Die Apostelgeschichte 9783666516344, 3525516347, 9783525516348

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Die Apostelgeschichte
 9783666516344, 3525516347, 9783525516348

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Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament Begründet von Heinrich August Wilhelm N eger herausgegeben von Ferdinand Hahn Land I I I — 16.Auflage

jÖ ie Apostelgeschichte Neu übersetzt und erklärt von D. Ernst haenchen

7., durchgesehene und verbesserte Auflage dieser Neuauslegung

Göttingen • vandenhoeck L Ruprecht • 1977

F r ü h e r e A u f l a g e n dieses K o m m e n t a r s : 1. Aufl. von H. A. W. M eyer

1835

2. Aufl. von H. A. W . M eyer

1854

3. Aufl. von H. A. W . M eyer

1861

4. Aufl. von H. A. W. M eyer

1869

5. Aufl. neubearbeitet von H .H . W endt

1880

6. bzw. 7. Aufl. neubearb. von H, H. W endt

1888

8. Aufl. neubearbeitet von H. H. W endt

1899

9. Aufl. neubearbeitet von H. H. W endt

1913

10. Aufl. neubearbeitet von E. Haenchen

1956

11. Aufl. neubearbeitet von E. Haenchen

1957

12. Aufl. durchgesehen und erweitert von E. Haenchen 1959 13. Aufl. durchgesehen und verbessert von E. Haenchen 1961 14. Aufl. durchgesehen und verbessert von E . Haenchen 1965 15. durchgesehene Auflage von E. Haenchen

1968

C IP-Kurztitelaufnähme der Deutschen Bibliothek Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament / begr. von Heinrich August Wilhelm Meyer. Hrsg. von Ferdinand Hahn. — G öttingen: Vandenhoeck und Ruprecht. NE: Meyer, Heinrich August Wilhelm [Begr.]; Hahn, Ferdinand [Hrsg.] Band. 3. — Haenchen, Ernst: Die Apostelgeschichte

Haenchen, Ernst Die Apostelgeschichte. — 16. Aufl., 7., durchges. u. verb.. Aufl. dieser Neuauslegung. — Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1977. — (Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament; Bd. 3) ISBN 3-525-51634-7

© Vandenhoeck & Ruprecht, G üttingen 1956. — P rinted in G erm any. — Alle Rechte vorbebalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf Photo- oder akustomechanischem Wege zu vervielfältigen G e s a m t h e r s t e l l u n g : H u b e r t L C o., G ü t t i n g e n

Der hochwürdigen Evangelisch-theologischen Kakultät der ^ohannes-Gutenberg-Universitüt zu M ainz als Zeichen des D ankes für die Verleihung der Doktorwürde

V o rw o rt z u r 5. A u flag e vor 50 Jahren, in meinem ersten Semester, erstand ich mir neben Nestles Novum Testamentum graece den Actakommentar von Hans hinrich lvendt, der kurz zuvor in 9. Auflage erschienen war. Damals ahnte ich nicht, daß die Apostelgeschichte einmal zwanzig Jahre hindurch den größten Teil meiner Arbeitskraft und -zeit beanspruchen würde, und ebensowenig kam es mir in den Sinn, daß ich, als Herausgeber der 10. Auflage, Ivendts Nachfolger werden sollte. Wahrscheinlich wäre es zu beidem nicht gekommen, hätte ich nicht 1944 zur Kur in die Schweiz nach Vavos fahren müssen. Bücher über die Grenze mitzunehmen war streng verboten, und erst hinterdrein ent­ deckte ich, daß Nestle (in vünndruck) in meiner Rocktasche mitgereist war. Mehr als ihn hatte ich nicht, als ich meine Liegekur mit wissenschaftlicher Arbeit auszufüllen begann. Vas war ein großer Segen für mich. Venn als ich nun u. a. versuchte, mir die Apostelgeschichte verständlich zu machen, kannte ich die Sekundärliteratur kaum (Wendt hatte mein Interesse nicht lange gefesselt) und kam so ganz von selbst zu der Frage, was der Verfasser der Apostelgeschichte mit den bunten Szenen dieses Buches eigentlich seinen Lesern hatte sagen wollen. Dadurch blieb ich zunächst der üblichen Fragestellung fern, die sich allererst und allermeist für den Wert der Apostel­ geschichte als Geschichtsquelle interessierte. 2 e r in n e r t b a r a n , b aß es auch ih m u n te rste llte O ffiz ie re b e r T e m p e lp o liz e i g ab , v o n d e n e n b e r sT G u i n b e r bie A ufsicht ü b e r Öen ä u ß e r e n D o rh o f fü h rte (vielleicht J o s . B ell. 6 ,2 9 4 e rw ä h n t), h ier g e m e in t sein k o n n te: S o l. Z eitlin , J Q R 3 1 , 1941, 117, stn m . 12 0 , B ill. I I 6 2 8 ff. D ie Id e n tifik a tio n ist d esh alb schw ierig, w eil L ukas von den D erh ältn issen keine ein g eh en d e K e n n tn is besaß: b a s zeigt bie strt, w ie er bie S a b b u z ä e r h ier a ls B e h ö rd e d arstellt. J . J e r e m ia s , J e ru s a le m , z. Z e it J e s u 2 1962, 2 5 9 f. 3 S c h ü re r a .a .O . I I 4 3 2 0 ff.; R G G 2 V 2 7 f .; w . Z o erster, N t-liche Z eitgeschichte I 2 62— 6 6 ; 149. 156— 164. 4 P re d ig e r IO9 L X X , 2IN akf 2 28.

P e t r u s und J o h a n n e s vor dem h o h e n ra t

213

lehren1, welche die Sadduzäer (flpg 2 3 s) leugn eten . D as ist für das Geschichts­ bild des Lukas von entscheidender B ed eu tu n g: der Widerspruch gegen das Christentum im jüdischen Volk geht nur von einer einzelnen G ruppe (ciigeaig rojv ZaddovxaUüv 5 1 7 ) aus, aber nicht von der strengsten Richtung (äxQißeGrdrrj alqeoig 2 6 s), den P harisäern. — öiä ro m it I n f. zur A ngabe des G rundes: B l-D . § 4 0 2 , 1. D. 3 eneßaX ov a v ro lq z a g %elqag w ie 1 2 1 2: „gew altsam die Hände an jem and legen" — es beginnt sich eine bestim m te T erm in ologie der christlichen K onfessoren- und M ärtgrergeschichte herauszubilden. n'jqrjotg w ird hier w ie in 5 18 (rrjQrjoig örjfxooia) das G efän gn is m ein en . „Es w ar schon A bend": preuschen 22 berechnet, daß „für all die erw ähnten V orgänge zum R eden ein R aum von drei S tu nd en bleibt". Aber Lukas w ill keine indirekte Z eitangabe m achen; der h oherat kann nicht am Abend sogleich zur S telle sein. v. 4 Lukas hatte leine andere S telle zur V erfü gun g, um den Erfolg der P etru sred e zu beschreiben, durch den die G em einde auf 5000 M itglied er an ­ wächst: P etru s m uß also w ieder zu Tausenden gesprochen haben. Zur Zrage des W achstum s der G em einde s. oben S. 1 9 1 3. v. 5 Hm folgenden Tag versam m elt sich der h o h era t4, den Lukas in seiner Zusam mensetzung genau beschreibt: an erster S telle stehen von den 71 M it­ gliedern die äq%ovreg oder (gew öhnlich) aq%ieqeZgb (G berpriester m it dem den Vorsitz führenden Hohenpriester an der Spitze), v o n ihnen w erden die Ältesten 1 Rach preuschen 22 ist diese Übersetzung unmöglich, weil sie t rjv iv r cp 7r)oov yeyevTjfievijv voraussehen w ürde. Aber der komprim ierte Ausdruck ist Lukas durchaus z u z u tra u e n . fiagrvgo/n ai i v xvgico E ph 417 — auf das preuschen hinweist — kommt

als p a r a lle le nicht in Betracht. 2 Die W e n d u n g kom m t in der L X X und im späteren G riechentum vor: B a u e r, W örterb . 573. — D (xai i mß a X o v r e g xai e&evro) hat übersehen, daß nach der V e r­ w a n d lu n g von eneßaXov ins P a r tiz ip iu m das folgende x a i fortfallen m u ß te ; ein A r a m a is m u s liegt nicht vor. 3 J e ru sa le m hatte nach der Berechnung von Joach. J e r e m ia s (Zeitschr. d. dtsch. palüstinavereins 1943, 24— 31) d a m a ls e tw a 25— 50000 E in w o h n e r; demnach w ä re n schon nach der 2. p re d ig t des P e t r u s Vs — 1U davon Christen gewesen — das zeigt, daß die Zahl 5000 nicht statistischen, sondern symbolischen w e r t besitzt. 4 Die ältere Literatur, vor allem Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes I I 4 320 ff.; Bill. I I 568— 571. 631, I 78— 82, ist teilweise überholt durch Joach. J e r e m ia s , J e ru s a ­ lem zur Zeit Jesu, I I , 1929, 3— 59; diese K orrekturen sind a u sg e n o m m e n von Schrenk, T h w b I I I 1936 s. v. legog 221— 284, bes. 270— 272. — i y e v e r o m it folgendem a c c .c .in f . (Bl.-Debr. § 408), wie Apg 9 3 . 3 2 . 37 , 14i, 1 9 1 , 2 1 1 . 5 , 2 7 44, 28a. 17 , dem bibl. 'I T l entsprechend, a v z w v ist vor die drei folgenden Substantive gestellt, zu denen es gehört. 6 „E in festes K ollegium", dem „Leitung des K ultu s, der T e m p elv e rw a ltu n g und -Polizei, der V e rw a ltu n g der T em pelgelder und der priesterlichen Gerichtsbarkeit" unterstand (THWb I I I 270), bestehend a u s dem a m tie re n d e n Hohenpriester, dem Tem peloberst ( argarrj yög r o v iegov), Öen H äu p tern der diensttuenden W ochen­ abte ilu n g e n und den „Z ü h re rn der Tag esabteilu ng en, den mindestens 7 argaTrj yoi = T em pelau fseh ern und den mindestens 3 Schatzmeistern" (a .a .O . 271). vielleicht kommen oazu noch abgesetzte Hohepriester. E s handelt sich also u m eine einflußreiche un d zahlenm äßig nicht kleine G ru p p e .

(hebr. ursprünglich die Häupter der vornehmen Geschlechter) und die Gesetzeskundigen ygafifiarelg (hebr. DnplD, in nachchristlicher Zeit D^DDII) unterschieden, w ährend die nqeaßvreQoi vor allem das sadduzäische Element vertraten, w aren die Pharisäer — die faktisch maßgebend waren — vor allem unter den ygafi/xarelg zu suchen. Alles, was an mächtigen Gegnern der Christen in Jerusalem ist, versammelt sich — um so größer zeigt sich hernach die Un­ erschrockenheit der Apostel und um so schmählicher das versagen der Lhristenfeinde. V. 6 Unter verlassen der Konstruktion (D hat in v . 5 diesen Mangel be­ seitigt) werden nun einzelne Persönlichkeiten der ersten Gruppe aufgezählt. Der Text vermittelt den Eindruck, daß Hannas (IJH) der amtierende Hohe­ priester war. Tatsächlich hatte er vom Jahre 6 bis 15 das Amt innegehabt; er besaß freilich immer noch sehr großen Einfluß, v o n ca. 17— 36 w ar der amtierende Hohepriester Joseph, genannt Kaiphas (nach Joh 18is ein Schwiegersohn des Hannas). Johannes ist uns — wie Alexander — unbekannt1. Die Worte „und die von hohenpriesterlichem Geschlecht waren" m üßten (wenn Lukas genaue historische Kenntnisse besaß) aus die S. 213 A. 5 genannten Personen gehen2. V. 7 Subjekt sind die zuvor m it Namen genannten M änner. Nach der Mischna saßen die Mitglieder des Synhedriums in einem Halbkreis, in dessen M itte die Angeklagten zu denken sind, hier wird nun nicht die Auferstehungs­ predigt zum Anklagepunkt gemacht (s. D. 2 ); es wird nicht einmal deutlich, ob die Frage „Durch3 welche Kraft oder K am en4 habt ihr das getan?" eine Anklage enthält oder nur eine Untersuchung einleitet. „Die rechtliche Seite interessiert den Verfasser nicht" (preuschen 22). Dagegen ist deutlich, daß die Frage des Hohenpriesters dem Apostel gerade das passende Stichwort für seine Rede bietet (wellhausen, Krit. Analyse 8, preuschen 23). v . 8 P etrus — er ist wieder der Sprecher; Johannes bleibt stumm — wird gemäß der Verheißung ZI 12iif. mit dem Hl. Geist erfüllt; die Geistbegabung ist hier nicht mit dem Christs ein gegeben, sondern wird bei besondern Gelegen­ heiten verliehen3. v . 9 Feierlich redet P etrus die Mitglieder der höchsten jüdischen Behörde an, die er zugleich respektvoll und doch freimütig behandelt, „w ir werden verhört® 1 D setzt dafür Jwvd&ag ein, der im Ja h re 36 Kaiphas folgte, aber schon 37 wieder abgesetzt wurde. Er spielte z. Zt. des P a u lu s noch eine bedeutende politische Rolle (s. Einleitung § 4, 5. 86ff.). 2 s. T h w b I I I 270; es handelt sich dam als um die 4 Fam ilien des Boethos, H annas, Kamith, Ssm ael ben Phiabi. Der Ausdruck yevog äg/tegaTixov ist, außer bei Jos. A nt. 15,40, auch CIG 4363 belegt. 3 Das oder „m it Hilfe von" gibt den Sinn von i v am besten wieder. 4 Auf B auernfeinds These, die er m it wikenh. Apg 52 teilt, daß m an „schwarze M agie" verm utete, geht die Gesamtbesprechung ein. 5 s. oben in der Gesamtbesprechung von 2 14 - 41 , 5. 189. Die alte Kirche hat diese An­ schauung erhalten: „Die Konfessoren galten noch lange . . . als Geisterfüllte" (Preuschen 23). 6 dvaxgivofxai wird zw ar im attizistischen Griechisch von einer Voruntersuchung gebraucht; aber Apg 12is, 24s, 28is zeigen, daß es bei Lukas „verhört werden" bedeutet.

P etru s und Johannes vor dem hohenrat

215

auf Grund der W ohltat an einem Kranken, wodurch* dieser gerettet ist" — schon das zeigt den Widersinn der vom hohenrat herbeigeführten Situation: gibt eine Heilung Grund dafür, den W ohltäter vor Gericht zu stellen? Petrus benutzt nun die Gelegenheit für eine Missionsrede,- das doppelsinnige oco&fjvai ermöglicht ihm, mit dieser Krankenheilung zu beweisen, daß Jesus auch die Rettung im jüngsten Gericht bringt. v . 10 Nachdem so noch einmal betont die Frage herausgestellt worden ist, „in welchem" (Namen) „dieser gerettet ist", erfolgt jetzt die Antwort, die im Grunde sich nicht nur an die Hörer des P etrus richtet, sondern auch an die Leser des Lukas,- daß Petrus nicht nur zu den Richtern spricht, sagt er ja selbst, v o n öxi an erscheinen wieder Wendungen Lukanischer Rhetorik2. Der Name Jesu hat den Kranken geheilt, welcher ebenfalls zur Stelle ist3. Damit ist die Frage des Synhedriums beantwortet, aber das Zeugnis für Jesus geht noch mit einem kurzen Schriftbeweis weiter. D. 11 ofixog bezicht sich auf iv xovxco D. io4, ps. 118 (117)22 wird schon i m i 2 i o = a 20i7 zitiert, nach der L X X 5, während Lukas hier einer andern Tradition folgt. Die Schrift hat schon vorausgesagt, daß die Menschen Jesum verwerfen, Gott aber ihn auf die wichtigste Stelle bringen wird.

v . 12 ocoxrjQia um faßt „Heilung" und „heil" (Preuschen 24). Vas heilung­ spendende övo(jlcl, das die christlichen Exorzisten gebrauchen3, und das im gött­ lichen Gericht xettenbe ovo/na treten nicht auseinander. Der in der W iederholung ovöe y ä g övofta xrX. noch reicher entfaltete Ausdruck7 der Tatsache, daß w ir 1 i v t I v i , bezogen auf S v o / t a n , ist neutrisch (W endt 112, Vauernfeind 76). a i a c o r a i N A pc ist ein alter Schreibfehler. 2 Dgl. 2 23s., 3 13ff. Die Relativsätze erklären sich aus kultischem (semitischem) Stil, sonst w ürde nicht ein Nebensatz Jesu Auferstehung berichten, preuschen spricht 25 von den W urzeln der Sym bolbiibung, die hier sichtbar werden. 8 Nicht weil die Szene von einem polizeioerhör auf dem Tempelplatz ins Synhedrion verlegt w äre (Loisy 243, Vauernfeind 73), auch nicht, weil er als Zeuge geladen w äre, sondern weil er dem Schriftsteller als lebendiges Zeugnis gegen die Richter dient (s. D . 1 4 ). Ähnlich steht es m it den 6 Christen aus Jo p p e in 11 1 2 . 4 W enn m an die W orte von i v t o v t o j D. 10 bis v y i r j g ausläßt, schließt sich das Z itat ausgezeichnet an D. 10 an. Aber das berechtigt uns noch nicht zu einer B earbeitungsHypothese. Außerdem entspricht der breitere Stil gerade der Schreibart des Lukas, zumal an einer solchen, Feierlichkeit erfordernden Stelle. 6 Die Stelle ist wichtig für das durch Kahle aufgew orfene Problem , ob es neben der L X X noch andere „griechische Targum e" gegeben hat. Auch die Frage eines Testimonienbuches taucht hier wieder auf, das Lukas nach Rendel Harris (vgl. H. I . Tadbury, The Making of Luke-A cts, 5 6 f.) benutzt hat. — Die x E t p a k i } y c o v t a g ist nach Joach. Jerem ias, T h w b I 792f., der Abschluhstein des B aues über dem P o rtal. 6 Es gibt zwischen Heilungen und D äm onenaustreibungen fü r Lukas keine scharfe Grenze, s. £f 4 3 9 . 7 Zwischen ä ? .X o g und e r e g o g besteht hier kein Unterschied: R aderm acher2 77; Vl.-Debr. § 306,2. t 6 ö e ö o j u i v o v : das P artizip m it Artikel vertritt einen Relativsatz: Vl.-Debr. § 412,4. i v erseht, wie öfter in der L X X , den bloßen Dativ, v n ö t ö v o v g a v ö v : Pred 1,13 und 3,1. Zur Annahme einer Übersetzung aus dem Aramäischen (Torrey a.a.D . 30, übernom m en durch Vauernfeind 76) ist kein Anlaß. — o ö e ö o / u e v o v bei D ist vom lateinischen Text „quod d a tu m e s t“ (d) beeinflußt.

durch keinen andern Namen gerettet werden können — die lukanische Zorm für die Behauptung der Absolutheit des Christentums — , berührt sich eng mit herm as v is . I V 2, 4 : 6C ovdevdg övvrj oay&fjvai ei /j,rj öiä ro v [xeyäXov xal ivöötjov ovo/jiaToq — nämlich Gottes*, und wird dadurch als Verwertung einer jüdischen Zormel erkennbar, die sich auf den nim bezog. Zulas hat die Formel bereits übernommen und nicht als erster christlich umgebildet.

v . 13 Diese Antwort bringt die Richtet zum Erstaunen: sie sehen den Freimut, die Unerschrockenheit des Petrus, und erkennen doch zugleich, daß die Angeklagten ganz einfache Leute find2, deren Sicherheit sich also nicht aus einer Zugehörig­ keit zur Bildungsschicht erklären läßt. Auf Grund dieser Rede erkennt man sie als ehemalige Begleiter Jesu und Jesusjünger8. Jetzt mutz der hoherat zur Jesusbewegung Stellung nehmen. xaraXaßöfievoi: das Medium bezeichnet ein geistiges Erfassen: M oulton 2 4 7 . v . 14 w ie in Joh Kap. 5 und 9 ist der Geheilte ein lebendiger Beweis, an dem die Gegner nicht vorbeikommen, ovöev el%ov avretnelv erfüllt die Weis­ sagung £k 2 1 i 5 4, Jesus werde den Jüngern Mund und Weisheit geben, fj ov dvvrjoovrai avnarfjvai rj avremelv . . . oi avrixel/LievoL. D. 15 Damit ist der erste Teil der Verhandlung abgeschlossen,- „das Gericht zieht sich zur Beratung zurück", indem es die Angeklagten aus dem avveÖQiov, dem Sitztmgstaum5 der Behörde, hinausschickt. Der Verfasser berichtet über die interne B eratung6, als wäre er dabeigewesen. v . 16 Die Stage der Behörde7 offenbart zugleich ihre Hilflosigkeit und ihr Bemühen, aus dieser peinlichen Lage herauszukommen. Der folgende OH-Satz8 begründet ihre Resignation: ein yvcoordv9 ot^ieIov steht als Tat1 D ibclius, H andb. z. N T , E rg .-B d . 464 zu vis. I I I 3 ,5 rov navToxQaroQog nai ivödgov dvöjuarog und 487. 2 äyQd{jLfxaroq ist nach den P a p y ri jem an d , der nicht schreiben kann- löiciTrjg kann den L aien im Unterschied vom Sachverständigen bezeichnen, ab er auch m it dyga/ijuarog

ü bereinstim m en in dem S in n „ungebildet", „M ensch au s dem Volk". O b Lukas hier a n den M a n g e l von Gesetzeskenntnis denkt, ist sehr fraglich; s. zu 5 17-42. 3 Dah der J ü n g e r J o h a n n e s gem äß J o h I 815 (vorausgesetzt, er ist m it dem „ an d e re n J ü n g e r" g em ein t) yvoardg i w äQxisQeZ w a r, läß t sich m it unserer S telle au f keine w eise v ereinen. 4 Dgl. auch 6 1 0 : ovx io%vov dvnarfjvai. 5 w i r wissen w eder, w o der h o h e ra t zu jen er Z eit g etag t h at (s. B ill. I 9 9 7 ff., Beg. V 477 f.), noch w o sich Lukas die Szene denkt. 6 Z u aweßaXXov ergänze Xoyovg; vgl. 1 7 18, wo das w o r t m it dem D ativ kon­ struiert ist. — D er W o rtla u t von D . 1 3 -1 5 in h, der nach Beg. I I I 38 den ursprünglichen T ext w iedergeben soll, ist deutlich sekundär. 7 Die a u s faciemus (h, vg) zu erschließende L esa rt TioirjoofjLev geht au f einen H ör­ fehler zurück: in den ersten beiden J a h rh u n d e rte n nach C hristus verschw indet der O u an titätsu n tersch ied von co und o (B l.-D ebr. § 2 2 ); wichtig fü r Kö 5 i. 8 Die S u b o rd in a tio n ist kaum noch sp ü rbar, on deshalb m it „denn" zu übersetzen; vgl. B l.-D ebr. § 456, 1 . 9 yvcoaTÖg: A pg 1 i s , 2i4, 4 10. ie, 9 4 2 , 1338, 15is, 1 9 17, 2 8 2 2 . 2s, offensichtlich ein L ieb lin g sw o rt des Lukas, nicht ein A ra m a ism u s (so B au e rn fein d 77), sondern ü b e r­ n o m m en a u s der L X X , w o auch die $ o rm el yvcooröv ioxm m ehrfach vorkom m t.

Petrus und Johannes vor dem hohenral

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fache 1 allen B ew ohnern Jeru salem s vor A ugen. Die W orte „w ir können es nicht leugnen" betonen die Wirklichkeit des W unders und zeigen: die B ehörde w ürde alles ableugnen, bestünde auch n u r die geringste Aussicht auf Erfolg. Daß sie selbst sich vom W under nicht überzeugen läßt, beweist ihre V er­ stocktheit. D. 17 „Aber^ dam it e s 3 nicht w eiterhin* im Volk verbreitet w ird 3, w ollen w ir ihnen u n ter D rohungen befehlen6, nicht u n ter N ennung dieses N a m e n s 7 zu irgend einem Menschen zu sprechen." Die Z orm el im ra> ovofian erlau b t dem Verfasser, von dem durch Aussprechen des Je su sn a m e n s vollbrachten W under zum V erbot jeder Jesu sp red ig t (vgl. auch 5 28) überzugehen. D. 18 D er im westlichen T ex t 3 aufgefüllte D. enthält das strenge G ebot, ü b e rh a u p t 3nicht zu sprechen 16 oder zu lehren u n te r N ennung dieses N am en s11, und schafft dam it die V oraussetzung fü r die berühm te A n tw ort der Apostel. v . 19 Die Apostel erklären auf das bestimmteste, sie w ürden sich nicht an das R edeverbot halten ; die B ehörde m öge selbst beurteilen, ob es in G ottes A ugen 1 S tatt y e y o v e v liest D y e y o v e v a i . Das wird wohl nicht aus einer Dittographic des folgenden ÖC zu erklären sein (als Möglichkeit Bog. I I I 38 erwähnt), sondern der Schreibet von D hat mit cm angefangen, dann aber den Satz fortgesetzt mit y v c o o T Ö v O T jf iE L o v y s y o v i v a i (p a vE QO T EQ ov i o n v , ohne das ö n zu tilgen. J u m K om para­ tiv CpaVEQOTEQOV vgl. unten zu Apg 17 2 1 . 2 ä ? J A entspricht dem j x e v in D.ie. 3 Subjekt ist grammatisch r ö o r jf X E lo v ; gemeint ist aber wohl die Kunde vom Wunder und darüber hinaus die Kunde von Jesus. 4 fi r) i m t i I e l o v hiefee, räumlich verstanden, „nicht außerhalb Jerusalem s". 3n 24« liegt die zeitliche Deutung vor, die auch hier vorzuziehen ist. Die mit ihr verbundene Schwierigkeit besteht darin, daß der Verfasser einerseits stark betont, dafe das W under allgemein bekannt ist, und doch andererseits Unterdrückungsmafenahmen der Behörde motivieren möchte, die nur sinnvoll sind, w enn noch nicht jeder von Jesus und seinem W under weiß. 6 ö i a v E j u a ) bedeutet eigentlich „verteilen", „austeilen"; so Dt 2925 L X X . V Spätere Handschriften fügen hinzu ä n s i k f j , w e n d t 114 Anm. vermutet unter (Einstufe von 5 28 T i a Q a y y E M q n a q r ] y y E i X a i x E v . vgl. aber auch Stellen wie Ex 2 2 i5 . 2 2 f. 7 Dgl. heitmüller, 3 m Nam en Jesu, 61: „ w e n n die Behörde den Jü n g e rn befiehlt, f i y ?*c l ä e I v i m T w ö v o f x a T L I r j a o v , so kümmert sie sich schwerlich U M G rund oder G rund­ lage der Predigt, sondern um den 3 nhalt: sie will verhüten, öafe dieser verhafete Name immer wieder genannt und bekannt werde." 8 D ci (gig) h syhm6 lesen „als sie sich aber im Beschlufe einig geworden w aren": eine Glättung. 9 (tö ) x a d o h o v ist eine starke Negation wie in Ex 2 2 10 v. 1., Amos 33.4, Ez 133. 2 2 , 1714, Dan 0 50 — also wieder ein B X X -w o rt. 10 ( p O i y y o f i a i : „laut ausrufen", „verkünden": Sap l s ; also ebenfalls der L X X nicht fremd, deren jüngere Schriften Lukas besonders genau gekannt zu haben scheint. n „Der Name (absolut und ohne Genitiv, wie bei den Ju d e n für Gott) tritt an Stelle von Jesus selbst und erscheint als Hypostase von gleicher Kraft wie etwa der Geist": w ellhausen 7. 3 n T h w b V 272f. wird nicht deutlich, öafe der Gebrauch von ö v o j x a in Apg 4 der at-lichen Lage insofern entspricht, als Jesus (wie dort Ja h w e ) im Himmel und n ur sein Name (wenn vertrauensvoll angerufen) auf Erden gegen­ wärtig ist.

recht sei, mehr auf sie als auf Gott zu hören1. Lukas macht so seinen Lesern mit einer ihnen vertrauten Wendung die Haltung der Apostel verständlich. v. 20 Was die Apostel gesehen und gehört haben, sind Jesu Worte und Taten (vgl. I O 3 9 ) , aber vor allem seine Auferstehung, um die es hier geht. v. 21 Daß sich die Behörde auf keine Erörterung darüber einläßt, wer hier Gottes Sache vertritt, ist verständlich. Daß sie die protestierenden Apostel, wenn auch unter neuen Drohungen, frei läßt, wird doppelt begründet: (1) es liegt keine Möglichkeit der Bestrafung vor2, (2) die Behörde hat Angst vor dem Volk. Der erste Grund soll nicht etwa ein noch vorhandenes Rechtsgefühl des hohem rates zeigen, sondern dem Leser klarmachen, daß rechtlich gegen die Apostel nichts vorliegt. — t ö ntbg Bl.-Vebr. §2672; vgl. Bruce Acts 125. v. 22 Der in Heilungsgeschichten häufige Zug, daß die Dauer der Krankheit betont wird, weil sie die Heilung um so wunderbarer erscheinen läßt, be­ gründet hier die Haltung des Volkes; mehr als2 40 Jahre war der Geheilte alt und solange gelähmt gewesen! — Zu yeyovei s. Bl.-Vebr. § 66,1. Unser Abschnitt enthält allerlei Schwierigkeiten; das wird am Verhalten der Krittler deutlich. Wendt 111 und Bauernfeind 74 müssen avÖQcbv D.4 = „Menschen" fassen, um auch die Frauen mit darin unterzubringen und die Zahl der Bekehrten nicht noch weiter zu steigern, harnack reduziert (Beiträge I I I 143, Anm. 1) die 5000 mutig auf ein Zehntel; er wie Beyer (35) möchten hier die IK or 15e genannten „über 5OO Brüder" wiederfinden. Vas hängt m it harnacks verfehlter Quellentheorie zusammen, von der zu 6 1 7 - 4 2 noch zu sprechen sein wird. Sorof 55, Jüngst 48, Clemen (St. Kt. 1895, 331) und Hilgenfeld (ZwTH 1895, 198f.) erblicken in v . 4 eine redaktionelle Zutat, weil die Angabe am unpassenden G rt stehe. Zu den Namen in D.e erklärt zwar Beyer 35: „Diese genauen Angaben müssen auf einer sachkundigen Überlieferung beruhen", preuschen aber m eint 23: „Die Namen der M it­ glieder der hohenpriesterlichen Familie sollen den Eindruck besonderer Genauigkeit erwecken." Loisy 242f. hält Johannes und Alexander für vom Schriftsteller aufs Gerarewohl gewählte Namen. 1 D aß d ie A n tw o r t d e r A postel ein seit P la to (A p o lo g ie 29 D ) im m e r w ie d e r h o lte r G e m e in p la tz sei, w ird v o n p re u sc h e n 25 b e h a u p te t, B e g. I V 45 b e s tritte n („The id e a is common, though not commonplace“ ), die a b e r w e g e n A pg 17 2s a n n e h m e n , d a ß L ukas die Geschichte d es S o k ra te s k a n n te . D aß L ukas b e w u ß t griechisches G e d a n k e n g u t v e r w e n d e te , u m sich sein en L esern verständlich zu m ach en , w ird 2 6 u b e so n d e rs d eu tlich . I n 4 19 w ir d es nicht a n d e r s stehen. — anoxgShTE g elnav: o ft in d e r L X X . 2 firjöev e v q L ö x o v t e q x t A. b e g r ü n d e t die F re ila ss u n g : M o u lto n 3 64. A b er auch öiä t ov Aauv h ä n g t v o n äneXvoav ab . Loisy 250 w eist d a r a u f h in , d aß die A ngst v o r d em Volk nicht recht a m P latz ist, w e il d a s Volk die A postel ru h ig v e r h a f te n ließ . C r (u n d ih m fo lg e n d B a u e rn f e in d 73. 77) sucht die E rk lä ru n g d a r in , d a ß u rsp rü n g lic h n u r ein E in g re ife n d e r T e m p e lp o liz e i e r w ä h n t w a r , die d a s Volk nicht e r re g e n w o llte ! I n W irklichkeit lä ß t L ukas d a s M o tiv d e r B e lie b th e it b e im Volk g e rn a n k lin g e n ( 5 2 0 !), o h n e e r m it d e m K o n te x t en g zu v e rb in d e n . 3 „N ach 7i}.EL0)v . . . v o r Z a h le n a n g a b e n fe h lt , a l s ' . . : B l.-V e b r. § 185, 4. avOgcon o g rjv irajv: g e n . qualitatis, B l.-V e b r. § 165.

Aber die Verhaftung?- und Verhörszenen sind als ganze recht merk­ würdig. Die Sadduzäer sind keine Behörde; sie können also auch niemanden verhaften, hilft m an sich aber damit, daß m an sie m it dem maßgebenden priesteradel identifiziert — Ioach. Jerem ias hat freilich (Jerusalem zur Zeit Jesu, I I 95) nachgewiesen, daß die Sadduzäer ihre Anhänger vor allem unter dem Laienadel, den nQsaßvregoi, hatten — so bleibt eine andere Schwierigkeit doch bestehen: daß jemand eine andere Theologie vertritt als sie, ergibt noch keinen Grund für eine Verhaftung, und wenn die Sadduzäer gegen alle Vertreter des Auferstehungsglaubens hätten einschreiten wollen, hätten sie die gesamten Pharisäer ins Gefängnis setzen müssen. 3n Wirklich­ keit w ar der hoherat sogar von der auferstehungsgläubigen Pharisäer­ gruppe bestimmt, obwohl die Sadduzäer die obersten Ämter innehatten; das Volk stand nämlich hinter den Pharisäern. Die Anklage wegen der Auferstehungspredigt wird allerdings in der Verhandlung nicht erhoben; statt dessen wird hier gefragt, in welcher Kraft oder Namen die Apostel den Kranken geheilt haben. Damit verschwindet jene Schwierigkeit m om entan; dafür treten andere auf. Eigentlich m üßten zunächst die Personalien der Angeklagten festgestellt werden; das unter­ bleibt. Erst auf Grund der Petrusrede erkennt der hoherat, daß er alte Jesusjünger vor sich hat — und das, obwohl doch der Jesusnam e bei der Heilung und bei der folgenden Petruspredigt im Mittelpunkt gestanden hatte. 6 s wird aber auch nicht zunächst festgestellt, ob der Fall überhaupt vor das höchste Gericht gebracht werden muß, sondern m an tritt ohne alle solchen Zormalien in die Verhandlung ein. Das W under — durch den Geheilten dokumentiert — läßt sich nicht leugnen: die ganze Stadt weiß schon davon. Trotzdem wird den Aposteln verboten, überhaupt unter der Nennung dieses so wohltätigen Namens zu sprechen und zu lehren. Die energische Ablehnung des Redeverbots durch die Apostel löst nur Drohungen aus; sie werden freigelassen, vor allem, weil der R at das Volk fürchtet. Aber, so wenden die Kritiker ein, die Tausende haben keinen Singer gerührt, als die Apostel vor ihren Augen verhaftet wurden. W arum ist der R at dann jetzt so ängstlich, wo er die Apostel in seiner Gewalt hat ? Um all diese Schwierigkeiten aus der Welt zu schaffen, hat Bauernfeinü 73 — wie als erster wohl B. Weiß — angenommen, in der Vorlage habe diese Szene auf dem Tempelplatz gespielt. Die Tempelpolizei habe die Apostel kurz sistiert, weil sie vermutete, bei dem W under sei „schwarze Magie" im Spiel gewesen. Daher die — jetzt dem Hohenpriester zugeschriebene — Stage nach dem övofia, durch das die Heilung erfolgt ist. Lukas habe die Szene vom Tempelplatz in den hohenrat verlegt, weil er von anderswoher eine Nachricht besaß, die Apostel seien vor diesen zitiert worden. Bei dieser Um­ wandlung der Erzählung hätten sich notwendig all jene Schwierigkeiten ergeben. Jacquier (der die verlegungshgpothese nicht teilt) nim m t 125 an, m an habe vermutet, P etrus habe sich des Namens Beelzebub bedient, und beruft

sich auf £! 1115 und Joh 8 « . (Eine höchst unwahrscheinliche Hypothese! Denn wenn m an einst gegen Jesus diesen Vorwurf erhoben hatte, so geschah es, um die unleugbaren (Erfolge des verhaßten Gegners zu diskreditieren, hier aber weiß m an ja noch gar nicht, wer die W undertäter sind, und hat darum keinen Anlaß, ihren (Erfolg zu verdächtigen und auf Beelzebub zurückzu­ führen. Lauernfeind gibt nicht näher an, was w ir hier unter „schwarzer Magie" uns zu denken haben, und führt auch keinen Zall davon an. I m Grunde ruht seine ganze Konstruktion auf der Zrage von v .? nach dem wundertätigen Namen. Diese Zrage spricht jedoch nicht den Vorwurf „schwarzer Magie" aus, und es ist auch höchst unwahrscheinlich, daß ein Tempelpolizist beim Anblick einer Wunderheilung auf einen solchen Gedanken verfallen ist. Das Ju dentum hat freilich viel von den w undern gefabelt, die m an m it „dem Namen" (nämlich Jahw es) vollbringen könne. Aber auch von einem un­ erlaubten Gebrauch des Gottesnam ens verlautet hier nichts. (Endlich sagt der Text auch nicht, daß der Gebrauch des Jesusnam ens verboten wird, weil damit Gott gelästert wird. (Eine Begründung des Verbots wird nicht gegeben außer der in D. 17 , „damit es nicht weiter verbreitet wird im Volk", und das weist auf die Zeindschaft gegen die Jesuspredigt wegen der Auferstehungs­ lehre in D. 2 zurück. Kurz, auf diesem Wege kommt m an nicht weiter. Das ist nicht verwunder­ lich. Denn hier wird noch m it derselben Methode gearbeitet wie während der harnackzeit: m an sucht einen von Lukas bearbeiteten Quellenbericht. Bisher hat sich uns von einem solchen nichts gezeigt, und auch hier liegen keine Anzeichen dafür vor. Denn die Verwendung altertümlicher Vorstellungen — Bauernfeind hält die vom „Namen" für eine solche; aber w arum soll sie nicht in der Zeit und Gemeinde des Lukas sehr lebendig gewesen sein? — garantiert noch keine alte Quellenschrift, versuchen w ir darum zunächst eine Analyse des Textes, wobei die früher gewonnenen Erkenntnisse (s. zu 3 n ) zur Geltung kommen werden. Zunächst darf m an nicht übersehen: die Apostel werden nicht unm ittelbar nach der Wunderheilung verhaftet, sondern nach der predigt des P etrus. Da diese jedoch — wie sich bei v . 3 11 ergab — nur mühsam an die Heilungs­ geschichte angefügt ist, könnte m an vermuten, die Verhaftung sei einmal in unm ittelbarem Anschluß an die Heilungsgeschichte erzählt worden. Das ist aber nicht der Fall: die Erzählung von der Heilung des Gelähmten ist in sich völlig geschlossen, ebenso wie die Geschichten von der Heilung des ftneas (9 3 2 -35 ) und von der Erweckung der Tabitha (9 3 6 -42 ). Sie ist eine alte ng&^i? IIsTgov, die einmal für sich in den Gemeinden berichtet wurde. M it ihr hat Lukas die Verhaftung zunächst nicht in Verbindung gebracht, sondern m it der predigt des Apostels von dem Auferstandenen als dem ä g x V Y ^ rfjg fach$. Qb uns diese Verknüpfung unwahrscheinlich vorkommt oder nicht, hat hier nichts zu sagen: m an darf von der Erhebung des literarischen Befundes nicht vorschnell zur historischen Rekonstruktion der erzählten Ereig-

nisse übergehen. Don diesem diödaxeiv rov /.adv xai y.axayy e'/.Xuv iv rw Irjoov rrjv a va a ra a iv rrjv ex vexq&v (4s) ist am Schluß der Derhörszene, in 4 17f., wieder die Rede: die Lhristuspredigt wird verboten. Dazwischen steht jenes andere Stück, das mit der Krage des Hohenpriesters beginnt. Daß diese Krage der gegebene Einsatzpunkt für die Petrusrede ist. läßt sich nicht leugnen. Diese Rede — über deren Manischen Ursprung trotz oder wegen des DXX-Stils kein Zweifel besteht — setzt aber nun in Spannung mit 4s voraus, das; die Heilung das Verhör veranlaßt hat. heißt das, hier beginnt eine neue Quelle? Keineswegs! Lukas hat sich nur die Gelegenheit nicht entgehen lassen, die unleugbare Heilung im Namen Jesu als Beweis dafür zu bringen, daß im Namen Jesu — und in ihm allein! — die aeorrjQia ist. An diesem Beweis kommen die Gegner nicht vorbei — daß es bei der Heilung „nicht mit rechten Dingen zugegangen" sei (Bauernfeind 71), wird mit keiner Silbe angedeutet. Nachdem so das Wunder seinen Dienst als Beweis getan hat, lenkt Lukas mit dem doppelsinnigen i m reo övöfian rovrq) XaXelv vom Wunder wieder zur Lhristuspredigt überhaupt zurück, die nun allein das Feld beherrscht (D .is-ao). Ls ist deutlich, mit welcher Geschicklichkeit der Verfasser das Thema des wunderkräftigen Namens benutzt hat, um damit das übergreifende und eigentlich entscheidende Thema vom Recht und der Pflicht zur predigt vom Namen zu erweisen. Nachdem so die literarische Analyse die Bezüge im Text geklärt hat, können wir nach dem historischen Recht dieser Manischen Konzeption von 4 i -22 fragen. Da ist nun zunächst die Erkenntnis, daß die Ablehnung der christlichen Auferstehungspredigt durch die Sadduzäer für Lukas von höchster Bedeutung ist, auch wenn man von den Konsequenzen für die Stellung der Christen zum Staat ganz absieht, die sich später daraus ergeben werden. Nicht Judentum und Christentum stehen sich nach Lukas feindlich gegenüber, sondern nur Sadduzäer und Christen. Denn die Pharisäer und die Christen sind sich im Glauben an die Auferstehung, das Zentrum des Christentums, einig (wenn die Pharisäer auch angesichts der Auferstehung Jesu nicht die eigentlich notwendige Konsequenz ziehen). Das Christentum ist kein Abfall vom Judentum,' seine Auferstehungslehre ist vielmehr die jüdische Grund­ lehre, die nur von der alqeaig rtov Zaödovxamv bestritten wird. 3n diesem eindrucksvollen Entwurf mischt sich eine tiefe Erkenntnis mit unzutreffenden Annahmen. Daß die erste christliche Gemeinde mit der jüdischen Gemeinde ganz eng verbunden war, daß sie nicht daran dachte, eine neue Religion zu verkünden, sondern nur die in dem Nlessias Jesus zur Erfüllung kommende jüdische Hoffnung, hat Lukas richtig gesehen. Auch daß die Pharisäer — im Gegensatz zu den Sadduzäern — an eine Aufer­ stehung am Ende des Aons glaubten, trifft zu. Aber nicht die Sadduzäer waren es, die den Kurs im hohenrat bestimmten, sondern die Pharisäer, und gerade sie standen den Christen nicht freundlich gegenüber. Das zeigt die christliche Polemik gegen die yga/iifiarelg xal ). Bedenken wir weiter, datz die wirtschaftliche Lage Palästinas durch die Hungersnot und die fortgesetzten Unruhen immer schlechter wurde (s. Joach. Jeremias, Jerusalem zur Zeit Jesu, I 59ff.), dann müssen wir damit rechnen, datz die Urgemeinde in sehr bedrängten Verhältnissen lebte und weithin auf den Gpfersinn ihrer Mitglieder und der Glaubensbrüder in anderen Gemeinden angewiesen war. Das ent­ spricht freilich nicht ganz dem lichten Gemälde des Lukas in unserm Text. Aber es verträgt sich damit doch so, wie eine geschichtliche Lage mit dem ver­ klärenden Bilde, das sich im Lauf der Überlieferung für spätere Geschlechter bildet.

