Hans Dieter: 2 Corinthians 8 and 9: A Commentary on Two Administrative Letters of the Apostle Paul, Philadelphia 1985, 3–4.

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Corinthians (except 6:14–7:1, which Weiss saw as a fragment of the letter mentioned in 1 Cor 5:9).4 In his 1924 commentary, Hans Windisch recommended separating the collection letters (2 Corinthians 8 and 9) from both 2 Corinthians 1–7 and 2 Corinthians 10–13.5 Of these two letters, Windisch proposed that chapter 8 was written first although chapter 9 was composed not long afterwards. Since Windisch believed that both chapters 8 and 9 presupposed similar situations and were written in close chronological proximity, he recommended that chapter 8 was sent to the Corinthian community while chapter 9 was addressed to all the assemblies in Achaia. He supported this suggestion by noting that Paul refers to Achaia (rather than Corinth) at the beginning of chapter 9 (9:2).6 Later in the twentieth century, Günther Bornkamm also raised the possibility that both 2 Corinthians 8 and 9 constituted separate letters. While Bornkamm speculated that 2 Corinthians 8 may have originally been appended to the end of chapter 7 (i. e., the end of the “letter of reconciliation”), he nevertheless allowed for the possibility that it was its own composition. 2 Corinthians 9, he believed, was an independent letter, composed after chapter 8. Consequently, he proposed that both chapters 8 and 9 were written after the resolution of the Corinthian crisis. Following Windisch, Bornkamm considered 2 Corinthians 9 to be a circular letter, addressed to the various assemblies in Achaia.7 4 WEISS, Johannes: Earliest Christianity: A History of the Period A.D. 30-150. trans. F. C. Grant, Gloucester, MA 1970, 353–357. 5 W INDISCH, Hans: Der zweite Korintherbrief, Göttingen 1970, 5–31. 6 WINDISCH: Zweiter Korintherbrief, 287–288. 7 Bornkamm postulated that canonical 2 Corinthians contained the following letters (chronologically ordered as listed): 1) 2 Cor 2:14– 7:4 [minus 6:14–7:1], Paul’s “first apology”; 2) 2 Corinthians 10–13, a second apology, identified with the “letter of tears” (mentioned by Paul in 2 Cor 2:4 and 7:8); and 3) 2 Cor 1:1–2:13; 7:5–16, a “letter of reconciliation”; 4) 2 Corinthians 8 (as its own letter or appended to the end of the “letter of reconciliation”; 5) 2 Corinthians 9. See BORNKAMM, Günther: Die Vorgeschichte des sogenannten zweiten

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In his Hermeneia commentary of 1985, a commentary focused solely on 2 Corinthians 8 and 9, Hans Dieter Betz concluded that both chapters represented independent letters, each composed after the crisis between Paul and the community had been resolved. Betz, following Bornkamm, believed that Paul had earlier attempted to mediate the crisis with two different apologies (2 Cor 2:14–7:4 [excluding 6:14–7:1] and 2 Corinthians 10–13). These were followed by a letter of reconciliation (1:1– 2:13; 7:5–16), after which the two collection letters were composed.8 Like both Windisch and Bornkamm, Betz believed that chapter 8 was sent to Corinth while chapter 9 was sent to the other churches in Achaia.9 In the early years of the 21st century, Margaret M. Mitchell, like Johannes Weiss before her, argued that chapter 8 was the earliest of the letters embedded in 2 Corinthians. She claimed that 2 Corinthians 8 provides us with a window into the beginnings of the Corinthian crisis. She supported her claim with a number of observations. First, she excluded the possibility that 2 Corinthians 8 was a late letter by pointing out that Paul’s act of sending Titus and the brother to Corinth (mentioned in Korintherbriefes, in: IDEM (Hg.): Geschichte und Glaube. Zweiter Teil, München 1971, 186–187. It is worth noting that Dieter Georgi, a student of Bornkamm, also believed that 2 Corinthians 9 originated as a circular letter to the communities in the province of Asia (GEORGI, Dieter: Remembering the Poor: The History of Paul’s Collection for Jerusalem, Nashville 1992, 78; 93; 189; n. 26). 8 B ETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 142–143. 9 B ETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 92. Of course, many other possibilities have been suggested. For a more thorough discussions of the history of research, see BETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 3–36; THRALL, Margaret E.: Critical and Exegetical Commentary on the Second Epistle to the Corinthians. 2 vols., London 1994, 2000, 1.3–49. For a discussion of more recent research, see BECKER, Eve-Marie: Stellung und Funktion von 2. Korinther 8–9 im Literarischen Endtext: Anmerkungen zum Stand der literarkritischen Diskussion, in: BIERINGER, Reimund et al. (Hgg.): Theologizing in the Corinthian Conflict, Leuven 2013, 289– 293.

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8:16–18) must have occurred prior to the visit by Titus and the brother mentioned in 2 Cor 12:18. The former passage indicates a present action while the latter points to a past visit. Second, the deliberative nature of chapter 8 intimates that it was composed before any significant tension arose between Paul and the Corinthian community. Third, Mitchell focused on the difference between Paul’s instructions for the collection’s delivery in 1 Corinthians 16:1–4 and in 2 Corinthians 8. In the earlier passage, Paul gave the Corinthian community the responsibility for deciding who would accompany the collection to Jerusalem (1 Cor 16:3). They would choose an envoy for whom Paul would write commendatory letters when the apostle arrived in Corinth, presumably, when the collection was ready to send off to Jerusalem. In 2 Corinthians 8, however, the apostle appeared to have reneged on that agreement, at least as the Corinthians read matters. In that letter, Paul omitted any mention of Corinthian input regarding the money’s escort to Jerusalem. Instead, he simply announced that he and an unnamed “brother”—presumably someone elected (χειροτονηθείς) by the Macedonians—would convey the money to the holy city (8:19). This, Mitchell proposed, raised suspicions within the Corinthian community about Paul’s honesty. They felt that they were they being cut out of the process. Why, they wondered? Was the collection money actually destined for Jerusalem or did Paul simply plan on pocketing it?10 Furthermore, Paul added insult to injury by boasting to the Corinthians about the success of the Macedonian collection (2 Cor 8:1–5), knowing full well that the Corinthian collection lay unfinished. Mitchell proposed that 2 Corinthians 8 was followed by two apologies (2 Cor 2:14–7:4 [excluding 6:14–7:1] and 2 Corinthians 10–13), a letter offering 10 Betz also noted the differences in the instructions for the collection’s delivery in 1 Cor 16:1–4 and 2 Corinthians 8 although he drew different conclusions than Mitchell. See BETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 135.

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reconciliation to the community (1:1–2:13; 7:5–16), and a final collection letter (2 Corinthians 9).11 I am persuaded by Mitchell’s argument that 2 Corinthians 8 represents an early letter. Indeed, my proposal builds on hers. But I will argue that 2 Corinthians 9 chronologically preceded 2 Corinthians 8. Before presenting the specifics of my argument, however, it is necessary to identify the addressees of 2 Corinthians 9. Was this letter, as proposed by Windisch and those who followed, a circular letter? Was it sent to all of the Achaian assemblies except that in Corinth? 2 Corinthians 9: A Letter to All of Achaia Except Corinth? As already noted, Windisch recognized the problem of assuming the same audience for both 2 Corinthians 8 and 2 Corinthians 9 and thereby suggested that 2 Corinthians 9 was originally addressed to all the assemblies in Achaia. Windisch believed that the mention of Achaia in 9:2 supported his suggestion since, with the exception of 2 Cor 1:1, the name appears nowhere else in 2 Corinthians.12 Although the proposal that 2 Corinthians 9 was a circular letter certainly seems credible, it is important to exclude the option that chapter 9 was sent to the all the

11 MITCHELL, Margaret M.: Korintherbriefe, in: RGG 4 (2002), 1688– 94; EADEM: The Corinthian Correspondence and the Birth of Pauline Hermeneutics, in: BURKE, Trevor J. / ELLIOTT, J. Keith: Paul and the Corinthians: Studies on a Community in Conflict: Essays in Honour of Margaret Thrall, Leiden 2003, 17–53; EADEM: Paul’s Letters to Corinth: The Interpretive Intertwining of Literary and Historical Reconstruction, in: SCHOWALTER, Daniel N. / FRIESEN, Steven J. (Hgg.): Urban Religion in Roman Corinth: Interdisciplinary Approaches, Cambridge 2005, 307–339; EADEM: Paul, the Corinthians and the Birth of Christian Hermeneutics, Cambridge 2010, 7–8. 12 Windisch considered the phrase in 2 Cor 1:1, σὺν τοῖς ἁγίοις πᾶσαν τοῖς οὖσιν ἐν ὅλῃ τῇ Ἀχαΐα to have been an expansion of the original address as a result of chapter 9 (WINDISCH: Zweiter Korintherbrief, 288).

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assemblies in Achaia except Corinth.13 There are, I suggest, a number of reasons to question that particular option. The first reason is that, with the important exception of Cenchreae—mentioned in Rom 16:1—there is no evidence for the existence of any other Achaian assemblies during Paul’s time. However, assuming—for the sake of argument—that a number of other Pauline assemblies indeed existed in Achaia, where might they have been? One might suggest Athens. In 1 Thess 3:1, Paul recounts a stay in Athens—presumably on his way to Corinth—but he makes no mention of founding an assembly there. According to Acts, Paul preached at the Areopagus in Athens and, as a result of his persuasive powers, “. . . some of [the Athenians] joined him and became believers, including Dionysius the Areopagite and a woman named Damaris, and others with them” (Acts 17:34). Unfortunately, there is little reason to take the Acts narrative of Paul’s successful preaching at face value, despite its inclusion of specific converts’ names. As David Gill has pointed out, “. . . [these] names are not those of real people but are plausible inventions by the author to illustrate and lend particularity to his point that a few Athenians, but prominent ones, were converted to Christianity by Paul’s speech. That is to say, Dionysios and Damaris are as much a part of the local color as the rest of the details in the story: the nervous piety and native curiosity of the Athenians, the Stoic and Epicurean 13 In all fairness to Windisch, he did not make this argument. Rather, he proposed that chapter 9 was sent to Corinth as well that other Achaian assemblies (WINDISCH: Zweiter Korintherbrief, 287). However, the possibility that 2 Corinthians 9 was not sent to Corinth but only to the other assemblies in Achaia has been at least implied by some who followed him. For example, see BETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 91–93. Note his comment on the “gift of blessing” that is the focus of 9:6–13: “Despite [Paul’s] joy over the resolution of the conflict with the community in Corinth, the apostle believed that only the Achaians, not the Corinthians, have the spiritual maturity to make the Corinthian collection a real “gift of blessing” (140). Cf. also GEORGI: Remember the Poor, 78.

