Die deutsche Rechtsprechung auf dem Gebiete des internationalen Privatrechts in den Jahren 1954 und 1955 [Reprint 2018 ed.] 9783111466415, 9783111099521

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Die deutsche Rechtsprechung auf dem Gebiete des internationalen Privatrechts in den Jahren 1954 und 1955 [Reprint 2018 ed.]
 9783111466415, 9783111099521

Table of contents :
VORWORT
INHALT
ABKÜRZUNGEN
DRUCKFEHLER
I. ALLGEMEINE LEHREN
II. PERSONEN- UND GESELLSCHAFTSRECHT
III. FORM DER RECHTSGESCHÄFTE
IV. OBLIGATIONENRECHT
IVa. HANDELS- UND WIRTSCHAFTSRECHTLICHE ERGÄNZUNGEN
IVb. RÜCKERSTATTUNGS- UND ENTSCHÄDIGUNGSRECHT
IVc. WERTPAPIERBEREINIGUNG
IVd. LONDONER SCHULDENABKOMMEN
V. SACHENRECHT
VI. FAMILIENRECHT
VII. ERBRECHT
VIII. PATENT-, GEBRAUCHSMUSTER. UND URHEBERRECHT
IX. WARENZEICHENRECHT
X. UNLAUTERER WETTBEWERB
XI. WÄHRUNGS-, DEVISEN- UND UMSTELLUNGSRECHT
XII. ZIVILPROZESSRECHT
XIII. FREIWILLIGE GERICHTSBARKEIT, NOTARIATSUND URKUNDENWESEN
XIV. KONKURSRECHT
XV. STAATSANGEHÖRIGKEITSRECHT
XVI. FREMDENRECHT
GESETZESVERZEICHNIS
VERZEICHNIS DER ENTSCHEIDUNGEN
SACHVERZEICHNIS

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MAXPLANCKINSTITUT F Ü R A U S L Ä N D I S C H E S UND I N T E R N A T I O N A L E S

PRIVATRECHT

Die deutsche Rechtsprechung auf dem Gebiete des internationalen Privatrechts in den Jahren 1954 und 1955 Im Institut bearbeitet von

FRANZ GAMILLSCHEG

Sonderveröffentlichung AUSLÄNDISCHES

der Zeitschrift

und INTERNATIONALES

für PRIVATRECHT

I960 WALTER DE GRUYTER & CO.

J. C. B. M O H R (PAUL S I E B E C K )

BERLIN

TÜBINGEN

© Franz Gamillscheg J . C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen 1960 Alle Rechte vorbehalten Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen Printed in Germany Satz und Drude: Buchdruckerei Eugen Göbel» Tübingen Einband: Großbuchbinderei Heinr. Koch, Tübingen

VORWORT Der vorliegende Bericht umfaßt die Jahre 1954 und 1955; einige Entscheidungen, die bisher noch nicht veröffentlicht sind, konnten wiederum dank der freundlichen Unterstützung durch die Gerichte aufgenommen werden. Der Aufschwung der Wirtschaft und die damit einhergehende Verdichtung der internationalen Beziehungen spiegelt sich in dem Anwachsen von Fällen aus dem internationalen Schuldrecht wider; andere Probleme, wie die besatzungsrechtlichen Beschränkungen der deutschen Gerichtsbarkeit, traten dagegen aus dem Blickfeld ab. Auch die Urteile und Beschlüsse zum internationalen Familienrecht (mit ihren Verfahrensfragen) haben nicht mehr das Übergewicht wie in den früheren Bänden. Nicht einfach war die Auswahl der Entscheidungen zum Rückerstattungs- und Entschädigungsrecht. Viele dieser Fälle sind solche mit Auslandsberührung; sie alle aufzunehmen war aus Platzgründen unmöglich, wäre aber auch entbehrlich gewesen, da dieses Rechtsgebiet in der Beilage zur Neuen Juristischen Wochenschrift „Rechtsprechung zum Wiedergutmachungsrecht" über eine eigene mustergültige Sammlung verfügt. So wurden nur solche Urteile aufgenommen, in denen eigentliche Kollisionsfragen beantwortet werden; freilich wird man hierbei über manche Auswahl anderer Meinung sein können. Die Entscheidungen zum Londoner Schuldenabkommen wurden so vollständig wie möglich gesammelt. Dagegen wurden Fälle nicht mehr aufgenommen, in denen die Auslandsberührung Tatbestandsmerkmal verwaltungsrechtlicher Normen war, wie etwa die Eigenschaft als Flüchtling nach dem BVFG. Die Sammlung der Entscheidungen des vorliegenden Bandes hat noch A. N. Makarov überwacht, der die drei vorigen Bände herausgegeben hat; an dem von ihm treu bewahrten Aufbau und Zuschnitt der Sammlung habe ich nichts geändert. Die weitere Bearbeitung wurde mir durch die Mitarbeit meiner Kollegen Dr. Peter Brauns, Fräulein Dietlind Genzmer und RA Hans Rau ermöglicht, in deren Händen große Teile der redaktionellen Bearbeitung und die Anfertigung der Register (mit Ausnahme des Sachregisters) gelegen ist. Ihnen sei hierfür herzlich gedankt. An alle Gerichte und Rechtsanwälte sei wiederum die Bitte gerichtet, die Sammlung durch Einschickung unveröffentlichter Urteile zu unterstützen. Im Juli 1960

Franz Gamillscheg Zitierweise: IPRspr. 1954-1955 N r . . .

INHALT I. Allgemeine Lehren. Nr. 1-3 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Notwendigkeit der Feststellung des a n z u w e n d e n d e n Rechts . . E r m i t t l u n g und Revisionsfähigkeit ausländischer Vorschriften . Rück- und Weiterverweisung Statutenwechsel Qualifikation Nr. 1 Nichtanwendung ausländischen Rechts wegen Verstoßes gegen die guten Sitten oder den Zweck eines deutschen Gesetzes Nr. 2 . . 7. Retorsion Nr. 3

II. Personen- und Gesellschaftsrechl. Nr. 4-13

4 6 11

1. Personenrecht Nr. 4-10 E n t m ü n d i g u n g Nr. 4 (S. 11) - Namens- und Adelsrecht Nr. 5-10 (S. 16)

11

2. Gesellschaftsrecht Nr. 11-13

39

III. Form der Rechtsgeschäfte

50

IV. Obligationenrecht. Nr. 14-31 Rechtswahl im Prozeß Nr. 14-15 (S. 50) - Schuldstatut Nr. 16-23 (S. 53) - Enteignung von F o r d e r u n g e n Nr. 24-27 (S. 72) - Unerlaubte Handlungen Nr. 28-31 (S. 87)

50

IV a. Handels- und wirtschaftsrechtliche Ergänzungen. Nr. 32-35 1. 2. 3. 4.

. . . .

Allgemeines Versicherungsrecht Nr. 32 Transportrecht Nr. 33 Seerecht und Binnenschiffahrtsrecht Nr. 34-35

94 94 94 101 105

IVb. Rückerstattungs- und Entschädigungsrecht. Nr. 36-51

116

IV c. Wertpapierbereinigung. Nr. 52-60

154

IV d. Londoner Schuldenabkommen. Nr. 61-74

181

Allgemeines Nr. 61-66 (S. 181) - Spezifisch ausländischer C h a r a k t e r einer F o r d e r u n g Nr. 67-70 (S. 206) - Umstellung von G r u n d p f a n d rechten a u ß e r h a l b des Abkommens Nr. 71 (S. 224) - Forderungsverzicht durch Österreich, Italien und Ungarn Nr. 72-74 (S. 227)

VI

Inhalt V. Sachenrecht. Nr. 75

238

VI. Familienrecht. Nr. 76-131

242

1. Ehe Nr. 76-97 242 Verlöbnis Nr. 76 (S. 242) - F o r m der Eheschließung Nr. 77-82 (S. 244) - Voraussetzungen der Eheschließung Nr. 83-84 (S. 259) Persönliche Rechtsbeziehungen der Ehegatten Nr. 85-88 (S. 263) Ehegüterrecht Nr. 89 (S. 270) - Ehescheidung Nr. 90-97 (S. 272) 2. Verwandtschaft Nr. 98-127 288 Eheliche Abstammung Nr. 98-100 (S. 288) - Rechtsbeziehungen zwischen Eltern und Kindern Nr. 101-104 (S. 297) — Legitimation Nr. 105-118 (S. 309) - Uneheliche Kinder Nr. 119-124 (S. 343) Adoption Nr. 125-127 (S. 360) 3. Vormundschaft und Pflegschaft Nr. 128-131

.

373

VII. Erbrecht. Nr. 132-137

380

VIII. Patent-, Gebrauchsmuster- und Urheberrecht. Nr. 138-153 . . . . Patentrecht Nr. 138-141 (S. 396) - AHK-Gesetz Nr. 8 Nr. 142-153 (S. 403) IX. Warenzeichenrecht. Nr. 154-159

432

X. Unlauterer Wettbewerb. Nr. 160-161 XI. Wührungs-, Devisen- und Umstellungsrecht. Nr. 162-164 a

396

458 . . . .

XII. Zivilprozeßrecht. Nr. 165-199 1. Rechtsstellung von Ausländern vor deutschen Gerichten Nr. 165-173 Armenrecht Nr. 165-171 (S. 471) - Sicherheitsleistung f ü r Prozeßkosten Nr. 172 (S. 482) - Zeugnisverweigerungsrecht Nr. 173 (S. 483) 2. Zuständigkeit deutscher und ausländischer Gerichte Nr. 174-184 Gerichtsbarkeit über fremde Staaten Nr. 174-175 (S. 484) - Zuständigkeit in vermögensrechtlichen Angelegenheiten Nr. 176-180 (S. 494) - Zuständigkeit in Ehesachen Nr. 181-184 (S. 507) 3. Ausländische Staatshoheit 4. Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Entscheidungen Nr. 185-195 Ausländische Entscheidungen in vermögensrechtlichen Angelegenheiten Nr. 185-186 (S. 518) - Ausländische Schiedssprüche Nr. 187-189 (S. 527) - Ausländische Entscheidungen in Ehesachen Nr. 190-193 (S. 542) - Ausländische Entscheidungen in Kindschaftssachen Nr. 194-195 (S. 555) 5. Anerkennung eines ausländischen Verfahrens 6. Rechtshilfe Nr. 196 7. Zwangsvollstreckung Nr. 197-199

461 471 471

484

518 518

556 556 557

XIII. Freiwillige Gerichtsbarkeit, Notariats- und Urkundenwesen. Nr. 200-209 XIV. Eonkursrecht. Nr. 210-212

562 583

Inhalt XV. Staatsangehörigkeits recht. Nr. 213-231

VII 586

Deutsche Staatsangehörigkeit Nr. 213-225 (S. 586) - österreichische Staatsangehörigkeit Nr. 226-230 (S. 607) - Ausländische Staatsangehörigkeit Nr. 231 (S. 635) XVI. Fremdenrecht

637

Gesetzesverzeichnis

638

I. Deutsches Recht II. Ausländisches Recht III. Staatsverträge

638 652 660

Verzeichnis der Entscheidungen

664

Sachverzeichnis

679

ABKÜRZUNGEN

a. A. aaO ABGB Abi. Abs. Abschn. Abt. a. E. AG AGBGB AHK AHKG AHK Abi. AJIL AktG allg. M. AnfKl. Anl. Anm. Antrg. Antrst. Anw.Bl. AöR ArbG Arch.öff.R. AP

= = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = =

ARSt. Art. Aufl. AusfG AusfVO, AVO AuslWBG AV

= = = = = = =

BAG BAnz. BayerJMBl. BayObLG BayObLGZ

= = = = =

BB Bd. BdL

= =

anderer Ansicht am angegebenen Ort Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (Österreich) Amtsblatt Absatz Abschnitt Abteilung am Ende Amtsgericht, Aktiengesellschaft Ausführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch Alliierte Hohe Kommission Gesetz der Alliierten Hohen Kommission Amtsblatt der Alliierten Hohen Kommission The American Journal of International Law Die Aktiengesellschaft allgemeine Meinung Anfechtungskläger Anlage Anmerkung Antragsgegner (in, -innen) A n t r a g s t e l l e r n , -innen) Anwaltsblatt Archiv des öffentlichen Rechts Arbeitsgericht Archiv des öffentlichen Rechts Nachschlagewerk des Bundesarbeitsgerichts. Arbeitsrechtliche Praxis Arbeitsrecht in Stichworten Artikel Auflage Ausführungsgesetz Ausführungsverordnung Bereinigungsgesetz f ü r deutsche Auslandsbonds Allgemeine Verfügung Bundesarbeitsgericht Bundesanzeiger Bayerisches Justizministerialblatt Bayerisches Oberstes Landesgericht Entscheidungen des Bayerischen Obersten Landesgerichts in Zivilsachen Der Betriebsberater Band Bank deutscher Länder

Abkürzungen

IX

BEG

=

Bekl. Beschl. Beschwf. betr. BezG BFH bfrs. BGB BGBl. BGE BGG BGH BGHSt. BGHZ BJM BlfPMZ BoR BoRE BundesbG BVerfG BVerfGE BVerfGG BVerwG BVerwGE BVFG

= = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = =

BW, BWB bzw.

= =

Bundesergänzungsgesetz zur Entschädigung f ü r Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung Beklagte (r, -n) Beschluß Beschwerdeführer (in, -innen), Beschwerdeführende (r) betreffend Bezirksgericht Bundesfinanzhof Francs (Belgien) Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgesetzblatt Entscheidungen des Bundesgerichts (Schweiz) Bonner Grundgesetz Bundesgerichtshof Entscheidungen des Bundesgerichtshofes in Strafsachen Entscheidungen des Bundesgerichtshofes in Zivilsachen Bundesjustizminister (ium) Blätter f ü r Patent-, Muster- und Zeichenwesen Board of Review Entscheidungen des Board of Review Bundesbahngesetz Bundesverfassungsgericht Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts Gesetz über das Bundesverfassungsgericht Bundesverwaltungsgericht Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts Gesetz über die Angelegenheiten der Vertriebenen und Flüchtlinge (Bundesvertriebenengesetz) Burgerlijk Wetboek (Niederlande) beziehungsweise

ca. Cc Clunet CoRA

= = = =

circa Code civil, Codice civile, Cödigo civil, Civil code Journal du droit international Court of Restitution Appeals

DA

=

DAVorm. DDevR DDR d. h. Diss. DJ DJZ DM DNotZ DÖV DP DPA DR DRiZ DRpfl. DRspr. DRZ DV DVB1. DVO

= = = = = = = = = = = = = = = = = = = =

Dienstanweisung f ü r die Standesbeamten und ihre Aufsichtsbehörden Der Amtsvormund Deutsche Devisen-Rundschau Deutsche Demokratische Republik das heißt Dissertation Deutsche Justiz Deutsche Juristenzeitung Deutsche Mark Deutsche Notarzeitung Die öffentliche Verwaltung displaced person Deutsches Patentamt Deutsches Recht Deutsche Richterzeitung Der deutsche Rechtspfleger Deutsche Rechtsprechung Deutsche Rechtszeitschrift Deutsche Verwaltung Deutsches Verwaltungsblatt Durchführungsverordnung

X

Abkürzungen

e. A. Ed. EGBGB EGGVG EGZPO EheG Entsch. ErgGes.

= = = = = = = =

einstweilige Anordnung Edition Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch Einführungsgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetz Einführungsgesetz zur Zivilprozeßordnung Ehegesetz Entscheidung Ergänzungsgesetz

f. FamRZ ffr., ffrs. FGG

= = = =

für Ehe und Familie (Familienrechtszeitschrift) Francs (Frankreich) Reichsgesetz betreffend die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit

G, Ges. GBl. GBO GG GKG GM GmbH GMB1. GMG GoltdA GRUR

= = = = = = = = = =

GRUR Ausl. GS GVG GVB1., GVOB1.

= = = =

Gesetz Gesetzblatt Grundbuchordnung Grundgesetz Gerichtskostengesetz Goldmark Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gemeinsames Ministerialblatt Gebrauchsmustergesetz Goltdammer's Archiv Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht. Zeitschrift des deutschen Vereins f ü r den Schutz des gewerblichen Eigentums - Auslands- und internationaler Teil Gesetz-Sammlung (Preußen) Gerichtsverfassungsgesetz Gesetz- und Verordnungsblatt

HansGZ HansRGZ

= =

hfl. HGB HICOG h. L. HLKO HöfeO HRR

= = = = = = =

i. d. F. i. L. IntLR IPR IR-Marke IRO IzRspr.

= = = = = = =

in der Fassung in Liquidation International Law Reports (Lauterpacht) Internationales Privatrecht International registrierte Marke International Refugee Organization Sammlung der deutschen Entscheidungen zum interzonalen Privatrecht

JblntR JEIA JFG

= = =

JM

=

Jahrbuch f ü r internationales Recht Joint Export-Import Agency Jahrbuch f ü r Entscheidungen in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit Justizministerium

Hanseatische Gerichtszeitung Hanseatische Rechts- und Gerichtszeitung (früher HansGZ) Gulden (Niederlande) Handelsgesetzbuch High Commissioner of the United States in Germany herrschende Lehre Haager Landkriegsordnung Höfeordnung Höchstrichterliche Rechtsprechung

Abkürzungen JMBekanntm. JMB1., JMinBl. JMB1. N R W J. 0 . JR, Jur.Rundsch. JW JWG JZ KFG KG KGJ Kl. K0 Komm. KRAB1. Kreditwesen KRG KRProkl. KTS KWB LAG LG LitUG

=

= = :

-

= = = -

= = =

= = = =

=

_ =

LM LSchA LVG LZ MBI. MDR MittDPatAnw. MittDVGR MR MRAbl. MRG MRVO MS

: = =

= = =

=

=

= = =

=

NAG ND NdsRpfl. NJW NJW/RzW

o. a. OEEC OGH OGHBrZ OGHZ

= = =

=

= : = =

XI

Bekanntmachung des Justizministeriums Justizministerialblatt Justizministerialblatt Nordrhein-Westfalen Journal Officiel Juristische Rundschau Juristische Wochenschrift Jugendwohlfahrtsgesetz Juristenzeitung Kraftfahrzeuggesetz Kammergericht, Kommanditgesellschaft Jahrbuch für Entscheidungen des Kammergerichts K l ä g e r i n , -innen) Konkursordnung Kommentar Amtsblatt des Kontrollrates in Deutschland Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen Kontrollratsgesetz Kontrollratsproklamation Konkurs-, Treuhand- und Schiedsgerichtswesen Kammer für Wertpapierbereinigung Landesarbeitsgericht, Lastenausgleichsgesetz Landgericht Gesetz, betreffend das Urheberrecht an Werken der Literatur und der Tonkunst Lindenmaier-Möhring, Nachschlagewerk des Bundesgerichtshofs Londoner Schuldenabkommen Landesverwaltungsgericht Leipziger Zeitschrift Ministerialblatt Monatsschrift für deutsches Recht Mitteilungen der deutschen Patentanwälte Mitteilungsblatt. Deutsche Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht Militärregierung Amtsblatt der Militärregierung Deutschland Militärregierungsgesetz Militärregierungsverordnung Motorschiff Bundesgesetz betreffend die zivilrechtlichen Verhältnisse der Niedergelassenen und Aufenthalter (Schweiz) Nachrichtendienst des deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge Niedersächsische Rechtspflege Neue Juristische Wochenschrift Ausgabe A der Neuen Juristischen Wochenschrift: Rechtsprechung zur Wiedergutmachung oben angeführt Organization f o r European Economic Cooperation Oberster Gerichtshof (Österreich) Oberster Gerichtshof für die Britische Zone Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes für die Britische Zone in Zivilsachen

Abkürzungen

XII OHG OLG OLGR ORGE OVG OVGE PatG PStG PVÜ RA RabelsZ RBÜ RBürgG RdL RE REAO Recht REG RegBl. Rev.crit. RG RGBl. RGRK, RGRKomm. RGZ RiW RM RMdl Rspr. RuStAG Rvgl.Hdwb. S. s. SaarlRuStZ SchlHA See. SeuffArch. sfrs. SJZ sig. sogen. StA StAG StAnz. StARegG

= = =

=

= =

= = =

= = = = = = = = =

= -

= = =

= = = = = =

= = =

= =

= =

= = = = = =

Stat. StAZ

=

StGBl. StÜG StVG

-

=

Offene Handelsgesellschaft Oberlandesgericht Rechtsprechung der Oberlandesgerichte auf dem Gebiet des Zivilrechts Entscheidungen des Obersten Rückerstattungsgerichts Oberverwaltungsgericht Entscheidungen des Oberverwaltungsgerichts Berlin Patentgesetz Personenstandsgesetz Pariser Verbandsübereinkunft Rechtsanwalt Zeitschrift f ü r ausländisches und internationales Privatrecht Revidierte Berner Übereinkunft Reichsbürgergesetz Recht der Landwirtschaft Rückerstattung Rückerstattungsanordnung Das Recht. Rundschau f ü r den deutschen Juristenstand Rückerstattungsgesetz Regierungsblatt Revue critique de droit international privé Reichsgericht Reichsgesetzblatt Reichsgerichtsrätekommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen Recht der internationalen Wirtschaft Reichsmark Reichsminister des Innern Rechtsprechung Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz Rechtsvergleichendes Handwörterbuch Seite siehe Saarländische Rechts- und Steuerzeitschrift Schleswig-Holsteinische Anzeigen Section Seufferts Archiv f ü r Entscheidungen der Obersten Gerichte Franken, francs (Schweiz) Süddeutsche Juristenzeitung Sammlung sogenannt(e, -es, -en) Staatsangehörigkeit Staatsangehörigkeitsgesetz Staatsanzeiger Gesetz zur Regelung von Fragen der Staatsangehörigkeit (1955) Statutes of the United States of America Zeitschrift f ü r Standesamtswesen, n u n m e h r : Das Standesamt Staatsgesetzblatt (Österreich) Staatsbürgerschafts-Uberleitungsgesetz (Österreich) Straßenverkehrsgesetz

Abkürzungen TestG u. u. a. UdSSR Ufita UG, UmstG U.L.A. UWG Urt.

u.s.c.

usw. u. U.

VAG, VersAufG Verb. VerBAV VersR Verw VerwG VGG VGH vgl. VHG VO VOB1. VOLRV Vorb., Vorbem. VRS VRspr. VVG VW, VWGb.

= =

= =

= = = -

=

= = -

= =

= =

= =

= = = = = -

=

W a r n e y e r Rspr. WBehörde WBG WeimRV, WeimVerf. WG WGA, WA WiGBI. WK WM WRP WRV WuW WZG ZaöRV z.B. ZB1JR ZGB Ziff. ZJBlBrZ

Testamentsgesetz

=

=

= =

= =

= =

-

= = =

=

= = = =

=

XIII

und unter anderem Union der sozialistischen Sowjetrepubliken Archiv f ü r Urheber-, Film- (, Funk-) und Theaterrecht Umstellungsgesetz Uniform Laws annotated Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb Urteil United States Code und so weiter unter Umständen Versicherungsaufsichtsgesetz Verbindung Veröffentlichungen des Bundesaufsichtsamtes f ü r das Versicherungs- und Bausparwesen Versicherungsrecht VerwaltungsVerwaltungsgericht Gesetz über die Verwaltungsgerichtsbarkeit Verwaltungsgerichtshof vergleiche Vertragshilfegesetz Verordnung Verordnungsblatt Verordnung über die Lebens- und Rentenversicherung Vorbemerkung Verkehrsrechts-Sammlung Verwaltungsrechtsprechung in Deutschland Versicherungsvertragsgesetz Vereinigtes Wirtschaftsgebiet Warneyers Rechtsprechung des Reichsgerichts auf dem Gebiete des Zivilrechts Wiedergutmachungsbehörde Wertpapierbereinigungsgesetz Weimarer Reichsverfassung Wiedergutmachung Wiedergutmachungsamt Gesetzblatt der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebietes Wiedergutmachungskammer Wertpapiermitteilungen Wettbewerb in Recht und Praxis Weimarer Reichsverfassung Wirtschaft und Wettbewerb Warenzeichengesetz Zeitschrift f ü r ausländisches öffentliches Recht u n d Völkerrecht zum Beispiel Zentralblatt f ü r Jugendrecht und Jugendwohlfahrt Zivilgesetzbuch (Schweiz) Ziffer Zentraljustizblatt f ü r die Britische Zone

XIV

Abkürzungen

ZK ZLR ZöffR ZOR ZPO ZS z. T. ZVG ZZP

= = = = = = = = =

Zivilkammer Zeitschrift für Luftrecht Zeitschrift für öffentliches Recht Zeitschrift für Ostrecht Zivilprozeßordnung Zivilsenat zum Teil Zwangsversteigerungsgesetz Zeitschrift für Deutschen Zivilprozeß

DRUCKFEHLER S. 32 S. 361 S. 362 S. 363 S. 465 S. 476

Z. 33 Z. 9 Z. 17 Z. 4 Z. 26 Z. 20

v. oben statt 6. 4. 1945 lies 16. 4. 1945 v. oben 1. 1. 1950 16. 12. 1949 v. oben , 1. 1. 1950 16. 12. 1949 v. oben 1. 1. 1950 16. 12.1949 v. oben . 109/1949 105/1949 v. oben United States Code United States Code Title 28

I. ALLGEMEINE LEHREN

1. Notwendigkeit der Feststellung des anzuwendenden Rechts Siehe Nr. 1, 22, 25, 29, 184

2. Ermittlung und Revisionsfähigkeit ausländischer Vorschriften Siehe Nr. 15 a. E., 25, 135

3. Rück- und Weiterverweisung Siehe Nr. 88, 93, 97, 111, 112, 121, 125, 127, 132, 184, 215

4. Statutenwechsel Siehe Nr. 4, 6, 7 a - c , 8, 20, 32, 88, 96, 124

5. Qualifikation Siehe auch Nr. 8, 18, 19, 21, 29, 78, 87, 88, 101-104, 120, 126, 132, 134

1. Zum Statut der Vollmacht. Die Frage der Zulässigkeit von Beweismitteln (Ausschluß des Zeugenbeweises) ist verfahrensrechtlich zu qualifizieren. BGH, 6. ZS, Urt. vom 30. 7. 1954 - VI ZR 32/53: JZ 10 (1955) 702 mit Anm. von Gamillscheg; LM Nr. 2 zu Art. 11 EGBGB; ZZP 68 (1955) 89; Rev. crit. 44 (1955) 58 mit Anm. von Mezger; Clunet 85 (1958) 240. Die Bekl. sind französische Staatsangehörige. Sie waren seit 1925 in Erbengemeinschaft Eigentümer des Anwesens in St. (Bundesrepublik), in dem sich das Gasthaus „X" befindet. Das Anwesen war an die Brauerei L. verpachtet. Diese hatte es seit dem 1. 10. 1945 an den Kl. verpachtet. Die Erstbekl. war mit dem bekl. Rechtsbeistand J. M. verheiratet, der während des Rechtsstreits gestorben ist. Der Kl. baute das durch Kriegseinwirkungen schwer beschädigte Haus im Einverständnis mit der Brauerei L. und der Erbengemeinschaft mit eigenen Mitteln wieder auf. Er hat von den Bekl. 10 000 DM Schadenersatz verlangt, weil ihnen die Erfüllung einer mit dem J. M. als Bevollmächtigten abgeschlossenen Abwohnvereinbarung aus ihrem Verschulden unmöglich geworden sei. LG lind OLG haben der Klage stattgegeben. Die Revision der Bekl. hatte keinen Erfolg. 1

I n t e r n . P r i v a t r e c h t 1954 und 1955

2

Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

Nr. 1

Aus den Gründen: „I. Das Berufungsgericht hat die zwischen dem Kl. u n d den Bekl. bestehenden schuldrechtlichen Beziehungen nach deutschem Recht beurteilt, ohne dies zu begründen. Die Revision greift diese Auffassung nicht an. Sie ist auch frei von Rechtsirrtum. Da die Parteien keine ausdrückliche Vereinb a r u n g über das anzuwendende Recht getroffen haben, ist maßgebend, d a ß der Schwerpunkt des Schuldverhältnisses auf die deutsche Rechtsordnung hinweist. Das ist der Fall, weil der obligatorische Vertrag sich auf das in Deutschland gelegene Grundstück bezieht und auch die Verpflichtung der Bekl., dem Kl. pachtzinsfreie Nutzung zu gewähren, im Inland zu erfüllen ist. II. Das Berufungsgericht hat in Übereinstimmung mit dem LG angenommen, d a ß zwischen dem Kl. u n d der durch J. M. vertretenen Erbengemeinschaft eine Vereinbarung zustande gekommen sei, wonach an die Stelle des dem Kl. zustehenden Anspruchs auf Ersatz der A u f w e n d u n g e n ein Anspruch auf pachtzinsfreie Überlassung der Pachtsache f ü r die Zeitdauer getreten sei, die sich aus der Verrechnung der Ersatzansprüche mit dem laufenden Pachtzins ergeben habe (wird ausgeführt). III. 1. Die Revision rügt, daß die Frage, ob J. M. eine Vollmacht der Bekl. gehabt habe, vom Berufungsgericht zu Unrecht nach deutschem Recht beurteilt worden sei. I h r ist zuzugeben, daß f ü r die Frage, ob M. Vertretungsmacht hatte u n d k r a f t dieser Machtbefugnis die Erbengemeinschaft verpflichten konnte, das französische Recht maßgebend ist, weil sowohl der Vertretene (Erbengemeinschaft) als auch der Vertreter (J.M.) die f r a n zösische Staatsangehörigkeit besaßen u n d zudem auch der Ort der Vollmachterteilung in Frankreich liegt (vgl. RG W a r n e y e r Rspr. 14 (1921) Nr. 9 u n d die dort a n g e f ü h r t e Literatur; Habel, RabelsZ 3 (1929) 807 ff. [829,835]; Frankenstein, IPR [1926] I 589; Eugen Pfister, Vollmacht u n d Stellvertretung im IPR, Diss. Zürich 1927). Indessen k a n n die Tatsache, d a ß das Berufungsgericht sich zu der Frage, welches Recht in diesem P u n k t anzuwenden ist, nicht geäußert hat, die Entscheidung nicht beeinflussen, denn auch der Code civil (Cc) läßt eine Bevollmächtigung dieser Art zu. Nach Art. 1984 Cc. k a n n j e m a n d einen anderen ermächtigen, etwas f ü r ihn, den Machtgeber, u n d in seinem Namen zu tun. Dabei k a n n die Vollmacht entweder eine besondere f ü r ein Geschäft oder f ü r gewisse Geschäfte oder eine allgemeine f ü r alle Geschäfte des Machtgebers sein (Art. 1987 Cc). Die Vollmachterteilung verpflichtet nach Art. 1998 Cc den Vollmachtgeber, die Verbindlichkeiten zu erfüllen, die der Bevollmächtigte der ihm erteilten Vollmacht gemäß eingegangen ist. Hieraus ergibt sich, daß die vom Berufungsgericht a n g e n o m m e n e Ermächtigung des J. M., die mit der Verwaltung des Anwesens in St. z u s a m m e n h ä n g e n d e n Geschäfte zu f ü h r e n u n d die bei dieser Verwaltung erforderlichen Rechtsgeschäfte im N a m e n der Erbengemeinschaft abzuschließen, auch nach französischem Recht zulässig ist. 2. Eine andere Frage ist, ob und inwieweit auch die Frage des Beweises der Vollmachtserteilung nach französischem Recht zu beurteilen ist. Die Revision meint, das Berufungsgericht habe Art. 1985 Cc in Ver-

Nr. 1

I. Allgemeine Lehren

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bindung mit Art. 1341 Cc beachten müssen. Hiernach müsse eine Vollmacht regelmäßig schriftlich erteilt werden. Eine mündliche Vollmacht könne zwar auch gültig sein, im Falle des Bestreitens sei ein Zeugenbeweis über die Vollmachterteilung aber n u r zulässig, w e n n es sich u m einen unter 5000 f f r . liegenden W e r t handele. Danach sei ein Beweis f ü r die Vollmacht hier gar nicht möglich. Dem k a n n nicht gefolgt werden. W ä h r e n d die Fragen des materiellen Rechts nach der Rechtsordnung zu beurteilen sind, der das streitige Rechtsverhältnis nach den N o r m e n des internationalen Privatrechts untersteht (Schuldstatut), gilt f ü r das Prozeßv e r f a h r e n die am Ort des Prozeßgerichts geltende Rechtsordnung, die lex fori, wobei es gleichgültig ist, ob die Parteien Inländer oder Ausländer sind. Die Frage, mit welchen Beweismitteln eine Vollmacht bewiesen, d. h. im Prozeß dem Richter überzeugend nachgewiesen werden kann, hat nichts mit dem materiellen Recht, sondern nur mit der Verwirklichung des Rechts im Prozeß zu tun. Sie ist daher ihrer Natur nach eine verfahrensrechtliche u n d daher grundsätzlich nach der lex fori zu beurteilen. Das bedeutet, daß das Gericht die in seiner eigenen P r o z e ß o r d n u n g vorgesehenen Beweismittel zuzulassen hat, auch w e n n sie dem Rechte des Staates, dem das materielle Rechtsverhältnis untersteht, f r e m d sind (Riezler, Internationales Zivilprozeßrecht 471). Nun wird zwar in der Rechtslehre die Meinung vertreten, daß Beweisregeln dieser Art anders zu beurteilen seien, wenn in ihnen zugleich eine die sachrechtliche Wirksamkeit des Vertrages b e r ü h r e n d e Formvorschrift stecke (Riezler aaO u n d 131 mit Literaturhinweisen). Ob dieser Auffassung zu folgen ist, k a n n dahingestellt bleiben, da es sich bei dem hier in Betracht k o m m e n d e n Art. 1985 Cc u m keine Formvorschrift dieser Art handelt, denn dort ist ausdrücklich bestimmt, daß eine Vollmacht auch mündlich gegeben werden kann. W e n n das Gesetz weiterhin f ü r eine mündliche Vollmacht den Zeugenbeweis einschränkt, so k a n n keine Rede davon sein, daß es sich hierbei um eine das materielle Recht b e r ü h r e n d e Formvorschrift handele. Da die Frage der Zulässigkeit der Beweismittel jedenfalls im R a h m e n des hier in Betracht k o m m e n d e n Art. 1985 Cc verfahrensrechtlichen Charakter hat, ist sie nach der lex fori, also hier nach der deutschen ZPO zu entscheiden. Das Berufungsgericht w a r d a h e r in der Frage der Zulässigkeit der Beweismittel nicht an die Schranken des Art. 1985 Cc gebunden. 3. Daß die Beweiswürdigung selbst sich nach der lex fori richtet, ist allgemein a n e r k a n n t (vgl. Riezler aaO 466). Soweit die Revision die Beweiswürdigung des Berufungsgerichts angreift, bewegt sie sich auf dem ihr verschlossenen tatsächlichen Gebiet. W e n n das Berufungsgericht unter Verwertung der zum Gegenstand der mündlichen Verhandlung gemachten Akten des Finanzamts M. aus den von ihm a n g e f ü h r t e n Umständen geschlossen hat, daß J. M. wirksam bevollmächtigt war, so handelt es sich u m eine mögliche W ü r d i g u n g des Verhandlungsstoffes, der mit der Revision nicht entgegengetreten werden kann. 4. Der Revision k a n n weiter nicht zugegeben werden, daß Art. 1988 Cc die A n n a h m e ausschließe, M. sei im R a h m e n der festgestellten Ermächtigung auch befugt gewesen, mit dem Kl. zu vereinbaren, daß er Gastwirtl*

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schaft und Wohnung solange behalten dürfe, bis seine Aufwendungen durch die Pacht ausgeglichen seien (sogenannte Abwohnvereinbarung). Art. 1988 Cc trifft Bestimmungen über den Umfang der Vollmacht und kann daher im vorliegenden Falle keine Anwendung finden, weil die Frage des Umfangs und der Auslegung der Vollmacht nach der in Rechtsprechung und Rechtslehre herrschenden Meinung nach dem Recht des Landes zu beurteilen ist, in dem die Vollmacht ihre Wirkungen entfalten soll (vgl. hierzu insbesondere DR 1943, 1066 Nr. 2; Rabel aaO; Raape, IPR 3 309; Wolff, Das IPR Deutschlands 2 104). Da die Vollmacht M.'s die Verwaltung des in Deutschland gelegenen Anwesens umfaßte, also hier Verwendung finden sollte, ist auch f ü r ihren Umfang und ihre Auslegung das deutsche Recht maßgebend."

6. Nichtanwendung ausländischen Rechts wegen Verstoßes gegen die guten Sitten oder den Zweck eines deutschen Gesetzes Siehe auch Nr. 10, 11, 13, 20, 25, 75, 78, 79, 83, 84, 87, 89, 100, 106 a-b, 108-111, 114, 115, 120, 124, 163, 186, 188, 206, 225 2. Art. 30 EGBGB ist einengend auszulegen; er stellt die äußerste allgemeine Sicherung deutscher sittlicher und rechtlicher Anschauungen dar und greift nur bei Verstoß gegen grundlegende deutsche Auffassungen ein. Fiskalische Interessen führen noch nicht zu seiner Anwendung. Die in Art. 21 EGBGB angeordnete Anknüpfung an das Heimatrecht der unehelichen Mutter ist zwar fehlerhaft, doch ist zu einer Änderung allein der Gesetzgeber berufen. Die Vorschrift des bis 1947 in Kraft befindlich gewesenen jugoslawischen (serbischen) Rechts, daß Unterhaltsansprüche des unehelichen Kindes gegen seinen Erzeuger die Anerkennung der Vaterschaft voraussetzen, widerspricht nicht dem deutschen ordre public. - EGBGB Art. 30. LG Düsseldorf, Urt. vom 25. 6. 1954 - 13 S 41/53: MDR 8 (1954) 615; DAVorm. XXVIII (1955-56) 236; Leitsätze in FamRZ 1 (1954) 258; Clunet 85 (1958) 1060. Aus den Gründen: „Ob der streitige Anspruch zu gewähren oder zu versagen ist, ist eine rechts- und sozialpolitische Frage, die in der einen oder der anderen Weise beantwortet werden kann, ohne daß das Anstandsgefühl verletzt wird. Es ist nicht unsittlich, wenn das uneheliche Kind auf seine Ansprüche gegen seine Mutter und auf die öffentliche Fürsorge verwiesen wird . . . Die Kammer hält es auch nicht für gut möglich, die Regelung des romanischen Rechtskreises, insbesondere des französischen und italienischen Rechts, unter der ein großer Teil der Europäer lebt und auch ein Teil der Deutschen gelebt hat, ohne daß das Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden herausgefordert worden wäre, einfach als unsittlich zu kennzeichnen, zumal nicht abzusehen ist, welche Anschauungen bei etwaigen späteren Zusammenschlüssen europäischer Staaten zum Siege gelangen

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werden. Dabei unterscheidet sich der Cc, obwohl er eine Reihe von Ausnahmetatbeständen (u. a. bestimmte Verbrechen, offenes Konkubinat, Unterhaltszahlung usw.) kennt, im Kern, der die Unsittlichkeit ausmachen würde, wenn diese Regelung unsittlich wäre, nicht von dem alten serbischen Recht. Denn es gibt in der großen Masse der Fälle den Anspruch nur bei Anerkenntnis der Vaterschaft und verbietet regelmäßig nach wie vor die Erforschung des Vaters. (Sodann wird gesagt: Die Gegner f ü h r t e n ihre Ansicht auch nicht folgerichtig durch, wenn sie die Entscheidung davon abhängig machten, daß das Kind seinen Aufenthalt im Inlande nehme [Frankenstein, IPR IV 135]. Die Inlandsbeziehung des Kindes werde vor allem wegen der sonst eintretenden fiskalischen Belastung als maßgebend angesehen. So nehme Rspr. u n d Schrifttum [LG F r a n k f u r t , J W 1934, 2644; LG Hamburg, J W 1936, 3494; Walker, IPR 806] aus diesem Grunde vielfach Verstoß gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes an. Dem sei nicht beizustimmen.) Wenn das deutsche internationale Privatrecht ein ausländisches Recht f ü r anwendbar erklärt, setzt es selbstverständlich voraus, daß dieses ausländische Recht eine vom deutschen Recht abweichende Regelung aufweist und seine Anwendung demgemäß zu Ergebnissen f ü h r e n kann, die von den in deutschen Gesetzen vorgesehenen abweichen. Da jede Einzelregelung eines Gesetzes unmittelbar einen bestimmten Zweck verfolgt, k a n n unter Verstoß .gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes' in Art. 30 EGBGB unmöglich bereits ein Ergebnis des ausländischen Rechts angesehen werden, das von dem vom deutschen Recht bezweckten abweicht. Anderenfalls wäre jede Verweisung auf fremdes Recht sinnlos. Vielmehr ist die Ausnahmebestimmung des Art. 30 EGBGB als Ausnahme vom Grundgedanken der internationalen Rechtsgemeinschaft und als äußerste allgemeine Sicherung deutscher sittlicher u n d rechtlicher Anschauungen einengend dahin auszulegen, daß ein Verstoß gegen grundlegende deutsche Auffassungen vorliegen m u ß (so auch Palandt, BGB 11 , Anm. 1 zu Art. 30 EGBGB; OLG F r a n k f u r t , J W 1936, 2858). (Es heißt d a n n weiter: Ebenso nehme das RGZ 60, 296 einen ausreichenden Verstoß schon an, wenn der Unterschied zwischen den staatspolitischen Anschauungen zwischen fremdem und einheimischem Recht so erheblich sei, daß die Anwendung des ausländischen Rechts direkt die Grundlagen des deutschen staatlichen oder wirtschaftlichen Lebens angreifen würde.) Die Kammer hält diese Auffassung, die das RG nicht ausdrücklich f ü r diese Streitfrage ausgesprochen hat, auch f ü r vorliegenden Rechtsstreit f ü r anwendbar mit der Folge, daß Art. 30 EGBGB f ü r die Entscheidung des Falles keine Geltung beanspruchen kann. Das fiskalische Interesse an der Minderung der öffentlichen Fürsorgelast hat nicht die grundlegende Bedeutung, die Art. 30 EGBGB voraussetzt. Die Verfechter der entgegengesetzten Meinung f ü h r e n diese wiederum nicht folgerichtig durch. Wenn ein Verstoß gegen den bezeichneten fiskalischen Zweck von §§ 1708 ff. BGB f ü r die Anwendung von Art. 30 EGBGB ausreichen würde, müßte jede Abweichung von der Einzelgestaltung des deutschen Rechts dem ordre public zum Opfer fallen, was niemand annimmt. Denn wenn ein auslän-

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disches Recht z. B. eine Ausschlußfrist kennt, die fruchtlos abgelaufen ist, wenn es einen Verzicht auf den Anspruch kennt, der wirksam ausgesprochen worden ist, wenn es den Anspruch auf eine geringere Zeitspanne als auf 16 Jahre begrenzt, wenn es ihn nur zur Hälfte gibt, während die Mutter die andere Hälfte zu tragen hätte usw., wird der fiskalische Zweck des deutschen Gesetzes ganz oder teilweise in gleicher Weise vereitelt, wie beim gänzlichen Versagen des Anspruches von vornherein. Wenn wirklich die Inanspruchnahme öffentlicher Mittel der Stein des Anstoßes ist, müßte die ausländische Regelung in allen angedeuteten Fällen unter Art. 30 fallen, d. h. in jedem Fall deutsches Recht anwendbar sein, soweit das ausländische Gesetz hinter dem deutschen zurückbliebe. Dies kann nicht richtig sein. In Wahrheit ist die herrschende Lehre lediglich bemüht, die - zweifellos fehlerhafte - Anknüpfung des Art. 21 EGBGB an die unwandelbare Staatsangehörigkeit der Mutter zur Zeit der Geburt des Kindes durch Anknüpfung an den inländischen Aufenthaltsort des Kindes zu ersetzen, um ein fiskalisch unerwünschtes Ergebnis zu vermeiden. Das überschreitet aber die Grenzen zulässiger Gesetzesanwendung. Nußbaum (Deutsches IPR [1932] 177) bemerkt deshalb mit Recht, daß man den betroffenen Kindern nicht mit der Vorbehaltsklausel des Art. 30 helfen könne, weil damit die Maßgeblichkeit des Personalstatuts der Mutter gegen den Willen des Gesetzes praktisch beseitigt werden würde. Es ist allein Sache des Gesetzgebers, Art. 21 zu ändern. Wenn nach ausdrücklicher Vorschrift des Art. 21 das Personalstatut der Mutter, nicht aber der Wohnsitz des Kindes maßgebend sein soll, dann ist es nicht möglich, dies mit der Begründung außer acht zu lassen, diese Regelung laufe fiskalischen Interessen zuwider. Der Gesetzgeber hat die Möglichkeit, daß Art. 21 die erörterten fiskalischen Nachteile haben könnte, offenbar nicht bedacht, ohne daß es möglich wäre, diesen Fehler im Wege der Gesetzesanwendung zu heilen."

7. Retorsion 3 . Wenn die Retorsion nicht eine willkürliche politische Maßnahme sein soll, kann sie nur insoweit in Betracht kommen, als der ausländische Staat in einem gleichartigen Fall deutschen Staatsangehörigen den Rechtsschutz verweigert. Im übrigen ist die Anwendung des Vergeltungsrechts nicht Sache des einzelnen Richters. Vielmehr kann die Anwendung der Retorsion nur durch den Reichskanzler unter Zustimmung des Bundesrats bzw. durch die nunmehr an (leren Stelle getretenen Organe der Staatsführung angeordnet werden. Diese gesetzliche Regelung gilt weiterhin und steht auch mit der heutigen verfassungsmäßigen Stellung der Richter in Einklang. Art. 21, 2. Halbsatz EGBGB begrenzt die Unterhaltspflicht des deutschen Erzeugers nicht auf den höchsten für in Deutschland lebende Kinder üblichen Betrag, sondern bedeutet nur, daß die Art der Bemessung des Unterhalts nicht ungünstiger als nach deutschem Recht sein darf. - EGBGB Art. 21, 31. LG Nürnberg-Fürth, Urt. vom 24. 6. 1954 - 4 S 96/53: BayerJMBl. 1954, 222.

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Der Kl., ebenso wie die Kindsmutter amerikanischer Staatsangehöriger (Staat New York), ist das uneheliche Kind des Bekl., der deutscher Staatsangehöriger ist und sich bis zum Jahre 1947 in den USA aufgehalten hat. Dort hat der Bekl. zu Urkunde des Commissioner of Deeds in New York City die Vaterschaft anerkannt und sich verpflichtet, auf die Dauer der gesetzlichen Unterhaltspflicht einen monatlichen Unterhalt von 20 Dollar zu bezahlen. Er bezahlte den Unterhalt auch bis Ende November 1946, stellte dann jedoch die Unterhaltszahlungen ein und ließ alle Zahlungsaufforderungen unbeantwortet. Im Jahre 1947 kehrte er nach Deutschland zurück und begründete seinen Wohnsitz in Nürnberg. Das AG Nürnberg hat die von dem durch seine Mutter vertretenen Kl. erhobene Unterhaltsklage unter Berufung auf das Retorsionsrecht abgewiesen K Das LG hat auf die Berufung des Kl. unter Aufhebung des Ersturteils entsprechend der von der Landeszentralbank von Bayern erteilten Genehmigung den Bekl. zur Unterhaltszahlung auf ein vom Kl. zu errichtendes Sperrkonto bei einem inländischen Geldinstitut verurteilt. Aus den Gründen: „Der Erstrichter hat zutreffend festgestellt, daß gemäß Art. 21 EGBGB die Unterhaltspflicht des Bekl. nach den Gesetzen des Staates New York zu beurteilen ist, dem die Mutter des Kindes zur Zeit der Geburt angehörte. Auch das Rechtsverhältnis zwischen Mutter und Kind und damit die Vertretungsbefugnis der Kindsmutter richtet sich nach amerikanischem Recht, weil die Kindsmutter keine Deutsche ist (Art. 20 EGBGB). Nach See. 122 des New Yorker „Domestic Relations Law" ist die Mutter zur prozessualen Geltendmachung der Rechte des Kindes legitimiert. Die daneben bestehende Klageberechtigung der öffentlichen Fürsorgeverbände schränkt, wie der Erstrichter zutreffend ausgeführt hat, die Vertretungs- und Klagebefugnis der Mutter des unehelichen Kindes nicht ein. Die Unterhaltspflicht des Bekl., der die Vaterschaft nicht bestreitet und auch in öffentlicher Urkunde anerkannt hat, ergibt sich aus See. 120 des „Domestic Relations Law"; danach ist er zur Gewährung von Mitteln f ü r Lebensbedarf und Erziehung (necessary support and education) verpflichtet, und zwar bis zum 16. Lebensjahr des Kindes (See. 127). Der vom Kl. verlangte Unterhaltsbetrag von monatlich 20 US-Dollar stellt, wie unter den Parteien unstreitig ist, den im Staate New York üblichen Mindestunterhaltssatz dar. Der Bekl. hat auch nicht geltend gemacht, daß er zur Entrichtung eines Unterhaltes in dieser Höhe wirtschaftlich nicht in der Lage sei. Die Bestimmung des Art. 21, 2. Halbsatz EGBGB, daß von einem unehelichen Kinde nach ausländischem Recht keine weitergehenden Ansprüche geltend gemacht werden dürfen, als sie nach deutschen Gesetzen begründet sind, steht der Zuerkennung des vom Kl. beanspruchten Unterhaltsbetrages nicht entgegen. Diese Vorschrift schränkt Unterhaltsansprüche ausländischer Kinder zwar nicht nur nach ihren Voraussetzungen, sondern auch nach ihrem Umfang und ihrem Maß ein. Das bedeutet 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 227.

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jedoch nicht, daß der zuzuerkennende Unterhalt keinesfalls höher sein darf, als der höchste nach deutschem Recht f ü r in Deutschland lebende Kinder übliche Unterhaltsbetrag, sondern nur, daß die Art der Bemessung des Unterhalts f ü r den Unterhaltspflichtigen nicht ungünstiger sein darf als nach deutschem Recht. Gemäß § 1708 BGB ist nach deutschem Recht f ü r die Unterhaltsbemessung in erster Linie die Lebensstellung der Mutter maßgebend, d. h. ihre soziale Stellung. Da aber der Unterhalt den gesamten Lebensbedarf des Kindes sowie die Kosten der Erziehung und Berufsvorbildung umfaßt (§ 1708 I Satz 2 BGB), hängt die Höhe des Unterhalts auch wesentlich von den Lebensbedingungen und Unterhaltskosten am Wohnsitz des Kindes ab. Deshalb ist der Unterhaltssatz für uneheliche Kinder bei gleicher sozialer Stellung der Kindsmütter in den verschiedenen Städten und Gebieten Deutschlands sehr unterschiedlich. Würde der Unterhaltsanspruch f ü r ein deutsches uneheliches Kind geltend gemacht, das mit seiner Mutter in New York wohnt, so würden auch nach deutschem Recht die dortigen Lebensverhältnisse der Unterhaltsbemessung zugrunde zu legen sein. Da das deutsche Recht somit keine starre Begrenzung des Unterhalts vorschreibt und die eingeklagten Unterhaltsbeträge einem in New York lebenden Kind auch nach deutschem Recht als angemessener und dort üblicher Mindestunterhalt zuzusprechen wären, liegt ein Verstoß gegen Art. 21 Halbsatz 2 EGBGB nicht v o r . . . Dagegen vermag die Kammer die Rechtsauffassung des Erstrichters über die Anwendbarkeit des Vergeltungsrechts nicht zu teilen. Grundlage des Vergeltungsrechts ist die Unbilligkeit oder Völkerrechtswidrigkeit ausländischer Normen oder der dortigen Rechtsanwendung gegenüber deutschen Staatsangehörigen. Wenn die Retorsion nicht eine willkürliche politische Maßnahme sein soll, kann sie nur insoweit in Betracht kommen, als der ausländische Staat in einem gleichartigen Fall deutschen Staatsangehörigen den Rechtsschutz verweigert. Davon geht offenbar auch der Erstrichter aus, da er durch die Anwendung des Vergeltungsrechts die Gleichheit aller vor dem Gesetz wahren will. Bei der Prüfung, ob im Staate New York deutschen Staatsangehörigen in einem gleichgelagerten Fall der Rechtsschutz verweigert werden würde, hat der Erstrichter jedoch nicht alle Umstände des vorliegenden Falles berücksichtigt. Vor allem kann nicht unberücksichtigt bleiben, daß der Bekl. in der von dem Commissioner of Deeds in New York aufgenommenen Urkunde die Vaterschaft anerkannt und sich zur Zahlung eines monatlichen Unterhalts von 20 Dollar verpflichtet hat. Diese vor der zuständigen Behörde eingegangene rechtsgültige Unterhaltsverpflichtung des Bekl. stellt den Unterhaltsanspruch des Kl. auf eine neue Grundlage. Ein entsprechendes deutsches Vaterschaftsanerkenntnis mit Unterhaltsverpflichtung würde nach der in dem Privatgutachten des Rechtsanwalts R. vertretenen Ansicht auch f ü r ein deutsches Kind eine Unterhaltsklage vor einem Gericht des Staates New York ermöglichen, während sie sonst auf Grund des im amerikanischen Recht geltenden Domizilprinzips gemäß See. 135 des „Domestic Relations Law" bei einem Wohnsitz von Mutter und Kind außerhalb der Vereinigten Staaten ausgeschlossen wäre. Wenn auch

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nicht nachgewiesen ist, daß tatsächlich eine solche Klage vor einem amerikanischen Gericht erfolgreich durchgeführt worden ist, so genügt doch die Feststellung des Erstrichters, daß ihm kein einziger Fall bekannt geworden sei, in dem ein amerikanisches Gericht der Klage eines deutschen unehelichen Kindes gegenüber seinem amerikanischen Erzeuger stattgegeben hätte, jedenfalls nicht als Grundlage f ü r die Anwendung des Vergeltungsrechts. Der einzelne Richter, der die ausländische Gerichtspraxis im allgemeinen nur aus dem Schrifttum kennen kann, hat auch überhaupt nicht die Möglichkeit, sich den f ü r eine rechtlich und politisch so bedeutsame Maßnahme wie die Anwendung des Vergeltungsrechts notwendigen zuverlässigen Uberblick über die Praxis der ausländischen Gerichte zu verschaffen, der gerade im angelsächsischen Recht im Hinblick auf das von den Gerichten geschaffene „Common law" besondere Bedeutung zukommt. Daß die Klage eines deutschen Kindes gegen seinen amerikanischen Erzeuger in einem gleichgelagerten Fall vor einem Gericht des Staates New York infolge einer allgemeinen Benachteiligung deutscher Staatsangehöriger abgewiesen werden würde, ist nicht nachgewiesen und erscheint jedenfalls zweifelhaft. Soweit sich aus dem in den USA geltenden Domizilprinzip allgemeine Nachteile f ü r die Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen unehelicher Kinder vor amerikanischen Gerichten ergeben, werden dadurch nicht n u r deutsche, sondern alle ausländischen Kinder gleichmäßig betroffen. Zwar k a n n eine zur Retorsion berechtigende Unbilligkeit grundsätzlich auch d a n n vorliegen, wenn alle Ausländer gleich behandelt werden. Eine Unbilligkeit k a n n jedoch in der Regel nicht schon darin gefunden werden, daß der ausländische Staat in seinem internationalen Privatrecht von anderen Prinzipien als der deutsche ausgeht. Unser Gesetzgeber kannte ja diese Rechtszustände im Ausland. Wenn er trotzdem das Staatsangehörigkeitsprinzip seinen Vorschriften zugrunde legte, so können die sich daraus f ü r unsere Staatsangehörigen ergebenden Nachteile nicht als unbillig im Sinne des Art. 31 EGBGB angesehen werden (Staudinger-Raape, BGB 9 , VI 2, Anm. VI zu Art. 31). Der Grundsatz der Gleichheit aller vor dem Gesetz wäre also auch insoweit nicht verletzt. Die Kammer sieht aber nicht nur die tatsächlichen Grundlagen f ü r die Anwendung des Vergeltungsrechts f ü r den vorliegenden Fall nicht als erwiesen an, sondern vermag auch der Ansicht des Erstrichters über die Befugnis zur selbständigen Anwendung dieses Rechts durch die Gerichte nicht zu folgen. Der Hinweis des Erstrichters, daß die rechtsprechende Gewalt gleichgeordnet neben der Gesetzgebung u n d der Exekutive stehe, rechtfertigt nicht die von ihm gezogenen Folgerungen. Gerade in der strengen Abgrenzung der Funktionsbereiche liegt das Wesen der Gewaltenteilung u n d die Garantie f ü r den Bestand der demokratischen Staatsordnung. Die Richter sind zwar von den übrigen Gewaltenträgern unabhängig, jedoch weiterhin dem Gesetz unterworfen (Art. 97 I GG); sie d ü r f e n sich daher nicht über eindeutige Gesetzbestimmungen hinwegsetzen. Insoweit hat sich auch heute die verfassungsmäßige Stellung der Gerichte nicht gewandelt. F ü r die Anwendung des Vergeltungsrechts hat der Gesetzgeber klare und

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eindeutige Bestimmungen erlassen (Art. 31 EGBGB, § 24 EGZPO). Danach kann die Anwendung der Retorsion nur durch den Reichskanzler unter Zustimmung des Bundesrats bzw. die nunmehr an deren Stelle getretenen Organe der Staatsführung angeordnet werden. Diese gesetzliche Regelung gilt weiterhin und steht auch mit der heutigen verfassungsmäßigen Stellung der Richter in Einklang. Die Anwendung von Vergeltungsrecht ist eine in erster Linie politische Maßnahme. Die Regelung der Anwendbarkeit dieses Rechts in Art. 31 EGBGB ist eine Norm des öffentlichen, nicht des privaten Rechts (Staudinger-Raape aaO Anm. I, IV zu Art. 31). Es ist deshalb durchaus folgerichtig, daß die Anordnung der Retorsion ausschließlich den f ü r die Politik und die Pflege der Beziehungen zu auswärtigen Staaten zuständigen Organen der Staatsführung obliegt und den Gerichten entzogen ist. Es wurde bereits erwähnt, daß die Gerichte im allgemeinen gar nicht die Möglichkeit haben würden, sich den f ü r die Anwendung von Vergeltungsrecht notwendigen vollständigen Überblick über Recht und Rechtsanwendung ausländischer Staaten zu verschaffen. Darüber hinaus erscheint es sowohl rechtlich als auch aus politischen Gründen untragbar, dem einzelnen Richter ohne allgemeine Anordnung seitens der Staatsführung die Anwendung von Vergeltungsrecht zu gestatten. Während nämlich die gemäß Art. 31 EGBGB durch die oberste Staatsführung angeordnete allgemeine Verhängung einer Rechtsausnahme den fremden Staat und seine Angehörigen ausnahmslos treffen würde, wäre bei der selbständigen Verweigerung des Rechtsschutzes durch den Richter die gleichmäßige Behandlung aller Angehörigen des fremden Staates nicht gewährleistet, so daß gerade durch diese Anwendung der Retorsion der Grundsatz der Gleichheit aller vor dem Gesetz (Art. 3 GG) verletzt würde. Da - wie der Erstrichter selbst ausführt - die Retorsion die Vergeltung einer Unbilligkeit des ausländischen Rechts mit einer anderen Unbilligkeit darstellt, erscheint es überhaupt bedenklich, sie als einen Akt zur Wahrung der Gerechtigkeit aufzufassen. Der Richter darf jedenfalls das durch eine Unbilligkeit verletzte Recht nur im Rahmen des Gesetzes wahren und darf sich nicht aus Billigkeitsgründen unter Überschreitung seines Machtbereichs in Widerspruch zu den Gesetzen seines eigenen Staates setzen. Politisch gesehen stellt die Anordnung von Vergeltungsrecht gegenüber einem fremden Staat gemäß Art. 31 EGBGB einen äußersten Notbehelf dar, dessen Ausnahmecharakter am besten daraus hervorgeht, daß die Retorsion bisher noch niemals, nicht einmal während der beiden Weltkriege angeordnet wurde. Die Verantwortung f ü r eine derartige Anordnung, die weitgehende politische, rechtliche und wirtschaftliche Folgen haben kann, kann nicht von einzelnen Richtern getragen werden, sondern nur von der Staatsführung, in deren Hände die politische Verantwortung gelegt ist. Da somit dem Kl. der Rechtsschutz zu Unrecht verweigert worden ist, und die in der Berufungsinstanz geltend gemachten Ansprüche in vollem Umfang begründet sind, war unter Aufhebung des angefochtenen Urteils der Klage stattzugeben."

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II. PERSONEN- UND GESELLSCHAFTSRECHT 1. P e r s o n e n r e c h t Entmündigung 4. Die Entmündigung eines Deutschen durch die für den Ort seines gewöhnlichen Aufenthalts im Ausland zuständige ausländische Behörde ist auch im Inland grundsätzlich anzuerkennen. Die gleichzeitige Zuständigkeit der deutschen Gerichte für die Entmündigung sowie für die Aufhebung der im Ausland angeordneten Entmündigung bleibt daneben bestehen. Die Prozeßfähigkeit beurteilt sich nach der lex fori. Die Revision kann nicht auf den Mangel der internationalen Zuständigkeit gestützt werden. EGBGB Art. 8, 30; ZPO §§ 51, 549. BGH, IV. ZS, Urt. vom 7. 12. 1955 - IV ZR 177/55: BGHZ 19, 240; NJW 9 (1956) 262; JZ 11 (1956) 535 mit Anm. von Neuhaus; LM Nr. 1 zu Art. 8 EGBGB mit Anm. von Johannsen; Clunet 85 (1958) 1112; Leitsatz in FamRZ 3 (1956) 85. Die Kl. ist als Schweizer Staatsangehörige geboren; sie war mit einem deutschen Staatsangehörigen verheiratet. Aus der Ehe ist ein Sohn hervorgegangen, der als Leutnant bei der deutschen Wehrmacht am 16. 7. 1944 gefallen ist. Die Kl. hat ihren Wohnsitz in M. (Schweiz). Durch Testament hat der Sohn der Kl. die Bekl. als seine alleinige Erbin eingesetzt. Durch Anordnung des Gemeinderats in M. vom 5. 2. 1947 wurde die Kl. auf Grund der Art. 369, 370 des schweizerischen ZGB entmündigt. Diese Anordnung wurde durch Urteil des schweizerischen Bundesgerichts vom 18. 9. 1947 bestätigt. Die durch ihren Vormund vertretene Kl. ist der Auffassung, daß das Testament des Heinrich W. gegen die guten Sitten verstoße; ferner sei es wegen Drohung angefochten. Demgemäß hat sie Feststellung begehrt, daß das genannte Testament nichtig sei. Aus den Gründen: „I. 1. Der Mangel der Vertretungsmacht des Vormundes der Kl., den die Bekl. erstmalig in diesem Rechtszug geltend macht, ist gemäß den §§ 56, 274 III ZPO in jeder Lage des Verfahrens, auch im Revisionsrechtszuge, von Amts wegen zu berücksichtigen (vgl. RG HRR 1934, 659). Die Frage, ob die Kl. selbst prozeßfähig ist, oder durch ihren Vormund in diesem Rechtsstreit wirksam vertreten wird, ist vom Revisionsgericht nach der lex fori, also nach dem deutschen Recht, gegebenenfalls nach deutschem internationalem Privatrecht zu beurteilen (Riezler, Internationales Zivilprozeßrecht 420). Nach dem deutschen Zivilprozeßrecht (§ 51 ZPO) bestimmt sich die Prozeßfähigkeit und die Vertretung nicht prozeßfähiger Parteien durch andere Personen (gesetzliche Vertreter) nach den Vorschriften des bürgerlichen Rechts. Die Frage, welches bürgerliche Recht maßgebend ist, wenn die Partei nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, wird durch Art. 7 EGBGB dahin beantwortet, daß die Geschäftsfähigkeit

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einer Person nach den Gesetzen des Staates beurteilt wird, dem die Person angehört. Die Prozeßfähigkeit der Kl., die seit dem 27. 12. 1950 wieder Schweizer Bürgerin ist, ist demnach von diesem Zeitpunkt ab nach Schweizer Recht zu beurteilen. Nach dem Schweizer Recht aber ist die Kl. bereits seit dem 19. 12. 1950 wirksam entmündigt und durch ihren Vormund gesetzlich vertreten. Danach ist dieser auch nach dem maßgebenden deutschen Recht berechtigt, die Kl. in diesem Rechtsstreit zu vertreten. Zur Zeit der Klagerhebung (Anfang Dezember 1950) war die Kl. freilich noch Deutsche, so daß damals ihre Geschäftsfähigkeit und demzufolge ihre Prozeßfähigkeit nach deutschem bürgerlichem Recht zu beurteilen war. Ob sie bis zum 27. 12. 1950 prozeßfähig und der Vormund zu ihrer Vertretung berechtigt war, ist jedoch f ü r die Frage, ob die Kl. die Prozeßführung des Vormundes gegen sich gelten lassen muß, unerheblich, da die vor diesem Zeitpunkt liegende Prozeßführung in jedem Falle später wirksam genehmigt wäre. Im übrigen ist, wie noch in einem anderen Zusammenhang darzulegen sein wird, die Entmündigung der Kl. durch die Schweizer Behörden auch nach deutschem Recht wirksam, so daß die Kl., auch so lange sie noch Deutsche war, durch ihren Vormund wirksam vertreten worden ist. 2. Die Revision hat die Zuständigkeit der deutschen Gerichte in Frage gestellt. Die in der Richtung erhobene Rüge scheitert aber abgesehen von anderen Bedenken bereits an der Vorschrift des § 549 II ZPO. Sie ist, wie der I. Zivilsenat im Anschluß an die ständige Rechtsprechung des RG überzeugend dargelegt hat (LM Nr. 13 zu § 549 ZPO = NJW 1953, 2 2 2 a u c h dann anzuwenden, wenn streitig wird, ob nach deutschem internationalem Prozeßrecht ein deutsches oder ausländisches Gericht zuständig ist. Die Ausführungen von Matthies (NJW 1953, 546 Anm. zu Nr. 2) geben dem Senat keinen Anlaß, dem I. Zivilsenat nicht zu folgen. II. Das Berufungsgericht ist zu dem Ergebnis gelangt, daß das Testament des Heinrich W. zwar nicht wegen Sittenwidrigkeit nach § 138 BGB, jedoch auf Grund der von dem Vormund der KI. erklärten Irrtumsanfechtung nichtig sei. Die Revision hat hierzu vor allem geltend gemacht, die Anfechtung, die am 12. 10. 1950 durch den Vormund der Kl. erklärt ist, sei schon deshalb unwirksam, weil die Entmündigung der damals noch deutschen Kl. durch die Schweizer Behörden nach deutschem Recht nicht wirksam gewesen sei, so daß der Vormund die Anfechtung damals nicht mit Wirkung f ü r die Kl. habe aussprechen können. Dieser Auffassung vermag der Senat, wie bereits angedeutet, nicht zu folgen. Das deutsche Recht enthält keine ausdrückliche Bestimmung darüber, ob die im Ausland angeordnete Entmündigung eines Deutschen, der zur Zeit dieser Entmündigung seinen Wohnsitz oder seinen Aufenthalt im Gebiete des Staates hatte, der die Entmündigung ausgesprochen hat, im Inland als wirksam anzuerkennen ist. In Art. 8 EGBGB ist lediglich bestimmt, daß ein Ausländer im Inland nach den deutschen Gesetzen entmündigt wer1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 296. In gleichem Sinn neuestens BAG, AP Nr. 4 zu Internationales Privatrecht.

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den kann, wenn er seinen Wohnsitz oder, falls er keinen Wohnsitz hat, seinen Aufenthalt im Inland hat. Diese Regelung soll einmal dem Wohl des im Inland weilenden Ausländers, andererseits dem Schutz des inländischen Rechtsverkehrs dienen. Es ist dabei nicht vorausgesetzt, daß die im Inland ausgesprochene Entmündigung eines Ausländers von dem Heimatstaat des Entmündigten oder einem dritten ausländischen Staat anerkannt wird. Aus dieser Bestimmung kann deshalb auch nicht unmittelbar gefolgert werden, daß die durch eine ausländische Behörde angeordnete Entmündigung eines Deutschen mit Wohnsitz oder gewöhnlichem Aufenthalt im Ausland auch f ü r das Inland Rechtsgültigkeit besitze. Mit der Annahme, daß der deutsche Gesetzgeber hiervon ausgegangen sei, würde schon die Tatsache unvereinbar sein, daß Deutschland im Verhältnis zu einigen ausländischen Staaten - jedoch nicht im Verhältnis zur Schweiz - dem Haager Entmündigungsabkommen vom 17. 7. 1905 beigetreten ist, nach welchem f ü r die Entmündigung grundsätzlich das Gesetz des Heimatstaates maßgebend ist (vgl. Staudinger-Raape, EGBGB 9 , Art. 8 EGBGB unter F, S. 107). In der deutschen Denkschrift zu diesem Abkommen heißt es dementsprechend, es müsse vom deutschen Standpunkt daran festgehalten werden, daß die endgültigen Entscheidungen darüber, ob die Voraussetzungen f ü r die Entmündigung eines Reichsangehörigen erfüllt seien, den deutschen Behörden und nur ihnen zustehe (Frankenstein, IPR I [1926] 442). Dieser Auffassung hat sich die Rechtsprechung angeschlossen. Sie ist bisher auch im Schrifttum die herrschende geblieben (BayObLG, Recht 1920 Nr. 2463; OLG Karlsruhe, Badische Rspr. 1921,97; Staudinger-Raape9 [1931] EGBGB 99ff. [101]; Nußbaum, IPR [1932] 122; Wolff, IPR 3 107; Raape, IPR 4 176; Stein-Jonas-Schönke, ZPO 18 , § 648, III 2; Rosenberg, Lehrbuch des Deutschen Zivilprozeßrechts 6 § 163, 5 [S. 775]; Hellwig, System des Deutschen Zivilprozeßrechts [1919] 41; Levis, Das Internationale Entmündigungsrecht des Deutschen Reiches [1906] 80 ff.; derselbe, Recht 1911, 49-56). Eine andere Auffassung haben jedoch vor allem Frankenstein (IPR [1926] I 442 ff.), Walker (IPR 5 856), sowie neuerdings Soergel-Kegel (EGBGB8, Art. 8 I und III, 2) vertreten. Auch Lewald (Das Deutsche IPR [1931] 62) hat gegen die herrschende Auffassung Zweifel geäußert. Der Senat verkennt nicht die Bedenken, die gegen eine allgemeine und uneingeschränkte Anerkennung der durch eine ausländische Behörde ausgesprochenen Entmündigung eines Deutschen bestehen. Die Entmündigung bedeutet einen schweren Eingriff in die Persönlichkeitssphäre des zu Entmündigenden. Ob die Interessen eines Deutschen, insbesondere die Grundrechte, die ihm das deutsche Grundgesetz gewährt, durch die ausländischen Entmündigungsvorschriften und ihre Handhabung immer so geschützt sind wie bei der Anwendung des deutschen formellen und materiellen Entmündigungsrechts, kann schon deshalb zweifelhaft sein, weil sich die Fülle der in den einzelnen Staaten in Betracht kommenden Möglichkeiten sowohl hinsichtlich der sachlichrechtlichen Voraussetzungen f ü r eine Entmündigung als auch hinsichtlich des dabei zu beachtenden Verfahrensrechts nicht übersehen läßt. Andererseits würde jedoch für Personen, die ihren gewöhnlichen Aufenthalt außerhalb ihres Heimatstaates haben, der auch

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mit den Entmündigungsvorschriften ihres Heimatstaates verfolgte Zweck, den zu E n t m ü n d i g e n d e n in seiner persönlichen u n d wirtschaftlichen Existenz zu schützen, über seine Geschäftsfähigkeit Klarheit zu schaffen u n d - auch im Interesse beteiligter Dritter - eine geordnete Regelung seiner Rechtsbeziehungen zu ermöglichen, oft vereitelt oder doch seine Erreichung erschwert, wenn es ungewiß bleibt, ob eine von dem Staat des gewöhnlichen Aufenthalts solcher Personen ausgesprochene E n t m ü n d i g u n g auch a u ß e r h a l b dieses Staates gilt. In manchen Fällen w ü r d e sogar mit Rücksicht auf diese Ungewißheit eine an sich notwendige u n d auch im Interesse eines entmündigungsbedürftigen Deutschen wünschenswerte E n t m ü n d i gung unterbleiben. Diese Rechtsunsicherheit w ü r d e auch d a n n bestehen bleiben, wenn der Heimatstaat des E n t m ü n d i g t e n es der Rechtsprechung seiner Gerichte überlassen würde, über die Frage der Anerkennung einer im Ausland vorgenommenen E n t m ü n d i g u n g von Fall zu Fall zu entscheiden oder — wie es etwa im Wege einer internationalen Vereinbarung geschehen könnte - die Anerkennung gegenüber dem einen ausländischen Staat zu bejahen, gegenüber einem a n d e r n aber zu versagen. Lassen schon diese Erwägungen ein starres u n d uneingeschränktes Festhalten an dem Grundsatz des Heimatrechts f ü r die E n t m ü n d i g u n g bedenklich erscheinen, so spricht dagegen vor allem auch die gegenüber den Verhältnissen zur Zeit des Inkrafttretens des BGB durchweg veränderte Lage der Deutschen im Ausland wie auch zahlreicher Angehöriger anderer Nationen oder Heimatloser, die sich aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen heute nicht im Gebiet ihres Heimatstaates a u f h a l t e n k ö n n e n oder wollen. Mögen auch die persönlichen, menschlichen und kulturellen Bindungen dieser Personen an ihre Heimat fortbestehen, so sind doch ihre rechtlichen u n d wirtschaftlichen Beziehungen zu ihrem Heimatstaat weitgehend u n d nicht n u r vorübergehend fortgefallen oder f ü r sie doch gegenüber ihren Beziehungen zu dem Staat ihres gewöhnlichen Aufenthalts u n d dessen Bürgern von m i n d e r e r Bedeutung. Der gewöhnliche Aufenthaltsort ist f ü r sie zum tatsächlichen räumlichen Mittelpunkt ihrer Lebensbeziehungen, insbesondere ihrer rechtlichen u n d wirtschaftlichen Beziehungen geworden, u n d sehr oft geht ihr Bestreben dahin, in dem Staat ihres gewöhnlichen Aufenthaltes demnächst auch das Bürgerrecht zu erwerben. Diese Entwicklung läßt es geboten erscheinen, bei der Beurteilung der Wirksamkeit einer im Ausland ausgesprochenen E n t m ü n d i g u n g eines Deutschen das Recht seines gewöhnlichen Aufenthaltsortes in gewissen Grenzen zu berücksichtigen. Der Senat ist der Auffassung, daß die E n t m ü n d i g u n g eines Deutschen durch die Behörden eines ausländischen Staates, in dessen Gebiet der Deutsche seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat, u n t e r folgenden Voraussetzungen anzuerkennen ist: a) Die E n t m ü n d i g u n g darf nicht gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen (Art. 30 EGBGB). b) Der gesetzliche Tatbestand, auf den die E n t m ü n d i g u n g gestützt wird, m u ß auch nach deutschem Recht einen E n t m ü n d i g u n g s g r u n d bilden. c) Die E n t m ü n d i g u n g m u ß - mindestens in letzter Instanz - in einem

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gesetzlich geregelten V e r f a h r e n d u r c h ein mit u n a b h ä n g i g e n Richtern besetztes Gericht ausgesprochen sein. d) Die rechtlichen u n d tatsächlichen W i r k u n g e n der E n t m ü n d i g u n g d ü r f e n von d e n e n einer E n t m ü n d i g u n g i m I n l a n d nicht erheblich z u m Nachteil des E n t m ü n d i g t e n abweichen. W i r d die E n t m ü n d i g u n g eines Deutschen d u r c h die f ü r seinen g e w ö h n lichen A u f e n t h a l t zuständige B e h ö r d e des Auslands u n t e r diesen Voraussetzungen a n e r k a n n t , so ist d a m i t d e n Interessen der Deutschen i m Ausl a n d in aller Regel besser gedient als d u r c h eine grundsätzliche A b l e h n u n g der A n e r k e n n u n g , wie sie h e u t e noch von d e r h e r r s c h e n d e n Meinung vertreten wird. Bei der B e s t i m m u n g der Zuständigkeit der ausländischen B e h ö r d e n a n den g e w ö h n l i c h e n A u f e n t h a l t des zu E n t m ü n d i g e n d e n u n d nicht a n seinen gesetzlichen W o h n s i t z a n z u k n ü p f e n , empfiehlt sich, wie Kegel (aaO) m i t Recht b e m e r k t , weil der gewöhnliche A u f e n t h a l t in der Regel d e n tatsächlichen r ä u m l i c h e n Mittelpunkt der L e b e n s b e z i e h u n g e n des zu E n t m ü n d i g e n d e n bildet, w a s f ü r den gesetzlichen W o h n s i t z sehr oft nicht zutrifft. D a ß d a n e b e n in j e d e m Falle die f a k u l t a t i v e Z u s t ä n d i g k e i t der deutschen Gerichte f ü r die E n t m ü n d i g u n g eines sich gewöhnlich im Ausland a u f h a l t e n d e n Deutschen b e s t e h e n bleibt, ergibt sich a u s § 648 II Z P O (vgl. d a z u Frankenstein a a O 442). Diese Zuständigkeit w i r d n ä h e r d a h i n zu b e s t i m m e n sein, d a ß die ausländische E n t m ü n d i g u n g v o m deutschen Gericht mit W i r k u n g ex t u n c a u f g e h o b e n u n d d u r c h eine E n t m ü n d i g u n g nach deutschem Recht ersetzt w e r d e n k a n n , u m gegebenenfalls eine Ä n d e r u n g der E n t m ü n d i g u n g s w i r k u n g e n h e r b e i z u f ü h r e n (ebenso Soergel-Kegel a a O III, 2). Die Z u s t ä n d i g k e i t der deutschen Gerichte f ü r die A u f h e b u n g einer im Ausland a n g e o r d n e t e n E n t m ü n d i g u n g eines Deutschen ist z w a r in d e r deutschen Z P O nicht ausdrücklich geregelt. Sie ergibt sich jedoch aus der E r w ä g u n g , d a ß die deutschen Gerichte in einem solchen F a l l e die V o r a u s s e t z u n g e n der E n t m ü n d i g u n g e r n e u t selbständig zu p r ü f e n h a b e n , o h n e d a ß bereits die E n t m ü n d i g u n g von Seiten eines deutschen Gerichts vorliegt. Zuständig ist d a n a c h das Gericht, das g e m ä ß § 648 II Z P O f ü r die (erstmalige) E n t m ü n d i g u n g z u s t ä n d i g sein w ü r d e (ebenso Frankenstein a a O 444). Nach d e n dargelegten G r u n d s ä t z e n ist die in der Schweiz a n g e o r d n e t e E n t m ü n d i g u n g der Kl. im I n l a n d als w i r k s a m a n z u e r k e n n e n . I h r e E n t m ü n d i g u n g ist d u r c h die f ü r i h r e n gewöhnlichen A u f e n t h a l t s o r t z u s t ä n d i gen Schweizer B e h ö r d e n u n d z w a r in letzter I n s t a n z d u r c h d a s schweizerische Bundesgericht ausgesprochen. Sie ist einmal auf G r u n d des Art. 369 ZGB wegen einer k r a n k h a f t e n S t ö r u n g der Geistestätigkeit beschlossen w o r d e n , infolge d e r e n die Kl. d a u e r n d u n f ä h i g ist, i h r e Angelegenheiten zu besorgen. D a m i t ist der auch im deutschen Recht als E n t m ü n d i g u n g s g r u n d vorgesehene T a t b e s t a n d der Geisteskrankheit oder m i n d e s t e n s der Geistesschwäche festgestellt. F e r n e r ist die E n t m ü n d i g u n g g e m ä ß Art. 370 ZGB mit Rücksicht auf das u n w i r t s c h a f t l i c h e V e r h a l t e n der Kl., also auf G r u n d eines Sachverhalts erfolgt, der nach d e u t s c h e m Recht eine E n t m ü n d i g u n g wegen V e r s c h w e n d u n g rechtfertigen w ü r d e (§ 6 BGB). Die W i r k u n g e n der E n t m ü n d i g u n g (Art. 406 ff. ZGB) sind von d e n e n der E n t m ü n d i g u n g nach

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deutschem Recht nicht wesentlich verschieden. Daß die Vormundschaftsbehörde, unter deren Aufsicht und Mitwirkung die Vormundschaft geführt wird, kein Gericht ist wie in Deutschland, ist keine die Kl. wesentlich benachteiligende Abweichung von der deutschen Regelung, da die Verantwortlichkeit der Mitglieder der vormundschaftlichen Behörde durch das Schweizer Recht so geregelt ist, daß die Interessen des Mündels hinreichend geschützt sind (Art. 426 ff. ZGB; vgl. Egger, Komm, zum Schweizer Z G B 2 , I I [Familienrecht] 3. Abteilung [die Vormundschaft] 585 ff., insbesondere 598 ff.). Hiernach hat der Vormund die Kl. bei der Abgabe der Anfechtungserklärung wirksam vertreten. Die sachlichen Voraussetzungen f ü r eine Anfechtung des Testaments nach § 2078 BGB hat das Berufungsgericht frei von Rechtsirrtum bejaht" (wird ausgeführt).

Namens- und Adelsrecht Siehe auch Nr. 116, 203 als 5 . Die Frage, ob eine Person zur Führung einer Adelsbezeichnung Namensbestandteil befugt ist, richtet sich nach dem Heimatrecht dieser Person. Die Kompetenz des Heimatstaates, die Führung von Adelsbezeichnungen international wirksam zu untersagen, erstreckt sich nicht nur auf die Adelsbezeichnungen, die von diesem Staat verliehen worden sind, sondern auch auf solche ausländischen Ursprungs. Art. 2 des russischen Dekrets vom 10. 11. 1917 hat zwar für die Angehörigen Rußlands, nicht aber für die der baltischen Staaten die Führung von Adelsbezeichnungen verboten. Das lettische Recht enthält keine Vorschriften über die Befugnis oder als Namensbestandteil zu führen. Auf das Verbot, Adelsbezeichnungen Grund des lettischen Gesetzes über die Schreibweise von Vornamen und in Dokumenten vom 1. 3. 1927 haben die lettischen BeFamiliennamen hörden die Beifügung von Adelsbezeichnungen in Klammern hinter dem lettischen Namen gestattet. Deutsche Behörden haben keine rechtliche Veranlassung, an die Berechtigung zur Führung von Adelsbezeichnungen strengere Anforderungen als der Heimatstaat zu stellen. Art. 109 III Satz 3 WeimVerf. hat heute nicht mehr Verfassungsrang, sondern nur noch die Kraft eines einfachen, in der Bundesrepublik fortgeltenden Gesetzes. OVG Hamburg, 1. Senat, Urt. v o m 16. 12. 1955 - OVG Bf. I 123/55: StAZ 11 (1958) 125. Der Kl. zu 1) ist im Jahre 1931 in R. (Lettland) als Sohn des von H. und seiner Ehefrau, der Kl. zu 2), geboren. Sein Großvater, der im Jahre 1840 zu K. (Rußland) geborene B., ist von dem Professor und kaiserlich-

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russischen General-Leutnant von H. adoptiert worden, der im 19. Jahrhundert in den kaiserlich-russischen Adelsstand erhoben worden war. Der nach der Festsetzung des die Adoption vollziehenden Bezirksgerichts als „von H." adoptierte Großvater des Kl. zu 1) wurde im Jahre 1894 auf Grund eines Attestes der St. Petersburger Adelsdeputiertenversammlung in das Livländische Adelsgeschlechtsbuch f ü r nicht immatrikulierten Adel mit dem Namen „von H." eingetragen. Die Eltern des Kl. zu 1) wurden mit der Entstehung des lettischen Staates lettische Staatsangehörige. Im Jahre 1939 siedelte die Familie nach P. (Deutschland) über. Daraufhin wurden der Kl. zu 1) und seine Eltern vom Deutschen Reich auf den Namen „H." eingebürgert, jedoch führten sie in der Folgezeit auch auf Anmeldescheinen und Personalausweisen den Namen „von H.". Anläßlich der Eheschließung des Kl. zu 1) mit der Kl. zu 3) im Jahre 1953 entstanden Zweifel über den Familiennamen der Kl., der daraufhin von dem Bekl. durch Urkunde vom 27. 2. 1954 mit allgemein verbindlicher Wirkung als „H." festgestellt wurde. Der von den Kl. gegen die Feststellung des Bekl. eingelegte Einspruch ist vom Bekl. nicht beschieden worden. Die Kl. haben daraufhin Klage erhoben. Das LVG hat der Klage stattgegeben. Gegen dieses Urteil hat der Bekl. Berufung eingelegt. Aus den Gründen: „Die Berufung kann keinen Erfolg haben . 1. Für die Frage, ob der Feststellungsbescheid des Bekl. rechtmäßig oder rechtswidrig und das Vornahmeverlangen der Kl. begründet ist, kommt es zunächst auf die Bedeutung des § 8 des Gesetzes vom 5. 1. 1938 (RGBl. I 9) über die Änderung von Familiennamen und Vornamen an. Diese Vorschrift lautet in ihrem hier wesentlichen Teil: ,Ist zweifelhaft, welchen Familiennamen ein deutscher Staatsangehöriger... zu führen berechtigt ist, so kann der . . . diesen Namen mit allgemein verbindlicher Wirkung feststellen.' Die hierzu ergangenen Allgemeinen Verwaltungsvorschriften der Bundesregierung vom 18. 12. 1951 (Abdruck bei: Ficker, öffentliches Namensrecht [1952] 26) wiesen unter B 4) darauf hin, daß in dem Namensfeststellungsverfahren bei zweifelhafter Sach- oder Rechtslage eine bestimmte Namensform festgelegt werden könne, daß außerdem auch mit diesem Verfahren der unberechtigten Inanspruchnahme früherer Adelsbezeichnungen wirksam begegnet werden solle. Offensichtlich im Sinne dieser Zweckbestimmung hat der Bekl. aus § 8 aaO die Ermächtigung zu seiner Ermessensentscheidung im Feststellungsbescheid hergeleitet mit der Erwägung, das Namensrecht bzw. die Namensform der Kl. sei nicht restlos aufklärbar, eine Ordnungsentscheidung irgendeiner Art sei daher erforderlich und die von ihm getroffene ermessensgemäß. Die Entscheidung der Sache hängt also wesentlich davon ab, ob das Namensrecht der Kl., wie der Bekl. es annimmt, in der Tat nicht hinreichend aufklärbar erscheint und welche Beweisanforderungen den Kl. gegenüber für die Darlegung des von ihnen beanspruchten Namensrechts geltend ge1

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macht werden können. Die nähere Nachprüfung ihres Vorbringens und der Rechtslage ergibt, daß die Kl. die ihnen insoweit zumutbaren Anforderungen in Übereinstimmung mit der feststellbaren Rechtslage erfüllen und aus diesem Grunde der Feststellungsbescheid des Bekl. vom 27. 2. 1954 in § 8 aaO keine gehörige Rechtsgrundlage findet, das Vornahmeverlangen der Kl. aber gerechtfertigt ist. 2. Für die Kl. steht lediglich das Recht in Frage, die Adelsbezeichnung „von" als Bestandteil ihres Familiennamens führen zu dürfen. Daß hiermit - anders als früher - irgendeine öffentlichrechtliche Sonderrechtsstellung, insbesondere auch eine standesrechtliche Privilegierung, nicht mehr verbunden ist und verknüpft sein kann, steht außer allem Zweifel und ist auch unter den Parteien nicht streitig. Als Teil des Namens-, d. h. eines Persönlichkeitsrechts, ist für seinen Bestand und Inhalt nach der im deutschen internationalen Privatrecht vorherrschenden und auch hier zugrunde zu legenden Auffassung das Personalstatut des Namensträgers maßgebend, in Deutschland also das Heimatrecht (vgl. Raape, IPR 4 [1955] 609). Dagegen kann der Auffassung, das Recht zur Führung einer Adelsbezeichnung richte sich nach dem Recht des verleihenden Staates (Ursprungsstatut), die von einer Minderheit in der einschlägigen Literatur (insbesondere von Neumeyer, Internationales Verwaltungsrecht I [1910] 285 ff. und einigen anderen Autoren) vertreten wird, nicht gefolgt werden. Dies vor allem deshalb nicht, weil hierbei wesentlich auch auf die in der Adelsverleihung ursprünglich liegende öffentlichrechtliche Privilegierung durch den Verleihungsstaat abgestellt wird und gerade ihre Wirkungen heute nicht mehr in Frage stehen. 3. Die Frage, ob die Kl. zur Führung der Adelsbezeichnung „von" als heutigen Namensbestandteil befugt sind, richtet sich also nach ihrem Heimatrecht, d. h. das Recht ihrer Heimat ist maßgeblich dafür, ob sie die Befugnis zur Führung der Adelsbezeichnung nach seiner Auffassung besaßen und bis zu ihrer Einbürgerung in Deutschland auch behalten haben. Denn folgerichtig kann nach dem Prinzip des Heimatrechts auch die Kompetenz des Heimatstaates, Adelstitel wieder aufzuheben und die Führung solcher Titel international wirksam zu untersagen, nicht bestritten werden. Und daß diese Kompetenz des Heimatstaates sich auch auf Adelstitel ausländischen Ursprungs, die hier für die Kl. als solche ursprünglich russischer Herkunft in Frage stehen, erstreckt, ist anerkannt und wird z. B. durch die international gebilligte österreichische Gesetzgebung der Periode nach dem ersten Weltkrieg bestätigt (vgl. Adler, Der Name im deutschen und österreichischen Recht [1921] 19 Anm. 25). Es kommt f ü r den hier zu entscheidenden Rechtsstreit also darauf an, ob die Kl. die Adelsbezeichnung „von" nach ihrem Heimatrecht gültig geführt haben oder ob sie ihnen von ihrem Heimatrecht entzogen worden ist. 4. Für eine mögliche heimatrechtliche Entziehung der Adelsbezeichnung „von" gegenüber den Kl. und denjenigen ihrer Vorfahren, von denen sie die Adelsbezeichnung ableiten, kommt die Gesetzgebung ihres Heimatstaates Lettland sowie die Gesetzgebung in Betracht, die schon vorher nach Ausbruch der bolschewistischen Revolution ergangen war.

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a) Was zunächst die russische Revolutionsgesetzgebung angeht, so hat das einschlägige Dekret des Zentralexekutivkomitees der Räte der Arbeiter und Soldatendeputierten vom 10. 11. 1917 in Art. 2 zwar nicht nur alle Stände aufgehoben, also u. a. die öffentlichrechtliche Privilegierung des Adels beseitigt, sondern auch für die gesamte Bevölkerung Rußlands die allgemeine Bezeichnung „Bürger" festgesetzt und damit die Führung von Adelsbezeichnungen auch als Namensbestandteilen ausgeschlossen. Das erkennende Gericht folgt aber den Kl. in ihrer Rechtsauffassung, daß das Dekret vom 10. 11. 1917 f ü r sie selbst bzw. ihre Vorfahren keine Geltung erlangt hat. Denn dieses Dekret ist insbesondere in den baltischen Ländern (jedenfalls bis zu ihrer Annexion durch Sowjetrußland im Jahre 1940, als die Kl. ihre Heimat bereits - nämlich im Jahre 1939 - verlassen hatten) nicht wirksam geworden, da die einzelnen baltischen Ritterschaften unter Berufung auf ihre überlieferten Hoheitsrechte die Unabhängigkeit Kurlands, Livlands und Estlands erklärt hatten und Rußland in diesem Gebiet durch den Friedensvertrag von Brest-Litowsk vom 3. 3. 1918/27. 8. 1918 (RGBl. 479, 1154) auf seine Hoheitsrechte verzichtete. Mit Recht ist darin u. a. ein Verzicht auf die Durchführung der sowjetischen Gesetzgebung erkannt worden, die infolgedessen auch f ü r die neukonstituierten Baltenstaaten nicht wirksam geworden ist. Daraus aber folgt, daß die Kl. bzw. ihre Vorfahren in einer ihnen gültig zustehenden Befugnis, die fragliche Adelsbezeichnung zu führen, durch die genannten russischen Entziehungsmaßnahmen nicht betroffen worden sind. Dieses Ergebnis wird durch die Tatsache bestätigt, daß auch das spätere einschlägige lettische Heimatrecht der Kl. aus diesem russischen Dekret keine adelsrechtlichen Folgerungen gezogen, sondern f ü r sich in Anspruch genommen hat, die Fragen des Adelsrechts selbst zu regeln, und zwar wie folgt: b) Allgemeine Bestimmungen über die Aufhebung des Adels kennt das lettische Recht nicht. Es hat durch Gesetz betreffend die Schließung der Adelskorporationen vom 29. 6. 1920 lediglich die Korporationen des Adels aufgelöst und damit die öffentlichen und privaten Rechte und Vorrechte dieser Korporationen aufgehoben, hingegen keinerlei Bestimmung getroffen über den nicht immatrikulierten Adel, dessen Rechtsstellung die Kl. für sich in Anspruch nehmen, noch andere Vorschriften über die Befugnis oder das Verbot, die Adelsbezeichnung als Namensbestandteil führen zu dürfen. Insoweit ist die positive lettische Gesetzgebung also zunächst indifferent geblieben, und es ist auch nicht ersichtlich, daß die lettische Verwaltungspraxis aus diesem Gesetz von 1920 einheitlich die Folgerung hergeleitet hätte, Adelstitel dürften auch im Namen nicht mehr geführt werden. Das später ergangene Gesetz über die Schreibweise von Vornamen und Familiennamen in Dokumenten vom 1. 3. 1927 sah lediglich vor, daß die einer fremden, darunter eben auch der deutschen Sprache entlehnten Vorund Familiennamen in lettisierter Form zu schreiben waren. Jedoch konnte auf Wunsch in Klammern der Name in der gewöhnlichen Schreibweise beigefügt und konnten Dokumente ebenso unterzeichnet werden; auch haben die lettischen Behörden selbst sich des Klammerzusatzes bedient. Es steht fest, daß die lettischen Behörden auf Grund dieses Gesetzes auch die Bei-

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fügung der Adelstitel in Klammern hinter dem lettisierten Namen gestatteten oder jedenfalls duldeten. Dieser Praxis entsprach auch eine Instruktion des lettischen Innenministers vom 4. 7. 1927 zu den Bestimmungen über die Inlandspässe, die es zuließ, daß Adelstitel auf Wunsch in Klammern und in der gewöhnlichen Schreibweise in den Paß aufgenommen wurden. Diese Gesetzgebung des Heimatstaates der Kl. und diese Praxis seiner Verwaltungsbehörden muß in Übereinstimmung mit den Gründen des angefochtenen Urteils als eine Bestätigung jedenfalls dafür angesehen werden, daß die Kl. bis zu ihrer Übersiedlung ins Deutsche Reich im Jahre 1939 ohne Verletzung namensrechtlicher Verbotsvorschriften und mindestens unter zulässiger Duldung ihrer Heimatbehörden den Adelstitel „von" ihres Namens über etwa zwei Jahrzehnte hin geführt haben. Diese Folgerung ist geboten und zulässig, obwohl das genannte Gesetz von 1927 über die Schreibweise von Vornamen und Familiennamen, wie die Berufungsbegründung des Bekl. zutreffend betont, sicherlich keine namensrechtliche Konservierung des Adels als solchen anordnet. Diese Folgerung ist vielmehr bereits deshalb angebracht, weil das genannte Gesetz mit seiner Vorschrift, den Namen in lettisierter Form zu führen und seine ursprüngliche Form nur noch im Klammerzusatz anzubringen, ohne weiteres als nationalstaatliche Maßnahme Lettlands gegenüber der deutschsprachigen Minderheit, zu der auch die Kl. gehörten, zu würdigen ist, deren wesentlicher Zweck eben nicht in der Eliminierung deutscher Adelsbezeichnungen, sondern in der Lettisierung des Namens an sich bestand, was durch die Verweisung des deutschen Namens in einen Klammerzusatz unterstützt wurde. 5. Da nicht gefordert werden kann, daß die Kl. f ü r ihr Namensrecht eine ausdrückliche Genehmigung ihres Heimatstaates zu seiner alleinigen Führung nachweisen, ihre Berechtigung hierzu im übrigen aber auch den tatsächlichen langjährigen Gebrauch dieses Namens hinreichend dargetan haben, scheidet der Gedanke einer Anmaßung oder Erschleichung des Adelsprädikates durch die Kl. ohne weiteres aus. Der Bekl. kann seinen Bescheid daher auch nicht mit der eingangs erwähnten weiteren Zweckbestimmung des Namensfeststellungsverfahrens motivieren, einem Adelsmißbrauch begegnen zu müssen. 6. Wenn der Bekl. indes weiterhin annimmt, auf die heimatrechtliche Duldung komme es namensrechtlich deshalb nicht an, weil die Kl. das fragliche Adelsprädikat „von" überhaupt nicht gültig erworben hätten, so daß auch eine spätere heimatstaatliche Duldung seiner Führung rechtlich unbeachtlich sei, so kann dieser Argumentation in Übereinstimmung mit dem angefochtenen Urteil aus mehreren Gründen nicht gefolgt werden. Die Anforderungen für den Nachweis, der Großvater des Kl. zu 1) habe mit der Adoption den adeligen Namen des Adoptivvaters erworben, dieser sei nach russischem Recht gültig geadelt und der Großvater sei im Jahre 1886 mit dem Namen „von H." in das Geschlechterbuch eingetragen worden, dürfen zum Nachteil der Kl. nicht übersteigert werden. Einmal wird mit Recht angenommen, aus dem jahrelangen unbeanstandeten Gebrauch eines Namens entstehe eine Vermutung dafür, daß der Gebrauch

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auch mit der namensrechtlichen Rechtslage übereinstimme (Beschluß des BGB15 BayObLG vom 23. 5. 1921, OLGR 42, 91; Palandt-Danckelmann, [1956], Anm. 6 zu § 12 BGB). Insoweit ist der bereits erörterte Umstand auch hier wesentlich, daß die Kl. ihren adligen Namen in Lettland unbeanstandet etwa zwei Jahrzehnte lang gebraucht haben. - Zum andern besteht für die f ü r Namensfeststellungen zuständigen deutschen Behörden - hier den Bekl. - keine rechtliche Veranlassung, strenger zu sein als die lettische Rechtsordnung und die lettischen Behörden, denen gegenüber die Kl. ihren adligen Namen, wie dargelegt, haben führen können, ohne daß die ursprüngliche Berechtigung hierzu von lettischer Seite jemals im Hinblick auf die Gültigkeit seines Erwerbs in Zweifel gezogen worden wäre. Es fehlt jedenfalls, was zu tun nach allen Umständen dem Bekl. obgelegen hätte, an der Darlegung irgendeines Anhaltspunktes dafür, daß der lettische Heimatstaat den Kl. jemals den gültigen Erwerb ihres Adelsprädikates streitig gemacht hätte. Endlich haben nicht nur die von den Kl. beigebrachten Gutachten, sondern vor allem auch die Auskunft des Deutschen Adelsarchivs den Vortrag der Kl. bestätigt, wonach das Adelsprädikat nach damals anwendbarem russischen Recht gültig erworben, durch die Adoption in wirksamer Weise übertragen und durch Eintragung seines damaligen Trägers in das Geschlechterbuch im Jahre 1886 formgerecht bestätigt worden ist. Danach haben die Kl. im Rahmen des ihnen Zumutbaren den gültigen Erwerb und die rechtmäßige Übertragung des Adelsprädikats dargelegt, so daß sich eine weitere adelsrechtliche Untersuchung über den Adelserwerb ihrer Vorfahren erübrigt. Es würde angesichts der Unmöglichkeit, weitere tatsächliche, insbesondere urkundliche Nachweise über die Vorgänge zu erbringen, eine Überforderung der den Kl. obliegenden Darlegungspflicht bedeuten, insoweit mehr zu verlangen, als die genannten Gutachten erweisen. 7. Mußte die (unter 3.) als entscheidend herausgestellte Frage, ob die Kl. bis 1939 das „von" nach lettischem Recht gültig geführt haben, danach zugunsten der Kl. beantwortet werden, so kann dahingestellt bleiben, ob Bedenken aus Gründen des deutschen ordre public gegen eine lettische Gesetzgebung und Praxis bestehen würden, die den Kl. die weitere Führung ihres Adelsprädikates verboten oder tatsächlich unmöglich gemacht hätte (so Raape aaO 610). Denn, wie ausgeführt, hat sich eine solche lettische Maßnahme nicht erweisen lassen, so daß sie in ihren Wirkungen auch nicht gegen den deutschen ordre public verstoßen kann. Der diesem Ordnungsprinzip des deutschen Rechts im Hinblick auf ausländische Rechtsakte innewohnende Grundgedanke muß aber in einem anderen Sinne gleichwohl noch Berücksichtigung finden, um auch so die hier gezogenen Folgerungen aus der heimatstaatlichen Behandlung der Kl. bestätigen zu können. Art. 109 III Satz 2 Weimarer Verfassung, wonach Adelstitel deutscher Staatsangehöriger als Bestandteil ihres Namens gelten, findet zwar unmittelbar auf die Kl. keine Anwendung, da sie bis zum maßgeblichen Zeitpunkt ihrer Übersiedlung ins Deutsche Reich ausländische Staatsangehörige waren. Auch hat die genannte Vorschrift heute nicht mehr Ver-

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fassungsrang, sondern nur noch die Kraft eines einfachen, in der Bundesrepublik fortgeltenden Gesetzes. Indes bringt diese Bestimmung in einer auch für den hier zu entscheidenden Rechtsstreit maßgeblichen Weise zum Ausdruck, nach welcher Richtschnur sich die zuständigen deutschen Behörden in der Frage der Führung von Namen zu verhalten haben, die Adelsprädikate enthalten. Sie aber geht dahin, daß die deutsche Rechtsordnung solche Adelsprädikate als Namensbestandteile anerkennt und ihr keine Tendenz innewohnt, bei geeigneter Gelegenheit durch mögliche Ausmerzung solcher Namensteile die letzten namensrechtlichen Restwirkungen aus der Zugehörigkeit zum ehemaligen Adel auszuräumen. Unter Anlegung dieses Maßstabes ist es rechtlich nicht zu vertreten, daß der Bekl. mit seiner angefochtenen Entscheidung die adelsrechtlichen Wirkungen, die das lettische Heimatrecht der Kl. in bezug auf ihren Namen herbeigeführt hat, in einer Weise verschärft, die mit der Richtschnur des Art. 109 Weimarer Verfassung nicht mehr im Einklang steht. Das aber würde geschehen, wenn den Kl. mit der getroffenen Namensfeststellung die Befugnis, das „von" als Namensbestandteil zu führen, entzogen würde, eine Befugnis, die ihr Heimatrecht ihnen in den bezeichneten, aus nationalstaatlichen Gründen der Lettisierung erklärlichen Grenzen belassen hatte." 6 . Der Name einer Person und ihre Berechtigung zur Führung von Adelsprädikaten richtet sich nach ihrem Heimatrecht. Dieser Grundsatz besteht auch im jugoslawischen internationalen Privatrecht. Durch einen Wechsel der Staatsangehörigkeit lebt ein einmal erloschenes Adelsprädikat nicht wieder auf. LG Stuttgart, Beschl. vom 24. 5. 1954 - 2 T 140/53: StAZ 8 (1955) 139. Der Antrst. wurde am 16. 4. 1901 in B. im Vogtland geboren. E r erwarb durch Geburt die deutsche Staatsangehörigkeit. Im Jahre 1902 wanderte er mit seinen Eltern nach Haslau in Böhmen aus. Am 7. 5. 1913 wurde dem Vater des Antrst. von König Nicolas I. von Montenegro das erbliche Adelsprädikat „Baron de M." verliehen. Im Jahre 1940 kam der Antrst. nach Deutschland, wo er sich seitdem aufhält. Im Familienbuch des Standesamtes St. ist der Antrst. unter dem Namen Christian M. eingetragen. Der Antrst. beantragte, den Eintrag im Familienbuch dahin zu berichtigen, daß sein Name Christian „Baron de M." laute. Aus den Gründen: „Der Name des Antrst. hat sich durch seine Rückkehr nach Deutschland nicht geändert. Er führt weiterhin den Namen, den er vorher zu führen berechtigt war. Das Namensrecht einer Person richtet sich nach ihrem Heimatrecht (Palandt, BGB11, Anhang 2 zu Art. 7 EGBGB; allg. Meinung). Nach diesem Recht ist auch die Befugnis zur Führung eines Adelsprädikates zu beurteilen. Der Antrst. gibt an, gemäß § 21 des StAG von 1870 die

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deutsche Staatsangehörigkeit im Jahre 1912 infolge mehr als 10jährigen ununterbrochenen Auslandsaufenthalts verloren zu haben. Dieser einmal eingetretene Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit wurde durch das RuStAG vom 22. 7. 1913, das den Tatbestand des alten § 21 nicht mehr kennt, nicht beseitigt. Der Antrst. gibt weiter an, daß er die montenegrinische Staatsangehörigkeit schon vor Erhebung in den Adelsstand im Jahre 1913 erworben habe. Von diesen Angaben des Antrst. ist auszugehen . . . Demnach ist das montenegrinische Recht maßgebend. Nach dem Weltkrieg kam Montenegro zum neugebildeten Königreich Jugoslawien. Die montenegrinischen Staatsangehörigen wurden jugoslawische Staatsbürger. Auch das jugoslawische Namensgesetz von 1929 erklärt in § 3 f ü r den Namen das Heimatrecht einer Person f ü r maßgebend. Die jugoslawische Verfassung vom 28. 6. 1921 bestimmte in Art. 4 II: „Adel, Titel und irgendwelche durch Geburt bedingte Vorrechte werden nicht anerkannt" (deutsche Übersetzung im Jahrbuch des österreichischen Rechts II [1922] 200 ff.). Eine Bestimmung darüber, ob die bisherigen Adelsbezeichnungen als Namensbestandteil weiter zu führen sind, enthält die Verfassung nicht. Immerhin wird die Führung der Adelsbezeichnungen nicht untersagt und unter Strafe gestellt. Daraus wird geschlossen, daß sich der Bürger im privaten Verkehr jener Prädikate wohl bedienen durfte, jedoch nicht verlangen konnte, daß sie amtlich irgendwie berücksichtigt werden ( so Krek, Grundzüge des Verfassungsrechts des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen in Zeitschrift f ü r osteuropäisches Recht 1 [1925] 341 unter Hinweis auf die Ausführungen von Jovanovic, Ustavno pravo [1924]). Demnach wurden die Adelsprädikate nach Inkrafttreten der Verfassung von 1921 auch als Namensbestandteile in Jugoslawien nicht mehr geführt. Der Adel war vielmehr schlechthin abgeschafft (so auch Pitamik, Die Verfassung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen, ZÖffR 3 [1922] 88). Das Heimatrecht des Antrst. kennt somit die Weiterführung von Adelsbezeichnungen als Namensbestandteil nicht. Der Name des Antrst. ist seit 1921 nur noch Christian M. Das Adelsprädikat „Baron de" steht dem Antragsteller auch dann nicht zu, wenn er in der Zwischenzeit die jugoslawische Staatsangehörigkeit verloren haben sollte. Durch einen Wechsel der Staatsangehörigkeit tritt kein Wiederaufleben des einmal erloschenen Adelsprädikats ein." 7 . österreichische Adelsprädikate, die durch die österreichische Adelsgesetzgebung von 1919 abgeschafft wurden, sind durch den Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit im Jahre 1938 nicht wieder aufgelebt. a) BayObLG, 2. ZS, Beschl. vom 19. 3. 1954 - BReg. 2 Z 220/ 53: StAZ 7 (1954) 250. b) OLG Bremen, 1. ZS, Beschl. vom 6. 1. 1954 - 1 W 346/53: StAZ 7 (1954) 133. c) VGH Bremen, Beschl. vom 5. 7. 1955 - A 188/54, BA 5/55: DÖV 9 (1956) 409.

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Aus den Gründen: a) BayObLG: „1. Das LG ist zutreffend davon ausgegangen, daß es f ü r das vorliegende Berichtigungsverfahren ohne Bedeutung ist, ob der Beschwf. und seine Vorfahren vor 1921 befugt waren, den Namen „von H." zu führen. Denn nach den rechtlich einwandfreien, vom Beschwf. auch nicht angegriffenen Feststellungen des LG hat dieser im Jahre 1921 durch Option die österreichische Staatsangehörigkeit erworben und fiel damit unter das österreichische Gesetz über die Aufhebung des Adels, der weltlichen Ritterund Damenorden und gewisser Titel und Würden vom 3. 4. 1919 (StGBl. Nr. 211). Sein Name lautete, wie er selbst nicht bezweifelt, von diesem Zeitpunkt an „H.". Dafür, daß es sich bei dem Adel, den der Beschwf. f ü r seine Familie in Anspruch nimmt, um einen nichtösterreichischen Adel gehandelt haben könnte, sind keinerlei Anhaltspunkte hervorgetreten; eines Eingehens auf die Frage, ob etwa ein solcher Adel außerhalb des österreichischen Staatsgebiets noch geführt werden dürfte (Sievers, StAZ 1931, 313/316), bedurfte es deshalb nicht. Ein ungarischer Adel würde übrigens dem Beschwf. niemals das Recht verliehen haben, sich in Deutschland „von H." zu nennen, denn in Ungarn gab es ein Adelsprädikat „von" weder in der republikanischen noch in der königlichen Zeit (Koerner, StAZ 1951, 180).

2. Es kann sich also nur darum handeln, ob der Beschwerdeführer das in Anspruch genommene Adelsprädikat, das durch die österreichische Gesetzgebung auf jeden Fall beseitigt worden war, durch Staatsangehörigkeitswechsel oder durch staatlichen Hoheitsakt als Namensbestandteil wiedererlangt haben kann. Das LG hat - gestützt auf BGHZ 3, 178 ff. (NJW 1952, 184) 1 - rechtlich einwandfrei dargelegt, daß der Beschwf. im Jahre 1938 infolge Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich unter Verlust der österreichischen Staatsbürgerschaft die deutsche Staatsangehörigkeit erworben hat (vgl. dazu Jellinek, Der automatische Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit durch völkerrechtliche Vorgänge [1951] 142 ff., sowie BayObLGZ 1952, 74 2 ). Die Vorinstanz hat weiter zutreffend dargelegt, daß damit keinesfalls ein in Österreich verlorengegangener Adel von selbst auflebte und daß der Beschwf. auch als deutscher Staatsangehöriger den Namen führen mußte, der ihm nach seinem bisherigen Heimatrecht zustand (Koerner aaO; Peters, DRpfl. 1953, 223/227; Owstien, StAZ 1931, 266/267; BayObLG - 1. Strafsenat - vom 6. 2. 1952 Rev. Reg. Nr. III 891/1951). Es waren in den Jahren nach 1938 in Deutschland zwar Bestrebungen vorhanden, die dahin gingen, daß den ehemaligen österreichischen Adeligen durch Gesetz allgemein die Befugnis verliehen werden sollte, ebenso wie die Angehörigen deutscher Adelsfamilien die früheren Adelsprädikate als Namensbestandteil zu führen. Zu einer solchen gesetzgeberischen Regelung ist es aber nicht gekommen. Der Wechsel der Staatsangehörigkeit vor 1945 konnte also f ü r sich allein niemals dazu führen, daß 1 2

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 159. Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 317.

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der Beschwerdeführer seinem Namen wieder das Wort „von" beifügen durfte. Wenn er, wie er geltend macht, von der Personalabteilung des deutschen Auswärtigen Amtes als seiner damaligen Dienststelle eine gegenteilige Auskunft erhalten hat, so war diese unrichtig und, da diese Stelle zu einer Namensfeststellung und -änderung nach dem Gesetz vom 5. 1. 1938 (RGBl. I 9) nicht befugt war, rechtlich ohne Bedeutung. Es kann auch dahingestellt bleiben, wie sich die Staatsangehörigkeit des Beschwf. nach 1945 gestaltet hat. Behielt er - allein - die deutsche Staatsangehörigkeit, so änderte sich an dem Zustand, wie er vor 1945 gegeben war, nichts. Erwarb er auf Grund der österreichischen Gesetzgebung nunmehr wieder die österreichische Staatsbürgerschaft (als einzige oder — als Doppelstaater - zusätzlich zur deutschen, vgl. dazu Raape, IPR 3 197 Fußnote 60), so konnte ihm das ebenfalls nicht dazu verhelfen, nunmehr wieder ein früheres Adelsprädikat in seinen Namen aufzunehmen. Denn in Österreich gilt nach wie vor das Gesetz vom 3. 4. 1919, das die Führung solcher Prädikate ausschließt (BezG Korneuburg, StAZ 1952, 257). Der angefochtene Beschluß hat auch zutreffend erwogen, daß selbst dann, wenn der Beschwf. - was nicht anzunehmen ist - staatenlos geworden sein sollte, sich keine f ü r ihn günstigere Rechtslage ergäbe, weil er auch dann nur den Namen, wie er ihm vor Verlust der letzten Staatsangehörigkeit zustand, führen dürfte (vgl. Peters aaO). Die Vorinstanz hat ferner rechtlich einwandfrei und daher f ü r das Rechtsbeschwerdegericht bindend festgestellt, daß auch durch staatlichen Hoheitsakt einer deutschen höheren Verwaltungsbehörde auf Grund des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen vom 5. 1. 1938 eine Änderung des Namens des Beschwf. in „von H." nicht ausgesprochen worden ist. Die weitere Beschwerde weiß dieser Feststellung auch nichts entgegenzusetzen. Daß der Beschwerdeführer in Ausweisen und amtlichen Schriftstücken als Stephan „von" H. bezeichnet worden ist, ist, wie der angefochtene Beschluß mit Recht hervorgehoben hat, bedeutungslos." b) OLG Bremen: „Laut Eintragung im Familienbuch Nr. . . . des Standesamts Bremen hat der Antrg. am 4. 5. 1943 mit der Postangestellten H. F. die Ehe geschlossen. Als Familienname des Antragsgegners ist hierbei „Edler von B." angeführt. Der Senator für Inneres hat gemäß § 47 PStG beantragt, die Berichtigung des Familienbuches dahingehend vorzunehmen, daß der Familienname des Antragsgegners nur „B." lautet. Das AG hat entschieden, daß der Familienname des Antrg. „B." lautet [und] eine entsprechende Berichtigung der betreffenden Eintragung im Familienbuch des Standesamts Br. verfügt. . . Das LG hat die sofortige Beschwerde [des Antrg.] zurückgewiesen. Zur Begründung hat es ausgeführt: . . . Da nach deutschem Recht eine Adelsbezeichnung Teil des bürgerlichen Namens sei, umfasse die Prüfung der Richtigkeit eines Familiennamens auch die Berechtigung zum Führen eines Adelsprädikats.

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Die Feststellung der Berechtigung könne nur nach österreichischem Recht erfolgen, da der Beschwf. bis 1938 österreichischer Staatsangehöriger gewesen sei und nach internationalen Grundsätzen das Namensführungsrecht einer Person sich nach den Gesetzen des Staates richte, dessen Staatsangehörige sie sei (RGZ 62, 403; KG, JW 1938, 857). Der Beschwf. habe die deutsche Staatsangehörigkeit im Jahre 1938 unter dem Namen „B." erworben, da die Adelsbezeichnungen durch das Gesetz vom 3. 4. 1919 aufgehoben worden seien. Ein entgegenstehendes Gewohnheitsrecht sei nicht gebildet worden. Die früheren Adelsbezeichnungen möchten vielleicht im privaten Verkehr weiter angewendet worden sein, nicht jedoch im amtlichen Verkehr. So seien z. B. im österreichischen Bundesgesetzblatt 1935 S. 1675 die Namen Schuschnigg, HammersteinEquord und Starhemberg ohne Adelsprädikate aufgeführt. Dagegen spreche nicht, daß untere Verwaltungsbehörden gelegentlich Urkunden mit der Adelsbezeichnung ausgestellt hätten. Die Erklärung dafür liege in der Tatsache, daß Österreich bis 1938 keine Zivilstandsbuchführung gekannt habe, sondern den Personenstand durch kirchliche Stellen habe beurkunden lassen. Aus den dadurch entstandenen Versehen, die auch bei der Ausstellung der vom Beschwf. vorgelegten Urkunden vorgekommen seien, könne jedoch nicht einmal ein ständiger Behördenbrauch gefolgert werden, viel weniger die Bildung eines gegen das Adelsaufhebungsgesetz gerichteten Gewohnheitsrechts. Die österreichischen Gerichte hätten das Adelsgesetz von 1919 immer als gültig angesehen (vgl. österreichischer OGH, Urteil vom 28. 5. 1952, NJW 1953, 639). Eine Berechtigung zur Führung der Adelsbezeichnung lasse sich auch nicht aus Art. 109 WRV herleiten. Diese Bestimmung habe 1938 nur noch als einfaches Reichsgesetz ohne Verfassungsrang gegolten, habe also nach Art. II des Gesetzes über die Wiedervereinigung das österreichische Gesetz vom 3. 4. 1919 nicht aufheben können. Abgesehen davon habe Art. 109 WRV nur die Bestimmung getroffen, daß Adelsprädikate hätten weitergeführt werden dürfen, soweit sie noch bestanden hätten. Sie habe aber nicht dazu geführt, daß bereits erloschene Adelsbezeichnungen wieder auflebten (RGZ 103, 190). Die vom Antrg. eingelegte sofortige weitere Beschwerde i s t . . . nicht begründet. Nach § 27 FGG in Verbindung mit §§ 48, 49 PStG kann die sofortige weitere Beschwerde gegen den Beschluß des LG nur auf eine Rechtsverletzung gestützt werden. Der landgerichtliche Beschluß läßt indessen eine Rechtsverletzung nicht erkennen. Soweit der Antrg. und Beschwf. die Zuständigkeit der deutschen Gerichte mit der Begründung verneint, es handele sich hier um die Vollstreckung eines österreichischen Gesetzes, das sich nur an österreichische Behörden richte, kann ihm aus den zutreffenden Gründen des landgerichtlichen Beschlusses nicht gefolgt werden. Vielmehr können allein die zuständigen (deutschen) Gerichte berechtigt sein, die Berichtigung abgeschlossener Eintragungen in deutschen Personenstandsbüchern anzuordnen und zu diesem Zwecke auch die Richtigkeit der eingetragenen Tatsachen, zu denen zum Familiennamen gehörende Adelsbezeichnungen zu rechnen

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sind, nachzuprüfen. Eine Nachprüfung ist aber nur möglich, wenn auf Grund der in Betracht kommenden Gesetze festgestellt wird, wie die Eintragung richtig zu lauten hat, im vorliegenden Falle also, wie der richtige Name des Beschwf. lautet. Der Beschwf. kann auch nicht einwenden, das österreichische Adelsgesetz vom 3. 4. 1919 habe keine konstitutive Wirkung, zu seiner Durchführung habe es vielmehr erst der Tätigkeit der Verwaltungsbehörden bedurft. Denn das Gesetz bestimmt — sogar unter Strafandrohung - eindeutig, daß Adelsprädikate, die in der hierzu ergangenen Vollzugsanweisung vom 18. 4. 1919 näher bestimmt worden sind, nicht mehr geführt werden dürfen. Es handelt sich somit um ein sich unmittelbar an die davon Betroffenen wendendes Gesetz mit der Gewährleistung seiner Durchsetzung im Einzelfall durch Bestrafung der dagegen begangenen Zuwiderhandlungen. Das erkennende Gericht vermag auch der weiteren Auffassung des Beschwf. nicht zu folgen, das LG habe in seiner angefochtenen Entscheidung verkannt, daß das Adelsgesetz vom 3. 4. 1919 gewohnheitsrechtlich abgeändert, wenn nicht sogar aufgehoben worden sei (wird ausgeführt). Nach alledem erscheint es zweifelhaft, ob das österreichische Adelsgesetz von 1919 durch Gewohnheitsrecht überhaupt abgeändert oder sogar aufgehoben werden konnte. Selbst wenn aber diese Frage bejaht werden sollte, so sind im vorliegenden Falle die hierbei von Wissenschaft und Rechtsprechung gemachten Vorbehalte und Einschränkungen sowie geforderten Voraussetzungen nicht erfüllt. Der Beschwf. kann für sich auch nicht ins Feld führen, daß gerade in seinem Falle österreichische Behörden dem angeführten Gesetz entgegengehandelt haben. Es kann unerörtert bleiben, ob es sich hier oder in weiteren Fällen um Einzelerscheinungen handelt. Von einer Übung der österreichischen Behörden, dem Gesetz entgegenzuhandeln, kann jedenfalls nach der vorliegenden Auskunft des Fachverbandes der österreichischen Standesbeamten vom 6. 2. 1951 nicht gesprochen werden. Danach ist das Gesetz zumindest nach 1945 von den österreichischen Standesbeamten - abgesehen von Einzelfällen - strikt beachtet worden. Überdies kann nach den dargelegten Grundsätzen bereits eine rechtsirrig auslegende Verwaltungspraxis nicht Quelle von Gewohnheitsrecht sein. Dies würde erst recht zu gelten haben, wenn das im Widerspruch zum Gesetz stehende Verhalten einer Behörde nicht auf einem Irrtum, sondern auf einem bewußten und gewollten Gesetzesungehorsam beruhen würde, der von der Rechtsüberzeugung der Allgemeinheit nicht getragen würde." c) VGH Bremen: „Der Kl. trägt nach geltendem Recht den Familiennamen B. Die ursprünglich von ihm zu diesem seinem Familiennamen geführte Adelsbezeichnung ,Edler von' ist, da der Kl. bis 1938 die österreichische Staatsangehörigkeit besessen hat, infolge des österreichischen Gesetzes über die Aufhebung des Adels, der weltlichen Ritter- und Damenorden und gewisser Titel und Würden vom 3. 4. 1919 - StGBl. Nr. 211 - in Verbindung mit § 2 der hierzu ergangenen Vollzugsanweisung vom 18. 4. 1919 - StGBl.

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Nr. 237 - fortgefallen. Das genannte Gesetz besagt, daß für österreichische Staatsbürger der Adel und seine äußeren Vorzüge aufgehoben seien und daß die Führung von Adelsbezeichnungen untersagt sei, gleichviel ob es sich um im Inland erworbene oder um ausländische Vorzüge handele. Hierunter fallen nach der Vollzugsanweisung vom 18. 4. 1919 auch die Adelsbezeichnungen ,Edler' und ,von'. Somit ist f ü r den Kl. die sich aus Art. 109 WeimRV f ü r deutsche Staatsangehörige aus der Abschaffung des Adelsstandes ergebende Folge, daß die bisherigen Adelsbezeichnungen als Namensbestandteile erhalten geblieben sind, nicht eingetreten. Die Ansicht des KL, die Regelung des österreichischen AdelsG vom 3. 4. 1919 habe sich nur auf das österreichische Staatsgebiet bezogen und habe insbesondere die österreichischen Staatsangehörigen nicht daran hindern wollen, ihre Adelsbezeichnungen im Auslande weiterzuführen, trifft nicht zu. Aus dem Gesetzeswortlaut ergibt sich im Gegenteil die generelle Aufhebung des Adels f ü r alle österreichischen Staatsbürger und ein uneingeschränktes Verbot zur Führung von Adelsbezeichnungen. Diese Regelung des österreichischen Rechts war auch von anderen Staaten zu beachten, da sich das Namensrecht nach allgemeiner Ansicht nach dem Heimatrecht des Namensträgers richtet (RGZ 62, 403; KG, J W 1938, 857). Zu Unrecht beruft der Kl. sich zum Beweise f ü r seine gegenteilige Ansicht auf zwei von ihm beigebrachte gutachtliche Äußerungen. Diese besagen im wesentlichen nichts weiter, als daß das österreichische AdelsG vom 3. 4. 1919 sich nur auf Österreicher beziehe und daß daher der K1., seit er die deutsche StA erlangt habe, verlangen könne, hinsichtlich seines Familiennamens nach deutschem Recht beurteilt zu werden. Diese Ansicht ist zweifellos richtig. Der Familienname eines deutschen Staatsangehörigen ist nach deutschem Recht zu beurteilen. Das kann jedoch nicht dazu führen, dem KI. den Familiennamen Edler von B. zuzubilligen. Der KL trägt vielmehr auch nach deutschem Recht den Familiennamen B., weil er infolge der durch das österreichische AdelsG vom 3. 4. 1919 getroffenen Regelung diesen Familiennamen besaß, als er 1938 durch den Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich die deutsche StA erlangte, und weil auch seit jenem Zeitpunkt nichts eingetreten ist, was ihm das Recht geben könnte, den Familiennamen Edler von B. zu führen. Insbesondere ist auch das österreichische AdelsG vom 3. 4. 1919, das gemäß Art. II des Gesetzes über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich vom 13.3.1938 - RGBL I 237 - weiterhin in Kraft geblieben ist, in späterer Zeit weder in Deutschland noch in Österreich jemals aufgehoben oder abgeändert worden." 8. Der Einfluß der Eheschließung auf den Familiennamen der hört in den Bereich der persönlichen Rechtsbeziehungen der zueinander. Zum sowjetischen Staatsangehörigkeitsrecht. Zum Verlust der Staatsangehörigkeit durch Eheschließung vor Inkrafttreten des setzes. Zum sowjetischen Namensrecht. Für eine Berichtigung einer abgeschlossenen Eintragung in den

Frau geEhegatten deutschen GrundgePersonen-

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standsbüchern ist es nicht ausreichend, daß die Eintragung jetzt als unrichtig erscheint, die Unrichtigkeit muß vielmehr bereits zur Zeit der Eintragung bestanden haben. Die UdSSR erkennt Ehen sowjetischer Bürger nur nach Registrierung an. Erkennt der Heimatstaat des einen Ehegatten eine Ehe nicht an, so können sich auch die persönlichen Beziehungen der Ehegatten nicht nach dem Heimatrecht dieses Ehegatten bemessen. Das Ehewirkungsstatut ist wandelbar und folgt dem Personalstatut des Mannes. Zur rechtlichen Behandlung von Flüchtlingen, die aus der Betreuung durch den Hohen Kommissar für das Flüchtlingswesen ausgeschieden sind. - EGBGB Art. 14, 29. BayObLG, 2. ZS, Beschl. vom 20.4.1955 - BReg. 2 Z 32/55: StAZ 8 (1955) 260. Aus den Gründen: „Im Familienbuch des Standesamts W. ist unter Nr. 3/1946 die am 26. 1. 1946 erfolgte Heirat des Dusie Abla Ajedinow, Mohammedaner, geboren am 22. 12. 1916 in Eskie-Scheher mit Waltraud K., geboren am 14. 6. 1920 in H. (Niedersachsen) eingetragen. Die Eintragung ist von dem Ehemann mit Ajedinow Abla Dusie, von der Ehefrau Waltraud Dusie, geborene K. unterschrieben. Im Geburtenbuch des gleichen Standesamts ist auf schriftliche Anzeige der Krankenhausverwaltung W. unter Nr. 14/1947 die Geburt des Knaben Usni, unter Nr. 60/1950 die Geburt des Mädchens Angelika eingetragen. Die Mutter der Kinder ist in den beiden Eintragungen mit Waltraud Dusie, geborene K., der Vater in der ersten Eintragung mit Abla Ajedinow Dusie, in der zweiten mit Ajedinow Abla Dusie verzeichnet. Am Rande des Heiratseintrages ist vermerkt: Durch das am 19. 4. 1953 rechtskräftig gewordene Urteil des LG in München ist die Ehe zwischen dem Ajedinow Abla Dusie und der Ajedinow, genannt Dusie, Waltraud geschieden worden. Auf Antrag des Landratsamtes L. hat das AG mit Beschluß vom 19. 7. 1954 die Berichtigung der bezeichneten Personenstandsbücher angeordnet, und zwar des Familienbucheintrages Nr. 3/1946 durch einen Randvermerk: Die Unterschrift der Ehefrau hat richtig zu lauten Waltraud Ajedinow, geborene K., die Geburtenbucheinträge Nr. 14/1947 und 60/1950 durch einen Randvermerk: Die Kindesmutter heißt richtig: Waltraud Ajedinow, geborene K. Im amtsgerichtlichen Berichtigungsverfahren hat sich der Ehemann auf die Angabe beschränkt, sein richtiger Name sei Dusie Abla Ajedinow; weitere Erklärungen hat er verweigert. Die Ehefrau vertrat den Standpunkt, ihr durch die Eheschließung erlangter Familienname sei Dusie. Sie legte gegen die Berichtigungsanordnung des AG Beschwerde ein, die mit Beschluß des LG vom 18. 1. 1955 als unbegründet zurückgewiesen wurde. Das LG führte im wesentlichen aus, es möge wohl nach dem sowjetischen Heimatrecht des Mannes der Vorname Dusie des Mannes den Familiennamen f ü r die Frau und die Kinder gebildet haben. Da Dusie Abla Ajedinow aber die

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sowjetische Staatsangehörigkeit schon vor Kriegsende durch Kriegsdienst bei der deutschen Wehrmacht verloren habe und staatenlos geworden sei, habe f ü r den Namenerwerb der Frau und der Kinder das deutsche Recht zu gelten mit der Folge, daß der Mann nicht seinen Vornamen Dusie als Familiennamen auf Frau und Kinder übertragen habe, sondern denjenigen Namen, der ihm selbst als Sohn des Ajedin als Familiennamen zugekommen sei; das sei der Name Ajedinow. Gegen diese Entscheidung hat Frau Waltraud Dusie weitere Beschwerde erhoben. . . Die Auswirkung einer Eheschließung auf den Familiennamen der Frau fällt unter den Begriff der persönlichen Rechtsbeziehungen von Ehegatten zueinander. Deren Beurteilung bestimmt sich, wenn beide Ehegatten deutsche Staatsangehörige sind oder zwar der Mann die deutsche Staatsangehörigkeit verloren, die Frau sie aber behalten hat, stets nach den deutschen Gesetzen (Art. 14 EGBGB). War der Mann nie Deutscher und hat auch die Frau ihre frühere deutsche Staatsangehörigkeit nicht behalten, so sind die persönlichen Rechtsbeziehungen und damit auch das Namensrecht der Ehegatten nach ihrem Heimatrecht zu beurteilen. Die Vorinstanzen nahmen an, Dusie Abla Ajedinow habe seine frühere sowjetrussische Staatsangehörigkeit schon vor Kriegsende dadurch verloren, daß er, obwohl Angehöriger der UdSSR, in der deutschen Waffen-SS Kriegsdienst geleistet habe. Es mag dahingestellt bleiben, ob diese Auffassung dem sowjetischen Staatsangehörigkeitsgesetz vom 19. 8. 1938 (s. Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 3 I unter „Sowjetunion") entspricht, das allein für den Verlust der sowjetrussischen Staatsangehörigkeit maßgebend sein kann und das in Art. 4 den Austritt aus der Staatsangehörigkeit der UdSSR von der Genehmigung des Präsidiums des Obersten Sowjets abhängig macht und in Art. 7 eine Entziehung der Staatsangehörigkeit nur durch Gerichtsurteil im Rahmen der Gesetze oder durch jeweiligen Sondererlaß des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR zuläßt. Auf jeden Fall hat Dusie Abla Ajedinow dadurch, daß er als Nichtdeutscher in der Bundesrepublik seinen Aufenthalt nahm und ihm eine amtliche Bescheinigung darüber, daß er der Obhut der IRO unterstehe, ausgestellt wurde, die Eigenschaft einer „verschleppten Person" im Sinne des AHKG Nr. 23 über die Rechtsverhältnisse verschleppter Personen und Flüchtlinge vom 17. 3. 1950 (AHK Abi. 1950, 140) erhalten (Art. 10). Art. 1 dieses Gesetzes regelt in Anlehnung an Art. 29 EGBGB das Personalstatut der DP's dahingehend, daß sich dieses nach dem Recht des Staates, in dem sie ihren gewöhnlichen, notfalls ihren schlichten Aufenthalt haben oder zu der maßgebenden Zeit gehabt haben, zu bestimmen hat. Durch diese Ersetzung des sonst geltenden Staatsangehörigkeitsprinzips durch das Domizilprinzip wurde das Namensrecht der Frau jedenfalls mit dem am 31. 3. 1950 erfolgten Inkrafttreten des AHKG Nr. 23 der Beurteilung nach deutschem Recht unterworfen. Eines Eingehens auf die Streitfrage, ob bei einer Verschiedenheit des Personalstatuts das Recht des Mannes das der F r a u verdrängt oder ob das Recht der beiden Ehegatten anzuwenden ist der-

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gestalt, daß nur Rechte zugestanden werden können, die sowohl nach dem Personalstatut des einen wie des anderen Gatten anerkannt sind, bedarf es dabei nicht, weil für die Frau das gleiche Personalstatut gilt. Sie hat durch ihre Eheschließung in keinem Falle die russische Staatsangehörigkeit erworben, denn nach Art. 5 des sowjetrussischen Staatsangehörigkeitsgesetzes zieht die Eheschließung eines Staatsangehörigen oder einer Staatsangehörigen der UdSSR mit einer Person, welche die Staatsangehörigkeit der UdSSR nicht besitzt, keine Änderung der Staatsangehörigkeit mit sich, und zwar weder beim russischen, noch beim nichtrussischen Teil. Andererseits hat die Frau durch ihre Eheschließung mit einem Ausländer, worunter auch ein Staatenloser zu verstehen ist, wohl die deutsche Staatsangehörigkeit verloren (§ 17 Nr. 6 RuStAG); Art. 16 GG, der einen Verlust der Staatsangehörigkeit gegen den Willen des Betroffenen nur mehr dann eintreten läßt, wenn der Betroffene dadurch nicht staatenlos wird, galt am 26. 1. 1946 als dem hier maßgebenden Eheschließungszeitpunkt noch nicht und bewirkte auch nicht etwa den Wiedererwerb der verlorenen deutschen Staatsangehörigkeit. Für Staatenlose läßt aber Art. 29 EGBGB den Aufenthalt ebenso als Anknüpfungspunkt f ü r das anzuwendende Recht gelten, wie Art. 1 des AHKG Nr. 23 f ü r „verschleppte Personen". Da die beiden Ehegatten seit ihrer ehelichen Verbindung ihren gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland haben, kann sonach kein Zweifel bestehen, daß das Namensrecht der Frau nach dem deutschen Recht zu beurteilen ist. Nach § 1355 BGB erhält die Frau den Familiennamen des Mannes. Familienname ist der Name, der die Zugehörigkeit einer Person zu einer Familie bezeichnet und ihren Träger somit von den Mitgliedern anderer Familien unterscheidet. Seine Führung hat im BGB eine zwingende Regelung gefunden. In einem gewissen Gegensatz dazu steht der Vorname (Rufname, Taufname). Auch dieser dient zwar ebenso wie der Familienname der Identifizierung, aber im Gegensatz zum Familiennamen in erster Linie innerhalb der Familie, weshalb der Gesetzgeber die Beilegung des Vornamens auch grundsätzlich den Eltern oder dem sonstigen Personensorgeberechtigten überläßt. Wiewohl die Bezeichnung der Personen mit Namen uralt ist, stellt die Bildung von speziellen Familiennamen erst eine Erscheinung der jüngeren Zeit dar. Dabei pflegte der Familienname entweder von Rufnamen des Vaters oder von einer Örtlichkeit oder auch vom Beruf und Stand oder von körperlichen und geistigen Eigenschaften hergenommen zu werden. Dusie Abla Ajedinow ist Mohammedaner. Den mohammedanischen Völkerschaften sind Familiennamen im abendländischen Sinn besonders lange fremd geblieben. Das zaristische Rußland hat ihnen ihre religiösen Rechtsvorschriften und mit diesen auch ihre namensrechtlichen Gepflogenheiten ausdrücklich vorbehalten. Jedoch hat, wie das Institut f ü r Rechtsvergleichung der Universität München in dem Gutachten vom 7. 7. 1954 darlegt, das bolschewistische Regime die mohammedanische Bevölkerung Rußlands veranlaßt, sich neue Namensformen beizulegen. Dabei kam es zur Bildung fester Familiennamen, ohne die ein moderner Staat mit seinen zahlreichen Registrierungen der Einwohner nicht auskommen kann. Als besonders geeignet, die Zugehörigkeit zu einer Familie

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zu bezeichnen, mag es erschienen sein, einen vom Vater schon bisher geführten Namen fortan der ganzen Familie beizulegen. Diese Bildung eines Familiennamens nach dem Vater (Patronymikum) erfolgte in Rußland, wo das Patronymikum noch in lebendigem Gebrauch ist, durch Anfügung der Patronymikumsendung „ow" oder „owitsch" (männlich) und „owa" oder „owna" (weiblich) an den Namen des Vaters (vgl. Meyers Lexikon 7 VIII unter „Name"). Der Vater des Dusie Abla Ajedinow führte nach dem Eintrag im zweiten Teil des Familienbuches Nr. 3/1946 des Standesamts W. die Namen Ajedin Umer. Mit ihm hat der Sohn nicht etwa die Namen Dusie Abla, vielmehr nur den Namen Ajedin, und zwar in der Form des Patronymikums Ajedinow, gemeinsam. Es kann somit kein Zweifel sein, daß als Familienname des Dusie Abla Ajedinow im Sinne des § 1355 BGB nicht der Name Dusie oder Abla, sondern in Übereinstimmung mit dem Gutachten des Instituts f ü r Rechtsvergleichung der Universität München vom 7. 7. 1954 und des Instituts f ü r Geschichte und Kultur des nahen Orients an der Universität München vom 9. 11. 1954 allein der Name Ajedinow anzusehen ist. Nur dieser Name bringt die Zugehörigkeit des Dusie Abla Ajedinow zur Familie des Ajedin Umer zum Ausdruck. Ajedinow ist auch der Familienname der Beschwerdeführerin geworden. Für eine Berichtigung einer abgeschlossenen Eintragung in den Personenstandsbüchern ist es aber nicht ausreichend, daß die Eintragung jetzt unrichtig erscheint, also der Beschwerdeführerin jetzt der Familienname Ajedinow zukommt, vielmehr m u ß die Unrichtigkeit bereits zur Zeit der Eintragung bestanden haben (Stölzel, PStG 2 § 47 Anm. 1). Das AHKG Nr. 23, welches das deutsche Recht zum hier maßgeblichen Ehewirkungsstatut bestimmte, hat keine rückwirkende Kraft. Es konnte das an sich wandelbare Namensrecht der F r a u nur f ü r die Zukunft gestalten. Das sowjetrussische Recht enthält keine dem § 1355 BGB entsprechende Vorschrift, überläßt es vielmehr der Bestimmung der Ehegatten, ob sie den Familiennamen des Mannes oder der Frau gemeinsam führen oder ihre früheren vorehelichen Familiennamen beibehalten wollen (3. Kapitel Art. 7 des Gesetzes über Ehe, Familie und Vormundschaft vom 19.11.1926 i.d. F. der Novellen, insbesondere vom 2. 3. 1940, 11. 10. 1943, 6. 4. 1945 und 2. 4. 1947). Vom Anfang an unrichtig war der Gebrauch des Namens Dusie als Familienname und die Nichtführung des Familiennamens Ajedinow durch die Beschwerdeführerin aber jedenfalls dann, wenn sich die persönlichen Rechtsbeziehungen der Ehegatten schon von ihrer Eheschließung an nach deutschem Recht beurteilten. Das ist der Fall, wenn der Ehemann schon bei der Eheschließung staatenlos war (Art. 29 EGBGB), aber auch dann, wenn er noch die sowjetrussische Staatsangehörigkeit besaß. Sowjetrußland erkennt Ehen sowjetischer Bürger nur an, wenn sie bei den Organen f ü r Eintragung von Personenstandsfällen, bei Abschluß im Ausland bei der russischen diplomatischen Vertretung oder dem russischen Konsulat registriert sind. Nur die registrierte Ehe erzeugt die in den Gesetzen vorgesehenen Rechte und Pflichten (1. Kapitel Art. 1 II, Art. 2 des erwähnten Gesetzes über Ehe, Familie und Vormundschaft; Art. 19 des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR betreffend Erhöhung der

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staatlichen Subvention f ü r werdende Mütter, kinderreiche und alleinstehende Mütter, Verstärkung des Schutzes der Mutterschaft u n d Kindschaft, E i n f ü h r u n g der Ehrenbezeichnung Mutter-Heldin und Schaffung des Ordens R u h m der Mütter, sowie einer Mutterschaftsmedaille vom 8. 7. 1944; Dekret des Volkskommissars f ü r Justiz vom 6. 7. 1923 unter Nr. 1; s. Bergmann aaO). Die nun wieder geschiedene Ehe des Dusie Abla Ajedinow mit W a l t r a u d geborene K. war offenbar nicht registriert im Sinne der sowjetrussischen Vorschriften und demnach f ü r Sowjetrußland eine Nichtehe. Dagegen entspricht die F o r m der Eheschließung den deutschen Gesetzen, so daß die Ehe, weil im Inland geschlossen, in Deutschland gültig war (Art. 13 III EGBGB). Erkennt der Heimatstaat des einen Ehegatten eine Ehe nicht an und läßt er aus ihr, weil sie der im Heimatrecht vorgeschriebenen F o r m ermangelt, keine Rechte und Pflichten erwachsen, so können sich auch die persönlichen Beziehungen der Ehegatten nicht nach dem Heimatrecht dieses Ehegatten, das der Heimatstaat den Eheschließenden ja gerade versagen will, bemessen. Die persönlichen Beziehungen der Ehegatten müssen in solchem Falle vielmehr ausschließlich nach dem Rechte des anderen Ehegatten beurteilt werden, auf welchem Recht der Rechtsbestand der Ehe auch ausschließlich b e r u h t (vgl. LG Düsseldorf, MDR 1952, 623 . Das ist hier gemäß Art. 29 EGBGB das deutsche Recht. Gemäß § 1355 BGB wurde sonach der Familienname Ajedinow des Mannes schon mit der Eheschließung auch zum Familiennamen der F r a u . Danach hätte sich die Beschwf. bereits in ihrer Unterschrift zur Heiratseintragung mit dem durch die vorausgegangene Eheschließung erlangten Familiennamen Ajedinow des Ehemannes nennen müssen (§ 452 DA). Ihre Namensunterschrift Dusie im Familienbucheintrag Nr. 3/1946 w a r ebenso unrichtig wie ihre Bezeichnung als Waltraud Dusie in der Eintragung der Geburt ihrer Kinder Usni und Angelika in den Geburtenbüchern Nr. 14/1947 und Nr. 60/1950. Die vom LG bestätigte Berichtigungsanordnung des AG ist deshalb zu Recht ergangen. Die inzwischen erfolgte Auflösung der IRO ist f ü r die Entscheidung schon deshalb ohne Bedeutung, weil sie an der Weitergeltung des AHKG Nr. 23 nichts geändert hat; an die Stelle der IRO ist der Hohe Kommissar d e r Vereinten Nationen f ü r das Flüchtlingswesen getreten (vgl. dessen Schreiben vom 26. 2. 1952, Bayerische JMBekanntm. vom 11. 5. 1952 in JMB1. 1952, 142). Auch ein Ausscheiden des Dusie Abla Ajedinow aus der Betreuung der IRO bzw. des Hohen Kommissars f ü r das Flüchtlingswesen h a t auf das Namensrecht der F r a u keine Einwirkung gehabt. Zwar wandelt sich das Ehewirkungsstatut grundsätzlich mit dem Heimatrecht des Mannes und ebenso mit einem bloßen Wechsel des Personalstatuts. Hier blieb aber ein solcher Wechsel u m deswillen ohne Bedeutung, weil im Hinblick darauf, daß Sowjetrußland der Ehe infolge Nichtregistrierung eine Wirksamkeit versagt, die persönlichen Rechtsbeziehungen der Ehegatten zueinander von der Eheschließung an in jedem Fall allein nach deutschem Recht zu beurteilen sind. Im übrigen legt auch das Genfer Abkommen 1

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Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 203.

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ü b e r die Rechtsstellung der Flüchtlinge v o m 28. 7. 1951, d e m die B u n d e s r e p u b l i k d u r c h d a s Gesetz v o m 1.9. 1953 (BGBl. 1953 II 559) beigetreten ist u n d d a s d u r c h dieses Z u s t i m m u n g s g e s e t z in deutsches B u n d e s r e c h t u m g e w a n d e l t w u r d e (Art. 1 I Satz 2; vgl. Ferid, DNotZ 1954, 350 [360]), in seinem Art. 12 fest, d a ß sich d a s P e r s o n a l s t a t u t jedes F l ü c h t l i n g s nach d e m Recht des L a n d e s seines W o h n s i t z e s oder in E r m a n g e l u n g eines W o h n s i t z e s nach d e m Recht seines A u f e n t h a l t s l a n d e s b e s t i m m t . Dusie Abla A j e d i n o w ist ein i n t e r n a t i o n a l e r Flüchtling i m Sinne dieses Gesetzes. Sonach w a r die weitere Beschwerde als u n b e g r ü n d e t z u r ü c k z u w e i s e n . " 9. Der Ausländer darf in Deutschland nur den Namen führen, der ihm in seinem Heimatland zustand. Der Wohnsitzstaat kann jedoch kraft seines Hoheitsrechts Änderungen des Namens auferlegen. Ein nicht rechtmäßig erworbener Name kann auch durch jahrelange Duldung seiner Führung nicht ersessen werden. Zum russischen Adelsrecht. OLG Stuttgart, 8. ZS, Beschl. v o m 1 9 . 8 . 1 9 5 5 - 8 W 161/55: StAZ 9 (1956) 118. I m J a h r e 1952 h e i r a t e t e der bis 1939 in L e t t l a n d w o h n h a f t e H. von St. b e i m S t a n d e s a m t S. E i n e standesamtliche G e b u r t s u r k u n d e k o n n t e v o n d e m Verlobten nicht beigebracht w e r d e n . Auf G r u n d von Bescheinigungen von Geistlichen, die den Verlobten von L e t t l a n d her k a n n t e n , u n d eidesstattlichen V e r s i c h e r u n g e n w u r d e im F a m i l i e n b u c h der Verlobte als „H. v o n St." eingetragen. Das B ü r g e r m e i s t e r a m t der Stadt S. stellte als u n t e r e Verw a l t u n g s b e h ö r d e im J a h r e 1954 d e n Antrag, diese E i n t r a g u n g zu berichtigen, da nach seiner Ansicht die E i n t r a g u n g des A d e l s p r ä d i k a t s zu U n r e c h t erfolgt u n d der E h e m a n n nicht berechtigt sei, den N a m e n „von St." zu f ü h r e n . Dagegen w e n d e t sich der Antragsgegner. Aus den G r ü n d e n : „Das LG h a t den Sachverhalt n u r u n t e r d e m Gesichtspunkt g e p r ü f t , o b d e m Antrg. seit E r r i c h t u n g der lettischen R e p u b l i k d a s Recht z u r F ü h r u n g der Adelspartikel g e n o m m e n w u r d e . Ob dies - im Gegensatz zu der Regelung, die d a s N a m e n s r e c h t infolge der S t a a t s u m w ä l z u n g e n nach d e m ersten W e l t k r i e g in a n d e r e n Nachfolgestaaten (österreichisches Gesetz v o m 3 . 4 . 1 9 1 9 , tschechoslowakisches Gesetz v o m 1 0 . 1 2 . 1 9 1 8 , jugoslawische V e r f a s s u n g v o m 2 8 . 6 . 1921, nach StAZ 1954, 44 auch Litauen) g e f u n d e n h a t - in L e t t l a n d der Fall w a r oder o b die H a l t u n g dieses Staates d e r j e n i gen des deutschen Reiches nach Art. 109 III Satz 2 der W e i m R V verglichen w e r d e n k a n n o d e r als noch d u l d s a m e r zu erachten ist, k a n n jedoch nicht allein entscheiden. Z u t r e f f e n d ist allerdings die D a r l e g u n g des LG, d a ß ein A u s l ä n d e r in Deutschland n u r den N a m e n f ü h r e n d a r f , d e r i h m auch in seinem H e i m a t l a n d z u s t a n d . Dies gilt m i n d e s t e n s d a n n , w e n n d e m Ausl ä n d e r nicht eine Ä n d e r u n g seines N a m e n s ausdrücklich a u f e r l e g t w o r d e n ist, w a s der W o h n s i t z s t a a t k r a f t seines Hoheilsrechts tun k a n n , o d e r w e n n

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nicht - in Deutschland - eine Feststellung nach dem Gesetz über die Änderung von Familiennamen und Vornamen vom 5. 1.1938 (RGBl. I 9) stattgefunden hat. Das LG ist aber nicht darauf eingegangen, ob der Antrg. sich bis zum Entstehen des lettischen Staates „von St." nennen durfte. Es m u ß angenommen werden, daß das lettische Recht dem Antrg. dieses Recht keinesfalls neu verleihen wollte, wenn er es nicht schon gehabt hatte. Selbst die duldsamste Haltung k a n n in dieser Hinsicht keine rechtsbegründende W i r k u n g haben. Der Antrg. hat auch nie behauptet, daß ihm das Recht zur Beifügung der Adelspartikel durch die lettische Gesetzgebung rechtmäßig verliehen worden sei. Er könnte es also nur durch die Geburt oder durch familienrechtliche Vorgänge nach der Geburt, wie Legitimation, Adoption, erlangt haben. Da f ü r das Vorliegen von Besonderheiten der letzteren Art nichts dargetan ist, kommt es darauf an, ob der Antrg. k r a f t des Rechts seiner Geburt zur F ü h r u n g des von ihm beanspruchten Namens befugt war oder ob wenigstens eine Duldung der N a m e n s f ü h r u n g auch durch das Geburtsrecht stattgefunden hat. F ü r das hiernach maßgebende russische Recht ist dies nicht der Fall. Es k a n n hierbei abgesehen werden von der kurzen Epoche, während der Lettland nach der bolschewistischen Revolution unter sowjetischem Recht stand. Daß die Räteregierung alsbald nach ihrer Entstehung durch ein Dekret vom 10. 11. 1917 „von der Aufhebung der Stände und bürgerlichen Rangbezeichnungen" die Adelsvorrechte insgesamt abschaffte und hierbei auch das Namensrecht meinte, braucht sich mangels Festigung der Staatsgewalt zunächst nicht auch f ü r die Teile des zaristischen Reichs ausgewirkt zu haben, die sich der Herrschaft der neuen Macht faktisch entzogen und wie Lettland n u r das vorrevolutionäre Recht als verbindlich anerkannten. Inwieweit die späteren Ereignisse dazu f ü h r e n , den tatsächlichen Verhältnissen f ü r ehemalige russische Staatsangehörige, die sich nicht schon eine andere Staatsangehörigkeit zugelegt hatten, Rechnung zu tragen (bejahend LG Hamburg, StAZ 1954, 111 verneinend LG Berlin vom 22. 11. 1954 - 83 T 673/54 2 - jedenfalls f ü r Emigranten), braucht hier deshalb nicht geprüft zu werden, weil dem Antrg. nach dem vorrevolutionären Recht ein Adelsnamen nicht zustand. Es kann hierbei außer acht bleiben, daß der eingeborene russische Adel seine H e r k u n f t überhaupt nicht durch den Zusatz „von", „de" oder einen ähnlichen Zusatz kenntlich machte. An eingehender Regelung hat es gleichwohl nicht gefehlt. Das kaiserliche russische Recht kannte zunächst einmal Beweisvorschriften: Das Reichsgesetzbuch (Swod sakonow) spricht - zitiert nach den Anmerkungen von Freymann zu dem Beschl. des LG Schweidnitz, ZOR 1927, 265 - in Bd. IX Beilage zu Art. 54 § 10 davon, daß das Heraldiedepartement des dirigierenden Senats demjenigen, der sein Recht auf Ehrentitel endgültig bewiesen habe, Zeugnisse zwecks Eintragung in den entsprechenden Teil des Adelsgeschlechtsbuchs ausstelle. In dem Provin1 2

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Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 15. Siehe unten Nr. 10.

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zialrecht der Ostseegouvernements war im II. Teil (Ständerecht) ein 3. Hauptstück („von den Beweisen des adeligen Standes") enthalten. Art. 31 schrieb vor, daß die Rechte des in den Ostseegouvernements wohnenden, in den örtlichen Matrikeln nicht eingetragenen Adels der im Reichsgesetzbuch allgemein vorgeschriebenen Ordnung gemäß bewiesen werden müssen. Nach Art. 26 des 2. Hauptstücks galt als Beweis des Stammadels der Ostseegouvernements die Verzeichnung eines Geschlechts in eine der örtlichen Adelsmatrikeln. Abgesehen hiervon hatten im alten Rußland das Recht zur Führung der Partikel „von" außer den vom Heraldiedepartement mit einem entsprechenden Zeugnis versehenen Personen nur diejenigen, die ihre Zugehörigkeit zu Familien ausländischer Herkunft, die diese Partikel führen, nachwiesen oder zu den Familien gehörten, die in den Matrikeln des baltischen Gouvernements eingetragen waren (Entscheidung des dirigierenden Senats, nach den Anmerkungen von Freymann vom 18. 1. 1910, nach der Auskunft des Verbands der Angehörigen der Baltischen Ritterschaften e. V. vom Dezember 1909). Ähnlichen Inhalts muß übrigens schon ein Ukas des Heraldiedepartements vom 17. 4. 1896 Nr. 1030 gewesen sein, der nach Freymann in einem Erlaß des Preuß. Ministeriums d. Innern vom 30. 8. 1922 erwähnt wurde. Bei dieser Gelegenheit hat der dirigierende Senat darauf hingewiesen, daß sämtliche Adelsfamilien, die nicht zu den genannten Kategorien gehören, auch wenn sie irrtümlich mit der Partikel „von" in die örtlichen Adelsgeschlechtsbücher eingetragen worden sind, nicht das Recht hätten, ihrem Familiennamen den erwähnten Zusatz hinzuzufügen. Der Antrg. hat selbst hervorgehoben, daß die Familie St. in die Adelsmatrikeln von Livland, Estland, Kurland oder Oesel nicht eingetragen war. Bestätigt wird dies durch die Auskunft des Verbands der Angehörigen der Baltischen Ritterschaften und der Heimatortskartei für Deutschbalten. Letztere ergibt darüber hinaus, daß die Familie St. nicht einmal in eines der lückenlos vorhandenen Adelsgeschlechtsbücher des ehemaligen Gouvernements Estland, Livland oder Kurland des russischen Kaiserreichs eingetragen war. Es bleibt also lediglich die vom Antrg. behauptete und durch Äußerungen des Hilfskomitees der evang.-luth. Deutschbalten und des Pastors M. v. B. belegte Eintragung in Kirchenbücher. Bezüglich solcher Eintragungen hat aber die erwähnte Entscheidung des dirigierenden Senats hervorgehoben, daß sie nicht als Grundlage für die Benennung der dort genannten Personen mit einem solchen Beiwort dienen können. Selbst wenn die Familie St. zum polnischen Adel (der das „von" gleichfalls nicht kannte) gehört haben oder deutscher Herkunft gewesen sein sollte, kann doch nicht festgestellt werden, daß ein ihr möglicherweise früher - etwa vor der Teilung Polens - zustehendes Adelsprädikat nach den Gesetzen des russischen Kaiserreichs fortbestanden hätte, denen der Antrg. von seiner Geburt bis zur russischen Revolution unterstand. Daß russischer oder polnischer Adel zudem nicht willkürlich in Deutschland durch Beifügung des Wortes „von" übersetzt werden darf, hat OLG Tübin-

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gen (StAZ 1953, 2333) ausgeführt; ähnlich BayObLG (StAZ 1954, 2504) für Ungarn. Gibt es also keinen Anhalt dafür, daß der Antrg. nach früherem russischen Recht zur Führung des Adelsprädikats berechtigt gewesen wäre, und fehlt es auch an einer Vorschrift, die ihm nach lettischem Recht die Befugnis verliehen hätte, dann darf er sich nach dem hier geltenden Recht nicht H. „ v o n " St. nennen. Auch die jahrelange Duldung der Führung eines nicht rechtmäßig erworbenen Namens durch einen Staat wäre nicht geeignet, dem Antrg. ein nicht bestehendes Recht zu verschaffen. Es gibt weder Namensersitzung noch gewohnheitsrechtlichen Erwerb eines Namensrechts, und zwar nach keiner der für den Antrg. bei seinem mehrfachen Staatsangehörigkeitswechsel in Betracht kommenden Rechtsordnungen. Wenn da und dort darauf abgestellt wird, wie lange eine Familie sich ihrer Adelsbezeichnung unangefochten bediente und ob der Verdacht auf Namenserschleichung bestehe, so vermag der Senat dem nicht zu folgen. Es könnte zu Ungerechtigkeit führen oder mindestens als solche empfunden werden, wenn nur demjenigen ein Recht zuerkannt wird, der - mehr oder weniger zufällig — in der Lage ist, den tatsächlichen Gebrauch des Namens über längere Zeit hindurch zu belegen, während das Recht demjenigen versagt werden muß, der Nachweise hierüber nicht in der Hand hat, weil sie ihm verloren gingen oder weil er von seinen Vorfahren nichts oder nur wenig weiß." 10. Das Dekret vom 10. 11. 1917, mit dem der russische Adel abgeschafft wurde, findet in der Bundesrepublik kraft Gewohnheitsrechts keine Anwendung auf russische Emigranten, die vor Erlaß dieser Vorschrift aus Rußland ausgewandert sind. Zum russischen Adelsrecht. LG Berlin, Beschl. vom 22. 11. 1954 - 83 T 673/54. Ungedruckt. Der Antrst., Baron von W . , ist in Terpilitzky (Rußland) als Sohn des Baron W . geboren. Im April 1917 ist er aus Rußland nach Finnland ausgewandert. Nachdem er in verschiedenen Staaten Europas aufenthältlich gewesen war, ist er 1926 unter dem Namen Baron Georg von W . in den Badischen Staatsverband eingebürgert worden. Der W.sche Adel ist sowohl in der schwedischen als auch in der baltischen Adels-Matrikel verzeichnet. Aus den Gründen: „Dem Antrag des Antrst. auf Berichtigung des Heiratsregisters dahin, daß er Baron Georg von W . heiße, war zu entsprechen. Wesentlich war zunächst, daß der Antrst. nach den Ausführungen des Max-Planck-Institutes vom 8. 10. 1953 einer ehemaligen estländischen Adelskorporation angehört hatte und deshalb auch der Adel selbst in den baltischen Adelsmatrikeln verzeichnet sein muß. Nach der Gesetzgebung des Russischen Reiches vermittelte der russische Adel nicht das Recht, Adelsprädikate, insbesondere den Partikel „ v o n " zu führen. Dem russischen Adel waren die 3

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 13.

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Siehe oben Nr. 7 a.

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Adelsprädikate vielmehr in der Regel unbekannt (vgl. LG Berlin, Beschl. v. 17.3. 1954 - 83 T 271/53). Zur Führung eines solchen Prädikates waren in Rußland, abgesehen von wenigen Geschlechtern des russischen Adels, zu denen der Antrst. unzweifelhaft nicht gehört, laut mehrfacher Erläuterung des Heraldiedepartements des regierenden russischen Senates, und zwar zuletzt im Ukas vom 18. 1. 1910, nur Personen berechtigt, die einem ausländischen Adelsgeschlecht angehörten, dem dieses Prädikat zukam und dessen Prädikat in Rußland anerkannt war, oder die in einem der ritterschaftlichen Matrikeln des baltischen Stammadels auf Grund der ihren Vorfahren bereits zustehenden Berechtigung eingetragen waren. Durch das Dekret vom 10. 11. 1917 hat der Antrst. dieses Recht auf Führung der Adelsbezeichnung nicht verloren. Zwar handelt es sich bei dem Dekret um eine Schöpfung der russischen Revolution. Man hat in bezug auf die revolutionäre Rechtsschöpfung von der „normativen Kraft des Faktischen" (Georg Jellinek) und von „Tatsachen mit ursprünglicher Rechtsnachwirkung" (W. Jellinek) gesprochen (vgl. Schönke, Einführung in die Rechtswissenschaft [1947] 15). Die Rechtsprechung hat in bezug auf die deutsche Revolution von 1918 (und diese Grundsätze finden entsprechend auf die russische Revolution Anwendung) mehrfach den Standpunkt eingenommen, daß die einmalige Wirklichkeit einen solchen Eindruck auf den Rechtsprechenden machen kann, daß er sich ihr nicht entziehen kann, „ohne eine von der überwiegenden Mehrheit als Fehlspruch empfundene Entscheidung zu fällen". Demzufolge wurden Anordnungen des Rates der Volksbeauftragten und der preußischen Revolutionsregierung f ü r gültig angesehen, „da die Regierung, welche sie erlassen hat, ihren Bestand zwar einer gewaltsamen Umwälzung verdankt, sich aber mit Erfolg in ihrer Machtstellung behauptet hat, ihre Regierungsgewalt daher staatsrechtlich anzuerkennen ist" (RGZ 99, 287). Das Dekret vom 10. 11. 1917 hat demnach die Abschaffung des russischen Adels notwendig f ü r die russischen Staatsangehörigen zur Folge, soweit nicht in anderen Staaten ein Gewohnheitsrecht entgegensteht. Der Ansicht, das Dekret komme auf diejenigen ehemaligen russischen Staatsangehörigen generell nicht zur Anwendung, welche zur Zeit seines Erlasses bereits das russische Staatsgebiet verlassen hatten, kann nicht beigetreten werden. Das folgt daraus, daß dem russischen Gesetzgeber grundsätzlich Rechtsetzungsbefugnis f ü r sämtliche auch außerhalb Rußlands befindlichen russischen Staatsangehörigen zustand. Der Antrst. hat aber die russische Staatsangehörigkeit erst im Jahre 1921 verloren und ist zu diesem Zeitpunkt staatenlos geworden. Bis zu seiner Einbürgerung in den Badischen Staatsverband im Jahre 1926 fanden auf ihn aber weiterhin die russischen Gesetze, im vorliegenden Fall als Heimatrecht, Anwendung, worauf der Senator f ü r Inneres zu Recht hinweist. Die beschließende Kammer ist aber in ständiger Rechtsprechung der Rechtsauffassung des Max-Planck-Institutes f ü r ausländisches und internationales Privatrecht beigetreten (vgl. den o. a. Beschluß), nach welcher ein deutscher Gewohnheitsrechtssatz dahin besteht, daß die Adelstitel russischer Emigranten, welche vor der russischen Gesetzgebung über die

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Adelstitel ausgewandert sind und damit zum Ausdruck gebracht haben, daß sie keine Sowjetbürger werden wollten, in Deutschland weiterhin anerkannt werden, und insoweit und aus diesem Grunde in Deutschland das Dekret vom 10. 11. 1917 keine Anwendung findet. Zwar trifft es nicht zu, wie der Gutachter meint, daß seine Rechtsauffassung bisher nicht auf Widerstand gestoßen sei. Das Institut f ü r Rechtsvergleichung an der Universität München hat vielmehr, wie dem LG bekannt ist, schon mehrfach eine entgegengesetzte Auffassung vertreten, indem es das Bewußtsein von der Notwendigkeit des gewohnheitlichen Rechtssatzes (die opinio necessitatis) verneint. Das Max-Planck-Institut hat aber überzeugend ausgeführt, daß es kaum angebracht ist, an dem Vorliegen der Überzeugung von der rechtlichen Verbindlichkeit der Anerkennung des Rechtes auf Titelführung durch russische Emigranten 36 Jahre nach der bolschewistischen Revolution zu zweifeln, nachdem lange Zeit hindurch dem betreffenden Personenkreis die Führung der Adelsbezeichnung nicht streitig gemacht worden ist. Die Entschließung des Reichs- und Preußischen Innenministers vom 27. 12. 1934 Nr. 47/1 will lediglich feststellen, daß kein Ausländer in Deutschland einen anderen Namen führen darf, als er in seinem Heimatlande zu führen berechtigt ist. Das Max-Planck-Institut bezweifelt auch nicht, daß diese These grundsätzlich richtig ist. Sie schließe aber, so meint es, nicht die Ausnahmen aus, die durch gewisse politische und soziale Konstellationen zu begründen seien. Der Geist der Sowjetrevolutions-Gesetzgebung sei der westeuropäischen Kultur dermaßen fremd gewesen, daß eine Reaktion entstanden sei, die sich auf dem Gebiete des Namensrechts ausgewirkt habe. Die dadurch entstandene Rechtsübung umzuwerfen, wäre durchaus unbillig und rechtlich nicht zu vertreten. Dieser Auffassung schließt sich die beschließende Kammer im vollen Umfange an. Mit Rücksicht darauf, daß sich der Antrst. nach wie vor nach deutschem Gewohnheitsrecht Baron Georg von W. nennen darf, mußte seinem Antrage, das Heiratsregister entsprechend zu berichtigen, entsprochen werden. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, daß der Antrst. gemäß Art. 109 III Satz 2 der WeimRV die Partikel „Baron" und „von" nur noch als Bestandteil seines Namens, nicht aber als Adelstitel führen kann."

2. Gesellschaftsrecht Siehe auch Nr. 20, 23, 51, 53-57, 140 a-c, 142, 200, 201, 210

11. Sind Enteignungsmaßnahmen von einem Staat innerhalb seines Machtbereiches vorgenommen worden, so ist die veränderte Rechtslage grundsätzlich auch in anderen Ländern zu beachten. Nach der dem AHKG Nr. 63 zugrunde liegenden Anschauung kommt es für die Erfassung von Aktienrechten auf den räumlichen Verbleib der Aktienurkunden nicht an; für das Enteignungsrecht gelten sie als an dem Sitz der Gesellschaft belegen. - AHKG Nr. 63 Art. 3. OLG Düsseldorf, 6. ZS, Urt. vom 18. 3. 1954 - 6 U 195/53: BB 9 (1954) 331; WM IV B 8 (1954) 553.

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DieBekl.ist eine nach niederländischem Recht errichtete AG und hat ihren Sitz in Holland. Im Jahre 1929 ging sie eine Interessengemeinschaft mit der westdeutschen „Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG" (VGF) ein. Damals wurden nahezu alle Aktien der VGF in Aktien der Bekl. (Aku-Aktien) umgetauscht. Diese besitzt auch heute noch den weitaus überwiegenden Teil der Aktien der VGF. Daneben ist die Bekl. noch an anderen westdeutschen AG beteiligt. Die Beteiligung deutscher Aktionäre bei der Bekl. betrug vor dem Zusammenbruch etwa 30 °/o. Die Kl. hatten zum Teil vor dem letzten Weltkrieg, zum Teil während dieses Krieges Inhaberaktien der Bekl. bzw. Hinterlegungszertifikate f ü r solche Aktien im Nominalwert von insgesamt 20 000 hfl erworben und die Urkunden über sie zum überwiegenden Teil in Deutschland, zum Teil aber auch bei einer deutschen Bank in Holland deponiert. Im Zuge der während des letzten Weltkrieges durchgeführten Beschlagnahme deutschen Auslandsvermögens wurde in Art. 3 der Niederländischen VO über Feindvermögen vom 20. 10. 1944 (Deutsches Vermögen im Ausland, 282) bestimmt, daß Vermögen, das einem feindlichen Staat oder einem feindlichen Untertan gehört, mit dem Inkrafttreten dieser VO von Rechts wegen in das Eigentum des niederländischen Staates übergeht. Nach der Besetzung Deutschlands wurden die in den westlichen Besatzungszonen befindlichen Aktien der Bekl. und die Zertifikate auf sie auf Grund von Art. II MRG Nr. 53 an die Landeszentralbank abgeliefert und später von den Besatzungsbehörden der niederländischen Regierung ausgehändigt. Diese überließ der Bekl. einen Teil der Aktien aus ehemals deutschem Besitz. Mit der vorliegenden Klage wollen die Kl. festgestellt haben, daß die Enteignung der früher ihnen gehörenden Aktien der Bekl. jedenfalls insoweit keine rechtliche Wirkung habe, als das in der Bundesrepublik belegene Vermögen der Bekl., insbesondere auch deren Beteiligung an deutschen Kapitalgesellschaften, in Betracht komme, und daß demzufolge die Kl. an diesen Vermögenswerten nach wie vor im Verhältnis des Nennbetrages ihrer Aktien zum Grundkapital der Bekl. beteiligt seien. Weiter begehren die Kl. die Verurteilung der Bekl. zur Auskunftserteilung über ihre in der Bundesrepublik belegenen Vermögenswerte und zur Lieferung von Ersatzaktien, hilfsweise zur Zahlung eines entsprechenden Wertersatzes. Aus den Gründen: „Das AHKG Nr. 63 vom 31. 8. 1951 zur Klarstellung der Rechtslage in bezug auf deutsches Auslandsvermögen und andere im Wege der Reparation oder Rückerstattung erfaßte Vermögensgegenstände (AHK Abi. 1107) erklärt in Art. 3 die Erhebung von Ansprüchen oder Klagen f ü r unzulässig, die sich auf die Übertragung, Liquidierung oder Übergabe unter dieses Gesetz fallender Vermögensgegenstände gründen oder beziehen, a) gegen Personen, die Eigentum oder Besitz an diesen Vermögensgegenständen übertragen oder erworben haben, oder gegen diese Vermögensgegenstände,

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b) gegen eine internationale Stelle, die Regierung eines ausländischen Staates oder eine in Übereinstimmung mit den Anweisungen einer solchen Stelle oder Regierung handelnden Person. Durch diese Vorschrift ist für solche Rechtsstreitigkeiten die deutsche Gerichtsbarkeit ausgeschlossen (vgl. Urt. des BGH vom 29. 1. 1953 - IV ZR 201/51, BGHZ 8, 378 = N J W 1953, 545 = B B 1953, 161 Die Kl. leiten die Klagansprüche her aus ihrer Rechtsstellung als Aktionäre der Bekl., die durch Entziehungsmaßnahmen beeinträchtigt worden sei. Die beklagte Gesellschaft macht den Kl. das geltend gemachte Recht unter Berufung auf die niederländische VO über Feindvermögen vom 20. 10. 1944 streitig. Sie handelt dabei im Einvernehmen mit der Niederländischen Regierung, welche die Rechte an Aku-Aktien, die deutschen Staatsangehörigen zustanden, als dem Niederländischen Staat verfallen in Anspruch nimmt. Von diesem hat die beklagte Allgemeene Kunstzijde Unie N. V. einen Teil der Aku-Aktien aus vormals deutschem Besitz erworben; jedoch ist bisher ungeklärt, ob es sich hierbei um Aktien handelt, die früher den Kl. gehört haben. Unter die Bestimmungen des Gesetzes Nr. 63 fallen unter anderem nach Art. I I a Vermögensgegenstände, die bei oder vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes in einem ausländischen Staat gelegen waren (property which . . . was located in any foreign country; bien . . . situé dans un pays étranger) und in deutschem Eigentum standen und die nach dem 1. 9. 1939 nach dem Rechte dieses Staates übertragen oder liquidiert worden sind oder werden: I. in Verfolg von Maßnahmen, welche die Regierung eines Staates, der der Erklärung der Vereinten Nationen vom 1. 1. 1942 beigetreten ist, im Zusammenhang mit dem Krieg gegen Deutschland getroffen hat, oder: II. in Verfolg von Abkommen, Übereinkünften oder Verträgen hinsichtlich der Verfügung über deutsches Auslandsvermögen, die unter Beteiligung Frankreichs, des Vereinigten Königreichs und der Vereinigten Staaten von Amerika abgeschlossen worden sind oder werden, oder: III. in Verfolg von Maßnahmen zur Befriedigung von Ansprüchen gegen Deutschland. Im Sinne dieser Vorschriften waren die Aktienrechte an der Bekl. in einem ausländischen Staat gelegene Vermögensgegenstände. Dabei ist es ohne Bedeutung, daß für diese Anteilsrechte Inhaberaktien ausgestellt waren und wo sich diese Papiere befunden haben. Nach der Anschauung der westlichen Besatzungsmächte, die für die Auslegung des Gesetzes Nr. 63 maßgebend sein muß (vgl. Dölle, Festschrift für Raape 162 f.), kommt es für die Erfassung von Aktienrechten auf den räumlichen Verbleib der Aktienurkunden nicht an, sondern ist hierfür der Staat zuständig, in dessen Gebiet die Gesellschaft ihren Sitz hat. In diesem Lande werden die Anteilsrechte als belegen angesehen. Hierfür spricht die Regelung in Art. 1 II a, welche die von deutschen Gesellschaften ausgegebenen Aktien in deutscher Währung ohne Rücksicht auf die Belegenheit der Aktienurkunden von den Maßnahmen gegen das deutsche Auslandsvermögen ausnimmt. Danach ist der Schluß gerechtfertigt, daß die 1 Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 294.

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Aktienrechte an Gesellschaften mit Sitz im Auslande als Auslandsvermögen behandelt werden sollen, zumal wenn die Aktien wie hier auf eine nichtdeutsche Währung lauten. (Schütte, BB 1951, 705; 1953, 576; Ehlers, JZ 1952, 465, 467; Drost, Internationale Rechtsgrenzen f ü r die Liquidation von Auslandsvermögen [1952] 20). Demgemäß haben die beteiligten Länder, unter anderem Belgien, England, Frankreich und die Niederlande, die von deutschen Gesellschaften ausgegebenen Aktien von der Beschlagnahme auf Grund der Maßnahmen gegen das deutsche Auslandsvermögen freigegeben (vgl. WM 1951, 639; 1953, 97, 111), während die deutschen Beteiligungen an ausländischen Gesellschaften weiterhin beschlagnahmt blieben. Auch in den Sequesterkonfliktsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten, Kanada und den Niederlanden vom 5. 12. 1947, zwischen dem Vereinigten Königreich und Frankreich vom 15. 7. 1948 sowie zwischen dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden vom 20. 9.1949 ist der Belegenheit der Aktienurkunden keine erhebliche Bedeutung f ü r die Abgrenzung der erfaßten Vermögensgegenstände aus deutschem Besitz beigelegt, sondern die Freigabe dieser Wertpapiere an das Emissionsland vorgesehen (Anhang zu Teil I Art. 1 der genannten Abkommen, abgedruckt in „Deutsches Vermögen im Auslande" 30, 40, 47). Im gleichen Sinne ist es zu werten, daß die alliierten Besatzungsbehörden die im besetzten Deutschland erfaßten Aku-Aktien an die Niederländische Regierung ausgeliefert haben. Die frühere Stellungnahme des Bundesfinanzministers zu diesen Maßnahmen ist durch das später erlassene Gesetz Nr. 63 überholt. Dem hier vertretenen Standpunkt steht nicht entgegen, daß f ü r den privaten Rechtsverkehr, insbesondere für die rechtsgeschäftliche Übertragung des Aktienrechtes die räumliche Belegenheit der Inhaberaktie als maßgebend f ü r das anzuwendende Recht betrachtet wird. (Vgl. im übrigen zur Frage der Belegenheit und Enteignung von Wertpapierrechten einerseits: Capelle, Kreditwesen 1952, 410, 412; Müller, BB 1952, 186; Nußbaum, Deutsches IPR [1932] 330, 332; andererseits Raape, IPR [1950] 432, 433; Petersen, Fragen des Enteignungsrechts [1947] 127, 140; RGZ 107, 44 f ü r eine Wechselforderung.) Die Entziehungsmaßnahmen der Niederländischen Regierung erstrecken sich auf Vermögensrechte in weitestem Sinne. Sie haben auch wirksam diejenigen Anteilsrechte an der Allgemeene Kunstzijde Unie N. V. erfaßt, die den Kl. als deutschen Staatsangehörigen gehört haben. Die Allgemeene Kunstzijde Unie N. V. hat ihren Sitz in den Niederlanden und ist nach niederländischem Recht errichtet. Die Rechtsbeziehungen zwischen ihr und ihren Aktionären sind gemäß den Grundsätzen des zwischenstaatlichen Privatrechtes nach niederländischem Recht zu beurteilen. Auch f ü r hoheitliche Eingriffe in Anteilsrechte an ihr ist das Recht der Niederlande maßgebend, weil sie in diesem Lande belegen sind. Das Aktienrecht hat seinen räumlichen Schwerpunkt am Sitz der Gesellschaft. Nur hier können die Mitgliedschaftsrechte ausgeübt und durchgesetzt werden. Hier haben auch die aus dem Aktienrecht folgenden Ansprüche auf Beteiligung am Gewinn und (im Falle der Auflösung der Gesellschaft) am Abwicklungserlös ihre räumliche Beziehung.

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Da mithin die Voraussetzungen des Art. I I a des Gesetzes Nr. 63 erfüllt sind, fallen die Aktienrechte der Kl. an der Bekl. ohne Rücksicht auf den Verbleib ihrer Aktienurkunden und Zertifikate unter die Vorschriften dieses Gesetzes. Das Ausmaß der Entziehung richtet sich nach dem Recht des Staates, in dem die erfaßten Vermögensgegenstände gelegen waren (Art. I I a und Art. 2 II des Gesetzes Nr. 63, Teil I Art. 6 A des Reparationsabkommens vom 14.1.1946). Nach der niederländischen VO über Feindvermögen waren Gegenstand der Entziehung die Aktienrechte deutscher Staatsangehöriger an der beklagten Gesellschaft schlechthin und in vollem Umfange. Enteignungsmaßnahmen eines Staates erfassen nicht Vermögensgegenstände, die außerhalb seines Gebietes liegen (Raape aaO 425; BGHZ 5, 35 2 ; 7, 303 3 ). Auch die niederländischen Enteignungsmaßnahmen beanspruchen keine unmittelbare dingliche W i r k u n g f ü r in Deutschland belegene Rechtsobjekte. Hieraus können die Kl. jedoch nicht herleiten, daß ihre Aktienrechte ihnen in bezug auf die in Deutschland belegenen Vermögenswerte der beklagten Gesellschaft erhalten geblieben seien. Die Einziehung des deutschen Auslandsvermögens durch die niederländische VO vom 20. 10. 1944 richtete sich nicht gegen die beklagte Gesellschaft und hatte nicht deren Vermögen zum Gegenstande. Sie richtete sich vielmehr gegen die deutschen Staatsangehörigen, die Aku-Aktien besaßen, und erfaßte n u r diese Anteilsrechte. Objekt der Enteignung waren also nicht die in Deutschland belegenen Vermögenswerte der Bekl., insbesondere nicht ihr Besitz an Glanzstoff-Aktien, erst recht nicht in Deutschland belegene Grundstücke oder das sonstige Vermögen der Vereinigten Glanzstoff-Fabriken AG in Wuppertal. Es ist ohne Bedeutung, ob das enteignete Vermögensstück einer natürlichen Person, einer Personengesellschaft oder einer juristischen Person gehört. F ü r die gebietsmäßige Abgrenzung von Hoheitsakten ist die Entziehung einzelner Aktienrechte einer Enteignung von Vermögen der Gesellschaft keineswegs gleichzuachten. Eine solche Betrachtungsweise würde das Wesen der juristischen Person völlig außer acht lassen und ist rechtlich nicht zu vertreten. Sie k a n n auch nicht durch die Reparationspraxis begründet werden. Die Beschlagnahme des Vermögens als feindlich angesehener Gesellschafter f ü h r t e zu Überlegungen, ob und wie die Rechte und Interessen nichtfeindlicher Aktionäre geschützt werden könnten. So ist in der von den Parteien mitgeteilten Entscheidung des Supreme Court of the United States vom 7. 4. 1952 in der Sache K a u f m a n n ./. Société Internationale pour Participations Industrielles et Commerciales SA (Interhandel-Fall, in bezug genommen in einer Entscheidung dieses Obersten Gerichtes von demselben Tage in Sachen Übersee Finanz-Korporation AG ./. McGrath) der Beitritt von nichtfeindlichen Aktionären der Gesellschaft, deren Ver2 3

Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 402 b. Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 367.

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mögen in den USA auf Grund der Feindgesetzgebung beschlagnahmt war, zugelassen worden mit der Erwägung, daß der Aktionär zwar kein Recht an den Vermögensgegenständen der Gesellschaft habe (The innocent stockholder may not have title to corporate assets), daß er aber eine abtrennbare Beteiligung (a severable interest) an dem Gesellschaftsvermögen habe, die geschützt werden müsse, wenn sie auch der Beschlagnahme des gesamten Gesellschaftsvermögens nicht entgegenstehe. Durch das niederländische Gesetz vom 20.7.1951 zur Änderung und Ergänzung der Art. 2 und 3 der FeindvermögensVO (Staatsblad Nr. 310) ist der Finanzminister ermächtigt worden, aus dem verfallenen Vermögen von Rechtspersonen an beteiligte Einzelpersonen, auf deren Vermögen die VO vom 20. 10. 1944 nicht anwendbar ist, einen ihrer Beteiligung (belang) entsprechenden Teil des erfaßten Vermögens oder dessen Erlöses abzutreten. Aus dieser Berücksichtigung von Interessen nichtfeindlicher Aktionäre ergeben sich f ü r den vorliegenden Rechtsstreit keine Folgerungen. Ein Schutz nichtfeindlicher Aktionäre kommt hier nicht in Betracht, da die in Rede stehenden Aku-Aktien im unmittelbaren und alleinigen Eigentum deutscher Staatsangehöriger standen. Dem Satz, bei Aktien erscheine f ü r Konfiskationszwecke das Recht überall dort belegen, wo sich Vermögenswerte der Gesellschaft befinden (SeidlHohenveldern, Internationales Konfiskations- und Enteignungsrecht [1952] 131), kann f ü r den Fall der Enteignung einzelner Aktien nicht beigetreten werden. Einheitliche Rechtsobjekte wie Aktien müssen f ü r das Enteignungsrecht als an einem Ort gelegen gelten. Alternativ maßgebliche Merkmale sind zur Abgrenzung der Zuständigkeit von Staaten grundsätzlich ungeeignet (vgl. Duden, Festschrift f ü r Raape 123, 127). Aktien haben ihren räumlichen Anknüpfungspunkt eindeutig am Sitz der Gesellschaft, wo sie regelmäßig allein auszuüben und durchzusetzen sind, nicht dagegen in allen Ländern, in denen sich Gesellschaftsvermögen befindet. Bei Warenzeichen ist mit Rücksicht auf die Enteignungsmaßnahmen in der sowjetischen Besatzungszone eine räumliche Aufteilung innerhalb des früheren Reichsgebietes anerkannt worden (OLG Hamburg, NJW 1947/48, 693 4 ; OLG Düsseldorf, NJW 1950, 470 5 ). Das konnte mit der Erwägung begründet werden, daß das Warenzeichenrecht in dem ganzen Lande, f ü r das es geschützt ist, ausgeübt werden kann und belegen ist. Sind Enteignungsmaßnahmen von einem Staat innerhalb seines Machtbereiches vorgenommen worden, so ist die veränderte Rechtslage grundsätzlich auch in anderen Ländern zu beachten (Raape, aaO 428; Beitzke, Festschrift f ü r Raape 95; Seidl-Hohenveldern, aaO 54," 176, und NJW 1953, 1389). Insbesondere muß in der Bundesrepublik Deutschland anerkannt werden, daß die Aktienrechte deutscher Staatsangehöriger an der Bekl. nach niederländischem Recht ohne Einschränkung entzogen worden sind. Diese Maßnahmen sind von den westlichen Besatzungsmächten unter an4 6

Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 414 b. Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 418 a.

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derem durch das Reparationsabkommen und durch die vorbehaltlose Auslieferung der erreichbaren Aktienurkunden an die Niederländische Regierung gebilligt und durch das Ges. Nr. 63 bestätigt worden. Die unbedingte Verbindlichkeit dieser Regelung folgt aus dem Ges. Nr. 63 der AHK (Art. 3) und aus der Tatsache, daß die westlichen Besatzungsmächte sich auf dem Gebiete der Reparationen, des Auslandsvermögens und der Ansprüche gegen Deutschland die Staatsgewalt vorbehalten haben (Art. 2 b des Besatzungsstatutes). Ob die Enteignungsmaßnahmen gegen das deutsche Auslandsvermögen im Einklang stehen mit den allgemeinen Regeln des Völkerrechtes, mit dem Grundgesetz oder dem Zweck anderer deutscher Gesetze (ordre public), ist daher nicht zu erörtern. Sie sind der Nachprüfung durch deutsche Gerichte entzogen, und ihre Anwendung oder Auslegung kann in einem Prozeßverfahren nicht weiter eingeschränkt werden, als in ihnen bestimmt ist." 1 2 . Wird eine ausländische Aktiengesellschaft nach Enteignung ihres Vermögens aufgelöst, so ist dies auch außerhalb des auflösenden Staates anzuerkennen. Sie besteht im Inland nur für die Zwecke der Liquidation fort. Die Entziehung der Vertretungsmacht der bisher Vertretungsberechtigten wirkt nicht über die Grenzen des enteignenden Staates hinaus; dennoch verlieren die Organe der aufgelösten juristischen Person ihre Vertretungsbefugnis. Die Vertretung der aufgelösten Aktiengesellschaft bei der Abwicklung unterliegt dem Recht des Sitzes und den Statuten der Gesellschaft. OLG München, 6. ZS, Urt. vom 15. 12. 1955 - 6 U 1486/55: RiW 2 (1956) 127; Aktiengesellschaft 2 (1957) 17. Eine Aktiengesellschaft (AG) tschechoslowakischen Rechtes wurde 1945 „nationalisiert", d. h. unter entschädigungsloser Enteignung ihres Vermögens aufgelöst. Ihre damaligen Vorstandsmitglieder begaben sich in die Bundesrepublik Deutschland. Dort klagten sie als gesetzliche Vertreter der AG gegen eine deutsche Bank ein Guthaben ein, das der AG zustand. Aus den Gründen: „Die Klage ist unzulässig. Die AG ist zwar parteifähig, obwohl sie aufgelöst wurde; sie ist jedoch durch die beiden Vorstandsmitglieder nicht ordnungsmäßig gesetzlich vertreten (vgl. § 56 I ZPO). 1. Die Parteifähigkeit der AG ergibt sich aus folgendem: Bei Nationalisierungsmaßnahmen ist zwischen der eigentlichen Enteignung und der Vernichtung der Rechtspersönlichkeit einer nationalisierten Gesellschaft zu unterscheiden. Eine Enteignung bedeutet nicht begriffsnotwendig die Auflösung der juristischen Person (vgl. Raape, IPR 4 [1955] 627; Vogel, Festschrift f ü r Raape 217). Ob sie zugleich die Rechtspersönlichkeit vernichten soll, richtet sich nach dem Willen des Staates, der die Nationalisierung anordnet. Die Tschechoslowakei hatte den Willen, die nationalisierten AG zu zerschlagen (vgl. Würdinger, SJZ 1950, 82; Schnitzer, Handbuch des IPR 3 546 Fußnote 91). Denn vor allem die Ostblockstaaten woll-

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ten die Existenz der juristischen Personen vernichten, u m deren Aktivvermögen originär erwerben und die Schuldenübernahme ablehnen zu können (vgl. Raape, aaO 627 f.). Die Auflösung der juristischen Person ist auch über die Grenzen des auflösenden Staates anzuerkennen, da f ü r ihr Bestehen oder Nichtbestehen nach Art. 10 EGBGB das Heimatrecht maßgebend ist, d. h. das Recht des Staates, in dem sich der Verwaltungssitz der juristischen Person befindet. Denn n u r die Rechtsordnung des Heimatstaates k a n n einer juristischen Person die Rechtspersönlichkeit verleihen, erhalten und entziehen (vgl. Gadow-Heinichen, Komm, zum AktG [1939] § 37 Anm. 2; von Godin-Wilhelmi, AktG 2 [1950] § 37 Anm. 1; Schnitzer, aaO 547; Raape, aaO 627; Beitzke, Juristische Personen im IPR und Fremdenrecht [1938] 135 ff.; Beuck, Interzonales Privatrecht [1951] 27; Nußbaum, Grundzüge des IPR [1952] 138; OLG F r a n k f u r t a. M„ OLGR 16, 100; Staudinger-Raape, EGBGB 9 , Art. 10 C II 1; Würdinger im HGB RGRK 2 [1953] Allgemeine Einleitung Anm. 76; RG, J W 1934, 2845; Müller, BB 1952, 905 ff.). Die Enteignung hingegen ergreift n u r das Vermögen der juristischen Person, das sich im Gebiete des enteignenden Staates befindet. Das entspricht der nahezu einhelligen Ansicht im Ausland und in der Bundesrepublik Deutschland (vgl. BGH, Urteile vom 1. 2. 1952, BGHZ 5, 35 x ; vom 12. 4. 1954, BGHZ 13, 106 2 ; vom 7. 6. 1955, BGHZ 18, 1 3 und vom 10. 5. 1955, N J W 1955, 1151 4 ). Das Vermögen, das außerhalb des Gebietes des enteignenden Staates liegt, wird jedoch durch die Auflösung der juristischen Person nicht herrenlos. Im Hinblick auf dieses Vermögen gilt die aufgelöste juristische Person als fortbestehend. Dieser Fortbestand ist allerdings nicht voll wirksam, sondern er beschränkt sich n u r auf die Liquidation des nicht von der Enteignung erfaßten Vermögens. Es besteht kein Grund, ein Weiterbestehen als werbende Gesellschaft nach Heimatrecht zu gestatten, wenn dieses die Existenz der Gesellschaft aufgehoben hat. Die deutsche Rechtsprechung hat zwar anerkannt, daß Gesellschaften und juristische Personen, die in einem abgetrennten Teil des ehemaligen deutschen Reichsgebietes ihren Sitz hatten und dort aufgelöst wurden, in dem anderen Teile des deutschen Reichsgebietes voll wirksam fortbestehen. Diese Rechtsprechung läßt sich aber auf den vorliegenden Fall nicht anwenden, da die AG nicht deutschem, sondern tschechoslowakischem Recht u n t e r l i e g t . . . Eine ausländische juristische Person, die im Gebiete der Bundesrepublik Deutschland volle Rechtspersönlichkeit erlangen will, m u ß die Gründungsvorschriften des deutschen Rechtes erfüllen. Das hat die AG abgelehnt. Sie besteht daher n u r mit dem beschränkten Zweck der Liquidation; mit dieser Maßgabe ist sie parteifähig. 2. Dagegen fehlt eine ordnungsmäßige gesetzliche Vertretung der AG. Zwar gilt die territoriale Beschränkung der Enteignungswirkung auch f ü r diejenigen Akte des enteignenden Staates, die zur Vorbereitung und 1 2 3

Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 402 b. Siehe IzRspr. 1954-1957 Nr. 58. 4 Siehe unten Nr. 155. Siehe IzRspr. 1954-1957 Nr. 215.

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D u r c h f ü h r u n g der Enteignung dienen. So reicht die Vertretungsmacht eines Treuhänders, der zur D u r c h f ü h r u n g der Beschlagnahme eingesetzt wurde, welche die Enteignung vorbereiten soll, nicht über die Grenzen des enteignenden Staates hinaus; dasselbe ist f ü r die Entziehung der Vertretungsmacht des bisher Vertretungsberechtigten a n z u n e h m e n (vgl. BGH, Urt. vom 10.5.1955, N J W 1955, 1151; Würdinger, HGB RGRK 2 [1953] Allgemeine Einleitung, Anm. 61; Beitzke, Festschrift f ü r Raape 105; OGHBrZ, Urt. vom 10. 2. 1949, OGHZ 2, l 5 ; RGZ 145, 16). Daraus folgt aber nicht, d a ß die f r ü h e r e n Organe der aufgelösten juristischen Person ihre Vertretungsmacht behalten haben. Das widerspräche dem Zweck der Liquidation u n d wäre mit der verschiedenen Gestaltung der ausländischen juristischen Person w ä h r e n d des Liquidationsstadiums unvereinbar. Die Abwicklung ist vielmehr nach dem Heimatrecht durchz u f ü h r e n (vgl. Seicll-Hohenveldem, Internationales Konfiskations- u n d Enteignungsrecht [1952] 112; Beitzke, aaO 140; Schnitzer, aaO 546; OLG F r a n k f u r t a. M., OLGR 16, 100). Demgemäß richtet sich auch die Vertretung der ausländischen AG bei dieser Abwicklung nach dem Heimatrecht unter Berücksichtigung der Statuten, soweit nicht das deutsche Verfahrensrecht eingreift. Im vorliegenden Fall ergibt sich aus den Statuten der AG, d a ß der Vorstand nach Auflösung der Gesellschaft nicht m e h r über das Gesellschaftsvermögen verfügen darf. E r k a n n deshalb auch nicht im Namen der Gesellschaft Klage erheben." 1 3 . Entschädigungslose Enteignungen sind in ihrer rechtlichen Wirkung auf das Gebiet des Staates begrenzt, der den Eingriff vorgenommen hat, und auf die Rechtsverhältnisse, die in diesem Gebiet belegen sind. Die Feststellung, daß sich die gegen eine juristische Person gerichteten Enteignungsmaßnahmen der tschechoslowakischen Regierung nicht auf eine in der Bundesrepublik belegene Forderung beziehen, ist den deutschen Gerichten nicht durch Art. 3 des AH KG Nr. 63 verboten. Eine sudetendeutsche juristische Person, deren Vermögen von der Tschechoslowakei enteignet worden ist, besteht mit ihrem in der Bundesrepublik belegenen Vermögen weiter. - EGBGB Art. 30; AHKG Nr. 63 Art. 3. OLG Stuttgart, 3. ZS, Urt. v. 31. 3. 1955 - 3 U 71/54

BB 10 (1955) 335.

Zum Zwecke der Zusammenfassung und geschäftlichen Vertretung der deutschen Kredit- u n d Warengenossenschaften w u r d e im J a h r e 1936 die Zentralkasse Sudetendeutscher Genossenschaften (ZKSG) mit Sitz in Aussig gegründet. Erst nach der Abtrennung des Sudetenlandes von der Tschechoslowakei wurde die ZKSG als Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht ins Genossenschaftsregister eingetragen. Der satzungsmäßige Zweck bestand n u n m e h r in der F ö r d e r u n g der Mitglieder durch die Er5

Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 128. Diese Entscheidung wurde durch Urt. des BGH vom 11. 7. 1957 - II ZR 318/55 (IPRspr. 1956-1957 Nr. 21) bestätigt. 1

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richtung und den Betrieb einer Geldausgleichsstelle für die Mitglieder mit näher festgestelltem Geschäftskreis. Der Vorstand der ZKSG setzte sich aus drei Mitgliedern (W., K. und G.) zusammen, von denen jeweils zwei zusammen vertretungsberechtigt waren. Durch das tschechoslowakische Finanzministerium wurden auf Grund der sogen. Benesch-Dekrete vom 19. 5. und 25. 10. 1945 Vorstand und Aufsichtsrat der ZKSG abberufen, die Liquidation angeordnet und zwei Liquidatoren eingesetzt, die den Sitz der Genossenschaft nach Prag verlegten. Die ZKSG besaß erhebliches Vermögen im Gebiet der heutigen Bundesrepublik, darunter ein Guthaben bei der Bekl. W. und K. beriefen im Jahre 1947, nachdem fast alle Mitglieder der ZKSG und ihrer Mitgliedsgenossenschaften aus der CSR ausgewiesen oder ausgewandert waren, auf den 15. 11. 1947 eine Mitgliederversammlung nach München. Diese beschloß u. a. die Sitzverlegung von Aussig nach München. Der Beschluß wurde am 18. 2. 1948 ins Genossenschaftsregister des AG in München eingetragen. Die vorliegende Klage ist von der Münchener Zentralkasse Sudetendeutscher Genossenschaften eGmbH, vertreten durch W. und K., erhoben. Die Klage macht von dem Guthaben der ZKSG bei der Bekl. einen Teilbetrag geltend. Aus den Gründen: „1 2. Die Maßnahmen der tschechoslowakischen Regierung sind eine entschädigungslose Enteignung der Genossenschaft und ihrer Mitglieder, auch wenn nicht bekannt ist, ob und wie die Liquidatoren inzwischen über das in der Tschechoslowakei belegene Aktiv-Vermögen der Genossenschaft verfügt haben (vgl. Seidl-Hohenveldern, BB 1953, 837 ff., besonders Nr. VII.) 3. Solche Enteignungen sind nach den in Deutschland und auch überwiegend im Ausland anerkannten Grundsätzen des zwischenstaatlichen Rechtes als staatliche Hoheitsakte in ihrer rechtlichen Wirkung begrenzt auf das Gebiet desjenigen Staates, der den Eingriff vorgenommen hat, und auf diejenigen Rechtsverhältnisse, die in diesem Gebiet belegen sind (vgl. RGZ 102, 253; BGHZ 2, 218 [222]; BGH, NJW 1952, 4202, 540 3 ; SeidlHohenveldern, aaO; Würdinger, SJZ 1950, 82 sowie die in diesen Urteilen und Aufsätzen weiter angeführten Rechtsprechungs- und Literaturnachweise des In- und Auslandes). Die Klageforderung ist in der Bundesrepublik belegen. Es ist ein im internationalen Privatrecht anerkannter Grundsatz, daß persönliche Forderungen, auch wenn es sich um solche juristischer Personen handelt, am Wohnsitz des Schuldners belegen sind. 4. Die gegen die Genossenschaft erlassenen tschechoslowakischen Anordnungen dürfen im Gebiet der Bundesrepublik auch nach Art. 30 EGBGB 2 3

Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 384 b. Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 402 b.

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insoweit nicht beachtet werden, wie sie sich auf Vermögensgegenstände beziehen, die in der Bundesrepublik belegen sind. Insoweit verstoßen sie als entschädigungslose Enteignungen gegen die guten Sitten und gegen den Zweck der deutschen Gesetze, nämlich gegen den verfassungsmäßig garantierten Grundsatz, daß Enteignungen nur gegen Entschädigung stattfinden dürfen (Art. 153 WeimRV und Art. 13 GG). 5. Die Feststellung, daß sich die gegen die Genossenschaft gerichteten enteignungsgleichen Maßnahmen der tschechoslowakischen Regierung nicht auf die in der Bundesrepublik belegene Klageforderung beziehen, ist den deutschen Gerichten nicht durch Art. 3 des AHKG Nr. 63 v. 31. 8. 1951 (AHK Abi. 1951, 1107) verboten. Die Forderung der Genossenschaft ist kein unter dieses Gesetz fallender Vermögensgegenstand. Welche Gegenstände unter dieses Gesetz fallen, ist dort in Art. 1 bestimmt; dabei könnte im vorliegenden Fall nur Art. 1 I a in Betracht kommen. Danach fallen unter das AHKG Nr. 63 nur solche Vermögensgegenstände, die in Verfolg gewisser, im einzelnen aufgezählter Maßnahmen ,bei oder vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes in einem ausländischen Staat gelegen waren und in deutschem Eigentum standen, und die nach dem 1. 9. 1939 nach dem Recht dieses Staates oder auf Grund einer Vereinbarung mit diesem Staat nach dem Recht eines anderen Staates übertragen oder liquidiert worden sind oder werden'. Diese Begriffsbestimmungen sind einschränkend auszulegen, weil das Gesetz Nr. 63 gegenüber dem normalen Rechtsleben ein ungewöhnlicher Eingriff in private Rechtsverhältnisse ist (BGH, BB 1954, 246 4 ). Die Forderung im vorliegenden Falle kann zwar als in „deutschem Eigentum" stehend angesehen werden, weil die Genossenschaft und ihre Mitgliedsgenossenschaften deutsche Staatsangehörige als Genossen gehabt hatten. Diese haben ihre deutsche Staatsangehörigkeit auch nach der Einverleibung des Sudetengebietes in die Tschechoslowakei im Jahre 1945 beibehalten (BGHZ 8, 378 = NJW 1953, 545 f. 5 ). Dagegen war die Klageforderung nicht bei oder vor dem Inkrafttreten des Gesetzes Nr. 63 „in einem ausländischen Staat gelegen". Diese Forderung war und ist vielmehr in Deutschland (Bundesrepublik) belegen, weil die Schuldnerin hier ihren Sitz hat. Der Begriff „ausländischer Staat" im Sinne dieses Gesetzes ist nur auf außerdeutsche Staaten zu beziehen. Es ist nicht einzusehen, daß die AHK, die von den in den westlichen Kulturstaaten anerkannten Rechtsgrundsätzen ausgeht, sich insoweit über das hier allgemein anerkannte Territorialitätsprinzip habe hinwegsetzen und auch Enteignungen von in Deutschland belegenen Vermögensgegenständen, die in deutschem Eigentum stehen, habe sanktionieren wollen. Jedenfalls zwingt der Wortlaut des Gesetzes Nr. 63 nicht zu einer solchen Auslegung. Dieser Auffassung steht das erwähnte Urteil des BGH (BGHZ 8, 378) nicht entgegen. In dem dort entschiedenen Fall hat es sich um das Eigentum eines Sudetendeutschen gehandelt, das sich im Zeitpunkt der Konfiskation durch die tschechoslowakischen Behörden noch in dem inzwischen wieder tschechoslowakisch gewordenen Staatsgebiet, also in einem „aus4

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Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 20.

I n t e r n . P r i v a t r e c h t 1954 und 1955

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Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 294.

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ländischen Staat" i m Sinne vorstehender Begriffsbestimmung, b e f u n d e n hatte. Das Urteil des O L G Düsseldorf v o m 18. 3. 1954 in d e m „ A K U - F a l l " (BB 1954, 331) 6 geht v o n keiner gegenteiligen Auffassung aus. I n diesem Urteil w i r d das Gesetz N r . 63 auf Aktienrechte, die Deutschen zustanden, nur deshalb angewandt, w e i l diese Aktienrechte nach A u f f a s s u n g des O L G Düsseldorf als in den Niederlanden und damit „ i n einem ausländischen Staat" belegen anzusehen seien. 6. Die F o r d e r u n g steht (im vorliegenden F a l l e ) unabhängig v o n d e r Rechtswirksamkeit des Beschlusses v o n 1947 über die Sitzverlegung der Genossenschaft zu. Eine in ehemals deutschen Gebieten enteignete juristische Person besteht ohne weiteres in der Bundesrepublik f o r t , wenn sie hier v o r und nach 1945 V e r m ö g e n hatte und noch hat. Das ist f ü r enteignete Unternehmen in dem heute sowjetisch besetzten T e i l Deutschlands und in den heute unter polnischer V e r w a l t u n g stehenden Gebieten östlich der Oder-Neiße in Rechtsprechung und Schrifttum allgemein anerkannt (vgl. z. B. B G H , NJYV 1952, 540 mit den dort angeführten Nachweisen; O L G H a m m , B B 1952, 814 7 ; Würdinger, SJZ 1950, 84; im Ergebnis auch Seidl-Hohenoeldern, BB 1953, 839 Nr. V I I und die dort angeführten Nachweise) . Es besteht keine Veranlassung, v o n diesem Grundsatz die ehemals sudetendeutschen Unternehmen auszunehmen, die i m Jahre 1945 staatsrechtlich wieder zur Tschechoslowakei g e k o m m e n sind, aber bis dahin v o n 1938 an anerkanntermaßen zum Deutschen Reich gehört hatten (so auch O L G Nürnberg, N J W 1952, 109 f. 8 f ü r eine G m b H im Sudetenland und im Ergebnis auch Seidl-Hohenveldern aaO.)"

III. F O R M DER

RECHTSGESCHÄFTE

Siehe Nr. 1, 22, 77-83, 98, 100, 126, 132, 134, 176, 189

IV. OBLIGATIONENRECHT

Rechtswahl im Prozeß Siehe auch Nr. 18, 28, 35, 178 1 4 . Daß sich beide Parteien auf das deutsche Recht berufen, beweist für sich allein weder eine vorausgegangene noch eine nachträgliche Vereinbarung seiner Geltung. Es beweist jedoch, daß die Anwendung des deutschen Rechts allem Anschein nach ihren Belangen und damit ihrem mutmaßlichen Willen entspricht. O L G Neustadt/Weinstr., 1. ZS, Urt. v o m 25.11.1955 M D R 10 (1956) 164; Leitsatz in Clunet 85 (1958) 1068. 6 8

7 Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 169 a. Siehe oben Nr. 11. Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 13.

1 U

151/54:

Nr. 15

IV. Obligationenrecht

51

Aus den Gründen: „Für den mit der Klage geltend gemachten Anspruch gilt deutsches Recht. Die Parteien haben zwar von der Möglichkeit, das anzuwendende Recht durch Vereinbarung zu bestimmen (BGHZ 9, 221 [223] l ; 7, 231 [239] 2; BGH, VRS 6, 180 3 ; BGH, NJW 1952, 540 4 ; RGZ 120, 72; 108, 243; RG, JW 1938, 1175), keinen Gebrauch gemacht. Die Anwendung des deutschen Rechts entspricht jedoch ihrem - beim Fehlen einer Vereinbarung maßgeblichen - mutmaßlichen Willen (BGHZ 9, 221; 7, 231; BGH, NJW 1952, 540; RGZ 122, 316; 74, 174; Raape, IPR 3 [1950] 292 ff.). Die Tatsache, daß sich beide Parteien von Anfang an stets auf das deutsche Recht berufen haben, beweist weder eine vorausgegangene (ebenso RGZ 118, 282; a. A. OLG, zitiert in RG, Warneyer Rspr. 4 [1911] Nr. 111) noch eine nachträgliche Vereinbarung seiner Geltung; es ist möglich, daß die Parteien lediglich ihrer Rechtsmeinung Ausdruck geben wollten. Das Verhalten der Parteien beweist jedoch, daß die Anwendung des deutschen Rechts allem Anschein nach ihren Belangen und ihrem mutmaßlichen Willen entspricht (ähnlich RGZ 118, 283)." 15. Gehen die Parteien während des Rechtsstreits davon aus, daß deutsches Recht anzuwenden sei, berufen sie sich insbesondere auf eine nach deutschem Recht und Handelsbrauch gebotene Auslegung gewisser /lusdrücke, so liegt darin ein starkes Beweisanzeichen — wenn auch nicht eine rechtsbegründende Vereinbarung -, daß die Parteien stillschweigend den Willen hatten, ihre Beziehungen deutschem Recht zu unterstellen. BGH, 1. ZS, Urt. vom 6. 5. 1955 - I ZR 195/53: WM IV B 9 (1955) 1588. Die Kl., deren Inhaber iranische Staatsangehörige sind, betreibt in Hamburg ein Import- und Exportgeschäft. Sie schloß mit dem Bekl., der ebenfalls Iraner ist, in Hamburg einen Vertrag über den Versand von Herrenstoffen nach dem Iran. Für die Zahlung des Kaufpreises wurde u. a. vereinbart: „Sollte es wider Erwarten dem Käufer nicht möglich sein, ein Akkreditiv zu eröffnen, gestattet der Verkäufer Zahlung gegen Dokumente und ist dann berechtigt, Zinsen ä 1 °/o pro Monat vom Tag der Verschiffung durch die Inkassobank berechnen und einziehen zu lassen." Der Bekl. rechnet mit Ansprüchen auf Schadensersatz wegen Nichtlieferung eines Teiles der Ware und wegen zu hoch berechneten Kaufpreises gegen eine Forderung auf, die die KI. aus Darlehen gegen ihn geltend macht. Aus den Gründen: „Die Revision rügt in erster Linie, das Berufungsgericht habe, abgesehen von dem Tuman-Depot, deutsches Recht angewendet, ohne zu prüfen, ob nicht iranisches Recht anzuwenden sei. Das OLG hätte feststellen müssen, welcher Rechtsordnung sich die Parteien hätten unterwerfen wollen, und gegebenenfalls das iranische Recht, dessen Verletzung ebenso wie die 1 3

4 *

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 40. Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 41.

2 4

Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 213 b. Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 402 b.

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

Nr. 15

Verletzung zwischenstaatlicher Kollisionsnormen gerügt werde, nach § 293 ZPO ermitteln müssen. Verschiedene Umstände sprächen dafür, daß iranisches Recht zum Zuge kommen sollte: alle an dem Vertrag Beteiligten seien iranische Staatsangehörige; das Berufungsgericht sei davon ausgegangen, daß die Kl. nicht mit einer Person, die im Bundesgebiet ihren Wohnsitz hatte, sondern einer solchen, die im Iran wohnte, ihre Verträge schließen wollte; im Iran sei ein Tuman-Depot gestellt worden, insoweit wende das Berufungsgericht bei der Frage der Verzinsung auch selbst iranisches Recht an; das Geschäft sei auch im Iran zu erfüllen gewesen, was das Berufungsgericht hinsichtlich des Tuman-Depots ausdrücklich feststelle; schließlich sei der Schriftwechsel in iranischer Sprache geführt worden. Die Rüge ist unbegründet. Allerdings hat sich das Berufungsgericht - abgesehen von der Frage, ob ein Zinssatz von 12 °/o bei Importgeschäften unter Umständen gegen iranisches Recht verstoße - mit der Frage des anzuwendenden Rechts nicht ausdrücklich befaßt, jedoch auch auf die vom Bekl. erhobenen Ansprüche deutsches Recht angewendet. Bei Vertragsschluß haben die Parteien keine ausdrückliche Vereinbarung über das anzuwendende Recht getroffen. Während des Rechtsstreits haben sie darüber gestritten, ob hinsichtlich des Transfers der Zinsen f ü r Importgeschäfte iranisches Recht eingreifen könne; das OLG hat über die Frage, ob bei deutschpersischen Importgeschäften das iranische Recht eine Zinsbegrenzung vorsehe, eine Auskunft des iranischen Generalkonsulats in Hamburg erholt. Gerade hieraus ist ersichtlich, daß das Berufungsgericht die Frage des anzuwendenden Rechtes nicht übersehen hat. Abgesehen von der oben erörterten Sonderfrage sind die Parteien während des ganzen Rechtsstreits davon ausgegangen, daß deutsches Recht anzuwenden sei. Insbesondere hat sich der Bekl. im Schriftsatz darauf berufen, daß die von der Kl. in den Kontrakten und Briefen verwandten Ausdrücke in dem Sinn ausgelegt werden müssen, wie dies nach deutschem Recht und Handelsbrauch üblich sei. Mit Recht konnte in alledem ein starkes Beweisanzeichen - wenn auch nicht eine rechtsbegründende Vereinbarung (RGZ 151, 193 [199]) — f ü r den stillschweigenden Willen der Parteien, ihre Rechtsbeziehungen dem deutschen Recht zu unterstellen, gesehen werden. Demgegenüber treten die von der Revision angeführten Umstände, deren Beweiskraft durch den Abschluß- und Erfüllungsort Hamburg weiter geschwächt wird, zurück; in Hamburg war nicht nur die Lieferungsverpflichtung, sondern wegen der vereinbarten Akkreditivstellung zunächst auch die Zahlungsverpflichtung zu erfüllen (vgl. RGZ 118, 282 [283]; RG, IPRspr. 1929 Nr. 31; 1934 Nr. 75 = GRUR 1934, 657 [660]; KG, daselbst 1930 Nr. 43; vgl. auch BGH, NJW 1952, 540 [541] ») . • • Den Anspruch der Kl. auf Zinsen in Höhe von . . . Dollar hat das Berufungsgericht ohne Rechtsverstoß bejaht. Hinsichtlich der von der Kl. vorgelegten Zinsaufstellung hat der Bekl. substantiierte Einwendungen nicht erhoben. Nach den getroffenen Vereinbarungen ist die Kl. bei Nichtstel1

Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 402 b.

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lung des Akkreditivs berechtigt, monatlich 1 °/o Zinsen vom Tage der Verschiffung bis zum Tage der Zahlung durch die Inkassobank zu berechnen. Dabei handelt es sich um vereinbarte Zinsen, nicht um Verzugszinsen. Diese Zinsen haben entgegen der Meinung der Revision mit der Annullierung der Restlieferungen aus den Verträgen nichts zu tun, da sie f ü r die bereits gelieferten, aber noch nicht bezahlten Waren angefallen waren. Die Auffassung der Revision, daß in den von der Kl. berechneten Zinsen Zinseszinsen enthalten seien, hat in der Aktenlage keine Grundlage und entbehrt jeder Substantiierung, kann auch in der Revisionsinstanz als neues Tatsachenvorbringen nicht berücksichtigt werden. Die Revision verweist auf den Schriftsatz des Bekl., in dem ausgeführt ist, wegen der Vereinbarung der Sicherheitsleistung durch die Einzahlung des TumanDepots könne die Kl. keine Zinsen von 1 °/o monatlich fordern. In der Berufungsbegründung hat der Bekl. weiter ausgeführt, die Zinsvereinbarung sei durch das spätere Depotabkommen ersetzt worden. Aus dem Inhalt des von dem Bekl. nicht bestrittenen Telegramms der Kl. ergibt sich jedoch, daß die 25 000 Tuman als Depot f ü r 6400 m (1600 + 4800 m) schon vor dem Vertragsschluß vom 2. 12. 1949, der die Zinsvereinbarung enthält, verlangt wurden; die Parteien haben also die Zinsvereinbarung in Kenntnis der Depotstellung getroffen. Eine Zinspflicht wäre nur entfallen, wenn der Käufer ein Akkreditiv eröffnet hätte. Ob der Bekl. f ü r das eingezahlte Depot Zinsen vom Tage der Einzahlung an verlangen kann, ist nicht Gegenstand des vorliegenden Rechtsstreits. Die das Revisionsgericht bindende Feststellung des Berufungsgerichts, das iranische Recht stehe der getroffenen Zinsvereinbarung nicht entgegen, wird von der Revision nicht angegriffen."

Schuldstatut Siehe auch Nr. 1, 28, 33, 34 a-b, 58, 75, 122, 163, 164, 178, 197 16. Der in der Rechtsprechung des Reichsgerichts (vgl. insbesondere RGZ 134, 67 f f . ) ausgesprochene Grundsatz, wonach der Umfang der Vollmacht eines ständigen Vertreters nach dem Recht des Ortes zu beurteilen ist, wo die Vollmacht zur Auswirkung gelangt, ist auch auf nichtständige Vertreter auszudehnen, wenn es sich um eine kaufmännische Vollmacht handelt und der Bevollmächtigte eine selbständige Berufstätigkeit im Wirtschaftsleben ausübt. BGH, 1. ZS, Urt. vom 13. 7. 1954 - I ZR 60/53: NJW 7 (1954) 1561; LM Nr. 1 zu Art. 11 EGBGB mit Anm. von Lindenmaier; BB 9 (1954) 730; Betrieb 7 (1954) 716; Clunet 85 (1958) 236. Aus den Gründen: „ . . . Die Frage des Umfanges der Vertretungsmacht eines ständigen Vertreters ist nach der zu billigenden Rechtsprechung des RG, der sich die Rechtslehre angeschlossen hat (vgl. insbesondere RGZ 134, 67 [69];

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SeuffArch. 66, 73; Recht 1923, 1222; LZ 1929, 1268), nach dem Rechte des Ortes zu beurteilen, an dem der Verkehr des Vertreters mit dem Dritten stattgefunden hat, seine Vollmacht zur Wirksamkeit gelangt ist. Dies wird von der Revision auch nicht in Zweifel gezogen. Sie vermißt aber eine Feststellung des Berufungsgerichts dahin, daß die Bekl. ständig mit der Tätigkeit f ü r die [Firma] EGE betraut gewesen sei. Dafür sei aus dem Sachverhalt nichts zu entnehmen, zumal nach den Feststellungen des Berufungsgerichts das streitige Geschäft das erste gewesen sei, das die Bekl. f ü r die EGE abgeschlossen habe. Zuzugeben ist der Revision, daß der vorgetragene Sachverhalt keinen Anhalt dafür bietet, daß die Bekl. mit der Tätigkeit f ü r die EGE ständig betraut gewesen ist, was Voraussetzung für die Annahme eines Agenturvertrages zwischen der Bekl. und der EGE ist, von dem das Berufungsgericht ausgeht. . . . Es bestehen aber gegen die Anwendung deutschen Rechts auf die Entscheidung der Frage nach dem Umfang der Vollmacht der Bekl. vorliegend auch dann keine Bedenken, wenn diese zur Zeit des streitigen Abschlusses noch nicht ständig mit der Vertretertätigkeit f ü r die EGE betraut gewesen ist. Bereits in der oben angeführten Entscheidung des RG, Recht 1923,1222 und auch in RGZ 78, 55 [60] finden sich Wendungen, die auf die Aufstellung eines allgemeinen Satzes dahin deuten, daß auch f ü r den Umfang der Vollmacht des nichtständigen Vertreters das Recht des Landes, in dem die Vollmacht ihre Wirkung entfalten sollte, ausschlaggebend sein soll. Dieser Auffassung haben sich, im Gegensatz zu Nußbaum, Deutsches IPR [1932] 264, der sich insoweit auf eine frühere Entscheidung des RG in Warneyer Rspr. 14 (1921) Nr. 9; SeuffArch. 76, 2 beruft, eine Reihe namhafter Schriftsteller, auch in neuerer Zeit, angeschlossen (Rabel, RabelsZ 3 [1929] 807 ff.; Ficker, Rvgl. Hdwb. IV 464 ff.; Raape, IPR 3 [1950] 309 und besonders Wolff, Das IPR Deutschlands 3 [1954] 124). Ob eine solche Ausdehnung des sogenannten Wirkungsstatuts auf jeden rechtsgeschäftlichen Vertreter angebracht ist, kann hier dahingestellt bleiben. In jedem Falle erscheint die Ausdehnung des Wirkungsstatuts auf nichtständige Vertreter dann geboten, wenn es sich, wie hier, um eine kaufmännische Vollmacht handelt und der Bevollmächtigte eine selbständige Berufstätigkeit im Wirtschaftsleben ausübt (so auch Schnitzer, Handbuch des IPR 3 [1951] II 595). Dies entspricht den Bedürfnissen des Verkehrs, die die vornehmste Quelle f ü r die Bildung des internationalen Privatrechts darstellen (RG, Recht 1923, 1222). Es wäre äußerst zweckwidrig und würde zu fortgesetzten Weiterungen führen, wenn bei Vertretern der vorbezeichneten Art, soweit das Verhältnis zu dem mit ihnen in Verkehr tretenden Dritten in Frage kommt, diese Vertreter ihre charakteristische Berufstätigkeit ausüben, sondern ausländisches Recht maßgebend sein sollte. Auch in diesen Fällen müssen daher ebenso wie bei ständigen Vertretern im Interesse des Verkehrs die Belange des Geschäftsherrn hinter denen des Dritten zurücktreten. Nach alledem hat das Berufungsgericht zutreffend seiner Entscheidung deutsches Recht zugrundegelegt."

Nr. 17

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17. Die Bestimmung des Schuldstatuts richtet sich nach dem ausdrücklichen oder stillschweigenden, bei seinem Fehlen nach dem mutmaßlichen Parteiwillen. Hat keine der räumlichen Beziehungen des Falles das Übergewicht, so gilt jedoch das Recht des jeweiligen Erfüllungsorts; dieser bestimmt sich nach deutschem innerem Recht. Dabei beurteilt sich die Verpflichtung des Verkäufers hinsichtlich der Beschaffenheit der Ware und ihrer Mängel nach dem Recht seines Wohnsitzes. Die Rügepflicht des Käufers unterliegt dem Recht am Wohnsitz des Käufers. Zum Anknüpfungswert der Sprache des Vertrags und der für die Zahlung vereinbarten Währung. BGH, 4. ZS, Urt. vom 23. 3. 1955 - IV ZR 236/54 1 : WM IV B 9 (1955) 765; BB 10 (1955) 462; Anm. von v. Caemmerer in JZ 14 (1959) 362. Die Nebenintervenientin kaufte von der Kl., einer türkischen Firma, frische Hühnereier. Die Zahlung sollte gegen Bankgarantie bei der Bank der Kl., der Comitbanca in Izmir, erfolgen. Mit Schreiben vom 3. 9. 1951 teilte die Bekl. der Comitbanca mit, daß die Nebenintervenientin die Einfuhrbewilligung erhalten habe und damit feste Gewähr f ü r die Devisenzahlung gegeben sei. Sie, die Bekl., bestätige hiermit, von der Nebenintervenientin den unwiderruflichen Auftrag erhalten zu haben, die Devisenzahlung zugunsten der Kl. zu veranlassen. Die erste Teillieferung ließ die Nebenintervenientin in München tierärztlich untersuchen. Auf Grund der Gutachten, die die Eier als bereits mehrere Wochen alt bezeichneten, wandelte die Nebenintervenientin hinsichtlich der ersten Lieferung. Die Annahme der zweiten Sendung lehnte sie ab. Auf ihre Weisung verweigerte die Bekl. die Einlösung der ihr vorgelegten Dokumente und sandte sie an die Comitbanca zurück. Diese hat ihre Ansprüche an die Kl. abgetreten, die sie mit der vorliegenden Klage geltend macht. Aus den Gründen: „Das Berufungsgericht hat den Rechtsstreit nach deutschem Recht entschieden. Die Revision bittet zu prüfen, ob deshalb, weil Erfüllungsort f ü r die Lieferung der Eier der türkische Abladeort gewesen sei, türkisches Recht, oder deshalb, weil die cif-Klausel auf Triest gestellt und die Korrespondenz mit einer italienischen Bank geführt worden sei, italienisches Recht anzuwenden sei. Die Bedenken der Revision gegen die Anwendung deutschen Rechts sind unbegründet. Die Bestimmung des Schuldstatuts richtet sich nach feststehender Rechtsprechung in erster Linie nach dem ausdrücklichen oder stillschweigenden Parteiwillen, gegebenenfalls nach dem mutmaßlichen (hypothetischen) Parteiwillen und notfalls nach dem Erfüllungsort (BGHZ 9, 221 [222] 2 ). 1

Eine weitere Entscheidung in dieser Sache (BGH, 7. ZS, Urt. vom 18. 9. 1958 VII ZR 170/57) ist abgedruckt in BGHZ 28, 129 = JZ 14 (1959) 361 (mit Anm.

von v. Caemmerer). 2

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 40.

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Streitgegenstand ist der Zahlungsanspruch, den die Kl. aus dem an die Comitbanca gerichteten Schreiben der Bekl. vom 3. 9. 1951 herleitet. Welches Recht auf die streitige Verpflichtung anzuwenden ist, haben die Beteiligten nicht ausdrücklich bestimmt. Aus der Bankbestätigung selbst ist eine solche Bestimmung nicht ersichtlich, und daß sie außerhalb der Urkunde getroffen worden sei, ist nicht behauptet worden und aus dem gesamten Parteivorbringen nicht erkennbar. Auch eine stillschweigende Vereinbarung über das Schuldstatut ist nicht ersichtlich. Die Sprache, in der die Erklärung abgefaßt ist, genügt für sich allein nicht zur Annahme einer stillschweigenden Vereinbarung des Schuldstatuts, wenn nicht noch andere Umstände hinzukommen (RGZ 68, 203 [209]; RG, J W 1911, 225; RG, DR 1943, 1066). Solche anderen Umstände fehlen. Insbesondere läßt sich daraus, daß der Kaufpreis in US-Dollar ausgedrückt wurde, kein Aufschluß gewinnen, zumal da die vereinbarte Währung hier auf den Erfüllungsort ohne Einfluß ist (RGZ 81, 273 [276]). Desgleichen ist im Wege einer objektiven Abwägung der Interessen kein mutmaßlicher Parteiwille zu finden. Hierfür wäre es erheblich, ob bei den verschiedenen räumlichen Beziehungen des Schuldverhältnisses eine gegenüber den anderen ein solches Gewicht hat, daß sie den Ausschlag gibt (RGZ 81, 273 [275]; Wolff, Das IPR Deutschlands3, § 28 IV 2, S. 143). Auch das ist nicht der Fall. Die Staatsangehörigkeit der Beteiligten ist ebenso verschieden wie ihr Sitz und der Mittelpunkt ihrer geschäftlichen Tätigkeit. Der von der Revision ins Feld geführte Umstand, daß die deutsche Bekl. die Korrespondenz mit einer - in der Türkei befindlichen - italienischen Bank führte und im Kaufvertrag die Vereinbarung „cif Triest" getroffen war, gibt ebenfalls keinen hinreichenden Anknüpfungspunkt an eine bestimmte Rechtsordnung. Es muß deshalb für die Beziehungen unter den Beteiligten das Recht des jeweiligen Erfüllungsorts gelten (RGZ 103, 259 [261]; RG, J W 1938, 1175), der sich nach deutschem materiellem Recht bestimmt (RGZ 95, 164 [166]). Erfüllungsort für die streitige Verpflichtung aus der Bankbestätigung ist nach § 269 I BGB der Sitz der Bekl. Deren Zahlungspflicht bestimmt sich deshalb nach deutschem Recht. Dasselbe gilt, soweit es sich darum handelt, ob die Bekl. Einwendungen aus dem Kaufvertrag erheben kann, da auch insoweit ihre Verpflichtung aus der Bankbestätigung in Frage steht, sowie ferner für die Abtretung einer etwa der Comitbanca zustehenden, gegen die Bekl. gerichteten Forderung aus der Bankbestätigung (RG, J W 1933, 2582 [2583]; KG, J W 1936, 2102). Für welche Beschaffenheit der Ware die Kl. einzustehen hat und welche Mängel von ihr zu vertreten sind, entscheidet dagegen das an ihrem Wohnsitz geltende Recht. Daß sie aber auch nach türkischem Recht entsprechend der in dem Kaufvertrag übernommenen Verpflichtung frische Eier an die Nebenintervenientin zu liefern hatte, kann keinem Zweifel unterliegen und wird von ihr nicht in Abrede gestellt. Soweit es im Verhältnis zwischen den Parteien auf die Rügepflicht der Nebenintervenientin, mit der sich die Revision befaßt, ankommen sollte, wäre wiederum das Wohnsitzrecht der Käuferin, also deutsches Recht, anzuwenden (RGZ 81, 273 [275]).

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Alle Streitfragen des Prozesses sind mithin nach deutschem Recht zu entscheiden." 1 8 . Die Frage, ob ein Vertrag zustandegekommen ist, beurteilt sich nach dem (präsumtiven) Vertragsstatut. Gleiches gilt von der Frage, ob für ein Verschulden beim Vertragsschluß gehaftet wird. Zur Sorgfaltspflicht des deutschen Einführers hinsichtlich der devisenrechtlichen Beschränkungen. Für die Frage seines Verschuldens ist auch von Bedeutung, wie der ausländische Verkäufer das Verhalten des Käufers nach den Rechtsauffassungen seines Heimatlandes deuten durfte. OLG München, 6. ZS, Urt. v o m 15. 7. 1954 - 6 U 891/541: BB 10 (1955) 205; R i W 2 (1956) 127. Aus den Gründen: „Der Klageanspruch ist gerechtfertigt. An der Anwendung des deutschen Rechts ist nicht zu zweifeln. Welches Recht anwendbar ist, richtet sich bei schuldrechtlichen Forderungen nach dem sogenannten Schuldstatut. Dieses bestimmt auch das Recht, nach dem die Wirksamkeit des Vertrages zu beurteilen ist(Raape, I P R 3 § 40 I V ; Wolff, Das I P R Deutschlands 2 , § 29; Nußbaum, Deutsches I P R [1932] § 36 I I I a mit Nachweisungen; allgemeine Meinung). W a s f ü r die Frage der Wirksamkeit, insbesondere im Zusammenhang mit Irrtum, Betrug, Drohung und Unmöglichkeit gilt, muß aber auch f ü r die Frage zugrundegelegt werden, nach welchem Recht f ü r Verschulden bei Vertragsanbahnung zu haften ist ( N u ß b a u m , aaO Nachtrag 481). Denn die Haftung aus Verschulden bei Vertragsanbahnung ist eine vertragsähnliche; das Vertrauensverhältnis, das durch die Vertragsanbahnung erzeugt wird, erhält seine rechtliche Qualifikation gerade durch den in Aussicht genommenen Vertrag. Es w i r d daher regelmäßig, zumal wenn, wie hier, übereinstimmende Willenserklärungen vorliegen und lediglich Rechtsgründe die Unwirksamkeit des Vertrages herbeiführen, aus den Erklärungen und den Umständen auf einen wirklichen oder mutmaßlichen Parteiwillen geschlossen werden können, der nach den Regeln des internationalen Privatrechts im Bereiche des nachgiebigen Schuldrechts die Rechtsordnung bestimmen soll. Welche Rechtsordnung f ü r die Beurteilung des Klageanspruchs maßgebend ist, muß daher entsprechend den f ü r Verträgen geltenden Regeln ermittelt werden. Hiernach kommt es auf den wirklichen, hilfsweise auf den mutmaßlichen Parteiwillen an (Palandt-Lauterbach, BGB 12 Vorbem. a 2 a zu Art. 12 EGBGB). Der Vertrag wäre beiderseits in Deutschland zu erfüllen gewesen, und zwar seitens der Kl. durch Lieferung cif Hamburg, seitens der Bekl. durch Zahlung gegen Dokumente in München und Abnahme der W a r e in Hamburg. Der Schwerpunkt des vertraglichen Schuldverhältnisses hätte daher in Deutschland gelegen. Die Parteien würden sich nach der Überzeugung des Gerichts unter diesen Umständen, wenn sie hierüber eine ausdrück 1 Die vom Bekl. gegen diese Entscheidung eingelegte Revision hatte keinen Erfolg, vgl. BGH, Urt. vom 15. 12. 1955 - II ZR 231/54: W M IV B 10 (1956) 493.

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liehe Vereinbarung getroffen hätten, dem deutschen Recht unterworfen haben. Dafür spricht auch, daß die Kl. in ihrem Schreiben vom 17. 3. 1952 anbot, sich einem Hamburger Schiedsspruch zu unterwerfen, und daß beide Parteien im Rechtsstreit von der Anwendbarkeit deutschen Rechts ausgehen. Der zwischen den Parteien abgeschlossene Vertrag ist nichtig, weil die devisenrechtliche Genehmigung nicht vorliegt und auch nicht beantragt ist (Art. I I b und Art. VII MRGes. Nr. 53). Die Anbahnung von Vertragsverhandlungen erzeugt jedoch ein vertragsähnliches Vertrauensverhältnis unter den Eintretenden, das sie zur Sorgfalt von „Schuldnern" verpflichtet (Palandt-Danckelmann, BGB12 § 276 Anm. VI a; ständige Rspr.). Die Einzelpflichten aus diesem Verhältnis gehen insbesondere auf Offenbarung von Umständen, von denen der Pflichtige sich sagen mußte, daß sie f ü r das Entschließen des anderen Teils erheblich sein konnten. Das gilt auch f ü r den Außenhandel. Hat der Importeur nach Anbahnung von Vertragsverhandlungen den ausländischen Lieferer schuldhaft veranlaßt, im Vertrauen auf die Gültigkeit des Vertrags zu liefern oder Aufwendungen zu machen, so haftet er wegen Verschuldens bei Vertragsanbahnung, es sei denn, daß der ausländische Lieferer hätte erkennen können und müssen, daß der Durchführung des Vertrages eine devisenrechtliche Genehmigungsbedürftigkeit im Wege steht. Mangels entgegengesetzter Abrede oder besonderer Umstände darf er aber auch bei Kenntnis der Genehmigungsbedürftigkeit davon ausgehen, daß der Importeur sich um die Genehmigung bemühen und eine feste Bestellung erst dann erteilen werde, wenn er sich vergewissert hat, daß der Einfuhr keine unüberwindlichen Hindernisse im Wege stehen. Der ausländische Lieferer ist dagegen insoweit nur verpflichtet, auf Verlangen des Importeurs im Rahmen des Zumutbaren bei der Erwirkung der Genehmigung mitzuwirken, so u. a. ein Ursprungszeugnis zu beschaffen. Eine Mitwirkung dieser Art ist zumutbar. Diese Rechtsgrundsätze ergeben sich aus dem durch Runderlaß Außenwirtschaft Nr. 56/51 vom 15. 12. 1951 (BAnz. Nr. 244/51 S. 1 ff.) geregelten Einfuhrverfahren. Danach ist der ausländische Lieferer nicht berechtigt, den Antrag auf Erteilung der Einkaufsermächtigung oder Einfuhrbewilligung zu stellen (I 6 a des Erlasses); es muß also der dazu allein berechtigte Importeur den Antrag stellen. Die Kenntnis dieser Notwendigkeit ist so allgemein verbreitet, daß der ausländische Lieferer mit ihrem Vorhandensein beim Importeur rechnen darf. Außerdem könnte er die Einzelheiten deutscher Einfuhrbestimmungen nicht überblicken und nur schwer in Erfahrung bringen. Die Behauptung der Bekl., Einfuhrverträge müßten vor der Erteilung der Genehmigung abgeschlossen werden, trifft f ü r die damalige Zeit nicht zu, denn nach I 2 a des Runderlasses war der Abschluß eines Kaufvertrages mit einem ausländischen Verkäufer nur zulässig, wenn eine Genehmigung in Form einer Einkaufsermächtigung vorlag. Als deren Grundlage war insoweit lediglich eine sogenannte Festofferte, nicht aber ein Kaufvertrag vorzulegen (I 10 des Erlasses); erst nach Erteilung der Einkaufsermächtigung war der Kaufvertrag abzuschließen (I 12 des Erlasses).

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Im übrigen würde, wie die Bekl. übersieht, der Importeur verpflichtet sein, dem Verkäufer Klarheit darüber zu verschaffen, daß der Vertrag noch der Genehmigung bedürfe und deshalb schwebend unwirksam sei; unterläßt er dies und veranlaßt er dadurch den Verkäufer zur Lieferung oder Beschaffung der Ware im berechtigten Vertrauen darauf, daß die Genehmigung erteilt sei, so haftet er f ü r den Vertrauensschaden. Gegen diese Rechtsgrundsätze hat die Bekl. verstoßen (wird ausgeführt). Die Bekl. kann ihr Verhalten auch nicht damit rechtfertigen, daß nach dem erst später ergangenen Runderlaß vom 27. 10. 1953 (BAnz. Nr. 213) und den Beilagen zum BAnz. vom 17. 3. und 26. 11. 1953 ein Ursprungszeugnis Hongkong niemals f ü r die Einfuhrbewilligung genügt hätte. Hongkong ist britisches Kronland; es gehört deshalb zum OEEC-Raum (BAnz.-Beilage Nr. 52 vom 17.3.1953 S. 174). Mag auch bei aus Hongkong eingeführten Waren immer die Möglichkeit bestehen, daß sie aus Rotchina stammen, so ist doch lediglich erforderlich, daß aus dem Ursprungszeugnis hervorgeht, daß die Ware ihre letzte handelsübliche Verarbeitung in Hongkong erfahren hat (Runderlaß Nr. 56/51, I 9 f.). Keinesfalls konnte die Kl. mit dem Bestehen eines strikten Verbots der Wareneinfuhr aus Hongkong rechnen, und es wäre Pflicht der Bekl. gewesen, bei den Vertragsverhandlungen die Kl. auf ein solches Verbot hinzuweisen, zumal nachdem diese wiederholt ein Ursprungszeugnis Hongkong angeboten hatte. Was die Bekl. nachträglich über angebliche Einfuhrhindernisse vorbringt, geht daran vorbei, daß ihre Haftung wegen Verschuldens bei Vertragsanbahnung schon durch die Unterlassung des Hinweises auf Umstände begründet wird, die für die Entschließung der Kl. erkennbar von Bedeutung sein mußten. Wenn die Bekl. glaubte, daß ein Zeugnis Hongkong nicht ausreiche, so hätte sie die Kl. - eine englische Firma, bei der sie voraussetzen mußte, daß diese das Zeugnis eines britischen Kronlandes auf jeden Fall f ü r ausreichend halten werde - belehren müssen. Ebenso wie für die Frage, ob der Empfänger einer Willenserklärung sie in einem bestimmten Sinne auffassen durfte, auch bei Anwendung des deutschen internationalen Privatrechts insoweit das Recht des Heimatstaates des Empfängers zu berücksichtigen ist, muß auch bei der Haftung aus Verschulden bei Vertragsverhandlungen in bezug auf die Frage des Vertrauensschutzes darauf Rücksicht genommen werden, wie der ausländische Verkäufer nach der Rechtsauffassung seines Heimatlandes das Verhalten des Käufers deuten durfte." 1 9 . Die Verpflichtungen der Parteien aus ausländischem Dienst-(Arbeits-)verhältnis, das deutsche Staatsbürger im Ausland für das Ausland eingehen, richten sich nach ausländischem Recht. Nach deutscher (kontinentaler) Rechtsauffassung ist im Gegensatz zur angelsächsischen die Verjährung ein Institut des materiellen Rechtes. Ob ein Anspruch verjährt ist, beurteilt sich daher im deutschen internationalen Privatrecht nach der für den Anspruch maßgebenden Rechtsordnung. Kürzere Verjährungsfristen des deutschen Rechts können daher nicht herangezogen werden.

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Die Verjährungseinrede kann unter dem Gesichtspunkt der unzulässigen Rechtsausübung zurückgewiesen werden. LAG Stuttgart, Urt. vom 31.3. 1955 - II Sa 20/55: Leitsatz in RiW 3 (1956) 24. Aus den Gründen: „Die Berufung ist nach dem im arbeitsgerichtlichen Urteil festgesetzten Streitwert zulässig. Sie ist frist- und formgerecht eingelegt und begründet. Es war ihr jedoch nach dem Ergebnis der Berufungsverhandlung der Erfolg zu versagen. Die Parteien gehen übereinstimmend davon aus, daß die Voraussetzungen f ü r die Anerkennung des ausländischen (italienischen) Urteils des Tribunals Mailand vom 20. 2. 1952 nicht gegeben sind, da sich der unterlegene Deutsche gemäß § 328 I Nr. 2 ZPO auf den Streit nicht eingelassen habe. Die Klage ist daher zulässig, da eine nach der deutschen Rechtsordnung rechtskräftig entschiedene Streitsache nicht vorliegt. Nach dem Recht, dem das zwischen den Parteien abgeschlossene Schuldverhältnis untersteht, richten sich im wesentlichen die Erfordernisse des Vertrages (vgl. hierzu die Darstellung des internationalen Privatrechts bei Enneccerus-Nipperdey, Lehrbuch des Bürgerlichen Rechtes, Allgemeiner Teil § 64 ff.). Die Verpflichtungen des Bekl. aus dem mit dem Kl. am 21.6. 1949 geschlossenen Dienstvertrag beurteilen sich folglich ausschließlich nach italienischem Recht. Nach dem Inhalt des vorgelegten Anstellungsvertrages hat der Bekl. den Kl. auf Zeit eingestellt. Die Dauer des Dienstverhältnisses ist bis 30. 9. 1949 vereinbart. Der Bekl. machte in seinem Schreiben vom 25. 7. 1949 geltend, daß er es mit 31. 7. 1949 als beendet ansehe. Entgegen der Befristung in dem schriftlich abgeschlossenen Vertrag sei dessen Dauer nur bis zu diesem Zeitpunkt vereinbart worden. Die von ihm dazu dargelegten Gründe vermögen nicht zu ü b e r z e u g e n . . . . Dem Kl., der dem Bekl. seine Dienste weiterhin anbot, steht folglich die bedungene Vergütung f ü r die vereinbarte Vertragsdauer zu. Nach italienischem Recht ist weiter zu beurteilen, ob der Bekl. als alleiniger Inhaber der I.-GmbH persönlich unbeschränkt aus Geschäften der Gesellschaft haftet, was im Sinne der vom Mailänder Gericht herangezogenen Bestimmung des Art. 2497 Cc zu bejahen ist. Nach deutscher und kontinentaler Rechtsauffassung ist im Gegensatz zur angelsächsischen die Verjährung ein Institut des materiellen Rechtes. Ob ein Anspruch verjährt ist oder nicht, beurteilt sich nach der f ü r ihn maßgebenden Rechtsordnung (Enneccerus-Nipperdey aaO 1024). Die kürzeren deutschen Verjährungsfristen des BGB, auf die sich der Bekl. vor allem beruft, können daher nicht herangezogen werden. Ebenso bestimmen sich Hemmung und Unterbrechung der Verjährung nach italienischem Recht. Sie ist danach nicht eingetreten. Die Verjährungseinrede des Bekl. müßte aber überhaupt als unzulässige Rechtsausübung zurückgewiesen werden . . . Die Verurteilung hatte gemäß § 244 BGB in italienischer Währung zu

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erfolgen, da das Dienstverhältnis in Italien abgeschlossen und erfüllt worden ist. Das Arbeitsgericht hatte hingegen mit Recht den Streitwert in der Währung der Bundesrepublik festgesetzt." 2 0 . Eine ungarische Aktiengesellschaft, deren sämtliche Aktien durch Enteignung in die Hand des ungarischen Staats übergegangen sind, genießt keine Befreiung von der inländischen Gerichtsbarkeit. Zur Wirkung einer Konfiskation sämtlicher Aktien unter Beibehaltung der selbständigen juristischen Persönlichkeit. Arbeitsverhältnisse beurteilen sich nach dem Recht des Tätigkeitsorts. Zur Abgrenzung eines durch Verlegung des Arbeitsorts bewirkten Statutenwechsels von der Ausstrahlung. ArbG Augsburg, Urt. vom 17. 5. 1955 - I I 597/50. Ungedruckt. Der Kl. war bei der Bekl., die ihren Sitz in Budapest hatte, seit 1943 als Diplom-Ingenieur beschäftigt gewesen. Infolge der Kriegsereignisse wurden die Fabrikeinrichtungen der Bekl. seit Ende 1944 fortlaufend in das Gebiet der Bundesrepublik verlagert. Der Kl. wurde von der Bekl. nach dem Bundesgebiet entsandt, um die nach dorthin verlagerten Fabrikeinrichtungen zu überwachen, zu sichern und dergleichen. Im Jahre 1951 ist über das Vermögen der Bekl. das Liquidationsverfahren eröffnet worden. Das in Ungarn verbliebene Vermögen der Bekl. wurde durch das Gesetz Nr. XXV/48 in der Weise nationalisiert, daß der ungarische Staat sämtliche Aktien übernommen hat. Der Kl. nimmt die Bekl., vertreten durch den Abwickler, auf Zahlung von Gehalt in Anspruch. Aus den Gründen: „1. Der Rechtsweg vor dem deutschen Gericht war zulässig. § 18 GVG kam nicht zum Zuge. Insoweit war auf den Inhalt des Urteils des L A G Bayern vom 16. 5. 1950 1 (Abi. 20/50, 626 ff.) zu verweisen, wo bezüglich der Ungarischen Fluß- und Seeschiffahrts-AG mit Sitz Budapest ausgeführt wurde, daß um deswillen die deutsche Gerichtsbarkeit zu bejahen war, weil die Gesellschaft ein in Form einer AG errichtetes Unternehmen war, das nach der Umstellung der ungarischen Staats- und Wirtschaftsverfassung ab 1945 zwar in Staatsbesitz übergegangen ist, in der F o r m einer AG aber fortbestehen blieb und damit die Rechtsstellung eines Wirtschaftsbetriebes in öffentlicher Hand hatte. Dasselbe traf auch hier zu. Durch das Nationalisierungsgesetz Nr. XXV/48 hat zwar der ungarische Staat sämtliche Aktien der bisherigen AG. übernommen, wobei jedoch die Form der AG beibehalten wurde. Die Gesellschaft, als eine Einmanngesellschaft, deren sämtliche Aktien der ungarische Staat besitzt, bestand als solche noch weiter. Aber auch wenn man der Ansicht ist, daß die konfiskatorische Übertragung der Aktien der alten Gesellschaft auf den ungarischen Staat, die in Wahrheit einer verschleierten Konfiskation, also Ent1

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 21.

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eignung ohne Entschädigung, des V e r m ö g e n s der Gesellschaft gleichkommt, rechtlich als eine A u f l ö s u n g der alten Gesellschaft in U n g a r n zu betrachten ist, so w a r gleichwohl der Rechtsweg v o r den deutschen Gerichten gegenüber der Liquidationsgesellschaft hinsichtlich des i m Bundesgebiet verbliebenen V e r m ö g e n s der alten A G zulässig, w i e noch nachstehend näher aufgezeigt w i r d . 2. Es m a g dahingestellt bleiben, ob die örtliche Zuständigkeit des ArbG Augsburg aus § 21 Z P O (Gerichtsstand der Niederlassung) oder aus § 29 Z P O (Gerichtsstand der E r f ü l l u n g ) begründet w a r . 3. . . . 4. Die in L i q u i d a t i o n befindliche Bekl. w a r auch die richtige Bekl. hinsichtlich sämtlicher Ansprüche des Kl. Dies ergab sich nicht nur aus der vorstehend a u f g e f ü h r t e n Entscheidung des L A G B a y e r n v o m 14. 2. 1950 [Abi. 18/50, 569], sondern auch aus dem Rechtsgutachten des Max-Planck Instituts f ü r ausländisches und internationales Privatrecht v o m 22.12.1950 und dem Nachtrag dazu v o m 18. 9. 1951. Die Rechtsgutachten haben dabei zu einer R e i h e v o n F r a g e n Stellung genommen, die auch hier einschlägig sind und welchen sich die K a m m e r vollinhaltlich angeschlossen hat. Danach w u r d e durch das ungarische Gesetz N r . XXV/48 v o m 8. 5. 1948 über die Verstaatlichung einzelner Industrieunternehmungen die Verstaatlichung der Aktiengesellschaften durch Übertragung der Aktien auf den Staat durchgeführt. Die Übertragung der Aktien auf den Staat hat als solche die AG nicht aufgelöst. Die AG blieb vielmehr bestehen, nur ist der Staat Inhaber der Aktien geworden. Die in Augsburg gelegenen Gegenstände bilden somit einen T e i l des V e r m ö g e n s einer in U n g a r n konfiszierten AG. Über die Auswirkungen der Konfiskationsmaßnahmen auf das im Ausland befindliche V e r m ö g e n w e r d e n zwei Ansichten vertreten. Nach der einen Auffassung können Konfiskationsmaßnahmen nur eine rein territoriale W i r k u n g haben und können daher die außerhalb des Staatsgebietes liegenden W e r t e nicht erfassen. Die andere Ansicht w i l l nicht behaupten, daß die Konfiskationsmaßnahmen einen streng territorialen Charakter haben, sie vertritt aber den Standpunkt, daß der A n w e n d u n g dieser M a ß n a h m e n in bezug auf die außerhalb des Staatsgebietes des konfiszierenden Staates liegenden W e r t e der ordre public entgegengehalten w e r den kann. Auch dann, wenn der f r e m d e n Konfiskationsmaßnahme exterritoriale W i r k u n g beizumessen w ä r e , ist die Durchführung dieser Maßnahme in bezug auf die im Bundesgebiet befindlichen W e r t e als gegen den deutschen ordre public verstoßend zu betrachten. Jedoch nur einer entschädigungslosen Konfiskation steht der ordre public entgegen. U m eine solche handelt es sich hier, w i e sich aus d e m Nachtragsgutachten v o m 18.9. 1951 ergab. Das Gutachten k a m dann zu d e m ersten Teilergebnis, daß das in Deutschland liegende V e r m ö g e n der in Ungarn nationalisierten AG nicht als v o n der Konfiskationsmaßnahme erfaßt betrachtet w e r d e n könne. W e i t e r f ü h r t das Gutachten aus, daß die A u f l ö s u n g der alten A G durch den ungarischen Staat anerkannt w e r d e n muß, aber das in Deutschland

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liegende Vermögen dieser Gesellschaft nicht als konfisziert betrachtet werden darf. Infolgedessen besteht die alte Gesellschaft in Deutschland weiter, freilich nur zu dem Zwecke der Liquidation. Die Bekl. hat, da sie Vermögen in Deutschland hatte, also ihre Rechtspersönlichkeit für Zwecke der Liquidation nicht verloren. Die Abwicklung ist daher nach dem Recht des Landes vorzunehmen, in welchem sich die Vermögenswerte der aufgelösten Gesellschaft befinden. Weiter kam das Gutachten zu dem Ergebnis, daß die Ansprüche der Gläubiger der früheren ungarischen AG auf Befriedigung aus dem in Deutschland liegenden Vermögen dieser aufgelösten Gesellschaft nicht im Wege einer Klage gegen die sich in Deutschland aufhaltenden ehemaligen Direktoren dieser Gesellschaft, sondern im Wege der gegenüber dem Abwickler der Gesellschaft im Abwicklungsverfahren angemeldeten Anträge geltend gemacht werden können. Nicht die ehemaligen Direktoren, sondern die Abwickler vertreten innerhalb ihres Geschäftskreises die Gesellschaft gerichtlich und außergerichtlich (§ 210 I AktG). Nach dem für das Liquidationsverfahren anzuwendenden deutschen Recht kommen als anspruchsberechtigte Gläubiger nicht nur die deutschen, sondern alle Gläubiger der untergegangenen Gesellschaft in Betracht. 5. Auf das Rechtsverhältnis zwischen den Streitsteilen hatte das deutsche Arbeitsrecht Anwendung zu finden. Auf die Entscheidung des LAG Bayern vom 1 6 . 5 . 1 9 5 0 (Abi. 20 [1950] 626 ff.) wird verwiesen. Danach folgt die Tätigkeit des arbeitenden Menschen dem Recht, wo er sie räumlich ausübt. Danach ist ein im deutschen Raum sich abwickelndes Arbeitsverhältnis vorherrschend nach deutschem Recht zu behandeln. Der Betrieb der Bekl. sollte und wurde nach Deutschland verlagert. Lediglich infolge der Kriegsereignisse war es nicht mehr zur Aufnahme der Produktion gekommen. Es handelt sich also nicht nur um eine Ausstrahlung von Rechtsverhältnissen aus dem ungarischen Staatsgebiet nach Deutschland bei Entsendung von Montagearbeitern. Es sollte vielmehr durch die Verlagerung ein Dauerzustand geschaffen werden. Aus dem vorstehenden ergab sich demnach, daß gegen die in Liquidation befindliche AG alle Ansprüche geltend gemacht werden konnten, die nach deutschem Arbeitsrecht dem Kl. entstanden sind" (wird ausgeführt). 2 1 . Fehlt eine Vereinbarung der Parteien über das anwendbare Recht, so entscheidet der hypothetische Parteiwille. Bei Gefälligkeitsgeschäften (hier: Auftrag) liegt der Schwerpunkt des Rechtsverhältnisses am Wohnsitz des Gefälligen. B F H , 3. Senat, Beschl. vom 26. 3. 1954 - III 42/52. Ungedruckt. Aus den Gründen: „Der Bruder der Beschwf. hat dieser durch notariellen Vertrag vom 21. 12. 1950 sein Hausgrundstück zum Kaufpreis von 4270 DM, der sich mit dem Einheitswert deckt, verkauft. Nach dem Vertrag sollen die sich auf wenigstens 4270 DM belaufenden Ansprüche der Beschwf. an ihren

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Bruder auf den Kaufpreis verrechnet werden; die genannten Ansprüche der Beschwf. beruhen nach den Erklärungen der Vertragsparteien darauf, daß die Beschwf. auf eigene Kosten ihren leidenden und pflegebedürftigen Eltern bis zu deren Ableben die erforderliche Wartung und Pflege hat zuteil werden lassen. Das Finanzamt hat eine Schenkung des Bruders der Beschwf. an diese im Betrag von 4270 DM angenommen und hierfür Schenkungssteuer festgesetzt. Der auf das Vorliegen eines Kaufvertrags gestützte Einspruch der Beschwf. ist erfolglos geblieben. Im Verfahren über die Berufung hat das Finanzamt anerkannt, daß die von der Beschwf. für die Pflege ihrer Eltern insgesamt gemachten Aufwendungen 14 400 RM betragen, wovon auf den Bruder der Beschwf. die Hälfte = 7200 RM entfalle. Dieser Betrag sei - umgestellt auf 720 DM - von dem Wert der Zuwendung in Abzug zu bringen. Das Finanzgericht ist dieser Auffassung gefolgt und hat unter Aufhebung der Einspruchsentscheidung die Steuer entsprechend herabgesetzt. Die auf völlige Freistellung gerichtete Rechtsbeschwerde der Steuerpflichtigen ist begründet. Das Finanzgericht geht, wenn auch im Ergebnis zutreffend, jedoch auf Grund rechtlich nicht ausreichender Erwägungen davon aus, daß im vorliegenden Falle (unmittelbar) die Sachnormen des deutschen bürgerlichen Rechts anzuwenden sind. Dabei ist außer Betracht gelassen, daß der Bruder der Beschwf. seinen Wohnsitz in den USA hat, es sich also um einen Fall mit Auslandsbeziehung handelt, der den Kollisionsnormen des internationalen Privatrechts, d. h. den Regeln unterfällt, die vorschreiben, nach welcher Rechtsordnung ein Fall mit Auslandsbeziehung zu beurteilen ist. Hierbei ist die Vorfrage der sogenannten Qualifikation, d. h. die Frage, im Sinne welcher Rechtsordnung ein Begriff des Kollisionsrechts auszulegen ist, nach herrschender Ansicht, insbesondere auch nach der Rechtsprechung des RG (RGZ 95, 164 [166]; 138, 245), aus der lex fori, hier also aus den Sachnormen (dem materiellen Recht) des BGB zu beantworten. In diesem Sinne ist es daher zunächst richtig, daß die angefochtene Entscheidung die von seiten des Bruders der Beschwf. durch Zusicherung des Ersatzes der (anteiligen) Pflegekosten zwischen ihm und der Beschwf. zustandegekommenen Rechtsbeziehungen als (schuldrechtlichen) Auftrag ansieht. Nun haben die das internationale Privatrecht Deutschlands regelnden Art. 7 bis 31 EGBGB keine Bestimmungen über das Gebiet des Schuldrechts (Obligationenrechts) getroffen. Auf diesem Gebiet gilt kollisionsrechtlich nach herrschender Lehre und Rechtsprechung der Grundsatz der Autonomie der Parteien des vertraglichen Schuldverhältnisses zur Bestimmung des auf dieses anzuwendenden Rechts. Liegt eine ausdrückliche Bestimmung dieses Rechts, wie im vorliegenden Falle, nicht vor, so ist nach herrschender Rechtsprechung der hypothetische Parteiwille maßgebend. Hiernach ist f ü r den vorliegenden Fall anzunehmen, daß die Beschwf. und ihr Bruder von der Maßgeblichkeit der deutschen Rechtsordnung ausgegangen sind, da sich das zwischen den genannten Parteien begründete Auftragsverhältnis in Deutschland abgewickelt hat. Das gleiche gilt auch dann, wenn man der - hauptsächlich im Schrifttum vertretenen - Auffas-

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sung folgt, daß nicht so sehr der vermutliche Parteiwille als der objektive Schwerpunkt des Rechtsverhältnisses maßgebend ist. Bei Gefälligkeitsgeschäften, unter die man auch den Auftrag einzureihen haben wird, ist Schwerpunkt der Wohnsitz des Gefälligen (Raape, IPR 3 [1950] § 38 III 2 Absatz 2); es gilt also mit Rücksicht auf den Wohnsitz der Beschwf. als der Beauftragten auch unter dem vorerwähnten Gesichtspunkt deutsches Recht. Hiernach ist der angefochtenen Entscheidung zuzustimmen, daß auf die schuldrechtlichen, aus dem Auftragsverhältnis entsprungenen Rechtsbeziehungen der Beschwf. und ihres Bruders die Vorschriften der §§ 662 ff. BGB Anwendung finden. Die Folge ist, daß es sich bei der Erstattungspflicht des Bruders der Beschwf. (§ 670 BGB) um eine RM-Verbindlichkeit im Sinne des § 13 II des UmstG handelt, da eine Währungsschuld im Sinne des § 244 BGB mangels einer ausdrücklichen Vereinbarung der Vertragsparteien nicht begründet worden, es vielmehr bei der Verpflichtung zur Entrichtung in (deutschen) gesetzlichen Zahlungsmitteln (§ 5 des MünzG vom 30. 8. 1924, RGBl. II 254) verblieben ist. Die angefochtene Entscheidung hat aber unzutreffenderweise auf diese RM-Verbindlichkeit nicht § 18 I Nr. 3 des UmstG, sondern § 16 I des UmstG angewandt" (wird ausgeführt) . 22. Ist in einem Verlagsvertrage zwischen einem Verleger, dessen gewerbliche Niederlassung im Inlande gelegen ist, und einem ausländischen Verfasser über die deutsche Übersetzung des fremdsprachigen Werkes die Anwendung eines bestimmten Rechts weder ausdrücklich noch stillschweigend vereinbart worden, so ist der Vertrag deutschem Recht zu unterstellen. Aus dem Umstände, daß der Verlagsvertrag in ausländischer Sprache abgefaßt, das Honorar des Verfassers in ausländischer Währung festgesetzt und eine ausländische Zahlstelle bestimmt worden ist, kann in einem solchen Falle für sich allein eine stillschweigende Vereinbarung über die Anwendung des ausländischen Rechts in der Regel nicht entnommen werden. - EGBGB Art. 11. BGH, 1. ZS, Urt. vom 22. 11. 1955 - I ZR 218/53: BGHZ 19, 110; NJW 9 (1956) 377; MDR 10 (1956) 403 mit Anm. von Pohle; BB 11 (1956) 93; GRUR 58 (1956) 135; Clunet 85 (1958) 230; Leitsätze in LM Nr. 15 zu Art. 7 ff. EGBGB mit Anm. von Lindenmaier; GRUR Ausl. 1956, 236. Aus den Gründen: „1. a) Die vertraglichen Beziehungen der Kl. hinsichtlich der deutschen Ubersetzung des Romans [„Sorrell and Son"] mit Dr. D. als Verfasser gehen auf das Abkommen zurück, das die Firma C. & Co. Ltd. als damalige Inhaberin des Urheberrechts . . . am 17. 5. 1927 mit der Firma G. und mit Dr. T. geschlossen hat. Bei diesem Abkommen handelt es sich, soweit dort in Ziffer 1) der Firma G. und Dr. T. das alleinige Recht (the sole right) eingeräumt worden ist, den Roman „Sorrell and Son" in die deutsche Sprache zu übersetzen und die Übersetzung zu verlegen (to translate and publish the said work in the German language), um einen Verlagsvertrag 5

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des Inhalts, daß jedenfalls die Firma G. . . . berechtigt und verpflichtet sein sollte, die deutsche Übersetzung des genannten Romans zu vervielfältigen und zu verbreiten. Der Vertrag ist später durch das . . . zwischen der Kl. und Dr. D. abgeschlossene Zusatzabkommen vom 23. 2. 1932 über eine wohlfeile Ausgabe der Ubersetzung des Romans ergänzt worden. b) Das Berufungsgericht hat das so zwischen der Kl. und Dr. D. begründete Vertragsverhältnis deutschem Recht unterstellt. Dem ist beizutreten. Für die Frage, welchem Recht ein schuldrechtlicher Vertrag zwischen einem Inländer und einem Ausländer unterstellt werden muß, ist nach anerkannter Rechtsauffassung in erster Linie der ausdrücklich oder stillschweigend erklärte Parteiwille, gegebenenfalls der sogenannte mutmaßliche (hypothetische) Parteiwille und notfalls der Erfüllungsort entscheidend (BGHZ 7, 231 [234] i; BGH, NJW 1952, 540 2 mit Nachweisungen). Das Berufungsgericht hat darüber, nach welcher Richtung der Parteiwille gegangen sei, keine ausdrücklichen Feststellungen getroffen, wie es denn überhaupt eine nähere Begründung f ü r die Anwendbarkeit des deutschen Rechts nicht gegeben hat. Ersichtlich hat es aber angenommen, daß jedenfalls der Wille, das Vertragsverhältnis englischem Recht zu unterstellen, nicht erklärt worden sei. Denn anderenfalls hätte es englisches Recht anwenden müssen. Das hat es aber offensichtlich nicht getan und nicht tun wollen; es hat nur bei der noch zu erörternden Frage, ob auch hinsichtlich der deutschen Übersetzung des Romans „No hero this" ein Verlagsvertrag zwischen Dr. D. und der Kl. zustandegekommen sei, als möglich in Betracht gezogen, daß f ü r die Begründung des Vertragsverhältnisses, insbesondere die Form des Abschlusses, englisches Recht zur Anwendung kommen könnte. In der Tat läßt der vorgetragene Sachverhalt nicht mit hinreichender Sicherheit erkennen, daß das Vertragsverhältnis nach dem erklärten Willen der Vertragsparteien dem englischen Recht hätte unterstellt werden sollen. Das Abkommen vom 17. 5. 1927 und ebenso der Zusatzvertrag vom 23. 2. 1932 sind zwar in englischer Sprache abgefaßt, das Abkommen vom 17.5. 1927 sieht die Zahlung des f ü r den Verfasser anfallenden Honorars in englischer WTährung, beide Verträge sehen eine englische Zahlstelle vor. Indessen könnte hieraus allein die Annahme, die Vertragsparteien hätten den Vertrag dem englischen Recht unterstellen wollen, nur dann hergeleitet werden, wenn noch andere Umstände gegeben wären, die auf einen solchen Willen hindeuteten (Palandt, BGB14 Vorbem. 2 a vor Art. 12 EGBGB). Solche Umstände sind jedoch nicht ersichtlich. Insbesondere können dafür nicht die in den Verträgen gewählten Formulierungen für die den Vertragspartnern des Verfassers eingeräumten Rechte herangezogen werden, die, wie die Kl. mit Recht bemerkt, nicht geradezu auf typisch englische Rechtseinrichtungen hinweisen, sondern ebensowohl als analoger sprachlicher Ausdruck f ü r auch dem deutschen Recht geläufige Einrichtungen angesehen werden können. Das gilt auch f ü r den Ausdruck „the first refusal of the German right" in Ziffer 5 des Abkommens vom 17.5. 1927, der nichts anderes besagt, als daß der 1 2

Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 213 b. Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 402 b.

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Verfasser, w i e das auch i m deutschen Verlagswesen vielfach üblich ist, diese Bücher zuerst seinem Vertragspartner anbieten müsse, b e v o r er sie anderweit in Verlag gebe. Die weitere Frage, ob umgekehrt das Berufungsgericht etwa v o n der A n n a h m e ausgegangen ist, der erklärte P a r t e i w i l l e sei auf die A n w e n d u n g deutschen Rechts gerichtet gewesen, und ob diese A n n a h m e rechtlich zu billigen wäre, kann auf sich beruhen, da in j e d e m F a l l e der hypothetische P a r t e i w i l l e als Anknüpfungspunkt dazu nötigt, das Vertragsverhältnis deutschem Recht zu unterstellen. D e r hypothetische P a r t e i w i l l e in dem hier in Betracht k o m m e n d e n Sinne besteht, w i e der erkennende Senat in B G H Z 7, 231 [235] 3 ausgeführt hat, nicht in hypothetischen subjektiven Vorstellungen der Vertragsparteien. Die Ermittlung des hypothetischen Parteiwillens bedeutet vielmehr das Suchen nach d e m Anknüpfungspunkt, der sich aus der Eigenart des zu entscheidenden Sachverhalts und aus der Interessenlage, in die gegebenenfalls auch das A l l gemeininteresse einzubeziehen ist, unter Berücksichtigung rein o b j e k t i v e r Gesichtspunkte ergibt. Dabei k o m m t der F r a g e besonderes Gewicht zu, w o sich der Schwerpunkt des Vertragsverhältnisses befindet. W e i s t dieser auf eine bestimmte Rechtsordnung hin, so kann das f ü r die W a h l des anzuwendenden Rechts ausschlaggebend sein (RGZ 81, 275; Palandt aaO V o r bem. 2 a v o r Art. 12 E G B G B ) . Nach nahezu einhelliger Rechtsansicht liegt aber bei einem Verlagsvertrage der Schwerpunkt a m Orte der g e w e r b lichen Niederlassung des Verlegers. Z w a r ist notwendige Voraussetzung eines jeden Verlagsvertrages, daß ein verlagsfähiges W e r k vorhanden ist oder künftig geschaffen w i r d . Indessen ist diese Voraussetzung f ü r die rechtliche und wirtschaftliche Eigenart des Verlagsvertrages nicht kennzeichnend. Das Charakteristikum des Verlagsvertrages besteht v i e l m e h r in der dem Verleger obliegenden Leistung, das in Verlag gegebene W e r k zu vervielfältigen und zu verbreiten. Diese Leistung, die eine F ü l l e v o n Einzelhandlungen bedingt, ist aber v o n der gewerblichen Niederlassung des Verlegers aus zu erbringen. Durchaus überwiegend w i r d deshalb auf den Verlagsvertrag, sofern kein abweichender P a r t e i w i l l e erklärt w o r d e n ist, das f ü r den Ort der gewerblichen Niederlassung des Verlegers maßgebende Recht angewendet ( H o f f m a n n , RabelsZ 5 (1931) 760; Troller, Das internationale Privat- und Zivilprozeßrecht im gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht 221; Schnitzer, Handbuch des I P R » I I 630; vgl. auch R G Z 118, 282). Der erkennende Senat schließt sich dieser Auffassung an. D e m z u f o l g e ist im vorliegenden Falle der Verlagsvertrag zwischen der Kl. und Dr. D. über die deutsche Übersetzung des R o m a n s „Sorrell and S o n " d e m deutschen Recht zu unterstellen. Das A b k o m m e n v o m 17. 5. 1927 enthält z w a r außer dem eigentlichen Verlagsvertrag die „ O p t i o n s a b r e d e " der Z i f f e r 5. Das rechtfertigt jedoch keine abweichende Beurteilung. Derartige Abreden sind dazu bestimmt, den Abschluß künftiger Verlags Verträge v o r zubereiten und zu sichern; sie sind dem Recht zu unterstellen, das auf den Verlagsvertrag anzuwenden ist, dem sie als Nebenabrede eingegliedert sind (Hoffmann aaO 7 6 5 ) . . . . 2. Auch die A n n a h m e des Berufungsgerichts, die Kl. habe das Verlags3



Siehe Fußnote 1.

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recht hinsichtlich der deutschen Übersetzung des Romans „ N o hero this" erworben, ist rechtlich nicht zu beanstanden. Der Abschluß eines schriftlichen Vertrages über diesen Roman hat sich zwar nicht nachweisen lassen. Das Berufungsgericht ist jedoch zu der A u f fassung gelangt, ein Verlagsvertrag hierüber sei zwischen der Kl. und Dr. D. zumindest formlos zustandegekommen. Dazu hat es ausgeführt: Die Kl. habe zu der Zeit, zu der sie die deutsche Übersetzung von „ N o hero this" herausgebracht habe, in guten geschäftlichen Beziehungen zu dem Verfasser und dessen Agenten gestanden. Der Verfasser habe die f ü r ihn angefallenen und ihm überwiesenen Honorarbeträge entgegengenommen und behalten, ohne der Kl. gegenüber zum Ausdruck zu bringen, daß er mit der Herausgabe der Übersetzung von „ N o hero this" nicht einverstanden sei. Daraus müsse auf sein Einverständnis mit der Herausgabe geschlossen werden, und zwar um so mehr, als ihm f ü r einen Widerspruch offenbar kein triftiger Grund zur Verfügung gestanden h a b e . . . . Das Berufungsgericht hat auch diesen Vertrag nach deutschem Recht beurteilt. Auch hiergegen bestehen keine rechtlichen Bedenken. Angesichts der zwischen der Kl. und Dr. D. im L a u f e der Zeit über deutsche Übersetzungen einer beträchtlichen Anzahl seiner weiteren W e r k e geschlossenen Verlagsverträge, die nach dem Sachvortrag inhaltlich im wesentlichen mit dem Abkommen v o m 17. 5. 1927 über „Sorrell and Son" übereinstimmen, ist kein begründeter Anlaß gegeben, f ü r den f o r m l o s zustandegekommenen Vertrag über die Übersetzung von „ N o hero this" einen hiervon abweichenden Inhalt anzunehmen. Hiervon ausgehend ist es aber nach den Ausführungen unter 1 b gerechtfertigt, diesen Vertrag ebenfalls nach deutschem Recht zu beurteilen. Daraus ergibt sich zugleich, daß auch die F o r m v o r schrift des englischen Rechts (Gesetz v o m 16. 12. 1911 V Z i f f e r 2, abgedruckt bei Röthlisberger, Urheberrechtliche Gesetze und Verträge in allen Ländern) f ü r Verträge, die die Übertragung urheberrechtlicher Ausschließlichkeitsbefugnisse zum Gegenstande haben, keine Anwendung finden kann (Art. 11 I Satz 1 E G B G B ) . " 2 3 . Ein von deutschen Parteien in Deutschland geschlossener Anerkenntnisvertrag unterliegt deutschem Recht. Die Rechtsverhältnisse der juristischen Person beurteilen sich nach dem Recht ihres Sitzes. Die Niederkämpfung Polens im Jahre 1939 hatte nicht den Untergang des polnischen Staates zur Folge. Die Gründung einer nach deutschem Recht zu beurteilenden Aktiengesellschaft im damaligen General-Gouvernement war völkerrechtlich nicht zu beanstanden. Die Beschlagnahme des Vermögens deutscher juristischer Personen durch den polnischen Staat 194-6 hat das in Deutschland befindliche Vermögen nicht erfaßt; auch das KRG Nr. 5 betraf nur Vermögen außerhalb des Deutschen Reichs. Die juristische Person verliert ihre Rechtspersönlichkeit nicht durch die Verlegung ihres Sitzes, soweit in dem Land, in das der Sitz verlegt wird, noch Vermögen vorhanden ist. L G Hamburg, Urt. v o m 4. 11. 1955 - 62 0 75/54. Ungedruckt.

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Die Kl. macht als Verwalterin des Vermögens der Monopol-VertriebsAG eine im Kriege entstandene Forderung dieser Gesellschaft geltend. Durch Gesellschaftsvertrag vom 26. 1. 1940 wurde die Monopol-Vertriebsgesellschaft f ü r Mineralöl mit beschränkter Haftung gegründet. Als Gründerin mit 66 °/o des Stammkapitals war die „Beskiden-Erdöl GmbH" mit dem Sitz in Berlin beteiligt. Die Monopol-Vertriebs-GmbH wurde beim deutschen Gericht in Krakau eingetragen. Nach dem Gesellschaftsvertrag war Gegenstand des Unternehmens „der Vertrieb der dem Mineralölmonopol des Generalgouvernements unterliegenden Mineralöle". Nach dem Gesellschafterbeschluß vom 28. 3. 1942 sollte die Gesellschaft deutschem Recht unterstehen. Die Gesellschaft wurde im Jahre 1943 in eine AG umgewandelt, die ebenfalls beim deutschen Gericht in Krakau eingetragen wurde. Nach § 12 ihrer Satzung unterstand sie deutschem Recht. Laut Quittung vom 15. 6. 1944 war damals die Generaldirektion der Monopole, eine Dienststelle der Regierung des Generalgouvernements, Inhaber des gesamten Grundkapitals. Die Monopol-Vertriebs-AG lieferte an die Bekl. im November und Dezember 1944 Mineralöle, die die Bekl. nicht bezahlte. Nach dem Kriege beschlagnahmte die polnische Regierung das Vermögen der Monopol-Vertriebs-AG und überführte es in polnisches Staatseigentum. Der von der MR eingesetzte Liquidator wandte sich 1946 mit der Aufforderung an die Bekl., die Monopol-Vertriebs-AG jetzt zu befriedigen. Am 2. 2. 1946 antwortete ihm die Bekl., daß nach ihren Büchern das Guthaben . . . RM betrage. Die Kl. macht einen Teilbetrag geltend. Aus den Gründen: „Die Klage stützt sich auf das Anerkenntnis der Bekl. vom 2. 2. 1946 . . . 1. Dieses Anerkenntnis ist nach deutschem Recht zu beurteilen, da es in Deutschland abgegeben worden ist und beide Beteiligten deutschem Recht unterstanden; die Bekl. ist eine deutschem Recht unterstehende GmbH mit dem Sitz in Hamburg; die Monopol-Vertriebs-AG unterstand ebenfalls deutschem Recht. Das Schuldanerkenntnis ist ein Vertrag, durch den das Bestehen eines Schuldverhältnisses anerkannt wird (§ 781 BGB) . Dieser Vertrag ist durch einen Briefwechsel zwischen dem früheren Liquidator K. und der Bekl. zustandegekommen (wird ausgeführt). 2

3. Die Rückforderung des Anerkenntnisses nach Bereicherungsrecht. Ein unrichtiges Anerkenntnis, das auf Grund einer Abrechnung gegeben wird, kann nach den Vorschriften über ungerechtfertigte Bereicherung zurückgefordert w e r d e n . . . . Die Bekl. hat jedoch nicht dargelegt, daß ihr Anerkenntnis unrichtig war. Die anerkannte Schuld bestand tatsächlich. a) Entstehung der Schuld. Die Monopol-Vertriebs-AG ist formgerecht nach deutschem Recht errichtet worden. Die deutsche Zivilverwaltung betrieb im General-Gouvernement 7 Monopole, u. a. ein Monopol f ü r Mine-

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ralöl (Weh, DR 1940, 1399). Die VO über die Einführung eines MineralölMonopols vom 20. 1. 1940 (VOB1. f ü r das General-Gouvernement I 19) bestimmte, daß das dem Monopol unterliegende Mineralöl durch eine Monopol-Vertriebsgesellschaft f ü r Mineralöl vertrieben werden sollte. Nach § 10 der VO sollte dies eine privatrechtliche Gesellschaft sein und der Gesellschaf tsver trag vom General-Gouverneur genehmigt werden. Darauf wurde durch Gesellschaftsvertrag vom 28. 1. 1940 die Monopol-Vertriebs-GmbH nach deutschem Recht gegründet und in das Handelsregister des polnischen Bezirksgerichts Krakau eingetragen. Nach § 29 der VO über die deutsche Gerichtsbarkeit im General-Gouvernement vom 19. 2. 1940 (VOB1. I 57) konnten im General-Gouvernement Handelsgesellschaften nach deutschem Recht errichtet werden; sie waren nach § 30, 2 derselben VO in das Handelsregister des deutschen Gerichts einzutragen. Nachdem die deutschen Gerichte im General-Gouvernement geschaffen waren, wurde die Monopol-Vertriebs-GmbH am 1. 6. 1942 in das Handelsregister des deutschen Gerichts Krakau überführt. Sie wurde im Jahre 1943 entsprechend den §§ 269 bis 274 AktG in eine AG umgewandelt und unterstand als solche weiter dem deutschen Recht. Diese Schaffung einer Körperschaft deutschen Rechts in dem von Deutschland besetzten Teil Polens ist nach den allgemeinen Regeln des Völkerrechts, die Bestandteile des Bundesrechts sind (Art. 25 GG), nicht zu beanstanden. Die in Deutschland zur nationalsozialistischen Zeit geäußerte Rechtsauffassung, daß der polnische Staat infolge seiner Niederkämpfung (debellatio) aufgehört habe zu bestehen (RGZ 167, 277; Klein, Arch. öff. R. 1941, 252; Weh, DR 1940, 1394), ist allerdings nicht zu billigen. Nach heutiger Auffassung bewirkt die militärische Niederkämpfung noch keinen Untergang des niedergekämpften Staates, wenn er von seinen Bundesgenossen weiter verteidigt wird (Verdross, Völkerrecht 3 190; OGHZ 2, 4 ff.). Polen hatte noch eine anerkannte Exil-Regierung, die diplomatische Beziehungen unterhielt; England und Frankreich erklärten sich bereit, Polen zu befreien; die Alliierten und die Neutralen erkannten den Fortbestand Polens an (Jellinek, Der automatische Erwerb und Verlust der StA durch völkerrechtliche Vorgänge 111 ff.; Geilke, Das Staatsangehörigkeitsrecht von Polen 18). Deutschland hatte daher nur die Rechte, die einer Besatzungsmacht nach Art. 43 der HLKO zustehen. Danach hat der Besetzende nach Möglichkeit die öffentliche Ordnung und das öffentliche Leben wiederherzustellen und aufrechtzuerhalten, und zwar, soweit kein zwingendes Hindernis besteht, unter Beachtung der Landesgesetze. Er kann jedoch auch die durch die Sachlage gebotenen neuen Gesetze erlassen (Verdross aaO 381). Die Gründung von Körperschaften nach dem Recht der Besatzungsmacht ist völkerrechtlich nicht verboten. Eine derartige Gründung ist nach den Regeln des internationalen Privatrechts zu beurteilen. Nach deutscher und überhaupt kontinentaler Auffassung ist das Recht des Staates maßgebend, in dem die Körperschaft ihren Sitz hat (Raape, 1PR4 190), Schon nach diesem Grundsatz konnte in dem von Deutschland besetzten und daher mindestens teilweise deutschem Recht unterstehenden Polen eine Körperschaft deutschen Rechts gegründet wer-

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den. Überdies ist nach § 23 BGB vorgesehen, daß einem Verein mit Sitz im Ausland durch Beschluß des Bundesrats Rechtsfähigkeit verliehen werden kann. Zu demselben Ergebnis würde man bei der Zugrundelegung angelsächsischen Rechts kommen; dort wird die Rechtspersönlichkeit einer Körperschaft nach dem Recht beurteilt, nach dem sie gegründet worden ist (Raape aaO 190 f.). Die Vorgängerin der Monopol-Vertriebs-AG, die Monopol-Vertriebs-GmbH, ist daher bereits als eine Gesellschaft nach deutschem Recht ins Leben getreten, zum mindesten, nachdem sie gemäß § 30, 2 der VO über die deutsche Gerichtsbarkeit im General-Gouvernement im Handelsregister des deutschen Gerichtes eingetragen war. Sie konnte daher auch nach deutschem Recht in eine AG umgewandelt werden. Die Monopol-Vertriebs-AG. ist daher formgerecht gegründet und Gläubiger der Kaufpreisforderung gegen die Bekl. geworden. b) Die polnischen Maßnahmen gegen die Monopol-Vertriebs-AG. Die Monopol-Vertriebs-AG. wurde durch die gegen sie gerichteten Maßnahmen der polnischen Regierung nach dem Kriege nicht vermögenslos. Das Vermögen der Gesellschaft wurde durch das Dekret der polnischen Regierung vom 2.3. 1945 betreffend die verlassenen und aufgegebenen Vermögen (Geilke, Die Lösung der deutschen Frage im Lichte polnischer Gesetze, als Manuskript vervielfältigt, Hamburg [1954] 104) beschlagnahmt. Art. 1 § 1 dieses Dekretes stellte die unwiderlegliche Vermutung auf, daß das gesamte innerhalb des polnischen Staatsgebietes und der unter polnischer Verwaltung stehenden Ostgebiete belegene Vermögen des deutschen Staates oder seiner Angehörigen derelinquiert sei (Geilke aaO 76). Nach Art. 2 I c des Gesetzes vom 3. 1. 1946 betreffend die Übernahme der Grundzweige der nationalen Wirtschaft in das Staatseigentum (Geilke aaO 120) wurde dieses als derelinquiert geltende Vermögen der deutschen juristischen Personen des Privatrechts in das Eigentum des polnischen Staates überführt. Als deutsche juristische Personen wurden nach den VOen vom 11. 4.1946 und 21. 5. 1946 (Geilke aaO 131, 135) u. a. solche Handelsgesellschaften bezeichnet, bei denen zwischen dem 1. 9. 1939 und 19. 4. 1946 mehr als die Hälfte des Anlagevermögens deutschen juristischen Personen oder Staatsangehörigen des Deutschen Reiches gehört hatte. Hierzu gehörte die Monopol-Vertriebs-AG., da alle Aktien mittelbar im Besitze des Deutschen Reiches standen. Der polnische Gesetzgeber hat die Monopol-Vertriebs-AG ebenso wie der deutsche Gesetzgeber als eine Körperschaft deutschen Rechtes behandelt. Das Erlöschen der Gesellschaft kann demnach nur nach deutschem Recht beurteilt werden. Nach deutschem Recht ist sie nicht aufgelöst. Die polnischen Maßnahmen betrafen nicht das außerhalb des polnischen Machtbereiches befindliche Vermögen der Gesellschaft, weil dieses nicht „derelinquiert" war. Überdies beschränkt sich die Wirksamkeit derartiger Maßnahmen nach allgemeiner Anschauung auf das Gebiet des Staates, der sie vornimmt (Raape aaO 643; Seidl-Hohenveldern, Internationales Konfiskations- und Enteignungsrecht 59). Das betroffene Unternehmen bleibt f ü r das Gebiet der Bundesrepublik auch ohne Sitzverlegung und Eintra-

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gung im Handelsregister eines hiesigen Gerichtes als Rechtspersönlichkeit bestehen, wenn es hier Vermögen hat (Beuck, Interzonales Privatrecht 54; Seidl-Hohenveldern aaO 107; Würdinger, RGR-Komm. HGB, Allgemeine Einleitung Anm. 61, 76, 78). Die Monopol-Vertriebs-AG hat im Inland ein Bankguthaben und die Forderung gegen die Bekl. (§ 23 ZPO; Raape aaO 632). Sie besteht daher trotz der polnischen Maßnahmen fort. c) Kontrollratsgesetz Nr. 5. Nach Art. II KRG Nr. 5 wurden Rechte u n d Ansprüche jeglicher Art auf irgendwelches außerhalb Deutschlands befindliches Vermögen, das im Eigentum, Besitz oder unter Kontrolle einer in Deutschland befindlichen Person deutsdier StA steht, auf die Kontrollratskommission f ü r das deutsche Auslandsvermögen übertragen. Dasselbe bestimmte Art. III f ü r Rechte und Ansprüche auf irgendwelches außerhalb Deutschlands befindliches Vermögen, das im Eigentum einer außerhalb Deutschlands befindlichen juristischen Person deutscher StA oder der Niederlassung irgendeiner juristischen Person steht, die unter deutschem Gesetz gegründet worden ist. Beide Bestimmungen betreffen nur Vermögen, das sich außerhalb des Bundesgebietes befindet. Die Forderung gegen die Bekl. befindet sich dagegen im Gebiet der Bundesrepublik (§ 23 ZPO) und ist nicht auf die Kontrollratskommission übergegangen. Sie wird daher auch nicht durch das Gesetz Nr. 63 der alliierten Oberkommission betroffen. d) Devisengenehmigung. Das Anerkenntnis der Bekl. war auch nicht deswegen unrichtig, weil eine Devisengenehmigung fehlte, die f ü r die Geltendmachung des Anspruchs der Monopol-Vertriebs-AG erforderlich war. Die Monopol-Vertriebs-AG hat ihren Sitz nicht aus dem Ausland in das Inland verlegt; sie ist vielmehr auch ohne eine solche Sitzverlegung nach dem Verlust ihres in Polen belegenen Vermögens als Inländerin anzusehen, soweit es sich um das im Inland verbliebene Vermögen handelt. Im übrigen würde der Bundesfinanzminister durch seine Anordnung vom 14. 7. 1952 mit der Bestellung der Kl. zur Verwalterin des Vermögens der Monopol-Vertriebs-AG stillschweigend auch zugleich die etwa erforderliche Devisen-Genehmigung erteilt haben."