13. 2lpg 5 ,1 -1 1 : Z tnanias und S a p h ira 5 ‘ Ein W ann aber namens A nanias mit feiner §rau Saphira verkaufte ein Grundstück, 2 und brachte etwas von dem E rlös auf die S eite, indem auch feine Stau darum wußte, und einen Teil tragend* legte er ihn den Aposteln zu Süßen. 3€ a sprach aber P etru s: „A nanias, warum hat der S a ta n dein herz erfüllt, den heiligen Geist zu belügen und etwas von dem E rlös des Grundstücks auf die S eite zu bringen? 4 Blieb es nicht, wenn es (unverkauft) blieb, dir, und war es nicht, verkauft, in deiner Gewalt? Warum hast du dir das vorgenommen, w as da geschehen ist? Du hast nicht Wenschcn belogen, sondern Gott!" 5 A ls A nanias diese Worte hörte, stürzte er nieder und hauchte seine S eele aus. ünd große Surcht kam über alle, die es h örten .6 Die Jüngeren aber standen auf, hüllten ihn ein und

trugen ihn h inaus und begruben i h n . 7(Es geschah aber nach ungefähr drei S t u n ­ den, und seine £rau , die nichts von dem Geschehenen wußte, kam herein. v P e t r u s aber richtete das M o rt an sie: „ S a g e mir, habt ihr das Grundstück für soviel ver­ kauft?" S i e aber sprach: „Za, für soviel!" 9P e tr u s aber zu ihr: „W arum seid ihr übereingekommen, den Geist des H errn zu versuchen? S ieh e, die §üße derer, die deinen M a n n begruben, sind an der T ü r, und sie werden dich hinaustragen!" 10S o f o rt stürzte sie zu seinen Füßen nieder und hauchte ihre S eele au s. Oie J ü n g ­ linge aber kamen hinein, fanden sie tot, und trugen fte fort und begruben sie bei ihrem M a n n . " A n d es kam eine große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die es hörten. L it.: st. b’H lfes: stet 5 ,3 . Rech. Sc. Bel. 24, 1934, 194f. P h ilip p e -h . M e n o u d : L a morfc d’Ananias et de Saphira (Actes 5 ,1 — 1 1 ), Mel. Goguel 1950, 146— 154. H. E u n l i f f e - J o n e s : Congregational Quarterly 27, 1949,116— 121 (zu 6 1 -11). H e i d e : 89— 96. * T r o c m e , 196ff. 217. I . Schm itt: Les manuscrits de la Mer Morte, Paris 1957, 93— 109.

D . 1 stellt die handelnden Personen vor: einen Judenchristen n am ens stn a n ia s1 und seine Krau S a p h ira 2. Diese H am en w erden aus vorlukanischer T radition stammen, stnam as verkauft sein H r f^ a = „Grundstück" D . 2 evoocpiocLTo* erinnert an Jos 7iff. L X X (stchan unterschlug — evoocpLcraTo, einen Teil der Ja h w e gew eihten K riegsbeute und w urde dafür getötet) und seht voraus, daß stnam as nichts von dem K aufpreis hätte behalten dürfen. Die W endung „legte den stposteln zu Küßen" wird Lukas hier in der T radition vorgefunden und in 4 35 und 4s? benutzt haben (B auernfeind 85). v . 3 P e tru s tritt als W ortführer der G em einde auf. Seine Krage zieht zwei Gedanken in eins (ein bei Lukas nicht seltener Kall,- s. oben zu U „Verheißung des V ate rs"): 1. „ w a ru m hast du das getan?" und 2. „der S ata n hat dein herz e rfü llt"5. stnam as hat den Hl. Geist belogen, denn dieser ist in P e tru s (und der G em einde) zur Stelle. Richt n u r die beiden Menschen stehen sich also letztlich gegenüber, sondern in ihnen, als ihren Werkzeugen, der Hl. Geist und der S atan. v . 4 Vieser Satz steht in S p annung m it 4 3 2 .3 4 ; Lukas w ird angenom m en haben, daß die Kreiwilligkeit, m it der alle ihren Besitz hergaben, es an sich 1 wahrscheinlich

— IT ^ n ,

„Jahw e

ist

gnädig",

w ie

T obith 5 13,

4M akk I 6 2 1 . M öglich w äre auch rTOV, „ Ja h w e erhört", w ie Zieh

623.

J u d ith

81,

O er N am e

stn a n ia s kom m t auch stpg 9io, 2 2 i 2, 232 vor. 2 D as 7i(p entspricht einem hebr. n ; gem eint ist KTEpttf, „die Schöne". —

1923

fand sich auf einem Gssuar in Jerusalem dieser Nam e (Bruce 152). 3 j n hellenistischer Z eit m ein t xrrjpa n u r noch Besitz a n L and: stcker, Grundstück (L X X p ro o 2 3 10 gibt d am it rn itf w ie d er); d a ru m kann in D . 3 und s d a fü r xcooiov e in treten . 4 Beg. IV 50 b rin g t viele B elege und L ite ra tu ra n g a b e n . 3 m H ellenism us bezeichnet das w o r t stets a) ein geheim es E n tw en d en , b) eines T eils von einer größeren S u m m e, c) die einer G em einschaft gehört, stber ,,Acts certainly describes the offenoe as not

against men but God“ . 6 stus ijihrjocDOEv entstand durch Schreibfehler emjoooaev (frt), das u n te r E influß von neigaoai (v .s ) zu EneioaoEv verschlim mbessert w u rd e : Beg. IV 50.

stnanias erlaubt hätte, den seinen zu behalten. „W arum 1 hast du dir diese Sache2 vorgenommen2?" flnanias meinte es nur mit Menschen zu tun zu haben; in Wirklichkeit aber verging er sich an Gott, der durch seinen Geist in der Gemeinde präsent ist. — D . 4 hat besonders die Kritik an dieser Erzählung hervorgerufen. Ivendt 121 fragt: „verdiente die erste grobe Sünde . . . eine sofortige Todes­ strafe, bei der kein Häutn zur Buße gegeben w ar?" und w . £. Knox m eint: ,,We rnay hope that Ananias and Sapphira are legendary“ (63).

v. 5 „Indem Ananias diese Worte hörte4, stürzte er nieder und hauchte das Leben a u s."5 Lukas wird das W ort Exywxco als einen der furchtbaren Feierlichkeit der Szene entsprechenden Ausdruck empfunden haben. M an ver­ fehlt den Sinn durchaus, wenn m an das Ereignis mit moderner Psychologie wiedergibt: „Ananias erlitt infolge der Schockwirkung einen tödlichen Kollaps." Gott, der durch den M und des Apostels spricht, vollzieht das Gericht! So wird auch die „große Furcht" verständlich, die „über alle kam, die es hörten", „oi axovovxEQ sind nicht die Gegenwärtigen, die ja die Sache nicht bloß horten, sondern auch mit ansahen": De w ette (flpg4 70)G. v. 6 veortEQoi (in D .10 veavioxoi) „ist eine Alters-, nicht Amtsbezeichnung"': Preuschen 29. avareXXco wird hier „verhüllen" bedeuten8. Die Erzählung be­ schränkt sich auf das Notwendigste, aber doch zugleich auf anschauliche Züge: man w irft eine Decke über den Toten und trägt ihn (aus einer Bahre) hinaus zum Begräbnisplah, wo er sofort bestattet wird. V. 7 eyevETo . . . x a i (aus der damit wiedergebenden L X X über­ nommen) hat Lukas hier mit „asyndetisch vorangestellter Zeitbestimmung 1 t L o t l : eigentlich t l y e y o v e v , o t 1 (Zoh M 2 2 ): Bl.-Debr. § 299,4. 2 Beg. IV 51 übersetzen n q ä y f i a m it „business“ . 3 Dgl. Lk 21 14 . r l f t e / u a i i v r fi x a g ö i a : L X X lSarn 21 13 und 29 1 0 ; Zer 1211 für D'ttf; aber nicht ungriechisch: s. t i e o d a i i n i y g e o i v Homers, dem freilich T f ö e o & a i i n i rijv x a g ö la v

in anderen L X X -S tellen noch näher kommt.

4 Nach w e n d t 120 drückt das P art.-P räs. die Gleichzeitigkeit a u s: noch w ährend er Hort, bricht er schon, wie vom Blitz gefällt, zusammen. 6 Das w o rt i x y v x a ) wird L X X Kt 421A vom Sterben Siseras gebraucht. I n Apg 5s. 1 1 , 1 2 2 3 schildert es den Tod des von G ottes S trafe Getroffenen. Das w o rt ist wohl im volkstümlichen Griechisch an die Stelle des klassischen ä n o y v x c o getreten und ins Neu­ griechische übergegangen. Einen Gebrauch als medizinischen term . tech n . (h o ta rt, 37) hier anzunehmen, wäre stillos; s. Einleitung 5 . 86, Anm. 3. 6 De w e tte erklärt den Ausdruck als „Prolepse": „Der Verfasser beeilt sich gleichsam, dem Leser den Eindruck der Sache einzuprägen", ergänzt Gverbeck. So kann m an jetzt erklären, wo die Geschichte nach D.s w eiterläuft. Ursprünglich wird sie aber m it dieser W endung, dem typischen Abschluß einer wundergeschichte, geendet haben. 7 w e il die v e w r e q o i so selbstverständlich eingeführt werden, hält es Bauernfeind 86 f. für möglich, daß Lukas in seiner Quelle eine Amtsbezeichnung vorfand und unkenntlich gemacht hat, weil es nach ihm in dieser ersten Zeit n u r das Apostelamt gab. 8 I n der Medizin wird es vom Bandagieren gebraucht. Aber der Tote wird doch nicht in dem Kaum, wo die Apostel thronen, gleich in Binden gewickelt!

im Nominativ" verbunden: Bl.-D. § 144 Anh.,- didar^fza1 ist also N om inativ: „(Es geschah aber — ungefähr 3 Stunden Abstand — und es kam seine ahnungs­ lose Zrau herein." Loisys Zrage, was sie hier wollte, ist verständnislos: Saphire mutz nichtsahnend hereinkommen, damit die folgende Szene möglich wird. Der antike Hörer w ar bereit, solche Nebenfragen zurückzustellen, welche die erbau­ liche Wirkung stören. V. 8 ajiexgtörj2: Das W ort des P etrus soll der Saphira nicht noch eine „letzte Chance" geben3, die Wahrheit zu bekennen, sondern dem Leser ihre M it­ schuld deutlich machen. Zeit zur Reue bekommt sie nicht (Lotsy 269). rooovrov*: die Geldsumme liegt noch ebenso den Aposteln zu Zützen, wie sie Ananias hingelegt hat. v . 9 „W arum seid ihr übereingekommen3, den Geist des Herrn zu ver­ suchen?" Wieder sind (s. oben D.3) zwei Gedanken zur Einheit zusammen­ gesetzt: 1. „W arum habt ihr euch zu dieser Lüge verabredet?" und 2. „ihr habt den Geist des Herrn versucht". Sie haben, ohne es zu wissen, Gott heraus­ gefordert, ebenso wie das meuternde Israel in der Wüste Gott herausgefordert hatte. Das mit iöov beginnende W ort des P e tru s 3 ist nicht nur prophetische Ankündigung (so Bauernfeind 84), sondern ein Aussprechen des sich unm ittelbar vollziehenden göttlichen Gerichts. v . 10 Ebenso wie Ananias stürzt nun auch Saphira, wie vom Blitz getroffen, sogleich tot nieder. Datz die Jünglinge kommen, sie tot finden, hinaustragen und bei ihrem M ann begraben, wird ohne Mitleid erzählt,- handelt es sich doch um das göttliche Strafgericht, das m an mit Zurcht und Zittern, aber nicht mit aristotelischer Zurcht und Mitleid erlebt. V. 11 beschreibt die Wirkung auf „die ganze Gemeinde" — das w o rt er­ scheint hier zum erstenmal in der Apg — „und alle, die es hörten"7: sie sind die nichtchristliche Welt, die mit frommem Schauder das Ereignis erfährt. Damit endet der Bericht. Diese Geschichte scheint der Achans (Jos. 7iff.) genau zu gleichen: A nanias hat wie jener etw as, das G ott gehört (einen Teil des gelobten Geldes) unterschlagen und w ird dafür m it dem Tode bestraft. Aber hier 1 Sir prol 3 2: ev r a> öiaaTijjuaTi r o v xqovov, 3M akk 4i? r o v xQovov didorrjfta; sonst xoxxb ö id o n y x a in der L X X nur in räum lichem S in n gebraucht, v o n ein em „ S em itism u s" (L a u ern fein d 8 6 ) sollte m an nicht reden. 2 dnoxQLvofiai wird in der L X X mit dem Sinn „(zu sprechen) anheben" gebraucht,das würde eigentlich auf das häufige änoxgifteig elnev führen. Lukas vereinfacht hier diesen Ausdruck, ebenso wie er in v . 9 durch Zortlassung des elnev eine Verein­ fachung und Verlebendigung erzielt.

3 S o C hrysostom us: „ P etru s w ill sie retten", w ie Jacq u ier 154 zustim m end zitiert. 4 Genitivus pretii: Ll.-Vebr. § 179. 5 Ll.-Vebr. § 202, § 409, 3 Anh. — avveqnvvrjaev chutv D überseht wörtlich das convenit des Lateiners! 6 Die Rede von den „Zützen" entspricht at-lichemSprachgebrauch: vgl. etwa Jes 52? und vor allem 59?. 7 vgl. äx o v o v r a g in v .s .

geht es nicht u m eine J a h w e geweihte K riegsbeute, sondern um freiwillig der G em einde gestiftetes Geld, und flnanias w ird nicht von der Gemeinde gesteinigt, sondern die Anklage des P e tru s läßt ihn to t niederstürzen. Das Ende seiner F rau S ap h ira kommt dem flchans etw as näher. D enn P e tru s t ö t e t sie, indem er ihr den Tod des G atten und den sofortigen eigenen Tod ankündigt. Die Art, wie IK or 5 1-5 P a u lu s jem anden dem S atan über­ gibt, patzt nicht genau zu unserer Geschichte: das E hepaar wird nicht getötet, dam it sein jivev/ua am jüngsten Tag gerettet w ir d ! W ie w enig eine m oderne psychologische Erklärung taugt, mutzte Bo Beide erfahren: S aphira schämt sich nämlich nicht zu Tode (so Beide 89), sondern bricht u n te r der Ankün­ digung zusam m en, datz ihr B lattn soeben begraben w urde und die Beihe nun an ihr ist. Aber auaz B auernfeind (84) gerät in Schwierigkeiten: P e tru s prophezeit nicket nur S ap h iras Tod, sondern Bieu (124) hat recht: er will töten und es gelingt ihm . D am it kommen w ir von der quaestio facti zur quacstio iuris. Schon W endt ( 1 2 1 ) hatte gefragt, w aru m P e tru s den beiden nicht eine Chance gibt (nach B it 18 15ff. spricht m an doch m it dem Sünder zu­ nächst u n ter vier A ugen; die F ragen coram publico D. 3 und s sind alles andere als eine letzte Chance!). B ieu klagt darum P e tru s rundheraus an : B)as er getan hat, w ar eine Sünde, wenigstens nach dem Blatzstab Jesu, der den J u d a s beim Abendm ahl nicht getötet h a t ! D arum hältB lenoub (153 f.) unsere Geschichte fü r eine Legende: fln an ias und S aphira w aren die ersten Toten in der U rgem einde. W arum sie gestorben sind, wutzte m an nicht m ehr. Aber die Legende w ollte es wissen, und Lukas hat sie m it der Gütergemeinschaft verbunden. Allein zu einer Zeit, da m an von fln an ias und S aphira nur noch die B am en wutzte, w ar der Schod christlicher Todesfälle vor der Parusie (w enn ein solcher Schod — vgl. iThess 4 13 ff. — in Jerusalem je ein­ getreten w a r) längst überw unden. Alan hatte gelernt, datz auch die Christen sterben, und brauchte deshalb fü r fln a n ia s’ Tod keine Legende zu ersinnen. Joseph Schm itt hat darum Blenouö gelobt ( 1 0 1 ), aber dessen Erklärung geändert. E r geht zunächst formgeschichtlich an die Erzählung heran: sie verbinde das erste Blotiv „Der S ünder w ird ausgerottet" (vgl. 823 ) m it dem zw eiten, datz die heilige Furcht (Bieu sagt freilich: T e rro r!) die anderen vom Sündigen fernhält. D am it findet er den Sitz im Leben: es handelt sich um einen katechetischen Blusterfall, den m an B eugetauften erzählte, um klarzumachen: G ott wacht über der Beinheit der Gem einde und rächt ihre Verletzung. Es w ird nicht ganz beutlid?, ob er hier n u r ein Lehrgedicht sieht (schon P fleiderer hatte einst von einer „allegorischen Fabel" gesprochen: 559) oder ein wirkliches G e s e h e n . Trocmö rechnete jedenfalls m it dem zweiten, als er S d jm itts Gedanken aufnahm (1 9 S f.): das E hepaar w ollte durch das scheinbare T otalopfer seines V erm ögens in den Kreis der xe?>eioi aufgenom m en w erden, die vielleicht m it den 120 von Apg I15 gem eint eien. Beide, Schmitt und Trocme, verweisen au f die Forderung der G ütergemeinschaft in (Qumran (s.o.S. 191f.), wo eine Lüge über das verm ögen streng bestraft w urde ( 1 QS V I 2 4 f.). Sie w agen auch beide, die vecoxegoi

von v . 6 als N ovizen zu interpretieren, während die R olle des P etru s nach Schmitt 104 der disziplinären A ufgabe des .Aufsehers' in H um ran, des M ebaqqer, entspreche. D ie Beobachtungen von M enoud, Schmitt und drocm e sind w ertvoll und führen w eiter. Illenoud erkennt, daß unsere Geschichte nur sekundär m it der M anischen allgem einen Gütergemeinschaft verbunden ist: D . « betont ja, daß die Ausgabe des V erm ögens völlig freiw illig ist, und w er m eint, alle andern Christen hätten freiw illig dieses (Dpfer gebracht, A nanias aber — moralisch dadurch gezw un gen — w ollte sich nicht ausschließen, zugleich aber heimlich sichern, der macht aus ihm einen freilich nur zu verständlichen moralischen Schwächling — w a s tut der heutige Mensch nicht a lles, w eil ,m an ' so handeln m uß! — , aber nicht zum todesw ürdigen Zrevler. Trocm e hat völlig recht: verständlich wird die Geschichte erst, w en n A nanias und Saphira den R uhm der A usnahm e genießen w ollten , ohne das entsprechende (Dpfer zu bringen. Aber es gab in der Jerusalem er G em einde keine 1 2 0 be­ güterten M itglieder, und von den w en igen , die Grundbesitz hatten, ver­ kauften nur einzelne ihr xwgiov und schenkten den Erlös der G em einde. Über­ liefert sind nur die N am en des Barnabas und A n a n ia s! An dem verfehlten versuch, die Hingabe der Güter einem großen und fest um riffenen Kreis von ,vollkom m enen' zuzuschreiben, ist der unzeitige Blick auf chumran schuld, w o es freilich einen solchen Kreis von ,M ännern besonderer Heiligkeit' gab (1QS VIII 2 0 ff.). Es stimmt ja gar nicht, daß P etru s w ie ein M ebaqqer von (Qumran handelt: ein solcher Aufseher vollzog keine Gottesgerichte, sondern „er soll Erbarmen m it ihnen haben, w ie ein V ater m it seinen Söhnen, und er soll alle Irrend en zurückbringen, w ie ein Hirt m it seiner Herde tut" (CDC X III 7 ff., Übersetzung von M illar B u rrow s, D ie Schriftrollen vom Toten M eer, 1957, 300). Line Lüge über das v e r ­ m ögen bestraft (Qumran nicht m it dem Tod, sondern m it Rückversetzung in den Novizenstand für ein Jahr und Kürzung der N ahrung um ein v ie r te l (1QS VI 2 4 f . ). Daß Lukas in den vscoteqoi einfach Jü nglinge, veaviaxoi, sah, zeigt v . io, und nichts berechtigt zur V erm utung, die ersten Christen hätten einen längeren Novizenstand gekannt (vgl. die unm ittelbare A ufeinander­ folge von Bekehrung und Taufe in Apg 238. 4 1 ; 8 3 s; 9is; 104s). W as hatten sie denn zu lernen außer dem einen N otw endigen, daß Jesus der Messias ist? Auch Schmitt ist im Recht, w en n er in unserer Geschichte eine Lehrerzählung findet. S o w ie v . e-n berichten, kann sich das Geschehen nicht abgespielt haben. Daß die Apostel nach drei Stunden noch ebenso dasitzen w ie zuvor, m it dem Geld zu ihren Züßen, ist das Geringste. Daß aber die Christen den verstorbenen A nanias einfach begraben, ohne seiner §rau auch nur ein W ort zu sagen, ist — w en n auch für die Saphirageschichte unentbehrlich — gegen jede äußere und innere Möglichkeit. M it der Ananiasgeschichte steht es a n d ers: sie setzt voraus, daß ein geist­ erfüllter Christ einen Sünder durchschauen kann (vgl. lK or 1424s.) und daß

ein so ü b erführter B etrüger u n te r der E nthüllung seiner Schuld einfach zu­ sammenbricht. W aru m soll die jerusalemische T radition keine solche Geschichte überliefert haben? Daß Lukas die schon erw eiterte Fassung bearbeitet hat, wobei das ZTTotio „nicht Menschen, sondern G ott" in den V ordergrund trat, w ird m an desw egen nicht leugnen. Die ursprüngliche Geschichte schloß w ah r­ scheinlich m it dem Gericht über den Schuldigen und seiner W irkung auf die Hörer. W as m it dem Leichnam des A nanias w urde, küm m erte sie nicht. Das, w o rau f es ankam, ist gesagt: G ott hat den B etrug furchtbar gerächt. D am it hat die Erzählung ihr inneres Ziel erreicht.

14. 2lpg 5 ,1 2 -1 6 : D ie Münder der Apostel 12 Durch die Hände der Apostel aber geschahen viele Zeichen und Wunder im Volk, ilnd sie waren alle einmutig in der Halle S a lo m o s" . Von den übrigen aber wagte niemand, sich ihnen beizugesellen, aber das Volk pries sie". M ehr aber wurden als Glaubende hinzugetan zum Herrn, Masten von M ännern und Frauen, "sodaß sie auch aus die S traßen die Kranken hinaustrugen und sie auf Betten und Bahren legten, damit wenigstens der Schatten des vorbeigehenden P etru s auf einen von ihnen fiele. 16€o kam aber auch die Menge von den Städten rings um Jerusalem zusammen, tragend die Kranken und von unreinen Geistern Ge­ plagten, welche alle geheilt wurden. £ it.: R e ic fe , 89— 96. C Trocm e, 30. 8 1 .1 8 3 .1 9 5 f. W i l l i a m s 1957, 89. C o n z e l m a n n , 41.

v . 12 beginnt einen neuen „Sammelbericht": nicht nur Petrus, sondern „die Apostel"1 vollbringen viele „Zeichen und W under" 2 im Volk. Apostel und Christen sind einm ütig3 in der Halle Salomos versam melte D. 13 Die übrigen5, die Nichtchristen, wagen nicht, sich den Christen in der Halle Salomos z u z u g e s e lle n 5 — vom Eintritt in die Gemeinde ist hier noch nicht die Rede. Die Christen bilden also einen Kreis für sich, von dem die anderen heilige Scheu fernhält, nicht Feindschaft. Das wird aus der Fortsetzung deutlich: das Volk pries sie. 1 öia. %eiq 6v ZagaryA). Da das avveÖQiov nichts anderes als die yeqovaia ist, ließe sich der lukanische Text nur retten, wenn man epexegetisch erklärt: „und zwar die Altestenschaft". Aber 1

f. oben zu 4 i.

2 nXrjoftrjvai

mit gen.part. (B l.'D ebt. § 172) oft in der L X X .

8 Sonst Lk 2 0 i 9, 2 1 1 2 ; stpg 12i, 2 1 27 . 4 örjfjLoaia bedeutet stpg 16 37 , 18 28 , 2 0 2 0 ; 2 M a lt 6 1 0 ;

3 M at! 2 2 7 , wie ein Adverb gebraucht, „öffentlich“, „in aller Öffentlichkeit“. So hier auch nach Beg. IV 57. Dagegen preuschen 31, Bauernfeind 92, B auer, W örterb. 355 verbinden es m it TrjQrjaei: „S taatsgefängnis“, „schwerere Form der h a ft“, ,,custodia publica“ . I n D .21 steht dafür öeojbttoTijoiov. Das W ort drjjbioGiov ist als C iS 'l im Sinne von „öffentliches G efängnis“ ins Rabbinische übergegangen: Bill. I I 635. Dgl. zu dieser Szene 0 . weinreich, Gebet und W under, 1929, 315f. 326 ff. 6 Ein in der L X X überaus häufiger Ausdruck. ® G. Kittel, Die Problem e des paläft. S pätjudentum s, 48 Anm. 3, verweist auf Schiatter: „ w ie der Palästinenser das Sitzen, wenn die Handlung sitzend geschieht, nicht unerw ähnt läßt, ebenso regelmäßig sagt er, daß sie stehend geschehe“ (Der Evan­ gelist Johannes, 108). Aber craOevreg ist nicht — eoTrjxoreg (st Joh 8 2 s ) ! 7 Beg. IV 57: fco7? vertritt ein W ort, das mit fco?) und aa)rrjQLa wiedergegeben werden sann, so wie „Leben“ im Syrischen aam ygta wiedergibt. — „Die Worte dieses Lebens sprechen" und „sie lehrten" (D. 21) meint offensichtlich dasselbe. Darum scheitert hier u. E. Dodd's Fassung von öiöaxr} ( = Weitergabe eines sittlichen Id e a ls): History an d the Gospel, 1938, 51. 8 K aiphas w ar Sadduzäer. (Db H annas Sadduzäer w ar, wissen w ir nicht. Daß sich der (jüngere) Hohepriester Ä va vo g der algecng r cbv ZaööovxciicDv anschloß, wird Jos. A nt. 20, 199 besonders mitgeteilt. Das spricht dagegen, daß alle Hohenpriester S addu­ zäer waren.

welcher Leser wäre von sich aus aus diese Bedeutung gekommen, fragt B auern­ feind 91 mit Hecht. Nach preuschen 31 hat sich Lukas das Altestenkollegium analog dem römischen Senat vorgestellt und vom Hatskollegium der Richter unterschieden. Jedenfalls wird hier deutlich, daß Lukas von den jerusalemischen Verhältnissen keine genaue Vorstellung besitzt, weil er über keine ausreichenden Inform ationen verfügte. — Oie pompöse Aufzählung der Gegner in v . 21 steht in beabsichtigtem Gegensatz zu dem kläglichen Fiasko, das sie nun erleiden. — D d erweitern, analog V.i8, den Text durch eyeo'&evreg xd TiQcot1. v . 22— 24 schildern die Enttäuschung der Verfolger, die in „lächerliche Ver­ legenheit" (Bauernfeind 92) geraten, als sie das Gefängnis leer finden. Oer Tempeloberst ist als höchster Polizeichef besonders vom verschwinden der Gefangenen betroffen. — x i ä v yevo ix o x ovxo ist Literatursprache (preuschen 32); Rtoulton 319, überseht: „w ohin wird das führen?" D. 25 Loisy fragt 279, wer hier so mir nichts, dir nichts in den hohenrat hineinschneit. Aber wie soll denn die Szene weitergehen, wenn der hoherat nicht erfährt, wo die Angeklagten sind? v . 26 Oie Apostel werden mit Rücksicht auf das Volk (das Wunder bleibt von hier ab unberücksichtigt) ohne Gewaltanwendung zum hohenrat geführt2. Die Angst vor der ITCenge zeigt, wie beliebt die Christen sind3. v . 27 Oer axgaxr]y6g und die Diener (daß die Tempelpolizei aus Leviten bestand, hat Lukas wohl nicht gewußt) bringen die Apostel und stellen sie in der Ratsversammlung hin; vgl. 4?. Oie Apostel bilden, auch räumlich, den M ittel­ punkt der Szene. Ohne daß ihr verschwinden aus dem Gefängnis erwähnt wird, beginnt das verhör durch den Hohenpriester^ mit einem Hinweis auf das nicht eingehaltene verbot von 4is und die christlichen vorw ürfe gegen den hohenrat. v . 28 Bisher w ar allerdings nur P etrus und Johannes geboten w orden3, nicht in „diesem Namen" zu lehren — der Hohepriester vermeidet es wieder, 1 Der Text von D : nagay£vofi£vog . . . xa i eysg^EVTEg . . . xa l ovyxaXeodfAevoi . . . xai änecTEiXav ist dadurch entstanden, daß ovvexdXeaav (B) in ein P a rtiz ip v e rw an d e lt ist, ohne daß der Schreibet d a s n u n überflüssige x a i vor dneoreiXav strich. Der Zusah iysg^E vrsg t ö ngcoi entspricht gen au dem in D .is: xai inogsv&r) eIq exaOToq eIq rd löia, 2 V h at das ov, wohl d folgend („cum vim") ausgelassen. Das unmögliche v enxa bezeichnet,- also führten diese M änner den Titel: oi enxa. vielleicht hängt er m it einer jüdischen Einrichtung zusammen: in jüdischen Gemeinden bestand der Grtsvorstand meist aus sieben M ännern, welche „die Sieben einer Stadt" (oder auch: „die sieben Besten einer Stadt") genannt wurden (Bill. II 641). ovg xaxaaxijaojuev: die Auswahl fällt der Gemeinde zu, die Einsetzung vollziehen die Apostel. Lukas wird die Szene nach dem Brauch seiner Gemeinde beschreiben,daraus auf den Amtsbegriff der jerusalemischen Gemeinde Schlüsse zu ziehen wäre sehr gewagt, wikenh. Apg 64: Vorstufe des Diakonats. V. 4 Schon 114 w ar von den Aposteln gesagt vooxbenitfaav nQooxaQxeqovvxeg xfj ngoaevxfj. Dabei ist nicht nur an Teilnahme an jüdischen Gebetszeiten zu denken (3 i); aus w t 65s.5 geht hervor, daß das Gebet — wenn man damit nicht auf Menschen Eindruck machen will — auch bei Christen als verdienstliches frommes Werk galt. Nach dieser vom Judentum übernommenen Einschätzung des Gebets werden die Apostel als große Beter dargestellt. M an wird Lukas so verstehen dürfen, daß er m eint: die Apostel waren durch ihre Gebete zum heil 1 Nach Beg. IV 64 bedeutet r q d n e ^ a auch den Tisch des Geldwechslers. Trotzdem w ird m it rganeCaig öiaxoveZv nicht die „general financial adrninistration of the Community“ bezeichnet, sondern die Armensürsorge. 2 T h w b I I 600, 37 ff. (B eger). 8 Aber auch die L X X n ennt schon neben aoyla noch ovveoig, (pQÖvrjoig, övvajuig und anderes,- sie kennt außerdem das nvevfia oov

XaAöalcov heißt) nach h a ra n . Dort erreichte ihn (Gen 12iff.) der göttliche Befehl zur A usw anderung nach K anaan. Dieses G ottesw ort bezieht unser Vers auf den ersten Auszug, aus M esopotamien nach h a ra n , statt auf den zweiten, von h a ra n nach K anaan, philo kann gelegentlich (De Abrah. 62— 67) die B edeutung der A usw anderung A braham s an Hand des G ottesw ortes Gen 12 1 erläutern, obwohl er — wie De migr. Abrah. 176 zeigt — genau weiß, daß sich Gen 124s. auf den Auszug aus h a ra n bezieht, w ir haben also keinen Anlaß, von einer „Schultradition" zu sprechen, der Lukas ge­ folgt sei (Beg. IV 70). Zosephus (auf den m an in diesem Zusamm enhang auch hin­ gewiesen hat) zieht in Ant. 1, 154 die A usw anderung aus Ehaldäa m it der aus h a ra n zu einer einzigen „von Ehaldäa nach K anaan" zusammen. Don Gen 15? (das m an zur Entstehung der angeblichen „Schultradition" herangezogen hat) sprechen w eder philo noch Zosephus in diesem Zusammenhang.

legen, wie philo in De migr. Abr. § 177, der ebenfalls Abraham erst nach dem Tod Tharas h aran verlassen lä ß t1. Auffällig ist „das Land, in dem ihr jetzt wohnt" — Stephanus wohnt ja auch dort. M t xäxel&ev wird plötzlich Gott statt Abrahams das Subjekt. v. 5 benutzt den Gottesspruch Dt 2s (der eigentlich vom Gebirge Seir handelt, das den Edomitern verbleiben soll) als eine „biblische" Wendung,- ebenso Gen 17s („ich werde dir und deinem Samen das Land geben"). Daß Abraham damals noch keinen Sohn hatte, könnte Anlaß sein, von Abrahams Glauben zu sprechen,- aber es geschieht nicht2, ovx (statt firj) ovrog nach Nloulton 367 aus dem Gefühl heraus, daß ov „die eigentliche Negation für die Angabe einer handgreiflichen Tatsache . . . ist". v. 6 Nun wird erläuternd Gen 15 13 L X X zitiert: Abrahams Nachkommen werden als ndqoixoi 400 Jahre? lang in der (ägyptischen) Knechtschaft leben müssen. v . 7 Die erste Hälfte zitiert genau Gen 15h L X X : Ägypten wird für diese Unterdrückung bestraft werden. Die zweite Hälfte bringt Ex 5 1 2 ; doch wird für „auf diesem Berge" ( — Horeb) „an diesem G rt" (Kanaan oder Jerusalem) eingesetzt. v . 8 bringt den Übergang zur Patriarchengeschichte mit Benutzung von Gen 17 10 . Der „Bund der Beschneidung" gilt hier als göttliche Gabe. Dann wird Gen 21 4 (Isaaks Beschneidung am 8. Tag) angeführt und über Jakob der Anschluß an die „12 Patriarchen" gewonnen. Damit beginnt die Josephsgeschichte, die von D. s-is reicht. D. 9 Gen 37 11 („seine Brüder wurden auf ihn eifersüchtig"), Gen 372« („sie verkauften Joseph den Ism aelitern . . . und sie brachten den Joseph hinab nach Ägypten") klingen hier an. Das W ort „Patriarchen" ist für die Söhne Jakobs erst spät verwendet worden (Beg. IV 724). v. 10 Gen 3921 heißt es: „und der Herr war mit Joseph", Gen 41 41 steuert bei: „Ich setze dich über ganz Ägypten." Zugleich berührt sich der Ders m it ps 105 (104)2i: „Er setzte ihn zum Herrn über sein h a u s " 5. — %6.qiv wird — wie in Apg 433 und 6 8 — durch die Hinzufügung von x a l Goyiav ergänzt, das 1 w er „eine ungewöhnliche Neigung zum Kopfrechnen hat" (Beg. IV 70), wird freilich kombinieren: nach (5en 1126 war Thara bei Abrahams Geburt 70 Jahre alt. Da Abraham nach Gen 124 mit 75 Jahren haran verließ, und da Thara ein Alter von 205 Jahren erreichte (Gen 11 32 ), müßte Thara Abrahams Auszug aus haran um 60 Jahre überlebt haben. 2 Daß Abraham (Gen 23 is) die höhle Mtchpela bei Hebron gekauft hat, bleibt unberücksichtigt. Nach D.ie hat Abraham nämlich nicht in Hebron, sondern in Sichern ( — Samaria) ein Grab gekauft. 3 Ex 1240 nennt 430 Jahre,- unser Ders hält sich an die runde Zahl von Gen 15 13. 4 hier wird auf den Titel „Die Testamente der 12 Patriarchen" sowie auf 4Ntakk 7is und I 6 2 5 hingewiesen. 5 Dieser Psalm ist überhaupt wichtig als Beispiel einer erbauenden jüdischen Ge­ schichtsbetrachtung, die von Abraham bis Moses führt. Don den Motiven der Derse 2 -s kehren dort viele wieder. — Der xaTaaxvtaaq ist in D. 10 nicht der Pharao, sondern Gott.

freilich zu „vor dem Pharao" nicht so gut patzt wie %agtr. Gemeint ist die Weisheit der Traumdeutung, die Gott dem Joseph verleiht. V. 11 Die %oQxdofxara erwähnt zwar auch Gen 422?; aber hier wird ps 37 (36)i9 eingewirkt haben (preuschen 39). Den grötzten Beitrag zu unserm Vers liefern jedoch Gen 4154. 56, „und es entstand eine grotze Hungersnot im ganzen Land", nebst Gen 425, „denn es w ar eine Hungersnot im Land Kanaan". D. 12 gibt Gen 42 1 f. vereinfachend wieder,

tiq c o x o v

steht hellenistisch für

TtQoxegov; elg hellenistisch für iv. D liest nach der L X X : iv; Bruce Acts 165.

v . 13 iyvcoQLofrr] (LA): (5 en 4 5 i1. Selbst wenn Joseph ein xvnog des er­ lösenden Messias wäre, so würde das doppelte Kommen der Brüder noch nicht dazu berechtigen, an Jesu 1. und 2. Advent zu denken: gegen Beg. IV 73. yevog: die Familie Josephs (Gen 45ig). Venn nach Gen 41 12 wutzte der Pharao, datz Joseph ein nalg 'EßoaZog war. D. 14 Nach Gen 4626 kam Jakob mit 66 Seelen nach Ägypten. Das gibt — zu­ sammen m it Jakob, Joseph und dessen beiden Söhnen — eine Gesamtzahl von 70. Die L X X rechnen Jakob und Joseph nicht mit, wohl aber 9 (!) Söhne Josephs, und kommen so in Gen 4 6 2 7 auf 75 Seelen, wie unser Text3. iv = „sich be­ laufend a u f": M oulton 167. v . 15 Dgl. Dt IO22 „es zogen hinab die Väter nach Ägypten" und Ex ls „es starb aber Joseph und alle seine Brüder", avxög scheint sich auf Jakob zu beziehen, von dem dann die Angabe des D.ie mit gilt. v . 16 Jakob und seine zwölf Söhne werden in dem Grab bei Sichern bei­ gesetzt, das Abraham gekauft hatte, hier wird der Kauf Abrahams (Gen 23) mit dem Jakobs (G en33is) verwechselt: der Text wird aus dem Gedächtnis zitiert3. S. I . Jerem ias, Heiligengräber 31—38, 95f. v . 17 xaftayg hier in der seltenen zeitlichen Bedeutung „wie", „als": Bauer, Wörterb. 773. 0 %qovog xrjg inayyeXCag: die Zeit der Erfüllung der Verheißung4. Benutzt wird Ex H v . 18 führt wörtlich Ex ls L X X an. 1 Die meisten Handschriften der Apg haben nach dem äveyrcoQ^ero dieser Stelle

äveyvojQio&T] geschrieben. 2 Da Joseph und seine Söhne nicht jetzt aus K anaan kamen, ist diese Zahl auf alle Fälle falsch: Loisy 326. (Ex 1 5 „von Jakob stammten 75 Seelen" ist dagegen unanfechtbar. 3 F ür B auernfeinds V erm utung, vielleicht stünden w ir hier „doch vor dem Rest eines vollauf authentischen Berichts" (115) besteht kein Anlaß. Über die Beisetzung der B rüder Josephs sagt das AT nichts. Hach Jos., A nt. I I 198f., Ju b iläen 46, 8 und den „Testamenten der 12 Patriarchen" (s. dazu und zu der rabbinischen T radition Bill. I I 672— 678) w urden sie zusammen m it Abraham, Isaak und Jakob in der Doppel­ höhle bei Hebron bestattet. Sn dieser späteren Überlieferung dachte m an sich die Ge­ beine aller Patriarchen in einem Grab vereint, vielleicht ist die Angabe Jos 24 32 von der Bestattung Josephs in Sichern verallgem einert worden. 4 Für öfioXoyeco, das m an später als „ein Bekenntnis ablegen" empfand, haben P 45 D E inayyeXXofxai und K dfxvvvai eingesetzt.