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philosophers in the Agora, the Areopagus, and the altar of the unknown god—all of which set the stage for Paul’s speech.”14 The ahistorical nature of the Acts account of Paul in Athens is confirmed by the apostle himself who notes in 1 Cor 16:15 that the household of Stephanas (in Corinth) comprised the first converts in Achaia.15 However, even if we dismiss the historicity of the Acts account of Paul’s missionary work in Athens, perhaps we can use the epistolary introduction in 2 Cor 1:1 as evidence of other churches in Achaia. There, the apostle addresses both the community in Corinth and also “all the saints in all Achaia” (ἐν ὅλῃ τῇ Ἀχαΐα). It could be argued that this phrase, by itself, suggest a number of other assemblies in Achaia. Although such is possible, we should not make too much of the phrase. For example, it has been suggested that the phrase was added by a redactor, with an eye to 2 Corinthians 9.16 While this is possible, there are also other ways to make sense of it. It is conceivable that Paul was simply exaggerating here. That is to say, Paul’s use of the phrase ἐν ὅλῃ τῇ Ἀχαΐα (“in all Achia,” 1:1) could correspond to his claim in Rom 1:8 that the faith of the Roman assembly: “. . . is proclaimed throughout the whole world” (ἐν ὅλῳ τῷ κόσμῳ).17 Paul’s phrase in Romans is surely hyperbolic. Perhaps it is in 2 Cor 1:1 as well.18 Another explanation would be to assume that by “Achaia” (mentioned in the phrase ἐν ὅλῃ τῇ Ἀχαΐα, 2 Cor 1:1), Paul meant an area much smaller than that of 14 G ILL, David: Dionysios and Damaris: A Note on Acts 17:34, in: CBQ 61 (1999), 484. See also PERVO: Acts, 442. 15 Thrall suggests that Paul could mean the first household rather than the first individual converts (THRALL: Second Epistle, 1.88). But that argument is unconvincing. 16 WINDISCH: Zweiter Korintherbrief, 288. 17 THRALL: Second Epistle, 1.87. 18 BDAG (s.v. ὅλος, η, ον, 1.b), in relation to Rom 1:8, refers to the hyperbolic use of ὅλος in PLond 891.9: ἡ εὐφημία σου περιεκύκλωσεν τὸν κόσμον ὅλον (“your good reputation encircled the whole world”).

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the Roman province. As Margaret Thrall has aptly noted, Paul “could scarcely have expected members of the Corinthian church to travel long distances to pass on the contents of his letter.”19 This suggests that, if other such Achaian assemblies did exist, they would have been located—like Cenchreae—in the environs of Corinth.20 But, it should also be noted that, if other assemblies (besides Cenchreae) did exist in Corinth’s orbit, they would have been small and most likely unable to contribute much toward the collection. Consequently, a collection letter sent only to them would seem to be a somewhat unproductive endeavor. A second reason to question the hypothesis that 2 Corinthians 9 represents a letter to all of the Achaian assemblies except Corinth has to do with Paul’s reference to Ἀχαΐα in 9:2, a reference that has been used to support the circular letter hypothesis: “. . . I know your eagerness, which is the subject of my boasting about you to the people of Macedonia, saying that Achaia has been ready since last year.”21 Although Paul’s mention of Achaia here is unusual, it need not necessarily mean that it represents the letter’s destination. Paul’s use of the label Ἀχαΐα instead of Corinth is easily explained otherwise. The presence of the provincial or area label Ἀχαΐα in 9:2 parallels Paul’s use of the label Μακεδών (rather than the Thessalonians and/or the Philippians) earlier in

19 THRALL: Second Epistle, 1.87. Cf. WINDISCH: Zweiter Korintherbrief, 34–38; BARRETT, Charles K.: The Second Epistle to the Corinthians, New York 1973, 56; FURNISH, Victor Paul: II Corinthians, Garden City, NY 1984, 106. 20 Furnish, for example, recommends the possibility that assemblies existed in the rural communities of Cleonae (Κλεωναί), Crommyon (Κρομμυών), Tenea (Τενέα), and Schoenus (Σχοινοῦς), communities mentioned by Strabo in 8.6.19 and 8.6.22 (FURNISH: II Corinthians, 106). 21 For the reference to Ἀχαΐα in 9:2 as support for the circular letter hypothesis, see, among others, WINDISCH: Zweiter Korintherbrief, 288.

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the same verse.22 Since the use of the provincial (or area) name in one place and the city name in the other might strike the reader as clumsy, it is easy to understand why Paul might opt for comparable labels in both instances.23 The third reason to call into question the hypothesis that 2 Corinthians 9 was sent to all of the Achaian assemblies except Corinth is related to the second. It has to do with Paul’s labels of locations and his conceptualization of the collection. When we look at the places where Paul speaks of the collection in his letters, it quickly becomes apparent that he consistently speaks in terms of provinces (or larger areas) rather than cities. For example, as has already been mentioned, Paul refers to Macedonia (2 Cor 8:1) and the Macedonians (2 Cor 9:2 and 4) in chapters 8 and 9. Nowhere in these chapters does Paul refer to the Philippians or the Thessalonians in connection with the collection. Consequently, we should probably not expect him to refer to Corinth or the Corinthians in these chapters but rather to Achaia or the Achaians. Likewise, Paul uses the provincial (or area) labels in reference to the collection in Rom 15:26 when he announces that, “Macedonia and Achaia have been pleased to share their resources with the poor among the saints at Jerusalem.”24 Paul certainly did not intend to exclude Corinth when he mentioned the Achaian collection to the Romans. In light of all this, I suggest that Paul’s use of “Achaia” in 9:2 to represent Corinth (and perhaps a few 22 FURNISH: II Corinthians, 431 and HARRIS, Murray J.: The Second Epistle to the Corinthians. A Commentary on the Greek Text, Grand Rapids, MI 2005, 619. See also Thrall who understands the addressees to be the Corinthians (THRALL: Second Epistle, 565). 23 Some have argued that Paul indeed aimed his remarks at the Corinthians but, by using “Achaia,” he was trying to flatter the Corinthians by identifying their city with the whole province. See TASKER, R. V. G.: The Second Epistle to the Corinthians: An Introduction and Commentary, Grand Rapids, MI 1958, 123 and HARRIS: Second Epistle, 619–620. 24 See also 1 Thess 1:7–8 where Paul pairs Achaia and Macedonia in a context other than that of the collection.

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more small communities close to Corinth) is consistent with his practice everywhere else. The last, and perhaps the most compelling, reason to call into question the hypothesis that chapter 9 was sent to the Achaian assemblies but not to Corinth has to do with Paul’s strategy. Let us assume, for the sake of argument, that chapter 9 was indeed sent to all of the Achaian ἐκκλησίαι except that at Corinth. Under such circumstances, it is easy to imagine the apostle expressing his pride in the Achaian assemblies (excluding Corinth) in a letter to them by saying something like, “you Achaians have been ready since last year.” But, to the contrary, it is extremely difficult to believe that Paul would have told the Macedonians (as he recounts in 9:2) that Achaia had completed its collection, all the while knowing full well that Corinth—Achaia’s capital, one of its largest cities, and certainly its greatest potential contributor—had not.25 If indeed, Paul said “Achaia” in the letter but meant all of Achaia except Corinth, he must have known that the Macedonians would have heard something very different. Paul would also have undoubtedly realized that the truth would eventually emerge when he travelled to Achaia with some Macedonians, as he proposes to do in 2 Cor 9:4.26 In sum, based upon all of these arguments, the hypothesis that 2 Corinthians 9 was composed as a circular letter to all of the Achaian assemblies except Corinth is difficult to maintain. While it is reasonable to suppose 25

Cf. BETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 92. Alternatively, we would need to assume that, although Paul planned to travel south with some Macedonians, he would have taken them to Cenchreae and perhaps one or two other small villages but not to Corinth. Even if Paul were so bold as to attempt such a deception, would he then have bragged about his dissembling to the Achaians? Such a scenario hardly seems likely. Thrall, arguing against the hypothesis that chapter 9 was sent to other Achaian towns by not Corinth, states: “[O]ne wonders whether the Macedonians whom Paul expects to accompany him would have been particularly impressed, for good or for ill, by the state of affairs outside the capital city” (THRALL: Second Epistle, 2.42). 26

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that chapter 9 was intended as a circular letter to all the churches of Achaia (even if this meant only a few small communities surrounding Corinth), it seems quite unlikely that the capital of the province (Corinth) would have been excluded from among its addressees. To the contrary, given Corinth’s political, social, and economic dominance within Achaia, we should assume that the Corinthian community was the primary (although perhaps not the only) recipient of the letter now found in chapter 9.27 I now turn to the temporal relationship between 2 Corinthians 8 and 9, both of which were addressed primarily (although perhaps not exclusively) to the Corinthian community. As mentioned above, I am persuaded by Mitchell’s argument that 2 Corinthians 8 is an early letter. However, I disagree with her chronological placement of 2 Corinthians 9 as I hope to make clear in the following arguments. 2 Corinthians 9 in Relation to 2 Corinthians 8 As mentioned above, many scholars who have viewed chapter 9 as an independent letter have also assumed that it was composed after chapter 8. The chronological priority of chapter 8 has typically been based on the observation that 2 Cor 9:2 refers to the completion of the collection in Corinth (“Achaia has been ready since last year [ἀπὸ πέρυσι]”) whereas it is clear that the Corinthian collection is presented as unfinished in chapter 8. Indeed, 2 Corinthians 8 functions partly as a commission for Titus to bring it to completion (8:16–17). But, can we take Paul’s statement in 9:2 (“Achaia has been ready since last year”) at face value? I suggest that the accuracy of the statement is open to question. 27 Cf. Mitchell’s assumption that 2 Corinthians 9 was sent to all the Achaian assemblies including that of Corinth (MITCHELL: Korintherbriefe, 1693); EADEM: Paul’s Letters to Corinth, 335; EADEM: Paul, the Corinthians and the Birth of Christian Hermeneutics, 8.

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Most importantly, in the verses immediately following Paul’s narrative of his boast, the tells the addressees: But I am sending the brothers in order that our boasting about you may not prove to have been empty in this case, so that you may be ready, as I said you would be; otherwise, if some Macedonians come with me and find that you are not ready, we would be humiliated—to say nothing of you—in this undertaking. So I thought it necessary to urge the brothers to go on ahead to you, and arrange in advance for this bountiful gift that you have promised, so that it may be ready as a voluntary gift and not as an extortion (9:3–5).28

Obviously, these three verses raise questions about Paul’s boast to the Macedonians in 9:2. On the one hand, the apostle claims, “Achaia has been ready since last year” (Ἀχαΐα παρεσκεύασται ἀπὸ πέρυσι). But, on the other hand, the verses that follow show us that Paul was actually unclear about Achaia’s readiness. How can we resolve this tension? Some have suggested a resolution to the tension by pointing out that the verb παρασκευάζω (“to prepare”) could indicate ongoing activity. Betz, for example, claimed that the verb was “a military term describing

28 The aorist verb ἔπεμψα (in the initial phrase rendered above as, “I am sending) can be translated either as an epistolary aorist (as I have done) or as a true aorist, reflecting a past action. Unfortunately, a determination can only be made based on context. Most commentators consider ἔπεμψα here to be an epistolary aorist. These include, among others, PLUMMER, Alfred: A Critical and Exegetical Commentary on the Second Epistle of St Paul to the Corinthians, Edinburgh 1915; HÉRING, Jean: The Second Epistle of St. Paul to the Corinthians. trans. A. W. Heathcote and P. J. Allcock, London 1967, 65; FURNISH: II Corinthians, 426–427, BETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 94; BARNETT, Paul: The Second Epistle to the Corinthians, Grand Rapids, MI 1997, 432; LAMBRECHT, Jan: Second Corinthians, Collegeville, MN 1999, 146 (who allows it as a possibility); SCHMELLER, Thomas: Der zweite Brief an die Korinther. 2 vols., Neukirchen-Vluyn 2010, 2015, 2.83; ARZT-GRABNER, Peter: 2. Korinther, Göttingen 2014, 428. For ἔπεμψα as a true aorist, see MARTIN, Ralph P.: 2 Corinthians, Grand Rapids, MI: 21986, 464.

