Otto der Große, König der Deutschen: Ein Schauspiel [Reprint 2018 ed.] 9783111602868, 9783111227696

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Otto der Große, König der Deutschen: Ein Schauspiel [Reprint 2018 ed.]
 9783111602868, 9783111227696

Table of contents :
Prolog
Otto der Große, König der Deutschen
Personen
Erster Akt
Zweiter Akt
Dritter Akt
Vierter Akt
Fünfter Akt
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Otto d er Große, König der Deutschen.

Ein Schauspiel von

s. tn c t c 11 u 0.

Berlin, 1830. Gedruckt und verlegt

bei G. Reimer.

Prolog.

3?icht zeig' ich Euch das bunte Farbenspiel, Das jugendlichem Sinne stets gefiel. Die Zauberwelt der Fabeln und der Mythen; Nicht biet' ich Euch der Liebe frische Blüthen, Die Jung und Alt mit Beifallsruf empfangt. Weil jedes Herz an ihrem Dufte hängt; Auch nicht Effekte, Pomp und stolze Klänge Verschwend' ich, um zu huldigen der Menge. Nein , einfach, trotz der Mode unsrer Zeit, Ein prunkloS Bild ist die Begebenheit; Zwar in der Heimath, doch in jenen Tagen, Die längst entstehn, hat sie sich zugetragen. Und Leidenschaften, die die güt'ge Hand Der Ordnung längst aus Eurer Brust verbannt. Seht Ihr den Streit um einen Zweck erheben, Der fremd ist unsrer Zeit und ihrem Streben; Und kaum gekannte Männer, rauh und hart. So ungleich Eurer milden Sinnesart,

IV

Seht Ihr mit starrem Trotz und kräft'gem Handeln Dor dem verwöhnten Blick vorüber wandeln. Da flieht Ergötzen, Lieb' und bunte Pracht Bor Sturm und Aufruhr und dem Lärm der Schlacht.— Doch sollt' dem Dichter dennoch es gelingen, Theilnahme für sein Werk Euch abzubringen. Bergäßet Ihr, durch seine Kunst entrückt. Die Zeit, Euch selbst und was Euch sonst entzückt. Um einen Augenblick der Väter Leben In jenen rauhen Tagen mitzuleben, Zu mischen Euch in ihren blut'gen Streit, Zu zittern für bedrängte Herrlichkeit, Und Euch zu freun, wenn in gewalt'gen Stürmen Unbeugsam hoher Sinn und Muth sie schirmen — Ach drängten unter Beifall, Furcht und Schmerz, Sich die Gestalten gar in Euer Herz, Weil Poesie die Leidenschaft geschildert. Erklärt die wilden Thaten und gemildert: So fänd' der Dichter seinen schönsten Lohn, So wär's sein Stolz, daß er als Jüngling schon So hoch gestrebt mit kaum geprüften Schwingen, DeS Sanges Preis von Clio zu erringen; Denn zum Verdienst, sobald Ihr Beifall schenkt. Wird Kühnheit, der nur schüchtern er gedenkt.

Otto

Otto der Große, König der Deutschen.

Personen Otto L, König der Deutschen. Adelheid, Königin von Italien, seine Gemahlin. Ludolf, Herzog von Schwaben, \ Luitgarde, j

seine Kinder erster Ehe.

Heinrich, Herzog von Baiern.,

^ seine Brüder,

Z. ' ® Bruno, Erzbischof von

Cölln,

1■

J

>

Friedrich, Erzbischof von Mainz. Konrad,

Herzog von Franken und Lothringen, Luit­ gard en'S Gemahl.

Burkhard,

ein schwäbischer Graf, nachher Herzog von

Schwaben. Arnulf, Pfalzgraf von Baiern. Udo von der Wetterau, Günther vom EnSthal,

Grafen fränkischen

Werner vom Hundsrück,

Stammes.

Muzzo, Fürst der Ungarn. Sippo, l „ , > ungarische Heerführer. Arkan, j Ein Burgvoigt.

Hohe und niedere Lehnsleute.

des Königs. Landvolk.

Deutsche und

Gefolge

ungarische Krieger.

Crster Erste Pavia.

A k t.

Scene.

Saal im königlichen Pallast mit einem Thron.

Herzog Heinrich von Baiern. der Wetterau.

Graf Udo von

Werner vom HundSrück.

Udo. O hört' ich einmal nur den wilden Sturm In hohen Eichenwipfeln wieder brausen. Nicht schelten wollt' ich diesen Sang und Klang. Mein Blut erkrankt mir unter Welschland'S Himmel, Die Sehnen werden schlaff: der Krieg ist aus, Mein Jagdspieß steckt im Boden ungebraucht, Und auch mein Hengst fallt bei der Hitze ab. Und hingt den Kopf, seit dar Gebrüll des Ur'S Nicht mehr zum muntern Flug der Jagd ihn weckt. 1 *

4 Werner. Mir gehr es schlimmer: dieser bunte Glanz, Das helle Gold, der Edelsteine Leuchten Erinnern mich an eine andre Pracht, Die auf der Hcimath Bergen ich gesehn. Wenn früh die Sonne um die eisigen Häupter Den Farbenkranz, den blitzenden, gelegt. Ein mächtig Sehnen zieht mich fort von hier. Nicht mundet mir der Wein bei'm Hochzcitfest, Und dieser Putz, die südlichen Gesichter, Der laute Scherz, wie ekelt cs mich an. Ich rühm' mir ernste Tracht, ein blaues Auge, Den Fleiß am Heerde, wie bei unsern Frau'n. Wie konnte Otto nur, dies deutsche Herz, In Welschland sich ein Ehgemahl erkiesen. Udo. Du bist sein Bruder, Baiern, sag' Du ihm. Die Völker seien der Gelage satt. Und sehnten sich von hier, nach deutscher Luft. Herzog Heinrich. Daß ich so thöricht wäre; er gedenkt Am goldnen Rocken mit dem schönm Weibe Nach langem Krieg sich einmal auszuruhn. Und würde zürnen, spräch' ich ihm so rauh. Die Königin beredet, daß sie ihm Nach Deutschland'S Nebeln ihr Gelüst entdecke. Schnell führt er euch dann euer« Wäldern zu.

5 Udo. Ha diese Adelheid, wie schön sie iss, Doch wollt' ich, daß wir nimmer sie gesehn« Damit sie nicht des Königs Herz bestrickt. Sie wird uns ganz entfremden sein Gemüth, An seinem Hof nur welsche Sitte dulden, Und eh ihr's denkt, gebt Acht, gefällt ihm schlecht Bald eines Freien Stellung und Gebehrde, Bald dessen kecke Sprach' und freier Blick. Werner. Streng lastet schon des Sachsen schwerer Arm Auf unsern Nacken, die wir sonst geherrscht. Wir folgten ihm, wohin kein König noch Den Franken hingeführt, seit Karl dem Großen. Bis an den Belt, in's wüste Land der Polen Hat er bei unserm Lehnseid uns gemahnt; In Zukunft wird er uns nach Wclschland führen. Den Brautschatz ihm zu schützen mit dem Schwert, Und wird darob« wer weiß, das Reich versäumen. Herzog Heinrich. Ihr sprecht, als hätte Ludolf euch, der wilde. Das Gift des Aufruhrs in den Wein gethan. Was, rauhe Bären, schmäht ihr Adelheid? Sind ihre Locken nicht ein gold'nes Netz, Den Löwen drin, wie er auch zürnt, zu fangen? Begehrt ihr was von ihm, gewinnt nur sie. Und ihre mächt'ge Schönheit wird'S euch zaubern.

6 Werner. Du nordischer Fuchs magst solche Künste treiben, Mir gilt es gleich, ich strebe nur nach Haust, Und denkt der König, hier sei seine Pfalz, So mach' ich mich davon mit meinen Mannen. Herzog Heinrich. Geduld, wir springen bald vom Lager auf, Denn irr' ich nicht, so streift jetzt mancher Wolf, Der knirschend nur dem starken Löwen wich, Aufs neu in das verlaßne Jagdrevier. Zudem ist heut der Tag für meine Klage, Da giebt'- wohl einen muntern Waffentanz.

Zweite

Cttemveten)

Stene.

König Otto.

Königin.

Ludolf von Schwaben. von

Franken.

Cölln.

Herzog

Herzog Konrad Bruno

von

Graf Burkhard und Gefolge.

Erzbischof

Do,

rige. König

nachdem e» mit »et Königin den Dhron bestiegen. So hätten wir durch euern tapfern Arm, Getreue Fürsten, jenes Werk vollbracht.

/

Wozu ein warmes Mitgefühl des Unglücks Und selbst des Himmels göttliches Gebot Uns mächtig angespornt.

Die Königin,

Verfolgt von einem Räuber, der die Hand, Die frevelnde, nach ihrer Hoheit streckte, Und sie herabriß von dem gold'nen Thron In Schmach und in des Elends herben Stand« Ist hergestellt auf ihrem hohen Platz. Wir brachen des Berengar Uebermuth, Und die Befreite, uns zu lohnen, gab Der Bitte euers Oberherrn Gehör, Zu tauschen treuer Liebe schönes Pfand, Und unsern Thron mit ihrem holden Reiz Und ihrer Tugend heil'gem Glanz zu schmücken. Uns ward zu Theil, was edle Ruhmbegierde Und würd'ger Stolz nur je erstreben mag: Dieselbe Stirn', um die schon euer Wille Der höchsten Würde kvstbarn Reif gelegt. Erhöht ein zweites königliches Zeichen, Die schwere Krön', die eiserne, Lombardien'S, Und dieses reiche Land, vergleichbar nur An hoher Schönheit seiner Herrscherin, Bringt uns die Königin als Brautschatz zu. Die Zejt, die herrliche, des großen Karl Hat sich verjüngt, doch nicht in Westen mehr. Jetzt auf Germaniens Bergen flattern hoch Der Macht, des Ruhmes glänzende Paniere, Zum Stolz selbst dem geringsten der Vasallen.

8 Alle. Heil unserm Lehnsherrn, Heil der Königin! Königin. Ich dank' euch für den Zuruf, wackre Deutsche, Der Muth mir giebt, aus diesem theuern Land In eure ferne Heimath euch zu folgen. Wohl ist es auch im kalten Norden schön, Wovon unS Lieder Herrliches erzählen: Von hohen Königen und schönen Fraun, Don kühnen Helden und gewalt'gen Thaten; Stets werd' ich dort mit frohem Stolze mich Als die Gebiet'rin tapfrer Männer fühlen. König. Wir haben unser Glück, wie sich's gebührt, Durch Feste lang' und würdiglich gefeiert; Doch jetzt genug der Spiele — Sang und Reigen, Des Jubels Instrumente mögen feiern. Dix Sorg' erwacht, daß dieses Festtagskleid, Das viele Tage schon die Glieder ziert. Des Krieges Last, des Panzers uns entwöhne. Den anzulegen uns die Rache mahnt. Entrissen ist dem Räuber seine Deute, Sein Erbe fiel uns heim, allein er lebt. Und trotzt uns in den Vesten seines Landes. Drum laßt «ns dieser Sorge jetzt gedenken. Und der Geschäfte, die die Festlichkeit So lang' verdrängte. — Ist nicht heut der Tag, Den Daicrn ich zur Klage angesetzt?

9 Herzog Konrad. Schon harren Kläger und Beklagter hier. König. So tretet beide vor. *eti»g Heinrich und Herr»- Ludolf treten #»4 dem jtrtü.

Was giebt es, Bruder, Daß du die holde Lust, die sanft erquickend Nur kurze Frist erst mein Gemüth bewohnt, So jäh empor schreckst, kühn mein eignes Blut Vor meinen hohen Richterstuhl berufend. Herzog Heinrich. Der Himmel stimme mild dich gegen mich. Der ich den Frieden deines Heerds erschüttre Durch mein Beginnen. Wohl ist mir bekannt. Daß ich mein Herzogthum, mein Leben selbst Und meines Namens gültiges Gewicht Vor dir auf zweifelhaften Ausgang setze. Drum nimmer, zwänge mich mein Lehnseid nicht Und meine Liebe, hätte ich cs gewagt. Anklagend deinen Sohn, hier zu erscheinen. König. Wie schwer mein Herz der Inhalt deiner Rede Verletzen mag, sprich frei und furchtlos hier, Ja, halte meines Amtes Majestät, Sich dir verpflichtet, wenn du Wahrheit kündest. Herzog Heinrich ruLudolf. So hör' ein schrecklich Wort, du wilder Knab', Der du so keck und trotzig um dich blickst —

10 Fest flammte sich dein Fuß an diesen Boden, Ruf' jede Kraft in die verstockte Brust, Mit deiner ganzen Frechheit rüst' dich aus, Sonst bringt dies Wort so außer Fassung dich. Daß du zu Boden sinkst, gleich dem Verbrecher, Mit Zittern, Händeringen, schlaffen Knien. Du bist Empörer gegen deinen Herrn, Dein ausgeartet Blut, berückt vom Teufel, Heckt gegen den Erzeuger deines Daseyns Verworfne Plane aus, du faule Frucht Des königlichen Daum's, vom Aussatz krank. Du gist'ger Sumpf, dem reinsten Quell entsprungen' Empörer nenn' ich dich, in meines Herrn Und aller Fürsten stolzer Gegenwart, Und mit dem Schwert, an deinem schnöden Leib, Will ich das Recht zu diesem Gruß beweisen. Herzog Ludolf. Ha Schändlicher, Verruchter, daß wir jetzt Am Markstein unsrer Herzogthümer ständen. Gehemmt von keine- Königs Gegenwart, Dann sollte, wie der Blitz, dies Eisen hier, Auf deine gift'ge Lästerzunge fallen — Daß mein erzürntes Wort ein Donner wäre. Laut prasselnd trotz Gesetz, trotz Majestät, Dann, dich zerschmetternd, sagt ich dir, du lügst — Und wenn dein Lebensodem schwach und krank. Und deine schwarze Seel' in Todesangst

11 Nach einem süßen Wort der Gnade lechzte. Dann raunt' ich dir in's Ohr: du lügst, du lügst. König. So Ungeheures hast du vorgebracht, Daß noch der bleiche Schreck im Angesicht Der kühnen, kampfgewohntcn Degen weilt; Ein Zwist ist durch dein rauhes Wort geweckt. Der wildeste, der Menschen je zerrissen, So feindlich mir, daß, wenn er blutig endet. Mein Herz er heimsucht mit Verlust und Gram: Drum strafe Gott dich, wenn du falsch gesprochen. Herzog Heinrich. Und Amen sag' ich, mein erlauchter Bruder. Es haßt dein wilder Sohn die Königin, Sei'S Furcht, daß einst ein Sprößling ihres Schooßes, Dir mehr verwandt an Sinnesart als er. Sein Anrecht auf den deutschen Thron bedrohe, Sei'S grimmer Muth, der allem Schönen grollt — Genug, ich hört', wie Worte ihm entfielen Don Rüstung, Widerstand zur rechten Zeit, Don starkem Anhang und dergleichen mehr, Was deutlich seinen argen Sinn verrieth. Wer von des Heeres Fürsten hört' ihn nicht Die Königin und deine Hoheit selbst Mit bitterm Spott, mit Drohungen beleid'gen. Und jenes Tages Glück, das jeder preis't. Der nur von deutscher Art zu sein sich rühmt. Dein Hochzeitfest, im Zorn verwünschend schmäh»?

12 Herzog Ludolf. Abscheulicher! du listiger Verliumder — Wo find' ich Worte, recht dich zu bezeichnen. Denn jeder Name, Hing’ er noch so rauh, Und sprich' er aus der Frevel schrecklichsten. Er würde heiser, matt, ein nichtger Ton, In deiner Schandthat Nihe. Ha du wagst es. Mich, deines Königs hochgebornen Sohn, Einst deinen Lehnsherrn, Hochverraths zu zrihn? Bei'm Angesicht der neuen Königin! Es hitten Eberhard und Gieselbert, Die jüngst mit dir des Aufruhr's Banner schwangen. So keck dich nicht geschitzt. Wißt' hohe Frau, Der glatte Fuchs, der heute nach mir beißt. Nach solchem wilden Falken, schnappte «inst Nach einem Adler, euerm Ehgemahl. — Was lächelst du mich an, du Frauenknecht, Blick' um dich! der Verachtung bittrer Hohn Begegnet dir in diesem edlen Kreis, Und fesselte zu milde Rücksicht nicht Den Richterarm auf diesem stolzen Thron, Er würde solchen Molch, der gegen mich Den gift'gen Kopf erhebt, in Staub zerschmettern. König. Bezihm' dein wildes Blut; dein Ungestüm Verkennt die Pflichten meines heil'gen Amts. Das gihrt, das tobt, ist immer schnell bereit, Der blinden Wuth hochrothen Kamm zu striuben.

13 Herzog Ludolf. Du hörtest, wessen er mich angeklagt, Hier ist die Antwort, Vater, kurz und schlicht: Hast du nach Wclschland früher mich gesandt. Den Geist zu bilden, Sitte zu erlernen. Den Sinn zu ändern, der mir eingepflanzt? Nun denn, wer darf hier sagen, daß ich schlau Des Aufruhr's Künste im Geheim betriebe? Ich habe nur im Krieg und auf der Jagd Mein Leben hingebracht, so daß du oft Mich streng um meine rauhe Art gescholten. Ich glaub' es wohl, im heißen Drang des Kampfs, Im wilden Forst erzieht man keine Schranzen, Bei deren Fußtritt kaum der Sporn erklirrt. Die schlau den Wind erspähen, der sie treibt. Ich, stets dir treu, warf nur den Speer für dich; Doch» nicht verheel' ich's König der Lombarden, Verhaßt ist meinem Aug' der bunte Putz, Der Spiele seichter Ernst, die welsche Sitte, Und meinem Ohr das zierliche Getön Der Flöt' und Cimbeln und — doch was zum Teufel Kenn' ich die Instrumente, deren Ton Wir schon so viele Tage hier gehört. Drum mag es sein, daß mir im Uebermnth Dei'm Wein, im Kreise fröhlicher Gesellen, Wenn just ein schmuckes Herrlein, eingesalbt Mit Del und Bisam mir vorüber hüpfte, Ein spöttisch Wort entwischt — ja, es mag sein.

14 Daß selbst im Unmuth, wenn das Festgetöse, Das heisre Schrein mein Kriegerohr zerriß. Mir ob der Ursach dieses leid'gen Lärm's Ein rascher Fluch entfahren. Ist daS werth. Die ganze Albernheit, daß ein Verräther, Den Gott verdamme, drob zur Red' mich stellt. Weil er's mit falschem Ohr behorcht, und listig Nach seinem höllischen Gemüth verdreht?, Herzog Konrad. So leichte Worte, nur vom Rausch erzeugt, Don flüchtiger Mißstimmung des Gemüths, Bedünken mich, mit deiner Hoheit Gunst, Derzeihlich, unwcrth deines Richterspruchs Und der Entscheidung gleichgetheilter Waffen. Herzog Heinrich. Sind'S Worte nur? Ich traue meinem Schwert, Und werf' es dir in's freche Angesicht, Daß du im Heer Abtrünnige gemacht. Mit Schlauheit, mit geschminkter Ehrlichkeit Sie gegen deinen Oberherrn verhetzend: Daß Boten du ins Vaterland gesandt. Dort deiner Seele Aussatz, der Empörung Derfluchte Saat, geschäftig anszustreun. Ha, während ich hier rede, wuchert sie In Deutschlands Schooß, und ein Meineidiger, Wer weiß es, trägt jetzt ihre geile Frucht, Raub, Feuer, Todschlag durch die stillen Gaun,

15 Nennt deinen Namen, und bemäntelt frech Mit deinem Hochvcrrath den ärgsten Frevel. Herzog Ludolf. O Tod', hier steh' ich wie ein Bild »on Stein, Indeß auf mich ein Schurke ungestraft Die faulste Lache der Derläumdung schüttet. Gewähre, Vater, mir noch heut den Kampf, Es kocht mir in der Brust, und ich gewinne Nicht meinen Frieden wieder, eh ich nicht Die Lästerung bestraft. Bei'm ew'gen Gott! Mein heißer Zorn, muß ich sie länger hören, Reißt wild mich aus Geleist und aller Dahn, Daß ich trotz deiner Hoheit, meine Faust, Ins freche Antlitz dem Verläumder schleudre. Herzog Heinrich. Laß Herr das Schwert aus seiner Scheide los Daß ich's in des Verräthers Brust begrabe. Dein Wohl zu sichern, das er frech bedroht. Königin. O haltet ein! mein Haar sträubt sich empor Bei euerm Zwist, und von den Wangen flieht Erschreckt mein Blut vor eitern drohn'den Mienen. Weh, bin ich Königin von einem Volk, Das bei der Freude Festgepränge selbst Die Furien ergreifen! Herzog Heinrich, Verblendeter, es ist der Vater selbst. Dem Frieden du durch deinen Mord versprichst; Du bittest, Ludolf, daß der König schnell

16 Den eignen Bruder deiner Wuth gestellt So bitten ungeduld'ge Kinder wohl Den Vater um eiy Spielzeug, wie ihr beide Mil Ungestüm das Gräßliche begehrt. Ist das nur hohe Kraft und Männlichkeit, O so bereu ich, daß ich mich beklagt Bei'm Himmel über mein verkürztes Loos, In jener Zeit, da Uebermuth mich drängte. Bei meinem Glück, das wieder ich erlangt. Erkennet euch als nah verwandtes Blut, Vergießt es nicht, nein, nein, es ist ein Theil Won meinem edlen Selbst, und theurer mir Als der vereinten Kronen reichste Schätze. Herzog Ludolf. Jetzt spricht das Schwert, da hilft nicht List, nicht Flehn, Heut schänd' ich ihm sein freundlich Angesicht. Herzog Heinrich. So will'S die Sitte, Schwaben oder ich. Von beiden darf fortan nur einer leben. Königin. Wie? darf nur, darf nur? Ist denn Majestät Bei euch so nichtig» daß ihr Wort zerfließt, Wie eine Seifenblase in der Luft? Und kann gekrönte Hoheit, eingesetzt Dom höchsten Gott, den Missethäter selbst. Den niedrigsten, begnadigend zu retten. Ein Glied des eignen Körpers nicht erhalten? Weh,

17 Weh, wenn ich meines Vorrechts schönsten Theil Aufgeben müßte jenseit der Gebirge, Wie ich erleben muß zu rminem Schmerz, Daß diese Lippe heut der Zorn bewegt. Auf der mein Lebelang der sanfte Laut Der Klage, des Gebetes nur gewohnt. Mein hoher Herr und theuerster Gemahl, Laß dieses Fest, an dem mit Palm' und Kränzen Der Engel Schaar herabgestiegen schien, Um Beifall zuzujauchzen unserm Bund, Durch solch ein wildes Schauspiel nicht beschließen. Was Alles mir der schöne Tag versprach. Ach war's nur süßer Wahn, woraus mich heut Der blutigste der Zwiste plötzlich weckt?