Enteignung von Forderungen Siehe auch Nr. 32, 53-60

24. Ein deutscher Darlehensgläubiger, dessen Auslandsvermögen auf die Kommission für das deutsche Auslandsvermögen übertragen worden ist, ist gleichwohl berechtigt, einen Rechtsstreit über eine im Ausland (hier Österreich) belegene Darlehensforderung zu führen. Er kann aber nicht Leistung an sich selbst, sondern nur Einzahlung bei der zuständigen Landeszentralbank als (vorläufiger) Funktionsnachfolgerin der handlungsunfähigen Kommission verlangen. BGH, 4. ZS, Urt. vom 10. 6. 1954 - IV ZR 84/53 1 : NJW 7 (1954) 1324 mit Anm. von Priess S. 1487; LM Nr. 1 zu Art. III KRG 5; BB 9 (1954) 580. 1 Ein weiteres Teilurteil in diesem Rechtsstreit, erlassen vom OLG H a m b u r g am 28. 3. 1957 - 3 U 153/55 ist abgedruckt in IPRspr. 1956-1957 Nr. 172.

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Aus d e n G r ü n d e n : „Der A n s p r u c h des Kl. fällt u n t e r KRG Nr. 5 u n d ist g e m ä ß Art. I I I auf die K o m m i s s i o n f ü r d a s deutsche A u s l a n d s v e r m ö g e n ü b e r t r a g e n w o r d e n . Das B e r u f u n g s g e r i c h t h a t die Rechtsfolgen dieser Ü b e r t r a g u n g v e r k a n n t . A. Nach Art. I I I a a O w e r d e n alle Rechte u n d A n s p r ü c h e jeglicher Art auf a u ß e r h a l b D e u t s c h l a n d s befindliches Vermögen, d a s i m E i g e n t u m , Besitz o d e r u n t e r der Kontrolle einer a u ß e r h a l b D e u t s c h l a n d s befindlichen P e r s o n deutscher StA steht, die seit d e m 1. 9. 1939 zu i r g e n d e i n e r Zeit in einem deutscher K o n t r o l l e u n t e r s t e h e n d e n Gebiet ansässig w a r , auf die K o m m i s s i o n f ü r d a s deutsche A u s l a n d s v e r m ö g e n ü b e r t r a g e n . Die K o m mission, die sich a u s V e r t r e t e r n der vier B e s a t z u n g s m ä c h t e z u s a m m e n setzte, sollte ü b e r d a s A u s l a n d s v e r m ö g e n nach n ä h e r e n B e s t i m m u n g e n des K o n t r o l l r a t s v e r f ü g e n (Art. VI KRG Nr. 5). Sie k o n n t e d a s V e r m ö g e n verwalten u n d volle E i g e n t u m s g e w a l t d a r ü b e r a u s ü b e n , es i n s b e s o n d e r e v e r k a u f e n (Art. VII Buchstabe b KRG Nr. 5). U n t e r der Ü b e r t r a g u n g im Sinne des Art. I I I KRG Nr. 5 ist jedoch n u r eine t r e u h ä n d e r i s c h e Ü b e r t r a g u n g z u m Zwecke d e r V e r w a l t u n g u n d V e r f ü g u n g nach d e n v o m K o n t r o l l r a t zu erl a s s e n d e n B e s t i m m u n g e n zu v e r s t e h e n (Drost, I n t e r n a t i o n a l e Rechtsgrenzen f ü r die L i q u i d a t i o n v o n A u s l a n d s v e r m ö g e n [1952] 18). Dagegen sollte die K o m m i s s i o n k e i n u n e i n g e s c h r ä n k t e s E i g e n t u m a n d e m deutschen Ausl a n d s v e r m ö g e n e r l a n g e n . Das ergibt sich a u s d e n B e s t i m m u n g e n d e r Art. II, VI u n d VII des Gesetzes, i n s b e s o n d e r e w e n n m a n berücksichtigt, d a ß d a s KRG Nr. 5 a u s d e m a n g l o - a m e r i k a n i s c h e n R e c h t s d e n k e n h e r v o r g e g a n g e n ist. Das in Art. I I I f ü r die V e r m ö g e n s ü b e r t r a g u n g g e b r a u c h t e englische W o r t „vest" e n t s t a m m t d e m englischen Trust-Recht, d. h. d e m d u r c h Billigkeit geregelten Rechtsverhältnis, k r a f t dessen ein T r e u h ä n d e r verpflichtet ist, Vermögensrechte, d e r e n I n h a b e r er nach a u ß e n ist, z u m Vorteil des T r e u gebers o d e r d e r Allgemeinheit o d e r eines b e s t i m m t e n P e r s o n e n k r e i s e s zu v e r w e n d e n . D e r T r e u h ä n d e r h a t hierbei d a s rechtliche E i g e n t u m (legal o w n e r s h i p ) , d e r T r e u g e b e r ein E i g e n t u m nach Billigkeitsrecht (equitable o w n e r s h i p ) (v. Schmoller-Maier-Tobler, H a n d b u c h des Besatzungsrechts § 51, 10). Dieses E i g e n t u m nach Billigkeitsrecht verbleibt d e m f r ü h e r e n Berechtigten solange, als nicht die K o m m i s s i o n n a c h d e n W e i s u n g e n des K o n t r o l l r a t s g e m ä ß Art. VI KRG Nr. 5 ü b e r d e n V e r m ö g e n s g e g e n s t a n d verf ü g t h a t . E r s t m i t dieser V e r f ü g u n g tritt die L i q u i d a t i o n , die E n t e i g n u n g ein (Drost aaO 18). Dies v e r k e n n t d a s B e r u f u n g s g e r i c h t , w e n n es die eingeklagte F o r d e r u n g als enteignet ansieht u n d d e s h a l b die Klage f ü r u n b e g r ü n d e t hält. Materiellrechtlich h a t der Kl. also sein Recht b i s h e r nicht v e r l o r e n . Der eingeklagte A n s p r u c h ist v i e l m e h r in seiner P e r s o n zu e i n e m sogenannten „nudum ius" geworden. B. Der KI. ist a b e r auf G r u n d des i h m verbliebenen Rechts - m i t noch zu e r ö r t e r n d e n E i n s c h r ä n k u n g e n - b e f u g t , auf L e i s t u n g zu klagen. I m allgem e i n e n h a t der T r ä g e r eines Rechts auch die Klagebefugnis, die s o g e n a n n t e P r o z e ß f ü h r u n g s b e f u g n i s (Rosenberg, L e h r b u c h des d e u t s c h e n Zivilprozeßrechts 6 186). Ist i h m die V e r w a l t u n g u n d V e r f ü g u n g ü b e r d a s Recht entzogen u n d auf einen a n d e r e n ü b e r t r a g e n w o r d e n , der die V e r w a l t u n g

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u n d Verfügung im eigenen Namen und nicht als gesetzlicher Vertreter vornimmt, d a n n steht in der Regel die Prozeßführungsbefugnis diesem anderen zu, der das fremde Recht im eigenen Namen geltend macht, also selbst Partei ist (Rosenberg aaO 186). Das letztere ist bei der sogenannten Partei k r a f t Amtes der Fall, die als gesetzliche Treuhand gelten k a n n (Palandt, a a O E i n f ü h r u n g vor § 164, 3). Das Wesen der Partei k r a f t Amtes besteht darin, daß sie auf Grund des ihr durch den Bestellungsakt erteilten Auftrags nach eigenem Ermessen ohne Rücksicht auf die Belange bestimmter Beteiligter und unter Umständen sogar gegen die Interessen des Inhabers des von ihr verwalteten Vermögensrechts zu handeln hat (OGHZ 2, 6; SteinJonas- Schönke, ZPO 17 I 2 vor § 50 ZPO). Die Kommission hat ihren Auftrag von den Besatzungsmächten erhalten (Art. I KRG Nr. 5). Auf Grund dieses Auftrages sollte sie, wie oben dargelegt, als gesetzlicher Treuhänder über das beschlagnahmte Vermögen verfügen, und zwar auch gegen die Interessen des Vermögensinhabers (Art. VI, VII Buchstabe b KRG Nr. 5). Deshalb war die Kommission Partei k r a f t Amtes. Sie wäre damit prozeßb e f u g t gewesen. C. Es k a n n dahinstehen, ob die Prozeßführungsbefugnis der Kommission unter gewöhnlichen Umständen das Recht des Kl., den ihm sachlichrechtlich zustehenden Anspruch klageweise geltend zu machen, in jeder Hinsicht ausschließen würde. Bei v. Schmoller-Maier-Tobler aaO § 51, 10 wird ausgeführt, dem deutschen Eigentümer verbleibe sein Recht mindestens als „nudum", er behalte damit die Befugnis, Maßnahmen zur Erhaltung des Vermögens im Ausland zu treffen, bleibe in einem Rechtsstreit aktivlegitimiert und könne auch das ihm verbliebene Recht innerhalb Deutschlands abtreten. Das Gutachten des Rechtsamts der Verwaltung des VWGb. vom 29. 8. 1949, auf das dort in Anm. 24 verwiesen wird, zieht diese Schlüsse zwar nicht ausdrücklich. Es wird dargelegt, die Kommission solle das deutsche Auslandsvermögen f ü r den verwalten, den es angehe. Die „equitable ownership" verbleibe bei dem ursprünglichen deutschen Inhaber und bilde einen Rechtsrückstand, der die Annahme des endgültigen Rechtsverlustes ausschließe und an den eine etwaige Rückgabe ohne weiteres a n k n ü p f e n könne (S. 10 f.; vgl. auch S. 15: . . . daß aber ein gewisser Rückstand des ursprünglichen Rechts bei den ursprünglich Berechtigten verblieben i s t . . . Der Restbestand der Rechte der ursprünglichen deutschen Inhaber ist aber noch vorhanden). Daß der ursprüngliche Inh a b e r des Rechts trotz der Entziehung des ausländischen Vermögens durch das KRG Nr. 5 berechtigt geblieben ist, einen Rechtsstreit über das Recht zu f ü h r e n , folgt aber mindestens dann aus dieser Auffassung, wenn berücksichtigt wird, daß der Kontrollrat auf Grund der zwischen den Besatzungsmächten aufgetretenen Spannungen seine Tätigkeit eingestellt hat und d a m i t auch die Kommission f ü r das deutsche Auslandsvermögen handlungsunfähig geworden ist (v. Schmoller-Maier-Tobler aaO § 51, 10). Die Kommission k a n n daher diejenigen Rechtsschutzmaßnahmen, die f ü r die Erhaltung des Vermögens erforderlich sind, nicht mehr treffen (vgl. auch Schütte, BB 1951, 705 [706]). Zu solchen vermögenserhaltenden Maßnahmen gehört es bei einer Darlehensforderung auch, sie d a n n geltend zu

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machen, wenn sie fällig und beitreibbar, der Schuldner insbesondere zahlungsfähig ist, vor allem aber, zunächst einen vollstreckbaren Titel gegen den Schuldner zu erwirken. Die Tatsache, daß dem Kl. sein Vermögen in Österreich gemäß dem Vorspruch zum KRG Nr. 5 „entzogen" worden ist, hindert nicht, daß er die Forderung einklagt, sofern er sich nur jeder Verfügung zu seinen Gunsten über sie enthält und demgemäß nur auf Leistung an die Kommission oder ihre Rechtsnachfolgerin oder auf Zahlung auf ein besonderes Konto f ü r den noch festzustellenden Verfügungsberechtigten klagt. Im Ergebnis deckt sich das mit Ausführungen des früheren geschäftsführenden Präsidenten des Österreichischen VGH Mannlicher (wiedergegeben bei Bös, Das deutsche Vermögen in Österreich, BB 1953, 685 [687]), der abschließend meint, gegenwärtig seien es allein die deutschen Eigentümer, die durch ihre Parteistellung und ihr Mitspracherecht die Interessen derjenigen wahrzunehmen in der Lage seien, denen die betreffenden Vermögen letzten Endes zukommen würden. Mindestens muß also den deutschen Eigentümern ein solches Klagerecht jetzt deshalb zugebilligt werden, weil sonst niemand vorhanden ist, der ihre berechtigten Belange wahrnimmt. Für die hier vertretene Auffassung sprechen auch die Ausführungen bei Fuchs (Die Beschlagnahme, Liquidation und Freigabe deutschen Vermögens im Ausland, in: Die Rechtsverfolgung im internationalen Verkehr, herausgegeben von Leske-Löwenfeld [1927] Bd. 6, 2. Teil 194) zu den Beschlagnahmen nach dem ersten Weltkriege: Danach wurde die Befugnis des deutschen Berechtigten zur Prozeßführung über den beschlagnahmten Gegenstand grundsätzlich nicht ausgeschlossen (über den Begriff Beschlagnahme vgl. a a ö 187); er konnte sein beschlagnahmtes Vermögensrecht in der Regel klageweise geltend machen, und zwar uneingeschränkt durch eine Feststellungsklage, mit einer Leistungsklage allerdings nur auf Leistung an den Sequester oder an das sonst f ü r die Verwaltung seines Rechts zuständige Organ des beschlagnehmenden Staates. Fuchs hat damals darauf hingewiesen, auf diese Weise sei es dem deutschen Berechtigten ermöglicht, sofern der Sequester die Einziehung seiner Forderungen verzögere oder unterlasse, seinerseits die Einziehung zu betreiben und dadurch eine Gutschrift f ü r den eingezogenen Betrag herbeizuführen. Dieser Grund besteht nach dem letzten Kriege f ü r die Inhaber deutschen Auslandsvermögens in verstärktem Maße, weil die Kommission nicht einmal handlungsfähig ist. D. Der Kl. kann hiernach nicht uneingeschränkt auf Leistung an sich selbst klagen. Der Senat hat der Einschränkung, die sich aus einer sinngemäßen Anwendung des KRG Nr.5 ergibt, dadurch Rechnung getragen, daß er den Bekl. verurteilt hat, den Urteilsbetrag auf ein Konto bei der zuständigen Landeszentralbank in Hamburg einzuzahlen. Das beruht auf der Erwägung, daß nach Fortfall der Kommission für Deutsches Auslandsvermögen keine andere Behörde an deren Stelle getreten ist (v. SchmollerMaier-Tobler a a ö § 51, 10) und der Kl. daher nicht in der Lage ist, auf Leistung an einen Sequester oder an das sonst f ü r die Verwaltung seines Rechts zuständige Organ der beschlagnahmenden Mächte zu klagen. Es ist

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daher, wenn er nicht rechtlos gestellt werden soll, sachgemäß, diejenige deutsche Stelle einzuschalten, die ihrem Aufgabengebiet nach in erster Linie dafür in Frage kommt, die Funktion der Kommission f ü r das deutsche Auslandsvermögen wahrzunehmen. Es wird Sache der Landeszentralbank sein, im einzelnen anzuordnen, in welcher Weise der Urteilsbetrag bei ihr einzuzahlen ist und - auf Grund der einschlägigen Bestimmungen, gegebenenfalls im Benehmen mit der Besatzungsmacht - über die weitere Behandlung der eingezahlten Gelder zu befinden." 25. Forderungen sind am Wohnsitz des Schuldners belegen. Ist dieser gezwungen, seinen Wohnsitz zu verlegen, und hinterläßt er am ursprünglichen Wohnsitz auch kein Vermögen, so wechselt auch der Ort der Belegenheit. Daß die Forderung hypothekarisch gesichert war, ändert daran nichts, wenn die dingliche Sicherung inzwischen erloschen ist. Zur Auslegung des AHKG Nr. 63. Zur Enteignung deutschen Vermögens durch die Niederlande und durch Israel. Ist die Forderung eines deutschen Gläubigers gegen einen in den Niederlanden bzw. Israel wohnhaften Schuldner von der Enteignung einmal erfaßt worden, so hat der Gläubiger seine Forderung auch nach einer späteren Rückwanderung des Schuldners nach Deutschland nicht mehr. Die Auslegung des ausländischen Rechts unterliegt nicht der Nachprüfung durch die Revisionsinstanz; im Bereich des AHKG Nr. 63 darf die Vereinbarkeit ausländischen Rechts mit dem deutschen ordre public nicht verneint werden. - EGBGB Art. 30; ZPO § 549. BGH, 5. ZS, Urt. vom 20. 5. 1955 - V ZR 197/54: Betrieb 8 (1955) 942; WM IV B 9 (1955) 1348; Leitsätze in BB 10 (1955) 844 und 849. Der Kl. zu 1) und seine Schwester N. in New York sind Erben ihres am 20. 4. 1945 in Theresienstadt umgekommenen Vaters, des Kaufmanns Heinrich G. Dieser und sein Bruder, der Kl. zu 2), waren Eigentümer zweier in Berlin gelegener Grundstücke, auf denen Hypotheken für den Kaufmann M. eingetragen waren. Zum Ausgleich von Streitigkeiten über die Höhe der Aufwertung dieser Hypotheken wurde ein Vergleich geschlossen. Heinrich G. und der Kl. zu 2) erklärten in dessen Ausführung in zwei notariellen Urkunden vom 22. 3. 1929, daß sie die persönliche Schuld f ü r . . . RM als vereinbarten Aufwertungsbetrag übernehmen, und sie bestellten f ü r die Rechtsvorgängerin der Bekl. auf ihren beiden Grundstücken je eine Hypothek. Sie unterwarfen sich f ü r die persönliche Forderung und die Hypothek der sofortigen Zwangsvollstreckung. In den Jahren 1936 und 1937 wurden die Häuser zwangsversteigert. Dabei fielen die Hypotheken der Vorgängerin der Bekl. aus. Die Bekl. erwirkte auf Grund der notariellen Urkunden vom 22. 3. 1929 wegen der umgestellten Forderung einen Pfändungs- und Überweisungsbeschluß f ü r eine Forderung des Kl. zu 2) aus Lebensversicherungsvertrag. Die Kl. haben darauf Klage erhoben mit dem Antrag, die Zwangsvollstreckung f ü r unzulässig zu erklären.

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Aus den Gründen: „Das Berufungsgericht hat ausgeführt, der Bekl. stehe ein Gläubigerrecht nicht zu, auf Grund dessen sie die Vollstreckung betreiben könne. Das folge allerdings nicht, wie die Kl. zunächst ausgeführt hätten, aus dem KRG Nr. 5. Dieses Gesetz finde keine Anwendung auf Vermögenswerte, die der Oberhoheit Großbritanniens, der Vereinigten Staaten und jeder anderen der Vereinten Nationen unterstehen, die vom Kontrollrat bestimmt würden. Zu diesen gehörten unbestritten die Niederlande und Israel, in denen die Kl. bei Erlaß dieses Gesetzes ihren Wohnsitz gehabt hätten. Das LG habe daher zutreffend die Frage, ob die Forderungen der Bekl. auf die Heimatländer der Kl. übergegangen seien, auf Grund des AHKG Nr. 63 vom 31. 8.1951 (AHK Abi. 1107) geprüft, das in Berlin durch Gesetz Nr. 18 der Alliierten Kommandantura (VOB1. 1951, 1110) übernommen worden sei. Dieses sanktioniere mit bindender Kraft f ü r Deutschland Maßnahmen, die die Regierung eines Staates, der der Erklärung der Vereinten Nationen beigetreten sei, im Zusammenhang mit dem Krieg gegen Deutschland getroffen habe. Eine solche Maßnahme habe die niederländische Exil-Regierung durch die königliche VO vom 20. 10.1944 getroffen. Damit seien die Forderungen der Bekl. mit f ü r Deutschland verbindender Kraft auf die Niederlande übergegangen, da sie in deren Staatsgebiet gelegen seien. Nach deutschem internationalem Privatrecht sei eine Forderung dort belegen, wo der Schuldner seinen jeweiligen Wohnsitz habe. Der Kl. zu 1) bzw. sein Vater habe den Wohnsitz in den Niederlanden gehabt. Auf den jetzigen Wohnsitz, der angeblich Berlin sei, da die Kl. Rückwanderer seien, komme es nicht an. Maßgebend sei der Wohnsitz zur Zeit des Übergangs der Forderung. Der BGH habe zwar (Urt. vom 17. 12. 1953 - IV ZR 114/53: BB 1954, 242, 246) 1 angedeutet, es sei nicht auszuschließen, den Begriff der Belegenheit einer Forderung im Sinne des Gesetzes Nr. 63 anders zu verstehen als in dem des deutschen internationalen Privatrechts. Es seien aber im vorliegenden Fall Gründe und Anhaltspunkte f ü r die Auffassung nicht erkennbar, die Forderungen der Bekl. nicht als in den Niederlanden belegen anzusehen. Nach niederländischer Auffassung (Auskunft des niederländischen Verwaltungsinstituts vom 11. 8. 1952 . . . ) habe die Verordnung vom 20. 10. 1944 dann Platz gegriffen, wenn der Schuldner der Forderung eines deutschen Gläubigers zur Zeit des Inkrafttretens der VO seinen Wohnsitz in den Niederlanden gehabt habe. Das niederländische Recht unterscheide sich also nicht von der deutschen Auffassung über die Belegenheit der Forderung. Eine andere Auffassung wäre vielleicht denkbar, wenn die Forderung in Deutschland hypothekarisch gesichert gewesen wäre. Aber vorliegend handele es sich nicht um dinglich gesicherte Forderungen, da die f ü r sie einstmals eingetragenen Hypotheken durch Ausfall in der Zwangsversteigerung bereits lange vor Oktober 1944 erloschen gewesen seien. Der Auffassung der Bekl., es hätte eines staatlichen Einzelakts bedurft, 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 20.

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um den Übergang der Forderungen in das Eigentum des niederländischen Staats herbeizuführen, sei nicht beizutreten. Aus Art. 3, 10 und 20 der VO vom 20. 10. 1944 ergebe sich eine sogenannte en-bloc-Übertragung, wonach das Vermögen von Rechts wegen in das Staatseigentum übergehe, ohne daß ein besonderer Übertragungsakt vorgesehen sei. Auch wenn die Einziehung der betroffenen Forderungen nicht als endgültig anzusehen wäre, hätte doch zunächst ein Forderungsübergang stattgefunden, auf den der nachträgliche Wohnsitzwechsel des Kl. zu 1) keinen Einfluß ausgeübt hätte. Bis jetzt müsse der Übergang der Forderungen auf den niederländischen Staat als endgültig betrachtet werden, denn die niederländische Regierung habe später eine widersprechende Anordnung nicht erlassen und die Proklamation vom 23. 7. 1951 (durch die die Beendigung des Kriegszustands mit Deutschland ausgesprochen wurde) habe alle auf Grund der bedingungslosen Übergabe Deutschlands zugunsten des niederländischen Staats bereits entstandenen oder etwa noch entstehenden Ansprüche und Rechte aufrechterhalten. Die Bekl. könne daher die Forderungen nur einziehen, wenn sie nachweise, daß der niederländische Staat auf seine Ansprüche verzichtet habe. Das habe die Bekl. nicht getan. Der Staat Israel, in dem der Kl. zu 2) nach seiner Behauptung noch heute wohne, habe auf Grund von früheren Maßnahmen der englischen Mandatsregierung das Gesetz Nr. 61 vom 3.8. 1950 erlassen, das vom AHKG Nr. 63 umfaßt werde. Die Forderungen der Bekl. seien auch im Gebiete des Staates Israel belegen gewesen, sofern der Kl. zu 2) zur Zeit des Inkrafttretens des Gesetzes Nr. 61 seinen Wohnsitz dort gehabt habe. Nach § 5 des Gesetzes Nr. 61 sei das „deutsche Vermögen" dem „Verwalter" vom Tage seiner Ernennung an von selbst „einverleibt" worden. Das deute darauf hin, daß auch hier kein besonderer Übertragungsakt erforderlich gewesen sei, um die Einverleibung zu vollziehen. Von der Stunde der Einverleibung an sei jede Berechtigung, die „der Deutsche" an dem Vermögen gehabt habe, auf den Verwalter übergegangen, und nach § 6 b bestehe eine Zahlungspflicht nur noch diesem gegenüber. Die Bekl. könne sich nicht darauf berufen, daß auch der Kl. zu 2) Rückwanderer sei und seinen Wohnsitz seit 1949, also vor Erlaß des Gesetzes Nr. 61, in Berlin gehabt habe. Es sei nicht ohne weiteres zu unterstellen, daß der Kl. zu 2) durch die Wiederbegründung eines Wohnsitzes in Berlin seinen Wohnsitz im Staat Israel aufgegeben habe. Aber selbst wenn dies der Fall wäre, hätte die Bekl. im Hinblick auf die vor dem Erlaß des israelischen Gesetzes Nr. 61 maßgebenden Bestimmungen kein Recht auf die geltend gemachten Forderungen. Das Land Israel sei vor seiner Gründung britisches Mandatsgebiet gewesen, in dem englische Gesetze gegolten hätten, insbesondere der Trading with the enemy act 1939 vom 5. 9. 1939 mit den Orders vom 16. 9. 1939 und 21. 7. 1945. Die Order vom 16. 9. 1939 (Art. I 1) verlange die Zahlung des einem „enemy" geschuldeten Geldes an den Custodian, die Order vom 21. 7. 1945 habe die Forderungsrechte auf den Custodian übertragen (shall vest in the Custodian). Es könne dahingestellt bleiben, ob „vest" die Verschaffung des vollen Eigentums des Custodian bedeute oder ob der Custodian nur das rechtliche Eigentum erhalten habe,

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dem bisherigen Eigentümer aber das Eigentum nach Billigkeitsrecht bis zur Liquidation verblieben sei. Denn das AHKG Nr. 63, das die Rechte des Gläubigers als erloschen bezeichne, stelle in Art. II die Begriffe der Liquidation und der Übertragung gleichwertig nebeneinander. Es sei unwahrscheinlich, daß der englische Gesetzgeber bei Erlaß der für das Mandatsgebiet maßgebenden Anordnung die in seinem unmittelbaren Hoheitsgebiet getroffenen Maßnahmen unberücksichtigt gelassen haben sollte. E s sei demnach davon auszugehen, daß nach AHKG Nr. 63 auch solche Forderungen als erloschen gelten, die nur zum Zweck der Liquidierung einem Custodian zugeführt worden seien. Auf die von den Vereinigten Staaten über das deutsche Auslandsvermögen getroffenen Maßnahmen komme es nicht an, da die Miterbin des Kl. zu 1), Frau N., an dem vorliegenden Rechtsstreit nicht beteiligt sei, die zwischen ihr und der Bekl. bestehenden Rechtsbeziehungen also nicht Gegenstand dieses Rechtsstreits seien. Die Revision, die, ebenso wie das Berufungsgericht, auf das Urteil des IV. Zivilsenats vom 17. 12. 1953 - IV ZR 114/532 Bezug nimmt, rügt zunächst, das Berufungsgericht vermenge die Rechtsgedanken, die für das internationale Privatrecht aus § 23 Satz 2 ZPO abzuleiten seien, mit den Grundsätzen des AHKG Nr. 63. Wenn dieses Gesetz Anwendung finde, könne auf die Grundsätze des § 23 Satz 2 ZPO nicht mehr zurückgegriffen werden. Die Forderung der Bekl. sei im Sinne des AHKG Nr. 63 nicht deutsches Auslandsvermögen. Die Forderung sei in Berlin begründet worden. Damals hätten alle Beteiligten dort ihren Wohnsitz gehabt. Diese Tatsache hafte der Forderung nach wie vor an, West-Berlin bleibe f ü r die Forderung nach wie vor Erfüllungsort, auch wenn der Schuldner seinen Wohnsitz anderswohin, selbst in das Ausland, verlege. Die Forderung im Sinne von AHKG Nr. 63 sei und bleibe mit dem Inland, also mit West-Berlin, stets über § 269 BGB verbunden. Dazu komme, daß die Forderung bei ihrer Begründung hypothekarisch gesichert worden sei, und es könne für die Frage der Verbundenheit mit dem Inland keinen Unterschied machen, ob der Gläubiger das Grundstück zur Zwangsversteigerung gebracht habe oder ob dies bisher unterblieben sei. Es könne nicht die mehr oder weniger große Geldnot des Gläubigers ausschlaggebend sein, die ihn möglicherweise genötigt habe, die Zwangsversteigerung durchzuführen. Der Wohnsitz der Kl. sei mindestens seit 1948 wieder West-Berlin, sie gälten devisenrechtlich als Inländer. Ihre Abwesenheit im Ausland sei nur vorübergehend gewesen. Der Schwerpunkt ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit liege in West-Berlin. Dort besäßen sie Grundstücke mit einem Einheitswert von rund 2 U00 000 DM, die sie in der Rückerstattung bekommen hätten. Das Berufungsgericht hätte daher aufklären müssen, wo das Schwergewicht der wirtschaftlichen Tätigkeit der Kl. liege, im Ausland oder in Berlin. Diese Einwendungen können keinen Erfolg haben. Das Berufungs2

Sielie Fußnote 1.

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gericht u n d die Revision gehen übereinstimmend davon aus, d a ß die Grundlage f ü r die P r ü f u n g , wem die gegen die Kl. oder i h r e n Rechtsvorgänger begründeten Ansprüche zustehen, nicht das KRG Nr. 5, sondern das AHKG Nr. 63 bildet. Dem ist zuzustimmen. E s ist d a h e r nicht recht verständlich, weshalb die Revision eine Verletzung des KRG Nr. 5 rügt. Dieses AHKG Nr. 63 ist durch Gesetz Nr. 18 der Alliierten K o m m a n d a n t u r a vom 29. 10. 1951 mit Ausnahme des Art. 5 mit W i r k u n g vom 15. 11. 1951 auch in Berlin f ü r entsprechend a n w e n d b a r erklärt worden. Es ist richtig, daß dieses Gesetz allein bestimmt, auf welche Gegenstände es Anwendung findet. Der Revision k a n n aber nicht zugegeben werden, d a ß f ü r die Frage der Belegenheit einer F o r d e r u n g zwischen dem deutschen internationalen Privatrecht u n d der Regelung durch das AHKG Nr. 63 f ü r den vorliegenden Fall ein W i d e r s p r u c h besteht. Das Gesetz Nr. 63 spricht selbst keine Enteignung von deutschen Vermögensgegenständen aus, billigt aber die Enteignung, die auswärtige Staaten, die der E r k l ä r u n g der Vereinten Nationen vom 1.1. 1942 beigetreten sind, gemäß ihrem Recht nach dem 1. 9. 1939 v o r g e n o m m e n haben, u n d erklärt sie f ü r Deutschland in der Weise f ü r verbindlich, d a ß deutsche Gerichte diese M a ß n a h m e n a n e r k e n n e n müssen. Es handelt sich also u m eine Erweiterung des Gebiets, in dem ausländische Gesetze nach allgemeinen Gesichtspunkten gelten, u n d u m eine Durchbrechung des Grundsatzes, d a ß die Gesetzgebungsgewalt eines Staates nicht über seine Grenzen hinausreicht (Schütte, BB 1951, 705; Ehlers, JZ 1952, 465; BGHZ 8, 378 [382/3] 3 ). Da n u n das Berufungsgericht feststellt, w ä h r e n d des Krieges hätten der Kl. zu 1) u n d sein Vater ihren W o h n s i t z in den Niederlanden u n d der Kl. zu 2) in Israel bzw. Palästina gehabt, so k o m m t es darauf an, welche Bestimmungen in diesen Staaten gelten, die durch das Gesetz Nr. 63 f ü r m a ß g e b e n d erklärt w u r d e n , u n d wie diese Staaten die Vermögensgegenstände abgrenzten, die sie f ü r sich in Anspruch n a h m e n . Das Berufungsgericht stellt n u n fest, d a ß nach niederländischem Recht F o r d e r u n g e n in den Niederlanden belegen seien, w e n n der Schuldner der F o r d e r u n g eines deutschen Gläubigers zur Zeit des I n k r a f t t r e t e n s der Königlichen VO vom 20.10.1944 (StAnz. E 133 = Deutsches Vermögen im Ausland, herausgegeben vom BJM [1951] 282) seinen Wohnsitz in den Niederlanden gehabt habe, u n d dasselbe gelte auf Grund des israelischen Gesetzes 1950 Nr. 61 vom 3. 8. 1950 (Deutsches Vermögen im Ausland, herausgegeben vom BJM [1951] 243) auch f ü r F o r d e r u n g e n gegen einen in Israel w o h n h a f t e n Schuldner. Damit legt das Berufungsgericht den Inhalt ausländischer Gesetze aus. An diese Auslegung ist das Revisionsgericht gemäß § § 549, 562 ZPO gebunden. Sie k a n n von i h m nicht n a c h g e p r ü f t werden (RGZ 95, 268 [272]; 96, 148 [152]; RG, J W 1935, 3465). Das Revisionsgericht wäre nach dem Recht der ZPO n u r in der Lage, zu p r ü f e n , ob die Anwendung eines vom Berufungsgericht festgestellten Rechtssatzes eines ausländischen Rechts gemäß Art. 30 EGBGB gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen w ü r d e (OGHBrZ, 3

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 294.

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NJW 1951, 73 4 ). Diese Prüfung ist aber dem deutschen Gericht durch das Gesetz Nr. 63 der AHK in Verbindung mit dem Gesetz Nr. 18 der Alliierten Kommandantura untersagt. Die Annahme, Forderungen seien im vorliegenden Falle auch im Sinne des AHKG Nr. 63 und der von diesem als maßgebend erachteten Gesetze der in Betracht kommenden fremden Staaten am Wohnsitz des Schuldners belegen, steht übrigens auch nicht im Widerspruch mit dem Urteil des BGH vom 17. 12. 1953 - IV ZR 114/53 (BB 1954, 246) 5 . Dieses weist zwar darauf hin, daß der Begriff der Belegenheit einer Forderung nicht dem deutschen internationalen Privatrecht entnommen werden dürfe, wenn es sich um die Anwendung des AHKG Nr. 63 handele, vermißt aber gerade die Darlegung, daß die damals strittige Forderung nach dem in diesem Falle maßgebenden chinesischen Recht übertragen oder liquidiert worden sei. Das Revisionsgericht kann aber nachprüfen, ob die nicht revisiblen Rechtsnormen des ausländischen Rechtes vom Berufungsgericht angewendet werden dürfen oder ob nicht deutsches Recht der Entscheidung hätte zugrundegelegt werden müssen (RGZ 127, 95 [96]). Insoweit ist auf die Rügen der Revision einzugehen. Die Revision meint, die hier strittigen Forderungen seien nicht in den Niederlanden und in Israel belegen, weil die Forderungen in Berlin begründet worden seien und die Kl. nach dem Krieg wieder nach WestBerlin zurückgekehrt seien. An sich ist es richtig, daß der Erfüllungsort im Sinne des § 269 BGB sich nach dem Ort bestimmt, an dem der Schuldner zur Zeit der Entstehung des Schuldverhältnisses seinen Wohnsitz hat, und daß eine Änderung des Wohnsitzes nicht von Bedeutung ist. Dies gilt aber nur, wenn sich aus den Umständen, insbesondere nach der Natur des Schuldverhältnisses nichts anderes ergibt. Es ist nun kein Zweifel, daß zunächst die Forderungen in Berlin belegen waren. Wenn aber der Schuldner gezwungen war, seinen Wohnsitz ins Ausland zu verlegen und wenn er auch im Inland keine Vermögen mehr hatte, so muß mit dem Wechsel des Wohnsitzes auch eine Verlegung des Schuldverhältnisses verbunden sein, da nun ein klageweises Vorgehen gegen den Schuldner im Inland nicht mehr möglich ist (siehe auch OLG Celle, NJW 1953, 1831 8 ; auf den jeweiligen Wohnsitz stellt auch BGHZ 5, 35 [37] 7 ab). Der Revision kann auch darin nicht beigestimmt werden, daß es von entscheidender Bedeutung sei, daß die Forderungen der Bekl. bei ihrer Begründung hypothekarisch gesichert gewesen seien. Mit Recht weist das Berufungsgericht darauf hin, daß diese dingliche Sicherung schon längst weggefallen ist und daß seit der Durchführung der Zwangsversteigerung in die Grundstücke . . . nur noch persönliche Forderungen gegen den Kl. zu 2) und den Rechtsvorgänger des Kl. zu 1) bestanden. Das Berufungsgericht hält daher auch die Voraussetzungen f ü r die Anwendung der ABCDirektive (51) 2 f ü r Berlin FIN 51 (5) (VOB1. 1951, 294) mit Recht nicht f ü r gegeben. 4

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 1. • Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 24.

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Siehe Fußnote 1. Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 402 b.

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Ob die Kl. nach dem Krieg ihren Wohnsitz wieder nach Berlin verlegt haben, ist nicht von Bedeutung, wenn inzwischen die Forderungen enteignet und auf andere Stellen übertragen worden sind. Denn durch die Rückwanderung k a n n eine inzwischen erfolgte Rechtsveränderung nicht rückgängig gemacht werden. Es kann auch nicht gesagt werden, die Abwesenheit der Kl. im Ausland sei ihrer Natur nach nur eine vorübergehende gewesen. Nach den politischen Verhältnissen, unter denen die Übersiedlung der Kl. ins Ausland erfolgte, m u ß t e diese als endgültig angesehen werden, und die Rückwanderung geschah auf Grund eines neuen Entschlusses, der unter dem Einfluß der völlig veränderten Verhältnisse gef a ß t wurde. Diese Beurteilung m u ß auch gegenüber den Äußerungen der BdL vom 17.11.1953 und der Berliner Zentralbank vom 20.11.1952 aufrechterhalten werden. Diese Äußerungen lassen nicht erkennen, daß diesen Banken der Umstand bekannt gewesen ist und von ihnen geprüft wurde, daß möglicherweise der Anspruch gegen die Kl. gar nicht mehr der Bekl. zustand. Die Mitteilung der BdL Nr. 6061/51 vom 13.9. 1951, auf die die Äußerung vom 17. 11. 1953 Bezug nimmt, spricht übrigens nur von Hypothekenforderungen inländischer Hypothekengläubiger gegen ausländische Eigentümer inländischer Grundstücke nach deren Rückwanderung ins Inland. Durch die niederländische VO vom 20. 10. 1944 Art. 3 ist nun das Vermögen, das einem feindlichen Untertan im maßgebenden Zeitpunkt zustand, von Rechts wegen in das Eigentum des niederländischen Staats übergegangen, und ebenso ist durch das israelische Gesetz vom 3. 8. 1950 das Vermögen, das dem Verwalter des feindlichen Vermögens gemäß der VO über Handel mit dem Feind 1939 übertragen war, auf den israelischen Verwalter übergegangen. Das Berufungsgericht geht davon aus, daß die strittigen Forderungen auf den fremden Staat mit dem Inkrafttreten dieser Gesetze übergegangen seien, ohne daß es eines besonderen Einzelübertragungsaktes erfordert hätte. Das Berufungsgericht sieht in der Übertragung auch eine endgültige Entziehung der strittigen Forderungen. Auch hier handelt es sich um die Auslegung ausländischen Rechts, die der Nachprüfung durch das Revisionsgericht entzogen ist. Jedenfalls ist es dem deutschen Gläubiger, dem solche Forderungen entzogen sind, versagt, sie im eigenen Namen gegen den bisherigen Schuldner geltend zu machen." 26. Die Enteignung eines Grundstücks und der darauf lastenden Forderungen und Hypotheken durch die UdSSR schließt nicht aus, daß die persönliche Forderung gegen den in der Bundesrepublik wohnhaften persönlichen Schuldner geltend gemacht wird. Doch kann dadurch die Geschäftsgrundlage des Darlehnsvertrags berührt werden. Zur Verteilung der Kriegsfolgelasten zwischen den Parteien nach Treu und Glauben. LG Lüneburg, Urt. vom 4. 2. 1954 - I S 490/53: Ausschuß zonenmäßig getrennter Betriebe 1954 Nr. 795.

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Die Eltern des Kl. haben dem Bekl. im Jahre 1933 ein Darlehen in der Höhe von 7000.- RM gegeben. Zur Sicherung dieser Forderung ist auf dem Grundstück des Bekl. in Tilsit eine Darlehenshypothek in Höhe von 7000 - RM, verzinslich mit jährlich 8 v. H., später 5 v. H., eingetragen worden. Die Darlehensgeber sind vor Kriegsende ums Leben gekommen und vom Kl. beerbt worden. Der Bekl. ist seit 1912 in Lüneburg ansässig, während der Kl. nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft seinen Wohnsitz in der Bundesrepublik genommen hat. Der Kl. hat gegen den Bekl. einen Teilbetrag der seit 1944 rückständigen Zinsen geltend gemacht und ausgeführt, die Geltendmachung der persönlichen Forderung sei nicht dadurch ausgeschlossen, daß sie durch eine Hypothek an einem Grundstück gesichert sei, das in den Gebieten jenseits der Oder-Neiße-Grenze belegen sei. Durch Urteil des AG ist die Klage abgewiesen worden. In den Gründen heißt es, der fremdstaatliche Eingriff habe eine Störung des Rechtsverhältnisses zwischen den Parteien hervorgerufen, die eine sachgemäße Entscheidung nach den Vorschriften des Hypothekenrechts des BGB nicht mehr zulasse. Jedenfalls sei aber die Grundlage des Rechtsgeschäftes der Parteien derart eine andere gworden, daß es unter den gegenwärtigen Umständen mit Treu und Glauben nicht vereinbar sei, wenn der Kl. Zahlung verlange, ohne daß der Bekl. die durch die Zahlung entstehende Eigentümerschuld erwerben könne. Aus den Gründen: „Das Grundstück des Bekl. und die Hypothek des Kl. sind durch die UdSSR wirksam enteignet worden. Das schließt aber nach der herrschenden Rechtsprechung und Lehre nicht aus, daß die persönliche Forderung nach dem in der Bundesrepublik geltenden Recht geltend gemacht werden kann (BGH, NJW 1952, 420) Durch den fremdstaatlichen Eingriff ist jedoch eine derartige Störung des Rechtsverhältnisses zwischen den Parteien hervorgerufen worden, daß eine sachgemäße Entscheidung nach den Vorschriften des BGB über das Hypothekenrecht nicht mehr getroffen werden kann. Nach diesen Vorschriften ist es zwar möglich, daß der persönliche und der dingliche Schuldner verschiedene Personen sind, eine entsprechende Verdoppelung auf der Gläubigerseite ist jedoch ausdrücklich vom Gesetz abgelehnt worden (§ 1153 BGB). Da die persönliche Forderung nach den obigen Ausführungen bei dem deutschen Gläubiger verbleibt, ist durch das Eingreifen der UdSSR aber jedenfalls tatsächlich eine solche Spaltung des Gläubigerrechtes herbeigeführt worden. Auch der vom Kl. angeführte Umstand, daß im vorliegenden Falle der Schuldner sein Grundstück nicht veräußert habe im Gegensatz zu dem Schuldner des Falles, den der BGH zu entscheiden hatte (aaO), kann keine andere Beurteilung rechtfertigen. Abgesehen davon, daß der Schuldner des vorliegenden Falles durch die Enteignung ungleich härter betroffen wurde, 1

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Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 384 b.

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ist die Gefahr der Doppelleistung durch den Schuldner, dessen Risiko er nach dem BGB auch in gewissen anderen Fällen zu tragen hat (vgl. BGH aaO), nicht so ausschlaggebend. Entscheidend ist vielmehr, daß auch im vorliegenden Fall das Rechtsverhältnis zwischen den Parteien wegen des Wegfalls der Geschäftsgrundlage nach den Grundsätzen von Treu u n d Glauben Veränderungen erfahren hat. Hierbei k a n n es nicht außer Betracht bleiben, welche Umstände zur Gewährung des Darlehens an den Bekl. geführt haben. Insbesondere m u ß es einen Unterschied machen, ob das Darlehen in erster Linie zur Erlangung eines dinglichen Rechtes an einem Grundstück, also als Realkredit „auf das Grundstück" gegeben w u r d e und damit ein Risiko eingegangen wurde, das sich allein nach den Verhältnissen des Grundstückes richten sollte, oder ob m e h r die Begründung des persönlichen Schuldverhältnisses im Vordergrunde stand (hierzu Seeger, N J W 1952, 210; BGH aaO). Die mündliche Verhandlung hat ergeben, daß die Darlehensgeber, das sind die Eltern des Kl., seinerzeit Gelegenheit suchten, f ü r die Darlehnssumme ein dingliches Recht zu erwerben, d. h., daß sie den dem Bekl. eingeräumten Kredit in erster Linie mit Rücksicht auf die Sicherung durch das Grundstück des Bekl. gegeben haben. Aber auch unabhängig davon würde es gegen Treu und Glauben verstoßen, wenn der Kl. unter den jetzigen Umständen vom Bekl. Zahlung verlangen wollte, da dieser die durch die Zahlung entstehende Eigentümergrundschuld nicht erwerben könnte. Als recht und billig erscheint es vielmehr, daß jede der Parteien insoweit ihre Kriegsfolgelasten selber trägt, der Kl. also auf seine Hypothek mit Forderung und der Bekl. auf sein Grundstück verzichten m u ß . Daß sich diese Beurteilung ändern kann, sobald sich die Verhältnisse ändern und der Bekl. etwa wieder in den Besitz seines Grundstückes kommt, hat der erste Richter bereits angedeutet. Ebenso hat dieser zutreffend ausgeführt, daß auch die Erwägung, daß eine ungesicherte Forderung sich somit als f ü r den Gläubiger günstiger herausstellt, als eine dinglich gesicherte, nicht zu einem anderen Ergebnis f ü h r e n kann. Die Berufung des Kl. war daher zurückzuweisen." 27. Zur Beschlagnahme deutschen Vermögens durch Frankreich. Wurde während des Krieges zwischen deutschen Parteien in Lothringen ein Darlehensvertrag geschlossen, so wird die Forderung des Darlehensgebers durch die französische Feindvermögensgesetzgebung nicht ergriffen, wenn beide Parteien zu Ende des Krieges ihren Wohnsitz nach Deutschland verlegt hatten. OLG Neustadt, 2. ZS, Urt. vom 25.11.1955 (1956) 950.

2 U 107/55: N J W 9

Der Bekl., der zuvor in L. im Reichsgebiet gelebt hatte, ü b e r n a h m während des zweiten Weltkrieges in der Stadt D. in Lothringen den Geschäftsbetrieb der Textilhandlung H. von der Überleitungsstelle f ü r das reichsfeindliche Vermögen beim Reichsstatthalter in der W e s t m a r k (Chef der

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deutschen Zivilverwaltung in Lothringen). Einige Zeit später ließen er und seine Ehefrau auf dem den Eheleuten gemeinschaftlich gehörenden Grundstück in L. eine Vormerkung zur Sicherung des Anspruchs der D. Bank, Filiale D., auf Eintragung einer Höchstbetragshypothek von . . . RM eintragen, da der Bekl. bei dieser Zweigstelle einen Geschäftskredit in Anspruch genommen hatte. Später, im Jahre 1943, erwarb der Bekl. auch das Hausgrundstück in D., das zu dem von ihm übernommenen Geschäft gehörte, wobei er auch seinen Bankkredit erweiterte. Zu dessen Sicherung - es wurde ihm ein Kredit bis zu . . . RM eingeräumt - ließ er der Bankfiliale auf diesem D. Grundbesitz eine Sicherungshypothek in gleicher Höhe eintragen. Die Kriegsereignisse brachten es mit sich, daß der Bekl. am 30. oder 31. 8. 1944 unter dem Druck der bevorstehenden Einnahme der Stadt durch die alliierten Truppen sein D. Geschäft aufgeben mußte. Am gleichen Tage schloß auch die dortige Zweigstelle der D. Bank ihren Betrieb. Der Vorsteher dieser Filiale setzte sich mit den Akten und Kontounterlagen seiner Stelle nach Saarbrücken ab. Die Unterlagen wurden später während der französischen Besatzungszeit durch die vom französischen Staat eingerichtete Abwicklungsstelle der D. Bank in Besitz genommen. Der Bekl. betreibt heute ein Textilgeschäft in L. Die oben erwähnte Vormerkung ist auch jetzt noch auf dem ihm und seiner Ehefrau gehörenden L. Grundstück eingetragen. Der Bekl. besitzt einen Vertriebenenausweis B. Die Kl. (Nachfolge-Institut der D. Bank, Filiale L.) nimmt den Bekl. auf Rückzahlung des von ihm nicht abgedeckten D. Bankkredits mitsamt den aufgelaufenen Zinsen in Anspruch, wobei sie den von ihr f ü r die Zeit vor der Währungsreform errechneten Betrag im Verhältnis 10 :1 auf DM umstellt. Aus den Gründen: „Die Hauptfrage, die dem Senat zur Entscheidung unterbreitet war, geht dahin, ob die Kl. deswegen außerstande gesetzt ist, die Klageforderung geltend zu machen, weil diese ihr durch alliierte und französische Beschlagnahmemaßnahmen entzogen worden ist. Die von den Besatzungsmächten erlassene und sich in ihrer Wirkung auf das gesamte deutsche Gebiet erstreckende KRProkl. Nr. 2 bestimmte in ihrer Ziffer 14 ebenso wie das ihr nachfolgende und sie ersetzende KRG Nr. 5 in seinem Art. II, daß alle Rechte auf außerhalb Deutschlands befindliches Vermögen, das im Eigentum einer in Deutschland befindlichen Person deutscher StA stehe, auf eine Kommission übertragen würden. Unter dem Begriff „in Deutschland befindliche Person" waren nicht nur natürliche, sondern auch juristische Personen zu verstehen, unter „Eigentum" Vermögensrechte jeglicher Art. Die Kommission war berechtigt, über derartiges Vermögen zu verfügen und es auch nach ihrem Belieben zu liquidieren. Diese Gesetze stellten sich nach allgemeiner Ansicht als Enteignungsmaßnahmen dar. Das AHKG Nr. 63 vom 31. 8. 1951 (AHK Abi. 1107) hob das KRG Nr. 5 auf, bestätigte es jedoch seinem Inhalte nach, indem es erklärte, daß die Rechte früherer Berechtigter erloschen seien (Art. 2

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Nr. 1), falls sie nach dem Recht des ausländischen Staates (Siegermächte oder Neutrale) „liquidiert" worden seien (Art. 1 Nr. a). Die Bonner Verträge in der Fassung vom 23. 10. 1954 besagen in Art. 1 I Satz 2 der Allgemeinen Bestimmungen des sogenannten Überleitungsvertrages, daß die von den Besatzungsbehörden erlassenen Rechtsvorschriften auch weiterhin in Kraft bleiben. Der Art. 3 des 6. Teiles dieses Vertrages (BGBl. 1955 II 440) erklärt: .Hiernach wird die Bundesrepublik keine Einwendungen gegen die Maßnahmen erheben, die gegen das deutsche Auslandsvermögen durchgeführt worden sind . . . ' Aus dieser Kette von Gesetzen, die zeitlich ineinandergreifen und f ü r das Gebiet der Deutschen Bundesrepublik Geltung erlangt haben, folgt, daß gesetzgeberische Maßnahmen des Auslandes, welche sich gegen das private deutsche Auslandsvermögen richten, in ihren Folgewirkungen auch den deutschen Richter binden, sofern dieser nach dem Inhalt derartiger Gesetze solche Wirkungen feststellen muß. Die provisorische französische Regierung hat unter dem 5. 10. 1944 eine VO über die Anmeldung und Registrierung von Feindvermögen erlassen (J. O. Nr. 91 vom 7. 10. 1944). Dieses Gesetz beschlagnahmt jegliches auf französischem Gebiet, also auch in Lothringen, befindliche feindliche Vermögen und unterwirft es der staatlichen französischen Verwaltung. Art. 2 c dieser VO besagt, daß auch alle juristischen Personen feindlichen Ursprungs von der Beschlagnahme betroffen würden. Aus dem Inhalt der Art. 5 und Art. 6 geht hervor, daß Güter, Interessen und Forderungen jeglicher Art von der Beschlagnahme betroffen werden sollten. Nach dem Pariser Abkommen vom 14.1. 1946 wurde die französische Regierung ermächtigt, über das in ihrem Bereich befindliche deutsche Vermögen zu verfügen, welcher Entscheidung die französische Regierung mit Wirkung f ü r ihr innerfranzösisches Gebiet durch ein Dekret vom 5. 3. 1946 Ausdruck verlieh (J. O. Nr. 62 vom 14. 3. 1946). Einen, wie es scheint, endgültigen Abschluß dieser Maßnahmen brachte Art. 29 des französischen Gesetzes vom 21.3.1947 „Loi relative ä diverses dispositions d'ordre financier" (J. O. Nr. 72 vom 24. 3. 1947), der die Einziehung des deutschen Vermögens in Frankreich anordnet und regelt. Aus dieser Übersicht folgt, daß die erste Beschlagnhme deutschen Vermögens, sei es mit Wirkung f ü r das französische Staatsgebiet, sei es mit Wirkung f ü r das von der französischen Besatzungsmacht besetzte deutsche Gebiet im Oktober 1944 ergangen ist. Als diese Beschlagnahme sich rechtlich auf das Gebiet der Stadt D. erstreckte, hatte sich jedoch die dortige Zweigstelle der D. Bank aufgelöst und war D. auch nicht mehr der Wohnort des Bekl. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die realen Werte, welche beide Parteien in D. hatten zurücklassen müssen, als Feindvermögen in die Hände des französischen Staates fielen und der ersten Beschlagnahme nach der VO vom 5. 10. 1944 unterlagen. Ein Gleiches läßt sich jedoch von den rein persönlichen, schuldrechtlichen Beziehungen zwischen der D. Bank und dem Bekl. nicht sagen. Kann es schon zweifelhaft sein, ob der Sinn der grundlegenden französischen VO vom 5. 10. 1944 dahin geht, rein obligatorische Verhältnisse deutscher Staatsangehöriger untereinander zu ergreifen, so war ihr jedenfalls versagt, in derartige Schuldverhältnisse von Deutschen untereinander

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einzugreifen, die sich bei Inkrafttreten der VO gar nicht mehr auf französichem Gebiet befanden. Es kann auch keine Rede davon sein, daß es sich bei dem unfreiwilligen Auszug der beiden Parteien, nämlich des Bekl. und der Filiale der D. Bank, um einen nur vorläufigen Weggang gehandelt hätte, der möglicherweise zu der Annahme führen könnte, daß zunächst noch bis zum Oktober 1944 sich der Wohnsitz des Bekl. und der Sitz der Niederlassung der Bankfiliale weiterhin in D. befunden hätten. Wie unstreitig ist, setzte sich der Leiter der Bankzweigstelle unter Fortschaffung sämtlicher Geschäftsunterlagen in D. ab. Damit war die Filiale praktisch aufgelöst, denn es war in dieser Zeit des sich seinem Ende zuneigenden Krieges f ü r alle Beteiligten ersichtlich, daß es eine Rückkehr f ü r Deutsche in ein besetztes Lothringen nicht mehr geben würde. Die innerfranzösische Gesetzgebung hat daher das zwischen den Parteien bestehende Schuldverhältnis nicht ergriffen. Es ist auch von den Anordnungen der Besatzungsmächte, die im besetzten Deutschland später ergangen sind, nicht berührt worden, weil derartige Anordnungen sich nur auf Schuldverhältnisse erstreckt haben, die zwischen Deutschen und ausländischen Staatsangehörigen begründet worden waren. Die Kl. ist somit die Gläubigerin des Bekl. und der Bekl. ist ihr grundsätzlich zur Zahlung verpflichtet.'"

Unerlaubte Handlungen Siehe auch Nr. 35, 37, 120, 154, 161, 162

28. Ein 1944 in Paris zwischen einem Italiener und einer Dienststelle der deutschen Luftwaffe geschlossener Mietvertrag über die Überlassung eines Personenwagens unterliegt nach dem (als solchen angenommenen) stillschweigenden Parteiwillen dem deutschen Recht. Zur Bedeutung der übereinstimmenden Berufung der Parteien auf die lex fori im Prozeß. Nimmt die Besatzungsmacht einen Gegenstand in Besitz, so entscheidet ihr Recht auch über die sachenrechtlichen Beziehungen und die Belegenheit der Sache. Die unerlaubte Handlung beurteilt sich nach dem Recht des Begehungsorts, vorbehaltlich der Anwendung deutschen Rechts, wenn dieses dem deutschen Beklagten günstiger ist. - EGBGB Art. 12. KG-West, 6. ZS, Urt. vom 26. 11. 1954 - 6 U 1199/54. Ungedruckt. 1 Der Kl. ist italienischer Staatsangehöriger. Er lebte während des Krieges in Paris. Dort unterzeichnete er 1944 als „Vermieter" einen Mietvertrag mit der Bezirksbauleitung der Luftwaffe Ost als „Mieter" über einen ihm gehörigen Chrysler. Nach dem Vertrage sollte die Bezahlung der Miete von . . . ffrs. monatlich durch die Bekl. zu 2) erfolgen. Der Mietzins f ü r den Monat Juli 1944 wurde dem Kl. bei dem Vertragsabschluß direkt ausgezahlt. Am 18. 8. 1944 stellte die Bekl. zu 2) dem Kl. eine Be1

Bestätigt durch BGH, Urt. vom 14. 12. 1955, unten Nr. 73.

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scheinigung aus, nach der sich das fragliche Kraftfahrzeug zu dieser Zeit noch bei der Bezirksbauleitung der Luftwaffe Ost in Betrieb befand. Der KI. nimmt die Bekl. auf Nutzungsentschädigung und Schadenersatz für den Verlust des Wagens in Anspruch. Aus den Gründen: „Die Berufung und die Klage sind sachlich nach deutschem Recht zu beurteilen. Das folgt, soweit Ansprüche aus Vertrag in Frage kommen, aus dem Parteiwillen (dazu Palandt, BGB10 [1952] Vorb. 2 a vor Art. 12 EGBGB). Der italienische Kl. und die deutsche Luftwaffe unterstellten einen von ihnen etwa abgeschlossenen Mietvertrag stillschweigend dem deutschen Recht. Dieses war für beide erkennbar die einzige Grundlage, auf der sie unter den damaligen Umständen eine Vereinbarung treffen konnten und wollten. Zum französischen Recht hatten beide außer der Tatsache, daß der Vertrag in Paris abgeschlossen wurde, keine Beziehung, und diese Tatsache war für die Parteien ohne Bedeutung. Entscheidend war für sie vielmehr, daß etwaige Vereinbarungen in der Rechtssphäre der deutschen Besatzungsmacht getroffen wurden, in die auch der Kl. damals einbezogen war, zumal er einem Staate angehörte, der sich zur fraglichen Zeit mit Deutschland im Kriegszustand befand. Der damalige Parteiwillen wird im übrigen auch rückschauend darin erkennbar, daß sich die Parteien in diesem Rechtsstreit grundsätzlich auf deutsches Recht berufen (dazu Palandt aaO im Anschluß an RGZ 108, 283). Auch soweit sachenrechtliche Beziehungen in Betracht kommen, ist diese Anknüpfung an die Rechtssphäre der Besatzungsmacht, die den streitigen Gegenstand in Besitz genommen hat, entscheidend. Damit ist zugleich über die Belegenheit dieses Gegenstandes entschieden. Bei einer etwa vorliegenden unerlaubten Handlung kommt dagegen das Recht des Ortes zur Anwendung, an dem diese begangen worden ist. Andere objektive Anknüpfungspunkte scheiden insoweit bei der Betrachtung aus. Das folgt im übrigen auch aus der VO vom 7. 12. 1942 über die Rechtsanwendung bei Schädigung deutscher Staatsangehöriger außerhalb des Reichsgebietes, welche die Anwendung deutschen Rechts nur auf bestimmte, hier nicht vorliegende Fälle unerlaubter Handlungen erweitert. Dennoch ist zu prüfen, ob und in welchem Umfange gegen die Bekl. nach deutschem Recht Ansprüche aus einer unerlaubten Handlung begründet wären. Nur wenn und soweit diese Voraussetzung erfüllt ist, kann der Kl. aus dem fremden, hier dem französischen Recht, Ansprüche herleiten (Art. 12 EGBGB)" (wird ausgeführt). 2 9 . Die Qualifikation einer Handlung als unerlaubte Handlung richtet sich nach der lex fori. Zur Auslegung des Begriffs „Begehungsort" der unerlaubten Handlung. Liegt der Begehungsort in mehreren Rechtsgebieten, so ist das dem Verletzten günstigere Recht anzuwenden. Sind beide Rechte gleich günstig, so

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erübrigt sich die Feststellung, welches Recht angewandt wurde. - EGBGB Art. 12. OLG Hamburg, 1. ZS, Urt. vom 6. 5. 1955 - 1 U 456/53 1 : VersR 6 (1955) 621; MDR 9 (1955) 615 mit Anm. von Binder in MDR 10 (1956) 98. Der Bekl. zu 1) ist Eigentümer des Chevrolet-Pkw., Baujahr 1946, zugelassen in Schweden. Er überließ diesen Pkw. gefälligkeitshalber dem ihm bekannten Bekl. zu 2). Dieser machte mit dem Pkw. eine Geschäftsreise, die in H. (Dänemark) begann und ihn nach B. in Norddeutschland führte. Auf der Autobahn B.-H. kam es zu einem Unfall. Im Rahmen der §§ 7 I, 12 I Nr. 3 KFG (jetzt StVG) haben die Bekl. der Kl. Schadensersatz in Höhe von 5000 DM geleistet. Die Kl. hat ihren Gesamtchaden auf 25 575 DM beziffert. Die Kl. hat die Bekl. insoweit aus dem Gesichtspunkt des Verschuldens in Anspruch genommen. Das LG hat den Klageanspruch dem Grunde nach f ü r berechtigt erklärt. Gegen dieses Urteil haben die Bekl. Berufung eingelegt, die nur bezüglich des Bekl. zu 1) Erfolg hatte. Aus den Gründen: „Auf den Rechtsstreit ist deutsches Recht anzuwenden. Soweit die Gefährdungshaftung nach deutschem Recht in Frage kam, hat die Kl. den Höchstbetrag von 5000 DM von den Bekl. erhalten. Ihren weitergehenden Anspruch hat die Kl. auf Verschulden gestützt, damit also einen Anspruch aus unerlaubter Handlung im Sinne der §§ 823 ff. in Verbindung mit 249 ff. BGB geltend gemacht. Was eine unerlaubte Handlung ist und ob eine solche vorliegt, ist nach der „lex fori", also nach deutschem Recht, zu bestimmen (Raape, IPR 2 § 54 III; Reu, Anwendung fremden Rechts § 24 II 2 a; RG, J W 1913, 202). Nach deutschem Recht setzt aber eine unerlaubte Handlung Verschulden voraus. Liegt allerdings ein Verschulden vor, so kann die weitere Frage geprüft werden nach dem Tatort als Ausgangspunkt zur Bestimmung des anzuwendenden Rechtes (RGZ 96, 96 [98]). Tatort (Begehungsort der unerlaubten Handlung) ist jeder Ort, an dem sich auch nur ein Teil des Deliktstatbestandes verwirklicht hat (RG, Recht 1925 Nr. 1274). Dazu zählt auch der Ort, an dem der Erfolg eingetreten ist (Martin Wolff, Das IPR Deutschlands 3 261; Lewald, Das deutsche IPR auf Grundlage der Rechtsprechung [1931] 168; Schmidt, Der Ort der unerlaubten Handlung, in Festschrift f ü r Heinrich Lehmann [1937] 178 f.; Staudinger-Raape [BGB]9 Art. 12 EGBGB A VI 2 a). Soweit die Handlung (ein Tun oder Unterlassen) durch Unterlassen begangen worden ist, ist der Handlungsort derjenige Ort, wo eine Pflicht zum Handeln bestand (Martin Wolff aaO und Lewald aaO 262, beide unter Verweisung auf RGZ 36, 27). Wenn die Kl. daher argumentiert, der Unfall sei dadurch entstanden, daß der Pkw. fahruntüchtig in den Verkehr gebracht worden sei, wodurch eine Ursache f ü r diesen späteren Unfall gesetzt worden sei, so ist dieses Tun (oder die Unterlassung, den Pkw. nicht in den Verkehr 1

Bestätigt durch BGH, Urt. vom 21. 12. 1956, siehe IPRspr. 1956-1957 Nr. 41.

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zu bringen oder doch v o r h e r fahrtüchtig zu machen) seitens des Bekl. zu 1) in Schweden (bzw. seitens des Bekl. zu 2) in D ä n e m a r k ) begangen w o r den, so daß insoweit schwedisches (bzw. dänisches) Recht angewendet w e r d e n könnte. Daneben ist aber auch die A n w e n d u n g deutschen Rechts möglich, w e i l der „ E r f o l g " , der U n f a l l selbst, in Deutschland eingetreten ist. Bei einer solchen K o n k u r r e n z verschiedener Rechtsordnungen soll das dem Verletzten (der K l . ) günstigere Recht zur A n w e n d u n g k o m m e n . Diese F r a g e hat aber nur dann Bedeutung, wenn diese Rechtsordnungen auch in ihren materiellen Bestimmungen voneinander abweichen (Zitelmann, I P R I I 479). Bei materieller Übereinstimmung des Rechts ist die Beantwortung der Frage, welchen Staates Recht nach den Grundsätzen des internationalen Privatrechts anzuwenden ist, überflüssig ( R G Z 57, 142 [ 1 4 5 ] ) . Letzteres t r i f f t hier zu. Denn w e n n ein Verschulden auf Seiten des Bekl. zu 1) b z w . zu 2) festgestellt w e r d e n kann, ist der geltend gemachte Schadensersatzanspruch - soweit die H ö h e dieses Schadens nachgewiesen w e r d e n kann - auch schon nach deutschem Recht v o l l b e g r ü n d e t " ( w i r d ausgeführt). 3 0 . Die Bestimmung in § 7 des Preußischen Staatshaftungsgesetzes vom 1. 8. 1909 (GS 691) und in § 7 des Gesetzes über die Haftung des Reichs für seine Beamten vom 22. 5. 1910 (RGBl. 798), daß Angehörigen ausländischer Staaten ein Anspruch aus Amtshaftung nur insoweit zusteht, als nach einer in der preußischen Gesetzsammlung bzw. im Reichsgesetzblatt enthaltenen Bekanntmachung die Gegenseitigkeit verbürgt ist, hat auch unter dem Grundgesetz ihre Geltung behalten (entschieden für Polen). - Preußisches Staatshaftungsgesetz § 7; Gesetz über die H a f t u n g des Reichs f ü r seine Beamten § 7. BGH, 3. ZS, Urt. v o m 10. 5. 1954 - I I I Z R 45/53: B G H Z 13, 241; N J W 7 (1954) 1283; L M N r . 1 zu § 7 Beamtenhaftungsgesetz mit A n m . v o n Pagendarm; I n t L R 1954, 208. Die Kl., eine polnische Staatsangehörige, macht Ansprüche aus § 839 BGB in Verbindung mit Art. 34 GG gegen die bekl. Stadt geltend. Aus den Gründen: ..Das Berufungsgericht hat die F r a g e offengelassen, ob die Bestimmungen in § 7 des Preußischen Staatshaftungsgesetzes v o m 1. 8. 1909 (GS 691) und in § 7 des Gesetzes über die H a f t u n g des Reichs f ü r seine Beamten v o m 22. 5. 1910 (RGBl. 798) den Amtshaftungsanspruch ausschließen, weil die Kl. polnische Staatsangehörige ist. Nach diesen Bestimmungen steht Angehörigen ausländischer Staaten ein Ersatzanspruch auf Grund dieser, die H a f t u n g öffentlicher Körperschaften f ü r Amtspflichtverletzungen ihrer Beamten begründenden Gesetze nur insoweit zu, als nach einem in der preußischen Gesetzsammlung b z w . im RGBl, enthaltenen Bekanntmachung des Staatsministeriums b z w . des Reichskanzlers durch die Gesetzgebung des ausländischen Staates oder durch Staatsvertrag die Gegenseitigkeit verbürgt

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ist. Die Fortgeltung der Bestimmung in § 7 des preußischen Gesetzes unter der WeimRV ist vom RG in einem Falle angenommen worden, in dem eine türkische Firma gegen das Deutsche Reich klagte. Das RG hat in ihr eine Art vorweggenommener Ausführungsgesetzgebung zum Art. 131 WeimRV gesehen (RGZ 149, 83). Gleicher Ansicht war f ü r die entsprechende Bestimmung in § 7 des Reichshaftungsgesetzes der OGHBrZ in einem Fall, in dem eine schwedische Gesellschaft Klage erhoben hatte (NJW 1950, 65) Der Senat hat hinsichtlich des Ausschlusses der Haftung f ü r Notare und f ü r Postbeamte (BGHZ 9, 289 und 12, 89) schon entschieden, daß Beschränkungen der Amtshaftung öffentlicher Körperschaften ihre Geltung behalten haben, und daß insoweit dem Art. 34 GG kein anderer Inhalt beizumessen ist als dem Art. 131 WeimRV. Es besteht kein Anlaß, hinsichtlich der Haftungsbeschränkung Ausländern gegenüber, wie sie sich aus den genannten Staatshaftungsgesetzen ergibt, einen anderen Standpunkt einzunehmen (ebenso RGRKomm. 10 , §839 BGB Anm. 1; Palandt, BGB10 § 8 3 9 Anm. 2 A a, bb). Eine Bekanntmachung, daß durch die polnische Gesetzgebung oder durch Staatsvertrag mit Polen die Gegenseitigkeit hinsichtlich der Haftung öffentlicher Körperschaften für Amtspflichtverletzungen ihrer Beamten verbürgt ist, findet sich weder in der preußischen Gesetzsammlung noch im Reichsgesetzblatt. Der deutsch-polnische Vertrag über den Rechtsverkehr vom 5. 3. 1924 (RGBl. 1925 II 139; 1926 II 237) ist durch Art. III Ziffer 6 der KRProkl. Nr. 3 suspendiert. Neue Vereinbarungen sind mit Polen nicht getroffen (vgl. Bülow, Der Rechtsverkehr mit dem Ausland in Zivilsachen, BAnz. 1952 Nr. 234, 5). Überdies ließe sich aus diesem Rechtsverkehrsvertrag nichts f ü r die Kl. herleiten. Die Vereinbarung in Art. 1 des Vertrages, daß die Angehörigen der vertragschließenden Staaten im Gebiet des anderen Staates hinsichtlich des gerichtlichen Schutzes ihres Eigentums die gleiche Behandlung wie die Landesangehörigen genießen, freien und ungehinderten Zutritt zu den Gerichten haben und dort unter denselben Bedingungen wie die Landesangehörigen auftreten können, enthält keine Regelung der sachlichrechtlichen Voraussetzungen für die Anspruchsentstehung zugunsten der beiderseitigen Staatsangehörigen. Die Vereinbarung in Art. 1 des Rechtsverkehrsvertrages stellt also keine Sonderregelung gegenüber § 7 der genannten Staatshaftungsgesetze dar. Das hat das RG in RGZ 149, 81 (85 ff.) hinsichtlich des entsprechenden Vertrages über den Rechtsverkehr mit der Türkei eingehend dargelegt. Dem schließt sich der Senat an. Auch wenn Polen den Art. 131 WeimRV und 34 GG entsprechende Bestimmungen deutschen Kl. zugute kommen ließe - wofür jeder Anhalt fehlt würde daraus nichts zugunsten der Kl. hergeleitet werden können. Aus dem Wortlaut, wonach der Ersatzanspruch dem Ausländer nur insoweit „zusteht" als nach jenen Bekanntmachungen die Gegenseitigkeit verbürgt ist, ergibt sich, daß der Anspruch f ü r ihn entweder überhaupt nicht entstanden und doch mindestens nicht klagbar ist, solange es an einer die 1

Siehe IPRspr. 1945-1949 Nr. 106.

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Verbürgung der Gegenseitigkeit bestätigenden Bekanntmachung fehlt (RGZ 149, 81 [88]). Selbst wenn man aber der Bekanntmachung keine sachlichrechtliche Bedeutung für die Entstehung des Ersatzanspruches beimessen wollte, müßte ihr doch mindestens verfahrensrechtliche Bedeutung für die Geltendmachung des Anspruchs insofern zugesprochen werden, als sich ihr Fehlen als ein Hindernis für die Durchführung des Anspruches darstellt (RGZ 128, 241), das den Richter der Pflicht enthebt, die Frage der Verbürgung der Gegenseitigkeit seinerseits nachzuprüfen, und das zur Abweisung der Klage führen muß (RGZ 149, 81 [85])." 3 1 . Für Schäden beim Betrieb der Eisenbahn haftet die Eisenbahnverwaltung, in deren Gebiet die Person verletzt wurde. Die Deutsche Bundesbahn kann zur Zeit nicht für Folgen eines Unfalls in Anspruch genommen werden, der sich 1942 beim Betrieb der Eisenbahn im Elsaß ereignet hat. BGH, 6. ZS, Urt. vom 9. 6. 1954 - V I Z R 310/52: BGHZ 14, 282; N J W 7 (1954) 1642; JZ 10 (1955) 19 mit Anm. von Reinhardt; L M Nr. 1 zu § 3 BundesbahnGes.; Betrieb 7 (1954) 864; IntLR 1954, 49; Leitsatz in MDR 8 (1954) 733. Am 18. 5. 1942 wurde der Kl. auf der Fahrt von K. nach S. bei einem Zusammenstoß von zwei Zügen bei S. im Elsaß schwer verletzt. I m Jahre 1944 verglich er sich mit der Deutschen Reichsbahn, vertreten durch die Reichsbahndirektion K., er verzichtete gegen Zahlung der im Vertrag festgesetzten Entschädigungen auf alle weiteren Forderungen jeglicher Art gegen die Deutsche Reichsbahn oder ihre Bediensteten. Von der Reichsbahndirektion K. und später der Eisenbahndirektion K. wurden bis zum 30. 9. 1947 die dem Vertrag mit der Reichsbahn entsprechenden Leistungen überwiesen. Seitdem hat die Eisenbahndirektion K. an den Kl., jedoch ohne eine Leistungspflicht anzuerkennen, geringere Beträge geleistet. Der Kl. hat gebeten, die Bekl. zu verurteilen, die Mehrbeträge zu leisten. Aus den Gründen: „Die Deutsche Bundesbahn kann für die aus dem Unfall herrührenden Verpflichtungen der Deutschen Reichsbahn nicht in Anspruch genommen werden. Die Rechtsentwicklung seit dem Zusammenbruch des Deutschen Reichs, soweit die Deutsche Reichsbahn davon betroffen wird, hat ihren vorläufigen Abschluß in dem Bundesbahngesetz vom 13. 12. 1951 (BGBl. I 955) gefunden. Hiernach verwaltet die Bundesrepublik Deutschland unter dem Namen „Deutsche Bundesbahn" das Bundeseisenbahnvermögen als nicht rechtsfähiges Sondervermögen des Bundes mit eigener Wirtschafts- und Rechnungsführung. Nach § 3 I I des Gesetzes haftet der Bund für die Verbindlichkeiten der Deutschen Bundesbahn nur mit dem Bundeseisenbahnvermögen; als Verbindlichkeiten gelten nach dem Gesetz auch die Verpflichtungen, die nach dem 8. 5. 1945 bei dem Betrieb von Eisenbahnen eingegangen sind, die zum Bundeseisenbahnvermögen gehören.

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Die Tatsache, daß in dem zur Entscheidung stehenden Fall das schädigende Ereignis vor dem 8. 5. 1945 liegt und daß auch der Vergleich zwischen dem Kl. und der Deutschen Reichsbahn im Jahre 1944, also vor dem gesetzlichen Stichtag, abgeschlossen wurde, steht der Anwendung des Gesetzes nicht entgegen. Mit der Klage werden Schadensrenten für die Zeit ab 1. 10. 1947 verlangt. Wie das Berufungsgericht mit Recht angenommen hat, ist der Anspruch auf diese Renten erst jeweils mit dem Heranrücken der einzelnen Zeitabschnitte und ihrem Erleben durch den Kl., also nach dem 8. 5. 1945 entstanden (vgl. BGHZ 1, 34 und OGHZ 4, 109). Das Bundesbahngesetz spricht zwar von Verpflichtungen, die nach dem 9. 5. 1945 .eingegangen' sind. Es kann aber nach dem Sinn und Zweck des Gesetzes nicht zweifelhaft sein, daß hierunter alle seit diesem Zeitpunkt entstandenen Verpflichtungen fallen (so auch Sarter-Kittel, Die Bundesbahn, § 3 BundesbahnG Anm. 1). Eine Haftung der Bekl. nach § 3 II BundesbG ist jedoch f ü r diese Verpflichtungen nicht begründet, weil es an der räumlichen Beziehung fehlt, die der Gesetzgeber als weitere Voraussetzung für eine Haftung der Bekl. fordert. Die Verbindlichkeiten müssen bei dem Betrieb von Eisenbahnen entstanden sein, die zum Bundeseisenbahnvermögen gehören. Das ist nicht der Fall, wenn es sich um eine Verpflichtung handelt, die beim Betrieb einer außerhalb des Bundesgebiets liegenden Strecke entstanden ist (Sarter-Kittel aaO Anm. IV). Die amtliche Begründung des Gesetzes (Drucksache 1341, 43) sagt hierzu, daß die Verbindlichkeiten beim Betrieb von früheren Strecken der Deutschen Reichsbahn im heutigen Bundesgebiet (einschließlich einiger Auslandsstrecken) entstanden sein müssen. Daraus ergibt sich, daß bei einer Verletzung von Personen auf der im Elsaß belegenen Bahn eine Haftung der Deutschen Bundesbahn jedenfalls nicht auf das Bundesbahngesetz gestützt werden kann. Es bestand auch zunächst keine Veranlassung f ü r den Gesetzgeber, die Deutsche Bundesbahn, die tatsächlich nur einen Teil des Vermögens der Deutschen Reichsbahn in Besitz nehmen konnte, weitergehend mit Schulden der Deutschen Reichsbahn, die nicht in irgendeiner Form mit dem jetzigen Vermögen der Deutschen Bundesbahn verknüpft sind, zu belasten. Lediglich aus der Tatsache, daß die Deutsche Reichsbahn durch die Direktion K. die Bahnen im Elsaß verwalten ließ und insoweit der Präsident der Direktion K. die Vertretung der Deutschen Reichsbahn hatte, kann entgegen der Ansicht des Berufungsgerichts eine Haftung der Deutschen Bundesbahn nicht hergeleitet werden. Daß im vorliegenden Falle Ansprüche des Kl. nicht unmittelbar aus dem Unfall, sondern aus der hierauf beruhenden vertraglichen Regelung zwischen dem Kl. und der Deutschen Reichsbahn geltend gemacht werden, rechtfertigt keine andere Beurteilung, zumal nach den bindenden tatrichterlichen Feststellungen der Vertrag nur eine bestehende Verbindlichkeit abschließend regeln sollte. Soweit das Berufungsgericht die Gebietsbezogenheit der Verbindlichkeit daraus herleiten will, daß der Sitz der Direktion K. als „Wohnsitz des Schuldners" in Betracht komme, kann ihm ebenfalls nicht gefolgt werden; denn dieser Umstand vermag die f ü r eine Haftung nach § 3 II BundesbG erforderliche Verknüpfung mit dem Bundeseisenbahnvermögen nicht zu schaffen, wenn sich wie hier der Unfall auf einer Bahnstrecke ereignet hat,

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die nicht von der Bekl. übernommen worden ist. Damit steht in Einklang, daß auch nach den Bestimmungen des internationalen Privatrechts den Reisenden f ü r erlittene Schäden nur diejenige Eisenbahnverwaltung haftet, in deren Gebiet die beförderte Person verletzt wird (Art. 28 § 1 des Internationalen Eisenbahn-, Personen- und Gepäckverkehrsübereinkommen vom 23. 10. 1924, RGBl. 1925 II 483, i. d. F. vom 23. 11. 1933, RGBl. 1935 II 599, in Kraft getreten am 1. 10. 1938, RGBl. II 101; vgl. auch BGHZ 9, 311 [316]). Eine Haftung der Bekl. aus § 3 II BundesbG ist somit nicht gegeben. Aus § 419 BGB, auf den das Berufungsgericht zur Stützung der erhobenen Ansprüche gegen die Deutsche Bundesbahn noch hilfsweise hingewiesen hatte, läßt sich eine Haftung nicht ableiten. Es handelt sich bei der Übernahme der Eisenbahnen durch die Deutsche Bundesrepublik nicht um einen Sachverhalt, auf den diese Bestimmung des bürgerlichen Rechts zur vertraglichen Vermögensübernahme anwendbar wäre. Die in § 419 BGB aufgestellten Voraussetzungen liegen hier gerade nicht vor. Auch bei einer völkerrechtlichen Staatensukzession ist eine Haftung des neuen Vermögensträgers nicht ohne weiteres gegeben. Ob die von der Bekl. verschiedene Eigentümerin der im Elsaß belegenen Bahnen f ü r den Unfall und seine Folgen a u f k o m m e n muß, wie die Revision meint, ist hier nicht zu entscheiden. Aber auch aus anderen Rechtsgründen läßt sich eine Haftung der Bekl. nicht herleiten" (wird ausgeführt).

IVa. HANDELS- UND WIRTSCHAFTSRECHTLICHE

ERGÄNZUNGEN

1. Allgemeines 2. Versicherungsrecht Siehe auch Nr. 43

3 2 . Ob ein Vermögensgegenstand, der durch ausländische Enteignungsmaßnahmen betroffen sein soll, überhaupt im Ausland belegen ist, richtet sich nach deutschem Recht; die Beurteilung dieses Umstandes unterliegt nicht den Schranken des Art. 1 a AHKG Nr. 63. Ein 1942 in Wien geschlossener Versicherungsvertrag der deutschen Zweigstelle eines italienischen Versicherungsunternehmens mit einem Versicherungsnehmer mit Sitz im Sudetenland unterlag deutschem Recht und deutscher Versicherungsaufsicht. Die Versicherungsforderung ist damit in Deutschland belegen. Das Statut des Versicherungsvertrags ist grundsätzlich unwandelbar, es sei denn, die Parteien vereinbaren etwas anderes oder geraten beide unter die Herrschaft eines anderen Rechts. Die Rückgliederung des Sudetenlandes an die Tschechoslowakei hatte nicht zur Folge, daß ein in Wien geschlossener und zum deutschen Bestand gehöriger Versicherungsvertrag unter die

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IVa. Handels- und wirtschaftsrechtliche Ergänzungen

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Herrschaft des tschechischen Rechts geraten wäre. Die etwaige Bildung eines tschechoslowakischen Teilbestands hätte keine versicherungsvertragsrechtlichen Wirkungen gehabt. Versicherungsforderungen, die nicht in der Tschechoslowakei belegen waren, konnten von diesem Staat nach dem Territorialitätsgrundsatz nicht enteignet werden. Zur Einwirkung der Währungsreform auf Versicherungsverträge mit inländischen Zweigstellen ausländischer Versicherungsgesellschaften. Zur Verstaatlichung des Versicherungswesens in der Tschechoslowakei. Zum tschechoslowakischen Versicherungsrecht. Zur Frage, wann ein Versicherungsvertrag zum selbständigen ausländischen Bestand eines deutschen Versicherungsunternehmens gehört. - EGBGB Art. 30. BGH, 2. ZS, Urt. vom 24. 3. 1955 - II ZR 93/53: BGHZ 17, 74; VerBAV 4 (1955) 253; N J W 8 (1955) 868; MDR 9 (1955) 351; WM IV B 9 (1955) 722; VersR 6 (1955) 242; AJIL 52 (1958) 540; Leitsätze in LM Nr. 2 zu Art. 1 AHKG Nr. 63 mit Anm. von Haidinger; BB 10 (1955) 335. Der Sachverhalt ist in IPRspr. 1952-1953 Nr. 36 wiedergegeben. Die Revision der Bekl. hatte keinen Erfolg. Aus den Gründen: „I. Die Revisionen rügen in erster Linie, daß das angefochtene Urteil rechtsirrtümlich das AHKG Nr. 63 nicht beachtet habe. Sie f ü h r e n hierzu aus, die streitige Versicherungsforderung sei ein Vermögensgegenstand, der nach der h i e r f ü r maßgebenden tschechoslowakischen Feindvermögensgesetzgebung liquidiert w o r d e n sei; sie falle damit unter die in Art. 1 Ziffer 1 a (iii) aufgezählten Vermögenswerte. Das habe zur Folge, d a ß nach Art. 2 des Gesetzes Nr. 63 die Rechte der Kl. an der Versicherung erloschen seien, u n d d a ß nach Art. 3 dieses Gesetzes die deutsche Gerichtsbarkeit über den Streitfall ausgeschlossen sei. Dieser auch von Prölß (VersR 1953, 228) vertretenen Auffassung vermag das Gericht nicht zu folgen. Die Anwendbarkeit des Art. 1 Ziffer 1 a u n d damit auch der Art. 2 und 3 des Gesetzes Nr. 63 setzt voraus, d a ß es sich u m Vermögensgegenstände handelt, ,die bei oder vor dem I n k r a f t t r e t e n dieses Gesetzes in einem ausländischen Staat gelegen waren'. ,Ausländischer Staat' bedeutet dabei nach Art. 4 Ziffer a des Gesetzes jeder Staat mit Ausnahme Deutschlands mit den Grenzen vom 31. 12. 1937 u n d der in dem Verzeichnis zu diesem Gesetz a u f g e f ü h r t e n Staaten, zu denen auch Österreich gehört. Ob diese Voraussetzung erfüllt ist, ist nach der deutschen Rechtsordnung und dem zu ihr gehörenden internationalen Privatrecht zu beurteilen. Art. 1 Ziffer 1 a des Gesetzes Nr. 63 schreibt zwar vor, daß f ü r die Frage, ob eine Liquidierung von Feindvermögen im Sinne dieser Bestimmung vorliegt, das Recht des liquidierenden Staates maßgebend sein soll (BGHZ 8, 378) Dies gilt aber nach dem klaren Wortlaut des Art. 1 Ziffer 1 a des Gesetzes Nr. 63 nicht f ü r die gesondert hiervon zu beurteilende Frage, ob es sich ü b e r h a u p t um einen in einem ausländischen 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 294.

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Staat gelegenen V e r m ö g e n s g e g e n s t a n d g e h a n d e l t h a t . Diese V o r a u s s e t z u n g ist hier nicht erfüllt, u n d d a m i t ist auch d a s Gesetz Nr. 63 nicht a n w e n d b a r . 1. Der hier m a ß g e b e n d e V e r s i c h e r u n g s v e r t r a g w u r d e 1942 in W i e n , also in einem Gebiet geschlossen, d a s d a m a l s zu D e u t s c h l a n d g e h ö r t e u n d d a s auch nicht zu d e n ausländischen S t a a t e n i m Sinne v o n Art. 4 Ziffer a des Gesetzes Nr. 63 zu rechnen ist. D e r V e r t r a g s a b s c h l u ß erfolgte m i t d e m H a u p t bevollmächtigten der Bekl. f ü r Deutschland. Die Versicherung g e h ö r t e dam i t z u m V e r s i c h e r u n g s b e s t a n d d e r deutschen Zweigniederlassung d e r Bekl. Sie u n t e r l a g streitlos d e m a m Sitz der Zweigniederlassung geltenden deuts c h e n R e c h t u n d der deutschen Versicherungsaufsicht (BGHZ 9 , 3 4 [38 ff.]) 2 . Dies w ä r e selbst d a n n der F a l l gewesen, w e n n d a s Sudetengebiet, in d e m d a m a l s der V e r s i c h e r u n g s n e h m e r u n d d e r versicherte Kl. ansässig w a r e n , zu j e n e r Zeit A u s l a n d gewesen w ä r e ( P r ö l ß , RabelsZ 16 [1951] 203 [205/6]; V e r s i c h e r u n g s a u f s i c h t s b e h ö r d e n in V e r s i c h e r u n g s a m t H a m b u r g [Veröffentlichungen des Z o n e n a m t e s des R e i c h s v e r s i c h e r u n g s a m t e s f ü r d a s Versicher u n g s w e s e n ] 1947, 35). Die einmalige P r ä m i e w u r d e in W i e n gezahlt u n d d e r f ü r diese Versicherung gebildete P r ä m i e n r e s e r v e f o n d s w u r d e g e m ä ß d e m f ü r sie geltenden d e u t s c h e n Versicherungsauf sichtsrecht in Deutschl a n d sichergestellt u n d v o n d e m d e u t s c h e n H a u p t b e v o l l m ä c h t i g t e n d e r Bekl. selbständig v e r w a l t e t (BGHZ 9, 40). Die Versicherung w a r also t e r r i t o r i a l a n Deutschland, u n d z w a r a n ein Gebiet g e b u n d e n , d a s auch n a c h Art. 4 Ziffer a des Gesetzes Nr. 63 nicht u n t e r d e n Begriff der a u s l ä n d i s c h e n Staaten zählt. D e m g e m ä ß ist diese Versicherung als in diesem Gebiet belegen a n z u s e h e n (BGHZ 9, 43). 2. H i e r a n h a t sich auch nach d e m i m J a h r e 1945 erfolgten Z u s a m m e n b r u c h nichts g e ä n d e r t . Nach allgemein a n e r k a n n t e n R e c h t s g r u n d s ä t z e n änd e r t sich d a s f ü r d e n V e r s i c h e r u n g s v e r t r a g bei seinem Abschluß geltende Recht d e r Zweigniederlassung grundsätzlich nicht, es sei d e n n , d a ß die Vert r a g s p a r t e i e n ein a n d e r e s V e r t r a g s s t a t u t v e r e i n b a r e n oder b e i d e gemeinsam u n t e r die H e r r s c h a f t eines a n d e r e n Rechts g e r a t e n (Prölß, RabelsZ 16 [1951] 214 m i t w e i t e r e n Nachweisen). Hier ist keiner dieser b e i d e n Ausn a h m e f ä l l e gegeben. Z w a r ist nach d e m Z u s a m m e n b r u c h d e r Kl. u n t e r die H e r r s c h a f t des tschechoslowakischen Rechts g e k o m m e n , nicht a b e r die deutsche Zweigniederlassung der Bekl., die im inländischen R e c h t s v e r k e h r w i e eine selbständige Rechtspersönlichkeit zu b e h a n d e l n ist (BGHZ 9, 42). Abgesehen davon, d a ß die nach wie vor z u m Geschäftsbetrieb in Deutschl a n d zugelassene Bekl. i h r e r Verpflichtung a u s § 106 Nr. 3 VAG, i m I n l a n d eine N i e d e r l a s s u n g m i t e i n e m hier w o h n e n d e n H a u p t b e v o l l m ä c h t i g t e n a u f r e c h t z u e r h a l t e n , auch nach d e m Z u s a m m e n b r u c h n a c h k a m , i n d e m sie n u n m e h r wieder in H a m b u r g eine Z w e i g n i e d e r l a s s u n g errichtete u n d h i e r einen H a u p t b e v o l l m ä c h t i g t e n bestellte, geriet i h r e deutsche Z w e i g n i e d e r l a s s u n g j e d e n f a l l s nicht, wie der Kl., u n t e r die H e r r s c h a f t des tschechoslowakischen Rechts, so d a ß d e r streitige V e r s i c h e r u n g s v e r t r a g weiter d e m d e u t s c h e n Recht u n t e r w o r f e n blieb (so auch Prölß a a O 215). Die F r a g e , o b e t w a aufsichtsrechtlich ein tschechoslowakischer B e s t a n d abgespalten w u r d e , ist h i e r f ü r o h n e Belang, d e n n auch eine solche A b s p a l t u n g w ü r d e keine ver2

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 37.

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tragsrechtlichen W i r k u n g e n haben (Prölß a a O ) . Infolgedessen hat sich auch an der nach dem Vertragsrecht zu beurteilenden Belegenheit der Streitforderung nichts geändert. 3. W a r hiernach diese F o r d e r u n g niemals in einem Gebiet belegen, das zu einem ausländischen Staat im Sinne von Art. 4 Ziffer a des Gesetzes Nr. 6 3 zu rechnen ist, so findet dieses Gesetz auf sie keine Anwendung. Infolgedessen ist schon aus diesem Grunde weder die deutsche Gerichtsbarkeit über den zur Entscheidung stehenden Streitfall nach Art. 3 des Gesetzes ausgeschlossen, noch sind die Rechte des Kl. an der geltend gemachten Versicherungsforderung nach Art. 2 des Gesetzes erloschen. Bei dieser Rechtslage bedürfen die weiteren, bei einer Anwendung des Gesetzes Nr. 63 sich ergebenden Zweifelsfragen keiner Erörterung. I I . D a die streitige Versicherungsforderung zu keinem Zeitpunkt in der Tschechoslowakei belegen war, konnte sie nach allgemein anerkannten Rechtsgrundsätzen auch nicht von den tschechoslowakischen Enteignungsm a ß n a h m e n e r f a ß t werden (BGHZ 9, 3 8 ff. mit weiteren Nachweisen). E s b e d a r f deshalb gar nicht erst der vom Berufungsgericht vorgenommenen P r ü f u n g der Frage, ob j e n e Enteignungen nach Art. 3 0 E G B G B unbeachtlich sind. E b e n s o erübrigt sich eine Untersuchung darüber, ob der tschechoslowakische Gesetzgeber mit den Enteignungen auch solche nicht in seinem Staatsgebiet belegenen F o r d e r u n g e n erfassen wollte; denn selbst wenn dies der F a l l sein sollte, wäre das unerheblich, weil er hierzu nach den allgemein a n e r k a n n t e n Grundsätzen des internationalen Privatrechts gar nicht in der L a g e war. I I I . F ü r die Frage, ob die Zweigniederlassung der B e k l . im W ä h r u n g s gebiet die streitige Versicherungsverbindlichkeit zu erfüllen hat, ist die gesetzliche Regelung maßgebend, die im Z u s a m m e n h a n g mit der W ä h r u n g s r e f o r m darüber getroffen worden ist, inwieweit die Verbindlichkeiten der im Währungsgebiet zum Geschäftsbetrieb zugelassenen Versicherer aus Lebens- und Rentenversicherungen durch die im Zusammenhang mit dem Z u s a m m e n b r u c h des früheren Großdeutschen Reiches eingetretenen Veränderungen berührt worden sind. Diese Regelung geht von dem Grundsatz aus, daß ein im Währungsgebiet zum Geschäftsbetrieb zugelassener Versicherer weiter mit den Verpflichtungen aus den zu seinem deutschen B e s t a n d gehörenden Lebens- und Rentenversicherungen belastet bleibt, es sei denn, daß einer der gesetzlich festgelegten Ausnahmetatbestände vorliegt. Da auch die Bekl. mit ihrer deutschen Zweigniederlassung, die, wie schon ausgeführt wurde, im inländischen Rechtsverkehr wie eine selbständige Rechtspersönlichkeit zu behandeln ist, zu den im Währungsgebiet zum Geschäftsbetrieb zugelassenen Versicherungsunternehmen gehört, und da die Versicherung des Kl. Teil ihres deutschen Bestandes war, k a n n es sich n u r fragen, ob einer j e n e r gesetzlichen Ausnahmetatbestände vorliegt, und hierum geht auch nur der Streit der Parteien. Diese F r a g e hat das B e r u fungsgericht im E r g e b n i s zutreffend verneint. 1. Die § § 24 VI UmstG, 3 der 2. V O L R V sind, wie das Berufungsgericht mit Recht ausführt, auf die streitige Versicherungsverbindlichkeit nicht anwendbar, weil diese nicht einem anderen Versicherungsunternehmen über7

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tragen worden ist und weil der Kl. deshalb auch keine Versicherungsansprüche gegen ein anderes Versicherungsunternehmen außerhalb des Währungsgebietes geltend machen kann. Zu den nach Art. 2 C des tschechoslowakischen Dekrets Nr. 2088 vom 20. 11. 1946 der Prager Versicherungsanstalt - Nationalunternehmen - übertragenen VersicherungsVerbindlichkeiten gehörte diese Versicherung schon deshalb nicht, weil sie unstreitig niemals, insbesondere auch nicht an dem nach Art. 5 dieses Dekrets maßgebenden Stichtag, dem 31. 12. 1946, in den Geschäftsbüchern der früheren Niederlassungen der Bekl. in Prag oder Brünn geführt wurde und weil zudem der Kl. bei Erlaß des Dekrets bereits aus dem Sudetenland nach Deutschland vertrieben war. 2. Das Berufungsgericht hat mit Recht auch die Anwendbarkeit des § 9 der 1. VOLRV schon deshalb verneint, weil es sich hier um keine Versicherung aus dem in dieser Bestimmung bezeichneten ,Ausschlußgebiet' handelt, nämlich aus einem Gebiet von Deutschland nach dem Stand vom 31. 12. 1937 außerhalb des Währungsgebiets. 3. Das Berufungsgericht hat schließlich im Ergebnis auch darin recht, daß § 4 der 2. VOLRV den Kl. ebenfalls nicht hindert, seine Versicherungsforderung gegen die Bekl. geltend zu machen. Nach dieser Bestimmung können Ansprüche aus solchen Versicherungen, die zu einem selbständigen ausländischen Bestand eines deutschen Versicherungsunternehmens mit Sitz oder Verwaltung im Währungsgebiet gehören, bis auf weiteres nicht im Währungsgebiet geltend gemacht werden. Das Berufungsgericht läßt es mit Recht dahingestellt, ob die Anwendbarkeit dieser Bestimmung nicht schon daran scheitert, daß es sich bei der Bekl. um ein ausländisches Versicherungsunternehmen handelt. Diese Frage kann hier deshalb offen bleiben, weil die streitige Versicherung jedenfalls nicht zu einem selbständigen ausländischen Bestand der Bekl. gehört. Das Berufungsgericht führt zur Begründung hierfür aus, daß die Versicherung bei der Abgrenzung der westdeutschen und österreichischen Versicherungsbestände der Bekl. in deren westdeutschen Bestand übernommen worden sei. Demgegenüber meinen die Revisionen, gestützt auf Prölß (VersR 1953, 228 [229]), es sei nicht ersichtlich, worauf eine solche Übernahme beruhen soll. Bei dieser Streitfrage wird aber folgendes nicht beachtet: Die Versicherung des Kl. gehörte bei ihrem Abschluß streitlos sowohl vertragsrechtlich als auch aufsichtsrechtlich zum deutschen Bestand der Bekl. Es kann sich deshalb nur fragen, ob sie etwa nachträglich von dem deutschen in einen selbständigen ausländischen Bestand der Bekl. übergegangen ist; erst wenn dies der Fall wäre, könnte die Frage auftauchen, ob sie etwa später von dem ausländischen Bestand wieder in den deutschen übertragen worden ist. Eine Übernahme von dem deutschen in einen selbständigen ausländischen Bestand im Sinne von § 4 der 2. VOLRV hat jedoch nie stattgefunden. Die Versicherungsaufsichtsämter haben es bei der Abgrenzung des Begriffs des selbständigen ausländischen Bestandes darauf abgestellt, ob die betreffenden Versicherungen dem deutschen oder einem ausländischen Recht unterliegen (Hartmann-Meisch, Die Lebensversicherungsverträge in der Währungsumstellung 2 94; Versicherungsamt Hamburg 1947, 35). Folgt man dieser Auf-

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fassung, so kann von vornherein nicht zweifelhaft sein, daß die Versicherung des Kl. nie zu einem ausländischen Bestand der Bekl. gehört hat; denn für sie galt immer nur das deutsche Recht (so auch Versicherungsaufsichtsamt Hamburg aaO). Prölß meint dagegen, daß der in § 4 der 2. VOLRV verwandte Begriff des selbständigen ausländischen Bestandes sehr viel weiter ausgelegt werden müsse und daß unter ihn die Versicherungen fielen, die, wenn auch erst nachträglich, nach ihrem Abschluß, aufsichtsrechtlich .abgespalten', d. h. einem ausländischen Aufsichtsrecht unterworfen worden seien (VersR 1953, 228 [229] und in seinem dort sowie von HartmannMeisch aaO zitierten privaten Rechtsgutachten über Lebensversicherungsverträge mit Versicherungsnehmern in der Tschechoslowakei und im Sudetengebiet vom 13. 3. 1950). Ob diese ,Abspaltungstheorie' den Vorzug vor der von den Versicherungsaufsichtsämtern vertretenen Auffassung verdient, bedarf hier keiner Entscheidung; denn auch von ihrem Standpunkt aus ist die Versicherung des Kl. keinem ausländischen Aufsichtsrecht unterworfen worden. Daß sie nach dem Zusammenbruch auch aufsichtsrechtlich nicht zum österreichischen Bestand der Bekl. abgespalten wurde, steht außer Streit. In Frage kommt nur, ob sie etwa dem tschechoslowakischen Aufsichtsrecht unterworfen wurde. Auch dies ist nicht der Fall. a) Die Revisionen werfen mit Prölß (VersR 1953, 229) die Frage auf, ob die Versicherung nicht schon mit dem 4. 5. 1945 automatisch in einen aufsichtsrechtlich abgespaltenen' tschechoslowakischen Versicherungsbestand übergegangen war, und zwar dadurch, daß mit diesem Tage auf Grund des Dekrets des Präsidenten der Tschechoslowakei vom 3. 8. 1944 (Abi. Nr. 11), bestätigt und wiederholt durch das Gesetz Nr. 12 vom 19. 12. 1945 und die RegierungsVO vom 27. 7. 1945 (Sammlung Nr. 31), das frühere tschechoslowakische Recht und damit auch dessen Ver sicherungsauf sichtsrecht wieder in Kraft getreten ist. Es bedarf hier keiner Prüfung, ob dieser Rechtsvorgang überhaupt geeignet war, f ü r sich allein aufsichtsrechtlich wieder einen tschechoslowakischen Versicherungsbestand zu schaffen; denn selbst wenn man Prölß insoweit folgen wollte, so konnte doch jedenfalls die Versicherung des Kl. von einer solchen aufsichtsrechtlichen Abspaltung des tschechoslowakischen Bestandes nicht erfaßt werden. Das am 4. 5. 1945 zusammen mit dem übrigen tschechoslowakischen Recht wieder in Kraft getretene tschechoslowakische Sicherstellungsgesetz vom 11.7.1934 (Sammlung Nr. 147) macht zwar in § 1 I auch den für den Geschäftsbetrieb in der Tschechoslowakei zugelassenen ausländischen Versicherungsanstalten zur Pflicht, in der Tschechoslowakei einen Sicherstellungsfonds f ü r alle Versicherungsverträge zu errichten, bei denen die Prämien an Zahlstellen des Versicherers im Gebiet der Tschechoslowakei zu entrichten waren oder sind; es unterwirft damit also alle diese Versicherungen der tschechoslowakischen Versicherungsaufsicht. Die Versicherungsforderung des Kl. wurde hiervon aber nicht betroffen, weil die einmalige Prämie f ü r sie nicht an Zahlstellen der Bekl. in dem tschechoslowakischen Gebiet, sondern außerhalb von ihm in Wien zu entrichten war und hier auch gezahlt worden ist. Da diese Versicherung nach dem angefochtenen Urteil nicht einmal in den Geschäftsbüchern der früheren tschechoslowakischen Niederlassungen der 7 *

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Bekl. geführt wurde und somit in dem Gebiet der Tschechoslowakei organisatorisch überhaupt nicht erfaßt war, ist es ja auch schlechterdings nicht möglich, anzunehmen, daß sie durch jene gesetzliche Regelung automatisch in einen aufsichtsrechtlich abgespaltenen tschechoslowakischen Versicherungsbestand einbezogen worden sei (so auch Hartmann-Meisch aaO 95). b) Die streitige Versicherung ist auch später nicht der tschechoslowakischen Versicherungsaufsicht unterworfen worden. Nach dem Dekret vom 20. 10. 1945 über die Anmeldung von Einlagen und anderen Geldforderungen (Sammlung Nr. 95) unterlagen zwar auch Lebensversicherungsverträge der Anmeldepflicht. Dieses Dekret ergibt aber nichts darüber, daß die anzumeldenden Versicherungen aufsichtsrechtlich in einen selbständigen tschechoslowakischen Bestand übernommen werden sollten. Die Versicherungsforderung des Kl. konnte auch nicht durch das bereits erwähnte Dekret Nr. 2088 vom 20. 11. 1946 in die tschechoslowakische Versicherungsaufsicht einbezogen werden. Dies war schon deshalb nicht möglich, weil der Kl. bei Erlaß dieses Dekrets seinen Wohnsitz in der Tschechoslowakei bereits aufgegeben hatte, so daß damit dieser einzige territoriale Anknüpfungspunkt der Versicherung an die Tschechoslowakei weggefallen war. Dasselbe gilt von der von Prölß (VersR 1953, 228) zitierten, dem Senat nicht im Wortlaut vorliegenden tschechoslowakischen RegierungsVO vom 30. 10. 1946. Auch die in dieser VO enthaltene Definition des tschechoslowakischen Versicherungsbestandes als der ,Gesamtheit der Versicherungsverträge auf dem Gebiet der Tschechoslowakei' setzt unverkennbar voraus, daß bei Erlaß dieser Vorschriften die von ihr betroffenen Versicherungen noch in einer territorialen Beziehung zur Tschechoslowakei standen. Es wäre ja auch sinnlos gewesen, die tschechoslowakische Versicherungsaufsicht auch auf solche Versicherungen auszudehnen, die, wie die vorliegende, keinerlei Anknüpfungspunkte an das tschechoslowakische Gebiet mehr hatten. Selbst nach der Theorie über die aufsichtsrechtliche Abspaltung der Versicherungsbestände kann also die Versicherung des Kl. nicht als in einen selbständigen ausländischen Bestand übergegangen angesehen werden, so daß auch von diesem Standpunkt aus § 4 der 2. VOLRV auf sie nicht anwendbar ist. c) Wie die Revisionen mit Recht ausführen, liegt dieser Regelung allerdings der Gedanke zugrunde, daß das Schicksal der selbständigen ausländischen Versicherungsbestände wie das des sonstigen deutschen Auslandsvermögens voraussichtlich in den kommenden Friedensverträgen geregelt werde und daß deshalb die Versicherer nicht der Gefahr einer Doppelzahlung ausgesetzt werden sollten (Hartmann-Meisch [aaO] 94). Dieser Gesichtspunkt kann aber schon deshalb zu keiner abweichenden Beurteilung des vorliegenden Streitfalles führen, weil die Versicherung des Kl. weder vertragsrechtlich noch aufsichtsrechtlich jemals zu einem ausländischen Bestand gehörte und deshalb ein Zugriff der Tschechoslowakei auf sie nach den allgemein anerkannten Grundsätzen des Privatrechts gar nicht möglich ist. Die Bekl. wäre aber auch bei Außerachtlassung dieser Rechtslage schon deshalb nicht der Gefahr ausgesetzt, von der Tschechoslowakei zu einer

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nochmaligen Zahlung gezwungen zu werden, weil sie in der neuen Tschechoslowakei gar nicht mehr tätig ist und an diese auch keine Prämienreserven herausgegeben hat. Damit ist von vornherein auch kein Raum für das Leistungsverweigerungsrecht, das die Bekl. unter Hinweis auf RGZ 130, 23 wegen der angeblichen Gefahr einer Doppelzahlung in Anspruch nimmt. Da hiernach das Berufungsgericht der Klage mit Recht stattgegeben hat, waren die Revisionen der Bekl. und ihrer Streitgehilfin gegen das angefochtene Urteil zurückzuweisen."

3. Transportrecht Siehe auch Nr. 156 3 3 . Ein Hamburger Kaufmann muß eine Urkunde, die in englischer Sprache abgefaßt ist, gegen sich gelten lassen. Luftfrachtverträge beurteilen sich mangels abweichender Rechtswahl durch die Parteien nach der lex fori. Das Warschauer Abkommen ist nach dem Krieg im Verhältnis zu verschiedenen Staaten wieder in Kraft gesetzt worden. Eine Haftung aus Verschulden beim Vertragsschluß ist auch möglich, wenn sich die Haftung im allgemeinen nach dem Warschauer Abkommen beurteilt. - Warschauer Abkommen vom 12. 10. 1929. LG Hamburg, Urt. vom 6. 4. 1955 - 62 S 10/54: ZLR 4 (1955) 226 mit Anm. von Meyer. Die Bekl. vermietete einen Volkswagenbus an die Akademische Auslandsstelle in Hamburg f ü r eine etwa 18tägige Studienfahrt nach Italien. Auf der Fahrt wurde eine Bremstrommel beschädigt. Der Volkswagenbus lag infolgedessen kurz vor Florenz fest. Die Akademische Auslandsstelle teilte dies der Bekl. mit. Die Bekl. besorgte eine neue Bremstrommel. Die Bekl. versuchte eine Luftfahrtgesellschaft zu finden, die noch am gleichen Tage die Bremstrommel nach Florenz befördern könne. Die Kl. erklärte sich bereit, die Beförderung bis Rom zu übernehmen und das Frachtgut dort der italienischen Fluggesellschaft LAI zur weiteren Beförderung nach Florenz zu übergeben. Die Kl. stellte einen Luftfrachtbrief (Air Waybill) in englischer Sprache aus. Als Absender (shipper) ist die Bekl. bezeichnet, als erster Luftfrachtführer (First carrier) die Kl. Der Beförderungsweg ist folgendermaßen angegeben: „To ROM Carrier SAS Via dir. To FLR Carrier LAI Via dir." Die Kl. berechnete die Beförderungsgebühr bis Florenz und zog sie von der Bekl. ein. Nach dem Text des Luftfrachtbriefes unterwirft sich die Bekl. den auf der Rückseite abgedruckten Bedingungen. In diesen Bedingungen heißt es u. a.: „ (2) (a) Carriage hereunder is subject to the rules relating to liability established by the convention for the Unification of Certain Rules relating to International Carriage by Air, signed at Warsaw, October 12, 1929 (hereinafter called ,The Convention') unless such carriage is not

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.International Carriage' as defined by the Convention. (See Carriers tariffs for such definition). (b) To the extent not in conflict with the foregoing, carriage hereunder and other services performed by each carrier are subject to (i) applicable laws (including national laws implementing the Convention), Government regulations, order and requirements (iii)applicable tariffs, rules, regulations and timetables (but not the time of departures or arrival therein) of such carrier, which are made part hereof and which may be inspected at any of its offices and at airport from which it operates regular services . . . (4) Except as the Convention or other applicable law may otherwise require: (a) Carrier is not liable to the shipper or to any other person for any damage, delay or loss of whatsoever nature (hereinafter collectively referred to as .damage') arising out of or in connection with the carriage of the goods, unless such damage is proved to have been caused by negligence or wilful fault of Carrier and there has been no contributory negligence of the shipper, consignee or the claimant: (b) Carrier is not liable for any damage directly or indirectly arising out of compliance with laws, government regulations, orders or requirements or from any cause beyond Carriers control... (5) It is agreed that no time is fixed for the completion of carriage hereunder and that Carrier may without notice substitute alternate carriers of aircraft. Carrier assumes no obligation to carry the goods by any specified aircraft or over any particular route or routes or to make connection at any point according to any particular schedule, and Carrier is hereby authorized to select, or deviate from, the route or routes of shipment, notwithstanding that the same may be stated on the face hereof. The shipper guarantees payment of all charges and advances. (6) The goods or packages said to contain the goods, described on the face hereof, are accepted for carriage from their receipt at Carrier's terminal or airport office at the place of departure to the airport at the place of destination. If so specifically agreed, the goods or packages, said to contain the goods, described on the face hereof, are also accepted for forwarding to the airport of departure and for reforwarding beyond the airport of destination. If such forwarding or reforwarding is by carriage operated by Carrier, such carriage shall be upon the same terms as to liability as set forth in Paragraphs 2 and 4 hereof. In any other event the issuing carrier and the last carrier respectively in forwarding or reforwarding the goods, shall do so only as agents of the shipper, owner or consignee, as the case may be, and shall not be liable for any damage arising out of such additional carriage, unless proved to have been caused by its own negligence or wilful fault. The shipper, owner and consignee hereby authorize such carriers to do all things deemed advisable to effect such forwarding or reforwarding including, but without limitation, selection of the means of forwarding or reforwarding and the routes thereof (unless these have been herein specified by the shipper), execution and acceptance of documents of carriage (which may include provisions exempting or limiting liability) and consigning goods with no declaration of value, notwithstanding any declaration of value in this air waybill. (7) Carrier is authorized but shall be under no obligation to advance any duties, taxes or charges and to make any disbursements with respect

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to the goods, and the shipper, owner and consignee shall be jointly and severally liable for the reimbursement thereof. No Carrier shall be under obligation to incur any expenses or to make any advance in connection with the forwarding or reforwarding of the goods except against repayment by the shipper. If it is necessary to make customs entry to the goods at any place, the goods shall be deemed to be consigned . . . (9) Except as otherwise specifically provided in the contract, delivery of the goods will only be made to the consignee named on the face hereof, unless such consignee is one of the Carrier's participating in the carriage, in which event delivery shall be made to the person indicated on the face hereof as the person to be notified. Notice of arrival of the goods will, in the absence of the instruction, be sent to the consignee, or the person to be notified, by ordinary methods; Carrier is not liable for nonreceipt or delay in receipt of such notice... (12) No agent, servant or representative of Carrier has authority to alter, modify or waive any provision of this contract." Die Bekl. benachrichtigte darauf die Akademische Auslandsstelle, daß die Bremstrommel am 26. 8. 1952 10 Uhr vom Flughafen in Florenz abgeholt werden könne. Die Bremstrommel traf jedoch infolge einer zeitraubenden Zollbehandlung in Rom nicht zu diesem Zeitpunkt, sondern 1 V2 Tage oder drei Tage später in Florenz ein. Die Bekl. ließ darauf am 31. 8. 1952 von der Kl. eine zweite Bremstrommel nach Rom befördern. Die Studenten holten diese am 1. 9. 1952 in Rom ab und setzten ihre Reise fort. Die KI. schrieb am 15. 11. 1952 an die Bekl., sie habe von SAS Rom die Mitteilung erhalten, daß der Empfänger der ersten Bremstrommel bei Eintreffen der Sendung in Florenz bereits abgereist sei, die Ware liege noch zur Verfügung des Empfängers auf dem Flughafen; sie erbitte die Instruktion der Bekl., was mit diesem Paket geschehen solle. Die Kl. hat ihre Auslagen f ü r Zoll- und Lagergebühren wegen der Beförderung der ersten Bremstrommel in Höhe von 26 DM eingeklagt. Die Bekl. hat die Aufrechnung mit einer Schadensersatzforderung in Höhe von 230 DM erklärt und hierzu vorgetragen, die Kl. habe die Bekl. über die Beförderungsmöglichkeiten unrichtig beraten. Sie habe ihr zugesichert, daß die Bremstrommel pünktlich am 26. 8. in Florenz eintreffen werde. Sie habe der Bekl. verschwiegen, daß die Beförderung durch Maßnahmen der italienischen Behörde verzögert werden könne. Ihr Schaden bestehe in dem Mietausfall f ü r den Volkswagenbus in der Zeit vom 26. 8. bis 1. 9. 1952 und dem Wert der ersten Bremstrommel. Die Kl. hat wegen des angeblichen Schadensersatzanspruches der Bekl. Feststellungsklage erhoben mit dem Antrage, festzustellen, daß der Bekl. gegen die Kl. eine Schadensersatzforderung irgendwelcher Art nicht zusteht. Aus den Gründen: „Die Schadensersatzforderung der Bekl. stützt sich in erster Linie auf den Beförderungsvertrag, daneben auf Garantievertrag und Verschulden bei Vertragsschluß.

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Nach dem Luftfrachtbrief vom 25. 8. 1952 sind für die Beförderung die Bestimmungen des ersten Warschauer Abkommens vom 12. 10. 1929 (RGBl. 1933 II 1039) und die auf der Rückseite abgedruckten Vertragsbedingungen maßgebend. Diese Vertragsbedingungen sind f ü r beide Parteien bindend. Es ist unerheblich, daß sie nur in englischer Sprache abgefaßt sind. Die Urkunden des internationalen Luftverkehrs können nicht in allen Sprachen der Welt abgefaßt werden (Otto Riese, Luftfracht [1949] 392 Anm. 11). Englisch ist als Weltverkehrssprache für alle Verkehrszweige, insbesondere auch für die von Hamburg ausgehende Schiffahrt eingebürgert. Ein Hamburger Kaufmann kann sich daher nicht darauf berufen, daß eine in englischer Sprache abgefaßte Urkunde f ü r ihn nicht maßgebend sei. Die besonderen Bestimmungen des Frachtbriefes enthalten nichts darüber, welches nationale Recht anwendbar ist. Es kann daher nicht festgestellt werden, welches Recht nach dem Parteiwillen zugrundezulegen ist. Ebenso enthält das Warschauer Abkommen hierüber keine Bestimmung. Diese Frage ist daher nach den allgemeinen Grundsätzen des internationalen Privatrechtes zu beantworten (Achtnich, ZLR 1952, 333). Die im sonstigen Vertragsrecht und Beförderungsrecht übliche Anknüpfung an den Erfüllungsort oder an den Sitz des Beförderungsunternehmens (so Raape, IPR 3 294) versagt bei der Eigenart der Luftbeförderung (Riese aaO 394 ff.; Achtnich aaO 334 ff.). Es ist daher Riese zu folgen, der im Anschluß an Visscher die dem Warschauer Abkommen unterliegenden Beförderungsverträge der lex fori unterwirft (Riese aaO 397). Hierfür spricht insbesondere die Tatsache, daß das Warschauer Abkommen selbst f ü r verschiedene Fragen auf die lex fori verweist. Der Beförderungsvertrag ist daher nach deutschem Recht zu beurteilen. Deutsches Recht ist insbesondere das Warschauer Abkommen selbst, dem Deutschland im Jahre 1933 beigetreten ist (RGBl. 1933 II 1039, I 1079). Es kann dahingestellt bleiben, ob das Warschauer Abkommen während des Krieges weitergegolten hat (Drion, ZLR 1953, 305; Bodenschatz, ZLR 1954, 15). Jedenfalls ist es nach Kriegsende im Verhältnis zwischen der Bundesrepublik und verschiedenen anderen Staaten in Kraft, wie sich aus Verlautbarungen der beteiligten Staaten ergibt (BGBl. 1951 II 176; 1952, 437, 972; 1955, 4). Einschlägiges deutsches Recht ist ferner das noch in Kraft befindliche Luftverkehrsgesetz vom 21. 8. 1936, das durch das 4. Änderungsgesetz vom 26. 1. 1943 (RGBl. 69) weitgehend an das Warschauer Abkommen angeglichen ist. Das Warschauer Abkommen und die besonderen Vertragsbestimmungen schränken die Haftung des Luftfrachtführers teilweise ein. Nach dem maßgebenden deutschen Recht ist die Wirksamkeit dieser Bestimmungen zu bejahen. Das RG hat ähnliche Haftungsbeschränkungen in den Jahren 1927 und 1939 f ü r gültig erklärt (RGZ 117, 102; 161, 80). Heute besteht kein Anlaß zu einer anderen Beurteilung; denn das Warschauer Abkommen selbst ist deutsches Recht. Die allgemeinen Vertragsbestimmungen beruhen auf einer internationalen Vereinbarung der International Air Traffic Association (IATA) und sind ihrerseits dem Warschauer Abkommen ange-

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paßt (Wulff, Die Haftung des Lufttransportführers im nationalen und internationalen Privatrecht 34). Die Bekl. macht einen Verspätungsschaden geltend. Das AG hält diesen als Verzugsschaden f ü r begründet. Das Berufungsgericht kann dem nicht folgen. Nach Art. 19 des Warschauer Abkommens hat der Luftfrachtführer allerdings den Schaden zu ersetzen, der durch Verspätung bei der Luftbeförderung entsteht. Diese Bestimmung wird durch die Haftungseinschränkung in Ziffer 4 der allgemeinen Vertragsbestimmungen auch nicht ausgeschlossen, da nach Ziffer 4 die Bestimmungen des Warschauer Abkommens vorgehen sollen. Eine Verspätung ist jedoch nicht festzustellen. Nach Ziffer 5 der allgemeinen Vertragsbestimmungen ist vereinbart, daß keine Zeit für die Beendigung der Beförderung festgesetzt ist. Die Kl. hat daher nicht etwa eine Beförderung bis zum 26. 8. 1952 übernommen. Eine Verspätung könnte nur vorliegen, wenn die Beförderung nicht innerhalb angemessener Frist beendet wäre (Riese, aaO 450). Dies ist nicht festzustellen, da die Kl. auf ihrer Flugstrecke das Frachtgut pünktlich befördert hat und die Weiterbeförderung nur durch italienische Zollmaßnahmen verzögert ist. Außerdem tritt nach Art. 20 des Warschauer Abkommens die Ersatzpflicht nicht ein, wenn der Luftfrachtführer beweist, daß er und seine Leute alle erforderlichen Maßnahmen zur Verhütung des Schadens getroffen haben oder daß sie diese Maßnahmen nicht treffen konnten (wird ausgeführt). Eine Haftung wegen Verschuldens bei Vertragsschluß ist neben der Haftung aus dem Warschauer Abkommen denkbar. Riese ([aaO] 440) hält nur eine weitergehende Haftung aus landesrechtlichen Deliktsvorschriften oder wegen Erfolgshaftung f ü r ausgeschlossen. Ein Verschulden bei Vertragsschluß ist jedoch nicht festzustellen" (wird ausgeführt).

4. Seerecht und Binnenschiffahrtsrecht 3 4 . Ein in Deutschland von Deutschen geschlossener Frachtvertrag unterliegt nach dem stillschweigenden Parteiwillen dem deutschen Recht. Daran ändert nichts, daß der Vertrag in englischer Sprache abgefaßt ist und daß eine Penalty-Klausel unter Umständen nach englischem Recht zu beurteilen wäre. Der Maklervertrag steht in enger Verbindung zum Hauptvertrag. Der Anspruch der Makler, die den nach deutschem Recht zu beurteilenden Frachtvertrag vermittelt haben, unterliegt (nach dem hypothetischen Parteiwillen) auch dann deutschem Recht, wenn eine der beiden beteiligten Maklerfirmen ihren Sitz in den Niederlanden hat. Zur Penalty-Klausel nach amerikanischem Recht. Zur Auslegung der Klausel 22 der Coal Charter Party (Welsh Form). Nach welchem Recht ist sie auszulegen? Zur Rechtswirkung der Fehlfracht im englischen Recht. a) LG Hamburg, Urt. vom 23. 4. 1954 - 62 O 31/54: MDR 8 (1954) 422. b) OLG Hamburg, 2. ZS, Urt. vom 28. 9. 1954 - 2 U 197/54: MDR 9 (1955) 109». 1 Die Revisionsentscheidung des BGH vom 17. 4. 1956 ist abgedruckt in IPRspr. 195&-1957 Nr. 55.

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Die Antragstellerin, E i g n e r i n des MS „A. L.", schloß in H a m b u r g laut Coal C h a r t e r P a r t y - C/P - (Welsh F o r m - A d a p t e d to A m e r i c a n Use) v o m 11. 1. 1952 mit der Antragsgegnerin als B e f r a c h t e r i n einen F r a c h t v e r t r a g ü b e r die B e f ö r d e r u n g von „a f u l l a n d c o m p l e t e Cargo of n o m i n a t e d Coals not exceeding 13 125 tons, n o r less t h a n 11 875 t o n s " von e i n e m USAH a f e n nach A n t w e r p e n oder R o t t e r d a m . Der V e r t r a g ist von der Antrst. u n d f ü r die Antragsgegnerin von der B. N. V. „as Agents o n l y " unterzeichnet u n d t r ä g t a m Kopf d e n Stempel der F i r m a P., H a m b u r g . Die auf Dollarbasis zu b e r e c h n e n d e F r a c h t sollte in D e u t s c h l a n d i n n e r h a l b 8 T a g e n nach Unterzeichnung d e r Bills of L a d i n g in DM gezahlt w e r d e n . In der die Vereinb a r u n g der M a k l e r g e b ü h r e n t h a l t e n d e n Klausel 22 ist b e s t i m m t : „22. A c o m m i s s i o n of 2V2 p e r cent, o n t h e a m o u n t of F r e i g h t , Dead F r e i g h t a n d D e m u r r a g e is d u e b y the Vessel a n d O w n e r s o n s h i p m e n t of cargo to Messr. B., R o t t e r d a m a n d P., H a m b u r g , f o r e q u a l division." Die C/P s a h f e r n e r u n t e r Nr. 21 f o l g e n d e Penalty-Klausel v o r : „21. P e n a l t y f o r n o n - p e r f o r m a n c e of this Agreement, p r o v e d d a m a g e s , not exceeding t h e estimated a m o u n t of f r e i g h t . " A m 28. 6. 1952 l e h n t e die Antragsgegnerin die E r f ü l l u n g des Vertrages endgültig a b . Auf die Klage der Antragstellerin verurteilte d a s zwischen d e n P a r t e i e n v e r e i n b a r t e Schiedsgericht die Antragsgegnerin zur Z a h l u n g d e r F a u t f r a c h t g e m ä ß § 580 HGB in H ö h e v o n 695 625 DM, l e h n t e a b e r die d a r ü b e r h i n a u s g e h e n d e n S c h a d e n s e r s a t z a n s p r ü c h e der Antragstellerin ab. Die Antragsgegnerin e r f ü l l t e d e n Schiedsspruch bis auf 18 936,91 DM. I n dieser H ö h e e r k l ä r t e sie die A u f r e c h n u n g mit d e r i h r nach E r l a ß desselben a b g e t r e t e n e n „ K o m m i s s i o n s " - F o r d e r u n g d e r M a k l e r f i r m e n P. u. B. Die Antragstellerin h a t u n t e r Bestreitung der A u f r e c h n u n g s f o r d e r u n g bea n t r a g t , d e n Schiedsspruch in H ö h e v o n 18 936,91 DM f ü r vorläufig volls t r e c k b a r zu e r k l ä r e n . Das LG h a t d e m A n t r a g auf V o l l s t r e c k b a r k e i t s e r k l ä r u n g e n t s p r o c h e n . Aus d e n G r ü n d e n a) des LG H a m b u r g : „Der geltendgemachte Anspruch auf Z a h l u n g v o n M a k l e r - P r o v i s i o n ist nach d e u t s c h e m Recht zu beurteilen. D a die P a r t e i e n h i e r ü b e r keine ausdrückliche V e r e i n b a r u n g getroffen h a b e n , ist die m a ß g e b l i c h e Rechtsordn u n g nach d e m m u t m a ß l i c h e n P a r t e i w i l l e n festzulegen. I m W e g e ergänz e n d e r R e c h t s f i n d u n g ist auf o b j e k t i v e r Grundlage die R e c h t s o r d n u n g zu ermitteln, zu der die engsten A n k n ü p f u n g s p u n k t e b e s t e h e n (Palandt, BGB 13 2a vor Art. 12 EGBGB). D a s Schiedsgericht h a t f ü r die B e u r t e i l u n g des F r a c h t v e r t r a g e s deutsches Recht a n g e w a n d t , weil es sich u m deutsche Vertragsparteien, ein deutsches Schiff u n d einen in H a m b u r g unterzeichneten V e r t r a g h a n d e l t u n d die L a d u n g f ü r d e u t s c h e n Gebrauch b e s t i m m t w a r . Diese Gesichtspunkte gelten i m wesentlichen auch f ü r den V e r t r a g mit d e n Maklern, die diesen F r a c h t v e r t r a g s a b s c h l u ß vermittelt h a b e n . Auch einer von d e n b e i d e n beteiligten M a k l e r n ist Deutscher mit d e m Sitz in H a m -

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bürg. Demgegenüber tritt es an Bedeutung zurück, wenn der andere Makler seinen Sitz in Rotterdam hat. Die überwiegenden Anknüpfungspunkte bestehen f ü r deutsches Recht. Der Maklervertrag steht im übrigen durchweg in einer so starken Verbindung zum Hauptvertrag, daß schon deswegen auf ihn häufig nach dem mutmaßlichen Parteiwillen dieselbe Rechtsordnung anzuwenden sein wird wie auf den Hauptvertrag. Ebenso wie das Schiedsgericht hält dieses Gericht die Verwendung eines englisch-amerikanischen Formulars u n d die Benutzung der englischen Sprache f ü r belanglos, da dieser Brauch in Schiffahrtskreisen aller Nationalitäten weit verbreitet ist (Schaps, Das deutsche Seerecht 2 2 zu § 557 HGB; RG, J W 1911, 225). Die dem englisch-amerikanischen Recht entnommenen Klauseln sind dagegen nach der englischen Rechtsauffassung auszulegen (Schaps aaO; Capelle, Die Fracht-Charter in rechtsvergleichender Darstellung, 570). Die Bedeutung dieser Klauseln steht in jahrzehntelanger Anwendung in der englischen Praxis fest. Sie sind mit derselben Bedeutung von den übrigen seefahrenden Nationen übernommen worden. Diese Klauseln stellen ebenso wie die allgemeinen Lieferungsbedingungen großer Unternehmungen eine fertige Rechtsordnung dar, der sich die Parteien durch ihre formularmäßige Verwendung unterwerfen (RG, DR 1941, 1210 f.; Staudinger, BGB 10 Anm. 457 vor § 241). Die Interessen der Schiffahrt mit ihrer starken internationalen Verknüpfung erfordern es, daß diese in allen schiffahrttreibenden Ländern verbreiteten Klauseln in allen Ländern möglichst gleichmäßig im Sinne der herrschenden, ursprünglich englischen und jetzt allgemein anerkannten Auffassung ausgelegt werden. Es hängt oft vom Zufall ab, ob ein seerechtlicher Streit vor dem Gericht des einen oder anderen beteiligten Landes ausgetragen wird. Dabei muß möglichst eine gleichmäßige Rechtsanwendung gesichert sein (vgl. Capelle aaO zur Penalty Clause). . . Die Klausel ist, wie schon ausgeführt wurde, nach englischem Recht auszulegen. Nach der Klausel werden 2 V2 °/o ,on the amount of Freight, Dead Freight and Demurrage' geschuldet. Fracht ist in diesem Falle nicht gezahlt. Demurrage scheidet ebenfalls aus. Dead Freight ist ein Betrag, der zu zahlen ist, wenn der Befrachter zu wenig Ladung liefert; es ist nicht ein Betrag, der zu zahlen ist, wenn der Befrachter überhaupt keine Ladung liefert (Scrutton, Contract of Affreightment 1 5 436: Dead freight is the name given to damages claimed for breach of contract by a charterer to f u r n i s h a füll cargo to a s h i p . . . ) . Dagegen ist die vom Schiedsgericht der Antrst. zugebilligte Fautfracht (§ 580 HGB) ein Reugeld (eine Abstandssumme), die zu zahlen ist, wenn der Befrachter überhaupt keine Ladung bringt (Schaps aaO Anm. 4 zu § 580; Wüstendörfer, Neuzeitliches Seehandelsrecht 2 362; Capelle aaO 554). Der Fautfracht-Begriff des deutschen Rechtes ist dem englischen Recht fremd. Die englische Formular-Praxis verwendet stattdessen die Penalty Clause; diese ist als Art. 21 auch in der vorliegenden Charter Party aufgenommen worden. Diese Klausel ist nach althergebrachter englischer Rechtsauffassung allerdings unwirksam (Scrutton aaO, 423 Note 1; Capelle aaO 567; Schaps aaO Anm. 11 zu § 580). Die A u f n a h m e der Penalty Clause in der vorliegenden Charter Party ergibt je-

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doch, daß der Begriff „Dead Freight" in Klausel 22 nicht mit dem deutschen Begriff ,Fautfracht' gleichgesetzt werden kann. Dasselbe ergibt sich auch aus der Cesser Clause des Art. 20; danach sollen gewisse Rechtsfolgen eintreten, wenn die Ladung verschifft ist und Fracht und Dead Freight bezahlt sind. Die Dead Freight kann demnach nur bezahlt sein, wenn wenigstens ein Teil der vereinbarten Ladung an Bord des Schiffes gelangt ist. Die Dead Freight kann jedoch keine Fautfracht sein, die nur gezahlt wird, wenn gar nichts verschifft ist. Die englische Gerichtspraxis billigt dem Verfrachter, wenn der Charterer überhaupt keine Ladung anliefert, einen Schadensersatzanspruch - damages - zu (Scrutton aaO 423 ff.). Auch ein solcher Anspruch ist jedoch in der Klausel 22 der Charter Party nicht genannt. Bei der eingehenden Regelung, die diese Klausel trifft, kann sie auch nicht dahin ausgelegt werden, daß sie nur f ü r den Fall einer völligen oder teilweisen Beladung des Schiffes den Provisionsanspruch der Makler vertraglich regeln will, daß es im übrigen aber bei dem gesetzlichen Anspruch (§ 652 BGB) verbleiben sollte. Der übrige Inhalt der Klausel 22 führt zu demselben Ergebnis. Es wird bestimmt, daß die Provision , . . .is due . . . on shipment of cargo . . Die Provision wird demnach geschuldet, wenn tatsächlich Ladung verschifft ist, was hier nicht der Fall war. Die Klausel kann nicht zugunsten der Makler dahin umgedeutet werden, daß die Provision auch im Falle des Rücktritts des Befrachters zu zahlen wäre und dann in dem Augenblick fällig wäre, in dem die Ladung hätte verschifft werden sollen. Eine solche Auslegung würde der maßgebenden englischen und internationalen Rechtsauffassung widerstreiten. Nach dieser Auffassung ist es nämlich die Regel, daß die Provision nur auf die tatsächlich gezahlte Fracht geschuldet wird (Scrutton, aaO 47: ,The commission . . . is usually payable on freight as and when earned . . . The commission may be expressed to be payable on the freight, dead freight and demurrage, but in the absence of such expression ,Commission at-per cent' will be payable on freight only.'). Die englische Rechtsprechung hat in einem ähnlichen Fall wie dem vorliegenden (Moor Line v. Dreyfuss 1918) gegen den Makler entschieden (vgl. Carver-Henderson, Carriage of Goods by Sea7 198 Sec. 123: . . . ,The commission is upon the sum payable on the performance of the contract, and not upon any sums which become payable as compensation for its non-performance'; Maclachlan-Pilcher-Bateson, Merchant Shipping 7 140: . . .,commission of 2 Va °/o is due on shipment of cargo to the charterers . . . It was hold that, in the absence of any evidence of a custom that commission was due on sums payable as compensation for the non-performance of the contract commission could only be claimed on the freight, and not on demurrage paid to the ship.'). Kleemann meint allerdings, die Klausel ,commission is due on shipment of cargo . . .' bedeute regelmäßig nicht eine Bedingung, sondern nur eine Befristung; die Frist sei nach billigem Ermessen zu bestimmen (Kleemann [Der Schiffsmakler im Seeverkehr] 20). Kleemann kann diese Auffassung jedoch nicht mit schiffahrtsrechtlichen Entscheidungen belegen. Die von ihm genannten Entscheidungen (Seite 20 No. 141-143) betreffen in keinem

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F a l l die V e r m i t t l u n g des Abschlusses von S e e f r a c h t v e r t r ä g e n d u r c h einen Schiffsmakler. Das Gericht m u ß d a h e r der h e r k ö m m l i c h e n englischen R e c h t s m e i n u n g d e n Vorzug geben, w o n a c h bei d e r V e r w e n d u n g d e r a r t i g e r K l a u s e l n die V e r s c h i f f u n g der L a d u n g grundsätzlich eine unersetzliche V o r a u s s e t z u n g f ü r die E n t s t e h u n g des P r o v i s i o n s a n s p r u c h e s ist. I m E r g e b n i s h a b e n die beiden Schiffsmakler d e m n a c h keine P r o v i s i o n verdient. Dieses E r g e b n i s ist u n b e f r i e d i g e n d , d a die Makler nützliche Arbeit geleistet h a b e n u n d die Antragstellerin infolge dieser Arbeit v o n der Antragsgegnerin eine erhebliche V e r g ü t u n g bezieht. Das Gericht k a n n jedoch d e n G r u n d s a t z d e r V e r t r a g s t r e u e u n d der gleichmäßigen Auslegung i n t e r n a t i o n a l e r Charter-Regeln nicht d u r c h b r e c h e n , u m zu einer n u r d u r c h d a s Billigkeitsgefühl b e g r ü n d e t e n L ö s u n g zu gelangen. Das w ü n s c h e n s werte E r g e b n i s einer gerechten E n t l o h n u n g d e r S c h i f f s m a k l e r w ä r e n u r d u r c h eine Verbesserung d e r üblichen F o r m u l a r e zu erreichen." b) des OLG H a m b u r g : „I. Der Schiedsspruch v o m 5. 10. 1953 h a t der Antragstellerin statt des v o n i h r v e r l a n g t e n Schadensersatzes n u r F a u t f r a c h t g e m ä ß § 580 HGB z u g e s p r o c h e n u n d in seinen G r ü n d e n die P e n a l t y - K l a u s e l (21 der CharterP a r t y ) f ü r ungültig e r k l ä r t . Dagegen h a t sich Pflüger ( H a n s a 1954, 880) gew a n d t . D e r Streit h i e r ü b e r interessiert f ü r d a s vorliegende V e r f a h r e n nicht, in welchem es sich lediglich u m die B e g r ü n d e t h e i t d e r G e g e n f o r d e r u n g h a n delt, mit der die Antragsgegnerin zulässigerweise a u f r e c h n e t . . . III. Nach der A u f f a s s u n g des B e r u f u n g s g e r i c h t s e n t h ä l t a b e r die Klausel 22 keine e r s c h ö p f e n d e Regelung des M a k l e r a n s p r u c h s . 1. Z u t r e f f e n d ist der A u s g a n g s p u n k t des LG, d a ß der A n s p r u c h nach d e u t s c h e m Recht zu b e u r t e i l e n ist, o b w o h l f ü r d e n C h a r t e r - V e r t r a g ein englisch-amerikanisches F o r m u l a r u n d die englische Sprache v e r w e n d e t w o r d e n ist. D a r a u s allein ist, wie seit langem a n e r k a n n t , nicht zu folgern, d a ß sich die P a r t e i e n hinsichtlich d e r rechtlichen Folgen des F r a c h t v e r t r a g e s d e m f r e m d e n Recht h a b e n u n t e r w e r f e n wollen (vgl. Schaps, HGB [1921] § 557 A n m . 2 mit F u ß n o t e 2). D o r t w e r d e n u n t e r B e z u g n a h m e auf E n t scheidungen u n d S c h r i f t t u m A u s f ü h r u n g e n gemacht, die auch h e u t e noch richtig sind u n d d e n e n vollen U m f a n g e s z u z u s t i m m e n ist: D e r Deutsche sei bezüglich des Gebrauchs f r e m d e r I d i o m e e n t g e g e n k o m m e n d e r als die Ang e h ö r i g e n a n d e r e r Nationen. Auf diesem E n t g e g e n k o m m e n b e r u h e vielfach die A n w e n d u n g f r e m d e r S p r a c h e n in Verträgen, o h n e d a ß h i e r a u s w e i t e r g e h e n d e F o l g e r u n g e n gezogen w e r d e n d ü r f t e n . Die englische Sprache i n s b e s o n d e r e sei noch i m m e r in d e n meisten W e l t g e g e n d e n i n t e r n a t i o n a l e Seesprache. Sie eigne sich d a r u m z u m Gebrauch f ü r U r k u n d e n , f ü r d e r e n I n h a l t ein ausländischer Vertrags- o d e r E r f ü l l u n g s o r t i r g e n d w i e in F r a g e k o m m e . Es m ü ß t e n d a h e r zu d e m Gebrauch der f r e m d e n Sprache noch weitere T a t s a c h e n h i n z u k o m m e n , welche die U n t e r w e r f u n g d e r P a r t e i e n u n t e r d a s f r e m d e Recht u n z w e i f e l h a f t machten, also e n t w e d e r eine ausdrückliche U n t e r w e r f u n g s e r k l ä r u n g oder U m s t ä n d e , aus d e n e n der stillschweigende U n t e r w e r f u n g s w i l l e h e r v o r g e h e . . . .„Denn welches Recht f ü r d e n V e r t r a g gilt, h ä n g t in erster Linie von d e m Willen der P a r t e i e n a b " (RGZ 68, 203;

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112, 318; Capelle, Zur Auslegung von Charter-Klauseln, HansRGZ 1932, 127 ff. [130]; Wüstendörfer, Studien zur modernen Entwicklung des Seefrachtvertrages I 399). Wenn, wie hier, deutsche Parteien in Deutschland einen Frachtvertrag abschließen, dann ist mangels Vorhandensein gegenteiliger Anhaltspunkte anzunehmen, daß sie sich der Anwendung deutschen Rechts auf ihren Vertrag, und zwar grundsätzlich in allen seinen Teilen, haben unterwerfen wollen (vgl. RGZ 11, 100 ff. [104]). Nun wird allerdings teilweise die Unterwerfung unter englisches Recht aus der Aufnahme der Penalty-Klausel in denVertrag gefolgert. Schaps sagt aber zutreffend (aaOFußnote 2),daß in dieser Hinsicht Vorsicht geboten sei, weil Charter-Parties englischen Wortlauts in der ganzen Welt verwendet werden und auch die spezifisch englischen Klauseln längst Gemeingut der mit Seerecht befaßten Kreise aller Nationen geworden sind. Schaps verweist auf eine Reihe von Entscheidungen, in denen trotz Aufnahme der Penalty-Klausel Charter-Parties als dem deutschen Recht unterstehend angesehen worden sind (z.B. HansOLG, HansGZ 1871 Nr. 266; HansGZ 1881 Nr. 46). Wenn in anderen Fällen englisches Recht angewendet worden ist, lagen die Tatumstände jeweils anders: RGZ 39, 67 betrifft einen Fall, in welchem die Charter für eine englische Reederei abgeschlossen war und sich auf ein englisches Schiff und eine in England endigende Reise bezog. Dort hatte das RG [68] ausgeführt, daß es demgegenüber nicht entscheidend in Betracht komme, daß die Charter in Hamburg durch einen Hamburger Schiffsmakler mit einem deutschen Hause zum Abschluß gebracht und dabei ein Druckformular benutzt sei, das der Makler dauernd in seinem Geschäftsverkehr mit der Bekl. verwende. Im Falle HansGZ 1887 Nr. 21 ist ebenfalls englisches Recht angewendet, weil die Charter-Party zwischen einer deutschen Firma und der Reederei eines norwegischen Dampfers in Norwegen abgeschlossen war. Im Fall RGZ 122, 316 ist die Charter Party in London zwischen dem dortigen Agenten der englischen Reederei und dem UdSSRBefrachter abgeschlossen worden. Auch dort ist englisches Recht angewendet. Im vorliegenden Fall kann also aus der Aufnahme der Penalty-Klausel in den Charter-Vertrag nicht geschlossen werden, daß die Parteien den Vertrag englischem Recht haben unterstellen wollen. Das ergibt sich auch nicht daraus, daß die Frachtreise von einem Hafen der USA nach einem holländischen oder belgischen Hafen ging. Diese Umstände können angesichts der Tatsache, daß der Charter-Vertrag zwischen einem deutschen Reeder und einem deutschen Befrachter in Deutschland geschlossen ist, nicht zur Anwendung englischen Rechts führen. Allerdings ist Schaps unter Bezugnahme auf RGZ 39, 67 der Meinung, daß die Penalty-Klausel nach englischer Rechtsauffassung auszulegen sei (Anm. 11 zu § 580; ebenso Capelle, Die Frachtcharter in rechtsvergleichender Darstellung 571). Um die Auslegung der Penalty-Klausel, also um ihre Anwendung oder Nichtanwendung im Verhältnis der Parteien zueinander, mit der sich das Schiedsgericht zu befassen hatte, handelt es sich bei der Entscheidung des vorliegenden Rechtsstreits nicht. Es kann daher dahinstehen, ob der Auffassung des Schiedsgerichts, daß die Penalty-Klausel un-

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gültig sei, zu folgen ist. In Frage steht hier allein, ob die den Maklerlohn betreffende Klausel 22 nach deutscher oder englischer Rechtsauffassung auszulegen ist. Das Berufungsgericht wendet entgegen der Auffassung des LG auf die Auslegung der Klausel 22 deutsches Recht an. Wenn es an sich schon nicht unbedenklich erscheint, auf den Charter-Vertrag als Ganzes zwar deutsches Recht zur Anwendung zu bringen, einzelne Klauseln desselben aber nach englischer Rechtsauffassung auszulegen, so kann das doch nur dann in Frage kommen, wenn es sich um Klauseln handelt, die typisch englisches Rechtsdenken widerspiegeln. Davon kann bei der Klausel 22 keine Rede sein. Sie ist keine typisch englische Vertragsklausel, die eine Auslegung nach englischer Rechtsauffassung nötig macht. Sie betrifft nur den Provisionsanspruch der Makler. Der Schiffsmakler hat aber nach deutschem wie nach englischem Recht einen Provisionsanspruch. Die Klausel enthält auch im übrigen nichts, was sich nur in Gebieten angelsächsischen Rechtsdenkens findet. 2. Die Klausel 22 ist aber nicht eindeutig, so daß eine Auslegung bzw. Ergänzung erforderlich erscheint. Schon die Übersetzung der Klausel ins Deutsche ist nicht zweifelsfrei. Es heißt dort, daß die Kommission „is due on shipment of cargo". Das Wort „due" ist mehrdeutig. Das englisch-deutsche Wörterbuch von James-Wildhagen gibt f ü r „due" als Übersetzung an „schuldig", „fällig". Man kann also die Worte „is due on shipment of cargo" sowohl übersetzen mit „wird geschuldet (ist zu zahlen) bei Verschiffung der Ladung" als auch mit „ist fällig bei Verschiffung der Ladung", wobei dann mit „ist fällig" lediglich der Zeitpunkt der Zahlung gemeint ist, (so Kleemann, Der Schiffsmakler im Seeverkehr 19). Die Rechtslage ist, folgt man der einen oder anderen Übersetzung, verschieden. Im ersteren Fall würde der Provisionsanspruch erst zur Entstehung gelangen, wenn Ladung verschifft ist, der Makler also nichts zu verlangen haben, falls keine Ladung verschifft ist. So ist in der Tat von englischen Gerichten in den vom LG zitierten Fällen entschieden worden. Im anderen Fall würde die Frage, ob, wenn keine Ladung verschifft ist, Maklerlohn beansprucht werden kann, offen geblieben sein. Dieser Fall wäre dann in dem Charter-Vertrag überhaupt nicht geregelt. Der Vertrag wäre also insoweit lückenhaft und müßte vom Gericht unter Berücksichtigung dessen, was die Parteien vermutlich vereinbart hätten, wenn sie an diesen Fall gedacht hätten, und unter Berücksichtigung von §§ 242, 157 BGB ausgefüllt werden. Das Berufungsgericht schließt sich der Auffassung der Antragsgegnerin an. Die Auslegung nämlich, die die Antragstellerin der Klausel gibt, würde zu dem f ü r deutsche Rechtsanschauung widersinnigen Ergebnis führen, daß der Makler zwar, wenn eine noch so kleine Menge Ladung verschifft wird, Provision zu beanspruchen hätte. Denn er hat sie auch von der Dead Freight zu verlangen, d. h. von der Vergütung, welche der Befrachter an den Reeder zahlen muß, weil er keine volle Ladung oder nicht das in der Charter Party vereinbarte Quantum von Gütern geliefert hat. Er würde aber dann, wenn - einerlei aus welchem Grunde - überhaupt keine Ladung verschifft wäre, nichts zu verlangen haben. Dies Ergebnis kann nicht richtig sein. Gerade wenn man, wie das Schiedsgericht, die Penalty-Klausel

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Nr. 21 des Charter-Vertrages f ü r ungültig hält, und dem Reeder bei Nichterfüllung des Vertrages durch den Befrachter keinen Schadensersatz (proved damages), sondern nur Fautfracht gemäß § 580 HGB zubilligt, weist der Vertrag, soweit es sich um den Maklerlohn handelt, eine offenbare Lücke auf. Es fehlt an jedem Anhaltspunkt dafür, daß die Parteien den Maklern ihre nach deutschem Recht bestehenden Ansprüche haben ausschließen oder einschränken, ihnen also keine Courtage zubilligen wollen f ü r den Fall, daß der von ihnen vermittelte Vertrag aus einem nicht in ihrer Person liegenden Grunde nicht zur Ausführung gelangt. Nach deutscher Rechtsauffassung, die, wie oben ausgeführt, allein hier zur Anwendung zu bringen ist, hat der Makler seine Provision verdient, wenn er den Vertrag vermittelt hat. Dieser Anspruch kommt nicht dadurch in Fortfall, daß der zustandegekommene Vertrag nachträglich nicht ausgeführt w i r d und dies von keinem der beiden Makler zu vertreten ist. Etwas anderes kann nach deutscher Auffassung für den Schiffsmakler nicht gelten (vgl. Kleemann aaO 19). Die Klausel 22 ist nach alledem zu ergänzen. Diese Ergänzung kann nur in der Weise erfolgen, daß die Makler, wenn die Nichtausführung des Chartervertrages auf Umständen beruht, die nicht in ihrer Person liegen, ihre Courtage nach dem Betrage zu verlangen haben, der dem Reeder anstelle der ihm entgangenen Fracht zu zahlen ist. Das ist hier die Fautfracht." 3 5 . Die örtliche Zuständigkeit von Schiffahrtsgerichten kann durch die Parteien vereinbart werden. Durch Parteivereinbarung kann zum Beispiel auch die Zuständigkeit der Rheinschiffahrtsgerichte für solche Prozesse bestimmt werden, die Schiffszusammenstöße auf ausländischen Binnengewässern zum Gegenstand haben. Die (deutschen) Rheinschiffahrtsgerichte sind nur für Schiffsunfälle zuständig, die sich auf dem Rhein ereignet haben (sogenannte Rheinschifffahrtssachen, vgl. Art. 3i der revidierten Mannheimer Akte). Zum Rheinstromgebiet rechnen auch der Lek und die Waal, nicht jedoch die Merwede (vgl. Art. 1 III der revidierten Mannheimer Akte). Diese Abgrenzung ergibt sich aus dem historischen Werdegang der Akte. Bei Schiffszusammenstößen auf ausländischen Binnengewässern ist das Recht des Staates, in dem der Zusammenstoß stattfand, dann anzuwenden, wenn die beteiligten Schiffe diesem Staate angehören. Sind an dem Zusammenstoß nur deutsche Schiffe beteiligt, so ist deutsches Recht anzuwenden. Eine Abmachung der Parteien (von denen eine die deutsche, die andere eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzt), daß die Folgen eines Zusammenstoßes in einem ausländischen Gewässer nach ausländischem Recht beurteilt werden sollen, ist rechtlich möglich. GesamtvorDeutsches Recht ist aber dann anzuwenden, wenn aus dem bringen der Parteien zu entnehmen ist, daß sie eine Beurteilung der Urteilsfolgen nach deutschem Recht wünschen. Das gleiche gilt, wenn die Parteien von dem angerufenen deutschen Gericht die Anwendung fremden Rechtes nicht erwarten und sich - aus vielfältiger Befassung mit deutschem

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Recht vor deutschen Gerichten während ihrer internationalen Schiffahrtstätigkeit - durch eine Anwendung deutschen Rechtes nicht irgendwie belastet fühlen. Zweifelhaft ist dagegen die Frage, wie zu entscheiden ist, wenn ein deutsches und ein fremdes Schiff auf einem ausländischen Binnengewässer zusammenstoßen und keine - ausdrückliche oder stillschweigende - Abmachung vorliegt. Nach der einen Ansicht muß ausländisches Recht als das Recht des Ortes der unerlaubten Handlung angewendet werden, wenn das deutsche Schiff schuldhaft gehandelt hat. Nach der anderen Ansicht darf der deutsche Richter das Recht, das am Gerichtsort gilt, also deutsches Recht, anwenden, kann aber dem beklagten deutschen Schiffseigner gestatten, sich zu seiner Entlastung auf die ihm günstigeren Sätze des ausländischen Rechtes zu berufen. OLG Köln, 3. ZS als Schiffahrtsobergericht, Urt. vom 16. 12. 1953 - 3 U 50/53: Leitsatz in B B 13 (1958) 353. Am 4. 9. 1951 stießen der der Kl. gehörende Schleppkahn „Neumühl" mit dem der Bekl. zu 1) gehörenden, zum mindesten von ihr ausgerüsteten, von dem Bekl. zu 2) verantwortlich geführten Kahn „Damco 102" während eines Überholmanövers in der Maasmündung bei Woudrichem, und zwar hart an der Grenze zwischen Waal und Merwede, aber immer noch außerhalb der Waal, zusammen, wodurch beide Kähne Schaden nahmen. Das Schiffahrtsgericht D. hat die Schadensersatzklage der Kl. dem Grund nach für gerechtfertigt erklärt; die Berufung der Bekl. wurde zurückgewiesen. Aus den Gründen: „A. Gegen die Zuständigkeit des erstinstanzlichen Gerichts für den vorliegenden Rechtsstreit bestehen keine Bedenken. Die Vorinstanz hat als Schiffahrtsgericht, nicht als Rheinschiffahrtsgericht entschieden. Daß der Unfall sich im Ausland ereignet hat, stand der Möglichkeit der Anrufung des deutschen Schiffahrtsgerichts kraft Vereinbarung nicht entgegen. 1. Daß die örtliche Zuständigkeit von Schiffahrtsgerichten der Parteivereinbarung zugänglich ist, ergibt sich aus § 3 Ziffer 1 des Ges. über das Verfahren in Binnenschiffahrtssachen vom 30. 1. 1937 (RGBl. I 97). Dieses Gesetz ist für den vorliegenden Rechtsstreit noch anwendbar, weil der Rechtsstreit vor Inkrafttreten des neuen Ges. über das gerichtliche Verfahren in Binnenschiffahrts- und Rheinschiffahrtssachen vom 27. 9. 1952 (BGBl. I 641) bereits anhängig war. Denn nach § 26 Ziffer 1 des Gesetzes vom 27. 9. 1952 tritt das neue Gesetz am 1. 10. 1952 in Kraft, und nach dessen § 24 verbleibt es für die bis dahin bereits anhängigen Rechtsstreitigkeiten bei den bisherigen Verfahrensvorschriften. 2. Sachlich ist das angerufene Schiffahrtsgericht für Streitigkeiten der hier in Rede stehenden Art zuständig gemäß § 1 I Ziffer 1 des Ges. über das Verfahren in Binnenschiffahrtssachen vom 30. 1. 1937. 8

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3. Wenn auch dieses Gesetz die örtliche und sachliche Zuständigkeit der Schiffahrtsgerichte nur f ü r den Geltungsbereich des deutschen Rechts und damit f ü r solche Havarieprozesse bestimmen kann, die sich im Bereich der deutschen Grenzen ereignet haben, so steht es doch den Parteien frei, sich der deutschen Gerichtsbarkeit zu unterwerfen. Wenn somit die Kl. das deutsche Schiffahrtsgericht anrief und die Bekl. dies nicht rügten, so liegt darin die Unterwerfung unter die deutsche Gerichtsbarkeit und damit die Begründung der örtlichen und sachlichen Zuständigkeit der Vorinstanz. Denn mit der Unterwerfung unter die deutsche Gerichtsbarkeit kommt nach anerkannten Grundsätzen f ü r das Verfahren die lex fori, das heißt das Verfahrensrecht der deutschen Gerichte zur Anwendung (vgl. Rosenberg, Lehrbuch des Zivilprozeßrechts 6 [1952] § 6 II), das in § 38 ZPO bestimmt, daß eine rügelose Einlassung die örtliche Zuständigkeit des angerufenen Ge richts begründet . . . 4. Es erübrigt sich auch die Prüfung der von den Bekl. aufgeworfenen Frage, ob Rheinschiffahrtssachen vor Schiffahrtsgerichte prorogiert werden können. Denn der beiderseitige unstreitige Parteivortrag ergibt, daß keine Rheinschiffahrtssache vorliegt. Als solche gelten nur solche, die durch Art. 34 der revidierten Mannheimer Akte den Rheinschiffahrtsgerichten vorbehalten sind. Die Rheinschiffahrtsgerichte sind aber nur f ü r solche in Art. 34 der revidierten Mannheimer Akte näher beschriebenen Streitigkeiten zuständig, die sich auf dem Rhein ereignet haben. Zum Rheinstromgebiet rechnet nach Art. 1 III der revidierten Mannheimer Akte auch der Lek und die Waal. Die Merwede jedoch gehört nicht dazu. Diese Abgrenzung ergibt sich aus dem historischen Werdegang der revidierten Mannheimer Akte zu diesem Punkte (wird ausgeführt). Damit ist kein Fall gegeben, der zur Zuständigkeit der Rheinschiffahrtsgerichtsbarkeit gehört, und es bestehen gegen die Vereinbarung der Zuständigkeit des Schiffahrtsgerichts keine Bedenken, auch nicht aus dem Gesichtspunkt einer eventuellen ausschließlichen Zuständigkeit der Rheinschiffahrtsgerichte nach § 40 II ZPO. B. Die Rechtsfolgen der Havarie beurteilen sich nach deutschem Recht. Zwar verweist Art. 12 EGBGB f ü r Deliktsklagen auf die lex delicti commissi. Das führt aber nicht f ü r jeden Fall des Schiffszusammenstoßes in fremden Binnengewässern zu einer Anwendung des fremden Rechts. Bei Schiffszusammenstößen auf ausländischen Binnengewässern ist gemäß Art. 12 EGBGB das Recht des Staates, in dem die Havarie stattfand, anerkanntermaßen dann anzuwenden, wenn die an der Havarie beteiligten Schiffe sämtlich dem Staat angehören, in dem die Havarie stattfand. Ebenso ist anerkannt, daß deutsches Recht dann anzuwenden ist, wenn die in fremden Gewässern havarierten beteiligten Schiffe sämtlich deutsche Schiffe sind. (VO über die Rechtsanwendung bei Schädigungen deutscher Staatsangehöriger außerhalb des Reichsgebietes vom 7. 12. 1942 (RGBl. I 706) ; dazu Palandt, BGB11 Anhang zu Art. 12 EGBGB; Erman, BGB Anhang 1 zu Art. 12 EGBGB; auch Mittelstein in Ehrenberg, Handbuch des gesamten Handelsrechts VII 1 [1918] 366, 367 zu Fußnote 11 mit Nachweisen; f ü r den früheren Zustand vor Inkrafttreten der VO vom 7. 12. 1942 vgl. Vor-

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tisch-Zschukke, Binnenschiffahrtsrecht 2 [1953] 434 f. A n m . 3 b zu § 92.) Z w e i f e l h a f t ist dagegen die F r a g e , welches Recht in den Fällen angewendet w e r d e n muß, in denen auf ausländischen Binnengewässern ein f r e m d e s Schiff mit einem deutschen zusammenstößt. T e i l w e i s e w i r d angenommen, es k o m m e das Recht des Ortes der unerlaubten Handlung dann zur Anwendung, wenn das deutsche Schiff schuldhaft gehandelt habe (vgl. Mittelstein aaO 367 zu Fußnote 12; RG, Urt. v. 1. 7. 1896, HansGZ Hauptblatt 1896 N r . 90). T e i l w e i s e w i r d angenommen, der deutsche Richter d ü r f e die lex f o r i , also deutsches Recht anwenden, aber dem belangten deutschen Schiffseigner gestatten, sich zu seiner Entlastung auf ihm günstigere Sätze des ausländischen Rechts zu b e r u f e n (vgl. so Mittelstein aaO 367 mit Nachweisen zu Fußnoten 13 und 14; ebenso im Ergebnis - allerdings mit einer auf § 739 H G B verweisenden unverständlichen Begründung VortischZschukke aaO 435). Ob diesen letzteren Rechtsansichten grundsätzlich und uneingeschränkt zu f o l g e n ist, kann hier dahinstehen, w e i l sich die A n w e n dung deutschen Rechts nach einem anderen Gesichtspunkte rechtfertigt. Es ist nämlich nach dem Gesamtvorbringen der Parteien d a v o n auszugehen, daß die Parteien übereinstimmend die Beurteilung der U n f a l l f o l g e n nur nach deutschem Recht w o l l e n . Eine solche A n n a h m e rechtfertigt sich deshalb, w e i l keine der Parteien in ihren Rechtsausführungen sich über holländisches Recht geäußert hat, soweit es sich um Rechtsfolgen handelt. Daß zwischen den Parteien über die Anwendbarkeit der verschiedenen holländischen Polizei Vorschriften bezüglich der Schiffahrt auf der M e r w e d e oder d e m Rhein i m einzelnen gestritten w i r d , besagt nichts dagegen, daß sie trotzdem die Rechtsfolgen aus der H a v a r i e nach deutschem Recht geregelt wissen wollen. Das ist eine Erscheinung, die auch zwischen Deutschen auftaucht, f ü r die deutsches Recht f ü r eine i m Ausland begangene unerlaubte Handlung nach der oben erwähnten V O v o m 7. 12. 1942 zur A n w e n d u n g k o m m t . Denn auch hier ist es selbstverständlich, daß f ü r die Beantwortung der Schuldfrage die Berechtigung lokaler Verkehrsvorschriften f r e m d l ä n discher H e r k u n f t mit in Betracht zu ziehen ist (vgl. Palandt aaO Anhang zu Art. 12 E G B G B A n m . 2; Amtliche Begründung zur V O v o m 7. 12. 1942 in DJ 1943, 20). Dessenungeachtet ist aber ersichtlich, daß die Parteien v o n den angerufenen deutschen Gerichten eine A n w e n d u n g f r e m d e n Rechts im übrigen gar nicht erwarten und sich aus vielfältiger Befassung mit deutschem Recht v o r deutschen Gerichten aus ihrer internationalen Schiffahrtstätigkeit auch vorliegend durch eine Anwendung deutschen Rechts nicht i r g e n d w i e belastet fühlen. D e r Senat f a ß t demnach das Gesamtverhalten der Parteien dahin auf, daß sie sich mit der A n w e n d u n g deutschen Rechts einverstanden erklären, zumal beide Parteien in der letzten mündlichen Verhandlung auf ausdrückliches B e f r a g e n erklärt haben, sie seien mit der Beurteilung nach deutschem Recht einverstanden. Eine solche Abmachung der Parteien darüber, daß die H a v a r i e in ihren F o l g e n nach deutschem Recht beurteilt w e r d e , ist im R a h m e n der hier zur E r ö r t e r u n g stehenden schuldrechtlichen F r a g e n k r a f t der den Parteien insoweit zustehenden Parteiautonomie rechtlich möglich (vgl. statt aller Erman aaO V o r b e m e r -

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kung vor Art. 12 EGBGB; Palandt aaO Vorbemerkung a 2 vor Art. 12 EGBGB, beide mit umfangreichen Nachweisen). C. Sachlich mußte die Berufung der Beklagten ohne Erfolg bleiben" (wird ausgeführt).

I V b. RÜCKERSTATTUNGS- UND ENTSCHÄDIGUNGSRECHT Siehe auch Nr. 54, 55, 132, 174, 206, 207

36« Hat ein jüdischer Auswanderer sein Umzugsgut durch einen Eingriff der deutschen Besatzungsmacht außerhalb des Reichsgebietes (hier Holland) eingebüßt, so ist für seine Rückerstattungsansprüche das Gericht des Bezirks zuständig, wo der Verfolgte früher wohnte und das Umzugsgut sich früher befand. - REG Art. 59. OLG Stuttgart, Entsch. vom 11. 2. 1955 - Sen. 214/Rest S 5825 (790): NJW/RzW 6 (1950) 100 Aus den Gründen: „Unter dem Gesichtspunkt des Entziehungsorts kann allerdings in Stuttgart nicht geklagt werden. Entziehungsort, der Ort nämlich, wo (nach OLG Frankfurt 2 und Wengler, NJW/ R z W 1953, 97) das Recht oder der Besitz den Inhaber gewechselt hat (a. A. Schlichter für die Wiedergutmachung in Karlsruhe, NJW/RzW 1954, 196), war Stuttgart sicherlich nicht. Denn zur Entziehung gehört nur die Wegnahme des Vermögensgegenstands, die in Amsterdam erfolgt ist, aber nicht mehr seine Verwertung. Der angefochtene Beschluß irrt auch, wenn er den Entziehungsort gleichsetzt mit dem Ort der unerlaubten Handlung. Denn nur eine schwere Entziehung war zugleich eine unerlaubte Handlung im Sinne des BGB. Der Senat hat aber überhaupt Bedenken, einen RE-Anspruch, falls eine Zuständigkeit nach der ZuständigkeitsVO nicht gegeben ist, am Ort der unerlaubten Handlung oder sonst an einem Gerichtsstand der ZPO (z. B. am Gerichtsstand des Fiskus wie Wengler, N J W 1954, 741) zuzulassen (a. A. allerdings OLG Frankfurt, NJW/RzW 1953, 97; OLG München, NJW/RzW 1953, 313; OLG Karlsruhe, Sen. 277). Er stimmt vielmehr mit der CoRA-Entscheidung Nr. 3983 darin überein, daß angesichts der besonderen Zuständigkeitsregeln des Art. 59 REG und der hierzu ergangenen ZuständigkeitsVO „die in der ZPO enthaltenen Bestimmungen über die örtliche Zuständigkeit nicht allgemein zur Anwendung kommen". Dies gilt insbesondere für den allgemeinen Gerichtsstand des Wohnsitzes des Schuldners, der jedenfalls dann keine Zuständigkeit begründen kann, wenn (wie in CoRA Nr. 398) der entzogene Gegenstand weder vor noch nach der Entziehung sich jemals in der Zone befunden hat. Entsprechendes muß aber auch für den Gerichtsstand des Fiskus und der unerlaubten Handlung gelten. 1 2

Die Entscheidung der Vorinstanz ist abgedruckt in IPRspr. 1952-1953 Nr. 74. 3 Siehe unten Nr. 37. Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 63.

Nr. 37

IVb. Rückerstattungs- und Entschädigungsrecht

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2. Sollte allerdings das entzogene Umzugsgut nicht mehr in das Gebiet der Bundesrepublik zurückgelangt oder sein Schicksal überhaupt nicht mehr zu ermitteln sein, so kann der Verfolgte nicht deshalb seiner Wiedergutmachung verlustig gehen, weil das Gesetz ihm keinen Gerichtsstand zur Verfügung stellt. Wenn wie hier feststeht, daß ein jüdischer Auswanderer sein Umzugsgut durch einen Eingriff der deutschen Besatzungsmacht eingebüßt hat, so ist (mit OLG Frankfurt, NJW/RzW 1953,974 und der Anmerkung von Wengler hierzu) nicht daran zu zweifeln, daß die RE-Gesetze, die ja ihren räumlichen Geltungsbereich nicht ausdrücklich begrenzen, auch solche außerhalb des Reichsgebiets geschehene Entziehungsfälle haben erfassen wollen. Die gegenteilige Auffassung würde gegen Sinn und Zweck der Wiedergutmachung verstoßen. Wenn nirgends gesagt ist, wo solche Ansprüche anhängig gemacht werden können, so handelt es sich nach Ansicht des Senats um eine echte Lücke im Gesetz, die aus dem Geist der WG-Gesetze auszufüllen ist. Daß der Gesetzgeber, hätte er diesen Fall angeschaut, das Gericht des Bezirks f ü r zuständig erklärt hatte, wo der Verfolgte früher wohnte und das Umzugsgut sich früher befand, ist nicht zweifelhaft. Schon die Zweckmäßigkeit gebietet, daß ein aus Gründen des Art. 1 REG verfolgter Auswanderer dort, wo er nach Art. 59 REG die RE von entzogenem Grundbesitz, Wertpapieren, Hausrat und nach § 8 I Ziffer 2 BEG die Entschädigung sonstigen Verfolgungsschadens verlangen kann, auch seinen Anspruch auf Schadensersatz f ü r Umzugsgut geltend macht, das ihm der Arm des Reichs im besetzten Ausland weggenommen hat: an seinem früheren Wohnsitz nämlich, wo sich auch am ehesten noch Beweismittel für Versendung und Inhalt des Umzugsguts befinden. Der Senat kommt damit zum gleichen Ergebnis wie das OLG Frankfurt, ohne sich mit den Bedenken auseinandersetzen zu müssen, die gegen eine entsprechende Anwendung der ZPO überhaupt und insbesondere gegen die Ausweitung des Gerichtsstands der unerlaubten Handlung (dagegen Wengler aaO und OLG Karlsruhe, Sen. 277) bestehen. Das Verfahren wird also dann in Stuttgart durchzuführen sein, wenn die weiteren Ermittlungen der Kammer ergebnislos bleiben." 37. Das Rückerstattungsgesetz ist nicht anwendbar, wenn der behauptete Entziehungsvorgang außerhalb der amerikanischen Besatzungszone in diese Zone und ein Verbringen des fraglichen Vermögensgegenstandes niemals stattgefunden hat, auch wenn sich der Rückerstattungspflichtige nach der Entziehungshandlung in dieser Zone niedergelassen hat. - REG Art. 59. Court of Restitution Appeals, Nürnberg, Entsch. vom 26. 2. 1954 Entsch. Nr. 398 Fall Nr. 505: NJW/RzW 5 (1954) 199; US CoRA, Reports IV (1954) 599. . Aus den Gründen: * „Das REG enthält keine Bestimmungen, welche seinen Anwendungsbereich festlegen. Verschiedene Bestimmungen enthalten jedoch in dieser Hin4

Siehe Fußnote 2.

* Die Fußnoten 1-11 sind solche des Urteils.

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sieht einige Angaben über die Absicht des Gesetzgebers. Der Zweck des REG ist laut Art. 1 „die RE feststellbarer Vermögensgegenstände . . . beschleunigt zu bewirken" '.Wie aus dem Wort „Rückerstattung" selbst hervorgeht, bestimmt das Gesetz als erste Abhilfe die RE „entzogener" Vermögensgegenstände in natura durch den derzeitigen Inhaber der Eigentümerstellung an der Sache, Art. 14. Es ist nicht von entscheidender Bedeutung, ob dieser Inhaber der Eigentümerstellung Kenntnis von der widerrechtlichen Wegnahme hatte oder als gutgläubiger Erwerber handelte, Art. 1 II. Andere Abhilfen sind natürlich auch vorgesehen, wie der wahlweise Anspruch auf Nachzahlung laut Art. 16 und die verschiedenen Geldansprüche laut Art. 29 ff. unter der allgemeinen Uberschrift „Ersatz- und Nebenansprüche". Die grundsätzlichen, wesentlichen Bestimmungen des Gesetzes sehen aber eine Wiederherstellung gesetzlicher Rechte an feststellbaren Vermögensgegenständen gemäß den vom Gesetzgeber bezeichneten Voraussetzungen vor. Dies ist f ü r uns ein Beweis dafür, daß das REG in erster Linie auf Vermögensgegenstände anzuwenden ist, die sich tatsächlich in der amerikanischen Zone befinden 2 . Es ist ferner ersichtlich, daß der Anwendungsbereich des Gesetzes nicht nur auf solche Fälle beschränkt ist, in welchen sich der fragliche Vermögensgegenstand innerhalb der Zone befindet, da, wie durch Gesetzesauslegung seit langem schon feststeht, verschiedene Artikel (Art. 29 ff.) des Gesetzes eine Abhilfe für solche Fälle vorsehen, in welchen eine RE in natura unmöglich ist, weil der Vermögensgegenstand kurz nach der Entziehung verbraucht oder zerstört worden ist. Wir glauben, daß f ü r die Anwendbarkeit des REG auf Fälle dieser Art die Grundsätze des Gesetzeskonflikts (internationalen Privatrechts), die auch dem deutschen und dem amerikanischen Recht bekannt sind, beachtet werden müssen. Angesichts dieser Grundsätze muß mangels gegenteiliger Anzeichen f ü r die gesetzgeberische Absicht angenommen werden, daß das REG der Auslegung bedarf. In Fällen, in welchen Beschwerde über Handlungen geführt wird, die in der 1 Art. 1 - „Grundsatz" bestimmt zum Teil: „Zweck des Gesetzes ist es, die RE feststellbarer Vermögensgegenstände (Sachen, Rechte, Inbegriffe von Sachen und Rechten) an Personen, denen sie in der Zeit vom 30. 1. 1933 bis 8. 5. 1945 aus Gründen der Rasse, Religion, Nationalität, Weltanschauung oder politischen Gegnerschaft gegen den Nationalsozialismus entzogen worden sind, im größtmöglichen Umfange beschleunigt zu erwirken..." Die Einfügung der Worte „im größtmöglichen Umfange" zeigt ganz im allgemeinen, daß für das Gesetz ein großer Anwendungsbereich beabsichtigt ist. Die Daten, welche die kritische Zeit festlegen, und die Bezugnahme auf „Nationalsozialismus" lassen klar erkennen, daß die widerrechtliche Entziehung irgendwie in einem Zusammenhang mit der Politik und den Handlungen als Folge der von der NSDAP ausgeübten Macht gestanden haben muß. Die Bestimmung dieses Artikels ist aber zu allgemein abgefaßt, um einen bestimmten Schluß auf den beabsichtigten Anwendungsbereich des Gesetzes ziehen zu können. 2 Wie weiter unten erläutert, wird dieser Hauptzweck in den Bestimmungen über örtliche Zuständigkeit, die im Gesetz selbst und in den dazu erlassenen Ausführungsbestimmungen festgelegt sind, zum Ausdruck gebracht. Der erforderliche in-rem-Charakter des Verfahrens ergibt sich auch aus den Bestimmungen über die öffentliche Zustellung, falls der RE-Pflichtige oder seine gegenwärtige Adresse unbekannt ist (Art. 61 II REG).

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IVb. Rückerstattungs- und Entschädigungsrecht

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a m e r i k a n i s c h e n Zone v o r g e n o m m e n w u r d e n , entspricht es d e n akzeptierten G r u n d s ä t z e n des i n t e r n a t i o n a l e n Privatrechts, d a ß d a s materielle Recht d e r a m e r i k a n i s c h e n Zone, hier Gesetz Nr. 59, a n w e n d b a r ist, u n d z w a r nach d e m allgemein a n e r k a n n t e n Grundsatz, d a ß die rechtlichen F o l g e n einer H a n d l u n g nach d e m Gesetz zu regeln sind, d a s a m Ort d e r b e g a n g e n e n H a n d l u n g gültig ist. Die E n t z i e h u n g s h a n d l u n g ist ein wesentliches Merkm a l eines R E - A n s p r u c h s ; i h r e V e r w e n d u n g als G r u n d l a g e f ü r die Z u s t ä n digkeit ist grundsätzlich gerechtfertigt. U m g e k e h r t w ü r d e aus denselben G r ü n d e n d a s materielle Recht der a m e r i k a n i s c h e n Zone nicht f ü r solche H a n d l u n g e n a n w e n d b a r sein, die a u ß e r h a l b des Zonengebietes v o r g e n o m m e n w u r d e n u n d bei d e n e n die einzige Beziehung die Tatsache ist, d a ß der RE-Pflichtige hier seinen W o h n s i t z h a t . Die Regel, d a ß die Rechtsbeziehungen der P a r t e i e n gewöhnlich nach d e m materiellen Recht desjenigen Ortes, a n d e m die fragliche H a n d l u n g b e g a n g e n w u r d e , zu gestalten sind, gilt sow o h l nach deutschem wie nach a m e r i k a n i s c h e m Recht 3 . So h a b e n die deutschen Gerichte, w e n n sie nach § 13 Z P O in einem F a l l e einer u n e r l a u b t e n H a n d l u n g , in d e m der Bekl. in i h r e m Bezirk w o h n t , Recht zu sprechen haben, d a s materielle Recht desjenigen Staates a n z u w e n d e n , in d e m die fragliche H a n d l u n g b e g a n g e n w u r d e , w e n n auch mit der E i n s c h r ä n k u n g , d a ß der U m f a n g der H a f t u n g des Bekl. nach d e r lex loci delicti commissi auf d e n U m f a n g der H a f t u n g nach deutschem Recht (Art. 12 EGBGB) zu b e s c h r ä n k e n ist, w e n n er deutscher S t a a t s a n g e h ö r i g e r ist. Das a m Sitze des Gerichts geltende materielle Recht w i r k t n u r als b e g r e n z e n d e r F a k t o r , d e r d a s H ö c h s t m a ß der H a f t u n g b e s t i m m t . Das deutsche Recht w i r d nicht in F ä l l e n a n g e w e n d e t , w o es d e m Bekl. eine g r ö ß e r e H a f t u n g als die lex loci delicti commissi a u f e r l e g e n w ü r d e , so wie es in d e m hier vorliegenden F a l l e w ä r e , w e n n m a n d e n v o m Antragsteller v e r f o c h t e n e n S t a n d p u n k t einnehm e n w ü r d e 4 . Bei einer solchen Auslegung k ö n n t e j e m a n d nach d e m REG h a f t b a r gemacht w e r d e n , o b w o h l das a n d e m Ort der b e g a n g e n e n H a n d l u n g 3 Palandt, EGBGB, Art. 12 Anm. 2; Nußbaum, Deutsches IPR 286; Restatement of the Law of Conflict of Laws as adopted and promulgated by the American Law Institute, Sections 378, 379. 4 Der Antragsteller lenkte unsere Aufmerksamkeit auf die VO über die Rechtsanwendung bei Schädigungen deutscher Staatsangehöriger außerhalb des Reichsgebiets vom 7. 12. 1942 (RGBl. 706). Diese VO bestimmt zum Teil: „Für außervertragliche Schadensersatzansprüche wegen einer Handlung oder Unterlassung, die ein deutscher Staatsangehöriger außerhalb des Reichsgebiets begangen hat, gilt, soweit ein deutscher Staatsangehöriger geschädigt worden ist, deutsches Recht." Diese VO läuft zwar der oben ausgeführten allgemeinen Regel des internationalen Privatrechts zuwider. Sie wurde aber während des Krieges erlassen, und zwar zu einer Zeit, als Deutschland seine größten Erfolge erzielt batte und als deutsche Staatsangehörige sich in großer Anzahl in anderen Ländern in Verbindung mit Kriegs- und Besatzungsmaßnahmen aufhielten. Unter solchen Umständen ist die Anwendung deutschen Rechts auf außervertragliche Schadensersatzansprüche unter deutschen Staatsangehörigen außerhalb des Deutschen Reichs leicht verständlich. Von dieser VO kann jedoch nicht angenommen werden, daß sie die Norm des internationalen Privatrechts widerspiegelt, wie es im Nachkriegsdeutschland, besonders in der amerikanischen Zone, anzuwenden ist, d. h. unter politischen und rechtlichen Verhältnissen, die so grundverschieden von denjenigen sind, unter welchen die VO erlassen wurde.

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geltende Recht ihm weder eine Haftung auferlegen noch dem früheren Eigentümer einen rechtlichen Anspruch zugestehen würde. Der Wohnsitz des RE-Pflichtigen ist ein Umstand, der ganz und gar nichts mit der Grundlage f ü r einen RE-Anspruch - der Entziehung feststellbaren Vermögens oder mit der im REG in erster Linie vorgesehenen Abhilfe - der Rückgabe solchen Eigentums — zu tun hat. Ferner würden sich, wenn man der Auslegung des Antragstellers folgte, die Möglichkeiten, daß sich die verschiedenen RE-Gesetze überschneiden und in Widerstreit geraten, beträchtlich erhöhen. Mangels eines klaren Hinweises darauf, daß der Gesetzgeber dieses Gesetz unter solchen Umständen angewandt wissen wollte, muß der Schluß gezogen werden, daß die Auslegung des Gesetzes nach den üblichen Grundsätzen des internationalen Privatrechts über die Ausübung der Territorialrechtsprechung zu erfolgen hat, so daß also das REG auf den hier vorliegenden Fall nicht angewandt werden kann. Diese Schlußfolgerungen im Hinblick auf den Anwendungsbereich des REG erhalten eine weitere Stütze, wenn man die Bestimmungen des REG über die örtliche Zuständigkeit in Betracht zieht. Art. 59 REG sieht in seiner ursprünglichen Fassung - „örtliche Zuständigkeit" - folgendes vor: ,1. Das Zentralanmeldeamt hat die Anmeldung des RE-Anspruchs an die WBehörde des Bezirks zu übermitteln, in dem sich der zurückzuerstattende Vermögensgegenstand befindet. Ergibt sich die Unzuständigkeit einer WBehörde, so verweist sie den RE-Anspruch an die zuständige WBehörde. Der Verweisungsbeschluß ist f ü r diese bindend. 2. Durch Ausführungsverordnung können weitere Vorschriften über die örtliche Zuständigkeit, namentlich zur Geltendmachung von Ersatz- und Nebenansprüchen, erlassen werden.' Es ergibt sich also, daß die grundlegende Bestimmung über die örtliche Zuständigkeit im REG, wie sie in Art. 59 I niedergelegt ist, jene Fälle umfaßt, in denen sich der zurückzuerstattende Gegenstand in der amerikanischen Zone befindet. Die Bestimmungen des zweiten Absatzes des Art. 59 wurden von den verschiedenen Ländern der amerikanischen Zone durch den Erlaß einheitlicher „Ausführungsverordnungen zu Art. 59 (örtliche Zuständigkeit) REG" 5 ergänzt. Da diese VOen durch die Länder auf einem Gebiet erlassen wurden, das den Besatzungsbehörden nach dem Besatzungsstatut (Absatz 2 [b]) und nach einer Bestimmung im REG, die ausdrücklich auf die letztliche Machtbefugnis der Militärregierung hinweist (Art. 92 II), vorbehalten war, jedoch unverändert seit 1948 bestanden haben, muß angenommen werden, daß sie mit der Absicht des Militärregierungsgesetzgebers übereinstimmten. Gemäß den Art. 1, 2 und 3 dieser AVOen ist der Ort, an dem sich der betreffende Vermögensgegenstand befindet, maßgebend f ü r die Bestimmung der örtlichen Zuständigkeit 6 . Wenn keine örtliche Zuständigkeit nach 5 Hessisches GVB1. 1948, 111, AVO Nr. 6 vom 2. 9. 1948; Bayerisches GVB1. 1948, 204, AVO vom 6. 10. 1948; RegBl. für Württemberg-Baden 1948, 154, VO Nr. 933 vom 21. 10. 1948; Bremer GBl. Nr. 49, VO vom 25. 11. 1948. * Der in § 2 der AVO enthaltene Hinweis auf den Wohnsitz bezeichnet nur den Ort, an dem sich gewisse Arten nichtkörperlicher Gegenstände befinden.

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den Art. 1 - 3 - d. h. nach dem Orte, an dem sich der Vermögensgegenstand befindet - gegeben ist, sieht Art. 4 vor, daß „die W B e h ö r d e desjenigen Bezirks, in dem die festgestellte oder vermutete Entziehung stattfand, örtlich zuständig sein soll". Eine andere Grundlage f ü r die Feststellung der örtlichen Zuständigkeit ist durch die von den L ä n d e r n erlassenen Bestimmungen nicht gegeben. Vor allem sehen sie keine örtliche Zuständigkeit auf Grund des Wohnsitzes des RE-Pflichtigen vor 7 . Nach Ansicht dieses Gerichts weist der Umstand, d a ß die einschlägigen Bestimmungen des REG u n d seiner A u s f ü h r u n g s v e r o r d n u n g e n keine örtliche Zuständigkeit auf Grund des Wohnsitzes des RE-Pflichtigen vorsehen, deutlich darauf hin, daß das Gesetz in Fällen, wo dieser Wohnsitz die einzige Verbindung mit der amerikanischen Zone bildet, nicht a n w e n d b a r sein sollte. Das REG ist ein Sondergesetz mit einer besonderen Abhilfe, das die gewöhnlichen Grundsätze des deutschen Rechts überschneidet (Art. 1 II REG). Außer den materiellen Rechten u n d Pflichten nach diesem Gesetz hatte der Gesetzgeber Bestimmungen über die örtliche Zuständigkeit zu erlassen, die einen Gerichtsstand f ü r Entscheidungen über die sich aus dem Gesetz ergebenden Rechte u n d Pflichten v o r s a h e n 8 . Solche Bestimmungen über die örtliche Zuständigkeit w u r d e n sehr ausführlich durch Art. 59 REG u n d die dazu erlassenen AVOen festgelegt. Andere Bestimmungen über örtliche Zuständigkeit enthält dieses Gesetz nicht, u n d auf die Möglichkeit der Anwendbarkeit irgendwelcher anderer Bestimmungen über örtliche Zuständigkeit wird weder unmittelbar noch mittelbar verwiesen 9 . Die allge' Eine weitere Bestimmung über örtliche Zuständigkeit enthält die AVO Nr. 6 zum Gesetz Nr. 59 „Ernennung eines Wiedergutmachungsamtes mit allgemeiner Zuständigkeit", MRAbl., Amerikanisches Kontrollgebiet, Ausgabe N vom 16. 6. 1949, 15. Der Hinweis auf Anmeldungen mit unzureichenden Angaben, um die Übermittlung an eine WBehörde nach Maßgabe der Vorschriften des Art. 55 oder 59 oder einer AVO hierzu zu rechtfertigen, zeigt, daß der Hauptzweck der VO der ist, die Möglichkeit einer Verteilung unvollständiger Anmeldungen zu schaffen. Vor Erlaß dieser VO war das Zentralanmeldeamt nicht ermächtigt, solche Anmeldungen oder andere, die nicht unter die örtlichen Zuständigkeitsbestimmungen der Länder fielen, zur Behandlung an eine WBehörde zu übermitteln. AVO Nr. 6 füllte diese Lücke aus. Die WBehörde hat die Ermächtigung, die dem Zentralanmeldeamt fehlte, den Antragsteller aufzufordern, eine den RE-Anspruch rechtfertigende Aufklärung und Ergänzung des Vorbringens zu geben (Art. 62 II REG). 8 Vgl. Nußbaum, Deutsches IPR 386: „Gerichtsbarkeit und Zuständigkeit hängen eng miteinander zusammen. Denn soweit der Staat die Gerichtsbarkeit für sich in Anspruch nimmt, muß er für zuständige Gerichte sorgen . . . " 9 Der erste Satz des Art. 59 wurde durch HICOG-Gesetz Nr. 3, Vierte Änderung des MRG Nr. 59 vom 25. 1. 1950, aufgehoben (AHK Abi. Nr. 10, 107). Es ist angedeutet worden, daß die Aufhebung dieses Satzes deshalb erfolgt sei, um den Weg frei zu machen für die Anwendung der allgemeinen Bestimmungen der ZPO über die örtliche Zuständigkeit (vgl. Wengler, RzW 1950, 367). Eine Prüfung des HICOG-Gesetzes Nr. 3 und seiner Präambel zeigt jedoch ganz deutlich, daß die Aufhebung des Satzes aus einem anderen Grunde erfolgt ist. Das HICOG-Gesetz Nr. 3 wurde erlassen, um die bisherigen, beim Zentralanmeldeamt eingegangenen Anmeldungen und schriftlichen Mitteilungen in wirksamerer und sinnvoller Weise zu behandeln. Absatz 2 des Art. 58-A REG, der gemäß HICOG-Gesetz Nr. 3 eingefügt wurde, sieht vor, daß, falls nach dem 28. 2. 1950 das Zentralanmeldeamt Schreiben erhält, „sei es in Form von Anmeldungen oder anderen

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meinen Bestimmungen über örtliche Zuständigkeit, wie sie in der ZPO vorgesehen sind, werden im REG nicht erwähnt, obwohl viele andere ihrer Bestimmungen ausdrücklich als nach dem REG anwendbar bezeichnet wurden 10. Die Bestimmung in Art. 2 II der von den Ländern erlassenen VOen, wonach § 17 ZPO entsprechend anwendbar sein soll, deutet weiter darauf hin, daß die in der ZPO enthaltenen Bestimmungen über örtliche Zuständigkeit nicht allgemein zur Anwendung kommen. Wir können uns keinen Fall denken, in dem die materiellen Bestimmungen des REG zweifellos Anwendung finden sollen, welcher nicht unter die ergangenen besonderen Bestimmungen über örtliche Zuständigkeit fiele. Die natürliche Schlußfolgerung aus der Tatsache, daß diese Bestimmungen nichts über örtliche Zuständigkeit auf Grund des Wohnsitzes des RE-Pflichtigen besagen, ist unter den gegebenen Umständen die, daß das REG nicht in Fällen wie dem vorliegenden anwendbar ist, wo die einzige Beziehung zur amerikanischen Zonedarin besteht,daß der RE-Pflichtige seinen Wohnsitz inidieserZone hat. Die obigen Ausführungen lassen sich wie folgt zusammenfassen: Der Anwendungsbereich des REG ist in diesem Gesetz nicht klar bestimmt. Unter diesen Umständen und mangels gegenteiliger Hinweise muß angenommen werden, daß der Gesetzgeber das REG im Sinne der allgemein anerkannten Grundsätze des internationalen Privatrechts ausgelegt sehen wollte. Bei Beachtung dieser Grundsätze wären die materiellen Bestimmungen des REG im vorliegenden Fall nicht anwendbar. Diese Schlußfolgerung erhält eine weitere Stütze, wenn man die besonderen Bestimmungen über die örtliche Zuständigkeit, wie sie im REG niedergelegt sind, in Betracht zieht. Diese sehen keine örtliche Zuständigkeit auf Grund des Wohnsitzes des REPflichtigen vor. Es gibt keinen Grund f ü r die Annahme, daß andere Bestimmungen über örtliche Zuständigkeit als die eigens im Gesetz vorgesehenen zur Anwendung gelangen sollen; es sind im Gegenteil wesentliche Gründe dafür vorhanden, daß die besonders festgelegten Bestimmungen über die örtliche Zuständigkeit ausschließlich gelten sollen. Wir kommen demgemäß zu dem Schluß, daß die Bestimmungen des REG nicht anwendbar sind in Schriftsätzen", die nicht eindeutig zum Ausdruck bringen, daß sie sich auf eine Anmeldung, und nach Ansicht des Zentralanmeldeamts nicht auf das Entschädigungsgesetz (Gesetz zur Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts) beziehen, „das Zentralanmeldeamt diese Schreiben aufbewahren soll". Der erste Satz des Art. 59, der es dem Zentralanmeldeamt zur Pflicht machte, die Anmeldung des RE-Anspruchs an die WBeliörde des Bezirks, in dem sicti der zurückzuerstattende Vermögensgegenstand befindet, zu übermitteln, war unvereinbar mit den obigen Bestimmungen des Art. 58-A. Der in diesem Satz zum Ausdruck gebrachte Grundsatz über die örtliche Zuständigkeit war bereits in den von den verschiedenen Ländern erlassenen Ausführungsbestimmungen über die örtliche Zuständigkeit enthalten. Da der Satz somit in Widerspruch zum Art. 58-A stand und jedenfalls keinen weiteren Zweck hatte, wurde er „mit Wirkung vom 28. 2. 1950" aufgehoben. Unter diesen Umständen sind wir überzeugt, daß durch die Aufhebung keine grundlegende Änderung der vorher anwendbaren Bestimmungen über die örtliche Zuständigkeit erfolgte; falls eine solche grundlegende Änderung beabsichtigt gewesen wäre, so wäre sicherlich auf diese Tatsache besonders hingewiesen worden. 10 Vgl. Art. 52 II; Art. 61 II und V; Art. 65; Art. 67 I I a ; Art. 68 I und II; Art. 72 II.

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einem Falle, in dem sich der fragliche Vermögensgegenstand nicht in der amerikanischen Z o n e befindet oder befunden hat und der Ort der Entziehung nicht innerhalb der Zone liegt, wenn auch der RE-Pflichtige seinen W o h n s i t z in der Z o n e hat 1 1 . Soweit die Beschlüsse oder Dicta dieses Gerichts in den Entscheidungen 9 = N J W / R z W 1949/50, 242 12 ; 24 = N J W / R z W 1949/50, 275 13 ; 129 oder 157 = N J W / R z W 1952, 98 14 , dahin ausgelegt w e r d e n konnten, daß d o r t der Standpunkt vertreten wird, die W G - O r g a n e in der amerikanischen Z o n e seien zuständig, über Ansprüche nach dem R E G nur auf Grund der T a t sache, daß der RE-Pflichtige seinen W o h n s i t z innerhalb der amerikanischen Zone hat oder daß i h m dort zugestellt w i r d , zu entscheiden, w i r d sich dieses Gericht nicht m e h r an jene Entscheidungen halten. Die Antragsteller haben vorgetragen, der v o n diesem Gericht gezogene Schluß w ü r d e das unerwünschte Ergebnis zeitigen, daß das O p f e r einer unrechtmäßigen Entziehung, die außerhalb der amerikanischen Z o n e stattfand, keinen Rechtsbehelf gegen den Täter der unerlaubten Handlung hätte, d e m es nach der V e r w e r t u n g des Vermögensgegenstandes gelinge, den Erlös in die amerikanische Z o n e zu verbringen und dort seinen W o h n sitz zu errichten. Diese Besorgnis ist unbegründet. Das R E G sieht vor, daß jeder Anspruch auf Grund einer unerlaubten Handlung, der nicht unter das R E G fällt, im ordentlichen Rechtsweg geltend gemacht w e r d e n kann (Art. 27 R E G ) . " 3 8 . Das Rückerstattungsgesetz ist nicht anwendbar in einem Rechtsstreit gegen das Reich, in dem die angebliche Entziehungshandlung außerhalb der US-Zone stattgefunden hat und die in Frage stehenden Vermögensgegenstände niemals in diese Zone verbracht worden s i n d . - R E G Art. 59. Court of Restitution Appeals, Nürnberg, Entsch. v o m 26.2.1954 - Entsch. N r . 399 F a l l N r . 389: N J W / R z W 5 (1954) 198; US C o R A , Reports I V (1954) 616. 11 Der BoR entschied mit gleicher Wirkung über Nachzahlungsansprüche nach dem in der britischen Zone anwendbaren Gesetz Nr. 59. BoR 51/50 = NJW/RzW 1951, 294, Entscheidungen des BoR 3, 67 (Grundbesitz in Danzig [siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 38]); BoR 52/288, Entscheidungen des BoR 13, 19 (in Wien verkauftes Schmuckwarengeschäft [gemeint ist die Entsch. BoR 51/288, siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 71]). Die Bestimmungen über die örtliche Zuständigkeit, wie sie in der britischen Zone gelten, besagen: „Für das Verfahren über einen Nachzahlungsanspruch bestimmt sich der Gerichtsstand nach dem Wohnsitz der REPflichtigen" (AusfVO Nr. 2 zum MRG Nr. 59, Official Gazette of the Allied High Commission for Germany Nr. 13, 144); der BoR stellte jedoch fest, daß die Vorbedingung zum wahlweisen Anspruch auf Nachzahlung die ist, daß sich ein Vermögensgegenstand des Antragstellers im Besitz des RE-Pflichtigen in der britischen Zone befindet oder befunden hat und [der] zum Gegenstand einer RE in Natur gemacht werden könnte. Im Falle BoR 51/252, Entscheidungen des BoR, 13, 51 (siehe IzRspr. 1954-1957 Nr. 245) wurde der Grundsatz des Falles BoR 51/50 angewendet, in welchem sich der Anspruch auf Hypotheken bezog, die auf Grundstücken im Gebiet des früheren Reichs, aber außerhalb der britischen Zone (Schlesien) lasteten. 12 Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 428 b. 13 Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 431. 14 Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 459.

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Die Antragstellerin, eine Jüdin, hat fristgerecht einen Anspruch auf RE angemeldet mit der Behauptung, daß ihr 1942 in Prag durch die Gestapo eine Briefmarkensammlung, Schmuck, Kleider, Pelze und eine Wohnungseinrichtung weggenommen worden seien. Sie begehrt für die entzogenen Vermögensgegenstände eine Entschädigung. Es liegt weder eine Behauptung noch ein Beweis dafür vor, daß die entzogenen Gegenstände jemals in die amerikanische Zone Deutschlands verbracht worden sind. Aus den Gründen: „Außer den in Entscheidung 398 Fall Nr. 505 1 genannten Gründen, die auch hier zutreffen, besteht ein weiterer Grund für die Feststellung, daß solche Ansprüche wie der vorliegende nicht in den Rahmen des REG fallen. Unter den bei Erlaß des REG bestehenden Vorschriften mochte ins Auge gefaßt worden sein, daß Entscheidungen gegen das Reich letzten Endes erfüllt würden, entweder durch die Länder der US-Zone (im Fall eines langdauernden Fehlens einer deutschen Zentralregierung) oder, mit größerer Wahrscheinliche^ durch eine Zentralregierung, die später eingesetzt werden würde. In dem ersteren Falle wäre die Wirkung der Anwendung des REG der US-Zone in Verfahren gegen das Reich ohne sachliche Beziehung zur US-Zone die gewesen, daß die Bevölkerung des verhältnismäßig kleinen Teils des Reichs, welchen die US-Zone umfaßt, auf Leistung von Entschädigung weit über das Maß ihres proportionalen Teiles ihrer Verantwortlichkeit für die von den Dienststellen des Reichs begangenen Entziehungshandlungen haftbar gemacht worden wäre; im anderen Falle würde, wenn solche Entscheidungen letztlich durch eine zentrale deutsche Regierung zu erfüllen wären (wie es z. T. auf Grund der Haftungsübernahme hinsichtlich dieser Verpflichtungen durch die Bundesrepublik Deutschland tatsächlich bereits eingetreten ist), die Anwendung des REG einem Versuch gleichkommen, die US-RE-Grundsätze den Besatzungsmächten anderer Zonen aufzuzwingen, deren Ansichten über den angemessenen Rahmen der RE unterschiedlich von den Ansichten der amerikanischen Besatzungsmacht sein könnten und es in der Tat schon gewesen sind. Keine dieser Möglichkeiten dürfte als vom Gesetzgeber beabsichtigt angesehen werden." 3 9 . Nach dem Rückerstattungsgesetz sind die Wiedergutmachungsorgane in Fällen einer im Ausland erfolgten Entziehung eines Lifts nicht zuständig, wenn der einzige Berührungspunkt mit der amerikanischen Zone darin besteht, daß sich der Gegenstand früher dort befunden hatte und anläßlich der vom Eigentümer beschlossenen Auswanderung wegen Verfolgungsmaßnahmen gegen die Personengruppe, der er angehörte, versandt worden war. Eine von einer Reichsbehörde im Ausland während der deutschen Besetzung begangene Entziehungshandlung hat keine rückbezügliche Wirkung. Von einer derartigen Entziehung kann nicht gesagt werden, daß sie 1

Siehe oben Nr. 37.

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IVb. Rückerstattungs- und Entschädigungsrecht

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an dem letzten in Deutschland gelegenen Wohnsitz des verfolgten Eigentümers erfolgt sei, auch wenn das Gut wegen der verfolgungsbedingten Auswanderung des Eigentümers von Deutschland aus versandt worden war. Das Gericht schließt sich dem in der Entscheidung des OLG Frankfurt -2 W 75/52 - aufgestellten Grundsatz nicht an. - REG Art. 59. Court of Restitution Appeals, Nürnberg, Entsch. vom 19. 4. 1955 Entsch. Nr. 458 Fall Nr. 1388: NJW/RzW 6 (1955) 229 mit Anm. von Küster in NJW/RzW 6 (1955) 265; US CoRA, Reports V (1955) 296, 302 Der jüdische Berechtigte war bis 1939 in Frankfurt a. M. wohnhaft. In Vorbereitung seiner Auswanderung übergab er verschiedenes persönliches Eigentum einer Speditionsfirma zwecks Verschiffung in Bremen. Da dieser Weg infolge des Kriegsausbruchs gesperrt war, wurde die Sendung nach Italien umgeleitet. Das Gut gelangte nach Genua, wo es von der Speditionsfirma eingelagert wurde. Später wurde es von der deutschen Wehrmacht beschlagnahmt. Ermittlungen haben keinen Aufschluß darüber ergeben, was später damit geschehen ist. Das LG hat dem Schadensersatzantrag des Berechtigten gegen das Reich wegen Verlustes des Umzugsgutes stattgegeben. Das OLG befand, das LG habe zutreffend erkannt, daß das REG auf einen im Ausland erfolgten Vermögensverlust Anwendung finde. Der Nachprüfungsantrag des RE-Pflichtigen hatte Erfolg. Aus den Gründen: „Das OLG F r a n k f u r t (NJW/RzW 1953, 97) 2 hat einen Unterschied gemacht zwischen dem vorstehenden Ergebnis und unserer Entscheidung Nr. 398® aus dem Grunde, daß diese und ähnlich gelagerte Fälle Entziehungen von Vermögensgegenständen betrafen, die sich niemals in der amerikanischen Zone befunden haben und somit keinen Berührungspunkt mit der Zone außer dem des späteren dortigen Wohnsitzes des Antragsgegners hatten. Das OLG Frankfurt stimmte damit überein, daß dieser spätere Wohnsitz nicht maßgebend sei. Es führte jedoch aus, daß in den sogenannten „Lift"-Fällen der Ort, von dem die Verfolgungsmaßnahmen ausgingen, sowie der Ort, an dem sich der entzogene Gegenstand ursprünglich befunden hatte, in der amerikanischen Zone lag und daß die spätere Wegnahme sonach mit der früher in die Wege geleiteten Verfolgung verknüpft sei. (OLG Frankfurt, 2 W 129/54). Das ergibt die Frage: ,Sind die Wiedergutmachungsorgane nach dem REG im Falle einer im Ausland erfolgten Entziehung sachlich zuständig, wenn der einzige Berührungspunkt mit der amerikanischen Zone darin besteht, daß sich der Gegenstand früher dort befunden hatte und anläßlich der vom Eigentümer beschlossenen Auswanderung wegen Verfolgungsmaßnahmen gegen die Personengruppe, der er angehörte, versandt worden war?' Die Frage wird von diesem Gericht verneint. 1 Ebenso CoRA Entsch. Nr. 459 Fall Nr. 855, US CoRA, Reports V (1955) 309, 311, und Entsch. Nr. 460 Fall Nr. 1273, US CoRA, Reports V (1955) 314, 316. 2 Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 63. 3 Siehe oben Nr. 37.

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Nr. 39

In der Entscheidung Nr. 398 = NJW/RzW 1954, 199 ist dieses Gericht zu dem Schluß gelangt, daß der Anwendungsbereich des REG im Gesetz nicht klar festgelegt ist und daß unter solchen Umständen bei Nichtvorliegen gegenteiliger Anzeichen f ü r die gesetzgeberische Absicht angenommen werden muß, daß das Gesetz unter dem Gesichtspunkt der allgemein anerkannten Grundsätze des internationalen Privatrechts auszulegen ist. Es wurde darauf hingewiesen, daß nach diesen Grundsätzen die materiellrechtlichen Bestimmungen des REG in dem Fall einer im Ausland erfolgten Entziehung nicht anwendbar sind. Es wurde erklärt, daß der Schluß des Gerichts durch eine Berücksichtigung der Sonderbestimmungen des REG über die örtliche Zuständigkeit erhärtet wird; daß diese keine örtliche Zuständigkeit auf Grund des Wohnsitzes eines RE-Pflichtigen vorsehen. Es wurde hinzugefügt, daß kein Grund f ü r die Annahme besteht, daß andere Vorschriften über die örtliche Zuständigkeit als die eigens im REG vorgesehenen Anwendung finden sollten, sondern daß im Gegenteil wesentliche Gründe f ü r den Schluß gegeben sind, daß die besonderen Vorschriften über die örtliche Zuständigkeit ausschließlich gelten sollten. Dieses Gericht kam zu dem Schluß, daß die Vorschriften des REG in einem Fall, in dem sich der fragliche Vermögensgegenstand nicht in der amerikanischen Zone befindet oder befunden hat und der Ort der Entziehung nicht in der amerikanischen Zone liegt, nicht anwendbar sind, selbst wenn der RE-Pflichtige dort seinen Wohnsitz hat. Soweit der Berechtigte die allgemeine Anwendbarkeit des REG auf eine im Ausland erfolgte Entziehung geltend macht, wird dieses Argument aus den in der Entscheidung Nr. 398 dargelegten Gründen verworfen. Die verbleibende Basis f ü r eine etwaige Begründung sachlicher Zuständigkeit ist die vom OLG Frankfurt in seinen Gründen angeführte Uberlegung, daß als Entziehungsort der letzte Wohnsitz anzusehen sei, an dem die Verfolgungshandlungen gegen den Eigentümer des entzogenen Gegenstandes begonnen hatten. Diese Theorie ist auf die Annahme gegründet, daß die endgültige Wegnahmehandlung, die für den Eigentümer zum Verlust führte, lediglich ein Glied in der Kette bildete, die ihren Ausgangspunkt in den Verfolgungsmaßnahmen an dem letzten Wohnsitz des Opfers in der amerikanischen Zone hatte. Das OLG führt aus, daß bei Vorliegen eines Kausalzusammenhangs zwischen Wohnsitz, Verfolgung, Auswanderung, Versendung des Umzugsgutes und letztlicher Wegnahme in einem anderen Land der Wegnahmeakt als am Wohnsitz in der Zone erfolgt anzusehen sei. Mit der Auffassung des OLG wäre, wenn man ihr folgte, dem endgültigen Wegnahmeakt eine rückbezügliche Wirkung durch die Gebiete hindurch gegeben, durch welche das Gut seinen Weg zu dem Ort nahm, an dem der Verlust eintrat. Diese Theorie würde nach Ansicht dieses Gerichtes die Anwendbarkeit des REG über den vorgesehenen sowie über den durch seine Bestimmungen erlaubten Anwendungsbereich hinaus erweitern. Das ist eine Auffassung, die zu dehnbar und unbestimmt ist, um der Ausübung einer durch Sondergesetzgebung erteilten Sonderbefugnis als feste Grundlage dienen zu können.

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Die Entziehung im vorliegenden Fall erfolgte außerhalb der amerikanischen Zone. An dieser Tatsache läßt sich nichts ändern. Die Verfolgungsmaßnahmen, die den Eigentümer zur Versendung seines Gutes zwangen, ergeben keinen Entziehungstatbestand. Diese Maßnahmen stellten keine Entziehung dar. Das Gut konnte im Gegenteil die Grenzen Deutschlands verlassen. Zu keinem Zeitpunkt hat der Eigentümer während des Verbleibs des Gutes in Deutschland dieses im Sinne des REG eingebüßt. Diese Einbuße erfolgte lange nach dem Abtransport des Gutes und hat, obwohl sie durch rassische Diskriminierung, die ihren Ursprung innerhalb Deutschlands hatte, motiviert war, niemals tatsächlich oder theoretisch innerhalb der Grenzen Deutschlands stattgefunden. Die Gerichtsbarkeit in einem RE-Fall ist durch eine Gesetzgebung besonderer Art unabänderlich festgelegt und wird durch besondere Verwaltungsbehörden und Gerichte ausgeübt. Die üblichen Regeln über Zuständigkeit bei Vorgängen, die sich im Ausland ereignet haben, finden im Wortlaut der RE-Gesetzgebung, die ihre eigenen Grenzen festlegt, kein Gegenstück. Innerhalb dieser Grenzen haben sämtliche Wiedergutmachungsorgane einschließlich dieses Gerichts die ihnen erteilten Befugnisse mit peinlicher Genauigkeit auszuüben, um den grundlegenden Gesetzeszweck zu erfüllen, die RE im größtmöglichen Umfang an Personen, denen Vermögensgegenstände aus den angeführten Gründen entzogen wurden, zu bewirken. Aber ebenso wie dieses Gericht die ihm gestellten Aufgaben mit peinlicher Sorgfalt erfüllen muß, so muß es bei einer außerhalb seiner Zuständigkeit liegenden Angelegenheit mit gleicher Festigkeit eine Entscheidung ablehnen. Die Integrität eines Gerichts wird ebensosehr durch die Anmaßung einer Befugnis wie durch die Nichtausübung seiner Befugnis beeinträchtigt. Dieses Gericht hat die Entscheidungen des OLG Frankfurt über die hier strittige Frage mit großem Interesse geprüft. Offenbar war der Beweggrund f ü r die Entscheidungen das Bestreben, eine Abhilfe für großes Unrecht zu schaffen, welches möglicherweise ohne Abhilfe bleiben würde, wenn es nicht in den Rahmen des REG verbracht würde. Aber selbst ein solch anerkennenswerter Beweggrund vermag die Ausübung einer nicht vom Gesetz vorgesehenen Gerichtsbarkeit nicht zu rechtfertigen. Daraus folgt nicht, daß eine Abhilfe nicht gegeben sei. Dieses Gericht hat bereits in der Entscheidung Nr. 398 darauf hingewiesen, daß eine Ablehnung der Wiedergutmachung nach dem REG eine Abhilfe gegen den Täter einer unerlaubten Handlung, der die Tat außerhalb der deutschen Grenzen begangen hat, nicht ausschließt, sondern daß im Gegenteil die allgemeinen Vorschriften des bürgerlichen Rechts Anwendung finden. Überdies haben auch die zuständigen Stellen von den sogenannten ,Lift'Fällen Kenntnis genommen. Die Bundesrepublik hat sich, wie folgt, festgelegt: ,Die Bundesregierung wird dafür sorgen, daß die Bundesrepublik auch f ü r die Entziehung von Umzugsgut haftet, das in einem außerhalb des Bundesgebietes gelegenen europäischen Hafen vom Deutschen Reich entzogen worden ist, soweit das Umzugsgut Verfolgten gehört hat, die aus dem Gebiet der Bundesrepublik ausgewandert sind.' "

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40. Zum Eingreifen des MRG Nr. 59 (britische Zone), wenn der Ort der Entziehung in der britischen Zone gelegen ist. Board of Review, Entsch. vom 23. 7. 1953 1 - BOR/52/368: BoRE 19, 5; Leitsatz in NJW/RzW 4 (1953) 360. Im März 1939 übertrug die Antragsgegnerin Aktien der österreichische A.-M.-Gesellschaft in Wien im Nominalwert von je einem österreichischen Schilling auf die Reichswerke AG . . . H. G., die damals ihren Sitz in Berlin hatte. Die Reichswerke AG H. G. hat nunmehr durch Streichung des Namens H. G. ihren Namen geändert und ihren Sitz von Berlin nach W.-S. (britische Zone) verlegt. Ein Teil dieser Aktien war im Namen verschiedener Mitglieder der Antragsgegnerin bei der Gesellschaftskasse der Österreichische A.-M.-Gesellschaft in Wien als Verwaltungspflichtaktien hinterlegt. Der Rest gehörte einer Berliner Tochtergesellschaft der Antragsgegnerin und war bei zwei Banken in Wien hinterlegt. Die Mitglieder der Antragsgegnerin, in deren Namen die Aktien hinterlegt waren, hatten ihren Anspruch gegen die A.-M.-Gesellschaft auf Herausgabe der Aktien blanko zediert und die Zessionserklärung der Tochtergesellschaft ausgehändigt. Diese hat die Zessionserklärungen an die Reichswerke AG H. G. in Berlin weitergeleitet und gleichzeitig die beiden Banken in Wien beauftragt, die restlichen im Namen der Tochtergesellschaft bei ihnen ruhenden Aktien von nun an der Reichswerke AG H. G. Berlin zur Verfügung zu stellen. Über den weiteren Verbleib der Aktien ist nichts bekannt. Die Antragsgegnerin beanspruchte unter Berufung auf den Art. 13 des REG den Unterschiedbetrag zwischen dem gezahlten Kaufpreis und dem bei Abschluß des Rechtsgeschäftes angemessenen Entgelt. Die Kammer hat den Anspruch zurückgewiesen. Das OLG hat der sofortigen Beschwerde der Antragsgegnerin stattgegeben. Aus den Gründen: „In dem Antrag werden sodann verschiedene von den Rückerstattungsbehörden in der amerikanischen Zone entschiedene Fälle angeführt, die daf ü r maßgebend sein sollen, daß der Ort der belegenen Sache (lex loci rei sitae) allein f ü r die Frage der Zuständigkeit maßgebend sei. Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, wie gefährlich es sein kann, sich auf Fälle zu berufen, die gemäß eines anderen Rückerstattungsgesetzes entschieden wurden, welches dem brit. MRG Nr. 59 zwar im wesentlichen ähnlich, mit ihm aber nicht identisch ist. Ohne hierauf weiter einzugehen, sei bemerkt, daß von den in dem Antrag zitierten Fällen sich keiner gänzlich mit dem vorliegenden Falle zu decken scheint. Tatsächlich ist es sogar so, daß, wie die Antragsgegnerin geltend macht, einige dieser Fälle deren Sache zu stützen scheinen. Wir selbst haben jedoch bereits 3 Fälle entschieden, in denen ähnliche Er1 Die Entscheidung, deren Leitsatz bereits in IPRspr. 1952-1953 Nr. 70 abgedruckt ist, wird der Vollständigkeit halber nachgetragen.

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wägungen notwendig waren wie die, um die es im vorliegenden Falle geht. Zwei dieser Fälle, Berent 1 und Kussy 2 sind bereits erwähnt worden. Der dritte Fall ist der Fall Ostier (BOR/25/288 3 ), veröffentlicht im Band 13 unserer Entscheidungen auf Seite 19. Bei allen drei Fällen handelte es sich um Nachzahlungsansprüche nach Art. 13, und in jedem Falle war eine Prüfung der Voraussetzungen f ü r die Anwendbarkeit dieses Artikels erforderlich . . . Der Sachverhalt des vorliegenden Falles ist nicht vollständig geprüft worden, aber es besteht zumindest die Möglichkeit, daß er in maßgebenden Punkten anders liegt als der Sachverhalt der drei oben zitierten Fälle. Wenn daher die Behauptungen der Antragsgegnerin in bezug auf die ungerechtfertigte Entziehung sich als richtig herausstellen sollten, dann ließe der vorliegende Fall sich von den Fällen Berent und Ostier insofern unterscheiden, als die Entziehung dann gänzlich oder teilweise in der britischen Zone erfolgte. Er läßt sich auch von dem Falle Kussy unterscheiden, indem das entzogene Vermögen vermutlich feststellbar ist. Bei der Entziehung, über die die Antragsgegnerin sich beklagt, handelt es sich um die Entziehung der Inhaberschaft einer großen Anzahl von Aktien an der österreichische A.-M.-Gesellschaft. Zwar ist der Verbleib der Aktienurkunden im Zweifel, wenn sie überhaupt noch existieren. Diese Urkunden sind jedoch lediglich Beweis eines Eigentumsrechts, nämlich der Aktieninhaberschaft. Die Aktieninhaberschaft selbst oder die etwa inzwischen an ihre Stelle getretenen Forderungen gegen die Österreichische Regierung dürften aber wohl sicher ein feststellbarer Vermögensgegenstand im Sinne des REG sein. Eine diesbezügliche Tatsachenfeststellung wollen wir hier nicht treffen; es liegt uns nicht genügend Material vor, um dies zu tun, selbst wenn wir es wollten. Die Kammer wird diese Frage ohne Zweifel im Laufe der ausführlicheren Ermittlungen prüfen, die sie infolge unserer Entscheidung des vorliegenden Falles wird anstellen müssen. In Anbetracht unserer Ausführungen im Falle Kussy über die Identifizierung erscheint es jedoch wahrscheinlich, daß das entzogene Vermögen im vorliegenden Falle sich als feststellbar im Sinne des Gesetzes Nr. 59 erweisen wird. Es ergibt sich somit, daß der Antragsgegnerin ein wahrscheinlich feststellbarer Vermögensgegenstand entzogen wurde, und es kann wohl sein, daß diese Entziehung innerhalb der britischen Zone erfolgt ist. Das OLG hat festgestellt, daß, wenn sich dies als richtig erweisen sollte, der Rückerstattungsanspruch gegeben und die Anwendung des Art. 13 somit zulässig wäre. Dem stimmen wir zu. Im Falle Kussy haben wir einige Ausführungen gemacht, die auch hier am Platz sind. Wir sagten in jenem Fall folgendes: ,Wir sind jedoch der Auffassung, daß dem Ort der ungerechtfertigten Entziehung bei Entscheidung der Frage, ob das Gesetz Nr. 59 anwendbar ist oder nicht, höchstens eine indirekte und nebensächliche Bedeutung zukommt. Zweck des Gesetzes ist offensichtlich, die Rückerstattung in dem weitesten Maße zu erreichen, das der Gesetzgeber gebieten konnte, und zwar allein mit den Grenzen, die in dem Gesetz selbst vorge1 2

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 38. Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 70 a.

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Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 71.

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schrieben sind oder sich daraus ergeben. Das Gesetz enthält keine ausdrückliche Vorschrift über den Ort der Entziehung, und festzustellen, daß die Entziehung in jedem Falle in der britischen Zone erfolgt sein muß, hieße, daß der Gesetzgeber es zulassen wollte, daß die Zone als Zufluchtsort für Vermögensgegenstände benutzt wird, die nach Erwerb durch ungerechtfertigte Entziehung außerhalb der Zone in diese gebracht werden. Dies wäre mit dem ausdrücklichen Ziel des REG unvereinbar.' 4 Damit soll jedoch nicht gesagt werden, daß der Ort der ungerechtfertigten Entziehung niemals f ü r die Frage der Anwendung des Gesetzes Nr. 59 maßgebend sein kann. Wie wir in dem oben zitierten Auszug sagten, kommt ihm lediglich eine nebensächliche Bedeutung zu. Es kann aber Fälle geben, und es gibt sie auch, in denen die Anwendbarkeit des Gesetzes von dem Ort der ungerechtfertigten Entziehung abhängig gemacht werden muß. Es kann sein, daß es sich hier um einen derartigen Fall handelt. Wir sagten im Falle Kussy weiter folgendes: ,Wenn einmal festgestellt worden ist, daß die Art des Vermögens und die Umstände der Entziehung derart sind, daß dessen Rückerstattung beansprucht werden kann, dann ist nach unserem Dafürhalten die einzige weitere allgemeine Bedingung, die der Gesetzgeber in dem Gesetz Nr. 59 aufstellen wollte, die, daß es den Wiedergutmachungsbehörden in der britischen Zone sowohl tatsächlich als auch rechtlich möglich sein muß, die Rückerstattung durchzusetzen. Im Falle von unbeweglichem Vermögen außerhalb Deutschlands kann diese Bedingung nicht erfüllt werden, und unsere Entscheidung im Falle Berent beruht auf dieser Grundlage. Im Falle von Sachen, ganz gleich, ob beweglich oder unbeweglich, läßt sich diese Bedingung jedoch auf jeden Fall erfüllen, wenn sich der betreffende Vermögensgegenstand im Zuständigkeitsbereich der Wiedergutmachungsbehörden befindet, und zum mindesten in diesem Fall ist es nicht notwendig, daß auch die Entziehung innerhalb des Zuständigkeitsbereiches stattfand. Aber selbst wenn das entzogene Vermögen ein Recht war, ließe sich die von uns erwähnte Bedingung eventuell erfüllen, zum mindesten in manchen Fällen, wenn der Pflichtige seiner Person nach nunmehr der Zuständigkeit unterliegt, selbst wenn das entzogene Vermögen sich nicht im Zuständigkeitsbereich befindet und die ungerechtfertigte Entziehung außerhalb dieses Bereiches erfolgte. Die 2. VO zur Ausführung des Gesetzes Nr. 59 stützt diese Auffassung. In den Art. 1, 2 und 3 I ist die örtliche Zuständigkeit der Wiedergutmachungsämter in der britischen Zone in Fällen, wo das entzogene Vermögen ein Recht ist, auf den Wohnsitz oder Sitz des Pflichtigen abgestellt. In Fällen von Sachen oder dinglich gesicherten Forderungen wird die Zuständigkeit andererseits auf die Belegenheit des betreffenden Vermögensgegenstandes abgestellt. In keinem dieser Fälle wird der Ort der ungerechtfertigten Entziehung irgendwie als wesentlich erwähnt. 4

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 70 a S. 209.

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Art. 3 II (in der durch die 9. DVO veränderten Fassung) erwähnt allerdings die ungerechtfertigte Entziehung in der britischen Zone. Dies spielt jedoch f ü r die Zuständigkeit der Wiedergutmachungsämter der Zone nur dann eine Rolle, wenn deren Zuständigkeit sich gemäß der 2. DVO auf keine andere Weise bestimmen läßt. Die 2. DVO will natürlich keine materielle Gerichtsbarkeit verleihen und ist für deren Ausmaß nicht maßgebend. Sie bezweckt aber die Entscheidung darüber, welches Wiedergutmachungsamt sachlich zuständig ist, und unterstellt offensichtlich, daß diese Gerichtsbarkeit z. B. in den Fällen, die unter Art. 1, 2 und 3 I fallen, besteht; der letztere regelt z. B. die Zuständigkeit hinsichtlich einer Anzahl besonderer Ansprüche, die auf Grund verschiedener Artikel des Gesetzes Nr. 59 erhoben werden können.' 5 Der letztzitierte Absatz kann wohl auch auf eine Bezugnahme auf den Art. 3 II der 2. DVO ausgedehnt werden. Jener Absatz sieht offensichtlich die Zuständigkeit in Fällen vor, in denen das entzogene Vermögen nicht in der britischen Zone gelegen ist, vorausgesetzt, daß die Entziehungshandlung dort stattgefunden hat. Gerade in diesem Faktor des Ortes der Entziehungshandlung liegt aber der Hauptunterschied zwischen dem vorliegenden Fall und den von uns schon früher entschiedenen Fällen. Wie bereits gesagt, erfolgte die Entziehung in den Fällen Berent und Ostier außerhalb der britischen Zone. Wie im Falle Kussy angedeutet, wäre eine wirksame Rückerstattungsanordnung unbedingt auch dann möglich, wenn das entzogene Vermögen sich außerhalb der Zone befindet, vorausgesetzt, daß der Rückerstattungspflichtige, wie die Antragstellerin im vorliegenden Falle, persönlich der Zuständigkeit unterliegt. Der Art. 3 II der 2. DVO scheint sowohl derartige Fälle vorgesehen zu haben, als auch Fälle, in denen das entzogene Vermögen zwar niemals in der britischen Zone gewesen, aber inzwischen verloren gegangen, beschädigt oder in seinem Wert vermindert worden ist. Hieraus ergibt sich, daß die Antragsgegnerin wohl einen Anspruch auf Grund des Gesetzes hat, auf den sie als Voraussetzung f ü r einen Anspruch nach Art. 13 verzichten kann. Wir bestätigen daher die Anordnung des OLG, wonach der Fall an die Kammer zurückverwiesen wird. Wenn der Fall erneut vor die Kammer gelangt, wird eventuell zu entscheiden sein, wie das OLG sagte, ob die Entziehung gänzlich oder teilweise in der britischen Zone stattfand. . . . . . Der Antrag wird zurückgewiesen." 4 1 . Zur Frage, ob durch die Vornahme der Entziehungshandlung innerhalb der britischen Zone Zuständigkeit gemäß MRG Nr. 59 zur Entscheioder auch von Ansprüchen dung von Ansprüchen auf Naturalrestitution gemäß Art. 13 in bezug auf bewegliche oder unbewegliche, außerhalb der Zone belegene Vermögensgegenstände gegeben ist. Wenn es sich bei den beanspruchten Vermögensgegenständen um beweg5

9 *

IPRspr. 1952-1953 Nr. 70 a S. 209 f.

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liehe oder unbewegliche Sachen handelt, die sich zu keiner Zeit innerhalb der britischen Zone befunden haben, kann die Zuständigkeit der Wiedergutmachungsbehörden der britischen Zone gemäß MRG Nr. 59 nicht mit der Begründung bejaht werden, die Entziehungshandlung habe innerhalb dieser Zone stattgefunden. Board of Review, Entsch. vom 20. 7. 1954 - BOR/52/577: BoRE 21, 185; NJW/RzW 5 (1954) 288. Der jetzt in New York lebende jüdische Antragsteller hat bei der WK in H. (britische Zone) die Rückerstattung von Vermögenswerten beantragt, die sich in St. in der russischen Zone Österreichs befinden. Bei dem Vermögen handelt es sich um Fabrikgrundstücke mit Raffinerieanlagen, Maschinen, Vorräten und Geschäftseinrichtungen. Insoweit der Anspruch sich auf bewegliches Vermögen bezieht, ist niemals geltend gemacht worden, daß das Vermögen im Zeitpunkt der Entziehung oder zu irgendeinem anderen Zeitpunkt sich jemals an irgendeinem anderen Ort als dem der heutigen Belegenheit befunden habe. Eigentümerin des beanspruchten Vermögens wurde eine Wiener Gesellschaft, die O.-GmbH. Die Antragsgegner sind die Inhaber dieser Gesellschaft und leben in H. Die WK hat den Anspruch zurückgewiesen. Sie hat ihre Zuständigkeit verneint, weil das gesamte Vermögen außerhalb der britischen Zone gelegen sei. Das OLG hat die Entscheidung der WK bestätigt. Der BoR hat den Nachprüfungsantrag zurückgewiesen. Aus den Gründen: „Die Kammer hatte sich bei der Zurückweisung des Anspruches mit der Begründung, daß das gesamte Vermögen sich außerhalb der britischen Zone befinde, auf den Fall Berent 1 berufen. Der Vertreter des Antragstellers hat jedoch geltend gemacht, der vorliegende Fall sei von dem Fall Berent insoweit zu unterscheiden, als die Entziehungshandlung im Fall Berent außerhalb der Zone erfolgte, während im vorliegenden Fall ein wesentlicher Teil der Entziehungshandlung innerhalb der Zone stattgefunden habe. Wir erklärten uns bereit, zum Zweck der Diskussion von diesem Sachverhalt in bezug auf den Entziehungsvorgang auszugehen, obwohl die diesbezügliche Behauptung des Antragstellers sowohl von der Kammer wie auch vom OLG zurückgewiesen worden war. Im Fall Berent handelte es sich um einen Nachzahlungsanspruch gemäß Art. 13 des Gesetzes im Zusammenhang mit dem Verkauf von Grundbesitz in Danzig. Die antragsgegnerische Gesellschaft hatte ihren Sitz in der britischen Zone. Das WA hatte den Anspruch mit der Begründung zurückgewiesen, daß der Verkauf in Danzig stattgefunden habe, und die Kammer hat diese Entscheidung bestätigt. In seinem Nachprüfungsantrag an den Board hatte der Berechtigte gel1

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 38.

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tend gemacht, daß die Zuständigkeit für Ansprüche nach Art. 13 sich gemäß Art. 3 I der 2. DVO zum Ges. Nr. 59 nach dem Wohnsitz des Pflichtigen bestimme. Der Board bemerkte, daß das Ges. Nr. 59 von dem Militärgouverneur erlassen wurde und prüfte die Quellen seiner gesetzgeberischen Befugnisse. Der Board sagte weiter, er wolle die Grenzen dieser gesetzgebenden Befugnisse nicht festlegen, es ließe sich aber aus ihrer Quelle billigerweise schließen, daß alle gesetzgebenden Handlungen bei Fortfall gegenteiliger Bestimmungen als auf die britische Zone allein anwendbar anzusehen seien. Der Board befaßte sich sodann mit dem Vorbringen des Antragstellers, daß die Zuständigkeit f ü r Ansprüche nach Art. 13 des Gesetzes sich gemäß Art. 3 I der 2. DVO nach dem Wohnsitz des Pflichtigen bestimme. Der Board sagte folgendes: ,. . . es muß Voraussetzung f ü r das Bestehen eines derartigen Gerichtsstandes sein, daß ein begründeter Anspruch des Antragstellers gemäß Art. 13 gegeben ist. . Der Board zitierte sodann Absatz I des Art. 13, in dem der Verzicht auf alle sonstigen Ansprüche aus dem Gesetz als Voraussetzung f ü r einen Anspruch auf Grund jenes Artikels gegen den Ersterwerber des ,entzogenen Vermögens' verlangt wird. Der Board führte aus, daß der Begriff ,entzogenes Vermögen' mit der Begriffsbestimmung des Art. 1 IV des Gesetzes als ,Vermögensgegenstände, die Gegenstand des Rückerstattungsanspruches sein können', definiert wird. Der Board schloß mit folgendem Satz: ,Es ist daher conditio sine qua non eines Anspruches gemäß Art. 13, daß er sich auf Vermögensgegenstände bezieht, die Gegenstand eines Rückerstattungsanspruches in der britischen Zone Deutschlands sein können. Das Vermögen im vorliegenden Falle ist jedoch Grundbesitz, der in Danzig gelegen ist, das zur Zeit der angeblichen Entziehung nicht ein Teil Deutschlands war und sich heute außerhalb . . . der britischen Zone befindet.' Aus diesen Gründen wies der Board den Nachprüfungsantrag wegen mangelnder Zuständigkeit zurück. Es wird nun erkannt werden, warum der Anwalt es f ü r notwendig hielt, vor uns geltend zu machen, daß der Antragsteller einen begründeten Anspruch auf Rückerstattung des streitigen Vermögens in Natur habe, trotzdem eine Rückerstattungsanordnung sich nicht durchsetzen ließe. Wenn sich ein derartiger Anspruch als begründet beweisen ließe, dann wäre es ein Anspruch, auf den als Voraussetzung für die Zulassung eines Nachzahlungsanspruches aus Art. 13 gemäß dieses Artikels verzichtet werden kann. Im Falle Berent war der für die Entscheidung des WA angeführte Grund, der auch vor der Kammer bestätigt wurde, der, daß der Verkauf des Vermögens bzw. die Entziehungshandlung außerhalb der britischen Zone stattgefunden habe. Es ist jedoch wichtig zu bemerken, daß in der Begründung des Board f ü r die Bestätigung der Entscheidung der Kammer die Tatsache, daß die Entziehungshandlung außerhalb der Zone stattgefunden habe, nirgends erwähnt wird. Vielmehr beruhen die Entscheidungsgründe des Board ausschließlich auf Erwägungen in bezug auf die örtlichen Grenzen der Gesetzgebungsbefugnisse des Militärgouverneurs und auf der Tatsache, daß

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das streitige Vermögen im Zeitpunkt der Entziehung außerhalb Deutschlands war und sich im Zeitpunkt der Entscheidung über den Anspruch außerhalb der britischen Zone befand. Wir werden später noch prüfen, ob irgendeine seitdem ergangene Entscheidung des Board eine Änderung der Überlegungen im Falle Berent erfordert. In jenem Falle war der Nachzahlungsanspruch nach Art. 13 mit Bezug auf Grundbesitz geltend gemacht worden. Im vorliegenden Falle hat jedoch keiner der Parteivertreter versucht, zwischen beweglichem und unbeweglichem Vermögen (Grundbesitz) zu unterscheiden, und wie ersichtlich sein dürfte, würden die Überlegungen des Board im Falle Berent logischerweise in gleichem Umfange auch f ü r Sachen gelten, die im Zeitpunkt der Entscheidung noch vorhanden, aber niemals in der britischen Zone gewesen sind, die jedoch Gegenstand eines Anspruches auf Rückerstattung in Natur bilden könnten, wenn sie innerhalb der Zone befindlich wären. Der Vertreter des Antragstellers hat auch den Fall Ostier (BOR/52/288, BoRE 13, 19) 2 zitiert, um ihn von dem vorliegenden Fall zu unterscheiden. In jenem Falle handelte es sich um einen Nachzahlungsanspruch nach Art. 13 im Zusammenhang mit dem Verkauf eines Juweliergeschäftes in Wien, und der Rückerstattungspflichtige lebte in H. Die Entziehungshandlung hatte in Wien stattgefunden, und es waren keine Beweise dafür vorhanden, daß sich irgendwelche der damals verkauften Juwelen oder Edelmetalle jemals in der britischen Zone befunden haben. Der Anspruch wurde wegen mangelnder Zuständigkeit zurückgewiesen, und bei der Erörterung des Falles erwähnte der Board sowohl Berent als auch Kussy (BOR/51/131, BoRE 10, 77) 3 . In jenem Falle handelte es sich also um bewegliche Sachen, aber der Vertreter des jetzigen Antragstellers wollte jenen Fall von dem vorliegenden aus dem Grunde unterscheiden, daß im Falle Ostier die Entziehungshandlung in ihrer Gesamtheit außerhalb der britischen Zone stattfand, während im vorliegenden Falle ein wesentlicher Teil dieser Handlung nach seiner Behauptung in H. erfolgte. Der Board hat im Falle Ostier den Entziehungsort, soweit er f ü r die Frage der Zuständigkeit erheblich ist, lediglich im Zusammenhang mit einem Zitat aus dem Falle Kussy erwähnt, welches dahin ging, daß, wenn auf Grund der Belegenheit von beweglichen oder unbeweglichen Sachen innerhalb des Zuständigkeitsbereiches der Wiedergutmachungsbehörden eine dieses Vermögen betreffende Rückerstattungsanordnung wirksam vollstreckt werden könnte, es nicht erforderlich sei, daß auch die Entziehungshandlung innerhalb des Zuständigkeitsbereiches stattgefunden hat. Es dürfte offensichtlich sein, daß eine derartige Feststellung keine Stütze für das genau gegenteilige Vorbringen des Vertreters des Antragstellers im vorliegenden Falle bietet, nämlich, daß die Vornahme der Entziehungshandlung innerhalb der Zone ausreiche, um die Zuständigkeit der Wieder2 3

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 71. Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 70 a.

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gutmachungsbehörden in der Zone zu begründen, auch wenn die fraglichen Sachen sich nicht in der Zone befinden und niemals in ihr befunden haben. Der Fall aber, auf den der Vertreter des Antragstellers sich in der Hauptsache berief, war der Fall Reichswerke (BoRE 19, 5) 4 . Dies ist die einzige Entscheidung des Board, die gewisse Sätze enthält, welche den Grundsätzen zu widersprechen scheinen, die den Entscheidungen des Board in Sachen Berent und Ostier und in anderen Fällen zugrunde liegen, in denen festgestellt wurde, daß die Zuständigkeit gemäß Gesetz Nr. 59 von der Belegenheit des Vermögensgegenstandes abhängig ist. Im Falle Reichswerke handelte es sich um einen Nachzahlungsanspruch nach Art. 13 im Zusammenhang mit dem Verkauf von Aktien einer Wiener Gesellschaft. Der Berechtigte hatte geltend gemacht, obwohl hierüber nicht entschieden wurde, daß die Entziehungshandlung in der britischen Zone stattgefunden habe. Der Sitz der Gesellschaft, von der die Nachzahlung verlangt wurde, war im Zeitpunkt der Entscheidung in der britischen Zone. Die Aktien selbst waren im Zeitpunkt der Entziehung in Wien. Wo sie sich im Zeitpunkt der Entscheidung befanden, war nicht bekannt. Die Kammer hatte den Anspruch unter Berufung auf den Fall Berent zurückgewiesen und das Vorbringen der Berechtigten verworfen, daß, wenn der Ort der Belegenheit des streitigen Vermögens unbekannt ist, die Zuständigkeit dann gegeben sei, wenn die Entziehungshandlung innerhalb der Zone stattfand. Das OLG ist der Kammer nicht beigetreten und ist dem erwähnten Vorbringen der Berechtigten gefolgt. Das Gericht hat den Fall an die Kammer zurückverwiesen, damit festgestellt werde, ob die Entziehungshandlung gänzlich oder teilweise in der britischen Zone stattfand, und hat ausgeführt, daß die Anwendbarkeit des REG von den Feststellungen der Kammer hierzu abhängig sei. Der Board hat die Entscheidung des OLG bestätigt. Hierbei hat er sich erneut mit den Fällen Berent, Kussy und Ostier befaßt und sie auf Grund des Sachverhaltes von jenem Fall unterschieden und ferner ausgeführt: ,Es kann aber Fälle geben, und es gibt sie auch, in denen die Anwendbarkeit des Gesetzes von dem Ort der ungerechtfertigten Entziehung abhängig gemacht werden muß'. Diese Feststellung war, von dem Board ausgesprochen, neu, und sie ist es, auf die sich der Vertreter des Antragstellers in dem vorliegenden Falle beruft. Zunächst ist festzustellen, daß der Sachverhalt im Falle Reichswerke ganz anders lag als im vorliegenden Falle. Hier handelt es sich um bewegliche und unbewegliche Sachen, die, wie bekannt, vorhanden und in der russischen Zone Österreichs befindlich sind. Wir brauchen uns hier auf keine Erörterungen des Zeitpunktes einlassen, zu dem bewegliches Vermögen innerhalb der britischen Zone sein oder gewesen sein muß, um die Zuständigkeit der Wiedergutmachungsbehörden f ü r die Entscheidung über hierauf erhobene Ansprüche zu begründen. Kein Teil des im vorliegenden Falle beanspruchten Vermögens hat sich jemals innerhalb der Zone befunden, aber es handelt sich bei dem Vermögen um Werte einer Art, die bei 4

Siehe oben Nr. 40.

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Vorliegen einer ungerechtfertigten Entziehung Gegenstand eines Anspruchs auf Rückerstattung in Natur bilden könnten, wenn sie sich heute in der Zone befinden würden und sich durchweg in ihr befunden hätten. Ein begründeter Anspruch auf Rückerstattung in Natur ist aber einer der Ansprüche, auf die der Antragsteller erst verzichten muß, um einen Nachzahlungsanspruch gemäß Art. 13 geltend machen zu können. Entsprechend den Entscheidungen des Board in Sachen Berent und Ostier und insbesondere in Anbetracht der Gründe f ü r diese Entscheidungen schließt die Belegenheit des hier streitigen Vermögens, sowohl beweglichen als auch unbeweglichen, schon allein einen Anspruch dieser Art aus und somit auch einen Nachzahlungsanspruch gemäß Art. 13. Wir halten uns für verpflichtet, diesen Entscheidungen im vorliegenden Falle zu folgen. Im Falle Reichswerke wurde die Möglichkeit einer Abhängigkeit der Zuständigkeit vom Ort der Entziehung erstmalig positiv festgestellt; die Entscheidung des Board beruhte dort auf dem Schluß, daß unter den Umständen jenes Falles ein Anspruch auf Grund des Gesetzes gegeben sei, auf den die Berechtigte als Voraussetzung für einen Anspruch nach Art. 13 verzichten könnte. Insoweit ist die Entscheidung den Fällen Berent und Ostier gefolgt. Der Board hat aber nicht gesagt, um was f ü r einen Anspruch es sich dabei handelte und in welchem Umfang dieser, falls überhaupt, von dem Ort der Entziehung abhängig war. Nach sorgfältiger Uberprüfung jener Entscheidung im Verlauf unserer Beratungen über den vorliegenden Fall können wir unsere wohlüberlegte Auffassung zu dieser Frage wie folgt zum Ausdruck bringen: Wenn bei einem Nachzahlungsanspruch nach Art. 13 in Anbetracht des Wesens und der Belegenheit des Vermögens, auf das der Anspruch sich bezieht, die Zuständigkeit aus den Gründen ausgeschlossen ist, die in den Entscheidungen des Board in Sachen Berent und Ostier ausgeführt wurden, dann kann die Zuständigkeit nicht dadurch begründet werden, daß die Entziehungshandlung innerhalb der britischen Zone begangen wurde. Zweck der 2. DVO zum Ges. Nr. 59 ist es, festzulegen, welche der Rückerstattungsbehörden innerhalb der Zone im Einzelfalle die vom Ges. Nr. 59 verliehene Zuständigkeit auszuüben hat. Diese DVO kann jedoch nicht die Zuständigkeit einer Wiedergutmachungsbehörde über die Grenzen hinaus erweitern, die sich aus dem Gesetz selbst ergeben . . . Eine ungerechtfertigte Entziehung, die innerhalb der Zone stattfindet* bedeutet eine Schädigung und möglicherweise eine unerlaubte Handlung und führt zu einem materiellen Verlust seitens des Geschädigten, der eventuell sehr erheblich sein kann. Unter diesen Umständen mag die Annahme natürlich sein, daß gerade das Gesetz, welches sich nur mit Schädigungen dieser Art befaßt, eine Abhilfemöglichkeit bietet. Wie der Board aber wiederholt ausgeführt hat, ist das Ges. Nr. 59 ein Rückerstattungs- und nicht ein Entschädigungsgesetz. Wie aus der Einführung zu dem Gesetz ersichtlich ist, bezwöckt es, Personen, denen Vermögensgegenstände ungerechtfertigterweise fortgenommen worden sind, zur Wiedererlangung der identischen, von ihnen verlorenen Vermögensgegenstände zu verhelfen. Schadensersatz anstelle der Rückerstattung kann nur unter außergewöhnlichen

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Umständen beansprucht werden, die in dem Gesetz selbst festgelegt sind. Die Belegenheit des Vermögens außerhalb des Geltungsbereiches des Gesetzes ist nicht einer dieser Umstände. In einem derartigen Fall bietet das REG keine Abhilfe für eine ungerechtfertigte Entziehung, die innerhalb des Zuständigkeitsbereichs begangen wurde, wie verwerflich sie auch immer gewesen sein mag. Falls ein anderes Gesetz eine Abhilfemöglichkeit hierfür bietet, so ist diese vor anderen Gerichten zu verfolgen." 4 2 . Zum Eingreifen des MRG Nr. 59 (britische Zone), wenn sich entzogene Aktien vom Augenblick der Entziehung an immer in Hamburg befunden haben. Oberstes Rückerstattungsgericht Herford, Entsch. vom 26. 5. 1955 - SRC/ 53/810: ORGE 4/5, 127. Aus den Gründen: „Der vorliegende Antrag bezieht sich auf den Verkauf bzw. den behaupteten Verkauf der Aktienmehrheit an einer Papierwarenfabrik in H. Zur Zeit des Verkaufs im Jahre 1938 lebten sowohl der Verkäufer als der Käufer in Prag. Die verkauften Aktien befanden sich in Hamburg. . . . Zur Frage der Zuständigkeit brachte der Anwalt vor, daß das tschechische Rückerstattungsgesetz und nicht das für die britische Zone Deutschlands gültige REG anzuwenden sei. Der vorliegende Fall unterscheide sich von anderen, vom früheren BoR entschiedenen Fällen dadurch, daß beide an dem gerügten Rechtsgeschäft beteiligten Parteien im Ausland wohnhafte Ausländer, nämlich in Prag lebende Tschechen, gewesen seien. Es treffe zwar zu, daß sich die Aktien während der maßgeblichen Zeiten in Deutschland befunden haben, jedoch genüge dies allein nicht zur Anwendung des Ges. Nr. 59. Um dieses Argument zu begründen, wies der Anwalt vor allem auf einen Unterschied zum Falle Kussy hin (BoRE 10, 77), aus dem er folgenden Absatz anführte: ,Die Hauptparteien bei dem Vertrag von 1939 waren die Rechtsvorgänger und die antragsgegnerische Firma. Diese Parteien waren damals beide in Deutschland ansässig. Es besteht auch kein Zweifel, daß der Vertrag von 1939 sich auf in Deutschland befindliches Vermögen bezog, und soweit es den Anspruch betrifft, mit dem wir uns hier befassen, ist es unstreitbar, daß die Veräußerung des entzogenen Vermögens in Deutschland stattfand. Das entzogene Vermögen wurde weder damals noch später ins Ausland übertragen, noch war dies jemals beabsichtigt.' i Nach Ansicht des Anwalts rechtfertigt der obige Auszug die Behauptung, daß die Wiedergutmachungsgerichte der britischen Zone erst dann Zuständigkeit erlangen, wenn nicht nur der Ort, an dem sich der entzogene Vermögensgegenstand zur Zeit der ungerechtfertigten Entziehung befand, sondern auch der Aufenthaltsort der an der Entziehung beteiligten Parteien festgestellt worden ist. I m Falle Kussy seien die Gerichte der britischen Zone nur deshalb zuständig gewesen, weil die dort gerügte Übertragung in Deutschland vorgenommen wurde. Unseres Erachtens ist der Anwalt der 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 70 a.

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Antragsgegnerinnen diesem Beweisgrund erfolgreich durch Anführen eines weiteren Auszuges aus der Entscheidung im Falle Kussy entgegengetreten. Der von uns unten ausgeführte Auszug ist länger als der von dem Anwalt angeführte, schließt diesen jedoch ein. Unseres Erachtens entkräftet er wirksam die Behauptung, es fehle den Wiedergutmachungsbehörden in der britischen Zone an Zuständigkeit, da das jetzt beanstandete Rechtsgeschäft zwischen tschechischen Staatsangehörigen in Prag stattfand. Der von uns erwähnte Auszug aus der Entscheidung im Falle Kussy lautet wie folgt: ,Wir sind jedoch der Auffassung, daß dem Ort der ungerechtfertigten Entziehung bei Entscheidung der Frage, ob das Ges. Nr. 59 anwendbar ist oder nicht, höchstens eine indirekte und nebensächliche Bedeutung zukommt. Zweck des Gesetzes ist offensichtlich, die Rückerstattung in dem weitesten Maße zu erreichen, das der Gesetzgeber gebieten konnte, und zwar allein mit den Grenzen, die in dem Gesetz selbst vorgeschrieben sind oder sich daraus ergeben. Das Gesetz enthält keine ausdrückliche Vorschrift über den Ort der Entziehung, und festzustellen, daß die Entziehung in jedem Falle in der britischen Zone erfolgt sein muß, hieße, daß der Gesetzgeber es zulassen wollte, daß die Zone als Zufluchtsort f ü r Vermögensgegenstände benutzt wird, die nach Erwerb durch ungerechtfertigte Entziehung außerhalb der Zone in diese gebracht werden. Dies wäre mit dem ausdrücklichen Ziel des REG unvereinbar. Wenn einmal festgestellt worden ist, daß die Art des Vermögens und die Umstände der Entziehung derart sind, daß dessen Rückerstattung beansprucht werden kann, dann ist nach unserem Dafürhalten die einzige weitere allgemeine Bedingung, die der Gesetzgeber in dem Ges. Nr. 59 aufstellen wollte, die, daß es den Wiedergutmachungsbehörden in der britischen Zone sowohl tatsächlich als auch rechtlich möglich sein muß, die Rückerstattung durchzusetzen. Im Falle von unbeweglichem Vermögen außerhalb Deutschlands kann diese Bedingung nicht erfüllt werden, und unsere Entscheidung im Falle Berent 2 beruht auf dieser Grundlage. Im Falle von Sachen, ganz gleich, ob beweglich oder unbeweglich, läßt sich diese Bedingung jedoch auf jeden Fall erfüllen, wenn sich der betreffende Vermögensgegenstand im Zuständigkeitsbereich der Wiedergutmachungsbehörden befindet, und zum mindesten in diesem Fall ist es nicht notwendig, daß auch die Entziehung innerhalb des Zuständigkeitsbereiches stattfand.' Wir wollen uns im vorliegenden Fall nicht zu der Frage äußern, ob der Entziehungsort Prag oder Hamburg ist. Wir halten die von dem Anwalt der Antragsgegnerinnen vorgebrachte Ansicht f ü r vertretbar, daß die Entziehung tatsächlich in Hamburg stattfand, weil die Übertragung der Aktien dort wirksam wurde. Angesichts der von uns oben angeführten Ausführungen des BoR erachten wir jedoch die Entscheidung dieser Frage f ü r unsere augenblicklichen Zwecke als unerheblich. Wir stellen daher die Zuständigkeit der Rückerstattungsgerichte in der britischen Zone f ü r den vorliegenden Fall fest." 2

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 38.

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43. Das Rückerstattungsgesetz bezweckt in erster Linie die Rückgabe von Vermögensgegenständen an Personen, denen sie aus einem der in Art. 1 aufgeführten diskriminatorischen Gründe entzogen worden sind. Die Abhilf emaßnahmen in Gestalt von Schadensersatz, Herausgabe des Surrogates und Ersatzleistung anstelle der Rückerstattung richten sich ihrer Bestimmung nach lediglich gegen Personen, die den entzogenen Vermögensgegenstand einmal unter Umständen in Besitz gehabt haben, welche sie der Haftung als Rückerstattungspflichtige unterworfen haben würden. Die Devisengesetzgebung, welche eine Person daran hinderte, zur Bezahlung der Prämien aus einem Lebensversicherungsvertrag Schweizer Franken zu erwerben, lief nicht auf eine Entziehung der Versicherung hinaus, die nach Zahlungsverzug in eine prämienfreie umgewandelt wurde. Die Gesetzgebung, die einen in Schweizer Franken zahlbaren Versicherungsanspruch in eine RM-Verbindlichkeit umwandelte, hatte keine Entziehung zum Ergebnis. Oberstes Rückerstattungsgericht, Senat Nürnberg, Urt. vom 20. 12. 1955 - ORG 111/484: VersR 7 (1956) 362. Aus den Gründen: „Die Antragstellerin W. war bis zu ihrer Auswanderung im Jahre 1939 Einwohnerin von Berlin. Jetzt ist sie in Israel ansässig. Am 15. 10. 1930 schloß sie mit der Antragsgegnerin, einer in Deutschland zum Geschäftsbetrieb zugelassenen Schweizer Gesellschaft, einen Vertrag zur Versicherung des Lebens ihres Ehegatten. Der formelle Abschluß des Vertrages erfolgte in München. Er sah eine Lebensversicherungssumme von 125 000 sfrs. vor. Vierteljährlich waren Prämien in Höhe von 1599,70 sfrs. zu entrichten. Die Antragstellerin kam ihren Prämienzahlungen bis zum 1. 7. 1934 nach, als ihr die Weiterzahlung unmöglich wurde, weil ihr die damals in Kraft getretenen Devisengesetze (vgl. Art. 4 der 8. DVO vom 17. 4. 1934 zur VO über die Devisenbewirtschaftung [RGBl. I 313] verboten, Schweizer Franken zu diesem Zweck zu erwerben. Die Antragsgegnerin wandelte nach ordnungsmäßiger Kündigung die Versicherung am 30. 6. 1935 in eine prämienfreie über 9745 sfrs. um. Ein bis dahin angesammelter Bonus in Höhe von 2062 sfrs. blieb unberührt. Am 26. 8. 1938 wurde das Reichsgesetz über die Umwandlung inländischer Fremdwährungsversicherungen erlassen. Auf Grund der Bestimmungen dieses Gesetzes wurden die prämienfreie Versicherung und der angesammelte Bonus in die Beträge von RM 5549 bzw. RM 1174,40 umgewandelt. Als die Antragstellerin Deutschland im Jahre 1939 verließ, fielen diese Beträge unter die 11. DVO zum Reichsbürgergesetz, deren Zweck die Enteignung des Vermögens von Juden war, die Deutschland den Rücken gekehrt hatten. Eine tatsächliche Wegnahme durch das Reich erfolgte jedoch nicht. Nach dem Kriege erfuhr das Guthaben der Antragstellerin eine weitere Veränderung, als es gemäß der Gesetzgebung über die Währungsumstellung im Verhältnis von 10 : 1 umgestellt wurde.

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Der Anspruch der Antragstellerin auf Rückerstattung gegen die Versicherungsunternehmung hatte keinen Erfolg. Die Kammer versagte der Antragstellerin eine Abhilfe durch eine Entscheidung, in der sie feststellte, daß sie ungeachtet des Art. 89 REG zwar zuständig sei, daß aber die Handlungen, über die Beschwerde geführt werde, keine Entziehung im Sinne des REG darstellten. Der Versicherungsvertrag habe deutschem Recht unterlegen und sei in Deutschland zu erfüllen gewesen. Die Umwandlung der Versicherung in eine prämienfreie sei nach dem VVG vorgenommen und nicht von irgendeinem der diskriminatorischen Gründe, die Abhilfe nach dem REG gestatten, beeinflußt worden; auch stelle sie keine Entziehungshandlung dar. Wie die Kammer weiter feststellte, sei die spätere Umstellung der Zahlungsverpflichtung von Schweizer Franken auf RM nach dem Gesetz, das für die Parteien bindend gewesen sei, obligatorisch gewesen, und dieses Gesetz habe keinen Verfolgungscharakter getragen, sondern sei allein zum Zweck der Devisenkontrolle erlassen worden und auf alle Personen anwendbar gewesen. Nach diesem Gesetz wäre es f ü r die Antragsgegnerin selbst dann unzulässig gewesen, an die Antragstellerin in Schweizer Franken zu zahlen, wenn ein solches Verlangen an sie gestellt worden wäre. Nach dem Erlaß der 11. DVO zum Reichsbürgergesetz (25. 11. 1941) sei es der Antragsgegnerin nicht mehr möglich gewesen, der jüdischen Antragstellerin den Versicherungsbetrag auszuzahlen. Diese Unterlassung stelle jedoch keine Entziehungshandlung im Sinne des Art. 2 REG dar. Auf sofortige Beschwerde wurde die Entscheidung der Kammer vom OLG bestätigt. Das OLG billigte die Feststellung der Kammer, daß sie sachlich zuständig sei und daß keine Entziehung vorliege. In seiner Entscheidung erklärte der Senat, daß es an einer Grundvoraussetzung f ü r die Gewährung einer Abhilfe, nämlich einer Vermögenseinbuße, fehle. Der Vertrag habe deutschem Recht unterlegen, und demgemäß habe die Antragsgegnerin keine andere Wahl gehabt als dieses Recht zu respektieren, selbst wenn die Folgen f ü r ihre Versicherungsnehmerin möglicherweise nachteilig gewesen seien. Der Senat teilte die Ansicht der Kammer, daß die Umwandlung der Versicherung in eine prämienfreie keine Verfolgungsmaßnahme gewesen sei, und fügte hinzu, daß diese Umwandlung jedenfalls nicht darauf hinausgelaufen sei, daß die Antragsgegnerin irgendeinen Vermögenswert von der Antragstellerin erworben habe. Er stimmte mit der Kammer auch darin überein, daß die Ablehnung einer Auszahlung in Schweizer Franken nach der Umwandlung der Versicherung keine Entziehungshandlung gewesen sei. Eine solche Zahlungsablehnung könne keine Grundlage f ü r eine Abhilfe nach dem REG bilden. Wir sehen keinen Irrtum in den Ergebnissen der Vorinstanzen. Das REG ist ein Sondergesetz, das Abhilfe ohne Vorgang f ü r Unrechtshandlungen gewährt, die ebenfalls ohne Vorgang sind. Bei seiner Auslegung muß der historische Hintergrund, der das Gesetz notwendig gemacht hat, in Betracht gezogen werden. Das Gesetz bezweckt in erster Linie die Rückgabe von Vermögensgegenständen an Personen, denen sie aus einem der in Art. 1 des Gesetzes aufgeführten diskriminatorischen Gründe entzogen worden sind. Die sekundären Abhilfemaßnahmen in Gestalt von Scha-

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densersatz, Herausgabe des Surrogates und Ersatzleistung anstelle der Rückerstattung richten sich ihrer Bestimmung nach lediglich gegen Personen, die den entzogenen Vermögensgegenstand einmal unter Umständen in Besitz gehabt haben, welche sie der Haftung als Rückerstattungspflichtige unterworfen haben würden. Das Gesetz ist - mit anderen Worten - dazu bestimmt, den Opfern des Nationalsozialismus die Wiedererlangung ihres Vermögens oder die Erlangung eines entsprechenden Ersatzes gegenüber einer beschränkten Personengruppe zu ermöglichen, deren Angehörige Rückerstattungspflichtige im technischen Sinne des Art. 14 sind oder es einmal waren. Dieser Artikel bestimmt folgendes: ,Unter den Rückerstattungspflichtigen im Sinne dieses Gesetzes zu verstehen ist der derzeitige Inhaber der Eigentümerstellung an der entzogenen Sache oder derzeitige Inhaber des entzogenen Rechts oder Inbegriffs von Sachen und Rechten.' Eine wesentliche Voraussetzung f ü r die Erlangung einer Abhilfe irgendwelcher Art auf Grund des REG muß daher der Nachweis sein, daß die Person, deren Haftung festgestellt werden soll, einen Vermögensgegenstand des Berechtigten erworben hat. Die Tatsache, daß jemand die Erfüllung einer Verpflichtung, die ihm dem Antragsteller gegenüber obliegt, abgelehnt hat, reicht zur Begründung dieser Voraussetzung nicht aus. (Unter gewissen Umständen kann eine Vereinbarung, durch die ein verfolgter Berechtigter auf einen Anspruch gegenüber dem ,Rückerstattungspflichtigen' verzichtet hat, als Entziehung angesehen werden.) Der Sachverhalt im vorliegenden Fall ergibt nicht, daß die Antragsgegnerin jemals einen Vermögensgegenstand der Antragstellerin erworben hat. Wenn die Antragstellerin auf Grund der devisenrechtlichen Beschränkungen nach 1934 nicht mehr in der Lage war, die zur Bezahlung der fälligen Versicherungsprämien benötigten Schweizer Franken zu erwerben, so kann man nicht sagen, daß die Antragsgegnerin infolgedessen die Inhaberin der Eigentümerstellung an dem Vermögensgegenstand der Antragstellerin geworden sei. Im Gegenteil: Die nachfolgende Umwandlung der Versicherung in eine prämienfreie ist offensichtlich in gesetzlicher Weise und in genauer Übereinstimmung mit den Bestimmungen des Versicherungsvertrages vorgenommen worden. Die Frage, ob die Devisenbestimmungen, welche der Verfügbarkeit von Schweizer Franken ein Ende setzten, diskriminatorisch waren - soweit sie die Antragstellerin betrafen - , ist nicht die entscheidende. Worauf es hier ankommt, ist die Frage, ob die Antragsgegnerin dadurch irgendeinen Vermögensgegenstand der Antragstellerin erworben hat und ob - gegebenenfalls - dessen Entziehung einem der Gründe des Art. 1 zuzuschreiben war oder nicht. Es ist klar ersichtlich, daß die Antragsgegnerin keinen solchen Vermögensgegenstand erworben hat und daß sonach keine Grundlage für eine Abhilfe nach dem REG vorhanden ist. Die Behauptung der Antragstellerin, daß die spätere Umstellung der prämienfreien Versicherung von einer Verbindlichkeit in Schweizer Franken in eine RM-Verbindlichkeit eine Entziehung gewesen sei, ist ebenfalls unbegründet. Diese Umstellung erfolgte auf Grund eines Gesetzes, das einheitlich und ohne Rücksicht auf Rasse, Religion, Weltanschauung oder politische Gegnerschaft zum Nationalsozialismus auf alle in Deutschland an-

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sässigen Personen zur Anwendung kam. Außerdem ergab sich daraus kein Erwerb von Vermögen oder Vermögenswerten durch die Versicherungsgesellschaft, da diese zur Aufgabe ihrer Rücklagen in Schweizer Franken gegen RM verpflichtet war. Die Erwägungen und die Schlußfolgerungen der Vorinstanzen über diesen Punkt sind irrtumsfrei." 4 4 . § IIA II ZPO kann im Rückerstattungsverfahren zum Nachteil der Verfolgten keine Anwendung finden. Ihre jetzige Staatsangehörigkeit steht der Armenrechtsbewilligung nicht im Wege. Die aus Deutschland vertriebenen Verfolgten sind hinsichtlich der Armenrechtsbewilligung wie Inländer zu behandeln. - ZPO § 114 II. OLG Celle, 2. ZS, Entsch. vom 15. 2. 1954 - 2 W 12/54 (RE): NJW/ R z W 5 (1954) 112. Aus den Gründen: „Die Juden und die übrigen Opfer des Nationalsozialismus sind nur ausnahmsweise freiwillig ausgewandert; durchweg hat sie der nationalsozialistische Terror zur Flucht gezwungen. Das REG will ihnen bei der Wiedererlangung der ihnen ungerechtfertigt entzogenen Vermögensgegenstände helfen. Das geschieht in einem anderen Gesetzen unbekannten Maße, weil auch die Verfolgungen, die zum REG geführt haben, in der neueren Geschichte der Kulturstaaten ganz ohne Reispiel sind. Regünstigt sind die Verfolgten durch zahlreiche materielle und verfahrensrechtliche Bestimmungen, ferner durch die Kostenbestimmungen des Art. 63 REG in Verbindung mit § 7 [der] 2. AVO zum REG. In alledem kommt klar der Wille des Gesetzgebers zum Ausdruck, den Verfolgten in möglichst großem Umfange zu helfen. Mit dieser Grundtendenz des Gesetzes ist § 114 II ZPO nicht vereinbar. Er würde - konsequent angewandt - dazu führen können, daß ein geflohener, mittelloser Jude nach Erwerb einer fremden Staatsbürgerschaft in der Verfolgung berechtigter RE-Ansprüche stark behindert sein, ihm vielleicht sogar die Wiedererlangung der ihm entzogenen Vermögensgegenstände unmöglich gemacht würde, nur weil die Gegenseitigkeit im Sinne des § 114 II ZPO nicht gewahrt ist und ihm allein aus diesem Grunde das Armenrecht versagt werden müßte. Das kann unmöglich in der Absicht des Gesetzgebers gelegen haben, und deswegen kann § 114 II ZPO in RE-Verfahren zum Nachteil der Verfolgten keine Anwendung finden. Vielmehr müssen die aus Deutschland vertriebenen Juden in den vor den W-Behörden schwebenden Verfahren hinsichtlich der Armenrechtsbewilligung wie Inländer behandelt werden, selbst wenn sie inzwischen die Staatsangehörigkeit eines Gastlandes erworben haben, welches deutschen Staatsangehörigen vor seinen Gerichten das Armenrecht versagt. Die jetzige Staatsangehörigkeit der Antragstellerin steht daher der Armenrechtsbewilligung nicht im Wege."

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4 5 . Eine Vermögensentziehung nach der Verordnung über die Behandlung von Vermögen der Angehörigen des ehemaligen polnischen Staates vom 17. 9. 1940, die aus dem Grunde erfolgte, daß der Eigentümer Jude war, fällt nicht unter die Ausnahmebestimmung in Art. 1 Satz 2 REG. Court of Restitution Appeals, Nürnberg, Entsch. v o m 26. 2. 1954 Entsch. Nr. 397 Fall Nr. 735: N J W / R z W 5 (1954) 226; US CoRA, Reports IV (1954) 593, 596 ». Aus den Gründen: „Art. 1 I Satz 2 REG bestimmt: ,Eine Entziehung von Vermögensgegenständen aus Gründen der Nationalität im Sinne dieses Gesetzes erstreckt sich nicht auf Maßnahmen, die unter anerkannten Regeln des internationalen Rechts üblicherweise gegen Vermögen von Staatsangehörigen feindlicher Länder zulässig sind.' In den Gesetzen betreffend R E feststellbarer Vermögensgegenstände an Opfer der nationalsozialistischen Unterdrückungsmaßnahmen - d. h. dem Gesetz f ü r das britische Kontrollgebiet und in der von der Alliierten Kommandantura Berlin erlassenen Anordnung - heißt es in Art. 1 I Satz 2: Vorbehaltlich der Vorschriften des Art. 2 V dieses Gesetzes (respektive Anordnung) sind solche Maßnahmen, die während des Krieges ausschließlich mit Rücksicht auf die feindliche Staatsangehörigkeit einer Person getroffen worden sind, nicht als Entziehung von Vermögenswerten aus Gründen der Nationalität anzusehen.' Die Entscheidung des OLG wurde durch die Tatsache beeinflußt, daß im britischen und Berliner REG das W o r t .ausschließlich' eingefügt ist, während das REG der amerikanischen Zone solche Maßnahmen ausnimmt, die .üblicherweise gegen Vermögen von Staatsangehörigen feindlicher Länder zulässig sind'. Die V O über die Behandlung von Vermögen der Angehörigen des ehemaligen polnischen Staates v o m 17. 9. 1940 teilte die Beschlagnahme von Vermögen polnischer Staatsangehöriger in zwei Klassen ein, d. h. in eine Beschlagnahme, die unter Kannvorschriften, und eine, die unter Mußvorschriften erfolgte. § 2 dieser V O bestimmte die Mußbeschlagnahmen. Dieser Paragraph verlangte die summarische Beschlagnahme jüdischen Eigentums. Die Tatsachen des vorliegenden Falles lassen keinen Zweifel über die Gründe f ü r die Beschlagnahme des Vermögens der Rechtsvorgänger der Antragsteller zu. Sie sind als Juden verfolgt und gezwungen worden, ihr Eigentum aufzugeben, das dadurch wiederum f ü r eine Beschlagnahme nach § 2 I der V O verfügbar wurde. Aus den Unterlagen, die sich auf die Beschlagnahme und den späteren Verkauf an den RE-Pflichtigen beziehen, geht deutlich hervor, daß es sich um jüdisches Eigentum handelte. Dieses Vorgehen stellt keine Ausnahme im Sinne des Art. 1 Satz 2 REG dar. Die einzige Ausnahme, die gemacht wird, bezieht sich auf Entziehungen aus 1 Die in dieser Sache ergangene vorinstanzliche Entscheidung des OLG Stuttgart vom 29. 2. 1952 ist in IPRspr. 1952-1953 Nr. 46 abgedruckt.

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Gründen der Nationalität, und diese Ausnahme beschränkt sich auf Maßnahmen, die unter anerkannten Regeln des internationalen Rechts .üblicherweise zulässig' sind. Hier handelt es sich nicht um die Frage der Nationalität, da die Entziehung ganz klar aus Gründen der Rasse erfolgte. W a s auch immer f ü r Maßnahmen der Beschlagnahme, Zwangsverwaltung oder Vermögenssperre unter anerkannten Regeln des internationalen Rechts gegen Vermögen von Staatsangehörigen feindlicher Länder üblicherweise zulässig' sein mögen, es ist offensichtlich, daß solche Maßnahmen Entziehungen aus Gründen der Rasse oder Religion nicht einschließen. Selbst das Dritte Reich gab stillschweigend zu erkennen, daß die Sondergesetzgebung, unter der die fragliche Entziehung erfolgte, nicht die Regeln des internationalen Rechts wiedergab. Es hatte bereits die Gesetze über die Behandlung feindlichen Vermögens erlassen (VO über die Behandlung feindlichen Vermögens v o m 15. 1. 1940, RGBl. I 191), die weniger umfassend waren und auffallenderweise Stillschweigen über jüdisches Vermögen bewahrten. Die diskriminierende Natur des Gesetzes, unter welchem die Beschlagnahme erfolgte, ist klar ersichtlich (BoR51/249BoRE 13,46 [ 5 0 ] ) . " 4 6 . Einziehungen auf Grund der Verordnung vom 17. 9. 1940 über die Behandlung von Vermögen der Angehörigen des ehemaligen polnischen Staates sind nicht Maßnahmen des internationalen Rechts. OLG Frankfurt, 2. ZS, Entsch. vom 2. 3. 1954 - 2 W 103/53 ( R ) : N J W / R z W 5 (1954) 129. Aus den Gründen: „Die Ansicht des LG, die sich auf den Beschluß des OLG Stuttgart v o m 29. 2. 1952 ( N J W / R z W 1952, 161) 1 stützt, daß Verfügungen auf Grund der V O v o m 17. 9. 1940 als übliche Maßnahmen gemäß den anerkannten Regeln des internationalen Rechts laut ausdrücklicher Bestimmung des Art. 1 I Satz 2 REG keine Entziehungen seien, kann nicht geteilt werden. Da die genannte Bestimmung auf die anerkannten Regeln des internationalen Rechts, sowie auf Maßnahmen, die üblicherweise gegen Vermögen von Staatsangehörigen feindlicher Länder zulässig sind, verweist, fallen unter diese Bestimmung nur solche Maßnahmen, die das Deutsche Reich gegen Angehörige seiner Feindstaaten ergriff und bei denen es sich von den anerkannten Regeln des internationalen Rechts, d. h. des Völkerrechts, leiten ließ. Voraussetzung für die Anwendung des Art. 11 Satz 2 REG ist also, daß das Deutsche Reich im Rahmen des Völkerrechts tätig wurde und daß es die Betroffenen als Angehörige eines Feindstaates behandelte. Diese Voraussetzungen erfüllt aber die V O vom 17. 9. 1940 nicht; denn sie wurde nicht als völkerrechtliche Maßnahme ergriffen, und sie richtete sich auch nicht gegen Angehörige eines Feindstaates. Der genannten V O ging die V O über die Behandlung feindlichen Vermögens v o m 15. 1. 1940 voraus. Diese sieht keine Vermögenseinziehung vor, sie führt Polen nicht unter den Feindstaaten auf. Die V O vom 17. 9. 1940 und ebenso die V O über die 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 46.

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Sicherstellung des Vermögens des ehemaligen polnischen Staates vom 15. 1. 1940 stützen sich auf die VO zur Durchführung des Vierjahresplanes vom 18. 10. 1936 in Verbindung mit der VO zur Einführung des Vierjahresplanes in den Ostgebieten vom 30. 10. 1939. Diese gesetzliche Grundlage der VO vom 17. 9. 1940 läßt erkennen, daß diese VO nicht als völkerrechtliche Maßnahme erging, sondern als eine VO zur Regelung einer innerdeutschen Angelegenheit. Von dieser gesetzlichen Grundlage abgesehen wird das Fehlen einer völkerrechtlichen Maßnahme noch dadurch deutlich, daß die VO vom 17. 9. 1940 - ebenso wie die zweitgenannte VO vom 15. 1. 1940 - vom ehemaligen polnischen Staat spricht. Der polnische Staat wird also de facto nicht mehr als bestehend behandelt, seine Staatsangehörigen werden also nicht mehr als Angehörige eines bestehenden Feindstaates betrachtet. Aus diesen beiden Gründen ergibt sich, daß die VO vom 17. 9. 1940 nicht als Maßnahme völkerrechtlicher Natur erlassen wurde, daß es sich vielmehr um eine VO handelt, die innerdeutsche Belange regeln wollte und geregelt hat. Damit entfällt aber die Anwendung des Art. 1 I Satz 2 REG (ebenso OLG Schleswig, Urt. vom 25. 3. 1952, NJW/RzW 1952, 237 2 ). Davon abgesehen, vermag die Ansicht des OLG Stuttgart auch insoweit nicht zu überzeugen, als zur Entscheidung der Frage, welche Maßnahmen gegen Angehörige von Feindstaaten sich im Rahmen der anerkannten Regeln des internationalen Rechts halten und üblicherweise als zulässig anerkannt werden, das Verhalten Polens nach dem 8. 5. 1945 herangezogen wird, indem darauf hingewiesen wird, insbesondere im Altreichsgebiet östlich der Oder-Neiße, daß Polen die deutschen Staatsangehörigen auswies und ihr Vermögen entschädigungslos enteignete. Diese Gegenüberstellung erscheint deshalb unrichtig, weil dieses Vorgehen Polens den anerkannten Regeln des internationalen Rechts nicht entspricht und weil von diesem Vorgehen auch nicht als von einem üblichen Vorgehen gesprochen werden kann. Die deutsche Bundesrepublik als derjenige Staat, dessen Staatsangehörige von den Maßnahmen Polens betroffen wurden, hat diese Maßnahmen nie als solche den anerkannten Regeln des internationalen Rechts unterliegend anerkannt, ebensowenig taten dies die USA, England und Frankreich. Selbst wenn man also von dem Standpunkt der Entscheidung des OLG Stuttgart ausgeht, vermag dieser Gesichtspunkt die Begründung jener Ansicht nicht zu tragen. Wie oben dargelegt wurde, handelt es sich also bei der VO vom 17. 9. 1940 und den auf ihr beruhenden Verfügungen nicht um Maßnahmen des internationalen Rechts, sondern um Maßnahmen innerstaatlicher Art des Deutschen Reiches. Wenn man die VO aber in dieser Hinsicht charakterisiert und beurteilt, zeigt sich, daß die VO ein Ausnahmerecht schuf, das sowohl Polen wegen ihrer Nationalität als auch Juden wegen ihrer Rasse betraf. Die auf Grund der VO vom 17. 9. 1940 vorgenommenen Maßnahmen gegen das Vermögen der Betroffenen sind also Maßnahmen, die unter Art. 1 I Satz 1 und Art. 2 REG fallen. In besonderer Weise richtete sich die VO gegen Juden. Dies ergibt sich aus § 2 Ziffer a der VO, die bestimmt, daß das 2

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Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 47. Intern. P r i v a t r e c h t 1954 und 1955

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Vermögen der J u d e n eingezogen werden m u ß , u n d aus § 22 Ziffer e, die bestimmt, d a ß die VO über den Einsatz jüdischen Vermögens vom 3. 12. 1938 u n b e r ü h r t bleibt. Soweit es sich u m J u d e n handelt, hat die VO vom 17. 9. 1940 die J u d e n polnischer Staatsangehörigkeit im wesentlichen denselben V e r f o l g u n g s m a ß n a h m e n unterworfen, denen die im alten Reichsgebiet lebenden J u d e n bereits u n t e r w o r f e n waren. Da das LG die Bedeutung der VO vom 17. 9. 1940 verkannte, m u ß t e der angefochtene Beschluß aufgehoben u n d die Sache an die Vorinstanz zurückverwiesen werden." 47. Die Verordnung vom 17. 9. 19A0 über die Behandlung von Vermögen der Angehörigen des ehemaligen polnischen Staates enthält ungerechtfertigte Entziehungsmaßnahmen aus Gründen der Nationalität. LG Waldshut, Entsch. vom 2. 12. 1954 - Or 2/54: N J W / R z W 6 (1955) 79. Aus den Gründen: „Art. I d e r V O N r . 120 enthält im Gegensatz zum REG der amerikanischen Zone keine Ausnahmeregelung f ü r M a ß n a h m e n aus Anlaß des Krieges gegen damals feindliche Staaten; d a h e r m u ß beurteilt werden, ob diese Maßn a h m e n nach allgemeinem Völkerrecht zulässig w a r e n oder nicht (Rotberg r Die Rückerstattung entzogener Vermögensgegenstände, VO Nr. 120 Art. 1 Anm. 19). Im Gegensatz zur VO über die Behandlung feindlichen Vermögens vom 15. 1. 1940 (RGBl. 191), die ein justizförmiges V e r f a h r e n der Verwaltung feindlichen Vermögens vorsah u n d als rechtmäßig angesehen wird (Cour supérieure Rastatt, N J W / R z W 1952, 187), ist die VO über die Behandlung von Vermögen der Angehörigen des ehemaligen polnischen Staates vom 17. 9. 1940 (RGBl. I 1270) eine Vorschrift, die einerseits eindeutig zu den gegen Polen, das vom S t a n d p u n k t des NS-Regimes ein Staat minderer Rasse w a r (vgl. Rotberg aaO), erlassenen Ausnahmegesetzen gehört, wie sie andererseits der Festigung des deutschen Volkstums dienen sollte. Die VO enthält also ungerechtfertigte E n t z i e h u n g s m a ß n a h m e n aus Gründen der Nationalität (OLG Schleswig, N J W / R z W 1952, 237 Czapski, N J W / R z W 1952, 23; OLG F r a n k f u r t , N J W / R z W 1954, 129 2 ). Die gegenteilige Ansicht des OLG Stuttgart, sie habe ,nur zur Festigung des deutschen Volkstums, nicht aber zu einer Verfolgung aus rassischen Gründen' gedient ( N J W / RzW 1952,161 3 ), vermochte die K a m m e r nicht zu überzeugen. Die K a m m e r war weiter der Auffassung, d a ß der diskriminierende Charakter der VO nicht n u r auf J u d e n polnischer Staatsangehörigkeit beschränkt ist, f ü r welchen Fall das OLG F r a n k f u r t schon f r ü h e r ohne weiteres die Voraussetzungen f ü r die RE als gegeben a n s a h ( N J W / R z W 1953, 225 4 ). F ü r die Richtigkeit der Rechtsansicht der K a m m e r spricht neben den obigen rechtlichen E r w ä g u n g e n auch die Tatsache, d a ß m a n sich bei der Beschlagnahme u n d Entziehung nicht der Mühe unterzog, die E r b e n des Rom a n S. zu ermitteln, geschweige d e n n sie ,entschädigt hat', wie dies in § 9 der VO wenigstens dem Grunde nach vorgesehen war." 1 2

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 47. Siehe oben Nr. 46.

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Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 46. Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 61.

