Die Aussteuer: Ein Schauspiel in fünf Aufzügen [Reprint 2019 ed.]
 9783111490632, 9783111124148

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Personen
Erster Aufzug
Zweiter Aufzug
Dritter Aufzug
Vierter Aufzug
Fünfter Aufzug

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D i e A u s st e u e r. Ein Schauspiel in fünf Aufzügen.

Von

August Wilhelm Iffland»

Leipzig, bey Georg Joachim Göschen, i 7 9

H ochfürsilichen Dnrchlau ch k

A n t o n i e Regierenden Fürstinn zu Fürstenbcrg,

Landgrasinu zu Dciar:c. Gebsrnm Fürstinn zu Hohenzcllern :c.

gewidmet von

dem Verfasser.

D i e Aussteuer. Ein Schauspiel in fünf Aufzügen.

Personen. Rath Wallmann.

Die Nathinn, seine Frau.

Advokat Anton Wallmann, Sophie Wallmann, Kommissar Wallmann, m Raths Bruder.

Sekretair Denfeld,

Jungfer Jakobe Schmalheim, §r;ichrrirm rer Wallmarunschen Kinder.

Amtmann Riemen.

Morfeld, ein Rufender. Kanzley^DLrector Darner. Dessen Gärtner.

Bediente.

Erster A u f 5 u g. E r st c r 2( u f t r i 11. Jungfer Jakobe fltzt an einem Ti ich mit Frühstück und fünf Tassen.

§)a sitze ich nun schon eine Stunde — da werde ich noch sitzen, bis die Sonne gerade über dem Schornstein sicht! Sonst heißt

es: „Morgenstundehat Gold trn $?unbe!z/ Aber hier?

ja, du schöne Morgenstunde;

Der Herr Rath verschlafen den Weinnebel von gestern,

oder klappern schon mit den

Würfeln; die Frau Rathinn weinen hell auf in ihr Kopfkissen; der Herr Sohn froh Liren in Waldern und Wiesen allein herum;

das liebe Töchterchen singt und rennt Treppe auf, Treppe ab — und du, arme Jakobe Schmalhciminn, die du den Kindern lesen,

Die Aussteuer

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stricken, und Gottesfurcht beygebracht hast, uuißt da sitzen und den lieben herrlichen Kaffeedampf in der Stube herumziehen seHeu, ohne zu trinken r

Zweyter Auftritt. Der Rath.

Jakobe.

Rath. Sprechen sie mit sich selbst, Jungfer Jakobe's Jakobe. Je nun tvaS will man machen? So ein Wenig —

Rath,

Artiger Zeitvertreib!

Jakobe. Es ist dann doch schon neun Uhr, und der Kaffee —

Rath. Jakobe. thinn —

Trinken sie. Dcrbcuzl sich. Die Frau Na-

Rath. Was weiß ich, wo die steckt — Trinken sie. Ich wills haben.

Ein Schauspiel.

9

Jakobe. In solchem Betracht — sie zieht «Ich an ten Tisch 6m.

Rath. Es kommt ein Fremder —• ex soll ben mir logiren. Im blauen Zimmer. Jakobe.

e*mft ein,.

Ganz wohl.

Rath. Er kommt Vormittags noch, Es muß an nichts fehlen.

Jakobe. An nichts fehlen? — Ja — wenn der Herr Rath nur etwas zur Un­ terhaltung des edcln Weißzeugs hergeben wollten —

Rath. Mein ganzes Haus war voll, als ich mich verhcurathete; wo ist es hin? Jakobe. Die Frau Näthinn sind ge, rviß eine sparsame Frau — aber in Jahren —

Zz a t h. Halb für sich. Ich empfinde eS wohl, daß cs r; Jahre sind!

Jakobe.

Trinkt.

Was befehlen sie?

Rath. Nichts! Mamsell Sophie hat gestern wieder ipit dem Sekretair gc^ sprechen.

Die Aussteuer.

io

Trinke.

Jakobe.

Seh einmal'. —

Das soll und soll nicht seyn!

Rath.

Ich will keine Dettelheyrath.

Jakobe.

Ja freylich.

Trinkt.

Genug daß ich ein Narr war,

Rath.

so zu heyrathen. Jakobe.

Trinkt.

Sie geben auch nicht Acht auf

Rath.

das Mädchen!

Jakobe,

Du lieber

e dienst fid> ein.

Gott! Rath.

Ich Halle mich von nun an

ganz an sic; verstehn sie mich?

Jakobe.

Ich habe mich Gottlob nie

mit Mannspersonen abgegeben,

daher —

Rath. Nehmen sie ihren Kaffee — nehmen sie ihren Kaffee! ich sehe, ich muß

das Ding anders angreifen, Jakobe.

Trinkt.

ihren Kaffee" — Trinkt,

Ja?

ad. „nehmen

sie

er ist schon halb kalt

„anders angrcifcn?" hm!

Trinkt.

Ein Schauspiel. der Kaffee muß auch angegriffen werden; Trinkt Nun aber *— Sie frljt $te Taffe Iriit Nun will ich doch auch einmal ins Heus bSren. Nun bin ich bereiter — und gerüstet, Nun gehe es, wie es Gottes Wille ist.

Dritter Austritt.

Jakobe.

Sophie.

Jakobe. Ha! da sind sie ja. Ehavmank! Ist das auch erlaubt? yebt vor.

Sophie.

Was ist denn verboten?

Jakobe. Muß n:an da die Gottes­ gabe mit Zittern und Zagen in einer Hast in sich hinein trinken!

Sophie.

Habe ich sie denn gejagt?

Jakobe. Sind das die Früchte mei­ ner guten Lehren? Was habe ich denn im­ mer gesagt? wie? Was habe ich gesagt? Sophie.

Dielerley!



Oie Aussteuer

Jakobe. sprechen?

Mit dem Srkretair gk>

Sophie.

Ja.

Jakobe.

Was verboten ist!

Sophie. sollte.

Was nicht verboten seyn

Jakobe. Der frühe Morgen geht mit Hader und Zwiespalt an, Sophie. Ich hadere nicht. Ludwig und ich, wir sind so einig, so glücklich — Jakobe. Da haben wirs! Ludwig und ich? Ein junges Mädchen soll überall - gar nicht von Mannspersonen reden.

Sophie lache.

Warum denn nicht?

Jakobe. Zornig. Weil es Mannsper­ sonen sind. Wenn cs denn aber ja der Diseours mit sich bringen wollte, so redet man nicht von ihnen per Ludwig — Sophie.

Er heißt Ludwig.

Jakobe. Nein, sage ich. crekariuS Denfeld heißt er.

HerrSe-

Ein Schauspiel. Sophie. bechen!

13

Dank, Dank, liebes Jako,

also von dem Herrn SecrerarluS

Benfeld darf ich mit ihnen sprechen? Nun, sehen sie, dieser Herr Secretarius Benfeld

ist so ein guter, lieber Mann, nicht aus meinem Herzen

daß ich ihn

bringen kann,

wenn ich auch wollte! Jakobe.

Stille, sage ich!

Ach der

Spektakel! den Herrn Secretarium im Her, zen? Ist gräßlich, an und für sich! — Ist unerlaubt, wegen des Verbots! — Ist ent,

schlich, da man nicht weiß, wer er ist!

Sophie.

Wer er ist?

Jakobe. Nun, nun—ich will nichts sagen! — aber fragen sie einmal, wer wa, reit denn der selige Herr Papa, der Herr

Denfeld?

Was

waren

sie?

Wo

wa,

ren sie?

Sophie.

Was geht das mich an!

Jakobe.

Nun, nun! ich will nicht —•

nnd ihr Glück ist mir zu lieb! was sie mit

dem Herrn Amtmann machen,

kann —

14

Die Aussteuer

und wer seine Nase abschneidet, sagt das Sprichwort — sonst —

Sophie. schneiden?

Wollen sie ihre Nase ab,

Zakobe. für diesmal. lassen sie ihn er ist! Sophie. ich nur, r was

Nun, nun— es ist genug Aber ich bleibe dabey: — gehen, man weiß nicht, wer

Wer er ist, weiß ich. Wüßte er wird.

Jakobe. Frevelhafter Leichtsinn! — Ist das meine Erziehung? — Sind dat meine Lehren?

Vierter Auftritt.

Die Rathiun.

Die Vorige«.

N ä r h i n n. Wo mag dein Bruder wie­ der seyn, Sophie? Sophie. Ich weiß cs nicht.

Na thi nn. Ihr s-vd Beyde, wo und wie ich euch nicht wissen will.

Ein Schauspiel.

iS

Sophie. Liebe Mutter, wenn ich aber in der Gesellschaft einen Mann finde, den ich kenne —

Nöthinn,

Den du nicht lieben sollst,

Sophie. Nun gut. Zch will nicht. Ich will ihn vergessen; id) will ihn vcrgesscn, aber lehren sie mich, wie ich es an­ fange. — Zak 0 be. Ach werthe Frau Nathinn, da kommen wir auf das rechte Kapitel Se­ hen sie, dergleichen schnöde Fragen stellt sie mir alle Tage. Nathinn. Du wirst ihn vergessen, wenn du daran denkst, das; ich dich zärtlich liebe, und daß ich diese Liebe unter ench Beyden nicht will, weil Ueberzeugung mir sagt, daß ihr nicht glücklich werden könnt.

Sophie. Ueberzeugung! hatten sie die? Liebe Mutter, nein — die haben sie nicht. N ü t h i n n.

Wer sagt dir das? —

Sophie. Ihre Güte, und — und manchmal ihre Thränen.

16

Die Aussteuer

Rathknn.

Adgewanlt.

Sophie!

Sophie. Des Vaters Befehl ist ihre Ueberzeugung. Rät hin«. Geduld.

Du

mißbrauchst meine

Sophie. Wem wollten sie lieber Ge­ duld schenken, alö ihrem Kinde.

Fünfter Auftritt. Der Rath.

Vorige.

Rath. Neue Ungezogenheiten, die ich von dir höre. Der Amtmann führt Klagen über dich, Sophie. Rath in«.

Deßhalb?

Rath. Er gieng gestern mit ihr in bett Garten. Sie ließ ih» allein sprechen — antwortete nicht. Sophie. Er hat mir mit aller Gewalt zwey Diebsprozesse erzählt.

Ein Schau spiel.

Rath.

17

Er gieng den Garten hinunter,

sie lief voraus. Er Hal in einem weg May-

Sophie.

kafer geköpft und über die Sonne geklagt. Rath.

Er wollte noch weiter gehen,

sie ließ ihn allein.

Sophie.

Man soll ja nicht mit Manns­

personen allein seyn, sagt Mamsell Jakobe.

Jakobe.

Der

Herr Amtmann sind

aber sie sind in

zwar eine Man.sperfon,

dinein nahmhaften Alter — Sophie.

Das gefällt mir eßen nicht.

Jakobi.

M,t einem Worte —• ich

habe ihr oft und oft gesagt, inan soll Nie­ manden im Herten haben,

als den lieben

Papa und die licoe Mama

aber vorhin declariet:

- sie hat mirs sie habe den Herrn

Darum nun kön­

Secretarium im Herzen.

nen der Herr Amtmann,

der ein guter,

gerechter Herr sind, nicht lögict werden. Sophie.

Ach lieber Vater, Mamsell

Jakobe, die eine gute,

gerechte Mamsell

sind, haben die Wahrheit gesagt! D

Die Aussteuer

1'3

Näthin n.

Mein Kind, die Sache ist

außer dem Scherz.

Sophie s-ufjk.

Das fühle ich wohl zu

Zeiten.

Rath.

Man muß andre Wege mit

dir einschlagen.

Jetzt geh — Sophie! —

laß dir gesagt seyn, ich fordre, daß du dein

Amtmann mit dem Anstand begegnest, den Lu ihm schuldig bist.

Sophie.

Ja, lieber Vater,

ich will

ihm die Zeitung vorlesen, ich will ihm bey

Tische verlegen, ich will ihm Maykafer zur Inquisition bringen, ich will ihm so einen riefen Knir machen, wenn er mir begegnet, ich will ihn allemal zuerst aus der Thüre gehen lasse». Er soll über seine unterthä,

uige Magd disponiern — nur nicht über

mein Herz — da bleibe ich Amtmann — und er darf nicht vorkommen, bis ich ihn

(ttirc.

Cie laust schnell fort.

Jakobe.

Woher hat sie das alles? —

von mir nicht — bas soll Gott Wißen !

Cie folgt ihr.

Ein Schauspiel»

19

Sechster Auftritt.

Der Rath. Näthinn. lieber Mann?

D i e R a t h i n n. WaS wird daraus werden,

Rath. Das fragt man nicht —» man thut, was zu thun ist.

Rät hi nn. WaS zu thun ist — ach lieber Mann, ihr Glück, das Glück ihrer ganzen Lebenszeit steht auf dem Spiel.

Rath. Wenn sie jemand hey rath et, der nichts hat — Einsperrcn sollte man die Leute, die solche Dummheiten begehen! Mundrodt machen!

Rät hinn. — Zch habe auch kein Vermögen gehabt — N a t h.

Ich weiß es ja wohl!

Nathinn. °n sagen —

Ich erwähne es nur, nm

Rath. Daß es besser wäre, wenn ich auch kcins gehabt hatte; bis jetzt that unö das, war ich hatte, ganz gute Dienste.

D -

20

Die Anösieuer 3säthinii.

Nun ist cs dahin: also —

N a t h. Ist es vernünftig, dem Mäd­ chen eine Versorgung, ein Auskommen zu verschaffen. Dazu ist der Amtmann der Mann. Mit dem Amtmann kann sie an­ ständig leben. Näthinn.

Anständig— v ja. Aber

auch glücklich?

Rath. Es giebt eine hübsche Aus­ flucht und artige Parlhicn, wenn Sophie auf dem Amte wohnt. N a th i n n.

Wenn sie nicht glücklich ist ?

Ls all). Sie muß sich in die Zeiten schicken, oder sie ist eine Närrinn. Und rede mir nur nicht von Leidenschaft. Das Wort macbt mich verdrießlich. Es ist ein wahrer Nürnberger Puppenkram, in Kin­ der Hand. — Dem Herrn Sekretair werde ich ein ernsthaftes Wort schreiben, und für Sophien siehst du.

3t ä ihr NN.

Willst dn sie zwingen?

Rath, Versorgen — es gehe wie es wolle! — und wer ist der Denfeld? Mer

Ein Schauspiel.

21

hat von seiner Familie je was gehört? den Grillen Antons habe ich lange genug zugesehen. Er soll nun auch sein Auskommen selbst verdienen. Rä thinn. Er arbeitet ja so fleißig. Rath. Advozirt? — Hat der Bur­ sche darum so vi:( gekostet, daß er nichts mehr thut als das? Räthinn. Jedermann lobt ihn doch — Rath. Nun — gelernt hat er waö! aber warum lobt man ihn? Weil er für dir Bettelleute der halben Welt die Schriften umsonst macht! Vorhaus und Treppen lie­ gen immer voll von den Leuten. Davon lebt man nicht. Räthinn. Freylich nicht. Aber —A a t h. Es thut doch wohl, wenn mans loben hört? R ä t h i n n. Es thut dem Herzen wohl, einen solchen Sohn zu haben! R a t h. DerBnrsche kommt doch in der Welt zu nichts, weil er mit dem Mauerbre­ cher gegen die Menschen angeht, statt mit Politik sich zu benehmen.

Siebenter Auftritt. Der Koiumissair.

Vorige.

Kommissair. Was habe ich gestern gesagt? — guten Morgen, Frau Schwe­ ster! guten Morgen Bruder —wer wider­ sprach mir — wer meinte, es könnte nicht seyn? He? alles, wie ich gesagt habe, daß es einmal kommen würde. Alles, alles, alles! N a t h. Willst du dich nur erst erklären, Bruder —

Kommissair. Die Stadt erklärt sich, das Publikum, alle Gesellschaften! wer mir begegnet, wen ich sehe — wo ich mich Hin­ wende, Sapperment! N a t h i n ii.

Worüber?

Kommissair. Das Antonchen, Fran Schwester! Das Söhnchen, der Herr Neffe, der Anton'. Rath.

Was hat er gethan?

Kommissair. Politikus, Polyhistor, Censor, alles wissen, alles bereden. Schwaz-

Ein Schauspiel.

23

gen, Lachen, Dreinreden, besser wissen, Weisheit auskramen — Aergerniß geben, ausgclacht werden, sitzen bleiben, kein Amt kriegen, am Hungerluch nagen, betteln ge­ hen, Vagabund werden, Muttersöhnchen, Vcnersiülzchm, Antönchen! DaS ist die Bescherung. Rath, Das kann gar nicht fehlen, sie hebt ihn ja über die Doiken hinaus. Näthinn. Laß mich gehen, ich bitte euch. Rill gehen. K 0 in missalr. Davon gehen, wenn man Unrecht hat — das kann jeder. Da bleiben, zuhören, in sich gehen, gescheit» werden — das wills heißen, Frau Schwe­ ster! du kennst den Advokat Orlig, Bruder? Rath. Ja. Kommissair. Hat die Defension gemacht für den berüchtigten Grollberg — Anton hat sie ausgclacht. Zn großer Ge­ sellschaft bewiesen, daß Ortig den Kerl dem Galgen naher gebracht hätte.

Näthinn. er gesagt hat?

Haler bewiesen, was

Die Aussteuer

24

Kommissair.

Bewiesen!

daß es ein Kind fassen kann

bewiesen,

Ortigs Tante

ist die Mulnne vom alten Kanzlcydirector

Darner.

Er holt sie alle Morgen in sei,

nem Wagen zur Frühpredigt ab.

Ein Of­

fizier hats dem Advokaten wieder gesagt, der Advokat hats seiner Tante geklagt, die Tante

hat bey dem Kanzleydirecior geheult.

Der

Kanzlcydirector hat Antonchen einen Nase­ weis, geheißen. Einen Naseweiß, He! b egriffen? verstanden ?

Na th

Nun — daS fehlte noch! der

Herr Kanzlcydirector geruden ohnehin mich

zu hassen,

weil ich dein Mann geworden

bin, und nicht der Narr, sein weggelauf?-

ner Bruder! Rathinn.

