Die altgriechische Bühne [Reprint 2019 ed.] 9783111665535, 9783111280820

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Die altgriechische Bühne [Reprint 2019 ed.]
 9783111665535, 9783111280820

Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Erster Hauptteil. Die Dramen
Zweiter Hauptteil. Die Bauten
Beilage zu S. 22. Zu den Epitrepontes des Menander
Nachtrag. Zur hellenistischen Bühne
Index
Verzeichnis der Abbildungen und Tafeln

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Schriften der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Straßburg 31. Heft

Die altgriechische Bühne von

August Frickenhaus

Mit einer Beilage von

Eduard

Schwartz

Straßburg Karl J. T r ü b n e r 1917

Die altgriechische Bühne von

August Frickenhaus

Mit einer Beilage von

Eduard

Schwartz

Mit 29 Abbildungen und 3 Tafeln

Straßburg Karl J. T r ü b n e r 1917

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten.

Druck von M. DuMont Schauberg, Straßburg.

Meiner Frau zugeeignet zur Erinnerung an den dritten Kriegswinter

Vorwort. Der Krieg und meine militärische Pflicht erlauben mir nicht, diesen Yersuch zur Lösung des griechischen Theaterproblems zu dem Maße der Vollendung zu bringen, das ich in günstigeren Zeiten angestrebt hätte. Was ich innerhalb des einzigen akademischen Semesters, das mir während des Krieges vergönnt war, ausarbeiten konnte, lege ich hier vor, in der Hoffnung, später etwas Besseres an seine Stelle setzen zu können. Der erste Hauptteil über die Dramen ist nur leicht skizziert und ich bitte, ihn lediglich als Entlastung und Ergänzung des zweiten betrachten zu wollen, dessen Resultate bereits die stille Voraussetzung jener Skizze bildeten. Wenn ich mich entschlossen habe, meine Untersuchungen auch in dem vorliegenden Zustande an die Öffentlichkeit zu bringen, so geschah es nicht nur deshalb, weil ich nicht weiß, wann ich zu meinen geliebten Studien werde zurückkehren können. Zu den szenischen Streitfragen der letzten Jahre glaubte ich nicht schweigen zu dürfen, denn bevor die von dem österreichischen Archäologischen Institut versprochene neue Publikation des athenischen Theaters erscheint, müssen die Probleme des attischen und hellenistischen Spieles grundsätzlich geklärt sein. Wie ich nachweisen möchte, haben aber sowohl Dörpfeld wie Puchstein nur die halbe Wahrheit gefunden. Während der Niederschrift habe ich immer wieder der Meister, die mich einst in das antike Drama und die Ruinenstätten eingeführt haben, dankbar und verehrend gedacht. Gelernt habe ich bei allen, am meisten bei Erich Bethe, Wilhelm Dörpfeld und Ulrich v. WilamowitzMoellendorff, und gerade deshalb muß ich erwarten, daß keiner von ihnen mit mir ganz zufrieden sein wird. Aber da ihnen allen die Sache höher als die Person steht, werden sie mir nicht zürnen, wenn ich ihnen jetzt in vielen Punkten widerspreche, und ich hoffe von Herzen, daß sie deshalb an meiner steten Liebe und Bewunderung nicht zweifeln werden. Erich Bethe hat das Manuskript des ersten Hauptteils gelesen und mir durch seine Bemerkungen vielerlei zu überlegen gegeben. Eduard Sehwartz verdanke ich die Erläuterung eines Menanderschen Stückes, die ich als Beilage drucken darf und die meine philologischen Leser sehr erfreuen wird. Von besonderem Werte war mir dann die Mitarbeit des Architekten Friedrich Schiander, der als Unteroffizier bei einer Armeeabteilung im Westen steht. Er hat mit unermüdlicher

Vorwort.