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4 8 . Polen sind als nicht rassisch Verfolgte auf die sprüche nach § 76 BEG angewiesen. - BEG § § 1, 76.

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Entschädigungsan-

OLG Koblenz, 3. ZS, Entsch. v o m 17. 12. 1954 - 3 W ( W g ) 26/54: N J W / R z W 6 (1955) 92. Aus den Gründen: „Der W K ist entgegen der Auffassung des Kl. darin zu folgen, daß dessen Rechtsverfolgung keine hinreichende Aussicht auf E r f o l g bietet, weil er als P o l e nicht rassisch verfolgt worden ist (§ 1 B E G ) . Die v o m Kl. in seiner Beschwerdebegründung hiergegen geltend gemachten Einwendungen sind nicht geeignet, eine andere rechtliche Beurteilung Platz greifen zu lassen. So ist namentlich an Hand noch vorhandener Unterlagen des rassenpolitischen Amts der N S D A P festzustellen, daß auch von Seiten der nationalsozialistischen Machthaber nicht verkannt worden ist, daß die Polen v o m eigentlichen biologischen Rassestandpunkt aus den Deutschen gegenüber nicht mehr und nicht weniger .andersartig' waren wie alle anderen slawischen oder romanischen Völker Europas, und sie demgemäß auch keineswegs mit den vom Nationalsozialismus als .artfremd' angesehenen Juden, Negern, Zigeunern usw. gleichgestellt worden sind. Es mag dem Kl. zwar zugegeben werden, daß demgegenüber maßgebliche nationalsozialistische Stellen die Polen als Angehörige eines rassisch minderwertigen Volkes bezeichnet haben, wie dies u. a. auch durch das Buch Hitlers ,Mein K a m p f (429, 430) ausgewiesen wird. Doch geschah dies nur, um gewisse diskriminierende Maßnahmen zu ermöglichen und zu rechtfertigen, die sich jedoch gegen die Polen als Angehörige des polnischen Staates bzw. Volkes richteten, welches dem nationalsozialistischen Expansionsbetreiben im W e g e stand, und nicht etwa gegen sie als Angehörige einer ,artfremden' Rasse, deren Berührung und Verbindung mit dem deutschen Volke aus nationalsozialistischen rassepolitischen Erwägungen zu verhindern war. Der Entschädigungskammer ist somit darin zu folgen, daß die Polen letztlich nicht wegen ihrer Rasse, sondern wegen ihrer Nationalität diskriminierend behandelt worden sind (so auch Blessin-Wilden, BEG § 1 Anm. 25). Hiervon ausgehend ist der Kl. aber als Nationalverfolgter auf die Entschädigungsansprüche aus § 76 BEG angewiesen, der keine Entschädigung wegen Freiheitsentziehung vorsieht." 4 9 . Bei Maßnahmen, die auf Grund des § 2 Ziffer 1 b der Polenverordnung getroffen wurden, handelte es sich um solche aus Gründen der Nationalität im Sinne des Art. 1 I REAO. KG-West, 14. ZS, Entsch. v o m 27. 10. 1955 - 14 W 863/54: N J W / R z W 7 (1956) 172. Aus den Gründen: „Es ist zu prüfen, ob die Beschlagnahme von Vermögensgegenständen ehemals polnischer Staatsangehöriger auf Grund der Z i f f e r 1 b des § 2 der Polen-VO als Verfolgungsmaßnahme aus Gründen der Nationalität im Sinne des Art. 1 I Satz 1 R E A O anzusehen ist. Nach dieser Bestimmung ge10 *

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nügt die Flucht oder nicht nur vorübergehende Abwesenheit eines polnischen Staatsangehörigen, um als notwendige Folge die Beschlagnahme seines Vermögens auszulösen, während diese Maßnahme bei den im Herrschaftsgebiet der Okkupationsmacht verbliebenen Staatsangehörigen nach dem Wortlaut der Ziffer 2 a und b des § 2 in das Ermessen (,kann') der Haupttreuhandstelle Ost gestellt und an das Vorliegen weiterer Voraussetzungen geknüpft war. Diese Sonderbehandlung findet ihre Erklärung darin, daß die ins Ausland geflüchteten bzw. sich dort ständig aufhaltenden Polen als besonders gefährliche Gegner des Nationalsozialismus angesehen wurden und ihnen deshalb der wirtschaftliche Rückhalt genommen werden sollte, während dies für die im deutschen Herrschaftsbereich verbliebenen Polen allgemein nicht für erforderlich angesehen wurde. Man wollte diese geflüchteten Personen also einer Sonderbehandlung unterwerfen, weil sie der polnischen Nation angehörten. Die Richtigkeit dieser Feststellung wird durch die mit der Regelung des § 2 1 b korrespondierende Ausnahmebestimmung des § 22 c der Polen-VO bewiesen, nach der das Vermögen von Angehörigen des ehemals polnischen Staates, die im Gebiete eines feindlichen Staates ihren Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt haben, soweit es sich im .Großdeutschen Reich einschließlich der eingegliederten Ostgebiete' befand, allein nach dieser VO, nicht aber nach der VO über die Behandlung feindlichen Vermögens vom 15. 1. 1940 (der sogenannten Feindverordnung) zu behandeln war. In der damals maßgebenden Gesetzessammlung von Pfundtner-Neubert ist in einer Anmerkung zu dieser Bestimmung ausdrücklich (vgl. 1 b 56 Anm. 3 S. 27) darauf hingewiesen worden, daß diese im Gegensatz zu dem sonst f ü r die Behandlung von Feindvermögen geltenden Territorialitätsprinzip f ü r diese Angehörigen des ehemals polnischen Staates, soweit es sich um ihr Vermögen innerhalb des deutschen Reiches handelt, ausnahmsweise das Nationalitätsprinzip zur Anwendung bringt. Diese Gruppe von Polen sollte - genauso wie die von § 2 Ziffer 1 a erfaßte jüdische Bevölkerung Polens, deren Behandlung von der Rechtsprechung übereinstimmend als diskriminierend im Sinne der REAO angesehen wird (vgl. CoRA, NJW/RzW 1954, 226 l ; BOR 51/249, BoRE 13, 46 [50]; ORG/A/ 399 und 420) - in jedem Falle kraft Gesetzes betroffen werden. Demzufolge handelt es sich bei Maßnahmen, die auf Grund des § 2 Ziffer 1 b der Polen-VO getroffen wurden, um solche aus Gründen der .Nationalität' im Sinne des Art. 1 I REAO. Die Ausführungen des Antragsgegners, soweit sie sich auf den Begriff der .politischen Auffassung oder der politischen Gegnerschaft gegen den Nationalsozialismus' beziehen, liegen somit neben der Sache. Dieser kann sich auch nicht nach den soeben getroffenen Feststellungen mit Erfolg darauf berufen, daß es sich bei einer derartigen Beschlagnahme lediglich um eine Maßnahme gehandelt hat, die während des Krieges ausschließlich mit Rücksicht auf die feindliche Staatsangehörigkeit des Antragstellers getroffen worden ist und die demgemäß nach Art. 1 I Satz 2 nicht als eine unter die RE-Anordnung fallende ungerechtfertigte Entziehung anzusehen ist. 1

Siehe oben Nr. 45.

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Die Beschlagnahme und Liquidierung der Vermögensgegenstände des Antragsstellers auf Grund des § 2 Ziffer 1 b der Polen-VO stellen als Maßnahmen im Sinne des Art. 2 III REAO eine ungerechtfertigte Entziehung gemäß Art. 2 I b REAO dar. Die Frage, ob auch die Maßnahmen auf Grund der Polen-VO gegenüber Polen, die nicht zu den Gruppen des § 2 Ziffer 1 a und b gehörten, im Sinne des Art. 1 I REAO aus Gründen der Nationalität als diskriminierende anzusehen sind, brauchte hier somit nicht entschieden zu werden." 50. Vermögensoerluste, die polnische Gemeinden einschließlich der von ihnen beherrschten Kapitalgesellschaften durch die Eingliederung polnischer Gebiete in das Reich während des letzten Krieges erlitten haben, fallen nicht unter das Rückerstattungsgesetz. OLG Düsseldorf, 11. ZS, Entsch. vom 25. 11. 1955 - 11 RW 168/55: NJW/RzW 7 (1956) 80. Aus den Gründen: „Die Kammer hat im Ergebnis zutreffend festgestellt, daß eine ungerechtfertigte Entziehung nicht vorliegt. Wie das Vorgehen der Deutschen Regierung in den besetzten polnischen Gebieten, namentlich im Falle der Veräußerung polnischen Eigentums, rückerstattungsrechtlich zu bewerten ist, ist freilich umstritten. Grundlage dieser Maßnahmen war - von Verordnungen der provisorischen Verwaltungsstellen abgesehen - eine VO vom 17. 9. 1940 über das Vermögen der Angehörigen des ehemaligen polnischen Staates. Diese war auf Grund einer VO über die Einführung des Vier jahresplanes in den Ostgebieten vom 30. 10. 1939 (RGBl. I 2125) erlassen worden, die ihrerseits auf Erlassen über die Gliederung und Verwaltung der Ostgebiete bzw. der besetzten polnischen Gebiete vom 8. bzw. 12. 10. 1939 (RGBl. I 2042 bzw. 2077) beruhte. Nach h. L. wird die Anwendung der VO vom 17.9.1940 zumindest gegenüber polnischen Juden als ungerechtfertigte Entziehung angesehen (BoR, BoRE 13, 47; CoRA, NJW/RzW 1954, 226 ^ Senatsentscheidung 11 RW 197/54; OLG Schleswig, NJW/RzW 1952, 237 2 ; Czapski, NJW/RzW 1952, 225; a. A. OLG Stuttgart, NJW/RzW 1952,161 3 ). Ausdrücklich wurde das Vorliegen einer ungerechtfertigten Entziehung auch bei einem nichtjüdischen Polen von dem OLG F r a n k f u r t (NJW/RzW 1954, 129 4) bejaht. Der erhobene Anspruch fällt jedoch aus anderen, von der Kammer zwar festgestellten, in rechtlicher Beziehung jedoch nicht mitverwerteten Gründen nicht unter das REG. Hierbei darf die unbestrittene Tatsache nicht übersehen werden, daß die Antragstellerin zumindest zu 93 °/o in öffentlicher Hand war, also auch 1939 nur eine Vermögensträgerin der Stadt ,Poznan' darstellte. Demgemäß handelt es sich hier nicht um das Vorgehen gegen eine polnische Privatperson oder private juristische Person. Der entscheidende Vorgang lag darin, daß das Deutsche Reich in dem Gebiete von 1 2

Siehe oben Nr. 45. Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 47.

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Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 46. Siehe oben Nr. 46.

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Posen eine Verwaltung einrichtete, als ob der polnische Staat zu bestehen aufgehört hätte. Im Zusammenhang damit wurden auch die Organe der polnischen Gemeinden mit Deutschen neu besetzt. Die Umbesetzung des Vorstandes der Antragstellerin ergab sich damit ohne weiteres, da die Antragstellerin völlig von der Gemeinde abhängig war. Dies wurde vorliegend noch besonders deutlich dadurch, daß als neue Vorstandsmitglieder für die Antragstellerin ein Oberbürgermeister und ein Bürgermeister der Stadt Posen auftraten. Alle späteren Ereignisse sind für die Frage, ob der Fall unter das REG zu rechnen ist, ohne Bedeutung. Es handelt sich insoweit nur noch um die Verwendung der vorhandenen Werte, wobei die Bedürfnisse der Kriegswirtschaft nach den Feststellungen der Kammer eine gewisse Rolle gespielt haben. Die für die rückerstattungsrechtliche Betrachtung allein maßgebende Änderung war also der Erlaß über die Gliederung und Verwaltung der Ostgebiete vom 8. 10. 1939. Hierdurch wurden einem Reichsstatthalter sämtliche Verwaltungszweige des sogenannten Reichsgaues Posen unterstellt. Es wurde insbesondere eine deutsche Kommunalverwaltung geschaffen. Dies zeigt der Hinweis des genannten Erlasses auf das Gesetz über den Aufbau des Reichsgaues Sudetenland vom 14. 4. 1939 (RGBl. I 780). Wie das Verhalten des Deutschen Reiches gegen polnische Privatpersonen zu beurteilen ist, kann also hier dahingestellt bleiben. Es handelt sich hier lediglich um die Behandlung der polnischen Staatshoheit schlechthin. Die Aneignung der Gebietshoheit als solche mag man als völkerrechtswidrig betrachten. Sie fällt jedoch nicht unter Art. 1 REG. Denn die Gebietshoheit ist kein Vermögensgegenstand. Die Eingliederung der polnischen Gebiete hatte zwar auch vermögensrechtliche Schäden zur Folge. Die hiermit zusammenhängenden Probleme sind jedoch nicht aus dem Rahmen der endgültigen Regelung aller Kriegsfolgen in einem Friedensvertrage mit Polen herauszureißen. Es kann nicht angenommen werden, daß der Besatzungsgesetzgeber diesen außerordentlich umfassenden Fragenkreis im REG regeln wollte. Denn dieser Fragenkreis liegt nicht auf dem Gebiete des Vermögensrechtes, sondern des Staats- und Völkerrechtes. Es wäre auch abwegig, das mit Krieg überzogene Polen in seiner Eigenschaft als souveräner Staat als ,nationalverfolgt' zu betrachten. Denn der Krieg ist ein völkerrechtlicher Vorgang und hat nichts mit der innerstaatlichen Diskriminierung zu tun, die im Art. 1 REG allein gemeint ist. Es mag hervorgehoben werden, daß in der Praxis der RE-Gerichte von Seiten sonstiger Staaten, namentlich der westlichen Verbündeten, ähnliche Ansprüche von während der Besetzung geschädigten Gemeinden nicht bekannt geworden sind." 5 1 . Inhaberaktien werden von der Rechtssphäre des Staates, in dem der Aussteller seinen Sitz hat, auch dann noch erfaßt, wenn die Aktienurkunden nicht in seinem Bereich liegen. Dies gilt auch für das Rückerstattungsgeseiz (US-Zone), das grundsätzlich Geltung beansprucht, soweit sich die zurückverlangten Vermögensgegenstände in seinem Machtbereich befinden; ist das der Fall, dann ist nicht entscheidend, ob die Entziehungshandlung im Inland begangen ist. Mit dem Sinn und Zweck des Rückerstattungsgesetzes wäre es unuerein-

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bar, die Zuständigkeit für den Anspruch auf Rückerstattung von Inhaberaktien, die von einer deutschen Gesellschaft ausgestellt und im Ausland entzogen worden sind, wegen des Wortlautes der Zuständigkeitsverordnung der amerikanischen Zone zu verneinen. Dem Rückerstattungsgesetz ist eine mehrfache Zuständigkeit nicht fremd. OLG München, Beschl. vom 16. 5. 1955 - Wi 141, 215/53: WM IV B 9 (1955) 1103. Die Antragstellerin, eine Aktiengesellschaft in der Schweiz, hat der Antragsgegnerin 1939 in der Schweiz ein Paket deutscher Aktien gegen Barzahlung verkauft und übergeben. Die Aktien sind anschließend nach Berlin gekommen. Die Antragstellerin will die Aktien deshalb verkauft haben, weil sie in Deutschland mit ihrem übrigen Vermögen Zwangsmaßnahmen ausgesetzt gewesen sei. Die Antragsgegnerin hält weder die Anwendbarkeit des REG noch die Zuständigkeit der Kammer f ü r gegeben; sie bestreitet, daß die Antragstellerin verfolgt und das Geschäft durch die NS-Herrschaft beeinflußt worden sei, u n d behauptet, einen angemessenen Preis gezahlt und die Vermögensinteressen der Antragstellerin in besonderer Weise wahrgenommen zu haben. Auch setze sich die Antragstellerin mit dem RE-Begehren mit ihrem früheren Verhalten in Widerspruch. Die Kammer hat die Rückerstattung der Aktien angeordnet. Auf die Beschwerde der Antragsgegnerin hat der Senat den angefochtenen Beschluß aufgehoben u n d die Sache zur anderweitigen Behandlung und Entscheidung an die Kammer zurückverwiesen. Aus den Gründen: „Mit der Belegenheit von Aktien hat sich der Senat in der von der Kamm e r angeführten Entscheidung Wi 124/50 (NJW/RzW 1951, 65») befaßt. F ü r die Rückerstattung einer Majoritätsbeteiligung ergibt sich nach seiner Ansicht auch in der Frage der Zuständigkeit notwendigerweise eine Besonderheit. Der Schwerpunkt einer maßgeblichen Beteiligung im Sinne des Art. 21 III liegt danach nicht oder nicht n u r dort, wo sich die entzogenen Aktienurkunden befinden, sondern dort, wo sich diese Majoritätsbeteiligung in ihrer rechtlichen Auswirkung zeigt; das ist am Sitze des Unternehmens der Aktiengesellschaft der F a l l . . . . Der Grundgedanke der Entscheidung trifft aber auch f ü r jede durch eine Urkunde verbriefte Aktie zu. Das gilt um so mehr, als diese Ansicht gerade in dem Rechtskreis, der das REG weitgehend beeinflußt hat, in Fragen der Zuständigkeit vertreten wird. Selbst auf deutscher Seite wurde sie zugunsten deutscher Eigentümer von Aktien geltend gemacht. Bereits der Versailler Friedensvertrag sah in § 10 I der Anlage zu Art. 298 f ü r die Anwendung seiner Liquidationsbestimmungen Wertpapiere, in denen Mitgliedschaftsrechte an Gesellschaften verbrieft waren, als in demjenigen Staat belegen an, in dem sich die (Haupt-) Niederlassung der Ge1

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 35.

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

Nr. 51

sellschaft befand (so Fuchs in: Rechtsverfolgung im internationalen Verkehr VI 2. Teil S. 125). Die Abkommen früherer Feindmächte zur Lösung widerstreitender Ansprüche auf deutsche Vermögenswerte lassen f ü r die Verwaltung von Wertpapieren, darunter auch Aktien, entscheidend sein, in welchem Lande der Aussteller seinen Sitz hat (Böhmer-Duden-Janssen, Deutsches Vermögen im Auslande Nr. 8, S. 25 ff.). Am deutlichsten tritt die Ansicht im AHKG Nr. 63 zutage (AHK Abi. Nr. 64 vom 5. 9. 1951 S. 1107). Zur .Klarstellung der Rechtslage in bezug auf deutsches Auslandsvermögen und andere im Wege der Reparation oder Rückerstattung erfaßte Vermögensgegenstände' bestimmt es in Art. 2, an welchen Vermögensgegenständen die Rechte früherer Eigentümer und sonstiger Berechtigter erlöschen. Dabei nimmt es in Art. 1 Ziff. 2 in Deutschland ausgestellte Wertpapiere aus (sofern sie auf deutsche Währung lauten). Nach diesem Grundsatz haben denn auch z. B. Großbritannien, Belgien, die Niederlande und Frankreich beschlagnahmte Wertpapiere deutscher Aussteller freigegeben (WM IV B 1951, 639; 1952, 235; 1953, 97 und 211. Vgl. dazu auch das Urt. des OLG Düsseldorf vom 18. 3. 1954 - 6 U 195/53: WM IV B 1954, 553 2 ). Diese Regelung, die von der des allgemeinen bürgerlichen Rechts in Deutschland abweicht, ist auch Ausdruck eines Gedankens, der dem von der Kammer erwähnten Wertpapierbereinigungsgesetz vom 19. 8. 1949 (WiGB1. 295) zugrunde liegt. Danach und nach späteren Vorschriften wurden grundsätzlich alle vor einem bestimmten Zeitpunkt ausgestellten Wertpapiere von Ausstellern mit Sitz im Bundesgebiet am 1. 10. 1949 kraftlos (§ 3 WBG). Man ging bei diesem Gesetz, dem insbesondere ausgedehnte Verhandlungen mit den Besatzungsmächten vorausgegangen waren und f ü r die das Bipartite Control Office ins einzelne gehende Vorschriften und die Ermächtigung zum Erlaß erteilt hat (vgl. Eichhorn, Handbuch f ü r die Wertpapierbereinigung 269) davon aus, daß der Gesetzgeber des Landes, dessen Vorschriften Urkunden den Charakter von Wertpapieren verliehen haben, ihnen diese Eigenschaft auch wieder entziehen kann. Sind gegen diese Regelung unter dem Gesichtspunkt der Kollision mit anderen Rechtsordnungen keine Bedenken erhoben worden, so zeigt sich darin zugleich die Bindung solcher Wertpapiere an das Land des Ausstellers. Auch f ü r Aktien hat es der Gesetzgeber f ü r den Sitz des Ausstellers weitgehend in der Hand, die Rechte des Inhabers der Aktien, also auch solche von Ausländern, zu bestimmen. Diese Zugriffsmöglichkeit gestattete es in Zeiten, wie sie gerade f ü r die in den RE-Verfahren zu behandelnden Vorgänge in Betracht kommen, die Ausübung der Rechte zu erschweren oder die Leistung auf Grund der Urkunden an bestimmte Gläubiger zu untersagen. Inhaberaktien, die nach deutschen und anderen europäischen Gesetzen als bewegliche Sachen zu behandeln sind, unterscheiden sich dadurch z. B. von Schmuckgegenständen, die, einmal der Machtsphäre eines Staates entrückt, grundsätzlich dem Zugriff des Herkunftslandes unzugänglich sind. Kommt es also - wie noch zu untersuchen ist - darauf an, ob Inhaber2 Siehe oben Nr. 11.

Nr. 51

IVb. Rückerstattungs- und Entschädigungsrecht

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aktien von der Machtsphäre des Staates, in dem der Aussteller seinen Sitz hat, auch dann noch erfaßt werden, wenn die Urkunden außerhalb dieses Bereichs liegen, so ist das zu bejahen. Zugleich ergibt sich, daß der Staat, der f ü r solche Wertpapiere die bestehenden Vorschriften ändert, nicht entscheidend in die Machtsphäre eines anderen Staates eingreift. Dem Zweck des REG muß man entnehmen, daß das REG grundsätzlich Geltung beansprucht, soweit sich die zurückverlangten Vermögensgegenstände in seinem Machtbereich befinden, es also möglich ist, Entscheidungen der Wiedergutmachungsbehörden durchzusetzen. Die Annahme, daß nach dem REG grundsätzlich auch der mit dem Anspruch auf Rückerstattung einer Inhaberaktie begehrte Vermögensgegenstand im Geltungsbereich des Gesetzes belegen ist, sofern der Aussteller der Aktie dort seinen Sitz hat, ist weder mit dem Wortlaut noch dem Zweck des Gesetzes unvereinbar. Sie führt auch nicht zu Verwicklungen mit den Gesetzgebern anderer Gebiete; solche Kollisionen wollte das REG erkennbar vermeiden. Erst dann, wenn auch der Aussteller der Aktienurkunde seinen Sitz nicht im Gebiet des REG hat, fehlt jeder Anknüpfungspunkt. Der Senat vermag also nicht die Ansicht Städters (Festgabe f ü r Raape 353 ff. und das auch hier überreichte Gutachten) zu folgen, die RE-Gesetzgebung beziehe sich nach dem Willen des Gesetzgebers nur auf Entziehungshandlungen im Inlande (Festgabe 373). Dagegen wendet Wengler mit Recht ein, dieser Ansicht liege eine Auffassung des Territorialitätsprinzipes zugrunde, die weder allgemein geboten ist noch genügend die tatsächlichen Verhältnisse f ü r die Lage der Vermögensgegenstände mit den zahlreichen Möglichkeiten abgestufter Beziehungen zum Ausland berücksichtigt. Die abgelehnte Ansicht kommt zu Ergebnissen, die wegen einer etwaigen Kollision mit anderen Gesetzgebern nicht geboten sind und die dem Grundgedanken des REG widersprächen. Das REG stellt auch f ü r Fälle wie den vorliegenden Wiedergutmachungsorgane zur Verfügung. Nach Art. 591 hat das Zentralanmeldeamt die Anmeldungen an die Wiedergutmachungsbehörde des Bezirks weiterzuleiten, in dem sich der beanspruchte Vermögensgegenstand befindet. Art. 59 II bestimmt: ,Durch Ausführungsverordnung können weitere Vorschriften über die örtliche Zuständigkeit, namentlich zur Geltendmachung von Ersatz- und Nebenansprüchen, erlassen werden.' Die AusführungsVO zu Art. 59 des REG vom 2. 9. 1948 ( = ZustVO; f ü r Bayern: GVB1. 1948, 204) nimmt in § 1 die Vorschrift des Art. 59 I auf, führt sie fast wörtlich an und fügt hinter dem Wort .Vermögensgegenstände' ein:, (insbesondere Grundstücke, Geschäftsunternehmen, bewegliche Sachen oder Wertpapiere)'. Die entsprechenden Vorschriften der britischen Zone (27. 3. 1950; Godin 550) und in Westberlin (21. 9. 1950; Goetze, Ergänzung 107) bestimmen die Zuständigkeit f ü r den Anspruch auf Rückerstattung einer Beteiligung an einer juristischen Person oder eines über eine solche Beteiligung ausgestellten Wertpapieres nach dem Sitz der Gesellschaft; sie stammen aus der Zeit nach dem Inkrafttreten des Wertpapierbereinigungsgesetzes (1. 10. 1949).

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Nr. 52

Der Senat hält an seinem früheren Ausgangspunkt fest und k o m m t zu dem Ergebnis, daß es mit dem Sinn und Zweck des R E G unvereinbar wäre, die Zuständigkeit f ü r den Anspruch auf Rückerstattung v o n Inhaberaktien, die v o n einer deutschen Gesellschaft ausgestellt und i m Ausland entzogen w o r d e n sind, nur deshalb zu verneinen, w e i l die ZustVO in der A u f z ä h l u n g der Beispiele auch . W e r t p a p i e r e ' a u f f ü h r t ( § 1 ) . Bereits der W o r t l a u t des Art. 59 I I schließt die A n n a h m e aus, die v o m Gesetz g e t r o f f e n e Regelung der Zuständigkeit könne durch die in Aussicht genommenen Ausführungsbestimmungen eingeengt werden. Der Sinn der A u f z ä h l u n g in der Z u s t V O ist vielmehr der, durch Beispiele die Vorschrift des R E G zu erläutern; dabei ging m a n w o h l v o n d e m N o r m a l f a l l aus, daß die Aktienurkunden in der amerikanischen Z o n e lägen. Mit dem Sinn und Zweck des Art. 59 I I w ä r e aber auch die Ansicht unvereinbar, die ZustVO enge den Geltungsbereich des Art. 59 durch eine authentische Interpretation ein. Das Gesetz wollte in einer solchen, mit d e m v o n ihm aufgestellten Ziel eng zusammenhängenden F r a g e keiner anderen Stelle (hier: den Ministerpräsidenten der L ä n d e r ) die Befugnis einräumen, eine einmal begründete Zuständigkeit zu beseitigen. D a f ü r spricht auch nicht etwa die Tatsache, daß die ZustVO trotz ihrer Geltung seit 1948 keinen Widerspruch durch die Militärregierung g e f u n d e n hat (so GoRA-Entscheidung N r . 398 3 ) ; das kann, zumal dieses P r o b l e m der P r a x i s bisher keine besonderen Schwierigkeiten bereitet hat, andere Gründe haben (vgl. zur grundsätzlichen Einstellung der M R zu solchen Fragen Elben, N J W / R z W 1950, 310). Die Bevollmächtigten der Antragsgegner wenden ferner ein, die Gerichtsstände nach d e m R E G seien auschließlich, und es verletze den gesunden Menschenverstand, bei Aktien eine mehrfache Zuständigkeit anzunehmen. Dazu ist zu bemerken: Das Schrifttum ist keineswegs einhellig der Ansicht, es k o m m e f ü r das Gebiet der Rückerstattung nur ein einziger Gerichtsstand in Betracht. Kubuschok ( A n m . 3 zu Art. 51) und Weisstein ( A n m . 8 zu Art. 59) sehen nur ,in der Regel' einen einzigen Gerichtsstand als gegeben an. Mit Recht verweist Wengler auf § 2 Z u s t V O ; dieser bestimmt die Zuständigkeit f ü r den Anspruch auf Rückerstattung einer dinglich gesicherten F o r derung nicht nur nach d e m W o h n s i t z des Inhabers dieser F o r d e r u n g , sondern auch danach, w o sich der Sicherungsgegenstand befindet. Auch sonst ist die ,Konkurrenz mehrerer ausschließlicher Zuständigkeiten' möglich (vgl. die Zusammenstellung bei Rosenberg, Lehrbuch des deutschen Zivilprozeßrechts 6 § 119 I V 3 ) . "

IVc.

WERTPAPIERBEREINIGUNG Siehe auch Nr. 51

5 2 . Wird ein Recht durch ein tschechoslowakisches „National-Unternehmen" angemeldet, so liegt die Annahme nahe, daß der Anmelder die Rechte auf Grund von Maßnahmen erlangt hat, die nach § 21 I Nr. 3 WBG im 3

Siehe oben Nr. 37.

Nr. 52

IVc. Wertpapierbereinigung

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W ertpapierbereinigungsver fahren nicht berücksichtigt werden können. In einem solchen Fall ist davon auszugehen, daß die Bescheinigung einer tschechoslowakischen Bank über eine ununterbrochene Verwahrung zugunsten des Anmelders vom 1. 1. 1945 bis zum 1. 10. 1949 mindestens teilweise nicht zutrifft.Räumt der Anmelder die hiernach seiner Anmeldung entgegenstehenden Bedenken trotz Aufforderung durch die Kammer für Wertpapierbereinigung nicht aus, so ist seine Anmeldung abzulehnen. Sind in der Tschechoslowakei nach dem 8. 5. 1945 mehrere frühere Gesellschaften zu einem National-Unternehmen zusammengefaßt worden, so kann ein Recht an einem für dieses National-Unternehmen angemeldeten Wertpapier für eine der früheren Gesellschaften auf Grund einer Beitrittserklärung durch den für diese bestellten Pfleger nicht anerkannt werden, wenn durch die beigebrachten Beweisunterlagen die Möglichkeit, daß das angemeldete Recht einer anderen in das National-Unternehmen aufgenommenen Gesellschaft zusteht, nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann. - WBG §§ 14 I Satz 1, 21 I Nr. 3, 22 I. LG München I, 1. KWB, Beschl. vom 15. 10. 1954 - 1 W P 1137: WM IV B 9 (1955) 196. Der Anmelder ist ein tschechoslowakisches National-Unternehmen in K. (Sudetenland). Aus den Gründen: „I. . . . Der Vorsitzende der Kammer hat . . . um entsprechende Aufklärung und Angabe desjenigen, zu dessen Gunsten die Rechte am 1. 1. 1945 und bis zur Überleitung an das National-Unternehmen verbucht waren, gebeten. Eine Stellungnahme des Anmelders ist trotz Erinnerung nicht eingegangen. Der Anmelder hat daher den Eigentumsbeweis für die nach § 21 WBG rechtserhebliche Zeit nicht erbracht. Es ist vielmehr, zumal sich der Anmelder im Anmeldevordruck auch auf das Dekret des Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik Nr. 95/45 Sb bezieht, davon auszugehen, daß er seine Rechte aus Maßnahmen herleitet, die nach der zwingenden Vorschrift des § 21 I Nr. 3 WBG im Bereinigungsverfahren nicht berücksichtigt werden dürfen. Seine Anmeldung mußte daher abgelehnt werden. II. Mit Schriftsatz vom . . . hat Rechtsanwalt E. F. in Berlin als Pfleger der unbekannten Beteiligten der X-Industrie-AG in S. (Sudetenland) f ü r diese den Beitritt zur Anmeldung e r k l ä r t . . . Da sich aus weiteren Schreiben des Genannten ergibt, daß er behauptet, die tatsächliche Eigentümerin der von dem Anmelder angemeldeten Werte sei die X-Industrie-AG in S., ist die Beitrittserklärung dahin auszulegen, daß Anerkennung der Rechte f ü r die X-Industrie-AG in S. als wahre Berechtigte begehrt wird. Ein derartiger Beitritt kann nach der einhelligen Rechtsprechung in den Fällen des § 21 I Nr. 3 WBG mit dem Ziele der Anerkennung zugunsten des wahren Berechtigten zugelassen werden, wenn der Beweis erbracht wird, daß es sich bei dem Beitretenden tatsächlich um den wahren Berechtigten handelt. Dieser Beweis kann jedoch im vorliegenden Falle nicht geführt werden.

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Nr. 53

Es steht zwar mit hinreichender Wahrscheinlichkeit fest, daß die Firma X-Industrie-AG in S. durch Kundmachung des Industrie-Ministeriums Nr. 831 vom 7. 3. 1946 in Vereinigte Y-Werke, National-Unternehmen in K. (den Anmelder) übergeleitet wurde. Aus dem Zusatz ,Vereinigte' mußte die Kammer jedoch entnehmen, daß es sich dabei um die Zusammenfassung mehrerer Gesellschaften in einem tschechoslowakischen National-Unternehmen handelt. Dies ist durch die von der Kammer angestellten Ermittlungen bestätigt worden. Aus den Stellungnahmen der Industrie- und Handelskammer in W . vom 25. 5. 1954 und 18. 8. 1954 und der Firma T-AG in U. (Bundesgebiet) vom 4. 7. 1954 ergibt sich, daß der Anmelder nicht nur die beitretende Firma X-Industrie AG in S., sondern auch noch andere Firmen umfaßt, wobei dahingestellt bleiben kann, um welche Firmen es sich im einzelnen handelt. Danach aber ist die Möglichkeit nicht auszuschließen, daß die von dem Anmelder angemeldeten Rechte möglicherweise einer anderen von ihm aufgenommenen Firma zustehen. . . . Unter diesen Umständen kann die Kammer nicht die Uberzeugung gewinnen, daß die hier angemeldeten Rechte Eigentum der Firma X-Industrie-AG in S. sind. Der Beitritt ist sonach nicht sachdienlich. Er kann daher nicht zugelassen werden . . . " 5 3 . Ein ausländisches Kreditinstitut, auf das die von einem anderen ausländischen Kreditinstitut erstverwahrten Auslandsbonds ohne Abschluß eines Verwahrungsvertrages mit dem Anmelder übertragen worden sind, ist zur Anmeldung der Auslandsbonds für den Anmelder nicht berechtigt. Die Enteignung von Wertpapieren einer Prager Kommanditgesellschaft, die im deutschen Alleineigentum stand, durch die Tschechoslowakei wird im Inland nicht anerkannt; der Liquidator der Gesellschaft ist nicht berechtigt, außerhalb der Tschechoslowakei belegene Vermögenswerte zu beanspruchen. - AuslWBG §§ 37, 38. LG Stuttgart, KWB, Beschl. vom 6. 5. 1955 - W B A C I 7/45 und 46: W M IV B 10 (1956) 769. Aus den Gründen: „I. Die Anmeldung von K. L. kam nach dem Stichtag vom 1. 9. 1953 rechtzeitig am 7. 9. 1953, die Anmeldung der X-KG (CSR) i. L. ebenfalls rechtzeitig am 13. 8. 1954 bei der Prüfstelle ein (§§ 10, 37 I Nr. 1 und 2, II, 21 I AuslWBG). Die beiden Anmeldungen wurden von der Prüfstelle zu gemeinsamer Entscheidung verbunden, da sie dieselben Bonds betreffen (§ 49 I Nr. 1 AuslWBG). II. Hinsichtlich der Anmeldung der X-KG i. L. ist zu bemerken: 1. Die Anmeldung ist für die in Liquidation befindliche Firma seitens der A-Bank (CSR) auf Grund des Depotverhältnisses erfolgt. Das Depot der Firma bestand ursprünglich, d. h. auf Grund des Verwahrvertrages, nicht bei der A-Bank, sondern bei der B-Bank (CSR), die inzwischen ebenfalls liquidiert wird. Der Depotübertrag erfolgte - im Verlauf der Liquidation

Nr. 54

IVc. Wertpapierbereinigung

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der B - B a n k - a m 10./11. 10. 1949. Ein Verwahrvertrag besteht zwischen der X-KG und der A-Bank nicht. Ein ausländisches Kreditinstitut, auf das bei einem anderen Kreditinstitut in Verwahrung befindliche Wertpapiere ohne Abschluß eines Verwahrvertrages mit dem Hinterleger übertragen worden sind, ist zur Anmeldung der Wertpapiere f ü r den Eigentümer (Hinterleger) aber nicht legitimiert (vgl. OLG Düsseldorf, WM 1951, 9 4 9 O L G Stuttgart, WM 1952, 410 2 sowie Anm. 2 der Schriftleitung zu KG Berlin, WM 1953, 277 f.). Das muß auch f ü r das AuslWBG gelten. Eine Bevollmächtigung der A-Bank zur Anmeldung f ü r die obige Firma liegt also nicht vor. 2. Es handelt sich beim Deponenten um ein Unternehmen, dessen volle Firma lautet: X-KG. Deren alleiniger persönlich haftender Gesellschafter ist der Anmelder K. L. Das ist durch die eidesstattliche Erklärung des langjährigen steuerlichen Beraters der Firma sowie des Firmeninhabers K. L., des Wirtschaftsberaters M. N. zweifelsfrei bewiesen, und dem entspricht auch die eidesstattliche Versicherung des Anmelders K. L. selbst. Letzterer ist Deutscher und hat die Tschechoslowakei verlassen. Es wird daher davon ausgegangen, daß die Liquidation der KG auf Grund des Dekrets des Präsidenten der CSR vom 19. 5. 1945 Nr. 5 von einer dortigen Behörde angeordnet worden ist (vgl. OLG München, WM 1952, 741 ff. 3 ). Derartige Maßnahmen können nach § 38 I Nr. 3 AuslWBG im Prüfungsverfahren aber nicht anerkannt werden. Vielmehr beschränkt sich die Legitimation der Liquidatoren auf das in der CSR befindliche Vermögen der KG (vgl. OLG Düsseldorf, WM 1952, 451 ff.4; OLG München, WM 1952, 741 ff. sowie Begründung zum Entwurf AuslWBG § 38 VII) und erstreckt sich nicht auf Wertpapiere, die im Bundesgebiet .belegen' sind, weil deren Aussteller ihren Sitz im Bundesgebiet haben. Das folgt aus § 38 I Nr. 3 AuslWBG ebenso, wie es aus § 21 I Nr. 3 WBG folgt (vgl. OLG Düsseldorf, WM 1953, 338). Die durch die Depotbank, die A-Bank, f ü r die in Liquidation befindliche KG vorgenommene Anmeldung ist daher als unzulässig abzulehnen (§ 47 VI AuslWBG). III. Hinsichtlich des behaupteten Eigentums des Anmelders K. L. an den angemeldeten Bonds ist folgendes zu bemerken: . . . Der Anmelder K. L. erklärte am 25. 6. 1953 an Eides Statt, daß die angemeldeten Stücke sein uneingeschränktes Eigentum seit vor dem 1. 1. 1945 seien... Die inzwischen eingeleitete Liquidation seines Unternehmens in Prag konnte das Recht von K. L. an den angemeldeten Bonds nicht berühren (vgl. § 38 I Nr. 3 AuslWBG)." 5 4 . Gemäß dem Beschluß des Großen Zivilsenats des Bundesgerichtshofs vom 28. 2. 1955 (WM 1955, 621) können auch Rechte aus Wertpapieren, die auf Grund einer Entziehungsmaßnahme für das Vermögensamt des Beichsprotektors in Böhmen und Mähren bei einer Prager Bank verbucht waren, aber vor dem 1. 10. 1949 auf Grund der tschechoslowakischen Besti1 2

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 53 Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 80.

3 4

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 87. Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 83.

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tutionsbeStimmungen wieder auf den früheren Eigentümer umgebucht worden sind, für den früheren Eigentümer anerkannt werden, ohne daß ein Rückerstattungsverfahren nach den deutschen Rückerstattungsgesetzen durchgeführt zu werden braucht. - WBG § 21 I Nr. 3. a) KG-West, 2. ZS, Beschl. vom 21. 12. 1954 - 2 W 2280/54: WM IV B 9 (1955) 194; b) BGH, 4. ZS, Beschl. vom 4. 5. 1955: IV ZB 11/55: WM IV B 9 (1955) 891. a) Kammergericht: Aus den Gründen: „Nach den Bestätigungen der A-Bank, Prag, sind die angemeldeten Wertpapiere der Anmelderin zu 1) durch die deutschen Besatzungsbehörden enteignet worden. Gesetzliche Grundlage für solche Enteignungen waren die VO über die Einziehung von Vermögen im Protektorat Böhmen und Mähren vom 4. 10. 1939 (RGBl. 1939 I 1998) und die VO über den Verlust der Protektoratsangehörigkeit vom 2. 11. 1942 (RGBl. 1942 I 637). Daß die Einziehung der Wertpapiere durchgeführt worden ist, ergibt sich daraus, daß diese auf das Depot des Vermögensamtes des Reichsprotektors in Böhmen und Mähren umgebucht worden sind. Da die Wertpapiere seit dem 1. 2. 1947 auf Grund der tschechoslowakischen Restitutionsbestimmungen wieder auf die Anmelderin zu 1) im Depot umgeschrieben sind, ist der Zustand, wie er vor der Entziehung der Wertpapiere durch die deutschen Besatzungsbehörden bestanden hat, depotmäßig wiederhergestellt worden. Bei dieser Sachlage möchte der beschließende Senat aus Gründen, die nachstehend näher dargelegt werden, die Anerkennung auf die Anmelderin zu 1) aussprechen und die Anmeldung des dem Verfahren beigetretenen Deutschen Reiches ablehnen, ohne daß ein Rückerstattungsverfahren nach den deutschen Rückerstattungsgesetzen durchgeführt zu werden braucht. Der Senat sieht sich jedoch an einer solchen Entscheidung durch Entscheidungen des BGH, und zwar durch die Urteile vom 11. 2. 1953 (BGHZ 9, 34 ff.*) und vom 8. 10. 1953 (BGHZ 10, 340 ff.) und den Beschluß vom 27. 5. 1954 (WM 1954, 462 ff.) gehindert. Nach diesen Entscheidungen hält der BGH es für erforderlich, daß in allen Fällen - gleichgültig, ob es sich um Entziehungen kraft Gesetzes oder um solche kraft besonderer Entziehungshandlungen handelt — die Rechte des Geschädigten nur in einem Verfahren geltend gemacht werden können, wie es im REG vorgesehen ist (BGH, WM 1954, 464) . . . Aus diesen Ausführungen des BGH ist zu entnehmen, daß dieser die unrechtmäßigen Entziehungen an sich für nichtig hält, so daß durch sie ein Eigentumsübergang auf das Deutsche Reich nicht erfolgt ist. Die vom BGH vertretene Ansicht, daß trotzdem ausnahmslos in allen Fällen die Durchführung eines Rückerstattungsverfahrens notwendig sei, führt auf dem Gebiete der depotverwahrten Wertpapiere zu äußerst unbilligen Ergebnissen. Dies trifft nicht nur für die durch Beschluß des BGH vom 27. 5. 1954 betroffenen Fälle zu, in denen die Wertpapiere unverändert im 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 37.

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Depot f ü r den Betroffenen verbucht geblieben sind, sondern auch f ü r die Fälle, in denen die Wertpapiere zwar nach der Entziehung auf das Vermögensamt des Reichsprotektors in Böhmen und Mähren umgebucht, aber auf Grund der tschechoslowakischen Restitutionsbestimmungen auf den früheren Depotinhaber zurückgebucht worden sind. In allen diesen Fällen konnten die Depotinhaber mit Recht annehmen, daß sie Rückerstattungsansprüche nicht geltend zu machen brauchten, da ihr Depot ja der materiellen Rechtslage entsprach. Wie sich im Laufe der Wertpapierbereinigung herausgestellt hat, haben sogar Wiedergutmachungsämter und Wiedergutmachungskammern in Fällen der erwähnten Art, wenn Rückerstattungsansprüche erhoben waren, die Anmelder zur Zurücknahme ihrer Anmeldung mit der Begründung veranlaßt, daß sie ihre Rechte an den auf ihren Namen verbuchten Wertpapieren ohne Durchführung eines Rückerstattungsverfahrens geltend machen könnten. Anträge auf Rückerstattung in dem hierfür vorgesehenen Verfahren können wegen des Ablaufs der in den Rückerstattungsgesetzen gesetzten Antragsfristen schon seit längerer Zeit nicht mehr gestellt werden. Eine Ausnahme gilt lediglich für die Rückerstattungsansprüche, auf die sich die - hier nicht eingreifende - kürzlich ergangene Anordnung der Alliierten Kommandantur Berlin vom 15. 11. 1954 - BK/O 54/15 - (GVB1. Berlin 1954, 642) bezieht. In vielen Fällen dies trifft bei denen der vorliegenden Art besonders zu - war es den Betroffenen überdies überhaupt nicht möglich, Rückerstattungsansprüche nach den deutschen Rückerstattungsgesetzen zu stellen, da die derzeitige Entziehung nicht im Geltungsbereich dieser Rückerstattungsgesetze erfolgt ist und sich ferner die Wertpapiere sehr häufig in Drittverwahrung im jetzigen Ostsektor von Berlin bei der Deutschen Reichsbank Abteilung Wertpapiersammelbank oder, soweit es sich um Streifbandverwahrung gehandelt hat, bei den Zentralen der Großbanken befunden haben. Es ergibt sich der höchst unbefriedigende Zustand, daß die Eigentümer von Wertpapieren, die auf Grund einer unrechtmäßigen Entziehung vorübergehend nur die Verfügungsgewalt über ihre Wertpapiere verloren hatten, nunmehr bei einer Ablehnung ihrer Ansprüche und durch die Anerkennung der Rechte für das Deutsche Reich im Wertpapierbereinigungsverfahren ihr Eigentum an denselben verlieren, obwohl die Wertpapiere an dem nach dem WBG maßgeblichen Stichtag am 1. 10. 1949 auf ihren Namen in Depotverwahrung verbucht waren. Durch eine Anerkennung der Rechte auf das Deutsche Reich würde die auch nach Ansicht des BGH unrechtmäßige Entziehung sanktioniert und dem Deutschen Reich das ihm bisher gar nicht zustehende Eigentum an den Wertpapieren zuerkannt werden. Ein solches Ergebnis ist aber nach Ansicht des Senats mit dem Sinn und Zweck des WBG, durch welches die Eigentumsverhältnisse an den Wertpapieren der materiellen Rechtslage entsprechend wiederhergestellt werden sollen, nicht vereinbar. Der Senat ist daher der Ansicht, daß die Anerkennung in Fällen der zur Entscheidung stehenden Art auf die nach dem Depot Berechtigten ausgesprochen werden muß, da nur auf diese Weise die erwähnten völlig unbilligen Ergebnisse vermieden werden können. Einer Anerkennung auf die Anmelderin zu 1) steht nach Ansicht des Senats auch nicht entgegen,

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Nr. 55

daß in dem vorliegenden Fall die Wiederumschreibung des Depots auf die Anmelderin zu 1) auf Grund der tschechoslowakischen Restitutionsbestimmungen erfolgt ist. Es handelt sich hierbei nicht um eine behördliche Maßnahme im Sinne des § 21 I Nr. 3 WBG. Denn die tschechoslowakischen Behörden haben durch die Umbuchung nicht in die Eigentumsverhältnisse an den Wertpapieren eingegriffen, da das Eigentum durch den unrechtmäßigen Entziehungsakt überhaupt nicht auf das Deutsche Reich übergegangen war, sondern haben depotmäßig nur den der materiellen Rechtslage entsprechenden Zustand wiederhergestellt. Es liegt somit auch kein Eingriff in Rechte, die außerhalb des Hoheitsgebietes des tschechoslowakischen Staates belegen sind, vor." b) BGH: Die angemeldeten, in der CSR in Depotverwahrung verbracht gewesenen Wertpapiere sind den Anmeldern zu 1) aus rassisch-politischen Gründen durch die deutschen Besatzungsbehörden enteignet und auf das Depot des Vermögensamtes des Reichsprotektors in Böhmen und Mähren umgebucht worden. Sie sind dann auf Grund der tschechoslowakischen Restitutionsbestimmungen seit dem 1. 7. 1947 wieder auf die Anmelder zu 1) im Depot umgeschrieben worden. Das LG Berlin hat die Anmeldung der CSR als unbegründet abgelehnt und die Rechte für das dem Verfahren beigetretenen Deutsche Reich anerkannt. Hiergegen haben die Antrst. zu 1) sofortige Beschwerde eingelegt. Diese Beschwerde hat das KG dem BGH gemäß § 28 I I FGG durch Beschluß vom 21. 12. 1954 ( W M IV B 1955, 194) zur Entscheidung vorgelegt. Der BGH hat nunmehr die Sache an das KG zur Entscheidung in eigener Zuständigkeit zurückgegeben. Aus den Gründen: „Der BGH ist zur Entscheidung über die ihm vorgelegte sofortige Beschwerde nicht mehr berufen, da inzwischen der Große Zivilsenat des BGH durch den Beschluß vom 28. 2. 1955 ( W M 1955, 621) die vom Beschwerdegericht aufgeworfene Rechtsfrage anders als in dem Beschluß des BGH vom 27. 5. 1954 ( W M 1954, 462 f.) und auch anders, als das Beschwerdegericht die in BGHZ 9, 34 f . 1 und 10, 340 f. veröffentlichten Urteile verstanden hat, entschieden hat. Das Beschwerdegericht wird daher durch die von ihm angeführten Urteile und Beschlüsse des BGH nicht mehr gehindert, in dem von ihm im Vorlagebeschluß ausgeführten Sinne zu entscheiden. Der BGH war daher nicht berufen, über die ihm vorgelegte sofortige Beschwerde zu entscheiden, sondern hatte die Sache an das Beschwerdegericht zurückzugeben (vgl. dazu den in BGHZ 5, 356 veröffentlichten Beschluß)." 5 5 . Einem in der Tschechoslowakei wohnhaften Rückerstattungsberechtigten, der seine bei einer Bank in Prag deponierten, dort im Jahre 1942 auf eine Dienststelle des „Dritten Reichs" umgeschriebenen und durch Verord1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 37.

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IVc. Wertpapierbereinigung

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nung vom 2. 11. 1942 für verfallen erklärten, in der Folgezeit aber nicht verwerteten Aktien bei der zuständigen Stelle in Prag zur Restitution nach tschechoslowakischem Recht angemeldet hatte, war mit Rücksicht auf die damals überwiegende Auffassung, die Inhaberpapiere nur am Verwahrungsort als belegen ansehen wollte, nicht zuzumuten, daß er bis zum Ablauf der für die amerikanische Besatzungszone geltenden Anmeldefrist (bis 31. 12. 1948) vorsorglich bei allen nur denkbarerweise in Betracht kommenden deutschen Wiedergutmachungsstellen, insbesondere bei dem für die Ausstellerin der Aktien zuständigen Zentralanmeldeamt für die amerikanische Besatzungszone, Rückerstattungsanmeldungen einreichte; anders als bei Aktien einer Ausstellerin mit Sitz in der britischen Besatzungszone kann er vielmehr ohne Rückerstattungsanmeldung sein Recht in Wertpapierbereinigungsverfahren geltend machen. - WBG § 60 III; VO über den Verlust der Protektoratszugehörigkeit vom 2. 11. 1942 § 3. OLG Frankfurt, 6. ZS, Beschl. vom 8. 9. 1955 - 6 W 496/54: NJW 8 (1955) 1564; WM IV B 9 (1955) 1506; Leitsatz in NJW/RzW 6 (1955) 265. Der tschechoslowakische Staat - Anmelder zu a - und der ursprüngliche Berechtigte - Anmelder zu b - haben Aktien, die am 10.6.1939 f ü r den Anmelder zu b) bei der A-Bank in Prag verbucht waren, zur Wertpapierbereinigung angemeldet. Es ist nicht geklärt, ob sich die Papiere in Streifband- oder in Sammelverwahrung befanden. Der Anmelder zu b) hat kurz vor Kriegsausbruch die Tschechoslowakei verlassen und sich nach England begeben. Die Aktien sind am 18. 7. 1942 auf das Konto des Vermögensamtes des Reichsprotektors f ü r Böhmen und Mähren Subdepot X. Y. - Name des Anmelders zu b - bei der genannten Bank übertragen worden und waren dort auch noch am 1.1. 1945 verbucht. Nach Beendigung des Krieges wurde das fragliche Konto auf das Konto „NationalVerwaltung der Vermögensmasse des Vermögensamtes und Auswanderungsfonds", Prag, als „Verwalter der zur Rückerstattung bestimmten Vermögensmassen, welche von den deutschen Behörden während der Okkupation der CSR den persekutierten Personen enteignet wurden", übertragen. Nachfolgeinstitut der genannten Bank ist die Zivnostenska Banka Nationalunternehmen in Prag. Der Anmelder zu b), der die tschechische Staatsangehörigkeit besaß, hat sich in der Zeit von Anfang 1946 bis Mitte 1949 wieder in der CSR aufgehalten. Auf seinen in dem Schreiben vom 28. 7. 1947 enthaltenen Antrag auf Rückgabe der Wertpapiere hat ihm das Finanzministerium in Prag mitgeteilt, daß der Bezirksausschuß seines früheren Wohnorts gemäß § 1 I Ziffer 3 des Dekrets 108/45 Slg. die Konfiskation seines Vermögens beschlossen habe. Die Aktien befanden sich, soweit ersichtlich, am 1. 1. 1945 effektiv in Prag oder - wie am wahrscheinlichsten ist - im früheren Zentralgebäude der B-Bank im Ostsektor von Berlin. In der Anmeldung ist zum Ausdruck gebracht, daß es sich um eine „gebundene Verwahrung lt. Dekret 95/45 Slg." handele. Das Deutsche Reich, vertreten durch den Senator f ü r Finanzen, Sondervermögens- und Bauverwaltung in Berlin, hat eine Beitrittserklärung eingereicht. Das LG hat durch den angefochtenen Beschluß die Anmeldung des tschechoslowakischen Staates und die des Anmelders zu b) abgell

Intern. Privatrecht 1954 und 1955

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

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lehnt und das Recht zugunsten des Deutschen Reiches anerkannt. Gegen diesen Beschluß hat der Anmelder zu b) sofortige Beschwerde eingelegt, die Erfolg hatte. Aus den Gründen: „Es ist davon auszugehen, daß auf den Beschwf. die VO über den Verlust der Protektoratsangehörigkeit vom 2. 11. 1942 (RGBl. I 637), die im wesentlichen der 11. DVO zum RBürgG vom 25. 11. 1941 (RGBl. I 722) entsprach, anzuwenden war. Diese VO sah in § 2 vor, daß ein jüdischer Protektoratsangehöriger, wenn er bei Inkrafttreten der VO seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland hatte, mit dem Inkrafttreten der VO die Protektoratsangehörigkeit verliert, und in § 3, daß in diesem Falle sein Vermögen dem Reich verfällt. Wie der Große Senat f ü r Zivilsachen des BGH in seinem Beschluß v. 28.2.1955 (WM [1955] 621 = BGHZ 16,350 = NJW 1955,905) f ü r Wertpapiere, die bei einem Bankinstitut des Bundesgebietes deponiert waren, mit ausführlicher Begründung festgestellt hat, war die Verfallerklärung nach § 3 der 11. DVO zum RBürgG - und das gleiche muß f ü r den entsprechenden § 3 der VO über den Verlust der Protektoratsangehörigkeit vom 2. 11. 1942 gelten - wegen Verstoßes gegen allgemein gültige Rechtsgrundsätze, nämlich gegen die Eigentumsgarantie und gegen den Gleichheitsgrundsatz, von vornherein nichtig. Bei der damaligen politischen Lage kommt der Verfallerklärung lediglich tatsächliche Wirksamkeit insofern zu, als die im Machtbereich des ,Dritten Reiches' befindlichen Banken unter dem Zwang der damaligen Verhältnisse sich über diese gesetzliche Maßnahme nicht hinwegsetzen konnten, und zwar solange nicht, bis mit dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes diese tatsächliche Behinderung aufhörte. Soweit die gesetzliche Verfallerklärung nicht mittels weiterer Maßnahmen durchgeführt worden ist, z. B. Wertpapierdepots oder Grundstücksrechte nicht auf das Deutsche Reich oder eine nachgeordnete Einrichtung umgeschrieben worden sind, Vermögensgegenstände der genannten Art vielmehr unverändert weiter auf den Namen des ursprünglichen Berechtigten verbucht geblieben sind, ist mit dem Zusammenbruch des ,Dritten Reiches' jene lediglich tatsächliche Behinderung weggefallen und der Verfolgte ohne weiteres, also ohne daß es einer RE-Anmeldung nach den in der Bundesrepublik und Westberlin erlassenen RE-Gesetzen bedurfte, in die der materiellen Rechtslage entsprechende Verfügungsgewalt wieder eingerückt (vgl. außer der angeführten Entscheidung ferner BGH, WM 1955,971). Diese Rechtsgrundsätze sind nach der auf Vorlagebeschluß des KG vom 21. 12. 1954 (WM 1955, 194) 1 ergangenen Entscheidung des BGH vom 4. 5. 1955 (WM 1955, 891) 2 auch auf Rechte an Wertpapieren anzuwenden, die wie im vorliegenden Falle auf Grund einer Entziehungsmaßnahme f ü r das Vermögensamt des Reichsprotektors in Böhmen und Mähren bei einer Prager Bank in Erstverwahrung verbucht waren, aber vor dem 1. 10. 1949 auf Grund der tschechoslowakischen Restitutionsbestimmungen auf den 1

Siehe oben Nr. 54 a.

2

Siehe oben Nr. 54 b.

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früheren Eigentümer wieder zurückgebucht worden sind, da dieser nach vorübergehender Behinderung damit seine Rechte an den Wertpapieren ebenso wie in den erstgenannten Fällen ohne weiteres wieder ausüben konnte (vgl. auch OLG Düsseldorf, WM 1955, 1035). Von den in den vorgenannten Entscheidungen erörterten Fällen unterscheidet sich der vorliegende dadurch, daß nicht lediglich eine Verfallerklärung vorliegt, Vollzugsmaßnahmen aber ausblieben - vielmehr ist die Umbuchung auf das Vermögensamt des Reichsprotektors erfolgt - und daß auch die Umbuchung nicht vor dem 1. 10. 1949 wieder rückgängig gemacht, vielmehr eine Konfiskation zugunsten des tschechoslowakischen Staates ausgesprochen worden ist. Diese letztere Maßnahme hat nach § 21 I Ziffer 3 WBG für die weitere rechtliche Würdigung außer Betracht zu bleiben. In den Fällen nun, in denen die - an sich nichtige - gesetzliche Verfallerklärung von Vollzugsmaßnahmen begleitet war, die einen Rechtsschein gegen den Berechtigten schufen, ist die Klarstellung der in Verwirrung geratenen Rechtslage grundsätzlich nur in der Weise möglich, daß der von einem Entziehungsakt Betroffene seine Rechte nach Maßgabe der in der Bundesrepublik und WestBerlin erlassenen REGe rechtzeitig anmeldet und verfolgt (BGHZ 9, 34, 43 f. = NJW 1953, 542 3 und BGHZ 10, 340 [342] = NJW 1953, 1909; WM 1954, 462 = NJW 1954, 1368). Soweit der Verfolgte diesen ihm gesetzlich gewiesenen Weg nicht beschritten hat, ist er seines Rechts auf Rückerstattung verlustig gegangen. Das gilt auch f ü r das Wertpapierbereinigungsverfahren - § 60 III WBG - (vgl. OLG Celle, WM 1953, 570 und LG München, WM 1953, 559 4 ). Der Beschwf. zu b) hat eine Anmeldung bei den Wiedergutmachungsbehörden der Bundesrepublik und West-Berlins innerhalb der gesetzlich bestimmten Anmeldefristen nicht vorgenommen. Diese Unterlassung aber kann einen Rechtsverlust nach Maßgabe der REGe nur zur Folge haben, wenn ein Entziehungsfall vorliegt, auf den diese Gesetze Anwendung finden. Die REGe erfassen jeweils nur die Entziehungsakte, f ü r die in ihrem Geltungsbereich ein örtlicher Anknüpfungspunkt gegeben ist. In einem solchen Falle, in dem sich die Effektivstücke in Prag oder im Ostsektor von Berlin befanden, kommt, da die Voraussetzungen der Berliner BK/0(54) 15 vom 15. 11. 1954 (GVB1. Berlin 642) nicht gegeben sind, als ein die Anwendbarkeit eines in Westdeutschland geltenden REG begründender örtlicher Anknüpfungspunkt nur der Sitz der Ausstellerin der Aktien, nämlich der Z. AG in F. (amerikanische Besatzungszone), in Frage. Daß f ü r die in Frage stehenden Rechte jedenfalls vom 1. 10. 1949 an, dem Tag, an dem die Aktien nach § 3 WBG kraftlos wurden, in F. eine ,Belegenheit' begründet wurde, ist heute weitgehend anerkannt; darüber hinaus gewinnt auch die Auffassung mehr und mehr an Boden, wonach Inhaberaktien auch dann, wenn die effektiven Stücke in Kraft sind, nicht nur am Verwahrungsort, sondern auch am Sitz des Ausstellers belegen sind (vgl. OLG Tübingen, NJW/RzW 1951, 275; OLG München, WM 1955, 1102; Wengler, NJW 1954, 737/740 Fußnoten 28 und 30; ferner f ü r das WB-Verfahren Eichhorn, 3

11 *

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 37.

4

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 91.

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

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Handbuch für die Wertpapierbereinigung [1949] Anm. 6 zu § 21 WBG S. 123 ff.; Müller, BB 1952, 186; Anm. zu LG Hagen, WM 53, 340; Anm. 4 zu der Entscheidung KG, WM 1955, 194 5 ). Zu der Zeit indessen, als die in dem REG f ü r die amerikanische Zone bestimmte Anmeldefrist (bis 31. 12. 1948) lief, waren die Aktien noch nicht für kraftlos erklärt, und es überwog damals die Auffassung, die Inhaberpapiere nur am Verwahrungsort als belegen ansehen wollte (vgl. hierzu Martin Wolff, Das IPR Deutschlands 2 147; Raape, I P R 3 432 f.; von Godin, Rückerstattung feststellbarer Vermögensgegenstände in der amerikanischen und britischen Besatzungszone und in Berlin 2 Anm. 3 zu Art. 59 REG (amerikanischeZone); HessischeZuständigkeitsVO vom 2.9.1948 § 1 - Hessisches GVB1. 111; LG Berlin, WM 1951, 463 6 ; KG, Beschl. v. 1. 7.1953,3 W 1989/50). Unter diesen Umständen kann es dem im Ausland befindlichen Beschwf. zu b) nicht zum Vorwurf gemacht werden, wenn er nach der Stellung des Antrags auf Restitution gemäß den tschechoslowakischen Bestimmungen bei der tschechoslowakischen Stelle die nach der damals überwiegend vertretenen Auffassung aussichtslose Anmeldung in Westdeutschland bzw. Berlin unterließ, und zwar um so weniger, als ja damals die noch in Kraft befindlichen Effektivstücke ihm nicht von irgendwelchen deutschen Stellen, sondern von den tschechoslowakischen Stellen, die die tatsächliche Verfügungsgewalt über das in Prag geführte Wertpapierdepot hatten, vorenthalten wurden. Es trifft ihn vernünftigerweise kein Vorwurf, wenn er die vom ,Dritten Reich' angeordnete Entziehung dadurch als gegenstandslos ansah, daß der tschechoslowakische Staat seinerseits die Konfiskation aussprach und die Wertpapiere an sich zog. Daß es später zur Kraftloserklärung der Effektivstücke kommen würde und daß das WBG der tschechoslowakischen Konfiskation rechtliche Beachtlichkeit versagen würde, so daß erst dadurch wieder der ursprüngliche Entziehungstatbestand des Jahres 1942 rechtliche Bedeutung gewann, konnte der Beschwf. zu der Zeit, als die Anmeldefrist lief, schlechterdings nicht voraussehen, und es wäre unzumutbar, von ihm zu verlangen, daß er sich auf die Möglichkeit einer solchen Entwicklung hätte einrichten und vorsorglich bei allen nur denkbarerweise in Betracht kommenden deutschen Wiedergutmachungsstellen fristgemäße RE-Anmeldungen einreichen müssen. Auch durch die Verweisung auf das in Vorbereitung befindliche Gesetz über die rückerstattungsrechtlichen Verbindlichkeiten des Reichs kann seinem Interesse an alsbaldiger Anerkennung seines Rechts nicht in ausreichendem Maße Rechnung getragen werden. Wenn aber danach zur Klärung der Rechtslage, zur Zerstörung des äußeren Rechtsscheins, der durch die Umbuchung des Jahres 1942 zum Nachteil des Berechtigten geschaffen wurde, eine RE-Anmeldung in Westdeutschland bzw. in Berlin nicht erforderlich war, so greift für das WB-Verfahren der Grundsatz durch, daß die Entziehung des Jahres 1942 nichtig war und daß, da auch die 1947 ausgesprochene Konfiskation unwirksam ist, der wahre Berechtigte die Anerkennung seines Rechts finden kann und muß." 5

Siehe oben Nr. 54 a.

6

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 50.

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5 6 . Inwieweit im Zusammenhang mit dem letzten Weltkrieg vorgenommene einseitige Eingriffe in Rechte an Wertpapieren als wirksam anzusehen sind, ist aus der Abgrenzung der Gebietshoheit und der Regelung in § 21 I Nr. 3 WBG und dem AHKG Nr. 63 zu entnehmen. Für die Auslegung des Versailler Vertrages, der als deutsches Reichsgesetz unmittelbare Geltung in Deutschland hatte, sind diese Grundsätze nicht maßgebend. Nach dem ersten Weltkrieg galten nach überwiegender Anschauung in Wertpapieren verbriefte Forderungen oder Mitgliedschaftsrechte für Eigentumseingriffe dort als belegen, wo sich die Urkunde befand. Zu Art. 297 f. Versailler Vertrag. - W B G § 21 I N r . 3; A H K G N r . 63; Versailler Vertrag Art. 297, 298. O L G Düsseldorf, 6. ZS, Beschl. v o m 15. 12. 1955 - 6 W W p 42/55: W M I V B 10 (1956) 395. Aus den Gründen: „ D a s Recht an den W e r t p a p i e r e n ist mit Antrag auf Erteilung v o n Lieferbarkeitsbescheinigungen gemäß § 48 W B G angemeldet w o r d e n . L a u t Depotbescheinigung der A-Bank in Paris befinden sich die Stücke seit d e m 24. 1. 1936 bei ihr in V e r w a h r u n g f ü r den A n m e l d e r . D e r A n m e l d e r hat geltend gemacht, die W e r t p a p i e r e seien w ä h r e n d des ersten W e l t k r i e g e s sequestriert und auf Grund Art. 297 des Versailler Vertrages in das Eigentum der französischen Republik überführt worden. E r sei als juristische P e r s o n seit 1922 Inhaber dieser V e r m ö g e n s w e r t e und habe im Jahre 1925 deren A u f w e r t u n g erwirkt. Durch den angefochtenen Beschluß ist die A n m e l d u n g abgelehnt w o r d e n . I n den Gründen ist angeführt, der A n m e l d e r habe nicht den vorgeschriebenen Beweis erbracht, daß er am 1. 10. 1949 seit d e m 1. 1. 1945 Eigentümer der bezeichneten Aktien gewesen sei. H i e r z u reiche der Besitznachweis f ü r die Zeit seit d e m 1. 1. 1945 nicht aus, da es sich um gebundene Namensaktien handele und der A n m e l d e r nicht als A k t i o n ä r im Aktienbuch der Gesellschaft eingetragen sei. Auf Grund Art. 297 b des Versailler Vertrages habe der A n m e l d e r oder der französische Staat das E i g e n t u m an den Aktien nicht w i r k s a m erworben. Die in dieser Vertragsbestimmung vorgesehene Einbehaltung und Liquidierung deutscher V e r m ö g e n s w e r t e habe sich nur auf solche W e r t e bezogen, die sich im Hoheitsgebiet eines alliierten Staates b e f u n d e n hätten. Die Rechte aus den Aktien seien aber nach d e m Sinn dieser Vertragsbestimmung als in dem Staat belegen anzusehen, in dem die Gesellschaft ihren Sitz habe, und nicht dort, w o sich die U r k u n d e n befänden. Das sei aus der Regelung in § 10 I der Anlage zu Art. 298 des Versailler Vertrages zu entnehmen, der vorsehe, daß Deutschland die in den Händen seiner Staatsangehörigen befindlichen Urkunden auszuliefern habe, die sich auf Güter, Rechte und Interessen i m Gebiet einer gegnerischen Macht bezögen, einschließlich v o n Kapitalanteilen und Schuldverschreibungen. Die in den angemeldeten Aktien verbrieften Rechte hätten sich nicht im f r a n zösischen Hoheitsgebiet b e f u n d e n und daher nicht der L i q u i d a t i o n unterlegen. Der f r ü h e r e Eigentümer der Aktien habe das Recht nicht angemeldet und könne dem P r ü f u n g s v e r f a h r e n nicht beitreten . . .

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Das Rechtsmittel . . . mußte zu der Aufhebung des angefochtenen Beschlusses führen. Der Anmelder hat zu beweisen, daß er am 1. 10. 1949 seit dem 1. 1. 1945 Eigentümer der bezeichneten Aktien war (§ 21 I WBG). Zu diesem Beweis genügt der Besitz der Aktien seit der Zeit vor dem 1. 1. 1945 nicht, wenn ernstliche Zweifel an dem früheren Rechtserwerb des Anmelders begründet sind. Daß es sich um gebundene Namensaktien handelt und der Anmelder nicht als Aktionär im Aktienbuch eingetragen ist, stand dem geltend gemachten Erwerb nicht entgegen. Nur eine rechtsgeschäftliche Übertragung der Aktien bedarf der Zustimmung der Gesellschaft. Der Rechtsübergang vollzieht sich unabhängig von den Eintragungen im Aktienbuch. Diese Rechtslage hat der angefochtene Beschluß nicht verkannt. Seiner Aufassung, daß die Aktien auf Grund des Versailler Vertrages vom französischen Staat nicht rechtswirksam hätten erworben werden können und deshalb das Eigentum des Anmelders nicht bewiesen sei, ist jedoch nicht beizupflichten. Nach Art. 297 b dieses Vertrages waren die alliierten Mächte befugt, alle Güter, Rechte und Interessen deutscher Staatsangehöriger in ihren Gebieten zurückzubehalten und zu liquidieren. Welche Vermögenswerte unter diese Bestimmung fielen, ist nach ihrem Sinn und Zweck und nach den damaligen internationalen Rechtsanschauungen zu beurteilen. Während und nach dem ersten Weltkrieg wurde ganz überwiegend die Auffassung vertreten, daß Wertpapiere, welche Forderungen und Mitgliedschaftsrechte verbrieften, f ü r EigentumseingrilFe als dort belegen zu behandeln seien, wo die Urkunden sich befinden (vgl. OLG Frankfurt, WM 1955, 1506 [1508] RGZ 107, 44 [47]). In diesem Sinne sind die genannten Bestimmungen des Versailler Vertrages gehandhabt und auch von deutscher Seite ausgelegt worden (KG, J W 1922, 1131 [1133]; WM 1955, 1175 2 ). Dementsprechend sind auch die hier angemeldeten Wertpapiere, die sich während des ersten Weltkrieges in Frankreich befanden und sequestriert worden waren, von den Behörden der französischen Republik dem Anmelder übertragen worden, dem die Verwertung, Einziehung und Verwaltung solcher Vermögensgegenstände obliegt. Sie befinden sich seit 1922 in unangefochtenem Besitz des Anmelders, so daß auch die Voraussetzungen f ü r eine Ersitzung gegeben wären (§ 937 BGB, Art. 2279 Cc). Eine andere Auslegung ist aus § 10 der Anlage zu Art. 298 des Versailler Vertrages nicht herzuleiten. Nach dieser Bestimmung waren die in der Hand deutscher Staatsangehöriger befindlichen Urkunden, welche sich auf Güter, Rechte und Interessen im Gebiet einer alliierten Macht bezogen, einschließlich Aktien und Schuldverschreibungen einer nach alliiertem Recht errichteten Gesellschaft, auszuliefern. Aus dieser Regelung ergibt sich, daß deutsche Beteiligungen an alliierten Gesellschaften von der Einziehung erfaßt werden sollten und hierzu die Herausgabe der Urkunden, welche diese Rechte verbrieften oder bestätigten, als erforderlich oder nützlich angesehen wurde. Dadurch wurde jedoch nicht ausgeschlossen, daß die alliierten Mächte auch die in ihrem Bereich greifbaren Wertpapiere deutscher Staats1

Siehe oben Nr. 55.

2

Siehe unten Nr. 57.

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angehöriger erfassen durften, welche Mitgliedschaftsrechte an deutschen Gesellschaften verbrieften. Inwieweit im Zusammenhang mit dem letzten Weltkrieg vorgenommene einseitige Eingriffe in Rechte an Wertpapieren als wirksam anzuerkennen sind, ist aus der Abgrenzung der Gebietshoheit und der Regelung in § 21 I Nr. 3 WBG und dem AHKG Nr. 63 (fortgeltend nach Teil VI Art. 2 des Überleitungsvertrages) zu entnehmen. F ü r die Auslegung des Versailler Vertrages, der als deutsches Reichsgesetz unmittelbar Geltung in Deutschland hatte (vgl. auch Art. 178 II WeimRV), sind diese Grundsätze nicht maßgebend. Gegen den Eigentumserwerb des Anmelders können weiterhin auch deshalb keine Bedenken erhoben werden, weil die angemeldeten Wertpapiere schon vor dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages sequestriert worden waren. Solche Kriegsmaßnahmen und in deren Verfolgung vorgenommene oder vorzunehmende Verfügungen sind nach Art. 297 d und §§ 1 - 3 der Anlage zu Art. 298 des Versailler Vertrages als endgültig, bindend und unanfechtbar bestätigt worden. Dabei ist es ohne Belang, daß es sich hier nicht um Inhaberaktien handelt, sondern um Namensaktien, also Orderpapiere (RGZ 107, 44 f ü r Wechsel). Aus diesen Gründen war der angefochtene Beschluß aufzuheben. Gleichzeitig war über die Anmeldung anderweitig zu entscheiden. Das Recht war auf Grund der einwandfreien Unterlagen als nachgewiesen anzuerkennen. Da die Wertpapiere schon seit der Zeit vor dem 1. 1. 1945 bei einem Kreditinstitut im Auslande hinterlegt sind, war auch dem Antrage auf Erteilung von Lieferbarkeitsbescheinigungen gemäß § 48 WBG stattzugeben." 57. Die Anmeldung von Wertpapieren, die während des ersten Weltkrieges als deutsches Feindvermögen durch die Französische Republik beschlagnahmt worderi sind, kann nicht mit dem Hinweis auf die nach §21 I Nr. 3 WBG nicht anzuerkennende hoheitliche Maßnahme abgelehnt werden, weil die Wertpapiere schon vor dem 1. 1. 194-5 beschlagnahmt worden sind und dieser hoheitliche Eingriff der Französischen Republik in das deutsche Privateigentum wegen der seinerzeit von Deutschland vorgenommenen Ratifizierung des Versailler Friedensvertrages als wirksam anzusehen ist. - WBG § 21 I Nr. 3; Versailler Friedensvertrag Art. 297. KG-West, 2. ZS, Beschluß vom 24. 6. 1955 - 2 W 3888/54: WM IV B 9 (1955) 1175. Aus den Gründen: „Der noch auf 1000 Papiermark lautende Mantel Lit. J. N r . . . . der angemeldeten Wertpapierart befand sich seit dem 9. 11. 1937 f ü r den Anmelder in Verwahrung bei der A-Bank in Paris und ist der Anmeldestelle zur Abstempelung auf RM 200.- übersandt worden. Aus dem Schreiben des Anmelders vom 8. 11. 1951 und der A-Bank in Paris vom 19. 11. 1951 geht hervor, daß der Mantel zu dem angemeldeten Recht während des Krieges 1914/18 als deutsches Fremdvermögen sequestriert worden ist. Der zu dem Mantel gehörende Bogen befand sich in Streifbanddepotver-

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Währung bei der B-Bank in K. (Bundesgebiet) f ü r F r a u T., f r ü h e r S. (Schweiz), jetzt u n b e k a n n t e n Aufenthalts. . . . Durch Beschluß des LG Berlin ist die Anmeldung a b g e l e h n t . . . worden, . . . weil der Anmelder sein Recht aus hoheitlichen M a ß n a h m e n a u ß e r h a l b des Währungsgebietes herleite, die als w i r k s a m nicht a n e r k a n n t werden könnten (§ 21 I Nr. 3 WBG). Die . . . [Beschwerde ist] . . . begründet. . . . Der Anmelder stützt sein Recht an dem angemeldeten Recht auch auf Art. 297 b des Versailler Friedensvertrages u n d die zu diesem Artikel erlassenen französischen Gesetze u n d Anordnungen. Das LG hat übersehen, d a ß es sich u m eine H o h e i t s m a ß n a h m e aus dem ersten Weltkrieg handelt, u n d die Ablehnung der Anmeldung mit dem § 21 I Nr. 3 WBG begründet. Diese Gesetzesbestimmung behandelt aber n u r M a ß n a h m e n , die nach dem 1. 1. 1945 getroffen sind, so daß sie auf den vorliegenden Fall keine Anwendung finden kann. Nach Art. 297 b des Versailler Friedensvertrages haben sich die alliierten u n d assoziierten Mächte u. a. das Recht vorbehalten, alle den deutschen Reichsangehörigen im Zeitpunkt des I n k r a f t t r e t e n s des Vertrages gehörenden Güter, Rechte u n d Interessen innerhalb ihrer Gebiete einzubehalten u n d zu liquidieren. Nach Art. 297 i verpflichtet sich Deutschland, seine Angehörigen wegen der Liquidation oder Einbehaltung ihrer Güter, Rechte oder Interessen in den alliierten oder assoziierten L ä n d e r n zu entschädigen. Daß hiernach eine Entschädigung auch bei einer Einbehaltung zu leisten ist, läßt darauf schließen, daß nach dem Willen der an dem Abschluß des Vertrages beteiligten Vertragsstaaten bereits durch die Einbehaltung ein Rechtsverlust der Betroffenen an den entzogenen Vermögensgegenständen eintritt, so d a ß f ü r die F r a g e des Eigentumsverlustes nicht erst auf den Zeitp u n k t der Liquidation im Sinne der Verwertung der Vermögensgegenstände abgestellt werden kann. Da es auf Grund der von französischer Seite abgegebenen E r k l ä r u n g e n nach Ansicht des Senats als g l a u b h a f t gemacht angesehen werden k a n n , d a ß der den Gegenstand dieses Verfahrens bildende Mantel u n d damit das durch diesen verkörperte Recht bereits während des Krieges 1914/18 sequestriert w o r d e n ist, ist es d a h e r als g l a u b h a f t gemacht anzusehen, d a ß das angemeldete Recht mit dem I n k r a f t t r e t e n des Versailler Vertrages auf die Französische Republik übergegangen ist, da die Sequestrierung zu diesem Zeitpunkt bereits erfolgt w a r . Dadurch, d a ß Deutschland seinerzeit den Friedensvertrag ratifiziert hat, sind auch die auf diesem b e r u h e n d e n hoheitlichen Eingriffe der Französischen Republik in das Privateigentum deutscher Staatsangehöriger als rechtswirksam anzusehen. In der W e i m a r e r Verfassung ist in Art. 178 II ausdrücklich gesagt worden, daß die Bestimmungen des Versailler Vertrages durch die Verfassung nicht b e r ü h r t werden, so daß also auch die Beeinträchtigung der durch Art. 153 W e i m R V zugesicherten Gewährleistung des Eigentums hingenommen werden m u ß (vgl. auch Anschütz, Die Verfassung des Deutschen Reiches 14 Anm. 3 zu Art. 178). Daß die ehemaligen Feindstaaten auf Grund des Art. 297 b des Versailler Friedensvertrages zur Liquidierung von W e r t p a p i e r e n deutscher Staatsangehöriger befugt waren, w e n n sich

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die das Recht verkörpernde Urkunde innerhalb der Grenzen des betreffenden Staates befand, hat das KG bereits in seiner Entscheidung v o m 4.3.1922 ( J W 1922, 1131 [1133]) hervorgehoben. Da sich im vorliegenden Fall, wie glaubhaft gemacht worden ist, der das angemeldete Recht verkörpernde Mantel zur Zeit der Liquidierung und des Inkrafttretens des Versailler Friedensvertrages im Gebiet der Französischen Republik befunden hat, kann es nach den vorstehenden Ausführungen als hinreichend wahrscheinlich gemacht angesehen werden, daß das Eigentum an den angemeldeten Wertpapieren auf Grund des Versailler Friedensvertrages von dem früheren Eigentümer auf die Französische Republik übergegangen ist. Daher kann das angemeldete Recht auf den Anmelder, der als Körperschaft des öffentlichen Rechts von der Französischen Republik mit der Verwaltung des angemeldeten Rechts betraut worden ist, anerkannt werden, und zwar schlechthin, da die Voraussetzungen des § 45 Zweites ErgGes.WBG f ü r die angemeldete Wertpapierart vorliegen."

5 8 . Ist die Anmeldung eines aus Eigenverwahrung nach § 40 II Ausl WBG hinterlegten Auslandsbonds auf ein vor dem 1. 1. 1945 in Deutschland vorgenommenes Veräußerungsgeschäft gestützt, so ist nach der lex rei sitae, also nach deutschem Recht, zu beurteilen, ob der Eigentumserwerb rechtswirksam ist und ob dadurch die Voraussetzungen des § 38 I Nr. 1 AuslWBG erfüllt sind. Liegen in einem solchen Falle keine Anhaltsdes Anmelders vor, so steht schon aus diepunkte für eine Bösgläubigkeit sem Grunde der Umstand, daß der angemeldete Bond seitens des niederländischen Staates mit Opposition belegt ist, einer Anerkennung als rechtmäßig erworbenes Stück nicht entgegen. Diese Entscheidung steht auch mit den nach Art. 25 Grundgesetz als Bestandteil des Bundesrechts geltenden allgemeinen Regeln des Völkerrechts nicht im Widerspruch, weil es keine Völkerrechtsregel gibt, die den Schutz des gutgläubigen Erwerbers eines Inhaberpapiers für unzulässig erklärt. L G Stuttgart, K W B , Beschl. v o m 12. 11. 1954 - W B A C I 7/1: W M I V ß 8 (1954) 801. Das angemeldete Stück ist v o m Anmelder am 7. 5. 1953 bei der Städtischen Sparkasse S. (Bundesgebiet) ordnungsmäßig hinterlegt worden. Der Anmelder hatte am 30. 1. 1943 das angemeldete Stück gekauft und in Empfang genommen. Laut Mitteilung des Ausstellers bzw. des Zahlungsagenten ist das angemeldete Stück seitens des Raad voor het Rechtsherstel, Amsterdam, mit Opposition belegt. Die hierzu gehörte niederländische Behörde erklärte der Kammer, daß das Wertpapier sich am 7. 6. 1940 im Besitz eines Eingesessenen der Niederlande befunden hätte und jede nachher während der deutschen Besetzung der Niederlande erfolgte Eigentumsübertragung an einen Eingesessenen Deutschlands auf Grund des nach den Anleihebedingungen hier anzuwendenden niederländischen Rechts nichtig sei.

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Aus d e n G r ü n d e n : „Es k a n n . . . d a v o n a u s g e g a n g e n w e r d e n , d a ß d a s h i e r a n g e m e l d e t e Stück nicht etwa d u r c h Eingriff" d e r deutschen Besatzungsmacht, s o n d e r n d u r c h E i g e n t u m s ü b e r t r a g u n g seitens des d a m a l i g e n n i e d e r l ä n d i s c h e n Eigent ü m e r s a n einen Rechtsvorgänger des A n m e l d e r s d e m e r s t e r e n verlorengegangen ist. . . . Rechtlich ist v o r allem a n d e r e n zu p r ü f e n , ob hinsichtlich des Rechtse r w e r b s deutsches o d e r niederländisches Recht a n z u w e n d e n ist. Nach Art. 15 IV der A n l e i h e b e d i n g u n g e n des T r e u h a n d v e r t r a g e s findet auf das Verhältnis des T r e u h ä n d e r s (des Trustee) zu d e n I n h a b e r n (den Obligationären) holländisches Recht, auf d e n V e r t r a g i m ü b r i g e n deutsches Recht Anw e n d u n g . Letzteres bildet also die Regel. Durch die Beteiligung a n dieser Anleihe bzw. d u r c h E r w e r b von Obligationen u n t e r w e r f e n sich die I n h a b e r allen i m T r e u h a n d v e r t r a g e g e m a c h t e n u n d e r w ä h n t e n B e d i n g u n g e n u n d Klauseln u n d e r k e n n e n diese als f ü r sich verbindlich a n (Art. 14 der auf d e n Teilschuldverschreibungen a b g e d r u c k t e n B e d i n g u n g e n der Anleihe). Die niederländischerseits vorgetragene A u f f a s s u n g geht n u n d a h i n , d a ß die Frage, w e r E i g e n t ü m e r eines B o n d s ist, nach n i e d e r l ä n d i s c h e m Recht zu entscheiden sei, da die I n h a b e r nach Art. 11 II Rechte n u r gegen d e n T r e u h ä n d e r , nicht a b e r gegen d e n Aussteller u n m i t t e l b a r geltend m a c h e n k ö n nen, d a der T r e u h ä n d e r die I n h a b e r ausschließlich vertritt. Dieser A u f f a s s u n g k a n n nicht gefolgt w e r d e n . Zu E i n g a n g des T r e u h a n d v e r t r a g e s h a t sich der T r e u h ä n d e r bereit e r k l ä r t , die V e r t r e t u n g der I n h a b e r zu ü b e r n e h m e n u n d i h r e Rechte a u s z u ü b e n . Die F r a g e , ob ein Recht a m P a p i e r u n d Rechte a u s d e m P a p i e r d e m A n m e l d e r ( I n h a b e r ) zustehen, d. h. die F r a g e , ob er berechtigt ist, g e h ö r t nicht z u m I n h a l t des Rechtsverhältnisses zwischen I n h a b e r u n d T r e u h ä n d e r , s o n d e r n ist die F r a g e hinsichtlich der S u b j e k t e dieses Verhältnisses, ist die F r a g e danach, w e r de j u r e I n h a b e r d e s B o n d s ist, u n d ist ein sachenrechtliches u n d kein schuldrechtliches P r o b l e m , wie es d a s nach d e m V e r h ä l t n i s d e r S u b j e k t e w ä r e . E s ist d a h e r hinsichtlich des R e c h t s e r w e r b s nach Art. 15 IV d e r Anl e i h e b e d i n g u n g e n deutsches Recht a n z u w e n d e n . Auch v e r m a g d e r P a r t e i wille nichts d a r a n zu ä n d e r n , d a ß nach d e u t s c h e m Recht - der lex f o r i die rechtsgeschäftliche B e g r ü n d u n g u n d Ü b e r t r a g u n g dinglicher Rechte, so auch des E i g e n t u m s r e c h t s , sich nach der lex rei sitae beurteilt (vgl. Nußbaum, Deutsches I P R 304 ff.; Palandt, BGB 1 1 V o r b e m e r k u n g v o r Art. 13 EGBGB A n m . 2; Raape, I P R 3 377 ff.; RGZ 103, 31). Nach d e u t s c h e m Recht ist r e c h t m ä ß i g e r E r w e r b e r eines A u s l a n d s b o n d s , dessen A n e r k e n n u n g als r e c h t m ä ß i g e r w o r b e n e s I n l a n d s s t ü c k b e a n s p r u c h t wird, in aller Regel d e r j e n i g e , welcher das E i g e n t u m a m B o n d s p ä t e s t e n s a m 1. 1. 1945 e r w o r b e n h a t (§ 38 I Nr. 1 in V e r b i n d u n g mit § 3 I Nr. 2 A u s l W B G ) . Den E i g e n t u m s e r w e r b m u ß der A n m e l d e r beweisen (§§ 41, 24 I 1 A u s l W B G ) . Das ist hier geschehen. Das Stück ist v o m A n m e l d e r g e k a u f t u n d v o m d e n Verkauf t ä t i g e n d e n B a n k i e r d e m K ä u f e r (dem A n m e l d e r ) ü b e r g e b e n w o r d e n (§§ 929 Satz 1, 1006 BGB). Gegen die E i g e n t u m s v e r m u t u n g hinsichtlich des Rechtsvorgängers des A n m e l d e r s - des B a n k i e r s -

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spricht nicht der niederländischerseits vorgetragene Umstand, daß es sich u m einen Bond handelt, der bei Beginn der deutschen Besetzung einem Eingesessenen der Niederlande gehört hat und von dem Vorbesitzer während der deutschen Okkupation an eine in Deutschland wohnhafte Person veräußert worden ist. Viele dieser Verkäufe sind freiwillig, viele mögen unter Zwang erfolgt sein. Es besteht jedoch keinerlei Anlaß anzunehmen, daß letzteres auch hier der Fall gewesen sein sollte. Im übrigen wäre das nach deutschem Recht auch unerheblich, da böser Glaube des Anmelders weder behauptet noch bewiesen worden ist (§§ 932 bis 935 BGB, § 366 HGB). Übrigens gilt der Schutz des gutgläubigen Erwerbers auch in anderen europäischen Rechten (z. B. Art. 714 II schweizerisches ZGB; Art. 2279 Cc, vgl. Fuzier-Herman, Cc [1949] Art. 2279 Anm. 55 ff.), darunter auch dem niederländischen (vgl. Wiarda, Wesenszüge des niederländischen Privatrechts, RabelsZ 1951, 216 ff.), und auch nach alliiertem RE-Recht f ü r die Bundesrepublik genießt der gute Glaube des Erwerbers von Inhaberpapieren Schutz, sofern der E r w e r b im ordnungsmäßigen, üblichen Geschäftsverkehr erfolgt ist (Art. 17 REG der britischen Zone; Art. 21 REG der amerikanischen Zone). Ferner sind keine konkreten Anhaltspunkte d a f ü r gegeben, auch niederländischerseits nicht vorgetragen worden, daß das hier angemeldete Stück etwa zu denjenigen Stücken gehört, die ihren niederländischen Eigentümern durch Maßnahmen der deutschen Besatzungsmacht entzogen worden wären. W ä r e das jedoch der Fall, so wäre der Bond als dem f r ü h e r e n niederländischen Eigentümer abhanden gekommen anzusehen und unterläge - als Inhaberpapier - auch dann nach deutschem bürgerlichen Recht dem Schutz des gutgläubigen Erwerbers. In diesem Zusammenhang bleibt jedoch noch folgendes zu erörtern. Nach Art. 25 GG sind die allgemeinen Regeln des Völkerrechts Bestandteil des Bundesrechts, sie erzeugen Rechte und Pflichten unmittelbar f ü r die Bewohner und gehen den Gesetzen vor. Nach Art. 46 II der HLKO darf Privateigentum von der Besatzungsmacht nicht eingezogen werden (vgl. auch Art. 23 I g sowie Art. 53). Geschieht das dennoch, so sind die völkerrechtswidrigen Maßnahmen unwirksam, d. h. nichtig (vgl. L. Oppenheim/Lauterpacht, International Law 7 (1952) II § 283; E. Kaufmann, Die völkerrechtlichen Grundlagen und Grenzen der Restitution, AöR 1949, 1 ff.). Das bedeutet jedoch nicht, daß nach den allgemeinen Regeln des Völkerrechts der Schutz des gutgläubigen Erwerbers fortfällt. Das wäre der Fall, wenn eine entsprechende Völkerrechtsregel in einem genügend weiten Kreise angewendet werden würde (vgl. von Mangoldt, Das Bonner GG, Art. 25). Das aber k a n n nicht festgestellt werden, nachdem die alliierte, aus völkerrechtlichen Wurzeln erwachsene RE-Gesetzgebung und das alliierte AHKG Nr. 63 Abweichendes bestimmt haben. Erstere geht von der Anfechtbarkeit der Rechtsgeschäfte aus und schützt den gutgläubigen Erwerber von Inhaberpapieren, sofern der Erwerb im ordnungsmäßigen, üblichen Geschäftsverkehr erfolgt ist. Das AHKG Nr. 63 aber schließt die am 1.1. 1945 in Deutschland befindlichen deutschen Wertpapiere - einschließlich von Auslandsbonds - von der Restitution aus (Art. 1 II b). In diesem

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Zusammenhang ist ferner bemerkenswert, daß das auch im zweiten W e l t krieg neutrale Schweden i m Ges. N r . 520 v o m 29. 6. 1945 - anders als die Schweiz im Bundesratsbeschluß v o m 10. 12. 1945 - bestimmt hat, daß Eigentum, das nach Schweden eingeführt w o r d e n ist, als „Glied einer normalen Transaktion im Geschäftsverkehr" nicht unter die Rückerstattung fällt (vgl. Seeliger, Das ausländische Privateigentum in der Schweiz 158). V o n einer allgemeinen Völkerrechtsregel, die in diesem Falle den Schutz des gutgläubigen Dritten ausschlösse, kann daher nicht die Rede sein. Auch ergibt sich aus dem allgemein anerkannten Völkerrecht kein präsumtiver Rechtsmangel des E r w e r b s i m besetzten Gebiet ( O G H B r Z , Urt. v o m 13. 10. 1949, N J W 1950, 25). H i n z u k o m m t ferner, daß Restitutionsansprüche sich z w a r gegen den einzelnen als Besitzer des zurückzugebenden Stückes richten, daß sie jedoch nach völkerrechtlicher Gepflogenheit v o m Staat, der f ü r die Entziehung verantwortlich ist, durchzuführen sind (vgl. Restitution. Eine Entschließung der L e i t e r des Justizwesens i m amerikanischen und britischen Besatzungsgebiet, B B 1948, 247). Anders läge es nur, w e n n sich die betreffenden Vermögensstücke i m Hoheitsgebiet des vormals besetzten Staates b e f ä n d e n (L. Oppenheim/Lauterpacht aaO). Solange eine Rückerstattung nicht e r f o l g t ist, ist daher der gutgläubige E r w e r b e r deutscher Auslandsbonds, sofern deutsches Recht gilt, geschützt. E r verlöre sein Recht erst durch staatlichen E i n g r i f f (vgl. B G H , 27. 5. 1954, W M I V B 1954, 462). Diese A u f f a s s u n g gilt auch f ü r das A u s l W B G . Danach setzt die Anerkennung eines i m In- oder Auslande entzogenen Stückes ( R E Stückes) die erfolgte Rückgewähr voraus ( § 3 1 N r . 3 A u s l W B G ; vgl. L G München I, 26.3.1954, W M I V B 1954, 273). Eine R E - A n m e l d u n g eines R E Berechtigten ist b e t r e f f e n d das hier angemeldete Stück nicht e r f o l g t . Die Opposition der niederländischen B e h ö r d e aber ist als solche nicht anzusehen. Es kann über die Anmeldung daher positiv entschieden werden. Der angemeldete Auslandsbond ist nach d e m Ausgeführten als rechtm ä ß i g erworbenes Stück anzuerkennen ( § § 47 I V , 38 I N r . 1 , 3 1 N r . 2 AuslW B G ) . D e r gegenteilige Standpunkt w ü r d e im übrigen einer nachträglichen Enteignung gleichkommen, da er den Rechtsschutz aufheben würde, im Vertrauen auf den der gutgläubige E r w e r b e r seine Rechte e r w o r b e n hat. Das aber widerspräche Art. 14 I I I GG." 5 9 . Das Wertpapierbereinigungsgesetz enthält im Gegensatz zum Bereinigungsgesetz für deutsche Auslandsbonds keine Vorschrift des Inhalts, daß Wertpapiere, die sich am 1.1. 1945 im Ausland befunden haben, ohne Nachprüfung der Eigentumsverhältnisse anzuerkennen seien. Deshalb können von der durch § 21 WBG vorgeschriebenen Prüfung der Eigentumsverhältnisse nicht einzelne Wertpapiere mit der Begründung ausgenommen werden, sie seien von den Kriegsereignissen und der Zerrüttung des deutschen Wertpapierwesens nicht betroffen worden. Eine Anmeldung des niederländischen Staates auf Grund von § 211 Nr. 3 WBG ist abzulehnen, wenn dieser sein Eigentum darauf stützt, daß er das Recht aus den betreffenden Wertpapieren durch eine nach dem 1. 1. 1945 gegenüber einem niederländi-

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sehen Staatsangehörigen vorgenommene Enteignung erworben habe. Wenn auch für den privaten Rechtsverkehr, insbesondere für die rechtsgeschäftliche Übertragung des Rechts aus einem Wertpapier, dessen räumliche Belegenheit nach den Grundsätzen des internationalen Privatrechts Bedeutung hat, so stehtdiesdem im WBG niedergelegtenGrundsatz,daß für hoheitliche Eingriffe in Wertpapierrechte nur der Staat am Sitz des Ausstellers zuständig ist, nicht entgegen, weil das Wertpapierbereinigungsgesetz insoweit im Verhältnis zum Auslande lediglich allgemeine Rechtssätze bestätigt und klarstellt; denn auch aus der völkerrechtlichen Begrenzung der staatlichen Hoheitsmacht ergibt sich, daß die Enteignungsmaßnahmen eines Staates Vermögensgegenstände nicht erfassen, die außerhalb seines Gebietes liegen. Zu hoheitlichen Eingriffen in Rechte aus Inhaberschuldverschreibungen in deutscher Währung, die von Ausstellern mit Sitz im Bundesgebiet ausgegeben worden sind, soll, wie § 21 1 Nr. 3 WBG klarstellt, ohne Rücksicht auf den räumlichen Verbleib der Urkunden nur die Staatsgewalt am Sitz des Ausstellers berufen sein. Diese Gesetzesnorm steht nicht in Widerspruch zu den allgemeinen Regeln des Völkerrechts und bindet die deutschen Gerichte. - WBG § 21 I Nr. 3; EGBGB Art. 23. OLG Düsseldorf, 6. ZS, Beschl. vom 4. 12. 1954 - 6 W Wp 145/54: WM IV B 8 (1954) 838; Clunet 85 (1958) 244. Aus den Gründen: „Die bezeichneten Schuldverschreibungen (5 Stücke zu 1000 RM mit den Nummern 21 361-65) standen früher im Eigentum und Besitz eines niederländischen Staatsangehörigen. Sie sind am 30. 3. 1948 von den niederländischen Behörden beschlagnahmt worden und am 6. 6. 1948 nach der niederländischen Gesetzgebung dem Staat der Niederlande zugefallen. Für diesen werden die Wertpapiere seit dem 20. 1. 1949 bei der A-Bank in Amsterdam verwahrt. Das Recht ist mit Antrag auf Lieferbarkeitsbescheinigung gemäß §§ 20, 48 WBG zur Wertpapierbereinigung angemeldet worden. Durch den angefochtenen Beschluß ist das Recht als nachgewiesen anerkannt und die Erteilung von Lieferbarkeitsbescheinigungen zu den bezeichneten Stücken angeordnet worden. In den Gründen ist ausgeführt, der Anmelder habe sein Eigentum an den Wertpapieren nachgewiesen. Der Antrag auf Erteilung von Lieferbarkeitsbescheinigungen sei begründet, da die Wertpapiere sich bereits seit der Zeit vor dem 1.1. 1945 im Ausland befänden und bei einem ausländischen Kreditinstitut hinterlegt seien. Gegen die der Prüfstelle am 24. 9. 1954 zugestellte Entscheidung hat der Minister für Wirtschaft und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen als Bankaufsichtsbehörde am 8. 10. 1954 sofortige Beschwerde eingelegt. Er führt aus, im WBG sei abschließend geregelt, welche Erwerbstatbestände vorliegen müßten, damit ein Recht in der Wertpapierbereinigung anerkannt werden könne. Im vorliegenden Fall komme nur der Tatbestand des § 21 I Nr. 3 dieses Gesetzes in Betracht. Nach dieser Vorschrift fänden jedoch nur solche Hoheitsakte im Prüfungsverfahren Beachtung, die rechtswirksame Maßnahmen der Behörden oder Besatzungsmächte des Bundes-

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gebietes darstellten. Bei der vom niederländischen Staat verhängten Beschlagnahme und bei dem geltend gemachten Verfall des Eigentums an den Wertpapieren zugunsten des Anmelders handelt es sich jedoch nicht um solche Maßnahmen. Nach dem Wortlaut des Gesetzes bedürfe die Frage nach der Wirksamkeit dieser Maßnahmen keiner weiteren Prüfung. Aber auch nach den Grundsätzen des internationalen Privatrechts und des allgemeinen Völkerrechts sei der von dem Anmelder geltend gemachte Eigentumserwerb ausgeschlossen, da die Wirksamkeit staatlicher Hoheitsakte an den Grenzen des Staatsgebietes ende und Rechte aus Schuldverschreibungen ohne Rücksicht auf den Ort ihrer Verwahrung als da belegen angesehen würden, wo der Aussteller seinen Sitz habe. Der Anmelder ist dieser Auffassung entgegengetreten und hat dargelegt, das WBG bezwecke die Beseitigung des durch die Kriegs- und Nachkriegsereignisse hervorgerufenen Chaos auf dem Gebiet des Wertpapierwesens und lasse die materielle Rechtslage unberührt. Nur aus diesem Gesichtspunkt heraus könnten seine Vorschriften verstanden und sinngemäß angewendet werden. Die bezeichneten Wertpapiere seien in keiner Weise von den Kriegs- und Nachkriegsereignissen betroffen worden. Sie hätten sich am 1. 1. 1945 und bei Kriegsende im regelmäßigen Besitz eines niederländischen Staatsangehörigen befunden. Der Eigentumsübergang auf den Staat der Niederlande widerspreche nicht dem Sinn und Zweck des WBG. Der Standpunkt, daß ein öffentlichrechtlicher Vermögensübergang auf Grund von Hoheitsakten außerhalb des Bundesgebietes, z. B. eine Einziehung von Vermögensgegenständen durch das Strafurteil eines ordentlichen Gerichts, niemals Anerkennung in der Bundesrepublik Deutschland finden könne, sei nicht zu vertreten. Der vorliegende Tatbestand sei im WBG nicht vorgesehen, so daß eine Lücke im Gesetz vorliege. Bei Inhaberpapieren ständen die verbrieften Rechte dem Eigentümer solcher Papiere zu. Die Auffassung, daß die Schuldverschreibungen außerhalb des niederländischen Hoheitsgebietes belegen seien, treffe nicht zu. Es entspreche der Wesensart des internationalen Privatrechts, daß der nationale Richter bei seinen Entscheidungen auch ausländischem Recht und außerstaatlichen Maßnahmen Rechnung zu tragen habe. Die sofortige Beschwerde ist statthaft und in der vorgeschriebenen Form und Frist eingelegt. Die Bankaufsichtsbehörde ist zur Einlegung des Rechtsmittels befugt (§§ 34, 54 III WBG). Die sofortige Beschwerde ist auch sachlich begründet. Der angefochtene Beschluß beruht auf einer Gesetzesverletzung, da er die Vorschriften in § 21 I WBG nicht richtig angewendet hat. Wie der Anmelder zutreffend ausführt, soll durch die Wertpapierbereinigung die Zerrüttung des deutschen Wertpapierwesens beseitigt werden, welche durch die Kriegs- und Nachkriegsereignisse verursacht war, insbesondere dadurch, daß zahlreiche Wertpapiere vernichtet oder den Inhabern abhanden gekommen waren und daß die im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands verbliebenen Papiere wegen der Bankenschließung den Berechtigten nicht mehr zugänglich waren. Zu diesem Zweck hat das Gesetz mit bestimmten Ausnahmen die auf deutsche Währung lautenden Wert-

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papiere für kraftlos erklärt. Den bisherigen Eigentümern werden jedoch entsprechende Ersatzrechte zuerkannt, wenn sie ihre Rechte anmelden und einen der umschriebenen Erwerbstatbestände beweisen (§§ 3, 21 des WBG vom 19. 8. 1949). Von der Anwendung dieser Vorschriften, welche im Einvernehmen mit den alliierten Besatzungsmächten erlassen worden sind, können einzelne Wertpapiere nicht mit der Begründung ausgenommen werden, sie seien von den Kriegsereignissen und der Zerrüttung des deutschen Wertpapierwesens nicht betroffen worden. Eine Vorschrift des Inhaltes, daß Wertpapiere, die sich am 1. 1. 1945 im Auslande befunden haben, ohne Nachprüfung der Eigentumsverhältnisse anzuerkennen seien, ist in dem angeführten WBG für Reichsmarkpapiere nicht enthalten (anders § 3 des Bereinigungsgesetzes für deutsche Auslandsbonds vom 25. 8. 1952). Nach § 21 I WBG sind die Eigentumsverhältnisse an den angemeldeten Wertpapieren für die Zeit zurück bis zum 1. 1. 1945 oder zum wenigsten bis zum Zeitpunkt der deutschen Kapitulation zu prüfen. Damals gehörten die bezeichneten Schuldverschreibungen nicht dem Anmelder, sondern einem niederländischen Staatsangehörigen. Eine Rechtsnachfolge auf Grund des Privatrechtes macht der Anmelder nicht geltend, sondern er beruft sich auf einen Erwerb durch Beschlagnahme und Vermögensanfall auf Grund der niederländischen Gesetzgebung. Ein Erwerb auf Grund Enteignung von hoher Hand, sei es durch Gesetz, allgemeine Anordnung oder behördlichen Einzelakt, genügt als Voraussetzung f ü r die Anerkennung des Rechtes in der Wertpapierbereinigung nur, wenn es sich um rechtswirksame Maßnahmen von Behörden oder Besatzungsmächten des Währungsgebietes handelt (§ 21 I Nr. 3 WBG). Da die Enteignung der angemeldeten Wertpapiere jedoch vom niederländischen Staate ausging, kann sie die Anerkennung des Rechtes f ü r den Anmelder nicht begründen. Diese Rechtslage ergibt sich aus der eindeutigen und klaren Regelung des Gesetzes und steht nicht in Widerspruch zu dem Sinn der Wertpapierbereinigung. Allerdings sollen die Wertpapierrechte nach Möglichkeit so wieder hergestellt werden, wie sie ohne die eingetretene Zerrüttung des Wertpapierwesens bestehen würden. Der Zweck der angeführten Vorschrift, welche vornehmlich eine Anerkennung der Maßnahmen in dem sowjetisch besetzten Teil Deutschlands ausschloß, war es sicherlich nicht, ausländische Staatsangehörige gegen Entziehungsmaßnahmen ihres Staates zu schützen. Gleichwohl ist diese Vorschrift auch bei dem vorliegenden Sachverhalt anzuwenden, da sie im Verhältnis zum Auslande lediglich allgemeine Rechtssätze bestätigt und klarstellt. Die Enteignungsmaßnahmen eines Staates erfassen nicht Vermögensgegenstände, die außerhalb seines Gebietes liegen. Dieser Grundsatz ergibt sich aus der völkerrechtlichen Begrenzung der staatlichen Hoheitsmacht. Er ist nicht dadurch eingeschränkt, daß die Gerichte nach internationalem Privatrecht unter Umständen ausländisches Recht anzuwenden und Rechtsvorgänge im Auslande zu beachten haben. Abweichende zwischenstaatliche Übereinkommen sind f ü r den vorliegenden Fall nicht getroffen. Die angemeldeten Wertpapiere waren nicht Gegenstand von Rückerstattungsan-

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Sprüchen oder von Reparationsmaßnahmen gegen das deutsche Auslandsvermögen. Die Vorschrift in § 21 I Nr. 3 W B G stellt weiterhin klar, daß für hoheitliche Eingriffe in Rechte aus Schuldverschreibungen in deutscher Währung, die von Ausstellern mit Sitz im Bundesgebiet ausgegeben worden sind, ohne Rücksicht auf den räumlichen Verbleib der Urkunden nur die Staatsgewalt am Sitz der Schuldnergesellschaft berufen sein soll. Diese Gesetzesnorm steht nicht in Widerspruch zu den allgemeinen Regeln des Völkerrechts und bindet die deutschen Gerichte. Daß es auch nach der Auffassung der westlichen Besatzungsmächte für die Enteignung von verbrieften Rechten auf den Verbleib der Urkunden nicht ankommt, hat der Senat in seinem Urteil vom 18. 3. 1954 - 6 U 195/53 - in dem Rechtsstreit der AkuAuf Aktionäre näher dargelegt (abgedruckt u. a. W M IV B 1954, 553) diese Ausführungen kann verwiesen werden. Dem im W B G niedergelegten Grundsatz, daß für hoheitliche Eingriffe in Wertpapierrechte nur der Staat am Sitz des Ausstellers zuständig sei, steht nicht entgegen, daß nach dem internationalen Privatrecht der räumlichen Belegenheit des Wertpapieres Bedeutung für den privaten Rechtsverkehr, insbesondere für die rechtsgeschäftliche Übertragung des Rechtes, beigelegt wird. Ein privatrechtlicher Erwerb der Wertpapiere durch den Anmelder lag hier jedoch nicht vor. Hiernach konnte das Recht für den Anmelder nicht anerkannt werden. Der frühere Eigentümer der Wertpapiere hat die Gutschrift nicht beansprucht. Wegen seines Beitritts zum Prüfungsverfahren war im Hinblick auf die Beteiligung der Bankaufsichtsbehörde von Gerichts wegen nichts weiteres zu veranlassen. Die Bestellung eines Abwesenheitspflegers kommt nicht in Betracht (Art. 23 EGBGB). Aus diesen Gründen war der angefochtene Beschluß aufzuheben und die Anmeldung abzulehnen." 5 9 a . Für die Beurteilung der Frage des rechtmäßigen Erwerbs von Auslandsbonds ist grundsätzlich die lex rei sitae anzuwenden. Hierbei sind jedoch Einschränkungen gegenüber Notgesetzen geboten, wie sie in kriegerischen und anderen kritischen Zeiten zum Schutze nationaler Interessen erlassen werden, insbesondere soweit es sich bei diesen Gesetzen um Kampfmaßnahmen gegenüber bestimmten Staaten handelt. Ein souveränes Recht des enteignenden Staates zur Vornahme von Konfiskationen kann lediglich mit Wirkung innerhalb der eigenen Hoheitsgrenzen zugebilligt werden. EGBGB Art. 30. LG Stuttgart, K W B , Beschl. vom 22. 6. 1955 - W B A C I 13/127: W M IV B 9 (1955) 1232. Aus den Gründen: „Die Anmeldung kam noch vor dem Stichtag vom 1. 9. 1953 am 28. 8. 1953 bei der Prüfstelle rechtzeitig ein (§§ 10; 37 I Nr. 2, II; 21 I AusIWBG). 1

Siehe oben Nr. 11.

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Die rechtserheblichen Tatsachen hinsichtlich des Eigentumsrechts des Anmelders am angemeldeten Bond sind zweifelsfrei belegt. Das angemeldete Stück wurde a m 12. 8. 1943 seitens des Anmelders bei der A.-Bank, Amsterdam, erworben, verblieb dort zunächst in Verwahrung (§ 930 BGB) und wurde am 30./31. 8. 1943 von der Verwahrbank dem Anmelder per Post übersandt. Unterwegs sind Mantel und Bogen verlorengegangen. Eine Begleichung des Gegenwerts des zum 1. 4. 1946 ausgelosten Stücks hat seitens des Ausstellers nicht stattgefunden. Auf Grund der seitens der Prüfstelle vorgenommenen Benachrichtigungen nach § 39 IV AuslWBG sind Einwendungen nicht erfolgt. Die Stücknummernkontrolle der Prüfstelle ergab n u r insofern eine Beanstandung, als das Stück in der holländischen Oppositionsliste enthalten ist. Der Erwerb ist in den Niederlanden erfolgt, wo das dem Anmelder verkaufte Stück sich befand, als es von ihm erworben wurde. Es ist daher hinsichtlich des Rechtserwerbs niederländisches Recht anzuwenden (vgl. Palandt, BGB 14 Vorbemerkung vor Art. 13 EGBGB und die dort angeführte Literatur, sowie Nußbaum, Deutsches IPR 304 und den Beschluß der Kammer vom 12. 11. 1954, WM IV B 801 f f . ' ) . Anzuwenden ist das niederländische Recht (die lex rei sitae), wie es sich im Zeitpunkt der richterlichen Entscheidung darstellt (vgl. RG, J W 1928, 1447), jedoch sind Einschränkungen gegenüber Notgesetzen geboten, wie sie in kriegerischen und anderen kritischen Zeiten zum Schutz nationaler Interessen erlassen werden, insbesondere soweit es sich bei diesen Gesetzen um K a m p f m a ß n a h m e n gegenüber bestimmten Staaten handelt (vgl. Nußbaum aaO 68). Das niederländische Privatrecht ist inhaltlich insofern dem deutschen verwandt, als es ebenfalls den Schutz des gutgläubigen Erwerbers beweglicher Sachen vorsieht (Art. 2014 BW). Auch wenn die Sache dem Eigentümer abhanden gekommen ist, wird der Dritte, der im guten Glauben die Sache vom Nichtberechtigten erworben hat, Eigentümer, jedoch erst nach einer Frist von 3 Jahren, innerhalb derer der Bestohlene oder Verlierer sein Eigentum vom Dritten zurückfordern kann. Das gilt auch f ü r Inhaberpapiere (Jan Wiarda, Wesenszüge des niederländischen Privatrechts, RabelsZ 16 [1951] 216 ff.). W ä h r e n d des 2. Weltkrieges ist niederländischerseits zum Schutz niederländischer Interessen eine Reihe von Sonderbestimmungen erlassen worden, die auf die auch von den Niederlanden unterzeichnete Londoner Erklärung der Alliierten vom 5. 1. 1943 zurückgehen. Aus Völkerrecht ergibt sich jedoch auch unter Berücksichtigung dieser Erklärung kein präsumtiver Rechtsmangel des Erwerbers im besetzten Gebiet (OHGBrZ, Urt. vom 13. 10. 1949, N J W 1950, 25). Anders nach der niederländischen Sondergesetzgebung, die den gutgläubigen Erwerber — auch bei bestehendem geregeltem Bankverkehr - nicht schützt (vgl. Czapski, Die niederländische Gesetzgebung über Restitution aus den Niederlanden stammender Vermögenswerte, N J W 1950, 681 ff.; Böhmer-Duden-Janssen, Deutsches Vermögen im Auslande Bd. I Niederlande). 1

12

Siehe oben Nr. 58. Intern. Privatrecht 1954 und 1955

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

Nr. 59a

Es handelt sich hierbei um niederländische Maßnahmen, die Ausnahmecharakter öffentlich-rechtlicher Art tragen und daher in Deutschland nicht wirksam werden können (Niboyet: „une législation d'exception touchant au droit public n'a jamais d'effet extraterritorial", zustimmend zitiert von Schindler, Schweizerisches Jahrbuch f. internationales Recht III [1946] 69). Die Anwendung der niederländischen Sondergesetzgebung hat daher seitens deutscher Stellen jedenfalls insoweit zu entfallen, als sie gegen den Schutz des auch nach allgemeinem niederländischem Recht geschützten redlichen Erwerbers verstoßen würde (vgl. Nußbaum aaO 67). Ein souveränes Recht zur Vornahme von Konfiskationen k a n n lediglich mit Wirkung innerhalb der eigenen Grenzen des konfiszierenden Staates zugebilligt werden (vgl. Seidl-Hohenveldern, Internationales Konfiskations- und Enteignungsrecht 33; Beitzke, Probleme der Enteignung im IPR 93 ff.; Raape, IPR S 425; Nußbaum aaO 68). Sofern niederländisches Recht als lex rei sitae im Zeitpunkt des Erwerbes anzuwenden ist, verbleibt es also bei den allgemeinen Bestimmungen niederländischen Rechts (Art. 30 EGBGB; vgl. Palandt aaO Bemerkung 4 zu Art. 30 EGBGB). Dieses aber schützt grundsätzlich den gutgläubigen Erwerber, auch wenn er die Sache von einem Nichtberechtigten erworben haben sollte (siehe oben). Daß das hier der Fall gewesen ist, ist nicht belegt. Der Umstand, daß der angemeldete Bond in der niederländischen Oppositionsliste enthalten ist, besagt das nicht. Die hierzu gehörte niederländische Behörde f ü h r t e unter dem 12. 5. 1955 zwar aus, daß die oben erwähnte Obligation sich am 7. 6. 1940 in dem Besitze eines niederländischen Eingesessenen befunden hätte und daß jede nachher während der Besetzung der Niederlande erfolgte Eigentumsübertragung an einen Eingesessenen Deutschlands auf Grund des niederländischen Beschlusses zum Rechtsverkehr in Kriegszeit (Staatsblatt A-6) nichtig sei. Die Obligation sei deshalb nach niederländischem Recht noch immer Eigentum des betreffenden niederländischen Eingesessenen, f ü r dessen Rechte die Kommission, als Organ des niederländischen Staates, eintrete. Ferner, während der Besetzung seien viele Niederländer, und insbesondere jüdische Niederländer, gezwungen worden, ihren Wertpapierbesitz abzugeben. Die niederländische Behörde hat also, trotz der Aufforderung der Kammer vom 2. 5. 1955, das angeblich entzogene Eigentumsrecht eines f r ü h e r e n Eigentümers nicht nachgewiesen, ja diesen nicht einmal benannt, und sich auf niederländische Sonderbestimmungen berufen, die von der Kammer - wie bereits dargelegt - nicht anzuwenden sind. Es sind demnach keine konkreten Anhaltspunkte d a f ü r gegeben, daß der angemeldete Bond, der im üblichen Bankverkehr bei einer niederländischen Bank erworben worden ist, zu denjenigen Stücken gehören könnte, die niederländischen Eigentümern durch unrechtmäßige Handlungen (etwa durch solche Maßnahmen der deutschen Besatzungsmacht) verlorengegangen sind. Auch ist nicht belegt oder niederländischerseits auch n u r behauptet worden, daß ein f r ü herer Eigentümer sein Eigentum am angemeldeten Bond zurückfordert. Unter diesen Umständen ist auch nach niederländischem Privatrecht der Rechtserwerb des Anmelders als zu Recht bestehend anzusehen."

Nr. 60

IV c. Wertpapierbereinigung

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6 0 . Der slowakische Staat hat durch die Maßnahmen, die er während seines Bestehens bei der rassischen und politischen Verfolgung durchgeerlangt, führt hat, kein Eigentum an deutschen Aktien eines Betroffenen weil diese wegen ihrer Belegenheit außerhalb des Staatsgebiets seiner Hoheitsmacht nicht unterlagen. KG-West, 2. ZS, Beschl. v o m 20. 5. 1955 - 2 W 70/55: W M I V B 9 (1955) 1328. Aus den Gründen: „Die angemeldeten Wertpapiere waren bei der A-Bank in F. (Tschechoslowakei), welche später von anderen Banken übernommen worden ist, in der Zeit v o m 1. 1. 1945 bis 1. 10. 1949 f ü r den Anmelder zu a) - tschechoslowakischer Beauftragter für Finanzen - bzw. f ü r das slowakische Finanzministerium in Streifbandverwahrung verbucht. Drittverwahrerin war die B-Bank, Berlin. Nach der Erklärung des Anmelders im Anmeldevordruck sind die Wertpapiere laut Kundmachung des slowakischen Finanzministeriums Nr. 413 und Ges. Nr. 199/41 Slovensky Zakonnik der gewesenen Slowakei am 15. 10. 1942 v o m Depotkonto des Dr. L . M. auf das Depotkonto des Finanzministeriums der Slowakei übertragen. Dieses Konto ist dann auf den Anmelder zu a) übergegangen. Durch Beschluß des L G ist die Anmeldung des Anmelders zu a) abgelehnt und sind die Rechte auf den Anmelder zu b) - Dr. L . M. - anerkannt worden . . . Die nach § 34 W B G zulässige Beschwerde ist sachlich nicht begründet. Nach § 21 W B G hat der Anmelder zu beweisen, daß er oder sein Rechtsvorgänger in der rechtserheblichen Zeit v o m 1. 1. 1945 bis 1. 10. 1949 Eigentümer der von ihm angemeldeten Wertpapiere gewesen ist. I m allgemeinen kann davon ausgegangen werden, daß dem buchmäßigen Inhaber eines Depots das Eigentum an den verwahrten Wertpapieren zugestanden hat. Sind aber Zweifel an dem Eigentum des Anmelders begründet, so kann das Recht nur anerkannt werden, wenn diese Zweifel genügend ausgeräumt sind (OLG Düsseldorf vom 6. 10. 1954 - 6 W W p 133/54 und OLG Düsseldorf, W M 1951, 711). In dem vorliegenden Fall war aus den eigenen Angaben des Anmelders auf dem Anmeldevordruck zu ersehen, daß der slowakische Staat die Wertpapiere nicht im rechtsgeschäftlichen Verkehr erworben hatte, sondern daß er in den Besitz des Depots des Dr. L . M. offensichtlich durch eine Zwangsmaßnahme gelangt war. Nach den dem Senat jetzt vorliegenden deutschen Übersetzungen der vom Anmelder als Erwerbsgrundlage angeführten 199. Verordnung der Slowakischen Republik v o m 9. 9. 1941 und der zu dieser Verordnung erlassenen Verlautbarung Nr. 413 v o m 16. 9. 1942 handelt es sich bei diesen gesetzlichen Bestimmungen um die Anordnung und Durchführung einer außerordentlichen Abgabe vom jüdischen Besitz in Höhe von 20 % , von der insbesondere der gesamte Wertpapierbesitz der Abgabepflichtigen - also auch der Besitz an ausländischen Wertpapieren - betroffen wurde. Es liegt somit im vorliegenden Fall eine Enteignungsmaßnahme durch den slowakischen 12 *

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Nr. 60

Staat vor, die aber für die Wertpapierbereinigung nicht als wirksam anerkannt werden kann. Enteignungsmaßnahmen eines Staates erstrecken sich nämlich nur auf Vermögensgegenstände, die innerhalb seines Hoheitsgebietes liegen, und umfassen nicht außerhalb desselben belegene Vermögensgegenstände. Dieser Grundsatz ergibt sich aus der völkerrechtlichen Begrenzung der staatlichen Hoheitsmacht. Nach der übereinstimmenden Rechtsprechung auf dem Gebiete der Wertpapierbereinigung sind die Wertpapiere dort belegen, wo die in ihnen verbrieften Beteiligungs- und Forderungsrechte geltend gemacht werden können (OLG Düsseldorf vom 2. 4. 1955, 6 W W p 19/55; OLG Düsseldorf, WM 1953, 337 1 und WM 1954, 838 2 ; KG Berlin, WM 1954, 63 3 ). Da der Sitz der Ausstellerin der angemeldeten Wertpapiere in Berlin war, wurde das Eigentum des Dr. L. M. an denselben durch die Zwangsmaßnahmen des slowakischen Staates nicht betroffen, so daß derselbe Eigentümer der Wertpapiere geblieben ist. Aber auch wenn man annehmen wollte, daß für die Belegenheit von Wertpapieren der Ort maßgebend ist, wo sich die Stücke effektiv befinden, wäre die Rechtslage die gleiche, da die zur Entscheidung stehenden Stücke sich in Berlin bei der B-Bank als Drittverwahrerin in Streifbandverwahrung befanden. Da somit schon nach den Grundsätzen der Belegenheit von Wertpapieren f ü r den slowakischen Staat keine Möglichkeit bestand, die hier in Frage stehenden Wertpapiere seiner Gesetzgebung zu unterwerfen, so daß der slowakische Staat überhaupt nicht Eigentümer der durch ihn entzogenen Wertpapiere geworden ist, sondern das Eigentum des Dr. L. M. nicht untergegangen ist, kann es dahingestellt bleiben, ob die Entziehung auch deshalb nicht anerkannt werden kann, wie das LG angenommen hat, weil sie aus rassischen Gründen erfolgt ist. Zu der Frage, wieweit die Entziehungen durch das Deutsche Reich zu keinem Eigentumsverlust des Berechtigten geführt haben, hat zwar inzwischen der Große Senat f ü r Zivilsachen des BGH in seinem Beschluß vom 28. 2. 1955 (WM 1955, 621) Stellung genommen. Ob aber die Entziehungsmaßnahmen des selbständigen slowakischen Staates ebenso zu behandeln sind und ob die Rückerstattungsbestimmungen des tschechoslowakischen Staates als Rechtsnachfolger des slowakischen Staates in dem vorliegenden Fall, da die Entziehung nicht durch das Deutsche Reich erfolgt ist, zu beachten sind, bedarf keiner Prüfung, da, wie bereits ausgeführt ist, das Eigentum schon nach den Grundsätzen über die Belegenheit der Wertpapiere bei dem ursprünglichen Eigentümer Dr. L. M. verblieben ist. Somit war der Entscheidung des LG im Ergebnis beizutreten und die Beschwerde zurückzuweisen."

1 2 3

Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 125. Siehe oben Nr. 59. Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 127 a

Nr. 61

IV d. Londoner Schuldenabkommen

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IV d. LONDONER SCHULDENABKOMMEN Allgemeines 6 1 . Auf Grund des Beitritts des ausländischen Gläubigers und des deutschen Schuldners zum Londoner Schuldenabkommen hat der Schuldner Anspruch auf Vertragshilfe nach Maßgabe des Londoner Schuldenabkommens. Der deutsche Schuldner kann eine Entscheidung durch das deutsche Vertragshilfegericht jedoch nur dann herbeiführen, wenn der ausländische Gläubiger sich über den Beitritt hinaus auch ausdrücklich mit einer solchen Entscheidung einverstanden erklärt hat. OLG Hamburg, 4. ZS, Beschl. vom 13. 10. 1955 - 4 W 122/55: N J W 9 (1956) 65. Der deutsche Schuldner einer Hypothekenforderung hatte die Bewilligung des Armenrechtes f ü r das Vertragshilfeverfahren gegenüber dem ausländischen Gläubiger (englischer Staatsangehörigkeit) beantragt. Beide Parteien hatten den Beitritt zum LSchA erklärt und stritten sich darüber, ob zu diesem Vertragshilfeverfahren über die Beitrittserklärung hinaus noch ein besonderes Einverständnis des ausländischen Gläubigers notwendig ist. Die Beschwerde des deutschen Schuldners gegen das abgelehnte Armenrecht hat das OLG zurückgewiesen. Aus den Gründen: „Der Antrst. hat bei Vorliegen der Voraussetzungen der Härteklausel des Art. I I I der Anlage IV zum LSchA Anspruch auf Erleichterung, die den Zugeständnissen entsprechen soll, die er nach dem Vertragshilferecht von einem deutschen Gläubiger erhalten könnte. Einigt er sich mit dem Antrg. nicht, d a n n kann der Antrst. darüber hinaus nach Art. 11 II der Anlage IV zum LSchA in Verbindung mit § 6 II VHG in der durch § 106 AusfG zum LSchA vom 24. 8. 1953 geänderten Fassung Vertragshilfe beantragen, allerdings nur nach Maßgabe des LSchA. Nach dem LSchA k a n n der Antrst. jedoch die Entscheidung durch das deutsche Vertragshilfegericht nicht ohne das Einverständnis des Antrg. herbeiführen, das dieser ausdrücklich verweigert hat. W e n n Art. 17 I a LSchA die Entscheidung durch ein deutsches Gericht f ü r den Fall, daß der Gläubiger eine Regelung nach dem Abkommen oder auch Zahlungen auf Grund einer getroffenen vertraglichen Regelung gegenüber dem Schuldner durchsetzen will, ausdrücklich von dem Einverständnis des Gläubigers mit der Entscheidung abhängig macht, dann m u ß dies um so mehr d a n n gelten, wenn der Schuldner seinerseits die Herabsetzung seiner Schuld durch ein deutsches Gericht im Wege der Vertragshilfe betreibt. Denn auch in diesem Falle setzt ein deutsches Gericht die Zahlungs- und sonstigen Bedingungen f ü r die Schuld fest (vgl. Art. 17 I a LSchA). Der Antrst. ist dadurch auch nicht schutzlos gegenüber dem Antrg., weil dieser zur Durchsetzung seines Anspruches der Hilfe deutscher Gerichte bedarf und sein Einverständnis

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Nr. 62

nach Art. 17 I a L S c h A zugleich auch die Entscheidung durch ein deutsches Gericht über die Gegenrechte des Antrst., etwa auf ein Vertragshilfeverfahren, mitumfaßt. Dies f o l g t i m Umkehrschluß aus Art. 17 V I c LSchA. E i n derartiges, neben der Beitrittserklärung zum L S c h A erforderliches Einverständnis des Antrg. kann auch nicht in d e m abgeschlossenen Umstellungsverfahren erblickt werden, das der Antrst. beantragt hatte, denn der Antrg. hat ausdrücklich auf einer Entscheidung nur nach den Umstellungsgesetzen außerhalb des L S c h A bestanden. D i e erforderliche ausdrückliche Zustimmungserklärung des Antrg. liegt auch nicht ohne weiteres in seiner Beitrittserklärung zum LSchA. Die letztere ist Voraussetzung dafür, daß das L S c h A überhaupt A n w e n d u n g findet, die Zustimmungserklärung ist dagegen außerdem noch - als weitere Verfahrensvoraussetzung - erforderlich, damit ein deutsches Gericht streitig entscheiden kann (vgl. Art. 15 L S c h A einerseits und Art. 17 I a L S c h A andererseits; f e r n e r Gurski, Deutsches Devisenrecht 71/1). Daß das V e r t r a g s h i l f e v e r f a h r e n aber in diesem Punkte nicht anders behandelt w e r d e n kann als ein streitiges V e r f a h r e n , ist bereits dargelegt worden." 6 2 « Hatte eine Bank vor dem zweiten Weltkrieg im Rahmen eines Rembourskreditgeschäfts eines Kunden zur Finanzierung von dessen Verbindlichkeiten in englischen Pfund für seine Rechnung Bankverbindlichkeiten gegenüber einer englischen Bank in Form eines Garantiebriefes übernommen, so ist nach Abschluß des Londoner Schuldenabkommens und nach Erlaß des Gesetzes vom 24. 8. 1953 das alsbaldige Interesse (§ 256 ZPO) der Bank an der Feststellung, ob eine von ihr behauptete Übernahme der Valutaverbindlichkeit des Bankkunden durch einen Dritten erfolgt ist, in jeder Lage des Verfahrens, auch in der Revisionsinstanz, von Amts wegen zu prüfen. B G H , 2. ZS, Urt. v o m 24. 11. 1955 - I I Z R 263/54: W M I V B 10 (1956) 19; Leitsatz in SchlHA 203 (1956) 61. D i e F i r m a M.-KG hat v o r d e m Ausbruch des zweiten W e l t k r i e g e s zum Zwecke der Finanzierung v o n Kohlenlieferungen aus E n g l a n d Rembourskredite unter Einschaltung der klagenden Bank in Anspruch g e n o m m e n . Dieses Bankinstitut verlangt in d e m vorliegenden P r o z e ß mit d e m Hilfsantrag die Feststellung, daß die beklagte G m b H verpflichtet sei, der Kl. alle Zahlungen zu erstatten, die sie aus dem Rembourskreditgeschäft in englischen P f u n d an die F i r m a J. in L o n d o n oder deren Rechtsnachfolger w e g e n der F i r m a M. zu leisten habe. Sie hat diesen Anspruch darauf gestützt, daß die Bekl. das Geschäft der M . - K G ü b e r n o m m e n habe. Aus den Gründen: „ F ü r die Entscheidung des Rechtsstreits k o m m t es darauf an, ob und in welchem U m f a n g e die Bekl. die Valutaverbindlichkeit der M . - K G aus dem Rembourskreditgeschäft b e t r e f f e n d die F i r m a J. ü b e r n o m m e n hat.

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IV d. Londoner Schuldenabkommen

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Das Gesetz b e t r e f f e n d das A b k o m m e n v o m 27. 2. 1953 über deutsche Auslandsschulden v o m 24. 8. 1953 (BGBl. I I 331; GVB1. Berlin 1953, 979) ist f ü r den vorliegenden Rechtsstreit nur insoweit v o n Bedeutung, als sich die F r a g e stellt, ob die Kl. ein Interesse daran hat, daß ihr Anspruch gegen die Bekl. alsbald festgestellt w i r d ( § 256 Z P O ) . Das Vorhandensein des Feststellungsinteresses ist in jeder L a g e des Verfahrens, auch in der Revisionsinstanz, v o n Amts wegen zu prüfen. Es ist unbedenklich zu bejahen. Die Kl. hat zur Finanzierung der Auslandsverbindlichkeiten der F i r m a M. f ü r deren Rechnung Bankverpflichtungen übernommen, die unstreitig unter das L o n d o n e r K r e d i t a b k o m m e n 1939 fallen. Sie hat, w i e das Berufungsurteil feststellt, f ü r die Forderung der F i r m a J. der englischen Bank einen Garantiebrief gegeben. I h r e hierdurch entstandene Auslandsverbindlichkeit ist durch die vereinbarten E m p f e h l u n g e n f ü r die Regelung der Stillhalteschulden: Das Deutsche K r e d i t a b k o m m e n v o n 1952, die Bestandteil des A b k o m m e n s über deutsche Auslandsschulden v o m 27. 2. 1953 sind (vgl. A n l . I I I dieses A b k o m m e n s ) , geordnet worden. Das deutsche K r e d i t a b k o m m e n v o n 1952 hat das Recht jedes ausländischen Bankgläubigers auf Rückzahlung kurzfristiger Kredite, w e g e n deren er diesem A b k o m m e n beigetreten ist, grundsätzlich aufgeschoben, jedoch nur f ü r die Geltungsdauer des A b k o m m e n s v o n 12 Monaten (vgl. Z i f f e r 3 I I und Z i f f e r 2 I der Anl. I I I , BGBl. aaO 409 und 408). Es ist mit d e m L S c h A in K r a f t getreten. Dieses ist einschließlich seiner Anlagen und Anhänge gemäß seinem Art. 35 f ü r das Vereinigte Königreich v o n Großbritannien und N o r d i r l a n d und f ü r die Bundesrepublik Deutschland a m 16. 9. 1953 in K r a f t getreten (vgl. Bekanntmachung v o m 30. 9. 1953, BGBl. I I 556), in Berlin gegenüber den in dieser Bekanntmachung genannten Staaten jedoch a m 5. 10. 1953 (Bekanntmachung des Senators f ü r Bundesangelegenheiten v o m 4. 2. 1954 [GVB1. Berlin 1954, 4 6 ] ) . Nachdem durch dieses A b k o m men und das Gesetz zur Ausführung dieses A b k o m m e n s v o m 24. 8. 1953 (BGBl. I 1003, GVB1. Berlin 1031) die E r f ü l l b a r k e i t der hier in Betracht zu ziehenden Auslandsverbindlichkeit der Kl. geregelt w o r d e n ist, muß schon deshalb das Interesse an der alsbaldigen Feststellung des behaupteten Rückgriffsanspruchs gegen die Bekl. anerkannt w e r d e n (vgl. B G H Z 18, 2 2 1 ) . "

6 3 . Ein nach englischem Recht eingesetzter Testamentsvollstrecker kann Rechte, die seiner Verwaltung unterliegen, auch vor deutschen Gerichten geltend machen. Ob eine Forderung, deren Regelung erstrebt wird, überhaupt besteht, ist im Vorwege zu entscheiden; die Klärung hat zu erfolgen, als ob das streitige Rechtsverhältnis zwischen zwei Inländern bestünde. Eine zu amortisierende Auseinandersetzungsforderung zwischen früheren Gesellschaftern kommt den Forderungen aus privatem Kapitalverkehr (Anlage IV Art. 2 1) am nächsten. Ein Vorbehalt surteil des Inhalts, daß dem Beklagten die Rechte aus dem 1

Siehe unten Nr. 64.

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Nr. 63

Bundesvertriebenengesetz und Vertragshilfegesetz vorbehalten bleiben, ist nicht möglich. Ein Schuldner, dem die Vorschriften des Bundesvertriebenengesetzes zur Seite stehen, kann auch nach Rechtskraft der Regelungsentscheidung die Vorteile der Härteklausel in Anspruch nehmen. OLG Hamburg, 4. ZS, Urt. vom 14. 12. 1955 - 4 U 116/55: RiW 2 (1956) 57 K Die Kl. ist Testamentsvollstreckerin über den Nachlaß der im Jahre 1947 verstorbenen Frau L. (Erblasserin). Der Vater der Erblasserin war zunächst Alleininhaber der Firma N.; im Jahre 1911 nahm dieser in sein Unternehmen seine beiden Schwiegersöhne, den Mann erster Ehe der Erblasserin und den Ehemann seiner anderen Tochter M. als persönlich haftende Gesellschafter auf. Nach dem Tode des Vaters führten die beiden Schwiegersöhne das Unternehmen gemeinsam fort. Im Januar 1924 schied der damalige Ehemann der Erblasserin aus dem Unternehmen aus, das nunmehr M. allein weiterführte. Das Ausscheiden des Ehemannes der Erblasserin sowie die Fortführung des Unternehmens durch M. wurden am 19. 1. 1924 in das Handelsregister eingetragen. Am 25. 1. 1924 starb der Ehemann der Erblasserin und wurde von dieser allein beerbt. Am 10. 3. 1925 schlössen die Erblasserin und M. einen schriftlichen Vertrag, dessen Wortlaut nicht mehr vorliegt. Nach den insoweit übereinstimmenden Erklärungen beider Parteien erhielt die Erblasserin nach dem Inhalt dieses Vertrages sofort RM 100 000 ausbezahlt, während die Restschuld in Jahresraten von RM 20 000 nebst aufgelaufener Zinsen zurückgezahlt werden sollte. In der Folgezeit sind der Erblasserin 14 volle Jahresraten mit Zinsen bezahlt worden. Ferner sind zu ihren Lasten RM 110 000 an das Deutsche Reich abgeführt worden. Die Parteien sind sich ferner darüber einig, daß die restliche Forderung der Erblasserin am Währungsstichtag RM 206 872,89 betragen hat und daß die letzte Rate der Forderung am 31. 12. 1954 fällig gewesen ist. Die Parteien streiten darüber, ob diese Forderung im Verhältnis 1 : 1 oder im Verhältnis 10 : 1 auf DM umzustellen ist. Im Zusammenhang mit den Judenverfolgungen verkaufte M. im Jahre 1938 sein Unternehmen, das auf die neugegründete Firma W. überging. Kommanditist dieser Gesellschaft war der Bekl. Im Jahre 1951 wurde der Bekl. persönlich haftender Gesellschafter. Die Firma W. hatte im Jahre 1938 bei dem Erwerb des Unternehmens auch die Verpflichtung f ü r die Forderung der Erblasserin übernommen, die in diesem Vertrag als ein Amortisationsdarlehen bezeichnet wurde. Die Erblasserin wanderte in den dreißiger Jahren nach England aus, wo sie die britische Staatsangehörigkeit erwarb. Im Jahre 1947 ist sie dann auch in England gestorben. Die Kl. ist der Meinung, daß die am Währungsstichtag noch offen gewesene Restforderung von RM 206 872,89 gemäß § 18 I Nr. 3 UmstG im Verhältnis 1 : 1 in DM umzustellen sei. Demgemäß macht sie mit der Klage Vio dieses Betrages geltend. Mit Rücksicht auf das LSchA hat die Kl. ihre 1

Die Revisionsentscheidung des BGH, Urt. vom 26. 9. 1957 - II ZR 42/56 - ist abgedruckt in IPRspr. 1956 - 1957 Nr. 79.

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Anträge dahin formuliert, die Schuld des Bekl. an die Kl. dahin zu regeln, daß die Gläubigerin vom Schuldner Zahlung von DM 186 185,59 nebst näher bezeichneter Zinsen verlangen könne, und weiterhin den Schuldner zu verurteilen, diesen Betrag nebst Zinsen zu zahlen. Das LG hat die Klage abgewiesen, das OLG hingegen hat ihr stattgegeben. Aus den Gründen: „I. 1. Gegen die Parteifähigkeit der Kl. als Testamentsvollstreckerin nach englischem Recht bestehen keine Bedenken. Ein Testamentvollstrekker nach englischem Recht ist berechtigt, seiner Verwaltung unterliegende Rechte vor einem deutschen Gericht einzuklagen. Insofern steht er einem deutschen Testamentsvollstrecker gleich (vgl. Raape, IPR 4 420). 2. Der nach dem Abkommen über deutsche Auslandsschulden vom 27. 2. 1953 (BGBl. II 331) von der Kl. gestellte Antrag, der sich in Regelungsund Leistungsantrag gliedert, ist zulässig; denn das zwischen den Parteien streitige Rechtsverhältnis hat eine Schuld zum Inhalt, die eine Regelung im Sinne des Abkommens erfordert: Die Kl. ist Gläubigerin im Sinne des Art. 3 a und i des Abkommens; sie ist im Zeitpunkt des Regelungsantrages, der einem Regelungsvorschlag gleichkommt, in einem Gläubigerstaat, dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland (vgl. Präambel zum Abkommen), ansässig gewesen - Art. 4 III b. Die Forderung der Gläubigerin wird von einem im Währungsgebiet der DM (West) ansässigen Schuldner geschuldet - Art. 4 II b. Es handelt sich um eine nach Art. 4 des Abkommens zu regelnde Schuld; denn die Schuld ist eine aus anderen Verträgen als Anleihe- oder Kreditverträgen stammende Geldverbindlichkeit, die teils vor dem 8. 5. 1945 fällig war - Art. 4 I c - , teils nach diesem Zeitpunkt, jedoch vor dem 8. 5. 1945, nämlich im Jahre 1925, begründet worden ist - Art. 7 b. Das zwischen den Parteien streitige Rechtsverhältnis ist demnach nach den Vorschriften des Abkommens zu regeln - Art. 3 k und 1. Die Durchsetzung der Rechte der Kl. im Wege der Klage vor einem deutschen Gericht ist nach Art. 17 des Abkommens zulässig. Der Bekl. als Schuldner hatte es unterlassen, gemäß den Bestimmungen der einschlägigen Anlage des Abkommens einen Regelungsvorschlag zu machen oder eine Beitrittserklärung abzugeben. Daher konnte die Kl. als Gläubigerin ihre Rechte vor einem deutschen Gericht geltend machen, indem sie eine Einverständniserklärung abgab; - § 3 des Ges. zur Ausführung des Abkommens vom 27. 2. 1953 über deutsche Auslandsschulden vom 24. 8. 1953 (BGBl. I 1003). Da die KI. hier eine besondere schriftliche Erklärung abgegeben hat, kann es dahingestellt bleiben, ob diese stets erforderlich ist (so Gurski, Das Abkommen über deutsche Auslandsschulden, I B des Deutschen Devisenrechts 71/2) oder ob sie dem Regelungsantrag entnommen werden kann (so Kroog-Luther, NJW 1953, 1692). Die Kl. hat einen Regelungsantrag gestellt, denn im Rahmen des Abkommens können Auslandsschulden nur durch eine der dort im einzelnen vorgesehenen .Regelungen' beglichen werden. Der Antrag entspricht den Vor-

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aussetzungen des Art. 33 der Anlage IV zum Abkommen. Es kann dahingestellt bleiben, ob der Antrag auf Regelung - wie hier - in spezifizierter, auf den besonderen Regelungsantrag des Art. 33 der Anlage IV zugeschnittener Form zu stellen war oder ob ein allgemeiner Antrag auf Regelung ausreichend ist, ob also in dem Leistungsbegehren (Leistungsantrag) vor einem deutschen Gericht in Verbindung mit dem Beitritt des Gläubigers ein Regelungsbegehren liegt. Die Vertragsparteien des Abkommens - das Abkommen ist ein völkerrechtlicher Vertrag - bezeichnen in Art. 4 und 14 I der Anlage IV die Anlage IV als solche als Regelungsvorschlag (vgl. KroogLuther aaO 1692). Hier jedenfalls liegt ein spezifizierter Antrag vor. 3. Der Bekl. als Schuldner ist dem Abkommen nicht beigetreten; denn er bestreitet die eingeklagte Forderung überhaupt. Es besteht also Streit über den Bestand der Forderung - Art. 17 und Art. 15 der Anlage IV. Bevor demnach über die Regelung und Leistung der Schuld gemäß den Bestimmungen des Abkommens entschieden werden kann, ist über den Bestand der Forderung an sich zu befinden. Diese materielle Rechtsfrage muß im Vorwege entschieden werden. Die Entscheidung richtet sich nach dem Recht, das materiell auf das streitige Rechtsverhältnis zutrifft (vgl. Kroog-Luther aaO 1693); sie hat zu ergehen, als ob das streitige Rechtsverhältnis zwischen zwei inländischen Prozeßparteien zu klären wäre [wird unter II ausgeführt]. II. . . . III. Der Anspruch der Kl. ist damit - zunächst ohne Rücksicht auf das Abkommen über deutsche Auslandsschulden - begründet, da die im Vorwege zu lösende materielle Rechtsfrage zu dem Ergebnis geführt hat, daß der Anspruch der Kl. besteht. 1. Der Antrag auf Regelung der Schuld nach dem Abkommen ist begründet: Die Regelung für die Forderung der Kl. ist der Anlage IV zu entnehmen; denn diese bezieht sich auf , Forderungen aus dem Waren- und Dienstleistungsverkehr, gewisse Forderungen aus dem Kapitalverkehr und verschiedene andere Forderungen'. Nach Ansicht des Berufungsgerichts ist die streitige Forderung den in Art. 4 der Anlage IV genannten, vor dem 8. 5. 1945 entstandenen Geldforderungen unterzuordnen, ,die nicht in anderen Anlagen des Abkommens . . . und nicht in Art. 1 bis 3 dieses Regelungsvorschlages erwähnt sind, die aber ihrem Charakter nach zum Bereich dieses Regelungsvorschlages gehören'; diese Zugehörigkeit ergibt sich aus der Vergleichbarkeit mit Forderungen aus dem privaten Kapitalverkehr, wie sie in Art. 2 I der Anlage IV genannt sind. Die Regelung einer solchen Forderung geschieht laut Art. 36 der Anlage IV nach den Bestimmungen der Forderungsgruppe, zu der sie gehört oder der sie ihrem Charakter nach am ähnlichsten ist. Nach Ansicht des Berufungsgerichts kommt die hier bestehende amortisierbare Auseinandersetzungsforderung den in Kapitel D der Anlage IV enthaltenen Forderungen aus dem privaten Kapitalverkehr am nächsten (Art. 2 1). Weil die Forderung auf deutsche Währung lautet, ist sie nach Art. 33 der Anlage IV zu den vertraglich vereinbarten Zins- und Tilgungsbedingungen zu regeln. Diesen Voraussetzungen entspricht der Regelungs-

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antrag; denn nach übereinstimmendem Vortrag der Parteien waren die jeweiligen Reichsbankdiskontsätze als Zinsbedingungen vereinbart. Es ist nicht zu beanstanden, wenn die Parteien heute die Diskontsätze der Landeszentralbank Hamburg zugrunde legen, da die deutsche Reichsbank nicht mehr besteht und das entsprechende Nachfolge-Noteninstitut, die Bank deutscher Länder, keine Wechsel im freien Verkehr ankauft und daher auch keinen offiziellen Diskontsatz hat. Tilgungsbedingungen dagegen entfallen, da die gesamte Forderung mit Ablauf des Jahres 1954 fällig geworden ist. Die Tatsache, daß die auf Grund des Regelungsantrages vorgenommene Regelung dem ohne Rücksicht auf das Abkommen bestehenden Leistungsbegehren der Kl. in vollem Umfang entspricht, macht die Regelung wie auch den Regelungsantrag - auf Grund der insoweit zwingenden Bestimmungen des Abkommens nicht überflüssig. 2. Der Leistungsantrag ist nach dem Abkommen ebenfalls begründet. Wenn die Voraussetzungen f ü r eine Regelung im Sinne des Abkommens gegeben sind, muß auch dem Leistungsantrag entsprochen werden, weil es nach dem Abkommen keine Regelung ohne Leistung gibt. Feststellungsklagen fallen nicht unter das Abkommen (§ 12 IV AusfG). Im vorliegenden Falle deckt sich der Leistungsantrag nach dem Abkommen mit dem - hypothetischen - Leistungsantrag in einem Verfahren, das nicht die Regelung nach dem Abkommen zum Gegenstand hat, weil die Regelung nach Art. 33 der Anlage IV den ursprünglich vereinbarten Vertragsbedingungen entspricht. Die Auffassung, daß Leistungen auf Grund von Verbindlichkeiten, die unter das Abkommen fallen, ohne Regelung erfolgen können, wie die Allgemeine Genehmigung der BdL Nr. 18/49 (2. Neufassung) - BAnz. Nr. 221 vom 14. 11. 1953 - es vorsieht, ist im Hinblick auf die Art. 6, 8 und 10 des Abkommens sowie Art. 12 1 AusfG nach der Überzeugung des Berufungsgerichts nicht vertretbar, so daß auf die früher von der Kl. eingereichte Devisengenehmigung nicht eingegangen zu werden braucht. IV. Der Hilfsantrag zu 2 a) des Bekl. [ihm vorzubehalten, seine Rechte aus §§ 82 ff. BundesvertriebenenG und dem VertragshilfeG in Verbindung mit Art. 11 Anlage IV LSchA geltend zu machen unter der Bedingung, daß er binnen 30 Tagen nach rechtskräftiger Entscheidung des Rechtsstreites dem LSchA und seiner Anlage IV beitrete] ist nicht zulässig. Das deutsche Zivilprozeßrecht kennt nur zwei bestimmte Fälle, in denen Vorbehaltsurteile ergehen dürfen: § 302 ZPO - Aufrechnung im Prozeß - und § 599 ZPO - Urkunden und Wechselprozeß (vgl. Rosenberg, Lehrbuch des deutschen Zivilprozeßrecht 8 235 f.). Ein Vorbehaltsurteil ergeht demnach nur dann, wenn ein Nachverfahren stattfindet, in dem über besondere, den Anspruch als solchen betreffende Einreden und Einwendungen entschieden wird, die im besonderen (Vor-) Verfahren abgeschnitten sind; die Entscheidung im Nachverfahren kann dann die Folge haben, daß das Vorbehaltsurteil aufgehoben wird. Bei der Entscheidung über eine Schuld im Sinne des Abkommens, die der Schuldner bestreitet - und der daher dem Abkommen nicht beitritt wird aber über das Bestehen des Anspruches als solchen entschieden, wäh-

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rend das V e r f a h r e n über die Herabsetzung oder Stundung der V e r b i n d lichkeit nach Art. 11 der Anlage I V materielle, anspruchsbeseitigende Einreden oder Einwendungen nicht zuläßt. Das rechtskräftige, nach dem Abk o m m e n ergangene Regelungs- und Leistungsurteil kann dann als solches nicht mehr beseitigt werden. Es ist auch nicht zulässig, etwa rechtsschöpferisch eine besondere F o r m eines Vorbehaltsurteils in dem von dem Bekl. gedachten Sinne zu schaff e n ; denn das Prozeßrecht ist seiner Natur nach ein streng f o r m e l l e s , positiv nicht geregeltem V e r f a h r e n feindliches Recht. - Darüber hinaus besteht auch kein Bedürfnis f ü r einen Vorbehalt; Art. 14 der A n l a g e I V in Verbindung mit Art. 17 V I c des A b k o m m e n s gestatten es dem Schuldner, noch nach Rechtskraft der Entscheidung ,die Vorteile der Härteklausel' in Anspruch zu nehmen. N u r gemäß Art. 11 der Anlage I V hat das zur Entscheidung über die Härteklausel berufene Gericht zu befinden. I m R a h m e n dieser Entscheidung sind Erleichterungen zu gewähren, die den Zugeständnissen entsprechen sollen, die der Schuldner auf Grund einer wirtschaftlichen Beeinträchtigung durch Krieg, K r i e g s f o l g e n oder andere außerordentliche Umstände nach dem deutschen Recht, insbesondere d e m Vertragshilferecht, v o n einem deutschen Gläubiger erhalten hat oder erhalten könnte (Art. 11 Anlage I V ) . Z u diesen Erleichterungen gehören nach der Überzeugung des Berufungsgerichts auch die insoweit einschlägigen Bestimmungen des Bundesvertriebenengesetzes, w i e sich aus § 107 in Verbindung mit § 106 A u s f G ergibt." 6 4 . Zu den in Art. 5 III Londoner Schuldenabkommen bezeichneten Forderungen neutraler Staaten und ihrer Staatsangehörigen gegen das Deutsche Reich gehören alle Forderungen, die während des zweiten Weltkrieges auf Grund reichsrechtlicher Vorschriften entstanden sind, und zwar auch dann, wenn diese Vorschriften Bestandteile des in der Bundesrepublik Deutschland geltenden Rechts geworden sind. Dem steht die „Vereinbarte Auslegung des Art. 5 II des Abkommens über deutsche Auslandsschulden" (Anlage VIII, BGBl. 1955 II 463) nicht entgegen. Ist eine in Art. 5 III Londoner Schuldenabkommen bezeichnete Forderung streitig, so ist ein Interesse an alsbaldiger Feststellung nach § 256 ZPO in aller Regel zu verneinen. Ausnahmsweise kann ein solches Feststellungsinteresse dann als fortbestehend angesehen werden, wenn der Rechtsstreit bei Inkrafttreten des Londoner Schuldenabkommens bereits im wesentlichen zur Entscheidung reif war. BGH, 1. ZS, Urt. v o m 21. 6. 1955 - I Z R 74/54: B G H Z 18, 22; N J W 8 (1955) 1437; L M N r . 30 zu § 256 Z P O ; B B 10 (1955) 684; Betrieb 8 (1955) 920; W M I V B 9 (1955) 1085; Z a ö R V 17 (1956/57) 323; A J I L 52 (1958) 544; Leitsatz in L M N r . 5 zu AuslSchuldAbk. 1941 stieß der Hilfskreuzer „Schiff 10" der früheren deutschen Kriegsmarine auf einer v o n K i e l ausgehenden K r e u z e r f a h r t auf der Unterelbe im N e b e l mit dem dort v o r A n k e r liegenden D a m p f e r „ B o t h n i a " der Kl., einer schwedischen Reederei, zusammen. Die „ B . " sank. Das „Schiff 10" w u r d e

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leicht beschädigt. Mit der 1942 erhobenen Klage hat die Kl. zunächst gemäß der Generalrechnung vom 11. 12. 1941 Ersatz ihres bezifferten Schadens vom Reich gefordert (Klageantrag zu 1). Später hat sie die Klage durch einen auf Feststellung des ihr aus dem Totalverlust der „B-" entstandenen weitergehenden Schadens gerichteten Antrag erweitert (Klageantrag zu 2). Das LG hat nach Beweiserhebung den Zahlungsanspruch (Klagantrag zu 1) durch Zwischen- und Teilurteil vom 26. 3. 1945 dem Grunde nach f ü r gerechtfertigt erklärt. Das Berufungsgericht hat durch Teilurteil vom 29. 1. 1949 die Berufung der Kl. hinsichtlich eines Teils der in der Generalrechnung vom 11. 12. 1941 enthaltenen Forderungen (mit Ausnahme des eigentlichen Kaskoschadens) zurückgewiesen, jedoch mit der Maßgabe, daß die Ansprüche in DM dem Grunde nach berechtigt sind. Auf die hiergegen eingelegte erste Revision des Bekl. hat der OGHBrZ dieses Urteil durch Urteil vom 17. 11. 1949 (NJW 1950, 65) 1 aufgehoben und den Rechtsstreit zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung an das Berufungsgericht zurückverwiesen. Daraufhin hat das Berufungsgericht durch Teilurteil vom 6. 3. 1951 im Ergebnis ebenso erkannt wie in seiner früheren Entscheidung. Die zweite Revision des Bekl. gegen dieses Teilurteil ist durch Urteil des BGH vom 6. 11. 1951 (NJW 1952, 259) 2 zurückgewiesen worden. Wegen der restlichen, im Berufungsrechtszug noch streitig gebliebenen Kosten der Generalrechnung vom 11. 12. 1941 hat das Berufungsgericht durch Urteil vom 8. 4. 1952 die Berufung des Bekl. gegen das Zwischen- und Teilurteil des LG vom 26. 3. 1945 ebenfalls als unbegründet zurückgewiesen, und zwar wiederum mit der Maßgabe, daß die Ansprüche in DM dem Grunde nach berechtigt sind. Der Bekl. hat gegen dieses Urteil die dritte Revision eingelegt. Die Kl. ist im Revisionsrechtszug mit Einwilligung des Bekl. von der Leistungsklage zur Feststellungsklage übergegangen. Der BGH hat durch Urteil vom 23. 10. 1953 (NJW 1954, 31) 3 das Urteil des Berufungsgerichtes vom 8. 4. 1952 aufgehoben und den Rechtsstreit an das Berufungsgericht zurückverwiesen. Das Berufungsgericht hat die Berufung des Bekl. gegen das Zwischen- und Teilurteil des LG vom 26. 3. 1945 auch im übrigen als unbegründet zurückgewiesen, jedoch mit der Maßgabe, daß die Ansprüche in DM dem Grunde nach berechtigt sind. Die Revision des Bekl. blieb ohne Erfolg. Aus den Gründen: „ I. 1. Die Revision des Reichs will die Unzulässigkeit jeder gerichtlichen Geltendmachung der Ansprüche der Kl. unter Hinweis auf die Ausführungen von Gurski (BB 1954, 397 ff.; Deutsches Devisenrecht I B S. 51/2 bis 51/3) aus Wortlaut, Entstehungsgeschichte, Sinn und Zweck des Art. 5 LSchA herleiten, der nach seiner Überschrift die ,nicht unter das Abkommen fallenden Forderungen' betrifft. In den Abs. 1 u. 2 [des Art. 5 LSchA] handelt es sich um politische Schul1 2 3

Siehe IPRspr. 1945-1949 Nr. 10 b. Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 30. Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 32.

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den, die aus den beiden Weltkriegen .herrühren', also mit ihnen in einem inneren, ursächlichen Zusammenhang stehen, im wesentlichen um Reparationsforderungen. In Abs. 3 werden Forderungen behandelt, die während des 2. Weltkrieges zugunsten Neutraler gegen das Reich entstanden sind. Sie unterscheiden sich nach Entstehungsgrund und Charakter von den in Abs. 1 und 2 behandelten Reparationsforderungen. Abs. 3 betrifft die während des zweiten Weltkrieges entstandenen Forderungen von Staaten, die sich während dieses Krieges mit Deutschland nicht im Kriegszustand befanden oder deren Gebiet nicht von Deutschland besetzt war, und von Staatsangehörigen dieser Staaten gegen das Reich und im Auftrage des Reichs handelnde Stellen oder Personen, einschließlich der auf Verrechnungskonten erworbenen Guthaben. Eine Prüfung dieser Forderungen wird zurückgestellt', bis ihre Regelung im Zusammenhang mit der Regelung der in Abs. 2 dieses Art. bezeichneten Forderungen behandelt werden kann. Diese Forderungen brauchen nicht mit irgendwelchen Kriegshandlungen in einem inneren, ursächlichen Zusammenhang zu stehen. Es genügt, wenn sie während des zweiten Weltkrieges entstanden sind. Sie sollen vorläufig nicht besser behandelt werden als die echten Reparationsforderungen nach Abs. 2 und einen schlechteren Rang haben als die echten neutralen und alliierten Vorkriegsforderungen, die nach dem Abkommen ,geregelt' werden sollen. Hierin liegt eine gewisse Diskriminierung der Forderungen, die Neutralen aus Kriegslieferungen usw. zustehen (vgl. Féaux de la Croix, Festschrift f ü r Bilfinger [1954] 62 f.). Abs. 3 umfaßt alle auf privatrechtlicher Grundlage entstandenen vertraglichen und nichtvertraglichen Ansprüche gegen das Reich. Hierzu gehören auch die mit der vorliegenden Klage auf Reederhaftung gestützten Schadensersatzansprüche aus einer Schiffskollision. 2. Dem Wortlaut nach bedeutet die .Zurückstellung der Prüfung' der vorgenannten Forderungen nur, daß sie von der im Schuldenabkommen vorgesehenen Regelung einstweilen ausgeschlossen sein sollen. Die Schuldenkonferenz hat sich mit einer Regelung dieser Forderungen noch nicht befassen wollen. Nach der Entstehungsgeschichte und dem Sinn und Zweck des Art. 5 ist aber darüber hinaus festzustellen, daß eine Geltendmachung und Befriedigung dieser Forderungen auch nicht etwa neben der im Abkommen vorgesehenen Schuldenregelung erfolgen soll. Es soll vielmehr verhindert werden, daß die Abwicklung und Durchführung des Londoner Schuldenabkommens irgendwie durch diese Forderungen gefährdet werden könnte. Dabei wurde vor allem die begrenzte deutsche Aufbringungsfähigkeit berücksichtigt. Nach alledem ist die im dritten Revisionsurteil offengelassene Frage, ob die Kl. ihren Anspruch aus einer Reichsverbindlichkeit im Wege einer Leistungsklage geltend machen kann, nunmehr zu verneinen. Aus der vorher im einzelnen geschilderten - Entstehungsgeschichte, Sinn und Zweck des Art. 5 I bis IV LSchA ergibt sich, daß eine Erfüllung der hier genannten Forderungen vorerst ausgeschlossen sein sollte. Ein solches Zahlungsverbot sollte dazu dienen, den Vorrang der Vorkriegs- und Nachkriegsschulden zu sichern und die Leistungsfähigkeit der Bundesrepublik zu erhalten. Der II. Zivilsenat des BGH hat in der Entscheidung vom 31. 1. 1955

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- II ZR 136/54 (BGHZ 16, 207 = NJW 1955, 631) 4 auf Grund des Art. 5 IV LSchA den Zahlungsanspruch eines österreichischen Staatsangehörigen demgemäß ,als zur Zeit unbegründet' abgewiesen. Art. 5 LSchA kommt in seiner rechtlichen Wirkung f ü r die ,nicht unter das Abkommen fallenden Forderungen' - bis zum Zustandekommen der im einzelnen vorgesehenen internationalen Regelungen - einem auf unbestimmte Zeit abgeschlossenen Stillhalteabkommen (Moratorium) gleich. Die genannten Forderungen sind also vorläufig gestundet'; sie müssen deshalb mangels Fälligkeit ,als zur Zeit unbegründet' abgewiesen werden. II. Die Kl. versucht in der Revisionserwiderung, unter Bezugnahme auf die in Anlage VIII enthaltene Vereinbarte Auslegung des Art. 5 II des Abkommens über deutsche Auslandsschulden' (BGBl. 1953 II 463) darzulegen, daß die mit der Klage geltend gemachte Forderung überhaupt nicht durch Art. 5 III LSchA berührt werde. Dieser Auffassung der Kl. kann jedoch nicht beigetreten werden. Nach der Anlage VIII darf Art. 5 II des Abkommens nicht so ausgelegt werden, als würden dadurch ,Rechte gemäß den in der Bundesrepublik geltenden Rechtsvorschriften oder solche Rechte beeinträchtigt, die aus Abkommen hergeleitet werden können, welche vor der Unterzeichnung des Abkommens über deutsche Auslandsschulden zwischen der Bundesrepublik Deutschland und einer Partei dieses Abkommens unterzeichnet wurden'. Soweit es sich um ,frühere Abkommen' handelt, bestätigt die .Vereinbarte Auslegung' der Anlage VIII nur den Art. 26 LSchA, der bereits ausdrücklich klarstellt, daß keine Bestimmung dieses Abkommens die Wirksamkeit anderer Abkommen zur Regelung der Verbindlichkeiten berührt, welche die Regierung der Bundesrepublik Deutschland vor dem Inkrafttreten dieses Abkommens geschlossen hat. Darüber hinaus sollte durch die Anl. VIII aber auch mit Rücksicht auf Anfragen und Bemerkungen von Regierungsvertretern einiger Gläubigerländer klargestellt werden, daß der Fortbestand solcher Rechte nicht berührt werden sollte, ,die auf der Gesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland beruhen (Bundestagsdrucksache 1. Wahlperiode 1949 Nr. 4260, Anl. 1 d 173). Damit sollten insbesondere Ansprüche auf Grund der Restitutions-, Wiedergutmachungs- und Lastenausgleichsgesetzgebung der Nachkriegszeit erfaßt werden. Soweit Angehörige von Staaten, die sich mit Deutschland im Kriegszustand befanden, auf Grund von Rechtsverhältnissen, die vor dem Kriege oder während des Krieges entstanden waren, nach den damals geltenden reichsrechtlichen Vorschriften andere Ansprüche gegen das Reich erlangt haben, greift Art. 5 II überhaupt nicht Platz. Diese Bestimmung schließt nur Forderungen mit ,Reparationscharakter' aus der Schuldenregelung aus (vgl. hierzu Féaux de la Croix aaO 40 Note 50 S. 58-62; Veith, BB 1955, 241 f.). Dagegen können Ansprüche neutraler Staaten und ihrer Staatsangehörigen gegen das Reich - von Ansprüchen aus Neutralitätsverletzungen abgesehen - nicht nach Reparationsgesichtspunkten beurteilt werden (Veith aaO 242 zu IV 2). Trotz dieser rechtlichen und wirtschaftlichen Verschie4

Siehe unten Nr. 74.

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denartigkeit ist eine P r ü f u n g nach Art. 5 I I I L S c h A .zurückgestellt, bis die Regelung dieser Forderungen i m Zusammenhang mit der Regelung der in Abs. 2 bezeichneten F o r d e r u n g e n behandelt werden kann.' D a es bei diesen Forderungen nicht auf den Reparationscharakter ankommt, sind sie nicht w i e die in Art. 5 I I L S c h A bezeichneten F o r d e r u n g e n auf aus d e m K r i e g e .herrührende' F o r d e r u n g e n beschränkt; sie brauchen, w i e bereits erwähnt, mit d e m Kriege nicht in einem inneren, ursächlichen Zusammenhang zu stehen. Es genügt, da Art. 5 I I I LSchA alle ,während des Krieges entstandenen Forderungen' umfaßt, der rein zeitliche Zusammenhang mit d e m Krieg ( F é a u x de la Croix aaO 6 2 - 6 5 ) . I I I . Die obigen rechtlichen Erwägungen, die zu d e m Ergebnis geführt haben, daß f ü r die in Art. 5 L S c h A bezeichneten F o r d e r u n g e n eine L e i stungsklage zur Zeit nicht zulässig ist (oben unter I ) , treffen f ü r Feststellungsklagen nicht ohne weiteres zu. Nach W o r t l a u t , Sinn und Zweck des Art. 5 L S c h A soll bis zu einer anderweitigen internationalen Regelung die E r f ü l l u n g der dort bezeichneten Forderungen so lange ausgeschlossen sein, als durch eine solche E r f ü l l u n g die Durchführung des nach d e m Abk o m m e n vorgesehenen Aufbringungs- und Transferplans f ü r eine Regelung der deutschen Vorkriegsschulden gefährdet w e r d e n könnte. Die hierf ü r notwendige Leistungsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland soll durch eine Befriedigung der genannten ,Kriegsforderungen' nicht beeinträchtigt werden. D e r I I . Zivilsenat des B G H hat in der bereits angeführten Entscheidung v o m 31. 1. 1955 die Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen hinsichtlich der unter Art. 5 L S c h A fallenden Ansprüche noch eine Feststellungsklage zulässig sein könnte, dahingestellt gelassen. 1. Entgegen der von der Revision unter Bezugnahme auf die Ausführungen v o n Gurski (aaO) vertretenen Auffassung z w i n g t der W o r t l a u t des Art. 5 L S c h A keineswegs zu d e m Schluß, daß zur Zeit nicht nur keine Erfüllung an sich bestehender Forderungen verlangt w e r d e n kann, sondern daß darüber hinaus auch j e d e gerichtliche Feststellung solcher Forderung e n ausgeschlossen sein soll, deren Bestehen streitig ist. Die Ansicht der Revision, ,diese F o r m u l i e r u n g zeige eindeutig, daß hinsichtlich dieses Schuldenkomplexes jedes Gespräch - und damit auch jedes V e r f a h r e n schlechthin ausgeschlossen sein solle', steht nicht in E i n k l a n g mit der Bedeutung des W o r t e s , P r ü f u n g ' , mit dem ersichtlich nur eine Erörterung im R a h m e n der K o n f e r e n z oder etwaiger späterer internationaler Verhandlungen gemeint ist. Durch Art. 5 LSchA w i r d deshalb der rechtliche Bestand der F o r d e r u n g e n nicht berührt. Dementsprechend geht Art. 5 I I I LSchA auch ausdrücklich d a v o n aus, daß eine ,Regelung' dieser F o r derungen, und z w a r im Zusammenhang mit der Regelung der in Abs. 2 bezeichneten Forderungen, e r f o l g e n wird. Bis dahin soll eine P r ü f u n g zurückgestellt werden und damit auch eine Regelung und Neuordnung der F o r d e r u n g e n gemäß d e m LSchA ausgeschlossen sein. Hieraus kann aber nicht g e f o l g e r t werden, daß den ordentlichen Gerichten die J u r i s d i k t i o n ' über das Bestehen dieser Forderungen entzogen w o r d e n sei oder daß ein Feststellungsinteresse in Ansehung dieser Ansprüche bis zu einer etwaigen internationalen Vereinbarung über ihre Durchsetzbarkeit

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schlechthin verneint werden müsse. Die für später vorgesehene .Regelung' kann zu einer weiteren Stundung, zu einer Herabsetzung oder auch zur völligen Streichung der Forderungen führen. Es besteht auch die Möglichkeit, daß die in Art. 5 genannten Forderungen, die sich nach Entstehungsgrund und Gegenstand erheblich unterscheiden, bei der endgültigen Regelung verschieden behandelt werden. Es ist immerhin denkbar, daß z. B. die auf rein privatrechtlichen Titeln beruhenden Forderungen der Neutralen anders behandelt werden als die ,Reparationsforderungen' der Alliierten. Der in dem Klammersatz von Art. 5 III LSchA enthaltene Zustimmungsvorbehalt zugunsten der drei Hauptgläubigerländer setzt die Möglichkeit des Zustandekommens derartiger Vereinbarungen verschiedenen Inhalts deutlich voraus. Die Feststellung einer streitigen Forderung kann f ü r eine solche später erfolgende Regelung durchaus von Bedeutung sein. 2. Soweit der erkennende Senat im dritten Revisionsurteil vom 23.10.1953 (NJW 1954, 31) 5 die Zulässigkeit der Feststellungsklage unter Hinweis auf § 12 IV AusfG vom 24. 8. 1953 (BGBl. I 1003) begründet hat, kann allerdings diese Begründung nach erneuter Prüfung nicht aufrechterhalten werden. Diese Vorschrift bezieht sich nach ihrem Zusammenhang mit der in § 12 I aaO getroffenen Regelung und nach der Entstehungsgeschichte nur auf die nach dem LSchA regelbaren Schulden. Sie ist durch den Sonderausschuß ,Londoner Schuldenabkommen' des Bundestags eingefügt worden. Wie sich aus der Begründung ergibt (Bundestagsdrucksache 1. Wahlperiode 1949 Nr. 4569 Nachtrag S. 2 in Verb, mit Bundestagsdrucksache Nr. 4478 Anl. 3 S. 69 Nr. 26 und 27), war f ü r den Ausschuß die Erwägung maßgebend, daß bereits bei den Verhandlungen über das LSchA Einigkeit darüber bestanden hatte, daß der Ausschluß der Leistungsklage einen Gläubiger nicht hindern dürfe, zur Wahrung seiner Rechte f ü r die Dauer des Abkommens ein Feststellungsurteil zu erwirken. Das Schuldenabkommen befaßt sich überhaupt nicht mit der Frage, ob Ansprüche materiell bestehen (Féaux de la Croix a a O 60; Veith, B B 1953, 252). E s b e h a n d e l t lediglich die

Frage, wie eine Schuld, falls sie besteht, neu geordnet werden soll. Demgemäß sieht das Abkommen bei Streitfällen die Inanspruchnahme der ordentlichen Gerichte vor (Art. 17 LSchA). Die Gerichte haben also im Streitfall darüber zu entscheiden, ob und in welcher Höhe ein nach dem Abkommen regelbarer Anspruch besteht. Sofern ein Gläubiger seine Zustimmung zu einer Regelung nach dem Schuldenabkommen verweigert, kann er sich durch Erwirkung eines Feststellungsurteils nach § 12 IV AusfG vor der sonst nach Art. 18 LSchA drohenden Verjährung schützen. Da sich das AusfG vom 24. 8. 1953 auf die Behandlung der nach dem Abkommen zu regelnden Schulden beschränkt und auch in § 12 IV eine solche regelbare Schuld voraussetzt, läßt sich aus dieser Vorschrift unmittelbar nichts für die Zulässigkeit einer Feststellungsklage hinsichtlich der nicht unter das Abkommen fallenden Forderungen (Art. 5 LSchA) herleiten. Die Vorschrift des § 12 IV AusfG zwingt nach Wortlaut, Sinn und Zweck aber auch keineswegs, wie die Revision meint, zu dem Umkehrschluß, daß f ü r die nicht 5

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unter d a s A b k o m m e n fallenden F o r d e r u n g e n j e d e Feststellungsklage schlechthin ausgeschlossen worden sei. S o f e r n die in Art. 5 III LSchA genannten F o r d e r u n g e n nicht völlig gestrichen werden, muß immerhin mit einer den Grundzügen des Abkommens entsprechenden Regelung gerechnet werden. D a s würde bedeuten, daß nur über die Abwicklung bestehender Forderungen Bestimmungen getroffen werden würden und daß zumindest beim Streit über das Bestehen einer F o r d e r u n g die Feststellung durch die ordentlichen Gerichte erfolgen müßte. Eine solche naheliegende Einschaltung der ordentlichen Gerichte würde also nicht f ü r , sondern eher gegen die A u f f a s s u n g sprechen, daß durch Art. 5 LSchA den ordentlichen Gerichten jede J u r i s d i k t i o n ' über das Bestehen dieser Ansprüche entzogen werden sollte. S o f e r n überhaupt die Möglichkeit einer irgendwie zu regelnden Durchsetzung der Forderungen besteht, kann auch nicht d a s Interesse a n der Feststellung der F o r d e r u n g schlechthin verneint werden. E i n Feststellungsinteresse im Sinne des § 256 ZPO wird nicht schon dadurch ausgeschlossen, daß ein Anspruch noch nicht fällig ist und daß seine k ü n f t i g e Durchsetzbarkeit aus rechtlichen oder aus tatsächlichen Gründen zweifelh a f t ist; auch die Möglichkeit einer späteren Herabsetzung oder völligen Streichung der F o r d e r u n g würde der Zulässigkeit einer Feststellungsklage noch nicht entgegenstehen. Gegenstand dieser Feststellung k a n n immer nur d a s nach dem geltenden Recht zu beurteilende Rechtsverhältnis sein. Mit der F r a g e , ob ein Anspruch gegen d a s Deutsche Reich entstanden ist und noch besteht, befaßt sich d a s LSchA aber überhaupt nicht. 3. D a s Gesetz verlangt aber f ü r die Zulässigkeit der Feststellungsklage ein rechtliches Interesse daran, daß die F o r d e r u n g alsbald festgestellt wird (§ 256 ZPO). Im Hinblick auf die grundsätzlichen Erwägungen, die f ü r die Zurückstellung der P r ü f u n g der F o r d e r u n g e n der neutralen Staaten und ihrer Staatsangehörigen maßgebend waren, und die sich hieraus ergebende allgemeine Zielsetzung des LSchA bedarf es in der Tat einer sorgfältigen P r ü f u n g , ob ein schutzwürdiges Interesse an einer alsbaldigen Feststellung dieser Forderungen unter den gegenwärtigen Verhältnissen noch besteht. Aus Sinn und Zweck des Art. 5 LSchA folgt, daß die Bundesrepublik durch die hier genannten F o r d e r u n g e n zur Zeit finanziell nicht belastet werden sollte, u m die Abwicklung der nach dem LSchA regelbaren Ansprüche nicht zu gefährden und auch einer etwaigen Besserstellung der neutralen Staaten und ihrer Staatsangehörigen vorzubeugen. Wird durch Urt. lediglich eine Feststellung der Verpflichtung ausgesprochen, so wird in der Hauptsache die Leistungsfähigkeit der Bundesrepublik zwar noch nicht beeinträchtigt. Die Prozeßkosten könnten aber eine gewisse Rolle spielen, und zwar könnte hierdurch eine nicht unwesentliche wirtschaftliche Belastung eintreten, wenn noch vor der auf einen ungewissen Zeitpunkt verschobenen , P r ü f u n g ' der Erfüllbarkeit dieser Ansprüche die Bundesrepublik unterschiedslos mit zahlreichen Feststellungsklagen in Ansehung solcher Ansprüche überzogen werden könnte. Eine solche allgemeine Zulassung von Feststellungsklagen würde auch schwerlich mit der vom LSchA verfolgten Tendenz, den gesamten Fragenkomplex, den diese Ansprüche aufweisen, zunächst auf sich beruhen zu lassen, in Einklang zu bringen

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sein. Wann und in welcher Form die endgültige Regelung erfolgen wird, ist völlig ungewiß. Die Aussichten, ob, wann und in welchem Umfange eine Durchsetzung der Forderungen möglich sein wird, werden von den Beteiligten - nicht allein wegen der gegensätzlichen Gläubiger- und Schuldnerinteressen - sehr verschieden beurteilt werden. Sicher ist nur, daß eine Befriedigung in absehbarer Zeit nicht wird erfolgen können. Solange die Schuldenregelung nach dem LSchA nicht völlig abgewickelt und die Abwicklung auch nicht als völlig gesichert gelten kann, werden die nach Art. 5 III LSchA zurückgestellten' Forderungen kaum Aussicht auf Erfüllung haben. Angesichts dieser sich aus dem LSchA ergebenden Rechtssituation, die nicht nur hinsichtlich der Durchsetzung der Ansprüche Unsicherheitsmomente besonderer Art enthält, sondern die vor allem auch vermeiden will, daß die Abwicklung der im Rahmen des Abkommens zu regelnden Verbindlichkeiten durch die noch ,ungeprüften' Ansprüche der neutralen Staaten und ihrer Staatsangehörigen gefährdet werden, wird man die Rechtsschutzvoraussetzungen für eine Feststellungsklage zur Zeit im allgemeinen verneinen müssen. Bei Prüfung der Frage, ob ein ursprünglich gegebenes Feststellungsinteresse im Laufe des Rechtsstreits entfallen ist, können aber die besonderen Umstände der konkreten Prozeßsituation ins Gewicht fallen. So ist in der Regel eine Fortdauer des Interesses an alsbaldiger Feststellung anzunehmen, wenn der Rechtsstreit bereits im wesentlichen zur Entscheidungsreife vorgeschritten war, als die Veränderung der tatsächlichen Situation eintrat. Der erkennende Senat folgt insoweit den vom RG zum Fortbestehen des Rechtsschutzinteresses entwickelten Rechtsgedanken. Das Vorhandensein des Feststellungsinteresses ist an sich in jeder Lage des Verfahrens von Amts wegen zu prüfen, auch in der Revisionsinstanz. Maßgebend ist der Zeitpunkt der Urteilsfällung. Fällt während des Prozesses das Feststellungsinteresse weg, so ist die Klage als unzulässig abzuweisen . . . Das RG hat aber ausdrücklich Ausnahmen von dieser Regel unter besonderen Umständen anerkannt (wird ausgeführt unter Hinweis auf RG, J W 1909, 417; Warneyer Rspr. 1916 Nr. 106; RGZ 100, 123 [126]). Die in diesen Entscheidungen vom RG für beachtlich gehaltenen Gesichtspunkte treffen im vorliegenden Fall in besonderem Maße zu. Der Rechtsstreit war, soweit er den Grund der Zahlungsansprüche betrifft, längst vor dem Inkrafttreten des LSchA zur Entscheidung reif. Die Kl. hat die Kosten und Mühen für die Beschaffung der den Grund ihrer Zahlungsansprüche betreffenden Beweisunterlagen bereits im wesentlichen zu einer Zeit aufgewendet, als sie noch nicht damit rechnen konnte, daß die Erfüllbarkeit ihrer Ansprüche von einer noch ungewissen internat. Regelung abhängig sein könnte. Bei dieser außergewöhnlichen Sachlage muß das Interesse der Kl. an einer alsbaldigen Feststellung ihrer Zahlungsansprüche jedenfalls insoweit als fortbestehend angesehen werden, als es sich um den Grund dieser Ansprüche handelt. Es würde einer sinnvollen Prozeßökonomie gröblich widersprechen, wenn die Kl. für den immerhin nicht auszuschließenden Fall, daß für Ansprüche der vorliegenden Art später eine irgendwie geartete Erfüllungszusage der Bundesrepublik Deutschland er13 *

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folgen würde, gezwungen wäre, erneut ein Feststellungsverfahren vor den ordentlichen Gerichten der Bundesrepublik einzuleiten, in dem sie die bisherigen Beweisergebnisse, falls etwa die Zeugen inzwischen verstorben sein sollten, nur mittels Urkundenbeweises verwerten könnte. Dies würde eine unzumutbare Beeinträchtigung der bereits jetzt von der Kl. erlangten Rechtsposition bedeuten. Gegenstand des vorliegenden Rechtsmittelverfahrens ist der Grund des den eigentlichen Kaskoschaden betreffenden, bezifferten Feststellungsanspruchs. Für eine solche Feststellung ist unter den besonderen Umständen des Falles das Rechtsschutzbedürfnis durch das LSchA nicht beseitigt worden."

6 5 . Das nach deutschem Recht zuständige Rechtsmittelgericht hat bei Auslandsschulden im Sinne des Londoner Schuldenabkommens über den auch abgelehnten Antrag des Schuldners auf Gewährung von Vertragshilfe zu entscheiden, wenn der Gläubiger damit nicht einverstanden ist; der Gläubiger hat nur dann die Wahl zwischen dem nach deutschem Recht zulässigen Rechtsmittel und der Anrufung des vorgesehenen Schiedsgerichts, wenn er selbst die Vertragshilfeentscheidung erster Instanz angefochten hat. Eine Forderung kann selbst dann im Ausland entstanden sein, wenn der ausländische Geldgeber dem Schuldner Mittel überlassen hat, die sich im Inland befanden, es sei denn, daß es sich um solche handelt, die von vornherein zur Verwendung im Inland bestimmt waren. Bei Schulden, die unter Anlage IV Art. 6 II Londoner Schuldenabkommen, § 52 I AusführungsG fallen, sind die bis 31. 12. 1952 entstandenen Zinsen, anders als in § 18 II UmstG, in vollem Umfang der Hauptforderung zuzuschlagen. Der Schuldner kann sich die Vorteile der in Anlage IV Art. 11 Londoner Schuldenabkommen vorgesehenen Härteklausel nur erhalten, wenn er Bestand oder Höhe seiner Schuld aus nicht abkommensrechtlichen GrünGründen bestreitet; bestreitet er sie dagegen aus abkommensrechtlichen den und nötigt er dadurch den Gläubiger zur Einleitung eines Schuldenregelungsverfahrens, so verliert er die Vorteile der Härteklausel. Bei hypothekarisch gesicherten Auslandsschulden im Sinne des Londoner Schuldenabkommens genügt für eine Herabsetzung der Zinsen nicht, daß der Ertrag des belasteten Grundstücks entsprechend § 3 VHG um mehr als 25 °/o gemindert worden ist; vielmehr sollen dem Schuldner nur dann Erleichterungen gewährt werden, wenn seine wirtschaftliche Lage durch Krieg, Kriegsfolgen oder andere außerordentliche Umstände so beeinträchtigt worden ist, daß ihm eine Regelung zu den Bedingungen und Terminen des Abkommens nicht zugemutet werden kann. OLG Stuttgart, 3. ZS, Urt. v o m 2. 11.1955 - 3 U (ASchu) 1/54: N J W 9 (1956) 951 mit Anm. von Kroog; Anm. von Miller in N J W 9 (1956) 1444. Frau Margarete B., Frau Elsa H. (spätere Ehefrau F.) geb. K., W i l h e l m K. und Frau Helene A. geb. K., die je zu 1 U Miteigentümer eines W o h n und Geschäftshauses in Stuttgart und als solche im Grundbuch eingetragen waren, schlössen am 10. 1. 1928 mit der Kl., einer Versicherungs-AG

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in Genf, einen Vertrag, wonach ihnen die Kl. ein Darlehen in Höhe von 90 000 GM, verzinslich zu 1 0 % , seitens der Kl. unkündbar bis 1. 1. 1931, gewährte. Für die Ansprüche der Kl. war laut Vertrag auf dem Grundstück eine Hypothek zu bestellen. Als Erfüllungsort wurde der jeweilige Wohnort der Gläubigerin bestimmt, und die Schuldner unterwarfen sich f ü r Streitigkeiten aus dem Darlehensvertrag dem Handelsgericht Zürich, wobei der Kl. das Recht eingeräumt wurde, ihre Ansprüche auch vor dem Gericht „der belegenen Sache" geltend zu machen. Am 13. 1. 1928 erklärten die Darlehensnehmer in notarieller Urkunde ihr Bekenntnis, der Kl. ein Darlehen von 90 000 GM, verzinslich zu 10 °/o, schuldig geworden zu sein, wobei Erfüllungsort der jeweilige Wohnort der Gläubigerin sei, und traten von einer im Grundbuch eingetragenen Eigentümergrundschuld einen Teilbetrag von 90 000 GM unter gleichzeitiger Umwandlung in eine Briefhypothek an die Kl. ab. Entsprechend ihrer Eintragsbewilligung wurde die Abtretung des Teilbetrages und die Umwandlung in eine Hypothek zugunsten der Kl. im Grundbuch eingetragen, und es wurde über die Hypothek der Kl. ein Hypothekenbrief ausgestellt. Frau Margarete D., Frau Elsa F. und Wilhelm K. sind verstorben. Durch Verträge von 1949 und 1950 verkauften ihre Erben und Frau Helene A. ihre Anteile an dem Grundstück, dessen Gebäude durch Fliegerangriff zerstört worden war, an die Bekl., eine GmbH, welche die Darlehensschuld der Verkäufer gegenüber der Kl. übernahm, und erklärten die Auflassung ihrer Grundstücksanteile an die Bekl., worauf der Eigentumsübergang am 14. 3. 1950 ins Grundbuch eingetragen wurde. An der Hypothek der Kl. waren damals 1535,90 GM abbezahlt. Durch Vertrag vom 24.3./5.4.1950 trat die Kl. die restliche Hypothekenforderung von 88 464,10 GM gegen Zahlung von 8846,41 DM nebst 2635,50 DM Zinsen der Bekl. ab. Diese Zahlung wurde am 7. 6. 1950 geleistet. In Ziff. 3 des genannten Vertrags wurde bestimmt: „Falls durch deutsche Gesetzgebung künftig eine höhere Aufwertung als 1 0 % . . . f ü r die obige Hypothek möglich ist, oder wenn die alliierten Behörden dem schweizerischerseits gestellten Begehren Folge geben und die schweizerischen Gläubiger den Gläubigern der Vereinten Nationen gleichstellen, verpflichtet sich die ,GmbH', den entsprechenden Mehrbetrag an die ,AG' nachzuzahlen. Die ,GmbH' haftet der ,AG' dafür, daß bei einem Verkauf des belasteten Grundstücks . . . der Erwerber dieses Grundstücks diese Verpflichtungen übernimmt." Die Kl. erhebt Anspruch auf Gewährung der Vorteile, die ihr nach dem Londoner Schuldenabkommen zustehen, und macht die ihr nach dem Abkommen zustehenden Rechte gerichtlich geltend, nachdem die Bekl. sich geweigert hat, der in dem Abkommen und seinen Anlagen vorgesehenen Regelung beizutreten. Die Bekl. hat beantragt, die Klage abzuweisen. Vorsorglich hat die Bekl. Vertragshilfe in Anspruch genommen. Die Bekl. hat Jörg B., einem der Erben von Frau Margarete B., und dem Lande, vertreten durch die Oberfinanzdirektion, den Streit verkündet mit der Begründung, daß sie bei einem f ü r sie ungünstigen Ausgang des Rechts-

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streits gegen die beiden Streitverkündungsgegner Ansprüche auf Schadloshaltung habe; ihr Anspruch gegenüber dem Lande ergebe sich aus § 63 des AusfG zum Schuldenabkommen. Sowohl Jörg B. als das Land sind dem Rechtsstreit auf seiten "der Bekl. beigetreten. Sie haben sich ihren Anträgen angeschlossen. Das LG hat der Klage stattgegeben. Die Berufung der Bekl. blieb erfolglos. Aus den Gründen: „I. Die Zulässigkeit der form- und fristgerecht eingelegten Berufung ergibt sich aus folgenden Erwägungen: Die Verbindlichkeit, welche die Bekl. von den ursprünglichen Eigentümern des Grundstücks übernommen hat, war eine Schuld im Sinne des Art. 4 LSchA, das laut G vom 24. 8. 1953 (BGBl. II 331) Gesetzeskraft erlangt hat. Sie entstand aus einem vor dem 8. 5. 1945 abgeschlossenen Kreditvertrag zwischen einem ausländischen Gläubiger und einem inländischen Schuldner, der den Erfordernissen von Art. 4 I b, II LSchA und von Art. 2 Ziff. 2 d der Anlage IV zum LSchA entsprach. Das LG hat deshalb die Schuld gemäß § 3 des AusfG vom 24. 8. 1953 (BGBl. I 1003) geregelt, nachdem sich die Bekl. geweigert hatte, sich freiwillig der im LSchA und seinen Anlagen vorgesehenen Schuldenregelung zu unterziehen. Nach § 6 II VHG kann f ü r Auslandsschulden im Sinne des Art. 4 LSchA Vertragshilfe nur nach Maßgabe des LSchA und seiner Anlagen gewährt werden. Die Bekl. hat beantragt, ihr deshalb Vertragshilfe zu gewähren, weil die Kl. Anspruch auf Umstellung ihrer Forderung im Verhältnis 1 : 1 erhebt. Sie ist der Ansicht, die Kl. habe durch das LSchA keinen Anspruch auf eine günstigere Umstellung als eine solche im Verhältnis 1 :10 erlangt, und da sie 1/10 der GM-Schuld in DM bezahlt habe, sei ihre Schuld getilgt, weshalb f ü r sie kein Anlaß bestanden habe, sich der Schuldenregelung nach den Bestimmungen des LSchA zu unterwerfen. Die Frage, ob die Kl. Anspruch darauf hat, so behandelt zu werden, wie wenn ihre Schuld mit Wirkung vom 21. 6. 1948 im Verhältnis 1 : 1 auf DM umgestellt worden wäre, ist eine Frage der Auslegung des LSchA, seiner Anlagen und des AusfG dazu und war deshalb vom LG im Rahmen des Schuldenregelungsverfahrens zu entscheiden. Die Bekl. hat die Entscheidung des LG nur insoweit angefochten, als dieses die bis zum 31. 12. 1952 verfallenen Zinsen dem Kapital zugeschlagen und sie verurteilt hat, eine Hypothek zugunsten der Kl. zu bestellen, die sich auf die Zinsen miterstreckt, sowie insoweit, als die Bekl. verurteilt wurde, f ü r die Zeit vom 1. 1. 1953 bis 1. 10. 1954 Zinsen aus einem höheren Betrage als 79 617,69 DM zu entrichten. Daß sie im Berufungsverfahren geltend machen kann, sie schulde der Kl. f ü r die Zeit bis zum 31. 12. 1952 keine Zinsen mehr und die in der Zeit vom 1. 1. 1953 bis 1. 10. 1954 verfallenen Zinsen seien nur aus der Hauptschuld von 79 617,69 DM zu errechnen, bedarf keiner weiteren Ausführungen. Sie kann die Berufung jedoch auch darauf stützen, daß das LG ihren Antrag auf Gewährung von Vertragshilfe zurückgewiesen hat. Laut Anl. IV Art. 11 II LSchA hat das zuständige deutsche Gericht zu

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entscheiden, wenn sich Gläubiger und Schuldner über die Bewilligung von Zahlungserleichterungen nicht einigen können, die der Schuldner beansprucht. Darüber, ob über den Antrag auf Gewährung von Vertragshilfe auch das Prozeßgericht entscheiden kann, bestimmen das LSchA, seine Anlagen und das Ausführungsgesetz nichts. Es gilt deshalb die Bestimmung des § 11 IV VHG, wonach das Prozeßgericht über den Vertragshilfeantrag entscheiden kann, wenn der Gläubiger damit einverstanden ist. Dieses Einverständnis hat die Kl. in erster Instanz erklärt. Nachdem das LG den Antrag der Bekl. auf Gewährung von Vertragshilfe zurückgewiesen hat, muß über diesen Antrag im Berufungsverfahren entschieden werden. Es gibt keine Rechtsbestimmung, durch die dem Berufungsgericht eine solche Entscheidung verwehrt wäre. Ein Bedenken gegen ihre Zulässigkeit ergibt sich nicht etwa, wie die Kl. meint, aus Anl. IV Art. 11 II Satz 2 LSchA, wo bestimmt ist, daß der Gläubiger die Vertragshilfeentscheidung erster Instanz nach seiner Wahl mit dem nach deutschem Recht zulässigen Rechtsmittel oder durch Anrufung des in Anl. IV Art. 17 vorgesehenen Schiedsgerichts anfechten kann. Im vorliegenden Rechtsstreit hat nicht der Gläubiger, sondern der Schuldner die Vertragshilfeentscheidung erster Instanz angefochten. Für ihn ist aber die Möglichkeit, sie durch Anrufung eines Schiedsgerichts anzufechten, nicht eröffnet. Es hat deshalb das nach deutschem Recht zuständige Rechtsmittelgericht über den Antrag des Schuldners auf Gewährung von Vertragshilfe auch dann zu entscheiden, wenn der Gläubiger damit nicht einverstanden ist; der Gläubiger hat nur dann die Wahl zwischen zwei verschiedenen Rechtsmitteln, wenn er selbst die Vertragshilfeentscheidung erster Instanz angefochten hat, nicht dagegen, wenn der Schuldner sie angefochten hat. Die Bekl. konnte somit das landgerichtliche Urteil auch mit dem Ziel anfechten, eine Entscheidung des OLG über ihren Antrag auf Bewilligung von Vertragshilfe herbeizuführen. II. Die Kl. hat einen schuldrechtlichen Anspruch (BGH, NJW 1955, 1515) darauf, so behandelt zu werden, wie wenn ihre Forderung gegen die Bekl. von Anfang an im Verhältnis 1 : 1 umgestellt worden wäre, weil die Forderung einen spezifisch ausländischen Charakter hat. Dies folgt aus Anlage IV Art. 6 II LSchA, § 52 I AusfG. Die Bekl. hat zwar das Urteil des LG nicht angefochten, soweit es in bezug auf die Hauptforderung zugunsten der Kl. entschieden hat. Da sie aber die Entscheidung über die Fundierung der bis 31. 12. 1952 aufgelaufenen Zinsen auch mit der Begründung angefochten hat, daß die Forderung keinen spezifisch ausländischen Charakter trage, muß im Berufungsverfahren die Art der Forderung der Kl. einer erneuten Prüfung unterzogen werden. Die ursprüngliche Darlehensschuld, welche die Bekl. von den früheren Grundstückseigentümern übernommen hat und welche auf GM lautete, trug nach Anlage VII Abschn. I Ziff. 2 LSchA spezifisch ausländischen Charakter, falls die früheren Schuldner das Darlehen im Ausland aufgenommen hatten und im Darlehensvertrag vereinbart war, daß der Zahlungsort oder der Gerichtsstand im Ausland liegen oder daß ausländisches Recht anwendbar sein solle. Dem LG ist darin beizupflichten, daß ein aus-

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ländischer Gerichtsstand vereinbart war. Daß die Schuldurkunde vom 13. 1. 1928 keine Bestimmung über den Gerichtsstand enthielt, ist entgegen der Meinung der Bekl. unerheblich; die vertraglichen Beziehungen zwischen den Parteien richten sich ausschließlich nach dem Inhalt des Darlehensvertrages vom 10. 1. 1928, und hier ist f ü r Streitigkeiten aus dem Vertragsverhältnis die Zuständigkeit des Handelsgerichts Zürich vereinbart. Der Senat tritt dem LG auch darin bei, daß das Darlehen im Ausland aufgenommen worden ist. Wann diese Voraussetzung zutrifft, ist nirgends ausdrücklich bestimmt. Aus Anlage VII LSchA ist aber soviel zu entnehmen, daß eine Forderung selbst dann im Ausland entstanden sein kann, wenn der ausländische Geldgeber dem Schuldner Mittel überlassen hat, die sich bereits im Inland befanden. Darauf deutet vor allem, wie schon das LG ausgeführt hat, der letzte Absatz von Anlage VII Abschn. I LSchA hin. Wie hier bestimmt ist, wird der spezifisch ausländische Charakter einer Forderung nicht dadurch ausgeschlossen, daß ein inländischer Treuhänder eines Geldgebers im Ausland eine Anleihe oder ein Darlehen gewährt hat. Es ergibt sich ferner im Wege des Umkehrschlusses aus Abschn. II der Anlage, wo der spezifisch ausländische Charakter einer Forderung dann verneint wird, wenn ein ausländisches Kreditinstitut oder Versicherungsunternehmen zur Aufstellung einer Umstellungsrechnung verpflichtet ist und die Forderung in diese Umstellungsrechnung eingestellt werden muß. Aus diesen Beispielen ist zu entnehmen, daß die Forderung eines Geldgebers im Ausland nur dann nicht spezifisch ausländisch ist, wenn dem Schuldner inländische Mittel überlassen worden sind, die von vornherein zur Verwendung im Inland bestimmt waren. Dafür, daß es sich im vorliegenden Falle um solche Mittel gehandelt hätte, bietet der Vertrag vom 10. 1. 1928 keinerlei Anhaltspunkte. Aus der Tatsache, daß die ursprünglichen Schuldner mit der im Ausland befindlichen Zentrale der Kl. über die Gewährung des Darlehens verhandelt haben, muß vielmehr gefolgert werden, daß sie keine inländischen Mittel der Kl. erhalten haben, deren Zweckbestimmung von vornherein in einer Verwendung im Inland gelegen hätte. Das LG hat daher mit Recht den spezifisch ausländischen Charakter der Schuld der Bekl. bejaht und die nach Anlage IV Art. 34 Ziff. 2 LSchA berechneten Zinsen f ü r die Zeit bis 31. 12. 1952 gemäß Ziff. 3 daselbst dem Kapital zugeschlagen. III. Unzutreffend ist auch die Auffassung der Bekl., bezüglich der Zinsen verbleibe es auch nach dem LSchA bei einer Umstellung auf DM im Verhältnis 1 : 10. Ein solches Umstellungsverhältnis kennt zwar das UmstG in § 18 II f ü r Zinsen von gewissen Hauptschulden, die selbst im Verhältnis 1 : 1 umgestellt sind. Für Schulden, die unter Anlage IV Art. 6 II LSchA, § 52 I AusfG fallen, ist jedoch keine gleichartige Regelung erfolgt. Die bis 31. 12. 1952 verfallenen Zinsen waren deshalb in vollem Umfang der Hauptforderung zuzuschlagen. IV. Ebenso ist das Gesuch der Bekl., ihr Vertragshilfe zu gewähren, unbegründet. Das LG hat diesen Antrag zurückgewiesen, weil die Bekl. es abgelehnt hat, sich der im LSchA vorgesehenen Regelung ihrer Verbindlichkeit zu unterziehen und mit der Kl. nach Anlage IV Art. 14 eine Schul-

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denregelung zu treffen. Für den Fall, daß der Schuldner keine Beitrittserklärung abgibt, ist in Art. 17 VI c Satz 1 LSchA, § 8 I AusfG bestimmt, daß der Schuldner keinen Anspruch auf die Vorteile der in Anlage IV Art. 11 LSchA vorgesehenen Härteklausel hat. Nach Art. 17 LSchA, § 8 II AusfG wird ihm die Härteklausel dann nicht versagt, wenn er nur deshalb keine Beitrittserklärung abgegeben hat, weil er das Bestehen der Schuld bestritten hat. Die Bekl. hat allerdings das Bestehen einer Verbindlichkeit bestritten und geltend gemacht, sie habe durch Zahlung des im Verhältnis 1 : 10 auf DM umgestellten Betrages die Kl. endgültig befriedigt. Daraus folgert sie aber zu Unrecht, daß ihr die Vorteile der Härteklausel noch eingeräumt werden könnten und daß ihr Vertragshilfe bewilligt werden müsse. Die GM-Forderung der Kl. wurde durch §§ 13 III, 16 UG in der Weise auf DM umgestellt, daß f ü r 10 GM der Betrag von 1 DM geschuldet wurde. Die Kl. müßte sich nach Anlage IV Art. 6 I LSchA mit diesem Umstellungsverhältnis nur zufriedengeben, wenn ihre Forderung keinen spezifisch ausländischen Charakter hätte. Da dies aber der Fall ist und da sie deshalb verlangen kann, so behandelt zu werden, wie wenn die Verbindlichkeit der Bekl. von Anfang an im Verhältnis 1 : 1 umgestellt worden wäre, ist es unerheblich, daß die Bekl. schon Vio der ursprünglich auf GM lautenden Schuld in DM bezahlt hat. Sie hat den Bestand der Schuld allerdings mit der Begründung bestritten, daß die Verbindlichkeit keinen spezifisch ausländischen Charakter gehabt habe und gerade deshalb durch Zahlung von Vio des GM-Betrages getilgt worden sei. Ein Bestreiten der Schuld mit einer solchen Begründung war aber nicht geeignet, der Bekl. gemäß Art. 17 VI c Satz 2 LSchA und § 8 AusfG (Abs. 2) die Vorteile der Härteklausel zu erhalten; ein Schuldner erhält sich diese Vorteile vielmehr nur, wenn er Bestand (oder Höhe) seiner Schuld aus Gründen bestreitet, die mit dem LSchA nichts zu tun haben. Es erscheint zwar auf den ersten Blick als naheliegend, ein Bestreiten der Schuld aus abkommensrechtlichen Gründen gleichzubehandeln wie ein Bestreiten aus anderen Gründen, und es kann auch als erwünscht erscheinen, dem Schuldner in beiden Fällen den gleichen Schutz zu gewähren. Die Bekl. hat sich einer freiwilligen Schuldenregelung auch keineswegs mutwillig entzogen, sondern mit durchaus beachtlichen Gründen, weil sie der Ansicht war, durch Zahlung von Vio der früheren Schuld die, wie sie meinte, nicht spezifisch ausländische Verbindlichkeit getilgt zu haben. Es ist jedoch ein wesentlicher Unterschied, ob ein Schuldner Bestand und Höhe der Schuld aus Gründen bestreitet, die mit dem LSchA nicht zusammenhängen, etwa weil sie ganz oder teilweise nie entstanden oder nach innerdeutschem Recht wieder erloschen sei, oder ob er Bestand oder Höhe der Schuld deshalb bestreitet, weil er glaubt, er sei nach dem Inhalt des LSchA nichts mehr oder weniger schuldig, als der Gläubiger fordert. Im ersten Falle kann grundsätzlich über Bestand und Höhe der Verbindlichkeit im Schuldenregelungsverfahren nicht entschieden werden, das nach §§ 2, 3 AusfG nur eine Festsetzung der Zahlungs- und sonstigen Bedingungen zum Gegenstand hat, sondern es ist erforderlichenfalls eine Entscheidung des Gerichts einzuholen, das dafür nach allgemeinen Bestimmungen

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zuständig ist, Anlage IV Art. 15 LSchA. Im zweiten Falle jedoch, wenn der Bestand oder die Höhe der Verbindlichkeit aus abkommensrechtlichen Gründen bestritten wird, ist zur Entscheidung hierüber das Gericht berufen, das die Schuldenregelung zu treffen hat; zu den Fragen, die es zu entscheiden hat, gehört auch die Frage, wie der Gläubiger in bezug auf die Umstellung seiner Forderung nach dem Schuldenabkommen zu stellen ist. Ist Bestand oder Höhe seiner Forderung aus abkommensrechtlichen Gründen streitig, so kann sich der Gläubiger hierwegen an das Gericht der Schuldenregelung wenden. Der Schuldner hat nur dann keinen Anlaß, sich einer Schuldenregelung zu unterziehen, wenn Bestand oder Höhe seiner Schuld aus nicht abkommensrechtlichen Gründen streitig sind. Hier ist es geboten, ihm bis nach rechtskräftiger Entscheidung des nach Anlage IV Art. 15 LSchA zuständigen Gerichts die Vorteile der Härteklausel zu erhalten. Auch ein Schuldner, der den Bestand einer Verbindlichkeit aus abkommensrechtlichen Gründen bestreitet, mag der Meinung sein, es bestehe kein Anlaß zu einer Schuldenregelung. Doch ist es sein Risiko, wenn er sich einer solchen nicht unterzieht, weil er glaubt, der Gläubiger habe keinen Anspruch auf eine bevorzugte Umstellung seiner Forderung. Das LSchA will ihn zwingen, sich mit dem Gläubiger über die Schuldenregelung zu einigen oder doch, wenn eine Einigung über Zahlungs- und sonstige Bedingungen nicht erzielt werden kann, eine Beitrittserklärung abzugeben und dann abzuwarten, ob der Gläubiger ein Regelungsverfahren nach § 2 I AusfG beantragt. Lehnt er eine Regelung grundsätzlich ab, so soll der Gläubiger nach dem Sinn des Abkommens einen Ausgleich dafür erhalten, daß er genötigt ist, die Einleitung eines Verfahrens nach § 3 AusfG zu beantragen, und dieser Ausgleich besteht im Verlust der Vorteile der Härteklausel durch den Schuldner. Daß dies im Einzelfall f ü r den Schuldner hart sein kann, ist nicht zu vermeiden. Das LG hat darum mit Recht den Vertragshilfeantrag der Bekl. zurückgewiesen. V. Übrigens wäre das Gesuch der Bekl. um Bewilligung von Vertragshilfe auch sachlich unbegründet, wenn sich die Bekl. noch auf die Härteklausel berufen könnte. Die Bekl. glaubt, Anspruch auf Herabsetzung oder Streichung der bis 31. 12. 1952 verfallenen Zinsen zu haben, weil das Grundstück nach Zerstörung des darauf befindlichen Gebäudes keinen Ertrag mehr abgeworfen habe. Sie bringt vor, sie habe es allmählich wieder hergestellt und so erreicht, daß das Grundstück ab 1951 wieder einen Ertrag eingebracht habe, doch sei dieser erst ab 1953 ein geregelter gewesen. Es genügt aber bei hypothekarisch gesicherten Auslandsschulden im Sinne des LSchA nicht f ü r eine Herabsetzung der Zinsen, daß der Ertrag des belasteten Grundstücks durch Kriegseinwirkung um mehr als 25 °/o gemindert worden ist, wie dies § 3 VHG bestimmt. Das VHG gilt f ü r Auslandsschulden im Sinne des LSchA nur nach Maßgabe des Schuldenabkommens und seiner Anlagen. Es kann daher bezüglich der Zinsen Vertragshilfe nur gewährt werden, wenn außer den Voraussetzungen des § 3 VHG auch die von Anlage IV Art. I I I LSchA erfüllt sind. In dieser Bestimmung ist zwar in Satz 2

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davon die Rede, daß der Schuldner die gleichen Zugeständnisse erhalten soll, wie er sie von einem deutschen Gläubiger erhalten könnte. Doch kann dieser Satz nicht aus dem Zusammenhang herausgerissen werden. Wie sich aus dem vorhergehenden Satz 1 ergibt, soll der Schuldner dann Erleichterungen erhalten, wenn seine wirtschaftliche Lage durch Krieg, Kriegsfolgen oder andere außerordentliche Umstände so beeinträchtigt worden ist, daß ihm eine Regelung zu den Redingungen oder Terminen des Abkommens nicht zugemutet werden kann. Dieses Erfordernis gilt nicht nur f ü r die Regelung der Hauptschuld, sondern ebenso f ü r die Regelung der Zinsen. Das LSchA mutet dem ausländischen Gläubiger in bezug auf die bis 31. 12. 1952 verfallenen Zinsen schon insofern besondere Opfer zu, als diese nach Anlage IV Art. 34 Ziff. 3 u. 6 LSchA der Hauptsumme zugeschlagen und erst in der Zeit von 1958 bis 1970 getilgt werden. Wenn aber der regelungswillige ausländische Gläubiger sich darauf einlassen muß, daß er die fundierten Zinsen erst im Laufe vieler Jahre bekommt, so ist er andererseits dagegen gesichert, daß diese schon deshalb herabgesetzt werden, weil die Voraussetzungen des § 3 VHG erfüllt sind. Ein Schuldner, der in bezug auf die fundierten Zinsen die Vorteile der Härteklausel ausnutzen will, muß deshalb darlegen, daß und inwieweit er durch Krieg und sonstige außerordentliche Ereignisse in eine so schwierige wirtschaftliche Lage gekommen ist, daß er sich einer Regelung nach Anlage IV Art. 34 Ziff. 3 u. 6 LSchA nicht ohne Erleichterungen unterziehen kann. VI. Da, wie schon ausgeführt, die bis zum 31. 12. 1952 verfallenen Zinsen zu Recht vom LG in vollem Umfang fundiert worden sind, hat sich die Hypothek, zu deren Bestellung die Bekl. nach §§ 55, 56 AusfG verpflichtet ist, auch auf diese Zinsen zu erstrecken. VII. Ebenso hat die Bekl. ab 1. 1. 1953 Zinsen auch aus dem Betrag der Zinsen zu bezahlen, die zu fundieren sind." 66. Zur Erstattungsfähigkeit von Anwaltskosten nach Art. 17 VI c Londoner Schuldenabkommen. KG-West, 1. ZS, Beschl. vom 13. 12. 1954 - 1 W 3692/54: NJW 8 (1955) 596. Aus den Gründen: „I. Mit Recht geht das LG davon aus, daß in Verfahren auf Erteilung des Regelungsvermerks f ü r inländische Vollstreckungstitel, die vor Inkrafttreten des Londoner Abkommens errichtet worden sind, die in Art. 17 VI c enthaltenen kostenrechtlichen Sondervorschriften anzuwenden sind (§§ 30, 28 II, 19 I, 9 I AusfG). Aus der angezogenen Bestimmung ist zu entnehmen, daß die Antrg., welche die gemäß Art. 14 der Anlage IV zum Abkommen mögliche Beitrittserklärung zur Regelung nicht abgegeben hat, gehalten ist, die angemessenen Anwaltskosten der Antrst. zu tragen. Dem deutschen Recht ist der Begriff der angemessenen Anwaltskosten fremd. Es kennt nur die Erstattungsfähigkeit der zur zweckmäßigen Rechtsverfolgung notwendigen' Anwaltskosten (§ 91 ZPO).

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1. Auf den ersten Blick scheint die Verwendung des Ausdrucks .angemessene Anwaltskosten' darauf zu deuten, daß in den hier in Frage stehenden Verfahren der Gläubiger über die im Rahmen des § 91 ZPO vom Schuldner zu erstattenden Gebühren hinaus Ersatz seiner Unkosten verlangen kann. Es ist jedoch zweifelhaft, ob diese Auslegung dem Sinne des Art. 17 VI c des Abkommens gerecht wird. Aus der deutschen Fassung ,angemessene Anwaltsgebühren' ergibt sich kein Hinweis, ob der im Verfahren unterliegende Schuldner Kosten eines oder gegebenenfalls mehrerer Anwälte des Gläubigers zu tragen hat. Da im Londoner Schuldenabkommen (in den Schlußsätzen) ausdrücklich bestimmt ist, daß alle drei Texte (deutsch, englisch und französisch) gleichermaßen authentisch seien, können zur Auslegung des deutschen Textes bedenkenfrei die englische und französische Fassung herangezogen werden. Die entscheidenden Worte in englischer Sprache lauten: ,all reasonable fees of the plaintiff's counsel', in französischer Sprache: ,tous honoraires raisonnables du conseil du demandeur'. Sowohl die englische als auch die französische Fassung des Gesetzes gehen also eindeutig davon aus, daß der Schuldner nur die Gebühr eines Anwalts des Gläubigers zu tragen hat. Daraus ist zu entnehmen, daß auch der deutsche Text ,angemessene Anwaltskosten' in diesem Sinne zu verstehen ist. Das aber bedeutet, daß der Gläubiger grundsätzlich nur die angemessenen Kosten eines Anwalts vom Schuldner erstattet verlangen kann. Bereits diese bei einem Vergleich mit der englischen und französischen Fassung sich ergebende Auslegung des Art. 17 VI c des Abkommens erhellt, daß der hier gewählte Begriff der angemessenen Anwaltskosten durchaus nicht weiter zu gehen braucht als der Ausdruck ,notwendige Kosten' im Sinne des § 91 ZPO. Denn zu den notwendigen Kosten einer zweckentsprechenden Rechtsverfolgung gehören unter Umständen auch die Kosten eines Korrespondenzanwalts (§§ 91 ZPO, 44 Rechtsanwaltsgebührenordnung), deren Erstattung durch den Ausdruck .angemessene Anwaltskosten' nach den obigen Ausführungen nicht mehr gedeckt wird. 2. Auch eine andere Überlegung zeigt, daß der Begriff .angemessene Kosten' in Wirklichkeit nicht über die Formulierung des § 91 ZPO hinausgeht. Berücksichtigt man, daß auch der obsiegende KI. z. B. in England (und Amerika) von dem unterliegenden Bekl. grundsätzlich nicht Erstattung der ihm entstandenen Anwaltskosten verlangen kann, so bildet die in Art. 17 VI c des Abkommens getroffene Regelung eine Ausnahme. Wenn der Gesetzgeber neben dieser Ausnahme weiter bestimmt hat, daß ,reasonable fees' erstattungsfähig sind, so kann damit nur eine Einschränkung der vorher ausgesprochenen Ausnahme von der Regel gemeint sein, in dem Sinne nämlich, daß der obsiegende Gläubiger zwar ausnahmsweise Erstattung seiner Anwaltskosten verlangen kann, doch aber nur Erstattung der angemessenen Anwaltsgebühren. Bei Berücksichtigung dieser Überlegungen ist kaum anzunehmen, daß der Begriff der angemessenen Anwaltskosten über den der notwendigen Anwaltskosten hinausgeht, wie es nach dem deutschen Wortlaut der Vorschrift den Anschein hat.

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II. Die von Baumbach-Lauterbach (KostenG 11 Anm. 3 zu § 44 Rechts21 anwaltsgebührenordnung; ZPO Anm. 5 zu § 91 ZPO) vertretene Auffassung, die Zuziehung eines Verkehrsanwalts sei grundsätzlich notwendig, wenn der Rechtsstreit bei einem auswärtigen Gericht anhängig sei, wird vom beschließenden Senat in ständiger Rspr. als zu weitgehend abgelehnt (vgl. z. B. die Beschl. 1 W 3727/53 und 1 W 3634/53) [wird ausgeführt], Bei Anlegung dieses vom beschließenden Senat in ständiger Rspr. vertretenen Maßstabes k a n n die Notwendigkeit der Hinzuziehung des Rechtsanwalts Dr. N. nicht bejaht werden. III. Selbst wenn m a n der aus einem Vergleich mit den englischen und französischen Fassungen sich ergebenden Folgerung, daß der in Art. 17 VI c des Londoner Abkommens gewählte Ausdruck .angemessene Kosten' in Wirklichkeit nicht weiter geht als der Begriff der .notwendigen Kosten' im Sinne des § 91 ZPO, nicht folgt, m u ß in dem zu entscheidenden Falle die Erstattungsfähigkeit der durch die Einschaltung des Verkehrsanwalts entstandenen Kosten verneint werden. Denn wenn der Schuldner in die angemessenen Rechtsanwaltskosten des Gläubigers zu verurteilen ist (Art. 17 VI c des Abkommens), so bedeutet das nicht, daß er schlechthin alle Kosten des Gegners zu erstatten hat. Es m u ß vielmehr auch hier immer auf den Einzelfall abgestellt werden, darauf also, ob nach der Zusammenfassung aller Umstände des einzelnen Verfahrens die entstandenen Kosten angemessen sind. Das k a n n in dem hier vorliegenden Verfahren gegen die Antrg. aber nicht angenommen werden. 1. Die Tatsache, daß die Rechtsmaterie des Londoner Schuldenabkommens gewisse Schwierigkeiten in sich birgt, rechtfertigt - f ü r sich allein genommen - nicht grundsätzlich die Einschaltung eines Korrespondenzanwalts. Gerade in dem hier zur Entscheidung stehenden Falle war die Sachlage einfach. 2. Zu der Tatsache, daß die Rechts- und Sachlage im vorliegenden Falle nicht schwierig war, kommt hinzu, daß die Antrst. ihren Sitz nicht am W o h n o r t ihres Vertrauensanwalts hat und daher ohnehin korrespondieren mußte, um ihn zu informieren. In einem solchen Falle k a n n die Erstattung der Kosten zweier Rechtsanwälte grundsätzlich nicht m e h r als angemessen bezeichnet werden, weil gerade der Gesichtspunkt, welcher die Hinzuziehung eines Verkehrsanwalts rechtfertigen könnte, nämlich die Möglichkeit der mündlichen Parteiinformation, entfällt. 3. Wenn sich die Antrst. ihres Vertrauensanwalts in Köln bedient, um eine einheitliche Oberleitung f ü r ihre in Deutschland durchzuführenden Verfahren nach dem Londoner Schuldenabkommen zu sichern, so mag d a m i t eine gewisse Vereinfachung des Geschäftsbetriebes der Antrst. erreicht werden. Eine solche Verlagerung der an sich der Antrst. selbst obliegenden Aufgaben k a n n es aber nicht rechtfertigen, die durch die Hinzuziehung eines Rechtsanwaltes f ü r solche Arbeiten entstehenden erhöhten Kosten der Antrg. aufzuerlegen. Sie müssen vielmehr als allgemeine Geschäftsunkosten von der Antrst. selbst getragen werden. Denn es handelt sich um eine Tätigkeit, die nicht im Hinblick auf den hier zur Entscheidung stehenden Einzelfall entwickelt worden ist, sondern aus Erwä-

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gungen, die den Geschäftsbetrieb der Antrst. erleichtern sollen, aber mit dem Verfahren gegen die Antrg. nichts zu tun haben. Die der Antrst. durch Hinzuziehung ihres Vertrauensanwalts Dr. N. in Köln im Verfahren gegen die Antrg. entstandenen Mehrkosten können daher weder als notwendig noch als angemessen bezeichnet werden. Sie sind aus diesem Grunde auch von der Antrg. nicht zu erstatten."

Spezifisch ausländischer Charakter einer Forderung Siehe auch Nr. 65 67. Die Forderung eines Schweizer Staatsangehörigen und das zu ihrer Sicherung bestellte Grundpfandrecht bleiben, wenn sie im Verhältnis 10 : 1 umgestellt sind, auch nach dem Londoner Schuldenabkommen in diesem Verhältnis umgestellt. Das gilt auch, wenn sie in Goldmark oder in Reichsmark mit Goldklausel oder Goldoption ausgedrückt sind und spezifisch ausländischen Charakter haben. In diesem Fall hat der Gläubiger lediglich einen schuldrechtlichen Anspruch auf Besserstellung, der jedoch nicht bei einer Entscheidung des Amtsgerichts über die Umstellung des Grundpfandrechts gemäß § 6 der 40. DVO zum UmstG zu berücksichtigen, sondern in einem besonderen Verfahren vor den Landgerichten (§§ 2 f , 11 AusführungsG zum Schuldenabkommen) gegen den Schuldner geltend zu machen ist. BGH, 4. ZS, Beschl. vom 14. 7. 1955 - IV ZB 51/55: N J W 8 (1955) 1514; LM Nr. 3 zu AuslSchuldAbk.; BB 10 (1955) 716; Betrieb 8 (1955) 846; WM IV B 9 (1955) 1161; DDevR 6 (1956) 92; Leitsatz in LM Nr. 4 zu AusfG/AuslSchuldAbk. Die Beschwf., welche die Schweizer Staatsangehörigkeit besitzt, verlangt als Gläubigerin zweier 1938 eingetragener Darlehenshypotheken die Umstellung der Hypotheken und der zugrundeliegenden Forderungen im Verhältnis von einer Reichsmark zu einer D-Mark, da die Hypothekenforderungen „spezifisch ausländischen Charakter" trügen und daher die von ihr beanspruchte Umstellung nach dem Abkommen über deutsche Auslandsschulden vom 27. 2. 1953 (BGBl. II 331 ff.), dem auch die Schweiz beigetreten ist, und dem Ausführungsgesetz hierzu vom 24. 8. 1953 (BGBl. I 1003 ff.) sowie nach dem Abkommen zwischen der Bundesrepublik und in der Schweiz über den Lastenausgleich vom 26. 8. 1952 (G. vom 7. 3. 1953, BGBl. II 15, 24 und 127) gerechtfertigt sei. Das AG hat im Verfahren nach § 6 der 40. DVO zum UmstG die Umstellung im Verhältnis 1 : 1 mit § 2 Ziff. 4 a der 40. DVO zum UmstG in Verbindung mit § 52 des AusfG zum LSchA begründet. Das LG hat auf die sofortige Beschwerde des Schuldners und Grundstückseigentümers die Umstellung der Hypotheken nebst den zugrundeliegenden Forderungen im Verhältnis von 10.- RM zu 1.- DM festgestellt.

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Mit der sofortigen weiteren Beschwerde verfolgt die Beschwf. ihr ursprüngliches Umstellungsbegehren weiter. Die weitere Beschwerde wurde zurückgewiesen. Aus den Gründen: „Das OLG Köln hält die weitere Beschwerde in der Hauptsache f ü r unbegründet, sieht sich jedoch durch den Beschluß des OLG Hamm vom 7. 1. 1954 (NJW 1954, 1005) 1 gehindert, sie zurückzuweisen. Es hat deshalb die Sache gemäß § 28 II FGG dem BGH zur Entscheidung vorgelegt 2 . Nach der Auffassung des OLG Köln ist im Umstellungsverfahren nach § 6 der 40. DVO nicht zu prüfen, ob die zugunsten eines Schweizer Staatsangehörigen eingetragene Hypothek zur Sicherung einer Forderung spezifisch ausländischen Charakters im Sinne der Vorschriften des LSchA und des dazu erlassenen Ausführungsgesetzes dient. Vielmehr sei die Hypothek, auch wenn die gesicherte Forderung spezifisch ausländischen Charakter trage, im Verhältnis 10 : 1 umgestellt, soweit nicht eine Privilegierung nach den allgemeinen Vorschriften des Umstellungsrechts Platz greife. Die ,Wiederherstellung' der Hypothek im Verhältnis 1 : 1 müsse gegebenenfalls in einem besonderen Verfahren nach §§ 2 ff., 11, 55 ff. AusfG zum LSchA vor dem zuständigen LG herbeigeführt werden. Das OLG Köln stützt seine Meinung auf den Wortlaut der angeführten Gesetzesbestimmungen und die Verschiedenartigkeit des Umstellungsverfahrens und des Schuldenregelungsverfahrens. Die gegenteilige Auffassung wird - allerdings ohne besondere Begründung - vom OLG Hamm in dem erwähnten Beschluß vom 7. 1. 1954 vertreten. Die Voraussetzungen des § 28 II FGG für die Vorlage sind gegeben. Somit ist über die weitere Beschwerde zu entscheiden. Sie ist unbegründet. Die Auffassung des OLG Köln trifft zu. 1. Das Londoner Schuldenabkommen und das Ausführungsgesetz dazu: Die Beschwf. kann ihr Umstellungsbegehren im vorliegenden Verfahren nicht auf das LSchA und das dazu erlassene AusführungsG stützen. Zu diesem Ergebnis gelangt man, wenn man die f ü r ausländische Gläubiger vor und nach dem Inkrafttreten des LSchA geltenden Umstellungsvorschriften miteinander vergleicht. a) Vor dem Inkrafttreten des LSchA war die Umstellung von Grundpfandrechten und Forderungen ausländischer Gläubiger verschieden geregelt, je nachdem, ob die Gläubiger Angehörige der Vereinten Nationen waren oder nicht. Die zur Sicherung von Forderungen in Reichsmark, Rentenmark oder Goldmark bestellten Grundpfandrechte von Angehörigen der Vereinten Nationen waren gemäß § 2 Ziff. 4 der 40. DVO zum UmstG (alter Fassung) im Verhältnis 1 : 1 umgestellt, diejenigen anderer ausländischer Gläubiger im Verhältnis 10 : 1 ( § 1 der 40. DVO zum UmstG in Verbindung mit §§ 16, 13 III UmstG), soweit nicht die Ausnahmen von § 2 Ziff. 1-3, 5, 6 der 40. DVO zum UmstG Platz griffen. 1 Siehe unten Nr. 70. * Vorlagebeschl. vom 30. 3. X955 - 8 W 79/54, NJW 8 (1955) 768 (Leitsatz).

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Forderungen in Reichsmark, Rentenmark oder Goldmark von Angehörigen der Vereinten Nationen waren im Verhältnis 10 : 1 umgestellt (§§ 16, 13 III Umstü). Dies galt jedoch nicht, wenn der Gläubiger die Annahme der Leistung verweigerte oder der Umstellung im Verhältnis 10 : 1 bis zum 20. 10. 1948 durch Erklärung gegenüber dem Schuldner widersprach (§ 15 UmstG). Forderungen in Reichsmark, Rentenmark oder Goldmark ausländischer Gläubiger, die nicht Angehörige der Vereinten Nationen waren, waren im Verhältnis 10 : 1 umgestellt (§§ 16, 13 III UmstG), ohne daß sie die Rechte aus § 15 UmstG hatten. b) Die verschiedene Behandlung von Rechten der Angehörigen der Vereinten Nationen und solchen anderer Ausländer hat das LSchA und sein Ausführungsgesetz in gewisser Hinsicht fortgeführt, wenn auch im Endergebnis die beiden Gläubigergruppen bei gleichen Voraussetzungen die gleichen wirtschaftlichen Vorteile erlangen können und insofern die durch Art. 8 des Abkommens verbotene Diskriminierung entfällt, wie sich aus dem folgenden ergibt: Grundpfandrechte von Angehörigen der Vereinten Nationen werden nunmehr nur dann noch im Verhältnis 1 : 1 umgestellt, wenn die durch sie gesicherte Forderung eine Schuld der in § 52 AusführungsG zum LSchA bezeichneten Art ist, d. h. wenn sie in Goldmark oder in Reichsmark mit Goldklausel oder mit Goldoption ausgedrückt ist und spezifisch ausländischen Charakter trägt (§ 2 Ziff. 4 der 40. DVO zum UmstG in der Fassung des § 102 des AusführungsG zum LSchA). Ist dies nicht der Fall, dann werden diese Grundpfandrechte im Verhältnis 10 : 1 umgestellt (§ 1 der 40. DVO zum UmstG), wenn nicht einer der sonstigen Ausnahmefälle des § 2 der 40. DVO zum UmstG vorliegt. Stehen die Grundpfandrechte aber Gläubigern zu, die nicht Angehörige der Vereinten Nationen sind, jedoch Anspruch auf die Vorteile des LSchA haben, und sind die gesicherten Forderungen in Goldmark oder in Reichsmark mit Goldklausel oder mit Goldoption ausgedrückt und tragen sie spezifisch ausländischen Charakter, so ,verbleibt es bei der bisherigen Umstellung'. Der Gläubiger hat aber zur ,Wiederherstellung der Sicherung seiner Forderung' die folgenden Rechte: Er kann verlangen, daß der Schuldner, der Grundstückseigentümer ist, ihm, dem Gläubiger, ein .neues' Grundpfandrecht in D-Mark, und zwar im Nennbetrag des alten bestellt. Mit der Bestellung des neuen Grundpfandrechts erlischt das umgestellte. Das neue Grundpfandrecht hat den Rang, den das umgestellte am 21. 6. 1948 hatte (Anlage VII Ziff. III LSchA, §§ 55, 56 des AusführungsG zum LSchA). Sind die durch die Grundpfandrechte dieser Gläubiger gesicherten Forderungen nicht in Goldmark usw. ausgedrückt oder tragen sie keinen spezifisch ausländischen Charakter, so verbleibt es bei der Umstellung im Verhältnis 10 : 1 (§ 1 der 40. DVO zum UmstG, §§ 16, 13 III UmstG), es sei denn, daß einer der Ausnahmefälle des § 2 Ziff. 1-3, 5, 6 der 40. DVO zum UmstG Platz greift. Für die Forderungen gilt nunmehr folgendes: Nach Aufhebung des § 15 UmstG durch § 102 des AusführungsG zum LSchA besteht kein Unterschied mehr zwischen Forderungen der Angehörigen der Vereinten Na-

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tionen und Forderungen anderer Ausländer. Alle Forderungen in Reichsmark, Rentenmark oder Goldmark sind im Verhältnis 10 : 1 umgestellt {§§ 16, 13 III UmstG). Trägt eine in Goldmark oder in Reichsmark mit Goldklausel oder Goldoption ausgedrückte Schuld spezifisch ausländischen Charakter, dann kann der Gläubiger, der Anspruch auf die Vorteile des LSchA hat, verlangen, daß die Schuld so geregelt wird, wie wenn sie mit Wirkung vom Beginn des 21. 6. 1948 auf den Betrag von einer D-Mark für eine Goldmark oder eine Reichsmark umgestellt worden wäre (§ 52 des AusführungsG zum LSchA). Ist die Schuld geregelt, so wird sie wie eine Verbindlichkeit gehandelt', die mit Wirkung vom Beginn des 21. 6. 1948 im Verhältnis von einer D-Mark zu einer Reichsmark umgestellt ist (§ 53 AusfG). Hieraus ergibt sich, daß das LSchA und das dazu ergangene AusführungsG streng zwischen der Umstellung und der Schuldenregelung unterscheiden. Es ergibt sich ferner, daß das Abkommen bzw. das AusführungsG zwar in manchen Fällen, in denen seither eine Umstellung im Verhältnis 1 : 1 erfolgt war, nunmehr die Umstellung auf das Verhältnis 10 : 1 beschränkt, z. B. bei Grundpfandrechten von Angehörigen der Vereinten Nationen, denen nicht spezifisch ausländische Forderungen zugrundeliegen und bei denen nicht einer der Ausnahmefälle des § 2 Ziff. 1-3, 5, 6 der 40. DVO zum UmstG in Betracht kommt. Es ergibt sich aber auch, daß umgekehrt in den Fällen, in denen seither eine Umstellung im Verhältnis 10 : 1 gewährt worden war und eine Verbesserung der Gläubigerrechte erfolgen soll, die Neuregelung nicht im Wege einer Änderung des Umstellungsverhältnisses geschieht, sondern im Wege der Schuldenregelung. Das folgt für Forderungen klar aus § 52 AusfG, wonach ein Gläubiger einer Goldmarkforderung mit spezifisch ausländischem Charakter, die seither im Verhältnis 1 0 : 1 umgestellt war, verlangen kann, also gegen den Schuldner einen schuldrechtlichen Anspruch hat, daß die Schuld so geregelt wird, wie wenn sie im Verhältnis 1 : 1 umgestellt wäre, und aus § 53, wonach die Schuld nach erfolgter Regelung wie eine im Verhältnis 1 : 1 umgestellte Verbindlichkeit .behandelt' wird. Die Umstellung im Verhältnis 1 : 1 wird also für die Schuldenregelung nur fingiert. Daß die Verbesserung von Gläubigerrechten, die im Verhältnis 10 : 1 umgestellt waren, nicht im Wege der Umstellung, sondern der Schuldenregelung erfolgt, ergibt sich für Grundpfandrechte aus Anlage VII Ziff. III Abs. 2 LSchA und aus den §§ 55, 56 AusführungsG. Hier ist ausdrücklich gesagt, daß es ,bei der bisherigen Umstellung verbleibt' und daß, •wenn der Schuldner mit dem Grundstückseigentümer personengleich ist, eine Wiederherstellung der dinglichen Sicherung in Form der Bestellung einer neuen Hypothek zum Nennbetrag und im Range der alten stattfindet. Das Gesetz bemerkt ausdrücklich, daß mit der Bestellung dieser neuen Hypothek die alte umgestellte Hypothek erlischt. Schon daraus ist zu erkennen, daß es sich nicht um die Umstellung der alten Hypothek handelt, sondern um eine Schuldenregelung. Diese Schuldenregelung kann nicht in das Umstellungsverfahren verlagert werden. Die Beschwf. kann sich zur Stütze ihrer gegenteiligen Auffassung auch nicht auf Anlage IV 14

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Art. 6 II LSchA berufen, wonach in Goldmark usw. ausgedrückte Hypotheken mit spezifisch ausländischem Charakter auf D-Mark im Verhältnis 1 : 1 ,umgestellt' werden sollen. Das ist nur eine allgemeine Richtlinie f ü r die spätere Einzelregelung, die in der oben dargelegten Weise dann durchgeführt worden ist. Das geht daraus hervor, daß im nächsten Absatz ausdrücklich festgelegt ist, daß sich die Verhandlungspartner ihre Stellungnahme zu der Frage, in welchen Fällen und in welcher Weise der vorher festgestellte Grundsatz durchgeführt werden soll, vorbehalten. Es sollte, wie dort weiter bestimmt ist, der deutschen Delegation überlassen bleiben zu entscheiden, wie die zu findende Lösung in den Rahmen der deutschen Gesetzgebung über die Währungsreform und den Kriegs- und Lastenausgleich eingefügt werden könne (vgl. die ähnliche Bestimmung in Anlage VII Ziff. III Abs. 2 BGBl. 1953 II 459/460). Die Meinung der Beschwf. verbietet sich auch schon aus der verschiedenen Natur des Verfahrens nach § 6 der 40. DVO zum UmstG und des Verfahrens nach §§ 2 f., 11 des AusführungsG zum LSchA, insbesondere aus dem verschiedenen Charakter der in beiden Verfahren ergehenden Entscheidungen. Das erstgenannte Verfahren ist ein Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit mit dem Grundsatz der Amtsermittlung ( § 1 1 FGG), das letztere ein besonders geartetes Verfahren, für das im ersten Rechtsgang das LG ohne Rücksicht auf den Wert des Streitgegenstandes ausschließlich zuständig ist. Die Entscheidung nach § 6 der 40. DVO zum UmstG ergeht in Form eines alle Gerichte und Behörden bindenden Beschlusses, welcher die Umstellung des Grundpfandrechts zum Zeitpunkt der Währungsreform feststellt. Die Entscheidung nach §§ 2 f, 11 des AusführungsG zum LSchA erfolgt als Urteil, das nicht nur zur Leistung verurteilt, sondern auch die Rechtsbeziehungen der Parteien insofern gestaltet, als es die Zahlungs- und sonstigen Bedingungen der geregelten Schuld festsetzt. Das erste Verfahren dient nur der Feststellung eines Rechtsverhältnisses als Grundlage f ü r die Grundbuchberichtigung und die Bemessung der Hypothekengewinnabgabe. Das letztere Verfahren bezweckt die Neugestaltung eines Rechtsverhältnisses. Zwar hat der Senat in dem eingangs erwähnten Beschluß vom 26. 6. 1952 entschieden, daß in Verfahren nach § 6 der 40. DVO auch über alle Vorfragen zu befinden ist, von denen die Höhe des Umstellungsbetrages abhängt. Um eine solche Vorfrage handelt es sich aber im vorliegenden Fall nicht, wo es bei der seitherigen Umstellung im Verhältnis 10 : 1 verbleibt und die umgestellte Hypothek erlischt, sobald die Gläubigerin im Wege der Schuldenregelung die Bestellung einer neuen Hypothek erreicht hat. Nach alledem trifft die Rechtsauffassung des vorlegenden OLG zu, daß die Beschwf. als Schweizer Staatsangehörige im Verfahren nach § 6 der 40. DVO zum UmstG auf Grund des LSchA und des AusfG dazu nicht verlangen kann, daß ihre Hypotheken und persönlichen Forderungen im Verhältnis 1 : 1 umgestellt werden. Die Rechtsansicht des Senats wird auch im Schrifttum überwiegend vertreten, so von Franke, N J W 1954, 1391 ff., Wagner, BB 1954, 649, Friedrich, NJW 1955, 489, Gurski, Deutsches Devisenrecht Teil I B, Das Abkommen über deutsche Auslands-

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schulden 39/40 und offenbar von Weitnauer, Das Londoner Schuldenabkommen und seine Ausführungen, Schriftenreihe ,Der Betrieb' D I 4. Anderer Meinung ist Veith, B B 1954, 400, dem der Senat nicht zu folgen vermag. 2. Das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der schweizerischen Eidgenossenschaft zum deutschen Lastenausgleich: Auch dieses Abkommen kann der Beschwerde nicht zum Erfolg verhelfen. Nach Art. 1 I des Abkommens genießen schweizerische Staatsangehörige, die am Währungsstichtag das Schweizer Bürgerrecht besessen haben, beim Lastenausgleich die gleiche Behandlung wie sie Angehörigen der meistbegünstigten Nation auf diesem Gebiet zusteht. Es handelt sich also um eine Meistbegünstigungsklausel auf dem Gebiete des Lastenausgleichs. Schweizer Staatsangehörige dürfen demnach hinsichtlich ihrer Rechte und Pflichten beim Lastenausgleich nicht schlechter gestellt werden als Staatsangehörige der meistbegünstigten Nation. Wenn das Umstellungsverfahren auch in gewisser Hinsicht für den Lastenausgleich von Bedeutung ist, z. B. für die Hypothekengewinnabgabe, die überdies niemals die Beschwf. treffen kann, so handelt es sich doch im vorliegenden Verfahren nicht um die Rechte und Pflichten der Beschwf. auf Grund des LastenausgleichsG, das heißt nicht um die Erhebung einer Ausgleichsabgabe von der Beschwf. und auch nicht um die Gewährung einer Ausgleichsleistung an sie. Die Beschwf. kann daher im Umstellungsverfahren auch nicht in ihren Rechten und Pflichten hinsichtlich des Lastenausgleichs schlechter gestellt sein als Angehörige anderer Nationen. Daß die Beschwf. im Umstellungsverfahren hinsichtlich des Umstellungsverhältnisses ihrer Hypotheken ungünstiger dasteht wie die Angehörigen der Vereinten Nationen, hat mit dem Lastenausgleich unmittelbar nichts zu tun und bedeutet im Endergebnis auch keine wirtschaftliche Benachteiligung der Beschwf., da sie im Schuldenregelungsverfahren die Bestellung neuer DM-Hypotheken zum Nennbetrag der alten Hypotheken erreichen kann, sofern die Hypotheken spezifisch ausländischen Charakters sind."

6 8 . Zur Bindung der Berliner Gerichte an eine Erklärung der Berliner Zentralbank. Die Entscheidung einer zuständigen Stelle darüber, daß ein Rechtsgeschäft nicht von den Bestimmungen der Militärregierungsgesetze Nr. 52 und 53 bzw. der Berliner Verordnung Nr. 500 erfaßt wird, gestattet keine Nachprüfung durch die Gerichte. Bei der Entscheidung der Frage, ob eine Forderung spezifisch ausländischen Charakter hat, sind sämtliche zwischen den Parteien ausgetauschten Schriftstücke als Einheit anzusehen. Eine Forderung des Schweizer Kreditgebers ist auch dann spezifisch ausländisch, wenn die dingliche Sicherung (zur Vermeidung der Doppelbesteuerung) durch Bestellung von Hypotheken zugunsten eines inländischen Treuhänders erfolgt ist. Zur Sonderregelung für Berlin. Öffentliche Versorgungsbetriebe im Sinne des Art. 5 V sind nur solche Betriebe, die der Versorgung Berlins unmittelbar dienen. Die Sonderregelung erfaßt aber auch solche rechtlich 14

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selbständigen Unternehmen, die von einem Versorgungsbetrieb und abhängig sind und mit ihm praktisch eine Einheit bilden.

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KG-West, 2. ZS, Urt. vom 7. 10. 1955 - 2 U ASchu 1010/55: WM IV B 11 (1957) 590. Die Kl. ist eine in Basel (Schweiz) ansässige Hypothekenbank, deren Hauptgeschäft darin bestand, hypothekarisch gesicherte Darlehen nach Deutschland zu geben. Die hierfür benötigten Gelder nahm sie in der Schweiz durch Ausgabe von Obligationen auf, die auf Schweizer Franken lauteten und die durch Hinterlegung der auf Goldmark lautenden Hypothekenbriefe bei der Schweizerischen Treuhandgesellschaft gesichert wurden. Die Bekl., deren sämtliche Geschäftsanteile sich in den Händen der „Berliner Verkehrs-Betriebe (BVG)", eines Eigenbetriebes der Stadt Berlin, der aus der liquidierten „Berliner Straßenbahn G.m.b.H." und der „Berliner Verkehrs-Aktiengesellschaft" hervorgegangen ist, befinden, trat Anfang 1930 durch Vermittlung des Bankiers A. in Berlin zwecks Aufnahme eines größeren Darlehns an die Kl. heran. Die Kl. richtete daraufhin am 2. 4. 1930 ein Schreiben mit der Überschrift „Darlehens-Offerte und AnnahmeErklärung" an die Bekl. In dieser von den Vertretern der Kl. unterschriebenen Darlehns-Offerte erklärte sich die Kl. bereit, der Bekl., die ihren Sitz in Berlin hatte und heute in Westberlin hat, auf die Grundstücke K.Straße Ecke P.-Straße in Berlin-Wilmersdorf (jetzt Westberlin) ein hypothekarisch gesichertes Darlehn von 1 000 000 Goldmark, die Goldmark = 1/2790 kg Feingold gemäß VO vom 17. 4. 1924, mindestens 1 000 000 Reichsmark in bar unter besonderen, im Schreiben erwähnten Bedingungen zu gewähren. Das Darlehn sollte mit 71/2°/o verzinslich und am 1. 5. 1935 rückzahlbar sein. In dem Angebot waren unter Ziffer 7 folgende Bedingungen enthalten: „7. Für den Fall, daß die Bodenkreditbank in Basel die Hypothek oder einen Teil derselben an einen Dritten ganz oder teilweise abtreten sollte, ist die Darlehnsnehmerin verpflichtet, auf Wunsch des Zessionars sich dessen allgemeinen Darlehnsbedingungen zu unterwerfen. Diese dürfen jedoch nicht ungünstiger sein als die vorliegenden. — Im übrigen gelten für das Gesamtdarlehen die der Darlehnsnehmerin bekannten Darlehensbedingungen der Bank, welche in dem anliegenden Formular der Schuldurkunde enthalten sind. - Für das Darlehen an Kapital, Zinsen und Nebenleistungen übernimmt die Berliner Verkehrs-AG in Berlin die Ausbietungsgarantie in besonderer Urkunde." Die Kl. behauptet, das in der Offerte erwähnte Formular der Schuldurkunde habe dem als Anlage zum Schriftsatz vom 14. 1. 1955 entsprochen. In diesem mit „Schuld-Urkunde" bezeichneten Formular heißt es unter anderem: „6. Zahlungsort f ü r das Kapital und Teile desselben sowie der Zinsen und aller sonstigen vertraglichen Verpflichtungen ist der Sitz der jeweiligen Gläubiger, woselbst alle Zahlungen auf Kosten und Gefahr der Entleiher und der Grundstückseigentümer zu erfolgen haben. Das gleiche gilt auch von dem E r f ü l l u n g s o r t . . . " Durch Schreiben vom 4. 4. 1930 erklärte sich die Berliner Verkehrs-AG

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mit den „in diesen Offerten enthaltenen Bedingungen einverstanden und bereit, die uns im Entwurf übermittelten Ausbietungsgarantie-Erklärungen abzugeben". Das vorstehende Angebot ist alsdann sowohl von der Bekl. als auch von der Berliner Verkehrs-AG unter dem 12. 4. 1930 angenommen worden. Die Annahmeerklärung lautet: „Die unterzeichnete Darlehnsnehmerin und Garantin nehmen die vorstehende Offerte der Bodenkreditbank in Basel in allen Teilen an." Am 22. 4. 1930 machte die Kl. der Berliner Verkehrs-AG davon Mitteilung, daß sie ihre Rechte aus dem Darlehnsvertrage vom 2./12. 4. 1930 an die AG f ü r Kapitalanlagen in F. abgetreten habe, und zwar zu den „Ihnen bekannten allgemeinen Darlehnsbedingungen unserer Schuldurkunde". In dem Schreiben heißt es weiter: „Wegen Zahlung der Zinsen wird Ihnen die Zessionarin später das Erforderliche mitteilen. Wir haben unserem Notar, Herrn Dr. K., heute die nötigen Weisungen behufs Errichtung der Schuldurkunden und Ausfertigung der Garantieerklärungen, beide Akten zugunsten der Zessionarin, zugehen lassen." Durch Schreiben vom 10. 5. 1930 bat die Berliner Verkehrs-AG die Kl. um Übersendung des Darlehnsabkommens vom 2./12. 4. 1930 zwecks Erwirkung der Befreiung von Stempelsteuern f ü r die Ausbietungsgarantie. Am 12. 5. 1930 errichtete nunmehr der Notar Dr. K. eine notarielle Urkunde, in der zunächst die Vertreter der Bekl. und der „Berliner Straßenbahn-Betriebs-G.m.b.H. in Liquidation" hinsichtlich zweier auf den Grundstücken der Bekl. Berlin-Wilmersdorf, K.-Straße Ecke P.-Straße zugunsten der Straßenbahn eingetragenen Hypotheken unter Aufhebung der bisherigen Bedingungen andere Bedingungen, die denen in dem Formular der „Schuld-Urkunde" angepaßt waren, vereinbarten. Außer verschiedenen anderen Abweichungen heißt es in Ziff. 4 I der notariellen Urkunde im Gegensatz zu Ziff. 6 I der „Schuld-Urkunde": „Erfüllungsort für sämtliche vertraglichen Verpflichtungen ist das jeweilige Geschäftslokal der Gläubigerin, woselbst alle Zahlungen auf Kosten und Gefahr der Entleiherin und der Grundstückseigentümerin zu erfolgen haben . . . " Schließlich erklärte der Vertreter der Straßenbahn in der beurkundeten [Ver] Handlung vom 12. 5. 1930: „Die Straßenbahn tritt die oben zu a) erwähnte Hypothekenforderung (Abteilung III Nr. 6) von 426 500 Feingoldmark in voller Höhe und von der oben zu b) erwähnten Hypothekenforderung (Abteilung III Nr. 8) einen Teilbetrag von 573 500 Feingoldmark je nebst Zinsen seit dem 1. 5. 1930 mit dem sich aus der vorstehend vereinbarten Änderung ergebenden Inhalt und hinsichtlich der zu b) genannten Post mit dem Range vor dem Rest an die „Aktiengesellschaft f ü r Kapitalanlagen" in F. ab. Wir bewilligen und beantragen die Eintragung der Abtretungen in das Grundbuch und die Aushändigung der Hypothekenbriefe an die neue Gläubigerin zu Händen des amtierenden Notars." Alsdann erklärten die Vertreter der Bekl.: „Die Heimstättenbaugesellschaft genehmigt diese Abtretungen und bekennt, von der AG f ü r Kapitalanlagen in F. zwei Darlehen, nämlich ein solches von 426 500 Goldmark

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und ein solches von 573 500 Goldmark - die Goldmark = 1/2790 kg Feingold gemäß VO vom 17. 4. 1924 (RGBl. I 415) - mindestens aber gleich einer Reichsmark, zu den vorstehend mit der Straßenbahn vereinbarten Bedingungen erhalten zu haben. Für diese Darlehensforderungen soll die AG f ü r Kapitalanlagen durch die vorstehend an sie abgetretenen Hypothekenforderungen Sicherung erhalten . . . " Am 11.6. 1930 schrieb die BVG an den Bankier A. wegen einer Differenz hinsichtlich der Zinsberechnung durch die Kl. Ähnliche Bedenken machte die Bekl. in einem Schreiben vom 10. 7. 1930 an die Kl. geltend. Die ausgefertigten Hypothekenbriefe wurden am 30. 6. 1930 an den Notar Dr. K. vom Grundbuchamt übersandt, wovon dieser telegraphische Mitteilung an die Kl. machte. Die Auszahlung des Darlehnskapitals erfolgte nunmehr am 2. 7. 1930 an die Bekl. Nachdem der Notar Dr. K. die beiden Hypothekenbriefe an die Kl. übersandt hatte, bestellte diese am 1. 7. 1930 der Schweizerischen Treuhandgesellschaft in Basel als Vertreterin der jeweiligen Inhaber von Obligationen mit Pfandrecht von 1930 an den hypothekarisch gesicherten Forderungen gegen die Bekl. in Höhe von insgesamt 1 000 000 RM Faustpfand f ü r die genannten Pfandbriefe und übergab der Treuhandgesellschaft die Hypothekentitel; die Treuhandgesellschaft bestätigte den Empfang am 3. 7. 1930. Bereits am 3. 7. 1930 erklärte die AG f ü r Kapitalanlagen in F. in zwei Urkunden, daß sie die f ü r sie eingetragenen beiden Hypotheken mit den Zinsen seit dem 31.5. 1930 an die Kl. abtrete. Die Abtretung wurde nicht in das Grundbuch eingetragen. Durch Schreiben vom 5. 12. 1931 machte die Kl. der Bekl. Mitteilung von dieser Abtretung. Das Kapital ist nicht zu dem vertraglich vorgesehenen Zeitpunkt zurückgezahlt worden. Die Bekl. hat unstreitig f ü r die Zeit vom 1. 1. 1945 bis 31. 7. 1945 und vom 1. 4. 1946 bis 31. 12. 1952 an Zinsen 28 333.35 DM bezahlt, und f ü r die Zeit vom 1. 1. 1953 bis 30. 9. 1954 4000.- DM. F ü r die Zeit vom 1. 8. 1945 bis 31. 3. 1946 sind unstreitig auf Grund der VO über die Gebäudeinstandsetzungsabgabe vom 2. 7. 1945 (VOB1. f ü r Berlin 52) Zinsen von der Bekl. nicht entrichtet worden. Die Parteien streiten in dem vorliegenden Rechtsstreit darüber, ob die zwischen ihnen begründete Darlehnsschuld der Bekl. nach dem Abkommen über Deutsche Auslandsschulden vom 27. 2. 1953 (BGBl. 1953 II 331) zu regeln und ob sie als Verbindlichkeit mit spezifisch ausländischem Charakter im Verhältnis 1 : 1 auf Deutsche Mark der BdL umzustellen ist. Die Kl. hat mit ihrem Schreiben vom 22. 6. 1953 der Bekl. gegenüber den Beitritt zu der in Anlage IV zum Abkommen über Deutsche Auslandsschulden vom 27. 2. 1953 vorgesehenen Regelung der Schuld erklärt und die Bekl. aufgefordert, ihrerseits den Beitritt zu der Regelung zu erklären. Die Bekl. hat den Beitritt abgelehnt. Die Kl. behauptet, daß sie durch Schreiben vom 23. 6. 1953 die Bekl. unter Bezugnahme auf Art. 34 Ziff. 7 der Anlage IV zur Zahlung der bis zum 31. 12. 1952 rückständigen Zinsen innerhalb von 6 Monaten aufgefordert habe. Die Schweiz hat die Ratifikationsurkunde hinsichtlich des am 5. 10. 1953

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in Westberlin in Kraft getretenen Abkommens über Deutsche Auslandsschulden in London am 31. 12. 1953 hinterlegt. Mit der Klageschrift vom 28. 5. 1954 erklärte die Kl. ihr Einverständnis, daß die Zahlungs- und sonstigen Bedingungen f ü r die Schuld gemäß den Bestimmungen des Abkommens und der einschlägigen Anlagen festgesetzt würden. Mit Schreiben vom 2. 9. 1954, der Bekl. zugegangen am 5. 9. 1954, gab die Kl. der Bekl. gegenüber die Erklärung ab, daß sie die Zahlung der bis zum 31. 12. 1952 auf die Forderungen rückständigen Zinsen in Deutscher Mark der BdL an Erfüllungs Statt annehmen werde. Durch weiteres Schreiben vom 5. 10. 1954, der Bekl. zugegangen am 13. 10. 1954, erklärte die Kl. der Bekl., daß sie sich an ihre Beitrittserklärung gebunden halte. Am 5. 10. 1954 erteilte die Schweizerische Treuhandgesellschaft der Kl. die Ermächtigung, die ihr verpfändeten Hypothekenforderungen den Schuldnern gegenüber selbständig geltend zu machen und Leistung an sich selbst zu verlangen. Am 23. 12. 1954 schließlich erklärte die Schweizerische Treuhandgesellschaft, sie habe der Kl. die Ermächtigung erteilt, alle f ü r die jeweilige Forderung nach dem Londoner Abkommen in Frage kommenden Erklärungen abzugeben, die f ü r die Regelung erforderlich seien; diese Ermächtigung beziehe sich auf den Zeitpunkt der Abgabe der jeweiligen Erklärung. Die Berliner Zentralbank hat am 28. 10. 1954 gemäß VO Nr. 500 vom 15. 7. 1950 (VOB1. 304) eine Genehmigung erteilt. Das LG hat durch das angefochtene Urteil die Klage abgewiesen. Das KG hat die Berufung der Kl. zurückgewiesen. Aus den Gründen: „Dem LG ist zuzugeben, daß es sich bei der am 2. 7. 1930 durch darlehnsweise Hingabe von 1 000 000 - Goldmark durch die Kl. an die Bekl. begründeten persönlichen Darlehnsschuld um eine Schuld im Sinne des Art. 4 I (b) des Abkommens über deutsche Auslandsschulden vom 27. 2. 1953 handelt, und daß auch die Voraussetzungen des Art. 4 II (b) und III (b) aaO gegeben sind. Die Schweiz hat die Ratifikationsurkunde hinsichtlich des in Westberlin am 5. 10. 1953 in Kraft getretenen LSchA am 31. 12. 1953 in London hinterlegt (Art. 35 des Abkommens). Die Kl. ihrerseits hat - wie unbestritten ist - der Bekl. gegenüber durch Schreiben vom 22. 6. 1953 ihren Beitritt zur Schuldenregelung gemäß Anlage IV Art. 14 I zum LSchA erklärt und ferner gemäß Anlage IV Art. 14 III am 5. 10. 1954 die Erklärung abgegeben, daß sie sich an ihre Beitrittserklärung gebunden halte. Das LG hat diese beiden f ü r die Durchführung des Verfahrens wesentlichen Erklärungen der Kl. als rechtlich unwirksam angesehen, da sie der nach Art. 1 Ziff. 1 VO Nr. 500 (VOB1. f ü r Berlin 1950, 304) erforderlichen devisenrechtlichen Genehmigung entbehrten. Es kann in diesem Zusammenhange dahingestellt bleiben, ob diese Rechtsansicht des LG zutreffend ist, da die f ü r die Erteilung devisenrechtlicher Genehmigungen in Westberlin zuständige Berliner Zentralbank (vgl. § 109 Ziff. 6 des AusführungsG vom 24. 8. 1953 zum LSchA, BGBl. I 1003, GVB1. f ü r Berlin 1953,1031) nunmehr durch Bescheid vom 15.4 1955 ausdrücklich die entsprechenden Erklärungen der Kl. geneh-

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migt hat. N u r der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, d a ß d i e von dem LG insoweit vertretene Ansicht nicht unerheblichen Bedenken unterliegt. Die Berliner Zentralbank hatte bereits mit Schreiben vom 11. 1. 1955 an den Prozeßbevollmächtigten der Kl. ihre Rechtsansicht d a h i n bekanntgegeben, d a ß die von der Kl. abgegebenen E r k l ä r u n g e n vom 22. 6. 1953 u n d 5. 10. 1954 einer devisenrechtlichen Genehmigung nicht b e d ü r f ten. An derartige E r k l ä r u n g e n der Berliner Zentralbank ist das Gericht aber gebunden. So h a t der BGH in seinem Urteil vom 15. 3. 1951 (BB 1951, 372) bereits u n t e r ausdrücklicher Ablehnung der gegenteiligen Ansicht von Gurski (Rechts- u n d Wirtschaftspraxis, Gruppe 7, Wi-R u n t e r Titel [D] Devisenverkehr - Deviseninländer - Devisenausländer) a u s g e f ü h r t , d a ß sich aus dem Sinn u n d Zweck einer nach den MRG Nr. 52 u n d 53 erforderlichen Genehmigung ergebe, d a ß die Entscheidung der zuständigen Stelle, d a ß ein Rechtsgeschäft nicht u n t e r die Bestimmungen der beiden Gesetze falle, keiner N a c h p r ü f u n g durch die Gerichte bedürfe. Die gleichen Grundsätze m ü s sen n a t u r g e m ä ß auch f ü r den Geltungsbereich der VO Nr. 500 gelten, so d a ß die E r k l ä r u n g der Berliner Zentralbank, die von der Kl. gemäß Art. 14 Ziff. 1 u n d 3 der Anlage IV z u m L o n d o n e r Abkommen abzugebenden E r k l ä r u n g e n b e d ü r f t e n keiner devisenrechtlichen Genehmigung, f ü r das Gericht bindend ist. Nachdem n u n m e h r auch die Vertreter der Berliner Zentralbank eine u m fassende devisenrechtliche Genehmigung sowohl f ü r die in d e m Klageantrage der Kl. beantragte Regelung der Schuld als auch f ü r die weiterhin beantragten Leistungen hinsichtlich Zinsen u n d Kapital, soweit das Gericht den Anträgen der Kl. stattgeben sollte, erteilt haben, bestehen auch insoweit gegen die D u r c h f ü h r u n g des V e r f a h r e n s keine Bedenken, so d a ß auf die entsprechenden A u s f ü h r u n g e n des LG nicht m e h r eingegangen zu w e r den braucht. W e n n auch dem LG zuzugeben ist, d a ß grundsätzlich gegen die Zulässigkeit einer Regelung der zugrundeliegenden Schuld auf Grund des Art. 4 I (b), II (b), III (b) in Verbindung mit der Anlage IV Art. 6 II u n d der Anlage VII zum LSchA Bedenken nicht bestehen, so k a n n doch nicht v e r k a n n t werden, d a ß die A u s f ü h r u n g e n des LG zu der Frage, ob es sich u m eine spezifisch ausländische Schuld im Sinne der Anlagen IV u n d VII des Abk o m m e n s handelt, zum mindesten nicht unbedenklich erscheinen. Das LG ist zu einer Verneinung des spezifisch ausländischen Charakters mit der B e g r ü n d u n g gelangt, daß in den ursprünglich schriftlichen Vereinbarungen ü b e r das Schuldverhältnis nicht ausdrücklich festgelegt sei, d a ß der Zahlungsort oder der Gerichtsstand im Ausland liegen oder ausländisches Recht a n w e n d b a r sein solle. Das LG geht zwar zutreffend davon aus, d a ß d e r Bekl. bei der Begründung der Schuld b e k a n n t gewesen sei, d a ß die in d e r notariellen U r k u n d e vom 12. 5. 1930 als inländische Gläubigerin g e n a n n t e AG f ü r Kapitalanlagen in F. lediglich die T r e u h ä n d e r i n der Kl. als d e r Geldgeberin im Ausland gewesen sei. Das LG sieht n u n aber diese notarielle U r k u n d e vom 12. 5. 1930 als die u r s p r ü n g l i c h e schriftliche Vereinbarung' zwischen den Parteien an, w ä h r e n d die Offerte u n d Ann a h m e vom 2./12. 4. 1930 lediglich der Vorbereitung des Gesamtgeschäfts

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gedient hätten. Gegen diese Auffassung bestehen grundlegende Bedenken insoweit, als die notarielle U r k u n d e vom 12. 5. 1930 lediglich die hypothekenrechtliche Seite des Darlehnsgeschäfts betrifft, w ä h r e n d die Verpflichtung der Kl. zur Hingabe des Darlehns u n d die d a r a u s resultierenden Verpflichtungen der Bekl. ausschließlich durch das Angebot vom 2. 4. 1930 u n d die A n n a h m e e r k l ä r u n g der Bekl. vom 12. 4. 1930 begründet w o r d e n sind. Bei dieser Sachlage d ü r f t e n begründete Bedenken gegen die Annahme, d a ß die sämtlichen zwischen den Parteien ausgetauschten Schriftstücke als Einheit anzusehen sind, nicht bestehen. Die einzelnen E r k l ä r u n g e n sind d a h e r im Z u s a m m e n h a n g e auszulegen. W e n n es d a h e r in der notariellen Urk u n d e vom 12. 5. 1930 heißt, d a ß E r f ü l l u n g s o r t f ü r sämtliche vertraglichen Verpflichtungen das jeweilige Geschäftslokal der Gläubigerin sei, so w a r doch hierbei zu berücksichtigen, d a ß Gläubigerin im tatsächlichen Sinne die Kl. war, wie dies der Bekl. auch b e k a n n t gewesen ist. Dies steht d a n n wieder in Übereinstimmung mit Ziff. 6 der Gegenstand der vertraglichen Vereinbarungen gewordenen Schuld-Urkunde. W e n n es dort auch heißt, Zahlungsort u n d E r f ü l l u n g s o r t seien der Sitz der Jeweiligen Gläubiger', so k a n n doch hierbei nicht völlig die Bedeutung des Geschäfts f ü r beide P a r teien a u ß e r Betracht gelassen werden. Die Kl. hat durch Schreiben vom 16. 9. 1955 ausdrücklich erklärt, daß sie niemals ihre aus den Finanzierungsgeschäften in Deutschland entstandenen F o r d e r u n g e n an eine andere Stelle abgetreten habe, a u ß e r an ihre Tochtergesellschaft u n d Treuhänderin, die AG f ü r Kapitalanlagen in F. V e r p f ä n d u n g e n seien lediglich an die Schweizerische Treuhandgesellschaft zugunsten der P f a n d b r i e f - u n d Obligationsgläubiger erfolgt. Es d ü r f t e bei dieser Sachlage auch der Bekl. b e w u ß t gewesen sein, d a ß eine Abtretung an eine andere natürliche oder juristische Person durch die Kl. nicht beabsichtigt war, so daß die vorgesehene Möglichkeit einer solchen Abtretung m e h r theoretischer N a t u r war u n d sich lediglich auf die später eingeschaltete T r e u h ä n d e r i n bezogen haben d ü r f t e . H i e r f ü r spricht auch die Tatsache, d a ß die Rückabtretung von dieser auf die Kl. bereits am 3. 7. 1930 erfolgte, die Hypothekenbriefe niemals in die H a n d der AG f ü r Kapitalanlagen gelangt sind u n d der Schriftwechsel sich zwischen den Parteien bzw. zwischen der Berliner Verkehrs-AG u n d der Kl. vollzog. Unter diesen U m s t ä n d e n könnte im Gegensatz zu der Auffassung des LG davon ausgegangen werden, daß die zwischen den Parteien ausgetauschten ursprünglichen Vereinbarungen auch die Vereinbarung eines Zahlungsortes im Ausland enthielten, so d a ß das Vorliegen einer spezifisch ausländischen Schuld im Sinne der Anlage VII Abschn. I Ziff. 2 (a) zum LSchA b e j a h t werden könnte. Jedoch b e d u r f t e es zu dieser F r a g e keiner abschließenden Stellungn a h m e , da dem Begehren der Kl. jedenfalls Hindernisse auf Grund der Ausnahmevorschrift des Art. 5 V LSchA entgegenstehen. Nach dieser Vorschrift ist die Regelung der Schulden der Stadt Berlin und der im Besitz von Berlin befindlichen oder von Berlin maßgebend beeinflußten öffentlichen Versorgungsbetriebe, soweit sie in Berlin liegen, bis zu dem Zeitpunkt zurückgestellt, in dem Verhandlungen über die Regelung dieser Schulden von der Regierung der Bundesrepublik Deutschland u n d

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dem Senat der Stadt Berlin sowie von den Regierungen der Französischen Republik, des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland und der Vereinigten Staaten von Amerika f ü r tunlich angesehen werden. Die Bekl. hat sich vorzugsweise auf den Schutz dieser Ausnahmebestimmung berufen. Das LG hat ihre Anwendung abgelehnt, da die darin aufgestellten Voraussetzungen auf die Bekl. nicht zuträfen. Der erkennende Senat ist im Gegensatz zu der von dem LG und der Kl. vertretenen Auffassung der Ansicht, daß die Bekl. unter die Bestimmung des Art. 5 V LSchA, Art. 5 der Anlage IV zum LSchA fällt. Es ist zwar richtig, daß Ausnahmebestimmungen grundsätzlich eng auszulegen sind und über den Rahmen der unmittelbar in ihren Bereich gehörenden Fälle hinaus keine Anwendung finden können. Jedoch ist auch bei derartigen Vorschriften auf den Sinn und den mit ihnen erstrebten Zweck zurückzugehen. Es ist insoweit zweifellos Gurski (Deutsches Devisenrecht Teil I B S 51/11) zuzustimmen, wenn er ausführt, daß die Aufnahme der Vorschrift des Art. 5 V LSchA im Hinblick auf die besondere Lage der Stadt Berlin erforderlich war. Der Sinn dieser Bestimmung geht zweifellos dahin, die wirtschaftliche Stellung Berlins, das durch seine örtliche Lage innerhalb der östlichen Besatzungszone sowie durch seine eigene Zweiteilung in einen westlichen und einen östlichen Teil und die dadurch bewirkte Trennung auch der f ü r die Aufrechterhaltung des Lebens seiner Bevölkerung notwendigen Versorgungsbetriebe bereits schwer in Mitleidenschaft gezogen ist, zu stärken, keinesfalls aber noch mehr zu schwächen. Diese Erwägungen, denen sich auch die am Abschluß des LSchA beteiligten Westmächte als Garanten des bisherigen Zustandes Westberlins nicht verschließen konnten, haben dazu geführt, zunächst einmal die Regelung der Schulden der Stadt Berlin selbst, als auch der in ihrem Besitz befindlichen oder von ihr maßgebend beeinflußten Versorgungsbetriebe zurückzustellen. Die Frage war daher dahin zu stellen, ob die Bekl. - wie sie f ü r sich in Anspruch nimmt - als ein öffentlicher Versorgungsbetrieb im Sinne dieser Ausnahmevorschrift oder zum mindesten als ein Teil eines solchen anzusehen ist. Der Senat hat dies bejaht. Dabei ist keinesfalls verkannt worden, daß zu den öffentlichen Versorgungsbetrieben im Sinne des Art. 5 V LSchA grundsätzlich nur solche Betriebe zu rechnen sind, die unmittelbar der Versorgung der Bevölkerung Berlins mit den zur Aufrechterhaltung des Lebens und einer ordnungsmäßigen Wirtschaft erforderlichen Notwendigkeiten zu dienen bestimmt sind, d. h. also in erster Linie die Berliner Kraftund Licht-Aktiengesellschaft (Bewag), die Berliner Gaswerke (Gasag) und auch die Berliner Verkehrs-Betriebe (BVG), wobei Gurski (aaO 51/11) mit Recht darauf hinweist, daß die angeführte Ausnahmevorschrift ohne Rücksicht auf die Organisationsform der betreffenden Unternehmen zur Anwendung kommt. Nun ist zwar weiter nicht zu übersehen, daß die Bekl. als Grundstücks- und Wohnungsbaugesellschaft mbH grundsätzlich ein selbständiges Eigenleben führt und nicht unmittelbar zu den öffentlichen Versorgungs-

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betrieben der Stadt Berlin i m Sinne des Art. 5 V L S c h A gerechnet w e r d e n kann. Jedoch genügt es insoweit nach der Auffassung des Senats auch, w e n n eine so enge V e r k n ü p f u n g zwischen einem öffentlichen Versorgungsbetrieb und einem v o n ihm beherrschten und abhängigen Unternehmen besteht, daß praktisch eine Einheit anzunehmen ist. Das aber muß v o r liegend mit Rücksicht auf die Entstehungsgeschichte der Bekl. und die Entwicklung der Beziehungen zwischen den Parteien a n g e n o m m e n w e r d e n [ w i r d ausgeführt]. Auf diese W e i s e w i r d Berlin - w e n n auch rechtlich nicht selbst Schuldnerin — so doch in unmittelbare Beziehung zu der zwischen den Parteien begründeten Darlehnsforderung gesetzt und unter Umständen i m F a l l e eines W i r k s a m w e r d e n s der Ausbietungsgarantie unmittelbar v o n der Darlehnsforderung b e t r o f f e n , ein Fall, der durch die Schutz- und Ausnahmebestimmung des Art. 5 V I.SchA gerade vermieden w e r d e n soll. Der erkennende Senat ist demgemäß i m Gegensatz zu der A u f f a s s u n g des L G der Ansicht, daß die v o n der Kl. erstrebte Regelung der Schuld zur Zeit noch auf Grund der Vorschrift des Art. 5 V LSchA zurückgestellt ist, so daß die Abweisung der K l a g e durch das L G i m Endergebnis zu Recht e r f o l g t ist." 6 9 . Ein Darlehen aus Kapitalverkehr im Sinne des Londoner Schuldenabkommens liegt nicht vor, wenn es sich bei dem umzustellenden Recht um eine Restkaufgeldhypothek handelt, welche der Gläubiger beim Verkauf seines in Deutschland gelegenen Grundstücks bestellt hatte. Ein Zahlungsort im Ausland ist nicht vereinbart, wenn hinsichtlich einer Restkaufgeldhypothek die Bestimmung getroffen ist, daß der Wohnort des jeweiligen Gläubigers Zahlungsort sein soll, selbst wenn dem Schuldner zur Zeit der Bestellung der Restkaufgeldhypothek bekannt war, daß der Gläubiger ein Ausländer war. O L G Celle, 4. ZS, Beschl. v o m 31. 12. 1955 - 4 W x 22/55: N J W 9 (1956) 425; R i W 2 (1956) 24. I m A u f t r a g e der Rechts Vorgänger der Gläubiger, gleichfalls norwegischer Staatsangehöriger, w u r d e 1920 in H a n n o v e r Grundbesitz e r w o r b e n und auf eine v o n den Rechtsvorgängern gegründete, f ü r sie allein als T r e u händer tätige Grundstücks-GmbH übertragen. 1928 veräußerte die T r e u handgesellschaft den Grundbesitz an die jetzige Eigentümerin. Als Restkaufgeldhypothek w u r d e die H y p o t h e k bestellt, deren Umstellung jetzt streitig ist und die in H ö h e v o n 167 500 GM i m Zeitpunkt der W ä h rungsumstellung noch nicht getilgt w a r . Der K a u f v e r t r a g enthält hinsichtlich der H y p o t h e k die Bestimmung, daß alle Zahlungen an K a u f g e l d und Zinsen a m j e w e i l i g e n W o h n o r t e der V e r k ä u f e r i n oder deren Rechtsnachf o l g e r zu leisten sind. Die Rechtsvorgänger der Gläubiger sind in d e m K a u f v e r t r a g nur als Gläubiger einer anderen H y p o t h e k a u f g e f ü h r t , welche v o n der K ä u f e r i n in Anrechnung auf den K a u f p r e i s ü b e r n o m m e n w u r d e . 1930 w u r d e die Restkaufgeldhypothek v o n der Treuhandgesellschaft an die Rechtsvorgänger der Gläubiger abgetreten. Das A G hat festgestellt, daß

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die Restkaufgeldhypothek im Verhältnis 10 : 1 umgestellt ist. Das LG hat die Beschwerde der Gläubiger zurückgewiesen. Mit der weiteren Beschwerde verfolgen die Gläubiger ihren Antrag auf Umstellung im Verhältnis 1 : 1 weiter. Aus den Gründen: „Das Londoner Schuldenabkommen vom 27. 2. 1953 (BGBl. II 331) grenzt den Kreis der Forderungen, welche im Verhältnis 1 : 1 umgestellt werden, genau ab. Außerdem setzt die Anwendung des Abkommens voraus, daß Gläubiger und Schuldner bestimmten Personengruppen angehören. Diese persönlichen Voraussetzungen liegen sowohl auf der Gläubigerwie auch auf der Schuldnerseite vor. Die Schuldnerin hat ihren Sitz im Währungsgebiet (Art. 4 II des Abkommens), die Gläubiger waren am 1. 1. 1945 als Norweger Staatsangehörige eines Gläubigerstaates im Sinne von Art. 3 b des Abkommens. Darauf, daß nach Art. IV Satz 2 der Anlage VII des Abkommens nicht die Person des Treuhänders, sondern des Treugebers maßgebend ist, kommt es nicht weiter an. In sachlicher Hinsicht setzt eine Umstellung im Verhältnis 1 : 1 nach § 52 des AusfG vom 24. 8. 1953 (BGBl. I 1005) voraus, daß eine Goldmarkschuld vorliegt, welche spezifisch ausländischen Charakter im Sinne des Art. V Nr. 3 der Anlage II oder des Art. 6 der Anlage IV in Verbindung mit Anlage VII des Abkommens trägt. Für die Frage, ob diese Voraussetzung zu bejahen ist, kommt es hier lediglich auf Ziff. 2 a des Art. I der Anlage VII an. Danach muß es sich um ein im Ausland aufgenommenes Darlehen aus dein Kapitalverkehr handeln, bei dem in der ursprünglichen schriftlichen Vereinbarung über das Schuldverhältnis ausdrücklich festgelegt war, daß der Zahlungsort oder der Gerichtsstand im Ausland liegen oder ausländisches Recht anwendbar sein soll. Als ,im Ausland aufgenommen' gilt ein Darlehen auch, wenn es, wie hier, von einem inländischen Treuhänder gewährt wird und, wovon gleichfalls ausgegangen werden kann, dem Schuldner die Treuhandstellung des Gläubigers bekannt war (vgl. Art. I ZifF. 2 II). Es fragt sich aber, ob das durch die Hypothek gesicherte Restkaufgeld als Darlehen aus Kapitalverkehr im Sinne der Anlage VII anzusehen ist. Darlehen aus Kapitalverkehr und Hypotheken stehen nicht nebeneinander, wie die Gläubiger meinen, denn Art. I Ziff. 2 der Anlage VII hebt ausdrücklich Darlehen aus dem Kapitalverkehr .einschließlich der durch Grundpfandrecht gesicherten Forderungen dieser Art' hervor. Wenn in Anlage II Art. V Ziff. 3 und in Anlage IV Art. 6 II Geldforderungen des Kapitalverkehrs und Hypotheken, die spezifisch ausländischen Charakter tragen, im Hinblick auf die Umstellung im Verhältnis 1 : 1 hervorgehoben werden, so stehen diese Bestimmungen der hier vorgenommenen Auslegung nicht entgegen. Dies ergibt sich schon daraus, daß an den angeführten Stellen in den Anlagen II und IV wegen der einen spezifisch ausländischen Charakter tragenden Merkmale auf die Anlage VII als die hierfür maßgebende Regelung verwiesen wird, dort aber nur die Grundpfandrechte hervorgehoben sind, welche bestimmte bevorzugte Forderungen, insbesondere auch die Darlehnsforderungen aus dem Kapitalverkehr sichern. Wenn in den

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Anlagen II und VII nebeneinander von Geldforderungen des Kapitalverkehrs und Hypotheken, die spezifisch ausländischen Charakter tragen, die Rede ist, so stellt dies mit Rücksicht auf die Rechtsnatur der Hypothek n u r eine Ungenauigkeit in der Formulierung dar, auf die es aber nicht ankommt, weil die maßgebliche Abgrenzung der einen spezifisch ausländischen Charakter darstellenden Merkmale erst in Anlage VII getroffen worden ist. Das durch die Hypothek gesicherte Restkaufgeld k a n n auch unter Zugrundelegung einer rein wirtschaftlichen Betrachtungsweise nicht als Darlehen aus dem Kapitalverkehr angesehen werden. Im Falle einer Darlehensgewährung erhält der Darlehensnehmer Kapital zur zeitweiligen Nutzung überlassen. Wird dagegen Grundbesitz unter gleichzeitiger Bestellung einer Restkaufgeldhypothek veräußert, so behält sich der Veräußerer einen Ausschnitt aus dem umfassenden Eigentumsrecht in Gestalt der Hypothek vor. Es fehlt also das auch f ü r ein Vereinbarungsdarlehen m a ß gebende Merkmal, daß dem Darlehensnehmer Kapital zur Verfügung gestellt wird, also ein besonderer Vertrauenstatbestand geschaffen wird, der eine bevorzugte Behandlung rechtfertigt. Ebensowenig ist die weitere Voraussetzung gegeben, daß ein Zahlungsort im Ausland in der ursprünglichen schriftlichen Vereinbarung festgelegt worden ist. Wie die in Anlage VII getroffene Regelung erkennen läßt, soll die Hervorhebung der verschiedenen Merkmale die eindeutige Feststellung ermöglichen, daß nach dem Willen der Vertragschließenden der Schwerpunkt des Schuldverhältnisses ganz allgemein im Ausland liegen sollte (vgl. auch OLG H a m m , N J W 54, 1005 1 ). Die im Kaufvertrag aus dem J a h r e 1928 getroffene Vereinbarung läßt diese zweifelsfreie Feststellung nicht zu. Der in § 270 BGB geregelte Ablieferungsort ist hier durch Parteivereinbarung zum Leistungsort abweichend von § 269 BGB bestimmt worden. W e n n es auch damals allen Beteiligten klargewesen sein mag, daß die Treugeber Ausländer waren, so fehlt der getroffenen Vereinbarung doch die nach Anlage VII wesentliche allgemeine Verknüpfung des Schuldverhältnisses mit dem Ausland. Dies folgt schon daraus, daß im Falle einer Abtretung der Hypothek an einen deutschen Staatsangehörigen der Leistungsort in Deutschland lag. Zwischen einer Regelung, welche einen Zahlungsort im Ausland bestimmt, und der Bestimmung, daß der W o h n o r t des jeweiligen Gläubigers maßgebend sein soll, besteht somit der wesentliche Unterschied, daß im letzteren Fall gerade nicht ganz allgemein der Zahlungsort und damit auch der Schwerpunkt des Schuldverhältnisses in das Ausland verlegt worden ist. Da die Voraussetzungen f ü r eine Umstellung im Verhältnis 1 : 1 in mehrfacher Hinsicht nicht gegeben sind, mußte das Rechtsmittel zurückgewiesen werden."