Der Vorfall ist mir leid

— aber so erschrecklich finde ich ihn nicht.

Kommissair.

Nicht?

Nicht?

legt

die Trauer an, streicht ihn aus, siegelt seine Thüre zn, schicci ihn fort.

Civiliter. mov-

tuus oft! Bcvm Kanzleydirector sucht er den Dienst, durch den Dienst will er leben,

durch den Dienst kommt er euch von der

Ein Schauspiel.'

-5

Lösche — und der Kanzleydirector hat ihn einen Naseweiß geheißen? Ergo ist das Glücksiher gesperrt, der Schlagbaum ist zu, die Pferde umgekehrt, «inen andern Weg gefahren, rasch zu, fort l Rath.

Aber Bruder —

K 0 mmissair. Aber Tauscndsapprr« ment! Habe ichs nicht von Kindesbeinen an gepredigt — hangt dem Burschen einen Maulkorb vor.

Rat hin u. Wenn mein Sohn durch eine so einfache Wahrheit seine Ausstchten verliert, so kann ich mich trösten.

Kommissair. Wahrheit? einfache Wahrheit? Ist sie ihm abgefragt? Ist er der berufene einfache Wahrheitspfarrer? Schickt ihn hinans, stellt ihn auf den gro> ßen Stein am Markte, laßt ihn einen Schild aushängen — „ Hier wird Gratis die Wahrheit gesagt!" — keine Katze wird ihm zuhören. Wahrheit und Schießpulver müssen nicht ain Wege liegen.

Rath. Es ist mir Leid, daß es gescheh Heu ist — aber was ist jetzt zu mache»?

26

Di? Aussteuer

Kom Missair. Antonchen kommen las­ sen, erzählen lassen, ins Gesicht loben, die Backen streicheln, zufrieden seyn, daö Feuer brennen sehen, kein Wasser holen, nichts löschen, von Sohn und Tochter, und Frau und Sohn, Heja popeja singen lassen, bis die heilen Flammen siberm Kopf zusammen schlagen, dann rufen: Bruder, komm, hilf, lösche, rette! Ich komme, siehe aber nicht dafür, daß ich dir nicht den Feuercimcr an Len Kopf werfe. Gott befohlen! Feuer habe ich gerufen, jetzt muß ich auf die Tanzleu. ab. Räth in n. Din ich denn an allein Schuld, was er da sagt's Rath. Ja, denn des Menschen Trotz gefällt dir, du hast ihn gebildet. Rathinn. Seinen festen Charakter — ja — Len habe ich sorgfältig bewahrt, um — etwas zu haben, daran ich mich halten kann. Rath. Gehorsamer Dienerl Näthinn. 0 spotte nicht Les armen, gebeugten Weibcö — Meine Kinder sind mir Trost, La mein Mann mich verwirft.

Ein Schauspiel. Statt).

Drav —

27

es fehlt ja nichts,

als daß du noch Herr

Larner dir zum

Manne wünschest, und wehklagst, daß dein

Vater den Verstand Vermögen seinem

hatte,

mein großes

geringeren vorzuzieben.

Ja, wenn Darner jetzt dein Mann wäre, daS wäre ein Leben!

Räth!nn.

Darner

war

ein

edler

Mann!

St a t h.

Und wer bin ich ?

Rathin n.

Ein Mann — der für

mich keine Empfindung mehr Hai, dem ich

im Wege bin.

dichter Austritt,

A n t 0 n. An ton. 2tath.

D i e V 0 r i g e n. Guten Morgen!

Wo warst du nun diese Nachr

wieder? An ton.

Sie waren doch nicht unru

hig über meine Abwesenheit?

Ich gicna

Oie Aussteuer

28

gestern Abend vors Tbor,

der Abend war

schön, die Nacht übersiel mich.

Ich kehrte

nicht zurück.

R ä th i nn. Vermeide doch allen Anschein

vom Sonderbaren. An ton. ES ist, als ob sich unsre Gei­ steskräfte mächtiger reqten, wenn alle Thä­ tigkeit der Welt ruht. Ich gieng bis zu den Ruinen des alten Schlosses, vier Stun­ den von hier. Von den Trümmern sah ich auf unsre jetzige Kultur herab! —

dachte ich —

ach

wir stehen an den Nuin?»

— wie weit ist es wohl

unsers Charakters

noch von da, bis zu den Trümmern unse­

rer Kultur! Die Sonne gieng auf — ich

erwachte von dem Traumbilde und kehrte

zurück.

Rath.

Höre,

kein Journalist,

mein Sohn,

kein Dichter.

du bist

Laß die

Kultur und ihre Zerstörung der Zeit und dem Zufall über.

Augenmerk.

Dein Unterhalt ist dein

Den findest du weder in alten

Schlössern, noch auf Nachtpromenaden.

Anton.

Lasse ichü an Fleiß fehlen?

Ein Schauspiel. Nath.

Wenigstens fehlt es

39 an Ein»

nähme und an Bescheidenheit. Sie stnd heut sehr unzuftie--

An ton. den von mir.

Rath.

Recht sehr.

Räth in n.

Du

bist noch nicht von geh also den

Widerwärtigkeiten ermattet,

Begebenheiten mit Kraft entgegen. Aber—

A nt 0 n feurig. Räth»nn.

Das werde ich. Strebe mehr nach Gefäl­

ligkeit. Rath. Nach Unterhalt. Denn wenn du bleibst, wie du bist, wirft du ein Bettler.

Neunter Auftritt. Amtmann. Amtman 11.

Vorig t:

Guten Morgen, MadaiN

guten Morgen, Herr Nechtsfceund! — »»niufoaiKunaen.

Der Rath bittet ihm eininStuhl.

Das ist doch heute wieder — lassen sie nur

go

Die Aussteuer

den Stuhl weg — das ist wieder ein heißet Morgen. Nathinn.

Amtmann.

ES ist zehn Uhr.

Sagen sie doch — mit

dem frühen Kutschen fahren,

LaS ist eine

lästerliche Gewohnheit, daä! R a t h i n n.

Wer gern lange schläft —

A m tman n.

2(uf dem Amte da darf

sichs keiner unterstehen, zu fahren, wo mei, ne Schlafzimmcrfenster hinaus gehen —

vor zehn Uhr.

Anton gebt av. Amtmann. Räthinn. 2l m tinaun.

Der Herr Sohu gehen? Seine Arbeit — Sans adieu ? Er ist im­

mer verdrießlich! kränklich! Ja, lassen sie

ihn SedUtzsr Wasser trinken. Rath.

Der Mensch hat eine Manier

— die mir freylich nicht lieb ist.

A m t m a n n.

Sedlitzcr

Wollten sie wohl erlauben,

käme?

Wasser

—-

daß jemand

Ein Schauspiel» Rath schm. Amtmann. Man sitzt nicht gut auf diesen Stühlen da. Die Lehnen sind zu gerade.

Dedienter

Rath in n.

komme.

WaS wäre ihnen gefällig?

Amtmann. Der rothe Fauteuil von meinem Zimmer, wenn sie erlauben. Räthinn.

Rath

Mit vielem Vergnügen.

winkt dem Bedienten ihn zu holen,

worauf Derselbe abzcht.

Amtnislnn. Weil wir doch so allerley zu reden haben: so wollen wir uns bequem dazu setzen, nachrenkenr. Sagen sie mir, liebster Herr Rath -r- sagen sie mir —ja — Rath.

Was wäre —

Amtmann. Was wollte ich doch sm gen? Hm! ich habe es wieder vergessen, was ich sie fragen wollte.

Bedienter Wieder a-.

dringt den Sauuuil und geht

Die Aussteuer

zr

Amtmann. Heute Morgen, wie ich aufwachte, dachte ich nach dem Gebet so bey mir selbst: „was machst du nun heute? —• was ziehst du an?" und da fielen mir so viel Kleider bey, daß ich noch nicht weiß, welches ich anziehen werde." — Mit wel­ chen Pferden fährst du?" —Zch überlegte das lange. Am Ende dachte ich: „ es ist schön, wenn man viel Geld hat!" und so schlief ich recht sanft wieder ein. Aber das Kütschengeraffel —

Rath. weckt. —

Man wird schnell dadurch er»

Amtmann (öfe. O — gehen sie mir — wissen sie — daß ich wieder darauf komme — wann ich am liebsten an mein Geld denke? R ä t h i n n.

Nun?

Amtmann. So im Bette. Oder Wenns regnet, was vom Himmel herun, ter kann. Dann Lenke ich — nun ists naß draußen — und du? Du sitzest trokr teil. Das denke ich. Dann so ein Flasch, gen Tockayer — für innerliche Wärme

Ein Schauspiel.

33

ein Bley stift, ein Schreibtäfclgen —* da wird der Ertrag summirt. Zn jedem Capitälchen ein Gläschen; hehehe! Das ist bann meine Schäferstnnde.

Räthin n. Sonst dächte ich— wür­ den sie and) gern an ihr Geld denken, wenn ihnen Armuth vorkSmmt, die heimlich leidet? Amtmann. Armuth? 0 ja! Armuth muß ein Christ bedenken! Zch gebe Sonn­ tags einen halben Gulden in dm Klingelbeu­ tel, und noch Monatlich einen Thaler an das Waysenhauö. Sonst nichts. Denn sehen sie, von dem hernmfahrendcn Gesinde kann man doch nicht wissen, ob sie nicht in benachbarten Kreisen schon die Urphede be­ schworen, oder welches Glaubens sie sind. — Nun, was gicblö Neues? Frau Näthi'nn, erzählen sie einmal was. Was Lustiges.

Näthinn. nichts.

In der That — ick- weiß

Amtmann. Ein lustiger Vormittag giebt Appetit zum Mittage!

C

34

Die Aussteuer

Zehnter Auftritt» Die Vorigen.

Sophie.

Sophie. Lieöer Vater, es sind Leute da, die Köffer bnngcn, und ein Bedienter mit einem Briefe an sie»

Rath. Ach— ich weiß schon. Ver­ zeihen sie — gebt «h. Sophie will sülzen.

Amt m a n tt.

Räth in».

Sophie.

Mamsell!

Sophie'.

Was befehlen sie?

Amtmann dcutet am' einen Platz inten (14.

Ein bischen zu uns gesetzt! Sophie

felgt

einige Schritte von ihm.

Amtmann. Nur näher. Das thut nichts, ju- NLthinn. Die hat zu viel Respekt. Sophie. Man kann nie genug für reiche vornehme Leute haben. Amtmann. Ein guter Kittd! — Ja, ich werde nun bald wegreisrn. Sophie. Heute schon?

Ein Schauspiel.

35

Amtman n. Nein. Und da werde ich denn wohl vorher noch ein Wörtchen mit ihnen zu reden haben. Was meynen siewas das seyn wird? Sophie. Von den beiden Dieben, die sie haben hangen lassen. Amtmann.

Nein.

Sophie. Wie die Däner» in zwey Reihen siehcn, wenn-sie aus der Kirche kommen. Amtmann. Sophie.

A m t m a n n.

Sophie. Amtmann.

Auch nicht.

Von ihrem vielen Geld?

Nicht. Von ihrem Schecken?

Nichts.

Sophie. Wie sie in ihrer Zugcnd sü hübsch waren — ? ja, das wirds seyn. Das iüs! Ach das muß schon lange her seyn!

;6

Die Aussteuer

Elfter Austritt.

Oer

Rath.

Die

V o r i g e u.

Shits). Ein sehr guter Freund empfiehlt mir den seinigen. Einen Herr Morfeld, der eben von den Pelew-Inseln kommt, und ein eigner, aber braver, Mann seyn soll.

Sophie. Rath. assen.

Von den Pelem-Inseln? Wir wollen ihn hier wohnen

Rathinn.

Ssecht gern.

Sfiath. Dieser Besuch wird ihnen an­ genehme Unterhaltung geben.

A m t m a ii it.

Ist er ein Spaßmacher?

Sophie. Wenn ers nicht ist, muß crs hier werden.

A ir. t tu ii ii u. Hahaha! Da haben sie Recht, meine kleine Colombine.

Sophie. Sch liebster Herr Pantalon, kvie artig sind sie!

Amtmann. Rath.

Wo kommt er her?

Von den Pelcw-Jnseln.

Ein Schauspiel. Amtm ann. Aha — ich weiß schon — ich weiß schon — da, wo die Diamanten gebrochen werden. Rath. Nein, wo dir Engelländer unter Capitain Wilson —

Amtmann. ZUchtig, richtig! Die Hessischen Truppen sind dies Jahr da ge­ landet. Nicht weit von Flandern.

Sophie.

Amtmann. gemacht? Rath.

WaS hat der Kerl da

Neugierde!

A m t m a n n vcnraulich j,:n, 9!at& (nt Alls, (leben. Ich nähme ihn doch nicht inö Haus. Rath.

Warum?

Amtmann. Rath.

Solche Vaganten —

Behüte der Himmel!

Amtmann. Zwar er mag doch Geld haben. So eine Reise kostet doch Geld. Es müßte denn seyn, daß er für eine Kirche kollertirte.

38

Die Aussteuer

Sophie. Ja, Papa, das ist möglid). Denn die Superintendenten auf dm Pelcw-Inseln, Fällen sehr freygebig seyn,

in tman n. Da haben wirs! — Ja, es wird Ankleidezci'r seyn. Sagen ste, lie­ bes Kind, was soll ich heut ssir ein Kleid gnlegcn? Sophie. Ein Neisetteid, lieber Herr Amtmann, ein Nciseklcid.

Amtmann.

Ein Nciseklcid?

Rath. Ja — Sie — meinte und sagte wirklich gestern noch, eö ließe ihnen am besten. 21 in t m ?r. Halt! Sie haben die Thüre aufgcrissen? Haben sie die Thür aufgcrissen? Sagen sie mir das?

42

Die Aussteuer

Secretair. es gethan.

Nun ja denn, ich habe

Jakobe. Also ? Sie haben die Thüre aufgerissen', vergessen sie nur das nicht: denn nun bin ich exkusirt: Gewalt geht vor Recht. S e c r e t a i r. Oer Herr Rath hat mir ei» Billet geschrieben. Jakobe.

Davon nehme ich keine Notiz.

Secrctair. Schicklichkeit, Pflicht, mein Her; und mein Kummer fordern, daß ick ihm d:e Antwort selbst bringe. Verschaf» fcn sie, daß ich ihn spreche.

Jakobe.

Er ist nicht da.

Secretair.

Er ist da, ich weiß es,

Jakobe. Ist er da? Und will doch nicht da seyn. Das geht in die Politik, und darinn mische ich mich nicht. Secretair. Sie sind Sophiens Etzieherinn gewesen.

Jakobe. Ich bin Gottlob nicht abge.setzt. Ich bins noch.

Ein Schauspiel.

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Secretair. Wenn auch Sophiens Talent sich selbst entwickelt hat, so dankt fit doch wohl die Gutmüthlgkeit ihrer ^Bildung Ahnen, Mamsell; also —

Jakobe. Ich bitte crgcbenst, sich nicht über meine Bildung zu mociuiren. Secretair. sage ja —

Im

Gegentheil,

ich

Jakobe. Meine Vildnng habe ich von Golt, und ich bin in Ehren alt geworden. Secretair. nur —

Allerdings.

Ich meine

Jakobe. Meine Bildung war ehemals ganz passabel, das glauben sie mir. Secretair. Aber —

Das sehe ich noch.

Jakobe. Und wenn ich mich in den Ehestand hätte begeben wollen, ich hätte oft genug Gelegenheit gehabt. Secretair. Das bezweifele ich nicht. Nur meine ich —

44

Die Aussteuer

Jakobe. Recht zierliche Gelegenheit, das kann ich ihnen sagen — Aber wer nicht heyrarhet, thut besser.

Secretair. denn —

Das glaube ich nicht,

Jakobe. Ich werke es gar wohl, daß Mamsell Sophie es auch nicht mehr glaubt, und cs war all mein Lebtage mein Dichten und Trachten Secretair. Daß Sophie eine alte — ■— daß sie —

Jakobe. Sagen sie es nur heraus, Monsieur, eine alte Jungfer — ja ! Eine ehrbare Jungfer sollte sie werden und sollt es bleiben. Eine alte Jungfer, Herr Secretarius, das ist der größte Ehrentitel, wo Jung und Alt den Huth dafür abziehen sollten. Ja, Herr Secretarius, den Huth abziehen, habe ich gesagt. Und ich freue mich alle Tage darauf, wie das so köstlich und löblich aussehen wird, wenn ich ein­ mal beerdiget werde, und der schöne bunte silberne Kran; prangt über mir! Das ha­ ben sich dann manche andre Leute vergehen

Ei n Schauspiel.

45

Zu meinem großen Herze­

lassen müssen.

leid — sonst recht brave Personen — ha­

ben cs sich müssen vergehen lassen,

bwcgt

das glauben sie nur mir!

Secretair.

Ze-nun —

Jakobe. Ze nun? — nur nicht so leichtflüssig davon gesprochen, nur nicht so hochfahrend! Ich weiß, warum? Sie werden einmal doch nicht der Herzcnsbandi-

gcr. Ich weiß warum? Dazu sind der Herr

Amtmann Riemen auserschen.

Secretair.

Das wäre also gewiß?

Die sind Amtmann, die kön­

Zakobe.

nen die Mamsell glücklich machen.

Daö

können sie nicht. Secretair. Zakobe.

Sie sind ein Unglückskind.

Secretair. Jakobe.

Warum nicht?

Za wohl!

Der Herr Amtmann

sonst ein stiller gerechter Herr, Jahren.

Ordnung.

sind

in ehrbaren

Da hat der Tag seine Zeit und

Man genießt die Gottesgabe

mit Danksagung, langsam und die Füllen

46

Die Aussteuer

So ficht mirs bey ihnen nicht aus. Da speißt man vermuthlich auf einem Servierchcn, stark gewürzt und wenig, ließt aus hohen Büchern daneben, zankt sich nach der Mahlzeit, trinkt den Kaffee schwarz, wenig, und moquirt sich über ehrlicher Leute Bil­ dung — wofür uns Gott bewahren wolle. Ich habe die Ehre mich ihnen ganz gehöre samst zu empfehlen, Herr Sekretarius. S-ht. Secretair. Wie hat sie gesagt? Da wird vermuthlich auf einem Servietehe» gespeißt? — Nun freylich, würde die Serviette unsre Tafel fassen können. Also das Geld? — Der Thaler wegen werde ich abgewiesen! traurig — unüberwindlich!