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preparation for military action, but not its completion.”29 Accordingly, he would argue, the tension between 9:2 and the verses that follow is only apparent.30 But, I find it difficult to read Paul’s boast in 9:2 as indicating anything other than the completion (or perhaps the very near completion) of the collection in Achaia (i. e., Corinth). While the verb παρασκευάζω need not by itself specify completion (as argued by Betz), its appearance in the perfect tense, as we see it in 9:2, would indicate otherwise.31 If Paul had simply meant that the collection had been started but not finished, then he would have had no reason to be concerned about shame and embarrassment were he to arrive later with Macedonians. Rather, the apostle’s honor and credibility would remain intact so long as the Corinthians had made much progress at all on their collection. But, as 2 Cor 9:4 clearly indicates, Paul was concerned about shame and embarrassment: “if some Macedonians come with me and find that you are 29

BETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 92. The following proposed solutions for resolving the tension may also be added: 1) Paul’s letter was directed at Achaia and not Corinth and 2) Paul usually presented his communities in the most positive way possible when addressing other communities (BRUCE, Frederick F.: 1 and 2 Corinthians, Grand Rapids, MI 1980, 226; BARRETT: Second Epistle, 233–234). The first proposed solution has already been discussed (see above). Concerning the second, Thrall notes that it; “is not an entirely satisfactory solution to the problem. To make clear contradictory statements about the Corinthian situation ἀπὸ πέρυσι, even if in two separate letters, could still look more like untruthfulness than anything else, and evoke suspicion concerning the praise of the Macedonians in 8.1–6” (THRALL: Second Epistle, 2.565). 31 THRALL: Second Epistle, 2.565–566. Cf. BDAG, s. v. παρασκευάζω, “be ready.” In Thrall’s words, “Paul is not, here, expressing apprehension lest the Corinthians should not have begun their preparations” (2.566), my emphasis added. Cf. Arzt-Grabner who concurs that the completion of the collection is indicated here (ARZT-GRABNER: 2. Korinther, 427–428). Schmeller notes that Paul’s statement in 9:2 should be taken cum grano salis. Schmeller believes that it only expresses only the current willingness in Achaia to complete the collection (SCHMELLER: Der zweite Brief, 2.82). 30

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not ready, we would be humiliated—to say nothing of you—in this undertaking.”32 Consequently, Paul’s statement, “Achaia has been ready since last year” (Ἀχαΐα παρεσκεύασται ἀπὸ πέρυσι) must mean that the collection was completed (or at least very nearly so). Unfortunately, this leads us back to the problem of the tension between 9:2 and the verses that immediately follow (9:3–4). In my opinion, the best way to resolve this tension is to assume that Paul had no true knowledge about the state of the collection’s readiness in Corinth when he wrote 2 Corinthians 9.33 His confident boast to the Macedonians (2 Cor 9:2) was rather the result of his assumption that the Corinthian collection had been completed, an assumption likely based only on his trust that the earlier instructions that he had given to the Corinthians (1 Cor 16:1–2) would have been followed. But since, as we have already seen, Paul was not really sure, he opted to send envoys, “. . . in order that our boasting about you may not prove to have been empty in this case, so that you may be ready, as I said you would be” (9:3).34 Nevertheless, even if we conclude that Paul’s boast did not accurately reflect the situation on the ground in Corinth, that by itself does not indicate that 2 Corinthians 9 was penned earlier than 2 Corinthians 8. It merely means that we can no longer assume that 2 Corinthians 8 chronologically preceded 2 Corinthians 9. Other evidence must be found to determine which letter was writ32 Furthermore, it should be noted that if Paul’s boast was intended to mean merely that the collection had begun in Corinth, this would hardly have inspired the Macedonians to get their collection underway (cf. 2 Cor 9:2). 33 Betz, citing Albert Klöpper (KLÖPPER, Albert: Kommentar über das zweite Sendschreiben des Apostel Paulus an die Gemeinde zu Korinth, Berlin 1874, ad loc.) acknowledges this possibility: “How reliable was [Paul’s] information? Did it reflect the real state of affairs, or was it nothing more than an expression of confidence— understandable but mistaken?” (BETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 92). 34 Note Thrall’s comment: “Despite his opening words, Paul is more than a little apprehensive about the adequacy of the Corinthians’ activity in respect to the collection” (THRALL: Second Epistle, 2.563).

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ten first. That evidence, I suggest, has to do with the progress of the Macedonian collection. In the early verses of both 2 Corinthians 8 and 9, Paul makes reference to the collection effort in Macedonia. In 2 Cor 8:1-5a, he tells the Corinthians of the remarkable achievement accomplished by the Macedonians: We want you to know, brothers and sisters, about the grace of God that has been granted to the churches of Macedonia; for during a severe ordeal of affliction, their abundant joy and their extreme poverty overflowed (ἐπερίσσευσεν) in a wealth of generosity on their part. For, as I can testify, according to their means, and even beyond their means, they begged us earnestly for the privilege of sharing in this ministry to the saints—and this, not merely as we expected . . .

The impression that one gains from reading this passage is that, by the time that Paul composed 2 Corinthians 8, the Macedonians had completed their collection.35 That impression is supported by Paul’s use of the aorist verb in 8:2 (ἐπερίσσευσεν) to indicate a past action. Also supporting the conclusion that the Macedonian collection had been completed by this time is the fact that the Macedonians had chosen an envoy—the “brother who [was] famous among all the churches”—to accompany their collection money to Jerusalem (2 Cor 8:18– 19). Presumably, their selection of that envoy should be seen as analogous to what Paul states in 1 Cor 16:3 about the Achaian collection, that accompanying envoys would be chosen by the Corinthians when their collection was ready to go (i. e., when Paul arrived in Corinth). In short, the Macedonians, after completing their collection, selected an envoy to accompany their money to Jerusalem 35 To speak of the “completion” of a collection is problematic for, of course, the Macedonia collection was only truly complete when it left Macedonia. Up until that point, Paul certainly would not have turned away potential donors with the excuse that the collection had already been completed. However, for our purposes, “completion” points to that moment in time when Paul felt that the collection was sufficient to send to Jerusalem, i.e., when the community had given “enough.”

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just as Paul promised that the Corinthians would choose their envoys when the Achaian collection was ready to go (i.e., when Paul arrived).36 However, while it seems clear that the Macedonian collection had been completed by the time that 2 Corinthians 8 was written, we see something very different in 2 Corinthians 9. Verse 2 of the latter chapter indicates that the collection in Macedonia had not yet been finished when the apostle composed that letter. Indeed, it sounds as if it had barely begun. Paul writes: “ . . . I know your eagerness, about which I am boasting to the Macedonians on your behalf, saying that Achaia has been ready since last year (ἀπὸ πέρυσι); and your zeal has stirred up many of them.”37 This verse suggests that Paul’s present boasting to the Macedonian’s about the Achaians occurred before the Macedonian collection had made much (if any) progress.38 The apostle’s goad that Achaia had been ready “since last year,” consequently served to jump-started the effort in Macedonia, as Paul had surely intended it to. It “stirred up many of them.”39 36 Unfortunately, as we have already seen, the Corinthians interpreted the Macedonians’ act of choosing an envoy to mean that they, the Corinthians, had been cut out of the process. 37 The phrase ἀπὸ πέρυσι means “from the last calendar year.” As such, it could refer to as short a period of time as several months or as long as 23 months. 38 Note the present tense of the verb καυχῶμαι in 9:2. The present tense indicates that Paul is currently boasting to the Macedonians in order to encourage them to make progress on their collection. 39 It is worth noting that the NRSV—along with most other translators—renders the phrase ἡρέθισεν τοῦς πλείονας, “stirred up most of them.” Although this is an acceptable translation, the comparative πλείονες (πλείους) need not mean “most” but instead can simply indicate “many.” Betz, for example, translates τοῦς πλείονας, “a good many of them” (BETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 87). See also BDAG, s.v. πολύς, πολλή, πολύ, 1.b.α. Consequently, there is no reason for us to assume that the majority of the Macedonians responded to Paul’s boast. But, regardless of how we translate πλείονες, 2 Cor 9:2 suggests that the collection in Macedonia was still underway when Paul made his boast. Windisch recognized that 9:2 seems to indicate that the collection in Macedonia was still in

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To sum up this section then, Paul’s boast in 2 Cor 9:2, “Achaia has been ready since last year” (Ἀχαΐα παρεσκεύασται ἀπὸ πέρυσι) cannot be used as evidence that the Corinthian collection had actually been completed when Paul wrote 2 Corinthians 9. This is demonstrated by the verses that follow the boast which indicate that Paul was really unsure about the status of the collection. But, calling into question the veracity of Paul’s boast in 9:2 does not by itself indicate that 2 Corinthians 9 chronologically preceded 2 Corinthians 8. It merely calls into question the chronological priority of chapter 8. It is only when we take into account the status of the Macedonian collection reflected in chapters 8 (8:1–4) and 9 (9:2) that we can perceive that 2 Corinthians 8 reflects the completion of the Macedonian collection and 2 Corinthians 9 indicates its ongoing progress. That, in turn, suggests that 2 Corinthians 9 was written before 2 Corinthians 8. But having concluded that, I now need to explain the existence of two letters about the same subject to the same community during a relatively compact time frame. In order to do that, I will propose a chronology of letters and events in the following section. A Brief Chronology of Letters and Events following 1 Corinthians In response to reports of factionalism in Corinth, Paul wrote the letter now known as 1 Corinthians, a deliberative appeal to the members of the community to put aside progress in chapter 9 but it was completed in chapter 8. As a result, he suggested that this could be used as an argument for the temporal priority of chapter 9 over 8. However, in light of other factors (i. e., his understanding that according to chapter 9, the collection was near completion but not nearly so far along according to chapter 8), he ultimately decided that chapter 8 must have been chronologically prior (WINDISCH: Zweiter Korintherbrief, 287). Both Bultmann and Héring also reckoned chapter 9 to be earlier than chapter 8. (BULTMANN, Rudolf: The Second Letter to the Corinthians. trans. Roy A. Harrisville, Minneapolis 1985, 256; HÉRING: Second Epistle, xiii).

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their factions and behave as one body, the body of Christ (12:12-31).40 In a number of places in that letter, the apostle chastised members of the community for what he saw as their inappropriate behavior or mistaken theological conclusions. In other places, he pointed to himself as an example of unselfish behavior to be emulated. It is possible that many members of the Corinthian community paid heed to Paul’s call for unity and made efforts to overcome the divisions that were tearing the assembly apart. But, some Corinthians probably interpreted Paul’s letter less as a call for concord than as an attack on their practices and beliefs, practices that they regarded as theologically justified and beliefs that they considered well-reasoned.41 Evidence from Paul’s first apology (2 Cor 2:14–7:4 [excluding 6:14–7:1]) suggests that some who felt the sting of Paul’s criticism—likely a minority—reacted by raising questions about his fitness to tell them how to behave or what to believe.42 However, grumbling by some in the community hardly suffices to explain the suspicions about Paul’s honesty and integrity that surface in that first apology (e.g., 2:17; 4:2–3; 6:8–10; 7:2).43 Nor can it account for the community’s insistence that the apostle provide them with letters of recommendation (2 Cor 3:1–3).44 Some 40 M ITCHELL, Margaret M.: Paul and the Rhetoric of Reconciliation: An Exegetical Investigation of the Language and Composition of 1 Corinthians, Tübingen 1991. 41 DUFF, Paul B.: Moses in Corinth: The Apologetic Content of 2 Corinthians 3, Leiden 2015, 69–76. 42 It is possible that one particularly vexed individual led the charge. We have no name for this person; Paul refers to him only as “the wrongdoer” (ὁ ἀδικήσας) in his final letter to the Corinthians (2 Cor 7:12). One can imagine that members of an anti-Paul group surrounding this “wrongdoer.” Together, they poked fun at Paul’s unimpressive physical appearance and his tendency to self-commendation (cf. 2 Cor 10:10 and 3:1). 43 See DUFF: Moses in Corinth, 76–81. Such suspicions are also reflected in Paul’s later apology (2 Corinthians 10–13), particularly in 12:16–18. 44 D UFF: Moses in Corinth, 102–115.