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v . 19 bringt freier E x lio f. M I x a r a a o c p ^ o f j L a i , „überlisten" (nur hier im NT) w ird Dpn hitp. w iedergegeben, xaxoco „schlecht behandeln", „plagen" — die W eissagung von 7e erfüllt sich1. v . 20 h ie r beginnt der bis D .44 reichende Abschnitt über ITTofe. Ex 2 2 (vgl. auch h eb r l l i a ) n ennt das Ktttö n u r 31LD, w as die L X X m it äarelog w iedergeben2; r q > Acw ist hinzugefügt w ie J o n a 3s: Ninive w ar eine S tad t fisyaXrj za) Aew, eine gew altig große S tadt. M oulton 168 spricht vom „Dativ der urteilenden P erson". S. auch Bruce 167. v . 21 Ex 25 heißt es, daß die Tochter P h arao s das Kästchen ävsikaro, und Ex 2 io eyevrj'dr] a m fj elg vio v. Zu iyevvrj'd'Yj, äveTQayr) und enaidevftri s. Apg 22s. v . 22 Nach Ex 4io-ie ist Nlose nicht beredt und bekommt darum A aron als Sprechet; nach Ex 4io ist er sogar lo%vo(pa)vog, stotternd. Aber die spätere Legende (Jos., A n t. 2, 272; 3,13ff.) h at ihn trotzdem zum großen Redner gem acht3. v . 23 M m hat z.T . die 120 J a h re der Lebenszeit des Mose, ausgehend von den 40 Ja h re n in der w üste, in drei gleiche Abschnitte zerlegt (Bill. I I 679f.), äveßrj i m t fjv xaQÖtav: Jes 65 ie L X X , J e r 3ie, 51 (— 44 M) 21 , 28 (— 61 M ) 50 u. ö. Der Versschluß n im m t Ex 2 11 auf, ersetzt aber igfjA&ev TtQÖg durch das in der L X X besonders häufige* im ax en ro /za i, „aufsuchen" m it dem Nebensinn der Fürsorge.

D. 24 naxd^ag r ö v A ly v n n o v : Ex 2 12. äfxvvofxai bedeutet meist „abw ehren"; aber Jes 59i6 erlaubt die Übersetzung „er half ihm ", noielv rrjv ixdlxrjaiv: „V ergeltung verschaffen" w ie Lk 18?; in dieser B edeutung schon Ri 1136 L X X 5. v . 25 P hilo, V ita Mos. I § 44 entschuldigt die T a t des Mose, indem er den ägyptischen Aufseher als ein „Tier in Menschengestalt" schildert, h ie r dagegen w ird die T ötung als G ottes T a t verstanden, für die M oses n u r Werkzeug ist. Z um erstenmal in der Rede w ird das U nverständnis des Volkes hervorgehoben, das den gottgesandten Helfer nicht erkannt. 1 Über den locker angefügten In fin itiv s. Bl.-V ebr. § 400, 8; vielleicht handelt es sich aber um einen finalen S in n : „er plagte die Väter, damit sie ihre kleinen Kinder aussetzten".— toioyoveco (eigentlich: „lebendig machen") bedeutet hier und an anderen S tellen der L X X und des Lukas „am Leben erhalten"; vgl. Ex l i s . 2 Nach B ill. I I 678 deutet der Targum Jeruschalmi I: „Das Weib . . . gebar einen Sohn am Ende von 6 M onaten, und da sie sah, daß es ein lebensfähiges Kind war, verbarg sie es drei M onate . . . " . 3 vielleicht zeigt Jes. Sirach 453 den Ansatzpunkt für diese Tradition. Nach ph ilo, D e v ita Mos. I § 23, war M oses auch in die ägyptische W eisheit eingeführt. — Lk 2 4 19 wird Jesus — wohl nicht zufällig, sondern w eil M oses t vnog ist — als övvardg iv egyq) n ai Xoyco bezeichnet. 4 z .B . Ex 3 ie, 4 8i. 6 Der westliche Text fügt nach Ex 2 12 hinzu „und verbarg ihn im Sand".

V. 26 gibt frei Ex 2 13 wieder. Nach £oify 331 drückt axp&rj das Erscheinen des göttlichen Gesandten aus1. ovvtfXXaooev: Imperfektum de conatu: INouttort 208. D. 27f. 0 adixojv xrX. (Vorbild: Ex 2 13 LXX, Xeysi rep äöixovvn) wider­ spricht rein logisch dem vorangehenden „Tut einander nicht Unrecht!" Uber Nlose redet hier, anders als im Buche Exodus, nicht zu dem Schuldigen, sondern zu den beiden Streitenden, welche das ganze in sich zerrissene Israel repräsen­ tieren. Die Worte äncocaro avrov, die das Verhalten Israels zu dem Gott­ gesandten charakterisieren (D. 35 und 39 weisen darauf zurück), sind neu zum biblischen Text hinzugefügt. v . 29 Nach Ex 2 15 flieht Illoses, weil ihn der Pharao töten will, hier nötigt ihn das eigne Volk („auf Grund dieses Wortes") zur Flucht. Ex 222 und 183 klingen an 2. v . 50 40 Iahre: s. zu v . 23 . Der Wortlaut entspricht Lx 3if., nur daß dort die Dffenbarungsstelle vnö tov eQrjpov, unterhalb der wüste liegt3. v . 31 Frei nach Ex 33f. Bisher war nur der Engel des Herrn aufgetreten; nun erklingt Gottes Stimme. v . 32 Das Gotteswort wird genau nach Ex 3s wiedergegeben, die mensch­ liche Reaktion daraus aber frei. Die Offenbarung des Gottesnamens wird nicht erzählt, sondern nur die Kontinuität der Offenbarung angedeutet. D. 55 entspricht Ex 3s: in der atl. Erzählung erfolgt zunächst das verbot, näherzutreten, und danach die Offenbarung. Nach alter orientalischer Sitte darf ein heiliger Ort nicht mit Schuhen betreten werden. — Dah hier „der Hauptgedanke unserer Rede, daß sich Gott einst im fremden Land offenbart und dort eine Stätte zur heiligen gemacht hat", „wieder deutlich hervortrete" (wendt 144), ist eine kühne Behauptung. Der Nachdruck liegt auf v . 34 . D. 34 Saft wörtlich Ex 3?f. 10 ; öevqo änoarelXa): ein coniunctivus adhortativus („komm, laß mich dich senden!"); s. Bl.-Debr. § 364, 1; Hadermacher3 169. I n dieser Sendung des Nlose gipfelt die in diesem Abschnitt wiedergegebene Auswahl aus der Nlosegeschichte. V. 35 m it diesem w ort seht jäh ein anderer Stil ein4: an die Stelle der Geschtchtserzählung mit ihrem ruhigen Fluß tritt die leidenschaftliche Sprache 1 Bill. II 680 will übersehen: „Männer, die Brüder sind, seid ihr". Aber a v ö g e g ist die übliche Anrede: „Männer, ihr seid Brüder!". Der westliche Text verschlimm­ bessert: „ w a s tut ihr, ä v ö g e g ä ö e X f p o i ." 2 Loisy deutet die Einzelheiten symbolisch: Flucht nach Midian — Übergang des Evangelium s zu den Heiden (!), Geburt zweier Söhne = Fruchtbarkeit des Evan­ geliums unter den Heiden (332). I n Wirklichkeit behandelt unsere Geschichte die Personen und Ereignisse als rtm ö g , aber nicht allegorisch. Die nicht typischen Einzel­ heiten (wie hier die beiden Söhne) bewahren die Erzählung davor, zu farblos und blaß zu werden. 3 Die Rabbinen haben sich gefragt, warum Gott gerade aus einem Dornstrauch heraus sprach. Eine schöne Antwort lautete: „Um zu lehren, dah es keinen leeren Ort gibt ohne die Schekina, selbst nicht einen Dornstrauch": Bill. II 680. 4 Bezeichnend dafür ist das doppelte, stark betonte t o v t o v , das in D .36-38 durch das dreimalige o v r o g wieder ausgenommen wird. Dgl. dazu Ed. Norden, Agn. Theos

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7 2-53

einer (rhetorisch gefärbten) Anklagerede. Die Juden — der Einzelfall v . 27 wird ähnlich verallgemeinert und als typisches Ereignis genommen wie die Tat des B arnabas 436f. — haben Moses „verleugnet" (vgl. 3 13 f.!): die Haltung der Juden gegen Moses ist dieselbe wie die gegen Jesus! Aber die Übereinstimmung geht noch w eiter: dem ägxovra entspricht äqxrjyog in 3 15 und 5 31, und XvrQcorrjv hat ein Gegenstück in ZI 2421 \ Der von Gott abgesandte Zührer und Erlöser wird von den Juden abgelehnt: das gilt von Moses wie von Jesus, obwohl der Redner erst in v . 52 zum Thema „Jesus" kommt2. — äjteoraXxev: die Sendung ist etwas Dauerndes: M oulton 226. v . 36 Vieser Vers führt — abgesehen von ovrog, das dem Stil von v . 35 entspricht — die Handlung der Mosegeschichte weiter. Er erinnert auffallend an die Assum ptio Mosis 3 n :B e g . IV 77f.3. Offensichtlich w ar eine solche Zusammen­ stellung beliebt. Nach Ex 73 w ar es Gott selbst, der „viele W under und Zeichen im Lande Ägypten" zu tun verhieß. v . 37 Wieder ovrog eo n v. Damit kommt das Thema von Dt 18is aufs neue in Sicht: s. zu 3 22 . D . 38 Zum drittenm al oßrog eo n v . exxÄrjoia: in Dt 4 10, 9 10, 1 8 16 ist rj/xega rfjg exxXrjoiag der Tag, an dem sich das Volk zum Empfang des Gesetzes ver­ sammelt. So bedeutet hier exxXrjoia „die Versammlung", „das sich versammeln". yiyvofiai [xera wie 9 19 und 20is: „Zusammensein m it"4. — Moses hat Xoyiah

ttovra für das Volk empfangen: Dt 3247. Das besagt im Urtext: Wer das Gesetz erfüllt, lebt lange. Darum werden diese Worte „euer Leben" = „lebenschaffend" genannt. Lukas aber denkt an die fcotj = Teilnahme am Gottesreich. v . 39 Nach W endt 146 beruht dieser Vers auf Lz 20. Dort findet sich in v . 13. freilich äncboavro (auf die Gebote Gottes bezogen). Aber eorQdqrrjoav e lg A ly v n r o v gibt Num 14s wieder: „Nun ist es für uns besser, nach Ägypten zurückzukehren." Unser Vers beschreibt freilich eine Spiritualisierung dieser Rückkehr: „sie wurden im Herzen wieder ägyptisch", verfielen dem Götzendienst, wie er in Ägypten geherrscht hatte. Der Ungehorsam des gottlosen Israel wird durch die drei Verben aufs stärkste hervorgehoben.

1 6 .2 4

164f. und 222 ff. Lukas überträgt den Stil des Lnkomions, der ursprünglich für das Lob eines Gottes bestimmt war, aus das Lob des Gottesmannes Moses, wie philo (leg. ad Gaium, C.-W. VI 145 ff.) auf den Kaiser. 1 In Pf 19 (18)i5 wird der xvgiog, in 79 (7 8 )3 5 Gott AvTQcoTrjg genannt. 2 Wendt 145 erklärt avv x€lQL ayyeAou: „in Begleitung des Engels", Lake: iv XeiQh crvv x ElQl und öid xeiQos geben alle T ? wieder — „durch", Beg. IV 77. 8 „Moyses . . . qui multa passus est in Aegypto et in mari rubro et in heremo annis quadraginta.“ 4 Nach Beg. IV 78 könnte fierä t o v äyyiX ov xai rcbv naregcov das hebr. pDl • • • wiedergeben,- Moses wäre der Mittler zwischen dem Engel und Israel, p. Schmiedel wollte iv rfj ixxXrjoia vor rd>v narigcov stellen. — Die Vertretung Gottes durch einen Engel hat hier nichts herabsehendes,- vgl. Ios. Ant. 15, 136: „Wir haben die besten Lehren und heiligsten Gebote von Gott durch Engel gelernt." 5 Nach Beg. IV 78 meint Xdyia „Orakel", ebenso wie s. THWb IV 141.

Rebe bes Stephanus

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v. 40 ist so gut wie wörtlich aus Ex 3 2 1 entnommen. Oer Redner sieht hier eine Anbetung verschiedener Götzen ausgesprochen1. Der ,,nom inativus pendens“ ist nicht ungriechisch: RTouIton 105 f. D. 41 Dgl. 5x 324: lnovr\aav . . . /i6a%ov und 32e: nQ oaijveyxav frvotav; a vdyeiv steht lK ön 3i5 L X X für das hinaufbringen des Gpfers auf den Altar. Die ganze Schuld wird dem Dolfe zugeschoben; Aaron tritt in den Hintergrund. Daß der Götzendiener das verehrt, w as er selbst hergestellt hat, gilt als das be­ sondere Zeichen der Derblenbung in allem Götzendienst. V . 42f eoTQExpev ist hier (wie avaorQE gibt P spn HD toieber. 2 Es w irb barauf bie A ntw ort „nein!" erw artet, wie bas ixr\ zeigt. 3 Nach bem hebräischen Text oerfünbet Amos feinen Zeitgenossen, sie w ürben mitsamt ihren Göhenbilbern, ben Sterngottheiten Saffuth (so wirb für Siffuth zu lesen sein; es w ar ber assyrisch-babylonische Gott N in-Ib) unb Kaiman (bas hebr.kijjun wirb u r­ sprünglich kewan ausgesprochen worben sein, w as einer assyrischen Bezeichnung bes Planeten S aturn entsprach; tDenbt 147f.; Beg. IV 79) in bie Verbannung gehen bis über Damaskus hinaus. Die L X X übersetzt, als stünbe nicht Saffuth, sonbern Suffath ba: oxijvrj. I n DDD^D, „euren König", fanb sie ben ,Moloch' wieber (so übersetzte sie *!}bö in 2Kön 2 3 10 unb Zer 3 2 3 5 ); biesen Text übernahm unser Verfasser, wahrschein­ lich las bie L X X zunächst noch xaiqxiv, bas aber bann, schon in unseren hanbschriften, zu Paupav entartete. Don ben hanbschriften ber Apg lesen A Rc Pai\ nämlich Zum Wortlaut vgl. 1 Kö 820 und 62 L X X . Der Redner sieht im Tempelbau Abfall vom wahren Gottesdienst; der Text an sich

1 n n g b n it und l y t o brifct (Zelt der V ersam m lung) hat die L X X beide m it oxrjvrj tov

[xclqtvqIov überseht.

2 Daß dieses Zelt ein unm ittelbares Nachbild des himmlischen O riginals war, der Tem pel dagegen nur ein Abbild des Abbildes (w e n d t 148), dieser Gedanke geht über den Text hinaus. Eigentlich müßte auch das „Zelt des Zeugnisses" unter das „von NIenschenhänden Gemachte" fallen; vgl. p h ilo, D e vita Mos. I I § 88: legöv x £iQono(r}ro v x a ra c x e va C o v ra g rq> n a r g l x a i rjye/Ltovi t o v Jiavrog. Aber auch daran denkt der Verf. nicht. 3 x a r ä o x e o i g heißt ursprünglich „Besitzergreifung" (darum preuschen 43 , w e n d t 148: „bei der Besitzergreifung (des Sandes) der Heiden" als Erfüllung von D.s. Aber die Erfüllung der W eissagung ist schon von v .i? beschrieben), in der L X X aber „Besitz"; vgl. z .B . Gen 1 7 s eig x a r d o x £GLV alcoviov“ : B eg. IV 8 0 f. u. bes. 2Ehron 1 1 14 . 4 Klijn findet hier (analog 1 Q S I X 3— 6 ) die Andeutung eines Zeltes oder Hauses innerhalb des „Hauses Jakobs", in dem man Gott nur geistig dient (vgl. Joh 438; Ip e tr 2s; Eph 221 f.). — Der Urtext meint, David wollte den Tem pel bauen, aber erst Salom o hat den Bau ausgeführt. Lukas (der nie den Gedanken eines geistigen Hauses vertritt) wäre von keinem Leser im Sinne Klijns verstanden worden.

Hebe des S te p b a n u s

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aber schließt nur die Erzählung von S tiftsh ü tte und T em pel ab. — o lx o d o ju rja ev: Bl.-D ebr. § 6 7 ,1 .

v . 48

vxpioxog =

in der L X X . w e n d t 149, der Verfasser w o lle „den

nur relativen w e r t des T em pelbaues nachweisen", und B auernfeind 118, G ott sei über den R aum erhaben, werden den W orten „der höchste w ohnt nicht in T em peln aus M enschenhand^ nicht gerecht (v g l. 1724). Nach jüdischer V or­ stellung w ohnt zw ar nicht J a h w e selbst, w ohl aber sein „Name" im T em pel. D as Step h an u sw ort hätte für J u d en lästerlich geklungen.

v. 49f. J e s 6 6 i

nach L X X ; nur (w ie auch B arn 162) 2 t £ \\x x n o lo g 1 wodurch der

A usruf zur Krage wird. Daß lK ö 6 schon diesem E inw and begegnet, wird w ie bei B arn ignoriert.

v . 51 N ur w en n das vorhergehende eine radikale Absage an den T em p el­ dienst ist, ist der Übergang von v . so zu 51-53 unm ittelbar gegeben, einer Zlut von Anklagen, welche die Hörer zur Raserei bringt. D ie einzelnen V orw ürfe be­ rühren sich m it atl. S tellen (Ex 3 3 3 ; 5 ; Lev 2 6 41; J e r 6 1 0 ; N um 2 7 14, Jes 6 3 10 ) oder spätjüdischen Ü berzeugungen ( D . 5 2 ) 3. D. 52 Nach Blaß ist S tep h an u s nach v . 50 unterbrochen w orden, und v . 51 reagiere daraus. Aber Lukas teilt dem Leser im m er m it, w en n wirklich ein Redner unterbrochen wird, und solche Unterbrechungen treten bei Lukas im m er erst dann ein, w en n der Redner alles gesagt hat, w a s Lukas gesagt wissen w ill.

v . 53 D ie R ede schließt m it einer scharfen Anklage: die J u d en haben das Gesetz in A nordnungen {eig = e v l ) von E ngeln bekommen und dennoch nicht befolgt (der S in n ist also G al Zis gerade entgegengesetzt)*.

1 Daß die L X X x^Qonoirjxog n u r von G ötzenbildern gebraucht (D ibelius, Aufs. 41), trifft nicht zu; Je s 1612 L X X eloeAevoexai eig xd x^Qonoirjxa avxfjg (eine W iedergabe von l £ h j ? l ? ) . 2 w e ist d as d a ra u f hin, daß Lukas und „ B a rn a b a s " ein „Testim onienbuch" m it diesem Text benutzt h aben (jo Beg. I V 8 2 )? Auch Ju s tin (D ial. 2 2 , 2— 5. 1 1 ) v e rbindet Arnos 6 2 5 s. m it Je s 6 6 1 s., gibt Lake zu bedenken. Aber Ju s tin b rin g t die Z ita te nicht u n m itte lb a r nacheinander u nd gibt jew eils die Zundstellen gen au an. 3 v g l. IHt 5 12, 233of. 37 ; Ju stin , D ial. 1 6 ,4 . Nach B ill. I 943 e rw äh n e n die rabbt* nischen Schriften die T ö tu n g des Je sa ja , des U ria ( J e r 2 6 2 off.) und des Sacharja ( 2 Chr 2420 s . ) . J e r 2 30 konnte leicht den P ro p h e te n m o rd als das gewöhnliche P ro p h e te n ­ los erscheinen lassen. Ü ber den jüdischen U rsprung der V orstellung s. B eg. IV 82; zum ganzen P ro b le m H. I . Schoeps, A us frühchristlicher Z eit. Religionsgeschichtliche U n te r­ suchungen (T ü b in g en 1950). V : Die jüdischen P ro p h e ten m o rd e, 126— 143. 4 f). I . Schoeps, Theologie u. Geschichte des Judenchristentum s 1949, 66.440 nim m t die Darstellung der Pseudoklem entinen ernst, wonach P a u lu s den H errenbruder Jakobus zu erm orden versuchte, und v erm u tet daraufhin, Lukas habe zur E ntlastung des P a u lu s die Gestalt des S te p h an u s erfunden und ihr die (ihm schriftlich vorliegende) Jakobusrede ü berarbeitet in den M und gelegt. D as ist ein w arnendes E xem pel dafür, w as h e rau s­ kommt, w enn m an den späten pseudoklementinischen R om an unkritisch als Geschichts­ quelle benutzt.

Bei der Stephanusrede haben vor allem drei Schwierigkeiten den Forschern Kopfzerbrechen gemacht. Bleiben wir zunächst bei der ersten: Stephanus soll die Frage beantworten, ob die Anklage gegen ihn zutrifft; aber ein sehr großer Teil seiner Rede geht darauf gar nicht ein! Demgegenüber suchten die Ausleger entweder zu zeigen, daß Stephanus doch auf die vorwürfe antworte, oder zu erklären, warum er es nicht tat. Die einen behaupteten: die Rede habe ein einheitliches Thema, das sich auf die Anklage bezieht. Nach F. L. Baut (Vorlesungen über ntl. Theologie 1864, 337) war es der Gegensatz zwischen Gottes Wundertaten und Israels stetem Undank. Aber der Hörer muß dieses — obendrein sehr allgemeine — Thema selbst erst entdecken und auf die Rede anwenden, und dann paßt es noch nicht einmal ganz! Darum schlug Spitta ein anderes Thema vor: Moses als rvnog des Messias. Allein davon reden nur wenige Verse, und was hat das mit der konkreten Anklage zu tun? Deshalb verfiel Wendt 138 auf ein drittes Thema: Gottes Heilsgegenwart ist nicht an den Tempel gebunden. Leider wird dieser angebliche Hauptgedanke nie ausgesprochen, und neben ihm mußte Wendt in der Analogie Moses/Jesus noch ein Nebenthema zu­ geben. I n der Übersicht Williams (100ff.) werden noch die Thesen von R. P. L. hanson und B. S. Tasten referiert, von denen der erstere drei, der andre zwei Themen namhaft macht. D. H. aber: die Rede hat kein einheitliches Thema. Nun gab es zwei Auswege. Den einen ging Wendt: man muß unsere Rede von der ursprünglichen unterscheiden. Diese handelte „natürlich" von der Anklage. Aber die ((Quelle' hatte diese Beziehung nicht deutlich gemacht; der Bearbeiter hat deshalb dafür den Gegensatz Moses/Jesus eingeführt. Damit ist die .Echtheit' der Rede preisgegeben, und das Problem .Tradition und Komposition' meldet sich an. W. Foerster (1953) wollte es so lösen: Nur der Mosesteil geht sicher auf Stephanus zurück; im übrigen gibt Lukas Ge­ danken des Stephanuskreises wieder, die er vom Evangelisten Philippus erfahren hatte (27). Dieser Vermutung liegt die Überlegung zugrunde: der polemische Gegensatz Moses/Jesus berührt sich mit der Anklage und paßt in eine Nampfrede; den Rest nahm Lukas auf, weil er historisch mit der Ste­ phanus-Bewegung zu tun hatte. Aber daß Lukas nur aus diesem Grunde eine so wichtige Auseinandersetzung mit ungeeignetem Stoff füllt, wider­ spricht seiner sonstigen Art. Der zweite Ausweg: die Rede hat zwar ein einheitliches Thema, aber es bringt keine Verteidigung gegen die Anklage! So Beyer 1933: „nichts sagt" Stephanus „über sich und die vorwürfe gegen ihn" (49). Lake, ebenfalls 1933 (Beg. IV 70), sekundiert: „. . . religiöse oder politische Bahnbrecher versuchen, wenn sie vor Gericht gestellt werden, niemals die Anklage gegen sie zu widerlegen, sondern benutzen die Gelegenheit, um eine Rede für ihre Sache zu halten". Das ist vielleicht eine Übertreibung. Aber davon ab­ gesehen: was hat die erste Hälfte der Rede mit der Sache des Stephanus zu tun? Darum ließ Bauernfeind 1939 für unsere Rede „dem konkreten Namen

des Stephanus nur ein relatives historisches Recht zukommen" (131). Deutlicher hatte das Wellhausen schon 1913 gesagt: „Die Rede i s t . .. ein gelehrtes Elaborat auf Grund der LXX" (13). Ähnlich auch schon — Over­ beck 94 aufnehmend — preuschen im selben Jah r: Ittit dem Nachweis, daß Israel stets undankbar war. bereitet der Autor den Übergang zur Heiden­ mission vor (39). Loisy hat das 1920 weitergeführt: Der Redaktor klärt hier die heidnischen Leser darüber auf, daß nicht Israel das Gottesvolk ist, sondern die Christen (318ff.). Alle diese Forscher verstehen also die Rede nicht mehr aus der Situation des Stephanus (und damit der Tradition), sondern aus der des Verfassers der Apg (und damit aus seiner Komposition). Dieses Erbe übernimmt Dibelius mit der Erklärung: „Die Rede ist . . . von Lukas in das . . . vorliegende M artyrium des Stephanus eingeschoben." Warum geht sie aber nicht stärker auf die Anklage ein? Schon Beyer hatte (49) die Rede eine predigt genannt, wie sie an Festtagen in der Synagoge die Geschichte des Gottesvolkes deuteten. Einen solchen Text — vermutet Dibelius — hat Lukas im erzählenden Teil benutzt, von ihm selbst stammen die polemischen Stellen, und natürlich hat er das Ganze überarbeitet. „Die Rede" — damit nimmt Dibelius Overbeck wieder auf — „bereitet inhaltlich die Trennung der Christen von der jüdischen Gemeinde vor. Sie ist keine typische Nlärtyrerrede, denn Gewinn wie Gefahr des M artyriums kommt nicht zur Sprache" (Aufs. 145f.). Ebenso urteilt H. W. Surkau 1938: Die Rede gehört nicht zum M artyrium; sie ist Verkündigung und keine M ärtyrer­ rede (109). Diese Ansicht teilt auch Trocme (1957): Die lange Stephanusrede hat mit der bewegten Szene, in die sie eingefügt ist, nicht viel zu tun. Die Übersicht über Israels Geschichte gehört zum christlichen Kerygma (212); das Stephanusmartyrium konnte keine solche Rede enthalten (208). Damit liegt der ganze Weg der bisherigen Forschung vor uns. von der treuherzigen Überzeugung Riehms, Saulus habe im verhandlungszimmer die Rede des Stephanus nachgeschrieben (noch Zahn 246 läßt Paulus als „Auscultator" der Sitzung beiwohnen!) führt er zu der These, Lukas habe die Geschichtsbetrachtung einer hellenistischen Synagogenpredigt für seine Zwecke bearbeitet. Was sagt die Analyse? D. 2—46 sind — mit Ausnahme weniger Verse — einfach eine erbauliche Wiedergabe der Geschichte Israels mit Gott; ps. 105 beweist, daß eine solche Geschichtsbetrachtung nicht vereinzelt war (vgl. auch Apg 13isff.). Eine Beziehung zur Situation spürt man in der Abra­ hamsgeschichte (v. 2 - 7 ) nicht. Abrahams Auszug aus der Heimat, die bloße Verheißung mit der Ankündigung der ägyptischen Knechtschaft, die Beschneidung, an welcher der „Bund" hängt, diese entscheidenden Ereignisse werden genannt. Vas ist aber auch alles. Wie hätte der hoherat heraus­ hören können, man solle den Tempel nicht überschätzen, weil die Offen­ barung lange vor ihm im Heidenland begonnen hat? Nein, hier wird einfach die heilige Geschichte erzählt, ohne ein anderes Thema als diese Geschichte, vom „religiösen Bahnbrecher", der die letzte Stunde für eine Werberede aus-

nützt (Lake), ist nichts zu merken. Zahn 247 hat ganz recht: Es ist unbegreiflich, daß die Richter den Redner nicht nach den ersten Sätzen unterbrochen und zur Sache gerufen haben. Aber daß sie (so legte sich Zahn das auch ihm Un­ begreifliche zurecht) „andauernd w ie unter einem Bann gestanden haben" und darum schweigend „den Vortrag" anhörten, davon kann angesichts d ie s e s Vortrags wirklich nicht die Rede sein. Die Josephsgeschichte (v . s-is) erwähnt den Verkauf Josephs. Aber das ist an sich keine Polemik — auch ps. 105 17 geht nicht daran vorbei. Vieser Ton der erbaulichen Geschichtserzählung hält auch in der Mosesgeschichte (v . 17-44) an. Stil und Zusammenhang zeigen jedoch: hier werden in eine „neutrale" Darstellung (Dibelius) der heiligen Geschichte einzelne Verse und Versgruppen eingefügt, die dem Bericht einen anderen, pole­ mischen Sinn geben. v . 25 bringt zuerst dieses neue (Element: ,ihr habt den gottgesandten Retter nicht erkannt', während v . 2 s den v . 24 im alten Stil fortführt. I n v . 35 geht der schlichte Bericht in eine rhetorisch-leiden­ schaftliche Anklage über, die den v . 27 typologisch ausdeutet: nicht einzelne Juden einer fernen Vergangenheit, sondern ,sie', die Juden, haben den von Gott zum üqxcov und AwQcoTrjs Bestimmten verleugnet und abgelehnt. Damit tritt Israels Verhalten gegen ITtofes und gegen Jesus in parallele: v . 37 be­ tont ausdrücklich die Übereinstimmung des Mose mit dem kommenden „Propheten wie er", v . 39-43 halten Israel den Götzendienst vor — mit der L X X ! Daß Stephanus den hohenrat mit einer V X X -Stelle überzeugen wollte, die vom hebräischen Text stark abweicht, wird niemand behaupten. I n Sum m a: v . 35, 37 , 39-43 und 43-53 scheinen von Lukas hinzugefügt zu sein. v . 44-47 erzählen an sich ohne Polemik weiter, wie die Väter zu­ erst die Stiftshütte besaßen und w ie es dann zum Tempelbau kam. Besonders zwischen v . 43 und 44 (Overbeck 108) und zwischen v . 47 und 43 sind Zugen geblieben, die bezeugen: Lukas hat eine .Geschichtspredigt' en bloc über­ nommen und durch Zusätze (vielleicht auch durch Kürzungen) passend ge­ macht. Soviel zum Traditionsproblem dieses Teils. Denn daß v . 51-53 nicht aus der benutzten .Geschichtspredigt' stammen, sondern von der Hand des rhetorisch wirklich nicht unerfahrenen Lukas, ist deutlich. Damit kommen wir zum z w e it e n P r o b le m dieser Rede. Solange man annimmt, Lukas habe hier einfach aus historischem Interesse die Verkün­ digung des Stephanus und seines Kreises wiedergegeben, sieht man dieses Problem nicht. (Es läßt sich in die Zrage zusammenfassen: w arum hat Lukas eine lange Geschichtserzählung übernommen, von der er doch nur einen Teil durch seine Bearbeitung sich wirklich aneignen konnte? Wir verstehen den Autor nur, wenn wir bedenken: als Historiker sieht er in dem ersten M ar­ tyrium kein isoliertes Geschehen, sondern ein Glied in einer langen Kette, ein Teilstück aus einem großen Zusammenhang. Diesen erfährt der Leser nun durch den Mund des Helden selbst. (Ob Stephanus damals wirklich eine Rede gehalten hat, war nebensächlich; der gebildete Leser erwartete gar nicht, eine originale Rede mitgeteilt zu bekommen!) Stephanus hatte

seine hellenistischen Gegner m it unwiderstehlicher Weisheit und Geist über­ wunden (610!). Darum w ar er besonders geeignet, nun in einer großen Rede „die übergeschichtliche Bedeutung" dieses „geschichtlichen Augenblicks" (vibelius) auszuschließen. W as ihm den Tod bringt, ist jene Geisteshaltung, welche Isra e l schon längst in seiner Geschichte an den Tag gelegt hatte. Dann mußte aber die Rede von Israels Geschichte handeln und nachweisen, daß die Juden „immer dem heiligen Geist widerstrebt" haben (7 51). Damit sind wir schon beim d r i t t e n P r o b l e m dieser Rede. Lukas hat zu­ vor (5 is. se) die große Beliebtheit hervorgehoben, deren sich die Christen beim jüdischen Volk erfreuten. Er hat bei der Rede des Pharisäers Gamaliel gezeigt und wird es später (in 23 ») erneut zeigen, daß die Pharisäer für die Christen eintreten und daß eigentlich nur die Sadduzäer den Christen feind­ lich gesonnen sind. Wie paßt zu alledem das düstere Bild, das die Stephanus­ rede vom jüdischen Volk entwirft? h a t Lukas hier nicht doch einen ihm selber fremden Gedankengang historisch treu reproduziert? Nein, keineswegs. W as Lukas hier beschreibt, w ar seine und seiner Gemeinde beständige Erfahrung, und die flpg erzählt ja genug davon: die Juden sind es, die Verfolgung um Verfolgung gegen die Christen entfesseln,' sie treiben den P aulus von Stadt zu Stadt und lehnen immer wieder lästernd das Evangelium ab. Zur Zeit, da Lukas sein Werk verfaßt, sind die Juden die mächtigen und unver­ söhnlichen Keinde der Christen, und das fromme und zum hören bereite Judentum ist eine verschwindende Ausnahme und eine theoretische M ög­ lichkeit geworden. So treten sich die beiden Bilder Israels gegenüber, ohne daß Lukas sie systematisch bespricht: Israel mit seiner heilsgeschichtlichen Aufgabe, das Volk der Patriarchen, des ZTCose und der Propheten, und Israel, das immer zum Götzendienst bereite und prophetenmörderische Volk. An dieser Strafpredigt gegen das Judentum , die Lukas dem Stephanus in den M und legt, fällt uns vielleicht am meisten auf die Ablehnung des Tempels und Tempelkults. Sie hat nicht das geringste zu tun mit dem Nein, das man in H um ran zum Jerusalem er Tempeldienst sprach. Denn dieses Nein gründete darin, daß m an ihn in Jerusalem zur falschen Zeit — ge­ messen nämlich am E um raner Kalender — ausübte und durch unwürdige Priester. Lukas jedoch lehnt den Tempel und seinen Kult mit jenem Ar­ gument ab, welches das hellenistische Judentum der hellenistischen Aufklärung entlehnt hatte, ohne daß er eine Lehre vom „geistigen Gottesdienst" im Sinn des 4 . Evangelisten oder vom begegnen in der L X X 6. Die (geistliche) Kraft des Paulus nim m t noch mehr zu, indem er die Messianität Jesu verkündet. Lukas hat sich bemüht, damit gegenüber v.20f. den Eindruck einer Steigerung zu erwecken, um ein Motiv für den jüdischen Anschlag gegen ihn zu erhalten7. 1 P 46 liest ru iiqag ixavag; h wird mit plurimos dasselbe meinen. Diese westliche Lesart setzt fälschlich voraus, daß die in D .u b und 23 erwähnten Tage identisch sind. 2 yivofjiai fjLerd wie 7 38. 8 Kyrios Christas2 56. 4 eig steht in N A hellenistisch für i v f das BC und die Sülle der jüngeren Hand­ schriften lesen. Daß N A die ursprüngliche Lesart bieten, ist damit nicht gesagt. 5 hier und Gal 1 1 3 .2 3 wird nogi^eco (ursprünglich: „Zerstören einer Stadt", dann „Zerstören einer menschlichen Gemeinschaft") gebraucht. Nach Loisy 416 zeigt das, daß der Derf. die paulinen kannte, aber bewußt ausschaltete. Paulus verwendet in Gal 1 noQ&tco und ökoxco abwechselnd. Die Übereinstimmung im Verbum nog&eco genügt nicht, um eine Kenntnis des Gal bei Lukas nachzuweisen: w endt 173. 6 ivövvafieo) Hi 634; 1 (Thron 12 1 9 ; Pf 52 (51)9; ovußißäZco Cx 4 i2 . 15, 18ie; Lev IO1 1 ; Dt 4s usw. ( = lehren); a v y x v (v )v c o ist eine hellenistische Nebenform zu ovyxeco Gen 11 7 . s; u. ö. (verwirren, beftürzen). 7 Cd. Schwarz, NGG 1907, 275 stmii. 1 und preufchen 60 haben D . 21 f. fälschlich als einen Zusatz gestrichen.

