Die deutsche Habichtslehre: das Beizbüchlein und seine Quellen [2. erw. Ausg. Reprint 2011 ed.] 9783111372044, 9783111014715

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Die deutsche Habichtslehre: das Beizbüchlein und seine Quellen [2. erw. Ausg. Reprint 2011 ed.]
 9783111372044, 9783111014715

Table of contents :
EINFÜHRUNG
DIE »ÄLTERE DEUTSCHE HABICHTSLEHRE« M
DAS BEIZBÜCHLEIN
DIE »WIENER FALKEN HEILKUNDE«
ANMERKUNGEN
ANHANG
DIE »ÄLTERE DEUTSCHE HABICHTSLEHRE« N
GLOSSAR ZU N

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DIE

DEUTSCHE HABICHTSLEHRE DAS BEIZBÜCHLEIN UND SEINE QUELLEN

EINGELEITET UND HERAUSGEGEBEN

VON

KURT LINDNER

ÜWKITK ERWEITERTE AUSGABE

WALTER DE G R U Y T E R & CO. B E R L I N

1964

QUELLEN UND STUDIEN ZUR GESCHICHTE DER JAGD H E R A U S G E G E B E N VON

KURT L I N D N E R

II

A1U.H1V-NR 8 4 ^ 7 6 4 / 2

ο

INHALT EINFÜHRUNG

D I E » Ä L T E R E D E U T S C H E M A B I C H TS L E I I R E«

DAS B E I / B Ü C H L E I N

DIE

» W I E N E R F A L K E N H E I L K U N DE «

9

M

..

97

137

231

ANMERKUNGEN

243

ANHANG

277

Dili » Ä L T E R E DEUTSCH)·: H A B I C I I T S L E H R l · « N .. 291

G L O S S A R ZU N

313

E R S T E A U S G A B E 1955 Z W E I T E A U S G A B E 1964

I.

Der Begriff der „Deutschen Habichtslehre", unter dem hier erstmalig versucht wird, Deutschlands wertvollsten Beitrag zur spätmittelalterlichen europäischen Jagdliteratur auf dem Gebiet der Beize entwicklungsgeschichtlich darzustellen, ist für die jagdwissenschaftliche Forschung neu. Da er nicht durch die schriftliche Überlieferung begründet ist, bedarf es einer kurzen Rechtfertigung, um derentwillen es nötig ist, einige Ergebnisse unserer Untersuchungen vorwegzunehmen. Sie im einzelnen nachzuweisen wird unsere Aufgabe sein. Im Laufe des 14. Jahrhunderts entstand in Deutschland eine Schrift über die Beizjagd mit dem Habicht. Sie setzt sich aus einer Reihe formlos aneinandergefügter Kapitel zusammen, die sich ausschließlich mit der Pflege und Abrichtung dieses für die Völker des mitteleuropäisch-germanischen Raumes wichtigsten Beizvogels beschäftigen. Dieser Traktat, der offensichtlich schon im Urtext deutsch geschrieben wurde, ist uns im Original nicht erhalten. Wir verfügen jedoch über eine allem Anschein nach wortgetreue Abschrift aus jüngerer Zeit in der in der Bayerischen Staatsbibliothek in München aufbewahrten Handschrift Cod. Mon. Germ. 289. Dieser als „Ältere deutsche Habichtslehre" bezeichnete Text, der bisher nicht nur ungedruckt, sondern sogar so völlig unbeachtet blieb, daß er im gesamten Schrifttum zur Geschichte der Falknerei nicht einmal mit einem Hinweis erwähnt wurde, darf wegen seines Alters als das bedeutsamste beizjagdliche Werk in deutscher Sprache angesehen werden. Die „Ältere deutsche Habichtslehre" bildete die wichtigste Quelle für den Humanisten Eberhard Tappe bei der Abfassung seiner 1542 veröffentlichten Schrift „Waidwerck vnd Federspiel", bei deren Niederschrift dieser sich so eng an seine Vorlage anlehnte, daß

den korrespondierenden Teilen seiner Abhandlung der Wert einer zweiten Handschrift zukommt. Die „Ältere deutsche Habichtslehre" erfuhr spätestens in den ersten zwei Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts eine Neubearbeitung und Erweiterung, bei der die alten Bestandteile mehr dem Inhalt als dem Wortlaut nach erhalten blieben, außerdem aber in der Form eines recht umfangreichen Anhanges weitere, zum Teil recht wesensfremde Quellen einflossen. Diese Arbeit, die zu den besten fachwissenschaftlichen Arbeiten im europäischen Schrifttum gehört, ist unter der Bezeichnung „Beizbüchlein" bekannt. Sie gliedert sich inhaltlich in die reichlich zwei Drittel des Werkes umfassende „Jüngere deutsche Habichtslehre", deren Entstehung auf die „Ältere deutsche Habichtslehre" zurückzuführen ist, und die an den Schluß gerückten Zusätze veterinärmedizinischen Inhalts, deren außerdeutsche Vorlagen teils nachgewiesen werden können, teils rekonstruierbar sind. Für ihre Beurteilung ist eine unabhängige Parallelübersetzung einer der eingeflossenen lateinischen Quellen wertvoll, die als „Wiener Falkenheilkunde" bezeichnet wird und sich im Besitz der österreichischen Nationalbibliothek in Wien befindet. Das „Beizbüchlein" scheint sich in Deutschland während des 15. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreut zu haben. Es ist uns in vier, zum Teil allerdings unvollständigen Handschriften erhalten und wurde um 1480 erstmalig gedruckt. Es hat als das älteste europäische gedruckte Jagdbuch zu gelten. Für die freudige Aufnahme dieser wegen ihrer weitgehenden Originalität schätzenswerten Arbeit spricht die rasche Aufeinanderfolge von drei weiteren Auflagen innerhalb eines halben Jahrhunderts. Bis ins 18. Jahrhundert übte das Geistesgut der „Deutschen Habichtslehre" auf das deutsche Fachschrifttum einen nachhaltigen Einfluß aus.