7 0 . Die Darlehensforderung halb „spezifisch ausländischen Darlehensvertrag anwendbaren 1

Siehe unten Nr. 70.

eines Schweizer Gläubigers hat nicht desCharakter", weil sie gemäß dem auf den deutschen Recht am Wohnsitz des Schwei-

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

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zer Gläubigers zu erfüllen war. Nötig ist eine unmißverständliche Vereinbarung der Vertragsparteien, daß die Erfüllung im Ausland stattfinden soll. OLG H a m m , 15. ZS, Beschl. vom 7. 1. 1954 - 15 W 38/52: N J W 7 (1954) 1005. Aus den Gründen: „Es handelt sich um eine Darlehensschuld, bei der ein Umstellungsvorrecht nach den f ü r ausschließlich inländische Schuldverhältnisse [geltenden gesetzlichen Bestimmungen] nicht in Betracht kommt. Ein solches Vorrecht könnte lediglich aus der Tatsache hergeleitet werden, daß der Gläubiger Schweizer Staatsangehöriger ist und zur Hergabe des Darlehens Schweizer F r a n k e n aufgewendet hat. Die h i e r f ü r geltenden gesetzlichen Bestimmungen sind nach Erlaß des angefochtenen Beschlusses durch das LSchA vom 27. 2. 1953 nebst Anlagen dazu (BGBl. 1953 II 331 ff.) und das AusfG vom 24. 8. 1953 (BGBl. 1953 I 1003) von Grund auf neu geregelt worden. Dadurch ist, wie schon im Beschl. des Senats vom 11. 11. 1953 ausgeführt ist, die unterschiedliche Behandlung der Angehörigen verschiedener Staaten beseitigt, so daß unter völkerrechtlichen Gesichtspunkten Bedenken gegen die Gültigkeit der Regelung nicht mehr bestehen. Die Neuregelung ist auch im Rechtszuge der weiteren Beschwerde zu berücksichtigen, da sie dazu bestimmt ist, die Unklarheiten und Unausgeglichenheiten der bisherigen Regelung zu beseitigen (vgl. BGH, N J W 1953, 461). Der Sachverhalt ist allerdings unter dem Gesichtspunkt der jetzt geltenden Bestimmungen neu zu würdigen. Doch bedarf es dazu keiner Zurückverweisung an das LG, da die tatsächlichen Verhältnisse hinreichend festgestellt sind, um sie abschließend zu beurteilen. Unerheblich ist, daß die Schweiz das Abkommen noch nicht ratifiziert hat. Das Umstellungsrecht ist innerdeutsches Recht, das zwar den allgemeinen Regeln des Völkerrechts, die durch Art. 25 GG zu übergeordneten innerdeutschen Rechtsnormen erhoben sind, nachgeht, das aber nicht von der Zustimmung außerdeutscher Staaten abhängig ist. Nach Fortfall der völkerrechtlichen Bedenken ist es daher in der jetzt geltenden F o r m gegenüber den Angehörigen aller Staaten anzuwenden. Der Widerspruch der Beteiligten zu 1), der sich auf Art. 6 Ziff. 1 der Anlage IV zum Schuldenabkommen stützt, ist nicht berechtigt. An der angeführten Stelle heißt es: ,Auf Reichsmark lautende Forderungen werden geregelt, nachdem sich der ausländische Gläubiger damit einverstanden erklärt hat, daß seine Forderung in demselben Verhältnis auf D-Mark umgestellt wird wie eine gleiche Forderung eines inländischen Gläubigers. Dies gilt auch f ü r Geldforderungen, welche auf Goldmark oder Reichsmark mit Goldklausel lauten, die aber nicht spezifisch ausländischen Charakter im Sinne der nachstehenden Ziff. (2) besitzen.' Es k a n n dahingestellt bleiben, ob diese Bestimmungen die Eigenschaft eines bindenden Gesetzes haben. Gegen eine solche Eigenschaft spricht die Überschrift der Anlage IV, nach der es sich lediglich um vereinbarte Empfehlungen' handelt, die noch nicht ohne weiteres eine Bindung f ü r den Richter und die Beteiligten bedeuten. Sie wird aber jedenfalls deshalb nicht

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mehr beachtlich, weil sie lediglich eine Ubergangsregelung bildete, die nur Bedeutung haben konnte, solange die umstellungsrechtliche Behandlung der Forderungen von Ausländern nicht endgültig geregelt war, insbesondere solange nicht feststand, was unter .spezifisch ausländischem Charakter' einer Forderung zu verstehen war und wie weit das Umstellungsvorrecht f ü r solche Forderungen daher reichte. Die Bestimmung des Begriffs ,spezifisch ausländische Forderung' ist erst später in der Anlage VII zum Schuldenabkommen getroffen. Damit ist die ursprüngliche Ungewißheit behoben und das Erfordernis einer Zustimmung des ausländischen Gläubigers vor Entscheidung über die Umstellung fortgefallen. Der Gläubiger kann der jetzt feststehenden Regelung durch gerichtliche Entscheidung nicht mehr widersprechen. Die Entscheidung ist danach von der Frage abhängig, ob die Forderung spezifisch ausländischen Charakter im Sinne der Anlage VII zum Schuldenabkommen trägt. Das ist zu verneinen. In Betracht kommt Ziff. I 2 der Anlage VII, in der die Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, genau festgelegt sind. Von diesen Voraussetzungen fehlt die in Ziff. I 2 a formulierte, die erfordert, daß ,in den ursprünglichen schriftlichen Vereinbarungen über das Schuld Verhältnis ausdrücklich festgelegt war, daß der Zahlungsort oder Gerichtsstand im Ausland liegen oder ausländisches Recht anwendbar sein sollte'. Eine solche Vereinbarung ist nicht getroffen. Der Beteiligte zu 1) meint, man müsse davon hier absehen, da nach deutschem Recht (§ 270 BGB), das den Vereinbarungen zugrunde lag, der Zahlungsort ohnehin im Ausland, nämlich am Wohnsitz des Gläubigers in Zürich, gelegen habe. Dem ist nicht zuzustimmen. Die Grenze, die in Ziff. I 2 a der Anlage VII gezogen ist, stellt nicht auf den tatsächlichen Zahlungsort ab, sondern auf die Vereinbarung, durch die die Vertragsparteien nach außen hin unmißverständlich ihrem Willen Ausdruck verliehen, daß es ihnen wesentlich darauf ankam, die Erfüllung des Schuldverhältnisses im Ausland stattfinden zu lassen. Weiter soll nicht einmal eine solche Vereinbarung an sich genügen, sondern sie muß ausdrücklich in den ursprünglichen, schriftlichen Vereinbarungen festgelegt sein. Das ist eine unmißverständliche Regelung, die eine weite Auslegung in der vom Beschwf. gewünschten Richtung verbietet. Es kann auch nicht auf die Urkunde vom 2. 7. 1931 zurückgegriffen werden. Abgesehen davon, daß dort ein Zahlungsort außerhalb Deutschlands nur f ü r die Zinsen, nicht auch für die Hauptforderung vorgesehen war, kommt sie deshalb nicht mehr in Betracnt, weil sie durch die Vereinbarung vom 9. 1. 1932 überholt ist. Nur die letzteren sind Inhalt des Vertrages geworden. Aus welchem Grunde kein Zahlungsort im Ausland vereinbart ist, ist ebenso unwesentlich wie die Tatsache, daß der Schuldner sich um die Uberweisung in das Ausland bemüht hat. Es kommt lediglich auf die schriftlichen Vereinbarungen an. Der Forderung des Beteiligten zu 1) kann daher ein spezifisch ausländischer Charakter nicht zuerkannt werden, so daß ein Umstellungsvorrecht nicht in Anspruch genommen werden kann."

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Umstellung von Grundpfandrechten außerhalb des Abkommens 7 1 . Ein Hypothekengläubiger, der Angehöriger eines Staates ist, der zwar zu den Vereinten Nationen gehört, der aber nicht dem Londoner Schuldenabkommen beigetreten ist oder der das Abkommen nicht ratifiziert hat, kann sich zur Zeit nicht auf eine privilegierte Umstellung seiner Hypothek gemäß § 2 Ziffer 4 des Berliner Grundpfandumstellungsgesetzes vom 9. 1. 1953 (= § 2 Ziffer 4 der 40. DVO zum westdeutschen Umstellungsgesetz) berufen. In einem solchen Fall ist von dem Umstellungsrichter zugleich mit dem dinglichen Recht gemäß § 9 Ziffer 2 des Berliner Grundpfandumstellungsgesetzes (= § 6 Ziffer 2 der westdeutschen 40. DVO zum UmstG) die der Hypothek zugrundeliegende Forderung im Verhältnis 10 : 1 unbeschadet der etwa später noch erfolgenden Endregelung umzustellen. KG-West, 2. ZS, Beschl. vom 18. 10. 1955 - 2 W 1997/55: WM IV B 9 (1955) 1505. F ü r die Gläubigerin, die die jugoslawische Staatsangehörigkeit besitzt, die aber seit jeher ihren Wohnsitz in Westberlin hat, ist im Jahre 1942 im Grundbuch von M. in Abt. III eine Darlehenshypothek von 35 000 RM eingetragen worden. Im Einverständnis der Parteien ist im Jahre 1952 im Hinblick auf die f ü r Angehörige der Vereinten Nationen mit § 2 Ziff. 4 des Berliner GrundpfandumstellungsG getroffene Sonderregelung die Umstellung der Hypothek auf 35 000 DM im Grundbuch eingetragen worden, zugleich f ü r die Schuldnerin ( = Grundstückseigentümerin) ein Widerspruch gegen die Eintragung der Umstellung. Unter Berufung auf das LSchA vom 27. 2. 1953 und auf die §§ 52, 113 des AusfG vom 24. 8. 1953 zu diesem Abkommen begehrt die Gläubigerin nunmehr Feststellung dahin, daß die Hypothek und die persönliche Forderung endgültig im Verhältnis 1 : 1 auf DM umgestellt seien. Das AG und das LG haben im Sinne der Schuldnerin entschieden und in den Gründen ihrer Beschlüsse ausgeführt, daß keine spezifisch ausländische Schuld im Sinne des § 52 AusfG vom 24. 8. 1953 vorläge. Das KG hat die sofortige weitere Beschwerde der Gläubigerin zurückgewiesen. Aus den Gründen: „Der Beibringung einer Devisengenehmigung bedurfte es nicht. Die Gläubigerin hat seit jeher ihren Wohnsitz im westlichen Währungsgebiet. Sie ist Deviseninländerin im Sinne der Devisenvorschriften. Soweit die Gläubigerin zur Rechtfertigung des spezifisch ausländischen Charakters der Schuld im Hinblick auf Anlage VII Abs. IV des Abkommens vom 27. 2. 1953 ergänzend geltend macht, daß ihr im Jahre 1930 von ihrem Vater das Kapital zunächst nur treuhänderisch zur Verfügung gestellt worden sei, ist zu berücksichtigen, daß dieser Vermögenswert seit dem Tode des Vaters der Gläubigerin allein zusteht. Es ist zumindest seit dem Jahre 1951 kein Gläubiger vorhanden, der Devisenausländer wäre. Der Erwerb der Hypo-

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thek im Erbgang ist als eine kraft Gesetzes eingetretene Folge vom Devisenrecht nicht abhängig. Im übrigen ist das vorliegende Verfahren nur auf eine Feststellung', aber nicht auf eine ,Leistung' gerichtet. In der Sache selbst ist davon auszugehen, daß die Rechtsbeziehungen der Parteien dem jeweils geltenden deutschen Umstellungsrecht unterliegen. Die Gläubigerin besitzt nach der Bescheinigung der Jugoslawischen Militärmission die jugoslawische Staatsangehörigkeit. Gemäß Anhang zur Berliner UmstellungsVO vom 4. 7. 1948 (VOB1. 1948, 374) gehört Jugoslawien zu den Vereinten Nationen. Damit war im Jahre 1951 f ü r die Gläubigerin der Weg frei, gemäß § 2 Ziff. 4 des Grundpfand-UmstG in der Fassung vom 9. 1. 1951 die Umstellung der Hypothek im Verhältnis 35 000 RM = 35 000 DM zu erreichen. Das Grundbuch befindet sich hinsichtlich der hier streitigen Post im Einklang mit der damaligen Rechtslage, wobei die von der Gläubigerin angeschnittene Frage nach der Zulässigkeit der Eintragung des Widerspruches hier zunächst außer Betracht bleiben soll. Die Gläubigerin übersieht indes, daß nunmehr der § 2 Ziff. 4 Grundpfand-UmstG nicht mehr in der alten Fassung gültig ist, sondern durch den § 113 des AusfG vom 24. 8. 1953, das von Berlin mit dem Gesetz vom 2. 9. 1953 (GVOB1. 1953, 1031) übernommen worden ist, eine wesentliche Abänderung mit rückwirkender Kraft ab 25. 6. 1948 erfahren hat. Die Angehörigen der Vereinten Nationen können nur dann noch eine Umstellung des dinglichen Rechts im Verhältnis 1 : 1 beanspruchen, wenn die durch das dingliche Recht gesicherte Forderung eine Schuld der im § 52 AusfG vom 24. 8. 1953 bezeichneten Art ist. Der § 52 AusfG vom 24. 8. 1953 stellt es aber nicht nur auf den spezifisch ausländischen Charakter der Schuld ab, sondern zugleich auch darauf, daß der Gläubiger nach den Bestimmungen des Abkommens vom 27. 2. 1953 und seiner Anlagen einen Anspruch auf die Vorteile aus dem Abkommen und seinen Anlagen hat. In dem vorliegenden Verfahren ist aber bereits dies Letzte zu verneinen; denn aus den im Bundesgesetzblatt seit 1953 veröffentlichten Bekanntmachungen der erfolgten Ratifizierungen des Abkommens ist ersichtlich, daß Jugoslawien aus unbekannten und hier auch nicht näher interessierenden Gründen bisher das Abkommen vom 27. 2. 1953 nicht ratifiziert und damit der Bestimmung des Art. 35 des Abkommens nicht Genüge getan hat, obwohl Jugoslawien zu den Staaten gehört, die seinerzeit das Abkommen unterzeichnet haben. Die Gläubigerin ist daher nicht Angehörige eines Staates, der Gläubigerstaat im Sinne des Art. 3 Ziff. b des Abkommens ist. Es liegt keine Schuld im Sinne des Abkommens vom 27. 2. 1953 vor, wie aus Art. 4 Ziff. 3 b des Abkommens hervorgeht. Die Folge ist, daß die Gläubigerin und deren früherer etwaiger Treugeber nicht mehr zu dem Personenkreis gehören, der sich auf den § 2 Ziff. 4 GrundpfandUmstG in der jetzt mit rückwirkender Kraft gültigen, durch § 113 AusfG vom 24. 8. 1953 gegebenen Fassung berufen kann. Dies bedeutet, daß die Umstellung der streitigen Hypothek sich nur noch nach § 1 Grundpfand-UmstG richten kann. Es gelten mithin f ü r die Umstellung der Hypothek die Vorschriften über die Umstellung der durch die Hypothek gesicherten Forderung, zumal auch die weiteren in dem § 1 15

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Grundpfand-UmstG angeführten Ausnahmebestimmungen hier nicht Platz greifen. Für die Umstellung der Forderung, die gemäß § 9 Ziff. 2 GrundpfandUmstG - der sich zwar nicht auf § 2 Ziff. 4 Grundpfand-UmstG, wohl aber auf § 1 Grundpfand-UmstG bezieht - zusammen mit dem dinglichen Recht zu erfolgen hat, kommt, da die Gläubigerin, wie bereits ausgeführt, an den Wohltaten des Abkommens vom 27. 2. 1953 nicht teilnimmt, der Art. 13 der UmstellungsVO vom 4. 7. 1948 in der Fassung der VO Nr. 516 vom 29. 4. 1952 (GVOB1. 1952, 329) allein in Betracht. Danach hat aber der erste Richter zu Recht die persönliche Forderung und die Hypothek im Verhältnis 10 : 1 auf nur 3500 DM umgestellt. Diese Feststellung steht auch nicht im Widerspruch zu den von dem BGH in seinem Beschluß vom 14. 7. 1955 (vgl. WM 1955, 1161) 1 erörterten Rechtsfragen; denn in jener Entscheidung besaß die Hypothekengläubigerin die schweizer Staatsangehörigkeit. Die Schweiz gehörte zwar niemals den Vereinten Nationen an, ihre Staatsangehörigen nehmen aber an den Wohltaten des Abkommens vom 27. 2. 1953 teil. Die Schweiz ist Gläubigerstaat im Sinne des Abkommens. Hinsichtlich der streitigen 31 500 DM wird die Gläubigerin die auch jetzt noch f ü r Angehörige von Staaten, die zwar zu den Vereinten Nationen gehören, aber nicht Gläubigerstaaten im Sinne des Abkommens vom 27. 2. 1953 sind, ausstehende Endregelung abwarten müssen. Es soll in diesem Zusammenhang jedoch darauf hingewiesen werden, daß insoweit die gesetzgeberische Freiheit der Deutschen Bundesrepublik und Berlins durch den Art. 10 des Abkommens vom 27. 2. 1953 weitgehend eingeschränkt worden ist. Der Senat verkennt nicht, daß die Entscheidung, die hier im Rahmen der gegebenen gesetzlichen Bestimmungen getroffen werden mußte, für die offenbar notleidende Gläubigerin eine Härte bedeutet. Diese Härte ist aber eine unausweichliche Folge der allen anderen Einzelinteressen übergeordneten Bedeutung des Abkommens vom 27. 2. 1953, das eine möglichst globale Bereinigung der deutschen Auslandsschulden herbeiführen und die deutsche Kreditwürdigkeit im Interesse des internationalen Handelsverkehrs wiederherstellen soll. Dieser Zweck läßt sich umfassend aber n u r erreichen, wenn möglichst viele Staaten dem Abkommen beitreten. Da nach den anerkannten Regeln des Völkerrechts ein unmittelbarer Zwang von den Staaten, die dem Abkommen beigetreten sind, auf abseits stehende Staaten nicht ausgeübt werden kann, kann nur mittelbar durch eine Benachteiligung der Staaten, die bisher nicht Gläubigerstaaten im Sinne des Abkommens sind, versucht werden, diese Staaten doch noch zu einem Beitritt zu bewegen. Dem will die bereits oben erwähnte Bestimmung des Art. 10 des Abkommens Rechnung tragen. Daraus folgt auch, daß das Diskriminierungsverbot der Art. 8 und 14 des Abkommens sich nur auf nach dem Abkommen regelbare Schulden bezieht."

1

Siehe oben Nr. 67.

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Forderungsverzicht durch Österreich, Italien und Ungarn 72. Bis zum Inkrafttreten des Friedensvertrages mit Österreich sind Ansprüche auf Leistung eines österreichischen gegen einen deutschen Staatsangehörigen, die in den Rahmen des Art. 5 IV Londoner Schuldenabkommen fallen, von den deutschen Gerichten als zur Zeit unbegründet abzuweisen. BGH, 2. ZS, Urt. vom 31. 1. 1955 - II ZR 136/54: BGHZ 16, 207; NJW 8 (1955) 631; MDR 9 (1955) 289; LM Nr. 2 zu AuslSchuldAbk.; BB 10 (1955) 202, 207; Betrieb 8 (1955) 283; WM IV B 9 (1955) 370; ZaöRV 17 (1956/57) 321; Leitsatz in DRiZ 33 (1955) 97. Die Kl., eine OHG in Wien, ist Inhaberin eines am 19. 3. 1945 in Berlin ausgestellten, von der Bank an eigene Order gestellten Wechsels über 250 000 RM. Als Bezogene bezeichnet der Wechsel die Bekl., die ihn auch angenommen hat. Der Wechsel war am 19. 6. 1945 fällig und in Berlin zahlbar gestellt. Auf seiner Rückseite befindet sich ein Blanko-Indossament der Ausstellerin. Die Kl. hat, im Wechselprozeß klagend, beantragt, die Bekl. zur Zahlung von 25 000 DM nebst Zinsen zu verurteilen. Sie hat sich im Laufe des Prozesses bereit erklärt, eine Zahlung auf Sperrkonto an Erfüllungs Statt anzunehmen. Das LG hat die Klage abgewiesen, das Berufungsgericht hat ihr stattgegeben 1 . Die Revision führte zur Wiederherstellung des landgerichtlichen Urteils. Aus den Gründen: „Das Urteil des Berufungsgerichts konnte nicht aufrechterhalten werden, da die Bestimmungen des LSchA der Verurteilung der Bekl. entgegenstanden. Dieses von der Bundesrepublik ratifizierte Abkommen, das auch f ü r Berlin Geltung hat, bestimmt in Art. 5 IV, der im Rahmen dieses Abkommens durch die Ratifizierung geltendes deutsches Recht geworden ist (vgl. Gurski, Deutsches Devisenrecht, das Abkommen über deutsche Auslandsschulden 49 Anm. 15 f ) : ,Die gegen Deutschland oder deutsche Staatsangehörige gerichteten Forderungen von Staaten, die vor dem 1. 9. 1939 in das Reich eingegliedert oder am oder nach dem 1. 9. 1939 mit dem Reich verbündet waren, und von Staatsangehörigen dieser Staaten aus Verpflichtungen, die zwischen dem Zeitpunkt (bei mit dem Reich verbündet gewesenen Staaten dem 1. 9. 1939) und dem 8. 5. 1945 eingegangen worden sind, oder aus Rechten, die in dem genannten Zeitraum erworben worden sind, werden gemäß den Bestimmungen behandelt, die in den einschlägigen Verträgen getroffen worden sind oder noch getroffen werden. Soweit gemäß den Bestimmungen dieser Verträge solche Schulden geregelt werden können, finden die Bestimmungen dieses Abkommens Anwendung.' 1

15*

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 29.

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Eine solche Forderung, die in den Rahmen des Art. 5 IV des Abkommens fällt, macht die Kl. geltend. Es handelt sich um eine Forderung einer österreichischen OHG gegen eine deutsche im Bundesgebiet ansässige GmbH, die zwischen dem Zeitpunkt der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich, dem 13.3.1938 (Ges. über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich vom 13. 3. 1938, das am gleichen Tage in Kraft getreten ist [RGBl. I 237]) und dem 8. 5. 1945 von der österreichischen Firma erworben worden ist. Daß diese Forderung erst nach der Eingliederung Österreichs entstanden ist, geht aus dem Wechsel hervor, der erst am 19. 3. 1945 ausgestellt ist. Daß die Forderung vor dem 9. 5. 1945 begründet worden ist, hat das Berufungsgericht festgestellt. Art. 3 des Abkommens bestimmt, daß in diesem Abkommen unter dem Begriff ,Person' natürliche Personen, Personenvereinigungen, juristische Personen des öffentlichen oder privaten Rechts zu verstehen sind. Das gleiche muß sinngemäß f ü r den Begriff .Staatsangehörige' gelten, wobei nach Art. 3 j eine juristische Person oder Gesellschaft als in dem Staate ansässig angesehen wird, nach dessen Recht sie errichtet ist (vgl. Gurski, BB 1954, 909 [910 Ziff. 4]). Die Zugehörigkeit der Kl. zu Österreich, die auch heute noch ihren Sitz dort hat, ist unstreitig. Während mit dem Reich verbündet gewesenen Staaten, wie mit Japan, Italien, Ungarn, Bulgarien und Rumänien, bereits ,die einschlägigen Verträge', die sogenannten Nebenfriedensverträge, abgeschlossen worden sind und demgemäß sich die Verpflichtungen im Rahmen des Art. 5 IV des Abkommens deutscher im Bundesgebiet und Berlin ansässiger Schuldner gegenüber Angehörigen dieser Staaten nach diesen Verträgen richten, ist der Friedensvertrag mit Österreich noch nicht geschlossen. Er liegt lediglich im Entwurf vor. Die Bestimmungen des einschlägigen Vertrages, nach welchem sich Schuldverhältnisse deutscher Staatsangehöriger gegen österreichische Gläubiger im Rahmen des Art. 5 IV des Abkommens richten, müssen also noch ,getroffen werden'. In den im Vorstehenden erwähnten, bereits abgeschlossenen Friedensverträgen befinden sich Verzichtsklauseln (vgl. Gurski, BB 1954, 909), nach welchen diese Staaten und deren Staatsangehörige gegen die Bundesrepublik oder deren Staatsangehörige auf alle Ansprüche aus dem 2. Weltkriege verzichten. Der Verzicht erstreckt sich gleichmäßig auf alle Ansprüche, die am 8. 5. 1945 bestanden, mit Ausnahme solcher Forderungen, die sich aus Verträgen herleiten, die vor dem 1. 9. 1939 geschlossen worden sind. Es fallen weiter nicht unter die Verzichtsklausel Forderungen auf feststellbares Eigentum der ehemaligen Verbündeten Deutschlands oder deren Staatsangehörigen, das nach einem bestimmten Stichtage gewaltsam oder zwangsweise aus dem betreffenden Staat entfernt und nach Deutschland verbracht wurde. Auch der Entwurf des österreichischen Staatsvertrages enthält eine dem Verzicht in den übrigen Nebenfriedensverträgen entsprechende Erklärung (Gurski, BB 1954, 909 [ 910]). Der Senat schließt sich der Ansicht Gurskis an, daß mit dem Verzicht, soweit er in den abgeschlossenen Verträgen ausgesprochen ist — anders in dem japanischen Friedensvertrag, in dem der Verzicht unter dem Vorbehalt der Gegenseitigkeit ausgesprochen wurde - , die Forderung des ver-

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zichtenden Staates oder seiner Staatsangehörigen gegenüber dem deutschen Schuldner mit Abschluß des entsprechenden Friedensvertrages erloschen ist, da diese Forderungen gemäß Art. 5 IV des Abkommens, welches durch die Ratifikation bindendes Recht f ü r die Bundesrepublik und Berlin geworden ist, ,nach den Bestimmungen behandelt werden, die in den einschlägigen Verträgen getroffen worden sind'. Demzufolge ist, wie Gurski weiter ausführt, die Verzichtswirkung nicht in das Belieben des deutschen Schuldners gestellt, sondern als gesetzliche Vorschrift von Amts wegen zu beachten. Der Senat kann sich jedoch der Ansicht Gurskis insoweit nicht anschließen, als Gurski annimmt, daß auch bereits durch die Aufnahme der Verzichtsklausel in den Entwurf des österreichischen Staatsvertrages der Verzicht Österreichs und seiner Staatsangehörigen wegen Forderungen im Rahmen des Art. 5 IV des Abkommens gegenüber Deutschland und seinen Staatsangehörigen schon mit dem Tage des Inkrafttretens des LSchA rechtswirksam geworden sei. Seine Auffassung, daß der Drei-Mächte-Ausschuß in London davon ausgegangen sei, daß die im Verhältnis zwischen den Siegermächten und Österreich noch nicht wirksam gewordene Verzichtsklausel f ü r das innerstaatliche Recht im Bundesgebiet und Berlin sofort wirksam werden sollte, mag zwar richtig sein, reicht aber nicht aus, um die von ihm vertretene Rechtsansicht zu rechtfertigen (Gurski, BB 1954, 909 [910]; Deutsches Devisenrecht, das Abkommen über die deutschen Auslandsschulden 51/6 Anm. 15 zu Art. 5 IV A). Solange der Friedensvertrag mit Österreich nicht geschlossen ist, solange die Verzichtsklausel nicht vertraglich verankert ist, kann sie nicht zur Grundlage von Rechtsverhältnissen gemacht werden, mag auch mit ihrer Aufnahme in den Friedensvertrag mit Österreich mit Sicherheit zu rechnen sein. Bis zum Abschluß des Vertrages mit Österreich sind die Rechtsbeziehungen aus Verbindlichkeiten deutscher gegen österreichische Staatsangehörige, die dem Art. 5 IV unterfallen, in der Schwebe; sie werden nach den Bestimmungen behandelt werden, ,die in den einschlägigen Verträgen (nämlich dem Friedensvertrag mit Österreich) noch getroffen werden'. Verzichtet Österreich auf diese Forderungen, was durchaus angenommen werden kann, so gelten sie als erloschen, und demzufolge müßte der klagweisen Geltendmachung einer solchen Forderung dann der Erfolg versagt werden. Bis zu diesem Zeitpunkt, bis zu dem das Schicksal dieser Forderungen ungewiß ist, kann aber eine gerichtliche Entscheidung eines deutschen Gerichts über deren Bestand nicht ergehen, da sich ihr Bestand nach den Bestimmungen richtet, die erst in dem Friedensvertrag mit Österreich in Zukunft getroffen werden. Dieser Bestimmung des Art. 5 IV des Abkommens müssen die Gerichte als geltendes innerstaatliches Recht im Bundesgebiet und in Berlin Rechnung tragen. Über derartige Ansprüche können sie zur Zeit nicht entscheiden, über sie wird erst der österreichische Friedensvertrag endgültig bestimmen. Die Klage ist daher zur Zeit als unbegründet abzuweisen. Auch Gurski ist der Auffassung - sofern man seine Ansicht nicht teile, daß schon mit Inkrafttreten des LSchA der Verzicht Österreichs rechtswirksam geworden sei - , daß keine Behandlung der österreichischen

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Forderungen, die stillgelegt seien, möglich sei (Gurski, BB 1954, 909 [910]; Devisenrecht 51/6). Dieser Entscheidung steht auch nicht das Urteil des BGH vom 23. 10. 1953 entgegen (im Auszug abgedruckt NJW 1954, 31) 2 . In diesem Rechtsstreit hatte sich das Gericht unter anderem mit der Vorschrift des Art. 5 III LSchA zu befassen, nach welchem eine Prüfung der während des zweiten Weltkrieges entstandenen Forderungen von Staaten, die sich während dieses Krieges mit Deutschland nicht im Kriegszustand befanden, und von Staatsangehörigen dieser Staaten gegen das Reich zurückgestellt wird. Auch in diesem Rechtsstreit hat der I. Zivilsenat es mit Rücksicht auf diese Vorschrift im LSchA als zumindest rechtlich zweifelhaft erachtet, ob die Kl. ihren aus einer Reichsverbindlichkeit entstandenen Anspruch zur Zeit überhaupt im Wege einer Leistungsklage geltend machen könne. Der I. Senat hat aber in diesem Falle, nachdem die Kl. im Einverständnis mit dem Bekl. zur Feststellungsklage übergegangen war, diese f ü r zulässig erachtet. Dieser Auffassung hat Gurski mit eingehender Begründung widersprochen und nachdrücklich den Standpunkt vertreten, daß jede Klage ,wegen irgendeines unter Art. 5 des Abkommens fallenden Anspruchs' von einem deutschen Gericht als unzulässig abgewiesen werden müsse (BB 1954, 397 [398]). Es erübrigt sich, im vorliegenden Rechtsstreit zu der Frage, ob eine Feststellungsklage möglich wäre, Stellung zu nehmen. Die Kl. hat einen solchen Antrag nicht gestellt; hätte sie ihn gestellt, so wäre er schon aus prozeßrechtlichen Gründen unzulässig gewesen. Die Kl. klagt im Wechselprozeß. Der Wechselprozeß ist eine Unterart des Urkundenprozesses (§ 602 ZPO). Der Urkundenprozeß läßt nach § 592 ZPO nur eine Leistungsklage, nicht aber eine Feststellungsklage zu (Stein-JonasSchönke, ZPO 17 [1951] Anm. II zu § 592 ZPO und Anm. I zu § 602). Auch die von der Kl. eingereichte Devisengenehmigung kann an der Entscheidung nichts ändern. Diese Genehmigung setzt eine Schuld, einen fälligen Anspruch auf Zahlung voraus. Ein solcher besteht aber mit Rücksicht auf Art. 5 IV LSchA nicht (Gurski, Deutsches Devisenrecht, das Abkommen über deutsche Auslandsschulden 51/10, 51/11 zu Art. 5 IV 6 a ) . Der gleichen Ansicht ist die BdL in ihrem Schreiben vom Juni 1954, das der Revisionsbegründung beigefügt ist. In diesem Schreiben wird ausgeführt, eine Devisengenehmigung entbinde ein deutsches Gericht nicht von der Prüfung der Frage, ob der Schuldner im Falle einer Verpflichtung gegenüber dem Ausland etwa auf Grund von Vorschriften nicht devisenrechtlicher Art ein Leistungsverweigerungsrecht habe." 73. Forderungen italienischer Staatsangehöriger gegen das Deutsche Reich oder deutsche Staatsangehörige, die in der Zeit zwischen dem 1. 9. 1939 und dem 8. 5. 1945 entstanden sind, stehen dem italienischen Gläubiger nicht zu. Er kann wegen dieser Forderung weder auf Leistung noch auf Feststellung klagen. BGH, 4. ZS, Urt. vom 14. 12. 1955 - IV ZR 6/55: BGHZ 19, 258; NJW 9 2

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 32.

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(1956) 343; JZ 12 (1956) 256 mit WM IV B 10 (1956) 57; DDevR IntLR 1955, 611; AJIL 52 (1958) zu AuslSchuldAbk.; Leitsatz in JR

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Anm. der Redaktion; BB 11 (1956) 62; 6 (1956) 70; ZaöRV 17 (1956/57) 311; 547; Anm. von Johannsen in LM Nr. 4 1956, 181.

Der Kl., ein italienischer Staatsangehöriger, macht Ansprüche gegen das Deutsche Reich, vertreten durch den Bundesminister der Finanzen, und eine GmbH, die ihren Sitz in der Bundesrepublik hat, geltend. E r besaß einen Kraftwagen, der stillgelegt und in einer Garage in Paris abgestellt war. Über diesen Wagen hat der Kl. am 1. 7. 1944 in Paris mit einer Dienststelle der deutschen Luftwaffe einen Mietvertrag abgeschlossen. E r hat den Wagen herausgegeben und ihn nicht zurückerhalten. Zur Begründung seiner Klage hat er unter anderem behauptet, eine leitende Angestellte der GmbH habe den Wagen f ü r diese erlangen wollen. Um dies zu erreichen, sei er gezwungen worden, den Mietvertrag zu schließen und den Wagen herauszugeben. Beamte der Gestapo und Angehörige der Luftwaffendienststelle hätten ihm angedroht, er werde in ein Konzentrationslager gebracht, wenn er den Mietvertrag nicht unterzeichne und den Kraftwagen nicht herausgebe. Seine Klage hatte keinen Erfolg *. Aus den Gründen: „Die Klage ist vom LG im Ergebnis mit Recht abgewiesen worden, da dem Kl., auch wenn sein Vorbringen als w a h r unterstellt wird und ihm daraus f r ü h e r Ansprüche gegen die Bekl. zugestanden haben sollten, jetzt doch keine Forderung gegen sie mehr zusteht. In Art. 77 IV des Friedensvertrages mit Italien, den Italien am 10. 2. 1947 in Paris unterzeichnet hat, ist bestimmt: ,Unbeschadet dieser und irgendwelcher anderen Anordnungen zugunsten Italiens und italienischer Staatsangehöriger durch die Besatzungsmächte Deutschlands begibt Italien sich in seinem Namen und im Namen italienischer Staatsangehöriger aller Ansprüche gegen Deutschland und deutsche Staatsangehörige, die am 8. 5. 1945 ausstanden, ausgenommen derjenigen aus Verträgen u n d anderen Verpflichtungen sowie Rechten, die vor dem 1. 9. 1939 eingegangen bzw. erworben worden sind. Dieser Verzicht soll so verstanden werden, daß er Schulden, alle Ansprüche von Regierung zu Regierung bezüglich im Laufe des Krieges eingegangener Abmachungen und alle Ansprüche auf w ä h r e n d des Krieges entstandene Verluste oder Schäden u m f a ß t . ' Dieser Vertrag hat f ü r die italienischen Staatsangehörigen durch das Gesetzesdekret Nr. 1430 vom 28. 11. 1947 Gesetzeskraft erlangt. Die Vereinigten Zivilsenate des italienischen Kassationshofes haben daher in dem Urteil Nr. 285 vom 2. 2. 1953 entschieden, daß der in dem Friedensvertrag ausgesprochene Verzicht in vollem Umfang auch gegenüber dem einzelnen italienischen Staatsangehörigen wirksam sei. E r enthalte einen völligen und umfassenden Verzicht Italiens u n d seiner Staatsangehörigen auf jegliches Vorgehen gegen Deutschland und deutsche Staatsangehörige. Aus1 Die Entscheidung der Vorinstanz, Urt. des KG vom 26. 11. 1954, ist abgedruckt unter Nr. 28.

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g e n o m m e n seien Klagen a u s vertraglichen oder obligatorischen Beziehungen, die vor dem 1. 9. 1939 entstanden seien (BB 1954, 148). Der Kl. k ö n n t e daher, falls er seine Ansprüche vor einem italienischen Gericht verfolgen müßte, mit seiner Klage keinen E r f o l g haben. Denn, wie der italienische Kassationshof weiter a u s g e f ü h r t hat, k ö n n e n italienische Staatsangehörige gegen den deutschen Staat u n d dessen Staatsangehörige keine V e r f a h r e n einleiten, die sich irgendwie auf Rechtsbeziehungen oder Tatsachen beziehen, die nach dem 1. 9. 1939 u n d vor dem 8. 5. 1945 eingetreten sind, da die Jurisdiktion der italienischen Gerichte über derartige Ansprüche weggefallen ist (wiedergegeben nach Gurski, BB 1954, 909). Die Klage k a n n aber auch vor deutschen Gerichten keinen E r f o l g haben. Zwar ist der italienische Friedensvertrag als solcher nicht von Deutschland unterzeichnet u n d in Deutschland nicht als Gesetz verkündet. Der in dem Friedensvertrag enthaltene Verzicht ist aber nach Art. 5 IV des Abkommens über deutsche Auslandsschulden vom 27. 2. 1953 auch von den deutschen Gerichten zu beachten. Dort ist bestimmt, d a ß die gegen Deutschland oder deutsche Staatsangehörige gerichteten F o r d e r u n g e n von Staaten, die nach dem 1. 9. 1939 mit dem Reich verbündet waren, u n d von Staatsangehörigen dieser Staaten, die zwischen dem 1. 9. 1939 u n d dem 8. 5. 1945 eingegangen w o r d e n sind, oder aus Rechten, die in dem genannten Zeitraum erworben w o r d e n sind, gemäß den Bestimmungen behandelt werden, die in den einschlägigen Verträgen getroffen w o r d e n sind. Dieses A b k o m m e n ist dadurch, d a ß der Bundestag i h m durch das Gesetz vom 24. 8. 1953 zugestimmt hat u n d d a ß es mit Gesetzeskraft im Bundesgesetzblatt veröffentlicht w o r d e n ist, f ü r die Bundesrepublik geltendes Gesetzesrecht geworden. Die von dem Kl. geltend gemachten Ansprüche fallen u n t e r Art. 77 IV des italienischen Friedensvertrages. Denn es handelt sich dabei u m Ansprüche, die sich zu einem Teil auf Abmachungen, Verträge, gründen, die w ä h r e n d des Krieges eingegangen sind, u n d zum a n d e r e n Teil u m Ansprüche auf Ersatz f ü r w ä h r e n d des Krieges entstandene Verluste u n d Schäden. Unerheblich ist, d a ß die Bekl. zu 2) keine natürliche P e r s o n ist. Denn Art. 77 IV bezieht sich auch auf Ansprüche gegen juristische Personen, die dem deutschen Recht unterstehen u n d i h r e n Sitz in der Bundesrepublik haben. In diesem Sinn ist der Artikel auch von dem italienischen Kassationshof angewandt worden. F ü r das Deutsche Reich folgt dasselbe aus Art. 3 i u n d j LSchA, in dem a u s g e f ü h r t ist, d a ß das A b k o m m e n u n t e r Personen auch eine juristische P e r s o n versteht u n d d a ß diese in dem Staate ansässig ist, nach dessen Recht sie sich richtet. Entsprechendes m u ß f ü r den Begriff Staatsangehörige in Art. 5 IV LSchA gelten (BGHZ 16, 207 [209] 2 ). Unbestritten ist die Bekl. eine juristische Person, die dem Recht der Bundesrepublik untersteht. Aus Art. 77 IV des italienischen Friedensvertrages folgt, d a ß dem Kl. die hier geltend gemachten Ansprüche nicht m e h r zustehen. Der II. Zivilsenat des BGH hat in dem in BGHZ 16, 207 veröffentlichten Urteil die Rechtsansicht vertreten, daß, soweit in den abgeschlossenen Verträgen Ver2

Siehe oben Nr. 72.

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ziehte ausgesprochen seien, die betreffenden Forderungen gemäß Art. 5 IV LSchA mit dem Abschluß des entsprechenden Friedensvertrages erloschen seien. Der I. Zivilsenat des BGH hat dagegen in dem in BGHZ 18, 22 veröffentlichen Urteil 3 ausgeführt, Art. 5 LSchA komme in seinen rechtlichen Wirkungen für die ,nicht unter das Abkommen fallenden Forderungen' bis zum Zustandekommen der im einzelnen vorgesehenen internationalen ,Regelung' einem auf unbestimmte Zeit abgeschlossenen Stillhalteabkommen gleich. Die genannten Forderungen seien also vorläufig .gestundet'; sie müßten deshalb mangels Fälligkeit ,als zur Zeit unbegründet' abgewiesen werden (aaO 30). Nach Wortlaut, Sinn und Zweck des Art. 5 LSchA solle bis zu einer anderweitigen internationalen Regelung die Erfüllung der dort bezeichneten Forderungen solange ausgeschlossen sein, als durch eine solche Erfüllung die Durchführung des nach dem Abkommen vorgesehenen Aufbringungs- und Transferplans für eine Regelung der deutschen Vorkriegsschulden gefährdet werden könnte. Die hierfür notwendige Leistungsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland solle durch eine Befriedigung der genannten ,Kriegsforderungen' nicht beeinträchtigt werden (aaO 34). Das Urteil des II. Zivilsenates betrifft die Forderung einer österreichischen Gesellschaft. Es ist ergangen vor Abschluß des Staatsvertrages mit Österreich. Das Urteil des I. Zivilsenats betrifft die Forderung einer schwedischen Reederei, die unter Art. 5 III LSchA fällt. Die hier zu entscheidende Frage, ob die Forderung eines Italieners noch besteht und von dem Gläubiger vor deutschen Gerichten geltend gemacht werden kann, beurteilt sich gemäß Art. 5 IV LSchA allein nach Art. 77 IV des italienischen Friedensvertrages. Es ist fraglich, ob nach dem Sinn und Zweck dieser Bestimmung mit der vom II. Zivilsenat allerdings nur beiläufig vertretenen Rechtsansicht angenommen werden kann, daß die Forderungen italienischer Gläubiger durch den ausgesprochenen Verzicht im Sinne des bürgerlichen Rechts gänzlich untergegangen und erloschen sind. Die Alliierten Mächte forderten von Italien den Verzicht ausschließlich in ihrem Interesse. Sie wollten verhindern, daß die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands durch Forderungen der ehemals dem Reich verbündeten Staaten und deren Staatsangehörigen beeinträchtigt würde, um ihre eigenen Forderungen und die ihrer Staatsangehörigen besser verwirklichen zu können. Der Verzicht sollte nicht zu einer im eigenen Interesse der Schuldner liegenden Bereicherung führen. Durch den Verzicht sollte auch noch keine endgültige Regelung getroffen werden. Denn es heißt in Art. 77 IV ausdrücklich, daß der Verzicht ausgesprochen werde, unbeschadet irgendwelcher anderer Anordnungen zugunsten Italiens und italienischer Staatsangehöriger durch die Besatzungsmächte Deutschlands. Hierin drückt sich die Gewohnheit der anglo-amerikanischen Staaten aus, weitgefaßte Rechtsnormen zu schaffen und es der praktischen Handhabung dieser Normen zu überlassen, ihren Anwendungsbereich den gegebenen Durchführungsmöglichkeiten gemäß abzugrenzen. Dieser Umstand muß bei der Auslegung solcher Normen beachtet werden (ebenso Gurski, B B 1954, 909). ® Siehe oben Nr. 64.

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W ä h r e n d Gurski (BB 1954, 909 und Deutsches Devisenrecht, Das A b k o m m e n über deutsche Auslandsschulden 1953 Erläuterungen B 6 c 2 zu Art. 5 I V L S c h A ) , die maßgebenden Ministerien der Bundesrepublik und die B d L (vgl. die Ausführungen bei Gurski aaO) die Rechtsansicht vertreten, die F o r d e r u n g e n der italienischen Staatsangehörigen seien erloschen, n i m m t Wilmanns (BB 1955, 820) an, die Verzichtsklausel bedeute nur, daß die betreffende F o r d e r u n g der ausländischen Gläubiger gegen deutsche Schuldner nur f ü r die Dauer des Bestehens dieser Klausel nicht gerichtlich geltend gemacht w e r d e n könne. Auch der italienische Kassationshof hat in der oben wiedergegebenen Entscheidung nur ausgesprochen, daß sie der J u r i s d i k t i o n ' der Gerichte nicht unterstehe. Es braucht hier nicht entschieden zu werden, w i e der Verzicht i m Sinne des bürgerlichen Rechts wirkt. Jedenfalls steht die F o r d e r u n g nach dem Sinn und Zweck des v o n Italien erklärten Verzichts i m Augenblick keinesfalls d e m K l . m e h r zu. Falls sie nicht gänzlich erloschen ist, sondern als Verpflichtung des Schuldners fortbesteht, ist es Sache der Bundesrepublik, deren gesetzgebender Gewalt der Schuldner untersteht, zu bestimmen, w e r Gläubiger der F o r derung ist, nachdem Italien f ü r sich und seine Staatsangehörigen auf die Gläubigerrechte verzichtet hat. Der Kl. kann daher w e d e r auf Leistung noch auf Feststellung gegen die Bekl. klagen."

7 4 . Der Verzicht des ungarischen Staates namens seiner Angehörigen auf Forderungen gegen deutsche Schuldner im Friedensvertrag von 1947 mit den Alliierten gilt kraft des Territorialitätsprinzips nur innerhalb Ungarns. Der ungarische Staat konnte indessen auf Forderungen seiner Angehörigen auch dann verzichten, wenn deren Ausübung an die Zustimmung nichtungarischer dritter Personen gebunden war. Dieser Verzicht greift jedoch in seiner Wirkung nicht ohne weiteres auf deutsche Staatsangehörige über. Auch Art. 5 IV des Londoner Schuldenabkommens ändert daran nichts, da es nicht der Zweck des Abkommens war, Vermögensverschiebungen innerhalb der Bundesrepublik zu verhindern, durch die deren Wirtschaftskraft nicht berührt wird. O L G H a m b u r g , 3. ZS, Urt. v o m 13. 1. 1955 - 3 U 170/54. Ungedruckt. Die KI. macht einen Anspruch aus Versicherungsvertrag geltend. Sie hatte w ä h r e n d des Krieges m e h r f a c h W a r e n an F i r m e n in U n g a r n und Rumänien verkauft. Soweit diese K a u f v e r t r ä g e hier in Betracht k o m m e n , sind sie v o n den ausländischen F i r m e n nicht bezahlt. Die v e r k a u f t e n W a ren sind auf d e m T r a n s p o r t i n f o l g e v o n Kriegsereignissen untergegangen. Die P r e i s g e f a h r w u r d e gemäß § 447 BGB v o n den ausländischen K ä u f e r n getragen. Die K l . hatte f ü r ihre Ausfuhrgüter nach U n g a r n und R u m ä n i e n auf Anweisung der K ä u f e r gemäß laufender P o l i c e nebst Nachträgen Transportversicherungen einschließlich K r i e g s g e f a h r bei einer Reihe v o n Versicherungsgesellschaften abgeschlossen. Bearbeitet und abgewickelt w u r den diese Versicherungen v o n der Deutschen Kriegsversicherungsgemeinschaft ( D K G ) , zu deren V e r w a l t e r g e m ä ß § § 2 - 4 der 39. D V O z u m UmstG, § 6 der 49. D V O zum UmstG der Bekl. bestellt w o r d e n ist.

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Aus den Gründen: „Unstreitig ist, daß die KI. f ü r Ausfuhrgüter nach Ungarn Transportversicherungen gemäß laufender Police ,für Rechnung wen es angeht' einschließlich Kriegsgefahr genommen hat, und zwar f ü r die hier interessierenden Fälle nach Klausel B vom 15. 9. 1944. Weiter ist unstreitig, daß Einzelpolicen nicht ausgestellt worden sind. Zunächst ist f ü r die Berechtigung des Anspruchs der Kl. wesentlich zu prüfen, ob eigenes oder fremdes Interesse als versichert anzunehmen i s t . . . (wird ausgeführt). Der Versicherungsnehmer, die Kl. in diesem Falle, ist also befugt, die Versicherungsforderung im eigenen Namen geltend zu machen. Daraus folgt, daß der Anspruch der Kl. zunächst jedenfalls entstanden war. Der Bekl. meint, der Anspruch der Kl. bestehe nicht, weil das Recht des Versicherten erloschen sei. Er verweist insoweit auf den Neben-Friedensvertrag Ungarns von 1947 mit den Alliierten. Art. 30 IV dieses Friedensvertrages lautet: ,Unbeschadet dieser und anderer Verfügungen der Besatzungsmächte in Deutschland zugunsten Ungarns und ungarischer Staatsangehöriger verzichtet Ungarn f ü r sich selbst sowie f ü r ungarische Staatsangehörige auf alle Forderungen gegen Deutschland und deutsche Staatsangehörige, die am 8. 5. 1945 ausstanden, mit Ausnahme der Forderungen aus Verträgen und anderen eingegangenen Verbindlichkeiten und aus erworbenen Rechten vor dem 1. 9. 1939. Dieser Verzicht umfaßt alle Schulden, alle zwischenstaatlichen Abmachungen, die im Verlaufe des Krieges vereinbart wurden, sowie alle Forderungen aus Verlusten oder Schäden, die während des Krieges entstanden sind.' Das LG meint, der Staat, dem der Versicherte angehört, könne f ü r sich niemals mehr Rechte in Anspruch nehmen, als dem Staatsangehörigen selbst zuständen, aus welchem Grunde auch immer er das Recht f ü r sich herleiten möge, Erklärungen f ü r seine Staatsangehörigen und mit Wirkung f ü r diese abzugeben. Der von Ungarn in dem Friedensvertrage mit den Alliierten erklärte Verzicht sei daher zumindest insoweit ohne rechtliche Wirkung, als hierdurch die Rechtsstellung der Kl. betroffen werden könnte. Durch die Verzichtserklärung würde die Entschädigungsforderung der ungarischen Geschäftspartner der Kl. zumindest insoweit rechtlich nicht berührt, als der Kl. in bezug auf die versicherten Güter noch Ansprüche gegen ihre ungarischen Käufer zuständen. Der erkennende Senat vermag sich dieser Begründung nicht in allen Teilen anzuschließen. Der ungarische Versicherte konnte auf die Versicherungsforderung wirksam nicht ohne Zustimmung der Kl. verzichten, und die Kl. hat eine solche Zustimmung niemals erteilt. Zweifelsohne kann der Staat kraft seiner Hoheitsgewalt gegenüber seinen Staatsangehörigen auf solche Rechte verzichten, auf die der einzelne Staatsangehörige selbst verzichten kann. Der Staat kann aber auch auf solche Forderungen verzichten, deren Ausübungsmacht an die Zustimmung anderer gebunden ist. Es ist nicht richtig, daß der Staat nicht mehr Rechte f ü r sich in Anspruch nehmen kann, als den Staatsangehörigen des betreffenden Staates selbst zustehen. Der Staat als selbständiges Rechtssubjekt hat Rechte und kann Rechte geltend machen, die er nicht von den

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Staatsangehörigen ableitet. Die Frage, inwieweit der Staat auf Rechte seiner Staatsangehörigen einwirken kann, ist nicht zu verwechseln mit der Frage, inwieweit die sich daraus ergebenden Konsequenzen f ü r die Staatsangehörigen eines anderen Staates verbindlich sind. Der Friedensvertrag zwischen den Alliierten und Ungarn ist ein völkerrechtlicher Vertrag. Nach einem allgemeinen Rechtssatz geht das Völkerrecht dem Staatsrecht und dem staatlichen Recht vor. Dieser Grundsatz findet auch in der Bundesrepublik im Art. 25 GG Ausdruck. Als völkerrechtlicher Vertrag und damit als völkerrechtliche Norm erzeugte der ungarische Friedensvertrag weitergehende Rechte als das Zivilrecht. Daraus ergibt sich, daß der ungarische Staat rechtswirksam auch auf solche Rechte verzichten konnte, die seinen Staatsangehörigen zustanden, jedoch von diesen nicht ausgeübt werden konnten ohne die Zustimmung Dritter (vgl. auch über die Wirkung des gleichlautenden Verzichtes in Art. 77 IV des italienischen Friedensvertrages mit den Alliierten das Urt. der Vereinigten Zivilsenate des italienischen Kassationshofes vom 2. 2. 1953, BB 1954, 148 und dazu Gurski, BB 1954, 910). Mit diesem Verzicht ist das Recht des ungarischen Versicherten im Zeitpunkt des Inkrafttretens der Nebenfriedensverträge, also am 15. 9. 1947, erloschen. Das würde an sich die deutsche Kl. als Versicherungsnehmerin nicht berühren. Denn mit Wirkung gegen sie und gegen den Versicherer konnte der Versicherte wirksam nicht ohne ihre Zustimmung verfügen und der von Ungarn f ü r seine Staatsangehörigen gegenüber den Alliierten ausgesprochene Verzicht greift in seiner Wirkung nicht ohne weiteres auf deutsche Staatsangehörige über. Nun ist aber die Bestimmung des Art. 30 IV des ungarischen Nebenfriedensvertrages mit den Alliierten durch das ZustimmungsG vom 24. 8. 1953 zum LSchA (BGBl. 1953 II 331) in Verbindung mit Art. 5 IV LSchA deutsches innerstaatliches Recht geworden (vgl. auch Gurski, BB 1954, 909 ff.). Das hat aber nicht die Wirkung, daß die Bundesrepublik damit f ü r die Kl. als deutsche juristische Person die Zustimmung zu der Verfügung über das Recht des ungarischen Versicherten erteilte und damit die Kl. als Versicherungsnehmerin ihrer Machtstellung, über die Versicherungsforderung zu verfügen und sie geltend zu machen, entkleidet wurde. Um dies zu erkennen, ist der Sinn und Zweck des Art. 5 IV LSchA heranzuziehen. Dieser ergibt sich aus den Erklärungen der Vertreter des Dreimächteausschusses (Regierungsvertreter der Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritanniens und Frankreich) und der übrigen Regierungsvertreter auf der Schuldenkonferenz, sowie des deutschen Delegationsleiters Abs (ersichtlich aus .informellen Besprechungen über Regierungsanfragen zum Entwurf des Abkommens über deutsche Auslandsschulden', Text des Auswärtigen Amtes; in systematischer Zusammenstellung bei Gurski, Das Abkommen über deutsche Auslandsschulden, Deutsches Devisenrecht I B 144/1 ff.; insbesondere die .Minutes' [Protokolle] 1 Nr. 59-77, 4 Nr. 17, 5 Nr. 3-14, 7 Nr. 1-11). Daraus ergibt sich (vgl. auch Gurski, BB 1954, 909), daß die Herausnahme der Reparationsforderungen aus der Londoner Schuldenregelung mit Rücksicht auf das Pariser Reparationsabkommen und vor allem auf die deutsche Leistungsfähigkeit erfolgt ist. Der USA-

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Vertreter hat ausdrücklich erklärt, daß die drei Regierungen nicht bereit wären, zuzusehen, wie die Mittel der Bundesregierung zersplittert würden, um Reparationsforderungen zu erfüllen. Die Forderungen der Verbündeten Deutschlands und deren Staatsbürger konnten nicht besser gestellt werden, nachdem die Erhebung von Forderungen der Alliierten und deren Staatsbürger aus dem 2. Weltkrieg (Art. 5 II LSchA) und die Forderungen der Neutralen und deren Staatsbürger (Art. 5 III LSchA) ausgeschlossen worden waren. Sinn und Zweck des Art. 5 IV LSchA war also, die deutsche Fähigkeit, Reparationen an die Siegermächte zu erbringen, nicht durch die Anerkennung der Forderungen der Verbündeten und Eingegliederten notwendig zu schwächen, sondern durch die Einbeziehung des Verzichts dieser Staaten in ihren Nebenfriedensverträgen mit den Alliierten zu erhalten. Art. 5 IV stellt nur klar, daß die Forderungen dieser Staaten bzw. deren Staatsangehörigen sich nach den Nebenfriedensverträgen dieser Staaten mit den Alliierten richten. Eine Regelung solcher Forderungen jener Staaten bzw. Staatsangehörigen oder entsprechender Verbindlichkeiten der Bundesrepublik und ihrer Staatsangehörigen wird durch den deutschen Gesetzgeber nicht vorgenommen. Der Verzicht ist seitens der Alliierten von Ungarn f ü r sich und seine Staatsangehörigen erzielt worden, um Zahlungen Deutschlands und seiner Staatsangehörigen an Ungarn und dessen Staatsangehörige zu unterbinden, um die deutsche Leistungsfähigkeit f ü r die Erbringung von Reparationen an die Siegermächte zu erhalten. Dieser öffentlichrechtliche Zweck wird aber nicht gefährdet, wenn innerhalb Deutschlands Leistungen erfolgen, also Leistungen nicht aus Deutschland herausgehen. Zahlungen innerhalb Deutschlands, wie sie im vorliegenden Falle seitens des Versicherers, der Bekl., an den Versicherungsnehmer, die Kl., im Falle der Auszahlung der Versicherungssumme erfolgen würden, haben keinen Einfluß auf die Wirtschaftskraft und Leistungsfähigkeit Deutschlands. Somit ist kein Grund ersichtlich, der zu der Annahme führen könnte, daß die Berücksichtigung des Verzichts Ungarns gegenüber den Alliierten in Art. 5 IV LSchA die Wirkung dieses Verzichts auf die Rechte deutscher Staatsangehöriger oder die Leistungspflicht und das Leistungsrecht deutscher Staatsangehöriger ausdehnen sollte und daß der deutsche Gesetzgeber durch das ZustimmungsG solche Wirkungen herbeiführen wollte. Eine direkte Wirkung des ungarischen Verzichts gegen deutsche Staatsangehörige scheidet schon, wie bereits oben bemerkt, aus, weil die Gesetze des verzichtenden Landes grundsätzlich nach dem Territorialitätsprinzip nur innerhalb dieses Landes gelten. Der deutsche Gesetzgeber hat also mit der Zustimmung zu dem LSchA auch nicht f ü r die Kl. die Zustimmung zu dem Verzicht des Versicherten ersetzt. Daraus folgt, daß die Kl. ihre Machtstellung als Versicherungsnehmerin aus dem Versicherungsverträge mit der Bekl. behalten hat. Daß dem Anspruch der Kl. auch nicht die währungs- und umstellungsrechtlichen Gesetze der Bundesrepublik entgegenstehen, hat das LG . . . zutreffend ausgeführt . . . Das trifft auch auf die Ausführungen des LG darüber, daß Nr. 54 der

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Berliner UmstellungsVO keine Auswirkungen auf die Machtstellung der Kl. hat, zu. Die Kl. bedurfte auch keiner devisenrechtlichen Ermächtigung im Sinne des M R G Nr. 53. Mit dem Schreiben v o m 5. 10. 1953 hat die Landeszentralbank Hamburg der Kl. mitgeteilt, daß die BdL eine solche Ermächtigung nicht f ü r erforderlich hält. Diese Entscheidung ist f ü r das Gericht bindend. Das ergibt sich daraus, daß die M R sich und der von ihr beauftragten Stelle, hier der BdL, im Ges. Nr. 53 die Befugnis der Erteilung einer Ausnahmegenehmigung vorbehalten hat. Sie oder die von ihr beauftragte Stelle hat folglich die ausschließliche sachliche Befugnis, darüber zu entscheiden, ob eine Ermächtigung erforderlich ist oder nicht. Aus den vorstehenden Ausführungen ergibt sich, daß die Versicherungsnehmerin, die Kl., gegenüber ihrem Vertragspartner, dem Versicherer und Bekl., berechtigt ist, die Versicherungsforderung geltend zu machen und einzuziehen."

V.

SACHENRECHT

Siehe auch Nr. 11, 25, 28, 55, 57-60, 140, 197

7 5 . Wird ein Kraftfahrzeug von einem Deutschen an einen Italiener in und übereignet, so findet italienisches Recht auf den Italien verkauft schuldrechtlichen und dinglichen Vertrag Anwendung. Das deutsche Devisenrecht findet auf Rechtsgeschäfte, die demselben zuwiderlaufen, auch dann Anwendung, wenn sie an sich ausländischem Recht unterliegen. Zum gutgläubigen Erwerb von beweglichen Sachen nach italienischem Recht. - EGBGB Art. 30. L G Ravensburg, Urt. v o m 6. 5. 1954 - O 229/53. Ungedruckt. A. verkaufte einen Kraftwagen, der auf Grund eines Finanzierungsvertrages in Deutschland erworben und zur Sicherheit an das Finanzierungsinstitut übereignet worden war, v o r Abzahlung des Kaufpreises in Italien an den Bekl. Aus den Gründen: „Da Kaufvertrag und Übereignung, also der schuldrechtliche und der dingliche Vertrag, in Triest geschlossen wurden, findet auf beide Rechtsgeschäfte das in Triest geltende, also im wesentlichen das italienische Recht Anwendung. Das Gericht folgt hierin der herrschenden, auch von der Rechtsauskunft des Max-Planck-Instituts geteilten Auffassung. Auch das italienische Recht kennt wie das deutsche einen Eigentumserwerb kraft guten Glaubens an die Berechtigung des Veräußerers. In Betracht kommen folgende Vorschriften: Art. 1153 I und I I Cc: Die Wirkungen des Besitzerwerbs. , W e r bewegliche Sachen von einem Nichteigentümer erwirbt, erlangt das Eigentum

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durch den Erwerb des Besitzes, sofern er im Augenblick der Übergabe gutgläubig ist und sofern ein Titel vorhanden ist, der zur Übertragung des Eigentums geeignet ist. Das Eigentum wird erworben frei von Rechten Dritter an der Sache, wenn solche nicht aus dem Titel hervorgehen, und vorausgesetzt, daß der Erwerber gutgläubig ist.' Art. 1147 Cc: Besitz im guten Glauben. ,\Ver besitzt, ohne zu wissen, daß er das Recht eines anderen verletzt, ist gutgläubiger Besitzer. Der gute Glaube nützt nichts, wenn die Unkenntnis auf grober Fahrlässigkeit beruht. Der gute Glaube wird vermutet; es genügt, wenn er im Zeitpunkt des Besitzerwerbs bestanden hat.' Art. 1156 Cc: Sachgesamtheiten und solche beweglichen Sachen, die in öffentliche Register eingetragen sind. ,Die Vorschriften der vorangegangenen Artikel [d. h. über den guten Glauben] sind nicht anwendbar auf Sachgesamtheiten und auf diejenigen Sachen, die in öffentliche Register eingetragen sind.' Zu den in öffentliche Register eingetragenen beweglichen Sachen gehören seit der Einführung des Automobilregisters in Italien auch Kraftfahrzeuge, doch sind die Fahrzeuge der öffentlichen Hand und ausländische Fahrzeuge von der Registrierung ausgenommen. Für sie gelten die allgemeinen Vorschriften über den gutgläubigen Erwerb, die also auch im vorliegenden Falle Anwendung finden, da der von A. an den Bekl. verkaufte Wagen nicht in einem italienischen Automobilregister eingetragen war. Der gute Glaube nützt dem Bekl. jedoch nichts, da seine Unkenntnis, daß er das Recht eines anderen verletzt, auf grober Fahrlässigkeit beruhte (Art. 1147 II Cc). Allerdings kann der Umstand allein, daß A. keinen Kraftfahrzeugbrief besaß, nicht ausreichen, den guten Glauben des Bekl. zu widerlegen und eine grobe Fahrlässigkeit anzunehmen, denn das dem deutschen Kraftfahrzeugbrief vergleichbare certificato d'origine ist nach den eingehenden Untersuchungen, die das Max-Planck-Institut angestellt hat, nicht das zuverlässige und f ü r den guten Glauben unerläßliche Indiz f ü r das Eigentum an einem Kraftfahrzeug wie im deutschen Recht. Hinsichtlich der Einzelheiten kann auf das Gutachten verwiesen werden. Wer daher in Italien ein Kraftfahrzeug von jemandem kauft, der im Besitz der f ü r das Fahren des Fahrzeugs notwendigen Papiere (mit Ausnahme des certificato d'origine bzw. des Kraftfahrzeugbriefes) sowie einer quittierten Rechnung der Herstellerfirma ist, dem wird dies nicht als grobe Fahrlässigkeit angerechnet werden können, wenn nicht andere, verdächtige Umstände hinzutreten. Er kann damit rechnen, daß der Veräußerer Eigentümer ist. Solche verdächtige Umstände liegen hier aber vor, und es bedeutet eine grobe Fahrlässigkeit des Bekl., daß er sie nicht erkannt hat. In dem vom Institut angeführten, von der Corte d'Appello di Torino entschiedenen Fall vom 8. 9. 1948 (Foro Padano 1948 I 784) hat das Gericht einen gutgläubigen Erwerb des Bekl. verneint und dabei neben dem Umstand, daß ein certificato d'origine nicht vorgelegt wurde, in Betracht gezogen, daß der Bekl. zu einem besonders niedrigen Preise gekauft habe und daß der Bekl. (der im Jahre 1944 von der deutschen Wehrmacht ein neues Kraftfahrzeug

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italienischer Bauart gekauft hatte) hätte wissen müssen, daß Fahrzeuge italienischen Fabrikates, die die deutsche Wehrmacht 1944 veräußerte, nicht deren Eigentum gewesen sind, da es sich meist um requiriertes Eigentum von Italienern gehandelt habe. Auch im vorliegenden Falle mußte der Bekl. aus dem niedrigen Preise des, wie der Kilometerstand zeigte, noch wenig gefahrenen Wagens Verdacht schöpfen, denn A. legte ihm die - allerdings gefälschte - .Rechnungsabschrift' über 12 564.25 DM vor und verkaufte den Wagen, der in der Rechnung als fabrikneu bezeichnet war, schon nach 10 Wochen um nur 900 000 Lire, also etwa 6000 DM. Dieser niedrige Preis mußte dem Bekl. um so mehr auffallen, als zu dem Fabrikpreis des Wagens bei einer ordnungsmäßigen Verzollung noch ein nicht unerheblicher Zollbetrag gekommen wäre. Hinzu trat der Umstand, daß ihm A. keine quittierte Originalrechnung, sondern nur eine - nicht einmal mit Stempel und Unterschrift versehene - Rechnungsabschrift nebst einem äußerlich und inhaltlich recht verdächtigen Begleitschreiben vorlegen konnte. Daß es sich bei A. um eine höchst zweifelhafte Persönlichkeit handelte, mußte der Bekl. schon aus dem ihm übergebenen Carnet erkennen. Darin ist nämlich ein Verkauf oder die nachträgliche Verzollung des mit Hilfe des Carnets in das Ausland gebrachten Fahrzeugs, sowie die Übertragung des Carnets auf einen Käufer des Wagens ausdrücklich verboten. A. handelte nicht nur diesem Verbot zuwider, sondern verletzte, wie dem Bekl. als Kaufmann ebenfalls bekannt sein mußte, Vorschriften des Zollund Devisenrechtes. In diesem Zusammenhange handelt es sich nicht darum, welche zivilrechtlichen Folgen diese Verletzung des Veräußerungsverbotes und der Zoll- und Devisenbestimmungen hat, sondern nur darum, daß der Bekl. die schwersten Bedenken gegen A. bekommen mußte. Auch die übrigen Umstände, unter denen A. als ein auf der Reise befindlicher Ausländer ihm den Wagen verkaufte, mußten den Verdacht des Bekl. erregen, denn A. bot ihm den Wagen in einer Garage in Triest an und hatte nicht einmal die Dokumente f ü r den Wagen im Besitz, sondern mußte sie nach seiner Behauptung erst in Mailand holen . . . Die Vermutung liegt nahe, daß der Bekl. nicht an das Eigentum des A. glaubte und gerade deshalb den Kauf vor dem Notar schloß, um durch den Besitz notarieller Urkunden leichter den Anschein eines ordnungsmäßigen Eigentumserwerbes erwecken zu können. Immerhin ist ihm sein schlechter Glaube nicht nachzuweisen. Dagegen sieht es die Zivilkammer auf Grund aller genannten Umstände als erwiesen an, daß der Bekl. beim Besitzerwerb aus grober Fahrlässigkeit in Unkenntnis über die Nichtberechtigung des A. und damit über die Verletzung des Rechtes eines anderen gewesen ist. Auch wenn er gutgläubig war, so nützt ihm dies nach Art. 1147 II Cc nichts. Unabhängig von der Frage des gutgläubigen Erwerbes und selbst wenn man einen solchen unterstellen wollte, führt auch die Prüfung der devisenrechtlichen Bestimmungen zu dem Ergebnis, daß der Bekl. nicht Eigentümer des Wagens geworden ist. Die Auffassung des Bekl., daß das deutsche Devisenrecht keine Anwendung auf ein nach dem Rechte des Lageortes, also hier nach italienischem Recht zu beurteilendes Rechtsgeschäft finden könne, ist unzutreffend. Es ist durchaus möglich, daß ein inländi-

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scher Rechtssatz uns so bedeutsam erscheint, daß auf seiner Anwendung trotz grundsätzlicher Maßgeblichkeit des ausländischen Rechtes bestanden werden muß. Dieser Möglichkeit hat der deutsche Gesetzgeber z. B. in dem Vorbehalt des Art. 30 EGBGB Rechnung getragen. Kein Staat kann solche Vorbehaltsklauseln entbehren, auch wenn er noch so sehr von dem Gedanken der internationalen Rechtsgemeinschaft durchdrungen ist, und so hat z. B. gerade auch Italien den Vorbehalt gleich dem unserigen gesetzlich festgelegt (Staudinger-Raape, EGBGB 9 Art. 30 Bern. A). Mit Recht hat es das Max-Planck-Institut unter Hinweis auf das Schrifttum als die heute herrschende Ansicht bezeichnet, daß zwingende Normen der lex fori auch auf solche Rechtsverhältnisse anzuwenden sind, die ausländischem Recht unterliegen, wenn nur die Normen der lex fori einen entsprechenden Geltungswillen haben (Wengler, Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft 54, 179 ff.; Koeppel in: Neue deutsche Forschungen 209, 25 ff.; Neumeyer, Internationales Verwaltungsrecht III 2, 326 ff.; Zitelmann, IPR (Grenzrecht) IV 652; Martin Wolff, Das IPR Deutschlands 59 [für das Devisenrecht unklar, klar jedoch bei Verletzung einheimischer Einfuhrverbote] ; Zweigert in Festschrift für Titze, RabelsZ 14, 288; Neumann, Devisennotrecht und IPR 18 ff.). Daß ein solcher Geltungswille gerade dem Devisenrecht innewohnt, ergibt sich schon aus Art. I MRG Nr. 53, der auch Devisenwerte und Geschäfte außerhalb des ,Gebietes' erfaßt, wobei keineswegs vorausgesetzt wird, daß diese Devisenwerte und Geschäfte in jeder Hinsicht deutschen Rechtsvorschriften unterliegen. Es bedeutet daher keinen Widerspruch und keinen Verstoß gegen allgemein anerkannte Regeln des internationalen Privatrechts, wenn der inländische Richter einen Sachverhalt nach der ausländischen lex rei sitae beurteilt, aber ihm gewisse oder,alle nach dem dortigen Recht eintretende Rechtswirkungen abspricht, weil zwingende Rechtsnormen der lex fori mit entsprechendem Geltungswillen entgegenstehen. Dabei kommt es nicht darauf an, daß die inländische Entscheidung möglicherweise im Ausland nicht durchgesetzt werden kann und daß der ausländische Richter den Sachverhalt nur nach seinem Recht und daher mit einem abweichenden Ergebnis beurteilen würde. Selbstverständlich muß man sich aber dessen bewußt bleiben, daß ein solches Eingreifen der lex fori in einen sonst dem ausländischen Recht unterliegenden Tatbestand Ausnahmecharakter haben muß. Dies ist aber gerade bei den Devisenbestimmungen der Fall, so daß dem von Dölle in der Auskunft des MaxPlanck-Instituts ausgesprochenen Grundsatz beizupflichten ist: Der deutsche Richter darf keinen Rechtsakt sanktionieren, den das in Deutschland geltende Devisenrecht verbietet. Durch den Verkauf des Wagens am 3. 12. 1952 von A. an den Bekl. wurde zunächst Art. I Nr. 1 a MRG Nr. 53 verletzt. Danach sind - vorbehaltlich einer Ermächtigung - alle Geschäfte verboten, die Devisenwerte zum Gegenstand haben, gleichgültig, wo sie sich befinden, die im Eigentum von Personen mit gewöhnlichem Aufenthalt oder Sitz im Gebiet stehen. Nach der Begriffsbestimmung in Art. X d Nr. 1 umfassen Devisenwerte' außerhalb des Gebietes gelegene Vermögenswerte, während die Be16

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Zeichnung .Gebiet' die deutsche Bundesrepublik umfaßt. Da der Kraftwagen, der zweifellos einen Vermögenswert darstellt, am 3. 12. 1952 im Eigentum der B.-Bank in Lindau stand, sich aber außerhalb der Bundesrepublik befand, war der Verkauf ohne Ermächtigung verboten und gemäß Art. V I I MRG Nr. 53 nichtig. Außerdem wurde Art. I Nr. 1 d MRG Nr. 53 verletzt. Danach sind - vorbehaltlich einer Ermächtigung - alle Geschäfte verboten, die Vermögenswerte zum Gegenstand haben, gleichgültig, w o sie sich befinden, sofern das Geschäft zwischen Personen mit gewöhnlichem Aufenthalt im Gebiet und Personen außerhalb des Gebietes abgeschlossen wird. Auch dies trifft hier zu (wird ausgeführt). Es ist allerdings herrschende Lehre und Rechtsprechung, daß die entgegen dem Verbot mit Erlaubnisvorbehalt getätigten Geschäfte nicht absolut nichtig sind, daß sie bis zur Genehmigung vielmehr lediglich schwebend unwirksam sind (Langen, Kommentar zum Devisengesetz 2 74). Dies ändert jedoch nichts daran, daß der Eigentumserwerb beim dinglichen Rechtsgeschäft bis zur endgültigen Wirksamkeit des Geschäftes nicht eintritt. Eine Genehmigung der MR bzw. der von ihr zur Erteilung von Genehmigungen ermächtigten Stellen ist aber nicht erfolgt, ebensowenig ist der W a g e n im Rahmen einer allgemeinen Genehmigung' ausgeführt worden . .. Selbst wenn der Bekl. sonach beim Besitzerwerb gutgläubig gewesen wäre und wenn ihm grobe Fahrlässigkeit nicht nachgewiesen werden könnte, hätte er wegen des Verstoßes gegen die Devisenbestimmungen kein Eigentum erworben und demzufolge keinen Anspruch auf den Erlös des Wagens. Seine Widerklage ist daher unbegründet und abzuweisen."

VI. FAMILIENRECHT 1. Ehe Siehe auch Nr. 166

Verlöbnis 7 6 . Die Rechte und Pflichten aus dem Verlöbnis beiden Heimatrechten der Verlobten in häufender ländischen Kollisionsrecht zählen die Vorschriften Bereich des ordre public.

beurteilen sich nach den Anwendung. Im niederüber das Verlöbnis zum

LG Hamburg, Urt. vom 5. 11. 1954 - 13 0 89/54: N J W 8 (1955) 548; Leitsätze in F a m R Z 2 (1955) 137; Clunet 85 (1958) 1054. Die Kl. besitzt die holländische, der Bekl. die deutsche Staatsangehörigkeit. Da die Parteien sich miteinander verloben wollten, gab die Kl. Ende Februar 1953 ihre mit etwa 200 Gulden entlohnte Stellung als kaufmännische Angestellte in Holland auf und begab sich am 8. 3. 1953 nach Hamburg,

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wo sie von dem Bekl. zur offiziellen Verlobung erwartet wurde. Diese fand Ostern 1953 statt. Aufgebot wurde sogleich nach dem Verlöbnis bestellt. Im September 1953 fand die Verlobung ihr Ende, Anfang Oktober kehrte die Kl. in ihre Heimat zurück und fand am 23. 11. eine neue Stellung, in der sie bis zum 23. 1. 1954 mit 225 Gulden und seitdem mit 235 Gulden entlohnt wurde. Während ihres Aufenthaltes in Deutschland wurde die Kl. durch ihren Verlobten, den Bekl. unterhalten. Die Kl. behauptet, einen Schaden gegenüber Verdienst in Holland gehabt zu haben. Diesen Schaden müsse ihr der Bekl. ersetzen, weil das Verlöbnis durch seinen grundlosen Rücktritt aufgelöst worden sei. Aus den Gründen: „Die Klage ist nicht schlüssig und daher unbegründet. Das ergibt sich aus der gebotenen Berücksichtigung deutschen und niederländischen Rechts. Auf Ansprüche aus einem Verlöbnis findet zwar grundsätzlich das Heimatrecht des Beanspruchten - hier demnach deutsches Recht (§ 1298 BGB) - Anwendung. Das ist herrschende Meinung (Staudinger-Raape, BGB9 [1931] Art. 13 EGBGB S.266 unter J). Jedoch ist diese Rechtswahl nicht ausschließlich; der Anspruch nach deutschem Recht besteht nur in der Höhe, in der nach dem Heimatrecht des anderen Teils ein gleichartiger Anspruch vorhanden ist (so auch OLG München, Zeitschrift f ü r Rechtspflege in Bayern 1929, 333; KG, IPRspr. 1934 Nr. 41; M. Wolff, Das IPR Deutschlands 3 [1954] § 3 7 I I S . 185; Lewald, Das Deutsche IPR [1931] 77; anderer Ansicht KG, JW 1938, 1715). Ein derartiger Rechtssatz des internationalen Privatrechts, der ausdrücklich im Gesetz nicht niedergelegt ist, findet seine Rechtfertigung durch folgende Erwägungen: Die Frage nach dem Bestehen eines Verlöbnisses wird von der herrschenden Meinung analog Art. 13 EGBGB in Ansehung einer jeden Partei nach den Gesetzen des Staates beurteilt, dem sie angehört (M. Wolff aaO). Ebenso verhält es sich mit Fragen des Rücktrittsrechts. Es wäre unangebracht, die Frage nach den Wirkungen eines Verlöbnisses nach anderen Prinzipien der Rechtswahl zu lösen. Durch die Koppelung der beiden Rechtsordnungen wird ein Einklang der Entscheidungen gewährleistet, da der holländische Richter die holländische Verlobungsvorschrift des Art. 113 Burgerlijk Wetboek (BW) zum ordre public rechnet (van Brakel, Grondslagen en Beginselen van Nederlands Internationaal Privatrecht 3 [1953] § 4 7 S. 85). Schließlich entspricht es auch der Billigkeit, den Anspruch nur in der Höhe zu gewähren, wie sie der Berechtigte nach seiner Rechtsordnung erwarten durfte, aber nicht über das Maß hinaus, das der Anspruchsgegner nach seiner Rechtsordnung voraussetzen durfte. Das holländische Recht schränkt den Anspruch wegen Rücktritts vom Verlöbnis - im Vergleich mit dem deutschen Recht (§§ 1298 ff. BGB) dergestalt ein, daß es vor dem Aufgebot eine rechtserhebliche Bindung 16 *

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verneint und nachher den entgangenen Gewinn nicht zum ersetzbaren Schaden rechnet. Der insoweit maßgebliche Art. 113 B W lautet: .Eheversprechen geben keinen Anspruch auf Eingehung der Ehe, auf Ersatz des Schadens, der Kosten und Zinsen bei Nichterfüllung. Alle Vereinbarungen über einen Schadensersatz in solchen Fällen sind nichtig. Wenn aber eine Heiratsanzeige und ein Aufgebot durch den Standesbeamten erfolgt ist, kann dies einen Anspruch auf Ersatz der Kosten, des Schadens und der Zinsen begründen, und zwar in Höhe der wirklichen Verluste, welche die eine Partei durch die Weigerung der anderen in ihrem Vermögen erlitten hat, jedoch ohne Berücksichtigung des entgangenen Gewinns. Forderungen aus diesem Artikel verjähren binnen achtzehn Monaten nach dem Aufgebot.' (Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht3 [1952] I N 1 S. 12). Das bedeutet: Selbst wenn die Kl. Schadensersatz vom Bekl. wegen Verlöbnisbruchs fordern könnte, wäre ihr nicht der entgangene Gewinn zu ersetzen. Der niederländische Rechtsbegriff des entgangenen Gewinns (winstderving, Art. 1282 B W ) stimmt im wesentlichen mit dem deutschen überein, d. h. es handelt sich um das Ausbleiben einer Vermögensmehrung, die ohne das haftungsbegründende Ereignis mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eingetreten wäre - § 252 BGB (Völlmar, Nederlandsch Burgerlijk Recht [1943] I I I 1 S. 61 Nr. 698). Eine Einbuße an vorhandenen Vermögensgütern ist aber von der Kl. weder dargetan noch ist dafür Beweis angeboten worden. Ein bis zur Bestellung des Aufgebots entstandener Schaden ist rechtlich belanglos. Für die Zeit danach bis zur Trennung und dem im November 1953 erfolgten Antritt einer neuen Stellung hat die Kl. nur solche Tatsachen vorgetragen, die den ihr durch Aufgabe der alten Erwerbsstellung entgangenen Gewinn darlegen sollen. Dieser ist aber, wie ausgeführt, nicht zu ersetzen. Sie hat nichts dafür vorgetragen, daß sie etwa in dieser Zeit von ihren Ersparnissen oder von Darlehen hätte leben müssen. Sie hat im Gegenteil in der ,Verklaring' vom 16. 2. 1954 vermerken lassen, daß sie bis zum 23. 11. 1953 von ihrem Verlobten unterhalten worden sei . . . Die Klage ist deshalb schon nach dem Vorbringen der Kl. als unbegründet abzuweisen gewesen, ohne daß noch geprüft zu werden brauchte, ob der Bekl. schuldhaft das Verlöbnis gebrochen hat und ob die Kl. nur dürftig von ihm während ihres Hierseins unterhalten worden ist."

Form der Eheschließung Siehe auch Nr. 8, 83, 98, 100, 118, 213

77. Eine im Inland nur vor einem englischen Militärgeistlichen geschlossene Ehe ist eine Nicht-Ehe. Die Möglichkeit, daß die Ehe vom englischen Standpunkt aus als gültig anzusehen ist und die Frau daher sich bei Wiederverheiratung nach englischem Recht der Doppelehe schuldig macht,

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rechtfertigt nicht die Ablehnung der Eheschließung durch den Standesbeamten. Durch die Eheschließung mit einem Engländer erwirbt die Frau die englische Staatsangehörigkeit. Hat sie daneben die deutsche Staatsangehörigkeit behalten, so ist für die Anknüpfung nur die deutsche maßgeblich. EGBGB Art. 13. AG Lübeck, Beschl. vom 7. 1. 1955 - 4 III 198/54. Ungedruckt. Aus den Gründen: „Die Antrst., nach Geburt und Abstammung deutsche Staatsangehörige, hat am 10. 7. 1948 in Lübeck nach den Riten der Kirche von England in Übereinstimmung mit See. 22 des Foreign Marriage Act 1892 vor einem englischen Militärgeistlichen mit dem englischen Staatsangehörigen W., seinerzeit Sergeant in der englischen Luftwaffe, nach englischem Recht die Ehe geschlossen. Eine Eheschließung vor einem deutschen Standesbeamten ist unterblieben. Im März 1950 folgte sie ihrem Ehemann nach England; die Ehe verlief nicht glücklich. Im Juli 1953 kehrte sie nach Deutschland zurück. Ein Versuch, in England die Scheidung herbeizuführen, blieb erfolglos. Im Juli 1954 erhob die Antrst. eine zunächst auf Scheidung, später auf Feststellung der Nichtigkeit der Ehe gerichtete Klage vor dem LG in L. Nachdem das LG in einem Schreiben an den Prozeßbevollmächtigten der Antrst. die Auffassung vertreten hatte, daß die Ehe der Antrst. rechtsungültig sei, so daß es einer Scheidung nicht bedürfe, andererseits es aber f ü r die von der Antrst. begehrte Feststellung an einem Rechtsschutzinteresse fehle, nahm die Antrst. die Klage zurück. Die Antrst. beabsichtigt jetzt, den deutschen Staatsangehörigen D. zu heiraten. Unter Hinweis auf die vom LG vertretene Rechtsmeinung hat sie vor dem Standesamt L. das Aufgebot zur Eheschließung mit D. beantragt. Der Standesbeamte hat das Ersuchen der Antrst. abgelehnt mit der Begründung, daß ihre Ehe immerhin nach englischem Recht gültig sei, die Antrst. sich also f ü r den Fall ihrer Wiederheirat nach den Grundsätzen des englischen Strafrechtes wahrscheinlich der Doppelehe schuldig machen würde. Nunmehr beantragt die Antrst., den Standesbeamten zur Vornahme der zur Eheschließung mit D. erforderlichen Amtshandlungen anzuhalten. W. hat zu der von der Antrst. beabsichtigten Ehescheidung schriftlich seine Zustimmung gegeben. Der Antrag ist nach § 45 PStG an sich zulässig; er ist auch sachlich begründet. Gemäß Art. 13 I EGBGB wird die Eingehung einer Ehe, sofern auch nur einer der Verlobten ein Deutscher ist, in Ansehung eines jeden der Verlobten nach den Gesetzen des Landes beurteilt, dem er angehört. Aus dieser Vorschrift folgt, daß die von einer deutschen Staatsangehörigen beabsichtigte Eingehung einer Ehe allein nach deutschem Recht zu beurteilen ist. Sofern die Antrst. deutsche Staatsangehörige ist, hat der Standesbeamte daher nur zu prüfen, ob nach deutschem Recht der von der Antrst. beabsichtigten Eheschließung Hindernisse entgegenstehen. Die Antrst. hat,

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wie sich aus den herangezogenen Akten des Bürgermeisters der Hansestadt L. betr. Einbürgerung Barbara W. ergibt, die deutsche StA nicht durch die nach englischem Recht erfolgte Eheschließung verloren. Daß sie neben der deutschen die englische StA erworben hat, ist unerheblich. Da nach dem EGBGB die Staatsangehörigkeit Anknüpfungspunkt des deutschen IPR ist, kann, wenn mehrfache StA vorliegt, nur die deutsche StA maßgebend sein (Vgl. Raape, I P R 8 [1950] 44). Nach deutschem Recht bestehen aber gegen die beabsichtigte Eheschließung keine Bedenken. Ein Ehehindernis der Doppelehe gemäß § 5 EheG liegt nicht vor. Die von der Antrst. mit dem englischen Staatsangehörigen W. geschlossene Ehe ist, wie der Standesbeamte in seinem Bescheid zu Recht ausführt, nach deutschem Recht eine Nichtehe. Gemäß Art. 13 III EGBGB bestimmt sich nämlich die Form einer Ehe, die im Inland geschlossen wird, ausschließ lieh nach deutschen Gesetzen. Nach § 11 EheG muß also die Eheschließung vor einem Standesbeamten stattgefunden haben. Die Ehe der Antrst. mit dem englischen Staatsangehörigen W. ist lediglich vor einem englischen Geistlichen in Deutschland geschlossen worden. Sie entspricht demnach nicht den nach deutschen Gesetzen zwingend vorgeschriebenen Formerfordernissen. Sie gilt daher nach deutschem Recht als nicht existent. Daran wird auch nichts dadurch geändert, daß W. Angehöriger der Besatzungsstreitkräfte war. Die Voraussetzungen des § 15 a EheG liegen nicht vor. Nach deutschem Recht liegt daher in Ansehung der von der Antrst. mit dem englischen Staatsangehörigen W. nach englischem Recht geschlossenen Ehe ein Hindernis gegen die nunmehr beabsichtigte Eheschließung nicht vor. Da der Standesbamte - wie bereits ausgeführt - nur deutsches Recht zu beachten hat, vermögen die von ihm in Anlehnung an einen Aufsatz von Raape (MDR 1948, 98) geäußerten Bedenken, daß die Antrst. sich möglicherweise nach englischem Recht strafbar machen würde, eine Ablehnung der von der Antrst. beabsichtigen Eheschließung nicht zu rechtfertigen." 78. Zur Eheschließung durch Stellvertreter nach mexikanischem und argentinischem Recht. Überbringt jemand als Bevollmächtigter die Erklärung des Ehekonsenses, so hat er die Stellung eines Boten. Vornahmeort für die Eheschließung durch Stellvertreter im Sinne des Art. I I I Satz 2 EGBGB ist nicht nur der Ort, wo der Stellvertreter die Erklärung überbringt, sondern auch der Ort, wo der Ehepartner seine Erklärung abgibt. Die Erklärung des Ehekonsenses vor einem deutschen Notar in Hamburg beurteilt sich nach deutschem Recht und wahrt daher die notwendige Form nicht. Die Anerkennung einer Eheschließung deutscher Staatsangehöriger durch Stellvertreter widerspricht dem deutschen ordre public. - EGBGB Art. 11, 13, 30. LG Hamburg, Urt. vom 14. 7. 1954 - 5 R 264/54: StAZ 8 (1955) 61; Leitsatz in FamRZ 2 (1955) 137 l . 1 Mit gleicher Begründung LG Hamburg, Urt. vom 21. 12. 1955 - 5 R 483/55 (ungedruckt).

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Die Parteien haben am 23. 11. 1952 in Mexico durch Bevollmächtigte die Ehe geschlossen. Beide Parteien waren im Zeitpunkt der Eheschließung und sind auch jetzt noch deutsche Staatsangehörige. Der Kl. befand sich zur Zeit der Eheschließung in Argentinien, die Bekl. befand sich am 23. 11. 1952 an Bord eines skandinavischen Flugzeuges auf dem Wege nach Argentinien. Beide Parteien waren bei der Eheschließung vor dem Standesamt durch Bevollmächtigte vertreten. Nach der Eheschließung lebten die Parteien von November 1952 bis Juni 1953 zusammen in Buenos Aires. Im Juni 1953 kehrten die Parteien sodann nach Deutschland zurück und begründeten ihren Wohnsitz in Hamburg. Seit Dezember 1953 leben die Parteien getrennt. Der Kl. beantragt festzustellen, daß die Ehe nach deutschem Recht nicht bestehe. Aus den Gründen: „Die Klage ist begründet. Das deutsche Recht regelt die Frage, ob eine zwischen einem Verlobten deutscher Staatsangehörigkeit und einem Verlobten f r e m d e r Nationalität im Auslande geschlossene E h e in Deutschland als rechtsgültig anzusehen ist, in den Art. 11 und 13 EGBGB. Art. 13 EGBGB bestimmt, welche materiellen Voraussetzungen f ü r eine Eheschließung erfüllt sein müssen, während Art. 11 EGBGB die Formvoraussetzungen festlegt. Es ist daher im vorliegenden Falle zunächst zu prüfen, welche Rechtsnatur der Vorschrift über die Stellvertretung bei der Eheschließung zukommt. Entscheidend d a f ü r ist, ob die in Frage stehende ausländische Norm dem Stellvertreter nach deutscher Rechtsdogmatik die Stellung eines wirklichen Stellvertreters oder lediglich die eines Boten zuweist. Nur dann, wenn eine echte Stellvertretung vorliegt, wird eine materielle Frage des deutschen Eherechts berührt. Der Verlobte würde dann nämlich seinen Eheschließungswillen nicht mehr selbst kundgeben, vielmehr würde in einem solchen Falle eine andere Person eine eigene Willenserklärung im fremden Namen abgeben. Dies wäre mit dem Charakter der Eheschließung als höchstpersönlichem Rechtsgeschäft nicht vereinbar. W ä r e dagegen die Handlungsfreiheit des Stellvertreters' so eingeengt, daß er praktisch nur den Willen des Verlobten erklärte, so würde er nur als Bote handeln, der lediglich die eigene Willenserklärung des Verlobten überbringt. Dieser Tätigkeit würde nach deutscher Rechtsauffassung nur ein formeller Charakter beizumessen sein (Deuchler, Festschrift f ü r Raape [1948] 85 f.). Nach Art. 102 des mexikanischen ZGB vom 30. 8. 1928 (vgl. Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 2 [1940] II 512) ist in Mexiko und offensichtlich auch im Staate Morelos, in welchem die Eheschließung vorgenommen wurde, die Eheschließung durch Bevollmächtigte zugelassen. Voraussetzung h i e r f ü r ist, daß der Bevollmächtigte mit einer Spezialvollmacht im Sinne des Art. 44 des mexikanischen ZGB versehen ist. Die Urkunde m u ß von einem Richter oder von einem Notar errichtet sein. Bei der Eheschließung müssen außerdem zwei Zeugen zugegen sein.

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Die vorstehenden Voraussetzungen sind hier gegeben. Im Hinblick darauf ist festzustellen, daß der Auftrag der Bevollmächtigten allein dahin ging, f ü r die Parteien den Eheschließungswillen gegenüber dem Standesbeamten zu erklären. Daraus folgt, daß der Bevollmächtigte im Sinne der Art. 44, 102 des mexikanischen ZGB nach deutschem Recht als Bote anzusehen ist. Danach ist darauf abzustellen, ob die zwischen den Parteien in Mexiko geschlossene Ehe den Formvorschriften des Art. 11 EGBGB genügt. Nach Art. 111 Satz 1 EGBGB ist das Heimatrecht der beiden Verlobten maßgebend. Da beide Parteien deutsche Staatsangehörige waren und nach wie vor sind, ist ohne weiteres festzustellen, daß die Eheschließung durch Bevollmächtigte in Mexiko nicht den deutschen Formvorschriften gerecht wird, da das deutsche Recht eine Eheschließung durch Bevollmächtigte nicht kennt. Nach Art. I I I Satz 2 EGBGB genügt jedoch für die Gültigkeit eines Rechtsgeschäfts die Beobachtung der Gesetze des Ortes, an dem das Rechtsgeschäft vorgenommen wird. Die Parteien haben ihre Ehe zwar durch die Bevollmächtigten in Mexiko geschlossen. Nach mexikanischem Recht ist im Hinblick auf Art. 102 des mexikanischen ZGB eine gültige Ehe zustandegekommen. Es ist aber nicht nur auf den Ort des Zuganges der beiderseitigen Willenserklärungen der Verlobten abzustellen, sondern auch auf den Ort der Abgabe der beiderseitigen Willenserklärungen. Argentinien, wo der Kl. die Vollmachtsurkunde unterzeichnet hat, kennt zwar ebenfalls eine Eheschließung durch Stellvertreter (vgl. Deuchler aaO 83 ff.), nicht aber Deutschland. Da die Bekl. ihren Eheschließungswillen aber in Deutschland, nämlich vor einem Notar in Hamburg erklärt hat, ist ihre Erklärung auch nach deutschem Recht zu beurteilen, so daß gemäß § 17 des deutschen EheG die Erklärung der Bekl. nicht den formellen Voraussetzungen des deutschen Rechts entsprach und daher nicht zu einer nach deutschem Recht gültigen Ehe hat führen können. Darüber hinaus würde die Ehe aber auch deshalb in Deutschland keine Anerkennung finden können, weil gemäß Art. 30 EGBGB eine Eheschließung deutscher Staatsangehöriger durch Stellvertreter in Mexiko keine Anerkennung verdienen könnte. Die Anwendung der Art. 44, 102 des mexikanischen ZGB ist deshalb ausgeschlossen, weil die Anwendung dieser Bestimmungen durch die Parteien bei der Eheschließung gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstößt. Die Anerkennung der zwischen den Parteien in der von ihnen gewählten Form geschlossenen Ehe stellt eine Umgehung der Vorschrift des § 17 des deutschen EheG dar, der eindeutig alle nicht in der Form des § 13 EheG geschlossenen Ehen f ü r nichtig erklärt. An diesem Ergebnis kann auch dann nicht gezweifelt werden, wenn man den Standpunkt des RG (RGZ 138, 214) berücksichtigt. In dieser Entscheidung hatte das RG als wirksam auch eine Ehe zwischen deutschen Staatsangehörigen angesehen, die in Nordamerika nach dem Common Law geschlossen wurde. Der Sachverhalt in dem vom RG entschiedenen Fall war insofern anders, als die Verlobten lange Jahre in Nordamerika gelebt hatten und auch nach der Eheschließung noch viele Jahre sich in Nordamerika gemeinsam aufgehalten haben. Hier

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ist es aber so, daß die Parteien sich in Deutschland kennengelernt hatten und der Kl. kurz vor der Eheschließung nach Argentinien gereist war und die Bekl. im Zeitpunkt der Eheschließung sich gleichfalls auf der Reise nach Argentinien befand. Offensichtlich diente hier die von den Parteien gewählte F o r m der Eheschließung der Umgehung der Bestimmungen des deutschen EheG. Der Grundsatz, daß eine Änderung des Personenstandes im Inland allein unter Beachtung der deutschen Formvorschriften möglich ist, gehört zum Bestand der deutschen öffentlichen Ordnung (vgl. Deuchler aaO 91). Damit steht fest, daß die Ehe der Parteien in Deutschland nicht anerkannt werden kann. Es war daher festzustellen, daß die Ehe der Parteien nach deutschem Recht nicht besteht." 7 9 . Schließt ein deutscher Staatsangehöriger mit einer Österreicherin in Österreich die Ehe vor einem Geistlichen, so ist die Ehe auch im Inland als Recht durch nachträggültig anzusehen, wenn sie nach österreichischem liche Eintragung im Standesregister als gültig anzusehen ist. Zum nachträglichen Wirksamwerden der kirchlichen Eheschließung nach österreichischem Recht. - EGBGB Art. 11, 13, 30. L G Hildesheim, Urt. v o m 4. 3. 1954 - 4 R 159/53. Ungedruckt. Die Parteien sind Deutsche. Sie haben die Ehe geschlossen. Mit der Klage begehrt die Kl. die Scheidung der Ehe. Aus den Gründen: „Gegen die Rechtsgültigkeit der Eheschließung zwischen den Parteien bestehen keine Bedenken. Ausweislich der standesamtlichen Bescheinigung v o m 10. 12. 1953 ist die zunächst nur kirchlich am 9. 6. 1945 [in R. (Österreich) ] geschlossene Ehe nachträglich in das Standesregister von Mauthausen eingetragen worden und hat damit gemäß § 3 des österreichischen Gesetzes über Maßnahmen auf dem Gebiete des Eherechts usw. v o m 26. 6. 1945 rückwirkend volle rechtliche Wirkung erlangt. Da sich Österreich zur Zeit der Eheschließung der Parteien völkerrechtlich bereits wieder v o m Deutschen Reich getrennt und eine eigene Staatsregierung hatte, hatte es auch zufolge des Territorialitätsprinzips allein darüber zu entscheiden, welche F o r m der Eheschließung künftig gelten sollte und was mit den Ehen zu geschehen habe, die zwischenzeitlich entgegen den Vorschriften des zuvor in Österreich geltenden deutschen EheG v o m 6. 7. 1938 geschlossen worden waren. Das ist durch das Ges. v o m 26. 6. 1945 geschehen und hat auch f ü r das Bundesgebiet als sogenanntes Ortsstatut gemäß Art. 13 I Satz 1 , 1 1 1 Satz 2 EGBGB Geltung, da die Kl. zur Zeit der Eheschließung mit dem deutschen Bekl. dessen StA erworben hat. Die österreichische Regelung widerspricht auch nicht den guten Sitten oder den Zwecken der innerdeutschen Gesetzgebung, da ähnliche Rechtsverhältnisse im BundesG v o m 2. 12. 1950 mit Wirkung für das Bundesgebiet ähnlich gestaltet worden sind (Art. 30 EGBGB). Demgemäß war dem auf § § 42, 43 EheG gestützten Klagebegehren stattzugeben" (wird ausgeführt).

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8 0 . Nach spanischem Kollisionsrecht muß die Ehe eines katholischen Spaniers auch im Ausland vor einem Geistlichen geschlossen werden. Eine in Deutschland gültige Ehe, die im Heimatland des Mannes als Nichtehe angesehen wird, kann nicht unter Anwendung des in Art. 17 EGBGB bezeichneten Heimatrechts des Mannes geschieden werden; Scheidungsstatut ist vielmehr, wenn es sich um eine staatenlose Klägerin handelt, das Recht ihres Aufenthaltsorts. Zum spanischen Recht der Eheschließung. - EGBGB Art. 13, 17, 29. L G Berlin, Urt. v o m 15. 3. 1954 - 32 R 352/53: JR 9 (1955) 60 mit Anm. von Ferid; Leitsatz in F a m R Z 2 (1955) 110. Die Parteien haben am 22. 6. 1945 vor dem Standesamt in Berlin die Ehe miteinander geschlossen. Sie haben sich außerdem vor einem evangelischen Geistlichen trauen lassen. Der Bekl. ist katholisch. E r besitzt die spanische Staatsangehörigkeit. Die Kl. ist am 20. 10. 1912 in L., Kreis F., geboren und evangelisch. Sie ist staatenlos. Die Kl. beantragt, die Ehe der Parteien aus Schuld des Bekl. zu scheiden. Aus den Gründen: „Die internationale Zuständigkeit des deutschen Gerichts ist gegeben. Nach § 606 I I I Z i f f e r 1 Z P O kann, sofern keiner der Ehegatten die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, von einem deutschen Gericht in der Sache entschieden werden, wenn der gewöhnliche Aufenthaltsort zumindest einer der Parteien im Inland gelegen und eine der Parteien staatenlos ist. Diese Voraussetzungen sind erfüllt. Die Kl. hat ihren gewöhnlichen Aufenthalt im Inland und ist staatenlos. Durch die Eheschließung mit einem Ausländer hat sie gemäß § 17 Z i f f e r 6 RuStAG v o m 22. 7. 1913 die deutsche Staatsangehörigkeit verloren. Die spanische Staatsangehörigkeit hat sie jedoch nicht erworben. Denn nach dem vorliegenden Rechtsgutachten des Prof. Dr. Dr. Wengler, dem sich das erkennende Gericht anschließt, wird die nicht vor einem katholischen Geistlichen geschlossene Ehe der Parteien in Spanien als nicht bestehend angesehen. W i e in Art. 42 des spanischen Código civil festgelegt ist, kennt das spanische Recht zwei Eheschließungsformen, nämlich die Zivilehe und die kanonische Eheschließung. Die Frage, ob Verlobte katholischen Glaubensbekenntnisses zwischen beiden Formen wählen können, ist gegenwärtig durch die V O vom 10. 3. 1941 dahingehend geregelt, daß wenn auch nur ein Ehegatte der katholischen Religion angehört, die Ehe nur in katholischer F o r m geschlossen werden kann. Dies entspricht auch der Regelung nach kanonischem Recht. Auch bei im Ausland geschlossenen Ehen ist nach spanischem Recht diese F o r m zu beachten, wie sich aus einem in dem Rechtsgutachten angeführten Gutachten der Dirección General de los Registros v o m 10. 2. 1941 ergibt. Gewisse Zweifel bestehen lediglich in der Richtung, ob eine Ehe, w i e die der Parteien, die nicht in dieser F o r m geschlossen ist, in Spanien als nicht bestehend oder als nur durch gerichtliche Entscheidung vernichtbar anzusehen ist.

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E i n e W ü r d i g u n g der von P r o f . Dr. Dr. Wengler a n g e f ü h r t e n Quellen des spanischen Rechts ergibt jedoch, d a ß die E h e der P a r t e i e n in S p a n i e n als nicht b e s t e h e n d a n z u s e h e n ist. I n d e m vorliegenden Rechtsgutachten h e i ß t es hierzu wörtlich: , W ä h r e n d die VO v o m 10. 3. 1941 ausdrücklich die Gültigkeit (validez) der Zivilehe v o n der Richtigkeit der a b z u g e b e n d e n eidesstattlichen Versicherung ü b e r die Akatholizität beider B r a u t l e u t e a b h ä n g i g macht, zählt Art. 101 Cc die G r ü n d e auf, wegen d e r e n eine Zivilehe - der Art. bezieht sich n u r auf die in dieser F o r m z u s t a n d e g e k o m m e n e n E h e n , nicht auf die in k a n o n i s c h e r F o r m geschlossenen E h e n - f ü r nichtig e r k l ä r t werd e n k a n n u n d m u ß . Die A u f z ä h l u n g d e r Nichtigkeitsgründe ist, wie d a s T r i b u n a l S u p r e m o in einer E n t s c h e i d u n g v o m 13. 6. 1947 a u s g e f ü h r t hat, e r s c h ö p f e n d . Unter d e n Nichtigkeitsgründen des Art. 101, welche n u r d u r c h Nichtigkeitsklage geltend gemacht w e r d e n k ö n n e n , ist nicht der Fall, d a ß eine Zivilehe unzulässigerweise v o n K a t h o l i k e n abgeschlossen w o r d e n ist. W e n n t r o t z d e m die VO v o m 10. 3. 1941 ausdrücklich die Gültigkeit der Zivilehe d a v o n a b h ä n g i g macht, d a ß beide E h e g a t t e n nicht der k a t h o l i s c h e n Religion zugehören, so k a n n es sich n u r u m eine absolute Nichtigkeit (Nichtehe) h a n d e l n . D e m entspricht auch eine ältere Ä u ß e r u n g der Dirección de los Registros v o m 28. 12. 1900, welche u n t e r B e r u f u n g auf Art. 4 des spanischen Código Civil die unzulässigerweise geschlossene Zivilehe von spanischen K a t h o l i k e n als a b s o l u t nichtig e r k l ä r t e . Dies entspricht auch d e m k a n o n i s c h e n Recht, i n s b e s o n d e r e d e m Recht des Codex I u r i s Canonici, der d u r c h VO v o m 19. 5. 1919 staatlicherseits gebilligt u n d in einer Entscheid u n g des T r i b u n a l S u p r e m o v o m 12. 5. 1944 als ,in S p a n i e n geltendes' Recht bezeichnet wird. Nach k a n o n i s c h e m Recht k a n n die Zivilehe eines K a t h o l i k e n o h n e förmliches N i c h t i g k e i t s v e r f a h r e n als nicht b e s t e h e n d beh a n d e l t , b z w . i m V e r w a l t u n g s w e g e als nichtig e r k l ä r t w e r d e n (vgl. Eichmann-Mörsdorf, L e h r b u c h des K i r c h e n r e c h t s 6 [1950] I I I 248).' E i n Anzeichen d a f ü r , d a ß die E h e d e r P a r t e i e n , wie auch P r o f . Dr. Dr. Wengler in seinem Rechtsgutachten a u s f ü h r t , von S p a n i e n als nichtbesteh e n d a n g e s e h e n wird, ist es schließlich, d a ß die spanischen B e h ö r d e n d e r Kl. nach i h r e r A n g a b e k e i n e n spanischen P a ß ausgestellt h a b e n , w o m i t sich w i e d e r u m der U m s t a n d deckt, d a ß die Kl. in i h r e m vorgelegten F r e m d e n p a ß der B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d als staatenlos bezeichnet ist. Die örtliche Z u s t ä n d i g k e i t des LG Berlin, in dessen Bezirk die P a r t e i e n zuletzt i h r e n gewöhnlichen g e m e i n s a m e n A u f e n t h a l t g e h a b t h a b e n u n d noch jetzt beide w o h n e n , b e r u h t auf § 606 I Z P O . Z u r A n w e n d u n g k o m m t g e m ä ß Art. 29 EGBGB deutsches Recht als Recht des A u f e n t h a l t s l a n d e s d e r staatenlosen Kl. Die Regel des Art. 17 EGBGB, w o n a c h f ü r die Scheidung der E h e die Gesetze des Staates m a ß g e b e n d sind, d e m der E h e m a n n z u r Zeit der E r h e b u n g d e r Klage a n g e h ö r t , findet nach ständiger R e c h t s p r e c h u n g der K a m m e r bei E h e n , die d e r Heim a t s t a a t des M a n n e s nicht a n e r k e n n t (sogenannte h i n k e n d e E h e n ) keine A n w e n d u n g (so a u c h : KG, J W 1936, 2465; 1937, 2 5 2 5 \ L e w a l d , Das deutsche I P R [1931] § 2 Nr. 158 S. 11; Süß, J W 1937, 2525 u n d Wolff, Das I P R Deutschlands 2 [1949] 177 A n m . 7; entgegen Raape, I P R 3 197; J W 1934,

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2591). Das Heimatrecht des Mannes kann in solchen Fällen nicht angewandt werden, weil nach diesem eine gültige Ehe, die geschieden werden könnte, überhaupt nicht vorliegt, andererseits aber der Ehefrau zugemutet würde, unter Umständen an einer Ehe festzuhalten, die vom Ehemann aus gesehen keine Ehe ist und ihm die Möglichkeit gibt, sich zumindest in Spanien wieder zu verheiraten. Die Ehe der Parteien stellt sich damit als eine .hinkende Ehe' dar, auf die das Heimatrecht des Mannes keine Anwendung findet. Sachlich ist nach deutschem Ehescheidungsrecht die Klage begründet." 81. Eine 19M von deutschen Staatsangehörigen in der Bukowina nur vor dem Geistlichen geschlossene Ehe ist eine Nicht-Ehe. Zum rumänischen und ukrainischen Recht der Eheschließung. - EGBGB Art. 11, 13. LG Zweibrücken, Beschl. vom 13. 7. 1955 - 1 OH 29/55: StAZ 9 (1956) 34. Aus den Gründen: „Die Parteien, deutsche Staatsangehörige und römisch-katholischen Bekenntnisses, sind am 8. 9. 1940 in Czernowitz von dem katholischen Priester getraut worden. Eine Eheschließung vor der zivilen Behörde hat nicht stattgefunden. Da die Parteien im Zeitpunkt ihrer Eheschließung deutsche Staatsangehörige waren, wäre die Ehe gemäß Art. 11 EGBGB formgültig, wenn sie entweder der Heimatform oder der Ortsform entsprochen hätte. Beides ist nicht anzunehmen. Die Eheschließung entsprach nicht dem deutschen Recht, weil dieses nur die standesamtliche Form der Eheschließung kennt. Sie entsprach aber auch nicht dem am Ort der Eheschließung gültigen Recht. Der Ort, an dem die Parteien die Ehe in kirchlicher Form geschlossen haben, Czernowitz, liegt in der Nordbukowina. Diese, vordem zu Rumänien gehörend, ist durch ein Bundesgesetz der UdSSR vom 2. 8. 1940 der Sowjet-Ukraine eingegliedert worden. Bestimmungen über die Einführung ukrainischer Gesetze in dem eingegliederten Landesteile sind seitens der Sowjet-Ukraine nicht ergangen (siehe Makarov, Zeitschrift für Ostrecht, Neue Folge V I I [1940/41] 427). Es kann aber angenommen werden, daß diese Gesetze sehr bald praktische Anwendung erfahren haben. Die von den Parteien vorgenommene kirchliche Eheschließung ist wenig mehr als einen Monat nach dem Erlaß des Gesetzes erfolgt, durch das die Nordbukowina der Sowjet-Ukraine angegliedert worden ist. Es muß zweifelhaft sein, ob zu diesem Zeitpunkt die ukrainischen Gesetze sich bereits praktisch durchgesetzt hatten. Für die Beurteilung der Gültigkeit der Ehe der Parteien kann das jedoch dahingestellt bleiben. Denn weder das andernfalls noch gültige rumänische Recht noch das ukrainische Recht erkennen die ohne Mitwirkung des Standesbeamten zustandegekommene Ehe an. In Rumänien ist die obligatorische Zivilehe durch das Gesetz über die

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Beurkundung des Personenstandes am 1. 1. 1929 für das ganze Staatsgebiet eingeführt worden. Für die Sowjet-Ukraine enthält das Familiengesetzbuch von 1926 folgende Bestimmungen: ,Art. 104: In der Ukrainischen Sowjetrepublik wird nur die bürgerliche Ehe anerkannt. Art. 105: Die Ehe ist bei den Organen für Eintragung von Personenstandsurkunden zu registrieren. Nur die Registrierung der Ehe bei den Organen für Eintragung von Personenstandsurkunden ist ein bis zur Widerlegung vor Gericht unstreitiges Beweismittel für das Vorhandensein einer Ehe. Art. 106: Die Vornahme der religiösen Eheschließungszeremonie hat keinerlei juristische Bedeutung und kann nicht als Beweismittel für den Abschluß einer Ehe dienen. Zeugenaussagen von Vertretern religiöser Kulte werden zum Beweise des Abschlusses einer Ehe nicht angenommen.' Somit ist auch nach sowjetukrainischem Recht nur die standesamtlich geschlossene Ehe als solche zu betrachten, wobei noch darauf hinzuweisen ist, daß von der Sowjet-Ukraine im Gegensatz zur großrussischen Sowjetrepublik die ,faktische', also formlos geschlossene Ehe nicht anerkannt worden ist. Da sonach die Eheschließung der Parteien keinem der in Betracht kommenden Landesrechte entsprochen hat, konnte sie zivilrechtliche Wirkungen nicht erzielen." 8 2 . Eine Ehe, die vor mehr als 30 Jahren in Deutschland nur vor dem orthodoxen Geistlichen geschlossen worden ist, und die seitdem von den Behörden ständig als Ehe anerkannt worden ist, muß entgegen den geschriebenen Gesetzen auch weiterhin anerkannt werden — zumindest in dem Sinne, daß alle Rechtswirkungen so anzunehmen sind, als wäre das Paar gültig verheiratet. Dies entspricht dem Rechtsbewußtsein der rechtlich verbundenen Gemeinschaft und der Bindung an die sittliche Gerechtigkeit. Es würde zu größter Unordnung führen, wollte man versuchen, eine tatsächlich bestehende 30jährige Ehe rückwirkend zu beseitigen. Eine Behörde, die sich zu diesen Rechtsgrundsätzen ablehnend verhält, handelt unrechtmäßig. - EGBGB Art. 13. VerwG Berlin, Urt. vom 30. 7. 1954 - I A 5/54: FamRZ 2 (1955) 70 mit Anm. von Bosch; JR 9 (1955) 35; DÖV 8 (1955) 57. Die 1898 in Z. (Rußland) geborene Kl. hat am 24. 7. 1921 mit dem 1891 in O. (Rußland) geborenen W . S. im Lager Lichtenhorst bei Quedlinburg vor dem Erzpriester der griechisch-orthodoxen Kirche die Ehe nach dem Ritus dieser Kirche geschlossen. Eine Eintragung in das deutsche Familienbuch ist nicht erfolgt. Die Kl. und ihr Ehemann sind staatenlos. Aus ihrer Verbindung sind drei Kinder hervorgegangen, und zwar die 1923 in Prag geborene Tochter N., verheiratet, jetzt in London wohnend, die 1926

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in Prag geborene Tochter H., jetzt verheiratet und der 1931 in Berlin geborene Sohn G. Die Geburt des Sohnes ist im Geburtenregister des Standesamtes Berlin eingetragen worden, und zwar als eheliche Geburt. Nach Angaben der Kl. sollen auch die beiden in Prag geborenen Töchter als eheliche Töchter beim Standesamt registriert worden sein. 1946 wurde der Ehepartner W. S. von der russischen Besatzungsmacht festgenommen und befindet sich nach Angaben der Kl. in einem russischen Konzentrationslager. Als die Kl. im Juli 1952 von einem Besuch ihrer Tochter in London zurückkehrte, wurde ihr der Personalausweis von der Polizei in Tempelhof abgenommen mit dem Bemerken, daß sie einen Fremdenpaß erhalten solle. Diesen Paß hat die Kl. bisher nicht erhalten; ihr wurde aber mit Verfügung vom 16. 12. 1953 mitgeteilt, daß ihre nach griechisch-orthodoxem Ritus im Lager Lichtenhorst im Juli 1921 geschlossene Ehe nach deutschem Recht nicht gültig sei, weil sie nicht vor einem deutschen Standesamt geschlossen worden sei. Der Familienname laute daher nicht S., sondern R.; und der Familienstand sei „ledig". Der Kl. wurde anheimgestellt, einen Antrag auf Änderung ihres Familiennamens einzureichen. Gegen diese Verfügung richtet sich die Klage. In dieser Klage betont die Kl., daß sie seit 1928 in Berlin gelebt habe und stets mit ihrem Ehemann als Ehepaar polizeilich gemeldet gewesen sei. Ihr Ehemann sei wiederholt im Ausland gewesen und habe mehrfach einen Reisepaß erhalten, in welchem der Familienstand als „verheiratet" und der Name der Kl. als seine Ehefrau angegeben gewesen sei. Auch die Ehefrau habe einen solchen Reisepaß bis zur Beendigung der Kriegshandlungen besessen. Nach Beendigung der Kriegshandlungen hätten sie und ihr Ehemann einen vorläufigen Personalausweis, der sie als Eheleute ausgewiesen habe, erhalten. Bei ihrer Einreise nach England habe sie von der englischen Einwanderungsbehörde ein Certificate of identity, ausgestellt auf den Namen S., bekommen. Am 10. 11. 1952 habe sie vom beklagten Polizeipräsidenten eine Aufenthaltserlaubnis auf diesen Namen erhalten, die mehrfach verlängert worden sei und jetzt bis zum 10. 5. 1954 gelte. Stets sei die Heiratsurkunde der griechisch-orthodoxen Kirche anerkannt worden. Die Verfügung des Bekl. habe unübersehbare Folgen, da ihre drei Kinder nunmehr unehelich seien und sie von der Reichsversicherungsanstalt f ü r Angestellte (jetzt VAB) keine Rente als Ehefrau bekommen würde, obwohl ihr Ehemann stets entsprechende Beiträge während seines Arbeitsverhältnisses geklebt habe. Auch vom Versorgungsamt habe sie als Ehefrau eine Rente zu beanspruchen. Eine Änderung ihres Familiennamens könne sie nicht beantragen, weil sie diesen bereits seit 1922 rechtmäßig und bisher unbeanstandet führe. Die Kl. beantragt, die Verfügung des Bekl. vom 16. 12. 1953 aufzuheben. Der Bekl. beantragt, die Klage abzuweisen. Diesen Antrag begründet der Bekl. damit, daß nach Art. 13 III EGBGB die Ehe nach deutschem Recht ungültig sei und die jahrelange irrtümliche Behandlung des Personenstandes durch die Behörden auf Grund des vorgelegten „Trauscheins" (nicht: Eheschließungsurkunde) nicht die Anerkennung einer rechtsgültigen Ehe rechtfertige. Eine Änderung der Ver-

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fügung aus Billigkeitsgründen wegen der finanziellen Folgen sei nicht möglich. Die allgemeinen Menschenrechte vom 10. 12. 1948 besäßen in Deutschland keine Rechtsgültigkeit. In der mündlichen Verhandlung vom 12. 3. 1954 erließ das Gericht einen Beschluß zur weiteren Aufklärung des Sachverhalts. Es sollte festgestellt werden, ob gleichgelagerte Fälle in deutschen Städten oder bei der griechisch-orthodoxen Kirche bekannt geworden seien. Die daraufhin eingegangenen Schreiben ergaben jedoch keine neuen Gesichtspunkte f ü r die Entscheidung. Die Kl. trug ergänzend noch vor, daß die Ehe auch von ausländischen Behörden, die näher bezeichnet werden, anerkannt worden sei. Sie teilt mit, daß ihr auf Grund der Verfügung des Polizeipräsidenten in der Zwischenzeit ihre Rente vom Versorgungsamt III gesperrt wurde mit der Begründung, sie sei ledig und bezöge daher die Rente zu unrecht. Aus den Gründen: „Das mit der Klage angefochtene Schreiben des Polizeipräsidenten greift in die Rechte der Kl. ein; denn es bestreitet ihr das Recht, ihren Namen so wie bisher weiterzuführen und verpflichtet sie, sich als ,ledig' zu bezeichnen. Es stellt einen Verwaltungsakt dar, der mit der Klage vor dem Verwaltungsgericht angefochten werden kann. Eine Feststellungsklage vor den Zivilgerichten kann im vorliegenden Falle, in dem es um die Rechtmäßigkeit eines Verwaltungsaktes geht, nicht zum Erfolg führen, da unstreitig eine Ehe wirksam nicht geschlossen wurde, aber darüber gestritten wird, welche Folgerungen aus der tatsächlichen 30jährigen Anerkennung der religiösen Eheschließung durch die Behörden zu ziehen sind. Die Prüfung der Rechtslage ergibt folgendes: Die Kl. hat, wie unstreitig ist, nicht vor einem Standesbeamten die Ehe geschlossen, sondern wurde im Jahre 1921 von einem Geistlichen der griechisch-orthodoxen Kirche getraut. Wenn sie als russische Emigrantin 1921 in Deutschland lebte, war es ihr gemäß Art. 13 EGBGB und § 1317 BGB nur möglich, rechtswirksam vor einem Standesbeamten die Ehe zu schließen. Etwas Gegenteiliges ergibt sich weder aus den deutsch-russischen Konsularverträgen von 1874 (RGBl. 1875, 145) noch aus dem deutsch-russischen Vertrag vom 12. 10. 1925 (RGBl. 1926 II 1-88). Auch das Haager Abkommen vom 12. 6. 1902 (abgedruckt bei Staudinger, BGB5'6 zu Art. 13 EGBGB) läßt in seinem Art. 7 nur erkennen, daß eine kirchliche Trauung nicht als Akt anzusehen ist, von dem die Rechtsordnung überhaupt keine Notiz nimmt. Eine Durchbrechung des Prinzips, daß eine Eheschließung nur vor dem Standesbeamten möglich ist, hat deswegen für das Gebiet des Deutschen Reiches nicht stattgefunden. Abgesehen davon ist dieses Abkommen von Rußland nicht ratifiziert worden. Auch unter Berufung auf Art. 7 des Haager Abkommens können daher in Deutschland die namensrechtlichen Folgen, die mit einer Eheschließung verbunden sind, grundsätzlich nicht eingetreten sein. Die Kl. kann sich auch nicht darauf berufen, sie sei nach russischem Recht berechtigt, den Namen ihres Mannes zu führen, weil damals bereits Deutschland die UdSSR staats-

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rechtlich anerkannt hatte (Mersmann/Soest, Die deutsch-russischen Verträge 1). Eine F o r m der Eheschließung, die nach russischem Recht nicht m e h r möglich war, die sogar dem dortigen Staatsprinzip widersprach, konnte daher auch nach russischem Recht keine namensrechtliche W i r k u n g m e h r haben. Dies ist insofern von Bedeutung, als die Kl. erst nach ihrer Trauung die russische Staatsangehörigkeit durch das Dekret des Allrussischen Zentralexekutiv-Komitees und des Rates der Volkskommissare verloren hat. W e n n andere Staaten den Verlust der Staatsangehörigkeit nicht anerkannt haben und infolgedessen auch noch die Eheschließung nach zaristischem Recht anerkannt haben, so k a n n dies f ü r die rechtliche Beurteilung in Deutschland keine Bedeutung haben, da es bekannt ist, daß die einzelnen Staaten zu diesen Fragen verschieden Stellung genommen haben, je nachdem sie die UdSSR f r ü h e r oder später anerkannt haben. Dies alles ist dem Bekl. zuzugeben. Festzustellen ist auch, daß die Erklärung der Menschenrechte in Berlin noch nicht geltendes Recht ist. Es ist aber ebenfalls nicht zu bestreiten, daß die Kl. von den deutschen und ausländischen Behörden über 30 J a h r e lang als E h e f r a u behandelt und a n e r k a n n t worden ist. So wurde ihr sogar ein polizeilicher Ausweis ausgestellt, auf dem sie als E h e f r a u mit dem Namen ihres Mannes bezeichnet ist. Ein Ausweis ihrer Tochter N., der auf den Namen S. lautet - vom Bekl. 31. 7. 1946 ausgestellt - , befindet sich bei den Akten. Der Bekl. hat jedenfalls den dahingehenden substantiierten Sachvortrag der Kl. n u r mit Nichtwissen bestritten. Ein Bestreiten mit Nichtwissen ist im Zivilprozeß zulässig; im Verwaltungsstreitverfahren hätte der Bekl. dagegen substantiierte Gegenbehauptungen aufstellen müssen, da keine Anhaltspunkte d a f ü r gegeben sind, w a r u m der Sachvortrag der Kl. unrichtig sein soll. E r hat insbesondere nichts darüber vorgetragen, was eventuell darauf hindeuten könnte, daß der Wille, an der einmal geschlossenen ,Ehe' festzuhalten, bei der Kl. erschüttert ist. Nicht angezweifelt ist, daß die Kinder der Kl. als eheliche Kinder in das Standesamtsregister eingetragen wurden, und zwar die beiden Töchter in Prag und der Sohn in Berlin. Die nicht wirksam geschlossene Ehe war über 30 J a h r e lang die Grundlage einer Familie, die sich wirtschaftlich und rechtlich auf ihren Bestand verlassen hat. Daß es bei den E h e n russischer Emigranten zu erheblichen Unbilligkeiten k o m m e n konnte, die n u r durch die Rechtsprechung zu beseitigen sind, ist seit jeher anerkannt worden. So bemerkt Frankenstein (IPR III 69) nachdrücklich: ,Wann wird die Rechtsprechung endlich den Mut aufbringen, schöpferisch Recht zu sprechen?'; M. Wölfl (Das IPR Deutschlands 2 109) betont ebenfalls die Unbilligkeiten, die daraus entstehen, daß unter allen Umständen an dem Prinzip festgehalten wird, eine in Deutschland n u r kirchlich geschlossene Ehe könne selbst d a n n in Deutschland keine Ehewirkungen auslösen, wenn es sich u m Ausländer handele. Hier standen sich deshalb f ü r das Gericht zwei Rechtsgüter gegenüber, die in gleicher Weise zu berücksichtigen waren: die Achtung vor der klaren Norm des Gesetzes auf der einen und das Gebot der Gerechtigkeit u n d der

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Rechtssicherheit auf der anderen Seite. Denn auch die Rechtssicherheit spricht dafür, das zu schützen, was über 30 Jahre lang Bestand gehabt hat, weil die Macht vollendeter Tatsachen auch im Rechtsleben eine entscheidende Rolle spielt (Boehmer, Grundlagen der bürgerlichen Rechtsordnung II 2 S. 127). Es war also Aufgabe des Gerichts, durch wertende Abwägung der sich gegenüberstehenden Rechtsgüter auf Grund ihrer Schutzwürdigkeit zu ermessen, welchem hier der Vorrang gebührt. Über die Entwicklung unseres Rechtslebens, die dabei zu beachten ist, f ü h r t e der Präsident des BGH bei der Eröffnung dieses Gerichts aus, daß die Entwicklung künftig bei der Begriffsbildung und bei der Rechtsfortbildung dem Gesichtspunkt des richtigen Rechtes, des Gerechten und des aus der Natur der Sache heraus Gesollten ein starkes, ja das ausschlaggebende Gewicht einräumt (zitiert nach Boehmer aaOII I S. 231). Wenn also in diesem Geist der OGHBrZ (NJW 1949, 182) sogar den Verwirkungseinwand gegenüber einem Anspruch auf Grundbuchberichtigung zugelassen hat, so konnte das Gericht sich nicht entschließen, hier die während über 30 Jahre mit staatlicher Billigung vollzogene konkrete Rechtsgestaltung wieder zu beseitigen, was auch in dem Kreis aller gerecht und billig Denkenden nicht verstanden worden wäre, weil es der Kl. heute infolge der Internierung ihres Ehemannes nicht möglich ist, den Mangel nachträglich zu beseitigen. Es hat in dem Versuch, dies zu tun, ein in sich widerspruchsvolles Handeln der Behörde gesehen, die 30 Jahre lang bei allen Überprüfungen nichts zu beanstanden gefunden hatte. Ein venire contra factum proprium ist aber auch im öffentlichen Recht denkbar und bewirkt die Anfechtbarkeit des betreffenden Verwaltungsaktes ( F o r s t h o f f , Lehrbuch des Verwaltungsrechts 140). Das Gericht glaubt weiter der Rechtsordnung den übergeordneten Rechtssatz entnehmen zu können, daß ein über 30 Jahre mit Billigung der Behörden währender Rechtszustand anzuerkennen ist. 30 Jahre beträgt die absolute Verjährungsfrist, ein Mord darf sogar nach 20 Jahren nicht mehr verfolgt werden. Wenn hier eine Ehe über 30 Jahre von allen Seiten anerkannt wurde, so ist zwar deswegen noch nicht nachträglich die Ehe rechtswirksam geschlossen worden. Die Kl. hat aber ein Recht darauf, weiterhin in allem und jedem so gestellt zu werden, wie sie als Ehefrau stehen würde. Anders könnte es nur sein, wenn die Kl. oder deren Ehemann die Behörde bewußt getäuscht hätte. Dafür ist aber nichts vorgetragen worden. Es liegt hier so, daß die Entscheidung nach der reinen Gesetzesnorm zu Folgen führt, die den grundlegenden Tendenzen unserer Rechtsordnung, die in der Familie ein besonders schutzwürdiges Gut sehen, zuwiderlaufen würden. Art. 6 GG erklärt, daß Ehe und Familie unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung stehen. Dieser Schutz, der sich auf beide Begriffe erstreckt, gilt auch der öffentlichen Gewalt gegenüber (Bonner Kommentar zum GG, Anm. II 1 b zu Art. 6). Da die Familie auch f ü r sich allein geschützt werden soll, kann diesem Argument nicht entgegengehalten werden, daß eine Ehe ja nicht wirksam geschlossen wurde; denn eine Familiengründung ist nicht zu bezweifeln. Für das Gericht bedeutet diese Bestimmung im wesentlichen eine Richtlinie f ü r die Auslegung (Anm. II 1 c 17

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zu Art. 6) oder, wie hier, f ü r die Anwendung allgemeiner Maßstäbe, die dem ,Rechtsbewußtsein der rechtlich verbundenen Gemeinschaft' zu entnehmen waren (Triepel, Staatsrecht und Politik 39). Zu welch unerträglichen Ergebnissen eine andere Entscheidung f ü h r e n würde, zeigt sich am deutlichsten darin, daß der Kl. bereits jetzt die ihr als Ehefrau ihres im Osten internierten Mannes zustehende Rente gesperrt worden ist, weil sie ,ledig' sei. Bei aller Achtung vor dem Gesetz durfte die Kammer sich hier an das Wort Josef Köhlers erinnern, daß man juristische Dinge nie zu einem heiligen Tabu übertreiben dürfe (AcP 114, 273). Sie durfte nicht unter Berufung auf den Buchstaben des Gesetzes eine offenbare Ungerechtigkeit sanktionieren. Die Kammer hat dabei weiter erwogen, daß die Formstrenge des Eherechts gerade aus dem Grunde eingeführt worden ist, um klare eindeutige Verhältnisse in Ehe- und Familienangelegenheiten zu schaffen. Hier aber würde sich dieses Prinzip in sein Gegenteil verkehren; denn es ist unmöglich, die Rechtswirkungen einer über 30 Jahre bestehenden Ehe f ü r alle Beteiligten rückwirkend zu beseitigen. Im Vertrauen auf ihre Versorgung als Ehefrau hat es die Kl. während ihres Lebens unterlassen, sich selbst eine Altersversorgung zu schaffen. Es ist also hier so, daß das ius aequum berechtigt ist, selber für das Prinzip der Rechtssicherheit einzutreten. Da Gerechtigkeit und Rechtssicherheit, die beiden höchsten Werte unserer Rechtsordnung, gegen den allerdings klaren Wortlaut einer Bestimmung stehen, glaubte sich das Gericht, das ja nicht nur dem Gesetz unterworfen ist, sondern auch verpflichtet ist, gegen jedermann Gerechtigkeit zu üben, hier ausnahmsweise berechtigt, dem Buchstaben des Gesetzes nicht zu folgen. Die lateinische Sprache bringt dabei treffender als die deutsche zum Ausdruck, daß die Gerechtigkeit ,iustitia' die Macht oder der Wille ist, welcher ,ius sistit', d. h. das Recht, die Ordnung herstellt (vgl. Jhering, Zweck im Recht 3 I 285). Wenn dann Jhering aber meint, daß der Richter nur an die rechtliche, nicht auch an die sittliche Gerechtigkeit gebunden sei, m u ß heute etwas anderes gelten; denn die ausdrückliche Verpflichtung im Richtereid, Gerechtigkeit gegen jedermann zu üben, kann nur als Bindung an die sittliche Gerechtigkeit verstanden werden. Diese Änderung in der Auffassung ist verständlich, nachdem die Zeitläufte seit 1914 immer stärker gezeigt haben, daß sich die Gerechtigkeit nicht allein durch die Normen von Gesetzen verwirklichen läßt, die in anderen Zeiten geschaffen wurden. Daraus folgt dann wieder, daß in einem ganz ungewöhnlichen Ausnahmefall, den der Gesetzgeber nicht ins Auge fassen konnte und in dem eine andere Abhilfe tatsächlich ausgeschlossen ist, das Gericht zu einem Akt der ,Selbstkorrektur der Gerechtigkeit' befugt ist. Auch Jhering erkennt (aaO 334) an, daß das höchste Ziel des Richters die Verwirklichung der Gerechtigkeit ist, die hier gefährdet würde durch die Unordnung im Recht, welche entstehen müßte, wenn versucht würde, eine tatsächlich bestehende 30jährige Ehe rückwirkend zu beseitigen. Auch das Berliner Gesetz über die Anerkennung von nach dem Zusammenbruch geschlossenen, sonst anfechtbaren oder nichtigen Ehen vom 28. 8. 1950 (VOB1. 458) zeigt, daß die Anerkennung eines tatsächlich geschaffenen Zustandes sogar im Eherecht unserer Rechts-

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Ordnung nicht fremd ist. Wenn das Gesetz selbst auch nicht auf den vorliegenden Fall anzuwenden war, so dokumentiert es doch, daß bei einer Häufung derartiger Fälle der Gesetzgeber die sich ergebenden Unbilligkeiten berücksichtigt. Auch das BVerfG (BVerfGE 2, 403) vertritt die Auffassung, daß .Rechtsfriede und Rechtssicherheit von so zentraler Bedeutung f ü r die Rechtsstaatlichkeit sind, daß um ihretwillen die Möglichkeit einer im Einzelfall vielleicht unrichtigen Entscheidung in Kauf genommen werden muß'. Der Bekl. hätte in diesem Sinne handeln müssen, indem er die ursprünglich falsche Entscheidung weiterhin hinnahm und jetzt nach über 30 Jahren die Ehe der Kl. als auch in Zukunft zu Recht bestehend behandelte. Dadurch, daß er diese Grundsätze nicht beachtete, beging er einen Ermessensfehler. Er ließ sein eigenes früheres Verhalten außer acht und handelte in sich widerspruchsvoll. Damit verletzte er eine ihm obliegende Pflicht; denn ,es gehört zu den allgemeinen Rechtsgrundsätzen, die sowohl f ü r das Zivilrecht wie auch für das öffentliche Recht Geltung haben, daß niemand, der durch eigene Maßnahmen eine bestimmte rechtliche Lage herbeiführt, sich mit seinem eigenen Verhalten in Widerspruch setzen darf; vielmehr erwächst ihm aus seinem vorangegangenen Tun eine Pflicht zum Handeln'. Dieser f ü r einen anderen Fall vom OVG Lüneburg (OVGE 4, 239) formulierte Grundsatz muß als eine aus allgemeinem Rechtsdenken hergeleitete Norm auch auf den von der Kammer zu entscheidenden Fall angewendet werden. Der Bekl. muß, um nicht Unrecht zu begehen und in Widerspruch zum bisherigen Handeln der Behörden zu geraten, die Kl. so behandeln, als wäre sie gültig verheiratet. Deshalb mußte die angefochtene Verfügung aufgehoben werden."

Voraussetzungen der Eheschließung Siehe auch Nr. 8, 77, 98, 114 83. Zur Common-Laiv-Ehe nach dem Recht von Texas. Common-LawEhe und ordre public. — EGBGB Art. 30. AG Mainz, Beschl. vom 9. 12. 1955 - 4 III 92/55. Ungedruckt. Aus den Gründen: „Die Antragstellerin hat zusammen mit ihrem Verlobten . . . bei dem Standesamt in M. beantragt, das Aufgebot zum Zwecke der Eheschließung zu erlassen. Der Standesbeamte hat den Erlaß des Aufgebots abgelehnt, weil ein Amerikaner O. aus A./Texas geltend gemacht hat, bereits nach texanischem Recht mit der Antrst. verheiratet zu sein. Gegen die Ablehnung des Aufgebots hat die Antrst. gerichtliche Entscheidung gemäß § 45 PStG beantragt. Die Antrst. war früher mit dem damals in M. stationierten amerikanischen Offizier O. verlobt. Nach dessen Rückkehr in die USA besuchte sie 17 *

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ihn am 16. 2. 1955 in A./Texas, wo er als Student der Universität von Texas lebte. Sie blieb ungefähr 4 Wochen lang bei ihm, verließ ihn dann aber, weil es erhebliche Differenzen gegeben hatte, wobei es sogar zu Mißhandlungen der Antrst. gekommen war. Nach etwa 2 weiteren Wochen, während deren sie bei seinen Eltern Zuflucht gefunden hatte, die die Handlungsweise ihres Sohnes verurteilten, erhielt sie von ihren Eltern das Geld für die Heimreise geschickt, die sie am 2. 4. 1955 antrat. Auf Grund dieses Sachverhalts macht der frühere Verlobte der Antrst. das Zustandekommen einer Common-Law-Ehe nach texanischem Recht geltend. . . . Die Antrst. beantragt, den Standesbeamten anzuweisen, das Aufgebot zu erlassen. Der Antrag ist zulässig und begründet. Eine Common-Law-Ehe nach texanischem Recht ist zwischen der Antrst. und ihrem früheren Verlobten nicht zustandegekommen. Die Common-Law-Ehe nach dem Recht von Texas kommt unter folgenden Voraussetzungen zustande: 1. Einigung, einander als Ehemann und Ehefrau zu nehmen; 2. Zusammenleben; 3. öffentliches Auftreten als Eheleute. Die Einigung, welche als hauptsächliches und wesentliches Element bezeichnet wird, besteht in der gegenwärtigen Willensübereinstimmung, sich jetzt sofort als Ehemann und Ehefrau f ü r immer zu verbinden. Die Einigung erfordert keine Form, aber beide müssen sich darüber im klaren und einverstanden sein, daß weder der eine Teil allein noch beide zusammen diesen Ehekontrakt künftig aufheben oder das Verhältnis zueinander lösen können. An diesem Erfordernis fehlt es im vorliegenden Fall bereits (wird ausgeführt). Das Zusammenleben als Voraussetzung der Common-Law-Ehe bedeutet volle Lebensgemeinschaft in gutem Glauben, Eheleute im dargestellten Sinne zu sein. Ein Zusammenleben in der Absicht, demnächst die Ehe zu schließen, genügt auch dann noch nicht, wenn Geschlechtsgemeinschaft besteht. So genügt es insbesondere auch nicht, wenn Verlobte in Geschlechtsgemeinschaft zusammen leben, aber eine förmliche Ehe beabsichtigen. Es besteht dann insolange keine Ehe. Auch an dem Erfordernis des öffentlichen Auftretens als Eheleute fehlt es. Dieses bedeutet nämlich, daß die Partner sich ständig in der Öffentlichkeit als Eheleute ausgegeben haben müssen, indem sie sich gegenüber Dritten und in Urkunden usw. als solche bezeichnen. Das haben beide aber nicht getan, denn die Antrst. hat mehrere Briefe ihres früheren Verlobten vorgelegt, welche dieser nach der Rückkehr der Antrst. nach Deutschland an ,Fräulein M.' adressiert hat. Zudem hat die Antrst. glaubwürdig versichert, daß sie in A. aushilfsweise in einem Konfektionsgeschäft als Sekretärin gearbeitet habe und dort unter dem Namen M. bezahlt worden sei. Demgegenüber können die von dem früheren Verlobten vorgelegten Erklärungen verschiedener Amerikaner, daß die Antrst. ihnen gegenüber als Frau O.

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aufgetreten sei oder von ihrem Verlobten als diese ausgegeben worden sei, schon deshalb keine Bedeutung beanspruchen, weil es sich hier, die Wahrheit unterstellt, nur um ein gelegentliches Auftreten als Ehepaar handelt. . . Nach alledem kann von einem ständigen öffentlichen Auftreten als Eheleute keine Rede sein. Hinzu kommt, daß die Beweisanforderungen f ü r die Common-Law-Ehe heute in den USA sehr streng sind. Das hängt damit zusammen, daß ein wesentlicher Grund f ü r die Anerkennung der Common-Law-Ehe die früher oft bedeutenden räumlichen Schwierigkeiten waren, weit entfernte Amtspersonen oder den Priester f ü r eine förmliche Trauung zu erreichen. Man wollte vor allem faktischen Ehen nach oft jahrelanger Dauer diesen Charakter nicht absprechen, weil sie nicht oder jedenfalls nicht nachweisbar förmlich geschlossen worden waren. Wo aber eine behördliche oder kirchliche Trauung ohne Mühe erreicht werden konnten, müssen nach texanischer Rechtsprechung an das Vorliegen einer Common-Law-Ehe die strengen Anforderungen gestellt werden. Das ist diesen Grundsätzen nach im vorliegenden Fall erforderlich, denn A. ist die Hauptstadt von Texas und eine Stadt von 600 000 Einwohnern, in der die betreffenden Amtspersonen ohne weiteres erreichbar sind. Es gilt ferner der Beweisgrundsatz, daß man um so mehr auf das Vorliegen einer Common-Law-Ehe schließen kann, je länger die beiden Partner zusammengelebt haben. Danach ist f ü r das Zusammenleben zwar eine bestimmte Zeitdauer nicht gesetzt, aber es ist auch klargestellt, daß eine unverhältnismäßig kurze Zeit nicht genügen kann. Die beiden Partner haben aber hier nur etwa 4 Wochen lang zusammengelebt, so daß auch aus diesem Grunde das Vorliegen einer Common-Law-Ehe verneint werden muß (wird ausgeführt). Im übrigen ist fraglich, ob die Common-Law-Ehe in Deutschland überhaupt anerkannt werden kann oder ob das texanische Recht insoweit wegen Verstoßes gegen die Vorbehaltsklausel (Ordre public) des Art. 30 EGBGB außer Anwendung zu bleiben hat. Ein Verstoß gegen die guten Sitten liegt allerdings nicht vor, da es sich bei der Common-Law-Ehe um ein ethisch äußerst hochstehendes Rechtsinstitut handelt. Näher liegt, daß sie gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstößt, da das deutsche Eherecht von dem Grundsatz der absoluten Publizität der Familienrechtsverhältnisse beherrscht ist ( § 1 1 EheG). Diese Frage ist von Rechtsprechung und Lehre im allgemeinen dahin beantwortet worden, daß die CommonLaw-Ehe nicht gegen Art. 30 EGBGB verstoße, weil dem deutschen Eherecht ausländische Formerleichterungen nicht widersprechen können, da sonst die betreffenden Rechtsinstitute nicht nur f ü r Ehen Deutscher, sondern auch f ü r die der Angehörigen des betreffenden Staates in Deutschland keine Anerkennung finden könnten (vgl. Soergel, BGB 8 [1955] Anm. VII 2 zu Art. 11 und Anm. II 1 zu Art. 13 EGBGB und die dort zitierte Literatur). Die Frage kann jedoch hier unentschieden bleiben, da feststeht, daß schon nach texanischem Recht eine Ehe in Form der Common-Law-Ehe zwischen der Antrst. und O. nicht zustandegekommen ist. Nach alledem liegt ein in einer solchen Ehe bestehendes Ehehindernis

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nicht vor. Da auch keine weiteren Ehehindernisse bekannt sind, muß das Aufgebot antragsgemäß erlassen werden." 84. Das Urteil eines deutschen Gerichts, durch das die Ehe eines in Schottland wohnhaften Schotten mit einer deutschen Staatsangehörigen geschieden wird, wird in Schottland nicht anerkannt. Der Schotte ist deshalb trotz Rechtskraft des deutschen Scheidungsurteils nach dem auf ihn nach wie vor anwendbaren schottischen Heimatrecht weiterhin als oerheiratet anzusehen. Dieses Ergebnis verletzt nicht den deutschen ordre public. Welche Gründe können zur Versagung der Befreiung von der Beibrinführen? - EGBGB Art. 13, 17, 30. gung eines Ehefähigkeitszeugnisses OLG Hamburg, Beschl. des Präsidenten vom 5. 8. 1955 - 3462 E - L 2 c/ 144: FamRZ 3 (1956) 189; StAZ 9 (1956) 60; Rev. crit. 46 (1957) 50 mit Anm. von Wengler. Aus den Gründen: „Der Antrag [des britischen Staatsangehörigen M. M., ihn zur Eheschließung mit der deutschen Staatsangehörigen H. gemäß § 10 II EheG von der Beibringung des Ehefähigkeitszeugnisses zu befreien] ist nach § 8 I Satz 2 der AusfVO zum EheG zulässig, weil der Antrst. keinen Aufenthalt in Großbritannien hat und deshalb ein Ehefähigkeitszeugnis nach dem Marriage with Foreigners Act 1906 nicht erlangen kann. Dagegen kann der Antrag sachlich keinen Erfolg haben, weil einer Eheschließung des Antrst. die Tatsache entgegensteht, daß er nach schottischem Recht noch in gültiger Ehe mit R. M. lebt. Die Maßgeblichkeit des schottischen Rechts ergibt sich aus Art. 13 I EGBGB, weil der Antrst. britischer Staatsangehöriger schottischer Abstammung ist. Eine Rückverweisung auf das deutsche Recht (Art. 27 EGBGB) käme nach den Grundsätzen des internationalen Privatrechts Großbritanniens nur dann in Betracht, wenn der Antrst. ein deutsches Domizil hätte. Das ist aber nicht der Fall. Der im englischen und schottischen Recht ausgebildete Begriff des Domizils kann nämlich nicht mit dem deutschen Begriff des Wohnsitzes gleichgesetzt werden. Das durch Geburt erworbene ,domicil of origin' geht vielmehr nur dann verloren, wenn in einem anderen Lande ein Wohnsitz mit der Absicht begründet wird, niemals wieder in das Domizilland zurückzukehren (Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 3 I G 1 S. 9). An den Beweis der Absicht, die Beziehungen zum früheren Domizil endgültig abzubrechen, werden strenge Anforderungen gestellt (Raape, I P R 3 51 ff.). Diesen Beweis hat der Antrst. weder im Scheidungsverfahren vor dem LG H. noch im Befreiungsverfahren führen können. Zutreffend hat das LG daher seine Zuständigkeit erst bejaht, als die Ehefrau durch Wiedereinbürgerung Deutsche geworden war. Nach seinem Heimatrecht gilt der Antrst. auch heute noch als verheiratet. Das Urteil des LG H., durch das die frühere Ehe des Antrst. nach Art. 17 III EGBGB geschieden worden ist, wird in Schottland nicht anerkannt, weil das hamburgische Gericht nach schottischem Recht fiir die Scheidung nicht

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zuständig war, da weder der Ehemann noch die Ehefrau - die das Domizil des Mannes rechtlich teilt — ein Domizil in Hamburg hatte, wie oben ausgeführt worden ist (Boschan, Europäisches Familienrecht 2 113). Die sich daraus ergebende Folge, daß die frühere Ehe des Antrst. nach schottischem Recht noch fortbesteht, läßt sich auch nicht mit der Begründung ausschließen, daß die Nichtanerkennung des deutschen Urteils gegen Art. 30 EGBGB verstoße. Ein solcher Verstoß liegt nicht vor, weil das deutsche Recht (Art. 13 EGBGB) über die Frage, ob ein Ausländer eine Ehe in Deutschland eingehen kann, ausschließlich das Heimatrecht entscheiden läßt (vgl. Neumayer, RabelsZ 20 [1955] 66 ff., insbesondere 72 ff.; Palandt-Lauterbach, Art. 13 EGBGB Anm. 5 a und § 5 EheG Anm. 2 am Ende; Süß, Festgabe f ü r Rosenberg 257; Staudinger-Raape, Art. 17 EGBGB Anm. F III 4; Lewald, Das deutsche IPR auf der Grundlage der Rechtsprechung 117 ff.). Die Tatsache, daß das deutsche Recht einer deutschen Frau die Scheidung ohne Rücksicht auf die Staatsangehörigkeit des Mannes ermöglicht, zwingt nicht zu der Schlußfolgerung, daß ein solches Urteil auch f ü r den Mann den Weg f ü r eine neue Ehe freimachen müsse (vgl. Ferid, StAZ 1953, 280 ff., vor allem Note 20). Aber auch abgesehen von dieser Beurteilung der Rechtslage müßte dem Antrst. die erbetene Befreiung mit Rücksicht auf die gesamten Verhältnisse der Verlobten versagt werden (§ 8 II Satz 1 der AusfVO zum EheG). Da die Ehe nach schottischem Recht ohne weiteres nichtig (void) sein würde (Bergmann aaO I G 1, S. 46 Note 1 und S. 21), würden die Kinder aus dieser Ehe nach schottischem Recht unehelich sein, weil beiden Ehegatten die Tatsache der Scheidung der früheren Ehe durch ein deutsches Gericht bekannt ist (Bergmann aaO 49). Diese Folge muß auf jeden Fall vermieden werden, zumal die Möglichkeit besteht, daß auch ein deutsches Gericht die Kinder als unehelich ansieht (Art. 13, 18 EGBGB). Auch sonst ist eine Ehe, die im Heimatland eines der beiden Ehegatten nicht anerkannt wird, mit so vielen Unsicherheiten und Gefahren für die Beteiligten verbunden, daß die Befreiung schon deshalb versagt werden muß (vgl. KG, J W 1938, 1258 mit Anm. Maßf eller zu I I b ) . Unter diesen Umständen wird der Antrst. entweder versuchen müssen, seine nach schottischem Recht noch bestehende Ehe in Schottland scheiden zu lassen oder aber seine britische Staatsangehörigkeit aufzugeben haben."

Persönliche Rechtsbeziehungen der Ehegatten Siehe auch Nr. 8, 89, 98 85. Der Unterhaltsanspruch der Ehefrau beurteilt sich nach dem gemeinsamen Heimatrecht der Ehegatten. Zum niederländischen Unterhaltsrecht. - EGBGB Art. 14. AG Mannheim, Urt. vom 17. 3. 1954 - 2 G 74/54. Ungedruckt. Die Parteien sind Eheleute. Beide besitzen die niederländische Staatsangehörigkeit. Sie leben getrennt. Die Kl. verlangt Unterhalt.

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Aus den Gründen: „I. Die Entscheidung hat sich, da es sich bei den Parteien um holländische Staatsangehörige handelt, auf holländisches Recht zu gründen. Nach dem Gutachten des Max-Planck-Instituts f ü r ausländisches u n d internationales Privatrecht vom 17. 12. 1953 kann die Ehefrau nach holländischem Recht von ihrem Ehemann Unterhalt verlangen, wenn sie berechtigterweise von ihm getrennt lebt. Dies liegt vor, wenn sich der Mann mit dem Getrenntleben einverstanden erklärt hat. Nach der Erklärung des. Bekl. ist dies hier der Fall. II. Abgesehen hiervon wäre der Kl. ein Zusammenleben mit dem Bekl. nach holländischem Recht dann nicht zumutbar, wenn sie mit einer Klage auf Scheidung von Tisch und Bett nach holländischem Recht durchdringen würde. Diese setzte voraus, daß der Bekl. sich so schwerwiegender Mißhandlungen oder Beleidigungen der Kl. habe zuschulden kommen lassen* daß dieser eine Fortsetzung des Zusammenlebens billigerweise nicht zugemutet werden kann. . . . Diese Tatsachen lassen nach den Umständen des Falles den Schluß zu, daß die Kl. tatsächlich . . . vom Bekl. körperlich schwer mißhandelt worden ist. Diese Mißhandlung müßte als so ernsthaft angesehen werden, daß der Kl. das Zusammenleben mit dem Bekl. billigerweise nicht m e h r zugemutet werden könnte. Ob die Kl. sich ihrerseits gegenüber dem Bekl. nicht verziehener Verfehlungen habe zuschulden kommen lassen, ist vom Bekl. nicht dargetan worden, abgesehen davon, daß nach holländischem Recht eine Schuldkompensation nicht stattfindet. III. Hiernach ist der Bekl. der Kl. zur Unterhaltsleistung verpflichtet" (wird ausgeführt). der geschiedenen Ehefrau beurteilt sich 86. Der Unterhaltsanspruch nach dem Scheidungsstatut. Zum niederländischen Unterhaltsrecht. Ein Unterhaltsverzicht ist nach niederländischem Recht unverbindlich. - EGBGB Art. 17. LG Essen, Urt. vom 5. 3. 1954 - 1 S 552/53. Ungedruckt. Die Parteien sind holländische Staatsangehörige. Ihre Ehe ist wegen Ehebruchs des Antrg., jedoch nach niederländischem Recht ohne Schuldausspruch, rechtskräftig geschieden. Die Antrst., die in einem früheren, durch ihre Klagerücknahme beendeten Ehescheidungsverfahren f ü r den Fall der Scheidung auf Unterhalt verzichtet hatte, hat nunmehr gleichwohl den Antrg. im Wege der einstweiligen Verfügung auf Zahlung von Unterhalt in Anspruch genommen. Das AG hat angeordnet, daß der Antrg. der Antrst. eine monatliche Unterhaltsrente von 60 DM zu zahlen hat. Aus den Gründen : „Da die Ehe der Parteien auf Grund eines Ehebruchs des Antrg. geschieden ist, ist er nach niederländischem Recht verpflichtet, der Antrst. eine Unterhaltsrente zu zahlen (Art. 277, 280 BWB der Niederlande). . . .

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Zu Unrecht beruft sich der Antrg. demgegenüber auf den Unterhaltsverzicht der Antrst. Nach holländischem Recht, das auch insoweit gemäß Art. 17 EGBGB Anwendung finden muß, ist ein Unterhaltsverzicht, gleich welcher Art, nicht verbindlich (Art. 470 II BWB der Niederlande)." 87. § 627 ZPO ist als Verfahrensvorschrift auch bei Scheidung österreichischer Staatsangehöriger anwendbar. Die Auferlegung der Leistung eines Prozeßkostenvorschusses setzt jedoch das Bestehen einer Verpflichtung hierzu nach dem sachlich maßgebenden Recht voraus. Zur Qualifikation der Prozeßkostenvorschußpflicht. Zum österreichischen Unterhaltsrecht. Eine Verpflichtung zur Leistung eines Prozeßkostenvorschusses ist nach österreichischem Recht nicht gegeben. - EGBGB Art. 14, 15. OLG München, 4. ZS, Beschl. vom 23. 1. 1954 - 4 W 9/54: N J W 8 (1955) 227; Leitsatz in FamRZ 2 (1955) 110. Die Streitteile haben ihren Wohnsitz im Inland, sind aber österreichische Staatsangehörige. Auf Antrag der Bekl. hat das LG den Kl. durch eine einstweilige Anordnung nach § 627 ZPO verpflichtet, ihr einen Prozeßkostenvorschuß zu zahlen. Gegen diesen Beschluß wendet der Kl. sich mit der Beschwerde. Aus den Gründen: „Die Vorschrift des § 627 ZPO ist, wenigstens soweit sie die Vorschußpflicht betrifft, eine reine Verfahrens Vorschrift. Sie gibt nicht die Rechtsgrundlage f ü r die Vorschußpflicht, sondern setzt eine schon nach materiellem Recht bestehende Vorschußpflicht voraus. Ihre Bedeutung liegt n u r darin, daß in Ehesachen über einen nach materiellem Recht bestehenden Anspruch auf Leistung eines Prozeßkostenvorschusses anstatt in einem besonderen und selbständigen Prozeß in dem kurzen u n d einfachen Verfahren der einstweiligen Anordnung durch den Prozeßrichter selbst entschieden werden kann. Diese Auffassung wird von Rechtsprechung und Schrifttum überwiegend und auch vom erkennenden Senat ständig vertreten. Da das deutsche Gericht grundsätzlich n u r seine Verfahrensordnung anzuwenden hat, ist § 627 ZPO als reine Verfahrensvorschrift auch auf die Streitteile, obwohl sie österreichische Staatsangehörige sind, anzuwenden (Palandt, BGB 1 3 Anm. 15 Vorbem. vor EGBGB Art. 7). Danach könnte dem Kl. die Leistung eines Prozeßkostenvorschusses ebenso wie einem deutschen Staatsangehörigen zwar durch einstweilige Anordnung auferlegt werden, aber ebenso wie einem solchen n u r dann, wenn f ü r ihn eine solche Vorschußpflicht nach materiellem Recht besteht. Nach österreichischem Recht besteht aber eine solche Prozeßkostenvorschußpflicht nicht, mag m a n die Frage dieser Vorschußpflicht nach den positivrechtlichen Bestimmungen des BGB (§§ 1387, 1416, 1529), also nach der lex fori, als eine Frage des ehelichen Güterrechts qualifizieren, wie es das KG in seinem Beschluß vom 22. 12. 1936 (JW 1937, 1974) und Palandt (aaO Anm. 9 Vorbemerkung vor Art. 7 EGBGB) f ü r richtig hält, oder in

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Übereinstimmung mit Prof. Dr. Süß in der Anmerkung zu der eben erwähnten KG-Entscheidung zugeben, daß diese Frage nach der lex causae beurteilt werden muß und daher auch als eine Frage der persönlichen Ehewirkungen oder als eine Frage des Scheidungsrechtes qualifiziert werden kann. Auch Raape (IPR 3 75) ist der Ansicht, daß hier mit einer [einzigen] Kollisionsnorm nicht auszukommen ist, weil jene Vorschußpflicht ,sub specie orbis' Ausfluß einer Unterhaltspflicht, aber auch des Güterstandes sein kann. Wenn das Güterrechtsstatut maßgebend ist, wie das KG meint, ist der Kl. zur Leistung eines Prozeßkostenvorschusses nicht verpflichtet, weil das österreichische eheliche Güterrecht, welches als gesetzlichen Güterstand den der Gütertrennung hat (§§ 1233, 1237 ABGB), eine solche Vorschußpflicht nicht kennt. Wäre das Scheidungsstatut maßgebend, so käme man zu demselben Ergebnis. Denn auch im österreichischen Ehescheidungsrecht, welches jetzt mit dem deutschen EheG von 1938 - abgesehen von den aufgehobenen spezifisch nationalsozialistischen Bestimmungen - wörtlich übereinstimmt, ist keine Bestimmung über eine Prozeßkostenvorschußpflicht des Ehemannes enthalten. Es bliebe daher nur die Frage, ob aus den österreichischen Gesetzesvorschriften über die persönlichen Rechtsbeziehungen der Ehegatten zueinander (Ehewirkungsstatut) eine Verpflichtung des Ehemannes zur Leistung eines Prozeßkostenvorschusses an die Ehefrau, insbesondere im Falle des Ehescheidungsverfahrens, entnommen werden kann. In Betracht käme hier einzig und allein die Vorschrift über die Unterhaltspflicht des Ehemannes. § 91 ABGB bestimmt, daß der Ehemann verpflichtet ist, der Ehegattin nach seinem Vermögen den ,anständigen' ( = standesgemäßen oder angemessenen) Unterhalt zu verschaffen. Während nach den positivrechtlichen Bestimmungen des BGB die Prozeßkostenvorschußpflicht des Ehemannes nicht aus seiner Unterhaltspflicht abgeleitet werden kann, wäre es denkbar, daß das österreichische Recht eine solche Vorschußpflicht aus der Unterhaltspflicht des Ehemannes ableitet. Das wäre aber zu beachten, wenn man sich der bestrittenen Auffassung des KG, daß die Zugehörigkeit einer bestimmten Rechtsfrage zu einem bestimmten Rechtsgebiet nach der lex fori zu beurteilen ist, nicht anschließt. Das österreichische ABGB versteht unter Unterhalt nach der im § 672 gegebenen Legaldefinition: Nahrung, Kleidung, Wohnung und ,die übrigen Bedürfnisse'. Schon nach dieser Legaldefinition kann nicht angenommen werden, daß zum Unterhalt in diesem Sinne auch die Prozeßkosten gehören, welche die Ehefrau einstweilen oder endgültig zu entrichten hat, insbesondere in einem Prozeß, welcher die Auflösung der Ehe erstrebt. Der OGH in Wien hat auch, wie das KG aaO ausführt, in seiner Entscheidung vom 23. 6. 1925 (Slg. VII Nr. 300) die Frage, ob die im Scheidungsstreit stehende, tatsächlich getrennt lebende Ehegattin die Leistung eines solchen Vorschusses im Wege der einstweiligen Verfügung verlangen könne, mit der Begründung verneint, der Ehemann sei in diesem Falle nur zur Zahlung einer Unterhaltsrente im allgemeinen verpflichtet, die auf die einzelnen Bedürfnisse und somit auch auf den Pro-

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zeßkostenaufwand zu verteilen Sache der Ehefrau sei. Als Ausweg bleibe ihr lediglich, eine allgemeine Erhöhung der Rente zu verlangen. Dieser Auffassung schließt sich in Übereinstimmung mit dem KG auch der erkennende Senat um so mehr an, als auch der noch immer maßgebende Standardkommentar zum ABGB von Klang eine solche Prozeßkostenvorschußpflicht des Ehemannes verneint, wie gleichfalls in der eben erwähnten Entscheidung des KG aufgezeigt ist. Man mag also für die Frage der anzuwendenden Kollisionsnorm die Prozeßkostenvorschußpflicht ihrer rechtlichen Natur nach wie immer qualifizieren, in keinem Falle ist eine solche nach österreichischem Recht begründet." 88. Die Prozeßkostenvorschußpflicht des Ehemannes ist eine Frage des ehelichen Güterrechts und beurteilt sich nach dem Recht des Staates, dem der Ehemann zur Zeit der Eheschließung angehört. Welche Folgen hätte die Qualifikation als ehepersonenrechtlicM Wechselt der Ehemann nach Eingehung der Ehe die Staatsangehörigkeit, so bleibt auf die persönlichen Ehewirkungen das frühere gemeinsame Heimatrecht der Ehegatten anwendbar. Das österreichische Recht kennt ebenfalls die Vorschußpflicht des Ehemanns für die Prozeßkosten. - EGBGB Art. 14, 15; Haager Ehewirkungsabkommen von 1905 Art. 9. LG Hamburg, Beschl. vom 27. 4. 1954 - 5 R 90/54. Ungedruckt. Aus den Gründen: „Die Parteien haben 1947 vor dem Standesamt Hamburg geheiratet. Im Zeitpunkt der Eheschließung war der KI. österreichischer Staatsbürger, die Bekl. deutsche Staatsangehörige. Die Bekl. ist durch die Eheschließung österreichische Staatsangehörige geworden und ist im Besitze eines österreichischen Passes. Nachdem der Kl. im Jahre 1949 nach England verzogen war, hat er dort im Herbst 1949 die britische Staatsangehörigkeit erworben. Jetzt hält sich der Kl. als britischer Staatsangehöriger in den Vereinigten Staaten, und zwar in L. im Staate Kalifornien auf. Der Kl. hat beim LG in Hamburg [wo die Bekl. ihren Wohnsitz hat] Klage auf Scheidung der Ehe erhoben 1 . Die Bekl. hat bisher lediglich Klageabweisung beantragt und die Zuständigkeit des angerufenen Gerichts gerügt, sowie ferner die Einrede der mangelnden Sicherheit f ü r die Prozeßkosten erhoben. Eine mündliche Verhandlung zur Hauptsache hat bisher nicht stattgefunden. Mit Schriftsatz vom 23. 4. 1954 beantragte die Bekl., dem Kl. gemäß § 627 ZPO aufzuerlegen, einen angemessenen Prozeßkostenvorschuß f ü r die Bekl. zu zahlen. Der Antrag der Bekl. auf Erlaß einer einstweiligen Anordnung auf Zahlung eines Prozeßkostenvorschusses bestimmt sich nicht nach dem deutschen materiellen Recht, sondern unter Berücksichtigung der Regeln des internationalen Privatrechtes nach österreichischem Recht: 1

Siehe hierzu das Zwischenurteil des LG Hamburg, unten Nr. 183.

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Offensichtlich vertritt die Bekl. in ihrem Antrag vom 23. 4. 1954 den Standpunkt, allein das deutsche Recht sei maßgebend. Diese Auffassung ist aber schon deshalb nicht richtig, weil § 627 ZPO lediglich eine prozessuale Norm enthält, die besagt, daß einstweilige Anordnungen auf Zahlung eines Prozeßkostenvorschusses ergehen können, wenn das materielle Recht eine solche Prozeßkostenvorschußpflicht kennt. Im Gegensatz zu der von der Bekl. zitierten Auffassung der neuesten Auflage von Stein-Jonas-Schönke (ZPO 1 7 Anm. VIII zu § 627 ZPO) ist das erkennende Gericht nach wie vor der von allen Hamburger Gerichten vertretenen Auffassung, daß § 627 ZPO lediglich prozessualen Charakter hat, also selbständig keinen Anspruch gibt, und daß nach dem deutschen materiellen Recht f ü r den Regel-Güterstand, der seit dem 1. 4. 1953 der Güterstand der Gütertrennung ist (§ 1426 BGB), eine Prozeßkostenvorschußpflicht nicht besteht (vgl. hierzu die Ausführungen von Lauterbach, NJW 1953, 1539; Baumbach-Lauterbach, ZPO 2 2 § 627 Anm. 4). Der Begründung Lauterbachs tritt die Kammer in vollem Umfange bei. Im vorliegenden Fall ist aber nicht das deutsche materielle Recht maßgebend, sondern das österreichische materielle Recht. Vom Standpunkt des deutschen materiellen Rechtes gehört die Frage der Prozeßkostenvorschußpflicht des Mannes in das eheliche Güterrecht. Die Kollisionsnorm des deutschen internationalen Privatrechts in Art. 15 EGBGB bestimmt als Grundsatz, daß sich das eheliche Güterrecht nach dem Heimatrecht des Ehemannes zur Zeit der Eheschließung beurteilt. Da der Kl. zur Zeit der Eheschließung österreichischer Staatsbürger war und der spätere Staatsangehörigkeitswechsel des Kl. insoweit unerheblich ist, ist daher auf die güterrechtlichen Beziehungen der Ehegatten österreichisches Recht anzuwenden. Das österreichische materielle Recht kennt ebenfalls eine Prozeßkostenvorschußpflicht des Ehemannes gegenüber der Ehefrau. Allerdings folgt in Österreich die Prozeßkostenvorschußpflicht nicht aus einer ausdrücklichen güterrechtlichen Bestimmung wie im § 1387 BGB, sondern regelt sich als Teil der allgemeinen Unterhaltspflicht gemäß § 91 ABGB, mithin als eine personenrechtliche Ehewirkung im Sinne des Art. 14 EGBGB (vgl. Wölfl, Das IPR Deutschlands 2 [1949] 45 ff.). Das Gericht folgt damit nicht der abweichenden Auffassung des KG (JW 1937, 1974). Das KG vertritt hier den Standpunkt unter Berufung auf eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofes in Wien vom 23. 6. 1925, daß im Scheidungsrechtsstreit die Ehefrau nach österreichischem Recht keinen Prozeßkostenvorschuß verlangen könne. Der Sachverhalt liegt im hier zu entscheidenden Falle insofern anders, als die Ehefrau hier die Bekl. ist und jedenfalls bisher sich gegen die vom Kl. verlangte Ehescheidung durch ihren Klagabweisungsantrag wehrt, während in dem vom KG entschiedenen Fall die Ehefrau selbst als Kl. die Scheidung begehrte. Insofern weicht schon die Interessenlage der Bekl. im vorliegenden Rechtsstreit von dem vom KG entschiedenen Fall ab. Darüberhinaus bringt auch das KG zum Ausdruck, daß auch nach österreichischem Recht es durchaus angängig ist, den Prozeßkostenaufwand im Rahmen der Unterhaltsansprüche der Ehefrau gegen den Ehemann geltend

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zu machen. Das m u ß nach Auffassung der Kammer u m so m e h r gelten, wenn es sich, wie hier, um eine Verteidigung gegen eine Scheidungsklage des Ehemannes handelt (vgl. auch die Anmerkung von Süß zu der angef ü h r t e n Entscheidung aaO 1976 am Ende). Nach der lex fori, d. h. nach dem deutschen materiellen Recht, würde die Einreihung der Kostenvorschußpflicht in das Ehegüterrecht zur Anwendung des Art. 15 EGBGB zwingen, d. h. also, daß nach den obigen Ausf ü h r u n g e n österreichisches Recht maßgebend wäre. Beurteilt m a n aber mit dem österreichischen materiellen Recht die Prozeßkostenvorschußpflicht als eine Frage, die zu den persönlichen Ehewirkungen gehört, so würden gemäß Art. 14 EGBGB sich die persönlichen Rechtsbeziehungen der Ehegatten nach ihrem Heimatrecht beurteilen, wobei ein Staatsangehörigkeitswechsel grundsätzlich zu beachten wäre (vgl. Palandt, BGB 14 Art. 14 EGBGB Anm. 2). Im vorliegenden Fall würde das bedeuten, daß unter Umständen auch das britische Recht maßgebend wäre, insbesondere auch das britische internationale Privatrecht, welches den Domizil-Grundsatz kennt, so daß ferner im Hinblick darauf, daß der Kl. als jetzt britischer Staatsangehöriger sich zur Zeit in Kalifornien aufhält, unter Umständen auch kalifornisches materielles Recht f ü r die Frage der Prozeßkostenvorschußpflicht in Betracht käme. Nach Auffassung der Kammer k a n n eine solche Lösung aber nicht in Betracht kommen, vielmehr ist die Kammer der Meinung, daß auch im Rahmen des Art. 14 EGBGB bei einem Staatsangehörigkeitswechsel nach der Eheschließung, der dazu führt, daß nun beide Eheleute verschiedene Staatsangehörigkeiten haben, das letzte gemeinsame Heimatrecht maßgebend sein m u ß . Beide Parteien hatten als letztes gemeinsames Heimatrecht das österreichische Recht, da beide Parteien zum Zeitpunkt der Eheschließung u n d bis zum Erwerb der britischen Staatsangehörigkeit durch den Kl. im J a h r e 1949 österreichische Staatsangehörige waren. Die hier vertretene Auffassung hat ihren Niederschlag auch im Art. 9 II des Haager Ehewirkungsabkommens vom 17. 7. 1905 gefunden. Es k a n n dahingestellt bleiben, in welchem Umfange das Haager Ehewirkungsabkommen heute noch in Kraft ist. Entscheidend kommt es allein darauf an, daß der im Art. 9 II festgelegte Grundsatz generell anzuerkennen ist. Danach k a n n der Staatsangehörigkeitswechsel des Kl. nicht dazu führen, daß möglicherweise auch noch britisches oder kalifornisches Recht bei der Frage der Prozeßkostenvorschußpflicht zu berücksichtigen wäre (vgl. OLG Kiel, HRR 1931, 1320 = J W 1932, 599; anderer Meinung offenbar Palandt aaO Art. 14 EGBGB Anm. 2 b). Das bedeutet also, daß bei der Beurteilung der Prozeßkostenvorschußpflicht nach der lex fori sowohl nach Art. 14 als auch nach Art. 15 EGBGB das österreichische Recht maßgebend ist. Zu dem gleichen Ergebnis kommt m a n auch, wenn m a n mit Wolff aaO die Lehre von der Maßgeblichkeit des Wirkungsstatuts anwendet. Danach wäre, allein auf das österreichische Recht abgestellt, welches die Prozeßkostenvorschußpflicht als Ausfluß der Unterhaltspflicht regelt, davon auszugehen, daß Art. 14 EGBGB ausschließlich zur Anwendung käme. Wie

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bereits oben ausgeführt, würde sich damit die Prozeßkostenvorschußpflicht allein nach österreichischem Recht bestimmen, da das letzte gemeinsame Heimatrecht beider Eheleute das österreichische Recht war. Da die maßgebende lex fori, das deutsche Prozeßrecht, in § 627 ZPO die Möglichkeit einstweiliger Anordnungen auf Zahlung von Prozeßkostenvorschüssen kennt, war, wie geschehen, nach den Grundsätzen des materiell anzuwendenden österreichischen Rechtes der Kl. f ü r verpflichtet zu erklären, zu Händen des Prozeßbevollmächtigten der Bekl. einen Kostenvorschuß zu zahlen."

Ehegüterrecht Siehe auch Nr. 88, 133, 197 89. Zur Übertragung eines Erbteils nach schweizerischem Ehegüterrecht. Der Grundsatz der Gleichberechtigung gilt nicht bei ausländischen Frauen, da er als Sachnorm die Anwendbarkeit deutschen Rechts als Personalstatut voraussetzt. Seine Nichtanwendung verstößt nicht gegen den deutschen ordre public. - EGBGB Art. 14, 15, 30. BayObLG, 2. ZS, Beschl. vom 6. 10. 1954 - BReg. 2 Z 116, 117/54: BayObLGZ 4 (1954) 225; Leitsatz in FamRZ 2 (1955) 138. Die am 18. 5. 1939 verstorbene Baumeisterswitwe V. M. ist laut gemeinschaftlichem Erbschein des AG St. vom 20. 7. 1939 auf Grund Gesetzes von ihren 5 Kindern Johann M., Michael M., Max M., Viktoria M. sowie Josefa M., die mit dem Altgardisten Josef M. in der Schweiz verheiratet ist, je zu Vs Anteil beerbt worden. Die Erblasserin V. M. hinterließ 3 Häuser in St. Die in der Schweiz verheiratete Miterbin Josefa M. erteilte mit Urkunde vom 11. 2. 1941, die von Notar Dr. St. in St. beglaubigt wurde, ihrem Bruder Michael M. allgemeine Vollmacht über ihr in Deutschland befindliches Vermögen und ermächtigte diesen, hinsichtlich letzteren Vermögens alle Rechtshandlungen vorzunehmen und alle Rechtsgeschäfte abzuschließen, die sie selbst vornehmen könnte, insbesondere auch in ihrem Namen mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen und diese Vollmacht ganz oder teilweise auf Dritte zu übertragen. Josefa M. lebt nach den vom Notar im Beglaubigungsvermerk getroffenen Feststellungen mit ihrem Mann, der schweizerischer Staatsangehöriger ist, in vertragsloser Ehe nach schweizerischem Güterrecht. Mit Urkunde des Notars Dr. L. vom 21. 4. 1953 erteilten die fünf Geschwister dem Assessor Karl D. in St. die Vollmacht, sie und jeden von ihnen in allen Vermögensangelegenheiten, insbesondere hinsichtlich des gesamten Grundbesitzes in jeder Hinsicht zu vertreten, soweit das Gesetz eine Stellvertretung überhaupt zulasse; er sollte von den Beschränkungen des § 181 BGB befreit sein und die Vollmacht durch das Ableben eines Vollmachtgebers nicht erlöschen. Persönlich erschienen waren damals auf dem Notariat nur D. sowie die drei Brüder M.; Michael M. erklärte aber, zugleich

Nr. 89

VI. Familienrecht

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f ü r seine v e r h e i r a t e t e Schwester J o s e f a auf G r u n d der i h m ausgestellten allgemeinen Vollmacht h a n d e l n zu wollen. Mit U r k u n d e des N o t a r s Dr. E . v o m 21. 7. 1953 ü b e r t r u g D., h a n d e l n d f ü r die f ü n f Geschwister auf G r u n d seiner in A u s f e r t i g u n g vorgelegten Gen e r a l v o l l m a c h t v o m 21. 4. 1953, a n seine miterschienene E h e f r a u Rosm a r i e D. die E r b a n t e i l e d e r 3 B r ü d e r M. a m ungeteilten N a c h l a ß i h r e r Mutter, f e r n e r die E r b a n t e i l e der b e i d e n Schwestern a n diesem N a c h l a ß a n seine T a n t e Rosa D. Als D. die U r k u n d e z u r U m s c h r e i b u n g der N a c h l a ß g r u n d s t ü c k e b e i m G r u n d b u c h a m t vorlegte, l u d dieses die Geschwister M. vor. Auf i h r e n Einw a n d , d a ß D. die Vollmacht m i ß b r a u c h t h a b e , l e h n t e es die E i n t r a g u n g ab. Gegen diesen Beschluß w e n d e t sich D. mit d e r Beschwerde. Aus d e n G r ü n d e n : „Die Ü b e r t r a g u n g des Erbteils der v e r h e i r a t e t e n Schwester J o s e f a M. w ä r e überdies auch aus a n d e r e n G r ü n d e n r e c h t s u n w i r k s a m : Die v o n i h r erteilte Generalvollmacht k a n n nicht als notarielle Vollmacht gewertet w e r d e n (wird a u s g e f ü h r t ) . Die von J o s e f a M. in D e u t s c h l a n d erteilte, also zufolge Art. 11 EGBGB nach den deutschen S a c h n o r m e n zu b e u r t e i l e n d e Vollmacht w ä r e d a h e r schon rein f o r m e l l nicht geeignet, die V e r t r e t u n g s m a c h t zur Ü b e r t r a g u n g dieses Erbteils nachzuweisen. D a die E h e l e u t e M. schweizerische Staatsangehörige sind u n d f ü r i h r persönliches E h e - u n d E h e g ü t e r r e c h t d a h e r d a s schweizerische ZGB m a ß g e b e n d ist (Art. 14, 15 EGBGB), b e d ü r f t e J o s e f a M. z u r Ü b e r t r a g u n g i h r e s Erbteils auch noch der Z u s t i m m u n g ihres E h e m a n n s . Sie lebt nach d e n Feststellungen, die der N o t a r Dr. St. in seinen B e g l a u b i g u n g s v e r m e r k a u f g e n o m m e n hat, mit i h r e m M a n n in vertragsloser E h e nach schweizerischem Güterrecht. I n F r a g e k o m m t der ordentliche gesetzliche G ü t e r s t a n d des schweizerischen ZGB, die s o g e n a n n t e G ü t e r v e r b i n d u n g . I h r E r b a n t e i l w u r d e eingebrachtes F r a u e n g u t , ü b e r das die E h e f r a u nach Art. 195, 202 bis 204 ZGB nicht selbständig v e r f ü g e n k a n n (Egger, K o m m e n t a r z u m schweizerischen ZGB II [1936] R a n d b e m . 3 - 7 zu Art. 203, R a n d b e m . 4 zu Art. 204; Tuor, Das schweizerische Z G B 6 [1953] 186). Der G r u n d s a t z d e r Gleichberechtigung d e r F r a u , wie er d u r c h Art. 117 I u n d Art. 3 II GG eing e f ü h r t ist, gilt f ü r J o s e f a M. nicht, d a er als deutsche S a c h n o r m die Anw e n d b a r k e i t des deutschen P e r s o n a l s t a t u t s voraussetzt. Auch die Vorbehaltsklausel des Art. 30 EGBGB darf nicht dazu f ü h r e n , eine nach d e n deutschen K o l l i s i o n s n o r m e n z u r A n w e n d u n g b e r u f e n e ausländische Gesetzesb e s t i m m u n g von der A n w e n d u n g deswegen auszuschließen, weil d u r c h sie der M a n n gegenüber der F r a u bevorzugt w i r d (Dölle, Die Gleichberechtigung von M a n n u n d F r a u im Familienrecht, F e s t g a b e f ü r Erich K a u f m a n n [1950] 40; Makarou, RabelsZ 1952, 393; Braga, MDR 1952, 268)."

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Nr. 90

Ehescheidung Siehe auch Nr. 80, 84, 85, 87, 102, 184, 192, 213, 215, 231

90. Die Vorschrift des Art. 17 I EGBGB widerspricht nicht dem Grundsatz der Gleichberechtigung der Geschlechter und ist über den 31. 3. 1953 hinaus unverändert in Geltung. - EGBGB Art. 17. BGH, 4. ZS, Urt. vom 18. 1. 1954 - IV ZR 144/53: DRpfl. 62 (1954) 188; N J W 7 (1954) 837; LM Nr. 1 zu Art. 17 EGBGB; FamRZ 1 (1954) 16; Clunet 85 (1958) 172. Aus den Gründen: „Nach Art. 17 1 EGBGB sind f ü r die Scheidung der Ehe die Gesetze des Staates maßgebend, dem der Ehemann zur Zeit der Erhebung der Klage angehört. Deutsches Scheidungsrecht hat hier deshalb auch dann Anwendung zu finden, wenn die Bekl. die deutsche Staatsangehörigkeit nicht mehr besitzen sollte. Die angeführte Kollisionsnorm, die im Scheidungsrechtsstreit dem Heimatrecht des Mannes den Vorzug gibt, ist in ihrem Inhalt nicht dadurch berührt worden, daß das dem Grundsatz der Gleichberechtigung der Geschlechter entgegenstehende Recht am 1. 4. 1953 außer Kraft getreten ist (Art. 3 II, 117 GG). Im Schrifttum ist allerdings mehrfach die Auffassung vertreten worden, daß dieser Grundsatz es erforderlich mache, diejenigen Vorschriften des internationalen Privatrechts, die an das Personalstatut des Mannes anknüpfen, im Wege der Gesetzgebung zu ändern. Es wird geltend gemacht, daß derjenige, dessen Personalstatut zur Anwendung komme, gegenüber der anderen Partei bevorzugt sei, weil man das eigene Personalstatut als angemessener empfinde und am ehesten kenne und es durch den Wechsel der Staatsangehörigkeit oder des gewöhnlichen Aufenthaltes frei wählen könne, und es wird ferner angeführt, daß die Kollisionsnormen nicht auf Grundlagen beruhen dürften, die im materiellen Recht verworfen würden (Makarov, RabelsZ 1952, 382 [383, 385]; vgl. auch Braga, MDR 1952, 266 [267, 268]). Andererseits ist jedoch gesagt worden, daß ein im Inlandsrecht herrschendes Prinzip nicht in den Bereich des internationalen Privatrechts projiziert werden dürfe, für das andere Maximen die Vorherrschaft verlangen müßten; würde man familienrechtliche Sachverhalte mit Auslandsberührung dem Heimatrecht beider Gatten unterwerfen, so würde man damit eine verwickelte Rechtslage schaffen, während gerade die jetzige Fassung des Art. 17 EGBGB den Vorzug der Einfachheit und Klarheit habe (Dölle, Festgabe f ü r Erich Kaufmann [1950] 19 [40, 42]; auch Hübner, Beiheft 14 zur DRZ 43 [93]). Nach dem ersten Regierungsentwurf zum Familienrechtsgesetz soll Art. 17 EGBGB in der gegenwärtigen Fassung beibehalten werden (Bundestagsdrucksachen 1. Wahlperiode 1949 Nr. 3802, 29). Als Begründung dafür wird angegeben, daß eine Änderung der Kollisionsnormen nicht erforderlich und zweckmäßig sei, da bei Anwendung kumulierter Heimatrechte eine unlösbare Verwirrung eintrete, und es wird ferner darauf hingewiesen, daß die Anwendung des Heimatrechts des Man-

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nes die Frau unter Umständen günstiger stellen könne, als wenn ihr eigenes Heimatrecht zum Zuge komme (aaO 85; dazu Maßfeller, StAZ 1952, 270 [276]). Der Bundesrat hat diese Auffassung nicht beanstandet (aaO Anlage A 12). Nachdem von der Fraktion der Freien Demokratischen Partei vorgelegten Gesetzentwurf soll Art. 17 EGBGB gleichfalls unverändert bleiben (Bundestagsdrucksachen 2. Wahlperiode 1953 Nr. 112, 29), desgleichen nach dem neuerdings dem Bundesrat von der Bundesregierung zugeleiteten Entwurf eines Gesetzes über die Gleichberechtigung (Bundesratsdrucksachen 532/53, 77), und auch der Entwurf des rechtspolitischen Ausschusses und des Frauenausschusses der Sozialdemokratischen Partei zum Familienrechtsgesetz sieht keine Änderungen des EGBGB vor. Dementsprechend vertreten Hagemeyer ( N J W 1953, 601 [605]) und Maßfeller StAZ 1953, 73 [77]) die Auffassung, daß die Vorschriften, die von dem Heimatstatut des Mannes ausgehen, über den 1. 4. 1953 hinaus unverändert fortgelten. Zu demselben Ergebnis kommt das Max-Planck-Institut f ü r ausländisches und internationales Privatrecht in Tübingen in einer vorläufigen Stellungnahme zu dieser Frage (RabelsZ 1953, 119). Der Senat tritt dem bei, jedenfalls was die Anwendbarkeit des Art. 17 EGBGB betrifft. Es mag sein, daß gewisse Schwierigkeiten f ü r eine Partei entstehen, wenn über die Scheidung ihrer Ehe nicht nach ihrem Personalstatut entschieden wird. Ob das aber im Ergebnis f ü r sie von Vorteil oder von Nachteil ist, läßt sich nur von Fall zu Fall j e nach dem Inhalt der Rechtsordnung, die zur Anwendung kommt, sagen; davon, daß diese Regelung die Frau grundsätzlich schlechter stelle, kann keine Rede sein. Für die Lösung der Frage, welches Scheidungsrecht bei verschiedener Staatsangehörigkeit der Ehegatten anzuwenden ist, bedarf es einer eindeutigen Regelung, wie sie das Gesetz in Art. 17 EGBGB gibt. V o n dieser Regelung müssen die Gerichte weiter ausgehen, solange der Gesetzgeber selbst die Vorschrift nicht ändert; denn diese enthält keine echte Bevorzugung des einen Ehegatten gegenüber dem anderen wegen seines Geschlechts und widerspricht deshalb nicht dem Grundgesetz, und es ist auch nicht ersichtlich, welche andere, eine unübersehbare Rechtsverwirrung vermeidende Regelung, die sich in den der richterlichen Rechtsfortbildung gegebenen Grenzen hält, an ihre Stelle gesetzt werden könnte." 9 1 . Deutsche Gerichte sind zur Scheidung von Belgiern zuständig. Anerkennung deutscher Urteile durch Belgien. - Z P O § 606.

Zur

OLG Köln, 4. ZS, Urt. v o m 27. 4. 1954 - 4 U 248/53: JZ 10 (1955) 339 m i t A n m . von Serick; N J W 7 (1954) 1533. Die Kl. ist als deutsche Staatsangehörige geboren; der Bekl. ist Belgier seit Geburt. Die Parteien haben am 13. 2. 1948 in Belgien die - nach deutschem und belgischem Recht gültige - Ehe geschlossen. Seitdem ist auch die Kl. Staatsangehörige des Königreichs Belgien. Die Parteien haben dann in Belgien ihren Wohnsitz genommen. Weihnachten 1952 fuhren die Parteien in die Bundesrepublik zu den Eltern der Kl., nach Behauptung der Kl. in der Absicht, dort zu bleiben, nach Behauptung des Bekl. lediglich 18

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zum Besuche. Nach einiger Zeit kehrte der Bekl. allein nach Belgien zurück, während die Kl. bei ihren Eltern blieb und eine Aufforderung des Bekl., mit dem Kind zu ihm zu kommen, ablehnte. Seitdem leben die Parteien getrennt. Die Kl. behauptet, sie sei nach belgischem und nach deutschem Recht berechtigt, die Scheidung der Ehe aus dem alleinigen Verschulden des Bekl. zu begehren. Sie hat die Ehescheidungsklage vor dem LG K. erhoben. Der Bekl. hat die Einrede der Unzuständigkeit der deutschen Gerichte geltend gemacht. Das LG hat durch Zwischenurteil die Einrede der Unzuständigkeit verworfen. Die Berufung des Bekl. hatte keinen Erfolg. Aus den Gründen: „Zu entscheiden ist lediglich die Frage, ob die deutschen Gerichte für die von der Kl. erhobene Ehescheidungsklage zuständig sind oder ob die Klage wegen Unzuständigkeit der deutschen Gerichte abgewiesen werden muß. Da beide Parteien Staatsangehörige des Königreichs Belgien sind, ist ein deutsches Gericht f ü r die erhobene Ehescheidungsklage nur dann zuständig, wenn die Voraussetzungen des § 606 III Nr. 1 ZPO vorliegen, also 1. ein Ehegatte seinen gewöhnlichen Aufenthaltsort im Inland hat und 2. die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung nach dem Heimatrecht des Ehemannes anerkannt werden wird. Die erste Voraussetzung ist im vorliegenden Falle gegeben. Der gewöhnliche Aufenthaltsort ist der Ort, an dem sich jemand während einer längeren Zeit aufhält, an dem er ferner den tatsächlichen Mittelpunkt seines Daseins, insbesondere seine Wohnung usw. hat. Der gewöhnliche Aufenthaltsort der Kl. ist hiernach Q. [Bundesrepublik], Dort hält sich die Kl. nämlich seit Weihnachten 1952 auf, dort lebt sie in Haushaltgemeinschaft mit ihren Eltern, dort hat sie also den tatsächlichen Mittelpunkt ihres Daseins. Die Kl. hat sich auch nicht nur deshalb nach Deutschland begeben, um ihren Ehescheidungsrechtsstreit der belgischen Gerichtsbarkeit zu entziehen und der deutschen Gerichtsbarkeit zu unterstellen. Vielmehr ist es ganz natürlich, daß die Kl. bei ihren Eltern Zuflucht gesucht hat, nachdem sie sich von ihrem Ehemann getrennt hat. Die Kl. hat auch vor der Eheschließung bei ihren Eltern gewohnt, sie hat in Belgien keine Verwandten, zu denen sie sich hätte begeben können. Die zweite Voraussetzung des § 606 III ZPO, daß nämlich die zu fällende Entscheidung nach dem Heimatrecht des Ehemannes, vorliegend nach dem belgischen Recht, anerkannt werden wird, ist ebenfalls gegeben. Während die früher bekanntgewordenen Entscheidungen des RG (RGZ 149, 233) und des OLG Köln (JW 1925, 449) den Fall betroffen haben, daß beide ausländischen Ehegatten sich im Inlande aufhielten, haben die OLG Hamm (JMB1. NRW 1953, 247) 1 und Celle (DRspr. IV [418] 26 b) 2 für den Fall, daß der verklagte Ehemann sich nicht im Inlande, sondern in seinem Heimatlande Frankreich bzw. Belgien - aufhält, die Auffassung vertreten, daß die Gerichte und Verwaltungsbehörden in Belgien bzw. Frankreich ein von einem 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 301.

2

Siehe IPRspr. 1945-1949 Nr. 18.

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deutschen Gericht erlassenes Scheidungsurteil nicht anerkennen würden. Der Senat ist jedoch abweichender Ansicht, wenigstens soweit die belgischen Gerichte und Verwaltungsstellen in Betracht k o m m e n . D i e belgische Rechtslehre und Rechtsprechung anerkennt, w i e die A u s k u n f t des belgischen Ministeriums des Auswärtigen v o m 18. 11. 1953 ausführt, die Gültigkeit der Urteile ausländischer Gerichte über den Personenstand in Sachen belgischer Parteien, w e n n die in Art. 10 des Ges. v o m 25. 3. 1876 (Titel I der E i n leitung zur belgischen Z P O ) a u f g e f ü h r t e n Bedingungen erfüllt sind. D i e Urteile ausländischer Gerichte über den Personenstand belgischer Parteien w e r d e n also in Belgien anerkannt, wenn die Entscheidung nichts enthält, was gegen die öffentliche Ordnung oder gegen die Grundsätze des öffentlichen Rechtes in Belgien verstößt, w e n n f e r n e r die Entscheidung rechtsk r ä f t i g ist, w e n n ferner im Rechtsstreite die Rechte der Verteidigung gewahrt w o r d e n sind, w e n n endlich das ausländische Gericht nicht ausschließlich auf Grund der Staatsangehörigkeit der klagenden Partei zuständig gewesen ist. Diese Bedingungen sind bei einer Entscheidung im vorliegenden Rechtsstreit erfüllt. Die deutschen Gerichte leiten insbesondere ihre Zuständigkeit nicht lediglich aus der Staatsangehörigkeit der klagenden Partei her, sondern - w i e schon gesagt - aus deren gewöhnlichem Aufenthaltsort. D i e Rechte der Verteidigung sind gewahrt, der Bekl. ist durch einen Rechtsanwalt vertreten. Die Entscheidung w i r d auch nichts enthalten, was gegen die öffentliche Ordnung oder die Grundsätze des öffentlichen Rechtes in Belgien verstößt. Eine Ehescheidung kann nämlich nur dann ausgesprochen w e r den, w e n n dies sowohl nach dem belgischen als auch nach dem deutschen Recht zulässig ist, w i e in Art. 17 I E G B G B bestimmt ist. Die Zuständigkeitsbestimmung des Art. 234 Cc gehört nicht zum belgischen ordre public, w i e sich aus der Entscheidung des belgischen Kassationsgerichtshofs v o m 19. 3. 1925 (zitiert in Servais u. a., L e s Codes et les L o i s . . . en Belgique . . . 55 bei Art. 234) ergibt. Belgien nimmt auch nach seinem öffentlichen Recht keine ausschließliche Zuständigkeit f ü r die Ehescheidung belgischer Eheleute in Anspruch (vgl. Stein-Jonas, Z P O 1 7 A n m . I I I 2 c zu § 606 Z P O ; Magnus-Sternberg, J W 1925, 4 0 9 ) . "

9 2 . Für die Ehescheidung belgischer Staatsangehöriger ist ein deutsches Gericht nicht zuständig, wenn eine der Parteien ihren Wohnsitz in Belgien hat. - Z P O § § 328 Z i f f e r 5, 606; belgische Z P O A r t . 546. L G Aachen, Beschl. v o m 18. 3. 1954 - 1 R 842/53: F a m R Z 1 (1954) 113. Aus den Gründen: „ D i e Parteien sind belgische Staatsangehörige. Rei Erhebung der Scheidungsklage hatten sie ihren W o h n s i t z noch in J. (Rezirk Aachen), nach E r hebung der K l a g e hat der Antrg. indessen seinen W o h n s i t z nach Belgien verlegt. Die Zuständigkeit des deutschen Gerichts hängt nach § 606 I I I Z i f f e r 1 Z P O d a v o n ab, ob Belgien die Entscheidung des deutschen Gerichts aner18*

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kennen wird. Die Kammer teilt zwar nicht die vom OLG Hamm (JMB1. NRW 1953, 247) 1 vertretene Auffassung, daß die Zuständigkeit des deutschen Gerichts f ü r die Scheidung belgischer Staatsangehöriger grundsätzlich deswegen nicht gegeben sei, weil es ungewiß sei, ob Belgien die Entscheidung eines deutschen Gerichts anerkennen werde; aber vorliegend sind nicht die Voraussetzungen gegeben, unter denen Belgien die Entscheidung eines deutschen Gerichts nach der Rechtsprechung seiner Gerichte anerkennen wird. Fest steht, daß Belgien in Ehesachen nicht die ausschließliche Zuständigkeit f ü r sich in Anspruch nimmt. Andererseits steht aber auch fest, daß Belgien die Entscheidung deutscher Gerichte in einem sogenannten Exequaturverfahren gemäß Art. 546 belgische ZPO auch einer sachlichen Nachprüfung unterzieht. Das Exequaturverfahren schließt aber nicht aus, daß die Entscheidung des deutschen Gerichts dann anerkannt wird, wenn die tatsächlichen Voraussetzungen f ü r die von der belgischen Rechtsprechung herausgearbeiteten Grundsätze zur Anerkennung eines ausländischen Scheidungsurteils vorliegen. Unter der Anerkennung einer Entscheidung im Sinne des § 606 ZPO kann nämlich nicht eine gegenseitige Verbürgung verstanden werden, wie sie § 328 Ziffer 5 ZPO vorschreibt (vgl. RGZ 149, 232), vielmehr ist damit die an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit gemeint, daß die Entscheidung des deutschen Gerichts von dem ausländischen Staat anerkannt werden wird. Dabei kann es nicht darauf ankommen, ob vor der Anerkennung des deutschen Scheidungsurteils noch ein Nachprüfungs- oder Exequaturverfahren eingeschaltet wird, sondern nur darauf, ob die Entscheidung in diesem Verfahren auf Anerkennung lauten wird. Ebensowenig kann deswegen, weil Belgien nicht grundsätzlich jedes ausländische Scheidungsurteil anerkennt, die Zuständigkeit des deutschen Gerichts abgelehnt werden; denn die Zuständigkeit muß von Fall zu Fall geprüft werden, und wenn die Voraussetzungen vorliegen, unter denen Belgien ein deutsches Scheidungsurteil belgischer Staatsangehöriger anerkennen wird, muß die Zuständigkeit des deutschen Gerichts bejaht werden. F ü r die Anerkennung eines ausländischen Scheidungsurteils haben die belgischen Gerichtsbehörden, wie Zielke (JR 1951, 38) zu Recht ausgeführt hat, folgende Voraussetzungen herausgearbeitet: Es darf im belgischen Inland der Wohnsitz einer der Parteien nicht begründet sein, und es muß mindestens eine der Parteien im Bezirk des angerufenen Gerichts wohnen; schließlich muß bei der Entscheidung belgisches Ehescheidungsrecht angewandt worden sein. Beim Vorliegen dieser Voraussetzungen ist die Zuständigkeit des deutschen Gerichts gegeben; denn die Zuständigkeit hängt nicht davon ab, ob es ungewiß ist, ob auch die belgischen Verwaltungsbehörden die vom deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkennen werden. Die vom OLG Hamm zitierte Entscheidung RGZ 143, 130 (nicht RGZ 148, 130) trifft den vorliegenden Fall nämlich nicht, weil in jenem Fall zwar feststand, daß wohl die Gerichts-, nicht aber die Verwaltungsbehörden des betreffenden Staates die deutsche Gerichtsbarkeit in Ehesachen anerkannten (vgl. RGZ 149, 234). Das trifft aber für Belgien nicht zu. 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 301.

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Da indessen in dem vorliegenden Fall der Antrg. seinen Wohnsitz wieder in Belgien genommen hat, ist es ungewiß, ob die belgischen Behörden die Entscheidung eines deutschen Gerichts anerkennen; und nur, weil die tatsächlichen Voraussetzungen, unter denen Belgien das deutsche Scheidungsurteil anerkennen würde, nicht gegeben sind, muß die Zuständigkeit des angerufenen Gerichts verneint werden." 93, Voraussetzungen für die Zuständigkeit deutscher Gerichte zur Scheidung von Franzosen. Auf die Scheidung findet das französische Redit Anwendung. Das Verschulden ist im Tenor des Urteils nicht auszusprechen. ZPO § 606 III; EGBGB Art. 17. LG Tübingen, Urt. vom 28. 12. 1955 - 3 R 133/55: JZ 11 (1956) 255 mit Anm. von Gamillscheg. Die Parteien haben 1948 in T. (Bundesrepublik) geheiratet. Der Kl. besitzt die französische Staatsangehörigkeit. Die Parteien haben zunächst in T. gewohnt. 1950 sind sie nach Paris umgezogen. 1954 ist die Bekl. von Paris weggegangen und zu ihrer in T. wohnenden Mutter zurückgekehrt. Der Kl. begehrt Scheidung der Ehe, weil die Bekl. den gemeinsamen ehelichen Haushalt grundlos verlassen und damit ihre ehelichen Pflichten gröblich verletzt habe. Das LG hat der Klage stattgegeben. Aus den Gründen: „Da der Kl. von Geburt Franzose ist und die französische Staatsangehörigkeit besitzt, hat die Bekl. durch die Eheschließung nach Art. 37 des französischen StaatsangehörigkeitsG vom 19. 10. 1945 ihre frühere deutsche Staatsangehörigkeit verloren und die französische Staatsangehörigkeit erworben (Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 3 I [1952] Frankreich 5). Da demnach keine der beiden Parteien die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder staatenlos ist, kann nach § 606 III der deutschen ZPO von einem deutschen Gericht in der Sache nur dann entschieden werden, wenn der gewöhnliche Aufenthalt einer der Parteien im Inland gelegen ist und nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt werden wird. Die Bekl. hat, nachdem sie vom Kl. weggegangen ist, ihren gewöhnlichen Aufenthalt in T. Auch ist anzunehmen, daß die Entscheidung in Frankreich anerkannt wird. Voraussetzung dafür ist, daß das vom Kl. angerufene Gericht nach französischem Recht zuständig ist, daß das nach französischem internationalen Privatrecht anwendbare Recht angewendet wird und das Verfahren keine erheblichen Mängel aufweist (vgl. Batiffol, Traité élémentaire de droit international privé 2 [1955] 835 ff. Nr. 754 ff.; Mezger, Festschrift f ü r Hans Lewald [1953] 317 ff.; Serick, FamRZ 1955, 311 ff.; Raape, I P R 4 [1955] 288 Anm. 85). Zuständig f ü r die Ehescheidung ist nach Art. 59 Code de procédure civile das Gericht am Wohnsitz des Bekl. Dieses wäre, da die Bekl. nach Art. 108 Cc als Ehefrau den Wohnsitz des Mannes teilt und Paris auch der letzte gemeinsame gewöhnliche Aufenthalt der Parteien gewesen ist, das f ü r Paris

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zuständige Gericht. Doch ist der Gerichtsstand f ü r Scheidungen nach französischem Recht kein ausschließlicher. Die Parteien können ihren Rechtsstreit vor jedes andere funktionell zuständige, auch ausländische, Gericht tragen (Berufungsgericht Paris 26. 4. 1952, Rev. crit. 1952, 348; siehe auch Morel, Traité élémentaire de procédure civile 2 [1949] 231 Nr. 269). Auch die Art. 14, 15 Cc stehen der Anerkennung des Urteils in Frankreich nicht entgegen, da der in Paris wohnhafte Kl. das deutsche Gericht angerufen hat und beide Parteien mit der Erhebung der Klage vor dem deutschen Gericht ausdrücklich einverstanden sind (vgl. Batiffol aaO 837 Nr. 754). Nach französischem Recht ist auf die Scheidung von Franzosen das französische Recht als Heimatrecht anzuwenden (Bergmann aaO 11). Das stimmt mit Art. 17 EGBGB überein, so daß auch die weitere Voraussetzung für die Anerkennung gegeben ist, daß das Urteil das vom französischen internationalen Privatrecht bezeichnete materielle Recht angewendet haben muß. Schließlich erfüllt auch das Verfahren vor dem deutschen, f ü r Ehescheidungen zuständigen Gericht die Mindestanforderungen eines rechtsstaatlichen Verfahrens. Die Bekl. ist in den Verhandlungstermin geladen und nach § 619 der deutschen ZPO gehört worden. Auf das Scheidungsbegehren ist gemäß Art. 17 EGBGB das französische Recht anzuwenden, da eine Rückverweisung gemäß Art. 27 EGBGB vom französischen internationalen Privatrecht nicht ausgesprochen wird. Art. 232 Cc gestattet die Scheidung wegen Ausschreitungen, grober Mißhandlungen oder Beleidigungen des einen gegen den anderen Ehegatten, wenn diese Handlungen eine schwere oder wiederholte Verletzung der sich aus der Ehe ergebenden Pflichten und Verbindlichkeiten darstellen und die Aufrechterhaltung des ehelichen Bandes unzumutbar machen. Das willentliche Verlassen des gemeinschaftlichen Haushalts durch den einen Ehegatten wird seit alters her als solche Beleidigung angesehen und stellt somit einen Scheidungsgrund dar (Kassationshof 27. 10. 1930, Gazette du Palais vom 18. 11. 1930; 6. 5. 1935, Dalloz Hebdomadaire 1935, 347; Planiol-Ripert, Traité élémentaire de droit civil 4 I [1948] 398 Nr. 1099; Dalloz, Répertoire de droit civil II [1952] Stichwort .divorce' Nr. 243-247). Die Bekl. hat eingeräumt, daß sie den Kl. böswillig verlassen hat und sich hartnäckig weigert, zu ihm zurückzukehren (wird ausgeführt). Damit ist das Scheidungsbegehren des Kl. nach Art. 232 Cc begründet. Auch nach § 43 des deutschen EheG wäre die Ehe zu scheiden. Der Klage war daher stattzugeben. Eine der Vorschrift des § 52 des deutschen EheG entsprechende Bestimmung fehlt im französischen Recht, so daß nicht ausgesprochen werden konnte, daß die Bekl. schuld an der Scheidung ist." 94. Die deutschen Gerichte sind zur Scheidung von Luxemburgern zuständig. Zum luxemburgischen Scheidungsrecht. - EGBGB Art. 17; ZPO § 606. OLG Bremen, 1. ZS, Urt. vom 25. 3. 1955 - 1 U 188/54: MDR 9 (1955) 427.

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Die Parteien, luxemburgische Staatsangehörige, wohnen in der Bundesrepublik. Der Kl. klagt aus § 43 EheG auf Scheidung der Ehe. Die Bekl. verlangt mit der Widerklage ebenfalls Scheidung wegen ehewidriger Beziehungen des Kl. zu Frau W. Das OLG hat unter Abweisung der Klage auf die Widerklage die Ehe geschieden und den Kl. f ü r schuldig erklärt. Aus den Gründen: (Zunächst wird ausgeführt: Das angerufene Gericht sei nach § 606 III ZPO zuständig.) „Luxemburg erkennt die von einem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung an, da es die ausschließliche Zuständigkeit f ü r Scheidungen eigener Staatsangehöriger nicht f ü r sich beansprucht (vgl. Erman-Marquordt, BGB Art. 17 EGBGB Anm. 12 e; Stein-Jonas-Schönke, ZPO 1 7 Anm. III 2 b zu § 606). Daß Luxemburg Entscheidungen deutscher Gerichte, die Ehescheidungen seiner Staatsangehörigen betreffen, anerkennt, folgt überdies aus folgender Erwägung: Der Code civil gilt sowohl in Frankreich als auch - mit gewissen Abweichungen - in Belgien und Luxemburg (Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 3 I 9; Pröll, Die Ehescheidung von Ausländern in Deutschland 26). Da Frankreich und Belgien deutsche Scheidungsurteile anerkennen (Baumbach-Lauterbach, ZPO 2 1 § 606 Anm. 5 Cb; Riezler, Internationales Zivilprozeßrecht [1949] 248),muß das gleiche auch für Luxemburg gelten. Dem steht auch nicht entgegen, daß die Wirkung der Ehescheidung nach Art. 264 Luxemburger Cc nicht schon mit der Rechtskraft des Scheidungsurteiles, sondern erst mit der Eintragung in das Standesregister eintritt (vgl. Riezler aaO 249). [Weiter wird dann gesagt: Art. 17 I EGBGB sei maßgebend. Die Scheidung könne aber nach Absatz 4 nur ausgesprochen werden, wenn sie nach deutschem und luxemburgischem Recht zulässig sei. Die Klage scheitere aber schon daran, daß die Voraussetzungen des § 43 EheG nicht gegeben seien. Dagegen seien diese Voraussetzungen nach deutschem Recht f ü r die Widerklage vorhanden. Nach luxemburgischen Recht komme Art. 231 Cc in Betracht, nach dem jeder Ehegatte die Scheidung wegen Mißhandlungen, Ausschreitungen oder schwerer Beleidigungen verlangen könne. Es komme daher darauf an, ob darin, daß der Kl. die Bekl. im Dezember 1952 verlassen und von da ab bei Frau W. gewohnt habe und zu ihr ehewidrige Beziehungen unterhalte, der Begriff der schweren Beleidigungen, injures graves, liege.] Nach dem Gutachten von Professor Dr. Dölle reicht die Tatsache allein, daß der Ehemann einen Ehebruch außerhalb des Hauses begangen hat, zur Ehescheidung noch nicht aus. Wenn der Ehebruch aber unter besonders ehrverletzenden, kränkenden Umständen f ü r den anderen Ehegatten begangen worden ist, stellt er eine ,injure grave' im Sinne des Art. 231 Cc gegenüber der Ehefrau dar. Der Gutachter kommt darüber hinaus anhand der Rechtsprechung der Gerichte und der Lehre zu dem weiteren Schluß, daß eine ,schwere Beleidigung' dann gegeben ist, wenn der eine Ehegatte dem anderen bewußt und rechtswidrig solche seelischen Leiden zugefügt

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hat, daß diesem das gemeinschaftliche Zusammenleben unerträglich geworden ist (A. Pasquier, Du divorce et de la séparation de corps, Les Novelles [Corpus Juris Belgici] II [1938] no. 152). Da lediglich bewiesen ist, daß der Kl. mit der Zeugin W . ehewidrige Beziehungen unterhält, bleibt die Frage, ob auch schon diese in Verbindung mit der langjährigen Trennung von der Bekl. eine schwere Beleidigung der Bekl. darstellen. Da der Sachverständige weiterhin darauf hingewiesen hat, daß in Zweifelsfragen nach ständiger Praxis die Rechtsprechung und Lehre Frankreichs und Belgiens in Luxemburg zu Rate gezogen werden, hat der Senat keine Bedenken getragen, die französische Praxis aus der Zeit heranzuziehen, als der Wortlaut des Art. 231 Cc noch dem des Art. 231 Cc luxemburgeois entsprach. Danach gilt als schwere Beleidigung jede Beleidigung, Schimpf oder Schmach, in welcher Form sie auch geschehen mag. Als schwere Beleidigung wird insbesondere jede Handlung oder Unterlassung angesehen, welche für den anderen Ehegatten beleidigend zu erachten ist. Das ist der Fall, wenn die Handlungen die aus der Ehe entstandenen Pflichten verletzen oder die Unwürdigkeit ihres Urhebers beweisen und das gemeinsame Leben unerträglich machen. Dabei hat das Gericht die Umstände, den Charakter der Parteien, ihre Gewohnheiten, Lebensweise und ihre soziale Stellung zu berücksichtigen (Colin et Capitant, Cours élémentaire de Droit civil français [1939] I No. 208; Planiol et Ripert, Traité élémentaire de Droit civil [1937] I No. 1166 ff.; Dalloz, Périodique 1896. 2. 101; Dalloz Hebdomadaire 1938, 198 und 1935, 347; ebenso die erwähnten Fälle in Petite collection Dalloz, Code civil, annoté d'après la doctrine et la jurisprudence 27 [1926] Anm. 4, 7, 12)." 9 5 . Deutsche Gerichte sind zur Scheidung von Angehörigen von El Salvador zuständig. Zur Anerkennung deutscher Scheidungsurteile durch El Salvador. Zur einverständlichen Scheidung nach dem Recht von El Salvador. Wird eine Klage auf einverständliche Scheidung nach dem Recht von El Salvador eingereicht, so hat das Gericht einen „Verteidiger zur Aufrechterhaltung der Ehe" zu bestellen; diese Aufgabe obliegt im Verfahren vor einem deutschen Gericht dem deutschen Staatsanwalt. Bei einverständlicher Scheidung findet nach salvadoreanischem Recht ein Schuldausspruch nicht statt; er hat dann auch zu unterbleiben, wenn nach deutschem Recht ein Schuldausspruch gefällt werden müßte. - EGBGB Art. 17; ZPO § 606. LG Hamburg, Urt. vom 14. 12. 1955 - 5 R 372/55. Ungedruckt. Die Parteien haben am 17. 12. 1943 in Bogota (Kolumbien) die Ehe miteinander geschlossen. Aus der Ehe ist die am 6. 12. 1944 geborene Tochter Yvonne hervorgegangen. Beide Parteien besitzen die Staatsangehörigkeit von El Salvador. Die Parteien, die ihren ständigen Wohnsitz in Hamburg gehabt haben und auch zur Zeit noch haben, haben am 4. 7. 1955 vor dem Notar B. folgende Vereinbarung geschlossen: „ W i r sind jetzt dahingehend übereingekommen, unsere Ehe durch eine ,einverständliche Scheidung' gemäß Kapitel V Art. 148 ff. bzw. Kapitel X

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Art. 588 ff. des in El Salvador gültigen BGB zu beendigen und die Scheidungsklage bei dem nach Art. 581 zuständigen LG Hamburg anzubringen. Unter der Voraussetzung, daß unsere Ehe demnächst auf diesem Wege ihre Beendigung finden wird, haben wir im Wege einer freundschaftlichen Verständigung die nachstehenden Abreden miteinander getroffen: Art. I 1. Das Recht der Personenfürsorge f ü r unsere Tochter verbleibt bei der Ehefrau (Mutter), bis das Kind das 14. Lebensjahr vollendet haben wird. Die Ehefrau wird das Recht zur Personenfürsorge ausüben in Übereinstimmung mit Art. 159 des BGB von El Salvador. Dem Vater verbleibt die väterliche Gewalt (patria potestad). Und demgemäß wird er die endgültigen Entscheidungen treffen können in allen Fragen, welche die Erziehung der Tochter und die gesetzliche Vertretung derselben betreffen. Solches ebenfalls in Übereinstimmung mit dem Gesetz von El Salvador. 2. Der Ehemann (Vater) zahlt nach Rechtskraft des Scheidungsurteils für das Kind zu Händen der Mutter monatlich US-$ 50 sowie darüber hinaus alle weiteren Kosten der späteren Ausbildung und schließlich die Kosten der Familienversicherung bei der ,H. Krankenkasse in Berlin' zu H. Art. II Die Unterhaltsfrage im Verhältnis der Ehegatten zueinander erfährt folgende Regelung: 1. Füx die Zeit ab . . . bis zum Zeitpunkt der Rechtskraft des Scheidungsurteils zahlt der Ehemann an die Ehefrau den Betrag von US-$ 100 monatlich pränumerando, von welchem Betrag die Hälfte in Höhe von $ 50 f ü r die Ehefrau gedacht ist, während die weiteren $ 50 den Unterhalt des Kindes bilden. . . . 2. F ü r die Zeit nach der Rechtskraft des Scheidungsurteils . . . verzichtet die Ehefrau auf alle Unterhaltsansprüche mit Ausnahme der Beiträge zur Krankenkasse. . . . Art. III Hinsichtlich der Aufteilung des Hausrates hat bereits eine Verständigung zwischen den Ehegatten stattgefunden. . . . Beide Parteien erklären übereinstimmend, daß Grundbesitz weder auf der einen noch auf der anderen Seite vorhanden ist, daß keine weiteren gemeinsamen Güter vorhanden sind und auch kein Gütervertrag besteht. Art. IV Zwecks Beschaffung einer eigenen Wohnung stellt der Ehemann unmittelbar im Anschluß an die Unterzeichnung dieses Abkommens der Ehefrau einen Betrag von . . . zur Verfügung." Mit der Kl. verlangt die Kl. Scheidung der Ehe gemäß Art. 148 des salvadoreanischen BGB in der Fassung von 1947. Aus den Gründen: „Gemäß Art. 17 I EGBGB ist im vorliegenden Falle das Recht der Republik El Salvador maßgebend, da der Bekl. und auch die Kl. die salvadoreanische Staatsangehörigkeit haben. Gemäß § 606 III Ziffer 1 ZPO ist das erkennende Gericht zur Entscheidung des Rechtsstreites zuständig, da die Entscheidung von der Republik El Salvador anerkannt werden wird. Die Republik El Salvador erkennt das von einem deutschen Gericht erlas-

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sene Scheidungsurteil dann an, wenn die Parteien ihren Wohnsitz = Domizil im Sinne des salvadoreanischen Rechtes in Deutschland haben und das deutsche Gericht das materielle Scheidungsrecht des salvadoreanischen Staates unter Berücksichtigung der besonderen Verfahrensbestimmungen der salvadoreanischen Zivilprozeßregelung f ü r das Scheidungsverfahren gemäß Art. 148 des salvadoreanischen BGB anwendet (vgl. hierzu Gutachten des Rechtsanwalts R. Gallardo; Ireland and Galindez, Divorce in the Americas [1947] 251 f.). Nach der zitierten Stelle bei Ireland and Galindez hat das Oberste Gericht der Republik El Salvador am 27. 4. 1936 (41 Revista Judicial 134) die Scheidung salvadoreanischer Staatsangehöriger durch ein französisches Gericht anerkannt, da die Verfahrens- und materiellen Vorschriften der salvadoreanischen Gesetzgebung berücksichtigt wurden. Da das Scheidungsurteil des erkennenden Gerichts von der Republik El Salvador anerkannt werden wird und weil die Parteien ihren Wohnsitz in Hamburg haben (vgl. Art. 581 des salvadoreanischen BGB), ist das angerufene Gericht gemäß § 606 III Ziffer 1 ZPO zuständig. Die Klage ist gemäß Art. 148 des salvadoreanischen BGB begründet. Nach dieser Bestimmung ist eine einverständliche Scheidung unter folgenden Voraussetzungen möglich: 1. Das schriftliche Scheidungsbegehren beider Gatten muß entweder persönlich oder durch einen mit entsprechender Spezialvollmacht versehenen Bevollmächtigten bei Gericht eingereicht werden; 2. das Gericht hat eine Aussöhnung der Ehegatten zu versuchen und darf dem Scheidungsbegehren im übrigen erst stattgeben, wenn diese drei Monate nach Einreichung ihr Scheidungsbegehren erneut bestätigen. Die Bestätigung hat in der gleichen Weise wie die Einreichung zu geschehen; 3. die Bestätigung darf nicht später als zwei Wochen nach Ablauf der Drei-Monats-Frist erfolgen. In verfahrensrechtlicher Hinsicht sieht Art. 588 des salvadoreanischen BGB folgende Bestimmung vor: Bei Einreichung einer Klage auf einverständliche Scheidung haben die Parteien gleichzeitig eine öffentlich beglaubigte Vereinbarung über folgende Punkte vorzulegen: 1. wem das Sorgerecht über die gemeinschaftlichen minderjährigen Kinder zustehen soll; 2. wer die Kosten des Unterhalts und der Erziehung der Kinder trägt bzw. in welchem Verhältnis diese Kosten auf beide Elternteile verteilt werden; 3. wem etwaiger Grundbesitz gehören soll und in welcher Weise die Aufteilung des Eigentums im übrigen zu erfolgen hat. Außerdem bestimmen Art. 590 und 591 des salvadoreanischen BGB, daß bei Einreichung der Klage auf einverständliche Scheidung das Gericht einen Verteidiger f ü r die Aufrechterhaltung der Ehe zu bestellen hat. Dieser Verteidiger hat der Scheidung zu widersprechen, wenn nicht alle in dem BGB bzw. der Zivilprozeßregelung von El Salvador für die einverständliche Scheidung geforderten Voraussetzungen erfüllt sind. Wenn die Parteien auch nach der Wartefrist von 3 Monaten die Scheidungsklage aufrecht-

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erhalten und der Verteidiger keinen Widerspruch erhebt, kann der Richter die Scheidung der Ehe ohne Schuldausspruch vornehmen. Unter Berücksichtigung der vorstehenden Bestimmungen hat das Gericht durch Beschluß vom 1. 12. 1955 den Herrn Leitenden Oberstaatsanwalt beim LG Hamburg zum Verteidiger für die Aufrechterhaltung der Ehe bestellt. Bei der Beurteilung des Scheidungsbegehrens der Parteien war von der vorerwähnten Bestimmung des Art. 148 des salvadoreanischen BGB auszugehen. Die Voraussetzungen dieser Bestimmung sind gegeben. Beide Parteien haben ihren Prozeßbevollmächtigten Spezialvollmachten im Sinne des Art. 148 Ziffer 1 des salvadoreanischen BGB erteilt. Das Scheidungsbegehren ist in der Klageschrift enthalten. Es ergibt sich im übrigen bereits aus der notariellen Urkunde vom 4. 7. 1955. In Ubereinstimmung mit Art. 148 Ziffer 2 des salvadoreanischen BGB hat das Gericht im Verhandlungstermin vom 1. 7. 1955 eine Aussöhnung der Ehegatten versucht. In diesem Termin hat ausdrücklich die Kl. persönlich erklärt, daß sie eine Versöhnung mit dem Bekl. ablehne. Die gleiche Erklärung hat der Bekl. durch seinen Prozeßbevollmächtigten abgegeben. Auch in dem erneuten Verhandlungstermin haben die Parteien ausdrücklich erklärt, daß sie jede Aussöhnung ablehnen. Die Kl. hat diese Erklärung durch ihren Prozeßbevollmächtigten abgegeben, während der Bekl. bei seiner persönlichen Vernehmung ausdrücklich bekundet hat, er lehne ebenfalls jede Versöhnung mit der Kl. ab. Mit Rücksicht auf diese Erklärungen der Parteien ist festzustellen, daß alle Voraussetzungen des Art. 148 des salvadoreanischen BGB gegeben sind. Im Hinblick auf Art. 151 Ziffer 4 III des salvadoreanischen BGB ist in diesem Zusammenhang festzustellen, daß beide Parteien als nichtschuldig gelten. Ein Schuldausspruch ist bei einer Scheidung gemäß Art. 148 des salvadoreanischen BGB ausdrücklich nicht vorgesehen. Auch die Voraussetzungen des Art. 588 salvadoreanisches BGB sind gegeben. Die Parteien haben gleichzeitig mit der Klage das notarielle Protokoll, das im Tatbestand des Urteils wiedergegeben worden ist, eingereicht. Beide Parteien haben den Inhalt des Protokolls in den Verhandlungsterminen ausdrücklich als richtig bestätigt und erklärt, daß die Vereinbarung vom 4. 7. 1955 vollen Umfanges gültig sei. Die genannte notarielle Vereinbarung enthält eine klare Regelung des Personensorgerechts f ü r die gemeinschaftliche Tochter Yvonne und auch eine Regelung der väterlichen Gewalt. Ebenso haben die Parteien die Kosten des Unterhaltes und der Erziehung der Tochter Yvonne geregelt und ihre Haftung untereinander festgelegt. Schließlich ist in Übereinstimmung mit Art. 588 Ziffer 3 des salvadoreanischen BGB die Aufteilung des Eigentums geregelt und festgestellt worden, daß die Parteien keinen Grundbesitz haben. Der vom Gericht bestellte Verteidiger für die Aufrechterhaltung der Ehe (Art. 590 des salvadoreanischen BGB) hat im Verhandlungstermin vom 7. 12. 1955 nach eigener Prüfung des Akteninhalts und im Hinblick auf die vorgelegten Urkunden erklärt, daß er der Scheidung der Ehe nicht widerspreche, da alle in dem BGB von El Salvador f ü r die einverständliche Scheidung geforderten Voraussetzungen erfüllt seien.

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Nach alledem ist kein Bedenken gegen eine Scheidung der Ehe gemäß Art. 148 des salvadoreanischen BGB zu erheben. Im Hinblick auf Art. 17 IV EGBGB ist schließlich noch festzustellen, daß das Scheidungsbegehren der Kl. auch nach den deutschen Ehegesetzen begründet ist. Der Bekl. hat bei seiner persönlichen Vernehmung eingeräumt, daß er lieblos gegenüber seiner Frau gewesen sei. Auch hat er erklärt, daß er die Ehe mit der Kl. nicht fortsetzen wolle. Das Verhalten des Bekl. stellt im Sinne des § 43 des deutschen EheG einen Scheidungsgrund wegen schuldhafter Ehezerrüttung dar; dennoch zwingt aber das deutsche Recht nicht zum Ausspruch der Schuld in der Urteilsformel, da im vorliegenden Falle die Art. 148, 151 des salvadoreanischen BGB, wie bereits oben festgestellt, einen Schuldausspruch nicht vorsehen (vgl. hierzu Palandt-Lauterbach, BGB 14 Art. 17 EGBGB Anm. 5). Mit Rücksicht darauf, daß der Schuldausspruch zu unterbleiben hat, vielmehr ausdrücklich Art. 151 des salvadoreanischen BGB bestimmt, daß beide Parteien als nichtschuldig gelten, ist auch die Kostenentscheidung nicht dem § 91 ZPO zu entnehmen, sondern die Kostenfrage regelt in diesem Falle § 93 a ZPO." 9 6 . Art. 17 EGBGB widerspricht nicht dem Grundsatz der Gleichberechtigung der Frau. Erwirbt ein Ehemann während des Scheidungsprozesses die deutsche Staatsangehörigkeit, so ist für die nach diesem Zeitpunkt entstandenen Ehescheidungsgründe das Vorbringen in der mündlichen Verhandlung als Zeitpunkt der „Klageerhebung" maßgebend, so daß diese Gründe noch geltend gemacht werden können. Die Rechtshängigkeit tritt insoweit im Zeitpunkt dieser Geltendmachung ein. Dementsprechend ist auch Art. 17 l EGBGB auszulegen. Zum spanischen Recht der Ehetrennung. - EGBGB Art. 17. OLG Braunschweig, 2. ZS, Urt. vom 31. 3. 1955 - 2 U 147/53: FamRZ 2 (1955) 258. Aus den Gründen: „Das LG hat die auf § 48 EheG gestützte Scheidungsklage als unzulässig abgewiesen, da beide Parteien Spanier seien und daher die deutsche Gerichtsbarkeit gemäß § 606 III ZPO nicht begründet sei. Nach Einlegung der Berufung hat der Kl. die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. Der Senat hat nunmehr der Klage aus § 48 EheG stattgegeben und dazu ausgeführt: I. Nachdem der Kl. durch seine Einbürgerung die deutsche Staatsangehörigkeit erworben hat, sind die deutschen Gerichte nunmehr zur Entscheidung des Ehescheidungsrechtsstreites gemäß § 606 I ZPO zuständig. Dabei kann es dahingestellt bleiben, ob der Kl. mit seiner Einbürgerung seine bisher spanische Staatsangehörigkeit verloren hat oder nicht. Selbst wenn er nunmehr eine doppelte Staatsangehörigkeit haben sollte, so wäre trotzdem das deutsche Gericht sachlich zuständig (vgl. auch RGZ 150, 382). II. Die Ehe der Parteien war unter Anwendung des deutschen Eherechts

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zu scheiden. Nach Art. 17 1 EGBGB sind f ü r eine Scheidung der Ehe die Gesetze des Staates maßgebend, dem der Ehemann zur Zeit der Erhebung der Klage angehört. Diese Vorschrift ist trotz Gleichberechtigung der Frau noch gültig (vgl. BGH, FamRZ 1954, 16 = NJW 1954, 837 i). Die ,Zeit der Erhebung der Klage' im Sinne der vorgenannten Bestimmung muß nicht in jedem Fall gleichbedeutend sein mit dem Zeitpunkt der Zustellung der Klageschrift im Sinne des § 253 ZPO. Der Senat schließt sich vielmehr den in RG, Gruchot 46, 959 entwickelten Grundsätzen an. Erwirbt ein Ehemann während des Rechtsstreits die deutsche Staatsangehörigkeit, so ist für die nach diesem Zeitpunkt entstandenen Ehescheidungsgründe das Vorbringen in der mündlichen Verhandlung als Zeitpunkt der Klageerhebung maßgebend, so daß die Gründe auch noch in einem bereits schwebenden Rechtsstreit geltend gemacht werden können. Rechtshängigkeit tritt insoweit im Zeitpunkt dieser Geltendmachung ein (§ 281 ZPO). Die Erhebung solcher Ansprüche in der mündlichen Verhandlung stellt sich als eine Klageerhebung im Sinne des Gesetzes dar. Dementsprechend ist auch Art. 17 I EGBGB auszulegen. III. Vorliegend hat der Kl. den Klagegrund des § 48 EheG zwar schon in der Zeit vor seiner Einbürgerung in den Prozeß eingeführt, jedoch damals in einem Rechtsstreit vor einem deutschen Gericht, dessen Gerichtsbarkeit nach der zutreffenden Begründung des LG im angefochtenen Urteil f ü r die damals noch beiderseits spanischen Eheleute gar nicht gegeben war. Wenn der Kl. nach seiner Einbürgerung den Klagegrund des § 48 EheG wiederum vorbringt, nunmehr aber vor einem f ü r die Ehegatten jetzt zuständigen Gericht, so liegt darin eine neue Geltendmachung dieses Klagegrundes und damit eine ,Klageerhebung' im Sinne von Art. 17 I EGBGB, auch wenn das in dem noch anhängigen ursprünglichen Rechtsstreit geschieht. Zwar war auch die Mindestfrist der Heimtrennung von 3 Jahren zur Zeit der Einbürgerung schon abgelaufen. Die Heimtrennung wirkt aber im Gegensatz zu vielen anderen Ehescheidungsgründen als Tatsache auch über diesen Zeitpunkt hinaus fort, und zwar bis zu der allein maßgeblichen letzten mündlichen Verhandlung in diesem Rechtsstreit. Denn f ü r die Entscheidung, ob die Voraussetzungen des § 48 EheG vorliegen (unheilbare Zerrüttung der Ehe und Aufhebung der häuslichen Gemeinschaft seit mindestens drei Jahren), ist allein der Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung maßgebend. Dabei ist es im übrigen ohne Bedeutung, um wieviel Zeit die Mindestdauer der 3jährigen Heimtrennung überschritten ist. IV. Aber auch Art. 17 II EGBGB steht der Scheidung der Ehe aus § 48 EheG nicht entgegen. Darauf, daß in Spanien die Aufhebung der häuslichen Gemeinschaft kein Trennungsgrund im Sinne der Art. 104 ff. des Cödigo civil ist, kommt es nicht an; denn der Umstand, daß die Parteien auch schon in der Zeit vor dem Wechsel der Staatsangehörigkeit des Kl. die Mindestdauer von 3 Jahren hindurch getrennt waren, ist nicht als .Tatsache' im Sinne des Art. 17 II EGBGB zu werten. Diese Vorschrift schränkt den Absatz 1 insoweit ein, als bei einer nach Staatsangehörigkeitswechsel erhobe1

Siehe oben Nr. 90.

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nen Klage nicht Tatsachen unbeschränkt nach dem neuen Scheidungsstatut beurteilt werden, die sich noch zur Zeit des früheren Statuts ereignet haben. Nur wenn solche Tatsachen nach dem ehemaligen Heimatrecht des Ehemannes auch einen Scheidungsgrund, mindestens einen Trennungsgrund darstellten, soll eine Scheidung nach neuem Scheidungsstatut möglich sein. Es soll hiermit einer willkürlichen Änderung des Scheidungsstatuts vorgebeugt werden, u. a. damit nicht die bereits bei Wechsel der Staatsangehörigkeit vollendeten Tatsachen möglicherweise gegen den Willen des anderen Ehepartners willkürlich einem anderen Scheidungsstatut unterworfen werden. Vorliegend wirkt jedoch der Zustand der Heimtrennung und damit die allein nach dem Stand der letzten mündlichen Verhandlung zu beurteilende Vollendung des Ablaufs der Mindestfrist als fortlaufend sich erneuernde Tatsache bis zur letzten mündlichen Verhandlung fort. Dem steht auch nicht die Rechtsprechung entgegen, die sich zur Frage der Wiederholung einer Klage aus § 48 EheG entwickelt hat, insbesondere auch nicht die Formulierung in OGHZ 1, 119 (122 ff.) und BGHZ 2, 99. Bei diesen Entscheidungen handelt es sich nämlich allein um Fragen der Rechtskraft. Der Umstand, daß das Getrenntleben fortdauert, ist nach ihnen keine neue Tatsache im Sinne des § 616 ZPO. Ist die Vollendung der 3jährigen Mindestfrist einmal Inhalt einer letzten mündlichen Verhandlung gewesen, dann kann allerdings eine neue Klage aus § 48 EheG nicht allein darauf gestützt werden, die Heimtrennung dauere immer noch an. Dem steht die Rechtskraft des Vorprozesses entgegen. Die Betrachtung in jenen Urteilen geht also von einer letzten mündlichen Verhandlung eines Vorprozesses mit rechtskräftigem Urteil aus. Vorliegend wirkt jedoch die Vollendung der Mindestdauer der Heimtrennung erstmals bis in eine letzte mündliche Verhandlung eines noch schwebenden Rechtsstreits hinein, ohne daß bereits rechtskräftig die Frage der Heimtrennung entschieden worden ist. Ist das angerufene deutsche Gericht nunmehr nach § 606 I ZPO zuständig und ist auf die Ehe der Parteien das deutsche Scheidungsrecht anzuwenden, so war die Ehe gemäß § 48 EheG zu scheiden." 97. Deutsche Gerichte sind zur Scheidung von Angehörigen des Staates New York zuständig. Anwendbar ist deutsches Recht, da das Recht von New York auf das Domizilrecht zurückverweist. Zur Anerkennung deutscher Urteile durch New York. - EGBGB Art. 17, 27; ZPO § 606. LG Würzburg, Urt. vom 30. 11. 1954 - 1 R 38/54. Ungedruckt. Die Parteien haben am 10. 1. 1948 vor dem Standesamt in New York geheiratet. Die Streitteile sind beide Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika. Den Bekl. lernte die Kl. im Jahre 1945 in Deutschland kennen. Sie ging im Dezember 1947 mit ihm nach New York, wo sie heirateten. Nachdem sie die amerikanische Staatsbürgerschaft erworben hatte, kehrte die Kl. mit ihrem Mann im Oktober 1951 nach Deutschland zurück. Sie lebten in B.,

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wo der Bekl. im väterlichen Betrieb der Kl. mitarbeiten sollte. Am 2. 4. 1953 kehrte der Bekl. nach New York zurück. Das aus der Ehe hervorgegangene Kind nahm er mit. Seitdem leben die Parteien getrennt. Die Frau wohnt noch in B. Die Kl. begehrt Scheidung der Ehe. Aus den Gründen: „Die Zuständigkeit des LG ist gegeben: Nach den vorgelegten Urkunden sind beide Ehegatten Bürger der USA. Daher kann von einem deutschen Gericht in dieser Sache nur entschieden werden, wenn der gewöhnliche Aufenthalt des Mannes oder der Frau im Inland gelegen ist und nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt werden wird (§ 606 III Ziffer 1 ZPO). Die anderen Möglichkeiten, die § 606 III Ziffer 1 und 2 vorsehen, scheiden hier aus. Die Kl. hat ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort in B., das zum LG-Bezirk W. gehört. Der Ehemann hat die Staatsangehörigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika und damit zugleich die Staatsangehörigkeit des Einzelstaates, in dem er sein Domizil hat. Da er seinen Wohnsitz im Staate New York hat, kommt es darauf an, ob der Staat New York die deutsche Ehescheidung anerkennt. Dies ist zu bejahen. Die Grundlage, auf der die Anerkennung des außeramerikanischen Urteils beruht, ist die .international comity'. Diese besagt, daß Urteile derjenigen ausländischen Gerichte anerkannt werden, die auf Grund des dortigen Domizils einer der beiden Parteien die Jurisdiktion haben. Da die Kl. aber ihren ständigen Wohnsitz in B. hat und auch die Trennung von ihrem Mann nicht darauf zurückzuführen ist, daß sie ihn böswillig verlassen hat, hat sie ihr Domizil in B., also in Deutschland. Nachdem auch unter dem Gesichtspunkt, daß manche amerikanische Gerichte zwischen der Ehescheidung und der Unterhaltsentscheidung Unterschiede machen und letztere nicht anerkennen, wenn nicht beide Parteien am Verfahren teilgenommen haben, keine Bedenken gegen die Jurisdiktion bestehen, ist anzunehmen, daß der Staat New York die deutsche Entscheidung anerkennen wird. Damit ist die internationale Zuständigkeit des deutschen Gerichts nach § 606 III Ziffer 1 ZPO gegeben. Zwar kommt nach Art. 17 EGBGB für die Ehescheidung das Recht des Heimatstaates des Ehemannes zur Zeit der Klageerhebung zur Anwendung. Zu beachten ist aber eine Rückverweisung nach Art. 27 EGBGB. Nach allgemeinen amerikanischen Grundsätzen ist die Frage des anzuwendenden Rechts in Scheidungssachen eng mit der Frage der Jurisdiktion verbunden. Die Regel ist, daß der Staat des Domizils das materielle Scheidungsrecht bestimmt. Da die Kl. ihr Domizil in Deutschland hat, verweist das Recht von New York auf das deutsche Recht zurück. Die Ehescheidung richtet sich daher lediglich nach deutschem materiellem Recht. Danach ist die Klage begründet" (wird ausgeführt).

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2. Verwandtschaft Eheliche Abstammung 9 8 . Die Ehelichkeit eines Kindes beurteilt sich nach dem Recht des Staates, dem der Ehemann der Mutter im Zeitpunkt der Geburt des Kindes angehört. Ob die Ehe der Eltern gültig ist, beurteilt sich nach dem Eheschließungsstatut (Art. 13 EGBGB), da die Verweisung in Art. 18 EGBGB eine nach dem durch das deutsche Kollisionsrecht bezeichneten Recht gültige Ehe voraussetzt. Zur Auslegung des Art. 18 EGBGB. Die Vorschrift, daß eine Ehe innerhalb Deutschlands nur in den Formen des deutschen Rechts geschlossen werden kann, ist eine Norm des deutschen ordre public und daher so eng wie möglich auszulegen. Ist eine Ehe nur wegen Art. 13 III EGBGB als Nichtehe anzusehen, so gelten Kinder aus dieser Ehe nicht als unehelich, wenn sie es nach dem gemäß Art. 18 EGBGB anwendbaren Recht nicht wären. Die Legitimation eines Kindes beurteilt sich nach dem Recht des Staats, dem der Vater des Kindes zur Zeit der Legitimation angehört. Kann ein Kind nach englischem Legitimationsstatut legitimiert werden, wenn es nach diesem Recht ohnehin ehelich wäre? Wann ist ein Legitimationsfeststellungsverfahren einzuleiten? - EGBGB Art. 13, 18, 22. LG Hamburg, Beschl. vom 27. 2. 1954 - 1 T 321/53: StAZ 9 (1956) 115. Aus den Gründen: „Die Kindeseltern, der englische Staatsangehörige William S. und die deutsche Staatsangehörige Wilma H., haben am 15. 5. 1948 vor einer Dienststelle der Besatzungsmacht in Deutschland nach englischem Recht die Ehe geschlossen. Am 15. 11. 1948 wurde ihr gemeinsames Kind Donald geboren. Am 23. 5. 1953 wiederholten die Kindeseltern die Eheschließung in H. vor dem deutschen Standesbeamten. Der Standesbeamte teilte daraufhin dem Vormundschaftsgericht H. zum Zwecke der Einleitung eines LegitimationsfeststellungsVerfahrens mit, daß die Eheleute S. bei ihrer Eheschließung angegeben haben, bereits ein gemeinsames Kind zu haben. Durch Beschluß vom 14. 8. 1953 lehnte das Vormundschaftsgericht H. die Einleitung eines Legitimationsfeststellungsverfahrens ab. Das AG führt zur Begründung dieser Ablehnung zunächst aus, für ein deutsches Gericht bestehe kein Anlaß festzustellen, daß ein Kind durch eine Ehe seiner Eltern nach deutschem Recht legitimiert worden sei, wenn dieses Kind wie seine Eltern die englische Staatsangehörigkeit besäße und nach englischem Recht schon von Geburt an ehelich gewesen sei; vor allem dann nicht, wenn, wie im vorliegenden Fall, die Eltern keinen Wert auf eine Legitimationsfeststellung legten. Sodann führt das AG aus, eine Legitimationsfeststellung sei auch deshalb nicht möglich, weil das Kind auch nach deutschem Recht bereits seit seiner Geburt als eheliches Kind anzusehen sei. Entsprechend Art. 18 EGBGB sei für die Frage, ob ein Kind ehelich sei, das Recht

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des Ehemannes der Mutter zur Zeit der Geburt des Kindes maßgebend. Art. 18 EGBGB verweise also in diesem Falle auf das englische Recht, und da nach englischem Recht die Ehe der Kindeseltern schon zur Zeit der Geburt des Kindes gültig gewesen sei, sei das Kind also auch nach deutschem Recht schon immer ehelich gewesen. Gegen diesen Beschluß des AG in H. richtet sich die Beschwerde der Jugendbehörde H. mit dem Antrag, den angefochtenen Beschluß aufzuheben und die Feststellung zu treffen, daß das Kind Donald durch die nachfolgende Ehe seiner Eltern vor dem Standesamt H. am 23. 5. 1953 die Stellung eines ehelichen Kindes auch nach deutschem Recht erlangt hat, hilfsweise festzustellen, daß das Kind Donald seit seiner Geburt ein eheliches Kind seiner Eltern ist.. . Auf die Beschwerde hin war der angefochtene Beschluß aufzuheben und die Legitimationsfeststellung zu treffen. Entgegen der Meinung des AG bestand im vorliegenden Fall ein Anlaß zur Einleitung eines Legitimationsfeststellungsverfahrens. Eine Legitimationsfeststellung durch ein deutsches Vormundschaftsgericht in bezug auf ein ausländisches Kind kommt nämlich immer dann in Betracht, wenn die Tatsache der Legitimation überhaupt in einem deutschen Personenstandsbuch vermerkt werden soll (Palandt, BGB 10 Anm.4 zu § 1719 BGB; MaßfeUer, DJ 1938, 1383). Das ist auch dann der Fall, wenn das Kind, wie hier, zwar nicht im deutschen Geburtsregister eingetragen ist, die Eltern aber in Deutschland die Ehe geschlossen haben, da dann das Kind in Spalte III des 2. Teils des bei der Eheschließung eröffneten Blattes im Familienbuch eingetragen werden muß (MaßfeUer aaO). Die Tatsache, daß die Eltern S. kein besonderes Interesse an der Legitimationsfeststellung zeigen, darf nicht zur Ablehnung der Feststellung führen, da es sich hierbei um ein Verfahren handelt, das vorwiegend im Interesse der Richtigkeit der deutschen Personenstandsbücher von Amts wegen durchgeführt wird. Richtig ist die Meinung des AG, daß das Kind Donald nach englischem Recht schon seit seiner Geburt als eheliches Kind galt, denn nach englischem Recht ist es in einer gültigen Ehe seiner Eltern geboren. Nach deutschem Recht ist das Kind jedoch als uneheliches Kind geboren worden und erst durch die nachfolgende Eheschließung seiner Eltern vor dem deutschen Standesbeamten legitimiert worden. Die aus Art. 18 EGBGB entwickelte vollkommene Kollisionsnorm bestimmt, daß f ü r die eheliche Abstammung eines Kindes das Heimatrecht des Ehemannes der Kindesmutter zur Zeit der Geburt des Kindes maßgebend sein soll. Die Auslegung dieses Rechtssatzes bietet Schwierigkeiten, wenn, wie im vorliegenden Fall, die Kindesmutter zur Zeit der Geburt des Kindes nach dem Recht des Kindesvaters verheiratet ist, nach deutschem Recht eine Ehe jedoch nicht besteht. Bei der Auslegung sind zwei Problemkreise zu unterscheiden; einmal: Will Art. 18 EGBGB auch für diesen Fall auf das Heimatrecht des Kindesvaters verweisen? Anders ausgedrückt: Ist Ehemann der Mutter im Sinne von Art. 18 EGBGB auch der Kindesvater, der zwar nach seinem Heimatrecht, nicht aber nach dem Eheschließungs19

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Statut, also nach der Rechtsordnung, auf die Art. 13 EGBGB verweist, mit der Kindesmutter verheiratet ist? Von dieser Frage ist ein weiterer Problemkreis zu unterscheiden, nämlich der, welchen Sachverhalt man der Beurteilung durch die Rechtsordnung, die man gemäß Art. 18 EGBGB ermittelt hat, zugrunde legen will. Auch in diesem Zusammenhang taucht die Frage auf, nach welcher Rechtsordnung sich die Gültigkeit der Ehe der Kindeseltern bestimmen soll. Im vorliegenden Fall wäre diese Frage etwa so zu formulieren: Ist zu untersuchen, welche Rechtsstellung nach englischem bzw. deutschem Recht (je nachdem, wie man die erste Frage beantwortet hat) ein Kind aus einer gültigen Ehe oder welche Rechtsstellung nach diesem Recht ein Kind aus einer Nichtehe hat. Es hat den Anschein, als ob das AG zwischen diesen beiden Fragen nicht mit genügender Schärfe unterschieden hat. Beide Fragen sind in Literatur und Rechtsprechung umstritten. Die erste Frage ist dahingehend zu beantworten, daß Ehemann der Mutter im Sinne von Art. 18 EGBGB nur der Kindesvater sein kann, der nach dem Eheschließungsstatut (Art. 13) mit der Kindesmutter verheiratet ist, daß also nur f ü r diesen Fall Art. 18 EGBGB auf das Heimatrecht des Kindesvaters verweisen will. Ist nach dem Eheschließungsstatut eine Ehe nicht zustandegekommen, so liegt die Voraussetzung des Art. 18, die den Anknüpfungspunkt f ü r eine Verweisung auf fremdes Recht bildet, nicht vor. In diesem Falle bestimmt sich die eheliche Abstammung des Kindes nach dem Recht, nach dem die Ehe nicht zustandegekommen ist, im vorliegenden Fall also nach deutschem Recht (Raape, I P R 2 [1945] 218; derselbe bei Staudinger, BGB 9 Anm. B III 1 zu Art. 18 EGBGB; Kuhlenbeck bei Staudinger, BGB 8 Art. 18 EGBGB; Raape, MDR 1948, 99; Lauterbach-Palandt aaO Anm. 2 b zu § 1719 BGB; OLG München, OL GR 42, 98; RG, LZ 1914, 869; KG, J W 1937, 2526.) Diese Meinung verdient aus mehreren Gründen den Vorzug. Einmal verweist auf diese Auslegung der Wortlaut des Gesetzes. Art. 18 EGBGB zerfällt, wie jede andere Vorschrift, in Rechtsvoraussetzung und Rechtsfolge. Voraussetzung bzw. Tatbestand ist eine Ehe der Kindesmutter zur Zeit der Geburt des Kindes, Rechtsfolge die Verweisung auf das Heimatrecht des Ehemannes. Schon die Frage des Bestehens der Ehe nach dem Heimatrecht des Ehemannes zu beurteilen, hieße daher die Rechtsfolge schon auf die Voraussetzungen anwenden. Es ist ferner zu beachten, daß Art. 18 ausdrücklich vom Ehemann der Mutter spricht. Wenn das Gesetz eine Auslegung im Sinne der hier abgelehnten Meinung gewollt hätte, hätte es sich sehr viel klarer und einfacher ausdrücken können, indem es, wie z. B. in Art. 22 EGBGB, gesagt hätte, ,wenn der Vater des Kindes zur Zeit der Geburt des Kindes Deutscher war'. Auch wenn man dem Sinn des Art. 18 EGBGB nachgeht, kommt man zu der hier vertretenen Auslegung. Das zeigt die ausführliche Begründung, die Raape bei Staudinger seiner Ansicht gibt. Er sagt u. a.: ,Wenn man sich fragt, weshalb Filiationsstatut im Falle einer gültigen Ehe das Heimatrecht des Ehemannes zur Zeit der Geburt ist, so kann die Antwort nur lauten:

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W e i l eben dieses Recht in diesem Zeitpunkt die E h e bestimmt. Die K i n d e r sind eine F o l g e der Ehe, das Kindschaftsverhältnis ist eine A b z w e i g u n g des Eheverhältnisses. Daher ist nur folgerichtig, daß das Recht, das f ü r die Ehe maßgebend ist, und z w a r zur Zeit der Geburt des Kindes, f ü r die Ehelichkeit des Kindes maßgebend ist. Aus diesem Grunde muß i m Falle der Nichtigkeit der Ehe Filiationsstatut dasjenige Recht sein, nach d e m die Ehe nichtig ist, das Ehenichtigkeitsstatut.' E i n weiteres Argument gegen die hier abgelehnte Meinung ist, daß eine Auslegung des Art. 18 in ihrem Sinne die wichtige Vorschrift des Art. 13 EGBGR in einem wesentlichen P u n k t durchbrechen würde. Art. 13 I EGBGB w i l l den deutschen Verlobten schützen, indem er E h e w i r k u n g e n nur dann eintreten läßt, wenn die Eheschließung in den F o r m e n des deutschen Rechts e r f o l g t ist. Dieser Schutzgedanke hat auch im R a h m e n des Art. 18 E G B G B Bedeutung, denn die Tatsache, daß ein K i n d als eheliches K i n d anzusehen ist, bringt f ü r das K i n d selbst und seine Mutter nicht nur V o r teile mit sich. V i e l m e h r steht ein eheliches K i n d unter väterlicher Gewalt, der Vater kann den Aufenthalt des Kindes bestimmen, es unter Umständen v o n der Mutter herausverlangen und anderes mehr. Diese schwerwiegenden Rechtsfolgen w i l l das Gesetz nur eintreten lassen, w e n n die E h e in den F o r m e n des deutschen Rechtes geschlossen ist. Daß dieser Schutzgedanke u. a. auch f ü r Raape der entscheidende ist, Art. 18 so auszulegen, w i e er es tut, zeigt die Tatsache, daß er eine Ausnahme v o n seinem P r i n z i p f ü r den Fall macht, daß nicht, w i e i m vorliegenden Fall, ein Verlobter zur Zeit der Eheschließung Deutscher war, sondern daß zwei Ausländer im Inland die Ehe schließen, f ü r den Fall also, daß die E h e nicht w e g e n Art. 13 I, sondern nur w e g e n Art. 13 I I I ungültig ist. Art. 13 I I I ist nämlich nur eine F o l g e des deutschen ordre public, der es verlangt, daß Rechtsgeschäfte in Deutschland in den F o r m e n des deutschen Rechts abgeschlossen werden. Art. 13 I I I ist daher so eng w i e möglich auszulegen, w o b e i m a n zu dem Ergebnis k o m m t , daß der deutsche ordre public z w a r fordert, daß E h e n in Deutschland in den F o r m e n des deutschen Rechts geschlossen werden, nicht aber, daß Kinder aus Ehen, die entgegen dieser Vorschrift geschlossen werden, als unehelich angesehen w e r d e n müssen (Raape aaO; K G aaO; LauterbachPalandt a a O ) . I n der Literatur finden sich nur wenige Stimmen gegen die hier vertretene Meinung. Mehrere Entscheidungen, die den Standpunkt vertreten, Art. 18 E G B G B verweise auch dann auf das Heimatrecht des Kindesvaters, wenn dessen E h e mit der Kindesmutter nach dem Eheschließungsstatut ungültig ist, behandeln F ä l l e des Art. 13 I I I , und man kann aus ihnen nicht entnehmen, ob das Gericht in F ä l l e n des Art. 13 I ebenso entscheiden würde. Ausdrücklich w i r d die hier abgelehnte Meinung, allerdings ohne nähere Begründung, vertreten v o n Lewald ( I P R 129). Es sei bemerkt, daß sich bei Beantwortung dieser ersten F r a g e Literatur zu den Art. 22, 24 und 25 E G B G B nicht verwerten läßt, da eine Parallele zwischen diesen Vorschriften und Art. 18 sich nur in bezug auf die zweite a u f g e w o r f e n e F r a g e ziehen läßt, w e i l bei sämtlichen Vorschriften das P r o b l e m , nach welchem Recht eine

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Ehe zu beurteilen ist, nur im Tatbestand auftaucht, während als Anknüpfungspunkt für die Verweisung auf eine bestimmte Rechtsordnung andere Anhaltspunkte dienen (Kindesvater in Art. 22, Wohnsitz in Art. 24 und 25). Nachdem nun die Beantwortung der ersten Frage zu dem Ergebnis geführt hat, daß die eheliche Abstammung des Kindes Donald in Deutschland sich nach deutschem Recht bestimmt, ist nun die zweite Frage zu stellen, ob nach deutschem Recht die Rechtsstellung eines Kindes aus einer gültigen Ehe (wie es die erste Ehe der Eheleute S. nach englischem Recht war) oder aus einer Nichtehe (die nach deutschem Recht vorlag) zu untersuchen ist. Auch insoweit ist Raape zu folgen, der die Frage der Gültigkeit der Ehe in Art. 18 als Vorfrage nach Art 13 EGBGB entscheiden will (Raape aaO; ebenso Lauterbach-Palandt, Anm. 3 zu Art. 18 EGBGB; Lewald, IPR 129; KG, JW 1937, 2527 [bei Palandt mißverständlich zitiert]; RG, LZ 1914, 869; OLG München, OLGR 42, 98; anderer Ansicht LG Köln, StAZ 1954, 13 1 zu Art. 22; dahingestellt in RG, J W 1938, 108). Dem Argument der Gegenmeinung, es könne nicht Sinn des Art. 18 EGBGB sein, daß innerhalb einer Vorschrift mehrere Rechtsordnungen angewendet werden sollen, muß entgegengehalten werden, daß im vorliegenden Fall gerade die hier vertretene Meinung verhindert, daß im Rahmen des Art. 18 verschiedene Rechtsordnungen angewendet werden müssen. Es wird ja nach deutschem Recht untersucht, welche Rechtsstellung Kinder aus nach deutschem Recht ungültigen Ehen haben. Im übrigen läßt sich ein Ineinandergreifen mehrerer Rechtssysteme auf dem Gebiet des internationalen Privatrechts nicht vermeiden. Es kann deshalb nur Ziel der Auslegung sein, die Abgrenzung nach klaren und allgemeinen Richtlinien zu treffen. Dem dürfte es entsprechen, die Frage der Gültigkeit einer Ehe, wo sie auch immer im Rahmen des internationalen Privatrechts auftaucht (Art. 18, 22, 24, 25), immer nach dem Eheschließungsstatut, das durch Art. 13 bestimmt wird, zu beurteilen. Die Tatsache, daß die Anknüpfungspunkte f ü r die Anwendung fremden Rechts in den einzelnen Artikeln verschieden sind, könnte sonst dazu führen, daß dieselbe Ehe in jeweils anderem Zusammenhang (Ehelichkeit der Kinder, Legitimation, Erbrecht) einmal als gültig und einmal als ungültig anzusehen wäre. Da die Ehe der Eltern S. zur Zeit der Geburt des Kindes nach deutschem Recht ungültig war und es nach deutschem Recht keine Vorschrift gibt, die bestimmt, daß Kinder aus Nichtehen die Stellung ehelicher Kinder haben, war das Kind Donald also bis zur zweiten Eheschließung seiner Eltern nach deutschem Recht als uneheliches Kind anzusehen. Durch die Eheschließung seiner Eltern vor dem deutschen Standesbeamten hat das Kind auch nach deutschem Recht die Stellung eines ehelichen Kindes erlangt. Die Legitimation richtet sich entsprechend Art. 22 EGBGB nach dem Recht des Kindesvaters zur Zeit der Legitimation, also nach englischem Recht. Nach englischem Recht gibt es eine Legitimation nach dem [Children's] 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 193.

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Legitimacy Act v o m 15. 12. 1926. Die Voraussetzungen im einzelnen liegen hier vor. Die Auffassung, daß das Kind nicht mehr nach englischem Recht legitimiert werden könne, da es nach diesem schon vor der zweiten Eheschließung seiner Eltern ehelich gewesen sei, ist, wie Raape (MDR 1948, 99 Anm. 2) mit Recht bemerkt, unhaltbar. Das Kind könnte nach englischem Recht auf jeden Fall legitimiert werden, wenn es unehelich wäre, und das muß genügen. Derartige kleine Unstimmigkeiten lassen sich beim Arbeiten mit dem internationalen Privatrecht nicht vermeiden; sie sind die Folge der Anwendung mehrerer Rechtsordnungen auf denselben Tatbestand, da diese verschiedenen Rechtssysteme nicht sauber ineinandergreifen. Diese Schwierigkeiten lassen sich jedoch durch eine Auslegung, die noch mehr als sonst nach dem Sinn als nach dem Wortlaut einer Bestimmung fragt, überwinden. Da dem Hauptantrag stattgegeben wurde, erübrigt sich ein Eingehen auf den Hilfsantrag der Beschwf. Die hilfsweise begehrte Feststellung hätte im übrigen nur im Verfahren auf Berichtigung eines Personenstandsbuches getroffen werden können." 9 9 . Auf die Anfechtung der Ehelichkeit findet das Heimatrecht des Ehemannes der Mutter Anwendung, wenn weder diese noch der Ehemann deutsche Staatsangehörige sind. Nach niederländischem Recht beträgt die Anfechtungsfrist zwei Monate. Zum Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit durch Eheschließung. Zum niederländischen Staatsangehörigkeitsrecht. Der Wohnsitz im Sinne von § 13 ZPO beurteilt sich nach der deutschen lex fori; insoweit sind Vorschriften über den Wohnsitz als verfahrensrechtlich zu qualifizieren. Wenn die Eltern getrennt leben, so teilt das Kind auch den Wohnsitz der Mutter. - E G B G B Art. 18. L G Aachen, Urt. v o m 5. 5. 1954 - 8 R 134/54. Ungedruckt. Der Kl. ist niederländischer Staatsangehöriger. A m 24. 5. 1945 heiratete er in A. in Deutschland die Mutter der Bekl., die bis zur Eheschließung deutsche Staatsangehörige war. Die Ehe des Kl. mit der Mutter der Bekl. wurde durch Urteil des L G Rotterdam (Holland) v o m 29. 10. 1951 rechtskräftig geschieden, nachdem die Mutter der Bekl. den gemeinsamen W o h n sitz Schiedam am 8. 2. 1951 verlassen hatte und nach H. (Bundesrepublik) gezogen war. Die Bekl. wurde am 21. 10. 1951, also acht Tage vor der Verkündung des Scheidungsurteils, in B. in Deutschland geboren. Der Kl. behauptet, der letzte eheliche Verkehr zwischen ihm und der Mutter der Bekl. habe im Jahre 1946 stattgefunden. Er beantragt festzustellen, daß die Bekl. nicht sein eheliches Kind sei. Aus den Gründen: „Die örtliche Zuständigkeit des erkennenden Gerichts ergibt sich aus den § § 1 2 und 13 ZPO, denn der Wohnsitz der Bekl. liegt im Zuständigkeitsbereich des L G A.

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Die Parteien sind zwar Ausländer, denn der Kl. ist niederländischer Staatsangehöriger und auch die Mutter der Bekl. ist durch die Eheschließung mit dem Kl. niederländische Staatsangehörige geworden (Art. 5 des niederländischen Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 12. 12. 1892), wobei sie gleichzeitig die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hat. Auch die Bekl. hat als Kind niederländischer Eltern gemäß Art. 1 a des holländischen Staatsangehörigkeitsgesetzes die niederländische Staatsangehörigkeit erworben. Daran hat sich auch nichts durch die spätere Ehescheidung geändert. Die Mutter der Bekl. besitzt, wie sich auch aus der Bescheinigung des Oberkreisdirektors ergibt, vielmehr nach wie vor die niederländische Staatsangehörigkeit. Der örtlichen Zuständigkeit des erkennenden Gerichts steht dies jedoch nicht entgegen, denn die Zuständigkeit der deutschen Zivilgerichte richtet sich ausschließlich nach deutschem Prozeßrecht. Auch die Frage, wo sich der f ü r die Zuständigkeit nach § 13 ZPO maßgebende Wohnsitz der Bekl. befindet, war nach deutschem Recht zu entscheiden. Zwar gehören die Bestimmungen über den Wohnsitz an sich zum materiellen Recht, f ü r die Bestimmung des Gerichtsstands werden sie jedoch durch § 13 ZPO Bestandteil des Prozeßrechts (vgl. Baumbach, ZPO 2 2 [1954] zu § 13; ebenso Riezler, Internationales Zivilprozeßrecht [1949] 196; Pagenstecher, RabelsZ 11 [1937] 363). Gemäß § 11 BGB in Verbindung mit den Art. 3 I und 1 III GG teilt die minderjährige Bekl. den Wohnsitz der Eltern. Da diese getrennt leben, haben diese verschiedene Wohnsitze. Die Bekl. hat dadurch (mindestens auch) einen Wohnsitz am Wohnsitz ihrer Mutter in H. (vgl. Dölle, JZ 1953, 361; Hoff mann, JR 1953, 203). Aber auch ohne auf den Grundsatz der Gleichberechtigung zurückzugreifen, ist die Annahme gerechtfertigt, daß die Bekl. ihren Wohnsitz in H. habe, weil der Kl. das Kind ganz der Mutter überlassen hat und die dauernde Unterbringung des Kindes bei dieser geduldet hat (vgl. Erman, BGB § 11 Anm.3). Für die Sachentscheidung war niederländisches Recht maßgeblich, denn gemäß Art. 18 EGBGB sind bei einer Anfechtung der Ehelichkeit die deutschen Gesetze nur dann anzuwenden, wenn wenigstens einer der beiden Elternteile die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Als Rechtsgrundlage f ü r die Ehelichkeitsanfechtung kommen in Betracht Art. 307 (Unmöglichkeit der Beiwohnung) und Art. 308 (Ehebruch mit anschließender Verheimlichung des Kindes) des niederländischen BGB vom 10. 4. 1838. Die Anfechtung aus den Gründen der Art. 307, 308 holländisches BGB ist aber gemäß Art. 311 holländisches BGB an eine Ausschlußfrist gebunden, die höchstens 2 Monate beträgt, und zwar beginnend mit der Kenntnis von der Geburt des Kindes. Da nach seinem eigenen Vortrag der Kl. bereits durch ein Schreiben des niederländischen Konsulats in Kleve vom 26. 2. 1953 Kenntnis davon erhalten hatte, daß seine geschiedene Ehefrau noch während des Bestehens der Ehe die Bekl. geboren hatte, der Kl. die Anfechtungsklage aber erst im Februar 1954 erhoben hat, ist die Anfechtungsfrist vom Kl. nicht gewahrt. Sie war auch bereits abgelaufen, als der Kl. sich durch seinen niederländischen Anwalt mit Schreiben vom 9. 11. 1953 erst-

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nials an das LG A. gewandt hat mit der Ankündigung, daß er eine Anfechtungsklage einreichen wolle. Die Klage war deshalb abzuweisen." 1 0 0 . Zum Erwerb der spanischen Staatsangehörigkeit durch Eheschließung. Wann ist nach spanischem Recht der spanische Konsul für die Eheschließung von Spaniern im Ausland zuständig? Die Klage auf Anfechtung der Ehelichkeit eines Kindes muß auch dann innerhalb der durch das Anfechtungsstatut bezeichneten Frist erhoben werden, wenn das Urteil im Heimatstaat nicht anerkannt würde. Nach spanischem Recht beginnt die Anfechtungsfrist erst mit der Eintragung der Geburt in das Standesregister zu laufen; die Eintragung in das deutsche Standesregister setzt die Frist in Gang. Kürzere Anfechtungsfristen, als sie das deutsche Recht kennt, verstoßen nicht gegen den ordre public. Rechtsunkenntnis ist kein Fall der höheren Gewalt. Ob höhere Gewalt vorliegt, beurteilt sich nach dem Anfechtungsstatut. - EGBGB Art. 18, 30. LG Trier, Urt. vom 20. 12. 1955 - 2 R 90/54: FamRZ 3 (1956) 131 mit Anm. von Bosch. Der Kl. (wohnhaft bei Trier) ist spanischer Staatsangehöriger. Er hatte am 5. 5. 1934 vor dem Standesbeamten in Köln die Mutter des Bekl., die vor der Eheschließung die deutsche Staatsangehörigkeit besaß, geheiratet. Die kirchliche Trauung war vor dem evangelischen Pfarrer vorgenommen worden. Die Ehe ist durch rechtskräftiges Urteil des L G Trier vom 6. 4. 1954 geschieden. Der Bekl. ist am 25. 8. 1953 in Trier geboren. Der KI. behauptet, er sei nicht der Erzeuger des Bekl. Er beantragt festzustellen, daß der Bekl. kein eheliches Kind des Kl. ist. Aus den Gründen: „Die Klage konnte keinen Erfolg haben. Es ist einhellige, aus Art. 18 EGBGB hergeleitete Rechtsprechung, daß die Ehelichkeit eines Kindes nach den Gesetzen des Staates beurteilt wird, dem der Ehemann der Mutter zur Zeit der Geburt des Kindes angehört hat. Zu dieser Zeit hatte der Kl. die spanische Staatsangehörigkeit. Die Stellung des Bekl. als eheliches oder uneheliches Kind richtet sich daher nach spanischem Recht. Deutsches Recht könnte nach Art. 18 II EGBGB nur dann angewandt werden, wenn die Mutter des Bekl. im Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung die deutsche Staatsangehörigkeit besessen hätte. Das ist nicht der Fall. Durch die Eheschließung mit dem Kl. am 5. 5. 1934 hatte die Mutter des Bekl. die spanische Staatsangehörigkeit erworben. Die Ehe war nach spanischem Recht gültig zustandegekommen, weil damals auch in Spanien durch Gesetz vom 28. 6. 1932 vorübergehend die Zivilehe eingeführt war, so daß auch ohne kirchliche Trauung die Ehe gültig geschlossen werden konnte. Hieran ändert auch nichts, daß gemäß Art. 100 Cc Spanier im Ausland die Ehe vor einem spanischen Konsul schließen müssen, um

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eine nach spanischem Recht gültige E h e zu b e g r ü n d e n . D e n n wie a l l g e m e i n a n e r k a n n t ist, findet Art. 100 Cc n u r A n w e n d u n g , w e n n b e i d e Verlobte spanische S t a a t s a n g e h ö r i g e sind, w ä h r e n d f ü r d e n Fall, d a ß n u r e i n e r der Verlobten nicht S p a n i e r ist, die spanischen K o n s u l n nicht m e h r f ü r die E h e s c h l i e ß u n g z u s t ä n d i g sind (vgl. Boschan, E u r o p ä i s c h e s F a m i l i e n recht 2 312). I m ü b r i g e n w e r d e n a b e r auch, wie P r o f e s s o r Dr. H. Dölle bereits in einem V e r f a h r e n vor d e m LG Stuttgart (4 R 8 0 / 4 8 ) 1 u n t e r Ber u f u n g auf die einschlägige R e c h t s p r e c h u n g des O b e r s t e n spanischen Gerichtshofes a u s g e f ü h r t hat, die von S p a n i e r n im A u s l a n d u n t e r A u ß e r a c h t lassung dieser F o r m v o r s c h r i f t geschlossenen E h e n als w i r k s a m b e t r a c h t e t , solange i h r e Nichtigkeit nicht d u r c h ein spanisches Gericht a u s g e s p r o c h e n ist. Vorliegend ist eine solche Nichtigkeit noch nicht festgestellt; u n d s o l a n g e besitzt u n a b h ä n g i g von der Möglichkeit einer solchen N i c h t i g k e i t s e r k l ä r u n g die Mutter des Bekl. auch die spanische Staatsangehörigkeit (vgl. Lichter, Staatsangehörigkeitsrecht 120). Auf G r u n d des d a n a c h a n z u w e n d e n d e n Art. 108 Cc gilt d a n n a b e r der Bekl. als das eheliche Kind des Kl., solange nicht die V a t e r s c h a f t d u r c h eine von d e m Kl. zu e r h e b e n d e Klage r e c h t s k r ä f t i g bestritten ist (Art. 113 Cc). Diese Klage m u ß t e spätestens 6 Monate nach d e r K e n n t n i s von d e r Geburt des Bekl. e r h o b e n sein, wobei der K l a g e e r h e b u n g auch nicht entgegenstand, d a ß d a s in D e u t s c h l a n d e r w i r k t e Urteil möglicherweise in S p a n i e n nicht a n e r k a n n t werde, d a in § 640 Z P O die in § 606 I I I Z P O g e t r o f f e n e Regelung nicht ü b e r n o m m e n ist (vgl. KG, DR 1939, 246 u n d OLGR 26, 242). Diese F r i s t h a t der Kl. mit der a m 6. 7. 1954 eingereichten Klage nicht eingehalten. Z w a r beginnt ihr Lauf erst m i t der E i n t r a g u n g in d a s Standesregister (Art 326 Cc) u n d die Geburt des Bekl. ist nach der b e i m Spanischen K o n s u l a t in F r a n k f u r t eingeholten A u s k u n f t nicht in d a s d o r t f ü r in D e u t s c h l a n d ansässige S p a n i e r g e f ü h r t e Register eingetragen. D e r E i n t r a g u n g in dieses Register ist aber, wie sich a u s d e r b e i m Deutschen I n s t i t u t f ü r V o r m u n d s c h a f t s w e s e n (Hildesheim) eingeholten A u s k u n f t ergibt, die hier unstreitig v o r g e n o m m e n e E i n t r a g u n g in d a s deutsche Standesregister gleich zu erachten, d a dieses ebenso wie d a s s p a nische Register nicht n u r die b l o ß e F o r m a l i t ä t der E i n t r a g u n g e r f ü l l t , sond e r n auch die erfolgte Geburt öffentlich k u n d m a c h t . H i n z u k o m m t w e i t e r noch, d a ß nach Art. 113 I I Cc die A n f e c h t u n g s f r i s t auch d e s h a l b v e r s t r i chen ist, weil d e r Kl. unstreitig bereits w ä h r e n d des E h e s c h e i d u n g s r e c h t s streits u n d l ä n g e r als 6 Monate vor K l a g e e r h e b u n g K e n n t n i s v o n d e r Geb u r t des Bekl. erlangt h a t . D e r Kl. h a t d e m n a c h die Ehelichkeit des Bekl. nicht i n n e r h a l b d e r hierf ü r nach s p a n i s c h e m Recht v o r g e s e h e n e n F r i s t angefochten, so d a ß n u n m e h r die Ehelichkeit des Bekl. u n a n f e c h t b a r g e w o r d e n ist. Z w a r will d e r Kl. geltend m a c h e n , d a ß die Regelung des spanischen Rechts d e s h a l b u n beachtlich sei, weil sie gegen d e n Zweck eines deutschen Gesetzes v e r s t o ß e (Art. 30 EGBGB). Diese Ansicht t r i f f t aber, wie allgemein a n e r k a n n t ist, auf die in Art. 18 EGBGB g e t r o f f e n e Regelung nicht zu (vgl. KG, J W 1937, 1

Siehe IPRspr. 1945-1949 Nr. 21.

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1727). Vielmehr verbleibt es bezüglich der rechtlichen Stellung der Kinder stets bei den nach dem Heimatrecht des Ehemannes geltenden Rechtssätzen. Ein Verstoß gegen den Zweck eines solchen Gesetzes ist in der Bestimmung einer kürzeren Frist, als sie nach deutschem Recht vorgesehen ist, nicht zu finden. Auch kann dem Kl. darin nicht gefolgt werden, daß die Versäumung dieser Frist auf Rechtsunkenntnis beruhe, daß dies für ihn als ein Fall Roherer Gewalt' zu gelten habe und deshalb auch aus diesem Grunde ihm die Versäumung der Frist nicht entgegengehalten werden könne. Zunächst erscheint es zweifelhaft, ob das spanische Recht hier entsprechend der ausdrücklichen gesetzlichen Vorschrift des § 1594 III (§ 203) BGB eine Unterbrechung oder Hemmung der Anfechtungsfrist überhaupt kennt. Diese Frage kann aber dahingestellt bleiben, da jedenfalls in der angeblichen Rechtsunkenntnis des Kl. kein Fall der höheren Gewalt gesehen werden kann. Höhere Gewalt liegt dann vor, wenn ein Ereignis eintritt, das von dem Handelnden nicht verschuldet ist und auch bei Anwendung aller Vorsicht und Aufmerksamkeit nicht voraussehbar war und selbst mit allen zu Gebote stehenden Mitteln nicht abzuwenden war (vgl. RGZ 95, 65). Das kann hier nicht gesagt werden. Der Kl. ist Kaufmann. Es mußte ihm bei seinem Bildungsgrad zum mindesten zweifelhaft erscheinen, nach welchem Recht sich die rechtliche Stellung des Bekl. beurteile; und er wäre bei der gebotenen und auch von ihm zu erwartenden Sorgfalt verpflichtet gewesen, sich zum mindesten durch die konsularische Vertretung seines Landes beraten zu lassen. Wenn er das nicht tat, so liegt hierin eine Fahrlässigkeit, die den Gesichtspunkt der höheren Gewalt auf jeden Fall entfallen läßt. Danach mußte die Klage abgewiesen werden."

Rechtsbeziehungen zwischen Eltern und Kindern Siehe auch Nr. 128, 129, 204

1 0 1 . Auch ein Verfahren vor dem Vormundschaftsrichter kann zur Aussetzung des Verfahrens gemäß § 14-8 ZPO berechtigen. Der Anspruch auf Herausgabe eines ehelichen Kindes ist Teil der Sorge für die Person des Kindes. Das Sorgerecht nach Scheidung der Ehe beurteilt sich nach dem Heimatrecht des Vaters gemäß Art. 19 EGBGB. Welche Wirkung haben die Entscheidungen Schweizer Vormundschaftsbehörden, wenn die Kinder auch die schweizerische Staatsangehörigkeit besitzen? - EGBGB Art. 19. OLG Köln, 6. ZS, Beschl. vom 4. 6. 1954 - 6 W 115/54: FamRZ 2 (1955) 113. Aus den Gründen: „Die in der Schweiz lebende Kl. begehrt von dem Bekl., ihrem geschiedenen Ehemann, die Herausgabe ihrer vier gemeinschaftlichen Kinder. Nachdem das LG das Verfahren bereits am 15.9.1951 bis zur Entscheidung

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des vom Bekl. vor den Schweizer Gerichten anhängig gemachten Prozeßverfahrens über die Frage des Personensorgerechts ausgesetzt hatte, hat es nach Erledigung dieses Verfahrens den Rechtsstreit im Hinblick auf das vom Bekl. inzwischen bei dem Vormundschaftsgericht A. [Bundesrepublik] anhängig gemachte Personensorgerechtsverfahren durch den angefochtenen Beschluß erneut ausgesetzt. In diesem vormundschaftsgerichtlichen Verf a h r e n ist bisher eine Entscheidung nicht ergangen. Mit der nach § 252 ZPO zulässigen . . . Beschwerde erstrebt die Kl. die A u f h e b u n g des Aussetzungsbeschlusses. Die Beschwerde konnte sachlich keinen Erfolg haben. Es bestehen zunächst keine Bedenken, d a ß das LG den § 148 ZPO zur Anwendung gebracht hat, obwohl es sich bei der ausstehenden Entscheidung u m eine solche des Vormundschaftsgerichts handelt. Solche Entscheidungen der freiwilligen Gerichtsbarkeit sind zwar keine der in § 148 ZPO genannten Entscheidungen. Auf sie k a n n die Vorschrift aber entsprechend angewandt werden (Rosenberg, Lehrbuch des Zivilprozeßrechts [1953] 569 § 124 II 3; Stein-Jonas-Schönke, Z P O 1 7 Bern. IV 1 zu § 148 ZPO). Der von der Kl. geltend gemachte Herausgabeanspruch ist nach deutschem Recht Teil des Personensorgerechts (§ 1632 BGB). Da der Bekl. die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt u n d demzufolge nach Art. 19EGBGB das Rechtsverhältnis zwischen Eltern u n d ehelichen Kindern nach deutschem Recht beurteilt wird, ist es deshalb f ü r die Kl. ausschlaggebend, ob ihr das Personensorgerecht zusteht. Daß hierbei unter dem in Art. 19 EGBGB bezeichneten Rechtsverhältnis zwischen Eltern u n d ehelichen Kindern auch die Regelung des Personensorgerechts nach geschiedener E h e zu verstehen ist, ist allgemein a n e r k a n n t u n d unterliegt keinen Bedenken (Erman, BGB Anm. 3 zu Art. 19 EGBGB; Maßfeller, J W 1935, 831 unter V). Der Kl. ist beizupflichten, daß eine Aussetzung dem § 148 ZPO widerspricht, die der einen Partei lediglich dazu dienen soll, die Möglichkeit der E r w i r k u n g einer f ü r sie günstigen a n d e r e n Entscheidung zu geben, u m der Klage erst die gebotene Prozeßgrundlage zu verschaffen. Ob dies vorliegend gegeben ist, hängt zunächst von der Entscheidung der Frage ab, ob es sich, wie die Kl. meint, bei der in dem Ehescheidungsurteil des Schweizer Zivilamtsgerichts unter Zugrundelegung der Vereinbarung der Parteien nach Art. 156 I des Schweizer ZGB getroffenen Verfügung über die Pflege u n d Auferziehung der Kinder u m eine im R a h m e n des § 74 EheG auch im deutschen Inlande maßgebliche Personensorgerechtsentscheidung handelt. Diese Frage k a n n sich im wesentlichen n u r nach den Vorschriften des internationalen Privatrechts u n d des Schweizer Rechts beantworten. Selbst w e n n m a n , wie unterstellt sein mag, zu der Ansicht der Kl. kommt, d a ß eine gültige Personensorgerechtsübertragung vorliegt, ist damit immer noch keine solche Klarheit geschaffen, wie sie gegeben ist, wenn eine Entscheidung eines deutschen Vormundschaftsgerichts über das Personensorgerecht vorliegt. Die in § 74 EheG in jedem Falle einer Ehescheidung gebotene E n t scheidung des Vormundschaftsgerichts über das Personensorgerecht der Kinder dient unter anderem der Klarheit u n d Vereinfachung des Rechtsverkehrs. Sie ermöglicht demjenigen, dem die Personensorge übertragen

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ist, sich durch Vorlage des vormundschaftsgerichtlichen Beschlusses jederzeit zu legitimieren, und schließt Erörterungen darüber, wem das Personensorgerecht zusteht, von vornherein aus. Hieran fehlt es, wenn, wie vorliegend, noch keine Entscheidung eines inländischen Vormundschaftsgerichts erlassen ist. Damit ist die Gefahr des Erlasses von sich widersprechenden Entscheidungen eröffnet, sei es, daß die Kl. oder die Kinder vor einem anderen Gericht mit anderen, z. B. aus dem Unterhalt herrührenden Ansprüchen Klage erheben, oder sei es, daß eine Entscheidung des Vormundschaftsgerichts selbst ergeht. Zu Unrecht meint die Kl., eine solche Entscheidung des Vormundschaftsgerichts könne vorliegend nicht ergehen, weil ein deutsches Vormundschaftsgericht nicht zuständig sei, da zufolge der in der Schweiz eingesetzten Vormundschaft die Zuständigkeit der Schweizer Behörden nach § 43 II FGG begründet sei. Da der Bekl. die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, hat das LG zutreffend festgestellt, daß die Anwendung des deutschen Rechtes ohne Rücksicht auf die Tatsache zu erfolgen hat, daß die Kinder neben ihrer deutschen Staatsangehörigkeit auch noch die Schweizer Staatsangehörigkeit besitzen, da Art. 19 EGBGB es ausschließlich auf die Staatsangehörigkeit des Vaters abstellt. Da es nach §§ 43 I, 36 I FGG nicht einmal auf den Wohnsitz (§ 11 BGB) der Kinder ankommt, sondern der inländische Aufenthaltsort ausreichend ist, kann es keinem Zweifel unterliegen, daß das vom Bekl. angerufene Vormundschaftsgericht zunächst f ü r die von ihm begehrte Entscheidung zuständig ist. Ob dieser Zuständigkeit im Hinblick auf die in der Schweizer Entscheidung ausgesprochene Unterstellung der Kinder unter vormundschaftliche Aufsicht die Vorschrift des § 43 II FGG entgegensteht, wie die Kl. meint, ist wiederum eine Frage, die das Vormundschaftsgericht in eigener Zuständigkeit zu prüfen und entscheiden hat. Auch dann, wenn das Vormundschaftsgericht der Meinung der Kl. folgen sollte, würde sie erst damit eine Klärung der f ü r sie maßgeblichen Frage der Personensorgerechtsentscheidung zur Hand haben und zwar von der Stelle, die das deutsche Recht in § 74 EheG f ü r diese Entscheidung bestimmt hat. Bis dahin fehlt es aber an einer inländischen Entscheidung überhaupt. Es liegt mithin nicht nur im Interesse der Sache, sondern auch im eigenen Interesse der Kl. selbst, eine solche Entscheidung des deutschen Vormundschaftsgerichtes zu erhalten, die ihr je nach Ausfall die Klärung ihrer Stellung auch im deutschen Inland verschafft, die ihr die ausländischen Entscheidungen noch nicht ohne weiteres vermitteln können. Mag dies für die Kl. auch unbefriedigend erscheinen, da sie sich auf eine Schweizer höchstrichterliche Entscheidung berufen kann, so sind dies Nachteile, die sich auf dem Gebiete des internationalen Privatrechts aus der Verschiedenheit der Rechtsordnungen immer ergeben und in Kauf genommen werden müssen. Die besonderen Umstände des vorliegenden Falles rechtfertigen es damit, bei der Frage der Aussetzung des Verfahrens nach § 148 ZPO Zweckmäßigkeitserwägungen den Vorrang zu geben und den Erlaß der ersten inländischen vormundschaftsgerichtlichen Entscheidung abzuwarten. Die von den Parteien im Laufe der Erörterung über die Frage der Aussetzung des

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Rechtsstreites aufgeworfenen Rechtsfragen können daher hier unerörtert bleiben. Die Beschwerde war hiernach als unbegründet zurückzuweisen." 1 0 2 . Deutsche Gerichte sind zur Regelung der Personensorge bei Kindern ausländischer Ehegatten zuständig, wenn sich alle Beteiligten im Inland befinden. Die Personensorge gehört zum Bereich der Rechtsverhältnisse zwischen Eltern und Kindern und wird gemäß Art. 19 EGBGB angeknüpft. Diese Vorschrift ist mit dem Gleichheitsgrundsatz vereinbar. Zur Personensorge nach italienischem Recht. Die gemäß Art. 17 III EGBGB nach deutschem Recht erfolgte Scheidung der Ehe eines Italieners und einer Deutschen ist, soweit es um die Rechtsfolgen der Scheidung für das Personensorgerecht an minderjährigen Kindern geht, einer Ehetrennung nach italienischem Recht gleichzustellen, sofern auch nach italienischem Recht ein Trennungsgrund gegeben war. Einer förmlichen Anerkennung des Scheidungsurteils in einem Delibationsverfahren bedarf es nicht. Das deutsch-italienische Abkommen über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen von 1936 ist wieder in Kraft. Würde in Italien die Scheidung eines Italieners und einer Deutschen durch ein deutsches Gericht anerkannt werden? Die Verteilung der Aufgaben zwischen Scheidungs- und Vormundschaftsgericht beurteilt sich nach der deutschen lex fori - EGBGB Art. 17, 19, 23; italienischer Codice civile Art. 20; deutsch-italienisches Abkommen vom 9. 3. 1936. KG - West, 1. ZS, Beschl. vom 28. 10. 1954 - 1 W 3299/54. Ungedruckt. Aus den Gründen: „Die Kindeseltern haben am 26. 4. 1941 vor dem Standesamt in Berlin die Ehe miteinander geschlossen. Der Vater ist am 12. 8. 1921 in Berlin geboren und besitzt die italienische Staatsangehörigkeit. Die Mutter i s t . . . deutsche Staatsangehörige . . . Durch die Einbürgerungsurkunde des Polizeipräsidenten in Berlin vom 5. 6. 1952 ist ihr die deutsche Staatsangehörigkeit wieder verliehen worden, die sie zunächst durch die Eheschließung mit dem ausländischen Ehemann gemäß § 17 Nr. 6 RuStAG vom 22. 7. 1913 (RGBl. 583) verloren hatte. Auf die Klage der Ehefrau ist die Ehe durch das am 25. 9. 1952 verkündete und seitdem rechtskräftige Urteil des LG B. unter Anwendung deutschen Rechts gemäß § 43 EheG wegen ehewidriger Beziehungen zu einer anderen Frau aus alleinigem Verschulden des Ehemannes geschieden worden. Aus der Ehe sind die [minderjährigen] Kinder Mario . . . , Ingrid . . . und Sigrid . . . hervorgegangen. Die Eltern haben sich in dem Vergleich vom 25. 9. 1952 zur Niederschrift des Prozeßgerichts dahin geeinigt, daß das Personensorgerecht f ü r die Kinder Mario und Ingrid der Mutter und für das Kind Sigrid dem Vater zustehen soll. Durch den Beschluß vom 5. 1. 1953 hat das AG S. das Personensorgerecht dieser Einigung entsprechend geregelt. Die Kindesmutter ist wieder verheiratet.