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other event or series of events must have enabled the complaints of a minority to gain traction. Since it is clear that, by the time that the apostle wrote his first apology, the collection for the Jerusalem ἐκκλησία represented a major (if not the major) stumbling block in the relationship between Paul and the Corinthian community, the suspicions about Paul’s honesty must have been connected to that endeavor. As mentioned above, the beginnings of the collection in Corinth are not clearly known.45 The earliest extant reference to it appears at the end of 1 Corinthians where the apostle gives instructions to the community about their gathering of funds (1 Cor 16:1–2). The verses that immediately follow that passage indicate that Paul intended at some point in the future to come to Corinth and make arrangements—in consultation with the Corinthians—for the transportation of the collection to Jerusalem. In 1 Cor 16:3, he specifically indicates that he would allow the Corinthians to choose agents to accompany the completed Corinthian collection to Jerusalem (“I will send any whom you approve with letters to take your gift to Jerusalem”). He also specifies that he would accompany the collection “if it seemed advisable” (16:4). Following the verses that explicitly focus on the collection in Corinth, Paul narrates his future travel plans.

45 The expression περὶ δέ at the beginning of 1 Cor 16:1, suggests that the Corinthians already knew something about the collection. But it does not indicate that the collection had been started. On περὶ δέ, see MITCHELL, Margaret M.: Concerning ΠΕΡΙ ΔΕ in 1 Corinthians, in: NovT 31 (1989), 229–256; EADEM: Paul and the Rhetoric of Reconciliation: An Exegetical Investigation of the Language and Composition of 1 Corinthians, Tübingen 1991, 293. A number of scholars believe that the collection had already begun prior to the arrival of 1 Corinthians. Among others, see PLUMMER: Second Epistle, 237; CONZELMANN: Hans: 1 Corinthians: A Commentary on the First Epistle to the Corinthians, Philadelphia 1975, 295; and BETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 142. Such, however, seems to me unlikely. If the collection had already begun, why would Paul feel the need to give instructions on the gathering of money (1 Cor 16:2)?

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I will come to you after passing through Macedonia—for I intend to pass through Macedonia—and perhaps I will stay with you or even spend the winter, so that you may send me on my way, wherever I go. I do not want to see you now just in passing, for I hope to spend some time with you, if the Lord permits. But I will stay in Ephesus until Pentecost, for a wide door for effective work has opened to me, and there are many adversaries (1 Cor 16:5–9).

Because these travel plans immediately follow Paul’s instructions for the collection, it is likely that the purpose of the upcoming journey to Macedonia and Corinth was to oversee the transportation of the completed collection to Jerusalem. Although it could be countered that Paul says nothing here of his journey to Jerusalem but merely states that the Corinthians would send him on “wherever [he] may go,” this phrase obviously refers back to his earlier comment that he would only travel to Jerusalem with the collection, “if it seems advisable.”46 If it did not seem advisable (if the Corinthians objected?), Paul expected the Corinthians to send him on his way elsewhere, perhaps to Rome. Since in 1 Cor 16:5–6, Paul mentions traveling to Corinth via Macedonia, he seems to have planned an overland journey rather than a sea voyage. Based on this, it follows that he had probably planned to arrive in Corinth with the Macedonian collection in hand.47 The possibility of a winter stay in Corinth (16:6) would, it seems, have depended on the time that Paul arrived at the Achaian capital. Since sea travel was suspended in autumn, travel to Jerusalem from Corinth—assuming that Paul was going along (cf. 16:4)—would have to wait

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BETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 55–56; 135. In 2 Cor 2:16 (in Paul’s last letter to Corinth, 2 Cor 1:1–2:13; 7:5– 16), Paul mentions the itinerary in reverse: “I wanted to visit you on my way to Macedonia, and to come back to you from Macedonia and have you send me on to Judea.” This was a later, revised version of the plan, following Paul’s own visit to Corinth, after which he probably returned to Ephesus. 47

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until spring and consequently would allow Paul to spend time with the Corinthians as he suggests in 16:7.48 How long a period of time did Paul anticipate would pass before he returned to Corinth to oversee the collection’s conveyance to Jerusalem? In 1 Cor 16:8, he indicates that he would stay in Ephesus until Pentecost, that is, until sometime in the spring. Unfortunately, we have no reliable evidence to tell us how long Pentecost was from the time of his composition of 1 Corinthians. It could have been a few months but it was likely a longer period of time. Obviously, Paul would want to give the Corinthians sufficient time to accumulate funds, weekby-week, as he had instructed them in 1 Cor 16:2. Regardless, after some time passed, Paul left Ephesus and traveled to Macedonia according to the plan laid out in 1 Cor 16:5–8. But, upon his arrival, he found that the Macedonian collection was not yet ready. Indeed, it is possible that it had barely begun. He therefore decided to stay in Macedonia to encourage the Macedonians to amass money for their collection. Then he (and likely others) would travel with it to Corinth, pick up the Achaian collection, and send envoys with it to Jerusalem (possibly also accompanying the money himself). 2 Corinthians 9 As Paul indicates in 9:2, he boasted to the Macedonians about the Corinthian collection (“Achaia has been ready since last year”) in order to provoke the Macedonians into completing theirs. As already mentioned, Paul had assumed that the Corinthians had followed his previous instructions (1 Cor 16:2). However, in light of what he discovered about the Macedonian collection, he decided 48 Between October and March, sea travel was suspended because it was considered too risky. For more on sea travel and its hazards, see RAPSKE, Brian M.: Acts, Travel, and Shipwreck, in: WINTER, Bruce W. (Hg.): The Book of Acts in Its First Century Setting. vol 2 of GILL, David W. J. / KEMPF, Conrad (Hgg.): The Book of Acts in Its Graeco-Roman Setting, Grand Rapids, MI 1994, 22–29.

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to make certain that the Corinthian collection was ready. Consequently, he wrote the letter now found in 2 Corinthians 9 and dispatched it to Corinth with “the brothers”: “. . . I am sending the brothers in order that our boasting about you may not prove to have been empty in this case, so that you may be ready, as I said you would be . . . (9:3).” If, by some chance, the collection in Corinth was not ready, then “the brothers” were commissioned to do what they could to correct the situation. In Paul’s words: “. . . I thought it necessary to urge the brothers to go on ahead to you, and get things ready in advance for this bountiful gift that you have promised . . . (9:5).”49 The latter, I suggest, is what actually occurred. When the brothers arrived, they found the situation in Corinth similar to that which Paul had encountered in Macedonia. The Corinthian collection was not ready.50 As a result, the brothers remained in Corinth to oversee the project. My suggestion raises two important questions: 1) why was the Corinthian collection not ready? 2) who were “the brothers?” It is to these questions that we will now turn. Why Was the Corinthian Collection Not Ready? Since we have no solid evidence, it is difficult to explain with any precision why the Corinthians failed to pull together their collection. But we can make some educated guesses. For example, there is some evidence that Corinth experienced food shortages in the early 50s.51 It is possible that the members of the Corinthian assembly—most of whom likely had few resources to spare—were affected by such shortages and, consequently, were not in a 49 It is unclear when the Corinthians “promised” to contribute to the collection. It seems likely that they had pledged their support when Paul first informed them of the effort, probably while he was still in Corinth on his founding visit. 50 Indeed, as we will see, Paul’s comments about the collection’s beginning (2 Cor 8:6) suggest that no progress had been made prior to the arrival of the brothers. 51 W INTER, Bruce W.: Acts and Food Shortages, in: IDEM (Hg.): Book of Acts in Its First Century Setting, 64.

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position to contribute much if anything to the collection.52 If food shortages were at least partially responsible for the failure of the Corinthians to begin the collection prior to the arrival of the brothers, and if such was reported back to Paul when the brothers returned to him in Macedonia, the following comments in the subsequent letter, 2 Corinthians 8, are easily explained: For if the eagerness is there, the gift is acceptable according to what one has—not according to what one does not have. I do not mean that there should be relief for others and pressure on you, but it is a question of a fair balance... (2 Cor 8:12–13).

Another possible reason that the Corinthian collection was not ready may have had to do with the connection (or rather the lack thereof) that the members of the Corinthian assembly felt towards those in the Jerusalem assembly. In other words, it is possible that the Corinthians did not feel linked “in Christ” to those in the Jerusa52 The financial means of the Corinthians is hotly debated. In the 1980s, Gerd Theissen and Wayne Meeks argued that the Corinthian community was economically diverse and included some relatively well-off people (THEISSEN, Gerd: The Social Setting of Pauline Christianity: Essays on Corinth, trans. John H. Schütz, Philadelphia 1982 and MEEKS, Wayne A.: The First Urban Christians: The Social World of the Apostle Paul, New Haven 22003). At the end of the twentieth century and the beginning of the twenty-first, that view was challenged by Justin J. Meggitt and Stephen J. Friesen, both of whom posited that the Corinthians were, like most in the empire, impoverished (MEGGITT, Justin J.: Paul, Poverty and Survival, Edinburgh 1998 and FRIESEN, Steven J.: Poverty in Pauline Studies: Beyond the So-Called New Consensus, in: JSNT 26 (2004), 323– 361). A more moderate view was proposed by LONGENECKER, Bruce W.: Socio-Economic Profiling of the First Urban Christians, in: STILL, Todd D. / HORRELL, David G. (Hgg.): After the First Urban Christians: The Social -Scientific Study of Pauline Christianity Twenty-Five Years Later, London 2009, 36–59. For other important subsequent studies, see SCHEIDEL Walter / FRIESEN, Steven J.: The Size of the Economy and the Distribution of Income in the Roman Empire, in: JRS 99 (2009): 61–91 and, in particular, LONGENECKER, Bruce W.: Remember the Poor: Paul, Poverty, and the Greco-Roman World, Grand Rapids, MI 2010, 36–59.

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lem assembly. Contributing to the needs of the poor within their own assembly likely made sense to them. But perhaps they could see little reason to subsidize people who were both unknown to them and lived hundreds of miles away. Furthermore, it is likely that they believed that such generosity on their part should result in some kind of reciprocation, if only in praise and thanks from those who were helped. Perhaps the Corinthians did not see any such praise forthcoming. It is noteworthy that Paul, in 2 Cor 9:11–12 seems oblivious to such a possible expectation on the part of the Corinthians. Indeed, he may have even encouraged Corinthian hesitancy to contribute with his claim that any generosity on their part would “produce thanksgiving (εὐχαριστίαν) to God through us; for the rendering of this ministry not only supplies the needs of the saints but also overflows with many thanksgivings (πολλῶν εὐχαριστιῶν) to God.” David J. Downs, in his monograph on the collection, observes that: What is striking about 2 Cor 9:11-12 is not so much Paul’s use of the term εὐχαριστία in a context in which he is exhorting his readers to contribute a gift for the needy in Jerusalem, but rather his affirmation of God as the sole object of thanksgiving. Given the importance of donors in Greco-Roman antiquity being recognized with public thanksgivings and praise for their benefactions, one would perhaps expect Paul to remind the Corinthians that their support of the offering will result in “thanksgiving to you”.... Instead Paul twice intimates that εὐχαριστία in this context is properly ascribed only to the God whose grace makes this offering possible.53

If Paul learned of concern among the Corinthians about such a “one-way” benefaction when the brothers returned to Macedonia and reported to him, it is likely no accident that, in his next letter, he appealed to the example of Christ, who expected nothing from his benefaction: “For 53 DOWNS, David J.: The Offering of the Gentiles: Paul’s Collection for Jerusalem in Its Chronological, Cultural, and Cultic Contexts, Tübingen 2008, 143.

