Die Arbeiterwanderungen in Südostasien: Eine wirtschafts- und bevölkerungsgeographische Untersuchung [Reprint 2021 ed.] 9783112427101, 9783112427095

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Die Arbeiterwanderungen in Südostasien: Eine wirtschafts- und bevölkerungsgeographische Untersuchung [Reprint 2021 ed.]
 9783112427101, 9783112427095

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Die Arbeiter Wanderungen in Südostasien Eine wirtschafts- und bevölkerungsgeographische Untersuchung

von

Dr. Karl Josef Pelzer

Hamburg Friederichsen, de Gruyter & Co. m. b. H.

1935

Buchdruckerei Konrad Triltsch, Würzburg

Meinen lieben Eltern.

Inhaltsverzeichnis. Seite

Einleitung I. Das Arbeiterbeschaffungsproblem in den Tropen

1—2 2— 7

II. Vorderindien als Herkunftsgebiet von Arbeitskräften . . . 8—14 III. Vorderindien und sein Bedarf an Plantagenarbeitern . . .15—37 A. Das südindische Plantagengebiet . . 16 B. Das nordindische Plantagengebiet 18 a. Darjeeling und Jalpaiguri 20 b. Assam 21 1. Herkunftsgebiete der Arbeiter 22 2. Methoden der Werbung 23 3. „Für" und „Wider" beider Auswanderung nach Assam 25 4. Weg des Einwandererstromes 26 5. Größe der Einwanderung 28 6. Arbeitsvertrag, die Dauer des Arbeitsverhältnisses . 28 7. Verteilung der Einwanderer 30 C. Burma 32 IV. Ceylon und sein Bedarf an Plantagenarbeitern 38—51 a. Ceylons Plantagen 38 b. Die Einwanderung indischer Arbeiter 41 1. System der Werbung in Südindien 42 2. Weg des Einwandererstromes 45 3. Größe der Arbeiterwanderung zwischen Indien und Ceylon 46 4. Verteilung der Einwanderer 48 V. China als Herkunftsgebiet von Arbeitskräften 52—59 a. Das südchinesische Auswanderungsgebiet 53 b. Bevölkerungsdichte und Expansionsdrang in Kwantung und Fukien 55 VI. Britisch Malaya als Arbeiterbedarfsgebiet 60—87 a. Die Wirtschaft Br. Malayas 61 b. Die chinesische Einwanderung 67 1. Formen der Einwanderung . 69 2. Größe der Einwanderung 72 3. Anteil der Frauen bei der Einwanderung . . . . 73

V

4. Weg des Einwandererstromes 5. Verteilung der Chinesen in Malaya

73 74

c. Die indische Einwanderung 1. Werbung von Arbeitern in Madras und ihr Transport nach Malaya 2. Größe der Wanderbewegung zwischen Südindien und Malaya 3. Anteil der Frauen an der Einwanderung 4. Verteilung der Inder in Malaya d. Der Javane in Malaya e. Zusammenfassung

79

VII. Die „Außenbesitzungen" als Arbeiterbedarfsgebiete . . . . A. Die Provinz „Ostküste von Sumatra" 1. Allgemeines 2. Die Geschichte des ostsumatranischen Plantagengebietes 3. Die chinesische Einwanderung a. Geschichte b. Werbung von chinesischen Arbeitern c. Herkunftsgebiete der Einwanderer d. Größe des Einwandererstromes und sein Weg . . . . e. Anteil der Frauen an der Einwanderung f. Verwendung der chinesischen Kulis B. Banka und Billiton

88— 96 88—95 88

81 82 82 83 85 86

89 90 90 91 92 93 94 94 95— 96

VIII. Java als Herkunftsgebiet von Arbeitskräften und seine Bedeutung f ü r die Außenbesitzungen 97—108 A. Java als Überschußgebiet von Arbeitskräften 99—107 B. Die javanische Einwanderung in Ostsumatra 97— 99 a. Methoden der Werbung 100 b. Größe der Wanderbewegung 103 c. Verteilung der javanischen Auswanderer 104 d. Zusammensetzung der Arbeiterschaft in den Außenbesitzungen 105 C. Der Arbeitskontrakt unter poenaler Sanktion 107—108 IX. Einfluß von Plantagen- und Bergbauindustrie auf das Siedlungsbild 109—111 X. Zusammenfassung

111—115

Tabellen

116—119

Verzeichnis der im Text angeführten Schriften

120—126

VI

Einleitung. Die für das Wirtschaftsleben so bedeutungsvolle, häufiger auftretende Erscheinung der Arbeiterwanderungen ist in der geographischen Literatur bisher kaum beachtet worden. In dieser Arbeit sollen die Anfang des vorigen Jahrhunderts in Südostasien einsetzenden und bis heute anhaltenden Wanderbewegungen indischer, chinesischer und malaiischer Arbeiter oder Kulis mit geographischer Fragestellung betrachtet werden. Arbeiterwanderungen, also das Übersiedeln einzelner oder ganzer Scharen Lohnarbeit suchender Menschen für eine mehr oder minder lange Zeit, sind der Ausdruck für wirtschaftliche und soziale Spannungen in den Herkunftsländern der Wanderbewegung. Die schnell fortschreitende wirtschaftliche Entwicklung unterbevölkerter Teile Südostasiens hat eine äußerst stark anwachsende Nachfrage nach menschlichen Arbeitskräften zur Folge. Zur Befriedigung dieser Nachfrage werden die benötigten Arbeitermassen aus benachbarten dicht besiedelten Kulturländern bezogen, was möglich ist, da in den betreffenden Bedarfsgebieten Lebens- und Lohnverhältnisse geboten werden, die in den übervölkerten Ländern gar nicht oder nicht in ausreichendem Maße für die Arbeiter zu erlangen sind. Es galt vor allem, der Geschichte der Arbeiterwanderungen Südostasiens nachzugehen und das statistische Zahlenmaterial über die Gsöße der einzelnen Wanderungen seit ihrem Einsetzen zu erlangen, denn gerade für die Wirtschaftskolonien Südostasiens finden sich in der von F e r e n c z i herausgegebenen, außerordentlich umfangreichen Sammlung wanderungsstatistischer Zahlenreihen 1 ) nur sehr unvollständige Angaben. So gelang es z. B., die Größe der Ein- und Auswanderung von Plantagenarbeitern für Ceylon bis zum Jahre 1845 zurück zu verfolgen, während das genannte Werk nur die Zahlen seit dem Jahre 1878 enthält. Doch das Sammeln des statistischen Materials ist nicht Selbstzweck, da dieses nur das Ausgangsmaterial für die Untersuchung bildet, die die Wanderungen in ihrer Genese, ihrer räumlichen Anordnung und Auswirkung verfolgt. Dabei werden die Ursachen beleuchtet, die in den Herkunftsländern zur Auswanderung führen. Wir begleiten dann die Arbeiter auf ihrem langen Wege vom Heimatdorfe zu Wasser und zu Lande bis zu den neuen Arbeitsplätzen, lernen so die Hauptrichtungen und die Organisation des so großartigen Austausches von Arbeits*) Nr. 5: Ferenczi.

1

k r ä f t e n kennen. Schließlich gehen wir auf die Verhältnisse in den Zielländern ein, betrachten die Verteilung der in die einzelnen (Wirtschaftsgebiete einströmenden Arbeiter und den Einfluß, den die Wanderbewegung auf deren Bevölkerungsbild hat. D i e Arbeiterwanderungen können selbstverständlich nicht zum Gegenstand einer wirtschafts- und bevölkerungsgeographischen Untersuchung gemacht werden, ohne daß dabei auf die Bestimmungen über Anwerbung und A u s w a n d e r u n g von Arbeitern, arbeitssoziologische und arbeitsrechtliche F r a g e n und Gesetze eingegangen wird. D e r Anthropogeograph muß immer auch nichträumlichen, gesellschaftlichen und anderen F a k t o r e n seine Aufmerksamkeit schenken, um die zu untersuchende Erscheinung voll und ganz zu erfassen. Ein Teil der erforderlichen Studien wurden im F r ü h j a h r 1932 in London und im F r ü h j a h r 1933 in A m s t e r d a m gemacht. In London boten die Bibliotheken des C o l o n i a l O f f i c e , I n d i a O f f i c e , der R o y a l E m p i r e S o c i e t y , des B r i t i s c h e n M u s e u m s und der M a l a y a n I n f o r m a t i o n Agency reiches Material. D a s Gleiche gilt von der Bibliothek des K o 1 o n i a a l - I n s t i t u u t s in A m s t e r d a m sowie von dem „ O o s t k u s t v a n S u m a t r a - I n s t i t u u t", das dem vorgenannten angegliedert ist. Wertvolle Unterlagen lieferten die amtlichen Publikationen, die Jahresberichte der Behörden, deren A u f g a b e in der Überwachung der Arbeiterwanderungen und der Betreuung der landfremden Arbeiter besteht, die Berichte der Kommissionen, die mit der Untersuchung der L a g e der Wanderarbeiter b e a u f t r a g t wurden, die Jahresberichte der Kolonialverwaltungen, die Veröffentlichungen der Unternehmerverbände und anderes mehr.

K a p . I.

Das Arbeiterbeschaffungsproblem in den Tropen. In den Tropen werden A r b e i t s k r ä f t e in großer Zahl vor allem von den fast ausschließlich durch europäische oder amerikanische Unternehmer ins Leben gerufenen arbeitsintensiven Betrieben, den Plantagen und B e r g w e r k e n benötigt. F ü r den Begriff „ P l a u t a g e " hat W a i b e l folgende Definition gegeben: „Eine Plant a g e ist ein landwirtschaftlich industrieller Großbetrieb (in den Tropen oder Subtropen), der in der Regel unter Leitung von Europäern bei großem A u f w a n d von Arbeit und K a p i t a l hochwertige pflanzliche Produkte f ü r den Markt erzeugt" 2 ). 2

2

) Nr. 26: Waibel, S. 22.

k r ä f t e n kennen. Schließlich gehen wir auf die Verhältnisse in den Zielländern ein, betrachten die Verteilung der in die einzelnen (Wirtschaftsgebiete einströmenden Arbeiter und den Einfluß, den die Wanderbewegung auf deren Bevölkerungsbild hat. D i e Arbeiterwanderungen können selbstverständlich nicht zum Gegenstand einer wirtschafts- und bevölkerungsgeographischen Untersuchung gemacht werden, ohne daß dabei auf die Bestimmungen über Anwerbung und A u s w a n d e r u n g von Arbeitern, arbeitssoziologische und arbeitsrechtliche F r a g e n und Gesetze eingegangen wird. D e r Anthropogeograph muß immer auch nichträumlichen, gesellschaftlichen und anderen F a k t o r e n seine Aufmerksamkeit schenken, um die zu untersuchende Erscheinung voll und ganz zu erfassen. Ein Teil der erforderlichen Studien wurden im F r ü h j a h r 1932 in London und im F r ü h j a h r 1933 in A m s t e r d a m gemacht. In London boten die Bibliotheken des C o l o n i a l O f f i c e , I n d i a O f f i c e , der R o y a l E m p i r e S o c i e t y , des B r i t i s c h e n M u s e u m s und der M a l a y a n I n f o r m a t i o n Agency reiches Material. D a s Gleiche gilt von der Bibliothek des K o 1 o n i a a l - I n s t i t u u t s in A m s t e r d a m sowie von dem „ O o s t k u s t v a n S u m a t r a - I n s t i t u u t", das dem vorgenannten angegliedert ist. Wertvolle Unterlagen lieferten die amtlichen Publikationen, die Jahresberichte der Behörden, deren A u f g a b e in der Überwachung der Arbeiterwanderungen und der Betreuung der landfremden Arbeiter besteht, die Berichte der Kommissionen, die mit der Untersuchung der L a g e der Wanderarbeiter b e a u f t r a g t wurden, die Jahresberichte der Kolonialverwaltungen, die Veröffentlichungen der Unternehmerverbände und anderes mehr.

K a p . I.

Das Arbeiterbeschaffungsproblem in den Tropen. In den Tropen werden A r b e i t s k r ä f t e in großer Zahl vor allem von den fast ausschließlich durch europäische oder amerikanische Unternehmer ins Leben gerufenen arbeitsintensiven Betrieben, den Plantagen und B e r g w e r k e n benötigt. F ü r den Begriff „ P l a u t a g e " hat W a i b e l folgende Definition gegeben: „Eine Plant a g e ist ein landwirtschaftlich industrieller Großbetrieb (in den Tropen oder Subtropen), der in der Regel unter Leitung von Europäern bei großem A u f w a n d von Arbeit und K a p i t a l hochwertige pflanzliche Produkte f ü r den Markt erzeugt" 2 ). 2

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) Nr. 26: Waibel, S. 22.

In ähnlicher Weise dient der Bergbau nicht n u r der Gewinnung, sondern teilweise a u d i der Verarbeitung nutzbarer Mineralien f ü r e n t f e r n t e Märkte. Ein j e d e s solcher U n t e r n e h m e n braucht drei F a k t o r e n : K a p i t a l , g e e i g n e t e n B o d e n o d e r L a g e r s t ä t t e n in guter Verkehrslage und Arbeitskräfte. Das Kapital w i r d fast ausschließlich von einwandernden Weißen gestellt oder von Gesellschaften, die sich inEuropa oder Norda m e r i k a zum Zwecke der wirtschaftlichen Erschließung u n d Eingliederung der Tropen in den R a h m e n d e r Weltwirtschaft gebildet haben. Geeigneter Boden in günstiger Verkehrslage ist in genügendem Ausmaße vorhanden. D e r wichtigste Betriebsfaktor sind schließlich die A r b e i t s k r ä f t e , die in großer Zahl benötigt w e r d e n und im Gegensatz zu unseren Breiten nicht überall in den Tropen zur V e r f ü g u n g stehen. Bei Bergbaubetrieben k a n n m a n die menschliche Arbeitskraft weitgehend durch die Maschine ersetzen, wie das auch in Südostasien seit Beginn des 20. J a h r h u n d e r t s geschehen ist. Bei den P l a n t a g e n sind Mechanisierungen in gleichem Umfange nicht durchzuführen, weil die a n g e b a u t e n P f l a n z e n alle eine Einzelb e h a n d l u n g sowohl beim Heranwachsen wie bei d e r Ernte verlangen. Auch bei der maschinellen Verarbeitung der Produkte, die notwendig ist, u m sie auf den M a r k t der Konsumtionsgebiete bringen zu können, w e r d e n viele A r b e i t e r beschäftigt. Plantagen sind arbeitsintensive Betriebe. Jeder U n t e r n e h m e r , d e r einen industriellen Betrieb aufbauen will, muß sich zunächst die F r a g e vorlegen, ob er auch die f ü r seinen besonderen Zweck erforderlichen geeigneten Hilfskräfte in genügender Zahl in der Umgebung des von ihm f ü r sein Unternehmen gewählten Standortes v o r f i n d e n w i r d . Was f ü r die an f r e i e n A r b e i t s k r ä f t e n reiche gemäßigte Zone gilt, hat erst recht in den Tropen seine Gültigkeit, wo der körperlichen Betätigung der E u r o p ä e r enge Grenzen gezogen sind. So kommt es, daß das Arbeiterproblem sowohl beim tropischen Plantagen- wie beim B e r g b a u die H a u p t r o l l e spielt. D e r Weiße ist seit den ersten T a g e n seiner Tätigkeit in den T r o p e n bis h e u t e vor die schwierige F r a g e gestellt: woher und wie b e k o m m e ich Arbeiter, wie behalte ich sie möglichst lange und wie b r i n g e ich sie zu geregelter Arbeit? In d e r Geschichte der Lösung dieses Problems unterscheiden wir zwei P e r i o d e n : 1) Die Zeit der Sklaverei u n d des Sklavenhandels. 2) D i e Zeit der k o n t r a k t g e b u n d e n e n bzw. freien Arbeit. Beide Perioden weisen g r o ß e i n n e r t r o p i s c h e A r b e i t e r w a n d e r u n g e n auf, die ein Charakteristikum aller Plantagenund Bergbauko1onien s i n d 3 ) . Schon wenige J a h r e nach der Entdeckung Amerikas tritt s

) Nr. 15: Quelle, S.963; Nr. 21: Sdimidt, S. 303.

3

die Arbeiterbeschaffungsfrage für Plantagenbetriebe und Bergbau in den Kolonien auf 4 ). Damit beginnt die unter dem Zwange der Sklaverei erfolgende Verpflanzung von Negern in die damaligen Plantagengebiete der Welt, nach Amerika. A f r i k a ist das A u s g a n g s g e b i e t , der Süden der V e r e i n i g t e n S t a a t e n , W e s t i n d i e n u n d S ü d a m e r i k a sind die B e d a r f s g e b i e t e , die Zielländer. Nach der Abschaffung der Sklaverei zu Beginn des 19. Jahrhunderts stehen die Kolonien Amerikas vor fast unüberwindlichen Schwierigkeiten. Die Pflanzer Westindiens und Südamerikas richten ihr Augenmerk, da ihnen Afrika ferngerückt ist, auf Asien und beginnen von dort Kontraktarbeiter einzuführen 5 ). Zur gleichen Zeit entwickelt sich in S ü d o s t a s i e n e i n n e u e s P l a n t a g e n g e b i e t , das sehr bald das amerikanische an Bedeutung überflügelt. Die Plantagen Südostasiens sind räumlich nicht so weit von den Quellen der Arbeitskräfte getrennt. Man kann sagen, daß sie bis zum Baue des Suezkanals in erster Linie a r b e i t s o r i e n t i e r t waren, im Vergleich zu den verkehrsorientierten amerikanischen Pflanzungsgebieten 6 ). Aber auch in Südostasien beobachten wir die Erscheinung, daß riesige Massen von Arbeitern aus ihrer Heimat in die Bedarfsgebiete abwandern. Diesmal allerdings mit der Möglichkeit, nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne wieder in die Heimat zurückzukehren, da die Sklaverei abgeschafft ist. Wodurch wird die Notwendigkeit solcher Arbeiterwanderungen, wodurch wird das Arbeiterproblem in den Tropen hervorgerufen? Die Ursachen sind bei den geographischen Gegebenheiten der Standorte der Betriebe zu suchen. Die großen Plantagengebiete liegen alle im Bereiche der Tropen und sind Gebiete, die eine geringe weiße Bevölkerung aufweisen, da ihr Klima sich für einen Daueraufenthalt von Europäern nicht eignet. „Plantagengebiete finden sich meistens in ehemals urwaldbedeckten Regionen, da der Urwald ein Zeichen fruchtbaren Bodens ist" 7 ). Nicht immer ist der Urwald ein Zeichen von Fruchtbarkeit, wie S a p p e r 8)' nachgewiesen hat und eine Bemerkung V a g e l e r s 9 ) zeigt. In Südostasien stellen wir fest, daß in auffallender Weise alle Plantagengebiete im Bereiche des tropischen Regenwaldes liegen und ) Nr. 16: Quelle, S. 17. ) Ein K o n t r a k t a r b e i t e r verpflichtet sich durch Unterzeichnung eines Vertrages, eines K o n t r a k t e s , für eine bestimmte Zeit zur Arbeitsleistung. 8 ) Nr. 26: Waibel, S. 86. 7 ) Nr. 14: P e t e r s e n , S. 221. 8 ) Nr. 19: Sapper. ®) Nr. 24: Vageier, S. 18?. („Am allerunzuverlässigsten ist in dieser Hinsicht der mit Vorliebe als ein Zeichen großen Bodenreichtums betrachtete dichte tropische und subtropische W a l d b e s t a n d . " ) 4 6

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außerdem nodi häufig im Berglande: Zentralceylon,West-Ghats, Assam, H a l b i n s e l M a l a k k a , O s t s u m a t r a , W e s t j a v a usw. D i e Möglichkeit, f r u c h t b a r e n Boden im U r w a l d e zu f i n d e n , ist jedoch nicht allein d e r G r u n d , w e s h a l b d e r E u r o p ä e r in i h n e i n d r i n g t u n d h i e r u n t e r d e n g r ö ß t e n Schwierigkeiten seine P f l a n z u n g e n anlegt, nachdem e r zunächst d e n Vernichtungskampf gegen d e n W a l d g e f ü h r t h a t . P l a n t a g e n sind G r o ß b e t r i e b e , d i e riesige Flächen benötigen, die i h n e n a b e r n u r in d ü n n b e v ö l k e r t e n G e g e n d e n z u r V e r f ü g u n g stehen. G r o ß e U r w a l d g e b i e t e w e i s e n i m m e r eine a u ß e r o r d e n t l i c h g e r i n g e B e v ö l k e r u n g auf. D i e s e T a t sache erleichtert d e n P l a n t a g e n b e t r i e b e n d e n E r w e r b d e r e r f o r d e r lichen w e i t a u s g e d e h n t e n Bodenflächen. „In tropischen G e b i e t e n n i m m t die landwirtschaftlich g e n u t z t e Fläche n u r einen k l e i n e n P r o z e n t s a t z d e r landwirtschaftlich n u t z b a r e n O b e r f l ä c h e ein; ein Verkauf v o n G r u n d u n d Boden, d e r schon in K u l t u r g e n o m m e n u n d p r o d u k t i v ist, f i n d e t ä u ß e r s t selten s t a t t u n d somit ist d e r P f l a n z e r , d e r L a n d zu l a n d w i r t s c h a f t l i c h e r N u t z u n g e r w e r b e n .will, auf d e n j u n g f r ä u l i c h e n Boden mit dichtem U r w a l d b e s t a n d e , angewiesen"i0). P l a n t a g e n u n t e r n e h m u n g e n , v o n d e n e n m a n w e g e n ihres großen B e d a r f e s a n A r b e i t e r n a n n e h m e n k ö n n t e , d a ß sie menschenreiche G e b i e t e b e v o r z u g e n w ü r d e n , m e i d e n meist solche, d a sie d o r t nicht g e n ü g e n d Boden e r h a l t e n k ö n n e n . Nicht zuletzt ist die W a h l des S t a n d o r t e s auch a b h ä n g i g v o n d e r Tatsache, d a ß ein Teil d e r N u t z p f l a n z e n , die h e u t e in P l a n t a g e n a n g e b a u t w e r d e n , von H a u s a u s W a l d p f l a n z e n o d e r ausgesprochene B e r g k u l t u r e n sind, z. B. H e v e a brasiliensis. K a k a o , T e e usw. W i r stellen fest, d a ß g e r a d e die L a g e d e r P l a n t a g e n im Bereiche des tropischen R e g e n w a l d e s mit seiner schwachen Besiedl u n g i n m i t t e n e i n e r B e v ö l k e r u n g , die ü b e r d i e s auf n i e d r i g e r W i r t schaftsstufe steht, o d e r u m g e b e n v o n e i n e r B e v ö l k e r u n g , die n u r f ü r d e n eigenen Bedarf u n d nicht f ü r d e n W e l t m a r k t zu a r b e i t e n g e w o h n t ist, die A r b e i t e r b e s c h a f f u n g so u n g e m e i n erschwert. D e r E u r o p ä e r selbst ist infolge des tropischen Klimas nicht in d e r Lage, körperlich a n g e s t r e n g t zu a r b e i t e n u n d ist d a h e r g e z w u n gen, sich nach l e i s t u n g s f ä h i g e n H e l f e r n u m z u s e h e n , die e i n m a l gewillt sind, in seinem D i e n s t e r e g e l m ä ß i g zu a r b e i t e n , z u m a n d e r e n a b e r auch k ö r p e r l i c h d a z u geeignet sind, u n t e r d e n g e g e b e n e n Verhältnissen solche L e i s t u n g e n zu vollbringen. Bei d e r Suche nach A r b e i t e r n d e n k t m a n zunächst i m m e r a n die E i n g e b o r e n e n des b e t r e f f e n d e n G e b i e t e s u n d L a n d e s . A b e r mit A u s n a h m e v o n J a v a u n d eines Teiles v o n I n d i e n e r w e i s t sich dieser G e d a n k e als falsch, d e n n „in those c o u n t r i e s w h e r e t h e r e is a n a b u n d a n c e of f e r t i l e soil a n d c a p i t a l is of little use, f r e e l a b o u r e r s c a n n o t b e h a d ; e v e r y m a n p r e f e r s w o r k i n g f o r himself or p e r h a p s n o t w o r k i n g a t all" 1 1 ). D i e s e B e m e r k u n g N i e b o e r s kennzeichnet die Situation s e h r trefflich. E n t w e d e r ist es so, d a ß das b e t r e f f e n d e «) Nr. 160: Sternberg, S. 15. «) Nr. 13: Nieboer, S. 302. 5

Gebiet eine so geringe Dichte aufweist, daß auch bei größter Bereitwilligkeit der Arbeiterbedarf von der Bevölkerung nicht gedeckt werden könnte, oder aber die Bevölkerung ist aus physischen oder psychischen Gründen (körperliche Untauglichkeit, Schwäche oder Mangel an Arbeitserfahrung, Widerwillen gegen Arbeit . . .) nicht in der Lage, geeignete Arbeitskräfte zu stellen. Dazu kommt, daß keiner geneigt ist, für einen Fremden zu arbeiten, solange er mit Leichtigkeit seinen eigenen Boden bearbeiten kann und mit geringer Mühe seinen Lebensunterhalt sich selbst erarbeitet. Eine jede Arbeit dient der Befriedigung von Bedürfnissen. Daher wird derjenige arbeiten, der unbefriedigte Bedürfnisse aufzuweisen hat 1 S ). Die Natur ist aber in den Tropen so freigebig, daß der Eingeborene ohne große regelmäßige Kraftaufwendungen alles das findet, was er zu seinem Lebensunterhalt bedarf. So ist es zu erklären, „daß den Naturvölkern die eigentliche Arbeit im strengeren Sinne unbekannt ist, insofern wir unter Arbeit eine Reihe von Bemühungen verstehen, die lediglich als-Mittel für ein entferntes Ziel Bedeutung haben, an sieb aber so wenig erfreulicher Natur sind, daß sie stets von dem Ausübenden eine gewisse Selbstentäußerung, eine gewisse Fähigkeit, Opfer zu bringen, verlangen" 1 3 ). Gerade das Merkmal des Zwanges, das der Arbeit in unserem Sinne anhaftet, ist dem Primitiven verhaßt. Daher der Widerwillen aller Naturvölker gegen den Zwang der geregelten Arbeit 1 4 ). Es besteht eine sehr enge Verbindung zwischen der sogen. Trägheit dieser Völker, ihrer Bedürfnislosigkeit und den Verhältnissen ihres Lebensraumes. So verursachen gerade die günstigen natürlichen Voraussetzungen für den tropischen Plantagenbau zur gleichen Zeit auch die größten Schwierigkeiten in der Arbeiterfrage. Es hat nicht an den verschiedenartigsten Versuchen gefehlt, durch neue Voraussetzungen, die man in das Leben der Eingeborenen bringt, einen Zwang auszuüben, um sie so zur Arbeit für Lohn zu zwingen (Wegnahme des Bodens, Besteuerung, Wecken von Bedürfnissen; auch das sogen. „Kultursystem" in Java war ein solcher Versuch). Man hat aber nur selten den gewünschten Erfolg gehabt. Seitdem die Sklaverei aufgehoben ist, wird die Versorgung mit Arbeitern nicht mehr ausschließlich vom Unternehmer beherrscht, dem der Arbeiter als Sklave wehr- und willenlos gegenübersteht. Das Verhältnis zwischen den beiden Parteien hat sich grundlegend geändert. An die Stelle des Kaufes unter vollständiger Ausschaltung der Willensäußerung des Arbeiters ist die Werbung getreten. Die Arbeitgeber bemühen sich, den Arbeitern das Leben auf ihren Unternehmungen möglichst angenehm zu gestalten, damit die wirtschaftlich Schwächsten eines dicht bevölkerten Gebietes sich bereit finden, sidi zeitweilig von der Heimat zu trennen und Lohnarbeit in der Ferne anzunehmen. Die großen Pro) Nr. 2: Boeke, S. 4. ) Nr. 25: Vierkandt, S. 209. " ) Über „Trägheit" der Naturvölker s. Nr. 3: Bücher, S.20. 12 13