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Auf eine Vorstellung des italienischen Generalkonsulats in B. hat das AG durch Beschluß vom 7. 4. 1954 seine Entscheidung vom 5. 1. 1953 aufgehoben. In der Begründung hat es ausgeführt: Zwar sei das Vormundschaftsgericht befugt, Sorgerechtsentscheidungen auch über ausländische Kinder zu treffen. Im vorliegenden Falle sei dafür aber kein Raum. Nach italienischem Recht bestehe die Ehe noch ungeschmälert fort. Nur nach deutschem Recht sei sie gemäß Art. 17 III EGBGB gültig geschieden. Das Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und den ehelichen Kindern bestimme sich aber gemäß Art. 19 EGBGB nach dem Heimatrecht des Vaters. Dem Kindesvater stehe daher die volle elterliche Gewalt zu, die ihm nur nach italienischem Recht genommen werden könne. Das Kindschaftsstatut stehe selbständig neben dem Ehescheidungsstatut und gehe diesem vor. Auf die Beschwerde der Kindesmutter hat das LG durch den angefochtenen Beschluß den Beschluß des AG vom 7. 4. 1954 aufgehoben. Die weitere Beschwerde des Kindesvaters kann keinen Erfolg haben. . . . Zutreffend haben die Vorinstanzen angenommen, daß die deutschen Vormundschaftsgerichte zur Entscheidung berufen seien. Es entspricht ständiger Rechtsprechung, daß durch die ausländische Staatsangehörigkeit geschiedener Ehegatten die internationale Zuständigkeit des deutschen Vormundschaftsgerichts, zwecks Regelung des Sorgerechts oder des Verkehrs der Eltern mit den Kindern tätig zu werden, grundsätzlich nicht in Frage gestellt wird. Ausgenommen hiervon sind nur die exterritorialen Personen. Die Anwendung dieses Rechtsgrundsatzes hat lediglich zur Voraussetzung, daß im Sorgerechts verfahren alle Beteiligten, sowohl die Kinder als auch die beiden Eltern, sich im Inlande befinden (KGJ 46 A 27; JFG 11, 44; 19, 50; BayObLG, NJW 1952, 788 Senat vom 3. 5. 1954 - 1 W 828/54 - und vom 14. 6. 1954 - 1 W 1824/54 2 ). Art. 23 EGBGB steht nicht entgegen, weil er nur die Anordnung einer Vormundschaft oder Pflegschaft über einen Ausländer betrifft. Die Regelung des Sorgerechts nach geschiedener Ehe gehört zum Inhalt des Rechtsverhältnisses zwischen Eltern und Kindern und ist daher gemäß Art. 19 EGBGB in der dieser Vorschrift von Lehre und Rechtsprechung (RGZ 170, 198) gegebenen Ausgestaltung zu einer vollständigen Kollisionsnorm nach dem Recht des Staates zu beurteilen, dem der Kindesvater angehört (RGZ 159, 177). Art. 19 EGBGB ist auch dann anzuwenden, wenn die Ehe der Kindeseltern geschieden ist (RGZ 162, 329). Die Vorschrift widerspricht auch nicht dem Grundsatz der Gleichberechtigung der Geschlechter, weil sie keine unmittelbare sachlich-rechtliche Bevorzugung des einen Elternteils gegenüber dem anderen wegen seines Geschlechts enthält, sondern das Heimatrecht eines Elternteils im Interesse der Familieneinheit maßgebend sein läßt. Denn zur Beurteilung der Frage, nach welchem Recht sich bei verschiedener Staatsangehörigkeit der Eltern das Rechtsverhältnis zwischen ihnen und ihren ehelichen Kindern richten soll, bedarf es zur Vermeidung einer untragbaren Rechtsverwirrung einer eindeutigen Regelung, wie sie Art. 19 EGBGB vorsieht. Diese Bestimmung ist daher auch 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 317.

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Siehe unten Nr. 104.

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über den 31. 3. 1953 hinaus unverändert in Geltung (Vorläufige Stellungnahme des Max-Planck-Instituts f ü r ausländisches und internationales Privatrecht vom 8. 5. 1953 in RabelsZ 18, 120; Hagemeyer, NJW 1953, 605; Maßfeller, StAZ 1953, 73; vgl. auch BGH, NJW 1954, 837 3 zu Art. 17 EGBGB). Nach Art. 19 EGBGB ist daher in Übereinstimmung mit Art. 20 des italienischen Cc vom 16. 3. 1942 das Heimatrecht des Vaters, also italienisches Recht anzuwenden. Dieses kennt keine Scheidung der Ehe dem Bande nach, sondern nur die persönliche Trennung (separazione personale oder legale), die beim Vorliegen bestimmter Gründe durch das Gericht auszusprechen ist. Für diesen Fall bestimmt Art. 155 Cc: ,Das Gericht, das die Trennung ausspricht, hat auch zu bestimmen, welcher Ehegatte die Kinder zu sich nehmen und f ü r ihren Unterhalt, ihre Erziehung und ihren Unterricht sorgen soll. In allen Fällen kann das Gericht anordnen, daß die Kinder in einer Erziehungsanstalt oder bei einer dritten Person unterzubringen sind. Der Vater und die Mutter erhalten das Recht, die Erziehung der Kinder zu überwachen, ohne Rücksicht darauf, bei wem sie untergebracht sind.' Es kommt also darauf an, ob das nach deutschem Recht gemäß Art. 17 III EGBGB wirksam ergangene Scheidungsurteil vom 25. 9. 1952 einer gesetzlichen Trennung nach italienischem Recht gleichzustellen ist. Diese Frage ist zu bejahen. Italien nimmt in Statussachen seiner eigenen Staatsangehörigen nicht die ausschließliche Zuständigkeit f ü r sich in Anspruch. Es gilt das Abkommen zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Italien über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 9. 3. 1936 (RGBl. 1937 II 145), das laut Bekanntmachung vom 23. 12. 1952 (BGBl. 1952 II 986) im Verhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Italien wieder gegenseitig angewendet wird. Nach Art. 3 dieses Abkommens sind in nicht vermögensrechtlichen Streitigkeiten die Gerichte des Staates, in denen die Entscheidung gefällt wurde, zuständig, wenn die Parteien Angehörige dieses Staates sind oder dort ihren Wohnsitz haben. Letztere Voraussetzung war hier f ü r die Eheleute F., die ihren Wohnsitz ununterbrochen in Berlin hatten, gegeben. Nach Art. 4 des Abkommens ist die Anerkennung des Urteils nur zu versagen, wenn die Entscheidung Bestimmungen enthält, die gegen die guten Sitten oder die öffentliche Ordnung verstoßen. Wenn auch das italienische Recht eine Scheidung der Ehe dem Bande nach nicht kennt, so ist damit noch nicht gesagt, daß das italienische Gericht der im Ausland ausgesprochenen Scheidung einer Ehe wegen Verstoßes gegen die öffentliche Ordnung die Anerkennung versagen müßte, wenn einer der Ehegatten die italienische Staatsangehörigkeit, der andere aber eine fremde Staatsangehörigkeit besitzt, wie es hier zur Zeit der Ehescheidung der Fall war. Wie bei Bergmann (Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 3 I J 1 [Italien] 7 Anm. 1) berichtet wird, haben z.B. das Appellationsgericht in Mailand in einer Entscheidung vom 5. 4. 1949 (1034/48) und das Appellationsgericht 3

Siehe oben Nr. 90.

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in Turin in einem Urteil vom 14. 10. 1949 (Repertorio der Entscheidungen 82/1949, 356) ausgesprochen, daß ein solches Urteil eines ausländischen Gerichts keine Verletzung des italienischen ordre public enthalte. In dem von dem Appellationsgericht Mailand entschiedenen Fall hatte ein in Zürich wohnhafter Italiener dort eine Schweizerin geheiratet. Diese erwirkte auf Grund italienischen Rechts bei dem Bezirksgericht in Zürich die Trennung von Tisch und Bett, erwarb dann die schweizerische Staatsangehörigkeit zurück und erhob nunmehr beim Bezirksgericht in Zürich Klage auf Ehescheidung, der stattgegeben wurde. Das Appellationsgericht in Mailand hat auf die Klage des Ehemannes diese Entscheidung für vollstreckbar erklärt. Selbst wenn unterstellt werden kann, daß die Rechtsprechung der italienischen Gerichte in diesem Punkte nicht einhellig ist, zeigen die oben genannten Urteile doch, daß es mit dem italienischen Recht nicht unvereinbar ist, der im Ausland ausgesprochenen Scheidung der Ehe eines Italieners mit einer Ausländerin gewisse Wirkungen beizulegen. Dann aber liegt es nahe, die Scheidung im Auslande ebenso zu behandeln wie die gesetzliche Trennung der Ehe nach italienischem Recht. Voraussetzung hierfür ist aber, daß die Gründe, die zu der Scheidung der Ehe geführt haben, den im italienischen Recht (vgl. Art. 151 Cc) f ü r die separazione personale ausreichenden Gründen wenigstens gleichkommen. Derartige Gründe haben bei der Scheidung der Eheleute F. vorgelegen; denn in den glaubhaft zugegebenen ehewidrigen Beziehungen des Ehemannes F. zu einer anderen Frau liegt für die Ehefrau F. zugleich eine Beleidigung schwerer Art im Sinne des Art. 151 Cc. Um einem ausländischen Scheidungsurteil die Wirkungen einer separazione personale nach italienischem Recht beizulegen, bedarf es keiner Anerkennung des Scheidungsurteils durch das italienische Appellationsgericht nach Art. 797 der italienischen ZPO vom 28. 10. 1940, wie die weitere Beschwerde meint. Denn nach Art. 796 aaO ist eine solche Anerkennung nur erforderlich, wenn das ausländische Urteil im italienischen Inland geltend gemacht werden soll. Hier handelt es sich jedoch um seine Wirkungen im deutschen Rechtsgebiet. Die Anwendung des Art. 155 Cc durch das Beschwerdegericht ist daher rechtlich bedenkenfrei. Zutreffend hat das LG auch angenommen, daß die Zuständigkeitsregelung des Art. 155 Cc, nach welcher das Gericht, das die Trennung der Ehe vorgenommen hat, auch über das Sorgerecht f ü r die Kinder entscheidet, für die deutschen Gerichte nicht bindend ist, weil über die Organisation der deutschen Gerichtsbarkeit und ihr Verfahren allein die deutschen Gesetze befinden (RG, Warneyer Rspr. 1927, 121). Die Voraussetzungen für eine Entziehung der elterlichen Gewalt nach Art. 330 Cc, der im deutschen Recht dem § 1666 BGB entspricht, brauchten hier nicht festgestellt zu werden, wie die weitere Beschwerde meint. Da auch sonst die Anwendung des Art. 155 Cc auf den festgestellten Sachverhalt durch den Beschluß des AG vom 5. 1. 1953 einen Rechtsverstoß nicht erkennen läßt, hat das LG den Beschluß vom 7. 4. 1954 mit Recht aufgehoben."

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1 0 3 . Der Satz, daß über die Zugehörigkeit zu einem Staat nur dieser Staat zu entscheiden hat, gehört zum Völkerrecht. Zum Verlust der deutschen durch Erwerb der österreichischen Staatsangehörigkeit. Der Begriff „dauernder Aufenthalt" in § 25 RuStAG ist auch bei Minderjährigen etwas rein Tatsächliches. Auf einen rechtsgeschäftlichen Willen zum Aufenthalt oder auf eine anderweitige Bestimmung des Aufenthalts durch den Vater kommt es nicht an. Besitzt jemand neben der inländischen noch eine andere Staatsangehörigkeit, so ist für das Kollisionsrecht nur die inländische Staatsangehörigkeit entscheidend. Das Recht der Personensorge für die Kinder aus geschiedenen Ehen richtet sich gemäß Art. 19 EGBGB nach dem Heimatrecht des Vaters. Deutsches Recht gilt jedoch, wenn die deutsche Staatsangehörigkeit des Vaters erloschen, die des Kindes dagegen erhalten geblieben ist. Ein deutsches Gericht ist auf jeden Fall dann zur Entscheidung über das Personensorgerecht zuständig, wenn die Anwendung des deutschen sachlichen Rechts nur auf diese Weise erreicht werden kann. - EGBGB Art. 17, 19; RuStAG § 25. OLG Hamm, 15. ZS, Beschl. vom 1. 7. 1955 - 15 W 212/55: JMB1.NRW 9 (1955) 271; NJW 10 (1955) 1724; Clunet 85 (1958) 186. Aus den Gründen: „Die Beteiligten zu 1) und 2) - Mutter und Vater der im Jahre 1943 geborenen Tochter M. - schlössen im Jahre 1942 die Ehe miteinander. Sie waren damals deutsche Staatsangehörige. Bei Kriegsende flüchtete die Beteiligte zu 1) mit. ihrer Tochter M. nach E. in Westfalen. Dort hat sie gemeinsam mit ihren Eltern eine Wohnung inne. Der 1943 zur Wehrmacht eingezogene Beteiligte zu 2) begab sich 1945 nach Österreich. Auf seinen Antrag wurde ihm durch Urkunde vom 2. 8. 1950 die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Die Verleihung erstreckt sich auf das Kind M. und auf die Ehefrau, sofern die Ehe im Zeitpunkt der Verleihung zu Recht besteht und nicht gerichtlich von Tisch und Bett geschieden ist. Durch Urteil des OLG Hamm vom 6. 5. 1954 wurde die Ehe der Parteien ohne Schuldausspruch auf Grund von § 48 EheG geschieden. Das AG in H. wies den Antrag der Beteiligten zu 1), ihr das Personensorgerecht f ü r M. zu übertragen, als unzulässig mit der Begründung zurück, die örtliche Zuständigkeit fehle. Auf die Beschwerde der Beteiligten zu 1) wies das LG durch den angefochtenen Beschluß das AG an, von seinen Bedenken hinsichtlich der Zuständigkeit Abstand zu nehmen. Die weitere Beschwerde des Beteiligten zu 2) ist nicht begründet. 1. Es ist ein unbestrittener Grundsatz des Völkerrechts, daß über die Zugehörigkeit einer Person zu einem Staate nur das Recht dieses Staates entscheiden kann. Damit richtet sich auch der Verlust der Staatsangehörigkeit ausschließlich nach diesem Recht (vgl. BGH, NJW 1952, 184 »). Im vorliegenden Falle ist die Frage, ob die Beteiligten zu 1) und 2) sowie die Min1

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 159.

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derjährige jetzt noch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, ausschließlich nach dem RuStAG vom 22. 7. 1913 zu beurteilen. Die Beteiligten zu 1) und 2) sowie die Minderjährige waren deutsche Staatsangehörige. Der Beteiligte zu 2) hat diese Staatsangehörigkeit im J a h r e 1950 mit dem Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft nach § 25 RuStAG verloren, da der Erwerb auf seinen Antrag erfolgte und er zu diesem Zeitpunkt im Inland weder Wohnsitz noch seinen dauernden Aufenthalt hatte. Die Minderjährige hat zwar ebenfalls die österreichische Staatsangehörigkeit erworben, da sie in der Einbürgerungsurkunde ausdrücklich aufgeführt ist. Jedoch ist bei ihr kein Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit nach § 25 RuStAG eingetreten. Es kann dahingestellt bleiben, wo sie ihren Wohnsitz im Jahre 1950 hatte; auf jeden Fall ist ihr dauernder Aufenthalt seit 1946 in E., Westfalen. Die dagegen von dem Beschwf. vorgetragenen Angriffe sind nicht begründet. Im Gegensatz zum Wohnsitz ist der Aufenthalt etwas rein Tatsächliches, ohne daß es auf einen rechtsgeschäftlichen Willen ankommt. Deshalb ist nur maßgebend, wo sich die Minderjährige tatsächlich aufgehalten hat. Unerheblich ist auch, ob der Beteiligte zu 2) einen anderen Aufenthaltsort f ü r sie bestimmt hat oder bestimmen wollte, weil die Minderjährige ihren Aufenthaltsort in E. tatsächlich beibehalten hat. Da sie sich seit 1946 dort aufhält, muß auch von einem dauernden Aufenthalt gesprochen werden. Somit fehlt es an einer der Voraussetzungen des § 25 RuStAG f ü r den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit. Die Minderjährige ist damit deutsche Staatsangehörige geblieben, besitzt aber zugleich die österreichische Staatsangehörigkeit. 2. Bei Personen, die außer der deutschen noch eine Staatsangehörigkeit besitzen, ist bei Anwendung des deutschen internationalen Privatrechts nur die deutsche Staatsangehörigkeit maßgebend. Die andere Staatsangehörigkeit ist dabei nicht zu beachten (vgl. BGH, NJW 1952, 184; Martin Wolff, Das IPR Deutschlands 3 112; Raape, I P R 3 [1950] 44; Makarov, Allgemeine Lehren des Staatsangehörigkeitsrechts [1947] 280; Erman-Marquordt, BGB Vorbem. zu Art. 13 bis 26 EGBGB Anm. 4 b). Deshalb ist die Minderjährige im vorliegenden Fall bei Anwendung der Vorschriften des EGBGB so zu behandeln, als hätte sie nur die deutsche Staatsangehörigkeit. 3. Die durch die Scheidung notwendig werdende Entscheidung über die Personensorge der aus der Ehe hervorgegangenen gemeinschaftlichen Kinder richtet sich nicht nach Art. 17, sondern nach Art. 19 EGBGB (vgl. Palandt, BGB 12 Art. 19 EGBGB Anm. 4; Erman-Marquordt, Art. 19 EGBGB Anm. 4 k; Staudinger-Raape, BGB9 Art. 19 EGBGB Anm. B X, C I, II 1; RGZ 162, 332; OLG Breslau, DR 1939, 869 mit Anm. von Lauterbach; BayObLG, NJW 1952, 788 2 ). Diese Bestimmung ist ihrem Wortlaut nach eine einseitige Kollisionsnorm, die jedoch durch Rechtsprechung und Schrifttum zu einer zweiseitigen ausgebaut worden ist. Danach wird das Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und den ehelichen Kindern nach den Gesetzen des Staates beurteilt, dem der Vater angehört. Jedoch bestimmt die Ausnahmevorschrift des Art. 19 Satz 2 EGBGB, daß deutsches Recht gilt, 2

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Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 317. Intern. Privatrecht 1954 und 1955

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w e n n die deutsche Staatsangehörigkeit des Vaters z w a r erloschen, die des Kindes aber bestehen geblieben ist. Daß diese Voraussetzungen im vorliegenden F a l l e gegeben sind, ist oben dargelegt. Gilt also deutsches Recht, so hat die Entscheidung über die Personensorge auf Grund v o n § 74 E h e G zu erfolgen. 4. Es bleibt noch die F r a g e o f f e n , ob ein deutsches Gericht zur Entscheidung zuständig ist, o b w o h l dadurch auch in die Rechte des in Österreich lebenden Vaters, der österreichischer Staatsangehöriger ist, e i n g e g r i f f e n w i r d und das Bezirksgericht in W i e n sich ebenfalls f ü r zuständig hält. Dies ist zu bejahen. Das v o m Gesetz vorgeschriebene Ergebnis, daß deutsches materielles Recht zur A n w e n d u n g k o m m t , kann überhaupt nur erreicht werden, w e n n ein deutsches Gericht über die Personensorge entscheidet. D i e österreichischen Gerichte müssen österreichisches Recht anwenden, w e i l sowohl der Vater als auch die M i n d e r j ä h r i g e die österreichische Staatsangehörigkeit besitzen. Neuhaus (JZ 1951, 646) weist mit Recht darauf hin, daß dann, w e n n deutsches materielles Recht maßgebend ist, auch ein zuständiges deutsches Gericht g e f u n d e n w e r d e n muß. Da es sich hier u m den S o n d e r f a l l des Art. 19 Satz 2 E G B G B handelt, braucht zu den Entscheidungen des B a y O b L G , N J W 1952, 788 und des KG, KGJ 45, 18; 46, 27 sowie J F G 11, 44 keine Stellung g e n o m m e n zu w e r d e n ; insbesondere ergibt sich daraus keine Vorlagepflicht. Nach alledem hat das L G zu Recht die Zuständigkeit der deutschen Gerichte und i m Zusammenhang mit § § 43, 36 F G G die des A G H . angenommen. Dies hat allerdings zur F o l g e , daß bei d e m A G H . und bei d e m Bezirksgericht in W i e n j e ein V e r f a h r e n über die Personensorge desselben Kindes schwebt und daß an sich die Möglichkeit besteht, daß in beiden V e r f a h r e n verschieden entschieden w i r d . E i n solches Ergebnis ist z w a r bedauerlich, aber auf d e m Gebiete des internationalen Privatrechts nicht ganz selten." 1 0 4 . Die örtliche Zuständigkeit ist vor der internationalen zu prüfen. Über die Aberkennung der Staatsangehörigkeit entscheidet nur der Staat, um dessen Angehörigkeit es geht. Die deutschen Gerichte sind zur Regelung der Personensorge eines ausländischen Kindes zuständig, wenn sich Eltern und Kind im Inland befinden. Die in der sowjetischen Besatzungszone ausgeübte Gerichtsbarkeit ist als deutsche Gerichtsbarkeit anzusehen. Zur örtlichen Zuständigkeit zur Änderung einer Sorgerechtsregelung. Die Rechtsfrage, wo das Kind seinen Wohnsitz hat, ist als Teil der Rechtsbeziehungen zwischen Eltern und Kind zu qualifizieren und richtet sich gemäß Art. 19 EGBGB in erweiternder Auslegung nach dem Heimatrecht des Vaters. Art. 19 EGBGB widerspricht nicht dem Grundsatz der Gleichberechtigung der Geschlechter. Zum Wohnsitz FGG § § 36, 43.

des Kindes

nach

türkischem

Recht.

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E G B G B Art. 19;

K G - W e s t , 1. ZS, Vorlagebeschl. v o m 14. 6. 1954 - 1 W 1824/54: Leitsatz in N J W 7 (1954) 1176 K 1 Soweit die Entscheidung Fragen des interzonalen Privatrechts berührt, ist sie in IzRspr. 1954-1957 Nr. 362 veröffentlicht.

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Die Ehe der Eltern des Kindes E. M. wurde durch sowjetzonales Urteil aus überwiegendem Verschulden der Mutter geschieden. Das Sorgerecht für die Kinder wurde auf den in der Sowjetzone wohnhaften Kindesvater übertragen. Die Kindesmutter hat die Tochter E. M. eigenmächtig an sich genommen und ist mit ihr nach West-Berlin verzogen. Sie hat beim AG T. (West-Berlin) beantragt, ihr das Sorgerecht f ü r dieses Kind zu übertragen. Das KG hat beschlossen, die Sache gemäß § 28 FGG dem BGH vorzulegen. Der BGH erklärte die Vorlage mit Beschluß vom 28. 10.1954 - IV ZB 48/54 - für unzulässig. Aus den Gründen des Vorlagebeschlusses: „Der Sachverhalt gibt Anlaß zur Prüfung zweier Verfahrensvoraussetzungen, deren Vorhandensein in jeder Lage des Verfahrens von Amts wegen zu prüfen ist, nämlich der örtlichen (innerdeutschen) Zuständigkeit einerseits und der internationalen Zuständigkeit andererseits, die ihrerseits als selbständige Verfahrensvoraussetzung von der Gerichtsbarkeit zu unterscheiden ist (RGZ 157, 389). Dabei ist die örtliche Zuständigkeit vor der internationalen Zuständigkeit zu prüfen (Riezler, Internationales Zivilprozeßrecht [1949] 215, 322 Anm. 15; Pagenstecher, J W 1938, 2295 zu Anm. 4; Matthies, RabelsZ 18 [1953] 706 Anm. 2), ebenso wie nach allgemeiner Meinung nur ein örtlich und sachlich zuständiges Gericht über die Zulässigkeit des Rechtsweges entscheiden darf (Rosenberg, Zivilprozeßrechts 6 § 89 IV 5; RGZ 129, 175). Da aber die f ü r beide Verfahrensvoraussetzungen maßgeblichen Gesichtspunkte sich vielfach überschneiden, möchte der Senat gleichwohl schon an dieser Stelle bemerken, daß gegen die internationale Zuständigkeit Bedenken nicht bestehen würden, wenn die örtliche Zuständigkeit zu bejahen wäre. Dem LG kann nämlich insofern nicht beigetreten werden, als es die Staatenlosigkeit des Kindesvaters als festgestellt erachtet, weil die Behörden der Sewjetzone ihn für staatenlos erklärt hätten. Die Frage der Staatsangehörigkeit ist allein nach den in Betracht kommenden Staatsangehörigkeitsgesetzen, hier dem türkischen Staatsangehörigkeitsgesetz vom 28. 5. 1928 in der Fassung des Gesetzes vom 9. 4. 1929 (Bergmann, Internationales Eheund Kindschaftsrecht 2 [1938] I, 764) zu beurteilen. Eine Aberkennung der türkischen Staatsangehörigkeit, die nach Art. 7 ff. des Gesetzes vom 28. 5. 1928 den türkischen Behörden vorbehalten ist, durch Behörden eines anderen Staates würde gegen das völkerrechtliche Verbot der Regelung fremder Staatsangehörigkeit verstoßen und könnte außerhalb des Gebietes, in dem ein solcher Eingriff trotz dieses Verbotes vorgenommen wird, keine Anerkennung finden (vgl. Makarov, Allgemeine Lehren des Staatsangehörigkeitsrechts [1947] 59 ff.). Es kann jedoch dahingestellt bleiben, ob der Kindesvater die türkische Staatsangehörigkeit besitzt oder ob er staatenlos ist. Auch wenn der Vater türkischer Staatsangehöriger wäre, würde die deutsche internationale Zuständigkeit gegeben sein. Das KG hat unter Aufgabe seiner früheren Rechtsprechung in dem Beschluß KGJ 46, 27 ausgeführt, ohne allerdings nach dem damaligen Stande der Rechtsprechung zwischen internationaler Zu20 *

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ständigkeit und Gerichtsbarkeit zu unterscheiden, daß durch die ausländische Staatsangehörigkeit geschiedener oder getrennt lebender Ehegatten die Zuständigkeit des deutschen Vormundschaftsgerichts, zwecks Regelung des Verkehrs der Eltern mit dem Kinde tätig zu werden, grundsätzlich nicht berührt wird. Ausgenommen hiervon hat es nur die exterritorialen Personen, doch würde der hier nicht in Betracht kommende Tatbestand der Exterritorialität nicht mangelnde internationale Zuständigkeit, sondern mangelnde Gerichtsbarkeit begründen. Diese Grundsätze gelten auch f ü r die Sorgerechtsregelung. Das KG hat diese Ansicht aus dem allgemein anerkannten Grundsatz hergeleitet, daß die staatliche Gerichtsbarkeit sich regelmäßig auf alle Personen erstreckt, die sich im Staatsgebiet aufhalten, ausgenommen die exterritorialen Personen. Die Anwendung dieser Rechtsgrundsätze hat allerdings zur Voraussetzung, daß im Sorgerechtsverfahren alle am Verfahren Beteiligten, sowohl das Kind als auch die beiden Eltern, sich im Inland befinden, weil sonst ein Eingriff in die Gerichtsbarkeit des fremden Staates vorläge, dem der im Ausland befindliche Beteiligte angehört (KGJ 46 A 27; JFG 11, 44; 19, 50; BayObLG, NJW 1952, 788 2 ; Senat vom 3. 5. 1954 - 1 W 828/54). An dieser Voraussetzung fehlt es hier nicht etwa deswegen, weil der Kindesvater seinen Wohnsitz in der Sowjetzone hat. In diesem Zusammenhang ist die Sowjetzone als Inland zu behandeln, weil die dort ausgeübte Gerichtsbarkeit trotz aller Unterschiede als deutsche Gerichtsbarkeit anzusehen ist, wie sich aus § 1 des Zuständigkeitsergänzungsgesetzes vom 7. 8. 1952 (BGBl. I 407) und dem Gesetz über die innerdeutsche Rechts- und Amtshilfe vom 2. 5. 1953 (BGBl. I 161) ergibt (vgl. BGH, NJW 1954, 808). Die Prüfung der örtlichen Zuständigkeit gibt zu folgenden Erwägungen Anlaß: Die Entscheidung in einem Verfahren zur Änderung einer bestehenden Sorgerechtsregelung gemäß § 74 VI EheG ist eine vormundschaftsgerichtliche Einzelverrichtung im Sinne des § 43 I FGG. Für eine solche ist die örtliche Zuständigkeit unabhängig von einer früher begründeten Zuständigkeit jeweils zu dem Zeitpunkt neu zu prüfen, in dem das Gericht mit der Angelegenheit befaßt wird. Maßgebend ist gemäß den §§ 43 I, 36 I FGG der Wohnsitz oder, in Ermangelung eines inländischen Wohnsitzes, der Aufenthalt des Kindes in dem Zeitpunkt, in dem der Antrag auf Änderung der bestehenden Sorgerechtsregelung eingeht (BayObLGZ 1953 Nr. 1, 40 3 ; OLG Köln [Beschl. vom 4. 11. 1952 - 8 W 109/52] JMB1.NRW 1953, 58; Senat vom 22. 4. 1954 - 1 W 1293/54). Der Wohnsitz des Kindes gehört zu dem Rechtsverhältnis zwischen Eltern und ehelichen Kindern und ist daher gemäß Art. 19 EGBGB in der dieser Vorschrift von Lehre und Rechtsprechung (RGZ 170, 198) gegebenen Ausgestaltung zu einer vollständigen Kollisionsnorm nach dem Recht des Staates zu beurteilen, dem der Kindesvater angehört (RGZ 159, 177). Art. 19 EGBGB ist auch dann anwendbar, wenn die Ehe der Kindeseltern geschieden ist (RGZ 162, 329). Die Vorschrift widerspricht nicht dem Grundsatz 2

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 317.

Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr 546.

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der Gleichberechtigung der Geschlechter, da sie keine unmittelbar sachlichrechtliche Bevorzugung des einen Elternteils gegenüber dem anderen wegen seines Geschlechts enthält, sondern das Heimatrecht eines Elternteils im Interesse der Familieneinheit vorschreibt. Zur Beurteilung der Frage, nach welchem Recht sich bei verschiedener Staatsangehörigkeit der Eltern das Rechtsverhältnis zwischen ihnen und ihren ehelichen Kindern richten soll, bedarf es zwecks Vermeidung einer unübersehbaren Rechtsverwirrung einer eindeutigen Regelung, wie sie Art. 19 EGBGB gibt. Art. 19 EGBGB ist daher auch über den 31. 3. 1953 hinaus unverändert in Geltung (Vorläufige Stellungnahme des Max-Planck-Instituts f ü r ausländisches und internationales Privatrecht vom 8. 5. 1953 in RabelsZ 18 [1953] 120; Hagemeyer, NJW 1953, 605; MaßfeUer, StAZ 1953, 73; vgl. auch BGH, NJW 1954, 837 4 zu Art. 17 EGBGB). Auch insoweit kann die Frage nach der Staatsangehörigkeit des Kindesvaters dahingestellt bleiben. Gemäß Art. 21, 148, 264 des türkischen BGB vom 17. 2. 1926 (Bergmann aaO 769) richtet sich der Wohnsitz des Kindes nach Scheidung der Ehe der Kindeseltern nach dem Wohnsitz desjenigen Elternteils, dem der Richter die elterliche Gewalt zugesprochen hat. Nach deutschem Recht, von dem bei Staatenlosigkeit des Kindesvaters gemäß Art. 29 EGBGB auszugehen wäre, teilt das Kind gemäß § 11 Satz 1 BGB solange den Wohnsitz des Vaters, bis derjenige Elternteil, dem das Personensorgerecht übertragen worden ist, einen neuen Wohnsitz f ü r das Kind begründet (BGHZ 7, 104). Da das Personensorgerecht hier dem Kindesvater übertragen worden war, teilte das Kind auch nach Scheidung der Ehe der Kindeseltern sowohl nach türkischem wie nach deutschem Recht den Wohnsitz des Kindesvaters in H. Einen hiervon abweichenden Wohnsitz hat der Kindesvater für das Kind nicht bestimmt, wie das LG in rechtlich einwandfreier Weise festgestellt hat. Da das Kind seinen Aufenthalt in Westberlin hat, kann die örtliche Zuständigkeit des AG T. nur dann bejaht werden, wenn der im Zeitpunkt des Eingangs des Antrages auf Sorgerechtsänderung bestehende Wohnsitz des Kindes in der Sowjetzone verfahrensrechtlich nicht mehr als inländischer Wohnsitz im Sinne des § 36 I FGG angesehen werden kann" (wird ausgeführt).

Legitimation Siehe auch Nr. 98 1 0 5 . Die Legitimation eines unehelichen Kindes beurteilt sich nach dem Heimatrecht des Vaters. Zum belgischen Legitimationsrecht. - EGBGB Art. 22. LG Aachen, Beschl. vom 2. 11. 1955 - 4 T 561/55: DAVorm. XXVIII (1955/1956) 237. 4

Siehe oben Nr. 90.

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Aus den Gründen: „Der Erzeuger des Kindes ist belgischer Nationalität. Gemäß Art. 22 I EGBGB bestimmt sich die Rechtsanwendung nach den Gesetzen des Staates, dem der Kindesvater zur Zeit der Legitimation angehört. Es gelangt demnach das belgische bürgerliche Recht zur Anwendung. Art. 331 Cc bestimmt, daß uneheliche Kinder - mit Ausnahme der in Blutschande oder Ehebruch erzeugten - durch nachfolgende Ehe ihrer Eltern legitimiert werden können, wenn diese sie entweder vor ihrer Heirat gesetzmäßig anerkannt haben oder bei der Eheschließung anerkennen. Da das Erfordernis des gesetzmäßigen Anerkenntnisses erfüllt ist, hat das Kind M. F. durch die Verheiratung der beiden Elternteile die Rechtsstellung eines ehelichen Kindes erlangt. Denn entgegen der Ansicht des Beschwf. handelt es sich nicht um ein sogenanntes Ehebruchskind. Der zur Grundlage der Beschwerde gemachte Art. 266 Cc besagt zwar, daß die Wirkungen des Scheidungsurteils gegenüber Dritten erst am Tage der Eintragung in das Standesamtsregister eintreten. Er enthält aber gleichzeitig die Bestimmung, daß das Urteil hinsichtlich der Ehegatten und ihres Vermögens rückwirkend v o m Tage der Klageerhebung an wirkt. ,Ehebruch' kann nur von einem Ehegatten gegenüber dem anderen begangen werden. Er stellt die Verletzung eines ausschließlich zwischen den beiden Ehegatten bestehenden familienrechtlichen Verhältnisses dar. Maßgebend f ü r die Feststellung, ob es sich um ein im Ehebruch erzeugtes Kind handelt, kann nach der oben zitierten Bestimmung des Cc nur der Tag der Klageerhebung im Ehescheidungsprozeß sein. Da das die erste Ehe des V. scheidende Urt. v o m 5. 12. 1951 datiert ist, die Klageerhebung demzufolge noch v o r diesem Zeitpunkt liegen muß, kann der zur am 3. 11. 1952 erfolgten Geburt des Kindes M. F. führende Geschlechtsverkehr keinen Ehebruch gegenüber der ersten Frau des V. darstellen. W e n n somit dem geschiedenen Ehegatten gegenüber kein Ehebruch vorliegt, kann ein solcher auch nicht im Verhältnis zum Kind oder zur Behörde angenommen werden. Aus diesem Grunde mußte der Beschwerde der E r f o l g versagt bleiben."

1 0 6 . Die Legitimation unehelicher Kinder beurteilt sich nach dem Recht angehört. des Staats, dem der Vater zur Zeit der Legitimation Zur Legitimation von Ehebruchskindern nach englischem Recht. Daß nach dem als Legitimationsstatut maßgeblichen englischen Recht Ehebruchskinder nicht legitimiert werden, verstößt nicht gegen den deutschen ordre public. Zum Wohnsitzbegriff

nach englischem

Recht. - EGBGB Art. 22, 30.

a) L G Hannover, Beschl. v o m 18. 5. 1954 - 9 T 73/54: StAZ 8 (1955) 289. b) OLG Celle, 5. ZS, Beschl. v o m 13. 7. 1954 - 5 W x 36/54: RabelsZ 20 (1955) 342 mit Anm. von Neuhaus; N J W 7 (1954) 1891 mit Anm. von Krüger in N J W 8 (1955) 549; M D R 8 (1954) 740; F a m R Z 2 (1955) 54 mit Anm. von Bosch; NdsRpfl. 8 (1954) 220; StAZ 8 (1955) 289; D A V o r m . X X V I I I (1955/1956) 302; ZB1JR 42 (1955) 114.

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Die Kinder W., R. und P., die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, sind unehelich geboren. Ihr Erzeuger ist ein britischer Staatsangehöriger aus A. (England), zur Zeit in Deutschland. Er hat die Vaterschaft zu allen drei Kindern anerkannt, sodann haben die Eltern im Februar 1954 in Deutschland geheiratet. Der Vater war vorher schon einmal verheiratet; seine frühere Ehe ist im September 1952 rechtskräfig geschieden worden. Aus den Gründen: a) LG Hannover: „Die Mutter der genannten minderjährigen Kinder hat am 26. 2. 1954 den britischen Staatsangehörigen, Sergeanten X, welcher die Vaterschaft zu den Kindern anerkannt hat, geheiratet. Auf Antrag der Eltern hat das AG durch Beschluß vom 13. 4. 1954 festgestellt, daß die Kinder dadurch die Stellung ehelicher Kinder erlangt haben, daß der Vater die Mutter geheiratet hat. Gegen diesen Beschluß hat der Regierungspräsident in H. sofortige Beschwerde eingelegt mit dem Antrag auf Aufhebung des Legitimationsfeststellungsbeschlusses. Die Legitimation unehelicher Kinder bestimmt sich gemäß Art. 22 I EGBGB nach den Gesetzen des Staates, dem der Vater zur Zeit der Legitimation angehört. Hier findet also, da der Vater britischer Staatsangehöriger ist, das britische Legitimationsgesetz von 1926 Anwendung. Nach See. 1 II dieses Gesetzes ist eine Legitimation unehelicher Kinder durch nachfolgende Eheschließung der Kindeseltern dann nicht zulässig, wenn der Kindesvater zur Zeit der Geburt des Kindes mit einer dritten Person verheiratet war. Dies traf auf den Vater der Kinder zur Zeit der Geburt der drei Kinder zu; seine frühere Ehe ist erst am 8. 9. 1952 geschieden. Die genannte Bestimmung des britischen Legitimationsgesetzes gilt allerdings nach § 8 des gleichen Gesetzes dann nicht, wenn der Kindesvater und jetzige Ehemann der Mutter zur Zeit der Eheschließung sein .Domizil' (im Sinne des britischen Rechts) im Ausland hatte und das Recht des Geburtsorts der Kindesmutter und das Recht des Eheschließungsortes der Eltern die Legitimation unehelicher Kinder durch nachfolgende Eheschließung der Eltern uneingeschränkt zulassen. Nach deutschem Recht ist dies der Fall. Dennoch kann die Ausnahmevorschrift des § 8 des englischen Legitimationsgesetzes deshalb keine Anwendung finden, weil der Vater X zur Zeit der Eheschließung sein Domizil nicht in der Bundesrepublik Deutschland, sondern in England hatte. Der Begriff des Domizils nach britischem Recht ist nicht der gleiche wie der des Wohnsitzes nach deutschem Recht, sondern viel weittragender, da er nicht nur die Verbundenheit mit einem Ort, sondern mit einem bestimmten Rechtsgebiet bedeutet, die sich der Staatsangehörigkeit nähert. Dem Wohnsitz nach deutschem Recht entspricht etwa der Begriff ,residence' nach britischem Recht. Aber auch in diesem Sinne hatte der Kindesvater keinen Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland. Britische Besatzungssoldaten, die sich in Deutschland aufhalten, behalten vielmehr sowohl ,domicile' als auch ,residence' in ihrem Heimatland. Dies ergeben die mit der Beschwerde beigebrachten

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Auskünfte der zuständigen Dienststellen der britischen Besatzungsbehörden. Danach behält es sein Bewenden bei der Vorschrift der See. 1 II des englischen Legitimationsgesetzes, wonach im vorliegenden Fall die Legitimation durch nachfolgende Eheschließung nicht stattfindet. Zu prüfen war noch, ob etwa die Anwendung dieser Vorschrift des britischen Rechts deshalb ausgeschlossen ist, weil sie gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen würde (Art. 30 EGBGB). Dies ist jedoch nicht schon bei einer grundsätzlichen Verschiedenheit der beiden Rechte der Fall (vgl. RGZ 73, 366). Nur wenn die Anwendung des ausländischen Rechts die Grundlage der deutschen Rechtsordnung angreifen würde, würde das Verbot der Anwendung des ausländischen Rechts Platz greifen. Das trifft hier nicht zu. Beide Rechte lassen im allgemeinen die Legitimation unehelicher Kinder durch nachfolgende Eheschließung zu. Wenn diese Legitimation nach englischem Recht unter gewissen Umständen nicht stattfindet, so berührt die Anwendung der einschlägigen Vorschrift nicht die Grundlagen der deutschen Rechtsordnung. In Anwendung der See. 1 II des englischen Legitimationsgesetzes war daher der angefochtene Beschluß aufzuheben und die Feststellung der Legitimation abzulehnen." b) OLG Celle: „Zutreffend hat das LG ausgeführt, daß hier Art. 22 I EGBGB entsprechend anzuwenden ist. Demnach bestimmt sich die Legitimation unehelicher Kinder nach den Gesetzen des Staates, dem der Vater zur Zeit der Eheschließung angehört. Hier findet also, da der Vater britischer Staatsangehöriger ist, das britische Ges. über die Verhältnisse der außerehelichen Kinder vom 15. 12. 1926 (16 und 17 Georg V - Legitimacy Act 1926) Anwendung (mitgeteilt bei Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht s G 1, 36 ff.). Voraussetzung der Anwendung dieses Gesetzes ist nach See. 1 (1), daß der Vater der unehelichen Kinder zur Zeit der Eheschließung seinen Wohnsitz (im englischen Sinne) in England oder Wales hatte. Das ist hier der Fall. Da der Vater der Kinder sich nur zum aktiven Heeresdienst in Deutschland befindet, hat er seinen englischen Wohnsitz beibehalten (in A., England). Diese Auffassung des LG wird auch vom Beschwf. nicht angegriffen. Ebenso wie nach vielen anderen ausländischen Rechten, besonders des romanischen Rechtskreises, tritt nun nach See. 1 (2) des genannten Legitimationsgesetzes die Legitimation einer Person, deren Vater oder Mutter zur Zeit ihrer Geburt mit einer anderen Person verheiratet war, nicht ein. Mit Recht hat das LG auf Grund dieser Bestimmung die Feststellung der Legitimation abgelehnt. Der Beschwf. ist der Meinung, daß hier die Vorbehaltsklausel des Art. 30 EGBGB anwendbar sei, wonach die Anwendung eines ausländischen Gesetzes ausgeschlossen ist, wenn sie gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen würde. Er führt aus, die Anwendung der britischen Vorschriften hätte zur Folge, daß den Eltern die Lega-

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lisierung ihres früher ehebrecherischen Verhältnisses durch den Abschluß einer rechtsgültigen Ehe gestattet werde; die aus dieser ehebrecherischen Verbindung stammenden Kinder müßten aber ihr Leben lang als unehelich gelten. Sie hätten also einen Makel zu tragen, an dessen Entstehung sie selbst keinerlei Anteil gehabt hätten. Dieses Ergebnis widerspreche den in Deutschland herrschenden Grundanschauungen von Gerechtigkeit und Sittlichkeit. Diese Auffassung des Beschwf. ist nicht zutreffend: Von einem Verstoß gegen die guten Sitten kann bei einem Gesetz, das den Schutz der Familie und der Reinheit der Ehe bezweckt, keine Rede sein (vgl. Staudinger-Raape, BGB9 VI 2 Art. 22 Anm. B II 1 b) . . . Aber auch ein Verstoß gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes liegt nicht vor. In Art. 6 I GG sind auch in der Bundesrepublik Ehe und Familie ausdrücklich unter den besonderen Schutz der staatlichen Ordnung gestellt. Nach Abs. 5 dieser Bestimmung sind allerdings den unehelichen Kindern durch die Gesetzgebung die gleichen Bedingungen f ü r ihre leibliche und seelische Entwicklung und ihre Stellung in der Gesellschaft zu schaffen wie den ehelichen Kindern. Hierbei handelt es sich aber, wie der Wortlaut deutlich ergibt, um eine Richtlinie f ü r den Gesetzgeber, nicht um unmittelbar geltendes Recht, ebenso wie es schon bei dem inhaltlich gleichlautenden Art. 121 der Reichsverfassung der Fall war. Im übrigen ist in dieser Bestimmung auch nicht gesagt, daß den unehelichen Kindern die volle rechtliche und wirtschaftliche Gleichstellung mit den ehelichen Kindern eingeräumt werden müsse (vgl. OGHBrZ, NJW 1949, 751; Giese, GG [1953] Art. 6 Anm. 5; Bonner Kommentar [1950] Art. 6 Anm. II 5a). Danach kann kein Zweifel daran bestehen, daß das besondere Recht der unehelichen Kinder in der Bundesrepublik weitergilt. Da dies nun aber der Fall ist, liegt kein zwingender Grund zu der Annahme vor, daß es dem Zweck der deutschen Gesetze widerspreche, wenn hier nach dem grundsätzlich anzuwendenden ausländischen Recht die Legitimation nicht eintrete, die Kinder hier also einen rechtlichen Vorteil nicht erlangen, den zahllose andere uneheliche Kinder ebenfalls nicht erlangen, obwohl auch hier ähnliche Erwägungen angestellt werden könnten, wie sie der Beschwf. anstellt. Das ist z. B. der Fall, wenn die Eheschließung der Eltern wegen plötzlichen Todes eines Elternteils nicht mehr möglich ist. Da es in der Bundesrepublik auch weiterhin uneheliche Kinder gibt, deren Rechtsstellung von derjenigen ehelicher Kinder verschieden ist, kann also nicht festgestellt werden, daß § 1719 BGB eine überstaatliche Reichweite f ü r sich beanspruche (vgl. Raape, IPR 3 § 12 VI S. 56). Man kann hier also selbst dann keinen Zweckverstoß feststellen, wenn man nicht der Formulierung des RG folgt (z. B. in RGZ 60, 296), die das LG erwähnt, die aber vielfach wohl mit Recht als zu eng abgelehnt wird (vgl. Raape aaO 66 f.; Erman, BGB [1952] Art. 30 Anm. 3 b): Art. 30 sei dann anzuwenden, wenn der Unterschied zwischen den staatspolitischen oder sozialen Anschauungen, auf welchen das fremde Recht und auf welchen das konkurrierende deutsche Recht beruhe, so erheblich sei, daß die Anwendung des ausländischen Rechts direkt die Grundlagen des deutschen Staat-

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liehen oder wirtschaftlichen Lebens angreifen würde (vgl. hierzu Staudinger-Iiaape aaO Art. 22 Anm. B II 1 b und Art. 30 Anm. Q IV a; anscheinend gleicher Ansicht auch Er man aaO Art. 22 Anm. 2 b aa und Palandt, BGB12 Art. 22 Anm. 4; zweifelnd Raape aaO § 31 A I S. 240). Demnach ist ein Rechtsverstoß in dem angefochtenen Beschluß nicht festzustellen, so daß die weitere Beschwerde zurückzuweisen war." 1 0 7 . Die Legitimation eines unehelichen Kindes beurteilt sich nach dem Heimatrecht des Ehemanns der Mutter. Zum englischen Legitimationsrecht. Zum englischen Wohnsitzbegriff. Angehörige der britischen Besatzungsmacht behalten nach englischem Recht ihr heimisches Domizil. - EGBGB Art. 22. LG Verden, Beschl. vom 3. 3. 1954 - 2 T 53/54: DRpfl. 62 (1954) 637 mit Anm. von Firsching; FamRZ 1 (1954) 256 mit Anm. von Bosch. Aus den Gründen: „H. S. wurde am 15. 11. 1946 von der ledigen A. S. in L. unehelich geboren. Der Angehörige der britischen Besatzungsmacht D. aus R. (England) erkannte vor dem hierfür nach § 61 der 1. AusfVO zum PStG vom 19. 5. 1938 (RGBl. I 533) zuständigen Standesbeamten in L. am 11. 1. 1948 das Kind als von ihm erzeugt an. Der Standesbeamte vermerkte das Anerkenntnis gemäß § 29 PStG am Rande des Geburtseintrags. Am 11. 1. 1948 heirateten die Eltern vor dem deutschen Standesbeamten in L., nachdem sie die Ehe am 20. 12. 1947 vor dem britischen Feldgeistlichen geschlossen hatten, wobei vermerkt wurde, daß beide ledig (,Junggeselle und Jungfrau') waren. Das AG lehnte die Feststellung der Legitimation durch Beschluß vom 25. 11. 1953 ab. Hiergegen richtet sich die Beschwerde des Regierungspräsidenten in H. Die Beschwerde ist auch begründet. Nach § 1719 BGB erlangt ein uneheliches Kind dadurch, daß sich der Vater mit der Mutter verheiratet, die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes. Der Ehemann der Mutter gilt als Vater des Kindes, wenn er in der in § 1717 II BGB bestimmten Empfängniszeit der Mutter beigewohnt hat. Dies wird nach § 1720 II BGB vermutet, wenn er nach der Geburt des Kindes seine Vaterschaft in einer öffentlichen Urkunde anerkannt hat. Hat ein uneheliches Kind durch die Heirat seiner Eltern die Rechtsstellung eines ehelichen Kindes erlangt, so stellt das Vormundschaftsgericht dies gemäß § 31 PStG fest und ordnet die Beischreibung am Rande des Geburtseintrags an. Da der Ehemann der Mutter ein Engländer ist, beurteilt sich die Frage, ob das Kind durch die Ehe vom deutschen Standpunkt aus legitimiert wurde, gemäß Art. 22 EGBGB nach englischem Recht. Das englische Recht kennt in England und Wales die Legitimation seit dem 1. 11. 1927 durch den Legitimacy Act vom 15. 12. 1926 (vgl. Abdruck bei Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 2 I 281), vorher auch bereits in Schottland und neuerdings in Nordirland (Staudinger, BGB9 Art. 22 zu B I 3 IV 2). Voraussetzung ist nach See. I des Legitimacy Act, daß der Vater sein Domizil in England oder Wales hatte. Dabei ist zu beachten, daß

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der Begriff des englischen Domizils wesentlich von unserem Wohnsitzbegriff abweicht und die Verbundenheit nicht mit einem Ort, sondern mit einem Rechtsgebiet (z. B. dem englischen im Gegensatz zum schottischen) bedeutet (Raape, I P R 2 ) . W e r den Wohnsitz verändert, verändert nicht auch das Domizil oder allenfalls erst dann, wenn er die Absicht hat, nicht mehr in das Gebiet des Rechtskreises zurückzukehren. An diesen Beweis stellt das englische Recht hohe Anforderungen (Raape aaO ,Jeder Brite ist ein Archibald Douglas'). Der Vater des Kindes hat als Angehöriger der Besatzungsmacht sein Domizil in England behalten. Der Legitimacy Act gibt praktisch dem legitimierten Kind dieselben Rechte wie die eines ehelichen Kindes, wie die Einzelbestimmungen zeigen. Der Ausnahmefall für Ehebruchskinder kommt hier nicht in Betracht, da H.S. nicht im Ehebruch erzeugt ist und Vater und Mutter bei der Heirat ledig waren. Das Kind würde, falls es in England erzeugt und geboren wurde, ohne weiteres legitimiert werden. Dabei ist noch darauf hinzuweisen, daß im internationalen Privatrecht die Anwendung der Rechtsordnungen mehrerer Staaten auf ein und denselben Tatbestand zu Unstimmigkeiten führen kann, deren man nur durch eine Auslegung Herr wird, die mehr noch als sonst nicht auf den Buchstaben, sondern auf den Sinn und Zweck des Gesetzes sieht und so zur Angleichung der beiden Rechtsordnungen führt (vgl. hierzu Raape, MDR 1948, 101 Anm. 2). Hiernach sind alle Voraussetzungen der Legitimation gegeben (ebenso Raape, MDR 1948, 98 ff.; derselbe, I P R 233; Otto, DRpfl. 1950, 10 [14 A 2 ] ) . Es war deshalb der Beschwerde zu entsprechen und die Feststellung gemäß § 31 PStG zu trefTen, daß H. S. durch die Heirat seiner Eltern die Rechtsstellung eines ehelichen Kindes erlangt hat. Ferner war die Beischreibung am Rande des Geburtseintrags anzuordnen." 1 0 8 . Die Legitimation beurteilt sich nach dem Heimatrecht des Ehemannes der Mutter. Das Gefälligkeitsanerkenntnis nach französischem Recht widerspricht nicht dem deutschen ordre public. - EGBGB Art. 22, 30. AG Hamburg-Altona, Beschl. vom 23. 12. 1955 - 7 V I I K 995: DAVorm. X X V I I I (1955/1956) 350. Aus den Gründen: „Die ledige L . K. wurde am 6. 7. 1945 von einem Kinde entbunden. Die Kindesmutter bezeichnete als Erzeuger des Kindes den französischen Staatsangehörigen G. H. Ein Vaterschaftsanerkenntnis des H. liegt nicht vor. Am 9. 2. 1954 heiratete die Kindesmutter vor dem Standesamt in Straßburg den französischen Staatsangehörigen E. Beide hatten zuvor das Kind Ch. als das ihrige anerkannt. Das Standesamt Straßburg teilte am 9. 2. 1954 gemäß Art. 49 Cc mit, daß Ch. K. durch die Eheschließung des E. mit der Kindesmutter legitimiert worden ist. Da E. zur Zeit der Eheschließung die französische Staatsangehörigkeit besaß, richtet sich die Legitimation gemäß Art. 22 EGBGB nach französischem Recht. Maßgebende Vorschrift ist grundsätzlich Art. 331 Cc, der bestimmt, daß außerehelich geborene Kinder durch die nachfolgende Ehe

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ihrer Eltern legitimiert werden, w e n n diese sie v o r ihrer E h e anerkannt haben oder zur Zeit der Eheschließung anerkennen. Diese Anerkennung ist hier erl'olgt. Die L e g i t i m a t i o n s w i r k u n g ist auch eingetreten, o b w o h l E. bei seiner V e r nehmung durch das AG Straßburg a m 8. 10. 1955 angegeben hat, daß er die Kindesmutter in den Jahren 1944 und 1945 noch nicht gekannt habe und daher das K i n d Ch. nicht v o n i h m gezeugt w o r d e n sein kann. Denn A r t . 331 Cc, der die L e g i t i m a t i o n durch die nachfolgende E h e der E l t e r n eintreten läßt, stellt dabei nicht auf die tatsächlichen Abstammungsverhältnisse ab. Das ergibt sich aus dem Zusammenhang dieser V o r s c h r i f t mit den im Gesetz f o l g e n d e n Bestimmungen, insbesondere den Art. 340, 341 Cc, nach denen z w a r die Nachforschung nach der Mutterschaft zulässig ist, die Klärung der außerehelichen Vaterschaft indessen nur in ganz bestimmten, hier nicht vorliegenden Ausnahmefällen stattfinden darf. Daraus folgt, daß das Vaterschaftsanerkenntnis nach französischem Recht grundsätzlich auch dann gültig ist, w e n n der Anerkennende nicht der Erzeuger des K i n des ist. Der o r d r e public des Art. 30 E G B G B steht der A n w e n d u n g der v o r g e nannten Artikel des Cc nicht entgegen. Es ist nicht ersichtlich, daß diese Vorschriften gegen die guten Sitten oder den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen; denn auch dem deutschen Recht ist es nicht unbekannt, daß j e m a n d als Vater angesehen w i r d , o b w o h l der Mangel tatsächlicher Abstammung offensichtlich ist (vgl. § § 1591 f f . B G B ) . Darüber hinaus läßt auch das französische Recht die tatsächlichen Abstammungsverhältnisse nicht gänzlich unberücksichtigt, da es in Art. 339 Cc jedem, der daran ein Interesse hat, das Recht gibt, das Vaterschafts-Anerkenntnis anzufechten." 1 0 9 . Das deutsche Vormundschaftsgericht hat unter Anwendung französischen Rechts den Eintritt der Legitimation festzustellen, wenn ein französischer Staatsangehöriger eine deutsche Frau heiratet und dabei deren uneheliches Kind anerkennt, obwohl er nicht der Vater ist. - E G B G B Art. 22, 30; PStG § 31. L G Freiburg, Beschl. v o m 9. 5. 1955 - 4 T 6/55: JZ 11 (1956) 253 mit A n m . v o n Schwoerer; Leitsatz in F a m R Z 3 (1956) 252. Das Mündel w u r d e v o n der deutschen Staatsangehörigen M. unehelich geboren. D e r Erzeuger des Kindes ist unbekannt. A m t s v o r m u n d ist das Stadtjugendamt F . Die Kindesmutter hat sich 1952 mit dem französischen Staatsangehörigen N . in S. (Frankreich) verheiratet. V o r der Eheschließung haben die Kindesmutter und ihr jetziger E h e m a n n am 21. 4. 1952 v o r d e m Bürgermeisteramt S. erklärt, daß sie das Mündel als ihren Sohn anerkennen. Das Stadtjugendamt F . hat als A m t s v o r m u n d des Mündels unter H i n weis auf diese Anerkennung und die nachfolgende E h e der Kindesmutter mit dem Anerkennenden am 18. 8. 1954 beim Vormundschaftsgericht die A u f h e b u n g der V o r m u n d s c h a f t beantragt. Durch Beschluß hat das Vormundschaftsgericht, ohne ein Feststellungs-

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verfahren nach § 31 PStG eingeleitet zu haben, den Antrag zurückgewiesen. Die Beschwerde des Stadtjugendamtes führte zur Aufhebung des Beschlusses; das Verfahren wurde zur Durchführung des LegitimationsfeststellungsVerfahrens nach § 31 PStG an das AG zurückgegeben. Aus den Gründen: „Das AG hat zu Recht bei der Prüfung der Frage, ob das Mündel durch die Heirat seiner Mutter mit dem französischen Staatsangehörigen N. nach vorausgegangener Anerkennung des Kindes legitimiert worden ist, wegen Art. 22 EGBGB französisches Recht angewendet. Nach Art. 331 Cc werden außerehelich geborene Kinder, mit Ausnahme der im Ehebruch gezeugten, durch die nachfolgende Ehe ihres Vaters und ihrer Mutter legitimiert, wenn diese sie vor der Eheschließung anerkannt haben oder bei der Eheschließung anerkennen'. Nach der Meinung des AG sind vorliegenden Falles die Voraussetzungen dieser Bestimmung deshalb nicht erfüllt, weil das Mündel nicht von seinem leiblichen Vater, sondern von einem als Erzeuger nicht in Betracht kommenden Dritten anerkannt worden ist, was Art. 331 Cc voraussetze. Dieser Auffassung kann nicht beigetreten werden. Nach der Meinung der Kammer beruht sie auf einer Verkennung des das französische Recht des unehelichen Kindes beherrschenden Anerkennungsprinzips. Im Gegensatz zu dem im deutschen Recht herrschenden Abstammungsprinzip, nach dem die blutmäßige Herkunft als solche bereits das uneheliche Kindschaftsverhältnis und unmittelbare Rechtsbeziehungen zwischen Kind und Erzeuger begründet, wird im französischen Recht ein rechtlich erfaßbares Band der Abstammung und uneheliches Kindschaftsverhältnis erst durch die Anerkennung begründet. Im französischen Recht bildet somit, ähnlich wie im deutschen Recht der Realakt der Zeugung, die rechtsgeschäftliche Anerkennung die Grundlage eines Rechtsverhältnisses zwischen dem unehelichen Kind und einem Vater. Durch die Anerkennung tritt das uneheliche Kind aus dem dem französischen Recht eigentümlichen, rechtlich mit dem Erzeuger nicht verbindenden Status eines enfant naturel in den Status eines enfant reconnu und damit in das Vater-Kindschaftsverhältnis zu dem Anerkennenden. Die Anerkennung hat nach der Auffassung der Kammer rechtsgestaltende Wirkung (vgl. Planiol-Ripert, Traité élémentaire du Droit Civil 10 III [1950] Nr. 1409 ff.) und nicht nur deklaratorische, wie L. J. de la Morandière (Colin-Capitant I [1953] 570 ff.) annimmt. Aus der rechtsgestaltenden Wirkung wie auch aus Art. 339 Cc folgt weiter, daß auch die Anerkennung eines unehelichen Kindes durch einen Nichterzeuger das uneheliche Kindschaftsverhältnis begründet und es bestehen läßt, bis die Anerkennung mit Erfolg angefochten ist. Wäre das nicht der Fall, so wäre die Bestimmung des Art. 339 Cc, wonach eine Anerkennung durch jeden daran Interessierten anfechtbar ist, nicht verständlich. Von dieser dem deutschen Rechtsdenken allerdings fremden Rechtsauffassung des Code civil ist bei der Auslegung des Art. 331 Cc auszugehen, der ein Rechtssatz eines in sich geschlossenen Rechtssystems ist. Weil aber nach dem Rechtssystem des Code civil die Anerkennung und nicht, wie im

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deutschen Recht, die Abstammung ein rechtswirksames uneheliches Kindschaftsverhältnis begründet, macht Art. 331 Cc die Anerkennung zur ersten und den Eheschluß der Anerkennenden zur zweiten Voraussetzung f ü r die Legitimation des anerkannten Kindes. Es entspricht nicht französischem Rechtsdenken, neben dem ein Eltern-Kindesverhältnis begründenden Anerkenntnis f ü r die Legitimation des anerkannten Kindes weiter zu verlangen, daß die leiblichen Eltern anerkannt haben müssen. Die Legitimation ist vielmehr ausschließlich von dem Bestände des Anerkenntnisses abhängig. Solange dieses nicht nach Art. 339 mit Erfolg angefochten und unwirksam geworden ist, bleiben auch die daran geknüpften Legitimationswirkungen bestehen, wie Schwoerer (StAZ 1953, 145) zu Recht annimmt. Es ist zwar richtig, daß das Gesetz in Art. 331 Cc die Worte Vater und Mutter gebraucht. Dieser Wortgebrauch deutet indessen nicht zwingend auf eine leibliche Vater- und Mutterschaft hin. Das Gesetz verwendet diese Bezeichnung gleichfalls in Art. 339 Cc, obwohl doch hier zweifellos nicht die leiblichen Eltern gemeint sein können, deren Anerkenntnis von jedem daran Interessierten angefochten werden kann. Denn das Anerkenntnis der leiblichen Eltern ist stets rechtswirksam und daher zumindest nicht durch andere Personen angreifbar. Aus dem Wortgebrauch von Vater und Mutter in dieser Gesetzesbestimmung ergibt sich somit eindeutig, daß der Gesetzgeber diese Worte nicht nur nach den biologischen Gegebenheiten verwendet, sondern auch zur Bezeichnung von Personen, die sich als leibliche Eltern ausgeben oder ausgegeben haben. Nach allem muß somit angenommen werden, daß das Mündel gemäß Art. 331 Cc legitimiert ist. Die Anwendung dieser Gesetzesbestimmung ist auch nicht durch Art. 30 EGBGB ausgeschlossen, weil, wie das Vormundschaftsgericht annimmt, sie gegen den Zweck des deutschen Adoptionsrechts verstoße. Die Vorbehaltsklausel des Art. 30 EGBGB ist eine Ausnahmebestimmung, die nur dann angewendet werden kann, wenn die Anwendung eines ausländischen Rechtssatzes zu einem Ergebnis führt, das deutschen grundlegenden Anschauungen und damit der deutschen öffentlichen Ordnung zuwiderläuft. Die Regelung, die das französische Recht f ü r die Legitimation getroffen hat, kann nicht als ein solcher Verstoß angesehen werden. Wie Schwoerer (aaO) zu Recht ausführt, hat sowohl das deutsche wie auch das französische System, den Interessen des unehelichen Kindes zu dienen, gleichermaßen seine sittliche Berechtigung. Grundlegende Belange der deutschen Rechtsordnung werden durch das französische Legitimationsrecht nicht betroffen (vgl. auch RGZ 73, 366; OLG München vom 20. 7. 1939, JFG 20, 213 f.)." 110. Das deutsche Vormundschaftsgericht ist auch dann zur Anordnung der Beischreibung der Legitimation am Rande des Geburteneintrags zuständig, wenn das Kind zwar im Inland geboren, aber ausländischer Staatsangehörigkeit ist. Die Legitimation eines unehelichen Kindes beurteilt sich nach dem Heimatrecht des Vaters (hier: des Scheinvaters). Nach französischem Recht

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kommt es nicht auf die wahren Abstammungsverhältnisse, sondern auf das konstitutiv wirkende Anerkenntnis an. Dem nach französischem Recht zu beurteilenden Anerkenntnis der Vaterschaft durch eine Person, die nicht der wahre Erzeuger des Kindes ist, steht für die Anerkennung der Legitimation nicht entgegen, daß der Erzeuger des Kindes dieses vorher anerkannt hat, wenn dieses Anerkenntnis nach deutschem Recht zu beurteilen ist. Zum französischen Staatsangehörigkeitsrecht. - EGBGB Art. 22, 30; PStG § 31. AG Heidelberg, Beschl. vom 4. 2. 1954 - UR III 25/53. Ungedruckt. Aus den Gründen: „Huguette K. aus Straßburg (Elsaß) wurde 1942 in Heidelberg von einem Sohn, Richard K., entbunden. Die Geburt wurde im Geburtenbuch des Standesamtes Heidelberg beurkundet. Kurz nach der Geburt kehrte die Kindesmutter, später auch das Kind, zu ständigem Aufenthalt nach Straßburg zurück. Vor dem dortigen AG gab der natürliche Vater des Kindes, Theodor S., am 7. 3. 1944 ein Vaterschaftsanerkenntnis ab. Die Kindesmutter schloß am 18. 6. 1953 mit Raymond W. in Straßburg die Ehe, nachdem zuvor beide Eheschließende das Kind Richard K. am 4. 6. 1953 nach den Bestimmungen des Code civil anerkannt hatten. Das Bürgermeisteramt in Straßburg ersuchte daraufhin in Verfolg von Art. 49 Cc den Standesbeamten der Stadt Heidelberg um Fertigung eines Randvermerks im Geburtenbuch. Gemäß § 31 PStG vom 3. 11. 1937 wurde das Ersuchen dem Vormundschaftsgericht hier vorgelegt mit dem Antrag, die eingetretene Legitimation festzustellen und die Beischreibung des Randvermerks im Geburtenbuch anzuordnen. Dem Antrag ist stattzugeben. Der Antrag ist zulässig. Das Vormundschaftsgericht hier ist f ü r seine Erledigung sachlich und örtlich zuständig. Jeder Legitimationsvermerk im Geburtenbuch eines deutschen Standesbeamten hat die zuvorige gerichtliche Feststellung des Eintritts der Legitimation und Anordnung der Beischreibung zur Voraussetzung ( § 3 1 PStG). Nach allgemeiner Meinung sind die deutschen Gerichte zu dieser Maßnahme auch dann verpflichtet, wenn das betreffende Kind zwar im Inland geboren, aber nicht deutscher Staatsangehörigkeit ist (vgl. Schwoerer, StAZ 1953, 145). Das trifft hier zu. Richard K. ist als außereheliches Kind einer Mutter von unzweifelhaft französischer Nationalität nicht in Frankreich geboren und war daher zunächst staatenlos (vgl. Art. 2 IV Loi sur la nationalité vom 10. 8. 1927). Er hat durch das Anerkenntnis von Seiten des späteren Ehemannes seiner Mutter, der ebenfalls die französische Staatsangehörigkeit besitzt, dessen Nationalität erworben (Art. 17 II Code de la nationalité française vom 19. 10. 1945). Des weiteren ist mangels eines inländischen Wohnsitzes oder Aufenthaltes des Kindes das Vormundschaftsgericht hier in entsprechender Anwendung des § 44 FGG zuständig, da auf Grund der Geburtsbeurkundung eine Amtshandlung des Standesbeamten der Stadt Heidelberg in Frage steht (§ 22 l.AusfVO vom 19. 5. 1938 zum PStG; OLG Hamm, StAZ 1949, 126; Keidel, FGG5 [1952] Anm. 3 zu § 43).

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Der Antrag ist auch begründet. Die beantragte Feststellung ist in entsprechender Anwendung des Art. 22 EGBGB ausschließlich nach dem Heimatrecht des Vaters, mithin nach den Bestimmungen des Code civil, zu treffen (RGZ 125, 268). Dem stehen Bedenken auf Grund der allgemeinen Vorbehaltsklausel des Art. 30 EGBGB schon wegen der geringen Inlandsbeziehung nicht entgegen (Schwoerer aaO). Danach hat das Kind infolge der gesetzmäßigen Anerkenntnisse durch seine Mutter Huguette K. und Raymond W. und deren nachfolgende Verehelichung mit dem Zeitpunkt der Eheschließung die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes der Eheleute W. erlangt (Art. 331 I, 333 I Cc). Daran ändert nichts, daß - wie aus der glaubwürdigen Aussage der Kindesmutter vor dem Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft Straßburg hervorgeht und von deren Ehemann dort bestätigt wurde - dieser nicht der natürliche Vater des Kindes ist. Wohl würde dieser Umstand eine Legitimation nach deutschem Recht, das dem Abstammungsprinzip folgt, ausschließen. Demgegenüber haben Vaterschafts- und Mutterschaftsanerkenntnisse der romanischen Länder vorwiegend konstitutiven Charakter. Bei offenbarer Unrichtigkeit sind sie zwar als anfechtbar (Art. 339 Cc), solange keine Anfechtung erfolgt ist, aber als wirksam anzusehen und ziehen eine, wenn auch gleichfalls angreifbare, so doch zunächst rechtsgültige Legitimation nach sich (vgl. Planiol-Ripert, Traité de droit civil [1952] II 942, 945, 959). Auch bildet das vor dem damals deutschen AG in Straßburg abgegebene Vaterschaftsanerkenntnis des Theodor S. keinen Hinderungsgrund. Seine Wirksamkeit unterstellt (Frage der Einwilligung des gesetzlichen Vertreters), kommt ihm, selbst im Hinblick auf Art. 47 Cc, doch nur Bedeutung nach deutschem Recht zu (§§ 1817, 1720 II BGB): Das Anerkenntnis ist vor Gericht, mithin in einer f ü r diesen Fall dem französischen Recht fremden Form, zustandegekommen (vgl. Art. 334, 1317 Cc.). Nach allgemeiner Meinung kann aber das Ortsstatut nur dann Anwendung finden, wenn es sich auf eine in beiden in Frage stehenden Rechtsordnungen inhaltlich gleiche, nur der reinen Form nach unterschiedliche Rechtshandlung bezieht. Bei der grundsätzlichen Verschiedenheit von französischen und deutschen Vaterschaftsanerkenntnissen ist dies f ü r vorliegenden Fall zu verneinen und festzustellen, daß im Sinne des Cc nur ein wirksames Vaterschaftsanerkenntnis vorliegt, nämlich das am 4. 6. 1953 vor dem Standesamt in Straßburg durch Raymond W. abgegebene. Die erfolgte Legitimation ist auf Antrag des die Eheschließung beurkundenden französischen Standesbeamten am Rande der Geburtsurkunde des legitimierten Kindes zu vermerken (Art. 331 IV, 49 Cc in Verbindung mit § 31 PStG, § 216 [1] DA)." 111. Das Vormundschaftsgericht ist zur Feststellung der Legitimation und Anordnung ihrer Beischreibung am Rande des Geburteneintrags auch dann zuständig, wenn die Legitimation nach ausländischem Recht erfolgt und das Legitimationsstatut für die Legitimation weitere Erfordernisse aufstellt, als sie das deutsche Recht kennt.

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Die Legitimation eines unehelichen Kindes beurteilt sich nach dem Recht des Staats, dem der Vater zur Zeit der Eheschließung angehört. Ist dieses das französische Recht, so ist eine Rückverweisung nicht gegeben. Art. 22 EGBGB verstößt nicht gegen den Gleichheitsgrundsatz. Zur Legitimation nach französischem Recht. Die Feststellung, daß das uneheliche Kind den Status eines gemeinschaftlichen Kindes besessen hat (Art. 331 III Cc), kann auch von einem deutschen Gericht getroffen werden; diese Feststellung gehört der freiwilligen Gerichtsbarkeit an. Ob die Entscheidung in Frankreich anerkannt wird, ist dafür unerheblich; unter Umständen muß auch ein hinkender Status in Kauf genommen werden. EGBGB Art. 22; PStG § 31. LG Bonn, Beschl. vom 11. 3. 1954 - 4 T 902/51. Ungedruckt. Aus den Gründen: „Waltraut E. ist am 15. 6. 1943 als uneheliches Kind der damaligen Witwe S. geboren. Die Mutter hatte sich damals geweigert, den Erzeuger des Kindes zu benennen. Sie hat am 8. 1. 1949 die Ehe mit dem französischen Staatsangehörigen R. vor dem Standesamt in Herchen geschlossen. Am 12. 2. 1949 sind die Mutter und ihr Ehemann gemeinsam vor dem Vormundschaftsgericht Eitorf erschienen. Dabei hat der Ehemann folgendes erklärt: ,Ich erkenne an, der Vater des von der Witwe S. geborene E. vorehelich am 15. 6. 1943 geborenen Kindes Waltraut E. zu sein. Ich habe meine Frau in L., wo ich als Kriegsgefangener beschäftigt war, kennengelernt. Während dieser Zeit habe ich mit ihr auch geschlechtlich verkehrt. Ich komme nach meiner festen Überzeugung allein als Vater des Kindes in Frage. Ich bitte deshalb, die Ehelichkeit des Kindes festzustellen. Die Richtigkeit meiner Angaben versichere ich an Eides Statt.' Die Mutter hat anschließend erklärt: ,Die vorstehenden Angaben meines Ehemannes sind richtig. Er ist der Vater meines Kindes Waltraut. Auch ich bitte, die Ehelichkeit des Kindes nunmehr festzustellen. Die Richtigkeit meiner Angaben versichere ich an Eides Statt.' Unter dem 20. 7. 1949 hat der Ehemann R. das Kind auch vor dem französischen Konsulat in Düsseldorf anerkannt. Durch Beschluß vom 11. 1. 1951 hat das AG abgelehnt, die Feststellung zu treffen, daß Waltraut durch die Eheschließung ihrer Mutter mit R. die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes erlangt habe. Die dagegen gerichtete Beschwerde der Kindesmutter ist durch Beschluß der erkennenden Kammer vom 23. 1. 1952 1 zurückgewiesen worden. Die Kammer war damals der Auffassung, daß der Eintritt der Legitimation auf Grund des anzuwendenden französischen Rechts nicht festgestellt werden könne, da nicht sicher sei, ob die Entscheidung von den französischen Gerichten anerkannt werde. Der Ehemann R. hat daraufhin beim Regierungspräsidenten in Köln 1

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Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 197.

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den Antrag gestellt, dem Kinde seinen Namen zu erteilen. Der Regierungspräsident erklärte jedoch, es widerstrebe ihm, dem Kinde einen Namen zu erteilen, der ihm an sich zustehe. Unter Bezugnahme auf verschiedene Entscheidungen bittet er die Kammer, ihren Beschluß vom 23. 1. 1952 zu überprüfen und zugunsten des Kindes abzuändern. Dieser Anregung leistet die Kammer Folge. Trotz der entgegenstehenden Bedenken hält die Kammer eine Abänderung ihrer zur Zeit getroffenen Entscheidung formell f ü r s t a t t h a f t . . . Die verfahrensrechtliche Grundlage der begehrten Feststellung, daß Waltraut durch die Heirat ihrer Eltern die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes erlangt hat, bilden die §§ 31 PStG, 22 der 1. AVO zum PStG, obwohl die Mutter einen Mann fremder Staatsangehörigkeit geheiratet hat. Zwar hat das KG (JFG 1929, 107 ff.) f ü r diesen Fall unter Geltung des früheren Rechtszustandes die Anwendbarkeit des den obengenannten Vorschriften früher entsprechenden § 26 II PStG alter Fassung verneint. Es war der Auffassung, daß eine Legitimation gemäß dieser Vorschrift nicht festgestellt werden könne, wenn das maßgebliche ausländische Recht f ü r den Eintritt der Legitimation mehr voraussetze als das deutsche. Diese Auffassung ist jedoch ohne Nachfolge geblieben und abgelehnt worden (vgl. f ü r den früheren Rechtszustand: Staudinger-Raape, BGB9 VI Anm. B VI S. 567 mit weiteren Nachweisen; f ü r den neuen Rechtszustand: Raape, IPR 3 [1950] 243; Peters, PStG [1949] § 31 Anm. 46; Maßfeller, DJ 1938, 1383 und StAZ 1939, 37; OLG München, JFG 20, 210; OLG Hamm, DRpfl. 1949, 414 2 ). Die Anwendbarkeit der §§ 31 PStG, 22 der 1. AVO ergibt sich aus dem Umstand, daß das Personenstandsrecht dem Territorialitätsprinzip unterliegt, daher jeder Standesfall auf deutschem Boden beurkundet wird und das Legitimationsfeststellungsverfahren lediglich der ordnungsgemäßen Führung der Personenstandsbücher dient. Das auf die Feststellung des Eintritts der Legitimation im vorliegenden Falle anzuwendende materielle Recht ist Art. 331 Cc, weil Waltrauts Vater im Zeitpunkt der Eheschließung - da es nur auf diesen ankommt, spielt ein späterer Wechsel der Staatsangehörigkeit keine Rolle - die französische Staatsangehörigkeit besaß. (Eine Rückverweisung des französischen auf das deutsche Recht liegt nicht vor.) Dies ergibt sich aus Art. 22 I EGBGB, der zu dem Schluß zwingt, daß sich die Legitimation eines unehelichen Kindes, wenn der Vater zur Zeit der Eheschließung nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, nach dessen Heimatrecht bemißt (vgl. StaudingerRaape a a O Art. 22 A n m . A II S. 644; KG, KGJ 41, 2 7 ) .

Die Anwendung des Art. 22 I EGBGB verstößt nicht etwa gegen Art. 3 II, 117 I GG (Grundsatz der Gleichberechtigung), auch wenn die erstgenannte Vorschrift auf dem früher das deutsche Recht beherrschenden Grundsatz beruht: ,parens dat statutum' (der Personenstand richtet sich nach dem Vater; vgl. Raape, IPR 3 33). Denn die Mutter erscheint in ihrer rechtlichen und tatsächlichen Stellung dadurch nicht beeinträchtigt, da sie durch die Eheschließung ebenfalls die französische Staatsangehörigkeit erlangt hat - gleichgültig, ob sie die deutsche dabei verloren oder aber behalten hat. 2

Siehe lPRspr. 1945-1949 Nr. 79.

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Gemäß Art. 331 I Cc wird das außereheliche Kind durch die nachfolgende Ehe der Eltern legitimiert, wenn diese es vor ihrer Ehe anerkannt haben oder zur Zeit der Eheschließung anerkennen. Da diese Voraussetzung nicht vorliegt, kommt Absatz 3 der Vorschrift zur Anwendung. Danach zieht die von den Eltern erst nach der Heirat vorgenommene Anerkennung die Legitimation nur auf Grund eines in öffentlicher Sitzung und nach Untersuchung und Verhandlung im Beratungszimmer erlassenen Urteils nach sich, das festzustellen hat, daß das Kind seit der Eheschließung den Stand eines gemeinschaftlichen Kindes besessen hat. Die Kammer verkennt nicht die Bedenken gegen die Durchführung des auf Art. 331 III Cc beruhenden Verfahrens durch ein deutsches Gericht. Sie hält diese jedoch nicht für letztlich durchgreifend. Die grundlegende Entscheidung des OLG München (JFG 20, 209) ist der Auffassung, daß ein deutsches Gericht zu einer Entscheidung gemäß Art. 331 III Cc nicht befugt sei, weil damit von ihm eine dem deutschen Recht fremde Tätigkeit verlangt werde, nämlich die Legitimation kraft Richterspruchs. Diese Entscheidung stimmt insoweit mit der Auffassung des KG (OLGR 42, 58) überein, als dieses in einem Fall der Adoption nach rumänischem Recht die Mitwirkung versagte, weil eine Tätigkeit verlangt werde, die über den Rahmen des den deutschen Gerichten zugewiesenen Geschäftsbereiches hinausgehe. Ob diese vom OLG Nürnberg (SJZ 1950, 910) 3 als Rechtsverweigerung bekämpfte Ansicht zutrifft, kann hier dahinstehen, da mit Raape (StAZ 1949, 229 ff.) angenommen werden muß, daß das Verfahren gemäß Art. 331 Cc von den deutschen Gerichten keine dem deutschen Verfahrensrecht fremde Tätigkeit verlangt. Raape, auf den sich das OLG München (aaO) glaubt berufen zu können, hat seinen früher vertretenen Standpunkt (Staudinger-Raape, BGB 9 Art. 22 Anm. C IV 2), man könne zweifeln, ob Art. 331 III Cc eine richterliche oder eine gesetzliche Legitimation beinhalte, neuerdings (IPR 3 245; StAZ 1949, 229 ff. mit Hinweisen auf die französische Literatur) dahin präzisiert, daß das Urteil des Art. 331 III Cc ein Feststellungsurteil sei. Seiner Meinung nach erfolgt die Legitimation nicht durch das Urteil, sondern [dieses trifft] unter folgenden Voraussetzungen: Eheschließung, Anerkennung, Besitzstand, die diesen feststellende Entscheidung. Nach Raape (StAZ aaO), dem die Kammer auch insoweit weiter folgt, gehört das Feststellungsverfahren gemäß Art. 331 III Cc der freiwilligen Gerichtsbarkeit an (so auch Makarov, SJZ 1949, 910 ff.) und geht nicht über den Rahmen des den deutschen Gerichten nach § 31 PStG und den Bestimmungen des FGG obliegenden Aufgabenkreises hinaus. (Es sei dahingestellt, ob ein Verfahren gemäß § 640 ZPO zulässig ist, wie das LG München-Ost, StAZ 1951, 60 4 und das OLG Nürnberg aaO meinen.) Die Feststellung des Besitzstandes entspricht in dem Verfahren vor dem Vormundschaftsgericht den auch sonst im Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit (insbesondere im Fürsorgeerziehungs- und Personensorgerechtsverfahren!) von Amts wegen vorzunehmenden Ermittlungen über die Beziehungen von Eltern zu ihren Kindern. 3 4

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Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 89. Siehe IPRspr. 1945-1949 Nr. 27.

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Eine öffentliche Verkündung der Entscheidung ist zwar nicht möglich, aber ebensowenig entscheidend wie der rein formelle Unterschied zwischen einem Urteil und einem Beschluß (vgl. Raape aaO). Die Kammer vermag allerdings Raape (IPR aaO; StAZ aaO) und Makarov (aaO) nicht darin beizustimmen, daß sich die Feststellung nach Art. 331 III Cc f ü r ein deutsches Gericht deshalb verbiete, weil zweifelhaft sei, ob die französischen Gerichte nicht die ausschließliche Zuständigkeit in dieser Sache f ü r sich in Anspruch nehmen und deutsche Entscheidungen anerkennen. Ob diese Zweifel begründet sind, kann unerörtert bleiben. Denn das positive deutsche Recht kennt eine Vorschrift, die die Tätigkeit deutscher Gerichte davon abhängig macht, daß deren Entscheidung von der ausländischen Rechtsordnung, der letztere selbst unterliegt, anerkannt wird, nicht. Eine dahingehende Beschränkung würde sich auch zumindest im Familienrecht zuungunsten der Beteiligten auswirken. Die im vorliegenden Falle dem Kinde durch eine sogenannte hinkende Legitimation (vgl. Makarou aaO) insoweit erwachsenden Nachteile, als die französische Rechtsordnung die Feststellung der Legitimation unter Umständen nicht anerkennt, sind weitaus geringer als jene Nachteile, welche dem Kinde dadurch entstehen, daß es in Deutschland, dem Lande, in welchem es sich voraussichtlich auch weiterhin aufhalten wird - da der Vater nicht die Absicht hat, nach Frankreich zurückzukehren - , sein Leben lang als uneheliches Kind gilt (vgl. Röbel f ü r den Fall der Adoption in RabelsZ [1932] 315). Die Auffassung von Makarov (aaO), daß eine hinkende Legitimation nicht als im Interesse des Kindes liegend angesehen werden kann, läßt sich daher nicht halten. Im übrigen ist auch sonst im Familienrecht eine Diskrepanz zwischen der Beurteilung der Rechtslage vom Standpunkt des deutschen Rechtes und dem eines fremden Staates nicht zu vermeiden und eine keineswegs ungewöhnliche Erscheinung. Aus diesen Gründen glaubt die Kammer, das Verfahren gemäß Art. 331 III Cc durchführen zu können. Die Voraussetzungen der Entscheidung nach dieser Vorschrift liegen vor: a) Beide Eltern haben die Ehe geschlossen und Waltraut formgerecht durch Erklärung vor dem Vormundschaftsgericht als ihr Kind anerkannt. b) Die Feststellung, daß Waltraut seit der Eheschließung ihrer Mutter mit R. den Stand eines gemeinschaftlichen Kindes besessen hat, begegnet keinen Bedenken. Die Kammer hat dazu die Eltern persönlich gehört. Sie haben glaubhaft versichert, daß sie Waltraut seit jeher als ihr gemeinschaftliches Kind behandelt haben. Auch trägt Waltraut im normalen Verkehr den Namen R., so daß ihre uneheliche Abstammung teilweise sogar unbekannt ist. Auch der Umstand, daß der Vater ihr, als das Legitimationsfeststellungsverfahren nicht zum Ziele führte, seinen Namen hat erteilen wollen, beweist, daß er Waltraut wie sein eheliches Kind hält. Auch die Ermittlungen des Jugendamtes am Wohnort der Eltern, auf die verwiesen wird, haben bedenkenfrei ergeben, daß Waltraut wie jedes andere eheliche Kind im Haushalt der Eltern aufgewachsen ist. Die begehrte Feststellung ist daher unter Abänderung der früheren Entscheidung der Kammer zu treffen."

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112. Die Legitimation eines unehelichen Kindes beurteilt sich nach dem Recht des Staates, dem der Vater angehört. Das französische Recht verweist nicht auf das deutsche Recht zurück. Zur Legitimation nach französischem Recht. Ein Feststellungsurteil, daß das uneheliche Kind den Status eines gemeinschaftlichen Kindes besessen hat (Art. 331 III Cc), kann von einem deutschen Gericht nicht erlassen werden, da es von Frankreich nicht anerkannt würde. Ein Vaterschaftsanerkenntnis kann auch vor einer deutschen Behörde (hier: Jugendbehörde) mit Wirkungen nach französischem Recht abgegeben werden. Zum Mutterschaftsanerkenntnis nach französischem Recht. Zum Verlust der deutschen und Erwerb der französischen Staatsangehörigkeit durch Legitimation. Nach württembergischem Recht sind Entscheidungen des Vormundschaf tsgerichts, in denen ausländisches Recht anzuwenden ist, nicht vom Bezirksnotar, sondern vom Amisgericht zu treffen. — EGBGB Art. 22, 27, 30. AG Leonberg, Besclil. vom 6. 10. 1955 - GR 202/54. Ungedruckt 1 . Aus den Gründen: „Am 6. 4. 1951 hat die ledige deutsche Staatsangehörige Irma F. in Hamburg das Kind Manfred F. geboren, dessen Erzeuger der französische Staatsangehörige Ernest R. ist. Am 20. 7. 1953 gebar Irma F. in Stuttgart das Kind Isabell. Der Erzeuger dieses Kindes ist ebenfalls Ernest R. Die Eltern dieser beiden Kinder haben am 21. 6. 1954 vor dem Standesamt Leonberg miteinander die Ehe geschlossen. Ernest R. war bereits einmal verheiratet gewesen. Seine frühere Ehe, die er am 24. 12. 1936 in Lille (Frankreich) geschlossen hatte, war durch das Urteil des Zivilgerichts Rocroi vom 25. 7. 1950 geschieden worden. Am 12. 6. 1951 hat der Vater Ernest R. vor der Jugendbehörde der Hansestadt Hamburg die Vaterschaft des Kindes Manfred anerkannt, ohne den Namen der Mutter in der Urkunde zu nennen. Die Eltern der Kinder lebten schon vor der Geburt des Kindes Manfred in Hamburg zusammen und führten gemeinsamen Haushalt. Im Zeitpunkt der Eheschließung waren beide in Leonberg wohnhaft. Am 4. 11. 1953 hat der Vater Ernest R. die Vaterschaft des Kindes Isabell anerkannt. In dieser Urkunde ist auch der Name der Mutter, Irma F., aufgeführt. Durch Beschluß vom 23. 9. 1954 hat das Bezirksnotariat Leonberg als ordentliches Vormundschaftsgericht festgestellt, daß die Kinder Manfred und Isabell gemäß § 1719 BGB die Rechtsstellung ehelicher Kinder erlangt haben, und angeordnet, dies am Rande der Geburtenbücher (Geburtsregister) nach § 31 I PStG beizuschreiben. Bezüglich des Kindes Manfred dürfte dieser Randvermerk vom Standesamt Hamburg eingetragen worden sein. Das Standesamt Stuttgart hat in Ansehung des Kindes Isabell unter Hinweis auf den Erlaß des Justizministers vom 1. 2. 1947 (Abi. 54) die Beischreibung abgelehnt. Nach diesem Ministerialerlaß sind f ü r die Legiti1 Die in dieser Sache ergangene Beschwerdeentscheidung des LG Stuttgart vom 8. 6. 1956 - 1 T 110/56 - ist in IPRspr. 1956-1957 Nr. 122 abgedruckt.

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mation unehelicher Kinder, deren Vater eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzt, in sinngemäßer Anwendung des Art. 68 Ziffer 18 AGBGB die AG als außerordentliche Vormundschaftsgerichte sachlich zuständig. Die sachliche Unzuständigkeit des Bezirksnotariats Leonberg als ordentlichen Vormundschaftsgerichts f ü h r t dazu, d a ß der Beschluß vom 23. 9. 1954 als nichtig angesehen werden m u ß (§ 7 FGG, a r g u m e n t u m e contrario). Das Standesamt Stuttgart h a t sich d a h e r mit Recht der Beischreibung eines R a n d v e r m e r k s z u m Geburtenbuch auf Grund dieses Beschlusses enthalten. Das AG als außerordentliches Vormundschaftsgericht ist nach deutschem Verfahrensrecht (§ 36 FGG, § 31 PStG) örtlich u n d sachlich zuständig. Gem ä ß Art. 22 EGBGB, der nach herrschender Rechtsmeinung als vollkomm e n e Kollisionsnorm zu verstehen ist (vgl. Schwenn in: Das internationale Familienrecht Deutschlands u n d Frankreichs [1955] 361), beurteilt sich die Frage, ob ein Kind durch Heirat seiner E l t e r n legitimiert ist, nach d e m Heimatrecht des Mannes. Dies bedeutet, d a ß auf den vorliegenden Fall mangels einer Rückverweisung des französischen internationalen Privatrechts materielles französisches Recht anzuwenden ist. Zu b e m e r k e n ist noch, d a ß die beiden Kinder jeweils im Zeitpunkt des Vaterschaftsanerkenntnisses die französische Staatsangehörigkeit erlangt h a b e n ; daß sie die deutsche aber erst durch eine wirksame Legitimation verlieren können, somit bisher Doppelstaater sind (vgl. Rechtsauskunft des Kaiser-WilhelmInstituts f ü r ausländisches u n d internationales Privatrecht vom 14. 3. 1950 - Abi. des Justizministeriums 1950, 45 ff. Abschnitt V Ziffer 3 a). In Art. 331 Cc trifft das französische Recht im Absatz 1 folgende Regelung: ,Die unehelich geborenen Kinder, mit A u s n a h m e der im E h e b r u c h erzeugten, werden durch die nachfolgende E h e ihrer Eltern legitimiert, w e n n diese sie vor der Eheschließung a n e r k a n n t h a b e n oder bei der Eheschließung anerkennen.' D a r a u s ergibt sich, d a ß das französische Recht, auf dem Boden des Anerkennungssystems stehend, neben dem Vaterschaftsanerkenntnis auch ein Mutterschaftsanerkenntnis verlangt, die beide grundsätzlich spätestens im Zeitpunkt der Eheschließung vorliegen m ü s sen. Dabei richtet sich auch die F o r m der Anerkennung nach französischem Recht. Hieran ändert sich auch nichts, wenn die Mutter selbst nicht F r a n zösin ist, denn die Legitimation k a n n als einheitliche Rechtsfigur n u r nach einem Recht erfolgen u n d beurteilt werden. Fehlt ein ausdrückliches Mutterschaftsanerkenntnis nach Art. 334 Cc, so v e r f ä h r t die französische Gerichtspraxis sehr großzügig, w e n n gewisse ä u ß e r e Bedingungen ergeben, d a ß ein solches Anerkenntnis dem Willen der Mutter entspricht. So genügt es nach einhelliger französischer Praxis, w e n n der Vater in dem Vaterschaftsanerkenntnis die Mutter benennt u n d diese sich durch schlüssiges Verhalten hierzu bekennt (vgl. Rechtsauskunft des Kaiser-Wilhelm-Instituts aaO Abschnitt II). Auf Grund dieser Rechtslage hat das Kind Isabell gemäß Art. 331 I Cc die Rechtsstellung eines ehelichen Kindes durch die Heirat seiner Eltern erlangt. Der Vater h a t in seinem vor der Eheschließung abgegebenen Vaterschaftsanerkenntnis vom 4. 11. 1953 die Mutter benannt. Nach dem auch im französischen Recht a n e r k a n n t e n Grundsatz .locus regit a c t u m '

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ist dieses Vaterschaftsanerkenntnis gültig (§ 1720 BGB, §§ 167, 194 FGG, [Art.] 147 EGBGB, § 106 AGBGB). Die Mutter hat durch ihr ganzes Verhalten, nämlich indem sie die Tochter Isabell in dem seit Jahren gemeinschaftlich geführten Haushalt als ihr Kind bei sich hatte, ein Mutterschaftsanerkenntnis bekundet. Auch wenn sie sich dieser Rechtsfolge nicht bewußt war, schadet dies nach französischer Rechtsauffassung nicht (vgl. Rechtsauskunft des Kaiser-Wilhelm-Instituts aaO Abschnitt VII Ziffer 4). Anders liegt der Fall bei dem Kinde Manfred F. Hier ist ein ausdrückliches Mutterschaftsanerkenntnis durch Frau Irma R. erst am 18. 11. 1954 vor dem AG, also nach der am 21. 6. 1954 erfolgten Eheschließung abgegeben worden. Das Vaterschaftsanerkenntnis liegt vor, gültig abgegeben a m 12. 6. 1953 vor der Jugendbehörde der Hansestadt Hamburg. In diesem Anerkenntnis ist jedoch die Mutter vom Vater nicht benannt worden. Dieses Anerkenntnis hat daher nach Art. 336 Cc nur Wirkung in Ansehung des Vaters. In der Benennung der Mutter in der Geburtsurkunde des Kindes kann kein willentliches Mutterschaftsanerkenntnis erblickt werden, da diese Benennung in Deutschland kein freiwilliger Willensakt ist (§§ 21, 62 PStG; Rechtsauskunft des Kai.sei-Wilhelm-Instituts aaO Abschnitt VII Ziffer 3 b). Es fehlt also ein vor der Eheschließung ausdrücklich abgegebenes Mutterschaftsanerkenntnis; es kann aber auch nicht auf die französische Gerichtspraxis zurückgegriffen werden, die in derartigen Fällen in der Annahme eines durch schlüssige Handlung zum Ausdruck gekommenen Mutterschaftsanerkenntnisses großzügig verfährt, sofern wenigstens die Anerkennungserklärung des Vaters den Namen der Mutter enthält oder die Mutter mit ihrem Willen in der Geburtsurkunde angegeben wurde (vgl. Rechtsauskunft des Kaiser-Wilhelm-Instituts aaO Abschnitt II Ziffer 2). Eine Legitimation des Kindes Manfred kann deshalb nach Art. 331 I Cc nicht Platz greifen. Möglich wäre eine Legitimation nur nach Art. 331 III Cc, der bestimmt: ,Ist eines der Kinder, von denen dieser Artikel handelt [das sind die außerehelich geborenen Kinder], nach der Eheschließung von den Eltern anerkannt worden, so zieht diese Anerkennung die Legitimation nur nach sich auf Grund eines in öffentlicher Sitzung nach Untersuchung und Verhandlung ergangenen gerichtlichen Urteils, welches festzustellen hat, daß das Kind seit der Eheschließung den Stand eines gemeinschaftlichen Kindes besessen hat.' Dieser Vorschrift kann ein deutsches Vormundschaftsgericht in der nach dem französischen Recht vorgeschriebenen strengen Form nicht Genüge leisten. Es entscheidet gemäß § 31 PStG nicht durch ein in öffentlicher Sitzung zu verkündendes Urteil, sondern im Beschlußverfahren nach dem FGG, und seine Entscheidung wird auch nur den Beteiligten bekanntgemacht (§ 16 FGG). Würden sich die hieraus ergebenden Bedenken, die lediglich verfahrensrechtlicher Art sind, im Interesse des internationalen Rechtsverkehrs auch überbrücken lassen (vgl. Raape, StAZ 1949,226 ff. [230]), so begegnet es doch erheblichen Zweifeln, ob die Sachentscheidung des deutschen Vormundschaftsgerichts in Frankreich überhaupt Anerkennung finden würde. In der französischen Rechtslehre wird die Meinung vertreten, daß ganz allgemein die ausländischen Gerichte nicht in der Lage

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seien, der Vorschrift des Art. 331 III Cc zu genügen, insbesondere dem Geist des französischen ,milieu familial' bei einer Sachentscheidung Rechnung zu tragen (Raape aaO 229; De la Moutte in: Das internationale Familienrecht Deutschlands und Frankreichs [1955] 359 f.; Schwerin, ebenda 373 f. [380]). Aus diesem Grund m u ß die Entscheidung des deutschen Vormundschaftsgerichts, Manfred F. habe durch nachträgliche - nach der Eheschließung erfolgte - Anerkennung durch seine Eltern gemäß Art. 331 III Cc die Rechtsstellung eines ehelichen Kindes erlangt, unterbleiben. Die Feststellung, Manfred F. sei durch die Eheschließung seiner Eltern legitimiert worden, m u ß daher ü b e r h a u p t abgelehnt werden. Ob die Möglichkeit besteht, statt des deutschen Vormundschaftsgerichts zur Herbeiführung einer Entscheidung nach Art. 331 III Cc ein deutsches LG gemäß den Vorschriften der §§ 640 ff. ZPO anzurufen, k a n n hier dahingestellt bleiben (vgl. hierzu OLG Nürnberg, SJZ 1950, 909 2 mit Anm. von Makarou, der starke Bedenken gegen die Zulässigkeit dieses Verfahrens äußert). Bemerkt werden soll hierzu noch, daß nach französischem Recht f ü r die Legitimation im Ehebruch erzeugter unehelicher Kinder nach Art. 331 II Cc besondere Voraussetzungen aufgestellt sind. Inwieweit überhaupt der Fall vorliegt, daß Manfred F. noch während des Bestehens der ersten Ehe seines Vaters gezeugt wurde und ob aus diesem Grunde eine Legitimation dieses Kindes auf Grund der besonderen f r a n zösischen Rechtsvorschriften nicht in Betracht kommen k a n n (vgl. hierzu OLG Celle, N J W 1954, 1891 3 mit Anmerkung von Krüger, N J W 1955, 549), braucht indessen nicht weiter untersucht zu werden." 1 1 3 . Die Feststellung der Legitimation eines unehelichen Kindes durch ein deutsches Gericht ist auch dann möglich, wenn der Vater des Kindes Ausländer ist. Auf die Legitimation findet das Heimatrecht des Vaters Anwendung. Zum italienischen Legitimationsrecht. Zum Erwerb der italienischen Staatsangehörigkeit durch Legitimation. - EGBGB Art. 22. AG Heidenheim, Beschl. vom 25. 3. 1954 - GR 333/53. Ungedruckt. Aus den Gründen: „Die Kindesmutter L. hat am 8. 7. 1953 ein Kind namens Peter geboren und hat am 15. 8. 1953 den Erzeuger des Kindes, den italienischen Staatsangehörigen C. geheiratet, welcher die Vaterschaft erst nach der Eheschließung durch Erklärung vom 28. 11. 1953 vor dem Standesbeamten in H. anerkannte. Ein Mutterschaftsanerkenntnis lag nicht vor. Vor dem Vormundschaftsrichter haben beide Elternteile a m 18. 2. 1954 ihr voreheliches Kind Peter als eheliches Kind anerkannt u n d eidesstattlich versichert, d a ß dieses Kind n u r von ihnen abstammen kann. Der Kindesvater hat am 30. 11. 1953 die Feststellung der Legitimation durch nachfolgende Eheschließung b e a n t r a g t . . . Das Verfahren der Feststellung der Legitimation eines unehelichen Kin2

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 89.

3

Siehe oben Nr. 106 b.

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des vollzieht sich ausschließlich im Beschluß verfahren des § 31 PStG und findet auch d a n n Anwendung, wenn der Vater eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzt. Materiellrechtlich ist gemäß Art. 22 EGBGB das Recht der Staatsangehörigkeit des Vaters als Personalstatut anzuwenden, und zwar auch dann, wenn das betreffende Auslandsrecht weitergehende oder einschränkende Voraussetzungen der Legitimation als das deutsche Recht enthält (Raape, IPR 3 [1950] 243). Im vorliegenden Falle ist daher f ü r den Zeitpunkt der Legitimation durch nachfolgende Eheschließung . . . zu prüfen, ob das in diesem Zeitpunkt geltende italienische Zivilrecht die Legitimation unehelicher Kinder durch nachfolgende Eheschließung zuläßt, und bejahendenfalls, welche sachliche Voraussetzungen der Legitimation zu erfüllen sind, vorausgesetzt, daß weder ein Fall der Rückverweisung vorliegt (Art. 27 EGBGB) noch die Anwendung des Auslandsrechts gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen würde (Art. 30 EGBGB). Die Legitimation unehelicher Kinder durch nachfolgende Eheschließung der Kindeseltern ist im italienischen Zivilrecht zugelassen. Bereits das italienische BGB vom 25. 6. 1865 nebst späteren Änderungsgesetzen (Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 2 [1938] 291, 312) kannte in seinen Art. 194 ff. die Legitimation durch nachfolgende Ehe oder durch Dekret des Königs, jedoch erlangten uneheliche Kinder durch die Legitimation der italienischen Eltern die Rechtsstellung ehelicher Kinder n u r dann, wenn die Anerkennung durch beide Eltern bei oder vor der Eheschließung (Wirkung vom Tage der Heirat an) oder nach der Heirat (Wirkung vom Tage der Anerkenntnisse an) in rechtsgültiger F o r m vollzogen wurde. F ü r den vorliegenden Fall der Legitimation durch Eheschließung a m 15. 8. 1953 ist n u n m e h r der neue Codice civile vom 16. 3. 1942, in Kraft seit dem 21. 4. 1942, anzuwenden. E r enthält im 1. Buch ,Personen und Familie' folgende Vorschriften über die Legitimation durch nachfolgende Eheschließung (Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 3 , Länderteil Italien): ,Art. 280: Die Legitimation verleiht demjenigen, welcher außer der Ehe geboren ist, die Stellung eines ehelichen Kindes. Dies tritt durch nachfolgende Eheschließung der Eltern des natürlichen Kindes oder durch Königliches Dekret ein. Art. 283. Die durch nachfolgende Ehe legitimierten Kinder erwerben die Rechte ehelicher Kinder mit dem Tage der Eheschließung, wenn sie von beiden Elternteilen in der Heiratsurkunde selbst oder vorher a n e r k a n n t wurden, oder mit dem Tage des Anerkenntnisses, wenn dieses nach der Eheschließung geschehen ist, unbeschadet dessen, daß die Bestimmung des Art. 252 über den Eintritt der Wirkungen des Anerkenntnisses gewahrt ist, wenn dieses durch Königliches Dekret zugelassen ist.' Da es sich im vorliegenden Falle nicht u m die Legitimation durch Königliches Dekret handelt, so scheidet die Beobachtung der Bestimmung des Art. 252 Cc aus, und es k o m m t entscheidend darauf an, ob das Anerkenntnis der beiden Kindeseltern, welche das Anerkenntnis erst nach ihrer Heirat abgegeben haben, als materiell-rechtlich wirksam anzusehen ist. Dabei ist

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zu bemerken, daß das alleinige Anerkenntnis des Kindesvaters vom 28. 11. 1953 vor dem Standesamt H. die legitimierende Wirkung noch nicht hatte; erst dadurch, daß die Kindeseltern am 18. 2. 1954 zu Protokoll des Vormundschaftsrichters das beiderseitige Anerkenntnis erklärten, wurde den zwingenden Vorschriften des italienischen ZGB genügt, wonach ausnahmslos das Anerkenntnis beider Elternteile zu erfordern ist. Gemäß Art. 280 des italienischen Cc ist daher auch im vorliegenden Falle die volle Rechtsstellung des legitimierten Kindes als eines ehelichen Kindes eingetreten. Das legitimierte Kind hat den Familiennamen des Vaters erlangt, genießt (Jen gesetzlichen Namensschutz der Art. 6-8 Cc, hat gesetzliches Erbrecht gegenüber beiden Elternteilen, und beide Eltern haben gemäß Art. 147, 148 Cc die umfassende Pflicht zur Unterhaltung, Erziehung und Unterrichtung des Kindes. Ferner gelten die Vorschriften der Art. 316 ff. Cc über die Ausübung der elterlichen Gewalt: die Kinder sind der Gewalt der Eltern bis zur Volljährigkeit (21 Jahre) oder bis zur Emanzipation unterworfen; diese Gewalt wird vom Vater ausgeübt. Erst nach dem Tode des Vaters und in anderen gesetzlich vorgeschriebenen Fällen tritt die Ausübung der elterlichen Gewalt durch die Mutter ein (Art. 316). Letzteres ist bei Verhinderung des Vaters der Fall (Art. 317). Der Vater vertritt die ehelichen Kinder in allen bürgerlichen Angelegenheiten und verwaltet ihr Vermögen (Art. 320-323) und hat am Kindesvermögen den Nießbrauch, solange die väterliche Gewalt dauert (Art. 324). Das legitimierte Kind hat die italienische Staatsangehörigkeit des legitimierenden Italieners kraft Geburt erworben (Art. 1 Ziffer 1 des italienischen StaatsangehörigkeitsG vom 13. 6. 1912, Bergmann aaO Länderteil Italien 1). In Anwendung des italienischen Rechts war daher in vorliegendem Falle die Legitimation des Kindes bedenkenfrei festzustellen." 114. Die Legitimation eines unehelichen Kindes beurteilt sich nach dem Heimatrecht des Vaters zur Zeit der Legitimation. Nach niederländischem internationalem Privatrecht beurteilen sich Ehesachen, Ehelichkeit und Unehelichkeit von Kindern, Legitimation, Namensführung und Namensänderung nach dem Heimatrecht der betroffenen Person, bei Kindern nach dem Heimatrecht des Vaters. Zum niederländischen Unehelichen- und Legitimationsrecht. Das niederländische Recht kennt keine Befreiung vom Eheverbot des Ehebruchs. Die niederländische Vorschrift, die Ehebruchskindern die Legitimation durch nachfolgende Eheschließung versagt, verstößt gegen den deutschen ordre public. Gleiches gilt von der Vorschrift, die die Anerkennung eines Ehebruchskindes für nichtig erklärt. Zum Eingreifen des ordre public. Die durch Art. 30 EGBGB gerissene Lücke ist durch das sonstige ausländische Recht auszufüllen; nur wenn dies nicht möglich ist, kommt deutsches Recht zur Anwendung. - EGBGB Art. 22, 30.

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LG Frankfurt, Beschl. vom 12. 7. 1955 - 2/9 T 1 2 8 5 / 5 4 N J W 8 (1955) 1595; FamRZ 3 (1956) 61. Aus den Gründen: „Der Minderjährige Jürgen H. wurde ain 21. 2. 1947 von der früheren Ehefrau Erna Sch. geborene H. in F r a n k f u r t am Main geboren. Auf die Klage ihres früheren, von ihr am 29. 10. 1946 rechtskräftig geschiedenen Ehemannes Markus Sch. wurde durch rechtskräftiges Urteil festgestellt, daß der Minderjährige Jürgen Sch. nicht das eheliche Kind des Markus Sch. ist. Der Vater des Kindes, der niederländische Staatsangehörige Peter B., lebt schon seit über 10 Jahren in F. Er wurde durch Urteil des LG F. 1944 von seiner Ehefrau wegen einer schweren Eheverfehlung im Sinne des § 49 EheG und Art. 264 Ziffer 4 des niederländischen BW aus alleinigem Verschulden geschieden. Er hat am 12. 4. 1948 vor dem Städtischen Jugendamt in F. anerkannt, der Vater des unehelichen Kindes Jürgen H. zu sein. Am 20. 5. 1953 hat er mit der Kindesmutter vor dem Standesamt in F. die Ehe geschlossen. Auf Antrag der nunmehrigen Eheleute Peter und Erna B. stellte das AG . . . fest, daß das uneheliche Kind Jürgen H. die Rechtsstellung eines ehelichen Kindes dadurch erlangt habe, daß der Vater Peter B. die Ehe mit der Mutter geschlossen hat. Das AG ordnete die Berichtigung des Eintrages im Geburtenregister durch Beischreibung eines entsprechenden Randvermerks an. Auf Antrag des Magistrats der Stadt F., der darauf hinwies, daß das Kind nach dem anzuwendenden niederländischen Recht nicht legitimiert werden könne, weil es im Ehebruch gezeugt wurde, hat das AG in F. durch Beschluß vom 4. 9. 1953 gemäß § 47 PStG die erneute Berichtigung des Geburteneintrages durch Beischreibung eines weiteren Randvermerks angeordnet, wonach das Kind Jürgen durch Eheschließung seiner Mutter Erna H. mit dem holländischen Staatsangehörigen Peter B. nicht die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes B. erlangt hat, sondern uneheliches Kind der Erna H., jetzt Ehefrau B., geblieben ist. Gegen diesen Beschluß richtete sich der Antrag des Jugendamtes der Stadt F. als dem gesetzlichen Vertreter des Kindes, worin beantragt wurde, unter Aufhebung des Beschlusses vom 4. 9. 1953 festzustellen, daß das Kind durch die Eheschließung seiner Eltern die Rechtsstellung eines ehelichen Kindes erlangt habe. Zur Begründung hat sich das Jugendamt auf den Beschluß des LG Frankfurt am Main vom 6. 10. 1953 (StAZ 1954, 156) 2 bezogen. Durch den nunmehr angefochtenen Beschluß hat das AG dem Antrag des Jugendamtes entsprochen. . . Die sofortige Beschwerde konnte . . . keinen Erfolg haben. Die Rechtskraft des Beschlusses des AG in F. vom 4. 9. 1953 steht dem 1 Die Beschwerdeentscheidung des OLG Frankfurt vom 28. 2. 1956 - 6 W 551/55 - ist abgedruckt in IPRspr. 1956-1957 Nr. 5. 2 Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 7.

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Ergehen des angefochtenen Beschlusses nicht entgegen (wird ausgeführt). Die niederländische Staatsangehörigkeit des Kindesvaters schließt nach deutschem internationalem Privatrecht die Anwendung der §§ 1719 ff. BGB aus und führt zur Anwendung des fremden materiellen Rechts. Das entspricht dem . . . Grundsatz des internationalen Privatrechts, wonach f ü r die Frage, ob die Legitimation eines unehelichen Kindes eingetreten ist, grundsätzlich das materielle Recht desjenigen Staates Anwendung zu finden hat, dem der Vater zur Zeit der Legitimation angehört ( W o l f f , Das IPR Deutschlands 3 220; Raape, IPR 3 239, 241; Nußbaum, Deutsches IPR 172; Schnitzer, Handbuch des IPR 3 I 432; Wolff, Private International Law 2 394; Schweizer Bundesgerichtshof, Semaine judiciaire 66, 97). In Analogie zur einseitigen Kollisionsnorm des Art. 22 I EGBGB ist auch im deutschen internationalen Privatrecht bei der Legitimation eines unehelichen Kindes Anknüpfungspunkt f ü r die anzuwendende nationale Rechtsnorm die Staatsangehörigkeit des Vaters zur Zeit der Legitimation (RGZ 125, 268; KG, JFG 1, 99; OLG Celle, JZ 1954, 7023 und NJW 1954, 18914; Planck, BGB3 Art 22 EGBGB Anm. 5; Staudinger-Raape, BGB 9 Art. 22 EGBGB Anm. A I und B II; Erman-Marquordt, BGB [1952] Art. 22 EGBGB Anm. 1; Achilles-Greiff, BGB19 Art. 22 EGBGB Anm. 1; Palandt, BGB14 Art. 22 EGBGB Anm. 2; Enneccerus-Kipp-Wolff, Familienrecht [1931] 451; Beschluß der erkennenden Kammer, StAZ 1954, 156). Diese deutsche kollisionsrechtliche Regelung stimmt mit dem niederländischen internationalen Privatrecht überein, denn die niederländische Rechtsprechung hat in Analogie zu Art. 6 der Wet houdende algemeene bepalingen der wetgeving van het koningrijk vom 15. 5. 1829 in der Fassung der Novelle vom 26. 4. 1917, wonach niederländische Gesetze, welche die Rechte, den Personenstand oder die Geschäftsfähigkeit einer Person betreffen, auch f ü r im Ausland befindliche Niederländer verbindlich sind, den ungeschriebenen Rechtssatz entwickelt, daß Ehesachen nach dem Heimatrecht der Beteiligten zu entscheiden sind, ferner daß in Fragen der Ehelichkeit und Unehelichkeit von Kindern, der Legitimation sowie der Namensführung und Namensänderung ebenfalls das Heimatrecht der Beteiligten, und zwar, soweit es sich um den Personenstand des Kindes handelt, das Heimatrecht des Vaters maßgebend ist (vgl. Bergmann, Internationales Eheund Kindschaftsrecht 3 [1952] I Teil I N 1 Niederlande III A 2). Nach deutschem wie nach niederländischem internationalem Privatrecht ist die Frage der Legitimation des Kindes durch die nachfolgende Eheschließung seiner Eltern wegen der niederländischen Staatsangehörigkeit des Vaters also nach niederländischem Privatrecht zu beantworten. Nach den anzuwendenden Sachnormen der Art. 327, 335 und 343 II BW kann das Kind, obwohl nach deutschem wie niederländischem Privatrecht (§ 6 I EheG, ferner Art. 89 BW in Verbindung mit Art. 13 I EGBGB) mangels gerichtlichen Nachweises des Ehebruchs zwischen den Kindeseltern eine gültige Ehe geschlossen worden ist, wegen seiner im Ehebruch erfolgten Zeugung nicht vom Vater anerkannt und somit auch nicht legitimiert 3

Siehe unten Nr. 125.

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Siehe oben Nr. 106 b.

Nr. 114

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werden. Nach Art. 335 BW werden im Ehebruch gezeugte Kinder nicht als natürliche Kinder angesehen, und nur solche können nach Art. 327 BW durch Eheschließung der Eltern legitimiert werden. Weiter spricht Art. 343 II BW aus, daß im Ehebruch gezeugte Kinder durch ihre Väter nicht anerkannt werden können. Die Anerkennung eines unehelichen Kindes durch seinen Vater stellt aber eine unerläßliche Voraussetzung f ü r den Eintritt der Legitimation des Kindes dar. Hierbei ist es gleichgültig, ob der Kindesvater durch die Zeugung seine eigene frühere Ehe gebrochen hat oder wie hier nur der Mitschuldige im Ehebruch der Kindesmutter gewesen ist (Rechtsbank Almelo, Nederlandse Jurisprudentie 1927, 156). Das Verbot der Legitimierung ist zudem unabhängig von der gerichtlichen Feststellung des Ehebruches, dieser braucht nur auf irgendeine Weise zur Kenntnis des Vormundschaftsrichters gekommen zu sein (Schmidt, StAZ 1949, 135), da die der Entscheidung zugrunde zu legenden Tatsachen von Amts wegen zu ermitteln sind (Keidel, FGG6 § 69 Anm. 3; BayObLG, NJW 1952, 1377). Der Anwendung dieser dem niederländischen Privatrecht entnommenen Rechtsfolge auch f ü r den Geltungsbereich des deutschen Rechts steht aber die allgemeine Vorbehaltsklausel des Art. 30 EGBGB entgegen. Dieser Artikel bestimmt, daß die Anwendung eines ausländischen Gesetzes ausgeschlossen ist, wenn die Anwendung gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstößt. Die Kammer hält im Ergebnis an dem bereits in ihrem Beschluß vom 6. 12. 1953 (aaO, zustimmend H. Krüger, NJW 1955, 549) entwickelten Grundsatz fest. Sicher ist, daß der bloße Umstand der andersartigen niederländischen Regelung an sich keinen Grund zur Anwendung des deutschen ordre public darstellen kann. Das niederländische Recht ist vielmehr gegenüber der deutschen gesetzlichen Regelung, der die Versagung der Legitimationsmöglichkeit fremd ist, konsequenter in seiner Zielsetzung, die Reinheit der Ehe und der Familie zu ermöglichen. Das ergibt sich auch daraus, daß das niederländische Recht eine Befreiung vom Eheverbot des Ehebruchs nicht kennt (vgl. Bergmann aaO Anm. zu Art. 89 des Niederländischen BGB), während nach deutschem Recht nach § 6 EheG grundsätzlich Befreiung zu erteilen und nur dann zu versagen ist, wenn schwerwiegende Gründe der Eingehung der neuen Ehe entgegenstehen. Diese scharfe gesetzliche Regelung des niederländischen Rechts stellt weder einen Verstoß gegen die guten Sitten im Sinne des deutschen Rechts noch einen Vorstoß gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes dar. Dies folgt aus dem Grundsatz, daß sich der deutsche Richter nicht zum Sittenrichter über fremdes Recht aufwerfen darf. Abzustellen ist vielmehr immer darauf, ob das Ergebnis im gerade gegebenen Fall ein den deutschen Sitten oder den Grundlagen deutscher Gesetzgebung widerstreitendes wäre {Palandt aaO Art. 30 EGBGB Anm. 2; Raape aaO 65 ff.; RGZ 150, 283; 60, 296; auch Beschluß der erkennenden Kammer aaO). Entscheidend ist nach der Auffassung der Kammer mit RGZ 150, 283 nicht der Inhalt des ausländischen Gesetzes, sondern seine Anwendung auf den einzelnen Fall. Von gro-

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ßem Einfluß müssen hierbei die Inlandsbeziehungen des zu entscheidenden Falles sein. Der Beschwf. beruft sich nach Auffassung der Kammer zu Unrecht darauf, daß der frühere Beschluß der erkennenden Kammer keine Stütze bei Raape finde, vielmehr dem von Raupe gefundenen Ergebnis widerspreche. Bei dem von Raape [aaO 240] besprochenen Fall. . . [wird ebenfalls] die Anwendung des ordre public erwogen. Bei dem hier zu entscheidenden Falle sind die Inlandsbeziehungen um ein vielfaches stärker, die Frage nach der Anwendung des ordre public stellt sich somit hier in erheblich verstärkter Form. Die Kammer ist der Auffassung, daß die Anwendung der niederländischen Gesetzesnorm unter Berücksichtigung der Besonderheiten dieses Einzelfalles gegen die in Deutschland herrschende Gesellschaftsauffassung verstößt, die sich darin manifestiert, daß nach deutschem Recht die Legitimation von Ehebruchskindern f ü r zulässig erachtet wird. Die Kammer hält an den Erwägungen ihres früheren Beschlusses fest (aaO), wonach bei der Anwendung der niederländischen Gesetzesregel zwar den Eltern die Legalisierung ihres vorab ehebrecherischen Verhältnisses durch Abschluß einer rechtsgültigen Ehe gestattet wäre, die aus der ehebrecherischen Verbindung stammenden Kinder dagegen ihr Leben lang als unehelich gelten müßten. Die Kinder allein, so hat die Kammer damals ausgesprochen, hätten mithin ihr Leben lang die Last eines Makels zu tragen, an dessen Entstehung sie selbst keinen Anteil haben. Die Kammer ist weiterhin der Auffassung, daß ein Beieinanderleben von Eheleuten mit eigenen, aber unehelichen Kindern in familiärer Gemeinschaft unseren gesellschaftlichen und rechtlichen Vorstellungen als anstößige Anomalie erscheint (so auch im Ergebnis Bosch, FamRZ 1955, 54). Die von Neuhaus (RabelsZ 30 [1955], 340 [347]) vorgetragenen Gegengründe vermögen nicht zu überzeugen. Die Last der Unehelichkeit trifft in erster Linie und allein die Kinder, erst dann die Eltern. Eine andere Beurteilung der Lage der unehelichen Kinder widerspricht der Lebenserfahrung. Wenn Neuhaus meint, daß der Makel der unehelichen Geburt heute, wo es gesetzliche Ehrenminderungen f ü r uneheliche Kinder nicht mehr gebe, wohl nur noch in der gesellschaftlichen Minderachtung bestehe, der volkspädagogisch entgegenzuwirken wäre, so übersieht er dabei, daß das Gericht an die Beachtung des § 1719 BGB bei der Beurteilung der Lage der unehelichen Kinder gebunden ist. Diese Vorschrift gibt die Möglichkeit, jeden Makel, soweit dies durch eine Legalisierung möglich ist, von dem Kinde zu nehmen. Aus diesen Gründen vermochte die Kammer auch nicht der Entscheidung des OLG Celle (NJW 1954, 1891) zu folgen. In dieser wird ausgeführt, daß von einem Verstoß gegen die guten Sitten dann bei einem Gesetz nicht die Rede sein könne, wenn es dem Schutz der Familie und der Reinheit der Ehe diene. Dieser Beschluß übersieht nach Auffassung der Kammer, daß nicht der Inhalt der ausländischen Gesetzesnorm, sondern ihre Anwendung auf den Einzelfall entscheidend ist (RGZ 150, 283) und daß im übrigen die deutschen Gesetzesnormen nicht nur die Ehe und Familie schützen und deren Reinheit, sondern in gleicher Weise die Wahrung der Interessen der

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unehelichen Kinder im Auge haben. Es mag sein, daß hier Widersprüche vorhanden sind. Diese können aber nicht einseitig zugunsten der Ehe und Familie unter Außerachtlassung anderer gesetzlich geschützter Interessen gelöst werden. Es kann also dahingestellt bleiben, ob die niederländischen Gesetzesnormen gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes, insbesondere gegen Bestimmungen des GG, verstoßen. Mit der Anwendung des deutschen ordre public kommt indessen nicht deutsches Recht zur Anwendung. Die entstandene Lücke ist vielmehr aus dem niederländischen Recht zu schließen (RGZ 106, 82). Erst wenn dieses versagt, käme deutsches Recht zur Anwendung (KG, JW 1936, 2472; Palandt aaO Art. 30 EGBGB Anm. 4). Das bedeutet, daß der Art. 335 BW, der lautet: ,Unter natürlichen Kindern werden in diesem Gesetzbuch uneheliche Kinder verstanden, ausgenommen die, welche im Ehebruch oder in Blutschande erzeugt sind', so zu lesen ist, daß die Ausnahme f ü r Ehebruchskinder nicht gilt. Im Gegensatz zu § 1719 BGB, wonach ein uneheliches Kind bereits dadurch, daß sich der Vater mit der Mutter verheiratet, mit der Eheschließung die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes erlangt - und zwar kraft Gesetzes und selbst gegen den Willen der Eltern und des Kindes, ohne daß es einer Anerkennung des Kindes durch den Vater bedarf (.Palandt aaO § 1719 Anm. 1), bedarf es nach Art. 327 BW der Anerkennung durch den Vater. Die vor dem Städtischen Jugendamt in F. gemäß § 1718 BGB abgegebene Anerkennungserklärung kann die ,Erkenning' nach Art. 327 BW nicht ersetzen, da sie von anderer Rechtsnatur ist (Rechtsbank Dortrecht, RabelsZ 1937, 211). Die Erkenning könnte zudem wegen Art. 343 II BW keine Rechtswirkung äußern (Rechtsbank Amsterdam, Weekblad van het Recht 1877 Nummer 4138). Nach den oben dargelegten Grundsätzen muß auch im Zusammenhang mit dem gesamten Fall davon ausgegangen werden, daß Art. 343 II BW gegen den ordre public verstößt und daher als nicht vorhanden zu betrachten ist. Es muß daher davon ausgegangen werden, daß die im Jahre 1948 erfolgte Anerkennung nach § 1718 BGB ausreicht, da eine den niederländischen Gesetzesnormen entsprechende Anerkennung nicht vorgenommen werden kann, beziehungsweise, wenn sie vorgenommen wird, keine Rechtswirkung haben könnte." 115. Das niederländische Recht sieht die Legitimation des gezeugten Kindes durch nachfolgende Eheschließung nicht wendung dieser Vorschrift verstößt nicht gegen den deutschen wenn Eltern und Kind ihren Wohnsitz in den Niederlanden

im Ehebruch vor. Die Anordre public, haben.

AG Worms, Beschl. vom 19. 11. 1955 - A 5 VII 8/53: DA Vorm. XXVIII (1955/1956) 328.

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

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Aus den Gründen: „ D e r Antrag auf Durchführung des Legitimationsverfahrens w a r abzulehnen. W i e aus Art. 22 E G B G B hervorgeht, richtet sich die L e g i t i m a t i o n eines unehelichen Kindes nach den Gesetzen des Heimatstaates, d e m der Vater zur Zeit der L e g i t i m a t i o n angehört. Es w a r daher auf niederländisches Recht abzustellen, das die L e g i t i m a t i o n eines i m Ehebruch erzeugten unehelichen Kindes gemäß Art. 327, 335 B W nicht vorsieht. Bei der weiteren F r a g e , ob der Anerkennung dieser Rechtsfolge f ü r den Geltungsbereich des deutschen Rechtes die Vorbehaltsklausel des Art. 30 E G B G B entgegensteht, w a r nicht allein darauf abzustellen, ob die A n w e n dung holländischen Rechtes sich als ein erheblicher Verstoß gegen die sittlichen Grundanschauungen der deutschen Rechtsgemeinschaft darstellt, sondern es w a r auch die Stärke der Inlandsbeziehungen i m konkreten F a l l zu beachten. In diesem Zusammenhang w a r einerseits nicht zu verkennen, daß dem im Ehebruch erzeugten K i n d nach niederländischem Recht nicht die Möglichkeit gegeben ist, v o m Makel der Unehelichkeit, an dessen Entstehung es keinen Anteil hat, befreit zu werden. Andererseits haben Eltern und K i n d ständigen W o h n s i t z in niederländischem Rechtsbereich ( R o t t e r d a m ) und gestalten ihren gesamten Lebenszuschnitt nach der niederländischen Rechtsordnung, so daß demgegenüber e i n e m etwaigen Interesse an der Feststellung der Ehelichkeit des Kindes f ü r den Geltungsbereich des deutschen Rechtes nur eine unter- und nachgeordnete Bedeutung beigemessen w e r d e n konnte." 1 1 6 . Die Legitimation eines unehelichen Kindes beurteilt sich nach dem Recht des Staates, dem der Vater zur Zeit der Legitimation angehört. Diese Vorschrift verstößt nicht gegen den Gleichheitsgrundsatz. Zum polnischen Kindschaftsrecht. Eine Legitimation ist im polnischen Recht unbekannt, da sich ihre Wirkungen auch durch Anerkenntnis der Vaterschaft oder deren gerichtliche Feststellung ergeben. Auf einen solchen Fall ist § 31 PStG entsprechend anzuwenden. - E G B G B Art. 22; PStG § 31. L G Tübingen, Beschl. v o m 13. 1. 1954 - 1 GR 43 - 44/53: StAZ 8 (1955) 138. Aus den Gründen: „ I . Der in W a r s c h a u geborene, jetzt in Tübingen w o h n h a f t e E d u a r d M. ist im Jahre 1940 v o n der Gestapo zur Arbeit in Schlesien zwangsverpflichtet worden. A m 30. 12. 1945 ist er in die F r e m d e n l e g i o n eingetreten und a m 30. 12. 1950 nach Deutschland zurückgekehrt. A m 4. 7. 1953 hat er v o r d e m Standesamt T ü b i n g e n die ledige E l f r i e d e R., die Mutter des am 15. 4. 1953 in Tübingen geborenen Kindes Eduard R., geheiratet. A m 13. 6. 1953 hat M. v o r dem Bezirksnotariat Tübingen die Vaterschaft zu diesem K i n d anerkannt. A m 22. 6. 1953 ist ein entsprechender R a n d v e r m e r k e r f o l g t . Das Bezirksnotariat hat, nachdem ihm die Eheschließung der Mutter des Kindes mit dem Vater M. angezeigt w o r d e n w a r , seine Akten d e m AG zur

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VI. Familienrecht

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Entscheidung darüber vorgelegt, ob das Kind E d u a r d R. durch diese Eheschließung die Rechtsstellung eines ehelichen Kindes der Eheleute M. erlangt habe. Das AG hat als Vormundschaftsgericht durch Beschluß vom 10. 11. 1953 festgestellt, daß das Kind E d u a r d R. durch die Eheschließung der Mutter mit M. nicht ehelich geworden sei, weil nach polnischem Recht uneheliche Kinder völlig gleichgestellt seien. Gegen diesen Beschluß haben sowohl der Vater des Kindes, E d u a r d M., als auch das B ü r g e r m e i s t e r a m t . . . Beschwerde eingelegt. II. Die Beschwerden sind begründet. Gemäß § 1719 BGB erlangt ein uneheliches Kind dadurch, daß der Vater die Mutter heiratet, mit der Eheschließung die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes. Diese Bestimm u n g findet aber nur Anwendung, wenn der Vater des Kindes und Ehem a n n der Mutter die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Anderenfalls ist Art. 22 EGBGB zur Anwendung zu bringen, dessen Wirksamkeit - wie das AG in dem angefochtenen Beschluß mit Recht ausgeführt hat - durch den Grundsatz der Gleichberechtigung von Mann und F r a u nach Art. 3 II, 117 I GG nicht beeinträchtigt wird. Durch Umkehrschluß aus dessen Absatz 1 wird allgemein gefolgert, daß sich die Legitimation eines unehelichen Kindes nach den Gesetzen des Staates richtet, dem der Vater zur Zeit der Legitimation angehört (vgl. LG Köln, MDR 1953, 4 8 8 K G , J W 1937, 2526). Es fragt sich nun, ob M., der selbst angegeben hat, er sei Pole, in dessen Paß jedoch die Staatsangehörigkeit als vorläufig ungeklärt bezeichnet wird, noch polnischer Staatsangehöriger ist. Zweifelsfrei war er einmal polnischer Staatsangehöriger. Es m u ß auch davon ausgegangen werden, daß eine einmal erworbene Staatsangehörigkeit solange beibehalten wird, bis der Verlust derselben nachgewiesen ist. Die Frage, ob der Beschwf. durch seinen am 30. 12. 1945 ohne Genehmigung der polnischen Regierung erfolgten Eintritt in die Fremdenlegion die polnische Staatsangehörigkeit verloren hat, ist zweifelhaft. Sie k a n n indessen dahingestellt bleiben, da die Beschwerden auch dann begründet sind, wenn der Beschwf. M. als polnischer Staatsangehöriger anzusehen und daher nach Art. 22 EGBGB polnisches Recht anzuwenden ist. Aus den Bestimmungen des polnischen Familienrechtsgesetzes vom 27. 6. 1950 (vgl. Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 3 I [1952] Abschnitt I P 1 Polen 18 ff.) ist zu entnehmen, daß das polnische Recht nicht zwischen der Rechtsstellung ehelicher und unehelicher Kinder unterscheidet, sondern beide gleich behandelt, sofern nur feststeht, wer der Vater des Kindes ist. Hinsichtlich der Feststellung der Vaterschaft gilt allerdings die in Art. 42 des genannten Gesetzes aufgestellte Vermutung im vorliegenden Falle nicht, da das Kind schon vor der Eheschließung seiner Eltern geboren wurde. In Art. 43 ist aber bestimmt, daß - unabhängig von einer etwaigen Eheschließung der Eltern - Vater des Kindes auch derjenige ist, der die Vaterschaft anerkannt hat oder dessen Vaterschaft durch 1

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Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 193. Intern. Privatrecht 1954 und 1955

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

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ein gerichtliches Verfahren festgestellt ist. Da der Beschwf. M. seine Vaterschaft vor dem auch nach Art. 44 § 2 des erwähnten Gesetzes zuständigen Standesamt anerkannt hat, ist er daher als Vater des Kindes anzusehen. Hieraus ergibt sich nach Art. 36 § 1 die Folge, daß das Kind seinen Familiennamen führt. Nur in dem Falle, wenn die Vaterschaft durch ein gerichtliches Verfahren festgestellt werden muß, gibt Art. 36 § 2 eine Einschränkung von diesem Grundsatz dahin, daß in solchen Fällen das Gericht auf Antrag des Kindes oder seiner Mutter diesem den Familiennamen des Vaters erteilt. Darüber hinaus erlangt das Kind immer auch dann den Familiennamen des Vaters gemäß Art. 37 § 1, wenn die Eltern nach seiner Geburt miteinander die Ehe schließen. Dieser letzten Voraussetzung bedarf es im vorliegenden Falle aber gar nicht, weil das Kind schon auf Grund des Art. 36 § 1 in Verbindung mit Art. 43 berechtigt ist, den Familiennamen des Vaters zu führen. Auch die volle elterliche Gewalt steht dem Beschwf. als Vater über das Kind zu. Denn nach Art. 35 des Gesetzes vom 27. 6. 1950 üben die Eltern die Sorge f ü r die Person und das Vermögen des Kindes aus, wobei in Art. 56 § 1 bestimmt wird, daß die elterliche Gewalt beiden Eltern gemeinsam zusteht. Auch hier ist eine Einschränkung dieses Grundsatzes, wonach die Inhaberschaft der elterlichen Gewalt jedem Elternteil zusteht unabhängig davon, ob die Eltern miteinander verheiratet sind, nur insoweit gegeben, als in den Fällen, in welchen das Gericht die Vaterschaft feststellen muß, dasselbe nach Art. 56 § 3 auch darüber entscheidet, ob dem Vater die elterliche Gewalt zustehen soll. Hingegen ist f ü r den Fall des Vaterschaftsanerkenntnisses eine derartige Beschränkung im Gesetz nicht enthalten. Sonach steht fest, daß der Beschwf. M. der Vater des Kindes Eduard R. ist, daß das Kind seinen Familiennamen f ü h r t und daß ihm zusammen mit der Mutter die elterliche Gewalt über das Kind zusteht. Damit sind aber nach den maßgeblichen Bestimmungen des polnischen Rechts die familienrechtlichen Beziehungen zwischen dem beschwf. Vater und dem Kind inhaltlich so gestaltet, wie es nach deutschem Recht der Rechtsstellung eines ehelichen Kindes entspricht. Diese Rechtsstellung beruht allerdings nicht, wie es in § 31 PStG, der auf die Bestimmung des § 1719 BGB abhebt, vorausgesetzt wird, auf einer durch die Eheschließung der Eltern bewirkten Veränderung, sondern sie besteht schon seit dem Anerkenntnis der Vaterschaft seitens des Beschwf. M. kraft Gesetzes. Eine Legitimation im Sinne des § 1719 BGB gibt es im polnischen Recht nicht, denn sie wäre überflüssig, da die durch sie bewirkten Rechtsfolgen auf Grund der feststehenden Vaterschaft bereits eingetreten sind. Auf einen solchen Fall, der im deutschen bürgerlichen Recht nicht vorgesehen ist, passen die das Verfahren über die Eintragungen im Geburtenbuch regelnden Vorschriften der §§ 31, 30 PStG nicht. Nach Sachlage ist es jedoch geboten, die Vorschrift des § 31 PStG auf den vorliegenden Fall entsprechend anzuwenden. Es wäre unverständlich, wenn einem Kinde, das nach dem maßgeblichen materiellen ausländischen Recht die Rechtsstellung eines ehelichen Kindes im Sinne des deutschen Rechts innehat, die praktische Verwirklichung derselben nur deshalb verwehrt

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VI. Familienrecht

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würde, weil es an der hierfür erforderlichen, diesen Sonderfall ausdrücklich erfassenden, verfahrensmäßigen Vorschrift fehlt, obwohl sachlich auch die nach deutschem bürgerlichem Recht erforderliche materielle Voraussetzung f ü r die begehrte Feststellung, nämlich die nachfolgende Eheschließung der Eltern nach der Geburt des Kindes, gleichfalls gegeben ist. Unter solchen Umständen ist es geboten, in entsprechender Anwendung des § 31 PStG festzustellen, daß das Kind die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes besitzt, auch wenn dies nicht wie im deutschen Recht auf der Eheschließung der Eltern beruht, sondern auf einer sich aus einer Reihe von Bestimmungen des polnischen Gesetzes vom 27. 6. 1950 ergebenden materiell-rechtlichen Regelung. Die Ausfüllung der Gesetzeslücke in diesem Sinne ist schließlich auch deshalb geboten, weil anderenfalls das Kind infolge seiner polnischen Abstammung einen Nachteil erleiden würde, was im Widerspruch zu Art. 3 III GG stände. Auf die Beschwerden war daher der angefochtene Beschluß aufzuheben und die begehrte Feststellung zu treffen." 1 1 7 . Zum polnischen Legitimations- und Kindschaftsrecht. Durch die Heirat einer Saarländerin mit einem Polen werden die Kinder der Eheschließenden legitimiert. Dem steht nicht entgegen, daß es nach polnischem Recht eine Legitimation nicht mehr gibt, da im polnischen Recht die unehelichen Kinder die gleiche Rechtsstellung wie die ehelichen besitzen. Die Legitimation ist durch Beschluß festzustellen und gemäß §31 PStG beizuschreiben. - EGBGB Art. 22; PStG § 31. LG Saarbrücken, Beschl. vom 3. 11. 1955 - 5 T 352/55: SaarlRuStZ 8 (1956) 33. Aus den Gründen: „Die drei Kinder St., K. und S. sind von der damals noch ledigen saarländischen Staatsangehörigen N. in S. im Saarland geboren worden. Die Kindesmutter hat am 11. 8. 1953 vor dem Standesbeamten in S. die Ehe mit dem Vater der Kinder, dem polnischen Staatsangehörigen A., geschlossen, wobei dieser gleichzeitig die Vaterschaft zu den drei Kindern anerkannt hat. Eine entsprechende Mitteilung des Standesbeamten an das AG in S., bei dem die Vormundschaft über die drei Kinder geführt wurde, erging am selben Tage mit dem Antrag auf Beschlußfassung über die Legitimation. Diesem Antrag hat das AG nicht entsprochen mit der Begründung, ein solcher Beschluß könne nicht erlassen werden, da das zur Anwendung kommende polnische Recht eine Legitimation durch nachfolgende Ehe nicht kenne. Gegen diese Entscheidung richtet sich die Beschwerde des Kindesvaters, die . . . sachlich begründet ist. Die Feststellung der Ehelichkeit der Kinder ist in entsprechender Anwendung des § 31 PStG geboten, da die Kinder im Saarland nach den Grundsätzen des internationalen Privatrechts erst durch die Eheschließung der Eltern die Rechtsstellung ehelicher Kinder erlangt haben. 22 *

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Die Kinder sind im Sinne der Art. 20, 18 EGBGB unehelich geboren. Ihre Rechtsverhältnisse sind daher gemäß Art. 20, 21 EGBGB nach saarländischem Recht zu beurteilen, wonach sie weiterhin als unehelich zu behandeln sind. Durch die Eheschließung des Beschwf. mit der Kindesmutter ist nach Art. 22 EGBGB erstmals die Möglichkeit gegeben, polnisches Recht auf die Beurteilung der Rechtsverhältnisse der Kinder anzuwenden, da sich die Legitimation nach dem Heimatrecht des Vaters richtet. Art. 22 EGBGB gestattet zwar grundsätzlich die Legitimation unehelicher Kinder bereits zu einem früheren Zeitpunkt, als eine Ehelichkeitserklärung nach saarländischem Recht möglich ist, sofern das Heimatrecht derartige Formen der Legitimation (z. B. auf Grund eines Vaterschaftsanerkenntnisses) kennt. Eine Möglichkeit zur Anwendung polnischen Rechts vor der Eheschließung der Eltern - die nun nach hiesigem Recht die Frage der Legitimation aufwirft - bestand jedoch nicht, da es im polnischen Recht eine Legitimation unehelicher Kinder nicht mehr gibt. Nach dem polnischen Familienrechtsgesetz vom 27. 6. 1950 besitzen eheliche und uneheliche Kinder die gleiche Rechtsstellung. Dadurch ist die Legitimation unehelicher Kinder, die es im früheren polnischen Recht gab, gegenstandslos und deshalb beseitigt worden (vgl. Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 3 I Abschnitt I Polen 18 ff.; Boschan, Europäisches Familienrecht 241). Die familienrechtlichen Beziehungen sind derart gestaltet, wie es nach saarländischem Recht der Rechtsstellung eines ehelichen Kindes entspricht. In Art. 43 des Gesetzes wird bestimmt, daß unabhängig von einer Eheschließung der Eltern Vater des Kindes auch derjenige ist, der die Vaterschaft anerkannt hat oder dessen Vaterschaft durch ein gerichtliches Verfahren festgestellt ist. Nach Art. 36 § 1 führen die Kinder den Familiennamen des Vaters, sofern der Vater bekannt ist. Gemäß den Art. 35 und 56 § 1 üben beide Eltern gemeinsam die elterliche Gewalt aus. Nach dem im Saarland anzuwendenden Recht haben also die Kinder bis zur Eheschließung der Eltern im Rechtskreise der Mutter gelebt. Sie waren daher als unehelich zu behandeln. Durch die Eheschließung sind sie in den Rechtskreis des Vaters eingetreten. Sie haben nach dem nunmehr anzuwendenden polnischen Recht die Rechtsstellung ehelicher Kinder. Es hat sich mithin in ihrem Personenstand eine Veränderung vollzogen, die, wenn sie auch streng genommen eine Legitimation nicht darstellen mag, den Wirkungen einer Legitimation völlig gleich ist. Daher ist die Feststellung dieser Rechtsänderung durch Beschluß des Vormundschaftsgerichts in entsprechender Anwendung des § 31 PStG geboten. Eine derartige Feststellung verstößt nicht gegen den Sinn und Zweck des polnischen Rechts. Würde man nach der Eheschließung die Feststellung der Ehelichkeit der Kinder verweigern, so würde man ihnen praktisch eine schwächere Stellung einräumen, als sie uneheliche Kinder nach hiesigem Recht besitzen. Diese Folge würde dem Zweck des polnischen Rechts zuwiderlaufen, das gerade dahin zielt, unehelichen Kindern die stärkstmögliche Rechtsposition, nämlich die ehelicher Kinder, einzuräumen. Da nach dem im Saarland geltenden Recht dem Ziel des polnischen Rechts nicht voll

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entsprochen werden k a n n , m u ß ihm jedenfalls im R a h m e n der geltenden Bestimmungen soweit wie möglich Durchsetzung verschafft werden. Damit ist keineswegs eine Unterscheidung zwischen ehelichen u n d unehelichen Kindern unberechtigterweise in das polnische Recht hineingetragen. Daß eine solche Unterscheidung getroffen werden m u ß , b e r u h t vielmehr auf dem nach internationalem Privatrecht zunächst a n z u w e n d e n d e n saarländischen Recht." 118. Die Legitimation eines unehelichen Kindes beurteilt sich nach dem Recht des Staates, dem der Vater zur Zeit der Legitimation angehört. Die Vorfrage, ob eine wirksame Eheschließung vorliegt, wird gemäß Art. 13 EGBGB angeknüpft; sie ist gemäß Art. 13 III zu bejahen, wenn die Ehe in Deutschland in den Formen des deutschen Rechts geschlossen worden ist. Zum spanischen Legitimationsrecht. Zur Logik im internationalen Privatrecht. - EGBGB Art. 13, 22. OLG H a m m , 15. ZS, Beschl. vom 18. 9. 1954 - 15 W 400/54: StAZ 9 (1956) 62; DRpfl. 62 (1954) 640 mit Anm. von Firsching; DAVorm. XXVII (1954/1955) 276; JMB1.NRW 8 (1954) 270; Clunet 85 (1958) 208; Leitsatz in Archiv-Bericht 10 (1958) 22. Aus den Gründen: „I. Die Beteiligte zu 2) hat 1954 das Kind Andreas J u a n i t o R. unehelich geboren. Erzeuger des Kindes ist der Beteiligte zu 1), der die Vaterschaft a m 18. 5. 1954 vor dem AG a n e r k a n n t hat. Am 19. 5. 1954 haben die Beteiligten zu 1) u n d 2) vor dem Standesamt in Bielefeld die E h e geschlossen. Der Beteiligte zu 1) ist katholisch, die Beteiligte zu 2) evangelisch. Eine kirchliche T r a u u n g vor einem katholischen Geistlichen hat nicht stattgefunden. Nach der Eheschließung haben die Beteiligten zu 1) u n d 2) beantragt, gemäß § 31 I PStG festzustellen, daß das gemeinschaftliche Kind durch ihre Heirat die Rechtsstellung eines ehelichen Kindes erlangt habe, u n d die Beischreibung bei dem Geburteneintrag anzuordnen. Der Beteiligte zu 1) hat nochmals a n e r k a n n t , der Erzeuger des Kindes zu sein. Die Beteiligte zu 2) hat erklärt, das Anerkenntnis sei richtig, sie habe in der E m p fängniszeit n u r mit ihm geschlechtlich verkehrt. Das AG hat festgestellt, d a ß das Kind durch die Eheschließung des Vaters mit der Mutter die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes erlangt hat. Auf die sofortige Beschwerde des Beteiligten zu 4) hat das LG den Beschluß des AG aufgehoben und den Antrag der Eltern zurückgewiesen. Hiergegen richten sich die sofortigen Beschwerden der Beteiligten zu 1) u n d 3). II.... III. In Art. 22 EGBGB ist zwar n u r bestimmt, d a ß sich die Legitimation eines unehelichen Kindes nach deutschen Gesetzen bestimmt, w e n n der Vater zur Zeit der Legitimation die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. D a r a u s ist aber ganz allgemein zu schließen, daß sich die Legitimation eines unehelichen Kindes nach den Gesetzen des Staates bestimmt, dem der Vater zur Zeit der Legitimation angehört. F ü r die Legitimation sind also die

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Voraussetzungen maßgebend, die das Heimatrecht des Vaters aufstellt, wozu besonders die Zulässigkeit, eine Anerkennung durch Vater und Mutter, eine gerichtliche Feststellung u. a. gehören. Streitig ist dagegen, ob die Wirksamkeit der Eheschließung nach dem Heimatrecht des Vaters oder nach deutschem Recht zu beurteilen ist. Raape (IPR 3 [1950] 71, 161; MDR 1948, 98 ff.; Staudinger-Raape, BGB9 [1931] Art. 22 EGBGB Anm. III 1) vertritt die Auffassung, die Frage, ob eine wirksame Ehe vorliege, sei auch in den Fällen, wo sie nur Vorfrage sei (so z. B. bei Art. 18, 19, 22), immer nach Art. 13 EGBGB zu beurteilen. Derselben Meinung sind Martin Wolff (Das IPR Deutschlands 3 [1954] 213), Palandt (BGB 12 § 18 EGBGB Anm. 3), Erman-Marquordt (BGB Art. 22 EGBGB Anm. 2 b bb), Frankenstein (IPR I 235 f.). Auch Lewald (Das deutsche IPR auf Grundlage der Rechtsprechung [1931]), den das LG f ü r die gegenteilige Auffassung anführt, sagt auf Seite 129, der deutsche Richter habe die Frage der Gültigkeit der Ehe nach derjenigen Norm zu entscheiden, die gemäß Art. 13 EGBGB die Eheschließung beherrsche. Auf Seite 130 will er bei der Beurteilung der Ehelichkeit eines Kindes die Frage der Gültigkeit einer in Deutschland geschlossenen Ehe auf Grund des Art. 13 III EGBGB beurteilt wissen. Die gegenteilige Meinung, die von Classen (MB1. Nordrhein-Westfalen A 1948, 107 = JMB1.NRW 1948, 7) und vom LG Köln (MDR 1953, 488) 1 vertreten wird, will alle Voraussetzungen der Legitimation - also auch die Frage der Wirksamkeit der Ehe - nach dem Heimatrecht des Vaters beurteilen. Ihr kann jedoch nicht gefolgt werden. Der Umstand, daß in Art. 22 EGBGB nicht ausdrücklich bestimmt ist, daß die Wirksamkeit der Eheschließung nach Art. 13 EGBGB zu beurteilen ist, zwingt nicht dazu, auch insoweit das Heimatrecht des Vaters anzuwenden. Man kann auf das Fehlen einer solchen Bestimmung deshalb um so weniger Wert legen, weil der Grundsatz, daß sich die Legitimation nach dem Heimatrecht des Vaters richtet, nicht ausdrücklich in Art. 22 EGBGB ausgesprochen ist, sondern nur daraus abgeleitet wird. Auch kann nicht gesagt werden, daß aus Gründen der Logik alle Voraussetzungen der Legitimation nach einem Recht, nämlich dem Heimatrecht des Vaters, beurteilt werden müßten. Besonders auf dem Gebiete des internationalen Privatrechts kann ein Grundsatz nicht logisch bis in alle Konsequenzen durchgeführt werden, vielmehr müssen die einzelnen Normen in Beziehung zueinander gebracht werden. Hier kommt Art. 13 EGBGB entscheidende Bedeutung zu. Art. 13 III EGBGB bestimmt, daß die Form einer im Inland geschlossenen Ehe sich ausschließlich nach deutschen Gesetzen bestimmt. Dann muß aber auch eine im Inland nach den deutschen Gesetzen vorschriftsmäßig geschlossene Ehe als wirksam anerkannt werden, wenn die Gültigkeit der Ehe Voraussetzung der Legitimation ist, soweit es sich um die Rechtswirkungen in Deutschland handelt. Das kann zwar zur Folge haben, daß ein Kind in Deutschland als legitimiert und im Heimatstaate des Vaters als unehelich anzusehen ist. Derartige Folgen gibt es auch bei der Ehe (sogenannte hinkende Ehe). Daraus kann also nicht die Unrichtigkeit der hier vertretenen Auffassung hergeleitet werden. 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 193.

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Der Vater des Kindes Juanito R. ist spanischer Staatsangehöriger. Die Legitimation bestimmt sich also nach spanischem Recht. Nach Art. 120 Ziffer 1 des spanischen BGB findet die Legitimation durch nachfolgende Eheschließung der Eltern statt. Art. 121 aaO bestimmt weiterhin, daß nur die Kinder als durch nachfolgende Ehe legitimiert anzusehen sind, die von ihren Eltern vor oder nach der Eheschließung anerkannt sind. Da, wie oben ausgeführt, die Wirksamkeit der Eheschließung nach deutschem Recht zu beurteilen ist, ist das Vorliegen einer wirksamen Eheschließung der Eltern zu bejahen. Die nach Art. 121 aaO erforderliche Anerkennung der Eltern ist erfolgt. Damit sind die Voraussetzungen der Legitimation durch nachfolgende Ehe erfüllt. Das Kind ist in Deutschland als durch nachfolgende Ehe legitimiert anzusehen. Das AG hat deshalb zu Recht festgestellt, daß das Kind die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes erlangt hat. Der angefochtene Beschluß mußte deshalb aufgehoben und die sofortige Beschwerde des Regierungspräsidenten gegen den Beschluß des AG zurückgewiesen werden."

Uneheliche Kinder Siehe auch Nr. 2, 3, 105-118, 126, 128, 129 119. Auf das Rechtsverhältnis zwischen einem unehelichen Kind und seinem Vater ist in analoger Anwendung des Art. 20 EGBGB das Heimatrecht des Vaters anzuwenden. Deshalb kann das Vaterschaftsanerkenntnis eines Franzosen, selbst bei offensichtlicher Unwahrheit, im Geburtenbuch nicht gelöscht werden, bis es nach französischem Recht durch ein Bestreitungsverfahren von dem zuständigen französischen Gericht aufgehoben ist. - EGBGB Art. 20. AG Stuttgart, Beschl. vom 10. 6. 1954 (1954/1955) 200.

1218/54: DAVorm. X X V I I

Aus den Gründen: „Im Geburtenbuch des Standesamts L. ist unter dem 31. 8. 1948 die an demselben Tage erfolgte Geburt des Kindes R. I., unehelicher Sohn der L. I., eingetragen. Der französische Staatsangehörige R. G. hat am 27. 7. 1950 vor einem öffentlichen Notar in L. die Vaterschaft für R. anerkannt. Daraufhin wurde am 15. 11. 1950 im Geburtenbuch ein entsprechender Randvermerk eingetragen. Dieses Anerkenntnis wurde von R. G. am 1. 2. 1952 vor dem Notar in L. widerrufen. Zur Begründung erklärte G., er sei nicht der natürliche Vater des Kindes. Während der gesetzlichen Empfängniszeit sei er in Indochina gewesen... Das Anerkenntnis habe er nur abgegeben, weil er die Kindesmutter heiraten wollte. Auch die Kindesmutter bestätigte am 25. 2. 1952 vor dem Standesbeamten des Standesamts L., daß sie in der Empfängniszeit keinen Geschlechts-

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verkehr mit G. gehabt habe. Der natürliche Vater des Kindes lebe jetzt in der Ostzone. Auf Grund dieses Sachverhalts hat das Bürgermeisteramt L. auf Ersuchen des G. die Löschung des Randvermerks im Geburtenbuch betreffend das Vaterschaftsanerkenntnis des G. beantragt. Die Mutter des Kindes, wie auch das Jugendamt L. als Amtsvormund des Kindes, haben keine Einwendungen gegen diesen Antrag erhoben. Dennoch kann dem Antrag nicht stattgegeben werden. 1. Ein Vaterschaftsanerkenntnis betrifft die Regelung des Verhältnisses zwischen dem unehelichen Kind und seinem Vater. Im EGBGB ist nun nicht ausdrücklich gesagt, welches Recht in diesem Fall zur Anwendung kommen muß. Es ist jedoch durchaus herrschende Meinung, daß sich dieses Rechtsverhältnis in entsprechender Anwendung des Art. 20 EGBGB nach dem Heimatrecht des Vaters bestimmt (vgl. Palandt, BGB 12 Art. 21 EGBGB Anm. 3a und Raape bei Staudinger, BGB» VI 2, Art. 21 EGBGB I und III 1). Für vorliegenden Fall bedeutet dies, daß hinsichtlich des Vaterschaftsanerkenntnisses französisches Recht Anwendung finden muß. a) Die Rechtsnatur des französischen Vaterschaftsanerkenntnisses ist von der des deutschen völlig verschieden. Während das deutsche Vaterschaftsanerkenntnis nur deklaratorisch wirkt und nur Bedeutung f ü r die Unterhaltsverpflichtung und den Ausschluß der Einrede des Mehrverkehrs hat, sind die Folgen des französischen Vaterschaftsanerkenntnisses wesentlich weitergehend. So wird das Kind dadurch mit dem Anerkennenden verwandt, wird ihm gegenüber erbberechtigt und erhält durch die Anerkennung die französische Staatsbürgerschaft (Art. 334 ff. Cc). Ein weiterer Unterschied liegt darin, daß im Gegensatz zum deutschen Recht das französische Vaterschaftsanerkenntnis auch dann, wenn es bewußt unwahr abgegeben wurde, nicht ungültig ist. Das Gesetz sieht vielmehr nach Art. 339 Cc nur eine Anfechtung vor, die von jeder interessierten Person mittels Klage vorgenommen werden kann. Ob der Anerkennende selbst anfechten kann, ist allerdings f ü r das französische Recht umstritten (vgl. Schwoerer, StAZ 1953, 146), kann aber im vorliegenden Fall dahingestellt bleiben. b) Zu prüfen ist jedoch, ob G. ein gültiges derartiges Vaterschaftsanerkenntnis abgegeben hat. Das ist zu bejahen. G. hat vor dem zuständigen öffentlichen Notar erklärt, er anerkenne die Vaterschaft im vollen Umfange. Da auch nach französischem Recht f ü r die Beurkundung eines derartigen Anerkenntnisses der Notar zuständig ist und inhaltlich zur Herbeiführung der obengenannten weitgehenden Folgen nicht mehr erklärt werden muß, als hier geschehen, liegt ein nach französischem Zivilrecht gültiges Vaterschaftsanerkenntnis vor (vgl. dazu auch das Gutachten des Kaiser-Wilhelm-Instituts f ü r ausländisches und internationales Privatrecht in Tübingen vom 11.5. 1950, Abi. des Württembergisch-Badischen Justizministeriums 1950, 46). Auch wenn G. sich dieser Tatsache nicht bewußt war, ändert dies nichts

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an der Gültigkeit des Anerkenntnisses. Er hätte sich dann in einem Irrtum befunden, den er auch im W e g e der Klage vor einem französischen Gericht geltend machen müßte. 2. Dieses von G. abgegebene französische Vaterschaftsanerkenntnis besteht heute noch. Der Widerruf durch G. hat an seiner Gültigkeit nichts geändert, da es auch bei offensichtlicher Unwahrheit solange fortbesteht, bis es im W e g e der Anfechtungsklage von einem französischen Gericht aufgehoben wird (vgl. Schwoerer mit weiteren Nachweisen aaO 146). Solange dies nicht geschehen ist, besteht somit der Randvermerk im Geburtenbuch zu Recht. Der Antrag auf Löschung dieses Vermerkes w a r deshalb als unbegründet abzuweisen." 1 2 0 . Der Unterhaltsanspruch des Kindes einer Elsässerin beurteilt sich nach französischem Recht. Zur Vertretung des unehelichen Kindes nach französischem Recht. Zum französischen Unehelichenrecht. Zur Hemmung der Verjährung wegen der Ereignisse des Krieges und der Nachkriegszeit. Die Fristenhemmung gemäß AHKG Nr. 67 betrifft nur Fristen, die in deutschen Gesetzen und Vorschriften enthalten sind. Die zweijährige Ausschlußfrist des französischen Rechts zur Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen durch das uneheliche Kind widerspricht dem deutschen ordre public. Auch die Regelung des französischen Rechts, die eine Unterhaltspflicht des Erzeugers nur unter bestimmten begrenzten Voraussetzungen kennt, widerspricht bei genügend enger Binnenbeziehung des Falls dem deutschen ordre public; doch fehlt es daran bei der Unterhaltsklage des in Frankreich lebenden Kindes einer französischen Mutter, das in Frankreich gezeugt wurde. Maßgeblicher Zeitpunkt für das Vorliegen der Binnenbeziehung ist die Zeit des Urteils. Die Unterhaltsklage kann auch nicht auf die französischen Vorschriften über unerlaubte Handlungen gestützt werden. - EGBGB Art. 21, 30. L G Regensburg, Urt. vom 10. 9. 1954 - S 123/53: D A V o r m . X X V I I I (1955/1956) 91. Aus den Gründen: „Da der KI. französischer Staatsbürger ist, ist der Rechtsstreit nach den Normen des internationalen Privatrechts zu entscheiden. Die im vorliegenden Fall maßgebliche Kollisionsnorm ist Art. 21 EGBGB. Nach dieser Vorschrift wird die Unterhaltspflicht des Vaters gegenüber dem unehelichen Kind nach den Gesetzen des Staates beurteilt, dem die Mutter zur Zeit der Geburt angehörte. Da die Kindesmutter in diesem Zeitpunkt unstreitig die französische Staatsangehörigkeit besaß, ist f ü r die Entscheidung grundsätzlich französisches Recht anzuwenden, und zwar der Code civil und das f ü r Elsaß-Lothringen geltende lokale Privatrecht (vgl. Palandt BGB 9 Anm. 12, Vorbem. vor Art. 7 EGBGB). Der Kl. wird im zur Entscheidung stehenden Rechtsstreit von seiner Mutter vertreten. Da sie das Kind als ihr Kind anerkannt hat, ist sie zur

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Vertretung ihres Kindes auch berechtigt. Für den Fall der gerichtlichen Feststellung der Vaterschaft ist sie nach Art. 340 III Cc allein zur Erhebung der Klage befugt. Dasselbe gilt nach Art. 15, 21 Ges. betreffend die Einführung der französischen Zivilgesetzgebung in den Departements BasRhin, Haut-Rhin und Moselle f ü r die Unterhaltsklage. Nach Art. 389 § 2 Cc ist nämlich die Mutter mit Anerkennung des Kindes gesetzlicher Vormund ihres Kindes. Diese gesetzliche Vormundschaft wird aber durch die Mutter nach Art. 21 des vorgenannten französischen Gesetzes nach den Regeln des deutschen BGB ausgeübt; nach § 1793 BGB ist aber der Vormund zur Vertretung, auch zur gerichtlichen, befugt. Als Rechtsgrundlage f ü r die Feststellung der Vaterschaft kommt Art. 340 I Ziffer 1-5 Cc in Frage, worin fünf Fälle aufgeführt sind, bei deren Vorliegen die Vaterschaft festgestellt werden kann. Gemäß Art. 340 IV Cc kann jedoch eine derartige Klage nur innerhalb einer Ausschlußfrist von zwei Jahren nach der Geburt des Kindes erhoben werden. Die Einhaltung dieser Frist ist von Amts wegen zu beachten, ohne daß es einer entsprechenden Einrede des Bekl. bedurft hätte. Die Kammer stimmt mit dem Erstgericht darin überein, daß diese Frist nach Art. 340 schon lange vor Klageerhebung abgelaufen war, denn das Kind ist am 17. 7. 1945 geboren, die Klage aber erst 1951 zugestellt. Nach dem eigenen Vorbringen des KI. war diese Ausschlußfrist nach französischem Recht nur bis 1. 7. 1949 gehemmt und daher auch danach die Klage am 4. 9. 1951 oder 1. 12. 1951 verspätet erhoben. Die Kammer hat in diesem Zusammenhang geprüft, ob im vorliegenden Fall nicht die Vorschriften des deutschen Rechts entsprechende Anwendung finden, nach welchen Verjährungs- und Ausschlußfristen wegen der außergewöhnlichen Umstände nach dem Zusammenbruch im Jahre 1945 und wegen des zeitweisen Stillstandes der Rechtspflege gehemmt waren. Aber auch nach dem Gesetz über den Ablauf der durch Kriegs- und Nachkriegsvorschriften gehemmten Fristen vom 28. 12. 1950 (BGBl. I 821) sind diese Fristen grundsätzlich mit dem 31. 3. 1951 abgelaufen, so daß die Klage auch nach diesem Gesetz zu spät erhoben worden ist. Auch das Vorbringen des Kl., die Frist sei nach dem AHKG Nr. 67 (AHK Abi. 1310) noch nicht abgelaufen, weil dort in Art. 2 bestimmt sei, daß zugunsten von Ausländern eine Ausschlußfrist zur Vornahme von Rechtshandlungen keinesfalls vor dem 1. 7. 1952 ablaufe, wenn f ü r die Geltendmachung des Anspruches eine devisenrechtliche Sondergenehmigung erforderlich sei, ist nicht stichhaltig. Zwar war f ü r die Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen zwischen Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland bis zum Erlaß der Bekanntmachung Nr. 1 vom 20. 9. 1950 (BAnz. 181/50) zum ND-Rundschreiben Nr. 13/50 des Bundesministeriums f ü r die Wirtschaft vom 20. 9. 1950 (BAnz. 181/50) eine devisenrechtliche Genehmigung erforderlich; das AHKG Nr. 67 bezieht sich jedoch nach Ansicht der Kammer nur auf Fristen, die in deutschen Gesetzen und Vorschriften enthalten sind und betrifft nicht in ausländischen Vorschriften enthaltene Fristen, auf die sich der Wirkungsbereich der Gesetze der AHK ja nicht erstreckt.

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Die Kammer hat auch geprüft, ob es sich bei den Verjährungs- und Ausschlußfristen etwa um Vorschriften handelt, die prozessualen Charakter aufweisen, so daß auf diesem Wege das AHKG Nr. 67 zur Anwendung kommen könnte, da ja ein deutsches Gericht grundsätzlich sein Verfahrensrecht anzuwenden hat. Dies ist jedoch zu verneinen. Es handelt sich vielmehr bei den Ausschlußfristen um reine materiellrechtliche Bestimmungen; dies ergibt sich schon aus der systematischen Stellung dieser Vorschriften im materiellen Recht. Eine eingehende Erörterung der vorgenannten Fragen kann jedoch dahingestellt bleiben. Die Kammer ist nämlich entgegen der Meinung des Erstgerichts der Auffassung, daß gemäß Art. 30 EGBGB die Klage rechtzeitig erhoben ist. Nach dieser Vorschrift ist die Anwendung eines ausländischen Gesetzes ausgeschlossen, wenn die Anwendung gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen würde. Dem Erstgericht kann nicht beigepflichtet werden, daß, obgleich das deutsche Recht eine derartige Ausschlußfrist nicht kennt, diese nicht gegen die guten Sitten oder den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen würde, es sich vielmehr um eine sehr wünschenswerte Einrichtung handle. Das Gericht ging dabei von der Erwägung aus, daß auch nach französischem Recht das uneheliche Kind einen Anspruch auf Unterhalt gegen seinen Erzeuger hat; könnte aber die Vaterschaft nicht festgestellt werden, so wäre die Geltendmachung dieses Anspruchs abgeschnitten. Eine solche Regelung mag nun romanischem Rechtsdenken entsprechen, nicht jedoch dem deutschen. Dies ergibt sich aus § 194 II BGB, wonach Ansprüche aus einem familienrechtlichen Verhältnis nicht verjähren, soweit sie auf Herstellung des dem Verhältnis entsprechenden Zustandes f ü r die Zukunft gerichtet sind. Der deutsche Gesetzgeber gibt hier u. a. dem unehelichen Kind die Möglichkeit, dauernd sein Recht auf Unterhalt geltend zu machen und als Voraussetzung hierfür auch dauernd die Vaterschaft feststellen zu lassen. Aus dieser Bestimmung und aus § 1711 BGB läßt sich ein Grundsatz herleiten, der einen Eckpfeiler deutscher Auffassung von guter Sitte und vom Zweck eines Gesetzes überhaupt enthält, nämlich, daß es einem unehelichen Kind möglich sein muß, seinen wahren Vater dauernd und jederzeit feststellen lassen zu können, um dann von diesem Unterhalt fordern zu können. Zu beachten war dabei noch, daß eine Befristung insofern auch gegen die guten Sitten verstoßen würde, weil ja häufig erst nach Jahren die Möglichkeit besteht, bei fortgeschrittenem Alter des Kindes eine erbbiologische Untersuchung durchzuführen und so den wahren Vater zu ermitteln. Auch die von der h. L. f ü r die Anwendbarkeit des Art. 30 EGBGB verlangte genügende Inlandsbeziehung (vgl. RG, J W 1938, 1518; Palandt, BGB» Anm. 2 zu Art. 30 EGBGB) ist nach Ansicht der Kammer wenigstens f ü r die formelle Frage, ob eine Klagemöglichkeit besteht, gegeben, weil das Kind während der Besatzungszeit in Frankreich gezeugt wurde, und vor allem deshalb, weil sich der angebliche Vater heute in der Bundesrepublik Deutschland befindet und somit auf andere Weise eine Rechtsverfolgung durch den Kl. nicht möglich wäre.

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Die Klage konnte also nicht, wie das im Ersturteil geschah, ohne Sachprüfung abgewiesen werden, weil sie rechtzeitig erhoben wurde. Bei der Vaterschaftsfeststellungsklage war zunächst zu prüfen, ob die Klage aus einem der in Art. 340 I Cc aufgeführten fünf Gründe einen Erfolg haben kann. Das war zu verneinen. In Frage kommen konnte lediglich Art. 340 I Ziffer 3 Cc - die übrigen Ziffern scheiden nach dem eigenen Vortrag des Kl. aus; danach ,kann die außereheliche Vaterschaft gerichtlich festgestellt werden im Falle, daß von Seiten des angeblichen Vaters Briefe oder irgendwelche andere private Schriftstücke vorhanden sind, aus denen ein zweifelsfreies Geständnis der Vaterschaft hervorgeht'. Nach Ansicht der Kammer ergibt sich jedoch aus den Briefen des Bekl. kein zweifelsfreies Geständnis der Vaterschaft. Das Gutachten des Instituts f ü r Rechtsvergleichung der Universität München besagt, daß das Geständnis nach der französischen Rechtsprechung ,precis et sans reticences' sein müsse, daß es aber auch in verschleierter Form abgegeben werden könne und auch indirekt abzuleiten sein könne; es sei als hinreichendes Geständnis der Rat, das erwartete Kind abzutreiben, der Rat, eine andere Ehe einzugehen, um einem Dritten das Kind aufzubürden, angesehen worden. Die Kammer steht auf dem Standpunkt, daß sich auch aus den vorerwähnten Briefen des Bekl. kein zweifelsfreies Geständnis der Vaterschaft ergibt. Die Worte ,zweifelsfreies Geständnis' in Art. 340 I Ziffer 3 Cc erfordern nach Ansicht der Kammer strenge Anforderungen. Aus den Briefen ergibt sich jedoch keine Äußerung, und zwar weder direkt noch indirekt oder verschleiert, mit der der Bekl. hätte zugeben wollen, daß er der Vater des KI. sei. Die Voraussetzung des Art. 340 I Ziffer 3 Cc, ein zweifelsfreies Geständnis der Vaterschaft, ist daher nicht erfüllt. Damit ist aber auch das Vorbringen des Kl. entkräftet, aus dem Inhalt der Briefe ergebe sich eine rechtsgeschäftliche Verpflichtungserklärung zur Zahlung von Unterhalt. Auch die Ansicht des Kl., der Bekl. müsse über Art. 30 EGBGB verurteilt werden, ist nicht richtig. Wie oben bereits dargelegt wurde, ist nach Art. 30 EGBGB die Anwendung eines ausländischen Gesetzes ausgeschlossen, wenn die Anwendung gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen würde. Die Regelung des Art. 340 Cc, die nur bei Vorliegen ganz bestimmter Voraussetzungen die Feststellung der Vaterschaft zuläßt, verstößt offensichtlich gegen die guten Sitten; es muß nach deutscher Auffassung von Sitte und Recht die Möglichkeit bestehen, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die Vaterschaft eines unehelichen Erzeugers feststellen lassen zu können. An sich wäre also f ü r die Anwendung des Art. 30 EGBGB Raum. Jedoch liegt nach Ansicht der Kammer f ü r den materiellrechtlichen Unterhaltsanspruch - im Gegensatz zur Frage der formellen Klagemöglichkeit - keine genügende Inlandsbeziehung, wie sie die h. L. verlangt, vor. Die Kammer schließt sich hier der Ansicht des Gutachtens des Instituts f ü r Rechtsvergleichung der Universität München an, wonach es falsch wäre, aus der Tatsache, daß die Zeugung des Kindes während der Zeit der deutschen Annexion des Elsaß erfolgte, f ü r einen Sachanspruch eine Inlandsbeziehung ableiten zu wol-

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len. Auch Hinweise wie die deutsche H e r k u n f t der Großmutter der Kindesmutter und dergleichen sind als reine gefühlsmäßige Erwägungen nicht geeignet, eine genügende Inlandsbeziehung zu begründen. Maßgebend f ü r die Frage, ob eine genügende Inlandsbeziehung gegeben ist, welche die Anwendung des fremden Rechtes ausschließen könnte, sind die Verhältnisse zur Zeit des Urteils. Maßgebend ist ausschließlich, ob zu dieser Zeit inländische Belange berührt werden. Welche inländischen Belange berührt werden sollen, wenn die Klage der Kindesmutter entsprechend ihrem heimatlichen Recht abgewiesen werden sollte, ist aber nicht erfindlich. Eine hinreichende Inlandsbeziehung f ü r den sachlich-rechtlichen Unterhaltsanspruch ist daher zu verneinen bei einer Unterhaltsklage des Kindes einer französischen Mutter, das in Frankreich von einem Inländer gezeugt worden ist. Es besteht kein Grund, hier das Kind besser zu stellen, als es nach dem Heimatrecht der Fall wäre. W e n n der Kl. endlich seine Klage noch auf Art. 1382 Cc stützt, so k a n n er auch damit keinen Erfolg haben. Nach Art. 1382 Cc können nach f r a n zösischem Recht Schadensersatzansprüche aus dem Gesichtspunkt der unerlaubten Handlung gegen den unehelichen Vater im Wege der Klage geltend gemacht werden. Die Kammer teilt hier zwar nicht die Ansicht des Erstgerichts und des Gutachtens, daß Art. 12 EGBGB entgegenstehe, weil danach aus einer im Ausland begangenen unerlaubten Handlung gegen einen Deutschen nicht weitergehende Ansprüche geltend gemacht werden könnten, als nach den deutschen Gesetzen begründet sind. Es ist zwar richtig, daß außereheliche Beiwohnung nach deutschem Recht keine unerlaubte Handlung darstellt. Jedoch ist Art. 12 EGBGB nicht dahin auszulegen, daß nur ein Anspruch, wie er sich aus § 823 BGB ergeben würde, zu p r ü f e n wäre; es müssen alle rechtlichen Gesichtspunkte, die ü b e r h a u p t gegeben sein können, herangezogen werden (Palandt aaO Anm. 4 zu Art. 12 EGBGB). Das deutsche Recht gewährt nun aber in § 1708 BGB dem unehelichen Kind eine Anspruchsgrundlage. Jedoch k a n n m a n nach Ansicht der Kammer zur Anwendung dieser Bestimmung ebenfalls n u r über den Umweg des Art. 30 EGBGB kommen. Aber auch h i e r f ü r fehlt es, wie bereits oben näher dargelegt wurde, an einer genügenden Inlandsbeziehung. Da die Vaterschaft des Bekl. nicht festgestellt werden kann, bedarf es keiner Erörterung der Frage des Unterhalts; denn die Unterhaltspflicht hat die Voraussetzung, daß die Vaterschaft des Bekl. festgestellt ist." 1 2 1 . Zur Bedeutung eines Beschlusses des Gerichts der deutschen Wehrmachtskommandantur Oslo. Nach norwegischem internationalem Privatrecht beurteilt sich der Unterhaltsanspruch des unehelichen Kindes nach dem Recht des Orts, an dem die Mutter zur Zeit der Geburt des Kindes ihren Wohnsitz hat, sofern die Beteiligten, mindestens aber Mutter und Kind, in Norwegen wohnen. Eine Rückverweisung wäre zu beachten, ist aber nicht gegeben. Art. 21 zweiter Halbsatz EGBGB betrifft auch den Fall des Mehrverkehrs. Auch die Höhe des Unterhaltsanspruchs beurteilt sich nach dem Unterhaltsstatut.

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

Zum norwegischen Art. 21, 27.

Unterhaltsrecht

des unehelichen

Kindes.

Nr. 121 - EGBGB

LG Bielefeld, Urt. vom 11. 8. 1954 - 1 S 209/54: DAVorm. XXVII (1954/1955) 181. Aus den Gründen: „Wie bereits das AG zu Recht ausgeführt hat, sind die ordentlichen Gerichte wieder für die Entscheidung über Unterhaltsansprüche von unehelichen Kindern ehemaliger deutscher Wehrmachtsangehöriger zuständig, nachdem die VO über die Betreuung von Kindern deutscher Wehrmachtsangehöriger in den besetzten Gebieten vom 28. 7. 1942 durch das Gesetz vom 14. 6. 1951 aufgehoben worden ist. Der Bekl. ist verpflichtet, dem Kl. den verlangten Unterhalt zu leisten, da er als sein Vater vermutet wird, weil er unstreitig innerhalb der Empfängniszeit der Mündelmutter beigewohnt hat. An diese Vermutung knüpft sich sowohl nach deutschem Recht (§§ 1708 ff. BGB) als auch nach norwegischem Recht (§§ 13, 22 LOB [,Lov om barn, hvis forseldre ikke har indgaat egteskap med hverandre' vom 10. 4. 1915]) die zur Entscheidung stehende Unterhaltsverpflichtung. Dabei kann es hier dahingestellt bleiben, welche Bedeutung dem Beschluß des Gerichts der Kommandantur Oslo vom 13. 10. 1944 zukommt [wird ausgeführt]. Letzten Endes kommt es im vorliegenden Fall nicht entscheidend darauf an, ob der Beschluß des Gerichts der Kommandantur Oslo rechtskräftig geworden ist oder nicht. Die Vaterschaft des Bekl. wird nämlich auch dann vermutet, wenn der Beschluß nicht rechtskräftig geworden ist und wenn das Prozeßgericht nicht an den im Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit ohne Beteiligung des Kl. ergangenen Beschluß gebunden sein sollte. Die Unterhaltsverpflichtung des Bekl. bestimmt sich grundsätzlich nach norwegischem Recht, das gemäß Art. 21 EGBGB zur Anwendung kommt, weil die Mutter des Kl. zur Zeit seiner Geburt die norwegische Staatsangehörigkeit besaß. Dem steht auch nicht das eigene norwegische internationale Privatrecht entgegen, das in dem Ausdruck .Gesetz' in Art. 21 EGBGB mitenthalten ist. Nach norwegischem internationalen Privatrecht ist nämlich, sofern nur Mutter, Kind und Vater, zumindest aber Mutter und Kind in Norwegen wohnen, für den Unterhaltsanspruch des Kindes gegen seinen Erzeuger die lex domicilii matris tempore partus maßgebend, also norwegisches Recht (vgl. LG Düsseldorf, 7a S 270/50 und die dortigen Zitate 1 ). Daraus folgt, daß der Bekl. dem Kl. gemäß §§ 13, 22 LOB unterhaltspflichtig ist, da er unstreitig der Kindesmutter innerhalb der gesetzlichen Empfängniszeit beigewohnt hat und mit ihr zusammen fortpflanzungsfähig gewesen ist. Wenn demgegenüber der Bekl. die Einrede des Mehrverkehrs geltend macht und sich ferner darauf beruft, daß der Kl. offenbar unmöglich aus seiner Beiwohnung mit der Kindesmutter empfangen sein könne, so ist er an sich nach norwegischem Recht mit diesem Vorbringen ausgeschlossen. Nach § 17 LOB ist es gleichgültig, wieviel Männer der Kindesmutter bei1

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 106.

Nr. 121

VI. Farailienrecht

3öl

gewohnt haben, sofern nur der von ihr benannte Mann mit ihr zusammen fortpflanzungsfähig gewesen ist, was der Bekl. nicht bestritten hat. Trotzdem kann der Bekl. dieses auf § 1717 BGB gestützte Vorbringen geltend machen. Nach Art. 21 letzter Halbsatz EGBGB kann das Kind nämlich keine weitergehenden Ansprüche geltend machen, als nach den deutschen Gesetzen begründet sind. Diese Vorschrift bezieht sich nicht nur auf das Maß und die Art des Unterhalts, sondern hat ihre Bedeutung gerade darin, daß sie auf jeden Fall f ü r einen auf Zahlung von Unterhalt in Anspruch genommenen Deutschen eine Schlechterstellung gegenüber dem deutschen Recht ausschließen will, wenn im übrigen ausländisches Recht zur Anwendung kommt (vgl. Palandt, BGB11 Art. 21 EGBGB Anm.4). Wenn somit insoweit deutsches Recht zum Zuge kommt, so hat das zur Folge, daß gemäß § 1717 BGB die Unterhaltsverpflichtung des Bekl. dann entfällt, wenn noch ein anderer Mann der Kindesmutter in der gesetzlichen Empfängniszeit beigewohnt hat. Eine Beiwohnung - somit auch die des Bekl. bleibt jedoch außer Betracht, wenn es den Umständen nach offenbar unmöglich ist, daß die Mutter das Kind aus dieser Beiwohnung empfangen hat. Zu dem gleichen Ergebnis führt die zur Zeit der Erzeugung in Norwegen als Besatzungsrecht in Geltung befindliche DVO vom 13. 2. 1943 (RGBl. I 102), die das geltende Recht des deutschen BGB zugrunde legte. Der Bekl. kann, wie er selbst vorträgt, keine Männer nennen, die außer ihm der Kindesmutter innerhalb der gesetzlichen Empfängniszeit ebenfalls beigewohnt haben. Was die Höhe des somit vom Bekl. dem Kl. zu gewährenden Unterhalts angeht, so bestimmt sie sich ebenfalls gemäß Art. 21 EGBGB nach norwegischem Recht. Es ist insoweit vom Bekl. nicht bestritten worden, daß der vom Kl. verlangte Betrag dem entspricht, was in Norwegen ein unehelicher Vater dem Kind als Unterhalt zu gewähren hat. Allerdings ist auch hier wiederum Art. 21 letzter Halbsatz EGBGB zu berücksichtigen, wonach nicht weitergehende Ansprüche geltend gemacht werden können, als nach den deutschen Gesetzen begründet sind. Der vom Kl. verlangte Betrag übersteigt aber nicht den Betrag, den in Deutschland ein uneheliches Kind von seinem Erzeuger beanspruchen kann. Es war nicht erforderlich, den Bekl. zur Zahlung des verlangten Betrages auf ein Sperrkonto bei einem Kreditinstitut im Währungsgebiet zu verurteilen. Die vom Kl. insoweit angegebene Bekanntmachung Nr. 9 zum ND-Rundschreiben 13/50 ist inzwischen außer Kraft getreten (Außenhandelsinformationen Nr. 16/54 vom 28. 4. 1954 S. 6). Vielmehr ist auf Grund der Ziffer 1 des Runderlasses Außenwirtschaft Nr. 32/54 mit Wirkung vom 1. 5. 1954 eine allgemeine Transfer-Genehmigung f ü r sämtliche Dienstleistungen der im Leistungsverzeichnis zum Runderlaß Außenwirtschaft Nr. 113/53 genannten Art erteilt worden. Dazu gehören nach Ziffer 7 des Leistungsverzeichnisses Unterhaltszahlungen auf Grund gesetzlicher Verpflichtungen. Die Voraussetzungen einer Einschränkung dieser allgemeinen Genehmigung in Ziffer 5 des Runderlasses Außenwirtschaft Nr. 32/54 sind nicht gegeben, und zwar auch nicht hinsichtlich der rückständigen Beträge. Nach Ziffer 5 ist nämlich nur dann f ü r Zahlungen auf

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

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Grund gesetzlicher Unterhaltsverpflichtungen eine besondere TransferGenehmigung erforderlich, wenn der Betrag monatlich 3000 D M übersteigt." 1 2 2 . Zur gesetzlichen Empfängniszeit nach österreichischem Recht. Durch die Heirat mit einem Österreicher während des Anschlusses hat eine deutsche Staatsangehörige ihre Staatsangehörigkeit nicht verloren. Der Unterhaltsanspruch eines nach dem Anschluß von einer deutschen Staatsangehörigen in Innsbruck geborenen und dort lebenden unehelichen Kindes gegen seinen Erzeuger, der die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, richtet sich nach der deutschen Teilrechtsordnung, die am Wohnsitz des Kindes (hier: Innsbruck) galt. Art. 21 zweiter Halbsatz EGBGB gilt im interlokalen Bereich nicht. Zum Unterhaltsanspruch nach österreichischem Recht. Bereicherung (hier: des ScheinDer Anspruch aus ungerechtfertigter vaters gegen den unterhaltspflichtigen Erzeuger des Kindes) beurteilt sich nach dem Recht, „unter dem der Schuldner lebt"1. - EGBGB Art. 21. OLG Nürnberg, 2. ZS, Urt. v o m 16. 9. 1954 - 2 U 44/53: BayerJMB1. 1954, 278; F a m R Z 2 (1955) 152; D A V o r m . X X V I I (1954/1955) 277. Ein Österreicher, der infolge des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich die deutsche Staatsangehörigkeit erworben hatte, heiratete im Jahre 1944 eine deutsche Staatsangehörige. Seine Ehefrau schenkte im Jahre 1945 einem Kind, das sie vor der Eheschließung von einem deutschen Staatsangehörigen (kraft Abstammung) empfangen hatte, das Leben. Das Kind lebte in der Familiengemeinschaft der Eheleute auf Kosten des Ehemannes. Im Jahre 1950 wurde die Ehe durch ein österreichisches Gericht rechtskräftig geschieden. Außerdem wurde durch rechtskräftiges Urteil des gleichen Gerichts festgestellt, daß das Kind nicht ehelich ist. Nunmehr begehrt der geschiedene Ehemann von dem natürlichen, in Deutschland lebenden Vater des Kindes Ersatz seiner Aufwendungen, die er f ü r den Unterhalt des Kindes erbracht hatte. Das L G wies die Klage ab. Auf die Berufung des Kl. hob das OLG das Urteil auf und gab der Klage statt, soweit es den Unterhaltsanspruch f ü r nachgewiesen hielt. Aus den Gründen: „Der Kl. kann seinen Anspruch nicht auf unerlaubte Handlung stützen. Im Hinblick auf die am 6. 4. 1945 erfolgte Geburt des Kindes errechnet sich die gesetzliche Empfängniszeit nach österreichischem Recht auf den 10. 6. bis 8. 10., nach deutschem Recht vom 8. 6. bis 7. 10. 1944. Sie fällt sohin, da die Eheschließung der Kindsmutter mit dem KI. am 18. 10. 1944 stattfand, auf jeden Fall in die Zeit v o r der Ehe. Das Kind wurde demnach vom Bekl., der die Vaterschaft nicht bestreitet, nicht im Ehebruch erzeugt, 1 Das Gericht beruft sich zu Unrecht auf Nußbaum, der von dem Fall spricht, daß jemand ohne sein Zutun in die Lage des Schuldners gerät. Das ist beim Erzeuger eines unehelichen Kindes sicher nicht der Fall.

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so daß ein widerrechtlicher Eingriff in eine fremde Rechtssphäre seitens des Bekl. nicht gegeben ist (§ 823 BGB). Es kann auch nicht vom § 826 BGB ausgegangen werden. . . Es stehen ihm aber gegen den Bekl. Ansprüche aus ungerechtfertigter Bereicherung zu [wird ausgeführt]. Da der Kl. Österreicher, der Bekl. deutscher Staatsangehöriger ist, das Kind in Innsbruck, also außerhalb des derzeitigen räumlichen Grenzbereichs des deutschen Rechts geboren wurde und während der in diesem Prozeß in Betracht kommenden Zeit dort lebte, ist zu prüfen, welches Recht (deutsches oder österreichisches) Anwendung zu finden hat. Es ist zunächst von dem Rechtsverhältnis auszugehen, das in seiner weiteren Folge zu dem vorliegenden Prozeß geführt hat, nämlich von dem Unterhaltsanspruch des Kindes. Während dieses bis zum Urteil des LG Innsbruck als ehelich anzusehen war, gilt es seit der Rechtskraft des Urteils mit Rückwirkung auf den Tag der Geburt als unehelich. Als uneheliches Kind hatte es gegenüber seinem natürlichen Vater einen Unterhaltsanspruch, der nach der positiven Vorschrift des Art. 21 EGBGB nach den Gesetzen des Staates zu beurteilen ist, dem die Mutter zur Zeit der Geburt angehört hat. Sie war von Geburt aus deutsche Staatsangehörige und hatte diese Staatsangehörigkeit auch nicht durch Verheiratung mit dem Kl. verloren, da Österreich damals Bestandteil des Deutschen Reichs und der Kl. somit - wenigstens zur Zeit der Eheschließung und auch zur Zeit der Geburt des Kindes - gleichfalls deutscher Staatsangehöriger war (BGHZ 3, 179 f r . 1 ) . Ob diese Staatsangehörigkeit nach Wiedererrichtung der staatlichen Selbständigkeit Österreichs durch Wiedererlangung der österreichischen Staatsangehörigkeit auf Grund des Staatsbürgerschaftsüberleitungsgesetzes vom 10. 7. 1945 verlorenging, braucht in diesem Zusammenhang nicht geprüft zu werden. Der Unterhaltsanspruch richtete sich jedenfalls, da die Mutter im Zeitpunkt der Geburt des Kindes zweifelsfrei deutsche Staatsangehörige war, nach deutschem Recht. Damit ist aber nicht gesagt, daß für die Beurteilung dieses Anspruchs die Vorschriften des deutschen BGB heranzuziehen sind. E r unterliegt vielmehr den Vorschriften des ABGB, das zu jener Zeit auf dem ehemals österreichischen Gebiete des Deutschen Reichs Geltung hatte, sonach gleichfalls deutsches Recht war und als solches nach den Grundsätzen des interlokalen Privatrechts (analog dem internationalen Privatrecht) Anwendung fand. Nach § 166 des österreichischen ABGB bemißt sich der Unterhaltsanspruch des unehelichen Kindes nach dem Vermögen, das ist der Leistungsfähigkeit des Vaters (hier: des Bekl.), während nach § 1708 BGB der Unterhalt zu gewähren ist, der der Lebensstellung der Mutter entspricht. Bei der Verschiedenheit der beiden Bestimmungen ist es denkbar, daß der Unterhaltsanspruch eines unehelichen Kindes verschieden groß ist, je nach dem Gesetz, nach dem er zu bemessen ist. Es kann angenommen werden, daß [er] im vorliegenden Fall, in welchem von dem Vermö1

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Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 159. Intern. Privatrecht 1954 und 1955

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gen des unehelichen Vaters, des Bekl., auszugehen ist, höher gewesen wäre, als ihn der Kl. tatsächlich leistete, weil der Kl. nach der Darstellung des Bekl. sich in keiner besonders günstigen Vermögenslage befunden hat, während der Bekl. in dieser Hinsicht von sich keine ähnliche Behauptung aufstellt. Es kann dies im übrigen dahingestellt bleiben, da der Kl. mit seiner Klage einen Bereicherungsanspruch nur in der Höhe des von ihm geleisteten Unterhalts geltend macht, also vermutlich nicht mehr, als der Bekl. an Unterhalt zu zahlen gehabt hätte. Der Bekl. beruft sich übrigens nicht darauf, daß die unterschiedliche Regelung der Unterhaltsfrage im deutschen und österreichischen Gesetz auf den Rechtsstreit einen Einfluß in der soeben erwogenen Hinsicht habe. Soweit er auf die Vorbehaltsklausel des Art. 21, 2. Halbsatz EGBGB verweist, nach welcher nicht weitergehende Ansprüche geltend gemacht werden können, als nach den deutschen Gesetzen begründet sind, ist dazu auszuführen, daß diese Klausel im Rahmen des interlokalen Privatrechts nicht gilt (MDR 1952, 624 2 ). Von der dem Bekl. obliegenden Unterhaltsverpflichtung wurde er dadurch, daß der Kl. dem Kinde Unterhalt leistete, und solange es dieser tat, befreit. Dadurch ist zu seinen Gunsten eine Vermögensverschiebung eingetreten, auf die er gegenüber dem Kl. mangels jedweder rechtlichen Beziehung zwischen den Parteien keinen Anspruch hatte. Der Kl. strebt mit seiner Klage nunmehr die Rückgängigmachung dieser beim Bekl. eingetretenen Bereicherung an. Das LG ist, der Ansicht Zweigerts (SJZ 1947, 252) folgend, davon ausgegangen, daß die Bereicherungslage durch eine isolierte dingliche Wertverschiebung ausgelöst worden sei, nämlich durch die tatsächliche Unterhaltsleistung des Kl. In solchen Fällen habe das Realstatut Anwendung zu finden. Das bedeute die Anwendung des österreichischen Rechts, weil die Unterhaltsleistung in I. (Österreich) erfolgt sei. Auf die gesetzliche Unterhaltsleistung des Bekl. könne nicht zurückgegriffen werden. Aber selbst wenn man darauf zurückgreifen würde, ergäbe sich dasselbe Resultat, da die Mutter zur Zeit der Geburt des Kindes österreichische Staatsangehörige gewesen sei. Nach dem österreichischen Recht (§§ 1042, 1431 ff. ABGB) sei aber der Klageanspruch nicht begründet. Hierzu hat das Berufungsgericht folgendes erwogen: Die Mutter des Kindes war in dem genannten Zeitpunkt nicht österreichische, sondern deutsche Staatsangehörige, wie oben dargelegt; doch ist dies nicht entscheidend, weil trotzdem das österreichische ABGB galt, freilich nicht nach den Grundsätzen des internationalen, sondern des interlokalen Privatrechts. Das Zurückgreifen auf die gesetzliche Unterhaltspflicht des Bekl. ist nicht, wie das Erstgericht meint, entbehrlich, sondern geradezu erforderlich, um festzustellen, ob der Bekl. überhaupt bereichert ist. Diese Frage war zu bejahen, da die gesetzliche Unterhaltspflicht des Bekl. gegeben war und er durch die Leistungen des Kl. davon befreit, somit bereichert wurde. Die von Zweigert (aaO 253) angeführten Fälle isolierter dinglicher Wert2

Siehe lPRspr. 1952-1953 Nr. 203.

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Verschiebung können bei der Entscheidung des vorliegenden Rechtsstreits nicht vergleichsweise herangezogen werden. Es handelt sich dort in dem einen Fall um eine irrtümliche Zahlung eines in Deutschland lebenden Deutschen an einen Franzosen in Paris, im anderen Fall um Gold, das von einem Franzosen, bei dem es von einem anderen Franzosen eingelagert war, irrtümlich bei Ausführung eines Auftrags in Deutschland verarbeitet wurde. Im gegenwärtigen Rechtsstreit geht es aber darum, daß der Kl. nicht etwas irrtümlich an den Bekl. geleistet hat. Die Bereicherung des Bekl. ist vielmehr dadurch eingetreten, daß er durch die Unterhaltsleistung des Kl. an das Kind von seiner eigenen Unterhaltsleistung befreit wurde. Zwischen der Leistung des Kl. an den Dritten (das Kind) und der Befreiung des Bekl. von seiner Unterhaltspflicht besteht ein unmittelbarer kausaler Zusammenhang. Es liegt ein einheitlicher Vorgang vor, der auf der einen Seite (beim Bekl.) einen Gewinn, auf der anderen Seite (beim Kl.) einen Verlust bewirkt hat. Bei der Prüfung des ursächlichen Zusammenhangs sind stets die Gesamtumstände des Falls und das wirtschaftliche Ergebnis zu berücksichtigen (RGRKomm. zum BGB 1 0 Anm. 3 zu § 812 BGB). So betrachtet, erscheint die Bereicherung des Bekl. ungerechtfertigt, da er, wenn auch nicht durch eine Leistung des Kl. an ihn, so doch ,in sonstiger Weise' auf dessen Kosten ohne rechtlichen Grund etwas, nämlich die Befreiung von seiner Unterhaltspflicht erlangt hat (RGRKomm. Anm. 1 d; Palandt, BGB 1 1 Anm. 5 b zu § 812 BGB). Es ist sohin ein Fall der Bereicherung gegeben, der den Voraussetzungen des § 812 BGB voll entspricht. Der Bereicherungsanspruch ist ein selbständiger Anspruch (RGRKomm. Vorbem. 6 zu § 812 BGB). Er besteht hier darin, daß der Entreicherte, da die Herausgabe des Erlangten (die Befreiung von der Unterhaltspflicht) an sich nicht möglich ist, den Wert zu ersetzen, d. h. die dadurch erzielte Ersparnis herauszugeben hat (§ 818 III BGB). Ein Anlaß, auf die Bestimmungen der §§ 1042, 1431 ff. ABGB zurückzugreifen, besteht nicht. Es entspricht der natürlichen Gerechtigkeit, dem Schuldner die Verpflichtungen, freilich auch lediglich die Verpflichtungen aufzuerlegen, die das Recht kennt, unter dem er lebt (Nussbaum, Deutsches IPR § 43 I). Die Anwendung der Erfüllungstheorie ist praktisch nicht möglich, sie schwebt, wie Nussbaum sagt, ,völlig in der Luft', da die Möglichkeit einer Ableitung aus dem Parteiwillen fehlt. Auch Frankenstein (IPR II 392 f.) kommt zu dem Ergebnis, daß, wenn nicht im Einzelfall etwas anderes nachgewiesen ist, das Statut des Bereicherten, also des Bekl., den Umfang der Haftung bestimmt." 1 2 3 . Der Anspruch des unehelichen Kindes auf nachträgliche Erhöhung der Unterhaltsleistung beurteilt sich nach dem Unterhaltsstatut. Zum Unterhaltsanspruch eines unehelichen Kindes nach österreichischem Recht. LG Traunstein, Beschl. vom 27. 4. 1954 - 4 T 100/54: DAVorm. XXVII (1954/1955) 133. 23 *

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Aus den Gründen: „ M i t d e m angefochtenen Beschluß ist d e m Kl. das Armenrecht f ü r die Abänderungsklage versagt w o r d e n , mit der er die E r h ö h u n g des i h m durch Urteil des AG F . ( f r ü h e r e r Sudetengau) v o m 24. 11. 1939 zuerkannten Unterhaltsbetrages b e g e h r t . . . D i e Beschwerde ist nicht begründet. Mit zutreffender Begründung stellt das AG fest, daß sich nach d e m Grundsatz der Unwandelbarkeit des Unterhaltsrechtes, der sich aus Art. 21 E G B G B ergebe, der Unterhaltsanspruch des Kl. ein f ü r allemal nach d e m Heimatrecht der Mutter zur Zeit der Geburt, hier also nach d e m österreichischen A B G B richte und daß auch der Anspruch auf Unterhaltserhöhung nach diesem Gesetz zu beurteilen sei. W e i t e r ist auch der Ansicht des A G zu f o l g e n , daß die Verteuerung der Lebensverhältnisse allein noch nicht genüge, um den Erhöhungsanspruch im W e g e der Abänderungsklage zu begründen, weil nach § 166 A B G B f ü r den Unterhaltsanspruch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Vaters maßgebend sei. E r h ö h t e Bedürfnisse des Kindes, die ihren Grund in der E r h ö h u n g der allgemeinen Lebenshaltungskosten haben, rechtfertigen aber nicht nur dann eine E r h ö h u n g des Unterhaltsbetrages, wenn sich auch die w i r t schaftlichen Verhältnisse des Kindsvaters in der Zwischenzeit gebessert haben, sondern auch, wenn durch eine eventuelle E r h ö h u n g des Unterhaltsbetrages die oberste Grenze der Leistungsfähigkeit des Kindsvaters nicht oder erst erreicht w i r d . Das bedeutet, daß der Erhöhungsanspruch, wenn die Bedürfnisse des Kindes sich v e r m e h r t haben, auch dann geltend gemacht w e r d e n kann, wenn sich die Verhältnisse des Vaters seit E r l a ß des Unterhaltsurteils z w a r nicht geändert haben, wenn aber seine w i r t schaftliche Leistungsfähigkeit durch den zuerkannten Unterhaltsanspruch nicht v o l l ausgeschöpft w u r d e . Aus dem Urteil des AG v o m 24. 11. 1939 ergibt sich, daß die Leistungsfähigkeit des Bekl. nach seinem damaligen E i n k o m m e n v o l l ausgeschöpft w o r d e n ist. Eine E r h ö h u n g des Unterhaltsanspruches kann deshalb, w i e das A G z u t r e f f e n d ausgeführt hat, nur dann in F r a g e k o m m e n , w e n n sich die w i r t schaftlichen Verhältnisse des Bekl. seit Erlaß des Unterhaltsurteils gebessert haben. D e r Kl. müßte demnach, um seine Abänderungsklage schlüssig zu machen, dartun, daß sich die Verhältnisse, die f ü r die Verurteilung zur Unterhaltszahlung maßgebend waren, nachträglich wesentlich geändert haben (§ 323 Z P O ) . T r o t z A u f f o r d e r u n g des Erstrichters hat er aber keine diesbezüglichen Tatsachen dargetan. Seine K l a g e ist deshalb nicht schlüssig, und mit Recht w u r d e mangels hinreichender Aussicht auf E r f o l g das Armenrecht versagt. Die Beschwerde w a r daher zurückzuweisen." 1 2 4 . Zum Verhältnis der Unwandelbarkeit des Unterhaltsstatuts zum ordre public. Ein deutscher Staatsangehöriger, der von seinem österreichischen, während des Anschlusses gezeugten unehelichen Kind auf Unter-

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halt verklagt wird, kann gemäß Art. 21 EGBGB zweiter Halbsatz die Einrede des Mehrverkehrs trotz Geltung des österreichischen Rechts als Unterhaltsstatut erheben. - EGBGB Art. 21, 30. LG Freiburg, Urt. vom 11. 5. 1955 - 3 S 9/55: DAVorm. XXVIII (1955/ 1956) 124; N J W 8 (1955) 1190; Leitsätze in FamRZ 2 (1955) 303; Clunet 85 (1958) 1060. Aus den Gründen: „Die Kl. ist während der Zeit der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Reich geboren. Die Frage, daß daher ihre Ansprüche gegen den Bekl. als etwaigen Erzeuger nach österreichischem Recht, also nach den §§ 163 ff. ABGB, zu beurteilen sind, k a n n als ausgetragen gelten und bedarf keiner weiteren Darlegung. Ebenso ist mittlerweile allgemein anerkannt, daß die Rechtsbeziehungen zwischen Deutschen und Österreichern jetzt wieder nach den Regeln des internationalen Privatrechts zu beurteilen sind (so auch OLG Wien, Juristische Blätter 1947, 110). Dagegen ist in Literatur und Rechtsprechung nach wie vor stark umstritten, ob in einem Falle wie dem vorliegenden der als Erzeuger in Anspruch Genommene sich auf die Einrede des Mehrverkehrs berufen k a n n (daß ihr Ausschluß, § 163 ABGB, einen weitergehenden Anspruch als nach den deutschen Gesetzen im Sinne von Art. 21 Halbsatz 2 EGBGB vermittelt, ist wiederum unstreitig) oder ob in einem derartigen Falle die Anwendung von Art. 21 Halbsatz 2 EGBGB ausgeschlossen ist. F ü r seine Anwendbarkeit wird angeführt, daß diese Vorschrift eine ordre-public-Klausel sei, die anderen Grundsätzen vorzugehen habe (vgl. LG Landau, N J W 1951, 200 1 mit zustimmender Anm. von Beitzke; LG Düsseldorf, MDR 1952, 624 2 ; Beitzke, N J W 1952, 1379); ferner daß der Unterhaltsanspruch des unehelichen Kindes materiell mit jeder Rate neu entstehe, so daß auch der Gedanke der Unwandelbarkeit des Unterhaltsanspruchs nicht durchgreifen könne. Gegen seine Anwendbarkeit [wird ausgeführt], daß das uneheliche Kind mit der Geburt ein wohlerworbenes Recht auf Unterhalt erlange, in das nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen nicht eingegriffen werden dürfe (so AG Schweinfurt, RabelsZ 16, 509 3 ; LG Hechingen, JZ 1953, 313 4 ), daß Halbsatz 1 des Art. 21 EGBGB als Grundsatz in dieser Beziehung über Halbsatz 2 stehe (Erman-Marquordt, BGB Anm. 10 zu Art. 21 EGBGB unter Berufung auf Neuhaus, RabelsZ 16, 510 ff.), daß dem Rechtssatz von der Unwandelbarkeit des Unterhaltsstatuts, der in Art. 21 und 208 EGBGB verankert sei, der Vorrang vor der Vorbehaltsklausel des Art. 21 Halbsatz 2 gebühre (Neuhaus aaO; Nirk, JZ 1953, 300), zumal der deutsche Gesetzgeber selbst durch Art. 2 des Gesetzes vom 13. 3. 1938 (RGBl. I 237) über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich vom Standpunkt des ordre public aus alle Bedenken gegen die Anwendung österreichischen Rechts be1 2 3 4

Siehe Siehe Siehe Siehe

IPRspr. IPRspr. IPRspr. IPRspr.

1950-1951 1952-1953 1950-1951 1952-1953

Nr. 93. Nr. 203. Nr. 92. Nr. 205.

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seitigt habe (LG Berlin, N J W 1952, 1381 5 - mit ablehnender Anm. von Beitzke; Nirk aaO 301). Die Auffassung, der Unterhaltsanspruch entstehe materiell mit jeder Rate neu, ist allerdings als begriffsjuristische Konstruktion abzulehnen. Da jedoch f ü r die Rechtsbeziehungen zwischen den Parteien die Regeln des internationalen Privatrechts a n z u w e n d e n sind, m u ß auch die Regel des Art. 21 Halbsatz 2 EGBGB Anwendung finden, die das Interesse des ausländischen Kindes gegenüber den Interessen des deutschen Erzeugers zurücktreten läßt; u n t e r dem Gesichtspunkt des o r d r e public m u ß sie den a n d e r e n Gesichtspunkten vorgehen. Die Argumentation, d a ß die Ansprüche des unehelichen Kindes die Eigenschaft von w o h l e r w o r b e n e n Rechten hätten, ist von Neuhaus (der selbst mit a n d e r e r Begründung die Unanwendbarkeit des Art. 21 Halbsatz 2 EGBGB vertritt) überzeugend widerlegt worden (aaO 512; ebenso Nirk aaO 301; f e r n e r Beitzke, N J W 1953, 1381; Erman-Marquordt aaO). Daß der Halbsatz 1 des Art. 21 EGBGB als Grundsatz über dem Halbsatz 2 stehe (Erman-Marquordt aaO), k a n n nicht a n e r k a n n t werden. Rein technisch ist er freilich das P r i m ä r e , da der Vorbehalt des Halbsatzes 2 (Ausschluß weitergehender Ansprüche, als nach den deutschen Gesetzen begründet sind) zur logischen Voraussetzung hat, d a ß f ü r die Beurteilung der Ansprüche an sich nicht das deutsche Recht a n z u w e n d e n sei (was Halbsatz 1 bestimmt). Materiell aber w ü r d e dem Halbsatz 1 n u r d a n n der Vorrang gebühren, w e n n der Grundsatz der Unwandelbarkeit des Unterhaltsanspruchs über dem Grundsatz des o r d r e public stünde. Nun bestehen schon allgemein gegen die Gültigkeit dieses Grundsatzes nicht unerhebliche Bedenken (kritisch hierzu gerade Neuhaus, Die Verpflichtungen des unehelichen Vaters im deutschen IPR 36-38, der insbesondere darauf hinweist, d a ß diese sogenannte Unwandelbarkeit vermutlich n u r eine Nachwirkung der älteren gemeinrechtlichen Auffassung der Alimentenpflicht als einer .obligatio ex delicto' sei, u n d zwar auf dem Umweg ü b e r die Rechtsprechung des preußischen Obertribunals). Wollte m a n diesen Grundsatz gelten lassen, so w ä r e er folgerichtig selbst d a n n anzuwenden, wenn etwa ein ausländischer Gesetzgeber nach Geburt des unehelichen Kindes die einschlägigen Bestimmungen zu dessen Nachteil ä n d e r n u n d dabei a n o r d n e n würde, d a ß bei noch nicht abgeschlossenen Prozessen n u r das neue Recht a n z u w e n d e n sei. Auch aus Art. 208 EGBGB läßt sich die Unwandelbarkeit des Unterhaltsanspruchs nicht herleiten. Mit Recht weist wieder Neuhaus (aaO 37) unter A n f ü h r u n g der Materialien (Motive 298 f.; Protokolle 9096 f.) darauf hin, d a ß in Art. 208 EGBGB n u r deshalb bestimmt ist, d a ß auch nach I n k r a f t t r e t e n des BGB f ü r die Unterhaltspflicht des Erzeugers die bisherigen Gesetze anzuwenden seien, weil m a n eine W i e d e r a u f r o l l u n g der Vaterschaftsfrage infolge der Gesetzesänder u n g vermeiden wolle. Es erscheint d a h e r bedenklich, aus Art. 208 EGBGB Schlüsse auf eine grundsätzliche Entscheidung des Gesetzgebers zu ziehen, wie es das LG Berlin ( N J W 1953, 1381) u n d Nirk (aaO) tun. Aber auch dann, w e n n m a n von einem Grundsatz der Unwandelbarkeit 5

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 204.

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•des U n t e r h a l t s s t a t u t s ausgeht, liegt kein z w i n g e n d e r Anlaß vor, diesem G r u n d s a t z gegenüber d e m j e n i g e n des o r d r e p u b l i c d e n V o r r a n g zu geben. Dies u m so weniger, als g e r a d e auch v o n a n d e r e n , die die Geltung des G r u n d s a t z e s der U n w a n d e l b a r k e i t b e j a h e n , erhebliche B e d e n k e n gegen d i e s e n G r u n d s a t z v o r g e b r a c h t w e r d e n (vgl. Neuhaus a a O 36, 38; ErmcinMarquordt aaO A n m . 2 c zu Art. 21 EGBGB). Gewiß sind B e d e n k e n gegen e i n e n a n e r k a n n t e n R e c h t s g r u n d s a t z nicht ausreichend, u m seine Gültigkeit a n z u z w e i f e l n . Sie sind a b e r ein h i n r e i c h e n d e r G r u n d , d e n V o r r a n g eines solchen G r u n d s a t z e s g e g e n ü b e r einem a n d e r e n , allgemein a n e r k a n n t e n G r u n d s a t z (nämlich des o r d r e public) zu v e r n e i n e n . Dessen A n w e n d b a r k e i t k a n n auch nicht d a m i t v e r n e i n t w e r d e n , d a ß d e r deutsche Gesetzgeber selbst i h n in Art. 2 des Wiedervereinigungsgesetzes v o m 13. 3. 1938 preisgegeben h a b e (so LG Berlin a a O u n d i n s b e s o n d e r e Nirk a a O ) . D e n n v o m G r u n d s a t z des o r d r e p u b l i c k a n n i m m e r n u r i m V e r h ä l t n i s von d e u t s c h e m zu a u s l ä n d i s c h e m Recht g e s p r o c h e n w e r d e n . Österreich w a r a b e r v o n 1938 bis 1945 ein Teil des Deutschen Reiches. W e n n n u n der Gesetzgeber, d e r i m v e r f a s s u n g s m ä ß i g e n R a h m e n s o u v e r ä n ist, f ü r einen Teil des Staatsgebietes a n d e r e Rechtssätze z u l ä ß t als f ü r die ü b r i g e n Teile (wie dies d e r d e u t s c h e Gesetzgeber in Art. 208 EGBGB u n d in Art. 2 des Gesetzes v o m 13. 3. 1938 getan h a t ) , so k ö n n t e dies z w a r u n t e r U m s t ä n d e n eine Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes, n i e m a l s a b e r eine P r e i s g a b e des G r u n d satzes v o m o r d r e p u b l i c sein. Auch die A r g u m e n t a t i o n (LG Berlin a a O ) , es h a n d e l e sich ü b e r h a u p t nicht u m eine F r a g e des i n t e r n a t i o n a l e n Privatrechts, s o n d e r n u m die F o r t g e l t u n g e h e m a l s deutschen Rechts, die n u r auf tatsächlichem Gebiet lieg e n d e T r e n n u n g Österreichs k ö n n e die alten S c h r a n k e n nicht Wiederaufleben lassen, geht fehl. Abgesehen davon, d a ß diese T r e n n u n g in W i r k lichkeit nicht n u r auf tatsächlichem Gebiet erfolgt ist, k a n n inzwischen als a n e r k a n n t gelten, d a ß Rechtsbeziehungen zwischen Deutschen u n d Ö s t e r r e i c h e r n wieder nach den Regeln des i n t e r n a t i o n a l e n P r i v a t r e c h t s zu b e u r t e i l e n sind (vgl. Erman-Marquordt aaO Anm. 10 zu Art. 21 EGBGB; OLG W i e n a a O ) , so d a ß nicht eine .allenfalls a n a l o g e A n w e n d u n g ' des Art. 21 H a l b s a t z 2 in F r a g e k o m m t , s o n d e r n diese B e s t i m m u n g u n m i t t e l b a r a n z u w e n d e n ist (vgl. Beitzke, N J W 1953, 1831; insoweit z u s t i m m e n d auch Nirk a a O N. 13). D a m i t a b e r k e h r t die P r ü f u n g a n d e n Ausgangsp u n k t zurück, ob der G r u n d s a t z des H a l b s a t z e s 2 h i n t e r d e m der U n w a n d e l b a r k e i t des U n t e r h a l t s s t a t u t s z u r ü c k z u s t e h e n h a b e . W i e bereits d a r gelegt, ist dies nach A u f f a s s u n g der K a m m e r zu v e r n e i n e n . I m Gegensatz z u m V o r d e r r i c h t e r sieht es die K a m m e r z w a r als erwiesen a n , d a ß der Bekl. der K i n d e s m u t t e r in der e i n r e c h n u n g s f ä h i g e n Zeit beig e w o h n t h a t . Gleichzeitig steht a b e r fest, d a ß die K i n d e s m u t t e r Geschlechtsv e r k e h r mit H. hatte. Da a b e r die K i n d e s m u t t e r in der E m p f ä n g n i s z e i t noch mit einem a n d e r e n M a n n geschlechtlich v e r k e h r t h a t , d ü r f t e d e r Klage n u r stattgegeben w e r d e n , w e n n der Kl. der Nachweis g e l u n g e n w ä r e , d a ß sie unmöglich a u s d e m V e r k e h r mit H. s t a m m e n k ö n n e . Dieser Beweis ist nicht e r b r a c h t " (wird a u s g e f ü h r t ) .

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Adoption Siehe auch Nr. 112, 205

1 2 5 . Die Zulässigkeit einer Annahme an Kindes Statt und deren Voraussetzungen bestimmen sich, wenn die Annehmenden britische Staatsangehörige und in England ansässig sind, nach englischem Recht. Das englische Adoptionsgesetz vom 28. 7. 1950 sieht für diesen Fall eine ausschließliche Zuständigkeit englischer Gerichte vor; eine Rückverweisung auf das deutsche materielle Recht ist nicht gegeben. Eine nach englischem Recht in England wirksam vorgenommene Adoption eines deutschen Kindes ist in Deutschland nur dann gültig, wenn die Einwilligungen gemäß Art. 22 II EGBGB vorliegen. Ein in Deutschland geschlossener Adoptionsvertrag kann unter Umständen in eine Einwilligung in die in England vorzunehmende Adoption umgedeutet werden. Zum Erwerb der britischen Staatsangehörigkeit durch Adoption und Eheschließung. - EGBGB Art. 22, 27; Adoption Act, 1950. OLG Celle, 5. ZS, Beschl. vom 14. 4 1954 - 5 Wx 23/54: JZ 9 (1954) 702 mit Anm. von Neuhaus; MDR 8 (1954) 483; ZB1JR 41 (1954) 211; DAVorm. XXVII (1954/1955) 207; NdsRpfl. 8 (1954) 101 (mit Datum vom 2. 3. 1954); Leitsätze in FamRZ 2 (1955) 55; ND 1955, 26; Clunet 85 (1958) 1056. Die Eheleute W., britische Staatsangehörige und m England ansässig, aber zur Zeit in Deutschland wohnhaft (der Ehemann ist Angehöriger der britischen Besatzungstruppen), haben am 22. 10. 1953 mit einem deutschen unehelichen Kind einen notariellen Kindesannahme-Vertrag geschlossen. Die vormundschaftsgerichtliche Genehmigung wurde vom AG und vom LG versagt, da die Voraussetzungen des anzuwendenden englischen Adoptionsgesetzes nicht erfüllt seien, so daß der Vertrag nicht bestätigt werden könne. Die weitere Beschwerde des Kindes wurde abgewiesen. Aus den Gründen: „Die Beschwerde ist unbegründet. Die Zulässigkeit einer Annahme an Kindes Statt und deren Voraussetzungen bestimmen sich auf Grund des Art. 22 I EGBGB nach englischem Recht, denn die annehmenden Eheleute W. sind britische Staatsangehörige. Dem Wortlaut nach ist Art 22 I EGBGB nur eine einseitige Kollisionsnorm, die bestimmt, wann deutsche Gesetze anzuwenden sind. Die einseitige Kollisionsnorm des Absatz I ist aber analog in eine zweiseitige auszulegen, so daß sich die Annahme an Kindes Statt nach den Gesetzen des Staates richtet, dem der oder die Annehmenden angehören (RGZ 125, 265 [268]; Staudinger-Raape, BGB9 Art. 22 EGBGB Anm. A I; Raape, IPR 3 246; Palandt, BGB12 Art. 22 EGBGB Anm. 2). Die hier anzuwendende englische Norm ist das Gesetz über die Adoption vom 28. 7. 1950 (Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 3 [1952] G I 39 ff.). Dem Wesen und den Bestimmungen des englischen Gesetzes von 1950 ist zu entnehmen, daß dieses Gesetz eine ausschließliche Zuständigkeit

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englischer Gerichte vorsieht, jedenfalls soweit die Annehmenden - wie vorliegend - britische Staatsangehörige sind. Dafür spricht schon die Entwicklung des englischen Adoptionsrechts. Bis zur Einführung des ersten englischen Adoptionsgesetzes von 1926 war die Adoption dem in England geltenden common law unbekannt. Darüber hinaus wurde aber auch einer außerhalb Englands vorgenommenen Adoption in England jegliche Anerkennung versagt (vgl. Löhning, Z JBlBrZ 1949, 222 ff., 226 f., siehe auch dort Anm. 12). Erst die Auflockerung des common law durch die Adoptionsgesetze von 1926, vom 1. 1. 1950 und vom 28. 7. 1950 machte eine Adoption möglich. Sind aber die Voraussetzungen dieser auflockernden Gesetze nicht erfüllt, so verbleibt es bei der strikten Nichtanerkennung einer Adoption (Löhning aaO 227). Die Voraussetzung der See. 2 Subsec. 5 des Ges. vom 28. 7. 1950, die bestimmt: ,Eine Adoptionsverfügung ist in England nur zu erteilen, wenn der Antragsteller und das Kind sich in England aufhalten; in Schottland ist sie nur zu erteilen, wenn der Antragsteller und das Kind sich in Schottland aufhalten' (nach Bergmann aaO), ist nicht erfüllt; denn ein Aufenthalt (residence) des anzunehmenden Kindes besteht in England oder Schottland nicht. Aus dieser Norm ist auf Grund der geschichtlichen Entwicklung zu schließen, daß nur ein in England oder Schottland tätiges Gericht zuständig sein kann, um dort eine wirksame Adoption zu begründen. Für die ausschließliche Zuständigkeit spricht ferner die Besonderheit des englischen Adoptionsverfahrens. Grundlage f ü r eine Annahme an Kindes Statt im Bereich des deutschen Rechts ist der gemäß § 1741 BGB zwischen dem Annehmenden und dem Angenommenen zustandegekommene Vertrag (Vertragsprinzip). Nach englischem Recht ist Grundlage eine vom Gericht auf Antrag des Annehmenden zu erlassende Adoptionsverfügung (adoption order; See. 1 des Ges. vom 28. 7. 1950), ohne daß die Beteiligten auf den Inhalt der Verfügung, wie beim Vertragsprinzip, in irgendeiner Weise Einfluß nehmen können (Antragsprinzip) (Staudinger-Raape aaO Art. 22 D I 2; Boschan, Europäisches Familienrecht [Ausland] 2 [1954] 117 f.). Der Erlaß der die Adoption begründenden Verfügung ist also ein staatlicher Hoheitsakt, der nur von den Gremien ausgesprochen werden kann, die die Hoheitsgewalt des verleihenden Staates ausüben. Kipp-Wolff (Lehrbuch des bürgerlichen Rechts IV7 452 Anm. 12) hat dazu folgendes ausgeführt:. . . Staudinger-Raape (aaO Art. 22 D IV 2 a S. 597) erklärt dazu: . . . Der bei Staudinger-Raape (VI 2 S. 601) erwähnte Fall, daß bei britischer Staatsangehörigkeit des Annehmenden englisches Recht nicht maßgebend ist, betrifft den Fall, in dem auch das Domizil ins Ausland verlegt worden ist. Das Domizil ist nach englischem Recht Anknüpfungspunkt des anzuwendenden Rechts (vgl. Raape, IPR 3 37; Boschan 105). Das Domizil der annehmenden Eheleute W. ist aber England. Für die ausschließliche Zuständigkeit bei Staaten des Antragssystems sprechen sich ferner aus Löhning, ZJBlBrZ 1949, 222 ff. [225, 228]; RGRK, BGB9 Anm. 6 vor § 1741; Nussbaum, Deutsches IPR (1932) 173; vgl. auch

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LG L ü n e b u r g , MDR 1953, 424 f. im a l l g e m e i n e n auch Frankenstein, IPR (1935) IV 182 ff. [188], A n d e r e r Ansicht sind Wolff, Das I P R Deutschlands 2 (1949) 190 u n d Rabel, RabelsZ 6 (1932) 315 A n m . 3 (der v o n Zweckmäßigkeitserwägungen ausgeht). Die Ansicht von Martin Wolff, d e r a u s f ü h r t : . . . , stützt sich auf die F a s sung des § 1754 BGB, der f ü r d a s B e s t ä t i g u n g s v e r f a h r e n eine P r ü f u n g d e r Z w e c k m ä ß i g k e i t v o r s a h . I n d e r britischen Zone ist diese weite F a s s u n g des § 1754 s t a r k e i n g e s c h r ä n k t w o r d e n . Wolff n i m m t a u ß e r d e m nicht zu den englischen V e r h ä l t n i s s e n speziell Stellung. Dies h a t er a n a n d e r e r Stelle getan (Private I n t e r n a t i o n a l L a w [1945] u n d d o r t betont, d a ß E n g l a n d die A n e r k e n n u n g a u s l ä n d i s c h e r A d o p t i o n e n a b l e h n t (vgl. Raape, I P R 3 249 A n m . 126). Diesen die ausschließliche Zuständigkeit englischer Gerichte b e j a h e n d e n M e i n u n g e n schließt sich d e r Senat a n . Neben diesen a u s d e m A n t r a g s p r i n z i p u n d der d a m i t v e r b u n d e n e n .Verleihung' d e r Adoption f o l g e n d e n Gesichtspunkten k o m m t n a c h d e m Ges. v o m 28. 7. 1950 (auch schon nach d e m Ges. v o m 1. 1. 1950) h i n z u , d a ß m i t E r l a ß d e r A d o p t i o n s v e r f ü g u n g d a s K i n d B ü r g e r des Vereinigten Königreichs w i r d , falls der b z w . die A n n e h m e n d e n das sind (See. 16 Subsec. 1). Der H o h e i t s a k t des Gerichts b e w i r k t also im Gegensatz zu der Regelung des AdoptionsGes. v o n 1926 d e n gleichzeitigen E r w e r b d e r britischen S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t . E s ist nach der englischen Regelung ü b e r d e n E r w e r b d e r S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t schlechthin u n d e n k b a r , d a ß E n g l a n d d e n E r w e r b d e r S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t - g e k o p p e l t m i t der a d o p t i o n o r d e r d u r c h Akte a u s l ä n d i s c h e r Gerichte a n e r k e n n t . D a z u m a g noch d a r a u f verwiesen w e r d e n , d a ß d u r c h d a s britische Staatsangehörigkeitsgesetz v o m 30. 7. 1948 d e r bei d e r H e i r a t einer A u s l ä n d e r i n m i t e i n e m britischen S t a a t s a n g e h ö r i g e n m i t der E h e s c h l i e ß u n g n a c h d e m bisherigen Recht v e r b u n d e n e E r w e r b d e r britischen S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t a u f g e h o b e n u n d d u r c h ein R e g i s t r i e r u n g s v e r f a h r e n englischer B e h ö r d e n ersetzt w o r d e n ist (See. 6 Subsec. 2 des Ges. v o m 30. 7. 1948; Bergmann, I n t e r n a t i o n a l e s E h e - u n d K i n d s c h a f t s r e c h t 3 I 1). Die A u f h e b u n g erfolgte, weil sich d u r c h reine F o r m a l e h e n u n e r w ü n s c h t e ,weibliche E l e m e n t e ' d u r c h d e n E r w e r b der S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t Z u g a n g nach G r o ß b r i t a n n i e n v e r s c h a f f t h a t t e n . Nach der N e u r e g e l u n g w i r d also d u r c h die Eheschließ u n g allein - sei es in G r o ß b r i t a n n i e n o d e r i m A u s l a n d - kein E r w e r b d e r S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t b e w i r k t (Löhning, RabelsZ 15 [1949/50] 420 ff.) Gegenüber d e r im Staatsangehörigkeitsgesetz g e t r o f f e n e n U n t e r b i n d u n g des E r w e r b s der S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t einer a u s l ä n d i s c h e n E h e f r a u d u r c h a u s l ä n d i s c h e Akte u n d der E r s c h w e r u n g des E r w e r b s i m I n l a n d ist die Regelung des AdoptionsGes. v o m 28. 7. 1950, die d e n a u t o m a t i s c h e n E r w e r b der britischen S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t vorsieht, ,ein u n g e w ö h n l i c h e r Schritt' (Löhning a a O 427 Anm. 1). E s k a n n n u r d a m i t e r k l ä r t w e r d e n , d a ß einm a l eine Z u s t ä n d i g k e i t englischer Gerichte allein b e g r ü n d e t ist, z u m and e r e n d e r E r l a ß der V e r f ü g u n g in d a s E r m e s s e n des mit d e n englischen V e r h ä l t n i s s e n allein v e r t r a u t e n englischen Gerichts gestellt w i r d . 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 228.

Nr. 125

VI. Familienrecht

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Der mit der Adoption gekoppelte Erwerb der Staatsangehörigkeit ist es, der anscheinend Raape (IPR 3 249 Anm. 126) veranlaßt hat, seinen f r ü heren Standpunkt (MDR 1948, 382) aufzugeben und f ü r das Gesetz vom 1. 1. 1950 - und damit auch f ü r das vom 28. 7. 1950 - die ausschließliche Zuständigkeit englischer Gerichte anzunehmen. Die in MDR 1948, 382 f r ü her von ihm vertretenen Ansicht, daß eine ausschließliche Zuständigkeit ,bestimmt' zu verneinen sei, beruhte auf der Interpretation des AdoptionsGes. von 1926, das den automatischen E r w e r b der Staatsangehörigkeit nicht kannte. Zusammenfassend ist festzustellen: Die ausschließliche Zuständigkeit englischer Gerichte f ü r den vorliegend zu entscheidenden Fall ergibt sich aus den Rechtsgrundsätzen des common law, aus dem Antragsprinzip und dem f ü r einen Erlaß einer Adoptionsverfügung notwendig von eigenen Organen vorzunehmenden Hoheitsakt sowie aus dem mit der Adoptionsverfügung verbundenen Erwerb der Staatsangehörigkeit. Aus der Begründung der ausschließlichen Zuständigkeit folgt, daß eine Rückverweisung gemäß Art. 27 EGBGB nicht vorgenommen worden sein kann. Die Rückverweisung schließt sich in diesen Fällen begrifflich aus. Eine Rückverweisung ist auch in dem englischen AdoptionsGes. vom 28. 7. 1950 nicht enthalten (LG Lüneburg, MDR 1953, 424 f.). Aus der Fassung des Art. 27 EGBGB ist bei einer kodifizierten Kollisionsnorm zu fordern, daß eine Rückverweisung ausdrücklich erklärt wird (Löhning, ZJBlBrZ 1949, 224). Sie fehlt hier. Aus den Worten in See. 2 Subsec. 5, daß die Adoptionsverfügung ,in England' n u r bei Vorliegen der Residenz-Erfordernisse erteilt wird, ist kein Freibrief f ü r außerhalb Englands getätigte Adoptionen zu entnehmen; wie oben ausgeführt, liegt darin gerade eine Beschränkung des Anwendungsbereichs des Gesetzes auf in England erlassene Verfügungen (vgl. Löhning, ZJBlBrZ 1949, 226 f.). Die dem entgegenstehende Ansicht von Raape (MDR 1948, 382 f.) ber u h t auf dem Ausgangspunkt, daß England gegen eine deutsche Entscheidung nichts einzuwenden habe. Diesen Standpunkt hat Raape (IPR 3 249) aber, wie bereits ausgeführt, aufgegeben. Übrigens k a n n auch bei der nach Art. 22 I EGBGB erforderlichen Anwendung des englischen Gesetzes eine sachliche Entscheidung zugunsten der Beschwf. ü b e r h a u p t nicht gefällt werden. Denn die Voraussetzung der See. 2 Subsec. 5 ist nicht erfüllt, weil das anzunehmende Kind sich nicht in England a u f h ä l t . Der Kindesannahmevertrag vom 22. 10. 1953 ist demnach nicht geeignet, die Grundlage einer gültigen Annahme an Kindes Statt zu bilden. Durch ihn k a n n kein Adoptionsverhältnis begründet werden. Der Vertrag dient daher nicht dem Wohl des Kindes, und die Genehmigung ist zu versagen. Sollte der Amtsvormund n u n m e h r gestatten, daß das Kind auch ohne Adoptionsvertrag mit den zukünftigen Adoptiveltern nach England reisen darf, um es dort zu adoptieren, weil eine Adoption in Deutschland nicht möglich ist, so sei noch auf folgendes hingewiesen:

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Da das K i n d deutscher Staatsangehöriger ist, müssen zur Gültigkeit der A d o p t i o n zusätzlich zu den Erfordernissen des englischen Adoptionsrechts (Art. 22 I E G B G B ) auch die Einwilligungen des Kindes und im vorliegenden F a l l der Mutter gemäß Art. 22 I I zu der A n n a h m e an Kindes Statt abgegeben werden. Eine nach englischem Recht in E n g l a n d w i r k s a m v o r g e n o m mene A d o p t i o n - die Erlangung der adoption order in England - ist innerhalb des Geltungsbereichs deutschen Rechts danach nur gültig, w e n n die Einwilligungen gemäß Art. 22 I I E G B G B vorliegen. I n Deutschland w ü r d e - bei Fehlen derselben - eine in England v o r g e n o m m e n e A d o p t i o n als nicht geschehen betrachtet werden. Die uneheliche Mutter hat bereits ihre E r k l ä r u n g abgegeben. Das K i n d muß sie ebenfalls abgeben, o b w o h l es durch die A d o p t i o n britischer Staatsangehöriger w i r d , denn im Zeitpunkt des Erlasses der V e r f ü g u n g ist es nur deutscher Staatsangehöriger. Die E i n w i l l i g u n g des Kindes, v o n der Art. 22 I I E G B G B spricht, ist nicht in dem technischen Sinne zu verstehen, den das BGB ( § § 182 f f . ) d e m W o r t verliehen hat, sondern sie kann auch in einem Vertrag gemäß § § 1741, 1750 I BGB liegen (Staudinger-Raape aaO A I I 1 S. 545). V o r l i e g e n d scheidet die Möglichkeit, den Adoptionsvertrag v o m 22. 10. 1953 in eine E i n w i l l i g u n g in die in England vorzunehmende A d o p t i o n umzudeuten, aus, weil der A m t s v o r m u n d in d e m V e r f a h ren v o r d e m L G ausdrücklich erklärt hat, daß der Adoptionsvertrag genehmigt w e r d e n solle und daß das Kind ohne gültigen Vertrag nicht nach E n g l a n d m i t g e n o m m e n werden dürfe. Die Genehmigung des Vertrages ist damit das alleinige Ziel der Beschwf. und ihres Vormundes. . . . Nach Ansicht des Senats w i r d es ausreichen, w e n n die E i n w i l l i g u n g des Kindes zu einer etwa in E n g l a n d vorzunehmenden A d o p t i o n v o n dem V o r mund - genehmigt durch das Vormundschaftsgericht (§ 1750 I Satz 2 B G B ) - einseitig abgegeben wird, da sie zu einer nach dem Antragssystem - auf einseitigen Antrag hin — zu erlassenden V e r f ü g u n g , nicht aber zu einem Vertrag abgegeben würde. Die v o m Vormundschaftsgericht genehmigte Erklärung des Vormundes über sein Einverständnis zu einer in England vorzunehmenden A d o p t i o n müßte den Annehmenden aber noch v o r der Durchführung der A d o p t i o n in England v o n d e m V o r m u n d zugehen, um Gültigkeit zu erlangen (vgl. dazu Staudinger-Raape aaO D I I 3 b S. 5 8 5 ) . " 1 2 6 . Zur Bestätigung der Annahme an Kindes Statt und zur Befreiung vom Alterserfordernis ist das Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirk der Annehmende seinen Wohnsitz oder mangels eines solchen im Inland seinen Aufenthalt hat. Der Aufenthalt kann vorübergehend (hier: ein Tag) sein. Die Annahme an Kindes Statt beurteilt sich nach dem Recht des Staates, dem der Annehmende zur Zeit der Adoption angehört. Eine Rückverweisung ist jedoch zu beachten. Zum amerikanischen internationalen Adoptionsrecht. Nach amerikanischem Recht ist das Gericht am Wohnsitz des Kindes zuständig; liegt dieser in Deutschland, so wird die Entscheidung des deutschen Gerichts in

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den Vereinigten Staaten anerkannt. Darin liegt auch eine Rückverweisung auf das deutsche sachliche Adoptionsrecht. - EGBGB Art. 22; FGG § 66. AG Heidenheim, Beschl. vom 24. 5. 1955 - GR 365/54. Ungedruckt. Aus den Gründen: „Die Eheleute S., amerikanische Staatsangehörige, zur Zeit wohnhaft in Orleans/Frankreich, befanden sich am 16. 12. 1954 in H. und adoptierten hier den minderjährigen J., deutscher Staatsangehöriger, durch notariellen Annahmevertrag vom 16. 12. 1954, als gemeinschaftliches Kind, indem sie sich gegenseitig die Einwilligung zu der Kindesannahme erteilten und vereinbarten, daß das Adoptivkind künftig nur noch den Familiennamen S. führen soll. Die Kindesmutter - deutsche Staatsangehörige - hatte bereits am 12. 8. 1954 ihre Einwilligung in diese Kindesannahme in notarieller F o r m erteilt; die vormundschaftsgerichtliche Genehmigung hat das AG durch Beschluß v o m 24. 5. 1955 ausgesprochen. Die Vertragsteile haben die Befreiung der annehmenden Eheleute S. v o m Alterserfordernis des § 1745 BGB und die Bestätigung des Annahmevertrags v o m 16. 12. 1954 gemäß den § § 1741, 1754 BGB beantragt. Den Anträgen war zu entsprechen. Die Zuständigkeit des AG ergibt sich aus § 66 FGG, welcher auch in Fällen der Kindesannahme durch Ausländer entsprechend anzuwenden ist (Keidel, F G G 4 [1951] Anm. 1 Abs. 2 zu § 66). Gemäß § 66 I FGG ist danach f ü r die Bestätigung und damit auch f ü r die Befreiung v o m Alterserfordernis dasjenige deutsche Gericht zuständig, in dessen Bezirk der Annehmende zur Zeit der Einreichung des Antrags seinen Wohnsitz oder - in Ermangelung eines inländischen Wohnsitzes seinen Aufenthalt hat. Der Begriff des Aufenthalts' ist gesetzlich nicht fest umschrieben und kann daher von längerer oder von vorübergehender Dauer sein (Recht 1918 Nr. 132). Für die Aufenthaltsdauer der Annehmenden genügt es daher (wie vorliegend), daß die Annehmenden lediglich einen Tag im deutschen Bundesgebiet anwesend waren und an diesem Tag den Adoptionsvertrag schlössen. In sachlicher Hinsicht bestimmt sich gemäß Art. 22 EGBGB die Kindesannahme grundsätzlich nach den Gesetzen desjenigen Staates, dem der Annehmende im Zeitpunkt der Adoption angehört, jedoch gemäß Art. 27 EGBGB vorbehaltlich einer Rück- und Weiterverweisung durch das Kollisionsrecht dieses Staates auf deutsche Gesetze oder Gesetze eines dritten Staates (Staudinger-Raape, BGB 9 V I 2, Art. 27 EGBGB, B I 1 unter Hinweis auf die Grundsätze des Personalstatuts). Ist der Annehmende Ausländer, so findet als materielles Adoptionsrecht dessen Auslandsrecht (Heimatrecht) Anwendung, im vorliegenden Falle bei der US-Staatsangehörigkeit der Eheleute S. das amerikanische Recht. Gehört der Annehmende einem fremden Staat an, während das Kind (wie hier) die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, so ist die Adoption unwirksam, wenn die nach den deutschen Gesetzen erforderliche Einwilligung des Kindes oder eines Dritten, zu welchem das Kind in einem fami-

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lienrechtlichen Verhältnis steht, nicht vorliegt (Art. 22 II EGBGB). Gemäß § 1750 I Satz 2 BGB hat ein deutsches Kind aber erst nach vollendetem 14. Lebensjahr bei seiner Adoption persönlich mitzuwirken und hat seine Zustimmung hierfür zu geben; außerdem muß die Mutter des unehelichen Kindes zufolge § 1747 BGB ihre Einwilligung zur Adoption geben. Diese subsidiär anwendbaren deutschen Bestimmungen sind im vorliegenden Falle gewahrt, da das Kind J. im Zeitpunkt der Adoption noch nicht 14 Jahre alt war und die Mutter in notarieller Urkunde vom 12. 8. 1954 in die Adoption einwilligte. Weitere Einwilligungen sind nach deutschem Recht nicht erforderlich, somit auch nicht die Einwilligung des Kreisjugendamtes, da dieses Amt zum Adoptivkind in keinem familienrechtlichen Verhältnis steht, vielmehr nur in behördlicher Eigenschaft als gesetzlicher Vertreter beim Vertragsabschluß mitwirkt. Im vorliegenden Falle der Verschiedenheit der Staatsangehörigkeit der Annehmenden und des Adoptivkindes kommt es daher entscheidend auf die Anwendung des amerikanischen zwischenstaatlichen Rechts an. Es ist vorauszuschicken, daß das allgemeine amerikanische Kollisionsrecht weder in seinem Bundesrecht noch in dem Recht der USA-Einzelstaaten ausdrückliche Bestimmungen über das in Adoptionssachen anzuwendende Recht enthält, sondern lediglich Bestimmungen über die internationale Zuständigkeit (jurisdiction) f ü r Adoptionen bestehen. Aber auch auf diesem Gebiet der internationalen Zuständigkeit ist die Rechtslage innerhalb der USA nicht einheitlich; aus der Praxis der amerikanischen Gerichte scheinen sich aber folgende Grundzüge herauszuentwickeln: Grundlage dieser Rechtssprechung f ü r eine Adoption ist, da es sich um eine StatusSache handelt, das Domizil der Personen, deren Status betroffen wird. So besteht kein Zweifel daran, daß ein Staat, in welchem Adoptiveltern und Adoptivkind domiziliert sind, f ü r die Adoption zuständig ist und daß dessen Entscheidung in jedem anderen amerikanischen Staat anerkannt wird (so Goodrich, Handbook of the Conflict of Laws 3 [1949] 447). Fallen die Domizile der Adoptionseltern und des Adoptivkindes auseinander, so entstehen die zwischenstaatlichen Schwierigkeiten; im amerikanischen Recht wird aber in diesen Fällen die Zuständigkeit des amerikanischen Gerichts am Domizil des Kindes anerkannt (so Rabel, The Conflict of Laws I [1945] 637). Auch das Restatement of the Law of Conflict of Laws (1934) § 142 a erkennt in erster Linie als Zuständigkeit zur Adoption diejenige am Domizil des Kindes an. Diese Zuständigkeit ist gerade bei der vorliegenden Adoption eines deutschen Kindes durch Amerikaner in Deutschland wesentlich, da sie dem deutschen Gericht die internationale Zuständigkeit im Sinne des amerikanischen Rechts gibt und die Anerkennung der deutschen Gerichtsentscheidung in Amerika garantiert wird (vgl. dazu Neuhaus, DRZ 1949, 9. Beiheft 7 ff.). Aus der internationalen Zuständigkeit ergibt sich begrifflich zwar nicht ohne weiteres das anzuwendende materielle Recht; da aber die amerikanischen Gerichte in laufender Praxis in Status-Sachen jeweils das amerikanische Recht anwenden, fallen nach dieser Praxis internationale Zuständigkeit und anzuwendendes sachliches Recht immer zusammen. Han-

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delt es sich somit bei der Adoption eines deutschen Kindes durch Amerikaner um die Bejahung des deutschen Domizil-Rechts des Kindes, so ist nach amerikanischen Grundsätzen ein deutsches Gericht zuständig, und dieses Gericht wendet deutsches Recht an. Bei Überprüfung des amerikanischen Kollisionsrechts ist nicht zu verkennen, daß das amerikanische Recht auch noch andere Zuständigkeiten für die Adoption kennt, und zwar werden Adoptionen auch am Domizil der Eltern zugelassen, und es ergibt sich daraus die Zuständigkeit der amerikanischen Gerichte und die Anwendung des amerikanischen Rechts. Das Domizil-Recht der Eltern wird aber, da das amerikanische Recht in erster Linie Zuständigkeitsvorschriften enthält, dann zur Anwendung kommen, wenn ein Adoptionsakt in den USA vorgenommen wird. Im vorliegenden Falle handelt es sich aber um einen Adoptionsvertrag, welcher im deutschen Bundesgebiet geschlossen worden ist. In diesem Falle wird daher - auch nach amerikanischem Recht - ausschließlich das Recht des Domizils des unehelichen Kindes, das ist das Recht des Wohnsitzes der unehelichen Mutter, nämlich deutsches Recht zur Anwendung kommen, da die Mutter die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Das Verdienst, auf diese grundsätzlichen Fragen hingewiesen zu haben, kommt dem Max-Planck-Institut f ü r ausländisches und internationales Privatrecht zu, welches in grundsätzlichen Bemerkungen zum Beschluß des AG vom 17. 11. 1953 (StAZ 1954, 275) 1 in eigener Darlegung in StAZ 1955, 114 ff. den gegenwärtigen und neuesten Stand der amerikanischen Rechtsprechung aufgezeigt und der deutschen Gerichtspraxis den praktischen Weg gewiesen hat, besonders in folgender zusammengefaßter Formel: Ist nach den amerikanischen Grundsätzen ein deutsches Gericht zuständig, so wendet es deutsches Recht an; ist ein amerikanisches Gericht zuständig, so bleibt es bei seinem amerikanischen Recht. Zwischenstaatliche Komplikationen und gegenseitige Überschneidungen von Inlandsrecht und Auslandsrecht werden daher vermieden. Im vorliegenden Falle sind beim Adoptionsabschluß vom 16. 12. 1954 die deutschen Adoptionsbestimmungen in formeller und sachlicher Hinsicht gewahrt. Der Adoptionsvertrag vom 16. 12. 1954 wurde in notariell zulässiger Form abgeschlossen; beide Vertragspartner haben in zulässiger Form, die Annehmenden durch persönliche Anwesenheit und das Adoptivkind vertreten durch seinen Amtsvormund, beim Vertragsabschluß unmittelbar mitgewirkt (§ 1750 I und II BGB). Auch die sachlichen Erklärungen entsprechen dem deutschen Adoptionsrecht. Da die Annehmenden noch nicht das in § 1745 BGB vorgeschriebene Adoptionsalter von 50 Jahren erreicht haben, so war ihnen nach dieser Vorschrift Befreiung zu erteilen. Da sonstige gesetzliche Hinderungsgründe nicht vorliegen, so war der Adoptionsvertrag vom 16. 12. 1954 gemäß §§ 1741, 1754 BGB zu bestätigen. Die vormundschaftsgerichtliche Genehmigung wurde gemäß § 1751 BGB nach Anhörung des Kreisjugendamtes (§ 43 JWG) erteilt." 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 230.

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

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1 2 7 . Die Auswanderung eines Mädchens unter 18 Jahren bedarf der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts; fehlt diese, so darf ihm auch ein Paß nicht erteilt werden. Ist das anzunehmende Mündel noch nicht 14 Jahre, so ist die Zustimmung des gesetzlichen Vertreters (hier: des Jugendamts als Amtsvormund) zur Adoption des Kindes durch ein ausländisches Ehepaar erforderlich; diese Zustimmung bedarf der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung, die vorher erteilt werden muß. Diese Frage ist nach dem Vormundschaftsstatut und nicht nach dem Adoptionsstatut zu beantworten. Die Kindeseiner Rückverweisung, nach dem annahme beurteilt sich, vorbehaltlich Recht des Staates, dem der Annehmende angehört. Die Vertretungsmacht der unverheirateten Mutter bei der Adoption beurteilt sich nach ihrem Heimatrecht. Zum kalifornischen Adoptionsrecht. - EGBGB Art. 20, 22, 23, 27. AG Heidenheim, Beschl. vom 20.10.1955 - GR 176/55: DA Vorm. X X V I I I Loden< et vêtements confectionnés en ces tissus' neu registrierte I R - M a r k e 158 278 enthält neben

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IX. Warenzeichenrecht

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Bildbestandteilen das Kenn- und Merkwort ,FRANCK'. Gegen die Bewilligung des Schutzes in der Bundesrepublik hat die Inhaberin der aus dem Wort ,FRANCK' bestehenden IR-Marke X frist- und formgerecht Widerspruch erhoben. Nachdem die Inhaberin der IR-Marke 158 278 aus ihrem Warenverzeichnis die Waren ,Matières et produits textiles' gestrichen hat, ist in dem angefochtenen Beschluß die Gleichartigkeit der verbliebenen Waren mit den Waren der Widerspruchsmarke verneint. In der dagegen gerichteten Beschwerde der Widersprechenden wird zwar nicht verkannt, daß die Waren, für die ihrer IR-Marke X der Schutz im Gebiet des Deutschen Reiches ursprünglich bewilligt worden war, mit den verbliebenen Waren der angegriffenen IR-Marke 158 278 nicht gleichartig sind. Die Widersprechende ist jedoch der Auffassung, daß als Folge der VO über das Warenzeichenrecht aus Anlaß der Wiedervereinigung der Ostmark mit dem Deutschen Reich vom 18. 1. 1940 (BlfPMZ 1940, 17) auch die restlichen Waren der auf Grund dieser VO als deutsches Warenzeichen Y übernommenen österreichischen Ursprungsmarke Z/Linz — nämlich ,fils, tissus, objets d'habillement et articles de mode de toute espèce' der IR-Marke X zugewachsen seien. Deshalb habe sie auch das deutsche Warenzeichen Y nicht aufrechterhalten. Die der IR-Marke X zugewachsenen Waren seien den verbliebenen Waren der IR-Marke 158 278 teils gleich, teils gleichartig, so daß der angegriffene Beschluß der Prüfungsstelle für IR-Marken nicht gerechtfertigt sei. Die Beschwerde der Widersprechenden ist nicht begründet. Wie von ihr zutreffend vorgetragen ist, hatte das Reichspatentamt mit Bescheid vom 22. 10. 1936 einen Teil der Waren der damals neu registrierten IR-Marke X beanstandet und die Markeninhaberin daraufhin die betreffenden Waren gestrichen. Der IR-Marke X ist deshalb vom Reichspatentamt der Schutz im Deutschen Reich nur f ü r das im Warenzeichenblatt 1937, 426 linke Spalte abgedruckte Warenverzeichnis bewilligt worden, das keine mit den Waren der jetzt zur Prüfung anstehenden IR-Marke 158 278 gleichartigen Waren aufweist. Nach Umwandlung der damaligen Markeninhaberin Fa. H. F. Söhne AG in L. a. D. in eine Zweigniederlassung der Fa. H. F. Söhne GmbH in B. und Übertragung der Markenrechte auf die neue Hauptniederlassung wurde auf Antrag der neuen Markeninhaberin gemäß § 11 der erwähnten VO über das Warenzeichenrecht aus Anlaß der Wiedervereinigung der Ostmark mit dem Deutschen Reich vom 18. 1. 1940 die der IR-Marke X zugrunde liegende österreichische Heimatmarke Z/Linz mit deren gesamtem, der amtlichen deutschen Warenklasseneinteilung angepaßten Warenverzeichnis unter der Nummer Y am 30. 4. 1941 in die deutsche Warenzeichenrolle übernommen. Da mit der Übernahme der der IR-Marke X bis dahin zugrunde gelegenen österreichischen Heimatmarke Z/Linz in die deutsche Warenzeichenrolle das frühere Reichspatentamt auch die Aufgaben der Heimatbehörde übernahm und das nunmehrige deutsche Warenzeichen Y die Funktionen des Heimatzeichens ausübte, ist letzterem das Warenverzeichnis der IR-Marke X angepaßt worden. Aus dem von der Widersprechenden

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vorgelegten beglaubigten Auszug aus dem Internationalen Markenregister des Bureau international pour la protection de la propriété industrielle in Bern vom 24. 11. 1952 ist ersichtlich, daß diese Angleichung des Warenverzeichnisses auf Grund einer ,notification' des Reichspatentamts als der neuen Heimatbehörde an das Berner Büro am 1. 10. 1941 erfolgte (vgl. auch Les Marques Internationales 1941, 395 linke Spalte). Nach § 2 der VO vom 18. 1. 1940 erhielt das gemäß § 1 der VO auf das Gebiet des Deutschen Reiches erstreckte nunmehrige Ostmark-Zeichen Y in dem Erstreckungsgebiet den Zeitrang vom 14. 3. 1938 (vgl. dazu Kühnemann, DJ 1940, 145 ff.). Für denjenigen Teil der Waren, für den das Zeichen durch die IR-Marke X im Gebiet des Deutschen Reiches bereits Schutz besaß, übernahm das Ostmark-Zeichen Y nach § 14 I der VO deren durch die internationale Registrierung begründeten Zeitrang vom 13. 5. 1936, den es im übrigen im Falle fristgemäßer Aufrechterhaltung gemäß § 16 III des 3. UberleitungsG vom 3. 10. 1951 (BlfPMZ 1951, 327 ff.) auch in der Bundesrepublik Deutschland beibehalten hatte. Dagegen konnten aus der IR-Marke X gemäß § 14 II der VO vom 18. 1. 1940 nach dem 31. 3. 1940 im Gebiet des Deutschen Reiches keine Rechte mehr unmittelbar geltend gemacht werden. Die Auffassung der Beschwf., daß auf Grund der genannten gesetzlichen Regelung auch die die ursprüngliche Schutzerteilung überschießenden Waren des übernommenen Ostmark-Zeichens Y der IR-Marke X mit Wirkung für das Gebiet der Bundesrepublik endgültig zugewachsen seien, findet im Gesetz keine Stütze. Das Madrider Abkommen vom 14. 4. 1891 betreffend die internationale Registrierung von Fabrik- oder Handelsmarken in der für die Bundesrepublik geltenden Londoner Fassung vom 2. 6. 1934 (BlfPMZ 1934, 158 und 205 sowie 1937, 179) enthält keine Regelung des ungewöhnlichen Falles der Ausdehnung eines Ursprungslandes einer IR-Marke auf das Gebiet eines anderen Markenverbandsstaates nebst Erstreckung des Schutzes des Heimatzeichens auf dessen Gebiet. Als vergleichbare Regelungen, die vermutlich auch dem Gesetzgeber von 1940 bei der Erstreckung österreichischer Heimatzeichen vorgeschwebt haben, kommen der Fall des Wechsels des Ursprungslandes einer IR-Marke und in gewisser Hinsicht auch die Übertragung der IR-Marke nur für ein Land in Betracht. Im erstgenannten Fall wird gemäß Art. 9 b i s des erwähnten Madrider Markenabkommens die in dem neuen Heimatland geschützte IR-Marke an den Nachfolger übertragen und unter Erhaltung der von ihr begründeten Priorität durch die neue nationale Registrierung ersetzt. Dabei wird die IR-Marke an die neue Heimatmarke verankert, und zwar unter Zurücklassung einer bis zur Erneuerungsregistrierung verbleibenden Lücke im ehemaligen Ursprungsland, wo zunächst nur das frühere Heimatzeichen als nationale Marke besteht. In dem zweiten Falle tritt gemäß Art. 7 b i s II der AVO zum Madrider Markenabkommen in der Londoner Fassung vom 2. 6. 1934 (BlfPMZ 1934, 178, 208) ebenfalls die nationale Registrierung in dem neuen Land an die Stelle der bisherigen auf den Nachfolger übertragenen IR-Marke, worauf

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IX. Warenzeichenrecht

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die ersetzte internationale Registrierung insoweit gelöscht wird. In beiden Fällen ist also die Wirkung der internationalen Registrierung im neuen Heimatland durch die nationale Marke derart ersetzt, daß diese an die Stelle der internationalen Registrierung tritt. Der aus der früheren Schutzerteilung sich ergebende Schutzumfang der IR-Marke erfährt dabei keine Erweiterungen und wird als solcher auch durch einen etwa vergrößerten Schutzumfang der neuen nationalen Marke nicht berührt. Der Umstand, daß auch der Gesetzgeber von 1940 in diesem Zusammenhang lediglich bestimmt hat, daß aus der IR-Marke im Erstreckungsgebiet keine Rechte mehr unmittelbar geltend gemacht werden können, läßt erkennen, daß auch er die besagten Rechtsgrundsätze nicht antasten und einer endgültigen Regelung ohne internationale Verständigung nicht vorgreifen wollte. Aus dem Vorstehenden folgt, daß die IR-Marke X als solche in Deutschland niemals einen über die ursprüngliche Schutzerteilung hinausgehenden Schutzbereich besessen hat. Vielmehr hat lediglich das übernommene Ostmark-Zeichen bzw. nationale Zeichen Y bei der Übernahme in die Deutsche Warenzeichenrolle eine über den Schutzbereich der IR-Marke hinausgehende Fassung des Warenverzeichnisses erhalten. Es ist für den Bereich ,Deutschland' zwar an die Stelle der IR-Marke X getreten, hat aber deren Priorität lediglich für den Teil der Waren übernommen, für die der IRMarke seinerzeit in Deutschland Schutz erteilt worden war. Auch daraus ergibt sich die Unhaltbarkeit der von der Beschwf. vertretenen Auffassung, daß während der Zeit, in der die VO vom 18. 1. 1940 in Kraft gewesen sei, die überschießenden Waren des übernommenen Ostmark-Zeichens Y der IR-Marke X auch mit Wirkung für das Gebiet der Bundesrepublik endgültig zugewachsen seien. Nachdem die durch die VO vom 18. 1. 1940 getroffenen Maßnahmen in erheblichem Umfange bereits infolge des Zusammenbruchs des Dritten Reiches und der sich daraus ergebenden Veränderung der staatsrechtlichen Lage gegenstandslos geworden waren, sind sie auch rechtlich durch Nachfolgegesetze Österreichs und der Bundesrepublik neu geregelt worden. Aus der Aufhebung der VO vom 18. 1. 1940 durch § 29 I Ziffer 2 des 3. überleitungsG vom 3. 10. 1951 ergibt sich zwar, daß nunmehr aus der IR-Marke X auch im Gebiet der Bundesrepublik unmittelbar wieder Rechte hergeleitet werden können (vgl. die amtliche Bergründung zu § 14 des 3. ÜberleitungsG, BlfPMZ 1951, 334 linke Spalte), aber nach der Sach- und Rechtslage nur im Umfang der ursprünglichen Schutzerteilung. Daran vermag auch nichts zu ändern, daß auf Grund der gesetzlichen Regelung in Österreich dort wieder ein mit der alten Priorität eingetragenes Zeichen die Funktionen des Heimatzeichens ausübt und daß dieses neue Heimatzeichen nunmehr ein dem nicht aufrechterhaltenen Ostmark-Zeichen Y entsprechendes Warenverzeichnis aufweist. Der der IR-Marke X seinerzeit in Deutschland gewährte Schutzumfang kann dadurch nicht nachträglich verändert werden. Es war deshalb zu entscheiden, wie geschehen. Zu einer Kostenentscheidung bestand nach der Sach- und Rechtslage kein Anlaß."

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

Nr. 160

X. UNLAUTERER WETTBEWERB 160. Niederländische Staatsangehörige genießen in Deutschland den Schutz des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb, auch wenn sie im Inland keine Hauptniederlassung besitzen und eine Bekanntmachung über die Gegenseitigkeit nicht erfolgt ist (§28 UWG). Der Schutz ergibt sich vielmehr aus Art. 10 bis Pariser Verbandsübereinkunft, die im Verhältnis der Feindstaaten zueinander durch den Krieg nicht außer Kraft getreten ist. UWG § 28; Pariser Verbandsübereinkunft (PVÜ) Art. 10 b i s . BGH, 1. ZS, Urt. vom 16. 11. 1954 - I ZR 12/53: GRUR 57 (1955) 342; LM Nr. 24 zu § 1 UWG; Leitsatz mit Anm. von Heydt in MittDVGR 1955, 78. Die Kl., die eine bedeutende holländische Baumschule besitzt, betreibt auch die Ausfuhr von Baumschulgewächsen. Dem Bekl. gehört eine Baumschule in L. (Bundesrepublik). Im Herbst 1949 verkaufte die Kl. an den Gärtner W., der ein Gärtnereiversandgeschäft in Ludwigshafen besitzt, 63 500 Obstbäume. Der Bekl. ließ d a r a u f h i n einen Zeitungsartikel erscheinen, in dem er behauptete, daß die gelieferten Obstbäume minderwertig gewesen seien, und in dem er alle pfälzischen Obstbauern vor dem Einkauf aus dieser Quelle warnte. Die Kl. hat beantragt, den Bekl. zur Unterlassung, zum Widerruf und zur Leistung von Schadensersatz zu verurteilen. Aus den Gründen: „I. Das Berufungsgericht anerkennt zu Recht, daß der Inhaber der Kl. als niederländischer Staatsangehöriger in Deutschland den Schutz des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb genieße. Allerdings r ä u m t § 28 UWG einem Gewerbetreibenden, der im Inland keine Hauptniederlassung besitzt, den Schutz des Gesetzes nur insoweit ein, als in dem Staat, in dem sich seine Hauptniederlassung befindet, nach einer im Reichs- bzw. Bundesgesetzblatt enthaltenen Bekanntmachung deutsche Gewerbetreibende einen entsprechenden Schutz genießen. Eine solche Bekanntmachung hat hinsichtlich der Niederlande nicht stattgefunden. § 28 UWG greift aber, wie das Berufungsgericht unter Hinweis auf Baumbach-Hefermehl (Wettbewerbs- und Warenzeichenrecht [1951] 364) und Callmann (Der unlautere Wettbewerb [1929] 448) zutreffend ausgeführt hat, n u r dann Platz, wenn sich aus Staatsverträgen nichts anderes ergibt. Die Niederlande und Deutschland sind Mitglieder der PVÜ (Unionsvertrag) vom 20. 3. 1883 zum Schutze des gewerblichen Eigentums in der Londoner Fassung vom 2. 6. 1934. Nach Art. 1 0 b i s I, II genießen die Unionsangehörigen in den einzelnen Unionsländern den Schutz gegen unlauteren Wettbewerb. Diese PVÜ ist nach der Senatsrechtsprechung (GRUR 1954, I I I 1 ) im Verhältnis der Feindstaaten zueinander durch den Krieg nicht außer Kraft getreten, der Verbandsschutz hat vielmehr während des Kriegszustandes nur de facto geruht." 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 242.

Nr. 161

X. Unlauterer Wettbewerb

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1 6 1 . Nach dem Territorialitätsprinzip gilt der Schutz des deutschen Warenzeichenrechts nicht, wenn im Ausland die dort von einem Inländer für seine Waren erworbene Verkehrsgeltung durch einen inländischen Wettbewerber verletzt wird; doch müssen alle Gewerbetreibenden, die im Inland eine Niederlassung haben, ihren Wettbewerb auch im Ausland nach den inländischen Vorschriften über den unlauteren Wettbewerb einrichten. Ansprüche aus unlauterem Wettbewerb unterliegen dem Recht des Begehungsorts; zur Anwendung des deutschen Rechts genügt es, wenn ein Teil des Wettbewerbsverstoßes - hier: Anbringung der verwechslungsfähigen Zeichen auf den zu exportierenden Waren - im Inland begangen wird. E GB GB Art. 12. BGH, 1. ZS, Urt. vom 11. 1. 1955 - I ZR 16/53: GRUR 57 (1955) 411; MDR 9 (1955) 286; LM Nr. 22 zu § 1 UWG; BB 10 (1955) 178; Betrieb 8 (1955) 213. Die Parteien befassen sich mit der Herstellung von Messerschmiedewaren, die sie u. a. im Gebiete des ehemaligen Britisch-Indien vertreiben. Für die Kl. sind in den Jahren 1896 bis 1936 eine Reihe von Warenzeichen eingetragen worden, die neben anderen Bestandteilen die Zahl 55 enthalten. Die Warenzeichen sind noch in Kraft; das Zeichen X ist im Jahre 1925 international registriert worden. Seit über 50 Jahren versieht die Kl. die von ihr auf dem früheren britisch-indischen Markt abgesetzten Schneidwaren mit diesem Warenzeichen und hat bedeutende Umsätze erzielt. Die Bekl., die die Marke „Bismarck" f ü r ihre Schneidwaren benutzt, hat Endel950 und Anfang 1951 Rasiermesser mit derBezeichnung„Bismarck 55" nach dem ehemaligen Britisch-Indien geliefert. Auf Verwarnung der Kl. hat sie sich verpflichtet, es f ü r das indische Geschäft zu unterlassen, auf Stahlwaren oder deren Verpackung oder Umhüllung die Nummern 5,50,500,555 und alle Zahlen, bei denen mehrere Fünfen aufeinanderfolgen, anzubringen. Die Kl. hat die Auffassung vertreten, durch diese Erklärung der Bekl. sei die Gefahr einer weiteren Beeinträchtigung ihrer Rechte nicht ausgeräumt. Nach dem eigenen Vorbringen der Bekl. müsse damit gerechnet werden, daß die Bekl. dazu übergehen werde, die von ihr auf dem früheren britisch-indischen Markt vertriebenen Messerschmiedewaren mit einer Zahl zu versehen, bei der die Ziffer 5 vorherrschend sei, insbesondere am Anfang stehe. Die Kl. hat demgemäß beantragt, die Bekl. zur Unterlassung und zur Auskunfterteilung zu verurteilen sowie die Schadensersatzpflicht der Bekl. festzustellen. Aus den Gründen: „Der Erwerb der Verkehrsgeltung lediglich im Auslande durch ein deutsches Unternehmen begründet allerdings nach dem in der jüngeren Rechtsprechung des RG anerkannten Territorialitätsprinzip f ü r den Schutz des WZG nicht im Inlande einen Anspruch auf Rechtsschutz aus den §§ 15, 24, 31 WZG gegen den Inländer, der Waren aus Deutschland nach dem betreffenden Ausland geliefert hat, durch die dort die Verkehrsgeltung

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

Nr. 161

der Bezeichnung des anderen verletzt wird (RG, GRUR 1937, 466 [470]; RGZ 140, 25 [28]; 150, 265 [269]). Von dieser Rechtsprechung, der der erkennende Senat beitritt, ist ersichtlich auch das Berufungsgericht ausgegangen. Es hat jedoch den ebenfalls in der jüngeren Rechtsprechung des RG im Anschluß an die Ausführungen von Nußbaum (IPR [1932] 339 f.) aufgestellten Grundsatz zur Anwendung gebracht, daß alle Gewerbetreibenden, die im Inlande eine Niederlassung haben, untereinander ihren gesamten Wettbewerb auch f ü r das Ausland nach den inländischen Vorschriften gegen den unlauteren Wettbewerb einrichten müssen (RG aaO). Der erkennende Senat hat auch diesen Grundsatz übernommen (vgl. BGHZ 14, 286 1 ). Ist danach aber die Bekl. verpflichtet, bei ihrem Wettbewerb mit der Kl. in Indien die Vorschriften des deutschen Wettbewerbsrechts zu beachten, so würde sie sich, wie das Berufungsgericht zutreffend annimmt, mit der Ausfuhr von Messerschmiedewaren, die mit Zahlen versehen sind, f ü r die in Indien Verwechslungsgefahr mit der Zahl 55 besteht, nach Indien, also mit den Handlungen, auf die sich der Hilfsantrag der Kl. bezieht, eines Verstoßes gegen die Bestimmung des § 1 UWG schuldig machen. Der Bekl. ist, sofern es zutreffen sollte, daß sie davon nicht schon durch ihre f r ü h e r e Exporttätigkeit Kenntnis erlangt hätte, jedenfalls durch den gegenwärtigen Rechtsstreit bekannt geworden, daß die Kl. in Indien f ü r die Zahl 55 Verkehrsgeltung genießt und inwieweit die Gefahr von Verwechslungen dieser Zahl mit anderen die Ziffer 5 enthaltenden Zahlen besteht. W ü r d e sie in Kenntnis dieser Umstände Messerschmiedewaren unter Verwendung von Zahlenzeichen, die danach mit der Zahl 55 verwechslungsfähig sind, nach Indien ausführen und auf dem indischen Markt anbieten, feilhalten oder vertreiben lassen, so ließe das in der Tat nur die Deutung zu, daß sie auf eine Täuschung der Abnehmer ausgehen und sich den guten Ruf der W a r e n der KI. in Indien zunutze machen wollte. Das aber müßte im Sinne des § 1 UWG als unlauter angesehen werden. Auf alle Fälle der in Rede stehenden Art k a n n allerdings deutsches Recht nur d a n n angewendet werden, wenn zum mindesten ein Teil der unlauteren Wettbewerbshandlung im Inlande begangen worden ist (BGHZ 14, 286 [291]; RGZ 150, 265 [271]; RG, GRUR 1937, 466 [470]). Denn nach den Grundsätzen des internationalen Privatrechts ist f ü r Ansprüche aus unerlaubten Handlungen, zu denen auch gegen § 1 UWG verstoßende Wettbewerbsmaßnahmen rechnen, das Recht des Ortes maßgebend, an dem sie begangen worden sind. F ü r die Anwendbarkeit des deutschen Rechts m u ß daher wenigstens ein Teil der unerlaubten Handlung - hier des Wettbewerbsverstoßes - in Deutschland verwirklicht worden sein (RGZ 140, 25 [29]). Diese Voraussetzung ist im vorliegenden Falle aber gegeben, da die Bekl. nach dem vorgetragenen Sachverhalt ihre Messer im Inlande mit ihren Zeichen versieht und auch abgesehen davon Handlungen der im Unterlassungsantrage umschriebenen Art eine im Rechtssinne zurechenbare Betätigung der Bekl. im Inlande voraussetzen (vgl. die Ausführungen in RGZ 150, 265 [270 f.]." 1

Siehe oben Nr. 154.

Nr. 162

XI. Währungs-, Devisen- und Umstellungsrecht

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XI. WÄHRUNGS-, DEVISEN- UND UMSTELLUNGSRECHT Siehe auch Nr. 18, 21, 32, 43, 65, 67, 68, 71, 74, 75, 120, 121, 186, 198

1 6 2 . Die Verurteilung eines Deviseninländers zur Leistung von Devisenwerten ist zulässig; Devisenausländer können Schadensersatzgeldforderungen jedoch nur in Deutscher Mark geltend machen (Ersatzanspruch aus Patentverletzung ). LG Mannheim, Urt. vom 18. 9. 1953 - 7 0 16/51: GRUR 57 (1955) 336. Aus den Gründen: „1. War somit die Patentverletzung erwiesen, so mußte dennoch der in erster Linie gestellte Antrag auf Zahlung von 17 300 Schweizer Franken abgewiesen werden, denn der Kl. kann seinen Schaden nur in Deutscher Mark ersetzt verlangen. Zwar ist eine Verurteilung eines Deviseninländers zur Leistung von Devisenwerten zulässig (BGH, MDR 1952, 734'). Dem geltenden Währungsund Devisenrecht ist nicht zu entnehmen, daß eine Verurteilung zur Begleichung einer Schuld in einer anderen als der gesetzlichen Landeswährung verboten sei. Es gehen allerdings Rechtsauffassungen dahin, deutsche Gerichte könnten mit Rücksicht auf die Eigenschaft der Deutschen Mark als einer reinen Binnenwährung lediglich in deutscher Währung verurteilen (OLG Düsseldorf, MDR 1950, 296 2 ). Die Deutsche Mark ist aber keine Binnenwährung. Dies kann auch nicht aus dem MRG Nr. 53 gefolgert werden, wie es in jenen Auffassungen vertreten wird. Der BGH und die heute herrschende Meinung (Truckenbrodt, MDR 1951, 83) hat deshalb die Zulässigkeit der Verurteilung eines Inländers in ausländischer Währung bejaht. Der Kl. hat die f ü r eine Verurteilung zur Leistung von Devisenwerten erforderliche Genehmigung beigebracht. Sie lautet zwar auf Deutsche Mark, sie ist jedoch, da der Bekl. seine Schuld nur in deutscher Währung begleichen kann (Kühne, Handbuch des Devisenrechts I 102), für eine Verurteilung zur Leistung von Schweizer Franken als ausreichend anzusehen. Auch eine ausdrücklich auf Schweizer Franken lautende Genehmigung würde zum gleichen Ergebnis führen, da auch in diesem Falle sich der Bekl. lediglich durch DM-Zahlungen von seiner Schuld befreien könnte. Trotz der Zulässigkeit einer Verurteilung des Bekl. zu Schweizer Franken mußte die dahingehende Klage abgewiesen werden, da der Schadensersatzanspruch nicht in schweizerischer Währung entstanden ist. Gemäß § 47 II PatG ist der Verletzer zum Ersatz des aus seiner Handlungsweise entstehenden Schadens verpflichtet. Da bei einer Patentverletzung regelmäßig ein Naturalersatz nicht möglich ist, hat der zum Schadensersatz Verpflichtete den Schaden in Geld gutzumachen (§ 251 BGB). Unter ,Geld' in dieser Bestimmung ist aber nur inländisches Geld zu verstehen, denn in § 251 BGB kommt lediglich der engere Begriff des Geldes im Sinne des gesetzlichen Zahlungsmittels in Betracht. Es besteht zwar Streit darüber, ob als Geld im Rechtssinne nur dasjenige 1

Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 213 b.

2

Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 337.

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

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zu bezeichnen ist, zu dessen Annahme als Erfüllung der Gläubiger kraft staatlichen Rechtssatzes verpflichtet ist - das gesetzliche Zahlungsmittel oder auch dasjenige, was im Verkehr tatsächlich als ordentliches Zahlungsmittel angesehen und ohne gesetzlichen Zwang angenommen zu werden pflegt - usuelles oder Verkehrsgeld. Tatsächlich erfüllen im Rechtsverkehr die Funktion des Geldes mehrfach auch solche Gegenstände, die nicht gesetzliche Zahlungsmittel sind, in der Weise, daß sie unbeanstandet angenommen werden und ihre Leistung als rechtliche Erfüllung der Geldschuld gilt. Das ist namentlich der Fall bei ausländischem Währungsgeld. Dieser weitere Begriff liegt vielfach den Vorschriften des BGB (§§ 244 I, 270, 935) insoweit zugrunde, als es sich nicht um die Annahmepflicht des Gläubigers handelt. Sobald aber die Frage auftaucht, durch welche Leistung der Schuldner einer Geldschuld berechtigt ist, sich zu befreien, und welche Leistung als Erfüllung der Gläubiger anzunehmen verpflichtet ist, kommt der engere Begriff des Geldes in Betracht (RGRKomm. Anm. 1 zu § 244). Die Verpflichtung des Bekl. zur Zahlung eines Geldbetrags ergibt sich aus § 47 II PatG in Verbindung mit §§ 249, 251 BGB. Der Verletzer kann danach den Schaden durch eine Geldleistung gutmachen. Der zum Schadensersatz Verpflichtete kommt also durch Zahlung eines bestimmten Geldbetrags seiner primären Verpflichtung, den Berechtigten in natura zu entschädigen, wirksam nach. Daraus ergibt sich, daß die vom Gesetz als wirksame Leistung anerkannte Geldzahlung vom Gläubiger als Erfüllung anzunehmen ist. Da demnach in § 251 BGB der engere Begriff des Geldes zu verstehen ist, kann sich der Bekl. lediglich durch Zahlung inländischen Währungsgeldes als dem gesetzlichen Zahlungsmittel wirksam von seiner Verpflichtung befreien. Dieses Ergebnis steht auch im Einklang mit der Rechtsprechung des RG (Warneyer Rspr. 24 Nr. 60), die erneut vom OLG Hamburg (HEZ 2, 252) 3 bestätigt wurde. Nach ihr ist ein Schadensersatzanspruch grundsätzlich in deutscher Währung gutzumachen, wenn ein deutsches Schiff in deutschen Gewässern einen Zusammenstoß verursacht und dabei ein ausländisches Schiff beschädigt hat. Wenn diese Rechtsprechung sich auch nur auf Schiffsunfälle bezog, so wird sie doch allgemein auf Schadensfälle anzuwenden sein, bei denen ein Ausländer von einem Inländer im Inlande im Sinne der §§ 823 ff. BGB geschädigt wird. Der Kl. trug vor, ihm sei ein Schaden in Schweizer Franken erwachsen, da er den vom Bekl. zu leistenden Ersatz nach dem berechne, was ihm an Lizenzgebühren entgangen sei. Als redlicher Lizenznehmer hätte der Bekl. Lizenzgebühren in Schweizer Franken zahlen müssen. . . Mag dem Kl. tatsächlich der genannte Betrag entgangen, ihm also ein Schaden in Höhe von 17 300 Schweizer Franken entstanden sein, so bildet dieser Betrag aber lediglich einen Rechnungsfaktor zur Feststellung des geschuldeten Markbetrags (Warneyer Rspr. 24 Nr. 60). 3

Siehe IPRspr. 1945-1949 Nr. 10 a.