10

. Die „Ältere deutsche Habichtslehre" ist uns überliefert in: (M) München, Bayerische Staatsbibliothek, Cod. Mon. Germ. 289, fol. 108 r—119 r, 15. Jahrhundert. Die für den Einband dieser Handschrift verwendeten Holzdeckel sind mit abgeschabtem, ehemals purpurrotem Leder überzogen. Das gut leserliche.in zwei Kolumnen geschriebene Papiermanuskript stammt aus dem Jahre 1442. Für die Beurteilung der Arbeit sagt das Datum der Anfertigung des Cod. Mon. Germ. 289 allerdings wenig aus. Eine Beschäftigung mit dieser einzigen Handschrift, in der uns die „Ältere deutsche Habichtslehre" erhalten blieb, zeigt, daß es sich um eine zwar kalligraphisch vorzügliche, tatsächlich aber doch recht gedankenlose Abschrift eines geübten Berufsabschreibers handelt, der seine Aufgabe im Kopieren sah, sich des Gegenstandes seiner Arbeit selbst aber kaum bewußt wurde. Offensichtlich gingen einzelne Worte oder ganze Satzteile beim Abschreiben verloren, so daß der Zusammenhang nicht immer gewahrt blieb und manche Auslassungen regelrecht sinnentstellend wirken. Diese Lücken lassen sich allerdings in den meisten Fällen durch einen Vergleich mit Tappes Wiedergabe der gleichen Quelle ausbessern. Sie wurden mit dem Ziel, einem kritischen Text möglichst nahe zu kommen, in unserer Ausgabe weitgehend aus Tappe ergänzt, jedoch durch [ ] kenntlich gemacht. Es ist übrigens nicht ausgeschlossen, daß die Mängel in der Überlieferung nicht auf das Schuldkonto jenes Abschreibers zu buchen sind, dem wir den Cod. Mon. Germ. 289 verdanken. Vielleicht folgte er selbst einer unzulänglichen Vorlage, denn einige Stellen lassen vermuten, daß der Verlust verschiedener Worte frühzeitig erfolgt ist. Dies ergibt sich aus der Tatsache, daß die auf diese Weise schwer verständlich gewordenen Textstellen sowohl in „Waidwerck vnd Federspiel" als auch im Beizbüchlein nicht 11

wiederkehien, also schon von deren Verfassern fortgelassen worden sind. Interpunktionen kennt die Münchener Handschrift nicht. Sie wurden, soweit es sich im Interesse des Verständnisses der Vorlage als notwendig erwies, ergänzt. Die Orthographie ist ungleichmäßig. Fast spielerisch mutet der häufige Umlaut an1). Nicht selten finden sich die den Umlaut kennzeichnenden " auch über dem ea). Sie wurden bei der Transkription unbex

) z. B. in Form von = rot 108 r1 tot 108 1« mal = Maler 108 r* brüst = Brust = fahl 108 r1 fäl 1 108 v äse. aß = Aas 108 v1 gchüngern = hungern 108vl hunger = Hunger 108 v1 muß = Mauser 108 v1 gut = gut 108 v1 lüstig, vnlüstig — lustig, unlustig 108 v* man = man 108 v* jung = jung 109t1 hünde = Hunde x 109v hünes = Huhnes 109 v1 büg = Bug 109 v* versuchen = versuchen 1 110 r antvögel = Entvogel HOr1 körn = Köm 1 = Gans HOv gänß 111 r1 genüg = genug = Sommer 111 r* sümer 1 112 r waschen = waschen 112 r* glüt.glüte = Glut 112V1 nottürfft = Notdurft

1 13 r» plüte, plüt 114 r1 morgens 114 v* butter 114 v* körne 115 r1 hüffe 115 r* drücken 115ra gesünt 115 v1 stoße 115 v* saubriing 115 v* zünge 116 r* sünst 116 v1 wunden 116 v* gcpüluert 117 r1 sonnen 117t1 wurme, wörme 117 r* stümpff 117 v1 zücker 117 v» dorn 118r» vor 118r* wöl HSv1 tun 118 v1 knöden 118v» fuße 119 r1 für

= Blut = morgens = Butter = kommt = Huf = trocken = gesund = stoße = Säuberung = Zunge = sonst = Wunden = gepulvert = Sonne = Wurm = Stumpf = Zucker = Dom = vor = will = tun — Knoten = Fuß = vor

*) z. B. in Form von 108 r1 stctt = steht 108 r« werhafft = wehrhaft 108 r* wer = wer

108 v1 gewönne 1 aer 108 v* recken

= gewöhnen = Eier = recken

12

rücksichtigt gelassen. Die wenigen Verschlüsselungen, die der Abschreiber anwandte, wurden aufgelöst und im Druck durch Kursivschrift gekenn2eichnet. Für uns stellen sich die Fragen nach dem Herkunftsbereich der „Älteren deutschen Habichtslehre", ihrer Entstehungszeit und ihrem Verfasser. Im Text werden weder Autor noch Ort oder Zeit der Abfassung genannt. Keine fremde Quelle, die einen Hinweis geben könnte, findet Erwähnung, während der Inhalt darauf hindeutet, daß wir eine durchaus originelle Arbeit vor uns haben. 108 v* schaffen 108 v* vcste 109 r1 rech 109 r8 eßen 109V1 wermen 109 v* stetigdich 109 v» destcr 109 v1 werfen 109 v» den 110 r1 etzen llOt» wetcr HOv1 decken 111 r1 ser 111 r1 wercn 111 r» stee 111 r» me 111 v1 besten 112t1 er 112 r1 nater 112 r" drecke 112 v» schmeres 112 v* gerne 113 r1 wer 113 r1 benemen 113 r* wenig 113v* gen 113 v1 gell 113 v1 zehen