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9 i9 b -3 i

D . 23 Die beharrliche und unerschrockene Lhristusverkündigung, mit der Paulus die Echtheit seiner Bekehrung beweist (s. V . 2?!), bringt die Juden zu einem NIordplan. Paulus gibt 2 Kor 11 32 f. eine andere Darstellung: der Ethnarch des Kretas war hinter ihm her. Daß Paulus bei seinem Wirken in „Arabien" dem Kretas verdächtig geworden war, ist in der christlichen Überlieferung bald vergessen m orden1. Lukas benutzt eine jüngere Tradition, in der die Juden als die (üblichen) Zeinde des P aulus auftreten. v . 24 Paulus erfährt zwar von dem Vorhaben, aber eine Zlucht ist schwierig, da die Tore Tag und Nacht von den mordlüsternen Juden überwacht werden. Gewöhnlich2 nimmt man wegen 2Kor ll3 2 f. an, Damaskus sei damals im Besitz der Nabatäer gewesen, und die Juden hätten den nabatäischen Stadt­ kommandanten aufgehetzt3. v . 25 ixa&rjrat bedeuten vorher und nachher in unserm Abschnitt stets einfach „Christen",- ftaftrjra l a vro v m u ^ eine alte lle£tr)txbeTbm$\em*. Die Rettung ge­ schieht wie in 2 Kor 11 33 5. D. 26 n a q a yivo iia i elg: „ankommen in" w ie 13 14. neigaCco hier und 16?, 246 wie neiQau) (2 6 2 1 ): versuchen. xoXXäoftai toiq /tcv&rjTdig: „sich den Christen anzuschließen" — hier wird vorausgesetzt, daß die Jerusalemer Gemeinde (wieder) besteht. v . 27 Wie es kommt, daß Barnabas besser informiert ist als die Apostel, wird nicht erklärt. Lukas läßt Barnabas und Paulus in enge Gemeinschaft treten, wikenh. flpg 91 freilich: dirjyijaaro vielleicht — Paulus! v . 28 P aulus lebt mit den Aposteln in inniger Gemeinschaft (das m eint bei Lukas die Wendung „mit jemandem ein- und ausgehen" (vgl. I 21 ); tfv m it

1 s. zu diesem P ro b le m die G esam tbesprechung. 2 So auch noch H. Schlier, D er G alaterb rief, K rit.-exeg. K o m m e n ta r üb. d. N T 1939,29. 8 Z w a r kann v x £l(?ü>v iZEXio&ai xcbv der jü n g ere n Handschriften gleicht a n den üblichen Sprachgebrauch a n (gegen preuschen 8 6 ). 8 w e n d t ergänzt (u m den großen Z ustrom zu erklären), daß nach der „Q u elle “ des Lukas P a u lu s und B a rn a b a s bis dahin fleißig in der S ta d t bei den Heiden m issioniert

Realismus der Darstellung, um Paulus als großen Redner und erfolgreichen Missionar schildern zu sönnen1.

v. 45 Eigentlich brauchten die Ju d e n 2 nicht eifersüchtig zu werden, wenn die Massen zu ihnen in die Synagoge strömen,- ihr Konkurrenzneid ist doch erst möglich, wenn eine neue Glaubensgemeinschaft außerhalb der Synagoge ent­ steht und ihnen die „Gottesfürchtigen" entführt. Aber das setzt der Verfasser unbekümmert schon voraus2. Die Ju d en lästern nicht Paulus, sondern Jesus (s. 2 6 ii).

v. 46 Jetzt proklamieren P aulus und Barnabas offen die Heidenmission, da die Ju d en sich selbst des ewigen Lebens — des unzerstörbaren Ruferstehungs­ lebens - vgl. v . 3?! — nicht für würdig halten und das heil ablehnen. Das gilt allerdings zunächst nur für Antiochia, wie das Folgende* zeigt. Die Hpg hat bis jetzt (abgesehen von der Einzelbekehrung des Sergius P aulus) von einer Heiden­ mission des P aulus nichts berichtet. Daß sich Paulus immer erst dann zu den Heiden wenden darf, wenn ihn die Juden ablehnen, macht aus der selbst­ verständlichen Anknüpfung in der Synagoge eine falsche Theorie. v. 47 bringt als biblische Begründung Jes 49e — und zwar als Gebot des Herrn an die Missionare2. — Nicht I-XX-Text. v. 48 Der Ju b e l2 „der Heiden" hat repräsentative Bedeutung: die freudige Ausnahme des Evangeliums durch die Heidenwelt wird damit beschrieben. Daß nicht die ganze Bevölkerung zum Glauben kommt, zeigt Lukas m it dem prädestinatianischen Ausdruck „die zum ewigen Leben bestimmt waren". Die Christen haben am Auferstehungsleben Christi teil. v. 49 Die christliche predigt verbreitet sich durch die ganze Landschaft — sie ist nicht an die Personen der Missionare gebunden. — Rach Loisy 542 ruft diese Ausbreitung die Gegenmaßnahmen der Juden hervor. Aber damit wird ein Zusammenhang konstruiert, an den Lukas wahrscheinlich nicht gedacht hat. h ä tte n (217). D as ist m odern gedacht, a b er nicht lukanisch: die Heidenm ission b eginnt erst m it D. 47 f. 1 L au e rn fe in d 179 hält die (von Loisy 540 a u fg ew o rfe n e) F rag e, ob die S y n a g o g e fü r die D . 44 beschriebene R iesenversam m lung R a u m genug geboten h ätte, fü r ein „D azw ischenreden", preuschen 8 6 h a t sogar a n eine S o n d e ro e rsam m lu n g g e d a c h t . . . 2 B a u ern fe in d s E rklärung „der ganze K ern der S yn ag o g en g em ein d e . . . sehe, daß der synagogale W eg verlassen w erde", w ird dem T en o r der W o rte oi Jovöaloi nicht gerecht. Diel besser Loisy (zum nächsten D e rs): „Ce sont des Juifs, ce sont les Juifs“ (540). 3 W endt 217 und Loisy 540 helfen sich dam it, daß die J u d e n den Heiden das h e il nicht gönn ten . 4 Apg 14l, 16 13 , 1 7 1 . 10 . 17 , 184. 6 , 198, 2 8 2 6 -28 . 5 Lukas h a tte es Lk 232 au f Je su s bezogen. D a ra u s folgt a b er nicht, daß es auch hier a u f J e su s gehen m uß (gegen W en d t 217). 8 „Sie priesen d as W o rt G o ttes" n u r hier. D h a t deshalb iöogaCov in iöe^avro „verbessert" (V orbild 8 1 4 , 1 1 1 , 17 11 ). W egen D . 49 w ird m an „das W o rt G ottes" auch hier als „die christliche Botschaft" fassen und nicht als die W eisung J e j 4 9 6 .

v . 50 Die Juden wenden sich an die vornehmen1 Frauen — vermutlich Profelytinnen und — durch deren Vermittlung? — an die leitenden Männer der Stadt. Die Verfolgung wird eher als Ausweisung denn als Aufruhr des Pöbels geschildert. v . 51 Lukas übernimmt den aus dem Evangelium (Lk9s, 10ii) bekannten Zug für seine Darstellung. Die Geste bedeutet den völligen Abbruch der Ge­ meinschaft^, paht aber insofern schlecht, als in der Stadt eine christliche Ge­ meinde zurückbleibt und die christlichen Missionare sie wieder aufsuchen (14 21 ). Sie kamen nach Stomutn3 — da es von Antiochia in Luftlinie zirka 125 km entfernt ist, handelt es sich um eine längere Wanderung. Zeit und Raum scheinen in der Manischen Sicht zusammenzuschrumpfen. v . 52 Ein erbaulicher Manischer Abschluß der den Leser durch das w ort fia&rjTai daran erinnert, daß in Antiochia eine christliche Gemeinde entstanden ist. Lukas beginnt diesen Abschnitt mit einer konkreten Angabe: Johannes Markus kehrt nach Jerusalem zurück, w arum er das tut, erfahren wir nicht; Lukas berichtet den Zwischenfall nur, weil er später Barnabas und Paulus trennen wird. Über die ganze Reise von perge bis zum pisidischen Antiochia — bei ihr wird immerhin ein Drittel Kleinasiens durchwandert! — hören wir nichts. Erbauliche Einzelheiten, wie sie Lufas bevorzugte, standen ihm anscheinend nicht zu Gebote. Aber er hat aus der Not eine Tugend gemacht: mit energischer Hand führt er seine Leser sogleich nach Antiochia und widmet dem dortigen Geschehen den ganzen Raum. Die Szene des Synagogengottes­ dienstes wird mit ein paar Strichen angedeutet; zur predigt aufgefordert ergreift Paulus das w o rt — Barnabas ist zur stummen Person geworden. Das wird nicht psychologisch motiviert, w enn Lukas hier überhaupt eine Frage empfunden hätte (aber nichts deutet an, daß er sie gespürt hat), dann hätte er vielleicht auf die Worte in D.s verwiesen: „Paulus aber, voll des heiligen Geistes." Jedenfalls ist Paulus jetzt mit einemmal jener große Missionar geworden, dessen Bild stärker als seine Theologie in der Gemeinde fortlebte. Lukas zögert nicht, ihm eine lange Rede in den Mund zu legen. Sie will zeigen (im Unterschied zu der an Heiden gerichteten Areopagrede), wie Paulus sprach, wenn er in einer Synagoge auftrat. Und damit beginnt die paulinische Mission nach Lukas so gut wie immer. 1 Bauet, lvörteib. 646 f .: „vornehm, hochgestellt, angesehen, aus anständiger gamilie"; Thwb II 768— 770. 2 w endt 218, Preuschen 87, Loisy 543, Bauernfeind 179, Bill. 1 571; s. ferner Eadbury, „D ust and Garments“, Beg. V 269—277. 3 v on dem pisidischen Antiochia aus standen den Missionaren drei Wege zur Ver­ fügung: ein w eg nach Westen, der in Metropolis auf die große gernverkehrsstratze Euphrat-Ephesus stieß, ein w e g zum Schmerzen Meer (über den paß des Sultan-Vagh) und endlich die v ia Sebaste, die von Antiochia nach Jkonium, dem heutigen Konya, führte: Beg. V 225 f. 4 v g l. 1 Ehest 1« (holhmann 92).

Paulus knüpft an die Situation an. (Er fängt mit einem Rückblick auf die heilige Vergangenheit an, bevor er zur (Entscheidung der Gegenwart und zu der zukünftigen Hoffnung kommt. Lukas vermeidet dabei, soweit es nur mög­ lich ist, etwas von dem zu wiederholen, was die Stephanusrede schon gesagt hat. Oie Geschichte der Patriarchen und des Mose wird deshalb nicht er­ wähnt. Oer Leser weiß darüber schon Bescheid. Dafür tauchen andere Bilder auf: die Landnahme, die Richterzeit, die beiden ersten Könige. Oer Name David erlaubt den Übergang zum Oavididen Jesus, in dem sich die Verheißung an David erfüllt hat. Oer ocot^q Jesus ist von Johannes dem Täufer vor­ ausverkündet worden — ein kurzer Exkurs macht klar, daß Johannes jede messianische Zumutung von sich abgewiesen hat: er hielt sich nicht für wert, dem nach ihm Kommenden auch nur den geringsten Sklavendienst zu leisten. Oie Johannesjünger zur Zeit des Lukas scheinen von ihrem Meister ein an­ deres Bild gehabt zu haben, und Lukas benützt die Gelegenheit, um die not­ wendigen Korrekturen anzubringen. M it der vertraulicher werdenden Anrede in v.rs kehrt er dann zum Thema der acorrjQia zurück: ihre Ver­ heißung soll sich hier und jetzt erfüllen! Allein wie kann Jesus der ao>Tijg sein, wenn man ihn doch in Jerusalem verurteilt und schmählich hingerichtet hat? Mit diesem furchtbaren Anstoß, der bei der predigt vor Juden doppelt fühlbar wurde, mußte sich die christliche Mission immer wieder auseinander­ setzen. Lukas hat darum diese Krage, die er schon in den Petrusreden der ersten Kapitel behandelt hatte, hier noch einmal aufgenommen; er wiederholt freilich nur kurz die dort gegebenen Antworten. Was in Jerusalem geschehen ist, ist einmal der jüdischen äyvoia (D.27 ) entsprungen — äyvoelv meint dabei, nicht begreifen, wen man eigentlich vor sich hat und was man eigent­ lich tut, wenn man ihn verwirft. Was in solcher äyvoia geschehen ist, das w ar also noch keine echte und endgültige (Entscheidung. Insofern entschuldigt diese „Unwissenheit" die Juden und ihre (Oberen. Aber das Geschehen in Jerusalem wird auch noch unter einem zweiten Gesichtspunkt betrachtet. Was immer an menschlichen Kehlentscheidungen erfolgt ist, hat genau das erfüllt, was die Propheten vorausgesagt hatten, und hat mithin — unwissend freilich — den göttlichen Plan und Willen verwirklicht. Auch dieses Moment wird zur Entschuldigung der Juden geltend gemacht. M it dieser Entschul­ digung jedoch verbindet sich — psychologisch nicht ausgeglichen— die Anklage: die Juden haben bei Pilatus die Verurteilung und Hinrichtung Jesu durch­ gesetzt, obwohl sie keine a m u ila rd ro v finden konnten. Das ist ein Zug, der sich später im Prozeß des Paulus wiederholen wird. Allerdings liegt der Ton nicht so sehr aus der Schuld der Juden als auf der Unschuld Jesu. All jenes menschliche Irre n und Kehlen hat nun aber Gott korrigiert, indem er Jesus von den Toten auferstehen ließ. Dieses für die christliche Verkün­ digung grundlegende Ereignis wird in doppelter Weise gesichert. (Einmal durch den Hinweis auf die fidQTvgeg, die mit Jesus von Galiläa nach Jeru ­ salem gezogen waren und nun den Auferstandenen „viele Tage" sehen dursten — die Tradition der 40 Tage zeigt ihre Bedeutung. Die 12 Apostel

sind diese eigentlichen Zeugen, auf deren Zeugnis das des B arnabas und Paulus sich erst gründet. Neben diese Berufung auf die Augenzeugen tritt sodann der Schriftberoeis, der T. m it neuem M aterial geführt wird. I n ­ haltlich wiederholt sich hier ein Gedanke, den schon die Petrusrede in Kap. 2 entwickelt hatte: die dem David gegebene Verheißung kann nicht diesem gegolten haben, denn er hat — im Unterschied zu Jesus — „die Verwesung gesehen". (Erfüllt ist die Verheißung vielmehr erst in Jesus. Damit eröffnet sich jetzt die Möglichkeit, Sündenvergebung und Rechtfertigung zu erlangen, die das Gesetz des Moses nicht bot. An dieser Stelle hat sich Lukas offensichtlich bemüht, der predigt einen ausgesprochen paulinischen Klang zu geben — für gewöhnlich schweigt er vom vöpog Mg. M it einem atl. W ort, das wie eine Drohung, wie ein unterirdisches Grollen klingt und den Juden ihre Verantwortung einschärft, endet die Rede: wird die Botschaft abgewie­ sen, dann hat Gott ein unerw artetes, überraschendes Werk bereit. W as es ist, wird nicht gesagt. Aber der Leser weiß: es ist die Heidenmission. Ein kurzes Zwischenstück trennt diese predigt vom nächsten Auftreten des P au lu s eine Woche später und beweist: das Interesse bei Juden und Heiden ist erwacht. M an will mehr hören und ist bereit, bei der Gnade Gottes — und das heißt hier konkret: bei der (Evangeliumsverkündigung — zu bleiben: die Gründung einer Gemeinde kommt in Sicht. Dann schildert Lukas die große und leidenschaftlich bewegte Szene, welche die wirkliche Entscheidung bringt. Die Massen strömen herbei, fast die ganze Stadt ist versammelt, um Gottes W ort zu hären. Aber die große Stunde findet die Ju d en klein: Neid und Eifersucht auf den (Erfolg läßt sie dem christlichen Prediger widersprechen und Christus lästern. Da kommt es zur Trennung von Evangelium und Judentum : feierlich erklären die Missionare, daß sie sich nun zu den Heiden wenden, die m it Jubel das G otteswort emp­ fangen. N ur auf krummen Wegen können die Juden den Erfolg der Mission noch einengen: Durch ihre Beziehungen zu den einflußreichen Kreisen setzen sie die Ausweisung der Missionare durch, die ihnen mit biblischer Geste die Gemeinschaft aufsagen. Aber Lukas will nicht m it einem solchen Mißklang das Ganze abschließen. Darum folgt noch ein Satz und sagt, daß die Jünger mit Freude und heiligem Geist erfüllt waren — auch die erbauliche Geschichte liebt das happy e n d ... Forscher wie W endt und Zahn haben versucht, diese Schilderung zu er­ gänzen und das Ganze psychologisch und historisch wahrscheinlicher und ver­ ständlicher zu machen — unmöglich kann sich in zwei Predigten alles ent­ wickelt und entschieden haben! Dieses in seiner Naivität rührende Bemühen übersieht, daß Lukas gar keinen historischen Bericht geben konnte und wollte. Er konnte es nicht; denn P aulus hat nicht, nach dem syrischen Antiochia zurückgekehrt (142?), dort die Grundgedanken seiner Predigten referiert und aktenmäßig niedergelegt. Und Lukas wollte es nicht, weil er etwas an ­ deres im Sinn hatte. Sowohl die Predigt wie das Geschehen, das darauf folgt, sind ideal-typische Ereignisse, die in historischem Gewand sich immer

wiederholende Entscheidungen darstellen. Die ganze paulinische Mission — so wie Lukas und seine Zeit sie sah — ist in dieser Szene eingefangen. Wenn man das beachtet, löst sich ein Widerspruch, den der aufmerksame Leser in D. 46 bemerkt: Paulus und Barnabas erklären, daß sie sich jetzt zu den Heiden wenden, und trotzdem gehen sie 14i wieder in die Synagoge! Man kann nicht ohne Grund sagen, die Entscheidung von D. 46 gelte nur für das pisidische flntiochia. Das ist richtig. Aber zugleich spürt der Leser: dieses Geschehen hat eine übergreifende Bedeutung. Diese Entscheidung steht stellvertretend für alle späteren Källe. Die Juden, welche in flntiochia auf die Christen neidisch werden, sind zugleich die Juden überhaupt, und die Mvr), welche zur Synagoge von flntiochia kommen, sind mehr als diese in Wirklichkeit doch sehr begrenzte Zahl: Sie sind rä e&vrj, alle jene heidnischen Massen, die in die christliche Kirche strömen und den eifersüchtigen Groll der Juden wecken. von einer volkstümlichen Überlieferung oder von einem Itinerar, wie es in späteren Kapiteln zutage tritt, ist hier nichts zu spüren, hier hat Lukas geschaffen, freilich nicht aus dem Nichts,' sondern aus der christlichen predigt seiner Zeit und ihren Erfahrungen mit Juden und Heiden heraus hat er eine flrt Abbreviatur der paulinischen Missionsgeschichte verfaßt. Damit hängt auch zusammen, daß die Räume und Zeiten in der flpg sich eigentüm­ lich verkürzen. Die Weiten des kleinasiatischen Hochlandes schrumpfen zu­ sammen,- perge, flntiochia und Ikonion scheinen nachbarlich beieinander zu liegen, und es sieht so aus, als dränge sich das Geschehen in flntiochia in eine Woche zusammen. Es ist freilich noch etwas anderes mit im Spiel, das aber den Schriftsteller in die gleiche Richtung drängt. Der missionarische fllltag, die langen Wan­ derungen mit ihrer Mühsal und Gefahr, die seelsorgerlichen Gespräche mit den Neubekehrten, die Verhandlungen mit Behörden und dergleichen — all das ist nicht erbaulich im Sinne des Lukas und seiner Zeit. Erbaulich sind die dramatischen Augenblicke, ist das spannende Einzelgeschehen, das sich über den fllltag erhebt und die große Entscheidung sichtbar werden läßt — manchmal sichtbarer, als sie in Wirklichkeit war, wo sie oft unbemerkt sich vollzieht. Nur dort, wo wirklich ein Itinerar vorhanden war und vom Schriftsteller Beachtung erzwang, konnte auch etwas vom fllltag der pauli­ nischen Mission erhalten bleiben, der den paulinischen Briefen mit ihre Lebensfülle schenkt.

31. 2lpg 1 4 ,1 - 7 : Gemeindegründung in Ikonion uni) Flucht 14 1€ e geschah aber, daß sie in Ikonion zusammen in die Synagoge derJuden ein­ traten und so sprachen, daß von den Juden und Griechen eine große Menge gläubig w urde.2 Die Juden aber, die nicht gehorchen wollten, erregten und machten böse die Seelen der Heiden gegen die B rü d er.3 (Beraume Zeit nun verweilten sie, im frei-

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„Erste Missionsreise": Ikonion

m u tig en V er tr a u e n a u f den H errn , der s e in G n a ü e n w o r t b e z eu g te , in d em e r r e ic h e n und M ü n d e r geschehen ließ durch ih re H ä n d e .4 (Es sp a ltete sich a b er die M e n g e der S t a d t , un d die ein en h ie lte n e s m it den J u d e n , die a n d ern ab er m it den A p o steln . 5 A ls ab er in den H eid en un d J u d e n sam t ih ren O b er e n der T r ieb erw achte, ste zu m iß h a n d eln und s te in ig e n ,6 da m erkten sie e s und floh en in die S t ä d t e L y k a o n ie n s, L ystra u nd O erb e, un d die L lm g e g e n d .7 lin d d ort p r ed ig te n sie. *

Lit.: H a m ja y 1915, bes. 5 . 4 2 - 4 4 , s. Nr. 28. K r a g e r u ö 1955, S. 252, s. Nr. 29

v . 1 D ie in I k o n io n 1 w ie d e r in d er S y n a g o g e a n k n ü p fe n d e M issio n h a t b e i J u d e n u n d oeßopievoi2 g r o ß e n E r fo lg . — D e r D e r s z e ig t d ie K e n n z e ic h e n d er lukanischen S p ra ch e : z u iyevexo m it a c c . c . in s. f. 4 5 . xaxä xö avxo: „ z u sa m m e n , g e m e in s a m " 3 ; v ie lle ic h t h ier a b er „ a u f d ieselb e w e is e , ebenso" w ie sonst. Z u „ in d ie S y n a g o g e d er J u d e n e in tr ete n " v g l. 13 s . u . m oxevaai — Christ w e r d e n (s. 1312). v . 2 D ie G e g e n b e w e g u n g d e r je n ig e n J u d e n , d ie sich g e g e n d ie christliche B o tsc h a ft v er sc h lie ß e n 4, setzt e in ; sie e n tfa lte n u n te r der h eid n isch en B e v ö lk er u n g e in e antichristliche P r o p a g a n d a , da sie sich a u f ih re oeßopevoi n icht m e h r v e r ­ lassen k ö n n e n . D ie zu r B esch reib u n g d er flu fh e tz e n s v e r w e n d e te n A o r is te 5 sind in g r e ssiv e (B I.-D e b r . § 318) u n d b ezeic h n e n nicht d a s E r g e b n is a ls schon e rreich t6. v . 5 M it [xev ovv (s. zu l e ) w ir d d ie in D . 3 f. gesch ild erte S z e n e v o n der in D . 5 fo lg e n d e n a b g e h o b e n : d ie — ungeschickterw eise nicht g e n a n n te n — M issio ­ n a r e b le ib e n 7 trotz der so e b en b esch rieb en en K u n d sch a ft g e r a u m e 8 Z e it, d a sie 1 Es gehörte volksmäßig zu Phrygien, politisch zur Provinz (M a tte n ; s. st. wikenhauser 336f.; Victor Schultze, stltchristliche S tädte und Landschaften I I 2 1926. Die äußere und innere Geschichte Ikonions beschreibt Ramsay in The Cities of St. P au l 317— 382. 2 Solche sind offensichtlich m it den in der Synagoge anwesenden „Griechen" gemeint. Lukas unterscheidet sie bew ußt in der Bezeichnung von den E & v r j D . 2 . 3 So B auer, W örterb. 805. stber w arum soll das Selbstverständliche betont sein, daß sie zusammen in die Synagoge gehen? Schon d und gig („sim iliter“ ) haben es — x a r ä r ä a v r d — „auf dieselbe w eise" gefaßt, und viele Exegeten (z.B. Loisy 544, Jacquier 416, Beyer 85, B auernfeind 179, Bruce 277) übersetzen es so trotz unzureichender Bezeugung (L X X Gen 4 5 23 ; llTTakf 8 2 7 ?).

4

änsi& E C D

ist das G egenteil des als „gehorchen" aufgefaßten

til o x e v e l v

(f. 6?):

Beg. IV 161. 5 inEyEigco, „erregen" (s. 13 50): öfter in der L X X ; ÖLOjy/nög n u r dreimal, xaxöco „schlecht machen", „erbittern" oft; die W endung xa xöco xi]v y v x v v kommt Hu 297 und 3 0 14 vor, aber in anderm Sinn. 6 So hat es freilich der westliche Text aufgefaßt und diesen vermeintlichen Sinn deutlicher zum Ausdruck gebracht: „Die Synagogenvorsteher der Ju d e n und die Leiter der Synagogen brachten über sie eine Verfolgung gegen die Gerechten" (D s y ^ E p h r), wobei a v x o l g und x a r ä xcov öixaicov (gebildet nach x a r ä xcov äÖEXcpcbv im B-Text) konkurrierende Lesarten sind (übrigens die ä o x t o v v d y c o y o i und die ägxovxEg xx X. vielleicht auch). Da nun der Widerspruch zu v . 3 schreiend wird, mußte dazwischen eingeschoben w erden: „stber der Herr gab bald grieöen"; D sy1^ , aber auch it und E . 7 öiaTQißü), „verweilen" (in der L X X meist in späten Büchern) gebraucht Lukas mehrfach für den A ufenthalt des Missionars in einer G emeinde: 1535 , 1612 , 2 0 s, 25 s. u . 8 IxavÖQ ist ein Manisches Lieblingsw ort; s. zu 811 .

ihre 3u o eriid )t1 auf den H errn 2 setzen, der sein G n ad en w o rt ( = ihre p red ig t) bezeugt9, indem er W under und Zeichen durch ihre Hände geschehen läßt. ZTtit dieser W endung sagt Lukas von P a u lu s und V arn ab as wörtlich dasselbe au s w ie in 5 12 von den zwölf Aposteln!

v. 4 Die christenfeindliche P ro p a g an d a einerseits, die von W undern u n te r­ stützte M issionstätigkeit des P a u lu s und V arn ab as andererseits führen dazu, daß To nXfi'&oQ rfjg noXecog, die Bevölkerung der S tad t, sich sp altet4: die einen halten es m it „den Ju d e n ", die n u n im m er deutlicher als G egenspieler der christlichen Mission hervortreten, die andern m it „den Aposteln", wie hier (und D . 14 ) P a u lu s und B a rn a b as zu unserer Überraschung gen an n t w erd en d V . 5 ÖQfjiij6 bezeichnet eine triebhafte, „nicht von der V ern u n ft kontrollierte B ew egung" (B ertram ) seelischer oder physischer Art. Es handelt sich hier noch nicht um den „Ansturm" der lynchbegierigen M asse7, sondern um den seelischen Zustand, welcher dem Ausbruch eines solchen S tu rm es vorangeht. Die heidnische M enge sam t den J u d e n und ihren Leitern sind drauf und dran, die M issionare zu m ißhandeln {v ß Q i & i v ) und zu steinigen (dam it w ird D. 19 vorbereitet).

v. 6 Die Missionare merken, w as sich vorbereitet { a v v c d o v r e g ; vgl. 1 2 i 2 ) 8, und können noch rechtzeitig nach Lyfaonien entkommen, das zw ar ebenfalls zur Provinz G alatien gehörte, aber volksmätzig einen andern Bereich b ildete9. 1 M it naQQrjoidtonai beschreibt Lukas gern die Zuversicht der christlichen Missionare in einer gefährlichen S ituation : 9 27s., 1346, 1 4 3, 18 26, 19e, 2 6 2 s. 2 Ob m it KVQiog G ott oder Christus gem eint ist, läßt sich nicht entscheiden. 8 Zulas konstruiert fxaQrvQim meist m it D ativ: 10 43, 1322, 15s, 2 2 5, 2 6 2 2 . D as (vom vorangehenden i m verursachte) i m vor t q> Xöyco in t f * A pesch bo sollte m an nicht m it R opes (Beg. I I I 130) w egen seiner Ungewöhnlichkeit für echt halten. 4 Nach dem Verständnis von v . 2 bei D ist diese Spaltung bereits dort eingetreten. D ändert darum den Aorist in das einen Zustand beschreibende Perfektum : „Die Bevölkerung war zerrissen." 5 Die K om m entare führen diesen Sprachgebrauch meist auf die von Lukas gebrauchte Q uelle zurück; da sich aber von einer solchen in unserm Abschnitt sonst keine Spur findet, wird m an vielleicht besser annehm en, daß Lukas den Ausdruck aus der folgenden Geschichte (D. 14) m it herübergenom men hat. Anders Loisy 546f. 6 T h w b V 468— 472. 7 So freilich Zahn 463: „Als aber ein Ansturm der Heiden und Jud en samt ihren (beiderseitigen) Vorstehern erfolgte, und zwar der Art, daß sie dieselben beschimpften und Steine auf sie w arfen, flohen sie (die Ap.) in Anbetracht dessen (dieser unerträg­ lichen Sachlage) in die Städte Lykaoniens." Diese in unerträglichem Deutsch vorgetra­ gene A uslegung übersieht, daß avviöövreg nur Sin n hat, w enn noch keine Steine fliegen. 8 Die von Buchanan in h gelesenen folgenden W orte: sicu t dixerat ihs eis L X . . . sind, falls sie wirklich dastehen (Berger war nicht fähig, irgend etw as davon zu ent­ ziffern: B eg. I I I 130), nur der H inweis eines Schreibers auf ZI 1 0 1, aber nicht, w ie Zahn 463 m eint, der älteste Actatext. — D liest o w i d o v r e g x a i x a ri(p v y o v . D as ist nicht ein A ram aism us (so Black, A ram aic A pproach2 50), sondern eine Mischlesart, die aus der Beeinflussung des B -T extes durch den lateinischen Text (d und h ) entstanden ist: in tellexeru n t e t fugerunt. 9 Lykaonien wird im Süden durch das Taurusgebirge, im Osten durch Kappadokien, im Norden durch das eigentliche G alatien, im Westen durch p h rygien und pisidien begrenzt.

„Erste Missionsreise": Ikonion

405

Das im Sübroeften von Ikonion gelegene Lystra1 und das südöstlich davon zu suchende Derbe2 w aren seine wichtigsten Städte. Dgl. zu dieser Heise K. Lake in Beg. V 225—227. ITtit 7ieqi%(OQog ist entweder die „Umgegend", die Nachbar­ schaft gemeint (das würde dem Sprachgebrauch der L X X entsprechen) oder „das Land", wo es keine Städte und Gemeindeorganisation gibt: Hamfay, The bearing of recent discoveries, 5. 39, worauf Beg. IV 163 verwiesen wird. v . 7 „ . . . und dort predigten sie." Dibeltus (fluff. 77f.), Bauernfeind (180) und andere finden hier die Spur eines Itin e ra rs 2. Aber Lukas deutet wohl nur die weitere Zortsehung der Mission an. — Der westliche Text erweitert. Die m oderne Kritik hat genau an demselben P unkt angesetzt wie die alte, die sich in den Derbesserungsversuchen des westlichen Textes ausspricht: an dem scheinbaren W iderspruch zwischen D. 2 und 3. Sie arbeitet allerdings nicht m ehr m it T extänderungen. Die E inführung eines Redaktors, dem m an alles z u trau en kann, leistet jedoch denselben Dienst. Sorof (85), preuschen (87f. m it besonderem T adel: „Ungeschickt eingefügter redaktioneller Zusatz") und S p itta (189) geben D. 3 als später aus. Jü ngst merkte, daß auch dann noch nicht alles in G rdnung w ar, und schnitt deshalb auch D. 4 und 5 als redaktionelles Gewächs fo rt (129). N ur die W orte fa'&oßokfjoai avrovg liefe er stehen, die n u n von ixaxcoaav rag xpv%äg abhängig w urden, dienten (P a u lu s I 230f.) dagegen hegte gegen die ganze Derfolgungsgeschichte Verdacht,- er ü b eran tw o rtete v . 2 und 4-6» dem Redaktor. Eine m ildere Lösung ersann W endt (218f. fln m . 2 ): 3n der Q uelle habe D . 3 vor v . 2 1 Lystra ist das heutige Zoldera am N ordufer des Kopri, gegenüber von H hatyn Serai, von dem es ca. 1 km entfernt ist: Namsay, The Cities of St. Paul 407— 419. 2 Hamfay verm utete Derbe in Gudisselin (a.a.O . 385— 404), das ca. 56 km von Lystra entfernt ist und nicht in einem gewöhnlichen Heisetag von dort aus erreicht w erden kann, S terrett in dem noch w eiter nach Südosten gelegenen Losta- s. H amsay: The Church in the Roman Empire 4 7 f.; Papers of the American School of Classical Studies at Athens, Bö. 3 ( — The Wolfe Expedition to Asia Minor), 142. Neuer­ dings nach Anatolian Studies V II, 47 Derbe — Kerti Hüyük. 3 S p itta 171 schlägt als Text des Itin e ra rs vor: xäx£i fjoav evay/efa^ojuevoi. x a i f*a&7)T£vovT£g txavovg vndoTQEtpav. Sehen w ir einm al davon ab, daß x ä x ü (vgl. 17 13 , 22io, 2520, 27s) und ixavög zur Manischen Sprache gehören, und nehmen w ir an, Lukas habe ein solches Itin e ra r vor sich gehabt, w a ru m berichtet er dann die Lystraepisode ausgerechnet erst, nachdem er schon Derbe und Umgegend und die M issionsarbeit dort erw ähnt hat? Cr hätte doch m it Leichtigkeit schreiben können: „und sie flohen in eine S tad t Lykaoniens nam ens Lystra. Und dort w ar ein M an n . . I n D . 20 konnte alles beim alten bleiben, in 21 hätte sich die 7i£Q(x(ogog unschwer ein­ fügen lassen, Alle diese Änderungen erforderten kein literarisches Genie,- jeder Dutzendschreiber w äre dazu fähig gewesen. (Eine O uellentheorie, die hier ein Itin e ra r und eine Sondertradition zusam mengearbeitet werden läßt, erklärt in Wirklichkeit das Rätsel dieser Stelle nicht im mindesten. Lake wird vielmehr recht haben: D.es. beschreibt das allgemeine Wirkungsfeld der Missionare, w ährend D.sff. dann nähere Einzelheiten von dem bringen, w as sich dort zutrug (Beg. IV 167). Siehe auch den Schluß der Gesamtbesprechung.

gestanden, und der Redaktor habenurdiesebeidenverseum gestellt— warum , danach darf m an bei der Unberechenbarkeit eines solchen Wesens, wie es der Redaktor ist, nicht fragen. Über derartige Einzelkritik sind in diesem Abschnitt drei Theologen von hohem Ruf hinausgegangen. Einmal B. Weiß (Einl. 576). Er gab über 14 i -7 das lakonische Urteil ab: „Unmöglich einer (Quelle entlehnt." Loisg (545) stimmte dem auf seine Weise zu, indem er den ganzen Abschnitt dem Redaktor preisgab. W enn überhaupt eine (Quelle zugrunde liege, dann sei sie unerkennbar, harnack endlich hat (Beiträge I I I 172) den Bericht zwar Lukas nicht abgesprochen, aber „ganz schematisch und dazu noch verworren stilisiert" genannt. I n all diesen Charakteristiken spiegelt sich derselbe Ein­ druck wieder, den unter den jüngeren Forschern Bauernfeind bezeugt (180). Nichts erinnert an eine konkrete volkstümliche Überlieferung oder an ein Itin e ra r: kein Erstbekehrter wird uns vorgestellt, kein (Quartierwirt der „Apostel". Dafür begegnen uns, wie in der Einzelerklärung nachgewiesen wurde, auf Schritt und T ritt Manische Lieblingsworte und -Wendungen und aus der L X X entlehnte Formeln, wie er sie so gerne gebraucht. Vas legt die Verm utung nahe, daß Lukas für eine Reisestation, von der ihm nur der Name bekannt war, nach dem Gesamtbild der paulinischen Missionserfahrungen einen besonderen In h a lt zu formulieren versucht hat. Wenn er nicht ins rom anhafte Erfinden abgleiten wollte, mutzte seine Schilderung notwendig blatz bleiben. Aber das ist — vom Gesichtspunkt der Gesamt­ komposition aus betrachtet — gar kein Schade. Innerhalb der kleinasiatischen Mission dieser Reise heben sich drei Einheiten deutlich heraus: Die Mission in Antiochia, in Ikonium, in Lgstra. Die erste bekommt ihr Gewicht durch die grotze Predigt des P aulus und den ersten programmatischen Übergang zur Heidenmission. Oie dritte bildet m it der Geschichte von der göttlichen Ver­ ehrung der Apostel und der Steinigung des P aulus den unleugbaren Höhe­ punkt des Ganzen. Zwischen beiden steht — zweifellos viel m atter — unser Abschnitt. Er verhindert einmal, datz in der Missionsgeschichte eine Lücke, eine Leerstelle entsteht, und lässt die Nachbargeschichten um so stärker zur Geltung kommen. Die Erzählung von Lpstra ist viel eindrucksvoller, wenn sie nicht unm ittelbar auf die grotze Szene von Antiochia folgt, sondern wenn der Leser gleichsam zwischen diesen beiden Bergen ein Tal durch­ schreiten mutz. Damit soll nicht behauptet werden, Lukas sei durch eine Reflexion über das schriftstellerisch Erforderliche zu seiner Art der D ar­ stellung gekommen; die Frage, wieweit die grotze kompositionelle Begabung des Lukas jeweils der Reflexion bedurfte, kann hier autzer Betracht bleiben. Es genügt zu sehen, was er faktisch geleistet hat: er hat die Mission in drei Städten, die im Grunde im mer wieder nach derselben inneren Logik ab­ läuft (Predigterfolg, jüdische Gegenbewegung, Vertreibung), so dargestellt, daß w ir nicht ein langweiliges und dürres Schema vorgesetzt bekommen, sondern datz der Leser in eindrucksvollem Auf und Nieder einem schlietzlichen Höhepunkt zugeführt wird.

Aber unser Abschnitt hat, über diese literarische und historische Bedeutung hinaus, daß er überleitet und vorbereitet, auch selbständigen theologischen w ert: Oie große Menge der Juden und Heiden, die in Ikonion zum Glauben kommt, bezeugt — und darum nennt Lukas sie — die Macht des Herrn, w enn der Leser weiter von den vielen Wundern hört, so empfindet er auch sie als einen Teil der himmlischen /uagrvgLa für die kirchliche Verkündigung. Aber die Erwähnung dieser Wunder ist auch noch in anderer Hinsicht wichtig: wenn jetzt im folgenden ein besonderes Wunder erzählt wird, dann weiß der Leser, daß es nicht ein isoliertes Geschehen war, ein Ausnahmefall, sondern nur ein Glied in einer langen Rette. Daß die Missionare sich nicht in Ikonion halten können, sondern schließlich fliehen müssen, beweist freilich die Bedrängnis, mit der Christsein und Christwerden verbunden ist. Aber — Paulus und Barnabas predigen alsbald wieder in einer anderen Gegend: jede Vertreibung führt letztlich zur Gründung einer neuen Gemeinde. Bedenkt man das, so wird vollends einsichtig, daß v. e f. nicht ein ungeschickt beibehaltener Teil eines Itinerars sind, sondern ein wesentlicher Inhalt und Abschluß der lukanischen Romposition und Botschaft.