Ein Schauspiel.

47

Zweyter Auftritt. Auto >l. An ton.

Voriger.

Guten Tag,

Benfcld!

Du

plagst dich auch mit Grillen? glaube ich. Secretair. Mit Sorgen. Hal nur der Reiche. An ton.

Muth, Muth!

S ec rL tat r. Anton.

Grillen

Woher?

Aus dir selbst.

S c c r e t a i r.

Habe ich Vermögen, Hw

be ich Familie? Wer bin ich? Meinen Var ter sannt ich nicht, meine Mutter verlohr ich früh. Ihren ärmlichen Nachlaß unter­ stützte mit Mühe und Noth mein Fleiß!

Ich kam hieher,

der Zufall half mir wohl

zu meiner Stelle — aber —Auto n.

Thu das deine — und laß

den Zufall weiter sorgen. Secretair. Wenn Hoffnung nicht wäre, wenn ihre süßen Traumbilder unS

nicht über die Gefahren geleiteten — wer

Die Aussteuer

48 ertrüge

die

vielen

Demüthigung«»

des

Schicksals! 2( it t o n.

Demüthigungen

muß

man

Schäme dich des Norsatzesrr spannt Kräfte ab, läset alle Entschließung nie ertragen.

auf und mordet den Charakter.

Nein,

Nein! Grad auf mit offener Stirne, vcstem

Ar.» und breiter Brust, laß uns dem Strom

entgegen gehen. Secretair.

Anton.

Und untersinken —

Glanbe mir,

der

Mensch

bringt es weit, der immer nur der geraden Linie der Pflicht nachgehr, mit dem eiser­

nen Entschluß, diese Linie durch alles hin­ durch zu führen, was entgegen sieht, oder

vor den Bollwerken der Thorheit liegen zu

bleiben. Secretair.

Und zu verhungern.

2tnton. Auch das. Wenns seyn müßte, eine große Wahrheit zu besiegeln. Es kommt

in keinem Falle darauf an, was der Ein­

zelne, grade in dem '2( ngenblick, wo er aus dem versahrnen Gleise heraus tritt, auf das

Ganze

bewürket.

Vielleicht

nichts?

Ein Schauspiel;

49

Aber der Nachhall des Beyspiels wirkt ins Unendliche fort. Secretair. Es kann seyn — aber ich habe mehr Liebe als Stolz.

Antom rakter-

Mehr Weichheit als Cha-

Secretair. Nun gut. Du hast viel­ leicht mehr Stolz als Liebe, und wie viel geht dirs besser. Was darfst du mehr für deine Liebe hoffen, als ich für die Meine? Anton-

Für meine Liebe — Wie?

Secretair. Du liebst, ich weiß eS.

An ton. Pause. Ja denn, ich liebe des Kanzleydirector Darners Tochter. Sie liebt mich, cs ist wahr. Secretair. Des Kanzlcydi'rectors Tochter — armer Anton l An ton. Ich bin reich, sage ich dir — denn arm, wie ich bin, kämpfe ich mit allen Hindernissen, die Reichthum und Vorurtheil einem ehrlichen Manne entgegen setzen kön­ nen. Ich kämpfe, und noch habe ich keltttn Fuß Erde verlorenD

5o

Die Aussteuer

Secretair. Das glaube ich wohl; bis jetzt hast du nur mit dem Mädchen zu thun. A n t o n. Aber heute werde ich mit dem Vater zu thun haben. Secretair. Mik dem Kanzleydirector, mit dem feucrvestcn Manne, der alles haßt, was den Namen Wallmann tragt, weil dein Vater seinen Bruder um den Be­ sitz deiner Mutter brachte. Und dem willst du deine Liebe zu seiner Tochter entdecken? Den Muth hättest du?

A n t o n. Ich muß ihn haben. res Geheimniß wäre Unredlichkeit. Secretair. hoffen?

Anton.

was kannst

du

Alles von der Gradheil'.

Secretair. Mann.

An ton.

Und

Länge­

Der reiche, stolze, alte

Ich werde ihn überwinden.

Secretair. Anton, sowie du vor ihm stehst, steht auch lebendig das Bild vor ihm, daß nm deines Vaters willen, sein um

Ein Schauspiel.

51

glücklicher Bruder in der Welt herumirrtGo» weiß, wo? Das traurige Leben deiner

Mutter hat die Farben dieses Bildes immer

frisch erhalten. An ton.

Ich werde ihn überwindeu-

denn ich muß ihn überwinden.

Täusche dich nicht.

S c c r e t a i r.

Du

fällst um so tiefer herab.

A n t 0 n.

Zch muß Amalie erwerben —■

oder ich will sie nicht erlangen.

Welchen Weg willst du

Secretair.

gehen?

An ton.

Den graben Weg.

Secretair. An ton.

ivinnen,

Armer, guter Antön.

Auf diesem Wege will ich ge-

oder danieder geschlagen werden.

Eine Liebe, die nicht jede Kraft zum Außer,

ordentlichen erhöbt — ist ein ohnmächtiger Brand.

Das unsterbliche Feuer in mir soll

Nahrung erhalten — oder es mag mich

selbst verzehren.

So ist mein Wille, so will

ichs vollenden.

Er gebt, besinnt sich, kchrt juriick.

Aber du — was wird auö dir und meiner

Schwester?

D 2

52

Die Aussteuer Secretair.

Rathe mir.

A N t 0 N »ach einer Pause. nicht rathen. Secretair.

3cf; kann dir

Ist das Freundschaft?

Anton. Pflicht. Ich billige meines Vaters Plane nicht, aber ich darf nicht da­ gegen arbeiten. Secretair. Kein Vermögen, keine Familie in diesem Lande, auch mäßige Ein­ nahme ; Vater und Mutter gegen mich ent­ schieden — . Ant 0 n.

Die Mutter nicht.

Secretair. Ihre Stimme wird ja nicht geachtet — lauter unumstößliche Hin­ dernisse. Anton. Hast du schon jeden Ausweg erschöpft, daß du selbst das letzte Urtheil gegen dich aussprccl.cn darfst? NichlS ist unüberwindlich'. Nichts'. und was ist leich­ ter zu gewinnen als Geist und Herz?

Secretair. Zeige mir nur irgend einen Ausweg — .

Ein Schauspiel. An ton.

S3

Finde ihn — oder höre auf

meine Schwester zu suchen,

ec gebt, an w

Tdür begegnet ihm Sophie, et bleibt in bet Thut sieben, faßt Sophiens Hand, und jeigt auf bett eecrctair. Da — er liebt dich — und hat nicht den Muth dich zu besitzen, gebt.

Dritter 2fti (trift. S e c r e t a i r. Secretair.

Sophie.

Den Muth? heftig Ach

Sophie, wenn e6 nur aus den Äduih ane

kömmt! ich bin zu allem entschlossen, was

Gefahr heißt.

Sophie.

Ich nicht.

Secretair.

O meine Sophie!

Sophie gehr weit ton ihm an die Seite. Bleiben sie dort. Mamsell Jakobe hat mich gelehrt mir fremden Mannspersonen

nur in der Ferne zu reden.

Secretair.

Mit Fremden?

54

Die Aussteuev

Sophie. Ja. Nur als Fremder, der jemand sucht, gebietet die Höflichkeit mit ihnen zu reden. Herr SccretariuS, wen suchen sie? Secretair.

Verdiene ich das?

Sophie. Suchen sie meinen Vater, Herr Secretarius? Secretair.

Ich suche ihn, Aber

Sophie. So rathe ich ihnen gehör« samsr, waffnen sie sich gegen sein erstes Feuer, es wird schrecklich seyn. „ Secretair.

Das sehe ich voraus.

Sophie. Man wird von Armuth riden — von schmalen Bissen, vielleicht gar vom Bettelstäbe;

Secretair. Ja b ey Golt, er soll er, fahren, daß ich Ehre habe'. Sophie. Ehre? Bravo, mein sche­ uer Kavalier, so bald siedle Ehre vorrücken lassen, so ist die Liebe geschlagen. Secretair. Was kann ich denn thun? Sophie. Ey — die Ehre befriedi­ gen und die Liebe abschsffen.

Ein Schauspiel.

55

Secretair. DaS erste Wort, das ich rede, wird eö mich nicht dahin führen, die peinliche Frage nach meinen geringen Ein« künstel» zu hören? Sophie. Dann werden sie die pein­ liche Frage nach meinen» Vermögen thu»»! Secretair. Und bann aus beyden Ursachen abgewicsen werden. Sophie. Hierauf werden ste alles Ernstes erwiedern, daß wir in uns stlbft vieles finden. Daß unser kleines Wohn, zimmer uns für den größte»» Gcscllschastssaal gelten sollte, daß ein mäßiges Gericht eine große Tafel wäre, wen»» ich niit Liebe und Laune über das Fehlende scherzen und die Zukunft verbürge»» wollte.

Secretair. Sophie! Herrliches Mäd­ chen, ste entzücken mich. Sophie. Das sagen sie nieinen» Va­ ter auch, daS — von dem Entzücken.

Secretair.' Ich für mich will alles entbehren —

56

Die Aussteuer

Sophie. Da haücn wir 1000 Thaler Kapital auf ihrer Seite.

S e c r e t a i r. Ich will mich für nichtrechnen — nichts bedürfen. Sophie.

Dito i ooo Thaler.

S e c r e t a i r. Meine Freude, mein Lei Heu, meine Zufriedenheit sind sie. Sophie.

Dito, dito.

Secretair. Wie werden sie mir Muth zu leben, zu erwerben geben, was werde ich nicht thun und erreichen können, beseelt von dem Gedanken — Arbeite ein Vermög gen zu erwerben, was die Tage deiner So» xhie verschönern soll!

Sophie. Dito, dito, dktol wir sind reicher, als meine Eltern wissen. Secretair. DaS fühlen wir —« aber ihre Eltern? — Mit einem Worte, ihr Vater wird Nein sagen. Sophie. gegeben.

Die Mühe hat er sich schon

Secretair.

Es wird haben bleiben.

Sin Schauspiel,

57

Sophie. Bey dem Nein — blei­ ben? Das — mögte mehr Mühe kosten.

Secretair. Und der Amtmann — Ach der Amtmann! Sophie. Amte.

Ich stehe nicht unter,dem

Secretair. Mutter!

Aber unter Vater und

Sophie. Recht gern, aber der Amt­ mann sieht unter mir.

Secretair. Sophie.

Man wird in sie dringen.

Ich werde ausweichen.

Secretair. Gute, liebe Sophie! Zch muß sie besitzen, oder —

Sophie. Sterben? — Nichts davon. Ein todter Liebhaber ist schauerlich anzusehe» —- und wenn sie gestorben wären — was singe ich mit ihrem Andenken an? Es würde mich um alle meine Fröhlichkeit bringen. Nun, guter Freund, müssen wir scheiden. Leeret gir.

Ohne Hoffnung,!

5$

Die Aussteuer Sophie.

Ihre Hoffnung beruht auf

einem kleinen Worte,

und ist doch keine

kleine Hoffnung. S e e r e t a i r. Nennen sie mirs, Sophie!

Sophie.

Wenn der ehrwürdige Herr

mit dem Kirchenbuche vor mir und dem Herrn Amtmann Dagobert Riemen stünde

und

früge — „Sophie, verlangst du gegen» wattigen Dagobertum zu deinem ehelichen

Gemahl?" — So werde ich mit lauter Stimme rufen — Nein! — Adieu Den­ feld, auf mich rechnen sie, so lang Athem

und Laune mein sind. S r c r e t a i r.

Auf mich im Leben und

Tob'. Ich versuche alles,

ich thue alles.

St-t.

Ein Schauspiel-

59

Vierter Auftritt.

Jakobe.

Sophie.

Jakobe die des SrcrrtairS letzte Worte g» tfc'rt hat. Heda! Da giengs groß her.

Sophie. Vcy leibe, ganz klein. Sehe muthlos war er, der arme Mann! Jakobe. Ganz recht, arme Leute sol-. len deniüthig seyn.

Sophie. Ich bin aber nicht ein 6i^ chen demüthig. Jakobe.

Das sey Gott geklagt.

Sophie. Ich fahre auf rosenfarbnen Wolken, mein Verstand hat dem Herzen nun ganz den Zügel gelassen. Jakobe.

Das soll heißen?

Sophie. Ich werde Madam Benfeld, und meine gute Jakobe soll denn bey mir leben, und vom Morgen bis in die Nacht am Kaffcetisch thronen!

Jakobe. das ist wahr.

Ein gutes Herz haben sie, Aber —

6o

Die Auösicuer

Sophie. Ach ja wohl, und sie auch. Sie sind auch meinem Dcnftld in der Seele gut. Jakobe.

Wer? Ich —

Sophie. Sie, eben sie — Warum sehen sie ihn immer so an, wenn er da ist, warum sehen sie ihm nach? Warum seuf­ zen sie, wenn sie ihn lange angesehen haben? Jakobe stufst. Wenn ich seufze — hn lieber Gott — so geschieht es über die menschliche Gebrechlichkeit, Sophie. Ach liebe Jakobe, der Amtwann— hat von der menschlichen Gebrech­ lichkeit mehr an sich als Benfcld.

Jakobe. Nein, sage ich — nein'. — Zwar — der Amtmann ist auch ein Mensch — ein schwacher Mensch. Sophie.

Ach ja!

Jakobe rufst. Nnd war wohl ehedem vielleicht ein sehr schwacher Mensch'. Aber, mein liebes, lieücS Kind! dem sey, wie ihm wolle, er kann sie doch glücklich machen.

Ein Schauspiel.

6\

2n dem Punkt vergesse ich alles! und vergebe ich alles!

Sophie. Als Benfeld weg gieug, sagte ich ihm — auf mich rechnen sie, so lange Athem und Laune mein sind, da antwortete er, auf mich im Leben und Tod!

Jakobe.

Ist erbaulich!

Sophie. Jetzt bin ich unruhig, wer dem andern mehr versichert hat. Ach — üf) hoffe doch, ich habe ihm genug gesagt.

Jakobe.

Das war gottlos gesprochen.

Sophie. Nicht möglich; die Gottlo­ sen sind nicht froh, und ich war herzlich froh, als ich das sagte.

Jakobe. Die Natur und Act der Gottlosigkeit — Sophie. Die habe ich nicht, die hat der Amtmann — Jakobe. Hat allemal in ihrer Aus­ übung eine verdammliche Fröhlichkeit mit sich. Sophie. Was brachte sie denn hieher zu mir gottlosen Mädchen?

62

Dir Aussteuer

Jakobe.

tarii.

Vorsicht wegen des Secre-

Und — daß ich fragen mag —

Wer ist der Fremde,

der bey uns logirt?

Der Herr Morfcld? Sophie.

Der ist — HerrMorfeld;

Jakobe.

Was ist er — ?

Sophie. Ein Mensch, der in der Welt herum reist — überall zu Hause ist — ein artiger wunderlicher Mann!

Jakobe.

Artig und wunderlich? Ku­

rios'. Was wunderlich ist, kann nicht artig

seyn.

Wo kommt er denn jetzt her? —

Sophie. wächst!

Daher — wo der Kaffee

Jakobe.

Der Kaffee? Der tausend !

was will aber der Papa mit dem Menschen ?

S o p h i e.

Er ist ihm von einem guten

Freund sehr empfohlen. Jakobe.

So heißts immer! — Er

wird auch so ein Spieler seyn, der am frü­ hen Morgen unser bischen letzte Armuth hinaus trägt.

Ein Schauspiel.

6Z

Sophie. So scheint er mir nicht — aber kommen sie, kommen sie, ich muß meine Toilette machen, dem Amtmann zu liebe.

Jakobe. Nun! Lcm Himmel sey Dank, gehen sie doch noch in sich! Sophie. Ich muß den Amtmann heute noch rödtlich verwunden, liebe Jakobe! schmücken will ich mich zu dem Ehrentage, wo der hochedle und wohlwcise Herr Amt­ mann meiner Justiz übcrliescrt, und zu Schaden, Kosten, Aergerniß und Heimreise verurtheilt wird. geht.

Jakobe sieht ihr nach. Schmücken, mit Menschen zu verwunden? Das edle Men­ schenbild zu Schänd und Schaden brau­ chen, wie ein Geschoß — ? Gott steh uns bey! Da sind nicht mehr die züchtigen Schritte von ehedem, wo wir grade giengen, wie die Weyhnachtsdocken, die schön­ sten zierlichsten Kinder — tragen sie jetzt nicht die Arme auf dem Rücken/ wie Sand­ bauern! Es ist alles verkehrt, und ich lasse mirs nicht auöreden, daß einmal, ehe man sichs versieht, an einem schönen Semttage

64

Die Aussteuer

Nachmittag die Welt in

Feuer aufgeht!

Sie geht, an ter Thür begegnet ihr der Rath und Herr Merfeld, sie verbeugt sich, läßt (le vorbey reherr, betrachtet -Herrn Merfeld,- und geht hinaus.

Fünfter Auftritt.

Herr Morfeld. Rath.

Der Rath.

Zn diesem Zimmer hier,

he#

der Herr Morfeld, kommen wir zum Früh# stück zusammen. Nach Tisch und des Abends

zum Spiel. Morfeld.

Rath.

Ha!

Welche Spiele lieben sie? die das Blut ein bischen

durch einander jagen.

mir in den Tod zuwider.

Morfeld.

Selten.

Einförmigkeit

ist

Spielen sie auch?

Aber ich

habe

stark gespielt!

Rath.

Bravo!

Morfeld.

Ein großer Theil des mei­

nigen gieng in einer unglücklichen

verlohren!

Nacht

Ein Schauspiel. :

Rath.

65

Sapperment! Die Erinnerung

muß ihnen doch noch Freude machen. kenn« nichte herrlichers,

blick,

Ich

wie de» Augen»

wo alles gegen alles sieht!

Wo es

mit jeder Wage herauf und herunter die ganze Existenz gilt. Das geht elektrisch durch den Körper, wenn man so bald an de» Ausgang, bald an de» Eingang der Welt

geworfen wird.