= Schaf = fest = Reh = äßen = wärmen = stetiglich = desto = werfen = den = atzen = Wetter = decken = sehr = verwehren - steht = mehr = (am) besten = er = Natter = Dreck = Schmer (gen.) = gerne = wäre = nehmen = wenig --= gegen -gehl = zähen

114 r1 herkömen 114V1 rech 114V1 Aer IHv 1 der 114 v» lege 115 r1 netze 115 r1 zesamen 115 r1 vertiertet 115 r» federn 115vl speck 116 r1 vngeßen 116 v1 nemen 117 v* crem 117 v» beßer 118 r1 gehetzet 118 r1 tregt 118 r1 lere 118 r1 gelemet 118 r* ersten 118 r1 pferden llSr1 erschrecke 118 r* rennen 118 r« streck HSr1 keße 118 r1 verstett 118 v1 meßlichen 118 v1 eilen 119 r1 vmbkert

= hergekommen = Reh = Aar = der = lege = netze = zusammen = verhärtet = Federn = Speck = ungegessen, ungeatzt = nehmen = ehernem = besser = gehetzt = trägt = lehre = erlernt — ersten = Pferden == erschrecke = rennen = Strecke = Käse = versteht = maßvoll = Elle = umkehrt

13

Die Selbständigkeit, mit der der Verfasser arbeitete, wird zunächst dadurch bestätigt, daß sich keine Textstellen nachweisen lassen, die als einer fremden Vorlage entnommen anzusehen wären. Diese Feststellung ist nicht ganz leicht zu treffen, denn sie setzt einen Überblick über das verwickelte europäische Jagdschrifttum des Mittelalters voraus. Sie wird zudem erschwert durch die Tatsache, daß die Technik des Lockemachens, der Abrichtung und Pflege der Bcizvögel einschließlich der Behandlung zahlreicher Krankheiten im wesentlichen Gemeingut aller europäischen Völker war und die hierzu gegebenen Anweisungen sich infolgedessen in mehr oder minder abweichender Form überall wiederfinden. Inhaltlich übereinstimmende Äußerungen sind deshalb noch kein Zeichen für gegenseitige Abhängigkeit, ganz besonders wenn Wortlaut und Gedankenfolge voneinander abweichen. Als sinnfälliges Beispiel darf das Erscheinen der „Schlangenreger im Cod. Mon. Germ. 2893) gelten. Für eine selbständige Entstehung der „Älteren deutschen Habichtslehre" spricht ferner ihr Aufbau. Die mittelalterlichen Arbeiten, die als Quellen in Frage kommen konnten, und die von ihnen beeinflußten Nachschöpfungen zeigen eine weitgehende Übereinstimmung in der Behandlung des Themas, die im einzelnen darzustellen wir uns in diesem Zusammenhang ersparen dürfen. Am sinnfälligsten wird das Abweichen vom herkömmlichen Schema durch die recht eingehende Darstellung der Abrichtung des Beizwindes und dessen Zusammenarbeit mit dem Habicht. Sie hat in keiner älteren Quelle, auch nicht in den französischen Texten des 14. und 15. Jahrhunderts, ihresgleichen. Endlich deutet noch ein dritter Gesichtspunkt auf die Originalität unseres Traktats hin. Die bis ins 14. Jahrhundert entstandenen didaktischen Werke — vor allem waren es Arbeiten veterinärmedizinischen Inhaltes —, deren Heimat wir im mittelländisch') s. hierzu Anmerkung 36 S. 253. 14

romanischen Sprachgebiet zu suchen haben, beschäftigen sich alle ausschließlich oder überwiegend mit dem Falken, nicht mit dem Habicht. Wir kennen bislang aus diesem Bereich keine Abhandlung aus der Zeit bis zum 14. Jahrhundert, welche ausschließlich den Faustvögeln gewidmet ist. Zwar sprechen einige Zeugnisse, wie beispielsweise das 20. bis 22. Kapitel im Traktat „De falconibus" des Albertus Magnus, dafür, daß es solche „Habichtslehren" gegeben haben muß, aber sie scheinen nicht nur wesentlich seltener als die „Falkenlehren" gewesen zu sein, sondern ließen sich auch alle bislang noch nicht zuverlässig hinsichtlich des Bereichs ihrer Herkunft bestimmen. Sicher dagegen ist, daß in der ältesten beizjagdlichen Literatur der germanischen Völker der Habicht im Mittelpunkt des Interesses stand. Schon die aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammende Abhandlung „De cura accipitrum"4) des Adelard von Bath ist eine „Habichtslehre". Das gleiche gilt für „The booke of Hawkyng after Prince Edwarde Kyng of Englande"6), einer allerdings nicht ganz originellen didaktischen Abhandlung in englischer Sprache, die ungefähr aus der gleichen Zeit wie unser deutscher Text stammt. Der Verfasser der „Älteren deutschen Habichtslehre" beschäftigte sich allein mit dem Habicht. Er erwähnte keine Falkenart und unterließ es infolgedessen auch, auf Vorgänge, die für die Abrichtung der Ludervögel charakteristisch waren, einzugehen. So hören wir beispielsweise nichts über das Aufbräuen, die Dauer der Qliatur oder gar über die Haube. Daß in unserer Arbeit gerade der Habicht behandelt wird, spricht für ihre Herkunft aus dem germanischen Raum, denn hier gewann diese 4

) De cura accipitrum, a mediaeval Latin treatise by Adelard of Bath, herausgegeben von A. E. H. Swaen, Groningen-Batavia 1937. *) A. E. H. Swaen, The booke of Hawkyng after Prince Edwarde Kyng of Englande and its relation to the Book of St. Albans, Studia Neophilologica, Bd. XVI, Uppsala 1943, S.I—32. 15