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you know the generous act of our Lord Jesus Christ, that though he was rich, yet for your sakes he became poor, so that by his poverty you might become rich” (8:9). Note that, following 2 Cor 8:9—in contrast to what we see in Phil 2:6–11—there is no mention of exultation or reward of any kind following Jesus’ self-sacrifice.54 It is possible that yet another reason that the Corinthians had not completed their collection can be attributed to the antagonism of an anti-Paul faction—a group that was likely still smarting from Paul’s rebukes in 1 Corinthians. Perhaps members of this group had already begun to wonder aloud if Paul really was an agent of the deity.55 Why, they may have asked, would the deity employ someone who cut such a poor figure?56 Perhaps Paul was

54 Although Paul could have left things there by encouraging the Corinthians to model their behavior on that of Christ and expect nothing in return—he actually did promise the Corinthians at least some return for their generosity. Although he does not promise that εὐχαριστία would be forthcoming from the Jerusalem assembly, he holds out the offer of his own boast on their behalf: “Therefore, openly before the churches, show them the proof of your love and of our reason for boasting about you” (8:24). 55 It is unclear when serious opposition to Paul’s ministry began. Perhaps some commenced prior to 1 Corinthians within the Apollos faction. However, opposition certainly would have arisen after 1 Corinthians from those who were criticized by Paul. On opposition arising from 1 Corinthians, see MITCHELL: Paul and the Rhetoric of Reconciliation, 303 and DUFF: Moses in Corinth, 60–76. 56 Cf. the comments of Ronald F. Hock: “[Paul] must have appeared “weak” to others, as indeed is clear from 1 Cor. 4:10-13, where Paul said with obvious sarcasm, that he had appeared more foolish, weak, and dishonored than all his Corinthian converts (v. 10) ... Paul’s weak appearance was due in part to his plying a trade. In the social world of a city like Corinth, Paul would have been a weak figure, without power, prestige, and privilege” (HOCK, Ronald F.: The Social Context of Paul’s Ministry: Tentmaking and Apostleship, Minneapolis 2007, 60). It is noteworthy that Paul addresses concerns about his physical appearance in the first apology (2 Cor 2:14–7:4 [excluding 6:14– 7:1]). See, DUFF, Paul B.: Metaphor, Motif, and Meaning: The Rhetorical Strategy Behind the Image ‘Led in Triumph’ in 2 Corinthians 2:14, in: CBQ 53 (1991) 79–92; IDEM: Apostolic Suffering and the

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not really who he claimed to be. Maybe he was a charlatan out to steal their money. If such suspicions—even if they came from only a few in the community—were relayed back to Paul by the brothers, this could explain his comment in the subsequent letter where he defends the inclusion of one of the brothers accompanying him, “ . . . so that no one can blame us about this generous gift that we are administering” (8:20). However, if any of these issues were relevant to the Corinthians’ lack of effort regarding the collection, Paul seemed unaware of such when he composed 2 Corinthians 9. It appears that he only began to acknowledge problems in the community—problems such as their impoverishment, their concern for reciprocation, and rising suspicions about him—following the return of the brothers who had carried 2 Corinthians 9 to Corinth.57 While much of the above material is speculative, what seems clear—at least to me—is that Paul received a sigLanguage of Processions in 2 Corinthians 4:7-10, in: BTB 21 (1991), 158–165; and IDEM: Moses in Corinth, 85–91. 57 There is little to suggest that Paul was aware of any controversy focused on himself and the collection when he wrote 2 Corinthians 9. The only possible place that one might argue for such would be in 2 Corinthians 9:5, where Paul uses the term πλεονεξία (“greediness”). Because the related verb, πλεονεκτέω, appears in Paul’s first apology (7:2), his second apology (2 Cor 12:17), and in the letter of reconciliation (2 Cor 2:11) regarding suspicions about the apostle, Betz has argued that the term in chapter 9 represents a veiled allusion to those suspicions (BETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 97). Betz, however, considers 2 Corinthians 9 to be a late letter, following the conclusion of the crisis in the community. If, on the other hand, we view chapter 9 as an early letter, then the picture changes. In that case, there is no need to assume that Paul’s use of πλεονεξία in 9:5 was intended as a subtle allusion to charges against the apostle. As Betz himself concedes, of the reasons that Paul chose this term, “ ... not the least ... was the cultural value which it expresses. In Hellenistic literature, the greedy man was a stock character, an antitype of public morality” (BETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 96). I suggest that it is more likely that Paul’s use of the word πλεονεξία in 9:5 reflects what Betz refers to as the term’s “cultural value” and nothing more. It simply encourages generosity on the part of the Corinthians. They should not, he insists, hold back because they are greedy and unwilling to part with their money.

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nificant amount of information about the Corinthian community prior to his composition of 2 Corinthians 8. It is likely that this information was conveyed by the brothers who succeeded in making “a beginning” of the collection in Corinth, a beginning referenced in 2 Cor 8:6. This leads us to the next question: who were the brothers? Who Were the Brothers? From what has been mentioned so far, it should be obvious that one of the brothers mentioned in 2 Corinthians 9 (9:3, 5) was Titus, for he is named by Paul in 2 Cor 8:6 as the one who “made a beginning” of the Corinthian collection. But why would Paul not specifically name him or the other brother(s) in 2 Corinthians 9? Why would he omit the names of his envoys? There has been significant speculation about this. For example, it has been suggested that a later redactor omitted the names of the brothers here and in 2 Corinthians 8 (8:18, 22, and 23).58 It has also been suggested that the brothers were not introduced in 2 Corinthians 9 because they were already known, that is to say, they had been introduced in 2 Corinthians 8.59 But neither of these proposals is particularly satisfactory. Paul— for reasons unknown—sometimes named his envoys but at other times he did not. In 2 Cor 8:18, 22, and 23, Paul leaves two brothers unnamed although he specifically names Titus in that letter (8:6, 16, 23).60 The same is true for 2 Cor 12:18. There Titus is named but the other brother (presumably “our brother” of 2 Cor 8:22) is not. In 1 Cor 16:11–12 Paul also mentions brothers in con-

58 See, e.g, LIETZMANN, Hans: An die Korinther I–II, Tübingen 1949, 136–137; WINDISCH: Zweiter Korintherbrief, 269; GEORGI: Remembering the Poor, 78. 59 E. g. T HRALL: Second Epistle 1, 42–43. 60 Betz suggests that Paul neglected to mention the names of the two brothers in 2 Corinthians 8 in order to play down their role and, at the same time, play up that of Titus: “Titus alone was authorized in the full sense, while the brothers derived their authorization from him” (BETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 73).

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nection with both Timothy and Apollos—although he leaves those brothers unnamed. It seems to me that the simplest solution is to assume that Paul does not name the brothers for two reasons. First, they were probably, at the time, persons unknown to the Corinthians. Titus, for example, is not mentioned at all in 1 Corinthians; there is no reason to assume that he became acquainted with the members of the community before he initiated the collection (cf. 2 Cor 8:6) which, as I have suggested, followed his arrival in Corinth with 2 Corinthians 9. Second, given Paul’s boast to the Macedonians that “Achaia has been ready since last year,” as reported in 2 Cor 9:2, it seems likely that the apostle did not really expect much from the brothers; they were simply to see that the collection was completed. In other words, for such a seemingly low-level task, Paul probably did not see the need to specifically commission any of the brothers by name as he did with Titus in 2 Cor 8:16ff. When Paul penned 2 Corinthians 9, he likely did not anticipate that the collection in Corinth was non-existent. But, when the brothers arrived and discovered the actual state of affairs, Titus stepped forward and distinguished himself in the process, as 2 Cor 8:6 attests. Although Paul’s commissioning (i. e., recommending) of unnamed individuals in 2 Corinthians 9 (9:3 and 5) seems odd, it is not unprecedented. For instance, ChanHie Kim, in a detailed study of ancient letters of recommendation, provides four examples in which the recommended person remains unnamed.61 Stanley Stowers, in his book on Greco-Roman letters, also includes a letter of recommendation in which the person recommended remains nameless.62 Finally, 3 John 5–8 likewise provides

61 KIM, Chan-Hie: Form and Structure of the Familiar Greek Letter of Recommendation, Missoula 1972, nos. 32, 60, 68, and 78, cited by See BETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 73 (n. 275). 62 S TOWERS, Stanley K.: Letter Writing in Greco-Roman Antiquity, Philadelphia 1986, 162 (letter from Synesius to Euoptius).

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an example of a recommendation for unnamed “brothers” (ἀδελφοί). 2 Corinthians 8 While Titus and the other brother(s) carried Paul’s appeal (2 Corinthians 9) to Corinth, Paul himself stayed behind in Macedonia—probably traveling between Thessalonika and Philippi—to help organize that collection. Eventually, the Macedonian collection was completed and, as Paul indicates in 2 Cor 8:3b–5, the amount of money that they produced was beyond the apostle’s expectations. But despite progress in Macedonia, Paul received unwelcome news from the returning brothers (who carried 2 Cor 9 to Corinth) that the Achaian collection was nowhere near ready. As suggested above, he also received other information about the situation on the ground in Corinth. This information included suspicions about his honesty that had begun to surface in Corinth (cf. 8:20). But, on the other hand, Paul also received some good news from the brothers: the members of the community had responded positively to the efforts of Titus to get the collection started in Corinth (8:6). When the Macedonian collection was complete, Paul wrote again to the Corinthians (2 Corinthians 8), urging them to complete their collection under the direction of Titus. Some amount of time must have passed between the delivery of the earlier letter and this letter because in 8:10 Paul mentions that the Corinthians began the collection ἀπὸ πέρυσι (“last year”), that is, after Titus and the brother(s) arrived in Corinth with 2 Corinthians 9. 63 Unfortunately, Paul committed several blunders when he wrote 2 Corinthians 8. The most significant, as already noted, was informing the Corinthians that the brother, described as, “famous among all the churches for his proclaiming of the good news” (2 Cor 8:18), would accompany Paul and the money to Jerusalem. No 63

On the meaning of ἀπὸ πέρυσι, see note 37 above.