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duzenten der Welthandelsgiiter nehmen wohl noch eine sichere Machtstellung ein (haben sie doch immer einen sehr s t a r k e n Einfluß auf die Gestaltung d e r Arbeitsgesetzgebung gehabt), doch umfaßt diese nicht mehr die Möglichkeit, nach W i l l k ü r u n d ungehindert den Arbeiterbedarf durch Menschen zu decken, die aus freien Stücken nie auf dem A r b e i t s m a r k t erschienen w ä r e n " ) . Heute k a n n m a n n u r dort A r b e i t e r finden, wo das Einkommen und die wirtschaftliche Lage d e r a r t ist, daß nicht alle lebensnotwendigen Bedürfnisse befriedigt w e r d e n können. Diesen Zustand haben w i r z. B. in solchen Gebieten, in welchen die B e v ö l k e r u n g sich so stark v e r m e h r t hat, daß fast aller k u l t u r f ä h i g e r Boden in festem Besitze ist. D o r t entsteht d a n n die G r u p p e der Landlosen, das Proletariat, das gezwungen ist, seine K r a f t gegen Lohn einem Anderen zur V e r f ü g u n g zu stellen. In diesen F ä l l e n bedeutet die Aussicht auf eine E r h ö h u n g des Einkommens u n d die Möglichkeit einer differenzierteren B e d ü r f n i s b e f r i e d i g u n g natürlich einen ganz wirkungsvollen Antrieb, f ü r einige J a h r e f e r n d e r Heimat zu leben, um mit den Ersparnissen dieser J a h r e d a n n in der Heimat festen F u ß zu fassen durch Kauf von L a n d usw. Die günstigsten Voraussetzungen, brauchbare Lohnarbeiter zu finden, sind also in dicht besiedelten Gebieten vorhanden, w o die Bevölkerung gewohnt ist, ihre K r ä f t e anzuspannen, Arbeitserf a h r u n g besitzt, a b e r trotzdem zum Teil Schwierigkeiten im Lebenskampfe begegnet. In Südostasien liegen die Verhältnisse d e n k b a r günstig. Die A r b e i t e r b e d a r f s l ä n d e r mit ihren P l a n t a g e n u n d B e r g w e r k e n haben z. T. in u n m i t t e l b a r e r N ä h e drei große Dichtegebiete: Indien, Java und Südchina, die auch alle drei als A r b e i t e r r e k r u t i e r u n g s gebiete f ü r sie von größter Bedeutung sind. Damit ergeben sich auch f ü r Südostasien „ d i e i n n e r t r o p i s c h e n A r b e i t e r w a n d e r u n g e n", von denen w i r eingangs feststellten, daß sie ein C h a r a k t e r i s t i k u m aller t r o p i s c h e n Wirts c h a f t s k o l o n i e n seien. Unserer Fragestellung gemäß, die d i e Arbeiterwand e r u n g a l s e i n e n r ä u m l i c h e n V o r g a n g a u f f a ß t — als einen Strom, d e r abträgt, t r a n s p o r t i e r t u n d ablagert — beginnen w i r die D a r s t e l l u n g mit den H e r k u n f t s l ä n d e r n d e r A r b e i t e r , w e n d e n uns d a n n dem W a n d e r w e g e u n d den B e d a r f s g e b i e t e n zu. Schon aus dem ä u ß e r e n Grunde, daß die einzelnen Uberschußgebiete die Ausgangszentren f ü r m e h r e r e Arbeiterströme stellen, empfiehlt es sich, zunächst jeweils ein Hauptquellgebiet zu betrachten, ehe m a n sich den einzelnen Bedarfsgebieten zuwendet. Von den letzteren w e r d e n herausgegriffen: W e s t - G h a t s , A s s a m , B u r m a , C e y l o n , Britisch-Malaya, Ostsumatra, Banka und Billiton, deren Abhängigkeit von einem oder m e h r e r e n d e r genannten an A r b e i t s k r ä f t e n reichen L ä n d e r gezeigt wird. ") Nr. 139: Burger, S. 32. 7

K a p . II.

Vorderindien als Herkunftsgebiet von Arbeitskräften. Seit mehr als 100 Jahren hat Vorderindien für tropische Plantagen eine große Bedeutung als Lieferant von mensdilichen Arbeitskräften. Nicht nur die Besitzer der Plantagen nahe gelegener Gebiete, wie Ceylon und Mauritius, sondern sogar diejenigen der amerikanischen haben im Laufe des Jahrhunderts in Indien Arbeiter angeworben. Die Auswanderung indischer Landwirtschaftsarbeiter war zunächst keine Folge des Überflusses an Arbeitskräften in Indien, sondern wurde durch die Folgen der Sklavenemanzipation hervorgerufen. Die Pflanzer, die bis dahin mit Negersklaven gearbeitet hatten, sahen sich plötzlich ohne Arbeiter und waren gezwungen, einen Ersatz für die Neger zu suchen. Eine der ersten Kolonien, die in Indien Arbeiter anwerben ließ, war Mauritius im Jahre 1834. Es folgten die westindischen Inseln. Da sich sehr bald Mißstände sowohl bei der Werbung wie besonders bei der Behandlung der Arbeiter zeigten, nahm die indische Regierung die Überwachung in die Hand und erlaubte die Auswanderung nur in solche Gebiete, in denen ihr alle Voraussetzungen für ein erträgliches Dasein ihrer Untertanen gewährleistet schienen. So verbot sie 1878 die Kulianwerbung für Französisch Guayana, 1882 für Réunion, 1884 für die Französischen Antillen, da sie mit der Behandlung nicht zufrieden war 1 ). Ob das der wirkliche Grund war oder ob nicht auch weniger humane Erwägungen, reine Konkurrenzbefürchtungen, dabei eine Rolle spielten, ist nicht immer zu erkennen 2 ). Zweifellos hat aber der steigende Bedarf an Lohnarbeitern in Indien selbst und in den nahe gelegenen Wirtschaftskolonien Ceylon und Britisch-Malaya dazu geführt, daß die indische Regierung die Zahl der Wirtschaftsgebiete, deren Unternehmer in Vorderindien Arbeiter anwerben dürfen, immer mehr einschränkte. Nachdem zunächst die Auswanderung von Arbeitern für die französischen Kolonien gesperrt worden war, wurde durch eine Verordnung vom 28. März 1916 auch den englischen Kolonien Jamaika, Trinidad, Guayana, Fidschi und der holländischen Kolonie Guayana die Erlaubnis 1 2

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) Nr. 29: Zimmermann, S. 169. ) Nr. 20: Schippel, S. 145.

entzogen, indische K u l i s nach Abschluß eines m e h r j ä h r i g e n A r beitskontraktes einzuführen. Seit 1916 w e r d e n indische A r b e i t e r n u r m e h r f ü r f o l g e n d e Plantagengebiete angeworben: 1) D a s südindische P l a n t a g e n g e b i e t d e r W e s t - G h a t s , 2) das nordindische P l a n t a g e n g e b i e t v o n Bengalen u n d Assam, 3) das P l a n t a g e n g e b i e t Ceylons, 4) das P l a n t a g e n g e b i e t Britisch-Malayas. H i e r ist gleich die F e s t s t e l l u n g zu machen, d a ß die A r b e i t e r f ü r die P l a n t a g e n d e r W e s t - G h a t s , C e y l o n s u n d M a l a y a s alle a u s d e r P r ä s i d e n t s c h a f t M a d r a s s t a m m e n , w ä h r e n d Assam seine K r ä f t e a u ß e r in N o r d m a d r a s noch in Bengalen, B i h a r u n d Orissa, d e n Vereinigten P r o v i n z e n u n d in d e r Z e n t r a l p r o v i n z a n w i r b t . W i r stehen n u n v o r d e r F r a g e nach d e n G r ü n d e n , aus d e n e n d e r I n d e r sich b e r e i t f i n d e t , L o h n a r b e i t in n ä h e r e r o d e r g r ö ß e r e r E n t f e r n u n g v o n d e r h e i m a t l i c h e n Scholle a n z u n e h m e n . Von H a u s a u s liebt es d e r I n d e r nicht, seine e n g e r e H e i m a t zu verlassen. Ist er e i n m a l d a z u g e z w u n g e n , so b e m ü h t e r sich, möglichst schnell w i e d e r in sein Dorf z u r ü c k z u k e h r e n , w e n n e r nicht d i e Möglichkeit h a t , j e d e s J a h r r e g e l m ä ß i g z u r E r n t e o d e r z u r A u s s a a t nach H a u s e zu gehen. D e r A u s w a n d e r u n g steht d e r Ind e r meist a b l e h n e n d g e g e n ü b e r , eine Einstellung, zu d e r u. a. auch G l a u b e n s v o r s c h r i f t e n f ü h r e n , soweit es sich u m A n h ä n g e r des H i n d u i s m u s h a n d e l t , zu d e m sich nach d e m Zensus v o n 1931 68 P r o z e n t d e r B e v ö l k e r u n g Indiens b e k e n n e n . W i e k e i n e a n d e r e Religion, schränkt d e r H i n d u i s m u s das W i r t s c h a f t s l e b e n seiner A n h ä n g e r ein. Mitglieder einer K a s t e f i n d e n bei i h r e r R ü c k k e h r a u s d e m A u s l a n d e g r o ß e Schwierigkeiten vor, w i e d e r in d e n Kas t e n v e r b a n d a u f g e n o m m e n zu w e r d e n . Sie w e r d e n b o y k o t t i e r t u n d sind vom gesellschaftlichen L e b e n ausgeschlossen. N u n g e h ö r t die M e h r z a h l d e r a u s w a n d e r n d e n A r b e i t e r d e n u n t e r s t e n K a sten, w e n n nicht d e r G r u p p e d e r „outcasts", d e r U n b e r ü h r b a r e n , an, d e r e n Zahl nach d e m Zensus v o n 1921 60 Millionen b e t r ä g t . Diese h a b e n n a t ü r l i c h nicht die gleichen H e m m u n g e n w i e die sozial h ö h e r s t e h e n d e n L a n d s l e u t e . Im Gegenteil, im A u s l a n d e f ü h len sie nicht d a u e r n d d e n Makel, d e r i h r e r E x i s t e n z a n h a f t e t . T r o t z d e m e m p f i n d e n auch solche P e r s o n e n h ä u f i g die A u s w a n d e r u n g als e t w a s E n t e h r e n d e s . Sie entschuldigen i h r e n Schritt mit ä u ß e r e n U m s t ä n d e n , die i h n e n k e i n e n a n d e r e n A u s w e g l i e ß e n 3 ) . D i e w i r k l i c h e n G r ü n d e jedoch, die diese Menschen d a z u f ü h ren, die H e i m a t zu verlassen, liegen auf wirtschaftlichem Gebiete. Es ist die Not, die in w e i t e n K r e i s e n d e r indischen L a n d b e v ö l k e r u n g ständig herrscht. D i e Not e r g i b t sich e i n m a l a u s n a t ü r l i chen Verhältnissen, z u m a n d e r n a u s E i g e n h e i t e n in d e r w i r t s c h a f t lichen u n d sozialen O r g a n i s a t i o n 3 a ) . In allen Jahresberichten, d i e ü b e r d e n E r f o l g d e r W e r b u n g ») Nr. 4: Dennery, S. 213. ) Nr. 42: Hasan: Die Armut Indiens.

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von A r b e i t e r n f ü r P l a n t a g e n b e t r i e b e A u s k u n f t geben, f i n d e n w i r A n g a b e n ü b e r d e n E r n t e a u s f a l l in d e n W e r b e g e b i e t e n . Ist die E r n t e dort z u f r i e d e n s t e l l e n d gewesen, so g e h t die Zahl d e r Ausw a n d e r e r zurück, u m in J a h r e n mit M i ß e r n t e n s e h r s t a r k anzusteigen. Mit A u s n a h m e d e r Gebiete, in d e n e n sich d e r A c k e r b a u auf künstliche B e w ä s s e r u n g stützt, b e s t i m m t d e r S o m m e r m o n s u n die Landwirtschaft, u n d v o n seiner D a u e r u n d E r g i e b i g k e i t h ä n g t das Wohl und W e h e g r o ß e r Teile Indiens ab. E i n e schwache Ausbildung des Monsuns h a t g r o ß e Trockenheit z u r Folge. E i n e K a r t e der V e r b r e i t u n g d e r h ä u f i g s t e n D ü r r e n in I n d i e n zeigt, d a ß fast die gesamte dicht b e s i e d e l t e P r ä s i d e n t s c h a f t M a d r a s zu d e n Teilen Indiens gehört, die i m m e r w i e d e r v o n D ü r r e n u n d d e n i h n e n f o l g e n d e n H u n g e r s n ö t e n heimgesucht w e r d e n 4 ) . E i n e n einzelnen E r n t e a u s f a l l k ö n n e n die wirtschaftlich nicht allzu schlecht gestellten B a u e r n noch e r t r a g e n ; folgen a b e r m e h r e r e M i ß j a h r e a u f e i n a n d e r , so g e r a t e n auch sie, w i e i h r e ä r m e r e n L a n d s l e u t e , in große Not. In d e r h e i ß e n , d ü r r e n Jahreszeit, d e n M o n a t e n M ä r z bis Juni, r u h t in I n d i e n alle A r b e i t auf d e n F e l d e r n . D a h e r beobachtet m a n in diesen M o n a t e n d e r A r b e i t s r u h e eine v e r s t ä r k t e T ä t i g k e i t d e r Werber. D i e n a t ü r l i c h e n V e r h ä l t n i s s e reichen n i d i t aus, u m die in so g r o ß e m U m f a n g e e r f o l g e n d e A b - u n d A u s w a n d e r u n g zu e r k l ä ren. S t ä r k e r als diese d r ä n g e n die w i r t s c h a f t l i c h e n u n d sozialen V e r h ä l t n i s s e d e n wirtschaftlich schwächsten Teil d e r Bevölker u n g z u m Verlassen d e r H e i m a t . Von d e n I n d e r n w e r d e n die F o l g e n d e r m o d e r n e n i n d u s t r i e l len E n t w i c k l u n g als die H a u p t u r s a c h e hingestellt, v o n d e n E n g l ä n d e r n a b e r die Besitzverhältnisse. I n d i e n ist nicht i m m e r ein L a n d gewesen, das ü b e r w i e g e n d R o h s t o f f e auf d e n W e l t m a r k t b r i n g t , s o n d e r n seit B e g i n n d e r Kolonialgeschichte bis zu A n f a n g des v o r i g e n J a h r h u n d e r t s l i e f e r t e es n e b e n G e w ü r z e n u n d D r o g e n v o r allen D i n g e n E r z e u g n i s s e des G e w e r b e f l e i ß e s seiner B e w o h n e r , T e x t i l w a r e n , z. B. Mousseline u n d Calicos. Besonders in M a d r a s b l ü h t e die T e x t i l i n d u s t r i e , die h e u t e noch die e r s t e I n d u s t r i e I n d i e n s ist. Sie h a t a b e r im L a u f e des 19. J a h r h u n d e r t s infolge d e r englischen W i r t s c h a f t s u n d Zollpolitik, die in e r s t e r Linie die E i n f u h r d e r b i l l i g e r e n englischen M a s c h i n e n f a b r i k a t e u n d die P r o d u k t i o n v o n R o h s t o f f e n f ü r d e n E x p o r t b e g ü n s t i g t e , einen s e h r s t a r k e n R ü c k g a n g e r f a h ren. D i e F o l g e d a v o n ist, d a ß die b l ü h e n d e n einheimischen T e x tilindustrien zum g r ö ß t e n Teil z u g r u n d e g e g a n g e n sind u n d mit i h n e n das G e w e r b e d e r F ä r b e r . Doch sind diese b e i d e n Zweige nicht die einzigen, die durch die europäische K o n k u r r e n z a n d e n A b g r u n d gebracht w u r d e n . W i e i h n e n e r g i n g es z. B. auch d e m *) Vergl. die Karte von Wehrli in Andree's Geogr. des Welthandels, S. 272. 10

Kunsthandwerk, das vor allem in Südindien in hoher Blüte und auf künstlerischer Höhe s t a n d 5 ) . Die Folge der Vernichtung d e r einheimischen Industrien w a r eine starke Rückkehr zum Ackerbau. Noch der Zensus von 1921 zeigt, daß seit 1911 die Zahl d e r in der Landwirtschaft Tätigen schneller als die Gesamtbevölkerung zugenommen hat. Durch Akk e r b a u verdienten in Indien ihren Lebensunterhalt im J a h r e 1871: 61%, 1901: 66%; 1911: 71%, 1921: 73% der Gesamtbevölkerung. In Madras sind h e u t e 71% d e r Bevölkerung von der L a n d wirtschaft abhängig. Wie im übrigen Indien ist auch hier d e r Prozentsatz in den letzten Jahrzehnten gestiegen. F r ü h e r w a r e n F r a u e n der untersten Schichten in der Lage, ihren Lebensunterhalt durch Reisschälen zu verdienen. Diese Möglichkeit ist ihnen heute durch die Maschine genommen. Ebenso wird das E n t k e r n e n der Baumwolle, das Holzschneiden, Oelpressen, Getreidestampfen usw. durch die Maschine besorgt 8 ). D e r F o r t f a l l dieser Betätigungs- u n d Erwerbsmöglichkeiten in den kritischen Monaten hat viele Familien in Indien geschädigt. D e r A n b a u von Baumwolle, Erdnüssen und Ölsaaten, d e r heute in höherem Maße als f r ü h e r erfolgt, verlangt eine geringere Anzahl von menschlichen A r b e i t s k r ä f t e n und beschlagnahmt große Flächen, die f r ü h e r zum A n b a u von solchen P r o d u k t e n benutzt w u r d e n , die d i r e k t zur E r n ä h r u n g dienten. Es müssen daher in solche Zentren des Anbaues von H a n d e l s p r o d u k t e n erhebliche Mengen von Reis u n d Getreide e i n g e f ü h r t werden. Solange die Preise d a f ü r normal sind, k a n n die a r m e Bevölkerung noch kaufen. Sie gerät a b e r bei der geringsten Preissteigerung in Not. Gerade in solchen Gebieten ist von dem finanziell k r ä f t i g e n Bevölkerungsteil der Boden der verschuldeten Bauern übernommen und mit P r o d u k t e n bepflanzt worden, die f ü r die A u s f u h r bestimmt sind. Die von i h r e r Scholle Verdrängten müssen als Tagelöhner und Knechte im Dienste der W o h l h a b e n d e r e n arbeiten. Infolge der Zunahme der im Dienste der Landwirtschaft stehenden Bevölkerung h a t sich die Größe der Fläche, die auf den Kopf der davon Lebenden entfällt, verringert. Im J a h r e 1901/02 kamen auf den Kopf 51,8 A r ; 1911/12: 50,2 A r ; 1917/18: 36,4 A r Ackerland 7). Eine weitere Folge der Zunahme d e r Landwirtschaftsbevölker u n g ist die steigende B o d e n z e r s p l i t t e r u n g oder die P a r z e l l i e r u n g des Grundbesitzes. Diesem Vorgange schreiben die Engländer vor allen Dingen die Schuld an der schlechten Wirtschaftslage der indischen B a u e r n zu. Die Erbgesetze der Hindus sowohl wie der Mohammedaner sind der Anlaß zu dieser weitgehenden Zerteilung des Landes, da m a n bei Erbteilungen jedem Erbberechtigten Anteil an j e d e r Bodenart geben will. „Jedem Kinde soll nicht n u r ein gleiches Erbe, sondern ein nach Nr. 64: Wehrli, S. 20; Nr. 31: Borchers, S. 60. ®) Nr. 31: Borchers, S.61. 7 ) Nr. 44: Hussain, S. 16.

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Güte des Bodens gleichartiger Anteil zufallen 8 )." Daher wird j e des Feld in eine gleiche Anzahl Stücke geteilt. Sehr groß ist die Zahl derjenigen, die nur als Pächter einen Betrieb bewirtschaften. In Madras ist ihre Zahl von 1911—1921 beträchtlich gestiegen. Die Zahl der Landwirtschaftsarbeiter macht in Indien nach dem Zensus von 1931: 30,7% der Landwirtschaftsbevölkerung aus. Eine sehr verhängnisvolle Rolle spielt im Leben des indischen Bauern der Geldverleiher, der Dorfwucherer, von dessen Beruf K r a u s sagt, daß er sich unter der geordneten englischen Herrschaft am gedeihlichsten von allen Berufen entwickelt habe 6 ). In fast allen Teilen Indiens sind sehr viele Bauern verschuldet, was bei dem zunehmenden Bevölkerungsdruck und der großen Unsicherheit der Niederschläge, mit der die indische Landwirtschaft zu kämpfen hat, nicht verwunderlich ist. Kommt ein Bauer in Not, so geht er zum Dorfwucherer in der Hoffnung auf kommende gute Ernten. Da aber der Unsicherheitsfaktor sehr groß ist, nehmen die Geldverleiher hohe Zinsen, allgemein 12 bis 24% 10). So ist es leicht möglich, daß der Bauer so verschuldet wird, daß er schließlich seine Zinsen nicht mehr zahlen kann und sein Land dem Wucherer überlassen muß, sofern es sein Eigentum ist. Ist er aber Pächter, so ist er auf Gnade und Ungnade seinem Gläubiger ausgeliefert, dessen Schuldsklave er geworden ist. Nicht alle Schulden werden durch besondere Notlagen verursacht. Ein Teil wird dem Inder durch „das starre Gesetz des Herkommens und der Kaste" aufgezwungen " ) . Der Preis, den ein junger Bauer für den Kauf seiner Braut zahlen muß, überschreitet nach D a r l i n g das Einkommen vieler Jahre 1 2 ). Durch das Borgen haben viele Landbesitzer ihre Scholle verloren und sind zu Pächtern, wenn nicht zu Landarbeitern geworden, deren Zahl sich in den Jahren 1891—1901 fast verdoppelt hat. „In erschreckendem Maße entglitt der Boden den Händen der Ackerbau treibenden Bevölkerung. Selten und dann mit großem Erfolg wurde er vom neuen Eigentümer selbst bewirtschaftet; in der Regel begnügt er sich damit, den Bauer zu seinem Arbeitssklaven herabzudrücken 13 )." Allgemein wird die Genügsamkeit des indischen Bauern im Alltagsleben, sein unermüdlicher Fleiß gelobt, und auf der anderen Seite auf seine Armut und Not hingewiesen. Hier besteht ein Widerspruch, den die Regierung einmal durch die Unsicherheit des Klimas und zum anderen durch die Neigung des Inders, bei besonderen Gelegenheiten verschwenderisch mit dem Gelde umzugehen, zu erklären sucht. Die Inder andererseits halten die ) Nr. 45: Kraus, S. 306. Nr. 45: Kraus, S. 309. 1 0 ) Nr. 31: Borchers, S. 53. " ) Nr. 45: Kraus, S. 307. " ) Nr. 45: Zitat bei Kraus, S. 307. « ) Nr. 45: Kraus, S. 309. 8

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Steuerpolitik der Regierung f ü r das Hemmnis einer gedeihlichen Entwicklung der indischen Landwirtschaft. D i e Steuern betragen im allgemeinen 50% des Reinertrages. D a b e i w e r d e n die Betriebe nach Ablauf von 30 J a h r e n auf ihren E r t r a g hin neu eingeschätzt u n d bei etwaigen Verbesserungen höher besteuert. Das hält den B a u e r u. a. davon ab, n e u e Methoden e i n z u f ü h r e n . Im ganzen gesehen ist die Lage eines außerordentlich großen Teiles der indischen B a u e r n b e v ö l k e r u n g eine recht trostlose. Dieser Zustand wird, wie w i r gesehen haben, durch eine Reihe von F a k t o r e n h e r b e i g e f ü h r t : Klima, moderne wirtschaftliche Entwicklung und die von ihr verursachte Rückkehr zur Landwirtschaft» Parzellierung des Bodens und der damit v e r b u n d e n e Kleinbesitz, Verschuldung usw. D i e Folge ist das Vorhandensein und Anwachsen der G r u p p e der Entwurzelten, des Proletariats, das auf Lohnarbeit angewiesen ist. Die Not bringt schließlich die w i r t schaftlich Schwachen u n d Schwächsten so weit, d a ß sie Arbeitsgelegenheiten annehmen, wo sie ihnen geboten w e r d e n im Inund Auslande. Es kommt sehr oft vor, daß die A u s w a n d e r u n g einer Flucht gleicht, daß sie letzte Hilfe ist, nicht immer die Ausf ü h r u n g eines gereiften Planes. Im Laufe der Betrachtung Indiens als Heimat des größten Teiles der P l a n t a g e n a r b e i t e r Südostasiens, w u r d e immer wieder auf Madras eingegangen, weil diese Provinz heute die einzige ist, die Arbeiter f ü r Ceylon u n d Malaya stellt. A u ß e r d e m ist ein Großteil der indischen Plantagenarbeiterschaft hier beheimatet. Die Bevölkerung von Madras w i r d von den D r a v i d a s gebildet, bei denen m a n etwa 4 Hauptsprachen unterscheiden k a n n : Tamil (20 Mill.), Telugu (26 Mill.), Malayalam (7 Mill.), Kanarese (11 Mill.). Im ganzen gibt es 14 Drawidasprachen, die von 71,5 Millionen gesprochen werden. Ein H a u p t c h a r a k t e r z u g der D r a widas ist ihre Arbeitsfreude, ihr Fleiß u n d ihre Ausdauer. D a h e r auch die Hochschätzung, die m a n ihnen als Landwirtschaftsarbeitern entgegenbringt, denn Menschen mit solchen Eigenschaften, die dazu noch leicht zu behandeln sind, sind in den Tropen gesucht. Die meisten A r b e i t e r in Ceylon u n d Malaya sprechen tamilisch, es folgen ihnen diejenigen, die die Telugu-Sprache haben. W i 11 c o x schätzt die Zahl der 1921 im Auslande lebenden Inder auf 2,5 Millionen 1 4 ). Von diesen stammten nahezu 2 Millionen aus Madras, dessen Gesamtbevölkerung sich im J a h r e 1931 auf 47 193 000 belief mit einer Dichte von 127 p r o qkm. Das V e r hältnis von 2Vs zu 2 charakterisiert die Bedeutung der Präsidentschaft Madras als Quellgebiet d e r indischen Auswanderung. F r e i lich, neben der Gesamtbevölkerung Indiens (1931: 352 837 000) verschwinden die 21/? Millionen Inder, die verstreut in A f r i k a , Asien und A m e r i k a leben; aber f ü r Madras ist die Bedeutung dieser G r u p p e recht groß. D a f ü r ein Beispiel: im J a h r e 1930 w u r den von Arbeitern aus Malaya 37 128 Geldsendungen in einem Betrage von Rs. 3 265 132 nach Madras geschickt. D a b e i bringen ») Nr. 28: Willcox, S. 592. 13.

die meisten Arbeiter ihre Ersparnisse in b a r e m Gelde oder in F o r m von Schmuck persönlich nach Hause. Noch größere Summen fließen aus Ceylon j ä h r l i c h nach Südindien. F ü r die A u s w a n d e r u n g n a d i Ceylon u n d Malaya kommen in der Hauptsache die auf der Ostseite d e r West-Ghats gelegenen dicht bevölkerten D i s t r i k t e in Betracht, u n d zwar f ü r Ceylon die südlichsten, in Tinnevelly, Ramnat, Madura, T a n j o r e , Trichinopoly und Salem, f ü r M a l a y a : Chingleput, Nord- und Südarcot und die schon genannten Bezirke Salem, Trichinopoly, T a n j o r e und Madura, w ä h r e n d die nördlichsten von G u n t u r bis G a n j a m mit ihrer Wanderrichtung nach Assam u n d B u r m a hinweisen.