32. 2lpg 1 4 ,8 -2 0 : Paulus und Barnabas ln Hystra

8U n6 in Lyftra saß ein M ann, kraftlos mit den Füßen, lahm vom Leib seiner M utter an, der noch nie gelaufen m a r .9 Dieser hörte den P a u lu s reden. Oer blickte ihn scharf an, und als er sah, daß er den Glauben hatte, gerettet zu werden, 10 ba sprach er mit lauter Stim m e: „Stelle dich aufrecht auf deine Füße!" Und er sprang auf und ging umher. 11 Als die Massen sahen, was P a u lu s getan hatte, erhoben sie ihre Stimm e, indem sie auf lykaonisch sagten: „Oie Götter find, Menschen gleichend, herabgekommen zu uns!" 12und sie nannten den Barnabas „Zeus", den P a u lu s aber „Hermes", da er das Wort fü h rte.13Und der Priester des Zeus vor der S tad t, Stiere und Kränze zu den Toren bringend, wollte mit den Massen opfern. " A l s das die Apostel Barnabas und P a u lu s hörten, zerrissen sse ihre Kleider und sprangen heraus unter das Volk, rufend 15 und sprechend: „Ihr Männer, was tut ihr da? Auch wir sind Menschen wie ihr, euch verkündend, ihr sollt euch abwenden von diesen Nichtsen zu dem lebendigen Gott, der gemacht hat den Himmel und die Erde und das M eer und alles darinnen. 16 E r ließ in den ver­ gangenen Generationen alle Heiden ihre eigenen Wege gehen. 17 Und doch hat er sich nicht unbezeugt gelassen durch wohltun, vom Himmel euch Regen gebend und fruchtbare Zeiten, erfüllend mit Speise und Freude eure Herzen." 18 Und dieses sagend, brachten sie mühsam die Massen davon ab, ihnen zu opfern. " E s kamen aber von Antiochia und Ikonium Juden hinzu, überredeten die Massen, steinigten P a u lu s und schleiften ihn aus der S ta d t hinaus, in der Meinung, er sei tot. '^A ls ihn aber die Jünger rings umstanden, da erhob er sich und ging in die Stad t. Und am folgenden Tage zog er mit Barnabas fort nach Derbe. Lit.: L a d b u r y 1933, s. N r.30. R r a g e r u d 1955 (S .2 5 2 f.), s. N r.29. W illiams 170ff,

V. 8 h ie r beginnt eine Heilungsgeschichte, öie aber n u r V orbereitung für die in v . i i beginnende Erzählung ist. ev A v o rg o tg 1 tre n n t äövvarog von dem zu­ gehörigen rolg noGLv2. M a n w ird die ungewöhnliche W ortstellung ebenso Lukas zuschreiben 8 wie die dreifache W iedergabe des Leidens*.

v . 9 P a u lu s predigt der M enge — hier ist feine Synagoge vorhanden! — auf Griechisch und w ird dabei offensichtlich von dem G elähm ten verstanden; dann aber doch nicht n u r von diesem allein 5. D as ergibt sich auch aus der p red ig t v . i 5 -i 7, die ihre Wirkung nicht verfehlt, also verstanden w ird. Zu ä re vto a g 6 vgl. lio ; hier in der B edeutung „genau ansehen", löcov: „er bemerkte", m a rtv ro v aco&fjvat: G laube, wie er notw endig ist, um geheilt zu w erd en 7. D. 10 t,fxeyd?.rj (pcovfj ist bei dem Verfasser" (der darin aber n u r den G e­ schmack se in erze it teilt) „beliebt: 7 s?. eo, 8 ?, 14io, 1628 , 2 6 2 4 ; Lk 433 , 82 s, 17 15, 1937 , 23 23.46": preuschen 88. © ft v errät der lau te R uf das G etriebensein vom Geist oder einem D äm on. — Der heilende B efehl8 entspricht Ez 2 i. rjXaro x a l neqt1 A v o rg a ist „heteroklitisch": Dativ Avorgotg, Akkusativ A vorgav; Bl.-Debr. § 5 7 . Der V-Text läßt den in v .? (wo er eine erw eiternde Überleitung geschaffen hatte) erw ähnten H am en fort; AC und die jungen Handschriften stellen iv Avorgotg vor äövvarog. L iteratur über P a u lu s in Lystra in dem gleichnamigen Artikel von A. B ludau in „Der Katholik", 3. §. 36, 1907, 81— 113. 161— 183, und in dem Aufsatz von VOM. Calder in The Classical Review 24, 1910, 67— 81; Expositor 7, 10, 1910, 1— 6 und 148— 155. 2 Loisys V erm utung (549), die O rtsangabe sei erst nachträglich in die unlokalisierte Geschichte eingeführt worden, übersieht die Beziehung auf Lyfaonien in D. 11 und erklärt die eigenartige W ortstellung nicht. 3 Klangliche G ründe scheinen ihn bestimmt zu haben: ävfjg äövvarog und Avorgotg rolg sollte nicht getrennt werden. Dgl. H adetmacher 2 35. — äövvarog rolg noaiv: „einer, der m it den Zützen nichts zu leisten v erm ag ": Habermacher 2 1 2 2 . 4 preuschen 8 8 streicht „lahm von M utterleib an" als In terp o la tio n nach 32. Aber die Heilungsgeschichten lieben diesen Zug, weil er die Größe des W unders hervorhebt. D aran lag Lukas gerade hier ganz besonders; deshalb hat er das Leiden so breit be­ schrieben; so auch Bruce 280. 6 Zahn 470 bestreitet ausdrücklich, daß die Lykaonier kein Griechisch verstanden, „so daß P a u lu s und B a rn a b a s. . . tauben G hren gepredigt hätten", ohne daß er bemerkt, welche Schwierigkeiten er dam it heraufbeschwört. Bauernfeind (182) wird sie gewahr und läßt darum die Hörer „ohne viel Sinnverständnis" „die p red ig t einigerm aßen aufnehm en". Aber auch ein solches geringes „Sinnverständnis" hätte schon genügt, um die w eitere Schilderung bei Lukas unbegreiflich zu machen. 6 D rechtfertigt die E rw artung des P au lu s, indem er den Vers einleitet: vjtdgxcov iv (pößo). Das m eint nicht „Verzagtheit" (Zahn 467), sondern „crainte religieuse" (Loify 549). 7 Dgl. Mk 9 2 3 ; Lk 520 , 7 so , 843 , 17 19, I 8 4 2 ; Apg 3 i s . Die von Zeller 214 und andern betonte Übereinstimmung m it der Lahmenheilung in Kap. 3 beruht auf lauter typischen Z ügen; deshalb darf m an nicht eine „Nachbildung der früheren petrinischen W under­ erzählung" behaupten. 8 D füllt ihn auf m it „ich sage dir im H am en des Herrn Jesus Christus", entsprechend 3« (Zahn 468 hält sogar den noch stärker erw eiterten W ortlaut von h fü r ursprünglich und übersieht, daß bei einer solchen N ennung des Zefusnam ens das M ißverständnis der Hörer unmöglich w ird: Loify 551, B auernfeind 182. w e ite r hat D „und w andle" entsprechend L k 623 hinzugefügt und nach 3? die Heilung als ev&eajg nagaxgfjita ( ! ) erfolgend beschrieben.

„Erste M issionsreise": Cyftra

409

ejidrsi: damit wird die Wunderheilung für jedermann erkennbar. Auch das ist ein typischer Zug und nicht Angleichung an Zs. v . 11 „Sie sprachen Iyfaomsch"1 erklärt, warum es fast bis zum Gpfer kam: Paulus und Barnabas verstanden die Landessprache nicht (so schon Thrysostomus). Das wird bei modernen Exegeten psychologisch unterbaut: es kommen „die Rufe . . . in hoher Erregung . . . natürlich in ihrer Muttersprache": Bauernfeind 182; ähnlich Zahn 476. Dgl. S. 411, Anm. 7 zu D.is unten. (Es ist die Tat des Paulus, welche die o%Aot2 zu ihrem Irrtum treibt. v . 12 Barnabas wird „Zeus" genannt, Paulus aber „Hermes", „weil er das w ort führte"3. Nach Zahn und andern Kommentatoren haben die Lykaonier sie aber in Wirklichkeit für ihre heimischen Götter gehalten4; diese Vermutung führt aber zu neuen Schwierigkeiten für die (Erklärung5. Da Paulus vermutlich dem jugendlich-schönen Hermes wenig glich6, nimmt z.B. Zahn nach Thrysostomus an, „daß Barnabas ein Mann v o n . . . stattlicher Gestalt und ehrwürdiger Haltung war" (472); auch nach Bauernfeind (182) „ist der Gedanke an das Götterpaar Zeus — Hermes" in erster Linie durch Barnabas hervorgerufen worden, was der Text freilich nicht andeutet. Loisy (552) wendet freilich ein, daß wir weder die Statur („la taille“ ) noch das Alter des Barnabas kennen, und meint: „Selbst in Lykaonien hätte man nicht so leicht zwei jüdische Exorzisten für Götter genommen." Da dieses Bedenken auch andere Kommentatoren bis hin zu Zahn heimgesucht hat, erklären sie diese Identifikation aus dem Fortleben der phrygischen Sage von Philemon und Baukis, bei denen Zeus und Hermes 1 D azu s. Friedrich M ü ller, „D er 2 0 . B rief des G reg o r von Nyssa", H erm es 74, 1 9 3 9 ,1 6 — 91; hier zitiert M ü lle r 6 8 des H iero n y m u s E in le itu n g zum G a laterk o m m en ta r (M igne, PL 26, 37 9 ): „Galatas excepto sermone Graeco, quo omnis Oriens loquitur(!), propriam linguam eandem paene habere quam Treviros.“ Diese Nachricht stam m t, rote M ü lle r 70 ff. zeigt, nicht a u s D arro, sondern a u s Laktanz, der zuerst L ehrer im bithynischen Nikom edien rvar und später in G allien, in T rier. M ü lle r verw eist a u f ZoH. S ofer, D as H iero n y m u szeu g n is ü ber die Sprache der G a la te r und T reu erer, ID. St. 55, 1937, 148— 158. D am it ist das F o rtleb en der Dolkssprachen, rote es die Apg vorausseht, sogar fü r viel spätere Z eit ausreichend belegt. Siehe K. h o ll, H erm es 43, 1908, 243 ff. 2 oylo i ist ein lukanisches L ieblingsroort: s. S. 292, Anm . 2 . 3 Dgl. Z am blichus, De mysteriis Aegypt. 1 ; hier w ird H erm es &edg o r ä v Aöycov tjyefxdiv g e n an n t. Dgl. Z ah n 471 A nm . 80. preuschen 89 w ollte m it B läh und R am say ineiöf] xtA . streichen, w eil es in h fehle. A ber der H erausgeber von h Hatte a u s v e rseh e n diese Zeile ausgelassen: Beg. IV 164. R am say (St. P a u l 116ff.) sucht hier die E rw ei­ terungen von D als ursprünglichen Text zu erweisen. 4 Z ahn denkt 471 A nm . 80 bei Z eus a n P a p p a s , bei H erm es a n M e n . D as ist nach R am say, The Cities of St. Paul, 286 ff. v e rfe h lt: M e n w a r der anatolische H a u p tg o tt. 5 s. dazu die zusamm enfassende Besprechung S. 415ff. 6 Die Beschreibung Acta Theclae 3 „ E r sah aber P a u lu s kom m en, einen M a n n , klein von G estalt, m it kahlem K opf und krum m en B ein en , in edler H altung, m it zu­ sam m engew achsenen A u g en b rau en u nd ein klein w enig h e rv o rtre te n d e r Nase" ist a lle r­ dings kein historisch g e n au e s P o r tr ä t, sondern das ein w enig individualisierte Bild eines J u d e n . Daß es in den Thekla-Akten w eiter hecht: „B isw eilen erschien er rote ein Mensch, bisw eilen ab er h a tte er d as Angesicht eines E ngels" (A pg 615 ), gibt fü r unsere Geschichte nichts her.

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in Menschengestalt einkehrten (Gvid, Metam. V I I I 611— 724)1. Aber das Wunder sei nicht so groß, daß die Leute sogleich an ihre Gbergötter denken mußten, wendet Loify (550) ein. — Barnabas = Zeus wird hier natürlich an erster Stelle genannt.

v. 15 „Der Priester des Zeus vor der Stadt“ 2 ( = des Zeustempels vor der Stadt) bringt Stiere und Kränze3 zu „den (Toten“4. Die Kommentatoren schwanken zwischen Stadttoren und Tempeltoren, flm ehesten lassen sich die Angaben bei der Vermutung vereinen, daß der Zeustempel dicht vor dem Stadt1 s. dazu Ludolf M alten, Motiogeschichtliche Untersuchungen zur Sagenforschung I, philem on und Baufis, Hermes 74, 1939, 176— 206; I I . Hoch einmal Philem on und B aufts, Hermes 75, 168— 176. Gvids Geschichte hat 3 Hauptbestandteile: a) die Theoxenie m it B ew irtung (das M otiv kommt schon bei Homer vor, später bei hesiod, p in d a r und anderen, aber auch Gen 18iff.), b) die § lu t als Strafe (a und b sind wohl schon vor Gvid verbunden worden), c) Baumkult. Auf das dritte M otiv brauchen w ir hier nicht einzugehen; daß es bei Gvid künstlich angeschlossen ist, ergibt sich schon daraus, daß das alte p a a r nicht mühsam den Berg hinaufzuklimmen brauchte, w enn seine Hütte unbeschädigt bleibt und in einen Tempel verw andelt wird. Zu der übrig­ bleibenden Geschichte von der B ew irtung unbekannter G ötter und der R ettung aus der Katastrophe als Lohn bietet die Geschichte von Lot eine biblische p arallele. — Die Gvidische Geschichte spielt collibus in Phrygiis. Talder glaubte sie genau lokali­ sieren zu können: am Trogitis-See. Römische Offiziere, die hier in den Ja b re n 12— 6 unter Q uirim us gekämpft hätten, hätten in Rom davon erzählt. Aber es hat sich heraus­ gestellt, daß das „w u n d er" des Trogitis-Sees nicht einzigartig ist; dam it bricht diese Hypothese zusammen. Dem Zlutmotiv liegt wohl eine m it dem H am en des Königs Hannakos verknüpfte altphrygische Zlutsage zugrunde. Die Versuche, Zeus und Hermes als avvvaoi nachzuweisen, sind gescheitert; griechische Inschriften aus der Gegend von Lystra, welche Zeus und Hermes zusammen nennen, gehören erst dem 3. nachchristlichen Jah rh u n d ert an. Vor allem aber ist zu bedenken, daß — wie auch Zahn und Lake hervor­ heben — die Lykaonier von einem einheimischen G ötterpaar gesprochen haben werden. 2 D liest oi ö i legelg tov övxog Aidg tiqo n ok e og. Da n qö noXecog wie das Adjektiv TtQodariog gebraucht wird und Zevg ttqo nökecog eine geläufige Bezeichnung w ar (Tempel außerhalb einer S tad t w aren nicht selten, s. w ikenhauser 362fs.), so wird der Text an diese angeglichen sein. Zu tov övxog s. 5.242, A.2 zu 5i?. Die M ehrzahl der Priester im v -T ex t zeigt, wie sich die Szene im Lauf der Überlieferung steigert. Große griechische Tempel besaßen ein Priesterkollegium: Beg. IV 165. eniftveiv bei D unterscheidet sich nicht vom Simplex. Zahns Deutung auf ein außerordentliches G pfer ist unbe­ gründet. — Ist der „Zeus vor der Stadt" die gräzisierte Bezeichnung eines phrygischen G ottes? Zahn behauptet kühn, in diesem Tempel sei das m it „Zeus" und „Hermes" bezeichnete phrygische G ötterpaar verehrt wovöen (475); bet Text sagt davon nichts. 3 M an kann sich freilich dam it helfen, daß a r e ^ a r a auch wollene Binden sein können: Beg. IV 165. 4 w o sich P a u lu s und B arnabas befinden und w as sie w ährend der ganzen Zeit tun, bis der Priester erscheint — dieser steht ja m it den Stieren nicht gleichsam auf Abruf bereit — , das wird nicht deutlich. Beg. IV 165 wird verm utet, daß der Lahme am S tadttor saß, dem Tempel gegenüber. — Unverständlich ist aber auch, daß die M enge nicht im selben Augenblick, wo sie in den beiden Missionaren angeblich ihre G ötter erkennt, ihnen auch ihre proskynese erweist. Aber dann hätten P au lu s und B arnabas ja die V erirrung der Heiden erkannt, ohne daß es zu einem G pfer gekommen w äre. D arum hat Lukas den Priester sofort auftreten lassen, so daß jene Widersprüche gar nicht sichtbar werden.

to r lag u n d daß sich d er A lta r v o r dem T e m p e l b efan d — m a n o p fe rte nicht a n jeder beliebigen S te lle : Loisg 5 5 3 1. Die v o n S . (Eitrent (Coniectanea Neotestamentica I I I 12 in dem Aufsatz „De Paulo et Barnaba deorum numero habitis“) zitierte In sc h rift CIL III S u p p l. 7 3 7 1 : „Begibus Jo(ve et Herma) iterum etc." e n th ä lt die E rw ä h n u n g des H erm es n u r in d er E rg ä n z u n g durch D om aszew ski. D . 14 A us äxovaavreg2 schließt Loisg 553, daß B a rn a b a s u n d P a u l u s 3 sich nicht u n m itte lb a r b eim T e m p e l b efan d en . A ber w e it e n tfe rn t sö n n e n sie auch nicht sich au fh a lte n , da sie in die zu m O p fe r b ereite M e n g e h in e in sp rin g e n 4. Die „A postel"3 zerreiß en ih re K leider a ls Zeichen des Entsetzens ü b e r die G o tte s ­ lä ste ru n g 3. D . 15 „ M ä n n e r, w a s tu t ih r d a ? " 7: dieser H u f g eb ietet zunächst (Einhalt.

ofioiona&etg: g leich g eartet8, „M enschen w ie ih r". evayye?d£ofievoi v/däg EmoTQBcpeiv: zu diesem G ebrauch des I n f in itiv s (D seht d a fü r öncog ein) s. B l.-D ebr. § 3 9 2 ,3 . rä fxarata = die Götzen, LXX Z er 2s u .o . &sdg £cbv ist der im Gegensatz zu ih n e n lebendige G o tt (vgl. i Thess l9 f .), der m it ein er a u s der

LXX e n tn o m m e n e n Z o rm u lie ru n g (z.B . E x 2 0 n ) a ls d er S chöpfer der ID eit verkündet w ird . P 45 e rw e ite rt: änoarfjvai and . . . xal iniargecpetv. V . 16 D aß G o tt die H eiden in den v e rg a n g e n e n G e n e ra tio n e n ih re n eig en en W eg gehen liefe, ohne ih n e n eine O ffe n b aru n g w ie jetzt zukom m en zu lassen, soll offensichtlich w ie in l?3o eine sie entschuldigende E rk läru n g sein. D av o n , daß die H eiden ohne E ntschuldigung sind (Ho I 2 0 ), ist h ier keine H e d e 9. V . 17 S reilich 10 h a t sich G o tt auch d a m a ls nicht u n b ez e u g t gelassen, „in d em er G u te s ta t, näm lich v o m H im m el h er euch R eg en gebend u n d fru ch tb are 1 w e n d t verm utete allerdings, der Priester w ollte einfach vor dem Tor der Stadt opfern, in der angeblich die Götter w eilten (221). 2 Da D nur äxovoag bietet, nahm preuschen 89 an, ursprünglich sei nur Barnabas erwähnt worden — eine seiner rasch hingeworfenen Verm utungen. 3 B arnabas wird zuerst genannt — darin wirkt die Voranstellung des BarnabasZeus von v . 12 nach. Bauernfeind 182 dagegen verm utet hier, daß eine ursprüngliche Barnabastradition durchblickt. 4 Nach B eg. IV 165 hat ix in solchen Kompositis keine Kraft. Aber in der un­ gewöhnlich genauen parallele zu unserer S telle im AT, Judith 14i6f., xvqioy und 1343 TZQoofiEva) r fj Gemeint ist in allen drei Hüllen das Christ-bleiben. n aqaxaX ovvxeg . . . ö n : Bl.-Debr. § 397,6; 479,2. „ . . . durch viel Leiden": die Leiden, bei denen an Verfolgungen zu denken ist, gehören nicht bloß zur aposto­ lischen, sondern überhaupt zur christlichen Existenz. „3ns Gottesreich eingehen" scheint vorauszusetzen, daß sich dies für die Christen bei ihrem Tod vollzieht (vgl. Lk 16 19ff. und 234s)5. v . 23 Daß Paulus und Barnabas überall Älteste einsetzen6, stimmt zwar m it Tit 15 überein, aber nicht m it der aus den echten paulinen sich ergebenden (Ordnung seiner Gemeinden. Lukas hat hier die Gemeindeverfassung seiner Gegenwart unbefangen schon für die Zeit des Paulus vorausgesetzt. x ^Q otoveo) meint nicht die Wahl durch die Gemeinde, sondern die (Erwählung durch Paulus und B arnabas. Zum Beten und Hasten bei der (Einsetzung vgl. zu 13s7. Das Plusquamperfekt n e m a re v x e ia a v erklärt Bl.-Debr. §86, vgl. 422 yeyovei. D. 24 bizPSovxeg m eint hier deutlich ein bloßes Durchwandern ohne weitere INissionsversuche; s. oben zu 136. U ia iö ia (ergänze: ^copa): „Pisidien ist ein 1 Z u Ixavog s. D .3. 2 w arum ziehen die beiden nicht über den Taurus nach Cilicien weiter? Zahn 483 Anm. 3 bestreitet, daß sie wegen vorgerückter Jahreszeit den w eg durch die Taurus­ pässe und das „rauhe Cilicien" (Strabo) gescheut hätten — die Rückreise von Perge sei viel gefährlicher gewesen. Rur die Hürsorge für die Gemeinden habe sie auf dem­ selben w eg zurückkehren lassen. — Ramsag (The Cities of St. Paul, 372ff.) erklärt, daß die Ausweisung der beiden Missionare durch die städtischen Behörden (14s) nur für deren einjährige Amtsdauer galt. 3 f. oben S. 152, Anm. 2 zu I 4 ; vgl. auch 182 3 . 4 m a n g — fides quae creditur wie in 13s und 2424. 5 Rach Beg. IV 168 ist der eschatologische Sinn des Ausdrucks gemeint: die Ver­ folgungen in Ikonium und Lgstra seien als „wehen" der Cndzeit verstanden. Aber für Lukas lagen diese Vorfälle schon weit zurück in der Vergangenheit und konnten darum keinen eschatologischen Sinn haben. Lukas teilt überdies die Raherwartung nicht mehr. 6 Rach Zahn 484 waren sie durch die plötzliche Verfolgung daran gehindert worden. Zahn kombiniert diese Auskunft mit einer zweiten: Solange Paulus und Bar­ nabas mit der grundlegenden predigt beschäftigt waren, hatte dazu kein Anlaß be­ standen. 7 Der In h alt des Gebets wird durch „sie empfahlen sie dem Herrn" (ebenso 203,) angedeutet; vgl. Pf 31 e.

gebirgiges Land, im Norden durch phrygien begrenzt, im Süden vurch pam phylien, im Westen durch Lykien und im Osten durch Isaurien": Jacquier 435. Diese mildert Bergstämme der pisider verstanden kein Griechisch.

v . 25 XaXecx) rov Xoyov von der christlichen Missionspredigt ausgesagt, s. zu 429. Nun erst wird eine predigt in p erg e1 berichtet; über den Erfolg erfahren mir nichts. D 614 min fügen noch eine Mission in Attalia hinzu2. v. 26 xäxeZ'&ev, „von dort", ist bei Lukas beliebt3, stus 134 geht hervor, daß Lukas Seleucia als Hafen flntiochias kannte. Wenn er ihn hier nicht ermähnt, sondern einfach sagt „sie segelten nach Antiochia", so darf man daraus schließen, daß in 13i3 durch eine ähnliche Verkürzung des Ausdrucks Attalia ungenannt geblieben ist. „ . . . der Gnade Gottes übergeben"4: eine Wendung der christ­ lichen Lrbauungssprache, wohl aus Gebeten stammend, öftev tfoav xrX.: der vorsichtige Ausdruck läßt nicht Menschen als Urheber der Missionsreise erscheinen. eig eQyov nim m t 132 wieder auf. v. 27 Ebenfalls der Kürze wegen schreibt Lukas „sie versammelten usw.",er sieht die Gemeinde keineswegs als Untertanen der Kirchenleitung an (s. zu 1522). öoa enoirjOEv xrX. : noieiv jbtera nvog (— 154) für t z o i e i v r m — jemandem etwas (Gutes) antun, erscheint in späten Teilen der L X X 6. S n rjvoi^Ev xrX.: erinnert nicht zufällig an l l i s (Loisy 562): Gott hat den Heiden die Tür des Glaubens geöffnet3. — ävayysXXa): Bericht erstatten. v. 28 Zwischen der 1. Missionsreise und der Reise nach Jerusalem (152) liegt demnach ein längerer Z eitraum 7. Lukas stellt die Situation nicht so dar, daß die Kunde von der Heidenmission sofort die Jerusalem er auf den Plan gerufen hat. Vieser Abschluß der Schilderung ist ganz in dem von Lukas besonders geschätzten erbaulichen S til gehalten. 3 n v . 26 w ird die V ollendung jenes Werkes gemeldet, von dem 1 3 2 gesprochen hatte, und vollends v . 27 läßt 1 D ie v o n frt* A g ig b ezeu gte L esart elg IH Q y rjv ist a ls die verm eintlich schw ierigere v o n m anchen H erau sgeb ern in den T ext gesetzt w o rd en . 3 n Wirklichkeit ist dieser Ersah v o n l v durch elg im H ellen ism u s h äu fig und a lle s andere a ls u n gew öh n lich : B l.-D eb r. § 2 0 5 . 2 D ie Hafenstadt ctttalia w a r v o n K ön ig fltta lo s I I . v o n P e r g a m o n (1 5 9 — 138 v .C h r .) gegrü n d et w o rd en : J a cq u ier 4 3 6 . 3 A p g 7 4, I 612 , 2 O15, 2 1 1, 274, 2 8 15. 4 I n der L X X heißt 7iaQ aöiöa)fii „a u sliefern , dahingeben" (in die H ände der g e in d e

od. ähnlich) in u n gü nstigem S in n . 5 Tob 1 2 e, 13?; J u d ith 8 2 s; I Makk I O 2 7 . Aber die W en d u n g kom m t auch h e r m a s, sim . V 1 ,1 und in den P a p y r i vor: B e g . I V 169. 6 m a n g m ein t hier w ied er d as, w a s m a n in der h eu tig en Sprache m it „Christen­ tum " w ied erg eb en w ü rd e. D er Ausdruck besagt z w eier le i: G ott hat den H eiden den Z u g a n g zur w ah ren gröm m igk eit (B a u er, w o r te r b . 1316) erschlossen, zu m an d ern : d am it ist ih n en der Z u gan g zu G ott eröffnet. ü v Q a : vgl. 1 Kor 16», 2 Kor 2 1 2 , K ol 4 s . 7 D ie L ito tes o v x ö tty o g (s. 1 2 is) — w ie die v o n J a cq u ier a u s K ap. 13 und 4 5 8 f. a u fg efü h rten W en d u n g en — verrät den lukanischen S til.

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keinen Zweifel darüber aufkommen, wen der Leser als das eigentliche Subjekt dieser „ersten Mssionsreise" ansehen soll: nicht Barnabas und Paulus, geschweige denn die Gemeinde von Antiochia, sondern Gott, der den Heiden die Tür zum Glauben öffnet. Nach dem, was Lukas zuvor über die „Vergötterung" der Apostel in Lystra erzählt hat, mag uns eine solche Erinnerung durchaus angebracht erscheinen. Aber Lukas wird kaum gemeint haben, daß er eine Selbst­ korrektur nötig hatte. Ih n bewegte — das wird gerade in Einleitung und Schluß dieser Reiseschilderung besonders deutlich — ein anderes Anliegen: die Heidenmission dadurch zu rechtfertigen, daß sie aus einem menschlichen Unternehmen zu einer Tat Gottes wird. Die 1. Mssionsreise ist — unter kompositionellem Gesichtspunkt — die nötige Vorbereitung für die Recht­ fertigung und offizielle Anerkennung der Heidenmission in Kap. 15: der Hl. Geist sendet die Gottesboten,- vom Hl. Geist erfüllt vollzieht P aulus das Strafw under an Elymas, das den Prokonsul bekehrt,- die predigt des Paulus in Antiochia zeigt den Juden, wie der Gott der at.lichen Heilsgeschichte in Jesus seine Verheißungen erfüllt und die Sündenvergebung schenkt. Die Trennung von den lästernden Juden und die jauchzende Aufnahme durch die Heiden wird typisch für die christliche Mssion. 3n Lystra steigert sich die — freilich blinde und irrende — Begeisterung der Heiden bis zu einem unüberbietbaren Höhepunkt (auch diesen Aspekt der Geschichte darf m an nicht übersehen). Ein harmonischer Abschluß in Derbe und die Festigung und Organisierung der Gemeinden krönt die Arbeit, bis die Reisenden wieder dort landen, wo sie abgefahren sind: das lverk ist vollbracht. Wieviel von dieser Komposition beruht auf alten Q uellen? Angesichts dieser Frage scheiden sich die Forscher in drei Gruppen. Am einfachsten stellt sich die Lage dar für Lxegeten wie Zahn: weil er das „wir" im westlichen Text von ll s s für ursprünglich ansieht, kann er annehmen, daß Lukas selbst, in Antiochia wohnhaft, aus dem M unde von P aulus und B arnabas ihren Reisebericht vernommen hat. Aber der Textbefund spricht nicht für diesen Optim ism us. Weder die Erzählung vom Zauberer Barjesus noch die von den Ereignissen in Lystra geben einen Erlebnisbericht wieder. Darum hält Dibelius eine andere Lösung für wahrscheinlicher: den Kap. 13 und 14 liege ein Itin e ra r zugrunde, in das Lukas einige Anekdoten eingefügt habe. Dieses Verständnis der Kapitel hatte sich schon seit harnack angebahnt, wie w ir oben (S. 343) gesehen haben. Run erinnern die Angaben über die Reise freilich an jene späteren Abschnitte, die man allgemein auf ein Itin e ra r zurückführt. Aber Lauernfeind hat recht, wenn er über dieser Ähnlichkeit nicht den Unterschied zu vergessen m ahnt: die Angaben über die Mssion in Zypern sind so unanschaulich, der Bericht über die Ereignisse im pisidischen Antiochia so künstlich aufgebaut, daß hier von einem alten Stinerar keine Rede sein kann. W enn Lukas vom ersten Teil der Reise nichts gekannt hätte als eine Erzählung über die Blendung des Elymas und die Bekehrung des Prokonsuls, dann hätte er alles, w as

darüber hinausgeht, ohne die Hilfe einer Tradition leicht ergänzen können. Für den zweiten Teil der Reise wiederum hätte die Kenntnis einer Über­ lieferung, wie sie in 2 Tim Zu sichtbar wird, als Unterlage genügt. Man könnte sogar die Darstellung der Rückkehr auf dem alten kvege daher ver­ stehen, daß dem Schriftsteller über den Rest der Reise keine Nachricht vorlag und er daraus schloß, die Missionare hätten keine neuen Grte aufgesucht, zumal er eine Festigung der Gemeinden durch Einsetzung von ältesten für unumgänglich notwendig und deshalb auch wirklich geschehen hielt. Damit ist die Stellung beschrieben, welche eine zweite Gruppe von For­ schern einnimmt: sie glauben, daß sich nur einzelnes im Reisebericht auf Traditionen zurückführen läßt, von ihnen unterscheidet sich nun eine dritte Gruppe, die von Männern wie Ld. Schwartz und Loisy vertreten wird. Rach ihnen hat die ganze Missionsreife überhaupt nicht stattgefunden, sondern ist nur ein entstelltes Abbild, ein unwirklicher Doppelgänger der 2. Missionsreise — die Mission auf Zypern soll eine parallele zu der flpg 1589 berichteten sein, und die kleinasiatische in 16iff. ihr reales Gegenstück haben. Bei dieser radikalen Kritik spielen freilich noch andere Argumente mit: einmal die Vermutung, daß Johannes der Zebedaide zusammen mit seinem Bruder Jakobus getötet worden ist, und was aus dieser Vermutung folgt, sodann — und nur das soll uns hier beschäftigen — der Bericht des Paulus in Gal I 21 über seine Tätigkeit nach seinem 1. Besuch in Jerusalem, hier erwähnt er nur, daß er „in die Gegenden von Syrien und Eilicien" gegangen sei. Diese Angabe hätte für sich allein nicht genügt, um die Darstellung der Apg in Zweifel zu ziehen. Aber das Eigenartige ist: obwohl Lukas von einer Mission in Syrien und Eilicien schweigt, läßt er in 15 23 das sog. Apostel­ dekret an die Gemeinden in Antiochia, Syrien und Eilicien gerichtet sein, und 15« meldet er, daß die Gemeinden in Syrien und Eilicien gestärkt werden, von deren Gründung er nichts hat verlauten lassen. Dieser Tatbestand hat Forscher wie Joachim Jeremias, welche jene radi­ kalen Folgerungen — mit Recht — für unbegründet hielten, zu der Vermu­ tung gedrängt, Lukas habe, verführt durch einen nicht als solchen erkannten Doppelbericht über die Reise des Paulus und Barnabas nach Jerusalem ( 11 30/1225— 1 5 2 ff.), den Bericht über die erste Missionsreise falsch ein­ geordnet: Paulus und Barnabas hätten sie nach und nicht vor der Absprache von Jerusalem unternommen. Ivill man diese Hypothese durchführen, dann darf man freilich nicht mit wellhausen und Ramsay annehmen, die 1. Missionsreise habe Jahre beansprucht. Tatsächlich lassen sich die Ereignisse dieser Reise in der Zeit von Frühjahr bis herbst eines Jahres unterbringen. Es läßt sich weiter gut begreifen, warum Lukas daran gelegen war, diese Reise vor Kap. 15 anzusetzen: über die christliche Mission in Syrien und Etü­ den besaß er keine Überlieferung, die es ihm zu zeigen erlaubt hätte, wie Paulus in den Vordergrund tritt und wie Gott den Heiden „die Tür des Glaubens öffnet".

Für diese Hypothese — die m an freilich aus M angel an M aterial nicht zu der höchstmöglichen historischen Gewißheit bringen kann — läßt sich endlich noch anführen, daß eine von Antiochia ausgehende Mission gerade zu diesem Zeitpunkt besonders leicht verständlich wäre. (Es liegt doch nahe, daß diese Gemeinde nun, da die Urgemeinde ihre Mission anerkannt hatte, sich nicht mehr m it der bisherigen Begrenzung ihrer Missionsarbeit zufriedengab und ihren fähigsten Missionaren, P aulus und Barnabas, freie Hand ließ für einen Vorstoß in die Heimat des B arnabas auf Zypern und in das kleinasiatische Gebiet im Süden der Provinz Galatien, das infolge einer starken jüdischen Besiedelung für die christliche Missionspredigt günstige Voraussetzungen bot. Daß diese Hypothese dem hemmungslosen Rechnen m it einem Redaktor — das m an inzwischen doch ziemlich allgemein aufgegeben hat — weit vorzuziehen ist, versteht sich von selbst. Damit erhalten wir als wahrscheinliches (Ergebnis: der Bericht in Kap. 13 und 14 handelt in Wirklichkeit von einer Reise, die erst nach der Absprache in Jerusalem unternom m en wurde. Die Traditionsgrundlage ist schmal, reicht aber aus, um das historische Faktum dieser Missionsreise zu sichern.

3 4 . 2 lp g 1 5 ,1 - 3 5 : D ie O esetzesfceih eit der 15)eidenchristen in J e r u sa le m a n erk a n n t 1 5 *A n d ein ige, herabkom m end von J u d ä a , lehrten die B rü d er: „ w e n n ihr euch nicht beschneiden laßt nach der S i t t e M o se s , dann könnt ihr nicht gerettet w erden!" ^ A ls aber P a u lu s und B a r n a b a s einen nicht gerin gen Zwist und S t r e it begannen gegen sie, beschloß m an, P a u lu s und B a r n a b a s und ein ige andere sollten hin au s­ ziehen zu den A posteln und Ä ltesten nach Jeru salem w egen dieses S t r e itf a lls . 2 O ie nu n, feierlich fo rtg eleitet von der G em ein d e, zogen durch P h ö n iz ie n und S a m a r ie n , die B ekehrung der H eiden erzählend, und sie m achten große Freude allen B rü d ern . 4 3 n Jerusalem aber angekom m en, w urd en sie em pfangen von der G em ein d e und den A posteln und den Ä ltesten, und sie erzählten, w a s G o tt an ihnen getan habe. 5 r\xr\oig\ „ D isp utatio n", vgl. 1 (Xim 6 4 ; 2 T im 2 2 3 ; Tit 3s (allerdings m it u n ­ günstigem Hebensinn). f ^ T ^ a : „Streitfrage", wie 1 8 1 5 , 2329, 25s, 26a: Preuschen 93. 6 Hach preuschen 93 sind vielleicht S im eo n Higer, £ucius von d y r e n e unb M a n a e n Subjekt von exagav. stber £ukas beutet bas nicht an. Eine gen au e T radition wirb nicht sichtbar. 7 D macht die M ä n n e r a u s J u d ä a zum Subjekt von exat-av unb erw eitert den Text u n t e r Benutzung von 1 K or 7 24 (nicht von Gal 2s, wie £oisy 566 m eint). Der D -T ext bezeugt die sich herausbildende Sitte, kirchliche Streitigkeiten vom übe rgeordn e te n stm t entscheiden zu lassen; diese © r b n u n g sieht m a n durch bas Dorbilb J e r u s a l e m s gerechtfertigt. Der B earb e ite r ist nicht gegen P a u l u s e ing e nom m e n , wie Dibelius m it Recht hervorhebt (stuff. 84); ber Stre it wirb hier sogar verharmlost. 8 w e r will, kann hier T itus (G al 2 i. 3 ) unterbringen, von dem die stpg beharrlich schweigt, stber £ukas will n u r eine feierliche Delegation beschreiben, die nicht bloß

den Aposteln und den Altesten (die hier neben den Aposteln als mitbestimmende Instanz auftreten) wegen dieses Streitfalls zu senden. v . 3 Durch p h o v v 1 wird die vorhergehende Szene als Einleitung von der nun folgenden Geschichte abgehoben:Beg. IV 171. Die beiden Gesandten werden von der mit ihnen einigen Gemeinde „feierlich fortgeleitet" (Wendt 2 2 7 )2. Daß die Gesandtschaft bei der Reise durch phonizien und Sam arien3 den Christen dort von der Heidenmission erzählt und damit überall greude erweckt, teilt dem Leser indirekt mit: 1. Auch in phönizien4 sind nun judenchristliche Gemeinden vorhanden (s. l l i o ) ; Heidenchristen gibt es nach der Apg bisher nur im Missionsgebiet von Antiochia. 2. Die Heidenmission wird in der ganzen Christenheit freudig begrüßt. Der Widerstand dagegen kann also nur von einer kleinen Minderheit kommen. v . 4 Der feierlichen Absendung entspricht ein ebensolcher Empfang: die Delegation wird in einer Versammlung der Gesamtgemeinde3 in der die Kirchenleitung in corpore erschienen ist6, em pfangen7 und kommt sogleich mit ihrem Bericht8 zu Wort. Lukas wiederholt nicht mechanisch den ganzen Ausdruck aus 1427 (s. dort),- trotzdem sind nicht nur die Wunder, sondern auch der große Missionserfolg, die vielen Heidenbekehrungen mitgemeint, wie sich aus V.3 und s ergibt (Loisg 570). v . 5 Daraufhin fordern gläubig gewordene Pharisäer: die Heiden müssen sich beschneiden lassen und das ganze Gesetz des Moses halten. Lukas läßt (anders

aus zw ei M ännern bestehen kann, w enn es sich um eine so wichtige A ngelegenheit handelt. 1 s. 5 . 147, Anm. 5 zu 1 3. 2 v g l. 2038 und 215. Preuschens Behauptung, der m it v .3 beginnende Bericht nehm e auf die Abordnung keine Rücksicht und wisse nur von einer Reise (93), beruht auf falscher Interpretation. — Rach B eg. IV 171 setzt m it v . 3 eine (Quelle ein, obwohl Lake den lukanischen S til der Verse merkt. — Der Vers berechtigt zu keinen quellen­ kritischen O perationen. — öirjQxovro : s. Bl.-Vebr. § 327. 3 w e n n Schlotter Erl. 4, 130 schreibt, daß P au lu s und B arnabas „von Eäsarea aus nicht sofort nach Jerusalem hinauf" zogen, sondern „zuerst noch nach Sam arien hin­ eingingen", wahrscheinlich zur G emeinde von Sichern, so setzt er ohne Grund voraus, daß Lukas von den geographischen Verhältnissen dieselbe Vorstellung hatte w ie ein Leser, der die Karte Palästinas im Restle betrachtet, v g l. H. Eonzelm ann, Die M itte der Zeit, 31 Anm. 1, 51 Anm. 6, und 57. 4 f. oben S. 351 zu 11 19 . 5 Eine solche war nach den Angaben über die Größe der Jerusalem er Gem einde freilich nicht mehr möglich. Aber in Wirklichkeit stellt sich Lukas diese Gem einde im m er nur so groß vor, daß sie sich in einem geräum igen Saal versammeln kann. 6 Der moderne Ausdruck „Kirchenleitung" ist durch v . s gerechtfertigt,- er soll freilich nicht besagen, daß die Gem einde bei der Beschlußfassung unbeteiligt ist. 7 A D 33 81 K stellen das klassische vnö her. D d sy hm« fügen zu n a g e d e ^ a a v hinzu: iieyakwg. 8 Lukas vermeidet absichtlich, direkt die grage von 1 5 if. stellen zu lassen,- s. dazu die Gesamtbesprechung.