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mention was made of Corinthian input. From their perspective, the Corinthians suddenly felt cut out of the decision-making process despite the fact that Paul had earlier promised them a role in it (1 Cor 16:3). Following the reception of 2 Corinthians 8 by the Corinthians, questions about Paul’s integrity—already raised by a few in Corinth—began to gain traction in the community. Some who had previously been sympathetic to Paul likely began to question the apostle’s qualifications and credentials. This, combined with Paul’s change in travel plans (i. e., he chose to stay in Macedonia for an extended period of time rather than merely passing through on his way to Corinth, as he had promised in 1 Cor 16:5–6), as well as his less-than-flattering appeal (in which he seemed to demean the Corinthians in comparison with the Macedonians [2 Cor 8:1–6]) created room for the malcontents to gain a hearing.64 Many began to wonder if Paul really was who he claimed to be. Probably at this point, speculation began to run rampant.65 After 2 Corinthians 8 Some time after Paul sent the letter contained in 2 Corinthians 8 to Corinth, he received back word that the community was up in arms. The collection that Titus had been able to jump-start (2 Cor 8:6) suddenly ground to a halt. Most of the community was now concerned about Paul’s motives; they needed assurances about his legiti64

MITCHELL: Paul’s Letters to Corinth, 330. It is worth noting that much of what happened to turn the tide in the community against Paul may not have been entirely his fault. The resolution to send the famous “brother” to Jerusalem with the money (8:18) was almost certainly not his decision but rather was insisted upon by the Macedonian churches (BETZ: 2 Corinthians 8 and 9, 74– 76). Likewise, Paul’s change in travel plans was due to the attention that the Macedonian collection required. In all this, however, Paul was not entirely blameless. He can be faulted for both his insensitivity to the mounting crisis and overconfidence regarding his reputation and influence among the Corinthians. 65

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macy and his source of his authority (2 Cor 3:1).66 They were also troubled by his poor physical shape. Given the amount of attention that the latter subject receives in Paul’s first apology (2 Cor 2:14–7:4 [excluding 6:14– 7:1]), it seems evident that many saw his “weakness” as proof that he was a charlatan.67 When Paul learned of the Corinthian reaction to 2 Corinthians 8, he again postponed his plans to travel to Corinth. He likely remained in Macedonia where he wrote his first apology (2 Cor 2:14–6:13; 7:2–4), a defense of his motives and his integrity. This apology was almost certainly composed as a prelude to a visit. On that upcoming visit, Paul hoped to dispel Corinthian suspicions about his character, his authority, and his physical state. He hoped that after the Corinthians read his defense, they would receive him warmly (6:13; 7:2). But, as 2 Corinthians 10-13 so clearly shows, Paul severely misjudged the level of antipathy that had consolidated against him in Corinth. The visit was a disaster (cf. 2 Cor 10:10). Summary Although I accept Margaret Mitchell’s argument that 2 Corinthians 8 was composed prior to the onset of the Corinthian crisis, in this essay I nevertheless recommend a modification of her proposal; I suggest that that 2 Corinthians 9 chronologically preceded 2 Corinthians 8. For the various reasons stated above, I reject the proposal that 2 Corinthians 9 represents a late letter, sent to all of Achaia but not to Corinth. Rather, I propose that both 2 Corinthians 8 and 2 Corinthians 9 were early letters, addressed primarily if not exclusively, to the Corinthians. But which was written first? 66

DUFF: Moses in Corinth, 102–115. See DUFF: Metaphor, Motif, and Meaning, 79–92; IDEM: Apostolic Suffering, 158–165; DERS.: Moses in Corinth, 85–91. It is important to note that Paul still seems to have had allies (or at least he thought he did) in Corinth as implied by 2 Cor 5:12. 67

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Unfortunately, there is conflicting evidence regarding the chronological priority of these two letters. On the one hand, as I have shown, 2 Corinthians 8 depicts the Macedonian collection as having been completed (8:2) while 2 Corinthians 9 shows it as barely underway (9:2). This strongly suggests that 2 Corinthians 9 came before 2 Corinthians 8. On the other hand, 2 Corinthians 9 recounts a boast of Paul to the Macedonians that the Achaian collection had been finished “since last year” (ἀπὸ πέρυσι, 9:2). Setting this boast against Paul’s comments in 2 Corinthians 8, which indicate that the Achaian collection was not completed suggests, to the contrary, that 2 Corinthians 8 was written before 2 Corinthians 9. However, Paul’s boast to the Macedonians that Achaia has been ready “since last year” (ἀπὸ πέρυσι) was made in ignorance of the real status of the Achaian collection, Paul merely assumed that it had been completed based on the instructions that he gave in 1 Cor 16:2. The fact that Paul was ignorant of the true Corinthian state of affairs is made evident by the fact that he felt compelled to send envoys to Corinth to make sure that the Achaian collection was indeed ready (2 Cor 9:3–5). So, if we dismiss the evidence of Paul’s boast to the Macedonians, as we must, then the evidence about the status of the Macedonian collection shows us that 2 Corinthians 9 was written first. In order to explain why Paul send two letters on the same subject to the same community, I have proposed the following chronology of events surrounding the collection efforts of the Macedonians and the Achaians (i. e., the Corinthians). Sometime after sending 1 Corinthians, following the travel plans laid out in 1 Cor 16:5–7, Paul arrived in Macedonia. He presumably expected to remain there only long enough to pick up the Macedonian collection of money for Jerusalem. Then he planned to travel to Corinth to gather the fruits of the Achaian collection efforts. From Corinth, the combined collection of Macedonian and Achaian money would be sent to Jerusalem. However, when Paul arrived in Macedonia, he discov-

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ered that their collection was far from ready. Consequently, he stayed in Macedonia to oversee its completion. One of Paul’s tactics was to brag to the Macedonians that the Achaian collection had been ready ἀπὸ πέρυσι (“since last year”). Presumably, this was an effective strategy (2 Cor 9:2; 8:2–3). But, as I have argued above, Paul’s boast was uninformed; he had no real knowledge of that collection’s state. We can be certain of this because, while still in Macedonia, Paul dispatched envoys to Corinth, several brothers that included Titus. They were tasked with making sure that the Achaian collection was truly ready to go to Jerusalem. Unfortunately, the brothers found that the Achaian collection was not finished; rather, it had barely begun (if at all). Therefore, of the envoys sent by Paul, Titus stepped forward and assumed the task of getting the Achaian collection underway (2 Cor 8:6). After making “a beginning” on the collection, Titus and the other unnamed brother(s) returned to Macedonia to report to Paul on the Corinthian situation. Meanwhile, Paul had been able to convince the Macedonians to complete their collection, resulting in an amount that exceeded his expectations (2 Cor 8:2–5). Some time after the envoys returned to Paul in Macedonia, the apostle again wrote the Corinthians (2 Corinthians 8), urging them to complete the collection that they had begun under Titus’ supervision. The letter was carried by a delegation that included Titus (8:16–17), a “brother famous among all the churches for his proclaiming of the good news” (8:18–19), and another unnamed “brother” (8:22). But, as Mitchell has convincingly argued, the arrival of 2 Corinthians 8 triggered a crisis. Believing that they had been cut out of any decisions regarding the transport and delivery of their collection of money, the Corinthians ceased their efforts and began to worry about financial duplicity on Paul’s part. When Paul heard of the damage done by 2 Corinthians 8, he attempted to mitigate the harm with his first apology, 2

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Cor 2:14–7:4 (excluding 6:14–7:1). This was followed by a disastrous visit to Corinth and then a second apology, 2 Corinthians 10–13, dispatched to Corinth with Titus. It was only with this later apology, no doubt aided by Titus’ diplomatic skills, that a cessation of hostilities was achieved.

Paul A. Holloway

Verum gaudium res severa est! Reflections on the Hermeneutics of Literarkritik in Philippians

Mihi crede, verum gaudium res severa est! “Believe me, true joy is a matter of the utmost seriousness!” Seneca, Ep. 23.4

I was asked to reflect on the “literary-critical” problems facing the interpreter of Philippians and to do so with a view to my recent commentary on the letter.1 These problems are well known, so I will mention them only briefly.2 I will focus instead on the larger question of what for lack of a better term I will call the hermeneutics of literary criticism. I am particularly interested to explore the relationship between Literarkritik and other traditional interpretive practices such as rhetorical criticism, genre analysis, history of religions comparisons, and so on. My thesis is that, while intuitively it may seem sound to distinguish between literary critical analysis and these traditional interpretative practices, and to 1 HOLLOWAY, Paul A.: Philippians. A Commentary, Minneapolis 2017, key sections of which the present paper epitomizes. 2 I discuss these in detail in my commentary; see also any critical introduction (e.g., KÜMMEL, KOESTER, BROWN, SCHNELLE).

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begin with the former and then proceed to the latter, these two operations are in fact very much interrelated, and especially so in the case of Philippians, where the letter's famous literary critical conundrum at the beginning of chapter 3 effectively disappears in the wake of a careful genre analysis. 1.

Two basic literary critical problems in Philippians

Two literary critical problems face the interpreter of Philippians: (1) an alleged sharp change in tone between 3:1 (τὸ λοιπόν, ἀδελφοί μου, χαίρετε ἐν κυρίῳ) and 3:2 (βλέπετε τοὺς κύνας!), suggesting a possible redactional seam, and, to a lesser degree, (2) the fact that 4:10–20 can be read as a separate thank-you note that looks out of place in the letter as we now have it.3 I am here interested in the first of these, the rough transition between 3:1 and 3:2, which Edgar Goodspeed describes as follows:4 In 3:1 all is serene. ... But in the next verse [Paul] breaks out against Judaizers with an intensity unsurpassed even in Galatians. ... This sharp change after 3:1 ... raises the question whether our Philippians does not break at this point into two letters.

For Kirsopp Lake this break was so obvious that it required little more than a passing rhetorical question: “Is it natural,” he asks, “to say 'rejoice in the Lord always' and then suddenly say 'Beware of the dogs'?”5 Scholars who, for various reasons, wish to maintain the integrity of Philippians have sought to solve this problem in two ways. The first has been to accept the claim that there is a significant break between 3:1 and 3 A possible third problem is the provenance of the so-called ChristHymn of 2:6–11, but this depends on how broadly one wishes to define literary criticism. 4 GOODSPEED, Edgar: An Introduction to the New Testament, Chicago 1937, 90–91. 5 L AKE, Kirsopp: Critical Problems of the Epistle to the Philippians, in: The Expositor 8/7 (1914), 485.

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3:2, and to argue that immediately after writing 3:1 Paul received further news from Philippi such that when he returned to writing he was in a very different frame of mind. This is of course possible, but few have been persuaded by it. And little if anything is gained by it, since in the end Philippians would still be essentially two different letters, though now written on the same piece of papyrus and carried by the same courier. A rather different solution has been proposed by G. D. Kilpatrick,6 who questions the claim that there is a sharp change in tone between 3:1 and 3:2. Noting that the imperative βλέπετε can mean “consider” as well as “beware of,” he argues that Paul intended the former milder sense in 3:2. On this reading there is no dramatic change in tone from 3:1 to 3:2, and the need to posit a redactional seam is removed. Kilpatrick's proposed reading of 3:2 has also failed to convince. Paul's repeated use of βλέπετε in Philippians 3:2 almost certainly means “beware of” not “consider,” even if its intensity is not quite the “violent hysteria” that some have claimed.7 But there is still something to be said, I think, for Kilpatrick's basic approach—not his specific focus on 3:2, but his call to rexamine the relationship between 3:1 and 3:2. For as Goodspeed's lucid summary makes plain, the intensity of 3:2 is problematic only if one assumes that in 3:1 “all is serene.” In other words, the apparent break between 3:1 and 3:2 is not just a function of our interpretation of 3:2—Kilpatrick's focus—but of our interpretation of 3:1 as well. It is the relationship between 3:1 and 3:2 that raises concern, and in querying that relationship our assumptions about 3:1 are just as determinative as any conclusions we might reach regarding 3:2. The question that remains to be asked, then, is whether interpret6 KILPATRICK, George D.: ΒΛΕΠΕΤΕ in Phil 3:2, in: BLACK, Matthew / FOHRER, Georg (Hgg.): In Memoriam P. Kahle, Berlin 1968, 146–148. 7 H OULDEN, J. Leslie: Paul's Letters from Prison: Philippians, Colossians, Philemon, and Ephesians, Philadelphia 1977.