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K a p . III.

Vorderindien und sein Bedarf an Plantagenarbeitern. Vorderindien hat zwei wichtige Plantagengebiete, die beide in Randlage liegen: das erste in Südindien entlang den Hängen der West-Ghats, in der Provinz Coorg, den Nilgiri-Bergen, dem Distrikte Malabar, den Anamalai und Shevaroy-Bergen der Präsidentschaft Madras und im Bergland von Travancore; das zweite im äußersten Norden des indischen Reidies, in Assam und im Norden von Bengalen. Während in Südindien die Pflanzer sich dem Anbau von verschiedenen tropischen Pflanzen zugewandt haben, beherrscht in Assam und in Nordbengalen der Tee allein das Feld. Er hat die bedeutendste Plantagenindustrie ins Leben gerufen, die Vorderindien besitzt. Im Jahre 1929 hatte Indien eine Plantagenflädie der wichtigsten Produkte: Tee, Kaffee und Kautschuk von rund 454 600 ha, von denen 319 300 ha oder 70,3% mit Tee bepflanzt waren, 66000 ha oder 14,5% mit Kaffee, und 69 200 ha oder 15,2% mit Kautschuk. Während Kaffeeplantagen nur in Südindien, Kautschukplantagen in Südindien und Burma verbreitet sind, finden wir Teepflanzungen sowohl an den West-Ghats wie in Nordindien. Es liegen 253 000 ha oder 79% des Teeareals in Nordindien, und zwar in Assam 174 000 ha, in Bengalen 79 000 ha. Auf den indischen Plantagen wurden im Jahre 1929 im Tagesdurchschnitt 1 071 680 Arbeiter beschäftigt. Davon in Teepflanzungen 930 472 oder 86,9% Kaffeepflanzungen 92 504 oder 8,6% Kautschukpflanzungen 48 704 oder 4,5% Bei einem Vergleich der Prozentzahlen der Anteile, die auf die Größe der Areale und der Arbeiterschaft entfallen, stellen wir fest, daß die Teepflanzungen die arbeitsintensivsten Betriebe sind, es folgen ihnen zunächst die Kaffee- und in weitem Abstände die Kautschukpflanzungen. Nordindien besitzt 253 000 ha oder 55,6% der Gesamtplantagenflädie, aber bedeutend mehr Arbeiter, nämlich 754 380 oder 74,56% der gesamten Plantagenarbeiter Indiens I ). Alle Zahlenangaben sind Nr. 56: Report of the Royal Commission on Labour, S. 350—51 entnommen.

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Die Lösung der Arbeiterfrage ist in den beiden Plantagengebieten in verschiedener Weise von der indischen Regierung behandelt worden. Assam ist hierbei von j e h e r auf gleiche Stufe gestellt worden mit außerindischen Gebieten, etwa Ceylon, BritischMalaya oder einem anderen noch entfernter liegenden Plantagengebiet. Die Pflanzer Südindiens dagegen sind in ihrem Bestreben, Arbeiter anzuwerben und ins Hochland zu bringen, durch Vorschriften seitens der Regierung k a u m beengt worden. Dieser Unterschied w i r k t sich sehr stark in der Literatur aus. Während wir f ü r Assam eine umfangreiche amtliche Literatur haben, sind die Quellen über die Verhältnisse auf den Pflanzungen Südindiens spärlich. Ein wichtiger G r u n d f ü r diese verschiedene Behandlung von Gebieten, die beide zu Indien gehören, ist darin zu suchen, daß im Süden die heimatlichen Distrikte der Arbeiter in nächster Nähe der Plantagendistrikte liegen, während im Norden die Arbeiter zunädist eine sehr lange Reise zu unternehmen haben, ehe sie zu den entlegenen Arbeitsstätten gelangen. A. Das südindische Plantagengebiet. Bei dem südindischen Plantagengebiet handelt es sich niciit um ein geschlossenes Gebiet wie z. B. in Ceylon, sondern die Plantagen treten in einzelnen Bezirken der West-Ghats und entlang der Malabarküste auf. Dabei liegen sie in den am weitesten westlich gelegenen Gebirgszügen der Ghats meist am Osthange, da hier der Südwestmonsun nicht so stark wütet, der am Westhange die Pflanzen beschädigen und den Boden wegspülen würde. Weiter landeinwärts liegen die Plantagen auch auf der Westseite, da hier der Monsun nicht mehr seine ganze Stärke besitzt 2 ). Von den angebauten P r o d u k t e n ist der Kaffee das älteste, mit dessen plantagenmäßigem Anbau man um 1830 in Mysore begann. Von hier breitete sich der Anbau über Coorg, Wynaad, die NilgiriBerge bis nach Südtravancore hin aus. Seinen Höhepunkt erreichte er 1862. Nach diesem Jahr verlor er sehr an Bedeutung infolge der Verwüstungen, die ein Kaffeebohrer u n d eine Blattkrankheit, „Hemileia vastatrix", anrichteten, und infolge der Konk u r r e n z des brasilianischen Kaffees. Überall aber, wo der Kaffee verschwand, trat Tee an seine Stelle. Hevea brasiliensis erschien etwa um 1900. In den West-Ghats liegt die kleine Provinz C o o r g . Das wichtigste Plantagenprodukt ist hier der Kaffee, der im Jahre 1929 eine Flädhe von etwa 15 000 ha bedeckte. Neben Kaffee wird noch etwas Tee und Kautschuk angebaut. Nach Süden schließt sich an die Provinz Coorg der zur Präsidentschaft Madras gehörende Distrikt M a l a b a r an, der sowohl Tee- wie Kaffee- und Kautschukpflanzungen besitzt. Die beiden ersten P r o d u k t e werden inmitten der West-Ghats im H o c h l a n d e v o n W y n a a d in 2

) Nr. 59: Simkins, S. 155.

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einer Höhe von 800 bis 1000 m angebaut, und zwar beträgt das Teeareal 5300 ha, das des Kaffees 1600 ha 3). Die Hevea brasiliensis hat ihr Verbreitungsgebiet am Fuße der Ghats von Mangalore in Süd-Kanara bis hinunter nach Cap Comorin. M a 1 a b a r besaß 1929 5300 ha Kautschukpflanzungen 3 ). Den bedeutendsten Teil des südindischen Plantagengebietes bilden die Ränder der N i l g i r i - B e r g e 4 ) in Madras, an denen vor allem Tee und Kaffee angebaut werden 5 ). Auf dem Plateau der Nilgiri-Berge finden wir keine Plantagen, da hier die Temperaturschwankungen zu groß sind 6 ). 1929 waren 192 Teepflanzungen mit 13 000 ha vorhanden, daneben waren 6500 ha mit Kaffeepflanzungen bedeckt. Weiter finden wir nodi Teeanbau in dem Distrikte C o i m b a t o r e an den Hängen der Anamalai-Hills oder der Elephantenberge sowie denen der Palni-Berge im Distrikte M a d u r a in einer Höhe von 1000—1500 m. Im Distrikte S a l e m gibt es Kaffeepflanzungen in den Shevaroy-Hills. Der Eingeborenenstaat T r a v a n c o r e hat eine bedeutende Anzahl von Teepflanzungen (30 000 ha), daneben aber auch soldie, die Kaffee und Kautschuk produzieren. Das Hauptanbaugebiet bildet die High Range um Pirmed 7). Alle diese aufgezählten Teilgebiete des Plantagenstreifens der West-Ghats waren vor der Anlage der Pflanzungen mit Urwäldern überzogen. Daher mußten die Arbeiter aus den Ebenen heraufgeholt werden, was zu Anfang nicht leicht war, da die Menschen der Ebenen das Waldland scheuten, dessen Klima ihrer Gesundheit große Gefahren bereitet 8 ). Das Gleiche gilt auch für die Menschen, die östlich der Ghats leben. Nicht alle Plantagen sind darauf angewiesen, sämtliche Arbeiter aus größeren Entfernungen und aus anderen Distrikten heranzuholen. Die von Malabar und Travancore können innerhalb ihrer Landesgrenzen oder in größter Nähe ihre Leute anwerben, da sowohl Malabar wie Travancore dicht besiedelte Gebiete sind. In Coorg waren 1929 etwa 24 000 Arbeiter auf Pflanzungen beschäftigt, die größtenteils aus Südkanara, Malabar und Mysore stammten. In Malabar gab es in demselben Jahre rund 20 000 Pflanzungsarbeiter, die nur zum kleinsten Teile landfremd und aus Coimbatore, Salem und Mysore eingewandert waren. Die Plantagen der Nilgiri-Berge erhalten den größten Teil ihrer Arbeiterschaft, die 1929 31 000 Köpfe zählte, aus Kanara, Malabar, Coimbatore und Salem. Ein kleiner Teil kommt aus Mysore. In den Anamalai-Hills waren 1929 20 000 Arbeiter beschäftigt, die zu einem Drittel aus Coimbatore selbst stammten, der Rest aus Malabar, Salem, Tinnevelly, Madura und Trichinopoly. Die Plantagen Travancores beschäftigen insgesamt etwa 71 000 Arbeiter, ) *) 6) •) ') 8) 3

Nr. 56: Nr. 46: Nr. 46: Nr. 46: Nr. 47: Nr. 59:

Report of the R.C. S. 350—51. Krebs, S . I i ff. Krebs, S. 23. Krebs, S. 28. Krebs, S.266. Simkins, S. 156.

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die nur zum Teil aus benachbarten Distrikten der Präsidentschaft Madras stammen 9). Die Pflanzer Südindiens sind zusammengesdilossen in der „United Planters' Association of Southern India", einer Organisation, die, wie allenthalben die Pflanzerverbände, gegründet wurde, um die Beschaffung der notwendigen Arbeiter für den einzelnen Unternehmer zu erleichtern und zu organisieren. Dieser Verband warb in den Jahren 1911—1920 durchschnittlich 150 000 Arbeiter in Madras an, vor allem in Kanara, Salem, Tinnevelly, Madura und Trichinopoly. Die Werbung wird von Vorarbeitern, den sogenannten „k a ng a n i s " oder „m a i s t r i e s " 10) ausgeübt, auf die wir bei der Betrachtung Ceylons näher eingehen werden. Sie lassen sich von der Betriebsleitung ihrer Plantage Geld geben, das sie als Vorschuß denjenigen ihrer Landsleute auszahlen, die sich von ihnen überreden lassen, mit ihnen auf die Pflanzungen zu gehen. Die Arbeiter sind dazu verpflichtet, diesen Vorschuß, der in den meisten Fällen ein starkes Lockmittel gewesen ist, wieder zurückzuzahlen oder abzuarbeiten. Solange das nicht geschehen ist, dürfen sie ihre Arbeitsstelle nicht verlassen. Die Arbeit auf den Plantagen steht unter den Eingeborenen in einem guten Rufe. Die Entfernung vom Heimatdorfe ist nicht allzu groß, sodaß man zur Ernte und zur Aussaat in die Heimat zurückgehen kann. Es ist für alles gesorgt, das Leben ist regelmäßig. Jede Plantage hat eine gewisse Anzahl von Arbeitern, die dauernd bleibt, und außerdem wirbt sie jeweils für einige Monate Saisonarbeiter an. Die Arbeiter kommen gewöhnlich im Juli auf die Pflanzungen und kehren im September in ihr Heimatdorf zurück. Im November kommt wieder eine neue Welle, die nicht abnimmt, bis die Ernte im Februar, März und April eingebracht ist, sodaß die Bevölkerungsziffern in den Plantagendistrikten j e nach den Monaten variieren 11 ). Die Straßen, die von Osten oder Westen in die Ghats führen, „sind eigentlich immer besetzt von auf der Wanderschaft befindlichen Kulis" l s ). B. Das nordindisdie Plantagengebiet. Das nordindische Plantagengebiet, das dem südindischen an Bedeutung weit überlegen ist, wie wir zu Eingang des Kapitels sahen, gliedert sich in verschiedene Teile. Die wichtigsten Teedistrikte liegen im Brahamaputratal der Provinz Assam, es folgen die Distrikte Cachar und Sylhet im Surmatal. In Bengalen haben wir Teepflanzungen im Distrikte Darjeeling und Jalpaiguri. ») Nr. 47: Krebs, S. 267. « ) Nr. 56: Report of the R. C., S. 355. " ) Nr. 59: Simkins, S. 156. " ) Nr. 47: Krebs, S. 267.

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W ä h r e n d das südindische Plantagengebiet, wie die ü b r i g e n Pflanzungsgebiete Südostasiens in der Nähe der Küste gelegen, eine äußerst günstige Verkehrslage besitzt, liegen die Plantagen Nordindiens in den entlegensten Teilen des indischen Reiches, viele h u n d e r t Kilometer von d e r Küste entfernt. Bei Assam w i r d diese Ungunst der Lage durch die große Verkehrsader, den Brah a m a p u t r a und seine Nebenflüsse, besonders den Surma, gemildert, die wegen ihres Wasserreichtums das ganze Jahr schiffbar sind und bis zum Beginn des J a h r h u n d e r t s die einzige Verkehrsmöglichkeit boten. D a r j e e l i n g und Jalpaiguri sind nicht unmittelbare Anlieger an diesem großartigen Verkehrsnetz, sie w u r den daher zuerst mit der Küste durch eine Eisenbahn v e r b u n d e n . 1823 f a n d der Engländer R. B r u c e in der Gegend von Sadiya im Distrikte L a k h i m p u r wilde Teepflanzen. Aber erst 1850 gelingt bei D i b r u g a r h die Anlage der ersten gewinnbringenden Plantage, und 1859 zählt m a n in Assam schon m e h r als 50 Pflanzungen I3 ). In den Folge j ä h r e n setzt in Assam die gleiche Entwicklung ein, wie sie in Ceylon in der Geschichte des Kaffeeanbaues in den Jahren 1835 bis 1845 zu beobachten ist. Die Spekulation bemächtigt sich des Feldes, es schießen neue Gesellschaften wie Pilze aus dem Boden. D e r „Boom" endet mit einem gewaltigen Zusammenbruch, der im J a h r e 1864 einsetzt u n d seinen Höhepunkt 1867 erreicht. Die f u r c h t b a r e n A u s w i r k u n g e n dieser Krise schildert uns recht anschaulich ein Deutscher, O. F 1 e x , der in diesen Jahren als Teepflanzer in Assam arbeitete " ) . Nachdem alle unsoliden Gesellschaften zusammengebrochen waren, erholten sich die gut f u n d i e r t e n U n t e r n e h m u n g e n allmählich wieder. N u n dehnt sich in den folgenden Jahrzehnten die mit Tee b e b a u t e Fläche unaufhörlich aus. D e r T e e a n b a u beschränkte sich sehr bald nicht m e h r auf den äußersten Nordosten der Provinz Assam, den Distrikt L a k h i m p u r , sondern es kommen als Teeanbaugebiete hinzu: Sibsagar, Nowgong, D a r rang, Cachar und Sylhet. Das Hauptproblem d e r Teeplantagen ist seit den ersten Jahren des Anbaues die A r b e i t e r f r a g e gewesen, da der Assamese wie der Bewohner von Nordbengalen es im allgemeinen ablehnt, Lohnarbeit zu verrichten. Im Gegensatz zu China w e r d e n in Indien und in Ceylon alle Arbeitsvorgänge bei der Verarbeitung der Teernte heute nach Möglichkeit durch Maschinen besorgt, was den Arbeiterbedarf bedeutend v e r m i n d e r t hat. Aber f ü r die Arbeit in den Pflanzungen selbst: das Roden, Jäten, Hacken, Beschneiden der Sträucher u n d besonders f ü r das eine Unmenge von gewandten Arbeitshänden e r f o r d e r n d e Pflücken d e r kleinen Blättchen haben w i r keine den Menschen ersetzenden Maschinen. D a h e r sind die Pflanzer immer auf ein E i n f ü h r e n der H i l f s k r ä f t e angewiesen. Bei der Untersuchung der Arbeiterbeschaffungsfrage ist Bengalen getrennt zu betrachten, da seine Teedistrikte bedeu13

) Nr. 30: Becker, S. 234. ») Nr. 38a: Flex, S. 217 ff.

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tend günstiger zu den Quellen der menschlichen Arbeitskraft liegen, was sich in der gesetzlichen Regelung der Arbeiterfrage auswirkt. Während die Arbeiterversorgung Assams etwa seit 1860 unter scharfer Kontrolle steht, kennen wir derartiges in Darjeeling und Jalpaiguri nicht. a) D a r j e e l i n g u n d

Jalpaiguri.

D a r j e e l i n g , der Grenzdistrikt Bengalens gegen Sikkim, der im Westen an Nepal, im Osten an Bhutan stößt, gliedert sich in zwei Teile. Einmal haben wir die Rücken und Täler des „Lower Himalaya" und zum zweiten das mit Dschungel bedeckte Terrassenland, den ebenen Tarai-Gürtel an dessen Fuß 1 5 ). In beiden Teilen finden wir Plantagen, sowohl an den Berghängen bis zu Höhen von 2000 m, wie im Tarai, das nur eine Höhe von 100 m über dem Meeresspiegel hat. Die Pflanzungen dehnen sich in einem Umfange von rund 25 700 ha aus und beschäftigten 1929 etwa 66 000 Arbeiter. J a l p a i g u r i übertrifft in seiner Bedeutung als Teeanbaugebiet Darjeeling. Die Plantagen liegen hier in den West-Duars, die den Ubergang von der Ebene zum Gebirge vermitteln und sich zu Höhen zwischen 4—500 m erheben. Ehemals dicht bewaldet, tragen die Plateaus heute weithin zwischen den beiden Flüssen Tista und Daina Teeplantagen in einer Ausdehnung von 51 000 ha mit einer Arbeiterschaft von 126 000 Menschen im Jahre 1929 le ). Die Teeanbaufläche Nordbengalens betrug: 1875: 10 680 ha 1900 : 53 810 ha 1885: 25 700 ha 1930: 79 000 ha 1 7 ). Darjeelings Arbeiter sind in den meisten Fällen die Nachkommen von Einwanderern aus Sikkim und Nepal. Wir finden sie allerdings nur im Bereiche des „Lower Himalaya", da dessen Klima gesund ist 1 8 ). Im Tarai können keine Arbeiter aus den beiden genannten Staaten arbeiten, sondern hier treffen wir nur Leute aus Santal Parganas in der Provinz Bihar. Audi heute findet noch eine Einwanderung aus Nepal und Sikkim statt. Die Pflanzer können keine Werber nach Nepal senden. Alle Arbeiter, die von dort kommen, tun dies aus eigenem Antrieb. Jalpaiguri erhält seine Arbeiter aus einer größeren Entfernung als der Nachbardistrikt. Die meisten wandern aus der Provinz Bihar-Orissa ein, und zwar aus den Distrikten Ranchi und Santal Parganas. Nur in höheren Teilen verdrängen Nepalesen die Oraons und Mundas aus Bihar-Orissa 19). Viele Arbeiter haben sich auf den Plantagen " ) Nr. 56: Nr. 56: « ) Nr. 11: Nr. 43: 19 ) Nr. 40: 20

Report of the R. C., S. 356. Report of the R. C., S. 357. Kiefer, S. 32 (1875—1900). Gazetteer. Gazetteer Bd. 14 Jalpaiguri.

angesiedelt, die restlichen kommen alle nur für kurze Zeit, meist 6—9 Monate, und sind durch keinen Arbeitsvertrag an die Arbeitsstelle gebunden, während sich die Plantagenarbeiter Assams bis 1916 auf mehrere Jahre verpflichteten. Die Freiheit der Arbeiter in Nordbengalen ist wohl der Hauptgrund dafür, daß die Pflanzer bei der Beschaffung der Arbeiter aus Bihar-Orissa nicht ähnlich große Schwierigkeiten haben wie ihre Kollegen in Assam, die ebenfalls einen hohen Prozentsatz ihrer Kräfte aus dieser Provinz beziehen. Die Tatsache, daß Bihar-Orissa bis 1912 keine selbständige Provinz war, sondern zu Bengalen gehörte, wird ebenfalls hier von Einfluß sein. b) A s s a m . Die Provinz Assam hat den größten Anteil an den Plantagen Indiens, wie oben gezeigt wurde. Die Teegärten dieser Provinz beschäftigen dreiviertel aller indischen Pflanzungsarbeiter. Nicht alle Distrikte eignen sich in gleicher Weise für die Teekultur. Es sind einmal die Distrikte des Brahamaputratales. Dabei steigert sich die Intensität der Teekultur, j e weiter wir den Brahamaputra aufwärts fahren. Wir haben für diese Steigerung einen sehr guten Ausdruck in der Größe der auf den Plantagen lebenden Bevölkerung, die allerdings noch nicht mit der Größe der Arbeiterschaft gleich zu setzen ist: Goalapara 5 000 Kamrup 7 000 Nowgong 23 000 Darrang 132 000 Sibsagar 234 000 Lakhimpur 250 000 20) Die Garo-, Khasi-, Jaintia-, Naga Hills trennen das Teegebiet des Brahamaputratales von dem des Surmatales, in dem die Distrikte Cachar und Sylhet liegen, die eine Arbeiterbevölkerung von 147 000 bezw. 177 000 haben. Die Plantagen der beiden Täler liegen auf den hohen, gegen Überschwemmungen geschützten Flußterrassen, die sich für den Reisanbau nicht eignen und daher von der eingeborenen Bevölkerung nicht unter Kultur genommen worden sind und häufig mit einem dichten Urwald bedeckt waren. Das Roden des Urwaldes wurde vielfach von Assamesen besorgt. Sonst lassen sich diese als Aufseher, Pflanzungspolizisten und höchstens als Arbeiter bei der eigentlichen Teebereitung, also für Diepste im inneren Betriebe einer Plantage anwerben. Alle übrigen Arbeiten werden von Kräften verrichtet, die eingewandert oder eingeführt sind. Da sich die Teeanbaufläche Jahr für Jahr vergrößerte, so mußte audi in gleicher Weise die auf den Plantagen lebende Arbeiterschaft und deren Angehörige zunehmen. Die Anbaufläche betrug in Assam: Nr. 33: Zensus 1931, Part. II, Prov. Tables III.

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1890 : 93 540 ha 1875:35 350 ha 1900: 133 620 ha 1880: 62 210 ha 1930: 174 000 h a " ) 1885 : 79 960 ha Man zählte in Assam: 1865: 100 000 Kulis 1900 662 500 Kulis 1880: 187 000 Kulis 1910 763 200 Kulis 1885 : 291 600 Kulis 1920 1 011 000 Kulis 1890 : 408 100 Kulis 1930 1 065 000 Kulis 22 ). Das sind natürlich nicht alles erwachsene Arbeiter, sondern auch deren Frauen und Kinder, die z. T. nicht auf den Pflanzungen beschäftigt werden. 1. Die Herkunftsgebiete der Arbeiter. Bis etwa zum Jahre 1859, solange der Bedarf an Arbeitern noch nicht besonders angewachsen war, konnten die Pflanzer Assamesen vom Stamme der Kachari anwerben 23). 1853 begann die „Assam Company" schon Arbeiter aus dem benachbarten Bengalen einzuführen 24 ). Mit der fortschreitenden Entwicklung genügten die eingeborenen Arbeiter nidbt mehr und man war auf andere Provinzen angewiesen. Welchen Umfang diese Abhängigkeit erreichte, zeigen folgende Zahlenbeispiele: 1883 waren von den 157 622 erwachsenen Arbeitern nur 8 208 oder 5,2% in Assam geboren, die anderen 94,8% stammten aus anderen Provinzen 26 ). 1928 gab es in Assam 615 479 Arbeiter 26 ), die sich ihrer Herkunft nach folgendermaßen verteilen: Unit. Prov., Bengalen und Bihar 220 474 35,9% Chota Nagpur u. Santal Parganas 191 838 31,1 % Zentral-Provinzen 78 558 12,8% Madras 59176 9,6% Assam 57 498 9,3% Rest 7 935 1,2% 615 479 100,0% ") Assam stellt nach dieser Übersicht nur 9,3% der Arbeiter. Es hat sich also auch heute noch nicht viel geändert. In den ersten Jahrzehnten der Einwanderung kamen sehr viele Arbeiter aus den Assam zunächst liegenden Distrikten Bengalens. Bei der Steigerung des Bedarfs und der einsetzenden Industrialisierung Bengalens müssen weitere Distrikte durch Werbung 21 ) 22 )

Nr. 11: Kiefer, S. 32 für 1875—1900. 1880—1900 Nr. 51: Reports oil the Administr. 1910—1930 Nr. 54: Reports on Immigr. Lab. in the Province of Assam. « ) Nr. 40: Gazetteer Bd. I. 24 ) Nr. 39: Gait, S. 355. 26 ) Nr. 37: Das, S. 27. 28 ) In dieser Zahl sind auch Arbeiter anderer Industrien enthalten, etwa 50 000. ") Nr. 54: Report on Immigr. Labour, 1928/29.