Beizvogelart ihre größte Bedeutung. Ein französischer Autor — denken wir nur an die Verfasser des „Livre du Roi Modus" oder des „Menagier de Paris" — würde sich, wenn er einen der Faustvögel zum Gegenstand einer beizjagdlichen Monographie gemacht hätte, unzweifelhaft dem im Westen viel höher geschätzten Sperber zugewandt haben. Der Habicht wurde im Schrifttum der romanischen Völker bis ins 15. Jahrhundert geradezu stiefmütterlich behandelt. Stets gedachte man seiner nur im Vorübergehen, wobei es oft genug an dem Hinweis nicht fehlte, daß die tauglichsten Habichte aus Deutschland gebracht würden. Hier lag also das Zentrum der Verwendung dieser Beizvogelart. Durch sprachgeschichtliche Untersuchungen läßt sich die Heimat der „Älteren deutschen Habichtslehre" vielleicht etwas näher bestimmen. Diese Arbeit mag einem Germanisten vorbehalten bleiben. Fast interessanter noch als die Ermittlung des Herkunftsbereiches unseres Textes ist die Frage nach seinem Alter. Schon bei einem oberflächlichen Studium verraten die Altertümlichkeit der Sprache und die Unbeholfenheit in Ausdruck und Satzbau, daß es sich um eine Arbeit des 14. Jahrhunderts handelt. Die ungelenke Art der Darstellung tritt am störendsten im häufigen Wechsel der Fom in Erscheinung, in der die einzelnen Anweisungen gegeben werden. Die imperative Form der direkten Anrede „setze ihn...", „gib ihm . .." wechselt rasch und übergangslos, oft im gleichen Satz mit der neutraleren Anrede des Lesers in der dritten Person: „so soll man ihn setzen...", „so soll man ihm geben...". Daß der Zeitpunkt der Entstehung des Cod. Mon. Germ. 289 für das tatsächliche Alter der „Älteren deutschen Habichtslehre" nichts aussagt, bedarf keiner Erwähnung. Natürlich läßt sich die Entstehungszeit überhaupt nicht genau bestimmen, immerhin gibt uns ein Termin ante quem einen Anhaltspunkt, daß wir die Abfassung des Werkes mit einiger Sicherheit ins 14. Jahrhundert zurückverlegen dürfen. 16

Wir wissen, daß die „Ältere deutsche Habichtslehre" die wichtigste Quelle für den Verfasser des Beizbüchleins war. Eine der Handschriften, in der uns dieser Text überliefert ist, der Cod. Mon. Germ. 558 der Bayerischen Staatsbibliothek in München, enthält zwischen der „Lehre von den Zeichen des Hirsches" und dem Text des Beizbüchleins8) folgende Bemer · kung: „AnnoDöm/iw'ep *^"l P™1^1 die P0** festiuw nauviiatis marie virgiais per manus hugonis dicti wittenwiller". Wir lassen hier dahingestellt, ob jener Hugo Wittenwiller der Verfasser der „Lehre von den Zeichen des Hirsches" war und sich deshalb für berechtigt hielt, seinen Namen an den Schluß des Traktats zu setzen, oder ob wir in ihm nur den Abschreiber zu vermuten haben. Sicher aber ist, daß er am 9. September, also an dem Tag, der dem Fest der Geburt der Jungfrau Maria im angegebenen Jahre folgte, seine erste Arbeit zum Abschluß brachte und sich anschickte, das Beizbüchlein folgen zu lassen. Deshalb fuhr er fort „Nu han ich dich gelert wie du den hirczm jn der faissi vnd jn der brunst socfen sol vnd wie du jn erkennen solt für ein hindin vnd von des hirczes wandlu/rg ga/rcz vnd gar vnd von dem jegw. Nu wil ich dich leren von dem federspil des ersten vo wellen siten der habch sich vnd von den habcher vnä wie die guten hebch gemäl send sin vnd welch ma« vs sol nen7), wie ma» sy ecze« sol vnd loken vn^ baiczen vnd vor allen dingen wie ma» mit federspil vm£ sol gan." An diesen Prolog schließt sich der leider unvollständige, aber auf jeden Fall älteste Text des Beizbüchleins an. Rätselhaft ist nun, in welchem Jahr Hugo Wittenwiller schrieb, denn zweifellos steckt in der Angabe des Datums ein Fehler. Die erste Möglichkeit besteht darin, daß er mit der römischen

·) Cod. Mon. Germ. 558, fol. 140v—141 r. ) nehmen.

7

2

Habichtslehre

17

Zahl M = 1000 begann, dann aber mit arabischen Ziffern fortfuhr und vergaß, die römische 1000 zu streichen. In diesem Falle hätten wir 1415 zu lesen. Die zweite Möglichkeit wäre darin zu sehen, daß er alles mit römischen Zahlen schrieb, aber in der Eile die Hunderter (400) vergaß, also nur 1009 setzte. Dann wäre das Zeichen »iJiJ ί±*^ fin \^»t tud««^*».^· ^ fif-f-**£*·

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Taf. III: Beizb chlein, M nchen, Bayerische Staatsbibliothek, Cod. Mon. Germ. 558, fol. 141 r (A).

dßtt^ttftyftHfr ^v r**nt\mSt fttyngt«;^

^ttw5Äic^fc(^\n Taf. IV: Beizbüchlein, Marburg, Westdeutsche Bibliothek (früher Preußische Staatsbibliothek, Berlin), Cod. Germ. Quart. 351, fol. 3r (B).

mjäh tnWm t« Taf. V: Beizbüchlein, Marburg, Westdeutsche Bibliothek (früher Preußische Staatsbibliothek, Berlin), Cod. Germ. Quart. 581, fol. 37r (C).

"·&»* ex* /n*t

Taf. VI: Beizbüchlein, Donaueschingen, Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek Ms 830, fol. l r (D).