VII

Sorgfalt die Pläne und Zeichnungen hergestellt, die ich meiner Schrift beigebe. Allerdings hat die räumliche Trennung von ihm und der Zwang, in kurzer Frist fertig zu werden, kleine Irrtümer verschuldet, die jeder verzeihen wird, der unter ähnlichen Verhältnissen arbeiten mußte. Endlich hat mir Ernst Malsch, Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Straßburg, E. Fiechters Perspektive des ephesischen Theaters so abgeändert, wie ich es f ü r richtig halte. All diesen treuen Helfern danke ich auf das herzlichste. Das hier behandelte Problem ist sowohl ein philologisches wie ein architektonisches. Besäßen wir bereits eine Geschichte des antiken Dramas, nicht vom Standpunkte der Literatur, sondern von dem des Spieles, so wäre mir der erste Hauptteil erspart geblieben. Aber leider merkt man unserer klassisch-philologischen Literatur noch wenig an von dem so lebhaften und erfolgreichen Interesse und Verständnis, das die allgemeinen Bühnenfragen in den letzten Jahren erfahren haben. Auf der anderen Seite geht den Kennern der Architektur meist eine ausreichende Vertrautheit mit den dramatischen Gattungen ab, für deren Aufführung die Theater errichtet wurden. Es wäre mir eine große Freude, wenn diese Schrift sowohl den Philologen wie den Architekten Nutzen bringen würde. Beide werden hier im einzelnen noch genug zu bemängeln und zu bessern finden, möge dabei aber jeder der anderen Wissenschaft das geben, was ihr gebührt. Erst wenn eine allgemeine Einigung über die szenischen Grundfragen erzielt ist, werden wir imstande sein, das künstlerische Wesen des antiken Spiels zu erforschen. Straßburg i. E., Ende März 1917. August

Frickenhaus.

N a c h s c h r i f t . Den Druck habe ich im Sommer 1917 von Mainz aus geleitet, ohne die meisten Zitate nächprüfen zu können. Auf den Nachtrag zur hellenistischen Bühne (S. 91—95) sei besonders hingewiesen. Der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Straßburg, welche die Herausgabe und die Ausstattung meiner Schrift ermöglichte, danke ich auf das geziemendste. A. F.

Inhalt. Seite

Vorwort Inhalt

VI VIII

E r s t e r H a u p t t e i l : Die Dramen I. Das älteste Drama IL Die alte Tragödie und Komödie 1. Die alte Tragödie a) Aischylos b) Sophokles c) Euripides 2. Die alte Komödie III. Die neue Komödie in Athen 1. Menander 2. Die übrigen Dichter IV. Die neue Komödie außerhalb Athens

1—30 3—4 4—19 10—16 11—12 12-14 14—16 16—19 20—28 22—26 26—28 29—30

w e i t e r H a u p t t e i l : Die Bauten I. Die hellenistische Bühne 1. Die Ruinen a) Der östliche Typus b) Der Rampentypus c) Der westliche Typus d) Beispiele unbestimmter Typen 2. Das hellenistische Spiel a) Aufführungen der neuen Komödie b) Aufführungen der alten Tragödie 3. Zur Entstehung und Geschichte der hellenistischen Bühne II. Die lykurgische Bühne 1. Die baulichen Reste . . . . • 2. Datierung und sonstige Zeugnisse 3. Das Spiel a) Aufführungen der neuen Komödie b) Aufführungen der alten Tragödie III. Die Bühne des V. Jahrhunderts 1. Die literarischen Zeugnisse 2. Die baulichen Reste 3. Die Skene des Agatharchos IV. Der älteste Schauplatz

31—87 33—57 34—45 35-38 38—41 41—44 44—45 45—55 46—51 51—55 55—57 58—70 58—62 62—65 65-70 66—69 69—70 71—83 71—73 73—76 76—83 83—87

B e i l a g e : Zu den Epitrepontes des Menander, von Eduard Schwartz N a c h t r a g : Zur hellenistischen Bühne

89—91 91—95

Index V e r z e i c h n i s der Abbildungen und Tafeln

96 97

Erster Hauptteil.

Die Dramen.

Schriften der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Straßburg XXXI.