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für Assam erschlossen werden. Einmal gehen die Werber die dicht besiedelte Gangesebene hinauf nach Bihar und den Vereinigten Provinzen, zum anderen auf das Hochland von Dekan, wo das Chota Nagpur Plateau, das zur Provinz Bihar-Orissa gehört, die Zentral-Provinzen und Berar eine große Bedeutung erlangen. Diese Vergrößerung des Einzugsbereiches ist eine Folge der Erschließung Vorderindiens durch Eisenbahnen. Es sind immer solche Bezirke, durch die oder in deren Nähe Eisenbahnen führen, die sich besonders an der Lieferung von Arbeitern für das Bedarfsgebiet Assam beteiligen. Am höchsten schätzt man die sogenannten „jungly coolies" der Zentral-Provinzen und von Chota Nagpur, weil sie am besten das Klima Assams vertragen und die geeignetsten Arbeiter für Teepflanzungen stellen. Eine ganz besondere Bedeutung hat das C h o t a N a g p u r P l a t e a u , das als Waldland ein Rückzugsgebiet für drawidische Bevölkerungselemente ist, z. B. die Munda und Oraons s s ). Vor allem sind es die Distrikte Ranchi, Singhbum, Hazaribagh und Manghbum, deren Bewohner in großer Zahl nach den Teeplantagen sowohl von Bengalen wie Assam wandern. In der Gangesebene sind es die zu Bihar gehörenden Bezirke Monghyr, Saran, Bhagalpur, Muzaffarpur, Patna, Gaya und Shahabad, die nicht für alle genügend Lebensmöglichkeiten besitzen. In dem südlich von Chota Nagpur gelegenen 29) Teile von Orissa ist Cuttack ein Auswanderungsdistrikt, ebenso wie die beiden zu Bengalen gehörenden ans Chota Nagpur-Plateau angrenzenden Bezirke Midnapur und Bankura. Die Auswanderer aus den Vereinigten Provinzen kommen fast alle aus Distrikten, die im Osten der Provinz, östlich einer Linie Allahabad—Fyzabad liegen 30 ). Es sind die „subdivisions" Benares und Gorakhpur. In steigendem Maße sendet Madras in den letzten Jahrzehnten Arbeiter aus seinem nördlichen Teile, den Bezirken Vizagapatam, Ganjam und Godavari, 1921 stammten von 54 000 Leuten der Präsidentschaft Madras 48 000 aus den drei genannten Bezirken 3 1 ). In den Zentral-Provinzen beteiligen sich seit 1902 die Bewohner der Distrikte Jubbulpore, Bilaspur, Chanda und Raipur an der Einwanderung in Assam. Von geringerer Bedeutung sind Berar, die zentralindische Agentschaft und Rajputana. Im ganzen gesehen ist ein ziemlich großer Teil Indiens in den Dienst der Versorgung der Plantagen Assams mit Arbeitskräften einbezogen. 2. Methoden der Werbung. Wir unterscheiden in der Geschichte der Arbeiteranwerbung für Assam zwei verschiedene Systeme. Schon in den ersten Jahren bildete sich die Gruppe der Berufswerber, „ c o n t r a c t o r s " , ) 2») 3) 31) 28

Nr. 44: Nr. 61: Nr. 40: Nr.36:

Husain, S.41. Stamp, S. 291. Gazetteer Bd. XXIV, S. 164. Census of Madras: Chapter Birthplace.

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auch „ a r k a 11 i s" genannt, die meist im Dienste von europäischen Firmen in Calcutta durch die Dörfer zogen und ihre Landsleute zu bewegen suchten, sich ihnen anzuschließen. Da sie aber sehr oft Betrüger waren und die einfältigen Bauern dauernd täuschten und belogen, gerieten sie sehr bald in Verruf. Schon 1863 wurde die Bestimmung erlassen, daß die „contractors" einer Lizenz für ihre Tätigkeit bedurften. In den folgenden Jahren werden eine Reihe von Gesetzen zum Schutze der Kulis erlassen. Ein Gesetz aus dem Jahre 1882 bestimmt, daß alle Werber ihre Kulis nach Dhubri in Assam zu bringen haben, wo die Arbeitskontrakte unter behördlicher Beaufsichtigung unterzeichnet werden sollten 32 ). 1889 erläßt die Regierung von Bengalen Bestimmungen über die Reiserouten, die Lieferungen von Lebensmitteln für die Arbeiter und ihre Behandlung auf dem Wege nach Assam. Das wichtigste Gesetz stammt aus dem Jahre 1901 und wird in der Literatur als „Act VI of 1901" angeführt. Nach ihm dürfen keine Werber ohne Lizenzen arbeiten. Es muß genau geprüft werden, wie der Auswanderer zu seinem Entschluß gekommen ist, als Arbeiter nach Assam zu gehen. Zu diesem Zwecke hat der Werber die Angeworbenen vor die betreffende Distriktsbehörde zu bringen. Man will Zwang, Betrug, zu starke Beeinflussung, falsche Vorspiegelungen usw. verhindern. Ja, es ist seit 1901 sogar verboten, öffentlich für Assam Propaganda zu machen. Ab 1916 werden auch lizensierte Berufswerber nicht zugelassen — eine Bestimmung des „Assam Labour and Emigration Act". Seit dem genannten Jahre können Arbeiter nurmehr durch sogenannte „ g a r d e n s a r d a r i " geworben werden, die zum ersten Male von den Pflanzern Cachars verwendet wurden. Ein Gesetz aus dem Jahre 1870 erkennt diese Art an 3 3 ). Ein „sardari" ist ein gewöhnlicher Plantagenarbeiter, der von der Plantagenleitung in seinen Heimatdistrikt geschickt wird, um dort unter seinen Bekannten, Freunden und Verwandten neue Arbeiter anzuwerben 34 ). Man nimmt als Sardari nur zuverlässige Leute, die schon eine längere Zeit auf der Pflanzung sind und den Wunsch haben, den Angehörigen in der Heimat einen Besuch abzustatten. Man sendet sie gewöhnlich im November, Dezember auf die Reise. Die Werbesaison dauert etwa bis Februar, März, spätestens bis April 3 S ). Das ist die Zeit, in der die Arbeit auf den Feldern ruht. Der Assam verlassende Sardari erhält von seiner Plantage eine Bescheinigung, in der angegeben ist, in welcher Provinz und in welchem Distrikte er werben soll. Weiter enthält sie den Namen des Agenten, an den er empfohlen ist. Die Bescheinigung trägt er in einer Zinndose an seinem Halse. Zunächst begibt er sich zur nächsten Agentur der „Tea Districts Labour Associa) ») 34 ) s«) 32

3:

24

Nr. 37: Nr. 37: Nr. 56: Nr. 37:

R.K. Das, S. 71. Das, S. 74. Report of the R. C., S. 360. Das, S. 73.

tion" Goalundo oder Gauhati. Von der Agentur erhält der Sardari seine Fahrkarte bis zum Depot der Association in dem Distrikte, den er aufsuchen soll. Die „Labour Association" unterhält in allen wichtigen Auswanderungsbezirken Lokalagenturen und Depots. Hier erhält der Werber genügend Geld, um sein Heimatdorf aufzusuchen und dort für einige Wochen zu leben. In dieser Zeit versucht er, neue Arbeiter für seine Plantage anzuwerben. Nachdem der Distriktsagent der Association geprüft hat, ob der Angeworbene auch freiwillig nach Assam geht und ob er sich für die von ihm erwartete Arbeit eignet, macht er den Behörden von der erfolgten Anwerbung Mitteilung, wartet die Bestätigung ab und sendet dann den Neuling in Begleitung des Sardari oder eines Boten nach Goalundo oder Gauhati, wo sich die sogenannten „transit-depots" befinden. Der Sardari erhält nach seiner Rückkehr auf seine Pflanzung eine Vergütung für seine Arbeit, und zwar im Surmatal 10 Rupien, im Brahamaputratal 20 Rupien für jede angeworbene Arbeitskraft. Die Vorteile, die dieses Werbesystem bietet, wenn es gewissenhaft gehandhabt wird, sind unverkennbar. Während der berufsmäßige Werber von dem Ergebnis seiner Tätigkeit leben muß, erhält der Sardari für die Zeit seiner Reise denselben Lohn, den er auch auf der Pflanzung erhalten haben würde und ist daher nicht gezwungen, auf jeden Fall mit Erfolg zu arbeiten, was ihn unter Umständen zu Betrügereien veranlassen würde. Er bleibt mit seinen Dorfgenossen, die er angeworben hat, auch weiterhin zusammen, während der Berufswerber persönliche Beziehungen weder zu den Kulis noch zu der Plantage hat. Man schätzt, daß jährlich etwa 70% aller erwachsenen Arbeiter als Sardari ausgeschickt werden, von denen etwa ein Drittel nicht zurückkehren. Eine sehr große Zahl findet sich, ohne Erfolg gehabt zu haben, wieder ein. Daraus ergibt sich, daß jeder neue Arbeiter dem Unternehmer beträchtliche Kosten verursacht. Den Verlust der Sardari und ihre erfolglose Reise betrachtet man in Pflanzerkreisen als eine Art Rücktransport (repatriation) bzw. als Urlaub, bei dem alle Kosten dem Arbeiter bezahlt werden. 3. Das „Für" und „Wider" bei der Auswanderung nach Assam. Die Gründe, die einen Teil der Bevölkerung einzelner Provinzen nach Assam treiben, sind sehr schnell angeführt. Der Hauptgrund liegt in den Schwierigkeiten beim Erwerben der notwendigen Nahrung, sei es infolge einer außerordentlich hohen Bevölkerungsdichte, sei es infolge zu geringer Erträge, die die landwirtschaftliche Tätigkeit zeitigt. Es ist entweder Not oder der Wunsch, fruchtbares Land zur Bewirtschaftung zu erhalten, der viele veranlaßt, dem Werber zu folgen. Hinzu kommen dessen Überredungskünste und Schilderungen vom Leben und den Verdienstmöglichkeiten in Assam, das Locken des Vorschusses als treibende Elemente. Der Werber, der über reichliche Geldmittel verfügt, ist 25

schließlich das beste Beispiel dafür, welche Vorteile mit der Aus^ Wanderung nach Assam verbunden sind. Die einfältigen Menschen glauben, daß dort alle Lebensmühsale ein Ende haben werden, und daß man in kurzer Zeit ziemliche Ersparnisse machen kann. Die Pflanzer Assams klagen immer wieder darüber, daß sie nicht genügend Arbeiter erhalten können. Es herrscht sehr oft ein regelrechter Mangel an Arbeitern, besonders wenn in den Quellgebieten des Einwandererstromes gute Ernten eingebracht worden sind. In diesen Zeiten wirkt die Kehrseite Assams zu stark. Das ungesunde Klima und die damit verbundene hohe Sterblichkeit im Laufe des ersten Jahres einer Anwesenheit in Assam wirken abschreckend. Die Sterblichkeit unter den Kulis, die zum Teil mit geschwächter Gesundheit aus Teilen Indiens kamen, die ein ganz anderes Klima besitzen, ist noch bis in die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts entsetzlich hoch gewesen. Sie hat sich seitdem vermindert, da die Regierung und die Pflanzer in großzügiger Weise eine Sanierung erstrebt und keine Opfer gescheut haben. Als Hauptgründe für die hohe Sterblichkeit werden die allgemeine Ungesundheit der Provinz besonders in den ersten Jahren der Erschließung, dann der Klimawechsel sowie die Änderung der Ernährungsweise und sehr oft Hoffnungslosigkeit und Melancholie angegeben 36). Die große Entlegenheit Assams und die damit verbundene Reise, ebenso der Umstand, daß nur ein geringer Prozentsatz der Auswanderer wieder in die Heimat zurückkommt, hält viele davon ab, die besseren Lohnverhältnisse auszunutzen. Viele schreckte in früheren Jahren der Zwang ab, einen Arbeitsvertrag auf mehrere Jahre abschließen zu müssen, der unter pönaler Sanktion stand, d. h. dessen Bruch eine Rechtsverletzung bedeutete, die nicht nach dem Zivilrecht, sondern nach dem Strafrecht verfolgt wurde. Sehr oft klagen die Werber über die Konkurrenz, die ihnen die anderen Industriezentren, besonders Bombay und Calcutta machen. Überdies sind die Behörden der Rekrutierungsgebiete nicht immer mit der Auswanderung einverstanden und suchen sie zu unterbinden. Die Provinzen haben das Recht, unter bestimmten Voraussetzungen die Werbearbeit für Assam zu verbieten. Häufig sind es die christlichen Missionare, die den Werbern entgegenarbeiten, indem sie ihre Schützlinge davor warnen, auf die Teeplantagen zu gehen 3 7 ). Große Hindernisse bieten auch die Fülle von Verordnungen, die von den Werbern beachtet werden müssen. 4. Der Weg des Einwandererstromes. Die Flüsse Brahamaputra und Surma sind seit dem ersten Jahre der Einwanderung der wichtigste Wanderweg. Allerdings dauerte damals eine Reise von Calcutta bis Lakhimpur 5 bis 6 38 37

26

) Nr. 37: Das, S. 115—116. ) Nr. 30: Bedcer, S. 252.

Wochen, d a die D a m p f e r n u r t a g s ü b e r f a h r e n k ö n n e n . 1860 richt e t e die „Allgemeine Indische D a m p f s c h i f f a h r t s g e s e l l s d i a f t " e i n e n D a m p f e r d i e n s t auf d e m B r a h a m a p u t r a ein. Alle sechs Wochen beg a n n e n zwei D a m p f e r die F a h r t , d e r eine in C a l c u t t a , d e r a n d e r e in D i b r u g a r h . E r s t 1884 w u r d e ein t ä g l i c h e r D a m p f e r d i e n s t eingerichtet. H e u t e ist ein s e h r u m f a n g r e i c h e r F a h r p l a n d e r F l u ß schiffahrt v o r h a n d e n , u n d m a n k a n n von C a l c u t t a in 8 T a g e n D i b r u g a r h erreichen 38). D e r D a m p f e r ist a b e r nicht das einzige Verk e h r s m i t t e l geblieben, das A s s a m mit d e m ü b r i g e n I n d i e n v e r b i n det. 1902 w u r d e die „ E a s t e r n Bengal S t a t e R a i l w a y " , die v o n C a l c u t t a nach J a l p a i g u r i u n d D a r j e e l i n g f ü h r t , durch einen A b zweiger mit D h u b r i a n d e r G r e n z e v o n A s s a m v e r b u n d e n , v o n w o m a n d a n n d e n D a m p f e r z u r W e i t e r f a h r t b e n u t z e n m u ß t e . In d e n f o l g e n d e n J a h r e n w u r d e die Linie v o n G o l a k g a n i durch Goalp a r a u n d K a m r u p nach G a u h a t i u n d d a r ü b e r h i n a u s nach L u m ding in S ü d - N o w g o n g w e i t e r g e f ü h r t u n d erhielt h i e r d e n Anschluß a n die A s s a m - B e n g a l - R a i l w a y , die v o n C h i t t a g o n g a m bengalischen M e e r b u s e n a u s g e h t u n d B e n g a l e n mit O b e r a s s a m v e r bindet, i n d e m sie durch das S u r m a t a l f ü h r t , die B e r g k e t t e n v o n Nordcachar überwindet und dann über Lumding, Golaghat und Sibsagar schließlich S a d i y a erreicht 3 9 ). Bis z u r A n l a g e d e r E i s e n b a h n e n w u r d e n sämtliche Kulis auf D a m p f e r n ins B r a h a m a p u t r a - u n d S u r m a t a l b e f ö r d e r t . Ausgangsp u n k t e d e r Reise auf d e m S u r m a w a r C h a n d p u r , d e r j e n i g e auf d e m B r a h m a p u t r a C h a n d p u r a oder G o a l u n d o . D i e E i s e n b a h n h a t d e n K u l i t r a n s p o r t zu Schiff nicht g a n z v e r d r ä n g t . H e u t e k o m m e n die A r b e i t e r zu Schiff u n d mit d e r B a h n , j e nach d e m Bestimm u n g s o r t u n d d e r Zeit, die sie h a b e n . „In d e r k a l t e n Jahreszeit, w e n n die A n w e r b e r mit Scharen v o n Kulis nach A s s a m zurückk e h r e n , sind die D a m p f e r auf d e m B r a h m a p u t r a u n d die Eisenb a h n z ü g e oft mit E i n w a n d e r e r n a n g e f ü l l t " 4 0 ) . A b e r auch h e u t e , in einer Zeit d e r beschleunigten V e r k e h r s m ö g l i c h k e i t e n , d a u e r t die Reise eines solchen A r b e i t e r s von seiner P r o v i n z bis zu sein e r A r b e i t s s t e l l e m i n d e s t e n s eine Woche, w e n n nicht noch läng e r 41). A n d e n H a u p t s t a t i o n e n u n d L a n d e p l ä t z e n sind D e p o t s eingerichtet, in d e n e n die Kulis v e r p f l e g t u n d u n t e r g e b r a c h t w e r d e n k ö n n e n . D i e s e M a ß n a h m e n h a b e n die L a g e d e r Kulis auf d e r Reise b e d e u t e n d v e r b e s s e r t u n d die Sterblichkeit s t a r k v e r m i n d e r t , die u n t e r i h n e n in f r ü h e r e n J a h r z e h n t e n herrschte. D e r Zus t a n d d e r nach e i n e r m e h r w ö c h i g e n D a m p f e r f a h r t i r g e n d w o i n Assam l a n d e n d e n A r b e i t e r s c h a r e n w a r g e r a d e z u b e d a u e r n s w e r t in d e n T a g e n , als m a n eine F ü r s o r g e noch nicht k a n n t e . K e i n W u n d e r , d a ß in d e n e r s t e n Wochen nach d e r A n k u n f t d i e A r b e i t e r in g r o ß e r Zahl h i n w e g s t a r b e n . G e r a d e in g e s u n d h e i t l i c h e r Hinsicht ist d e r h e u t i g e n v e r b e s s e r t e n V e r k e h r s g e l e g e n h e i t s e h r viel zu v e r d a n k e n . '

a

») s») «) ")

Nr. 30: Nr. 30: Nr. 30: Nr. 56:

Becker, Becker, Becker, Report

S. 266. S. 319—20. S. 256. of the R. C., S.359. 27

5. Die Größe der Einwanderung. Dank der scharfen Überwachung und der zahlreichen gesetzlichen Bestimmungen über die Einwanderung von Arbeitern nadi Assam sind wir in der Lage, uns ein ziemlich genaues Bild von der Größe der Einwanderung zu madien. Unsere Quellen reichen allerdings nicht bis zu den ersten Jahren der Entwicklung der Teeindustrie zurück, sondern nur bis in die siebziger Jahre. Tabelle I zeigt die Größe der Einwanderung in den Jahren 1880 bis 1930. Für die Rückwanderung gibt es keine Angaben. Im ganzen sind in dieser Zeitspanne von 50 Jahren rund 2 265 000 Kulis eingewandert, natürlich nicht alles Erwachsene, sondern auch eine große Anzahl von Kindern, da die Pflanzer großen Wert darauf legen, ganze Familien zu bekommen. Frauen und Kinder werden bei der Ernte beschäftigt. Im Durchschnitt sind jährlich 42 000 Menschen nach Assam gebracht worden. Die z. T. erheblichen Schwankungen in der Größe der Einwanderung lassen sich alle auf zwei Gründe zurückführen. Einmal Nachlassen oder Ansteigen der Preise für Tee und damit Steigerung oder Senkung der Produktion, zum anderen schlechte Ernten, Hungersnöte oder aber das Gegenteil, gute Ernten und daher keine Impulse, die Heimat zu verlassen. Ganz besonders auffallend ist die Höhe der Einwanderung im Jahre 1918—1919, die sich durch die große Hungersnot erklärt, die Zentralindien und die großen Ebenen heimsuchte. In den Jahren 1909—1919 wanderten etwa 555 000 Erwachsene ein, die sich ihrer Herkunft nach folgendermaßen gruppieren: Herkunft der Arbeiter. 1) Verein. Prov., Bengalen und Bihar (Ebenen) 2) Chota Nagpur und Santal Parganas 3) Zentral-Provinzen 4) Madras 5) Ostbengalen und Assam

206000 206000 78 000 60 000 5000 555 000

37,1% 37,1% 14,0% 10,8% 0,9% 100,0% " ) .

Auf den Plantagen herrscht ein sehr großes Sprachengemisch. Man zählt nicht weniger als 48 Sprachen 43 ). 6. Der Arbeitsvertrag. — Die Dauer des Arbeitsverhältnisses. Da seit jeher der angeworbene und eingeführte Arbeiter dem Arbeitgeber ganz beträchtliche Kosten verursacht, sind die Pflanzer darauf bedacht, sich nach Möglichkeit auch eine entsprechende Gegenleistung zu sichern. Da nun beide Seiten nicht immer Rück* « ) Nr. 57: Resolution 1909/1919. « ) Nr. 60: Sion, S.431.

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sieht aufeinander nahmen, setzte 1863 eine gesetzgebende Tätigkeit seitens der Regierung ein. Durch alle Gesetze lassen sich zwei Bestrebungen verfolgen. Auf der einen Seite will man den Unternehmer vor einem vergeblichen Kostenaufwande schützen, der dann gemacht sein würde, wenn der Arbeiter nach kurzer Zeit aus irgendeinem Grunde die Arbeit niederlegen und sich heimlich entfernen würde. Vor dem Kriege konnte ein Kuli kaum für weniger als 200 Rs. eingeführt werden. Heute schwanken die Kosten zwischen 120—200 Rs. und liegen gewöhnlich um 150 R s . " ) . Auf der anderen Seite will man den Arbeiter vor Betrügereien bewahren, ihm einen erträglichen Transport, ein gesundes Leben auf der Pflanzung, gute Behandlung und einen! ausreichenden Lohn sichern 46 ). Bis 1916 suchte man die Arbeiter zu veranlassen, einen mehrjährigen Arbeitskontrakt zu unterzeichnen. Brachen sie diesen Kontrakt, so setzten sie sich einer strafrechtlichen Verfolgung aus. Der Pflanzer hatte das Recht, sie verfolgen und verhaften zu lassen. Eigens dafür angestellte Pflanzungspolizisten hatten ein Weglaufen der Kulis zu verhindern. Der Kuli, der seine Kontraktzeit abgedient hatte, erhielt darüber eine Bescheinigung. Jeder, der ohne einen solchen Ausweis in der Nähe von Pflanzungen angetroffen wurde, wurde als Flüchtling betrachtet und festgenommen. Die versäumten Arbeitstage hatte der Wiedereingefangene nachzuholen. Dieses System ist bekannt unter dem Namen „ i n d e n t u r e d l a b o u r - s y s t e m u n d e r p o e n a l s a n e t i o n". Es wurde in Assam im Jahre 1863 eingeführt und bestand bis zum Jahre 1916. In den letzten Jahren seines Bestehens war die Zahl der Arbeiter, die sich bereitfanden, einen solchen langjährigen Kontrakt zu unterzeichnen, immer geringer geworden. 1876 unterzeichneten 73% der Einwanderer, 1897: 42%; 1915: 0,5%. Heute ist der Arbeiter verpflichtet, die ihm gezahlten Vorschüsse abzuarbeiten und kann dann unter Einhaltung der monatlichen Kündigungsfrist sich einen anderen Arbeitsplatz suchen oder nach Hause zurückgehen, wenn er die Mittel dazu hat. Meist bleiben die Leute so lange auf der gleichen Pflanzung, bis sie entweder mit ihren Ersparnissen die Provinz verlassen oder sich in ihr als Bauern niederlassen. Manche bleiben 10—15—20 Jahre auf den Plantagen, da sie mit ihrem Lohne nicht zu wirtschaften verstehen. Da die Reisekosten sehr hoch sind, sind die meisten auf die finanzielle Unterstützung der Unternehmer angewiesen, wenn sie wieder zurückgehen wollen, denn sonst würden die Ersparnisse stark zusammenschrumpfen. Heute kommen Kulis häufig unter der Bedingung, daß ihnen die Rückfahrt bezahlt wird, für 6—12 Monate nach Assam 4S ).

" ) Nr. 56: Report of the R. C., S.359. « ) Nr. 39: Gait, S. 355. «•) Nr. 56: Report of the R. C., S. 379.

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7. Die Verteilung der Einwanderer» Aus der Einwanderungsstatistik ist nicht zu entnehmen, wie sich die einflutenden Arbeiter innerhalb Assams verteilen. Hier müssen wir auf den Zensus zurückgreifen , 7 ). Die eingewanderte Bevölkerung nimmt einen ziemlich hohen Prozentsatz unter der Gesamtbevölkerung ein. Gesamtbevölkerung

Eingewandert

7 059 000 7 990 000 9 247 000

882 000 1 290 000 1 408 000

1911 1921 1931

% 12,5 16,1 15,2

Die Eingewanderten sind längst nicht alle Arbeiter auf den Plantagen, sondern es fallen darunter z. B. die kleine Gruppe der Europäer und vor allem die vielen Bauern, die aus den übervölkerten Teilen Bengalens in die westlichen Distrikte Assams eingewandert sind. Weiter gehören dazu die zahlreichen Handwerker und Kaufleute, die bei der steigenden wirtschaftlichen Bedeutung Assams dort ein günstiges Wirkungsfeld finden. Wieviele von den Eingewanderten sich auf den Plantagen aufhalten, veranschaulicht folgende Gegenüberstellung für das Jahr 1921: Geburtsland Bihar-Orissa Bengalen Zentral-Prov. und Berar Vereinigte Prov. Madras Zentralindische Ag. Rajputana Das übrige Indien Außerhalb Indiens (davon Nepal 70 000)

Eingewanderte

Pl.-Arbeiter

571000 376000 91000 77 000 54 000 18000 16000 14 000 73 000

388 000 28000 60 000 40 000 46000 12 000 4000 2000 3000

1 290 000

583 000

Besonders fällt die geringe Zahl von Plantagenarbeitern aus Bengalen auf im Vergleich zu der aus dieser Provinz stammenden Gesamtzahl von Menschen. Sehr groß ist die Zahl der Kulis, die sich nach Beendigung ihrer Kontrakte in Assam als Bauern niedergelassen haben, denn die Provinz ist reich an fruditbarem, bisher noch nidit landwirtschaftlich genutztem Boden, der ihnen entweder von der Regierung oder von den Plantagengesellschaften zu niedrigen Pachtsätzen zur Verfügung gestellt wird. Auf diese « ) Nr. 33: Census 1911, 1921, 1931.

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Weise nimmt die Bevölkerung stetig zu, gewinnt die Provinz wertvolle Kräfte. Die meisten Teeplantagen liegen im Brahmaputratal und dementsprechend entfallen darauf nach dem Zensus von 1931: 655 000 oder 67% der ganzen Plantagenbevölkerung Assams. Das Surmatal beherbergt die restlichen 33 % — 325 000 Köpfe. Innerhalb dieser beiden Landschaften verteilt sich dieser Teil der Bevölkerung wie folgt: Distrikte

Plantagenbevölkerung

Brahmaputratal 1931: Goalpara Kamrup Nowgong Dar rang Sibsagar Lakhimpur Surmatal Cachar Sylhet

%

5 065 7 270 23 436 132 496 234 274 250 248

0,5% 0,8% 2,4% 13,5% 23,9% 25,6%

147 620 177 851

15,1% 18,2%

979 714

100,0%

Diese Ubersicht läßt uns die Verteilung der Einwanderer erkennen, soweit es sich um Kulis handelt. Die stärkste Einwanderung haben Lakhimpur, Sibsagar, Sylhet, Cachar und Darrang. Aufschlußreich ist auch eine Gegenüberstellung der Gesamtbevölkerung eines Distriktes und seiner Plantagenbevölkerung nach dem Zensus des Jahres 1921: Distrikte Brahmaputratal: Goalpara Kamrup Nowgong Darrang Sibsagar Lakhimpur Surmatal: Cachar Sylhet

Gesamtbev.

Pl.-Bev.