Im Spiel ist man Feld»

Herr und König.

Man ist groß, so lange

man im Spiel ist. Morfeld.

Aber wenn man aufhört

— und aufhören muß?

Rath teilt Itch die Stirne. Ha ! Sic tranfit Gloria mundi! Fxoh gelebt, ist lang gelebt!

Morfeld.

Spielt Madam auch?

Rath zuckt die Achseln. tience. Er nimmt Tatak.

Morfeld Rath.

Manchmal pa-

gibt bey Seite.

Also das Reisen ist ihr Veri

gnügen?

Morfeld. übrig.

Za, anders blieb mir nichts

E

Die Aussteuer

66 Rath.

Und da sind sie nun so überaü

bald da, bald da — und nirgend sind sie

siutt; Mö ist daS glücklichste Leben von der

Welt

Morseld.

Ich hatte mich gern stritt.

Sehr geru! das Glück war gegen mich. Rath.

Lanken sie Gott, daß eS nicht

geschehen ist!

Morfeld.

Ich war unglücklich in der

Liebe. Rath.

Besser als in der Ehe! Ey lie­

ber Himmel — jetzt — können sie thu» was sie wollen.

Ist man einmal verheura-

thet — dann sind alle Thore geschlossen. rerr-uSNÄ.

0 lieber Mann —

Morseld.

Aber eine gute Frau —

Rath. GibtS eiue? Die Mädchen sind alle Engel, aber die Frauen — eine Frau dünkt mich eine Art von Marechausse'e, ein

beständiger Strickreiter,

hinter des Man­

nes .Handlungen. Morseld. Die Marechausse'e verfolgte

die Taugenichtse — aber —

Ein Schauspiel. Rath.

6?

Und dann die Kinder — so

was ist angenehm in den Spieljahren —• v ja, scharmant! Aber hernach — Lernen sie nichts? Sorgen und Aerger! Haben sie

waö gelernt? so sinds Spione und Hofmeister ihrer Eltern.

Das ist ein Geschleppe

•— Man kommt nicht vom Platz mit ihnen. Morseld. Sie, Herr Rath, — sie sind doch glücklich?

Rath.

— Ze nun ja — Zch bin

Herr im Hause, durchaus kehren sie sich an Niemand.

Amusiren sie sich. —

Wer sitz

sehr amusiren wird, bas ist mein Bruder; ein originäler Bursche! Er hat fünf Kin­

der, die er auf Schritten und Tritten vcr, folgt.

Das ist ihm nicht genug; er rennt

und tauft und wüthet hinter meinen Kindern her, wie hinter seinen.

Zch lasse ihn denn

nach verkehren und bckünimere mich nicht so ängstlich. Ein grundehrlicher Kerl ist er—-

aber ein Narr!

Morfeld.

Die

gutherzigen Narren

sind selten. E a

6Z

Die Aussteuer

Rath. Also — kommen sie zum Spiel für heute Abend ? Oder haben sie sonst Addresscn in der Stadt — M orfeld. Rath. Sorgen.

Keine!

Munter — weg

mit den

Morfeld. Denken sie, daß ich Lurch meine unglückliche Liebe ganz aus meiner Laufbahn gekommen bin. Zch spielte —verspielte aus Verzweiflung!

Rath. Dann haben sie keine Freude daran haben können.

Morfeld. Ward tödtlich krank —> rettete 600 Thaler Einkünfte — Rath. Und sind allein — allein! Herr, das macht nco Thaler Einkünfte.

69

Eni Schanspiel.

Sechster Auftritt.

D i e R a t h i n n. Der

V 0 ri g e,

Kommissair folgt ihr.

Konimissair.

Und wenn sie hinaus

auf die Landstraße gehen, so renne ich ihnen

nach; ihr müßt eS wissen. Rat hi NN.

Netrntend.

Hier

ist

ein

Fremder, Herr Bruder — Herr Morscid. K 0 m m issai r. Ihr Diener.

,um Raid.

Ich habe noch mehr erfahren. Ich habe — N a t h.

Komniissair Wallmann, mein

Bruder. Kommissair.

Sein Bruder, ja derS

brüderlich meint, brüderlich, der, der —

ach — wo der Herr gebürtig ist, werden

auch Thorheiten zu Hause seyn — also heraus damit.

M 0 r f e l d «rill gehe». Rath.

Bleiben sie.

Kommissair.

Juden.

Ich Habs von einem

Van einem Juden — Denk nur.

Der Herr Sohn ist mm auch verliebt.

Die Aussteuer



Nathin n. Das ist wohl kein Vew gehen? Kommissair. Liebe ohne Aussicht, ohne Zweck, ohne Hoffnung, die belacht Wied, ausgelacht, verachtet wird, ist ein Stückchen, das zum Tollhaus führt. Rath.

DaS ist seine Sache!

Kommissair. Seine Sache? Be­ rauscht ihn mit Wein, toll und voll, schickt ihn ans Wasser, geht daneben, wie er am Ufer herum taumelt", schlagt die Aermchey unter, und sagt: es ist seine Sache. Unsre Sache ists! Unsre. Wenns aber" nicht eure Sache seyn soll, meine Sache, meine Sache.

Rath leit. Lieber Bruder, wenn bn yur einmal gelassen reden kanntest. K om m i ss a i r. Ich bin gelassen. Aber die Dinge blasen das Feuer in mir an, dass ssürs zu den Augen heraus fahrt.

Rath.

Welche Dinge?

K o m m i s sa i r. Kanzlerdirector Darner hat eine Tochter, hie Tochter lic'öt drr Herr Sohn^

Rath.

DesKanzleydireetorS Tochter?

Kommissair. Der Kanzleydircctor ist reich, der Herr Sohn nicht; Vie Mam­ sell Kanzleydirecrorinn, Advokat Wattnrann Kanzlcydirector - Advokat? He! der Lanzlcndtrector, der ihn einen Naseweis; ge­ trennt hat — Wie? "Advokat Naseweis; — Schwiegersohn? Geht das? paßt das? N a t h.

Des KanzleMrettors Tochter?

Kommissair. Noch nicht genug. Einen Prozeß führt er gegen den Kanzlei)direttor. N a t h i n n.

Er ist Zldvokat.

Kommissair. direttor! Dlorfeld.

Gegen den Kanzler)-

Das thut nichts.

Kom missa ir. ' Thut nichts, thut nichts? Auf gradcm Wege thuts nichts, aber —

.Morfelh/ Warum soll, wenn mir auch ein Wort erlaubt ist, warum soll der Advokat nicht das Recht gegen den Kanzler)direttor führen?

yi

D ie Auöstene r

Kommissair. Solls, solls! Sap, perment. Soll ihn mit dem Recht in Grund und Boden schießen Fiat justitia et pcreat mundus! Ader Liebhabern soll er nicht; gerechter Advokat seyn, aber kein verliebter Advokat! An der Justiz Wagschaale rupfen und zupfen gegen den Va­ ter, und nach der Tochter mit Liebespscilen schießen — ist doppelter Prozeß. Doppel­ ter Unsinn! heißt mit Achten ans der Chaussee zum Tollhans fahren. Räthinn. Sind sie aber auch ihrer Sache recht gewiß?

Kommissair. Alles, was ich thue, ist gewiß! ihr seht euren Kindern mit dem Fernrohre nach, und wißt nicht, daß die Gläser blind sind; ich gehe ihnen auf denr Fuße nach, auf der Ferse nach. Ich weiss alles, sehe alles, alles! Rath. gar nichts.

Aber von dem Prozeß weiß ich

Kommissair. Weik du nichts weißt; wenn ichs nicht um der Frau Schwester Willen thäte, die eine gute arme Tröpfln»

€tn Schau spiele

73

ist — und um der Kinder willen — L-il-. Du bists nicht werth; im Hellen Gallop ließ ich deine ganze Haushaltung fahren, daß

Nad und Deichsel und Wagen und Geschirr

in tausend Stücken flöge. — Nein, Sap» pcrment!

Ich ließe sie doch nicht fahren.

Jede Schlafmühe braucht einen Vormund.

Jeder ehrlicher Mann soll zugreifen, wo am Abgrunde blinde Kuh gespielt wird. Das thue ich bey Bruder und Nachbar,

bey wild fremden Leuten thu ichs,

und du

bist mein leiblicher Bruder, also bin ich dein

und deiner Kinder von Gott und der Natur ronstituirter Vormund.

Rath.

Ein seines Kompliment!

Ko m missair.

Komplimente mache ich

nicht; was ich thue, ist besser.

Näthinn. glaube ich,

Das erkennen wir;

nur

daß wenig liebel in der Welt

mit Ungestüm gut zu machen sind.

Kommissair.

Hand

ans

Werk',

Wasser ins Feuer, nieder gerissen, was noch nicht brennt, aufgeweckt, Lärm geschlagen^

Sturm gekantet, pcricalum in mora.

Die Aussteuer

74 Rath.

Mer sag mir, warum hast du

es immer nur mit Anton zu thun?

Kommissair. Nath.

zu schaffen?

Mit Anton zu thun?

Macht dir meine Tochter nicht

Die öftern Zusammrnkünsto

mit dem Herrn Denfeld sind mir doch höchst zuwider.

Kommissair. Ist der Frau Schwe« ster Sache, wird schon Acht geben. Hält

auf Ehre und Tugend,

die Frau Schwe«

ster; aber Anton! Anton ist ein Junge —•

Frau Schwester kann nicht in der Stadt

nachlaufen.

Du?

Du stehst nur zu, ob

Sept ou hv.it gewonnen hat.

Dabey must

der Dube verlieren. Rath.

Bravo — gut gegeben.

Kommissair. gehen, hier hören,

Jetzt will ich weiter

dort sehen,

stndiren,

anklopfen, ausforschcn; es muß mehr Feuer unter der Asche glimmen.

Denn wer liebt,

ist confus; wer konfus ist, weiß nicht, was er thut —

führt Prozesse gegen de» Vater

tuid freyt um die Tochter!

g°b>.

Ein Schauspiel.'

Ich will auf der Stelle nach-

Rath. fragen.

75

Ich würde es nicht ungescheid von

dem Burschen finden, daß er zu reusfireu

sucht, denn die Darner hak G.eld.

diesen theuren Namen,

Aber

der mir mit Ge-

walt zu schaffen machen will, verbitte ich in gebt.

meiner Familie.

8! a thin n. Was mögen sie wohl den­ ken- mein Herr?

Morfeld.

Daß — der alte wunder­

liche Heilige — nicht ganz unrecht hat.

Nathinn. Auf gewisse Weise — Aber daß daö alles in ihrer Gegenwart ver­ handelt ist —

Morfeld. barkeit.

Das fordert meine Dank­

Nichts trauriger für einen Frem­

den, als Geheimnisse und Spannungen —>

so — nehme ich redlichen Antheil. Pathinn.

Auch wäre es vergeblich

gewesen, den Kommissur mit seiner Hef­ tigkeit zurück halten zu wollen.

Nur muß

ich bemerken, mein Manu ist kalter wie sein.

Bruder —

Morset d.

Viel kalter.

Die Aussteuer

*6

Daher scheint es, als ob

Näthinn.

er weniger Theil nehme — aber er ist eben so sorgsam wie sein Bruder.

Morseld.

Sie sind also doch glück«

lich, Madam? Ich bin zufriedenl

Räthinn.

Morseld.

Das ist der Inbegriff von

Glückseligkeit.

Sie verdienen gewiß glück«

lich zu seyn,

eine recht glückliche Gattinn

zu seyn. Räthinn.

An die Stelle der jugend­

lichen Liebe tritt späterhin Wohlwollen, ein

Gcsühl — das — aber sie sehen mich so durchforschend an, mein Herr'. — Morseld.

falt sich.

Vergeben sie —

die großen Austritte der Natur erregen Staunen — und endlich gewöhnt sich der Geist daran — aber das Bild cin?r glück­

lichen Gattinn und Mutter erregt Wohlge­ fallen, und wirkt immer glcichmachtig auf das Herz.

Rat hi NN.

Von

Verlegenheit

Diestr Antheil, mein Herr —

überrascht

Ein Schauspiel. Morseld. Immer erlauben sie ihn einem offne», redlichen Herzen, daö sich hier an diese gure Familie anschließt.

Siebenter Austritt. Vorige.

A m t m a n n.'

Amtmann. Da bin ich — Ist daS — der — von den Inseln? Näthinn.

Herr Morseld.

A ni t ni a n n. Morseld ? Sind sie nicht — von — von Dings da — von —

Morseld.

Von Hamburg.

Amtmann. Hamburg! So — Ist eine Seestadt und große Handelsstadt. Es liegt im niedersächsischen Kreiße. Ich weiß alles. Morseld.

Wahrhaftig!

Amtmann. Im Sommer gedenke ich hinzureisen, wegen der kostbaren See»

Die Alks steuer

jzg fische.

Vielleicht nehme ich sie auch mit,

Madam, dann — wollen wir recht essen. Morseid. nete Mahlzeit.

2ch wünsche ihnen geseg­

a-ht.

Achter Austritt. A m t m a n n.

R a t h i n n.

Amtmann. Gefällt mir nicht. Der —

Räthinn.

näherer

Er gewinnt bey

Bekanntschaft.

A m t m a n n.

Hat nicht Respekt genug.

Wissen sie, daß mir der Herr Rath gestern

Abend 17 LonlSd'or abgewonnen hat?

R ä t h i n n. Amtmann.

Er gewinnt selten.

17 -ouiöd'or

in Gold.

Wahrlich — Ja wegen. Hamburg — da werden sie mit hingehcn, denn ich habe cS Nun schon jedermann gesagt — ich will sie heyralhen, die Sophie.

Rath in».

Herr

Amtmann —

ich

empfinde die Ehre — aber ich bin Mutt

Ein Schauspiel. ter, vergeben Laß —

sie mir die

79

Vcsorgniß,

A ni t in a n n. Mit der Aussteuer ? hehe — das lassen sie nur; eS seht sie en peine und ich habe genug Geld.

Näthinn rankt ihm.

Zch meine —

Zl m tm a ii n. Nur Gehorsam binden sie ihr ein, daß sie wohl lustig bleibt, wenn wir unter uns sind, um mich -u amusiren, so — mit Histörchen — und dergleichen. Aber sobald Leute kommen, muß sie gravi­ tätisch werden — Also — schicken sie sie lehr einmal her, denn ich will ihr die De­ claration thun.

R a t h i n 11. Verlegen. Ich will ihr sagen, daß sie diese Idee haben. AM tm(tim verbirgt daSGähnen. kommen soll. Rat hi nn.

Daß sie

Nur bitte ich —

A mrma n n. Und daß sie weiter keine Danksagung macht! Rathin n. Sorgen sie nicht! sie weiß, was sie sich schuldig ist. geht,

So

Die Aussteuer

Neunter Auftritt. A m t m n n n

allein.

Wir kann man nur sich selbst was schuldig seyn? Ütze nd). Za die gelehrten Weiber sind nicht klug, gLtznr wenn sic nur in dem Hause nicht immer stehend sprächen. -Pause. Das ist so angreifend fallet die füllte sie mag sich auch setzen, wenn sie kommt, sieht vor sich hin. Sie bleibt lange aus —— die Fraulein! gähnt. Sollte doch spricht gäh, nen» herein fliegen! legt den Kcpf zurück an die Seite. So ein — Fraulein Habenichts! fängt an «iiijuschlummern die — die nichts hat. So — so — schläft ein ein — ein —

Ein Schauspiel»

§i

Zehnter Auftritt. Jakobe tritt langsam und

respektuos herein;

wie sie auf

itr Halste des Theaters ist, erwacht der Amtmann,

bleibt sitzen, richtet sich auf,

stemmt beide Arme

auf die Knie, sieht sich aber nicht um.

Amtmann. Kind.

Setzen sie sich,

liebes

Jakobe Leren Ton Lurch Lie große Freundlich-

kcit fein wird.

0 —

Amtmann. Setzen sie sich» Jakobe setzt sich einen Schritt zuriickwa'rlS.

Amtmann. Ich habe es schon declarirt, und declarire es hiemit ihnen seiest, daß ich mich ihnen zum ehelichen Gemahl mitragc. Jakobe,

lächelt fein für sich hin.

Amtmann. Ich bitte mir also die Ehre und das Vergnügen von ihrer werthen Hand aus. Jakobe. Ach liebwerthesier Herr Amt, mann — S

>

Die Aussteuer

82

A m t IN a n n.

WaS? fic»t n» um. Gott

bewahre uns.

Jakobe (lest auf unt fast mft @if?.

Vor

dem bösen Feind — aber nicht vor Men» schenkindern.

2( M t IN a n N der

Rietet zur £Su6c streckt.

Sie ist ein altes Menschenkind. Alt hin ich in Ehren gewor­

Jakobe. den, und —

Ain tm anii.

Sollens auch bleiben.

Und wenn ich auch mit der

Jakobe.

Heyrath nicht gemeint war — A m t m a n n. Ey bcyleibe!

Jakobe.

Dreht leit Kopf

nach ihr.

So muß man doch Negard

vor ehrbaren Personen brauchen.

2( m t tu st n 11. Schicken sie Sophien her. Jakobe.

Sie ist an der Toilette

2( int in stillt. Jakobe.

höre sie •—

Höre sie, lebe sie wohl.

Ich

bin keines Menschen

Ein Schauspiel.

8z

Amtmann. Keine sie? Was ist sie denn? Ist sie denn ein verkleidetes Mannsbild? Jakobe. Gott verzeih mir meine Sünde! Amtmann. Nun wenn ich meinem Amtsbotcn eine Kornette aussetzte, sahe er aus wie sie! Jakobe. Sie sind, mit allem Respekt vor ihrem Stand und Würden und Reiche khum gesprochen — ein grober Geselle. Habe ichs so gut mit ihnen gemcint, und habe — aber das Lied isi noch nicht am Ende; und an das Jakobcchcn sollen sie »och denken, oder ich will nicht ehrlich seyn! Gift Sapperment! wie der Amlsüore mit der Kornette! ab.

2[ m k IN a n n. mach! tu* zu. Ein malitiüses Stück — das alte Jakobcchen ! Dir Derhanz füllt.