Taf. VII: Beizbüchlein, Ausgabe Augsburg ca. 1480 (Anton Sorg), Titelholzschnitt, fol. l v (E).

crfte bud? vatxt alfo an vtib l cat patffen Έη&αυφ&η βαΝφ «bennc» Dttc btcnftc fpl ma 36 hcttiec 3€tt vctaiimcn mitt es weifet ten men aδ 30 tr fo ce mit tft fo όίφ nitt

ftrn n οφ vctfaumdi an otcs tcnft tft es gut Imcc3\x>cilci i mit fc&c fpil» t>ni> xx>cllxii mmt es l ftet ζ«: nta0 bt{5 biid>c mid> bet man es atumb fo tft es fce tcc ϊβ Iccctfcuccjweilcthatnc 6tc xoac von ten Kuncb en an jte *tn jtcn vatbcu*an jti ffclcbffc jcnt aict ιιαφfcemηφίαι jcc Taf. VIII: Beizb chlein, Ausgabe Augsburg ca. 1480 (Anton Sorg), fol. 2r (E).



Eberhard Tappe, Waidwcrck vnd Federspiel, Straßburg 1542. Die habich aber / so nun inn diesen Deutschen landen gefunden werden / seind nur zweierley geschlecht vnd art / das ein ist klein / vnd wirt Tertzel oder häbichlin genanwt / welches mann für dz mennlin helt. Das ander ist größer vnd stercker / deshalben auch zum raube beqwemer vnnd nützlicher. Diß geschlecht nennet mann gemeinlich den habich / vnd ist das weiblin. Von der habichen färb / dar an man sie vnderscheyden kan / wa sie gestanden seyen. Wiltu auch eygentlich erfaren vnd wissen / wa ein habich gestände« sey / so soltu ein sonderlich vffmerckuwg v ff die färben haben. / Dann das federspicl verwandelt vnd artet sich nach dem gelende / nach der statt / vnnd nach dem holtze, da er jnne stehet. / Also, welche vff den dornstauden / vnd affholtern2) gestanden / die selbige seind einer rötlicher oder schwartzer färben / dann die vff den buchen seind gestanden / dann diese werden gern fahle. /» den kalten landen vnnd an denfelßen werden die habicb großer vnd stercker \ aber sie seind vbler %u b[c]reytten vnd %u richten j dann die an einer warmen statt vnd lande stehen vnd al.la erlogen stindt. 7*

99

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1

(3) W i e m a n d y edeln h a b i c h b e k e n n e n sol. Merck: istderj habich gros vnd langk an de;» leib vnd vor den äugen vnd hat weyte naßlocher vnd aynew swartzen hals, lang swartz jn dem münde vnd an der züngm vnd clayn kurtze flugel vnd ain wenig gebogen als ain hune, dy federn brait vnd starck mit hochen baynen, gros vnd flach, die enge stent zeuen3) vnd weyt zu den fußen als sy krümbt seyent, Die fuß gros vnd weyt zwyschen den kloen, vnd mit lanngen zegeln4) von röter färb oder swartz, Grae mal an der brüst, Auff dem rucken vorüne dy vedern an atm ende weys, An den dychen5) fäl ane mal, zu dem zagel mal als dy sträben vnder schayden gehermalen6) da entzwyschm. (4) Von n y s t l u n g e n . Die nystlunge werdent werhafft vn^ ye lenger ye köner vnd beßer wer sy recht behalten kan. Es ist gut, das man sy laße wol federn an dem genysten, doch sol man sy abnemen ee das sy wol mügent geflygin, vnd sol sy

Cap. 10

Wie man ein edlen habich erkennen soll. Wa du eygentlich ein guten habich erkennen wilt / so solt du dar vff acht haben / dz er groß vnd kurtz sey / eins kleinen langen kopffs vnd halß / breytter brüst vnd schultern / mit weytten naßlöchern / schwartz an der Zungen vnd im maul / kleiner vnd kurtzer flugel ein wenig gebogen / gleich wie einem hune / mit breytten vnd starckin federn. Er soll haben große / hohe vnd flache bein / die da eng stehen zu den herschen zu / vnd weyt zu den Rissen zu \nd ein wenig gekrümet / das zwischen den klawen die beyn hohe vnd weyt seien. Er soll haben ein langen schwantz von roter oder schwartzer färben. An der brüst soll er haben grawe macklen oder flecken / vff dem rucke braune federn vnd am ende weiß. An den diechen fahle federn on mahle. An dem schwantz mahle wie die strahlen / vnd gerrmahle» da zwischen gemengt.

Cip. 13

Von den Nestelingen. Die Nisteling soll mann wol fyderen lassen in den nesten / jedoch das sie nit zu flügke werden / vnnd die selbigen werden werhafftig / vru/ ihe lengcr ihe küner / wer sie recht zemwen kann / vnd fliegen auch gar selten von jrem herrn. Darumb wann mann sie auß dem neste genommen hat, soll mann

100

in ainen korb setzen vnd jn zu allen zeitten frischs äse geben oder ayer vnd nywmer laßen gehüngern von bösem äse. von hunger wirt er hunger meinig7) vnd schreyent. Man sol im ainen grönen wäßen8) leg?n, da er aufflyge vnd rüge9). Vnd an dem vierden tag frisch waßer, das er bade. Sy habent auch vor der muß nicht gut gefyder (sy köment). Auch kome an, das sy vahent nach der müßen, so werdent sy ye lenger ye beßer vnd ye köner. (5) Von w y l t t f l u g e l n . Die wiltflügel sol man setzen auf ainen harnen10) vnd sol sy gewenne das sy aer eßent, vnd sol es in doch nicht ze dick gebin nach ain ander wan« sy werdent vnlüstig dauon. Vnd sy auch nicht zu faiste machen ee das er j sich gedultigdich laße tragen. Man sol dy selben habich nit tragen bis das sy wol wellent recken vnd gehertten11). (6) Von v n g e s u n d e m äße aller hannd. warm äße ist beßer danw kalt. Das warm hüner äße das macht den habich faiste. Das kalt macht in mager. Junge hüner dy magerent sere. Alte hüner geben kraft vnd leib. Zame gense vnd Entten sint dem habich böße. dy antten aller böst. Das scheffen äße ist gut vnd machet dem habich jn dem sumer [vnd] jn dem herbste faiste, jn dem winter vnd in dem lentzen mager. Vnd sweynen äße machent in faist, es ist aber veste zudewen. Hund äße ist gut zu verjüngen die lengen12). Alte katzen dy