%

762 523 762 671 379 921 477 935 823 197 588 295

2 218 5 209 21 919 122 749 228 570 233 171

0,29% 0,68% 5,9 % 25,6 % 27,8 % 39,6 %

527 228 2 541 341

136 733 168 970

26,2 % 6,6 %

Obenan steht hier wieder Lakhimpur. von wo die Teekultur ihren Ausgang nahm. Dieser Distrikt verdankt fast die Hälfte seiner Bevölkerung dem Vorhandensein der Plantagen. Von hier aus nimmt die Plantagenbevölkerung, j e weiter wir flußabwärts gehen, ziemlich schnell ab. Goalpara, Kamrup und Sylhet, die 31

eine Bevölkerungsdichte von 74, 76 u n d 183 haben, nehmen den Hauptteil der aus benachbarten Provinzen einströmenden Siedler auf. Assam ist gewissermaßen die Siedlungskolonie f ü r die u n t e r einem hohen Bevölkerungsdrucke leidenden Ebenen am Ganges u n d die d a r a n sich anschließenden Teile des Hochlandes von Dekan. Entsprechend d e r Verteilung der P l a n t a g e n b e v ö l k e r u n g finden wir in den H a u p t d i s t r i k t e n des Teeanbaues auch die meisten ehemaligen Kulis, die eine wichtige Rolle im Wirtschaftsleben spielen. Sie sind arbeitsamer als der eingeborene Assamese und sind sehr darauf bedacht, Überschüsse auf den M a r k t bringen zu können, f ü r die genügend A b n e h m e r da sind, da die Plant a g e n a r b e i t e r n u r selten die Gelegenheit haben, die f ü r ihren Unterhalt notwendigen Nahrungsmittel zu ziehen. 1920 schätzte man, daß r u n d 121 410 ha von solchen ehemaligen Kulis und ihren Angehörigen bewirtschaftet w u r d e n 4 S ) . D a s vermittelt eine kleine Vorstellung von der Bedeutung der Teeplantagen f ü r die wirtschaftliche Entwicklung Assams. Es ist anzunehmen, daß die Provinz h e u t e noch nicht in den V e r k e h r einbezogen wäre, w e n n sich nicht ein solch wichtiges Plantagengebiet i n n e r h a l b i h r e r Grenzen entwickelt hätte. C. Burma. Burma, der wichtigste Teil der hinterindischen Reiskammer, ist ein ausgesprochenes Bauernland und sein wichtigstes E x p o r t p r o d u k t w i r d von einheimischen Bauern erzeugt. Im Gegensatz dazu erhalten die Ghats Südindiens, Assam u n d die noch zur Betrachtung stehenden Ceylon und Malaya ihre weltwirtschaftliche Bedeutung durch ihre P l a n t a g e n u n t e r n e h m u n g e n . D e r Reisbau Burmas h a t seinen T r ä g e r im bodenständigen burmanischen Bauern, d e r P l a n t a g e n a n b a u hingegen ist auf den l a n d f r e m d e n , e i n g e w a n d e r t e n Lohnarbeiter angewiesen. Aber auch die Provinz Burma gehört zu d e n j e n i g e n Teilen des indischen Reiches, die einer E i n w a n d e r u n g bedürfen, um f ü r die Wirtschaft die notwendigen A r b e i t s k r ä f t e zu erhalten. Nach dem Zensus von 1921 lebten in Burma u n t e r einer Gesamtbevölkerung von 13212000 697 000 oder 3% Personen, deren Geburtsort j e n seits der Grenzen der Provinz lag (Indien 573 000, China 102 000, Nepal 14 000, Siam 8 000). Auffallend ist die geringe Dichte Burmas. Es leben hier n u r 24 Menschen auf dem q k m (1931), w ä h r e n d die Durchschnittsdichte des indischen Reiches 75 beträgt. Burmas Dichte w i r d von keiner a n d e r e n Provinz unterboten. Seine höchsten Dichtewerte gehen nicht ü b e r 80 p r o q k m hinaus 49). D e r B u r m a n e widmet seine A r b e i t s k r a f t vorzugsweise d e r Landwirtschaft und im besonderen dem Reisbau. So e r n ä h r t e eine ausschließlich landwirtschaftliche Tätigkeit im J a h r e 1901 48 ) Nr. 33: Census 1921. «) Nr. 41: Gravenhorst, S. 28.

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66% der Gesamtbevölkerung 60 ) und im Jahre 1921 im Deltagebiet sogar fast 70% 61). Unter den Anbaupflanzen nimmt der Reis die erste Stelle ein und bedeckt zwei Drittel der gesamten Kulturfläche 52).Die Betriebsgrößen wechseln von Distrikt zu Distrikt. Im Innern schwanken sie im Durchschnitt zwischen 3—6 ha, während im Küstendistrikt Pegu, dessen Kulturfläche nahezu 100% mit Reis bestanden ist 63 ), die Betriebe durchschnittlich 10 ha umfassen 64). Die Verhältnisse von Pegu treffen wir auch in anderen Deltadistrikten an. Gerade in den wichtigsten Reisanbaugebieten gibt es größere Bauernhöfe und Güter, die beträchtliche Mengen von Reis für die Ausfuhr erzeugen. Solche Betriebe sind naturgemäß darauf angewiesen, Lohnarbeiter einzustellen, da hier die Arbeitskraft der Familie nicht ausreicht. Einen Mangel an kulturfähigem Boden, also eine Bodenfrage, kennt die Provinz nicht. Heute noch stehen einer Kulturfläche von rund 8 700 000 ha etwa 24 000 000 ha gegenüber, die ebenfalls einen lohnenden Anbau erlauben würden. Ähnliche Verhältnisse sind nur noch in Assam anzutreffen. Daher gibt es in Burma unter der eingeborenen Bevölkerung wenig Personen, die auf Lohnarbeit in der Industrie angewiesen wären. Dies erklärt die Tatsache, daß die Industrie sowohl als die Landwirtschaft Burmas in großem Umfange aus einer Einwanderung indischer Arbeiter ihren Nutzen ziehen. Es gibt für Burma keine genauen Angaben, aber man geht mit der Annahme nicht fehl, daß mindestens drei Viertel aller Arbeiter in Fabriken, Gruben, auf Oelfeldern, Kautschukplantagen und bei den Eisenbahnen Inder sind. Vor allen Dingen befinden sich sehr viele Inder in den Hafenstädten, besonders in Rangoon, der einzigen Industriestadt Burmas. Nach dem Zensus von 1921 stellten die Inder mehr als 55% der Rangooner Bevölkerung und über 65% der Männer. Uber 70% der männlichen Bevölkerung der Stadt waren Hindus und Mohammedaner, von diesen waren 95% außerhalb Burmas geboren 56 ). Die Inder bilden aber nicht nur die Arbeiterschaft der Industrie, sondern in weitem Umfange auch das Heer der Dienstboten, Handwerker und kleinen Händler. Sehr viele verdienen, wie schon erwähnt, als Landwirtschaftsarbeiter ihren Lebensunterhalt. Sie schließen sich in Gruppen zusammen, die einem Vorarbeiter unterstehen und verdingen sich auf größeren Gütern und bei wohlhabenden Bauern zu allen mit dem Reisbau verbundenen Arbeiten. In der Zeit zwischen Ernte und der neuen Feldbestellung sind sie in Reismühlen oder in Häfen beim Transport tätig, um mit dem Beginn des Sommermonsums wieder aufs Land zu ziehen. Leider fehlen alle Angaben über die Anzahl von indischen Saisonarbeitern, die in der Landwirtschaft Burmas beschäftigt sind. • Eine ganz wichtige Ä n d e r u n g ! Sie bedeutet das Aufgeben eines Prinzips, das mehr als 60 Jahre Geltung hat. D a die D.P.Y. 1931 die W e r b u n g in Südchina eingestellt hat, w ä r e es durchaus möglich, daß bei der augenblicklichen Einstellung der Chinese allmählich auf den T a b a k p l a n t a g e n dem Javanen weichen müßte. Die übrigen Chinesen verteilen sich auf die verschiedensten B e r u f e ähnlich wie in Malaya; sie sind Dienstboten, H a n d w e r k e r , Händler, Kaufleute, Fischer, Bauern, G ä r t n e r und Pflanzer. Als A r b e i t e r finden wir den Chinesen noch in größerer Anzahl in Niederländisch-Indien im Bergbau beschäftigt. B. B a n k a und Billiton. .Niederländisch-Indien ist einer der bedeutendsten Zinnliefer a n t e n der Welt. Das Zinn wird in der Hauptsache auf den beiden Inseln Banka und Billiton gewonnen, die damit ein weiteres Arbeiterbedarfsgebiet bilden. Wie in Britisch-Malaya ist auf den beiden genannten Inseln der Chinese als Bergmann auch heute noch unersetzlich. Er stellt fast die gesamten A r b e i t s k r ä f t e . Nach dem Zensus von 1930 hat Banka mit den zugehörigen Inseln eine Gesamtbevölkerung von 205 000, von denen 96000 Chinesen sind, nämlich 66 000 Männer und 30 000 F r a u e n 3 0 ) . Die Männer sind längst nicht alle im Bergbau tätig, sondern n u r 18325, von denen 15 089 Kontrakt- und 3 323 freie Arbeiter sind (1. Ja*>) Nr. 160: Sternberg, S. 41. 28 ) Nr. 156: Oostkust van S. I.: Kroniek. 1931, S. 74. 30 ) Nr. 151: Indisch Yerslag 1931, S. 14.

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nuar 1931)31). Die übrigen sind Pfefferpflanzer, Handwerker,Gartenbauer, Schweinezüchter und Fisdier 3S). Die Arbeiter werden fast ausschließlich in China von chinesischen Werbern gewonnen, die im Auftrage von chinesischen Händlern und Kaufleuten in Muntok, dem Haupthafen Bankas, arbeiten. Die Arbeiter erhalten freie Fahrt von der Heimat bis nach Muntok. Sie verpflichten sich meist zur Arbeitsleistung für 360 Tage und Zurückzahlung eines Teilbetrages der für sie an den Makler bezahlten Summe. Nach Beendigung des Kontraktes hat der Arbeiter Anspruch auf kostenlosen Rücktransport. Sehr viele verlängern aber ihren Aufenthalt, um es wirklich zu Ersparnissen zu bringen. Bis zum Beginn dieses Jahrhunderts noch kamen die Kulis meist in chinesischen Booten in 9—12 Tagen aus Südchina, und zwar in den Monaten Dezember und Januar. Die wichtigsten Werbegebiete für Banka liegen in den Bezirken Lei-tschoufu im Südwesten und in Kia-ying-tschou im Osten der Provinz Kwangtung. Billiton hatte 1851, dem Jahre der Entdeckung der Zinnlager, 28 Chinesen. Im darauffolgenden Jahre kamen die ersten für die Grubenarbeit angeworbenen Arbeiter an. Seitdem herrscht bis auf den heutigen Tag ein stetes Kommen und Gehen. Die Insel hat nach der Zählung von 1930 eine Gesamtbevölkerung von 73 000 von denen 28 000 Chinesen sind, 22 000 Männer und 6000 Frauen. Am 1. Januar 1931 zählte man 14 275 chinesische Zinngräber, von denen 14 218 Kontraktarbeiter waren 33 ). Die Chinesen stammen durchweg aus dem Hakka-Gebiet und sind meist Bauern. Die nach Billiton gehenden Arbeiter versammeln sich in kontrollierten Kosthäusern (Hongs) in Swatau und Hongkong. Durch Vermittlung der Agenturen der NiederländischIndischen Handelsbank werden sie nach einer ärztlichen Untersuchung durch Dampfer der Java-China-Japan-Linie nach Billiton gebracht. Die Rückwanderung erfolgt meist in den Monaten Juni bis Juli auf Dampfern der oben genannten Linie.

31 )

32 ) 33 )

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Nr. 151: Indisch Yerslag 1931, S. 222. Nr. 97: Sandidk, S. 363. Nr. 151: Indisch Yerslag 1931, S. 222.

K a p . Vili.

Java als Herkunftsgebiet von Arbeitskräften und seine Bedeutung für die Außenbesitzungen. A. Java als Überschußgebiet von Arbeitskräften. Das dritte menschenreiche Gebiet, das den Unternehmungen Südostasiens die notwendigen Arbeitskräfte liefert, ist Java. Java, die kleinste der vier großen Sunda-Inseln, das bei seiner Größe von 132 274 qkm 40 889 500 Bewohner hat, hat eine Durchschnittsdichte von 314,5 pro qkm 1 ). Wie aber aus einer Karte, dem Berichte über die Volkszählung 1930 2) beigegeben, ersichtlich ist, hat Mitteljava eine bedeutend höhere Dichte als Westund O s t j a v a . In den letzten 130 Jahren hat sich die Bevölkerung Javas verzehnfacht, wenn man f ü r das Jahr 1800 eine Bevölkerung von 4 Millionen annimmt 3 ). Die Dichte Javas ist seit 1860 in folgender Weise angestiegen: 1860 : 94; 1880: 149; 1900: 216; 1920 : 262; 1930: 314 4 ). Ein einzig dastehendes Anwachsen der Bevölkerung in den Tropen, das die Holländer vor eine Unmenge von schweren Problemen gestellt hat. Dabei sind nicht etwa große Industrien entstanden, die den Bevölkerungsüberschuß aufgenommen hätten, sondern in steigendem Maße ist bis dahin landwirtschaftlich ungenutzter Boden in Kultur genommen worden. Weitaus der größte Teil der Bevölkerung gewinnt seinen Lebensunterhalt durch Ackerbau. 1896 w a r e n 67% der erwachsenen männlichen Bevölkerung ausschließlich in der Landwirtschaft tätig, dazu kamen noch weitere 15%, bei denen der Ackerbau die Hauptbeschäftigung bot 5 ). 1905 w a r e n rund 71% von der Landwirtschaft abhängig, davon 59% ganz ausschließlich 6 ). 1920 bezogen noch 52% ihr Einkommen ausschließlich aus ihrer Tätigkeit in der Landwirtschaft 7 ). Was bei einem Vergleich der 3 Jahre 1896, 1905 und 1920 auffällt, ist das stete prozentuale Zurückgehen der in der Landwirt*) 2 ) 3) *) 6 ) 8 ) 7 )

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

151 u. 152: Indisch Yerslag 1931, 1932. 164: Volkstelling 1930, Voorloopige Uitkomsten. 161: Valkenburg, S. 566. 143: Van Eerde. 142: Deventer, zitiert nadi Peterm. M. 1906, Lit.-Ber. Nr. 860. 149: van Hinte, S. 350. 150: Huender, S. 10.

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schaft tätigen Bevölkerung. Die Angaben über die hohen Dichten und die steigende Zahl derjenigen, f ü r die in d e r Landwirtschaft keine Beschäftigungsmöglichkeit v o r h a n d e n ist, lassen die F r a g e nach der Übervölkerung Javas a u f k o m m e n . Ü b e r b e v ö l k e r u n g ist ein relativer Begriff. Sie ist nicht d a n n als gegeben anzusehen, wenn eine bestimmte Größe der Dichte überschritten ist, sondern es sind die verschiedenen F a k t o r e n zu beachten, so z.B. wirtschaftliche S t r u k t u r , Produktionsmöglichkeiten, Zahl der j ä h r l i chen Ernten und Lebensstandard. Man k a n n a b e r sagen, daß dann eine Überbevölkerung v o r h a n d e n ist, w e n n ein Teil der Bevölkerung in normalen Zeiten trotz A n s p a n n u n g aller K r ä f t e Schwierigkeiten hat, das Existenzminimum zu erreichen 8 ). Berücksichtigen wir, daß Java in ü b e r w i e g e n d e m Maße ein Agrarland ist, so liegt die A n n a h m e sehr nahe, daß es tatsächlich überbevölkert ist. F ü r diese V e r m u t u n g erhalten w i r eine Reihe von Bestätigungen. H e u t e ist nahezu der ganze k u l t u r f ä h i g e Boden in Bearbeitung. Bei dem s t a r k e n Anwachsen der Bevölkerung ist der Grundbesitz sehr geteilt u n d zerstückelt worden. Dieser Vorgang geht weiter und h a t dazu g e f ü h r t , daß w i r eine große Anzahl von B a u e r n finden, d e r e n Grundbesitz nicht m e h r ausreicht, u m die Familie zu e r n ä h r e n . Die holländische Verwaltung sieht d a n n ein Gebiet als überbevölkert an, w e n n in ihm ein niedriger Lebensstandard, Kleinbesitz, eine zunehmende Anzahl von Landlosen, ein jährliches Auswandern, sei es f ü r d a u e r n d , sei es f ü r k u r z e Zeit, und eine hohe Bevölkerungsdichte v o r h a n d e n sind. Welche Maßnahmen trifft n u n die holländische Verwaltung, um einen Ausgleich f ü r den wachsenden Bevölkerungsdruck herbeizuführen, u n d welche h a t sie getroffen? Die Holländer h a b e n die Landwirtschaft d e r Eingeborenen zu heben versucht, den Reisbau intensiviert, den A n b a u von lohnenden Nutzpflanzen f ü r den Welthandel gefördert (Tabak, Tee, Kaffee, Kopra, Mais und Kassave). Weiter h a b e n sie große Bewässerungsanlagen geschaffen und schließlich durch die Verpflanzung von Javanen innerhalb Javas der Ü b e r b e v ö l k e r u n g zu begegnen versucht. D e n Versuchen, Javanen in den Außenbesitzungen anzusiedeln, h a t man sehr viele A u f m e r k s a m k e i t geschenkt. Doch sind sie häufig Fehlschläge gewesen, da der Javane zu sehr an seiner Heimat hängt. Uns interessiert nun, nachdem w i r die wirtschaftliche Lage d e r javanischen Bevölkerung gestreift haben, die F r a g e nach der Versorgung der P l a n t a g e n auf Java u n d in den Außenbesitzungen mit A r b e i t s k r ä f t e n . Wie aus den bisherigen A u s f ü h r u n g e n zu entnehmen war, liegen die Verhältnisse in Java äußerst günstig. Ja, die Plantagen Javas stehen einzig da, was die Deckung des A r b e i t e r b e d a r f e s angeht. W ä h r e n d w i r sonst in Plantagengebieten geringe Dichten oder aber eine arbeitsunwillige Bevölkerung haben, finden w i r auf Java ein Überangebot menschlicher A r b e i t s k r a f t . Die Planta8

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) Nr. 139: Burger, S. 86/87.

gen können meist aus den umliegenden D ö r f e r n die notwendigen Leute anwerben. D a in Java kein europäisches Unternehmen Boden von den Eingeborenen kaufen, sondern n u r pachten kann, so nehmen sie auch meist die Besitzer des Bodens als Arbeiter an. Eine j e d e Plantage hat einen festen Stamm von Leuten, die auf ihr im „Unternehmungskampong" selbst wohnen. D a r ü b e r hinaus werden bei verstärktem Bedarfe (Ernte, Aussaat) Saisonarbeiter in der Umgebung angeworben. Im weniger dichtbesiedelten W e s t j a v a ist es den in größeren Höhen gelegenen Plantagen nicht immer möglich, die Belegschaft aus den in der Nähe gelegenen D ö r f e r n zu beziehen. In diesen Fällen richten sie Arbeiterdörfer ein, in denen sie Dauerarbeiter ansiedeln, die aus benachbarten Provinzen kommen. Über die zahlenmäßige Größe der javanischen Plantagenarbeiterschaft läßt sich k a u m etwas sagen, da sie nicht so überwacht wird, wie das in den Außenbesitzungen der Fall ist. Nur f ü r die Zuckerindustrie fand sich eine Angabe. 1930 w a r e n in ihr 130 000 Javanen beschäftigt, davon 34 600 als Dauerarbeiter und 95 400 als Saisonarbeiter 9 ). Wie schwierig die Lösung der Arbeiterfrage in den Außenbesitzungen, besonders in dem Hauptplantagengebiet an der Ostküste von Sumatra in der Provinz gleichen Namens ist, haben wir schon im vorigen Kapitel gesehen. B. Die javanische Einwanderung in Ostsumatra. Das zweite Arbeiterrekrutierungsgebiet f ü r Ostsumatra ist die Insel Java. Die wirtschaftlichen Gründe, die einen Teil der Javanen zwingen, den Lebensunterhalt fern der Heimat zu suchen, w u r d e n schon erwähnt. Im Folgenden soll auf die Bedeutung der Javanen f ü r die Plantagenindustrie der Außenbesitzungen, im besonderen f ü r Ostsumatra, eingegangen werden. In den ersten Jahrzehnten der Entwicklung Delis sdienkte man dem Javanen k a u m Beachtung. Einmal w a r der Chinese nach der Meinung der Pflanzer die beste Arbeitskraft f ü r Tabakplantagen. Zum anderen w a r es in dieser Zeit bedeutend leichter, in den nahegelegenen Straits Chinesen anzuwerben, die dort schon auf Arbeitgeber warteten, als Javanen, bei denen man viele Überredungskünste anwenden mußte, ehe sie sich bereitfanden, die Heimat zu verlassen, denn in diesen Jahren w a r der Bevölkerungsdruck Javas noch weit geringer (1880: 19,5 Millionen — Dichte 148) 10 ). Es kamen zwar schon um 1870 Javanen ins Land, ihre Zahl stieg aber erst nach 1890 ein wenig an. Die Deli-Batavia Maatschappij machte zuerst in größerem Umfang Gebrauch von javanischen Arbeitern. Mit dem Aufkommen des Kautschukanbaues und des damit verbundenen außerordentlich stark anwachsenden Arbeiterbedarfes gewann der Javane die große Bedeutung, die er heute besitzt. ®) Nr. 151: Indisch Verslag 1931, S. 220. 10 ) Nr. 142: Deventer, S. 6.

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a) M e t h o d e n

der

Werbung.

W i r können bei d e r A r b e i t e r w e r b u n g in J a v a v i e r verschied e n e A r t e n unterscheiden: 1) B e r u f s W e r b u n g " ) , 2) W e r b u n g durch P f l a n z e r v e r e i n i g u n g e n ( E i g e n w e r b u n g ) , 3) W e r b u n g durch L a u k e h s , 4) „ F r e i e A u s w a n d e r u n g " . Im e r s t e n J a h r z e h n t , bis zu Beginn des 20. J a h r h u n d e r t s , solange die N a c h f r a g e nach j a v a n i s c h e n A r b e i t e r n n o d i g e r i n g w a r , bezogen die P f l a n z e r i h r e A r b e i t e r a u s J a v a ausschließlich durch F i r m e n , die sich n u r mit d e r A n w e r b u n g u n d V e r s e n d u n g v o n A r b e i t e r n b e f a ß t e n 1 2 ) . D i e s e F i r m e n a r b e i t e t e n mit A g e n t e n , die n u r ein I n t e r e s s e a n d e r Zahl d e r A n g e w o r b e n e n , nicht a n d e r e n Q u a l i t ä t h a t t e n . So w a r b e n sie meist recht z w e i f e l h a f t e Individuen, v e r k r a c h t e E x i s t e n z e n an, d e n e n d e r h e i m a t l i c h e Boden zu heiß g e w o r d e n w a r . Sie n a h m e n es auch nicht s e h r g e n a u m i t d e r W a h r h e i t b e i d e r Schilderung des L e b e n s u n d d e r A r b e i t , die d e n A u s w a n d e r e r auf d e n P l a n t a g e n e r w a r t e t e n . D u r c h die M e t h o d e n d e r W e r b e r k a m D e l i s e h r b a l d in einen ü b l e n R u f . N u r d e r A b schaum J a v a s f a n d sich e t w a u m das J a h r 1905 bereit, e i n e n A r b e i t s k o n t r a k t zu schließen u n d in die A u ß e n b e s i t z u n g e n zu zieh e n . D a h e r k l a g t e n die P f l a n z e r s e h r ü b e r das A r b e i t e r m a t e r i a l , das i h n e n v o n d e n W e r b e k o n t o r e n g e g e n h o h e P r e i s e geliefert wurde. Es ist d a h e r v e r s t ä n d l i c h , d a ß die D.P.Y., die u n t e r s e h r viel schwierigeren U m s t ä n d e n e i n e Ausschaltung d e r M a k l e r P e n a n g s u n d Singapores f e r t i g g e b r a c h t h a t t e , n u n d e n P l a n f a ß t e , auch in J a v a die W e r b u n g selbst in die H a n d zu n e h m e n . D e r letzte A n stoß k a m , w i e in d e n Straits, durch die P r e i s s t e i g e r u n g e n d e r M a k l e r , die die K o n j u n k t u r a u s n u t z e n wollten. I n einer Zeit, in d e r durch K a u t s d i u k riesige G e w i n n m ö g l i c h k e i t e n g e b o t e n w u r den, w a r e n i m m e r einige U n t e r n e h m e r da, die trotz gegenteiliger A b m a c h u n g e n h ö h e r e P r e i s e zahlten, n u r u m in d e r L a g e zu sein, das b e p f l a n z t e A r e a l zu v e r g r ö ß e r n . D a r a u s e r k l ä r t sich die g r o ß e Schwierigkeit eines einheitlichen V o r g e h e n s d e r P f l a n z e r , a u s dem die W e r b e k o n t o r e i h r e n Vorteil zogen. N e b e n d e r D.P.V., die in d e r H a u p t s a c h e die I n t e r e s s e n d e r T a b a k p f l a n z e r v e r t r i t t , e n t s t a n d in dieser Zeit (1910) eine n e u e P f l a n z e r v e r e i n i g u n g , die v o r a l l e n D i n g e n die K a u t s c h u k p f l a n z e r z u s a m m e n f a ß t . Sie e r h i e l t d e n N a m e n „ A l l g e m e e n e V e r e e n i g i n g v a n R u b b e r p l a n t e r t e r O o s t k u s t v a n S u m a t r a " , in d e r A b k ü r z u n g A.V.R.O.S."). D i e b e i d e n V e r b ä n d e D.P.V. u n d A.V.R.O.S. suchten zunächst g e t r e n n t eine „ E i g e n w e r b u n g " mit e i g e n e n B ü r o s u n d eige") Die Berufswerbung ist seit dem 1.2.1930 nicht mehr erlaubt. ) Bedeutend war die Firma Soesman in Semarang. Sie versandte z. B. von 1894—1904 32 389 Kulis. ") Nr. 137: Broersma, II. Bd., S. 37. 12