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XL Währungs-, Devisen- und Umstellungsrecht

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Der Rechtsgedanke, daß nach § 251 BGB ein Schaden nur in deutscher Währung gutzumachen sei, liegt auch dem Urteil eines vom BGH entschiedenen Schiffsunfalls zugrunde (BGHZ 3, 321 4 ). Der BGH nahm zwar nicht besonders zu der hier interessierenden Frage Stellung, jedoch setzte er als selbstverständlich voraus, daß ein Schaden, zu dessen Behebung ausländisches Geld verwendet werden mußte, nur mit inländischen Zahlungsmitteln, d. h. mit Deutscher Mark zu ersetzen sei." 1 6 3 . Bei Fehlen einer Rechtswahl durch die Parteien beurteilt sich ein Vertrag (hier: ein Darlehensvertrag) nach dem Recht, in dem er seinen Schwerpunkt hat. Anwendbar ist auch das Devisenrecht des Vertragsstatuts. Die Bundesrepublik und die Republik Österreich sind dem Abkommen von Bretton Woods beigetreten. Zum Begriff des „Devisenkontrakts". Der Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung beurteilt sich nach dem Recht, das den Vermögensübergang selbst beherrscht; die Rückforderung nicht geschuldeter Leistungen unterliegt damit dem Recht des Leistungsgeschäfts. Nach welchem Recht beurteilt sich die Ubereignung (hier: von 1000 Dollar)? Zum österreichischen Recht der ungerechtfertigten Bereicherung bei verbotenen Leistungen. Schleswig-Holsteinisches OLG, 3. ZS, Urt. vom 1. 4. 1954 - 3 U 7/53: JblntR 5 (1955) 113 mit Anm. von Bülck; IntLR 1955, 725. Die Parteien sind österreichische Staatsangehörige. Sie schlössen am 1. 5. 1949 in Wien einen Vertrag, nach dem der Kl. sich mit 30 000 Schilling an einem Geschäft des Bekl. und des Heinrich K. beteiligte. K. und der Bekl. wollten in der öffentlichen Spielbank in San Remo ein System im Roulettespiel erproben, von dem sie sich großen Gewinn versprachen. Der Kl. sollte am Gewinn mit 30 °/o teilnehmen. Als Mindestgewinn sicherte der Bekl. und K. ihm ohne Rücksicht auf etwa eintretende Verluste 9000 Schilling monatlich zu. Ferner sollte der Kl. verschiedene Pfänder, zwei Gewerbescheine und einen Blankowechsel erhalten, um sich aus diesen Gegenständen nach Fälligkeit seines RückZahlungsanspruchs, spätestens 90 Tage nach Empfang des Betrages durch den Bekl. und K., zu befriedigen. Das Kapital und den Gewinn sollten der Bekl. und K. zu Händen des Kl. oder seines Bevollmächtigten, Rechtsanwalt Dr. S. in Wien, oder bei einer besonderen Zahlstelle, die der Kl. in der Schweiz und in Italien zu benennen hatte, zahlen. Der Kl. zahlte an K. und den Bekl. als Gegenwert f ü r 30 000 Schilling 1000 US-Dollar, worüber diese unter dem 7. 5. 1949 quittierten. Der Bekl. und K. dagegen haben an den Kl. bisher nichts gezahlt. Der Bekl. reiste von Wien nach Travemünde, betätigte sich bei der dortigen Spielbank und war dort zuletzt technischer Oberspielleiter. Während des Rechtsstreits verzog er nach Hamburg. Der Kl. hat beim LG Lübeck im Gerichtsstand eines Vermögensgegenstandes des Bekl., der, wie der Bekl. nicht bestreitet, bei Klageerhebung aus 4

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 30.

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

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d e m V e r t r a g s v e r h ä l t n i s mit der Kasinobetriebsgesellschaft einen A n s p r u c h auf eine A b f i n d u n g hatte, Klage e r h o b e n . Mit G e n e h m i g u n g der L a n d e s z e n t r a l b a n k Schleswig-Holstein, Devisenabteilung, h a t der Kl. b e a n t r a g t , den Bekl. zur Z a h l u n g zu verurteilen. Das LG h a t die Klage abgewiesen. Aus d e n G r ü n d e n : „Die B e r u f u n g k o n n t e keinen E r f o l g h a b e n . Der K l a g a n s p r u c h läßt sich nicht, wie der Kl. es . . . versucht, a u s d e m zwischen d e n P a r t e i e n geschlossenen D a r l e h e n s v e r t r a g herleiten, weil dieser nach § § 3 Ziffer 1, 22 des österreichischen Devisengesetzes v o m 25. 7. 1946 österreichisches BGBl. 320 ff. - nichtig ist. Auf d e n D a r l e h e n s v e r t r a g ist österreichisches Recht a n z u w e n d e n . D e n n in diesem h a t d a s Rechtsverhältnis der P a r t e i e n seinen S c h w e r p u n k t , w o r auf es b e i m F e h l e n a b w e i c h e n d e r A b r e d e n entscheidend a n k o m m t (M. Wolff, Das I P R D e u t s c h l a n d s [1949] 117 ff., 121 f.). I m einzelnen b e s t a n d e n f o l g e n d e Beziehungen z u m österreichischen Rechtskreis: Die V e r t r a g s p a r teien w a r e n bei Vertragsschluß sämtlich österreichische Staatsangehörige. Sie schlössen d e n V e r t r a g in W i e n . I n Österreich w o h n t e n auch j e d e n f a l l s die D a r l e h e n s n e h m e r . Nach der eigenen Aussage des Kl. vor d e m LG w u r d e der Geldbetrag d e m Bekl. u n d K. in W i e n ü b e r g e b e n . I n Österreich b e f i n d e n sich sämtliche Sicherheiten f ü r die E r f ü l l u n g des Vertrages. I n W i e n ü b e r gab der Bekl. auch d e n Blankowechsel d e m Anwalt des Kl. Die F a m i l i e n der V e r t r a g s p a r t e i e n w o h n t e n in W i e n u n d B a d e n bei W i e n . Sie blieben auch in Österreich, als der Bekl. u n d K. mit d e m Gelde nach S a n R e m o f u h ren. D e r Kl. sollte nach seinem Schreiben a n K. v o m 11.5. 1949 die F a m i l i e n in Österreich u n t e r s t ü t z e n . D e r D a r l e h e n s b e t r a g ist in österreichischer W ä h r u n g bezeichnet, w e n n der Kl. i h n auch unstreitig in a m e r i k a n i s c h e n Dollars tatsächlich gezahlt hat. Soweit das Schreiben des Bekl. u n d des K. v o m 1. 5. 1949 von Orten ,in der Schweiz oder in Italien' spricht, kennzeichnet es diese lediglich als ,Zahlstellen', nicht als E r f ü l l u n g s o r t e . D e r Bekl. u n d K. e r k l ä r ten weiter, auf den W u c h e r e i n w a n d zu verzichten, u n d n a h m e n hierbei auf die einschlägige Vorschrift des österreichischen Rechts, nämlich § 879 Ziff e r 4 ABGB, Bezug. Zu d e m h i e r n a c h a n z u w e n d e n d e n österreichischen Recht g e h ö r t auch d a s österreichische Devisenrecht. Die Frage, ob bei sonst gebotener A n w e n d u n g a u s l ä n d i s c h e n Rechts auch die ausländischen devisenrechtlichen Vorschriften zu berücksichtigen sind, ist allerdings im S c h r i f t t u m nicht u n b e s t r i t t e n . I n s b e s o n d e r e ist geltend gemacht w o r d e n , d a s Devisenrecht sei öffentliches Recht u n d d e s h a l b v o n der A n w e n d u n g im Ausland grundsätzlich ausgeschlossen (so f ü r d a s deutsche Recht RGZ 156, 158 ff., b e s o n d e r s 160; Blau, Devisenrecht u n d Privatrecht, J h e r i n g s J a h r b ü c h e r 83 [1933] 201 ff.; Hartenstein, K o m m e n t a r z u m Devisengesetz [1935] 278; Dietrich, D J 1934, 1638). Diese Ansicht ist indessen u n z u t r e f f e n d . Das Devisenrecht ist keineswegs ausschließlich öffentliches Recht. Gerade die B e s t i m m u n g e n ü b e r die bürgerlich-rechtliche U n w i r k s a m k e i t nicht g e n e h m i g t e r Geschäfte g e h ö r e n d e n b ü r g e r l i c h e n Rechten an. Sie sind, da die G e n e h m i g u n g n u r die A u f h e -

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XI. Währungs-, Devisen- und Umstellungsrecht

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b u n g des regelmäßig geltenden gesetzlichen Verbots f ü r ein bestimmtes Geschäft darstellt, n u r ein Sonderfall des allgemeineren Satzes, der die Nichtigkeit gesetzlich verbotener Geschäfte vorschreibt. Weiter wird ausgeführt, das Devisenrecht sei an das Staatsgebiet gebunden und deshalb von der Anwendung im Ausland ausgeschlossen (RGZ 108, 241; RG, J W 1926, 2002). Diese Ansicht ist aber ebenfalls abzulehnen. W e n n auch das Devisenrecht eines Staates auf dessen Gebiet ausschließliche Geltung beansprucht, so folgt daraus doch keineswegs seine Unanwendbarkeit im Ausland (vgl. Nußbaum, Deutsches IPR [1932] 71, 72). Häufig ist die Nichtanwendung ausländischen Devisenrechts auch mit dem Grundsatz des ordre public, wie er im Art. 30 EGBGB zum Ausdruck kommt, begründet worden. Man hat geltend gemacht, die zum Schutz der fremden W ä h r u n g erlassenen Devisengesetze f ü h r t e n zu Eingriffen in wohlerworbene Gläubigerrechte und seien deshalb mit der inländischen Rechtsauffassung unvereinbar (W. Mayer, Die Valutaschuld nach deutschem Recht [1934] 98; M. Wolff aaO 59). Diese Ansicht hat jedoch seit dem Kriege in zunehmendem Maße der entgegengesetzten Beurteilung weichen müssen. Nachdem fast alle Staaten zur Devisenbewirtschaftung übergegangen sind, hat sich die Überzeugung durchgesetzt, daß bei der gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Lage staatliche Beschränkungen des Devisenverkehrs unvermeidlich sind. Demgemäß haben nach und nach über 50 Staaten das Abkommen von Bretton Woods aus dem J a h r e 1944 ratifiziert. Auch die Bundesrepublik und Österreich sind dem Abkommen beigetreten (vgl. Bekanntmachung über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zu dem Abkommen über den Internationalen Währungsfonds vom 26. 8. 1952 BGBl. II 728 - und Österreichisches BGBl. Nr. 109/1949). Art. 8 I I b Satz 1 dieses Abkommens lautet in der amtlichen deutschen Übersetzung: ,Aus Devisenkontrakten, die die W ä h r u n g eines Mitglieds berühren und die in Gegensatz stehen zu den von dem Mitglied in Übereinstimmung mit diesem Abkommen aufrechterhaltenen oder eingeführten Devisenkontrollbestimmungen, kann in den Gebieten der Mitglieder nicht geklagt werden.' Dementsprechend haben die Mitgliedsstaaten sich im Art. 8 II b Satz 2 verpflichtet, ,zum Zweck der wirksamen Gestaltung der Devisenbestimmungen des einen oder anderen Mitgliedes zusammenzuarbeiten, vorausgesetzt, daß die getroffenen Maßnahmen und Bestimmungen diesem Abkommen entsprechen.' Allerdings hat die Rechtsprechung sich gegenüber dem Art. 8 des Abkommens von Bretton Woods bisher zurückgehalten (vgl. Entscheidung des OLG Wien vom 29. 6. 1949, österreichische Juristenzeitung 1949, Evidenzblatt Nr. 564; Mann, JZ 1953, 386). Gleichwohl ist nicht ersichtlich, weshalb der Art. 8 des Abkommens die deutschen Gerichte nicht verpflichten sollte, die österreichischen Devisenvorschriften auf Fälle wie den vorliegenden anzuwenden. Unzweifelhaft ist der Darlehensvertrag ein Vertrag im Sinne des Art. 8 des Bretton-Wood-Abkommens. E r ist auch ein ,Devisenkontrakt' gemäß dieser Bestimmung. Denn Devisenkontrakte sind Verträge, die den Devisenbestand eines Mitgliedsstaates, gleich in welcher Form, beeinträchtigen (Mann, JZ 1953, 444). Diese Auslegung entspricht allein den Zielen der Devisenbewirtschaftung. Jedenfalls aber k a n n mit Rücksicht auf 30

Intern. P r i v a t r e c h t 1954 und 1955

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

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die eigene deutsche Devisengesetzgebung die Anwendung des österreichischen Rechts in seiner Gesamtheit, d. h. einschließlich der die bürgerlichrechtlichen Wirkungen von Verstößen gegen die Devisenvorschriften behandelnden Devisenbestimmungen, nicht unter Berufung auf den deutschen ordre public abgelehnt werden. Art. 30 EGBGB greift auch nur ein, wo das in Betracht kommende Geschäft (R. Neumann, Devisenrecht und IPR [1938] 57) innerdeutsche Interessen berührt, was hier nicht der Fall ist. Nach den mithin maßgebenden §§ 3 Ziffer 1, 22 des österreichischen Devisengesetzes ist der auf eine Verfügung über ausländische Zahlungsmittel gerichtete Darlehensvertrag nichtig und daher ungeeignet, den eingeklagten Anspruch auf Rückzahlung des Darlehensbetrages zu begründen. Der Klaganspruch ist auch nicht aus ungerechtfertigter Bereicherung begründet. Auch insoweit ist auf das Rechtsverhältnis österreichisches Recht anzuwenden. Der Bereicherungsanspruch schließt sich an den Rechtsübergang an, den er wirtschaftlich einschränkt. Deshalb ist es angemessen, ihn dem Recht zu unterwerfen, nach dem jene Vermögensverschiebung selbst sich beurteilt. Für die Rückforderung nicht geschuldeter Leistungen ist daher das Recht des Leistungsgeschäfts selbst maßgebend (M. Woljf aaO 144). Für dieses, nämlich die Übereignung der 1000 Dollar, bei denen von einer festen örtlichen ,Lage', die das maßgebende Recht bestimmen könnte, nicht die Rede sein kann, kommt es beim Fehlen einer abweichenden Abrede wiederum auf den Schwerpunkt nach den Umständen des einzelnen Falles an (M. Wolff aaO 148). Dieser liegt, wie bereits ausgeführt wurde, hier im österreichischen Rechtsgebiet. Nach dem hiernach maßgebenden österreichischen Bereicherungsrecht entscheidet der Zweck des Verbotsgesetzes die Frage, ob das Geleistete zurückzugeben ist. Soweit der Anspruch auf Rückgabe dem Zweck des Verbotsgesetzes dient, ist er regelmäßig begründet. Ausdrücklich angeordnet ist die Rückgabe freilich nur in § 1174 I Satz 3 ABGB. Nach dem allgemeinen Grundsatz ist indessen auch derjenige, der unerlaubt Waren oder Devisen erwirbt, wenn nicht Verfall eintritt, verpflichtet, das Empfangene demjenigen, der zum Besitz befugt ist, zurückzugeben (Wilburg bei Klang, Kommentar zum ABGB V [1952] Art. 1174 S. 465). Die Vorschrift des § 1174 I Satz 1 ABGB, der die Rückforderung des zu einem unerlaubten Zweck Geleisteten ausschließt, ist bei einem verbotenen Devisengeschäft unanwendbar, weil sie sich nur auf entgeltliche Verträge über Handlungen und nicht auf Sachleistungen bezieht (Ehrenzweig, System des österreichischen allgemeinen Privatrechts [1928] II Heft 1, 745; Wilburg bei Klang aaO 477 ff.). Die Rückforderung des im Zuge eines verbotenen Devisengeschäftes Geleisteten ist aber ausgeschlossen, wenn der Verbotszweck nicht mehr erreichbar ist, weil es nicht mehr möglich ist, der österreichischen Wirtschaft die ihr rechtswidrig entzogenen ausländischen Zahlungsmittel wieder zuzuführen. Dann ist die österreichische Rechtsordnung an einer Rückvergütung an den Leistenden, der das österreichische Gesetz mißachtet hat, nicht interessiert (Wilburg bei Klang aaO 465; Wahle, Österreichische Richterzeitung 1933, 250 ff.). So liegen die Dinge hier. Die iibergebenen 1000 Dollar befinden sich nach dem vom Kl. nicht bestrittenen

Nr. 164

X I . W ä h r u n g s - , Devisen- und Umstellungsrecht

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Vortrag des Bekl. nicht mehr in dessen Besitz (vgl. gerade zu einem solchen Fall Wahle aaO 251). Da hiernach das LG die Klage mit Recht abgewiesen hat, war die Berufung zurückzuweisen." 1 6 4 . Nach welchem Recht beurteilt sich das Zustandekommen eines Vertrages und die Bedeutung des Stillschweigens einer Partei auf ein Bestätigungsschreiben? Eine Gerichtsstandsvereinbarung ist als Prozeßhandlung auch wirksam, wenn der Hauptvertrag nichtig ist. Eine Klage verliert nicht deshalb das Rechtsschutzbedürfnis, weil das erstrebte Urteil am Sitz des Beklagten nicht vollstreckt würde. Belgien ist dem Abkommen von Bretton Woods beigetreten. Zur Bedeutung des Wortes „unenforceable". LG Hamburg, Urt. vom 28. 12. 1954 - 62 O 84/54: IntLR 1955, 730; International Monetary Fund Staff Papers V (1956/57) 297; Anm. von Wabnitz in B B 10 (1955) 586. Der in Belgien wohnhafte Bekl. richtete durch Schreiben vom 3. 6. 1953 an die Hamburger Maklerfirma N. ein Kaufangebot, um durch deren Vermittlung einen Kaufvertrag abzuschließen. Das Kaufangebot lautete über ca. 500 tons Ammoniaksulfat. In der Kaufofferte war der Vorbehalt aufgenommen, daß der Bekl. die Einfuhrgenehmigung erhalte. Die anderen Bedingungen des Vertrages sollten nach dem Inhalt des Schreibens am 4. 6. 1953 endgültig festgelegt werden. Die Maklerfirma trat zwecks Abschlusses eines Kaufvertrages des bezeichneten Inhaltes mit der Kl. in Verbindung. Die Maklerfirma stellte am 8. 6. 1953 einen Schlußschein aus und übersandte ihn den Parteien. Danach verkaufte die Kl. an den Bekl. ca. 500 tons synthetisches Ammoniaksulfat zum Preise von . . . US-Dollar, netto Kasse gegen Verladedokumente im belgisch-westdeutschen Clearing, umgerechnet zum amtlichen Umrechnungskurs. Die Schlußnote enthielt nicht den Vorbehalt der Erteilung der Einfuhrgenehmigung. Die Kl. übersandte ihre Verkaufsbestätigung an den Bekl. Die Verkaufsbestätigung weist außer den im Schlußschein enthaltenen Vertragsbedingungen den Zusatz „Leuna Ware" auf. Die „Allgemeinen Verkaufs-, Lieferungs- und Zahlungsbedingungen", die sich auf der Rückseite der Verkaufsbestätigung befinden und auf die in der Verkaufsbestätigung Bezug genommen ist, enthalten in Ziffer 12 II die Bestimmung, daß Erfüllungsort für die dem Kl. obliegenden Verpflichtungen Hamburg ist. Nach Absatz 3 der gleichen Ziffer ist Gerichtsstand Hamburg. Der Bekl. antwortete der Kl. nicht auf das am 12. 6. 1953 erhaltene Bestätigungsschreiben. Später teilte er ihr mit, daß er die Ware nicht abnehmen könne, da er für Ostzonenware keine Einfuhrgenehmigung erhalte. Die Kl. fordert nunmehr in Höhe des ihr entgangenen Gewinns, den sie auf Grund ihres Eindeckungskaufes vom 9. 6. 1953 berechnet, Schadensersatz wegen Nichterfüllung. 30 *

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Nr. 164

Aus den Gründen: „Der Abschluß eines Kaufvertrages mit Gerichtsstandsabrede folgt unter Anwendung deutschen Rechtes daraus, daß der Bekl. dem Bestätigungsschreiben der KI. vom 10. 6. 1953 nicht widersprochen hat. Die Anwendbarkeit deutschen Rechts folgt daraus, daß sich aus dem Vortrag der Kl. die Vereinbarung der ausschließlichen Anwendung deutschen Rechts ergibt. Denn f ü r die Ermittlung der anzuwendenden Rechtsordnung genügt die von einer Partei aufgestellte Behauptung des Abschlusses einer Vereinbarung über das anzuwendende Recht (Ficker, Rvgl. Hdwb. IV 383). Sonst wäre nämlich die Ermittlung der anzuwendenden Rechtsordnung unmöglich, weil erst nach Feststellung der einschlägigen Rechtsordnung die Frage geprüft werden könnte, ob eine Vereinbarung vorliegt. Eine Unbilligkeit könnte f ü r die andere ausländische Partei allerdings dann eintreten, wenn - wie hier - nach dem anwendbaren deutschen Recht über das Zustandekommen eines Kaufvertrages nebst Gerichtsstandsvereinbarung der inländische Handelsbrauch entscheidet, daß Schweigen auf ein Betätigungsschreiben als Zustimmung - also wie eine Willenserklärung - gewertet wird. Denn möglicherweise kann der ausländischen Vertragspartei - hier dem Bekl. - die Kenntnis eines solchen inländischen Handelsbrauches nicht zugemutet werden. Aber diesem Einwand kann bei grundsätzlicher Maßgeblichkeit des Vertragsstatuts durch Mitberücksichtigung des Wohnsitzrechtes nach dem Grundsatz von Treu und Glauben sowie der Zumutbarkeit Rechnung getragen werden (Raape, I P R 3 303). Die Behauptung einer Vereinbarung der Anwendbarkeit deutschen Rechts ergibt sich hier aus dem Vortrag der Kl., ihre Allgemeinen Lieferungsbedingungen, auf die im Bestätigungsschreiben Bezug genommen ist, seien Vertragsbestandteil geworden. Diese Allgemeinen Lieferungsbedingungen gehen nämlich, insofern sie bewußt Abweichungen vom geltenden deutschen Recht enthalten, von dessen grundsätzlicher Geltung aus. Es kommt noch hinzu, daß Ziffer 12 der Allgemeinen Lieferungsbedingungen Hamburg nicht nur als einheitlichen Gerichtsstand für beide Parteien, sondern auch unabhängig vom tatsächlichen Leistungsort als einheitlichen Erfüllungsort bezeichnet (RGZ 58, 367; 81, 275; RG, J W 1928, 1196; Wolff, Das IPR Deutschlands 3 141). Nach deutschem Recht ist zwischen den Parteien ein Kaufvertrag über 500 tons schwefelsaures Ammoniak durch das Schweigen des Bekl. auf das Bestätigungsschreiben der Kl. vom 10. 6. 1953 zustande gekommen, und zwar selbst dann, wenn bis dahin wegen Dissenses ein Vertragsschluß nicht erfolgt sein sollte. Denn es ist anerkannten Rechtes, daß durch Schweigen auf ein Bestätigungsschreiben auch dann ein Vertrag zustande kommt, wenn nur Vertragsverhandlungen voraufgegangen sind (RGZ 88, 380; Heinichen, RGRKomm. HGB § 372 Anm. 38). Für eine Mitberücksichtigung belgischen Rechtes nach dem Grundsatz von Treu und Glauben und der Zumutbarkeit ist dabei kein Raum.

Nr. 164

XI. Währungs-, Devisen- und Umstellungsrecht

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Es war nämlich dem Bekl. als ausländischem Kaufmann durchaus zumutbar, die Bedeutung des Bestätigungsschreibens zu erfassen und, falls er dessen Inhalt nicht gegen sich gelten lassen wollte, unverzüglich zu widersprechen [wird ausgeführt], Inhalt des Kaufvertrages ist auch die Gerichtsstandsvereinbarung der Ziffer 12 III der ,Allgemeinen Verkaufs-, Lieferungs- und Zahlungsbedingungen' der Kl. geworden, weil auf sie im Bestätigungsschreiben Bezug genommen worden ist. Die Gerichtsstandsvereinbarung ist auch als Prozeßhandlung (RGZ 159, 255; Stein-Jonas-Schönke, ZPO 18 § 38 Bern. II 1 c; Baumbach, ZPO 22 § 38 Anm. 2) unabhängig von der Wirksamkeit des sachlich-rechtlichen Vertrages. Denn hier wurde die Zuständigkeitsvereinbarung für den Fall getroffen, daß hinsichtlich des zustandegekommenen Kaufvertrages Streitigkeiten unter den Parteien entstehen würden, und zwar auch über die Rechtswirksamkeit des sachlich-rechtlichen Vertrages (RGZ 87, 9 f.; Riezler, Internationales Zivilprozeßrecht 307). Die Klage ist auch zulässig. Das Rechtsschutzbedürfnis kann nicht deshalb verneint werden, weil das deutsche Urteil in Belgien mangels Verbürgung der Gegenseitigkeit nicht anerkannt wird (Stein-Jonas-Schönke aaO § 328 Anm. VIII E 6). Denn es ist denkbar, daß der im Inland verklagte Ausländer hier Vermögenswerte besitzt oder erwirbt, in die vollstreckt werden kann (RG, JW 1926, 1336). Die Klage ist aber unbegründet. Die Geltendmachung eines auf das positive Interesse gerichteten Schadensersatzanspruches wird durch Art. VIII Abschnitt 2 (b) des Bretton Woods Agreement (Abkommen über den internationalen Währungsfonds) ausgeschlossen, dessen Mitglieder Deutschland und Belgien sind (BGBl. 1952 II 637 ff. [659]). Diese Bestimmung lautet: ,Exchange contracts which involve the currency of any member and which are contrary to the exchange control regulations of that member maintained or imposed consistently with this Agreement shall be unenforceable in the territories of any member.' Die Voraussetzungen dieser Vorschrift liegen vor. Es handelt sich bei dem vorliegenden Kaufvertrag um einen Vertrag, der im Falle der Erfüllung den Devisenbestand oder die Währung eines Mitgliedsstaates - nämlich Belgiens - berührt. Der Devisenkontrakt steht auch, wie aus der Nichterteilung der Einfuhrgenehmigung ersichtlich ist, im Gegensatz zu den von Belgien in Kraft gesetzten Devisenkontrollbestimmungen. Dagegen kann nicht eingewandt werden, daß hier die Zahlung des Kaufpreises im deutsch-belgischen Clearing erfolgen sollte. Denn wenn die Einfuhrgenehmigung nicht erteilt würde, so sollte damit gerade die Verrechnung im deutsch-belgischen Clearing ausgeschlossen werden, um - dem Sinn gemäß Art. VIII Abschnitt 2 (b) entsprechend - eine zweckmäßige staatliche Devisenbewirtschaftung zu ermöglichen. Die belgischen Devisenkontrollbestimmungen sind in Übereinstimmung mit dem Bretton Woods Agreement aufrechterhalten worden. In dieser Hin-

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Nr. 164a

sieht genügt es, wenn das Bestehen der hier eingreifenden belgischen Devisenkontrollbestimmungen und ihr Gesamtcharakter vom Internationalen Währungsfonds sanktioniert ist (Mann, JZ 1953, 444). Das ist aber angesichts des Bestehens von gleichartigen Devisenbestimmungen in fast allen Staaten zu bejahen. Liegt somit der Tatbestand des Art. V I I I Abschnitt 2 (b) vor, so ist der zwischen den Parteien abgeschlossene Kaufvertrag unwirksam. Das folgt aus dem Wort ,unenforceable'. Zwar hat das Wort im angloamerikanischen Recht eine besondere rechtstechnische Bedeutung. Danach bezieht sich das Wort auf Verträge, die gültig sind, denen aber der Schuldner die Einrede entgegensetzen kann, daß sie keine bindende Kraft haben (Mann aaO 445). Eine solche Auslegung kann dem Wort unenforceable aber nicht gegeben werden, da dem Abkommen über 40 Nationen, die nicht nur zum angloamerikanischen Rechtskreis gehören, beigetreten sind, und es ferner nicht dem Willen der Parteien überlassen bleiben kann, ob sie sich auf die Devisenbestimmungen, die im öffentlichen Interesse bestehen, berufen wollen (Mann aaO 445). Steht aber fest, daß ein Erfüllungsanspruch auf Grund Art. V I I I Abschnitt 2 (b) ausgeschlossen ist, so muß dasselbe auch für einen auf das positive Interesse gerichteten Schadensersatzanspruch gelten; in diesem Falle wird die Devisenlage deshalb besonders beeinträchtigt, weil zwar Devisen ausgegeben werden mußten, andererseits aber der betreffende Staat nicht einmal die Ware erlangt. Die Nichtanwendung des Art. V I I I Abschnitt 2 (b) auf einen solchen Schadensersatzanspruch würde für die Umgehung jener Bestimmung Tür und Tor öffnen. Es kann dahingestellt bleiben, ob der Bekl. die Ware im Transit-Handel hätte weiterverkaufen können, da der Vertrag ausdrücklich eine Bezahlung im belgisch-westdeutschen Clearing vorsieht; damit wurde die belgische Devisenbewirtschaftung auf jeden Fall berührt." 1 6 4 a . Ein nach MRG Nr. 53 genehmigungsbedürftiges, aber nicht genehmigtes Rechtsgeschäft ist nur dann unheilbar nichtig, wenn beide Vertragsteile in der Absicht gehandelt haben, das Gesetz zu vereiteln oder zu umgehen. Sonst ist es nur schwebend unwirksam. BGH, 5. ZS, Urt. vom 20. 5. 1955 - V ZR 93/54: W M IV B 9 (1955) 1385.

Nr. 165

XII. Zivilprozeßrecht

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XII. ZIVILPROZESSRECHT Siehe auch Nr. 1, 12, 19, 24, 25, 62, 64, 104, 164

1. Rechtsstellung v o n A u s l ä n d e r n vor deutschen Gerichten Siehe auch Nr. 63

Armenrecht Siehe auch Nr. 44 1 6 5 . Die Bestimmung des §114-11 ZPO, daß Ausländer nur dann einen Anspruch auf Bewilligung des Armenrechts haben, wenn die Gegenseitigkeit verbürgt ist, verstößt nicht gegen den allgemeinen, in Art. 3 GG verankerten Gleichheitsgrundsatz. - Z P O § 114. OLG Stuttgart, 5. ZS, Beschl. vom 5. 10. 1955 - 5 W 70/55: JZ 11 (1956) 123. Aus den Gründen: „1. Den Ausführungen der Beschwerdebegründung, daß im sozialen Staat jedermann, auch der Ausländer, einen Anspruch darauf habe, erforderlichenfalls im W e g e des Armenrechts das Gericht um Rechtsschutz anrufen zu können, vermochte der Senat nicht zu folgen. a) Wollte man die fremdenrechtlichen Bestimmungen der Z P O als durch den in Art. 3 GG verankerten Gleichheitsgrundsatz außer Kraft gesetzt betrachten, so beträfe das nicht nur § 114 II, sondern auch § 110 ZPO. Art. 3 I GG steht aber der in Rechtsprechung und Schrifttum bis jetzt unangefochtenen Anwendung der genannten fremdenrechtlichen Bestimmungen nicht entgegen (vgl. BGH, L M Nr. 1 zu § 110 Z P O 1 und die zahlreichen Entscheidungen, welche sich mit der Frage, ob die Gegenseitigkeit für die Gewährung des Armenrechts verbürgt ist, befassen; BaumbachLauterbach, ZPO 2 3 Anm. 3; Stein-Jonas-Schönke, ZPO 1 7 Anm. I I I , beide zu § 114 Z P O ) . Zum Unterschied von Art. 109 I W e i m R V (,Alle Deutschen sind vor dem Gesetz gleich'), wonach also eine Sonderbehandlung von Nichtdeutschen von vornherein zulässig war, stellt Art. 3 I GG (,Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich') den Grundsatz auf, daß Deutsche und Nichtdeutsche vor dem Gesetz gleich sind. Art. 19 I I I GG erklärt die Grundrechte in gewissem Umfang wohl für inländische, nicht aber für ausländische juristische Personen anwendbar, soweit sie ihrem Wesen nach überhaupt für juristische Personen passen. In Art. 8, 9 GG und anderen Bestimmungen sind die dort genannten Rechte nur Deutschen zugestanden. Absolute Bedeutung haben die Gleichheitsspezifikationen, welche in Art. 3 I I und I I I 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 282.

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

Nr. 165

in Verbindung mit Art. 1, 2, 4, 5 GG u. a. enthalten sind. Zu den schlechterdings vom GG verbotenen Differenzierungen gehört diejenige nach der Staatsangehörigkeit nicht (Wernicke im Bonner Kommentar Anm. II a zu Art. 3 [2]; Ipsen bei Neumann-Nipperdey-Scheuner, Die Grundrechte II 134). Die völlige Gleichstellung von In- u n d Ausländern könnte dazu f ü h ren, daß Ungleiches gleich behandelt wird; denn die Staatsangehörigkeit ist eine rechtlich erhebliche Eigenschaft einer Person u n d von großer tatsächlicher Bedeutung. Nur der Staatsangehörige ist Mitglied des Staatsvolks u n d dadurch Träger der Staatsgewalt. Als Mitglied des Staatsvolks hat der Staatsangehörige Anspruch auf besonderen Schutz im Inland u n d Ausland. Ohne Rücksicht auf die Staatsangehörigkeit k a n n ein Anspruch auf d e n Schutz desFremdstaates - soweit nicht besondere staatliche Vereinbarungen vorliegen - n u r bestehen, soweit dies allgemein der Schutz der Menschenw ü r d e gebietet. Durch finanzielle Hilfe der staatlichen Gemeinschaft einem Nichtstaatsangehörigen die P r o z e ß f ü h r u n g zu ermöglichen, k a n n f ü r die Regel nicht auf Grund allgemeiner Menschenrechte verlangt werden. Es ist in erster Linie Sache des Heimatstaates, seinen eigenen Staatsangehörigen die finanzielle Möglichkeit zu schaffen, vor den Gerichten eines f r e m d e n Staates Rechtsschutz in Anspruch zu nehmen. Dem entspricht auch die Bedeutung u n d Berechtigung des Grundsatzes der Gegenseitigkeit. Es ist d a h e r berechtigt, bei Bewilligung des Armenrechts eine Differenzierung zwischen I n l ä n d e r n u n d Ausländern v o r z u n e h m e n u n d auf die Verbürgung der Gegenseitigkeit abzustellen. Art. 3 I GG verbietet n u r eine willkürliche Andersbehandlung (v. Mangoldt, BGG, Vorb. 8 u n d Anm. 2 zu Art. 3 [S. 39 u n d 51]; Apelt, N J W 1949, 481 [482]; Ipsen aaO 150 u n d öfter). W e n n die Bundesrepublik Deutschland den in ihrem L a n d e befindlichen Ausländern das Armenrecht nicht bedingungslos, sondern n u r gewährt, w e n n die Gegenseitigkeit verbürgt ist, so ist ein ,ausreichender sachlicher Grund' f ü r diese Sonderbehandlung gegeben (vgl. BGH, JZ 1954, 152). Sie ist deshalb mit dem grundrechtlichen Gleichheitsgrundsatz zu vereinbaren (im Ergebnis ebenso Thieme, Die Rechtsstellung des Ausländers nach d e m Bonner GG, Göttinger Diss. [1951] 52, 65, 114 f. mit weiteren Nachweisungen). b) Entwicklungsgeschichtlich läßt sich aus den ausländischen, dem GG zum Vorbild dienenden Verfassungen nirgends feststellen, daß Staatsangehörige u n d F r e m d e in jeder Beziehung gleichgestellt werden. Auch die KRProkl. Nr. 3 läßt das Weiterbestehen von Sonderrechtsbestimmungen f ü r Ausländer offen. US-MRG Nr. 1 II (daß n i e m a n d wegen seiner Staatsangehörigkeit benachteiligt werden dürfe) verbot ebenfalls n u r eine als ungerecht e m p f u n d e n e Ungleichheit (inequality or injustice). c) Eine allgemeine Regel des Völkerrechts, d a ß Ausländer den I n l ä n d e r n gleichzustellen seien, gibt es nicht. Wie Thieme (aaO) mit Recht a u s f ü h r t , k a n n es nicht von den Zufälligkeiten der innerstaatlichen Rechtsordnung abhängen, welche Rechte vom Völkerrecht einem Ausländer garantiert werden. Art. 25 Satz 1 GG greift also ebenfalls nicht Platz. Die E u r o p a r a t - K o n vention zum Schutz der Menschenrechte u n d Grundfreiheiten vom 4. 11. 1950 (BGBl. II 695 ff.) gewährleistet folgerichtig auch keine völlige Gleich-

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XII. Zivilprozeßrecht

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Stellung von In- und Ausländern, sondern macht Vorbehalte zum Nachteil der Ausländer, deren politischer Tätigkeit Beschränkungen auferlegt werden. 2. Der Senat prüfte noch, ob - wie im Falle OLG Tübingen, Beschluß vom 25. 1. 1952 - dem Kl. das Armenrecht aus Billigkeitsgründen gewährt werden solle. Hierzu besteht aber kein Anlaß. Die Gerechtigkeit leidet nicht darunter, wenn der Kl. mit der Erhebung seiner Klage solange zuwartet, bis er die Geldbeträge gespart hat, die zur Finanzierung des Rechtsstreits erforderlich sind" (wird ausgeführt). 1 6 6 . Von dem Erfordernis der Verbürgung der Gegenseitigkeit ist abzusehen, wenn eine Frau, die zur Zeit der Eheschließung die deutsche Staatsangehörigkeit besessen und diese durch die Eheschließung verloren hat, das Armenrecht begehrt, um auf Aufhebung oder Nichtigerklärung der Ehe zu klagen. - Z P O § 114. OLG Hamm, 18. ZS, Beschl. vom 7. 5. 1954 - 18 W 52/54: J M B l . N R W 8 (1954) 161. Aus den Gründen: „Die Kl. hat am 15. 12. 1947 mit dem Bergmann René Ri. die Ehe geschlossen. Sie hat am 6. 3. 1954 gegen ihren Ehemann Klage erhoben mit dem Antrage, die- Ehe der Parteien gemäß § 33 des EheG aufzuheben, und zur Begründung vorgetragen: Sie habe den Bekl. als Bergmann Rudolf Re. kennengelernt und geheiratet. Er habe ihr auch immer erklärt, daß er Deutscher sei. Nachdem sie 1952 nach Frankreich ausgewandert seien, habe sie erfahren, daß der Bekl. nicht Re., sondern Ri. heiße. Schließlich habe sie 1953 auch erfahren, daß er nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitze, sondern Franzose sei und sie, die Kl., durch die Heirat die französische Staatsangehörigkeit erworben habe. Zur Durchführung der Klage hat die Kl. das Armenrecht erbeten. Durch den angefochtenen Beschluß hat ihr das LG das Armenrecht mit der Begründung verweigert, daß sie Französin sei und mit Frankreich hinsichtlich des Armenrechts die Gegenseitigkeit durch Staatsverträge nicht mehr gewährleistet sei. Die hiergegen zulässigerweise erhobene Beschwerde der Kl. ist begründet. Auch wenn die Kl. die deutsche Staatsangehörigkeit verloren haben sollte, ist ihr das Armenrecht zu gewähren. Die deutsche Gerichtsbarkeit ergibt sich in diesem Falle aus § 606 I I I Ziffer 2 ZPO, da die Kl. zur Zeit der Eheschließung deutsche Staatsangehörige war und jetzt auf Aufhebung der Ehe klagt. Zwar haben nach § 114 I I Z P O Angehörige fremder Staaten auf das Armenrecht nur insoweit Anspruch, als die Gegenseitigkeit verbürgt ist. Richtig ist auch, daß das die Gegenseitigkeit verbürgende Haager Abkommen über den Zivilprozeß vom 17. 7. 1905 durch den zweiten Weltkrieg im Verhältnis Deutschland zu Frankreich außer Kraft gesetzt und weder durch Gesetz noch, soweit bekannt, durch tatsächliche Übung wieder aufgenommen worden ist. Von der Verbürgung der Gegenseitigkeit ist aber in den

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Fällen abzusehen, in denen eine Frau zur Zeit der Eheschließung deutsche Staatsangehörige war und nunmehr auf Aufhebung oder Nichtigerklärung der Ehe klagt (vgl. Baumbach, ZPO 21 Anm. 3 B zu § 114; Stein-Jonas, ZPO 17 Anm. I I I 1 zu § 114). Das ergibt sich sinngemäß aus § 606 I I I Ziffer 2 ZPO, der in solchen Fällen für die Klage der Ehefrau die Zuständigkeit des deutschen Gerichts eröffnet. Zweck dieser Bestimmung ist es, einer Deutschen, die durch die Heirat ihre deutsche Staatsangehörigkeit verloren hat, durch die Eröffnung der deutschen Gerichtsbarkeit einen erhöhten Schutz zu bieten, wenn sie über die Gültigkeit der Ehe streitet (Stein-Jonas, ZPO 17 Anm. I I I 3 zu § 606). Es würde mithin dem Grundgedanken dieser Vorschrift widersprechen, wollte man der Aufhebung der Ehe begehrenden Kl. das Armenrecht deshalb verweigern, weil die Gegenseitigkeit mit dem Staat, dessen Staatsangehörigkeit sie durch die Heirat erworben hat, nicht verbürgt ist." 167. Zum Nachweis der Armut durch Ausländer. - ZPO § 114. LAG Frankfurt, Beschl. vom 24. 2. 1955 - III/IV LA-B-79/54: Leitsatz in ARSt. 14 (1955) Nr. 121. Aus den Gründen: „Auch die Angehörigen ausländischer Staaten müssen bei einem Armenrechtsgesuch den Nachweis der Armut durch Vorlage von Urkunden entsprechend dem Armutszeugnis gemäß § 118 I I ZPO führen. Bei amerikanischen Staatsangehörigen wird dazu die Vorlage der entsprechenden Steuerbescheide der amerikanischen Steuerverwaltung genügen, wenn nicht eine von einer diplomatischen oder konsularischen Vertretung der Bundesrepublik legalisierte ,Bedürftigkeitsbescheinigung' beigebracht wird. Die; eidesstattliche Versicherung des Antragstellers, daß er Verkäufer sei und für seine Frau und zwei kleine Kinder zu sorgen habe, genügt jedenfalls nicht." 168. Zwischen der Bundesrepublik und Polen ist die Gegenseitigkeit bei der Bewilligung des Armenrechts gegeben. OLG Düsseldorf, 7. ZS, Beschl. vom 2. 6. 1955 - 7 U 92/55: Anw. Bl. 1956, 72. Aus den Gründen: „Der Bundesminister der Justiz hat mit Erlaß vom 28. 5. 1954 - 9341 P 4 - 11 348/54 an den Niedersächsischen Minister der Justiz mitgeteilt, daß er .keine Bedenken trage, die Gegenseitigkeit bei der Bewilligung des Armenrechts im Verhältnis zu Polen weiterhin als gegeben anzusehen'." 169. Die Gegenseitigkeit bei der Gewährung des Armenrechts ist im Verhältnis zu den Vereinigten Staaten von Amerika (Bundesstaat New York) nicht als verbürgt anzusehen. - ZPO § 114. LG Essen, Beschl. vom 5. 11. 1954 - 2 O 63/54: N J W 8 (1955) 592.

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XII. Zivilprozeßrecht

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Aus den Gründen: „Die Antrst. hat glaubhaft gemacht, daß sie die Staatsangehörigkeit des Staates New York besitzt. Angehörige fremder Staaten haben auf das Armenrecht gemäß § 114 II Satz 1 ZPO n u r insoweit Anspruch, als die Gegenseitigkeit verbürgt ist. Dies ist im Verhältnis zu den USA, auch zu dem Staate New York, nicht der Fall. Zwar gehört der Staat New York zu den wenigen Staaten der USA, die eine dem deutschen Armenrecht annähernd vergleichbare Institution besitzen. Diese ist aber ihrer Ausgestaltung nach derart unterschiedlich, daß sie dem deutschen Rechtszustand nicht als ebenbürtig anerkannt werden kann. Zunächst gibt es das Armenrecht im Staate New York n u r f ü r die 1. Instanz an den Staatsgerichten. In vielen Rechtsstreitigkeiten, nämlich bei Überschreitung des Streitwertes von 3000 Dollar, sowie auf einigen Rechtsgebieten ohne Rücksicht auf den Streitwert, besteht die Verweisungsmöglichkeit an die Bundesgerichte, bei denen ein Armenrecht nicht gewährt wird. Wie Herzfeld (NJW 1952, 609) ausgeführt hat, ist die Erlangung des Armenrechts in den USA außerdem durch seine eigenartige Ausgestaltung wesentlich erschwert. Der beigeordnete Anwalt ist gebührenmäßig auf Zuteilung einer Quote aus den seiner Partei aus dem Prozeß zufließenden Kosten angewiesen. In einem Feststellungsverfahren, in dem keine realisierbaren Werte zu erwarten sind, wird es daher - wie Herzfeld a u s f ü h r t bereits schwierig sein, überhaupt einen Anwalt zu finden, der das Armenrechtsgesuch in der gesetzlichen F o r m aufsetzt. Nach Herzfeld ist die Betrauung eines Anwalts dabei aus gesetzlichen u n d praktischen Gründen k a u m zu umgehen. Eben diese Abweichungen von dem deutschen Rechtszustand rechtfertigen die Bedenken dagegen, die Gegenseitigkeit als verbürgt anzusehen. Außerdem k a n n es nach Auffassung der Kammer nicht genügen, wenn die Gegenseitigkeit in einigen Fällen von Rechtsstreitigkeiten bestimmter Art, wie etwa gerade in der vorliegenden Erbschaftsstreitigkeit, als gegeben angesehen werden könnte, während sie in einer großen Zahl von Fällen sicher nicht gewährleistet ist. Abgesehen von den Schwierigkeiten, die genannten Fälle mit Sicherheit festzustellen, würde damit die Voraussetzung des § 114 ZPO nicht erfüllt sein. Diese Vorschrift verlangt, daß Deutsche generell im Ausland dieselben Rechte genießen, die Ausländern im Inland bei ihrer Gleichstellung mit Deutschen eingeräumt würden. Das ist aber nach allem auch im Verhältnis zu dem Staate New York nicht der Fall (vgl. OLG München, J W 1937, 252; Zusammenfassung in SchlHA 1954, 323)." 1 7 0 . Im Verhältnis zu dem Staate Kalifornien (USA) ist die Gegenseitigkeit bezüglich der Gewährung des Armenrechts im allgemeinen als verbürgt anzusehen. - ZPO § 114 II. OLG F r a n k f u r t , 1. ZS in Kassel, Beschl. vom 25. 2. 1954 - 1 W 172/53. Ungedruckt.

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Aus den Gründen: „Die Antrst., die Angehörige des Staates California (USA) ist, beabsichtigt, gegen die Antrg. eine Schadensersatzklage durchzuführen, und hat zu diesem Zweck das Armenrecht beim LG beantragt. Mit dem angefochtenen Beschluß vom 1. 10. 1953 hat das LG das nachgesuchte Armenrecht mit der Begründung versagt, daß nach der im Staate California geltenden Regelung die Gegenseitigkeit im Sinne des § 114 II ZPO nicht als verbürgt angesehen werden könne. Die nach § 127 ZPO zulässige Beschwerde mußte zum Erfolg führen. Der Senat vermag die Auffassung des LG nicht zu teilen, daß nach dem im Staat California geltenden Rechtszustand die Gegenseitigkeit im Sinne des § 114 II ZPO nicht verbürgt sei. Es ist dem LG zwar zuzugeben, daß nach dem amerikanischen Recht nicht durchweg die unbedingte Gewähr dafür besteht, daß ebenso wie nach deutschem Recht jede Partei wirklich im Armenrecht unter Beiordnung eines Armenanwalts klagen kann. Dabei muß aber unterschieden werden zwischen den Prozessen, f ü r die die Zuständigkeit des Bundesgerichts gegeben ist, und denen, die vor die staatlichen Gerichte der einzelnen Länder gehören. Im ersteren Fall kann nach dem geltenden Recht (United States Code See. 1915) das Armenrecht Ausländern nicht gewährt werden. In diesem Falle ist somit auch die Gegenseitigkeit nicht verbürgt. Anders liegt es aber, soweit die Zuständigkeit der staatlichen Gerichte des Landes California gegeben ist, was grundsätzlich f ü r vermögensrechtliche Streitigkeiten mit einem Streitwert unter 3000 Dollar zutrifft. Nach einem im Jahre 1951 erstatteten Gutachten des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland in New York und einem Bericht des Generalkonsulats in San Francisco vom 15. 5. 1952 kann im Staate California nach Common Law einer armen Partei Befreiung von der Zahlung der Gerichtskosten gewährt werden, während daneben der Government Code of California 1949 (See. 27 700 ff.) auch die Möglichkeit der Befreiung von Anwaltsgebühren vorsieht. Es ist zwar richtig, daß dabei ein unbedingter Anspruch auf Bewilligung des Armenrechts in unserem Sinne nicht gegeben ist. In jedem Falle ist aber vor den staatlichen Gerichten des Landes California die Bewilligung des Armenrechts nicht davon abhängig, ob der Antrst. die amerikanische Staatsangehörigkeit besitzt. Vielmehr sind insoweit grundsätzlich die Ausländer den Angehörigen des Staates California gleichgestellt. Da dieser Gesichtspunkt aber f ü r die Frage der Anwendbarkeit des § 114 II ZPO mit entscheidend ist, trägt der Senat f ü r den hier vorliegenden Fall keine Bedenken, in Übereinstimmung mit einer Stellungnahme des Auswärtigen Amtes vom 24. 7. 1953 (534 - 08/80 B 10 - V 42 486/53) und mit der Rechtsprechung des OLG Hamburg (Beschl. vom 19. 2. 1953 - 2 W 356/52), des LG Fulda (Beschl. vom 5. 6. 1953 - T 69/53 = 3 a D 51/52 AG Fulda) und des LG Bielefeld (Beschl. vom 3. 10. 1953 - RÜ Sp. 130/50) die Gegenseitigkeit im Sinne des § 114 II ZPO als verbürgt anzusehen (so auch Bülow, BAnz. Nr. 234 vom 3. 12. 1952, 10)."

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1 7 1 . Im Verhältnis zu dem Staate Kalifornien (USA) kann die Gegenseitigkeit bezüglich der Gewährung des Armenrechts nicht als verbürgt angesehen werden. - ZPO § 114 II. LG Kassel, Beschl. vom 4. 6. 1954 - I T 103/53: Leitsatz in NJW 7 (1954) 1534. Aus den Gründen: „I. Gemäß § 114 II ZPO haben Angehörige fremder Staaten auf das Armenrecht nur insoweit Anspruch, als die Gegenseitigkeit verbürgt ist, d. h. das fremde Recht darf hinsichtlich der Gewährung des Armenrechts für Inund Ausländer nicht ungünstiger sein als das deutsche. Das ist aber, wie der erste Richter mit zutreffenden Gründen festgestellt hat, im Verhältnis zu dem Staate California nicht der Fall. Die nach § 114 II ZPO vorausgesetzte Gegenseitigkeit kann durch Gesetz (z. B. in Form eines ratifizierten Staats Vertrages) oder durch ständige Gerichtsübung verbürgt sein. Ein diese Frage behandelnder Staatsvertrag besteht zwischen dem Staate California und der Deutschen Bundesrepublik nicht. Auch ist die Verbürgung der Gegenseitigkeit nicht sonstwie durch Gesetz geregelt; denn der kalifornische Staat kennt ein Armenrecht im Sinne einer vollständigen einstweiligen Befreiung der armen Partei von der Zahlung bestehender Gerichtskosten und Auslagen sowie die Möglichkeit der Beiordnung eines Anwalts oder sonstigen Vertreters zur vorläufig unentgeltlichen Wahrnehmung der Rechte der armen Partei, wie es das deutsche Recht f ü r alle Prozeßarten vorsieht, weder f ü r Inländer noch f ü r Ausländer. Aber auch aus der kalifornischen Gerichtspraxis kann, soweit sich die Beschwerdekammer Kenntnis von ihr verschaffen konnte, nicht hergeleitet werden, daß dort für die Durchführung eines gleichartigen Rechtsstreits an In- und Ausländer in der gleichen Form, wie es der Antragsteller hier begehrt, das Armenrecht gewährt wird. Auffallenderweise hat der Antragsteller zwar mehrere Entscheidungen deutscher Gerichte sowie Stellungnahmen und Auskünfte deutscher Stellen f ü r seine Auffassung von der Verbürgung der Gegenseitigkeit zwischen dem Staate California und der Deutschen Bundesrepublik angeführt, aber nicht eine einzige Entscheidung eines kalifornischen Gerichtes beigebracht, aus der sich ergibt, daß dort einem deutschen Staatsbürger in entsprechender Weise das Armenrecht gewährt worden wäre. II. Was zunächst die von dem Antragsteller zitierten Entscheidungen deutscher Gerichte anbetrifft, so vermag die Beschwerdekammer deren Auffassungen in der Frage der Verbürgung der Gegenseitigkeit zwischen dem Staate California und der Deutschen Bundesrepublik nicht zu folgen. 1. Das Hanseatische OLG in Hamburg hat zwar in einem Beschluß vom 19. 2. 1953 - 2 W 356/52 (5 OH 64/52 des LG Hamburg) - gesagt: ,Nach den vorgelegten Auskünften kann davon ausgegangen werden, daß die Gewährung des Armenrechts im Staate Kalifornien auch an Ausländer möglich ist, so daß im Hinblick auf § 114 II ZPO keine Bedenken gegen die Bewilligung des Armenrechts an den Antrst. bestehen würden.' Irgendeine Begründung f ü r diese von der Entscheidung des LG Hamburg abweichende

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Auffassung hat das Hanseatische OLG aber nicht gegeben. Aus den Auskünften, die dem Hanseatischen OLG vorgelegen haben, vermag die Beschwerdekammer, wie noch näher darzulegen sein wird, die von diesem Gericht getroffene Schlußfolgerung nicht zu ziehen. Da das Armenrecht in dem angeführten Beschluß aus sachlichen Gründen dennoch versagt worden ist, liegt die in der vorliegenden Sache von dem ersten Richter geäußerte Vermutung nahe, daß die Frage der formellen Voraussetzungen für das Hanseatische OLG nur von untergeordneter Bedeutung war. 2. Das LG Fulda hat sich in einem Beschluß vom 5. 6. 1953 - T 69/53 ebenfalls ohne nähere Begründung der Auffassung des Hanseatischen OLG angeschlossen. In diesem Beschluß wird auch nicht mehr gesagt, als daß auf Grund der Unterlagen, die dem Hanseatischen OLG vorgelegen haben, davon ausgegangen werden könne, daß die Gewährung des Armenrechts im Staate Kalifornien auch an Ausländer möglich sei und daher im Hinblick auf § 114 II ZPO keine Bedenken gegen die Bewilligung des Armenrechts beständen. 3. Auch das OLG Frankfurt/M. hat in einem Beschluß des 4. Zivilsenats in Kassel vom 25. 2. 1954 - 1 W 172/53 (7 O 34/52 des LG Kassel) 1 - die Gegenseitigkeit mit dem Staate California als verbürgt angesehen. Dieser Beschluß enthält zwar, gestützt auf dieselben Unterlagen, wie sie dem Hanseatischen OLG und dem LG Fulda vorlagen, eine nähere Begründung. Diese vermag aber nicht zu überzeugen, zumal da der Beschluß selbst die einschränkende Feststellung enthält, daß nach kalifornischem Recht ,ein unbedingter Anspruch auf Bewilligung des Armenrechts in unserem Sinne nicht gegeben' sei. Das bedeutet aber folgerichtig eine Verneinung der Voraussetzungen des § 114 II ZPO. Denn von einer Verbürgung der Gegenseitigkeit im Sinne dieser Bestimmung kann nur dann die Rede sein, wenn in dem fremden Staate das Armenrecht an Inländer wie an Ausländer allgemein unter den gleichen Bedingungen oder zumindest nicht unter strengeren Bedingungen gewährt wird, wie in der Deutschen Bundesrepublik. Daher hatte das LG Kassel in seinem vom OLG Frankfurt/M. aufgehobenen Beschluß vom 1. 10. 1953 - 7 O 34/52 - aus den Unterlagen des Hanseatischen OLG den nach Ansicht der beschließenden Kammer zutreffenden Schluß gezogen, daß die Gewährung des Armenrechts im Staate California grundsätzlich nicht in dem Umfange und mit den Rechtsgarantien wie in Deutschland möglich und daher die Gegenseitigkeit nicht verbürgt sei. 4. Aus dem vorerwähnten Beschluß des OLG Frankfurt/M. ergibt sich, daß auch das LG Bielefeld in einem Beschluß vom 3. 10. 1953 - RÜ Mb 130/50 - die Verbürgung der Gegenseitigkeit im Verhältnis zu dem Staate Kalifornien angenommen hat. Von der Begründung dieses Beschlusses konnte die beschließende Kammer keine Kenntnis nehmen, da die Akten nicht erreichbar waren. Es liegt ihr lediglich der Wortlaut einer in diesen Akten befindlichen Auskunft des Auswärtigen Amtes in Bonn vom 24. 7. 1953 vor, die aber keinen Beweis für die Verbürgung der Gegenseitigkeit mit Kalifornien darstellt, wie noch näher darzulegen sein wird. 1

Siehe oben Nr. 170.

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III. Aber auch aus den Stellungnahmen und Auskünften deutscher Stellen, auf die sich der Antrst. berufen hat, und soweit sie der beschließenden Kammer zugänglich waren, kann nicht als erwiesen angesehen werden, daß die Gegenseitigkeit mit dem Staate Kalifornien tatsächlich verbürgt ist. 1. In einem Aufsatz über ,Die Verfolgung der Rechte deutscher Parteien in den Vereinigten Staaten' (NJW 1952, 608) hat Herzfeld auch die Frage der Bewilligung des Armenrechts behandelt. Er führt zunächst aus, daß die dem deutschen Armenrecht entsprechende Institution - Prozeßführung in forma pauperis - in der amerikanischen Gerichtspraxis eine geringe Rolle spielt und daß bei den Bundesgerichten nur Staatsangehörige der USA antragsberechtigt sind, während die Erteilung des Armenrechts in New York und in den meisten anderen Staaten von dem Wohnsitz und der Staatsangehörigkeit des Antrst. unabhängig sei. Er kommt dann ohne nähere Begründung ganz allgemein zu dem Ergebnis, f ü r die nicht der Zuständigkeit der Bundesgerichte unterliegenden Prozesse ,könnte daher durchaus das Erfordernis der Gegenseitigkeit in § 114 ZPO hinsichtlich der meisten Staaten der Vereinigten Staaten als erfüllt angesehen werden'. Mangels näherer Einzelheiten, insbesondere über die Behandlung der Frage des Armenrechts in Kalifornien, bietet dieser Aufsatz keine Unterlage f ü r die hier zu treffende Entscheidung. 2. Das gleiche gilt von der Auskunft des Auswärtigen Amtes in Bonn vom 24. 7. 1953, die dem LG Bielefeld bei seiner Entscheidung vom 3. 10. 1953 - RÜ Sp. 130/50 - vorgelegen hat. In dieser Auskunft wird unter Hinweis auf Büloiv (BAnz. Nr. 234 vom 3. 12. 1952, 5-10) zwar gesagt, .hiernach dürfte die Gegenseitigkeit bei der Bewilligung des Armenrechts als verbürgt anzusehen sein'. Zugleich werden aber erhebliche Einschränkungen gemacht, nämlich einmal dahin, daß endgültige Feststellungen zur Praxis der kalifornischen Gerichte in dieser Frage nicht vorlägen, und zum anderen, daß bei Bewilligung des Armenrechts zumeist trotzdem eine sogenannte Filing Fee (Prozeßgebühr) von 15 $ von der Partei verlangt werde und Anwaltkosten dadurch entstehen könnten, daß der Anwalt auf einem Erfolgshonorar bestehe, wobei es sich allerdings um erst nachträglich im Falle des Obsiegens entstehende Kosten handele. 3. Bülow führt hinsichtlich des Staates Kalifornien aus, nach dem Common Law könne einer armen Partei die Befreiung von der Zahlung der Gerichtskosten gewährt werden, außerdem sehe der Government Code of California 1949 See. 27 700 ff. auch die Befreiung von Anwaltsgebühren vor; die Bewilligung des Armenrechts sei nicht davon abhängig, ob der Antragsteller die amerikanische Staatsangehörigkeit besitze. Es folgt dann ein Hinweis, daß die Rechtslage hinsichtlich der Verbürgung der Gegenseitigkeit im übrigen ebenso wie im Staate New York zu beurteilen sein dürfte, mit der Schlußbemerkung: ,Es werden aber noch nähere Feststellungen zu treffen sein.' Hinsichtlich des Staates New York schreibt Bülow vorher: ,Soweit die Zuständigkeit der staatlichen Gerichte gegeben ist (in Nachlaßund Familienrechtssachen und bei Objekten bis zu 3000 Dollar), kann auch ein Ausländer das Armenrecht erhalten (§§ 196, 198, 199 des Civil Practice

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Act.). I n diesem Rahmen, der nicht leicht zu bestimmen ist, d ü r f t e die Gegenseitigkeit f ü r die Bewilligung des Armenrechts vor deutschen Gerichten verbürgt sein.' Die A u s f ü h r u n g e n Büloivs sind also ebenso wie die Herzfelds u n d des Auswärtigen Amtes in vorsichtiger F o r m abgefaßt u n d enthalten sich einer endgültigen Stellungnahme. 4. Der Antragsteller hat sich a u ß e r d e m auf ein Gutachten b e r u f e n , das dem Hanseatischen OLG bei seiner Entscheidung vom 19. 2. 1953 - 2 W 356/52 - vorgelegen h a b e n s o l l . . . Den A u s f ü h r u n g e n des Konsuls Dr. Liebrecht, der die Frage der Gewährung des Armenrechts im Staate Kalifornien ausführlich behandelt, ist in Übereinstimmung mit dem AG und LG Kassel zu entnehmen, daß weder durch die Gesetzgebung noch durch die Gerichtspraxis des Staates Kalifornien die Gegenseitigkeit im Sinne des § 1 1 4 11 ZPO verbürgt ist. Wie Liebrecht n ä h e r darlegt, gibt es in Kalifornien f ü r die Gewährung des Armenrechts zwei Rechtsgrundlagen, einmal den Government Code of California, der n u r die Gestellung eines Anwalts regelt, u n d das Common Law, nach dem die Befreiung von der Zahlung der Gerichtskosten möglich ist. Die gesetzliche Regelung des Government Code ist im wesentlichen auf die Strafverteidigung mittelloser Personen abgestellt; f ü r das Zivilprozeßv e r f a h r e n ist die Zuteilung eines Armenanwalts n u r in sehr beschränktem U m f a n g e zugelassen. Der Government Code of California ü b e r l ä ß t es den einzelnen Counties, das zu diesem Zwecke vorgesehene Amt des Public Defender zu schaffen. Davon haben zwar die meisten, aber nicht alle Counties Gebrauch gemacht. Schon darin liegt eine dem deutschen Recht u n b e k a n n t e Einschränkung in den Möglichkeiten der Armenrechtsbewilligung. Zudem ist der Public Defender im wesentlichen als Strafverteidiger f ü r unbemittelte Angeklagte gedacht. In Zivilrechtsstreitigkeiten ist seine Tätigkeit zugunsten einer klagenden Partei auf die E r h e b u n g von Klagen bis zu einem Streitwert von 100 $ beschränkt. Auch diese Begrenzung, die allerdings f ü r die Vertretung von Bekl. entfällt, kennt das deutsche Recht nicht. W ä h r e n d f e r n e r bei uns die Mittellosigkeit der Partei sowie die Erfolgsaussichten der Rechtsverfolgung bzw. Rechtsverteidigung ausnahmslos vom Gericht gep r ü f t werden, entscheidet d a r ü b e r in Kalifornien der Public Defender, soweit dieser angegangen wird, nach eigenem Ermessen. Einreichungsgebühr u n d andere Kosten sind von der a r m e n Partei selber aufzubringen. Der Public Defender verfügt über keine öffentlichen Mittel, aus denen er Gerichts* oder andere Kosten f ü r die von ihm vertretene Partei verauslagen könnte. Soweit es sich u m die Geltendmachung eines Anspruchs über 100 $ handelt, gehen die kalifornischen Gesetze davon aus, daß ein Kl. auf die Gew ä h r u n g des Armenrechts verzichten kann, da er f ü r eine aussichtsreiche Klage in der Regel einen Anwalt finden wird, der seine Vertretung auf der Basis eines Erfolgshonorars ü b e r n i m m t u n d zumeist auch die entstehenden Gerichtskosten vorlegt. Auch diese Auffassung ist dem deutschen Recht f r e m d , j a dem deutschen Anwalt ist die Vereinbarung eines E r f o l g s h o n o r a r s sogar als standeswidrig untersagt. Bei nicht vermögensrechtlichen Ansprüchen, f e r n e r hinsichtlich der Anwaltskosten von Bekl., sowie in allen Fällen,

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in denen eine Befreiung von Gerichtskosten verlangt werden soll, kann in Kalifornien allerdings nach dem Common Law ein Antrag auf Gewährung des Armenrechts bei dem f ü r die Klage zuständigen Gericht eingereicht werden. Es ist jedoch dem Ermessen des Gerichts überlassen, unter welchen Voraussetzungen es eine Partei als arm gelten lassen will. Ferner üben die kalifornischen Gerichte bezüglich der Befreiung von Gerichtskosten große Zurückhaltung. Im allgemeinen wird die Befreiung von Gerichtskosten abgelehnt. Liebrecht betont, daß die kalifornischen Gerichte nicht armenrechtsfreundlich eingestellt seien und daß der in einer älteren Entscheidung ausgesprochene Grundsatz .Armenrechtsanträge sollen nicht ermuntert werden' die auch heute noch als vorherrschend anzusehende Grundhaltung der Gerichte charakterisiere. Außerdem wird von der armen Partei allgemein verlangt, daß sie die Gerichtskosten, insbesondere die Filing Fee von 15 $ selbst trägt. Allerdings beläuft sich bei den sogenannten Small Claims Courts, die für Klagen mit einem Streitwert bis zu 100 $ zuständig sind, die Einreichungsgebühr auf nur 1 $. Zu erwähnen ist aus dem Bericht Liebrechts noch, daß in Kalifornien eine Legal Aid Society besteht. Das ist eine caritative Einrichtung mit dem Ziel, mittellosen Personen Rat und Unterstützung in Rechtsangelegenheiten zu gewähren. Deren Tätigkeit beschränkt sich aber im allgemeinen darauf, der armen Partei einen Anwalt zu vermitteln, der den Fall entweder auf Erfolgshonorarbasis oder auch ohne jede Gebühr übernimmt. Gerichtskosten oder andere mit der Rechts Verfolgung notwendigerweise verbundenen Auslagen zu übernehmen, lehnt die Legal Aid Society grundsätzlich ab. Liebrecht schließt seinen Bericht mit den Worten, daß es sich nach den bisherigen Erfahrungen in Kalifornien für einen klagenden oder beklagten deutschen Staatsangehörigen, der zur Aufbringung der erforderlichen Gerichts- und Anwaltskosten außerstande sei, als zweckmäßig erwiesen habe, nicht die Gewährung des Armenrechts zu beantragen, sondern die Vertrauensanwälte des Konsulats um die Wahrnehmung seiner Interessen zu bitten. 5. Auch in dem Runderlaß des Hessischen Ministers der Justiz vom 5. 1. 1953 in der Fassung des Runderlasses vom 9. 5. 1953 (veröffentlicht im JMB1. für Hessen 1953, 5, 42) ist Kalifornien nicht in der Liste der Staaten enthalten, mit denen die Gegenseitigkeit im Sinne des § 114 II ZPO als verbürgt anzusehen ist. 6. Der Hessische Minister der Justiz hat der beschließenden Kammer auf Anfrage unter dem 13. 3. 1954 folgende Äußerung des Rechtsbeistandes des Generalkonsulates der Deutschen Bundesrepublik in Los Angeles mitgeteilt: ,Ein Armenrecht im Sinne des deutschen Gesetzes gibt es in Kalifornien nicht. Der Public Defender des Staates Kalifornien ist, wie der Titel angibt, hauptsächlich ein >Verteidiger< in Strafsachen: Nur in Ausnahmefällen, z. B. bei Lohn- oder Gehaltsforderungen bis zu 100 $, kann er theoretisch >arme Leute< vertreten. Es gibt ein Zivilprozeßrecht f ü r alle Staaten, nämlich im Bundesgericht. Dieses ist zuständig in Zivilsachen, wenn Kl. und Bekl. verschiedene Staatsangehörigkeiten besitzen und der Streitwert über 3000 $ beträgt. Grundsätzlich erkennt die Bundes-Zivilprozeßordnung Gegenseitigkeit im Armenrecht nicht an in Zivilsachen. Eine Zuteilung eines 31

I n t e r n . P r i v a t r e c h t 1954 und 1955

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Rechtsanwalts seitens des Gerichts im Armenrecht gibt es in Kalifornien grundsätzlich in Zivilsachen nicht.' IV. Unter all diesen Umständen, insbesondere aber auf Grund des ausführlichen Gutachtens des Konsuls Dr. Liebrecht, kann die Beschwerdekammer nicht als erwiesen ansehen, daß nach den Gesetzen oder dem Gerichtsgebrauch in Kalifornien die gemäß § 114 ZPO f ü r die Armenrechtsgewährung vorausgesetzte Gegenseitigkeit verbürgt ist."

Sicherheitsleistung für Prozeßkosten Siehe auch Nr. 183

1 7 2 . Italienische Staatsangehörige sind schon gemäß Art. 17 Haager Zivilprozeßabkommen von der Pflicht befreit, nach § 110 I Satz 1 ZPO Sicherheit wegen der Prozeßkosten zu leisten. Es kommt daher nicht darauf an, ob im Verhältnis zu Italien auch die Voraussetzungen des § 110 II Nr. 1 ZPO gegeben sind. - ZPO § 110; Haager Zivilprozeßabkommen Art. 17. BGH, 4. ZS, Urt. vom 25. 1. 1954 - IV ZR 107/53: BGHZ 12, 152; NJW 7 (1954) 837; LM Nr. 1 zu Art. 17 Haager ZivProzAbk. mit Anm. von Johannsen; Clunet 85 (1958) 260; Leitsätze in GRUR Ausl. 56 (1954) 110 Nr. 78; DRpfl. 67 (1959) 240. Die Bekl. haben bei ihrer Schuldnerin Schmucksachen und 30 000 Lire pfänden lassen. Die Kl., die italienische Staatsangehörige ist und in Mailand lebt, behauptet, der Schmuck und das Geld seien ihr Eigentum. Sie hat beantragt, die Zwangsvollstreckung f ü r unzulässig zu erklären. Das LG hat der Kl. auf Verlangen der Bekl. aufgegeben, den Bekl. wegen der Prozeßkosten Sicherheit zu leisten. Es hat die Klage f ü r zurückgenommen erklärt, weil die Kl. die Sicherheit nicht erlegt habe. Das OLG hat die Berufung der Kl. zurückgewiesen. Die Revision der Kl. hatte Erfolg. Aus den Gründen: „Die Kl. ist nicht verpflichtet, gemäß § 110 I Satz 1 ZPO Sicherheit f ü r die Prozeßkosten zu leisten. Nach dieser Bestimmung haben zwar Angehörige fremder Staaten, die als KI. auftreten, dem Bekl. auf sein Verlangen wegen der Prozeßkosten Sicherheit zu leisten. F ü r den vorliegenden Fall gilt jedoch die Ausnahme des Art. 17 des Abkommens über den Zivilprozeß, unterzeichnet in Den Haag am 17. 7. 1905 (RGBl. 1909, 409). Es ist nach der Bekanntmachung über die Wiederanwendung deutsch-italienischer Vorkriegsverträge vom 23. 12. 1952 (BGBl. II 986) seit dem 1. 10. 1952 wieder in Kraft. Nach Art. 17 Haager Zivilprozeßabkommen darf den Angehörigen der Vertragsstaaten, die in einem dieser Staaten ihren Wohnsitz haben und vor den Gerichten eines anderen dieser Staaten als Kl. oder Intervenienten auftreten, wegen ihrer Eigenschaft als Ausländer keine Sicherheitsleistung oder Hinterlegung, unter welcher Benennung es auch sei, auferlegt werden. Da die Sicherheitspflicht nach § 110 I Satz 1 ZPO auf der Ausländereigen-

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schaft beruht, schließt mithin Art. 17 Haager Zivilprozeßabkommen es aus, jene Vorschrift gegenüber italienischen Staatsangehörigen anzuwenden. Das Berufungsgericht hat verkannt, daß Art. 17 Haager Zivilprozeß abkommen eine Ausnahme von der Regel des § 110 I Satz 1 ZPO geschaffen hat, die nicht erfordert, daß auch die Voraussetzungen des § 110 II Nr. 1 ZPO gegeben sind. Es handelt sich vielmehr um zwei voneinander unabhängige Ausnahmebestimmungen. Die eingehenden Untersuchungen des Berufungsgerichts, ob und inwieweit im Sinne des § 110 II Nr. 1 ZPO bei Berücksichtigung des Art. 98 der italienischen ZPO im Verhältnis zu Italien die Gegenseitigkeit verbürgt ist, waren daher nicht erheblich. Es braucht mithin auch zu den Entscheidungen des RG in RGZ 51, 1 ff. und 83, 428 f. keine Stellung genommen zu werden, die sich beide nur mit der Auslegung des § 110 II Nr. 1 ZPO befassen."

Zeugnisverweigerungsrecht 1 7 3 . Ob ein Zeuge ein Zeugnisverweigerungsrecht hat, beurteilt sich nach deutschem Recht, wenn der Zwischenstreit über die Zeugnisverweigerung vor einem deutschen Gericht geführt wird. Dem steht nicht entgegen, daß der Zeuge im Ausland wohnt und dort vom örtlichen Gericht vernommen werden müßte, dort auch inländische Zwangsmittel nicht anwendbar sind. Zum Recht des Kantons Basel-Stadt über die Erzwingung einer Zeugenaussage. LG Freiburg, Zwischenurt. vom 5. 2. 1954 - 1 0 284/52: ZZP 68 (1955) 90. Aus den Gründen: „Der Zeuge ist nicht berechtigt, die Aussage zu verweigern. Nicht nur die Kl. als Beweisführerin, sondern auch der Bekl. Li. als Beweisgegner haben ihm die Aussagegenehmigung erteilt; der am 26. 1. 1954 erklärte Widerruf ist unwirksam; diese Frage ist nach dem Recht des (deutschen) Prozeßgerichts zu beurteilen. Für die Entscheidung besteht ein Rechtsschutzbedürfnis auch f ü r den Fall, daß trotz des Zwischenurteils die Aussage des Zeugen in der Schweiz möglicherweise nicht erzwungen werden könnte. Parteien im Zwischenstreit sind die Kl. als Beweisführer und der Zeuge, der die Aussage verweigert. Der Beweisgegner Li. ist nicht Partei, kann aber als Streithelfer behandelt werden [wird ausgeführt]. Für die Entscheidung im Zwischenstreit ist das Prozeßgericht zuständig (vgl. § 366 I ZPO), das hierbei das deutsche Verfahrensrecht anzuwenden hat. Die in Basel durchzuführende Vernehmung des (Schweizer) Zeugen hat jedoch nach den Bestimmungen der baselstädtischen ZPO zu erfolgen. Diese kennt nun allerdings weder den Zwischenstreit über die Zeugnisverweigerung noch zivilgerichtliche Zwangsmittel gegen den Zeugen, sondern nur die Anzeige des Zeugen zur strafgerichtlichen Ahndung im Falle der 31 *

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unberechtigten Aussageverweigerung. Darüber hinaus hat sich nach der Erklärung des zuständigen Zivilgerichtspräsidenten der gewohnheitsrechtliche Satz entwickelt, daß auch ein Notar selbst dann, wenn er durch alle Beteiligten von seiner Verschwiegenheitspflicht entbunden worden ist, berechtigt bleibt, die Aussage zu verweigern. Obwohl daher das vorliegende Zwischenurteil in Basel keine Rechtskraftwirkung haben kann und obwohl Zwangsmittel gegen den Zeugen trotz Art. 11 des Haager Zivilprozeßabkommens nicht anwendbar sein würden, besteht ein Rechtsschutzbedürfnis für die Entscheidung. Der Zeuge hat zwar nicht erklären können, daß er sich einer Entscheidung, wonach er nach deutschem Recht zur Aussage verpflichtet sei, unbedingt fügen werde; denn er hat bei seiner Aussage schweizerische Rechtsgrundsätze zu beachten, über die das Prozeßgericht nicht zu befinden hat. Er will jedoch seine Prüfung, ob er aussagen könne oder nicht, von der vorliegenden Entscheidung abhängig machen. Erginge diese Entscheidung nicht, so würde er auf jeden Fall auf seiner Aussageverweigerung beharren; andernfalls wird er möglicherweise das Zeugnis nicht mehr verweigern. Die Kl. und Beweisführerin hat daher ein rechtliches Interesse daran, daß im Zwischenstreit über das Zeugnisverweigerungsrecht entschieden werde. Die Frage, ob der Zeuge zur Aussageverweigerung berechtigt ist, hängt davon ab, ob ihn der Beweisgegner Li. wirksam von seiner Verschwiegenheitspflicht entbunden hat. Dies ist nach deutschem Recht zu beurteilen. Wenn der Beweisgegner darauf hinweist, daß der Zeuge nur dann aussagen dürfe (und wolle), wenn er auch nach schweizerischen Rechtsgrundsätzen hierzu berechtigt sei, so ist dies zwar richtig. Entgegen der Meinung des Beweisgegners ist jedoch das Prozeßgericht deshalb nicht verpflichtet, diese Frage auch nach schweizerischem Recht zu beurteilen. Allenfalls könnte aus diesen Gründen ein Rechtsschutzbedürfnis für das vorliegende Zwischenurteil verneint werden. Daß aber auf Grund der besonderen Sachlage dieses Rechtsschutzbedürfnis besteht, wurde bereits dargelegt."

2. Zuständigkeit deutscher und ausländischer Gerichte Siehe auch Nr. 4, 37, 39-42, 102, 132, 135, 154, 155, 173

Gerichtsbarkeit über fremde Staaten Siehe auch Nr. 20, 155

1 7 4 . Zur Befreiung ausländischer Staaten von der inländischen Gerichtsbarkeit, wenn es sich um Streitigkeiten über ein inländisches Gesandtschaftsgrundstück handelt. - GVG §§ 18-21. KG-West, 14. ZS, Beschl. vom 22. 11. 1954 - 14 W 4147/53. Ungedruckt. Die Antrst. begehren die Rückerstattung eines in Berlin (West) belegenen Grundstücks. Das mit einem Nacherbenvermerk zugunsten der Antrst. be-

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lastete Grundstück wurde 1935 an das Königreich Bulgarien verkauft. In dem Kaufvertrag verzichtete das Königreich Bulgarien „wegen aller Ansprüche aus diesem Vertrage und seiner Durchführung auf alle Rechte der Exterritorialität und unterwarf sich bezüglich dieser Ansprüche der deutschen Gerichtsbarkeit und den deutschen Vollstreckungsgerichten". In den auf dem Grundstück befindlichen Gebäuden war bis zum J a h r e 1945 die bulgarische Gesandtschaft untergebracht. Das LG hat die Fortsetzung des RE-Verfahrens mit der Begründung, die WK sei zur Ausübung der Gerichtsbarkeit nicht befugt, f ü r unzulässig erklärt. Aus den Gründen: „Die fristgerecht eingereichte Beschwerde der Antrst. ist nach Art. 62 II REAO zulässig. Sie ist auch begründet, da die Feststellung des LG, daß die Antrg. der deutschen Gerichtsbarkeit nicht unterliege, nicht frei von Rechtsirrtum ist. Es ist eine allgemein anerkannte Regel des Völkerrechts, daß fremde Staaten, soweit es sich u m Hoheitsrechte und Hoheitsakte handelt (Handlungen iure imperii), nicht der inländischen Gerichtsbarkeit unterliegen. Diese Exemtion ist eine Folge des Grundsatzes des Völkerrechts, daß jeder Staat innerhalb der Völkergemeinschaft unabhängig u n d gleichberechtigt ist (par in parem non habet iurisdictionem). Dagegen ist in neuerer Zeit sehr umstritten, ob eine solche Exemtion des ausländischen Staates von der inländischen Gerichtsbarkeit auch dann festgestellt werden kann, wenn private Handlungen (Handlungen iure gestionis) Gegenstand des Streits sind (vgl. Schwenk, N J W 1954, 1596 f.). Nach der sogenannten absoluten Immunitätstheorie f ü h r t die NichtUnterworfenheit des souveränen Staates unter eine andere Rechtsordnung zu seiner Immunität gegenüber dem ausländischen Landesrecht auch dann, wenn er auf der privaten Rechtsebene tätig geworden ist, während die sogenannte Differenzierungstheorie (vgl. insbesondere Riezler, Internationales Zivilprozeßrecht [1949] 389) in derartigen Fällen eine Exemtion des Staates nicht anerkennt. In Deutschland ist bisher von der höchstrichterlichen Rechtsprechung die absolute Immunitätstheorie vertreten worden (vgl. RGZ 62, 165; RGZ 103, 274; KG, SeuffArch. 50, 97; Preußischer Kompetenzkonfliktshof, J W 1921, 1478 ff. [1480]). Diese Streitfrage bedarf hier jedoch keiner Entscheidung, da auch von den Vertretern der sogenannten absoluten Immunitätstheorie auf Grund des Völkergewohnheitsrechts eine Exemtion dann nicht anerkannt wird, wenn es sich um einen Rechtsstreit über ein Grundstück handelt, das in dem Staate, dessen Gerichtsbarkeit angerufen wird, liegt. Hier erweist sich der völkerrechtliche Grundsatz, der dem Staat die Rechtssetzung u n d Rechtsvollziehung in seinem Gebiet (Territorialitätsprinzip) in möglichst großem Umfange zuspricht, der Norm überlegen, die einen unabhängigen Staat nicht dem Landesrecht eines anderen Staates unterwirft (vgl. Guggenheim, Lehrbuch des Völkerrechts I [1948] 173). So stellt auch das RG (RGZ 62, 165; 103, 274 ff.) ausdrücklich fest, daß der Grundsatz, wonach ein aus-

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ländischer Staat auch aus rein privatrechtlichen Ansprüchen vor den inländischen Gerichten in der Regel nicht belangt werden kann, gewissen Einschränkungen unterworfen ist. Dies ist z. B. der Fall, wenn es sich um eine dingliche Klage handelt, die sich auf ein im Inlande belegenes Grundstück bezieht, denn der Grund und Boden als untrennbarer Teil des Staatsgebiets kann nur der Herrschaft desjenigen Staates unterstehen, zu dem er gehört. Es besteht somit nach dem Völkergewohnheitsrecht eine allgemeine Regel, daß Grundstücke im Eigentum eines Exterritorialen im Belegenheitsstaate grundsätzlich keine Exemtion genießen (vgl. auch Verdroß, Völkerrecht 2 [1950] 236; Alf Roß, Lehrbuch des Völkerrechts [1951] 153; Guggenheim aaO 172; von Liszt-Fleischmann, Das Völkerrecht 12 [1925] 199; Rosenberg, Lehrbuch des deutschen Zivilprozeßrechts [1954] Anm. II 2 zu § 16). Eine Ausnahme hiervon wird jedoch wiederum f ü r Streitigkeiten über Grundstücke gemacht, die das Gesandtschaftsgebäude tragen (vgl. Baumbach, ZPO 2 2 [1954] Einführung zu §§ 18-21 GVG Anm. C; Stein-JonasSchönke, ZPO 1 8 Vorbem. zu § 1 Fußnote 169). Diese Exemtion hat jedoch im Laufe der Zeit ihren Inhalt und Umfang verändert. Früher wurden die Gesandtschaftsgebäude eines fremden Staates im eigentlichen Sinne des Wortes als „exterritorial" angesehen, das Gesandtschaftsgrundstück wurde tatsächlich als Territorium des Absendestaates, also als Ausland, behandelt und daher auch allgemein ein Asylrecht anerkannt. Diese Auffassung wird aber seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nur noch vereinzelt vertreten. So führt bereits von Bar (Lehrbuch des internationalen Privat- und Strafrechts [1892] 342) aus, daß nicht nur die exterritoriale Person selbst von der Zwangsgewalt des Empfangsstaates eximiert sei, sondern dies auch f ü r alle diejenigen ihr zugehörigen Sachen, die diese Person in Besitz hat und nach ihrer Stellung und nach ihrem Herkommen für den Gebrauch bedarf, zu gelten habe. In diesem Sinne sei auch das Gesandtschaftshotel eines bei dem Staate akkreditierten Gesandten, das etwa dem auswärtigen Staate gehöre, exterritorial, nicht aber in dem Sinne, daß das Haus wirklich als das Territorium des fremden Staates angesehen würde, ein Punkt, über den heutzutage (1892) kein Streit mehr bestehe. Der eigentliche Grund f ü r die nach dem Völkergewohnheitsrecht gewährte Exemtion des Gesandtschaftsgebäudes ist also darin zu sehen, daß die Tätigkeit des Gesandten nicht behindert werden soll. Das wäre aber der Fall, wenn eine Klagemöglichkeit und die dieser nachfolgende Zwangsvollstreckung in das Gesandtschaftsgebäude f ü r zulässig angesehen würde. Es handelt sich also insoweit nur um eine aus der Person des Gesandten abgeleitete Exterritorialität (vgl. Verdroß aaO 233, der ausdrücklich darauf hinweist, daß die Exemtion nur f ü r die von der exterritorialen Person tatsächlich benutzten Räume gilt). Der bloße Erwerb eines Grundstücks für Gesandtschaftszwecke begründet somit entgegen der Ansicht der Antrg. nicht schon dessen Exterritorialität, diese erhält es vielmehr erst durch seine tatsächliche Indienststellung f ü r den vorgesehenen diplomatischen Zweck (wie hier die Entscheidung des Tribunal civil de la Seine - Chambre du Conseil - in der Sache Etat de Suède c. Petrocchino vom 30. 10. 1929,

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abgedruckt im Wörterbuch des Völkerrechts und der Diplomatie von Strupp II 126; vgl. hierzu auch die Ausführungen von Graupner, NJW/ RzW 1953, 324 f. und die dort unter Fußnote 2 zitierten weiteren Nachweise). Aus dieser aus der Person des Gesandten abgeleiteten Exterritorialität folgt, daß das Grundstück, wenn es nicht mehr gesandtschaftlichen Zwekken dient, auch nicht mehr als exterritorial angesehen werden kann und daher der inländischen Gerichtsbarkeit wieder unterliegt. Da die auf dem zur Rückerstattung beanspruchten Grundstück errichteten Gebäude, in denen früher bis 1945 die Gesandtschaft des Königreichs Bulgarien untergebracht war, durch Kriegseinwirkung stark beschädigt wurden und nach der Auskunft des Alliierten Treuhänders vom . . . unbewohnbar sind, sind die Voraussetzungen f ü r eine Exemtion hinsichtlich dieses Grundstücks nicht mehr gegeben. Die Exemtion des ausländischen Staates, der nur durch seine Organe tätig werden kann, ist also immer eine aus der Tätigkeit dieser Organe abgeleitete. Die bloße Widmung eines Grundstücks seitens des ausländischen Staates zu einem bestimmten diplomatischen Zweck reicht somit entgegen der von der WK Hamburg (NJW/RzW 1953, 177 *) vertretenen Ansicht f ü r die Begründung seiner Exterritorialität nach den Grundsätzen des Völkergewohnheitsrechts nicht aus. Durch solchen Rechtsakt einer auf das Grundstück abgestellten Zweckbestimmung kann der ausländische Staat die Gebietshoheit des Belegenheitsstaates nicht einschränken, wenn er die ihm von diesem eingeräumte hoheitliche Tätigkeit seines Gesandten auf dem zweckbestimmten Grundstück tatsächlich nicht ausübt, wenn also seine in der Person des Gesandten geschützte hoheitliche Tätigkeit mit der Zweckbestimmung des Grundstücks tatsächlich nicht in einem angemessenen zeitlichen Zusammenhang steht. Es kommt deshalb allein auf die tatsächliche Benutzung des Grundstücks zu diplomatischen Zwecken an. Solche Benutzung besteht jedoch seit mehr als neun Jahren nicht mehr. Damit ist auch ein zeitlicher Zusammenhang zwischen einer etwa noch fortbestehenden Zweckbestimmung f ü r das Grundstück und der früheren Tätigkeit eines Gesandten gelöst, zumal das Grundstück wegen der Kriegsbeschädigungen unbewohnbar ist (ebenso WK Berlin, NJW/RzW 1953, 368 2 ). Diese festgestellte Regel des Völkerrechts wird auch, ohne daß sie im deutschen Recht ausdrücklich statuiert ist, hier angewendet. F ü r das Bundesgebiet ist dies ausdrücklich in Art. 25 GG bestimmt. Art. 1 III der Verfassung von Berlin vom 1. 9. 1950, nach dem das GG und die Gesetze der Bundesrepublik Deutschlands auch für Berlin bindend sind, ist allerdings nach Art. 87 I Berliner Verfassung noch nicht in Kraft getreten. Art. 87 III Berliner Verfassung bestimmt aber, daß in der Übergangszeit, soweit die Anwendung des GG in Berlin keinen Beschränkungen unterliegt, dessen Bestimmungen auch in Berlin geltendes Recht sind. Sinn der von den Militärgouverneuren in ihrem Genehmigungsschreiben von 12. 5. 1949 bzw. seitens der Alliierten Kommandantur in der BK/O (50) 75 vom 29. 8. 1950 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 287.

2

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 290.

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gemachten Vorbehalte ist aber nur, eine unmittelbare Einbeziehung Berlins in die westdeutsche Bundesrepublik vorerst aufzuschieben. Es sollte hiermit lediglich verhindert werden, daß Berlin durch den Bund regiert wird (vgl. von Mangoldt, GG [1953] Anm. 3 zu Art. 23). Es ist daher die Auffassung vertreten worden, daß Art. 25 GG, der den Primat des Völkerrechts sichern will, auch im Bereich von Berlin gilt (vgl. Kreutzer, JR 1951, 641). Diese Frage braucht hier jedoch in dieser Allgemeinheit nicht entschieden zu werden, da die höchstrichterliche Rechtsprechung die Völkerrechtsregel über die Exterritorialität ausländischer Staaten mit ihrer Ausnahme hinsichtlich der inländischen Grundstücke im innerdeutschen Recht schon angewendet hat, bevor in Art. 4 WeimRV eine derartige Geltung von Völkerrechtssätzen erstmalig ausdrücklich ausgesprochen war (vgl. hierzu RGZ 62, 165). Es besteht auch kein Grund, ausnahmsweise im Rückerstattungsverfahren diese Regeln des Völkerrechts nicht anzuwenden. Richtig ist allerdings, daß die Vorschriften der §§ 18 bis 21 GVG, die sich mit der Exterritorialität der diplomatischen Vertreter befassen, nach dem Zwecke des GVG (§ 2 EGGVG) sich nur auf die ordentliche streitige Gerichtsbarkeit beziehen. Wie die obigen Feststellungen zeigen, hat der deutsche Gesetzgeber aber hierin f ü r die Zivil- und Strafgerichtsbarkeit nur allgemein anerkannte Regeln des Völkerrechts wiederholt. Aus dem Grundgedanken der Exterritorialität und seiner Ausnahmen ergibt sich jedoch, daß die hierzu im Völkerrecht aufgestellten Regeln jede Art von Gerichtsbarkeit, insbesondere auch die Sondergerichtsbarkeit, ausschließen bzw. zulassen (vgl. Zorn in Wörterbuch des Völkerrechts und der Diplomatie I 298). Wenn das LG aus der Feststellung Schlegelbergers (vgl. FGG 8 [1952] Anm. 5 zu § 3) folgert, daß die in § 20 GVG anerkannte Zulässigkeit der Geltendmachung dinglicher Ansprüche gegen fremde Staaten bei den inländischen Gerichten für die freiwillige Gerichtsbarkeit nicht in Betracht kommt, so kann dies nicht als zutreffend anerkannt werden. Auch Schlegelberger (aaO Anm. 1 zu § 3) vertritt vielmehr die Ansicht, daß die in §§ 18 bis 21 GVG f ü r die streitige Gerichtsbarkeit getroffenen Bestimmungen auch f ü r die freiwillige Gerichtsbarkeit gelten, da das Völkerrecht die Befreiung von der inländischen Gerichtsbarkeit schlechthin anerkenne und die Abgrenzung der freiwilligen Gerichtsbarkeit von der streitigen nur aus dem positiven Recht des Belegenheitsstaates entnommen werden könne. Der Kommentator nimmt auch in seiner Anmerkung 5 zu § 3 ausdrücklich das Grundbuchrecht, das sich gerade auch mit der Vollziehung dinglicher Ansprüche befaßt, aus. Die vom LG zitierte Feststellung bezieht sich somit nur auf die freiwillige Gerichtsbarkeit im engeren Sinne, welche Verfahren über dingliche Ansprüche nicht kennt. Beim Rückerstattungsverfahren handelt es sich aber um ein echtes Streitverfahren, das Ansprüche dinglicher Natur zum Gegenstand hat. BoR (51/119, BoRE 10, 73) hat daher die Gerichtsbarkeit der deutschen Wiedergutmachungsbehörden gegen einen fremden Staat anerkannt. Auch das vom BoR in dieser Sache eingeholte Gutachten des Rechtsberaters beim Hohen Kommissar der Vereinigten Königreiche be-

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sagt, wie sich aus den Ausführungen des Gerichtshofs ergibt, daß ein ausländischer Staat als Rückerstattungspflichtiger in bezug auf unbewegliche Vermögensgegenstände unter die Gerichtsbarkeit der deutschen Wiedergutmachungsgerichte fällt, weil diese Verfahren ,dingliche Klagen' zu sein scheinen. Bedenken gegen eine Unterwerfung ausländischer Staaten unter die Rückerstattungsgerichtsbarkeit könnten nur insoweit bestehen, als es sich hier nicht um ein bloßes Erkenntnisverfahren, sondern um ein Verfahren handelt, das unmittelbar eine Rechtsänderung nach sich zieht. Nach Art. 13 REAO wird nämlich bei Erlaß einer Rückerstattungsanordnung fingiert, daß der Rechtsverlust des Berechtigten als nicht erfolgt gilt. Die Anordnung zieht somit ohne eine Vollstreckung im engeren Sinne eine Rechtsänderung nach sich und greift in die Rechte des ausländischen Staates unmittelbar ein, so daß es nur noch einer Grundbuchberichtigung bedarf. Gleichwohl kann f ü r das Rückerstattungsverfahren eine Exemtion ausländischer Staaten aus diesem Grunde nicht anerkannt werden, da die Rechtslage hier nicht anders ist als im ordentlichen Zivilprozeßverfahren, wenn der Kaufvertrag und auch das dingliche Erfüllungsgeschäft aus irgendeinem Grunde nichtig oder anfechtbar ist. In einem solchen Falle ist das Grundbuch ebenfalls unrichtig, und es bedarf daher nur einer Klage des Verkäufers auf Abgabe der Berichtigungsbewilligung. Eine derartige Klage könnte der Verkäufer aber ohne weiteres im dinglichen Gerichtsstand des § 24 ZPO (vgl. Stein-Jonas-Schönke, ZPO 1 7 [1953] Anm. III 1 zu § 24) nach § 20 GVG auch gegen einen Exterritorialen erheben. Mit der Verurteilung des Käufers zur Abgabe der Berichtigungsbewilligung gilt nach § 894 ZPO in einem solchen Falle kraft gesetzlicher Fiktion - ähnlich wie bei der Rückerstattungsanordnung - die Abgabe der Willenserklärung ersetzt. Der richterliche Akt hat also dieselbe Wirkung, die der Schuldner bei freiwilliger Abgabe der Erklärung erzielt hätte. Die Verurteilung wirkt somit ebenfalls kraft gesetzlicher Fiktion (vgl. Stein-Jonas-Schönke aaO Anm. I zu § 894), ohne daß es eines besonderen Vollstreckungsverfahrens bedarf (vgl. Güthe-Triebel, Anm. 91 und 95 zu § 19 GBO S. 429 ff. [434]). Wenn aber ein derartiges Verfahren nach der ausdrücklichen Regelung des § 20 GVG in Verbindung mit § 24 ZPO gegen einen ausländischen Staat zulässig ist, so ist kein Grund ersichtlich, warum eine früheres Unrecht wiedergutmachende Rückerstattungsanordnung, die die gleichen Wirkungen herbeiführt, nicht zulässig sein sollte. Im übrigen ist es heute in der Völkerrechtslehre herrschende Ansicht, daß in Fällen, in denen der ausländische Staat der inländischen Gerichtsbarkeit unterliegt, also gerade bei Grundstücken, auch eine Vollstreckung des ergangenen Urteils zulässig ist (vgl. hierzu Rosenberg aaO 49; Riezler aaO 374; Stein-Jonas-Schönke, Fußnote 1 zu § 24 ZPO; Guggenheim aaO 172). Ob diese Meinung einer gerichtlichen Praxis entspricht, braucht hier nicht weiter untersucht zu werden. Der Senat kommt somit zu dem Ergebnis, daß die Gerichtsbarkeit der deutschen Wiedergutmachungsgerichte im vorliegenden Falle zu bejahen ist. Die Entscheidung des LG war daher aufzuheben und die Sache zur

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erneuten Verhandlung und sachlichen Entscheidung an das LG zurückzuverweisen." 1 7 5 . Ausländische Staaten unterliegen der inländischen Gerichtsbarkeit, soweit sie Träger privater Rechte und Pflichten sind. Der Erwerb eines Grundstücks, das der Rückerstattung unterliegt, gehört in die Privatrechtssphäre. Der bloße Erwerb eines Gebäudes für Zwecke der Gesandtschaft begründet keine Exterritorialität, solange das Gebäude nicht in den Gesandtschaftsdienst gestellt worden ist. Zum Verhältnis Rückerstattung und Völkerrecht. Zum Fortbestand der Republik Lettland. Eine Exilregierung repräsentiert ein besetztes Land überall dort, wo sie als solche anerkannt wird. - GVG §§ 18-21. KG-West, 15. ZS, Entsch. vom 25. 2. 1955 - 15 W 228/54»: NJW/RzW 6 (1955) 211; JblntR 7 (1957) 397; IntLR 1955, 230. Eingetragene Eigentümerin des im amerikanischen Sektor von Berlin gelegenen Grundstücks war die Antrst., die zur Gruppe der rassisch Verfolgten gehörte. Nachdem sie ausgewandert war, verkaufte sie durch Kaufvertrag vom 14. 7. 1939 das vorbenannte Grundstück an die Republik Lettland lastenfrei in Abteilung III zum Barkaufpreis von 3000 £, zahlbar bei der Bank von England. Der Übergang von Nutzungen und Lasten sollte von dem auf die Übergabe des Grundstücks folgenden Monatsersten erfolgen; das war der 1. 12. 1939. Nachdem die Devisengenehmigung, die Genehmigung nach der EinsatzVO und diejenige des Preußischen Staates erteilt waren, wurde die Käuferin am 11. 11. 1939 als Eigentümerin im Grundbuch eingetragen. Dieser Eintragungsvermerk befindet sich heute noch im Grundbuch. Die Antrst. hat nach rechtzeitiger Anmeldung die RE des Grundstücks beantragt. Aus den Gründen: „Was die Frage der Exterritorialität eines ausländischen Staates zur inländischen Gerichtsbarkeit betrifft, so wird man zum Zwecke ihrer Beantwortung von dem Art. 25 GG ausgehen können. Nach dieser Bestimmung sind die allgemeinen Regeln des Völkerrechts Bestandteile des Bundesrechts. [Es wird ausgeführt, daß trotz der alliierten Vorbehalte zur Berliner Verfassung diese Bestimmung auch in Berlin anwendbar sei]. Im Völkerrecht werden zu dieser Frage zwei Theorien vertreten, die absolute Immunitätstheorie und die Differenzierungstheorie (restriktive Theorie). Während nach der erstgenannten Theorie die Exemtion ausländischer Staaten von der inländischen Gerichtsbarkeit grundsätzlich bejaht wird, vertreten die Anhänger der Differenzierungstheorie den Standpunkt, daß die Exemtion auch dann nicht gegeben sei, wenn der auslän1 Die in dieser Sache ergangene erstinstanzliche Entscheidung der WK Berlin (Urt. vom 3. 10. 1953 - 4 WGA 1341/50) ist abgedruckt in IPRspr. 1952-1953 Nr. 290.

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dische Staat sich in die Sphäre des Privatrechts begeben hat. Das RG hat sich in RGZ 62, 165 und 103, 274 auf den Standpunkt der Immunitätstheorie gestellt. Auch Stein-Jonas-Schönke vertreten noch in der 18. Aufl. ihres Kommentars zur ZPO die Auffassung, daß zwar die Differenzierungstheorie in der Lehre vorherrschend vertreten werde, daß dagegen in der gerichtlichen Praxis die Immunitätstheorie die herrschende sei (vor § 1 V Anm. 3). Dem letzteren kann nicht beigetreten werden. Auch die Rechtsprechung wendet sich in zunehmendem Maße der Differenzierungstheorie zu; das hat sich deshalb als notwendig erwiesen, weil die Staaten immer mehr dazu übergehen, sich auf dem Gebiete des Privatrechts namentlich im Handelsverkehr unmittelbar zu betätigen. Bahnbrechend hat f ü r die Durchsetzung der Differenzierungstheorie in der gerichtlichen Praxis der Beschluß des österreichischen Obersten Gerichtshofes vom 10. 5. 1950 gewirkt. In diesem Beschluß ist zunächst eine eingehende Untersuchung über die Anwendung der Differenzierungstheorie in der Rechtsprechung angestellt worden. Danach ist dieser Theorie nicht nur die frühere österreichische Rechtsprechung gefolgt, ihr folgt auch die Rechtsprechung in Italien, der Schweiz, Belgien, Griechenland, Rumänien, Brasilien und teilweise auch in Frankreich; auch liegt dieser Theorie die Rechtsprechung der früheren gemischten Schiedsgerichtshöfe in Alexandrien und Kairo zugrunde. Der österreichische Oberste Gerichtshof ist schließlich auf Grund einer eingehenden Untersuchung zu folgendem Schluß gelangt: 1. Ausländische Staaten sind nach Völkerrecht und insoweit von der Gerichtsbarkeit der inländischen Gerichte eximiert, als es sich um Akte handelt, die sie in Ausübung der ihnen zustehenden Hoheitsgewalt vorgenommen haben; 2. auch nach internationalem Recht sind ausländische Staaten in allen Rechtsstreitigkeiten aus Privatrechtsverhältnissen der inländischen Gerichtsbarkeit unterworfen. Daß die Differenzierungstheorie sich in der gerichtlichen Praxis durchgesetzt hat, zeigen auch die neueren Ausführungen von Schwenk (NJW 1954, 1596 f.). Ferner ergibt sich aus einem in einer Anmerkung dortselbst zitierten Schreiben des State Department an den Justizminister, daß diese Behörde auf Grund eines ihr erteilten Rechtsgutachtens den gleichen Standpunkt vertritt. Auch die deutsche Rechtsprechung neigt in letzter Zeit dazu, sich der Differenzierungstheorie anzuschließen; so hat das LG Kiel in einer in MDR 1953, 489 abgedruckten Entscheidung vom 19. 3. 1953 1 diesen Grundsatz vertreten, ebenso auch das OLG Hamm in NJW/RzW 1951, 258 Nr. 53 2 . BoR hat diesen Beschluß in seiner Entscheidung 51/119 auf Grund eines Rechtsgutachtens des Rechtsberaters beim Hohen Kommissar des Vereinigten Königreichs bestätigt (BoRE 10, 173). Die Entscheidung des LG Hamburg in NJW/RzW 1953, 177 3, in der noch die ältere Rechtsauffassung vertreten wird, kann daher nicht mehr als zutreffend erachtet wer1 2 3

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 289. Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 131. Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 287.

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den, wie auch Graupner in seiner Anmerkung zu dieser Entscheidung in NJW/RzW 1953, 324, 325 mit überzeugenden Gründen ausgeführt hat. Mit Recht kann daher dem österreichischen Obersten Gerichtshof in der genannten Entscheidung darin gefolgt werden, daß die klassische Immunitätslehre heute ihren Sinn verloren hat und nicht mehr als geltendes Völkerrecht angesehen werden kann. Der Grundsatz, daß ausländische Staaten als Träger privater Rechte und Pflichten der inländischen Gerichtsbarkeit unterliegen, hat in den Bestimmungen der §§ 20 GVG, 24 ZPO seine Bestätigung und seinen Ausdruck gefunden. Mit dem Erwerb eines Grundstücks hat sich der ausländische Staat in die Privatrechtssphäre begeben. Auch die Gesandtschaftsgebäude und die Wohnungen der diplomatischen Vertreter sind nicht Ausland, sondern Inland. Es gilt nur die Norm, daß diese Räume grundsätzlich nicht gegen den Willen der Berechtigten betreten werden dürfen, weil die diplomatische Tätigkeit nicht behindert werden soll. Das gilt aber nur f ü r die von den exterritorialen Personen tatsächlich benutzten Räume, ohne daß eine vorübergehende Unterbrechung in deren Benutzung die Exterritorialität der Gebäude aufheben würde. Der bloße Erwerb eines Gebäudes f ü r Gesandtschaftszwecke begründet die Exterritorialität nicht, solange das Gebäude nicht in den Gesandtschaftsdienst gestellt worden ist (Verdross, Völkerrecht [1950] 233 f.; KG - 14 W 4147/53 - vom 22. 11. 1954 4 ). Es fragt sich, ob die vorstehenden Grundsätze auch f ü r das RE-Recht Geltung haben. Das ist zu bejahen. Die REAO ist eine von den Besatzungsmächten erlassene Anordnung. Anordnungen von Besatzungsmächten gehören zum Völkerrecht (Riezler, Internationales Prozeßrecht [1949] 243). Daher gelten f ü r derartige Anordnungen die allgemein anerkannten Regeln des Völkerrechts. Als weiterer Gesichtspunkt kommt in Anschluß an Graupner (NJW/RzW 1953, 525) die Überlegung hinzu, daß die RE-Gesetzgebung eine rechtliche Maßnahme darstellt, deren Anwendung der Gerechtigkeit dient, indem der Zustand wiederhergestellt werden soll, der bestehen würde, wenn der Verfolgte in der Zeit vom 30. 1. 1933 bis 8. 5. 1945 seine volle Handlungsfreiheit gehabt hätte. Die Anwendung der REAO kann daher niemals im Gegensatz zum Völkerrecht stehen. Aus den oben genannten Gründen ist daher auch die RE ,in möglichst großem Umfange' durchzuführen (Art. 1 REAO). Auch aus der Tatsache, daß die REAO grundsätzlich der freiwilligen Gerichtsbarkeit zugehört, kann nichts gegen die Anwendbarkeit der Regeln des Völkerrechts im RE-Verfahren hergeleitet werden. Wie Schlegelberger (FGG 6 § 3 Anm. 1) ausführt, erstrecken sich die §§ 18-21 GVG nach dem Zwecke dieses Gesetzes nicht nur auf die ordentliche Gerichtsbarkeit; sie gelten selbstverständlich auch für die freiwillige Gerichtsbarkeit, weil die genannten Bestimmungen nur anerkannte Sätze des Völkerrechts wiedergeben und die [in der] Abgrenzung der freiwilligen von der streitigen Gerichtsbarkeit nur aus dem positiven Recht des Aufenthaltsstaates zu entnehmen ist. Auch der Umstand, daß die Entscheidungen im RE-Verfahren 4

Siehe oben Nr. 174.

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im Hinblick auf Art. 13 REAO rechtsgestaltender Natur sind, kann die Anwendung völkerrechtlicher Normen und die Unterwerfung ausländischer Staaten unter die RE-Gerichtsbarkeit nicht hindern. In dem hier zur Entscheidung stehenden Falle hat das auf dem streitigen Grundstück befindliche Gebäude zwar dem lettischen Gesandten als Wohnung gedient, es ist auch zu diplomatischen Zwecken benutzt worden. Es hat jedoch den Zwecken der Antrg. selbst kaum ein Jahr gedient. Nach der Besetzung von Lettland ist das Gebäude von Sowjetrußland benutzt worden. Nach dem Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und Rußland am 22. 6. 1941 wurde das Gebäude von dem Ministerium Rosenberg f ü r die besetzten Ostgebiete in Benutzung genommen. Jetzt ist das Gebäude unbewohnbar und sehr verfallen, man kann es nur noch als eine Ruine bezeichnen. Nach der allgemeinen Lage kann nicht angenommen werden, daß das Gebäude in absehbarer Zeit von der Antrg. wieder diplomatischen Zwecken dienstbar gemacht werden wird. Man kann daher nicht davon sprechen, daß die Unterbrechung der Benutzung des Gebäudes f ü r diplomatische Zwecke nur vorübergehender Natur ist. Es wird daher dem LG darin beigetreten, daß das Grundstück der RE-Gerichtsbarkeit unterliegt, weil es weder zur Zeit diplomatischen Zwecken dient, noch in absehbarer Zeit solchen Zwecken dienen wird (vgl. auch den Beschluß 14 W 4147/53). Eingetragene Eigentümerin des streitigen Grundstücks ist die Republik Lettland. Sie hat also Verfügungsrechte über das Grundstück und ist daher nach Art. 12 REAO Rückerstattungspflichtige. Es fragt sich aber, ob die Antrg., nachdem sich Sowjetrußland die Republik Lettland einverleibt hat, als Pflichtige noch in Anspruch genommen werden kann. Grundbedingung f ü r einen Staat ist, daß die Regierung, die ihn repräsentiert, die Territorialund die Personalhoheit hat. Wie jedoch Verdroß (aaO 218) ausführt, ist die Personalhoheit tiefer, weil sie auch dann fortdauert, wenn die territoriale Hoheit in der Übergangszeit verlorengegangen ist. Das zeigt sich, so führt Verdross weiter aus, bei einer vollständigen Besetzung eines Landes durch eine feindliche Macht, wenn die Regierung mit einem Teil ihrer Angehörigen in das Ausland geflüchtet ist und die Exilregierung von dort aus die Personalhoheit über ihre Angehörigen mit Zustimmung des Gastlandes fortsetzen kann, obwohl sie die Gebietshoheit nicht mehr ausübt. Danach kann die Personalhoheit unabhängig von der Gebietshoheit bestehen, und es ergibt sich hieraus die Möglichkeit der Repräsentation eines Landes durch eine Exilregierung. Voraussetzung ist aber nach den vorstehenden Ausführungen von Verdross, daß das Gastland der Exilregierung seine Zustimmung zur Fortsetzung der Ausübung der Personalhoheit gibt. Man kann daher sagen, daß eine Exilregierung überall dort ein besetztes oder annektiertes Land repräsentiert, wo ihrer Tätigkeit zugestimmt wird, d. h. sie als solche anerkannt wird. Die Einverleibung von Lettland wird völkerrechtlich nicht anerkannt, und es wird die Republik Lettland als fortbestehend angesehen, wie sich aus der Stellungnahme der Abteilung Rechtswesen des Magistrats von Groß-Berlin vom 19. 7. 1950 bzw. des Senators f ü r Justiz vom 13. 6. 1953 wie auch des auswärtigen Amtes der Bundes-

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republik vom 29. 4. 1953 ergibt; insbesondere wird auch die Einverleibung von Lettland nicht von den USA anerkannt. Die lettische Exilregierung besteht in London mit Zustimmung des Gastlandes. Der dort befindliche Seniorminister Mr. Charles Zarine der Republik Lettland wird von den USA als solcher anerkannt und als berechtigt angesehen, als bevollmächtigter Vertreter seines Landes aufzutreten. Das ergibt sich aus einer Erklärung des Dr. Pakuscher von der Rechtsabteilung von HICOG in Berlin-Dahlem, Clayallee 170. Dieser hat angezeigt, daß er von Mr. Kirkpatrik, dem Abteilungsleiter der Rechtsabteilung von HICOG, ermächtigt sei, zu erklären, daß von den USA, Department of State, Mr. Charles Zarine als Seniorminister von Lettland als berechtigt angesehen werde, als bevollmächtigter Vertreter seines Landes aufzutreten. Diese Auffassung deckt sich nach der Erklärung des Dr. Pakuscher auch mit der Ansicht des Abteilungsleiters der Wirtschafts- und Vermögenskontrollabteilung bei HICOG, Mr. Spiegier. Diese Erklärungen sind von Dr. Pakuscher dem Vorsitzenden der 152. WK gegenüber am 10. 3. 1953 abgegeben worden. Weiterhin ergeben die Erklärungen des Department of State, unterzeichnet von dem Secretary of State, John Foster Dalles, vom 9. 2. 1953, daß Mr. Jules Feldmans bei der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika als bevollmächtigter Minister von Lettland beglaubigt ist. Das hier streitige Grundstück ist im amerikanischen Sektor von Berlin belegen. Die USA üben kraft Besatzungsrecht hier die oberste Macht aus. Es kommt daher darauf an, ob die Republik Lettland und ihre Repräsentation durch die Exilregierung in London durch die USA anerkannt werden. Das ist auf Grund der vorstehend mitgeteilten Tatsachen der Fall. Daher ist dem LG darin beizutreten, daß die Republik Lettland, vertreten durch die Exilregierung in London, parteifähig und in diesem Verfahren die richtige Pflichtige, also passivlegitimiert ist."

Zuständigkeit in vermögensrechtlichen Angelegenheiten Siehe auch Nr. 35-37, 39, 41, 42, 154, 164, 186, 200, 201

176. Die Zuständigkeit eines deutschen Gerichts beurteilt sich nur nach deutschem Verfahrensrecht. Eine Bindung an Beschlüsse ausländischer Gerichte über die Zuständigkeit besteht nicht. Mit Frankreich ist die Gegenseitigkeit der Anerkennung und Vollstrekkung von Urteilen nicht verbürgt. Die Vereinbarung eines ausschließlichen ausländischen Gerichtsstands bedarf der Schriftform. - ZPO § 23. LG Stuttgart. Zwischen-Urt. vom 28. 6. 1954 - 1 KfH O 33/54, Ungedruckt. Aus den Gründen: „Die von der Bekl. erhobene Einrede der örtlichen und sachlichen Unzuständigkeit des angerufenen Gerichts ist nicht gerechtfertigt. I. 1. Vor den deutschen Gerichten wird ausschließlich nach deren Pro-

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zeßrecht verhandelt. Die Frage, ob deutsche Gerichte zuständig sind, richtet sich also f ü r die deutschen Gerichte grundsätzlich nach deutschem Prozeßrecht, gleichgültig, welche Staatsangehörigkeit die Parteien haben und welches sachliche Recht anzuwenden ist (vgl. dazu Baumbach, ZPO 21 Allgemeine Einleitung III Anm. 8 A; Nußbaum, Grundzüge des IPR § 56 S. 384). Es kann somit für die Frage der Zuständigkeit dahingestellt bleiben, ob das Rechtsverhältnis der Parteien deutschem oder französischem Recht unterliegt. Für Klagen wegen vermögensrechtlicher Ansprüche gegen eine Person, die im Inland keinen Wohnsitz hat, ist das Gericht zuständig, in dessen Bezirk sich Vermögen derselben befindet. Bei Forderungen gilt als der Ort, wo das Vermögen sich befindet, der Wohnsitz des Schuldners, § 23 ZPO. Anstelle des Wohnsitzes tritt bei nichtphysischen Personen der Sitz (RGZ 6, 400; 7, 406 [412]; 27, 422; Stein-Jonas, ZPO 17 § 23 I). Die Bekl. hat ihren Sitz im Ausland. Nach ihrem eigenen Vortrag stehen ihr gegen die Firma S. in Stuttgart erhebliche Forderungen zu. Die Voraussetzungen des § 23 ZPO sind somit gegeben. 2. Ein ausschließlicher Gerichtsstand, der der Zuständigkeit gemäß § 23 ZPO entgegenstehen würde, liegt nicht vor. Selbst wenn, was der Kl. bestreitet, das Tribunal de Commerce de la Seine in dem Beschluß vom 9. 11. 1951, durch welchen die Nichtigkeit der früher zwischen dem Kl. und Herrn C. bestehenden Gesellschaft festgestellt worden sein soll, entschieden hätte, daß für [die] Streitigkeit über den Liquidationsstatus das Tribunal de Commerce de la Seine zuständig sei, so wäre durch diese Entscheidung ein ausschließlicher Gerichtsstand, der die Anwendung des § 23 ZPO ausschließen würde, nicht begründet worden. Die deutsche Prozeßordnung, nach der, wie schon ausgeführt, die Frage der Zuständigkeit ausschließlich zu beantworten ist, sieht eine Bindung an eine Zuständigkeitsentscheidung eines anderen Gerichts lediglich bei einer Entscheidung des im Instanzenzug übergeordneten Gerichts vor (vgl. § 36 ZPO). Durch eine solche Entscheidung wird aber niemals ein ausschließlicher Gerichtsstand begründet (Stein-Jonas aaO § 40 II 2). Das angerufene Gericht ist aber an die Zuständigkeitsentscheidung des Tribunal de Commerce de la Seine nicht gebunden, da andere als die in § 36 ZPO genannten Gerichte nach deutschem Recht keine bindende Zuständigkeitsentscheidung treffen können. Dies gilt insbesondere f ü r ausländische Gerichte, zumal die Gerichtsbarkeit als souveränes Recht des Staates unbeschränkt und - von Staatsverträgen und Anordnungen von Besatzungsmächten abgesehen - auch unbeschränkbar ist (Stein-Jonas aaO Anm. III 1 vor § 12 ZPO). Eine Bindung an die Entscheidung des französischen Gerichts ist auch insofern nicht eingetreten, als gegenüber Frankreich die Gegenseitigkeit nicht verbürgt ist, da die französische Rechtsprechung den Urteilen ausländischer Gerichte weder die Wirkung der materiellen Rechtskraft noch der Vollstreckbarkeit zugesteht, sondern die révision au fond, wenn auch in einem summarischen Verfahren, beansprucht, Art. 546 code de procé-

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dure (Stein-Jonas aaO § 328 VIII E 19; RGZ 150, 374; Riezler, Internationales Zivilprozeßrecht § 56 Ziffer 8). Der Entscheidung des Tribunal de Commerce de la Seine muß also gemäß § 328 Ziffer 5 ZPO die Anerkennung versagt werden. Auch durch Vereinbarung der Parteien wurde kein ausschließlicher Gerichtsstand begründet. Allein darin, daß der Kl. das Urteil des französischen Gerichts gegen sich rechtskräftig werden ließ, kann keine stillschweigende Vereinbarung der in der Entscheidung ausgesprochenen ausschließlichen Zuständigkeit des französischen Gerichts gesehen werden. Eine stillschweigende Vereinbarung würde aber auch zur Begründung einer ausschließlichen Zuständigkeit eines ausländischen Gerichts nicht ausreichen. Eine solche Vereinbarung bedarf der Schriftform (Riezler aaO 302; Pagenstecher, RabelsZ 11 [1937] 398; a. A. Stein-Jonas aaO § 38 IV). Im übrigen kann dem Kl., wenn er die schon im Jahre 1951 in der Entscheidung des Tribunal de Commerce de la Seine festgestellten und bis heute nicht beglichenen Forderungen nunmehr mit einer Leistungsklage geltend macht und dabei ein nach deutschem Prozeßrecht zuständiges deutsches Gericht anruft, auch die Einrede der Arglist nicht entgegengehalten werden. Das angerufene Gericht ist also gemäß § 23 ZPO örtlich zuständig." 1 7 7 . Der Gerichtsstand des Vermögens ist nur gegeben, wenn der Beklagte im Inland keinen Wohnsitz hat. Unter Inland ist das Gebiet des Deutschen Reichs in den Grenzen von 1937 zu verstehen. - ZPO § 23. LG Dortmund, Beschl. vom 14. 10. 1954 - 2 T 83/54. Ungedruckt. Aus den Gründen: „Die beabsichtigte Klage hat vor dem angerufenen Gericht keine Aussicht auf Erfolg, weil das AG Dortmund für die Entscheidung örtlich nicht zuständig ist. Grundsätzlich ist eine Klage bei dem für den Wohnsitz des Bekl. zuständigen Gericht zu erheben (§ 13 ZPO). Lediglich derjenige, der im Inland keinen Wohnsitz hat, kann an dem Orte verklagt werden, an welchem sich ihm gehörige Vermögenswerte befinden (§ 23 ZPO). Saarbrücken, der Wohnsitz des Bekl., liegt nicht im Ausland. Das Saargebiet ist sowohl völkerrechtlich wie auch staatsrechtlich ein Bestandteil Deutschlands, wenn auch nicht der Bundesrepublik. Wenn § 23 ZPO von einem Wohnsitz im Inland ausgeht, so ist damit nicht nur ein Wohnsitz innerhalb der Bundesrepublik gemeint, sondern innerhalb des Gebietes, welches 1937 staatsrechtlich zum deutschen Reiche gehörte. Die Vorschrift des § 23 ZPO ist also vorliegend nicht anwendbar. Es entfällt auch ihre entsprechende Anwendung. Zwar hat sich neuerdings der BGH (vgl. N J W 1952, 182 *) für eine entsprechende Anwendung dieser Vorschrift dann ausgesprochen, wenn der Bekl. in der sowjetischen Besatzungszone wohnt, in der Bundesrepublik aber Vermögen hat. Die Gründe, die in diesen Fällen eine entsprechende Anwendung des § 23 ZPO geboten erscheinen lassen, können im hier 1

Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 467

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vorliegenden Fall aber nicht zu einer entsprechenden Anwendung führen. Der Grundgedanke der Regelung des § 23 ZPO ist der, daß dem Kl. nicht .zugemutet werden soll, vor einem Gericht mit anderen Gebräuchen, anderem Verfahrensrecht, anderer Gerichtsverfassung seinen Anspruch durchzusetzen, wenn im Inland Vermögen vorhanden ist. Das ist im Saargebiet nicht der Fall." 178. Zur Vereinbarung des Schiedsgerichts der Bremer Baumwollbörse. Zur Rechtsnatur des Schiedsvertrags. Aus der Vereinbarung eines institutionellen Schiedsgerichts kann geschlossen werden, daß die Parteien das Verfahrensrecht am Ort des Schiedsgerichts gewählt haben; daß sie ihren Vertrag auch sachrechtlich nach dem Recht an diesem Ort beurteilt sehen wollten, kann aus der Schiedsvereinbarung nicht unbedingt entnommen werden, entspricht aber der Regel. Zur Bedeutung folgender Merkmale für die Bestimmung des Vertragsstatuts: Geschuldete Währung - Sprache des Vertrags - Verhalten der Parteien im Prozeß - Erfüllungsort der charakteristischen Leistung - Ort der Ausstellung der Vertragsurkunde - Ort maßgeblicher Vertragsverhandlungen. Die Parteien können einzelne Wirkungen des Vertrags verschiedenen Rechten unterstellen. Zur Bedeutung der cif-Klausel für Schwerpunkt und Erfüllungsort. LG Bremen, Urt. vom 24. 4. 1952 - P 92/52. Ungedruckt. Aus den Gründen: „Die Kammer ist der Ansicht, daß zwischen den Parteien eine wirksame Schiedsgerichtsabrede getroffen ist. I. Erste Voraussetzung hierfür ist das Bestehen einer Vereinbarung des Inhalts, daß über Streitigkeiten wegen Bezahlung der von der Kl. an die Bekl. gelieferten ca. 30 tons iranische Baumwolle Type GAKOK ein Schiedsgericht zu entscheiden hat. Eine solche Vereinbarung ist in der von der Bekl. übergebenen ,SaleConfirmation' Nr. 46/48 vom 11./13. 11. 1950 über 30 tons iranische Baumwolle Type GAKOK mit den Worten ,Bremen Rules and Arbitration' festgelegt. Diese Klausel ist eine Schiedsgerichtsklausel und bedeutet, daß diejenigen Baumwollgeschäfte zwischen den Vertragsschließenden, die diesen Gesamtkontrakt betreffen, den Bedingungen der Bremer Baumwollbörse' unterliegen sollen. Diese Bedingungen sehen in ihrem § 14 I vor: ,Alle Streitigkeiten sind durch ein Schiedsgericht zu entscheiden'. Wenn die Kl. nach den Behauptungen der Bekl. auf Grund des Gesamtvertrages 46/48 ihre ca. 30 tons iranische Baumwolle Type GAKOK der Bekl. geliefert hat, so liegt eine Schiedsgerichtsvereinbarung vor, die alle Streitigkeiten aus diesem Kontrakt, also auch solche über die Bezahlung der gelieferten Baumwolle betrifft. II. Es ist weiter zu prüfen, ob diese Schiedsgerichtsklausel wirksam ist. 1. Da es zweifelhaft sein kann, ob bei Verträgen, die ein deutscher Ver32

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tragspartner mit einem ausländischen abgeschlossen hat, die P a r t n e r sich dem deutschen Recht u n t e r w e r f e n wollten, setzt diese P r ü f u n g die Beantw o r t u n g der Frage nach dem anzuwendenden Recht voraus. Die ,Nationalitätsfrage', wie Jonas sie kurz nennt (Jonas, J W 1927, 1297), ist bereits d a n n zu klären, w e n n die Einrede des Schiedsvertrages erhoben wird {Jonas aaO 1298; Jonas-Pohle, ZPO 1 6 § 1025 I 2); d e n n bereits die W i r k samkeit der Schiedsgerichtsklausel k a n n von dem auf sie anzuwendenden Recht abhängen; ist die Klausel wirksam, so ist grundsätzlich auch die Erhebung der Einrede berechtigt. I n Rechtsprechung u n d Lehre besteht Einigkeit darüber, d a ß in erster Linie das von den Parteien gewollte Recht anzuwenden ist: Sogenannter Grundsatz der Parteiautonomie (RGZ 108, 243; 120, 72; 122, 318; RG, J W 1928, 1196; J W 1938, 1175; RG, HRR 1933 Nr. 1935; Deutsches Seeschiedsgericht Hamburg, HansGZ 1917, 98; Palandt, BGB 9 Vorbem. a 2 a vor Art. 12 EGBGB; Raape, I P R 3 § 39 I). Dieser Wille k a n n ausdrücklich oder auch n u r stillschweigend erklärt werden (Palandt aaO; Raape § 39 IV). Falls zur Zeit des Vertragsabschlusses ein solcher übereinstimmender Wille der Parteien v o r h a n d e n war, ist dieser auch d a n n noch maßgebend, w e n n der Streit über einzelne Vertragspunkte ausgetragen wird; es sei denn, es hat sich dieser Wille übereinstimmend in der Zwischenzeit geändert u n d die Parteien haben inzwischen den Vertrag einem anderen Rechte unterstellt (Palandt aaO; Raape § 39 IV). Raape (§ 39 II) spricht d a h e r auch von einem Verweisungsvertrag der Parteien, den diese - zugleich mit dem Hauptvertrag - abgeschlossen haben, u n d der die Verweisung auf eine bestimmte Rechtsordnung zum Inhalt hat. D a f ü r , d a ß die Parteien zur Zeit des Vertragsabschlusses ausdrücklich sich auch über das Recht, daß sie auf den Gesamtvertrag 46/48 a n g e w a n d t wissen wollten, geeinigt haben, h a b e n sie nichts vorgetragen. Ihr diesbezüglicher Parteiwille ist d a h e r zu erforschen (vgl. OLG H a m b u r g , HansGZ 1913, 131). a) Der Gesamtvertrag 46/48 weist mit seiner Schiedsgerichtsklausel ,Bremen Rules a n d Arbitration' auf das jedenfalls f ü r das Schiedsverfahren anzuwendende Verfahrensrecht eindeutig hin: Es wird auf die ,Bremer Regeln (Bedingungen) u n d Schiedsgerichtsbarkeit' verwiesen, damit aber auch, da die Verträge Baumwolle zum Gegenstand haben, auf die feste Einrichtung des Bremer Baumwollbörsenschiedsgerichts. Dieses Schiedsgericht ist ein sogenanntes institutionelles oder Dauerschiedsgericht, da es einer bestimmten privaten Einrichtung, nämlich der Bremer Baumwollbörse angehört (RGZ 116, 194; 157, 111; Baumbach, ZPO 2 0 § 1044, 1 B a; Jonas-Pohle aaO § 1044 II 2 a; Jonas, J W 1927, 1298; Rosenberg, Lehrbuch des deutschen Zivilprozeßrechts 4 § 166 III 1; insbesondere Littauer, ZZP 1930, 1). Wie aus § § 14 ff. der Bedingungen der Bremer Baumwollbörse hervorgeht, ist es eine ständige Einrichtung; zwar wechseln die Schiedsrichter, da sie von den streitenden Parteien zu ernennen sind (§ 15 I), jedoch gilt f ü r das Schiedsgericht eine eigene, nicht erst ad hoc aufgestellte V e r f a h r e n s o r d n u n g (§§ 14-23), auch d ü r f e n die Schiedsrichter n u r aus den

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Mitgliedern der Bremer Baumwollbörse, also einem fest bestimmten Personenkreis, ausgewählt werden (§ 15 I) (Littauer aaO; von Staff, DJZ 1925, 776). Die Sprüche dieses Gerichts sind stets deutsche, d. h. hinsichtlich Gültigkeit und Wirksamkeit nach deutschem Recht zu beurteilen (Jonas-Pohle aaO § 1044 II 2 a), so daß die Unterwerfung unter den Spruch dieses deutschen institutionellen Schiedsgerichts begrifflich die Unterwerfung unter einen nach deutschem Recht zu beurteilenden Spruch ist (RGZ 116, 194; RG, Warneyer Rspr. 1928 Nr. 98; Jonas-Pohle aaO; Jonas, J W 1927, 1298; Rosenberg aaO § 166 I 4). Da aber die institutionellen Schiedsgerichte ihre eigene feststehende Verfahrensordnung haben, die als Ergänzung auf das Verfahrensrecht des Institutionslandes verweist (Jonas-Pohle aaO § 1025 I 2, § 1044 II 2 a; Littauer, ZZP 1930, 1; von Staff, DJZ 1925, 775 f.), folgt aus dieser Unterwerfung im Wege des Rückschlusses weiter, daß die Schiedsvertragspartner sich auch dem Verfahrensrecht des vereinbarten Schiedsgerichts unterwerfen wollten. Wenn der Gesamtvertrag 46/48 von der Kl. abgeschlossen worden ist, so sind sich die Parteien jedenfalls darüber einig gewesen, daß f ü r das Verfahren vor einem eventuell anzurufenden Schiedsgericht dessen Bedingungen und die Vorschriften des deutschen Verfahrensrechts (ZPO) maßgebend sein sollen. b) Daraus kann aber noch nicht unbedingt geschlossen werden, daß die Parteien ihre Schiedsgerichtsvereinbarung als solche oder gar alle Bedingungen des Gesamtvertrages 46/48 dem deutschen materiellen Recht unterwerfen wollten, wenngleich auch das soeben gefundene Ergebnis schon ein starkes Indiz f ü r einen solchen Willen der Parteien ist (OLG Hamburg, HansGZ 1913, 131; Raape aaO § 39 IV 2). Es fragt sich aber, ob das obige Ergebnis zur Feststellung der Wirksamkeit der Schiedsgerichtsvereinbarung ausreicht. Das ist dann der Fall, wenn sie sich allein nach dem Verfahrensrecht bestimmt. aa) In der Lehre besteht über die Natur einer Schiedsgerichtsvereinbarung Streit. Während Kohler und Jonas-Pohle (Kohler, Gruchots Beiträge 1887, 489; Jonas-Pohle aaO § 1025 I 1; ebenso Littauer aaO 22) sie als einen reinen prozessualen Vertrag ansehen, spricht Baumbach (aaO § 1025 I; ebenso Kisch, ZZP 1926, 321; Lent, Zivilprozeßrecht § 95 II) im Anschluß an die neueste Rechtsprechung des RG (RGZ 144, 98; 156, 104) von einem privatrechtlichen Vertrag über prozeßrechtliche Beziehungen; auch Rosenberg (aaO § 166 II 1 a), der hervorhebt, daß der Schiedsvertrag eben meistens - wie auch hier - als Schiedsgerichtsklausel im Hauptvertrag erscheint, bezeichnet diese Vereinbarung als Vertrag eigener Art, der nicht dem Prozeßrechte, sondern dem Rechtsgebiete unterliege, dem das abzuurteilende Rechtsverhältnis angehört, namentlich dessen Unwirksamkeitsoder Aufhebungsgründe. Kisch (aaO 322 f.) betont, daß der Schiedsvertrag in die Reihe der Feststellungsverträge, wozu der Vergleich gehöre, zu stellen sei; es werde eine Normierung f ü r die Zukunft angestrebt, eventuell aufkommender Streit oder eine Ungewißheit zwischen den Parteien soll durch einen oder mehrere Dritte beseitigt werden; dies zeige das privatrechtliche Element des Schiedsvertrages, weswegen f ü r sein Zustandekom32 *

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men, seine Wirksamkeit, seine Erfordernisse, sein Erlöschen die Vorschriften des materiellen Rechtes maßgebend sein müssen. bb) Nach der prozessualen Theorie wäre hier also eine Weiterprüfung der Frage nach dem anzuwendenden Recht bei der Schiedsgerichtseinrede nicht mehr erforderlich, da festgestellt ist, daß die Parteien sich jedenfalls dem deutschen Verfahrensrecht unterwerfen wollten; die §§ 1025-1027 ZPO wären danach ohne ihre Reziehung zum bürgerlichen Recht bei Prüfung der Wirksamkeit des Schiedsvertrages anzuwenden. Folgt man dagegen der materiell-rechtlichen Theorie, so muß auch untersucht werden, welchem materiellen Recht die Parteien sich unterwerfen wollten; denn dies ist in Verbindung mit §§ 1025-1027 ZPO zur Beurteilung der Wirksamkeit der Schiedsgerichtsvereinbarung erforderlich. Dieser letzteren Theorie ist schon deshalb der Vorzug zu geben, weil sie hinsichtlich der Wirksamkeit den Grundvertrag und die in ihr enthaltene Schiedsgerichtsklausel als eine Einheit betrachtet - dies entspricht fast immer den Vorstellungen der Vertragspartner beim Vertragsschluß; ein abweichender Wille müßte erkenntlich sein. Es ist durchaus möglich, daß die Parteien das f ü r ein deutsches institutionelles Schiedsgericht maßgebliche deutsche Verfahrensrecht akzeptiert haben, aber ihre materiellrechtlichen Beziehungen nach einer anderen Rechtsordnung haben regeln wollen (RG, HRR 1933 Nr. 1935; OLG Rostock, SeuffArch. 71, 175; Jonas, J W 1927, 1298; Raape aaO § 39 IV 3; Rosenberg aaO § 166 II 6). Das Deutsche Seeschiedsgericht Hamburg sagt in HansGZ 1917, 98 treffend: ,Aus der Unterwerfung unter ein deutsches Schiedsgericht ist zwar der Schluß zu ziehen, daß auf das Verfahren deutsches Recht Anwendung finden soll, dagegen liegt in ihr nicht ohne weiteres die Vereinbarung, daß der Rechtsstreit materiell nach deutschem Recht zu entscheiden ist'. Weiterhin entspricht die materiellrechtliche Ansicht dem Gesetz in seinen Vorschriften der §§ 1025-1027 ZPO, die, wenn sie auch in der ZPO stehen, in Wirklichkeit keine Verfahrens-, sondern sachlichrechtliche Bestimmungen sind, die lediglich den verfahrensrechtlichen Vorschriften über das Schiedsgericht in der ZPO vorangestellt sind (RGZ 144, 98; Kisch, ZZP 1926, 324; anderer Ansicht Littauer aaO 21 f.). Dies muß auch Köhler zugeben, wenn er darauf hinweist, daß sich die Form einer solchen Vereinbarung nach dem Recht richten muß, das auf den Hauptvertrag Anwendung finden soll (wie aus Anm. 37 bei Littauer aaO 18 hervorgeht, muß Köhler seine Ansicht 1896 wesentlich zugunsten der materiellrechtlichen Ansicht geändert haben). Es ist also der Nachweis weiterer Merkmale erforderlich, um die Wirksamkeit der Schiedsgerichtsklausel feststellen zu können; die Vereinbarung eines deutschen institutionellen Schiedsgerichts allein genügt in der Regel nicht, weil sich daraus nur das vereinbarte Verfahrens-, nicht aber das materielle Recht entnehmen läßt (RG, HRR 1933 Nr. 1935; RG, HansGZ 1913, 282; OLG Hamburg, HansGZ 1913, 131). c) Das RG hat in HRR 1933 Nr. 1935 den Grundsatz aufgestellt, daß es sich im Zweifel f ü r deutsche Gerichte von selbst verstände, deutsches Recht

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anzuwenden (vgl. auch RGZ 73, 381); dies müsse erst recht d a n n gelten, wenn die Festsetzung des Entgelts in einem Vertrag in deutscher W ä h rung erfolgt sei. Andererseits hat das RG in J W 1928, 1196 sich f ü r das dänische Recht entschieden, weil in dem dort abzuurteilenden Fall die Zahlung des Schuldners in dänischen Kronen geschehen sollte. Das RG entnimmt also der Währungsart, die die Parteien f ü r ihre Verpflichtungen vertraglich bestimmt haben, daß sie den ganzen Vertrag auch derjenigen Rechtsordnung unterwerfen wollten, die in dem gleichen Währungsgebiet gilt (vgl. auch RGZ 118, 283; 126, 206). Dieser Ansicht des RG.kann in der jetzigen Zeit wegen der bestehenden Devisenschwierigkeiten nicht mehr gefolgt werden; denn Kaufleute werden oft die W ä h r u n g gerade eines solchen Landes zur Begleichung ihrer Forderungen bestimmen, zu dem sie ihr Geld am leichtesten transferieren können (vgl. auch RGZ 108, 243; 118, 370), ohne bei Vertragsschluß auch n u r den (hypothetischen) Willen (auch dieser mutmaßliche Wille spielt im internationalen Privatrecht f ü r die hier zu klärende Frage eine wesentliche Rolle; Palandt aaO Vorbem. a 2 a vor Art. 12 EGBGB; Raape aaO § 40) zu haben, daß der Vertrag dem Recht des Währungsgebietes unterliegen soll. Daß etwa Deutsche und Österreicher, nur weil die f ü r Geschäfte unter ihnen zulässige Verrechnungswährung der US-Dollar ist, auf ihre vertraglichen Beziehungen US-Rechte irgendeiner F o r m angewendet wissen wollen, wird k a u m jemals, jedenfalls nicht ohne weitere Gründe, angenommen werden können. Aus dem Gesamtvertrag 46/48 ergibt sich die Dollarwährung als festgesetzt. Daß etwa die Parteien n u n das USA-Recht — u n d gar welches der einzelnen Staaten - angewandt wissen wollen, liegt so fern, daß es hier nur zur Bestätigung der soeben geäußerten Bedenken erwähnt wird. Jedoch hat gerade die Kl. in der Vereinbarung vom 26. 2. 1951, die nach dem Vortrag der Bekl. lediglich eine Modifikation des Vertrages 46/48 darstellen soll und dem die Bekl. zugestimmt hat, wenigstens f ü r den hier von ihr eingeklagten Aufpreis die DM-Währung f ü r den Fall, daß eine Transferierung nicht genehmigt wird, bestimmt; der Aufpreis in DM soll dann an die Schwestergesellschaft der Kl. in Frankfurt/Main bezahlt werden. Nach der Ansicht des RG m u ß m a n auch hier zu dem Ergebnis kommen, daß die Kl. Streitigkeiten jedenfalls wegen des Aufpreises, wenn dieser nicht in Schweizer Franken transferiert werden kann, dem deutschen Recht unterwerfen will. Eine solche sogenannte bedingte Verweisung auf die eine oder andere Rechtsordnung ist durchaus möglich und zulässig (RGZ 108, 243; Raape aaO § 39 IV 4). Die Kl. hat sich mit ihrem Klageantrag - der Geltendmachung der Forderung - f ü r das deutsche Recht entschieden; denn nach ihm soll die Bekl. die Geldsumme, in die sie verurteilt werden soll, in Deutscher Mark bezahlen; sie hätte ja auch Verurteilung in Schweizer F r a n k e n begehren können (BGB § 244; Jonas-Pohle aaO vor § 803 I 1; Palandt aaO § 245 3, 4). Diesem Willen der Kl. hat die Bekl. dadurch, daß sie das Angebot vom 26. 2. 1951 annahm, zugestimmt. Im übrigen hat sie den Aufpreis in ihrer Kreditnote und dem Begleitschreiben vom 19. 5. 1951 auch in DM angegeben und damit ebenfalls einen gleichen Willen dokumentiert.

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Das Verhalten der Parteien zeigt also, daß jedenfalls f ü r Streitigkeiten aus dem Aufpreis deutsches Recht angewendet werden soll. d) Damit ist noch nicht geklärt, ob f ü r alle Streitigkeiten aus dem Gesamtvertrag 46/48 deutsches Recht angewendet werden soll. Es ist zwar unbedenklich, wenn Vertragspartner einzelne Wirkungen eines Vertrages verschiedenen Rechten unterstellen (RGZ 68, 206; 73, 379; 83, 274; 118, 374; 126, 206; Palandt aaO Vorbem. a 2 a vor Art. 12 EGRGB; Raape aaO § 39 IV 3) - man spricht dann von einer Teilverweisung oder einem Nebenstatut jedoch ist eine solche Zwiespältigkeit der Rechtsanwendung innerhalb eines Vertrages von den Partnern höchst selten gewollt und müßte besonders erkennbar sein (RGZ 83, 274; 120, 72; RG, JW 1928, 1197). In der Regel wird man also dann, wenn - wie hier — das vereinbarte institutionelle Schiedsgericht in dem gleichen Rechtsgebiet liegt, in dem die vereinbarte Zahlungseinheit gilt, auf eine Vereinbarung der Parteien schließen können, auch das Recht des Schiedsgerichtsortes und des Währungsgebietes auf alle Streitigkeiten aus dem Vertrag anzuwenden (vgl. RGZ 126, 206; RG, Warneyer Rspr. 1919 Nr. 149; RG, HansGZ 1913, 282; OLG Hamburg, HansGZ 1913, 131). Hier kann man aber insofern noch Bedenken haben, als die Parteien erst in der Vereinbarung vom 26. 2. 1951 die Bezahlung in DM abgesprochen haben - und dies auch nur dann, wenn eine Bezahlung in Schweizer Franken nicht möglich sein sollte bzw. die Kl. eine Bezahlung in DM wünscht. Um auch diese Bedenken ganz ausräumen zu können, ist nach weiteren Umständen zu forschen, die dafür sprechen, daß die Parteien deutsches Recht angewandt wissen wollen; sind nämlich solche nicht zu finden, so bleibt immer noch die Frage offen, ob f ü r die Wirksamkeit der Schiedsgerichtsklausel deutsches materielles Recht maßgebend ist. aa) Im Wege des Rückschlusses kann aus dem Verhalten der Parteien im Prozeß ihr Wille ermittelt werden, welchem Recht sie sich unterwerfen wollen (RGZ 118, 283; RG, Warneyer Rspr. 1919 Nr. 149; Palandt aaO Vorbem. a 2 a vor Art. 12 EGBGB). Dies gilt insbesondere von der Kl. als Schweizer Firma. Sie hat sich vor dem deutschen ordentlichen Gericht nicht nur des deutschen Verfahrensrechts mit seiner Institution des Urkundenprozesses zunächst bedient, sondern vor allem auch in ihrem Schriftsatz vom 15. 10. 1951 auf die deutsche Rechtsordnung, auf deutsche Gerichtsentscheidungen und Kommentare zum deutschen Recht ausdrücklich verwiesen, die sie auf den Streitfall angewandt wissen möchte. Daß sie dann allerdings später im Schriftsatz vom 14. 11. 1951 auf Schweizer Recht und Rechtsprechung Bezug nimmt, ändert an dieser Feststellung nichts; denn ihre dortige Bezugnahme ist erst auf Frage des Gerichts erfolgt, möglicherweise, weil sie der Meinung war, daß das deutsche Recht f ü r ihre Rechtsansicht ungünstig sein könnte. bb) Auch der Schwerpunkt des Gesamtvertrages 46/48 ist zur Ermittlung des Partei willens über das Schuldstatut heranzuziehen (RGZ 119, 259; RG, JW 1928, 656; OLG Saarbrücken, SJZ 1950, 829 4 ; Palandt aaO Vorbem. 1

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 16.

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a 2 a vor Art. 12 EGBGB). Das RG betont, daß dieser Schwerpunkt bei Kaufverträgen insbesondere dort zu sehen ist, wo der Verkäufer zu erfüllen hat (RGZ 73, 381; 81, 274; 108, 243); die Lieferung der Ware an den Käufer sei zunächst der wesentliche Inhalt eines Kaufvertrages; daraus folge dann die Gegenverpflichtung des Käufers zur Zahlung des Kaufpreises; im Erfüllungsort liege die wichtigste Beziehung dieses Schuldverhältnisses (RGZ 73, 387; Palandt aaO und 6 a ; Raape aaO § 41). Nun kann zweifelhaft sein, wo nach den Verträgen 46/48 in Verbindung mit dem Abkommen vom 26. 2. 1951 der Erfüllungsort hinsichtlich der Gesamtverbindlichkeit liegt. Die Kostenklausel cif Bremen/Hamburg besagt nichts f ü r einen Wechsel des gewöhnlichen Erfüllungsortes, Wohnsitz des Schuldners (vgl. nur Palandt aaO Anm. 9 zu § 269 BGB nebst Verweisungen). Tatsächlich braucht jedoch der Erfüllungsort nicht der wirtschaftliche Mittelpunkt zu sein, wie sich insbesondere hier ergibt, so daß auf seine Ermittlung in diesem Stadium des Rechtsstreites verzichtet werden kann. Unstreitig bestehen oder bestanden zwischen der Kl. und mehreren weiteren Bremer Baumwollfirmen weitere, dem Umfange nach wesentlich bedeutendere Engagements. Aus dem Schriftwechsel . . . ergibt sich dies. Die Kl. hatte ihre Geschäftstätigkeit im Baumwollhandel in Teheran und mit deutschen, speziell Bremer Importeuren, neu aufgenommen. Es ergibt sich damit f ü r sie jedenfalls hinsichtlich ihrer deutschen Beziehungen ein in Deutschland gelegener Schwerpunkt. Damit kann aber festgestellt werden, daß f ü r die Abwicklung dieser Geschäfte jedenfalls Deutschland weitaus bedeutender war als Teheran oder Genf, die andernfalls als Erfüllungsorte praktisch in Frage kommen könnten. An die Anwendbarkeit iranischen Rechtes wird unter den Parteien sicher niemand gedacht haben, und das Abkommen vom 26. 2. 1951 bestätigt lediglich die alten Verträge, wie noch zu erläutern sein wird. Selbst wenn man daher a priori Bremen oder Hamburg nicht als Erfüllungsorte und, wie im Regelfall, die cif-Klausel nur als Kostenklausel annimmt, wird an dem wirtschaftlichen Schwerpunkt dieses Geschäftes in Bremen, jedenfalls in Deutschland, kein Zweifel bestehen können. Da hier auch f ü r die Kaufpreisschuld des Käufers insoweit, als sie den strittigen Aufpreis betrifft, eine feste, wenn auch inhaltlich alternative Vereinbarung besteht, die Kl. aber ausdrücklich eine Zahlung an ihre Schwestergesellschaft in Deutschland begehrt hat, wird das oben gefundene Ergebnis nicht abgeändert. Dies entspricht auch dem Grundsatz, daß im Zweifel die Vertragspartner die beiderseitigen Verpflichtungen einem Recht einheitlich unterwerfen wollen (RGZ 68, 205). Ein weiteres Merkmal zur Bestimmung des Vertragsschwerpunktes ist der Ausstellungsort der Vertragsurkunde (RGZ 118, 283; 126, 206; RG, Warneyer Rspr. 1919 Nr; 149). Die Sale-Confirmation des Vertrages 46/48 und das Schreiben vom 26. 2. 1951 sind in Bremen ausgestellt. Weiter wird der Schwerpunkt - wie schon hervorgehoben und geprüft, in diesem Zusammenhang aber nochmals zu erwähnen ist - durch die Bremer Arbitrageklausel bestimmt (RG, Warneyer Rspr. 1919 Nr. 149; RG, HansGZ 1913, 282).

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Schließlich sind im Januar 1951 Angestellte der Kl. von Genf nach Bremen gekommen, gerade um die Aufrechterhaltung der Geschäftsbeziehungen der KI. zu den Bremer Firmen, u. a. der Bekl., zu ermöglichen und zu überprüfen. Das OLG Saarbrücken betont in seiner Entscheidung v o m 28. 6. 1950 (SJZ 1950, 829), daß gerade auch noch durch solche f ü r den Fortbestand eines Vertrages und dessen Erfüllung maßgeblichen Verhandlungen sein Schwerpunkt in die Verhandlungsstadt verlegt werde. Grundsätzlich kann dagegen die Vertragssprache als Merkmal zur Bestimmung des Parteiwillens über das anzuwendende Recht nicht in Betracht kommen; denn in- und ausländische Vertragspartner werden die ihnen gemeinsam verständliche Sprache zur Vertragsabfassung benutzen (RGZ 108, 242; RG, J W 1911, 225; Palandt aaO Vorbem. a 2 a vor Art. 12 EGBGB). Dies ist hier offensichtlich beim Abschluß des Gesamtvertrages 46/48 der Fall, der auf englisch abgefaßt ist. Englisches oder gar amerikanisches Recht wollten die Parteien nicht angewandt wissen, da sie - jedenfalls durch diesen Vertrag - keine Beziehungen zu diesen Rechtsordnungen herstellten. Das RG betont in seiner Entscheidung in D R 1943, 1066, daß auch eine in den USA in englischer Sprache abgefaßte Vollmachtsurkunde nach deutschem Recht zu beurteilen ist, wenn die Tätigkeiten des Bevollmächtigten im deutschen Rechtsgebiet liegen; denn hier liege der Schwerpunkt der Rechtshandlungen, zu denen der Bevollmächtigte verpflichtet werden sollte. Es betont mit seiner Entscheidung wiederum, daß sich der Schwerpunkt eines Vertrages nach den zu verrichtenden geschäftlichen Tätigkeiten bestimmt, wie oben schon ausgeführt. e) Danach ergibt sich zusammenfassend, daß die Parteien die Anwendung des deutschen Rechts nicht nur f ü r das Verfahren vor dem Schiedsgericht, sondern auch des deutschen materiellen Rechts f ü r alle Streitigkeiten aus dem Gesamtvertrage Nr. 46/48 v o m 11./13. 11. 1950 - zumindest stillschweigend - vereinbart haben. Dies folgt aus 1. der Vereinbarung eines deutschen institutionellen Schiedsgerichts, 2. der deutschen Währungsklausel in der Vereinbarung v o m 26. 2. 1951, 3. ihrem Verhalten in diesem Rechtsstreit vor dem deutschen Prozeßgericht und 4. dem Schwerpunkt des Gesamtvertrages in dem deutschen Rechtsgebiet." 1 7 9 . Für das Verfahren vor einem deutschen Gericht gilt deutsches Recht. Die Einrede des Schiedsvertrags wird auch durch die Vereinbarung eines ausländischen Schiedsgerichts gewährt. OLG Hamburg, 1. ZS, Urt. v o m 3. 9. 1954 - 1 U 134/54: R i W 2 (1956) 90; Leitsatz in M D R 9 (1955) 43. Durch Vermittlung der Firma X hat die Bekl. iranische Baumwollsaat gekauft. Unter den „sonstigen Bedingungen (Kontrakt/Schiedsgericht)" heißt es: „ I O S A 48". Die W a r e ist geliefert. Die Bekl. hat 20 % des Kaufpreises nicht bezahlt. Die Kl., die ihren Sitz in Genf hat, fordert den restlichen Kaufpreis. Die Bekl. hat die Einrede des Schiedsvertrages erhoben. In den „ I O S A 48" sei ein Schiedsgericht vorgesehen; dieses sei auch schon tätig geworden.

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Aus den Gründen: „Für das Verfahren gilt deutsches Prozeßrecht. Ziffer 13 der zum Vertragsinhalt gewordenen Bedingungen der IOSA 48 bestimmen zwar, daß englisches Recht anzuwenden sei ,Such disputes shall be settled according to the law of England, whatever the domicile, residence, or place of business of the parties to this Contract may be or become'. Dies gilt aber, falls ein Rechtsstreit vor einem deutschen Gericht anhängig gemacht wird, nur für das materielle, nicht auch für das Verfahrensrecht. Das deutsche Gericht hat seine Verfahrensordnung anzuwenden (Palandt-Lauterbach, BGB 1 2 [1954] Vorbem. vor Art. 7 EGBGB Anm. 15). Die Kl. nimmt die Rechte der Verkäuferin aus dem von der Maklerfirma X am 10. 9. 1952 zwischen der Y und der Bekl. vermittelten Kaufvertrag für sich in Anspruch und klagt einen Teil des noch ausstehenden Kaufpreises ein. Zu Recht hat die Bekl. gegen diese Klage die Einrede des Schiedsvertrages erhoben (§ 274 I I Ziffer 3 Z P O ) . Unerheblich ist, daß es sich um einen ausländischen Schiedsvertrag handelt, da auch dieser die Einrede gewährt (Baumbach-Lauterbach, Z P O 2 2 § 1025 Anm. 3 B). Ziffer 14 der IOSA 48 bestimmt, daß alle Streitigkeiten aus dem Vertrag durch Arbitrage zu entscheiden sind: ,A11 disputes f r o m time to time arising out of this Contract, including any question of L a w appearing in the proceedings . . . shall be referred to arbitration . . . ' . Ziffer 14 der IOSA 48 betrifft nicht, wie die Kl. meint, lediglich Rechtsfragen, die während des Schiedsgerichtsverfahrens auftauchen und entweder die Auslegung oder Durchführung des Vertrages angehen. Die zitierte Formulierung ,A11 disputes . . . arising out of this Contract' läßt klar erkennen, daß alle Streitigkeiten aus dem Vertrage und um vertragliche Streitigkeiten handelt es sich hier - durch ein Schiedsgericht zu entscheiden sind. Eine andere Auslegung wäre mit dem Bestreben der Parteien nicht vereinbar, ihre Streitigkeiten vor einem sachverständigen Schiedsgericht in London (vgl. IOSA 48 Rules-Arbitration) und nicht vor den ordentlichen Gerichten der verschiedenen Länder auszutragen. Die Auffassung der KI. würde zu dem den IOSA 47/48 widersprechenden Ergebnis führen, daß zum Teil Ansprüche vor dem Schiedsgericht, zum Teil vor ordentlichen Gerichten geltend gemacht werden müßten, obwohl sie weitgehend zusammenhängen." 1 8 0 . Die internationale Zuständigkeit ist ein Unter fall der örtlichen Zuständigkeit, deren Bejahung durch das Gericht erster Instanz einer Nachprüfung durch das Berufungsgericht gemäß § 512 a ZPO entzogen ist. Dieser Grundsatz gilt auch dann, wenn die Zuständigkeit eines ausländischen Gerichtes in Frage steht. Es gilt auch für das besondere Verhältnis des Saarlandes zu Frankreich. OLG Saarbrücken, 3. ZS, Urt. vom 5. 3. 1954 - 3 U 111/53. Ungedruckt. Aus den Gründen: „Die Berufung ist nach § 512 a Z P O unstatthaft.

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Der Senat sieht keine Veranlassung, von der in Rechtsprechung u n d prozeßrechtlicher Literatur bisher einhellig vertretenen Auffassung, daß die sogenannte internationale Zuständigkeit ein Unterfall der örtlichen Zuständigkeit u n d infolgedessen die B e j a h u n g der örtlichen Zuständigkeit durch das Vordergericht auch in den Fällen der N a c h p r ü f u n g durch das Berufungsgericht nach § 512 a ZPO entzogen sei, in denen die Zuständigkeit eines ausländischen Gerichts in F r a g e steht, abzuweichen (vgl. RGZ 126, 199; Reichsarbeitsgericht, J W 1933, 349; RG, J W 1936, 1291; RG, J W 1938, 2291; BGH, N J W 1953, 222 i; Jonas-Pohle, Zwangsvollstreckungsnotrecht 1 6 Vorbem. IV zu § 12, § 512 a Anm. I; Baumbach, Z P O 1 9 § 512 a Anm. II; Rosenberg, Lehrbuch des deutschen Zivilprozeßrechts 7 141). Die von den einzelnen Schriftstellern des internationalen Zivilprozeßrechts (Pagenstecher, Riezler) gegen die herrschende Meinung geäußerten Bedenken sind von der höchstrichterlichen Rechtsprechung mit überzeugender Begründung, der sich der Senat anschließt, zurückgewiesen w o r d e n 2 (BGH aaO). Mit dem Hinweis auf § 275 II ZPO übersieht die Berufungski., d a ß es sich in § 512 a ZPO, der in der Gesetzesergänzung von 1924 dem bereits seit 1905 bestehenden § 549 II ZPO nachgebildet worden ist, u m eine Spezialregelung f ü r die Fälle der positiven Vorentscheidung über die örtliche Zuständigkeit handelt. Auch die nach § 275 II ZPO ergehenden Zwischenurteile sind daher, soweit sie die örtliche Zuständigkeit bejahen, nach § 512 a ZPO der Anfechtung entzogen (Jonas-Pohle aaO § 512 Anm. I). Auch die B e r u f u n g der Bekl. auf die besonderen staatsrechtlichen Verhältnisse des Saarlandes, insbesondere seine auf dem Gebiet des zwischenstaatlichen Rechtsverkehrs mit Frankreich eingegangenen Abmachungen, rechtfertigen nach der Auffassung des Senats nicht eine Auslegung des § 512 a ZPO, die dem W o r t l a u t u n d dem Sinn der Vorschrift zuwiderläuft. In die Streitigkeiten der Zuständigkeitsfragen sind auch durch die Bestimm u n g e n des neuen Rechtshilfeabkommens mit Frankreich vom 20. 5. 1953, insbesondere seine Anlage I, keine größeren prozeßrechtlichen Schwierigkeiten hineingetragen worden. Auch nach dem Abschluß dieses Vertrages beurteilt sich die Zuständigkeit des Prozeßgerichts grundsätzlich n u r nach saarländischem Prozeßrecht (Imig, SaarlRuStZ 1953, 49 ff.). In den Zuständigkeitsvorschriften der ZPO ist lediglich durch Art. 26 II der Anlage I insofern eine Änderung eingetreten, als gegenüber Franzosen in Z u k u n f t der Gerichtsstand des Vermögens (§ 23 ZPO) nicht m e h r geltend gemacht 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 296. Entgegen der Behauptung des OLG Saarbrücken (ähnlich BGH 7. 12. 1955, oben Nr. 4 unter I 2) kann die Begründung des Bundesgerichtshofs in der Entscheidung 18. 11. 1952, IPRspr. 1952-1953 Nr. 296, mit der entgegen den genannten Bedenken von Riezler und Pagenstecher an der herrschenden Lehre festgehalten wird, nicht überzeugen. Eine Auseinandersetzung enthält sie nur mit dem Vorbringen der Revisionskläger des damals zu entscheidenden Falles, während zu den Bedenken Riezlers lediglich gesagt wird, sie würden keine neuen entscheidenden Gesichtspunkte enthalten. Vgl. hierzu Neuhaus, JZ 1956, 537, der zu BGH 7. 12. 1955 aus gleichem Anlaß schreibt: „ . . . die Leichtigkeit, mit welcher der Senat über die wohlbegründeten Ausführungen von Matthies in NJW 1953, 546 [in denen die Gegenmeinung noch einmal dargelegt wird] . . . hinweggehl, ist schlechthin entwaffnend". G. 2

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w e r d e n kann. Schließlich v e r m a g der Senat auch die Besorgnis der Berufungskl., die weitere A n w e n d u n g des § 512 a Z P O in F ä l l e n der internationalen Zuständigkeit könne zu Schwierigkeiten im E x e q u a t u r v e r f a h r e n v o r französischen Gerichten führen, nicht zu teilen. W i e sich aus Art. 3 der Anlage I ergibt, ist das Exequaturgericht nicht befugt, bei einem vorliegenden rechtskräftigen Urteil die F r a g e der innerstaatlichen Zuständigkeit des erkennenden ausländischen Gerichts einer Ü b e r p r ü f u n g zu unterziehen. I m übrigen handelt es sich bei diesem letzten E i n w a n d der Berufungski. u m eine E r w ä g u n g rechtspolitischer Art, der zu f o l g e n dem Gericht, da sich seine F u n k t i o n auf die A n w e n d u n g des geltenden Rechts beschränkt, versagt ist. D e r A n g r i f f der Berufungski. gegen die Zuständigkeitsentscheidung des L G mußte daher wirkungslos bleiben. Eine N a c h p r ü f u n g dieser Entscheidung in prozeßrechtlicher Hinsicht ist dem Berufungsgericht nach § 512 a Z P O verwehrt. I n der umstrittenen Frage, ob eine entgegen dieser V o r schrift eingelegte B e r u f u n g als unzulässig zu v e r w e r f e n oder aber als unbegründet zurückzuweisen sei, hat sich der Senat der v o m R G in ständiger Rechtsprechung vertretenen ersten Auffassung angeschlossen, der auch der B G H in seiner in N J W 1953, 222 abgedruckten Entscheidung g e f o l g t ist."

Zuständigkeit in Ehesachen Siehe auch Nr. 80, 87, 91-97, 231 1 8 1 . Zum

Einfluß

des Gleichheitssatzes

auf die Zuständigkeit

in

Ehe-

sachen. - Z P O § 606 a ) Schleswig-Holsteinisches O L G , 4. ZS, Beschl. v o m 1. 3. 1954 - 4 W 32/54: SchlHA 201 (1954) 147. b ) Schleswig-Holsteinisches O L G , 4. ZS, Beschl. v o m 8. 10. 1954 - 4 W 170/54: SchlHA 202 (1955) 24. Aus den Gründen: a ) Beschl. v o m 1. 3. 1954: „ D e r Senat tritt der Auffassung des L G bei, daß § 606 I Satz 2 Z P O , nach d e m f ü r den Fall, daß die Ehegatten i m Inland keinen gemeinsamen gewöhnlichen Aufenthalt gehabt haben, das L G des gewöhnlichen Aufenthaltsortes des Mannes ausschließlich zuständig ist, nach d e m 1. 4. 1953 nicht mehr unverändert angewendet w e r d e n kann. Denn diese Bestimmung stellt eine einseitige Benachteiligung der F r a u dar. Die F r a u muß sich in j e d e m Fall s o w o h l als Kl. als auch als Bekl. nach dem Aufenthaltsort des Mannes richten, ein Umstand, der ihre Rechtsverfolgung erheblich erschweren kann (vgl. O L G H a m m , N J W 1953, 910; O L G Stuttgart, N J W 1953, 1552 2 ; O L G München, N J W 1954, 76). Der Auffassung des K G ( N J W 1954, 159), 1 Siehe jetzt § 606 in der Fassung des Gleichberechtigungsgesetzes 18. 6. 1957. 2 Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 299.

vom

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daß die Bestimmung des § 606 I Satz 2 ZPO eine Benachteiligung der Frau und damit einen Verstoß gegen den Grundsatz der Gleichberechtigung deshalb nicht darstelle, weil sie lediglich aus Zweckmäßigkeitsgründen erlassen sei, vermag sich der Senat nicht anzuschließen. Die Tatsache, daß die bisherige Regelung eine Erschwerung der Prozeßführung und eine Benachteiligung der Frau zur Folge hat, bleibt jedenfalls bestehen und wird auch vom KG nicht geleugnet. Wenn das Gesetz nun für den Fall, daß ein gemeinsamer Aufenthaltsort der beiden Ehegatten nicht gegeben ist, in dem Bestreben, einen einheitlichen Gerichtsstand zu schaffen, in erster Linie auf den Aufenthaltsort des Mannes abgestellt hat, so läßt sich nicht verkennen, daß dabei die Vorrangstellung des Mannes von Bedeutung gewesen ist. So hat auch der gegenwärtig dem Bundestag vorliegende Regierungsentwurf mit der Begründung, daß die bisherige Regelung eine Benachteiligung der Frau bedeute, eine Änderung des § 606 I Satz 2 ZPO vorgesehen. Nachdem der Art. 3 II GG mit dem 1. 4. 1953 unmittelbar geltendes Recht geworden und nach Art. 117 I GG das entgegenstehende Recht außer Kraft getreten ist, kann § 606 I Satz 2 ZPO nicht mehr angewendet werden. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die bisherige Regelung an den Grundsatz der Gleichberechtigung von Mann und Frau anzupassen. Darüber, in welcher Weise das zu geschehen hat, gehen die Meinungen auseinander. Während das OLG Hamm und ihm folgend das OLG Stuttgart in den angeführten Entscheidungen der Auffassung sind, daß jetzt grundsätzlich der allgemeine Aufenthaltsort der beklagten Partei für die Zuständigkeit des Gerichts maßgebend sei, sieht der 7. Zivilsenat des OLG München in der oben mitgeteilten Entscheidung neben dem LG des gewöhnlichen Aufenthaltsortes des Mannes auch das LG des gewöhnlichen Aufenthaltsortes der Frau als ausschließlich zuständig an, weil die Anpassung durch die gleichmäßige Behandlung beider Geschlechter in der Anwendung des betreffenden Rechtssatzes näher liege und schon deshalb den Vorzug verdiene, weil sie in größtmöglichem Umfang die Rechtskontinuität gewährleiste. Die Entscheidung im vorliegenden Falle hat davon auszugehen, daß durch den Fortfall der bisherigen Regelung eine Lücke im Gesetz entstanden ist. Diese Lücke durch die Bestimmung auszufüllen, daß die Regelung des § 606 I Satz 2 ZPO entsprechend dem Gleichheitsgrundsatz in gleicher Weise nunmehr auch f ü r die Frau zu gelten habe, erscheint nicht ohne weiteres angängig, insbesondere läßt sich eine solche Bestimmung nicht aus Art. 117 1 GG rechtfertigen. Die erforderliche Anpassung kann vielmehr nur unter Berücksichtigung der allgemeinen Verfahrensgrundsätze, insbesondere auch des Grundgedankens des § 606 ZPO geschehen. Durch diese letzte Bestimmung und ihre Neufassung durch die 4. DVO zum EheG sollte ersichtlich ein einheitlicher ausschließlicher Gerichtsstand f ü r Ehesachen geschaffen werden. Zu diesem Zweck würde die Schaffung eines weiteren ausschließlichen Gerichtsstandes in Widerspruch stehen. Demgegenüber erscheint es ohne Bedeutung, daß die ZPO auch in anderen Fällen mehrere ausschließliche Gerichtsstände nebeneinander kennt. Aus der Zuständigkeitsregelung der ZPO ergibt sich als Grundsatz,

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daß sich die Zuständigkeit des anzurufenden Gerichts nach den Verhältnissen des Bekl. richtet. Es erscheint daher angebracht und notwendig, diesen Grundsatz auch bei der Anpassung des § 606 I Satz 2 ZPO zur Anwendung zu bringen. Das hat zur Folge, daß in Zukunft an die Stelle des gewöhnlichen Aufenthaltsortes des Mannes derjenige des jeweiligen beklagten Ehegatten zu treten hat. Diese Auffassung wird nicht nur in den beiden genannten Entscheidungen geteilt, sondern neuerdings auch von dem 4. Zivilsenat des OLG München in Abweichung von der Entscheidung des 7. Zivilsenats desselben OLG vertreten (vgl. DRspr. IV [418] 58). Auch der Regierungsentwurf hat die Anpassung des § 606 I Satz 2 ZPO an den Gleichheitsgrundsatz dahin vorgesehen, daß an Stelle des Gerichts des gewöhnlichen Aufenthaltsortes des Mannes das LG ausschließlich zuständig ist, in dessen Bezirk der gewöhnliche Aufenthalt des Bekl. liegt." b) Beschl. vom 8. 10. 1954: „Da die Parteien keinen gemeinsamen gewöhnlichen Aufenthalt im Inland gehabt haben, hängt die Zuständigkeit von der Fortgeltung des § 606 I Satz 2 ZPO ab, wonach beim Fehlen eines gemeinsamen Aufenthaltsortes zunächst das im Bezirk des gewöhnlichen Aufenthaltsortes des Mannes gelegene LG zuständig ist. Nach der in der Rechtsprechung ganz überwiegend vertretenen Ansicht steht diese Bestimmung im Widerspruch zur Gleichberechtigung gemäß Art. 3 II GG und ist diesem Grundsatz in der Weise anzupassen, daß an die Stelle des gewöhnlichen Aufenthaltsortes des Mannes derjenige des jeweiligen beklagten Ehegatten tritt (vgl. SchleswigHolsteinisches OLG, 4. ZS, SchlHA 1954, 147 3. ZS, SchlHA 1954, 231; ebenso 1. und 2. ZS in 1 W 38/54 und 2 W 37/54; ferner OLG Hamm, NJW 1953, 910; OLG Stuttgart, NJW 1953, 1552 2 ; OLG München, N J W 1954, 76; anderer Ansicht KG, N J W 1954, 50). Gestützt auf eine nicht veröffentlichte Entscheidung des BGH vom 18. 1. 1954 - IV ZR 112/53 - vertritt nunmehr der 2. ZS des OLG Düsseldorf in NJW 1954, 840 entgegen der Rechtsansicht des 10. ZS desselben Gerichts den Standpunkt, daß die Bestimmung des § 606 I Satz 2 ZPO im wesentlichen eine Ordnungsvorschrift sei und dem Grundsatz der Gleichberechtigung von Mann und Frau nicht entgegenstehe. Dem ist jedoch entgegenzuhalten, daß dem GG nicht zu entnehmen ist, daß der Gleichberechtigungsgrundsatz in jedem Fall bei den Ordnungsvorschriften Halt zu machen hätte. Richtig ist allerdings, daß mit § 606 ZPO ein einheitlicher ausschließlicher Gerichtsstand f ü r Ehesachen geschaffen werden sollte. Aus der folgerichtigen Anwendung des Gleichberechtigungsgrundsatzes ergibt sich jedoch, und zwar in Übereinstimmung mit dem Regierungsentwurf, daß nun an die Stelle des LG des gewöhnlichen Aufenthaltsortes des Mannes dasjenige des Aufenthaltsortes des beklagten Ehegatten als ausschließlicher Gerichtsstand zu treten hat, wobei dem Entwurf hier entgegen den sonstigen Gesetzentwürfen eine besondere Stellung zukommt, als er im wesentlichen nur das enthalten soll und enthält, was schon seit dem 1. 4. 1953 geltendes Recht ist. Für die 1 2

Siehe oben Nr. 181 a. Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 299.

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F r a u als beklagte Partei ist es zudem v o n sehr einschneidender, w e n n nicht manchmal entscheidender Bedeutung, ob sie gezwungen ist, sich bei einem Gericht auf eine Ehescheidungsklage einzulassen, bei dem sie w e g e n der großen Entfernung und mangels der erforderlichen Mittel nicht selbst erscheinen und nicht einmal ihren Prozeßbevollmächtigten persönlich instruieren kann, oder ob sie den Rechtsstreit bei dem L G ihres Wohnsitzes nach persönlicher Unterrichtung ihres Prozeßbevollmächtigten f ü h r e n kann. Man w ü r d e an dieser Tatsache vorbeigehen, w e n n m a n den Ordnungsgesichtspunkt, daß bei Ehescheidungsprozessen ein einheitlicher Gerichtsstand bestehen soll, demgegenüber voranstellen würde. Auch der B G H hat i m übrigen in seiner v o m O L G Düsseldorf angeführten Entscheidung die F r a g e noch nicht abschließend entschieden. D e r Senat hat danach keine Veranlassung gesehen, v o n seiner früheren, bereits mehrfach vertretenen Auffassung abzugehen. Da demgemäß über die vorliegende K l a g e das f ü r den W o h n s i t z der Bekl. zuständige L G ausschließlich zu entscheiden hat, bietet die v o m Kl. eingereichte Ehescheidungsklage v o r dem angerufenen L G mangels örtlicher Zuständigkeit keine Aussicht auf E r f o l g . " 1 8 2 . Zur heutigen örtlichen Zuständigkeit für einen im Jahre 19M- in Metz anhängigen Rechtsstreit. - ZuständigkeitsergänzungsG § § 1 N r . 3, 2. O L G H a m b u r g , 1. ZS, Urt. v o m 14. 6. 1955 - 1 U 64/55: JZ 10 (1955) 613. I m N o v e m b e r 1943 hat der Kl. v o r dem L G Metz Klage auf Scheidung seiner E h e gegen die Bekl. erhoben. Durch Urteil v o m 17. 3. 1944 hat das L G Metz die E h e geschieden. Dagegen hat die Bekl. Berufung eingelegt. I n d e m Verhandlungstermin v o m 24. 8. 1944 hat das O L G Zweibrücken, Zweigsenat Metz, beschlossen, die Sache zum Spruch zu vertagen auf den 7. 9. 1944. Dieser Spruch ist i n f o l g e der Kriegsereignisse nicht m e h r verkündet w o r d e n . I m Februar 1954 hat die Bekl. sich an das L G H a m b u r g gewandt und u m Fortsetzung des Verfahrens gebeten. Dieses Gericht hat sie mit der Begründung, daß der letzte gemeinsame W o h n s i t z der Parteien im Inland H a m b u r g gewesen sei und unter H i n w e i s auf das ZuständigkeitsergänzungsG v o m 7. 8. 1952 (BGBl. I 407) an das O L G H a m b u r g verwiesen. Dieses hat über den Rechtsstreit in der Sache entschieden. Aus den Gründen: „ D i e Zuständigkeit des O L G H a m b u r g zur Entscheidung über die gegen das Urteil des L G Metz v o n der Bekl. im Jahre 1944 eingelegte B e r u f u n g ergibt sich aus dem ZuständigkeitsergänzungsG. D i e Berufung w a r anhängig im abgezweigten Senat Metz des O L G Zweibrücken. Dieses ist als Gericht im Sinne des § 1 ZuständigkeitsergänzungsG anzusehen (vgl. dazu § 5 der V O über Gerichtsverfassung und - v e r f a h r e n in bürgerlichen Rechtssachen in L o t h r i n g e n v o m 6. 10. 1941, VOB1. f ü r L o t h r i n g e n 1941, 909). Der abgezweigte Senat des A p p e l l h o f s in K o l m a r mit dem Sitz in Metz hatte schon v o r der Besetzung Lothringens durch die deutschen T r u p p e n

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im Jahre 1940 bestanden, er besteht auch heute noch und wieder. § 5 der angeführten V O hat also nur einen bei der Besetzung Lothringens vorgefundenen Zustand aufrechterhalten. Dies rechtfertigt, den abgezweigten OLG-Senat in Metz als ein Gericht anzusehen, das seinen Sitz in Lothringen gehabt hat. Seine Unterstellung unter das OLG Zweibrücken an Stelle des bis dahin zuständigen Appellhofs in Kolmar ist nach der Auskunft des OLG-Präsidenten in Neustadt daraus zu erklären, daß die gesamte Zivilverwaltung Lothringens vom damaligen Gau Saar-Pfalz getragen wurde. In Lothringen wird keine deutsche Gerichtsbarkeit mehr ausgeübt (§ I ZuständigkeitsergänzungsG). Danach konnte die Bekl. den Rechtsstreit bei dem Gericht aufnehmen, das für die Klage oder das Rechtsmittel örtlich zuständig wäre. Für die Scheidungsklage wäre jetzt das LG Hamburg zuständig, da die Parteien ihren letzten gemeinsamen, gewöhnlichen Aufenthalt im Inland in Hamburg gehabt haben und mindestens die Bekl. bei Aufnahme des Rechtsstreits hier ihren gewöhnlichen Aufenthalt hatte. Zur Entscheidung über die Berufung ist demnach das OLG in Hamburg berufen." 1 8 3 . Zum Begriff des Wohnsitzes (domicile) nach englischem Recht. Die Ehefrau teilt den Wohnsitz des Mannes. Die deutschen Gerichte sind zuständig zur Scheidung der Ehe eines britischen Staatsangehörigen, der jedoch sein (Ursprungs-)Domizil in Österreich hat, und einer Österreicherin, da die Entscheidung in Österreich und damit auch in England anerkannt würde. Britische Staatsangehörige sind von der Stellung einer Prozeßkostensicherheit nur dann befreit, wenn sie im Inland ihren Wohnsitz haben. — Z P O § § HO, 606; deutsch-britisches Rechtshilfeabkommen vom 20. 3. 1928. LG Hamburg, Zwischen-Urt. vom 14. 7. 1954 - 5 R 90/54: N J W 7 (1954) 1894. Der Sachverhalt ergibt sich aus dem oben Nr. 88 wiedergegebenen Beschluß des LG Hamburg vom 27. 4. 1954, mit dem der Anspruch der Bekl. auf einen Prozeßkostenvorschuß beschieden wurde. Das vorliegende Zwischenurteil entscheidet über die von der Bekl. gegenüber dem Scheidungsbegehren erhobenen Einreden der Unzuständigkeit des angerufenen Gerichtes und der mangelnden Sicherheit für die Prozeßkosten. Aus den Gründen: „Die Einrede der mangelnden Zuständigkeit des L G Hamburg ist zu verwerfen. Entgegen der Auffassung der Bekl. ist das LG Hamburg zur Entscheidung des Rechtsstreits zuständig. Für die Frage der Zuständigkeit des angerufenen Gerichts ist auf § 606 I I I Ziffer 1 Z P O abzustellen. Der Kl. ist britischer Staatsangehöriger und die Bekl. ist österreichische Staatsangehörige. In einem solchen Falle ist das angerufene Gericht nur dann zuständig, wenn eine der Parteien ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort im Bezirke des Gerichts hat und nach dem Heimatrecht des Mannes die von

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dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt werden wird. Da die Bekl. ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort im Inland, und zwar im Bezirk des LG Hamburg hat, kommt es darauf an, ob nach dem britischen Recht die Entscheidung des LG Hamburg anerkannt werden würde. Das ist der Fall: Im britischen Recht gilt das Domizilprinzip, d. h. daß grundsätzlich der Richter f ü r die Scheidungsklage zuständig ist, in dessen Bezirk die Parteien - die Ehefrau teilt notwendig das Domizil des Mannes - ihr Domizil im Sinne des britischen Rechtes haben. Domizil in diesem Sinne heißt entweder Ursprungsdomizil oder Wahldomizil (domicile of origin oder domicile of choice). Das Ursprungsdomizil nach englischem Recht ist unzweifelhaft Österreich. Dieses Ursprungsdomizil kann nach britischem Recht verloren gehen, wenn die betreffende Person in einem anderen territorialen Rechtsgebiet ein Wahldomizil begründet; allerdings mit der Maßgabe, daß auch nach britischem Recht das Ursprungsdomizil wieder auflebt (kraft Fiktion) , wenn die Person das Land des bisherigen Wahldomizils verläßt, um etwa in Übersee ein neues Wahldomizil zu errichten (vgl. Graupner, NJW 1954, 827). In diesem Zusammenhang ist aber zu betonen, daß an den Nachweis der Aufgabe auch eines Wahldomizils im Sinne des britischen Rechts strenge Anforderungen zu stellen sind. Wenn auch in den letzten Jahren der englische Domizilbegriff offensichtlich etwas elastischer geworden ist, darf doch mit Graupner (aaO) - und insofern mit Recht gegenüber Farnborough (NJW 1953, 1781) - keinesfalls unterschätzt werden, daß die Beweisschwierigkeiten f ü r die Aufgabe des Ursprungsdomizils zugunsten eines Wahldomizils immer noch sehr erheblich sind. Die Kammer ist als Spezialkammer für internationale Ehescheidungen bisher ständig von dem auch von Graupner umschriebenen strengen britischen Domizilbegriff ausgegangen. Aber selbst wenn die Kammer diese Erwägungen berücksichtigt, bleibt es dabei, daß der Kl. sein Ursprungsdomizil in Österreich hat. Auch die Tatsache, daß der Kl. am 2. 7. 1949 die britische Staatsangehörigkeit erworben hat und damit zugleich seine österreichische Staatsangehörigkeit verloren hat, ändert nichts daran, daß Österreich das Ursprungsdomizil des Kl. ist. Das englische Recht stellt f ü r das Personalstatut einer Person auf den Ort der Herkunft ab, d. h. auf das jus originis (vgl. Wolff, Das IPR Deutschlands 2 [1949] 35). Nach Wolff (aaO) bleibt das jus originis - oder in englischer Fassung das domicile of origin - solange maßgebend, bis ein Wahldomizil begründet ist, wozu es aber der nachgewiesenen Absicht bedarf, nicht wieder an den Herkunftsort zurückzukehren. Die Bekl. meint nun, der Kl. habe sein Wahldomizil spätestens 1949 in England begründet und damit sein Ursprungsdomizil verloren. Diese Auffassung ist nicht richtig. Das Gericht ist bezüglich des Lebenslaufes des Kl. mangels anderweitiger Erklärungen der Bekl. gehalten, seiner Entscheidung die Angaben des Kl. zugrunde zu legen. Die Erklärungen des Kl. scheinen im übrigen auch durchaus schlüssig und glaubwürdig. Danach ist davon auszugehen, daß der Kl. zwar 1939 nach England ausgewandert ist, ursprünglich aber zu vorübergehendem Zweck, nämlich zur Durchfüh-

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rung seines Studiums. Die Kriegsverhältnisse und auch die Herrschaft des Nationalsozialismus in Österreich hinderten den Kl. als Juden, nach Österreich bis 1945 zurückzukehren. In dieser kriegsbedingten Trennung des Kl. von Österreich ist keine Begründung eines Wahldomizils in England während der Kriegsjahre zu erblicken. Das entscheidende Moment bei der Frage des Domizils, auch eines Wahldomizils, ist die subjektive Einstellung der betreffenden Person, die sich naturgemäß in objektiven Umständen äußern kann und äußern muß, wenn der Nachweis einer Aufgabe eines Domizils geführt werden soll. Es geht aber nicht an, in der Tatsache, daß der Kl. während des Krieges nicht nach Österreich zurückkehren konnte, einen Willen des Kl. zu sehen, sein Wahldomizil in England zu begründen. Auch die ersten Jahre der Nachkriegszeit bis 1949 geben dem Gericht keinerlei Anhaltspunkte dafür, daß der Kl. irgendwie in England oder in einem anderen Rechtsgebiet ein Wahldomizil begründen wollte, das sein Ursprungsdomizil Österreich aufheben würde. Der Zeitraum bis 1949 ist im Lebensweg des Kl. gekennzeichnet durch ständigen Wechsel in der beruflichen Tätigkeit als auch im Aufenthaltsort des Kl. Auch wenn der Kl. nach seinen eigenen Angaben während dieser Zeit nicht nach Österreich — auch nicht besuchsweise - zurückgekehrt ist, so kann daraus nichts dafür hergeleitet werden, daß der Kl. etwa sich von Österreich als Ursprungsdomizil lösen wollte. Gerade in Fällen, in denen ein Mensch seinen Aufenthaltsort häufig wechselt, stellt das englische Recht allein maßgeblich auf das Ursprungsdomizil ab. Andererseits liegt im Jahre 1947 die Tatsache, daß der Kl. sich zu dieser Zeit einen Paß als österreichischer Staatsangehöriger beschafft hat, obwohl er auch in England im Besitz anderer gültiger Reisepapiere war. Aus diesem Umstand ist zu entnehmen, daß der Kl. jedenfalls im Jahre 1947 als sein Herkunfts- und Heimatland nach wie vor Österreich angesehen hat. In Betracht könnte höchstens kommen, daß der Kl. in der Zeit von November 1949 bis November 1952 ein Wahldomizil in England begründet hat, das er möglicherweise auch heute noch nicht verloren hätte. Diese Möglichkeit hat das Gericht aber verneint. Zwar sagt der Kl. selbst, daß er während dieser drei Jahre zum ersten Mal als ,freier Mann' längere Zeit in London gelebt habe. Aber abgesehen von dem dennoch verhältnismäßig kurzen Zeitraum spricht entscheidend die Tatsache seiner Abreise nach Kalifornien zu seinem Bruder im Dezember 1952 dafür, daß der Kl. eben noch kein Wahldomizil während der vorhergehenden drei Jahre in England begründet hatte. Dr. Kl. war im Dezember 1952 einer Einladung seines Bruders nach Los Angeles gefolgt und hält sich seitdem schon wieder 1 V2 Jahre in Kalifornien auf. Der Kl. hat zwar nicht im einzelnen ausgeführt, wie es ihm wirtschaftlich während des dreijährigen Aufenthalts in London von 1949 bis 1952 ging, andererseits ist aber ohne weiteres insbesondere auch auf Grund der Briefe der Bekl. vom Dezember 1949 festzustellen, daß es dem KI. wirtschaftlich im Jahre 1949 in England nicht gut ging. Das Gericht geht auch ohne weiteres davon aus, daß es dem Kl. auch in der Folgezeit nicht gelang, eine einigermaßen sichere wirtschaftliche Grundlage in England zu finden. Denn nur so ist es zu erklären, daß 33

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der Kl. überhaupt nach Kalifornien zu seinem Bruder reiste und dort bereits über 1 V2 Jahre blieb. Wenn der Kl. eine wirtschaftlich erträgliche Lebensbasis in England gehabt hätte, wäre er zweifellos längst wieder nach England zurückgekehrt. Unter diesen Umständen glaubt die Kammer feststellen zu können, daß der Kl. auch in der Zeit von 1949 bis 1952 in England ein Wahldomizil nicht begründet hat. Die Annahme, daß der Kl. seit Dezember 1952 ein Wahldomizil in Kalifornien begründet hätte, erscheint abwegig, offenbar auch der Bekl., da die Bekl. selbst erklärt hat, daß der Kl. nach ihrer eigenen Kenntnis seinen kurzfristigen Aufenthalt in Amerika in absehbarer Zeit beenden werde, und zumal der Kl. nach seinen eigenen Angaben eine wirtschaftliche Lebensbasis in Kalifornien nicht hat finden können. Nach alledem ist nicht festzustellen, daß der Kl. in irgendeiner Weise seine Absicht bekundet hätte, nicht wieder an seinen Herkunftsort Österreich zurückzukehren. Der Nachweis, der insoweit zu führen wäre, ist nicht zu führen, auch nicht mit der Tatsache, daß der Kl. zwischenzeitlich die österreichische Staatsangehörigkeit verloren hat und nun lediglich britischer Staatsangehöriger ist, da der Wechsel einer Staatsangehörigkeit zwar ein Indiz f ü r die Änderung des Domizils sein kann, nicht aber die Änderung des Domizils allein zu beweisen vermag. Nach alledem ist davon auszugehen, daß der Kl. nach wie vor sein Ursprungsdomizil in Österreich behalten hat. Da Österreich die Entscheidung deutscher Gerichte anerkennt, würde nach der englischen Praxis auch der britische Staat die Entscheidung eines deutschen Richters anerkennen (vgl. Graupner aaO 826 mit weiteren Hinweisen). Da damit alle Voraussetzungen für die Zuständigkeit des LG Hamburg im Sinne des § 606 III Ziffer 1 ZPO gegeben sind, war die Einrede der Unzuständigkeit, wie geschehen, zu verwerfen. II. Dagegen ist festzustellen, daß die Einrede der mangelnden Sicherheit für die Prozeßkosten von der Bekl. rechtzeitig erhoben wurde und auch begründet ist. Der Kl. irrt, wenn er meint, es sei die Einrede bezüglich der Prozeßkostensicherheit verspätet erhoben worden; denn aus dem Sitzungsprotokoll vom 7. 4. 1954 ergibt sich eindeutig, daß in dieser Sitzung lediglich über die Einrede der Unzuständigkeit des angerufenen Gerichts verhandelt wurde. Damit war also noch nicht zur Hauptsache verhandelt, so daß die Bekl. noch bis zum Schluß der mündlichen Verhandlung über die Einrede der Unzuständigkeit ohne weiteres auch die Einrede der mangelnden Sicherheit f ü r die Prozeßkosten im Sinne des § 274 II Ziffer 5 ZPO erheben konnte (vgl. Stein-Jonas, ZPO 17 Anm. IV 1; Baumbach, ZPO 21 § 274 Anm. 1 A). Irrig ist auch die Auffassung des Kl., die Frage der Gerichtsbarkeit des deutschen Richters gehöre nicht zu den Prozeßvoraussetzungen, die im § 274 ZPO genannt sind. Der Kl. sei in diesem Zusammenhang lediglich auf § 606 III ZPO hingewiesen. Der Kl. wird nicht bestreiten, daß § 606 III ZPO eine Zuständigkeitsvorschrift ist und daher eine Rüge aus § 606 III ZPO eine Einrede im Sinne des § 274 II Ziffer 1 ZPO darstellt.

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Die Einrede der mangelnden Sicherheit für die Prozeßkosten ist auch begründet. Nach § 110 ZPO ist allein auf die Staatsangehörigkeit des Kl. abzustellen (vgl. auch BGH, LM Nr. 1 zu Art. 17 Haager Zivilprozeßabkommen 1 und Anm. von Johannsen hierzu). Der Kl. als britischer Staatsangehöriger hat daher Sicherheit für die Prozeßkosten zu leisten, da eine Befreiung im Sinne des § 110 II Ziffer 1 ZPO für britische Staatsangehörige nur dann gilt, wenn der Engländer in Deutschland seinen Wohnsitz hat (vgl. Baumbach aaO Einleitung IV Anm. 2 A). Die Gegenseitigkeit ist mit England nur insoweit verbürgt, als sie sich aus dem Rechtshilfeabkommen vom 20. 3. 1928 (RGBl. II 623) ergibt, welches seit dem 1 . 1 . 1953 wieder in Kraft ist (Bekanntmachung vom 13. 3. 1953, BGBl. II 116). Es war daher gemäß §§ 112, 113 ZPO dem Kl. aufzugeben, Sicherheit für die Prozeßkosten der Bekl. zweier Instanzen . . . zu leisten." 1 8 4 . Die Zuständigkeit deutscher Gerichte beurteilt sich nach deutschem Recht. Deutsche Gerichte sind zur Scheidung der Ehe eines Amerikaners (Angehörigen des Staates Kalifornien) und einer Schweizerin zuständig. Zur Anerkennung ausländischer Scheidungsurteile durch den Staat Kalifornien. Zum Wohnsitzbegriff nach amerikanischem Recht. Das kalifornische internationale Privatrecht verweist auf das (hier: deutsche) Recht des ehelichen Wohnsitzes zurück. Doch kann die Frage, ob deutsches oder amerikanisches Recht anzuwenden ist, dahingestellt bleiben, da das Scheidungsbegehren auf jeden Fall auch nach deutschem Recht begründet sein muß. Zum kalifornischen Scheidungsrecht. - EGBGB Art. 17, 27; ZPO § 606; Civil Code von Kalifornien See. 150. LG Heidelberg, Urt. vom 3. 12. 1954 - 2 R 19/54: FamRZ 2 (1955) 74 mit Anm. von Kegel. Die Parteien haben 1948 vor dem Standesamt St. Gallen (Schweiz) die Ehe geschlossen. Die Kl. ist Schweizer Staatsangehörige. Der Bekl. ist amerikanischer Staatsbürger. Er ist 1926 in M. (Utah/USA) geboren und wohnte bis 1947 in Los Angeles (Kalifornien). Dann ließ er sich in der Schweiz nieder und mietete 1948 nach der Eheschließung mit der Kl. eine möblierte Wohnung in Lausanne. Im Oktober 1948 siedelten die Parteien nach Los Angeles über. 1950 begaben sich die Parteien wieder in die Schweiz und mieteten eine möblierte Wohnung in St. Gallen. Nach Beendigung des Studiums des Bekl. zogen die Parteien nach Heidelberg. Im Februar 1954 trennte sich die Kl. vom Bekl.; sie mietete sich ein möbliertes Zimmer in Heidelberg. Der Bekl. blieb in der bisherigen Wohnung wohnen. Er ist seit November 1951 als Zivilangestellter bei der Besatzungsmacht in Heidelberg beschäftigt. E r hat nicht die Absicht, diese Stelle in absehbarer Zeit aufzugeben und Deutschland zu verlassen.

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Siehe oben Nr. 172.

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Aus den Gründen: „Die Klage ist zulässig. . . . Das angerufene Gericht ist gemäß § 606 I ZPO örtlich zuständig. Denn beide Ehegatten haben seit November 1951 ihren gewöhnlichen gemeinsamen Aufenthalt im Landgerichtsbezirk Heidelberg. Fragen der örtlichen Zuständigkeit eines bestimmten deutschen Gerichts sind im Einklang mit den Grundanschauungen des internationalen Privatrechts nach deutschem Recht zu entscheiden. Beide Ehegatten sind Angehörige ausländischer Staaten. Deshalb hängt die Zuständigkeit des LG gemäß § 606 III Nr. 1 ZPO außerdem davon ab, ob die vom deutschen Gericht zu fällende Entscheidung nach dem Heimatrecht des Ehemannes anerkannt wird. Der Ehemann ist amerikanischer Staatsbürger. Somit ist f ü r die Anerkennung dieses Urteils das Recht der USA maßgebend. In den USA gilt kein einheitliches Ehescheidungsrecht. Es greift deshalb das Recht desjenigen Einzelstaats der USA ein, in dem der Bekl. seinen Wohnsitz hatte. Das war Kalifornien. Nach dem Civil Code von Kalifornien (Cc 150) erfolgt die Anerkennung auswärtiger Scheidungsurteile auf Grund der Bestimmungen der Uniform Divorce Recognition Act. Nach § 1 dieses Gesetzes wird ein Scheidungsurteil dann nicht anerkannt, wenn beide Parteien bei Beginn des Scheidungsverfahrens ihren Wohnsitz in Kalifornien hatten. Daraus ist zu entnehmen, daß im Recht Kaliforniens, wie allgemein im anglo-amerikanischen Recht, das am ehelichen Wohnsitz befindliche Gericht f ü r Scheidungsklagen ohne Rücksicht auf die Staatsangehörigkeit der Parteien zuständig ist. Somit kann auch ein ausländisches Gericht f ü r die Entscheidung über die Scheidungsklage von Staatsbürgern der USA befugt sein. Eine ausschließliche Zuständigkeit wird insoweit vom amerikanischen Anerkennungsstaat nicht beansprucht. Ist das ausländische Gericht nach amerikanischem Recht zuständig, so wird der Staat, der über die Anerkennung zu entscheiden hat, das sachliche Recht im allgemeinen nicht nachprüfen. Denn es wird dann das Scheidungsrecht des Urteilsstaats gewissermaßen als Folge der Zuständigkeit anerkannt (vgl. Nußbaum, Grundzüge des IPR [1952] 234, 136; Rabel, The Conflict of Laws I [1945] 447). Somit hängt die Anerkennung des deutschen Urteils davon ab, ob beide Ehegatten bei Beginn des Scheidungsverfahrens ihren Wohnsitz noch in den USA hatten oder nicht. Diese Frage ist nach amerikanischem Recht zu entscheiden. Bevor der amerikanische Richter das ausländische Urteil anerkennt, stellt er den fraglichen Wohnsitz der Parteien nicht nach dem Recht des Urteilsstaates, sondern nach seinem Recht fest, sofern ihn nicht eine Verweisung auf das Recht des Urteilsstaates bindet (Rabel aaO 470; Nußbaum aaO 226; RG, J W 1930, 1310). Eine Verweisung dieser Art ist in der Uniform Divorce Recognition Act nicht enthalten, noch findet sich eine derartige Verweisungsvorschrift in den Gesetzen des Staates Kalifornien. Es kommen also in bezug auf den Begriff des Wohnsitzes (domicil) die vom deutschen Recht abweichenden Bestimmungen des ausländischen Rechts zur Anwendung. Aber auch der amerikanische Begriff des Wohn-

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sitzes ist nicht eindeutig. Doch sind von der amerikanischen Rechtsprechung einheitliche Grundsätze herausgearbeitet worden. Als Wohnsitz wird der Ort angesehen, wo jemand sein wirkliches und dauerndes Heim hat und wohin er, wenn er abwesend ist, zurückzukehren beabsichtigt. Ein Wechsel des Wohnsitzes wird insbesondere nur dann als wirksam anerkannt, wenn man sich an einem anderen Ort niederläßt (residence) in der Absicht, den alten Wohnsitz aufzugeben und ein neues Heim f ü r unbestimmte Dauer zu begründen. Eine noch unbestimmte Absicht der Rückkehr steht einer Wohnsitzbegründung nicht entgegen. Nach der amerikanischen Rechtsprechung wird vermutet, daß der Ort, an dem jemand lebt, sein Wohnsitz ist, sofern nicht Tatsachen vorliegen, aus denen sich das Gegenteil schließen läßt. Nach der Auffassung des LG haben die Ehegatten nicht nur ihre Niederlassung, sondern auch ihren Wohnsitz in Deutschland. Denn der Bekl. hat mit der Kl. nach Auflösung ihres Hausstandes Los Angeles vor über vier Jahren verlassen. Er ist auch nicht als Angehöriger der Besatzungsmacht nach Europa gekommen, um nach einer bestimmten Zeit in die USA zurückzukehren, sondern als Privatmann, der nach seiner Ankunft in Heidelberg eine Stelle als Zivilangestellter suchte und fand. Bei seiner Anhörung erklärte der Bekl., daß er in absehbarer Zeit Deutschland nicht verlassen wolle. Diese Umstände ergeben, daß er Deutschland zum Mittelpunkt seiner Lebensbeziehungen gewählt hat. Es konnten auch keine Tatsachen ermittelt werden, die darauf schließen lassen, daß er seinen Wohnsitz nur begründet hat, um die amerikanischen Scheidungsbestimmungen zu umgehen. Im Gegenteil widerlegt die Lebensgeschichte der Parteien eine solche Annahme. Damit steht fest, daß das Urteil mit großer Wahrscheinlichkeit in den Vereinigten Staaten von Amerika anerkannt werden wird. Die Klage ist auch begründet: Das anzuwendende Recht bestimmt sich gemäß Art. 17 1 EGBGB nach dem Heimatrecht des Ehemannes. Demnach wäre amerikanisches Recht, und zwar das des Staates Kalifornien anzuwenden, in dem der Bekl. seinen letzten Wohnsitz hatte. Die Praxis der amerikanischen Gerichte läßt jedoch über die Scheidungsklage auch f ü r amerikanische Staatsbürger, die im Ausland wohnen, das Recht des Wohnsitzes entscheiden. Nach deutschem Standpunkt liegt also in bezug auf das sachliche Scheidungsrecht ein Fall der Rückverweisung auf das deutsche Recht vor. Die Rückverweisung wird vom deutschen Recht in Art. 27 EGBGB angenommen (RGZ 136, 363); sie bezieht sich nur auf die deutschen Sachnormen und nicht auf das deutsche internationale Privatrecht. Es ist aber zweifelhaft, ob das amerikanische internationale Privatrecht diese Rückverweisung anerkennt. Es kann jedoch dahingestellt bleiben, ob deutsches oder amerikanisches Recht anzuwenden ist. Das Scheidungsbegehren muß der deutsche Richter auch ohne Rückverweisung gemäß Art. 17 IV EGBGB in jedem Fall auch nach deutschem Recht prüfen und darf auf Scheidung nur erkennen, wenn der Scheidungsanspruch sowohl nach dem Heimatrecht des Ehemannes als auch nach deutschem Recht anerkannt wird.

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Der durch die glaubhaften Angaben der Kl. und durch das glaubhafte Nichtbestreiten des Bekl. in zwei durch Monate getrennten Anhörungsterminen ermittelte Sachverhalt erfüllt sowohl nach deutschem als auch nach kalifornischem Recht die Voraussetzung für eine Ehescheidung. Nach kalifornischem Recht (s. Martindale-Hubbel, Law Dictionary [1953] III Law of California, Stichwort ,Divorce') liegt .extreme cruelty' vor, die auch in der Zufügung eines schweren seelischen Leidens liegen kann (Cc 94). Der Bekl. hat monatelang die Kl. in allgemeiner wie besonders in geschlechtlicher Hinsicht und in immer wachsendem Maße vernachlässigt, eine Behandlung, wie sie verletzender und quälender für eine Frau nicht gedacht werden kann. Ein solches Verhalten erfüllt nach Überzeugung des Gerichts sowohl die Voraussetzung f ü r eine Ehescheidung nach sec. 94 des Civil Code von Kalifornien als auch nach § 43 des deutschen EheG [wird ausgeführt]. Der Schuldausspruch beruht auf § 52 I EheG."

3. Ausländische Staatshoheit 4. Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Entscheidungen Siehe auch Nr. 4

Ausländische Entscheidungen in vermögensrechtlichen Angelegenheiten Siehe auch Nr. 176 1 8 5 . Ein durch ein ausländisches Urteil festgestellter Kostenerstattungsanspruch kann im Inland im Wege der Klage nur verfolgt werden, wenn das Urteil selbst anerkannt werden könnte. Im Verhältnis zu Österreich ist die Gegenseitigkeit nicht verbürgt. — ZPO § 328. LG Stuttgart, Urt. vom 5./7. 11. 1955 - 7 0 166/55: NJW 9 (1956) 956 mit Anm. von Bülow. Die Parteien sind österreichische Staatsangehörige; die Kl. wohnen in Österreich, der Bekl. in Baden-Württemberg. Der Bekl. betrieb vor dem Kriege in L. (Vorarlberg) eine Strickerei. Im Jahre 1941 wurde er verhaftet, weil er ausländische Depots an Devisen und Barrengold im Werte von mehreren Millionen RM entgegen den gesetzlichen Bestimmungen nicht angemeldet hatte. Im Laufe des Strafverfahrens kam es zu einem Übereinkommen zwischen den zuständigen Staats- und Parteidienststellen einerseits und dem Bekl. andererseits, in welchem die Niederschlagung des Verfahrens gegen den Bekl. unter der Voraussetzung in Aussicht genommen wurde, daß der Bekl. sein gesamtes, auf 6,6 Millionen RM geschätztes Vermögen bis auf einen kleinen Rest dem Reich überlasse und selbst Vorarl-

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berg verlasse. Er wurde aus der Haft entlassen und flüchtete am 18. 2. 1944 in die Schweiz. Seine Besitzungen in L. wurden nunmehr durch einen Abwesenheitskurator f ü r 965 000 RM an die KI. zu 1) veräußert. Nach dem Kriege hat der Bekl. gegen die Kl. zunächst vor den ordentlichen österreichischen Gerichten, dann vor der dortigen Rückstellungskommission auf Herausgabe seines früheren Eigentums geklagt, weil die Übereignung ein nationalsozialistisch bedingter Entziehungsakt gewesen sei. Er ist in allen Instanzen kostenpflichtig unterlegen und rechtskräftig zur Zahlung der Prozeßkosten in Höhe von 143 950,46 österreichischen Schillingen an die Kl. verurteilt worden. Dieser Betrag ist Gegenstand der Klage. Die Kl. beantragen, den Bekl. zu verurteilen, an sie 28 300 DM zu bezahlen. Aus den Gründen: „I. Wenn der jetzige Vortrag der Kl. zuträfe, daß entweder das Haager Abkommen oder der deutsch-österreichische Rechtshilfevertrag in Geltung sei, dann wäre ihre Klage, wie sie ursprünglich selbst vorgetragen haben, ohne sachliche Prüfung mangels Rechtsschutzbedürfnisses abzuweisen. Denn dann hätten die Kl. die Möglichkeit, ihre österreichischen Titel nach den in jenen Abkommen vorgesehenen Verfahren durch einfachen Beschluß f ü r vollstreckbar erklären zu lassen, und es bedürfte keiner besonderen Klage (Art. 18 Haager Abkommen über den Zivilprozeß vom 17. 7. 1905, RGBl. 1909, 409; Art. 3, 4 deutsch-österreichischer Rechtshilfevertrag vom 21.6. 1923, RGBl. 1924 II 55; Rosenberg, Lehrbuch des deutschen Zivilprozeßrechts 6 [1954] 701). Nach der durchaus herrschenden Meinung, der sich die Kammer anschließt, ist jedoch zur Zeit keines der beiden Abkommen zwischen der Bundesrepublik und Österreich in Geltung, vielmehr besteht zwischen den beiden Staaten insoweit ein vertragloser Zustand (BGH, LM Nr. 1 zu § 722 ZPO 1 unter Bezugnahme auf LG Wuppertal 2 und LG Nürnberg-Fürth, MDR 1952, 303 3 ; ebenso LG Klagenfurt, NJW 1953, 1597; AV des BadenWürttembergischen Ministeriums der Justiz vom 25. 5. 1954, Abi. 206). Es ist deshalb zugunsten der Kl. von der Richtigkeit ihrer ursprünglichen und der Unrichtigkeit ihrer jetzigen Ansicht zu diesem Punkt auszugehen und das Rechtsschutzbedürfnis f ü r die Klage zu bejahen. Sachlich erweist sie sich jedoch als unbegründet. II. Ob eine Klage auf Zulässigkeit der Zwangsvollstreckung aus den österreichischen Urteilen gemäß §§ 722 f. ZPO begründet wäre, braucht nicht entschieden zu werden, weil eine solche nicht vorliegt. Dies ergibt sich zweifelsfrei aus dem Klagantrag, mit dem nicht die Vollstreckbarerklärung der österreichischen Urteile, sondern Verurteilung zur Geldleistung begehrt wird. Vor allem folgt es aber aus der Klagebegründung [wird ausgeführt]. Es bedarf auch keiner Prüfung, ob es geboten sei, die Kl. gemäß § 139 II ZPO auf die Möglichkeit des Ubergangs zur Vollstreckungsklage im Wege der Klagänderung hinzuweisen. Denn auch eine Vollstreckungsklage müßte 1 3

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 305. Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 149.

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Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 306.

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gemäß § § 723 I I Satz 2, 328 Ziffer 5 Z P O abgewiesen werden, weil - wie noch auszuführen sein wird - die Gegenseitigkeit nicht verbürgt ist. I I I . Gegenstand der Klage ist der durch das österreichische Urteil bereits festgestellte Kostenerstattungsanspruch der Kl., also eine sogenannte actio judicati. Auch diese ist aber nur gegeben, wenn der Anerkennung des ausländischen Urteils nicht § 328 Z P O entgegensteht. Fehlt eine der Voraussetzungen dieser Bestimmung, so ist das ausländische Urteil einschließlich der auf ihm beruhenden Kostenfestsetzung im Inland unbeachtlich und kann nicht Grundlage einer actio judicati sein (RGZ 36, 384; Obergericht Danzig, J W 1934,1916; OLG München, H R R 1931 Nr. 1969 = SeuffArch. 85, 186 = L Z 1931, 863; Rosenberg aaO 703; Stein-Jonas-Schönke, ZPO17 Anm. I 2 zu § 328). Die von den KI. erstrittenen österreichischen Kostenentscheidungen sind deshalb gegenwärtig in der Bundesrpublik unbeachtlich, weil zur Zeit die Gegenseitigkeit mit Österreich nicht verbürgt ist (BAnz. 1952 Nr. 234; Baumbach, Z P O 2 4 Anhang nach § 328; LG Klagenfurt, N J W 1953, 1597). Den von den Kl. angestellten Billigkeitserwägungen kommt angesichts der eindeutigen Regelung in § 328 Ziffer 5 ZPO keine Bedeutung

1 8 6 . Das deutsch-schweizerische Vollstreckungsabkommen von 1929 ist in Kraft. Die Vereinbarung eines ausschließlichen Gerichtsstandes in einem Lizenzvertrag ist nach deutschem und nach schweizerischem Recht zulässig. Sie ist eine Prozeßhandlung, die von der Unwirksamkeit oder Vernichtung des Lizenzvertrags nicht berührt wird. Die Zulässigkeit einer Gerichtsstandsvereinbarung beurteilt sich nach der jeweiligen lex fori. Wann verstößt ein ausländisches Urteil gegen die deutsche öffentliche Ordnung, wenn Vorschriften des deutschen Devisen- oder Kartellrechts berührt werden? Zur Auslegung von Bezugsklauseln im Licht der amerikanischen AntiTrust-Gesetzgebung. - EGBGB Art. 30; Z P O § 328; deutsch-schweizerisches Vollstreckungsabkommen vom 2. 11. 1929. KG-West, 5. ZS, Urt. vom 6. 12. 1955 - 5 U 1938/55: GRUR 59 (1957) 80; GRUR Ausl. 1957, 179; W u W 7 (1957) 261. Die Kl., die sich mit Schaufenster- und Ladenbau befaßt, vergab nach Kriegsende an zahlreiche Firmen gleicher Branche in der Bundesrepublik Deutschland die Lizenz zur Verarbeitung und zum Verkauf von Metallprofilen (,,Glissa"-Profile) und Glasfalzstäben für den Schaufenster- und Ladenbau. Am 1. 5. 1950 schloß die Kl. auch mit der in West-Berlin domizilierenden Bekl. einen Lizenzvertrag für die Dauer von vier Jahren ab, nach dem die Bekl. berechtigt sein sollte, nach den Konstruktionen der Kl. und unter Verwendung der von dieser entwickelten Profile und Glasfalzstäbe hergestellte Schaufensteranlagen usw. in Deutschland, sowie unverarbeitete Profile in Berlin zu verkaufen. Die Bekl. sollte die Profile usw. von genau bestimmten deutschen Herstellerfirmen beziehen (§ 4 des Vertrages) . Die Berechnung der Lizenzgebühren sollte gemäß § 3 nach dem Ge-

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wicht der von derBekl. bezogenen Profile usw. erfolgen. DieBekl. verpflichtete sich, pro Jahr ein bestimmtes Gewichtsminimum an Profilen abzunehmen. Die nach 3/KS 46/337 der Alliierten Kommandantur Berlin (VOB1. 1946, 398) notwendige Genehmigung dieses Vertrages wurde aus devisen- und kartellrechtlichen Gründen von der Abteilung Wirtschaft des Magistrats von Groß-Berlin durch Verfügung vom 19. 10. 1950 abgelehnt, nachdem der Bundesminister f ü r Wirtschaft in einer Rundverfügung vom 5. 10. 1950, die sich auf etwa 30 gleichlautende Verträge mit Firmen in der Bundesrepublik bezog, aus den genannten Gründen Bedenken gegen die Zulässigkeit der Verträge erhoben hatte. Nach Beseitigung dieser Bedenken durch Umarbeitung der Verträge erfolgte schließlich deren Genehmigung durch die einzelnen Länderregierungen. Die Parteien entwarfen daraufhin Nachtragsfassungen unter dem Datum vom 30. 10. 1950 und 29. 12. 1950. Die Genehmigung der Nachtragsfassung vom 29. 12. 1950 wurde jedoch vom Senator f ü r Wirtschaft von einer Änderung des § 10 des Vertrages abhängig gemacht, durch welche die Worte „die auf Grund dieses Vertrages bezogenen Artikel" ersetzt werden sollten durch „die auf Grund dieses Vertrages zur Auswertung überlassenen patentierten Konstruktionen". Die Bekl., die auf Grund des Vertrages in der Zeit vom 14. 6. 1950 bis 3. 7. 1951 bereits rund 2000 kg Glissa-Profile bezogen hatte, weigerte sich jedoch, diese neue, den gesetzlichen Anforderungen genügende Fassung zu unterschreiben und zur Genehmigung vorzulegen. Sie lehnte auch eine Zahlung von Lizenzgebühren unter Berufung auf die Unwirksamkeit des Vertrages ab. Die Kl. erhob daraufhin, gestützt auf § 14 des Vertrages, wonach für die „Rechtsbeziehungen" der Parteien die Zuständigkeit der Gerichte von Schaafhausen vereinbart ist, Klage auf Zahlung von 5000 DM Lizenzgebühren vor dem Kantonsgericht Schaffhausen. Nach absorbierter Verhandlung und Entscheidung über die Zuständigkeit wurde die Bekl. durch Urteil vom 3. 8. 1954 zur Zahlung verurteilt. Dieses inzwischen rechtskräftig gewordene Urteil beruht im wesentlichen auf der Erwägung des Gerichts, daß die Bekl. die Erteilung der Devisengenehmigung als Bedingung der Wirksamkeit des Vertrages wider Treu und Glauben hintertrieben habe und sich folglich so behandeln lassen müsse, als ob die Genehmigung erteilt worden sei, der Vertrag also wirksam wäre. Die KI. hat vollständige Ausfertigung der beiden Schweizer Urteile vom 27. 4. 1954 und 3. 8. 1954 nebst Rechtskraftbescheinigung der Gerichtskanzlei überreicht und beantragt, das Urteil des Kantonsgerichts Schaffhausen f ü r vollstreckbar zu erklären. Das LG hat das Urteil f ü r vollstreckbar erklärt. Die Berufung der Bekl. hatte keinen Erfolg. Aus den Gründen: „Mit Recht hat das LG die Vollstreckbarkeit des Urteils des Kantonsgerichts Schaffhausen vom 3. 8. 1954 nach dem Abkommen über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und Schiedssprüchen vom 2. 11. 1929 zwischen der Schweizerischen Eid-

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genossenschaft und dem Deutschen Reich nebst der AVO vom 23. 8. 1930 (RGBl. 1930 II 1066-1209) beurteilt. Dieses Abkommen geht den Vorschriften der §§ 328 ff., 722 ff. ZPO vor (Baumbach, ZPO 24 § 328 Anm. 1 A, § 722 Anm. 1 C) und ist auch heute noch in Kraft. Zwar bestimmt Ziffer 6 Abschnitt III der KRProkl. Nr. 2 vom 20. 9. 1945 (KRAB1. 1945, 9): „Die alliierten Vertreter werden Anweisungen geben in bezug auf die Auflösung, Inkraftsetzung, Wiederaufnahme oder Anwendung aller von Deutschland eingegangenen Verträge (to which Germany is or has been a party), Konventionen oder anderer internationaler Abkommen oder irgendeines Teiles oder irgendeiner Bestimmung derselben." Derartige Anweisungen sind in bezug auf das Vollstreckungsabkommen vom 2. 11. 1929 nicht ergangen. Nun geht aus der Anordnung selbst nicht mit Sicherheit hervor, ob in solchen Fällen die Verträge in Kraft bleiben sollen, weil sowohl Auflösung als auch Anwendung von der Weisung abhängen sollen. Sinngemäß soll aber der am 8. 5. 1945 bestehende Zustand nur dann betroffen sein, wenn eine Auflösungsanweisung ergangen ist. Jedenfalls muß angenommen werden, daß zweiseitige Verträge mit neutralen Staaten, die nicht ausdrücklich durch die Alliierten annulliert worden sind, bestehen geblieben sind. Die Besatzungsmächte hatten die Verwaltung Deutschlands übernommen, ohne an seinem Bestand als Staat etwas zu ändern. Sie konnten zwar als die Repräsentanten Deutschlands Einfluß auf seine vertraglichen Beziehungen nehmen. Die Übernahme der Verwaltung aber als solche ändert am Vorhandensein und der Weitergeltung der Verträge ebensowenig etwas wie am Bestände des Deutschen Reichs. Das Vollstreckungsabkommen vom 2. 11. 1929 ist deshalb von dem Zusammenbruch und der Besetzung Deutschlands unberührt geblieben. Der Senat teilt die gleiche Auffassung des schweizerischen Bundesgerichts (Entscheidung vom 22. 11. 1945, DRZ 1949, 5. Beiheft 34; vgl. auch Schweizerisches Jahrbuch f ü r Internationales Recht III [1946] 204). Die Voraussetzungen f ü r die Vollstreckbarerklärung des Urteils des Kantonsgerichts Schaffhausen vom 3. 8. 1954 hat das LG mit Recht als erfüllt angesehen. Das Kantonsgericht Schaffhausen war zur Entscheidung des zwischen den Parteien dort anhängigen Rechtsstreits zuständig (Art. II 2 des Abkommens) . Diese Zuständigkeit ist in § 14 des Lizenzvertrages in der Fassung vom 1. 5. 1950 vereinbart. Zu einer solchen Vereinbarung waren die Parteien in der Lage (Schnitzer, Handbuch des IPR [1950] II 720). Wie sich aus Art. II Ziffer 2 des Vollstreckungsabkommens ergibt, ist eine Prorogation sowohl nach deutschem als auch nach schweizerischem Recht zulässig und wirkt zuständigkeitsbegründend, wenn dieses Gesetz sie zuläßt (JW 1936, 3185). Das Kantonsgericht Schaffhausen hat in der Vorabentscheidung seine Zuständigkeit gemäß § 110 der bürgerlichen Prozeßordnung von 1869 bejaht. Die Auffassung der Bekl., die Gerichtsstandvereinbarung sei Bestandteil des Lizenzvertrages und wegen dessen fehlender behördlicher Genehmigung ebenso wie der ganze Vertrag unwirksam, ist unrichtig. Es kann in diesem Zusammenhang zunächst dahingestellt bleiben, ob der Lizenzver-

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trag in seiner Gesamtheit wirksam ist. Die Vereinbarung der Zuständigkeit beruht zwar auf einer Willenseinigung der Parteien vor oder während des Prozesses. Sie ist jedoch auch, wenn sie außerhalb des Prozesses erfolgt, kein bürgerlichrechtlicher Vertrag, sondern eine Prozeßhandlung (RGZ 159, 255). Sie unterliegt daher nicht den Regeln des bürgerlich-rechtlichen Vertrages und wird von einer etwaigen Unwirksamkeit oder Vernichtung des Vertrages nicht berührt (RGZ 140,150; OLG Hamburg, MDR 1948,368). In der Regel und so auch im Streitfall muß davon ausgegangen werden, daß die Vereinbarung einer Gerichtszuständigkeit auch für den wichtigsten Fall gewollt ist, nämlich, ob der Vertrag Bestand hat oder aus öffentlichrechtlichen oder aus privatrechtlichen Gründen unwirksam ist (so auch Schnitzer aaO 722). Die Vereinbarung der örtlichen Zuständigkeit des Kantonsgerichts Schaffhausen ist also nach deutschem Recht selbst dann wirksam, wenn der Lizenzvertrag nichtig sein sollte. Bedenken dagegen, daß das Schweizer Gericht bei der Prüfung der Zuständigkeit das Schweizer Prozeßrecht angewendet hat, bestehen nicht; jede Instanz beurteilt die Zulässigkeit der Gerichtsstandvereinbarung nach ihrem Recht. Da die Zuständigkeitsfrage nach deutschem und Schweizer Recht nicht verschieden zu beurteilen ist und das Kantonsgericht SchafThausen zuständig war, bestehen Bedenken gegen die Vollstreckbarkeitserklärung aus Art. II des Vollstreckungsabkommens nicht. Gemäß Art. V des Vollstreckungsabkommens ist das Urteil ohne Prüfung der sonstigen Gesetzmäßigkeit f ü r vollstreckbar zu erklären, sofern nicht (Art. IV des Abkommens) durch die Entscheidung ein Rechtsverhältnis bestätigt wird, dem in Deutschland aus Rücksichten der öffentlichen Ordnung die Gültigkeit, Verfolgbarkeit oder Klagbarkeit zu versagen ist. Das ist im Gegensatz zur Auffassung der Bekl. nicht der Fall. Der Begriff „öffentliche Ordnung", der auch in den §§ 1041 I Nr. 2, 1044 I Nr. 2 ZPO gebraucht wird, deckt sich mit dem Begriff des ordre public des Art. 30 EGBGB und § 328 I Ziffer 4 ZPO. Es sind darunter nur solche Formen zu verstehen (RGZ 69, 245), ,die der Gesetzgeber in einer die Grundlage des staatlichen oder wirtschaftlichen Lebens berührenden Frage auf Grund bestimmter staatspolitischer, sozialer oder wirtschaftlicher Anschauungen nicht nur aus bloßen Zweckmäßigkeitserwägungen gegeben hat'. Ein Verstoß gegen diese Norm liegt aber nur dann vor, wenn der Unterschied zwischen den staatspolitischen oder sozialen Anschauungen, auf welchen das fremde Recht beruht, so erheblich ist, daß die Anwendung des ausländischen Rechts die Grundlage des deutschen staatlichen oder wirtschaftlichen Lebens betreffen würde (RGZ 60, 296). Die Bekl. ist der Auffassung, daß das Urteil des Kantonsgerichts SchafThausen mit den Vorschriften des deutschen Devisen- (MRG Nr. 53) und Kartellrechts (MRG Nr. 56 = VO der britischen Zone Nr. 78) nicht vereinbar sei. Das LG hat dies mit Recht verneint. Bedenken daraus, daß es sich bei diesen Vorschriften nicht um „deutsche Gesetze", sondern Anordnungen der Besatzungsmächte handelt, bestehen nicht. Denn die Anordnungen der Besatzungsmächte sind Bestandteile der deutschen Rechtsordnung, wie sie bei ihrer Anwendung deutschen Aus-

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legungsregeln unterliegen (jetzt: Art. VII Besatzungsstatut; vgl. OGHZ 1, 16; BGH, NJW 1952, 344; LM Nr. 2 zu Art. V MRG Nr. 56). Die genannten Vorschriften berühren allerdings die Grundanschauung des sozialen und wirtschaftlichen deutschen Lebens. Das MRG Nr. 53 befaßt sich mit der Kontrolle der Devisenbewirtschaftung und des Güterverkehrs. Es gilt seit dem 19. 9. 1949 in seiner Neufassung in den westlichen Besatzungszonen und Westberlin. Zweck des Gesetzes ist, durch eine Kontrolle des Geld- und Warenverkehrs zwischen der Bundesrepublik und Westberlin einerseits, dem Ausland und der Ostzone andererseits f ü r eine erforderliche Stabilität der finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnisse Deutschlands zu sorgen. Die Nichtbeachtung von Devisenvorschriften kann deshalb gegen den deutschen ordre public verstoßen. Das gleiche gilt f ü r das Außerachtlassen von kartellrechtlichen Bestimmungen. Das MRG Nr. 56 und die gleichlautende VO Nr. 78 der britischen Militärregierung bezwecken die Entflechtung der deutschen Wirtschaft (Dekartellisierung) einerseits und das Verbot wettbewerbsbeschränkender Absprachen (Wettbewerbswirtschaft) andererseits. Das Ziel dieser Anordnungen war die bereits mit der KartellVO vom 2. 11. 1923 angestrebte grundlegende Umgestaltung der deutschen W T irtschaftsverfassung, nachdem durch die Entscheidung des RG vom 4. 2. 1897 (RGZ 38, 155) die Wettbewerbsfreiheit gefährdet war; das RG hatte nämlich aus dem Grundsatz der Vertragsfreiheit entnommen, daß ein Verzicht auf Wettbewerb wirksam ist und seine Schranken im Einzelfall nur durch Sittenwidrigkeit gezogen sind. Die Vorschriften des Devisen- und Kartellrechts sind daher nicht nur aus Zw T eckmäßigkeitserwägungen geschaffen worden, sondern sollten entscheidend dazu beitragen, die deutsche Wirtschaft umzugestalten. Sie sind deshalb Grundregeln des deutschen Wirtschaftsrechts, und ihre Nichtbeachtung verstößt grundsätzlich gegen den deutschen ordre public. Eine Durchsetzung des Urteils des Kantonsgerichts Schaffhausen verstößt aber entgegen der Auffassung der Bekl. nicht gegen das deutsche Devisenrecht. Das MRG Nr. 53 verbietet in Art. I h die genehmigungslose Übertragung deutscher Zahlungsmittel ins Ausland. Hierunter fällt auch eine Zahlung f ü r einen Devisenausländer an einen Deviseninländer (Baumbach aaO MRG - Schlußanhang IV c - Art. 1 Anm. 1), wie es im Streitfalle nach dem Lizenzvertrage vorgesehen war. Dennoch kommt es f ü r die Vollstreckbarkeitserklärung auf die Frage, ob der Lizenzvertrag wirksam ist oder sich die Bekl., weil sie die Genehmigung des Lizenzvertrages verhindert hat, so behandeln lassen muß, als ob dieser genehmigt worden wäre, nicht an. Unabhängig von einer nachholbaren Genehmigung des Lizenzvertrages kann nach dem Runderlaß Außenwirtschaft Nr. 32/54 (Kennzahl 66) die Vollstreckung und der Transfer zugunsten der Kl. erfolgen (Schreiben des Senators f ü r Wirtschaft vom 24. 11. 1954). Auch nach dem in Berlin gültigen Runderlaß Außenwirtschaft Nr. 23/55 betreffend Rechtsgeschäfte über gewerbliche Schutzrechte unter Devisenausländern (Abi. f ü r Berlin 1955, 448), sind Verträge der im Streitfall vorliegenden Art allgemein devi-

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senrechtlich genehmigt. Die Vollstreckung des Urteils verstößt daher nicht gegen die Devisengesetze und damit den ordre public. Das gleiche ist mit Bezug auf die Dekartellisierungsgesetze festzustellen. Die Tatsache, daß ein Patent als solches eine Beschränkung des freien Wettbewerbs darstellt, insoweit als es alle Interessierten außer den Patentinhabern an der Benutzung der patentierten Erfindung hindert, rechtfertigt nicht die Anwendung der Dekartellisierungsvorschriften. Denn das Patent ist ein gesetzliches Monopol, an dessen Ausübung der Monopolinhaber durch die Vorschriften der Dekartellisierungsbestimmungen nicht gehindert ist. Sie finden gemäß Art. V 9 c 7 Anwendung auf Abmachungen im Zusammenhang mit der Ausbeutung von Patenten oder anderen ähnlichen ausschließlichen Schutzrechten mit dem Ziel, das Monopol oder das Schutzrecht auf Gegenstände auszudehnen, die in der gesetzmäßigen Erteilung nicht enthalten sind. F ü r die Entscheidung dieses Rechtsstreits ist nur von Bedeutung, ob bei einem Widerspruch zwischen den Bestimmungen des Lizenzvertrages vom 1. 5. 1950 und der Vorschrift des Art. V 9 c 7 MRG Nr. 56 der ordre public verletzt wäre. Das ist - bereits ohne nähere Prüfung - deshalb zu verneinen, weil der Bundesminister f ü r Wirtschaft, wie sich aus dem Schreiben vom 7.1. 1952 ergibt, die praktisch gleichlautenden Lizenzverträge aus kartellrechtlichen Gesichtspunkten geprüft und genehmigt hatte. Auch aus dem Schreiben des f ü r die Genehmigung des Lizenzvertrages der Bekl. zuständigen Senators f ü r Wirtschaft vom 24. 11. 1954 ergibt sich, daß Bedenken gegen den nur verbal zu ändernden Vertrag grundsätzlich nicht bestanden. Damit steht fest, daß die f ü r die Beurteilung der Vereinbarkeit von Verträgen dieser Art mit den Vorschriften des deutschen Wirtschaftsrechts verwaltungsmäßig berufenen Behörden (vgl. JEIA Anweisung 31 und 34; allgemeine Genehmigung der Berliner Zentralbank Nr. 17/50 Absatz C) die deutsche Wirtschaftsordnung als nicht betroffen angesehen haben. Die Stellungnahme der Verwaltungsbehörde bindet zwar den Senat nur insoweit es sich um die Genehmigung als solche handelt, während die Rechtsauffassung der Behörden über die Vereinbarkeit nicht schlechthin entscheidend wäre. Da aber lediglich die Frage des Verstoßes des Vertrages gegen den deutschen ordre public zu entscheiden ist, erbringt die Tatsache, daß die Verträge genehmigt worden sind, im Zusammenhang mit der Tatsache, daß von alliierten Stellen Einwendungen gegen die Verträge nicht erhoben worden sind, den Beweis dafür, daß der ordre public durch die in Betracht kommenden Vereinbarungen der Kl. mit deutschen Lizenznehmern nicht berührt wird. Es kann deshalb davon ausgegangen werden, daß auch der Vertrag vom 1. 5. 1950 jedenfalls nicht gegen Bestimmungen des Kartellrechts verstößt, deren Innehaltung der deutsche ordre public erfordert, zumal er von den genehmigten westdeutschen Verträgen nur in einer das materielle Recht nicht berührenden Formulierung abweicht. Es ist dabei gleichgültig, daß in dem Zeitpunkt des Erlasses des Urteils des Kantonsgerichts Schaffhausen die westdeutschen Lizenzverträge vom Bundeswirtschaftsministerium noch nicht genehmigt waren und daß eine Genehmigung des Vertrages vom 1. 5. 1950 durch den Senator f ü r Wirt-

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schaft überhaupt nicht erfolgt ist. Abgesehen davon, daß die fehlende, aber jederzeit nachholbare Genehmigung nicht die Nichtigkeit, sondern nur die - schwebende - Unwirksamkeit des Vertrages zur Folge hat, kommt es n u r auf die Vereinbarkeit des Vertrages mit dem ordre public an, und nur in diesem Zusammenhang ist die Tatsache der späteren Genehmigung von der oben dargelegten Bedeutung. Die Frage, ob aus dem Lizenzvertrag vom 1. 5. 1950 Ansprüche gegen die Bekl. entstanden sind, obwohl dieser selbst nicht genehmigt war, ist eine solche des materiellen Rechts, die der Senat nach dem Vollstreckungsabkommen nachzuprüfen nicht in der Lage ist. Wollte man der Auffassung des Senats, daß also bereits durch die Genehmigung der im wesentlichen gleichlautenden westdeutschen Lizenzverträge feststeht, daß der ordre public nicht verletzt ist, nicht folgen, so wäre das Ergebnis kein anderes. Art. V 9 c 7 würde die Wirksamkeit des Lizenzvertrages vom 1. 5. 1950 nur in Frage stellen, wenn durch diesen die Patente über den gesetzlichen Schutzumfang hinaus erstreckt worden wären. Das ist jedoch nicht der Fall [wird ausgeführt]. Auch § 4 II des Lizenzvertrages in der Fassung des Nachtrages vom 29. 12. 1950 ist unter dem Gesichtspunkt des Art. V 9 c 7 MRG Nr. 56 nicht zu beanstanden. Nach dieser Bestimmung ist die Bekl. als Lizenznehmerin verpflichtet, die zur Herstellung der patentierten Vorrichtungen erforderlichen Materialien (Proiiistäbe usw.) von bestimmten Lieferwerken zu beziehen, die in Lizenzbindungen zur Kl. stehen. Für die Wirksamkeit einer derartigen Bezugsklausel nach MRG Nr. 56, die im bisherigen deutschen Recht nicht zu beanstanden war, ist die Auslegung der Anti-Trust-Gesetze durch die amerikanischen Gerichte heranzuziehen, weil dieses Gesetz auf der amerikanischen Wirtschaftsauffassung beruht und diese f ü r die deutsche Wirtschaft einführen wollte (BGH, LM Nr. 2 zu Art. V MRVO Nr. 78). Die Bezugsklauseln (Tying Clauses) sind nach den Anti-Trust-Gesetzen der USA nicht schlechthin unzulässig. Sie sind zwar im Anschluß an den Motion Pictures Patents Fall 1917 (243 US [United States Reports] 502) auf Grund des Clayton Act f ü r bedenklich erklärt worden. Der Clayton Act (bei Remmert, Gesetz Nr. 56 und Oppenheim, Cases on Federal AntiTrust Laws Including Restraints of Trade at Common Law [1948] 974) verbietet Bezugsklauseln, deren ,effect . . . may be to substantially lessen competition or tend to create a monopoly'. Das bedeutet nach den Ergebnissen der Rechtsprechung der amerikanischen Bundesgerichte, daß eine Bezugsklausel unzulässig ist, die nicht im notwendigen Zusammenhang mit dem Patent steht (vgl. United Shoe Machinery Co./United States 258 US 451 [264 Federal Reporter 138]; Carbice Corp. of America/American Patents Development Co. 238 US 27; International Business Machines Corp./United States 298 US 131 [13 Federal Supplement 11); Morton Salt Co./G. G. Suppinger Co. 314 US 488; United States/International Salt Co. 332 US 392). In allen Fällen aber, in denen der Lizenznehmer aus Gründen des Patents selbst zum Bezüge bestimmter Rohstoffe, Vorrichtungen oder vorgefertigter Vorrichtungen verpflichtet wird, ist eine solche Tying Clause zulässig.

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Sowohl der Patentinhaber als auch das Publikum haben nämlich ein berechtigtes, den Grundsätzen des freien Wettbewerbs nicht widerstrebendes Interesse, daß die patentierten Gegenstände oder die auf Grund des Patents hergestellten Vorrichtungen in einwandfreier Beschaffenheit auf dem Markte erscheinen (Möhring, GRUR 1950, 505). Daher sind Bezugspflichten trotz des MRG Nr. 56 zulässig, wenn sie den Zweck verfolgen, die einwandfreie Beschaffenheit der auf Grund der Patente hergestellten Gegenstände sicherzustellen. Dies ist nach dem Lizenzvertrage der Fall. Die Vorrichtungen, die auf Grund der f ü r die Kl. geschützten Patente hergestellt werden sollen, sind zwar einwandfrei herzustellen, wenn der Bezug der vorgefertigten Bestandteile der Profile aus Lieferwerken erfolgt, die eine einwandfreie Herstellung und Belieferung der erforderlichen, höchst komplizierten Profilstäbe sicherstellen. § 4 des Lizenzvertrages ist daher kein Verstoß gegen die Vorschriften des MRG Nr. 56. Nach allem verstößt das Urteil des Kantonsgerichts Schaffhausen nicht gegen die öffentliche Ordnung, so daß ihm die Anerkennung nicht zu versagen ist."

Ausländische Schiedssprüche 187. Wann liegt nach niederländischem Recht ein Schiedsspruch vor („Amsterdamer Arbitrage")f Ob ein Schiedsspruch nach dem für ihn maßgeblichen Recht verbindlich geworden ist, ist von Amts wegen zu prüfen. Wann liegt bei einem ausländischen Schiedsspruch ein Verstoß gegen die guten Sitten oder gegen die öffentliche Ordnung vor? Die tatsächliche und rechtliche Richtigkeit der Feststellungen des ausländischen Schiedsgerichts sind nicht nachzuprüfen. - ZPO § 1044. OLG Hamburg, 1. ZS, Urt. vom 1. 10. 1954 - 1 U 66/54: BB 10 (1955) 618; NJW 8 (1955) 390. Eine niederländische Firma verkaufte aus Indonesien stammende Waren an eine deutsche Firma (Importeur) mit der Vereinbarung „netto Kasse gegen Dokumente — incl. indonesisches Ursprungszeugnis . . . " und „Amsterdamer Arbitrage". In der Einfuhr- und Zahlungsbewilligung der Landeszentralbank war der Vermerk „Indonesisches Ursprungszeugnis erforderlich" enthalten. Die Ausführung des Zahlungsauftrages des Importeurs verweigerte die Außenhandelsbank zunächst, weil das Ursprungszeugnis fehlte; sie erkannte jedoch dann eine Erklärung der niederländischen Bank über den Ursprung der Ware als ausreichend an. Das Zollamt bescheinigte dem Importeur jedoch, daß diese Erklärung nicht genüge; dieser lehnte daher ab, der Außenhandelsbank den Zahlungsauftrag zu erteilen. Die niederländische Firma schritt zum Selbsthilfeverkauf, nachdem die Zollbehörde ihr gegenüber die Erklärung der niederländischen Bank als ausreichendes Ursprungszeugnis bezeichnet hatte. Durch Schiedsspruch des Amsterdamer Schiedsgerichtes wurde der Importeur zur Schadensersatzleistung verurteilt. Das OLG Hamburg hielt die

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Vollstreckbarerklärung des Schiedsspruches durch die Vorinstanz (LG) f ü r zutreffend. Aus den Gründen: „Bei dem Schiedsspruch handelt es sich um einen ausländischen Schiedsspruch im Sinne des § 1044 1 ZPO; denn der Schiedsspruch ist in bezug auf sein Zustandekommen, seine Rechtsgültigkeit und seine Wirkungen nach ausländischem Recht zu beurteilen (Stein-Jonas, ZPO 1 7 § 1044 Anm. 2; Baumbach-Lauterbach, ZPO 22 § 1044 Anm. 1 B). Er ist auf Grund der Vereinbarung ergangen, daß Amsterdamer Arbitrage gelten solle, und von einem niederländischen Schiedsgericht in Amsterdam gefaßt worden. Der Schiedsspruch ist auch nach dem f ü r ihn maßgeblichen niederländischen Recht verbindlich geworden. Das ist von Amts wegen zu prüfen (Stein-Jonas aaO § 1044 Anm. III A; Baumbach-Lauterbach aaO § 1044 Anm. 2 A). Der Schiedsspruch entspricht den Erfordernissen des niederländischen Rechtes. Der Ausspruch des Amsterdamer Schiedsgerichtes entscheidet über einen Rechtsstreit zwischen den Vertragsparteien, ist also seinem Inhalt nach ein Schiedsspruch. Er enthält Vornamen, Namen und Wohnort der Parteien, das Ergebnis ihrer beiderseitigen Behauptungen, die Entscheidung und die Gründe, auf denen die Entscheidung der Schiedsrichter beruht (van Loon in Schönke, Die Gerichtsbarkeit in Zivil- und Handelssachen in Europa II [1948] 189). Neben diesem gesetzlichen Mindestinhalt (Art. 637 Wetboek van Burgerlijke Regtsvordering in Fiuin, De Nederlandsche Wetboeken [1927] 1127 ff.) ist er auch fristgerecht - binnen acht Tagen - bei dem sachlich und örtlich zuständigen Gericht niedergelegt worden (Art. 639 aaO). Desgleichen fehlt nicht die nacb Art. 642 erforderliche Vollstreckbarerklärung durch den Vorsitzenden des Bezirksgerichtes. Staatsverträge stehen der Vollstreckbarerklärung nicht entgegen (§ 1044 I ZPO). Die Verträge, die in Betracht kommen könnten, das Genfer Protokoll über Schiedsklauseln im Handelsverkehr vom 24. 9. 1923 und das Genfer Abkommen zur Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche vom 26. 9. 1927, sind im Verhältnis der Bundesrepublik zu den Niederlanden nicht in Kraft (Baumbach aaO Anhang nach § 1044 Anm. 1). Die Anerkennung des Schiedsspruches verstößt auch nicht gegen die guten Sitten oder die öffentliche Ordnung (§ 1044 II Nr. 2 ZPO). Dabei ist davon auszugehen (RGZ 72, 126; Rosenberg, Lehrbuch des deutschen Zivilprozeßrechts 5 § 167 II 2 b), daß die Anerkennung einer ausländischen Entscheidung sowohl dann gegen die guten Sitten verstößt, wenn die ausgesprochene Rechtsfolge nach deutschen Anschauungen selbst unsittlich ist, wie auch dann, wenn die an sich erlaubte Rechtsfolge aus einem unsittlichen Grunde hergeleitet ist, so daß der deutsche Richter die Klage nach § 138 BGB hätte abweisen müssen, oder wenn sie zu einem Zwecke geltend gemacht wird, der der deutschen Auffassung über die guten Sitten widerspricht (OLG Hamburg, J W 1935, 3488). Ein Verstoß gegen die öffentliche Ordnung liegt dann vor, wenn gegen eine Norm verstoßen wird, die die Grundlagen des deutschen staatlichen oder wirtschaftlichen Lebens in

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zwingender, dem Parteibelieben entzogener Weise regelt (Rosenberg aaO § 167 I I 2 b; RGZ 73, 366 [368]). Das ist eine solche Norm, die der Gesetzgeber in einer die Grundlagen des staatlichen und wirtschaftlichen Lebens berührenden Frage aus bestimmten politischen, sozialen oder wirtschaftlichen Anschauungen, nicht bloß aus Zweckmäßigkeitserwägungen, gegeben hat (KG, JW 1935, 59; OLG Hamburg, MDR 1948, 476; SteinJonas aaO § 1044 Anm. I I I B 2 a, der auf § 1041 Anm. I I I 2 verweist; Sydow-Busch, ZPO 22 [1941] § 1041 Anm. 4). Die Leistung von Schadensersatz wegen schuldhafter Nichterfüllung des Vertrages, die der Schiedsspruch dem Importeur auferlegt hat, ist als solche nicht unsittlich und verstößt nicht gegen die öffentliche Ordnung. Ob die Feststellungen des Schiedsgerichtes in tatsächlicher oder rechtlicher Hinsicht zutreffen, hat das für die Vollstreckbarkeit zuständige Gericht nicht zu prüfen (OLG Köln, N J W 1952, 14201; KG, JW 1935, 59 mit Hinweisen auf die Rechtsprechung des RG; Stein-Jonas aaO § 1041 Anm. I I I 2). 188. Zwischen Schweden und der Bundesrepublik gilt das Genfer Protokoll über Schiedsklauseln im Handelsverkehr und das Genfer Abkommen zur Vollstreckung ausländischer Schiedsansprüche. Ein Schiedsspruch ist dann ein ausländischer, wenn er nach ausländischem Verfahren ergangen ist (ebenso im schwedischen Recht). Zum schwedischen Schiedsrecht. Ein ausländischer Schiedsspruch verstößt nicht gegen die inländische öffentliche Ordnung, wenn die Verurteilung eines Deviseninländers darauf gestützt worden war, daß er schuldhaft nicht alles Zumutbare zur Erlangung der devisenrechtlichen Genehmigungen getan hat. Eine sachliche Nachprüfung des ausländischen Schiedsspruchs findet nicht statt. - ZPO § 1044; Genfer Abkommen vom 26. 9. 1927. OLG Hamburg, 3. ZS, Urt. vom 16. 12. 1954 - 3 U 289/54 K Ungedruckt. Die Kl., eine Hamburger Firma, kaufte am 22. 12. 1951 von der Bekl., die ihren Sitz in G. (Schweden) hat, einen größeren Posten Rotholz, „fertig zur Verschiffung von G. per 15. 5. 1952". In dem Schlußschein der Firma B. in Hamburg, die den Kaufabschluß vermittelt hatte, war vermerkt, daß der Vertrag die Erteilung einer schwedischen Exportlizenz sowie einer deutschen Einfuhrbewilligung zur Voraussetzung habe. Die Parteien vereinbarten ferner, daß für die Durchführung des Vertrages „das zwischen dem Verein deutscher Holzeinfuhrhäuser und Svenska Trävaruexportföreningen zu vereinbarende neue Germaniakontraktformular" maßgebend sein sollte. Diese Vereinbarung, die in der Folgezeit unter der Bezeichnung „Allgemeine Bedingungen des Schlußscheins (F.A.S.) Germania 1952" zustande kam, bestimmte unter Nr. 16, daß die Vertragsparteien, falls sie die beantragte Ausfuhr- oder Einfuhrgenehmigung spätestens an dem im Schluß schein genannten Termin nicht erhalten hätten, Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 307. Die in dieser Sache ergangene Revisionsentscheidung des BGH vom 3. 10. 1956 - V ZR 32/55 - ist abgedruckt in IPRspr. 1956-1957 Nr. 197. 1

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zur Annullierung des Vertrages berechtigt seien; ebenso sollte jede P a r t e i den Vertrag u n t e r E i n h a l t u n g gewisser Förmlichkeiten annullieren dürfen,, w e n n die erforderliche Genehmigung „abgeschlagen" oder die erteilte Genehmigung vor der Verschiffung w i d e r r u f e n werde. Die „Allgemeinen Bedingungen" sahen f e r n e r vor, d a ß sämtliche aus dem Vertrag h e r r ü h r e n den Streitigkeiten im Wege der Arbitrage zu schlichten seien, u n d enthielten in Nr. 19 u n d Nr. 20 Einzelheiten über Besetzung u n d Verfahrensweise des Schiedsgerichts; nach Nr. 21 sollte die schiedsgerichtliche Entscheidung endgültig u n d f ü r beide Parteien bindend sein. Der Kl. w u r d e auf i h r e n Antrag von dem zuständigen interministeriellen E i n f u h r a u s s c h u ß bei der deutschen Bundesstelle f ü r den W a r e n v e r k e h r der gewerblichen W i r t s c h a f t a m 15. 1. 1952 eine Einfuhrbewilligung erteilt. Die Bewilligung w a r gültig bis z u m 30. 6. 1952 mit einer F r i s t f ü r die Verzollung bis z u m 15. 7. 1952. Von der Erteilung der Bewilligung setzte die F i r m a B. die Bekl. in Kenntnis, ohne die darin enthaltenen Befristungen zu erwähnen. Da die K l . - w i e sie vorträgt - wünschte, d a ß das g e k a u f t e Holz w ä h r e n d der S o m m e r m o n a t e in Schweden auf dem Stock austrockne, ließ sie einige Zeit später der Bekl. mitteilen, sie könne die W a r e i n n e r h a l b der zweimonatigen Abholzeit nicht abnehmen, vielmehr werde ihr dies f r ü h e s t e n s im August möglich sein; sie bat deshalb u m eine entsprechende Verlängerung der Lieferzeit. Die Bekl. erklärte sich mit der Verlängerung einverstanden. Die Kl. versuchte, bei dem interministeriellen E i n f u h r a u s schuß eine Verlängerung der Gültigkeitsdauer ihrer Einfuhrbewilligung bis zum 15. 10. 1952 zu erreichen. Der Ausschuß lehnte dies ab. N u n m e h r teilte die Kl. der Bekl. mit, sie betrachte, nachdem ihre Bem ü h u n g e n u m eine Fristverlängerung gescheitert seien, den Vertrag d e r Parteien als erledigt. Die Bekl. widersprach dieser Auffassung u n d verlangte, d a ß die Kl. sofort eine neue Einfuhrbewilligung beantrage. Die Kl. weigerte sich. Die Bekl. forderte als Schadensersatz den Betrag, u m den der vertraglich vereinbarte K a u f p r e i s den Marktpreis des Holzes überstieg. Sie leitete zu diesem Zweck ein Schiedsgerichtsverfahren ein. Da sich die von den Parteien b e n a n n t e n „Arbiter" über die Person des O b m a n n s nicht einigen konnten, w u r d e entsprechend dem „Schlußschein Germania 1952" d a r über gelost, welche von den beiden Berufsorganisationen der Parteien den O b m a n n zu bestimmen habe. Das Los entschied zugunsten der schwedischen Organisation, u n d diese ernannte d a r a u f h i n Algot Bagge in Stockholm zum O b m a n n . Es fand, nachdem die Beteiligten auf mündliche Verhandlung verzichtet hatten, ein schriftliches Verfahren statt; die Parteien schickten ihre Schriftsätze nebst Unterlagen nach Stockholm an den O b m a n n . Dieser erließ a m 14. 12. 1953 als „Soloarbiter" einen schriftlichen Schiedsspruch. Darin w u r d e festgestellt, d a ß die Kl. verpflichtet sei, a n die Bekl. als Schadensersatz 106 272,29 DM zu zahlen. Die Kl. hat Klage erhoben mit dem Antrag, den Schiedsspruch aufzuheben. Hilfsweise hat sie u m Feststellung gebeten, d a ß der Schiedsspruch im Inland nicht a n e r k a n n t werde. D a s LG hat die Klage abgewiesen u n d auf den Antrag der Bekl. den

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Schiedsspruch f ü r vollstreckbar erklärt. Die Berufung der Kl. gegen dieses Urteil ist vom OLG zurückgewiesen worden. Aus den Gründen: „I. Die . . . Berufung i s t . . . sachlich nicht gerechtfertigt. II. 1. Der Hauptantrag der Kl. könnte nur dann Erfolg haben, wenn es sich nicht um einen ausländischen Schiedsspruch handelt. Handelt es sich um einen ausländischen Schiedsspruch, dann kommt keine Aufhebung des Schiedsspruchs in Betracht, sondern gegebenenfalls nur der mit dem Hilfsantrag beantragte Ausspruch, daß der Schiedsspruch im Inland nicht anzuerkennen ist (§ 1044 III ZPO). Zwischen der Bundesrepublik und Schweden sind das Genfer Protokoll und das Genfer Abkommen verbindlich (Genfer Protokoll über Schiedsklauseln im Handelsverkehr vom 24. 9. 1923, RGBl. 1925 II 47 und Genfer Abkommen zur Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche vom 26. 9. 1927, RGBl. 1930 II 1067, II 1269). Durch den zweiten Weltkrieg hat sich daran nichts geändert, weil Schweden neutraler Staat war (vgl. auch Baumbach-Lauterbach, ZPO 22 Anhang nach § 1044 ZPO Anm. 1). Ein Sonderstaatsvertrag besteht zwischen den beiden Staaten nicht. § 1044 ZPO ist hilfsweise anwendbar mit der Ausnahme des Falles von Art. 5 des Genfer Abkommens. Ausländischer Schiedsspruch ist ein solcher, der ausländischem Prozeßrecht untersteht. Gemäß 2 I des Genfer Protokolls ist f ü r das Verfahren in Schiedssachen einschließlich der Zusammensetzung des Schiedsgerichts der Parteiwille und die Gesetzgebung des Landes maßgebend, auf dessen Gebiet das Schiedsverfahren stattfindet. Der Schlußschein nebst Lieferungsbedingungen (Ziffer 16), sowie die ebenfalls Vertragsbestandteil gewordenen Allgemeinen Bedingungen des Schlußscheins FAS „Germania 1952" (Ziffer 19, 20, 21, 22) bestimmen lediglich, wie das Schiedsgericht zu konstituieren ist, wie die Entscheidung zu treffen und zuzustellen ist und daß die Entscheidung endgültig und f ü r beide Parteien bindend ist und daß in den Schiedssprüchen die Kosten des Arbitrageverfahrens festzusetzen sind. Sonst wird über das Verfahren und den Ort des Schiedsgerichts nichts bestimmt. Ziffer 20 II besagt jedoch, daß, wenn sich die Arbiter nicht einigen können, ausgelost werden soll, welche Organisation der beiden Parteien den Obmann ernennen soll. Im vorliegenden Falle ist ausgelost worden, und es ist der Schiedsrichter Bagge in Stockholm ernannt worden. Er ist in seinem Schiedsspruch zu der Auffassung gelangt, daß dieser dem schwedischen Prozeßrecht untersteht. Der erkennende Senat ist ebenso wie das LG der gleichen Auffassung. Einem Recht kann das Schiedsverfahren nur unterstehen. In Frage käme nur schwedisches oder deutsches Prozeßrecht. Da die Parteien im Falle der Nichteinigung der Schiedsrichter auf die Entscheidung des Loses f ü r die Bestimmung des Obmannes sich eingelassen haben, muß davon ausgegangen werden, daß sie sich f ü r den Fall, daß das Los auf einen in Schweden wohnenden Schweden als Obmann fiel, wie geschehen, mit der Anwendung schwedischen Prozeßrechtes einverstanden erklärten. Da demnach der Schiedsspruch 34

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schwedischem Prozeßrecht untersteht, handelt es sich u m einen ausländischen Schiedsspruch. Es interessiert weder die F r a g e der Gegenseitigkeit noch das materielle Recht. W ü r d e m a n diesen Parteiwillen nicht a n n e h men, so w ä r e nach 2 I des Genfer Protokolls schwedisches Prozeßrecht anzuwenden, weil das V e r f a h r e n auf schwedischem Gebiet d u r c h g e f ü h r t w o r d e n ist u n d der Schiedsspruch von dem schwedischen Richter Bagge in Stockholm gefällt w o r d e n ist. Es ist unbestritten, d a ß das V e r f a h r e n auf W u n s c h beider Parteien schriftlich u n d nicht mündlich stattgefunden hat. Der H a u p t a n t r a g der Kl. ist also abzuweisen, weil es sich u m einen ausländischen Schiedsspruch handelt. Das hat das LG zutreffend getan, u n d die B e r u f u n g der Kl. ist insoweit unbegründet. 2. Der Hilfsantrag der Kl. begehrt Nichtanerkennung des Schiedsspruchs. Zu p r ü f e n ist, ob die im Art. 1 II u n d Art. 2 I des Genfer A b k o m m e n s f ü r eine Anerkennung u n d Vollstreckung des Schiedsspruchs ausgesprochenen Voraussetzungen vorliegen. Der Schiedsspruch ist ergangen auf Grund der zwischen den Parteien in den Lieferungsbedingungen bzw. den Bedingungen „Germania 1952" vorgesehenen Schiedsklausel. Gegenstand des Schiedsspruchs ist eine Schadensersatzforderung. Diese k a n n nach dem Rechte der Bundesrepublik, in der der Schiedsspruch geltend gemacht wird, Gegenstand eines schiedsgerichtlichen Verfahrens sein. Der Schiedsspruch ist von dem Schiedsrichter erlassen worden, der in der Schiedsklausel vorgesehen w a r . § 4 des schwedischen Gesetzes über Schiedsrichter vom 14. 6. 1929 erklärt die Einleitung eines Schiedsverfahrens f ü r unzulässig, w e n n die P a r tei, der gegenüber das Schiedsverfahren geltend gemacht werden soll, ihren Wohnsitz a u ß e r h a l b Schwedens h a t u n d in Schweden nicht verklagt werden könnte. E r erklärt das Schiedsverfahren jedoch d a n n f ü r zulässig, wenn der Schiedsvertrag ein V e r f a h r e n in Schweden vorsieht oder die Partei sich d a n n einverstanden erklärt. Dieser Ausnahmetatbestand liegt hier vor. Das Schiedsverfahren w a r also nach schwedischem Gesetz in Schweden zulässig. Die Vorschriften des § 17 dieses schwedischen Gesetzes sind beachtet. Vorliegendenfalls ist der Schiedsspruch von dem Schiedsrichter Bagge den Parteien ausweislich des Protokolls vom 24. 6. 1954 in dieser Sache zugesandt worden. Der Schiedsspruch datiert vom 14. 12. 1953, er ist am 17. 12. 1953 in Schweden abgesandt u n d a m 22. 12. 1953 bei dem I n h a b e r der Kl. eingegangen. E r ist schriftlich abgefaßt u n d von dem Schiedsrichter unterzeichnet worden. Einer der Nichtigkeitsgründe 'des § 20 dieses Gesetzes ist nicht festzustellen. Eine Anfechtung des Schiedsspruchs gemäß § 21 des schwedischen Gesetzes ist i n n e r h a l b der dort vorgesehenen Frist von 60 Tagen ab Zustellung an die Partei nicht erfolgt. Die hier von der Kl. erhobene Aufhebungsklage, die mit dem D a t u m des 22. 2. 1954 innerhalb 60 Tagen datiert, ist keine Klage im Sinne des § 21 des schwedischen Schiedsrichtergesetzes. Gemäß § 23 II Satz 2 des schwedischen Schiedsrichtergesetzes w a r der Schiedsrichter befugt, in dem Schiedsspruch den Betrag der Vergütung f ü r jeden Schiedsrichter besonders festzusetzen u n d den Parteien die Zahlungspflicht h i e r f ü r aufzuerlegen.

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Gemäß § 28 des schwedischen Schiedsrichtergesetzes findet auf die Anwendung eines ausländischen Schiedsvertrages besondere Vorschrift Anwendung. Diese ist das schwedische Gesetz über ausländische Schiedsverträge und Schiedssprüche vom 14. 6. 1929. Danach ist als ausländisch ein Schiedsvertrag anzusehen, aus dem hervorgeht, daß das Schiedsverfahren außerhalb des schwedischen Reiches stattfinden soll. Ein Schiedsvertrag, aus dem nicht hervorgeht, ob das Schiedsverfahren außerhalb oder innerhalb Schwedens stattfinden soll, ist nach diesem Gesetz als ausländisch dann anzusehen, wenn beide Parteien ihren Wohnsitz außerhalb Schwedens hatten. Ein Schiedsverfahren aus einem ausländischen Schiedsvertrag ist in Schweden unzulässig. Wie bereits ausgeführt, enthält der Schiedsvertrag keine Bestimmung darüber, wo das Schiedsverfahren stattfinden soll. Es geht also aus dem Vertrage auch nicht hervor, daß das Schiedsverfahren außerhalb Schwedens stattfinden sollte. Es lag durchaus im Bereiche dieser Schiedsvereinbarung, daß das Verfahren in Schweden stattfand. Es hat auch nur eine der beiden Parteien ihren Wohnsitz außerhalb Schwedens. Mithin war nach schwedischem Gesetz über ausländische Schiedsverträge der zugrunde liegende Schiedsvertrag nicht als ausländischer Schiedsvertrag anzusehen und deswegen das Schiedsverfahren in Schweden nicht unzulässig. Gemäß Art. 3 II d des Genfer Abkommens muß der Schiedsspruch in dem Lande, in dem er ergangen ist, eine endgültige Entscheidung darstellen, und er gilt nicht als endgültig, wenn er dem Einspruch, der Berufung [oder] der Nichtigkeitsbeschwerde unterworfen ist oder wenn nachgewiesen wird, daß ein Verfahren zwecks Anfechtung der Gültigkeit des Schiedsspruchs anhängig ist. Zum Beweise f ü r die Voraussetzungen dieser Bestimmung hat die Partei, die den Schiedsspruch geltend macht oder eine Vollstreckung beantragt, gemäß Art. 4 I des Genfer Abkommens die Urkunden und Unterlagen vorzulegen, die dartun, daß der Schiedsspruch in dem Lande, in dem er ergangen ist, eine endgültige Entscheidung im Sinne des Art. 1 d darstellt, erforderlichenfalls sogar die Urkunden und Unterlagen f ü r alle Voraussetzungen des Art. 1 I und II a und c. Das LG hat schon darauf hingewiesen, daß die Urkunden und Unterlagen f ü r Art. 1 b nicht vorgelegt worden sind. Von der Bekl. sind nur vorgelegt worden die Urschrift des Schiedsspruches, und es hat vorgelegen ein Abdruck der Allgemeinen Bedingungen des Schlußscheins „Germania 1952", aus deren Ziffer 21 hervorgeht, daß der Schiedsspruch zwischen den Parteien endgültig und f ü r beide Parteien bindend ist. Es fehlt eine Urkunde eines schwedischen Gerichts, aus der hervorgeht, daß der Schiedsspruch nicht einem Rechtsmittel oder rechtsmittelähnlichen Behelf an ein staatliches schwedisches Gericht unterliegt. Das LG hat diesen weiteren urkundlichen Nachweis jedoch zu Recht f ü r nicht erforderlich erachtet in diesem Falle. Art. 4 des Genfer Abkommens schließt gemäß Art. 5 des Genfer Abkommens nicht aus, daß eine Partei von der Gesetzgebung des Landes, in dem er geltend gemacht wird, Gebrauch macht. Die Kl. hat sich auf § 1044 ZPO berufen, also auf die Gesetzgebung der Bundesrepublik, in der der Schiedsspruch geltend gemacht wird. Dem LG ist beizupflichten, daß infolgedessen

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auf die Vorlage solcher schwedischen gerichtlichen Urkunde verzichtet werden kann, wenn die von Amts wegen vorzunehmende Prüfung der Rechtsverbindlichkeit des Schiedsspruchs mit nach deutschem Recht zulässigen Beweismitteln ergibt, daß die Rechtsverbindlichkeit festzustellen ist. Vorliegendenfalls ist sie festzustellen. Es wurde bereits ausgeführt, daß kein Nichtigkeitsgrund nach § 20 des schwedischen Schiedsrichtergesetzes vorliegt. Es liegt ein endgültiger Schiedsvertrag vor, der Schiedsspruch ist schriftlich abgefaß t und vom Schiedsrichter unterzeichnet worden und nach übereinstimmender Erklärung der Parteien war bei Verkündung des Schiedsspruchs kein Prozeß oder Urkundenprozeß nach § 1 II anhängig. Das LG hat auch zutreffend festgestellt, daß die Voraussetzungen für eine Anfechtungsklage aus § 21 des schwedischen Schiedsrichtergesetzes nicht vorliegen. Ob der Schiedsspruch später aus irgendwelchen sonstigen Gründen angefochten werden könnte, ist im Hinblick auf § 1044 IV ZPO nicht zu prüfen. Art. 1 II e des Genfer Abkommens verlangt, daß die Anerkennung oder Vollstreckung des Schiedsspruchs nicht der öffentlichen Ordnung oder den Grundsätzen des öffentlichen Rechts des Landes, in dem er geltend gemacht wird, widerspricht. Das entspricht § 1044 II Ziffer 2 ZPO, wonach die Anerkennung des Schiedsspruchs nicht gegen die guten Sitten oder die öffentliche Ordnung verstoßen darf. Als Fall ist dort erläutert, daß der Spruch eine Partei nicht zu einer Handlung verurteilen darf, deren Vornahme nach den deutschen Gesetzen verboten ist. In diesem Punkte greift die Kl. das Urteil des LG an mit der Begründung, die Kl. hätte gegen deutsche Einfuhr- und Devisenbewirtschaftungsgesetze verstoßen, wenn sie nach Ablauf der Einfuhrbewilligung und Ablehnung einer Verlängerung den Vertrag erfüllt hätte. Diese Argumentation der Kl. geht fehl. Kontraktlich ist Verschiffungsdatum der 15. 5. 1952, und die Einfuhrbewilligung der Kl. lief bis zum 30. 6. 1952. Die Kl. hat innerhalb dieser Einfuhrbewilligungsfrist nicht erfüllt, sondern die Bekl., der die Frist nicht mitgeteilt war, zur Genehmigung eines späteren Erfüllungsdatums bewogen, dann aber selbst die Verlängerung der Einfuhrbewilligung nicht genehmigt erhalten. Der Schiedsspruch macht der Kl. nun keineswegs zum Vorwurf, daß sie nach Ablauf der Einfuhrbewilligung und Ablehnung der Verlängerung dieser Bewilligung nicht trotzdem erfüllt hat und verlangt eine solche Erfüllung von ihr auch gar nicht. Der Schiedsspruch stellt lediglich fest, daß die Kl. nicht die Bemühungen um die Erreichung einer Verlängerungsbewilligung aufgewendet hat, zu denen sie vertraglich verpflichtet gewesen wäre. Darin erblickt der Schiedsspruch eine schuldhaft vertragswidrige Handlung der Kl., die zum Schadensersatz verpflichtet. Die Feststellung einer solchen Schadensersatzpflicht wegen schuldhafter Vertragsverletzung verstößt weder gegen die guten Sitten noch gegen die öffentliche Ordnung der Bundesrepublik. Diese Verpflichtung zum Schadensersatz verstößt auch nicht etwa gegen die öffentliche Ordnung der Bundesrepublik, weil ein Staatsangehöriger der Bundesrepublik Deutschland an einen Devisenausländer zahlen müßte und solche Zahlung der Devisengenehmigung bedürfte. Für das Grundgeschäft, aus dem die Schadensersatzpflicht

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erwachsen ist, hat eine Einfuhrbewilligung vorgelegen. Deswegen bedarf es keiner Prüfung, ob der ordre public der Bundesrepublik dann verletzt wäre, wenn der Schiedsspruch eine Schadensersatzpflicht wegen schuldhafter Verletzung eines Vertrages feststellt, der der Genehmigung deutscher Stellen bedurfte, f ü r den aber eine solche Genehmigung nicht vorlag. Im übrigen hat die Bekl. eine Devisengenehmigung von der zuständigen Stelle in der Bundesrepublik erhalten. Dafür, daß etwa im Zusammenwirken der Parteien ein zum Schadensersatz verpflichtender Schiedsspruch zum Zwecke der Umgehung von Devisen- oder Einfuhrbestimmungen der Bundesrepublik herbeigeführt sein könnte, ist von den Parteien nichts vorgetragen worden, und dafür liegen auch keine Anhaltspunkte vor. Ein Verstoß gegen den ordre public der Bundesrepublik kann auch auf Grund des erneuten Vortrages der Berufungsbegründung nicht festgestellt werden. Die Ausführungen der Kl. laufen zum Teil auf eine Nachprüfung der sachlichen Richtigkeit der schiedsgerichtlichen Entscheidung hinaus. Eine solche Nachprüfung ist in diesem Verfahren jedoch ausgeschlossen. Den Ausführungen des LG ist voll beizupflichten, soweit es die Beanstandungen der Kl. f ü r unbeachtlich erklärt, daß der Schiedsspruch keine Verurteilung zur Zahlung ausgesprochen hat und daß er eine Begründung vermissen ließe. Der letzte Einwand ist schon deswegen gegenstandslos, weil der Schiedsspruch eine Begründung enthält. Daß die Erwägungen der Kl. über die Gleichstellung von Schiedsspruch und Urteil verfehlt sind, hat das LG richtig festgestellt. Auch ist nicht wesentlich, ob der Schiedsspruch bereits im Ausland f ü r vollstreckbar erklärt worden ist. Daß die im Schiedsspruch getroffene Kostenentscheidung nicht beanstandet werden kann, ist bereits oben ausgeführt worden. Endlich hat das LG zutreffend darauf hingewiesen, daß die Kl. Einwendungen im Sinne des Art. 3 des Genfer Abkommens hinsichtlich der Kostenentscheidung nicht geltend gemacht hat. Sie hat auch nichts vorgetragen, was auf eine Versagung rechtlichen Gehörs schließen ließe. Die Berufung der Kl. ist also auch insoweit unbegründet, als sie sich gegen die Abweisung ihres Hilfsantrages richtet. IV. Das LG hat zutreffend die Voraussetzungen f ü r eine Vollstreckbarerklärung des Schiedsspruchs als vorliegend festgestellt und dem Antrage der Bekl. stattgegeben. Den begründenden Ausführungen des landgerichtlichen Urteils tritt der erkennende Senat im vollen Umfange bei. Aus den vorstehenden Ausführungen, die sich mit den Anträgen der Kl. befassen, ergibt sich bereits, daß die Voraussetzungen des Genfer Abkommens f ü r eine Vollstreckbarerklärung des Schiedsspruchs vorliegen. Der Schiedsspruch ist rechtsverbindlich. Beide Parteien haben ihn im Schiedsvertrag als endgültig und f ü r sich verbindlich anerkannt. Er verstößt nicht gegen den ordre public. Die Ausführungen der Berufungsbegründung sind nicht geeignet, die zutreffenden Gründe des landgerichtlichen Urteils zu erschüttern. Die Berufung der Kl. ist mithin auch insoweit unbegründet, als sie sich gegen die Vollstreckbarerklärung des Schiedsspruches richtet."

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1 8 9 . Ein nach dem für ihn maßgeblichen Recht verbindlicher Schiedsspruch entfaltet im Inland Rechtskraftwirkungen schon vor seiner Anerkennung durch Vollstreckbarkeitserklärung; die Rechtskraftwirkung geht nicht weiter ah im Ursprungsland. Zur Rechtskraft eines Schiedsvergleichs nach belgischem Recht. Wann kann aus einem ausländischen Schiedsvergleich Leistungsklage statt Klage auf Vollstreckbarerklärung erhoben werden? - ZPO § 1044 a. OLG München, 6. ZS, Urt. vom 8. 7. 1954 - 6 U 1977/53. Ungedruckt. Durch schriftlichen Schiedsvertrag vom 10. 3. 1952 haben die Parteien für Streitigkeiten aus der Lieferung von W o l l e durch die Kl. an den Bekl. die Zuständigkeit des Schiedsgerichts des belgischen Woll-Hauptausschusses in Brüssel, eines ständigen Schiedsgerichts, vereinbart. Als Streit über die Abnahme der W a r e entstand, trat das Schiedsgericht auf Antrag der Parteien zusammen. Der Vertreter der Bekl. schloß am 16. 7. 1952 mit der Kl. ohne Mitwirkung des Schiedsgerichts einen schriftlichen Vergleich zur Beilegung des Schiedsvertrages. In diesem verpflichtete der Bekl. sich zur Abnahme von 9000 kg gekämmter Reinwolle in sechs Teillieferungen, zum Schadensersatz für den Fall der Nichtabnahme und zur Tragung der Kosten des Schiedsverfahrens. Die Vereinbarung über die Schadensersatzpflicht lautete (in deutscher Übersetzung): „Art. 5: Für den Fall, daß Herr B. [der Bekl.] - gleichgültig aus welchem Grunde auch immer - zu den vorstehend festgelegten Terminen die W a r e nicht abnimmt und die in den vorstehenden Art. 3 und 4 geregelten Zahlungsbedingungen nicht einhält, ist er von Rechts wegen und ohne Aufschub zur Zahlung eines Schadensersatzes von 120 bfrs. pro kg verpflichtet und zwar bei Nichtabnahme der Ware oder bei Nichtzahlung." In Art. 6 baten die Parteien das Schiedsgeridit, „spätestens zwei Monate nach der Unterzeichnung des Vorliegenden einen Schiedsspruch zu fällen, durch welchen das Schiedsgericht den sich aus Vorliegendem ergebenden Vergleich für vollstreckbar erklärt, und zwar in der Weise, daß ein Titel geschaffen wird, der nur noch der Vollstreckbarkeitserklärung bedarf." Am 20. 8. 1952 beschloß das Schiedsgericht demgemäß durch Schiedsspruch unter Bezugnahme auf Art. 6 des Vergleichs, „daß die Parteien den Vorschriften des von ihnen unterzeichneten Vergleichs unterworfen sind, ferner, daß die auf 12 000 bfrs. festgesetzten Schiedsgerichtskosten, so wie es am Ende des Vergleichs vereinbart wurde, von Herrn B. zu tragen sind." Der Schiedsspruch ist von den Schiedsrichtern und dem Sekretär des Schiedsgerichts unterzeichnet. Dieser hat durch Urkunde vom 27. 1. 1953 bestätigt, daß der Schiedsspruch rechtskräftig ist und nicht mehr Gegenstand irgendeines Rechtsmittels sein kann. Der Bekl. hat nach Abnahme und Zahlung der ersten Lieferung die Abnahme des Restes der W a r e zu insgesamt 7500 kg mit der Begründung vorläufig verweigert, daß die am 5. 12. 1952 eingetroffene erste Lieferung nach einem schriftlichen Gutachten des öffentlichen Warenprüfungsamts für die Textilindustrie GmbH in Aachen vom 2. 1. 1953 mangelhaft gewesen sei. Die Kl. hat daraufhin, im Urkundenprozeß klagend, unter Vorlage be-

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glaubigter Abschriften des Vergleichs und des Schiedsspruchs Verurteilung des Bekl. zur Zahlung des Gegenwerts von 900 000 bfrs. Schadensersatz und 12 000 bfrs. Kosten des Schiedsverfahrens auf ein von der Kl. bei einer deutschen Außenhandelsbank einzurichtendes Sperrkonto beantragt und hierzu einen bis zum 31. 3. 1954 befristeten Devisengenehmigungsbescheid vorgelegt. Der Bekl. hat Abweisung der Klage beantragt und hilfsweise um Vorbehalt der Ausführung seiner Rechte im Nachverfahren gebeten. Das LG hat der Klage durch Vorbehaltsurteil stattgegeben, dem Bekl. die Kosten des Rechtsstreits auferlegt, das Urteil gegen Sicherheitsleistung der Kl. f ü r vorläufig vollstreckbar erklärt und dem Bekl. die Ausführung seiner Rechte im Nachverfahren vorbehalten. Durch Verfügung des Bayerischen Staatsministeriums f ü r Wirtschaft und Verkehr vom 3. 6. 1954 wurde die Gültigkeitsdauer des Devisengenehmigungbescheides vom 30. 9. 1953 bis zum 31. 12. 1954 verlängert. Aus den Gründen: „Die Berufung ist . . . nicht begründet. Die Kl. klagt, wie sie in der mündlichen Verhandlung ausdrücklich erklärt hat, aus dem Vergleich vom 16. 7. 1952. Es handelt sich daher nicht um die Klage auf Erfüllung eines Schiedsspruchs, die sogenannte Judikatsklage. I. Die Einrede der rechtskräftig entschiedenen Sache ist unbegründet. Auch der nach dem maßgebenden belgischen Recht verbindlich gewordene ausländische Schiedsspruch hat zwar unter den Parteien die Wirkung eines rechtskräftigen Urteils (§§ 1040, 1044 I ZPO, Art. 1020-1026 Code de procédure civile). Es ist auch richtig, daß diese Wirkung nicht erst durch die in die Form der Vollstreckbarerklärung gekleidete inländische Anerkennung eintritt; vielmehr hat schon der anerkennungsfähige Schiedsspruch im Inland Rechtskraftwirkung (Riezler, Internationales Zivilprozeßrecht [1949] 639). Nach dem deutschen Recht bestehen auch keine Bedenken dagegen, daß der Bekl. sich der ausländischen Schiedsgerichtsbarkeit unterwarf (Riezler aaO 621). Es kommt auch nicht darauf an, wie sich das belgische Recht zu deutschen Schiedssprüchen stellt (Stein-JonasSchönke, ZPO 17 § 1040 Anm. III). F ü r den Umfang der Rechtskraft ist das ausländische Recht maßgebend, denn es kann nicht angenommen werden, daß er im Inland eine weitergehende Rechtskraftwirkung als im Ursprungsland haben soll (Riezler aaO 639). Die Anerkennung dagegen richtet sich nach deutschem Recht (§ 1044 ZPO). Der Schiedsspruch ist nach belgischem Recht formell rechtskräftig, d. h. verfahrensrechtlich unanfechtbar. Seine sachliche Tragweite ist durch Auslegung zu ermitteln. Der Schiedsspruch nimmt auf den Vergleich vom 17. 2. 1952 Bezug und spricht aus, daß die Parteien dessen Vorschriften unterworfen sind. Darin liegt keine der materiellen Rechtskraft fähige Entscheidung des Schiedsgerichts. Das Schiedsgericht hätte nur dann entscheiden können, wenn hier-

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über ein Streit zwischen den Parteien bestanden hätte. Das war nicht der Fall, denn beide hielten sich an den Vergleich gebunden und haben lediglich darum gebeten, ihn f ü r vollstreckbar zu erklären, damit ein Titel geschaffen werden könne. Der Schiedsspruch wollte deshalb weder über die Frage der Bindung der Parteien an den Vergleich, noch über die nichtstreitige Schadensersatzpflicht entscheiden. Es liegt deshalb auch kein einem Feststellungsurteil entsprechender Schiedsspruch vor, vielmehr handelte es sich nur darum, einen ohne Mitwirkung des Schiedsgerichts zustandegekommenen, das Schiedsverfahren erledigenden Vergleich zu einem Schiedsvergleich zu machen, der nach Vollstreckbarerklärung einen f ü r die Zwangsvollstreckung geeigneten Titel bilden konnte. Aber selbst wenn man annehmen wollte, es liege ein einem Feststellungsurteil entsprechender Schiedsspruch vor, würde dieser der Leistungsklage aus dem Vergleich nicht entgegenstehen, wie das LG mit Recht ausgeführt hat. Nun hat zwar auch der schriftlich geschlossene, der Beilegung eines Streits dienende Vergleich, auf den nach der ausdrücklichen Erklärung beider Parteien das belgische Recht anzuwenden ist, Rechtskraftwirkung (Art. 2044 II, 2052 I Cc, der in Belgien in der Fassung des Gesetzes vom 15. 12. 1949 gilt; Makarov, Quellen des IPR, Belgien 2; Heinsheimer, Die Zivilgesetze der Gegenwart I Einleitung III). Rechtskraft in diesem Sinne bedeutet jedoch kein Verbot der Klage aus dem Vergleich, sondern nur die materiellrechtliche Bindung der Parteien; das ergibt sich insbesondere aus Art. 2052 II, 2053 Cc, die Vorschriften darüber treffen, in welchem Umfange materielle Einwendungen, insbesondere auch in bezug auf das Zustandekommen des Vergleichs, zulässig sind. Wäre die Einrede der Rechtskraft im deutschen verfahrensrechtlichen Sinne, wie sie der Bekl. angewandt wissen will, zulässig, so könnte aus einem solchen Vergleich überhaupt nicht auf Erfüllung geklagt und somit kein Titel erwirkt werden, während andererseits der Vergleich selbst ebenfalls keinen vollstreckbaren Titel bildet (Heinsheimer aaO Anm. zu Art. 2048-2053 I). II. Daß kein Schiedsspruch vorliegt, könnte die Einrede des Schiedsvertrags (§ 274 I Nr. 3 ZPO) nur begründen, wenn die Schiedsklausel durch das in Belgien abgewickelte Schiedsverfahren nicht ausgeschöpft worden wäre; durch den „Schiedsspruch" vom 20. 8. 1952 wurde aber der Vereinbarung der Parteien, ihren Streit durch Schiedsverfahren zu erledigen, deshalb voll genügt, weil der Vergleich dieses Verfahren unter der Voraussetzung erledigen sollte, daß er durch das Schiedsgericht in einer Form bestätigt wurde, die nur noch die Vollstreckbarkeitserklärung erforderte. Diese Voraussetzung erfüllte der Schiedsspruch. Die Schiedsklausel ist somit durch den Vergleich erledigt {Riezler aa0649) und steht der Leistungsklage aus dem Vergleich nicht entgegen. Deshalb ist für die vorliegende Klage nicht das Schiedsgericht zuständig. Das ergibt sich auch aus § 1046 ZPO, wonach das in § 1045 I bezeichnete Gericht auch f ü r die Klage zuständig ist, die die Unwirksamkeit eines Schiedsvergleichs zum Gegenstand hat. Die abweichende Entscheidung RGZ 119, 29 betrifft den früheren Rechtszustand. III. Hiernach liegt ein in die Form eines Schiedsspruchs gekleideter aus-

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ländischer Schiedsvergleich vor. Dieser ist der Rechtskraft nach belgischem Recht jedenfalls nicht in dem Sinne fähig, daß aus ihm nicht auf Erfüllung geklagt werden könnte. Jedoch kann er, worauf die vom Bekl. erhobene Einrede des mangelnden Rechtsschutzinteresses hinweist, unter den in § 1044 a ZPO bezeichneten Voraussetzungen in dem in §§ 1044 a, 1042 a bis d ZPO vorgesehenen vereinfachten Verfahren für vollstreckbar erklärt werden (Riezler aaO 653; Baumbach-Lauterbach, ZPO 22 § 1044 a Anm. 5 B; Stein-Jonas-Schönke aaO § 1044 Anm. VIII 1; anderer Meinung Rosenberg, Lehrbuch des deutschen Zivilprozeßrechts 5 § 167 III 4, der f ü r ausländische Schiedsvergleiche die Erfüllungsklage stets zuläßt). Danach stände der Kl., vorausgesetzt, daß ein anerkennungsfähiger Vergleich vorliegt, allerdings der einfachere Weg des Beschlußverfahrens zu Gebote, womit f ü r den Regelfall ihr Rechtsschutzinteresse an einer Leistungsklage aus dem Vergleich zu verneinen wäre. Besondere Umstände können jedoch die Klage auf Erfüllung des Vergleichs ausnahmsweise rechtfertigen (SteinJonas-Schönke aaO § 1044 a Anm. V 1; Baumbach, Das privatrechtliche Schiedsgerichtsverfahren [1931] Kapitel 24 A; RG, J W 1938, 468; Rosenberg aaO § 167 III 1). Eine Reihe solcher Umstände ist hier gegeben. a) Zwar hat der Bekl. seine Verweisung auf den angeblich billigeren und einfacheren Weg damit begründet, daß Unwirksamkeitsgründe in bezug auf den Vergleich nicht geltend zu machen seien. In der Schlußverhandlung hat er jedoch den Unwirksamkeitsgrund des § 1044 a II ZPO geltend gemacht; auch ohne ausdrückliche Berufung hierauf war in seinem früheren Vorbringen, der Vergleich dürfe unter keinen Umständen so ausgelegt werden, daß er von vornherein verpflichtet sei, Schadensersatz ohne Rücksicht auf die Beschaffenheit der künftig zu liefernden Ware zu leisten, bereits die Geltendmachung eines Verstoßes gegen die öffentliche Ordnung zu erblicken. Wird aber ein Unwirksamkeitsgrund geltend gemacht, so ist im Vollstreckbarkeitsverfahren mündliche Verhandlung anzuordnen (§ 1042 a II ZPO), so daß derselbe Rechtszug gegeben ist wie bei der Leistungsklage. Bei Geltendmachung von Aufhebungsgründen ist der Gläubiger daher zur sofortigen Leistungsklage berechtigt (RG aaO). b) Die Kl. kann im vorliegenden Falle im Urkundenprozeß aus dem Vergleich einen vorläufig vollstreckbaren Titel rascher erzielen als im Vollstreckbarkeitsverfahren, denn in diesem würde der Bekl. bei seiner nach § 1042 a I ZPO gebotenen Anhörung sofort Gründe vorbringen, die zur mündlichen Verhandlung führen und es verhindern würden, daß ein nach § 1042 c ZPO vorläufig vollstreckbarer Beschluß ergeht. Überwiegend wird nämlich angenommen, daß mündliche Verhandlung schon dann anzuordnen ist, wenn die Gegenpartei nachträglich entstandene materielle Einwendungen vorbringt oder die Leistungspflicht vom Eintritt einer Bedingung abhängig ist. c) Es bestehen aber auch mindestens erhebliche Zweifel, ob der Schiedsvergleich anerkennungsfähig ist. Im Gegensatz zum Prozeßvergleich verlangt das Gesetz beim Schiedsvergleich die Erklärung des Schuldners, daß er sich der sofortigen Zwangsvollstreckung unterwerfe (§ 1044 a I Satz 1

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ZPO). Diese Unterwerfungserklärung fehlt hier. Ob das Ersuchen an das Schiedsgericht, den Vergleich f ü r vollstreckbar zu erklären, als eine solche Erklärung des Bekl. aufgefaßt werden könnte, ist zweifelhaft. Außerdem besteht die Gefahr, daß dem Schiedsvergleich die Anerkennung nach § 1044 a II ZPO versagt wird (vgl. a). d) Der Bekl. richtet vor allem Angriffe auch gegen die Auslegung des Schiedsvergleichs in dem wesentlichen Punkte, ob er die Mängeleinrede erheben kann. Legt man den Wortlaut des Art. 5 dem Vergleich zugrunde, so bliebe gleichgültig, ob er die Abnahme oder Zahlung bei Mängeln der künftig zu liefernden Ware verweigert. Seine Mängeleinrede wäre dann nicht schlüssig. Der Bekl. dagegen will die entsprechende Formulierung auf bestimmte andere Fragen bezogen wissen. Nun ist aber sogar bei einem rechtskräftigen Urteil, sobald Streit über seine Auslegung entsteht, nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen auch ohne die im belgischen Recht fehlende gesetzliche Regelung die Klage auf Feststellung, welchen Inhalt der Urteilsspruch hat, oder auf Leistung zulässig. Bei einem Vergleich, der, wie im vorliegenden Falle, keine auf den jetzigen Stand abgestellte ziffernmäßig bestimmte Leistungspflicht ausspricht, ist dann die Klage auf Erfüllung unzweifelhaft gegeben. Für diese Klage ist nicht das Schiedsgericht zuständig, denn es hat seine Tätigkeit abgeschlossen, und der Schiedsvertrag ist durch den Schiedsvergleich erledigt; zuständig ist vielmehr auch hier das in §§ 1046, 1045 I ZPO bezeichnete Gericht. e) Im übrigen ist die Leistungsklage auch schon dann f ü r zulässig zu erachten, wenn im Vollstreckbarkeitsverfahren mit später entstandenen, sonst nach §§ 767 II, 795 ZPO geltend zu machenden Einwendungen zu rechnen wäre (Stein-Jonas-Schönke aaO § 1042 Anm. V), obwohl diese Einwendungen auch im Vollstreckbarkeitsverfahren erledigt werden könnten, wie allgemein angenommen wird (RGZ 148, 270). Da der Bekl. geltend macht, die nach Abschluß des Vergleichs gelieferte Ware sei mangelhaft gewesen, ist ein Rechtsschutzinteresse auch aus diesem Grunde zu bejahen. f) Endlich müßte die Kl. dem Vollstreckbarkeitsverfahren, falls sie darin Erfolg haben sollte, noch ein Verfahren auf Erteilung der Vollstreckungsklausel folgen lassen. Die Verpflichtung des Bekl. ist nämlich nur unter der aufschiebenden Bedingung ausgesprochen worden, daß er die Abnahme der Ware verweigert oder nicht bezahlt. Dieses Verfahren müßte sich dem vorbezeichneten Verfahren anschließen, weil erst nach Abschluß des Vollstreckbarkeitsverfahrens die Vollstreckungsklausel zu der darin ergehenden Entscheidung zu erteilen ist. Die Kl. hätte daher anschließend den Nachweis nach §§ 1044 a, 795, 726 I ZPO zu führen; das kann sie nicht durch öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunden; sie müßte deshalb Klage auf Erteilung der Vollstreckungsklausel erheben (§ 731 ZPO). Die Kl. entgeht dieser Notwendigkeit auch nicht dadurch, daß der Bekl. die Tatsache der Nichtabnahme zugibt; zwar enthebt das Zugeständnis der in § 726 I ZPO erwähnten Tatsachen - entgegen der Ansicht der Kl. des Nachweises in öffentlicher Form. Wenn aber, wie hier, der Schuldner zugleich geltend macht, daß die Formel des Vergleichs gar nicht so zu ver-

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stehen sei, wird man kaum damit rechnen können, daß die Klausel im Beschlußverfahren erteilt werden würde. Nun wird zwar teilweise auch die Ansicht vertreten, das sonst nach § 7 3 1 ZPO notwendige Verfahren könne im Vollstreckbarkeitsverfahren miterledigt werden (vgl. Stein-Jonas-Schönke aaO § 1042 Anm. VI; Riezler aaO 638, 568). Aus der von der Kl. angeführten Entscheidung RGZ 85, 396 ergibt sich nichts Gegenteiliges. Es muß aber dahingestellt bleiben, ob dieser Ansicht zuzustimmen ist, denn die Frage ist, soweit ersichtlich, höchstrichterlich noch nicht entschieden; der Kl. kann es deshalb nicht versagt bleiben, mit der Leistungsklage vorzugehen, die diese Fragen erübrigt. Die Leistungsklage liegt endlich auch im Interesse des Bekl., denn im Widerspruch zu seiner Einrede der Rechtskraft beruft gerade er sich darauf, daß der vorliegende ausländische Titel entgegen seinem Wortlaut auszulegen sei. Darüber kann am schnellsten auf die Leistungsklage hin entschieden werden. Was die Rechtsprechung f ü r das Rechtschutzinteresse an der Leistungsklage aus dem Schiedsspruch angenommen hat, muß erst recht f ü r den Schiedsvergleich gelten, bei dem in noch weiterem Umfange als beim Schiedsspruch Unwirksamkeitsgründe, insbesondere materiellrechtlicher Art, vorliegen können, die seiner Vollstreckbarerklärung im Wege stehen, [wobei] die Gefahr der Versagung seiner Anerkennung aber noch größer ist. IV. Die vom Bekl. gerügte Möglichkeit doppelter Vollstreckung besteht nicht schon deshalb, weil die Kl. in der Lage ist, aus dem Schiedsspruch in Belgien zu vollstrecken; sie kann nämlich dort nicht auf Grund des auf die vorliegende Leistungsklage in Deutschland erzielten Urteils vollstrecken, weil die Kl. erklärt hat, hierauf zu verzichten. V. Daß der Schiedsvergleich die Unterwerfungserklärung nicht aufweist, bedingt nur die Versagung seiner Vollstreckbarerklärung in Deutschland, berührt aber nicht seine Wirksamkeit als privatrechtliches Geschäft (Riezler aaO 650). Die nach belgischem Recht erforderliche Schriftform ist gewahrt; der Vergleich betrifft auch einen Gegenstand, nach dem die Parteien nach dortigem Recht einen Vergleich schließen können (Art. 1128 Cc, Art. 1003 Code de procédure civile). Irgendwelche Gründe, aus denen er unwirksam sein sollte, sind nicht vorgebracht worden. Durch den Vergleich ist urkundlich bewiesen, daß der Bekl. 120 bfrs. je kg nichtabgenommener Wolle sowie die Verfahrenskosten schuldet. Unbestritten ist, daß er 7500 kg Wolle nicht abgenommen hat und daß die Verfahrenskosten 12 000 bfrs. betragen. Der Klageanspruch ist deshalb mit den im Urkundenprozeß zulässigen Beweismitteln bewiesen, soweit die klagebegründenden Tatsachen nicht zugestanden sind, was genügt (RGZ 142, 306). Die Mängeleinrede des Bekl. ist bestritten und nicht mit den nach § 595 II ZPO zugelassenen Beweismitteln nachgewiesen. Das öffentliche Warenprüfungsamt für die Textilindustrie GmbH ist trotz des von ihm verwendeten behördenähnlichen Stempels keine Behörde. Deren schriftliches Gutachten ist deshalb nur eine Privaturkunde, die lediglich Beweis dafür bekundet, daß es vom Aussteller stammt, aber nicht dafür, daß sein Inhalt richtig ist (§ 416 ZPO). Im übrigen geht aus dem

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Gutachten nicht hervor, daß die beanstandete Ware mit der von der Kl. gelieferten identisch sei. Da die Kl. ferner die devisenrechtliche Genehmigung vorgelegt hat, war ihrer Klage unter dem vom LG gemachten Vorbehalt der Ausführung der Rechte im Nachverfahren stattzugeben. VI. Die Kostenentscheidung beruht auf § 97 I ZPO. Das Urteil war nach § 708 Nr. 4 und 7 ZPO für vorläufig vollstreckbar zu erklären. Dem Antrage des Bekl., das Urteil nach § 712 ZPO nicht f ü r vorläufig vollstreckbar zu erklären, konnte nicht stattgegeben werden, weil nicht glaubhaft gemacht ist, daß die Vollstreckung ihm einen nicht zu ersetzenden Nachteil bringen würde. Daß er seinen im Falle der Aufhebung oder Abänderung des Urteils bestehenden Ersatzanspruch aus § 717 II, III ZPO im Ausland durchsetzen müßte, bedeutet zwar eine Erschwerung, aber nicht die Unmöglichkeit der Ersetzung des durch die Vollstreckung drohenden Nachteils, selbst wenn man annehmen müßte, daß es der Kl. möglich wäre, dem Ersatzanspruch in Belgien weitergehende Einwendungen entgegenzusetzen, als sie es nach deutschem Rechte könnte."