König. Hört meinen Spruch, ihr wüthenden Partheien: Mein Ansehn soll den tiefgepflanzten Haß In eurer Brust gebietend niederhalten, Daß nicht sein Schößling, wild dem rohen Kern Entsteigend, und sich mehr und mehr verbreitend Des kurzen Friedens Sonnenschein verdunkle. Abtrünnige ihr beide, die ihr's wagt. Die Stimme eures Streites, die bisher Nur über eurer Lehne Grenzscheid flog. In heil'ger Nah' des Thrones zu erheben, Und hier des Rechtes ewig gleichen Spruch Durch meines Blutes Antheil frech zu irren. Der fällt mich an, der frevelnd mich entzweit

2

18 Mit meiner hohen Pflicht; den Uebermuth Meineidiger Vasallen und Derräther Besitz' ich Macht aufs kräftigste ju zücht'gen. Bei meinem Zorn i hör's Daiern und du Schwaben, Nie will ich wieder euers Haders Glut Auflodern sehn. Nichts mehrt — reicht euch die Hände. Herzog Ludolf. Eh riß ich sie mir ab, zerhackte sie Zum Fraß für Raben, eh sie lügnerisch Die Stimmung meiner tiefsten Brust verhehlte. Ich hast' ihn wie die ewige Derdammniß, Und Rache, grimm'ge Feindschaft schwör ich ihm. So lang noch Mark in meinen Gliedern ist. Au- seinem Schädel daS Gehirn zu schlagen. Er sollte ungestraft von hinnen gehn. Und ich, beschimpft, ich sollte Glück zur Reift Ihm wünschen? Käme auch Samt Michael Und träl' hervor in Fülle seiner Macht, Und drohte, straf' mich Gott t ich thät' es nicht» König. Unbändiger, nie duldet Majestät So schnöde Rede, und ich spüre Lust, Der Strenge rauhes Antlitz dir zu zeigen. Kein Wort mehr, jedes dient als Vorwurf mir. Daß ich die Unart deines heißen Bluts Zu nachsichtsvoll geduldet. Giebt wohl Acht, Derweg'net Knabe! ha, ich kenne dich — Doch hör', ich will nicht den begehrten Kampf,

19 Und schwör's bei meiner Hoheit strengen Würde, Den büß' ich um sein Lehn, der nicht gehorcht.

Dritte Scene. Vorige. Graf Günther vom EnSthal. Günther. Gott spende Heil und Segen meinem König Und meiner Königin. König. Willkommen Graf, Die Eile steht auf deiner Stirn geschrieben, Ich fürchte, daß du schlimme Botschaft bringst. Günther. So schlimme, daß die Lippe, die sie kündet. Den Schwur gethan, des Jubels frohen Laut Nie wieder aufzunehmen. Wappne dich. Mein Oberherr, und wie der wilde Sturm, Im warmen Süden nur ein flücht'ger Gast, Erhebe dich gewaltig, flieg' zurück, Unhemmbar, in dein nordisch Heimathland. Die Ungarn, die dein hoher Vater schlug. Sind wieder eingebrochen in dein Land, Doch mächt'ger jetzt, so zahlreich, daß der Blick 2

*

20 Nicht fassen kann den ungeheuern Schwarm. Umsonst, daß kühnen Muths sich deine Grafe« Auf ihrer Wacht dem Feind entgegenstemmen, Laut heulend stürmt er wie die hohle Flut, Die aufgewühlte, an den schwachen Damm. Nur Flucht bedeckt das Feld , die Burgen fallen, Verheert sind Dorf und Hof und jeder Ort, Wo Fleiß sich angebaut.

Ich sah die Horden;

In jenen Gauen , mein' ich, wüthen sie, Wo Angstgeschrei ihr Jauchzen überstimmt. Doch plötzlich flammt's in weiter Ferne auf — Allmächt'ger Gott! dann hier und überall; Denn weithin zu des Friedens stillem Heerd, Geschwinder als der Ruf von der Gefahr, Trägt jäh der Schreckliche auf schnellen Rossen Verheerung, Feuer — und der schnöde Mord Weckt Mann und Weib und Kind aus süßem Schlaf, Um sie vereint dem ew'gen Schlaf zu weihn. K ö n i g. Bei'm Himmel! ihre Adern sollen mir Das theure Blut mit Wucher wiederzahlen. Und all' die Flammen, an dem Tag der Schlacht, Wie höllisch Feuer ihre Seele brennen. Auf, würdige Vasallen, schnell zu Roß, Noch eh der neue Tag die Erde grüßt. Wehn unsre Banner schon der Heimath zu. Dir, tapfrer Konrad, bleibe nun die Sorg', Die Königin zu rächen an Berengar,

21 Streng züchtige ihn mir, mein kühner Held. — Entsendet Boten, unserm Zug voran. Den Heerbann durch die deutschen Gaun zu tragen, Daß alle Völker, vom geschmückten Rhein Dis zu der Elbe gelben Strand, sich sammeln Um ihres Königs wallendes Panier. Günther. Mein höchster Lehnsherr, fast befällt mich Furcht, Dir meiner Eile schlimmsten Grund zu sagen. Don meinem Antlitz wird dein trüber Blick Sich wenden, wie von seinem bösen Stern, Und hassen wirst du den geschäft'gen Mann, Der zwiefach böse Kunde dir gebracht. König. Nur zu, nur zu, führ' deinen schlimmsten Streich» Mein königlich Gemüth ist so gerüstet. Daß es des Unglücks schärfster Waffe trotzt. Günther. Indeß di« Ungarn, Herr , Heuschrecken gleich« Der Donau blühnde Fluren überziehn, Streckt Aufruhr in dem Herzen deines Reichs Die freche Hand aus gegen deinen Thron. Erzbischof Friedrich hat sich losgesagt Won deiner Macht, und wo gezähmter Trotz Nur knirschend deinem Schwert sich unterwarf. Hat seine Rede Hoffnung angefacht; Sein emsig Werben, hat zu großer Schaar Die Unzufriedenheit um ihn gesammelt.

22 Herzog Heinrich. 0 meine Ahnung hat sich schon erfüllt. König. Ha, dieser Aussatz hemmt den nerv'gen Arm, Auf Deutschlands Feind den raschen Streich zu führen. Ehrgeiz'ger Pfaff', ich komme über dich, Wie Gottes Strafgericht, dich schwer und streng Zur Rechenschaft zu zieh», um jene Noth, Die ungehindert an der Donau haus't. Dem tausendköpf'gen Ungethüm Empörung Gelüstet es aufs ne« nach meinem Schwert, Deß Schärfe oft sein Nacken schon erprobt; Bei meines Ahnherrn Kraft! der Pfaff' soll fühlen, Daß es nicht eingerostet. — Fördert euch, Ein Ungewitter trage uns vor Mainz. Herzog Heinrich. Ich fliege deinem raschen Zug voran. Der Alpen rauhe Wege dir zu bahnen.



König. Du Ludolf hör' noch dies: begieb dich schnell, Noch diese Stunde, in dein Herzogthum; Dein Fuß, bei meinem Zorn, betrete nie. Bevor mein Mund nicht das Verbot gelöst, Des König's Pfalz, noch einen andern Ort, Der nicht in deines Lehens Umfang liegt. Jetzt kenn' ich dich, und Strenge wird zur Pflicht. Mit der Königin, den Fürsten und Grafen ab.

23

Vierte

Scene.

Herzog Ludolf. Herzog Konrad. Ludolf. Die Lanze sauste, traf das edle Wild, Und wüthend nun, gereizt, kehrt jäh es um, Und fällt den Schützen an mit grimmen Waffen. — Wenn du mein Freund bist, auf, so folge mir, Und sag dich lo- von diesem harten König. Konrad. WaS? bist du toll? Lu dolf. Beschimpfen mich zu lassen. Und dann, als hätte ich Verrath geschmiedet. Mich zu verbannen — ich ertrag' es nicht. Mag er im Zorn erglühn, ich trotz' ihm dreist, Und will nicht ruhn, bis ich dem Bösewicht, Dem Baiern, nahe bin auf Schwertes Länge. Konrad. Die Zeit ist schlimm, mein Bruder, hör' mich an. Ludolf. Du kennst mich nicht, Gcwalt'ger; weiß eS Gott, Nichts Arges gegen deinen gold'nen Reif Hat Raum gehabt bis jetzt in meinem Herzen — Doch nun, bei meinem Ruhm, du sollst mirs zahlen,

24 Daß höllisch Feuer meine Brust verzehrt. Ist es erhört! Mich des Verraths zu zcihn! Ha Vater, weil du gegen die Natur Den ersten Schritt gethan, wird mir, bei Gott! Der zweite leicht.

Ich eile schnell nach Mainz. Konrad.

Du Brausekopf, wohin führt dich der Zorn, Ein wildes Roß, das trotzend Sporn »nd Zügel Die Schranken überspringt. Ludolf. Sein Weib ist schuld. Die welsche Traube; seit er drein gebissen Schmeckt deutsche Frucht ihm herb.

Dem zarten Ohr

Behagt des Stiefsohns rauhe Stimme nicht: »Sein Auge blickt so trotzig, mein Gemahl, „Ich zittre, wenn er spricht, und das Gemach »Erbebt vor seiner Schenkel schwerer Last, »Welch andres Sihnchen will ich einst dir schenken." Hei Königin, will durch mein Donnerwort Germanien's Bären dir vors Auge hetzen, Daß du erschreckest, und ein Wechselbalg Dem Schooß entspringt. Hi Senta»

Sprich, folgst du mir nach Mainz? Konrad. Unsinniger, Empörung heißt das Werk, Was vorschnell du anjetzt beginnen willst. Bedenk' es über Nacht, eh du beschließest.

25 Ln dolf. Kein Augenblick entfliehe vom Entschluß Bis zur Vollbringung.

Meinst du, daß mein Vater,

Wenn er geschlafen, seinen Spruch bereut? Fest sieh mir in's Gesicht, Hans Vorbedacht, Und deine Brust schütt' aus, so treu wie sonst: Hat heut mein Vater Recht an mir gethan? Konrad. Packst hart mich, grimmer Dogge: Unrecht wars. Allein der Schein ist wider dich. Ludolf. Was Schein — In seinem Busen such' ich eine Stimme, Die frei mich spricht vor des Verräthcrs Klage. Der Heuchler will voraus, ich will es auch — O daß wir auf der Alpen eisigem Kamm Uns beide trafen, Stirn an Stirn gedrängt: Mein schönstes Waffenfest wollt' ich begehn. Aus seiner Brust den Sitz der Lüge reißen. Und damit treten in den Kinigssaal, Und sprechen: hier ist ein Verläumderherz. Konrad. Laß dich bedeuten — Ludolf. Willst du mit mir gehn? Konrad. Zum Teufel nein, doch hören sollst du mich. Und wär'- verhaßter dir, als mir das Reden —

26 Still, sag ich, irre meine Zunge nicht, Ich weiß sie nicht zu lenken wie mein Pferd. Erreg' nicht Aufruhr gegen deinen Vater, Ein Königssohn steht hoch, wird angeschaut, Ein Musterbild, von manchem Augenpaar. Trotz' deinem Vater, und dein böses Thun Entschuldigt künftig jeden sünd'gen Sohn. Das ist nicht gut, mein Bursch; ich bin kein Priester, Doch traun! das ist nicht gut. Bedenk noch dies. Wie Heinrich, Eberhard und Gieselbert Bei Andernach erlagen ihrem Herrn, Dem tapfern König, und mit größrer Macht, Als du und Friedrich je in'S Feld sie führen. L u d o l ft Steh du zur Seite mir, und ich bin stark: Dein hoher Geist versteht die Schlacht zu lenken. Und tausend Freunde lockt dein Name an. Konrad. Hetzt die Vasallen auf, und führt die Völker, Die pflichtvergeßnen, gegen ihren Herrn, Indeß ein Reichsfeind uns das Land verheert. Traun, eine That, werth eines Königssohns — O pfui, ich kenne dich nicht mehr — geh, geh. Wenn dir nicht graut vor solcher Frevelthat. Ludolf. Zum Heil'gen macht dich dieses seidne Wams; Den Helm setz' auf und schwinge dich auf's Pferd, Dann sprich mir. wenn du kannst, im Pfaffenton.

27 Blitz! laß dich nicht verspotten, nicht von mir, Dem du ein Spiegel bist — O ich muß fort, Muß Vorsprung meinem Vater abgewinnen, Sonst beugt' ich dich, du zäher, knot'ger Ast. Ha, will ich mehr, als diesen König zwingen. Den Kampf, mein einzig Ziel, mir zu gestatten? — Mein Kriegsheld komm, bedenk', weht dein Panier In meinen Reih'n, erkennt er seine Strenge, Und schneller giebt er nach. Kon rad. Ich bleibe hier. Und treibe den Berengar in die Enge.

Ludolf. So fahre wohl; ich will mit meinem Schwert Dem stolzen König schon zu schwitzen machen. Nur sch ich ungern dich auf seiner Seite, Und möcht' dir nicht begegnen in der Schlacht, Weil ich dich lieb', trotz deiner falschen Seele, Die mich verläßt, und drum zur Hölle fahr'. Konrad. Thu's nicht, mein Bruder, geh nicht hin nach Mainz. Ludolf. Ich bin gewohnt in deiner Näh' zu fechten. Mein Kriegerhcrz hat sich von Jugend auf An Thaten deines tapfern Arms gestählt, An deinem Ruhm, du Trefflicher, gelabt. Nun soll ich einsam wandeln in der Nacht,

28 Durch die nicht mehr wie

sonst mein Stern mir leuchtet,

Und selbst mein Herz bleibt', fürcht' ich, hier zurück. Verdamm' dich Gott, doch schickt dein Lehnsherr dich Ins Treffen gegen mich, so haß mich nicht. Konrad. Daß dich die Pest! mir wird es warm um'S Herz — Was wendest du dich fort? ich glaube gar, Er wischt sich, ist der Junge toll, das Auge. Daß Lähmung deine Weiberzung' befalle, Weichherz'ger Knab', so laß, zum Teufel, doch Den schnöden Abfall, alles ist dann gut. Ludolf. Fest steht mein Wille, denn ich hass' mich selbst, So lang die Schmach auf meinem Namen ruht. Lebwohl, ich hab's geschworen, nicht zu ruhn, Dis dieser Spruch, der harte , widerrufen. Und der Verlaumder mich im Kampf besteht. eilt ab, Konrad folgt 16m.

Fünfte Scene. Gegend an der Donau.

Getümmel und Flucht von

Männern

und

Weibern.

Weiber. Gerechter Gott, da brennt auch unser Weiler!

29 Ein SB ei 6. Was glotzt ihr so die Flammen an? macht fort. Wollt ihr nicht selbst sammt eurer Hab' verbrennen. Ein Mann. Flieht ins Gebirg, wir wollen von der Höh Gestein und Stamme auf sie niederschleudern. Männer. Eilt, eilt, schon stiegen hieher ihre Pfeile. Andre flüchtige Haufen eilen vorüber.

Ein junges Weib herbeistürrend. Wo ist mein Gatte? wo verließt ihr ihn? Um Christi willen, steht, ihr Männer, sprecht; Ist er erschlagen, ha so sterb' auch ich. — Taub sind sie, achten meines Jammers nicht. Euch Weiber fleh ich, oh erbarmt euch mein: Bei'm Säugling, den ihr mit dem eignen Leib Im Fliehen vor den schnellen Pfeilen schützt. Wo saht ihr meinen Trost, den liebsten Gatten? Ein Greis. Er kämpft im Dorf dort unten, junges Weib, Eil' schnell, willst du ihn noch am Leben sehn. Junges Weib. Christ, gieb mir Riesenkräfte, ihn zu retten. «6.

Greis. Hat Deutschland einen König, hat es Fürsten?



30



Zwei Knechte

kommen.

Erster Knecht. Das läuft, als wollte es in einem Athem Nach Welschland an den Hof des Königs laufen. Zweiter Knecht. Die Kerle reiten wahrlich Flügeldrachen, Doch halt ich Stand, so lange einer steht. Erster Knecht. Ich glaub's, denn Alle fliehn, und keiner steht. Zweiter Knecht. Ich hab geschworen in des Voigtes Hand, Dis auf den letzten Tropfen Bluts zu fechten. Erster Knecht. Narr, hast du denn noch Blut? Dein bleich Gesicht Ist wie ein Chorhemd.

Laß die Ungarn uns

In jene Berge locken. Zweiter Knecht. Gilts Kriegslist hier? Ich bin dabei, und laufe tüchtig mit. wollen ab.

Durgvoigt

tritt auf.

Hierher, ihr Memmen, achtet auf mein Wort, Was soll der Landmann thun, wenn ihr nicht fechtet» Ihr Männer, auf! herbei! der Burgvoigt ruft — 0, nur so dicht gedrängt, wie jetzt zur FluchtStürzt auf den Feind, und seine Reiterkünste Erliegen eurer Kraft.

Es sind nicht Teufel,

31 Nur rohes Vieh, mit Keulen zu erschlagen. — Umsonst! sic wollen nicht gerettet sein. Ein andrer Knecht kommt. Von allen Seiten Feinde J nichts als schwarzer Himmel Und Ungarn, Herr! Burgvoigt schiä-k in«. Und Memmen, seiger Knecht. Der Knecht. Sie haben jetzt die Bergwand überstiegen, Und trachten nach dem Thurm. Burgvoigt. Fort, ihn zu retten! So können denn die Hunde wirklich fliegen. ad.

Sechste

Scene.

Sippo mit einer Schaar Ungarn, bald darauf Arkan. Sippo. Sie eilen in die Berge; steht, habt Acht, Nicht lasset euch verlocken, sendet nur Die tödtlichsten der Pfeile hinterher. — Nun Königsfalk, hast du den Thurm erflogen?

32 Arkan tritt auf. Daß deine Zunge moderte im Sumpf, Du gift'ger Spötter! mußt du triumphimd Mich an mein schreckliches Geschick erinnea. S i p p o. Was giebt's denn Schreckliches?

das Feljrnmest,

Steht auf dem alten Fleck, und plumpe ?ramken. Dickköpfige, verhungern nächstens drin. Arkan. Ich sah die Pforte schon des steilen Thurns» Herabgelassen harrte langst die Brücke, So schien es mir, mit Ungeduld der Ehrsten, Die athemlos sie zu erreichen strebten. Doch ich war näher, noch ein kühner Ssruvg, Und sie erbebte unter meinem Rappen. Da irrt er auf dem felsigen Geleise, Er gleitet — ich entschwinge mich ihm kcum — Und stürzt hinunter in die jähe Tiefe. S i p p o. Der Polidor, das königliche Roß? Arkan. Mir gilt er keine Pantherdecke mehr, Seit ihm der Sprung, der wichtige, miflungen. Sippo. Entschieden ist nun unser Streit: du ziefst. Gelähmter Adler, mit dem großen Haufm, Indeß ich jetzt auf meinem schnellen Rof, Ein

33 Ein Strafender auf jähem Donnerkeil, Ins tiefste Herz des Abendlandes fliege. Arkan. Stelnschleudrcr du, nicht werth des edlen Bogens! Dein Aug', das brcitgeschlitzte, sollte früher Als mein's des Rheinstroms goldne Wellen schaun, Woraus einst Attila, der Weltbeherrscher, Die feurigen, beschwingten Rosse tränkte? Nie treffe wieder je mein sichrer Pfeil, Wenn das geschieht, wenn ich die Schmach erdulde. Sipp o. Ergreif den Bogen, zorniger Gesell, Ein Kranich rudert durch die grauen Wolken; Leg an, ich will es auch, und wessen Pfeil Den Schreienden durchbohrt, tritt vor den Fürsten, Und zieht, den Schwarm verlassend, nach dem Rhein, für sich Er fehlt, der Zorn macht zittern seine Hand, lutem fit ium Bogen steifen, erscheint

Siebente Scene. Fürst Muzzo. Vorige. M u z z o m seinem (befolge.

Entfaltet auf der Höh die bunten Felle, Und schlagt mein Zelt dort auf für diese Nacht, 3

34 Daß ich die weiten Feuer überschau', Die meiner Herrschaft Grenzen mir bezeichnen. — tu den beiden Führern, die sich tief beugen

Wer sah Odipp zuletzt mit seinem Troß? S ipp o. Als gestern kaum der Sonnenball versunken, Sah Feuer ich von dorther, wo er haus't.

Muzzo. Dom linken Ufer her?

Da war er säumig.