Gesandtschaft nach Jerusalem

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als der westliche Text)* nicht dieselben M änner in flntiochia und in Jerusalem auf Beschneidung dringen: nur eine kleine Gruppe denkt in Jerusalem streng gesetzlich, w as bei ihrer Herkunft begreiflich ist2. v . b schildert nicht eine Sondersitzung der Kttchenlethmg; v . 12 zeigt: das Tikfj'&og, die ©ejamtgemeinöe3, ist anwesend und keineswegs als stumme

Person! Lukas will zunächst m it D.e nur zeigen, daß beim Einspruch der ehe­ maligen Pharisäer4 sogleich die Apostel und ältesten5 auf den P lan treten und die Situation meistern, w ie das geschieht (nämlich durch ihren Sprecher Petrus und durch Jakobus), beschreibt Lukas im folgenden Vers. v . 7 besagt nach Bauernfeind 189: „Als aber (auch in diesem Kreise) ein starker Kampf entstand", griff P etrus ein. Diese Auslegung entspricht nicht der Absicht des L u k as5. Er deutet mit TioXXfjg ty r tfo e a x ; yevoftevrjg die Situation an, in der P etru s auftritt: Rede und Gegenrede wechseln in der Versammlung ab. Nun, wo Erregung und Streit den Höhepunkt erreicht haben, greift Petrus ein und klärt mit seiner Rede schlagartig die Lage: „Gott hat seit uralten (Tagen7 1 Er identifiziert die V ertreter der gesetzlichen Frömmigkeit von D .i und s. An­ scheinend wird dadurch die Erzählung straffer. 3 n Wirklichkeit schafft er eine (auch von Zahn 497ff.) nicht bemerkte Schwierigkeit: die Autoritätsstellung dieser M änner wird im R ahm en der jerusalemischen Gemeindeorganisation unbegreiflich und steht in Widerspruch zu 1524. Nach Bruce 290 überschritten sie ihren Auftrag. 2 Da Lukas die Pharisäer in 2 6 5 als die d x g i ß e a r d r T j a lq e a ig innerhalb des Ju d e n ­ tum s bezeichnet, patzt dieser Einzelzug zu seiner Gesamtcharakteristik dieser Bewegung. 3 Dibelius w ehrt sich (Aufs. 86 Anm. 1) m it Recht gegen den versuch, die scheinbare Unstimmigkeit auf Benutzung verschiedener (Quellen zurückzuführen. Lukas hatte weder den Ehrgeiz noch die Möglichkeit, sozusagen ein verkürztes Protokoll der V erhandlung zu geben. Er will eine zuerst leidenschaftlich bewegte und dann durch das Eingreifen der von P e tru s repräsentierten Apostel beruhigte G emeindeversam mlung zeichnen. Das ist ihm gelungen. 4 a lq e a ig bedeutet hier nicht „Häresie", nicht einm al „Sekte", sondern „P artei", „Richtung" (Beg. IV 171; B auer, W örterb. 46). 5 w e n n Schiatter 180 u. ö. P au lu s und B arnabas als „Apostel" bezeichnet, so entfernt er sich dam it von der lukanischen Darstellung. 6 Bezieht m an n g d g a v r o v g auf die Apostel und ältesten, so w ären es diese, welche G ott versuchen, indem sie den Heiden ein untragbares Joch auflegen wollen. Aber Lukas hat schon in 11 2 die Aussage vermieden, datz die Apostel selbst m it P e tru s stritten; er denkt auch hier nicht daran, dergleichen zu behaupten. Sondern der S treit wird m it jener kleinen G ruppe geführt, die durch ihre Herkunft aus dem Pharisäism us daran gehindert ist, die Gesetzesfreiheit der Heiden zu begreifen. M an verfälscht das lukanische Bild, w enn m an den S treit bis in den apostolischen Gemeindekern hineinragen lätzt. Überdies zeigt v . 12 , daß n ä v r d nArj&og lärm end gestritten hat, und das sind nicht die Apostel und ältesten. 7 Bauernfeind erklärt den Ausdruck so: „An der kurzen, noch nicht zwei Jahrzehnte um spannenden Dauer der christlichen Gemeinde gemessen liegt die Lorneliusgeschichte schon w eit zurück" (190). Aber Overbeck 225 hat bereits darauf hingewiesen, datz m an diese Reflexion auf die kurze Dauer der Gemeinde usw. doch nicht dem P e tru s u n ter­ legen kann. M an sollte ruhig zugeben, datz der Ausdruck übertreibt, aber gewählt w urde, um zu zeigen: die Entscheidung ist längst gefallen! Autzerdem scheint er zugleich zu erklären, w arum die Christen sie offenbar vergessen haben — sie liegt ja schon so weit zurück! Anders Bruce 292: „seit den Tagen des Anfangs" der Gemeinde.

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15 1-35

u n te r euch die A usw ahl getroffen1, daß durch m einen M und die Heiden das tD ort des E vangelium s hören und zum G lauben kommen." D am it weist P e tru s auf die (Tornelmsgefchichte hin (10i— l l i s ) , durch welche G o tt die Heidenmission beginnen liefe2.

v. 8 G ott, der die Herzen kennt,3 h at den Heiden ein gutes Z eugnis a u s ­ gestellt^, indem er ihnen den Geist verliehen h at: dam it w ird an 1044-4? erinnert. 0 . 9 Die W orte „und er hat keinen Unterschied zwischen5 u n s und ihnen gem acht"6 scheinen zur bisherigen Aussage n u r den vergleich m it den J u d e n ­ christen hinzuzufügen. Aber der Nachsatz „indem er durch den G lauben" (den er ihnen gab) „ihre Herzen reinigte" fü h rt einen neuen Gedanken ein: m ag der Heide als solcher u nrein sein, w ie das der J u d e behauptet, so h at doch G ott in ihm die innere R einheit geschaffen. D er Gedanke des „Herzenkenners" leugnete den Unterschied zwischen einem from m en J u d e n und einem from m en Heiden und schien dem Menschen die Möglichkeit zuzuschreiben, sich selbst in diesen gottw ohlgefälligen Zustand zu versehen. N un dagegen erscheint G o tt als der, welcher diesen Zustand herbeiführt, vafe Lukas bei der E rw ähnung der Reinheit d aran denkt, dafe sie „nach der judaistischen M einung" an Gesehesbeobachtung geknüpft w ar" (Gverbeck 226), w ird m an angesichts von D.io bezweifeln müssen. v . 10 o$v leitet eine Folgerung ein: da G ott die Heiden anerkannt hat, hiefee es ihn h erau sfo rd ern 7, w enn m an den J ü n g e r n 8 das u n trag b are Joch des 1 Die LXX übersetzt (w as Torreg, Composition and Date 21 f. nicht beachtet hat) 3 I s O öfter m it i x A e y e o & a i i v : lS a m 169 s.; 1 RÖ 8 1 6 . 44, 11,32; !E h ro n 2 8 4 f.; 2 Thron 6s (zweim al), s. 34, 7 1 2 ; Reh 9?. Lukas nim m t diese als besonders feierlich em pfundene W endung auf, verw endet sie aber nicht im S inn des hebr. Textes, den die L X X dam it wiedergibt. — e v a y y i h o v : noch 20 2 4 . 2 Dibelius hebt (Aufs. 85) m it Recht hervor: „Diese . . . Anspielung auf Act lOiff. kann von den Hörern des P e tru s nicht verstanden werden, wohl aber von den Lesern des Buches. F ür diese hat die Torneliusgeschichte norm ative Bedeutung . . . und dies ist ein Werk des Schriftstellers Lukas, denn es Iäfet sich zeigen, dafe er . . . die T ornelius­ geschichte ausgew eitet und zu grundsätzlicher Bedeutung erhoben hat." Dgl. auch Aufs. 96ff. und oben S. 347 zu lOiff. 3 Zum hellenistischen Begriff x a Q Ö io y v c b o rris s. S. 166, A. 8 zu I 2 4 . Gott als der herzenskundige erkennt die innere Würdigkeit (de w e tte 226). Der Ausdruck ent­ spricht IO 3 4 : G ott ist nicht n Q o a (ü 7 io X ri/ji7 irr}< ;. Er sieht nicht darauf, welchem Volk jem and angehört (das w äre die Berücksichtigung einer äufeeren Eigenschaft), sondern wie das herz beschaffen ist. 4 f. T h w b lV 501, 2 0 ff. 5 3 n der L X X wird m it ö i a x g i v c o ä v ä i x i a o v konstruiert. 6 An den Unterschied des pfingstlichen Sprachw unders von der ekstatischen Z ungen­ rede in 10 46 ist hier nicht gedacht; Lukas läfet 1046 sogar im W ortlaut möglichst an 2 11 anklingen. 7 Die W endung kommt öfter in der L X X vor; m it abhängigem In fin itiv P f 78(77)is: i g e n e l g a o a v t o v fte o v . . . r o v a h r ja c u ß g c b /ia r a , 8 „Bekehrte Heiden so als Jü n g e r anerkennen bedeutet schon die Nutzlosigkeit der Observanzen p rä ju b ilieren ": Loisu 579.

Gesetzes auf Öen Nacken legte1. „Strenggenommen“ ist hier „aus der Gesetzes­ freiheit der 3uöenchristen argumentiert", bemerkt Gverbeck 226. Richtiger wird man sagen: der Heidenchrist Lukas, der hier spricht, hat die fortdauernde Geltung des Gesetzes für die Judenchristen, die er nicht bestreitet (21 21 ), aus dem Auge gelassen, weil ihm die Freiheit der Heidenchristen vom Gesetz zu zeigen das allein Wichtige war. v . 11 „Wir glauben, daß wir durch die Gnade des Herrn Jesus gerettet werden, ebenso wie sie." Petrus spricht in lauter uns aus Paulus bekannten Wendungen. Damit will Lukas ihn nicht als pauliner zeichnen oder als den, der die paulinische Theologie vorweggenommen hat. Sondern er macht die Übereinstimmung der jerusalemischen Gemeinde mit der Voraussetzung der paulinischen Mission sichtbar, so wie er diese versteht2. D. 10 und 11 ergänzen in gewissem Sinn die Corneliusgeschichte. Dort wurde die Heidenmission einmal damit gerechtfertigt, daß Gott sie durch Wunder herbei­ geführt hat, sodann von der Voraussetzung her, daß es für Gott nur darauf ankommt, ob ein Mensch ihn fürchtet und das Rechte tut. Jetzt wird ein dritter und vierter Grund für die gesetzesfreie Heidenmission sichtbar: Gott verleiht den Heiden die nötige Reinheit, und das Gesetz kann überhaupt nicht erfüllt werden3. t>. 12 Die Rede des Petrus macht allem Streit im nXr}ftov eldcoAcov — eldwXoftvxcov D . 2 9 ; daß hier ein voller klingender Ausdruck eingesetzt ist, entspricht dem feierlichen Hebestil (s. oben zu D. 14 ). Das ist in Beg. V 205 übersehen. Zu elömXoftvTov s. T h w b I I 375f.,- Liehm ann, Handb. z. NT, An die K orinther4 4 8 ff. und 181 ff. zu lK o r 1 0 2 off.; Bill. I I I 420f. Nicht n u r die Teil­ nahm e an heidnischen K ultm ahlen wird dam it verboten, sondern auch der Kauf von Opferfleisch auf dem INarkt. Offb 2 2 0 - 2 5 zeigt nicht „deutliche Beziehung zum W ortlaut des Dekrets" (so Bauernfeind 194), sondern aus Num 25iff. 3 noQvela m eint hier die nach Lev l 8 s -18 verbotenen D erw andtenehen, vgl. Bill. I I 376. 729; I 694. U)ikenh. Apg 141: P 45 (ohne xat rfjg nogveiag) kann echter Text sein. 4 n v ix rö v : „ . . . alles Fleisch von ungeschächteten Tieren" (B auernfeind 196). al/na, „Blutgenuß", ist daneben nicht überflüssig: „ I n der P raxis w ar der Genuß einer aus B lut bestehenden oder m it B lut angerichteten Speise von dem G enuß eines unrituell zugerichteten Stückes Fleisch so verschieden, daß die besondere N ennung sich durchaus empfehlen m ußte": Bauernfeind 196f. — Gen 94 wird der Genuß des nvixTov verboten; Lev 3 17 untersagt B lutgenuß. I n Lev 17 10-14 ist beides verbunden, w e ite r findet sich dieses rituelle v erb o t Lev 1 9 2 «; Dt 12ie. 2 3 f., 15 23. Dgl. Bill. I I 730. 733ff. Billerbeck meint, m an habe den Heidenchristen nu r Fleisch eingegangener oder zerrissener Tiere untersagt, weil ein v e rb o t alles ungeschächteten Fleisches ihnen jene Last gebracht hätte, von der sie frei bleiben sollten. — Bei dieser Frage muß m an bedenken, daß Fleisch als N ahrungsm ittel der Waffen dam als nicht dieselbe große Holle spielte wie heute. 6 Der griechische Text zeigt zwei F orm en: 1. m it E rw ähnung des „Erstickten" und ohne „Goldne Hegel"; so alle Unzialen außer D ; 2. ohne E rw ähnung des „Erstickten" und m it „G oldner H egel"; so D d Iren Cypr. Die zweite Textform, welche die Derbote „moralisch" versteht (Götzendienst, Hurerei, W ord), hatten nach G. Hesch (Das Aposteldekret nach seiner außerkanonischen Text­ gestalt, TU N.F. 1 3 ,3 ) als ursprünglich verteidigt harnack (B eiträge I I I 188ff.; IV 22f.), A. E. Elark (The Actes of the Apostles 1933, Oxford, 360f.), Feine-Behm (E inleitung3 83f.). Aber eine spätere U m deutung ins „Hituelle", bei der nvucxov hinzugefügt w urde (so harnack), kann als ausgeschlossen gelten. Dagegen ist eine spätere U m deutung ins „moralische", bei der n v ix ro v fortbleiben m ußte und die Goldne Hegel hinzugefügt w urde, gut verständlich: sie beseitigte den Widerspruch m it G al2 « und bot einen willkommenen Abriß der christlichen Sittenlehre. Die Tatsache, daß die Unzialen (außer D ) in 15 20 x a i ( r o v ) n vixxov, in 1529 rcbv n vixr& v, in 2 1 25 n v ix rö v lesen, erklärt sich ebenso wie die verschiedene Reihenfolge der D erbote: Lukas liebt die Abwechslung im Ausdruck. Ein später als Glosse eingedrungenes n v ix ro v hätte nicht zu solchen V ariationen geführt.

Die 4 Forderungen

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v. 21 Die uns feierlich-umständlich erscheinende Redeweise geht weiter und hat zur Folge gehabt, daß dieser Vers, obwohl „sprachlich und textlich ohne An­ stoß, doch nach Zusammenhang und Bedeutung zu den schwierigsten des NTs gehört" (Dibelius, Rufs. 87). (Et begründet1 den unm ittelbar vorangehenden v . 2 o: Das Gesetz wird seit alter Zeit in jeder Stadt in den Synagogen verkündet,' darum müssen sich die Heidenchristen der vier Dinge enthalten, die es auch von den Heiden fordert. Zahn hat an dieser Stelle sein Prinzip, den westlichen Text fü r echt zu erklären, begraben (523ff.). Denn er konnte Lukas nicht in der „U rausgabe" moralische Forde­ rungen des Jakobus berichten lassen, in der 2. Ausgabe aber rituelle. F ür den ursprünglich kultischen Sinn der Verbote sind u .a . eingetreten: P a u l w endland (Urchr. L iteraturform en2' 3 320), w e n d t (232s.), H. Diehl (ZNW 10, 1909, 277ff.), preuschen (ZNW 14, 1913, 1 ff.), I . w eih (D as Urchristentum 235s.), Goguel (Introduction III 187ff.; La Naissance du Christianisme 329), Loisy (Les Actes des Apötres 589), Cd. INeyer (Ursprung und Ansänge des Christentums III 187s.), Hopes (Beg.III 265ff.), H. Liehmann (Amicitiae Corolla 2 03ff.), B eyer (95s.), h .w a ih (ZKG 1936, 277ff.), Bauernfeind (195f.), Cerfaux (Miscellanea Giov. Mercati 1 107ff.), Dibelius (Aufs. 88 Anm. 4), H. Schäfer (Heallex. f. Antike u. Christentum I 555f.), w . G. K üm m el (s. unten). Die These von Hopes, daß T ertullian in De pudicitia 12 den ursprünglichen Text biete (ohne nvixxöv und ohne die ,Goldne R egel'; Beg. III 265 ff.), und die neuere von PH. h . INenoud, der ursprüngliche Text habe die Verbote von noqveia und nvixxov noch nicht enthalten (The Western Text and the Theology of Acts. Stud.N.T. Soc., Bulletin II, 1951, 19ff.), hat w . G. K üm m el in seiner Untersuchung „Die älteste Form des Aposteldekrets" (Spiritus et Veritas, Festschrift fü r K. Kundsin, C utin 1953, 8 3 ff.) widerlegt. 1 Nach Hopes begründet v . 21 die Auslegung von Arnos 9 11 f.; m an könnte gegen sie einwenden, diese Prophezeiung meine n u r die W iederherstellung des alten davidischen K önigtum s. Gegen diesen möglichen Einw and hebe nun Jakobus hervor, daß die Ju d e n in der ganzen W elt Synagogen haben. Also könnten jene „Völker, über denen mein Nam e genannt ist", nicht n u r das davidische Königreich sein, sondern es müsse sich dabei um die ganze zivilisierte W elt handeln: Beg. IV 177f. Aber welcher Leser w äre auf diesen S inn gekommen? Dasselbe gilt von der ähnlichen Deutung von Dibelius (Aufs. 88). Außerdem ist „INoses" nicht dasselbe wie die vorher zitierten „W orte der P ro ­ pheten". Der yciß-Satz kann sich also nicht gut auf D.ie-ia beziehen, sondern n u r auf D. 19 oder 20 . Cr paßt nicht zu D. 1 9 : daß m an die Heiden nicht m it dem Gesetz beschweren soll, läßt sich doch nicht dam it begründen, daß das mosaische Gesetz überall verkündet wird. Also bleibt nur die Verbindung m it dem u nm ittelbar vorhergehenden D. 20 übrig: m an muß den Heiden gebieten, sich jener vier Dinge zu enthalten, weil das in der ganzen W elt verkündete Gesetz sie von den Heiden fordert. Die Befreiung von der „Gesetzeslast" besteht im Fortfall der Beschneidung, die als das eigentlich Beschwerende em pfunden wurde, und jener Unzahl von w eiteren G eboten und v erb o ten . — v g l. dazu auch Bauernfeind 189 und 194 ff. Nicht nu r der sehr gewählte Stil dieser Hede macht den Vers undurchsichtig, sondern noch ein zweiter Umstand: Lukas w ählt hier die W orte besonders vorsichtig, dam it die Spannung zwischen Heiden- und Judenchristen als möglichst gering erscheint. 3 n 2 1 20 dagegen wird deutlich: Jakobus verlangt Rücksicht auf die Judenchristen, die — viele Zehntausende stark — alle Eiferer für das Gesetz sind! 3 n der Corneliusgeschichte hatte Lukas die vier Verbote freilich nicht anbringen können. Aber daß die Frömmigkeit des Cornelius dafür R aum läßt, liegt auf der Hand. — Die Frage nach Herkunft und

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151-85

v . 22 Der Vorschlag des Jakobus wird angenommen: Apostel, Älteste und Gemeinde beschließen* ein entsprechendes Schreiben und seine Überbringung durch zwei angesehene Gemeindeglieder^2, die zusammen mit Paulus und Barnabas nach ctntiochia gehen. v. 23 Der nominativus absolutus ygarpavreg bezieht sich auf das logische Subjett von edo£e ktX . ; auch das klassische Griechisch kannte eine solche Kon­ struktion (Beg. IV 179). diäxsiQOQ — „durch", w ie sehr oft in der L X X 3. Judas und Silas sind nicht die Schreiber, sondern die Überbringer des Briefes. aöeXcpoi als Apposition zu (anooroX oi Kal) nQ eaßvreqoi ist völlig ungewöhnlich4, roig x a r ä 5 rrjv ktX .: „den Heidenchristen" (dieses Wort fehlt freilich Lukas ebenso wie das Wort Judenchristen!) „in Antiochia, Syrien und Gilicien" überrascht. G eltung des „Dekrets" wird in der zusammenfassenden Besprechung behandelt, h ier fei jedoch schon darauf hingewiesen, daß diese Gebote (anders als das der Beschneidung!) im AT selbst auch den Heiden auferlegt w erden, soweit sie u n ter Ju d e n leben: n vixxov und alfia zu genießen wird Lev 17ioff., noQvela (im S inne verbotener Ehen) zu treiben Lev 1 8 2 6 „auch dem Frem dling, der u n ter euch w ohnt" verboten. 1 edoge bezeichnet hier nicht, wie Lk 1 3 , einen privaten Entschluß, sondern einen öffentlichen Beschluß, der geltendes — heiliges — Recht schafft. An diesem Beschluß ist nicht n u r die Kirchenleitung (Apostel und Älteste) beteiligt, sondern auch die daneben genannte Gemeinde, die freilich im Kopf des Schreibens nicht wieder m it aufgeführt wird. 2 Daß m an dieses Schreiben nicht einfach P a u lu s und B arnabas mitgab (so B. w eiß ), sondern von einer besonderen Delegation überbringen liefe, ehrte zugleich die antiochenifche Gemeinde und betonte die A utorität der jerufalemifchen. Das gilt auf jeden Fall, ob diese Geschichte historisch ist oder nicht. Die rjyovpevoi (s. THWb I I 909f.) w erden von den Ältesten unterschieden,- sie heißen nicht ovfiT iQ eoßvT eQ O L . Der Eitel wird hier nicht „geehrt" (so w e n d t 238), sondern „führend, leitend" m einen (B auer, W örterb. 679). Über Ju d a s B arfabbas ist sonst nichts bekannt. L r könnte ein B ruder des Joseph B arfabbas von I 2 3 fein; aber der Name B arfabbas ist häufig ( = der am Sabbat G eborene): Beg. IV 178. Silas ist der Reisebegleiter des P a u lu s 15 4 0 ; er wird fast allgemein (anders Barnikol, Forschungen I I I 16) identifiziert m it S iloanus, der 1 Thess 1 1 und 2 Theff l i als ZNitabfenber genannt, 2 Kor 1 19 als m it P a u lu s und Tim otheus in K orinth predigend erm ähnt wird. Nach 1 P e tr 5 12 ist er der Schreiber dieses Briefes. Silas ist das gräzifierte das latinisiert „Siloanus" heißt. Dgl. den Exkurs bei windisch, Kath. Briefe (Handb. z. NT 153, 1951) 80 f. — B liest ZeiKea, in 174 ZVAata, setzt also eine dreisilbige N am ens­ form (Sileas) v oraus: Beg. I I I 269f. und IV 178f. 3 Ebenso in Apg 2 2 3 , 7 2 5 , 11 30 . I n 5 12 und 14s ( ö i ä x ElQü>v ) dagegen ist, wie in Nlk 6 2 , wirklich an die w undertätigen Hände gedacht. 4 Die jüngeren Handschriften schieben erleichternd x a t vor äöeXcpot ein; dadurch wird zugleich die Gemeinde zur Rtitabfenöerin des Schreibens. Orig und sa haben, ebenfalls zur Erleichterung, äöe?,(poL ausgelassen. Schwartz (NGG 1907, 271 Anm. 1) und Preuschen 96 wollten „die Apostel und Ältesten" streichen; dann m üßte aber zu „B rüder" hinzugefügt werden „in Jerusalem ". Nach Loisy 597f. hat der Redaktor die Ältesten eingeschmuggelt, der ursprüngliche Text habe gelautet: „Die Apostel und die B rüder, die in Jerusalem find." Da Lukas die Anrede ävögeg äöeXtpoi im m er wieder verwendet, bleibt es möglich, daß er die ungewöhnliche W endung oi ngeaßvxegoi äöeXtpol gew agt hat, die sich ebenso schwer übersehen läßt wie ävögeg ädeXyoL 6 Solche Bildungen m it x a x ä ersetzen den Genitiv :Raöermacher2139, Bl.-Debr. § 224,1.

Das Schreiben nach ctntiochia

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Denn Paulus Hai zwar Gal 1 21 seinen Aufenthalt in Syrien und Lilicien er­ wähnt; die Apg hat aber nicht von einer Mission in diesen Gebieten gesprochen. I n 15ti dagegen werden sie als von Paulus mitbegründet (1536!) vorausgesetzt. I 6 4 zeigt, daß Lukas das Dekret nicht allein für die in 1523 genannten Gemeinden gültig ansieht (die Erwähnung in 21 25 soll nicht Paulus, sondern den Leser erinnern!),- nach 1519 ist es für die Heidenchristen überhaupt bestimmt. — Die in der Antike übliche Grußform %aiqEivx findet sich im NT noch in 23ie und Jak. l i , s. dazu Moulton 283; Bl.-Debr. § 389. 480,5. v . 24 Das Schreiben greift auf die in 15if. geschilderte Situation zurück, ohne die Anfrage der Antiochener als solche zu erwähnen, nveg ££ rj/xajv: jene „einige von Judäa herabgekommene" waren also Jerusalemer, freilich ohne einen Auftrag2. Daß die Apostel Boten mit wirklicher Dollmacht hätten senden können, bleibt dabei vorausgesetzt2, ragdaaco („durcheinanderbringen, in Un­ ruhe und Verwirrung stürzen") wie in G a l!?, 5 10. ävaoxevaCco („umstoßen, zerstören") ist „gepflegtes Griechisch" (Bauernseind 193) und paßt stilistisch schlecht zu rag ywxäg v/iä>v, einer aus der LXX stammenden Wendung. v. 25 bringt den ersten Beschluß, der in feierlicher Versammlung gefaßt worden ist4: Männer, die m an5 gewählt hat, mit „unserm geliebten Paulus und Barnabas"5 zu senden. 1 „Das Sendschreiben weist in seiner gorm keine eigentümliche christliche Abweichung vom antiken Brief a u f" : Bauernfeind 193, der die Anschrift „zweifellos alt" nennt. 2 Jo h . M u n d (P au lu s und die Heilsgeschichte, 227) kann solche jerusalemischen Judaisten in seiner Konzeption nicht gebrauchen (die Judaisten sind nach ihm Heiden­ christen in den paulinischen G emeinden, die auf G rund der paulinischen Darstellung sich ein falsches Bild vom Judenchristentum machen): wahrscheinlich habe Lukas „diese bei den Heidenchristen umherreisenden Judaisten von dem paulinischen Missionsgebiet nach Jerusalem verlegt, indem er alles, soweit möglich, um die christlichen Zentren sammelt", höchst unwahrscheinlich. 8 w ie in den Heben, so ist Lukas auch bei diesem Schreiben zu äußerster Kürze gezwungen. Das führt hier zu einem stilistischen M angel: nach dem W ortlaut hatte die jerusalemische Gemeinde Leute beauftragen können, die Seelen der Antiochener zu zerstören. G em eint ist natürlich n u r: die Betreffenden hatten keinen Auftrag und konnten sich nicht auf die Apostel berufen. — Der D ets berührt sich m it Lk 1 1 darin, daß beide Stellen die Konstruktion eneiörifneQ) . . . göoge enthalten, preuschens golgerung, daß beide vom selben Hedaktor stammen (96 f.), ist dadurch nicht gerecht­ fertigt. 4 yevoßievoig ofio&vfiaööv: Bauernfeind 192f. überseht „nachdem w ir einträchtig geworden w aren" und sieht darin einen Hinweis darauf, „daß m an auch in Jerusalem um die Einigkeit hat ringen müssen". Aber w enn die gorm el überhaupt m ehr besagt als die feierlich ausgedrückte Tatsache einer Gemeindeversammlung, dann soll sie sicherlich keine — überw undene — Uneinigkeit erkennen lassen, sondern die E inm ütig­ keit des Beschlusses („nous dtant mis (Taccord unanimem ent“ überseht Loisy 599). 5 ixfetjafzivovg ni^xpai ist ein von £ stehen (Zahn 536 Anm. 13; Beg. IV 181; Bauer, Wörterb. 1386). Da es aber auch eine antike Briefschlußformel gab, die ungefähr lautete: „w enn du dies tust, wirst du recht tun", werden wir sie hier vermuten dürfen. Loisy 602 ist hier ausnahmsweise einmal mit Zahn einig. 3 Das w ort meint hier (trotz Beg. IV 181 f.) natürlich nicht die Freilassung von Angeklagten wie in 3 13 . 4 2 1 - 23, 5 4 0 . 4 Loisy 605 gibt es wieder mit „Judas und Silas, die auch Propheten w aren . . . " . Bauernfeind 201 wie Loify ist bereit, das als Gegenstück zu 13 1 zu verstehen; aber welcher Leser sollte auf diese auch von früheren Auslegern schon vermutete Beziehung kommen?

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eine feierliche Verabschiedung*. Damit klingt die ganze Verhandlung harmonisch aus2. v. 34 ist ein Zusatz des westlichen Textes. Er soll den Widerspruch mit V.M ausgleichen, wo der Aufenthalt des Silas in Antiochia vorausgesetzt wird. Dafür wird aber nun der Widerspruch zu D . 33 schlimm2. v. 35 ist ein lukemischet Abschlußoers: Barnabas und Paulus werden noch einmal bei gemeinsamer Tätigkeit in Antiochia gezeigt, bevor es zu ihrer Trennung kommt, diöaaxovreg entspricht dem diöaoxaXoi in 13i; es be­ zeichnet ihre Lehrtätigkeit in der antiochenischen Gem eindet „ . . . mit vielen anderen"5: sie stehen in dieser Wirksamkeit nicht allein. Damit wird es möglich, daß beide Antiochia verlassen und eine Mission in der Kerne aufnehmen (wendt 239, nach B. weiß), ohne daß die Gemeinde von Antiochia Schaden leidet*. I. f l n a l y f e ö e s T e x t e s . Über das 15. Kap. habendi eKorscher besonders heftig gestritten. Kast jeder bahnte sich seinen eigenen W eg durch das Dickicht der Kragen, und oft ging es dabei recht gewaltsam zu. Alle diese W ege nach­ zuzeichnen verbietet der Raum; es wäre auch nur verwirrend. Wir begnügen uns deshalb mit einigen charakteristischen Beispielen aus der Zeit vor und 1 . . avec toutes les salutations et voeux de bon voyage usitöa en pareille circonstance“ : Loify 605. 2 Jüngere Handschriften haben für änoaxelXavxag avxovg eingesetzt änoaxdXovg: B eg. I I I 148. U)enn Zahn das and nicht im Sin n von vno auslegen w ill (das doch im späteren Griechisch von änö verdrängt wird: Bl.-D ebr. § 232, 2), sondern als Sin n findet, „daß die Anregung zur Rückreise der Abgesandten von den Antiochenern au s­ ging. Daß dies in freundlichster M einung geschah, verbürgt das / / s t ’ e l Q ^ g 44 (553 Anm. 46), so kann m an sich über eine solche Verständnislosigkeit nur wundern. 8 Zahn 553 hat ihn nicht gesehen und nur die W orte „Judas reiste allein ab" als unnötigen Zusah preisgegeben. Oer westliche Text und Zahn haben nicht erkannt, daß es Lukas nur darauf ankam, S ilas und P a u lu s miteinander bekannt zu machen, nicht aber, S ila s zur Abreise m it P a u lu s nach Antiochia zu bringen. Joh an n es Markus befindet sich in Jerusalem und tritt dennoch plötzlich die Reise nach Zypern von Antiochia aus an, ohne daß Lukas sich bemüßigt gefühlt hätte, uns m itzuteilen, w ie er dorthin gekommen ist. 4 Apg 5 42 wird von den Aposteln dasselbe ausgesagt. 6 nexä xai: vgl. w . Schmid, Oer A ttizism us, S d . 3 ,1 8 9 3 , 337: xa l zwischen P räp o­ sition und R om en eingeschoben ist ein herodoteischer Brauch, der sich nach pexa und avv findet. Schmid verweist auf K. Buresch, P h ilologu s 51, 449 Anm. 2: Die Nachstellung von xai besonders nach jliexqi, äxQi und ovv ist der K oine gewöhnlich geblieben. (Ein w eiteres nt-liches Beispiel: p h tl 4 s; ferner vgl. 1 (Eiern 6 5 1 : Bl.-V ebr. § 442 spricht von einem „pleonastischen Gebrauch von xa l44. 6 (Dscar Tullm ann vertritt (P etrus, 1952) die Anschauung, P etru s habe an der Spitze der von Jerusalem abhängigen judenchristlichen M issionstätigkeit gestanden (42) und sei an der Jerusalem -K onferenz Apg 15 als „Missionar, nicht mehr als G em einde­ leiter" aufgetreten (49), während Jakobus an der Spitze der Jerusalem er Mutterkirche gestanden habe. — h a t m an jedoch die Art der lukanischen Kom position in Apg 15 erkannt, dann sieht man sogleich, daß T ullm ann den Sin n der lukanischen Darstellung nicht trifft. Dasselbe gilt auch von H. I . Schoeps, w enn er (Theologie und Geschichte des Judenchristentums, 1949, 67 Anm. 3) behauptet, Jakobus sei im Gegensatz zu P etru s „nur widerstrebend auf die — obschon von ihm vorgeschlagene — (Einigungs­ form el eingegangen". S. h a e n c h e n , P etrus-Problem e (Gott u. M . 1965, 65ff.).

nach der Jahrhundertwende und aus der Gegenwart. Sie lassen erkennen, mit welcher Methode — oder M angel an Methode — man dieses zentrale Kapitel der ctpg zu erschließen versuchte. Mir beginnen mit Forschern aus dem Ende des 19. Jh .s. Zunächst B. W e iß (Einleitung2 1889). Er meint zu sehen, daß 15i ein Konflikt in ctntiochia, 15e aber ein solcher in Jerusalem den Streit hervor­ rief, daß ferner in manchen Versen die Verhandlung vor den Aposteln und Ältesten, in anderen vor der Gemeinde geführt wird. Die Lösung dieses anscheinenden Widerstreites findet er darin, daß im 2. Fall die (Quelle — jene (Quelle, die nach seiner Überzeugung die ganze erste Hälfte der Apg speist — zur Geltung kommt, im 1. aber der Bearbeiter, Lukas. 3hm schreibt er nun auch die Unterschiede in der Formulierung des Dekrets in D . 23-29 vom Vor­ schlag des Jakobus zu, und er vermutet schließlich, daß er die Sendung des Judas und Silos mißverstanden hat. Als Begleiter eines Schreibens, über das hinaus sie nichts zu sagen haben, sind sie überflüssig, hier wird — dies die kühne Hypothese — eine falsche Reminiszenz an die erst später erfolgte Sendung der nveg and ’laxw ßov vorliegen. P aulus wird die beiden, zum Zeichen seiner Übereinstimmung, durch Syrien und Eilicien begleitet haben, „wo sie die Verhältnisse nach dem Aposteldekret ordnen sollten und wollten" (143, Anm. 3). Für echt hält B . Weiß die Reden des Petrus und Jakobus,- „unmöglich können die so charakteristisch verschiedenen Worte des Petrus und Jacobus vom Verfasser konzipiert sein" (575 f . ). Die vermeint­ liche psychologische Unmöglichkeit spielt in der Weitzschen (Quellenkritik nicht nur hier, wo sie als dritter Faktor neben den inneren Widersprüchen der Apg und ihrer Differenz mit dem Galaterbrief erscheint, eine wichtige Rolle. S p i t t a geht 179ff. davon aus, daß lS i-ss unvermittelt in einen Missions­ reisebericht eingeschoben sei: 142 » werde mit 1536 wieder aufgenommen. Außerdem weist er auf den Widerspruch hin: Judas und Silas gehen 15 33 nach Jerusalem zurück, und doch ist Silas wenige Tage später mit Paulus von ctntiochia aus abgereist! Endlich macht Spitta geltend: der ganze Ab­ schnitt gehöre nicht nach, sondern vor die erste Missionsreise, da 15 23 nur eine Mission in Syrien und Eilicien voraussetzt. Kurz, die Geschichte ist eine aus der schlechten (Quelle B stammende Parallele zu Apg 11 29 f. Das besagt aber nun, daß sie im Zusammenhang jener (Quelle einst unmittelbar auf 1224 gefolgt und erst vom Redaktor an ihre jetzige Stelle gebracht worden ist. Er hat dabei die Petrusrede (genauer: v .s - 12) eingefügt, angeregt durch die zwei Versammlungen, von denen Gal 22 spricht, und von Gal 2«. Auch Spitta geht also — freilich mit sehr anderen Ergebnissen — von ver­ meintlichen Widersprüchen im ctctatext selbst aus und sieht als ursprünglich den Bericht an, der zum Galaterbrief paßt. 20 Jahre später: W e n dt (225, ct. 2). Lr empfindet den Stilunterschied zwischen unserem Abschnitt und dem Missionsreisebericht davor und danach: lSi-35 ist eine „episodische Zutat" zu jenem (Quellenbericht. Aber auch sie

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ist nicht frei gebildet, sondern nach einer Überlieferung gegeben. 3m ein­ zelnen zu ermitteln, was Lukas an ihr geändert hat, hält Wendt für unmög­ lich. über „die Reden des Petrus und Jakobus werden wesentlich seine Komposition sein" (225 f., flnm. 2). Man sieht: die Kritik ist vorsichtiger ge­ worden. Sie macht sich nicht mehr anheischig, jedem Wort anzusehen, aus welcher Quelle es kommt, über auch das Zutrauen zu den Reden in der flpg sinkt: man wird hellhörig für die Stimme des Lukas. Jene psychologische Unmöglichkeit endlich, die B. weiß so stark in Anspruch genommen hatte, hört auf, ein Lieblingsargument zu sein. Sie war nur zu oft die psychologische Unfähigkeit des Exegeten, etwas zu sehen. Wieder ein Vierteljahrhundert später schreibt B a u e rn fe in d . Zwar setzt er noch voraus, Lukas habe wahrscheinlich mehr über ein Zuviel als über ein Zuwenig an mündlichen oder schriftlichen Quellen zu klagen gehabt. Aber er bemüht sich nicht, aus den auch ihm auffallenden Differenzen im Text und mit dem Galaterbrief nun diese Quellen zu rekonstruieren. Venn er erkennt: Lukas hält es nicht für seine Aufgabe, „eine Art syn­ optischer Qrdnung zwischen den einzelnen Berichten herzustellen; die Christen, für die sein Buch bestimmt war, brauchten ein übersichtliches Bild, das die Wahrheit der Einigung in faßbarer Form festhielt" (187). „vor dem Auge des Lukas steht eine große Szene, bei der die Führer in Gegenwart der gesamten Gemeinde verhandeln,- nur dieser entscheidende Akt ist für seine Leser von Wichtigkeit.. “ (191). Ganz durchgeführt hat Bauernfeind diese aus­ gezeichnete Erkenntnis freilich nicht, hier und da lockte ein Wort oder eine Wendung (v. 1 2 !) dazu, doch eine historische Reminiszenz aus der Manischen Komposition herauszuhören. 1947 hat Martin v ib e liu s das Apostelkonzil behandelt und dabei stärker als alle Vorgänger die methodische Notwendigkeit gespürt, den Manischen Bericht in seiner Eigenart zu würdigen (Aufs. 84ff.). Darum gibt er eine Analyse des Kapitels, die alle früheren an Genauigkeit übertrifft. Dabei fallen ihm zwei Ergebnisse zu. Ein literarisches: der Text läßt sich ohne Quellenscheidung verstehen. Lukas zeigt, daß Gott mit der Corneliusbekehrung die Heidenmission gebilligt hat, und fügt das irgendwo vorge­ fundene Dekret hinzu. Dazu tritt ein historisches Ergebnis: es gibt nur einen Bericht über die Verhandlungen in Jerusalem, den des Paulus im Galaterbrief. Er darf nicht nach der Apg korrigiert werden. Vas Dekret „stammt nicht von dieser Zusammenkunft" (90). Damit ist deutlich geworden, wie sich die Erforschung dieses Kapitels ent­ wickelt hat. Sie betrachtete es zunächst als ein Konglomerat von Quellen. Es galt, dieses Gemenge zu sortieren und aus der verläßlichsten Quelle zu ersehen, was eigentlich geschehen war. Oer biblische Autor kam nur als Lieferant von mehr oder minder zuverlässigen Nachrichten in Frage. Je weiter die Forschung fortschreitet, desto mehr tritt die Quellenfrage zurück. Oer biblische Autor kommt wieder in Sicht, und zwar nicht bloß als Tradent von Quellen. Es wird deutlich, daß er nicht für ein vom Historismus geplagtes