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ers have assessed 3:1 correctly, whether the expression χαίρετε ἐν κυρίῳ in 3:1 is in fact such that to follow it in 3:2 with βλέπετε τοὺς κύνας requires us to posit the start of a new document. Ironically, nowhere is the relevance of our assumptions regarding 3:1 more in evidence than in Lake's rhetorical question. Here it is again: “Is it natural to say 'rejoice in the Lord always' and then suddenly say 'Beware of the dogs'?” Lake assumes that the answer is a clear no. But what he fails to see is that his question's presumptive force derives in large part from the fact that he misquotes Paul. For Paul does not say in 3:1 “rejoice in the Lord always”—he will say this later in the parenetic list at the end of the letter—but simply “rejoice in the Lord”: χαίρετε ἐν κυρίῳ not χαίρετε ἐν κυρίῳ πάντοτε. Lake has unwittingly substituted the parenetic sentence of 4:4 for the stand-alone exhortation of 3:1, and in doing so he has revealed his unstated but by no means insignificant assumption that 3:1 is little more than a bit of Pauline parenesis—which, as is well known, Lake and his contemporaries consistently trivialized. The reason, therefore, that Lake reads the βλέπετε τοὺ κύνας of 3:2 as a radical break is that he has already assumed an inconsequential reading of the χαίρετε ἐν κυρίῳ of 3:1. Lake's reading of 3:1 sets up his reading of 3:2 and makes positing a break between 3:1 and 3:2 seem only too obvious. Lake, of course, is not alone in trivializing Paul's repeated use of “rejoice” and its various cognates in Philippians.8 In his early programmatic essay, “Zur Frage der literarischen Einheit des Philipperbriefes,” MüllerBardorff, one of the first to partition Philippians, finds a vague “Grundton der Freude” in Philippians 1:1–3:1— whatever that might mean—which gives way to the focused and utterly serious “Kampfbrief” of 3:2–4:3.9 8 For “joy” language in Philippians, see 1:4, 18 (twice), 25; 2:2, 17 (twice), 18 (twice), 28, 29; 3:1; 4:1, 4 (twice), 10. 9 M ÜLLER-BARDORFF, Johannes: Zur Frage der literarischen Einheit des Philipperbriefes, in: WZJena 7 (1957–1958), 591–604; similarly,

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Beare is even more dismissive, arguing that 3:1 is an epistolary cliché, something like “Farewell in the Lord!”10 In what follows I propose to stay with Kilpatrick's problematic focusing on the relationship between 3:1 and 3:2 and its relata. But rather than querying, as he did, the force of βλέπετε τοὺς κύνας in 3:2, I will reconsider the standard reading of χαίρετε ἐν κυρίῳ in 3:1. 2.

χαίρετε ἐν κυρίῳ in Phil 3:1

There are two principal arguments against the trivializing reading of the exhortation to “rejoice in the Lord” in Phil 3:1. The first is straightforward and can be stated briefly. It pertains to 4:1, which reads, ὥστε, ἀδελφοί μου ... στήκετε ἐν κυρίῳ. One does not have to be a particularly astute reader to see that this looks a lot like the τὸ λοιπόν, ἀδελφοί μου, χαίρετε ἐν κυρίῳ of 3:1. Indeed, unless one already assumes that 3:1 and 4:1 are parts of different letters, it seems obvious that the στήκετε ἐν κυρίῳ of 4:1 is intended to recall the χαίρετε ἐν κυρίῳ of 3:1, and that, taken together, 3:1 and 4:1 are parallel expressions designed to bookend the intervening material. But if this is the case, if 4:1 repeats 3:1 in slightly different terms, which is to say, if 4:1 and 3:1 are for Paul rough semanBORNKAMM, Günther: Der Philipperbrief als paulinische Briefsammlung, in: Neotestamentica et Patristica: Eine Freundesgabe Herrn Professor Dr. Oscar Cullmann, Leiden 1962, 194; MARXSEN, Willi: An Introduction to the New Testament: An Approach to Its Problems. trans. G. Buswell, Oxford 1968, 63; COLLANGE, Jean-François: The Epistle of Saint Paul to the Philippians. trans. A. W. Heathcote, London 1979, 4; RAHTJEN, Bruce D.: The Three Letters of Paul to the Philippians, in: NTS 6 (1959), 170; MÜLLER, Ulrich B.: Der Brief des Paulus an die Philipper, Leipzig 1993, 28; 136. But now see GEMÜNDEN, Petra von: Der ‘Affekt’ der Freude im Philipperbrief und seiner Umwelt, in: FREY, Jörg / SCHLIESSER, Benjamin (Hgg.): Der Philipperbrief des Paulus in der hellenistisch-römischen Welt, Tübingen 2015, 223–53. 10 B EARE, Francis W.: A Commentary on the Epistle to the Philippians, London 31973.

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tic equivalents, then it stands to reason that without too much violence to the text we can do our own bit of substitution and replace the χαίρετε ἐν κυρίῳ of 3:1 with the στήκετε ἐν κυρίῳ of 4:1. When we do this two things happen. First, it is now impossible to trivialize 3:1. And second, and more important for our purposes, the perceived shift in tone between 3:1 and 3:2 immediately disappears, since the imperatives στήκετε ἐν κυρίῳ and βλέπετε τοὺς κύνας can easily be read together: “Finally, my brothers, stand fast in the Lord . . . [and] . . . . Beware of the dogs, etc.” To repeat, if χαίρετε ἐν κυρίῳ means roughly the same thing as στήκετε ἐν κυρίῳ, then the literary critical problem of 3:1-2 never arises. So why have commentators repeatedly failed to see the χαίρετε ἐν κυρίῳ of 3:1 as the substantive exhortation that its connection with 4:1 requires? This brings me to the second argument against a trivializing reading of 3:1, and with it to my thesis that the literary critical problem of Phil 3:1–2 disappears in the face of a correct genre analysis. Older scholarship on Philippians did not worry much about the question of genre. More recent scholarship, however, has paid considerable attention to the matter. There are currently three theories: (1) that Philippians is an ἐπιστολὴ φιλική or “friendly letter” as identified by Pseudo-Demetrius at Typoi epistolikoi 1; (2) that it is a so-called Familienbrief or “family letter,” a genre not discussed in handbook tradition but in evidence in the non-literary papyri; and (3) my own proposal that Philippians is a letter of consolation (ἐπιστολὴ παραμυθητική; Pseudo-Demetrius, Typoi epistolikoi 5).11 Much of the scholarship on Philippians and friendship has focused on various friendship themes and clichés in the letter. There is little to object to here. Friendship language occurs at 11 It is also possible to speak of Philippians as a generic “mixture” (following Pseudo-Libanius, Epist. char. 45), which at some level is true of all Paul's letters; see AUNE, David E.: The New Testament in its Literary Environment, Philadelphia 1987, 203.

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several points in Philippians, though perhaps not as frequently as some think.12 A problem arises, however, when on the basis of this language one takes the additional step of classifying Philippians as a “letter of friendship,”13 in which case the friendship expressed is by definition between the writer and reader: “written by a friend to a friend” (ὑπὸ φίλου γράφεσθαι πρὸς φίλον).14 Paul's use of friendship language in Philippians does little to meet this requirement, since in almost every instance it refers not to Paul's relationship with the Philippians, as the genre demands, but to the Philippians' relationships with one another.15 More promising is the claim advanced by Loveday Alexander that Philippians displays features and objec12 E.g., M ITCHELL, Alan C.: 'Greet the Friends by Name': New Testament Evidence for the Greco-Roman Topos on Friendship, in: FITZGERALD, John T. (Hg.): Greco-Roman Perspectives on Friendship, Atlanta 1997, 233: “the richest treasure of Pauline friendship is his letter to the Philippians”; but see REUMANN, John: Philippians, Especially Chapter 4, as a 'Letter of Friendship': Observations on a Checkered History of Scholarship, in: FITZGERALD, John T. (Hg.): Friendship, Flattery, and Frankness of Speech: Studies on Friendship in the New Testament World, Leiden 1996, 83–106. 13 W HITE, Pace L. Michael: Morality Between Two Worlds: A Paradigm of Friendship in Philippians, in: BALCH, David L. / FERGUSON, Everett / MEEKS, Wayne A. (Hgg.): Greeks, Romans, and Christians: Essays in Honor of Abraham J. Malherbe, Minneapolis 1990, 201– 215; STOWERS, Stanley K.: Friends and Enemies in the Politics of Heaven: Reading Theology in Philippians, in: BASSLER, Jouette M. (Hg.): Pauline Theology. Volume 1, Minneapolis 1991, 105–121. 14 Pseudo-Demetrius, Typoi epist. 1; cf. Pseudo-Libanius, Epist. char. 11. 15 I find only two unambiguous friendship clichés in the letter: that friends are of “one soul” (1:27; 2:2; cf. 2:20), and that friends “think the same thing” (2:2; 4:2). It is a stretch to see in Paul's use of “partnership” (κοινωνία) a third cliché that “friends hold things in common” (κοινὰ τὰ φίλων). The motif that friends rejoice together is probably reflected in 2:17-18, but as a consolatory topos—it was the duty of friends to share one another's grief and joy and to console one another when necessary (e.g., Euripides, Alc. 369-70; Iph. Aul. 408; cf. Rom 12:15). See further BOHNENBLUST, Gottfried: Beiträge zum Topos Περὶ Φιλίας, Berlin 1905, esp. 39–44.

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tives characteristic of so-called “family letters,” especially letters sent by young military recruits to their anxious parents and siblings back home.16 Drawing on earlier work by Winter, Koskenniemi, and White,17 Alexander isolates the following elements as characteristic of these letters: (1) “reassurance about the sender,” followed by (2) a “request for reassurance about the recipients,” followed by (3) “information about the movements of intermediaries” who will provide further opportunities for communication.18 Alexander discerns a similar progression in Phil 1–2: Paul writes first of himself in 1:12–26, then of the Philippians in 1:27–2:18, and then of the intermediaries Timothy and Epaphroditus in 2:19–30.19 Alexander has, in my view, made a lasting contribution to the study of Philippians. However, it is not clear to me to what degree we can speak of a distinct subgenre here and, even if we can, whether the comparisons this invites are of first order importance for the interpretation of Philippians. Seneca wrote a similar letter (the Ad Helviam matrem de consolatione) to this mother Helvia during his exile to Corsica, in which letter he likewise first reassures her of his own situation (4:2–13.8) and then advises her regarding hers (14.1–19.1). One could in principle then read the Ad Helviam as a “family letter” of the sort Alexander describes. But it is far more productive to interpret it as a letter of consolation sent by an exile to a grieving loved one and to compare it with other consolatory literature, which is, of course, the way 16 A LEXANDER, Loveday: Hellenistic Letter-Forms and the Structure of Philippians, in: JSNT 37 (1989), 87–101. An additional example that Alexander does not mentions is the recently discovered Vind. Tab. 311. 17 W INTER, John G.: In the Service of Rome: Letters from the Michigan Papyri, in: CP 22 (1927) 237–256; KOSKENNIEMI, Heikki: Studien zur Idee und Phraseologie des griechischen Briefes bis 400 n. Chr., Helsinki / Wiesbaden 1956; WHITE, John L.: Light from Ancient Letters, Philadelphia 1986. 18 A LEXANDER: Hellenistic Letter-Forms, 92–93. 19 Ibid., 94–96.