sie in ein korb setzen vnd zum dickeren mahl mit gutem frischem ahs essen als guten vögeln vnd fleysche ihe alle lag / aber ein venig vff ein mahl j das sie jrtn pfleger desto baß lernen kennen vnd mehr lieben vnd soll sie auch keins wcgs hunger lassen leyden. Dann von bösem ahß wirt das gefider böße / von hunger aber werde/» sie hungermelig vnd sehnende. . . Auch soll mann dem Nisteling ein grünen wasem vnderlegen / dz er dar vff ligge vnd ruwe / an dem vierden tag soll mann ihm frisch wasser geben, das er bade vmb der federn willen / dann sie haben vor der mauße nit gute federn. (Kap. 5 bis 8 in Cod. Mon. Germ. 289 sind ohne Entsprechung bei Tappe.) 101

machent den habich faiste. wer sy im dick gibt, so wirt er keychent da von. Dy jungen katzen dewent altzeit sere vnd sint auch jndig13) gut zugeben dem j| habich. Rinder, pferd vnd gayß sind dem habich auch nit gut, wan« es machet in stathaffüg vnd vnlustig, doch machet es im klayne kropffe.

1091«

(7) Von dem wilden äße. die wilden genß geit man den habichen gut äße, wann das es in gail machet. Der rayg*r vnd die entten sint boße. Der kranich däwet nicht wol. Die kroe14) ist nicht sere gut. Die atzel15) vnd die rüch18) gar boße. Der hirs dem finde gleich, das rech gleich, der wolff gleich dem hünde. welcherlay äße man dem habich gibt, die weyl er seiner gaylen pfliget, da mag er von sterben. Wann man nicht flaysches gehaben mag, so mag man dem habich visch geb*n, die frisch sein vnd grüne, doch wan/f sy nicht laychent. die Ölen17) dewent wol. von dem Ale maußent sy sich j gerne, (die) da[s] gefider wirt Aber da uon swach vad waiche. (8) Wie die ayer gut sint dem habiche. die ayer sint dem habich gut mit milch gemachet, sy dewent wol. Doch so man sy dem habich dick gibt oder so sy zu dick werdent, so sol man kalt waßer doran gießen vnd las in doraus eßen so dewet er sy dester bas. (9) Von claynen vögeln, alle clayn vogel sint gut äße dem siechen habich vnd dem gar magern habich. Die jungen tawben oder höner vff gebrochen an der brüst enzway gerißen, also warme, merck: das hirn des vogels ist gut äße vnd ist boße18), wan» es in

Cap. 14

Von dem ahß den habichen am nützligsten.

Den habichen dienet kein besser ahß / dann von kleinen guten vögeln / fleysche. Junge dauben vnd hüner an der brüst vffgebrochen vnd in zwey gerissen vnd also warm geben schmecket ihn auch nit vbel. leb hob auch gesehen von etlichen veydleuten / wann sie kein fleisch oder vogel gehaben möchten / das tie junge hundt / %u der jaget vntüglicb den Habichen %u essen geben. Das gehirn des

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schadet nit vnd dewet sich gleich, das marck ist beßer jn dem bayn, vnd vaißugkait auß den warmen vögeln ist auch gar gut vnd rayniget zumal sere. Die ädern, bayn, federn vnd saffte |[ das engeyt19) man in nüt für äße sonnder zu raynigüngm der i09v ] magen vnd zu ainer ertzeney Des kopfes. die zungen schmäckent dem habich wol vnd ist doch nicht als gut äße als ander äße. Der hertze ist boßer vnd bitter, die lunge ist nicht erlich äße vnd dewet doch wol. Die leber endewet sich nit gern. Die nyern vnd das miltz endawet nit zu äße. Des hünes flugell warm abgerißen ist beßer wen« das dieche. das diech ist beßer kalt vnd mageret sere. Man sol es aber wermen in warmen waßer. Also ist auch der büg vnder den lenden. wermet man aber dy zway sunder waß*r so ist es böß äße. (10) Wie man den habich beraittcn sol. So man den habich begünnet tragen | so sol man stetigclich äße han vnd im das dick bietten so gewönet er des mannes dester ee da uon. vor allen

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vogcls ist auch gut ahß dann es ist loß vnnd dawet sich wol / darumb schadets nit. Das marck an den beinen ist viel besser / die Feistigkeit auß den warmen vögeln ist auch gar gut vnd gesundt vnd reyniget die adem vnd beyne / vnd steiffet die federn zu mahle ser. Das jngeweyde oder därm nynrvw nit zu aß / dann allein zu artzney vnnd reynigung des magens vnd deß korpers. Die zung schmecket dem habich vber auß wol / aber es ist nit so vast gut als ander ahß. Das hertz ist besser. . . Die lung ist nit ehrlich aß / vnd dawet doch wol. Die leber dawet sich nit gern / die niercn vnd das Miltz daugt nit zu aß. Deß huns flügel warm abgerissen ist besser / dann das diech. / das diech ist besser kalt dann warm vnnd magert seer / mann soll es aber in warmen wasser wermen. / Also ists auch mit dem bauch vnd den lenden: wermet mann aber die zwcy on wasser / so ists ein böße aß. Wie man die Nisteling vnd Esteling bereytten sol.

Aus dp. 16

Wann mann die Nisteling vnd Esteling anfahet zu tragen / so soll mann aß bey jm haben vnd dasselbig ihnen dick bietten / so gewohnet er dauon desto baß des Voglers. / Jedoch soll mann für allen Dingen acht haben / dz mann sie nit mit zu viel gebung überkröpffe / . . . 103

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dingen sol man bewaren, das man dem habich ycht vbrig kropff oder zeuil gebe.