Geschlecht des 20. J h .s geschrieben hat, sondern m it seiner Erzählung seiner G eneration die G ew ißheit verm itteln w ollte, daß ihr Heidenchristentum in O rdnung w ar, von G o tt und den verantw ortlichen Menschen gebilligt. D ibelius h at die Analyse des K apitels in diesem S inne w eit vorgetrieben. Aber sein eigentliches Interesse galt den Reden. Deshalb bleibt gleich bei der Einleitung der Geschichte manches nachzuholen. Die Iutanische E rzählung beginnt m it einer A rt Dorspiel: w ir erfahren, wie es zur D erhandlung in Jeru salem gekommen ist. Die von jerusalemischen Judaisten beunruhigte G em einde Antiochias sendet P a u lu s und B arn ab as zu den Aposteln und Ältesten, u m diesen die Beschneidungsfrage zur E n t­ scheidung vorzulegen (D .if.). Daß Lukas in D . 3 die Reise dieser D elegation durch phönizien und S am arien schildert, scheint überflüssig. Aber die Freude der dortigen Judenchristen über die Heidenmission zeigt dem Leser sofort: es ist nicht das ganze Judenchristentum , das die Beschneidung fordert, sondern n u r eine kleine M inderheit eifert dafür. D. 4 überrascht zunächst. S ta tt die Entscheidung der Apostel und Altesten anzurufen, erzählen P a u lu s und B a rn a b a s von ihrer Mission. W aru m läßt Lukas sie nicht sogleich den A uftrag ausführen, m it dem sie gekommen sind? E r h atte einen gewichtigen G rund fü r diese U nterlassung. Angenom m en, B arn a b a s und P a u lu s h ätten die Apostel sofort vor die F rage gestellt: „Müssen sich die Heiden beschneiden lassen, u m Christen zu w erden?", dann hätten die Apostel — jedenfalls nach dem Bild, das Lukas von ihnen hatte — alsbald g ean tw o rtet: „R ein. Die Leschneidung ist nicht heilsnotw endig!" D am it w äre der Fall erledigt gewesen. Aber so schreibt Lukas keine Geschichte. D enn er w eiß: seine Leser behalten n u r das, w as ihnen in großen lebendigen und eindrucksvollen Szenen vor Augen geführt w ird. Deshalb kommt es besonders darau f an , das entscheidende Ereignis, die endgültige Billigung der gesetzesfreien Heidenmission, in einer unvergeßlichen Szene den Lesern einzuprägen. D as ist ihm gelungen, und gerade der Zug, daß er B arn ab as und P a u lu s zunächst n u r von ihrer Mission erzählen läßt, dient dem span­ nenden A ufbau der Geschichte. D enn jetzt haben die Apostel und Altesten noch keine Entscheidung gefällt, und d arum kann, anders als w enn sie schon gesprochen hätten, jetzt noch aus der G em einde heraus der P rotest gegen diese Mission la u t w erden. Dabei hat Lukas unbedenklich die kleine Schwierig­ keit m it in K auf genom m en, daß n u n die judaistische Forderung zw eim al von verschiedenen G ru p p en vorgebracht w ird : in Antiochia von den n v e g und hier von den gläubig gew ordenen Pharisäern, bei denen m an eine solche H altung gut versteht. W ir sehen: die E inleitung der Geschichte, an der die kritischen Forscher soviel auszusetzen hatten, ist keineswegs a u s Vuellenresten zusam m en­ gestöppelt. Sie fü h rt zielstrebig zu dem großen Konflikt: die Antiochener und die P harisäer stehen sich gegenüber. W as soll n u n w erden? Ls ist Zeit fü r die Apostel und Ältesten, in Aktion zu treten. D enn obwohl Lukas n u r von den beiden entscheidenden M än n ern , P e tru s und Jakobus, berichten

roirö, will er sie doch nicht als isolierte Zührergestalten mißverstanden wissen. Darum deutet er mit einer einzigen Wendung an, daß sie zu einem größeren Kreis gehören und als dessen Repräsentanten sprechen: „Und es versammelten sich die Apostel und Allesten, um zu sehen, was hier zu tun sei." Mehr als diese Erinnerung an das Gremium der Apostel und Presbyter braucht der Leser nicht; er soll ja nicht von der Hauptszene abgelenkt werden. Inzwischen hat das Gegeneinander der beiden laut gewordenen Standpunkte innerhalb der Gemeinde, des nX^og, zu einer leidenschaftlichen Auseinandersetzung geführt: noXXfjg . 36 Der Aufseher teilt Paulus (Silas ist stumme Person) den günstigen Bescheid mit. I n der Wendung ,geht in Frieden'6 trägt Lukas der Bekehrung des M annes Rechnung.

v. 37 P aulus beruft sich aber auf das römische Bürgerrecht (das wohl der Einfachheit halber auch Silas zugesprochen wird) und fordert Rehabilitierung: keine heimliche Entlassung, sondern ehrendes Geleit. Dabei wird zugleich u n ter­ stellt, daß die Geißelung öffentlich ohne Untersuchung und Nachweis der Schuld 1 D hat gemerkt, daß sich der Aufseher gar nicht um die anderen doch auch freigewordenen G efangenen kümmert, und darum t o v q A o m o v g ä o f p a X i o a n e v o g eingeschoben. 2 w eil das für Zahn zu rasch kommt, legt er die Frage als „unruhige Erwägung" dar­ über aus, „was er nun anfangen solle, um alle möglichen üblen Folgen des erschütternden Erlebnisses für seine Person fernzuhalten". Der Ausruf erheische gar keine Antwort und setze nur „die Teilnahme des Angeredeten m it der Verlegenheit und Unschlüssigkeit des Fragenden voraus" (580). Zahn übersieht bei dieser grotesken M ißdeutung, daß dem M attn gar keine üblen Folgen drohen, weil ja alle Gefangenen noch da sind. Der Grund für diese seltsamste aller Erklärungen Zahns ist auf S. 479 in Anm. 10 angegeben. 3 Zahn läßt allerdings die Taufe — wie einst die des Paulus,- f. zu 9is — im Bade­ zimmer des ,Gefängnisaufsehers' stattfinden. 4 Das meint 7iaQari&£ . Diese Wendung und das Einfügen des Wortes x o o f j u o g läßt die atl. Rede zugleich griechisch klingen. Die beiden P rä­ dikate, „Schöpfer der Welt" und „Herr Himmels und der Erde" machen nun einsichtig, daß Gott nicht in Tempeln aus Menschenhand wohnt3. D. 25 weiter folgt daraus, daß Gott nicht von Menschenhänden sich mit Gpfern verehren läßt4: nach der Polemik gegen die Tempel kommt die Be­ streitung des Dpferdienstes. Sie wird weiter mit dem (aus der jüdisch-helle­ nistischen Mission aufgenommenen) Gedanken der griechischen Aufklärung benur, daß damals Altäre ohne Widmung an einen bestimmten Gott existierten. — Die Überlieferung, daß Athen „Altäre unbekannter Götter" besaß, kannte auch Tertullian: Adv. Marc. I 9 „ich finde ganz unbekannten G öttern Altäre errichtet, aber das ist attischer Götzendienst" (hier wirkt sich sein Verständnis von Apg 17 22 aus!). Die verderbte Stelle Ad nat. I I 9 lautet: „Venn auch in Athen ist ein Altar m it der Inschrift ,Unbekannten G öttern4". — Hieronymus behauptet (Comment, in Tit. I 12): „Die Inschrift des Altars aber w ar nicht so, wie P au lu s versichert, sondern so: ,v en G öttern Asiens und (Europas und Afrikas, diis ignotis et peregrinis'", und diese Inschrift habe P au lu s abgewandelt, w ie Hieronymus zu dieser Angabe kommt, ist unbekannt. vermutlich wußte Lukas aus irgendeinem Handbuch wie dem des pausanias, daß in Athen „Altäre unbekannter Götter" w aren, und folgerte daraus, der einzelne Altar habe die Inschrift d y v d x n q > &e

Aa

, das in der L X X meist das auserw äh lte Volk m eint, tritt das um fassende „allen" ein. (c) Schließlich wird betont hinzugefügt: „und allez". Erst dam it wird der Gegensatz zwischen G ottes B edürfnislosigkeit und seinem allen alles G eben verständlich (D ibelius Aufs. 4 5 ). — M anche A u sleger (vgl. auch G ärtner 175 ff.) finden in öiöovg nach der creatio die conservatio ausgedrückt. A berderZ esajatext und unsere S telle gehen in s Präsenz über, w eil diese schöpferische T at G ottes sich im Unterschied zu der zuvor gen annten Schöpfungstat bis in die G egenw art fortsetzt. 4 E ntw eder hängt von in o tyo ev der In fin itiv xaxoixelv ab („er ließ wohnen"),- dann ist ty r e lv der von diesem ganzen Satz abhängige In fin itiv des Zweckes, und m an wird notgedrungen ooioag . . . a v r w v zum folgend en ziehen, indem m an in diesem w o r t einen G o ttesb ew eis aus der Geschichte oder der N atur sieht (so z. B . p oh len z und Cltester). O der von eTiolrjoev ( = „er schuf") hängen die asgndetischen In fin itiv e xaroixelv und Crjrelv ab, und oglaag . . . avrcöv gehört zum vorhergehenden (so zuletzt C onzelm ann 2 4 ). Der versuch von D ibelius Aufs. 30 — 38, in öoiaag x t I . den (in der Antike seltenen) G o ttes­ bew eis auf G rund der Lehre von den bew ohnbaren Z onen zu finden, scheitert schon daran, daß der Text vom w o h n e n auf der ganzen Oberfläche der Erde spricht, also nicht bloß in einzelnen Z onen. I n Wirklichkeit liegt hier überhaupt kein G o ttesb ew eis vor. 6 Auch im G riechentum gingen, w ie die sog. Naassenerpredigt zeigt, m ancherlei Geschich­ ten über den Ursprung der M enschen aus ein em ersten M enschen oder M enschenpaar um .

A reopagrede

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Menschenvolk4. Dem (Einen steht die ganze Menschheit gegenüber, welche Gott aus ihm hervorgehen liefe. Ih r hat Gott eine doppelte Aufgabe gestellt. Die erste besteht — im Anschluß an Genesis I28 — darin, sich auf der ganzen Oberfläche der (Erde heimisch zu machen. Der folgende Partizipialsatz ö q u jc u ; . . . avratv vervollständigt die vorangehende Aussage2, indem er die M ittel angibt, m it denen Gott diese Besiedlung der (Erde ermöglicht — der Partizipialsatz mufete nachgestellt werden, weil davon erst gesprochen werden konnte, als die Er­ schaffung des Menschen berichtet war — : Gott hat festgesetzte Zeiten bestimmt, und der Leser weife aus 1 4i?, dafe damit die Jahreszeiten gemeint sind2. TDeit er hat Gott die Grenzen4 ihres IDohnens bestimmt, und das w o rt xaroixla zeigt, dafe der Redner noch bei dem mit xarocxelv eröffneten Zusammenhang ist. hinter der ganzen vielbesprochenen Wendung wird Ps. 7 4 ( 7 3 ) i? stehen: „Du hast alle Grenzen der Erde gemacht; Sommer und Winter hast du gebildet."

v . 27 tyrelv rov fieov: die zweite Aufgabe des Menschen (die im irdischen Leben erfüllt werden soll und ihm erst seinen eigentlichen Sinn gibt), w i e der Mensch Gott suchen soll, sagt der Redner hier nicht5, e i . . . evQoiev deutet an, 1 S ch ien! 140 A nm . 8 w en d et gegen diese Übersetzung ein, Tiäv e&vog müsse, w e il ohne Artikel, „jedes Dolk" heifeen. Dafe m an aber bei Lukas nicht die klassischen R egeln vora u s­ setzen darf, zeigt das unm ittelbar folgen d e im Tiavrög nooodmov zfjg yjjg; für die Über­ setzung „auf jedem Antlitz der Erde" wird B . w eife kaum A nhänger gefunden haben. Da Ta) Aaa> in der L X X vorzugsw eise vom au serw ählten Dolk gebraucht w ird, hat Lukas Tiäoiv benutzt. D gl. G en. 1 1 ,9 . 2 Ähnliche solche nachfolgende Partizipialsätze, die sich auf das D arangehende beziehen, finden sich 3 . B. in 12 25, 17 31, 18 28, 19s, 2 2 4. 1«, 2 3 22, 2 5 13. 8 G egen diese u. a. von D ib elius, Eltester, vertretene D eutun g w en d et G ärtner 147— 152 ein : xaiqol bedeute historische Epochen; der Ausdruck für J ah reszeiten sei (bqai. Aber Eltester hat (206) dem gegenüber m it Recht au sgefü hrt: „D on xaiqol als Jah reszeiten spricht m an in der K otne; w er etw a s auf sich hält, wird bei dem alten w o r t cbqai bleiben. S o kennzeichnet denn auch der Attizist M o itis ( 2 . Jh . n. Ehr.) p . 2 1 4 ,1 9 Becker diesen Sprachgebrauch als hellenistisch." D io Ehrgsostom us spricht (O rat. 1 2 ,3 2 ) dem gem äß attizistisch von tbqai, w ie G ärtner (147 A nm . 2 ) hervorhebt. Aber das beweist nichts: Lukas ist (s. E in leitu n g S . 8 7 ff.) eben kein Attizist. — „E inige P a ra llelen au s den (tzum rantexten zur Areopagrede" bespricht Franz Rtufener in der „B ibi. Zeitschrift" 1 , 1957, 125— 150, D abei zeigt sich an S tellen w ie 1QH I 13 f. 1 9 .2 6 ; lQITI X I I 7; X 1 2 b — 15; iT p h a b V I I 1 2 , dafe die starre Gesetzlichkeit der T um ransekte nicht nur ihren Fest­ kalender, sondern auch ihre Betrachtung aller Ereignisse des R atu rlau fs und der Geschichte beherrscht, w ir haben jedoch keinen Anlafe, diese Denkweise auch für die A reopagrede vorauszusehen, die vielm ehr (w ie besonders Rauck und E onzelm ann gezeigt haben) von der jüdisch-hellenistischen M issionspraxis beeinflusst ist. 4 oqo&eola (eigentlich: „G renzziehung") bedeutet hier: G renze (s. Eltester 209— 212). D ie einfachste Erklärung bleibt der H inw eis auf p s. 74 (73) 1 7 . D on einem Schem a creatioconservatio-salvatio (vgl. Rauck ZEHR 53, 1956, 11 ff.) sollte m an nicht sprechen; es ist „nirgends als strenges D ispositionsschem a durchgeführt" (E on zelm an n 29), auch nicht in der A reopagrede, deren w eiter B ogen sich von der Schöpfung zum Gericht spannt. 5 G ärtner seht 158 dieses Suchen in ein s m it dem „Suchen J a h w es" , w elches das AT so oft von I s r a e l fordert, und das im G ehorsam gegen die I s r a e l offenbarte Tora besteht. Aber diese Erklärung leuchtet nicht ein. D enn den Heiden ist diese Tora nicht offenbart; die Hörer des P a u lu s leben ja noch im m er in der U nkenntnis G o ttes. D agegen hat das hellenistische Ju d en tu m in seiner M ission dem Heiden n ahegelegt, von den Schöpfungs-

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daß bas Anden nicht selbstverständlich ist: tatsächlich stecken ja die Hörer des Paulus noch in der Unkenntnis Gottes. Uber damit erklärt der Redner das Anden Gottes nicht für unmöglich: Gott ist ja (xaiye begründet) jedem von uns naheH V. 28 erläutert (yag) das „nicht fern": in Gott leben wir, bewegen wir uns und sind Wie die Fortsetzung (d>£ x a i xiveg xxL ) zeigt, versteht der Redner diese Aussagen nicht von einer räumlichen Nähe Gottes (obwohl sie nicht ge­ leugnet wird), sondern von der Gottverwandtschaft — Gottgeschaffenheit des Menschen (beachte die Übereinstimmung von t&ixzv mit dtdovg Ccotfv v . 2 5 !). fluch hier ist das hellenistische Judentum vorangegangen: schon flristobul hat sich den flratvers angeeignet^, x a ff vjuäg hellenistisch für das ungebräuchliche vjusTEQtov. xiveg scheint zwar auf mehrere Dichter zu deuten. Aber gerade der Gebildete zitiert so, auch wenn er nur einen bestimmten Dichter im fluge hat: Dibelius flufs. 48 flnm. 1. Das Zitat (flratus, Phaenornena 5) steht als Beleg in derselben Weise, wie in den andern flctareden Bibelzitate. Was Lukas in ihm ausgedrückt sieht, geht aus Lk 338 hervor: hier wird Gott als Vater fldams be­ zeichnet, obwohl nichts anderes gemeint ist, als daß er fldam erschaffen hat. werken her den Schöpfer zu suchen. So sagt z. B . p h ilo De spec. leg. I 36: „Nichts ist besser, als den w ah ren G o tt zu suchen, auch w enn sein A n d e n dem menschlichen v e rm ö g e n entgeht." Den Ausdruck ynjhcKpdco hat Philo De rnut. norn. 126 im ü b ertragenen S inne fü r das Erfassen des Göttlichen benutzt,- vgl. 1 JoH l i und Corp. Herrn. V 2 . Daß Lukas hier einen (Topos des hellenistischen J u d e n tu m s verw endet, zeigt auch die V erbindung von Suchen und A nden (w o llen ) in S ap 13s: „Aber doch liegt auf ihnen" (den ägyptischen Heiden m it ihren G ö ttern in Tiergestalt) „n u r ein geringerer Tadel, da sie vielleicht (n u r) irren, indem sie G o tt suchen und finden möchten. D enn m it seinen W erken beschäftigt durchforschen sie diese . . . " Dibelius Aufs. 33— 36 h at im Anschluß d aran dieses Suchen als eine Sache des Denkens aufgefaßt. Aber Lukas m uß es nicht rein intellektuell gem eint haben, w e il er so stark betont, daß G ott u n s nahe und v erw an d t ist, legt sich die andere Möglichkeit n a h e: so wie das Kind im U m gang m it seinem V ater merkt, daß es m it seiner M u tte r zu tu n hat, so sollte der Mensch, dem G o tt in seinen w o h lta te n beständig nahe ist (vgl. 1 4 17 f.), d a ran merken, daß er es m it G ott zu tu n hat. 1 Die W endung ov fiaxgav m l . scheint in diesem Z usam m enhang einen T opos der griechischen popularphilosophie w iederzugeben (T onzelm ann 2 5 f.). So sagt Dio T hrysostomus X I I 28 von den ersten M enschen: „V enn da sie nicht fern und nicht außerhalb des Göttlichen zu Hause w aren , sondern von N a tu r m itten in ihm , besser: m it jenem gleicher N a tu r und auf jede w eise m it ihm verbunden, konnten sie nicht lange unverständig bleiben." Jos. Ant. 8 § 108 sagt von G o tt: „Du bist gegenw ärtig und nicht w eit entfernt", und Seneca behau p tet ep. 4 1 ,1 : „prope est a te deus, tecurn est, intus est.“ ep. 120,14:

„ubique et praesto est". 2 Diese K lim ax h at sich sonst noch nicht gefunden. Daß Lukas selbst sie gebildet hat, ist unwahrscheinlich: er h ätte von sich a u s keine solche Im m a n e n z des M enschen in G o tt be­ hau p tet, wie sie der W o rtlau t des Textes aussagt. Es m uß sich also um eine übernom m ene stoische F orm ulierung handeln. Daß sie a u s E pim enides stam m t (B ruce 338), trifft nicht zu. h o m m e l (199) v e rm u tet eine triadische platonische A r m e i. * Aristobul, F rag m en t 4 bei Tuseb, Praeparatio Evangelica X I I I 12,3 ff. ( I I S. 191 ff. M ra s) B erlin 1954. w ie T onzelm ann 26 schon gesehen hat, versteht Aristobul „die pantheistische Aussage einfach von der A llgegenw art und W eltregierung des Schöpfers": flra t bestätigt die biblische Schöpfungsgeschichte!

ctreopagreöe

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D. 29 Aus dieser Gotteserkenntnis heraus wird nun der heidnische Bilder­ dienst bekämpft1. Damit greift der Redner auf die jüdische Polemik gegen den Bilderdienst 3utücf2. x°LQaYH'a hier = Gebilde, w a s unserer Kunstfertigkeit und Überlegung entstammt, also unter uns steht, kann doch nicht das Göttliche ab­ bilden, das über uns steht! Den angeredeten Philosophen hätte diese Polemik freilich nichts Neues gebracht: sie trifft nur die griechische Dolksreligion und nicht das aufgeklärte philosophische Griechentum.

v . 30 fievo vv b tutet wieder einen neuen Absah an: bisher hat Gott die „Zeiten der Unwissenheit" übersehen, d. H. nicht nach Gebühr bestraft3. Jetzt aber tritt ein entscheidender Wechsel ein in Gottes Derhalten4: er läßt allen Menschen überall Umkehr5 verkünden. Damit hört er auf, ein „unbekannter Gott" zu sein: die Erwähnung der äyvota zeigt, daß dieses Thema nicht vergessen ist. Die Verkündigung des Paulus ist letztlich durch dieses äjzayyetäsi motiviert. — Bisher hat sich die Rede im Bereich des 1. Artikels bewegt, ohne spezifisch christ­ liche Züge dabei hervortreten zu lassen. Jetzt kommt — m it einem freilich jähen Übergang — der 2. Artikel noch kurz zur G eltung5. v . 31 Die Aufforderung zur Umkehr entspricht (xa d ö ri) dem, daß Gott einen Gerichtstag bestimmt hat — daß dieser nahe bevorsteht, behauptet der Redner freilich nicht. An diesem Tag wird e t 7 den Erdkreis mit vergeltender Gerechtig­ keit richten (vgl. Ps. 9ö; 95 13 ; 97 9 L X X ). Das „Übersehen" hat also ein Ende. Dieses Gericht wird „durch einen M ann"3 durchgeführt werden, dessen Namen der Redner nicht nennt. a> Angleichung für ov. tzu jtlv tcoqcujx^v n aoiv: 1 Das Griechentum kennt den Gedanken einer Wesensverwandtschaft des Menschen mit G ott: Dibelius Aufs. 50— 52 mit Belegen, z. L. Dion von Prusa, O rat. X I I 27: „Zedes vernünftige Wesen hat von N atur eine Vorstellung vom Wesen der G ötter wegen der Ver­ wandtschaft mit ihnen",- X X X 26: „Die G ötter lieben uns, da w ir ja ihre verw andten sind." Zu Seneca s. Anm. 47. — Die Beweisführung im Text ist insofern gewagt, als logisch eigentlich zu folgen scheint, das Göttliche müsse in Menschengestalt dargestellt werden: Bonhöffer, (Epistel und das NT, 182. Nach Conzelmann 27 durchdringen sich zwei M otive: das jüdische, daß Geschaffenes nicht den Schöpfet abbilden kann, und das griechisch-philosophische, daß Lebendiges n ur durch Lebendiges dargestellt werden kann. 2 Dgl. 1926 und s. Dt 4 za; Zes 4 0 18, 4 4 9 - 20 ; Sap 13 10, 14 7 ff*, 157-17. 2 Ganz anders P au lu s Rö 1 ; s. die Gesamtbesprechung. — D hat für vtkqiöcov nach Sir 2 8 7 (jiaQLÖB ä y v o ta v ) eingesetzt jioqiöwv : Zahn 626 Anm. 9 9 . 4 Die Alliteration n d v ra g T ia vra x o v zeigt rhetorischen Einfluß. 6 fj£T dvoia : M an läuft nicht mehr den falschen G öttern nach, sondern folgt dem wahren. 8 Don einem ähnlichen Wechsel wie D. 30 spricht P au lu s 1 Kot I 21. 7 D (gig) m (Iren, lat.), d. H. der frühe ,westliche' Text, lassen erleichternd i v fieMei aus. 8 „Diese Verwendung des i v in der Gerichtssprache ist klassisch": M oulton 168 mit Hinweis auf 1 Kor 6 2 und „die delphische Snschrift Syll. 850,8 ( 3 . Zh. v. Chr.) xqi& svtco i v ävÖQoig t qioig, laß sie vor drei Richtern vernehmen." — D fügt zu ävÖQi hinzu I tjg o v und stört damit die große Zurückhaltung dieser Missionspredigt. — d v ö o i spielt nicht auf den Menschensohn an (gegen Beg. IV 219); w as sollte die jüdische Menschensohnerwartung in dieser ganz auf heidnische Hörer eingestellten Rede?

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1714-34

Allitteration. Den Beweis* (für die Erwählung) hat die Auferstehung gebracht. Mit der Ankündigung des Weltgerichts (durch Jesus) endet die Rede.

v . 52 wieder ist die Auferstehungsbotschaft den Heiden unfaßbar (s. zu D.is); wieder reagieren die beiden Gruppen (s. zu D.is) unterschiedlich: die einen mit offenem Spott (Lukas wird an die Epikureer denken), die anderen mit höflichem Aufschub weiterer Unterrichtung ad Kalendas Graecas. Daß Paulus unterbrochen wird (so Zahn 628), steht nicht da. Aber auch wenn man es, analog zu 2222, annähme, würde die Rede dadurch noch nicht zu einem ergänzungs­ bedürftigen Bruchstück; sie ist innerlich völlig geschlossen (Dibelius Aufs. 54). v. 35 Lukas schildert nicht einen kümmerlichen Abgang, sondern läßt den Leser fühlen, daß Paulus aus einer schwierigen Lage glücklich herausgekommen ist. versagt hat nicht er, sondern die Hörerschar. Man sollte doch nicht (so Williams 206) Lukas zutrauen, er habe als einzige breit ausgeführte Heidenpredigt aus­ gerechnet eine solche gewählt, die Paulus von nun ab durch eine reine Ver­ kündigung des Kreuzes Christi ersetzt habe! v. 34 marevaat: Christ werden. Aber eine Taufe wird ebensowenig wie 13 i2 erwähnt. Lukas dürfte eine Nachricht über die später in Athen existierende Ge­ meinde, bei der Dionysius und Damaris genannt waren, als unmittelbaren Er­ folg der paulusrede ausgelegt haben, vielleicht hat ihn die Erwähnung des Areopagiten auf den Gedanken gebracht, daß Paulus auf dem Areopag ge­ predigt habe2. Der Schluß wirkt aufgefüllt3; Williams 207: “The entire sentence . .. shows a lack of finish out of keeping with the rest of the chapter and indicates an absence of final revision.” Die Sorfcher sind sich über die A r e o p a g s z e n e nicht einig: manche sehen Hier P aulus vor dem „R at vorn Areopag" erscheinen, andere bestreiten jede Gerichtsverhandlung: die Hörerschar Habe den Apostel zum Aresfelsen ge­ bracht, um ihm in ungestörter Stille zu lauschen. 1 Dibelius Aufs. 54. Bruce zitiert dazu D ettius Dalens 277,29 s.; s. auch Jos. Ant. 2 §218. 2 D d h lesen Aiovvoiog n g AgeonayiTrig evGxrjfxcov^ E dagegen x a i yvvrj n/xia xtA. D araus hat Zahn 629 Anm. 5 wohl m it Recht gefolgert, daß bei D eine Zeile von etwa 20 Buchstaben ausgefallen ist und evaxvjLuov sich bei ihm ursprünglich auf D am aris (viel­ leicht ist statt dessen das gebräuchliche Aa^iaXig zu lesen) bezog. Die fromm e Phantasie Hat sich w eiter m it ihr beschäftigt. Seit Ehrysostomus galt sie als grau des Dionysius. Erst nach Zahn 608f. kann sie „die g rau oder M utter eines jener teilweise vermutlich jugend­ lichen ,Philosophen’ gewesen sein". 3 Tiveg de ävÖQegt iv olg . . . yw r} paßt nicht recht. W illiam s 207 : „The entire sentence. . .

shows a lack of finish out of keeping with the rest of the chapter and indicates an ab­ sence of final re vision“. Aber die Stelle gehört wohl zu jenen, angesichts deren schon

harnack eine gewisse Sorglosigkeit und Nachlässigkeit des Autors festgestellt Hatte. — Die beiden N amen Dionysius und D am aris w erden l.K o r 16 ie nicht erw ähnt; dagegen heißt das „Haus des Stephanas" dort „Erstling von Achaja". Das unterstützt die oben zu D. 34 vorgeschlagene Erklärung.

Beide Gruppen bringen Argumente vor: eine Anklage oder der Beschluß einer Behörde erfolgt nicht. Die höfliche Frage nach der Lehre des P aulus macht sogar eine bloß informatorische Untersuchung unwahrscheinlich, und die Betonung der athenischen Neugier als Motiv schließt vollends jede Gerichtsszene aus. Andererseits klingt indaßöfisvoi fatal nach einer Fest­ nahme. Daß m an dem Stadtlärm entgehen wollte, leuchtet uns modernen Großstädtern ein,- Athen aber w ar eine stille Provinzstadt. Dor allem lassen sich jedoch die Anspielungen auf Sokrates nicht überhören: P aulus redet auf dem Markt zu jedermann — wie Sokrates. M an meint, er führe neue Götter ein — wie Sokrates. Und Sokrates ist deshalb vor Gericht gekommen und zu Tode verurteilt worden. Alle diese Beobachtungen sind richtig, und wir dürfen keine unterschlagen. Aber wie sie vereinen? Behandelt m an Lukas wie einen modernen Realisten, so verfängt m an sich in Widersprüchen. Das zeigt uns: er verwendet eine andere Erzählungstechnik. Dibelius hat — ebenso wie sein Widersacher Wilhelm Schmid — von ,M otiven' gesprochen, die in der Areopagszene auftauchen. M it dieser Erkenntnis müssen wir Ernst machen: Lukas bedient sich wirklich einer ,Motivtechnik'. Der erzählende Rahmen besteht aus einer Reihe von Motiven, die damals jeder halbwegs Gebildete als spezifisch athenisch kannte: die vielen Tempel und Götterbilder, die besondere Fröm­ migkeit der Athener, ihre philosophischen Schulen, der Areopag (Hügel und Gericht!), die sokratischen Gespräche auf dem Markt, die Einführung neuer Götter, die athenische Neugier. Lukas hat diese Motive in solcher Dichte auf­ einanderfolgen lassen, daß der Eindruck athenischen Lebens und Geistes den Leser gefangennimmt. Das besagt jedoch nicht, daß Lukas hier sein eigenes Erlebnis Athens wiedergibt. A. D. Nock bemerkt: „So glänzend das Bild Athens ist — es macht auf mich den Eindruck, daß es eher auf Literatur beruht, die leicht zu finden war, als auf persönlicher Beobachtung" (s.o. 5.499 Anm. 5). Das läßt sich sogar verhältnismäßig leicht nachweisen: diese Motive sind nicht genau aufeinander abgestimmt,- der Leser soll ja die Erzählung nicht analysieren, sondern sich ihrem Eindruck hingeben. So be­ schwört Lukas den Schatten des Sokrates — wohlgemerkt: ohne den Namen zu nennen! —, und der Leser fühlt, daß sich Paulus hier auf ein gefährliches Abenteuer einläßt, und atm et befreit auf, wenn P aulus schließlich „aus ihrer M itte geht". Damit ist es aber genug: Lukas denkt nicht daran, P aulus hier ein Derfahren vor einem athenischen Gericht anzuhängen und damit den Ruf seines Helden zu gefährden. Dabei bleibt freilich die Szene hier — wie öfter — etwas undeutlich. Das gilt nicht nur vom Areopag. W as die Rede — m it Argumenten der griechischen Aufklärungsphilosophie! — be­ kämpft, ist der heidnische Dollsglaube und nicht die Religion der Philosophen. Wenn sich die Rede dennoch an diese richtet, so deshalb, weil das Griechen­ tum in seinen höchsten Vertretern dargestellt werden soll. Gder eine andre Frage: Führen die Philosophen — darunter Epikureer, die den P aulus für einen Schwätzer halten ! — ihn zum Aresfelsen? Schon D hat sich darüber

Gedanken gemacht. Die Reaktion der Hörer in v.ss erinnert freilich an die der Philosophen von v.is. Aber im Grunde denkt Lukas nicht an ein so be­ grenztes Publikum: Paulus spricht dem Sinne nach zu ganz Athen, und Athen wiederum repräsentiert die gesamte griechische Kultur und grömmigteit. Was wir hier sehen, ist eine ,ideale Szene', die jeder Verwandlung ins Re­ alistische spottet. Damit löst sich das Problem der Rahmenhandlung auf, und wir können uns dem der Rede selbst zuwenden, das ungleich wichtiger ist. Die gorscher hat besonders die grage interessiert, ob hier der Paulus der Briefe spricht. Vas letzte Stadium dieser Auseinandersetzung finden wir bei vibelius und seinen Gegnern, vibelius behauptet, hier liege eine hellenistische Rede von der wahren Gotteserkenntnis vor, die wie ein gremdkörper im NT steht (Aufs. 44.63f.). Wilhelm Schmid, der die paulinische Autorschaft am eingehendsten gegen Vibelius verteidigt hat, mußte sich mit der Aus­ kunft helfen, der Manische Bericht habe wichtige Stücke fortgelassen; Schmid sucht sie mit Hilfe so später Autoren wie Clemens Alexandrinus und Grigenes zu rekonstruieren. Daß vibelius die atl. Komponente der Areopagrede unterschätzt hat, ist inzwischen deutlich geworden; ebenso aber auch, daß Schmid und Gärtner (der das Stoische in der Rede ganz zugunsten des AT beseitigen möchte) die paulinische Verfasserschaft nicht .retten' konnten. Wesentlich weitergeholfen hat hier Wolfgang Nauck. Tr hat darauf hin­ gewiesen, daß die Areopagrede der milden Richtung jüdisch-hellenistischer Missionspropaganda entspricht, wie sie sich bei Aristobul belegen läßt (schon dieser hat Öen Arabers umdeutend verw ertet!). Paulus dagegen vertritt in seinen Briefen die strengere Haltung innerhalb der jüdischen Mission, welche uns die sibgllinischen gragmente erkennen lassen. Run empfiehlt es sich aber, nicht nur mit isolierten Stellen — sei es der Paulusbriefe, sei es der Areopagrede — zu operieren, sondern möglichst die Grundrichtung des jeweiligen theologischen Denkens zu berücksichtigen. Bei Paulus haben vor allem die Verse Rö Im . im Brennpunkt des Interesses gestanden. Aber wir müssen zunächst mindestens noch den Rest dieses Kapitels hinzunehmen. Aus ihm ergibt sich als Überzeugung des Paulus: Weil die Heiden durch ihren Götzendienst Gott die ihm zukommende Ehre verweigert haben, hat er sie bestraft, indem er sie in sittliche Laster verfallen ließ. Paulus führt das in drei parallelen Gedankenreihen aus (Rö 121-24; 25-27; 28-31), in denen er jeweils mit Tiagidcoxev avrovg („er gab sie dahin"; l2 4 .2 e .2 s) von der religiösen Urschuld zu der Bestrafung mit sittlichem verfall über­ leitet. von einem „Übersehen der Zeiten der Unwissenheit", wie es Apg 1730 erwähnt, kann hier keine Rede sein. Aber diese Ausführungen des Apostels, mit denen er sich der strengeren Richtung der jüdisch-hellenistischen Missionspropaganda anschließt, müssen wir durch andere Stellen in seinen Briefen ergänzen, in denen seine eigene Theologie sich unbeeinflußt äußert. Daß die Heiden auf die Erlösung in Christus angewiesen sind, kann er hier damit verständlich machen, daß auch sie unter dem Gesetz stehen. Sie be-

sitzen zwar nicht die Israel offenbarte Tora,' aber für diese tritt das ins herz geschriebene Gesetz stellvertretend ein und macht sie ebenso schuldig, wie die Tora die Juden (Rö 2 u r .). Genauer gesagt: auch die Heiden verfallen in die gesetzliche Grundhaltung, die den Menschen zur Selbstbehauptung ver­ führt und damit in Widerstreit zu Gott bringt. Diese Lehre scheint Lukas unbekannt geblieben zu sein,' wenigstens re­ produziert er sie nicht. Dagegen entwickelt er in der Areopagrede — daß sie eine Manische Schöpfung ist und nicht das verkürzende Referat einer pau­ lmischen predigt, wird gerade hier deutlich — eine Lehre vom religiösen Status der Heiden, die bei aller Benutzung jüdisch-hellenistischer Tradition ganz eigene Züge aufweist. Die Analyse von 17 16-34 in der Einzelerklärung hat gezeigt, w ie zielbewusst Lukas das Thema vom äyvoiarog feög ansteuert und ihm treu bleibt. Daß die Heiden (repräsentiert durch die athenischen Philosophen) den unbekannten Gott — neben ihren anderen Göttern — verehren, beweist das eigentümliche dialektische Derhältnis, in dem das Heidentum zu dem wahren und einzigen Gott steht: es kennt ihn nicht — und verehrt ihn doch! Dieses gleichzeitige Za und Nein macht es möglich, daß der Redner einerseits den in der äyvoia versunkenen Heiden den wahren Gott verkündet, und daß er sich dabei auf das Wort eines Dichters auf eben diese Heiden beruft und es — freilich in einer interpretatio chriatiana — übernimmt. Dieser erstaunliche Befund gibt zu denken. Zur Zeit, da die Apg entstand, hat sich die heidenchristliche Kirche kaum noch aus den heidnischen Gast­ hörern der Synagogen rekrutiert, w ie in den Tagen des Paulus. Die Juden standen den Christen — die Apg macht immer wieder darauf aufmerksam — entfremdet und feindselig gegenüber. Die christliche Missionspredigt konnte bei ihren heidnischen Hörern nicht mehr jene Doraussetzungen für die christliche Verkündigung erwarten w ie früher. M an konnte nicht mehr mit dem Schriftbeweis für die Meffianität und Auferstehung Jesu beginnen, w enn man sich an sie wandte. Darum hat Lukas zwar in den an Juden ge­ richteten Reden der Apg den urchristlichen Schriftbeweis entfaltet, den die Gemeinde als einen kostbaren Schatz hütete. Aber er hat auch, zunächst in der Lystraepisode (14i5-i?) und dann in der Areopagrede, eine neue Weise der Missionspredigt dargestellt, welche der veränderten Lage begegnete. Daß er sich in Kap. 14 mit einigen — freilich höchst wertvollen — Andeutungen begnügte, war schriftstellerisch notwendig, wenn die Areopagrede ihr volles Gewicht bekommen sollte. I n dieser Rede beschreibt Lukas (darin hat Gonzei­ ntann 30 durchaus recht) zunächst ein individuelles Ereignis: die Aus­ einandersetzung des Paulus mit dem von der Synagoge noch nicht beein­ flußten Heidentum. Lukas hätte jedoch das Bild dieses besonderen Dorgangs seinen Lesern nicht vorgelegt, w enn es nicht für ihn überindividuelle B e­ deutung besaß: es war gleichsam eine Art Programm für die Mission (insofern scheint uns Dibelius Aufs. 142 mit seinem Satz „So predigt man — so soll man predigen!" etwas w ahres zu enthalten).