Ausländische Entscheidungen in Ehesachen Siehe auch Nr. 91-95, 97, 102, 183, 184

190. Die Entscheidung der Landesjustizverwaltung über die Voraussetzungen für die Anerkennung eines ausländischen Urteils in Eheangelegenheiten ist ein anfechtbarer Verwaltungsakt. - 4. DVO zum EheG § 24. Bayerischer VGH, 14. Senat, Urt. vom 4. 4. 1955 - 14 V 52: DVB1. 71 (1956) 763; Leitsatz in FamRZ 3 (1956) 85. Der Kl. hatte sich während des Krieges von seiner Ehefrau, der Beigeladenen, abgewendet und der Witwe eines jüdischen Rechtsanwalts zugewendet. Nach dem Zusammenbruch wurde er von tschechischen Behörden in ein Lager eingewiesen und dort festgehalten. Nach seiner Entlassung im September 1945 erhob er vor dem Kreisgericht in Olmütz Klage auf Ehetrennung mit der Begründung, seine Ehefrau habe ihm wegen der Verbindung zu der Rechtsanwaltswitwe mit der Geheimen Staatspolizei gedroht und die Witwe bei dieser Behörde denunziert. Kurz darauf wurde die Ehefrau des Kl. in das Lager eingewiesen. Zu der Verhandlung über die Eheklage im Januar 1946 wurde sie vorgeführt. Nachdem der Kl. sich vergleichsweise zur Unterhaltsleistung bereit erklärt hatte, wurde die Ehe gemäß § 13 des tschechoslowakischen EheG ohne Schuldausspruch getrennt. Im Jahre 1950 beantragte der Kl. beim Bayerischen Staatsministerium der Justiz die Feststellung, daß die gesetzlichen Voraussetzungen f ü r die Anerkennung des Scheidungsurteils gegeben seien. Das Ministerium stellte gemäß § 24 der 4. DVO zum EheG fest, daß die Voraussetzungen nicht gegeben seien; das Urteil sei in einer gegen die guten Sitten verstoßenden Weise zustandegekommen. Die dagegen gerichtete Klage wies der VGH als zulässig, aber unbegründet ab.

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Aus den Gründen: „1. Das Staatsministerium der Justiz hat den Einspruch als unzulässig mit der Begründung zurückgewiesen, eine Entscheidung über die gesetzlichen Voraussetzungen f ü r die Anerkennung eines ausländischen Ehescheidungsurteils sei zwar formell ein VerwAkt, stehe aber materiell einem gerichtlichen Urteil gleich und sei nicht änderungsfähig; deshalb stehe gegen sie der VerwRechtsweg nicht offen. Hierzu ist auszuführen: a) Nach § 24 I der insoweit (vgl. § 79 EheG vom 20. 2. 1946 - KRAB1. 77) weitergeltenden 4. DVO zum EheG vom 25. 10. 1941 (RGBl. I 654) sind Entscheidungen, durch die im Ausland eine Ehe f ü r nichtig erklärt, aufgehoben, dem Bande nach oder unter Auf rech terhaltung des Ehebandes geschieden oder durch die das Bestehen oder Nichtbestehen einer E h e zwischen den Parteien festgestellt ist, im Deutschen Reich n u r wirksam, wenn der Reichsjustizminister oder die von ihm bestimmte Stelle festgestellt hat, daß die gesetzlichen Voraussetzungen f ü r die Anerkennung der Entscheidung gegeben sind. Dabei ist § 328 ZPO anzuwenden. Die Feststellung ist f ü r Gerichte und VerwBehörden bindend. Dazu ist gemäß Art. 129 I Satz 2 GG die Entscheidung der Bundesregierung vom 6. 12. 1949 (BGBl. 34) ergangen, wonach die dem f r ü h e r e n Reichsjustizminister eingeräumte Zuständigkeit auf die Landesjustizminister übergegangen ist. § 328 ZPO schreibt vor, daß die Anerkennung des Urteils eines ausländischen Gerichts ausgeschlossen ist, wenn die Anerkennung des Urteils gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen würde. W e n n also in einem Zivilprozeß die Wirksamkeit eines ausländischen Urteils eine Rolle spielt, hat das bürgerliche Gericht die Voraussetzungen von Amts wegen zu prüfen; die Partei, die sich auf das ausländische Urteil beruft, m u ß die Voraussetzungen beweisen. Fehlt eine der Voraussetzungen, so hat das Gericht das ausländische Urteil als im Inland unwirksam zu behandeln (Baumbach-Lauterbach, ZPO 22 § 328 Anm. 1 C). Gegenüber der allgemeinen Regelung des § 328 ZPO enthält der erwähnte § 24 der 4. DVO zum EheG f ü r ausländische Urteile in Ehesachen eine Sondervorschrift, derzufolge - f r ü h e r denkbare - voneinander abweichende Entscheidungen der bürgerlichen Gerichte nicht m e h r vorkommen können, vielmehr durch die Entscheidung des Justizministers endgültig Klarheit darüber geschaffen wird, ob ein ausländisches Eheurteil in Deutschland anerkannt wird oder nicht. Die Entscheidung des Justizministers k a n n nicht nach den Vorschriften der ZPO vor den bürgerlichen Gerichten zum Gegenstand eines Rechtsstreits gemacht werden (Baumbach-Lauterbach aaO § 328 Anm. 7). b) Nach Art. 19 IV GG steht jedem, der durch die öffentliche Gewalt in seinen Rechten verletzt wird, der Rechtsweg offen; soweit eine andere Zuständigkeit nicht begründet ist, ist der ordentliche Rechtsweg gegeben. Gem ä ß § 22 VGG entscheiden die VerwGerichte über die Anfechtung von Verfügungen der VerwBehörden und von sonstigen VerwAkten, soweit nicht besondere VerwGerichte oder Schiedsgerichte oder die bürgerlichen Gerichte zu entscheiden haben. Parlamentarische W a h l p r ü f u n g e n und son-

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stige in den Bereich der Verfassungsgerichtsbarkeit fallende Streitsachen gehören nicht zur verwgerichtlichen Zuständigkeit. Die Klage vor den VerwGerichten wird nicht dadurch ausgeschlossen, daß nach bisherigem Recht eine VerwBehörde endgültig entscheidet. Sowohl das GG als auch das VGG halten somit die Erfordernisse des Rechtsstaats nur dann f ü r erfüllt, wenn in allen Fällen, in denen die Möglichkeit der Verletzung von Rechten der Einzelperson besteht, gegenüber dem Handeln einer nichtrichterlichen, also von Weisungen abhängigen Behörde ein unabhängiges, nur dem Gesetz unterworfenes Staatsorgan, das Gericht, angerufen werden kann. Die Verwaltung hat - besonders im modernen Staat - die Aufgabe, öffentliche Interessen wahrzunehmen und zu verwirklichen. Das VerwHandeln vollzieht sich daher zu einem großen Teil in einem rechtlich nicht normierten Bereich. Soweit aber gesetzliche Regelungen bestehen, die der Behörde bestimmte Pflichten auferlegen und dem einzelnen bestimmte Rechte einräumen, gilt Art. 20 III GG, wonach die vollziehende Gewalt ebenso wie die richterliche an Gesetz und Recht gebunden ist. Die Behörde hat dann das Gesetz zu vollziehen, nämlich den Rechtssatz auszulegen, den ermittelten Sachverhalt zu subsumieren und die Rechtsfolge zu verwirklichen, also Rechtspflege zu treiben wie ein Gericht. Der Unterschied zwischen der Rechtspflegetätigkeit der VerwBehörde und des Gerichts besteht - und nur so finden die Weisungsgebundenheit der Verwaltung und die richterliche Unabhängigkeit ihre Rechtfertigung - darin, daß der Verwaltung neben dem öffentlichen Interesse an der Rechtsordnung noch viele andere öffentliche Belange (etwa Naturschutz, Bauwesen, öffentlicher Verkehr, aber auch Bevölkerungs- und Familienpolitik, denen Erleichterung oder Erschwerung der Ehescheidung entsprechen können) anvertraut sind, das Gericht dagegen nur ein einziges öffentliches Interesse wahrzunehmen hat, nämlich die Aufrechterhaltung und Durchsetzung der Rechtsordnung. Sinn des Art. 19 IV GG und der verwgerichtlichen Generalklausel, wonach der Träger der öffentlichen Gewalt, der einen VerwAkt erlassen hat, gehalten ist, auf Klage des Betroffenen hin als Partei vor Gericht zu stehen, kann nur sein, der vom Gesetzgeber f ü r möglich gehaltenen Gefahr zu begegnen, daß die Behörde einem im öffentlichen Interesse liegenden VerwZiel zuliebe die ihm entgegenstehenden Rechte der Einzelperson beeinträchtigt. Dem Umstand, ob die bezeichnete Gefahr größer oder geringer, ob die VerwBehörde mit rechtskundigen, ja sogar aus der Gerichtsbarkeit hervorgegangenen Beamten besetzt ist, kann f ü r die Frage der Zulässigkeit des VerwRechtswegs keine Bedeutung zukommen. c) Der Senat ist der Überzeugung, daß die Entscheidung des Staatsministeriums der Justiz über die Voraussetzungen f ü r die Anerkennung eines ausländischen Urteils in Eheangelegenheiten ein nach § 22 VGG anfechtbarer VerwAkt ist. Das Staatsministerium der Justiz ist eine VerwBehörde und kein Gericht. Die Entscheidung ergeht im rechtlich normierten Bereich gemäß § 24 der 4. DVO zum EheG und § 328 ZPO. Es handelt sich nicht um einen gerichtsfreien Akt, etwa um einen Akt der hohen Politik im rechtlich gegenüber dem Einzelnen nicht normierten Bereich oder um eine Maßnahme, in der Gnade vor Recht ergeht, vielmehr um einen Akt der Rechts-

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pflege. Das zeigt sich schon darin, daß, soweit die ausländischen Urteile nicht in Eheangelegenheiten ergangen sind, die Anerkennung durch die bürgerlichen Gerichte erfolgt. Der Tatsache, daß ein anfechtbarer VerwAkt vorliegt, steht nicht entgegen, daß der Akt auf dem Gebiete des bürgerlichen und des Zivilprozeßrechts ergeht, ferner streitentscheidend und prozeßgestaltend ist und deshalb der materiellen Rechtskraft, ja sogar der Allgemeinverbindlichkeit fähig ist. Die erwähnten Merkmale kommen auch bei anderen anfechtbaren VerwAkten vor. Es sei nur auf die Genehmigung privatrechtlicher Willenserklärungen durch VerwAkt, auf die der materiellen Rechtskraft fähige Entscheidung der Bayerischen Versicherungskammer über die Höhe der Brandentschädigung im öffentlichen Versicherungswesen oder auf die allgemein verbindliche Ungültigerklärung einer Gemeinde- oder Landkreiswahl hingewiesen. Auch kommt es für die verw.gerichtliche Anfechtbarkeit nicht auf die in der Entschließung des Bayerischen Staatsministeriums der Justiz vom 21. 3. 1951 (JMB1. 77) hervorgehobene Unabänderlichkeit der Entscheidung über die Anerkennung des ausländischen Urteils in Ehesachen an; denn diese Unabänderlichkeit tritt erst mit der Unanfechtbarkeit ein, wenn also die Frist für die verwgerichtliche Anfechtung abgelaufen oder die Anfechtungsklage rechtskräftig abgewiesen ist (vgl. zur Frage der Anfechtbarkeit von Justiz Verw Akten: Ule, DVB1. 1950, 41; Württemberg-Badischer VGH, MDR 1951, 316; OVG Münster, N J W 1953, 1240; die Auffassung des Beschlusses des LVG Düsseldorf, MDR 1952, 3141, wonach ein nach § 25 MRVO Nr. 165 nicht anfechtbarer „VerwAkt auf dem Gebiet des Zivilprozesses" vorliege, trifft nach Ansicht des Senats jedenfalls für den Bereich des VGG nicht zu). 2. Begründet ist die Anfechtungsklage dann, wenn der Kl. durch die angefochtenen Bescheide des Staatsministeriums der Justiz in seinen Rechten verletzt ist. a) Die Rechtsverletzung kann im vorliegenden Fall nicht in einer fehlerhaften Ermessensübung liegen; denn bei der Entscheidung über die Anerkennung des ausländischen Ehescheidungsurteils ist der Behörde kein Ermessen eingeräumt. Jedenfalls soweit es darauf ankommt, ob die Anerkennung des Urteils gegen die guten Sitten verstößt, ist § 328 ZPO zwingenden öffentlichen Rechts. Wenn die Voraussetzungen für die Anerkennung vorliegen, hat der Kl. ein Recht auf die Anerkennung; umgekehrt hat die Beigeladene ein Recht, daß die Anerkennung beim Fehlen der Voraussetzungen versagt wird (Baumbach-Lauterbach aaO § 328 Anm. 1 C). b) Der Senat ist zu der Uberzeugung gelangt, daß das Staatsministerium der Justiz mit Recht die Anerkennung des Ehescheidungsurteils des Kreisgerichts Olmütz abgelehnt hat." (Wird ausgeführt.) 191. Die Entscheidungen des Senators für Justiz über die Anerkennung ausländischer Ehetrennungen sind auch dann „nicht anfechtbare Verwaltungsakte auf dem Gebiete des Zivilprozesses" im Sinne des § 23 II VGG Berlin, wenn die Ehe im Ausland nicht durch Prozeßurteil, sondern durch anderweitigen Hoheitsakt oder durch Vertrag geschieden worden ist. 1

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Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 147.

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OVG Berlin, 1. Senat, Urt. vom 28. 7. 1954 - I B 9/54: DÖV 7 (1954) 668; JR 8 (1954) 432. Der Kl. hat 1935 vor dem Standesamt in Berlin die Ehe geschlossen. Die Eheleute sind später nach China ausgewandert und durch § 2 der 11. VO zum RBürgG vom 25. 11. 1941 (RGBl. I 722) ausgebürgert worden. Im Jahre 1947 haben sie als damals Staatenlose in Schanghai vor einem Rechtsanwalt nach chinesischem Recht durch Vertrag ihre Ehescheidung vorgenommen. Die Ehefrau des Kl. ist inzwischen in den USA eine neue Ehe eingegangen. Auch der Kl. möchte sich von neuem verheiraten. Der zuständige Standesbeamte in Berlin lehnte das Aufgebot mit der Begründung ab, die ausländische Ehescheidung sei noch nicht anerkannt. Darauf beantragte der Kl. gemäß § 1 Gesetz über die Anerkennung ausländischer Entscheidungen in Ehesachen vom 12. 12. 1950 (VOB1.1 557) - Anerkennungsgesetz - die Anerkennung seiner in China erfolgten Ehescheidung. Der beklagte Senator für Justiz lehnte die Anerkennung ab. Der hiergegen erhobenen Klage gab das VerwG statt. Es sah den angefochtenen Bescheid als im VerwStreitverfahren anfechtbar und materiellrechtlich als rechtswidrig an, weil die Ehe nach chinesischem Recht, dem der Kl. und seine Ehefrau als Staatenlose unterworfen gewesen seien, ordnungsgemäß geschieden worden sei. Auf die Berufung des Bekl. wurde die Klage als unzulässig abgewiesen. Aus den Gründen: „Gemäß § 19 VGG Berlin entscheiden die Verwaltungsgerichte über die Anfechtung von Verwaltungsakten sowie über andere Streitigkeiten des öffentlichen Rechts mit hier nicht interessierenden Ausnahmen. Gemäß § 23 I VGG ist Verwaltungsakt im Sinne dieses Gesetzes jede Maßnahme, die von einer Verwaltungsbehörde zur Regelung eines Einzelfalles auf dem Gebiete des öffentlichen Rechts getroffen wird. Ausgenommen sind gemäß § 23 II VGG u. a. Verwaltungsakte auf dem Gebiete des Zivilprozesses. Nach dieser Zuständigkeitsregelung ist f ü r die Anfechtung des Bescheides des Bekl. vor den Verwaltungsgerichten kein Raum. Es kann dabei dahingestellt bleiben, ob der Verwaltungsrechtsweg schon nach § 23 I VGG ausgeschlossen ist, weil der angefochtene Bescheid keine Maßnahme zur Regelung eines Einzelfalles auf dem Gebiete des öffentlichen Rechts sei. Jedenfalls ist der Bescheid des Bekl. ein VerwAkt auf dem Gebiete des Zivilprozesses und deshalb der verwaltungsgerichtlichen Rechtsprechung entzogen. Es ist zwar nicht zu verkennen, daß hier weder ein ausländisches noch ein inländisches Zivilgerichtsverfahren stattgefunden hat. Die Bestimmung des § 23 II VGG ist indessen nicht dahin zu verstehen, daß nur VerwAkte, die einen bestimmten Zivilprozeß betreffen, der verwgerichtlichen Rechtsprechung entzogen seien (so LVG Düsseldorf, NJW 1952, 720 1 ). Eine solche Einschränkung ergibt sich weder aus dem Wortlaut noch aus dem 1

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 147.

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Sinne des § 23 II VGG. Das „Gebiet des Zivilprozesses" umfaßt schlechthin alle Akte staatlicher Zivilrechtspflege ohne Rücksicht darauf, ob sie innerhalb eines bestimmten Zivilprozesses und in den Formen der ZPO ergangen sind oder nicht. Der angefochtene Bescheid ist deshalb ein VerwAkt auf dem Gebiete des Zivilprozesses, weil die positive oder negative Feststellung, die der Bekl. nach dem Anerkennungsgesetz vom 12. 12. 1950 zu treffen hat, der ausländischen Ehescheidung die Inlandwirkung verleiht oder versagt. Dies wird bei einem Vergleich mit dem Exequatur (§ 722 ZPO) ausländischer Urteile in vermögensrechtlichen Streitigkeiten mit vollstreckbarem Inhalt deutlich. Solche ausländischen Urteile sind im Inland nicht ohne weiteres vollstreckbar, weil ausländische Hoheitsakte nicht über die Grenzen des ausländischen Hoheitsgebietes wirken. Um ihre Vollstreckungswirkung im Inland herbeizuführen, bedarf es regelmäßig eines Vollstreckungsurteils, das im Verfahren nach §§ 722 ff. ZPO ergeht. Das Vollstreckungsurteil ist nicht zu erlassen, wenn die Anerkennung des ausländischen Urteils nach § 328 ZPO ausgeschlossen ist. Das Vollstreckungsverfahren nach §§ 722 ff. ZPO gilt nicht f ü r ausländische Ehescheidungsurteile. Scheidungsurteile sind einer Zwangsvollstreckung nicht fähig. Die Wirkung eines derartigen Urteils liegt in der mit Rechtskraft unmittelbar eintretenden Trennung der Ehe. Dieser Rechtskraft des ausländischen Ehescheidungsurteils Inlandwirkung zu verleihen, ist der Sinn der Anerkennung nach dem Anerkennungsgesetz. Die Anerkennung eines ausländischen Urteils in Ehesachen dient daher der Verwirklichung dieses Urteils, wie das Vollstreckungsurteil gemäß § 722 ZPO der Verwirklichung eines ausländischen Urteils mit vollstreckbarem Inhalt dient. Aus diesem Grunde gehört die Anerkennung ausländischer Urteile in Ehesachen rechtssystematisch zum Verwirklichungsverfahren (Vollstreckungsprozeß), liegt also auf dem Gebiete des Zivilprozesses (Baumbach, ZPO 2 2 § 328 Anm. 7 D; Stein-Jonas-Schönke, ZPO 1 7 Anm. V 1 nach § 328; Jonas, DR 1942, 55 ff.; Beitzke, DRZ 1946, 172). In dieser Beurteilung der VerwAkte im Verfahren über die Anerkennung ausländischer Ehescheidungsurteile befindet sich der Senat in Ubereinstimmung mit der überwiegenden Meinung im verwaltungsrechtlichen Schrifttum und in der Verwaltungsrechtsprechung, soweit überhaupt zu dieser Frage Stellung genommen worden ist (LVG Düsseldorf, NJW 1952, 720; Klinger, MRVO 1652 § 25 Anm. 147 S. 196 f.; VerwG Berlin, Urt. vom 8. 12. 1952 - VG III A 371/52 [JR 1953, 350]; ferner Baumbach aaO Anhang zu § 21 GVG; Stein-Jonas-Schönke aaO Anhang zu § 328 VIII 4). Diese Auffassung hat sich auch in dem Entwurf des FamilienrechtsGes. (2. Teil Art. 2 § 328 a ZPO [Drucksache Deutscher Bundestag 1. Wahlperiode 1949 Nr. 3802]) durchgesetzt. Die Anerkennung ausländischer Urteile in Ehesachen ist dort den Oberlandesgerichten (mit Beschwerde an den BGH) übertragen und damit zum Ausdruck gebracht, daß die Anerkennung als eine Maßnahme auf dem Gebiete der Zivilrechtspflege angesehen wird, wogegen sich bisher Widerspruch nicht erhoben hat. Auch Ule, der in DVB1. 1950, 42 grundsätzlich die Verwaltungsgerichte zur Überprüfung der Anerkennung ausländischer Ehescheidungen f ü r zu35 *

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ständig hält, räumt ein, daß bei diesen VerwAkten der Zusammenhang mit der ordentlichen Gerichtsbarkeit so eng sei, daß ihre sachgemäße Nachprüfung am besten durch die ordentlichen Gerichte erfolgen sollte. Der erkennende Senat ist der Überzeugung, daß § 23 II VGG diesen Gesichtspunkt bereits zur Geltung gebracht hat. Der Senat vermag dem Anerkennungsakt, wenn er nicht ein Scheidungsurteil, sondern eine nicht gerichtliche Entscheidung über eine Ehetrennung ?um Gegenstand hat, einen verschiedenartigen Charakter nicht beizumessen. Der Anerkennungsakt (hierzu Jonas aaO unter I 2) liegt nach deutschem Rechtsdenken auch dann auf dem Gebiete des Zivilprozesses, wenn die Ehe ohne Zivilprozeß geschieden ist. Denn in dem einen wie in dem anderen Falle soll der ausländischen Ehescheidung die Inlandwirkung eines deutschen Zivilprozeßurteils in Ehesachen verliehen werden. Aus diesen Gründen mußte die Klage als unzulässig abgewiesen werden." 1 9 2 . Gegen die Entscheidung des Justizministers über die Anerkennung eines ausländischen Scheidungsurteils ist der Verwaltungsrechtsweg gegeben. Der Vorbehalt, daß im anzuerkennenden Urteil nicht zum Nachteil einer deutschen Partei von der Vorschrift des Art. 11 EGBGB abgewichen sein darf, greift auch ein, wenn beide Parteien des Scheidungsstreits Deutsche sind. Dabei ist das Ergebnis zugrunde zu legen, das bei Scheidung vor einem deutschen Gericht erzielt worden wäre. Die Anerkennung ist ausgeschlossen, wenn eine Partei nicht geschäftsfähig war oder wenn die Scheidung nach deutschem Recht nicht zulässig gewesen wäre. - EGBGB Art. 17; ZPO § 328; 4. DVO zum EheG § 24. VGH Stuttgart, 4. Senat, Urt. vom 8. 11. 1954 - 4 S 260/52: FamRZ 2 (1955) 178; Anm. von Holleaux in Rev. crit. 44 (1955) 748. Durch rechtskräftiges Urteil des Zivilgerichts in Istanbul vom 21.6. 1946 wurde die am 8. 2. 1936 vor dem Standesamt in Berlin geschlossene Ehe des inzwischen verstorbenen Hans C. mit der Anfechtungsklägerin (AnfKl.) auf die Klage der AnfKl. geschieden. Das Urteil ist gestützt auf die Feststellung, „daß die Parteien infolge starker Unverträglichkeit das gemeinsame Eheleben nicht weiterführen können, weshalb sie auf Scheidung beharren", und auf die rechtliche Erwägung, daß nach Art. 134 des türkischen BGB, „aber auch nach den Bestimmungen des deutschen Gesetzes Art. 55 I und II", Unverträglichkeit ein Grund zur Scheidung sei. Einen Schuldausspruch enthält das Urteil nicht. Auf Antrag des Hans C. stellte das Justizministerium Baden-Württemberg mit Bescheid vom 12. 9. 1952 fest, daß die gesetzlichen Voraussetzungen f ü r die Anerkennung des Urteils vom 21. 6. 1946 gegeben seien. Gegen diesen Feststellungsbescheid hat die AnfKl. Anfechtungsklage erhoben mit dem Antrag, den Bescheid des Justizministeriums Baden-Württemberg vom 12. 9. 1952 aufzuheben und festzustellen, daß die gesetzlichen Voraussetzungen f ü r die Anerkennung des Urteils des Zivilgerichts in Istanbul vom 21. 6. 1946 nicht gegeben seien.

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Hans C., welcher durch Beschluß vom 20. 2. 1953 beigeladen worden war, starb am 9. 7. 1954. Der VGH gab der Klage statt. Aus den Gründen: „I. Die Anfechtungsklage ist zulässig: Der Verwaltungsrechtsweg ist zulässig. Die den Gegenstand der Klage bildende Entscheidung des Justizministeriums, durch welche festgestellt wurde, daß die gesetzlichen Voraussetzungen f ü r die Anerkennung des Urteils vom 21.6. 1946 gegeben seien, ist ein Verwaltungsakt, nämlich eine Entscheidung, die von einer Verwaltungsbehörde zur Regelung eines Einzelfalles auf dem Gebiet des öffentlichen Rechts getroffen wurde. Sie ist zwar ein Akt der Justizverwaltung. Auch Justizverwaltungsakte unterliegen aber nach § 22 I 1 VGG, sofern nicht besondere Verwaltungsgerichte oder Schiedsgerichte oder die bürgerlichen Gerichte zu entscheiden haben, der verwaltungsgerichtlichen Nachprüfung (vgl. Eyermann-Fröhler, VGG A I a b b zu § 22 VGG S. 68; Baumbach-Lauterbach, ZPO 22 Anhang hinter § 21 GVG S. 1608). So hat z.B. das erkennende Gericht im Urteil vom 12. 10. 1950 (JZ 1951, 305 = MDR 1951, 316) die Zulässigkeit des Verwaltungsrechtswegs f ü r die Anfechtung einer Ehelichkeitserklärung des Landgerichtspräsidenten (vgl. § 1723 BGB) als selbstverständlich vorausgesetzt, ohne dies im einzelnen auszuführen. Der von Stein-Jonas-Schönke (ZPO17 VIII 4 nach § 328) vertretenen Auffassung, daß gegen den Entscheid der Justizverwaltung über die Anerkennung eines ausländischen Scheidungsurteils gemäß Art. 19 IV GG der ordentliche Rechtsweg offenstehe, vermochte der erkennende Senat jedenfalls f ü r den Bereich des württemberg-badischen VGG nicht zu folgen. Der Kommentar von Stein-Jonas-Schönke verweist zur Stütze dieser Auffassung auf den Beschluß des LVG Düsseldorf vom 13. 12. 1951 (MDR 1952, 314 = NJW 1952, 720) 1 , wonach Entscheidungen des Justizministers über die Anerkennung ausländischer Scheidungsurteile der Nachprüfung im Verwaltungsstreitverfahren nicht unterworfen sind. Dieser Beschluß kann aber f ü r den Bereich des württemberg-badischen VGG keine Geltung beanspruchen. Er wird durch die positive Bestimmung des § 25 I 2 MRVO Nr. 165 (britische Zone) getragen, wonach „Verwaltungsakte auf dem Gebiete des Zivilprozesses" - und um einen solchen handelt es sich bei der angefochtenen Entscheidung, da die Ehescheidung nach dem deutschen Rechtssystem im Zivilprozeß durchgeführt wird (vgl. hierzu im einzelnen Urteil des OVG Berlin vom 28. 7. 1954, DÖV 1954, 6682) - vom Begriff des Verwaltungsaktes im Sinne der MRVO Nr. 165 für die britische Zone ausgenommen sind. Eine solche positiv geregelte Ausnahme enthält aber das VGG nicht. Sie läßt sich auch nicht aus Sinn und Zweck des VGG herleiten. Die Ansicht des LVG Düsseldorf steht daher der Auffassung, daß f ü r den vorliegenden Fall der Verwaltungsrechtsweg zulässig ist, nicht entgegen. Das gleiche gilt für das bereits erwähnte Urteil des OVG Berlin vom 28. 7. 1954, durch welches eine 1

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 147.

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Siehe oben Nr. 191.

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Klage gegen die Verweigerung der Anerkennung einer ausländischen Ehescheidung wegen Unzulässigkeit des Verwaltungsrechtswegs abgewiesen wurde; denn auch nach § 23 II VGG Berlin sind „Verwaltungsakte auf dem Gebiet des Zivilprozesses" ausdrücklich vom Begriff des Verwaltungsaktes im Sinne des VGG Berlin ausgenommen und damit der Anfechtung vor den Verwaltungsgerichten entzogen. Die Frage, ob die sich somit aus § 22 des württemberg-badischen VGG ergebende Zuständigkeit der Verwaltungsgerichte zur Nachprüfung der Anerkennung ausländischer Ehescheidungsurteile gesetzgeberisch als sachgemäße Lösung der Rechtswegfrage angesehen werden kann (vgl. dazu Ule, DVB1. 1950, 42 und Baumbach-Lauterbach aaO), unterliegt nicht der Beurteilung des erkennenden Senats. Zweifel in dieser Richtung vermögen jedenfalls an der nach geltendem Recht gegebenen Zulässigkeit des Verwaltungsrechtswegs nichts zu ändern. Der Zulässigkeit des Verwaltungsrechtswegs steht auch nicht entgegen, daß nach § 24 I (letzter Satz) der 4. DVO zum EheG vom 25. 10. 1941 (RGBl. I 654) die Feststellung über das Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen f ü r die Anerkennung der ausländischen Entscheidung „für Gerichte bindend" ist. Denn nach § 22 II VGG wird die Klage vor dem Verwaltungsgericht nicht dadurch ausgeschlossen, daß nach bisherigem Recht eine Verwaltungsbehörde endgültig entscheidet. Das bei Klageerhebung zweifelsfrei gegebene Rechtsschutzinteresse der AnfKl. ist mit dem Tod des früheren Beigeladenen nicht etwa entfallen. Sowohl der personenrechtliche Status der AnfKl. - die Frage, ob sie geschieden oder verwitwet ist - als auch sonstige Rechtspositionen der AnfKl., z. B. erbrechtliche oder sozialversicherungsrechtliche Ansprüche - hängen vom Ausgang des gegenwärtigen Rechtsstreits ab. II. Die Anfechtungsklage ist auch begründet: 1. Das Justizministerium Baden-Württemberg war zum Erlaß der angefochtenen Entscheidung zuständig. Nach § 24 der 4. DVO zum EheG sind Entscheidungen, durch die im Ausland eine Ehe geschieden wird, im Deutschen Reich nur wirksam, wenn der Reichsminister der Justiz festgestellt hat, daß die gesetzlichen Voraussetzungen f ü r die Anerkennung der Entscheidung gegeben sind. Die Weitergeltung dieser Bestimmung im Bundesgebiet (mit Ausnahme der britischen Zone, in welcher § 24 der 4. DVO zum EheG durch den inhaltsgleichen § 28 der AusfVO zum EheG vom 12. 7. 1948 ersetzt ist) ist heute allgemein anerkannt (vgl. Beschl. des KG vom 15. 5. 1946 [DRZ 1946, 156]; Palandt, BGB12 Einleitung 3 vor § 1 EheG S. 2168; Stein-Jonas-Schönke aaO Anhang zu § 328 A Fußnote; BaumbachLauterbach aaO 7 B zu § 328; Rosenberg, Lehrbuch des deutschen Zivilprozeßrechts 6 704). Sie wird vom erkennenden Senat auch f ü r BadenWürttemberg bejaht. Die durch § 24 der 4. DVO zum EheG dem früheren Reichsminister der Justiz erteilte Zuständigkeit ist gemäß Entscheidung der Bundesregierung vom 6. 12. 1949 (BGBl. I 34) auf die Landesjustizminister übergegangen. Die örtliche Zuständigkeit des Justizministeriums Baden-Württemberg folgt daraus, daß der frühere Beigeladene seinen Wohnsitz in Baden-Württemberg hatte, in diesem Lande also das Bedürfnis

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nach Anerkennung des ausländischen Urteils hervorgetreten ist (vgl. dazu Stein-Jonas-Schönke aaO VIII 1 nach § 328 unter Hinweis auf Beitzke, DRZ 1946, 172). 2. Durch die angefochtene Entscheidung ist die AnfKl. in einem ihr zustehenden Recht, nämlich in ihrer persönlichen Rechtsstellung als E h e f r a u , verletzt (vgl. §§ 35 I u n d 23 Satz 2 VGG). Denn die Anerkennung des Scheidungsurteils vom 2 1 . 6 . 1946 ist gemäß § 328 I Ziffer 3 ZPO ausgeschlossen, weil in dem Scheidungsurteil zum Nachteil der AnfKl. von den Vorschriften des Art. 17 EGBGB abgewichen ist. Nach Art. 17 I EGBGB sind f ü r die Scheidung der Ehe die Gesetze des Staates maßgebend, dem der E h e m a n n zur Zeit der Klageerhebung angehört. Das hiernach maßgebende Heimatrecht des E h e m a n n s ist im vorliegenden Fall das deutsche Recht. Daß im vorliegenden Fall beide Ehegatten Deutsche waren, steht der Anwendbarkeit des § 328 I Ziffer 3 ZPO nicht entgegen. Diese Vorschrift schützt nach Wortlaut wie auch nach Sinn und Zweck schlechthin „eine deutsche Partei", also nicht n u r Deutsche gegenüber Ausländern u n d Staatenlosen, sondern auch Deutsche gegenüber Deutschen. Dem Senat stellte sich somit gemäß § 328 I Ziffer 3 ZPO in Verbindung mit Art. 17 I EGBGB die Frage, ob in dem türkischen Urteil zum Nachteil der AnfKl. vom deutschen Recht abgewichen ist; dabei war das Ergebnis des türkischen Urteils mit dem Ergebnis, welches in einem hypothetischen entsprechenden Rechtsstreit vor einem deutschen Gericht erzielt worden wäre, zu vergleichen (vgl. hierzu Stein-Jonas-Schönke aaO VI zu § 328 ZPO; Baumbach-Lauterbach aaO 4 zu § 328 ZPO S. 611; Jonas, DR 1942, 55 ff.). Der hiernach anzustellende Vergleich f ü h r t e zur Bejahung der vorstehend formulierten Frage, und zwar aus folgenden Gründen: a) Nach deutschem Recht hätte die Ehe der AnfKl. schon deshalb nicht geschieden werden dürfen, weil der Scheidungsprozeß, obwohl die AnfKl. geschäftsunfähig (§ 104 Ziffer 2 BGB) und daher prozeßunfähig (§ 51 ZPO) war, nicht durch einen gesetzlichen Vertreter geführt worden ist (§ 612 II ZPO) [wird ausgeführt]. Der Rechtsauffassung des Anfechtungsgegners, die seinerzeitige Geschäftsunfähigkeit der AnfKl. könne im gegenwärtigen Verfahren nicht berücksichtigt werden, vermochte der Senat nicht zu folgen. Es trifft zwar zu, daß eine Nachprüfung der Gesetzmäßigkeit des ausländischen Urteils auch in verfahrensmäßiger Hinsicht im Rahmen des § 328 ZPO nicht stattfindet. Um eine derartige Nachprüfung handelt es sich hier aber gar nicht. Aus der Feststellung der seinerzeitigen Geschäftsunfähigkeit der AnfKl. darf allerdings nicht etwa der Schluß gezogen werden, daß dem ausländischen Urteil die Anerkennung deshalb versagt werden müsse, weil es gegen Verfahrensvorschriften verstoße. W o h l aber nötigt die Feststellung der seinerzeitigen Geschäftsunfähigkeit der AnfKl. zu der rechtlichen Folgerung, daß die Scheidungsklage der AnfKl. in einem hypothetischen deutschen Prozeß von vornherein wegen Geschäftsunfähigkeit der AnfKl. als unzulässig hätte abgewiesen werden müssen. Dem steht nicht etwa entgegen, daß das türkische Urteil keine Feststellung über die Geschäftsunfähigkeit der AnfKl. enthält. Weder das Justizministerium noch das die

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Entscheidung des Justizministeriums nachprüfende Gericht sind bei der Prüfung des ausländischen Urteils auf die in dem ausländischen Urteil getroffenen tatsächlichen Feststellungen beschränkt (vgl. dazu Stein-JonasSchönke aaO IV 3 nach § 328 ZPO). b) Darin, daß die Ehe der AnfKl. geschieden wurde, obwohl die Scheidungsklage in einem entsprechenden deutschen Rechtsstreit hätte abgewiesen werden müssen, liegt f ü r die AnfKl. ein „Nachteil" im Sinne des § 328 I Ziffer 3 ZPO. Die Scheidung einer Ehe ist grundsätzlich als „Nachteil" f ü r die betroffene Ehefrau anzusehen. Die rechtliche und persönliche Stellung der verheirateten Frau ist in vielen Beziehungen stärker als die Position der geschiedenen Frau. Daß demgegenüber der verheirateten Frau auch erhöhte rechtliche und tatsächliche Pflichten obliegen, vermag daran nichts zu ändern; eine Abwägung der Vorteile und Nachteile im einzelnen verbietet sich angesichts des besonderen Charakters der Ehe als wichtigster Grundlage menschlichen Gemeinschaftslebens. Der auf RGZ 121, 24 (insbesondere 30) = J W 1928, 2026 sowie Staudinger-Raape (BGB9 VI, G IV zu Art. 17 EGBGB) gestützten Ansicht des Anfechtungsgegners, daß hier ein Abweichen „zum Nachteil" der AnfKl. schon deshalb nicht vorliegen könne, weil in dem Scheidungsurteil festgestellt sei, daß beide Parteien auf Scheidung beharrten, vermochte der Senat nicht zu folgen. Es kann hier dahingestellt bleiben, ob dieser Ansicht, die im Schrifttum nicht unwidersprochen geblieben ist (vgl. Neumeyer, J W 1928, 2096), angesichts des besonderen grundgesetzlichen Schutzes der Ehe (Art. 6 I GG) und des stark öffentlichrechtlichen Charakters des Eheprozesses (vgl. z. B. §§ 607 III, 617, 622 II ZPO) grundsätzlich beizupflichten ist. Denn im vorliegenden Fall muß das „Beharren auf Scheidung" schon deshalb unberücksichtigt bleiben, weil die AnfKl. geschäftsunfähig war. Wenn nämlich die Willenserklärung eines Geschäftsunfähigen nichtig ist (§ 105 I BGB) und die Prozeßfähigkeit von der Geschäftsfähigkeit abhängt (§§ 51, 612 ZPO), so kann das Einverständnis einer geschäftsunfähigen Person mit einer Ehescheidung keinerlei Rechtswirkungen äußern, und zwar auch nicht etwa in der Weise, daß es das Vorliegen eines „Nachteils" im Sinne des § 328 I Ziffer 3 ZPO ausschlösse. Vielmehr ist ein solches Einverständnis einer geschäftsunfähigen Person rechtlich in jeder Beziehung irrelevant. c) Aber nicht nur die Tatsache der seinerzeitigen Geschäftsunfähigkeit der AnfKl. hindert im vorliegenden Fall die Anerkennung des türkischen Scheidungsurteils. Eine Abweichung von Art. 17 EGBGB zum Nachteil der AnfKl. liegt vielmehr auch darin, daß das türkische Urteil auf „Unverträglichkeit" gestützt ist. Das türkische Urteil enthält ausdrücklich die rechtliche Erwägung, daß nach Art. 134 des türkischen BGB, aber auch nach den Bestimmungen des deutschen Gesetzes (Art. 55 I und II) die Unverträglichkeit ein Scheidungsgrund sei. Mit „Art. 55 des deutschen Gesetzes" ist, wovon der Anfechtungsgegner mit Recht ausgeht, zweifelsfrei § 55 EheG 1938 gemeint, der wörtlich mit dem Abs. 1 und 2 des § 48 EheG 1946 übereinstimmt. Nach § 48 EheG reicht aber „Unverträglichkeit" - worunter in der deutschen Gesetzessprache die „tiefgreifende unheilbare Zerrüttung des ehelichen Lebens" im Sinne des § 48 EheG 1946 verstanden werden muß,

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worin dem Anfechtungsgegner ebenfalls bedenkenfrei gefolgt werden kann - zur Scheidung nicht aus. Es muß vielmehr die weitere Voraussetzung hinzutreten, daß die häusliche Gemeinschaft der Ehegatten seit drei Jahren aufgehoben ist. Im Gegensatz dazu läßt Art. 134 des türkischen BGB die Scheidung schon zu, „wenn das eheliche Verhältnis so zerrüttet ist, daß das Zusammenleben unerträglich geworden ist" (Übersetzung nach Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 2 [1938] I 777 ff.); die dreijährige Aufhebung der häuslichen Gemeinschaft ist also f ü r die Scheidung nach türkischem Recht nicht erforderlich. Demgemäß ist in dem türkischen Scheidungsurteil auch nicht festgestellt, daß eine dreijährige Aufhebung der häuslichen Gemeinschaft vorlag. Offensichtlich hat also das Zivilgericht in Istanbul den Umstand, daß nach deutschem Recht die mindestens dreijährige Heinitrennung Voraussetzung f ü r die Scheidung nach § 48 EheG ist, übersehen. Schon hierin liegt ein Abweichen von Art. 17 EGBGB zum Nachteil der AnfKl. Legt man den vom türkischen Gericht im Urteil festgestellten Sachverhalt zugrunde, wonach die Parteien infolge tiefer Zerrüttung das gemeinsame Eheleben nicht weiterführen konnten und deshalb auf Scheidung beharrten, so hätte dies zu einer Scheidung nach deutschem Recht nicht ausgereicht. Darüber hinaus war aber auf Grund des Akteninhalts im gegenwärtigen Rechtsstreit festzustellen, daß bei Erlaß des türkischen Scheidungsurteils die häusliche Gemeinschaft der Ehegatten noch nicht seit drei Jahren aufgehoben war. [Wird ausgeführt.] Hätte somit nach deutschem Recht die Ehe der AnfKl. jedenfalls nicht wegen „Unverträglichkeit", d. h. nach § 48 EheG, geschieden werden können, so liegt auch insoweit ein Abweichen von Art. 17 EGBGB zum Nachteil der AnfKl. vor. Wenn der Anfechtungsgegner demgegenüber die Auffassung vertritt, daß das Fehlen der dreijährigen Heimtrennung nicht so schwerwiegend sei, als daß deshalb der Ehescheidung die Anerkennung versagt werden könnte, so steht dieser Auffassung schon der Umstand entgegen, daß nach § 328 I Ziffer 3 ZPO schlechthin ein „Nachteil", nicht aber nur ein „erheblicher" Nachteil, die Anerkennung des ausländischen Urteils ausschließt. Vor allem aber ist hier zu berücksichtigen, daß die einzelnen Scheidungsgründe wegen der Verschiedenheit ihrer Nebenwirkungen keineswegs gleichwertig sind (vgl. RGZ 115, 1). Deshalb kann auch die Frage, ob eine dreijährige Heimtrennung vorlag und damit die Voraussetzungen f ü r eine Scheidung nach § 48 EheG erfüllt waren, nicht bedeutungslos sein. Ob aber ein anderer Grund vorlag, der nach deutschem Recht zur Scheidung der Ehe hätte führen können, brauchte angesichts der bereits erwähnten Verschiedenartigkeit der Scheidungsgründe nicht mehr geprüft zu werden. III. Die angefochtene Entscheidung war somit gemäß § 79 I 1 VGG aufzuheben. Ferner war gemäß § 79 II VGG die angefochtene Feststellung durch die andere, auf Grund der vorstehenden Erwägungen zu treffende Feststellung zu ersetzen, daß die gesetzlichen Voraussetzungen f ü r die Anerkennung des türkischen Scheidungsurteils nicht gegeben sind."

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1 9 3 . Die Scheidung der im englischen Hauptquartier in Hamburg geschlossenen Ehe eines britischen Heeresangehörigen mit einer früheren Deutschen gilt gleichzeitig für ihre vor dem deutschen Standesbeamten geschlossenen Ehe. - 4. DVO zum EheG § 24 = AVO zum EheG § 28. AG Lüneburg, Beschl. vom 27. 10. 1955 - 7 III 106/55: StAZ 9 (1956) 88; FamRZ 4 (1957) 53. Eine Deutsche schloß am 28. 1. 1949 im Hauptquartier des Bereichs Hamburg mit einem britischen Heeresangehörigen gemäß Abschnitt 22 des britischen Gesetzes über die Heirat mit Ausländern von 1892 die Ehe. Die Eheleute schlössen sodann auf Grund des EheG vom 20. 2. 1946 vor dem Standesbeamten in Lüneburg ebenfalls die Ehe. Die doppelte Eheschließung war durch den Erlaß des Niedersächsischen Ministers des Innern vom 8. 6. 1948 - 1/4 Nr. 2758 (StAZ 1948, 23) ausdrücklich vorgeschrieben. (Dieser Erlaß ist am 25. 9. 1950 [StAZ 1950, 247] wieder aufgehoben.) Durch Entscheidung des Hohen Gerichtshofes (High Court of Justice) in Southampton, rechtskräftig seit 9. 9. 1954, ist auf die Klage des britischen Heeresangehörigen lediglich die am 28. 1. 1949 in Hamburg geschlossene Ehe geschieden. Die geschiedene Ehefrau verlangte auf Grund des Scheidungsurteils von dem Standesbeamten in L. die Beischreibung eines Randvermerks über die Scheidung zum Heiratseintrag mit der Behauptung, daß auch die „deutsche" Ehe als durch das englische Scheidungsurteil aufgelöst angesehen werden müsse. Der Standesbeamte lehnte die Vornahme der Amtshandlung mit der Begründung ab, im Scheidungsurteil hätte ausgesprochen werden müssen, daß beide Ehen geschieden seien. Die geschiedene Frau hat beim AG beantragt, den Standesbeamten anzuhalten, zum Heiratseintrag als Randvermerk einzutragen, daß die Ehe der Antrst. rechtskräftig geschieden sei. Aus den Gründen: „Nach § 17 RuStAG vom 22. 7. 1913 (RGBl. 1913, 587) hat die Antrst., die deutsche Staatsangehörige war, ihre Staatsangehörigkeit durch die Heirat verloren und ist staatenlos geworden. Auf besonderen Antrag ist ihr die englische Staatsangehörigkeit im Jahre 1950 verliehen worden. Ausweislich des Reisepasses besaß die Antrst. bereits am 2. 5. 1950 die englische Staatsangehörigkeit. Durch Urteil des High Court of Justice ist die Ehe zwischen zwei Ausländern im Heimatstaat geschieden worden. Maßgeblich f ü r die Ablehnung der Amtshandlung durch den Standesbeamten ist die Frage, ob eine weitere Scheidung nach deutschem Recht notwendig ist. Unter Hinweis auf § 328 ZPO in Verbindung mit § 24 der 4. DVO [ = § 28derAVO] voml2. 7. 1948 istdieseFrage zu verneinen. Das Urteil des englischen Gerichts bedarf keiner besonderen Anerkennung. Nach § 24 IV der 4. DVO zum EheG hängt die Anerkennung der ausländischen Entscheidungen nicht von dem im § 24 I genannten Exequaturverfahren ab. Sie bedürfen nur einer Prüfung nach § 328 ZPO in Verbindung mit § 606 II

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ZPO; es bedarf keiner Prüfung im Sinne des § 328 Ziffer 1 ZPO, auch keiner Prüfung bei Verbürgung der Gegenseitigkeit nach § 328 II. Ziffer 2 und 3 des eben genannten § entfallen, da sie nur deutsche Staatsangehörige schützen wollen. Bei einer Scheidung von Ausländern im Heimatstaat bedarf es nur einer Prüfung nach § 328 I Ziffer 4. Danach ist die Anerkennung des Urteils eines ausländischen Gerichtes ausgeschlossen, wenn die Anerkennung des Urteils gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen würde. Aus dem englischen Urteil ist nicht zu entnehmen, daß die Voraussetzungen des Abs. 1 Ziffer 4 vorliegen. Das englische Scheidungsurteil ist deshalb anzuerkennen und insoweit einem deutschen Scheidungsurteil gleichzustellen (Baumbach-Lauterbach, ZPO 22 [1954] zu § 328; Palandt, BGB11 [1953] zu Art. 17 EGBGB). Auf Grund des § 12 PStG ist der Standesbeamte verpflichtet, über die Scheidung der Ehe einen entsprechenden Vermerk am Rande des Heiratscintrags vorzunehmen. Da der Standesbeamte die Amtshandlung abgelehnt hat, war er hierzu anzuhalten."

Ausländische Entscheidungen in Kindschaftssachen Siehe auch Nr. 99, 100, 102, 111, 112

1 9 4 . Da die Gegenseitigkeit zwischen Deutschland und Österreich nicht verbürgt ist, hat der Kläger trotz Vorliegens eines österreichischen Titels ein Rechtsschutzinteresse an einer neuen Unterhaltsklage. - ZPO § 328. LG Koblenz, Urt. vom 6. 4. 1954 - 3 S 313/54: DAVorm. XXVIII (1955/1956) 271. Aus den Gründen: „Der Unterhaltsanspruch ist dem Kl. in dem österreichischen Vorprozeß der Parteien zwar rechtskräftig zuerkannt. Der Kl. macht ihn aber mit Recht vor dem deutschen Gericht von neuem selbständig geltend. Denn die Anerkennung von Urteilen österreichischer Gerichte in der Bundesrepublik ist gemäß § 328 Nr. 5 ZPO ausgeschlossen. Nach einer dem Gericht vorliegenden Mitteilung des Ministeriums der Justiz des Landes Rheinland-Pfalz sehen weder die Bundesrepublik noch Österreich die Gegenseitigkeit als verbürgt an. Schon aus diesem Grunde kommt als Anspruchsgrundlage f ü r das Begehren des Kl. nur § 1708 BGB in Betracht, so daß die Frage unerörtert bleiben kann, ob nicht auch aus anderen Rechtsgründen § 323 ZPO nicht Platz zu greifen vermag. Der Anspruch des Kl. rechtfertigt sich auch aus § 1708 BGB. Hiernach ist der Vater eines unehelichen Kindes verpflichtet, dem Kinde bis zur Vollendung des 16. Lebensjahres den der Lebensstellung der Mutter entsprechenden Unterhalt zu gewähren. Der Bekl. hat gemäß § 1717 BGB als Vater des Kl. zu gelten. Dies ergibt sich aus dem Urt. des Bezirksgerichtes in Hallein. Die Nichtanerkennung eines ausländischen Urteils hindert seine Wertung als Beweismittel dann nicht, wenn, wie im vorliegenden Falle, das ausländische Urteil eine sorgfältige

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Prüfung und Feststellung des Sachverhalts erkennen läßt (RGZ 129, 385 [387]). Der Bekl. hat auch in diesem Rechtsstreit seine Vaterschaft nicht in Abrede gestellt. Mithin ist die Berufung des Beklagten als unbegründet zurückzuweisen." 1 9 5 . österreichische Unterhaltstitel sind in der Bundesrepublik nicht vollstreckbar. Das Anerkenntnis der Vaterschaft ist aber im Prozeß als außergerichtliches Geständnis der Beiwohnung zu werten. - ZPO § 328. AG Ravensburg, Urt. vom 6. 9. 1955 - C 1025/54: DAVorm. XXVIII (1955/1956) 272. Aus den Gründen: „Das vollstreckbare Unterhaltsanerkenntnis des Bekl. sowie die Unterhaltsurteile der österreichischen Gerichte in B. und F. stehen einer neuen Sachentscheidung über die Unterhaltspflicht des Bekl. durch das angerufene Gericht nicht entgegen. Nach § 328 I Ziffer 5 ZPO ist die Anerkennung des Urteils eines ausländischen Gerichts ausgeschlossen, wenn die Gegenseitigkeit nicht verbürgt ist. Die Bundesrepublik Österreich anerkennt aber zur Zeit Urteile der deutschen Bundesrepublik im Sinne des § 328 ZPO nicht (Baumbach-Lauterbach, ZPO 23 Anhang nach § 328 ZPO). Der Klaganspruch der Kl. ist auch sachlich begründet. Der Beweis dafür, daß der Bekl. innerhalb der gesetzlichen Empfängniszeit der Mutter der Kl. beigewohnt hat, ist durch die Tatsache, daß der Bekl. vor dem Bezirksgericht B. in öffentlicher Urkunde anerkannt hat, der Vater der Kl. zu sein, sowie die eidliche Aussage der Mutter der Kl. erbracht. Das Anerkenntnis der Vaterschaft ist in diesem Rechtsstreit als außerprozessuales Geständnis der Beiwohnung innerhalb der gesetzlichen Empfängniszeit zu werten."

5. Anerkennung eines ausländischen Verfahrens Siehe Nr. 54, 55, 135, 145, 176, 193

6. Rechtshilfe Siehe auch Nr. 128, 173

1 9 6 . Zur Heranziehung

eines Anwalts bei der Zustellung

im

Ausland.

OLG Hamburg, 3. ZS, Beschl. vom 16. 10. 1953 - 3 W 347/53: Leitsatz in DRpfl. 66 (1958) 35. Aus den Gründen: „Der Senat hat bereits in der gleichliegenden Sache 3 W 279/53 in seinem Beschluß vom 17. 8. 1953 dargelegt, daß die Kl. die durch die Inanspruchnahme des Rechtsanwalts X für die Zustellung der Klage in Rio de Janeiro entstandenen baren Auslagen der Deutschen Botschaft nach § 73

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GKG der Gerichtskasse zu erstatten hat. Der Ansicht der Beschwf., das Prozeßgericht müsse in jedem Falle die Notwendigkeit der Hinzuziehung eines Rechtsanwalts f ü r die Zustellung im Auslande durch die Deutsche Botschaft nachprüfen, vermag der Senat nicht beizutreten (vgl. RG, JW 1899, 294; Jonas-Hornig, GKG § 72 Anm. 15). Im übrigen ist in dem angefochtenen Beschluß auch bereits darauf hingewiesen worden, daß nach der Auskunft der Deutschen Botschaft die Hinzuziehung und Überwachung durch einen Rechtsanwalt üblich und auch notwendig ist und dieses Verfahren auch von allen anderen diplomatischen Missionen in Brasilien so gehandhabt wird. Die dadurch entstehenden besonderen Kosten gehen zu Lasten des Antragsschuldners nach § 77 GKG. Die Langwierigkeit und Kostspieligkeit einer Zustellung in Brasilien ergibt sich daraus, daß verschiedene Behörden in Rio de Janeiro mit der Zustellung beschäftigt werden (vgl. Bälow, BAnz. 1953 Nr. 234 S. 5; auch in diesem Aufsatz wird darauf hingewiesen, daß bei der Mitwirkung brasilianischer Behörden erhebliche Kosten entstehen)."

7. Zwangsvollstreckung Siehe auch Nr. 174, 189, 191 1 9 7 . Schuldverhältnisse, die Liegenschaften zum Gegenstand haben, haben ihren Schwerpunkt im Recht des Lageorts. Die Erbenhaftung richtet sich nach dem Erbstatut. Ist eine Ehefrau zur Leistung verpflichtet, so ist nach Schweizer Recht die Frau zur Leistung und der Ehemann als Verwalter des eingebrachten Guts zur Duldung der Zwangsvollstreckung zu verurteilen. Zur Bedeutung des Verfassungssatzes von der Gleichberechtigung der Frau für Rechtsverhältnisse, die unter ausländischem Recht stehen. Auch nach dem 1. 4. 1953 ist die Verurteilung eines ausländischen Ehemannes zur Duldung der Zwangsvollstreckung in das eingebrachte Gut seiner Ehefrau durch deutsche Gerichte zulässig, wenn ihre Voraussetzung nach dem Recht des Staates gegeben ist, das die güterrechtlichen Beziehungen der Ehegatten bestimmt. Ist die Wirkung des Urteils auf das Gebiet der Bundesrepublik beschränkt, so ist im Einzelfall zu prüfen, ob ein Rechtsschutzbedürfnis für eine solche Verurteilung gegeben ist. BGH, 5. ZS, Urt. vom 5. 2. 1954 - V ZR 35/53: LM Nr. 3 zu § 739 ZPO; Clunet 85 (1958) 1062; Leitsätze in NJW 7 (1954) 837; JR 8 (1954) 305; FamRZ 1 (1954) 110. Der Vater des Kl., der Kaufmann S. in Hannover, war selbständiger Handlungsagent f ü r den schweizerischen Uhrenfabrikanten G. S. starb im März 1927, seine Ehefrau im Jahre 1932. Dem Kl. steht als Alleinerbe seiner Mutter seit ihrem Tode der gesamte Nachlaß seiner Eltern zu. G. starb im Jahre 1941. Seine Erben sind die Bekl. zu 1) bis 6); die Bekl. zu 7) bis 9) sind mit seinen mitbeklagten Töchtern verheiratet.

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Im Jahre 1921 erwarb G. die den Gegenstand dieses Rechtsstreits bildenden Grundstücke in Hannover, als deren Eigentümer er im Grundbuche eingetragen wurde. Der Vater des Kl. wirkte beim Erwerb mit und verwaltete sie später. Die Parteien streiten darüber, ob diese beiden Grundstücke f ü r Rechnung des G. oder des Vaters des Kl. erworben wurden. Der Kl. hat auf Einwilligung der Bekl. zu 1) bis 6) in die Berichtigung des Grundbuchs dahin, daß er als Eigentümer der beiden Grundstücke eingetragen werde (Antrag zu 1), sowie auf Auflassung und Bewilligung seiner Eintragung (Antrag zu 2), sowie auf Verurteilung der Bekl. zu 7) bis 9) auf Duldung der Zwangsvollstreckung in das eingebrachte Gut ihrer Ehefrauen geklagt (zu beiden Anträgen). Das LG hat die Bekl. zu 1) bis 6) verurteilt, die umstrittenen Grundstücke an den Kl. aufzulassen und seine Eintragung als Eigentümer im Grundbuche zu bewilligen, die Bekl. zu 7) bis 9) verurteilt, die Zwangsvollstreckung in das eingebrachte Gut ihrer Ehefrauen, der Bekl. zu 2), 5) und 6) zu dulden. Das Berufungsgericht hat die Berufung der Bekl. zurückgewiesen. Aus den Gründen: „Das Berufungsgericht beurteilt die schuldrechtlichen Beziehungen der Erblasser der Parteien, die dem Klagantrag zu 2) zugrunde liegen, nach deutschem Recht. Es begründet dies damit, daß der Schwerpunkt dieses Schuldverhältnisses auf die deutsche Rechtsordnung hinweise. Denn bei Schuldverhältnissen, die Liegenschaften zum Gegenstand hätten, sei die entscheidende räumliche Beziehung durch den Ort gegeben, an dem diese belegen seien, so daß sie dem Ort der belegenen Sache zu unterstellen sei. Die Frage, ob der Erblasser der Bekl. zur Auflassung der Grundstücke verpflichtet gewesen sei, sei daher nach der lex rei sitae, d. h. nach deutschem Recht zu beurteilen. Dagegen wendet es das schweizerische Recht f ü r die Frage an, ob und in welchem Umfange die Bekl. zu 1) bis 6) f ü r die Schuld ihres Erblassers zu haften hätten, der als Schweizer nach schweizerischem Recht beerbt worden sei. Ebenso unterstellt es den gegen die Bekl. zu 7} bis 9) geltend gemachten Anspruch auf Duldung der Zwangsvollstreckung in das eingebrachte Gut ihrer Ehefrauen dem schweizerischen Recht, denn das eheliche Güterrecht bestimme sich nach dem Heimatrecht des Mannes zur Zeit der Eheschließung. Die Revision greift diese Auffassung nicht an. Sie ist auch grundsätzlich frei von Rechtsirrtum. Lediglich bei Prüfung des Duldungsanspruchs wird nachstehend noch zu erörtern sein, ob die seit 1 . 4 . 1953 in der Bundesrepublik geltende Regelung der Art. 3 II, 117 I GG auch auf ausländische Ehegatten zurückwirkt, die im deutschen Rechtsverkehr a u f t r e t e n . . . Unter Berücksichtigung des schweizerischen Zivilrechts als des Rechtes des Heimatstaates der Bekl. stellt das Berufungsgericht die Haftung der Bekl. zu 1) bis 6) f ü r die Treuhandverpflichtung ihres Erblassers und die Verpflichtung der beklagten Ehemänner zu 7) bis 9) fest, wegen des Klaganspruchs die Zwangsvollstreckung in das eingebrachte Gut ihrer Ehefrauen zu dulden. Insoweit erhebt die Revision keine Angriffe. Die Aus-

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führungen des Berufungsgerichts, die nur im Hinblick auf die rechtsähnliche Anwendung des § 739 ZPO im Revisionsverfahren nachprüfbar sind, sind auch frei von Rechtsirrtum. Nach dem schweizerischen ZGB könnte allerdings zu erwägen sein, ob die mitbeklagten Ehefrauen sich im Rechtsstreit nicht überhaupt durch ihre Ehemänner hätten vertreten lassen müssen (vgl. Art. 168 II). Nach herrschender Auffassung wird jedoch die Klage eines Gläubigers der F r a u gegen diese als Schuldnerin und gleichzeitig gegen den Ehemann als Verwalter des eingebrachten Gutes (Art. 195, 200) zugelassen mit dem Ziele, die Frau zur Leistung und den Mann zur Verpflichtung zu verurteilen, die Vollstreckung in das eingebrachte Gut zu dulden (Egger, Kommentar zum schweizerischen ZGB [1936] II Art. 168 Bern. II 1 Rand-Nr. 5 S. 253). Die rechtsähnliche Anwendung des § 739 ZPO durch das Berufungsgericht entspricht mithin der schweizerischen Rechtshandhabung . . „ Zu einer weiteren Erwägung führt noch die verfassungsrechtliche Gleichstellung von Mann und Frau durch Art. 3 II GG. Zweifellos kann eine inländische Vorschrift nicht auf das nach den Grundsätzen des internationalen Privatrechts hinsichtlich der Verfügungsmacht der Ehegatten m a ß gebende ausländische Recht wirken. Die Übergangsvorschrift des Art. 117 1 GG bezieht sich demgemäß auch nur auf das inländische Recht. Auch nach Ablauf der Frist dieser Bestimmung, innerhalb der die Wirkung des Art. 3 II GG gehemmt war, d. h. nach dem 31. 3. 1953 (BGHZ 10, 266; BVerfG vom 18. 12. 1953, J W 1954, 65) wird die Befugnis einer schweizerischen Ehefrau, über ihr eingebrachtes Gut im Rahmen der „Güterverbindung" (Art. 178, 194 ff. des schweizerischen ZGB) zu verfügen, durch schweizerisches Recht bestimmt. Tritt eine verheiratete Schweizerin indessen im Rechtsverkehr vor einer deutschen Behörde, hier dem Grundbuchamt, auf, so wäre zu erwägen, ob ihr mit Rücksicht auf das Wesen der deutschen Verfassungsbestimmung nicht die gleiche Rechtsstellung wie einer inländischen Ehefrau zuzubilligen ist. Art. 3 GG steht in dem Abschnitt des GG, der die Grundrechte regelt. Sein Absatz 2 steht im engen Zusammenhang mit Absatz 1, nach dem „alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind". Soweit einzelne Grundrechte auf Inländer beschränkt sind, spricht dies das GG ausdrücklich aus, so in Art. 8, 9, 11, 12, 16. Angesichts der Fassung von Art. 3 I und II GG kann kein Zweifel bestehen, daß der Gleichheitsgrundsatz für alle Männer und Frauen und nicht nur f ü r deutsche gilt. Daß diese rechtliche Gleichstellung von Ausländern nur innerhalb des Geltungsbereichs des GG gelten kann, ergibt sich aus der Abgrenzung der inländischen Gesetzgebungsgewalt. Mit Art. 3 GG hat der Verfassungsgesetzgeber als unmittelbar geltendes Recht einen auch die Rechtspflege bindenden Grundsatz aufgestellt, dessen Auswirkung vor abweichenden ausländischen Regelungen dann nicht haltzumachen brauchte, wenn es sich um die Beurteilung von Rechtshandlungen vor einer deutschen Behörde handelt. Es könnte also in Betracht kommen, daß dem vom Kl. verfolgten Duldungsanspruch gegenüber den Bekl. zu 7) bis 9) etwa deshalb das Rechtsschutzbedürfnis fehlte, weil das inländische Grundbuchamt an die Verfügungsbefugnis der ausländischen Ehefrauen keine anderen

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Anforderungen als an die deutscher Frauen stellen dürfte. Da indessen die Wirkungen des Urteils - von der etwaigen Zwangsvollstreckung in der Schweiz wegen der Kosten abgesehen - über den Geltungsbereich des GG hinausgehen können, braucht diese Frage nicht abschließend entschieden zu werden. Deshalb erübrigt sich auch eine Prüfung, inwieweit die Bekl. zu 7) bis 9) auf Grund des Art. 2 des Haager Ehewirkungsabkommens v o m 17. 7. 1905 (RGBl. 1912, 453, 475; wegen dessen Geltung gegenüber neutralen Staaten trotz der K R P r o k l . Nr. 2 vom 20. 9. 1945 Abschnitt I I I Nr. 6 [KRABI. Nr. 1 S. 8 ff., 9] vgl. Erman, BGB Vorbem. 6 letzter Abs. zu Art. 13 bis 26 EGBGB; Palandt, BGB 10 Vorbem. 2 vor Art. 7 EGBGB; auch Obergericht des Kantons Zürich vom 1. 12. 1945, D R Z 1947, 31) auch im innerdeutschen Rechtsverkehr die Anerkennung ihrer dem deutschen Gleichheitsgrundsatz widersprechenden Rechte des ehelichen Güterstands fordern könnten."

1 9 8 . Lautet ein Titel auf einen in ausländischer Währung ausgedrückten Geldbetrag, so ist im Rahmen der Zwangsvollstreckung zu prüfen, ob der Schuldtitel auf Verschaffung genau bestimmter ausländischer Geldstücke (Speziesschuld oder eigentliche Geldsortenschuld) oder auf Zahlung in ausländischer Geldsorte (uneigentliche Geldsortenschuld, § 245 BGB) oder auf Leistung eines nur in ausländischer Währung berechneten, in deutsche Münze umrechenbaren Geldbetrages (Wertschuld) gerichtet ist. Nur im letzteren Falle kommt eine Zwangsvollstreckung gemäß §§ 803 f f . ZPO als eine „Zwangsvollstreckung wegen Geldforderungen" in Betracht, in den beiden anderen Fällen nach §§ 883, 884 während die Vollstreckung ZPO zu erfolgen hat. L G Frankfurt, Beschl. v o m 3. 5. 1955 - 9 T 1069/54: N J W 9 (1956) 65. Zwischen den Parteien schwebte ein Rechtsstreit, in dem gegen den Schuldner durch das L G Frankfurt am 28. 5. 1954 folgendes Urteil erging: „Der Bekl. wird verurteilt, an den Kl. auf dessen Konto bei der S.-Bank, Genève, den Gegenwert von 1291,16 englischen P f u n d in Schweizer Franken, mindestens aber den Betrag von 15 760 sfrs. und außerdem 973,05 sfrs. auf das gleiche Konto zu zahlen. Der Bekl. hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 19 000 D M vorläufig vollstreckbar." Gegen dieses Urteil wurde vom Schuldner Berufung eingelegt. Inzwischen betrieb der Gläubiger die Zwangsvollstreckung aus dem vorläufig vollstreckbaren Titel und ließ durch den Gerichtsvollzieher nach Umrechnung der Schweizer-Franken-Schuld in D M in das in F. belegene Vermögen des Schuldners pfänden. Durch den angefochtenen Beschluß hat das AG die gegen die Art und Weise der Zwangsvollstreckung gerichtete Erinnerung des Schuldners zurückgewiesen. Hiergegen hat der Schuldner sofortige Beschwerde eingelegt.

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Aus den Gründen: „Die Pfändung in das in F . belegene Vermögen des Schuldners aus dem Urteil vom 28. 4. 1954 unter Umrechnung der Schweizer-Franken-Forderung in DM war unzulässig. Lautet ein Titel auf einen in ausländischer Währung ausgedrückten Geldbetrag, so ist im Rahmen der Zwangsvollstreckung zu prüfen, ob der Schuldtitel auf Verschaffung genau bestimmter ausländischer Geldstücke oder auf Zahlung in einer bestimmten ausländischen Geldsorte (Geldsortenschuld § 245 BGB) oder auf Zahlung eines in ausländischer Währung berechneten Geldbetrages gerichtet ist. Nur im letzteren Falle kommt eine Zwangsvollstreckung gemäß §§ 803 ff. ZPO als einer Geldschuld in Frage. Bei der Prüfung dieser Frage ist von den Grundsätzen des § 244 BGB auszugehen. Der Schuldtitel läßt erkennen, daß eine ausdrückliche Verpflichtung zur Zahlung von Schweizer Franken bestand und nicht nur eine solche zur Zahlung eines in Schweizer Franken berechneten Geldbetrages. Dies ergibt sich eindeutig aus der Bestimmung, daß der Betrag in Schweizer Franken in Genf auf ein bestimmtes Konto zu zahlen war. Dem Schuldner war hiernach ausdrücklich geboten, in ausländischer Währung zu leisten, so daß eine Geldsortenschuld anzunehmen war, deren Zwangsvollstreckung nicht nach §§ 803 ff. ZPO, sondern nach §§ 883, 884 ZPO zu erfolgen hat. Zu demselben Ergebnis kommt man, wenn diese Frage nicht nur in Auslegung des Schuldtitels geprüft, sondern auf die sachlichen Hintergründe eingegangen wird. Nach dem unstreitigen Vorbringen der Parteien hatte der Gläubiger die Wahl, die Zahlung der in (englischen oder ägyptischen) Pfunden ausgedrückten Schuld entweder in Ägypten oder in der Schweiz zu erhalten. Falls Zahlung in der Schweiz gewählt wurde, sollte diese in Schweizer Franken zum freien Kurs des Fälligkeitstages erfolgen. Die Schuld sollte also berechnet werden nach (englischen oder ägyptischen) Pfunden, ausgezahlt in der Schweiz in Schweizer Franken. Die Vereinbarung des freien Kurses in der Schweiz hätte gar keinen Sinn gehabt, wenn nicht tatsächlich nur Schweizer Franken hätten gezahlt werden sollen, denn der allgemeine Wertmaßstab für die Berechnung der Schuld war bereits durch die Festlegung des Betrages in Pfunden erreicht. Die Zahlung in ausländischer Währung war somit ausdrücklich bedungen, so daß gemäß § 244 BGB eine Ersetzungsbefugnis in DM nicht bestand. Da ausdrücklich Zahlung in ausländischer Währung vereinbart war, spielte die Frage, ob der allgemeine Erfüllungsort durch Vereinbarung verändert oder nur ein Zahlungsort vereinbart werden sollte, keine Rolle mehr. Bei Annahme der Schweiz als Erfüllungsort ergibt sich allerdings die Frage, ob nach Schweizer Recht eine in der Schweiz in Schweizer Währung zu erfüllende Schuld in ausländischer Währung ersetzt werden kann. Dies trifft jedoch nicht zu, wie Art. 97 schweizerisches Obligationenrecht zeigt. Hiernach bestand im vorliegenden Fall keine Ersetzungsbefugnis. Die Schuld war somit keine Geldschuld im Sinne der reinen Wertschuld (RGZ 106, 77), so daß die Zwangsvollstreckung nicht, wie es hier geschehen ist, nach Umrechnung der Forderung in DM gemäß §§ 803 ff. ZPO im Wege der Mobiliarpfändung betrieben werden durfte. Die Tatsache, daß der 36

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Gläubiger sich mit einer Erfüllung in DM einverstanden erklärt hatte, änderte an der rechtlichen Beurteilung der Zwangsvollstreckung nichts. Da ausdrücklich Zahlung in Schweizer Franken bedungen und die Verurteilung nur hierzu erfolgt war, hatte der Schuldner nicht nur die Pflicht, sondern auch das Recht, in Schweizer Währung zu zahlen." 199. Zur Sicherung der Zwangsvollstreckung bei Gefahr der Wegschaffung von Schuldnervermögen in das Ausland. OLG Neustadt, 2. ZS, Beschl. vom 16. 10. 1954 - 2 W 102/54: BB 10 (1955) 4. Aus den Gründen: „Es genügt nicht, daß der Schuldner im Auslande wohnt und im Inlande Vermögen besitzt. § 917 II ZPO erleichtert nur den Nachweis der Erschwerung bzw. Vereitelung der Vollstreckung. Eine Erschwerung wird danach angenommen, wenn sich ohne die Arrestanordnung die Vollstreckungsmöglichkeit im Inlande verschlechterte. Daß der Gläubiger selbst im Auslande wohnt, ist dabei unerheblich (Obergericht Danzig, J W 1936, 887; OLG Stuttgart, NJW 1952, 831 Rosenberg, Lehrbuch des deutschen Zivilprozeßrechts® 1020). Erforderlich ist jedoch stets, daß der Gläubiger die Gefahr glaubhaft macht, daß inländisches Vermögen in das Ausland verbracht wird (Baumbach-Lauterbach, ZPO 22 § 917 Anm. 2; Stein-JonasSchönke, ZPO 17 § 917 Anm. II; Rosenberg aaO 1020; Zöller, ZPO 7 § 917 Anm. 2; Seuffert-Waismann, ZPO 12 Y 917 Anm. 2)."

XIII. FREIWILLIGE GERICHTSBARKEIT, NOTARIATSUND URKUNDENWESEN Siehe auch Nr. 4, 7 b, 8, 63, 65, 67, 98, 101-104, 110-116, 126, 132, 134, 216

200. §51 Satz 2 FGG ist entsprechend anwendbar, wenn im Bundesgebiet ein Gericht fehlt, das notwendig ist, damit gesetzlich festgelegte Rechte (hier: Rechte der Aktionäre) ausgeübt werden können. Nur wenn das Recht, das vor einem Gericht geltend gemacht werden soll, offensichtlich nicht besteht, ist von der beantragten Gerichtsstandsbestimmung abzusehen; eine weitergehende Prüfung des Rechts, dessen Geltendmachung beabsichtigt ist, hat das Gericht, das um eine Gerichtsstand sbeStimmung angegangen ist, nicht vorzunehmen. - FGG § 5. BGH, 2. ZS, Beschl. vom 21. 11. 1955 - II ARZ 1/55: BGHZ 19, 102; NJW 9 (1956) 183; LM Nr. 2 zu § 5 FGG; BB 11 (1956) 22. Die A.-GmbH, deren sämtliche Geschäftsanteile der B.-AG gehörten, war Inhaberin von auf den Inhaber lautenden Aktien der C.-AG. Die C.-AG hat ihren Sitz in Wien. Sie betreibt in D. (Bundesrepublik) ein 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 295.

Nr. 200 XIII. Freiwillige Gerichtsbarkeit, Notariats- und Urkundenwesen

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Edelstahlwerk, das am 4. 5. 1951 im Handelsregister als Zweigniederlassung der österreichischen C.-AG eingetragen wurde. Die B.-AG wurde auf Grund des AHKG Nr. 27 umgestaltet. Gemäß DVO Nr. 18 zum AHKG Nr. 27 wurde die Antrst. als Nachfolgegesellschaft der B.-AG in Liquidation gegründet. Die Liquidatoren der B.-AG stellten einen Plan f ü r die Behandlung des Restvermögens der Gesellschaft und bestimmter Tochtergesellschaften auf. Darin wurde vorgesehen, daß gewisse „Auslandsbeteiligungen und Forderungen - im Falle ihrer Rückgabe - beschlagnahmt" und der Antrst. übertragen werden sollten. Die Anlage 7 dieses Planes nannte als einen solchen Wert „aus dem Vermögen der A.-GmbH" auch die Aktien an der C.-AG in Wien. Die Allied High Commission for Germany combined Group (CSG) genehmigte diesen Plan als dem AHKG Nr. 27 entsprechend. Durch diese Anordnung setzte sie den erwähnten Plan in Kraft und erklärte die darin vorgesehenen Vermögensübertragungen f ü r wirksam. Die Antrst. stützt ihre Antragsberechtigung auf diese hoheitlich angeordnete Vermögensübertragung sowie darauf, daß ihr die B.-AG in Liquidation und die A.-GmbH in Liquidation die in der Anlage 7 des erwähnten Plans bezeichneten Vermögensgegenstände auch noch rechtsgeschäftlich übertragen habe. Sie geht davon aus, daß die entschädigungslose Enteignung der Anteilsrechte an der C.-AG auf Grund des österreichischen VerstaatlichungsG vom 26. 7.1946 territorial beschränkt sei und nicht dasjenige Gesellschaftsvermögen erfasse, das sich außerhalb Österreichs befinde. Dieses stehe einer Gesellschaft zu, deren Mitglieder die früheren Gesellschafter der C.-AG seien. Diese Gesellschaft habe keine Organe und keinen Sitz. Es müsse daher in entsprechender Anwendung des § 5 I Satz 2 FGG ein Gericht bestellt werden, damit entweder gemäß § 76 AktG ein Notvorstand zur Einberufung einer Hauptversammlung bestellt oder die Antrst. als Aktionär der abgespaltenen Gesellschaft ermächtigt werde (§ 106 IV AktG), eine Hauptversammlung einzuberufen. Die von der Antrst. angestrebte Hauptversammlung soll den fehlenden Aufsichtsrat wählen, den Sitz der Gesellschaft bestimmen und die Satzung an die veränderten Verhältnisse anpassen. Dem Antrage auf Bestimmung eines Gerichts wurde entsprochen. Aus den Gründen: „Die entsprechende Anwendung des § 5 I Satz 2 FGG kann unmöglich damit begründet werden, zuständig sei an sich das Registergericht in Wien, es sei aber an der Entscheidung eines Antrages verhindert, der im Hinblick auf das österreichische VerstaatlichungsG keine Aussicht auf Erfolg habe. Die Antrst. hat die entsprechende Anwendung des § 5 I Satz 2 FGG aber nicht bloß mit dieser Erwägung, sondern vornehmlich damit begründet, daß das Vermögen der C.-AG durch Hoheitsmaßnahmen gespalten worden sei. Wäre dieser Standpunkt richtig, so würde im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland eine AG bestehen, die keine Organe und keinen Sitz hat und deren Satzung den veränderten Umständen nicht entspricht. Da eine deutsche AG nicht ihren Sitz im Ausland haben kann (RGZ 107, 97), kann 36

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die bisherige Satzungsvorschrift ( § 1 ) , die Wien als Sitz der Gesellschaft bestimmt, f ü r die von der österreichischen Gesellschaft abgespaltene Gesellschaft nicht maßgebend sein. Hat aber diese Gesellschaft keinen Sitz in der Bundesrepublik und ist die satzungsmäßige Regelung des Sitzes durch die Verhältnisse überholt, so fehlt es in der Bundesrepublik an einem Gericht im Sinne des AktG (vgl. §§ 5, 14). Eine Hauptversammlung, die die Verhältnisse der Gesellschaft ordnen könnte, kann nicht einberufen werden, da die Einberufungsberechtigten (Vorstand, Aufsichtsrat, Abwickler - §§ 105 I, 95 IV, 209 III AktG) fehlen und ein Aktionär, der mehr als den zwanzigsten Teil des Grundkapitals besitzt, die Einberufung einer Hauptversammlung nur erreichen kann, wenn Vorstand oder Aufsichtsrat dem Einberufungsverlangen stattgeben oder das Gericht ihn zur Einberufung der Hauptversammlung ermächtigt (§ 106 II, IV AktG). Es ist zweifelhaft, ob die Spaltungstheorie richtig ist. Im Rahmen einer beantragten Gerichtsstandsbestimmung sind Zulässigkeit und Aussichten des beabsichtigten Vorgehens nicht zu prüfen (RGZ 125, 310; BGH, LM Nr. 1 zu § 36 Nr. 3 ZPO). Nur wenn es offensichtlich ist, daß das beabsichtigte Verfahren nach dem in der Bundesrepublik geltenden Recht nicht durchgeführt werden kann, ist eine Gerichtsstandsbestimmung ausgeschlossen (BGHZ 9, 270 [272] 1 ). Davon kann hier keine Rede sein. § 5 FGG beruht ebenso wie die §§ 2 ZVG, 36 ZPO auf Zweckmäßigkeitserwägungen (RGZ 158, 222; BGH, LM Nr. 4 zu § 36 Nr. 3 ZPO). Sie dienen nicht der Verwirklichung von Rechten oder Ansprüchen, es soll vielmehr nur das Gericht bestimmt werden, vor dem Recht gesucht werden kann (RGZ 125, 312). Allen diesen Vorschriften liegt der Gedanke zugrunde, daß die Geltendmachung eines Rechts durch einen Streit der Gerichte über ihre Zuständigkeit nicht über Gebühr verzögert werden darf und daß dem Rechtsuchenden das f ü r die Entscheidung seines Rechtsanliegens zuständige Gericht zugewiesen werden muß (vgl. BGHZ 17, 168 [170]). Es kann keinen Unterschied machen, ob, wie dies § 5 I Satz 2 FGG voraussetzt, das zuständige Gericht vorhanden, aber rechtlich oder tatsächlich an der Ausübung des Richteramts verhindert ist, oder ob es im ganzen Bundesgebiet an einem zuständigen Gericht fehlt, ein Gericht aber notwendig ist, damit gesetzlich festgelegte Rechte wie z. B. das Recht der Aktionäre, in dringenden Fällen die zur Vertretung der Gesellschaft erforderlichen Vorstandsmitglieder durch das Gericht bestellt zu erhalten, oder das Recht auf Einberufung einer Hauptversammlung ausgeübt werden können. In einem Falle solcher Art ist die entsprechende Anwendung des § 5 I Satz 2 FGG geboten, da die Ablehnung der Gerichtsstandsbestimmung auf eine Rechtsverweigerung hinauslaufen würde. Das ZuständigkeitsergänzungsG vom 7. 8. 1952 (BGBl. I 407) steht dem nicht entgegen. Die in diesem Gesetz getroffene Regelung ist nicht erschöpfend (Mündt, NJW 1952, 1280; Costa und Mündt, BAnz. 1952 Nr. 173, 7) und schließt darum eine ausdehnende Anwendung des § 5 I Satz 2 FGG nicht aus (vgl. BGHZ 7, 309; 9, 272). 1

Siehe IzRspr. 1945-1953 Nr. 561.

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Für den vorliegenden Fall ist es ohne Bedeutung, daß das ZuständigkeitsergänzungsG für die österreichischen Gerichte keine Ersatzzuständigkeit geschaffen hat. Denn hier geht es nicht um die Bestimmung eines Ersatzgerichts für ein österreichisches Gericht. Die Antrst. begehrt vielmehr die Bestimmung eines Gerichts, das notwendig ist, damit, falls die Spaltungstheorie richtig ist, einer deutschen AG unter den Voraussetzungen des § 76 AktG ein Notvorstand bestellt werden kann und ein Aktionär dieser Gesellschaft, dessen Anteile mehr als den zwanzigsten Teil des Grundkapitals ausmachen, die Einberufung einer Hauptversammlung erreichen kann, damit von ihr wirksame Beschlüsse gefaßt werden können. Die Frage, ob ein Antrag aus § 106 IV AktG unstatthaft oder unbegründet ist, weil die Anteilsrechte Deutscher an einer österreichischen AG, die im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Vermögen besitzt, auf Grund alliierter Anordnung beschlagnahmt und durch den österreichischen Staatsvertrag an die Republik Österreich übertragen worden sind oder weil eine derartige Gesellschaft durch das österreichische VerstaatlichungsG nicht gespalten worden ist, kann erst nach Anbringung dieser Anträge entschieden werden." 2 0 1 « Eine Gerichtsstandsbestimmung kann nicht vorgenommen werden, wenn der Antragsteller die Maßnahmen, deretwegen er ein Gericht bestimmt haben will, allein ohne gerichtliche Mitwirkung treffen kann. FGG § 5. BGH, 2. ZS, Beschl. vom 21. 11. 1955 - I I A R Z 3/55: BGHZ 19, 108; N J W 9 (1956) 183; L M Nr. 3 zu § 5 FGG; BB 11 (1956) 22. Die Antrst. besaß alle Aktien der Bau-AG X, die ihren Sitz in W i e n hat. Sie hat die Aktienurkunden gemäß MRG Nr. 53 abgeliefert. Die AG X betreibt in S. (Bundesrepublik) eine Niederlassung, die handelsregisterlich nicht eingetragen ist. Die Antrst. trägt vor: Durch den österreichischen Staatsvertrag sei das in Österreich belegene Vermögen der AG X entschädigungslos auf die Bundesrepublik Österreich übergegangen. Enteignungsmaßnahmen eines Staates könnten nicht Vermögensgegenstände ergreifen, die außerhalb der Grenzen des Gebietes dieses Staates belegen seien. Die Gesellschaft bestehe mit ihrem in der Bundesrepublik belegenen Vermögen fort und sei insoweit neu zu ordnen. Die Antrst. will gemäß § 76 AktG die Bestellung eines Vorstandes durch das Gericht beantragen, damit dieser Vorstand eine außerordentliche Hauptversammlung einberufe, auf der der Sitz der Gesellschaft bestimmt, ein Aufsichtsrat gewählt und die Satzung an die veränderten Verhältnisse angepaßt werden soll. Sie will bei dem Gericht hilfsweise beantragen, sie gemäß § 106 I V AktG zur Einberufung einer solchen Hauptversammlung zu ermächtigen und einen Vorsitzer dieser Hauptversammlung zu bestimmen. Sie meint, die abgespaltene Gesellschaft habe im Gebiet der Bundesrepublik bisher keinen Sitz; darum müsse § 5 I Satz 2 FGG entsprechend angewendet werden. Die Antrst. beantragt, das AG L . als das für die be-

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absichtigten Anträge zuständige Gericht zu bestimmen. Der Antrag wurde abgelehnt. Aus den Gründen: „Eine Gerichtsstandsbestimmung kann nicht vorgenommen werden, wenn der Antrst. die Maßnahmen, deretwegen er ein Gericht bestimmt haben will, auch ohne gerichtliche Mitwirkung treffen kann. So liegt der Fall hier. Die Antrst. war der alleinige Aktionär der AG X. Ist der Standpunkt richtig, daß sich aus der österreichischen AG X eine Gesellschaft abgespalten hat und im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland eine AG mit unverändertem Gesellschafterbestand besteht, so ist die Antrst. alleiniger Aktionär dieser Gesellschaft. Sie kann dann mit sämtlichen Aktien eine Vollversammlung abhalten, die den Sitz der Gesellschaft bestimmen, einen Aufsichtsrat wählen und die Satzung den veränderten Verhältnissen anpassen kann. Der Bestellung eines Notvorstandes durch das Gericht (§ 76 AktG) bedarf es nicht, da die Antrst. auf dem Wege der Vollversammlung die Wahl eines Aufsichtsrats und durch ihn die Bestellung eines ordentlichen Vorstandes (§ 75 AktG) erreichen kann. Der alleinige Aktionär kann eine Hauptversammlung abhalten, ohne daß die EinberufungsVorschriften beachtet zu werden brauchen. Denn Beschlüsse einer Hauptversammlung, die nicht vorschriftsmäßig einberufen ist, sind wirksam, wenn alle Aktionäre erschienen oder vertreten sind (vgl. § 195 Nr. 1 AktG). Die Antrst. braucht daher kein Gericht, um die von ihr in Anspruch genommenen Aktionärsrechte auszuüben und die von ihr beabsichtigten Maßnahmen zu treffen." 202. Das Amtsgericht Hamburg ist nicht zuständig für die Berichtigung von Personenstandsregistern, die 1930 an Polen abgeliefert worden sind. AG Hamburg, Beschl. vom 31. 12. 1954 - 60 III 386/54: StAZ 8 (1955) 34. Aus den Gründen: „Die Antrst. hat die Berichtigung ihres Geburtsregisters beantragt. Nach § 16 VO zur Ergänzung der VO über Personenstandsangelegenheiten vom 13. 8. 1948 kann durch das AG Hamburg die Berichtigung eines Eintrages eines deutschen Standesbeamten, der nicht mehr tätig oder erreichbar ist, angeordnet werden. Diese VO bezieht sich aber nur auf die Register deutscher Standesbeamten und nicht auf Register, die auf Grund des Gesetzes betreffend das deutsch-polnische Überleitungsabkommen über Personenstandsregister vom 29. 4. 1930 (RGBl. II 709) an Polen abgeliefert und somit polnische Register geworden sind. Zu diesen Registern gehören auch die Register des Standesbeamten in Kempen. Die an Polen abgetretenen Gebiete sind völkerrechtlich nicht wieder in das deutsche Reichsgebiet eingegliedert worden. Der Berichtigungsantrag war daher abzulehnen."

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203« Slawische Familiennamen sind bei der Eintragung in deutsche nicht nach dem Geschlecht des Namensträgers abPersonenstandsbücher zuwandeln, sondern in der männlichen Form einzutragen. Die weiche Form des kyrillischen A-Lautes ist in deutschen Personenstandsbüchern mit „ja", nicht mit „ia" wiederzugeben. Der vom Kammergericht in ständiger Rechtsprechung aufgestellte, dem entsprechende Grundsatz der inneren Einheit Wesen der Urkundsregister der Personenstandseintragungen verlangt die gleiche Schreibweise des Ehenamens der Frau und des Familiennamens des Mannes. Jede andere Eintragung würde nicht ordnungsgemäß sein, weil ein innerer Widerspruch hervorgerufen würde. KG-West, 1. ZS, Beschl. v o m 19. 7. 1954 - 1 W 2230/54: StAZ 7 (1954) 273. Aus den Gründen: „Die Entscheidung beruht auf einem Rechtsverstoß, weil das L G den v o m KG in ständiger Rechtsprechung aufgestellten, dem Wesen der Urkundsregister entsprechenden Grundsatz der inneren Einheit der Personenstandseintragungen verletzt hat. W e n n der Ehename der Mutter der Antrst. mit Posniakowsky im Geburtsregister angegeben würde, während der Name des Ehemannes nach der Eintragung Posnjakowski lautet, dann würde ein offensichtlicher Widerspruch vorliegen. Eine Eintragung, die an einem ohne weiteres ersichtlichen Widerspruch und einer offenbaren Unrichtigkeit leidet, kann nicht als ordnungsmäßig gelten (KGJ 39 A 40). Es besteht ein erhebliches öffentliches Interesse daran, daß der Familienname einheitlich geschrieben wird (AG Mannheim, StAZ 1953, 253) . . . Grundsätzlich ist davon auszugehen, daß, wenn ein Name fremden Ursprungs ist und für die betreffende Sprache andere als lateinische Schriftzeichen verwendet werden, der Name nach seinem Klang und den Lautregeln der deutschen Rechtschreibung zu schreiben ist. Das ergibt sich aus § 112 I V DA in ihrer am 1. 5. 1952 in Kraft getretenen Fassung (Abi. 1952, 645). Eine entsprechende Regelung bestand aber bereits früher auf Grund des Erlasses des Preußischen Justizministers und des Preußischen Innenministers v o m 11. 3. 1898 (MB1. 98, 58; vgl. auch OLG München, StAZ 1937, 437). Maßgebend ist ferner, daß nach § 112 I I Satz 1 DA ein Familienname so zu schreiben ist, wie er in Urkunden der letzten Jahrzehnte geschrieben ist. Nun ist zwar in den von der Antrst. eingereichten Urkunden französischer Behörden der Familienname stets Posniakowsky geschrieben. Das kann jedoch nicht berücksichtigt werden, weil nach § 112 I I Satz 5 D A bei einer Verschiedenheit die Eintragungen in einem deutschen Personenstandsbuch oder Standesregister den Vorzug vor anderen Urkunden haben. In der danach entscheidenden Eintragung im Geburtsregister ist der Familienname mit Posnjakowski angegeben. Diese Schreibweise ist richtig, da die Wiedergabe des weichen a-Lautes - wie auch das L G anerkannt hat — durch ein ,ja' erfolgen kann, ja den oben angeführten Regeln sogar am nächsten kommt (Sperling, StAZ 1953, 256). Darauf, ob auch die bisherige Eintra-

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gung des Ehenamens der Mutter in der weiblichen Form mit ,ia' richtig war, kann es nicht ankommen; denn bei der jetzt vorzunehmenden Änderung des Ehenamens in die männliche Form ist allein entscheidend, wie der Familienname des Ehemannes geschrieben ist, nach dem sich der Familienname der Frau richtet. Daher muß der Ehename der Mutter mit ,ia' geschrieben werden. Jede andere Eintragung würde nicht ordnungsgemäß sein, weil ein innerer Widerspruch hervorgerufen würde. Der Name der Ehefrau würde Posniakowski geschrieben werden, während der Familienname des Ehemannes in derselben Urkunde mit Posnjakowski angegeben wäre. Der Familienname der Antrst., der nicht besonders eingetragen wird, sondern sich aus dem Familiennamen des ehelichen Vaters ergibt (§ 190 I DA), würde dagegen wieder mit ,ja' zu schreiben sein. Die Einheit der Personenstandseintragungen verlangt jedoch die gleiche Schreibweise, die sich im vorliegenden Fall nach der bereits bestehenden Eintragung des Familiennamens des Ehemannes der Mutter der Antragstellerin richten muß. Wenn die Antrst. geltend gemacht hat, von den französischen Behörden würde die abgeänderte Schreibweise des Ehenamens ihrer Mutter nicht anerkannt, so kann dies eine anderweite Entscheidung nicht begründen. Wenn es auch zutreffen mag, daß auf Grund der französischen Lautregeln eine andere Abwandlung des a-Lautes erforderlich wäre, so ist doch von den für die Eintragung in deutsche Personenstandsregister aufgestellten Bestimmungen auszugehen." 2 0 4 . Bei Ausländern mit Wohnsitz und Aufenthalt im Ausland ist eine Zuständigkeit inländischer Gerichte zur Regelung der Personensorge nicht gegeben. Die Zuständigkeit für vorläufige Maßnahmen bleibt vorbehalten. - FGG § 43. LG Traunstein, Beschl. vom 26. 2. 1954 - 4 T 44/54: DAVorm. X X V I I (1954/1955) 46. Aus den Gründen: „Der Beschwerdeführer hat anfangs Dezember 1953 beim Vormundschaftsgericht beantragt, ihm das Sorgerecht über das in Brünn bei der geschiedenen Mutter befindliche Kind M. R. zu übertragen. Wie sich aus der Auskunft der Brünner Amtsstelle ergibt, besitzt das genannte Kind jetzt die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit, was auch vom Beschwf. nicht bestritten wird, und wohnt das Kind in Brünn/CSR, somit im Ausland, während es in Deutschland bisher weder tatsächlich gewohnt noch hier sich jemals aufgehalten hat. Das Kind teilt auch nicht nach § 11 BGB den Wohnsitz des Vaters. Die Mutter des Kindes war nach der Scheidung im Dezember 1950 befugt, selbständig einen Wohnsitz zu begründen und hat diesen in Brünn begründet. Mit Rücksicht auf die seit 1.4. 1953 eingetretene Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, nach der beiden Elternteile die elterliche Gewalt zusteht, teilt das Kind, wenn die Eltern nicht den gleichen Wohnsitz haben, nicht mehr wie früher auto-

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matisch den Wohnsitz des Vaters, sondern nach Ansicht der Kammer entsprechend der im Regierungsentwurf zum Familienrecht vorgeschlagenen Regelung den Wohnsitz des Elternteils, dem die Vertretung des Kindes, das ist die Sorge für die Person und das Vermögen des Kindes, zusteht, [der] die elterliche Gewalt tatsächlich ausübt und um das Kind sich wirklich kümmert. Dies ist hier zweifellos die Mutter, so daß als Wohnsitz und Aufenthalt des Kindes nicht T. bei Rosenheim, sondern Brünn/CSR anzusehen ist. Das Kind hat somit im Inland keinen Wohnsitz noch Aufenthalt. Gemäß § 43 FGG bestimmt sich die Zuständigkeit f ü r eine Verrichtung des Vormundschaftsgerichts, die nicht eine Vormundschaft oder eine Pflegschaft betrifft, wie es beispielsweise die Regelung des Personensorgerechts ist (Keidel, FGG 4 Anm. 1 zu § 43 S. 311), nach den Vorschriften des § 36 I, II FGG. Daraus folgt, daß regelmäßig der Wohnsitz, in Ermangelung des Wohnsitzes der Aufenthaltsort derjenigen Person maßgebend ist, in deren Interesse die Verrichtung des Vormundschaftsgerichtes stattfindet. Hat also das Kind, zu dessen Gunsten die Verrichtung des Vormundschaftsgerichts stattfindet, im Inland weder Wohnsitz noch Aufenthalt und ist es Ausländer, so ist eine inländische Zuständigkeit nach § 43 FGG überhaupt nicht begründet und gegeben und steht den deutschen Gerichten für im Ausland wohnende Ausländer grundsätzlich keinerlei vormundschaftsgerichtliche Tätigkeit zu (Schlegelberger, FGG 5 I Anm. 18 zu § 43 FGG; Keidel aaO Anm. 3 zu § 43 FGG; J W 1932, 588). Für Ausländer im Auslande käme eine Tätigkeit des deutschen Vormundschaftsgerichts nur im Rahmen vorläufiger Maßregeln nach Art. 23 II EGBGB in Verbindung mit § 44 FGG in Betracht; die besonderen Voraussetzungen für die vormundschaftsgerichtliche Anordnung einer solchen vorläufigen Maßregel liegen aber hier im gegebenen Falle nicht vor." 205. Das inländische Gericht ist zur gerichtlichen Bestätigung einer durch Ausländer vorgenommenen Adoption auch dann zuständig, wenn die Annehmenden nur während der Dauer des Vertragsschlusses ihren Aufenthalt im Gerichtsbezirk genommen haben. Vertragsschluß und Einreichung des Antrags auf Bestätigung bei Gericht sind bei nahem zeitlichen Zusammenhang als „einheitlicher Akt" zu werten. Die Ansicht des Kammergerichts, die Bestätigung sei abzulehnen, wenn das Adoptionsstatut die Berücksichtigung materieller Gesichtspunkte gebiete, ist bedenklich. - FGG § 66. LG Saarbrücken, Beschl. vom 4. 2. 1955 - 5 T 32/55: SaarlRuStZ 8 (1956) 33. Durch den angefochtenen Beschluß wurde der Antrag der Eheleute E., den vor Notar N. geschlossenen und vom Vormundschaftsgericht in G. f ü r den minderjährigen S. durch Beschluß vom 28. 10. 1954 genehmigten Kindesannahmevertrag gerichtlich zu bestätigen, zurückgewiesen. Die Entscheidung ist damit begründet, daß das angerufene Gericht nach § 66 FGG nicht zuständig sei, weil die Annehmenden zu der Zeit, als der Antrag auf Bestätigung beim Gericht eingereicht wurde, weder ihren Wohnsitz noch

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ihren Aufenthalt im Gerichtsbezirk gehabt hätten. Insbesondere rechtfertige nicht der in M. getätigte Vertragsabschluß eine Zuständigkeit des AG M. Aus den Gründen: „Der Beschwerde war der Erfolg nicht zu versagen. Die nach § 66 FGG erforderliche Zuständigkeit des AG in M. ist dadurch begründet, daß die Annehmenden vor Notar N. in M. den Kindesannahmevertrag geschlossen und damit ihren Aufenthalt in M. begründet haben. Da § 66 FGG nur einen Aufenthalt der Annehmenden und nicht einen gewöhnlichen Aufenthalt erfordert, war lediglich das rein tatsächliche Verhältnis, das körperliche Sein der Annehmenden im Saarland ohne Rücksicht auf die Dauer der Anwesenheit zu prüfen. Nach der Definition von Schlegelberger (FGG 7 Anm. 7 zu § 36 FGG) kommt es dabei noch nicht einmal darauf an, ob die Person die Anwesenheit gewollt hat oder sich ihrer auch nur bewußt gewesen ist. Hiernach kann kein Zweifel bestehen, daß die Beschwf., die gerade zum Zwecke des Vertragsabschlusses von Toul in Frankreich nach M. gereist sind, Aufenthalt in M. genommen haben. Fraglich erschien lediglich, ob dieser Aufenthalt - wie § 66 FGG bestimmt - noch im Zeitpunkt der Einreichung des Vertrages beim Gericht bestand. Dies war jedoch ohne eine Aufklärung darüber, ob die Beschwf. bereits am Tage des Vertragsabschlusses, dem 25. 10. 1954, oder erst am darauffolgenden Tag, dem 26. 10. 1954, an dem der Antrag beim Gericht einging, ihren Aufenthalt in M. abgebrochen haben, aus folgenden Gründen zu bejahen: Nach § 66 FGG ist unabhängig davon, ob es sich bei den Annehmenden um Inländer oder Ausländer handelt, das Gericht des Wohnsitzes oder, in Ermangelung eines inländischen Wohnsitzes, des Aufenthaltes f ü r die Bestätigung zuständig. Wie das KG (OLGR 42,188) ausführt, erstreckt sich die Gerichtsbarkeit auf alle Personen des Staatsgebietes. Darum unterscheide § 66 FGG auch nicht nach der Staatsangehörigkeit. Vielmehr solle einem Ausländer, der in Deutschland wohnt oder dort seinen Aufenthalt hat, ein deutsches Gericht zur Verfügung stehen. Lediglich die Adoption durch einen Ausländer, der im Inland weder Wohnsitz noch Aufenthalt hat, ist im Gesetz nicht berücksichtigt, weil hierfür - wie Schlegelberger (aaO Anm. 3 zu § 66 FGG) ausführt - ein praktisches Bedürfnis als vorliegend nicht erachtet wurde. Die ratio legis ist somit dahin zu verstehen, daß dem Ausländer, der in einer räumlichen Beziehung zum Inland steht, auch der inländische Rechtsschutz gewährt werden soll. Wenn das Gesetz es dabei nicht auf den Zeitpunkt des Vertragsabschlusses, sondern der Einreichung des Antrages bei Gericht abstellt, so ist dies daraus verständlich, daß einem Antrst. die staatliche Hilfe nur gewährt werden soll, wenn er zur Zeit der gerichtlichen Inanspruchnahme noch durch Wohnsitz oder Aufenthalt in einer Beziehung zu dem Staate steht. Es sollte damit verhindert werden, daß ein Antrst. zum Beispiel erst längere Zeit nach Vertragsabschluß die gerichtliche Mitwirkung in einem Zeitpunkt in Anspruch nimmt, in dem er die Beziehungen zu dem Land bereits gelöst hat. Nicht aber kann der Sinn des Gesetzes dahin verstanden werden, daß der Aufenthalt einer Person

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auf die Minute genau zwischen Abschluß des Vertrages und Eingang bei Gericht festgestellt werden muß. Vielmehr sind bei einem so nahen zeitlichen Zusammenhang wie dem vorliegenden Sachverhalt Vertragsabschluß und Einreichung bei Gericht als ein einheitlicher Akt zu werten, so daß der für den 25. 10. 1954 festgestellte Aufenthalt zumindest dann als ausreichend gewertet werden muß, wenn es sich um die Zuständigkeit eines einzigen inländischen Gerichtes handelt. Die Beschwerde war auch nicht etwa wegen mangelnden Rechtsschutzinteresses aus dem Gesichtspunkt abzulehnen, daß das AG in M. sachlich zu einer Bestätigung ohnehin nicht befugt wäre. Denn auch die nordamerikanischen Rechte kennen - wie Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 2 I I (1940) 724 in der Anmerkung ausführt - eine Bestätigung der Adoption, wie dies auch in einer Entscheidung eines deutschen Gerichtes (StAZ 1953, 236) speziell nach dem Recht von Texas f ü r erforderlich gehalten wurde. Es muß zwar der Prüfung des Erstrichters vorbehalten bleiben, ob gemäß Art. 22 EGBGB das Recht von Texas, dem Heimatstaat der Annehmenden, zur Anwendung kommt, oder ob das Recht der Vereinigten Staaten von Nordamerika, wonach das Recht des .Domizils' gilt, auf ein anderes, insbesondere etwa das französische Recht als Recht des derzeitigen Aufenthaltsortes in T o u l weiterverweist (wegen des Domizilbegriffs - Ursprungs- oder Wahldomizil - nach nordamerikanischem Recht wird auf die eingehende Entscheidung des KG, StAZ 1934, 59 verwiesen). Jedenfalls kann aber die Möglichkeit einer Bestätigung durch den Erstrichter nach ausländischem Recht nicht mit Sicherheit verneint werden. Dies auch nicht aus dem v o m KG in ständiger Rechtsprechung vertretenen Standpunkt, daß ein deutsches Gericht die Bestätigung immer dann ablehnen müsse, wenn das nach Art. 22 EGBGB zur Anwendung kommende ausländische Recht die Bestätigung auf Grund materieller und nicht nur formeller Gesichtspunkte (wie § 1754 BGB) zu entscheiden habe. Denn diese Rechtsprechung des KG wird von der Rechtslehre weitgehend angegriffen und erscheint auch der Kammer nicht ganz unbedenklich (es wird hierzu auf die Entscheidungen des KG, StAZ 1934, 59; JFG 1, 96 = OL GR 42, 188; O L G R 46, 189 und J W 1937, 2975 sowie auf StaudingerRaape, BGB 9 V I 2 S. 597 b; Rabel, RabelsZ 6 [1932] 310; Palandt, BGB 12 Anm. 4 c zu Art. 22 EGBGB und die kritische Anm. zur Entscheidung des KG, StAZ 1934, 59 Bezug genommen). Das AG war somit für die beantragte Bestätigung und damit auch zur Entscheidung über den Antrag auf Befreiung v o m Erfordernis der Altersgrenze für zuständig zu erklären." 2 0 6 . Zum Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit durch die 11. VO zum Reichsbürgergesetz. Ein rassisch Verfolgter hat am Zielort der Verschleppung einen gewöhnlichen Aufenhalt im Sinn des Art. 29 EGBGB nicht begründet. Für die Erteilung eines gegenständlich beschränkten Erbscheins nach einem Staatenlosen mit letztem gewöhnlichem Aufenthalt im Ausland ist

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das inländische Nachlaßgericht zuständig, in dessen Bezirk sich die entzogenen Gegenstände befinden. Nach belgischem Kollisionsrecht wird das bewegliche Vermögen des Erblassers nach dem Recht an seinem Wohnsitz, das unbewegliche nach dem Recht des Lageorts vererbt. Wiedergutmachungsansprüche gehören zum beweglichen Vermögen. Zum belgischen gesetzlichen Erbrecht. Das der Witwe zustehende Nießbrauchsrecht ist im Erbschein nicht zu vermerken. Die Anwendung eines ausländischen Erbrechts verstößt nicht gegen den Zweck der deutschen Wiedergutmachungsgesetze, auch wenn eine Verfolgte des nationalsozialistischen Regimes durch das ausländische Recht gegenüber dem deutschen Recht benachteiligt wird. - EGBGB Art. 25, 29, 30; BGB § 2369; FGG § 73. OLG Hamm, 15. ZS, Beschl. vom 21. 7. 1954 - 15 W 204/54: N J W 7 (1954) 1731; Leitsatz in Clunet 85 (1958) 1076. Der Kaufmann A.A. ist durch Beschl. vom 5. 11. 1949 f ü r tot erklärt worden. Er war von Geburt deutscher Staatsangehöriger, aber als Jude auf Grund der 11. VO zum RBürgG ausgebürgert worden, weil er am 31. 8. 1938 nach Belgien ausgewandert war und in Brüssel Wohnung und Aufenthalt genommen hatte. Nach der Besetzung Belgiens während des letzten Krieges ist er am 6. 10. 1942 verschleppt worden. Seit diesem Zeitpunkt liegt keine Nachricht mehr über seinen Verbleib vor. F ü r ihn sind RE-Ansprüche wegen entzogener Vermögenswerte beim WGA Essen erhoben worden. Diese richten sich gegen das Deutsche Reich und betreffen die Entziehung zweier Auswandererguthaben sowie die Entziehung von Edelmetall und Schmuckgegenständen durch Maßnahmen der nationalsozialistischen Regierung. In diesem RE-Verfahren ist den dortigen Antrst., den fünf Geschwistern des A. A., vom Gericht die Vorlage eines gegenständlich beschränkten Erbscheins zum Nachweise ihrer Erbenstellung aufgegeben worden, den der Bruder des Erblassers beantragt. Das AG hat den Erbschein f ü r das in Deutschland befindliche Vermögen des Erblassers am 1. 2. 1953 des Inhalts erteilt, daß der Erblasser von seinen namentlich aufgeführten fünf Geschwistern zu je Vs beerbt worden sei. Am 20. 1. 1954 hat die in New York lebende Ehefrau des Erblassers den Antrag gestellt, diesen Erbschein f ü r kraftlos zu erklären, gegebenenfalls ihren Antrag als Beschwerde gegen die Erteilung des Erbscheins an die zuständige Stelle weiterzuleiten. Aus den Gründen: „Zutreffend geht das LG davon aus, daß der Erblasser durch seine Ausbürgerung auf Grund des § 2 a der 11. DVO vom 25. 11. 1941 (RGBl. I 722) zum RBürgG die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hat. Seine Ausführungen hierzu entsprechen den Vorschriften des Art. 116 GG und stehen im Einklang mit Schrifttum und Rechtsprechung (vgl. Mangoldt, GG Art. 116 Anm. 4; Rechtsgutachten des Direktors des Max-Planck Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht in Tübingen

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Prof. Dr. Dölle vom 24. 11. 1952). Da der Erblasser nach den Feststellungen des LG eine andere Staatsangehörigkeit nicht erworben hat, war er im Zeitpunkt seines Todes staatenlos. Hieraus hat das LG zutreffend die örtliche Zuständigkeit des AG E. als des f ü r die Erteilung des beschränkten Erbscheins zutändigen Nachlaßgerichts gemäß § 73 III FGG gefolgert. Zwar bezieht sich diese Vorschrift ausdrücklich nur auf Ausländer, die zur Zeit des Erbfalls im Inland weder Wohnsitz noch Aufenthalt hatten; eine besondere Bestimmung f ü r Staatenlose fehlt. Die Rechtsverhältnisse einer staatenlosen Person werden aber nach Art. 29 EGBGB — in der Neufassung, die er 1938 in Übereinstimmung mit der Regelung des internationalen Privatrechts in anderen Staaten erhalten hat - , soweit die Gesetze des Staates, dem eine Person angehört, f ü r maßgebend erklärt sind, nach den Gesetzen des Staates beurteilt, in dem sie (die staatenlose Person) ihren gewöhnlichen Aufenthalt oder mangels eines solchen ihren Aufenthalt zu der maßgebenden Zeit gehabt hat. Grundsätzlich ist demnach ein Staatenloser, der sich zuletzt im Ausland aufgehalten hat, in rechtlicher Hinsicht wie ein Angehöriger seines Aufenthaltsstaates, also wie ein Ausländer, zu behandeln. Unter gewöhnlichem Aufenthaltsort im Sinne von Art. 29 EGBGB ist der Ort eines nicht nur vorübergehenden, sondern eine gewisse Dauer und Regelmäßigkeit aufweisenden Verweilens zu verstehen (vgl. RGZ 91, 288; Palandt-Lauterbach, BGB12 Anm. 2 zu Art. 29 EGBGB). Eine bloße flüchtige Ortsveränderung reicht somit nicht aus, einen neuen gewöhnlichen Aufenthaltsort zu begründen. Ist aber f ü r die Begründung ein gewisses Stetigkeitsmoment zu fordern, so muß dies vernünftigerweise ebenfalls f ü r die Aufgabe des alten gewöhnlichen Aufenthaltsorts gelten. Die seinerzeit vorgenommenen Judenverschleppungen bedeuteten allerdings, daß die betroffenen Personen endgültig aus ihrem bisherigen Lebenskreis gerissen wurden. Bei Anlegung eines rein objektiven Maßstabes käme man danach zu der Folgerung, daß der bisherige gewöhnliche Aufenthaltsort mit der Verschleppung beendet wurde. Jedoch kommt es f ü r Beginn und Ende des gewöhnlichen Aufenthaltsortes, wenn auch ein rechtsgeschäftlicher Wille, wie ihn Begründung und Aufgabe eines Wohnsitzes erfordern, hier unerheblich ist, auch auf die Willensrichtung, den natürlichen Willen der beteiligten Person an. Bereits das Wort gewöhnlich' deutet an, daß deren Gewohnheiten zu berücksichtigen sind, und der Begriff, Gewohnheit' ist nicht frei von subjektiven Elementen. Die Verschleppung des Erblassers reicht daher bei seinem dem Aufenthaltswechsel offensichtlich entgegenstehenden Willen nicht aus, seinen bisherigen gewöhnlichen Aufenthaltsort als beendet zu betrachten (vgl. Rechtsgutachten des Max-Planck-Instituts f ü r ausländisches und internationales Privatrecht vom 14. 6. 1952, erstattet in der Erbscheinssache 7 T 542/51 LG Essen; vgl. ferner das in der vorliegenden Sache erstattete Rechtsgutachten des Prof. Dr. Dölle vom 24. 11. 1952). Hinzu kommt noch die Erwägung, daß sich der Aufenthalt des Erblassers an dem Orte der Verschleppung, wie anzunehmen ist, auf nur ganz kurze Dauer erstreckt haben wird, da, wie dem Senat aus ähnlichen Fällen be-

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kannt ist, ältere - ebenso wie kränkliche, schwache, nicht arbeitsfähige Personen unter den Verschleppten regelmäßig unmittelbar nach ihrer Ankunft am Orte der Verschleppung umgebracht wurden, so daß f ü r die Annahme der Begründung eines neuen gewöhnlichen Aufenthaltsorts kein Raum ist. Die Annahme der Beschwf., der Erblasser habe noch jahrelang in einem Konzentrationslager in Deutschland oder Polen gelebt, entbehrt jeder Begründung. Schließlich ist bei der Abgrenzung der Begriffe gewöhnlicher Aufenthalt' und .Aufenthalt' die Überlegung zu berücksichtigen, daß den Anknüpfungsbegriffen des Kollisionsrechts - wie Staatsangehörigkeit, Wohnsitz, Belegenheit - eine natürliche, meist mehr oder weniger dauerhafte Beziehung zu dem betreffenden Sachverhalt gemeinsam ist; eine derartige Beziehung war aber nicht zum Verschleppungsorte, sondern nur zum alten Aufenthaltsorte Brüssel vorhanden (vgl. das Rechtsgutachten vom 14. 6. 1952). Die Rüge der weiteren Beschwerde, das LG habe zu Unrecht Brüssel als letzten gewöhnlichen Aufenthaltsort des Erblassers angesehen, greift danach nicht durch. Der Erblasser ist somit als Staatenloser, der sich zuletzt im Ausland aufgehalten hat, in rechtlicher Hinsicht wie ein Angehöriger seines Aufenthaltsstaates, also wie ein Ausländer, zu behandeln. Das LG hat danach zutreffend entsprechend der für Ausländer getroffenen Regelung des § 73 III FGG das AG E. als f ü r die Erteilung des Erbscheins über den im Inland befindlichen Nachlaß des staatenlosen Erblassers zuständig bezeichnet, weil in seinem Bezirk das RE-Verfahren anhängig ist, das Nachlaßgegenstände betrifft (§ 2369 II Satz 2 BGB). Voraussetzung nach § 2369 BGB f ü r die Erteilung des gegenständlich beschränkten Erbscheins ist, daß die deutschen Gerichte f ü r die Regelung der Gesamterbschaft nicht zuständig sind und daß sich im Inland Gegenstände befinden, die zu dieser Erbschaft gehören. Das LG hat diese Voraussetzungen in rechtlich einwandfreier Weise bejaht. In Übereinstimmung mit dem sorgfältig begründeten Rechtsgutachten vom 24. 11. 1952 hat es ausgeführt, der Erbfall sei gemäß dem deutschen Kollisionsrecht nach den Vorschriften des belgischen Rechts zu beurteilen. Nach Art. 24, 25 EGBGB richtet sich die Beerbung nach dem Recht des Staates, dem der Erblasser zur Zeit seines Todes angehört hat, jedoch nach Art. 27 vorbehaltlich einer Rückverweisung des Rechtes dieses Staates auf die deutschen Gesetze (vgl. Palandt-Lauterbach aaO Anm. 1, 2 zu Art. 24). Bei Staatenlosen tritt gemäß Art. 29 an die Stelle des Heimatstaates der Staat des letzten gewöhnlichen Aufenthalts oder mangels eines solchen der Staat des letzten Aufenthalts. Daß dieser Staat im vorliegenden Falle Belgien war, ist oben bereits dargelegt. In bedenkenfreier Weise hat das LG sodann in Übereinstimmung mit dem zuletzt erwähnten Rechtsgutachten dargelegt, daß nach dem belgischen Kollisionsrecht das bewegliche Vermögen des Erblassers grundsätzlich dem Rechte des Ortes unterliegt, an dem er zur Zeit seines Todes sein Domizil hatte, also dem belgischen Recht, und daß zum beweglichen Vermögen nach dem deutschen Recht, auf das das belgische insoweit verweist, die in Deutschland erhobenen Wiedergutmachungsansprüche gehö-

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ren. Das LG stellt somit zutreffend fest, daß die Beerbung des Erblassers nicht dem deutschen Recht unterliegt und demgemäß für die Erteilung eines Vollerbscheins ein deutsches Gericht nach internationalem Recht nicht zuständig ist (vgl. Palandt-Rechenmacher aaO § 2369 Anm. 2; Keidel, FGG 6 § 73 Anm. 3 a, 6). Das LG hat - hier im Gegensatz zu dem erwähnten Rechtsgutachten von Dölle - auch die zweite Voraussetzung des § 2369 BGB bejaht, daß sich im Inlande Gegenstände befinden, die zum Nachlaß des Erblassers gehören. Seinen Ausführungen ist beizupflichten. Das Gutachten fährt unter Berufung auf Aubin (Anm. zum Beschluß des OLG Bamberg vom 22. 3. 1951 JZ 1951, 511) aus, im Zeitpunkt des Todes des Erblassers habe das Eigentum an den entzogenen Gegenständen nicht mehr ihm, sondern dem Entzieher zugestanden; der Erlaß des REG ändere daran nichts; denn erst die rechtskräftige RE-Anordnung habe zur Folge, daß der Verlust rückwirkend als nicht eingetreten gelte. Folgt man dieser Ansicht, ist allerdings eine unmittelbare Anwendung des § 2369 BGB nicht möglich. Nach Art. 6 britisches REG, Art. 7 US-REG steht der RE-Anspruch auch dem Erben oder Rechtsnachfolger des Verfolgten zu, wenn dieser vor Erlaß des REG gestorben ist. Unter Rechtsnachfolger im Sinne dieser Vorschriften versteht Aubin mit Recht den, dem - nach dem Tode des Verfolgten - der entzogene Gegenstand gegenwärtig gehören würde, wenn er nicht entzogen wäre; es handelt sich danach in Ansehung der Inhaberschaft an dem Gegenstand der Entziehung um eine gesetzliche Fiktion, eine fiktive Rechtsnachfolge, und dementsprechend beim Gegenstand der Entziehung um einen fiktiven Nachlaßgegenstand. Wenn danach § 2369 BGB nicht unmittelbar angewendet werden kann, steht doch seiner mittelbaren Anwendung in diesen Fällen nichts entgegen. Dies nimmt Aubin ohne zwingenden Grund an. Nach ihm vollzieht sich der Rechtserwerb an Gegenständen, die dem Erblasser entzogen worden sind, nicht im Wege des Erbganges, sondern auf Grund einer rechtskräftigen RE-Anordnung. Diese Ansicht ist jedoch zu formalistisch und wird den Bedürfnissen der Praxis nicht gerecht. Der Rechtserwerb vollzieht sich doch auch auf Grund der Stellung des Erwerbers als allgemeiner Rechtsnachfolger des Verfolgten. Aubin kommt zu seiner Stellungnahme auch wohl deshalb, weil er die Erteilung eines gegenständlich beschränkten Erbscheins für die Zweck des RE-Verfahrens nicht für erforderlich hält, da die RE-Behörde (nach Art. 42 britisches REG, Art. 50 US-REG) selbst die Möglichkeit habe, die Voraussetzungen der erbrechtlichen Stellung unmittelbar zu prüfen. Dabei übersieht er jedoch, daß die RE-Behörde diese Prüfung nicht selbst vorzunehmen braucht und häufig auch nicht vornimmt. So führt Harmening (REG Art. 42 Anm. II) aus, im Regelfalle habe der Berechtigte einen Erbschein vorzulegen. So hat auch im vorliegenden Falle - offenbar vor Einfügung der Absätze 3 und 4 in Art. 42 britisches REG durch die VO Nr. 237 vom 7. 12. 1951, die auch Aubin noch nicht hat berücksichtigen können (vgl. hierzu Burkhardt, NJW 1952, 412) - die RE-Behörde Vorlage eines Erbscheins verlangt. Die Erteilung eines. 1

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 155.

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solchen ist für den Beteiligten zu 1) also notwendig gewesen, um seine und seiner Geschwister Rechte im RE-Verfahren weiter zu verfolgen. Danach ist - auch wenn man nicht der weitergehenden Ansicht von Jordan (Wiedergutmachung und Erbrecht, JZ 1951, 166) folgen will, die REG hätten den in der Person des Erblassers bereits mit der Entziehung als Naturalobligation entstandenen RE-Anspruch nur geformt und klagbar gemacht - § 2369 BGB zumindest mittelbar anzuwenden. Das LG ist somit zutreffenderweise zu dem Schluß gelangt, daß im vorliegenden Falle ein gegenständlich beschränkter Erbschein, der jedoch keine Auskunft darüber gibt, welche Gegenstände zum Nachlaß gehören, sondern nur die Erben ausweist, zur Vorlage im anhängigen RE-Verfahren erteilt werden durfte, obwohl in diesem Verfahren erst mit rückwirkender Kraft die Anordnung über die RE im Inland befindlicher Gegenstände getroffen werden soll. Rechtlich einwandfrei sind des weiteren die Ausführungen des LG über den sachlich-rechtlichen Inhalt des Erbscheins. Wie bereits oben ausgeführt ist, unterliegt der Erbfall belgischem Recht. Das gilt ebenso wie f ü r die verfahrensrechtliche Zuständigkeit f ü r die Frage der Beerbung selbst (vgl. Palandt aaO § 2369 Anm. 2; Art. 24 EGBGB Anm. 3). Im Anschluß an die Ausführungen des oben erwähnten Rechtsgutachtens und an die dort aufgeführten Art. 750, 752, 753 Cc hat das LG festgestellt, daß Erben die Geschwister des Erblassers zu gleichen Teilen geworden sind, während der Witwe nach Art. 767 lediglich ein Nießbrauchsrecht an der Hälfte des Nachlasses zusteht, das im Erbschein mit Recht nicht vermerkt worden ist (vgl. Erman, BGB § 2353 Anm. 6). Frei von Rechtsirrtum sind des weiteren die Feststellungen des LG darüber, daß eine nach belgischem Recht wirksame Ausschlagung der Erbschaft von keinem der Geschwister des Erblassers erfolgt ist; diese Feststellungen stehen im Einklang mit den ausführlichen Darlegungen des Rechtsgutachtens zu diesem Punkte. In dieser Hinsicht sowie hinsichtlich der Erbfolge nach belgischem Recht hat die Beschwf. auch weder im zweiten noch im dritten Rechtszuge Rügen erhoben. Gerügt wird jedoch mit der weiteren Beschwerde, die Anwendung des belgischen Rechts auf den vorliegenden Erbfall verstoße gegen den Zweck der deutschen Gesetzgebung zur RE; es sei daher zu Unrecht angewendet worden; die Witwe des Erblassers sei anerkannte Nazi-Verfolgte; durch die erzwungene Flucht nach Belgien werde sie bei Anwendung des belgischen Rechts in ihrem Erbrecht benachteiligt, während das REG den Zweck habe, die unrechtmäßigen Handlungen der nationalsozialistischen Machthaber in ihrer Schadensauswirkung auf die Verfolgten wiedergutzumachen. Die Voraussetzungen des Art. 30 EGBGB, der die Anwendung eines ausländischen Gesetzes ausschließt, wenn sie gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen würde, liegen jedoch nicht vor. Der Umfang sowie die Art und Weise der Wiedergutmachung des Schadens, den ein Verfolgter erlitten hat, werden nicht davon beeinflußt, ob sich im Einzelfalle die Erbfolge nach einem inzwischen verstorbenen Verfolgten nach deutschem oder ausländischem Erbrecht beurteilt. Die deutschen REG haben auch keine Sonderregelung f ü r die Erb-

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folge nach einem Verfolgten getroffen. Die Anwendung ausländischen Erbrechts k a n n danach nicht gegen den Zweck der deutschen REG verstoßen. Im übrigen bleibt die Witwe des Erblassers auch nach belgischem Erbrecht nicht völlig unberücksichtigt; denn ihr steht k r a f t Gesetzes, wie oben bereits hervorgehoben, der Nießbrauch am halben Nachlaß ihres E h e m a n n e s zu. Danach widerstreitet die Anwendung des belgischen Erbrechts auch nicht den Zwecken des deutschen Erbrechts. Die Ausnahmevorschrift des Art. 30 ist mit Vorsicht u n d Zurückhaltung anzuwenden (vgl. Palandt-Lauterbach aaO Art. 30 Anm. 2). Es besteht kein Anlaß, der in sich wohl geordneten und ausgewogenen Erbrechtsordnung eines anderen Landes deshalb die Anwendung zu versagen, weil sie von der deutschen Regelung abweicht, selbst wenn eine Einzelperson gegenüber dieser benachteiligt wird." 2 0 7 . Zur internationalen Zuständigkeit in Erbscheinssachen. Zum Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit durch die 11. VO zum Reichsbürgergesetz. örtlich zuständig für die Erteilung eines gegenständlich beschränkten Erbscheins ist das Amtgericht, in dessen Bezirk sich das der Rückerstattung unterliegende Vermögen befindet. Wann ist ein gegenständlich beschränkter Erbschein zu erteilen? - BGR § 2369; FGG § 73. OLG Oldenburg, 3. ZS, Beschl. vom 4. 11. 1954 - 3 AR 4/54: NdsRpfl. 9 (1955) 53. Aus den Gründen: „Ein Sohn der Erblasserin hat die Erteilung eines Erbscheins beantragt, doch hat das AG in Q. den Antrag aus materiellen Gründen zurückgewiesen. Das LG hat diese Entscheidung aufgehoben mit der Begründung, das AG Q. sei zur Entscheidung nicht zuständig gewesen. D a r a u f h i n hat das AG Q. die Akten an das AG Berlin-Schöneberg übersandt. Da dieses die Übern a h m e abgelehnt hat, hat das AG Q. die Sache zur Entscheidung dem OLG vorgelegt. Der Senat ist gemäß § 5 FGG zur Entscheidung über den Zuständigkeitsstreit der beiden AG berufen, da das in seinem Bezirk liegende AG Q. zuerst mit der Sache b e f a ß t worden ist. Das AG Q. ist auch zur Entscheidung über die Erteilung des Erbscheins zuständig. Voraussetzung d a f ü r ist allerdings, d a ß deutsche Gerichte ü b e r h a u p t bei der Regelung der erblichen Verhältnisse mitzuwirken haben, d. h. sachlich zuständig sind. Diese sachliche Zuständigkeit bestimmt sich nicht nach § 73 FGG, sondern nach materiellen Recht (vgl. Palandt, BGB 1 3 § 2369 BGB Anm. 2). Sie ist hier von der Staatsangehörigkeit der Erblasserin unabhängig, da in jedem Fall die deutschen Gerichte zur Entscheidung b e r u f e n sind. W e n n die Erblasserin bei ihrem Tode noch deutsche Staatsangehörige war, so bestimmen sich die Rechtsverhältnisse hinsichtlich des Erbfalls ausschließlich nach deutschem Recht. Aber auch wenn sie ausländische Staatsangehörige oder staatenlos gewesen ist, was insoweit einer ausländischen Staatsangehörigkeit gleichsteht (vgl. Keidel, FGG 5 § 73 Anm. 6), ist zum mindesten durch 37 Intern. Privatrecht 1954 und 1955

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die Möglichkeit der Erteilung eines gegenständlich beschränkten Erbscheins f ü r in Deutschland befindliche Nachlaßgegenstände gemäß § 236& BGB die sachliche Zuständigkeit der deutschen Gerichte gegeben. Die örtliche Zuständigkeit bestimmt sich hier nach § 73 I I I FGG. D i e in Südafrika verstorbene Erblasserin, die nach den eingeholten Auskünften die südafrikanische Staatsangehörigkeit nicht erworben hatte, war bei ihrem T o d e staatenlos, weil sie nach § 2 a der 11. V O zum RBürgG v o m 25. 11. 1941 ihre deutsche Staatsangehörigkeit verloren hatte. Diese V O ist auch entgegen der Auffassung des L G mit der herrschenden Meinung jedenfalls insoweit als gültig anzusehen, als sie bis zur Kapitulation Rechtswirkungen gehabt hat (vgl. BGH, N J W 1953, 542 OLG Bamberg, JZ 1951, 510 2 ; Palandt aaO § 2369 Anm. 2; Keidel aaO § 73 Anm. 6). V o n dieser Ansicht geht auch das GG aus, das in Art. 116 I I f ü r solche Fälle einen Wiedererwerb der deutschen Staatsangehörigkeit vorsieht. I m Bezirk des AG Q. befinden sich auch, wie § 73 I I I weiter voraussetzt, Nachlaßgegenstände. W i e sich aus den Akten ergibt, hat die Erblasserin früher mehrere Grundstücke besessen, die im Bezirk des AG Q. lagen und jetzt der Rückerstattung unterliegen. Da die Erblasserin nach Inkrafttreten des REG f ü r die britische Zone im Jahre 1949 gestorben ist, standen ihr die Ansprüche auf Rückerstattung dieses Vermögens beim Erbfall bereits zu und sind daher als Nachlaßgegenstände anzusehen. Die Ansprüche gelten auch nach § 73 I I I Satz 2 FGG in Verbindung mit § 2369 I I Satz 1 B G B als im Inlande befindlich, da f ü r die Durchführung der Rückerstattungsansprüche ein deutsches Gericht zuständig ist. Dieses ist nun zwar nicht das AG Q., sondern die Wiedergutmachungskammer beim L G in O. Da die L G zur Entscheidung über die Erteilung von Erbscheinen aber nicht zuständig sind, so muß man mit dem OLG Bamberg aaO annehmen, daß die Zuständigkeit desjenigen AG gegeben ist, in dessen Bezirk sich die von der Rückerstattung betroffenen Gegenstände befinden. Ist somit die örtliche Zuständigkeit des AG Q. gegeben, so kann es in diesem Verfahren dahingestellt bleiben, ob, wenn die materiellen Voraussetzungen vorliegen, ein allgemeiner oder gegenständlich beschränkter Erbschein nach § 2369 BGB zu erteilen ist. Ein gegenständlich beschränkter Erbschein kommt nach § 2369 I BGB nur dann in Betracht, wenn es f ü r die Erbschaft an einem zur Erteilung des allgemeinen Erbscheins zuständigen deutschen Nachlaßgericht fehlt. Diese Frage bestimmt sich nach materiellem Recht, wobei zu klären ist, ob für die Beerbung der Erblasserin nach Art. 25, 27 EGBGB - Art. 25 gilt auch für Ausländer und Staatenlose mit letztem Wohnsitz im Ausland (vgl. JFG 16, 28) - infolge Rückverweisung oder aus anderen Gründen hinsichtlich der im Inland befindlichen Nachlaßgegenstände u. U. auch deutsches Recht anzuwenden ist." 2 0 8 . Für die Erteilung von Erbscheinen auf Antrag Vertriebener für Lastenausgleichszwecke nach Erblassern ausländischer Staatsangehörigkeit, die vor dem 1. 4. 1952 im Ausland verstorben sind, ist in entsprechen1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 37.

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Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 155.

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der Anwendung des § 73 III FGG das Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirk das zuständige Ausgleichsamt seinen Sitz hat. - FGG § 73; BGB § 2369. KG-West, 1. ZS, Beschl. vom 1. 7. 1954 - 1 AR 31/54 ^ JR 8 (1954) 464. Aus den Gründen: „Eine örtliche Zuständigkeit des AG Schöneberg ist nicht gegeben. Die Erblasserin ist im Jahre 1948 als österreichische Staatsangehörige in Wien, ihrem letzten Wohnsitz, verstorben. Deshalb kommt die Zuständigkeit eines deutschen Nachlaßgerichts nach § 73 I und II FGG nicht in Betracht. Insbesondere ist auch nicht die Zuständigkeit des AG Schöneberg als Zentralgericht nach § 73 II FGG begründet, da diese Bestimmung voraussetzt, daß der Erblasser ein Deutscher war. Nach § 73 III FGG könnte daher nur die Zuständigkeit desjenigen deutschen Nachlaßgerichts begründet sein, in dessen Bezirk sich Nachlaßgegenstände befinden. Demgemäß kommt es darauf an, ob und w o solche Gegenstände im Inland vorhanden sind. Als i m Inland befindlicher Nachlaßgegenstand kommt hier ein Anspruch auf Gewährung von Ausgleichsleistungen nach dem LAG in Betracht. Diese Ansprüche gehören jedoch nicht unmittelbar zum Nachlaß, weil sie, w e n n der Erblasser vor dem 1. 4. 1952 verstorben ist, nicht schon in der Person des Erblassers, sondern in der Person des Erben mit Wirkung vom 1. 4. 1952 entstanden sind (§ 232 III LAG; Harmening, LAG § 229 Anm. 1). Nach § 229 LAG gelten als Geschädigte der unmittelbar Geschädigte, und w e n n dieser vor dem 1. 4. 1952 verstorben ist, seine Erben, sofern sie in dem in § 229 Nr. 1 - 5 näher angeführten verwandtschaftlichen Verhältnis zu dem unmittelbar Geschädigten gestanden haben. Der Anspruch ist daher in den Fällen überhaupt nicht entstanden, in denen die Erben zu dem Erblasser nicht in dem vom Gesetz erforderten verwandtschaftlichen Verhältnis stehen. Ist diese Bedingung gegeben, so macht der Erbe im Sinne des Lastenausgleichsrechts zwar nicht einen eigenen Schaden geltend, sondern einen solchen seines Erblassers (Harmening aaO § 229 II 2 b). Das bedeutet aber nur, daß er einen in seiner Person entstandenen Rechtsanspruch aus dem Schaden einer dritten Person, des Erblassers, herleitet. Zum Nachlaß hat dieser Anspruch nicht gehört. Er steht daher auch den Erben nicht in Erbengemeinschaft zu, sondern ist nach § 325 LAG von jedem Miterben als Geschädigten bei dem für ihn zuständigen Ausgleichsamt geltend zu machen. Bei dieser Rechtslage würde daher in Fällen der hier vorliegenden Art die Zuständigkeit eines deutschen Nachlaßgerichts überhaupt nicht gegeben sein. Dies könnte dazu führen, daß die Berechtigten in Beweisschwierigkeiten geraten, weil sie ihre Eigenschaft als Erbe des unmittelbar Geschädigten nicht nachweisen können, und ihr Anspruch möglicherweise scheitert. Zwar brauchen die Ausgleichsämter nicht allgemein die Vorlegung von Erbscheinen zu verlangen (Harmening aaO § 229 Anm. 12). Sie kön1 Mit derselben Begründung: KG-West, 1. ZS, Beschl. vom 19. 7. 1954 - 1 AR 38/54: NJW 7 (1954) 1331; MDR 8 (1954) 625; DRpfl. 62 (1954) 451; DNotZ 1954, 607.

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nen die Frage, ob der Antrst. E r b e des unmittelbar Geschädigten ist, auch in eigener Zuständigkeit p r ü f e n . Aus der dem Senat b e k a n n t e n Tatsache, daß vielfach Erbscheine zur Geltendmachung von Ausgleichsansprüchen nachgesucht werden, ergibt sich aber, daß die Ausgleichsämter in der Regel die Vorlegung eines Erbscheins verlangen. Ist es, wie im vorliegenden Falle, dem Antrst. nicht möglich, sein Erbrecht durch Vorlegung einer letztwilligen Verfügung oder bei gesetzlicher Erbfolge durch P e r s o n e n s t a n d s u r k u n den dem Ausgleichsamt gegenüber nachzuweisen, wird dieses o f t nicht in der Lage sein, sich mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln eine eigene Überzeugung von dem Bestehen des Erbrechts zu verschaffen. Der Antrst. könnte zwar eine E i n a n t w o r t u n g s u r k u n d e des österreichischen Verlassenschaftsgerichts erwirken. Einer solchen w ü r d e aber als dem Zeugnis einer ausländischen Behörde auf deutschem Rechtsgebiet keine bindende Legitimationswirkung z u k o m m e n (JFG 17, 342), w e n n es auch den Ausgleichsämtern im R a h m e n ihres Ermessens nicht verwehrt ist, sie gelten zu lassen. Denn E i n a n t w o r t u n g s u r k u n d e n österreichischer Gerichte stehen deutschen Erbscheinen im Rechtsverkehr n u r d a n n gleich, w e n n sie während der Geltungsdauer des Nachlaßabkommens zwischen dem Deutschen Reich u n d Österreich vom 5. 2. 1927 (G. vom 16. 7. 1927, RGBl. II 505) oder der VO über den Anwendungsbereich erbrechtlicher Vorschriften vom 12. 12. 1941 (RGBl. I 765) ausgestellt worden sind, d. h. bis zum 8. 5. 1945, wenn auch unter dieser Voraussetzung von ihnen zeitlich unbeschränkt Gebrauch gemacht werden k a n n (Senat vom 15. 1. 1 9 5 3 2 - D N o t Z 1953,406 = J R 1954, 186). Da auch das Zuständigkeitsergänzungsgesetz vom 7. 8. 1952 (RGBl. I 407) nicht eingreift, w ä r e die Beschaffung eines deutschen Erbscheins nicht möglich. Dieses Ergebnis ist jedoch im Interesse der Vertriebenen untragbar. Es ist daher eine entsprechende Anwendung des § 73 III FGG geboten. Diese rechtfertigt sich daraus, daß die Lastenausgleichsansprüche, wenn sie auch nicht zum Nachlaß gehören, doch ihre W u r z e l darin haben, daß das Vermögen des Erblassers von Vertreibungsschäden oder Kriegsschäden betroffen worden ist. Dem § 73 III FGG liegt aber ebenso wie dem § 2369 BGB der Gedanke zugrunde, daß die Möglichkeit zur Ausstellung eines Erbscheins unter allen Umständen gewährleistet sein soll, w e n n der E r b e zur Geltendmachung von Rechten innerhalb des deutschen Rechtsgebiets eines Zeugnisses ü b e r sein Erbrecht bedarf (KG, J W 1933, 2086). Nach § 2369 II Satz 2 BGB gilt ein Anspruch als im Inland befindlich, wenn f ü r die Klage ein deutsches Gericht zuständig ist. F ü r den Anspruch auf Gew ä h r u n g von Ausgleichsleistungen ist die Zuständigkeit der Verwaltungsgerichte gegeben (§ 333 LAG). Örtlich ist der Anspruch am Sitze des Ausgleichsamts gelegen, bei welchem er gemäß § 325 LAG geltend zu machen ist. Demgemäß ist das Nachlaßgericht zuständig, in dessen Bezirk das L a n d r a t s a m t (Ausgleichsamt) in U. seinen Sitz hat. Zweckmäßig wird auch in diesen Fällen von der Vorschrift der §§ 7 III, 6 II Zuständigkeitsergänzungsgesetz Gebrauch gemacht, wonach das Nach2

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 237.

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laßgericht erst tätig werden soll, wenn es dem AG Schöneberg Anzeige erstattet hat und der Eingang dieser Anzeige bestätigt worden ist, um so die Ausstellung mehrfacher Erbscheine durch verschiedene Nachlaßgerichte zu vermeiden." 2 0 9 . Das deutsche Nachlaßgericht ist zur Eröffnung des Testaments eines in seinem Bezirk wohnhaften ausländischen Erblassers international zuständig. LG Bonn, Beschl. vom 22. 7. 1954 - 4 T 1013/53. Ungedruckt. Aus den Gründen: „ A m 19. 3. 1943 verstarb in S. im Staate Minnesota, USA, Professor Theodor B. Das von ihm mit seiner Ehefrau errichtete gemeinschaftliche Testament vom 26. 9. 1930 wurde am 22. 9. 1947 vom AG Königswinter eröffnet. In dem Testament setzten sich die Eheleute B. gegenseitig zu Erben ein. Nach dem Tode des Längstlebenden sollte der Schwester der Ehefrau B. - Therese V. in Honnef - die Nutznießung des gesamten Nachlasses mit der Bestimmung zustehen, daß nach ihrem Tode der Nachlaß je zur Hälfte an die beiderseitigen Angehörigen der Eheleute B. fallen sollte. Die W i t w e Johanna B. verstarb am 4. 11. 1952 in Honnef, nachdem sie im Mai 1950 von Amerika kommend dort ihren Wohnsitz genommen hatte. Sie war amerikanische Staatsangehörige. Ob sie daneben noch die deutsche Staatsangehörigkeit besaß, läßt sich nicht ermitteln. Zum Nachlaß gehört ein in Honnef gelegenes Grundstück. Sowohl die Schwester der Verstorbenen als auch Frau Maria S., deren Mutter ebenfalls eine Schwester der Erblasserin war, beantragten beim AG die Eröffnung des gemeinschaftlichen Testaments auch nach Johanna B. Durch den angefochtenen Beschluß hat das AG die Eröffnung des Testaments abgelehnt. Zur Begründung führt es aus, eine Eröffnung des Testaments eines Ausländers sei nur zum Zwecke der Feststellung der Zuständigkeit möglich. Hierüber bestehen aber keine Zweifel, da auf den Nachlaß amerikanisches Recht zur Anwendung komme, weil die Erblasserin die amerikanische Staatsangehörigkeit besessen habe. . . . Die Beschwerde mußte . . . sachlich Erfolg haben, da das AG verpflichtet ist, auch ein Testament eines in Deutschland verstorbenen ausländischen Erblassers zu eröffnen, selbst wenn die Behandlung des Nachlasses nicht dem deutschen Recht unterworfen ist. Dabei beschränkt sich die Möglichkeit der Eröffnung eines Testaments eines Ausländers nicht nur - wie das AG angenommen hat - auf eine Eröffnung zum Zwecke der Feststellung der Zuständigkeit. § 73 I I I FGG, der im übrigen nur für die Bestimmung der örtlichen Zuständigkeit maßgebend ist, kommt nur dann zur Anwendung, wenn der ausländische Erblasser zur Zeit des Erbfalles im Inland weder Wohnsitz noch Aufenthalt hatte. Hier hatte aber die Erblasserin seit Mai 1950 ihren ständigen Wohnsitz

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Nr. 209

wieder in Honnef genommen. Aus der Vorschrift des § 73 III FGG kann daher . . . eine Pflicht zur Eröffnung des Testaments durch ein deutsches Gericht nicht hergeleitet werden. Da sich nicht ermitteln ließ, ob die Erblasserin neben der amerikanischen Staatsangehörigkeit auch noch die deutsche Staatsangehörigkeit besaß, ist davon auszugehen, daß sie gemäß Art. 25 EGBGB nach den Gesetzen des Staates beerbt wird, dem sie zur Zeit ihres Todes angehörte. Danach regelt sich der Nachlaß der Erblasserin ausschließlich nach amerikanischem Recht und zwar nach dem Erbrecht des Staates Minnesota. Ob dieses Recht hinsichtlich einzelner Nachlaßgegenstände oder auch des gesamten Nachlasses eine Rückverweisung gemäß Art. 27 EGBGB vorsieht und damit letztlich doch deutsches Erbrecht zur Anwendung kommt, kann hier dahingestellt bleiben, da die genannten Grundsätze nur für die materiellen Fragen der Erbberechtigung und der Verteilung des Nachlasses zur Anwendung kommen. Für die Ablieferung eines solchen Testaments und f ü r dessen Eröffnung ist aber jedenfalls das deutsche Nachlaßgericht zuständig, wenn sich Nachlaßgegenstände in Deutschland befinden. Die genannten Maßnahmen dienen der Sicherung des Nachlasses, f ü r die auch beim Tode eines Ausländers in Deutschland ein Bedürfnis besteht, wenn deutsche Nachlaßbeteiligte vorhanden sind. Ebenso wie bei der Sicherung des Nachlasses entsprechend § 1960 BGB wird auch hier der Frage der Berechtigung am Nachlaß nicht vorgegriffen. Der Formalakt der Testamentseröffnung, der die eigentliche Regelung des Nachlasses nur einleitet, ist aber nicht notwendig davon abhängig, welchem materiellen Recht der Nachlaß unterliegt. Das AG konnte daher das Testament der Erblasserin, auch wenn deren Nachlaß nicht deutschem Recht unterworfen ist, eröffnen und war nach § 2260 BGB hierzu verpflichtet (vgl. OLGR 40,160; Martin Wolff, Das IPR Deutschlands 8 [1954] § 54 I; Staudinger, BGB9 VI 2 Art. 25 EGBGB Anm. G 3 S. 727). Dies folgt auch insbesondere daraus, weil das AG in der Lage ist, nach § 2369 BGB einen gegenständlich beschränkten Erbschein auszustellen. Hierfür sind auch im vorliegenden Falle die Voraussetzungen gegeben, da einmal Gegenstände, die zum Nachlaß der Erblasserin gehören, in Deutschland belegen sind - so ein Grundstück in Honnef - und zum zweiten kein anderes deutsches Nachlaßgericht einen unbeschränkten Erbschein ausstellen kann. Letzteres wäre, da amerikanisches Recht Anwendung findet, nur dann denkbar, wenn dieses Recht ähnliche Maßregeln wie die Erteilung eines Erbscheines kennen würde. Dies ist aber nicht der Fall (vgl. Martin Wolff aaO § 54 Anm. II). Wenn aber schon die Erteilung eines beschränkten Erbscheines möglich ist, dann muß als Voraussetzung die Eröffnung des Testaments in Deutschland ebenfalls möglich sein."

Nr. 210

XIV. Konkursrecht

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XIV. KONKURSRECHT 2 1 0 . Ob ein Vermögensgegenstand zur Konkursmasse gehört, beurteilt sich nach dem Recht des Landes, in dem der Konkurs eröffnet worden ist. Nach Schweizer Recht erstreckt sich der Konkurs auch auf außerhalb der Schweiz befindliches Vermögen (Universalitätsprinzip). Die Eröffnung des Konkurses im Ausland (hier: der Schweiz) hindert Zwangsvollstreckungen in das inländische Vermögen nicht (Territorialitätsprinzip); der ausländische Konkursverwalter kann jedoch im Inland befindliches nicht beschlagnahmtes Vermögen zur Masse ziehen. Eine dem Gemeinschuldner zustehende, auf eigennütziger Einziehungsermächtigung beruhende Prozeßführungsbefugnis gehört nach deutschem wie nach Schweizer Recht zur Konkursmasse. Welches Schicksal die juristische Person durch Konkurseröffnung erleidet, beurteilt sich nach dem Recht des Staates, dem sie zugehörig ist. Zum Einfluß der Konkurseröffnung auf die Existenz einer juristischen Person und auf die Vertretungsmacht ihrer Organe. - KO § 237. OLG München, 6. ZS, Urt. vom 29. 9. 1955 - 6 U 1485/55: Leitsätze in RiW 2 (1956) 24. Die Hypotheken- und Commerzbank AG in Z. (Schweiz), die bei der Bekl. ein Sperrmarkkonto unterhielt, machte einen Teilbetrag des zu ihren dunsten im Kontoauszug ausgewiesenen Saldos im Urkundenprozeß geltend. Gegenüber dem Einwand der Bekl., daß der Anspruch aus dem Bankguthaben an R. in Z. (Schweiz) abgetreten worden sei, machte die Kl. geltend, daß R. ihr die Forderung zum Zwecke des Inkassos zurückübertragen habe. Die Bekl. wurde durch Vorbehaltsurteil zur Zahlung verurteilt. Während des Nachverfahrens wurde der Konkurs über das Vermögen der Kl. eröffnet. Der Konkursverwalter nahm den Prozeß auf und teilte mit, daß der Zessionar R. mit der Fortführung des Verfahrens durch ihn einverstanden sei. Aus den Gründen: „Das Erstgericht hat in dem angefochtenen Urteil die Frage, ob dem Konkursverwalter die von ihm behauptete Prozeßführungsbefugnis zusteht, zu Unrecht . . . ungeprüft gelassen. . . . Es fragt sich . . . , ob der Konkursverwalter durch die Aufnahme des Rechtsstreites in die Prozeßführungsbefugnis der Gemeinschuldnerin eingetreten ist . . . Die Frage [ob der Konkursverwalter den Rechtsstreit aufnehmen konnte und zur Führung des Rechtsstreites befugt ist] hängt davon ab, ob es sich um eine Rechtsstreitigkeit über das zur Konkursmasse gehörige Vermögen handelt (§ 10 KO). Die Frage der Massezugehörigkeit richtet sich dabei nach der Gesetzgebung des Landes, in welchem die Konkurseröffnung stattgefunden hat, im vorliegenden Falle daher nach Schweizer Recht (RGZ 6, 403). Dieses bestimmt in Art. 197 des schweizerischen Bundesgesetzes über Schuldbetreibung und Konkurs vom 1 1 . 4 . 1889, daß

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

Nr. 210

sämtliches Vermögen, das dem Gemeinschuldner zur Zeit der Konkurseröffnung angehört oder ihm vor Abschluß des Konkursverfahrens anfällt, eine einzige Masse (Konkursmasse) bildet, gleichviel wo sich dasselbe befindet. Damit erstreckt sich der schweizerische Konkurs auch auf das außerhalb der Schweiz befindliche Vermögen. Da nun aber keine Gesetzgebung ihre Staatsgewalt über die Staatsgrenzen hinaus geltend machen kann und es jedem Staate unbenommen ist, der Hereinziehung des in seinem Gebiete befindlichen Vermögens eines Ausländers in das in seinem Heimatstaate eröffnete Konkursverfahren entgegenzutreten, ist zu prüfen, ob nicht die deutsche KO Vorschriften enthält, die dem sich aus Art. 197 des schweizerischen Bundesgesetzes ergebenden Universalitätsprinzip entgegenstehen. Eine derartige einschränkende, auf dem Standpunkt des Territorialitätsprinzips stehende Vorschrift findet sich in § 237 KO. Hier ist bestimmt, daß auch dann, wenn im Ausland das Konkursverfahren über das Vermögen des Schuldners eröffnet ist, Zwangsvollstreckungen inländischer und ausländischer Gläubiger in das Inlandsvermögen des Gemeinschuldners stattfinden können. Die Vorschrift ordnet jedoch nicht grundsätzlich an, daß das in Deutschland befindliche Vermögen des Gemeinschuldners von den Wirkungen des Auslandskonkurses unberührt bleibt und nach deutschem Recht nicht zur ausländischen Konkursmasse gehört. Sie bestimmt vielmehr, daß das in Deutschland befindliche Vermögen des ausländischen Gemeinschuldners nur insoweit keinen Teil der ausländischen Konkursmasse bildet, als es von inländischen oder ausländischen Gläubigern im Wege der Zwangsvollstreckung in Anspruch genommen wird. § 237 KO stellt eine Sonderbestimmung dar, sie spricht dem Auslandskonkurs nicht jede Rechtswirkung im Inlande ab. Der ausländische Konkursverwalter hat daher - unter Vorbehalt des besseren Rechtes der Gläubiger, die Beschlag auf die Sache legen - das Recht, inländisches Vermögen zur Masse zu ziehen. Die freie Betätigung seiner privatrechtlichen Legitimation als Massevertreter bleibt ihm gewahrt (so zutreffend unter anderem RGZ 6, 407; 16, 61; RG, J W 1899, 227; KG, SeuffArch. 65, 427; Böhle-Stamschrädei, KO 4 [1955] Anm. 1 zu § 237 KO; anscheinend auch RGZ 153, 207; anderer Ansicht unter anderem RGZ 14, 406; 100, 242; Jaeger, KO 7 Anm. 3 zu § 237 KO; Mentzel-Kuhn,

KO A n m . 1 zu § 237 K O ; Bleyer

K O 3 [1928]

Anm. 1 zu § 237 KO). § 237 KO steht mithin im vorliegenden Falle der sich aus § 10 KO ergebenden Befugnis des Konkursverwalters, den Rechtsstreit aufzunehmen, nicht entgegen. Daß es sich um einen Massegegenstand im Sinne der §§ 1, 10 KO handelt, ist in dem vorerwähnten Senatsbeschluß vom 29. 1. 1954 bereits dargelegt. Damit sind auch die Voraussetzungen des in den Grundzügen mit den deutschen Vorschriften übereinstimmenden Art. 197 des schweizerischen Bundesgesetzes über Schuldbetreibung und Konkurs erfüllt. . . . Es ist daher davon auszugehen, daß der anhängige Rechtsstreit mindestens in wirtschaftlicher Beziehung (siehe hierzu RGZ 45, 376) zur Konkursmasse steht. Die in Prozeßstandschaft geführte Klage hat zwar nicht falls die behauptete Abtretung rechtswirksam erfolgt ist - unmittelbar eine

Nr. 210

XIV. Konkursrecht

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Konkursforderung zum Gegenstand, klärt aber im Ergebnis eine Sach- und Rechtslage, die Grundlage einer die Konkursmasse betreffenden Forderung sein kann, so daß auch das von der Rechtsprechung des RG für die Zulassung einer gewillkürten Prozeßstandschaft geforderte besondere eigene und klar erkennbare Interesse der Konkursmasse gegeben ist (vgl. hierzu Rosenberg, Lehrbuch des deutschen Zivilprozeßrechts 6 § 45 II 2 c). Die Weiterführung des Rechtsstreites durch den Konkursverwalter dient der Vorbereitung eines aktiv die Masse betreffenden Anspruchs (siehe hierzu Mentzel-Kuhn

a a O A n m . 6 v o r § 10 KO; Böhle-Stamschräder

a a O A n m . 1 c zu

§ 10 KO; BGH, LM Nr. 4 zu § 146 KO). Das auf einer eigennützigen Einziehungsermächtigung beruhende Prozeßführungsrecht gehört daher zur Konkursmasse. Dies hat bei der insoweit bestehenden grundsätzlichen Gleichheit der konkursrechtlichen Bestimmungen auch nach dem Rechte der Schweiz zu g e l t e n . . . . Die Befugnis des Konkursverwalters, die Gemeinschuldnerin im Rechtsstreit zu vertreten, ergibt sich im übrigen auch aus einer anderen Erwägung. Ob eine ausländische juristische Person nach Konkurseröffnung noch besteht und ob und in welcher Weise sie in ihrer Vertretung eine Änderung erfahren hat, ob sie noch durch ihre Organe oder durch den Konkursverwalter vertreten wird, ist nach den Gesetzen des Staates zu beurteilen, dem die juristische Person angehört. Deshalb muß - wie immer man sich auch zur Auslegung des § 237 KO stellen mag - insoweit auch im Inlande die Tatsache der im Ausland erfolgten Konkurseröffnung beachtet wei'den. Im allgemeinen hat die Konkurseröffnung bei einer juristischen Person weitergehende Wirkung als bei einer natürlichen Person. Die natürliche Person kann weiter rechtsgeschäftlich tätig sein, wenn ihr auch die Verfügung über ihr derzeitiges Vermögen durch die Konkurseröffnung entzogen ist. Die juristische Person dagegen kann dies nicht. Deren Persönlichkeit beruht in der Regel auf einem bestimmten Vermögen; durch den Konkurs aber wird ihr gesamtes Vermögen dem Konkurszweck unterworfen. Daher haben im allgemeinen die Organe einer juristischen Person nicht die Befugnis, nach außen hin während des Konkursverfahrens f ü r das Gesellschaftsvermögen handelnd aufzutreten, mögen sie auch während des Verfahrens noch gewisse Aufgaben haben, die sich auf die inneren Angelegenheiten der Gesellschaft beziehen (RGZ 153, 206; MentzelKuhn aaO Anm. 2 zu § 237 KO). So ist es auch nach dem Rechte der Schweiz. Gemäß Art. 736 Ziffer 3 des schweizerischen Obligationenrechtes (OR) wird die AG durch die Eröffnung des Konkurses aufgelöst. Sie besteht zwar im Zustand der Liquidation noch fort und behält auch ihre juristische Persönlichkeit (Art. 739 I OR); die Befugnisse der Organe sind jedoch weitgehend eingeschränkt. Nach § 740 V OR besorgt die Konkursverwaltung im Falle eines Konkurses die Liquidation nach den Vorschriften des Konkursrechtes; die Organe der Gesellschaft behalten die Vertretungsbefugnis nur, soweit eine Vertretung durch sie noch notwendig wird. Damit sind also nach dem maßgebenden Rechte der Schweiz nach der Eröffnung des Konkurses über das Vermögen einer AG die Organe nicht

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

Nr. 211-213

mehr zur Vertretung befugt, sondern allein der Konkursverwalter (vgl. hierzu RGZ 153, 206 hinsichtlich des niederländischen Rechts). Er muß daher auch zur Aufnahme und Führung eines seither von der Gemeinschuldnerin selbst geführten Prozesses berechtigt sein. Im übrigen wäre, wenn die Organe insoweit noch handeln könnten, das Ergebnis nicht anders, weil der Konkursverwalter vorliegend im offensichtlichen Einverständnis mit den Organen der Gemeinschuldnerin aufgetreten ist (vgl. hierzu Bleyer aaO Anm. 3 zu § 237 K O ) . Die Prozeßführungsbefugnis des Konkursverwalters ist daher gegeben; er kann den Rechtsstreit für die Gemeinschuldnerin fortsetzen." 2 1 1 . Das Saargebiet ist im Verhältnis zur Bundesrepublik als Inland anzusehen. Demgemäß erstrecken sich die Konkurswirkungen auch auf die im Bundesgebiet befindlichen Vermögensgegenstände des saarländischen Gemeinschuldners. LG Wiesbaden, Beschl. vom 16. 3. 1955 - 4 T 166/55 - mit den Gründen abgedruckt in: N J W 8 (1955) 1443; K T S 17 (1956) 54. 2 1 2 . Die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen eines der Bundesrepublik angehörenden Gemeinschuldners hat auf dessen im Saarland befindliche Vermögensgegenstände im Sinne der §§ 6-8 KO keine unmittelbare Wirkung. - KO § 237. AG Saarbrücken, Urt. vom 21. 6. 1954 - 3 G 36/54 - mit den Gründen abgedruckt in: N J W 8 (1955) 914 mit Anm. von Metzger.

XV.

STAATSANGEHÖRIGKEITSRECHT

Siehe auch Nr. 77, 101, 103, 104, 140 a-c, 142 Deutsche Staatsangehörigkeit Siehe auch Nr. 13, 80, 93, 99, 102, 103, 111, 122, 129, 206, 207, 226, 227, 230 2 1 3 . Eine Deutsche, die in der Zeit zwischen dem Inkrafttreten des Grundgesetzes und dem 1. 4. 1953 einen Ausländer geheiratet hat, hat, sofern sie mit der Eheschließung nicht die Staatsangehörigkeit ihres Mannes erworben hat, die deutsche Staatsangehörigkeit durch die Eheschließung nur dann verloren, wenn sie bei dieser erklärt hat, ihre Staatsangehörigkeit aufgeben zu wollen. Die in Deutschland vor dem Standesbeamten vorgenommene Eheschließung eines Griechen orthodoxen Glaubens und einer Deutschen ist nach deutschem Recht wirksam, nach griechischem Recht unwirksam. Ob eine Scheidungsklage in diesem Fall auf griechisches Recht zu stützen ist, bleibt dahingestellt. - EGBGB Art. 13, 17; RuStAG § 17 Nr. 6; GG Art. 16.

Nr. 213

XV. Staatsangehörigkeitsrecht

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BGH, 4. ZS, Urt. vom 14. 12. 1955 - IV ZR 215/55: BGHZ 19, 266; NJW 9 (1956) 509; JZ 11 (1956) 171; LM Nr. 1 zu Art. 16 GG; DÖV 9 (1956) 311; DVB1. 71 (1956) 270;VRspr. 8 (1956) 5 5 5 ; F a m R Z 3 (1956) 83; Clunet 85 (1958) 166; AJIL 52 (1958) 548; Leitsatz in LM Nr. 1 zu RuStAG. Die Parteien haben am 10. 8. 1949 vor dem Standesamt in Bremerhaven die Ehe geschlossen. Der Bekl. ist griechischer Staatsangehöriger und griechisch-orthodoxen Glaubens. Die Kl. ist deutsche Staatsangehörige und evangelisch. Eine kirchliche Trauung hat nicht stattgefunden. Seit Anfang Dezember 1951 leben die Parteien getrennt. Die Kl. hat behauptet, der Bekl. unterhalte ehewidrige Beziehungen. Sie hat beantragt, die Ehe der Parteien aus Verschulden des Bekl. zu scheiden. Der Bekl. hat Widerklage erhoben und beantragt, die Ehe aus überwiegendem Verschulden der Kl. zu scheiden. Das LG hat die Ehe der Parteien aus Verschulden des Bekl. geschieden und die Widerklage abgewiesen. Der Bekl. hat im zweiten Rechtszug beantragt, die Klage abzuweisen und auf die Widerklage die Ehe der Parteien aus Verschulden der Kl. zu scheiden, hilfsweise die Kl. f ü r überwiegend, eventuell im gleichen Maße f ü r mitschuldig zu erklären, ganz hilfsweise die Ehe der Parteien ohne Schuldausspruch zu scheiden und in letzter Linie die Ehe der Parteien f ü r nichtig zu erklären. Das Berufungsgericht hat die Berufung des Bekl. zurückgewiesen. Aus den Gründen: „I. Das Berufungsgericht hat im Ergebnis zutreffend angenommen, daß die deutsche Gerichtsbarkeit f ü r diesen Rechtsstreit gegeben ist. In der Sache hat das Berufungsgericht gleichfalls, ohne gegen sachliches Recht zu verstoßen, ausgeführt, daß die von den Parteien geschlossene Ehe nach Art. 13 III EGBGB in Deutschland voll wirksam, in Griechenland, dem Heimatstaat des Bekl., dagegen nach dem dort geltenden Recht unwirksam ist. Nach den tatsächlichen Feststellungen des Berufungsgerichts, die rechtlich einwandfrei getroffen worden sind, ist die Klage sowohl nach deutschem, als auch nach griechischem Recht begründet, da der Bekl. seit 1951 ehewidrige Beziehungen zu seiner Quartierwirtin J. unterhält und da die Ehe deswegen unheilbar zerrüttet ist. Das Berufungsgericht hat demzufolge die Ehe der Parteien mit Recht auf die Klage geschieden. II. Die Revision des Bekl. mußte aber Erfolg haben, weil das Berufungsgericht die gleichfalls auf Scheidung gerichtete Widerklage und die Hilfsanträge des Bekl. abgewiesen hat. Das Berufungsgericht ist der Ansicht, die Kl. habe durch ihre Eheschließung die deutsche Staatsangehörigkeit nach § 17 Nr. 6 RuStAG verloren. Sie sei, da sie die griechische Staatsangehörigkeit nicht erworben habe, staatenlos geworden. Auf die Klage und auf die Widerklage sei nach Art. 17 I EGBGB griechisches Recht anzuwenden. Nach diesem Recht könnten die Widerklage und die Hilfsanträge des Bekl. keinen Erfolg haben.

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

Nr. 213

E s k a n n f ü r d e n hier zu entscheidenden Rechtsstreit dahingestellt bleiben, ob auch d a n n , w e n n die E h e nach d e m H e i m a t r e c h t des b e k l a g t e n E h e g a t t e n nicht r e c h t s w i r k s a m geschlossen ist, d e n n o c h f ü r eine Scheid u n g s k l a g e dieses Recht a n z u w e n d e n ist. I n d e m h i e r zu e n t s c h e i d e n d e n Rechtsstreit ist die Klage s o w o h l n a c h griechischem, wie nach d e u t s c h e m Recht b e g r ü n d e t . Der Bekl. k a n n d a h e r auch mit d e m von i h m in e r s t e r Linie e r h o b e n e n A n t r a g n u r erreichen, d a ß die Kl. f ü r mitschuldig o d e r f ü r ü b e r w i e g e n d schuldig e r k l ä r t w i r d . Das B e r u f u n g s g e r i c h t h ä t t e a b e r m i n d e s t e n s nach Art. 17 I I I EGBGB p r ü f e n m ü s s e n , o b die gegen die Kl. e r h o b e n e n V o r w ü r f e hierzu f ü h r e n . D e n n die Kl. ist entgegen d e r Ansicht des B e r u f u n g s g e r i c h t s auch nach d e r E h e s c h l i e ß u n g , die erst n a c h d e m I n k r a f t t r e t e n des GG v o m 23. 5. 1949 erfolgt ist, deutsche S t a a t s a n g e h ö r i g e geblieben. Sie h a t i h r e S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t g e m ä ß Art. 16 GG nicht d u r c h die H e i r a t v e r l o r e n . Die Ansicht des B e r u f u n g s g e r i c h t s , eine F r a u v e r l i e r e nach § 17 Nr. 6 RuStAG i h r e deutsche S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t in j e d e m F a l l , w e n n sie k e i n e n e n t g e g e n s t e h e n d e n W i l l e n nach a u ß e n e r k e n n b a r w e r d e n lasse, ist irrig. Art. 16 GG ist nicht d a h i n auszulegen, d a ß die F r a u , u m d e n V e r l u s t d e r deutschen Staatsangehörigkeit zu v e r m e i d e n , einen e n t g e g e n s t e h e n d e n W i l l e n bei d e r E h e s c h l i e ß u n g zu e r k e n n e n geben m u ß . E i n e d e m Art. 16 GG e n t s p r e c h e n d e B e s t i m m u n g w a r i m H e r r e n c h i e m s e e r E n t w u r f nicht vorgesehen. Der Gedanke, sie in d a s GG a u f z u n e h m e n , w u r d e e r s t m a l s in der 25. Sitzung des G r u n d s a t z a u s s c h u s s e s a m 24. 11. 1948 g e ä u ß e r t (vgl. Matz, J a h r b u c h des öffentlichen Rechts der Gegenwart I 159 f.). I n d e r 26. Sitzung des G r u n d s a t z a u s s c h u s s e s a m 30. 11. 1948 w u r d e d a n n vorgeschlagen, in d a s GG f o l g e n d e B e s t i m m u n g a u f z u n e h m e n : „ N i e m a n d darf willkürlich seiner B u n d e s a n g e h ö r i g k e i t b e r a u b t w e r d e n . D u r c h Gesetz darf der Verlust d e r Staatsangehörigkeit n u r f ü r die F ä l l e v o r g e s e h e n w e r d e n , in d e n e n der B e t r o f f e n e bereits eine a n d e r e S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t e r w o r b e n h a t " ( M a t z aaO). D a n a c h k o n n t e ein Gesetz den Verlust d e r S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t d u r c h E h e s c h l i e ß u n g , w e n n die F r a u d a m i t nicht zugleich eine a n d e r e Staatsangehörigkeit e r w a r b , ü b e r h a u p t nicht v o r s e h e n . Der R e d a k t i o n s a u s s c h u ß h a t gegen diese allgemeine F a s s u n g B e d e n k e n e r h o b e n u n d auch d a r a u f hingewiesen, d a ß es d e m Gesetzgeber möglich sein m ü s s e , einem S t a a t s b ü r g e r d a s Recht e i n z u r ä u m e n , auf seine Staatsangeh ö r i g k e i t zu verzichten. E s w u r d e d a h e r n e b e n einer a n d e r e n f o l g e n d e F a s sung vorgeschlagen: „Der Verlust der S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t darf n u r auf G r u n d eines Gesetzes u n d gegen den W i l l e n des B e t r o f f e n e n n u r d a n n eintreten, w e n n der B e t r o f f e n e d a d u r c h nicht staatenlos w i r d " ( M a t z a a O 163). Bei d e r B e r a t u n g in d e r 3. L e s u n g im H a u p t a u s s c h u ß w u r d e a u s g e f ü h r t , der Sinn des 2. Satzes der vorgeschlagenen B e s t i m m u n g sei, zu v e r h ü t e n , d a ß j e m a n d staatenlos w e r d e . M a n k ö n n e jedoch n i e m a n d d a s Recht n e h m e n , eine S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t a u f z u g e b e n u n d gleichzeitig staatenlos zu w e r d e n , w e n n er es wolle. D a h e r sei es a n g e b r a c h t , die oben wiedergegebene F a s s u n g des allgemeinen R e d a k t i o n s a u s s c h u s s e s zu w ä h l e n . D a r a u f h i n w u r d e o h n e weitere E r ö r t e r u n g beschlossen, die B e s t i m m u n g in d i e s e r F a s s u n g in das GG a u f z u n e h m e n (Matz a a O 164). E s k a n n , wie die E n t -

Nr. 214

XV. Staatsangehörigkeitsrecht

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.stehungsgesdiiclite der Vorschrift ergibt, nicht zweifelhaft sein, daß nach dem W i l l e n des Gesetzgebers eine Deutsche durch Eheschließung nur dann staatenlos werden soll, wenn dies ihrem W i l l e n entspricht. Die v o m Berufungsgericht vertretene Auslegung des Art. 16 GG würde diesem W i l l e n des Gesetzgebers nicht genügen. Sie würde dieser Bestimmung ihre Bedeutung zu einem großen Teil nehmen. Sie könnte daher nur dann richtig sein, wenn das Gesetz selbst keine andere Auslegung zuließe. Das ist aber nicht der Fall. Die Fassung, der Verlust der Staatsangehörigkeit darf „gegen den W i l len des Betroffenen nur eintreten, wenn . . . " bedeutet nicht, daß die Deutsche, die einen Ausländer heiratet, um den Verlust ihrer Staatsangehörigkeit nach § 17 Nr. 6 RuStAG auszuschließen, einen Willen, die deutsche Staatsangehörigkeit zu behalten, geäußert haben muß oder daß dieser W i l l e ihr im Augenblick der Eheschließung bewußt sein muß. Es gibt auch einen Willen, der als latenter geistiger Tatbestand bei einer Person vorhanden ist, ohne daß sie sich dessen im Augenblick bewußt ist. Ein solcher unbewußter latenter W i l l e ist immer vorhanden, wenn die betreffende Person, nach ihrem W i l l e n befragt, keinen neuen Willensentschluß faßt, sondern nur das bestätigt, was sie an sich stets gewollt hat. Solange nicht besondere Umstände im Einzelfall eine andere Annahme rechtfertigen, muß stets davon ausgegangen werden, daß eine Person ihre bisherige Staatsangehörigkeit auch behalten will; insbesondere daß sie nicht durch Eheschließung mit einem Ausländer staatenlos werden will. Sie wird daher dadurch, daß sie einen Ausländer heiratet, nur staatenlos, wenn sie durch die Eheschließung keine andere Staatsangehörigkeit erwirbt und wenn sie nachweislich die deutsche Staatsangehörigkeit, als sie die Ehe schloß, nicht behalten wollte. In diesem Sinne ist die Bestimmung des Art. 16 GG auch zutreffend von dem Bundesminister des Innern und dem Bundesminister der Justiz aufgefaßt worden (vgl. das Schreiben des Bundesministers des Innern an die A H K v o m 2. 10. 1950, GMB1. 1950, 142; Erlaß des Ministers des Innern des Landes Schleswig-Holstein v o m 17. 10. 1949, Abi. Schleswig-Holstein 1949, 392). Auch im rechtswissenschaftlichen Schrifttum hat die Ansicht Zustimmung gefunden (Schätzel in: Neumann-Nipperdey-Scheuner, Die Grundrechte 575; Lichter, Die Staatsangehörigkeit nach deutschem und ausländischem Recht 2 119). Nach den v o m Berufungsgericht getroffenen tatsächlichen Feststellungen ist ein auf Verlust ihrer Staatsangehörigkeit gerichteter W i l l e der Kl. für die Zeit ihrer Eheschließung nicht festzustellen. Sie ist daher auch bei ihrer Eheschließung Deutsche geblieben, so daß nach Art. 17 I I I EGBGB zu prüfen ist, ob das Vorbringen des Bekl. dazu führt, die Kl. f ü r mitschuldig zu erklären." 2 1 4 . In Bremen ist wegen des in Art. 2 der Bremer Landesverfassung verankerten Grundsatzes der Gleichberechtigung der Geschlechter bereits seit dem 22. 10. 1947 bei einer Frau, die einen Ausländer geheiratet hat, ohne dadurch dessen Staatsangehörigkeit zu erlangen, ein Verlust der deutgegen ihren Willen nicht eingetreten. schen Staatsangehörigkeit

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Es widerspricht der Lebenserfahrung, daß jemand freiwillig die deutsche Staatsangehörigkeit aufgibt, um statt dessen staatenlos zu werden. Ein dahin gehender Wille kann daher bei einer Frau, die einen Ausländer heiratet, in der Regel nicht vermutet werden. - RuStAG § 17. VGH Bremen, Urt. vom 19. 7. 1955 - BA 12/55: DVB1. 70 (1955) 633; Leitsatz in FamRZ 3 (1956) 108. Die Kl., deutsche Staatsangehörige und in Bremen wohnhaft, hat hier am 7. 5. 1948 mit einem amerikanischen Staatsangehörigen die Ehe geschlossen. Die Staatsangehörigkeit ihres Ehemannes hat sie nach dessen Heimatrecht nicht erlangt. Im Jahre 1954 erließ das Stadt- und Polizeiamt gegen sie eine auf § 5 I b, f und h AusländerpolizeiVO gestützte Verfügung. Hiergegen wendet sich die Klage, die im ersten Rechtszuge abgewiesen wurde. Die Berufung hatte Erfolg. Aus den Gründen: „Es handelt sich um eine Maßnahme nach §§ 1, 5, 6 und 15 I AusländerpolizeiVO. Die Gültigkeit dieser VO ist heute allgemein anerkannt und auch vom erkennenden Gerichtshof in ständiger Rechtsprechung bejaht worden. Desgleichen ist es nicht zweifelhaft, daß die AusländerpolizeiVO auch auf Staatenlose anzuwenden ist. Staatenlose Personen besitzen nicht die deutsche Staatsangehörigkeit; § 15 I AusländerpolizeiVO aber besagt, daß jeder, der die deutsche Staatsangehörigkeit nicht besitze, Ausländer im Sinne dieser VO sei. Die Kl. ist jedoch nicht im Sinne der AusländerpolizeiVO als Ausländerin anzusehen. Insbesondere trifft es nicht zu, daß sie staatenlos ist. Sie besitzt vielmehr die deutsche Staatsangehörigkeit. Daß die Kl. bis zu ihrer am 7. 5. 1948 erfolgten Eheschließung kraft ihrer Geburt gemäß § 3 Ziffer 1 RuStAG vom 22. 7. 1913 die deutsche Staatsangehörigkeit besessen hat, steht fest und wird auch von der Bekl. nicht angezweifelt. Durch ihre Eheschließung aber hat sie, entgegen der Ansicht der Bekl., ihre deutsche Staatsangehörigkeit nicht verloren. § 17 Ziffer 6 RuStAG sieht f ü r eine deutsche Frau, die eine Ehe mit einem Ausländer eingeht, ganz allgemein den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit vor. Dies bedeutet, daß sie, wenn sie durch die Eheschließung nicht die Staatsangehörigkeit eines anderen Staates erlangt, staatenlos wird. Bei Anwendung des § 17 Ziffer 6 RuStAG ist allerdings seit dem Inkrafttreten des GG zu beachten, daß nach Art. 16 I GG ein Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit, wenn der Betroffene dadurch staatenlos werden würde, gegen dessen Willen nicht eintreten kann. Dem VerwG ist jedoch darin beizupflichten, daß die Kl. aus Art. 16 I GG im vorliegenden Falle für sich nichts herleiten kann. Diese Verfassungsnorm hat die Frage eines Staatsangehörigkeitsverlustes nur mit Wirkung f ü r die Zukunft geregelt. Sie hat nicht etwa einen Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit wieder rückgängig machen wollen, der auf Grund des früheren Rechtes bereits eingetreten war. Personen, die vor dem Inkrafttreten des GG nach § 17 Ziffer 6 RuStAG die deutsche Staatsangehörigkeit verloren und seitdem die Staats-

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angehörigkeit eines anderen Staates nicht erlangt haben, sind daher auch nach dem Inkrafttreten des GG ganz allgemein als Staatenlose anzusehen. Die Vorschrift des § 17 Ziffer 6 RuStAG bringt f ü r deutsche Frauen, die einen Ausländer heiraten, ohne nach dessen Heimatrecht durch die Eheschließung dessen Staatsangehörigkeit zu erlangen, eine große Härte mit sich. Der Verlust der Staatsangehörigkeit und die dadurch bewirkte Staatenlosigkeit sind f ü r den Betroffenen regelmäßig mit spürbaren Nachteilen verbunden. Ein Staatenloser unterliegt dem Ausländerpolizeirecht, das ihm, unter anderem auch in seiner beruflichen und wirtschaftlichen Betätigung, erhebliche Beschränkungen auferlegen kann. Ihm fehlt es weitgehend an der Möglichkeit und Berechtigung zu einer staatsbürgerlichen Betätigung und Mitwirkung am öffentlichen Leben. Er hat in keinem Staate ein Heimatrecht und einen echten Anspruch auf Aufenthalt. Für einen Mann, der die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, kann die Verheiratung mit einer Staatenlosen oder mit einer Ausländerin diese nachteiligen Folgen niemals haben. Es liegt hier daher eine gesetzliche Regelung vor, die die Frau wegen ihres Geschlechtes dem Manne gegenüber benachteiligt. Darum würde die Vorschrift des § 17 Ziffer 6 RuStAG, soweit sie dazu führt, daß die deutsche Frau durch eine Eheschließung gegen ihren Willen staatenlos wird, wenn sie nicht ohnehin insoweit bereits durch Art. 16 I GG außer Kraft gesetzt worden wäre, nach heute geltendem Recht auch wegen Verstoßes gegen den in Art. 3 II und III GG verankerten Grundsatz der Gleichbehandlung und Gleichberechtigung der Geschlechter unwirksam sein. Nun ist allerdings auch Art. 3 GG nicht imstande, einen bereits eingetretenen Staatsangehörigkeitsverlust wieder rückgängig zu machen. Diese Verfassungsvorschrift hat ebenfalls keine rückwirkende Kraft. Vielmehr sind, wie sich aus Art. 117 1 GG ergibt, die der Gleichberechtigung der Geschlechter widersprechenden früheren gesetzlichen Vorschriften sogar über den Zeitpunkt des Inkrafttretens des GG hinaus zunächst f ü r eine gewisse Übergangszeit noch in Kraft gelassen worden. Die Kl. kann sich somit der angefochtenen Verfügung gegenüber auch nicht auf Art. 3 II und III GG berufen. Es ergibt sich jedoch aus der Landesverfassung der Freien Hansestadt Bremen, die seit dem 22. 10. 1947 in Kraft ist, daß die Kl. durch ihre am 7. 5. 1948 erfolgte Eheschließung die deutsche Staatsangehörigkeit nicht verloren hat. Das RuStAG ist in seiner Eigenschaft als früheres Reichsrecht im Mai 1945 infolge des Zusammenbruches des Deutschen Reiches in den einzelnen deutschen Ländern zu Landesrecht geworden. Es konnte daher in der Folgezeit, und zwar jedenfalls bis zum Inkrafttreten des GG, durch den jeweiligen Landesgesetzgeber abgeändert werden. Demgemäß ist es denn auch in Bremen durch die von der Bürgerschaft beschlossene und durch Volksabstimmung angenommene Landesverfassung wirksam abgeändert worden. Art. 2 II Bremer Landesverfassung bestimmt, soweit er im vorliegenden Zusammenhange von Bedeutung ist, dasselbe wie Art. 3 III GG, indem er besagt: „Niemand darf wegen seines Geschlechts bevorzugt oder benachtei-

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ligt w e i d e n . " Somit ist die Gleichberechtigung der Geschlechter in beiden genannten Verfassungen gleichermaßen v e r a n k e r t worden. Zwar ist in der B r e m e r Landesverfassung nicht, entsprechend dem Art. 3 II GG, auch noch ausdrücklich ausgesprochen, d a ß Männer u n d F r a u e n gleichberechtigt seien. Es besteht jedoch in der Rechtsprechung u n d im Schrifttum im wesentlichen Übereinstimmung d a r ü b e r , d a ß der Absatz 2 des Art. 3 GG, soweit es sich u m die Gleichberechtigung der Geschlechter handelt, in sachlicher Hinsicht nichts anderes besagt, als der Absatz 3 desselben Artikels (Wernicke im Bonner Kommentar II 3 b 1 zu Art. 3; von Mangoldt, BGG Art. 3 Anm. 4). Auch sonst aber besteht kein Anlaß, a n z u n e h m e n , d a ß die Bremer Landesverfassung durch ihren in dieser Hinsicht mit Art. 3 III GG wörtlich übereinstimmenden Art. 2 II die Frage der Gleichberechtigung der Geschlechter sachlich weniger weitgehend hat regeln wollen, als dies durch Art. 3 II u n d III GG geschehen ist. Vielmehr hat auch die Bremer Landesverfassung nach dem eindeutigen W o r t l a u t der a n g e f ü h r t e n Verfassungsnorm jede Benachteiligung eines Mannes oder einer F r a u wegen ihres Geschlechtes ausschließen u n d damit die völlige Gleichberechtigung beider Geschlechter h e r b e i f ü h r e n wollen. D a r a u s aber ergibt sich, d a ß seit dem I n k r a f t t r e t e n der B r e m e r Landesverfassung die Vorschrift des § 17 Ziffer 6 RuStAG nicht m e h r bewirken konnte, d a ß eine deutsche F r a u durch eine Eheschließung mit einem Staatenlosen oder mit einem Ausländer gegen ihren Willen die deutsche Staatsangehörigkeit verlor, wenn sie hierdurch staatenlos hätte werden müssen. Diese Benachteiligung der F r a u ist durch Art. 2 II Bremer Landesverfassung beseitigt worden. Der Art. 2 steht im Grundrechteteil der Bremer Landesverfassung. E r statuiert das Grundrecht der Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz. In Art. 20 II aber ist bestimmt, daß die Grundrechte u n d Grundpflichten den Gesetzgeber, den Verwaltungsbeamten u n d den Richter unmittelbar binden. Die Beteiligten sind sich d a r ü b e r einig, d a ß die Kl. durch die erfolgte Eheschließung eine andere Staatsangehörigkeit nicht erlangt hat u n d d a ß somit die angefochtene Verfügung sie in ihrer Eigenschaft als Staatenlose hat treffen sollen. Die Kl. ist jedoch nach dem Gesagten nicht staatenlos. Sie hätte durch ihre Eheschließung n u r d a n n staatenlos werden können, wenn dies ihrem Willen entsprochen hätte. Dies ist jedoch nicht der Fall. Zwar hat die Kl. vor der Eheschließung dem Standesbeamten gegenüber die E r k l ä r u n g abgegeben, es sei ihr bekannt, d a ß sie durch diese Eheschließung die deutsche Staatsangehörigkeit verliere, doch sei sie trotzdem gewillt, ihren Verlobten zu heiraten. Diese ihre E r k l ä r u n g rechtfertigt jedoch nicht den Schluß, d a ß der Verlust der Staatsangehörigkeit i h r e m Willen entsprochen habe. Die Kl. ist bei der B e f r a g u n g durch den Standesbeamten nicht etwa vor die W a h l gestellt worden, nach erfolgter Eheschließung die deutsche Staatsangehörigkeit entweder aufzugeben oder zu behalten. Vielmehr hat es sich f ü r sie damals n u r u m die F r a g e gehandelt, ob sie entweder auf die Eheschließung verzichten u n d die deutsche Staatsangehörigkeit behalten oder aber die E h e eingehen u n d damit die deutsche Staatsangehörigkeit verlieren wollte. W ä r e sie auch über die Möglichkeit aufge-

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klärt worden, trotz vollzogener Ehe die deutsche Staatsangehörigkeit jedenfalls solange zu behalten, bis sie die amerikanische Staatsangehörigkeit erlangt haben würde, so würde sie sich nach der Überzeugung des Gerichtshofes f ü r diese letztere Möglichkeit entschieden haben. Es widerspricht der Lebenserfahrung, daß jemand freiwillig die deutsche Staatsangehörigkeit aufgibt, um statt dessen staatenlos zu werden. Ein dahin gehender Wille kann daher bei einer Frau, die einen Ausländer heiratet, in der Regel nicht vermutet werden. Da es somit zum Zeitpunkte der Eheschließung nicht dem Willen der Kl. entsprochen hat, daß sie die deutsche Staatsangehörigkeit verlor und damit staatenlos wurde, ist diese Rechtsfolge f ü r sie auch nicht eingetreten. Sie ist nicht staatenlos geworden, sondern besitzt auch jetzt noch die deutsche Staatsangehörigkeit. Es ist daher unzulässig, gegen sie eine auf die AusländerpolizeiVO gestützte Maßnahme zu treffen." 215. Eine Deutsche, die nach Inkrafttreten des Grundgesetzes einen Ausländer geheiratet hat, ohne seine Staatsangehörigkeit zu erwerben, hat wider ihren Willen die deutsche Staatsangehörigkeit nicht verloren. Art. 17 EGBGB wird durch den Grundsatz der Gleichberechtigung der Frau nicht berührt. Nach amerikanischem Kollisionsrecht beurteilt sich die Scheidung nach dem Recht am Wohnsitz der Parteien. Das deutsche Recht nimmt diese Rückverweisung an. Die Ehefrau kann nach amerikanischem Recht einen eigenen Wohnsitz begründen; für die Auslegung des Begriffs Wohnsitz ist das amerikanische Recht entscheidend. - EGHGB Art. 17; ZPO § 606; RuStAG § 17. LG München II, Urt. vom 30. 11. 1955 - 3 R 823/55: MDR 10 (1956) 236; Leitsätze in FamRZ 3 (1956) 253; Clunet 85 (1958) 1056. Der Kl. klagt gegen die Bekl. auf Ehescheidung. Der Kl. ist Angehöriger der USA und gleichzeitig staatsangehörig im Einzelstaat Michigan. Er hält sich als amerikanischer Soldat in England auf. Die Bekl. ist Deutsche und hält sich in Bayern auf. Das LG hat die Ehe aus § 43 des deutschen EheG geschieden. Aus den Gründen: „Das deutsche Gericht ist auch berufen, in der Sache selbst zu entscheiden. Die Frage der Anerkennung des deutschen Scheidungsurteils durch den amerikanischen Wohnsitzstaat des Ehemannes kann auf sich beruhen. § 606 III Nr. 1 ZPO kommt nicht zur Anwendung, da die Ehefrau trotz der Eheschließung mit einem Ausländer Deutsche geblieben ist. Im Gegensatz zu § 17 Nr. 6 RuStAG vom 22. 7. 1913, wonach eine Deutsche durch Verehelichung mit einem Ausländer ihre deutsche Staatsangehörigkeit verlor, konnte sie auf Grund des Art. 16 I Satz 2 GG gegen ihren Willen ihrer deutschen Staatsbürgerschaft nicht verlustig gehen, wenn sie nach dem f ü r ihren Verlobten geltenden Staatsangehörigkeitsrecht durch die Heirat dessen Staatsbürgerschaft nicht erhielt. [Sodann wird ausgeführt: Die Ehefrau habe erklärt, sie wolle ihre deut38

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sehe Staatsangehörigkeit behalten. Da sich der gewöhnliche Aufenthalt der Ehefrau auch mit dem letzten gemeinsamen Aufenthalt im Inland decke, verbleibe es bei der Regelung des § 606 I, und die ausländische Staatsangehörigkeit des Mannes sei für die Zuständigkeit des Prozeßgerichts ohne Bedeutung. Der Rechtsstreit beurteile sich auch materiell nach deutschem Recht. Nach Art. 17 1 EGBGB seien f ü r die Scheidung die Gesetze des Staates maßgebend, dem der Ehemann zur Zeit der Klageerhebung angehöre.] Diese Gesetzesbestimmung ist über den 31. 3. 1953 hinaus unverändert in Geltung geblieben und widerspricht nicht dem Grundsatz der Gleichberechtigung gemäß Art. 3 II GG. Der BGH (NJW 1954, 837») hat zwar diesen Grundsatz dahin eingeschränkt, daß es sich nur von Fall zu Fall je nach dem Inhalt der Rechtsordnung, die zur Anwendung kommt, sagen läßt, ob eine Scheidung nach dem Personalstatut der Ehefrau f ü r sie von Vorteil oder Nachteil ist. Für den gegenwärtigen Rechtsstreit ist jedoch davon auszugehen, daß das anzuwendende amerikanische Recht die Ehefrau keineswegs schlechter stellt. Nach der ständigen Rspr. des RG (RGZ 78, 234 ff.; 136, 361 ff.) ist die in Art. 17 1 EGBGB ausgesprochene Verweisung des deutschen Rechts auf ein ausländisches Recht nicht nur eine Sachnorm-, sondern eine Gesamtverweisung, so daß auch die Kollisionsvorschriften des fremden Staates mit inbegriffen sind. Da der Ehemann neben seiner Bundesbürgerschaft der USA die Einzelstaatsangehörigkeit des Bundesstaates Michigan besitzt, käme das internationale Privatrecht dieses Staates in Betracht. Auf dem Gebiete des Scheidungsrechts gibt es aber ein solches nicht, sondern nur ein nordamerikanisches internationales Privatrecht, das nicht durch ein Bundesgesetz kodifiziert ist. Durch die Entscheidungen der amerikanischen Gerichte fortentwickelt, gilt es als common law in allen Bundesstaaten der Union. Das common law bekennt sich im Scheidungsprozeß nicht zum Staatsangehörigkeitsgrundsatz, sondern zum Domizilprinzip in Verfolg der Zuständigkeitsprüfung. Die amerikanischen Kollisionsnormen verweisen damit auf das Scheidungsrecht des Wohnsitzes zurück (renvoi). Maßgebend ist dabei in der Regel der Wohnsitz der Parteien. Im Gegensatz zur strengen common-law-Auffassung, nach der die verheiratete Frau auf Grund der unitary domicile rule den Wohnsitz ihres Mannes teilt, billigt die neuere Praxis der amerikanischen Gerichte, die auf die zunehmende Unabhängigkeit der Frau in den USA entsprechend Rücksicht nimmt, auch der Ehefrau das Recht zu, einen selbständigen Wohnsitz zu begründen, und läßt es genügen, daß die Ehefrau ihr Domizil im Gerichtsbezirk hat (vgl. Nußbaum, Grundzüge des IPR unter besonderer Berücksichtigung des amerikanischen Rechts [1952] 234, 136 und Schwenk, NJW 1955, 1708). Darüber, was unter dem Begriff des Wohnsitzes zu verstehen ist, entscheidet das amerikanische Recht. Nach Goodrich (Conflict of Laws [1949], abgedruckt bei Schwenk aaO) ist derjenige Ort als Wohnsitz zu betrachten, mit dem die betreffende Person am engsten verbunden ist, wo sie wohnt und ihr Heim hat. In diesem Sinne besitzt die verklagte Ehefrau nicht bloß 1

Siehe oben Nr. 90.

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ihren Aufenthalt, sondern auch ihren Wohnsitz im Bezirk des angegangenen Prozeßgerichts. Es liegen keinerlei Anhaltspunkte dafür vor, daß die Bekl. ihr Domizil im Sinne des amerikanischen Rechts nicht ,real and bona fide' (tatsächlich und nicht bloß zur Erreichung der Scheidung) begründet hat. Die Frage, ob die Rückverweisung des amerikanischen Rechts wiederum die deutschen Kollisionsnormen mit umfaßt, kann dahinstehen; denn einer nochmaligen Zurückverweisung des deutschen Rechts gemäß Art. 17 I EGBGB ist durch Art. 27 EGBGB die Grundlage entzogen, weil eine einmal erfolgte Rückverweisung des ausländischen Rechts auf das deutsche Recht für den deutschen Richter bindend ist (vgl. RGZ 78, 234 [237]). Die Scheidungsklage selbst erweist sich nach § 43 des deutschen EheG sachlich als begründet." 2 1 6 . Zur Staatsangehörigkeit von Minderjährigen, die in dem vorläufig von Polen verwalteten Gebiet östlich der Oder-Neiße-Linie wohnhaft sind und derenMutter fürPolen optiert Ziaf.-RuStAG § 25; EGBGB Art. 23. LG Frankenthal, Beschl. vom 24. 9. 1954 - T 279/54: JZ 10 (1955) 22 mit Anm. von Makarov; N J W 8 (1955) 108; DAVorm. X X V I I (1954/1955) 183; Leitsatz in FamRZ 2 (1955) 55. Die Eltern der Minderjährigen haben als deutsche Staatsangehörige 1938 in Hindenburg/Oberschlesien geheiratet. Der Vater lebt jetzt in Neustadt a. d. Weinstr., die Mutter mit den beiden Kindern heute noch in Hindenburg. Am 11./23. 1. 1954 hat die Mutter beim AG Neustadt beantragt, den Kindern zur Durchführung einer Unterhaltsklage gegen den Vater einen Pfleger zu bestellen. Das AG hat Pflegschaft angeordnet. Hiergegen richtet sich die Beschwerde des Vaters. Aus den Gründen: „Allerdings kann über einen Ausländer eine Pflegschaft nur unter den Voraussetzungen des Art. 23 EGBGB angeordnet werden. Im vorliegenden Falle besitzen die beiden Minderjährigen aber die deutsche Staatsangehörigkeit. Sie sind als Deutsche geboren. Ihre Heimat- und Wohnsitzgemeinde Hindenburg liegt in dem Gebiet, das seit dem Jahre 1945 unter polnischer Verwaltung steht, über dessen künftige Staatszugehörigkeit aber erst noch in einem Friedensvertrag zu entscheiden ist. Das gleiche gilt für die Staatsangehörigkeit seiner Bewohner. Ein Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit gemäß § 25 RuStAG scheidet ebenfalls aus. Auch wenn man die Richtigkeit der Behauptung des Vaters unterstellt, daß die Mutter für Polen optiert habe und nach polnischem Recht damit auch die Kinder Polen geworden seien (vgl. das polnische Ges. vom 28. 4. 1946 - Dziennik Ustaw 1946 Nr. 15, 106, das polnische Dekret vom 13. 9. 1946 - Dziennik Ustaw 1946 Nr. 55, 310 und das polnische StaatsangehörigkeitsG vom 8. 1. 1951, abgedruckt in Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 3 I ) , so kann bei der Ungeklärtheit der staatsrechtlichen Verhältnisse eine solche in innerstaatlichen polnischen Gesetzen getroffene Regelung nicht den Ver38

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lust der deutschen Staatsangehörigkeit bewirken. Dies entspricht auch der Auffassung der deutschen Bundesministerien (vgl. Schumacher, FamRZ 1954, 117 ff.). Zudem hat sich die Mutter selbst darauf berufen, daß die Kinder die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Und schon in einem Brief vom 11. 5. 1953 hat sie mitgeteilt, daß sie sich bereits im Jahre 1948 habe f ü r die Ausreise nach Deutschland registrieren lassen, auf die sie bisher vergeblich gewartet habe. Besitzen die Kinder somit die deutsche Staatsangehörigkeit, so hat das AG seine Zuständigkeit zur Pilegerbestellung zu Recht bejaht (§§ 37 I Satz 2, 36 FGG; Keidel, FGG5 § 36 Anm. 1; rheinland-pfälzisches Ges. vom 22. 6. 1948, GVB1. 244)." 217. § 606 ZPO und Art. 17 EGBGB sind mit dem Gleichheitssatz vereinbar. Vertriebene deutsche Volkszugehörige stehen für die Anwendbarkeit des § 606 ZPO und des Art. 17 EGBGB deutschen Staatsangehörigen gleich. GG Art. 116. OLG Celle, 2. ZS, Urt. vom 18. 2. 1955 - 2 U 194/54: NJW 8 (1955) 1190. Die Parteien haben in Rumänien geheiratet und sind Volksdeutsche aus Rumänien. Der Kl. wurde 1943 zur deutschen Wehrmacht eingezogen und 1947 aus britischer Kriegsgefangenschaft nach Hannover entlassen. Aus den Gründen: „Die Zuständigkeit des Gerichts gemäß § 606 I ZPO und die Anwendbarkeit des deutschen Rechts gemäß Art. 17 I EGBGB, dessen Weitergeltung auch nach dem Außerkrafttreten der mit der Gleichberechtigung der Geschlechter nicht im Einklang stehenden Gesetze zu bejahen ist (BGH, NJW 1954, 837 '), sind gegeben. Zwar steht nicht fest, daß der Kl. deutscher Staatsangehöriger ist, wie das angefochtene Urt. annimmt. Er ist aber, wie durch die Bescheinigung des Regierungspräsidenten in L. belegt wird, gem ä ß Art. 116 I GG als vertriebener deutscher Volkszugehöriger Deutscher im Sinne des GG. Damit steht er auch f ü r die Anwendbarkeit des § 606 ZPO u n d des Art. 17 EGBGB einem deutschen Staatsangehörigen gleich. Das folgt besonders daraus, daß das Gesetz über die Rechtsstellung heimatloser Ausländer im Bundesgebiet vom 25. 4. 1951 die Deutschen nach Art. 116 GG (§ 1 I b des genannten Gesetzes) nicht zu den heimatlosen Ausländern rechnet und f ü r sie keine besondere Regelung trifft, also offenbar davon ausgeht, daß f ü r diese Deutschen bereits mit Art. 116 GG eine ausreichende Regelung auch der mit der Staatsangehörigkeit zusammenhängenden Fragen getroffen sei, ihnen also die Rechtsstellung, die das Gesetz vom 24. 5.1951 anderen fremden Staatsangehörigen und Staatenlosen verleiht, nicht mehr verliehen zu werden brauchte (vgl. Palandt, BGB12 1993). Es bedarf daher keiner Erörterung der zweifelhaften Frage, ob der Kl. etwa schon infolge Einbürgerung wegen seiner Zugehörigkeit zur deutschen Wehrmacht deutscher Staatsangehöriger geworden ist (vgl. dazu Dernedde, DV 1951, 160)." 1

Siehe oben Nr. 90.

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2 1 8 . Personen, die durch Sammeleinbürgerungsmaßnahmen des „Dritten Reiches" Deutsche geworden sind, haben die deutsche Staatsangehörigkeit nicht nochmals auf Grund des Erlasses vom 19. 5. 1943 erworben. Wer durch sein Verhalten ab 19A5 eindeutig dargetan hat, daß er keinen Wert auf die durch eine Sammeleinbürgerungsmaßnahme erworbene deutsche Staatsangehörigkeit legt, hat diese wieder verloren. OLG München, Beschl. vom 16. 7. 1954 - Ws 746/54: BayerJMB1. 1956, 56; GoltdA 1955, 30. Aus den Gründen: „1. Zugunsten des Verfolgten muß angenommen werden, daß er auf Grund der seinerzeitigen Sammeleinbürgerungsmaßnahmen des ,Dritten Reiches' (Erlaß über Gliederung und Verwaltung der Ostgebiete vom 8. 10. 1939 [RGBl. 1939 I 2042], Runderlaß des RMdl betreffend Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit in den in das Deutsche Reich eingegliederten Ostgebieten vom 25. 11. 1939 [MB1. des RMdl 2385] und VO über die deutsche Volksliste und die deutsche Staatsangehörigkeit in den eingegliederten Ostgebieten vom 4. 3. 1941 [RGBl. 1941 I 118] in der Fassung der 2. VO über die deutsche Volksliste und die deutsche Staatsangehörigkeit in den eingegliederten Ostgebieten vom 31. 1. 1942 [RGBl. 1942 I 51]) Deutscher geworden ist. Dafür spricht insbesondere auch der Umstand, daß der Verfolgte zur deutschen Wehrmacht eingezogen wurde. Da somit davon auszugehen ist, daß der Verfolgte auf Grund der seinerzeitigen Sammeleinbürgerungsmaßnahmen die deutsche Staatsangehörigkeit erworben hat, kann auf ihn der .Führererlaß' vom 19. 5. 1943 (RGBl. 1943 I 315) keine Anwendung finden, denn ein nochmaliger Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit, wenn sie schon vorhanden war, ist nicht möglich. 2. Die so — im Wege der Sammeleinbürgerungsmaßnahmen — erworbene deutsche Staatsangehörigkeit hat der Verfolgte jedoch nur dann behalten, wenn er seit dem Zusammenbruch ständig den Willen bekundet hat, als deutscher Staatsangehöriger behandelt zu werden (BVerfG, NJW 1952, 777 1 ). An dieser Voraussetzung fehlt es bei dem Verfolgten. Sein Verhalten schon 1945 und nach 1945 läßt einwandfrei erkennen, daß ihm an der deutschen Staatsangehörigkeit nichts gelegen war. Er gibt selbst zu, daß er noch während des Krieges in die polnische Anders-Armee eingetreten sei und auf seiten der Alliierten gekämpft habe. Er hat außerdem stets polnische Namen geführt und nach seiner Aufnahme in Deutschland im Jahre 1948 hauptsächlich mit Ausländern in Verbindung gestanden, in Ausländerlagern gelebt, eine Polin geheiratet und die amerikanischen Gerichte in Anspruch genommen. Er hat daher durch sein Verhalten eindeutig dargetan, daß er auf die deutsche Staatsangehörigkeit keinen Wert legt. Der Verfolgte hat danach zumindest als Staatenloser zu gelten. Sein Hinweis, daß seine Eltern von 1945 bis 1948 in einem polnischen Konzentrationslager festgehalten und daran anschließend wegen ihrer deutschen ' Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 316 a.

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Staatsangehörigkeit nach Deutschland ausgewiesen w o r d e n seien, ändert an der Beurteilung der Staatsangehörigkeit des V e r f o l g t e n nichts, w e i l es dabei ausschließlich auf sein Verhalten a n k o m m t und dieses Verhalten nach 1945 jedenfalls eindeutig erkennen ließ, daß ihm an der deutschen Staatsangehörigkeit nichts gelegen ist. 3. D e r Staatenlose ist Nicht-Deutscher, und seine Auslieferung ist zulässig ( M e t t g e n b e r g , Deutsches AuslieferungsG 169)." 2 1 9 . Die Entscheidung der schwierigen und umstrittenen Frage, ob ein niederländischer Staatsangehöriger durch Eintritt in die Waffen-SS die deutsche Staatsangehörigkeit erworben hat, ist nicht Sache des Armenrechtsverfahrens. Angesichts der widerstreitenden Meinungen der höchsten Gerichte in dieser Frage kann die Erfolgsaussicht im Sinne des §114 ZPO nicht von vornherein verneint werden. - E r l a ß v o m 19. 5. 1943. O V G Münster, 7. Senat, Beschl. v o m 28. 9. 1954 - V I I B 622/54: D Ö V 8 (1955) 123; V R s p r . 7 (1955) 757. Aus den Gründen: „ D e r Kl., f r ü h e r holländischer Staatsangehöriger und dann 1951 in Deutschland eingebürgert, behauptet, schon durch seinen Eintritt in die W a f f e n - S S i m Jahre 1942 unmittelbar die deutsche Staatsangehörigkeit erw o r b e n zu haben. Die Entscheidung hängt d a v o n ab, welche Bedeutung dem Erlaß über den E r w e r b der deutschen Staatsangehörigkeit v o m 19. 5. 1943 (RGBl. I 315) und dem zur Ausführung ergangenen Runderlaß des R M d l v o m 23. 5. 1944 (MB1. des R M d l 551) gegeben w i r d . Das B V e r f G hat in seinem Beschluß v o m 30. 1. 1953 ( B V e r f G E 2, 115) 1 diese Quellen in einem dem Kl. ungünstigen Sinn ausgelegt. Der B G H hat jedoch in einer späteren Entscheidung v o m 29. 12. 1953 ( N J W 1954, 510) 2 den Standpunkt des B V e r f G nicht geteilt, sondern mit ausführlicher Begründung eine abweichende Auffassung vertreten, zugleich auch bemerkt, daß er an die gegenteilige Entscheidung des B V e r f G nicht gebunden sei. N u n hatte das L V G sich bereits früher, b e v o r der Beschluß des B V e r f G ergangen w a r , dem Standpunkt des Bekl. angeschlossen und ist dann in seiner Auffassung durch den Ausspruch des B V e r f G bestärkt w o r d e n . Durch das Urteil des B G H ist seine Beurteilung nicht beeinflußt w o r d e n , weshalb es die v o m Kl. erhobene K l a g e als aussichtslos betrachtet und das Armenrecht verweigert hat. F ü r das erkennende Gericht ergibt sich indessen eine andere L a g e . Das O V G hat über die streitige Rechtsfrage noch nicht entschieden, auch nicht das B V e r w G . D e r j e n i g e Kl., der seinerzeit seine Revision v o r d e m B G H durchgefochten hat, hat trotz der schon vorliegenden Entscheidung des B V e r f G E r f o l g gehabt. Die gleichen, ja bedeutend bessere Erfolgsaussichten aber e r ö f f n e n sich d e m Kl. in der vorliegenden Sache; denn er kann sich (abgesehen v o n den schon v o r der Entscheidung des B V e r f G ergange1 2

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 318 d. Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 318 e.

Nr. 220, 221

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nen Urteilen des VerwG Bayreuth vom 14. 10. 1952 [NJW 1953, 399] und auch des OLG Neustadt vom 29. 10. 1951 [NJW 1952, 155] 3) die a u s f ü h r liche Begründung des BGH sowie die von Bachof in der Anmerkung zu der Entscheidung des BGH (NJW 1954, 510) vorgetragenen Gedanken zu eigen machen und damit dem Standpunkt des BVerfG entgegentreten. Das Armenrechtsverfahren ist nicht dazu angetan, eine so schwierige Rechtsfrage, in der höchste Gerichte bei ihrer Beurteilung voneinander abweichen, unter genauer Abwägung der Gründe und Gegengründe vorab materiell zu entscheiden; in diesen Verfahren können vielmehr nach § 107 MRVO Nr. 165, § 114 ZPO n u r die Aussichten des Verfahrens beurteilt werden. Wenn n u n in einer f ü r die Entscheidung wesentlichen Rechtsfrage abweichende Entscheidungen höchster Gerichte vorliegen und die Frage im Verwaltungsrechtszuge noch nicht oberstgerichtlich ausgetragen ist, m u ß eine Erfolgsaussicht im Sinne der genannten Vorschriften angenommen werden." 2 2 0 . Aberkennungen der deutschen Staatsangehörigkeit, welche auf § 2 des Gesetzes über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit vom 14. 7. 1933 (RGBl. 1 4-80) gestützt worden sind, sind stets aus politischen Gründen im Sinne des Art. 116 II GG erfolgt; jede solche Ausbürgerung hat daher einen Anspruch auf Wiedereinbürgerung nach Art. 116 GG erzeugt. Der Anspruch auf Wiedereinbürgerung nach Art. 116 GG ist nicht bedingt durch einen Anspruch auf Wiedergutmachung erlittener Schäden nach der Gesetzgebung über die Wiedergutmachung. — GG Art. 116 II. OVG Münster, 7. Senat, Bescheid vom 23. 2. 1954 - VII A 781/53: Leitsatz in JZ 9 (1954) 395. 2 2 1 . Juden, die gemäß den Bestimmungen der 11. VO zum Reichsbürgergesetz vom 25. 11. 19AI die deutsche Staatsangehörigkeit verloren haben und vor dem 8. 5. 1945 gestorben sind, haben diese durch das Kontrollratsgesetz Nr. 1 vom 20. 9. 1945 nicht rückwirkend wiedererlangt. Zum Schweizer Erbrecht der Witwe. - EGBGB Art. 25, 29; 11. VO zum RBürgG; KRG Nr. 1 Art. 1; GG Art. 116. LG Berlin, Beschl. vom 12. 4. 1954 - 83 T 164/54: JR 1954, 348. Aus den Gründen: „Der jüdische Erblasser war deutscher Staatsangehöriger und ist im J a h r e 1942 in die Schweiz geflohen und dort im J a h r e 1943 gestorben. E r hat keine Verfügung von Todes wegen hinterlassen. Seine Witwe beantragt einen Erbschein auf Grund gesetzlicher Erbfolge. Neben ihr sind Geschwister des Erblassers erbberechtigt. Nach schweizerischem Recht erbt eine Witwe neben Anverwandten zweiter Ordnung nur l U des Nachlasses. 3

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 157.

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Die gemäß §§ 19, 20 FGG zulässige Beschwerde ist unbegründet. Es trifft zu, daß das LG in seinem Beschluß vom 12. 12. 1953 - 83 AR 77/53 (JR 1954, 99) den Standpunkt vertreten hat, daß die 11. DVO zum RBürgG keine Rechtswirkungen erzeugen konnte. Diese Rechtsprechung wird aufgegeben. Gemäß §§ 1, 2 der 11. DVO zum RBürgG vom 25. 11. 1941 (RGBl. I 722) hat ein Jude die deutsche Staatsangehörigkeit verloren, wenn er beim Inkrafttreten dieser VO seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland gehabt oder wenn er seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland später genommen hat. Diese Voraussetzungen liegen beim Erblasser vor. E r ist damit aus dem deutschen Staatsverband ausgeschieden. Zwar ist es zutreffend, daß die genannte VO durch KRG Nr. 1 Art. 1, Ziffer 1 L vom 20. 9. 1945 (KRAB1. Nr. 1 S. 6) aufgehoben worden ist. Das KRG Nr. 1 spricht aber den aufgehobenen Gesetzen ihre Wirksamkeit vor dem Zeitpunkt der Aufhebung nicht ab. Es hat vielmehr das RBürgG und seine DVOen lediglich mit Wirkung vom 20. 9. 1945 aufgehoben. Hieraus folgt, daß die in der Vergangenheit eingetretenen Wirkungen der 11. DVO nicht beseitigt worden sind. Die auf Grund der 11. DVO stattgefundenen Einzelmaßnahmen sind trotz ihres diskriminierenden Charakters rechtswirksam geblieben. Ein anderer Standpunkt wäre auch mit den Interessen der Betroffenen, die zum größten Teil eine andere Staatsangehörigkeit erworben, sich vielleicht auch innerlich vom deutschen Volk abgewandt haben, nicht vereinbar (vgl. Geltende Staatsangehörigkeitsgesetze, herausgegeben von der Forschungsstelle f ü r Völkerrecht und ausländisches öffentliches Recht der Universität Hamburg [1953] 71). Diese Auffassung steht in Übereinstimmung mit der herrschenden Rspr. und Lehre (vgl. neuestens Pehe, JR 1954, 99 mit weiteren Hinweisen). Ausgebürgerte Personen und ihre Abkömmlinge haben gemäß Art. 116 II GG lediglich einen Anspruch auf Wiedereinbürgerung. Die Ausbürgerung gilt nur dann als nicht erfolgt, wenn diese Personen nach dem 8. 5. 1945 ihren Wohnsitz in Deutschland genommen und nicht einen entgegengesetzten Willen zum Ausdruck gebracht haben. Diejenigen Personen, welche vor diesem Zeitpunkt im Ausland verstorben sind, konnten die deutsche Staatsangehörigkeit nicht zurückerwerben. Der Gesetzgeber des Kontrollrats hat bei der Schaffung des KRG Nr. 1 vom 20. 9. 1945 eine sogenannte sozialbegrifflich vorgeformte, natürliche Vorgegebenheit, über die er nicht hinweggehen konnte, vorgefunden. Die rückwirkende Aufhebung der nationalsozialistischen Gesetzgebung hätte dem von der modernen Rechtsphilosophie erarbeiteten Grundsatz der Lehre von der Natur der Sache widersprochen (vgl. Radbruch, Archiv f ü r Rechts- und Wirtschaftsphilosophie 1923/1924,350). Der durch die 11. DVO bewirkte Verlust der Staatsangehörigkeit konnte auch, selbst wenn man über das KRG hinaus ein unbeschränktes Außerkrafttreten dieser VO annehmen würde, nicht beseitigt werden. Diese Wirkung mußte hingenommen werden. Deshalb hat der Gesetzgeber des GG in Art. 116 die rückwirkende Unwirksamkeit der Ausbürgerung auch nur f ü r den Fall angenom-

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men, daß die B e t r o f f e n e n den Tatbestand, der zur Ausbürgerung g e f ü h r t hat, nämlich die Auswanderung, ebenfalls durch ihre Rückkehr rückgängig gemacht haben. Betroffene, welche heute noch i m Ausland weilen, können z w a r ihre Einbürgerung verlangen, diese hat dann aber nicht rückwirkende K r a f t . I n s o f e r n befindet sich auch der Gesetzgeber des GG v o r denselben P r o b l e m e n w i e der des Kontrollrats. E r hat sie in gleicher W e i s e gelöst. Da i m vorliegenden F a l l der Erblasser eine andere als die deutsche Staatsangehörigkeit nicht a n g e n o m m e n hat, w a r er als staatenlos anzusehen. Gemäß Art. 29 E G B G B richtet sich das Erbrecht d e m z u f o l g e nach seinem letzten gewöhnlichen Aufenthalt. Dieser w a r in der Schweiz. Deshalb ist schweizerisches Recht anzuwenden. Das AG ist ohne erkennbaren Rechtsirrtum d a v o n ausgegangen, daß die Beschwerdeführerin den E r b lasser nach schweizerischem Recht nur zu V i beerbt hat, deshalb hat es den Erbscheinsantrag mit Recht zurückgewiesen." 2 2 2 . Die schriftliche Genehmigung zur Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit, die erst nach dem Erwerb der ausländischen Staatsangehörigkeit ausgehändigt worden ist, ist unwirksam. Die hierüber ausgestellte Urkunde muß wieder eingezogen werden. — R u S t A G § 25. V G H Bebenhausen, Urt. v o m 7. 10. 1955 - 243/52: StAZ 9 (1956) 88. Aus den Gründen: „ N a c h § 25 I RuStAG verliert ein Deutscher, der i m Inland w e d e r seinen W o h n s i t z noch seinen dauernden Aufenthalt hat, seine Staatsangehörigkeit mit dem E r w e r b einer ausländischen Staatsangehörigkeit, w e n n dieser E r w e r b auf seinen Antrag erfolgt. Diese W i r k u n g tritt nach § 25 I I nur dann nicht ein, w e n n ein Deutscher v o r d e m E r w e r b der ausländischen Staatsangehörigkeit auf seinen Antrag die schriftliche Genehmigung der zuständigen B e h ö r d e seines Heimatstaates erhalten hat, daß er seine deutsche Staatsangehörigkeit beibehalte. Da die beiden Rechtsbeschwerdeführer im Zeitpunkt des E r w e r b s der österreichischen Staatsangehörigkeit die schriftliche Genehmigung zur Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit nicht gehabt haben, ist der Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit gemäß § 25 I zwingend eingetreten. Das V o r b r i n g e n der beiden Rechtsbeschwerdeführer, sie seien durch die wirtschaftlichen Verhältnisse gezwungen gewesen, die österreichische Staatsangehörigkeit anzunehmen, kann an diesem Ergebnis nichts ändern. Aus den Bescheinigungen der V o r a r l b e r g e r Landesregierung geht hervor, daß die beiden Rechtsbeschwerdeführer die E r k l ä r u n g abgegeben haben, ,der österreichischen Republik als getreue Staatsbürger angehören zu w o l len'. Sie haben also einen Antrag auf Verleihung der österreichischen Staatsangehörigkeit gestellt. W a r u m sie einen solchen Antrag gestellt haben, ist nach den gesetzlichen Bestimmungen unerheblich. Auch der E i n w a n d , der Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit w ä r e bei rechtzeitiger Bearbeitung ihrer Anträge nicht eingetreten, ist unbegründet. Das Gesetz stellt ausdrücklich darauf ab, daß die Genehmigung zur Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit bereits erteilt w o r d e n sein muß, ehe die f r e m d e Staats-

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angehörigkeit a n g e n o m m e n w i r d ; der Zeitpunkt, in dem der Antrag gestellt w o r d e n ist, ist unmaßgeblich. Die Verzögerung des V e r f a h r e n s und die dadurch entstandene F o l g e m a g in einem späteren V e r f a h r e n auf W i e d e r e i n bürgerung v o n Bedeutung sein; f ü r das gegenwärtige V e r f a h r e n ist sie unbeachtlich. Die den beiden Rechtsbeschwerdeführern ausgestellten Bescheinigungen konnten daher die W i r k u n g , die sie aussprechen, überhaupt nicht m e h r herbeiführen. Sie verlautbaren etwas Falsches. Da erfahrungsgemäß aus inhaltlich falschen amtlichen Urkunden I r r t ü m e r entstehen und auch die Gefahr des Mißbrauches nicht auszuschließen ist, w a r das Regierungspräsidium verpflichtet, die w a h r e Rechtslage festzustellen und die Einziehung der Bescheinigungen zu v e r f ü g e n . " 2 2 3 . Die Ausschlagungserklärung des §11 des Gesetzes zur Regelung von Fragen der Staatsangehörigkeit vom 22. 2. 1955 bedarf keiner Form. Eine solche Ausschlagungserklärung liegt nicht darin, daß sich jemand in einer besonders prekären Lage fälschlicherweise als Pole bezeichnet. — StARegG § 1. O V G Hamburg, 1. Senat, Urt. v o m 1. 4. 1955 - Bf I 166/54: D Ö V 10 (1957) 459. Aus den Gründen: „ D e r Bekl. hat den Personalausweis des Kl. zu Unrecht eingezogen, denn der darin eingetragene V e r m e r k , daß der Kl. deutscher Staatsangehöriger sei, entspricht der Rechtslage. [ N u n w i r d zunächst ausgeführt, daß der Kl. durch A u f n a h m e in Abteilung I I I der deutschen Volksliste gemäß § 5 der 2. V O über die deutsche Volksliste und die deutsche Staatsangehörigkeit in den eingegliederten Ostgebieten v o m 31. 1. 1942 (RGBl. I 51) sowie § 1 I d StARegG deutscher Staatsangehöriger g e w o r d e n sei.] Die deutsche Staatsangehörigkeit gilt jedoch gemäß § 1 StARegG dann nicht als e r w o r b e n , w e n n die B e t r o f f e n e n sie ausgeschlagen haben oder noch ausschlagen. Eine Ausschlagungserklärung hat der Kl. nicht abgegeben. Das ist unstreitig, soweit es sich um eine E r k l ä r u n g nach dem Inkrafttreten des StARegG in der F o r m des § 18 handelt. Der Bekl. ist jedoch der A u f f a s sung, daß der Kl. v o r Inkrafttreten dieses Gesetzes eine solche E r k l ä r u n g abgegeben habe. Eine derartige Ausschlagungserklärung b e d u r f t e keiner F o r m , w i e sich argumentum e contrario aus § 18 I StARegG ergibt. D e r Bekl. erblickt die Anfechtungserklärung des Kl. darin, daß er sich als polnischer Staatsangehöriger bezeichnet hat. Das hat der K l . unstreitig getan. Es kann dahingestellt bleiben, ob die Behauptung einer anderen Staatsangehörigkeit zugleich die v o m Gesetz verlangte ausdrückliche Ausschlagungserklärung der deutschen Staatsangehörigkeit unter allen Umständen beinhaltet, denn im vorliegenden F a l l hat der Kl. lediglich in einer f ü r ihn besonders prekären L a g e falsche Angaben über seine Staatsangehörigkeit

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gemacht, nicht aber seinen W i l l e n dahin bekundet, die polnische Staatsangehörigkeit w i e d e r z u e r w e r b e n b z w . die deutsche aufzugeben. D e r Kl. ist A n g e h ö r i g e r der deutschen W e h r m a c h t gewesen und w a r als solcher i m R a u m v o n Frankreich eingesetzt. Als der Kl. sich unter den Gew e h r e n der Partisanen als P o l e bezeichnete, tat er dies aus Angst und nicht in der Absicht, eine seine Staatsangehörigkeit betreffende W i l l e n s e r k l ä r u n g abzugeben. I m weiteren Verlauf der Ereignisse k a m der KI. dann zur polnischen Anders-Armee. E r mußte hier einen anderen N a m e n annehmen und einen anderen Geburtsort angeben. E r hatte damals nicht den Mut, dieses Ansinnen abzulehnen und vielleicht sogar zu erklären, daß er Volksdeutscher mit deutscher Staatsangehörigkeit sei. Bei der damaligen Einstellung der P o l e n w ä r e ihm ein solches Bekenntnis wahrscheinlich schlecht bekommen. I m weiteren Verlauf der Ereignisse hat der Kl. dann keine neuen unrichtigen Erklärungen abgegeben, sondern nur seine bisherigen unrichtigen Angaben aufrechterhalten. Da er keinerlei Unterlagen f ü r seine w a h r e A b stammung m e h r besaß, blieb i h m keine andere Möglichkeit. Hieraus kann nicht g e f o l g e r t werden, daß der Kl. durch ein solches Verhalten seine Staatsangehörigkeit ausschlagen wollte. N u n behauptet der Bekl., daß der Kl. nach Auflösung der Anders-Armee die Möglichkeit gehabt hätte, entweder nach P o l e n zurückzukehren oder in das Resettlement Corps einzutreten oder nach Deutschland abzuwandern. Es steht fest, daß ein englischer E r l a ß bestand, der den ehemaligen Angehörigen der A n d e r s - A r m e e diese drei Möglichkeiten e r ö f f n e t e . Der Kl. behauptet jedoch, v o n diesem E r l a ß keine Kenntnis erlangt zu haben. Dies ist zumindest nicht unglaubwürdig. [ W i r d ausgeführt.] Solange ihm aber die Kenntnis dieses Erlasses nicht nachgewiesen w e r d e n kann, können keine Rückschlüsse daraus gezogen werden, daß der K l . damals nicht die Gelegenheit benutzte, nach Deutschland abzuwandern. Sobald der Kl. w i e d e r etwas m e h r Bewegungsfreiheit besaß und sich die politischen Verhältnisse konsolidiert hatten, hat er versucht, Verbindung zu seinen deutschen Bekannten aufzunehmen, um seine Identität nachzuweisen, die w i e d e r u m Grundlage f ü r einen Antrag auf Einreisegenehmigung nach der deutschen Bundesrepublik sein sollte. D e r K l . hatte zu dieser Zeit eine wirtschaftlich einträgliche Stellung in England. E s ist o f f e n b a r nicht so, daß er sich erneut aus f r e i e m W i l l e n zum P o l e n t u m bekannt hat und erst dann sein .deutsches H e r z ' entdeckte, als er in der Bundesrepublik wirtschaftlich bessere F o r t k o m m e n s m ö g l i c h k e i t e n sah."

2 2 4 . Das RuStAG dient in der Vorschrift des § 8, nach dem ein Ausländer auf seinen Antrag eingebürgert werden kann, nicht ausschließlich den Interessen des deutschen Staates, sondern auch denen des einzelnen Bewerbers. Eine objektiv rechtswidrige Ablehnung des Antrages verletzt deshalb den Bewerber

in seiner Rechtsstellung.

- R u S t A G § 8.

OVG Lüneburg, 2. Senat, Urt. v o m 4. 4. 1955 - A 109/54: N J W 9 (1956) 238; Leitsatz in D Ü V 9 (1956) 158.

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Aus den Gründen: „Die Klage ist zulässig. . . Schließlich steht der Zulässigkeit der Klage auch nicht entgegen, daß der Kl. schlechterdings nicht behaupten könne, er sei durch den Bescheid des Bekl. nicht in seinen Rechten verletzt, weil ihm ein Anspruch auf Einbürgerung nicht zustünde und auch sonst keine Rechte bestünden, in denen der Bekl. ihn mit der Ablehnung des Antrages verletzt haben k ö n n t e . . . Ob der Verwaltungsakt, wenn er objektiv rechtswidrig ist, den Kl. in seinen Rechten verletzt, ergibt sich aus dem objektiven materiellen Recht, das er für sich in Anspruch nimmt. Das RuStAG dient mindestens auch den Interessen Einzelner. Es dient nicht ausschließlich den Interessen des deutschen Staates, so daß die fehlerhafte Handlung seiner Vorschriften nur dessen Interessen, nicht auch diejenigen des einzelnen Bewerbers verletzen könnte. Das liegt auf der Hand in den Fällen, in denen das Gesetz einen materiellen Anspruch auf Einbürgerung gewährt. Hier mag die Einbürgerung im Einzelfalle der Allgemeinheit noch so wenig zum Nutzen gereichen, das Gesetz gewährt gerade deswegen einen Anspruch darauf, weil es angesichts der besonderen Sachlage, an die es die Rechtsfolge knüpft, den Interessen des Einzelnen nicht nur Beachtung schenkt, sondern sie höher als etwa entgegenstehende Interessen der Allgemeinheit wertet. Von diesen Fällen unterscheidet sich der des § 8 RuStAG dadurch, daß nach ihm der Bewerber nicht eingebürgert werden muß, sondern kann. Mit dieser Bestimmung gibt der Gesetzgeber die Abwägung der Interessen des Einzelnen und der Allgemeinheit der zuständigen Behörde auf, bringt aber nicht zum Ausdruck, daß hier Interessen des Einzelnen überhaupt nicht im Spiele seien, daß sie für die Anwendung der Vorschrift so belanglos seien, wie die eines jeden anderen Rechtsgenossen, der aus irgendeinem Grunde persönlichen Anteil an diesem Einbürgerungsverfahren nimmt. Diese Auffassung wird dadurch bekräftigt, daß die Einbürgerung in einem formellen Antragsverfahren vor sich geht, in dem der Antrag des Bewerbers nicht nur eine Anregung an die Behörde darstellt, in seinem Sinne tätig zu werden, sondern materiell-rechtliche Voraussetzung der Einbürgerung selbst ist, und zwar, wie der Senat annimmt, gerade deswegen, weil das Band der Staatsangehörigkeit nicht nur dem Staate Pflichten und dem Einzelnen Rechte auferlegt, sondern auch umgekehrt dem Einzelnen Pflichten. Der Einzelfall berührt sogar die Gesamtbelange des Staates kaum merklich, die des Einzubürgernden aber tiefgreifend. Letztlich findet diese Auffassung eine Bestätigung in der fortgeltenden ( M a ß f e l l e r , Deutsches Staatsangehörigkeitsrecht [1953] 70) Bestimmung des § 1 Ges. zur Änderung des RuStAG vom 15. 5. 1935 (RGBl. I 593), nach dem die Einbürgerungsbehörden über die Verleihung der deutschen Staatsangehörigkeit nach pflichtmäßigem Ermessen zu entscheiden haben."

2 2 5 . In der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands etwa bestehende Vorschriften über die Voraussetzungen und die Form der Verleihung der deutschen Staatsangehörigkeit an Ausländer (Einbürgerung), die von den

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in der Deutschen Bundesrepublik bestehenden Vorschriften abweichen, sind in der Deutschen Bundesrepublik nicht anzuwenden, soweit sie gegen den Zweck eines in der Bundesrepublik geltenden Gesetzes oder gegen überwiegende Interessen der öffentlichen Ordnung und Sicherheit (ordre public) verstoßen. Eine Einbürgerung durch formlose mündliche Eröffnung an den Bewerber, er sei als deutscher Staatsangehöriger anerkannt, oder durch Aushändigung des sowjetzonalen deutschen Personalausweises mit dem Vermerk, der Inhaber sei deutscher Staatsangehöriger, würde gegen den Zweck des § 16 I RuStAG verstoßen. Tatsache und Zeitpunkt der Aufnahme in den deutschen Staatsverband sind durch einen förmlichen, urkundlich verkörperten staatlichen Akt zweifelsfrei und jederzeit beweisbar festzustellen. Wirksamkeit Sie würde daher für die Bundesrepublik Deutschland keine haben. - EGBGB Art. 30; RuStAG § 16 I. BGH, 3. Strafsenat, Beschl. vom 23. 2. 1954 - 3 ARs 5/54: BGHSt. 5, 317; NJW 7 (1954) 651; LM Nr. 1 zu § 16 RuStAG mit Anm. von Kohlhaas; IntLR 1954, 43. Aus den Gründen: „Der BGH entscheidet nach § 27 des Deutschen Auslieferungsgesetzes nur über Rechtsfragen. Daher kann es nicht seine Aufgabe sein, zu ermitteln, ob und welche vom RuStAG abweichenden Rechtsvorschriften über den Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit in der Sowjetzone bestehen. Der Senat ist indessen mit dem Oberbundesanwalt der Auffassung, daß der dem OLG vorliegende Fall auch keinen Anlaß zur Entscheidung der grundsätzlichen, allgemeinen Rechtsfrage bietet, ob Einbürgerungsakte der Sowjetzonenbehörden von den Gerichten und Behörden der Bundesrepublik nach dem hier geltenden allgemeinen Staats- und Verwaltungsrecht und nach dem Staatsangehörigkeitsrecht zu beurteilen sind oder nach dem Recht der Sowjetzone. Mit dem OLG und dem Oberbundesanwalt ist davon auszugehen, daß es nicht zwei verschiedene Staatsangehörigkeiten der Bundesrepublik und der Sowjetzone gibt, sondern nur eine deutsche Staatsangehörigkeit (Schätzet in: Recht, Staat, Wirtschaft 1951, 330 und Arch.öff.R. 1948, 312; Maßfeller, RuStAG § 1 Anm. 2). Das Deutsche Reich ist nicht in zwei selbständige Staaten zerfallen. Nach allgemeiner Auffassung, nach der auch die Praxis der Gerichte und Verwaltungsbehörden in beiden Teilgebieten verfährt, ist Deutschland ein einheitlicher Staat, auf dessen Gebiet sich zwei verschiedene, räumlich begrenzte Rechtsordnungen gebildet haben. Hieraus folgt zunächst, daß der allgemein anerkannte kollisionsrechtliche Grundsatz, wonach die Staatsangehörigkeit ausschließlich nach der Rechtsordnung desjenigen Staates zu beurteilen ist, um dessen Angehörigkeit es sich handelt (Makarov, Allgemeine Lehren des Staatsangehörigkeitsrechts [1947] 161 ff.), nicht ohne weiteres auf das Verhältnis zwischen Bundesrepublik und Sowjetzone angewandt werden kann. Für die Bundesrepublik handelt es sich im gegebenen Fall nicht um die Anerkennung' einer fremden, sowjetzonalen Staatsangehörigkeit, sondern um die Frage der Wirksamkeit des

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Erwerbs der eigenen deutschen Staatsangehörigkeit auf Grund von Rechtsvorschriften, die in dem sowjetisch besetzten Teilgebiet erlassen sind. Wenn demnach zwar der Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit in der Sowjetzone nicht grundsätzlich nach den dort geltenden Vorschriften zu beurteilen ist, so ist damit doch noch nicht entschieden, ob grundsätzlich und ausschließlich das in der Bundesrepublik geltende Recht anzuwenden ist. Diese Frage kann hier auf sich beruhen. Wie bereits betont, gibt es keine getrennten Staatsangehörigkeiten der beiden Teilgebiete. Die Staatsangehörigkeit, die jemand in einem Teilgebiet etwa durch Geburt oder aus einem sonstigen in beiden Teilen anerkannten Erwerbsgrund erwirbt, ist gleichzeitig die Staatsangehörigkeit des anderen Teilgebietes. Daraus folgt notwendig, daß die Bundesrepublik den Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit in der Sowjetzone dann nicht als wirksam anerkennen kann, wenn dem der Zweck eines in der Bundesrepublik geltenden Gesetzes oder die öffentliche Ordnung in der Bundesrepublik entgegensteht, und zwar selbst dann nicht, wenn der Erwerb einer etwa in der Sowjetzone bestehenden abweichenden Rechtsvorschrift entspricht. Denn in diesem Falle werden anders als bei der Beurteilung einer fremden Staatsangehörigkeit die Interessen der Bundesrepublik nahe berührt. Es ist das natürliche Recht jedes Staates, die Aufnahme unerwünschter Ausländer in seinen Staatsverband abzulehnen. Dieses Recht kann der Bundesrepublik nicht dadurch geschmälert werden, daß im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands eine Regierung vorhanden ist, die dort die Regierungsgewalt ausübt und damit auch das Recht der Einbürgerung von Ausländern f ü r sich beansprucht. Sie kann daher f ü r ihr Gebiet jedenfalls solchen durch die Sowjetzonenbehörden vorgenommenen Einbürgerungen die Anerkennung versagen, die wichtigen Zwecken der Rechtsordnung der Bundesrepublik oder ihrer öffentlichen Ordnung zuwiderlaufen. So wollen z. B. die Bestimmungen des § 8 Ziffer 2 bis 4 RuStAG verhindern, daß kriminelle Elemente oder Ausländer, die in Deutschland kein Unterkommen oder keinen Lebensunterhalt finden können und daher der Öffentlichkeit zur Last fallen würden, in den Staatsverband aufgenommen werden. Ausländer, die etwa von Sowjetzonenbehörden ohne Beachtung dieser Mindestbedingungen eingebürgert sind, braucht die Bundesrepublik nicht als Deutsche zu behandeln, und zwar auch dann nicht, wenn etwa ein sowjetzonales Gesetz diese Mindestvoraussetzungen beseitigt und die Einbürgerung völlig dem Ermessen der Behörden überlassen hätte. Entsprechendes gilt f ü r die Formvorschrift des § 16 I RuStAG, wonach die Einbürgerung mit der Aushändigung einer von der höheren Verwaltungsbehörde hierüber ausgefertigten Urkunde wirksam wird. An die Einbürgerung knüpfen sich so weittragende Folgen f ü r den rechtlichen Status in jeder Beziehung, daß das Gesetz den Eintritt des neuen Status im Interesse der Rechtssicherheit bewußt an einen förmlichen rechtbegründenden Akt geknüpft hat (Entscheidungen des preußischen OVG 13, 409 [417]). Auch die Staatsangehörigkeitsgesetze anderer europäischer Länder sehen solche Formalakte vor. In Frankreich wird das Einbürgerungsdekret im

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Journal Officiel der Französischen Republik veröffentlicht (Code de la nationalité vom 19. 10. 1945 Art. 110). In Belgien erfolgt die Einbürgerung eines Ausländers durch ein förmliches Gesetz; sie wird erst mit der Eintragung in das Standesregister wirksam (Ges. über den Erwerb und den Verlust der Staatsangehörigkeit in der Fassung vom 14. 12. 1932 Art. 16, 17). In Großbritannien wird die Staatsangehörigkeit durch Verleihung einer Urkunde des Staatssekretärs erworben (britisches StaatsangehörigkeitsGes. 1948 Art. 10). Der Zweck des § 16 I RuStAG und ähnlicher Bestimmungen anderer Rechte ist es, ein für allemal klare Rechts- und Beweisverhältnisse zu schaffen. Dem Zweck dieser Vorschrift würde es zuwiderlaufen, wenn eine Einbürgerung anerkannt würde, die auf Grund abweichender Vorschriften ohne Aushändigung einer Urkunde oder ohne einen ähnlichen förmlichen rechtsbegründenden Akt zustandegekommen wäre. Daß die Aushändigung eines Personalausweises oder eine bloß mündliche Erklärung den an die Form der Einbürgerung nach dem Grundgedanken des § 16 I RuStAG zu stellenden Anforderungen nicht genügt, bedarf hiernach keiner näheren Begründung. Davon geht zutreffend auch das OLG aus. Damit sind jedenfalls die Grenzen festgelegt, die einer Anerkennung sowjetzonaler Einbürgerungsvorschriften gezogen sind. Zur Entscheidung der grundsätzlichen Frage, ob sowjetzonale Rechtsvorschriften von den Gerichten und Behörden der Bundesrepublik überhaupt anzuwenden sind, bietet der vorliegende Fall keinen Anlaß, weil hier auf jeden Fall der Vorbehalt des ordre public eingreift."

österreichische Staatsangehörigkeit Siehe auch Nr. 7 a, 7 b, 88, 103, 122

226. § 2 a des österreichischen Staatsbiirgerschafts-Überleitungsgesetzes vom 10. 7. 19-45 ist völkerrechtlich nicht zu beanstanden. Als Antrag im Sinne der §§ 25 und 19 Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz ist jede auf den Erwerb der ausländischen Staatsangehörigkeit gerichtete Willensbetätigung zu verstehen. - RuStAG §§ 19, 25; StÜG § 2 a. VGH Stuttgart, 2. Senat, Urt. vom 27. 10. 1955 - 2 S 1 8 7 / 5 5 S t A Z 11 (1958) 151; DÖV 9 (1956) 158. Aus den Gründen: „Zur sachlichen Entscheidung steht die Frage, ob die Anfechtungski. ihre unbestrittenermaßen durch Geburt erworbene deutsche Staatsangehörigkeit (§ 4 RuStAG, Art. 18 EGBGB, § 1591 BGB) wieder durch den mit 1 Die auf die Nichtzulassungsbeschwerde in dieser Sache ergangene Revisionsentscheidung des BVerwG (Beschl. vom 27. 6. 1956 - I B 200/55) ist abgedruckt in IPRspr. 1956-1957 Nr. 215.

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der Bescheinigung der Landeshauptmannschaft Innsbruck vom 26. 9. 1946 ausgewiesenen Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft nach § 2 a des österreichischen StÜG verloren hat (der automatische Staatsbürgerschaftserwerb nach § 1 StÜG kam f ü r die Anfechtungski. auch unbestrittenermaßen nicht in Betracht; vgl. § 1 I b II StÜG). Die Anfechtungski. verneint das Vorliegen der Voraussetzungen der einschlägigen §§ 25 I, 19 RuStAG, die geltendes Bundesrecht sind (vgl. BVerwG, Urt. vom 30. 10. 1954 2, NJW 1955, 35), weil (a) ihr Staatsbürgerschaftserwerb nach § 2 StÜG völkerrechtlich unwirksam sei, im übrigen (b) kein Erwerb einer ausländischen Staatsangehörigkeit auf Antrag vorliege und jedenfalls die Genehmigung des deutschen Vormundschaftsgerichts fehle. Diese Einwendungen der Anfechtungskl. sind unberechtigt. Die gesetzlichen Voraussetzungen f ü r den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit der Anfechtungski. sind mit dem VerwG erfüllt anzusehen. a) Die Vorschrift des § 2 a StÜG, deren innerstaatliche Gültigkeit unbestritten ist (vgl. hierzu das oben angeführte Urteil des BVerwG), ist völkerrechtlich nicht zu beanstanden. Nach Art. 25 GG sind die allgemeinen Regeln des Völkerrechts Bestandteil des Bundesrechts. Grundregel des Völkerrechts ist, daß jeder Staat allein berufen ist, zu bestimmen, wie seine Staatsangehörigkeit erworben (und verloren) wird (vgl. Makarov, Allgemeine Lehren des Staatsangehörigkeitsrechts [1949] 58 ff.; hierzu auch das vorerwähnte Urteil des BVerwG). Dieser Grundsatz gilt nun allerdings nicht unbeschränkt. Es sind ihm völkerrechtlich gewisse Schranken gesetzt, die jedoch sehr weit gezogen sind und Mindestanforderungen darstellen (vgl. Makarov aaO 100, 183). Als eine solche Mindestanforderung gilt insbesondere der Grundsatz, daß der einzelne Staat seine Staatsangehörigkeit nicht Personen aufzwingen darf, die keine einzige Anknüpfung an seine Rechtsordnung aufweisen (vgl. Makarov aaO 100; hierzu Jerusalem, N J W 1955, 35 Anm. zu Nr. 32). Gegen diese Regel verstößt die Vorschrift des § 2 a StÜG nicht. Die von ihr betroffenen Frauen haben früher (beim Anschluß Österreichs an das Reich) die österreichische Bundesbürgerschaft besessen und im Zeitpunkt ihrer Treuerklärung ihren Wohnsitz in Österreich gehabt. Daß sie unter diesen Umständen die gesetzliche Möglichkeit haben, im vereinfachten Verfahren die österreichische Staatsbürgerschaft (wieder) zu erlangen, ist völkerrechtlich unbedenklich (vgl. hierzu § 10 RuStAG). Dies gilt auch hinsichtlich der Regelung des § 2 a StÜG, nach der die nicht eigenberechtigten (minderjährigen) ehelichen Kinder der Frauen mit diesen die österreichische Staatsbürgerschaft erlangen, wenn der gesetzliche Vertreter zustimmt. Es ist eine allgemeine Erscheinung im Staatsangehörigkeitsrecht der Völker (vgl. hierzu § 16 II RuStAG), daß die minderjährigen ehelichen Kinder ihren Eltern (durch die sie die Anknüpfung an die Rechtsordnung des Staats vermittelt erhalten) grundsätzlich im Erwerb der Staatsangehörigkeit folgen. Die Vorschrift des § 2 a StÜG ist unter diesem Gesichtspunkt um so unbedenklicher, als sie den Erwerb der Staatsbürgerschaft von der Zustimmung 2

Siehe unten Nr. 228.

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des gesetzlichen Vertreters des Kindes abhängig macht. Ob die hierzu weitere Bestimmung des § 2 a StÜG, daß die mangelnde Zustimmung des gesetzlichen Vertreters durch das (österreichische) Gericht ersetzt werden kann, völkerrechtswidrig ist, kann dahingestellt bleiben, denn sie ist in der vorliegenden Sache nicht einschlägig und ihre etwaige völkerrechtliche Unwirksamkeit würde nach der Auffassung des Senats die Rechtsgültigkeit des Hauptteils der Vorschrift, der eine in sich geschlossene sachliche Regelung enthält, nicht berühren. Danach entspricht die Vorschrift des § 2 a StÜG jedenfalls in ihrem hier einschlägigen Inhalt den oben dargelegten völkerrechtlichen Regeln. Und da auch sonstige völkerrechtliche Bedenken nicht erkennbar sind, so ist der in Frage stehende Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft durch die Anfechtungski. nach § 2 a StÜG als völkerrechtlich wirksam zu erachten. b) Nachdem nach den Ausführungen zu a) der Erwerb einer ausländischen Staatsangehörigkeit im Sinne des § 25 I RuStAG durch die Anfechtungski. gegeben ist und die Anfechtungski. damals unbestrittenermaßen keinen Inlandswohnsitz oder -aufenthalt gehabt hat (sie ist erst seit Juli 1954 in Böblingen wohnhaft), kommt es für die Anwendung der §§ 25 I, 19 RuStAG darauf an, ob der Erwerb der ausländischen Staatsangehörigkeit auf Antrag des gesetzlichen Vertreters der Anfechtungski. erfolgte und bejahendenfalls ob die noch weiter erforderlichen Voraussetzungen des § 19 I (Genehmigung des deutschen Vormundschaftsgerichts) oder II (Antrag des elterlichen Gewalthabers zugleich f ü r sich und f ü r die Anfechtungski.) RuStAG vorliegen. Es bedarf nun keiner weiteren Erklärung, daß die Frage nach dem gesetzlichen Vertreter im Sinne des § 25 I RuStAG nach deutschem Recht zu beurteilen ist. Nach deutschem Recht stand die Anfechtungski. seit ihrer Geburt unter der elterlichen Gewalt ihrer Mutter (vgl. §§ 1684 I und II, 1679 1 BGB), der auch das Sorgerecht (§§ 1686, 1627 BGB) und damit die gesetzliche Vertretungsmacht (§§ 1686, 1630 BGB) zustand. Letztere hat sie gemäß Art. 19 Satz 2 EGBGB auch beibehalten, als sie durch ihre Treueerklärung am 25. 4. 1946 die österreichische Staatsbürgerschaft erlangte und ihr die Anfechtungski. zunächst (bis zur Zustimmung des Bezirksjugendamtes K. als des gesetzlichen Vertreters der Anfechtungskl. nach österreichischem Recht) im Erwerb noch nicht gefolgt war. Es ist also davon auszugehen, daß die Anfechtungski., wie sie selbst anerkennt, in dem hier maßgebenden Zeitpunkt von ihrer Mutter gesetzlich vertreten wurde. Damit entfällt das Erfordernis der Genehmigung des deutschen Vormundschaftsgerichts nach § 19 I RuStAG, und es kommt nunmehr nach §§ 25 I, 19 II RuStAG entscheidend darauf an, ob die Mutter der Anfechtungski. den Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft nach § 2 a StÜG - kraft ihrer elterlichen Gewalt und ihres Sorgerechts zugleich auch f ü r die Anfeclitungskl. beantragt hat. Das ist zu bejahen. Als Antrag im Sinne der §§ 25, 19 RuStAG ist jede auf den Erwerb der ausländischen Staatsangehörigkeit gerichtete Willensbetätigung zu verstehen (vgl. Lichter, Die Staatsangehörigkeit nach deutschem und ausländischen Recht2 Anm. 4 zu § 25 RuStAG). Ein Antrag in diesem Sinne liegt auch in der Ausübung eines Optionsrechts und in der Abgabe einer mit der 39

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Wirkung des Staatsangehörigkeitserwerbs ausgestatteten Erklärung (vgl. Lichter aaO; Isay, Kommentar zum RuStAG [1929] Anm. 2 zu § 25). Um eine solche Erklärung handelt es sich bei der Treueerklärung des § 2 a StÜG. Es ist nun nach Sachlage festzustellen, daß der Wille der Mutter der Anfechtungski. im Verfahren nach § 2 a StÜG darauf gerichtet war, daß sich der durch ihre Treueerklärung bewirkte Staatsangehörigkeitserwerb zugleich auch auf die Anfechtungski. als ihr eheliches Kind erstrecke. Dies ergibt sich aus dem Inhalt des dem Verfahren nach § 2 a StÜG zugrunde liegenden Gesuchs der Mutter der Anfechtungski. vom 2. 11. 1945, in dem bei der Angabe der Personalien auch die Anfechtungski. aufgeführt ist. Dieser Umstand kann vernünftigerweise nur dahin verstanden werden, daß die Mutter der Anfechtungski. wollte, daß letztere mit ihr die Staatsbürgerschaft erwerben sollte. Diese Annahme findet ihre Bestätigung in dem weiteren Verhalten der Mutter der Anfechtungski. Nach dem auf der Gesuchsabschrift angebrachten Aktenvermerk des Bezirksgerichts K. hat sie später am 4. 5. 1946 um die Bestellung eines Kurators (anstelle des damals noch vermißten Vaters) f ü r die Anfechtungski. gebeten, damit er als gesetzlicher Vertreter nach österreichischem Recht die erforderliche Zustimmung zu dem Staatsbürgerschaftserwerb der Anfechtungskl. gebe. Die hierin liegende Willensbetätigung der Mutter der Anfechtungski. ist eindeutig darauf gerichtet, die gesetzlichen Voraussetzungen zu erfüllen, damit sich ihr Staatsbürgerschaftserwerb nach § 2 a StÜG gleichzeitig auch auf 'die Anfechtungski. erstrecke. Bei der Beurteilung der Frage, ob mit verstehenden Feststellungen dem Antragserfordernis der §§ 25 I, 19 II RuStAG genügt ist, kommt dem Einwand der Anfechtungski., bei dem Staatsangehörigkeitserwerb der Kinder nach § 2 a StÜG handele es sich nicht um einen Erwerb auf Antrag, sondern vielmehr um einen Erwerb ex lege, und die Mutter der Kinder habe jedenfalls mangels Vertretungsbefugnis keinen bestimmenden Einfluß auf den Erwerb, keine Bedeutung zu. Denn - abgesehen davon, daß nach Auffassung des Senats kein Erwerb von Gesetzes wegen anzunehmen ist (der Erwerb hat die Zustimmung des gesetzlichen Vertreters bzw. des Gerichts zur gesetzlichen Voraussetzung) - allein maßgebend ist nach Sinn und Zweck des § 25 I RuStAG, daß in Fällen der vorliegenden Art der Erwerb der ausländischen Staatsangehörigkeit durch das Kind dem im Staatsangehörigkeitsverfahren geäußerten Willen des elterlichen Gewalthabers entspricht (vgl. Lichter aaO Anm. 6 zu § 25 RuStAG, insbesondere das Beispiel der Zeilen 6 ff.; ferner Isay aaO Anm. 1 zu § 25 RuStAG). Hierbei ist es nicht erforderlich, daß die Willensbetätigung des elterlichen Gewalthabers für den Staatsangehörigkeitserwerb des Kindes ursächlich im Rechtssinn ist (es kann deshalb hier dahingestellt bleiben, ob das Verhalten der Mutter der Anfechtungski. für den Staatsangehörigkeitserwerb der letzteren ursächlich im Rechtssinn war); es genügt vielmehr, daß die Willensbetätigung des elterlichen Gewalthabers bei der Antragstellung f ü r sich nachweislich zugleich auf den Miterwerb der Staatsangehörigkeit durch das Kind gerichtet war (vgl. Lichter aaO). Dieser Regelung liegt die Überlegung zugrunde, daß der Wille eines (im Ausland lebenden) deutschen

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XV. Staatsangehörigkeitsrecht

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Staatsangehörigen - f ü r ein unter elterlicher Gewalt stehendes Kind erklärt durch den elterlichen Gewalthaber eine ausländische Staatsangehörigkeit zu erwerben, in der Regel gleichzeitig Ausdruck eines mangelnden Interesses an der deutschen Staatsangehörigkeit ist und daß eine solche Einstellung - zur Vermeidung der schon aus allgemeinen Gründen unerwünschten Doppelstaatigkeit - grundsätzlich (vgl. hierzu jedoch § 25 II RuStAG) den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit rechtfertigt (vgl. insbesondere Isay aaO). Danach sind die Tatbestandsmerkmale der §§ 25 I, 19 II RuStAG erfüllt, womit die Anfechtungski. mit dem Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft nach § 2 a StÜG ihre deutsche Staatsangehörigkeit verloren hat. Dieser Verlust verstößt auch nicht gegen die Vorschrift des Art. 16 I Satz 2 GG." 227. Ehemalige österreichische Staatsangehörige haben am 13. 3. 1938 die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. Diese Personen haben kraft des österreichischen Staatsbürgerschaftsüberleitungsgesetzes vom 10. 7. 1945 die österreichische Staatsangehörigkeit wiedererlangt. Dieser Wiedererwerb der österreichischen Staatsangehörigkeit allein führte jedoch für Personen, die in der Bundesrepublik verblieben, nicht zum Verlust der 1938 erworbenen deutschen Staatsangehörigkeit. Vielmehr haben solche Personen neben der 1945 wieder erworbenen österreichischen Staatsangehörigkeit die 1938 erlangte deutsche Staatsangehörigkeit behalten. VGH Württemberg-Baden, 3. Senat, Urt. vom 12. 2. 1954 - 3 K 140/53: DVB1. 69 (1954) 253; DÖV 7 (1954) 316. Der 1915 in Innsbruck geborene Anfechtungski. ist laut ihm erteilten Heimatschein Österreicher. Von 1936 an hielt er sich in Deutschland auf, wurde zur Wehrmacht eingezogen und im Gefecht schwer verwundet. Seit 1945 ist er in der Bundesrepublik. Bei der Anfechtungsgegnerin (Amt f ü r öffentliche Ordnung) beantragte er einen Ausweis über seine deutsche Staatsangehörigkeit. Der Antrag wurde abgelehnt. Seiner auf Erteilung des Ausweises gerichteten Klage gab das VerwG statt. Die Berufung gegen dieses Urteil wurde zurückgewiesen, jedoch die Revision zum BVerwG zugelassen. Aus den Grün 'en: „Der Anfechtungski. war laut dem ihm am 4. 1. 1933 erteilten Heimatschein Österreicher, und er hat im Jahre 1938 zufolge des Gesetzes über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich vom 13. 3. 1938 (RGBl. I 237) und der VO über die deutsche Staatsangehörigkeit im Lande Österreich vom 3. 7. 1938 (RGBl. I 790) mit Wirkung vom 13. 3. 1938 die deutsche Staatsangehörigkeit erlangt. Diese Tatsachen stehen fest. Nach der Beendigung der Feindseligkeiten des zweiten Weltkrieges und der im Zusammenhang damit erfolgten Wiedererrichtung des Staates Österreich hat dieser Staat am 10. 7. 1945 das StÜG (StGBl. Nr. 59) erlassen, demzufolge Personen, die - wie der Anfechtungski. - am 13. 3. 1938 die österreichische 39 *

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Staatsbürgerschaft besessen haben, vom 27.4.1945 an wieder österreichische Staatsbürger sind. Demnach hat der Anfechtungski. am 27. 4. 1945 seine frühere österreichische Staatsangehörigkeit wieder erworben. Trotzdem will er seine am 13. 3. 1938 erworbene Staatsangehörigkeit weiter behalten haben. Mit der Entscheidung dieser Rechtsfrage - ob nämlich der Anfechtungski. eine doppelte Staatsangehörigkeit: sowohl die österreichische wie die deutsche besitzt - steht und fällt die Klage. Die Streitfrage ist im Schrifttum wiederholt erörtert worden und hat zu einigen höchstrichterlichen Entscheidungen geführt (Schätzet, Arch.öfT.R. 74, 273 ff.; Scheuner, DVB1. 1952, 647; Makarov, JZ 1952, 403; BGH, Urt. vom 4. 10. 1 9 5 1 B V e r f G , Beschl. vom 28. 5. 1952 2, BVerfGE 1, 322; VGH f ü r Württemberg-Hohenzollern, Urt. in Sachen Kalb/Innenministerium; OVG Berlin, Urt. vom 13. 5. 1953 3, DVB1. 1953, 665 mit Anm. von Hoffmann, DVB1. 1954, 73; Urt. des erkennenden Senats vom 4. 12. 1953 3 K 14/53). Das Urteil des VGH f ü r Württemberg-Hohenzollern vom 21. 1. 1953 4 und der Beschluß des BVerfG vom 28. 5. 1952 gehen im Anschluß an •den Aufsatz von Makarov (JZ 1952, 403) und an ein in dem vom BVerfG entschiedenen Fall erstattetes Gutachten des Max-Planck-Instituts f ü r ausländisches und internationales Privatrecht in Tübingen vom 18. 12. 1951 (Prof. Dr. Dölle) davon aus, daß Österreicher, die 1938 Deutsche geworden sind, durch das StÜG vom 10. 7. 1945 die 1938 erlangte deutsche Staatsangehörigkeit verloren haben. Allerdings betrifft der vom BVerfG entschiedene Fall einen Angehörigen aus dem ehemaligen Protektorat Böhmen und Mähren, die Rechtsgedanken der Entscheidung sind aber dieselben. Der Senat vermag dieser Auffassung nicht zu folgen, und ebenso nicht der Kritik von Hoff mann (DVB1. 1954, 73) an dem Urteil des OVG Berlin vom 13. 5. 1953 (DVB1. 1953, 665). Der Anfechtungski. ist 1938 Deutscher geworden. Es kommt deshalb darauf an, ob er diese Staatsangehörigkeit wieder verloren hat, weil er vor 1938 Österreicher war und das StÜG von 1945 bestimmt, daß diese ehemaligen Österreicher die österreichische Staatsangehörigkeit wieder erlangt haben. Bei der Beantwortung der Frage ist davon auszugehen, daß nach einem unbestrittenen völkerrechtlichen Grundsatz über die Zugehörigkeit einer Person zu einem Staat nur das Recht dieses Staates entscheidet (BGHZ 3, 181 f. mit weiteren Nachweisen; ebenso BVerfGE 1, 238 f.). Weiter ist davon auszugehen, daß das Völkerrecht keine allgemeinen Grundsätze über den Wechsel der Staatsangehörigkeit im Zusammenhang mit einer Gebietsveränderung (Staatensukzession) enthält (BVerfGE 1,329 mit weiteren Nachweisen; ähnlich BGHZ 3, 185 f.). Drittens ist zu beachten, daß das deutsche RuStAG f ü r diesen Fall - begreiflicherweise - ebenfalls nichts bestimmt und dessen §§ 17 Ziffer 2, 25 schon tatbestandlich nicht zutreffen, da der Anfechtungski. im Gebiet der Bundesrepublik wohnt und den Neuerwerb der österreichi1 2 3 4

Siehe Siehe Siehe Siehe

IPRspr. IPRspr. IPRspr. IPRspr.

1950-1951 1952-1953 1952-1953 1952-1953

Nr. 159. Nr. 316 a. Nr. 316 c. Nr. 318 a.

N r . 227

XV.

Staatsangehörigkeitsrecht

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sehen Staatsangehörigkeit nicht beantragt hat, dieser Erwerb ihm vielmehr kraft des StÜG ohne seinen Willen und unmittelbar zugefallen ist. Das Fehlen völkerrechtlicher oder staatlicher Rechtsvorschriften über den Erwerb und den Verlust der Staatsangehörigkeit im Zusammenhang mit Gebietsveränderungen (Staatensukzessionen) enthebt jedoch das Gericht nicht der Entscheidung des einzelnen Falles, da dies einer Rechtsverweigerung gleichkäme. Es geht aber auch nicht an, zu sagen, der Anfechtungski. sei Deutscher geblieben, weil das deutsche Recht ihm die Staatsangehörigkeit nicht aberkenne und nach unbestrittenem Völkerrechtssatz ein fremder Staat auf diesem Rechtsgebiet nicht in die deutsche Staatshoheit eingreifen könne. Eine derartige schematische Betrachtungsweise würde den Tatsachen nicht gerecht. Allerdings pflegt der Wechsel - Erwerb einer neuen, Verlust der bisherigen - der Staatsangehörigkeit bei Gebietsveränderungen durch Friedensverträge geregelt zu werden, und zwangsläufig ist damit bis zum Abschluß eines Friedensvertrags eine mehr oder minder lange Rechtsunsicherheit verknüpft. Nach dem ersten Weltkrieg dauerte es eine ganze Reihe von Monaten bis zum Abschluß des Versailler Vertrages und der Pariser Vorortverträge. Wenn aber wie nunmehr infolge des sogenannten kalten Krieges eine friedensvertragliche Regelung gar nicht abzusehen ist, so kann dadurch für eine so lange Zeit kein rechtliches Vakuum entstehen. In solchem außergewöhnlichen Falle muß die Entscheidung unter Berücksichtigung der ganzen Umstände, insbesondere der Interessen der beteiligten Staaten und des einzelnen Rechtsuchenden getroffen werden. Die Auffassung der Professoren Dr. Makurov und Dr. üölle (aaO), der sich der BGH und das BVerfG aaO ausgeschlossen haben, geht davon aus, daß ,durch eine Reihe von Anordnungen der Besatzungsmächte gewisse Rechtswirkungen mit den Grenzen des deutschen Reichsgebiets nach dem Stand vom 31. 12. 1937 verknüpft, mit anderen Worten die nach diesem Tag erfolgten Annexionen als rechtlich unwirksam behandelt wurden (so etwa KRProkl. Nr. 2 Abschnitt I I § 3; KRG Nr. 5 Art. I I I ; MRG Nr. 52 Art. V I I e; A H K G Nr. 63 Art. 4 B)'. Freilich folge daraus nicht die Nichtigkeit der im Zusammenhang mit diesen Annexionen stehenden Zwangseinbürgerungen. Die ehemals annektierten oder okkupierten und jetzt wieder selbständigen Staaten seien nur daran interessiert, daß solche Personen die zwangsweise verliehene deutsche Staatsangehörigkeit wieder verlieren, die die neu errichteten Staaten als ihre Angehörigen wieder in Anspruch nehmen. Soweit danach die wieder errichteten Staaten ehemalige Angehörige für sich beanspruchten, seien die von Deutschland verfügten Zwangseinbürgerungen unwirksam. Dieser Rechtsansicht kann nicht in vollem Umfang beigetreten werden. Sieht man nämlich die angeführten Proklamationen, Anordnungen und Gesetze des Kontrollrates und der Militärregierung näher an, so zeigt sich zunächst, daß es sich stets um ganz bestimmte Einzelregelungen handelt. In der KRProkl. Nr. 2 vom 20. 9. 1945 ist in Abschnitt I I Ziffer 3 a von den deutschen Grenzen nach dem Stichtag vom 31. 12. 1937 nur in dem Sinne die Rede, daß deutsche Behörden und Beamte außerhalb dieser Grenzen sich auf Anordnung der Besatzungsmächte zu entfernen haben,

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und unter Buchstabe b und c sind nur nähere Bestimmungen über die Aufnahme und den Unterhalt von deutschen Zivilpersonen getroffen, die in den betreffenden Ländern ansässig sind und deren Evakuierung die Besatzungsmächte anordnen sollten. In Abschnitt III Ziffer 6 derselben Proklamation ist aber bestimmt, daß die Besatzungsmächte Anweisungen geben ,bezüglich der Auflösung, Inkraftsetzung, Wiederaufnahme oder Anwendung aller von Deutschland eingegangenen Verträge, Konventionen oder anderer internationaler Abkommen oder irgendeines Teils oder irgendeiner Bestimmung derselben'. Das KRG Nr. 5 vom 30. 10. 1945 befaßt sich in Art. III mit dem Vermögen, das sich ,außerhalb Deutschlands' befindet und ,außerhalb Deutschlands' befindlichen Personen gehört, wobei sich der Begriff - ,dieses Artikels'! - ,eine außerhalb Deutschlands befindliche Person deutscher Staatsangehörigkeit' nicht auf irgendeinen Bürger eines Landes erstreckt, ,das Deutschland seit dem 30. 9. 1937 annektiert zu haben behauptet'. Art. VII e des MRG Nr. 52 bestimmt wiederum ganz speziell f ü r dieses Gesetz, daß ,Deutschland' das Gebiet des Reiches nach seinem Bestand vom 31. 12. 1937 sei. Und endlich besagt das AHKG Nr. 63 vom 31. 8. 1951 in Art. 4 b in gleicher Weise, daß Deutschland' im Sinne dieses Gesetzes gleich dem Reichsgebiet vom 31. 12. 1937 sei. Aus allen diesen Bestimmungen, die jeweils einen ganz bestimmten einzelnen Zweck verfolgen, läßt sich somit keineswegs der allgemeine Rechtsgedanke ableiten, daß ,alle nach dem in den angeführten Bestimmungen enthaltenen Stichtag vom 31. 12. 1937 zufolge von Annexionen oder Okkupationen erfolgten Zwangseinbürgerungen insoweit als unwirksam anzusehen sind, wie die betreffenden Personen von dem früheren Heimatsstaat, dessen Gebiet annektiert oder okkupiert wurde, als seine Staatsangehörigen in Anspruch genommen werden' (Makarov, Dölle aaO). Dies um so weniger, als der oben wörtlich wiedergegebene Abschnitt III Ziffer 6 KRProkl. Nr. 2 die Aufhebung von Verträgen usw., die das ,Dritte Reich' geschlossen hat, den Besatzungsmächten vorbehält, also von einer ohne weiteres gegebenen Unwirksamkeit gerade nicht ausgeht. Die 1938 erfolgte Zwangseinbürgerung von Österreichern in das Deutsche Reich kann aber auch nicht wegen angeblicher Widerrechtlichkeit der Annektierung Österreichs als unwirksam behandelt werden und weiter im Sinne einer Rückgängigmachung der seinerzeit widerrechtlichen Annexion der Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit f ü r den Fall gefolgert werden, daß der wieder errichtete - ,desannektierte' - Staat seine früheren Staatsangehörigen wieder für sich beansprucht. Sieht man von vertraglich vereinbarten Grenzberichtigungen oder gar der entgeltlichen Überlassung fremden Gebiets ab, so ist jede Einverleibung fremden Staatsgebiets oder eines Teils davon in das eigene eine Annexion, mag sie durch die brutale Gewalt der Waffen oder aus Furcht davor auf diplomatischen Druck oder in der verschämten Form eines gerichtlichen Verfahrens (Chambres de Réunion) zustandegekommen sein. ,Nun ist die spätere wirklich erreichte Amalgamierung des Geraubten keine sittliche Lossprechung des Räubers' (Jacob Burkhardt, Weltgeschichtliche Betrachtungen [Kröner Verlag] 37). Die Annexionen werden moralisch verurteilt, weshalb sie dann auch als

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,widerrechtlich' gescholten und, selbst wenn sie in einem Friedensvertrag rechtlich bestätigt werden, vom Besiegten keineswegs hingenommen werden, wie z. B. die Lostrennung der Provinzen Elsaß und Lothringen durch den Frankfurter Friedensvertrag in Frankreich nie anerkannt worden ist. Trotzdem ist es niemandem eingefallen zu bestreiten, daß diese Provinzen völker- und staatsrechtlich zum Deutschen Reich gehörten, und was die Annexion von Österreich im Jahre 1938 betrifft, so wird in dem Urteil des BGH vom 4. 10. 1951 (BGHZ 3, 183) mit Recht bemerkt, ,daß der Anschluß zunächst allgemeine Anerkennung gefunden hat, die Staaten ihre diplomatischen Vertretungen aus Wien zurückzogen und f ü r ihre Konsuln die Exequatur des Deutschen Reiches nachsuchten'. Somit ist fürs erste festzustellen, daß aus der Tatsache der ,Annexion' Österreichs im Jahre 1938 und seiner .Desannexion' im Jahre 1945 noch nicht der Verlust der 1938 erworbenen deutschen Staatsangehörigkeit der früheren Österreicher folgt; auch dann nicht, wenn der desannektierte Staat seine früheren Angehörigen wieder f ü r sich beansprucht. In dem außergewöhnlichen Falle, daß eine friedensvertragliche Regelung überhaupt nicht abzusehen ist, kann es deshalb nur darauf ankommen, daß bis zu einer solchen Regelung den Interessen des desannektierten Staates gedient wird. Diese Wahrung seiner Interessen ergibt sich aber schon weitgehend und in der Hauptsache aus der Desannexion selbst, da er durch sie die Hoheit über sein Gebiet und damit über dessen Bewohner erlangt, weshalb sich denn auch die Gültigkeit des StÜG von 1945 schlechthin nicht bestreiten läßt. Es mag durchaus sein, daß der desannektierte Staat ein Interesse daran hat, auch diejenigen seiner ehemaligen Angehörigen wieder zu gewinnen, die zufolge der Annexion in das ursprüngliche Gebiet des annektierenden Staates gelangt sind, sei es freiwillig, sei es aus anderen Gründen, wie sie sich unter den besonderen Umständen und Verhältnissen nach der Beendigung des zweiten Weltkrieges gebildet haben. Er kann sie aber niemals gegen ihren Willen zu sich holen, wenn der Aufenthaltsstaat nicht dabei mitwirkt. Diese bis zu einer friedensvertraglichen Regelung ungeklärte Lage muß der desannektierte Staat hinnehmen, und er kann sie auch hinnehmen, da er seine früheren Angehörigen in der Masse zweifellos besitzt. Es braucht deshalb nicht erörtert zu werden, ob er überhaupt die Rückkehr aller seiner ehemaligen Angehörigen wünscht, nämlich auch dann, wenn diese gar nicht zurückkehren wollen oder, z. B. aus wirtschaftlichen oder anderen Gründen, wenigstens vorerst nicht zurückkehren können. Dann aber hat der desannektierte Staat auch kein vernünftiges Interesse daran, daß solche nicht in seinem Gebiet wohnenden Bürger schon jetzt und ohne weiteres die Staatsangehörigkeit verlieren, die sie mit der seinerzeitigen Annexion erlangt haben. Um so größer aber ist das Interesse solcher Bürger, diese Staatsangehörigkeit bis zu einer endgültigen friedensvertraglichen Regelung zu behalten, denn davon hängen f ü r sie eine Reihe von Rechten im und gegen den Aufenthaltsstaat ab, wie z. B. die Versorgung f ü r Kriegsfolgen und dergleichen. Dies um so mehr, wenn sie, wie der Anfechtungski., f ü r Deutschland gekämpft, ihr Leben eingesetzt und schwere gesundheitliche Einbußen erlitten haben. Danach ergibt sich: Der Anfechtungski. hat

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durch das StÜG von 1945 seine frühere österreichische Staatsbürgerschaft wieder erlangt; dennoch aber und bis zu einer anderweitigen staatsvertraglichen Regelung hat er seine 1938 erworbene deutsche Staatsangehörigkeit behalten; der erbetene Ausweis über seine deutsche Staatsangehörigkeit ist ihm zu erteilen." 2 2 8 . Österreicher, die 1938 mit der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich die deutsche Staatsangehörigkeit erwarben, haben durch das Wiedererstehen des österreichischen Staates die deutsche Staatsangehörigkeit nicht verloren, soweit sie ihren Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland behalten haben. - GG Art. 16, 116; StÜG. BVerwG, 2. Senat, Urt. v o m 30. 10. 1954 - H C 38/54: BVerwGE 1, 206; StAZ 8 (1955) 8 (hier unter dem Datum v o m 29. 10.); N J W 8 (1955) 35 mit Anm. von Jerusalem; JZ 10 (1955) 80 mit Anm. von Makarov; DÖV 8 (1955) 54 mit Anm. von Lichter; DVB1. 70 (1955) 58; VRspr. 7 (1955) 47; I n t L R 1954, 175. Die Kl., im Jahre 1921 in Österreich geboren, wurde im Jahre 1943 in ihrem damaligen W o h n o r t zur deutschen Wehrmacht als Stabshelferin verpflichtet. Sie war dann bei verschiedenen Dienststellen der Wehrmacht tätig und befand sich beim Zusammenbruch im Jahre 1945 bei einer solchen Dienststelle in M. (Bundesrepublik). Sie blieb dort, eröffnete mit behördlicher Erlaubnis ein Büro f ü r Schreibarbeiten und wurde nach der Geldneuordnung bei dem Arbeitsamt in M. angestellt. Auf ihre Eingabe lehnte der Regierungspräsident in K. es ab, ihr einen deutschen Staatsangehörigkeitsausweis auszustellen. Mit einem Einspruchsbescheid hielt er daran fest. Die Kl. hat gegen diese Verfügungen Klage im Verwaltungsstreitverfahren erhoben. Das V e r w G K. hat antragsgemäß die Verfügungen aufgehoben und den Regierungspräsidenten in K. f ü r verpflichtet erklärt, der Kl. den beantragten Staatsangehörigkeitsausweis nicht mit der Begründung abzulehnen, daß sie nicht deutsche Staatsangehörige sei. Der V G H hat die Berufung des Bekl. zurückgewiesen. Die Revision ist in dem Urteil zugelassen. Der Bekl. hat Revision eingelegt mit dem Antrage, unter Aufhebung der angefochtenen Urteile die Klage abzuweisen. Aus den Gründen: „Die Revision i s t . . . nicht begründet. Die Kl. wohnte im Zeitpunkt der Wiedererrichtung der Republik Österreich bereits im Gebiet der jetzigen Bundesrepublik Deutschland, sie gehört nicht zur Wohnbevölkerung des österreichischen Staatsgebietes. Nur über den Anspruch der Kl. auf Ausstellung eines deutschen Staatsangehörigkeitsausweises hat das Gericht zu entscheiden, also darüber, ob die Kl. die deutsche Staatsangehörigkeit noch besitzt, nicht über Staatsangehörigkeitsfragen der österreichischen Wohnbevölkerung.