HO t·

(11) So der habich gelock t wirt v n d d a m i t bayßen wilt, so der habich berayt wirt vnd wol zu der hant körnet vnd man damit baissen wil so sol man doran mercken ob er das haubt nach im zühet vnd die äugen scherpfet. so er die vogel sieht, so wil er vahen. Man sol in gemechlichen werffen, das er von dem schwinck20) seiner begerung nit vwgeße. Man sol in zu dem ersten versuchen zu dem großen vogel, das ist gut, ob er den maynen wolle. Zu der wylden ganß oder zu dem kraniche oder zu j dem Raiger. maynet er das nit, versuch in mit dem antvögel. Mag er das nicht erfliegfn, so wirff in zu dem weyen oder zu dem rappen. erflüget er zu dem ersten wol vnd vehet das nicht, so sol man [den] habich nit mer zu dem mal werffen vnd sol in etzen.

Cap. 18

Wie man am ersten beyssen soll. Wan nun der habich mit einem vorkß also ist angebracht worden / wol widerum/» zu banden kompt / vnd darmit beyssen will / so soll mann seiner «Jit nemen ob er auch lust hab zu jagen vnd rauben / als nemlich so er das haupt nach ihm ziehet / vnnd die äugen scherffet, so er ein vogel sihet. Wann er diß thut, so will er fahen / vnd ist des vogels begierlich. Mann soll ihn aber für allen dingen also werffen dz er seiner begierligkeit von dem schwanckcn nit vergesse. Erstlich soll mann ihn zu den großen vögeln als zu einer wilden ganß / oder zum kranchen / oder zum reyger versuchen / ob er die meyne» wöll. Meynet er die nit / so versuch ihn mit einem antfogel, / kann er das dann nit erhäschen / so wirff ihn zu den weyhen / oder raben. Fleuget er auch von erst wol / vnd iahet dannoch nit / so soll mann den habich zu dem mahl nit mehr werffen / vnnd soll ihn gleich speysen / das er ihe des Weydmans nit inn vergcß komme.

Am Cap. 17

Von dem vorlaß. Darumb wann du ihn zu solchen [grosscn] vögeln wilt gewehncn / so nim solcher vogel ein als ein gantz die gcferbet scy wie ein wilde gantz / oder reyger / oder trapp / binde oder verkurtze ihe die flügel / wirff sie in einen 104

(12) Von dem volaße21). so der habich nit mer vahen wil, so sol man in mit ainem fürlaße an bringen mit ayner ganß, die da gefar sey als ain wilde ganß ödet als ain rayger oder ain drappe28). der pinde man dy flügel vnd schieße sy im für vnd laß im wol seinen willen damit haben. Mit dem großen sol man baißen des herbstes, vnd in dem le[n]tze ist es gut des tages vnd des obents vnd des morgens. (13) Von dem morgen flüge. der mager habich fahet |j gerne, den sol man dor zu des abents berayten. Auch körnet der habich nicht gerne des morgens. Der faiste habich vahet gerne des abents. In bößem weter vnd in winde sol man nicht baißen, wane der habich körnet nicht gerne zu der hant.

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(14) Wie man den habich werffen sol. Man sol den habich nicht werffen wa schwine sind vnd auch nit vber züne oder bey dicken hecken Oder bey vngeschnyteni» körnen, Wan man im nicht bald darjnne ze hilff mag körnen, so der vogel nit beydten wil, so ensol man den habich nicht enwerffen. wann er aber graben / vnd laß alßdann den habich an sie, das er seinen willen wol da mit habe. Aui Ctp 19

Wie vnd wann der bereitet habich zu werfen sey.

·

Auch soll mann mit dem grossen vogel im herbst vnd Lcntzcn des abends vru/ morgens voglen vnd zu der beysse gehen. ... der mager habich fahet gern des morgens / darumb soll man» ihn des abends darzu bereytten, der feyste aber fahet gern des abends. In bösem wetter vnd winde soll mann nit beyssen / dann der habich kompt alßdann nit gern widder. Auch soll mann den habich nit werffen da viel sew seind / auch nit vber die zeun oder bey dicken Stauden oder streuchen / oder bey vngeschnitteniOT kom / oder vber wasser. Dann man kundt ihm alßdann endtlich nit helffen / vnd auch seinen schaden nit verhüten. Warbey man mcrcken soll ob der vogel beytten oder stehen will / vnd wie man zum andtfogd werffen soll. Mann soll auch sonderlich dar vif mercken / ob der vogel stehen vnd beytten will oder nit / dann wa er nit beytten will, so soll mann den habich

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dp. 21

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wil eßen Oder rüttelt sein gefider oder hat sein haubt vnter gestoßen Vnd der vogel wirt aufspringen, so wil er beydten. j Man sol den habich gen dem winde werffen zu dem antfogel. Man sol den zeülichen23) helffen mit dem großen vogel. dem kranich vnd dem rayer sol man den schnabel in dy erde« stoßen vnd die fueß haben. Der gänß sol man dye flügel vber ainander schrencken. Von dem kranich gibet man dem habich das hirn vor sein genießet, das selbs von der gänß. das hertz nymat man vnter dem lincken flügel vß von dem rayer, das ist sein genieße. Das Marck von den vögeln, vnd von dem antuogel der hals genießet. So der habich auf dem vogel stät, so nym das hertze oder ander äße vnd stoß zwo federn dor ein kürtzweyße24) vnd deck den vogel vnd des habichs fueß mit dem clayde vnd i wirffe im das [a]ß25) nit werffen. Wann er / aber begert eßende / oder rüttelt sein gcfiedder / oder hat sein haupt vndergestoßen / vnd der vogel wirt vff springen / so will er beytten / recket er aber den halß / so will er nit beytten. Wann mann aber zum Andtfogel werffe» will, so soll man des acht nemmen, das mann gegen den windt zum andtfogel den habich werfTe.