Lukas hat damit einen w eg beschritten, auf dem ihm das hellenistische Judentum schon ein Stück weit vorangegangen war. c 61A nvQÖg zum heil gelange. Während also der enoixodopäv und sein Werk noch der Bewährung harren, hat Paulus den rechten Grund gelegt und ist solcher Sorgen enthoben. Apollos — denn er ist dem Sinne nach ebenso der enoixodopäv wie der noriieav kommt hier also nicht in Betracht als jemand, der die grundlegende Ehristuspredigt in Korinth in weitere Kreise bringt (von solchen zahlenmäßigen Erfolgen spricht Paulus hier —

überhaupt nicht), sondern als der Bringer einer über die grundlegende Lhristuspredigt hinausgehenden Verkündigung. Immer wieder kommt Paulus in diesen Kapiteln auf zwei Dinge zurück, die man bei ihm ver­ mißte, aber bei einem anderen anscheinend gefunden hat, die Gabe ein­ drucksvoller Rede, die ihm selbst versagt war (2 Kot IO10; wenn Lukas das geahnt hätte!), und die Gabe -er „Weisheit". (Es fällt schwer, dabei nicht an den Mann aus Alexandria zu denken, der „mächtig in der Schrift" war und dort Geheimnisse fand, von denen der Prediger Paulus nichts hatte ver­ lauten lassen, w as wird von all dieser „Weisheit" im Gerichtsfeuer übrig­ bleiben? Am Schluß seiner Ausführungen über die „Weisheit" nennt Paulus noch einmal Namen: neben dem eigenen den des Apollos und Kephas. Daß er in 1 Kor 4e versichert, er habe die Lage an sich und Apollos exemplifiziert um der Korinther willen, nimmt dem Gesagten die persönliche Schärfe. Aber die Untertöne bleiben, versucht man, das rein persönliche aus der Re­ aktion des Apostels herauszulassen, dann bleibt das eine: er hat in der Ver­ kündigung des Apollos (dem er das Christsein nicht abspricht: awlh'jasxai) ein fremdes (Element gefunden, das ihm eher als Spreu denn als Gold er­ scheint. Apollos war also kein pauliner, sondern ein ganz selbständig ar­ beitender und denkender Missionar, dem Paulus mit erheblicher Reserve gegenüberstand. Daß-Apg lSse im 1 Kor nicht den geringsten Rückhalt hat, ist damit deutlich. Nun enthält aber dieser Vers die Behauptung, Apollos habe den Mit­ arbeitern des abwesenden Paulus die Vollendung seiner Lehre verdankt. Diese — mit dem übrigen Bericht in 1821-2» nicht übereinstimmende — Dar­ stellung werden wir aus Lukas zurückführen müssen, der damit die ihm über­ kommene Tradition zu verbessern gedachte. Was Lauernfeind vorsichtig und Käsemann schroff ausgesprochen haben, legt sich tatsächlich nahe, nämlich die Vermutung: für Lukas war es innerlich unmöglich, daß neben der apostolischen Kirche (als deren verlängerten Arm er Paulus sah) ein Missionar selbständig arbeitete (als „Zreibeuter", wie es Käsemann formuliert hat). Deshalb empfand Lukas es als notwendig, den Apollos in die apostolische Kirche einzugliedern. Aber warum mit dem Mittel der „Taufe des Johannes"? Zur Antwort müssen wir bei der zweiten Geschichte einsetzen, dem Gespräch des Paulus mit den zwölf Jüngern. Daß es nicht so verlausen sein kann, wie es in der .verdichtenden' Darstellung des Lukas lautet, darüber ist man sich heut einig. Insofern ist die lukanische Komposition hier mindestens ein mit­ bestimmender §aktor. Aber damit verliert die Geschichte noch nicht ihr Dunkel. Diese Männer müssen — als /icrityrat — Christen sein, und doch haben sie noch nicht einmal gehört, daß es heiligen Geist gibt, geschweige denn daß sie ihn empfangen haben! In der Gemeinde von (Ephesus können sie nicht gelebt hoben; dort hätten sie priscilla und Aquila eines Besseren belehrt. Deshalb hat Lukas recht daran getan, daß er Paulus mit ihnen nicht in der ephesinischen Gemeinde zusammentreffen ließ, sondern in einem

undeutlichen Irgendwo. Als ihr eigentlicher Mangel kommt an den Tag, daß sie nicht mit der rechten Taufe, der Taufe auf den Namen Jesu, getauft sind. Als Paulus nun diese Taufe mit der zugehörigen Handauflegung voll­ zieht, stellt sich sogleich der ekstatische Geist mit Zungenreden und Prophe­ zeien ein — anders kann Lukas die Wirklichkeit des Geistes nicht sichtbar machen. Was war Lukas an dieser Geschichte so wertvoll, daß er sie in sein Werk aufnahm? Er wollte in Kap. 19 ein Gesamtbild von der erfolgreichen Arbeit des Paulus geben. Dafür trug diese Geschichte einen wichtigen Zug bei: Paulus überwindet die Sekte. Freilich konnte ihm Lukas das Lob nicht in dieser Form spenden: sein Idealbild der Apostelzeit hatte keinen Raum für Sekten und Spaltungen. Und eine Sekte, die den Täufer zum Heil­ bringer machte, kam erst recht nicht in Frage. So konnte er die Johannes­ jünger, von denen seine Tradition erzählte, nur als unvollkommene Christen auftreten lassen, die „in die Taufe des Johannes" getauft sind, hier wird der ganze Abstand des Lukas von der Frühzeit sichtbar. Vas vor dem Ge­ richtsbrand rettende eschatologische Taufsakrament des Johannes ist zu einem bloßen Ausdruck der Buße geworden und kann dem Getauften nicht die eigentliche Taufgabe schenken: den Geist. I n dieser Gewandung konnten die Leser leicht die Täufersekte ihrer Tage erkennen. Sie war nicht nur eine Größe der Vergangenheit: die Polemik des 4. Evangeliums gegen eine messianische Wertung des Täufers beweist, daß damals der Abwehrkampf gegen die Täufersekte dringend notwendig war. Dieses unvollkommene Christentum aber, das sich so für diese 12 Itlänner ergab, hals nun Lukas, die Unvollkommenheit des Apollos konkreter zu zeichnen. Freilich formuliert Lukas hier ungemein zurückhaltend. Er sagt nicht: „Apollos hatte nur die Johannestaufe erhalten" — dann hätte Aquila ihn neu taufen müssen, so wie Paulus die 12 Männer. Und daß der bekannte Missionar Apollos erst von Aquila die christliche Taufe erhalten habe, wäre eine Unwahrheit gewesen, die Lukas nicht schreiben wollte. So half er sich mit der Wendung „nur die Taufe des Johannes kennend" — als handle es sich um einen Mangel in der Lehre, der durch Belehrung be­ seitigt werden konnte. I n 1 9 i -7 ist Paulus, wie gewöhnlich, der Mittelpunkt der Szene. I n 1 8 24-23 scheint es dagegen Apollos zu sein. Aber das ist nur halb richtig. Daß Apollos zu der rechten Lehre und Sakramentsverwaltung befähigt ist, verdankt er den Mitarbeitern des Paulus. So ist der abwesende Paulus doch das — unsichtbare — Zentrum des Geschehens.

46. 2tpg 19,8-40: Las Micken Paulus in Tphefus Wir können das 19. Kap. nur dann nach Gebühr würdigen, wenn wir es im Gesamtaufriß des Manischen Werkes verstehen. Ls ist das letzte Kapitel, in dem Paulus frei seiner missionarischen Aufgabe nachgehen kann. Über

Kap. 20 liegen schon die Schatten des Abschieds, nicht bloß von der Missions­ arbeit, sondern auch vom Leben. Darum hat Lukas dem Leser, bevor er in der Abschiedsrede von M ilet in einem Rückblick P aulus als den vorbild­ lichen Missionar zeichnet, in Kap. 19 noch einmal den Apostel an der Arbeit gezeigt, und zwar auf dem Höhepunkt seines Wirkens. Denn der Aufruhr des Demetrius verrät doch, wie schwer das Heidentum als Kultreligion angeschlagen ist: das ganze Devotionalienhandwerk um den Artemistempel steht vor dem R uin! Die Verbrennung der Zauberbücher in Ephesus, der Heimat der ’Ecpeoia ygdfi/xara, besagt, daß auch für diese mehr private Seite der heidnischen Religion, die Magie, bald die Stunde geschlagen hat. Davor aber steht der Bericht über die Lehrtätigkeit des P aulus in Ephesus, welche alle Juden und Griechen der Provinz Asia erreicht, und über die paulmischen Wunder, den Beweis des Geistes und der Kraft, so wie ihn Lukas verstand. Zwischen diesen beiden Abschnitten aber finden wir als Klammer die Anekdote von den Söhnen des Skeuas, die P aulus als den Unnachahmlichen darstellt und zugleich die Abkehr von der Magie motivieren soll. So verstanden ist das Kapitel eine innere Einheit, die den Leset fühlen lässt: wenn sich jetzt die Gefängnistore hinter P aulus schließen, so ist doch sein Werk getan. Um dieses Ziel zu erreichen, hat Lukas sehr verschiedene M ittel angewendet. Allgemeine, summarische Berichte wechseln mit bunten Szenen ab. Wie es das Gesetz einer solchen Komposition verlangt, steht die am weitesten aus­ geführte („Groß ist die Artemis der Epheser!") am Ende. Alles andere, was ihr vorangeht, mußte kurz gehalten werden. Das hat der Erzählung von den Söhnen des Skeuas fühlbaren Abbruch getan, wenn m an sie an dem Maßstab einer durchsichtigen Novelle en miniature mißt. Aber das w äre unrecht. Soviel, wie Lukas mit dieser Geschichte sagen will, wird auch deutlich, und das genügt. Wieweit die einzelnen Züge dieses Gemäldes historisch zutreffen, werden wir bei jedem Unterabschnitt auch fragen; aber es ist nicht das Wichtigste. W ir haben hier keine Photographie des P aulus, von einem M itarbeiter aufgenommen, sondern das Bild, welches der nachapostolischen Gemeinde vor Augen stand, jenen Paulus, den die frühkatholische Kirche anerkannt und verehrt hat und der bis zu Augustin und Luther vor dem Paulus der Briefe stand.

46a. 2lpg 1 9 ,8-10: Paulus trennt die Gemeinde von der ©ynagoge 2Hineingehend in die Synagoge aber lehrte er voll Freimut drei Monate lang und suchte vom Reiche Gottes zu überzeugen. »Als aber einige sich verhärteten und den Gehorsam verweigerten, indem sie den .Weg" vor der Menge lästerten, löste er stch von ihnen und sonderte die Jünger ab, täglich predigend im Lehrsaal des Tyrannos. 10Das aber geschah zwei Jahre lang, so daß alle Bewohner der Provinz Asta das Wort des Herrn hörten, Juden sowohl als auch Griechen.

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19a-io

Lit.: K r a g e r u ö 1955, S. 2 5 7 f., s. Nr. 29. G. 5 . D u n c a n : P aul’s M inistry in Asia— the last Phase, N T St 3, 1957, 211— 218. W illiams 1957, 219ff. C o n z e lm a n n , * Hpg 111; G r u n d m a n n s. zu 1— 7.

v . 8 setzt neu ein. . . in die Synagoge gehend" w ar in 1819 vorweg­ genommen. Zu naQQrjaca s. oben 927. diaXeyo/j,ai wird man am besten m it „predigen", netöa) mit „zu überzeugen suchen" wiedergeben (vgl. w en d t 273). v . 9 „ . . . als sich einige verhärteten": vgl. 1345, 142, 186, 2824f. „ . . . der Weg" s. oben zu 9 2 . nXrj'ßog (vgl. zu 432): die Gemeinde. „ . . . täglich1 Ansprachen haltend" in dem S a a l2 des T yrannos34. V. 10 „Zwei J a h re " : dazu scheinen die „drei M onate" von D .8 und vielleicht der xpoVog von v .22 hinzuzukommen; 2022 spricht rund von einer xqiexta. „ . . . alle Bewohner der (Provinz) Asia" (also Mysiens, Lydiens und H ärtens: Bauernfeind 230) ist nach Gverbeck (314) eine Übertreibung, nach Zahn (680) ein „dankbarer Optimism us" v o n Ephesus aus sind jedoch weitere Gemeinden paulinischen Wesens gegründet worden: Holossä, Laodicäa, hierapolis; vgl. dazu W. Bauer, Rechtgläubigkeit und Hetzerei im ältesten Christentum, 237. Die Zeit- und O rtsan g ab en (3 M onate, 2 Ja h re , der S aal des T y ran n u s) w ird Lukas aus der Ü berlieferung entnom m en haben. W as jedoch aus diesem chronologisch-topographischem G erippe Leben schafft, geht auf Lukas selbst zurück, dessen S til hier unverkennbar ist. w ie d e r erfolgt, nach einer erstaunlich langen Krist diesm al, der Bruch m it den Ju d e n , die Verselbständigung der christ­ lichen G em einde und ihre M issionspredigt im eignen, w enn auch gem ieteten R au m . P a u lu s ist dabei der einzig h andelnde: er „sonderte die Jü n g e r ab". Line solche Darstellung, welche die G rundlinie der bisherigen P a u lu s ­ geschichte bei Lukas w eiterführt, läßt naturgem äß viele Kragen u n b ean t­ w o rtet, die der Historiker stellen mutz, w enn er ein fü r ihn lebendiges 1 Nach Zahn (679) ist „täglich" cum grano salis zu nehm en. Aber Lukas hat wirklich eine ununterbrochene Tätigkeit des P au lu s gem eint. 2 Die frühere Annahme, diese a^oXri sei eine Privatsynagoge gewesen, hat m an aufgegeben, obwohl eine solche ebensogut axokrj heißen konnte w ie der Versam m ­ lungsort heidnischer H ultvereine (B ill. I I 751, holhm ann 121). M an wird hier eher an einen hörsaal (preuschen 115) zu denken haben. 3 (Db T yrannos ein Lehrer („ein Schulmeister": Zahn 678) oder der Besitzer des Saales war oder ob es sich um ein als „Saal des Tyrannos" wohlbekanntes Gebäude handelte, läßt sich nicht mehr entscheiden. 4 D d sy hms lesen T v q ä w o v nv o g (setzt also die erste oder zw eite der soeben genannten Möglichkeiten voraus) und fügt hinzu: „von der 5. bis zur 10. Stunde", d. H. von 11 bis 16 Uhr. D as war die Zeit des M ittags und der M ittagsruhe. Nach B eg. IV 259 spricht diese ungünstige Zeit für die Echtheit der Nachricht; nach C lem en, P a u lu s I 285 ist dem Schreiber dieser W orte nur die übliche Arbeits- und Unterrichts­ zeit (vom frühen M orgen bis 11 Uhr) bekannt gewesen, w e n n P au lu s während der Arbeitszeit gepredigt hätte, w ären seine Hörer verhindert gewesen. — Der Zusatz von D d E e pesch s y hm6 (nXijßovg) rcbv iftvätv ist eine unverständige Glosse: R op es (Beg. I I I 182). 6 Zahn 677 Anm. 98 liest mit D „die W orte des Herrn" und erklärt diese (sekundäre: Hopes, Beg. I I I 182) Lesart: „Jesus ist der Verkünder dieses W ortes. Jesus ist der Urevangelist".

Bilb jener Zeit gewinnen will: w arum kommt es eigentlich jetzt zum Bruch m it öen Zuben, w arum haben sie nicht gelästert währenb bet Zeit, wo Apollos bort in ber Synagoge prebigte unb Aquila unb priscilla ihr ange­ hörten, w arum auch nicht in ben brei ersten M onaten ber paulinischen Verkün­ digung? h a t erst Paulus — bas wäre eine Vermutung, bie m an als Antwort geben könnte — bie Lehre von bet Befreiung bet heiben vom Gesetz verkünbet unb bies Geheimnis bet göttlichen Führung womöglich erst nach unb nach enthüllt? ©bet eine anbete Frage. P aulus sonbert bie Jü n g er ab — hat bie christliche Gemeinbe bort (Lukas konnte von ihr freilich nicht zu laut sprechen, weil er bie ephesische Gemeinbe möglichst als Werk bes P aulus erscheinen lassen möchte) nicht schon vorher ihre Sonberversammlungen gehabt, bei benen sie bas Herrenmahl feierte? ©ber noch eine Frage: hat P aulus nach einem Wirken von brei M onaten bie Gemeinbe (bie er nicht gegrünbet hatte!) so souverän beherrscht, baß er ihre Trennung von ber Synagoge verfügen konnte? Die Aufhebung bet synagogalen Gemeinschaft wirb ein schwerer Entschluß für bie Gemeinbe gewesen sein, zu bem sie sich verstehen mutzte, weil nicht nur einzelne Zuben lästerten. Die ephesische Zubenschaft ist von einer töblichen Feinbschaft gegen ben Apostel erfüllt gewesen, bie m an aus bet Apostelgeschichte gerabe noch erraten kann, bie barzustellen aber nicht im Sinn bes Lukas lag. Diese Trennung von ber Synagoge unb bie Missionsvorträge im Saal bes Tyrannos sinö zwei verschiedene, wenn auch zusammenhängende Dinge. Die Christen werben bas Herrenmahl nicht am Tage im Saal bes Tyrannos gehalten haben, sondern am Abend in hausgemeinden. Wie die Lehrtätigkeit im Saal bes Tyrannos vor sich ging, wissen wir nicht. Die Zeit, welche der westliche Text angibt, war ausgesprochen ungünstig: „Um 1 Uhr m ittags lagen wahrscheinlich mehr Leute in festem Schlaf als um 1 Uhr nachts", bemerkt Lake dazu (Beg. IV 239). Trotzdem hat dieser V-Text und bet Vers 2034 bas Bilb bestimmt, das Ambrosiaster (zu 2 Kot 11 23, zitiert von Zahn 678) vom Leben des Apostels hier entworfen hat: „hic enim a mane usque ad quin tarn horam victum manibus quaerebet et ita exinde usque ad decimam horam disputabat publice tanto labore, ut contradicentibus suaderet.“ Das w ar selbst Zahn zuviel. Er wollte „bie Zeiteinteilung bet zweifachen Arbeit bes Apostels selbstverständlich nicht so" verstehen, „als ob P aulus von morgens 6 bis nachmittags 4 Uhr ohne pause unb leibliche Erquickung zuerst in Leder gearbeitet und hernach etwa eben* soviele Stunden lang geredet hätte". „Auch die Angabe, datz P aulus diese Vorträge täglich hielt, ist cum grano salis zu deuten", meint Zahn (679). P au lu s wird, „schwerlich ohne Anerbieten einer Miete", sich nur von T yran­ nos ausbedungen haben, datz ihm dessen hörsaal täglich von 11 Uhr vor­ m ittags bis 4 Uhr nachmittags zur Verfügung stand. M it dieser Vermutung hat Zahn ein Problem angerührt, für dessen Beantwortung uns Lukas kein M aterial geliefert hat. Auch wenn P aulus von morgens früh bis 11 Uhr und womöglich noch nachmittags von 4 Uhr ab „in Leder gearbeitet" hätte,

würde der Erlös nicht ausgereicht haben, den Lebensunterhalt für ihn und die Seinen zu bestreiten und die Metkosten zu tragen. Die Gemeinde mutz kräftig beigesteuert haben — ctquila und priscilla waren ja nicht unvermögend, und auch sonst werden wir die Gebefreudigkeit einer jungen Gemeinde nicht gering einschätzen dürfen. Aber auch hier lässt Lukas alles Licht auf Paulus fallen. Das Bild des mit seinen eigenen bänden alles ver­ dienenden Missionars mag aus gewissen Äußerungen des 2 Kot in die Tradi­ tion eingezogen sein. Auch sonst hat Lukas von manchem geschwiegen, das wir gern genauer wützten. Nach seiner Darstellung mutz der Leser meinen, P aulus habe sich in diesen zwei Jahren in Ephesus aufgehalten und vom Saal des Tgrannos aus die ganze römische Provinz Asia erreicht. Datz Paulus während dieser Zeit Korinth besucht hat, scheint Lukas nicht zu wissen. Aber auch wenn er die Geschichte der wechselvollen Beziehungen zwischen P aulus und der korinthischen Gemeinde gekannt hätte, was hätte er davon in sein Werk aufnehmen können, ohne es zu sprengen? ähnlich steht es mit dem Dorfall, auf den IK or 15 32 anspielt.

46b. 21pg 19,11 -12: Die Münder des Paulus

11Und ungewöhnliche Machttaten vollbrachte Gott durch die Hände des P au lu s, 12so daß man auch zu den Kranken brachte von seiner Haut Kopftücher und Taschen­ tücher, und daß die Krankheiten von ihnen wichen und die bösen Geister a u s ­ führen. v. 11 „Ungewöhnliche"* Machttaten, Heilungen, „tat Gott durch die Hände2 des P aulus": zur predigt tritt ergänzend das w under hinzu. Nach Beg. IV 239 sind D .iif. ein von Lukas verfaßtes Sum m arium wie 5is. w endt (274 Anm. 2) hält D . 11-20 für eine aus der mündlichen Überlieferung geschöpfte Zutat des Verfassers. V. 12 Die Machttaten des Paulus veranlassen die Gläubigen, zur Heilung Kopftücher und Taschentücher2 des P aulus den Kranken aufzulegen, womit sie vollen Erfolg haben. 1 Die Litotes ov rag rvxovaag (vgl. 2 8 2 ) ist ein hellenistisches Id io m . Die von Bauernfeind 230 an diesen Ausdruck geknüpfte Erwägung, es handle sich um A usnahm en, die nie wiederkehren, verliert damit ihre Grundlage im Text. 2 „durch die Hände" ist hier w ie 5 12 kein S em itism u s. Die Kraft wird durch unm ittel­ bare Berührung (H andauflegung) übertragen: Beg. IV 239. 8 Vverbeck (315) erklärt die a ifiix M ia ( — semicinctia) als Schurze, die P au lu s bei der Arbeit trug; B eg. IV 240 hält das für möglich. Die übliche Erklärung, die auf A m m onius zurückgeht: Tücher aus Leinwand, welche die Personen in der Hand halten, um dam it die Feuchtigkeit des Gesichts abzutrocknen, denen ein langes G ew and ohne Taschen die Benutzung eines Taschentuches nicht erlaubt, w ir können getrost „Taschentuch" übersehen, w enn wir die richtige Darstellung von den oifiixiv&ia wecken w ollen.

Lukas spricht hier zunächst von jenen W undern (Heilungen und Austrei­ bungen), welche P aulus persönlich, wohl durch Handauflegung, vollbracht hat, und dann von denen, bei denen seine Kopf- und Taschentücher die Rolle des W undertäters spielten, w ie es zu dieser zweiten Art von W undern kam, haben sich die Zorscher verschieden vorgestellt. Aber ob sie nun „liberal" waren wie Wellhausen oder „konservativ" wie Zahn, m an spürt bei den meisten ein gewisses Unbehagen und den versuch, den Apostel zu entlasten, wellhausen (40) sieht die gläubige oder abergläubische Menge vor sich, die den Apostel um drängt: „M an nim mt ihm . . die Sudaria weg oder reißt sie ihm ab." Nicht so stürmisch, sondern bürgerlich geregelt und sittsam geht es dagegen nach Zahn (681 f.) zu: „Es wird den Angehörigen der Kranken gelungen sein, von priscilla, der Hauswirtin des Paulus, sich das eine oder andere Kopftuch oder Schnupftuch für ganz vorübergehenden Gebrauch zu verschaffen." hätte P aulus etwas dagegen gehabt, so mußte sein Wider­ spruch „vor dem sofortigen und wiederholten Erfolg" „verstummt sein". Lauernfeind (231) benötigt die Einschaltung der priscilla nicht: „Den Gedanken, daß Paulus von dem Gebrauch der Tücher gar nichts gewußt hätte, müßte m an erst Hineinlesen; der Text läßt eher daran denken, daß m an sie von ihm erbat, erhielt und dann noch w arm zu den Kranken brachte." Damit sind w ir von der treuherzigen Naivität Zahns zu einer überraschend realistischen Theosophie gekommen, welche analog zu den Vorgängen zu der niederen Sphäre Entscheidungen „in höchster Sphäre" erahnt. Genau so modern aber ist die Skepsis, die sich vorsichtig auch bei Beyer (118) her­ vorwagt: P au lu s vollziehe Krankenheilungen, „die auf diesem abergläu­ bischen Loden von der Menge weidlich ausgenützt und vergröbert werden". Paulus komme „in den Ruf, schon von den Tüchern und Arbeitsschürzen, die mit seiner h a u t in Berührung gekommen wären, gingen Heilwirkungen aus". Den in eine wissenschaftliche Aussage gekleideten Widerwillen verrät preuschens Formulierung (117): „Die wunderbaren Heilungen durch die apostolischen Toilettegegenstände zeigen den dem antiken W underglauben zugrunde liegenden Gedanken, daß die Personwirkung auch indirekt vermittelt werden kann." Wobei freilich gerade zu fragen wäre, ob der spätantike Mensch hier wirklich eine „Personwirkung" in preuschens Sinne gesehen hat: wenn jemand als mit Wunderkraft leibhaftig erfüllt betrachtet wird, macht es nicht viel aus, ob er sie durch Handauflegung selbst weitergibt oder m it dem Tuch, das seinen Leib berührt hat. Wie aber können wir diese Nachrichten auf ihren historischen w e rt prüfen, ohne selbst die eine oder andere Hypothese machen zu müssen? Offenbar nur dann, wenn wir unabhängig von der Apostelgeschichte feststellen können, wie P aulus selber und seine Zeitgenossen über seine W under gedacht haben. Darüber hat Ernst Käsemann in seinem Aufsatz „Die Legitim ität des Apostels" (ZNw 1942/43, 33—71) bereits das Entscheidende gesagt. Er zeigt (35 und 61 ff.): P aulus hat — ohne Hinweis auf konkrete Begeben­ heiten — zwar behauptet, er habe die „Zeichen des Apostels" (dabei wird

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1913-1?

an Heilungen und Austreibungen gedacht sein) in Korinth vollbracht. Diese W under haben jedoch sowenig das Matz des Ungewöhnlichen oder Außergewöhnlichen erreicht, daß ihm seine Gegner die Zähigkeit zum W undertun rundweg abgesprochen haben. Dann kann aber in diesen Jahren — die Auseinandersetzung m it diesen korinthischen Gegnern fällt in eben die Zeit, von der D .u f. sprechen! — nicht die Kunde umgegangen sein, schon die Tücher, die auf der h a u t des P aulus gelegen hätten, vertrieben Krankheiten und Dämonen. M .a.W .: D .u f. zeichnen das Bild des P aulus so, wie es nach den Sorderungen des urchristlichen pneum atikertum s hätte aussehen müssen. Der Apostel ist danach eo ipso der Mächtige, der Triumphie­ rende. Gerade das aber widerspricht, wie Käsemann unwiderleglich nach­ gewiesen hat, der paulinischen Auffassung des Apostels. Oer Apostel hat keine solchen objektiv kontrollierbaren Merkmale (a.a.G. 59). Gr kann und mutz sich gerade in seiner Schwachheit rühmen. Daß die Lhristuskraft in ihm wirkt, sieht nur der Lhristussinn (58). W er den Apostel durch ungewöhn­ liche W under ausgewiesen sehen will, verkennt, daß sich in ihm die Kreuz­ gestalt Jesu widerspiegelt (55). Don dieser paulinischen Lehre über den Apostolat steht bei Lukas kein W ort. Gr konnte (das machen D .u f. deutlich) P aulus nur noch mit den Augen seiner eigenen Zeit sehen, den von der Legende schon verklärten, der so von göttlicher Ognamis überquillt, daß auch die Tücher auf seinem Leibe davon durchtränkt sind. Gin solcher Apostel ist schon der Schwachheit entnommen. Er lebt nicht mehr in der Sphäre des Kreuzes, sondern der Glorie. 46c. 2lpg 19,13-17: L ie 7 Söhne des S k eu as und der L üm on

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1 3 versuchten aber auch einige von den umherziehenden jüdischen B e­ schwörern den Namen des Herrn Jesus zu nennen über die, welche böse Geister hatten, indem sie sagten: „ 3 c h beschwöre euch bei Jesus, den P a u lu s predigt!" 14(Es taten aber die sieben S öh n e eines gewissen S k eu as, eines jüdischen Hohen­ priesters, dieses. 15Der böse Geist aber antwortete und sprach zu ihnen: „Jesus kenne ich, und von P a u lu s weiß ich; wer aber seid ihr?" le iln ö der Mensch sprang auf sie lo s, in dem der böse Geist war, wurde ihrer aller Herr und überwältigte sie, so daß sie nackt und verwundet aus jenem Haus fliehen mußten. 43D as aber ward kund allen Juden und Griechen, die in Cphesus wohnten, und §urcht befiel sie alle, und der Harnt des Herrn Jesus wurde gepriesen. Lit.: C o n ze lm a n n , flpg. 111; G r u n d m a n n a.a.G. 61 f. v . 13 Nicht nur Paulus beschwört mit dem Namen Jesu,- auch einige der herumziehenden jüdischen Exorzisten4 bedienen sich seiner. Schon M t 938f. wird 1 Zu dieser Benutzung des „Namens" vgl. oben zu 5 « und 16i«. — Die Juden genossen als Beschwörer einen besonderen Ruf mit ihren angeblich auf Salomo zurück­ gehenden Zauberformeln; vgl. z.B . Josephu;, Ant. 8 , 45— 49 (Bill. IV 534 in dem sehr lehrreichen Exkurs 21 „Zur altjüdischen Dämonologie").

das vorausgesetzt* und erlaubt! Die genaue Bezeichnung ist zum G elingen der Beschwörung notwendig,- die D äm onen sind schlau und benutzen die geringste Gelegenheit, um sich von der Z auberform el nicht treffen zu lassen. Die berühm t gew ordene W endung eines Z au b erp ap y ru s „ich beschwöre dich bei Jesus, dem G o tt der H ebräer"2 zeigt w ie die in D. 13, daß der Z auberer kein persönliches D erhältnis zu der angerufenen M acht hat. D er neben 6q x ( £ c o befrem dende P lu ra l vjbiäg bezieht sich auf die vorhergehenden W orte rä nvev/xara rä Tzovrjga zurück. v . 14 (Ein Hohenpriester Skeuas ist nicht bekannt (vgl. Schürer I I , 4. flufl. S . 2 6 9 ff.); der N am e w ird das lateinische Scaeoa sein. Dielleicht w ollte schon D das Unwahrscheinliche dieser Angabe m ildern, indem er Skeuas zum bloßen ieqevg m achte3. Die K om m entare sind seinem Beispiel gefolgt. v . 15 D er böse Geist spricht durch den Kranken, und zw ar (Loisy 730) sehr geistreich, ytvwaxo) und enioxafiat unterscheiden sich hier nicht: die D äm onen kennen Je su s und seinen Missionar genau. Daß der Kranke den M angel an in nerer Vollmacht bei dem Psychotherapeuten fühlt (B auernfeind 232), ist allzu m odern gedacht: diese Übersetzung ins Psychologische n im m t der Geschichte das wesentliche, die Auseinandersetzung m it überirdischen M ächten. — D er Jesusnam e wirkt nur, w enn er von Christen angerufen w ird: Overbeck 316. v . 16 Der Besessene springt auf die 7 Beschwörer los, w ird ihrer a lle r4 Herr und gew innt die O berhand über sie, so daß sie nackt3und blutig aus dem H au s6 fliehen. D. 17 „ . . . das w urde kund": w ie in lio und 9427, eine typisch lukanische W endung in diesem redaktionellen Ü bergangsvers: Beg. IV 242. Der Eindruck des W unders spielt in der Apg eine gew altige R olle8. Am meisten erinnern an unsere Stelle I19, 4 is und 942. Zu &eiv. D ieser T e x t w ird v ersch ied e n g e d e u te t: „ e r r e g te M a ssen szen e n " B a u e rn f e in d 243; „ e in e M e n g e " — v o n N e u g ie rig e n : D e w e t t e 382; „ e s m u ß ein e V e rs a m m lu n g d e r G e s a m tg e m e in d e a b g e h a lte n w e r d e n " : Beg. IV 272 (doch w ird h ie r d ie Ü bersetzung „a m o b w ill congregate" f ü r m öglich g e h a lte n ) . D w o llte zw ischen d e r T atsache, d aß die v ie le n Ju d e n c h ris te n u n g ü n stig ü b e r P a u l u s d en k en u n d v o n sein em K o m m e n h ö re n w e r d e n , u n d d e r g e g e n w ä rtig e n S itu a tio n ein n ä h e r e s V e r h ä ltn is h e rstellen . Trotz d es fe h le n d e n A rtikels w ird e r nXrjftoq a ls „ G e s a m tg e m e in d e " v e rs ta n d e n h a b e n , d e re n V e rs a m m lu n g sich nicht u m g e h e n lasse. 3 v g l . d a z u N u m 6 1 - 2 1 . Z u evxv in d e r B e d e u tu n g „ N a s irä a ts g e lü b d e " s. G re e v e n , T h w b I I 7 7 5 : evxfjv exovreg i xtX . : P a u lu s hat sich vor G ott nicht das Geringste vorzuw erfen (2 4 ie w iederholt d as), w ie dam it die (an­ gebliche) T eilnahm e an der T ötung des S tep h an u s und anderer Christen sich verträgt, darf m an freilich nicht fragen. noXcrevopiai in religiösem S in n : 2 I R a H 6 i u. ö. D ie K ontinuität dieses from m en Lebens kennt keinen Bruch. Diese T heologie des „guten Gewissens" wird in der nachapostolischen Literatur belieb t3. v . 2 aqxteqevg Ävavtag*: daß der Hohepriester den Dorsitz führt, setzt P a u lu s D.3b selbst voraus, rolg naqsarcjoLv avrq> : „die neben ihm Stehenden sind

1 H L P S lesen nagd (nicht klassisch) statt vno. 2 EAvaev: Jacquier 656 hält die Fesselung für einen Bestandteil der custodia militaris und sieht darin keinen Widerspruch zur Lex Julia, wohl weil diese n ur von in publica vincula duci spricht. 3 w o diese Behörde dam als tagte, wissen w ir nicht: s. Lake, Localitiea in and near Jerusalem mentioned in the Acts (Beg. V 474—486), 3. „The Court-room of the Sanhedrin“ (477 f.); nach Josephus, Bell. 5, 144; 6, 354, versammelte sich der R at in einer Halle unm ittelbar westlich vom Tempel, zwischen ihm und dem JEystos; nach dem Talm ud in einem R aum im Tem pel am Südteil des Vorhofes. 4 „(Entspricht nicht der jüdischen Redeweise": Bill. I I 765. Gverbeck 399: „Die Formlosigkeit charakterisiert jedoch die von der (Erzählung überhaupt eingeräum te beherrschende Stellung des P a u lu s seinen Richtern gegenüber." 6 v g l. 1 Tim 1 s. iS, 3s; 2 Tim 1 3 ; ! P e t r 3 is . 2 1 ; h eb r 9i4, 13is. 6 Nach Beg. I 32 und Loisy 827f. hat stgrippa II . w ährend der p ro k u ra tu r des Felix den Jo n a th a n zum Hohenpriester gemacht, der dann durch die Sikarier erm ordet wurde (Josephus, Bell. 2, 256; Ant. 20, 162— 164). Aber Jo n ath an w ar schon 37 n. (Ehr. nach nur einjähriger Amtszeit von v itellius wieder abgesetzt w orden (Ant. 18,95.123) und lehnte eine W iederwahl im J a h r 41 zugunsten seines B ruders üTatthias ab. Die Bezeich­ nung dgxtegevg behielt er wie alle abgesetzten Hohenpriester, w e n n stgrippa I I . nach Ant. 20, 179 den Ism a e l, Sohn des phabi, zum Hohenpriester ernannte, so w ar dessen Vorgänger nicht Jo n ath an , sondern stnanias. Allerdings w urden Jo n a th a n und stnanias (Bell. 2, 243; Ant. 20, 131) als Untersuchungsgefangene nach Rom geschickt, aber wieder freigelassen (s. (Einleitung § 4, 8, S. 82). Nach Ant. 3, 320 wäre Ism a e l schon während der großen H ungersnot hoherpriester gewesen, also 47/48. Das dürfte ein Ir rtu m sein; so urteilt auch G. Hölscher (Die Hohenpriesterliste bei Josephus und die evangelische Chronologie, Heidelberg 1940, 17f.).

anwesende Diener; vgl. Lk 1924; Joh 1822 ": w endt 314. Gb die Tatsache, daß Paulus das Wort ergreift, oder der Inhalt seiner Rede den Grund für diese Strafmaßnahme abgibt, wird nicht deutlich. V. 3 t v t c t e l v . . . 0 f t s o g : Bill. I I 766: „Schebuoth 4,13 gegen Ende: (wenn jemand sagt:) ,Gott wird dich schlagen'. . . , so ist das die in der Tora geschriebene Verwünschung (s. Dt 2822 )." Aber diese offenbar gebräuchliche Verwünschung ist hier a ls Prophezeiung (jlieX Xbi vom göttlichen Ratschluß) verstanden (Jacquier 658): Ananias ist im Jahr 66 ermordet worden. xol%e x e k o v ic l/lc e v e : wahrschein­ lich ein gängiges Schimpfwort (preuschen 132), das Lukas als biblischen Aus­ druck (nach 63 1310 ? 1) empfand, xal av: xai betont nur das folgende Pronomen, s. zu 13. xd'&rj (attizistisch für xd&rjaai: Bl.-Vebr. § 100) x q l v o j v ^ e : damit verwandelt sich die informatorische in eine Gerichtssitzung, n a q a v o f i & v x e X e v e v ; : „du verletzest das Gesetz mit deinem Befehl": Bauer Wörterb. 1231; man ver­ weist inhaltlich aus Lev 19is: „Ih r sollt nicht Unrecht verüben beim Recht­ sprechen."

D. 4 aQXiEQsa xov d'Eov: der ungewöhnliche Ausdruck soll die würde des von Paulus Gescholtenen hervorheben. v . 5 Da der Hohepriester den Vorsitz im Sgnhedrion führte (Schürer I I 3 203), hat Zahn 763 zur Erklärung angenommen, die Worte des Paulus seien ironisch gemeint. Aber der Ton (äÖEXcpoü) und der Hinweis auf Ex 22 272 sehen voraus, daß die Worte ernst gemeint sind, w endt 315 findet hier eine schlechte Nebenquelle verarbeitet. Richtig Gverbeck 402: Lukas benutzt die Gelegenheit, „Paulus als Muster des Gehorsams gegen das Gesetz hinzustellen". v . 6 yvovg xxA.: preuschen 133 traut Paulus eine solche Äußerung als gewandten Schachzug zu; auch Knopf 641 findet das Verfahren des Apostels „sehr klug", und Nestle hat neben den Text am Rand auf Mt 1 0 ie verwiesen: „Seid klug wie die Schlangen und ohne Zalsch wie die Tauben." Dagegen betont wendt 316 mit Recht: „weder wäre es des Paulus würdig gewesen" noch hätten sich „die Mitglieder des Sgnhedriums irreführen lassen". Paulus behauptet hier nicht, daß er Pharisäer w a r, sondern daß er es ist und nur deshalb angeklagt wird; das ist mit Phil 3öff. unverträglich. iXmöog (vgl. 2820 ): gemeint ist die (in Jesus erfüllte) messianische Hoffnung, avaoxaoig v s x q o j v : vor allem kommt natürlich für Paulus/Lukas die Auferstehung Jesu in Betracht. v . 7 axdaig: Paulus wird 245 vorgeworfen, er errege bei allen Juden ordoEig. Aber diese sind, wie hier deutlich wird, nicht Unruhen, sondern nur — wenn auch leidenschaftliche — theologische Auseinandersetzungen3! 1 M it Recht lehnte W etthausen 4 7 f. die E rklärung S m e n d s (zitiert bei Ed. Schwartz, M B(5 1907, 297) ab,hier w erde nach Ez 13 10-15 der Theokratie der baldige Z u sa m m e n ­ bruch angekündigt — w er könnte diesen S in n ohne K o m m en ta r fin d e n ? Auch der H inw eis au f M t 23 27 p a ß t nicht. 2 „ G o tt sollst du nicht lästern und einen Vorgesetzten deines Volkes nicht v er­ w ünschen." D er Midrasch h a t DVibfrt auf die Richter g e d eu tet: B ill. I I 7 6 6 f. 8 v g l . V. 29.

v . 8 f. Daß die Sadduzäer (Lukas läßt vor den Namen die Artikel fort) Auf­ erstehung, Geist und Engel leugnen1, die Pharisäer aber das alles2 bekennen, bereitet die pharisäische Anerkennung vor, daß die Lhristuserscheinung vor Damaskus (22? ff.!) eine Wirklichkeit war: ein Geist oder Engel hat zu Paulus gesprochen2, ei x r L : BI.-Debr. § 482; der Hauptsatz — etwa: „was kann man dagegen einwenden?" — ist ausgelassen. K ergänzt: /