Der Sklave, wenn er Frankenpferde reitet. So send' ich ihm den Lehrer, der ihn spornt. — tu Arkan

Was hast du, Knabe? Deine schöne Stirn

Ist wie Panoniens Himmel dicht umzogen. Und wie Gewitter droht dein wilder Blick. Arkan. Du weißt, wie flammenden Gesichts ich oft Den heiligen Gesängen unsrer Greise Dom hohen Reiz des Abendlandes lauschte. Die Väter, dle mit Attila gezogen. So heißt es, tauschten dort die rauhen Hüllen Mit seidenen Gewändern, tummelten Auf leuchtendem Gefilde ihre Rosse, Und schnitzten leicht sich aus dem dufl'gcn Holz Des Mandelbaume- den geschweiften Bogen. Du selbst, wenn du von deinem schönen Erbe, Das dir am Rhein der große Ahn gegründet, Und wie du danach lüstern, zu mir sprachst, Warfst Blitze mir in die bewegte Brust.

35 Und dieser Plattkopf unterfängt sich nun. Dich, Herr, zu bitten, ihn vorauszuscnden, Daß er mit brennendem Geschoß das Land, Das der Magyaren alte Lieder feiern, Wie ers gewohnt, der Schreckliche, verderbe. S ipp o. Ha Träumer, daß du deinen Witz verbrauchtest Zu List und Trug, im Kampf und im Gezelt, Den Feind zu fällen.

Sind wir nicht gekommen,

Zu strafen, weil dies trotzige Geschlecht Dem Sohn des Ostens den Tribut versagte? Arkan. Dein Fürstenarm, Herr, züchtige den Knecht, Der deine Herrlichkeit so schlecht verstanden. Stumpfsinniger, nicht wollen wir wie Räuber Durch diese Fluren streifen, und mit Beute Dann heimwärts ziehn ins sumpfige Panonienj Nein, ausgezogen ist mit solcher Rüstung, Mit seiner Völker ungeheurer Zahl Dein mächt'ger Fürst, den Westen zu beherrschen« Ein Pallast, herrlich, wie ihn unsre Priester Dem Donnergott zur prächt'gen Wohnung geben, Hoch über dem rothflammenden Gewölk, Soll sich erheben, daß er würdig throne, Und drin des Abends Könige empfange. Die, seinen Wink erwartend auf den Knien, Den köstlichsten Tribut ihm überreichen.

3

*

36 Muzzo. Mein toller Knabe, wohl gefällst du mit, Doch muß nicht, sollen meine Pläne reifen. Mein krummes Schwert das halbe Volk vertilgen» Damit der Rest sich meiner Herrschaft füge? Was machte einst dem Attila, dem Großen, Die Völker unterthänig? nur die Furcht, Die vor sich her er durch die Lander jagte. Arkan. O Herr, wer soll denn, würgst du dieses Volk» Den Pflug regieren, uns das Mahl bereiten, Don grüner Wand die reife Traube pflücken. Daß ungestört die königliche Jagd, Der Waffenspiele süße Lust wir treiben, Bei'm Trinkhorn lauschen lieblichem Gesang? Verschon' den Landmann, strafe nur die Fürsten» Und ihn, der König sich des Abend- nennt. Du bist es, machst du ihn zu deinem Knecht.

Muzzo. In Welschland ist er jetzt, bei'm Hochzeitfest. Am Quell der Donau steh ich wohl, bevor Zur blutigen Entscheidung er sich stellt. Arkan. Entsende mich mein hoher Fürst, zum Rhein, Die schnellen Ströme, die von den Gebirgen Sich westwärts stürzen, zeigen mir den Weg. Dort sei dein Sitz, ich wahre dir die Fluren Mit allen Sklaven, allen ihren Schätzen,

37 Und jener König, sieht et sie verloren. Des Reiches Kleinod, eilet schnell herbei. Ich treffe ihn, umgarne seine Haufen Auf weitem Plan mit flüchtigen Geschwadern, Und dein, mit einem kühngeführten Streich, Sind König, Volk und die bebauten Lander. Muzzo. Du junger Aar, wohl zieht es mich wie dich Zu unsrer Heimath schön besung'nen Fluren, Nur geh ich einen sichrem Weg dorthin. Doch stände mein Beschluß fest, wie am Himmel Der Nordstern glänzt, ich müßte dich erhören. Zieh hin, ein Drittheil nimm von meinem Schwarm. Wir, Stppo, zieh« den Donaustrom hinauf; Die Stadt am Lech, die starke, will ich brechen. Daß einen Halt die flüchtigen Schwärme haben. Die, nur gezügelt durch mein Wort, den Schrecken Auf tausend Straßen durch die Länder tragen. —> Ruf' ldie Gefährten, Knab', und kürzet mir Die träge Zeit durch lust'gey Waffeytanz.

38

Zweiter A t t. Erste Scene. Lager vor Mainz.

Zelt des Königs.

König auf einem Stsel, »or ihm kniet Graf Burkhard» Herzog Heinrich. Erzbischof Bruno. Pfalz­ graf Arnulf.

Udo.

Werner.

andere Vasallen.

Günther und

Gefolge»

König. Äer Himmel hört, Graf Burkhard, deinen Schwur, Den du in deines Königs Hand geleistet, Zum Pfande des Gehorsams und der Treu, Und wird dich strafen, wenn du schnöd' ihn brichst. Mit dieser Fahne übernimm die Pflicht, DaS heilge Amt des höchsten Oberhcrrn

39 In Allemannien treulich zu vertreten, Und mit den Rechten, die daran geknüpft. Belehn' ich dich hiermit für diesen Dienst: Erhebe dich als Schwabens neuer Herzog. Burkhard aufstehend. Daß alle deine Feinde so gewiß. Mein Oberherr, in Staub zerschmettert lägen. Als ich mit treuem Sinn den Eid geleistet. König. Und Ludolf, meinen mißgrrath'nen Sohn, Entsetzt mein Spruch der herzoglichen Ehre, Beraubt ihn jedes Vorrechts der Geburt, Die meinem hohen Thron ihn nah gebracht. Noch diese Stunde sucht mein Schwert ihn auf. Und giebt mir Gott, des Frevels Rächer, Sieg« Soll ein Gericht von Fürsten den Verrath An seinem Oberherrn und Vater richten. Und jede Regung meiner Brust ersterben. Erzbischof Bruno. Bedenk der Jugend raschen Ungestüm, Des Blutes Herrschaft über deinen Sohn, Und richte sein Vergehn nicht allzustreng. Dein königlicher Sinn, mein Bruder, will. Daß nicht Geburt noch Rang dein Amt besteche. Doch hüte dich, daß du, aus edlerm Trieb Gerecht zu sein, ein Unrecht nicht begehst. Noch immer gährt's in Deutschlands weitem Schooß: Der Franken und der Sachsen alter Haß

40 Ist nicht erstickt; mit Schmach erinnern sich Die fränkschen Stämme, daß sie einst dem Thron, Den jetzt ein Sachse ziert, den König gaben. Wie leicht, daß dieser Krieg mit deinem Sohn Die Kampflust reizt, den alten Anspruch weckt, Und schnell in Zwiespalt sich die Völker trennen. Herzog Heinrich. Bist du ein Franke, oder bist du, Bruder, Entsprossen unserm Stamm? wozu die Furcht? Der fühlet sich mit Stolz ein Sachse nicht, Wer furchtsam räth, der sichern Herrschaft wegen Den Trotz zu dulden, Aufruhr zu verzeihn. Hat Ludolf schon bereut, in Sack und Asche Sein trotzig Haupt gehüllt, und demuthsvoll Zu Füßen seinem Vater sich geworfen? Weil cr's verschmäht, so mag der König auch Nach eignem Rath mit aller Streng' verfahren. Bei seiner Weisheit, seiner Sachsen Kraft! Ich bürg' ihm den Gehorsam der Vasallen. Arnulf. Ha Uebermulh! säß hier der König nicht. Ich würf' dir meinen Handschuh ins Gesicht, Daß sich die Schärfe eines Frankenschwcrts Mit deinem Stahl, du Held der Rede, messe. — Mein Lehnsherr, was auch dieser Schlaukopf sagt Don deiner Macht und Herrschaft, wisse dennoch. Der Wall von Mainz ist hoch, die Arme drin Sind wohlbewehrt. Du bändigst nicht die Stadt

41 Mit diesen Schaaren, die du schnei vereint. Verschiebe drum den Sturm, denn Konrad eilt. Dein tapfer Eidam, schon aus Welschland heim. Wo er den Krieg beendet — harre fein, Und der vereinten Kraft muß Mainz erliegen« Herzog Heinrich. Willst du den Wolf verbünden mit dem Ur? Die beide haben Freundschaft sich geschworen. Und halten treu den Schwur, wie Jugend stets« Sie wissen auch in Mainz, daß Konrad naht, Und haben ihn beschickt, wie ich gehört. Ha, schreckt die Mauer uns, und wollen wir Hier fürder liegen, dieser Stadt zum Spott. Nur zu, ich schnalle mir den Panzer ab, Doch brauchen wir des Franken nicht zu harren, Der seines Stammes Groll im Busen trägt. König. Schweig, und entzweie die Gemüther nicht, Die meine Sorg' und Liebe kaum versöhnt. — Was ich für Recht erkannt hab', und beschlossen. Erschüttert nicht der Meinung leichtes Wort. Nicht Nachsicht war's, noch schwankender Entschluß, Was viermal schon im blut'gcn Feld der Schlacht, Wo Aufruhr gegen mich die Waffen schwang. Den schweren Sieg mir gab.

Was mir dort hal^

Das beuge heut des Sohnes Nacken auch. Daß nicht sein Beispiel Andere verlocke. Und ungehemmt der Ungar langer nicht

42 Des Reiches schönste Hälfte mir verwüste. — Sind wir gerüstet, ist das Heer gestellt? Burkhard. Es harret deines Winks.

König. So eilt hinaus, Und muthig führt die Völker an zum Starm; Gott und der König sei das F-eldgeschrei. Bald bin ich selbst auf hohem Roß vorauf. Alle ab.

Zweite

König.

Waffenlärm hinter d er Scene.

Scene.

Königin.

Luitgarde.

Königin. Ich höre Kriegsgetöse, mein Gemahl! Urplötzlich blinken Schwerter, Aext' und Speere, Im Sonnenstrahl mit wilder Lust geschwungen. Ein Blitz durchzuckt die weitgestreckten Reihn, Und Mordlust flammt, ein prasselnder Vulkan, AuS deines Lagers stillem Schooß empor. Die wilden Haufen rücken drohend vor; Wenn nicht dein Wort ihn lös't, wird dieser Gürtel, Der eherne, um das bekannte Mainz,

43 Gewaltig sich verengend mehr und mehr. Die Stadt und ihren Inhalt wild zermalmen. König. Erschrocken bist du, meine Königin, Doch kann der Anblick diese- tapfern Heers, Für deinen Schutz bewehrt, dir furchtbar sein. Und kannst du Mitleid schenken einer Stadt, In deren Ring der Ungehorsam wohnt? Königin. Dein Sohn ist drinnen! Könnt' ich schwaches Weib Mit jenem Zauber, den du an mir rühmst. Die Rückkehr deines zornigen Gemüths In der Natur verlaßne Bahn bewirken. Daß nichts du dächtest, als das eine nur. Dein eigner Sohn sei im bedrohten Mainz» Wenn du so strenge bist mit deinem Blut, So muß mein schüchtern Herz wohl bange zittern. Wenn süße Hoffnung Freudiges ihm flüstert; Und horch' ich selig der Verkündigung Muß ich mich fürchten, dir sie zu gestehn. König. 0 Weib, du willst mein liebend Herz bestechen, Und bittest, was dir nicht zum Frommen ist. Ich müh' umsonst mich, das getheilte Reich Zu würd'ger Macht, die ihm gebührt, zu einen. Kaum wahn' ich mich am Ziele, so verlocken Ehrgeizige Vasallen mir das Volk, Zersplittert ist die Kraft, und jeder Feind,

44 Der längst uns haßte, dringt von außen ein. Umsonst, daß ich durch Bande der Verwandtschaft Die Fürsten mir vereine, jedes Lehn Den Freunden nur vertrau' und meinem Stamm: Mein eigner Sohn empört sich gegen mich. Und sein Vergehn beschönigt jeden Abfall. Königin. Verzeih ihm, und was mehr dir hilft als Furcht, Die Herzen deines Volks gewinnst du dir; Sie mögen sagen, daß ich dich bewegt. Und daß ich ihre Lieb« drum verdiene. Lothar, mein erster Gatte, hätte nicht Dem heißen Flehn des Weibes widerstanden. König. Fürwahr, groß über mich ist deine Macht, Du hast es oft erfahren, und willst heut Den schlagendsten Beweis dafür erwerben Kö nigin. Der mich verfolgt, Berengar, hat von Konrad, Wie ich gehört, ein gutes Loos erlangt. Und ich, dein Weib, dich bittend für dein Blut, Ich sollte ihm Verzeihung nicht erflehn? König. Was das Gerücht aus Welschland auch erzählt. Bei meiner treuen Lieb' ich ahnde streng Des Räubers Frevelthat, an dir verübt. Das fromme Antlitz, die geweihten Locken« Die oft im Zorn verruchte Hand berührt,

45 Gemahnen mich wie heilige Kleinode, Die man geschändet; Gott, der höchste, selbst Gebeut bei seinem Zorn des Frevlers Strafe. Ztompettm

Man ruft mich, an der Mauer steht mein Heer; Nicht hemm' ich seinen Anfall; Ludolf fühle Und dieser Pfaff' in Mainz des Königs Macht; Wenn ich den Sohn bezwungen, sei er dein — Von dir empfang' er, hörst du, dann sein Loos,

Dritte Scene. Königin. Luitgarde. Luitgarde. Sei froh und guten Muthes, theure Mutter, Mein Vater lebt in unruhvollcr Zeit, Vor deren Andrang nur das Schwert ihn schützt» Der Kampf ist des Erschreckens fast nicht werth, Du giebst die Freiheit meinem Bruder nun, Erbittest ihm vom König auch ein Lehn, Und ausgesöhnt sind beide wie zuvor. König in. Ach wär' ich Königin, nie ständen sie Zum Mord bewehrt sich feindlich gegenüber.

46 Ich bin es nicht.

DaS gütige Geschick

Versprach mir an der Wiege hohen Rang, Und pflanzte liebend in die Phantasie Die schönsten Bilder mir vom hehren Thron; Doch eine böse Fee verkehrte schnell Durch Zauberspruch, so scheint es, all' mein Glück«

Luitgarde. Wohl weiß ich, daß du in Gefangenschaft Don deines Feindes Weib mißhandelt wurdest, Weil du Italiens schöne Krone trugst; Doch feit mein tapfrer Vater dich befreit, Sein köstlich Diadem mit dir getheilt, Fühlst du mit Stolz dich nicht als Königin, Als Weib des mächtigsten der Fürsten nicht? Königin. Da mich der Herrliche als Braut begrüßte. Erschloß sich plötzlich mir bei seinem Wort Ein lichtes Paradies, und golden hing An jedem Zweig, gereist zur schönen Frucht, De- kühnsten Jugendtraumes reichste Blüthe. Als drauf die nächste Nacht mit duft'gem Hauch In Schlaf mich eingewiegt, erschien ein Traum: Im Norden des Gebirgs erhob sich kühn Ein stolzer Eispallast, mit Statuen Und Säulen reich geschmückt und tausend Zinnen, Die schlank und hoch ihr Haupt in Wolken bargen. Ringshin, so weit das Auge sah, erstreckten Die hellen Wände sich des mächt'gen Bau's,

47 Durchsichtig schien das Labyrinth der Gänge. — Und ich betrat an eines König- Hand Die prächt'gen Hallen — plötzlich glitt ein Ton, Wie lauer Abendwind unnennbar süß Den ausgespannten Saiten ihn entlockt. Läng- den Gewölben durch den weiten Raum. Da keimten aus dem blitzenden Kristall Die köstlichsten der Blume» still hervor, So glänzend bunt, als hätten der Rubin, Der Saphir, der Smaragd und aller Schätze Hellleuchtendes Gestein im tiefen Schacht Den Kelchen ihre Farbenpracht geliehn; Ein Mosaik von farbigen Demanten Erschien das Eis der Wände, und die Sonne Sog gierig aus dem prangenden Gestein Ein buntes Meer von Licht und hellen« Glanz. Ein hoher Saal empfing mich und ein Thron, Deß goldne Last im Spielen Kinder trugen Mit holdem Blick und lieblichem Geschwätz; Und rings erblickt' ich Jünglinge und Mädchen Im schneeigen Gewand, mit goldnem Haar, Ein selig Lächeln auf dem Angesicht; Und Greise, um die Stirn ein Diadem« Erwachten wie vom Schlaf, und griffen kühn In Harfensaiten, daß von dem Accord Die Pfeiler des Pallastes rings erklangen. Da öffneten die Blumen ihren Mund,

48 Und ihm entquollen herrliche Gesänge, So reich und farbig wie die Kelche selbst; Wie Düfte wehten hohe Melodien, Noch nie gehört, durch die gewölbten Hallen, Und au- den Gängen drangen in den Saal Geschmückte Männer und bekränzte Fraun, Und mischten froh sich mit der jungen Schaar; Und alle liefen zu den bunten Blumen, Ergötzten sich mit ihnen, pflückten sie. Und brachten mir sie freudig als Tribut. Da wacht' ich auf vor hoher Seligkeit.

Luitgarde. 0 glänzte um dein Haupt ein Flammenkreis, Ich wähnte wohl, du seist der Heil'gen eine, Die mein Gebet verehrt, erschienen mir. Des Himmels Schöne meinem schlichten Sinn Durch deiner Lippen Zauber zu erschließen.

Königin. Ermiß, mit welcher Hoffnung nach dem Traum Ich deinem Vater folgte zum Altar. Doch kaum betritt mein Fuß dies wilde Land, Da schreckt mich schon des Erzes lauter Klang, ES flammt «in Krieg auf zwischen Sohn und Vater, Und ich, ich fühl's, bin Ursach dieses Streits. Das

49 Das Lager ist mein hoher Königssaal, Der Lärm der Schlacht mein einziges Ergötzen, Und all' mein Flehn ist ein verlornes Wort.

Vierte Scene. Vorige.

Herzog Konrad.

Luitgarde «8m«ntgeee#. Ha, Aonrad! sei gegrüßt mir, mein Gemahl. Sieh, müßig wähnt' ich mich in dieser Zeit, Wo ich das Schwert, den Panzer nicht wie sonst Dir umgegürtet oder abgeschnallt. Und deine heiße Stirn nicht abgetrocknet. Konrad. Gott grüß dich Weib. Heil meiner Königin! Kö nigin. Willkommen wackrer Degen, Glücklicher, Der aus dem Süden eben heimgekehrt. Was macht mein Welschland? Konrad. Dort ist alles gut, Das Glück war mit mir, und ich eilte schnell Zurück nach Deutschland, wo Gefahr uns droht. Den König glaubt' ich an dem Donaustrvm, Zur Schlacht bereit, des Landes größte Plage, 4

50 Den Reichsfeind zu verjagen — doch er weilt. Verzeih eS Gott! vor diesem Pfaffennest, Zerspaltet mit dem Schwert die Luft, und wirst Die Lanze nach Gestein, als wär's jetzt Zeit Zum Ringelstechen.

Wohl bekomm es ihm.

Ich hab' nicht Lust, bei'm Spiel ihn aufzusuchen. Königin. Du darfst mir, Konrad, dem Gemahl nicht zürnen. Bist ja der goldne Schild an seinem Arm; Verlaßt ihn der, trifft sicher jedes Schwert, Mit dem er Kampf besteht, sein tapfres Herz. Sei heitern Blicks, du eines Königs Schmuck» Wie sich's geziemt für solch gediegen Erz, DaS rein und hell die Sonne wiederstrahlt. Konrad. Ich rühr' und tummle mich zu seinem Heil, Da streift der Ungar, gieriger nach Raub, Seit er die Ostmark und das schöne Baiern Im Schlaf geplündert in mein Franken mir, Indeß mein Lehnsherr seinen Purpurmantel, Woran Empörung zerrt, zusammenflickt. Zum Teufel l werf' er diese Lumpen fort; Ich nenn' ihn König, bleibt ihm nur das Schwert, Sein Reich zu schützen gegen Mord und Brand. König in. Du wankst, du stärkster Pfeiler unsers Throns? Ach, ich begreif' es, bist ja auch nur Eis,

51 Das von der Hitze deines Unmuths schmilzt, Und hassest auch die fremde Königin.

Luitgarde. Was krankst du, Zorniger, dies zarte Weib! Von härterm Stoffe ist mein Herz als ihres. Mein Ohr gewöhnt an jeden rauhen Ton, Doch in die Wange schösse mir das Blut, Die Klarheit meines Augs möcht' schnell umdunkeln Des Zornes weibisch Naß, würd' der Gemahl So schnöd' durch böse Rede mir gelästert. Nicht weiß ich, was die hohe Frau betrübt, Doch weun sie zu mir spricht, umfängt ihr Wort Wie Veilchcnduft im Frühling meinen Sinn. Bist du so rauh geartet, so. verwandelt. Daß du ihr Flehn, des Königs Freund zu sein. Taub überhörst, und deinen Grimm ergießest? Du, den sein Weib mit ihrer schlichten Weiss Um Tand, um Kleines nie umsonst gefleht? Was schmähst du deinen Lehnsherrn, der Empörung,

Der Uebel schrecklichstes,

zuerst bestraft?

Konrad. Vorwitzig Weib, vernimm die Abgesandten Von Regensburg, die mir hierher gefolgt, Und sprich dann, ob des Königs Thun zu loben. Luitgarde. Ha unterweis' ich dich, dein Roß zu bänd'gen, Den Stier zu fällen, und den Plan der Schlacht So, und nicht anders, ordnen? nun bei Gott!