Cap. 22

Wie man dem habich vndcrweilen heffen soll. Avch soll mann vnderweilen mit den grossen vögeln / dem habich helffen / damit er desto ktcktr vnd durstiger auff dem weydwerck werde / als nemlich dem kranich oder Reger soll mann den schnabel in die erd stoßen vnd die fuße empor heben. Der Gantz soll man die flügel vber ein ander schrancken damit sie nit geflügelt kiind / oder vmb sieb sci/agen welches dem babicb auch schaden brecht / aber nit so viel als wann der kranicb oder reger mit dem schnabel frey von sich siechen mächt \ da durch dann der babicb grjmdtlich möcbt verdorben werden.

Cap. 23

Wie man den habich nach dem fahen ätzen soll. Wann du die grosse vogel gefangen hast, soltu jm auch sein genieß geben / als nemlich von dem kranich das gchirn / also auch von der gänß. Von dem Reiger aber nimpt man« das hertz vnder dem lincken flügel auß / vnd das ist sein genieß. Das marck auß den flügeln vnd der halß von dem andtfogel ist auch sein genieß. Vnnd aber dieweil der habich vff dem vogel stehet vnd

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mit den federn für, so läßet er den vogel vnd dryttet auß den äße. Merck nym das äße nach dem gebayße damit du den habich aßen wilt vnd stoß das in den vogel, den du gefangen hast, so wirf es warme vnd wirt dem habich gesandter dan« kalt. Ob der fahent habich zu sere schwinget nach dem vogel, so ist er zu mager, maynet er aber des vogels nit, so ist er zu faiste. So der fahent habich mager ist, so sol man in fayster machen, doch zu maßen, das er sein gern26) ycht verließe, so enschwinget er nicht ser nach dem vogel vnd wirt sich drücken vff der hant. Wirt er aber zu faiste, das er nit wol engert, so sol man den vogel nicht wol decken mit dem clayde, das jl er den vogel mog gesehen, so wirt er schwingen. Man mag dem habich seinen willen weyt genüg laßen han zu fliegen.

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will nit davon scheyden, so solt du ihm also thun. / Nim das hertz von dem Reyger oder anderem ahß vnd stoß zwo federn crcutzweyße darinn /vnd decke den vogel vnd des habichs fuße mit deinem kleydc vnd wirff ihm diß ahß mit den federn für / alßdann verleßt er den vogel gern und tritt vff dz aß. Auch machstu dz ahß / darmit du de« vogel äßen wolt nach dem gebeyß / nemen / vnd stoßen das inn den vogel den du gefangen hast, das es warm werde / vnd geben es darnach dem habich / Dann das warm ist dem habich alle zeit gesunder / dann das kalte. Warbey man e [r] kennen soll / ob der habich zu feyst / oder zu mager sey. Wiltu wissen / ob der wolfahendc habich zu mager oder zu feyst sey / so nim acht seins fliegens. Dan» wa der zu sere nach dem vogel zwingt / so ist er zu mager / meynet er aber des vogels so b[e]gierlich nit / so ist er zu feyst. So der wolfahende habich zu mager ist / soll man» ihn feyster machen / aber doch zu massen (welches dann in allen dingen das beste ist) das er sein begierd nit verliere / alßdann schwinget er nit zu sere nach dem raube / viW helt sich zu dew mann. Wa er aber zu feyst würde / das er des raubs nit vast begierte / so soll man« ihn nit zu ser mit dem cleyde decke», damit er de/; raubvogel27) mög sehe» / so wirt er zwingen / vnnd macht den habich vnderweylen weyt genug hen zu fliegend.

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Cap 24

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(15) Von den verrefliegenden h a b i c h e n . Der vntugenthaftigen habich, er sey mager oder faist, der schwinget vil, Darvmb das er den vogel verre jagen [will], den muß man han mit magerkait vnd dar zu bringen, das er den vogel ser mayne. Swinget der habich, der da wenig gefangen hat, der wil gern vahen[d] werden. Semlich habich fliegent gerne von den leüten zu walde oder zu dorffe, das körnet von fayßikait. dem sol man dest mynder geWn vnd sol in dick locken von der erden auff die hant, das er des waldes entwöne zu der erden. in r«

Welich habich gerne jj auff die hünt oder auff dy schwein vellet, das ist von großer magerkeit. den sol man fayster machen. Ob der habich den vogel gerne fahet bey dem haubte, das ist schade vnd fälet28) leicht des vogels. das sol man im auch also weren: wan« er den vogel gefahet, so sol man im das haubt

In summa / so zwinget ein jeder vntüglich habich, er sey feyst oder mager, gar viel / darumb dz er den vogel fern jage. Diesen aber muß man mit magerheit darzu bringen / das er des vogels desto mehr begere. Die feystigkeit aber des habichs kann mann auch hier bey erkennen vnd abnemmen / sonderlich aber so er noch nit viel gefangen hat / das wa sie von dem weydmann eylen / vnd des holtzes oder dorffs begeren (wie diese dann gemeinlich thun) das kompt in Sonderheit von feystigkeit / dem soll mann desto weniger geben / vnd soll ihn dick von der erden locken vff die hand / dz er des fallens zu der erden gewohne. Hier bey magstu auch des habichs magerheit erkennen / das wa er gern vrT die hund oder sew feilt / das ist seiner grossen magerheit schult / soll mann ihn auch fcyster machen / so bcgert er jr nit mehr. Cap. 25

Wie man dem habich wehren soll / das er den vogel nit bey dem kopffe fahe. For allen dingen soll mann daran sein vnnd fleyß ankeren / das der Habiche nit gewehne den vogel bey dem haupt zufahen. / Dann wann sie also gewehnet seind / so werden sie gar nichts / oder aber gar selten fahen / darumb das ein jeder vogel seins haupts am meysten acht nimpt des gesichts halben / vnnd

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bergen, dy weyl der habich dorauff stee, vnd etze in nit me von dem haubt bis er sein entwönet. Ob ain habich ain ding mer schewhet dan« das ander, das selb sol man im dick bietten bis er sein gewönet. (16) So der habich zemager w i r f , so mag er nicht wol kropff Vfrdäwen. darvmb sol man im dick vnd wenig geb