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XV. Staatsangehörigkeitsrecht

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Die Kl. hat die deutsche Staatsangehörigkeit nach Maßgabe des Gesetzes vom 13. 3. 1938 (RGBl. I 237) und der VO vom 3. 7. 1938 (RGBl. I 790) rechtmäßig erworben. Das bestreitet der Bekl. nicht. Die Vereinigung des österreichischen Staatsgebiets mit dem damaligen Deutschen Reich im J a h r e 1938 wurde, wie der VGH zutreffend a u s f ü h r t und auch der Oberbundesanwalt nicht verkennt, damals von den Staaten der Völkerrechtsgemeinschaft allgemein anerkannt, was in der Rücknahme der diplomatischen Vertreter aus Wien und in der Erweiterung der Zuständigkeiten der diplomatischen Vertreter in Berlin zum Ausdruck kam. Dieser Tatsache scheint auch das StÜG vom 10. 7. 1945 mit späteren Änderungen (StGBl. Nr. 59) Rechnung zu tragen, indem es in § 1 bestimmt, welche Personen österreichische Staatsbürger ,ab 27. 4. 1945' sind. Mit Recht p r ü f t der VGH zunächst, ob die Kl. die deutsche Staatsangehörigkeit nach deutschem Staatsangehörigkeitsrecht verloren hat. Der VGH bejaht mit guten Gründen die Frage, ob die Kl. nach dem erwähnten StÜG die österreichische Staatsangehörigkeit wieder erworben hat. Der Senat glaubt, diese Frage nicht entscheiden, sondern ihre Beantwortung den Organen des österreichischen Staates überlassen zu sollen. E r unterstellt, daß die Kl. die österreichische Staatsangehörigkeit wieder erworben hat. Wie der VGH weiter zutreffend ausführt, hat die Kl. durch diesen Erwerb ihre deutsche Staatsangehörigkeit nach deutschem Staatsangehörigkeitsrecht nicht verloren. Maßgebend ist hierfür das deutsche RuStAG vom 22. 7. 1913 (RGBl. 583). Dieses gilt gemäß Art. 123 GG fort, und zwar gemäß Art. 124, 73 Ziffer 2 GG als Bundesrecht. Nach näherer Bestimmung der §§ 17, 25 dieses Gesetzes verliert ein Deutscher seine deutsche Staatsangehörigkeit mit dem Erwerb einer f r e m d e n Staatsangehörigkeit in der Regel n u r dann, wenn dieser Erwerb auf seinen Antrag erfolgt. Das deutsche Staatsangehörigkeitsrecht schließt eine mehrfache Staatsangehörigkeit, also die deutsche in Verbindung mit einer ausländischen, nicht grundsätzlich aus. Allerdings regelt das deutsche Staatsangehörigkeitsgesetz die Frage eines Verlustes der Staatsangehörigkeit im Zusammenhang mit Gebiets Veränderungen nicht. Daraus k a n n aber nicht gefolgert werden, daß im Falle von Gebietsabtretungen ein Verlust der Staatsangehörigkeit eintrete. Vielmehr m u ß als Ergebnis festgehalten werden, daß ein Rechtsgrund f ü r den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit der Kl. aus dem innerstaatlichen deutschen Recht des Staatsangehörigkeitsgesetzes nicht zu entnehmen ist. Nach Art. 25 GG sind die allgemeinen Regeln des Völkerrechts Bestandteil des Bundesrechts. Die Kl. würde die deutsche Staatsangehörigkeit daher verloren haben, wenn dies aus einer allgemeinen Regel des Völkerrechts zu folgern wäre. Wie das angefochtene Urteil zutreffend darlegt, gibt es jedoch keine solche allgemeine Regel des Völkerrechts. Die Staaten der Völkerrechtsgemeinschaft sind bei der Regelung der Staatsangehörigkeitsfragen im Zusammenhang mit Gebietsveränderungen nicht gleichmäßig verfahren. Art. 278 des Friedensvertrages von Versailles legte Deutschland die Verpflichtung auf, die neue Staatsangehörigkeit, die von seinen Angehörigen

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etwa erworben sei oder erworben werde, anzuerkennen und diese von ihren Pflichten gegenüber ihrem Heimatstaat zu entbinden. Nach Art. 91 des Versailler Vertrages erwarben die deutschen Reichsangehörigen in den a n Polen abgetretenen Gebieten von Rechts wegen die polnische Staatsangehörigkeit unter Verlust der deutschen. Es w u r d e ihnen jedoch das Recht eingeräumt, f ü r die deutsche Reichsangehörigkeit zu optieren. Dazu wurden der Minderheitenschutzvertrag zwischen den Alliierten und Polen vom 28. 6. 1919 und die deutsch-polnischen Verträge über Staatsangehörigkeits- und Optionsfragen vom 15. 5. 1922 (RGBl. II 237) und 30. 8. 1924 (RGBl. 1925 II 33) geschlossen. Dagegen enthielt der Versailler Vertrag eine andere Regelung f ü r die Bewohner von Elsaß-Lothringen. Nach Art. 53, 54 des Versailler Vertrages erlangten n u r diejenigen Einwohner von Elsaß-Lothringen von Rechts wegen die französische Staatsangehörigkeit, die ohne die Abtretung vom J a h r e 1871 Franzosen geblieben wären, sowie ihre Nachkommen, und zwar diese ohne ein Recht auf Option f ü r Deutschland, w ä h r e n d den nach dem J a h r e 1871 aus Deutschland Eingewanderten die französische Staatsangehörigkeit versagt wurde. Schon diese Beispiele zeigen, daß es eine allgemeine Regel über den Einfluß von Gebiets Veränderungen auf die Staatsangehörigkeit im Völkerrecht nicht gibt. Die Staatenpraxis, welche das Völkerrecht gestaltet, ist vielmehr unterschiedlich. Auch nach dem zweiten Weltkriege haben sich Unterschiede gezeigt. So hat die Tschechoslowakische Republik den Sudetendeutschen die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit nicht gewährt, sondern entzogen, auch soweit sie die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit im J a h r e 1939 besaßen, während die Republik Österreich ihre Staatsangehörigkeit ihren f r ü h e r e n Staatsbürgern gewährt hat, jedoch nicht ausnahmslos. Auch hiernach gibt es keine allgemein anerkannte Regel des Völkerrechts über den Verlust der Staatsangehörigkeit im Falle von Gebietsveränderungen. Ein allgemeiner Grundsatz des Völkerrechts ist im Gegenteil, daß jeder Staat grundsätzlich allein berufen ist, zu bestimmen, wie seine Staatsangehörigkeit erworben und verloren wird (Verdross, Völkerrecht 2 (1950) 209; BVerfGE 1, 322 [328 f.] Die Fragen des Staatsangehörigkeitswechsels bed ü r f e n im Falle von Gebietsveränderungen einer näheren Regelung, weil die nationalen Staatsangehörigkeitsrechte verschiedene Prinzipien in verschiedener Weise teils getrennt, teils gemischt verwerten. Sie k n ü p f e n nämlich teils an die Abstammung (ius sanguinis), teils an territoriale Momente (Geburt oder Wohnsitz im Inland, ius soli) an (vgl. Isay, RuStAG [1929] 6). So hat der ständige Internationale Gerichtshof im Haag in einem dem Völkerbundsrat erstatteten Gutachten vom 15. 9. 1923 bei der Auslegung eines Minderheitenschutzvertrages ausgeführt: ,Der Vertrag hatte zwischen den beiden Systemen zu wählen, die in verschiedenen F o r m e n und Zusammenstellungen ständig befolgt worden sind, wenn es sich d a r u m handelte, den möglichen Einfluß einer Gebietsveränderung auf die Staatenangehörigkeit der Bewohner eines annektierten oder abgetretenen Gebietes zu bestim1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 316 a.

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XV. Staatsangehörigkeitsrecht

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men; er hat sich gleichzeitig für das System des Wohnsitzes und das der Abstammung ausgesprochen; er hat die beiden Systeme vereinigt' (Entscheidungen dieses Gerichtshofs in deutscher Ubersetzung I [1923] 177 [1907]). Sind aber die Fragen des Staatsangehörigkeitswechsels hiernach in der Mehrzahl der Fälle durch Friedensverträge ausdrücklich und nicht immer übereinstimmend geregelt worden, so gibt es keine allgemeine Regel des Völkerrechts über den Verlust der Staatsangehörigkeit des abtretenden Staates, welche nach Art. 25 GG Bundesrecht geworden sein könnte. Hiernach hat die Kl. ihre deutsche Staatsangehörigkeit auch nach einer allgemeinen Regel des Völkerrechts nicht verloren. Der Senat befindet sich mit dieser Auffassung in Übereinstimmung mit der Mehrzahl der Äußerungen in Rechtsprechung und Schrifttum nach dem Jahre 1945 (BGH, BGHZ 3, 178 2 ; BGHSt. 5, 230 3 ; OVG Berlin, DVB1. 1953, 665 VGH Karlsruhe, DVB1.1954, 253 5 ; Schätze!, Arch.öff.R. 74 (1948) 293; Scheuner, DVB1. 1952, 647 f.; Lauterbach öfter, zuletzt NJW 1952, 184; Dernedde öfter, zuletzt DVB1. 1953, 668; Rößler, DÖV 1954, 156. Anderer Meinung: VGH Bebenhausen, DÖV 1954, 154 6 ; Makarov öfter, insbesondere JZ 1952, 403; DÖV 1953, 548; JZ 1954, 280; Neuffer, DÖV 1954, 155; Hoff mann,

DVB1. 1954, 73).

Mit der Entscheidung des BVerfG vom 28. 5. 1952 (BVerfGE 1, 322) setzt sich der Senat mit dieser Auffassung nicht in Widerspruch. Das BVerfG hat mit dieser Entscheidung über die Verfassungsbeschwerde eines im Jahre 1907 in Obermoldau geborenen Beschwerdeführers entschieden, dessen Auslieferung an einen ausländischen Staat das OLG in München f ü r zulässig erklärt hatte. Das BVerfG hat dieser Verfassungsbeschwerde stattgegeben, weil die in dem Auslieferungsverfahren ergangene Beschlüsse das Grundrecht des Art. 16 II Satz 1 GG verletzen. Das BVerfG führt (328 ff.) aus, daß der Beschwf. die deutsche Staatsangehörigkeit im Jahre 1939 wirksam erworben habe. Hierauf beruht diese Entscheidung. Wäre der Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit durch den Beschwf. wegen Verstoßes gegen das Völkerrecht von Anfang an unwirksam gewesen, so hätte er nicht nachträglich mit Rückwirkung dadurch wirksam werden können, daß dem Beschwf. die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit durch das tschechoslowakische Dekret vom 2. 8. 1945 nachträglich mit Rückwirkung entzogen worden ist. Wie das BVerfG in der angeführten Entscheidung ebenfalls dargelegt hat, ist eine Regelung der im Zusammenhang mit den Gebietsveränderungen nach dem zweiten Weltkrieg entstandenen Staatsangehörigkeitsfragen bisher nicht erfolgt (330). Die Besatzungsmächte haben insbesondere eine solche Regelung f ü r die im Jahre 1945 im Gebiet der jetzigen Bundesrepublik gebliebenen Österreicher nicht getroffen. Sie haben zwar am 1. 11. 1943 auf der Moskauer Konferenz erklärt, daß sie die Österreich am 15. 3. 1938 von Deutschland aufgezwungene Annexion f ü r null und nichtig halten und 2

Siehe IPRspr. 1950-1951 Nr. 159. Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 316 c. « Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 318 a.

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® Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 318 e. Siehe oben Nr. 227.

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ein freies, unabhängiges Österreich wiederhergestellt zu sehen wünschen. D a r a u s k a n n aber eine Rechtsnorm, d a ß den im Zeitpunkt der Wiedererrichtung des Staates Österreich (27. 4. 1945) in Deutschland gebliebenen, gebürtigen Österreichern die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen werde, nicht e n t n o m m e n werden. Der Kontrollrat hat sich in seiner P r o k l a m a t i o n Nr. 2 vom 20. 9. 1945 in Abschnitt II Nr. 3 darauf beschränkt, die R ü c k f ü h r u n g der deutschen Behörden a u s allen Gebieten a u ß e r h a l b der Grenzen Deutschlands nach dem Stand vom 31. 12. 1937 anzuordnen, u n d die deutschen Behörden verpflichtet, diejenigen Zivilpersonen a u f z u n e h m e n , deren E v a k u i e r u n g von den alliierten Vertretern angeordnet werden sollte. In Art. III Absatz 2 KRG Nr. 5 vom 30. 10. 1945, das die Ü b e r n a h m e des deutschen Auslandsvermögens betrifft, h a b e n die Besatzungsmächte n u r bestimmt, welche Personen ,im Sinne dieses Artikels' als Personen deutscher Staatsangehörigkeit angesehen werden sollen. Die AHK h a t sodann mit i h r e m Gesetz Nr. 12 vom 17. 11. 1949 festgestellt, d a ß gewisse Rechtsn o r m e n d e s nationalsozialistischen Staates von Anfang an nichtig u n d rechtsu n w i r k s a m gewesen seien, soweit sie die zwangsweise Übertragung d e r deutschen Staatsangehörigkeit auf französische u n d luxemburgische Staatsangehörige zum Gegenstand hatten. Hiernach ist der Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit f ü r die im J a h r e 1945 in Deutschland gebliebenen gebürtigen Österreicher durch Rechtsnormen oder sonstige M a ß n a h m e n der Besatzungsmächte nicht verfügt worden. Im Gegenteil lassen die wiedergegebenen Einzelregelungen erkennen, d a ß die F r a g e der deutschen Staatsangehörigkeit der in Deutschland gebliebenen gebürtigen Österreicher späterer Regelung vorbehalten bleiben sollte. Die Besatzungsmächte h a b e n das deutsche Staatsangehörigkeitsgesetz von 1913 nicht aufgehoben. Sie haben die Art. 123 bis 125, 73 Nr. 2 GG, durch welche die Fortgeltung dieses Gesetzes bestimmt w o r d e n ist, nicht beanstandet. Sie haben insbesondere den Art. 16 GG nicht beanstandet, durch welche Verfassungsvorschrift bestimmt w o r d e n ist, d a ß der Verlust der Staatsangehörigkeit n u r auf Grund eines Gesetzes u n d gegen den Willen des Betroffenen n u r d a n n eintreten d ü r f e , w e n n dieser d a d u r c h nicht staatenlos werde. Der Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit der Kl. k a n n f e r n e r nicht d a r a u s gefolgert werden, d a ß das GG sich dazu b e k a n n t habe, d a ß Deutschland n u r i n n e r h a l b der Grenzen vom 31. 12. 1937 bestehen bleibe. Die Verfassung e r w ä h n t diese Grenzen in Art. 116 I GG, wo bestimmt ist, d a ß Deutscher im Sinne des GG auch sei, wer als Flüchtling oder Vertriebener deutscher Volkszugehörigkeit in diesem Gebiet A u f n a h m e g e f u n d e n habe. Daraus, d a ß sie weiter in dieser Vorschrift bestimmt, d a ß Deutscher sei, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitze, folgt, d a ß Staatsangehörigkeitsfragen der in diesem Gebiet gebliebenen Österreicher hier nicht geregelt werden. Der Oberbundesanwalt u n d der Bekl. vertreten selbst die Auffassung, d a ß die Kl. die deutsche Staatsangehörigkeit im J a h r e 1938 w i r k s a m e r w o r b e n u n d jedenfalls bis zum 27. 4. 1945 besessen hat. N i m m t m a n n u n an, d a ß diese Gewährung der deutschen Staatsangehörigkeit u n t e r Überschreitung völkerrechtlicher Grenzen erfolgt sei, so bliebe diese doch innerstaatlich wirksam, bis sie wieder entzogen wird (vgl. Verdross, Völkerrecht 2 209 f. u n t e r

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XV. Staatsangehörigkeitsrecht

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Bezugnahme auf das Haager Kodifikationsabkommen vom 12. 4. 1930). Nimmt m a n weiter an, daß die Republik Österreich mit ihrem StÜG vom J a h r e 1945 verlangt hat, daß die deutsche Staatsangehörigkeit den in Deutschland gebliebenen Österreichern entzogen werde, so k a n n diesem Verlangen, nachdem die Besatzungsmächte die F r a g e durch besatzungsrechtliche N o r m nicht geregelt haben, durch M a ß n a h m e n deutscher Behörden ohne gesetzliche Grundlage nicht entsprochen werden. Gemäß Art. 16 I Satz 2 GG bedarf es hierzu eines Gesetzes, gegebenenfalls nach vorherigem Abschluß eines Staatsvertrages mit oder ohne Einschluß eines Optionsrechtes. Diese Verfassungsvorschrift steht einem solchen Gesetze insoweit nicht entgegen, als die betreffenden Personen die österreichische Staatsangehörigkeit erworben haben, da sie d a n n durch die Entziehung der deutschen Staatsangehörigkeit nicht staatenlos werden würden. Dieser Rechtslage entspricht das Rundschreiben des Bundesministers des I n n e r n vom 7. 6. 1952, in dem er unter III bemerkt, d a ß die Staatsangehörigkeitsfragen zwischen Deutschland u n d Österreich durch Verhandlung u n d gegebenenfalls Abschluß eines Vertrages geregelt werden w ü r d e n (abgedruckt bei Maßfeller, Deutsches Staatsangehörigkeitsrecht [1953] 284). Dieser Rechtslage entspricht auch die Begründung z u m Entwurf eines Gesetzes zur Regelung von F r a g e n der Staatsangehörigkeit vom 6. 12. 1953 (Bundestagsdrucksache Nr. 44), indem sie auf Seite 7 bemerkt, d a ß mit Österreich eine vertragliche Regelung geplant sei. Dagegen vermag die neuerdings vorgetragene Auffassung, d a ß die in Deutschland gebliebenen Österreicher ohne Regelung durch Gesetz ihre deutsche Staatsangehörigkeit bereits im J a h r e 1945 verloren hätten, nach diesen Darlegungen nicht zu überzeugen. Das BVerfG bemerkt in der a n g e f ü h r t e n Entscheidung vom 28. 5. 1952 (331), daß dann, wenn der f r e m d e Staat seine f r ü h e r e n Bürger nicht als seine Staatsangehörigen in Anspruch nehme, kein Anlaß bestehe, diese jetzt als Nicht-Deutsche zu behandeln, jedenfalls d a n n nicht, w e n n sie seit d e m J a h r e 1945 ständig den Willen bekundet hätten, als deutsche Staatsangehörige behandelt zu werden. W e n n es weiter bemerkt, d a ß die nach d e m Stichtag vom 31. 12. 1937 erfolgten Zwangseinbürgerungen als unw i r k s a m zu betrachten seien, soweit die betreffenden Personen von dem f r e m d e n Staat als dessen Staatsangehörige in Anspruch g e n o m m e n w ü r d e n , so k a n n diese Bemerkung an der Bindung gemäß § 31 I BVerfGG vom 12. 3. 1951 (BGBl. I 243), deren U m f a n g a n dieser Stelle keiner Erörterung bedarf, nicht teilnehmen; denn sie ist nicht tragend f ü r die Begründ u n g einer Entscheidung, die die deutsche Staatsangehörigkeit des Beschwf. gerade b e j a h t . Nach der Auffassung des erkennenden Senats f ü h r t der vom BVerfG hier verwendete Begriff der I n a n s p r u c h n a h m e bezüglich der in Deutschland befindlichen Personen zu Zweifeln, einerseits, ob dem Verlangen, die deutsche Staatsangehörigkeit zu entziehen, auch d a n n entsprochen werden m u ß , wenn der f r e m d e Staat die R ü c k f ü h r u n g dieser Person e n nicht zugleich verlangt, andererseits, ob einem etwaigen Verlangen der R ü c k f ü h r u n g auch d a n n entsprochen werden m u ß , w e n n diese nicht dem Willen des Betroffenen entspricht. Nach der Auffassung des erkennenden

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Senats b e d ü r f e n diese F r a g e n der Regelung, u n d z w a r n a c h d e m GG (Art. 16 I, 20 III) einer gesetzlichen Regelung, die also nicht d u r c h einseitige M a ß n a h m e n deutscher B e h ö r d e n e r f o l g e n k a n n . Aus diesen D a r l e g u n g e n ergibt sich bereits: W i e es eine a l l g e m e i n a n e r k a n n t e völkerrechtliche Regel ü b e r d e n Staatsangehörigkeitswechsel i m F a l l e v o n G e b i e t s v e r ä n d e r u n g e n nicht gibt, so gibt es eine solche a u c h nicht, a u s d e r sich ergäbe, d a ß i m F a l l e d e r L o s r e i ß u n g ( E m a n z i p a t i o n ) eines Teiles v o n e i n e m Staat m i t der E r r i c h t u n g o d e r W i e d e r e r r i c h t u n g eines n e u e n Staates ein Teil d e r in d e m Altstaat verbliebenen P e r s o n e n die Staatsa n g e h ö r i g k e i t des Altstaates v o n Rechts wegen verlöre. Gewiß k a n n nicht bezweifelt w e r d e n , d a ß die W o h n b e v ö l k e r u n g des Staatsgebiets d e r R e p u blik Österreich die österreichische S t a a t s b ü r g e r s c h a f t e r w o r b e n h a t , e n t w e d e r bereits mit der W i e d e r e r r i c h t u n g dieses Staates o d e r auf G r u n d des StÜG v o m J a h r e 1945. D a r ü b e r , ob diese W o h n b e v ö l k e r u n g m i t d e r W i e d e r e r r i c h t u n g der R e p u b l i k Österreich u n d d e m E r w e r b d e r österreichischen S t a a t s b ü r g e r s c h a f t die deutsche Staatsangehörigkeit verloren h a t , h a t t e d e r Senat nicht zu entscheiden. Die V e r n e i n u n g dieser F r a g e k a n n seiner E n t s c h e i d u n g keinesfalls e n t n o m m e n w e r d e n . N a m h a f t e V ö l k e r r e c h t s l e h r e r v e r t r e t e n die A u f f a s s u n g , d a ß im F a l l e einer solchen E m a n z i p a t i o n ein a u t o m a t i s c h e r Wechsel d e r Staatsangehörigkeit eintrete, also zugleich mit d e m E r w e r b der n e u e n der Verlust der alten Staatsangehörigkeit. Auch nach dieser A u f f a s s u n g tritt a b e r der Verlust der alten S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t o h n e weiteres n u r f ü r diejenigen P e r s o n e n ein, die sich im Machtbereich des n e u e n Staates b e f i n d e n , f ü r die W o h n b e v ö l k e r u n g im Z e i t p u n k t der E r r i c h t u n g oder W i e d e r e r r i c h t u n g des n e u e n Staates (vgl. H. J. Jellinek, Der a u t o m a t i s c h e E r w e r b u n d Verlust der Staatsangehörigkeit d u r c h völkerrechtliche Vorgänge, zugleich ein Beitrag z u r L e h r e d e r S t a a t e n s u k z e s s i o n [1951] m i t A n f ü h r u n g zahlreicher z u m Teil auch a b w e i c h e n d e r Ä u ß e r u n gen, i n s b e s o n d e r e 190). H i e r n a c h k a n n der Senat d e r v o m O b e r b u n d e s a n w a l t u n d v o m Bekl. sowie v o m VGH B e b e n h a u s e n u n d d e n a n g e f ü h r t e n Schriftstellern v e r t r e t e n e n A u f f a s s u n g nicht beipflichten, d a ß die i m J a h r e 1945 in D e u t s c h l a n d befindlichen u n d seitdem u n u n t e r b r o c h e n hier verbliebenen, gebürtigen Österreicher - wie die Kl. - i h r e deutsche S t a a t s a n g e h ö rigkeit bereits infolge d e r D e s a n n e x i o n des Staates Österreich v e r l o r e n h a b e n . Der O b e r b u n d e s a n w a l t h a t weiter a u s g e f ü h r t , d a ß ganz allgemein mit G e b i e t s v e r ä n d e r u n g e n ein Wechsel der Staatsangehörigkeit d e r b e t r o f f e n e n B e v ö l k e r u n g v e r b u n d e n sei; n u r die Gestaltung dieses Wechsels i m einzelnen d u r c h die S t a a t e n p r a x i s u n d völkerrechtliche V e r t r ä g e sei n ä h e r u n d unterschiedlich geregelt w o r d e n . Dieser B e m e r k u n g k a n n z u g e s t i m m t w e r d e n . Aber die F r a g e , welches Schicksal die S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t d e r in Deutschland verbliebenen Österreicher erleiden soll, gehört bereits d e m Grenzbereiche an, welcher h e r k ö m m l i c h verschieden geregelt w o r d e n ist u n d d a h e r b e s o n d e r e r Regelung b e d a r f . Eine, Bestandteil des B u n d e s r e c h t s gewordene, allgemein a n e r k a n n t e Regel des Völkerrechts ü b e r d e n Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit der Kl. gibt es nicht. W o l l t e m a n eine völkerrechtliche Pflicht der B u n d e s r e p u b l i k a n n e h m e n , die g e b ü r t i g e n

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XV. Staatsangehörigkeitsrecht

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Österreicher, die in Deutschland geblieben sind, aus ihrer deutschen Staatsangehörigkeit zu entlassen, so bedürfte es - wie dargelegt - eines Gesetzes. Hiernach kann die Revision des Bekl. keinen Erfolg haben." 2 2 9 . Für die Entscheidung der Frage, ob ein deutscher Staatsangehöriger mit der Wiedererrichtung der Bundesrepublik Österreich im Jahre 19U5 die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hat, kommt Völkerrecht als Bestandteil des Bundesrechts (Art. 25 GG) nicht in Betracht. Mit der Wiedererrichtung Österreichs hat ein Teil der bis dahin deutschen Staatsangehörigen die österreichische Staatsangehörigkeit erworben und damit die deutsche abgestreift. Der Umkreis dieses Bevölkerungsteils bestimmt sich nicht nach dem österreichischen Staatsbürgerschafts-Uberleitungsgesetz vom 10. 7. 1945, sondern entweder nach einer allgemeinen Regel des Völkerrechts oder aus der Natur der Sache, hier aus der besatzungspolitischen Maßnahme der Desannexion. Weder dem Völkerrecht noch dem besatzungspolitischen Gesichtspunkt der Desannexion Österreichs kann der Rechtssatz entnommen werden, daß das Prinzip der Familieneinheit in der Staatsangehörigkeit einen absoluten, auch der Milderung durch ein Optionsrecht nicht bedürftigen Vorrang gegenüber dem grundlegenden Prinzip des Staatsangehörigkeitswechsels genießt. Grundlegendes Prinzip für den Staatsangehörigkeitswechsel bei der Wiedererrichtung Österreichs war die Wiederherstellung des Rechtszustandes von 1938. OVG Lüneburg, 2. Senat, Urt. vom 15. 3. 1955 - I I A 30/54: DVB1. 70 (1955) 634; Leitsatz in DÖV 9 (1956) 158. Die Kl. ist im Jahre 1894 als Tochter deutscher Eltern in Mecklenburg geboren und dort bis April 1939 ansässig geblieben. Zu dieser Zeit stand sie als Beamtin im Dienst der Deutschen Reichspost. Im April 1939 verzog sie nach Berlin und im Juli 1939 von dort nach Wesermünde. Ebenfalls in diesem Monat verzog von Berlin nach Wesermünde der Ingenieur und Wirtschaftsberater Sch., der von seiner Geburt im November 1893 bis Juli 1912 in W./Sudetenland ansässig gewesen war, anschließend bis Mai 1937 in W i e n gelebt hatte und dann mit österreichischem Reisepaß in Berlin Aufenthalt genommen hatte. I m Jahre 1940 schloß die Kl. mit ihm in Wesermünde die Ehe. Im April 1941 siedelte das Ehepaar nach W i e n über. Anfang April 1945 nahm es seinen dauernden Aufenthalt inT./Sudetenland. I m September 1945 ging das Ehepaar nach W i e n zurück. Nachdem die Kl. zunächst bestrebt gewesen war, die Anerkennung der deutschen Staatsangehörigkeit von den deutschen Behörden der westlichen Besatzungszonen zu erlangen, und sie, einer Anregung des Senators für innere Verwaltung in Bremen folgend, auf ihren Antrag mit Verfügung vom 18. 12. 1951 vom Lande Bremen eingebürgert worden war, nahm sie zusammen mit ihrem Ehemann Anfang 1952 in Hannover Wohnung. Das Ehepaar ist bis heute in der Bundesrepublik wohnen geblieben. Die Kl. hat dem bekl. Regierungspräsidenten als zuständiger Staatsangehörigkeitsbehörde gegenüber geltend gemacht, sie sei auch vor der Ein-

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bürgerung im Jahre 1951 deutsche Staatsangehörige gewesen; sie habe die deutsche Staatsangehörigkeit zu keiner Zeit verloren. Die Feststellungsklage hatte in beiden Rechtszügen Erfolg. Aus den Gründen: „A. Die Klage ist zulässig [wird ausgeführt]. B. Die Klage ist auch begründet. Die Kl. hat bei ihrer Geburt die deutsche Staatsangehörigkeit nach § 3 RuStAG erlangt. Sie ist auch ständig deutsche Staatsangehörige geblieben. Sie hat die Staatsangehörigkeit zu keiner Zeit verloren. Als Vorgänge, die ihr den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit eingetragen haben könnten, kommen allein in Betracht die Heirat mit Sch. im Oktober 1940 oder ein Erwerb der österreichischen Staatsangehörigkeit nach dem StÜG vom 10. 7. 1945. Nähere Prüfung ergibt indessen, daß die Kl. aus keinem dieser beiden Anlässe die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hat. 1. Nach § 17 Ziffer 6 RuStAG geht die deutsche Staatsangehörigkeit f ü r eine Deutsche durch Eheschließung mit einem Ausländer verloren. Die Kl. ist im Oktober 1940 nicht die Ehe mit einem Ausländer eingegangen. Jedenfalls damals war Sch. deutscher Staatsangehöriger. Er hatte zwar bis zum Jahre 1938 nur die österreichische Staatsangehörigkeit besessen, war dann aber gemäß dem Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich vom 13. 3. 1938 (RGBl. I 237) und der VO über die deutsche Staatsangehörigkeit im Lande Österreich vom 3. 7. 1938 (RGBl. I 790) Deutscher geworden. Bedenken gegen den rechtsgültigen Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit nach diesem Gesetz und dieser VO greifen nicht durch (einhellige Meinung der deutschen Rechtsprechung und des deutschen Schrifttums, zuletzt Körber, Die Rechtsstellung der Deutschen aus Österreich in der Bundesrepublik Deutschland [1955] 11 ff.). Das erkennt selbst das StÜG mittelbar an, indem es in § 1 den dort näher bezeichneten Personen die österreichische Staatsbürgerschaft ab 27. 4. 1945 beilegt. 2. Die Kl. hat die deutsche Staatsangehörigkeit auch nicht dadurch verloren, daß sie im Jahre 1945 nach österreichischem Recht die österreichische Staatsangehörigkeit erworben hätte. Es kann unentschieden bleiben, ob der Fall der Kl. überhaupt unter die Vorschriften des StÜG fällt. Denn selbst wenn sie danach die österreichische Staatsangehörigkeit erworben hätte, so hätte sie deswegen noch nicht zugleich die deutsche Staatsangehörigkeit verloren. a) Das StÜG selbst enthält keine Bestimmung, nach welcher der Erwerb der österreichischen Staatsangehörigkeit mit dem Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit verbunden wäre. Eine solche Bestimmung könnte in diesem Rechtsstreit auch keine Beachtung verlangen. Über den Erwerb und den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit kann, einem allgemeinen Grundsatz des Völkerrechts zufolge, außerdeutsches Staatsrecht nicht wirksam befinden (statt vieler: BVerfG, Beschl. vom 28. 5. 1952 \ BVerfGE 1, 322 [328 f.]). 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 316 a.

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XV. Staatsangehörigkeitsrecht

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b) Das RuStAG enthält ebenfalls keine Bestimmung, nach der demjenigen die deutsche Staatsangehörigkeit verlorenginge, dem ohne seinen Antrag oder gar gegen seinen Willen die Staatsangehörigkeit eines anderen Landes beigelegt wird. c) Es ist ferner unstreitig, daß das RuStAG - anders als etwa das französische Staatsangehörigkeitsgesetz von 1945 - keine Vorschriften über den Erwerb und den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit im Zusammenhang mit völkerrechtlichen Vorgängen enthält ( H o f f m a n n , Ungeklärte Staatsangehörigkeitsfragen zwischen Deutschland und Österreich, DVB1. 1954, 73). d) Der Senat vermag sich des weiteren nicht von der Richtigkeit der Auffassung (Jerusalem, Anm. zu BVerwG, Urt. vom 30. 10. 1954 2, NJW 1955, 35) zu überzeugen, daß die Regelung des StÜG kraft Anerkennung durch die deutsche Bundesrepublik für die deutsche Rechtsanwendung verbindlich geworden wäre. Es mag richtig sein, daß die Bundesrepublik in dem Augenblick ihres Entstehens mit ihrer Zustimmung, mithin freiwillig, in die Völkerrechtsgemeinschaft eingetreten sei und damit die vorhandenen Völkerrechtssubjekte, so auch Österreich anerkannt habe. Darin mag auch die Anerkennung liegen, daß der Bundesrepublik Österreich eine nur ihr angehörige Bevölkerung eigne. Es fehlt aber an jedem Anhalt dafür, daß die Bundesrepublik damit alle Personen als Österreicher — und nur als Österreicher - habe anerkennen wollen, die Österreich f ü r sich in Anspruch nimmt. Auch das Abkommen zwischen den Bundesrepubliken Deutschland und Österreich über Gastarbeitnehmer vom 23. 11. 1951 (BGBl. II 1952, 610) und das Abkommen über die Arbeitslosenversicherung vom 19. 5./ 23. 11.1951 (BGBl. II 1952, 613) bieten keine Anhaltspunkte f ü r diese Schlußfolgerung. e) Danach bleibt nur die Möglichkeit, daß die Kl. die deutsche Staatsangehörigkeit kraft einer auch für sie verbindlichen allgemeinen Regel des Völkerrechts oder als Rechtsfolge der besatzungspolitisch bewirkten Desannexion (Makarov, Die deutsche Staatsangehörigkeit der Österreicher nach 1945 [JZ 1954, 280] und Anm. zu BVerwG, Urt. vom 30. 10. 1954 [JZ 1955, 82]) verloren hat. Beides trifft jedoch ebenfalls nicht zu. aa) Das BVerwG hat in seinem Urteil vom 30. 10. 1954 (DVB1. 1955, 58 = NJW 1955, 38 = JZ 1955, 80) Grundsätze f ü r diesen Fragenkreis entwickelt. Es hatte in jener Sache über die Staatsangehörigkeit einer Frau zu befinden, die, gebürtige Österreicherin, 1938 die deutsche Staatsangehörigkeit im Wege der Gruppeneinbürgerung erlangt hatte, im Zeitpunkt der Wiedererrichtung Österreichs jedoch bereits im Gebiete der nachmaligen Bundesrepublik Deutschland seßhaft gewesen war. Das BVerwG hat dahin erkannt, daß jene Kl. die deutsche Staatsangehörigkeit nicht verloren habe, und zur Begründung ausgeführt: Nach Art. 25 GG seien die allgemeinen Regeln des Völkerrechts Bestandteil des Bundesrechts. Die Kl. würde die deutsche Staatsangehörigkeit verloren haben, wenn dies aus einer allgemeinen Regel des Völkerrechts zu folgern wäre. Eine solche Regel gebe es je2

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Siehe oben Nr. 228. Intern. Privatrecht 1954 und 1955

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doch nicht. Auch die Besatzungsmächte hätten insbesondere eine solche Regelung f ü r die im Jahre 1945 im Gebiete der jetzigen Bundesrepublik gebliebenen Österreicher nicht getroffen. W i e es eine allgemein anerkannte völkerrechtliche Regel über den Staatsangehörigkeitswechsel im Falle von Gebietsveränderungen nicht gebe, so fehle es auch an einer solchen, nach der im Falle der Losreißung eines Teils von einem Staat mit der Errichtung oder Wiedererrichtung eines neuen Staates ein Teil der in dem Altstaat verbliebenen Personen die Staatsangehörigkeit des Altstaates von Rechts wegen verlöre. Gewiß könne nicht bezweifelt werden, daß die Wohnbevölkerung des Staatsgebiets der Republik Österreich die österreichische Staatsbürgerschaft erworben habe. Darüber, ob die Wohnbevölkerung mit der W i e d e r errichtung der Republik Österreich und dem Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft die deutsche Staatsangehörigkeit verloren habe, sei von ihm - dem BVerwG - nicht zu entscheiden. Diese Auffassung verträten wohl namhafte Völkerrechtslehrer, jedoch auch nur im Hinblick auf diejenigen Personen, die sich im Bereich des neuen Staates befunden hätten. Entgegen der Auffassung des BVerwG ist der Senat nicht der Meinung, daß hier allgemeine Regeln des Völkerrechts als Bestandteil des Bundesrechts nach Art. 25 GG in Betracht zu ziehen wären. Das ist schon verfahrensrechtlich von Bedeutung. Käme es f ü r diese Entscheidung auf allgemeine Regeln des Völkerrechts als Bestandteil des Bundesrechts nach Art. 25 GG an, so sähe der Senat sich nicht in der Lage, das Bestehen oder Nichtbestehen einer solchen Regel festzustellen. Denn nach Art. 100 I I GG ist die Entscheidung des BVerfG einzuholen, wenn in einem Rechtsstreit zweifelhaft ist, ob eine Regel des Völkerrechts Bestandteil des Bundesrechts ist und ob sie unmittelbar Rechte und Pflichten f ü r den Einzelnen erzeugt. Daß das Bestehen einer solchen allgemeinen Regel des Völkerrechts zweifelhaft ist, ergibt sich gerade aus dem Urteil des BVerwG. Dort sind die verschiedenen Ansichten genannt. Keine von ihnen ist so abwegig, daß sie nicht jedenfalls Zweifel an der Richtigkeit der anderen aufkommen ließe. Daß diese Zweifel nicht schon mit der Bemerkung des BVerfG (Beschl. vom 28. 5. 1952, BVerfGE 1, 322 [329]) beigelegt worden sind, das Völkerrecht enthalte keine allgemeinen Grundsätze über den Wechsel der Staatsangehörigkeit im Zusammenhang mit einer Gebietsveränderung, hat Hoff mann (aaO) nachgewiesen. Das BVerfG selbst geht in seiner Entscheidung deutlich erkennbar von dem Grundsatz aus, daß bei einer Gebietsveränderung die betroffene Bevölkerung einem automatischen Wechsel der Staatsangehörigkeit unterworfen ist. Der Senat könnte, wenn hier das Bestehen einer allgemeinen Regel des Völkerrechts als Bestandteil des Bundesrechts fraglich wäre, deswegen nicht umhin, die Entscheidung des B V e r f G einzuholen. Der Senat sieht sich dazu nicht genötigt, weil er es nach seiner Auffassung nicht mit Völkerrecht als Bestandteil des Bundesrechts zu tun hat. Die allgemeinen Regeln des Völkerrechts sind erst mit dem Inkrafttreten des GG Bundesrecht geworden (Bonner Kommentar zum GG, Art. 25 S. 9). Hier ist aber entscheidend der Rechtsstand des Jahresl945. Der Senat hat darüber zu befinden, ob die Kl. mit dem Erwerb der österreichischen Staatsangehörigkeit,

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mithin im Jahre 1945, kraft eines - damals - bestehenden Rechtssatzes die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hat. bb) Damals galt entweder noch Art. 4 WeimRV, wonach nur die allgemein anerkannten Regeln des Völkerrechts als verbindende Bestandteile des deutschen Rechts galten, oder, wenn diese Vorschrift keinen Bestand mehr hatte, überhaupt kein deutscher Rechtssatz, nach dem Völkerrecht auf die Rechtsverhältnisse des einzelnen deutschen Staatsangehörigen einzuwirken geeignet war. Der Senat vermag keine allgemeine Regel des Völkerrechts, geschweige denn eine allgemein anerkannte Regel des Völkerrechts zu erkennen, der zufolge gerade auch die Kl. die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hätte. Die Wiedererrichtung der Republik Österreich im April 1945 wird völkerrechtlich unter den engeren Begriff der Losreißung und den weiteren Begriff der Gebietsveränderung gebracht (Jellinek, Der automatische Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit durch völkerrechtliche Vorgänge [1951] 188). Die in Rechtslehre und Rechtsprechung überwiegende Meinung verneint das Bestehen einer allgemeinen Regel des Völkerrechts, die in die Staatsangehörigkeitsverhältnisse aus Anlaß der Losreißung Österreichs eingegriffen haben könnte (Fundstellen siehe Urt. des BVerwG aaO; auch Makarov, JZ 1955, 82). Wenn das richtig ist, so hat die Kl. mangels eines dahin gehenden Rechtssatzes auch völkerrechtlich die deutsche Staatsangehörigkeit nicht verloren. Es wird aber auch die Auffassung vertreten, daß eine derartige völkerrechtliche Regel bestehe (Fundstellen ebenfalls Urt. des BVerwG aaO; besonders Jellinek aaO, und Hoffmann aaO). Der Senat ist geneigt, sich dieser zweiten Auffassung anzuschließen. Wer überhaupt die Losreißung eines Staatsteils als völkerrechtlich erheblichen Vorgang anerkennt, wer zugesteht, daß die Losreißung auch rechtlich einen souveränen, jedenfalls von dem Ursprungsstaat unabhängigen Staat ins Leben ruft, der muß auch anerkennen, daß die Losreißung eine eigenständige, nur an diesen neuen Staat gebundene Staatsbürgerschaft hervorbringt. Denn ein Gemeinwesen, das nicht auf einer allein ihm zugehörigen Bevölkerung beruht, ist kein selbständiger Staat. Diese Bevölkerung kann die nur an den neuen Staat geknüpfte Staatsangehörigkeit nicht anders erwerben als unter gleichzeitigem Abstreifen der alten. Es kann daher nicht ernstlich in Abrede gestellt werden, daß mit der Wiedererrichtung eines selbständigen österreichischen Staates ein bestimmter Kreis von Personen, der bis dahin deutscher Staatsangehörigkeit war, aus dem deutschen Staatsverband ausgeschieden ist und nur noch die Staatsbürgerschaft des Staates Österreich besitzt (Hoffmann aaO; Lichter, Anm. in DÖV 1955, 56). Die weitere Frage geht dahin, welcher Personenkreis an dem automatischen Wechsel der Staatsangehörigkeit teilgenommen hat. Nach dieser wie nach jener Meinung sieht sich der Senat vor die Aufgabe gestellt, dieser weiteren Frage nachzugehen. Das BVerwG hat sich dazu nicht bereit gefunden. Es hat es mehrfach ausdrücklich dahingestellt sein lassen, ob ein Teil der deutschen Bevölkerung mit der Wiedererrichtung 40»

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des Staates Österreich die deutsche Staatsangehörigkeit verloren habe, und dazu festgestellt, daß das jedenfalls f ü r die Kl. seines Falles nicht zutreffe. Diesen Gedankengang kann der Senat in dem zur Entscheidung stehenden Fall nicht einschlagen. Wer einräumt, daß es einen Rechtssatz geben möge, nach dem Personen die deutsche Staatsangehörigkeit aus diesem Anlaß verloren haben, der muß ihn auch aufzeigen oder mindestens dessen Grenzen nach der Seite seines Erkenntnisses nachziehen, wenn der Gedanke naheliegt, daß der von ihm zu prüfende konkrete Sachverhalt dem Rechtssatz unterliegt. Anders mag nur verfahren werden können, wenn es unter keinem Gesichtspunkt denkbar ist, daß der Sachverhalt Anknüpfungspunkte f ü r die Anwendung des Rechtssatzes enthält, etwa wenn zu prüfen wäre, ob ein Deutscher mit der Wiedererstehung Österreichs die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hat, der im Deutschen Reich geboren ist und keinerlei örtliche oder persönliche Beziehungen zum Lande Österreich oder seinen Einwohnern unterhalten hat. So liegen die Dinge hier nicht. -Die Rechtsprechung (Nachweise bei Makarov, Zur Behandlung von deutschen Zwangseinbürgerungen, JZ 1952, 403; derselbe, Die deutsche Staatsangehörigkeit der Österreicher nach 1945, JZ 1954, 280; auch BVerwG aaO) und das Schrifttum (zuletzt Schätzel, Staatsangehörigkeit, in: Die Grundrechte, herausgegeben von Neumann-Nipperdey-Scheuner [Berlin 1954] 535) betonen so sehr, diejenige deutsche Frau sei nicht Österreicherin geworden, die nach einer zwischen 1938 und 1945 liegenden Eheschließung mit einem früheren Österreicher diesem nicht in das Gebiet Österreichs gefolgt ist, daß sich daraus der Schluß aufdrängen könnte, anders sei es freilich, wenn eine solche Frau auf früher österreichischem Gebiet mit ihrem Ehemann in gemeinsamem Haushalt gelebt habe. Ein solcher Rechtssatz kann, wenn er nicht schon dem Völkerrecht entnommen werden kann, in diesem besonderen Falle noch auf anderer außerstaatlicher Rechtsbildung, nämlich auf dem besatzungsrechtlichen Gesichtspunkt der Desannexion beruhen (Makarov, JZ 1955, 82). Wenn der wiedererrichteten österreichischen Republik nicht schon nach allgemeinem Völkerrecht eine Bevölkerung zugefallen ist, die demzufolge in Zukunft nur noch die österreichische Staatsangehörigkeit besaß, so ist das jedenfalls die rechtliche Folge der Maßnahmen der Besatzungsmächte. Diese Maßnahmen galten der Wiedererrichtung eines von Deutschland unabhängigen Staates Österreich (Jellinek aaO 189). Wenn auch die Besatzungsmächte keine Bestimmung über die Trennung der deutschen Bevölkerung in deutsche und österreichische Staatsangehörige getroffen haben (Hoffmann aaO), so beruht doch, wie dargetan, diese Errichtung des Staates auf der Schaffung einer eigenständigen österreichischen Staatsbürgerschaft. Der Senat kann sich der Aufgabe, den betroffenen Bevölkerungsteil abzugrenzen, nicht mit dem Hinweis versagen, daß ihm die Rechtsregel verborgen sei, nach der sich das zweifellos vorhandene Faktum einer rein österreichischen Staatsangehörigkeit vollzogen hat. Er muß diese Rechtsregel mangels anderweitiger Anhaltspunkte in der Natur der Sache suchen, und zwar in der allgemeinen Natur der Losreißung als eines völkerrechtlich erheblichen politischen Vor-

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gangs und in der besonderen Natur der Losreißung Österreichs vom Deutschen Reich. Historisch geht die Lehre vom Wandel der Staatsangehörigkeit bei der Losreißung eines Gebietsteiles vom Wohnsitz des Einzelnen aus (Schönborn, Staaten-Sukzessionen, Handbuch des Völkerrechts II 3 [1913] 69 ff.; Jellinek aaO 190). Indessen, die jüngere Geschichte lehrt, daß Gebietsveränderungen in der Regel nicht auf rein gebietlichen, mithin primär den Wohnsitz angehenden Unterschieden beruhen; sie sind fast stets die Folge eines Gegensatzes der Bevölkerung dieses Teils gegenüber dem im Gesamtstaat herrschenden Volk. Diese Besonderheit weist auch die Errichtung der Bundesrepublik Österreich ihrer Natur nach auf. Sie war die Wiedererrichtung der Republik Österreich, die Rückgängigmachung des Anschlusses von 1938. Sie war getragen von der Idee, die Veränderungen seit dem Jahre 1938 mit Wirkung f ü r die Zukunft auszulöschen. Sie geschah nicht in der Art einer gebietlichen Abschnürung der Wohnbevölkerung der damals sogenannten Ostmark von der des Altreichs. Im Gegenteil, die Besatzungsmächte und die österreichischen Behörden vollzogen die Wiedererrichtung Österreichs nicht zuletzt dadurch, daß sie aus der Wohnbevölkerung die sogenannte reichsdeutsche Bevölkerung auskämmten. Sie korrigierten gerade die tatsächliche Wohnbevölkerung zum Zwecke der Herstellung eines österreichischen Staates. Anknüpfungspunkt f ü r die Entstehung einer österreichischen Staatsangehörigkeit war nicht der Wohnsitz der bisher deutschen Staatsangehörigen im April 1945, sondern grundsätzlich das Staatsangehörigkeitsband, das bei den Ereignissen im März 1938 bestanden hatte. Die Kl. wies in ihrer Person diesen Anknüpfungspunkt nicht auf. Sie war zu keiner Zeit österreichische Staatsangehörige gewesen. Das StÜG schuf allerdings einen weiteren Anknüpfungspunkt, nämlich den der Eheschließung mit einer Person, die auch in der Zwischenzeit und somit im Zeitpunkt der Eheschließung österreichischer Staatsangehöriger gewesen wäre, wenn der Anschluß nicht erfolgt wäre. Damit ist der auch sonst im Staatsangehörigkeitsrecht anzutreffende Gesichtspunkt der Familieneinheit zur Geltung gebracht. Er ist indessen nicht so stark, daß er - ohne Milderung durch die Möglichkeit einer Option - als Rechtsregel allen übrigen Prinzipien des Staatsangehörigkeitswechsels vorgehen dürfte. Das entspräche weder dem deutschen Staatsangehörigkeitsrecht noch der modernen völkerrechtlichen Praxis. Nach dem RuStAG kann eine Ehefrau aus Anlaß des Staatsangehörigkeitswechsels ihres Ehemannes ihre deutsche Staatsangehörigkeit jedenfalls nicht gegen ihren Willen verlieren. Das BVerfG (BVerfGE 1, 322) hat das dahin verallgemeinert, daß der Wille einer Person, deutsch zu bleiben, gegenüber völkerrechtlichen Vorgängen nicht ohne jede Bedeutung sei. Die völkerrechtliche Praxis mindestens des europäischen Raumes trägt dem Willen einer derart betroffenen Ehefrau seit langem mindestens dadurch Rechnung, daß sie ihr ein eigenes Optionsrecht einräumt. Dieses Recht gewährt das StÜG sogar den ehemals österreichischen Frauen, die in der Zeit zwischen dem 13. 3. 1938 und dem 27. 4. 1945 einen Ausländer geheiratet haben. In dem einzigen Falle der jüngsten Geschichte,

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in dem ein solches Optionsrecht nicht eingeräumt worden ist und der zugleich in seiner gedanklichen Grundlage sowie in seiner rechtstechnischen Ausgestaltung dem der Wiedererrichtung Österreichs am ehesten entspricht, nämlich im Falle der Abtretung Elsaß-Lothringens durch Art. 51 des Versailler Vertrages, war bei Eheleuten die Frage des Staatsangehörigkeitswechsels f ü r jeden der beiden Teile getrennt zu entscheiden. Es war dies eine bewußte und notwendige Abweichung vom Grundsatz der Familieneinheit (Isay, Komm, zum RuStAG [1929] 117). Die Frau eines Mannes, der nach dieser Gesetzgebung die französische Staatsangehörigkeit erwarb, weil er sie nur durch den französisch-deutschen Vertrag vom 10. 5. 1871 verloren hatte, blieb Deutsche, wenn diese Voraussetzung auf sie nicht zutraf. Ihrem anderweitigen Willen wurde durch die Gewährung eines Reklamationsrechts Rechnung getragen (Isay aaO). Ein absoluter, auch der Milderung durch ein Optionsrecht nicht bedürftiger Vorrang des Prinzips der Familieneinheit vor demjenigen Prinzip, das in erster Linie dem Staatsangehörigkeitswechsel zugrunde liegt, läßt sich somit weder aus dem deutschen Staatsrecht, noch aus dem Völkerrecht, noch aus dem rechtserheblichen Willen der Besatzungsmächte ablesen. Der Senat ist davon überzeugt, daß die Kl. zu keiner Zeit den Willen bekundet hat, dem deutschen Staatsverbande nicht mehr anzugehören. Das hat der Ehemann der Kl. im einzelnen glaubhaft bekundet. Ihm ist zwar als Ehemann an einem für die Kl. günstigen Ausgang des Rechtsstreits gelegen. Dennoch ist die Annahme nicht berechtigt, daß er seine Angaben nicht wahrheitsgemäß gemacht habe. Danach ist davon auszugehen, daß die Kl. schon 1945 in T. versucht hat, anstatt zurück nach dem inzwischen wieder österreichisch gewordenen Wien nach Westdeutschland zu gelangen und daß sie, nachdem ihr dies mißlungen war, von Wien aus alsbald versucht hat, als deutsche Staatsangehörige anerkannt zu werden. Die Schreiben der deutschen Fürsorgestelle in Wien vom 22. 4., 20. 5. und 25. 6. 1954 sind mit dieser Feststellung durchaus zu vereinbaren. Insbesondere wäre in der Tatsache, daß die Kl. sich in Wien als Österreicherin geriert hätte, kein Anzeichen dafür zu sehen, daß sie nicht an ihrer deutschen Staatsangehörigkeit hätte festhalten wollen. Denn es ist sehr wohl denkbar, daß die österreichischen Behörden ihr ungeachtet ihrer Rechtsstellung zu Deutschland jedenfalls die österreichische Staatsangehörigkeit zugeschrieben haben. Es gibt daher keinen Rechtssatz, nach dem die Kl. ihre deutsche Staatsangehörigkeit verloren hätte." 2 3 0 . Alle Personen, die bei ununterbrochener Fortgeltung des österreichischen Staatsangehörigkeitsrechtes am 27. 4. 1945 österreichische Staatsbürger gewesen wären, haben die auf dem Anschluß beruhende deutsche Staatsangehörigkeit an dem genannten Tage verloren. BVerfG, 1. Senat, Urt. vom 9. 11. 1955 - 1 BvR 284/54: BVerfGE 4, 322; NJW 8 (1955) 1833; JZ 11 (1956) 117;DÖV9 (1956) 22; VRspr. 8 (1956) 5; DVB1. 71 (1956) 19 mit Anm. von Tietgen; StAZ 9 (1956) 31; ZaöRV 16 (1955/56) 676; IntLR 1955, 430.

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Aus den Gründen: „I. Das Bundesministerium für Justiz der Republik Österreich hat um Auslieferung des Beschwf. wegen eines 1952 begangenen Diebstahls im Rückfall ersucht. Mit Beschluß vom 18. 6. 1954 hat das OLG die Auslieferungshaft angeordnet, ihren Vollzug jedoch gegen Sicherheitsleistung ausgesetzt. Am 13. 7. 1954 hat dasselbe Gericht die Auslieferung f ü r zulässig erklärt. Mit der Verfassungsbeschwerde wendet sich der Beschwf. gegen die Beschlüsse vom 18. 6. und 13. 7. 1954. Er macht geltend, er besitze nach wie vor die deutsche Staatsangehörigkeit, die er 1938 durch den Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich erworben h a b e . . . . II. . . . Der Beschwf. wurde 1927 als Kind österreichischer Eltern in W./ Oberösterreich geboren; bis zu seiner Einberufung im Jahre 1943 lebte er in Österreich. Als Angehöriger der deutschen Wehrmacht kam er im November 1944 verwundet in ein Lazarett bei Berlin. Bei Kriegsende geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, und zwar nach seinen Angaben in der mündlichen Verhandlung in der Nähe von Wiesbaden, von wo aus er sich nach seiner Entlassung nach Österreich begeben habe, wo seine Mutter heute noch lebt. Demgegenüber hat er in einer Vernehmung vor der Staatsanwaltschaft beim LG ausgesagt, er sei bereits vor Kriegsende in ein österreiches Lazarett verlegt worden und dort in Kriegsgefangenschaft geraten. Nach seiner Entlassung wechselte er, abgesehen von einem einjährigen Aufenthalt in Frankreich seit Mitte 1946, seinen Aufenthalt wiederholt zwischen Österreich und Deutschland. In beiden Ländern wurde er mehrfach bestraft . . . Der Beschwf. flüchtete im Mai 1946 und im Mai 1951 aus österreichischer Strafhaft nach Deutschland. Am 6. 6. 1952 wurde er zur Strafvollstreckung an die Bundesrepublik Österreich ausgeliefert. Seit dem 23. 10. 1952 hält er sich wieder in Deutschland auf und wohnt seit dem 2. 2. 1953 in V./Hannover. Der Beschwf. hat sich bei Vernehmungen am 21. 9. 1951 und 23. 11. 1951 als Österreicher bezeichnet. Er hat am 25. 4. 1953 vom Landkreis R. als Staatenloser einen Fremdenpaß erhalten. Bei einer richterlichen Vernehmung durch das AG R. hat er am 29. 5. 1954 angegeben, er sei seit Kriegsende stets in Deutschland gewesen und habe auch die Feststellung seiner deutschen Staatsangehörigkeit beantragt. Am 25. 6. 1954 hat er vor dem gleichen Gericht betont, er betrachte sich als Deutscher und habe sich seit 1945 nur besuchsweise in Österreich aufgehalten; diese Behauptung hat er in der mündlichen Verhandlung vor dem BVerfG wiederholt. III IV. Die Verfassungsbeschwerde ist unbegründet. 1. Der Beschwf. hat durch den Anschluß Österreichs die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. Dieser Erwerb beruht auf dem faktischen Wechsel der Souveränität über das österreichische Staatsgebiet, der die völlige Einverleibung Österreichs in das Deutsche Reich bezweckte und tatsächlich zur Folge hatte (vgl. Art. 1 Ges. über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich vom

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13. 3. 1938 [RGBl. I 237]). Davon geht e r k e n n b a r auch die VO ü b e r die Staatsangehörigkeit im L a n d e Österreich vom 3. 7. 1938 (RGBl. I 790) aus (z. B. §§ 3 I, 4 I). Ob der Anschluß völkerrechtsmäßig oder völkerrechtswidrig war, ist f ü r den Staatsangehörigkeitserwerb bedeutungslos (BVerfGE 1, 322 [330] »). 2. Der Beschwf. hat jedoch durch die Wiederherstellung der Republik Österreich a m 27. 4. 1945 die deutsche Staatsangehörigkeit wieder verloren. a) Die Republik Österreich hat a m 10. 7. 1945 das StÜG erlassen (StGBl. 1945, 81). In § 1 des Gesetzes heißt es: ,(1) Österreichische Staatsbürger sind ab 27. 4. 1945 a) die Personen, die am 13. 3. 1938 die österreichische Bundesbürgerschaft besessen h a b e n ; b) die Personen, die in der Zeit vom 13. 3. 1938 bis 27. 4. 1945 bei Weitergeltung des Bundesgesetzes vom 30. 7. 1925, BGBl. Nr. 285, über den E r werb u n d den Verlust der Landes- u n d Bundesbürgerschaft in der am 13. 3. 1938 geltenden Fassung die Bundesbürgerschaft durch Rechtsnachfolge nach einem österreichischen Bundesbürger (Abstammung, Legitimation, Ehe) erworben hätten; alle diese Personen jedoch n u r d a n n , w e n n in ihrer Person vor d e m 27. 4. 1945 kein Tatbestand eingetreten ist, mit dem nach den Bestimmungen des in lit. b) genannten Gesetzes der Verlust der Bundesbürgerschaft verbunden ist. (2) Ausgenommen von dem E r w e r b der österreichischen Staatsbürgerschaft nach Absatz (1) sind alle Personen, die nach dem Verbotsgesetz als «Illegale» zu behandeln sind.' Danach sind ab 27. 4. 1945 alle Personen österreichische Staatsbürger, die bei u n u n t e r b r o c h e n e r Fortgeltung des österreichischen Staatsangehörigkeitsrechts a n diesem Tage österreichische Staatsangehörige gewesen wären. Soweit diese Personen in Österreich leben, ist unbestritten, d a ß sie von diesem Zeitpunkt a n die deutsche Staatsangehörigkeit verloren h a b e n . Es liegen auch Entscheidungen deutscher Gerichte vor, die das gleiche f ü r solche Österreicher a n n e h m e n , die weder in Deutschland noch' in Österreich leben oder die nach dem 27. 4. 1945 von Deutschland nach Österreich übergesiedelt sind. Umstritten ist die F r a g e bei Österreichern, die seit dem 27. 4. 1945 ständig in Deutschland leben. Eine in Literatur u n d Rechtsprechung weit verbreitete Meinung n i m m t an, dieser Personenkreis habe die deutsche Staatsangehörigkeit bisher nicht verloren. I h r hat sich insbesondere das BVerwG angeschlossen (BVerwGE 1, 206 2 ). Es untersucht, ob sich aus deutschem innerstaatlichem Recht oder Besatzungsrecht ein solcher Verlust ergäbe oder ob er hergeleitet w e r d e n könne aus einer allgemeinen Regel des Völkerrechts, sei es f ü r alle Fälle von Staatensukzessionen, sei es jedenfalls f ü r den Sonderfall der Loslösung eines Gebietsteiles (Emanzipation). Es stellt fest, d a ß solche positiven Bestimmungen u n d Regeln nicht bestehen, u n d folgert daraus, d a ß kein rechtlicher Gesichtspunkt die A n n a h m e rechtfertige, auch die seit 1945 in Deutschland lebenden Österreicher h ä t t e n mit der Wiedererrichtung der Bundesrepublik Österreich ihre deutsche Staatsangehörigkeit wieder verloren. Nach Art. 16 I Satz 2 GG b e d ü r f e es hierzu eines 1

Siehe IPRspr. 1952-1953 Nr. 316 a.

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Siehe oben Nr. 228.

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Gesetzes, gegebenenfalls nach Abschluß eines Staatsvertrages mit oder ohne Einschluß eines Optionsrechtes. b) Das BVerfG hält die Schlußfolgerungen des BVerwG f ü r unzutreffend. Zutreffend ist allerdings die Feststellung, d a ß die sich aus der Lösung Österreichs a u s dem Staatsverbande des Deutschen Reiches ergebenden F r a g e n der Staatsangehörigkeit bisher im deutschen Recht nicht geregelt sind. Auch das Besatzungsiecht enthält keine ausdrückliche Regelung, u n d eine allgemeine Regel des Völkerrechts besteht weder f ü r alle Fälle der Staatensukzession noch f ü r den hier vorliegenden besonderen Fall der Wiederherstellung eines Staates, der wenige J a h r e zuvor seine Selbständigkeit verlor u n d einem Nachbarstaat einverleibt w u r d e (Desannexion). Das schließt aber nicht aus, d a ß sich der Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit der Österreicher aus einem a n d e r e n rechtlichen Prinzip ergibt. In der Tat f ü h r t die W ü r d i g u n g der politisch-historischen Z u s a m m e n hänge u n d die Interpretation des Verhaltens der Beteiligten bei der Wiederherstellung der Bundesrepublik Österreich zwingend zu dem Schluß, d a ß alle ehemaligen Österreicher die beim Anschluß erworbene deutsche Staatsangehörigkeit durch die Wiederrichtung der Bundesrepublik Österreich ipso facto wieder verloren haben. In Österreich w a r der Wille, die von der nationalsozialistischen Regierung beseitigte politische Selbständigkeit des Landes wiederherzustellen, niemals erloschen; er w u r d e w ä h r e n d des Krieges durch die wiederholten E r k l ä r u n g e n der Alliierten, wonach die Wiederherstellung Österreichs zu ihren Kriegszielen gehöre, neu belebt. So ist es zu erklären, d a ß bereits unmittelbar nach der Besetzung Wiens die F ü h r u n g s g r e m i e n der sich neu bildenden antifaschistischen Parteien, ohne entsprechende M a ß n a h m e n der Besatzungsmächte abzuwarten, die Wiedererrichtung eines selbständigen österreichischen Staates verkündeten und eine provisorische Regierung einsetzten. In dieser P r o k l a m a t i o n vom 27. 4. 1945 wird der Anschluß als eine Annexion gekennzeichnet, die dem österreichischen Volk durch kriegsmäßige Besetzung aufgezwungen worden sei. Unter Bezugnahme auf die Moskauer E r k l ä r u n g über Österreich vom 30. 10. 1943 u n d die DreiMächte-Verlautbarung über die Krim-Konferenz vom 11. 2. 1945 (abgedruckt in Verosta, Die internationale Stellung Österreichs 1938 bis 1947, 52 f., 55 ff.) wird die Wiederherstellung der demokratischen Republik Österreich im Geiste der Verfassung von 1920 p r o k l a m i e r t u n d der Anschluß f ü r null und nichtig erklärt. Gleichzeitig wird eine provisorische Staatsregierung eingesetzt u n d - vorbehaltlich der Rechte der besetzenden Mächte - mit der vollen Gesetzgebungs- u n d Vollzugsgewalt betraut. Alle dem Deutschen Reich und seiner F ü h r u n g geleisteten militärischen, dienstlichen u n d persönlichen Gelöbnisse werden f ü r nichtig u n d unverbindlich erklärt u n d alle Österreicher wieder in ein staatsbürgerliches Pflicht- u n d Treueverhältnis zur Republik Österreich genommen. Diese P r o k l a m a t i o n läßt klar erkennen, daß die Republik Österreich wiederhergestellt, der Anschluß also rückgängig gemacht werden sollte. So ist dieser Vorgang auch überall in der Welt gesehen w o r d e n ; er w u r d e als eine so selbstverständliche Folge des Kriegsendes betrachtet, daß weder die Be-

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

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satzungsmächte noch die in Deutschland neu entstandenen staatlichen Gebilde sich veranlaßt sahen, die Lostrennung Österreichs vom Deutschen Reiche amtlich zu verlautbaren oder gar durch förmliche Aufhebung der über den Anschluß ergangenen Reichsgesetze konstitutiv zu bekräftigen. Man sah diese Gesetze mit Recht als durch die politische Entwicklung überholt und gegenstandslos geworden an. Von hier aus eröffnet sich der Weg zu einer richtigen völkerrechtlichen Bewertung dieses Vorgangs und damit auch der staatsangehörigkeitsrechtlichen Folgen, die sich an ihn knüpfen: Es handelt sich nicht um eine typische Loslösung eines Staatsteils aus dem Verbände eines Gesamtstaats (Emanzipation), es handelt sich vielmehr um einen ganz besonders gearteten Fall der Staatensukzession, einen Akt der Wiederherstellung des status quo ante. Aus ihm ergibt sich folgerecht, daß dem in seinen alten Grenzen wiedererrichteten Staate Österreich sein früheres Staatsvolk nicht vorenthalten werden darf. Daraus folgt aber weiter, daß die zu diesem Staatsvolk gehörenden Personen vom Tage der Neubildung des österreichischen Staates an nicht mehr von Deutschland als Staatsangehörige in Anspruch genommen werden dürfen, mithin von diesem Tage an die deutsche Staatsangehörigkeit verloren haben müssen. Diese Folge ist auch deshalb sachgerecht, weil angesichts der Kürze der seit dem Anschluß verstrichenen Zeit von einem vollständigen Aufgehen des österreichischen Volkes im Staatsvolk des deutschen Reiches nicht die Rede sein kann, die Feststellung des in das österreichische Staatsbürgerverhältnis zurückzuführenden Personenkreises also verhältnismäßig einfach ist, und weiter deshalb, weil der neue österreichische Staat dieses sein früheres Staatsvolk tatsächlich f ü r sich beansprucht, so daß auch der Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit die Gefahr der Staatenlosigkeit f ü r diese Personen nicht zur Folge hat. Als Ergebnis ist festzuhalten: Von der Wiedererrichtung des selbständigen österreichischen Staates an ist diesem Staate das ihm vor dem Anschluß zugehörige Staatsvolk wieder ausschließlich zugeordnet. Seine Angehörigen verloren demgemäß - gleichgültig, wo sie sich am Tage der Unabhängigkeitserklärung aufhielten - die auf dem Anschluß Österreichs beruhende deutsche Staatsangehörigkeit genauso, wie sie sie am 13. 3. 1938 ipso facto erworben hatten. 3. Auf den Willen des Beschwf., Deutscher zu sein, kann es nach dem Gesagten nicht ankommen. Es besteht kein allgemeiner Völkerrechtssatz, wonach bei Neuentstehung von Staaten im Wege der Lostrennung der betroffenen Bevölkerung die Möglichkeit gegeben werden müßte, zwischen der Staatsangehörigkeit des neuen und der des bisherigen Staates zu wählen (Option). Noch weniger ließe sich aus der im vorstehenden gekennzeichneten besonderen Natur der Desannexion Österreichs ableiten, die Folge des Verlustes der deutschen Staatsangehörigkeit trete f ü r die Personen nicht ein, die die deutsche Staatsangehörigkeit zu behalten wünschten. Trotzdem könnte man die Frage aufwerfen, ob die Auslieferung des Beschwf. nicht aus besonderen Erwägungen als unzulässig angesehen werden muß. Denn eine auf Grund der augenblicklich bestehenden formalen Rechtslage vorgenommene Auslieferung könnte gegen Treu und Glauben

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XV. Staatsangehörigkeitsrecht

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verstoßen, insbesondere dann, wenn feststünde, daß eine in absehbarer Zeit zu erwartende gesetzliche oder staatsvertragliche Regelung ihm die rechtliche Möglichkeit eröffnen werde, durch entsprechende Willenserklärung den ohne sein Zutun eingetretenen Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit rückwirkend zu beseitigen, so daß er dann nachträglich als in ununterbrochenem Besitz der deutschen Staatsangehörigkeit stehend anzuerkennen wäre. Dieser Gedanke könnte dazu führen, den Beschwf. in entsprechender Anwendung von Art. 16 II Satz 1 GG im Auslieferungsverfahren bereits jetzt wie einen Deutschen zu behandeln. In dieser Richtung kommt in Betracht, daß der zur Zeit den parlamentarischen Körperschaften vorliegende Entwurf eines Gesetzes zur Bereinigung deutsch-österreichischer Staatsangehörigkeitsfragen (Bundestag 2. Wahlperiode, Drucksache 1391) allen Österreichern, die seit dem 26. oder 27. 4. 1945 ihren dauernden Aufenthalt im Gebiet des Deutschen Reiches nach dem Stand vom 31. 12. 1937 hatten, das Recht gibt, durch einfache Willenserklärung die deutsche Staatsangehörigkeit mit rückwirkender Kraft wiederzuerwerben. Der Beschwf. hat sich zwar mehrfach auf seine deutsche Staatsangehörigkeit berufen und auch den Willen bekundet, sie gegebenenfalls wiederzuerwerben. Das BVerfG ist jedoch der Überzeugung, daß er das Begriffsmerkmal des dauernden Aufenthalts nicht erfüllt. Was in der mündlichen Verhandlung über seinen Lebensgang festgestellt werden konnte, rechtfertigt nicht die Annahme, daß er den Mittelpunkt seiner Lebensbeziehungen nach 1945 eindeutig nach Deutschland verlegt hat, wie es der Begriff des dauernden Aufenthalts erfordern würde. Der Beschwf. wird also aller Voraussicht nach von der bevorstehenden Regelung nicht betroffen werden. Wenn er die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben will, kann er dies nur auf dem Wege der Einbürgerung. Somit steht fest, daß der Beschwf. nicht mehr deutscher Staatsangehöriger ist und daß seiner Auslieferung Art. 16 II Satz 1 GG bei entsprechender Anwendung nichts entgegensteht. Die Verfassungsbeschwerde ist daher unbegründet."

Ausländische Staatsangehörigkeit Siehe auch Nr. 6, 8, 80, 91, 93, 99, 100 104, 110, 111, 113, 116, 125, 128, 129, 183, 216, 228

2 3 1 . Ein in Deutschland ansässiger Lette ist weder sowjetischer Staatsangehöriger, da die Verleihung der sowjetischen Staatsangehörigkeit an die Bewohner von Lettland für die Gerichte in der britischen Besatzungszone unbeachtlich ist, noch lettischer Staatsangehöriger, da der Staat Lettland völkerrechtlich untergegangen ist; er ist staatenlos. Sein Scheidungsbegehren richtet sich nach deutschem Recht. - EGBGB Art. 17, 29. LG Düsseldorf, Urt. vom 18. 2. 1955 - 8 R 271/54: Leitsätze in NJW 8 (1955) 1076 mit Anm. von Cohn in NJW 9 (1956) 6 7 4 ; F a m R Z 3 (1956) 120.

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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1954 und 1955

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Der Kl. trägt vor, 1943 mit der Bekl. vor dem Standesbeamten in Riga die Ehe geschlossen zu haben. Beide Parteien seien von Geburt lettische Staatsangehörige. Seit 1944 lebe er von der Bekl. getrennt. Er sei damals mit einem deutschen Fronttheater, dem er als Musiker angehört habe, auf Tournee gegangen. Nach Abschluß der Tournee habe er nicht mehr zu seiner Frau nach Riga zurückkehren können, da die Stadt inzwischen von den Russen besetzt worden war. Er sei mit seiner deutschen Einheit nach Deutschland gekommen, wo er sich nach dem Krieg niedergelassen habe. Er beantragt, die Ehe mit der Bekl. zu scheiden. Der Kl. besitzt keine Bescheinigung darüber, daß er der Obhut der internationalen Organisation untersteht, die von den Vereinten Nationen mit der Betreuung der verschleppten Personen und Flüchtlinge beauftragt ist. Aus den Gründen: „Der Klage war stattzugeben. . . . Die Klage ist gemäß § 606 III Ziffer 1 ZPO zulässig, da der Kl. staatenlos ist. Die Tatsache, daß der Kl. von der UdSSR auf Grund eines Dekretes des Präsidiums des Obersten Sowjets vom 7. 9. 1940 (Anzeiger des Obersten Sowjets der UdSSR 1940 Nr. 31; deutsch in der Zeitschrift f ü r osteuropäisches Recht 1940/41, 184 ff. und bei Meder, Das Staatsangehörigkeitsrecht der UdSSR [1950] 60) als sowjetischer Staatsangehöriger in Anspruch genommen wird, ist f ü r ein deutsches Gericht der britischen Zone im Hinblick auf Art. 2 d des Besatzungsstatuts unbeachtlich. Nach einem Erlaß des Chief of the Legal Division der britischen MR vom 27. 11. 1947 (ZJBlBrZ 1948, 11) sind die in der Bundesrepublik lebenden Balten nicht als sowjetische Staatsbürger anzusehen. Diese Bestimmung der Besatzungsbehörde ist f ü r die deutschen Gerichte der britischen Zone bindendes Recht. Der Kl. besitzt auch nicht mehr die lettische Staatsangehörigkeit, da eine Zugehörigkeit zum lettischen Staate die Existenz dieses Staats voraussetzen würde, Lettland aber als Völkerrechtssubjekt mit der im Jahre 1940 erfolgten Einverleibung in die UdSSR untergegangen ist. Diese Einverleibung ist von Deutschland im Staatsvertrag über die neue deutsch-russische Grenze vom 10. 1. 1941 (ZaöRV 1941, 877; Beitzke, MDR 1948, 241) auch de jure anerkannt worden. Die Tatsache, daß die Annexion Lettlands von den USA nicht anerkannt wird, hat allerdings die OLG Stuttgart und Kassel mit Rücksicht auf die Beurteilung der für sie örtlich maßgebenden amerikanischen Besatzungsmacht veranlaßt, in ihren Entscheidungen vom 28. 5. 1947 (SJZ 1947, 383) 1 und 12. 2. 1949 (NJW 1949, 672) 2 gebürtige Esten bzw. Letten weiterhin als estnische bzw. lettische Staatsangehörige zu betrachten. Ob die politische Nichtanerkennung der baltischen Annexionen seitens einer Besatzungsmacht f ü r die deutschen Gerichte der betreffenden Besatzungszone bei der Beurteilung einschlägiger Staatsangehörigkeitsfragen überhaupt maßgebend sein könne, ist inzwischen streitig geworden (Haidinger, MDR 1949, 591 ff.). Für die Gerichte in der britischen Zone hat 1 2

Siehe IPRspr. 1945-1949 Nr. 111. Siehe IPRspr. 1945-1949 Nr. 32.

Nr. 231

XV. Staatsangehörigkeitsrecht

637

diese Streitfrage jedoch ihre Bedeutung verloren, da die britische Regierung seit A n f a n g 1947 die Eingliederung der Baltenstaaten in die UdSSR - wenigstens de f a c t o - ebenfalls anerkennt ( M e d e r aaO 63 f f . ) . Da mit d e m völkerrechtlichen Untergänge Lettlands der Kl. seine f r ü h e r e lettische Staatsangehörigkeit verloren hat, w e i l es eine Staatsangehörigkeit eines nicht bestehenden Staates begrifflich nicht geben kann und da außerdem nach d e m in der britischen Zone geltenden Besatzungsrecht der Kl. auch nicht als sowjetischer Staatsangehöriger anzusehen ist und auch eine andere Staatsangehörigkeit v o n d e m K l . inzwischen nicht e r w o r b e n wurde, ist dieser also staatenlos. Die K l a g e ist auch begründet, da das Klagebegehren materiell nach deutschem Recht zu beurteilen ist und die Voraussetzungen des § 48 EheG hier vorliegen. Deutsches Recht ist f ü r den staatenlosen K l . g e m ä ß Art. 29 E G B G B in Verbindung mit Art. 17 E G B G B a n z u w e n d e n . " ( W i r d ausgeführt.)

XVI. FREMDENRECHT Siehe Nr. 139, 165-172

GESETZES VERZEICHNIS Die Zahlen verweisen auf die Seiten

I. Deutsches Recht a) Reichsrecht Bürgerliches Gesetzbuch § 6 § 7 § 11 § 12 § 23 § 104 § 105 § 125 § 138 § 157 § 168 § 181 §§ 182 ff. § 194 § 203 § 242 § 244 § 245 § 249 §§ 249 ff. § 251 § 252 § 269 § 270 § 419 § 447 § 652 §§ 662 ff. § 670 § 672 § 673 §§ 741 ff. § 744 § 781 § 812 § 818

15 382 294, 299, 309, 568 438, 446 71 551 552 389 12, 528 111 416 270 364 347 297 111 60, 65, 462, 501, 561 462 89 461-463 244 56, 79, 81, 221 221, 223, 462 94 234 108 65 65 416 417 403 417 69 355 355

§ 823 §§ 823 ff. § 826 § 839 § 929 § 930 §§ 932-935 § 935 § 937 § 1004 § 1006 § 1153 § 1298 §§ 1298ff. § 1317 § 1355 § 1387 § 1416 § 1426 § 1529 § 1591 §§ 1591ff. § 1594 § 1627 § 1630 § 1632 § 1666 § 1679 § 1684 § 1686 § 1707 § 1708 §§ 1708ff. § 1711 § 1717 § 1718 § 1719

349, 353, 435 89, 462 353, 435 90 170 177 171 462 166 435 170 83 243 243 255 31-33 265, 268 265 268 265 607 316 297 609 609 298 303, 375, 377 609 609 609 371, 378 8, 349, 353, 555 5, 350 347 314, 351, 374, 555 335, 374 313, 314, 325, 334, 335, 337, 338

Gesetzesverzeichnis §§ 1719 fr. § 1720 § 1723 § 1741 § 1745 § 1747 § 1750 § 1751 § 1754 § 1773 § 1793 § 1800 § 1817 § 1831 § 1882 § 1911 § 1960 § 2038 § 2039 § 2078 § 2085 § 2205 § 2211 § 2235 § 2260 § 2353 § 2369

332 314, 320, 327 549 361, 364, 365, 367 365, 367 366, 370, 372 364,366, 367, 370-372 367 362, 365, 367, 571 378 346, 371, 378 378 320 370 378 378, 379 582 391, 392 392 16 389 392 392 388, 389 582 383 383, 384, 574-576, 578, 580, 582

639 329, 332, 336, 337, 340 bis 342, 360, 363-366, 370-372, 571 176, 301, 371, 372, 374, 378, 379, 569, 595 291, 292, 381, 388-390, 394, 574 291,292,381, 386, 387, 394, 395, 574, 578, 582 262, 278, 287, 329, 363, 365, 370, 382, 386, 517, 574, 578, 582, 595 385, 386 30-33, 251, 309, 381, 382, 573, 574, 601, 637 5, 6, 14, 48, 80,97, 178, 241, 248, 249, 261, 263, 271, 296, 312, 313, 316, 318, 320, 329, 333, 336, 347-349, 377, 465, 466, 523, 576, 577 9, 10 386 327 357-359

Art. 23 Art. 24 Art. 25 Art. 27 Art. 28 Art. 29 Art. 30

Art. Art. Art. Art.

31 64 147 208

Handelsgesetzbuch

Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch

§ 366 § 580 § 739

Art. Art. Art. Art-

Gesetz über Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien (Aktiengesetz) vom 30. 1. 1937 (RGBl. I S. 107)

7 8 10 11

Art. 12 Art. 13 Art. 14 Art. 15 Art. 17

Art. 18 Art. 19 Art. 20 Art. 21 Art. 22

U 12 46 68, 247-249, 252, 271, 372, 388-390 88, 114, 119, 349 33, 243, 245-247, 249, 254, 255, 262, 263, 290 bis 292, 332, 342, 587 30, 263, 268, 269, 271 268, 269, 271, 385 251, 262, 265, 272, 273, 275, 278, 279, 281, 284, 285, 287, 301, 302, 305, 517, 551-553, 587-589, 594-596, 637 263, 288-292, 294-296, 340, 342, 607 298, 299, 301, 302, 305, 306, 308, 309, 342, 609 7, 340, 344, 371, 372, 374, 377 6 - 8 , 340, 345, 350, 351, 353, 354, 356-359 290-292, 310-312, 314, 315, 317, 320, 322, 326,

171 106, 107, 109, 112 115

§ 5 § 14 § 75 § 76 § 95 § 105 § 106 § 195 § 209 § 210 §iä 269-274

564 564 566 563, 565, 566 564 564 563-565 566 564 63 70

Einführungsgesetz zur Zivilprozeßordnung § 24

10 Zivilprozeßordnung

§ 12 § 13

293 119, 293, 294, 496

640 § 17

§ 21

§ § § § § § § § § § § § § § § §

23 24 29 32 36 38 40 51 56 91 93a 97 HO H2 113 114

§ § § § § § § § § § § § § § §

H8 127 139 148 252 253 256 274 275 281 293 302 313 323 328

§ § 328 ff. § 366 § 416 § 512a § 549 § 551 § 562 § 592 § 595 § 599

§ 602 8 606

§ § § § §

607 612 616 617 619

§ 622 S 627

Gesetzesverzeichnis 122 62, 434 72, 79, 495, 496, 506 489, 492 62 434 495, 564 114 114 11, 551, 552 11, 45 203-205, 284 281 542 471, 482, 483, 515 515 515 142, 471, 473, 475-482, 599 474 476 519 298, 299 298 285 183, 194 11, 505, 514, 538 506 285 52 187 393 356, 555 60, 276, 496, 520, 523. 543-545, 547, 551-556 522 483 541 446, 505-507 12, 80, 391, 392, 506 445

80

230 541 187 230 250, 251, 274-277, 279, 281, 282, 284, 286, 287, 296, 473, 474, 507-509, 511,514,516,554, 593, 594, 596, 636 552 551, 552

286

552 278 552 265, 267, 268, 270

§ 640 § § 640 ff. § 648 § 708 § 712 § 717 § 722 § § 722 ff. § 723 § 726 § 731 § 739 § 767 § 795 § § 803 ff. § 883 § 884 § 894 § 917 § § 1025-1027 § 1040 § 1041 § § 1042 a - d S 1044 § 1044 a § 1045 § 1046

296, 328 15 542 376, 542 547 519, 520 540 540, 559 540 540 651 561 561 489 562 500 537 523 539 523, 537 539, 538, 538,

323

542

522

541

528, 531, 533, 534, 540 540 540

Einführungsgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetz § 2

488 Gerichtsverfassungsgesetz

§ 18

§§ 18-21 § 20

61 488, 492 488, 489, 492

Gesetz Uber die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staatsangehörigkeit vom 1. 6. 1870 (BGBl. S. 355)

§ 21

22

Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung vom 24. 3. 1897 (RGBl. S. 97) § 2

564

Reichsgesetz betreffend die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17. 5. 1898 323 § 5 § 7 § 11

563-565, 577 326 210

Gesetzesverzeichnis § § § § § §

16 19 20 27 28 36

§ 37 § 43 § § § § §

44 66 73 167 194

327 600 600 26 160, 299, 569, 596 299, 569 319, 365, 384, 327 327

207, 307, 384 306, 308, 309, 326, 596 306, 308, 368, 377, 569 569, 570 573, 574, 577-582

Konkursordnung vom 10. 2. 1877 in der Fassung vom 20. 5. 1898 (RGBl. S. 612) § 1 § § 6-8 § 10 § 237

584 586 583, 584 584-586

Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der Literatur und der Tonkunst vom 19. 6. 1901 (RGBl. S. 227) § 1 § 6

403 403

Oesetz über den Versicherungsvertrag vom 30. 5. 1908 (RGBl. S. 263) 140

§ § § §

641 604, 606 608 606-608 31, 250, 300, 377, 554, 587-593, 612, 617, 624

8 10 16 17

§ 19 § 21 § 25

608-611

327 305, 595, 601, 608 bis 612,617 314 338 314,315,317,319,320, 322, 323, 325-327, 329, 338-341 327

§ 29 § 30 § 31 § 62

Reichsverfassung vom 11. 8.1919 Art. 4 Art. 109 Art. Art. Art. Art.

121 131 153 178

488, 627 21, 22, 26, 28, 34, 39, 471 313 91 49, 168 167, 168

Reichsgesetz fUr Jugendwohlfahrt vom 9. 7. 1922 (RGBl. I S. 633) § 32 § 35 § 43

371 371 367

Oesetz Uber den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. 5. 1909 (RGBl. S. 437)

VO Uber die internationale Registrierung von Fabrik- oder Handelsmarken vom 9. 11. 1922 (RGBl. II S. 778)

§7 § 12

§ 7

89 89

Oesetz gegen den unlauteren Wettbewerb vom 7. 6. 1909 (RGBl. S. 499) § 1 § 16 § 28

460 438, 446 458

Oesetz über die Haftung des Reichs für seine Beamten vom 22. 5. 1910 (RGBl. S. 798) 1

90, 91

Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz vom 22. 7. 1913 (RGBl. S. 583) 23, 605, 620, 625, 629 § 3 § 4 41

374, 590, 624 607 Intern. Privatrecht 1954 und 1955

451

VO gegen Mißbrauch wirtschaftlicher Machtstellungen vom 2 . 1 1 . 1 9 2 3 (RGBl. I S. 1067) 524 VO über die Fürsorgepflicht vom 13. 2.1924 (RGBl. I S. 100) § 9

382

VO gegen Mißstände im Auswanderungswesen vom 14. 2. 1924 (RGBl. S. 107) § 9

369

5. VO zur Durchführung des Gesetzes über wertbeständige Hypotheken vom 17. 4. 1924 (RGBl. I S. 415) 212, 214

Gesetzesverzeichnis

642

Münzgesetz vom 30. 8. 1924 (BGBl. II S. 254)

§&

65

Gerichtskostengesetz vom 18. 6. 1878 in der Fassung vom 5. 7. 1927 (BGBl. I S. 152) § 73 § 77

556 557

Gebührenordnung für Bechtsanwälte vom 7. 7. 1879 in der Fassung vom 5. 7. 1927 (BGBl. I S. 162) § 44

8. D V O zur V O über die Devisenbewirtschaftung vom 17. 4. 1934 (BGBl. I S. 313) Art. 4

Gesetz zur Änderung des Beichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 15. 5. 1935 (BGBl. I S.593) § 1

6 7 13 16

Gesetz über das Nachlaßabkommen zwischen dem Deutschen Beichc und der Bepublik Österreich vom 16. 7. 1927 (BGBl. II S. 505) 580

§ 27

605

21

§ 37-42 42 42 a. F . 47

429 419 396 397-399, 416 411 397 411 415 461, 462

Gebrauchsmustcrgesetz vom 5. 5. 1936 (BGBl. I S. 130) § 14

Gesetz betreifend das deutsch-polnische Überleitungsabkommcn über Personenstandsregister vom 29. 4. 1930 (BGBl. II S. 709) 566

604

Patentgesetz vom 5. 5. 1936 (BGBl. II S. 117), x. T. in der Fassung vom 18. 7. 1953 (BGBl. I S. 623)

204

Deutsches Auslieferungsgesetz vom 23. 12. 1929 (BGBl. I S. 239)

139

418

Warenzeichengesetz vom 12. 5. 1894 in der Fassung vom 5.5.1936 (BGBl. I I S. 134), z. T. in der Fassung vom 18. 7. 1953 (BGBl. I S. 643)

V O vom 23. 8. 1930 zur Ausführung des deutsch-schweizerischen Abkommens über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und Schiedssprüchen vom 2. 11. 1929 (BGBl. 1930 II S. 1209) 522

§ § § §

Gesetz Uber die Beaufsichtigung der privaten Versicherungsunternchmen und Bausparkassen vom 6. 6. 1931 (BGBl. I S. 315)

V O zur Durchführung des Vierjahresplanes vom 18.10.1936 ( B G B l . I S. 887) 145

§ 106

96

Gesetz über den W i d e r r u f von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit vom 14. 7. 1933 (BGBl. I S. 480) § 2

599

Gesetz zur Durchführung des Ersten Abkommens zur Vereinheitlichung des Luftprivatrechts vom 15. 12. 1933 (BGBl. I S. 1079) 104

15 24 31 35

459 447,448,459 459 453

Luftverkehrsgesetz in der Fassung vom 21. 8. 1936 (BGBl. I S. 653) 104

Gesetz über das Verfahren in Binnenschiffahrtssachen vom 30. 1. 1937 (BGBl. I S. 97) § 1 § 3

113 113

Personenstandsgesetz vom 3. 11. 1937 § § § § § §

12 26 a. F. 45 47 48 49

555 322 245, 259 25, 331 26

26

Gesetzesverzeichnis

643

Gesetz über die Änderung von Familiennamen und Vornamen vom 5. 1. 1938 (RGBl. I S.9) 25, 35

VO Uber den Einsatz des jüdischen Vermögens vom 3. 12. 1938 (RGBl. I S. 1709) 146, 490

17, 18

Dienstanweisung für die Standesbeamten und ihre Aufsichtsbehörden vom 9. 1. 1939 (MB1. innere Verwaltung S. 81), geändert 10. 5. 1952 (BAnz. Nr. 94; § 112 567 § 190 568 § 216 320 § 243 372 § 452 33

§ 8

Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich vom 13. 3. 1938 (RGBl. I S. 237) 228, 611, 617, 624 Art. I Art. I I

631 26, 28, 357, 359

1. Y O zur Ausführung des Personenstandsgesetzes vom 19. 5. 1938 (RGBl. I S. 533) 22 61

319, 322 314

V O Uber die deutsche Staatsangehörigkeit im Lande Österreich vom 3. 7. 1938 (RGBl. I S. 790) 611, 617, 624 632 632 Gesetz zur Vereinheitlichung des Rechts der Eheschließung und der Ehescheidung im Lande Österreich und im übrigen Reichsgebiet (Ehegesetz) vom 6. 7. 1938 (RGBl. I S. 807) 249, 266 § 49 § 55

331 548, 552

4. D V O zum Ehegesetz vom 25. 10. 1941 (RGBl. I S. 654) 508 § 24

542-544, 550, 554

Gesetz über die Errichtung von Testamenten und Erbverträgen vom 31. 7. 1938 (RGBl. I S. 973) § 8

388, 389

Ausländerpolizeiverordnung vom 22. 8. 1938 (RGBl. I S. 1053) § § § §

1 5 6 15

590 590 590 590

Gesetz über die Umwandlung der inländischen Fremdwährungsversicherungen vom 26. 8. 1938 (RGBl. I S. 1062) 139

Gesetz über den Aufbau der Verwaltung im Reichsgau Sudetenland (Sudetengaugesetz) vom 14.4.1939 (RGBl. I S. 780) 150 V O Uber Maßnahmen auf dem Gebiete des Patent-, Gebrauchsmuster- und Warenzeichenrechts vom 1. 9. 1939 (RGBl. II S. 958) § 5 § 7

430,431 430, 431

V O über die Einziehung von Vermögen im Protektorat Böhmen und Mähren vom 4. 10. 1939 (RGBl. I S. 1998) 158 Erlaß Uber Gliederung und Verwaltung der Ostgebiete vom 8. 10. 1939 (RGBl. I S. 2042) 149, 150, 597 Erlaß über Gliederung und Verwaltung der besetzten polnischen Gebiete vom 12.10.1939 (RGBl. I S. 2077) 149 V O zur Einführung des Vierjahresplanes in den Ostgebieten vom 30. 10. 1939 (RGBl. I S. 2125) 145, 149 VO über die Behandlung feindlichen Vermögens vom 15. 1. 1940 (RGBl. I S. 191) 144, 146, 148, 407 V O über die Sicherstellung des Vermögens des ehemaligen polnischen Staates vom 15.1.1940 (RGBl. I S. 174) 145 V O Uber das Warenzeichenrecht Anlaß der Wiedervereinigung der mark mit dem Deutschen Reich 18. 1. 1940 (RGBl. I S. 203) § 1 456 § 2 456 § 11 455 § 14 456

aus Ostvom 457

Gesetzesverzeichnis

644

VO über die Einführung eines Mineralöl-Monopols vom 20. 1. 1940 (VOBI. für das Generalgouvernement I S. 19) § 10

70

11. VO zum Reichsbürgergesetz vom 25. 11. 1941 (RGBl. I S. 722) 139, 140 § 1 § 2 § 3

600 546, 572, 578, 600 162

VO über den gewerblichen Rechtsschutz im Reichsgau Sudetenland vom 31. 1. 1940 (RGBl. I S. 253) 441

VO über den Anwendungsbereich erbrechtlicher Vorschriften vom 12. 12. 1941 (BGBl. I S. 765) 580

VO über die deutsche Gerichtsbarkeit im Generalgouvernement vom 19. 2. 1940 (VOB1. für das Generalgouvernement I S. 57)

VO Uber die außerordentlichen Maßnahmen im Patent- und Gebrauchsmusterrecht vom 10. 1. 1942 (RGBl. II S. 81)

§ 29 § 30

70 70, 71

VO über gewerbliche Schutzrechte britischer Staatsangehöriger vom 26.2. 1940 (BGBl. I S. 424) § 5

409

VO über das Patent- und Gebrauchsmusterrecht aus Anlafi der Wiedervereinigung der Ostmark mit dem deutschen Beich vom 27. 7.1940 (BGBl. I S. 1050) 396 § 1 § 12 § 13

414 397 397

VO über die Behandlung von Vermögen der Angehörigen des ehemaligen polnischen Staates vom 17. 9. 1940 (BGBl. I S. 1270) 144, 149 § 2 § 9 § 22

143, 145, 147-149 146 146, 148

2. VO über Maßnahmen auf dem Gebiete des Patent-, Gebrauchsmusterund Warenzeichenrechts vom 9. 11. 1940 (RGBl. II S. 256) 400 § 4

431

VO über die deutsche Volksliste und die deutsche Staatsangehörigkeit in den eingegliederten Ostgebieten vom 4. 3. 1941 (RGBl. I S. 118) 597 VO über Gerichtsverfassung und -verfahren in bürgerlichen Rechtssachen in Lothringen vom 6. 10. 1941 (VOB1. für Lothringen S.909) § 5

510, 511

§ 2 § 9

422, 427 422, 427

2. VO über die deutsche Volksliste und die deutsche Staatsangehörigkeit in den eingegliederten Ostgebieten vom 31. 1. 1942 (RGB. I S. 51) 597 § 5

602

VO über den Verlust der Protektoratsangehörigkeit vom 2. 11. 1942 (RGBl. I S. 637) 158 § 2 § 3

162 162

VO über die Rechtsanwendung bei Schädigungen deutscher Staatsangehöriger außerhalb des Reichsgebiets vom 7. 12. 1942 (RGBl. I S. 706) 88, 114, 115, 119, 434 VO über gewerbliche Schutzrechte und Urheberrechte von Angehörigen der Vereinigten Staaten von Amerika vom 22. 12. 1942 (RGBl. I S. 737) 409 4. Gesetz zur Änderung des Luftverkehrsgesetzes vom 26. 1. 1943 (RGBl. I 5. 69) 104 VO zur Durchführung der VO über die Betreuung von Kindern deutscher Wchrmachtsangehöriger in den besetzten Gebieten vom 13.2.1943 (BGBl. I S. 102) 351 Erlaß über den Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit durch Einstellung in die deutsche Wehrmacht, die Waffen-SS, die deutsche Polizei oder die Organisation Todt vom 19. 5. 1943 (RGBl. I S. 315) 597, 598

Gesetzesverzeichnis

645

b) Besatzungsrecht Recht des Kontrollrats Kontrollratsgesetz Nr. 1 vom 20. 9. 1945 (Aufhebung von Nazigesetzen) (KRAbl. S. 6) 427

Art. VI Art. VII

Art. 1 Art. 2

Kontrollratsgesetz Nr. 16 vom 20. 2. 1946 (Ehegesetz; 1946) (KRAbl. S . 7 7 )

600 422, 427

Kontrollratsproklamation Nr. 2 vom 20. 9. 1945 (Zusätzliche an Deutschland gestellte Forderungen) (KRAbl. S. 8) Abschn. II Ziffer 3 Abschn. III Ziffer 6 Abschn. V Ziffer 14

613,614,620 522, 560, 614 85

Kontrollratsproklamation Nr. 3 vom 20. 10. 1945 (Grundsätze für die Umgestaltung der Rechtspflege) (KRAbl. S. 22) 472 Art. III

91

Kontrollratsgesetz Nr. 5 (Übernahme und Erfassung des deutschen Vermögens im Auslande) vom 30. 10. 1945 (KRAbl. S. 27) 75, 77, 80 Art. I Art. II Art. III

74 72, 73, 85 72, 73, 613, 614, 620

§ § § § § § § § § §

5 6 10 11 13 15 a 17 33 42 43

§ 48 § 52 § 74 § 79

73, 74 73, 74

246 332, 333 262 246, 261 248 246 248 473 249 249, 278, 279, 284, 300, 518, 593, 595 284-286, 304, 552, 553, 637 278, 518 298, 299, 306, 308 543

VO zur Ausführung des Ehegesetzes vom 20. 2. 1946 (KRG Nr. 16) vom 12. 7. 1948 (VOB1. Br. Z. 1948 S. 210) § 8 § 28

262, 263 550, 554

Recht der Militärregierungen (SHAEF) Gesetz Nr. 52 vom 25. 10. 1945 (Sperre und Kontrolle von Vermögen) 216 Art. VII

613, 614

Gesetz Nr. 63 (VO Nr. 160) vom 27. 6. 1948 = Drittes Gesetz zur Neuordnung des Geldwesens (Umstellungsgesetz) (Abi. MRG Br. Z. S. 862) § § § § §

13 15 16 18 24

65, 201, 207-209 208 65,201,207-209 65, 184, 200 97

Gesetz Nr. 53 vom 1 9 . 9 . 1 9 4 9 (Devisenbewirtschaftung und Kontrolle des Güterverkehrs) 216, 238, 461, 470, 523, 565 Art. I Art. VII Art. X

58, 241, 242, 524 58, 242 241

39. DVO zum Umstellungsgesetz: Kriegsversicherungsgemeinschaft, in Kraft 7. 10. 1949 (VOB1. Br. Z. S. 536) §§ 2 - 4

234

Uesetzes Verzeichnis

646

40. DVO z u m Umstellungsgesetz: Umstellung von Hypotheken, Grundschulden, Rentenschulden und Reallasten, in Kraft 21. 6. 1948 (Art. 1 und 3) und 1. 11. 1949 (Art. 2) (AHK Abi. S. 245)

AVO Nr. 6 zum Gesetz Nr. 59 der Militärregierung: Ernennung eines Wiedergutmachungsamtes mit allgemeiner Zuständigkeit, in Kraft 2. 5. 1949 (Abi. MRG Am. Z. N S. 15) 121

§ 1 § 2 § 6

US-HK Gesetz Nr. 3, vierte Änderung des MRG Nr. 59 vom 25. 1. 1950 (AHK Abi. 1950 S. 107) 121

207, 208 206-209 206, 207, 210

49. DVO zum Umstellungsgesetz: Deutsche Kriegsversicherungsgemeinschaft, in Kraft 15. 4. 1951 (AHK Abi. S. 872) § 6

234 Amerikanisches Kontrollgebiet

Britisches Kontrollgebiet VO Nr. 78: Verbot der übermäßigen Konzentration deutscher Wirtschaftskraft, in Kraft 12. 2. 1947 (Abi. MRG Br. Z. S. 412) 253, 254 Höfeordnung v o m 24. 4. 1947 (Abi. MRG Br. Z. S. 505)

Gesetz Nr. 1: Aufhebung nationalsozialistischen Rechts (Abi. MRG Am. Z. A vom 1. 6. 1946 S. 3) 472

§ 8

Gesetz Nr. 56: Verbot der Ubermäßigen Konzentration deutscher Wirtschaftskraft, in Kraft 12. 2. 1947 (Abi. MRG Am. Z. C S. 2) 523, 524, 527

1. VO über die Lebens- und Rentenversicherung aus Anlaß der Neuordnung des Geldwesens vom 5. 7. 1948 (VOB1. Br. Z. 1948 S. 249)

Art. V

§9

525, 526

Gesetz Nr. 59: Rückerstattung feststellbarer Vermögensgegenstände v o m 10. 11. 1947 (MR Abi. G S. 1) 119, 124-127, 146, 158, 163, 164, 576, 577 Art. 1 Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art.

2 7 14 16 21 27 29 ff. 50 52 55 58 59

Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art.

61 62 65 67 68 72 89 92

117, 118, 121, 140, 141, 143-145 140, 145 575 118, 141 118 151, 171 123 118 575 122 121 121, 122 116, 117, 120-122, 153, 154 118, 122 121 122 122 122 122 140 120

385, 387

98

2. VO über die Lebens- und Rentenversicherung aus Anlaß der Neuordnung des Geldwesens v o m 27. 7. 1948 (VOB1. Br. Z. 1948 S. 257) §3 § 4

97 98-100

VO Nr. 165: Verwaltungsgerichtsbarkeit in der Britischen Zone, in Kraft 15. 9.1948 (Abi. MRG Br. Z. S. 799) § 25 § 107

545, 549 599

Gesetz Nr. 59: Rückerstattung feststellbarer Vermögensgegenstände an Opfer nationalsozialistischer Unterdrückungsmaßnahmen v o m 28. 5.1949 (Abi. MRG Br. Z. S. 1169) 123, 130, 137, 138, 149, 163, 576-578 Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art.

1 2 6 13 17 42 63

133, 143, 150 143 575 128, 129, 131-136 171 575 142

Gesetzes Verzeichnis

2. VO zur Ausführung des Gesetzes Nr. 59 der MR vom 27. 3. 1950 (AHK Abi. S. 144) 123, 136, 153 Art. 1 Art. 2 Art. 3 Art. 3 n. F. Art. 7

130, 131 130,131 130, 131, 133 131 142

9. DVO zum Gesetz Nr. 59 der MB, in Kraft 1. 2. 1951 (AHK Abi. S. 776) 131 VO Nr. 237: Änderung (1) des Gesetzes Nr. 59 der MR (Rückerstattung feststellbarer Vermögensgegenstände an Opfer nationalsozialistischer Unterdrückungsmaßnahmen) (2) der 6. DVO (Board of Review) und (3) der 7. DVO (Jewish Trust Corporation) vom 7.12. 1951 (AHK Abi. S. 1373) 575 Französisches Kontrollgebiet VO 120 vom 10. 11. 1947 Uber die Rückerstattung geraubter Vermögensobjekte (J. O. 1947 S. 1219) 163 Art. Art. Art. Art.

1 2 3 5

146, 383 383 383 383 Berlin Alliierte Kommandantura

Anordnung BK/O (49) 180: Bückerstattung feststellbarer Vermögensgegenstände an Opfer der nationalsozialistischen Unterdrückungsmaßnahmen vom 26. 7. 1949 (VOB1. I S. 221) Art. 1 Art. 2 Art. 12 Art. 13 Art. 62

143, 147-149, 492 143, 149 493 489, 493 485

Gesetz Nr. 9: Bechtsverhältnisse verschleppter Personen und Flüchtlinge vom 28.8.1950 - II. Teil: Heilung nicht wirksam zustandegekommener Eheschließungen (VOB1. S. 458) 258

647

Anordnung BK/O (50) 82: Anwendung der Anordnung BK/O (49) 180 - örtliche Zuständigkeit und Kostenbestimmung vom 21. 9. 1950 (VOB1. S. 465) 153 Gesetz Nr. 18 zur Klarstellung der Rechtslage in bezug auf deutsches Auslandsvermögen und andere im Wege der Reparation oder Rückerstattung erfaßte Vermögensgegenstände vom 29. 10. 1951 (GVB1. S. 1110) 77, 80, 81 Anordnung BK/O (54) 15: Rückerstattungsansprüche gegen das Deutsche Reith vom 15. 11. 1954 (GVB1. S. 642) 159, 163 Die Kommandanten des am., brit. und franz. Sektors VO über Devisenbewirtschaftung und Kontrolle des Güterverkehrs vom 15. 7. 1950 (VOB1.1 S. 304) 216 Art. 1 215 VO Nr. 516: Änderung von Rechtsvorschriften über die Währungsreform vom 29. 4. 1952 (GVB1. S. 329) 226 Militärregierung des am. Sektors 2. VO zur Neuordnung des Geldwesens (Umstellungsverordnung) vom 4. 7. 1948 (VOB1. S. 374) Art. 13 226 Art. 21 Nr. 54 237 Anhang 225 Gesetze der A l l i i e r t e n Hohen Kommission Besatzungsstatut vom 12. 5. 1949 (AHK Abi. 1949 S. 13) Art. 2 45, 120, 636 Art. 7 524 Gesetz Nr. 8: Gewerbliche, literarische und künstlerische Eigentumsrechte ausländischer Staaten und Staatsangehöriger vom 20. 10. 1949 (AHK Abi. 1949 S. 18) 401-432 Art. 1 413, 426 Art. 2 412, 413, 422, 425

Gesetzesverzeichnis

648 Art. Art. Art. Art.

2-5 3 4 5

Art. 6 Art. 7 Art. 10 Art. 14 Art. 15

415 415 402, 412, 413 402, 404-407, 412, 413, 420-422, 424, 425 418-420, 431, 432 418, 419, 421, 423-425, 427-429 401, 419, 430-432 406, 418, 419, 422, 429, 430 422

Gesetz Nr. 12: Nichtigkeit von NaziRechtsvorschriften Uber Staatsangehörigkeit vom 17. 11. 1949 (AHK Abi. 1949 S. 36) 620 Gesetz Nr. 13: Gerichtsbarkeit auf den vorbehaltenen Gebieten vom 25. 11. 1949 (AHK Abi. 1949 S. 54) 420 Gesetz Nr. 23: Gesetz über die Rechtsverhältnisse verschleppter Personen und Flüchtlinge vom 17. 3. 1950 (AHK Abi. 1950 S. 140) i. d. F. des Gesetzes Nr. 48 vom 2. 3.1951 (AHK Abi. S. 808) 32, 33 Art. i Art. 10

30, 31 30

höriger) vom 21. 9. 1950 (AHK Abi. S. 600) 401 Gesetz Nr. 41: Änderung des Gesetzes Nr. 8 (gewerbliche, literarische und künstlerische Eigentumsrechte ausländischer Staaten und Staatsangehöriger) vom 9. 11. 1950 (AHK Abi. 1950 S. 661) 406-408, 410, 411, 419, 423 Gesetz Nr. 66: Änderung des Gesetzes Nr. 8 (gewerbliche, literarische und künstlerische Eigentumsrechte ausländischer Staaten und Staatsangehöriger) vom 15. 11. 1951 (AHK Abi. S. 1309) 418, 427, 428 DVO Nr. 18 (Bildung von Nachfolgegesellschaften, die nicht Einheitsgesellschaften sind) zum Gesetz Nr. 27 vom 19. 5. 1952 (AHK Abi. S. 1699) 563 Gesetz Nr. 63: Zur Klarstellung der Rechtslage in bezug auf deutsches Auslandsvermögen und andere im Wege der Reparation oder Rückerstattung erfaßter Yermögensgegenstände, vom 31.8.1951 (AHK Abi. 1951 S. 1107) 42, 50, 72, 77, 78, 80, 81, 167, 441

Gesetz Nr. 27: Umgestaltung des deutschen Kohlenbergbaues und der deutschen Stahl- und Eisenindustrie vom 16. 5. 1950 (AHK Abi. 1950 S. 299) 563

Art. 1

Gesetz Nr. 39: Änderung zum Gesetz Nr. 8 (gewerbliche, literarische und künstlerische Eigentumsrechte ausländischer Staaten und Staatsange-

Gesetz Nr. 67: Fristen, die Ausländer betreffen vom 23. 11. 1951 (AHK Abi. 1951 S. 1310) 347

Art. 2 Art. 3 Art. 4

Art. 2

41, 43, 49, 86, 95, 152, 171, 440 43, 79, 85, 95, 97, 152 40, 45, 49, 95, 97, 439 95-97, 613, 614

346

c) Bundesrecht Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland vom 23. 5.1949 (BGBl. I S. 1) Art. 1 Art. 2 Art. 3

Art. 4 Art. 5

294, 472 472 10, 271, 272, 294, 322, 337, 339, 471, 472, 508, 509, 558, 559, 591, 592, 594 472 472

Art. 6 Art. 8 Art. 9 Art. 11 Art. 12 Art. 13 Art. 14 Art. 16 Art. 19 Art. 20

257, 313, 552 471, 559 471,559 559 559 49 172 31, 559, 589-591, 593, 611, 619-622, 632, 635 471, 543, 544, 549 544, 622

Gesetzesverzeichnis Art. 25

Art. Art. Art. Art. Art.

34 73 97 100 116

Art. 117 Art. Art. Art. Art.

123 124 125 129

70, 171, 222, 236, 472, 487,488, 490, 608, 617, 619, 625, 626 90, 91 617, 620 9 625 572, 578, 596, 599, 600, 620 271, 272, 322, 337, 508, 558, 559, 591 617, 620 617, 620 620 543

1. D V O zum Gesetz Nr. 8 der Alliierten Hohen Kommission vom 8. 5. 1950 (BGBl. I S. 357) § § § § § §

3 7 13 28 30 32

415 421, 422 415 425 411 411, 423, 425

Gesetz Uber die Anerkennung von Nottrauungen vom 2. 12. 1950 (BGBl. I S. 778) 249 Gesetz über den Ablauf der durch Kriegs- oder Nachkriegsvorschriften gehemmten Fristen vom 28. 12. 1950 (BGBl. I S. 821) 346 Gesetz über das Bundesverfassungsgericht vom 12. 3.1951 (BGBl. I S. 243) § 31

621

Gesetz über die Rechtsstellung heimatloser Ausländer im Bundesgebiet vom 25. 4. 1951 (BGBl. I S. 269) § 1

596

Gesetz über die Aufhebung von Kriegsvorschriften über die Behandlung der kriegführenden Staaten und ihrer Staatsangehörigen als Feinde vom 14. 6. 1951 (BGBl. I S. 391) 350 Gesetz über die Verlängerung der Dauer bestimmter Patente vom 15. 7. 1951 (BGBl. I S. 449) 402 § 1 § 5 § 6

400 399-401 400, 401

649

3. Gesetz zur Änderung und Überleitung von Vorschriften auf dem Gebiete des gewerblichen Rechtsschutzes vom 3. 10.1951 (BGBl. I S. 847) § 2 § 12 § 14 § 16 § § 21 § 29

ff.

397 397 457 456 441 397, 457

Bundesbahngesetz vom 13. 12. 1951 (BGBl. I S. 955) § 3

92-94

Gesetz Uber das Paßwesen vom 4. 3. 1952 (BGBl. I S. 290) § 7

369

Gesetz über die richterliche Vertragshilfe vom 26. 3. 1952 (BGBl. I S. 198) 187 § 3 § 6 § 11

202, 203 181, 198 199

Gesetz zur Ergänzung von Zuständigkeiten auf den Gebieten des Bürgerlichen Rechts, des Handelsrechts und des Strafrechts (Zuständigkeitsergänzungsgesetz) vom 7. 8. 1952 (BGBl. I S. 407) 564, 565 § 1 § 6 § 7

308, 510, 511 384, 580 384, 580

Gesetz über den Lastenausgleich vom 14. 8. 1952 (BGBl. I S. 446) 211 § § § §

229 232 325 333

579 579 579, 580 580

Gesetz zur Bereinigung von deutschen Schuldverschreibungen, die auf ausländische Währung lauten (Bereinigungsgesetz für deutsche Auslandsbonds) vom 25. 8.1952 (BGBl. I S. 553) & § § § §

3 10 21 24 37

170, 156, 156, 170 156,

172, 175 176 176 176

650 § § § § §

38 39 41 47 49

Gesetzesverzeichnis 157, 170, 172 177 170 157, 172 156

Gesetz Uber das gerichtliche Verfahren in Binnenschiffahrts- und Rheinschifffahrtssachen vom 27. 9. 1952 (BGBl. I S. 641) § 24 § 26

113 113

Gesetz Uber die drei Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft Uber die deutschen Vermögenswerte in der Schweiz, Uber die Regelung der Forderungen der Schweizerischen Eidgenossenschaft gegen das ehemalige Deutsche Reich und zum deutschen Lastenausgleich vom 7. 3. 1953 (BGBl. II S. 15) 206 Gesetz Uber die innerdeutsche Rechtsund Amtshilfe in Strafsachen vom 308 2. 5. 1953 (BGBl. I S. 161)

§§ 2 ff. § 3 § 8 § 9 § 11 § 12 § 19 § 28 § 30 § 52 § 53 § 55 §§ 55 ff. § 56 § 63 § 102 § 106 § 107 § 109 § 113

207, 185, 201 203 207, 187, 203 203 203 199, 220, 209 203, 207 203, 198 208 181, 188 215 224,

210 198, 201, 202 210 193

200, 206, 208, 209, 224, 225 208, 209 208, 209 188 225

2. Gesetz zur Änderung und Ergänzung des Wertpapierbereinigungsgesetzes vom 26. 8. 1953 (BGBl. I S. 940) § 45

169

Gesetz Uber die Angelegenheiten der Vertriebenen und Flüchtlinge (Bundesvertriebenengesetz) vom 19. 5. 1953 (BGBl. I S. 201) 188

Gesetz betreffend das Abkommen vom 28. 7. 1951 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge vom 1. 9. 1953 (BGBl. II S. 559)

§§ 82 ff.

Art. 1

187

5. Gesetz zur Änderung und Überleitung von Vorschriften auf dem Gebiete des gewerblichen Rechtsschutzes vom 18. 7. 1953 (BGBl. I S. 615) § 16

400

Gesetz betreffend das Abkommen vom 27. 2. 1953 über deutsche Auslandsschulden vom 24. 8. 1953 (BGBl. II S. 331) 183, 198, 232, 236, 237 Gesetz zur Ausführung des Abkommens vom 27. 2. 1953 über deutsche Auslandsschulden vom 24. 8. 1953 (BGBl. I S. 1003) 183, 199, 222 § 2

201, 202

34

Bundesergänzungsgesetz zur Entschädigung fUr Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung vom 18. 9. 1953 (BGBl. I S. 1387) § § § § §

1 8 10 66 76

147 117 383 383 147

Gesetz zur Regelung von Fragen der Staatsangehörigkeit vom 22. 2. 1955 (BGBl. I S. 65) § 1 § 18

602 602

Gesetzesverzeichnis

651

d) Landesrecht Britische

Y O des Präsidenten des Zentraljustizamtes f ü r die britische Zone zur E r gänzung der V O über Personenstandsangelegenheiten vom 13. 8.1948 (VOB1. Br. Z. S. 239) § 16

566

Vereinigtes Wirtschaftsgebiet 1. Gesetz zur Änderung und Überleitung von Rechtsvorschriften auf dem Gebiete des gewerblichen Rechtsschutzes vom 8. 7. 1949 (GVB1. V W S. 175) 412 § 19

415

Gesetz zur Bereinigung des W e r t p a pierwesens vom 19. 8. 1949 ( W e r t papierbereinigungsgesetz) (GVB1. V W 1949 S. 295) 153, 159 § 3 § 20 § 21 § § § S

34 48 54 60

152, 163, 175 173 155, 157, 160, 163, 166 bis 168, 173-176, 179 174, 179 165, 167, 173 174 163

Bayern Gesetz N r . 39 Uber die Verwaltungsgerichtsbarkeit vom 25. 9. 1946 (GVB1. S. 281) § 22

Berlin

Zone

V O Uber die Gebäudeinstandsetzungsabgabe der Stadt Berlin vom 2. 7.1945 (VOB1. S. 52) 214 Verfassung von Berlin vom 1. 9. 1950 (VOBI. I S. 433) Art. 1 Art. 87

487 487

Gesetz über Anerkennung ausländischer Entscheidungen in Ehesachen vom 12. 12. 1950 (VOBI. I S. 557) 547 1

546

Gesetz Uber die Verwaltungsgerichtsbarkeit vom 8. 1. 1951 (VOBI. I S. 46) § 19 8 23

546 546-548, 550

Gesetz über die Umstellung von Grundpfandrechten und über A u f b a u grundschulden vom 9. 1. 1951 (VOBI. I S. 71) in der Fassung vom 15. 1. 1953 (GVB1. S. 63) § 1 § 2 § 9

225, 226 224-226 226

Gesetz über die Anwendung des Gesetzes betreffend das Abkommen vom 27. 2. 1953 über deutsche Auslandsschulden vom 2. 9. 1953 (GVB1. S. 979) 183

543, 544

A V O zu Artikel 59 (Zuständigkeit) des Riickerstattungsgesetzes vom 6. 10. 1948 (GVB1. S. 204) 120, 121, 153, 154 120-122, 154

120, 121 121

Gesetz zur Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts (Entschädigungsgesetz) vom 12. 8. 1949 (GVB1. S. 195) 122

Gesetz zur Übernahme des Gesetzes zur Ausführung des Abkommens vom 27. 2. 1953 Uber deutsche Auslandsschulden vom 2. 9.1953 (GVB1. S. 1031) 183 § 109 § 113

215 225

Bekanntmachung Uber das Inkrafttreten des Abkommens vom 27. 2. 1953 Uber deutsche Auslandsschulden vom 4. 2. 1954 (GVB1. S. 46) 183

Gesetzesverzeichnis

652 Hessen

Preußen

AVO zu Art. 59 (Zuständigkeit) des Rückerstattungsgesetzes vom 2 . 9 . 1 9 4 8 (GVB1. S. 111)

Gesetz über die Haftung des Staates und anderer Verbände für Amtspflichtverletzungen von Beamten bei Ausübung der öffentlichen Gewalt vom 1. 8. 1909 (GS S. 691) § 7 90, 91

§ 1 §§ 1-3 § 2 § 4

164 120, 121 122 121

Württemberg

Bremen Landesverfassung der Freien Hansestadt Bremen vom 21. 10. 1947 (GBl. S. 251) Art. 2 Art. 20

AVO zu Art. 59 (Zuständigkeit) des Rückerstattungsgesetzes vom 25. 11. 1948 (GBl. S. 230) 120, 121

§ 4

121

§ 2

Art. 68 Art. 106

326 327

Württemberg-Baden

591, 592 592

§§ 1-3

Ausführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch und zu dessen Nebengesetzen vom 28. 7. 1899

122

Rheinland-Pfalz Landesgesetz über die Zuständigkeit in Familien- und Nachlaßsachen vom 22. 6. 1948 (GVB1. S. 244) 596

Gesetz Nr. 110 über die Verwaltungsgerichtsbarkeit vom 1 6 . 1 0 . 1 9 4 6 (RegBI. S. 221) § § § §

22 23 35 79

549, 550 551 551 553

VO Nr. 933: AVO der Landesregierung zu Art. 59 (Zuständigkeit) des Rückerstattungsgesetzes vom 21. 10. 1948 (RegBI. S. 154) 116 §§ 1-3

120, 121

§ 2 § 4

122 121

II. Ausländisches Recht Belgien Code civil Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art.

234 266 331 750 752 753 767 1128 2044 2052 2053

275 310 310 576 576 576 576 541 538 538 538

Code de procédure civile Art. 546 276 Art. 1003 541 Art. 1020-1026 537

Gesetz Uber den Erwerb, den Verlust und die Wiedererlangung der Staatsangehörigkeit in der Fassung vom 14. 12. 1932 (Bulletin Usuel des Lois et Arrêtés Nr. 361) Art. 16, 17 607 Gesetz vom 25. 3.1876: Titel I der Einleitung zum Code de procédure civile (Bulletin Usuel des Lois et Arrêtés Nr. 48) Art. 10 275 Frankreich Art. 14 Art. 15 Art. 47

Code civil 278 278 320

Gesetzesverzeichnis Art. Art. Art. Art. Art.

49 108 231 232 331

Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art.

333 334 334 ff. 336 339 340 341 383 389 1317 1341 1382 1984 1985 1987 1988 1998 2279

315, 319, 320 277 280 278 315-318, 320, 322 bis 324, 326-328 320 320, 326 344 327 316-318, 320, 344 316, 346, 348 316 377 346 320 3 349 2 2,3 2 3, 4 2 166, 171

Code de procédure civile Art. 59 Art. 546

Art. 2

377

Gesetz Uber die Einführung der französischen Zivilgesetzgebung in den Departements Bas-Rnin, Haut-Rhin und Moselle vom 1. 6. 1924 Art. 15 Art. 21

346 346

Staatsangehörigkeitsgesetz vom 10. 8. 1927 Art. 2 Art. 8

319 377

VO vom 5. 10. 1944 über die Anmeldepflicht für feindliches Vermögen und dessen Stellung unter Zwangsverwaltung (J. O. S. 885) Art. 2 Art. 5 Art. 6

Staatsangehörigkeitsgesetz (Code de la nationalité française) vom 19. 10. 1945 625 Art. 17 Art. 37 Art. 110

86 86 86

319 277 607

VO über die Verkündung des Pariser Abkommens betr. die Reparationen von Deutschland vom 5. 3. 1946 (J. O. S. 2136) 86 Gesetz vom 21. 3. 1947 über verschiedene Vorschriften finanzieller Natur (J. O. S. 2767) Art. 29

86 Großbritannien

Foreign Marriage Act, 27. 6. 1892 (55 & 56 Vict., c. 23) See. 22

245, 554

Marriage with Foreigners Act, 29. 11. 1906 (6 Edw. VII, c. 40) 262

277 495

Gesetz zum Schutz mißhandelter und vernachlässigter Kinder vom 24. 7. 1889 (Gazette du Palais 2, 20)

653

Copyright Act, 16. 12. 1911 (1 & 2 Geo. V, c. 46) See. 5

68

Adoption of Children Act, 4. 8. 1926 (16 & 17 Geo. V, c. 29) 361-363 Legitimacy Act, 15. 12.1926 (16 & 17 Geo. V., c. 60) 293, 315 Sec. 1 Sec. 8

311,312,314 311

Trading with the Enemy Act, 5. 9. 1939 (2 & 3 Geo. VI, c. 89) 78, 82 Trading with the Enemy (Custodian) Order, 16. 9. 1939 (Statutory Rules & Orders 1939, Nr. 1198, II S. 3202) Art. 1

78

Trading with the Enemy (Custodian) Order, 21. 7. 1945 (Statutory Rules & Orders 1945, Nr. 887, 1 S. 1227) 78 British Nationality Act, 30. 7. 1948 (11 & 12 Geo. VI, c. 56) Sec. 6 Sec. 10

362 607

654

Gesetzesverzeichnis

Adoption of Children Act, 16. 12. 1949 (12, 13 & 14 Geo. VI, c. 98) 361-363 Adoption Act, 28. 7. 1950 (14 Geo. VI, c. 26) 360 Sec. 1 361 See. 2 361, 363 See. 16 362 Israel Gesetz Nr. 61: German Property Law vom 3. 8. 1950 (Laws of the State of Israel 1949/50 S. 142) 80, 82 § 5, 6 78 Italien Codice civile vom 25. 6. 1865 Art. 194 ff. 329 Staatsangehörigkeitsgesetz vom 13. 6. 1912 in der Fassung vom 4. 4. 1935 Art. 1 330 Codice di procedura civile vom 28. 10. 1940 Art. 98 Art. 796 Art. 797

Jugoslawien Verfassung vom 28. 6. 1921 Art. 4

Gesetzesdekret Nr. 1430 vom 28. 11. 1947 Uber den Friedensvertrag zwischen Italien und den Alliierten und Assoziierten Mächten vom 10. 2. 1947 (Gazetta Ufficiale Nr. 295, Supplemento) 231

34

Gesetz über Personennamen vom 26. 2. 1929 (Abi. Nr. 47 - XXI) § 3

23 Lettland

Provinzialrecht der Ostseegouvernements, Teil II (Ständerecht) Art. 26 Art. 31

36 36

Gesetz über die Aufhebung der Adelskorporationen vom 29. 6. 1920 (GBl. Nr. 187) 19 Gesetz über die Schreibweise von Vorund Familiennamen vom 1. 3. 1927 (GBl. Nr. 31) 19 Luxemburg

483 303 303

Codice civile vom 16. 3. 1942 Art. 6-8 330 Art. 20 302 Art. 147 330 Art. 148 330 Art. 151 303 Art. 155 302, 303 Art. 252 329 Art. 280 329, 330 Art. 283 329 Art. 316 330 Art. 317 330 Art. 320-323 330 Art. 324 330 Art. 330 303 Art. 1147 239,240 Art. 1153 238 Art. 1156 239 Art. 2497 60

23

Code civil Art. 231 Art. 264

279, 280 279 Mexiko

Código civil para el distrito y territorios federales vom 30. 8. 1928 Art. 44 Art. 102

" 247,248 247, 248 Niederlande

Burgerlijk Wetboek vom 10. 4. 1838 Art. 89 Art. 113 Art. 174 Art. 181 Art. 264 Art. 277 Art. 280 Art. 307 Art. 308 Art. 311 Art. 327 Art. 335

332 243,244 385 385 331 264 264 294 294 294 332, 333, 335, 336 332, 333, 335, 336

Gesetzesverzeichnis Art. Art. Art. Art.

343 470 1282 2014

Österreich

332, 333, 335 265 244 177

Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch von 1811

Wetboek von burgerlijke Regtsvordering A r t . 637 A r t . 639 A r t . 642

528 528 528

Gesetz über allgemeine Bestimmungen für die Gesetzgebung des Königreichs der Niederlande vom 15. 5.1829 in der Fassung vom 26. 4. 1917 Art. 6

332

Gesetz über die niederländische Staatsangehörigkeit und Eingesessenheit vom 12. 12. 1892 Art. 1 a Art. 5

294 294

VO vom 7. 6. 1940 über eine Vorschrift, die verhindern soll, daß der Rechtsverkehr in Kriegszeiten den Belangen des Königreichs der Niederlande Schaden zufügt (Staatsblad Nr. A 6) 178 VO über Feindvermögen vom 20. 10. 1944 (Staatsblad Nr. E 133) 41, 43, 44, 77, 80 Art. 3 A r t . 10 A r t . 20

40, 78, 82 78 78

Gesetz vom 20. 7. 1951 zur Änderung und Ergänzung der Art. 2 und 3 der VO über Feindvermögen (Staatsblad Nr. 310) 44 Proklamation über die Beendigung des Kriegszustandes mit Deutschland vom 23. 7. 1951 (Staatsblad Nr. 317) 78

Norwegen Gesetz vom 10. 4. 1915 über Kinder, deren Eltern nicht miteinander die Ehe geschlossen haben (Norsk Lovtidende 1915 Nr. 3) § 13 § 17 § 22

350 350 350

655

91 163 IT. 166 672 879 1042 1174 1233 § 1237 8 8 1431 ff.

266, 268 357 353, 356 266 464 354, 355 466

266

266 354, 355

Gesetz über die Aufhebung des Adels, der weltlichen Ritter- und Damenorden und gewisser Titel und Würden vom 3. 4. 1919 (StGBl. Nr. 211) 2 4 - 2 8 , 34

Vollzugsanweisung vom 18. 4. 1919 über die Aufhebung des Adels und gewisser Titel und Würden (StGBl. Nr. 237) 28 § 2

27

Gesetz vom 26. 6. 1945 über Maßnahmen auf dem Gebiete des Ehereclits, des Personenstandsrechts und des Erbgesundheitsrechts (StGBl. Nr. 31) § 3

249

Gesetz vom 10. 7. 1945 über die Überleitung in die österreichische Staatsbürgerschaft (Staatsbürgerschaftsüberleitungsgesetz) (StGBl. Nr. 59) mit den Ergänzungen durch die 2. Staatsbürgerschafts-Überleitungsnovelle vom 18. 1. 1946 (BGBl. Nr. 52) 353, 6 1 1 - 6 1 3 , 615, 616, 621, 622, 625, 629

1 2 2a

608, 617, 624, 632

608

608-611

Bundesgesetz vom 25. 7. 1946 über die Devisenbewirtschaftung (Devisengesetz) (BGBl. Nr. 162) § 3 § 22

464, 466 464, 466

Bundesgesetz vom 26. 7. 1946 Uber die Verstaatlichung von Unternehmungen (Verstaatlichungsgesetz) (BGBl. Nr. 168) 563, 565

Gesetzesverzeichnis

656

Bekanntmachung über den Beitritt Österreichs zu den Abkommen Uber den Internationalen Währungsfonds und über die Internationale Bank für Wiederaufbau und Wirtschaftsförderung (BGBl. 1949 Nr. 105) 465 Polen Dekret v o m 2. 3. 1945 betreffend die verlassenen und aufgegebenen Verm ö g e n (Dziennik Ustaw Nr. 9 Pos. 45) Art. i 71 Gesetz vom 3. 1. 1946 betreffend die Übernahme der Grundzweige der nationalen Wirtschaft in Staatseigentum (Dziennik Ustaw Nr. 3 Pos. 17) Art. 2 71 VO des Ministerrats vom 11. 4. 1946 betreffend das Verfahren bei der Übern a h m e von Unternehmen in Staatseigentum (Dziennik Ustaw Nr. 17 Pos. 114) 71 Gesetz betreffend die ehemaligen deutschen Ostgebiete vom 28. 4. 1946 (Dziennik Ustaw Nr. 15 Pos. 106) 595 VO des Justizministers vom 2 1 . 5 . 1 9 4 6 Uber die Bestimmung der Personen, deren Eigentum in Staatseigentum übergeht (Dziennik Ustaw Nr. 28 Pos. 182) 71 Dekret v o m 13. 9. 1946 betr. den Ausschluß von Personen deutscher Nationalität aus der polnischen Volksgemeinschaft (Dziennik Ustaw Nr. 55 Pos. 310) in der Fassung vom 28. 10. 1947 595 Gesetz Uber das Familienrecht vom 27. 6. 1950 (Dziennik Ustaw Nr. 34) 339 Art. 35 338, 340 Art. 36 338, 340 Art. 37 338 Art. 42 337 Art. 43 337, 338, 340 Art. 44 338 Art. 56 338, 340 Gesetz v o m 18. 7. 1950 betreffend die Allgemeinen Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches (Dziennik Ustaw Nr. 34 Pos. 311) Art. 31 379

Staatsangehörigkeitsgesetz v o m 8. 1. 1951 (Dziennik Ustaw Nr. 4 Pos. 25) 595 Rumänien Gesetz Uber die Beurkundung des Personenstandes vom 25. 2. 1928 (Monitorai Oficial Nr. 44) 253 El

Salvador

Código Civil in der Fassung von 1947 Art. 148 282-284 Art. 148 ff. 280 Art. 151 283, 284 Art. 159 281 Art. 581 281, 282 Art. 588 282, 283 Art. 588 ff. 281 Art. 590 282, 283 Art. 591 282 Schweden Gesetz über Schiedsrichter v o m 14. 6. 1929 (Svensk Författningssamling Nr. 145) 534 § 1 532 § 4 532 § 17 532, 534 § 20 532, 534 § 21 532 § 23 533 § 28 Gesetz über ausländische Schiedsverträge und Schiedssprüche v o m 14. 6. 1929 (Svensk Författningssamling Nr. 147 533 Gesetz über die Rückerstattung von gewissem aus besetzten Ländern stammendem Eigentum v o m 29. 6. 1945 (Svensk Författningssamling Nr. 520) 172 Schweiz Bundesgesetzgebung Bundesgesetz über Schuldbetreibung und Konkurs vom 11. 4. 1889 Art. 197 583, 584 Bundesgesetz betreffend die zivilrechtlichen Verhältnisse der Niedergelassenen und Aufenthalter vom 25. 6. 1891 Art. 25 394 Art. 32 394

Gesetzes Verzeichnis Zivilgesetzbuch vom 10. 12. 1907 Art. 2 375 Art. 156 298 Art. 168 559 Art. 178 559 Art. 194 ff. 559 Art. 195 271, 559 Art. 200 559 Art. 202-204 271 Art. 273 374 Art. 284 375 Art. 324 374 Art. 325 374 Art. 369 11, 15 Art. 370 11,15 Art. 405 374 Art. 406 ff. 15 Art. 421 373 Art. 426 ff. 16 Art. 498 ff. 387 Art. 503 388 Art. 517 388 Art. 518 388 Art. 609 391 Art. 714 171 Bundesgesetz betreffend die Ergänzung des Schweizerischen Zivilgesetzbuches (Fünfter Teil: Obligationenrecht) vom 30. 3. 1911 Art. 97 561 Art. 736 585 Art. 739 585 Art. 740 585 Bundesratsbeschluß vom 10. 12. 1945 betreffend die Klagen auf Rückgabe in kriegsbesetzten Gebieten weggenommener Vermögenswerte (Eidg. Gesetzessammlung 61 S. 1052) 172 Basel-Stadt Zivilprozeßordnung von Basel-Stadt vom 8. 2. 1875 483 Schaffhausen Bürgerliche Prozeßordnung für den Kanton Schaffhausen vom 25. 6. 1869 522 § HO Waadt Waadtländisches Notariatsgesetz vom 8. 11. 1940 Art. 8 388 Art. 24 388 Art. 123 388 42

Intern. Privatrecht 1954 und 1955

657 Spanien

Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art.

Código civil vom 24. 7. 1889 4 251 42 250 100 295, 296 101 251 104 ff. 285 108 296 113 296 120 343 121 343 326 296

YO vom 19. 5. 1919 über die Anerkennung des Codex Juris Canonici (Legislación y Disposiciones de la Administración Central Nr. 135) 251 Gesetz über das Statut des gewerblichen Eigentums vom 26. 7. 1929 (Gaceta vom 30. 7. 1929), geändert durch YO vom 15. 3. 1930 (Gaceta vom 16. 3. 1930) und VO vom 3. 2. 1945 (Boletin Oficial vom 15. 2.1945) Art. 128 450 Gesetz vom 28. 6. 1932 über die Zivilehe (Gaceta vom 3. 7.1932) 295 VO über die Auslegung von Art. 42 Código civil vom 10. 3. 1941 (Boletín Oficial vom 12. 3. 1941) 250, 251 Tschechoslowakei Gesetz über die Aufhebung des Adels, von Orden und Titeln vom 10.12.1918 (Sammlung der Gesetze und VO Nr. 61) 34 Gesetz vom 22. 5. 1919 betreffend Abänderungen der Bestimmungen des Bürgerlichen Rechts über die Förmlichkeiten des Ehevertrages, die Ehetrennung und die Ehehindernisse (Sammlung der Gesetze und VO Nr. 320) § 13 542 Gesetz betreffend die Sicherstellung der Ansprüche der Versicherungsnehmer in der Privatversicherung und die Staatsaufsicht über die privaten Versicherungsanstalten vom 11. 7. 1934 (Sammlung der Gesetze und VO Nr. 147) S 1 99

Gesetzes Verzeichnis

658

V O Uber eine außerordentliche Abgabe von jüdischem Vermögen vom 9.9.1941 (Slovensky zäkonuik Nr. 199) 179

stellung der Rechtsordnung (Sammlung der Gesetze und V O 1946 Nr. 12) 99

Dekret des Präsidenten der Republik über die Wiederherstellung der Rechtsordnung vom 3. 8. 1944 (Abi. Nr. 11) 99

RegierungsVO vom 30. 10. 1946 zur Durchführung einiger Bestimmungen des Dekrets des Präsidenten der Republik vom 24. 10. 1945 über die Nationalisierung der privaten Versicherungsanstalten (Sammlung der Gesetze und V O 1946 Nr. 215) 100

Dekret vom 19. 5. 1945 über die nationale Verwaltung der Vermögenswerte der Deutschen (Sammlung der Gesetze und V O Nr. 5) 157 RegierungsVO vom 27. 7. 1945 über das Ende der Zeit der Unfreiheit in bezug auf die Vorschriften über die Wiederherstellung der Rechtsordnung (Sammlung der Gesetze und VO Nr. 31) 99 Verfassungsdekret vom 2. 8. 1945 über die Regelung der tschechoslowakischen Staatsangehörigkeit von Personen deutschen und ungarischen Volkstums (Sammlung der Gesetze und VO Nr. 33) 619 Dekret vom 20. 10. 1945 über die Anmeldung von Einlagen und anderen Geldforderungen bei Geldanstalten wie auch von Lebensversicherungen und Wertpapieren (Sammlung der Gesetze und VO Nr. 95) 100, 155, 161 Dekret des Präsidenten der Republik vom 24. 10. 1945 über die Nationalisierung von Bergwerken und bestimmten Industrieunternehmen (Sammlung der Gesetze und V O 1945 Nr. 100) in der Fassung vom 28.4.1948 (Sammlung der Gesetze und V O 1948 S. 958) 441 § 1 440 § 7 439, 440 § 12 437 § 13 442 Dekret vom 25. 10. 1945 über die Konfiskation des feindlichen Vermögens und über die Fonds der nationalen Erneuerung (Sammlung der Gesetze und V O Nr. 108) 439, 440 § 1

161

Gesetz vom 19. 12. 1945 über die Bestätigung, Ergänzung und Änderung von Vorschriften Uber die Wiederher-

Dekret Nr. 2088 vom 20. 11. 1946: Bekanntmachung Uber einige Vorkehrungen nach den §§ 4 und 10 des Dekrets des Präsidenten der Republik vom 24. 10. 1945 über die Nationalisierung der privaten Versicherungsanstalten (Abi. 1946 S. 2030) 100 Art. 2 98 Art. 5 98 Türkei Zivilgesetzbuch vom 17. 2. 1926 Art. Art. Art. Art.

21 134 148 264

309 548, 552, 553 309 309

Gesetz über die türkische Staatsangehörigkeit vom 28. 5. 1928 (Resmi Gazeta Nr. 904) in der Fassung vom 9. 4. 1929 Art. 7 ff.

307 UdSSR Swod Zakonow

Bd. IX, Gesetze betreffend die Stände. Beilage zu Art. 54 § 10 35 Bundesgesetzgebung Staatsangehörigkeitsgesetz vom 19. 8. 1938 Art. 4 Art. 5 Art. 7

30 31 30

Gesetz über die Eingliederung der Nordbukowina und der bessarabischen Bezirke von Chotin, Akkerman und Izmail in die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik vom 2. 8. 1940 (Nachrichten des Obersten Sowjets der UdSSR 1940 Nr. 28) 252

Gesetzesverzeichnis VO des Präsidiums des Obersten Sowjets der UDSSR über den Erwerb der Staatsangehörigkeit der UdSSR durch Staatsangehörige der litauischen, lettischen und estnischen sozialistischen Sowjetrepublik vom 7. 9. 1940 (Nachrichten des Obersten Sowjets der UdSSR 1940 Nr. 31) 636 VO des Präsidiums des Obersten Sowjets vom 8. 7. 1944 über die Erweiterung der staatlichen Hilfe an schwangere Frauen, an kinderreiche und alleinstehende Mütter, über die Verstärkung des Schutzes für Mutter und Kind, über die Festsetzung der Ehrenbezeichnung „Mutter-Heldin" und die Gründung des Ordens „Ruhm der Mutter" und der Medaille „MutterMedaille" Art. 19

659 Ungarn

Gesetz Nr. XXV vom 8. 5. 1948 über die Verstaatlichung von Industrieund Verkehrsbetrieben 61, 62 Vereinigte Staaten von Amerika Bundesgesetzgebung Clayton Act (Anti-Trust-Act) vom 15. 10. 1914 (38 Stat. 730; U. S. C. 1958 Ed., Titel 15 See. 12) 526 Nolan Act (Patents) vom 3. 3. 1921 (41 Stat. 1313; U. S. C. 1934 Ed., Titel 35 See. 80) 429 Uniform Divorce Recognition Act, 1948 (ULA 1957 Bd. 9 A S. 278)

32

§ 1 RSFSR Dekret vom 10. 11. 1917 über die Abschaffung des Adels 19,35, 38, 39 Art. 2

19

Dekret des Allrussischen Zentralexekutivkomitees und des Rates der Volkskommissare vom 15. 12. 1921 über den Verlust der Staatsangehörigkeit seitens einiger Kategorien von Personen, die sich im Ausland befinden (GS RSFSR 1922, Art. 11) 256 Dekret des Volkskommissars für Justiz vom 6. 7. 1923 betreffend Eheschließung und Ehescheidung russischer Bürger im Auslande 33 Gesetzbuch betreffend Ehe, Familie und Vormundschaft vom 19. 11. 1926 in der Fassung der Novellen vom 2. 3. 1940, 11. 10. 1943, 16. 4. 1945 und 2. 4. 1947 1. Kap. Art. 1,2 32 3. Kap. Art. 7 32 Ukrainische SSR Familiengesetzbuch vom 31. 5. 1926 Art. 104-106 42

253

516

Judiciary and Judicial Procedure Act vom 25. 6. 1948 (62 Stat. 869; U. S. C. 1958 Ed., Titel 28) 481 See. 1915 476 Kalifornien Civil Code vom 11. 3. 1872 See. 94 See. 150 See. 226

ff.

518 516 372

Government Code of California, 1949 480 See. 27 700 ff. 476, 479 New York Domestic Relations Law (Laws 1909, c. 19) § § § §

120 122 127 135

7 7 7 8

Civil Practice Act vom 21. 5. 1920 mit den Ergänzungen von 1926 § 196 § 198 § 199

479 479 479

Gesetzesverzeichnis

660

III. Staatsverträge Revidierte Rheinschiffahrtsakte zwischen Preußen, Baden, Bayern, Frankreich, Hessen und den Niederlanden vom 17. 10. 1868 (GS 1869 S. 798) Art. 1 Art. 34

114 114

Friedensvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich vom 10.5. 1871 (Frankfurter Friedensvertrag) (RGBl. S. 223) 615, 630 Konsularvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Bußland vom 28. 11./8. 12. 1874 (RGBl. 1875 S. 145) 255

Pariser Verbandsübereinkunft vom 20. 3. 1883 zum Schutze des gewerblichen Eigentums, revidiert in Brüssel am 14. 12. 1900, in Washington am 2. 6. 1911, im Haag am 6. 11. 1925 und in London am 2. 6. 1934 (RGBl. 1937 II S. 583) 442, 443 Art. Art. Art. Art. Art.

2 4 6 6 bis 10 bis

442 430 443, 444, 451 446 458

Berner Übereinkunft zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst vom 9 . 9 . 1 8 8 6 , revidiert in Berlin am 13.11. 1908 und in Rom am 2. 6. 1928 (RGBl. 1933 II S. 889) Art. 4

403

Madrider Abkommen vom 14. 4. 1891 betreffend die internationale Registrierung von Fabrik- und Handelsmarken, revidiert in Brüssel am 14.12. 1900, in Washington am 2. 6. 1911, im Haag am 6. 11. 1925 (RGBl. 1928 II S. 196) und in London am 2. 6. 1934 (RGBl. 1937 II S. 608) 442, 446, 449 Art. Art. Art. Art. Art.

3 4 5 9 9 bis

443 444, 450 444, 451 443, 445 456

AVO zum Madrider Abkommen betreffend die internationale Registrierung von Fabrik- und Handelsmarken, revidiert in Brüssel am 14. 12. 1900, in Washington am 2. 6. 1911, im Haag am 6 . 1 1 . 1 9 2 5 und in London am 2. 6. 1934 (BlfPMZ 1934 S. 208) Art. 7 bis

456

Abkommen zur Regelung des Geltungsbereichs der Gesetze auf dem Gebiete der Eheschließung (Haager Eheschließungsabkommen) vom 12. 6. 1902 (RGBl. 1904 S. 221) Art. 7

255

Abkommen zwischen dem Deutschen Reiche und anderen Staaten über Verwaltungsmaßregeln zur Gewährung wirksamen Schutzes gegen den Mädchenhandel vom 18. 5. 1904 (RGBl. 1905 S. 695) 369 Abkommen betreffend den Geltungsbereich der Gesetze in Ansehung der Wirkungen der Ehe auf die Rechte und Pflichten der Ehegatten in ihren persönlichen Beziehungen und auf das Vermögen der Ehegatten (Haager Ehewirkungsabkommen) vom 17. 7. 1905 (RGBl. 1912 S. 453) Art. 2 Art. 9

560 269

Abkommen über den Zivilprozeß (Haager Zivilprozeßabkommen) vom 17. 7. 1905 (RGBl. 1909 S. 409) 473 Art. 11 Art. 17 Art. 18

484 482, 483 519

Abkommen über die Entmündigung und gleichartige Fürsorgemaßregeln (Haager Entmündigungsabkommen) vom 17. 7. 1905 (RGBl. 1912 S. 463) 13

Abkommen betreffend die Gesetze und Gebräuche des Landkriegs (Haager Landkriegsordnung) vom 18. 10. 1907 (RGBl. 1910 S. 107) Art. Art. Art. Art.

23 43 46 53

171 70 171 171

Gesetzesverzeichnis Internationales Übereinkommen zur Bekämpfung des Mädchenhandels vom 4. 10. 1910 (RGBl. 1913 S. 31) 369 Friedensvertrag zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und der Türkei einerseits und Rußland andererseits vom 3. 3./27. 8. 1918 (RGBl. S. 479, 1154) 19 Versaiiler Friedensvertrag vom 28. 6. 1919 613 630 Art. 51 618 Art. 53 618 Art. 54 618 Art. 91 617 Art. 278 Art. 297 165-168 Anlage zu Art. 298 §§ 1-3 167 § 10 151, 165, 166 Vertrag zwischen den Alliierten und Assoziierten Hauptmächten und Polen betreffend den Minderheitenschutz vom 28. 6. 1919 (Dziennik Ustaw 1920 Nr. 110 Pos. 728) 618 Genier Internationale Übereinkunft zur Unterdrückung des Frauen- und Kinderhandels vom 30. 9. 1921 (RGBl. 1924 II S. 181) 369 Deutsch-polnisches Abkommen über Oberschlesien vom 15. 5. 1922 (RGBl. II S. 238) 618 Vertrag über Rechtsschutz und Rechtshilfe zwischen dem Deutschen Reiche und der Republik Österreich vom 21. 6. 1923 (RGBl. 1924 II S. 55) Art. 3 Art. 4

519 519

Genfer Protokoll über Schiedsklauseln .im Handelsverkehr vom 24. 9. 1923 (RGBl. 1925 II S. 47) 528 Art. 2

531, 532

Deutsch-polnischer Vertrag über den Rechtsverkehr vom 5. 3. 1924 (RGBl. 1925 II S. 139) Art. 1

91

Deutsch-polnisches Abkommen Uber Staatsangehörigkeits- und Optionsfragen vom 30. 8. 1924 (RGBl. 1925 II S. 33) 618

661

Internationales Übereinkommen über den Eisenbahn-, Personen- und Gepäckverkehr vom 23. 10. 1924 (RGBl. 1925 II S. 483) in der Fassung vom 23. 11. 1933 (RGBl. 1935 II S. 599) Art. 28 § 1

94

Verträge zwischen dem Deutschen Reich und der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken vom 12. 10. 1925 (RGBl. 1926 II S. 1) 255 Nachlaßabkommen zwischen dem Deutschen Reiche und der Republik Österreich vom 5. 2. 1927 (RGBl. II S. 506) 580 Genfer Abkommen zur Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche vom 26. 9.1927 (RGBl. 1930 II S. 1067) 528 Art. Art. Art. Art. Art.

1 2 3 4 5

532-534 532 533, 535 533 531, 533

Rechtshilfeabkommen zwischen Deutschland und Groß-Britannien vom 20. 3. 1928 (RGBl. II S. 623) 515 Bekanntmachung über die Wiederanwendung deutsch-britischer Vorkriegsverträge vom 13. 3. 1953 (BGBl. II S. 116) 515 Abkommen zwischen dem Deutschen Reich und der Türkischen Republik über den Rechtsverkehr in Zivil- und Handelssachen vom 28. 5. 1929 (RGBl. 1930 I I S . 7) 91 1. Warschauer Abkommen zur Vereinheitlichung von Regeln über die Beförderung im internationalen Luftverkehr vom 12. 10. 1929 (RGBl. 1933 II S. 1039) 101, 104 Art. 19 105 Art. 20 105 Bekanntmachung über die Geltung des Ersten Abkommens zur Vereinheitlichung des Luftprivatrechts vom 27. 8. 1951 (BGBl. II S. 176) 104 Zweite Bekanntmachung über die Geltung des Ersten Abkommens zur Vereinheitlichung des Luftprivatrechts vom 24. 3. 1952 (BGBl. II S. 437) 104

Gesetzesverzeichnis

662

Dritte Bekanntmachung über die Geltung des Ersten Abkommens zur Vereinheitlichung des Luftprivatrechts vom 11. 11. 1952 (BGBl. II S. 972) 104 Bekanntmachung über den Geltungsbereich des Abkommens zur Vereinheitlichung von Regeln über die Beförderung im internationalen Luftverkehr vom 13. 12. 1954 (BGBl. 1955 II S. 4) 104 Abkommen zwischen dem Deutschen Reich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft Uber die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und Schiedssprüchen vom 2. 11. 1929 (RGBl. 1930 II S. 1066) 521, 526 Art. II Art. IV Art. V

522, 523 523 523

Haager Abkommen über gewisse Fragen der Konflikte der Staatsangehörigkeitsgesetze vom 12. 4. 1930 621 Abkommen zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Italien über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivilund Handelssachen vom 9. 3. 1936 (RGBl. 1937 II S. 145) Art. 3 Art. 4

302 302

Bekanntmachung über die Wiederanwendung deutsch-italienischer Vorkriegsverträge vom 23.12. 1952 (BGBl. II S. 986) 302, 482 Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und der UdSSR über die deutsch-sowjetische Grenze vom Fluß Igorka bis zur Ostsee vom 10. 1. 1941 636 Alliierte Erklärung über die in den vom Feinde besetzten oder unter seiner Kontrolle stehenden Gebieten begangenen Enteignungshandlungen vom 5. 1. 1943 (KRAbl. Ergänzungsblatt Nr. 1 S. 3) 177 Abkommen Uber den internationalen Währungsfonds vom 1.-22. 7. 1944 (BGBl. 1952 II S. 638) Art. VIII Abschn. 2

465, 469, 470

Bekanntmachung über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zu den Abkommen über den Internationalen Währungsfonds und über die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung vom 26. 8. 1952 (BGBl. II S. 728) 465 Pariser Abkommen über Reparationen von Deutschland, über die Errichtung einer interalliierten Reparationsagentur und über die Rückgabe von Münzgold vom 14. 1. 1946 86, 236, 438, 441 Art. 6 440 Art. 6 A 43 Friedensvertrag der Alliierten und Assoziierten Mächte mit Italien vom 10. 2. 1947 (Gazzetta Ufficiale Nr. 295, Supplemento) 228 Art. 77 231-233, 236 Friedensvertrag der Alliierten und Assoziierten Mächte mit Ungarn vom 10. 2. 1947 228 Art. 30 235, 236 Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten, Kanada und den Niederlanden zur Lösung widerstreitender Ansprüche auf Vermögenswerte von deutschen Feinden vom 5. 12. 1947 (Department of State Bulletin vom 4. 1. 1948) Anhang Teil I Art. 1 42 Abkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und Frankreich über die Lösung von Streitigkeiten von Zwangsverwaltern über Vermögenswerte von deutschen Feinden vom 15. 7. 1948 (Command Papers No. 7551) Anhang Teil I Art. 1 42 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen vom 10. 12. 1948 255, 256 Abkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden Uber die Lösung widerstreitender Ansprüche auf deutsche Feindvermögenswerte in ihrem jeweiligen Hoheitsgebiet vom 20. 9. 1949 (Command Papers No. 7803) Anhang Teil I Art. 1 42

Gesetzesverzeichnis Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten vom 4. 11. 1950 (BGBl. II S. 685) 472 Genfer Abkommen Uber die Rechtsstellung der Flüchtlinge vom 28.7.1951 (BGBl. 1953 II S. 560) Art. 12

34

Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über Arbeitslosenversicherung vom 19. 5./23. 11. 1951 (BGBl. 1952 II S. 613) 625 Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über Gastarbeitnehmer vom 23. 11. 1951 (BGBl. 1952 II S. 610) 625 Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft zum deutschen Lastenausgleich vom 26. 8. 1952 (BGBl. 1953 II S. 24) 206 Art. 1

211

Abkommen über deutsche Auslandsschulden (Londoner Schuldenabkommen) vom 27. 2. 1953 (BGBl. II S. 333) 181-237 Präambel 185 Art. 3 185, 220, 225, 228, 232 Art. 4 185, 198, 215, 216, 220, 225 Art. 5 189-195, 217-219, 227 bis 230, 232, 233, 236, 237 Art. 6 187 Art. 7 185 Art. 8 187, 208, 226 Art. 10 187, 226 Art. 14 226 Art. 15 182 Art. 17 181, 182, 185, 188, 193, 201, 203-205 Art. 18 193 Art. 26 191 Art. 35 183, 215, 225 Anlagen 199 Anlage II 221 Art. V 220

Anlage III Ziffer 2 Ziffer 3 Anlage IV Art. 1 Art. 2 Art. 3 Art. 4 Art. 5 Art. 6 Art. 11 Art. 14 Art. 15 Art. 17 Art. 33 Art. 34 Art. 36 Anlage VII Abschn. I Abschn. II Abschn. III Abschn. IV Anlage VIII

663 183 183 186

186, 198 186 186 218

199-201, 210, 216, 220,

222

181, 187, 188, 198, 199, 201-203 186, 188, 200, 203, 215, 216

186, 202

186, 199 186, 187 200, 203, 214 186

216, 220, 221

199, 200, 217, 220, 223

200

208-210

220, 224 191

Bekanntmachung über das Inkrafttreten des Abkommens vom 27. 2. 1953 über deutsche Auslandsschulden vom 30. 9. 1953 (BGBl. II S. 556) 183 Vertrag vom 20. 5. 1953 zwischen Frankreich und dem Saarland über die Änderung und Ergänzung der Konvention Uber den Rechtshilfeverkehr vom 3. 3. 1950 (Abi. des Saarlandes 1953 S. 785) Anlage I Art. 3 507 Art. 26 506 Vertrag zur Regelung aus Krieg und Besatzung entstandener Fragen (Überleitungsvertrag) vom 23. 10. 1954 (BGBl. 1955 II S. 405) Teil I Art. 1 86 Teil VI Art. 2 167, 440 Art. 3 86 Staatsvertrag betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreichs vom 15. 5. 1955 (österreichisches BGBl. 1955 S. 726) 565

VERZEICHNIS DER

ENTSCHEIDUNGEN

Die Zahlen verweisen auf die Nummern der Entscheidungen U. = Urteil, B. = Beschluß, E. = Entscheidung, ZU. = Zwischenurteil Obergerichte Bundesverfassungsgericht 9.11. 1955 U. 1 BvR

284/54

BVerfGE 4, 322; N J W 8 (1955) 1833; JZ 11 (1956) 117; DÖV 9 (1956) 22; VRspr. 8 (1956) 5; DVB1. 71 (1956) 19; StAZ 9 (1956) 31; ZaöRV 16 (1955/56) 676; IntLR 1955, 430

230

Bundesgerichtshof 18. 1.1954 U. IV ZR

144/53

25. 1. 1954 U. IV ZR

107/53

5. 2. 1954 U. V ZR

35/53

23. 2.1954 B. 3

ARs

5/54

10. 5. 1954 U. III ZR

45/53

9. 6. 1954 U. VI ZR

310/52

DRpfl. 62 (1954) 188; N J W 7 (1954) 837; LM Nr. 1 zu Art. 17 EGBGB; FamRZ 1 (1954) 16; Clunet 85 (1958) 172 . . BGHZ 12,152; NJW 7 (1954) 837; LM Nr. 1 zu Art. 17 Haager ZivProzAbk.; Clunet 85 (1958) 260; Leitsätze in GRUR Ausl. 56 (1954) 110 Nr. 78; DRPfl. 67 (1959) 240 LM Nr.3 zu § 739 ZPO; Clunet 85 (1958) 1062; Leitsätze in N J W 7 (1954) 837; JR 8 (1954) 305; FamRZ 1 (1954) 110 BGHSt. 5,317; N J W 7 (1954) 651; LM Nr. 1 zu § 16 RuStAG; IntLR 1954,43 . . . BGHZ 13,241; N J W 7 (1954) 1283; LM Nr. 1 zu § 7 Beamtenhaftungsgesetz ; IntLR 1954, 208 BGHZ 14, 282; NJW 7 (1954) 1642; JZ 10 (1955) 19; LM Nr. 1 zu § 3 BundesbahnGes.; Betrieb 7 (1954) 864; IntLR 1954, 49; Leitsatz in MDR 8 (1954) 733

90

172

197 225

30

31

Verzeichnis der Entscheidungen 10. 6.1954 U. IV ZR

84/53

13. 7. 1954 U. I ZR

60/53

13. 7. 1954 U. I ZR

14/53

30. 7.1954 U. VI ZR

32/53

16. 11.1954 U. I ZR

12/53

11. 1.1955 U. I ZR

16/53

31. 1.1955 U. II ZR

136/54

18. 2. 1955 U. I ZR

34/54

23. 3 . 1 9 5 5 U. IV ZR

236/54

24. 3. 1955 U. II ZR

93/53

26. 4. 1955 U. I ZR

21/53

4. 6. 20. 20.

5. 5. 5. 5.

1955 1955 1955 1955

R. U. U. U.

IV ZB I ZR V ZR V ZR

11/55 195/53 93/54 197/54

665.

N J W 7 (1954) 1324; LM Nr. 1 zu Art. III KRG 5; B B 9 (1954) 580 24 N J W 7 (1954) 1561; LM Nr. 1 zu Art. 11 E G B G B ; B B 9 (1954) 730; Betrieb 7 (1954) 716; Clunet 85 (1958) 236 . 16 BGHZ 14,286; N J W 7 (1954) 1931; MDR 8 (1954) 731; B B 9 (1954) 882; GRUR 57 (1955) 150; GRUR Ausl. 1955, 45; BlfPMZ 57 (1955) 67; Clunet 85 (1958) 1078; Leitsatz in LM Nr. 9 zu § 24 WZG 154 J Z 10 (1955) 702; LM Nr. 2 zu Art. 11 E G B G B ; ZZP 68 (1955)89; Rev.crit.44 (1955) 58; Clunet 85 (1958) 240 . 1 GRUR 57 (1955) 342; LM Nr. 24 zu § 1 UWG; Leitsatz in MittDVGR 1955, 78 . . . 160 GRUR 57 (1955) 411; MDR 9 (1955) 286; LM Nr. 22 zu § 1 UWG; B B 10 (1955) 178; Betrieb 8 (1955) 213 . . . 161 BGHZ 16, 207; N J W 8 (1955) 631; MDR 9 (1955) 289; LM Nr. 2 zu AuslSchuldAbk.; B B 10 (1955) 202, 207; Betrieb 8 (1955) 283; WM IV B 9 (1955) 370; ZaöRV 17 (1956/57) 321; Leitsatz in DRiZ 33 (1955) 97 . . . . 72 BGHZ 16,326; N J W 8 (1955) 831; LM Nr. 2 zu § 37 PatG; GRUR 57 (1955) 466; MittDPatAnw. 46 (1955) 103 . 138 WM IV B 9 (1955) 765; B B 10 (1955) 462 17 BGHZ 17, 74; VerBAV 4 (1955) 253; N J W 8 (1955) 868; MDR 9 (1955) 351; WM IV B 9 (1955) 722; VersR 6 (1955) 242; A J I L 52 (1958) 540; Leitsätze in LM Nr. 2 zu Art. 1 AHKG Nr. 63; B B 10 (1955) 335 32 GRUR 57 (1955) 479; BlfPMZ 57 (1955) 360; LM Nr. 2 zu AHKG 8; Leitsatz in B B 10 (1955) 653 151 WM IV B 9 (1955) 891 . . . 54 WM IV B 9 (1955) 1588 . . 15 WM IV B 9 (1955) 1385 . . 164a Betrieb 8 (1955) 942; WM IV B 9 (1955) 1348; Leitsätze in B B 10 (1955) 844 und 849 25

Verzeichnis der Entscheidungen

666

25. 5.1955 U. IV ZR 7. 6.1955 U. I ZR

208/54 64/53

21. 6.1955 U. I ZR

74/54

14. 7. 1955 B. IV ZB

51/55

21. 11. 1955 B. II ARZ

1/55

21. 11. 1955 B. II ARZ

3/55

22. 11.1955 U. I ZR

218/53

24. 11. 1955 U. II ZR

263/54

7. 12. 1955 U. IV ZR

177/55

14. 12. 1955 U. IV ZR

6/55

14. 12. 1955 U. IV ZR

215/55

Ungedruckt BGHZ 18,1; GRUR57 (1955) 575; N J W 8 (1955) 1435; LM Nr. 3 zu Art. 1 AHKG Nr. 63; BB 10 (1955) 747; Betrieb 8 (1955) 893; MittDVGR 1956, 31; WM IV B 9 (1955) 1223; Clunet85 (1958) 154; IntLR 1955, 17; Leitsatz in BlfPMZ 58 (1956) 19 BGHZ 18, 22; N J W 8 (1955) 1437; LM Nr. 30 zu § 256 ZPO; BB 10 (1955) 684; Betrieb 8 (1955) 920; WM IV B 9 (1955) 1085; ZaöRV 17 (1956/57) 323; AJIL 52 (1958) 544; Leitsatz in LM Nr. 5 zu AuslSchuldAbk N J W 8 (1955) 1514; LM Nr. 3 zu AuslSchuldAbk.; BB 10 (1955) 716; Betrieb 8 (1955) 846; WM IV B 9 (1955) 1161; DDevR 6 (1956) 92; Leitsatz in LM Nr. 4 zu AusfG/AusISchuldAbk BGHZ 19,102; N J W 9 (1956) 183; LM Nr. 2 zu § 5 FGG; BB 11 (1956) 22 BGHZ 19,108; N J W 9 (1956) 183; LM Nr. 3 zu § 5 FGG; BB 11 (1956) 22 BGHZ 19,110; N J W 9 (1956) 377; MDR 10 (1956) 403; BB 11 (1956) 93; GRUR 58 (1956) 135; Clunet 85 (1958) 230; Leitsätze in LM Nr. 15 zu Art. 7 ff. EGBGB; GRUR Ausl. 1956, 236 WM IV B 10 (1956) 19; Leitsatz in SchlHA 203 (1956) 61 BGHZ 19,240; N J W 9 (1956) 262; JZ 11 (1956) 535; LM Nr. 1 zu Art. 8 EGBGB; Clunet 85 (1958) 1112; Leitsatz in FamRZ 3 (1956) 85 . . . BGHZ 19, 258; N J W 9 (1956) 343; JZ 12 (1956) 256; BB 11 (1956) 62; WM IV B 10 (1956) 57; D D e v R 6 (1956) 70; ZaöRV 17 (1956/57) 311; IntLR 1955, 611; AJIL 52 (1958) 547; Leitsatz in JR 1956, 181 BGHZ 19,266; N J W 9 (1956) 509; JZ 11 (1956) 171; LM Nr. 1 zu Art. 16 GG; D Ö V 9 (1956) 311; DVB1. 71 (1956) 270; VRspr. 8 (1956) 555;

135

155

64

67 200 201

22 62

4

73

Verzeichnis der Entscheidungen 14.12. 1955 U. IV ZR

215/55

21. 12. 1955 U. IV ZR

118/55

667

FamRZ 3 (1956) 83; Clunet 85 (1958) 166; AJIL 52 (1958) 548; Leitsatz in LM Nr. 1 zu RuStAG BGHZ 19,315; N J W 9 (1956) 508; LM Nr. 1 zu Art. 25 EGBGB; Leitsätze in FamRZ 3 (1956) 85; Clunet 85 (1958) 1076

213

136

Bundesverwaltungsgericht 30. 10. 1954 U. II C

BVerwGE 1, 206; StAZ 8 (1955) 8; N J W 8 (1955) 35; JZ 10 (1955) 80; DÖV 8 (1955) 54; DVB1. 70 (1955) 58; VRspr. 7 (1955) 47; IntLR 1954, 175

38/54

228

Bundesfinanzhof 26. 3. 1954 U. III

Ungedruckt

42/52

21

Deutsches Patentamt 15. 24. 13. 15.

5. 1952 8. 1953 1.1954 3. 1954

B. B. E. E.

Ni II 16/51 L 10908 I a/46 a" L 10908 1 a/46 a 6 Pat. 428 III - l a B 59/51

17. 3. 1954 E. Ni II 16/51 - l a B 520/52 2. 4. 1954 E. Pat. 733 886 - l a B 310/52 9. 4. 1954 E. IR 153 081/2 WZ - 2b B 89/53

26. 4. 1954 E. österr. Pat. 145 295 - la B 722/53 13. 5. 1954 E. Pat. 424 819 - l a B 439/53 3. 9. 1954 E. L 10908 I a/46 a 10. 9. 1954 E. F 1528/23 WZ - 2b B 1626/53

6

2. 11. 1954 E. GR. S. 1/53 (Ges. 8) 2. 11. 1954 E. L 15 280 VIII b/74 b - 1 B 288/53

GRUR 56 (1954) 454 . . . . MittDPatAnw. 46 (1955) 55 MittDPatAnw. 46 (1955) 55

143 140 140

BlfPMZ 56 (1954) 141; GRUR 56 (1954) 265 . . .

142

GRUR 56 (1954) 454

143

. . .

GRUR 56 (1954) 269; BlfPMZ 56 (1954) 188 . . . .

144

GRUR 56 (1954) 410; BlfPMZ 56 (1954) 269; MittDVGR 1954, 93; Leitsatz in GRUR Ausl. 1954, 255 . . .

157

GRUR 56 (1954) 327; BlfPMZ 56 (1954) 228

145

GRUR 56 (1954) 328; BlfPMZ 56 (1954) 229 . . . . MittDPatAnw. 46 (1955) 55

146 140

BlfPMZ 56 (1954) 411; GRUR 57 (1955) 104; Leitsatz in MittDVGR 1955, 6 . . . . BlfPMZ 56 (1954) 436; GRUR 56 (1954) 585; BB 9 (1954) 1009

147

BlfPMZ 56 (1954) 439; GRUR 57 (1955) 146; MittDVGR 1955,14

139

158

Verzeichnis der Entscheidungen

668

17.11. 1954 E. U 506 VI a/40 b - l a B 810/52 17. 1.1955 E. Gr. S. 9/51 (Ges. 8)

21. 1. 1955 E. 1 R 158 278/3 d WZ - 2b B 1536/52 21. 2.1955 E. Gr. S. 2/51 (Ges. 8) 27. 5. 1955 E. Pat. 585 874 5. 7. 1955 E. D 3817 VII/8 b

BlfPMZ 57 (1955) 59; Leitsatz in GRUR 57 (1955) 248 GRUR 57 (1955) 294; BlfPMZ 57 (1955) 249; Betrieb 8 (1955) 312; GRUR Ausl. 1955, 387; Leitsatz in MittDVGR 1955, 61 BlfPMZ 57 (1955) 218; Leitsätze in GRUR 57 (1955) 444; MittDVGR 1955, 61 . BlfPMZ 57 (1955) 252 . . . Betrieb 8 (1955) 688 . . . MittDPatAnw. 47 (1956) 109; Leitsatz in GRUR Ausl. 1956, 379 Nr. 1435 .

148

149

159 150 152 153

Bayerisches Oberstes Landesgericht 19. 3.1954 B. BReg. 2 Z 220/53 17. 8.1954 B. BReg. 2 Z 88/54 6. 10.1954 B. BReg. 2 Z 116,117/54 20. 4. 1955 B. BReg. 2 Z

32/55

StAZ 7 (1954) 250 BayObLGZ 4 (1954) 171 . BayObLGZ 4 (1954) 225; Leitsatz in FamRZ 2 (1955) 138 StAZ 8 (1955) 260 . . . .

7 137 89 8

Kammergericht West 14. 6. 1954 B. 1 W 1. 7. 1954 B. 1 AR 19. 7. 1954 B. 1 AR

1824/54 31/54 38/54

19. 7. 1954 28.10. 1954 22. 11. 1954 26. 11. 1954 13. 12. 1954 21. 12.1954 25. 2. 1955

B. B. B. U. B. B. E.

1W 1W 14 W 6U 1W 2W 15 W

20. 24. 7. 18. 27. 6.

B. B. U. B. E. U.

ZW 70/55 2W 3888/54 2 U ASchu 1010/55 2W 1997/55 14 W 863/54 5U 1938/55

5. 1955 6. 1955 10. 1955 10. 1955 10. 1955 12. 1955

2230/54 3299/54 4147/53 1199/54 3692/54 2280/54 228/54

Leitsatz in N J W 7 (1954) 1176 104 JR 8 (1954) 464 208 N J W 7 (1954) 1331; MDR 8 (1954) 625; DRpfl. 62 (1954) 451; DNotZ 1954, 607 . . . 208 Fußnote 1 StAZ 7 (1954) 273 . . . . 203 Ungedruckt 102 Ungedruckt 174 Ungedruckt 28 N J W 8 (1955) 596 . . . . 66 WM IV B 9 (1955) 194 . . 54 NJW/RzW 6 (1955) 211; JbIntR 7 (1957) 397; IntLR 1955 230 175 WM IV B 9 (1955) 1328 ! ! 60 WM IV B 9 (1955) 1175 . . 57 WM IV B 11 (1957) 590 . . 68 WM IV B 9 (1955) 1505 . . 71 NJW/RzW 7 (1956) 172 . . 49 GRUR 59 (1957) 80; GRUR Ausl. 1957, 179; W u W 7 (1957) 261 186

Verzeichnis der Entscheidungen

669

Oberlandesgerichte Bamberg 25. 2.1955 U. 3 U

19/53

RabelsZ 23 (1958) 145 .

128

Braunschweig 31. 3. 1955 U. 2 U

147/53

FamRZ 2 (1955) 258

346/53 188/54

StAZ 7 (1954) 133 . MDR 9 (1955) 427

96

Bremen 6. 1. 1954 B. 1 W 25. 3. 1955 U. 1 U

7 94

Celle 15. 2. 1954 E. 2 W 14. 4. 1954 B. 5 W x

12/54 23/54

13. 7. 1954 U. 5 W x

36/54

18. 2. 1955 U. 2 U 31. 12. 1955 B. 4 W x

194/54 22/55

N J W / R z W 5 (1954) 112 . . 44 JZ 9 (1954) 702; MDR 8 (1954) 483; ZB1JR 41 (1954) 211; DAVorm. X X V I I (1954/ 1955) 207; NdsRpfl. 8 (1954) 101; Leitsätze in FamRZ 2 (1955) 55; ND 1955, 26; Clunet 85 (1958) 1056 . . . . 125 RabelsZ 20 (1955) 342; N J W 7 (1954) 1891; MDR 8 (1954) 740; FamRZ 2 (1955) 54; NdsRpfl. 8 (1954) 220; StAZ 8 (1955) 289; DAVorm. XXVIII (1955/1956) 302; ZB1JR 42 (1955) 114 . . . 106 N J W 8 (1955) 1190 . . . . 217 N J W 9 (1956) 425; R i W 2 (1956) 24 69

Düsseldorf 18. 3.1954 U. 6 U 4. 12. 1954 B. W W p

195/53 145/54

2. 6. 1955 B. 7 U 92/55 25. 11. 1955 E. 11 R W 168/55 15. 12. 1955 B. 6 W W p 42/55

BB 9 (1954) 331; W M IV B 8 (1954) 553 W M IV B 8 (1954) 838; Clunet 85 (1958) 244 Anw. Bl. 1956, 72 N J W / R z W 7 (1956) 80 . . W M IV B 10 (1956) 395 . .

11 59 168 50 56

Frankfurt 25. 2. 1954 B. 1 W 2. 3. 1954 E. 2 W 8. 9. 1955 B. 6 W

172/53 103/53 496/54

Ungedruckt N J W / R z W 5 (1954) 129 . . N J W 8 (1955) 1564; W M IV B 9 (1955) 1506; Leitsatz in NJW/RzW 6 (1955) 265 . .

170 46 55

Hamburg 16. 10. 1953 B. 3 W

347/53

Leitsatz in DRpfl. 66 (1958) 35

196

Verzeichnis der Entscheidungen

670 3. 9. 1954 U. 1 U

134/54

28. 9. 1954 u. 2 U 1. 10. 1954 u. 1 U

197/54 66/54

16. 12. 1954 u. 3 U 5. 1. 1955 u. 5 U

289/54 12/54

13. 1. 1955 u. 3 U 6. 5. 1955 u. 1 U

170/54 456/53

14. 6. 1955 u. 1 U 64/55 5. 8. 1955 B.3462 E - L 2c/144 29. 9. 1955 U. 3 U 13. 10. 1955 B. 4 W 14.12.1955 U. 4 U

131/55 122/55 116/55

RiW 2 (1956) 90; Leitsatz in MDR 9 (1955) 43 MDR 9 (1955) 109 . . . . BB 10 (1955) 618; N J W 8 (1955) 390 Ungedruckt W R P 1 (1955) 99; MDR 9 (1955) 425 TJngedruckt VersR 6 (1955) 621; MDR 9 (1955) 615 JZ 10 (1955) 613 FamRZ 3 (1956) 189; StAZ 9 (1956) 60; Rev. crit. 46 (1957) 50 Ufita 23 (1957) 222 . . . . N J W 9 (1956) 65 RiW 2 (1956) 57

179 34 187 188 156 74 29 182 84 141 61 63

Hamm 7. 1. 1954 B. 15 W 7. 5. 1954 B. 18 W 21. 7. 1954 B. 15 W

38/52 52/54 204/54

18. 9. 1954 B. 15 W

400/54

1. 7. 1955 B. 15 W

212/55

N J W 7 (1954) 1005 . . . . JMB1.NRW 8 (1954) 161 . N J W 7 (1954) 1731; Leitsatz in Clunet 85 (1958) 1076 . . StAZ 9 (1956) 62; DRpfl. 62 (1954) 640; DAVorm. XXVII (1954/1955) 276; JMB1.NRW 8(1954) 270; Clunet 85 (1958) 208; Leitsatz in Archiv-Bericht 10 (1958) 22 JMB1.NRW 9 (1955) 271; N J W 10 (1955) 1724; Clunet 85 (1958) 186

70 166 206

118 103

Koblenz 17.12. 1954 E. 3 W (Wg)

26/54

N J W / R z W 6 (1955) 92

. .

48

Köln 16. 12. 1953 U. 3 U 27. 4. 1954 U. 4 U

50/53 248/53

4. 1. 3. 30.

115/54 99/54 52/54 79/54

6. 12. 12. 3.

1954 1954 1954 1955

B. B. B. B.

6 2 8 8

W Wlw W W

Leitsatz in BB 13 (1958) 353 35 JZ 10 (1955) 339; N J W 7 (1954) 1533 91 FamRZ 2 (1955) 113 . . . . 101 RdL 7 (1955) 82 133 N J W 8 (1955) 755 132 N J W 8 (1955) 768 (Leitsatz) 67 Fußnote 2

München 23. 1. 1954 B. 4 W

9/54

8. 7. 1954 U. 6 U 15. 7. 1954 U. 6 U

1977/53 891/54

N J W 8 (1955) 227; Leitsatz in FamRZ 2 (1955) 110 . . Ungedruckt BB 10 (1955) 205; R i W 2 (1956) 127

87 189 218

Verzeichnis der Entscheidungen 16. 7. 1954 B. Ws 16. 5. 1955 B. Wi 29. 9. 1955 U. 6 U 15. 12. 1955 U. 6 U

746/54 141, 215/53 1485/55 1486/55

BayerJMB1.1956,56; GoltdA 1955,30 WM IV B 9 (1955) 1103 . . Leitsätze in RiW 2 (1956) 24 RiW 2 (1956) 127; Aktiengesellschaft 2 (1957) 17 . . .

671 218 51 210 12

Neustadt 16. 10. 1954 B. 2 W 25. 11. 1955 U. 1 U

102/54 151/54

25. 11. 1955 U. 2 U

107/55

BB 10 (1955) 4 MDR 10 (1956) 164; Leitsatz in CIunet85 (1958) 1068 . . N J W 9 (1956) 950

199 14 27

Nürnberg 16. 9. 1954 U. 2 U

44/53

BayerJMBl. 1954,278; FamRZ 2 (1955) 152; DAVorm. XXVII (1954/1955) 277 . .

122

NdsRpfl.9 (1955) 53 . . . .

207

Ungedruckt

180

SchlHA 201 (1954) 147 . . . JblntR 5 (1955) 113; IntLR 1955 725 . . SchlHA 202 (1955) 24 ! ! !

181 163 181

NJW/RzW 6 (1950) 100 . . BB 10 (1955) 335 StAZ 9 (1956) 118 JZ 11 (1956) 123 N J W 9 (1956) 951 . . . .

36 13 9 165 65

Oldenburg 4.11.1954 B. 3 AR

4/54

Saarbrücken 5. 3. 1954 U. 3 U

111/53

Schleswig 1. 3. 1954 B. 4 W 1. 4. 1954 U. 3 U

32/54 7/53

8. 10. 1954 B. 4 W

170/54

Stuttgart 11. 2. 1955 U. Sen 214/RestS 5825 (790) 31. 3. 1955 U. 3 U 71/54 19. 8. 1955 B. 8 W 161/55 5. 10.1955 B. 5 W 70/55 2. 11. 1955 U. 3 U (ASchu) 1/54

Landgerichte Aachen 18. 3.1954 B. 1 R 5. 5. 1954 U. 8 R 2. 11. 1955 B. 4 T

842/53 134/54 561/55

FamRZ 1 (1954) 113 . . . Ungedruckt DAVorm. XXVIII (1955/ 1956) 237

92 99 105

352/53

JR 9 (1955) 60; Leitsatz in FamRZ 2 (1955) 110 . . .

80

Berlin 15. 3.1954 U. 32 R

672

Verzeichnis der Entscheidungen

12. 4.1954 B. 83 T 22. 11. 1954 B. 83 T

164/54 673/54

JR 1954,348 Ungedruckt

11. 8. 1954 U. 1 S

209/54

3. 8. 1955 U. 1 S

406/54

DA Vorm. 1955) 181 DAVorm. 1956) 333

221 10

Bielefeld XXVII

(1954/

XXVIII

(1955/

121 130

Bonn 11. 3. 1954 B. 4 T 22. 7. 1954 B. 4 T

902/52 1013/53

Ungedruckt Ungedruckt

111 209

92/52

Ungedruckt

178

83/54

Ungedruckt

177

25. 6. 1954 U. 13 S

41/53

18. 2.1955 U. 8 R

271/54

MDR 8 (1954) 615; DAVorm. XXVIII (1955-56) 236; Leitsätze in FamRZ 1 (1954) 258; Clunet 85 (1958) 1060 Leitsätze in N J W 8 (1955) 1076; FamRZ 3 (1956) 120

231

552/53 63/54

Ungedruckt N J W 8 (1955) 592

86 169

24. 9. 1954 B. T

279/54

11. 7. 1955 B. T

148/55

JZ 10 (1955) 22; N J W 8 (1955) 108; DAVorm. XXVII (1954/1955) 183; Leitsatz in FamRZ 2 (1955) 55 . . . . MDR 9 (1955) 676 . . . .

Bremen 24. 4. 1952 U. P Dortmund 14. 10. 1954 B. 2 T Düsseldorf

2

Essen 5. 3. 1954 U. 1 S 5. 11. 1954 B. 2 O

. . . .

Frankenthal

216 129

Frankfurt 3. 5.1955 B. 9 T 12. 7. 1955 B. 2/9 T

1069/54 1285/54

N J W 9 (1956) 65 N J W 8 (1955) 1595; FamRZ 3 (1956) 61

198

ZZP 68 (1955) 90 JZ 11 (1956) 253; Leitsatz in FamRZ 3 (1956) 252 . . .

173

114

Freiburg 5. 2. 1954 ZU. 1 O 9. 5. 1955 B. 4 T

284/52 6/55

109

Verzeichnis der Entscheidungen 11. 5. 1955 U. 3 S

9/55

673

DA Vorm. XXVIII (1955/ 1956) 124; N J W 8 (1955) 1190; Leitsätze in FamRZ 2 (1955) 303; Clunet 85 (1958) 1060

124

Hamburg 27. 23. 27. 14. 14.

2. 4. 4. 7. 7.

1954 1954 1954 1954 1954

B. I T U. 62 O B. 5 R ZU. 5 R U. 5 R

321/53 31/54 90/54 90/54 264/54

5. 11. 1954 U. 13 O

89/54

28. 12. 1954 U. 62 O

84/54

6. 4. 1955 4.11.1955 14. 12. 1955 21. 12. 1955

U. U. U. U.

62 S 62 O 5R 5R

10/54 75/54 372/55 483/55

StAZ 9 (1956) 115 . . . . 98 MDR 8 (1954) 422 . . . . 34 Ungedruckt 88 N J W 7 (1954) 1894 . . . . 183 StAZ 8 (1955) 61; Leitsatz in FamRZ 2 (1955) 137 . . . 78 N J W 8 (1955) 548; Leitsätze in FamRZ 2 (1955) 137; Clunet 85 (1958) 1054 . . . . 76 IntLR 1955, 730; International Monetary Fund StafT Papers V (1956/57) 297 . . 164 ZLR 4 (1955) 226 33 Ungedruckt 23 Ungedruckt 95 Ungedruckt 78 Fußnote 1

Hannover 18. 5.1954 B. 9 T

73/54

StAZ 8 (1955) 289

. . . .

106

3. 12. 1954 U. 2 R

19/54

FamRZ 2 (1955) 74 . . . .

184

Hildesheim 4. 3.1954 U. 4 R

159/53

Ungedruckt

103/53

Leitsatz in N J W 7 (1954) 1534

171

313/54

DAVorm XXVIII 1956) 271

194

490/53

Ausschuß zonenmäßig getrennter Betriebe 1954 Nr. 795

Heidelberg

79

Kassel 4. 6.1954 B. 1 T Koblenz 6. 4. 1954 U. 3 S

(1955/

Lüneburg 4. 2.1954 U. 1 S

26

Mannheim 18. 9. 1953 U. 7 O

16/51

43 Intern. Privatrecht 1954 und 1955

GRUR 57 (1955) 336

. . .

162

Verzeichnis der Entscheidungen

674 München I 15. 10. 1954 B. 1 W P

1137

. .

52

MDR 10 (1956) 236; Leitsätze in FamRZ 3 (1956) 253; Clunet 85 (1958) 1056 . . .

215

WM IV B 9 (1955) 196

München II 30. 11. 1955 U. 3 R

823/55

Nürnberg-Fürth 24. 6. 1954 U. 4 S Ravensburg 6. 5. 1954 U. O

96/53

Bayer JMB1. 1954,222 . .

.

3

229/53

Ungedruckt

75

123/53

DAVorm. 1956) 91

32/55 274/54 352/55

SaarlRuStZ 8 (1956) 33 . . SaarlRuStZ 8 (1956) 37 . . SaarlRuStZ 8 (1956) 33 . .

205 131 117

StAZ 8 (1955) 139 . . . . Ungedruckt WM IV B 8 (1954) 801 . .

6 176 58

WM IV B 10 (1956) 769 . . WM IV B 9 (1955) 1232 . . NJW 9 (1956) 956 . . . .

53 59a 185

Regensburg 10. 9. 1954 U. S

XXVIII

(1955/

120

Saarbrücken 4. 2. 1955 B. 5 T 1. 7. 1955 B. 5 T 3.11. 1955 B. 5 T Stuttgart 24. 28. 12. 6.

5. 6. 11. 5.

1954 B. 2 T 140/53 1954 ZU. 1 KfH O 33/54 1954 B. WBA C I 7/1 1955 B. WBA C I 7/45 und 46 22. 6. 1955 B. WBA C I 13/127 5./7. 11. 1955 U. 7 O 166/55 Traunstein 26. 2. 1954 B. 4 T

44/54

27. 4. 1954 B. 4 T

100/54

DAVorm. 1955) 46 DAVorm. 1955) 133

XXVII

(1954/

XXVII

(1954/

204 123

Trier 20. 12. 1955 U. 2 R Tübingen 13. 1. 1954 B. 1 GR 28. 12. 1955 U. 3 R

90/54

43-44/53 133/55

FamRZ 3 (1956) 131

StAZ 8 (1955) 138 JZ 11 (1956) 255

. . .

100

. . . .

116 93

Verzeichnis der Entscheidungen

675

Verden 3. 3. 1954 B. 2 T

53/54

DRpfl. 62 (1954) 637; FamRZ 1 (1954) 256

107

Waldshut 2. 12. 1954 E. Or

2/54

NJW/RzW 6 (1955) 79

. .

47

N J W 8 (1955) 1443; KTS 17 (1956) 54

211

Wiesbaden 16. 3. 1955 B. 4 T

166/55

Wttrzburg 30. 11. 1954 U. I R

38/54

Ungedruckt

97

11. 11. 1954 U. 1 O

33/54

13. 7. 1955 B. 1 OH

29/55

NJW 8 (1955) 1800; Leitsatz in Clunet85 (1958) 1078 . . StAZ 9 (1956) 34

Zweibriickcn 134 81

Amtsgerichte Hamburg 31. 12. 1954 B. 60 III

386/54

StAZ 8 (1955) 34

202

Hamburg-Altona 23. 12. 1955 B. 7 VII K

995

DAVorm. 1956) 350

XXVIII

(1955/

108

Heidelberg 4. 2. 1954 B. UR III

25/53

Ungedruckt

110

333/53 365/54 176/55

Ungedruckt Ungedruckt DAVorm. XXVIII 1956) 267

113 126

202/54

Ungedruckt

112

198/54

Ungedruckt

77

106/55

StAZ 9 (1956) 88; FamRZ 4 (1957) 53

Heidenheim 25. 3. 1954 B. GR 24. 5. 1955 B. GR 20. 10. 1955 B. GR

(1955/

127

Leonberg 6. 10. 1955 B. GR Lübeck 7. 1. 1955 B. 4 III Lüneburg 27. 10. 1955 B. 7 III 43 »

193

Verzeichnis der Entscheidungen

676 Mainz 9. 12. 1955 B. 4 III

92/55

Ungedruckt

83

74/54

Ungedruckt

85

Mannheim 17. 3. 1954 U. 2 C Ravensburg 6. 9. 1955 U. C

1025/54

DAVorm. 1956) 272

XXVIII

(1955/

195

Saarbrücken 21. 6. 1954 U. 3 G

36/54

Stuttgart 10. 6. 1954 B.

N J W 8 (1955) 914

. . . .

1218/54

DAVorm. 1955) 200

XXVII

(1954/

8/53

DAVorm. 1956) 328

XXVIII

(1955/

212

119

Worms 19. 11 1955 B. A 5 VII

115

Arbeitsgerichte LAG Frankfurt 24. 2. 1955 B. III/IV LA-B-79/54

Leitsatz in ABSt. 14 (1955) Nr. 121

167

Leitsatz in RiW 3 (1956) 24

19

Ungedruckt

20

LAG Stuttgart 31. 3.1955 U. II Sa ArbG Augsburg 17. 5. 1955 U. II

20/55

597/50

Verwaltungsgerichte Bayerischer VGH 4. 4. 1955 U. 14 V 52

DVB1. 71 (1956) 763; Leitsatz in FamRZ 3 (1956) 85

190

StAZ 9 (1956) 88

222

VGH Bebenhausen 7. 10. 1955 U.

243/52

Verzeichnis der Entscheidungen

677

OVG Berlin 28. 7.1954 U. OVG I B

9/54

JR 8 (1954) 432; DÖV 7 (1954) 668

191

FamRZ 2 (1955) 70; JR 9 (1955) 35; DÖV 8 (1955) 57

82

VerwG Berlin 30. 7.1954 U. I A

5/54

VGH Bremen 5. 7. 1955 B. A 188/54, BA 5/55 19. 7. 1955 U. BA 12/55

DÖV 9 (1956) 409 . . . . DVB1. 70 (1955) 633; Leitsatz in FamRZ 3 (1956) 108

7 214

OVG Hamburg 1. 4. 1955 U. Bf. I 166/54 16.12.1955 U. OVG Bf. I 123/55

DÖV 10 (1957) 459 . . . . 223 StAZ 11 (1958) 125 . . . . 5

OVG Lüneburg 4. 4. 1955 U. II OVG - A 109/54 15. 3. 1955 U. II A

30/54

N J W 9 (1956) 238; Leitsatz in DÖV 9 (1956) 158 . . . DVB1. 70 (1955) 634; Leitsatz in DÖV 9 (1956) 158 .

224 229

OVG Münster 23. 2.1954 B. VII A 28. 9. 1954 R. VII B

781/53 622/54

Leitsatz in JZ 9 (1954) 395 . DÖV 8 (1955) 123; VRspr. 7 (1955) 757

220

260/52 187/55

FamRZ 2 (1955) 178 . . . StAZ 11 (1958) 151; DÖV 9 (1956) 158

192 226

140/53

DVB1.69 (1954) 253; DÖV 7 (1954) 316

227

219

VGH Stuttgart 8. 11. 1954 U. 4 S 27.10.1955 U. 2 S

VGH Württemberg-Baden 12. 2. 1954 U. 3 K

Rückerstattungsgerichte Board of Review, Herford 23. 7. 1953 E.

BOR/52/368

20. 7. 1954 E.

BOR/52/577

BoRE 19, 5; Leitsatz in NJW/RzW 4 (1953) 360 . . BoRE 21, 185; NJW/RzW 5 (1954) 288

40 41

Verzeichnis der Entscheidungen

678

Court of Restitution Appeals, Nürnberg 26. 2.1954 E. Nr. 398 Fall Nr. 505 26. 2. 1954 E. Nr. 399 Fall Nr. 389 26. 2. 1954 E. Nr. 397 Fall Nr. 735 19. 4. 1955 E. Nr. 458 Fall Nr. 1388 19. 4. 1955 E. Nr. 459 Fall Nr. 855 19. 4. 1955 E. Nr. 460 Fall Nr. 1273

NJW/RzW 5 (1954) 199; US CoRA, ReportsIV (1954) 599 37 NJW/RzW 5 (1954) 198; US CoRA, Reports IV (1954) 616 38 NJW/RzW 5 (1954) 226; US CoRA, Reports IV (1954) 593, 596 45 NJW/RzW 6 (1955) 229; US CoRA, Reports V (1955) 296, 302 39 US CoRA, Resorts V (1955) 309 39 Fußnote 1 US CoRA, Reports V (1955) 314,316 39 Fußnote 1

Oberstes Rückerstattungsgericht Herford 26. 5. 1955 E. SRC

153/810

ORGE 4/5, 127

42

Oberstes Rückerstattungsgericht Senat Nürnberg 20. 12. 1955 U. ORG

III/484

VersR 7 (1956) 362

. . .

.

43

SACHVERZEICHNIS Die Zahlen verweisen auf die Seiten

Abtretung anwendbares Recht 56 Abwohnvereinbarung 4 Adel Abschaffung durch Österreich, Geltungsbereich 24, 28 — durch die UdSSR, Geltungsbereich 19, 35, 38 Kennzeichnung durch „von" bei ausländischem A. 36 Adelsbezeichnung anwendbares Recht 18, 22 Entziehung der A. und ordre public 21 Teil des Namens 18 ff. Weimarer Verfassung 21 f., 26, 28, 39 Wiederaufleben bei Wechsel der Staatsangehörigkeit 23, 24, 28 Zuständigkeit zur Aufhebung 18 A. nach dem Recht der baltischen Staaten 35 f. — nach jugoslawischem Recht 23 — nach lettischem Recht 19 — nach österreichischem Recht 18, 24 ff. — nach russischem Recht 35, 37 ff. — nach sowjetrussischem Recht 19, 35, 38 — nach ungarischem Recht 24 Adelskorporation Lettland 19 Adoption Antragsprinzip 361 anwendbares Recht 360, 364, 365, 370 — nach amerikanischem IPR 366 Einwilligung, anwendbares Recht 364, 365 f., 370 Einwilligung des Vormunds, Qualifikation 371 — Genehmigung durch das Vor-

mundschaftsgericht, anwendbares Recht 371 Form, anwendbares Recht 372 hinkende A. 371 internationale Zuständigkeit deutscher Gerichte 323, 365, 570 f. internationale Zuständigkeit nach englischem Recht 360 — nach amerikanischem Recht 366 — zur Befreiung vom Alterserfordernis 365 — zur Bestätigung, weitere Aufgaben des Gerichts 571 Vertretung des Wahlkindes durch die Mutter, Qualifikation 371 — nach englischem Recht 360 — nach kalifornischem Recht 372 — nach dem Recht von Texas 571 Agenturvertrag 54 AHKG Nr. 8 403 ff. Anwendung bei treuhänderischer Innehabung durch Inländer 405 Anfechtung einer Nichtigkeitsentscheidung 415 Ausländische juristische Person 406 Aussetzung des Verfahrens der Lizenzfestsetzung 425 begünstigter Personenkfeis 419 Benutzungshandlungen im Inland 428 Gegenseitigkeit mit Großbritannien 418 Gleichstellung der Ausländer 431 Guter Glaube 418, 422 f. Inanspruchnahme von Unionsprioritäten 431 Lizenz 418, 421,423, 425 Nichtigkeitsklage gegen Verlängerung 411 Österreich 401, 419 f. Ursprünglicher Rechtsinhaber 412

680

Sachverzeichnis

AHKG Nr. 8 Verlängerung der Schutzdauer 425 — ohne Wiederherstellung 422 —, Kriegsgesetzgebung 429 Zuständigkeit 423, 425 Weiterbenutzung nach Anmeldung 418 Wiederherstellung beeinträchtigter Schutzrechte 412 f. Zwischenbenutzungsrecht, geschäftliche Betätigung 428 AHKG Nr. 23 Rückwirkung 32 AHKG Nr. 63 40 ff., 80, 85, 95 ff. Auslegung 49 Aktie Belegenheit des Mitgliedschaftsrechts 41, 151 ff., 165 ff. Belegenheit im Rückerstattungsverfahren 163 Beteiligungsrecht als feststellbarer Vermögensgegenstand 129 Schwerpunkt des Mitgliedschaftsrechts 42 Übertragung des A.rechts 42 Rückerstattung 129, 151 ff., 163 Aktiengesellschaft, s. auch juristische Person Parteifähigkeit der ausländischen Aktiengesellschaft 45 AKU 40, 42 Amtshaftung gegenüber Ausländern (Polen) 90 f. Türkei 91 Analogie im Prozeßrecht 188 Anerkennung ausländischer Urteile 543 Beschränkung in den tatsächlichen Feststellungen 552 Gegenseitigkeit im Verhältnis zu Österreich 520 Schutz der deutschen Partei 551 ff. A. in Unterhaltssachen, nach österreichischem Recht 555 f. Uberprüfung des Verfahrens 551 A. als Voraussetzung der Kostenerstattung 520 Anerkennung französischer Entscheidungen 495 — italienischer Entscheidungen 60 A. und Vollstreckung Schweizer Entscheidungen 521 ff. Anerkennung ausländischer Eheurteile über Angehörige des erkennenden Staates 554 Entscheidung der Landesjustizverwaltung, Anfechtbarkeit 546, 549

—, Anfechtung vor dem Verwaltungsgericht 543 ff. —, Ermessen 545 —, Natur 543 ff., 547, 549 —, Unabänderlichkeit 545 —, Voraussetzungen 550 vom deutschen Recht abweichendes Ergebnis 551 lex ferenda 547 Anerkennung, völkerrechtliche Einfluß auf das anwendbare Recht 256 Angelehnter Vertrag 107 Anleihevertrag anwendbares Recht 170 Anordnung, einstweilige nach § 627 ZPO 265, 268 Anpassung Legitimation eines dem ehelichen gleichgestellten unehelichen Kindes 338 ff. Unebenheiten des I P R 293 Antitrustrecht Auslegung des MRG Nr. 56 526 Anwaltskosten, Londoner Schuldenabkommen 203 ff. Anwendbares Recht Feststellung des maßgeblichen Rechts 2, 66, 90, 517 Inhalt 177 Rechts wähl 115 Revisionsfähigkeit der Feststellung, Erfüllungsort 81 Arbeitslosenversicherung Abkommen mit Österreich, Staatsangehörigkeit 625 Arbeitsvertrag, s. auch Dienstvertrag anwendbares Recht 63 Statutenwechsel 63 Argentinien Eheschließung durch Stellvertreter 248 Arglist nach Art. 2 ZGB 375 Armenrecht Benachteiligung von Ausländern und Art. 3 GG 471 Nachweis der Bedürftigkeit durch Ausländer 474 Gegenseitigkeit 475,476 Klage auf Eheaufhebung früherer deutscher Staatsangehöriger 473 f. Rückerstattungsverfahren 142 A. für Franzosen 473 —, für Angehörige von Kalifornien 476 ff. —, für Angehörige von New York 475, 479 f.

Sachverzeichnis Armenrecht f ü r Polen 474 Recht von New York 475 Arrest Erschwerung der Vollstreckung 562 Aufenthalt A., d a u e r n d e r 305 — gewöhnlicher 274, 573 — gewöhnlicher bei Verschleppten 381, 573 — gewöhnlicher, A n k n ü p f u n g 14, 15 — nach § 66 FGG 365 Auftrag, a n w e n d b a r e s Recht 64 Ausländer Armenrecht 471, 474 Grundrechte 471 völkerrechtliche Garantien der Rechtsstellung 472 Ausländerpolizeiverordnung Anwendung auf Staatenlose 590 Ausländische Schiedssprüche 527 ff. Auslandsvermögen, deutsches, siehe auch Enteignung 40 ff., 75 AHKG Nr. 63 40 ff., 80, 85, 95 ff. —, Bereich 441 —, Erstreckung auf Berlin 80 Bereich der Enteignung 71, 440 Enteignung durch den Versailler Vertrag 165 ff. — durch Belgien 42 — durch England 42 — durch Frankreich 42, 86, 166 — durch Israel 77 ff. — durch die Niederlande 41, 42, 77 ff. — durch die Niederlande, Umfang 43 — durch Polen 71 — durch Österreich 75, 400 — von W e r t p a p i e r e n 152 Forderungen zwischen deutschen Staatsangehörigen 86 f. Kommission f ü r das deutsche Auslandsvermögen 73 KRG Nr. 5 72 f., 77 Kontrollratsproklamation Nr. 2 85 P r o z e ß f ü h r u n g s b e f u g n i s 73 Übertragung auf d e n T r e u h ä n d e r 79 Auslegung AHKG Nr. 63 49 Besatzungsrecht 41 englisch-amerikanische Klauseln 107, 111 der Rückerstattungsgesetze 140,142 Auslieferung Treu und Glauben 634 f.

681

Ausschlußfrist H e m m u n g nach französischem Recht 346 Qualifikation 347 Aussetzung des Verfahrens 298 Ausstattung 445 Enteignung 445 Ausstrahlung 63 Auswanderung Endgültigkeit 82 Genehmigung 368 f. Balten Staatsangehörigkeit 636 Baltische Staaten Adelsrecht 35 f. Bankbestätigung a n w e n d b a r e s Recht 56 Einwendungen aus dem Kaufvertrag, a n w e n d b a r e s Recht 56 Beförderungsvertrag a n w e n d b a r e s Recht 104 Belegenheit des Aktienrechts 41, 151 ff., 165 ff. — im Rückerstattungsverfahren 163 — bei Enteignung 44 der F o r d e r u n g 48 f., 72, 77 — nach israelischem Recht 80 — nach niederländischem Recht 80 Rückerstattung 136 von Schuldverschreibungen 176 eines Vermögensgegenstandes nach AHKG Nr. 63, a n w e n d b a r e s Recht 95 der Versicherungsforderung 96 von W e r t p a p i e r e n 157,180 von Warenzeichen 44 Belgien Abkommen von Bretton Woods 469 Anerkennung deutscher Scheidungsurteile 274,279 deutsches Auslandsvermögen 42 Ehebruch, maßgeblicher Zeitpunkt nach belgischem Recht 310 Einbürgerung, F o r m 607 Erbfolge 576 —, a n w e n d b a r e s Recht 574 E x e q u a t u r v e r f a h r e n 276 Legitimation 310 Schiedsgerichtsvereinbarung 541 Schiedsspruch, W i r k u n g 537 Schiedsvergleich, W i r k u n g 538 Staatsangehörigkeit 273 Vollstreckung deutscher Urteile 469 Zuständigkeit belgischer Gerichte zur Scheidung von Belgiern 275 — deutscher Gerichte zur Scheidung von Belgiern 274, 279

682

Sachverzeichnis

Bereicherung, ungerechtfertigte, s. ungerechtfertigte Bereicherung Berlin ABC-Direktive 81 allgemeine Regeln des Völkerrechts, Anwendung in B. 487, 490 Anerkennung ausländischer Entscheidungen in Ehesachen 546 ff. Gebäudeinstandsetzungsabgabe214 Geltung der Erklärung der Menschenrechte 256 Schulden, Londoner Schuldenabkommen 217 Besatzungsmacht Befugnisse 522 Haager Landkriegsordnung 70 Besatzungsrecht Auslegung 41 vorbehaltene Gebiete 44 Verhältnis zum Völkerrecht 492 Bestätigungsschreiben Schweigen bei ausländischem Vertragspartner 468 f. Beweis und Beweiswürdigung anwendbares Recht 3 Billigkeit Provisionsanspruch des Maklers 109 Bremer Baumwollbörse Schiedsgericht 497 f. Bretton W o o d s 465, 469 Buchenland, siehe Bukowina Bukowina Eingliederung durch die UdSSR 252 F o r m der Eheschließung 252 Bundesbahn Haftung des Bundes, räumlicher Geltungsbereich 92 f. Haftung f ü r Unfall im Elsaß 1942 93 Bundesverfassungsgericht Bindung an die Entscheidung 621 Charakteristische Leistung beim Verlagsvertrag 67 Cif-Klausel 503 Common-law-Ehe 248 nach dem Recht von Texas 260 Verstoß gegen den deutschen ordre public 261 Darlehnsvertrag anwendbares Recht 464 Dead freight 107 Delibationsverfahren 303 Dereliktion Fiktion der D. des deutschen Vermögens in Polen 71

Deutsches Reich, Deutschland Befugnisse der Besatzungsmacht 522 Rückerstattung durch das D. R. 124 sowjetische Zone als Inland 308 Staatsangehörigkeit, s. dort staatsrechtliche Lage 605 Devisenrecht 461 ff. Abkommen von Bretton W o o d s 465 —, Devisenkontrakt 465 —, Belgien 469 —, Österreich 465 Anwendung im Ausland 464 — als T e i l des Vertragsstatuts 464 Befreiung von Devisenschuld in D-Mark 461 Besatzungsrecht 523 f. Bindung der Gerichte an Erklärungen der Zentralbank 216, 238 Devisenkontrakt 469 diskriminierender Charakter 141 Geltungsbereich 240 ff. Genehmigung 58, 224 —, Bindung der Gerichte 525 —, Fehlen 525 f. —, Londoner Schuldenabkommen 215 Hemmung der Verjährung 346 Natur 464 österreichisches Recht 464, 466 ordre public 465, 523 ff. Schadenersatz bei Nichtigkeit des Vertrages 470 „Unenforceable" 470 Unterhalt des unehelichen Kindes 346, 351 Verurteilung zur Leistung von Devisen 461 Versicherungsvertrag 139 Dienstvertrag anwendbares Recht 60 Diskont W e g f a l l des Reichsbankdiskonts 187 Domicile, s. auch Wohnsitz animus manendi 513 England, Anknüpfung 269, 361, 511 nach englischem Recht 262, 311 f., 315, 512 f. nach schottischem Recht 262 Doppelehe nach schottischem Recht 263 „Due" 111 Ehe Gültigkeit als Vorfrage 292 faktische, rechtliche Folgen 256 — nach ukrainischem Recht 253 hinkende, Scheidungsstatut 588 f.

Sachverzeichnis Ehe Heilung des Formmangels durch Billigkeit 257 verfassungsrechtlicher Schutz 257 Eheaufhebung Zuständigkeit deutscher Gerichte zur Aufhebung der E h e von Franzosen 473 Ehefähigkeitszeugnis Befreiung 262 f. nach englischem Recht 262 Ehefrau, s. auch' unter Staatsangehörigkeit Verfügungsbefugnis ausländischer Ehefrau und Gleichberechtigung 559 f. Vertretung im Prozeß nach Schweizer Recht 559 Wohnsitz nach amerikanischem Recht 594 — nach englischem Recht 512 — nach französischem Recht 277 — nach schottischem Recht 263 Unterhalt, anwendbares Recht 264 —, Anerkennung deutscher Urteile durch New York 287 — nach österreichischem Recht 266, 268 — der geschiedenen E., anwendbares Recht 264 — der geschiedenen E. nach niederländischem Recht 264, 265 Unterhaltsverzicht nach niederländischem Recht 265 Ehegüterrecht anwendbares Recht 268, 270 ff. Duldung der Zwangsvollstreckung durch den Ehemann, anwendbares Recht 558 E. nach niederländischem Recht 385, 387 — nach Schweizer Recht 271 —, Verklagung der F r a u 559 Eheliche Kinder, s. auch elterliche Gewalt, Personensorge Anfechtung der Ehelichkeit, anwendbares Recht 294 —, anwendbares Recht nach niederländischem IPR 294 —, Frist und ordre public 296 —, Nichtanerkennung des Urteils im Heimatstaat 296 Ehelichkeit, anwendbares Recht 289 ff., 295 — nach spanischem Recht 296 —, Vorfrage des Bestehens der Ehe 263, 289 ff.

683

Elterliche Gewalt nach polnischem Recht 338 Herausgabeanspruch, Qualifikation 298 Rechtsstellung nach italienischem Recht 330 Rechtsverhältnisse, anwendbares Recht nach niederländischem IPR 332 Verhältnis zu den Eltern, anwendbares Recht 298, 301, 305 —, — nach italienischem IPR 302 Wohnsitz 294 Ehesachen ausländische Entscheidungen 542 ff. Berliner Gesetz über die Anerkennung ausländischer Entscheidungen 546 ff. Ehescheidung 272 ff. Anerkennung des deutschen Urteils gemäß § 606 III a. F. 276 — deutscher Urteile durch Belgien 274 ff., 279 — durch Frankreich 277, 279 — durch Kalifornien 516 — durch Luxemburg 279 — durch New York 287 — durch Österreich 514 — durch E l Salvador 281 f. — durch Schottland 262 f. anwendbares Recht 272, 275, 278 f., 281, 284 f., 287, 517, 551, 594, 637 — nach amerikanischem IPR 516, 517, 594 — nach französischem I P R 278 — nach dem I P R von New York 287 —, Scheidungsgrund bei Wechsel des Scheidungsstatuts 285 f. —, maßgeblicher Zeitpunkt bei Staatsangehörigkeitswechsel des Mannes 285 E. von Volksdeutschen, anwendbares Recht 596 Deutsches Urteil, Nichtanerkennung im Ausland und ordre public 263 E. einer doppelt geschlossenen E h e 555 E. nach französischem Recht 278 — nach griechischem Recht 587 — nach dem Recht von Kalifornien 518 — nach Luxemburger Recht 279 — nach niederländischem Recht 264 — nach österreichischem Recht 266 — einverständliche, nach dem Recht von E l Salvador 282 ff.

684

Sachverzeichnis

Ehescheidung — nach türkischem Recht 548, 552 Heimtrennung, Berechnung der Frist 285 f. h i n k e n d e Ehe, a n w e n d b a r e s Recht 251 Prozeßkosten bei Fehlen des Schuldausspruches 284 Schuldausspruch, a n w e n d b a r e s Recht 278, 284 Schuldausspruch nach französischem Recht 278 — nach dem Recht von El Salvador 283 Zuständigkeit deutscher Gerichte zur E. von Belgiern 274, 279 — von Franzosen 274 f., 277, 279 — von L u x e m b u r g e r n 279 — von Angehörigen von New York 287 — von Angehörigen von El Salvador 281 — von Spaniern 284 — von Volksdeutschen 596 — eines Amerikaners und einer Schweizerin 516 — eines Briten und einer Österreicherin 511 f. — eines Spaniers und einer Staatenlosen 250 Internationale Zuständigkeit nach belgischem Recht 275 — nach französischem Recht 277 f. — nach dem Recht von Kalifornien 516 Eheschließung Befreiung vom Eheverbot des Ehebruchs nach niederländischem Recht 333 E r w e r b der Staatsangehörigkeit s. dort F o r m nach dem Recht der Bukowina 252 — nach rumänischem Recht 252 f. — nach ukrainischem Recht 253 —, a n w e n d b a r e s Recht 33, 246 ff., 252, 255, 342, 587 —, — nach griechischem IPR 587 F o r m der E. im Inland 246 — Haager Abkommen 255 — Nichtehe, Vorfrage der Ehelichkeit 291 kirchliche E. 244 ff. E. nach englischem Recht 245 — nach kanonischem Recht 251 — nach österreichischem Recht 249 — nach sowjetischem Recht, Registrierung 32

— nach spanischem Recht 250,295 f. Sachliche Voraussetzungen, anwendbares Recht 245, 247, 262 —, Sinn des Art. 13 EGBGB 291 —, Rückverweisung 262 E. durch Stellvertreter nach argentinischem Recht 248 — nach mexikanischem Recht 247 — ordre public 248 — Qualifikation 247 Vorfrage zur Legitimation 342 Ehetrennung als Vorfrage der Regelung der Personensorge 302 f. E. nach italienischem Recht 302, 303 — nach spanischem Recht 285 Ehewirkungen, persönliche, s. auch Unterhalt 263 ff. a n w e n d b a r e s Recht 269, 271 a n w e n d b a r e s Recht bei Nichtanerk e n n u n g der E h e durch den Heimatstaat eines Ehegatten 33 a n w e n d b a r e s Recht, W a n d e l b a r keit des E.-Statuts 33 a n w e n d b a r e s Recht nach Wechsel der Staatsangehörigkeit 269 Haager Abkommen 269, 560 Qualifikation 30 Eigentum Übertragung, a n w e n d b a r e s Recht 170 Einantwortungsurkunde Beweiskraft 580 E i n f u h r v e r f a h r e n 58 Ein-Mann-Gesellschaft, s. auch Juristische Person 406 Eisenbahn Unfall, H a f t u n g 94 Elsaß-Lothringen Staatsangehörigkeit 618, 630 Uneheliche Kinder 345 Elterliche Gewalt, s. auch eheliche Kinder 338 Entziehung, a n w e n d b a r e s Recht 377 Entziehung nach französischem Recht 377 —, internationale Zuständigkeit 377 England, s. auch Großbritannien Adoption 360 —, internationale Zuständigkeit zur Vornahme der Adoption 360 deutsches Auslandsvermögen 42 Domicile 262, 311, 312, 315, 512 f. — als A n k n ü p f u n g s p u n k t 269, 361, 512 — der E h e f r a u 512

Sachverzeichnis England Ehefähigkeitszeugnis 262 Eheschließung 245 F o r m des Verlagsvertrages 68 Legitimation 292 f., 311, 312, 314 Maklerprovision 108 Parteifähigkeit des trustee 185 Penalty-clause 107 Rechtshilfeabkommen 515 Seefrachtvertrag 108 Wohnsitz britischer Besatzungssoldaten 311, 315 Zuständigkeit deutscher Gerichte zur Scheidung der E h e eines Briten und einer Österreicherin 511 Englisch-amerikanische Klauseln Auslegung 107, 111 Englisches F o r m u l a r Ermittlung des Parteiwillens 107, 109 Englische Sprache E r m i t t l u n g des Parteiwillens 107 im L u f t f r a c h t v e r k e h r 104 Enteignung, s. auch Auslandsvermögen, deutsches E. aller Aktien einer Gesellschaft 61 ff. A n e r k e n n u n g 44 Auflösung der juristischen Person 45 Belegenheit des Aktienrechts 44 Bereich 441 Bewegliche Sache 152 Durchgriff bei juristischer Person 400 E. einer Forderung, AHKG Nr. 63 49 Geltungsbereich 46, 48, 97, 175,178, 180 —, Vorbereitungshandlungen 46 f. E. von Gesellschaften, Spaltungstheorie 564 — einer Hypothek, Geltendmachung der persönlichen F o r d e r u n g 83 KRG Nr. 5 72, 73 Ordre public 45, 49, 178 11. VO zum RBürgG 139 E. der Deutschen in der Tschechoslowakei 97, 157, 163, 439 — von Angehörigen des Protektorats 158, 162 — von Angehörigen der Slowakei 179 Verteilung der Last 84 Völkerrecht 45, 171 E. von W e r t p a p i e r e n 152, 175

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— von W e r t p a p i e r e n durch die Tschechoslowakei 163 Entmündigung a n w e n d b a r e s Recht 13 Haager Abkommen 13 E. eines Ausländers im Inland 13 — eines Deutschen im Ausland 12 ff. — eines Deutschen im Ausland, Voraussetzungen der Anerkenn u n g 14 f. — nach Schweizer Recht 15 internationale Zuständigkeit 15 Entziehungsort Rückerstattung 116, 126, 129 f., 134 — Zuständigkeit 136 A n k n ü p f u n g s p u n k t in Rückerstattungssachen, unerlaubte Handlung, a n w e n d b a r e s Recht 119 Erbrecht a n w e n d b a r e s Recht 582 E. nach belgischem Recht 576 — nach niederländischem Recht 387 — nach Schweizer Recht 599 —, — Rechnungslegung 392 —, — Teilung des Nachlasses 391 E r b e n h a f t u n g , a n w e n d b a r e s Recht 558 Erbfolge, a n w e n d b a r e s Recht 382, 386, 387, 394, 574, 578 —, — nach belgischem IPR 574 —, — nach französischem IPR 382 —, besondere Vorschriften (Art. 28 EGBGB) im Höferecht 386 — nach Staatenlosen, anwendbares Recht 381, 601 Erbschein bei Nachlaßspaltung 383 —, gegenständlich beschränkter Erbschein 574 —, internationale Zuständigkeit 384, 577 —, — in Lastenausgleichssachen 579 —, — bei Staatenlosen 573 Erbvertrag, a n w e n d b a r e s Recht 394 —, a n w e n d b a r e s Recht nach Schweizer IPR 394 gewöhnlicher Aufenthalt bei staatenlosen Verschleppten 381 Inländervorrecht des Art. 25 S. 2 EGBGB 394 Nachlaß, Abtretung des Anteils nach Schweizer Recht 271 Nachlaßspaltung 382 Nachlaßgegenstand im Inland 580 Rückerstattungsanspruch 383

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Sachverzeichnis

Erbrecht Testament, Form, anwendbares Recht 387 ff. — Eröffnung 582 —, Inhalt, anwendbares Recht 388 — nach Schweizer Recht 387 f. Testamentsvollstreckung, anwendbares Recht 392 —, Parteifähigkeit nach englischem Recht 185 —, Zuständigkeit 392 —, Ernennung des beurkundenden Notars, Qualifikation 388 —, — nach Schweizer Recht 388 Wirkung österreichischer Einantwortungsurkunde 580 Verfügung von Todes wegen, anwendbares Recht 382 internationale Zuständigkeit zur Eröffnung des Testaments eines Ausländers 581 — für Sicherungsmaßnahmen 582 Zuständigkeitsstreit der Nachlaßgerichte 577 Erfüllungsort Anknüpfung des Vertrages 56 anwendbares Recht 56 hypothekarische Sicherung 81 Kaufpreis 52 Schwerpunkt des Vertrages 57 Wechsel des Wohnsitzes 81 Ersitzung nach französischem Recht 166 Exequatur-Verfahren Relgien 276 Prüfung der internationalen Zuständigkeit des deutschen Gerichts 507 Exilregierung 493 Lettland 494 Exterritorialität 301, 308, 486 ff., 490 Fautfracht 107 Feststellungsinteresse 183, 194 ff. Feststellungsklage Londoner Schuldenabkommen 192 F. im Wechselprozeß 230 Flüchtling Auflösung der IRO 33 Personalstatut 30 —, Genfer Flüchtlingsabkommen 34 Forderung Relegenheit 48 f., 72, 77 — nach israelischem Recht 80 — nach niederländischem Recht 80 Enteignung, AHKG Nr. 63 49 Enteignung der Hypothek 83

Forderungsverzicht Bereich der Personalhoheit des Staates 235 Einwirkung auf Rechte Dritter 236 Territorialitätsprinzip 237 Form Adoption, anwendbares Recht 372 Anerkenntnis der Vaterschaft nach französischem IPR 326 f. Ausschluß des Zeugenbeweises 3 F. der Eheschließung s. dort — der Gerichtsstandsvereinbarung 496 — der Schiedsgerichtsvereinbarung nach belgischem Recht 541 — des Testaments, anwendbares Recht 387 ff. — der letztwilligen Verfügung, anwendbares Recht 382 Verlagsvertrag, anwendbares Recht 68 Vornahmeort 248 Formstrenge 258 Frachtvertrag anwendbares Recht 106, 110 Frankreich Anerkennung eines deutschen Scheidungsurteils 277, 279 — französischer Entscheidungen 495 Anerkenntnis der Mutterschaft 326 — der Vaterschaft 316, 320, 344 —, — Anfechtung 317 —, — F o r m nach französischem IPR 326 f. - , - Wirkung 317 Armenrecht 473 Ausschlußfrist zur Feststellung der Vaterschaft, Hemmung 346 Beweis der Vollmacht 3 deutsches Auslandsvermögen 42, 86, 166 Ehescheidung 278 —, anwendbares Recht nach französischem IPR 278 Elterliche Gewalt der Mutter des unehelichen Kindes 377 Elterliche Gewalt, Entziehung 377 Erbfolge, anwendbares Recht 382 Ersitzung 166 F o r m der Einbürgerung 606 Guter Glaube 171 Haager Zivilprozeßabkommen 473 Legitimation 315, 317, 320, 322, 326 ff. — von Ehebruchskindern 328 Patentrecht, Verlängerung der Schutzdauer 427

Sachverzeichnis Frankreich Patentrecht, Verlängerung der Schutzdauer f ü r französische Gesellschaften 422 Schuldspruch im Scheidungsurteil 278 Staatsangehörigkeit 277, 319, 326, 377, 618, 620, 625, 630 Uneheliche Kinder, Anerkennungsgrundsatz 317 —, Feststellung der Vaterschaft 346, 348 —, Vertretung 345 f. —, Vormundschaft 346 Unerlaubte Handlung 349 Unterhaltsanspruch aus unerlaubter H a n d l u n g beim unehelichen Kind 349 Vollmacht 2 f. Wohnsitz der E h e f r a u 277 Internationale Zuständigkeit zur Ehescheidung 277 f. Zuständigkeit deutscher Gerichte zur Aufhebung der Ehe von F r a n zosen 473 — zur Scheidung von Franzosen 274 f., 277, 279 Freiwillige Gerichtsbarkeit 562 ff. Einspruch ausländischer Behörden im Verfahren der F. G. 301 Fremdwährungsschuld 65 Fremdwährungsversicherung Umwandlung 139 Gastarbeitnehmer Abkommen mit Österreich, Staatsangehörigkeit 625 Gefälligkeitsvertrag Schwerpunkt 65 Generalgouvernement Erdöl-Monopol 69 f. Errichtung deutscher Handelsgesellschaften 70 Gerichtsbarkeit, s. auch AHKG Nr. 63 ausländische staatliche Gesellschaft 61 regelmäßiger Bereich 308 G. ü b e r tschechoslowakisches Nationalunternehmen 442 Völkerrecht 495 Gerichtsbarkeit über f r e m d e Staaten 485 ff. G. im Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit 488, 492 inländisches Grundstück, Gesandtschaftsgebäude 485, 492 —, — Rückerstattung 492 G. nach österreichischem Recht 491

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- nach dem Recht der Vereinigten Staaten 491 Rückerstattung 489 Vollstreckung 489 Gerichtsstandsvereinbarung G. nach Schweizer Recht 522 Anwendung der lex f o r i prorogati 523 F o r m 496 Natur 523 Nichtigkeit des Hauptvertrages 523 stillschweigende Vereinbarung 496 Unwirksamkeit des Hauptvertrages 469 Geschäftsfähigkeit a n w e n d b a r e s Recht 11 f. Geschäftsgrundlage 83, 84 Gesellschaft Enteignung aller Aktien 61 ff. Enteignung, ordre public 62 Nationalisierung 45, 61 ff. Rechtsverhältnis zum Gesellschafter, a n w e n d b a r e s Recht 42 Sitz 41 —, Belegenheit der Anteilsrechte 41 Spaltungstheorie 564 Zwangsliquidation, Geltungsbereich 157 Gesellschaft mit beschränkter H a f t u n g H a f t u n g des Alleingesellschafters, a n w e n d b a r e s Recht 60 - nach italienischem Recht 60 Gesellschaftsverhältnis hoheitlicher Eingriff 42 Gesetzesanwendung Grenze 6 Gewaltenteilung und Retorsion 9 Gewinnbeteiligung Belegenheit 43 Gewinn, entgangener nach niederländischem Recht 244 Gewohnheitsrecht Verwaltungspraxis 27 Gleichberechtigung G. und Art. 17 EGBGB 272, 285, 594, 596 - und Art. 19 EGBGB 301, 308 f. - und Art. 22 EGBGB 322, 337 - und § 606 ZPO 507 ff., 596 Anwendbarkeit bei ausländischem W i r k u n g s s t a t u t 271 Schlechterstellung nach ausländischem Wirkungsstatut bei Teiln a h m e am inländischen Verkehr 559 Wohnsitz des Kindes 294 Gleichheitssatz und Retorsion 10

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Sachverzeichnis

Griechenland Ehescheidung 587 F o r m der Eheschließung, anwendbares Recht 587 Großbritannien s. auch England, Schottland AHKG Nr. 8, Gegenseitigkeit 418 F o r m der E i n b ü r g e r u n g 607 L o n d o n e r Schuldenabkommen 183 Patentrecht, Verlängerung der Anmeldefrist 431 Sicherheitsleistung f ü r Prozeßkosten 515 Staatsangehörigkeit 362, 512 Grundgesetz und ordre public 313 Guter Glaube G. nach französischem Recht 171 — nach italienischem Recht 238 ff. — nach niederländischem Recht 171, 177 — nach Schweizer Recht 171 Rückerstattung 171 Wertpapierbereinigung 171 Haager Abkommen F o r m der Eheschließung 255 E h e w i r k u n g e n 269, 560 E n t m ü n d i g u n g 13 Zivilprozeß 482 —, Verhältnis zu Frankreich 473 —, — zu Österreich 519 —, Kostenerstattung 519 Haager Landkriegsordnung Recht der Besatzungsmacht 70 Handschuhehe s. Eheschließung durch Stellvertreter Hauptversammlung E i n b e r u f u n g durch Alleinaktionär 566 Höferecht Ausländer 385 Hoheitsakt räumliche Abgrenzung 43 Hongkong Ursprungszeugnis 59 Hypothek Enteignung, Geltendmachung der persönlichen F o r d e r u n g 83 Verhältnis zur F o r d e r u n g 84 Immunität s. Gerichtsbarkeit über f r e m d e Staaten Inhaberpapiere E r w e r b vom Nichtberechtigten nach niederländischem Recht 177 I n j u r e grave 279 f. Interhandelfall 43 Interlokales Recht 1938-1945 353, 357

International Air-Traffic-Association 104 Internationales Privatrecht Bedürfnisse des Verkehrs als Quelle 54 Iran T r a n s f e r von Zinsen 52 Zinsvereinbarungen 53 Israel Belegenheit von F o r d e r u n g e n 80 deutsches Auslandsvermögen 77 ff. T r a d i n g with the enemy act 78 Italien Anerkennung deutscher Urteile 302 Anerkennung der Auslandsscheidung eines Italieners 302 Anerkennung eines italienischen Urteils im Inland 60 Eheliche Kinder 330 —, Verhältnis zu den Eltern, anwendbares Recht 302 E h e t r e n n u n g 302, 303 E r w e r b vom Nichtberechtigten 238 fT. Forderungsverzicht im Friedensvertrag 231 ff. H a f t u n g des Alleingesellschafters einer GmbH. 60 Kraftfahrzeugbrief 239 Kraftfahrzeugregister 239 Legitimation 329 Personensorge 302 Sicherheitsleistung f ü r Prozeßkosten 482 Staatsangehörigkeit 330 internationale Zuständigkeit in Statussachen 302 Jugoslawien Adelsbezeichnung 23 Name, a n w e n d b a r e s Recht 23 L o n d o n e r Schuldenabkommen 225 Umstellung von Grundpfandrechten jugoslawischer Staatsangehöriger 225 uneheliche Kinder 5 Juristische Person, s. auch Aktiengesellschaft, Gesellschaft mit beschränkter H a f t u n g Abwicklung, Kreis der Gläubiger 63 —, Passivlegitimation 63 Auflösung, Anerkennung 46, 62 f. —, a n w e n d b a r e s Recht 46 —, Auslandsvermögen 46 — bei Enteignung 45 Ausländer 400 ausländische Rechtsfähigkeit i m Inland 46

Sachverzeichnis Juristische Person Fortbestand zum Zweck der Liquidation 63 Fortbestand beim Vorhandensein von Auslandsvermögen 46, 72 — in Westdeutschland 50 Konkurs, a n w e n d b a r e s Recht 585 —, niederländisches Recht 586 —, Schweizer Recht 585 L o n d o n e r Schuldenabkommen 232 Sitz 46 Sitzverlegung ins Ausland 72 Staatsangehörigkeit, Durchgriff 401, 406 Wesen 43 Kanonisches Recht Eheschließung 251 Kartellrecht Bezugsklausel 526 Ordre public 524 f. Kaufpreis Erfüllungsort bei Akkreditiv 52 Kaufvertrag a n w e n d b a r e s Recht 238 Mängelhaftung 56 Rügepflicht 56 Kindschaftssachen Anerkennung ausländischer Entscheidungen 555 ff. Kommission f ü r das deutsche Auslandsvermögen 73 Konkurs 583 ff. A u f n a h m e des Prozesses durch den Konkursverwalter 583 K. der juristischen Person, anwendbares Recht 585 —, niederländisches Recht 586 —, Schweizer Recht 585 Massezugehörigkeit, a n w e n d b a r e s Recht 583 P r o z e ß f ü h r u n g des Gemeinschuldners 584 f. Saarland, I n l a n d s k o n k u r s 586 K. nach Schweizer Recht 583 f. Territorialitätsprinzip 584 Universalitätsprinzip 584 W i r k u n g des Auslandskonkurses 584 Kontrollrat 74 Körperschaft a n w e n d b a r e s Recht 70 f. Gründungstheorie 71 Kostenerstattung Anerkennung des ausländischen Urteils 520 Haager Zivilprozeßabkommen 519 Rechtshilfevertrag mit Österreich 519 44

Intern. Privatrecht 1954 und 1955

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Kraftfahrzeugbrief Italien 239 Kraftfahrzeugregister Italien 239 KRG Nr. 5 72, 73, 77 Landeszentralbank Funktionsnachfolge nach der Kommission f ü r das deutsche Auslandsvermögen 76 Lastenausgleich Anspruch 579 Deutsch-Schweizer Abkommen 211 Erbschein nach ausländischem Geschädigten 580 Erteilung des Erbscheins 579 Legal aid society 481 Legitimation 309 ff. a n w e n d b a r e s Recht 292, 310—312, 314, 315, 317, 320, 322, 326, 329, 332, 336, 337, 340, 341, 343 nach niederländischem IPR 332 L. nach belgischem Recht 310 — nach englischem Recht 292 f., 311,312, 314 — nach französischem Recht 315, 317, 320, 322, 326 ff. — nach italienischem Recht 329 — nach niederländischem Recht 332 ff., 336 — nach nordirischem Recht 314 — nach polnischem Recht 338 — nach schottischem Recht 314 — nach spanischem Recht 343 — von Ehebruchskindern nach französischem Recht 328 —, — nach niederländischem Recht 333, 336 —, — ordre public 312 f., 333 ff. Feststellung bei ausländischen Kindern 289, 319 Feststellung, internationale Zuständigkeit 322, 326, 329 —, — bei F ü r s o r g e b e d ü r f n i s 319 Feststellung der Rechtsstellung des Kindes durch Urteil, Zuständigkeit deutscher Gerichte 323, 327 Gefälligkeitslegitimation und ordre public 316, 318, 320 hinkende L. 324 Vorfrage der Eheschließung 342 Lettland Adelsbezeichnung 19 Adelskorporation 19 Exilregierung 493 Namensrecht 19 Staatsangehörigkeit 636 Weiterbestehen als Völkerrechtssubjekt 493, 636

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Sachverzeichnis

Lex fori L u f t f r a c h t v e r t r a g 104 Lex rei sitae 177 Liquidation a n w e n d b a r e s Recht 47 Logik im 1PR 342 L o n d o n e r Schuldenabkommen 181 ff. angemessene Anwaltskosten 203 ff. A n r u f u n g des Schiedsgerichts 199 Ansprüche a u ß e r h a l b des Abkommens 191, 233 Art des Regelungsverfahrens 210 A u f n a h m e eines Darlehens im Ausland 200 A u f n a h m e eines Darlehens durch T r e u h ä n d e r im Inland 220 Aufrechterhaltung bestehender Vereinbarungen 191 Auslegung vertraglicher Vereinb a r u n g e n 217 Beitrittserklärung 182 Berlin, öffentliche Versorgungsbetriebe 218 —, Schulden 216 Devisenrechtliche Genehmigung 215 Entbehrlichkeit der Regelung 187 Existenz zurückgestellter Forderungen 192 Feststellungsklage 187, 192 Fiktion der Umstellung 1 : 1 209 F o r d e r u n g e n der Neutralen 190 ff. Forderungsverzicht, Zahlungen innerhalb Deutschlands 237 — der ehemaligen Verbündeten des Deutschen Reiches, Zweck 237 — durch Italien 231 ff. — durch Österreich 227 ff. — durch Ungarn 235 ff. F o r m des Regelungsantrages 186 Großbritannien 183 Härteklausel 188, 201 —, Kriegseinwirkung auf Grundstücke 202 — und BVFG 188 I n k r a f t t r e t e n w ä h r e n d des Verfahrens, Berücksichtigung in der Beschwerdeinstanz 222 Jugoslawien 225 Juristische Person 232 Kreditabkommen 183 Norwegen 220 Qualifikation von Forderungen aus einer Auseinandersetzung zwischen Gesellschaftern 186 Rechtsnatur der Anlage IV 222 Restkaufgeldhypothek 220

Rückerstattung 191 Schulden des Reichs 189 Schweiz 214 f., 226 Spezifisch ausländischer Charakter der F o r d e r u n g 199, 206 ff. —, Schwerpunkt des Schuldverhältnisses 221 —, Zahlung a m ausländischen Wohnsitz des Gläubigers 223 —, Zahlung am W o h n o r t des jeweiligen Gläubigers 221 Staatsangehöriger, Begriff 228 Stillhalteschulden 183 Streit um das Bestehen der F o r d e rungen 186, 193 T r e n n u n g von Umstellung und Schuldenregelung 209 Umstellung von Grundpfandrechten und F o r d e r u n g 207 ff. Umstellung von Zinsen 200 Vertragshilfe 181, 198, 200 V e r j ä h r u n g 193 Vollstreckungstitel, Kostenvermerk 203 Voraussetzungen der Regelung 185, 220 Vorbehalt der Rechte aus dem BVFG im Urteil 187 Widerspruch des Gläubigers 223 Zulässigkeit der Klage 185 Zurückstellung gewisser Forderungen 190 Zuständigkeit des Landgerichts 210 Zweck 226 Lothringen Deutsche Gerichtsbarkeit 511 f. L u f t f r a c h t v e r t r a g 102 a n w e n d b a r e s Recht 104 f. englische Sprache 104 H a f t u n g des F r a c h t f ü h r e r s 104 Luxemburg Anerkennung deutscher Scheidungsurteile 279 Ehescheidung 279 Ehebruch als Scheidungsgrund 279 Staatsangehörigkeit 620 Zuständigkeit deutscher Gerichte zur Scheidung von L u x e m b u r g e r n 279 Mädchenhandel 369 Maklervertrag angelehnter Vertrag 107 a n w e n d b a r e s Recht 106, 109 Provision 111 — nach englischem Recht 108 Mängelhaftung a n w e n d b a r e s Recht 56 Mannheimer Akte 114

Sachverzeichnis Marke, s. auch Warenzeichen internationale M. 444 —, anwendbares Recht 441 ff. —, Registrierung 450 f. —, Schutzversagung, anwendbares Recht 451 —, spätere Veränderung 451 Markenrecht Prüfung bei Eintragung im internationalen Register 443 Übertragung einer internationalen Marke im Ursprungsland 444 Umfang 436 Verletzung, anwendbares Recht 435 W i r k u n g der Eintragung ausländischen Zeichens 443 internationale Zuständigkeit zur Entscheidung über ausländisches Markenrecht 434 Menschenrechte Erklärung, Geltung in Berlin 256 Metz Gerichte 1940-1944 510 f. Mexiko Eheschließung durch Stellvertreter 264 Mietvertrag anwendbares Recht 88 Montenegro Staatsangehörigkeit 23 Name Adelsbezeichnung 18 ff. Änderung, Zuständigkeit des Wohnsitzstaates 34 f. anwendbares Recht 22, 26, 28, 34, 39 —, Wandelbarkeit 32 — nach jugoslawischem I P R 23 — nach niederländischem I P R 332 Beweis 20 f. Ehefrau eines Flüchtlings, anwendbares Recht 30 Ersitzung 37 E r w e r b des N. des Ehemannes, Qualifikation 30 E r w e r b durch Gewohnheitsrecht 37 Feststellung 35 —, Unmöglichkeit der Aufklärung —, Zuständigkeit 25 N. nach polnischem Recht 338, 340 — nach russischem Recht 31 ff. — nach sowjetischem Recht 31 ff. Namensänderungsgesetz von 1938 17 slawische Schreibweise 567 Unrichtigkeit der Eintragung, Zeitpunkt 32 44

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Namensaktie gebundene N „ Übertragung 166 Nationalisierung einer Gesellschaft 45, 61 Natur der Sache 600 Nebenstatut 502 Unterhaltsanspruch des unehelichen Kindes 7 ff. Wohnsitz 287 Zuständigkeit deutscher Gerichte zur Scheidung von Angehörigen von New Y o r k 287 Niederlande Allgemeine Gütergemeinschaft 385 Anerkenntnis der Vaterschaft 335 Anfechtung der Ehelichkeit, Anwendbares Recht 294 Aufnahme eines Wertpapiers in die Oppositionsliste 178 Belegenheit von Forderungen 80 Deutsches Auslandsvermögen 41, 42, 77 ff. —, Enteignungsverordnung, persönlicher Geltungsbereich 44 —, Umfang der Entziehung 43 Ehegüterrecht 385, 387 Eheliche Kinder, anwendbares Recht 332 Ehescheidung 264 —, Aufrechnung von Verfehlungen 264 Eheverbot des Ehebruchs, Befreiung 333 Entgangener Gewinn 244 Erbrecht 387 Erwerb vom Nichtberechtigten 177 Genfer Protokoll und Abkommen über die Schiedsgerichtsbarkeit 528 Guter Glaube 171 Juristische Person, Konkurs 586 Legitimation 332 ff., 336 —, anwendbares Recht nach niederländischem I P R 332 — von Ehebruchskindern 333, 336 Namensrecht, anwendbares Recht 332 Notgesetzgebung 178 Schiedsspruch 528 Schutz von Niederländern gegen unlauteren W e t t b e w e r b 458 Staatsangehörigkeit 294 Uneheliche Kinder, anwendbares Recht 332 Unterhalt der Ehefrau 264, 265 Unterhaltsverzicht 265 Wertpapiere, Veräußerung durch Niederländer 1940—1944 171 f. — Oppositionsliste 178

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Sachverzeichnis

Niederlande Verlöbnis 243 f. —, a n w e n d b a r e s Recht 243 Nordirland Legitimation 314 Norwegen Londoner Schuldenabkommen 220 Unterhaltsanspruch des unehelichen Kindes 350 —, a n w e n d b a r e s Recht 350 Notariatswesen 562 ff. Notgesetzgebung Anerkennung 177 Anwendung im Inland 178 Niederlande 178 Oder-Neiße-Linie 595 öffentliches Recht Anwendung im Ausland 464 ordre public Adelsbezeichnung, Entziehung 21 AHKG Nr. 63 81 Anfechtung der Ehelichkeit, Frist 296 ausländischer Schiedsspruch 528, 534 enge Auslegung 291 Auslegung nach den Maßstäben des GG 313 Binnenbeziehung, maßgeblicher Zeitpunkt 348 f. Common-law-Ehe 261 Devisenrecht 465, 523 ff. E i n b ü r g e r u n g durch die Behörden der sowjetischen Zone 606 Enteignung 45, 49, 178 — von Gesellschaften 62 Feststellung der Vaterschaft nach französischem Recht 348 Feststellung der Vaterschaft, Ausschlußfrist 347 Fiskalische Interessen 5 Gefälligkeitslegitimation 316, 318, 320 Inhalt 5 Kartellrecht 524 f. Legitimation von Ehebruchskind e r n 312, 333 fT. Revisionsfähigkeit eines Verstoßes gegen den o. p. 80 f. Schließung der Lücke 335 sowjetische Revolutionsgesetzgebung 39 Übereinstimmung des ausländischen mit dem deutschen Recht 5 uneheliche Kinder 4 Zweck eines deutschen Gesetzes 5 Österreich Abkommen über Arbeitslosenver-

sicherung und Gastarbeitnehmer 625 Abschaffung des Adels 18, 24, 28 Altpatente 397 Anerkennung deutscher Scheidungsurteile 514 Anerkennung deutscher Urteile 520 — österreichischer Urteile in Unterhaltssachen im Inland 555 f. Anschluß 614, 617, 633 Bretton Woods 465 Deutsches Eigentum 75, 400 Devisenrecht 464, 466 Ehescheidung 266 Einantwortungsurkunde, Wirkung 580 Forderungsverzicht im Staatsvertrag 228 ff. Gerichtsbarkeit österreichischer Gerichte über f r e m d e Staaten 491 Haager Zivilprozeßabkommen 519 kirchliche Eheschließung 249 Patentrecht, AHKG Nr. 8 401, 419 f. —, Verlängerungsgesetz von 1951 400 ff. —, W i r k u n g der Entscheidungen des österreichischen Patentamtes auf österreichische Patente 414 Personenstandsrecht 26 Prozeßkostenvorschuß 265, 268 ff. Rechtshilfe vertrag von 1923 519 —, Kostenerstattung 519 Staatsangehörigkeit 24, 267, 304, 353, 512, 607 ff. —, T r e u e e r k l ä r u n g 609 Staatsbürgerschaftsüberleitungsgesetz 624, 632 Uneheliche Kinder, gesetzliche Empfängniszeit 352 —.Unterhaltsanspruch 353, 356 ff. Ungerechtfertigte Bereicherung 354, 466 —, Rückforderung bei verbotswidriger Leistung 466 Unterhalt der E h e f r a u 266, 268 Warenzeichen, Verordnung vom 18. 1. 1940 455 Zuständigkeit deutscher Gerichte zur Scheidung der Ehe eines Briten und einer Österreicherin 511 Pachtvertrag 2 Pariser V e r b a n d s ü b e r e i n k u n f t Einfluß des Krieges 458 Parteiautonomie 2, 55, 56; s. auch Rechtswahl, Vertrag

Sachverzeichnis Parteiautonomie B e r u f u n g auf die lex f o r i 52 Ubereinstimmende B e r u f u n g auf ein Becht 51 mutmaßlicher Parteiwille 51, 56, 64, 66, 106, 503 —, Ausschluß von Rechten, die sicher nicht gewählt worden wären 503 W i r k u n g n u r im Bereich des nachgiebigen Schuldrechts (?) 57 Parteifähigkeit P. einer aufgelösten ausländischen Aktiengesellschaft 45 f. — des Testamentsvollstreckers nach englischem Recht 185 Partei k r a f t Amtes 74 Paß Versagung bei Auswanderung 369 Patentrecht, s. auch AHKG Nr. 8 AHKG Nr. 41 407 Altschutzrecht österreichischen Ursprungs 397 B e r u f u n g gegen Entscheidung des Reichspatentamtes 415 Firma unter feindlichem Einfluß 407 Inlandsvertreter, Erlöschen der Vollmacht 416 Nichtigkeit des Patents, anwendbares Recht 397 österreichische Patente 397 —, W i r k u n g der Entscheidungen des österreichischen Patentamtes 414 Schadenersatz bei Patentverletzung 461 Umschreibung des Patents 402 Vereinigte Staaten, „general licensed national" 420 Verhältnis zu den Vereinigten Staaten 429 Verlängerung der Anmeldefrist im Verhältnis zu Großbritannien 431 Verlängerung der Anmeldung zur I n a n s p r u c h n a h m e von UnionsPrioritäten 431 Verlängerung der Schutzdauer (Verordnung vom 10. 1. 1942), Frankreich 422, 427 Verlängerungsgesetz von 1951, Gegenseitigkeit mit Österreich 400 ff. Verordnung vom 26. 2. 1940 und 22. 12. 1942 407 Verordnung vom 9. 11. 1940 400 Vertretung des Ausländers 398 Vollmacht im Verfahren der Patenterteilung 399

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Vorlage an die Alliierte Hohe Kommission 420 Penalty-clause 107 a n w e n d b a r e s Recht 110 Personensorge, s. auch eheliche Kinder 298 A n e r k e n n u n g ausländischer Entscheidungen 298 Anwendbares Recht 305 P. nach italienischem Recht 302 P., Qualifikation 298, 301, 305 Zuständigkeit bei Ausländern 301 internationale Zuständigkeit 299, 306, 307 ff., 568 f. Personenstand Zuständigkeit zur Berichtigung einer E i n t r a g u n g 26 Personenstandsrecht Österreich 26 Territorialitätsprinzip 322 Personenstandsregister Ablieferung an Polen 566 Pflegschaft f ü r Abwesende 379 F ü r s o r g e b e d ü r f n i s 379 Pfl. nach polnischem Recht 379 — über Ausländer 595 Polen A m t s h a f t u n g gegenüber Polen 90 Anders-Armee 603 Anerkenntnis der Vaterschaft 337 Armenrecht 474 Beschlagnahme des Vermögens der Angehörigen des polnischen Staates 143 ff. Deutsches Auslandsvermögen 71 Deutsche Verwaltung 1939—1945 149 f. Deutsch-polnischer Vertrag ü b e r den Rechtsverkehr 91 elterliche Gewalt 338 F o r t b e s t a n d des polnischen Staates 1939 70 Gegenseitigkeit in Amtshaftungssachen 91 Legitimation 338 Namensrecht 338, 340 Pflegschaft f ü r Abwesende 379 Staatsangehörigkeit 337, 595, 618 uneheliche Kinder 337, 340 Vermögensrechtlicher Schaden juristischer Personen des öffentlichen Rechts 150 Vertreibung der Deutschen 1945 145 Prozeßfähigkeit a n w e n d b a r e s Recht 11 —, Wandelbarkeit 12

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Prozeßführungsbefugnis beschlagnahmtes deutsches Auslandsvermögen 73 Prozeßkosten Vorschußpflicht des Ehemannes, Qualifikation 265, 267 ff. Vorschuß nach österreichischem Recht 265, 268 ff. Prozeßrecht Analogie 188 Public defender 480 Qualifikation a n w e n d b a r e s Recht 64, 89, 269 —, Rückverweisung 383 Ausschlußfrist 347 Beweis der Vollmacht 3 Eheschließung durch Stellvertreter 247 Einwilligung des Vormunds zur Adoption 371 Q. der E r n e n n u n g des beurkundenden Notars zum Testamentsvollstrecker 388 E r w e r b des Mannesnamens durch Eheschließung 30 Herausgabeanspruch a m ehelichen Kind 298 Q. nach der lex causae 269 persönliche E h e w i r k u n g e n 30 Personensorge 305 — bei ehelichen Kindern 301 — nach Scheidung 298 Prozeßkosten, Vorschußpflicht 265, 267 ff. Rückerstattungsanspruch bei einem Grundstück 382 f. — als unerlaubte Handlung, anwendbares Recht 89 V e r j ä h r u n g 60 Verschulden bei Vertragsschluß 57 Vertretung des W a h l k i n d e s durch die Mutter 371 Wohnsitz des Kindes 308 Rechtsanwalt E r f o l g s h o n o r a r nach kalifornischem Recht 480 Rechtshängigkeit vor ausländischem Gericht Einrede 391 Rechtshilfe 556 f. Rechtshilfebeziehungen zur Schweiz 376 Rechtsschutzbedürfnis trotz mangelnder Vollstreckungsmöglichkeit im Ausland 469 Rechtsunkenntnis und höhere Gewalt 297

Rechtswahl s. auch Parteiautonomie, Vertrag Anleihevertrag 170 bedingte Verweisung 501 Bezugnahme auf gesetzliche Vorschriften 464 Gerichtsstands- und Erfüllungsortsvereinbarung 468 Nationalität des Schiedsspruchs 531 R. im Prozeß 51 ff., 58, 88, 502 Schiedsgerichtsvereinbarung 498, 500 ff. Schwerpunkt 502 —, E r f ü l l u n g s o r t 502 —, Ort der Ausstellung d e r Schuldu r k u n d e 503 —, Ort der Vertragsverhandlungen 504 —, Schiedsgerichtsvereinbarung 503 —, Sprache des Vertrages (englisch) 504 Spaltung des Vertragsstatuts 502 f. stillschweigende R., juristische Fachausdrücke 66 —, Sprache des Vertrages 56, 66 —, vereinbarte W ä h r u n g 56 —, W ä h r u n g und Zahlstelle 66 R. bei u n e r l a u b t e r H a n d l u n g 115 W ä h r u n g als A n k n ü p f u n g s p u n k t 501 Registergericht Bestimmung durch BGH 563 ff., 566 Spaltgesellschaft 564 Rentenanspruch Zeit der Entziehung 93 residence 311 Retorsion 8 ff. Reugeld 107 Revisionsfähigkeit des ausländischen Rechts 53, 80 ff. révision au fond 495 f. Revolutionäre Rechtsschöpfung 38 Rheinschiffahrtssachen 114 Rheinstromgebiet Mannheimer Akte 114 Rückerstattung Analogie zu den Normen a n d e r e r Zonen 128 Anerkennung eines ausländischen Verfahrens 160, 164 Belegenheit des R.-Anspruches 136 A n k n ü p f u n g an den Entziehungsort 119 — an den Wohnsitz des R.-Pflichtigen 120

Sachverzeichnis Rückerstattung Anmeldung zur Wertpapierbereinigung 158 Anspruch gegen das Deutsche Reich 124 Anwendung ausländischen Erbrechts und Zweck der R. 576 — der Grundsätze des IPR 118 Armenrecht 142 Auslegung 140, 142 Aktien, Belegenheit 163 —, Entziehung 129 — Zuständigkeit 151 ff. Charakter des REG 127, 140 Entziehung aus Gründen der Nationalität 143 — eines Lifts 125, 127 Entziehungsort 116, 119, 126, 129 f., 134 Geltungsbereich 117 ff., 153, 163 — tschechoslowakischer R.-Gesetze 160 Gerichtsstand der unerlaubten Handlung 117 Gerichtsbarkeit über fremde Staaten 489 —, im Inland belegenes Gesandtschaftsgebäude 492 Guter Glaube 171 Londoner Schuldenabkommen 191 Nachzahlungsanspruch 129, 132 ff. Natur des Verfahrens 488 Polnisches Vermögen 143 ff. Schadenersatz 136 Schweden 172 Schweiz 172 R. von Wertpapieren, Tschechoslowakei 164 Verhältnis zum Deliktsrecht 123, 127 Versicherungsforderung, Zuständigkeit 140 Völkerrecht 488 Vorlage eines Erbscheins 575 f. Zuständigkeit 116, 127 —, Entziehungsort 136 —, Entziehung im Ausland 125 örtliche Zuständigkeit 118, 120 ff., 130, 137, 153 —, Mehrheit von Gerichtsständen 154 Rückgriff auf die Zuständigkeitsnormen der ZPO 121 Rückerstattungsanspruch R. als Teil des Nachlasses 383 Qualifikation als unbeweglich 382 f. Stellung des Erben 575

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Rückerstattungspflichtige Begriff 141 Rückverweisung 262, 278, 287, 322, 326, 350, 363, 382, 516, 517, 571, 594 f. Qualifikation 383 R. durch Zuständigkeitsverweisung 366 Rügepflicht anwendbares Recht 56 Rumänien F o r m der Eheschließung 252 f. Rußland, s. auch UdSSR Adelsbezeichnung 35 ff., 37 ff. Anwendung des zarenrussischen Rechts 255 deutsch-russischer Konsularvertrag 255 Namensrecht 31 ff. Saarland Abweichungen vom deutschen Verfahrensrecht 506 Wirkungen des Konkurses 586 Sachenrecht anwendbares Recht 88, 238 ff. Salvador Anerkennung deutscher Scheidungsurteile 281 f. einverständliche Scheidung 282 ff. Ehescheidung, Schuldausspruch 283 Verteidiger für die Aufrechterhaltung der Ehe 282 f. Zuständigkeit deutscher Gerichte zur Scheidung von Angehörigen von E l Salvador 281 Schadenersatz Währung 462 Schiedsgerichtsbarkeit Genfer Protokoll und Abkommen, Verhältnis zu den Niederlanden 528 —, Verhältnis zu Schweden 531 Schadenersatz als zulässiger Gegenstand 532 Sch. nach schwedischem Recht 532 ff. Schiedsgerichtsvereinbarung 497 anwendbares Recht 498, 499 ausländischer Schiedsvertrag nach schwedischem Recht 533 Belgien, F o r m 541 —, Inhalt 541 Einrede aus ausländischer Sch. 505 Einrede, Erschöpfung durch ausländisches Verfahren 538 Grenzen 537

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Schiedsgerichtsvereinbarung mutmaßlicher Parteiwille 58, 499 f., 502 Natur u n d Theorienstreit 499 f. Parteiautonomie 498 W a h l des Verfahrensrechts 499 Schiedsspruch A u f h e b u n g 531 Sch. der Bremer Baumwollbörse, Nationalität 499 Endgültigkeit, Nachweis 533 N a c h p r ü f u n g bei Vollstreckbare r k l ä r u n g 529 Nationalität 528, 531 —, bedingte Rechtswahl 531 Sch. nach niederländischem Recht 528 ordre public 528, 534 P r ü f u n g der Verbindlichkeit von Amts wegen 528 P r ü f u n g bei Klage auf Nichtane r k e n n u n g 535 Rechtskraftwirkung, Zeitpunkt und U m f a n g 537 Vollstreckbarerklärung 535 Vollstreckbarkeit im Lande seines Erlasses 535 W i r k u n g 537 — nach belgischem Recht 537 Schiedsvergleich Unterwerfungsklausel 539 f. Vollstreckbarerklärung und Erfüllungsklage 539 ff. W i r k u n g 538 nach belgischem Recht 538 Schiffahrtsgericht Zuständigkeit 113 Schiffszusammenstoß 114 Schottland Anerkennung eines deutschen Scheidungsurteils 262 f. Domicile 262 Folgen der Doppelehe 263 Legitimation 314 Wohnsitz der E h e f r a u 263 Schuldanerkenntnis a n w e n d b a r e s Recht 69 Schuldrecht zwingendes Sch., Anwendungsbereich 241 Schuldverschreibung Belegenheit 176 Eigentum 170 Übertragung, a n w e n d b a r e s Recht 176 Schweden Genfer Protokoll und Abkommen über die Schiedsgerichtsbarkeit 531

Rückerstattung 172 Schiedsgerichtsbarkeit 532 ff. Schiedsvertrag, ausländischer 533 Schweiz Anerkenntnis der Vaterschaft 374 Anerkennung und Vollstreckung Schweizer Entscheidungen 521 ff. Basel, Verfahren der Zeugenvern e h m u n g 484 deutsch-schweizer. Abkommen zum Lastenausgleich 211 E h e f r a u , Vertretung im Prozeß 559 Ehegüterrecht 271 —, Verklagung der F r a u 559 E n t m ü n d i g u n g 15 Erbrecht 599 —, Rechnungslegung 392 —, Teilung des Nachlasses 391 Erbvertrag, a n w e n d b a r e s Recht 394 E r n e n n u n g zum Testamentsvollstrecker 388 Ersetzung einer Währungsschuld 561 Gerichtsstandsvereinbarung 522 Guter Glaube 171 Herausgabe eines unehelichen Kindes 375 Konkurs 583 f. —, juristische Person 585 L o n d o n e r Schuldenabkommen 214 f., 226 Rechtshilfebeziehungen zur Bundesrepublik 376 Rückerstattung 172 Staatsangehörigkeit 374 Testament 387 f. Übertragung des Erbteils, Zustimmung des E h e m a n n e s 271 Vollstreckungsabkommen von 1929 521 ff. Vormund, P r o z e ß f ü h r u n g s b e f u g nis 373 Wohnsitzgrundsatz 394 f. Zuständigkeit deutscher Gerichte zur Scheidung der Ehe eines Amerikaners und einer Schweizerin 516 Schwerpunkt s. auch Rechtswahl, Parteiautonomie, Vertrag Sch. der Forderung, L o n d o n e r Schuldenabkommen 221 — des Gefälligkeitsvertrages 65 — des Rechts des Aktionärs 42 — des Vertrages 2, 67, 65 Verlagsvertrag 67

Sachverzeichnis Seefrachtvertrag englisches Recht 108 Sequesterkonflikts-Abkommen 42 Sequestrierung von W e r t p a p i e r e n 167 Sicherheitsleistung f ü r Prozeßkosten S. durch Briten 515 — durch Italiener 482 Zeitpunkt 514 Slowakei M a ß n a h m e n gegen jüdisches Vermögen 179 Spaltgesellschaft zuständiges Registergericht 564 Spaltungstheorie 564 Spanien Anfechtung der Ehelichkeit 296 kirchliche Eheschließung 250 Eheschließung im Ausland, F o r m (Konsulatsehe) 295 f. Eintragung in deutsches Standesregister, Beginn des L a u f e n s einer Frist nach spanischem Recht 296 E h e t r e n n u n g 285 Legitimation 343 Staatsangehörigkeit 250, 295 Warenzeichen 450 Zuständigkeit deutscher Gerichte zur Scheidung von Spaniern 284 — eines Spaniers und einer Staatenlosen 250 Staat Merkmale 493 Staatenlose A n k n ü p f u n g 573, 574, 637 Ausländerpolizeiverordnung 590 Erbfolge, a n w e n d b a r e s Recht 601 Erbschein, internationale Zuständigkeit 573 Personalstatut 31 Staatsangehörigkeit baltische Staaten 636 Belgien 273 Elsaß-Lothringen 618, 630 Frankreich 277, 319, 326, 377, 618, 620, 625, 630 Großbritannien 362, 512 Italien 330 Lettland 636 Luxemburg 620 Montenegro 23 Niederlande 294 Österreich 24, 267, 304, 353, 512, 607 ff. Polen 337, 595, 618 Protektorat Böhmen-Mähren 162 Schweiz 374 Spanien 250, 295 Sudetendeutsche 49

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Tschechoslowakei 162, 618 Türkei 307 UdSSR 30, 31, 256, 636 Volksdeutsche 602 Anerkennung von Annexionen 636 A n k n ü p f u n g bei doppelter StA., 246, 299, 305 Anspruch auf E i n b ü r g e r u n g 604 Ausschlagung 602 Begriff der StA im Londoner Schuldenabkommen 228 Besatzungsrecht 620 Bestehen der StA, a n w e n d b a r e s Recht 605, 608, 612, 618 Desannexion 625 Deutschland (Deutsches Reich), Art. 16 GG 31 Durchgriff bei juristischer Person 401, 406 Einbürgerungen 1938—1944 613 E i n b ü r g e r u n g durch die Behörden der sowjetischen Zone und ordre public 606 Einbürgerung, F o r m 606 —, — nach belgischem Recht 607 —, — nach britischem Recht 607 —, — nach französischem Recht 606 Einfluß des Besatzungsrechts 613 Einheit Deutschlands 605 Emanzipation eines Landesteils 622, 634 Entziehung, völkerrechtliche Schranken 307 E r l a ß vom 19. 5. 1943 597 f. E r w e r b durch Minderjährige, gesetzliche Vertretung, a n w e n d b a r e s Recht 609 E r w e r b durch Sammeleinbürger u n g 597 — durch Volksdeutsche 602 Familieneinheit 629 Gebietsveränderung (Staatensukzession) 612, 618 StA von Minderjährigen 608 — in Oberschlesien 595 Option 609 f., 634 Verlust 625 — durch Ausbürgerung 572, 578, 600 — durch Ausbürgerung, KRG Nr. 1 600 — durch automatischen E r w e r b einer ausländischen StA 617 — durch Aberkennung, Wiedereinbürgerung 599 — durch ablehnende Einstellung zu Deutschland 597

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Staatsangehörigkeit, Verlust — durch Auslandsaufenthalt 31 — durch Eheschließung 31, 250, 277, 294, 300, 377, 554, 587 ff., 590, 593 —, — Bremische Verfassung 591 — durch E i n b ü r g e r u n g im Ausland 305, 601, 608 — durch E r w e r b einer f r e m d e n StA, nachträgliche Genehmigung der Beibehaltung der deutschen StA 601 —, Vermutung f ü r freiwilligen Verlust 593 — durch Wiedererrichtung Österreichs 607 ff., 633 Versailler Vertrag 617 f. StA und Völkerrecht 304, 608, 612, 618, 620 ff., 624 ff. —, Gebietsveränderungen 617 Wille 597, 629 Verleihung 618 —, völkerrechtliche Grundsätze 304 — unter Verletzung des Völkerrechts 620 ff. Vorschriften in der sowjetischen Zone 605 Staatsanwalt deutscher St. als Verteidiger f ü r die Aufrechterhaltung der Ehe nach dem Recht von El Salvador 283 W a h r n e h m u n g ausländischen öffentlichen Interesses 283 Standesregister Eintragung im deutschen Standesregister, Beginn der Frist der Anfechtung der Ehelichkeit nach spanischem Recht 296 Statutenwechsel Arbeitsvertrag 63 Substitution Eintragung in inländisches Register 296 Sudetendeutsche Enteignung 439 Staatsangehörigkeit 49 Zentralkasse, s. Genossenschaften 47 Teilverweisung 502 Territorialitätsprinzip 49, 459 f., 485, 584 Devisenrecht 465 Forderungsverzicht der ehemals deutschen Verbündeten 237 Gesetzgebungshoheit 249 Personenstandsrecht 322

Testament s. Erbrecht Parteifähigkeit nach englischem Recht 185 T r a d i n g with the enemy act, Israel 78 Treuhänder Machtbereich 47 T r e u h a n d v e r t r a g 170 Trust deutsches Auslandsvermögen, Übertragung auf den T r e u h ä n d e r 73 Tschechoslowakei Enteignung von Angehörigen des Protektorats 158, 162 - der Deutschen 97, 157, 163, 439 — von W e r t p a p i e r e n 163 Nationalisierung 437, 440 Protektoratsangehörigkeit 162 Rückerstattung von W e r t p a p i e r e n 160, 164 Staatsangehörigkeit 162, 618 Versicherungsaufsicht 99 Verstaatlichung der Versicherungen 98 ff. Wiederinkraftsetzung des alten Rechts 1945 99 Türkei Amtshaftung gegenüber T ü r k e n 91 Ehescheidung 548, 552 Staatsangehörigkeit 307 Wohnsitz, a n w e n d b a r e s Recht 309 tying clause 526 Übereignung, a n w e n d b a r e s Recht 238, 466 UdSSR Adelsbezeichnung und Abschaff u n g des Adels 19, 35, 38 Eingliederung der Bukowina 252 Deutsch-russischer Vertrag vom 12. 10. 1925 255 Eheschließung 32 Geist der Revolutionsgesetzgebung 39 Namensrecht 31 ff. Staatsangehörigkeit 30 f., 256, 636 —, E r w e r b 31 Ukraine Faktische Ehe 253 F o r m der Eheschließung 253 Umstellung 65, 461 ff. Art des Verfahrens 210 Forderungen von Angehörigen der Vereinten Nationen 208, 225 —, Völkerrecht 222 U. von Grundpfandrechten jugoslawischer Staatsangehöriger 225

Sachverzeichnis Uneheliche Kinder 343 ff. a n w e n d b a r e s Recht 340, 353 — nach niederländischem IPR 332 Anerkenntnis der Vaterschaft, anwendbares Recht 344 — nach deutschem Recht 320 — nach dem Recht in Elsaß-Lothringen 345 — nach französischem Recht 316, 320, 344 — nach jugoslawischem Recht 5 — nach niederländischem Recht 335 — nach polnischem Recht 337 — nach Schweizer Recht 374 —, F o r m , a n w e n d b a r e s Recht nach französischem IPR 326 f. Anerkennungsgrundsatz 317, 326 Binnenbeziehung bei Wohnsitz im Ausland 5 Elterliche Gewalt der Mutter nach französischem Recht 377 Feststellung der Vaterschaft nach französischem Recht 346, 348 — und ordre public 348 Gesetzliche Empfängniszeit 352 — nach österreichischem Recht 352 Gesetzliche Vertretung, anwendbares Recht 371 Gleichstellung mit dem ehelichen Kinde 337 ff. Herausgabeanspruch, anwendbares Recht 374 — nach Schweizer Recht 375 Inländervorrecht 7, 351 — im interlokalen Bereich 354 — im Verhältnis zu Österreich 357 ff. ordre public 4 polnisches Recht 337, 340 Unterhaltsanspruch, a n w e n d b a r e s Recht 6, 7, 345, 350, 353, 356, 357 —, — nach norwegischem IPR 350 — nach jugoslawischem Recht 5 —, Recht von New York 7 ff. — nach norwegischem Recht 350 — nach österreichischem Recht 353, 356 —, Ausschlußfrist und ordre public 347 —, devisenrechtliche Vorschriften 346, 351 —, Erhöhungsklage 356 Höhe 8 — aus u n e r l a u b t e r H a n d l u n g nach französischem Recht 349, 353

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Verhältnis zur Mutter, anwendbares Recht 377 Vertretungsbefugnis der Mutter, a n w e n d b a r e s Recht 7 — nach dem Recht von New York 7 Vertretungsmacht nach französischem Recht 345 f. Vormundschaft nach französischem Recht 346 von Wehrmachtsangehörigen 350 ff. internationale Zuständigkeit zur Anfechtung des Vaterschaftsanerkenntnisses 345 — zu vormundschaftsgerichtlichen M a ß n a h m e n 375 Unenforceable 470 Unerlaubte H a n d l u n g 115 a n w e n d b a r e s Recht 88 ff., 114, 435, 460 Begehungsort 89 — bei Unterlassung 89 Einfluß örtlicher Polizei-Vorschriften 115 französisches Recht 349 Inländervorrecht 349 Verhältnis zur Rückerstattung 127 rechtswidrig-schuldlose H a n d l u n g 435 Qualifikation, a n w e n d b a r e s Recht 89 internationale Zuständigkeit 434 Ungarn Adelsbezeichnung 24 Forderungsverzicht im Friedensvertrag 235 ff. Nationalisierung von Gesellschaften 61 ff. Verstaatlichung 62 Ungerechtfertigte Bereicherung a n w e n d b a r e s Recht 354 f., 466 österreichisches Recht 354, 466 Rückforderung bei verbotswidriger Leistung nach österreichischem Recht 466 Unlauterer W e t t b e w e r b 458 ff. Begehungsort im Inland 460 inländische Maßstäbe 460 Pariser V e r b a n d s ü b e r e i n k u n f t , Einfluß des Krieges 458 Schutz von Niederländern 458 Urheberrecht Miturheberschaft mit Ausländern 403 Urkundenwesen 562 ff.

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Sachverzeichnis

Urteil ausländisches U., Beweismittel 555 f. Klage auf Feststellung des Inhalts 540 Vereinigte Staaten Adoption 571 —, a n w e n d b a r e s Recht 366 Antitrustrecht 526 Armenrecht 479 — Kalifornien 476 ff. New York 475, 479 f. E h e f r a u , Wohnsitz 594 Ehescheidung, a n w e n d b a r e s Recht 517, 594 Einzelstaatsangehörigkeit 287 E r f o l g s h o n o r a r 480 Gegenseitigkeit im Warenzeichenrecht 452 f. general licensed national 420 Gerichtsbarkeit über f r e m d e Staaten 491 Kalifornien, Adoption 372 —, Anerkennung deutscher Scheidungsurteile 516 —, Ehescheidung 518 —, internationale Zuständigkeit z u r Ehescheidung 516 —, Patentrecht 429 New York, Anerkennung ausländischer Urteile über den Unterhalt der E h e f r a u 287 —, Anerkennung deutscher Scheidungsurteile 287 —, Ehescheidung, a n w e n d b a r e s Recht 287 Texas, Adoption 571 —, Common-Law-Ehe 260 Wohnsitz 516 f. Wohnsitzgrundsatz 594 Zuständigkeit der Bundesgerichte 481 — deutscher Gerichte zur Scheid u n g der Ehe eines Amerikaners und einer Schweizerin 516 —, — zur Scheidung von Angehörigen von New York 287 Vereinte Nationen Umstellung von Forderungen 208, 225 — und Völkerrecht 222 Verfahren Anwendbares Recht 3, 114, 494 f., 505 — Prozeßkostenvorschuß nach österreichischem Recht 265

Einrede der Rechtshängigkeit vor ausländischem Gericht 391 Revisionsfähigkeit des ausländischen Rechts 391 f. Vergeltungsrecht 8 Verjährung H e m m u n g durch devisenrechtliche Vorschriften 346 — infolge Kriegsereignisses 346 Qualifikation 60 Verkehr als Quelle des IPR 54 Verlagsvertrag, a n w e n d b a r e s Recht 67 Charakteristische Leistung 67 F o r m , a n w e n d b a r e s Recht 68 — nach englischem Recht 68 Schwerpunkt 67 Stillschweigender Abschluß 68 Verlöbnis, a n w e n d b a r e s Recht 243 — nach niederländischem IPR 243 Niederländisches Recht 243 f. Bruch, Ansprüche nach Billigkeit 243 Versailler Vertrag Enteignung des deutschen Auslandsvermögens 165 ff. — von Mitgliedschafts-Rechten 151 Vorbehalt in der W e i m a r e r Verfassung 168 Verschulden bei Vertragsschluß a n w e n d b a r e s Recht 57 ff. Fehlen der devisenrechtlichen Genehmigung 58 H a f t u n g , Konkurrenz zum W a r schauer Abkommen 105 Qualifikation 57 Versicherung Abgrenzung des deutschen vom ausländischen Bestand 98 Abspaltungstheorie (Prölß) 99 Doppelzahlung 100 U m w a n d l u n g von F r e m d w ä h rungsversicherungen 139, 141 Versicherungsforderung Auseinanderfallen des W ä h r u n g s gebietes des großdeutschen Reiches 97 Belegenheit 96 Zuständigkeit, Rückerstattung 140 Versicherungsvertrag 235 a n w e n d b a r e s Recht 96 —, Unwandelbarkeit 96 Devisengenehmigung 139 Versicherungswesen, Tschechoslowakei 98 ff. Verteidiger f ü r die Aufrechterhaltung der E h e (El Salvador) 282 f.

Sachverzeichnis Vertrag, s. auch Parteiautonomie, Rechtswahl A n k n ü p f u n g an Erfüllungsort 56 a n w e n d b a r e s Recht 2 — Spaltung 111 Ort des Vertragsschlusses 88 Schiedsgerichtsvereinbarung, anwendbares Recht 58 Schweigen auf Bestätigungsschreiben 468 Schwerpunkt 65, 67, 464 — a m beiderseitigen Erfüllungsort 57 — Liegenschaften 558 Verschulden bei Vertragsschluß 57 W a n d e l b a r k e i t des Vertragsstatuts 498 Zustandekommen, anwendbares Recht 57, 468 Vertragsklausel „Bremen rules and a r b i t r a t i o n " 498 Vertretungsmacht Anwendbares Recht 2, 53 f. Entziehung durch Enteignung 47 V. bei Liquidation 47 Nachträgliche Genehmigung der P r o z e ß f ü h r u n g 12 Rüge des Mangels in der Revision 11 Verwaltungsakt 255 „to vest" 73, 78 Völkerrecht Allgemeine Regeln, Feststellung 626 - , Geltung 236, 627 Aneignung der Hoheit ü b e r polnisches Gebiet 150 Behandlung von Ausländern 472 — feindlichen Vermögens 144 ff. V. u n d Besatzungsrecht 492 E m a n z i p a t i o n 634 E n t z i e h u n g von Privateigentum 45, 171 — der Staatsangehörigkeit 307 E r w e r b von W e r t p a p i e r e n im besetzten Gebiet 177 Geltung in Berlin 487, 490 Gerichtsbarkeit 495 — über f r e m d e Staaten 485 ff. Losreißung eines Staatsteils 627 ff. V. und Rückerstattung 488 Staatensukzession 634 V. und Staatsangehörigkeit 608, 612, 618, 620 ff., 625, 626 —, Gebietsveränderungen 617 — Verleihung 304 — Verleihung und Entziehung 624 — Folgen der Emanzipation 622

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Umstellung von F o r d e r u n g e n von Angehörigen der Vereinten Nationen 222 Vertreibung der Deutschen 1945 145 Volksdeutsche, Staatsangehörigkeit 602 Vollmacht 54 a n w e n d b a r e s Recht 271, 504 — Auslegung und Umfang, anwendbares Recht 4 Beweis nach französischem Recht 3 — Qualifikation 3 Französisches Recht 2 f., V. des nichtständigen Vertreters 54 Vollstreckbarkeit vorläufige V., Durchsetzung von Ersatzansprüchen im Ausland 542 Vollstreckung V. ausländischer Urteile, Voraussetzungen 547 — deutscher Urteile in Belgien 469 Vollstreckungstitel auf f r e m d e W ä h rung Art der Vollstreckung 561 Inhalt 561 Vorbehaltsklausel s. ordre public Vorbehaltsurteil 187 Vorfrage Bestehen der Ehe als V. f ü r Ehelichkeit der Kinder 263 E h e t r e n n u n g als V. der Personensorge 302 f. Wohnsitz als V. zur Anerkennung ausländischer Scheidungsurteile 516 Vormundschaft Anwendbares Recht 371 Amtsvormundschaft nach Auswand e r u n g 378 Herausgabeanspruch a m Mündel, a n w e n d b a r e s Recht 374 J u g e n d a m t als Amtsvormund ausländischer Kinder 378 Schweiz, P r o z e ß f ü h r u n g s b e f u g n i s 373 Währung Festsetzung des Streitwertes 61 Versicherungsforderung 97 Verurteilung zur Zahlung in ausländischer W ä h r u n g 60 f. Währungsrecht 65, 461 ff. Währungsschuld Ersetzung nach Schweizer Recht 561 Wandelbarkeit und Unwandelbarkeit Statut der persönlichen Ehewirkungen 33

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Sachverzeichnis

Wandelbarkeit und Unwandelbarkeit Prozeßfähigkeit 12 Unterhaltsstatut 357 ff. Versicherungsvertragsstatut 96 Warenzeichen 432 ff.; s. auch Marke Belegenheit 44 Bereich des Schutzes 446 f., 459 f. Heimatschutz, Maßgeblicher Zeitpunkt 453 Zweck der Heimatbescheinigung 453 „In-den-Verkehr-Bringen" 447 ff. — Transitverkehr 447 österreichische Warenzeichen, Verordnung vom 18. 1. 1940 455 Spanien 450 W. sudetendeutschen Ursprungs 441 Vereinigte Staaten, Gegenseitigkeit gemäß § 35 II WZG 452 f. Unterlassungsanspruch für alle Länder des Madrider Markenabkommens 449 Vereinigung mehrerer Schutzgebiete 456 Warschauer Abkommen 101 ff. Wechselprozeß, Feststellungsklage 230 Weimarer Verfassung Adelsbezeichnung 21 f., 26, 28, 39 Versailler Vertrag 168 Weiterverweisung 269 Wertpapierbereinigung 152, 154 ff. Anmeldung ohne vorheriges Rückerstattungsverfahren 158, 162 Ausnahme für Stücke, die im Ausland lagerten 175 Beitritt 155 Belegenheit der Wertpapiere 157, 180 Beweis des Eigentums 170 Eigentumsvermutung 179 Enteignung der Wertpapiere 152 —, Anerkennung 175 — durch die Tschechoslowakei 163 Erwerb der Wertpapiere, anwendbares Recht 177 Guter Glaube 171 Niederländische Oppositionsliste 178 Pflegschaft für Abwesende 176 Sequestrierung 167 Übertragung von Wertpapierdepots im Zuge der Liquidation des privaten Bankgewerbes 156 Widerspruch einer niederländischen Behörde 172 Zweck 174

Willenserklärung, Auslegung, anwendbares Recht 59 Wohnsitz, s. auch domicile 117, 394 W. nach amerikanischem Recht 516 f. Anknüpfung in Rückerstattungssachen 120 Anwendbares Recht 308 W . der Ehefrau nach amerikanischem Recht 594 — der Kinder und Gleichberechtigung 568 f. — des ehelichen Kindes 294 — des Kindes, Qualifikation 308 — nach dem Recht von New York 287 örtliche Zuständigkeit in Rückerstattungssachen 121 Türkei, anwendbares Recht 309 Vorfrage für Anerkennung ausländischer Scheidungsurteile nach amerikanischem IPR 516 W. als Voraussetzung des Gerichtsstandes, anwendbares Recht 294 Wohnsitzgrundsatz im amerikanischen IPR 594 Württemberg, Zuständigkeit in Vormundschaftssachen 326 Zentralkasse sudetendeutscher Genossenschaften 47 Zeugenbeweis, F o r m 3 Zeugenvernehmung nach dem Recht von Basel 484 Zeugnisverweigerung anwendbares Recht 483 Internationale Zuständigkeit für Zwischenstreit 483 Zinsvereinbarungen nach iranischem Recht 53 Zivilprozeß, s. Haager Abkommen Zuständigkeit Reihenfolge der Prüfung 307 Z. des Schiffahrtsgerichts 113 funktionelle Z„ anwendbares Recht 303 internationale Z., anwendbares Recht 495, 506 —, Einfluß ausländischer Entscheidungen über die ausschließliche Zuständigkeit 495 — zur Adoption 323, 360, 365 —, — nach amerikanischem Recht 366 — zur Anfechtung des Vaterschaftsanerkenntnisses 345 — zur Ermöglichung der Anwendung des inländischen Rechts 306

Sachverzeichnis Zuständigkeit, internationale — zur Eheaufhebung von Franzosen 473 — zur Ehescheidung s. dort — zur Entziehung der elterlichen Gewalt 377 — zur E n t m ü n d i g u n g 15 — zur Entscheidung über ausländisches Markenrecht 434 — zur Erteilung des Erbscheins 384, 573, 577, 579 — zur Feststellung der Legitimation 319, 322, 329 — zur Feststellung der Rechtsstellung eines französischen Kindes 323, 327 — zur Fortsetzung eines Verfahrens, das 1944 in Metz anhängig war 510 —, Gerichtsstand des Vermögens 495 —, —, Begriff des Inlands 496 —, Gerichtsstandsvereinbarung 522 — zu Entscheidungen über die Personensorge 306 ff. —, Rüge der unrichtigen Bejahung 12, 506 — bei u n e r l a u b t e r H a n d l u n g 434

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— zu vormundschaftsgerichtlichen M a ß n a h m e n 375 — zum Zwischenstreit über Zeugnisverweigerungsrecht 483 örtliche Z., a n w e n d b a r e s Recht 294, 516 — in Ehesachen und Gleichberechtigung 507 ff. — in Erbsachen, Bestimmung durch das Oberlandesgericht 577 — Mehrheit von Gerichtsständen 154 — Rückerstattung 118, 120, 130, 137, 153 — Prorogation in Schiffahrtssachen 113 — Zeitpunkt nach § 43 FGG 308 in Rückerstattungssachen 116 IT., 127 Z. zur Rückerstattung, Aktien 151 ff. —, Entziehungsort 136 —, Entziehung im Ausland 125 —, Versicherungsforderung 140 sachliche, Prorogation 114 Zuständigkeitsergänzungsgesetz von 1952 564 f., 580 Zustellung im Ausland, Kosten 556 f. Zwangsvollstreckung 557 ff.