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n e m P e r s o n a l ins L e b e n zu r u f e n . D e z e m b e r 1915 w u r d e die E i g e n w e r b u n g d e r P f l a n z e r b e r u f s o r g a n i s a t i o n e n durch e n t s p r e chende B e s t i m m u n g e n in d e r W e r b u n g s o r d o n n a n z s a n k t i o n i e r t 1 4 ) . „ D i e E i g e n w e r b u n g h a t d e n g r o ß e n Vorteil, d a ß sie in H ä n d e n v o n d e n durch d e n A r b e i t g e b e r angestellten P e r s o n e n liegt, die f ü r i h r e W e r b u n g s a r b e i t eine feste E n t l o h n u n g e r h a l t e n , u n d f ü r sie d e s h a l b das E r m u n t e r n z u r A u s w a n d e r u n g k e i n H a n d e l s g e schäft ist, w i e es bei d e r B e r u f s w e r b u n g tatsächlich z u t r i f f t u n d zu mancherlei ärgerlichen M i ß s t ä n d e n g e f ü h r t h a t " 16). A m 1. M a i 1916 v e r e i n i g t e n sich die b e i d e n g r o ß e n V e r b ä n d e zum Zwecke d e r E i g e n w e r b u n g u n t e r d e m N a m e n „Allgemeen Delisch E m i g r a t i e K a n t o o r " k u r z „A.D.E.K.". Zunächst ü b e r n i m m t A.D.E.K. d a s g r ö ß t e p r i v a t e W e r b e k o n t o r auf Java, die F i r m a Soesmann in S e m a r a n g . 1919 errichtete es eigene G e b ä u d e in W e l t e v r e d e n u n d S o e r a b a j a , w e i t e r eigene D e p o t s im I n n e r n des L a n d e s u n d beschäftigt n u r eigenes P e r s o n a l 1 6 ) . H e u t e h a t A.D.E.K. ein Netz v o n D e p o t s auf Java, die j e w e i l s zu einem d e r vier H a u p t k o n t o r e , W e l t e v r e d e n , Meester Cornelis, S e m a r a n g u n d S o e r a b a j a g e h ö r e n . D i e H a u p t w e r b e g e b i e t e liegen in M i t t e l j a v a e t w a östlich d e r Lin i e T e g a l - T j i l a t j a r u n d westlich d e r Linie Bangil—Malang. Im ä u ß e r s t e n W e s t e n (westlich v o n W e l t e v r e d e n — B u i t e n z o r g ) w i e in O s t j a v a gibt es k e i n e Depots. D i e meisten g e h ö r e n zu d e n H a u p t kontoren Soerabaja und Semarang. D i e d r i t t e A r t , Kulis in J a v a a n z u w e r b e n , ist die sogenannte „ L a u k e h w e r b u n g " , die w i r schon bei d e r B e h a n d l u n g d e r chinesischen E i n w a n d e r u n g k e n n e n g e l e r n t h a b e n . Aus d e r L a u k e h w e r b u n g h a t sich a l l m ä h l i c h die s o g e n a n n t e „ F r e i e A u s w a n d e r u n g " — „ V r i j e E m i g r a t i e v a n D.P.V. e n A.V.R.O.S." entwickelt. D a s N e u e liegt d a r i n , d a ß d e m w e r b e n d e n L a u k e h k e i n e P r ä m i e n m e h r g e z a h l t w e r d e n f ü r die durch ihn z u r A u s w a n d e r u n g v e r a n l a ß t e n A r b e i t e r 1 7 ) . „ D a s Ziel d e r V.E.D.K. ( V r i j e E m i g r a t i e v a n D.P.V. e n A.V.R.O.S.) ist das Insl e b e n r u f e n eines g e r e g e l t e n Stromes v o n A r b e i t e r n , die a u s f r e i e m W i l l e n nach d e n i h r angeschlossenen U n t e r n e h m u n g e n a u s w a n d e r n . Es müssen a n g e r e g e l t e A r b e i t g e w ö h n t e D e s s a - L e u t e sein, die mit W i s s e n u n d Z u s t i m m u n g des D o r f o b e r h a u p t e s u n d d e r V e r w a n d t e n das Dorf verlassen, u m auf d e n U n t e r n e h m u n g e n i h r e E x i s t e n z b e d i n g u n g e n zu v e r b e s s e r n " 1 8 ) . D a s H a u p t k o n t o r d e r V.D.E.K. liegt in S e m a r a n g , ihm u n t e r s t e h e n die „ B i j k a n t o r e " ") Nr. 137: Broersma, II. Bd., S. 152. «) Nr. 160: Sternberg, S. 30. 16 ) Nr. 137: Broersma, II. Bd., S. 153. ") Nr. 139: Burger, S. 107. 18 ) „Het doel der V. E. D. A. is het in het leven roepen van een geregelden stroom van uit vrijen wil naar de bij haar aangesloten ondernemingen emigreerenden Javaansche arbeiders van goed gehalte, d. z. aan geregelde werk gewende desalieden, die met voorkennis van hun dorpshoofd en toestimming van ouders of dier vervangers hun dorp willen verlaten, oon op die ondernemingen hun bestaansvoorwaarden te verbeteren." Nr. 162: V.E.D.A., S. 1. 101

Poerworedjo, Poerwokerto, Madioen, Meester Cornelis und Bandoeng. Zu jedem der genannten Kontore gehört eine Anzahl von Depots. Die Werbung der Y.E.D.A. beschränkt sidi nahezu auf Mitteljava und da wieder auf die südlichen Residentschaften Banjoemas, Kedoe, Madioen und Kediri, sowie das Gouvernement Jogjakarta. Das Besondere an dieser Art der Werbung ist der Umstand, daß ein finanzielles Interesse irgendeiner Person weitgehendst ausgeschaltet ist, daß der Kuli selbst entscheidet, zu welcher Plantage er gehen will. Das ist bei den ersten beiden Arten nicht möglich, sondern da bestimmt das Kontor über den Bestimmungsort eines Arbeiters. Die Kulis sind nicht dazu verpflichtet, den Arbeitskontrakt vor Verlassen des javanischen Bodens abzuschließen, wie das bei den auf eine andere Art angeworbenen Arbeitern der Fall ist. Dieses ist eine bedeutende Erleichterung, denn schon immer war es ein großer Makel in den Augen der Javanen, unter den Bestimmungen der Kuliordonnanz die Heimat zu verlassen. Die Kontrakte werden erst in Sumatra geschlossen. Die Kosten, die bei dieser Art der Gewinnung von Arbeitskräften der Plantage entstehen, sind bedeutend geringer als bei allen anderen Arten. 1920 beliefen sie sich auf 50 Gulden, während in derselben Zeit ein durdi Laukehwerbung aufgebrachter Arbeiter dem Unternehmen die doppelten Kosten verursachte" 10 ). Sternberg gibt an, daß die Anwerbungskosten eines einzigen Kulis und die Unkosten für seinen Transport von Java nach der Plantage auf Sumatra 1928: fl. 125 oder 205 RM. betrugen 20). Es liegt im Interesse der Unternehmungen, den einzelnen Arbeiter möglichst lange zu behalten, um so die einmalige Auslage auf eine möglichst große Anzahl von Jahren verteilen zu können. Daß ihnen das wirklich gelingt, zeigt folgende Zusammenstellung vom 31. Mai 1929: Anzahl der Kontraktanten bei den verschiedenen Gesellschaften. Gesellschaft

Einw. Kontrakt

D.P.Y. 26120 A.Y.R.O.S. 72 782 Nicht angeschl. Untern. 5 715

1. Wiederholung

2. Wiederholung

3. und weitere Wiederholung

d. K. 12 842 26183

d. K. 8 276 9 809

d. K. 41 021 36 824

1 607

1 223

2 377

Wie sich aus der Übersicht ergibt, bleiben viele Arbeiter recht lange auf der selben Plantage. Jeder Kuli, der 20 Jahre im Dienste ) Nr. 137: Broersma, II. Bd., S. 155. ">) Nr. 160: Sternberg, S.31.

le

102

einer Pflanzung gestanden hat, erhält eine monatliche Rente von fl. 7,50, jeder Hauptmandur fl. 3 0 " ) . Wir sind aber erstaunt, wenn wir hören, mit welchen Mitteln solche Verlängerungen der Kontrakte erreicht werden. „Klage wird geführt über die Mittel, deren sich die Tandils und Mandure bedienen, um die Kulis zur Reengagierung zu bewegen (Würfelspiel, Freudenmädchen, Musik, die Organisierung einer Kirmes, auf der sich der Kuli berauschte und den sauer verdienten Lohn in wenigen Stunden verjubelte); der Retter in der finanziellen Not ist dann der Tandil, aber nur unter der Bedingung, daß der Kuli sich wieder für ein oder zwei oder drei Jahre reengagiereii läßt" " ) . Ich weiß nicht, ob diese Klagen, die kurz vor dem Kriege erhoben wurden, alle heute noch Geltung haben. b) D i e G r ö ß e d e r

Wanderbewegung.

Bei der Durchsicht der Tabelle VI fällt die starke Unbeständigkeit der Größe der Wanderbewegung auf. Es stehen nur Zahlen seit dem Jahre 1911 zur Verfügung, die in den Jahresberichten der Arbeitsinspektion Niederländisch-Indiens gegeben werden. Drei Zeitabschnitte des Rückganges der Auswanderung wechseln mit zweien ab, in denen die Auswanderungsziffern stark anschwellen. Der Rückgang in den Jahren 1911—1914 hatte seine Ursache einmal in der Tatsache, daß in den Jahren vorher die Plantagen in Ostsumatra ihren Bedarf an Arbeitskräften gedeckt hatten, und daß Rationalisierungen in den Betrieben durchgeführt wurden. Weiter verursachte der Kriegsausbruch ein sofortiges Einstellen der Werbung. Mit dem Jahre 1915 beginnt ein Anwachsen der Auswanderung, das seine Begründung in der Neuanlage von Plantagen (Oel-, Kokos- und Teeplantagen) findet. Viele Kautschukplantagen können in diesen Jahren zum ersten Male zapfen. Die 1920 beginnende Krise in der Weltwirtschaft führt zu einer sehr starken Abdrosselung der Arbeiteranwerbung. Bei der in den folgenden Jahren auftretenden Belebung und Blüte verlangen die Plantagen wieder große Massen von Arbeitskräften. Seit 1929 ist der Umfang der Werbung auf ein Bruchteil zusammengeschrumpft. Nur allmählich nimmt die Zahl der nach Java zurückkehrenden Kulis zu, sie steigt besonders in Krisenjahren, in denen eine Einschränkung der Arbeiterschaft durchgeführt wird, um in Jahren einer gesteigerten Nachfrage nach Hilfskräften abzunehmen. Die Rückwanderung ist größer als die Auswanderung in den Jahren 1921—1923 und weiter seit 1930. 1931 wanderten z. B. noch nicht 500 Arbeiter nach Ostsumatra, während von dort 23 700 zurückkehrten. Die wichtigsten Auswanderungshäfen sind Batavia, Semarang J 1 ) Der Mandur entspricht Haupttandil. 22 ) Nr. 144: Endt, S. 146.

dem Tandil, der Hauptmandur

dem

103

und Soerabaja. Den Transport führt die K.P.M. (Koninklijke Paketvaart Maatschappi j ) in besonderen Schiffen aus, die zwischen den genannten Häfen und Belawan verkehren. Von den durch die A.D.E.K. in den Jahren 1916—1931 in einem Umfange von 509 600 nach Ostsumatra geschafften Kontraktarbeitern traten ihre Ausreise an: in Batavia 174 780 in Semarang 87 930 in Soerabaja 246 890. c) D i e V e r t e i l u n g d e r

Auswanderer.

Wie sich die gesamten auswandernden Arbeiter auf die verschiedenen „Außenprovinzen" verteilen, zeigt folgende Zusammenstellung für die Jahre 1927—1930: Auswanderung aus Java nach: Provinz Ostküste v. Sumatra Lampong Palembang Djambi Benkoelen Westküste v. Sumatra Tapanoeli Atjeh Riouw Banka Billiton Westborneo Süd- und Ostborneo Manado Celebes Molukken

1927

1928

1929

1930

35 987 3 815 5 781

32 497 2104 3 708

47 018 1 292 4 850

16 677 693 2 592



3 571 5 349 1428 4 887 1 345 141



2 834 6 299 834 5 660 579 251



— .



4148 8 960 735 4 644 984 154 —

362 4 295 238 50 252

159 3 203 375 40 21

317 4 009 264

67 510

58 963

77 662



615 3 740 704 1816 182 120 —

102 1 743 243





287

123 29 350 23 ).

Die Bedeutung des Plantagengebietes von Ostsumatra und seine große wirtschaftliche Überlegenheit über alle übrigen Teile des indischen Archipels, die ebenfalls Plantagenunternehmungen besitzen, ist deutlich zu erkennen (55—60% der Auswanderer), was auch durch folgende Zahlenreihen veranschaulicht wird, die uns die Anzahl der auf den Plantagen der Außenbesitzungen vorhandenen Arbeiter angibt.

Nr. 151: Indisch Verslag 1931, S. 227.

104

Die Kulibevölkerung auf den Plantagen der am 1. Januar 1931. •T) . Provinz

KontraktKulig

Ostküste v. Sumatra 236 285 Lampong 4 962 Palembang 11826 — Djambi Benkoelen 11 083 Westk. v. Sumatra 19 573 Tapanoeli 4 935 Atjeh 21 045 Riouw 3 630 Banka 15 623 Billiton 14 218 ¡Westborneo 629 Süd- und Ostborneo 6 770 Manado 1 308 39 Celebes Molukken 1 026 Bali und Lombok —

„Buitengewesten"

Freie Kulis

Total

49 000 7 768 22 042 1 237 2 412 2 872 1 270 4 797 4 371 3 542 291 564 22 174 1 071 467 2 197 230

285 285 12 730 33 868 1237 13 495 22 445 5 863 25 842 8 001 19166 14 509 1 193 28 944 2 379 506 3 223 230

Prozentsatz 59,6 2.7 7,1 0,2 2,8 4,7 1,2 5,4 1,7 4,0 3,0 0,3 6,0 0,5 0,1 0,7 —

351 610 126 305 478 915 100,0"). Ostsumatra besitzt nahezu 6/10 der gesamten Arbeiterschaft, sei sie nun kontraktlich gebunden oder frei. Keine andere Provinz vereinigt auch nur 10% auf sich. d) D i e Z u s a m m e n s e t z u n g d e r A r b e i t e r s c h a f t i n d e n A u ß e n b e s i t z u n g e n , i n s b e s o n d e r e in Ostsumatra. Für die Jahre vor 1904, dem Jahre der Einrichtung der Arbeitsinspektion in Niederländisch-Indien, haben wir nur vereinzelte Angaben über die Zusammensetzung der Arbeiterschaft auf den Plantagen Ostsumatras. Viele Jahre galt der Chinese als die Hauptarbeitskraft, während man Andere nur zu Nebenarbeiten verwendete. In Ostsumatra gab es unter den Kontraktarbeitern: Jahr

Chinesen

Inder

Javanen

1883 1893 1898 1906 1913 1920 1930

21 136 41 700 50 846 53 105 53 617 27 715 26037

1 528 2 000 3 360 3 260 4172 2 010 1021

1 771 18 000 22 256 33 802 118 517 209 459 234 554

« ) Nr. 151: Indisch Verslag, S. 222. Die Angaben für die Jahre 1883, 1893 nach Nr. 137 Broersma, I. Bd., S. 33; für 1898, 1906 nach Nr. 97: Sandick, S. 335 ff.; für 1913, 1920 25 )

105

Die vorstehenden Angaben zeigen das Zahlenverhältnis zwischen Chinesen und Javanen. Noch zur Jahrhundertwende sind die Chinesen zweifach überlegen. Etwa mit dem Jahre 1906 kommt der Umschwung und in kurzer Zeit ist das Verhältnis gerade umgekehrt. Während die Chinesen von 1898—1913 durchschnittlidi mit 50 000 vertreten sind, bewegt sich ihre Zahl von 1913—1919 um 40 000, 1920—30 zwischen 25—30 000, seitdem ist sie noch weiter zusammengeschrumpft. In diesen Jahren hat die Zahl der Javanen in Ostsumatra außerordentlich zugenommen. Sie bilden seit dem Aufkommen des Anbaues von Kautschuk, öl- und Kokospalmen die Hauptsäule der Arbeiterschaft und stellen zeitweise mehr als 200 000 Köpfe. Man schätzt den Gesamtbedarf an javanischen Arbeitern in Ostsumatra heute bei normalen Verhältnissen auf 300 000. Das Zusammenschrumpfen der Chinesen hat verschiedene Gründe. Die Zahl der auf Tabakpflanzungen als Hilfskulis beschäftigten Chinesen ist sehr stark zugunsten der Javanen zurückgegangen, die überdies gerade in den letzten Jahren zum ersten Male in größerem Umfange als Feldkulis Verwendung fanden, wie schon erwähnt wurde. Dabei sind dauernd neue Methoden eingeführt worden, die den Arbeiterbedarf einschränken. Für die Arbeit auf den übrigen Plantagen reichen die Fähigkeiten der Javanen wie deren Frauen vollauf aus. Die Zahl der Inder ist nie umfangreich gewesen, da eine Werbung für Ostsumatra in Südindien nicht geduldet wird. Nehmen wir die gesamte Arbeiterschaft in den Außenbesitzungen am 1. Januar 1931, die eine Größe von 478 315 hat, so sind darunter: 63 444 Chinesen, 399 868 Javanen. Javanen finden wir als Arbeiter in nahezu sämtlichen Teilen Niederländisch-Indiens, vor allem aber in Ostsumatra Palembang Atjeh Westk. v. Sumatra

260 272 28 542 25 086 22 251

Chinesen in der Haupsache Ostsumatra Banka Billiton

— — — —

65,4% d. Gesamtzahl 7,0% 6,2% 5,5%

in: 22 814 — 35,0% 18 323 — 28,5% 14 275 — 22,2%



26

).

Nachdem der Chinese zunächst allenthalben die Pionierarbeit geleistet hat, ist heute der Javane die wichtigste Arbeitskraft, was auch von der Regierung gern gesehen wird, da dadurch ein kleiner Beitrag zur Entlastung des javanischen Bevölkerungsdruknadi Nr. 133: Arbeidsinspectie; für 1930 nach Nr. 151: Indisch Verslag 1931 S 222 Nr. 151: Indisch Verslag 1931, S. 222.

106

kes geleistet wird. Es fließt das Geld, das an Löhnen gezahlt wird, nach Java anstatt nach China, und der javanische Kuli wird mit den Verhältnissen in den Außenbesitzungen vertraut, was einer allmählichen javanischen Kolonisation den Boden bereitet, die gewiß notwendig ist, wenn man der Schwierigkeiten in Java Herr werden will. C. Der Arbeitskontrakt unter poenaler Sanktion. Niederländisch-Indien ist die einzige Kolonie, die noch an der Kontraktarbeit festhält, allerdings nur in den Aufienbesitzungen, in denen die sogenannte „Kuliordonnanz" das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer regelt"). Die Kuliordonnanz ist auf dringendes Begehren der Pflanzer der Außenbesitzungen durch die Regierung im Jahre 1880 und in abgeänderter Form 1889 eingeführt worden und ist, abgesehen von kleinen Änderungen, heute noch in Geltung. Jeder einzelne Kuli verursacht so große Unkosten ehe er auf einer Plantage seine Arbeit beginnt, daß es für den Pflanzer einen großen Verlust bedeuten würde, wenn der Kuli nach kurzer Zeit aus irgendeinem nichtigen Grunde seine Arbeit niederlegen wollte oder entlaufen würde. Würde er auf eigene Kosten nach Ostsumatra kommen, so könnte man nichts dagegen einwenden, wenn er nach einigen Wochen seine Arbeit aufgeben wollte. Dazu ist aber kein Kuli in der Lage, sondern im Gegenteil er erhält überdies noch einen beträchtlichen Vorschuß bei der Anwerbung und beim Beginn seiner Tätigkeit. Der Pflanzer würde weiter einen sehr erheblichen Unsicherheitsfaktor in seinem Betrieb haben, wenn er nicht eine größtmögliche Sicherheit hätte, daß auf bestimmte Zeit sein Arbeiterstamm keine außergewöhnlichen Verluste haben wird. Es ist in den Außenbesitzungen nicht möglich, für plötzlich ausfallende Arbeiter schnell einen Ersatz zu erhalten, wie das auf Java der Fall ist. — All diese Gründe führten zu den Bindungen, die man dem Kuli auferlegt, damit die hohe Kapitalanlage, die er darstellt, keinen Verlust bedeutet, sondern gewinnbringend ist. Man läßt die chinesischen wie die javanischen Kulis Kontrakte unterzeichnen. Ein durch Abschluß eines Kontraktes auf bestimmte Zeit verpflichteter Kuli wird mit Strafen belegt, wenn er vor der Zeit seine Arbeit niederlegt, widerspenstig ist, absichtlich minderwertige Arbeit leistet usw. Versucht er zu entlaufen und sich so seiner Verpflichtungen zu entziehen, so kann er durch die Polizei wieder auf seinen Arbeitsplatz zurückgebracht werden, wobei er die versäumten Arbeitstage nachholen und sämtliche durch ihn verursachten Kosten tragen muß. Es darf in dem Kontrakt kein längerer Zeitraum als 3 Jahre vereinbart werden, allerdings kann der Arbeiter nach Ablauf einen neuen Vertrag unterzeich) Nr. 160: S t e r n b e r g , Anhang, bringt den Wortlaut der Kuliordonnanz f ü r die O s t k ü s t e von S u m a t r a .

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nen. — Die Kuliordonnanz legt allerdings nidit nur dem Arbeiter Verpflichtungen auf, sondern audi der anderen Seite. Sie soll den Kuli gegen unrechtmäßige Ausnutzung, Mißhandlung und Ungerechtigkeiten aller Art schützen; sie setzt die tägliche Arbeitszeit, die Zahl der freien Tage fest, sie enthält Bestimmungen über die Unterkunftsgelegenheiten, die zu stellen sind, die Maßregeln, die zu treffen sind, um die Gesundheit ausreichend zu schützen. Seit vielen Jahren ist ein sehr erbitterter Kampf um die Kuliordonnanz und die poenale Sanktion entbrannt. Von Pflanzern wird immer wieder erklärt, daß die Lebensfähigkeit ihrer Betriebe bei der Abschaffung der poenalen Sanktion in der schwersten Weise gefährdet sei. Solange nicht die Bevölkerung der Außenbesitzungen viel zahlreicher sei, sodaß aus ihr sich eine genügende Anzahl zur Arbeit auf den Pflanzungen bereit finde, dürfe man nicht an eine Änderung des Arbeitsrechtes denken. Von den Gegnern wird das Kontraktsystem als „moderne Sklaverei" bezeichnet und immer wieder darauf hingewiesen, daß die Abschaffung in Britisch-Malaya wie Assam ohne Störung der Betriebe durchgeführt werden konnte. In den letzten Jahren hat man die ersten Schritte zur Aufhebung des Kontraktsystems getan. 1930 ging im indischen „Volksraad" ein Gesetz durch, das die schrittweise Beseitigung dieses Systems vorsieht. Darnach müssen am 1. Januar 1932 von 100 Arbeitern mindestens 25 „Freie Arbeiter" sein, die restlichen Kontraktarbeiter. Vom 1. Januar 1934 ab sollen 40 freien Arbeitern 60 Kontraktarbeiter gegenüberstehen. Vom 1. Januar 1936 ab wird das Verhältnis 50:50 betragen. Das Gesetz gibt kein Datum für die vollständige Aufhebung des Systems an. Die Drohungen der amerikanischen Käufer, keinen Tabak mehr von Plantagen zu kaufen, die „Unfreie Arbeiter" (indentured labourers) beschäftigen, zwang die Tabakpflanzer Ostsumatras dazu, für ihre Unternehmungen auf die Anwendung der poenalen Sanktion bei Kontraktbruch zu verzichten. Dies und die Krise der letzten Jahre hat die Zahl der Kontraktarbeiter stark verringert. Aber noch besteht diese starke Bindung für einen Teil der Kulis — wie lange, ist unbestimmt.

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K a p . IX.

Einfluß von Plantagen- und Bergbauindustrie auf das Siedlungsbild. Die untersuchten Plantagen- und Bergbaugebiete liegen alle im Bereiche des tropischen Regenwaldes und sind fast ausschließlidi Gebirgsländer. Diese Gebiete wurden von der eingeborenen Bevölkerung gemieden, was der Plantagenwirtschaft wie dem Bergbau die räumliche Ausdehnung bedeutend erleichterte. Mit dem Eindringen der beiden Wirtschaftsformen schwindet der ursprüngliche Charakter des Landes mehr und mehr. In einem kurzen Zeitraum wird die Naturlandschaft weitgehend umgestaltet. Riesige Waidareale fallen den rodenden Händen indischer, malaischer und chinesischer Kulis zum Opfer. Der Wald muß Raum für großräumige Plantagen oder die meist im Tagebau arbeitenden Bergbaubetriebe geben. Vorhandene Flüsse bieten vor allem in der Pionierzeit äußerst wertvolle Verkehrserleichterungen. Es folgt alsbald die Anlage von Verkehrswegen und Eisenbahnen. Allenthalben entstehen Siedlungen, die j e nach ihrer Lage, Bedeutung und Funktion zu den verschiedensten Größen anwachsen. Der tropische Plantagenbau läßt weite zusammenhängende Flächen entstehen, die in regelmäßiger Ordnung meist mit einer Pflanze bestellt sind. In Plantagengebieten überwiegt die Plantagensiedlung, in der nur solche Menschen zu finden sind, die im Dienste des Unternehmens stehen. Die Weitständigkeit dieser Siedlungen hängt naturgemäß von der Größe der Betriebe und der Pflanze ab, deren Anbau man sich widmet. Überschreitet ein Unternehmen eine gewisse Größe, so werden wir eine Hauptsiedlung und eine oder mehrere Nebensiedlungen antreffen. Die Bewohner einer soldien Siedlung sind meist alle landfremd; sie sind, abgesehen von ganz wenigen, mit der Absicht eingewandert, nach einer Anzahl von Jahren in die Heimat zurückzukehren. Einmal sind es die Besitzer oder Leiter und Assistenten, die fast immer Weiße sind, daneben eingeborene Schreiber, Diener, Wächter und schließlich die die große Masse stellenden Kulis und ihre Familien. Die letztgenannten befinden sich in einem dauernden Kommen und Gehen. In verschiedene Gruppen können wir auch die Gebäude gliedern, die wir in einer solchen Siedlung antreffen. Die Wohnhäuser der Weißen sind groß, geräumig, sorgfältig gearbeitet, mit einem mehr oder weniger großen Luxus ausgestattet und von 109

-einer großen Veranda umgeben. Sie ruhen vielfadi auf niederen Steinsäulen. Die Unterkunftsmöglichkeiten für die eingeborenen Angestellten und Kulis sind meist einfache Holzbaracken, die in langen Reihen angeordnet sind. Man spricht von ihnen als den „cooli-lines". Neuerdings ist man in Ostsumatra dazu übergegangen, verdienten Arbeitern Einzelhäuser zu geben. In Assam sind die Kulihütten vielfadi aus Lehm aufgeführt und mit Stroh gedeckt. Die sich als notwendig erweisenden häufigen Ausbesserungen werden in der ruhigen Jahreszeit ausgeführt. In den Siedlungen gibt es immer einen Laden, der entweder von dem Unternehmen unterhalten oder aber im Bereiche der chinesischen Einwanderung von einem rührigen Chinesen betrieben wird. Weiter gibt es vielfadi Hütten für Tänze, Kinovorführungen (Ostsumatra, Ceylon, Surma-Tal). Fußballplätze sind auch keine Seltenheit. Große Unternehmungen haben eigene Hospitale und Schulen. Von den Kulis sind vielfadi mit Unterstützung ihres Arbeitgebers Tempel aufgeführt worden, die denen ihrer Heimat nachgebildet sind. Wichtig sind weiter die verschiedenen Wirtschaftsgebäude: Kontore, Materialschuppen, Schuppen für Stellmacherei und Schmiede, Stallungen für Zugvieh. Den wertvollsten Teil stellt die Fabrik mit der dazugehörigen Kraftanlage dar. An ihre Stelle treten auf Tabakplantagen die Trockenscheunen, Fermentier- und Sortierscheunen. Das Fabrikgebäude hat ein recht haltbares und widerständiges Fundament; Wände und Dach sind meist aus Wellblech hergestellt, um die Feuergefahr zu vermindern 1 ). Wie ich schon erwähnte, treffen wir auf großen Plantagen neben der Hauptsiedlung auch kleine Nebensiedlungen, die nur aus dem Wohnhaus des Assistenten und einer Anzahl von Kulihütten bestehen. Diese Anordnung ist getroffen, um lange Märsche von und zur Arbeit zu vermeiden. Die Einrichtung besteht besonders auf den großen Tabakplantagen in den Sultanaten Deli, Serdang und Langkat in Ostsumatra. Sie hängt mit dem Betriebssystem zusammen. Ein gebrauchtes Feld bleibt 7 Jahre brach liegen, um erst im 8. Jahre wieder bepflanzt zu werden. Diese lange Brachezeit verursacht ein dauerndes Wandern, dem sich die Trokkenscheunen, die Kulihütten und das Haus des Assistenten anschließen müssen. Die ganze von einer Plantage eingenommene Fläche ist durch ein Wegenetz erschlossen, was überaus wichtig ist, da die gesamte Ernte zu ihrer Verarbeitung zur Fabrik oder zu den Scheunen geschafft werden muß. Der Transport wird entweder auf Lastwagen oder Ochsenkarren durchgeführt oder man hat eine Kleinbahn angelegt. Außerordentlich wichtig ist für die Plantagen eine günstige Verbindung mit dem Exportzentrum des Landes. Diese kann • durch Straßen, Eisenbahnen und schiffbare Flüsse ermöglicht werden. Weiter finden wir in einem Plantagengebiet Verkehrssiedlungen und schließlich ein oder mehrere Verwaltungszentren, in de!) Nr. 160: Sternberg, S. 23—25. 110

nen größere Geschäfte, Import- und Exportfirmen, Ärzte, Handwerker aller Art usw. vertreten sind. Diese Siedlungen können städtischen Charakter haben. In Assam entstehen neue Siedlungen dadurch, daß ein Teil der Kulis sich genügend Boden kauft und als Bauer in der Provinz niederläßt. Das ist hier, ähnlich wie in Malaya möglich, da noch Boden zur Verfügung steht, während dies für Ceylon und Ostsumatra nicht zutrifft, da hier der ganze Boden im Besitz von Plantagengesellschaften ist. In Britisch-Malaya hat eine ganze Anzahl wichtiger Orte ihr Entstehen dem Zinnbergbau zu verdanken. So war Kuala Lumpur, das heute die Hauptstadt der Verbündeten Malaienstaaten ist (1931: 112 000 Einwohner), vor 60 Jahren eine chinesische Bergmannssiedlung, die zwei Straßen hatte mit einer Reihe von Läden, die die benachbarten kleineren Lager versorgten 2 ). Auch die zweitgrößte Stadt der Verbündeten Staaten, Ipoh (1931: 53 860 Einwohner), war vor 30 Jahren noch ein kleines, schmutziges Dorf, das von chinesischen Zinngräbern gegründet wurde. Neben diesen beiden Städten könnte noch eine große Anzahl von kleineren und größeren Siedlungen aufgezählt werden, die ihr Entstehen oder ihre Entwicklung dem Bergbau verdanken. In Malaya haben wir Tage-, Stollen- und Schachtbaubetriebe. Es überwiegt der Tagebau, der das Landschaftsbild in stärkster Weise beeinflußt. In unmittelbarer Nähe der einzelnen Gruben finden sich z. T. recht primitive Unterkunftsmöglichkeiten für die Arbeiter. Erheblich besser sind die Bauten, die für die europäischen Leiter, Ingenieure und Maschinisten aufgeführt sind. Der Chinese ist im Vergleich zum Inder zu einem längeren Aufenthalte in Malaya bereit. Wenn es ihm gelungen ist, durch seine Arbeit in einer Zinngrube Ersparnisse zu machen, so wendet er sich bald einer in der Nachbarschaft gelegenen größeren Siedlung zu, ist hier als Handwerker, Landwirt, Gärtner oder sonst in irgendeinem Berufe tätig. Die Bevölkerung der Siedlungen in einem solchen an Gruben reichen Distrikte besteht nahezu vollständig aus Chinesen, wie in allen größeren Städten Malayas. So kommt es, daß Siedlungen in Bergbaudistrikten in ihrer Bauweise einen diinesischen Charakter tragen.