Die Aus sie uer

84

Dritter

A u f z u g.

Erster Auftritt.

Der Amtmann schlaft in seiner vorigen Stellung. Sophie. Ldiir.

Sophie tritt herein. Mit einem Knir eben an tefc

Wohlweiser — einen andern, etwas

tiefer, ein Paar Schritte vorwärts. Vester!

wie,

Vornehmer gestrenger — mit sehr tiefem Knir und über laut. Hochgelahr­ ter Herr 2hutmmm! Lev so und noch tiefer.

2i m t m a n it. Erwacht, störrisch. Was wollt ihr? Ach ja — steht auf, freundlich. Sie sinds? Sophie. Ich bin, wie ich vernehme, vor das Amt citirt.

A m t m a n n. Setzen sie sich.

Hehehe —

sehr freundlich.

Ein Schauspiel.

85

Sophie. Das kann nicht sey ft. Respekt verbietet cs. tief« Knix.

Der

Amtmann. Nun, nun! gnSifg. Kom­ men sie denn nur naher. ich

Sophie. DaS kann auch nicht seyn, fürchte mich, «wt r-n Ihm. Amtmann. Hehehe— mitHchh-ft. Das

haben mir doch schon Viele gesagt. Er har immer die -Hand cm Stuhle 3-1 — so erlau­ be» sie s-tzl lich daß ich mid) sehe. Sophie. Dero unterthünige Magd erwartet Befehle, wie gefalteten Handen. Amtmann. Magd? Nicht! Frau! liebste Mademoiselle Wallmann — ich proponire nehmlich, daß sie mich zum ehe­ lichen Gemahl annehmcn.

Sophie. Ja so? — Sie haben eigentlich zu bitten, ich habe zu gewahren? So bin ich Amtmann, sie sind Patthic, das ist ein anders, mit i-ntergeschlazeinn Armen. Nun müssen sie anfsichcn.

Amtmann.

Stchthall'auf,

ten sich ja zu mir sehen —

Sie könn­

86

Die Aussteuer

Sophie kehrt ihm den RUcksn |u. Weill» ihr nicht den Augenblick aufsieht, Supplikant, so gehe ich hinaus, und die Audienz har ein Ende, sttittcrif*. Stellt euch, Supplikant!

A M t M a N n gebt tcm Stuhl ireg- Hehehc! Man muß manchmal galant seyn. Sophie. Nimmt feinen Stuhl und setzt sichNun bringt euren Antrag vor.

Amtmann. was isi bas?

Ey was der tausend!

Sophie. Nach der Uhr sehend. Minuten lasse ich euch noch Zeit.

Drey

Amtmann. Hehche — die Autori­ tät läßt ihr doch gleichwohl ganz gut — Hehehe! Sophie. abgesührt.

-

Eilt euch, oder ihr werdet

A m t m a n n. Nun denn — wie be> reitS gesagt — zum ehelichen Gemahl. Sophie. Mißt ihn lange. Ihr sollt in Gnaden dazu angenommen werden.

87

Ein Schauspiel. A m t m a » n.

Potz tausend, das glaube

ich auch.

Bedankt euch.

Sophie.

Seiest M die

•$onb zu kuffcn.

A m t m a n 11. fügt sie.

Ein artig Hünd­

chen ! So will ich denn hkemit das erste Pra«

scnt — Er bringt tmc Kcce Geld vor. Sophie.

Nein,

nein;

legt

euren

Micthpsennig nur noch bey Seite.

-Seilt sie hoch in die -»he. Es

A M t M a n N. sind 315 Thaler!

Sophie. Ich habe erst eure Dediir» gungen noch e 11 verkündigen, auf welche ihr

auf« und angenommen werden sollt. Amtmann,

critaunt.

Noch

Bedin)

gungen?

Sophie,

stet't auf.

Ihr befleißigt euch

dcr Höflichkeit gegen manniglich. A m t m a n n. wehr

»esüriisticb kann

leiden.

Halt ein wenig -*• nicht

per — ihr — gesprochen.

es auch im

Spaß

Ich

nicht

88

Äie Aussteuer

Sophie. Ich heiße ihn — ihr, (v, sie, du - wie mird beliebt. Weiter —Ihr sprecht nicht öfterer von eurem vielen Gelde, als ichs euch heiße.

Amtmann.

Das wäre fein.

Sophie. Ihr versichert mir ein am sehnliches Nadelgeld voraus.

AlUtM a n n. Doch?

Die

in tie Seite gesetzt.

Sophie. Er begegnet allen armen Leuten artig, und spricht jedermann, der ihn sprechen will-, hört Er? A m t m a n n.

Sophie.

Wo bin ich denn? Er erkennt es schriftlich —

schriftlich — für ein unverdientes Gluck, daß ein artiges Mädchen ihn — Sünder und Amtmann — hcyrathet.

Amtman n. Sünder? Ich ein Sün­ der; mit (nif.3efiotenen lirmen. Das hat Nlik noch kein Mensch gesagt. —

Sophie. Aber unzählige Menschen habens gedacht.

Ein Schauspiel» A NI tman n. stampft mit rem Fuße. tausend Elements

89 Ey

Sophie. Du erklärst dich schadhaf­ ten Verstandes und mangelhaften Willens, überlassest also die ganze HauSregierung mir, Leiner Sonverainen, gebietenden Frau. Mit liefet Dredcitaung. Sehen sie, wohlger bohrner Herr Amtmann, auf diese Bedin­ gungen will ich sie zum ehelichen Gemahl annehmen.

Amtmann. Ans diese Bedingungen will ich also gleich die Postpferde holen lassen. Sophie iLcllt. Allerliebst! So will ich gleich vor ihren Augen an alle meine Bekannte schreiben, sie einladen, und auf öffentlicher Promenade verkündigen,, den reiche», vornehmen Amtmann Riemen habe sch abgewiesen. Ein Bedienur kemmt. Wann befehlen sie die Pferde?

Amtmann. In Aerget und Dettegeiiheit einige Sürikte sehend, irnd chnr ste anpisthen. Punkt zwey Uhr.

$0

Die Atlssceuer

Sophie. Um zwey Uhr ? Zwey Post« xferde für tert Herrn Amtmann. A m t m et H n.

stamplt. Sechs Postpferde,

Sophie, macht cj ihm nach. Zwölf Post« pferte — richtig! Sie fahren ja mit dem Korb-Nun bestelle er — Amt m a n n. eußtr st». Bestellt nichts __ marschirk! Sciieiitct gebt. Sehn jle»— sie sind ein naseweises Mädchen. Hätte ich nicht schon heute Morgen allen Leuten, die mich besucht haben, declarirt, daß ich nm si- werbe, faßt siet), sch wußte, wav iey thäte. Aber nun müssen sie meine Frau werden, cs gehe, wie -S wolle. Sophie. G), sie dürfen nur meine Bedingungen annehmen, und alles ist berichtiget. Amtmann. Das thue ich nicht.

Sophie.

Und so bekommen sie mich

nicht. A M t tu finit. -stach einigt? Uederlegung. Allenfalls will ich den Punkt cinwilligeii, vom Nadelgelde.

Ein Schauspiel.

9i

Sophie. Alle andere Punkte sind nur Wichtiger. Aus dem Gelde mache ich mir gar nichts. Amtmann. erstaunt. Gelde machen sie sich —

Sophie. Gar nichts. bin ich Herr über sie.

Wie? Aus dem Eben drum

Amtmann. Hchehe! Das nehmen sie mir nicht übel: wer kein Geld hat —

Sophie. Giebt keins aus. Vom Gelde dürfen sie gar nicht reden: für ihr Geld mache ich kein freundliches Gesicht.

Amtmann. Ey um tausend Gottes Willen — für Geld bin ich ja, was ich seyn will. Was ich will! ES kann mir morgen einfalle», in den ?!delstand erhoben zu werden: so werde ichs! Sophie. Zn den Adelstand können sie erhoben werden, aber in den Liebens^ Würdigkeitsstand nicht. Lassen sie uns denn einmal ernstlich reden. Sie dauren mich. Sehen sie, ich bin ehrlich, daß ich alle die Conditionen vorher mache, denn, wenn

92

Die Aussteuer

fu mich heyrathen« so muß eS so kommen, wie irf)5' vorhin gesagt habe, auch wenn ichs nicht wallte. Amtmann. nicht ein.

DaS sehe ich denn nun

Sophie. Glauben sie, haß Jemand aufs Amt käme, er sey Gast oder Bauer, der sich nicht lieber an mich wendete, als

an.sie?

A m t in a n ».

Ich bin der Amlniann.

S o p b i e. So wie sie mich geheyrgthet haben, sind sie abgesctzt, und ich werde Amtmann. Amtmann.

foEt an t«n Koxf.

Ey was

der Teufel —

Sophie. Sie sind dann nichts mehr als der gemahlie selig- Herr Amtmann. 21 m t m a nn. Der Kopf geht mir herum. Sophie. Ich bin jung, munter und artig — sie — nicht jung — schwer­ fällig und nnartig; je mehr ich den Leuten gefalle, je mehr werden sie mißfallen. Mit

ClN Schatlspiesö

93

mir werden sich die Leute amusiren, bey ihnen schlafen sie ein.

Amimann. Ey Gott vergieb mir —4 was unterfangen sie sich? Wissen sie auch, daß sie keinen Heller im Vermögen haben? Wissen sie das? — daß ich zum Herrn Papa gehen werde, daß sie mir ausgelie­ fert werden müssen und sollen! Sophie. Hahaha — machen sie, was sie wollen, stellen sie sich aa, wie sie wollen, allemal werden sie mir ausgelir, fert. Ich bin und bleibe ihre Gebieterinn.

Amtmann. Nicht au§ Jnclination, aber zu meiner SaliSfacrion, wegen ihrer ungebührlichen Reden, muß ich sie zur Fran bekommen. Hehehe! Wenn wir nur erst auf dem Amte sind — Sophie. Dann sind sie gar verloren. Dort macht mich die lange Weile Verdrußlich, und wenn ich erst verdrüßlich bin> dann ist mirs nicht genug, sie zu beherrschendann plage ich sie. Dort sind sie gar mein leibeigener Frohudmann.

94

D io Auäsieuer

Amtmann. Ich ärgere Mich derge­ stalt, das; ich zittre. Sophie, besser jetzt, als hernach!

Zweyter clustritt.

Vorige.

M o r f e l d.

Morfeld. Mademoiselle, ich wünsche — A m t in a n n. Ey *— wünschen sie zn einer andern Zeit! Jetzt bin ich da.

Morfeld. sehr höflich.

Der Herr Amtmann sind

Amtmann. Fremde Leute sollen nicht so grade zu in «Je Zimmer laufen. Morfeld. So viel ich weiß, sind wir beyde Gaste dieses HauscS, und —

Sophie. Und ich fordere, daß sie jetzt da bleiben, Herr Morfeld. Geliebter mei­ ner Seele! zum Amtmann. Laß uns nun vcn gewöhnlichen Dingen reden, als da sind, die Diebe, die du hast hangen lassen, und —

Ein Schall spiel. Amtmann. Sophie.

95

Ich will gehen ■—

Adieu Coridon!

Amtmairn. Gehen will ich. Aber der Papa muß mir Satisfackion schaffen, oder ich stelle einen Handel an, daß ihr das Lachen auf ewig vergehen soll! geht, kommt wieder. Sie macht sich nichts aus dem Gel, de, hat sie gesagt. Sie wird sich viel dar­ aus machen, sage ich ihr. Sie wird ganz demüthig werden. Ganz klein — so klein — cr hedt die -Jans einen S4»h von der Ctic. wird sie werden,

Sophie, geigt ihm teil kleine» Singer. Dann werden sie mir nicht einmal so groß Vorkommen. Sic zeigt ihm den Halden kleinen Singer. Nicht so groß! A m t m a n n. Wülheno. SatiSsaciion! ad,

Satisfaktion,

§6

Die Aussteuer Dritter Auftritt.

Morse! d.

Sophie.

Morfeld. Wie cS scheint, haben sie den zärtlichen Angriff rüstig abgeschlagen?

Sophie. Für diesmal, ja. fast werde ich doch muthloö.

Aber

Morfeld. Wieso? Ihr Herr Valet wird nicht darauf bestehen. Sophie. Ich hoffe, er wird nicht. Aber damit ist wenig geholfen, wenn er nicht auch anderwärts Ja sagt.

Morfeld. Herr Denfeld soll ein ar­ tiger, fleißiger Mann seyn — fle sehen mich an? Ich weist alles. Sophie. Also auch, daß er kein Ver­ mögen har. M o r f e l d. Must man denn grade nach­ dem Vermögen henrathen? Sophie. Mein Vater lueipt, es wäre so übel nicht. Morfeld. Er selbst hat eö doch, wie er sagt, nicht gethan.

Ein Schauspiel.

97,

Sophie. Eben deswegen. Cie bricht schnell ab. Ach — sehr ernst. Diese Saite wollen wir nicht berühren.

Morfeld. Verbeugt stch. Aber was denken sie nun für sich zu thun? Sophie. Ze nun, in gutem Muthe auf gerechte Sache vorwärts zu gehen.

Morfeld. Die Sache scheint ernste haft zu werden. Sophie. Zch fürchle eS fast.

Vierter Auftritt. R a

t () i tt it.

Vorige.

N äthinn. Was hast du aus dem Amtmann gemacht? Er droht auf die un­ anständigste Art. Sophie. Zch habe ihm bewiesen, daß er inich durchaus nicht hcyrathen muß, wenn er Amtmann bleiben will.

-Nät-Hkn».. Ich wünsche, ihm mit Schonung begegnet. G

du hättest

98

Die Aussteuer

Sophie. Nein, liebe Mutter, daS gieng durchaus nicht an. Der entscheidende Punkt ist da. Siegen —- oder Frau Amtmanninn werden; keine Schonung gegen diesen Korsaren'. Ehe er mich eine Thräne kosten soll, wiil ich ihn in die Luft spren­ gen, und das von Rechts wegen. echt,

Fünfter Austritt.

R a t h i n n.

M o r f e l d.

Morse!d. Sine kleine Pauk«. Das gute Ädädchcn! Sie sieht wohl ganz allein indem verwickelten Streit?

R a t h i n n.

O nein, mein' Herr!

Morfeld. Madam! Andre reisen nach Kunstwerken, und stehen vor dem Ge­ mählde einer Leidenden in Thränen versun­ ken. Meine Reisen — gelten dem Men­ schen selbst. Ich bemächtige mich des Lei­ denden, seine Thränen weine ich mit, sein erstes Lächeln nach der Rettung — ist mein Lohn!

Ein Schänsple^

99

■ Näthinn. Dann haben sie, edler Neisender, eine große Familie. Merfeld. ihnen reden?

Darf ich Offenherzig mit

Rathin n. Sehr gern. Es ist etwas in ihrem Wesen, das mir besondere Eriunerungen giebt. Morseld. So frage ich, ob sie denn wirklich die Hcyrath ihrer liebenswürdigen Tochter mit dem widerwärtigen Amtmann zugcben wollen?

R a t h i n n. Vnlegm. Es ist eine Versorgung für meine Tochter. Morseld. Eine Versorgung? — Be­ darf Sophie nichts mehr als einer Versor­ gung ? Macht eine Hcyrath nach Geld unS glücklich? Rathinn. Fast niemals. M o r fc l d. Zch lese auf ihrem Gesichte Züge von Güte, Mutterliebe und — darf ich cS sagen — Bekanntschaft mit Leiden — sie darf ich fragen, was soll aus dem arti­ gen, guten Manne werden, der ihre Tochter so innig liebt?

G 3

Die Aussteuer

IOO

N ä t h i n n. chen,

Ach mein Herr! das Mäd-

was entsagen muß,

daS Mädchen,

was gezwungen wird, ist weit unglücklicher! Morfeld.

Unglücklicher — als der

Mann, dem sie geraubt wird?

Näthinn.

Weit unglücklicher!

Ihn

zerstreuen Welt und Geschäfte.

Mor feld. Oder sein Kummer beglei­ tet ihn in Welt und Geschäfte. Näthinn.

Er entbehrt — aber

er

kann klagen, er darf weinen, wenn ihn dar

erleichtert.

Er

ist nicht

gezwungen

zu

Pflichten, denen sein Gefühl widerspricht.

Morfeld.

Zn solchen Pfiichten kann

auch das Weib sich nicht gezwungen glauben. Näthinn.

O ja, mein Herr —

Morfeld.

Niemals, in keinem Fast!

N ä t h i n ».

Auch nicht, wenn sie Mut,

ter ist?

Morfeld. Dann frenlich — — Dann ist es ein Glück,

früh vergessen.

daß die meisten Weiber

Ein Schauspiel.

ioi

Näthinn. Es mag ihrer geben •— ich begreife sie nicht. — Ach! und denken sie sich die Frau an einen Mann gebunden, der durch üble Tage sie oft an die schönen Tage erinnert, welche sie gelebt haben pj'ir, de! Nein — in solcher Lage ist die Frau allein grenzenlos unglücklich. Morfeld. Besonders, wenn der Gegenstand, von dem sie gewaltsam getrennt wird, in ihrer Nahe lebte —

Näthinn. Nahe oder fern — Her­ zen, die den Bund für die Ewigkeit geschlos­ sen haben, mögen Tage lang getrennt seyn oder Jahre — durch Meere oder durch Straßen — das Leben ifrjTir sie verloren. Nur der Tod hat für sie eine Gesialt der Hoffnung. Er geleitet sie hin, wo keine Trennung mehr isi.

Morfeld. Ich sehe, sie fühlen diese Lage tief. Näthinn mit «inen Seufzer. Tief! Morfeld. Und könnten ihre Tochter opfern lassen? •— bey allem, was sie füh­ rn — doch opfern lassen?

tos

Die Aussteuer

NathiII it s-Sr biwkgk. Ach tiicitt Herr, — eö giebt Verhältnisse — —

Morfeld.

Ich kenne die ihrigen.

Näthinn. Ich habe meinem Manne kein Vermögen zugebrachk —

Mo rfeld. Und er? Hat er das seine erhalten? Sie schweigen? Näthinn. Weil es Pflicht für mich ist, abzubrcchcn.