4 *

52 Wie du ein thöricht Weib mich schelten würdest, Wenn ich's gethan, so nenn ich thöricht dich , Daß du deS Herrscher- hohe Kunst willst deuteln. — Doch waS ist denn geschehn» und was -erfaßt Don dunkler Zukunft mich -so ahnungsvoll. Daß die gewohnte Ehrfurcht ich vergesse. Und heißen Blutes dich, als galt' -es jetzt Don böser That dich abzuhalten, schelte? Königin. Steh deinem Lehnsherrn treu zur Seite sieh, Als aus Pavias Rosengarten mich Der tapfre Otto in den Saal geführt. Wo stahlbedeckt die hohen Männer standen. Mit felsenhartem Ernst und stummem Blick, Da glaubt' ich bang', in unterird'scher Halle» In tiefem Schacht zu sein, als Königin Der Vorwelt Riesen vorgestellt zu werden. Durch deren mächt'ge Glieder mit der Zeit Des Erzes helle Adern tief gewachsen. Und wie ich furchtsam mich an Otto schmiegte» Gewahrt' ich dich mit offnem Angesicht; Gestützt auf deiner Lanze, und mir war's-, Als sah ich in der Erde Schooß ein Sternbild» Das mir vom blauen Himmel oft geglänzt. Da faßt' ich Muth, ward heimisch in dem Kreis» Ich baute auf den Gatten und auf dich, Und hab' mich nun gewöhnt seit dieser Zeit, Mich voll Vertraun auf deine Schulter auch,

53 Du treuer Hort von meinem Herrn, zu stützen: Brich nicht zusammen wie ein morscher Stab. Konrad. Will eine Säule von Granit dir sein. Was hab' ich denn gesprochen, daß mein Weib Wich zürnend anfällt, und du stiller Schwan, Der schlummernd du von bunten Ufern singst. Aus deinen Traumen fährst? Seid ihr an mir Das kalte Blut, das Lächeln nur gewohnt? Soll gegen meines Lehnsherrn kecken Feind Vasallengrimm in meiner Brust nur wohnen» Kein andrer Saut auf meiner Zunge sein. Als zum Gefecht das rauhe Losungswort? Bei'm Himmel, unterm Harnisch pocht ein Herz» Don Schmerz bewegt bei meines Landes Noth, Und kühn, so lange mein Gehirn erkennt, Daß OttoS Kampf hier der Gefahr nicht steuert. Will ich trotz meiner Lieb' und meines Eides Sein thöricht Handeln ihm in's Antlitz tadeln.

Fünfte Vorige.

Scene.

Herzog Heinrich. Heinrich.

Verloren ist der Tag, des Königs Heer Weicht rückwärts, und die Stadt blieb unversehrt.

54 Der Pfaffe kämpft als wär' er Rolands Sohn, Und Ludolf, der Verräther, fliegt, ein Blitz, DoN Thurm zu Thurm mit seiner schweren Axt, Den Wächtern Schild, den Stürmende» ein Schrecken. Umsonst droht Otto, keiner will zur Mauer, Und blutend eilen sie dem Lager zu. Konrad. Ich glaub's, wer einen Schädel hat, den schreckt Mehr als des Königs Zorn ein derber Schlag. Königin. Luitgarde, steht sein Schicksal noch bei mir? Ach, nah gebracht hat sie der blut'ge Tag, Und weiter sind die Herzen auseinander. Heinrich. Laut höhnte der Verräther uns vom Wall, Pries seine Macht, nannt' ungerecht den Vater, Und spornte frech die Völker zur Empörung, Mit so viel Glück, daß Unzufriedenheit Mit scheuem Blick sich schon durchs Lager schleicht, Und ohne Hehl Graf Berthold abgefallen. K o n r a d. Das Uebel wuchert, das ist Gottes Hand: Umstellt vom dichten Netz blutgier'ger Feinde, In Nord und Ost und Süden, fallen wir Wie eine Heerde eingesperrter Wölfe Uns hungrig selber an, und morden uns. H einrich. 0 hätten wir den fränkschen Wölfen nur

55 Zu rechten Stund' die Zähne ausgebrochen; Zu viel hat Otto jenem Stamm getraut. Konrad. Du Bastardfachse, hier sind sränksche Glieder, Und jäh durchzuckt es sie, dir Trotz zu bieten. Heinrich. Ha Konrad — Konrad. Was? du Fehdestifter, was? Luitgarde. Sieh Ohm, wie du die Königin erschreckt, Besinne dich auf Trost, gieb Hoffnung ihr. Daß Sohn und Vater dennoch sich versöhnen. Heinrich. Unheilbar ist der Bruch seit diesem Tag. Konrad. Deß freut dein Herz sich wohl, du glatter Fuchs. Heinrich. Bei Höll' und Himmel, miss', cs dürfte mir Kein Andrer ungestraft so frech begegnen. Konra d. Pah! will nicht besser sein, als Andre sind; Schätz nicht mein Schwert zu hoch, als eben recht Den König zu befrein von solcher Klette. Heinrich.

Schlag' deine gift'gen Zähne in mein Eisen, Verschlucken sollst du's.

56 Konrad. Folge mit hinaus. Königin. Verwegne, fort die Hände von dem Schwert! Ist mein Gemahl entthront? befind ich mich. Umstellt wie ehmals, unter'm Kerkerdach, Daß eurer Hitze meine Gegenwart Gleichgültig dünkt? Wohl mahnt mich Alles hier. Daß ich in diesem Volke mich getauscht. Und daß nicht Milde noch verständ'ge Kunst Die Rohheit trotziger Naturen zähmt; Doch wißt, so lange nicht mein Geist erschlafft, Daß ich vergess, wie einst geehrt ich war, Als an Pavias stolzem Hof ich thronte, Soll kein Verwegner meine Majestät Durch seines Zornes Ausbruch frech verletzen. mit Luitgarde ab.

Konrad. Dei'm Himmel, sie hat Recht; muß sich mein Blut, Als wär' ich noch ein Fant, um den empören» Heinrich. Behagt dir Zwist, so harre nur des Königs; Cr weiß, daß du im Lager angelangt. Und zürnt dir, denn dein Heer, zum Sturm geführt Statt sich zu lagern, hätt' die Stadt bezwungen.

57

Sechste Scene. Vorige. König. Herzog Burkhard. Pfalz, graf Arnulf und die übrigen Vasallen. König itt feinem Befolge.

Pflegt die Verwundeten, stellt Ordnung her. Nach kurzer Rast will ich den Sturm erneuen. — Sei, Konrad, mir willkomnien hier vor Mainz; Du hast in Wekschland dich beeilt, und kommst Zur guten Stunde; gieb Bescheid mir nun. Konrad. Mein König, gönne mir ein willig Ohr, Wie ehmals, wo du mich vor jeder Schlacht, Die wir getreu bestanden, angehört. Aus Regensburg sind Abgesandte hier, Don ihrer Noth zu sprechen, ruf sie vor. Erwäg' ihr Flehn, eh du den Sturm beginnst. König. Sie mögen kommen, wenn die Stadt gefallen. Jetzt hab' ich, sie zu hören, keine Zeit. Konrad rasch. Das ist nicht wohlgethan, mein Oberherr. Als Deutschlands ganzes Volk zum König dich In Karls des Großen schöner Stadt erkohr, Erhob es dich nicht über jeden Fehl, Und der ist dir der treuste der Vasallen, Der's kühn dir sagt, wenn du als König irrst.

58 Du bist ein mächt'ger Fürst, und rühmst dich deß. Nun so gebiete dem zerstampften Boden, Daß er, wie einst der Gerste helle Saat, Dir tapfre, blankbeschiente Minner trage. Womit du deiner Feinde Schwarm besiegst. Erkennst du hier die Grenzen deiner Macht, Nun warum giebst du Freie denn und Mannen Dem Sichelschwert des rohen Ungarn Preis? Und denkst du, Deutschland sei ein weites Land, Dicht seine Wilder, nicht das ganze Volk Werd' streifend dir der schnelle Feind verderben, Du wollest ihn bestehn, wenns Zeit gestattet. Rufst du sodann das Volk, sprichst ihm von Pflicht, Don Oberhaupt -und Reich: so träumst du wohl Es werd' zu Handen sein gar bald und stark. Wie man vom Stamm die knot'ge Keule nimmt? Dei'm höchsten Gott, wie mächtig du auch bist. Ist mächt'ger dennoch der Getreuen Meinung; Sir werde« sprechen: ließ er uns in Noth Trotz seines Eids, weil wir dem Sachsen fremd. Sind sein wir baar, und selbst mag er sich helfen. Dann, rotfP es König, bist du nicht mehr groß. Und hättest du auch deinen Sohn bestraft, Und deine Majestät durch diesen Sieg, Als ob du schon ein Perserkönig wärest. Hoch, wie die Sonn' an Himmelsrand gestellt» König. Du Thor, so spräch' ich, hätte mir mein Herr

59 Der Franken Herzogthum zum Lehn gegeben; Doch weil ich König bin, und mir bewußt. Was ich vollbringen muß in meiner Zeit, Irrt deine Rede den Entschluß mir nicht. Ich hab' nicht Lust, wie jener über'm Rhein Im Nachbarreich, ein Schattenfürst zu werden, Um dessen Zepter die Basallen würfeln, Wo zwanzig Kön'ge das zerspalt'ne Land Mit Krieg mehr, als ein fremder Feind, verheeren. Bei meinem Ruhm!

bind't nicht der Eid die Fürsten,

So mache sie das Schwert mir Unterthan; Dann bin ich frei, zu wirken für das Reich, Bin stark, denn mein zugleich ist auch das Volk, Das in der Zeiten Drang die Pflicht verwechselt. Und glaubt, dem Herzog nur gebühr' die Treu. Empör dich gegen deinen Oberherrn, Und alle Franken folgen deinem Ruf, Den höchsten Lehnsherrn wohlgemuth bekämpfend. — In Mainz erzähl' von dem vcrgoßnen Blut Am Donaustrom, das tief mein Herz betrübt; Es komme über sie, nicht über mich. Ja soll ich glauben, was der Ruf erzählt. So haben die Empörer, die verruchten, Dies Drangsal selbst in unser Land gelockt. Konrad. -Das sagen Pfaffen nur von deinem Sohn, -Die freundlich mit dir thun, weil jüngst dein Schwert

60 Mit manchem fetten Disthum sie bedacht; Ich, Ludolfs Freund, ich glaub" der Lüge nicht. König. Hat et*8 durch Jenen Boten dir verkündet. Den du empfangen, da du angelangt. Und müßig zusahst meinem harten Stand? Konrad o»ffo$teit6.

Herr König! — hab' ich doch in sieben Schlachten Die Jünglingsglut gekühlt. Wohl bat dein Sohn — Mein was kümmert's dich — zu mir geschickt. Hat dich der Teufel Aufruhr so geschreckt. Daß überall du seine Diener siehst? Daß dich die Pest! bald wird es mir zu arg —■ In deines Panzers blank geschliffnem Stahl Schau klar ich mein Gesicht, und hör' eS denn i Was vorschnell du so schwarz gedeutet drin, Ist Mißmuth über dein verkehrt Beginnen. König. Du sprichst zu keck in eines Königs Zelt, Hast darum Welschland du so schnell verlassen? Konrad. Nicht ständ' ich hier — gebrauchte statt der Zunge Das Schwert in meinem hart bedrängten Lehn, Geböte nicht mein Eid, dir anzusagen. Was jenseit des Gebirges ich vollführt. König. Sei kurz, schon sinkt der Tag, und heute noch Muß ich ersteigen der Empörung Heerd.

61 Konrad. Ich hatte mit Berengar harten Stand, Er wußte, welch «in Loos du ihm bestimmt, Und grimmvoll, wie sich's ziemt, war seine Wehr, Die Zeit verstrich, nichts hatte ich gefördert. Und nicht gar rüstig mehr war meine Schaar. König. Wie? solch ein Heer und sein geschmolz'ner Haufe? Ko nrad. Auf hohem Felsen barg ihn wie den Aar Sein fester Horst. Du weißt, der Deutsche kann Nicht eben fliegen mit dem kräfl'gen Leib, Doch kämm dreimal wir bis an den Wall, Und reichten dn'iber weg nach ihrem Bart — Umsonst, sie schwangen Keul' und Aexte derb. Da überflog der Alpen cis'grn Kamm Das Schrein, der Hülferuf im Donauthal; Und ich gedachte, dort fei große Noth, Mein Lehnsherr in Gefahr, mehr zieme sich» Ihm dort zu helfen, als den Schädel hier An hoher Burg vergebens einzurennen. Und Frieden biet' ich dem Berengar drauf, Versprecht Verzeihung ihm an deiner Statt, Wenn er sogleich sich wolle mir ergeben. Und als er schwankt, sich seiner Kraft bewußt» lind arge Unternehmung auf dein Reich )n Welschland , wenn den Rücken ich gewandt» )hm aus den Augen blitzt, verheiß' ich ihm

62 Mein gutes

Wort bei dir zu seinem Frommen,

Daß du sein ganzes Erbe ihm nicht raubst; Er solle mir getrost nach Deutschland folgen. Er that's, und harrt nun meines Worts Erfolg. König. Ha bist du so gewaltig, daß du rasch Don dem Gelübde völlig mich entbindest. Das ich im heil'gen Eifer Gott gethan? Und kennst du mich so schlecht, daß einen Theil Von meinem innern Frieden du verschleuderst. Und thöricht wähnst, ich sei des Handels froh? Gefangen hielt der Frevler mein Gemahl, Sein Weib beraubte sie, weil sie den Sohn, Den mißgeschaffnen, als Gemahl verschmäht. Des Diadems, der seidenen Gewänder, Der Perl'»,

des gold'nen Schmucks der Kett' und Spangen,

Ja selbst der Locken schön geschaffner Pracht — Im här'ncn Rock als Magd, so schlimm wie du An deinem Heerde nicht dem Knecht begegnest. Ward sie mißhandelt, eine Königin. K o n r a d. Nicht mit dem Weib', ich hab' mit ihm verkehrt. K önig. So hör', nicht Beifall geb' ich diesem Pakt, Berengar kehre in sein Felsennest, Doch Feindschaft schwör' ich ihm und blul'gen Krieg, Bis er und seine Brut in meiner Hand.

63 Konrad. Ich gab mein Wort, vernimm es, Fürst, mein Wort! König. Weil du's gegeben, Wilder, und nicht ich. Ist frei mein Herz, nicht darf eS ihm verzechn. Konrad. O Tod! — mein Oberherr — bedenk' es wohl, Noch hat kein Sterblicher auf Konrads Wort Umsonst gebaut — was sag' ich? das ist Kleines — Beschimpft ist meine Ehre, und mein Nam' In Staub getreten, brichst du diesen Frieden» Diele Stimmen. Das ist zu hart, das hat er nicht verdient. Konrad. Es wird mir heiß — vergieb, mein Oberherr, Ich war zu ungestüm, du glaubtest wohl Nach solcher Lehr', des Sohnes heißes Blut, Den Aufruhr selbst zu hören — gönn' mir Zeit; Kalt wie das Eisen hier auf meiner Brust, Ein treuer Lehnsmann, sich, fleh' ich dich an Bei Höll' und Himmel, ehre den Vertrag. König. Was drängst du mich. Unbändiger, dein Name Bleibt unbefleckt, send' ich Berengar heim; Das übersieht dein wilder Zorn und Trotz. Ich muß dich, wenn du langer mich bestürmst. Und abhältst, heut den Kampf hier zu entscheiden. Für den Genossen meiner Feinde nehmen.

64 Und auf die Probe stellen will ich dich. — Wohlauf ihr Fürsten, Grafen und ihr Herrn! An seine Schaar ein Jeder, lost die Banner, Der Sturm beginne mit erneuter Kraft. Schon morgen, denk' ich, lenken wir im Flug Des blut'gen Krieges ehr'nen Sichelwagen, Der Ungarn Schwarm zu mähen, südwärts hin. §b mit den meisten de- VefolseS.

Siebe nie Scene. Herzog Konrad. Udo. Werner. Günther. Konrad. So fahre wohl, Lleichherzige Geduld! Nichts weiß ich mehr von Gleichmuth, von Bedacht, Die Uebung langer Jahre, nichts von Lieb', Des Waffenbundes fesselnder Gewohnheit, Vergessen sei, was mir im Rücken liegt; Und wie ein Segel, das bei stillem Wetter Am Mastbaum schlaff und eingefallen hing, Der Sturm urplötzlich packt und mächtig schwellt. So füll' der Zorn mir gegen diesen König Die treugewohote Brust zum Schrecken ihn». Werner. Er that dir Schmach, wir fühlen es mit dir. Und unser Herz ist ganz von ihm gewendet. Udo.

65 Udo. Erklär dich offen gegen ihn, ergreife Die Sache Ludolfs, ruf die Völker auf, Und jage du den Ungar aus dem Reich. Konrad. Ich fess'le ihm den listigen Berengar, Der Bär entwaffnet schlau den schlanken Löwen, Und dieser König schmäht den raschen Sieg, Verhöhnt mein Fürwort, ja er widerruft Den guten Frieden, den ich für ihn schloß, Und sendet den als Feind, beschimpft zurück. Der auf mein Wort sich bittend ihm genaht. Mir wirbelt's im Gehirn, ich fass' eS nicht — Hab' ich ihn je gekränkt? in heißer Schlacht, Wenn Arm an Arm wir kämpften, ihn verlassen Udo. Ein böser Kobold hat sein Haupt berückt. Hier reibt er seine Kraft um Kleines auf. Verliert darob sein Land, der Völker Herz, Und schleudert dich, den herrlichsten der Kämpen, Wie einen morschen Lanzenschaft zur Seite.

Günther. Dei'm Himmel, Konrad, hier ist meine Hand, Ich bin kein Flatterblut, doch folg' ich dir. Und achte meines Eides mich entbundenUdo. Mein Arm und meine Streitaxt sind für dich.

5

66 Werner. Ich steh dir bei mit allen meinen Mannen. Konrad. Die Hände her! doch wackre Degen wißt. Nicht gilt es jetzt die Widerspenstigkeit, Die wie ein Füllen auS dem Stalle bricht. Gar muthig springt und tobt im grünen Wald, Und kommt der Winter, sich zur Krippe stellt. Nein, brechen will ich mit dem Sachsen heut. Daß uns ein mächt'ger Spalt auf ewig trennt. Breit wie der Raum vom Elbstrom bis zur Saal'» Und er, ein Wendenkönig, von dem Brocken Doll Ren' hittabschau ins verscherzte Land. Fränkische und lothringische Lehnsleute treten ein. Ein Franke. Ein bös Gerücht, mein Herzog, schreckt das Heer, Du seist gekränkt, zerfallen mit dem König; Und deine Mannen sagen dir durch uns. Du sollest sicher sein, sie schützten dich, Ihr Herz gehöre dir und ihre Arme. Koni: ad. Die brauch' ich, derbe Eichenäste sind's — Sag' meinen Treuen, noch sei nicht Gefahr, Doch sollen sie zur Hand die Streitaxt nehmen, Und meinem Ruf nur folgen, keinem sonst. die Lehnsleute ak.

67 Udo. Erheb' bat Schild, fall' deinen Gegner an. Wenn er den Sturm beginnt, daß die in Mainz Den Wa7 verlassen, und zu uns sich sammeln. Konrad. Noch ist mir's wie ein Traum, sprecht, war ich nicht Sein Schwert im Kampf', sein Rath auf Fürsten, tagen; Und hörtet ihr's, wie rauh er mit mir war. Mir alles abschlug, und von Aufruhr sprach? Udo. Drum greif ihn an, und jag' ihn in sein Erbe.

Achte

Vorige.

Scene.

Pfalzgraf Arnulf und m«»r«r« baier,

sche Lehnsleute.

Hernach Erzbischof Bruno. Arnulf.

Sprich Franken, brauchst du Männer? nimm uns hin, Wir wollen uns dem Sachsen nicht mehr beugen. Dir, wackrer Kämpe, helfen gegen ihn. Konrad. Der Donner deiner Stimm' behagt mir wohl. Dem Fachs, dem Heinrich, wird die Larv' erbleichen. Brüllst du ihn feindlich an.

Willkommen Baiern!

5

*

68 Ihr seht so munter, euer Gang ist stolz, Mit euch erschüttert, man ein Duzzcnd Thron>cn. Erzbischof Bruno

tritt aus.