1

I. Das älteste Drama. Die Tragödie ist aus dem Satyrspiel entstanden. Um 600 hat Arion in Korinth den dionysischen Dithyrambus durch Satyrn tanzen und singen lassen. Diese Dichtart ist vermutlich seit der Überführung des Eleuthereus (rund 570?) in Athen gepflegt worden, wurde aber erst seit Thespis (534) eine staatliche Einrichtung. Er machte den Chorführer, den ££apxoq, der in Bocksgestalt auftrat, zum Sprecher, der zeitweise nicht für den Chor, sondern gegen ihn auftrat und auch eine andere Sprache, den ionischen Iambus, redete. So entstand der erste Schauspieler, der imoKpnrig. In der Folgezeit zerfiel dann diese Tporfuuöta (so heißt sie nach ihrem ?SapxoiX°PP«Tn? £K£ITO Kpr|itibujv Im. Wilamowitz übersetzt: „eine Säule, die gestürzt beim Fall des Hauses auf den Fliesen lag". Aber KEICÖAI heißt architektonisch nicht liegen, sondern stehen. — In dem Ekkyklema der Wolken v. 218 sieht man Sokrates auf einer Kp£|ad0pa. Diese mußte doch irgendwie aufgehängt werden: da bieten sich die Stützen des Aufbaus, an die wohl auch das schol. 226 gedacht hat, wenn es von einem iKpiov (vgl. Pauly-Wissowa IX 995) spricht. Wenn Sokrates aber v. 225 sagt depoßaxil» Kai irepiqjpovil» TÖV fiXiov, so beweist das natürlich keine Flugmaschine (Fensterbusch S. 60), sondern höchstens eine baumelnde Schaukel. — In den Acharnern v. 409 kündigt Euripides

8

Erster Hauptteil: Die Dramen.

werden sofort Dutzende von unteritalischen Vasenbildern verständlich, die jedesmal eine ähnliche Architektur inmitten von Szenen, deren Abhängigkeit von der Bühne man längst erkannt hat, wiedergeben 9 ). Stets ist es der Innenraum eines Tempels oder Palastes oder Zeltes, dargestellt durch eine Basis, 4 oder 6 Stützen und ein Dach, das ganze offenbar aus Holz gemacht. Mehrfach ist hinten auch eine allerdings zu kleine T ü r gezeichnet, aber nach den Stücken ist gar nicht zu zweifeln, daß ein solches Ekkyklema aus der großen Türe herausgelassen wurde. Doch nicht immer stellte es eine Architektur, einen Innenraum vor. Bethe hat schon erkannt (und Roberts Widerspruch macht daran nicht irre), daß es im zweiten Teil des Aias eine Landschaft bedeutete, und so wird in vielen Stücken ein Fels oder eine Höhle im Hintergrunde gebraucht. Noch im späteren Theater mußte die Mitteltür auch als Höhle gelten (Pollux IV 124) ; die Abbildungen nach der Andromeda des Euripides 10 ) zeigen den engen Zusammenhang mit den anderen Ekkyklemabauten. Im ganzen muß die Vorderwand der Skene drei Öffnungen gehabt haben. Wir erschließen sie aus den Acharnern, dem Frieden und der Lysistrate; besonders deutlich ist noch ein Eupolisfragment (42 Kock) otKoucTi ò' èvGdò' èv Tpicrìv KaXiòioi? ofarm' èxuiv ¿Kctcrroq. Die Verwendung der Türen war sehr mannigfaltig. In der Tragödie, wo die Mitteltür unentbehrlich ist, gibt es kein einziges Beispiel, aus dem mehr als eine Seitentüre mit Sicherheit zu erschließen wäre. Den tragischen Brauch lehrt am besten die Orestie, deren erste beide Stücke vor dem gleichen Palast spielen; das zweite Drama verwendet eine Seitentüre, die im ersten nie benutzt wird, aber doch sicher schon vorhanden war. Die an dXA' ¿KKUK\i'|oo|iai, Karaßaivetv &' 0C1 axo\i®|. Das xaraßaivciv könnte man so verstehen, als wolle er nicht von dem etwas erhöhten Ekkyklema herabsteigen. Aber da er nach v. 399 dvaßdbriv dichtet, so hängt auch er wohl in einer xpe|ud0pa. Zur Sache Fensterbusch 53; anders Robert, Hermes XXXI 1896, 537, 1. — Pollux IV 128: tò |ièv ¿kkùkXtiuo ¿iti EìiXujv iutiriXtliv (so oder tìyr]\òv überl.) ßd9pov. Da das Ekkyklema nachweisbar niedrig war (Robert 537), liegt der Fehler entweder an der Präposition (nera ?) oder an einem Mißverständnis des Pollux; in seiner Quelle war wohl ein ßdGpov mit inpriXà EüXa darauf gemeint. 9 ) Siehe besonders Watzinger, Studien zur unteritalischen Vasenmalerei (Diss. Bonn 1899), 33—47. Er spricht S. 44 von Hallenbauten, aber gegen die Erklärung als Vorhallen ist auf Robert, Hermes XXXII 1897, 428 zu verweisen. Erst die anscheinend schon von Puchstein (bei Bethe, Prolegomena 263) gefundene Deutung als Ekkyklema gibt die Lösung. Aus den Bildern ersieht man, daß Tempel und Palast im Ekkyklema gleich aussahen; das Zelt (z. B. Furtwängler-Reichhold Taf. 89 = Reinach, Rép. I 187, dazu Studniczka, Das Symposion Ptolemaios' II, 1914 S. 49) wich wenig ab. 10 ) Das Material bei Engelmann, Archäolog. Studien zu den Tragikern (1900) S. 6 ff., 63 ff. Die Säulen oder Bäume, an die Andromeda auf mehreren Bildern angebunden ist, bezeichen nicht das Proskenion, wie Engelmann meint, sondern das Ekkyklema, zu dem auch der 9póvo? der Vasi von Bari (Engelmann Fig. 1, vgl. Pollux IV 128 1X11 ¿irÌKeirai Spóvo?) stimmt. In primitiven Theatern war offenbar kein gemalter Fels vorhanden, so daß man sich mit dem üblichen Säulenaufbau des Ekkyklema behalf.