Morfeld. Pflicht ist es, daß sie die Rechte zurück fordern, die man ihnen raubte. Raubte? die man ihnen nie einräumte —■ Staunen sie nicht. Ich ward unterrichtet. Ich weiß alles. R ä t h i n n. Wissen sie alles? DaS ist traurig — und — so haben sie mich zu weit geführt, eit ist sehr tcrlegen. Zch will es vergessen, und jetzt lassen sie uns scheiden! Sie will

Morf«ld> Scheiden— werden wir! Scheiden müssen wir! — Aber noch nicht. Gute unglückliche Frau!

105

Ein Schauspiel»

Woher wissen sie, daß ich

Näthinn,

«s bin ? Auch sie hatten einst bey

Morfeld.

ihrem Schicksal keine Stimme.

Ans ihrer

Eltern Hause weggestoßen, wurden sie hle-

her verbannt. Geld? ward zum Fluch in ihrer Trauungsstunde. Das, und ihr Verlust, brachte einen ehrlichen Mann zur Verzweiflung!

Zst eS nicht so?

R a th i n n.

Woher wissen sie das ? Wer

sind sie, daß sie das wissen können?

Morfeld.

Ein ehrlicher Mann,

der

gern Gutes würkr.

Näthinn. W-i-s. Welches Gute kön­ nen sie für mich bewürken ? Morfeld.

Muth! Muth möchte ich

ihnen geben.

Näthinn.

Keine Hoffnung? Ulchdoch

das ist unmöglich! — Pause, Kannten sie den Mann, von dem man mickMuth —

gewaltsam losriß — ?

Morfeld.

Nein.

Er muß aber ein

guter Mensch gewesen seyn,

noch gedenken.

weil sie fcniec

104

Die Aussteuer Lebt er noch? — Stein!

Näthinn.

beantworten sie mir das nicht.

Lassen sie

mich um einen Todten trauern.

Das darf

ich ja! — Nicht wahr mein Herr — um

den Todten soll ich trauern? Geduld',

Morfeld.

Jahre sind

dahin.

die verweinten

Wenige Trauerjahre

sind wohl nur noch übrig! —

ihre Tochter.

Nicht so für

Fassen sie Muth und retten

sie ihre Tochter. Nathinn.

WaS wollen sie aus mir

machen? Morfeld.

Bey der Unglücksstunde, in

der ihr Herz verkauft ward, bey den Thrä­ nen, die ihnen das so viele Jahre gekostet

hat, fordere ich sie auf — den Verkauf ihrer Tochter geben sic nicht zu — geben sie ihn nicht zu!

R ä t h i n it.

Was ist in meinerMacht?

*— Bitten — und Weinen,

Morfeld.

Fordern!

Näthin n,

Wer hört auf mich?

Morfeld.

Wenn eine Mutter bey

Glück und Unglück ihres Kindes die Stimme

Ein Schauspiel.

105

«geltend machen will, worauf die Natur selbst ihr ein heiliges Recht gegeben hat — wo ist der Mensch, der sein Herz dagegen verschließen könnte? lind wenn man cs doch wollte — ich verspreche ihnen Beystand!

Nathinn. Das Versprechen würden sie halten, ich glaube cs ihnen. Wenn es aber so weit kommen sollte, daß ich zu ihrer Großmulh meine Zuflucht nehmen müßte — Was würde die Welt von mir denken? Nein, mein Herr — sie dürfen nichts für mich thun! Morfeld, ®>it iFcgtidcrim). Zch darf! Vor aller Welt will ich eine BeglaubigungsUrkunde darlegen — die alle gute Men­ schen gelten lassen werden. Näthiun. Vor aller Welt — und nur vor mir nicht?

Morfeld. Ist beim mein guterWille nur deshalb von geringem Werthe, weil es der gute Wille eines Fremden ist? — Net­ ten sie Lophien!

Nathinn.

Zch wills versuchen.

io6

Die Aussteuer

Ntorfeld. Dann bin ich zur guten Stunde ausgcreiset — Auf Wiedersehen! Räth in». Gehen sie nicht von mir, ohne meinen Dank für ihre Theilnahme zu empfangen. Bin ich dieser Theilnahme werth — warum verdiene ich es nicht, daß sie offen gegen mich sind? — Ihre Kennt­ niß unserer Lage Ihr Aufenthalt hier ■— Sic selbst— o vollenden sie ihre Güte, sagen sie mir, wer sind sie, der so edel jetzt mir seine Hand bietet?

Morfeld. Sieht fit bedeutend an, druckt ihre Hand, und sagt wchmchhig. Auch kein Glücklicher, geht. N a t h i n n. fleht ihm nach. Er sah mich starr an — seine Stimme brach — „ auch kein Glücklicher!"

Ein Schau spick.

Toy

Sechster Austritt. Ra t h i n n.

Rat h.

Rath. Tstan sagt mir, Anton ivära zum Kanzleydircctor gelaufen, um Mamscls Darner anzuhalten. Ist das geschehen, so weißt du c5 auch, so ist es auf Leinen Rath.

Rathinn. Trstsunr. Auf meinen Rath?

Rath. Ist er ^'ngeganacn, so ist des Kanzlcydirertors Antwort eine Grobheit^, und ich werde zum Stadtzclächter; dann kaun der Herr Sohn advociren, wo er will, aber er zieht aus meinem Hanse. Rathinn.

Mein Gott'.

Rath. DaS mag dem Kanzleydirector und der Welt beweisen, daß ich keinen Theil an der Narrheit habe. Näthinn. Ich weiß nicht, ob er hmgegangen ist, redlich wäre es aber in einem hohen Grade.

Rath. ES giebt eine Redlichkeit, bey der man für Langerweile umkommen mSgke; es giebt auch eine unverschämte Redlichkeit

tos

Vie Aussteuer

die —- genug, cs bleibt bey dem, was ich gesagt habe, — Wo ist der Amtmann?

Räth in Ni

Ausgefahren.

Rath. Der Auserwählte, der Herr Denfeld, hat schon zwenmal nach mir gefragt. Die Mamsell Jakobe fangen an mit ihm zu verkehren. Sie war bey ihm.

Rät hi nn. Rath. bey ihm.

Dem widerspreche ich.

DaS weiß ich.

Jakobe war

Räth i nn. Diese Unwahrheit ist so- — R a t h. Keine von euch geht den gra­ de» Weg. DieAllerunbcdeutendste macht Forderungen, und stebt im Wege, ohne;» nutzen. Jakobe werde ich vornehmen und fortschicken. Rath in».

Das alte arme Mädchen!

Rath. Ich will mir Luft niachen! da­ für stehe ich. Was Sophien anlangt —

Räthinn Der Amtmann ist unzu­ frieden von ihr, aber bedenke nur —

Ein Schauspiel. Rath.

109

Sie soll mich nicht aufs Aeus-

ferste treiben.

Der Amtmann ist dumm-

aber reich. Sie mag ihn beherrschen und glücklich seyn. Nehmen muß sie ihn.

Nathinn. Sie hat sich bestimmt er, klärt, daß sie ihn nicht will, und Zwang laß ich ihr nicht anthun.

Rat h.

Was fallt dir ein?

Nathinn.

Rath.

Meine Pflicht.

Nachdem man mich alles mit

dem Amtmann hat berichtigen lassen.

Räthinn.

Was

du berichtiget hast,

weiß ich nicht.

Rath.

Nachdem

alles

von

meiner

Seite zu Ende gebracht ist. Nathinn.

Wurden meine bescheidne wurde Lophie

Meinungen dabey gehört?

befragt? Nalh. Soll sie von Mondschein leben? von Allmanacbsgcdichten?

Der Amtmann

ist ein Narr, daß er sie nimmt,

hat; sie soll Goll danken, bequem setzen kann.

die nichts daß sie sich so

iid

Die Aussteuer

Näthinn. Sie ist mein Kind, und ich lasse sie nicht ins Verderben stürzen.

R a t h. Welch eine Ordnung in meinem Hause? Was maßest du dir an? Kannst du ihr zu leben geben? Hast du einen Heb ler in mein Haus gebracht, dtn Sophie ihre Mitgift nennen kann?

Rat hin». Geld halt' ich nicht aber das Glück meines Lebens ward dir ge< opfert; nimm das für eine Mitgift an, und laß, um meiner so lange Zahre mißhandele ten Herzens willen, mich kinWort für meins Tochter reden! Rath. Ich wollte, dein Herz hatte Freude die Fülle, und du lebtest mit dem verlaufnenDarnerim gezauberten Arkadien! Näthinn. — Unempfindlicher Mann — dein Vermögen hast du verschwendetohne deiner Kinder zu gedenken; beweise ihnen noch, baß du auch kein Gefühl für sie hast, um ihre Achtung ganz zu verlieren. Mik NaÄd-uck lind Einxsinrung. Die Mutter ist am Reichthum verarmt — Die Tochter soll es nicht! acht.

Ein Schaufpitü'

ii t

Rath folgt ihr, und führt sie jutücf. Fahr reu sie nicht so triumphirend von dannen. Ihre giftige Predigt will ich ein andermal gehörig beantworten. Rath«NN. Mit Thriinm. Habe ich nicht i 5 Jahre mit Geduld alles ertragen —

Rath. Zn Geschäften führen die AnSrufungtn zu nichts. Zur Sache: Der Amt» mann hat mir in Hoffnung auf die Heprath mit Sophien fünftausend Thaler geliehen. Heyrathet sie ihn nicht, so ist er Herr, das Geld zurück zu fordern, wann er will» Wovon soll ich cs bezahlen? Wie? R ä t h i n n.

Mein Gott!

Rath. Können sie die fünftausend Thaler bezahlen — so prunken sie mit ih­ rem Muttcrgesühl und erretten Sophien von einem bequemen Leben und großem Ver­ mögen. Können sie aber die fünftausend Thaler nicht bezahlen, so verschonen fit mich mit gefühlvollen Reden und niöralischen Sentenzen! geht. Räth in». Und der Amtmann ist gst reizt — beleidigt! Da ist kein Ausweg —»

na

Die Aussteuer sie geht — bindet die jungen Bäume an der Gar, tenthür an, sie hängen sehr herunter. H 2

Ji6

Die Aussteuer

Gartne r. Stimmt seine Sachen auf. Gleich. Auch will ich den Garten verschließen.

Kanzleydirector. Ey, ey, wie ost soll ich noch sagen, daß das gleich geschieht, wenn ich hcrauSkomme, ich will hier Nie­ mand sprechen'. Niemand'. Gärtner,

geht.

Sorgen sie nicht.

Kanzleydirector. Wie er so 6(tV hend da steht, mein lieber Nosenbusch! Er sieht mit rmtergeschlagenen Armen nach der Ge-

Wir wollen dich aber pflegen und warten, so viel wir können!

§end/ reo er inwendig sicht.

Er geht mit der Gießkanne fort zu dem Rosenstocke.

Zehnter Austritt.

Anton.

Kanzleydirector.

Anton. Kommt von dcv Seite her, wo itr Gärtorr aigtgangtn ist, ater in ter Ticfe. Ersteht

Das war er! Was er sagen wird? Ohne Aufschub, ich will so gehen, daß ich ihm, wie von ohngeführ begegne — Was soll — das? sr e-br. ten Kanzleyvirtctor noch atgchm.

Ein Schau spiel.

H7

Warum begegnen? Ich will grade zu ihm gehen. Ec folgt dem Kanzleydirector — am Ein» gange bleibt er p-h-n. Er begießt einen Rosenftocc — cö steht ein Monument daneben. Er steht in Betrachtung versunken. Pause. Er kommt! tritt tiiiai Schrill Uder den Eingang zurück.

Kanzleydirector. setzt die leere Kanne milten im Platze nieder, und sieht nach ter Stelle, «ober er kam. Ja ja'. Recht schön blüht er,

noch kein Jahr war er so schön. Ach er blüht, wie meine Amalie! Er geht wieder an den Eingang und lthnk sich an eititti Baum. Ja, ja — Und du wirst doch vergehen. Mein armer Bruder ist vergangen — ich bin daran — und Amalie wird einst auch ver­ gehen ! Cr gibt zurück, und hebt die Kanne auf. Je „an — thun wir so viel Gutes, alö wir können, »in sott gehen.

Anton.

tritt vor. HerrKanzleydirector!

Kanzleydirector. etwas erschrocken dreht Wer ist da ? — Was ist >— ich will hier Niemand sprechen. t5 sich schnell um.

An ton.

Das weiß ich.

ns

Die Attssteuer

K a n z l e y d i r ec t o r. b-fiig. Wie sind sie herein gekommen? Wer hat sie, herein gelassen? A n t o n.

Die Thür war offen.

Kanzleydirector. Ja so — ich weiß es. sitzt tie Gießkanne Nieter und spricht ruhiger, aber man siebt ihm immer ncd> an,

der Besuch ihm unangenehm ist.

daß

Was wolle» sie?

An ton. Man sagt— daß sie hier draußen ganz besonders in der Gutmüthigkeit wären, die so besonders —

Kanzl eydirector. Sache.

Nun jal

zur

A n t o n. Herr Kanzleydirector — ihre Gutmüthigkeit, ihre Güte bedarf ich ganz besonders — vergeben sie also, daß ich —

Kanzleydirector. Wie heißen sie?

Wer sind sie?.

Anton. Wollen sie die Nachsicht ha, ben, zu erlauben, daß mein Name das letzte ist, was ich von meiner Sache sage.

Kanzleydirector.

stutzt.

Warum?

Cin Schauspiel.

119

Ant 0 n. Meine Sache ist besser, als mein Name. Kanzleydirector.

An ton. Mir ehrlicher Mann.

Zur Sache.

Selbstgefühl.

Ich bin ein

Kanzleydirector. Dafür must ich jeden halten, bis ich das Gegentheil sehe. A n t 0 n. Wenn sie mich genau ansehen wollen, so hoffe ich, daß die Klarheit, womit ich ihren forschenden und ehrwürdigen Blick aufnehmen kann, ganz besonders für meine Redlichkeit spricht.

Kanzleydirector.

Anton. an sie.

Und?

Ich habe keine Empfehlung

Kanzleydirector. Ich bin kein Freund von Empfehlungen. An ton. reden.

Ich muß also von mir selbst

Kanzleydirector.

Thun sie das.

Anton. Ich muß das Gute von mir reden, was ich mit Wahrheit sagen kann.

120

Die Aussteuer Warum nicht?

Kanzleydirector.

An ton.

Ich darf ihnen sagen, daß

ich Wissenschaften habe, und sehr fleißig bin. Gut.

Kanzleydirector.

An ton.

Zch bin durchaus wahr.

Kanzleydirector. Anton.

Desto besser.

Aber ich bin ohne Vermögen.

Kanzleydirector.

Auf dem Wege

erwirbt man sich Vermögen. An ton.

Zch bin beynahe arm.

Kanzleydirector.

Und ihr Besuch

bey mir uno ich? A n t o n.

Herr Kanzleydirector — dürfte

ich hoffen, daß diese gute Eigenschaften, wenn ich sie besitze — meine Armuth überwiegen? Kanzleydirector. An ton.

Za.

Noch eine Frage — die ent­

scheidende und die letzte! — Glauben sie,

daß ich meine Redlichkeit und meine» Fleiß eines guten

gegen über dem Vermögen Mädchens stellen darf? Kanzleydirector.

Wer sind sie?

Ein Schau spiel.

I2i

Auto n. Antworten sie mir gütig, Herr Kanzleydirector! Kanzleydirector. Sie lieben meine Tochter. An ton.

— Za.

Kanzleydirector.

Wer sind sie?

An ton. Zch liebe sie mit der heißesten Zärtlichkeit, die man für dies gute, edle, schöne Mädchen empsinden muß. Kanzleydirector. Sicht ihn eine Weile an, taun lehr trecke». Sie Hal in der That

ansehnliches Vermögen. Anton. Zch keines. Deshalb werde ich verworfen — sprechen sie mein Urtheil aus — es steht auf ihrer S tirne.

Kanzleydirector. Hören sie — das Ganze, wie sie mir da sagen — ist ein wenig sonderbar; muß ich nicht arg, wöhnen, daß sie nach dem Vermögen gehen? Weiß meine Tochter von ihrer Liebe? Anton. Nicht grade zu, nicht vor ih> rer Dewillignng.

122

Die Aussteuer

Kan z l ey d i r e c t o r. Liebt meine Toch, ter sie? Anton. Ich darf es hoffen. Kanzleydirector. rasch. Woher? Anto n. AuS gütigen Meinungen, die sie ihrer Freundinn von mir geäußert hat! Kanzleydirector. b-uigIhrer Freundinn geäußert'. Daß ich ja'jniemals den Namen dieser Freundinn erfahre.

Anton.

Herr Kanzleydirector'.

Kanzleydirector. Niemals— sie bringt mich um meine Sicherheit im Leben, um meine Ruhe bey Nacht, um meinen Muth zu arbeiten, um meine Freude an meinem Kinde — nm alles! Ich bin nicht mehr der Freund- meiner Tochter, der Ver­ traute ihres Herzens; ich, der ich sie mit Liebe und Güte leitete, erfahre nicht zuerst die schönste Empfindung ihres Lebens, sehe nicht zuerst, wohin ihr Herz sich wendet'. Wende sie eS nun zu ihrer Freundinn, zu ihnen, mein Herr, zu wen, es will, «in s-»-". Anto n. Herr Kanzleydirector, ich bitte sie — haben sie die Güte —

Ein Schauspiel. Kanzleydirector.

12;

verdrlM34

Morfeld.

Nein,

mein Herr,

das

kann ich nicht; ihnen widersprechen will ich

nicht — also erlauben sie, daß ich mich ent­

ferne.

zett.

Fünfter Auftritt.

Rath. Rath.

Auto n.

Eine Darner zu lieben? Dör­

ner — der bloße Name macht mich rasend. Anton.

Die Ursache, warum sie den

Namen hassen, ist so verjährt.

Rath.

Der Haß verjährt sich nie! —

Und was hast du erreicht — Wie siehst du

nun da?

Anton.

Unglücklicher als vorher, aber

mit nicht minder Selbstgefühl.

Rath.

Das ist mir lieb.

Denn ich

Lin entschlossen, daß du versuchen sollst, wie hoch sich das Kapital deines Selbstgefühls verinteressircn kann.