Dein König schickt mich, Konrad, daß du rillest. Zum Sturm auf Mainz dein rüstig Heer zu führen; Vergiß, wie Christ es will, was euch entzweit. Und reiz' ihn fürder nicht, der schwer gekränkt Durch deine kecke Rede hier im Zelt. Konrad. Ich stürmen? ist vom Teufel er bethört? Und wären meinen Gliedern unbequem Des Abfalls rauhe Waffen noch gewesen, Nach dem Entbieten rühr' ich srisch mich drin. Sagt ihm, mein würd'ger Herr, daß ihm zum Spott Fortan im Feld mein blanker Helm erglänze, Don dem ihn sonst der weiße Dusch gegrüßt; Des Krieges rothen Drachen setz' ich drauf, Der mit gespreizten Flügeln, krummem Halse Zu seinem Untergang sich zischend bäumt. Alle. Ja, Krieg mit ihm! — nicht sei er unser Lehnsherr. Erzbischof Bruno. O Unvernunft, die gegen eignes Fleisch Mit wüth'gen Händen tobt, und sich zerstört! Dies Wort zerspaltet. Thörichte, die Völker In zwei gcwalt'ge, haßentbrannte Haufen, Die wild sich morden in dem MutterlandDa gilt kein Recht,, da giebt'- nicht Sicherhut,

69 Geachtet wird der Gottesfriede nicht, Nur wer zuerst den Nachbarn überfällt, Und Axt und Fackel schwingt, glaubt sicher sich. O wendet ab der Treue Untergang, Den Tod des Fleißes, heil'ger Stätte Brand Und der Gemüther schreckliche Verwild'rung. Wißt, ihr bekriegt euch selbst: wenn's euch gelingt. Den König zu besiegen und sein Volk, Verschlingt spat oder früh euch selbst ein Feind, Sei's dieser Ungar, sei's ein andrer Schwarm. Udo. Sagt's eurem Bruder, daß er drob erschrecke. Und steige von dem angemaßten Thron. Erzbischof Bruno. Ihr stürmt nicht? ungehorsam wollt ihr sein? Arnulf. Auf ihn mit scharfer Lanze stürm' ich an. Günther. Mein Roß und ich, wir bleiben gern im Feld. Erzbischof Bruno. O Blindheit! schaut dem Aufruhr unter'm Helm, Ein Scheusal ist's, was ihr umfassen wollt. Werner. Entschlossen nur, mit Hast an's Herz gedrückt. Udo. Was Konrad zögerst du? hinaus zum Kampf, Wir setzen Alle uns vor unsre Mannen, Und brechen heute noch des Königs Kraft.

70 Alle. Erheb' den Schild, und ruf' die Völker auf. Konrad. Erzbischof sagt ihm an, daß er sich rüste, Denn wie der Sturm begegn' ich ihm im Feld; Und alle Macht, und jeden Kriegesruhm, Den er gesammelt auf sein stolzes Haupt, Entreiß ich ihm, noch eh der Tag versinkt.

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Neunte

Der König.

Scene.

Herzog Heinrich.

Gefolge.

Vorige» König. Hier find' ich euch, nicht dort, wo ich geboten? Ein böser Geist blitzt aus den Augen euch. Wer ist es, der dem Wort des Königs trotzt?

Alle schweigen. Nun denn, was säumt ihr? warum folgt zum Sturm Ihr raschen Fluge- nicht dem Reichspanier? K o n r a d. Erklimme du den Wall, wenn du vermagst, Mein Fuß soll fest an diesem Boden wurzeln.

71 Und ihn zur Wahlstatt machen unsers Kampfs. Ich sag' mich los von dir, und diesen Arm, Womit du deines Zornes Donner warfst, Erheb' ich heut für mein beschimpftes Selbst. Auf, rufe deine Mannen, zeig' den Reif, Den glanzenden, um deinen goldnen Helm, Ich, nur ein Herzog, will mit den Getreuen, Die meine Liebe anlockt, dich bestehn. Und mit dir ringen um den hohen Preis: Ob du der Deutschen Herrscher bleibst, ob nicht. König. Dip Sprache führst du, seit du die bethört? Doch Schlauer halt, noch bist du nicht am Ziel. — Vasallen, her auf mich den freien Blick, Welch mächt'ger Pfaff sprach euch des Eide- ledig, Den ihr geschworen in des Lehnsherrn Hand, Und wann erschien ein Himmelsbote euch, Die Kraft zu lösen des geweihten Ocls, Womit zu euerm König ich gesalbt? Ist's euer Haß, der alle Bande lös't. Wie ein gezähmter Wolf sich jäh erhebt. Und jetzt mich anfällt, da Gefahr mich drättgt, So sagt mir, wenn ihr könnt, des Haffe- Grund. Der Dänen und der Slaven wilde Flut, Die Deutschland drohte, hab' ich eingedämmt, Mein siegreich Banner an der Eider Strand Und in den Sand der Marken aufgepflanzt.

72 Der Pole huldigt knirschend meiner Macht, Paris erbebte, Welschland ist gewonnen. Wer freut sich nicht des Ruhmes unsers Volks? Sieht einer scheel von euch auf Deutschlands Macht, Er trete vor, ihn hab' ich schwer gekränkt, Und Rede will ich seinem Hasse stehn. Den Aufruhr züchtigte mein scharfes Schwert, Ihn, der das Reich in feste Bande schlägt. Und so den Feinden vorwirft, traf mein Zorn Mit ganzer Schwere — ist wer unter euch In dessen Brust Empörung Raum gehabt, Er stehe wider mich, ihm bin ich Feind, Und

bleib's

bei'm

Himmel

auch,

so

lang' das

Schwert Des großen Karl in meiner Rechten blitzt.

Zehnte Scene.

Vorige.

Herzog Burkhard mteecein. Burkhard.

Die Franken, König, rücken an dies Zelt, Sie schrein, ihr Herzog sei hier in Gefahr, Sie würden ihn befrein aus deiner Hand. Die Baiern, die vom Rhein, die Thüringer

73 Vereinen ihre Banner mit den fränk'schen, Das ganze Lager fast ist wider dich.

König. Ha Konrad, Erzverräther, zeigst du dich! Nicht bloß die Fürsten willst du von mir wenden, Die Völker auch hast heimlich du berückt. Ha Deutschland fluche dir, und die Geschichte Schreib' deinen Abfall heut mit schwarzen Chiffern Auf ihren glanzenden, demant'nen Schild. Du, langst verbündet mit dem Sohn In Mainz, Genosse jenes Frevels, der den Feind, Den Ungar, mir zur Schmach, in's Land gelockt. Konrad. Ha, Sachse, die Verlaumdung fordert Blut! König das Schwere Hegen». Dein Oberherr, Abtrünniger, dein König! So weit, bei'm höchsten Gott, bist du noch nicht. Konrad Hegt. Hier, Franken, und dort Sachsen! bloß die Schwerter! Alle liegen.

Heinrich und Burkhard. Getreue, schützt den König mit der Brust! sie drängen lieg am den König.

74 Konrad. Hinaus, Gefährten — Sachse komm zur Schlacht! Auf blut'ger Wahlstatt brech' dein Reich zusammen.

ab. Die fränkischen Führer. Zur Schlacht! das Schwert entscheide diesen Zwist!

stürmen lhnr nach. Erzbischof Bruno. 0 Leidenschaft! o Gott vergeßner Haß!

Dritter Akt Erste Scene. Gegend in Franken. Konrads Lager.

Konrad. Ludolf. Arnulf. Günther und Krieger. Ludolf hält Sontfl» umschlungen.

^est schürzt euch, Arme, um den starken Nacken! Wir ihr bei'm Sturm mir unermüdel halft; Doch schätz' ich jetzt euch höher, da ihr wieder An meine Brust den kühnsten Degen zieht. Theilt, Freunde, euch das Reich, zur Höll' Gewissen» Hier ist mein Gut und mein Erbauungsbuch. Ich wußt' cs wohl, daß du mit meinem Vater Einst brechen würdest, um mir bcizustehn.

76

Zeit war'S; schon fühlt' ich mich beklemmt in Mainz, Hinaus begehrte mein unruhig Blut AuS der Gemeinschaft fort der Pfaffenknechte. Gün ther. Sprich Konrad, was soll fürder nun geschehn? Dom König haben wir uns losgesagt. Und sind für dich in deinem Zwist mit ihm. Doch keiner weiß, wem er die Pflicht nun schuldig, Ob der noch König sei, der so sich nennt, Ob Reich und Völker ohne Haupt zu achten. Ludolf. Was sagst du, wackrer Held? du bist so stumm Als hätt' der König dir das Wort verboten. Konrad. Ich wollte, Otto hätte sich gestellt, Als wir zur Schlacht ihn riefen vor der Stadt, Entschieden wär' mit eins der wilde Streit; Doch klüglich wich er ans mit seinen Haufen, Und ließ erkalten unsern Ungestüm. Günther. Nach Sachsen, heißt es, sei er auf dem Weg, Dort den verlor'nen König aufzusuchen. Arnulf. Auf! folg' ihm nach, und zwinge ihn zum Kampf; Wo nicht, so überfall' ihn, nnd zersprenge Mit diesen Tausenden fein schwach Geleit. Nimm ihn in Haft, Urphede laß ihn schwören. Daß wir getrost den neuen König wählen.

Konrad. Bei'm Kriegsgott nein! nicht will ich mit den Sieg Wie Wegelagerer im Dunkel stehlen; Ich geb' ihm Zeit, er sammle sich ein Heer, Und trete wohlgerüstet in die Schranken. Ludolf. Obwohl die Zeit mich ärgert, die verstreicht, So will ich meinen Groll schon wach erhalten. Sonst mein' ich auch, ob wir — da Otto' schwach. Und alle Stimmen sich für uns erklärt — Nicht zu ihm senden, ihm den Frieden bieten. Wenn seinen Stolz, die Strenge er bekämpft, Und dein und mein Begehren zugesteht. Konrad. Nichts da! Was? soll der Stolze mich verspotten. Und lächelnd denken, daß ich nur gescherzt, Als ich gewaltsam jedes Band zerriß. Das eng' mich, fast unlösbar, an ihn knüpfte? Mag er gewohnt sein, daß nach kurzem Trotz Der Ungehorsam seinem Drohn sich fügt; Ich mache Ernst, nicht stumpft mein Haß sich ab, Er sichre wacker all' sein irdisch Theil, Ich will's ihm, Schild an Schild gedrängt, abringen. Ludolf. Thu was du willst, und such' dir im Gedränge Den König auf, ich will den Heinrich finden. Arnulf. Bist du so barsch, so rück' ihm auf den Leib,

78 Laß ihn sich rüsten, doch sei drohend nah. Daß schnell, mit heißem Blut, in seinem Erbe Den ehern Würfel wir des Kampfes werfen. K o n r a d. Verlorne Zeit! nicht müßig sei das Schwert, Der Reichsfeind fühle seine Scharfe erst. Daß nicht Volk den Zwist der Fürsten büße. Was Otto unterlassen, sich zur Schmach, Vollbringen will ich'-, eh ich ihn besteh'. Arnulf. Ein Drittheil des Entschlusses nur hat Mark, Der Rest ist welk und hohl, drum wirf ihn weg; Noch einmal: folg' dem Sachsen, du bereu'st es. Günther. Groß, wisse, ist der Magyaren Zahl, Nicht wirst du sie zerstreu'n mit diesen Mannen, Die deine gute Sache angelockt. Der Heerbann rücke gegen ihn in's Feld; Doch wird er sich in allen Gaun erheben. Wenn nur ein Herzog zu dem Banner ruft? Konrad. Was kreuzt mir eure Zunge den Entschluß? Zum Teufel fahr' Bedenken, bleiche Sorg', Und „überleg"', und „höre meinen Rath". Die Liebe stoß' ich fort, die Wort' und Gründe, Was meinen Willen fesselt, mir verspricht. Wer etwa nur mit halbem Herzen mein. Der geh', und werf' dem König sich zu Füßen.

79 Ludolf. Gieb Arbeit diesen Fäusten, gieb mir Kampf, Sei's wo es sei, und lahm ist meine Zunge. Gün ther. Dort steh ich, wo dein hoher Helmbusch winkt. Arnulf. Sei'- wo cs sei, gewinnst du nur da- Ende.

Zweite Scene. Vorige. Erzbischof Friedrich von Mainz. Erzbischof Friedrich. Ist euer Sinn, ihr Fürste», zahmer heut? Bereut ihr, daß ihr euch mit mir entzweit' Und habt ihr reiflich meinen Rath erwogen? Ludolf. Will's Gott, so trennen wir uns morgen schon. Daß euch kein Waffenlärm im Beten störe. Erzbischof Friedrich. Nichts frommt der Zug nach Süden, aber hier Gewinnt ihr zwiefach: hemmt des Königs Rüstung, Und schützet vor den Räubern diese Fluren, Wonach bis jetzt vergebens sie gestrebt. Gewinnen sie den Rhein und seine Schätze, So achtet nur verloren Thron und Reich.

80 Ludolf. Und euer Mainz mit seinen Betkorallea Ist wohl der größte Schatz im ganzen Reich? Erzbischof Friedrich. Es gab dir Schutz, als strafend gegen dich Dein Vater den gewalt'gen Arm erhoben.

Ludolf. Er that's, die Glatze euch zu scheeren, Herr, Und meine Streitaxt lähmte seine Hand. Konrad. Erspart euch, uns des Aufruhrs Nest zu rühmen; Zur Donau zieh' ich, wo das Herz des Uebels, Das Deutschland heimsucht, und vertilg' ich das. Verschmerz ich, wenn als abgerissenes Glied, Ein Haufe durch die Pfaffenländer streift. Und etwas Saft den fetten Pfründen raubt. Erzbischof Friedrich. Schon habt ihr eure Macht getrennt von meiner. Und rauhe Worte trennen auch die Herzen. Das ist deS Aufruhrs Krankheit, daß die Lied', Die bindende, dem schwarzen Bunde fehlt. -*■ Nur fest vereinigt trotzen wir dem König, Und zwingen ihn, zu thun was uns gefällt. Wohl, zieht nach Baiern, laßt am Rhein mich stehn. Und euch wie mich wird bald sein Schwert bezwingen. Konrad. Vermischt nicht, Herr, mein Thun mit enerm Thun; Mein muthig Roß versage mir den Dienst, Wenn

81 Wenn je im Stillen Haß ich ausgesät. Und meinem Herrn getrotzt, um ihn zu zwingen. Des Reiches Würd' zu schmälern in der Noth, Befreiungen und Rechte zu bewill'gcn, Um meiner schnöden Gier genug zu thun. Ludolf. Nicht üb' ich Redekunst, euch darzuthun. Um wie viel Haarbreit ich in diesem Kampf Dem guten Rechte näher bin als ihr; Doch fleh' ich Gott, daß er bei'm Strafgericht Gar weit von euch, ehrwürd'ger Herr, mich trenne» Erzbischof Friede ich. Daß solche Wildheit noch mein Blut erhitzt! Ich tadle mich. — Ihr sprecht so kecken Tone-, Unbänd'ge, weil den Nacken frei ihr fühlt Vom Joch der königlichen Macht, die streng De- Uebermuthes rohen Ausbruch hemmte. Doch wiff't, des Priesters Arm, der jenes Joch Zuerst gelüftet, spannt euch wieder ein. Die Mannen alle ruft, auf die ihr trotzt, Mein lautes Wort zu ihrer Pflicht zurück. Und diese, deren Liebe ihr euch rühmt — Kurzsicht'ge, prüft die Freunde, und gebt Acht, Wie lang' sie einem Fürsten zugethan. Den nicht mein Amt mit heil'gem Oel gesalbt.

ö

82

Dritte Scene. Vorige. Udo. Udo. Ha Neuigkeiten 1 Otto thut fürwahr. Als hätt' er nie dm Tag vor Mainz erlebt: Er hat dich, Konrad, jeder Würd' entsetzt, Lothringen und dein Franken dir genommen,' Und dieser Aemter Erben schon bestimmt. Günther. Der Schlag erschreckt das Heer! Arnulf. Daß auf der Ferse Dem flücht'gm Hirsch wie Hunde wir gefolgt. Nicht könnt' er jetzt den neuen Schimpf dir thun. Erzbischof Friedrich. Verschmähst du jetzt noch meinen Beistand: sprich? Ludolf. Das Aug' der Liebe, Vater, daß im Kampf Don Heinrichs Helm den deinen unterschied, Ich reiß' es aus der Brust, und werf e- jetzt Dir vor die Füße, blind bekämpf' ich dich! Sei froh mein Held, zerhauen ist sein Panzer, Drum neidisch raubt er dir die blanke Wehr. Konrad. Gesell, wer sagt dir, daß ich traurig bin?

83 Ich dank's dem Stolzen, daß er dies mir thut, Und Heller meines Zornes Flammen schürt. Bewundern, will er, soll ich diesen Ernst; Doch spott' ich seiner, daß er auf der Flucht, Die gütig ich zum letzten Kampf ihm gönnte. Mit Lehnen schaltet, die er längst verlor; Ein Schattenkönig will mir Ehren rauben. Der ich die Macht hab', auf der Wahlstatt ihm Sein dürftig Loos, so Gott will, zuzutheilen. HeU der beschimpfte, länderlose Konrad Zieht hin zur Donau, sich ein stolzes Reich, Auf Lieb' gegründet der befreiten Völker, Mit seinem guten Schwerte zu erwerben. Arnulf. Und machst du dich um Deutschland so verdient. Gebühret auch die höchste Würde dir. Und Volk und Fürsten huld'gen gern dem Franken. Erzbischof Friedrich. Fort ziehst du, und zerstörst den Widerstand; So hör': ich kehr' zu meiner Pflicht zurück. Den König such' ich auf, wo er auch weilt. Und werfe reuig mich zu seinen Füßen. ab. Ludolf. Doch sagt ihm ja, um milder ihn zu stimmen. Daß seinem Sohn Herberge ihr gegönnt.

64 Vierte Scene. Vorige oine»en Erzbischof.

Hausen Krieger.

Werner mitriney

Lvnmlt hime» der Scene.

Werner. Auf, zu den Waffen i an den Bergen hängt'Wie schwarz Gewölk, von Blitzen hell durchzuckt. Das unheilvoll sich in die Thäler senkt. Die Ungarn sind'-, wild stürmen sie herab. Voraus die schnellen Pfeile, und der Main, Deß Wellen schäumend vor dem Haufen flieh», Zeigt ihm den Weg durch das erschreckte Franken. Koarad. Ha Waffen i endlich tönt ein kräftig Wort» Das plötzlich die erschlafften Sehnen stählt. Der Feind ist dal Stumm wird beredter Mund, Die Faust nur gilt was, und in jeder Brust Erhebt sich wieder stürmischer Tumult. Werner. Das Lager ist mit Mannen angefüllt, Die Flücht'gen suchen Schutz hier vor dem Feind, Bereit zum Rettungskampfe dir zu folgen. Konrad. Den Schild zur Hand! pflanzt eine Mauer auf Von muthbeseelten Schaaren, und entsendet Aus nerv'ger Faust den tausendfachen Tod!

85 Entlaßt d,as Roß, heut traut nur euch allein, Der eignen Schenkel stark geschaffner Kraft: Zwei maccht'ze Anker fassen ste den Grund Im ©turnn der Schlacht, und klammern fest sich an, Wenn willde Reutcrhorden euch umwogen. Ludolf. Die Losumg: Konrad! Alle. Konrad, Deutschlands Retter! alle ab.

Fünfte Scene. Gegend in Nord, Thüringen.

Königin.

Zelt des Königs.

Luitgarde.

Königin. So ziehst du von Mir, willst dem Gatten folgen? Verlassen willst du treue Pflegerin Des Südens Lilie, die auf diesem Boden Durch deine Sorg' und Liebe nur gedieh? Sie wird zertreten unter'm flücht'gen Huf Des Schlachtenrosses, das ihr zartes Weiß Blind überrennt gleich cuers Winters Schnee. Luitgarde. 0 könnt' ich weilen! war mir's doch bei dir.

86 AIS fei ein Kindlein wieder ich geworden, Das schlummernd ruht an treuer Mutterbrmst, Und lächelnd träumt von lieblichem Gesang. Königin. Was Alles ich verloren, was erführen. Empfind' ich jetzt erst, da du von mir gehst. Der Frühling, der ersehnte holde Gast, Der kurze Zeit erst hier mich heimgesucht, Will jetzt schon, deucht mir, wieder von mir zieh». Jetzt, da du Abschied nimmst — ich könnte lächeln — Färbt plötzlich blüthenweiß sich dein Gewand» Dein Haupt, den Busen zieren duft'ge Kranze, Und aus den Schultern wächst ein Flügelpaar, Bunt wie der Wiesenteppich — zieh von hinnen. Und mir entfärbt sich der Gebüsche Grün, Die Lerche schweigt, kein Dlümlein zeigt die Flur, Und keine Sonne der erstarrte Strom. Luitgarde. Erschwere wir, o Mutter, nicht den Gang; Dir Pflicht gebietet, dem Gemahl zu folgen. Und doch bedünk' ich mich, da du so sprichst, Und vor mir stehst mit deinen sanften Mienen Und mit der Wehmuth trauernder Gebehrde, Ich stände wie am fernen Wunderort, Wovon uns fromme Pilger viel erzählen, Und tausend Zauber fesselten mein Herz. Die Wärter nahn, die strengen, rufen laut Des Kindes Namen, um es fortzuholen.

87 Allein es hört nur wunderbare Stimmen, Sieht schöne, niegekannte Bilder mit, Und fügt sich sträubend trennender Gewalt. Königin. 0 dein Gemahl! wie hab' ich ihm vertraut. Und nun bannt seine Rauheit mich auf immer In's ungewohnte Zelt des blut'gen Krieges, Und raubt mir dann der trüben Stunden Trost. Doch will ich ihn nicht schelten, ist er doch Der starke Kern, um den voll treuer Lieb' Anschmiegend sich dein ganzes Sein gelegt. Nein, rühmen möcht' ich ihn, gar hoch und oft. Wie er mich auch gekrankt hat, dir zur Lust, Daß du, der Rede horchend, hier verweiltest. Luitgarde. Ich dring' in ihn, um seinen Sinn zu wandeln. Gar wirksam zeiget sich des Weibes Macht, Wenn sie durch Klugheit und verständ'ge Rede Zum Herzen des Gemahls den Weg sich bahnt. Umlagre du mit deinem Zauberwort Des Königs Herz, befänft'ge seinen Zorn, Wic's deinem süßen Wesen oft gelungen, Und zur Versöhnung führen wir sie beide. Königin. Ach, nichts vermag ich, gilk's Nachgiebigkeit Und Milde gegen trotzende Vasallen. Zu Schlimmes ist geschehn in wilder Hast; Doch täusch' ich gern mit Hoffnungen mein Herz,

88 Drum will ich, wie der Gram auch widerspricht. Bei dieser Trennung mir zum Troste sagen. Du gehest, uns den Gatten zu gewinnen. So zieh denn hin, und sprich von seiner Pflicht; Nicht klag' ich, daß mit dir dein blaues Auge, Mild wie Italiens ewiger Azur, Sich von mir wendet, ich berede mich. Ihm werde Konrad nimmer widerstehn. Luitgarde. Leb wohl' Königin. Ach, halt ich wieder dich umfaßt. Will ich in königlichem Glanz mich wähnen, Kein Klagelaut entfliehe meinem Mund. Luitgarde. Umstricke nicht so fest mich mit den Armen, Mein Herz ist kräftig, doch vcrmöcht' ich nicht Mit Macht zu sprengen diesen Zauber, Ring. Königin. Wie? Thränen? theure Perlen sind sie mir! Doch ziemen meiner Armuth solche Schätze? Paßt solcher Schmuck im Lager? — Leb denn wohl! Luitgard« ad. Die Königin ILßi fl» In »inen Sessel nieder.