Zusammenfassung. Das Kapital ist allenthalben nur dann bereit, in den Tropen zu arbeiten, wenn es die Gewißheit hat, daß es ihm möglich ist, die notwendigen Arbeitskräfte zu erhalten. Diese Möglichkeit ist in den südostasiatischen Wirtschaftskolonien gegeben, da sie von wichtigen Uberschußgebieten menschlicher Arbeitskraft umgeben und durchsetzt sind. In diesen Gebieten befindet sich ein Teil der 2) Nr. 131: Winstedt, S. 238.

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nen größere Geschäfte, Import- und Exportfirmen, Ärzte, Handwerker aller Art usw. vertreten sind. Diese Siedlungen können städtischen Charakter haben. In Assam entstehen neue Siedlungen dadurch, daß ein Teil der Kulis sich genügend Boden kauft und als Bauer in der Provinz niederläßt. Das ist hier, ähnlich wie in Malaya möglich, da noch Boden zur Verfügung steht, während dies für Ceylon und Ostsumatra nicht zutrifft, da hier der ganze Boden im Besitz von Plantagengesellschaften ist. In Britisch-Malaya hat eine ganze Anzahl wichtiger Orte ihr Entstehen dem Zinnbergbau zu verdanken. So war Kuala Lumpur, das heute die Hauptstadt der Verbündeten Malaienstaaten ist (1931: 112 000 Einwohner), vor 60 Jahren eine chinesische Bergmannssiedlung, die zwei Straßen hatte mit einer Reihe von Läden, die die benachbarten kleineren Lager versorgten 2 ). Auch die zweitgrößte Stadt der Verbündeten Staaten, Ipoh (1931: 53 860 Einwohner), war vor 30 Jahren noch ein kleines, schmutziges Dorf, das von chinesischen Zinngräbern gegründet wurde. Neben diesen beiden Städten könnte noch eine große Anzahl von kleineren und größeren Siedlungen aufgezählt werden, die ihr Entstehen oder ihre Entwicklung dem Bergbau verdanken. In Malaya haben wir Tage-, Stollen- und Schachtbaubetriebe. Es überwiegt der Tagebau, der das Landschaftsbild in stärkster Weise beeinflußt. In unmittelbarer Nähe der einzelnen Gruben finden sich z. T. recht primitive Unterkunftsmöglichkeiten für die Arbeiter. Erheblich besser sind die Bauten, die für die europäischen Leiter, Ingenieure und Maschinisten aufgeführt sind. Der Chinese ist im Vergleich zum Inder zu einem längeren Aufenthalte in Malaya bereit. Wenn es ihm gelungen ist, durch seine Arbeit in einer Zinngrube Ersparnisse zu machen, so wendet er sich bald einer in der Nachbarschaft gelegenen größeren Siedlung zu, ist hier als Handwerker, Landwirt, Gärtner oder sonst in irgendeinem Berufe tätig. Die Bevölkerung der Siedlungen in einem solchen an Gruben reichen Distrikte besteht nahezu vollständig aus Chinesen, wie in allen größeren Städten Malayas. So kommt es, daß Siedlungen in Bergbaudistrikten in ihrer Bauweise einen diinesischen Charakter tragen.

Zusammenfassung. Das Kapital ist allenthalben nur dann bereit, in den Tropen zu arbeiten, wenn es die Gewißheit hat, daß es ihm möglich ist, die notwendigen Arbeitskräfte zu erhalten. Diese Möglichkeit ist in den südostasiatischen Wirtschaftskolonien gegeben, da sie von wichtigen Uberschußgebieten menschlicher Arbeitskraft umgeben und durchsetzt sind. In diesen Gebieten befindet sich ein Teil der 2) Nr. 131: Winstedt, S. 238.

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zahlreichen Bevölkerung in einer sehr schlechten wirtschaftlichen Lage und folgt dem Anreiz, bessere Lohnverhältnisse und günstigere Lebensbedingungen zu erlangen. So kommt es, daß große Massen von Kulis mitsamt ihren nächsten Angehörigen oder ohne diese in Gebiete ziehen, die bis dahin gar nicht oder nur außerordentlich gering besiedelt waren. Zunächst erhalten die Unternehmer die Kulis durch Vermittlung von Maklern, sei es von Europäern, sei es von Eingeborenen des betreffenden Werbegebietes. Da diese Makler aber in Zeiten verstärkter Nachfrage zu hohe Preise verlangen, suchen sich die Unternehmer von ihnen unabhängig zu machen; sie schließen sich zu diesem Zwecke zusammen. Der Grund für die Bildung von Pflanzervereinigungen ist immer im Arbeiterproblem zu suchen. Man will durcii den Zusammenschluß die Kosten der Werbung herunterdrücken und die Qualität der einwandernden Arbeiterschaft heben. Zu diesem Zwecke vermeiden sie nach Möglichkeit die Inanspruchnahme der Dienste der Makler und gehen zur Anwendung des „Kangani-, Sardar-, Laukeh-Werbesystems" über. Sowohl in holländischen wie in englischen Kolonien ist heute die Berufswerbung zum Nutzen der Unternehmer wie der Arbeiter verboten. Nur in Südchina wird sie noch ausgeübt. In allen Teilen Südostasiens, mit Ausnahme von Ceylon und Burma, in denen eingewanderte Arbeiter beschäftigt werden, hat das Kontraktarbeitersystem Anwendung gefunden, in den Außenbesitzungen Niederländisch-Indiens bis auf den heutigen Tag. Die holländische wie die englische Kolonialregierung suchte dem Arbeiter volle Freiheit zu geben. Die englische Regierung hat dabei Erfolg gehabt, die holländische steht kurz davor. Heute hat jeder Arbeiter, mit Ausnahme in den Außenbesitzungen, theoretisch die Möglichkeit, nach monatlicher Kündigung in die Heimat zurückzukehren oder sich eine andere Arbeitsstelle zu suchen. Ein Charakteristikum für die Arbeiterverhältnisse in den Wirtschaftskolonien, die auf Arbeitereinwanderung angewiesen sind, ist die auffallend geringe Tendenz zur Seßhaftwerdung und das zahlenmäßige Mißverhältnis der Geschlechter. Der Anteil der Frauen an den Wanderbewegungen ist häufig außerordentlich gering, da die Arbeiter nur für einige Jahre die Heimat verlassen wollen. Die meisten haben den Wunsch, in dieser Zeit so viele Ersparnisse zu machen, daß sie sich in der Heimat als Bauern niederlassen können. Allenthalben beobachten wir die Bemühungen der Regierungen wie der Pflanzerverbände, die Einwanderung von Frauen zu heben, um so den allzu häufigen Wechsel der Arbeiterschaft zu verringern, allmählich eine seßhafte Arbeiterbevölkerung zu erhalten und die sozialen Verhältnisse zu bessern. Gerade in der neuesten Zeit sind diese Bemühungen vielfach mit Erfolg gekrönt gewesen. In den meisten Fällen führen die Arbeiter heute auf den Pflanzungen ein weit ruhigeres, sicheres und sorgenfreieres Leben als es in der Heimat möglich wäre. Für ihre Nahrung ist gesorgt, sie erhalten regelmäßigen Lohn, für ihre 112

Kinder gibt es Schulen, und sie haben eigene Tempel. Für ihre körperliche Gesundheit sorgen Ärzte und geschulte Pfleger in Krankenhäusern, die es heute auf den großen Plantagen gibt. Während früher die Unternehmer einen Teil oder die gesamten Werbe -und Transportkosten dem Kuli aufluden, stellen wir heute fest, daß die Arbeiter nach Wunsch der Regierungen möglichst schuldenfrei ihren Dienst beginnen sollen; höchstens sind sie mit einem Vorschuß belastet, der bei ihrer Werbung ein starkes Lockmittel war. Die Karte III zeigt uns die Richtungen und die Ziele der widitigsten Arbeiterwande^ungen Südostasiens in ihrer durchschnittlichen Jahresstärke 1921—1930: 1. Indien-—Assam 42 200 2. Indien-—Burma 305 000 3. Indien-—Malaya 88 000 4. Indien-—Ceylon 106 000 5. China-—Singapore 241 800 6. China--Sumatra 6 600 7. Java—Sumatra 26 800.

K a r t e III. Die Arbeiterwanderungen in Südostasien. Hauptrichtungen und durchschnittliche l a h r e s s t ä r k e in der Zeit von 1920 bis 1950. (Eine B a l k e n s t ä r k e von 0,5 mm entspricht e i n e r W a n d e r u n g s s t ä r k e von 10 000 Personen.)

In den Jahren 1921—1930 setzten sich in Indien durchschnittlich 541 000 Arbeiter einschließlich Angehörige in Bewegung, u m auf d e n Plantagen Assams, Ceylons und Malayas und auf den Reisf e l d e r n und in den F a b r i k e n Burmas zu arbeiten. In diese Zahl sind diejenigen nicht eingeschlossen, die in den West-Ghats Arbeit finden. Die meisten der A u s w a n d e r e r k o m m e n aus übervölk e r t e n Teilen d e r Präsidentschaft Madras. W e i t e r e wichtige Rekrutierungsgebiete sind die Zentralprovinzen, Bihar-Orissa u n d die Vereinigten Provinzen. In d e r gleichen Zeit begaben sich durchschnittlich 241 800 Chinesen aus den beiden ü b e r v ö l k e r t e n Provinzen K w a n g t u n g u n d F u k i e n sowie d e r e n westlichen Grenzgebieten nach Singapore, u m sich von hier aus nach den verschiedenen Richtungen hin zu verteilen. D e r Großteil f a n d in Malaya eine Betätigungsmöglichkeit, an zweiter Stelle stehen die nahegelegenen Inseln des niederländischen Kolonialreiches. Die Provinz „Ostküste von S u m a t r a " n a h m durchschnittlich 6600 chinesische Kulis auf, d a n e b e n 26 800 javanische Kulis. Auch f ü r a n d e r e Provinzen der Außenbesitzungen bietet sich Java als Werbegebiet, erreicht aber nicht die Bedeutung, die Indien u n d Südchina zukommt. In denselben Richtungen bewegen sich natürlich auch die Rückw a n d e r u n g e n , d e r e n Größe aus oben e r w ä h n t e n G r ü n d e n nicht f ü r alle Teile b e k a n n t ist. F ü r die ü b e r v ö l k e r t e n Gebiete sind die A r b e i t e r w a n d e r u n g e n von großer wirtschaftlicher Bedeutung, da von den A r b e i t e r n sehr beträchtliche Geldsummen nach Hause geschickt oder zurückgebracht w e r d e n . F ü r Schiffahrtslinien sind die W a n d e r u n g e n von Wichtigkeit. Sie verlangen häufigere Fahrgelegenheiten als sonst notwendig w ä r e n ; j a sie f ü h r e n zur Einrichtung n e u e r Linien und bedingen den Bau und die Einstellung besonderer T r a n s p o r t d a m p f e r . Die s t a r k e E i n w a n d e r u n g f r e m d e r Volkselemente b e w i r k t eine V e r ä n d e r u n g des Bevölkerungsbildes. So machte der eingewand e r t e Bevölkerungsteil in Assam 1931: 15,2% aus. In Ceylon war e n 1931: 90% aller P l a n t a g e n a r b e i t e r südindische Tamilen, 1921 entfielen auf indische Tamilen in Ceylon 13,4% von der Gesamtbevölkerung. In Britisch-Malaya w a r e n 1931 n u r 37,5% der Bevölk e r u n g Malaien, die von den Chinesen mit 1V2% ü b e r t r o f f e n w u r den. Auf I n d e r entfielen 14,2%. In der Provinz Ostsumatra liegen die Verhältnisse ähnlich. W ä r e n die Zählungen in diesen Gebieten e t w a IV2 bis 2 J a h r e später d u r c h g e f ü h r t worden, so w ü r d e n ganz a n d e r e Ergebnisse h e r a u s g e k o m m e n sein, da die Zählung A n f a n g 1931 in eine Zeit stärkster R ü c k w a n d e r u n g fiel, die bis zur Mitte des Jahres 1933 anhielt. Seitdem wächst die E i n w a n d e r u n g wieder an. Die Größe der A r b e i t e r w a n d e r u n g e n ist s t a r k e n Unregelmäßigkeiten u n t e r w o r f e n , wie die verschiedenen Tabellen zeigen. D i e Höhe d e r Preise, die die verschiedenen P l a n t a g e n p r o d u k t e oder das Zinn auf dem W e l t m a r k t erzielen, ist von größtem Einfluß auf das Wirtschaftsleben der b e t r e f f e n d e n Gebiete und damit 114

auch auf den Arbeiterbedarf und die mit ihm ursächlich verknüpften Arbeiterwanderungen. Preisschwankungen von geringem Umfange lassen die letzteren entweder anwachsen oder zusammenschrumpfen. Zu großen Umwälzungen können auch Pflanzenkrankheiten und wichtige Erfindungen führen. Mögen audi in den letzten 2 Jahren allenthalben die Rüdewanderungen aus den Plantagen- und Bergbaukolonien größer gewesen sein als die Einwanderungen — der Bedarf an Arbeitern wird anhalten, und auch weiterhin wird das Phänomen der ArbeiterWanderungen zwischen den Überschuß- und Bedarfsgebieten Südostasiens bestehen bleiben, da keines der letzteren aus der schon vorhandenen Bevölkerung eine genügende Anzahl von Arbeitskräften ziehen kann.

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Tabellen. I. Assam. Die GrÖBe d.Einwanderung v . A r b e i t e r n olì18amt i h r e n Angehörigen. isso 1881 1882 1883 1884 188S 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1694 1695 1896

16 17 22 32 45 29 30 36 46 55 36 49 56 50 46 72 81

913 116 559 140 511 398 894 463 293 658 080 908 050 675 530 837 115

1897 1698 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912 1913

95 49 31 62 26 26 22 24 31 25 84 60 39 43 58 59 58

931 1 1914 63 638 169 1915 110 376 908 1916 48 130 733 1917 19 407 223 1918 222 171 684 1919 102 089 162 1920 25 472 209 1921 20 961 830 1922 21 654 617 1923 41 862 824 1924 33 727 773 1925 33 009 3 3 2 1926 45 694 657 1927 42 846 646 1928 68 900 873 1929 59 796 869 1930 53 619

1880—1900: Nr. 51 Report on the Administration. 1902—1930: Nr. 54 Reports on Immigrant Labour in the Province of Assam.

II. Ceylon. Die GröBe der Einwanderung von i n d i s c h e n 1843 1844 1845 1846 1847 1B48 1849 1850 1851 1852 1853 1354 1855 1856 1857 1858 1859 I860 1861 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886

Männer 35 195 74 8 4 0 7 2 526 41 862 4 4 085 2 9 936 27 7 3 2 37 166 28 224 5 0 843 36 5 8 2

Frauen 957 1 181 698 330 1 638 1 686 1 430 1 818 1 003 2 226 2 042

54 51 59 60 75 32 41 43 51 53 63 66 58 31 41 43 61 70 64 70 96 66

014 979 263 048 172 397 906 147 859 828 087

9 5 6 6 16 5 8 8 12 11 14

007 488 688 499 998 644 090 018 687 659 659

121 117 170 149 36 42 40 31 36 37 31

743 181 247 423 092 679 901 778 381 181 602

1843—1877: 1878—1915: 1916—1920: 1920—1930:

Kinder 448 724 177 125 417 SSI 268 449 273 770 653

16 23 18 11 11 10 15 12 14 21 14

006 018 342 974 172 797 946 175 503 858 214 831 723 836 540 150 835 471 216 166 400 358

4 1 2 2 4 1 2 2 4 5 4 6 6 2 2 2 2 2 3 4 8 5

28 41 21 14 6 7 7 4 6 6 5

670 786 584 110 286 789 301 759 203 943 525

14 18 9 13 3 3 2 2 3 3 2

Nr. Nr. Nr. Nr.

71 48 5 74

Total 36 600 76 745 73 4 0 1 4 2 317 46 140 3 2 172 29 4 3 0 39 4 2 2 29 5 0 0 63 839 39 277

3 0 1 67 3 2 1 2 7 0 58 267 399 68 004 298 69 3 2 0 718 96 062 911 4 0 105 093 52 945 110 53 432 534 68 896 032 70 718 499 81 800 759 89 597 117 88 328 255 52 779 682 55 721 523 57 671 735 66 214 968 88 529 887 80 121 159 89 012 097 126 156 695 86 712 384 164 797 614 177 581 262 201 093 364 176 897 222 46 600 419 53 887 706 50 907 667 39 204 193 46 777 370 47 794 780 39 907

1887 1808 1889 1890 1891 1892 1893 1894 1896 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912 1913 1914 1916 1916 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930

Hänner 56 6 8 2 64 170 4 7 697 61 484 75 121 83 504 6 5 782 63 3 1 0 87 3Ç5 92 4 5 2 106 722 97 484 56 488 132 183 83 526 73 580 44 057 52 892 110 510 82 620 34 122 53 042 47 693 69 701 58 052 68 638 69 961 46 3 1 0 54 092

Arbeitern. Frauen 11 696 13 3 7 6 9 947 IS 300 19 OSI 21 494 15 149 13 2 0 0 20 272 21 711 27 4 3 4 17 943 7 320 4 0 827 22 386 11 475 10 668 13 340 31 053 21 573 12 247 18 897

Kinder

18 27 22 25 26 17 20

321 908 156 983 880 253 566

4 5 4 7 8 11 10 8 16 14 18

382 041 191 322 977 474 746 735 954 187 919

Total 72 660 82 587 6 1 735 84 106 103 149 116 4 7 2 91 676 85 245 123 6 1 1 128 3 5 0 163 076

16 4 34 14 9 8 10 31 20 9 14

487 585 984 691 377 711 733 610 496 355 462

131 68 207 120 94 63 76 173 124 55 86

13 21 17 23 23 14 20

931 79 004 118 328 97 289 117 389 120 441 78 152 94 115 47 43 112

914 393 994 603 432 446 965 173 689 724 401 846 613 536 910 230 004 809 713 296 184 391

46 22 77 89 163 125 101 159 133 105 91

9L2 366 736 859 989 585 746 396 712 096 422

Papers. Marjoribank and Marakkayar. Ferenczi. Nr. 69 Census, 1921. S. 17. Administr. Report of ihe Contr. 1926, 1930.

Di© Größe der Auswanderung von indischen Arbeitern. Frauen

Kinder

1843 1844 1845 1846 1847 1848 1849 1850 1851 1852 1853

15 38 24 13 5 22 10 20 16 22 27

868 337 623 833 897 680 497 758 775 564 129

914 825 145 48 79 557 336 548 419 780 981

436 635 36 23 33 152 84 303 191 284 378

Total 17 218 39 697 24 804 13 904 6 009 23 389 10 916 21 609 17 385 23 628 28 488

1887 1888 1889 1890 1891 1892 1883 1894 1895 1896 1897

1854 1855 1856 1857 1858 1859 1860 1861 1862 1863 1864

21 23 32 36 45 43 21 32 35 50 54

640 130 148 887 747 900 279 636 577 334 724

1 422 573 1 502 z 272 i 277 3 722 1 874 3 487 4 691 7 804 8 526

1 1 3 4

479 313 652 772 416 196 721 079 641 627 029

23 24 34 39 50 48 23 37 41 61 67

541 016 309 937 440 818 874 202 909 765 279

1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908

1866 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875

51 38 35 44 43 44 55 69 63 73 77

504 997 507 820 826 787 603 005 238 210 074

8 6 7 ? 8 8 9 10 12 10 11

478 717 293 524 330 035 660 783 075 699 808

4 3 3 2 2 2 3 4 5 5 6

552 515 198 182 175 260 347 247 316 818 537

64 49 45 54 54 55 68 74 80 89 95

537 229 998 526 331 082 610 035 629 727 519

1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886

73 72 72 63 54 48 44 41 39 38 36

668 791 148 431 410 686 725 131 365 695 009

11 10 13 12 12 g 8 8 7 6 6

522 458 512 162 524 776 814 148 083 592 190

6 5 6 5 6 4 4 3 3 3 3

770 360 528 157 749 778 281 377 637 576 051

91 88 91 80 73 63 57 52 50 48 45

960 609 188 750 883 240 820 962 085 863 250

Männer

1 1

Männer 45 266 46 878 44 103 39 4S0 61 959 57 604 62 086 46 840 59 260 70 756 77 584

Frauen 6 796 6 441 6 406 6 078 6 761 8 163 16 048 14 977 16 809 16 988 19 888

83 796 59 930 76 231

17 634 16 388 24 493

Kinder 3 2 2 1 1 1 6 4 6 5 11

Total oss 66 121 486 SE 806 1 U 62 619 228 46 756 322 60 042 849 67 616 047 73 IBI 575 66 392 604 80 673 538 93 281 741 109 213

4 276 106 5 311 81 12 212 112 118 77 47 56 65 69 63 78

706 629 936 343 197 716 246 513 659 671 740

1909 1910 1911 1912 1913 1914 1915 1916 1917 1918 1919

61 64 58 77 90 49 38 47 32 23 34

287 660 916 840 374 031 298 see 119 161 268

1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930

46 61 Se 53 61 87 93 101 98

27 581

_

286 762 118 203 266 481 696 228 728

117

III. Britisch Malaya. Die Größe der chinesischen Einwanderung in Singapore.

1880 1881 1882 1883 1884 1886 1886 1887 1888 1889 1880 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912 1S13 1914 1915 1916 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930

In S. Re zählt 78 196 90 271 104 177 112 261 116 053 119 555 161 576 167 906 164 300 150 809 127 936 126 088 122 029 189 843 137 695 190 901 175 718 114 978 133 558 149 697 200 947 178 778 207 156 220 321 204 796 173 131 176 587 227 342 153 452 151 752 216 331 269 854 251 644 240 979 147 150 95 735 183 399 155 167 58 421 70 912 126 077 191 043 132 886 159 019 181 430 214 692 348 593 359 261 395 700 293 167 242 167

In S. gelandet 46 744 47 747 55 887 61 206 68 517 71 32B 89 676 101 094 103 541 102 429 96 230 93 843 93 339 144 558 106 612 ISO 157 142 358 90 828 106 983 117 794 159 571 139 266 163 854 172 770 163 079 136 001 179 121 120 173 215 203 199 124 80

756 639 954 423 036 124 961 032 353

Nr. 119 Annual Departm. Reports 1890—1930.

118

IV. Britisch Malaya. Die Größe der Ein-und Auswanderung von Indem.

1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898* 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912 1913 1914 1916 1916 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930

Kulis 1 191 879 1 452 1 460 1 539 1 642 2 748 4 736 4 684 2 747 2 960 3 443 1 628 2 225 1 745 1 549 2 652 2 599 2 989 6 894 14 667 6 261 4 025 2 552 6 197 12 509 23 899 28 620 25 60S 24 408 58 625 78 356 73 671 91 236 36 905 54 881 72 091 78 407 55 583 38 021 78 856 15 413 38 336 30 234 43 147 70 198 149 414 123 826 27 240 82 183 42 771

Andere 3 755 5 769 8 276 8 979 14 365 19 819 17 316 12 156 15 183 15 285 IS 341 26 446 16 370 16 877 13 156 14 962 17 498 18 000 15 826 12 087 23 862 21 998 16 217 19 478 24 504 27 030 28 152 31 922 29 017 25 409 26 198 3 0 115 33 257 27 347 14 312 20 442 23 475 11 670 7 708 13 412 16 366 30 260 20 338 19 268 18 905 20 510 25 381 32 306 35 832 32 069 26 343

Total Elnw. 4 946 6 648 9 728 10 429 15 904 21 461 20 064 16 892 19 867 18 032 18 301 29 989 17 998 18 102 14 901 16 557 20 150 20 599 18 814 18 981 38 529 28 259 20 242 22 030 30 701 39 639 52 041 60 542 54 522 49 817 83 723 108 471 106 928 118 583 51 217 75 323 95 566 90 077 65 291 101 433 96 220 45 673 58 674 49 502 62 052 90 708 174 795 166 123 63 072 114 252 69 114

Auswanderung.