An ton.

gelassen,

Verstehst du mich?

Sie sind Vater.

Ein Schau spiel. Rath.

iZ5

Und Herr im Hause.

A n t o n.

Befehlen sie.

Rath.

Dein Selbstgefühl hat auch

deiner Mutter Selbstgefühl erhöht" — An ton. Rath.

Wollte Gott! Deiner

Mutter

und

deiner

Schwester!

A n t o n.

Rath.

Meine arme Schwester! — Der Herr Denfeld ist auch da

gewesen — das ist eine ganze Verbrüde­ rung von Selbstgefühlen, die mich tadeln und meistern, und lenken und leiten, Ruhe und Frieden bringen wollen.

Anton.

um

Halten sie wirklich Ruhe und

Zufriedenheit bey allem dem, was auf ihrem

Willen und nach ihren Veranstaltungen mit uns vergeht?

Rath. mundschaft,

Genug — ich bin der Vor­ des Achtgeüens, des .'lussra-

hcns von Frau und Sohn und Tochter über­

drüssig.

Du gehst deinen eignen Weg ■—

gut — geh ihn denn ganz, und sieh, wie

weit du es bringst.

Ich habe dich so weit

lz6

Die Äussiener

gebracht, wie tu jetzt bist — lebe nun durch dich selbst. Du ziehst aus, du erhältst dich von nun an allein. Zsnton.

tttroffrn.

Das will ich.

Rath. Es ist dir heilsam. mir, es ist dir nöthig.

Glaub

Anton. Es mag vielleicht so seyn —7 Ich darf dcch hier ins Haus kommen? Rath. Das hängt von dem Betragen Leiner Mutter ab. Erlaubt ste sich, wie sie es angefangen hat, einen Ton gegen mich, so werde ich auch harinn die nöthigen Abänderungen treffen. An ton. Ich will Anstalten machen auszuziehen.

Rath. Gut. Die Meublen ans dek» nein Zimmer kannst du milnehmenz ich schenke sie dir. An ton. Erlauben sie, daß ich ganz von meiner Arbeit bin und lebe. Rath. Gefallen.

Wie du willst.

Nach deinem

Ein Schaufpicl>

137.

Anton. Haben sie noch etwas zu be­ fehlen ? Sisttf). Nein. 2(utott. mit unterdrückter Ernennung. Leben sie wohl, Vater! gktt.

N a t h. Adieu!----- Hm, wir bleiben ja in einer Stadt.

An 10 it. kommt zurück. ihnen meine Otutttr.

Zch

empfehle,

Rath. Umgekchrt, empfiehl du mich, deiner Mutter. Anton. Mit einem einzigen gütigen. Worte würden sie sie für Dankbarkeit außer sich setzen. Mit einiger Liebe--------

Rath. Zeh bin Herr. Ich! Sir. hat zu bitten , und nichts zu fordern. Ich habe zu gewahren! So viel mnfi man we­ nigstens erhalten, wenn man eine Hcyrath gemacht hat, die— Er gib! uumUNzlcrScilr.

An ton. Die nicht glücklich ist! —. Kann sie denn nicht noch glücklich werden? Rath. Nein. Deine Mutter hat For­ derungen, die unerträglich sind.

138

An ton.

Die Aussteuer Sie ist ihnen also lästig?

Rath. Allemal wird sie als die Frau vom Hause behandelt, es geht ihr nichts ab. Davon kann sie zufrieden seyn.

An ton. Mit diesem Ausspruch ent« lassen sie mich? Nein, es kann nur übleLaune seyn. Rath. Sieh dich in der Welt um — dann frag mich wieder. Adieu ’. Tinten. Leben sie wohl — wenn sie es mit solchen Gefühlen können, geht. R a t h. So wird eS bald Luft geben. Jetzt noch die Frau Amtmanninn fort auf das Amt, die Jungfer Jakobe in ein Hospi, tal--------- dann inkommodirt mich weder Geschwätz noch Ausgabe, ich kann mir selbst leben, und werde wieder jung werdet».

Ein Schauspiel.

IZ9

Sechster Auftritt.

A ui t ur a n n. Amtmann. einmal? 2! arh. halten.

2t a t h.

Finde ich sie doch endlich

Ich habe Hauörcgierung ge^

Amtmann.

Mit der Tochter?

2la kh. Mit dem Herrn Sohne. Er zieht aus, advozirt außerdem Hause, so gut wie im Hause, und erhält sich selbst. Amtmann. Vernünftig! Er ist ja ein envachsner Mensch. Nun — und die Tochter?

Rath.

Erhält jetzt ihre Sentenz.

Amtmann. Htig. Das bitte ich nur aus. Denn so ist wohl noch —

Rath.

Verlassen sie sich auf mich.

A m tm a n n. ncm Stande

3i a t h.

Keinem Manne von meü

Sie muß sich ändern.

Die Aussteuer

X/p

Amtmann.

gegnet worden.

Von meinem Stande be­ Wenn man doch Ehre und

Reputation hat, und — Rath.

Das einfältige Ding!

A m t m a n n.

Und Reputation hat, und

Geld hat — Rath.

Eben darum.

Amtmann.

Mein Geld meritirt doch

allemal — Rath.

Freylich, freylich!

Amtmann.

Mein Geld ist doch nicht

zu verachten! Mit meinem Gelde bin ick/—

Rath.

Allerdings!

A m t m a n ii.

Rath,

Mit meinem Gelde —

Natürlich!

Amtman u. Lassen ftc. mich ausreden — mit meinem Gelde bin ich überall willkom­

men.

Eigentlich — könnte sie meinetwe­

gen hevralhen, wen sie wollte — aber da cs nun jedermann weiß — daß ich nämlich mich dcclarirt habe — so muß es so seyn! Rath.

Ich sicht ihnen dafür.

Eni Schauspiel.

i4r

Amtmann. Nur dar bitte ich mir «us — denn sie war gröblich.mit mir — sie hat mich so quasi — wie «inen Esel — mögte ich sagen, traktirt — nur das bitte ich mir aus — sagen sie es ihr scharf. Rath.

Sie werdens hören.

Amtmann. Will sie mich nicht — so wissen sie, was ich mir gleich ausgehaltess habe, wegen der 5000 Thaler, daß sie zuVilcE bezahlt werden müssen. Rath.

Ich weiß eS.

■ Amtmann. Und zwar gleich — den» man hat doch Plane mit feinem Gute. Aber lieber war mir es, sie heyrakhete mich. Se, hcn sie - — es ist kurios — f.-fjt li-h. Asser­ tion habe ich nicht für sie! Setzen sie sich doch! —

Rath.

Ich danke ihnen.

Amtmann. Aber weil sie, wie man sagt, gleichsam — das artigste Mädchen in der Stadt ist —. so mögte ich sie deswe­ gen haben. Dann kann ich sagen, ich ha­ be die schönste Equipage, die schönste Viblio,

142

Die Aussteuer

thek, das einträglichste Amt, das beste Ser« Vice, den ältesten Wein, das meiste Geld — ttnb — die artigste Frau! — darum hatte ichs gern. Rath.

Begreiflich!

Amtmann. Aber geärgert hat fle mich — die Knie haben mir gezittert, und die Zunge ist mir trocken geworden. Zch habe mir daher, so — im Spazierenfahretteinen Strasmethodum auögcdacht, gegen sie. Lassen sie mich den erercircn, lind fallen hernach nur die Sentenz finalitcr.

Rath.

Wie meinen sie das?

A m t m a n n. Da sie mir gesagt hat —sie mache sich nichts aus meinem Gelde —■ denken sie! so will ich es retorguiren und ihr sagen, sie sey nichts besonders von einem Frauenzimmer — wenn sie das so — all­ mählich zur Demuth torquirt hat — dann fallen sie mit der Henrathösentenz drein und dann — lasse ich meiner SettS die Cle, menz vorwalten — und nehme sie als Frau und vergebe ihr» So geht es»

Ein Schauspiel.

143

Rath. Lieber Herr Amtmann: so gehts

nicht.

Sie kennen sie nicht. Lassen sie mich

machen. Amtmann.

bestehe daraus.

So muß es gehen! Ich Es ist meine Satisfaction.

Sie giebt sich.

Rath.

Sie hat, langer kann ichs ih­

nen nicht verbergen, einen jungen Menschen

im Herzen — Amtmann. Rath.

Hat er Geld?

Nichts als 400 Thaler Be­

soldung ! Amtman n. Das ist ja gar nichts. Rath. Freylich; aber der Bursch ist

hübsch und jung — Am tmann. Hat ja kein Geld —

Amtmann. Sie machen sich ja nichts aus dem Gelde» Ernst und drohend. Habe ich ihnen nicht gesagt, sie sollen klein wer­ den — ganz klein — ?

Sophie,

steht ihren Vater — und denrlmk-

tuenn »elhsettreih an, (4lägt die Hände zusammen,

in dieser Stellung sagt (le. am kleinsten?

Wer von NNs ist K 2

I4S

Die Aussteuer

Rath. Der das unmögliche Opfer ver­ langt, um ein kleines Opfer nicht zu bringen! Sophie,

sicht in tiefen S-dankeii', Kopf auf ihre gefaltet n ^änbe gelehnt.

ttit

A m t m a n n. Nun Aramfttl? Rath. Sophie! entschließe dich!

Sophie. Einen Augenblick — es fordert Ueberlegung! Sie teteeft das Leiche xnit veidm fänden, schnell lägt sie ihre Arme sin, ken, tritt vor, sieht beide an, dann spricht sie ernst

lind entfditciiei'. Hören sie mich an! — 23eint ich diesem Manne meine Hand gebe: so ist alle Heiterkeit und Lust zu leben von mir genommen. Da§ erkläre ich hiermit feier­ lich. Bestehen sie dennoch darauf? Rath. Zch habe gesprochen. Sophie, zum Amtmann. Und sie, mein Herr — wollen sie nach dieser Erklärung mich noch annchmen? Wollen sie mich ge, kaust haben? Amtmann. Ich vergebe ihnen und nehme sie an. Sophie. Nun denn — ja — ich will diesen Mann heyrathen — aber nur unter

Ein Schauspiel.

149

der Bedingung, daß sie, mein Vater, mir

den förmlichen Kaufbrief zusrcllcn, daß ich wirklich für 5000 Thaler au ihn verkauft bin

— anders nicht.

Rath.

Wüthend.

Sophie!

Sophie. Wollen sie nur nicht diese Bitte gewahren, so werde ich noch am Al­

tare mit lauter Stimme — Nein! — rufen.

Rath, gehr heftig auf und ab. Sophie.

Geben sie mir eine entschei­

dende Antwort, ich verlange mein Schicksal zu kennen. Rath.

Du sollst es kennen, unnatür­

liches, verhaßtes Geschöpf! A m (m a n n.

Das währt mir zu lange.

Machen sie eö aus, Herr Rath, und sagen

sie mir hernach, wie es geworden ist. Meine

Meinung habe ich gesagt,

gehr.

Die Aussteuer

i5»

Achter Auftritt.

Rath.

Sophie.

Ich hasse dich, ich verab­

Rath. scheue dich!

Sophie. Das sönnen sie nicht, thue meine Schuldigkeit.

ich

Geh mir aus den Augen.

Rath.

S o p h i e, Jetzt halte ich es für Pflicht, g-bt. Rath. Bleib da! Sophie, kommt jutiicf,

R a t h.

Dorr bleib stehen!

Sophie. Heilt mitten ir.i Zimmer,

Rath. Rede nicht, bewege dich nicht, verzieh reine Miene. §r «test vor ihr umher. Ich sinne nach, was ich mir dir machen will! Ec fleht auf cuiasl fall.

©Uf.

Pause.

Recht

gut! — er (tot (le an. Du hast mich ge­ fangen, was ist zu machen? Sophie.

Rath.

Zu hoffen!

Warum nicht?

Ein Schauspiel.

Von einem Vater ist alles

Sophie. zu hoffen.

Rath.

Komm her! kommt zu ihm.

Sophie,

R a t h.

151

Sicht fie eint IBeifi mit untrrijetoLt«

Sag mir, was deutest du jetzt? Sophie. Ich glaube, daß sie Mitlcideu mit mir fühlen! jenen Armen an.

Micleiden?

Nath.

Sophie. Daß ihr Herz zu mir zu­ rück kehren will — daß sie mein Glück aus­ sprechen und mir verstatten wollen, dankbar zu ihren Füßen zu stürze», ne wir es thun. Nash, fcüit ne auf. Einen Augenblick —

Sophie,

licht unbeweglich.

R a th. falt. Hast du nicht einen Verkausbrief von mir begehrt?

Sophie. Nath.

Da-Zhabe ich.

Wirst du darauf bestehen?

Sophie. Wenn ich den Amtmann heyrathen soll, so werde ich daranfbestehen !

i)2

Die Aussteuer Glaubst du, daß ich ihn aus^

Rath.

stellen werde? Sophie, »nlt Feuer.

Nein» Bey Gott!

das glaube ich nicht von ihnen.

Nein!

Du hast richtig geschloffen, ich

Rath.

werde ihn auch nicht ausstellen!

mit Uurer Freute.

Sophie,

So bin ich

gerettet. Den Amtmann muß ich nun

Rath.

gleich aezahlen. S op h i e.

'Aber da er denn doch — Da^u rnuß ich die Trümmer

R a t h.

und wenigen Reste meines Besitzes opfern.

S 0 p h L e,

Rath.

seufzt.

Diese Reste? Sind der llntcp

halt deiner Mutter als Witwe. Sophie.

Rath.

Was sagen sie?

Dein Amtmann hast du cnu

sagt, -—< ich bewillige es.

Aber dadurch

machst du auch deine Mutter zur Bettlerinn 5 Kannst du das dir bewilligen? — So hast

du gesiegt. Ec gcht, tir Diebinn tritt ein und l'feitt, ta He tten Serbien m heftiger Bewegung

ficht, ihren Häter zurück zu Hatten, hinten stehrn.

Ein Sch an spiel.

15$

Neunter Auftritt.

Rat h.

R a t h i n n.

Sophie.

Nein, dar kann ich nicht!

Sophie.

Ich will alles für meine Mutter thun alles.



»Ttfv eS ist schrecklich, baß ein Var

kcr fremd in seinem eigenen Herzen wer­ den kann! Näthin n,

Laß mich einen vertrauli­

chen Augenblick von dir gewinnen, Rath.

Es ist alles abgethan.

Sophie

henrathct den Amtmann — oder sie schlagt ihn auS -— wie sie will. Räthinn.

Und

die 5000 Thaler?

Und Sophie in Thränen?

Rath.

Der Kampf'. Ob sie ihre Lieb­

schaft zu erhalten, deinen Witthum vertän­

deln soll oder nicht?

Sophie.

Kein Kampf! — Ihnen,

gute Mutter, bin ich alleö schuldig. Nehmen

sie mein Opfer an — und zürnen sie nichtz über die letzte Thräne. Sie sollen keine mehr in meinen 2(113tn sehen.

154

Die Aussteuer

Näthinn. Bezahle dm Amtmann. Achte meiner nicht. Lieber will ich deine Armuth theilen, meine Tochter, als das Unglück deines Herzens. Sollte ich meinen Gram überleben: so erhalte mich von dei­ ner Händearbelt. Von einem Reichthum, den deine Thränen erwerben, will ich nicht leben Rath. Du verwirfst meine Sorge um dich? R a t h i n n. Sorge für die Kinder^ ich verlange nichts.

S o p h i e. Gütige Mutter, ein Opfer für sie kann nicht schmerzen. R a t h i n n. Was ich von deinem Vater erbitte, das; eS nicht geschehe — — soll ich zugeöen, wenn es meinem Eigennutz gilt? Was muthest du mir zu ?

Rath, «ntschetden.

str.-nz. Es ist genug. Ich werde

Sophie. Rath.

Ich bin entschieden.

Geh.

Sophie, gibt i.

An ton. Augenblick.

161

Mutter — dies ist ein harter

N ä t h i n n. Sey arbeitsani, lieber Sohn! An ton. soll

Bisher habe ich mir manche

Arbeit nicht bezahlen lassen.

harte

Jedermann bezahlen.

Ich

Nun

arbeite

für sie.

Näthinn.

Sey biegsam — so be,

sänstigst du deinen Vater. A n t o n.

Mutter — gehen sie mit mir.

N a t h i n n. Anton.

Anton!

Ich schreibe an ihrer Seite

— sie leben von meinem Fleiß, und schön

ist dann meine Bestimmung. Dein Vater bedarf meiner.

R ä t h i n ii.

An ton.

0 ©ott!

Räth in n. glaub mir.

Er wird meiner bedürfen,

Seine Freunde werden mit sei,

nen Freuden aufhüren — dann geht mein» bessere Zeit an. Anton.

Hoffen sie das? L

162

Die Ausstener

N ä t h i n n. Bin ich um die Zeit nicht mehr da — so sey ihm — was ich seyn wollte — lindere seine Vorwürfe — und sag ihm immer, daß ich alles herzlich verge­ ben habe. Sag ihm das recht oft hörst du? AntOtt.

kniet vor ihr.

Räthintt. legt tu -Hand auf ihn. wie du bist!

Bleib,

An ton. steht auf, küßt ihr die-Hand, und sagt mit dem höchsten Ausdrucke. Mutter! Nathinn. fuhrt ihn langsam an die Sei, renthur, dort umarmt ste ihn.

A N t 0 N.

reiht sich los und geht.

N^kth in N. bleibt in Lcr offnen Thüre stehen, und steht ihm nach, ste lehnt stch mit dem Arme an den Thürpfosten, reicht noch einmal ihre -Hand in die Ferne ihm nach, wendet sich schnell um, und geht in Lie andere Thür ab,

Ein

Schauspiel.

163

Zwölfter Auftritt.

Darners Zimmer.

Bediente,

hernach der Gartner.

Bediente. traaen einen Schreibtisch bett ein, bohirn einen LehnstudI, a: dre Ctuble.

G a r tn e r. kommt hec.-iu, als das geschtt hm ist. Nun ist denn nichts vergessen? Bediente. Nein! Gärtner. Wo habt ihr die Köpfe? Des Herrn Fußsack? geht.