Königin. Warum im Norden selbst so duftig blühen? Wer freut sich dessen hier, Orangenbaum?

89 Warum, vom Schnee bedeckt, so träumend glühen? Bald kommt der Sturm, vernichtet Blüth' und Traum.

Sechste Scene. König.

Königin.

Herzog Burkhard.

König iu Vurkvard. Nicht drohn uns die Rebellen nur Gefahr, Der Ungar, hör' ich, streift bis an den Main, Leicht kann ein Troß zu uns die Wege finden. Drum wachsam sollen die Getreuen sein.

Burkhard ab. Heut kannst du ruhig schlafen, Adelheid, Ich selber hab' da- Lager ausgewählt, Und dieser Gegend Sicherheit erkundet.

Königin. Bist du so arm au Dienern, daß dein Schwert, Bestimmt, in offner Schlacht, den tapfern Völkern Voran zu blitzen, jetzt nur dienen muß. Die Gegend von verweg'nem Troß zu säubern. Zur Sichrung deines ungestörten Schlafs? 0 welch ein Wechsel seit dem schönen Tag, Da du den Hermelin, das Hochzeitskleid, Mit Gold gestickt, und Perlen reich besetzt. Vertauschtest mit des Panzers blankem Erz 1

90 Da freut* ich mich der krieg'rischen Gestalt; Doch allzulange sah ich dich seitdem In Stahl gekleidet, und mein Aug* ist müde; Drum einmal wieder nimm den Purpurrock, Den reichen Mantel und den gokd'nen Schmuck. Ausl zeig' mir, daß ich Königin hier bin, Geleite mich in'6 Schloß — im Marmorsaai Laß Teppiche entfalten — grünes Laub Die Säulen schmücken — aus der Wand die Arme, Die gold'nen, sich mit hellen Kerzen strecken. Zu leuchten meinem Gang zum stolzen Thron. Das kannst du nicht? so führ' die Tochter nur. Die von unS zieht, an meinen Busen wieder; Sie kürzte oft die Nacht mir durch Gespräch, Und ihre Rückkehr wird mich mehr erfreun Als dein Versprechen, daß heut kein Verfolger Den kurzen Schlaf auf hartem Polster stire, Weil sorgsam du den Tag umhergespäht. König. Was soll das, Weib? müd' steig' ich ab vom Roß, Mit dir der kurzen Muße mich zu freun, Und schmerzlicher trifft deine Zunge mich. Als meiner Feinde frech gezücktes Schwert. Der Harnisch ist des Manne- schönster Schmuck, Und in des Lebens Kämpfen wohnt sich'- nicht So sicher unter'm gold'nen Baldachin, Wie unter eines Helms gestähltem Dach. Bescheide einen Heil'gen in dies Land,

91 Deß mächt'ge Rede die Gemüther zähmt. Und rohe Kraft in milde Sitte wandelt: Dann will vom Erz die Glieder ich entschnüren, Auf weichem Pfühl mich strecken, und mein Schloß Mit müssigen Trabanten rings umstellen. Daß kein Geräusch die lange Ruh uns (töte. Königin. Ich weiß ein Land, wo milde Sitte herrscht. Dort kannst du hoh're Königspflichten üben. Als blur'gem Zweikampf richtend zuzuschaun, Die Acht zu sprechen, Aufruhr zu bestrafen. Italien ist's, o führe mich dahin. Dort bist du König, jauchzend grüßt man dich. Kein Sohn bekämpft dich, und kein Unterthan Jagt frech dich und dein Weib von Ort zu Ort. König. Verlassen sollt' ich dieses Land? mein Erbe, Das mit mein hoher Vater anvertraut. Um zu vollenden, was er kühn begann; Es der Verwüstung Greueln überlassen? Ha dann verdient' ich wohl mein hart Geschick, Als flücht'ger Fürst, zum Kampf um Thron und Recht Dei'm Volk der Sachsen um ein Heer zu betteln. Das ist der Kön'gc Loos in diesem Reich, Ihr Lebelang im Strom der wilden Zeiten Mit Sturm zu kämpfen und mit Wogendrang. Nicht dieser Kön'ge schlechl'sten nenn' ich mich. Drum will ich rüstig schwimmen, bis zuletzt

92 Die stürm'schen Elemente ich besieg«. Und nicht mich kümmern, wenn vom Ufer her. An'S Land zu steigen, süße Stimmen locken. Königin. So fahre wohl du trügerisches Bild Don segensreicher Hoheit, Dölkerglück! Für immer soll ich einsam im Gezelt, Dom Nord umbrauft, umtönt von Waffen, klagen. Des hohen Gatten einzig mir bewußt. Weil seinethalb der Wechsel grauser Flut Bald aufwärts mich, bald in die Tiefe reißt. König. Wie? ewig im Gezelt? bei'm Himmel, nein! Bei meines Rechtes siegender Gewalt! Nicht immer sollst du trauernd so verweilen. Mein Bruder ist vorauf, entbietet schnell Des Königs Heerbann in des Nordens Gaun; Ein zahlreich Heer wird eh der Mond sich füllt Gebildet aus der Sachsen treuem Stamm In mächt'ger Rüstung schützend mich umgeben. Dann zieh ich die Empörer vor Gericht, Aus offner Wahlstatt, wo der Engel Gottes, Der rächende, die blut'ge Waage hält. Königin. Nimm an, du siegst, welch Reich erkämpfst du dir? Ein neuer Aufruhr schreckt dich — flieg' herbei. Bestraf' auch ihn, umsonst; denn wie die Hyder Kein Schwert bezwingt, so bändigt Härte nicht

93 Der Unzufriedenheit zahllose Häupter. Und die dir theuer sind, verliehen dir Don Gottes Hand, die Krone dir zu schützen. Hast du in Unversöhnlichkeit versäumt. Ja, sie vertilgt durch's blinde Loos des Kampfes. König. WaS sprichst du? Was begehrst du, Weib, von mir Königin. Daß du dein Herz zur Milde nun bekehrst. Sieh, fünfmal straftest du umsonst den Trotz, Erprob' die Milde nun, verzeih dem Sohn, Dem Eidam, den manch hartes Wort verletzt. Entbiete Frieden — du versöhnst sie dir. Gewinnest dir die Herzen der Vasallen, Und mächtig wirst du seyn, und unverletzbar. O könnt' ich die Gewalt der heil'gen Töne, Die in Pavia's Dom dich einst gerührt, Auf meine Zunge legen, daß dein Herz Der holden Freude willig sich erschlösse. Die deiner Kinder Rückkehr dir bereitet. König. Laß ab von mir, dein Wort beschleicht mein Ohr Wie der Sirenen Lied, und lockt mich schmeichelnd. Des mühevollen Lebens theures Gut Gleich dem Verschwender achtlos fortzugeben. Wild führen ungestüme Rosse mich Auf kühner, schroffer Bahn durch dieses Leben; Dir räumt' ich in dem rollenden Gespann

94 Den schönsten Platz, und bringe dich an's Ziel, Doch sollst du in die Zügel mir nicht fallen.

Siebente Vorige.

Erzbischof

Scene.

Bruno

ffittt »wt Erzbi«

schos Friedrich dt rein, welcher vor dem König hlnkniet. Gefolge.

Bruno. Es wendet sich dein Glück: zu deinen Füßen Kehrt reuig ein verirrter Sohn zurück; Erkenne, Bruder, Gottes Fingerzeig, Und nimm den Flehenden voll Liebe auf. König. Wie nun, Erzbischof? als ich dich belehnt Mit Ring und Stab, hast du bei'm Schwur der Treu Den Vorbehalt, den heimlichen, gemacht. Mich, wenn des Glückes Gipfel ich erstiegen, Durch Künste des Verraths herabzuziehn? Erzbischof Friedrich. Mein König, hör' mich — König. Heischt dein Amt von dir. Den Harnisch unter'm Priesterrock zu tragen? Die Stimme in der hetl'gen Messe heul

95 Und im Gefecht sie morgen anzustrengen. Zum Widerstand aufmunternd gegen mich? Wohl haben fromme Hirten in der Noth, Wenn gegen äußern Feind ihr Oberhcrr Die Völker aufrief, wacker mitgefochten; Du aber hast, in der Empörerhand Bluttriefendes Gewehr, auf hoher Mauer Andacht geübt an meiner Krieger Haupt. Erzbischof Friedrich. Spat, König, hab' mein Unrecht ich erkannt. Doch will ich jetzt mit aller meiner Macht Zu deinen Diensten sein, auf daß du Herr So hoch und herrlich wieder steh'st wie sonst. Ich schwör's — König. Schwör nicht, gar wandelbar und deutsimt. Wie ich erfahren, ist das leichte Wort; Durch Thaten zeig' mir deinen treuen Sinn, Und meine Huld will all' die Sorg' verzeih«. Die deinem König du gemacht — steh auf! Erzbischof Friedrich aufstehen». Die Punkte, Herr, die früher «ns entzweit, Beseit'ge dieser Tag; du willigst ein — König. Erzpfaff, das lenkte deinen Schritt hierher! Die Habgier prägte ein verlockend Bild Auf deiner Treue längst verfälschtes Gold. Ha, achtest du so niedrig mein Gemüth,

96 Als ob es jetzt im Unglück sich verleugne. Und ehrlos schalte mit des Reiches Gut? Bedünkt dich so verzweifelt schon mein Stand, Daß heut für deine Hülfe dir dein Herr Dewill'gen werde, waS er einst versagt? Ihr Friedenstifter seht, das ist die Milde, Die die Empörer wollen, doch ich schwör's Bei dessen ewig gleicher Majestät, Durch den ich König bin! eh laß ich mich Begraben untcr'm Schutt der Ahnenburg, Eh ein Vasall mein Recht durch Trotz verkürze. Erzbischof Friedrich. Mißdeute nicht, die Wiederkehr der Treue; Je mehr ich einst gefehlt, je mehr bedarf Ich eines Zeichens der erneuten Gunst. Sieh, das Gewissen kommt und flüstert mir: Nie wird er deinen Abfall dir vergessen. Wie kräftig du fortan auch für ihn handelst. Doch fröhlich dien' ich dir, zeigt mir dein Beifall, Ein leichter Lohn, du schätzest meine Treu. — Nicht kleine Dienste hoff ich dir zu leisten. Denn groß ist, König, deiner Gegner Heer. Besiegt hat Konrad einen Ungarschwarm, Der Franken heimgesucht, und nach dem Sieg Sind freie Sassen, Männer, die dem Ruf Des höchsten Lehnsherrn nur in's Feld gefolgt, Von nah und fern dem Herzog zugeströmt. Mein Einfluß soll sie wieder dir gewinnen.

97 Ja Konrad selbst, wofern du ihm verzeihst, Gedenk' ich, dir zu Füßen einst zu führen.

König. Hochmüthiger, mein Ansehn und mein Recht Und der Gemeinden frischer, grabet Sinn Wird, nah' ich mich, und schwinge mein Panier, Von größ'rer Kraft sein als die Psaffcnkünste. Geh, lüge, wirb für mich in jenem Heer, Doch lohn' ich deinen Dienst mit diesem Spruch: Vernimm, des schönen ErzbisthumS von Mainz Entsetz' ich dich aus königlicher Macht, Und sorgen will ich, daß ein treu'rer Fürst, Ein beß'rer Hirt das hohe Amt verwalte. Erzbischof Bruno. Das ist nicht weise, Herr! Königin mit ihm zugleich.

Du stößt ihn von dir! Erzbischof Friedrich. Erwäg' noch dies, eh du den Spruch erfüllst: Dein Eidam fliegt zur Donau, sieggekrönt. Den schlimmen Lindwurm, unter dessen Klaun Die Länder bluten, will er kühn bestehn; Er siegt, den höchsten Ruhm, der Deutschen Herzen, Europens stolzen Dank verdient er sich, Indeß du müßig deine Pflicht versäumst. Gieb Acht! zum König fordern ihn die Stimmen, Und diese Hand ist's, die alsdann ihn krönt.

7

98 König. Schweig ! deine Red' entflammet all' mein Blut, Daß, wie bei roher Jugend, flch's empört. Schlau hast du deine Künste angewandt. In meinem Busen Zwiespalt auszusäen, Wi« meiner Völker Herzen du getheilt. Jetzt fort, und dank' es meiner Fassung nur. Daß ich von hier dich lasse, der du längst Für deinen Treubruch Züchtigung verdient. Lrrbtschof Friedrich «6.

Erzbischof Bruno. Du schadest dir, denn groß ist seine Macht, Sein Einfluß wichtig — laß ihn so nicht fort» Königin. O ruf' ihn noch zurück, du wagst zu viel. König ln grölet Oietoegnni.

Des Abgrunds jähe Tiefen zeigt er uns. Um den Erschreckten Vortheil abzudringen. Rasch rüstet meines Erbes Vesten aus. Wächst dann der Sturm, so mögen sie uns schirmen.

Achte Scene. Vorige. - Herzog Burkhard. Burkhard. Es naht sich, seltsam ist es anzuschaun.

99 Ein Ungarhaufe, mit gesenkten Waffen, Des Friedens grüne Büsche in der Hand; Ihr Führer steht an deines Lagers Wacht, Und bittet dich, daß du Gehör ihm gönnest. König. Der Ungar naht sich? und mit Friedenszeichea? Erkennet er des Reiches Oberhaupt, DaS der Vasall verläugnet? — Heiß ihn kommen. Burkhard ad.

König. O Schmach 1 daß ungehindert solche Schaar Nach Ost und West in Deutschlands Herzen streift. Und in Thüringens ferne Gauen dringt.

Neunte Scene. Vorige.

Sippo besieit«»»„ Burkhard Kriegern.

«dem

König. Schickt dich dein Herr, von dem vergoßnea Mut In meinem Reich mir Rechenschaft zu geben. Und hat er feinen blu^gen Sinn gewendet? Du, der mein fernes Lager aufgesucht. Nur wenn du kommst, den Abzug mir zu melden, Will ich die freche Kühnheit dir verzeih«. 7 "

100

Sippe. Noch schön'« Botschaft, komm' ich, dir zu bringen: Mein hoher, mächtiger Gebieter schätzt Am meisten unter allen Feinden dich. Und nahet dir mit gütigem Erbieten. Es ist des Donnergottes sanfter Bruder, Der goldgelockte'Friede ihm erschienen. Und hat sein Herz zu Gunsten dir gewendet. Nicht jedes Landes will er dich berauben. Nur was durchschnitten wird von den Gewässern, Die in die Donau eilen, »vählt er sich. Und die Gefilde, wo der goldne Rhein Den Ahorn wässert und die süße Traube. Dir gönnet er die nördlichen Bezirke, Zum ungestörten friedlichen Besitz. König. Ist das die Ursach deine- weiten Zuges? Mit solchem Antrag wagst du wohlgemuth Dich hieher? In des deutschen Königs Zelt? Sippo. Ich hab' mit Mühe nur dein Zelt erkundet, Weil mir ein stattlich Lager ward bezeichnet, Am krummen Main, mit tausend bunten Fähnlein, Als Aufenthalt des höchsten Herrn im Reich. — Dein Mißgeschick vernahm mein hoher Herr, Der gegen der empörten Diener Haufen, Dich schützen will mit seiner ganzen Macht.

101 König. Sagt Freunde, träum' ich? ist der Boden ftst. Den ich berühr' mit stahlbeschwertem Fuß? Ist das mein Schwert, sind meine Hände das? Sippo. Den Sohn des Ostens, den gewalt'gen Gegner Hat deines Stolzes strenger Ernst gewonnen. Die andern Feinde fürchte länger nichts Wir wollen blutig dich an ihnen rächen. Und sie bestraft zu deinen Füßen legen. König. Mein Volk verspricht er mir zum Heil zu schlachten! Sagt, hört ihr's auch? wie? oder ist mein Ohr Allein bezaubert von so bösem Laut?

Sippo. Den Feinden gilt«; doch fürcht'st du auch den Landmann, Der deines neuen Reiches Boden pflügt. So mahn der Magyaren scharfe Klingen, Auf deinen Wunsch ein ganzes Volk darnieder. König. Verwegner, sahst du nie bei deinem Fürsten Des Herrschers jähen, feffcllosen Zorn? Bist du verzweifelnd jener Schlacht entronnen. Wo eure Unzahl deutscher Kraft erlag, Daß du so keck vor mir das Leben wagst?

Sippo. Dein Wort ist mir ein Räthsel, wie die Sprache, Die unsre Götter zu den Priestern sprechen.

102 Non Wohlthat hab' ich nur, von Gunst geredet, Die gütig dir mein hoher Fürst bewilligt. Kein Wort von Dienst, und zornig stammst du auf. Du weißt zwar, daß die siegenden Magyaren Am Main geschlagen, weil ein Bursch sie führte. Der jugendlich das Roß wollt' überfliegen; Doch schrecke dich- nicht ab von diesem Dündniß, Denn mächtig lagern wir im Thai des Lech. Die Rosse, die unzähligen, vermöchten Die Ströme auszuschöpfen diese» Reichs. Ergreife des Gewaltigen Erbieten — Dein Eidam und dein Sohn bedrohn dein Leben, Du willst sie strafen — wohl, ich will ihr Heer Mit stürmischen Geschwadern rings umzäunen. Und eh du's träumst, biet' ich dir ihre Köpfe. König. DaS Gräßliche auf seiner Zunge wächst, Der'S leicht entfährt, als wär'S ein seichter Scherz.

ttltt näher vor ihn hin. Was fordert für dies alles nun dein Herr? Vollende, nenne mir die Kleinigkeit. S i p p o. Daß du mit den Genossen zu ihm eilest, Die dir geblieben, und im nächsten Treffen Mit ihm bekämpfest den gemeinen Feind. König. Er sprach es ausl — Nun dann, hier ist mein Herz, Du Gott des Schreckens droben im Gewölk,

103 Zcrschmettre ohn' Erbarmen dies Gefäß Des Irrthums und der schonungslosen Strenge. Du Knecht, der deutsche Herrlichkeit begreift, Wie blödes Vieh ein prangendes Gebäude, Enteile diesem Lager, daß tu nicht Zu einer raschen That mein Blut verlockst. Sag' deinem Herrn, daß ich mit mächt'ger Schaar Ihn treffen würde im Gefild' der Schlacht, Auf sein verruchtes Haupt den Tod zu schleudern. Und müßt' ich baarhaupt gehn von Gau zu Gau, Das Volk zu mahnen zu dem heil'gen Kampf, Ja mit zerschlag'ner Brust, auf wunden Knien Ein Heer von Engeln mir von Gott erbitten, Zu strafen all' den Frevel, den ihr übt. S i p p o. Verblendeter, der du dein Glück mißkennst. Schwer büßest du den trotzigen Entschluß; Du liegst nebst jenem Heer, und den Genossen Zertreten bald durch unsrer Rosse Huf. ad. Erzbischof Bruno. Er lügt, die Furcht vor Konrads Macht, des Siegers, Ließ ihren Stolz dies Anerbieten thun. König. Ich soll, verbündet mit der Mörderbrut, Mein eignes Volk bekämpfen, und zum Lohn Verspricht er mir der Kinder blutig Haupt. Din ich so tief gesunken! Tapfre Brust,

104 Die tu ein Fels im Drang der Speere warst, Brich jetzt zusammen, und mit Purpurtropfen Entströme eines Königs heil'ger Schmerz. Herbei Vasallen, die ihr murrend euch Ob eures Lehnsherrn zäher Kraft beklagt, Sie ist gebrochen, weidet euch daran! Der Mund, der euch gedroht, haucht Klagelaute, Das Aug', vor dessen Blitzen ihr gebebt, Zerfließt in schnödes Naß — bekenn' es nur, Schamhafte Zunge, gilt es doch den Ruhm, Bin ja entthront, verlassen, so in Schmach, Daß dieser Sklave wagt, mir einen Theil Don meinem Reich mitleidig anzubieten.

Zehnte Scene. Vorige. Herzog Heinrich.

Heinrich. Triumph! der Hoffnung Stern geht leuchtend auf! Die Sachsen hörten jauchzend deinen Ruf, Und jeder Arm ergreift für dich die Waffen; Ihr Herzog Dillung sammelt sie, daß schnell Ein starkes Kriegsgeschwader dich begrüße. König. 0 sag'S noch einmal, mein gesunk'ner Muth Hat schüchtern zugehört, und will's nicht glauben.