II. Die alte Tragödie und Komödie.

9

Komödie dagegen zieht die seitlichen Öffnungen immer stärker heran, ja wie wir sehen werden, geht die in der neuen Komödie abgeschlossene Entwicklung dahin, sie ausschließlich anzuwenden. Wenn nun auch die Türen des V. Jahrhunderts im allgemeinen schon dasselbe bedeuteten wie später 11 ), so muß doch ein wichtiger Unterschied hervorgehoben werden. In der hellenistischen Zeit besaß jede der drei Türen ein Ekkyklema, aber diese Einrichtung kann erst nach Menander entstanden sein, denn er, der nur die Seitentüren für das Spiel benutzte, kennt anscheinend keine Innenszenen, also kein seitliches Ekkyklema. Das hängt offenbar mit der technischen Einrichtung der verschiedenen Türen zusammen. Wie die großen Tore der Tempel und Stadtmauern, öffneten sich die Flügel der Mitteltüre nach innen"), so daß sie die Seitenansicht des herausgeschobenen Ekkyklema nicht störten. Die kleineren Seitentüren schlugen nach außen hin auf " ) . Um an diesen Unterschied stets zu erinnern, werde ich grundsätzlich von dem Mitteltor und den S e i t e n t ü r e n sprechen. Wie man sieht, gewannen die gesamten Bühneneinrichtungen des V. Jahrhunderts eine feste, typische Bedeutung. Das gilt zuletzt auch von den Zugängen zu dem Schauplatz. Hatte man für die vorhergehende Periode bezweifeln können, ob überhaupt zwei Zugänge (trapoboi) vorhanden waren, so steht für diese nicht nur ihre Existenz fest, sondern auch schon ihre beginnende symbolische Verwendung: rechts vom Zuschauer liegt die Stadt und der Hafen, links die Fremde. E s ist längst " ) Pollux IV 124 xpuuv bè tiIiv Kaxd rrjvffKriv^vOuptliv f] induri (lèv ßaaiXeiov F| airr)Xaiov f| oiko? ÉvboEo? , ri bl àpioxepà tò efireXiararov irpóauuirov f| Upòv éSriprinrin^vov ?| Soiko? ¿