15 23 17 14 13 12 12 14 11 11 11 16 18 17 19 19 21 30 30 31 39 48 63 70

276 912 722 045 357 360 977 280 500 074 251 204 183 832 550 754 879 522 920 374 080 103 885 090

50 54 57 52 46 56 61 46 42 37 43 65 88 91 76 151

320 479 583 132 767 481 551 733 778 326 144 786 718 252 649 735

Nr. 119 Annual Departm. Reports 1890—1930.

V. Ostsumatra. Die GröBe d e r u n t e r der D. P. V. e r f o l g e n d e n E i n - und Auswanderung v . Chinesen. Total angek. Possa?. 1888 3 972 1889 8 670 1890 9 128 1891 6 862 1892 2 269 1893 5 882 1894 6 464 1895 10 305 1896 7 576 1897 S 372 1898 6 221 1899 9 034 1900 8 335

Aus Aus Total Nach China Aus S i n g a - angek. China d i r e k t Fanang pore Sinkoha z\iriick 1 5 6 5 2 5 5 8 6 4 5 7 6

152 176 666 351 160 152 607 163 661 435 105 561 922

1 2 1 1



1901 6 984y2 5 556 7 181 1902 8 769 1903 6 8 25y2 5 714 1904 5 918 4 784 1905 7 776y2 6 169 1906 8 539 6 755 1907 IC 820]/2 8 889 1908 9 462V2 7 538 1909 7 349V2 6 C90 6 934 1910 9 066 1911 9 924V2 7 594 1912 11 473 8 561 1913 8 8511/2 5 668 3 156 1914 6 457 1915 6 371V2 4 647 1916 9 887y2 6 168 1917 10 352 6 600 1 493 1S18 2 031 1919 1 460 1 111 894 689 1920 1921 11 129 1922 3 291 1923 8 699 1924 5 286 1925 3 941 1926 6 404 1927 9 270 1928 10 306 1929 5 220 1930 3 022 362 1931

7 2 6 3 2 4 6 6 3 1

892 256 438 425 11 108 268 602 23 8 83 10 13 3 -

2 8 -

4 -

928 3 978 1 238 8 670 1 024 9 128 86 6 862 98 2 269 622 5 882 589 6 464 1 640 10 305 536 7 220 1 376 5 819 1 341 6 519 321 7 892 4 6 926 7 5 576 7 184 5 714 22 4 808 6 177 1 6 756 1 8 894 5 7 543 6 090 6 934 -

-

-

-

13

-

-

-

-

-

-

996 302 118 727 880 437 605 711 461 829 178

205

-

_ _

_ _ _

-

-

-

-

-

-

2 1 1 1 2 2 2 3 3 3

186 377 381 417 771/2 995y2 814y2 860 943y2 3iay2

7 e 5 3 4 6 6 1 1

594 561 681 156 647 168 600 493 111 689

2 2 3 2 5 3 4 2

980y2 984 787 469 472y2 982 600 477y2 881 403

8 2 6 3 2 4 6 6 3 1

963 302 118 727 880 437 605 711 461 829 178

2 2 4 3 3 4 4 3 4 4 4

411 704 181 489 949 496 030 505 269 623 781

-

762

586 1 562 1 476 1 127 693 1 350 1 350 2 140 2 043 1 910 1 635 1 948 1 835

Nr. 141 D.P.V. Jaarverslag 1931. Tabelle im Anhang

VI. Java. Gesamtaus- Gesamtrück- Einwande- Rückwandewanderung wanderung rung Ost- rung OstJavas Javas Sumatras aiunatras 1911 1912 1913 1914 1915 1916 1917 1918 1919 1920

46 40 32 20 22 25 62 62 67 55

199 243 537 248 492 576 321 717 610 710

5 4 4 8 7 8 11 14 17 20

001 571 921 858 128 476 984 879 485 597

34 27 22 13 14 14 45 42 42 34

1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930

36 13 21 38 58 75 67 58 77 29

326 032 539 046 253 346 510 963 662350

44 35 24 19 17 23 26 32 37 47

967 191 750 786 777 534 035 708 800 923

21 6 10 21 36 42 35 27 47 16

899 360 861 845 892 844 666 745 500 530 847 937 856 514 881 574 987 743 018 350

2 2 3 4 4 6 9 11 13 16

960 312 086 969 889 266 281 139 386 280

30 24 16 14 12 16 15 17 22 24

534 224 222 566 668 203 048 425 183 635

Nr. 133 und 134 Arbeitsinspectie Nr. 1—14

Verzeichnis der im Text angeführten Schriften. Allgemeines. 1) A e r e b o e , Fr.: Allgemeine landwirtschaftliche Betriebslehre. Berlin 1923. 2) B o e k e , J. H.: Tropisch-koloniale Staatshuishoudkunde. Amsterdam 1910. 3) B ü c h e r , K.: Entstehung der Volkswirtschaft. 1917. 4) D e n n e r y , Etienne: Foules d'Asie. Surpopulation japanoise, exansion chinoise, émigration indienne. Paris 1930. ngl. Ausgabe: Asia's Teeming Millions and its Problems for the West. London 1931. 5) F e r e n c z i , Imre: International Migrations. Vol.1. Statistics. National Bureau of Economic Research, 14, 1929. 6) — Kontinentale Wanderungen und die Annäherung der Völker. Kieler Vorträge 32. Jena 1930. 7) F i g a r t , David M.: The Plantation Rubber Industry in the Middle East. Departm. of Commerce, Trade Promotion Series No. 2. Washington 1925. 8) H ü b n e r , G.: Kautschuk. Eine wirtschaftsgeographische Monographie. Greifswald 1933. 9) J e n k s , Jeremiah: Report on certain economic Questions in the English and Dutch Colonies in the Orient. Washington 1902. 10) d e K a t A n g e l i n o , A. D. A.: Colonial Policy. Translated by Renier. 2 Vol. The Hague 1931. 11) K i e f e r , A.: Die Teeindustrie Indiens und Ceylons. In: Abhh. der K. K. Geogr. Ges. in Wien, IV. Bd. Nr. 3 1902. 12) d e M a c e d o S o a r e s , José Carlos: Der Kautschuk, eine wirtschaftliche und statistische Studie. Übersetzt von A. Marcus. Zürich 1930. 13) N i e b o e r , H. J.: Slavery as an industrial System. Ethnological Researches. 1900. 14) P e t e r s e n , Kath.: Das Standortsproblem in der tropischen Plantagenwirtschaft. In: Kolon. Rundschau 1932. 15) Q u e l l e , O.: Landbau und ländlicher Grundbesitz in Brasilien. In: Schmollers Jahrbücher, Bd. 50, 1926. S. 963—979. 16) — Die Afrikanisch-Südamerikanische Völkerwanderung. In: Ibero-Amerikanisches Archiv. 1931. S. 16—35. 17) R e i c h w e i n , A.: Die Rohstoffwirtschaft der Erde. Jena 1928. 18) S a p p e r , K.: Über den Kulturwert der verschiedenen Landschaftstypen in den Tropen. . . G. Z. 1912, S. 305, 387. 19) — Der Kaffeeanbau in seiner siedlungs- u. wirtschaftsgeogr. Bedeutung. In: Erde und Wirtschaft, Bd. IV, 1930/31, S. 109 ff. 20) S c h i p p e 1, Max: Zur Soziologie kolonialer Arbeiterverhältnisse. In: Jahrbuch f. Soziologie, Bd. III, S. 140—56, 1927. 21) S c h m i d t , P. H.: Einführung in die allgemeine Geographie der Wirtschaft. Jena 1931. 22) S c h m i t t h e n n e r , H.: Die Typen der Kolonialgebiete. In: Kol. Rundschau 1932, S. 32—64. 23) U n g e r , Erich: Der Tee. Eine wirtschaftsgeographische Studie. Greifswald 1932.

120

24) V a g e l e r , P.: G r u n d r i ß der tropischen und subtropischen Bodenkunde. Berlin 1930. 25) V i e r k a n d t , A l f r e d : N a t u r v ö l k e r und K u l t u r v ö l k e r . Leipzig 1896. 26) W a i b e l , Leo: P r o b l e m e der Landwirtschaftsgeographie. Breslau 1933. 27) W e d d i g e , Ludw. W.: Die Kautschukerzeugung Südasiens u n d die z u k ü n f t i g e Versorgung der Welt mit Rohkautschuk. In: Zt. d. P r . Stat. Landesamtes, 68. Jg., S. 297—320. 28) W i l l c o x , W a l t e r E.: International Migrations. I n t e r p r e t a t i o n b y a group of Scholars in different countries edited on behalf of t h e N . B . of Economic Research. New York 1931. 29) Z i m m e r m a n n , A.: Kolonialpolitik. 1905. Indien. 29a) A n d r e w , E. J. L.: Indian L a b o u r in Rangoon. O x f o r d 1933. 30) B e c k e r , C.: Im Stromtal des B r a h a m a p u t r a . Aachen 1927. 31) B o r c h e r s , Marie: Die Bevölkerungsdichte im südlichen Indien. Göttingen 1917. 32) Census of India 1901. 1911. 1921. Vol.1, P a r t i , Report. Calcutta 1903, 1913, 1923. 33) — 1911, 1921. 1931. Vol. III. Assam. P a r t i , Report. P a r t II. Tab. Shillong 1912, 1922, 1932. 34) — 1921. Vol. VII. Bihar and Orissa. 35) — 1911. 1921. Vol. IX Burma. Report and Tables. Rangoon 1912. Vol. X Burma. Report and Tables. Rangoon 1922. 36) — 1921. Vol. XIII. Madras. Report and Tables. 37) Das, R a j a n i , K.: Plantation L a b o u r in India. Calcutta 1931. 38) E n g e l b r e c h t , Th.: Die Feldfrüchte Indiens in ihrer geograph. Verbreitung. H a m b u r g 1914. 38a) F l e x , O s k a r : Pflanzerleben in Indien. Kulturgeschichtl. Bilder aus Assam. Berlin 1873. 39) G a i t , Sir G.: A History of Assam. 2. Aufl. Calcutta 1926. 40) G a z e t t e e r : The Imperial Gazetteer of India. 26 Bde. New Edition O x f o r d 1907/08. 41) G r a v e n h o r s t , Fr.: Regenverteilung, Pflanzendecke und Kulturentwicklung in Burma. Diss. Leipzig 1932. 42) H a s a n , J a f e r : Die Armut Indiens. Eine ökonomische soziolog. Betrachtung. Diss. Heidelberg 1931. 43) H u n t e r : Imperial Gazetteer of India. 24 Bde. London 1885. 44) H u s a i n , Zakir: Die A g r a r v e r f a s s u n g von Britisch-Indien. Berichte über Landwirtschaft. 25. Sonderheft. Berlin 1930. 45) K r a u s , A.: Das indische Dorf. In: Jb. f. Soziologie, Bd. III, Karlsr u h e 1927. 46) K r e b s , N.: Das Hochland von Nilgiris. In: G. Z. 1933, S. 11—29. 47) — Das südliche Indien. In: Z. G. E. Berlin 1933, S. 241—270. 48) M a r j o r i b a n k and M a r a k k a y a r : Report on Indian labour emigration to Ceylon and Malaya. 1917. 49) Reports: Annual Report on Emigration to the L a b o u r districts of Assam, Cachar and Sylhet. 1924/5—1930/31. 50) — Report on the Working of the Indian Emigration Act (VII of 1922) and the Rules issued t h e r e u n d e r in the Provinces of Bengal for the years 1923—1930. Calcutta 1923—30. 51) — Report on the Administration of the Province of Assam. 1874—1900. 52) — A n n u a l Report on Labour Immigration into Assam. 1877 bis 1901. 53) — Annual Report on the W o r k i n g of the Assam L a b o u r Board. 1915—1931. 54) — Report on Immigrant Labor in the Province of Assam. 1921 —1930. 55) — Report on T e a C u l t u r e in Assam. Report and Statements. Compiled in t h e Office of the S e c r e t a r y to the Chief Commissioner of Assam. 1901—1930. 121

56) 57) 58) 59) 60) 61) 62) 63)

64) 65)



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Ceylon. 66) Agent of the Government of India in Ceylon. Report on the Working of the Indian Emigration Act. 1922 (VII of 1922) the Rules issued thereunder and of the Labour Ordinances of Ceylon during the year 1928, 1929, 1930. 67) C a v e , H. W.: Golden Tips. Ceylon and its great tea industry. London 1900. 68) Blue Book of Ceylon. Colombo, alljährlich. 69) Census Publications of Ceylon 1911, 1921, 1931. Tables and Report. Colombo. 70) Ceylon, its History, People, Commerce, Industries and Resources. Colombo 1924. 71) Papers laid before the Legislative Council of Ceylon: Report of the Commissioners appointed to inquire into the subject of the medical wants of the Coffee districts. Colombo 1879. 72) — Immigration of Indian Labour. Report of the Comittee appointed to report on Governm. Contributions towards the expenses connected with the Immigration of Indian Labour. (Sessional Papers XII—1926) Colombo 1926. 73) Reports: Administration Reports for 1924—1930. a) Immigration and Quarantine. Galle 1925. b) Immigrant labour. Galle 1925. 74) — Administration Report of the Controller of the Indian Imgrant labour. 1925—1930. 75) — Colonial Reports of Ceylon. London 1891—1931. 76) — Report upon Recruitment of Ind. Labour for Ceylon. Colombo 1918. 77) Recruiting for Ceylon in South India. In: The European Association of Ceylon. 1928. 78) S u n d a r a m , L.: Indische Arbeiter in Ceylon. In: Internat. Rundschau der Arbeit. 1931. S. 458—472. 79) T e n n e n t , J. E.: Ceylon. 2. Vol. London 1860. 80) Times in Ceylon. Green Book. 11. Aufl. Colombo 1931. 81) T u r n e r , L. J. B.: Handbook of commercial and general information for Ceylon, cmpiled by Turner. Colombo 1927. China. 82) B u x t o n . L . H. D.: China, the Land and the People. Oxford 1929. 122

83) C a m p b e l l , P. C.: Chinese Coolie Emigration to countries within the British Empire. London 1923. 84) E i t e l , E. J.: An Outline History of the Hakka. In: China Review, Vol. II, S. 160—64. 85) — Ethnographical Sketches of the Hakka Chinese. In: China Review, Vol. XX, S. 263. 86) G o t t w a l d t , H.: Die überseeische Auswanderung der Chinesen und ihre Einwirkung auf die weiße und gelbe Rasse. Bremen 1904. 87) L i n g , Pyau: Causes of Chinese Emigration. In: Annals of the American Academy of Pol. and Soc. Science. Vol. XXXIX, S. 74—82. 88) L i u , Wen Hsien: Die Verteilungsverhältnisse des ländlichen Grund und Bodens und dessen Betriebsweise in China. 1919. 89) M a c N a i r , H. F.: Chinese abroad, their position and protection. A Study in international law and relations. Shanghai 1925. 90) Mo s o I f f , H.: Die chinesische Auswanderung. Hamburger wirtschafts- und sozialwiss. Schriften, H. 22/23. Rostock 1932. 91) O t t e , Fr.: Die Auswanderungsgebiete Chinas und der Auslandschinese. In: Arch. f. Wanderungswesen, 1. Jg., S. 114—119. 92) — China, wirtschaftspolit. Landeskunde. P.M. Erg. 194, Gotha 1927. 93) R a t z e l , Fr.: Die chinesische Auswanderung. Breslau 1876. 94) R i c h t h o f e n , v.: China. Ergebn. eigener Reisen und darauf gegründete Studien. 5 Bde. Berlin 1877—1912. 95) R i t t e r , Carl: Die Erdkunde von Asien. Bd. III, Berlin 1834. 96) R o x b y , P. M.: The Distribution of Population in China. In: Geographical Review 1925. S. 1—24. 97) S a n d i c k , L. H. W. van: Chineezen buiten China. Hunne Beteekenis voor de Ontwikkeling van Zuid-Oost-Azie, special van Nederlandsch-Indie. 1909. 98) S c h m i 11 h e n n e r , H.: Ist China übervölkert? G.Z. 1926, S. 505 ff. 99) — Nord- und Süddiina. P.M. 1927, S. 129 ff. 100) — Der geographische Typus der chinesischen Kolonisation. G.Z. 1929, S. 526—540. 101) S c h u m a c h e r , H.: Die chinesischen Vertragshäfen, ihre wirtschaftliche Stellung und ihre Bedeutung. In: Jb. f. Nationalök. u. Statistik, III, F. XVI, 1898. 102) S u , Sing Ging: The Chinese Family System. New York 1922. 103) S u n , Fang Si: Die Entwicklung der chinesischen Kolonisation in SUdasien (Nan-yang) nach chinesischen Quellen. Diss. Jena 1931. 104) T a C h e n : Chinese Migrations, with special reference to labour conditions. Bulletin of the United States Bureau of Labour Statistics. No. 340. Washington 1923. 105) W a g n e r , W.: Die Landwirtschaft Chinas. Berlin 1926. 106) W e g e n e r , G.: China. Eine Landes- und Volkskunde. Lpz. 1930. Britisch-Malaya. 107) B a n n e r , H. S.: Labour in British Malaya. In: Asiatic Review, 1931, S. 669—673. 108) B a u e r , Kurt: Die Kulturlandschaft von Britisch-Malaya und ihre Entwicklung aus der Naturlandschaft. Diss. Halle 1931. 109) B e 1 f i e 1 d , H. C.: Handbook of the Federated Malay States. 2. ed. London 1904. 110) B r a d d w e 11, T.: Statistics of the British Possessions in the Straits of Malacca. Penang 1861. 111) C a m p b e l l , J. W.: Labour in Malaya. In: The Planter. Vol. II. 112) Census of British Malaya. 1921. 113) General Labour Committee — Report of Special Committee on Chinese Labour. Kuala Lumpur 1922. 123

114) G e r m a n , R. L.: Handbook to British Malaya 1926, 192?, 1930. Publ. by the Malay States Information Agency London. London 1927, 1928, 1931. 115) M a k e p e a c e , W.: One hundred years of Singapore. London 1921. 116) M a l a y a : Labour in British Malaya. British Empire Exhibition. London 1924. 117) — Malayan Statistics 1932. Compiled by Alexander. London 1932. 117a) M i l l s , L. H.: British Malaya 1824—1867. Singapore 1925. 118) R a f f l e s , S.: Memoir of the Life and public services of Sir Thomas Stamford Raffles. London 1830. 119) Reports: Annual Departmental Reports of the Straits Settlements. 1890—1930, Singapore. Annual Report of the Labour Department of the Straits 120) — Settlements. 1900—1930. Annual Report of the Protector of Chinese in the Straits 121) — Settlements. 1910—1930. Federated Malay States. Annual Departmental Reports. Chi122) — nese Affairs. 1905—1930. Federated Malay States. Annual Departmental Reports. La123) — bour: Report on the Working of the Labour Department. 1905—1930. 124) — Federated Malay States. Annual Departmental Reports. Report on the Administration of the Mines Department and the Mining Industry for the years 1923—1930. 125) — Annual Report of the Agent of the Government of India in British Malaya for the years 1926—1930. 126) S i a n g , Song Ong: One Hundred Years of Chinese in Singapore. London 1923. 127) S w e t t e n h a m , Sir Frank: British Malaya. An acount of the origin of progress of British influences in Malaya. London 1907. 128) V a u g h a n , J. D.: The Manners and Customs of the Chinese of the Straits Settlements. Singapore 1879. 129) V l i e l a n d , C. A.: British Malaya. A Report on the 1931 Census and on certain Problems of vital Statistics. London 1932. 130) W h e e l e r , L. R.: The Modern Malay. London 1928. 131) W i n s t e d t , R. O.: Malaya. The Straits Settlements and the Federated and Unfederated Malay States. London 1923. Niederländisch-Indien. 132) A d e k : Algemeen Delisdi Emigratie Kantoor (A.D.E.K.) Jaarverslag 1929. Medan 1930. Jaarverslag 1931. Medan 1932. 133) Arbeidsinspectie Jaarverslagen van den Dienst der Arbeidsinspectie in Nederlandsch-Indie. No. 1—8. 1913/22. 134) — Kantoor van Arbeid. Jaarverslagen van de Arbeidsinspectie van de Buitengewesten. No. 9—14. 1923—29. 135) B o o l e n d e B r u i n : Rapport uitgebracht aan de Deli Planters Vereeniging over der Wervingstoestanden op Java in het algemeen en over de Laukehwerving in het byzonder. 1911. 136) B r a n d , Mr. J. van den: De millionen uit Deli. Amsterdam 1902. 137) B r o e r s m a , R.: Oostkust van Sumatra. 2 Bde. I. Deel: De Ontluiking van Deli. Batavia 1919. II. Deel: De Ontwikkelfing van het Gewest. Deventer 1922. 138) B r u i n , A. G. de: De Chineezen ter Oostkust van Sumatra. Mededeelingen Oostkust Sumatra-Instituut, I. Amsterdam 1918. 139) B u r g e r , E. J.: Landverhuizing b i j de inheemische bevolking in Nederlandsch-Indie als Koloniaal-economisdi verschijnsel. Utrecht 1927. 140) Deli Planters Vereeniging (D.P.Y.) Gedenkboek uitgegeven ter Gelegenheid van het „Vijftig 124

141) 142) 143) 144) 145) 146) 147) 148) 149) 150) 151) 152) 153) 154) 155)

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161) 162) 163) 164) 165)

Jahrig Besiaan" van de Deli Planters Vereeniging. Hrsg. door P. W. Moddermann, Weltevreden 1929. — Jaarverslag der D.P.V. 1931. Medan 1932. D e v e n t e r , C. K. van: Overzidit van den economischen toestand der inlandsch Bevolking van Java en Madoera. Den Haag 1904. E e r d e , J. C. van: Ethnography and Demography. In: Science in the Netherlands East Indies. Amsterdam 1928 S. 349 f. E n d t , P.: Wanderarbeiterverhältnisse in den farbigen Kolonien. Amsterdam 1919. F o c k , D i r k : The Labour Problem in the Dutch East Indian Archipelago. In: Asiatic Review 1927,, S. 625 ff. H a n d b o o k : of the Netherlands East. Indies. By Division of Commerce of the Department of Agriculture Industry and Commerce. Batavia 1930. H e i n o l d t , C.: Immigratie vaan Chineezen naar Banka. Maschinenschrift. Medan 1897. H e l b i g , Karl: Die „poenale Sanctie". In: Kol. Rundschau, 1933, S. 85—91. H i n t e , J. van: De industrielle Ontwikkeling van Nederlandsch Oost-Indie. In: Tijdschrift van het. K. Nederlandsch Aardrijkskundig Genootschap. Deel XLII. 1925. H u e n d e r , W.: Overzicht van den economischen Toestand der inheemische Bevolking van Java en Madoera. s'Gravenhage 1921. Indisch Verslag 1931. II. Statistisch Jaaroverzidit van Nederl. Indie over het Jaar 1930. Batavia 1931. — 1932. II. Stat. Jaaroverzicht van Ned.-Indie over het J a a r 1931. Batavia 1932. M o l l , J. Th.: De Chineezen in Nederl.-Indie. Utrecht 1928. M o l l e m a , J. C.: De Ontwikkeling van het eiland Billiton en van de Billitonmaatschapij. 1918. Oostkust van Sumatra Comite. Kort Overzicht over de werving van arbeidskrachten ten behoeve van de Cultures ter Sumatras Oostkust. Medan 1929. Oostkust van Sumatra Instituut. Kroniek 1916, 1917, 1922—1931. Amsterdam. S t e c h e r , J.: Immigratie van Chineezen naar Deli. Maschinenschrift. Swatow 1905. . — Werving voor Banka van Chineezen. Maschinenschrift. Swatow 1905. — De Javanenemigratie naar Deli. Maschinenschrift. Medan 1905. S t e r n b e r g , H.: Die Betriebsverhältnisse der unter europäischer Leitung stehenden Plantagen auf der Ostküste von Sumatra (Unter besond. Berücksichtigung der Arbeiterverhältnisse). Arbeiten a. d. Inst. f. Betriebslehre u. Arbeitswiss. der Landw. Hochschule Berlin. Langensalza 1929. Y a l k e n b u r g , S. van: Java. The Economic Geography of an tropical Island. In: Geogr. Rew. 1925, S. 563—583. V.E.D.A. V r i j e Emigratie van D.P.V. en A.V.R.O.S. Handleiding ten behoeve van de adiministrateurs Semarang 1930. Verslag van „De Handelsvereeniging te Medan" over het Jaar 1931. Medan 1932. Volkstelling 1930. Voorloopige Uitkomsten a) J a v a en Madoera b) Buitengewesten. Batavia 1931. W e i g a n d , K. L.: Tabakbau in Niederländisch-Indien. Jena 1911.

Z e i t u n g e n und Z e i t s c h r i f t e n . 166) Archiv für Wanderungswesen und Auslandskunde. 125

167) 168) 169) 170) 171) 172) 173) 174) 175) 176) 177) 178) 179) 180) 181) 182) 183) 184) 185)

126

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F o r k e , P r o f . Dr. A l f r e d : Geschichte der alten chinesischen Philosophie. (Abhandlungen aus dem Gebiet der Auslandskunde, Bd. 25). 4», XVI und 564 Seiten. 1927. RM. 52,40 Geschichte der mittelalterlichen chinesischen Philosophie. (Abhandlungen aus dem Gebiet der Auslandskunde, Bd. 41). 4°, XII und 410 Seiten. 1934. RM. 25,— Dichtung der T'ang- und Sung-Zeit. Aus dem Chinesischen metrisch übertragen. Deutscher und chinesischer Text (Veröffentlichungen des Seminars für Sprache und Kultur Chinas, Heft 3/4). 8°, 173 und 96 Seiten. 1929 u. 1930. jedes Heft RM. 9,— Der Ursprung der Chinesen auf Grund ihrer Bilderschrift. 8», 30 Seiten. 1925. F r a n k e , P r o f . D r . O., fuzianischen Dogmas gion. (Abhandlungen kunde, Bd. 1). 4», VIII

alten

Studien zur Geschichte des Konund der chinesischen Staatsreliaus dem Gebiet der Auslandsund 329 Seiten mit 11 Tafeln. 1920. RM. 13,50

H a c k m a c k , A d o l f , Der Chinesische Teppich. 2.verb.u. vermehrte Auflage 1926. 8°, 52 Seiten, 3 farbige und 33 schwarze Tafeln, 5 Abb. im Text und 1 Landkarte. geh. RM. 10,80, geb. RM. 13,50 H e i b i g , K a r l , Batavia. Eine tropische Stadtlandschaftskunde im Rahmen der Insel Java. 8°, 192 Seiten, 16 Abb. 5 Stadtpläne und 6 Tafeln. 1932. RM. 4,50 H e l f f e r i c h , E., Die Wirtschaft Niederlöndisdi-Indiens im Weltkriege und heute. 8°, 32 Seiten mit 11 Fig. und 1 Tafel und färb. Karte. 1921. RM. —.60 R u d e n b e r g , W e r n e r , Chinesisch-deutsches Wörterbuch. 6400 Schriftzeichen mit ihren Einzelbedeutungen lind den gebräuchlichsten Zusammensetzungen. 4°, 687 Seiten. 1924 Neudrude in Vorbereitung. K o l l e c k e r , D. C. A., Nachtrag zu Rüdenbergs Wörterbuch im Hakka- und Kantondialekt. 4°, 75 Seiten, geb. RM. 19,80

FRIEDERICHSEN, DE GRUYTER & CO. m. b. H. HAMBURG I