105 Heinrich. Noch eh die Sonne fünfmal wiederkehrt, Begrüßt ein stolzes Heer als Führer dich. König. Gesegnet sei dein Mund, der das verkündet! Ein tapfres Heer grüßt plötzlich mich als Haupt, Jetzt da ich arm mich und beschimpft gefühlt; Die Laute starken mein erkranktes Blut Gleich kräft'ger Arzenei, daß ich gesunde. Führ' hin mich, wo die blanken Glieder stehn. Daß, schwelgend in der langcntbehrten Wonne, Der Blick sich weide, und dann auf den Feind! Ich fühl' den Sieg in der entzückten Brust. Erzbischof Bruno. Verharrst du, Bruder, streng' bei deinem Sinn, Wird jetzt erst, da du plötzlich durch ein Heer Dich glücklich wähnst, dein Mißgeschick beginnen; Nun flammt zerstörend erst der Zwiespalt auf. Königin. Sprich, war vergebens dieses Tages Lehre? König. Des Ungarn denk' ich nur — Erzbischof auf! Ich sende dich zu KonradS Lager hin.

106

Vierter Akt. Erste Scene. Konrads Lager an der Dona», in der Nähe von Regensburg.

Arnulf. Günther. Werner,

»tote»

Ludolf.

Arnulf. (EXtgt, was ihr wollt, dies Zögern nur ist Schuld, Daß kecker stets der Ungar uns umschwärmt. O schändlich Loos! daß wir in offner Schlacht Die Räuber blut'gen Haupts zur Flucht gezwungen, Und nun in jedem Anprall unterliegen. Werner. Weil jetzt das Glück uns feind ist, weil uns jetzt Der frische Muth fehlt, seit wir uns besonnen.

107 Arnulf. Fluch dieser Netze Glück! Fluch, daß dein Muth An ihrem flüht'gen Rade klebt! daß dich Der Sturm )e- Augenblicks zur That nur reißt! Günther. Der Feinde «roße Anzahl schreckt daS Volk, In Franken var'S ein Schwarm, den wir bekämpft Doch hier dieit unsre Macht nur zum Gespött Vergliche» mt des Feindes Uebermacht. Arnulf. Wir wärm strrk, wenn unsre dichten Reihn Die tausendkkpfge Meinung nicht zertheilte» Werner. DaS ist'S; wi: fühlen jetzt, uns fehle Der gleiche Einn, der alle Herzen eint. Arnulf. Entlasset die, die vor der Schlacht sich fcheun. Und plötzlich find wir alle eines Sinnes. Günther. So lang', bis ihr die Horden selbst gesehn. Auch Ludolf wird nicht länger, kehrt er heim Don seinem Ritt zum Lech, die Schlacht begehren. Werner. Zudem, die Mannen, die noch täglich kommen — Statt uns zu helfen, suchen sie zuerst Des Königs Zelt auf und das Reichspanier. Arnulf. Ein rascher Entschluß brächt' un- bald an- Ziel:

108 Lothringens Volk, die Baiern und die Franken, AuS Schwaben mancher Gau, sind in dem Heer Vertreten, hold ist uns die Clerisei; Auf denn! zum Wahlort werde dieses Lager, Ruft Konrad aus, das Volk stimmt jubelnd ein. Dann zieh' er gegen Otto, oder treffe Den Ungar erst — gleichviel — der Sieger wird. Trotz Kölln und Sachsen, feierlich gekrönt. Ludolf tritt eilig auf. Günther. Was glühst du, wilder Kampe? was verkündet Der heiße Grimm in deinen dunkeln Brau'n? Ludolf. Gebt einen Rosenkranz mir statt der Waffen, Zur Glatze scheert mir dieses Lockenhaupt, Ich hab' von meiner Schande zu berichten! Mein Hengst, der jeden Feind zu Boden rannte. Wälzt jetzt, gespickt mit Pfeilen, sich im Staub, Und dieses Schenkelpaar, das seine Rippen Mit Macht umspannte, um des Körpers Wucht Bei'm kräft'gen Stoß der Lanze hoch zu halten. Ward zu dem schnöden Dienst der Flucht erniedrigt, Weil Pfeile schwirrten — so verbirgt der Löw', Der das Rhinoceros zerfleischt, sich scheu Vor dem Gezücht der giftigen Insekten.

Arnulf. Das ist der vierte nun von unsern Degen, Der Schimpf erlitt, weil er gen Augsburg zog.

109 Ludolf. Leih, fimstrcr Arnulf, deine Stimme mir, Die meine ist verbraucht, daß ich den Tag, Der diese Jagd gesehn, von hinnen fluche. Im Bbachfeld reit* ich mit den Kriegsgesellen, Da stürmt es aus dem Wald, umgarnt uns schreiend. Die GZule stürzen uns, fest-klammern flch An Helm und Schild der Pfeile Widerhaken. Ich brüll' und stampf* und schlage wie der Stier, Von Doggen angefallen, die gewandt Dem Horn entspringen, und die Weichen packen. So schreit* ich rückwärts, Schande über mich! Mein Flamberg mußt* vor ihrem krummen Eisen Sich in die Scheid* verkriechen!

Springerkunst

Bewältigt* deutscher Sehnen derbe Kraft! — Ein Bursch zerschnitt mir manches Eisenband, Und sucht* ich ihn, so höhnt* er mich von fern. Dann saß er mir im G'nick — verdamm* ihn Gott! Der Flaumbart war's, den wir am Main geschlagen. Günther. Hier hilft der Boden ihm, der dort uns half.

Ludolf. Braucht deine Sohle einen Blumenteppich? Ha, kann des Ungarrosses Ferse nur In diesem Koth, den ich durchschritten, wurzeln? Blitz, zum Gefecht will ich den Aufruf hören, Und spricht nun der von Boden und von Hilfe.

110 Günther. Ich rufe dir den Ohm, du toller Knab', Mit dem du auch so barsch den Kampf begehrt. Ludolf. Dem traf ich wenigstens den Helm vor Mainz, Daß sein Gehirn ihm krachte — wie'S auch sei. Ich gab' ihn dreimal hin für diesen Fant, Der meiner Degenspitze stets entwischte, Und mir Gesichter schnitt — nennt mich ein Weib, Das feigste, spult’ ich nicht die Ungarfratze. Hängt Konrad nicht zur Schlacht das Zeichen auS, So ruf ich die Gefährten auf, und treffe Auf eignes Glück am Lech den frechen Feind.

Arnulf. Ich zieh mit dir, eh ich hier müßig liege. Von schweren Hufen laß ich mich zertreten. Doch eh die Seel' den Todesweg betritt, Schick' ich ein Duzzend Heiden in die Hölle, Und, „macht's wie ich, um ihrer Zahl zu spotten," Das fei mein letztes Wort.

Ludolf. Ha, wackrer Baisrl

111

Zweite Scene. Vorige. Konrad. Konrad. Gesandte sind von Augsburg angelangt: Die hartbedrängte Stadt fleht angstvoll uns. Daß wir sie retten, und der Feinde Netz, Das sie umgarnt hält, mit dem Schwert zerschneiden. Ludolf auf ihn jueitenS.

Laß dir in's Antlitz schaun: glüht noch im Auge Der Heldcnblick, und thront auf dieser Stirn' Die Zuversicht des Sieges noch wie sonst? Bei Höll' und Teufel! deucht mir doch, hier liegt Ein Nebel, wie ihn ein Novembertag Nicht trüber zeigt, und finster ist der Blick. K o n r a d. Dein Aug' ist trüb', daß du in meinen Zügen Gespenster flehst; im Lager geh herum. Und finde jeden auf mit deiner Kunst, Der an der Donau weise schnell geworden. Beklag' mich, daß ich nur zwei Arme hab', Zu kraftlos, um allein die Schlacht zu schlagen, Daß mir der Geist die Götterkraft versagt, Mit Heldenmuth die Herzen anzuschwellen. Ja, daß von dieser Lippe rauh und spröde

112 Nur Alltagsrede fließt, zu schwach, die Furcht, Den Spuk des kindischen Gehirns, zu bannen. Günther. Nicht acht' ich höher meine Brust als deine. Ist auch nur just ein Ziel für Speer und Pfeil; Doch wollen wir, daß die zerstampfte Flur Mit grüner Saat sich einmal wieder kleide. Der Hütte sichres Dach dem Schutt entsteig', Und Schlaf den Städter wiederum erquicke: So rath ich ab (mag immer Uebermuth Der Furcht mich zeihn) umsonst die Franken hier Der Ungarwuth als Fraß zu überliefern. Denn alle neue Haufen, die noch ferner Aus Deutschlands Wäldern hin zur Donau zieh». Sind gegen diese Uebermacht zu schwach. Die wir vereint kaum zu bestehn vermögen. Ludolf. Hör' ihn nicht an, er liebt ein glattes Wort, Weil ihn der Helm drückt und sein Haar sich färbt. Konrad. Du also, Günther, räthst, hier still zu stehn; Doch Arnulf du? Arnulf. Den Rath, den ich dir gab, Der einzig Heil gebracht, hast du verschmäht. Säß' Otto jetzt in Haft, von dir besiegt, Würd fröhliches Gewühl das Lager füllen. Und täglich wüchsi es an durch neue Schaaren, Die,

113 Die, ohne Hoffnung sonst, auf dich nur Mn, Statt drß jetzt Schweigen drin und Zwiespalt wohnt. Konrad. Und deiie Meinung, Werner? Werner. Seit vor Mainz So vorschnell meinen Sinn ich ausgesprochen. Verwahr ich meine Stimme; doch zu Hauff, Das wei? ich, wär' ich gern. Konrad. Und Ludolf du? Ludolf. Blitz! eit ungarisch Schwarzwild will ich hetzen. Konrad. Ich aber trag' nach offner Schlacht Verlangen. Bei'm Hummel, Brüder! fünf« sind wir hier. Und auch der Willen fünf vernahm ich eben. Ludolf. Ha! einer Koppel Packer gleichen wir. Die, wenn ein Wild hier aufspringt und eins dort, Nach allen Winden auseinanderrennen. Günther. Versteh mich recht — Arnulf. 0 wüßt' der Ungar das. Wir schliefen nicht so sicher noch im Lager. Konrad. Nicht wahr? ich brach mit Otto darum nur, 8

114 Daß ihr der Pflicht entbunden für da- Reich, Und jeder König fei in seinem Gau? Nichs kümmerte die Noth mich der Gemeinden? Günther. Du hast den Rhein von-gleicher Noth errettet, Dein Heer hier an der Donau aufgepflanzt, Daß sicher hinter unS die Lander sind. Damit begnüge dich, und mache nicht Den Vortheil durch ein Wagestück zu Schanden» Ludolf. Seht mir den Franken an, der sich umgiebt Mit leerer Redekünste falschem Schmuck! Konrad. Wann meist du, Weisheit, soll der Zustand enden Günther. Noch täglich treffen neue Krieger ein. Vielleicht ist bald gewicht'ge Zahl versammelt. Um diese Horden siegreich zu bestehn; Vielleicht, daß auch ein Heer, dem unsern gleich. Sich uns gesellt, und schnell die Macht verdoppelt. Konrad. Ein Heer erwartest du? ich weiß nur eins. Doch wenn das naht, so will es uns bekämpfen. Günther. Vielleicht, daß jetzt der König, seit sich Mainz Mit Ihm versöhnt, auch milder •— Werner. Grad' heraus:

115 Der Zweifel wär' gelöst, der uns beklemmt, Der Feind vertrieben, glänzte dieser König, Den wir verlassen, unserm Zug vorauf. Konrad. DaS ist's! Ha, bist du froh, daß es gesprochen, Und nicht mein Blick dich, zornentbrannt, durchbohrt! Beständigkeit, die du vom Angelstern, Dem unbeweglichen am ew'gen Himmel, Herniederstiegst, in Männerbrust zu wohnen, Flieh zu des Weibes launigem Geschlecht; Du hoher Ernst, der festen Schrittes du Einhergehst durch den Wirbelwind der Zeiten, Leg ab den Zepter, der die Welt beherrscht. Er werd' zum Spielzeug für verzogne Knaben. Ha Fluch mir, daß ich je euch mißgeschätzt. Als heiße Rede nur und flücht'ger Rausch Mein zornig Herz zum Abfall riß, das zögernd Dem edlen König seine Lieb' versagte; Fluch, daß ich euch geglaubt, als ihr von Treu, Don meinem Ruhm und eurer Liebe spracht, Wodurch ich thöricht mich zu hoch vermaß. Geh hin, der du vor Mainz ein Jüngling warst. Und jetzt bedächtig redest wie ein Greis, Dem König biete, an dein schwankend Herz; Ich, weil als seinen Feind ich mich erklärt, Bleib' auch sein Feind, will Stirn an Stirn ihn treffen, Und unterlieg' ich, welkt mir jeder Kranz, 8

*

116 Den ich errang, so bleibe das mein Ruhm, Daß ich gewußt ein fester Mann zu sein.

Dritte Scene. Vorige. Udo. Udo. Die Hoffnung auf Verzeihung fahre hin. Des Mainzers Unterwerfung ward verschmäht, Stolz wies ihn Otto ab, und büßte ihn. Die Reu' zu lohnen» um fein geistlich Lehn. Günther. Thor, der sie von sich stößt, statt ihr zu schmeicheln Und blind beschleunigt seinen Untergang. Konrad. Bei meinem Eid! ich lobe sein Verfahren. Ludolf. Ich könnte ihn umarmen für die That. Konrad. Geht, zeigt dem Stolzen an, daß wenn gleich fern Er doch durch's Lager schreit', ein droh'nd Gespenst Ihr Franken, sagt ihm auch, daß eure Stirn Zu stach geworden für den goldnen Zirkel, Den Hohn des Sachsen duldet, und zum Schluß Zerstreut euch, jeker in sein theures Lehn,

117 Wo sicher euch die Züchtigung erreicht. Ich aber bin, bei Gott! so stolz wie er, Und lieber fall' ich im ungleichen Kampf Zum Wohl Germaniens, als mit Schmach bedeckt. Ein Flüchtling unter Ottos Rächerschwert. Udo. Geschworen hat Erzbischof Friedrich nun, Sein Haupt nicht sanft zu betten, bis er nicht Den neuen König für dies Reich gekrönt. K o n r a d. Der Pfaffe rechnet schon auf unsern Sieg, Und weiß nicht, daß er hier Gefährten hat.

Ludolf. Weß Muth durchlöchert ist, der flick' ihn jetzt Mit tapfern Thaten statt mit schlauem Wort. Jetzt seit ihr eingekeilt: der Ungar hier. Und dort ein strenger König — Blitz! ich wette, Ihr fechtet auf den Knien im Feld am Lech. Arnulf. Verdorre dem die Hand, der jetzt nicht kämpft. Günther. Ich bin dabei. Werner. Verschmäht der Sachs' die Reue, So fress' er Eisen — sprich, was willst du Konrad? Konrad. Nicht Worte will ich; morgen, wenn der Tag Im Purpurklcid der Berge Schnee betritt.

118 Erheb' ich meinen Schild, und führ' die Mannen, Die treu mir sind, gen Augsburg an den Feind; Wer gleichen Sinnes ist, der folg' mir kühn. Auf! ist's euch Ernst, so rüstet euch zur Schlacht, Geht zu den Zelten, weckt den Muth des Heers, Sprecht von des Kampfes wichtiger Entscheidung, Und Zuversicht verkünde euer Blick.

Ludolf. Wohlauf! zusammen sind die Packer wieder. Dem Pfaffen Dank und auch dem stolzen Vater. mit den Andern ad.

Vierte Scene. Konrad allein. O selchte Rene! matter Knabentrotz! Di« beid', wie Wogen unstät, einzig spähn. Ob Hoffnung oder Furcht am Himmel steht. O Brüderschaft, mit deinen tausend Händen, Zum Bund geflochten, wähnst allmächtig dich, Und weichst der Hoheit schnell befolgtem Wink. — Fürwahr, so hatte darin Otto doch. Wie sehr er irrte. Recht, daß er mit Ernst Den widerspenst'gen Willen unterwarf. Und von ihm lernen könnt' ich hier gar Diele-. Obschon mein Feind, bleibt er ein hoher König,

119 Voll Herrschersinns, wohl bessern Looses würdig. Der nächste Tag entscheidet zwischen uns: Wird mir der Sieg, so leuchtet Konrads Sonne, Die jetzt bewölkt ist, wieder klar und hell, Verdunkelnd Ottos sinkendes Gestirn.

Fünfte

Konrad.

Scene.

Luitgarde.

Luitgarde. Der Ruf zum Kampf begegnet meinem Ohr, Und treibt mich her zu dir.

Was ist geschehn.

Daß du die Schlacht gebietest, die, geschlagen, Auf ewig dich von meinem Vater trennt? Ja, eines Römers Sklavin acht' ich mich, Da all' mein Flehn wie ein zu leichter Speer Unwirksam blieb an deiner Eiscnbrust. War auch mein Wort ein leerer Schall für dich, Und sind vom langen Trotz zu starr die Knie, Um sie zu beugen vor dem Obcrherrn, Zu ungelenk die Zunge, um vom Vater Verzeihung zu erflehn, so bitt' ich nur, Bleib wenigstens hier stehn mit deinem Heer, Und widerrufe den Befehl zur Schlacht.

120 Kon r ad. Schweig Weib, mehr rührt mich, als dein thöricht Wort, Der Bitter Hülferuf; gefällt et Gott, So end' ich morgen ihre Noth. Luitgarde. Du willst Den Ruhm de- Sieges deinem König stehlen, Den Dank verdienen, der nur ihm gebührt. Wohl, fleh' um Sieg, gelobe vor den Schaaren, Dem Herrn der Schlachten eine Kirch' zu baun. Entroll' Sanct Michaels geweihte Fahne, Du selbst, in deiner Rüstung hellem Glanz, Auf schwer gebändigt stolzem Roß, durchfliege Mit Gruß ermuthigend der Krieger Rcih'n: Und schaue, ob die Stimmung du beschwörst, Di« unheilkündend, wie in der Natur Die Schreckensstille vor Gewiltergraus, In jedem Antlitz hängt mit trüben Zügen, Weil der gesalbte Führer nirgends glänzt. Nicht fein entflammend Wort den Sieg verspricht. Du selber spürst, wie du'S verhehlst, im Busen Die alte Lust nicht mehr an Kampf und Schlacht; Wann hättest du, dem Feind so nah, zum Kampf Geschwankt, das Wort zum Angriff unterdrückt. Wann feiger Redekunst ein Ohr geliehn, Die Furcht bestritten mit behender Zunge —

121 Als nur seit jenem Tag, da Hochverrath An deinem Lehnsherrn dir das Herz getheilt. Konrad. Du lügst, ich bin derselbe noch wie sonst. Und prüfe rüstig meiner Klinge Wucht. Getheiltes Herz — und keine Lust am Kampf! Hinweg Weib! morgen sollst du anders denken. Luitgarde. Wirf meinem Vater reuig dich zu Füßen, Und wiederkehren wird der alte Muth, Gelob' ihm Treue wieder, soll der Sieg, Ein blonder Knab', mit heiterm Blick dich grüßen. Dir wards versagt, Gemüther zu beherrschen Und kalt und streng', nach selbstgewähltem Plan, Unbeugsam deinen eignen Weg zu gehn. Verwandle erst dein Herz für solches Ziel; So lang' es Liebe hegt, und ängstlich klopft Dei'm Kampf mit feiner Pflicht, ist nur dein Heil Bei deinem Lehnsherrn, den dir Gott bestimmt. Als, ihm verbunden, seine Macht du führtest. Da tanzten leicht vor deinem Schlachtenwagen Die muth'gen Rosse, und im Strahlenkleid Mit weißen Schwingen flog dein Ruhm voran. Konrad. Geschwätz! nichts mehr — Weib, mache mich nicht toll! Als ob ich Otto liebte — Laß mich, geh! — Wer sagt dir das? und hatt' er einst mein Herz, So stieß er's von sich und ich haß' ihn jetzt.

122 Luitgarde. Bered' mich, daß du urtheillos geworden. Daß jeder Sinn gestumpft; denn blieb dir nur So viel Erkenntniß, als ein Säugling braucht. Die Mutter unter Fremden zu erkennen. So kannst du deines Weibes Vater nicht, Den Pfleger deines stolzen Ruhms nicht hassen. Und nicht den Herrlichen, der würdig ist Vor allen Männern, dem getheilten Reich, Das dir so werth, ein Oberhaupt zu sein. 0 sende zu ihm hin, er solle kommen, Zur Schlacht euch führen, daß in Feindesblut Die Schuld ihr tilget und die Treu bewährt — Ha, sprech' ich thöricht jetzt? bin ich, dein Weib, Nur für dein Heil besorgt? sprich, rath' ich Böses? 'Dei'm ew'gen Himmel! trät' ein Engel selbst Mit weißem Lilienstengel vor dich hin. Nicht besser könnt' er rathen — Konrad. Schweigst du nicht. So ruf ich Ludolf, daß sein Spott dich zähme. Daß dich die Pest! sie will das Herz mir schmelzen — Weib, haßt' ich ihn nicht so, wie er's verdient. So wollt' ich doch, sein Feind zu sein, mich zwingen. Und nimmer ihm solch Anerbieten thun. Sein stolzer Sinn — daß dich mit deiner Zunge! Sie will mich lehren, was zum Heil mir dient —

Kein Wort mehr, schweig!

sonst ruf' ich deinen Bruder — Luitgarde. Nicht laß ich dich; ja schwang' die Höllenschaar, Mein Wort abwehrend, ihre Drachenflügel Wild rauschend über deinem trotz'gen Haupt, Soll's dennoch in dein Herz die Wege finden. Ergieß dich, heil'ge Angst in meiner Brust, Nicht schäm' ich mich des heißen Ungestüms! Schwer wiegt der Augenblick, des Gatten Ruhm, Des Vaters Krone hängt, der Völker Loos, An seinen flücht'gen Fersen — hör mich an! Was blickst du seitwärts? ha, wer bin denn ich? Und wer bist du, daß deinen Blick du birgst Vor meinem Blick? o Schande! hier steh her. Hier sieht mein Vater — dort du — eine Kluft Ist zwischen euch — ich spann' den farb'gen Bogen Des Friedens drüber hin; sprich, willst du nun Mit rohem Fußtritt diese Brück' zertrümmern?