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the letter is universally read and how Seneca himself understood it (Ad Helv. 1.2).20 I have argued for several years now that, not unlike the Ad Helviam, Philippians is neither a letter of friendship nor a “family letter” but a letter of consolation sent by the imprisoned apostle Paul to his anxious coreligionists at Philippi. I have demonstrated what I believe to be the merits of this approach in detail in my recent commentary on the letter. Here I can only offer three prima facie arguments for treating Philippians as a letter of consolation, after which I will return briefly to the question of 3:1 and the seriousness of its exhortation to rejoice in the Lord. First, regarding the initial plausibility of such a reading, I note that some of Philippians's earliest and most culturally attuned interpreters understood it as a letter of consolation. According to Chrysostom, Paul wrote to the Philippians and would later send Timothy “to raise them from their dejection over his chains (ἀπὸ τῆς ἀθυμίας τῆς ἐπὶ τοῖς δεσμοῖς).”21 And summarizing 1:12–26, he writes: “all these things he says for the consolation (πρὸς παραμυθίαν) of the Philippians.”22 Similarly, Theodoret: “since it was with great anxiety (λίαν μεριμῶντες) that they sent the blessed Epaphroditus, he (= Paul) consoles

20 FAVEZ, Charles: L. Annaei Senecae Dialogorum liber XII Ad Helviam matrem de consolatione, texte latin publié avec une introduction et un commentaire explicative, Lausanne / Paris 1918; MEINEL, Peter: Seneca über seine Verbannung. Trostschrift an die Mutter Helvia, Bonn 1972. 21 In Epist. ad. Phil., init. (PG 62.179.9–10; cf. 179.38-9; 180.3–4). Cf. Calvin, “lest they should be broken hearted (ne fractiore sint animo) on seeing him a prisoner and in danger of his life.” 22 Ibid. hom. 3.3 (PG 62.201.36–7). Chrysostom identifies further individual points of consolation in the letter at 2:17-18 (hom. 8); 2:19–30 (hom. 9 and 10); and 3:1ff. (hom. 10). As well as: 1:29–30 (hom. 4); 2:21 (hom. 9); 3:10–11 (hom. 11); 4.4 (hom. 14). Chrysostom also interprets 1:27–2:16 as Paul's request that the Philippians return the favor and console him by heading his advice (hom. 4).

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(ψυχαγωγεῖ) them.”23 And in the Latin tradition, Jerome writes: “he consoles them regarding his own suffering (consolatur eos de sua tribulatione), since they had heard that he was being held in custody in Rome.”24 It is a puzzle why these and similar important comments by Paul's early interpreters have been lost on modern scholars. Second, not only did early commentators like Chrysostom, Theodoret, and Jerome understand Philippians to be a letter of consolation, but it seems that Paul did, too. While discussing his plans for the near future, he writes at 2:19: “I hope in the Lord to send Timothy to you shortly, in order that I also might be comforted (εύψυχῶ) when I know your circumstances.” Paul has told the Philippians of his circumstances (1:12–26) and now he wishes to know of theirs. But note that he does not say “in order that I (ἵνα ἐγώ) might be comforted” but “in order that I also (ἵνα κἀγώ) might be comforted.” This is significant, the implication being that just as a positive report regarding the Philippians' circumstances will comfort Paul, so also the positive report concerning his circumstances that he had just offered in 1:12–26 had been intended to serve a similar consolatory purpose with regard to the Philippians. Here is how Chrysostom interprets Paul's words: “The 'in order that I also' (ἵνα κἀγώ) here clearly means that just as you sent to know 'my own circumstances,' even so I am sending 'in order that I also may be comforted when I know your circumstances.'”25 23 Interpr. Epist. ad Phil., ad loc. 1:12–13 (PG 82.564A); cf. ad loc. 2:17–18 (576A); 4:22 (589B). Paul speaks directly to the Philippians' “anxiety” at 4:6: “Be anxious for nothing” (μηδὲν μεριμνᾶτε). 24 In Epist. ad Phil., ad loc. 1:12–13 (PL 30.842C). 25 PG 62.179.28-31. For εὐψύχω as “console,” see BGU 4.1097.15; P. Oxy. 1.115; Herm., Vis. 1.3.2, and the discussion in CHAPA: Letters of Condolence, 62–63. Cf. Eph 6:22, a piece of verisimilitude that is in its own way a commentary on Phil 2:19 and through it on 1:12–26: “[Tychicus], whom I have sent for this very reason, that you might know our affairs (τὰ περὶ ἡμῶν) and that he might console (παρακαλέσῃ) your hearts.” Chapa has also shown (ibid. 36 n.51) that in funerary inscriptions εὐψύχω is synonymous with “do not grieve” (μὴ λυπῇς).

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If authorial intent still means anything—and I remain unrepentant of my belief that it does—then it is surely significant that Paul himself intended his letter to the Philippians to be consolatory. A third piece of prima facie evidence informing my reading Philippians as a letter of consolation is its several striking similarities to Seneca's already-mentioned letter of consolation to this mother Helvia.26 I will note three of these similarites here. First, both Seneca and Paul are sufferers (Seneca in exile, Paul in prison) writing to an anxious reader or readers. This is a highly unique situation, since consolation usually flows the other way around: not from a sufferer but to her or him. Here is how Seneca describes it: “I have opened all the rolls of those who have written to console others, and in no case have I found a set of circumstances like this, where a man who has suffered loss writes to console those who are grieving for him” (Ad Helv. 1.2). Second, both Seneca and Paul begin their letters with a report of their own equanimity intended to console their reader or readers. Here is Seneca: “There is nothing in my situation that should cause you grief. . . . I am happy and have found joy in circumstances that would make others miserable” (Ad Helv. 4.2-3). Here is Paul: “I rejoice and I will rejoice,” adding later: “[N]ow you rejoice with me” (1:18; 2:18). And finally, both Seneca and Paul take as their point of departure the Stoic topos of indifferent things (τὰ ἀδιάφορα, indifferentia) in order to argue that what has happened to them does not warrant grief. Here again is Seneca: “There is little of consequence in external things (adventicibus rebus), either as a source of happiness or as a source of grief” (Ad Helv. 5.1). And Paul: “And this I pray . . . that you might discern the things that really matter (τὰ διαφέροντα)” (1:9–10).

26 I have detailed these in HOLLOWAY, Paul A.: Paul as Hellenistic Philosopher: The Case of Philippians, in: BLANTON, Ward / VRIES, Hent de (Hgg.): Paul and the Philosophers, New York 2014, 52–68.

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On this last point, however, a slight but significant difference emerges. Seneca, as the above quote makes plain, deploys the adiaphora topos in its traditional form, focusing on the things that do not matter, what he calls “external things.”27 Paul, on the other hand, stands the topos on its head and focuses not on things that do not matter (τὰ ἀδιάφορα) but on the things that do: “that you might discern the things that really matter (τὰ διαφέροντα).” As a result, while Seneca's argument in the Ad Helviam aims at the absence of grief, what ancient consolers called ἀλυπία (Lat. indolentia), Paul's argument in Philippians is more positive, emphasizing the presence of “joy” (χαρά, gaudium),28 his letter's famous leitmotif and our term of interest here. Paul's distinctive approach—what I have described elsewhere as Stoic in form but Christian in content29—was not lost on Chrysostom: “And what does Paul say? Not merely 'I am not grieved by these things or overcome by them,' but 'I rejoice and I will rejoice.'”30 Paul displayed a similar positive notion of consolation in 2 Corinthians, where he writes: “I am filled with consolation (παρακλήσει), I am overflowing with joy (χάρᾳ) in the midst of all our affliction.”31 And a few lines later: “In addition to our own consolation (παρακλήσει), we rejoiced (ἐχάρημεν) exceedingly at the joy (χαρᾷ) Titus felt [after visiting you].” (As an aside, I note that this kind of nuanced difference within a larger similarity is exactly what historical critics should aim for in their comparisons, and it is precisely

27 Ad Helv. 5.1; for which see M EINEL: Seneca über seine Verbannung, 22–25; 58; MALINGREY, Anne-Marie (Hg. and trans.): Jean Chrysostome: Lettres à Olympias; vie d'Olympias, Paris 21968, 70. 28 In Epist. ad Phil., hom 3.1 (PG 62.197.50–51). 29 H OLLOWAY: Paul as Hellenistic Philosopher, 67–68. 30 In Epist. ad Phil., hom. 3.1 (PG 62.49–51). 31 2 Cor 7:4; cf. 7:13; Phil 1:18, 25–6; 2:17–18, 27–28; 3:1; 4:4; for joy in affliction, see 2 Cor 6:10; 7:4; 8:2; 1 Thess 1:6; Phlm 7; for joy as the opposite of grief, see Phil 2:28; for joy as the opposite of weeping, see Rom 12:15.

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what we achieve when we classify Philippians alongside Seneca's Ad Helviam as a letter of consolation.) In emphasizing “joy” in his consolation of the Philippians Paul foregrounds a major theme in ancient philosophical consolation, the importance of which can hardly be overestimated. To experience joy in difficult and uncertain circumstances was synonymous with being consoled.32 But since “joy” was the characteristic εὐπάθεια or “good emotion” of the sage—Philo at De Abrahamo 156 calls joy the “noblest” (ἀρίστη) of the εὐπάθειαι33—to experience joy in times of hardship was also a sign of one's progress is virtue and wisdom. “To the degree that you lack joy,” Seneca writes at Ep. 59.14, “to that degree you lack wisdom.” And again at Ep. 23.2–3: “He has made it to the top, who understands what is to be the proper object of joy.” He concludes a few sentenecs later, “Believe me, true joy is a matter of the utmost significance (verum gaudium res severa est)!” Adding in summary: “This do before all else, my dear Lucilius, learn how to rejoice (disce gaudere),” a programmatic exhortation that looks remarkably like Paul's programmatic “Finally, my brothers, rejoice in the Lord” in Phil 3:1.34 3.

Conclusion

It remains to say that if for Paul, as for Seneca and other ancient consolers, “joy” is in fact “a matter of the utmost 32 E.g., Seneca, Ad Marc. 3.4; Ad Poly. 10.6; Ep. 99.3; Plutarch, Tran. An. 469d; Ambrose, Exc. Sat. 1.3; Jerome, Ep. 60.7; John Chrysostom, Ep. ad Olymp. 9.3.60–67; 12.1.44, 136; 16.1.12 Malingrey. 33 Philo calls “joy” the goal (τέλος) of the philosophical life at Her. 315; cf. Praem. 32; Det. 135; Plant. 138; at Ep. 66.5, Seneca calls “joy” the primum bonum. 34 This similarity raises the question to what degree does Paul imagine “rejoicing in the Lord” to be an apt summary of what might be called his practical theology. My own view is that it is indeed such a summary and that it is variously repeated in 3:7–10 as “to know Christ” and “to gain him.” For Paul the Delphic “know thyself” (γνῶθι σεαυτόν) has become “know Christ” (γνῶθι Χριστόν).

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importance”—a conclusion that I hope you will agree is fully warranted on the basis of a careful genre analysis of his letter to the Philippians—then any reading of Phil 3:1 that trivializes Paul's exhortation to “rejoice in the Lord” must be soundly rejected, at which point the alleged redactional seam between 3:1 and 3:2 disappears.

Liste der Beiträgerinnen und Beiträger

Lars Aejmelaeus, geb. 1945, Professor für Neutestamentliche Exegese (emeritus), Universität Helsinki/Finland, [email protected] Peter Arzt-Grabner, geb. 1959, Professor für Papyrologie an der Paris-Lodron-Universität Salzburg/Austria, [email protected] Eve-Marie Becker, geb. 1972, Professorin für Neues Testament an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster/Germany, [email protected] Paul Brooks Duff, born 1952, Professor of New Testament at the George Washington University, Washington DC/USA, [email protected] Paul A. Holloway, born 1955, University Professor of Classics and Ancient Christianity, The University of the South, Sewanee TN/USA, [email protected] Dietrich-Alex Koch, geb. 1942, 1985–2008 Professor für Neues Testament an der Westfälischen WilhelmsUniversität Münster/Germany, [email protected]

248 Andreas Lindemann, geb. 1943, 1978 bis 2009 Professor für Neues Testament an der Kirchlichen Hochschule Bethel/Germany, [email protected] Hermut Löhr, geb. 1963, Professor für Neues Testament an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn/Germany, [email protected] Margaret M. Mitchell, born 1956, Shailer Mathews Distinguished Service Professor of New Testament and Early Christian Literature, University of Chicago, Chicago IL/USA, [email protected] Thomas Schmeller, geb. 1956, Professor für Exegese und Theologie des Neuen Testaments an der GoetheUniversität Frankfurt am Main/Germany, [email protected]