1. Bedienter. Der unter den Schreib» tisch kommt — es ist ja wahr. -.Bedienter. Eigentlich soll der Herr Gärtner in seinem Garten kommanbiren, und nicht hier

i. Bedienter. Nun'. Freylich. ist aber >a das Alles in allem.

Er

3. Bedienter. Warum will aber der Alte nicht mehr unten arbeiten — warum zieht er herauf? L a

Die Aussteuer

164

Hm'. — Es ist ein

1. Bedienter.

Zank mit der Mamsell. 2. Bedienter. — Ey, die mußte ja sonst bey den Akten sitzen, und mußte —

i

Die Herrlichkeit hat

Bedienter.

ein Ende.

bringt re» Juhsack» legt ihn

Gartner,

unter den Tisch. gehr ab.

2. Bedienter,

Dreyzehnter Auftritt. Kanzlepdirector Gartner,

Darner,

der

i. Bedienter.

Kanzleydircctor. nn.3cjc.jci1. Er kommt Nachdenken- herein, geht an den Lchrcidtiich, stellt

stch vor denielben hin. G ä r l N e r.

reicht ihm den Sliihl.

Kanzlcydirector. k-tzt stch. i. Bedienter.

Vtamsell Amalie läßt

dem Herrn Kansteydirector



Ein Schauspiel.'

165

Kanzleydirector. kalt. Nein! 1. Bedienter. Soll ich------Gartner, winkt ihm zu gehen.

i. Bedienter, geht. Kanzleydirector. fcm Gärtner,

di- siifie.

setzt st- in de» suSiutf.

Kanzleydirector. Zlrbeit! Gärtner, bringt ihm den Kanzleykasten. Kanzleydirector.

Geht!

Gärtner. Wenn jemand kommt — Kanzleydirector. Wie immer. G ä rt n e r. Wenn die Mamsell — Kanzleydirector. Nein! Gärtner, setzt einen Stuhl neben ihn, Pa-

pkcre borauf zu legen, steht eine kleine Weile ba.

Kanzleydirector. Wittert in ren Pa­ pieren,

Gartne r,

geht leise ad.

li66

Die Aussteuer Vierzehnter Auftritt,

Kanzleydirector allein.

Hernach

Ga rtn c r. ES geht nicht — die Buchstaben stehen

vor den Augen

— meine Tochter ist im

Kopf — er legt Sie Papiere »eg Ach — und

im Herzen — stiiyt den Korf. Ein Mensch, der nichts ist und mögte er - wenn er nur nicht Wallmann wäre! Hübsch ist er! Ec

redet auch gut. —

Das that der Vater

auch — seine Mutter weint doch, und mein Bruder — ff? nimmt die Papiere und blättert,

— was? er liest: aus obangeregten Grün­

den — liest still fort. „ den Verkauf der Güter aus der Hand de confuetudine ralisteirl! — Was? Minorennen Kindern? — Aus der Hand — und ratificipt? wirst tie Papiere an den Boden.

Da müßte ich für

Ehre, Recht und Nachbarschaft kein Gefühl

haben! er schert deftig, de confuetudine ? — Unsinn de confuetudine! Warte du con-

luemdineischer Dieb! Er schert wieder,

Gärtner.

Befehlen —-

Ein Schau spiel. Kanzleydirector. diktiren!

167

Schreiber



Gärtner. Sehr wohl. g.-6t, an ter Thiir sagt er: Es ist auch ein Fremder da. Kanzleydirector. »ertsügiiet. Kourmacher? Schickt ihn fort.

Gartner.

Ein

Geschäfte —

Kanzleydirector. Soll kommen. Soll sich aber kurz fassen, hebt die Papiere auf. Setzt einen Stuhl — Gärtner, hebt dir Papiere auf, setzt len Stuhl und geht.

Kanzleydirector. handhaben, ihr Diebe!

Ich

tyill euch

i68

D re Aussteuer Fnnfzl-Hk.ter Auftritt,

Gärtner führt

und geht.

Morfeld

herein/

Voriger.

Kanzleydirector. Ich bin unpäß­ lich, muß mich warm halten, auf tie Liiß»eigenb Deuten eS nicht Übel. Morfeld. director —

fast »itttm.

Kanzleydirector.

Morfeld.

HerrKanzley-

z-ig« ihm den eiuM.

setzt sich.

Kanzleydirector. Sie heißen — Morfeld.

Morfeld.

Kanzleydirector.

Morfeld.

Kommen?

Von— weiten Reisen.

Kanzleydirector.

Wollen?

Morfeld. stedt rasch auf, und umarmt dm Kanzleydircctor. Kanzleydirector. fld> sanft los machend. Was wollen sie — mein Herr!

Morfeld. setzt sich, bedeckt das Gesicht und lehnt sich auf Lie Stuhllehne. L) Gott!

Ein Schauspiel. Kanzleydirector.

169

Sind sie ein Um

glücklicher?

Za! OJa!

Morfeld.

K a n z l e y d i r e c t 0 r.

Morfeld. Elend!

Kann ich helfen?

Lindern werden sie mein

Kanzleydirector.

Recht gern.

Morfeld. Wollen sie verstatten, Herr Kanzleydirector —

Kanzleydirector. Bitte um Kürze, Das wartet auf mich.

auf iie Papiers hin.

Morfeld.

fakt sich.

Ja, ich will kurz

sey». Kanzleydirector.

Bitte darum.

M 0 r fe l d. Ich habe den Auftrag, aber meine Kürze wird ihre Heftigkeit reizen? Kanzleydirector.

Will nilch hüten.

Morfeld. Lieber Herr Kanzleydircc, tor, sie waren heute ungerecht —

Kanzleydirector. nein Leben nicht.

rasch.

Ju nut-

17-0

Die Aussteuer

Morfeld.

Ja sie waren es, gegen

den jungen Wallmann.

Kanzleydirector.

Ich bitte abzu­

brechen. Morfeld. Den Alten Halle ich für einen Taugenichts.

Kanzleydirector. DaS ist er. Ein Spieler, Bon vivant, Egoist, Großthuer, der das arme Weib unglücklich gemacht hat. —

Morfeld.

Sie wissen nicht wie un­

glücklich \

Kanzleydirector.

Morfeld.

Weiß alles.

Der Sohn aber —

Kan; lendirector.

Auch ein Nase­

weis; — tadelt alles. Morfeld.

Er hat sehr viel gelernt,

wahrlich sehr viel. Kanzleydirector.

Hat eine Schrift

gegen mich gemacht —■

Mor seid. Tadeln sie das?

Kanzleydirector.

Die Sache nicht,

aber die Art. ES sind so neue eindringende Reden darinn — die — die —>

Ein Schauspiel.

17t

Morfeld. Kein anderer Advokat würde rs gewagt habe», gegen sie zu dienen. Nur seine Redlichkeit — Kanzleydirector. Aber die ein­ dringende neue Reden —

Morfeld. Wenn er nicht gefühlt hätte, daß es grade diese und keine andere Reden seyn müßten, die seiner Parthey helfen kön­ nen , würde er sie gewagt haben, da er dir Tochter liebt?

Kanzleydirector. Das ist eben ein bischen viel — das. Morfeld. Warum? Ich schätze sei­ nen Kopf und sein Herz der Mitgift gleich, welche ihre Tochter erwartet. Kanzleydirector. Seyn sie so gut, brechen sie ab, daraus wird nichts. Der bloße Gedanke — sie wissen nicht —-

Morfeld. Ja, Herr Kanzleydirector, ich weiß cs. Kann aber das ihrem Bru­ der ein Opfer seyn, wenn sie — Kanzleydirector. Gleich viel —gleich viel, gleichviel'. (§r heißt Wallmamr^

Die Aussteuer

172

Morfeld.

Nur eins noch — er ist

Wallmanns Sohn! Kanzleydirector. meinen Bruder gebracht,

Der mich um der zu meines

Bruders Jammer gelacht hat — M orfeld.

Ist er nicht auch der Sohn

der Frau, die ihrem Bruder so über alles

werth war'. Kanzleydirector.

Die Frau ist

gut. Die Frau dauert mich in der Seele! Aber mein Bruder — sanft. Ach sie be­ greifen das nicht.

Wenn sie meinen Bru­ der gekannt hatten — so ein Herz — solch eine Liebe zu mir!

So ein Geisti

Ein

Sinn, ein Wille waren wir, und welch ein

Talent!

Was hatten wir dem Vaterland

seyn können? Was hätten wir für ein Leben führen können l Und so nichts von ihm zu wissen.

Morfeld.

Gar nichts?

Kanzleydirector schlägt die ^änte zukamnm. Gar nichts! Nach der unseligen Heyrath nahm er fein Vermögen in Wech­ seln mit — „ich komme niemals wieder"

Ein Schauspiel.

173

— schrieb er von Solothurn aus, wo er todt krank geworden war — „leb wohl. Dein Andenken begleitet mich in die Ewig­ keit — da führe uns Gott zusammen." Das ist zwanzig Jahre — Ach Gott weiß, wo er zuletzt an mich dachte! trotftwt (diu Auzm. Adieu, Herr Morfeld, Adieu l Morfeld.

Seltne Bruderliebe!

Kanzleydirector. Ein Steinchen habe ich zu seinem Gedächtniß gesetzt im Garten — den besuche ich — ich denke an ihn — Heimlich! denn heutiges Tags — was gilt ein todter Bruder? Adieu, mein Herr. Gott sey mit Ihnen.

Morfeld. Herr Kanzleydirector — wenn er nun nicht todt wäre?

Kanzleydirector. springt auf, acht ihn'eine Weil? starr an. Wissen sie, daß er lebt — wo lebt er? Erlebt! Erlebt — und sie wissen cd, sie müssen es wissen, sonst ist die Frage menschenfeindlich und ab­ scheulich — mörderisch ist sie!

Morfeld. Ja, erlebt!

174

Die Aussteuer

Kanzlevdirector. Lebt? lebt! — Gelobt sey Gott! Lebt? — Er segne ihre» Eingang. Was wollen sie haben — wo lebt er — wo? Wollen sie Uhren — Geld — ein Kapital — Ringe — nehmen sie in# deß den Handschlag eines alten ehrlichen Mannes! Wo lebt er — wo? Ätorfeld. Er lebt in — Kanzlcydirector. Ich kann doch Hinreisen? O ja, das kann ich. Ich werde nicht Seekrank, ich halte es aus, meine Natur ist stark. Morfeld. Er kommt zu ihnen. K a n z l e y d i r c c t o r. Kommt — kommt! Wer sind sie, daß sie es wissen? Morfeld.' Mein Vrglaubigungsschrei, den an sie — Kanzleydirector. Her damit — her! Morfeld. ofnet tsn

fSlägt tcn

KlrNärmcl juriit?,

vorn iitcc Vor rechten ^and,

und h>Nt ihm den Arm h.in. Kanzleydirector.

rann sein (»k'ilät,

Großer Gort!

(tot den Arm an —

fahrt mit einem Schrey zmuc-.

Morfeld. Rudolph. efnet feine Arme.

Kanzler), >

, i gfc faiien einatn

I Bruder'. | Morfeld. j l Kanzleydirector. wieder!

der in die Arme.

Habe

ich

dich

Morfeld. Dein Andenken zog-mich mit Gewalt über das Meer! Kanzleydirector. BistdueS? Habe ich dich wieder. Nun lasse ich dich nicht. Nun kann ich dich nicht mehr lassen.

Morfeld. Was ich von des armen Weibes Unglück bürte —

Kanzleydirector. davon —

Mo rfeld. mich nicht.

Still — o still

Ich war dort.

Sie kennt

Kanzleydirector. Du bist ganz verändert ■— ganz entstellt — ich habe dich nicht gekannt. Dein erster Kuß vorhin — deine Umarmung, als ich dich für einen Unglücklichen hielt —

Die Anssi euer

176

M 0 r seid.

Deine Stimme, dein ehr­

liches Gesicht — die Jahre, wo wir glück­ lich waren — ich konnte c5 nicht mehr auS-

hallen, ich mußte an dein Herz mich wer» fett l

ec umarmt Ihn.

Ach dieser Augenblick

lohnt viele Leiden. Kanzleydirector.

So wollen wir

nun immer leben — Morfeld. Ja, mein ehrlicher Rudolph! Aber hier nicht. Nichr hier.

Kanzleydirector.

Morfeld.

Wie?

Hernach davon. Laß niid)

gegen das gute Weib die letzte Pflicht erfül­ len, dann--------- gebe ich mich und meinen Gram in deine Hände!

Kanzleydirector. Komm nun — daß ich dem ganzen Hause laut verkünde,

mein

Bruder

ist da — ich

habe

ihn

wieder.

Morfeld.

Zu deiner Tochter führe

mich — aber sonst — laß mich weg von

den Fröhlichen.

Ein Schauspiel.

177

Kanzlevdircctor. Za Seinem Gedöchtnißsieiue laß uns wallfahrten. Ja dahin führe ich dich heute noch. Dort wol­ len wir Gott danken, daß wir uns wikder haben. Kein Zeuge sey mit uns als Amalie und die Natur. Dort habe ich um den Todten geweint — dort laß mich den Leben­ digen an mein Herz schließen!

M 0 r fe l d. 0 mein ehrlicher Rudolph! Si, zehrn Arm in Arm fort.

178

Die Aussteuer

F ü 11 f t C V

$1 U f Z U g.

Erster ?l u f t r i t t» Jakobe im Mantel.

Sophie folge.

Sophie. Ich bin weder zum Anhören noch zum 'Antworten aufgelegt.

Zakobe. Man muß immer bereit seyn, gute Leute zu hören, das sind meine Lehren von jeher gewesen, und — Sophie. zuhören.

Nun so reden sie, ich roiß

Jakobe. Ich bin denn also von dem lieben Papa aus dem Hause geboten.

Sophie, nimmt itti inb. Gute Jakobe!

Jakobe. Mit fünfzehn Thalern jähr» lich abgcspeist. Sophie.

Sie dauern mich.

Jakobe.

In ein Hospital gewiesen!

Ein Schauspiel. Sophie. Jakobe.

179

Arme Jakobe.

Nunmehr halte ich mich an

Nehmen sie mich auf und zu sich ins

sie. Haus.

Sophie.

Ach, theilen sie die Reich­

thümer, die ich auf dem Amre finden soll? Jakobe. Sie sollen .Amt, sage ich.

nicht auf daS

ich muß.

Sophie-

Ich muß,

Jakobe.

Als Madam Denfeld sollen

sie mich zu sich nehmen.

Sophie. Das war ein Traum aus meiner Jugend. •

Jakobe.

Was will das heißen?

Sophie.

0 liebe Jakobe,

ich bin

seit diesem Traume sehr alt geworden. we de nicht mehr.lachen.

feld werde ich nie wieder sehen. — ach niemals! Jakobe.

nicht.

Aber

Ich

Den armen Den­

Niemals

auch den Amtmann

Keinen; wenn es mit Herrn Den-'

'selb denn eoch durchaus nicht gehen sollte —•

so habe ich noch einen Ausweg! M 2

130

Die Au6 steuer

Sophie.

Sagen sie, sagen sie —

Jakobe. Der ist der allerbeste für ihre Rahe, und mit heißen Thränen bitte ich sie, schlagen sie Len Weg rin.

Sophie.

Welchen?

Jakobe. Wir wollen beide ledig blei, beni — das wollen wir.

Sophie.

Ccnfi.

Am festen wäre es.

Jakobe. Wir wollen zusammen ziehen, und stündlich mit lauter Stimme frohe Lie­ der singen. Sophie. Sonst haben sie mir nichts zu sagen? Jakobe. Nein; aber noch mancher­ ley zu thun. Und was thun sie jetzt? Sophie.

Nichts.

Jakobe. Singen sie, mein Kind, sin­ gen sie ein Lied; singen sie überlaut — sd weichen die Feinde von dannen.

Sin Scharr spiel.

igj

Zweyter Auftritt.

Rath. Rath.

Vorige.

zu Safet.*.

Sind sie noch nicht

fort? Jakobe. Ich bi» mit Manier inS Haus gekommen, und mit Manier werde ich auch hinaus gehen. Nath. So manierlich gerührt.

Sieh ihn an

—- sieh ihn recht an — Morfeld.

flcfc heftig losmacbm ttollendä

Um GotteSwillen, lassen sie mich!

Rath,

hält ihn mit Geoalt in seinen Armen.

Er ist Darner'.

R a t h i n N.

Schrey :

a-ht ihn gebau an, und mit dem

Darner '.

Morfeld.

wankt fic an Sophie hin.

Ja ich bin-Z. Unmenschlich

ist dieß Geständniß! R a t h.

läßt ihn los.

Ehrlich ist dieß

Geständniß — unbarmherzig ist meine Lage

— unbarmherziger gegen Euch beyde wäre der Betrug gewesen, wenn ich jetzt nicht ge­ sprochen hätte.

Ein Schauspiel.

22Z

Nathinn. erfcctt fld als sie — jetzt fühle ich mich nicht herabge­ setzt, wenn ich ihnen sage, daß ich sie hochachle! Morfeld. Was thun sie, was soll aus uns werden? Rath. Das erwarte ich, daß du es entscheidest. Sieh Louise — gerecht war ich bisher nicht gegen dich — das kann ich werden. Aber seinen Verlust kann ich dir niemals ersetzen. Ich will dich nicht betrü,

£24

Die Aussieuer

gen — sey auch du wahr. Da steht der Mann deiner ersttn Liebe, hier stehe ich. Was soll aus mir werden ? Räthen». AchDarner! — Ich weine darüber, daß ich sie sehe — mit innigem Wohlwollen sehe ich sie an, und mit schwerwüthigen Erinnerungen! a- fit»t ten Raih an. Alles verzeihe ich dem Vater meiner Kinder — Vieles hoffe ich von diesem Augenblicke. Sie tritt zu ihrem

Manne und umarmt ihn.

Sieh — ich bin wahr. Wollen wir mit diesem Geständnisse zum Ziele fortgehen?

Morfeld. tritt in tu Mitte. So gelobt in meine Hand euer erneutes Bündniß! Cr nimmt die Hand der Statt ihn. Nachsicht und Vertrauen! rie Hand des Rarhs. Güte und Gerechtigkeit!