Sechste

Scene.

Vorige. Ludolf. Arnulf. Ludolf. Ein Doppoelfest! mein Vater zieht heran.

124 Konrad. Nun, schirme du mein Herz vor ihren Künsten. Luitgarde. Bekennst du, daß sich dein Gewissen regt?

Ludolf. Jetzt wird'S im Lager laut, mein Vater naht. Und mit ihm ein Gefolg vorwitz'ger Sachsen, Die DonaulZnder kommen sie zu sehn. Konrad. Was sagst du? Otto naht? o gold'ner Laut! Mein Herz «schwillt, zum Höllenschlund der Zweifel Ich schleudre jede Krankheit meiner Brust Dem Sachsen an den Hals.

Auf, kecker Stolz!

Jetzt bäume dich, und zeig' dem Feind die Zähne. Luitgarde. Den Nacken beuge, denn betn König kommt. Ha, wie dem Sünder, der am Abgrund steht Der ew'gen Pein, des Himmels Gnade naht. Ihn fortzureißen von dem Schreckensrand, So naht zur guten Stunde dir dein Herr. Was zwingst du dein Gesicht zu droh'nden Mienen, Und rufst des Trotzes Falten auf die Stirn? Du falscher Schmidt, die Waffen, die du schmiedest. Sind morsch und stumpf, von lügnerischem Stoff; Die Demuth kagre sich in deine Züge, Das Auge mach' zum Sitz der bittern Reu, Und von Gehorsam lehr' den Mund zu sprechen.

125 Konrad. Pah, eitle Rede! ich leb' wieder auf. Mein Gegner stellt sich, den ich Haff', zum Kampf. Sprich Ludolf, ist's im Lager schon bekannt? L udolf. Sie schärften ihre Waffen schon auf morgen. Da kam ein Schuft aus Franken, sang 'ne Mähr, Und wie der Wirbelwind den Staub aufwühlt, So durcheinander jagt' eS wild die Mannen, Und schnell: »der König naht, der König naht. Mit macht'ger Kriegsschaar," flog's von Mund zu Munde, Und jeder wünscht sich auf dem Rücken Erz, Ein zweites Schwert und noch zwei tücht'ge Arme. Arnulf. Jetzt gilt's Entscheidung! Konrad, pack' den Feind, Dir lacht das Glück, bleibst du dir selber treu.

Siebente Scene. Vorige. Udo. Günther mit Kriegern, -mraw Werner. Udo. Der König rückt mit Heeresmacht heran.

126 Auf Konrad, zeig' alsbald den Kriegern dich, Und still' den Aufruhr des erschreckten Lagers. Konrad. Den Schreck in deinem Herzen möcht' ich bannen; Dein weiß Gesicht schmäht diesen rüst'gen Leib, Und sagt, daß Feigheit wohn' in dem Gehäuse. Warum erschrocken? freut der Zeitung euch. Der Streit des Franken mit dem Sachsen wird. Was wir vor Mainz begehrt, nun hier entschieden. Luitgarde. Bist du so blind die Zeichen zu verkennen Und auch dich selbst, so höre: Otto hat In deiner Brust den sichersten Genossen, Ihm blieb dein Herz, als du von Zorn verführt. Den Kampf ihm botest; Reue hat seitdem — O läugn' es nicht — stets deinen Schlaf gestört, Und dieser Trotz soll nur die Lieb' verhehlen. Arnulf. Ist deine Stimmung das, so fahre wohl; Ich spüre nichts von Reue, will nur Kampf, Der winkt nicht mehr von deinem trübe» Helm, Drum such' ich selbst ihn auf, nach Augsburg eil' ich. ab.

K o n r a d. Dei'm Höllengeist! ich zeig' dir meinen Ernst. Da- Schwert riehen-.

Dies Schwert hier, durstig nach des Sachsen Blut,

127 Gemahnet mich, entgegen ihm zu zieh«, Erfahr' nun, Weib, wie meine Lieb' sich zeigt. Werner kommt mit Bewaffneten, »er $106 Qat sich mit Stiegern gefüllt.

Werner. Mißfarb'ge Nachricht, Konrad I Wie vom Blitz, Ist aller Hirn versengt; erhebe dich. Und forsche schnell den besten Rath für unS. Konrad. Thut plötzlich Rath dir Noth, der du noch jüngst Den eignen Willen hattest? klingt dein Wort, So rauh vor Kurzem, plötzlich dumpf und heiser? Ludolf. Sie können nicht den Laut zum Jubel finden. Konrad. Eilt, eure Waffen schwingend, durch die Reih'n, Und wendet sie, daß ihre Eisenstirn Dem Sachsen jetzt und nicht dem Ungar drohe. Entgegen ihm l ist seine Macht gefällt, Wird leicht der Sieg am Lech — noch einmal sag' ich. Den Stahl entblößt, daß er Vernichtung blitze! All» »lehn dl» Schwerter.

128

Achte Scene. Vorige. Erzbischof Bruno. Erzbischof Bruno. Was deutet der Tumult, die nackten Schwerter? Wie ihr auch zornig blickt, doch glaub ich's nicht, Daß hier die Lust an Waffenlärm nur wohne. Und nicht der Sinn auch für das Heil des Reichs. Seid ihr denn bloß getreue Kampfgefährten Des Tapfern, den zum Führer ihr erwählt. Und nicht ein Volk, dem Vaterland verbunden Durch Lieb' und Dankbarkeit und jede Regung Der heiligen Natur? ich glaubte stet-. Die Sachsen sei'n euch Brüder, gleiche Söhne Don einer Mutter, deren Wohlergehn Dem niedrigsten von euch am Herzen liegt. Ludolf. Ha sagt uns, Oheim, warum euer Odem Mit solchem Wortschwall hier die Luft erschüttert. Erzbischof Bruno, also, will ich nicht den weiten Weg Vergebens achten, und will hochbeglückt, Wie Arzenei für euch, die Botschaft bringen, Womit der König mich hierher geschickt. Dein Oberherr, hör'S Konrad, eilt herbei. Nicht arm an Macht, wie du zuletzt ihn ließest. Doch führt er nicht die Heerschaar gegen dich,

129 Er nimmt dich auf, ein Vater seinen Sohn, Dem reuigen will gütig er verzeihn. Konrad. Verzeihung mir, noch eh ich sie verlangt? Ein Reuiger? wer sagt euch, daß ich's bin? Hemmt' eure Red' und sprecht mir nicht von Reue. Erzbischof Bruno. Der Ungar ist's, den seine Rache sucht. Die Noth des Landes beugt sein Königsherz, Und seiner Völker Blut, deß schon der Feind So viel vergossen, soll sein Schwert nicht rothen. K o n r a d. Don Otto sprecht ihr? ist mein Ohr bethört? Treibt euer würd'ger Mund so schnöden Spott, Daß von dem Stolzen solches ihr verkündet? Erzbischof Bruno. Ungläubiger, er führt sein tapfres Heer In das Gefild, das mit saphirnen Wogen Der Lech durchströmt, und fällt den Drachen an. Und dir gebeut er, daß du ungesäumt Mit diesen Schaarcn seine Macht vermehrst. Daß du, noch eh zum zweitenmal die Sonne Die Zinnen Augsburgs färbt mit Hellem Gold, Zum Rettungskampf an seiner Seite stehest. Konrad. Gebeut mir? bin ich denn noch sein Vasall? Hat mir geträumt von jenem Tag vor Mainz? 9

130 Sagt, brach ich nicht mit ihm, rief ihn zur Schlacht, Und halte jetzt dies Schwert auf »hn gezückt? Erzbischof Bruno. DaS Alles will dein Lehnsherr dir verzeih«. Wie du und die Gefährten ihm getrotzt. Er will's vergessen, und nicht Zweifel, hegen. Daß ihr von heut an eure Treu bewahrt» Günther. Ergreif das Anerbieten. Ludolf. Aber schnell. Den Burschen muß ich zücht'gen, der mich höhnte, Und wieder deutsche Kraft zu Ehren bringen. Luitgarde. Der stolze König bietet dir die Hand. Konrad. Nun bei'm allmächt'gen Gott! so sinke hin Du Felsenlast von meiner reu'gen Brust, Und frank und frei entsteig' dem Kern des Herzens Mit Blüth' und Frucht der Liebe gold'ner Baum» Der du in seiner Krone sonst genistet. Du Königsadler, und nur aufgerauscht. Weil wilder Sturm erschütternd ste durchbrauste» Herbeil nimm wieder deinen hohen Sitz, Der Wipfel schwankte nur, die Wurzel steht, So jetzt wie immer, fest in meinem Herzen. Genossen hört's, und jeder in dem Heer, Dem edeln König unterwerf' ich mich,

131 Und dieses Schwert, womit ich ihm gedroht, Zersplittre mir, wenn ich es anders schwinge, Als für sein Recht allein und seinen Ruhm. Alle. Wir Alle schwören das, und folgen dir. Erzbischof Bruno. Gerettet ist daS Reich vom Untergang.

132

Fünfter Akt. Erste Scene. Lager des Königs am Lech.

König. W»rry«knl«>» Ludolf, Konrad, Gün, ther, Udo, Werner. — Heinrich. Erzbischof Bruno. Burkhard. Königin. Luit, garde. Gefolge. Krieger. Konrad. Das Zeichen gieb, mein Oberherr, zur Schlacht, Daß, mehr als Wort' und Eide, unser Schwert Die Reu und den Gehorsam neu bekrast'ge. Der Purpurthau der Schaam, wie deine Huld Mich auch beredet, daß du mir nicht zürnst. Hängt schwer wie Schuld an Stirne mir und Wangen,

133 Und zicht das Haupt zu Boden und den Blick; Laß heile mich durch eine tapfre That DaS Hecht erkaufen, wieder grad' und stolz Einherzigehn, und freudig und getrost 2n's kinigliche Auge dir zu schaun. Dis fränkischen Führer. Befiehl den Kampf, daß wir die Huld verdienen.' König. Preis sk, Befallen, diesem tapfern Sinn, Germanen juble heut, ich achte jetzt Des Fendes wilden Schwarm schon halb geschlagen. Steht auf; nicht hab' ich Raum in meiner Brust Zum Hiß für euch; nur Freude wohnet drin. Daß wd nach langer Zeit beisammen stehn. Den Argriff abzuwehren, der uns droht. Wer desen sich nicht freut, der sterbe so. Wie giserfüllt der Priester starb von Mainz, Aus Mißmuth über eure Unterwerfung. Vertrauensvoll empfang' ich euer» Eid, Den» Mißtraun ziemt sich schlecht für einen König; Defs zum Beweis verleih' ich dir auf's neu Dein Franken, Konrad, und in seinem Lehn Bestätige ich jeden der Gefährten; Du Ludolf gehst nach Welschland, dort mein Reich Mil deinem tapfern Arm mir zu beschirmen. Steht auf; die Sonn' ist neidisch auf den Staub, Den eure Stirn berührt. Auf! grüßt sie fröhlich.

134 Den Tag beleuchtet sie, wo jeder Trotz, Der mich so lang in Waffen hielt, verschwindet. die Knienden erheben sich.

Alle. Dem edeln König Glück und langes Leben! Königin. O Heil mir, daß mein Auge den Gemahl Umringt von seinen Völkern wiedersieht. Die hoffend auf ihn schaun bei der Gefahr, Und stolz den Sieg in seinen Blicken suchen. Das ist sein Platz, und jauchzen möcht' ich laut. Daß er nach langer Zeit ihn wieder schmückt — Ja, lauter als an jenem sel'gen Tag, Da aus Canossas hartbedrängter Burg Mich seine Retterhand zum Thron geführt. Jetzt eil' er euch vorauf, und stürze sich Kühn in die droh'nden Wogen des Getümmels, Ich zittre nicht für ihn, die Eintracht schwebt Mit ihrem Demantschild um ihn, und trägt Auf treuen Händen ihn zum Sieg empor. Konrad. O käm' er in Gefahr, damit mein Arm Ihm Schutz möcht' leihen vor des Todes Pfeilen! So wünscht ein Märtyrer mit Inbrunst nicht Den Tag herbei, wo er im festen Glauben DaS Flammengrab zu Gottes Chr' erreiche, AIS ich nach einer Großthat heut mich sehne. Die Deutschland und den König mir versöhnt. —-

135 Kein Groll erschwere noch die große Schuld: Ist einer in dem Heer, den ich gekränkt. Dem biet' ich meine Hand, und fordre laut. Daß er mir seine Liebe wieder gönne. So wie ich jede Unbill gern verzeih. Heinrich. Vertilgt ist jeder Haß; an solchem Tag, Wo Alle freudig sich dem Tod geweiht. Umarmen sich die Feindlichsten als Brüder. König. So stellt das Heer zur Schlacht. Ihr Völker wiff't. Hier steht das Vaterland, umringt von Feinden: Drängt Arm an Arm, bewehrt die Eisenbrust, Damit bei'm Sturm ein mächt'ger Wall eS schirme, Und Schmach dem Völkerstamm, bei dem der Feind Die Gaffe findet zu dem heil'gen Raum. Du, Heinrich, stell' die schlanken Baiern an, Theil' ihre Zahl, drei Säulen, hoch und stark, Soll'n unsrer Ordnung rechte Seite stützen; Links pflanze Burkhard einen Lanzenwald An beiden Ufern auf des blauen Lech, Daß dort der Strom die biedern Schwaben theile; Ich stelle selbst das muntre Volk vom Rhein Und meine derben, tannengleichen Sachsen, Zwei mächt'ge Thürme, in die Mitte hin: Der blonde Franke, Konrad, schwärm' im Feld, Und leihe schlau dem Tod den schnellen Fuß,

13b Daß, eh der Feind sich unserm Walle naht. Die Schärfe deutscher Klingen er erfahre. Wir brechen auf; Erzbischof, gieb den Segen. Erzbischof Bruno. Acht stark bewehrte Haufen zieht ihr aus, In nerv'ger Faust die oft geprüften Waffen, Das Haupt, die Brust von hartem Stahl geschirmt; Wohl seid ihr stark, doch stärker acht' ich euch. Well ihr den Zwist, den gist'gen Wurm, erstickt. Versöhnt sind Alle, ein Gefühl erhebt. Das deutsche Land zu retten, jede Brust, Denn der gesalbte König, führt das Heer, Und kühn vertauschten fromme Männer heut. Von Eichstädt und von Regensburg die Hirten, Die heiligen Geräthe mit dem Schwert, In eurer Mitte für das Reich zu kämpfen! Wer zweifelt da, daß nicht der Sieg erscheine? — Zieht hin, des Himmels Segen sei mit euch! Me knien nieder, er theilt den Segen auZ. König aufstehend.

Bringt nun den Schild mir und die heil'ge Lanze. — Mit Gott, ihr Fürsten, Grafen und ihr Herrn, Thu jeder, was er kann, und denke sich Das Lechfeld als den stolzen Waffenplatz, Wo seiner Thaten glänzendste er zeige; Rings säß' das Volk und di« erwählten Richter, Und unvergänglich winke hoher Preis.

137 Alle. Gott und der König! unser Feldgeschrei. Alle ab.

Zweite Scene. Luitgarde, Konrad uns Ludolf rmü-kyalkm». Ludolf.

Was, Schwester, hemmst du uns? die Schlacht 6e* ginnt. Und nicht der Letzten einer möcht' ich sein. Die sich in's blutige Getümmel stürzen. Luitgarde. Beschwören mögt' ich dich, o schütz' den Gatten, Wenn ihn des Kampfes trüg'rische Sirenen, In des Gedränges wild'sten Strudel locken. Konrad. Leb wohl! du harrest mit der Königin Zu Regcnsburg der Nachricht unsers Sieges. Luitgarde. Ich mögte, statt mit ihr für euch zu beten. Ein stählern Kleid um meine Glieder legen. Im Kampfgetümmel dir mit scharfem Speer Die Wege bahnen, und mit eh'rnem Schild Des Todes lausend Arme fern dir halten.

138 Ludolf. Bist du bethört? er hat ja selber Arme, Und schlägt damit den Teufel in die Flucht. Luitgarde. Sieh ihm in's Auge, kennst du diesen Geist, Der düster wie Verwegenheit dort flammt? Heut liegt der Sieg nicht seinem Arm zu fern. Und starrte eine Stachelwand von Lanzen, Dreifach verstärkt, um ihn als rauhe Schaale, Er dränge tollkühn hin zum tiefen Kern. Ludolf. Und ich ihm nach. Luitgarde. O könntest du ihn schützen! Doch reißt dich bald dein heißes Blut von ihm, Nur ich

umschweb' ihn

treu — sprich,

ging' es

nicht. Daß ich als Schildknapp, Konrad, heut dir folge? Konrad. Was schwatzt das Weib! der Aufenthalt im Lager Entwöhnt sie ihrer Pflicht, und macht nach Kampf Das Täubchen lüstern; fort, und nimm die Spindel. Luitgarde. Ist heut die Priesterhand, die Segen spendet, Dem Erz gewachsen, wird die meine auch. Die oft die schweren Waffen dir gereicht. Den Schild und Speer zu schwingen, nicht ermüden.

139 Konrad. Nach Negensburg! In diesem Augenblick Stehn alle Pulse vor Erwartung still, Und du verschiebst durch kindisches Geschwätz Des großen Kampfes wichtige Entscheidung. Schimpf über mich, daß ich ein Ohr dir lieh. Ludolf. Die Haufen ordnen sich, wie es geboten — Ein Schooßhund, wer hier weilt. Konrad »nt zehn. Fort, Ludolf, fort. Luitgarde. Bleibt, bleibt! 0 Bruder, ich beschwöre dich Bei meiner Liebe, die dein wildes Treiben Oft vor dem strengen Vater mild gedeutet. Derweil' noch — Konrad, hör' mich, eh du gehst; Verspotte mich, nenn' mich ein albern Weib, Doch schwör' mir, daß du nicht den Tod, der blind Im Feld der Schlacht des Kriegers Wege kreuzt/ Herbei rufst, um ihm sicher zu begegnen. Konrad. Das wird zu arg! was ist mit dir geschehn? Bist du nicht eines Deutschen festes Weib, Und zitterst plötzlich feige für sein Leben? Ludolf. Der König steigt zu Roß — Konrad. Ich will es auch —

140 Luitgarde. O hör' mich an — sonst zitterte ich nicht. Eia eitles Schäfermädchen hätt' ich lieber. Das sich mit Puh ergötzt, mich schelten lasskN. Fest ist dein Harnisch, rüstig deine Kraft, Nicht der mißtrau ich, deiner Stimmung nur. Weit der erneute Bund mit meinem Vater Nicht auch zugleich dich selbst mit dir versöhnt. So wenig gelt' ich dir, daß du ein Gut, Das mein ist, und die Freude meines Leben-, Wegschleudern willst, weil dein Gemüth verstimmt. Wohl, ich ertrag's, bei frommem Tagewerk In enger Zelle find' ich meinen Trost; Doch deine Söhne führ', eh fle so früh Durch deinen Tod verwaisen, an den Feind, Und schleudre fie auf seine scharfen Speere. Ludolf. Hoch flattert jetzt Sankt Michael- Panier — Willst du hier plaudern, nun so thu's, ich lechze Nach eines Ungarknaben schnödem Blut. Konrad. Bei Gott! ich komme — Weib, du bist bethört. Und zum Beweis', daß dein Gehirn dich täuscht. Enteil' ich ohne Abschied in's Gefecht — Luitgarde eäit ihn auf. 0 weile Konrad, ach so lange nur. Daß raschen Fluges mein umflorter Blick Dein Antlitz noch zum letztenmal umkreise;

141 Auffangen will ich deine lieben Züge Im Spiegel meines Auges, und das Bild In meines Herjens stillstem Raum verschließen. Nichts bleibt mir ja von dir, wenn du gefallen, Drum gönn' es mir, will betend davor knien, Noll Andacht wie vor einem Heil'genbild.

KrirgSmiM. Ludolf. Das Heer rückt vor! fahr wohl, du träger Kämpfer!

eilt et. Konrad. Ha Fluch mir, daß ich hier so lang' geweilt!

ihm Itocfr» Luitgarde nach derandern Veite ab.

Dritte Scene. Das Schlachtfeld.

Muzzo.

Sippo.

Arkan.

Ungarn.

Muzzo. Auf goldnem Wagen fährt der Tag herauf, Den von den Göttern lange ich erbeten: Die Christen haben sich zum Katnpf gestellt. Mit eisernen Gewändern prangen sie Im Sonnenstrahl, den tragen Fuß am Boden,

142 Vergleichbar einem Hellen Waizenfeld, Deff' schwere Halme kaum der Nord bewegt. Ihr flinken Schnitter auf! schärft eure Sicheln, Ist diese Saat gemäht, so feiern wir Das lange Erntefest am schönen Rhein. — Ich renne mit den kühnsten unsrer Schaaren, Den Lech verfolgend, an des Feindes Stirn; Du Sippo, überspring' den schmalen Strom, Umstell' ihr Lager, prasselnd bäume sich Des Feuers gier'gcr Drache, und erhebe Hoch in die Lüfte seinen rothen Kamm, Daß ihre Ordnungen darob erschrecken. Und die Verwirrung unserm Angriff hilft. Jetzt vorwärts, Uebermacht und Schnelligkeit Und stets erneuter Stoß sind gute Waffen; Doch wisst, den Sieg giebt Kühnheit nur und Muth. Alt« ab. Kriegsgeschrei und Schlachtgelümmel.

Vierte Scene. Ludolf. Arkan ltti_@efe